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- Full text of "Offenbarungen der Schwester Mechthild von Magdeburg, oder Das fliessende Licht der Gottheit ..."
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- Offenbarungen
- der
- Hchwester Mechthild
- von Magdeburg,
- oder das
- fliessende Licht der Gottheit,
- aus der einzigen Handschrift
- des Stiftes Eiiisiedelu
- heraiiflgegebeii
- von
- F. OaU Morel.
- Regensburg.
- Druck und Verlag von Georg Joseph Manz.
- 1869.
- V
- '>.•
- \
- Vorrede und Einleitung.
- Es möchte gewagt scheinen, diese Visionen, mystischen Ergüsse
- oder „OflPenbarungen" einer mittelalterlichen Nonne in ihrem
- ganzen Umfange und ursprünglichen Gewände dem Publikum
- mitzutheilen^ hätte nicht der gelehrte Herr Dr. Carl Greith,
- derzeit Bischof in St. Gallen, hiezu in seinem vortrefflichen
- Buche „die deutsche Mystik im Predigerorden"*) den Weg ge-
- bahnt^ indem er nicht nur auf das Werk und die Verfasserin
- desselben aufmerksam machte, sondern auch eine beträchtliche
- Anzahl poetischer Bruchstücke dieser Visionen in erneuerter
- Sprache mittheilte. Auch über die, meines Wissens einzige
- Handschrift^ welche die Visionen der Schwester Mechthild ent-
- ' hält, so wie' über diese selbst ist in dem erwähnten Buche schon
- das Wichtigste gesagt, was hier theilweise wiederholt und jeden-
- falls ergänzt werden muss.
- Die Handschrift, Nro. 277, der Stiftsbibliothek von Einsie-
- deln gehörend, ist ein wohlerhalteuer, mit ursprünglichem weissen
- ») Freiburg im Br. (Herder) 1861. 8.
- a'
- IV Vorrede und Einleitung.
- festen Lederbande versehener Codex in Oktavform, 221 Blätter
- enthaltend, und sehr deutlich und kräftig in der bekannten gothi-
- schen Minuskel des 13. bis 14. Jahrhunderts, und zwar bis Blatt 15
- in einer, von da an aber in zwei Columnen gesehrieben. Der
- erste Theil, Mechthildens Visionen, endet mit Blatt 166 a., wor-
- auf von gleicher Hand noch einige fromme Gedanken ttber die
- sieben Tagzeiten, und ein Bruchstück aus der unbekannten Schrift
- eines „Gottesfreundes^^ folgt, auf das wir später noch zurück-
- kommen.
- Der zweite Theil der Handschrift, von Blatt 169 an, ist von
- anderer Hand, eben so schön und klar aber kleiner geschrieben,
- und wie der erste Theil, ziemlich reich mit leicht aufzulösenden
- Abkürzungen versehen. Er enthält Aufsätze und Predigten deut-
- scher Mystiker, vorzüglich des Meisters Ekhart. Dieser zweite
- Theil ist beinahe ganz von Dr. Franz Pfeiffer im zweiten Bande
- seiner „deutschen Mystiker"*) herausgegeben worden.
- Die Sprache der Handschrift ist die oberdeutsche, wie sie
- um den Oberrhein her zu Ende des 13. und im Anfang des 14.
- Jahrhunderts gesprochen und geschrieben wurde und wie sie bei
- uns Schweizern im Dialekte noch grossentheils sich erhalten hat,
- jedenfalls leicht verstanden wird, obschon gar viele bekannte
- Worte jetzt einen andern Sinn erhalten haben. ^) Der Styl ist
- kräftig und ziemlich gedrungen, die Orthographie aber nicht eine
- durchweg folgerechte. Sie konnte auch in diesem Abdrucke
- nicht folgerecht durchgeflihrt werden, und ich hielt mich daher.
- ^) Die deutschen Mystiker des 14. Jahrb. Lpz. 1845. (2 B.)
- ') Z. B. in diesem Buche: Mutwillen statt Muth, bekafitniss statt Erkennt-
- nias, erlich statt herrlich, leichtfertig statt leicht, wunderlich statt wunder-
- bar, unmenschlich statt übermenschlich, aber statt wieder, in statt ihnen,
- vernehmen statt erkenen, wan statt den, allein statt obschon, durch statt
- für, verklagen statt beklagen, diemtitig statt niederträchtig, der sftssliche
- gott, u. 8. w.
- Vorrede und Einleitung. V
- wo nieht offenbare Verstösse vorkommen, genau an die Schreib-
- weise der Urschiift; was ich mir um so leichter erlauben zu
- dürfen glaubte, da es sich hier um die einzige und zwar gute
- Handschrift eines mittelalterlichen Werkes handelt. Ich berufe
- mich dabei auf Franz Pfeiffer, der zur Herausgabe von Herr-
- mann's Heiligen -Leben bemerkt: Bei einem Werke ; das nur in
- einer Handschrift vorhanden ist, war eine streng kritische Be-
- handlung des Textes ; wie man sie bei Werken des 13. Jahr-
- hund^i» anzuwenden pflegt, nicht wohl thunlich, ja ich hätte
- sogar volle Berechtigung gehabt einen buchstäblichen Abdruck
- zu geben., ich mochte mich aber den Anforderungen, die an
- Herausgeber altdeutscher Schriften mit Hecht gestellt werden
- nicht entziehen, selbst auf die Gefahr hin, dass ich hie und da
- etwas unrichtig aufgefasst habe.'' Meine geringen Aenderungen
- betreffen in dem vorliegenden Buche grösstentheils die Inter-
- punktion, die zum Verständniss desselben nothwendig berichtigt
- werden musste. Auch die so oft wiederkehrenden Reime, Asso-
- nanzen und Alliterationen, die offenbar ursprünglich besser zu-
- sammenklangen, erlaubte ich mir, doch nur in seltenen Fällen,
- herzustellen.
- Eine eigenthümliche Schwierigkeit ergab sich aus der Be-
- stimmung was vom Texte in Versen auszusetzen sei, da in der
- Handschrift Alles als Prosa fortläuft, obschon viele Abschnitte
- entschieden auf Verse hindeuten, während anderseits nur schwache
- Anklänge an solche bemerkbar sind. Entscheidend war hiebei
- ftir mich, nebst dem Reim, der höhere Schwung der Rede oder
- des Gefühles, der in den meisten Fällen auch die Sprache poe-
- tischer macht. Das ist bei dieser Schrift oft der Fall, wo Per-
- sonen redend eiugeftlhrt werden, oder wo die Betrachtung oder
- die Vision dem Schlüsse zueilt.
- Die Geschichte der Handschrift ist nicht ohne Interesse und
- VI Vorrede und Einleitung.
- knüpft sich auch an die Geschichte des religiösen Lehens im
- Hoch-Thale von Einsiedeln während dem Mittelalter. Es lebten
- nämlich schon sehr MhC; die Zeit ist nicht genau zu bestimmen,
- daselbst fromme Einsiedlerinnen; zuerst einzeln ; dann in vier
- Häusern vertheilt, die später in einem einzigen Kloster vereinigt
- wurden. Man hiess sie Waldschwestem. In eines dieser vier Häu-
- ser, die vorder Au genannt, schrieb noch im 14. Jahrhundert,
- Heinrich von Eumerschein von Basel zu S. Peter folgendes, der
- Handschrift später beigefligtes Blatt: Den swesteren in derTorderen
- owe: Ir s6nt wissen, dz das buch, dz tch wart von der zem
- Guldin Ringe, dz do heist, das liecht der Gotheit, des s6nt
- ir wol wamemen, also, das es soll dienen in alle höser des
- waldes und sol us dem walde niemer komen und sol ie ein
- monat in eim huse sin, also dz es vmb sol gän von eim in dz
- ander wenne man sin bedarf, vnd s6nt ir sin sunderlich behfit
- sin, wand si sunderlich trüwe zu vch hatte. Bitent öch für mich
- der ihr bichter was, leider vnwirdig. Von mir Herr Heinrich
- von ßumerschein von Basel ze sant Peter. — a tergo: der
- vordren owe. Ein ähnliches Blatt von Rumerschein ist dem
- Codex 268 beigefligt, welcher, ebenfalls mystischen Inhalts, von
- derselben Geberin den Schwestern in AUeg (Albegg, eines der
- vier Schwesterhäuser in Einsiedeln), geschenkt wurde. Diesen
- Schwestern schreibt ßumerschein: Ir s5nt wissen, dz das buch,
- dz tch wart von jungfrow Greten zem güldin Ring, dz kün-
- gunt . . . Hier ist eine Zeile ausgelöscht, der ttbrige Inhalt stimmt
- mit dem obigen Briefchen an die Schwestern in der vordem Au
- tiberein, nur ist noch beigefligt: Ir s6nt wissen dz irs mit usser
- den wald nüt sönt leng (leihen).
- Nun ist merkwürdiger Weise diese Grete zum goldenen
- Ringe in Basel höchst wahrscheinlich keine andere als Mar-
- garetha, die Tochter des bekannten Schwärmers Nikolaus von
- Vorrede und Einleitung. Vll
- Basel; dessen mystische Schriften Dr. Karl Schmidt*) heraus-
- gegeben und mit einem sehr gediegenen Lebensabriss des Ver-
- fassers begleitet hat; wovon schon em Theil in dem Buche:
- Basel im 14. Jahrhundert und in andern Schriften mitgeiheilt
- war. ;;Margaretha; so erzählt E. Schmidt (S. 71); ward B^gme,
- Conversa; erwarb ein Stttck Holz vom Ereuz Christi; das aus
- dem Mttnster gestohlen worden war und gab es diesem zurüek;
- 1376 vermachte sie ihr ganzes Vermögen den Dominikanern und
- wählte bei ihnen ihr Grab. Sie ist ohne Zweifel die Margaretha
- zum goldenen Bing; der in den Briefen Heinrichs von Nördlingen
- als einer besondem Freundin Gottes gedacht wird. Das Be-
- ginen-Haus zum schwarzen Bären stiess an das Haus zum gol-
- denen Ring; in letzterm selw scheint eine Zeitlang eine Samm-
- ung bestanden zu haben. Aus allem diesem lässt sich schliesseU;
- dass in der Familie zum goldenen Bing der Hang zum geist-
- lichen mystischen Leben heimisch war.^' So weit Dr. Schmidt.
- Es ergibt sich nun aus dem obigen Briefchen ; wer Beichtvater
- der mildthätigen Geberin zum goldenen Ringe wax; und ergibt
- sich; dass zwischen den Gottesfreunden in Basel und deren
- Gönnern und Gönnerinnen Verbindungen mit den Beginen in der
- innem Schweiz bestanden. Däftir sprechen ohnehin noch andere
- ThatsacheU; wie die Beziehungen der Gottesfreunde zu Engel-
- berg; die Niederlassung derselben im Herrgottswald am Fusse
- des Pilatus u. s. w.; wovon C. Schmidt (a. a. 0.) erzählt.
- In Einsiedeln selbst hat man keine weitere Spur von dieser
- Verbindung als eben diese Handschrift nebst der zweiten vorhin
- erwähnten; die aber nur Schriften eigentlicher deutscher Mystiker
- ») Wien, 1866. 8.
- ') Basel 1856, S. 283: Nikol. v. Basel und die Gottesfrennde und be-
- sonders S. 92 in der ,,Topographie des alten Basels** von Dr. Fechter.
- VIII Vorrede und Einleitung.
- enthält und woraus von Franz Pfeiflfer in „Haupt's Zeitschrift
- ftr deutsches Alterthum" (Bd. 8, S. 209), und in Band 2 der
- „deutschen Mystiker" sehr Vieles mitgetheilt wurde. Zu welcher
- Zeit diese zwei vortrefflich geschriebene und erhaltene Hand-
- schriften in die Stiftsbibliothek von Einsiedeln kamen, ist unge-
- wiss. Eine Hand des 15. Jahrhunderts bemerkt noch: „Dis buch
- höret in die vier hflser in dem walde", eine spätere des 16.
- Jahrhunderts: „Dem Gotshuss S. peter vflf dem Bach in Schwitz
- gehörig."
- lieber Inhalt undVerfasser vorliegender Schrift gibt diese
- selbst gleich Anfangs, zuerst in lateinischer, dann in deutscher
- Sprache Auskunft. Sie ward im Jahr 1250 und darnach wäh-
- rend fünfzehn Jahren einer fromiMi Schwester geoflfenbart in
- deutscher Sprache. Diese Schwester lebte über vierzig Jahre
- lang gottselig, der Regel des Predigerordens gemäss. Ihre
- „Offenbarungen" aber sammelte und schrieb ein Bruder desselben
- Ordens. Der Name dieses Bruders war nicht zu ermitteln; die
- begnadigte Schwester aber wird einigemal, sowohl im Texte als in
- den Kapitel-Üeberschriften genannt. So z. B. S. 168: „Wie Swester
- Mehthild danket etc." und S. 215: „Dise schrift die in disem
- buche stat, ist gevlossen vs von der lebenden gotheit in Swester
- Mehtilden herze und ist also getrüwelich hie gesetzet, alse si
- vs von irme herzen gegeben ist von gotte und geschriben von
- iren henden." Der scheinbare Widerspruch der eben an-
- geführten Stelle, mit obiger Bemerkung, es sei das Buch von
- einem Dominikanerbruder gesammelt und geschrieben, findet
- seine natürliche Lösung in dem Worte gesammelt, so dass mit
- Greith (S. 207) anzunehmen ist, dieser Bruder habe die von
- Mechthild geschriebenen einzelnen Blätter gesammelt und abge-
- schrieben. Dass sie selbst diese „Offenbarungen" schrieb, be-
- weist auch das, was sie (S. 140) sagt: „Meister Heinrich, mich
- Vorrede und Einleitung. IX
- iamert... das ich sAndig wip schribcn müS; das ich die wäre
- bekantnisse und die heiigen herlichen anschöwunge nieman mag
- geschriben^ sunder dise wort alleine, si dünken mich gegen die
- ewigen warheit allzekleine." Meister Heinrich war ihr leib-
- licher Bruder und ebenfalls im Prediger-Orden.
- Dass Schwester Mechthild diesem angehörte, unterliegt wohl
- keinem Zweifel, deim bei jedem Anlass ist auf diesen damals
- so frisch blühenden und fruchtbaren Orden und dessen Stifter
- hingewiesen, welchen Mechthild ausdrücklich ihren Vater nennt.
- Auch ist das Zeugniss zu Anfang des Buches: „Sequens perfecte
- vestigia fratrum ordinis praedicatorum", deutlich genug. Wenn
- sie daneben eine Begine genannt wird, und sich einigemal
- selbst so nennt, so wird ^s durch die eben angeführte Stelle
- berichtigt und zudem war damals der Begriff Begine noch von
- der allgemeinem Bedeutung einer in besonderer Weise Gott
- suchenden Seele, wie etwa Schwester zu verstehen.
- So wird denn Dominikus vor allen andern Ordensstiftem
- genannt und gepriesen und sein Bild wird höchst lieblich ge-
- schildert. Für die Gegenwart wie ftlr das Ende der Zeiten wird
- seinem Orden eine hochwichtige Aufgabe zugedacht. Im beson-
- dem werden noch genannt Br. Heinrich, vielleicht der Jugend-
- freund des berühmten Br. Jordans, ferner ein Br. Balduin und
- Br. Albrecht, wahrscheinlich Albrecht oder Albert der Grosse.
- Es handelt sich nun hier nicht um Mechthild von Spanheim,
- die Zeitgenossin des heiligen Bernard und der heiligen Hilde-
- gard von Bingen, nicht von Mechthild von^Diessen und Edel-
- stetten, die schon 1160 starb, noch von Mechthild von Helfeda,
- die dem Benediktinerorden angehört, sondern von einer ganz
- andern Persönlichkeit.
- „üeber die Heimath und das Predigerkloster*), wo unsere
- ') Greith a. a. 0. S. 207. Unten S. 243.
- X Vorrede und Einleitung.
- Schwester Mechthild über vierzig Jahre gelebt, scheinen einige
- Stellen nach Thüringen oder Sachsen hinzuweisen. Wir lesen:
- „Von der not eines vrluges. Mir wart bevolhen mit ehne heii-
- gen ernste, de ich bete vAr die not, die nn ist in Sahsen-
- landen nnd in DAringenlanden'^, in welchem Kriege, nach
- der Schilderung Mechthildens, furchtbare Gräuelthaten, an Gottes-
- häusern und durch Strassenraub verübt wurden. In einer andern
- Betrachtung') spricht sie von den Boten, die Gott zur Rettung
- der gesunkenen Christenheit gesandt habe und nennt unter diesen
- Sanct Elisabeth und die heiligen Dominikus, Franziskus, Petrus
- Mariyr, den ersten Märtyrer aus den Predigerorden, endlich die
- Schwester Jutte von Sangershausen, über die ihr offenbart
- wurde: die han ich den heidene geftnt ze hotten mit irme heiigen
- gebete und mit irme guten bilde. „Wahrscheinlich geschah die-
- ses gegen das Jahr 1260, als der deutsche Orden unter dem
- Hochmeister Anno von Sangerhausen einen neuen Kreuzzug ge-
- gen die Preussen unternahm."
- Diese Jutte von Sangerhausen und die Erwähnung der ver-
- weltlichten Domherrn* von Magdeburg, gegen welche sich
- Mechthild mit scharfer Rüge ausspricht, veranlasst Mone^),
- diese Schwester in das Kloster S. Agnes bei Magdeburg zu ver-
- setzen. Er schreibt in einer Anmerkung: „Das Kloster S. Agnes
- liegt an der Ostseite der Neustadt Magdeburg und hatte ur-
- sprünglich die Regel des Cistercicnser- Ordens. H. Beyer hat
- im 17. Bd. S. 59, 156, 260 und 330 des aUgemeinen Archivs
- flir die Geschichtskunde des Preussischen Staates von L. v. Le-
- debur eine Geschichte des Nonnenklosters S. Agnes veröffent-
- licht, in welcher gerade der wichtigste Punkt fehlt, nämlich, dass
- S. 166.
- ') Qnellensammlung z. Bad. Geschichte. Bd. 4. S. 31.
- Vorrede und Einleitung. XI
- die Dichterin Mechthilde, deren Werke Greith herausgab, dort
- Äbtissin 1273 war. Die in den Gedichten der Mechthild* ge-
- nannte Vorsteherin Jutte von Sangershausen ist die Äbtissin Jutte
- von S. Agnes von 127j0." Mone behauptet dann, Mechthild sei
- keine Dominikanerin gewesen, sie war aber doch wahrscheinlich
- wie gesagt, eine solche, das zeigt das ganze Werk. Gar viele
- Klöster Cistercienser-Ordens nahmen die Regel Dominiks an. —
- Nur ergibt sich dann wieder eine grosse Schwierigkeit aus dem
- urkundlichen Nachweis, dass in der Zeit von 1250 imd den fol-
- genden Jahrzehenden S. Agnes wirklich von Cistercienserinnen
- bewohnt war. Durch gütige Vermittlung meines hochverehrten
- Freundes, des Grafen R. von Stillfried, Graf von Alcantara, zog
- ich von den bewährtesten Forschem und Kennern der Geschichte
- Preussens, Erkundigungen hierüber ein. Was darüber, nebst dem
- Grafen Stillfried selbst, die Herren Riedel, Ledebur und Mtilver-
- städt, Archivrath in Magdeburg mittheilten, geht dahin, dass die
- Nonnen von S. Agnes in Neustadt bei Magdeburg noch im Jahre
- 1260, laut einer Urkunde dieses Hauses „Cistercienser-Nonnen"
- genannt werden. Später nahm das Kloster, wie es scheint, den
- Benediktiner-Orden an, schon 1270 heisst es, de regula S. Be-
- nedicti und 1311 noch bestimmter, ordinis S. Benedicti. — (Beyer
- a. a. 0. S. 276). „Die in Rede stehende Mcchtildis, bemerkt
- Herr Ledebur, wird allerdings am Schlüsse der Abhandlung
- S. 370 in der Reihe der Äbtissinnen und zwar mit den Jahres-
- zahlen 1271 und 1281 aufgeführt, das Jahr 1271 ist daselbst
- urkundlich belegt; von dem interessanten Umstände aber, dass
- Mechtildis deutsche Lieder gedichtet, hat Beyer keine Kunde
- gehabt. Herr von Mttlverstädt verweist einfach auf die „Mag-
- deburgischen Geschichtsblätter" (herausg. v. dortigen Geschichts-
- verein) Jahrg. n (1867) p. 339 ff. und auf das obengenannte
- „Allgemeine Archiv" von Ledebur.
- XU Yorrede und Einleittmg.
- Wer nun die folgenden Blätter aufinerksam liest, wird sich
- kanm vorstellen können, wie unsere Sohwester Mechthild später
- Äbtissin eines Bemardiner- Klosters wurde. Dass übrigens da-
- mals, und namentlich in Magdeburg geistliche Verbindung zwi-
- schen beiden Orden unid den betreffenden Klöstern bestand, er-
- gibt sich auch aus einem Wunder, das bei Mone (a. a. 0. S. 30)
- erzählt wird, wie nämlich in Theutonia (Magdeburg) eine Ci-
- stercienser Äbtissin nebst ihren Schwestern für einen verstorbe-
- nen Predigerbruder Namens Albert viele Gebete verrichtete,
- worauf ihnen dieser Bmder erschien. Wenn Mone hier, wohl
- mit Becht, an die Äbtissin Jutte und jenen Albert, den Binder
- unserer Mechthild denkt, so ist doch damit das Bäthsel noch nicht
- gelöst. Die nun im Druck vorliegende Schrift wird tüchtigem
- Kennern und Kritikern Anhaltspunkte zu neuen Forschungen
- geben. Einstweilen mag deren Verfasserin zum Unterschied der
- genannten und anderer Namensverwandten immerhin Mechthild
- von Magdeburg genannt werden.
- Vergessen wir indessen über der Dichterin und dem Aeussern
- der Handschrift nicht die Hauptsache, den Inhalt des merk-
- würdigen und seltenen Buches. In Bezug auf diesen verweise .
- ich vor allem auf das was Greith in seinem oftgenannten Buche
- darüber sagt. Es würde auch zu weit flihren, wollte ich mich
- hier in dem, wenn auch wundervollen und oft anmuthigen Irr-
- garten mittelalterlicher deutscUer Mystik ergehen.
- Eines vor allem bitte ich zu bemerken, dass die Gattung
- Mystik in diesem Buche bedeutend verschieden ist von den spe-
- kulativen Schriften der etwas spätem Meister, besonders eines
- Meisters Ekhart und der sogenannten Gottes freunde. Wohl
- wird dieses Wort auch einigemal von Mechthild genannt, wo es
- aber in einem allgemeinern Sinne zu nehmen ist, denn sie steht
- durchweg weit mehr auf dem Boden der Klosterregel, und ihre
- Vorrede und Einleitung. XDI
- Visionen tragen fast ausschliesslich das Gepräge nicht von Ver-
- nunft-Spekulation^ sondern von Gefbhls- und Phantasie-Ergttssen.
- Der Unterschied von Aufifassung und Sprache zeigt sich schon
- iiuffallend in einem kleinen ^ der Handschrift angehängten Frag-
- ment der Schrift eines Gottes freundes (unten S. 283) das jeden-
- falls nicht von Mechtild herrührt.
- Um indessen doch vom Inhalt Einiges anzuftlhren; lasse ich
- hier Greith reden:
- ,,Den Stoff für ihre Lieder^ Betrachtungen und moralischen
- Lehren zog Mechthild aus dem Christenglauben und den selbst-
- eigenen Erfahrungen ihrer mystischen Zustände. Sie feiert darin
- die innigen Bezüge Gottes und der Seele, welche die Minne
- vermittelt und nach unten das Wechselverhältniss zwischen Seele
- und Leib (Sinnlichkeit, Leichnam), welches durch die Begier-
- lichkeit der Sünde zu einem gegenseitig feindseligen sich aus-
- gebildet. Ihre didaktischen Sinnsprüche verbreiten sich über die
- Tugenden und Laster, die Vollkommenheiten und Mängel der
- Seele auf ihrem Pilgerzuge nach oben, und mit besonderer Vor-
- liebe wählt sie zuweilen die Form des Zweigespräches, das sie
- zwischen Gott und der Seele, der Minne und der Seele, der
- Minne und der Erkenntniss und zwischen der Erkenntniss und
- dem Gewissen mit Gewandtheit zu führen weiss... Allein die
- „Offenbarungen^^, die sie in den Stunden ihrer Beschaulichkeit
- empfangen, verbreiten sich auch noch über die jenseitigen Re-
- gionen der Hölle, des Fegfeuers und des Himmels mit eigen-
- thümlicher Zeichnung. Sie beklagt wiederholt und nicht ohne
- eine gewisse Schärfe in der Weise der seligen Hildegardis
- den gesunkenen Zustand der Christenheit in Kirche und Reich,
- bei der Geistlichkeit und bei der Laienschaft, was, verbunden
- mit einigen gewagten Lehren, ihr auch die Misskennung von Seite
- ihrer Mitschwestem mag zugezogen haben, über die m mm
- XIV Vorrede und Eiuleitung.
- öftem Klage fllhrt. Die Erleuchtung, die ihr zu Theil geworden,
- will sie keiner Schule menschlicher Weisheit verdanken, „mit
- der man, wie sie irgendwo so schSn sagt, viel gewinnen und
- auch viel verlieren könne;" sie bezeugt gegentheils, selbe von
- oben herab erhalten zu haben."
- Die Ansichten und Ausdrucke in diesem Buche sind aller-
- dings oft gewagt, und wer den streng dogmatischen Massstab
- anlegen wollte, könnte leicht Häretisches herausfinden. So sagt
- Mechtild von Maria: „Ir sun ist got und si göttine" und an
- einer andern Stelle heisst die Seele „aller creaturen gottine."
- Buch 2, Gap. 19 heisst es: So siht sie (die sele) werlich vnd
- bekenet, wie got ist allA ding in allen dingen. Nebst den Er-
- läuterungen, die Greith (a. a. 0.) ttber den Sinn solcher Aus-
- sprüche giebt, erwähne ich eine Stelle eines Mystikers aus der-
- selben Handschrift, welche Mechthild's Visionen enthält. Es heisst
- f. 169: Die heiligen sprechen: alle ding sint got, indeme alse
- si ewiklich in gotte gewesen sint. Nit also, de wir in gotte
- wSren in der gropheit als wir nu sint; wir waren in gotte ewik-
- lich als die kunst in dem mei'ster. Gott sach sich selben an
- und sach alle ding.
- Aufiallend ist in dogmatischer Hinsicht die Vision, worin die
- entzückte Schwester sah, wie der heilige Johann Baptist „der
- armen Dirne Messe las", obschon er ein Laie war. *) Es macht
- den Eindruck, als ob damit die Lehre von einem allgemeinen
- Priesterthume angedeutet werden wolle. Sie sagt aber zu ihrer
- Rechtfertigung später*): „De Johaües Baptista der armen dime
- messe sang, de wc nit fleischlich, es wc also geistlieh, de die
- sele alleine beschöwete und gebruchte; aber der licham hatte
- nit davon, deüe er von der sele edelkeit in sinen menschlichen
- ») S. 30.
- ') S. 210.
- Vorrede und Emleitung. XV
- sinen mobte begriffen^ darum mflssen die wort menscblichen
- luten."
- Diese ricbtigen scbönen Worte mögen auch zur rechten Auf-
- fassung sehr vieler anderer gewagter^ ungewohnter Bilder und
- Worte einen Fingerzeig geben. Ich denke besonders hiebei an
- die^ nach jetzigen Ansichten oft allzufreien Schilderungen geist-
- licher Minne, wobei man unwillkttrlich an die unbefangene Naive-
- tät frommer mittelalterlicher Künstler, germanischen sowohl als
- romanischen Stammes, in Darstellung des Sinnlich > Natürlichen,
- namentlich des Geschlechtlichen erinnert wird. Die heilige Schrift,
- zumal das Hohelied Salomons in seiner symbolischen Anwendung
- auf geistliche Minne, gab solchenDarstellungen eine höhere Weihe.
- Gleich zu Anfang von Mechtildens Visionen sind sechszehn Arten
- von Minne kurz beschrieben, die auffallendste derselben wohl:
- Die tütesche mine von Gots Ure,
- Die böget sich noch zu einem kinde vi! gerne.
- Was ist diese deutsche Minne? Ist etwa mit dem zweiten
- Verse deren heilige Einfalt bezeichnet? Greith (S. 212) sagt:
- Die Wissenschaft und insbesondere die Poesie der christlichen
- Mystik hat zu aller Zeit in dem hohen Liede ein analoges
- Ideal für das gefunden was sie über den übersinnlichen Verkehr,
- der zwischen Gott und der Seele in der Minne waltet, auszu-
- sprechen versuchte... Wie die Reinen in der Anschauung des
- ewigen Geheunnisses, das in jenem Liede der Lieder seinen rein
- menschlichen Ausdruck gefunden, an den üppigen Bildern des-
- selben keinen Anstoss nehmen, weil, wie der Apostel lehrt, den
- Reinto alles rein, den Unreinen aber alles unrein erscheint, so
- erregte es auch in der tiefsinnigen Zeit des Mittelalters selten
- ernsteres Bedenken, wenn die Mystiker in ihren Darstellungen
- eine Freiheit übten, wie solche in unserer Zeit schwer ver-
- letzen müsste/'
- XVI Vorrede und Einleitung.
- Alles das rechtfertigt die ScUilderungen unserer Dichterin
- um so mehr, weil eben dieselben mehr in's Gebiet der Poesie
- als der Wissenschaft gehören. Poesie sind diese Ergüsse einer
- entzückten Seele und entbehren desswegen aller jener Formen
- der Wissenschaft, welche so oft nur zu sehr von dem Schönen
- sich entfernen. Es finden sich daher auch keine Gitate, nicht
- einmal solche aus der heiligen Schrift, denn da ist Alles nur
- unmittelbare Schilderung innerer Seelenzustände. Wie diese
- wechseln, so wechseln, steigen oder fallen auch der Styl und die
- Sprache, die sich nicht selten in selbst auffallender Kraft und
- Schönheit erhebt. Mechthild spricht mit Recht zuweilen von einer
- Hof spräche: Ihren Gott giiisst sie „in der hovesprache, die
- man in diser kuchin nit vernimet.^^ Diese Hofsprache ist keine
- andere als die dichterische und sie hat ihre äussern wie Innern
- Schönheiten.
- Mehr Wohlklang liegt schon überhaupt in diesem alten
- Hoch- oder Oberdeutschen und bei Mechthild wird es oft wahre
- Musik, und die Fülle von Reimen, Assonanzen, Alliterationen
- macht, eben weil sie ganz ungesucht, ganz Natur und kunstlos
- erscheint, desto mehr Wirkung. „Din wunder hat mich verwun-
- det'' sagt z. B. Mechthild, und das ist kein Wortspiel, es kam
- ganz ungesucht im Zustand der Begeisterung, des Enthusiasmus,
- des Aussersichseins.
- Mechthild selbst schildert gleich im zweiten Kapitel des Wer-
- kes, wie die Seele den Körper verlässt und zu Gott, ihrem Wirth,
- ihrem Bräutigam kommt und was sie da sieht und hört; kehii; sie
- dann in den Leib zurück, so fragt dieser: ^,Wa bist du nu ge-
- wesen? Du kumest so mineklich wider, schöne und creftig, frie
- und sinenrich? . . So sprichet si: Swig, morder, la din clagen
- sin''. Und wenn sie beiftlgt: „Das ist ein grüs, der hat manige
- ädern, der dringet usser dem vliessenden gotte in die armen.
- Vorrede und Einleitung. XVII
- dürren seien ze allen ziten mit nuwer bekantnüsse und an
- nüwer beschowunge und in sunderliche gebruchunge (genuss)
- und nüwer gegenwürtekeit", so sind damit vier der wichtig-
- sten Eigenschaften jeglicher ächten Begeisterung gezeichnet, das
- Erkennen der Vernunft, das Schauen der Phantasie, das Ge-
- niessen des Oeftihles und das Unmittelbare eines höheren
- Zustandes, das Conzentriren von Vergangenem und Künftigen
- in der Gegenwart, von Himmel und Erde, Hölle, Fegfeuer und
- Paradies im Auge der Seele. Diese vier Eigenschaften finden
- sich an Mechtildens Poesie. Der Denker wird in dieser Schrift,
- die dem nüchternen Verstand als Phantasterei erscheinen möchte
- Goldkömer tiefer Spekulation finden. Aus dem geistigen Schauen
- erkläii; sieh die Wahrheit und Lebendigkeit der Schilderungen
- so wie der einzelnen Bilder und der wirklich epische Gehalt
- vieler Visionen, vor allen derjenigen, die das Geheimniss der
- Menschwerdung des Sohnes Gottes schaut; (B. 5, Kap. 23) in
- welcher Lucifer und sein Diener Satanas als das feindliche
- Princip so trefflich geschildert ist, und die ausflihrliche Be
- Schreibung der typischen Bilder des Hungertuches sogar an
- den Schild des Achilles oder des Aeneas bei Homer und Virgil
- erinnert.
- Derlei Schilderungen gehen oft in sinnreiche Allegorien über,
- von denen einige, vielfältig im Mittelalter in ähnlicher Weise
- behandelt wurden. So z. B. das Leiden Ohristi mit Anwendung
- auf das geistige Leben, Leiden und Sterben der Seele (B. 7,
- K. 53) oder „das geistliche Kloster", unter welchem Titel nur
- in München allein vier alte deutsche Handschriften sich finden. ')
- ') Nach dem Catalog der deutschen Handschriften die Nummern 509,
- 519, 831 , 835.
- H. MochthUd. b
- XVin Vorrede und Einleitung.
- Eine solche , welche diese Allegorie dem heiligen Benihard zu-
- schreibty besitzt auch Einsiedehi.
- Ausftlhrlich und vortrefflich geschildert ist der goldene
- Pfennig der Messe, die Krone der Gemeinschaft der Heihgen^
- analog der goldenen Schmiede des Konrad von WUrzburg, die
- Wohnung der Seele, die Hölle, das Fegfeuer und besonders
- lieblich das Paradies, wo jetzt noch Henoch und Elias wohnen.
- Femer das geistliche Hofleben, des Ritters Streit, das
- Ruhelager der Gnade, die Kirche, der Adler der Betracht-
- ung u. s. w.
- Dabei gebricht der Dichterin oft das Wort. Vom Himmel
- weiss sie nicht mehr zu sagen
- Als ein bini honiges
- Vs einem vollen stok an sinem fAss mag getragen.
- Dagegen fliessen die Worte bei Schilderung von grässlichen
- und schrecklichen Dingen, wie z. B. der Höllenpeinen, oder des
- Kampfes der Dämonen um eine scheidende Seele, nur zu reich-
- lich, und es ist als ob solche Bilder mit gewisser Vorliebe aus-
- geführt seien. Auch das ist analog und im Geist der mittelalter-
- lichen Kunst, vorzüglich der bildenden, die selbst einen Orcagna
- und Giovanni da Fiesole zu solchen Ungeheuerlichkeiten verlei-
- tete. (Vgl. z. B. S. 83.) Die plastische Darstellung der ver-
- schiedenen Abtheilungen jenseitiger Räume, vor allem des Para-
- dieses (B. 7, K. 57) und der Hölle (B. 3 K. 21), und der ver-
- schiedenen Strafen je nach Verschiedenheit der Sünde, erinnern
- an Dante, von welchem übrigens natürlich Mechtild keine Kennt-
- niss haben konnte.
- Solche entsetzliche Schilderungen finden sich auch in der
- Vision der letzten Zeit, der Zeit des Antichrists, in welcher dem
- Predigerorden eine grosse, schwere Aufgabe zugedacht ist.
- Vorrede und EinieLtung. XIX
- Neben diesen an's Bohe streifenden Ansmalangen finden sich
- wieder die zartesten^ reizendsten Bilder^ wie etwa in der Be-
- ' Schreibung des Grabes des heiligen Apostels Johannes (B. 4,
- K. 23)^ bei welchem je zu sieben Stunden die Engel singen:
- „Zwischent sinem lidiamen und der sch5pinisse des himelriches
- ist mt me dene ein döne want als eines eies hüt^ und ist doch
- als ewig vestC; das dar kein lichame me dnr mag untz an den
- Jungesten tag/^ In reicher Fülle sprudelt der Quell der kleinsten
- poetischen Figuren^ durch das ganze Werk, besonders im ersten
- Buche. Viele dieser Bilder kommen auch in der heiligen Schrift
- oder bei altern Dichtem vor. So nennt schon Ottfried die hei-
- lige Jungfrau: Taube ohne Galle; die meisten aber sind neu und
- um so lebendiger.
- Poesie spricht auch aus einzelnen kurzen Sprüchen wie
- z. B.: „Wer von mine stirbet, den sol man in Gott begraben.'^
- Oder, wo vom Leben in Gott die Rede ist: „der visch mag im
- Wasser nit ertrinken etc." (S. 21). Gnade kommt von oben: „Das
- der adeler also hohe vliiget, de darf er nit der f welen danken."
- Die Seele soll sich vor der Sünde hüten: „reht als ein müs, die
- in der valleu sitzet und wartet ires todes". Einmal wird die
- Dichterin entzückt in Gott, „de si sich rehte vfhüp ane arbeit ir
- selbes und bewant (mänd) sich rehte in die heiige drivaltekeit,
- als ein kint sich bewindet in den mantel siner müter und leit
- sich rehte an ir brüst."
- Bei solcher Poesie klingt etwas prosaisch das viel&che Zer-
- stückeln der Gedanken nach Zahlen, wie das ebenfalls in der
- Prosa des Mittelalters Manier war, und wie wir es fast durchweg
- bei Mystikern und Predigern z. B. bei Bruder Berchthold finden.
- Hievon finden sich in dieser Schrift Beispiele zur Genüge schon
- in den Kapitelaufschriften.
- "XX Vorrede und Eiuleitung.
- Angenehm sind die Anklänge au Cultnrzuständc und
- Sitten ded Mittelalters. Das ,,Kaiserreicb'^ wird hochgehalten
- ;,es sol öch an der cronen (der Herrlichkeit Gottes) stan gebil-
- det,"gewiret und geblfimet untz an den jungesten geburen (Baver)
- jemer danach wirdig de si gotte gedienet haut. Der Hof, das
- Hofleben, das Höfische wird oft als Bild benutzt, wie schon
- aus der oben genannten Hofsprache erhellt, „die man nit in
- der kuche hört. Es begint ein spil das der lichame nüt weis,
- noch die dörper (Arbeiter) bi dem pflüge noch die ritter in dem
- tumei." Die Seele wird zu ihrer Hofreise gekleidet „mit den
- kleidem so man ze palaste tragen sol.^^ Von dieser Hofreise
- spricht das Kap. 4 des ersten Buches und B. 4, Kap. 17: Von
- einer Frau die zu Hofe gern war. Merkwürdig ist in dieser
- Hinsicht auch das Kapitel (B. 3, 18) „von des ritters stiite mit
- vollen waflFenen wider die begerunge." Wollte, heisst es da z. B.
- ein im Streit ungeübter Mann
- in fürsten turneien komen,
- dem wäre schiere sin lip benomen.
- Darambe müs ich (sagt Gott) der liite schonen,
- die so lihte ze valle körnen:
- Die lan ich striten mit den kindcn,
- vf de si ein blümeoschappel ze lone gewinen.
- Auch der Kreuzzüge wird an einigen Stellen Erwähnung
- gethan. Die Unsitte des Strassenraubes ergibt sich aus der
- oben angeführten Schilderung des Krieges in Sachsen und Thü-
- ringen, da es heisst: „Die die Strasse röbent ze fflsse, were kein
- urlfig, so weren sie diebe und valsche lüte."
- Doch genug und vielleicht schon zu viel hievon. Ich über-
- gebe nun die Schrift der Beurtheilung des Publikums, und hoflfe,
- mit derselben einen schönen Beitrag zur Kenntniss älterer deut-
- scher Litteratur geleistet zu haben. Wenn Mone (a. a. 0.) be-
- merkt, Herr Greith habe die Werke der Mechtilde herausgege-
- Vorrede und Bioleitung. XXI
- ben, so wird schon ein Blick in Greith's, übrigens höchst werth-
- volles Buch über deutsche Mystik zeigen, dass nur ein geringer
- Tbeil des vorliegenden Werkes daselbst mitgetheilt ist. Dieser
- ist zudem, wie es des Buches Zweck und Leserkreis verlangte,
- in die neue Sprachweise übersetzt und endlich ist als Poesie
- grösstentheils nur das lyrische Minnelied und einiges (fidaktische
- und allegorische mitgetheilt, während gerade das poetisch Schönste
- und Erhabenste, wie z. B. das schon genannte Kapitel von der
- Menschwerdung Christi tibergangen ist. Ueberhaupt möchte ich
- den epischen Gehalt des Werkes, als Dichtung betrachtet, als
- höher und auf für die Litteraturgeschichte bedeutender ansehen,
- als den lyrischen, den Minnesang und ich hoffe darum, unsere
- Litterarhistoriker, werden das Buch, so wenig Geschmack viele
- derselben in anderer Beziehung an ihm finden mögen, nicht
- ganz tibersehen.
- Bei preussischen Gelehrten, die so Vieles für deutsche Sprache
- und deren Geschichte gethan, wird dieses Uebersehen um so
- weniger zu beftlrchten sein, da die Dichterin ihre Landsmännin
- ist. Nach einer Mittheilung des Herrn v. Ledebur hat um die
- gleiche Zeit eine andere Mathilde, nämlich eine Gräfin Mathilde
- von Sayn durch ihre in deutscher Sprache abgefassten Urkunden
- um die deutsche Sprache sich Verdienste erworben. ') So bieten
- sich frühe schon im Norden auf zwei der verschiedensten gei-
- stigen Gebieten zwei ebenfalls sehr verschiedene Frauen die
- Hand zur Ausbildung unserer deutschen Sprache, beide wahr-
- scheinlich ohne ein solches Verdienst auch nur zu ahnen. Dem
- Pi-edigerbruder, der diese Visionen niederschrieb, fällt ebenfalls
- ein Theil jenes Verdienstes zu, und ich wünsche, es möchte
- ') Höfer, Auswahl der ältesten Urkunden deutscher Sprache. Vor-
- red, vn.
- XXn Vorrede und Einleitnng.
- auch der Benediktinerbruder, der so spät diese Schrift der Lese-
- welt mittheilt, nicht ganz leer ausgehen.
- Vorläufig wird diese Ausgabe in der Ursprache einen klei-
- nem Kreis von Lesern finden, es ist aber bereits dafür gesorgt,
- dass das Buch in Uebersetzung auch einem grossem Lesekreis
- zugänglich werde.
- Inhalts-Verzeichniss.
- Ton Offenbarangen einer liebhabenden Seel ....
- Dls ist das erste teil dis bäches.
- Dls buch sol man gerne enpfan, wan got sprichet selber die wort
- Dis buch heisset ein vliessendes lieht der gotheit .
- I. Wie die mine und die künegine zesamene sprachen
- II. Von drien personen nnd von drien gaben
- IIL Von den megden der sele und von der mine schlage
- IV. Von der hovereise der sele an der sich got wiset
- V. Von dem qwale nnd von dem lone der hello
- VI. Von den nun koren wie si singent
- VII. Von gottes vlüch in ahte dingen
- VIII. Der minste lobet got an zehen dingen
- IX. Mit drin dingen wonestu in der h6hin
- X. Der got minet der angesiget drin dingen
- XL Vier sint an dem strite gottes
- XII. Die sele lobet got an fünf dingen .
- XIII. Wie got knmet in die sele
- XIV. Wie die sele got enpfahet und lobet
- XV. Wie got die sele enpfahet
- XVI. Got gelichet die sele vier dingen
- XVII. Die sele lobet got an fünf dingen .
- XVIII. Got gelichet die seien fünf dingen
- XIX. Got liebkoset mit der sele an sehs dingen
- XX. Die sele widerlobet got an sehs dingen
- XXI. Von der bekantnisse und von der gebrüchunge
- XXII. Von Santo Marien botschaft und wie ein tugent der an-
- dern volgot, und wie die sele ein jubilus der drivaltekeit
- wart gemachot und wie sante Maria alle heiigen gosöget
- unde noch s6get
- Seite
- 1
- 3
- 8
- 3
- 4
- 6
- 7
- 7
- 8
- 8
- 8
- 9
- 9
- 9
- 9
- 9
- 9
- 10
- 10
- 10
- 10
- 10
- 10
- 10
- II
- VXIV Inhalts - Verzeichiiiss.
- Seite
- XXIII. Du 6oIt beten, de dich gut mine sere dikke uude lange
- so wirdest du reine, schone und lange . . . . 13
- XXIV. Wie got antwui-tet der sele 13
- XXV. Von dem wege pine ze lidene gerne dur got . . 13
- XXVI. In disen weg zühet die sele ir sine und ist vr! ane her-
- zeleit^ 14
- XXVU. Wie du siest wirdig dis weges und tn behaltest und voUe-
- komen siest 14
- XXVIII. Die mine sol sin mortlich äne masse ane vnderlass, de
- ist toren torheit 15
- XXIX. Von der 8cb6ni des fordtegömes und wie im die brütini
- volgen «ol . 15
- XXX. Von den siben zitcn JG
- XXXL Du solt nit ahten smahheit IG
- XXXII. Du Bolt nit ahten 6ren, pine, betrübdi an der sünden . 16
- XXXIII. Von der pfründe trost und mine IG
- XXXIV. Du solt sin in der pine ein lamp, ein turteltübe, ein brüt IG
- XXXV. Die w&stin hat zwölf ding 17
- XXXVI. Von der bosheit g&tin und wundere . . . . 17
- XXXVII. Die sele antwurtet got, de si wirdig si der gnaden . 17
- XXXVIII. Got rfimct sich de die sele überwunden hat vier sünde 17
- XXXIX. Got vraget die sele was st bringe • . . . Ib
- XL. Des antwurt st im de besser ist dene vier ding . • 18
- XLI. Grot vraget mit einem lobe, wie 'das cleinöter heisse . IH
- XLII. Das cleinöter heisset des herzen lust . . . . Is
- XLIII. Dinen lust leg in die drivaltekeit lö
- XLIV. Von der mine weg an siben dingen, von drin kleiden
- der brüte und vom tanze 18
- XLV. Von ahte tagen in denen vollebraht der propheten gerunge' 2J
- XLVl. Von der manigvaltigen zierde der brüte, und wi si kunt
- zu dem brütegöme und wielich ir gesinde ist, de i«t
- nünvalt . - • . '23
- Dis Ist das ander teil dis b&ches«
- I. Die mine machet hohe in der sele nit vmbe menschlich
- sine, de kuqt von eigem willen ..... 2G
- II. Von zwein Ueder^n der mine des der in der mine wart
- geisehcQ . ., 2G
- IXI. Von der Zungen der gotheit, von dem liebte der warheit,
- . von den vier stralen gotz in die nun köre und der drival-
- tekeit und von S. Marien 27
- IV. Von der armen dimen, von der messe joh. baptiste, von '
- der wandelange der onelaten in de lamp, von engel schöni,
- von vierhande lüte geheliget.und vonguldinenpfeningen 30
- V. Ein sang der Selen zu gotte an fünf dingen und wie got
- ein kielt ist der seien und die sele gottes . .• . 31
- Inhalts -YerzeichniM» XXY
- Seite
- VI. Ein widersang gottes in der sclo an fünf dingen . . 31
- VI}. In der pine lobe so erschinet er dir. Von zwein guldin köpfen
- der pine und des trostes .34
- VUL Von dem vegefür alzemale; davon I5sete ein mensche tusent
- seien mit den minetrehenen 35
- IX. Got lobet sin brat an fünf dingen 36
- X. Die brat widerlobet got an fünf dingen .... 36
- XI. Von sibenhande liebin Gottes ...... 36
- XII. Von sibenhande vollekomenheiten 36
- XIIL Zwischen Got and der Sele sol die mine sin ... 36
- XIV. Wavon kunt luterkeit, swacheit, krankheit, wisunge, swinde-
- keit, n5te, eilende, selten getr58tet 37
- XV. Wie der von minen ist wunt wirt gesunt .... 37
- XVI. Von siben gaben eis brüders 37
- XVII. Wie got vriet die sele und machet wise in siner liebln 37
- XVIII. Wie die sele ber&ret gottes vriheit in aht dingen . . 37
- XIX. Wie die bekantnisse und die sele sprechent zesamne, nnd
- si spricht de si drivaltig si von drien himelen. Die bekant-
- nisse spricht allererst 38
- XX. Wie swester Hiltegunt ist gezieret in dem himelriche mit
- dem mantelen, mit VII Cronen, wie si lobet die nun köre 41
- XXI. Wiltu den berg ansehen, so solt du haben siben ding . 42
- XXII. Wie die schowunge vraget die minenden seien von seraphin
- and von dem nidersten menschen 42
- XXIII. Wie die mine vraget und leret die stumpfen seien und brechte
- si gerne zu irme liebe und spricht allererst und du stumpfe
- sele antwurt 43
- XXIV. Wie sich die minende sele gesellet gotte und sinen user-
- weiten lieben, und sol gelich sin allen hcligen. Wie der
- tüfel und die sele sprechen zesamene .... 46
- XXV. Von dßr klage der minenden sele, wie ir got schonefund
- enziehet sine gäbe, von wishoit, wie du sele vraget got wer
- er si und wie er si. Von dem böngarten, von den blümen
- und von dem sänge der megde 49
- XXVL Von diseme buche und von deme schriber dis büches . 52
- DIs Ist das dritte bftch.
- I. Von dem himelriche und von den nun koren und wer den brüchen
- solle erfüllen. Von dem trone der apostelen und 8ante Ma-
- rien und da Cristus ine sint. Von dem 16ne der predieren,
- martereren und megden und von den vngetöften kinden . 55
- IL Wie die sele lobet got an siben dingen und got si von der
- salbe beite 62
- III. Ein clage das die sele maget ist, und von der mifie gotz 63
- IV. Wie vnser:Vrowe S. Maria sünden mohte und wie nit, das
- leret der heiig geist ...,,,,. 65
- XXVI Inhalts -Yerzeichniss.
- Seit»
- y. Wie die sele klaget de si keine mesBe noch die zit h5ret
- und vfie got 8i lobet an zehen dingen .... 66
- VI. Wiltu rehte volgen gotte, so 8oltu hän siben ding . 67
- VII. Von siben offenbaren vienden vnser selekeit, die machen
- siben schaden 67
- VIII. Von siben dingen die alle priester soUent haben . . 68
- IX. Von dem angenge aller ding^, die got hat geschaffen 68
- X. Von dem passio der minenden sele die si von gotte hat, wie
- si vfstät und in den himel vert. XXX partes habet . 71
- XI. Zwischent got und der mi&enden sele sint alle ding sch5ne 73
- XII. Du solt loben danken und geren nnd bitten. Von dem
- lühtere und dem lichte . 74
- XIII. Von schszehenhande mine 74
- XIV. Von zwein vaTschen tagenden, swer da ine wonet der lebet
- der lugenen 75
- XV. Mit aht tngenden soltu gän zu gotfes tische. Mit den I5se-
- pfanden 15set ein mensche sibenzig tnsend seien von dem
- grüwelichen vegefiire, de manigvaltig ist ... 76
- XVI. Nach der gäbe volget geissele nnd nach der smacheit Sre 78
- XVII. Von eis geistlichen menschen vegefiir, von einer fünf hande
- helfe vs der pine und von edelkeit predier-ordeia . . . 79
- XVIII. Von des ritters strite mit vollen waffenen wider die be-
- gernnge 80
- XIX. Von zweierleie armen lüten, (die) minenklieh unde pin-
- liche arme sint . 80
- XX. Von fünf propheten die dis buch erlühtent ... 81
- XXI. Von der helle, wie si drü teil hat. Wie lucifer und schs-
- zehenhande lüte sint gepinet. tn wirt kein helfe. Von
- lucifers cleide 82
- XXII. Ich han (gehört) von gotz barmherzekeit, von siner bekor-
- unge und gerehtekeit . 87
- XXUL Die kraft der gerunge benimet die "W^ort. Jungfröwen mag
- got nit enbem. Gotz angesiht umbevahen und sin lust
- überwinden tusent tode 88
- XXIV. Zweierleie lüten wirt gebotfen zweierleie geist. Von got
- nnd von dem tüvel. Vpn sibeAhande mine ... 88
- DIs Ist das vierde buch.
- I. Fünf ding s6nt die Intern megde hän .... 90
- II. Dis buch ist von gotte komen. Die sele lobet sieh an
- mangen dingen. Ir sint zwen engel geben und zwen böse
- tüfel und zwölf tugenden stritent wider das vleisch . 90
- III. Die sündere enpfallent gotte von drien gaben der wisheit.
- Von dem steine. Von der jungfr5wen lob, do ist die
- cristanheit . . . . . . . . . . 95
- Inhalts-Yerzeichniss. XXVH
- Seite
- IV. Von zwein vngellchen wegen, der ein gät nider zu der
- helle, der ander Btigt vf in den himel .... 98
- V. Vnser sünde zukünftig val, irdenlAch wesen, de himelrich,
- gottes gäbe, söllent stän offen vor vnseren ögen . . 100
- VI. Grotz vswelunge mag nleman Bt5ren. Rehtü rüwe hat ab-
- las (von) gottes gnade und ist ane vegeför . . . 101
- VII. Wie ein vriü sele sprichet zA gotte in ganzer liebin . 102
- VIII. Von gotz licham, der siechen, der verlassent und der craft 102
- IX. Von vierhande opfer der priesteren 102
- X. Von der leien opfer nach Iren statten .... 102
- XI. Wie eristan gegen den Juden sich 85Uent halten an vier
- dingen 103
- Xn. Wie die brüt, die vereinet ist mit gotte, verwirfet aller erea-
- turen trost, sunder aileine gotz, und wie si sinket von der
- pine . 103
- XIII. Die Schrift dis büches ist gesehen, geh&ret onde bevunden
- an allen lidem .107
- XiV. Von der heiigen drivaltekeit, von der geburt und von dem
- namen Jesu Gristi und von des menschen edelkeit . 107
- XV. Die rdite luter mine hat vier ding. Gibest du dich gotte,
- so git sich got öoh dir 109
- XVI. Die grosse mine hat mg dene zehen stuke und zwieger-
- hande clage . 109
- XVII. Von einer vröwe, die ze hove gerne was, von irme tüfel
- der ir siben bosheit riet 110
- XVIII. Der geistlich Mensche ist glich eim tier an drissig dingen
- siner nature 111
- XIX. Das ambaht der gebenedigten mine ist manigvalt 114
- XX. Von sehs tugenden S. Dominicus . . 115
- XXI. Dur sehszehen ding hat got predierorden liep . 116
- XXII. Von vierhande crone brüder Heinrichs und von der wirde-
- keit S. Dominicus 116
- XXIII. Von Santo Johanes ewangeliste begrebde . . 118
- XXrV. Wie got in himelriche die Selen enpfahet und wie er drier-
- leie lüte cr5net, und wie er si grüsset, zieret, lobet und
- inen danket . 119
- XXV» Wie vnser gegenwirtekeit s! nu in dem himelrich, in dem
- vegefür und in der helle 120
- XXVI. Von dem gotztrost eis besw^reten brüders Baldewinus . 120
- XXVII. Von dem ende predierorden, von dem endecrist, Helya und
- Enoch 121
- XXVni. Von fünferleie craft der mine. Dur krenket und der lüte
- Talscheit müs man swigen der warheit . . 127
- XX VIII Inhalts - Verzeicbniss.
- Seite
- Dis Ist der fanfle teil des bftches.
- I. Von di*ieiieie rüwe und zehenhandc nütze und von dem wege der
- engelen und der tüfelen 128
- II. Von zweierleie pine und ¥on vierleie nutz und von der ma-
- nigvaltigen schar der Bänden 130
- IIL Got wil wegen alle vnschuldige pine und öch drierleie lüte
- blüt 131
- IV. Der wunderlichen mine ist manigvaltige craflk. Wie die
- smeket. Von vierhande diemüt. Von sibenleie 8cb6ni der
- minenden sele . . ^ . . . . . . 131
- V. Von einer begine vegefiir, die dur eigen willen ^ein geb^t half 1 34
- VI. Wie die sele lobet die heiige drivaltekeit . . . 135
- VII. Wie got widerlobet die sele . . . . . . 135
- VIII. Drü kint sol der mensche haben, für die er bitten sol . 135
- IX. Von der 6re sibenzig mane, die mit Gristo stünden ze gezüge -137
- X. Wie die sünde si gelich gottes grossi . > . . 138
- XI. Oeistlich namen sol geh6het werden. Von der swestem
- gelas. Wie si betten und erbitten s6nt mit gotte . . 138
- XII. Wie got antwurtet einem brüdere von der scrift dis büches 140
- XIII. Von zehenhande nützen eines guten menschen gebet . 140
- XIV. Von b5ser priester vegefür 141
- XV. Von eines guten priesters vegefür . . . . . 141
- XVI. Es ist tüfelich, de man sündet 141
- XVII. Dis ist ein grüs und ein lob und ein gebet der Sünderin 142
- XVIII. Wie got hiezü antwurtet 143
- XIX. Wie sibenzehenhande sünde jagent den menschen . . 143
- XX. Ein lob gottes von aht dingen. Von der Sünden oppfer 144
- XXI. Warumbe der Mensch ist verworfen und doch geminet, und
- wie du dich segnen solt . . . . . . . 144
- XXII Von siben dingen des gerihtes. Von schemede und gutem
- willen . . . . 145
- XXIII. Von sante marien gebet. Von Gabrieles lieht. Von des
- kindcs tüch. Wavon die milch kam und des kindes oppfer.
- Von den tüfelen und von dem hungertüeh . . . 147
- XXIV. Von sehsleie kleide vnsers herren gotz und von den ta-
- genden Sant Dominicus und wie got sinen orden geeret
- hat an vier dingen 151
- XXV. Eines dinges genüsset man in dem bimelriche, de ist in
- siben dingen , danach volgent siben ding. Das lob des
- betrübten menschen ist nuz in siben dingen . . . 157
- XXVI. Wie got sich lobet und singet 158
- XXVII. Mit zw5lf Worten enpfieng der himelsch vatter sinen sun
- Jesum 159
- XXVIII. Von siben cronen brüder Albrehtes. Ein anderes ist
- satzunge gottes, ein anders ist erwelunge . . . 159
- InhalU-Yeneichniss. XXIX
- XXIX. Nach gotz znge were der menach als ein enge!, eb er dem
- Yolgete. Und von der boaheit des tüfels • 160
- XXX. Von zwenzig kreflten gottes mme und von manigvaltigen
- Damen 161
- XXX [. Von zehen creften der mine nnd de keine creahire mag vol-
- gedenken der sele genüge ze gotte . . . 163
- XXXIL Von dem hohen ende swester Mehthilt . . • . 164
- XXXIII. Wie die deine sünde schadet der vollekomenheit and wie
- sich der tüfel davon nahet der sele 165
- XXXIV. Von fünfleie nüwe helig^ dar böse lüte gesant, and wie
- got wil weschen die cristanheit in sin selbes bliite hienach 166
- XXXV. Wie swester Mehthild danket nnd lobet got and bittet für
- drierleie lAte and f&r sich selber 168
- Ms ist der sehsle teil iM Mehes«
- L Wie ein prior oder priorme oder ander prelaten sich soUent
- halten gegen iren vndertanen 171
- n. Von der regele eis kaooniken, wie er sich halten sol. Die
- ist von got komen 177
- in. Got gibet herschaft. Wie die b6ke lamber werdent . . 178
- IV. Von der bescheidenheit and vorhte, die die sine bewarent
- von irdenischen dingen 179
- V. Nach der mine and genüge, die sch&ni der creataren git
- bekantniase mit jamer 180
- VX In der jangesten zit solta haben mine, gSronge, voriite,
- rdwe drierleie 181
- VII. Vnser dgen wüle mag widerstan den widerhaggen. Die
- gute sele ist snell zu gotte 182
- Vlll. Zwischent Got nnd Lacifer ist zweierhande vegeför. Wie
- der tüfel piniget die seien 183
- IX. Wer die heiigen ^t^ den ^rent si and tr5stent an dem fode 184
- X. Grebdty messen, gotteswort, guter lüte leben, vasten ande
- caninen l5Ben die seien von dem vegefür . . . 185
- XI. Wie ein sch&ler tot ist and ein predier . . . . 186
- Xn. Wie da dich halten solt an vierzehen dingen . . • 186
- XnL Wie geistlich lüte von blintheit sich hutent vor der minekeit
- Von sehsleie craft gottes gaben 187
- XrV. Clager in der pine enbSrent sehs dingen. Wie man suche,
- smacheit tragen sol 188
- XV. Von Enoch and Elyas pine nnd von den jangesten predien-
- den nnd von endemstes bosheit 189
- XVI. Wie die sele vnsers herren wonet in der drivaltekeit and
- von irme ambahte. Wie si sprichet für den sünder, and
- von dem ambahte vnser fruwen 193
- XVn. Got sihet den sünder an vür gut. Was gfit reht wille si.
- Von der guten bnrdinen . . 195
- XXX Inhalts -Yerz^chniss.
- Seite
- XVni. Da solt din herze ansehen ze aHen ziten . . 195
- XIX. Von dem guten willen, den man nit ze der getät mag
- bringen 19G
- XX. Dis buch ist komen von drierhande gäbe. Die mine vliosz.
- Sie ist rieh und gitig. Si wirt siech. Wer de himelrich
- habe. Got git pine und 5ch trost . . . . 197
- XXI. Wie böse pfafheit sol genidert werden. Wie predier
- alleine predien s6nt und bisch&ve sin und von den jnn-
- gesten predieren 198
- XXn. Von siben dingen d6r man fünfe vindet In himelrich tind
- zwei in ertrich 193
- XX ni. Wie in drien stetten sprichst got mit der seien . 200
- XXIV. Wie in w^tagen offenbart Cristns sine wanden. Vier
- ding kloppfent vor der himelporten .... 200
- XXV. Von der verbranten mine ...... 201
- XXVI. Gedenken an den tot und lange leben ist gflt . 201
- XXVII. Wie da solt danken und bitten 202
- XXVn. Swene du sterben solt, so nim urlop zft zehen dingen 202
- XXIX. Von zehen stnkken gotliches fiires vs der edelkeit gotz 203
- XXX. Die luter mine hat vier ding 203
- XXXI. Wie got die sele gemachet hat von woUust und pine
- Wie got glich ist eime clote 205
- XXXII. Wie wir glich werden gotte, S. Marien und den engelen 207
- XXXIII, Von dem scharpfen capittel, da der bilger tn zAkam, der
- schein ein gros herre 208
- XXXIV. Der die weit versmahet den sol man §ren mit aht dingen 209
- XXXV. Wie die selig sele spricht zu irme lichamen an dem jon-
- gesten tage 209
- XXXVI. De Johanes Baptista der armen dimen messe sang, de
- WC geistlich bekantnisse in der sele . . . . 210
- XXX Vn. Da solt got loben, clagen und bitten zwölf ding . . 211
- XXXVni. Niemah mag Gotz himel stören. Die helle verwiset got 213
- XXXIX. Von dem gegenblike gottes schin an vnser Vröwen nnd
- ir gewalt 213
- XL. Bekorunge, die weit und ein gut ende priüfent vns • 214
- XLI. Von dem gegenblike gotz in den Menschen und in die
- engele. Fünf ding hindemt die schrifft . . • 211
- XLII. Dis schreib swester mehtilt an einer cedelen irem brAder
- B. predier orden und sprach . . . • • . 215
- XLin. Dise Schrift ist vs got gevlossen 215
- Dis ist de sibende teil«
- I. Von der crone und von der wirdekeit vnsers herren Jesu
- crisii, die er nach dem jangesten tage empfahen sol . 216
- II. Wie an aller seien tag ein mensche bat vür die seien
- gemeine 221
- Inhalts - Yerzeichniss. XXXI
- Seite
- III. Wie nüze de s!, de ein mensehe mit diemfttigen werten
- sin herze besehe äne vnderlas 222
- IV. Von dem besmen vnsers herren 224
- V. Warumbe de kloster ze einer zit angevohten wart . 224
- VI. Von dem capitel und wie der mensche besehen sol sine
- briiche und die beweinen. Von zwein gnldin pfeningen
- und von gutem willen und gerunge .... 225
- VII. Wie der mersche ze aller zit mit got vereinet si . 225
- Vin. Wie ein mensche got suche 227
- IX. Wie die minende sele lobet vnsem herren mit allen creaturen 228
- X. Dis geschach ze einer zit, do gros vnfäre was , . 228
- XI. Wie vnser herre wart glich gesehen einem arbeitenden
- mane 229
- XII. Wie ein mensche ital 6re und bekorunge widerstän sol 230
- XIII. Wie unser herre wart gesehen glich einem pilgerin . 230
- XIV. Von gotz erwelunge und segene 231
- XV. Wie der mensche, der die warheit minet, bitten 3ol . 231
- XVI. Wie ein mensch geret und bat 232
- XVII. Wie bekantnisse sprichet zu dem gewissede . . 232
- XVIII. Von der bevelhunge der siben ziten der martir vnsers
- herren 233
- XIX. Von dem grüsse vnser vröwen 235
- XX. Wie man de ave Maria sol bevelhen vnser fröwen 236
- XXf . Wie ein mensche sin herze sol besehen eb de er ze gotz
- tische g6 237
- XXII. Von dem lobe des himelschen vatters .... 289
- XXIII. Wie man dem sune danken sol 2S9
- XXIV. Von der mine vlüt , 239
- XXV. Von dem grüsse der heiigen drivaltekeit . . . 239
- XXVI. Wie man zu gotte vliehen sol in der bekorunge . . 240
- XXVII. Wie der geistlich mensche sin herze sol k§ren von der
- weit 241
- XXVIII* Von der not eis urlüges 243
- XXIX. Von einer Igre 244
- XXX. Ein gebet wene man die jung&^wen crönet . . . 244
- XXXI. Von einer klage 244
- XXXn. Wie des gftten menschen werk lühtent gegen den werken
- vnsers herren 245
- XXXIII. Von dem geistlichen trank 246
- XXXIV. Von der geistlichen spise 246
- XXXV. Von den siben salmen 247
- XXXVI. Von einem geistlichen closter 249
- XXXVII. Von der ewigen hochgezit der heiigen drivaltekeit . 251
- XXXVIII. Wie ein geistlich mensch sol clagen und bekenen got
- sin sünde alle tage 253
- xxxn
- Inhalts - y erzeiohniss.
- en
- XXXIX. Wie die tüvel sich sciahent und jagent, bissent und na-
- gent, wene ein minendü sele, die von g5tlicher mine
- brenet, von (fiser weit scheidet ....
- XL. Alsus sprichet dA minende sele ze irme lieben herren
- XLl Wie ein predierbrüder wart gesehen
- XLII. Von dem honigtrank
- XLIII. Von der einvaltigen mine, wie die wise wart geseh
- XLIV. Von fünf Sünden und von fünf tugenden
- XLV. Von siben dingen in der mincnden g^runge
- XLVI. Wie sich die sele meldet in geistlichem armüte
- XLVIl. Von' einer sünde die b5se ist über alle sünde •
- XLVIII. Wie die mine wart gesehen mit iren jungfröwen
- XLIX. Von eim leienbrüder
- L. Von der pinlichin gottes . . .
- LI. Ein gebet vor versumekeit
- LU. Wie sich die minende sele neiget under die haut gottes
- LIII. Von dein gevengnisse geistlicher lüten
- LIV. Von vier dingen des gel5ben .
- LV. Also schribet ein frünt sineme Mnde
- LVI. Wie got rftret sine fründe mit der pine
- LVII. Ein wenig von dem paradyso .
- LVIIl. Von Sanfe Gabriel ....
- LIX. Wie die botschaft für got kam
- LX. Wie das kint gesehen wart
- LXI. Wie man sich bereiten sol zft gotte
- LXIl. Wie die jungfröwen dienent ir frSwen der künegin
- LXIII. Götz Wille ist ein fürste in allem wesende
- LXIV. Wie got dem menschen dienet
- LXV. Wie got die sele zieret mit der pine
- Zusatz über die sieben tagzelten .
- Brachstüek ttber mystisches leben
- Einige Worterklftrnngen ....
- Seite
- 254
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- 285
- ;♦
- Von Offenbarungen einer liebhabenden Seel.
- Aäo domini MCCL fere per anos XV Über igte fuit teutonicft
- caidam begine^ qase fnit virgo saneta Gorpore et spiritu per
- gratiam a domino inspirata, ^) quse in humili simplicitate, in exu-
- lari paupertate, in oppresso conceptu, in coelesti contemplatione
- nt in scriptura ista patet^ plus quam XL anos domino devotissime.
- servivit, seqnens perfecte vestigia fratrmn ordinis praedicatorum,.
- de die in diem semper proficiens^ semper melior se fiebat Coii-
- scriptüs antem a fratre quodam predicti ordinis et oontinet multft
- bona; prout in titulis praenotatar.
- De trinitate H. lib. 3. (^ap., HI. lib. 9. C, IIH. 1. 12. et
- 14. C, V. lib. 26. C.
- De Christo H. 1. 3. C, IV. 1. 24. C, V. 1. 23. Cap.
- De domina nostra I. 1. 4. C, II. 1. 3. C, V. 1. 23. C. de
- IX ordinibus angelorü I. 1. 6. C, lU. 1. 1. C, V. 1. 1. Cap.
- De prerogativa qnorundam Sanctorü IUI. 1. 20. et 21. et
- 23. Capitulo.
- De maUtia demonum IV. Üb. 17. C, II. 1. 24. C, V. lib,
- 29. C, V. lib. 9. Cap.
- De hominis dignitate I. 1. 44. C* IV. 1. 14. Cap.
- De raptu et separatione animse a came I. 1. 2. C.
- De descriptione coeli HI. 1. 1. C.
- De descript. infemi III. 1. 21. C.
- ') Handschrift inspiratus.
- H. Meohthild. 1
- 2
- De multiplici purgatorio ü. 1. 7. Cap.^ m. 1. 15., 16. Cap.,
- 1. XIV., 15. C.
- De multig virtutibus et vitiis I. 1. 22., 25. C, IIL 1. 7. et
- 14. C, IV. 1. 4. Cap. et de caritate maxime IIL 1. 13. Cap.
- De praedicatoribus in fine mundi tempore antichristi IV. L
- 27. Cap. et de multis inauditis quae intelliges, si cum cre-
- dulitate, humilitate et devotione novies perlegeris librü istü.
- Hie est prophetia de preterito presenti et futuro. Hie est etiä
- distinetio triam personarü V. 1. 26. Cap.
- In dem jare von Gottes geburte drizehendhalphandert jar,
- bi darnach f&nfzehen jaren wart dis b&ch geo£feint m tusche von
- Gotte einer swester, was ein heiig maget beide an lip und an
- geiste. Si dienete Gotte andehtekliche in demütiger einvaltekdt,
- in eilender armftt in himelschem eontemplierende, in verdrukter
- versmehte, mg dene vierzig jar, und nachvolgete vesteklich und
- vollkommenlich dem lichte und lere des predier orden; und nam
- ftr von tage zu tage und besserte sich tegelich. Aber das buch
- samente und schreib ein brftder des selben ordens und vil gutes
- stat in disem buche von vil Sachen, als in den tavelen ist vor-
- gezeichent das solt du gelöblich, diemflteklich und andehteklich
- lifinstunt tberlesen.
- Dis ist das erste teil dis buehes.
- Dis bftch sol man gerne enpfan, wan got sprichet
- selber die wort.
- Dis bAch das sende ich nun ze botten allen geistlichen lüten,
- beidt b5sen und gAten^ wand wen die süle vallent, so mag dafi
- werk nüt gestan, und ez bezeichent alleine mich; und meldet
- loblich mine heimlichkeit. Alle die dis bftch wellen vernemen
- die s511ent es ze nun malen lesen.
- Dis bftch heisset ein vliessendes lieht der gotheit.
- Eia, herre got, wer hat dis bftch gemachet. Ich han es
- gemaehet an miner vnmaht, wan ich mich an miner gäbe nftt
- enliialten mag. Eya herre, wie sol dis bftch heissen, alleine ze
- dineneren? Es sol heissen : ein vliessende lieht miner got-
- heit, in allft die herzen die da lebent ane valscheit.
- L Wie die mine und die künegifie zesamene sprachen, *)
- Die sele kam za der mine
- Und grftste si mit tieffen sioDen
- Und sprach: Got grftsse vch vro mine.
- Gk>t lone ^ch, liebe vro künegifie.
- Vrd mine ir sint sere voUekomen.
- Vro künigine, des bin ich allen dingen oben.
- Vro mine, ir band manig jar gerungen,
- E ir habint die hohen drivaltekeit darzft betwiingen,
- Das sü sieh hat alzemale gegossen
- In Marien demütigen magetüm.
- ') Greith deutsche Mystik S. '222.
- 1
- 4 Erster Theil.
- Frowe künigifie, das ist <^wer ere und vrome.
- Fro mifie, ir hant mir benome
- Alles das ich in ertrich je gewan.
- Frowe künegin, ir hant einen seligen wehsei getan.
- Frowe mine, ir hant mir benomen mine kintheit.
- Frowe künegine, dawider han ich vch gegeben himelische vriheif.
- Frowe mine, ir hant mir benomen alle mine jugent.
- Frowe künigin, dawider han ich vch gegeben manig heiige tugent.
- Frowe mine, ir hant mir benomen gut fründe und mage.
- £ia frowe künigin, das ist ein snödü klage.
- Frowe mine ir' bant mir benoifien die weit, weltlicfa ere und allen welt-
- lichen richtAm.
- Fro. künig., das wii ich vch in einer stunde mit dem heiligen geiste nach
- allcjn vweren willen in ertrich gelten.
- Frowe mine, ir hant mich also sere betwungen, das min licham ist komen
- in sunderlich krankheit. ')
- Frowe kün., dawider han ich vch gegeben manig hohe bekantheiL
- Frowe miüe, ir hant vcrzert min fleisch und min bli\t.
- Frowe kün., damit sint ir gehitert und gezogen in got.
- Fröwe mifie, ^r sint ein röberine, defioch sont ir mir gelten.
- Frowe kün., do nement reht mich selben.
- Frowe mine, nu hant ir mir vergolten hundert valt in ertriche.
- Frowe kün., noch hant ir zc vordernde got und alle sine riebe.
- //. Von drieii pe^'sonen und von drien gaben.
- V. Der wäre gottes grAs, der da kumet von dem himelschen
- fl&t vs dem brunen der vliessenden drivaltekeit^ der hat so grosse^
- XrB&y das er dem lichamen benimet alle sine mäht, und machet
- die sele ii* selben offenbar, das si sihet dich selben den heiigen
- gelich und emphahet deüe an sich gotlichen schin, so scheidet
- die sele von dem lichamen mit aller ir macht, wisheite, liebin
- und gerunge; sunder das minste teil irs lebendes belibet mit
- dem lichame als in einie süssen schlaffe. 80 sihet sü einen
- ganzen got in driü personen und bekenet die drie personen in
- eime gotte vngeteilet. So grfisset er si mit der hove spräche
- die man in dirre kuchin nit vernimet, und kleidet sü mit den
- kleidern, die man ze den palaste tragen sol und git sich in ir
- gewalt. So mag sü bitten und vragen was si wil, des wirt si
- beriht. Warvmbe si nüt beriht wirtj das ist du erste sache von
- drien. So zühet er si fürbas an ein heimliche stat. Da müs si
- ') Handschrift krakheit
- Cap. IL 5
- für nieman bitten noch fragen, wan er wil alleine mitir spüen
- ein spil das der lichame nüt weis, noch die dörper bi dem
- phlüge noch die Ritter in dem tnmei, noch sin mineklichi mftter
- Maria ; der mag si nüt gepflegen da. So swebent si fttl-bäs äni
- ein wunenriche stat, da ich nüt vil von sprechen mag noch wil;
- Es ist ze notlich; ich engetar, wan ich bin ein vil sündig mönsche.
- Mer wene der endelose got die grundelose sele bringet in die
- h5hin, so verlüret si das ertrich von dem wmider,. und bevindet
- nüt, das si je in ertrich kam. Wene das spil allerbest ist, so
- müs man es lassen. So sprichet "der blüiende Got: Junefrö, ir
- müssent vch neigen, so erschriket si: Herre, nu hast du mir
- hie so sere verzogen, das ich dich in minem lichamen mit keinem
- orden mag geloben, sanderdas ich eilende lide und gegete demv
- lichame strite: So sprichet er: Eya, du liebü tube, din stimme
- ist ein seitenspil minen oren; dine wort sint wurtzen minem
- munkle, dine gerunge sint die miltekeit miner gäbe. So sprichet
- sü: Lieber herre, es müs sin als der wirt gehütet. So er-
- süfzet si mit aller mäht, das der lip erweget wirt. So sprichet
- der licham: Eya frowe, wa bist du nu gewesen? Du kumest
- so mineklich wider, schöne und creftig, frie und siiienrich. Din^
- wandelen hat mir benomen minen smak, rüwe, farwe und alle
- min mäht. So sprichet si: Swig, morder, la din klagen sin;
- ich wil mich iemer hütten vor dir, das min vient verwundet sie,
- das wirret vns. nüt, ich fröwe mich sin.
- Dis ist ein grüs, der hat manige ädern, der dringet usser
- dem vliessenden gotte in die armen, dürren seien ze allen ziten
- mit nüwer bekantnüsse, und an nüwer beschöwunge, und in
- sunderliche gebruchunge der nüwer gegenwürtekeit. Eya sÄs-
- licher got, fürig inwendig, blugende vswendig; nu du dis den
- minesten hast gegeben, mohte ich noch ervarn das leben, däö
- du dii^en meisten hast gegeben, darvmbe wolt ich dest langer
- qweln. Disen grüs mag noch müs nieman empfan, er si deiie
- vberkomen und ze nihte worden.
- In disem grüsse wil ich lebendig sterben ;
- Das mögen mir die blinden heligen niemer verderben.
- Das sint die da minent vnd nit bekennent.
- Erster Theil.
- Hl, Von den megden der ade und von d&i* niine schlage. ')
- Alle heilige cristanliche tugende sint der seien megede.
- Der seien süsser verdrutz claget der mine ir not:
- Die sele: Eya alterliebeste jungfrowe,
- Na hast da lange min kamerin gewesen;
- Nu sage mir, wie sol ich dnrane weseo.
- Da hast mich gejagt, gevangen, gebanden,
- Und so tief gewandt,
- Das ich niemer werde gesant.
- Da hast mir manigen «kalenschlag geben ;
- Sage mir, sol ich ze jungest vor dir genesen?
- Wirde ich nüt getödet von diner haut?
- So were mir bas, das ich dich nie hette bekafit.
- Die mine: Das ich dich jagete^ das laste mich;
- Das ich dich vieng, des gerte ich;
- Das ich dich bant, des fr5wete ich mich,
- Do ich dich wundete, do wurde du mit mir vereinet.
- So ich dir kuline schlege gibe, so wirde ich din gewaltig.
- Ich han den almehtigen got von dem himelrich getriben
- Und han ime benomen sin monschlich leben
- Und han in mit eren sinem vatter widergegeben.
- Wie mögest du, sn6der warm, vor mir genesen.
- Sprich, min keiserine, ich v5rhte ein kleine heimeliche arzenie,
- Die mir got dikke hat gegeben.
- Das ich von derselben möge genesen.
- Die mine: So man die gevangenen nüt wil haben tot,
- So git man inen wasser und brot.
- Die artzenie, die dir got dikke hat gegeben,
- Das ist anders nüt dene ein vristunge in dis mönschliche leben.
- Swene aber knnt din oi^tertag.
- Und din lichame enpfat den totschlag,
- So wil ich dich alumbe van
- Und wil dich aldureh gän,
- Und wil dich d!me licham stelen
- Und wil dich dime liebe geben.
- mine, discn bricf han ich us dinem munde geschriben, na
- gib mir frowe din ingesigel.
- Swer got je vber sich selben liep gewan, der weis wol, wa
- er das ingesigel nemen sol; es lit zwisohent uns zwein.
- Die sele spricht: Swig liebe, sprich nüt me.
- Genigen sie dir aller juncfrowen liebeste
- Von allen creatnren und von mir.
- Die sele :
- Die sele:
- Die
- mine:
- ') Greith S. 225.
- Cap. ra— V. 7
- Sage minem lieben, das sin bette bereit sie
- Und das ich minesiech nach ime bin.
- r Ist dirre brief ze lang, das ist djs schult: Ich war in der
- matten, da ich manigerleige blfimen want.
- Dis ist ein süisse jamer clage: Wer von mifie stirbet, den sol
- man in gotte begraben.
- IV. Von der hovereise der sde an der gicb got wiset ')
- Swene die arme sele kämet ze hove, so ist si wise mid
- wolgezogen; so siht si iren got vr&lichen an. Eya, wie lieplieh
- Wirt Bi da enpfangen. So swiget si und gert ynmesseklich sines
- lobes. So .wiset er ir mit grosser gernnge sin götlick liene.
- Das ist gelich dem roten golde das da brinet in eime grossen
- kolefbre. So tftt er si in sin glfigendes herze alse sich d^r
- hohe fiirste nnd die kleine dime alsust behalsent und vereinet
- sint als wasser und win. So wird si ze nihte nnd knmet von
- ir selben, alse si nüt mere mögi, so ist er minesiech nach ir^
- als er je was, wan im gat (weder) zn noch abe. So spricht si:
- herre, dn bist min trost, min gernnge, min vliessend^r bronc^
- min sune, und ich bin din Spiegel. — Dis ist ein hovereise der
- minenden seien, die ane got nät wesen mag.
- V, Von dem qtcale und van dem lone der helle.
- Min licham ist an langer qwale, min sele ist an hoher wnne,
- wan si hat beschowet vnde mit armen vmbevangen . iren lieben
- alzemale. Von ime hat si die qwale, die vil arme. So ziehet
- er si, so vlöset si. Si kan sich nüt enthalten, vntz er sü bringet
- in sich selber. So spreche si gerne nnd si enmag. So ist si
- gar verwanden in die wunderlichen drivaltekeit mit hoher einnnge.
- So lat er si ein kleine, das si geron möge. So gert si sines
- lobes, das kau si nach irem willen nnt vinden. Ja si wolt« das
- er si zn der helle senden wolte, vf das er von allen creatnren
- aber vnmasse gelobet werde. So sihet si in an und sprichet im
- zn: Herre gip mir dinen segen. So sihet er si an nnd zöhet
- si wider, nnd gtt ir einen gr&s.
- *> Greith S. 229.
- 8 Erster Theil.
- Dem der lichiun sprechen nit mAs.
- So spricbt der licham zn der sele:
- Wa bist du gewesen? Ich mag nit me.
- So spricht die sele: Swig, dn bist ein tore. *
- Ich wil mit mime liebe wesen,
- Soltest du niemer me genesen.
- Ich bin sin frftde, er ist min qwale.
- Dis ist ir qwale, niemer müsse si genesen.
- Dise qwale mftsse dich bestan,
- Niemer müsest du ir entgan..
- VL Von den nun kSrm me »ie tingent
- Nu h6re, liebü, höre mit geistlichen oren, sust singent die
- 4|iKi k&re:
- Wir loben dich herre das du uns hast gesuchet mit diner demücikeit:
- W. 1. d. h. d. d. u. h. ') behalten mit diner barmherzekeit.
- W. 1. d. h. d. d. u. h. geheret mit diner smahheit
- W. 1. d. h. d. d. u. h. gef&ret mit diner miltekeit.
- YH-. 1. d. h. d. d. n. h. geordent mit diner wisheit.
- W. 1. d. h. d. d. u. h. beschirmet mit diner gewalt.
- W. 1. d. h. d. d. u. h. gehelget mit diner edelkeit.
- t^. L d. h. d. d. u. h. gewisset mit diner heimlichkeit.
- yf. 1. d. h. d. d. u. h. gehöhet mit diner mine.
- VIL Von gottes vltLch in ahte dingen.
- Ich vlüche dir: din lichame müsse sterben,
- Din wort müsse verderben
- Din ögen müssen sich schliessen,
- Din herze müsse vliessen,
- Din sele müsse stigen,
- Din licham müsse bliben.
- Dine menschliche sine inüssin vergan,
- Din geist müsse vor der heiigen drivaltekeit stan.
- VlIL Der minste lobet got an zehen dingen.
- du brenender berg, o du vserwelte sune!
- du voller inane, o dn grundeloser brune!
- du nnreichhaftü li6hi, o du klarheit ane masse!
- wisheit ane grünt!
- barmherzikeit ape hinderunge!
- sterki äne widersatzunget
- Grone aller erenl
- Dich lobet der minste, den da je geschüffs!
- ') „Wir loben dich herre das du uns hast** wird hier neunmal wiederholt.
- Cap. VI— XIV. 9
- IX. Mit . drin dingmi wonestu m der hShin,
- Die da brinent in der waren mine nnd of einen steten gmnt
- bnweni der warheit nnd fmht bringen mit vollem hnffen des.
- seligen endes, die wonent in der h5hin. Glosa: das ist tber
- seraphin.
- X Der got mimt der angesiget dAn dingen,
- Swelcher mansch die weit vbersiget
- Und sime lichamen allen vnnutzen willen benimet
- Und den tüvel überwindet,
- Das ist die sele die got minet.
- TAt ir die weit einen stoss,
- Davon leidet si kleine not.
- Tut ir das vleisch einen wank,
- Davon wirt der geist nüt krank.
- TAt ir der tüvel einen buk,
- Das achtet die sele aber niht;
- Si mifiet und si mifiet
- Und si kan anders nit beginen.
- XL Vier sint an dem strite gottes.
- tube ane gallen! maget ane sere!
- Ritter ane wanden t kneht vnverzaget!
- Das sint die vier die gotte in sinem strite wol behagent.
- XIL Die sele lobet got an fünf dingen*^')
- keyser aller eren! Crone aller ffirstenf
- wiahdt aller meistern! geber aller gäbe!
- löser aller gevangnisse.
- XIII, Wie got kwnet in die sele.
- Ich kam zA miner lieben
- Als ein töwe vf den biAmen.
- ». ■ ... - • . • •
- ' XIV, Wie die sele got enpfahet und lobet.
- Eja fröliche ansehe wnnge! Eya liepliche grfts! Eja minek-
- liche ymbehalsnnge! ■ Herre din wander hat mich verwandet,
- din gnade hat mich verdmket. du hoher stein, du bist so wol
- dargraben, in dir mag mema^ nisten dene tnben vnd nahtegal.
- •) Greith S. 229...
- 10 Erster Theil.
- XV. Wie got die ade enpfahet
- Siest wilkomen liebä tube^ du hast so sere geflogen in dem
- ertriche, das dine vedern sint gewahsen in dem himelriche.
- XVL Got gdichet die sele vier dingen.
- Du smekest als ein wintrübel^ du ruehest als ein balsam,
- du Inhtest als du sune, du bist ein zftnemunge miner höchsten
- mine.
- XVIL Die sele lobet got an fänf dingen.
- du giessender got an diner gäbet
- du vliessender got an diner mine!
- du brenender got an diner gerunge!
- du smelzender got an der einunge mit dinem liebe!
- du rüwender got an minen brüsten, ane die ich nüt wesen mag!
- *
- XVI IL Got gelichet die sden fünf dingen.
- du schöne rose in dem dorne!
- du viiegendes bini in dem bonge!
- .0 du reinü tube an dinem wesende!
- du schönü sune an dinem schine!
- O.du voller mane an dinem stände!
- Ich mag mich nit von dir gekeren.
- XIX, Got liebkoset mit der sde an sehs dingen.
- Du bist min legerküssin, min minckliches bette, min heim-
- ichestü rüwe, min tiefeste gerunge, min höhste ere. Du bist
- ein lust miner gotheit, ein trost miner m5nscheit, ein bach
- miner hitze.
- XX, Die sde widerlobet got an sehs dingen.
- Du bist min spiegelberg, ein ögenweide, ein vertust min
- selbes, ein stürm mines hertzen, ein val und ein verzihunge
- miner gewalt, min h6hste Sicherheit.
- XXI, Von der bekantnisse und von der gebrüchunge.
- Mine ane bekantnisse
- Dunket die wisen sele ein vinstemisse.
- Bekantnisse ane gebrüchunge
- Dunket si ein helle pin.
- Gebrüchunge ane mort kan si nit verklagen.
- Cap. XV— XXII. 11
- XXIL Von Sante Marien botschaft und vne ein (ugent der an-
- dern volget, und wie die sele ein iuhilus der drivaltekeit wart
- gemachot und wie sante Maria alle heiigen gesSget
- unde noch söget ')..
- Der süsse tftwe der vnbeginlicher drivaltekeit hat sich ge-
- sprenget vs dem binnen der ewigen gotheit in den biftmen der
- vserwelten maget, und des blünien fruht ist ein vnt5tlich got,
- und ein tätlich mensche und ein lebende trost des ewigen liebes,
- und vnser lösunge ist brütegöm worden. Die brut ist trunken
- worden von der angesihte des edeln antlütes. In der grösten
- sterki kunt si von ir selber, und in der grösten blintheit sihet
- 'si allerklarost. In der grösten klarheit ist si beide tot und
- lebende. Je si lenger tot ist, je si vrölicher lebt. Je si vr6-
- licher lebt, je si mer ervert. Je si miner wirt, je ir me zü-
- flüsset. Je sisieh mere vörhtet*) Je si richer wirt je si armer
- ist. Je si tiefer wonet, je si breiter ist. Je si gebietiger ist,
- je ir wunden tieflfer werdent. Je si mer sttirmet, je got minenk-
- licher gegen ir ist. Je si hoher s webet, je si schöner lühtet
- von dem gegenblik der gotheit, je si im naher kunt. Je si mer
- arbeitet, je si sanfter rftwet. Je si mer begriffet, je si stiller
- swiget. Je si Ittter räflFet, je si grosser wunder wirket mit siner
- kraft nah ir macht. Je sin lust me wahset, je ir brutloft grosser
- wirt, je das minebet enger wirt. Je die vmbehalsunge naher
- gat; je das muntkAssen sAsser smekket. Je si sich miüeclicher
- ansehent, je si sich nöter scheident. Je mer er ir glbet, je mer
- si verzert, je me si hat. Je si demftteklicher vrlop niiftt, je e
- si wider kunt. Je si heisser hübet, je si e entfunket. Je si
- mere brennet, je si schöner Mhtet. Je gottes lob mer gebreitet
- wirt, je ir girheit grösser blibet.
- Eya war vart vnser loser brütgöm in dem jubilus der he-
- iigen drivaltekeit Do got nit me mohte in sich selben, do mähte
- er die seien und gab sich ir ze eigen von grosser liebi. Wovon
- bist du gemachet, sele, das du so hohe stigest über alle creaturen,
- und mengest dich in die heiigen drivaltekeit vnde belibest doch
- *) Greith S. 210. ') Hier scheint etwas zu fehlen.
- 12 Erster Theil.
- gantz in dir selber? ') Du hast gesprochen von minem anegenge;
- nu sage ich dir werlich: Ich bin in derselben stat gemaehet
- von der minC; darvmbe mag mich enkein creatnre nach miner
- edelen nature getrösten noch entginen dene allein die mine.
- Vrowe sant Maria, dis Wunders bist du ein mAter. Wefie ge-
- scbach dir das? Do vnsers vatter jubilus betr&bet wart mit-
- adames vaUe, also das er miste zürnen. Do enphieng die'
- ewige wisheit der almehtigen gotheit mit mir den zom. Do
- erweite mich der vatter ze einer brnt, das (er) etwas ze minende
- hette, wand sin liebü brut was tot, die edel sele. Vnd do kos
- (erkies) mich der sun zft einer mftter, und da enpfieng mich
- der heiig geist ze einer trutine. Do was ich alleine brut der '
- heiigen drivaltekeit und mftter der weisen , und trüg si für gotz
- ögen, also das si nit ze male versunken als doch etliche taten.
- Do ich also müter was maniges edeln kindes, do wurden mine
- brüste also vol der reinen vnbewoUener milch der waren milten
- barmherzekeit, das ich sögete die propheten und die wissagen
- e dene got geborn wart. Damach in miner kintheit sögete
- ich Jesum; fürbas in miner jugent sögete ich gotz brut die
- heiigen cristanheit bi dem crütze, das ich also dürre und
- jemerlich wart, das das swert der vleischlicher pine Jesu
- sneit geistlich in min sele. Do stünden offen beide, sine
- wunden und ir brüste. Die wunden gussen, die brüste vlussen
- also, das lebendig wart die sele und gar gesunt. Do er den
- blanken roten win gos in iren roten munt, do si alsust ys den
- offen vnmden geborn mid lebendig wart, do was si kindesch
- und vil jung. Solte si do nach irem tode und ir geburt vol-
- leklich genesen, so müste gottes müter ir müter und ir ame sin.
- , Gotte, es was und ist wol billich. Got ist ir rehter vatter und
- si sin rehtü brut, und si ist im an allen iren liden glich Vrowe
- in dinem alter sögetost du die heiigen aposteln mit diner müter-
- lichen lere und mit dinem creftigen gebette, also das Gott sin
- ere und sinen willen an inen tete. Vrowe, also sögetestn da
- und sögest noch die martyrer in Iren herzen mit starkem gelQben,
- ') Marift oder die Seele Bprioht.
- Cap. XXII— XXV. 18
- di^ bihter mit heiiger beschirmange an iren oren, die megde
- mit diner küscheit^ die wittewen mit stetekeit^ die dm^ehten mit
- loilt^keit, die Bünder mit der bittunge.
- Vrowe^ noch mftgt du nn» sögen, wan dine brflste sind noch
- «Iso vol, das du nät mäht verdruken. Woltostu nit sögen me^
- 90 tete dir die milch tu we. Waii werlich ich han gesehen dine
- brüste so Yol, das siben stralen gussen, alzemale us von einer
- brüste vber minen lip und vber min sele. In der stunde be-
- nimest du mir ein arbeit, die kein Gotzfrünt mag getragen
- one herzeleit. Alsust solt du noch sögen bis an den jüngsten
- tag, so m&st du ersihen, wan so sint gotz kint und dinü kint
- gewefiet und volle gewahsen in dem ewigen lip. Ejä, darnach
- sollen wir bekenen und sehen in unzellicher lust die milch und
- och dieselbe brüst, die Jesus so dikke hat gekust.
- XXI IL Du solt beten, de dich got mine sere dikke unde lange
- so wirdest du reine, schone und lange, *)
- Eya herre, mine mich sere und miiie mich dike und lange;
- wände je du mich dikker minest, je ich reiner wirde; je du mich
- serer minest, je ich schöner wirde; je du mich langer minest,
- je ich heiiger wirde hie in ertrich.
- XXIV, Wie got antwurtet der sele.
- Das ich dich mine dikke, das han ich von natnre,' wan ich
- oelbe die mine bin. Das ich dich sere mine, das han ich von
- miner gerunge,*) wan ich gere das man mich sere mine.*)
- Das ich dich lange mine, das ist von miner ewekeit, wan ich
- aiie ende bin.
- XXV* Von deni wege pine ze lidene gerne dur got,
- Got leitet sinü kint, die er vserwelt hat wunderliche wege.
- Das ist ein wunderlich weg und ein edel weg und ein heiig
- weg, den Got selber gieng, das ein mensche pine lide ane sünde
- ' ») Greith S. 33.
- ') Am Baode: Deos Caritas est.
- ') Hier scheint eine Lücke zu sein.
- 14 Erster Theil.
- und ane schulde. In diBem wege fröwet sich die sele^ die nach
- got jamerig ist, wan si fröwet sich von nature ze irem herrsi^
- der dur sine woltat manige pine gelitten hat Und sin lieber
- herre der himelsche vatter gap sinen liebsten snn, das er ge-
- pingot wart von den beiden, und gemarterot von den jaden ane
- sine schulde. Und ist die zit komen de etlich lüte die geistlich
- schinent gotz kint pingent am libe und marterent an dem geiste,
- wan er wil si sinem lieben sune geliehen, der an libe und an
- sele gepinget wart.
- XX VI. In disen weg zühet die sele ir sine und ist vri
- ane herzdeit.
- Es ist ein selzen und ein hoher weg, da wandelt du ge-
- trüwe sele iiie und leitet na ir die sine, als der sehende tftt den
- blinden. In disem weg ist vri die sele und lebt ane herzeleit,
- wan si wil anders nit dene als ir herre, der allü ding uffen
- das beste tot.
- XXVII , Wie du sieat wirdig dis weges und in behaltest und
- vollekomen niest.
- Drti ding machent einen des weges wirdig, das er in er-
- kene und kerne darin. De erste, de der m6nsehe sich selber
- twinget in gotte ane alle meisterschaft und die gottesgnade
- heleklich behalte und willekliche trage, in verzihunge aller
- dingen nach dez menschen willen. Das ander behaltet den
- menschen in dem wege das im allü ding ze danke sint ane
- allein die sUnde. Das dritte machet den menschen vollekomen
- in dem wege, de man allü ding glichlich gotte ze eren tu, wan
- min snödeste notdurft wil ich got also hohe reiten, als ob ich
- were in der hohesten contemplacie, da ein mensch inkomen mag;
- warumbe^ (den) tun ich es in einer liebin gotte ze eren, so ist
- es alles ein. Swenne ich aber sünde, so bin ich an disem
- wege nit.
- Cap. XXVI— XXIX. 15
- XX VI IL Die mine $ol sin morüich dne masse dne vnderlass,
- de ist toren torheit ')
- Ich fr&we mich, de ich miiien mfts den der mich minet und
- gere des, de ich in mortlich mine ane masse und ane underlas:
- Vröwe dich, min sele, wan din leben ist gestorben von mine
- dur dich, und mine in so ser^ de du mögest sterben dur in, so
- brenest du jemer mere vnverlöschen als ein lebend funke in dem
- grossen füre der lebend majestat.
- So wirst du minefiires vol,
- Damit dir hie ist so wol.
- Da darfst mich nit me leren,
- Ich enmag mich nit von der mine keren;
- Ich müs ir ^evangen wesen,
- Ich mag anders nit geleben. —
- Da Bi wonet, da mag ich beliben
- Beide, an tod und an libe.
- Das ist der toren torheit,
- Die lebent ane herzeleit.
- XXIX. Von der schSni des brdtegömes und wie im die
- brütini volgen sol.
- Vide mea sponsa: Sich wie schöne min ögen sint, wie
- relit min munt si, wie ftrig min herze ist, wie geringe min
- hende sint, wie snel min fasse sint und volge mir. Du solt
- gemartert werden mit mir, verraten in der abegunst, gesftchet
- in der vare, gevangen in dem hasse, gebunden in höresagen,
- din ögen verbunden de man dir die warheit nit wil bekenen,
- gehalsschlaget mit dem grime der weite, f^r gerihte gezogen
- an der bichte, georsehlaget mit der bisse, ze herode gesant
- mit dem spote, entkleidet mit dem eilende, gegeiselt mit dem
- arm&te, gekrönet mit bekorunge, angesptet mit der smahheit,
- din erüze tragen in dem hasse der Sünden, gecrüzegot in ver-
- zihunge aller dingen nach dinem willen, genegeit an das erüze
- mit den heiigen tugenden, gewundot mit der mine, sterben an
- dem erüze in heiiger bestandunge, in din herze gestochen mit
- steter einunge, von dem erüze gelöset in warem sige aller diner
- ') Greith S. 233.
- 16 Erster Theil.
- vietideii; begraben in der unahtbarkeit, nferstan von dem tode
- in einem heiigen ende, ze himel gevam in einem znge gotz
- ateme».
- XXX. Von den aiben ziten.
- Mettin: mifien vol in thaae wol.
- Prime: minen gere ein Bftsae swere.
- Terde: minen lost ein süisse turst.
- Sexte: minen vülen ein sftsse kAIen.
- None: minen tot ein atane not
- Vesper: minen vliessen ein süsses gieasen.
- Gomplet: minen rüwen ein sftssds frftwen.
- XXXL Du soll nit ahien smahheiL
- Ich wart versmehet sere, do sprach vnser herre: la dich
- nit sere wundem; sit de here drisem rag so sere verworfen und
- angespiet wart, was sol dene dem essig vas geschehen, da nüt
- gutes ine von im selber ist?
- XXXII, Du 8olt nit ahteM eren, pine, gut hetr&hdi an
- der Sünden.
- ■
- So man dir ere hütet, solt du dich schämen; so man dich
- pineget, so solt du dich vröwen; so man dir gut tut, so solt
- du dich vörhten; so du wider mich tftst, so solt du dich be-.
- trfiben von herzen. Mäht du dich nit betrüben, so sich wie sere
- und wie lange ich dur dich betr&bet was.
- XXXIIL Von der pfrd,nde tro$t und mint.
- Min sele sprach alsust zu irem lieben: Herre din miltekeit
- ist die pr&nende mines lichamen wunderliche, dine barmherzig-
- keit ist der trost miner sele sunderlich. Die mifie ist die rftwe
- nunes lebens ewiklich.
- XXXIV, Du solt sin in der pine ein lamp, ein tttridtCbe,
- ein brät.
- Du bist min lamp an diner pine.
- Du bist min turteltube an diner süfznnge.
- Du bist min brat an diner beitünge.
- Cap. XXX— xxxvm. 17
- XXXV. Die wSstin hat zwölf ding,^)
- Da solt minen das niht.
- Da solt vliehen das iht.
- Da solt alleiDe stan
- Und solt zu nieman gan.
- Du solt sere unmüssig bXü
- Und von allen dingen wesen vrt.
- Da solt die gevangenen enbinden
- Und die vrien twingen.
- Da solt die siechen laben
- Und solt doch selbe nit haben.
- Da solt das wasser der pine trinken
- Und das für der mine mit dem holtz der tagende entzünden,
- So wonest du in der waren wüstenunge.
- XXXVL Von der bosheit gutin und wundere.
- Mit der bosheit diner vienden solt du gezieret werden.
- Mit den tagenden dines herzen solt du gehöret werden.
- Mit dinen guten werken solt da gecrönet werden.
- Mit vnser zweiger (Zweier) miiie solt du gehöhet werden.
- Mit minen lustlichen wunder solt du geheliget werden.
- XXXVII. Die sde antwurtet got, de si wirdig 6^ der gnaden^
- vil liebet vnschuldiger smacheit lustet mich,
- Herzeklicher tugenden beger ich,
- Güter werken hau ich leider nit,
- Unser zweiger mine die verderbe ich,
- Dines schönen wunders bin ich gar vnwirdig.
- XXXVIII. Got rämet sich de die sde überwunden hat vier sünde.
- Unser herre rümet sich in himelriche
- Siner minenden sele, die er hat in ertriche,
- Und spricht: Sehent wie si kunt gestiegen,
- Die mich verwundet hat.
- Sie hat den äffen der weit von sich geworffti,
- Si hat den beren der vnküschi vberwunden,
- Si hat den löwen der hochmüti under ir fasse getreten,
- Si hat dem wolf der girheit sinen rans zerrissen
- Und kunt gelöffen als ein verjageter hirze
- Nach dem bruiien der ich bin.
- Si kumet geswungen als ein are
- Usser der tieflfi in die höhin.
- ') Greith S. 2:]5.
- H. Mechtild.
- 18 Erster Theil.
- XXXIX. Got waget die seh was »i hnnga, ')
- Du jagest sere in der mine.
- Sage mir, was bringest da mir, min kunigine.
- XL. Des antwurt st im de besser ist dene vier ding,
- Herre, ich bringe dir mine kleinöter:
- Das ist gr&sser defie die berge, es ist breiter deüe die weit,
- tieflfer deüe das mer, höher deüe die wölken, schöner deüe die
- soüe, manigvaltiger deüe die steme; es wiget me deüe alles
- ertrich.
- XLL Got waget mit einem lobe, wie das cleinoter heisse.
- Dein*) bilde miner gotheit, gehert mit miner menschheit,
- gezieret mit minem heiigen geiste, wie heissent dinü kleinöter?
- XLIL Das cleinoter heisset des herzen lust,
- Herre, es heisset mins herzen lust, den han ich der weite
- entzogen, mir selben erhalten und allen creaturen versaget; nu
- mag ich sin mit fürbas getragen. Herre, war sol ich in legen?
- XLIIL Dinen lust leg in die drivaltekeit,
- Dines herzen lust solt du nienar legen deüe in min götlich
- herze und an min menschlich brüste. Da alleine wirst du ge-
- trost und mit minem geiste gekiisset.
- XLIIIL Von der mine iceg an siben dingen, von drin kleiden
- der bnite und vom tanze.
- Got spricht: Eja minendü sele, wilt du wissen wielich din
- weg si?
- Du sele: Ja lieber heiiger geist, lere mich es. Also du
- kumest Über die not des rüwen und über die pine der bihte.
- ') Greith S. 23«.
- ') Handschrift: ein.
- Cap. XXXIX— XLIIII. 19
- imd über die arbeit der büsse, und über die liebe der weite,
- und über die bekorunge dez tüvels, und über die überflüssekeit
- des vleisehes und über den verwassenen eigenen willen, der
- manig sele zeruggen zühet so sere, de si niemer zu rehter liebin
- kunt, und so du alle dine meisten viende hast nidergeschlagen, —
- so bist du also müde, de du den spricliest; Schöner jungeling,
- mich lustet din; wa sol ich dich vinden? So sprichet der jungeling:
- Ich höre ein stime,
- Die lutefr ein teil von mifien.
- Ich han si gefriet manigen tag,
- De mir die stinie nie geschach.
- Nu bin ich beweget,
- Ich müs ir engegen.
- Sü ist diejene, die kunber und mine mitenander treit.
- Des morgens in dem towe, de ist die besclossen inekeit,
- Die erst in die sele gät.
- So sprechent ir kamerere, de sint die fi^nf sinne:
- Die sine : Vrowe ir sollent voh kleiden.
- Die seele: Liebe, wa sol ich hin?
- Sine: Wir han das ninen wol vernomen,
- Der fiirste wil vch gegen komen
- In dem töwe und in dem schönen vogelsange.
- Eja frowe, so sument nit lange.
- So zühet si an ein hemede der sanften demütikeit, und also
- demütig, de si vnder ir nit mag geliden. Darvber ein wisses
- kleit der luteren küschekeit, und also reine, de si an gedenken,
- an Worten, noch an berürunge nüt me mag geliden, de si be-
- vlekken möge. So nimet si vmbe einen mantel des heligeu ge-
- ruchtes, den si vergolten hat mit allen tugenden.
- So gat si in den walt der geselleschaft heiliger lüten. Da
- singent die allersüsseste nahtegale der getemperten einunge mit
- gotte tages und nahtes, und manig süsse stinie höi-t si da von
- den vögeln der heiigen bekantnüsse. Noch kam ^) der jungeling
- nüt. Nu sendet si hotten vs, wan si wil tanzen, und sant vmb
- den geloben abrahe, und vmb die gerunge der propheten und
- vmb die kusche diemütekeit vnser vröwen Santo Marien, und
- ') Handschrift: kan.
- 20 Erster Theil.
- ymb alle die heiige tagende Jesa christi, und ymb alle die
- frumekeit siner vserwelten. So wirt da eine schöne loptantzen.
- So kunt der jungeling und spricht ir zu : Junkfrowe, alsust
- fromeklich sont ir nachtantzen, als üch mine vserwelten vorge-
- tantzet haut. So spricht si:
- Ich mag nit tanzen, herre, du enleitest mich.
- Wilt da das ich sere springe,
- So müst du selber voran singen.
- So springe ich in die mine.
- Von der mine in bekantnisse,
- Von bekantnisse in gebruchunge,
- Von gebrnchnnge über alle monschliche sine.
- Da wil ich bliben und will doch vürbas crisen.
- (Wie die brut singet) Unde mfts der jungeling singen alsus
- dur mich in dich und dur dich von mir gerne mit dir, von dir
- nöte. — So sprlchet der jungeling: Juncfröwe, dirre iobetantz
- ist vch wol ergangen. Ir süUent mit der megde sun vwem
- willen han, wan ir sint nu inenkliche müde, kument ze mittem
- tage zu dem brufien schatten in das bette der mine, da sönt ir
- üch mit im erkülen. So spricht die jungfröwe :
- herre, das ist vbergros,
- De du ist diner mine genos,
- Du nit mine an ir selber hat,
- Si werde e von dir beweget
- So spricht die sele zu den sinen, die ire kammerere sint:
- Nu bin ich ein wile tanzens mfide. Wichent mir, ich müs gan,
- do ich mich erkfile. So sprechent die sine zft der sele: Vrowe,
- wellent ir f ch külen in den mine trehnen Sante Maria Magdalene,
- da mag vch wol benfigen. Die sele:
- Swigent, ir herren; ir wissen t nit alle was ich meine.
- Lant mich ungehindert sin;
- Ich wil ein wenig trinken den vngemengeten win.
- iSine: Vröwe, in der megde küschikelt
- Ist die grosse mine bereit.
- Seele: Das mag wol sin, das enist das h&hste nit an mir.
- Sine: In der marterer blute mögen t ir i'ch sere k&Ien.
- Seele: Ich bin gemartert so manigcn tag.
- De ich dar nu nit komen mag.
- Cap. XLIIII. 21
- Sine: In dem rate der bihteren wonent reine lüte gerne.
- Seele: Mit rate wil ich jemer stan,
- Beide tun und lan,
- Doch mag ich nu dar nüt gan.
- Sine: In der aposteln wisheit
- Vindent ir grosse Sicherheit.
- Seele: Ich han die wisheit bi mir hie,
- Damit wil ich je zem besten kiesen.
- Sine: Vröwe, die engel sint klar
- Und schöne minevar;
- Went ir üch külen, so hebent \^ch dar.
- Seele: Der engelen wune tut mir minen we,
- Swene ich iren herren und minen brutgöme nit anseh.
- Sine: So külent fch in dem heiigen hei*ten leben ,
- De got johani baptisten hat gegeben.
- Seele: Zu der pine bin ich bereit,
- Jedoch gat der mine kraft vber alle arbeit.
- Sine: Frowe, went ir '^ch minekliche külen,
- So neigent vch in der jangfröwen schos
- Ze dem kleinen kint, und sehent und smekent,
- Wie der engel fröde von der ewigen maget
- Die unnatürlichen milch sog.
- Seele: De ist ein kintlich liebi,
- Das man kint s5ge und wiege;
- Ich bin ein vollewachsen brüt,
- Ich wil gan nach minem trüt.
- Sine: Frowe, komest du dar,'
- So müssen wir erblinden gar,
- Wan du gotheit ist so fürig heis.
- Als du selb wol weist.
- Das alles für und alle die glüt
- Das den himel und alle heiigen lühten tut,
- Und brennen, das ist alles geflossen
- Usser sinem gotlichem ateme.
- Und von sinem menschlichen munde
- Von dem rate des heiigen geistes;
- Wie macht da beliben ioch eine stunde?
- Seele: Der visch mag in dem wasser nit ertrinken.
- Der vogel in dem lüfte nit versinken.
- Das gold mag in dem füre nit verderben,
- Wan es enpfSrt da sin klarheit und sin lühtende varwe.
- Got hat allen creature das gegeben,
- Das si ir nature pflegen;
- 22 • Erster Theil.
- Wie m6hte ich den miner nature widerstan?
- Ich müste von allen dingen in got gan,
- Der min vatter ist von natiire,
- Min brüder von siner mönscheit,
- Min brütegSm von mine
- Und ich sin ane anegenge.
- Went ir, das ich nit enpfinde ire wol?
- Er kan beide, kreftiglichen brenen nnd tröstlichen ktilen.
- Nu betr&bent '^ch nit ze sere.
- Ir s&llent mich noch leren.
- Swene ich widerkere,
- So bedarf ich vwer lere wol,
- Wan das ertrich ist maniger strikke vol.
- So gat die allerliebeste zu dem allerschönesten in die ver-
- holnen kamern der vnschuldigen gotheit; da vindet si der mine
- bette und mifie gelas, und gotte und menschliche bereit. So
- spricht unser herre: Ötant, vrowe sele. — Wa^ gebütest du
- herre? — Ir sönt vs sin. — Herre, wie sei mir dene geschehen?
- — Frow sele, ir sint so ser^ genatuii; in mich, de zwischent
- vch und mir nihtes nit mag sin. Es enwart nie engel so her,
- dem das ein stunde wurde gelihen, das vch eweklich ist ge-
- geben. Darumbe sout ir von vch legen beide, vorhte und schäme
- und alle uswendig tugent. Mer alleine die ir binen vch tragent
- von nature, den sont ir eweklich enpfinden wellen. Das ist
- vwer edele begerunge und vwer grundelose girheit, die wil ich
- «
- eweklich erfüllen mit miner endelosen miltekeit.
- Herre, nu bin ich ein nakent sele,
- Und du in dir selben ein wolgezieret got.
- Unser zweiger gemeinschaft
- Ist das ewige liep ane tot.
- So geschihet da ein selig stille
- Nach ir beider wille.
- Er gibet sich ir und si git sich ime.
- Was ir nu geschehe de weis si
- Und des getröste ich mich.
- Nu dis mag nit lauge stan.
- Wo zwoi geliebe verholen zesamen koment,
- Sie müssent dikke vngescheiden von einander gan.
- Lieber Gottes fr und, disen mine weg han ich dir geschriben ;
- Got müsse in an din herze geben. Amen.
- Cap. XLV, XLVI. 23
- XL V. Von ahte tagen in denen voUebraht der propheten gerunge.
- Dis ist ein tag der gerunge und der seligen fr5den in der kündunge
- cristi.
- Dis ist ein tag der rüwe und der liplichen zartekeit in der gebnrte
- cristi.
- Dis ist ein tag der trüwe und de seligen einu nge, der. hohe Donrstag.
- Dis ist ein tag der miltekeit und herzeclicher liebi, der stille vritag.
- Dis ist ein tag der gewalt und frölicher vr5de, die vrstandunge.
- Dis ist ein tag des geloben und des elenden jamers, der vffart tag.
- Dis ist ein tag der warheit und des brenenden trostes, der pfingestag.
- Dis ist ein tag der rehtekeit und der waren stunde, de jungest gerihte.
- Dis ist ein wuche, der sollen wir siben tag began Stctegunge.
- Einen wil vnser herre began an dem jüngsten tage mit uns allen.
- XLVL Von der manigvaltigen zierde der hi*ute, und wie si kirnt
- zu dem brutegöme und toiellch ir gesinde ist, de ist nünvcdt.
- Die brut ist gekleidet mit der sufien und hat den manen
- vnder die fasse getreten, und si ist gekrönet mit der einunge.
- Si hat ein cappellan, de ist die vorhte, der hat eine guldine rüte
- in der hant, de ist die wisheit. Der capellan ist gekleidet mit
- des lambes blüt, und ist mit der ere gekrönet. Und die wisheit
- ist gekleidet mit der wolsamikeit und ist gekrönet mit der ewekeit.
- Die brut hat vier jungfröwen. Die raifie leitet die brut. Die
- miüe ist gekleidet mit der küschekeit und ist gekrönet mit der
- wirdekeit. Die ander ist demütikeit, die haltet die brut, die ist
- gekleidet mit der vnahtbarkeit und ist gekrönet mit der höhi.
- Die dritte juncfröwe das ist rüwe, die ist gekleidet mit den
- wintrübelin und ist gecrönet mit der vröde. Die vierde juncfröwe
- ist erbarmherzekeit, die ist gekleidet mit der salbe und ist ge-
- crönet mit der wune. Du zwei tragent der brut den mantel uf,
- das ist das heiige geruhte. Si hat einen bischof, das ist der
- gelobe, der bringet die brut vor den brutegöme. Der bischof
- ist gekleidet mit türem gesteine und ist gecrönet mit dem heiigen
- geiste. Der bischof hat zwene ritter, der eine ist die starchekeit,
- die ist gekleidet mit dem strite und ist gekrönet mit dem sige.
- Der ander künheit, der ist gekleidet mit genedikeit und ge-
- krönet mit aller selikeit. Si hat einen kamerer das ist die hüte,
- 24 Erster Theil.
- der ist gekleidet mit stetekeit und ist gekrönet mit bestandunge;
- er treit das lieht vor der brate und treit ir das tepet nach.
- Das lieht ist vernünftekeit, die ist gekleidet mit der bescheiden-
- heit und ist gekrönet mit miltekeit. Das tepet ist die heiige
- conscientie, ') die ist gekleidet mit gutem willen und ist gekrönct
- mit gotz behagunge. Si hat einen schenken, das ist die be-
- gerunge, die ist gekleidet mit girikeit und ist gekrönet mit vride.
- Si hat ein spilman , das ist die minesamkeit. Sin harpfe
- das ist inikeit; der ist gekleidet mit dem gunste und ist ge-
- krönet mit der helfe. Du brut hat fünf küngrich. Das erste
- sind die ögen, die sint gebuwen mit den trehnen und gezieret
- mit getwange. Das ander ist die gedenke, die sint gebuwen
- mit dem strite und gezieret mit dem rate. Das dritte ist de
- sprechen, das ist gebuwen mit der not und ist gezieret mit der
- trüwe. Das vierde ist das hören, das ist gebuwen mit dem
- gotzworte und ist gezieret mit dem tröste. Das fünfte ist die
- berürde, die ist gebuwet mit der gewalt und ist gezieret mit
- der reinen gewonheit.
- Dise fünf küngriclie haut einen voget, de ist die schuld,
- die ist gekleidet mit der bihte und gekrönet mit der büsse. So
- hat er einen rihter, der ist gekleidet mit der discipline und
- gekrönet mit der gedult. Du brut hot einen sömer, das ist
- der lichame , der ist gezömet mit der unwirdekeit , und
- smacheit ist sin fflter, und sin stal ist bihte. Der someschrin
- den er treit ist die unschulde. Die brut hat einen pellelbovivir,
- das ist die hoffen, die ist gekleidet in die warheit und gekrönet
- mit dem sänge. Si hat einen palmen in der haut, das ist die
- sege vber die sünde, und ein buhsen in der andern haut, die
- ist vol gerunge und miüe, die wil si iren lieben bringen. Si
- het einen pfawenhfit, das ist das gute geruhte in dem ertrich
- und hohe ere in dem himelrich. So gat si einen weg, das ist
- die senftmütekeit, die ist gekleidet mit dem vliessenden honge
- und gekrönet mit Sicherheit. So singet si deüe: Vserweltes
- liep, ich geren din. Du nimest und gibest mir vil mange
- ') sain wiszikeit
- Cap. XLVI. 26
- herzensweri. Joch han ich von dir vnsineliche not. Swene du
- herre geb&test, so wird ich von mir erlost. So sprichet er:
- Minekliche liebe, gedenke an die stunde,
- Da du begriffest den vollen fant,
- Und la dich nit belangen,
- Joch han ich ze aller stnnt
- Mit armen (dich) vmbevangen.
- So spricht vnser herre zu siner vserwelten brut: Veni, di-
- lecta mea, veni coronaberis. So git er ir eine crone der war-
- heit; die nieman tragen müs dene geistliche lute. In der kröne
- siht man vier tagende: Wisheit nnd kumer, gernnge und be-
- haltnisse. 6ot gebe vns allen die kröne! Amen.
- 26
- Dl8 ist das ander teil dis baelies.
- /. Die mim machet hohi in der sele tut vnibe menschlich sine,
- de kunt i:on eigem loillen.
- Die hohe der sele geschiht in der mifie, und die zierde des
- lichamen geschiht in dem heiigen cristan töffe; wafi über die
- mine ist kein höhe, und ussen der eristanheit ist enkeine zierde.
- Darumbe törent si sich selber vil sere, die mit grülichen, un-
- menschlichen arbeiten wenent erstigen die höhi, und tragent
- doch ein grimes herze, wan si haut der heiigen diemütige tugent
- nit, die die sele in got kan leiten; und da stület gerne valschu
- helikeit, da der eigener wille die meisterschaft in dem herzen treit.
- IL Von zw ein liederen der mine des der in der mine
- wart gesehen.
- Ich stürbe gerne von mine, m6hte es mir geschehen,
- Den Jonen den ich rninen, den han ich gesehen,
- Mit minen lihten ougen in miner sele stan.
- Sweh'i brnt iren lieben geherberget hat.
- Die bedarf nit vere gan.
- Du mine mag nit wol vergan.
- Swa die juncfröwen dike nach dem jungelinge gant.
- Sine edel nature die ist so bereit,
- Das er si aber gerne enpfät, und leit
- Sie im von herzen nach. Das mag den tumben lichte entgan,
- Die ungerne nach der liebe stant.
- Zweiter TheU. Cap. I— lU. 27
- HL Von der Zungen der goiheit , von dem liehte der warheit,
- von den vier stralen gotz in die nun kSre und der drivaltekeit
- und von S. Marien. *)
- edeler arn! o süsses lamp!
- füres glM, entzünde mich!
- Wie lange sol ich alsns dürre sin?
- Ein stunde ist mir alze swere.
- Ein tag ist mir tnseht jar.
- So du mir frömede w5ltest sin,
- Solte es ahte tage weren,
- Ich wölte lieber ze helle vam,
- Da ich doch ine bin,
- Wand de got der miüenden sele vr5mbde si.
- Das ist pine über menschlichen tot
- Und über alle pine,
- Das glöbent mir. Die nahtegal
- Die müs je singen,
- Wan ir natnre spilet von minen al.
- Der ir das beneme, so were si tot. '
- Eia grosser herre, bedenke min not.
- Do sprach der heiig geist zö der sele:
- Eya edele junkfröwe bereitent vch,
- Vwer lieber wil komen.
- Do erschrjk si und wart inerlich fro
- Und sprach: Eya trut hotte, kerne es jemer also!
- Ich bin so böse und so gar ungetrüwe,
- Das ich sunder minen h'eben niena mag gei*üwen.
- Swene ich das bevinde,
- Das ich von siner mifie enwenig erkrtle.
- So ist mir in allen enden we
- Und ist mir ze danke,
- Das ich jamerig müs nach im gan.
- Do sprach der botte: Ir söllent wünschen
- Und begiessen und betten und blümen str6wen.
- Do sprach die eilende sele:
- Wen ich w^ünschc, so müs ich mich schämen.
- So ich begüsse, so müs ich weinen,
- So ich betten, so müs ich hoffen.
- So ich blümen briche, so müs ich mifien.
- Swene min herre kunt, so kum ich von mir selben,
- Wan er bringet mir so mangen süssen seitenklang.
- Das mir benimet allen mines fleieches wank.
- Und sin seitenspil ist so vol aller süssekeit.
- Damit er mir benimet alles herzeleit.
- ') Greith S. 237.
- 28 Zweiter Theil.
- Die grosse znnge der gotheit
- Hat mir zugesprochen manig kreftig wort,
- Du han ich enpfangen mit wcDigen oren miner snödikeit.
- Und das nllergr5ste lieht hat sich ufgetan
- Gegen die ögen miner sele.
- Daiiie han ich gesehen die unsprechliche ordenange
- Und bekante die unzellichen ere.
- Das unbegriflich wunder
- Und das sunder trüten mit vnderscheide,
- Die genügekeit vf das höhste
- Und die grossen zuht in der bekantnisse,
- Die gebruchunge mit der abebrechange
- Nach der mäht der sinen,
- Die ungemengete fr6de in der einunge
- Der geselleschafc , und das lebende liop der ewekei^
- Als es nu ist und jemer wesen soL
- Da werden vch gesehen vier stralen,
- Die schiessent alzemale
- Usser dem alleredelsten armbrust der heiigen drivaltekeit,
- Von dem gotlichen throne dur die nun köre.
- Da blibet nieman so arm noch so rieh,
- Er treffe in miiieklich.
- Die strale der gotheit schüsset si
- Mit einem vnbegriffenliehem lichte.
- Die miüende mönscheit grüsset si
- In brüderlicher geselleschaft,
- Der heiig geist rüret si
- Mit der durchfliessunge
- Der wunderlichen schöppfunge
- Der ewigen wöne.
- Der vngeteilet got spiset si
- Mit dem blikke sines heren antlütes
- Und füllet si mit dem unlidigen ateme
- Sines vliessenden mnndes.
- Und wie si gant ane arbeit als die vögele
- In dem lüfte, so si keine vedren rürent,
- Und wie si varent swar si wellent
- Mit libe und mit sele,
- Und doch in ir satzunge blibent unvermischet,
- Und wie die gotheit dinget,
- Die monscheit singet,
- Der heiig geist die liren des himelriches vindet.
- Das alle die selten mussent dingen,
- Die da gespanet sint in der mine')
- ') Am Rand: Maria mangelt noch der letzten zierde.
- Cap. m. 29
- Da ward öch gesehen dasselbe here trisem yas,
- Da Christus nun manot in sas
- Mit sele und mit libe,
- Als si jemer sol beliben
- Aneht alleine die grosse zierde,
- Die der himelische vatter an dem jungosten tage
- Allen seligen lichamen sol geben.
- Der müs vnser fröwe noch enbern,
- Diewile das tlis ertrich swebet vf dem mere.
- Do wart gesehen wie schöne vnser fröwe stund an dem
- throne zer linggen hant des himelsehen vatters unverborgen an
- aller megdlicher schöpfnisse, und wie der menschlich licham ist
- getempert und geformet in die edel lühtnisse der sele vnser
- fröwen, und wie die lustlichen brüste vnverborgeA sint vol der
- .suessen milche ^ de die tropfen vliessent dahin dem himelsehen
- vatter ze eren und dem menschen ze liebe, also das der mensche
- vber alle creature wilkomen si. Wan so sere wundert den hohen
- fürsten, die ertzengel sin des, das andere fArsten der menschen
- über in komen sint, das es loblich ist das vnser volle züge da st.
- Zu der vordem hant vnsers herren stat Jesus, vnser 15ser
- mit offenen wunden.
- Blutig, un verbunden,
- Ze überwindende des vaters gerehtekeit,
- Die mangen sünder vil nahe leit, ')
- Wan diewile de die siinde uf ertrich weret,
- So s511ent Christi wunden offen sin,
- Blutig ane sere.
- Mer nach dem gerihte
- So sol Christus ein sogetan cleit anzien,
- Das nie wart gesehen,
- Eb wisete deiie got vngeschehen.
- So sollen die süssen wunden heilen,
- Als ob ein rosen blat
- Geleit were an der wunden stat.
- Da sieht man dene die vröHch miiievar,
- Die niemer sollent vergan.
- Dene wil der ungeschaffen got
- Alle sin sch5pnisse nüwe machen,
- Und also nüwe, das si niemer mügent alten.
- ') Handschrift lit.
- 30 Zweiter Theil.
- Nu gebristet mir tüsches, des latines kan ich nit, so
- was hie gutes anliget, das ist min schult nit, wafi es wart nie
- hunt so böse, lokete im sin herre mit einer wissen simelen^ er
- kerne vil gerne.
- im. Von der armen dinien, von der messe joh . baptiste, von
- der wandd^inge der ouelaten in de lamp, von enget schont, von
- vierhande litte geheliget und von giddinen pfeningen,
- Eya lieber herre, wie nütze de si, das ein mensche von
- gfttem willen sie, noch dene das si der werke nit vermag, de
- wisete unser lieber herre einer armen dime, da si nit me mohte
- alleine si, doch leider ze sinem dienste nit endohte. Do sprach
- si alsust ze gotte:
- Eya lieber herre min,
- Sei ich hüte ane messe sin?
- In dirre begerunge benam ir got alle ir irdensche sine und
- brahte si wunderlich hin in ein schöne kilchen. Da vant si
- nieman ine; do gedahte si: we du vil arme, tragü; nu bistu
- ze spate komen, das du nit bist vfgestanden. Das mag dir hie
- kleine fromen. Do sach si einen jungeling komen, der brahte
- ein gebunt wisser blümen, die ströwete er niden in dem turne
- und gieng hin. Do kam ein anderer und brahte ein gebunt
- vielaten, die ströwete er mitten in die kilchen. Do kam aber
- einer und brahte ein gebunt rosen, die ströwete er schone vor
- vnser fröweu alter. Do kam ein vierter und brahte ein gebunt
- wisser lilien und ströwete si in dem köre. Do si dis hatten
- getan, do nigen si schone und giengen enweg. Diese jungelinge
- waren also edel und schöne anzesehende, das uiemer menschen
- pine möhte wesen also gros am libe; möhte er si reht ansehen,
- alle sin pine müste vergau.
- Do kamen zwene schftler mit wissem gewete, die brahten
- zwöi lieht; die sasteu si ufen den alter. Do giengen si vil
- schone und bliben in dem köre. Do kam ein vngelich lang
- man, der was vil mager, und doch nit alt. Sinü kleider waren
- also arm, das im sin arm und sin bein blekoten. Der trftg ein
- Cap. IUI. 31
- wisses lamp vor siner brüst und zwo ampellen braht er an
- sineu vingeren. Do gieng er zu dem alter und saste das lamp
- daruf und neig do lieplicb dar. Das was Johanes Baptista,
- der solte singen die messe. Do kam ein jungeling, was rehte
- verzartet mit sinem gelasse, der trüg einen adlar vor siner brüst.
- De was Johaües ewangelist. Do kam 'ein einvaltig man,
- S. Peter. Do kam ein jungeling gros, der brahte ein gebunt
- gegerwedes, damit gerweten sich die drie herren. Da kam ein
- grossü schar, das was das kreftige gesinde des himelriches, und
- fülleten die kilchen also vol, de die arme dirne dekeine stat
- konde vinden da si bliben möht«. Do gieng si niden in den
- tum stan. Do vant si einerhande lüte mit wissem gewete, die
- enhatten kein har, mere si hatten einvaltige krönen vf iren
- höpten. Das waren die nit hatten gelept nach der e. Die ge-
- zierde des hares, das ist guter werken, hatten si nit. Wamit
- waren si deüe zu dem himelrich komen? mit rüwen und mit
- gfttem willen an irem ende. Fürbas vant si noch schöner lüte
- gekleidet mit vlelvar kleidern, die waren gezieret mit schönem
- hare der tugenden und gekrönet mit der Gottes e. Noch vant
- si schöner lüte, die waren mit rosenvar kleidern gekleidet, die
- hatten ein schön zeichen der wittewen und ein crone der
- angenomenen küscheit.
- Die arme dlrne was übel gekleidet, und was krank am
- libe, und bi den drin scharen mohte si niena bliben. Do gieng
- si für den kor stan und sach hinin, wa unser liebü fröwe stünt
- in der höhsten stat, und sant Katharina, Cecilia, bischove,
- marterere, engele und megde harte vil. Do dirre arme mensche
- dise grosse herschaft gesach, do sach si öch sich selben eb si
- bliben getörste vor ir snödekeit. Do hatle si vmbe einen roten
- brunen mantel, der was gemachet von der mifie und nach der
- brunekeit der suie, nach Gotte und nach allen guten dingen.
- Der mantel was gezieret mit golde und öch mit einem liede;
- das sang alsust: Ich stürbe gerne von miüen.
- Si sach sich ouch einer edeln juncfrowen glich und trug vf
- irem höbet ein schapel von golde herlich, daran was geleit aber
- ein liet; de sang alsust:
- 34 . Zweiter Theil.
- V. Ein sang der Sden z^ gofie an fänf dingen und wie gat
- ein kleit ist der seien und die sele gottes, *)
- Du lühtest in die sele min
- Als die sune gegen dem golde.
- Swene ich mAs rAwen in dir herre,
- So ist min wufie manigvalt.
- Da kleidest dich mit der sele min
- Und du bist Öch ir nehstes kleit,
- Das da ein scheiden müs geschehen,
- Joch ervant ich nie grosser herzeleit.
- Wöhist du mich serer mifien,
- So keme ich sicher von bükan,
- Da ich dich ane vnderlas
- Nach wünsche m5hte mifien.
- Nu han ich dir gesungen,
- Noch ist mir nit gelungen;
- Wollest du mir singen,
- So m&ste mir gelingen.
- VI. Ein uidersang gottes in der sele an fünf dingen.
- Swene ich schine so müst du liihten,
- Swene ich vlüsse, so müst du wüthen,
- Swen du süfzest, so zühehst du min^) g&tlich herze in dich.
- Swelie du weinest na mir, so nim ich dich an den aren min;
- Swene du aber minest, so werden wir zw6i ein,
- Und wene wir zw6i alsust eines sin, so mag da niemer geschehen scheiden,
- Mere ein wonenklich beiten wonet zwüschent vns beiden.
- Herre, so beite ich defie mit hnnger und mit durste.
- Mit jagen und mit Inste,
- Vnz SB die spilenden stimde
- De vs dinem g6tlichen munde
- Yliessen die erweiten wort,
- Die Ton nieman sin gehört,
- Mere von der sele alleine.
- Die sich von der erde enkleidet
- Und leit ir ore für dinen munt; —
- Ja die begriffet der mine fiint.
- yjL In der pine lobe so erschinet er dir. Vm z\ioein guldin
- k6pfen der pine und des trostes.
- Ich sundigü; tregü, ich solte zu einer stunt betten ^ do tat
- got als ob er mir enkeinerleie gnade w51te geben. Do weite
- Greith S. 240.
- ') Handschrift: din.
- Oap. V— vin. 85
- idi micb betrflben jämerlich ymb mine vleisoblich sftcbe, die mich
- dBbte ein bindernisse geistlicher gebrnchiinge. Eya neio; apra<4>
- min sele^ gedenke noch aller trüwe und lob dinen herren algnst.
- Gloria in elcelsis deo.
- In dem lobe eriscbein ein groe lieht miner sele nnd mit dem
- liebte wisete sich got in grosser ere nnd nnzallicber claA^.
- Do büp ynser herre zwene gnldin k&pffe in sinen benden/ 4it^
- waren bede vol lebendiges wines. In der linggen hant waz d^
- rote win der pine, nnd in der vordren hant der tberhere trost.
- Do sprach ynser herre: SoUch sint die disen win trinkent; wand
- alleine ich bede schenke von gotlicher liebi; so ist doch der
- wisse edeler in im selber und aller edlest stnt die, die beide
- trinkent wissen und roten.
- VIIL Von dem vegefi&r alzemale; davon ISsete ein mensche
- ivisent seien mit den minetrehenen.
- Ein mensche 8<e betten mit grosser begirde
- Vil einvalteklich vür die armen seien Got von bimelricbe.
- Do wisete in got de grüwelicb yegefär zemale,
- Und daine so mengerlelge quäle
- Als die Sünde an in waren.
- Do wart also kreftgrimig des menschen geist.
- De er de vegftir ze male in sin arme begreif.
- Do gebarte er knmberlicfa
- Und begerte mineklicb.
- Do sprach got von himelricb:
- Last du na zu dir nüt we,
- Es ist dir alzeswere.
- Do sprach der geist jemerlich:
- Eya vil lieber, nn 15se doch etliche.
- Do sprach vnser herre: Wie vil wilt du ir?
- Der geist sprach: Herre als vil als ich mit diner gAti mag
- vergelten. Do sprach vnser herre : Nu nim tusent und bringe si
- war du wilt Do. hüben si sich vsser der piae^ swartz, fArig;
- phfllig; brinnendig; blutig^ stinkende. Do spradi aber des menschen
- geist: Eya lieber herre min^ was sol disen armen nu geschehen?
- Wand alsuil egeschlich koment si niemer in din rieh. Do neigete
- got vnmassen sere nider sine edelkeit und sprach ein wort; das
- uns sündigen sere ze tröste stat: Du solt si baden in den mine
- 3*
- 36 Zweiter Theil.
- trehnen, die da nu vliessent asser den ögen dines liebamen. Do
- wart da gesehen ein sinwel grosse. Da bAben si sieh mit einem
- swunge zemale in, und badoten in der miüe klar als die sone.
- Do enphieng des menschen geist ynzelliche wune und sprach:
- ßelobet siest du villieber von allen creaturen eweklich! Nu
- ziment si dir wol in dinem riebe. Do neigete sich vnser herre
- 9SÜ In von der h5bin und saste tn vf ein kröne der miüe, .die si
- gejöset hatte von hinan und sprach : Dise kröne sont ir tragen
- eweklich %e erkenende allen den in minem riebe, das ir mit den
- ininen trebnen erlöset sint nun jaren e dene flwer rekte» zit
- IX, Got lohet sin brat an fdnf dingen.
- Da bist ein lieht der weite,
- Da bist ein krön der megde,
- Du bist ein salbe der verserten,
- Du bist ein trüwe der valschen,
- Du bist ein brut der heiigen driualtekeit.
- X, Die brät widerlobet got an fönf dingen.
- Du bist ein lieht in allen liebten,
- Du bist ein blüme ob allen cronen,
- Du bist ein salbe ob allen Beren,
- Du bist ein unwandelbar tröwe sonder valscheit,
- Du bist ein wirt in allen herbergen.
- XI, Von sibenhande liebin Gottes,
- Du rehte gotz mine het siben angenge:
- Du vröliche mine trit in den weg,
- Die v6rhtende mine enpfat die arbeit, du starke mine mag vil tun,
- Die minende mine enpfat enkeinen rüm,
- Du wise mine hat bekantheit,
- Du vrie mine lebet sunder herzeleit.
- Du gewaltige mifie ist jemer me gemeit.
- XII, Von sibenhande vollekomenheiten.
- Gerne vngeeret, gerne vngevörhtet, gerne alleine.
- Gerne stiile^ gerne nider, gerne hoch, gerne gemeine.
- XIIL Zwischen Got und der Sele sol die mine sin,
- Zwischcnt dir und got sol jemer mere die mine sin. ,
- Zwischent irdenschen dingen und dir sol angest und vorhte sin.
- Zwifichent Sünden und dir soll hass und strit sio.
- Zwischent himelriche und dir sol stete hoffen sin*
- ^
- Cap. IX— xvm. S7
- XIV. Wavon kunt luterkeit, swachsit, krankheit, wisunge, ^
- uwindekeit, note, dlende, $elten getröstet,
- Bitterkeit des herzen kunt von der vönscheit, j^
- Swacheit des lichamen kunt von dem vleisch alleine,
- Swinde gemfit kunt von der edelkeit der selö,
- Engschbarkeit vor der pine knnt von der schulde,
- Krankheit des libes kunt von nature,
- Not ellendig kunt von mütwillen,
- Selten getrost kunt von vnrAwe.
- XV. Wie der von minen ist wunt wirt gesunt.
- Swelch mensche wird ze einer stunt
- Von warer mine reht wunt.
- Der wirt niemerme wol gesunt,
- Er enküsse no denselben munt.
- Von dem sin sei ist worden wunt.
- XVI. Von siben gaben eis bräders.
- Die sele ist grundelos an der gerunge, hrefieqde an der
- lieben, minesäm an der gegenwürtekeit, spiegel der weite, wenig
- an der grössi, getrüwe an der helfe, gesament in götte.
- XV IL Wie got v)net die sele und machet wise in siner liebin,
- Alsust friet got die einivaltigen sele und machet si wise in
- siner liebi. Eya liebü tube, din fSsse sint rot, din vedem sint
- eben, din mund ist reht, din ögen sint schöne, din höbet ist
- sieht, din wandelange ist lustlich, din flug ist snel, und du bist
- alzesnel zu der erde.
- . XVI IL Wie die sele beräret goties vrtheit in aM dingen*
- HeiTC, min fflsse sint geuerwet mit dem blute diner waren
- l&sunge, min vedren sint verebent mit diner edeln erwelunge,
- min munt ist gerihtet mit dinem heiigen geiste, min ögen sint
- gekläret in dinem förigen liebte, min höbet ist gesichtet mit diner
- getrüwen beschirmunge , min wandlunge ist lüstlich von diner
- muten gäbe, min flug ist gesnellet mit diner unrüwigen lust,
- min irdensch sinken kunt von diner einunge mines lichamen.
- Je grösser lösunge du mir gist, je langer ich in dir mfts sweben.
- 38 Zweiter Theil.
- XIX^ Wie die bekantnisse und die sele spreckent zescmine, und
- si spricht de st di'iv(dtig si von dnen hifnelen. Die bekantnisse
- spricht allererst. ')
- luifiende sele, ich sach dich an,
- Du bist harte minenklich wunderlich getan.
- £in Itht wart darzu gclüben
- De ich dich mochte besehen.
- Es were mir »nders nie beschehen.
- Du bist drivaltig an dir,
- Du mäht wol gotz bilde sin.
- Du bist ein menlich man an dincm strite,
- Du bist ein wolgezieret juncfrowe
- In dem palast vor dinem herren.
- Du bist ein lustlichü brut in dinem mifiebette.
- Gotz minende sele, in deme strite
- Bist du gewäfent mit vnmezlicher kraft,
- Und mit so grosser samenunge dines gemütes,
- Das dich alle die mengi der weite,
- Noch alle helfe dines fleiches.
- Noch alle scharen der tüvel,
- Noch die kraft der hellen
- Nit mag von gotte gevellen.
- Du werst dich als mit blümen,
- Din swert das ist die ') edel rose Jesus Christus,
- Damit werst du dich.
- Din schilt der ist die wisse lylie Maria,
- Es enhilfet si nit de si dich bestände,
- Mere das si dich ziere und an dir mere
- Unermessedich gottes ere.
- Alle die luterlich an diseme strite stan,
- Die s611ent riehen solt von dem keyser enpfan.
- Eia notlichü sele, an dinem palaste der heiigen Drivaltekeit,
- do du so minekliche stast gezieret vor dinem heren, wielich
- ist dein ere?
- Vrowe bekantnüsse, ir sint wiser dene tch si, wammbe
- vraget ir mich?
- Vröwe sele, got hat veh erweit ob allen dingen; ir sint min
- yröwe und min kAnigine.
- >) Greitii 267.
- ') Handschrift: der.
- Cap. XIX. 39
- Vröwe bekantnisse, ich bin edel und vrt geborn; ich mfts
- nit vngeeret sin des ich alleine mifie. So mfts ich gewinen das
- mich minety trutet; und eret.
- Du heilige driualtekeit
- Und alles das himel und erde treit
- Mäs mir eweklich vndertenig sin.
- Lan ich nun die mine gewaltig vber mich,
- Also das ich ir die State gebe.
- Das si mich mfisse binden in die heiigen geduld,
- De ich nit enmere mine schuld.
- So leitet si mich defie in die edel sanftmütekeit,
- Das ich zu allen guten dingen müs wesen bereit,
- Und spanet mich in die starke gehorsami,
- Das ich got und allen creaturen
- Lieplich müs wesen vndertan.
- Die bekantnisse, Eya vr5 brut, went ir mir noch ein Wortzeichen sagen
- Der vnsprechlichen heimlicheit,
- Die zwischent got und vch leit?
- Vrowe bekantnisse, das tön ich nit;
- Die brüte müssen alle nit sagen was in beschiht
- Die heiig beschöwunge und du vilwerde gebruchunge
- Sont ir han von mir.
- Die vserwelte bevindunge von gotte
- Sol vch an allen creaturen jemer me verborgen sin,
- Sunder alleine mir.
- Vrowe sele, vwer wunderschowen und ^wer hohi wort
- Das ir in gotte haut gesehen und gehört.
- Wen ir mich darzü twingent.
- Das ich das ein kleinen fürbringe.
- So setz ich des keysers lieht
- In einen vinstem fulenden stal.
- Die rinder essent doch ir str5 wol;
- Wan etteliche, die schinen gotzkinder.
- Und stossent sich doch als vngebundene rinder
- In dem vinsteren stalle
- Und sprechent was inen sogtan getüsche solle,
- Es si von mütwillen gedaht,
- Und in valscher helikeit vürbraht.
- Vröwe bekantnisse, man vindet also geschriben,
- Das sant Paulus wart gefürt in den dritten himel.
- Es were im nie beschehen, were er Saulus beliben.
- Hette er die warheit funden
- In dem ersten und in dem andren himele,
- Er were nie in den dritten gestigen.
- 40 Zweiter Theil.
- Du sele: Ein himel ist, den het der tüvel gemachet,
- Mit sinen schönen valschen lisUm.
- Do wandeint die gedenke ine mit trurigen äfften,
- Und die sele lit alstille,
- Wan si bevindet nit ir natnre mi&e.
- Da hübet die sele vngetrost
- Und betrüget die einvaltlgen sine.
- In disem hiinele wiset sich der tüfel
- Einem lühtenden engel geh'ch,
- Ja öch an sinen f&nf wunden gotte glich.
- Einvaltigü sele hüte dich!
- Der ander himel ist gemachet
- Von heiiger gerunge der sine,
- Und von dem ersten teile der mine.
- In disem himel ist enkein liht,
- Die sele siht da gotz nit ine.
- Si smeket ein vnbegriffliche süssekeit,
- Die ir alle irü lider durgat.
- Si h5rt öch eine stime von etlichen dingen,
- Die si doch gerne wil,
- Wan es ist noch gemenget mit irdenschen siften.
- Ist dene die tieffl aller diemfitikeit da nit.
- So bütet der tüfel dar sin liht;
- Das dene da geschiht,
- De ist von gotte nit.
- Ist aber die volle diemütikeit da,
- So müs die sele vürbas vam
- In den dritten himel;
- Da wirt ir de wäre lieht gegeben. —
- So sprechent die sine:
- Ynser fröwe, du sele hat gesclaffen von kinde,
- Nu ist si erwachet in dem lihte der offenen mifie.
- In disem liehte sihet si sich al umbe
- Wie der sl, der sich iro wiset,
- Und was das si das man ir zu sprichet.
- So siht si werlich und bekenet
- Wie got ist allü ding in allen dingen. —
- Nu leg ich allen knmber nider
- Und var mit sant Paulo in den dritten himel.
- Wene got minen sundigen lichamen mineklich sclat da nfder.
- Dirre dritte himel ist gewelbet und geordent.
- Und verlüthet schone mit den drin personen,
- Die begifien alsust:
- Der wäre gottes grüs,
- Der da kunt von der himelschen blflt.
- Cap. XX. 41
- XX, Wie swester Hütegunt ist gezieret in dem himelriche mit
- dem mantelen, mit VII Cronen, wie si lobet die nun kSre,
- An einer seligen jnncfröwen tag, sante Barberen , enpfieng
- Swester hiltegunt ir ere. Das wisete got eim lamen hunde,
- der noch mit jamer lekket sine wunden. In minem gebete es
- also beschach, das ich nit weis, weder de himelrich were ge-
- neiget zu mir, oder ich was gezogen in das wunerrich hus gotz.
- Da stünt hiltegunt vor dem trone des himelschen vatters ge-
- zieret als ein nüwe brut, die der künig geholet hat zehuse. Si
- het vmbe sich drie mentel und treit vf irem höbet siben cronen,
- und sunderlichen loben si n&n k5re. Do ich si sach, do be-
- kante ich si in aller gäbe die si enpfangen hat von gotte. Doch
- luste mich mit ir ze redene und vragete si doch in der ge-
- bruchunge, vf de ich deste langer bi ir were. Eya, wavon hast
- du disen rosenuarwen mantel? Do sprach Hiltegunt: Ich was
- ein martererine in der fürinen mine, also de dikke min herze
- blüt vber min höbet gos. Do vragete ich si fiirbas : wavon hastu
- disen guldinen mantel, der so schone lüht^t. Do sprach si: von
- dem bilde gftter- werke. Do sprach ich: Wavon hastu disen
- blAmenden wissen mantel? Do antwort si: von der notlichen
- mine, die ich heimlich trAg in miner sele und in miner sinnen.
- Dis waren die siben cronen : Orone der stetekeit, Crone des
- heiigen glöben, Crone der trüwen, Crone der muten barmherze-
- keit, Crone der heiigen vernünftekeit, Crone der mine, Crone
- des magtümes. Do vragete ich me: Liebü, wa ist die crone
- der diemütikeit, die geistlichen lüten so wol anstat? Do ant-
- würte si: Der han ich nit sunderlich, noch nie gewan, mere
- also vil, das mich got hochmAtes mitte benam. Dise siben cronen
- sint alle gezieret sunderlich mit dem schapel der edelkeit der
- lütere^ heren') küscheit.
- Alsust lobent si die köre an nun tugenden: Wir loben dich
- an diner rüwe, an dinem guten willen, an diner warheit, an
- diner wisheit, an dinem sfissen jamer, an dinem willigen armftte,.
- Handschrift: herren.
- 42 Zweiter Theil.
- an diner starkheit , an diner gerehtekeit. Alsnst lobent die von
- Seraphin, wan si ir gesellen sint: Wir loben dich an der mifie
- gottes, künegifie. Die throni loben si alsust: Wir loben brAti-
- göme an der sehöni der brAte.
- Ich vragete si mancher dingen,
- Der ich nu swigen wil,
- Wan alleine, das himelriohe si minevar.
- So ist doch leider das ertriche vil wandelbar
- An mir und an mangem man,
- Der noch ze himel nie kam,')
- Da man die warheit schöwen sol.
- XXL WUtu den berg ansehen, so soll du haben siben ding.
- Einen berg han ich gesehen,
- Das was vil scheire (sie) geschehen,
- Wan enkein lichame mohte das getragen,
- Das die sele ein stunde da were.
- Der berg war niden wis, wolkenvar
- Und oben an siner höhin fürig sonenclar.
- Sin beginen und sin ende konde ich niena finden,
- Und binen spilte er in sich selber
- Vliessende goldvar in vnzellicher mifie.
- Do sprach ich: Herre, selig sint die ögen.
- Die das minesweben eweklich sont schÖwen
- Und dis wunder bekenen.
- Ich mag es niemer genemen.
- Do sprach der berg: din ögen.
- Du mich s5nt alsust sehen.
- Die müssent gezierent sin mit siben dingen,
- Es mag enanders niemer beschehen.
- Die sprechent alsust: N6te bürgen gerne gelten.
- Und nit halten an im selben,
- Vngetrüwe wider den hass
- Und minneklich wider die vreislicheit,
- Luter an der schulde und bereit
- Gegen der enpfengnisse.
- XXII. Wie die schowunge waget die minenden seien von se-
- raphin und von dem nidef'sten menschen.
- Vröwe sele, wöltet ir lieber sin ein engel von seraphin oder
- ein mensche mit libe und mit sele in dem niederosten köre
- der engel?
- ') Handschrift: kan.
- Gap. XZIU. 48
- Die sde zil der leschotounge: Vrowe beschöwnnge, ir hant
- de wol gesehen, de die engel von seraphin hohe fürsten sint,
- und das si ein mine, and ein für und ein äteii und ein lieht
- mit gotte sint.
- Die beschötounge: Vrowe sele, ir hant das wol gesehen, das
- die engel einvaltige personen sint und das si got nit me lobent,
- noch minent, noch bekenent, deiie in an ist geborn; und des
- mag sich der niederste mensche alsust erholen mit cristanen ge-
- loben, mit ruwe, mit gerunge, und mit gutem willen, mere sin
- sele mag in der gotheit so sere nüt brenen.
- Die sele: Yrö beschöwunge, ir hant das wol gesehen, das
- die engel von seraphin gotz kinder und doch sine knehte sint.
- Die minste sele ist tohter des vatters und swester des snnes und
- vröndine des- heiigen geistes und werliche ein brut der heiigen
- driualtekeit.
- Swene das spil vberein get,
- So sehe man den weles allermeist wege,
- Den werdesten engel Jesum Christum,
- Der da swebet oben seraphin,
- Der mit sinem vatter ein ungeteilet got müs sin.
- Den nim ich, minste sele, in den arm min,
- Und isse in und trinke in
- Und tun mit im was ich wil.
- Das mag den engein niemer geschehen,
- Wie hohe er wonet ob mir.
- Und sin Gotheit wirt mir niemer so tür, *)
- Ich m&sse ir ane vnderlas
- AIlü minü gelide vol beainden,
- So mag ich niemer mere erkülen.
- Was wirret mir dene was dfe engel beninden?
- XXIIL Wie die mine waget und leret die stumpfen seien und
- brechte si gerne zu irme liebe und spricht allererst und du
- stumpfe sele antwurt.
- Mine: Eya torechtige sele, wa bistu,
- Oder wielich ist din wonunge und wes lebestu?
- Wa macht du rüwen nu du nit enminest
- Dinen lustlicben got vber dinen eignen Willen
- Und über alle dine mäht?
- ') Handschrift: türe.
- 44 Zweiter Theil.
- Sde: Las mich vngeweket.
- Ich weis nit was du mir sagest
- Mine: Man müs die Küoigine wol weken,
- Swefie ir künig komen wil.
- t^ele: Ich bin in einem heiigen orden,
- Ich vaste, wache, ich bin ane höptsünde,
- Ich bin gnüg gebunden.
- Miile: Was hilfet, das man ein ital vas vil bindet,
- Und das der win doch usrinet?
- So müs man es fdllen mit Steinen der vswendigen arbeit
- Und mit eschen der vergenglicheit.
- ^e^e; Ich wonen in der woUust miner mage
- Und miner Üben geistlichen vründen;
- Und wie mohte ich den Instlich minen,
- Den ich nit erkefieV
- Mine: we, kannst du den herren nit erkenen,
- Den man dir so dikke nemet?
- Du bist mer bekümbert mit dinem huntlichen lichamen,
- Dene mit Jesu, dinem siissem herre.
- Des gewinestu vor sinen ögen niemer ere.
- Sele: Ich leben mines eignen willen,
- Das ich den gerne vol lebringe.
- Mine: Wiltu got rehte trüwe leisten,
- So soltu in siner liebin volgen sinem geiste.
- Sde: Ich röwe in der weite mines lichamen.
- Mine: Des mäht du dich hütte vor gotte schämen,
- Das du doch treist geistlichen naroen,
- Und gast doch alles umbe mit dinem lichamen.
- Sele: Wes solte ich mich generen,
- Ob ich mich mit dir w51te besweren.
- Mine: Eya untrüwe, der die sele so edel het gemäht.
- Das si nüt dene got essen mag,
- Der lat noch iren lichamen nit verwüschen.
- Sele: Du schiltest mich sere,
- Wiste ich wa er were,
- So mohte ich mich noch bekeren.
- Mine: Wiltu mit im wonen in edeler vriheit.
- So müstu e rumen dise wonunge der b5sen gewonheit.
- Sele: we! das tut menig man nit der wise ist von lere
- Und von natürlichen sinen,
- Das er sich iht getörre legen
- In die gewalt der nakkenden mine.
- Mine: Mere die einvaltigen reinen,
- Die got in allem irem tünde luterlich meinen.
- Zu den müs sich got natürlich neigen.
- Cap. XXIII. 45
- ^e^; Ich wände, wene ich mich dur ^ot begebe,
- Das ich deüe vil hohe were gestigen.
- Mine: Was hilfet, das man ein sclaifenden man schone kleidet
- Und im edele spise vorsetzet diewile er schlaifet,
- So mag er doch nit essen?
- Eya liebi mi, lä die weken.
- Sele: Eya, nu sage mir, wa sin wonunge st.
- Mine: Es ist en kein herre mer,
- Der zemale in allen sinen hüsem wone, dene alleine er.
- Er wonet in dem vride der heiigen minesamkeit
- Und runet mit f>iner liebi in de enge en5te der sele
- Er halset si Öoh in der edelen behagunge siner liebi.
- Er grtisset si mit sinen liplichen 5gen,
- Wene sich die lieben werlichen schowen.
- Er darküsset si mit sinem g6tlichen mnnde.
- Eya wol dir, me dene wol der Überheren stunde!
- Ertratet si mit voller mäht in dem bette der mine.
- So kant si in das höchste wol
- Und in das minenklichste we,
- Wirt si sin rehte ifie.
- 8elei Eya liebü na la dich minen
- Und were dich nit mit grime.
- Wie sint die die sich mit grime werent?
- Mine-, De sint die, die ander lüte and sich selber
- Mit ir bosheit beswerent.
- Nu sage ich dir wer er si:
- Er ist der allerhöhste höher,
- Und der selbe h5hste hohe hat sich geneiget
- In das allemiderste tal.
- Und dis allerniderste tal
- Hat sich gesetzet in den allerh6hsten hohen,
- Stumpfü sele, sich dich vmb und vmbe
- Und tu uf die blinden 5gen.
- S^le: Ist er von der h5hsten h5hi dur mini liebi nidergetreten,
- Und hat sich gentzlich mir mit allen creaturen gegeben,
- Ja enwolte er sine g&ti mir nüt benemen.
- So möchte ich mich jemer me vor sinen ögen Schemen,
- De ich min vngeneme kupfer me
- Qentzlich vmb sin türes gold wolte geben.
- we, wa bin ich gewesen ich vnselig^ blinde,
- Das ich also lange gelebet han ane kreftige mine.
- Damit ich werlich alle mine not
- Sander aller miner viende dank überwinde?
- Nu alleine ich armü vil gutes versnmet hän, ')
- ') Handschrift: habe.
- 46 Zweiter Theii.
- •
- So wil ich doch noch vs allen dingen in got gan.
- Eya mifie, wiltu mich noch enpfan?
- Mine: Ja, got hat sich nieman verseif,
- Das ist ein glich masse.
- Wiltu liep haben so müst du liep lassen.
- XXIV. Wie sich die minende sde gesellet gotte und sinen
- userwdten liehen, und sol gelich sin (dien hdigen. Wie der
- tAfd und die sde sprechen zesamene, ^)
- Eya, herre Jesu christe, die vnsohuldigA pine tr&stet
- micb,^) wan ich an allen minen pinen schnldig bin, und din
- heiige tot haltet min hügenisse lebendig in dir^ und din vnbe-
- wollen blfit hat min sele durch vlossen.
- Maria/ tmt mfiter, ich stand bi dir bi dem crüze mit allem
- minem cristanen geloben, und das swert des heiigen jamers
- snidet durch min sele, darumbe das der so vil ist wandelber
- die geistlich schinent.
- Johanes baptista, ich bin mit dir gevangen, wan die
- yngetrü von dirne der valscheit hat gotz wort getötet in minem
- munde.
- Johanes ewangelista, ich bin mit dir entsclafenin herzek-
- licher liebe vf den brüsten Jesu christi, und danen da han ich
- so erhaftigü wunder gesehen und vemomen, das min lichame
- ist dikke von im selber komen.
- Petre, ich bin geträte got mit dir, wan mir wirt niemer
- menschlich wol, und mir ist dikke geistliche we nach dem lobe
- Jesu Christi.
- Paule, ich bin wunderlich yfgeznket mit dir und han ein
- solich hus gesehen, das mich nie keines dinges so gewunderte,
- so das ich sider dem male ein lebendig mensche mohte sin.
- Swene ich gedenke das der himelsche vatter da ist der seligen
- schenke und Jesus dei^kopf, (Becher) der heiig geist der luter win,
- und wie die ganze drivaltekeit ist der volle köpf, und mine der
- gewaltige keller, — weis got, so neme ich gerne, das mich die
- ») Greith S. 241.
- *) Am Rand: An vnsern pinen sind wir schuldig.
- Gap. XXIV. 47
- mifie da ze hnse bete. Nu ich wil noch hie gerne gallen trinken.
- £ya lieber Jesn, nu lone es inen allen liplieh, die mir hie schen-
- kent bitterkeit, man si macheut mich gnadenrYch. Mir kam ein
- köpf mit gallen 9 der was also kreftig, das er min lip und sele
- al durgieng. Do bat ich sunderlich got fiU* minen schenken,
- das er im wölte schenken den himelschen win. Werlich das
- tet er und sprach: Du jungfrowe, gehabe dich wol. Die grössi
- mines Wunders sol vber dich gan, die löwen solten dich vörhten;
- die beren solten dich sicheren, die wolfe solten dich fliehen.
- Das sol din geselle sin. Ich bin des gewiss, unde als mir vnte-
- har ist beschehen, das ich noch manigen köpf mit gallen vs sol
- trinken ; wand leider der tAfel hat noch vnder geistlichen Ititen
- vil manigen schenken, die der gift so vol sint, das si es nit
- alleine m5gent getrinken, si mfissen si gottes kinder bitterliehen
- schenken.
- Stephane; ich knüwe bi dir vor dem judeschen herzen
- vnder den scharpfen steinen, wand si vallent vf mich gros und
- deine. Die, welche gfite lüte schinent die steinent mich ze rugge
- und vliehent und wellent nit de ich es it wisse, de es mir von
- inen ßi geschehen. Got hat es doch gesehen.
- Laurenti, ich was in dir gebunden, mer dene zwenzig
- jar uf einen grAlichen rost; doch behielt mich got vnverbrant
- und hat mich nu me dene siben jar gelöschen.
- Martine, ich wonen mit dir in der ynahteberkeit und du
- wäre gotzmine hat mich gemarteret ob aller arbeit.
- ' Dominice, lieber vater min, ich habe en wenig teiles mit
- dir, wan ich haj>e es gegert manigen tag,
- De noch müsse min sAndiges herzblAt ^iiessen
- Under der vngelöbigen ketzeren f&ssen.
- Katherina, ich gan mit dir ze strite, wan die meister von
- der helle weiten mich gerne vellen. Do einer kam zu mir, schone
- als ein sehin von der suüen, de ich solte wissen de er ein engel
- were und brahte ein lühtendes bftch und sprach. Nime doch
- das peize (pax) da du zfi der messe nit komen mäht. Do sprach
- di sele mit gezogner wisheit: Der selber keinen vriden hat, der
- mag mir keinen vriden geben. Do vAr er hin und verwandelt
- 48 Zweiter llieil.
- sich und kam wider gelich eim vil armen siechen roane; dem
- sin gederme vs wil^ nnd sprach: Eya, du bist also heiig, maebe
- mich gesunt. Do sprach aber dt sele: der selber siech ist, der
- mag nieman heilen. Es ist geschriben: Wer bas mag der sol
- dem andern helfen. Es ist öch geschriben , man sol nieman
- wider got helfen, de man wol tAt de ist nit wider got. Da nit
- gfltes an ist, da mag nieman nit gfltes antun. Da hast ein
- ewig siechi, wiltu gnesen, so var hin and zöge dich einem
- priester, oder einem bischof oder einen erzbischof oder dem
- habest Ich han en keinen gewalt deüe alleine de ich sandigen
- mag. Do sprach er mit grime: das wil ich niemer getün. Do
- wart er gelich einem scwarzen r&che und zögete sich vngezogen
- und ftkT hin. Ich fürchte mich doch nit ¥on ime.
- Maria. Magdalena, ich wone mit dir in der wöstnnge wan
- mir sint ölü ding eilende, sander alleine got. Herre, himelscher
- yatter, zwischent dir und mir gat ane anderlas ein vnbegriflich
- aten, da ich vil wanders und ynsprechlicher dinge ifie bekefie
- and sihe und leider wenig nütze empfahe, wan ich bin so sn&de
- ein vas, de ich dinen minsten funken nit erliden mag. Die un-
- gebunden mine wonet in den sinen, wan si ist noch gemenget
- mit irdenschen dingen, also de der mensche rufen mag: In der
- gnade ist die mine in den sinen vtlegen und hat noch leider die
- sele nit erstigen. Der lüten ist vil gevallen, wan ir sele bleip
- vnyerwunt. Salomon und David enpfiengen den heiigen geist
- in iren menschlichen sinen; do sich aber die sine wandolten,
- do vielen si Yn die valschen mine. Weis got, ir sele war ^ nit
- gesenket in die niedersten tieffi vnder aller creature, noch ge-
- wundet mit dem creftigen teil der mine,
- Von der des besten wines nie enbeis,
- Der groieret dike allermeist
- die gebunden mine wonet in der sele und stiget über mensch-
- liche siüe und gestattet dem lichamen enkeines sines willen. Si
- ist gezogen und vil stille. Si lat ir flügel nider und h&ret nach
- der vnsprechlichen stime, und siebt in das vnbegriffelich lieht
- und wirbet mit grosser begirde nach irs herren willen. Mag
- dene der licham veder schlagen, so enmag du sele de h5hste
- Cap. XXV. 49
- de menschen geschehen mag niemer eruaren. In diser gebun-
- denen mine wift rieh die gewundete sele, und vil arme ir vs-
- wendigen sifie, wand, je me got richtümes in ir vindet, je sie sich
- von rehter edelkeit der mifie tieffer diemfitet. Swelch mensche
- alsust gebunden wirt mit der gruntrfirunge der kreftigen mifie,
- den kan ich entkeinen val zu den höptsünden vinden, wau die
- sele ist gebunden, si müs ie miüen. Gott mi\sse mis alle alsust
- binden !
- XXV. Vo7i der Mage der mineaden sele, wie ir got schonet nnd
- enziehet sine gäbe, von vnsheit, %oie du sele vraget got icer er
- tA und wie er «?. Von dem böngarten, von den blämen und von
- dem sänge der megde. *)
- du unzalhaftiger schätz an diner richeit! du vnbe-
- griffenliches wunder an diner manigvaltekeit! du endelose
- ere in diner herschaft diner edelkeit! Wie we mir dene na dir
- sie, als du wilt schonen min,
- De möhten dir alle creaturen nit volle sagen,
- Ob si müsten vür mich clagen,
- Wan ich lide ynmcQSchliehe not.
- Mir tete vil sanfter ein menschlich tot.
- Ich suche dich mit gedenken,
- Als ein junkfröwe verholn ir liep;
- Des müs ich sere kranken,
- Wan ich mit dir gebunden bin.
- De bant ist sterker dene ich si,
- Des mag ich nit werden von minen vrt.
- Ich rftflfe dich mit grosser ger
- In ellendiger stime.
- Ich beiten din mit herzen swer.
- Ich mag nit rftwen, ich brine
- Vnverlöschcn in diner heissen miüe, ^
- Ich jage dich mit almaht.
- Hette ich eines risen kraff,
- Du were schiere von mir verlorn, .
- Keme ich reht von dir vf das spor.
- Eya lieber, nu löfe mit ir nit ze lange vor
- Und rüwe ein wenig minekltch,
- üf de ich dich begriffe.
- ') Greith S. 241.
- H. MeobthUd.
- &0 Zweiter Theil.
- Eia herre, als du mir hast alles enzogen de ieh von dir
- han, so la mir doch von gnade dieselben gäbe, die dn von nature
- einem hunde hast gegeben, de ist, de ieh dir getrüwe si in miner
- not ane allerleie widertrutz: Des gere ieh sicherlich serer deüe
- dins himelriches.
- Liebü tabe, nn höre mich :
- Min götlichü wisheit ist so sere über dich,
- De ich alle min gäbe an dir also ordene,
- Als du si an dinem armen libe mäht getragen.
- Din heimliches suchen mAs mich vinden,
- Dines herzen iamer mag mich twingen,
- Din sfisses jagen machet mich so mfide,
- De ich begere, de ich mich kule
- In der reinen sele din,
- Da ieh in gebunden bin.
- Din ser herze süfzende biben
- Hat min gerehtekeit von dir vertriben»
- Des ist vil rehte dir und mir.
- Ich mag nit eine von dir sin.
- Wie wite wir geteilet sin,
- Wir m5gen doch nit gescheiden sin.
- Ich kan dich nit so kleine beriben,
- Ich tu dir vnmassen we an dinem libe.
- ShWte ich mich dir ze allen ziten geben nach diner ger,
- So muste ich meiner süssen herbergen
- In dem ertrich an dir enbem ;
- Wan tusent lichamen machten nit
- Einer miiienden sele irre ger volle wem.
- Darumbe, je hoher miiie, je heiiger marterer.
- herre, du schonest alzesere mines pfAligen kerkers,
- Da ich iiie trinke der weite wasser
- Und isse mit grosser jamerkeit
- Den eschekAchen miner brödekeit,
- Und ich bin gewundet vf den tot
- Mit diner fürigen mine strale.
- Nu lastu mich herre ligen
- Ungesalbet in grosser qwale.
- Liebe herze min künegiiie,
- Wie lange wiltu also vngedultig sin?
- Wene ich dich allerserost wunden,
- 80 salben ich dich allermineklichost in derselben stunden.
- Die grössi raines richtümes ist alleine din,
- Und über mich selber solt du gewaltig sin.
- Ich bin dir mineklichen holt;
- Hast dn de ge]5te, ich habe de golt.
- Cap. XXV. 51
- Alles das da hast dur mich getan, gelassen und gelitten,
- De wil ich dir alles widerwegen
- Und wil dir mich selben eweklich vergeben
- Nach allem dinem willen geben.
- Herre, ich wil dich zweier dinge vragen;
- Der berihte mich nach dinen gnaden:
- Wene min Hgen trurent ellendekliche
- Und min mnnd swiget einvaltekliche
- Und min zunge ist mit jamer gebunden
- Und min sine mich vragent von stunde ze stunden,
- Was mir sie, so ist es mir
- Herre alles nach dir,
- Und min vleisch mir entvallet, min blAt vertrukent^
- Min gebein kellet, min adem krempfent
- Und min herze smilzet nach diner miiie,
- Und min sele brenet mit eines hnngerigen lowen stime.
- Wie mir dene si, wa du dene bist,
- Vi! lieber das sage mir.
- Dir ist als einer niiwen brut,
- Der sclafende ist engangen ir einig trut,
- Zu dem si sich mit allea trüwen hat geneiget.
- Und mag des nit erliden, de er ein stunde von ir scheidet.
- Alse si den erwachet , so mag si sin nit me haben,
- Dene alse vil als si in iren sinen mag getragen.
- Davon hebet sich alle ir chigen.
- Diewile de der jungcling siner bnit ist nit heim gegeben,
- So mAs si dikke ein von im wesen.
- Ich kum zA dir nach miner lust, weiie ich wil;
- Siest du gezogen und still
- Und verbirg dinen kumber wa du mäht.
- So meret an dir der mine kraft.
- Nu sage ich dir wa ich dene si.
- Ich bin an mir selben an allen stetten und in allen dingen.
- Als ich je was sunder beginen
- Und ich warten din in dem bömgarten der mine
- Und briche dir die blöme der süssen einunge
- Und machen dir da ein bette
- Von dem lustlichen grase der heiigen bekantheit
- Und die liebte sune miner ewigen gotheit
- Beschinet dich mit dem verborgenen wunder miner lustlicheit,
- Des du ein wenig heimlich hast erzöget.
- Und da neigen ich dir den hohsten b(5n miner heiigen drivaltikeit.
- So brichest du dene die grünen, wissen, roten opfel miner san^tigen menscheif ,
- Und so beschirmet dich der schatte mines heiigen gelstes
- Vor aller irdenscher trurekeit,
- So kanst du nit gedenken an din herzeleit.
- 4*
- 52 Zweiter Theil.
- So du den bön vmuahest, so lere ich dich der miegde 'sang,
- Die wise, die werte, den süssen klang.
- Den die eine an inen selben nüt m&gen verstan,
- Die mit der vnküdcheit sint durgangen,
- Si sollent doch süssen wandel han.
- Liebü nu sing an und la hören wie du es kanst. x
- we, min vil lieber, ich bin heiser in der kelen miner köscheif,
- Mere das zukker diner süssen miltekeit
- Hat min kelen erschellet das ich nu singen mag,
- Alsust, herre: Din blüt und min ist ein vnbewolleo,
- Diu mine und minü ist ein vngeteilet,
- Din kleit und min ist ein unbevleket,
- Din munt und miner ist ein vnküst etc.
- Dis sint du wort des sanges der mine stime,
- Und der süsse herzeklang müsse bliben,
- Wan de mag kein irdensehü haut geschriben.
- XXVI . Von diseme buche und von deme schriber dis büches.
- Ich wart von disem buche gewamet,
- Und wart von menschen also gesaget;
- Wolte man es nit bewaren,
- Da mohte ein brant i\bervaren.
- Do tet ich als ich von kinde han gepflegen;
- Weiie ich betrübet je wart, so müste ich beten.
- Do neigete ich mich ze mincm liebe und sprach:
- Eya herre, nu bin ich betrübet,
- Dur din ere sol ich nu ungetrostet von dir beliben.
- So hastu mich verleitet,
- Wan du hies mich es selber schriben.
- ' Do offenbarte sich got zehant
- Miner trurigen sele, und hielt dis buch in siner vordem hant,
- Und sprach: lieb minü, betrübe dich nit ze verre,
- Die warheit mag nieman verbrenen.
- Der es mir vs miner hant sol nemen,
- Der sol sterker dene ich wesen.
- De buch ist drivaltig
- Und bezeichent alleine mich.
- Dis bermint, de hie vmbegat
- Bezeichent min reine wisse gerehte menscheit,
- Die dur dich den tot leit.
- Du wort bezeichent mine wunderliche gotheit.
- Du vliessent von stunde ze stunde
- In dine sele us minem götlichen munde.
- Du stime der werte bezeichent minen lebendigen geist
- Und voUebringent mit ir selben die rehten warheit.
- Nu sich in allii disii wort,
- Cap. XXVI. 53
- Wie loblich si niine heimlicheit melden
- Und zwifel nit an dir selben.
- Eya berre, were ich ein geleret geistlich man,
- Und faettistu dia wenig grosse wunder an im getan,
- So mohtistu sin cwi^e cre enphähn.
- Wie sol man dir uu das getruwen,
- Das du in den vnfletigen pfül
- Hast ein guldin hus gebuwen,
- Und wonest da werlich ine mit diner müter
- Und mit ^ller creature
- Und mit allem dinem himelschen gesindc.
- Herre da kan ich die irdische witfheit nit gevindcn.
- Tohter, es verlürct manig wise man sin türes golt
- Von verwarl6si in einem grossen herwege,
- Da er mitte ze hoher schule mohte varen;
- De mAs jeman vinden.
- Ich habe von natnre das getan manigcn t»ig.
- Wan ich je sunderliche gnade gap,
- Da sAchte ich je zA die nidersten,
- Minsten, heirolichosten stat,
- Die hosten berge m5gent nit enpfan
- Die ofFenbarunge min er gnaden,
- Wan die vlät mines heiigen geistes
- yiüsset von nature ze tal.
- Man vindet mau igen wisen meister an der schrift,
- Der an im selben vor minen (5gen ein tore ist.
- Und ich sage dir noch me.
- Das ist mir vor inen ein gros erc
- Und sterket die heiigen cristanheit an in vil scre,
- De der vngelerte munt
- Die gelerte zungen von minem heiigen geistc leret.
- Eya min herre, ich süfze und gere
- Und bitte für dinen schribere,
- Der das buch na mir habe geschriben,
- De du im öch welest die gnade geben zo lone,
- Die nie menschen wart gelühen,
- Wan herre, diner gäbe ist tnsend stunt mc
- Dene diner creaturen die si mögen t ncmen:
- Do sprach vnser herre:
- Si hant es mit guldinen büchstaben geschriben.
- Also 85nt allii disii wort des büches
- An irem obersten clcide stan
- Eweklich offenbar an minem riebe
- Mit himelschem, lühtenden golde
- Ober aller ir gezierde wesen geschriben.
- Wan du vrie mine müs je das höhste an dem menschen wesen.
- 54 Zweiter Theil. Gap. XXVI.
- Die wile de mir vnscr Iwitc diso worte eflgef,
- Do Bach ich die herh'che warheit
- In der ewigen wirdekeit:
- Eya herre, ich bitte dich, de du dis bAch wellest bewaren
- Vor den Ögen der valschen vare,
- Wan si ist von der helle vnder vns komen.
- Sie wart nie iis dem himelriche gcnomen,
- Si ist gezüget in lucifers herze
- Und ist gebom in geistlichem homüte
- Und ist gedruten in dem has
- Und ist gew^ahsen in dem gewaltigen zorne als gros,
- De si des dunket, de kein tugent si ir genos.
- So müssent gottes kindcr vndergan
- Und müssent sich mit der smacheit verdruken lan,
- Wellent si die h5hsten orc mit Jesu enpfan.
- Ein heligc vare
- Müssen wir uf uns selber
- Ze allen stunden tragen,
- Das wir uns vor gebrcsten vei'waren.
- Ein mineklich vare
- Sön wir ze vnsern cbeneristanen haben.
- So si missetünt, de allcine getrüwelich sagen.
- So mögen wir manig unnütze rede bewaren. Amen.
- Ö5
- Dis ist das dritte buch.
- 1, Von dem himelriche und von den nun koren wid wer den
- hrCichen solle erfüllen. Von dem trone der apostelen und Sante
- Marien und da Cristus ine sint. Von dem lone der predieren,
- martereren und megden und von den vngetöften kinden.
- Du sele sprach alsust zA ir gerunge:
- Eya var hin und sich wa min lieber si,
- Sag im, ich wolte minen.
- Do vür die gerunge drahte hin,
- wan si ist von nature snel und kam zu der hohen und rief:
- Grosser herre, tu uf und la mich in. Do sprach der wirt: Was
- wiltu de du so sere breiiest?
- •Herre. ich künde dir.
- Min Fruwe mag nit lange alsust leben,
- Wöltistu vliessen so m5hte si swcben,
- Wan der visch mag uf dem sand nit lange leben
- Und frisch wesen.
- Var wider ich la dich nu nit in.
- Du inbringest mir die hungerige sele,
- Der mich lustet ob allen dingen.
- Do der botte nu widerkam
- Und die sele irs herren willen vemam,
- Eia, wie mineklich si es do erkam!
- Si hAp sich uf in einem sachten zuge
- Und in einem lustlichen fluge.
- 56 Dritter Theil.
- Do kamen ir zwenc cngel gemützet vil schiere, die sante
- ir got gegen von herzeklicher licbi und sprach ir zu: VrÖwe
- scle, was wellent ir sust verre? Ir sint je noch gekleidet mit der
- vinsteren erden J) Do spracli si: Je herre, swigent des all stille
- und grucssent micli ein wenig bas, ich wil varen minen. Je
- naher ir dem erlrieh sinket, je mer ir verbergent vwer süsses
- Miimelbliken, und je höher ich stige, je klarer ich schine. Do
- namen si die sele zwuschen sich, und vorten si vrölich hin.
- Do die sele gosach der engel lant,
- Da ßi ane vare ist bekant,
- Do WC ir der himel vfgctan,
- Do stünt si und smaltz ir herze und sach
- Iren lieben an und sprach : •
- herre, wen ich dich sieh,
- So müsse ich dich loben in wunderlicher wisheit.
- War bin ich?
- Komen bin ich nu in dir verlorn.
- Joch mag fch nit gedenken in das ertrich.
- Noch an kein min herzeleif.
- Ich hatte willen, wene ich dich gesehe,
- De ich dir von dem ortrich vil wolti cl.igen;
- Nu hat mich, hene, din ansehen erschlagen,
- Wan du hast mich über mine edolkeit
- Aizemale erhaben.
- Do knüwete si nider und dankete im siner gnaden, und nam
- ir cronen von irem höbet und saste si vf den roseuarwen naren
- siner füssen und gerte des, de si im nahe komen müsste. Do
- nam er si imter sine götlichen arme, und leite sin vetterliche
- hant uf ire brüste und sach si an ir antlüt. Merke, ob si do vt
- geküsset wart. In dem küsse wart si do vfgeruket in die höhsti
- höhi vber aller engel köre.
- Du minstc warheit,
- Die ich da han gesehen, gehöret und bekant,
- Der gelichet nit du höhste wisheit,
- Die in disem ertrich je wart genant.
- Ich han da ine vngehörtü ding gesehen, als mine bihter
- sagent, wa ich der schrift vngeleret bin. Nu vörhte ich got ob
- ') Am Rnnd: Gregorius exponit.
- Cap. I. 57
- ich swige, und vörhtc aber viibekantc lüle ob ich svvjge. Villicbe
- lüte, WC mag ich des, de mir dis geschiht und dikc geschehen ist?
- In der denifitigen einvaltekeit und in der eilendigen armfile,
- und in der verdrukten schmacheit hat mir got sinü wunder
- erzöget: Do sach ich die scliopnisse und die ordcnungc gotzhuses,
- de er selber mit sinem munde liat gebuweu. Da in het er de
- licbeste gesasst, de er mit sinen heuden hat gemäht. Du
- schöpnisse des huses heisset der himel; die köre da ine heissent
- de riche, darumbe sprichet man zesamen himelrich.
- De himelrich hat ende an siner satzunge, aber an sinem
- wesende wirt niemer ende funden. Der himel gat vmb du köre,
- und zwischen dem himel und den liplichen koren sint geordenet
- die weltlichen sünder jemer danahe gelich hohe den kören, de
- si sich besseren und bekerent. Die köre sint so kleinlich und
- heiig und notlich, de an küscheit und miile verzihunge aller dingen
- nieman darin kumet, wan si waren alle heiig die da vs vielen,
- und danach mfissent si wesen heiig die wider in koment. Alle
- westbaren und kint von sehs jaren füllen den bruch nit höher
- defie in den sehsten kor. Danach untz in seraphin sönt die
- megde den bruch erfüllen, die sich besodclten mit kintlichem
- willen, und doch der tat nie geschach, und die reinten sich
- danach in der bihte. öi mögen sich doch des nit erholn, si
- haben die luterkeit verlorn. Die luter geistliche megde sint, die
- ' söllent nach dem jungosten tage den bruch erfüllen oben se-
- raphin, da lucifer und sin nehsten von Verstössen sint.
- Lucifer begieng ze male drie hobetsünde, has, hofart und
- gitekeit, die sclugen den kor also geswinde in de ewig abgrunde,
- so man mohte sprechen alleluja. Do erschrak alles das riebe
- und erbibeten alle des himelriches süle. Do vielen der andern
- etliche. De eilende ist noch ital und lidig, da ist nieman ine
- und ist als luter in sich selber, und spilet von wufie got ze eren.
- Ob dem eilende ist der gottes thron gewelbet mit der gottes-
- kraft in blüiender, lühtender, füriger clarheit und gat hernider
- untz an den himel gegen von kenibin, de der gotzthron und der
- himel ein erlich hus sint; und da ist de eilende und die nun
- köre beuangen ine.
- 58 Dritter Theil.
- Ob dem gottes thron ist nit me dene got, got, got, vn-
- messelicher grosser got. Oben in dem throne siht man den
- Spiegel der gotheit, de bilde der menscheit, de liht des heligen
- geistes und bekenet wie die drie ein got sint, und wie si sich
- ftgent in ein. Niht mere mag ich hievon sprechen.
- Lucifers bruch mftss erfüllen Johanes Baptista und sin ere
- besitze in dem süssen eilende ob seraphin, und «alle luter geist-
- liehe megde mit im, di sint noch behalten gegen dem eilende.
- An dem throne vnser vröwe Sante Marien da sol enhein bruch
- erfüllen, wan si hat mit irem kinde geheilet aHer menschen
- wunden, die in selber der gnade gonden, de si es behalten
- wolten und konden. Ir sun ist got und si göttinne, es mag ir
- nieman glich gewinen. Die apostelen wonent allemaheste got
- in dem throne und haut de eilende von seraphin ze lone nach-
- dem de si reine sint. Johanes Baptista ist 5ch in dem throne
- ein fürste. Die engele wonent nit hoher dene in seraphin. Da
- obe müssent si alle menschen sin. Die heligen martirere und
- , gottes brediere und geistlichen minere koment in die köre, alleine
- si nit megde sin. Ja si komen erlich in kerubin.
- Da han ich vngegert der predier Ion geseheo
- Als es noch so! geschehen^
- Ir stüle sint wunderlich,
- Ir Ion ist snnderlich.
- Die vordersten st&le sint zwoei brinendü lichter, die be-
- zeichenent die mifie und de heiige bilde und die getrüwe mei-
- nunge (bine). Die lene der stfile ist also sanfte vri und in
- wuneklicher rfiwe also süsse, me dene man sprechen müsse
- wider den starken gehorsam, dem si hie sint undertan.
- Ir fasse sint gezieret mit manigerleie
- Türen gesteine, also schone,
- De ich mich werlich fr6wete,
- Wnrde mir so erlich eiü crone.
- De haben si wider ir arbeit,
- Die hie an ir f&ssen ist, geleit.
- ir predier, wie regent ir vwer zungen nu so ungeme und
- neigent vweri oren so nöte vor des Sünders munt!
- Cap. I. 59
- Ich hau vor gotte gesehen, de in dem himelriche sol ge-
- schehen das ein atem sol schinen vs von vwenne munde, der
- sol vfgan vs den koren vor dem throne und sol loben den
- himelschen vatter vmb die wisheit, die er an vwcr zungen hat
- geleit, und grftssen den sun vmbe sin ersam geselleschaft, wan
- er selber ein predier was, und danken dem heiigen geiste vmb
- sine gnade, wan et ein meister ist aller gaben. So söllent die
- gottes predier und die heiigen martirer und die minenden megde
- sich vfheben, wan inen die groste ere ist gegeben an sunder-
- lichem gewete, und an liplichem gesange und an wunderlichen
- schappcin, die si tragent got ze eren.
- Der megde gewete Ist wisse lilienvar,
- Der predier gewete ist fürig sunenclar,
- Der martyrer gewete ist lühtende roseorot,
- Wan si mit Jesu litten den blätigen tot.
- Der megde scbappel ist manigerlei var
- Der martyrer crone ist gros offenbar.
- Der predier schappel ist alles von blümen, de sint die gotz
- wort, damit si in die grossen ere sint hie komen. Sust gant
- diser drier seligen usspilen fiir die heiigen drivaltekeit in einen
- süssen reien.
- So flüsset inen engegen vs von gotte
- Drierleie spilende vlüt,
- Die erfüllet iren müt,
- De si singent die warheit
- Mit vr&den ane arebeit,
- Als si got an si hat geleit.
- Alsust singen die predier: vserwelter herre, wir han ge-
- volget diner muten gütin in willeklichem armfite, und haben
- dinfi wizelosen schaf ingetriben, die dine gemieteten hirten Hessen,
- gan usser dem rehten wege.
- Alsust singen die martyrer: Herre din vnschuldiges blftt
- hat erfüllet vnsern tot, de wir sint diner marter genos.
- Die seligen die nu in dem himel swebent und da so wunek-
- lichen lebent, die sint alle beuangen mit einem liebte, und sint
- durchflössen mit einer miiie und sint vereinet mit einem willen,
- jedoch so haben si der \yirdekeit noch nit, die an den erlichen
- stfilen lit. Si rftwent in der gottes kraft und vliessent in die
- CO Dritter Theil.
- wufie uud haltent sich in dem gotzzuge als der luft in der snnen,
- mere nach dem jüngesten tage.
- So got sin abentessen wil haben , so sol man stfllen den
- brüten gegen irme briitegöme, und so sol* liep zft liebe kcmien,
- der lip zu der seje, und besitzen deüe volle herschaft in der
- ewigen ere.
- du lustliches lamp und woneklicher jungeling Jesu, des
- himelschen vatters kint, als du dich deüe vfhebest und alle k5re
- durchverst und winkest den megden wunenUlichen, so volgen si
- dir lobeliche in die allernotlichesten stat^ de ich nieman sagen
- mag. Wie si deile mit dir spilent und dinen mifielust in sich
- vcrzerent, de ist so himellichü süssekeit und so notliche ver-
- einikeit, de ich desgliches nit weis. — Die witwen sollen och
- volgen in herlicher lust, und in süsser anschöwunge lassen si
- sich begnügen in die hShsten, so si das müssent ansehen, wie
- sich de lamp zu den megden füget. Die ehte söUent sich 8ch
- mifieklich ansehen, also verre, als es in nach ir edelkeit mag
- geschehen. Wan je me man sich hie sattet mit irdenschen
- dingen, je me vns da der himelschen wone mfts überbliben.
- Die köre haut alle sunderliche lühtenisse an irem schine
- und der himel die sine. Du lühtenisse ist so seltzen erlich, de
- ich nit mfts noch mag geschriben. Den kören und dem himele
- ist von gotte manig würdekeit gegeben,
- Do mag ich von jegelichem ein wörtelin sagen.
- De ist nit me dene also vil,
- Als ein bini honges mag
- Vs einem vollen stok an sinem fasse getragen.
- In dem ersten köre ist die lustlicheit
- De hohste de si haben in allen ^aben.
- in dem andern köre die sanftmütekeit,
- In dem dritten köre ist die minlicheit,
- In dem vierden s&ssekeit, in dem fünften fr51icheit,
- In dem seefasten cdele rüche,
- In dem sibenden ist richeit,
- In dem achtoden wirdekeit,
- In dem nünden das minebrenen,
- In dem süssen eilende ist du luter helikeit.
- Das höhste in dem throne ist du gewaltigü ere, und die
- kreftigü herschaft. De höhste vberal das je wart in dem himele,
- Cap. I. 61
- ist die wnndernnge. De höchste de ist, das si mögent ansehen
- de nu ist und jemer sol geschehen.
- Eya das erliche tüme und du süsse ewekeit, und de kreftig
- durschauen aller dingen, und die sunderlichü heimlielieit, das
- zwisehent gotte und einer jeglichen sele ane vnderlas gat! Die
- lit an so notlicher zartekeit, hette ich aller menschen wisheit
- und aller engele stime, ich k6nde es nit für bringen.
- Du vngetöften kint vnder fünf jaren wonen in einer sunder-
- lichen wirdikeit, die inen got vs sinem rieh hat bereit.
- Si sint nit an irme scbopnisse
- Gewahsen von d rissig jaren,
- Wan si nit cristan mit cristo waren.
- Si haben Iteine cronen,
- Got mag inen nihtes gcloneD;
- Er hat in doch sine gfiti gegeben,
- Das si in grossem gemache leben.
- De hohste de si habent,
- De ist die vollede der gn. Si singent alsiist:
- Wir loben den der vns geschaffen hat,
- Alleine wir in nie gesahen,
- M6hten wir pine liden, so wolten wir es jemer clagen;
- Nu sollen wir uns wol gehaben.
- Nu mag etliche lüte wundern des, wie ich sündig mensche
- das mag erliden, de ich sogtan rede schribe. Ich sage vch
- werlich fürwar: hette es gott vor siben jaren nit mit wunderlicher
- gäbe an minem herzen vndervangen, ich swige noch und hette
- es nie getan. Nu wart es mir von gotz gute nie kein schade,
- de kunt von dem Spiegel miner oflFenen bosheit, die so rehte
- gegen miner sele oflFen stat und votk edelkeit der gnaden, die
- da lit an der rehten gotz gäbe.
- Doch je höher die sele ist gestigen, je me dem lichamen
- mit werten und mit gelasse minre lobes sol geben; tuan sol och
- sinen kumber vor dinen 8gen nit klagen, wan er ist von nature
- ein zage. Man sol in halten als einen alten pMndener, der
- nit me ze hove mag gedienen, so git man ime die almüsen
- , alleine dur die gotz liebi. Dis ist warlich nütze, wan: je edeler
- hunt, je vester halsbant.
- Nu lieber herre, dise rede wil ich diner milten gfiti bevelhen
- 62 Dritter Theil.
- und bitte, vil lieber min, mit siifzendem herze und mit weinenden
- 5gen und mit eilender sele, de si niemer kein pharisei mfisse
- gelesen und bitte dich vil lieber herre me, de dise rede dinü
- kint mfissen also vernemen, als du si, herre, in der rehten
- warheit hast vsgegeben.
- //. Wie die seh lobet got an siben dingen und got si von der
- salbe beite*
- süsser Jesu, allerschöneste forme unverborgen in nöten
- und in liebe miner eilenden sele, ich lobe dich mit derselben,
- in mine, in noten und in liebe mit der gemeinschaft aller creaturen.
- Des luste mich defie ob allen dingen. Herre, du bist die suüe
- aller ögen, du bist die lust aller oren, du bist die stime aller
- Worten, du bist die kraft aller vromekeit, du bist die lere aller
- wisheit, du bist de liep in allem lebende, du bist die ordenunge
- alles wesendes.
- Da lobte got die mifiende sele loblich, des luste in süssek-
- lich alsust: Du bist ein liht vor minen ögen, du bist ein lire vor
- minen oren, du bist ein stime miner worten, du bist ein meinunge
- miner vromekeit, du bist ein ere miner wisheit, du bist ein liep
- in minem lebende, du bist ein lop in minem wesende.
- HeiTC, du bist ze aUon ziton inifiesiech na mir,
- De hast du woi bcwiset an dir.
- Du hast mich geschriben an din buch der gofheit.
- Du hast mich gcmalet an diner mincr monscheit.
- Du hast mich gegraben an diner siten
- An henden und an fussen,
- Eya erlöbe mir, vil lieber.
- Das ich dich salben m&sse.
- „Ja wa woltestn die salben nemcn herzcliebe?"
- Herre, ich weite mincr sele herze in zwei rissen
- Und wolte dich darin legen,
- So mohtest du mir niemer so liebe salbon gegeben,
- Als de ich ane vnderlas
- In diner sele mfiste aweben.
- Herre, weitest du mich mit dir zo hiiBe ncmon,
- So wolte ich jemer din artedine wesen.
- „Ja, ich wil; jedoch min tröwe heisset dich beiten,
- Min mine heisset dich arbeiten.
- Min geduld heisset dich swigcn,
- Cap. II— IIL «3
- Min knmber heisset dich arufit liden,
- Min Smahheit heisset dich vertragen,
- Min gernnge heisset dich not clagen,
- Min sig heisset dich an allen tngenden volle varn,
- Min ende heisset dich vieles ') tragen ;
- Des hast du ere, swene ich dinen grossen last entlade.'*
- ///. Ein dage das die sde maget ist, und von der miue gotz.
- Sede: „0 herre, wel ein armü sele de ist und eilende, die
- hie in ertriche von diner mine maget ist! wer Inlfet mir
- clagen wie we ir ist, wan si weis es selbe nit des si enbirt,
- was de ist."
- Mine: Fröwe brut, ir sprechent in der mine buch liwerem liten
- zu, de er von vch vliehe. Berihtet mich notliche, frowe, wie ist
- vch dene geschehen? wan ich wil lieber sterben, m5hte es mir
- geschehen, in der luteren miüe, dene ich got in der vinsteren
- >visheit heisse von mir gan, Weiie ich mit minem lieben müs
- notlichen spielen, so darf mich die wisheit kein vnderscheit leren.
- Swene Ich aber arbeite an anderen dingen mit mineu fünf siüen,
- so nim ich vil gerne, de si mir die heiige messe bringe. Hör
- mich liep gespile'*). Ich was vröliche wan trunken in der mine,
- darumbe sprach ich zärtlich von sinen. Swene ich aber werde
- vbertrunken, so mag ich mines liebes nit gedenken, wan du
- miile gehütet mir, de si wil de mfts sin, und des sich got ge-
- trost, des genende ich mich; wände, nimet er mir den lip, so
- ist die sele sin.
- Wilt du mit mir in die winzelle gan.
- So mAstu grosse kosten han.
- Hastu tusend marche wert,
- ^ De hastu (in) einer stunde verzert.
- Wilt du den win ungemenget trinken, so verzerest du jemer
- me als du hast, so mag dir der wirt nit volle schenken. So
- wirstu arm und nakent und von allen den versmehet, die lieber
- ') Handschrift: viele.
- ^) Am Rande sind auifallender Weise von späterer Hand zwei Verse
- ans Ovidius angefllhrt.
- 64 Dritter Theil.
- sich fröwent in dem pfftle, denne si iren schaz in der hohen
- winzelle vertun.
- Du möst oeh das liden,
- Das dich dieiene nidcn,
- Die mit dir in die winzelle gnnt.
- wie scre si dich etteswene versroahent,
- Wan si so grosse koste nit get5rrent bestan.
- Si wellent das wasser ze dem wine gemengel han.
- Liebe viö brut, in der tauerne wil ich gerne
- Verzeren alles das ich han
- Und lasse mich dur die kolen der mine ziehen
- Und mit den brenden der smacheit sclahen^
- Uf de ich vil dike in die seligen winzelle müsse gan.
- Hie wil ich gerne zu kiesen, wan ich mag an der mine nit
- verlieren. Darumbe der mich piniget und versmehet, der schenket
- mir des wirtes win, den er selbe getrunken hat.
- Von dem wine werde ich also ti unken,
- De ich allen creaturen werlich wirde als vndortan,
- De mich des di'inket na miner menschlieheii vnedelkeit
- Und na miner angenoraenen bosheit,
- De niemer mensche hat so vbel wider mich getan,
- De er deheine bünde möge an mir vnseligen began.
- Harvmbe mag ich min leit an minem viende nit wirken.
- Jedoch so weis ich das wol, si mögent gotz gebot 8ch an mir
- zerbrechen.
- Liebü gespile, weile de geschieht, de man die winzelle
- vfsclüsset, so müstu in der Strasse gan hungerig, arm, nakent,
- und also versmehet, de du aller spise cristanliches lebens an dir
- nit me hast wan den geloben. Mahtu defie mifien, so verdirbestn
- niemer.
- Vrö brut, ich habe nah dem himelischen vatter einen hnngcr.
- Da ine vergisse ich alles kumbers,
- Und ich han nnch sinem sun einen dnrst,
- Der benimet mir allen irdenschen Inst;
- Und ich han von ir beder geiste ein solich not
- Die gat bouen des vattere "wisheit,
- Die ich begriffen mag
- Und über des sunes arbeit
- Defie ich erliden mag,
- Und vber des heiigen geistes frost
- Defie mir geschehen mag.
- Cap. III— IUI. 66
- Swer mit dirre not wirt bevangeD|
- Der mAs jemer me vogelost
- In gottes selekeit hangen.
- IUI. Wie vnser vrowe S. Maria sündm mohte und wie mt,
- das leret der heiig geist.
- Maria y erlichü keyseriüe, gotz müter und vröwe min,
- Ich wart gevraget von dir, ob du Sünden möhtest andern men-
- schen glich, do du were vf disem sündigen ertrieh. Nu hat
- mich berihtet der heiig geist, der, vrowe, alle din heiralicheit
- vol weis, also de du raohtest Sünden, wan du were ein volge-
- machet mensche von gotte, in aller vrowelicher nature und an
- atler megtlicher schöpfenisse , und du were nit lä an din^r
- nature. Das machet du alle lange küscheit vor gotte edel
- und türe.
- Aber vifiwe, edel göttifie ob allen luteren menschen, du
- mohtest och nüt sünden. De hattest du von dir nüt, wan der
- hirlielsch vatter beschirmde dine kintheit mit der vordahtekeit
- siner alten erwelunge, und der heiig geist baut din jugent mit
- der erfüllede siner nüwen liebi, und Jesus gieng dur dinen lip
- als der töwe dur di blfime, also de dinü küscheit nie wart be-
- rüret. Und die kraft der. heiigen drivaltekeit hatte din nature
- also bedruket, de si sich vor irem Schöpfer nie getorste noch
- mohte menschlich geregen, und du ewig wisheit der almehtigen
- gotheit hatte dir, fröwe, einen schatten gegeben, da du ine
- behieltest din menschlich leben, also de du pine mohtist liden
- ane sünde, und de öch dine blümende nienscheit in der suüen
- der creftigen gotheit nit verswinde. In dem schatten trüge du
- Jesum menschlich und zuge in müterlich. Aber, fröwe, in des
- vatters botschaft und in des heiigen geistes enpfengnisse und in
- des sunes wort was, frowe, das für der gotheit und das lieht
- des heiigen geistes und die wisheit des sunes also gros an dir,
- de du des schatten do wenig mohtest bevinden. Weis got,
- frowe, da na müstest du dich mit armüte mit missekomen und
- mit manger herzen swere ellendekliche k&len. Jedoch belibe
- du im herzen an guten werken grösseclich in fürig von dem
- H. MMhthUd. 5
- 66 Dritter Theil.
- füre de da brefiet sunder begiüe und sunder helfe in sieh selben.
- De hat, fröwe, dine wende durschinen und hat alle vinstemisse
- US dinem huse getriben.
- V. Wie die sele klaget de st keine messe noch die zit höret und
- tvie got si lobet an zehen dingen,
- Sust klaget sich ein eilende sele, do si got hatte verworfen
- von siner notlichen liebi und miüte si mit gi*osser pine. O we,
- wie übel ein rieh man mag liden, de er nach erlieher richheit
- in gros armüt wirt gewiset und sprach: Eya herre, nu bin ich
- yil arm an minem siechen licharaen und bin vil ellendig ao
- miner armen sele, also herre, an geistlicher ordenunge, de
- nieman din zit vor mir liset, noch nieman dines heiigen ^nbahtes
- von der messe vor mir pfliget.
- Do sprach der mifiekliclie munt
- Der niine sele hat durwunf,
- Mit sinen grossen Worten,
- Die ich nie wirdige horte alsust:
- Dn bist min geninge, ein mine wohinge,
- Du bist miner brüst ein süsse külnnge,
- Du bist ein kreftig kus mincs mundes,
- Du bist ein vrolich vröde mines vundes,
- Ich bin in dir und du bist in nrir.
- Wir inogcn nit naher sin, .
- Wan wir zwoi sint in ein geviossen
- Und sin in ein forme gegossen,
- Also son wir bliben eweklich vnverdrossen.
- Eya liebü, wie sprichest du mir so nahe; joch getar ich
- niemer an dise wort vrÖlich gedenken, wand mir der tote hunt,
- min lichamen ane vnderlas mit jamer zu stinket und ander mine
- viande so steteklich zu bremen und ich, herre, an minen sinen
- nit weis wie es solle ergan (an) minem ende. Mer an diner
- anschöwunge alleine, so weis ich nit von leide, so hast du,
- herre, mich mir benomen und hast dich in mich verstolen. De
- du mir defie hast gelobet de müsse geschehen und müsse dir
- noch ze lobe komen. Alsust antwurt vnser herre:
- Min tieffü reichunge, min breitü wandet unge,
- Min hohü gerunge, min langü beitnnge.
- Ich mÜB dich aber leren:
- Cap. V— VII. 67
- Die edeln juncfröwen kostet ir zuht vil sere,
- Si mussent sich twingen an allen iren liden
- und müssent vil dike vor ir zuhtmeisterine bibenen, also ist minen
- brüten in ertriche an irem liehamen gegeben. Ich wart in ertrich
- dur dini liebi mit nöten bevangen und mine viende trügen minen
- tot vor minen Ögen grimeklich in iren banden, nnd ich leit in
- scbame ') vil manig armüt. Darüber getrüwete ich minem vatter
- vnzellige güti. Hienach rihte din gemüte.
- VL Wiltu rehte volgen gotte, so soUu hän aiben ding,
- Swer got volgen wil an getrüweliehen arbeiten, der sol nit
- stille stan; er sol dike reissen, er sol denken was er was in
- der Sünde und wie er nu si in den tugenden, was er noch werden
- mag in dem valle. Er sol klagen Und loben und bitten naht
- und tag. Swefie du getrüwe brüt erwachet, so gedenket si an
- ir liep; mag si sin deüe nit haben, so gat es an ein weinen.
- Eya Avie dike das gotz brüten geschieht geistlich.
- Vlh Von siben offenbaren cienden vnser sehkeit, die machet^
- siben schaden.
- Du vnnützekeit ist an uns ein vil schedeliche sitte, und du
- böse gewonheit schadet vns öch an allen stetten, und irdensehe
- girheit verdilgget an uns de heiige gotz wort, und der böse
- krieg von mütwillen wirket an vns vil manigen schedlichen mort,
- und vientsehaft des herzen vertribet von uns den heiigen geist,
- und zornig gem&te benimet vns gotz heimlicheit, und die valsche
- helikeit mag niemer bestan, und die luter gotzmiüe mag an
- nieman vergan. Wellen wir disen vienden nit etwichen, si be-
- nement vns me deüe de himelrich; wan de ist ein vorhimelrich,
- de wir hier leben heleklich. Wellen wir aber disen vienden irer
- listen und irer gewalt an vns gönen, so beröbent si vns der siben
- gaben des beiigen geistes und si verlöschent uns de wäre lieht
- der waren got^liebe. Si verbindent vns öch die ögen der heiigen
- bekantnisse und leitent vns verblendet in die siben höbtsünde.
- War gat deüe der weg hin, dene in de ewige abgrunde?
- ') Handschrift: schäme.
- 5*
- 68 Dritter Theil.
- VIII. Von siben dingen die alle priester sollent haben.
- Der himelftelie vatter .bat mir siben ding gesagt, die ein
- jeglicb gotz priester an im haben sol, und sprach: Si söUent
- vnschuldig an in selben wesen, und de geziige sol voUekomeD
- weseu. Ist da kein zwivel an, so sol man es lassen und nit
- tftn. 8i s&llent alle vorht« von in legen und s5nt der judescheD
- e vergessen und sftnt min lamp lebendig essen, und sönt sin
- blüt Hüfzende trinken, so mögen si siner grossen sere reht ge-
- denken. Ist er aber schuldig an im selben, so essent minti kint
- de himelbrot und judas vert zft der helle. Und ist das gezöge
- de da hört zu der messe nit vollekomen, so stat der gotz tisch
- ital und den kinden wirt ire spise benomen. Koment si aber
- ob dem alter in die not ires libes, so ist besser das si ir bl&t
- giessen deüe das mine.
- IX, Von dem angenge aller dinge, die got Itat geschaffen,
- Eya vatter aller gute, ich vnwirdig M. danke dir aller
- trüwe da du mich mitte hast gezogen usser mir selber in diu
- wunder, also herre, de ich in diner ganzen drivaltekeit han
- geh5i*t und gesehen den hohen rat der vor vnser zit i«t ge-
- schehen, do du herre were besclossen in dir selben alleine, * nnd
- din unzelliehü wufie nieman was gemeine.
- Do lAhteten die drie peraonen »Iso schone in ein,
- De ir jeglicher dnr den andern schein, und wäre doch gantz in ein.
- Der vatter was gezieret an im selber in mefilichem gemflte
- der almehtikeit, und der sun war glich dem vatter an vnzellicher
- wisheit, und der heiig geist in beden glich an voller miltekeit.
- Do spilte der heiig geist dem vatter ein spil mit grosser miltekeit
- und schlflg vf die heiigen drivaltikeit und sprach im z4: Herre,
- lieber vatter, ic'h wil dir vsser dir selber einen milden rat geben,
- und wellen nit langer ^Isust vnberhaftig wesen. Wir wollen han
- ein geschaffen rieh und solt die enge! nach mir bilden, de si
- ein geist sin mit mir, und das ander sol der M. (Mensch) sin.
- Wand lieber vatter, de heisset vröde alleine,
- De man si in grosser meine
- Und in unzellicher wune vor dinen. dgen gemeine.
- Cap. Vm— IX. 69
- Do sprach der vatier: du bist ein geist mit mir^ de du ratest
- und wilt, de behaget mir. Do der engel gesehaffen was, ir
- wissent wol wie es gesehach, were der engel val vermitten, der
- menseh musste doeh gesehaflFen werden. Der heiig geist teilte
- mit den engein sine miltekeit^ de si vns dienent und sich
- vröwent aller vnser selekeit. Do sprach der ewig sun mit grosser
- zuht: Lieber vatter, min nature sol och frucht bringen. Nu wir
- Wunders wellen begiüen, so bilden wir den M. na mir, alleine
- ich grosses jamer vorsihe; ich müs doch den M. eweklich minen.
- Do sprach der vatter: Sun, mich rüret och ein kreftig lust in.
- miner götlichen brüst und ich dönen al von mine. Wir wollen
- fruhtbar werden, vf das man vns wider miüe und das man vnsere
- grossen ere ein wenig erkeiie. Ich wil mir selben machen ein
- brüt, du sol mich mit irem munde grässen und mit irem an-
- sehen verwunden, deile erste gat es an ein miilen.
- Do sprach der heiig geist zfi dem vatter: ja, lieber vatter,
- die brut wil ich dir ze bette bringen. Do sprach der sun:
- vatter, ich sol noch sterben von miüen, du weist es wol; jedoch
- wellen wir diser dingen in grosser heligkeit vrölichen beginen.
- Do neigete sich du heiige driualtekeit nach der schöpfunge aller
- dingen und mähte vns lip und sele in unzellieher miiie. Adam
- und Eva waren gebildet und adelich genaturet na dem ewigen
- sune, der ane hegifle von sinem vatter ist geborn. Do teilte der
- sun mit Adame sin himlische wisheit und siuen irdischen gewalt.
- Also de er hefte in vollekomner mine
- Ware bekentnisse und heiige sifie
- Und de er gebieten mohte aller irdcnschen creature,
- De ist vns nii vil türe.
- Do gab got ade von herzeklieher liebi ein gezogne, edel
- kleinliche jungfröwen, de was eua, und teilte ir mitte sine
- minekliche eliche gezogeuheit, die er selber sinem vatter ze eren
- treit. Ire liehamen sollen reine wesen, wan got schuf ^inen nie
- schemeliche lide, und si waren gekleidet mit engelscher wete.
- Ire kint sollen si gewiüen in heiiger mine, als die sune spilende
- in de Wasser schinet und doch de wasser vnzerbroeheu blibet.
- Mere da si assen die verbotenen spise, do wurden si sehemlieh
- 70 Dritter Theil.
- versöhaffen an dem Übe, als es uns noch anscbinet. Hette vns
- die heiige drivaltekeit alsust engelsclich geschaffen, so enmöhten
- wir vns von siner edelen natnre siner geschafnisse niemer
- m
- geschamen.
- Der himelsche vatter teilte mit der sele sin götlich mifie
- und sprach: Ich bin got aller götten, dn bist aller creatnren
- göttine und ich gibe dir mine hant trüwe de ich dich niemer
- verkiese. Wilt du dich nit verlieren, so s6nt dir mine engel ane
- ende dienen. Ich wil dir mfnen heiigen geist ze einem kamerer
- geben, de du dich vnwissende in keine höptsünde mäht gelegen,
- und ich gibe dir.... vrien willefcore. Liep vor allen liebe, nu
- sich dich eben Avislich vor.
- Du solt halten ein klein gebot,
- Uf de du gedenkest, de ich si din got.
- Die sele, die vil reine spise.
- Die inen got hat gelobt in dem paradyse,
- Die solte in grosser helikeit mit iren lichamen bliben.
- Mere, do si die vngenemen spise,
- Du nit fugte irem reinen übe,
- Hette gessen,
- Do wurden si der vergift so vol gemessen,
- De si verluren der engele reinikeit
- Und vergassen ir megtliche küschekeit.
- Do schrei du sele in grosser vinsternisse manig jar nach
- irem lieb mit eilender stime und rief:
- herre liep, war ist komen din vbersüssü mine?
- Wie sere hast du verkebset din elich königine!
- (Dis ist der propheten sin.)
- grosser herre, wie mäht du erliden dise lange not.
- De du nit tötest unsern tot!
- So wilt du doch werden gebom.
- Mer herre allü dinü getat
- Ist doch voUekomen also ist 5ch din zom.
- Do hüp sich aber ein hoher rat
- In der heiigen drivaltekeit.
- Do sprach der ewige vatter: Mich rüwet min arbeit,
- Wan ich hatte miner heiigen drivaltekeit
- Ein also lobelich brut gegeben
- De die h5h8te engel ir dienstman solten wesen.
- Ja were 5ch lucifer an sinen eren bliben,
- Si sölte sin g&ttinen sin gewesen.
- Cap. X. 71
- Wan ir war de brQtbetto alleine gegeben.
- Do wolte si mir nit langer glich wesen.
- Nu ist si verschaffen und grülich gestalt,
- Wer solte den vnflat in sich nemen?
- Eya, do knüwete der ewig suii vor vor sinem vatter und
- sprach: Lieber vatter, de wil ich wesen; wiltu mir dinen segen
- geben. Ich wil gerne die blutigen nienscheit an mich nemen
- und ich wil des M. wunden salben mit dem blute miner vnschulde,
- und wil alles menschen sere verbinden mit einem tftche der
- eilenden smacheit untz an min ende, und ich wil dir, trut vatter,
- des M. schulde mit menschlichem tode vergelten. Do sprach der
- heiig geist zu dem vatter: almehtiger got, wir wellen ein
- schöne procession haben und wellen mit grossen eren wandeln
- unvermischet von diser höhi hin nider. Ich bin doch Marien
- kamcrer vor gewesen. — Do neigte sich der vatter in grosser
- raine zft ir beider willen, und sprach zu dem hcligen geiste:
- Du solt min lieht vor minen lieben sun tragen in allA di\ herzen,
- dö er mit minen Worten sol bewegen, und sun, du solt din
- crüze vfnemen. Ich wil mit dir wandeln alle dine wege und
- ich wil dir eine reine juncfröwe zu einer mftter geben, de du
- die unedel menschheit dest erlichcr mäht getragen. Do gieng
- die schöne proccssio mit grossen fröden harnider in das templum
- Salamonis, do wolte der almehtigc got nun manode ze herberge
- wesen.
- X. Von dem passio der minetiden sele die ät von gotte hat, wie
- si vfstdt und in den hiihel varL tWe XXX partes habet.
- In warer liebi wirt die miilende sele verraten, in der srtf-
- zunge na gotte. 8i wirt verköffet im heiigen jamer nach siner
- liebi, si wird gesftchet mit der schar der manigvaltigen trehnen
- na ircm lieben herren, den bette si also gerne. Si wirt gevangen
- in der ersten künde, so got si küsset mit süsser einunge. Si
- wirt angegriffen mit manigen heiigen gedanken, wie si ir fleisch
- getöde de si nit wenke. Si wirt gebunden mit des heiigen
- geistes gewalt, und ir wune wirt vil manigvalt. Si wirt gehals-
- schlaget mit grosser vnmaht de si des ewigen lihtes sunder un-
- derlas gebruchen iiit mag. Si wirt vor gerihte gezogen in
- 72 Dritter Theil.
- bibender schemeude, das got ir von ir sündeu vleken ist so dike
- vromede. Öi antwurtet och zft allen dingen helekliche und mag
- das nit erliden, de si sieh mit jeman argliehen begrife. Si wirt
- georsehlaget vor gerihte, weile si die tüfel geistlich anvehtent.
- Si wirt ze herode gesant, wene si sich selber untüre und vn-
- wirdig bekefiet, und versmehet sich selber mit den grossen herren
- al irer danken. Pylato wirt si wider gegeben, wene si mfis
- irdenscher dingen phlegen^ si wirt geschreiget, gesclagen mit
- grosser sere, weiie si sich müs ze irem lichame keren. Si wirt
- enkleidet mit de phellere der schönen mine. Si wirt mit manig-
- valtiger trüwe siisseklich gekrönet, weile si des geret, de ir got
- alles ires kumbers niemer me gelone, jo vf de höliste ze sinem
- lobe. Si wirt verspottet mit heiiger italkeit, weiie si so ven*e
- in got verdolet, das si verlüret irdensche wisheit. So knüwet
- man für si in grosser smacheit, weile si sich in der kleineu
- demütekeit vnder aller creature füsse leit. Ir ögen werden ver
- bunden mit irs lichämen vnedelkeit, wan si so sere in ir vinster-
- nisse gevangen leit. Si treit ir crütze in einem süssen wege,
- wene si sich got werlich in allen pinen gibet.
- Ir höbt wirt gesclftgen mit einem rore,
- Weiie man ir grosse helikeit glichet einem tore.
- Si wirt au dem crüze so vaste genegelt mit dem hamer der
- starken miile löiFe, de si alle creaturen uit mögent wider gerftflfen.
- Si dürstet och vil sere an dem crüze der miile, wan si trunke
- vil gerne den luteren win von allen gotzkinden.
- So koment si al mit alle
- Und schenkent ir die galle.
- Ir licham wirt getödet
- In der lebendigen mine,
- Wefie ir g-eist wirt geh6het
- lieber alle menschlich sine.
- Nach disem tode wirt (vart) si zu der helle
- Mit irer mäht und tröstet die betrubeten seien
- Mit irme gebette von gotz guti
- Sunder irs lichämen wissenhaft.
- Si wirt gestochen von einem blinden
- Der vnschuldiger mine durch ire siten
- Mit eime s&ssen spere; >
- Da vliessent vs irem herzen manig heiig l^e.
- Cap. XI. 73
- Si hanget öch hoch in dem süssen luft des heiigen geistes,
- gegen der ewigen suficn der lebendigen gottheit an dem crnze
- der hohen mifie, das vollen dürre wirt von allen irdenschen
- dingen. So wirt si defie in einem Keligen ende von irem orütze
- genomen. 80 spricht si: Vatter enphahc minen geist. Nu ist
- CS alles vollekonien. Si wirt geleit in ein bcsclossen grab
- der tieflfen demütekeit, so si sieh steteklicli die vnwirdigoste
- weis under allen creatiiren. Si stat öch vf vrolicli an eim oster-
- tage weile si mit ireme lieben hat gehabet in dem notlichen
- brütbette ein süsse mineclagen. So tröstet si ir juncherre des
- morgens frü mit Marien, wene si enphät von gottc dii wäre
- Sicherheit, de got alle ir sünde in der miile rüwe hat vertilget.
- Si kunt zft iren jungem wider in beselossener tür, weüe ire fVnif
- sine die heiigen gotzlere so dikke vorsaget. So gät s! vs von
- Jerusalem des heiigen crlstantümes mit manger tugenlicher schar.
- So betrübet sich der lichame, der mit allem sinem wesende nach
- aller siner unedelkeit gerne allen sinen willen neme. So spricht
- si: Ich bin twer meister, ir sönt mir volgeu und in allen dingen
- gehören. Vöre ich nit zu minem vatter, ir belibct alse toren.
- Vi vert öch vf in den himel, wene ir got in heiiger wandelunge
- alle irdensche ding benimet. Si wirt enphangen in einer wissen
- wölken der heiigen beschirmunge, wefic si mifiecliche vert und
- vrölich widerkunt ane allerleie kumber. So komeut die engel
- wider und tröstent die man von galylea, wene wir gedenken
- an gots vserwelte fründe und an ir heiig bilde. Dise marter
- lidet ein jeglich sele, die in heiiger temperunge alles irs tündes
- ist werlich durchvlossen mit warer gotzliebi.
- XL Zwischent got und der mineuden sele sint alte ding schone,
- Wene die minende sele sihet in den ewigen Spiegel, so
- spricht si: herre, zwischent dir und mir sint alle ding schone,
- und zwischent dem tüvel und siner brflt, der verdampneten sele,
- sint alle ding egensclich und also griiwelich, weüe si gedenket
- an den mineklichen Jesum, so erbibeüet si und wirt irüüwet
- alle ir hellepin.
- 74 Dritter Theil.
- XIL Du soll loben danken und geren und bitten. Von dem
- lühtere und dem Hellte.
- Eia lieber herre, wie arm ich doch was, do ich aller diser
- Worte nit^mohte gedenken, noch gebettcn, noch minen. Do
- kriegete ich doch zft dir mit minen eilenden siüen und sprach
- alsust; Eya lieber herre, wamit sol ich dich nu eren? Da
- sprichestu den vnwerdosten zu, den du je geschüffe alsust: Du
- solt mich loben miner getrüwen beschirmunge. Du solt mir
- danken miner milten gaben. Du solt geren mines heiigen Wun-
- ders. Du solt bitten vmb ein gut ende.
- Do vragete du sele mit edelen worten: Vil lieber, was Wun-
- ders sol ich geren? Dis müs ich ftirbas al weinende scriben.
- Got helfe mir allercrmesten menschen, das ich mit Jesu hübe. —
- Do sprach min lieber alsust: Ich wil das lieht vf den lühter setzen,
- und allü du Ögen, du de lieht angesehent, den sol ein sunderlich
- stralc schinen in de oge ir bekantuisse von dem lichte. Do
- vragete du sele mit grosser vndertenekeit ane vwhte: vil lieber,
- wie sol der lühter sin. Do sprach vnser herre: Ich bin das
- lieht und din brüst ist der lühter.
- XIIL Von sehazehenhande mine.
- Du milte mine von heiiger barmherzekeit
- Vertribet ital ere und die bösen krankheit.
- Du wäre mine von gotlicher wisheit
- Bringet genügunge und vertribet die unlobliche girheit.
- Diemütigü mine von heiiger einvaltckeit
- Gesiget alleine vber die hoffkrt
- Und bringet die sele mifc gewalt
- In heHge wäre bekantheit.
- Die stete *) mine von guten sitten
- Mag keiner valscheit gephlegeo.
- Du grosse mine von kCiner getat
- Weis ir in allen dingen guten rat.
- Die beuintlich mine von gottes heimlicheit
- Verblendet dis ertrich sunder arbeit.
- Du gebunden mine von heiiger gewonbeit
- Du rüwet niemer und lebt doch in ir selber sunder arbeit
- ') Handschrift: steste.
- Cap. XII— XIIII. 75
- Du ingcnde mine von grosser vbci*flüf,
- Du liget mIIo stille und ir sint alle ding bitter sunder alleine got.
- Du rüffende mine von edeler vngedult
- Die swiget niemer und si hat seleklich vergessen aller schult. ^
- Die dütesche mine von gotz lere.
- Du b6get sich noch zu einem kinde vil gerne.
- Du schöne miüe von hoher gewalt,
- Dd iungert du sele und der lip wirt alt.
- Du minekliche mine von offener gäbe
- Vertilget des suren hcrtzen clage.
- Du verborgen mine treit türen schätz
- Von gutem willen in heiiger tat.
- Du clare mine von spilcnder flüt
- Tut der sele süsse not;
- Si todet si öch sunder tot.
- Dd windesche mine von vbermaht,
- Das ist die nieman gedulden mag.
- XIIIL Von zwein valschen ttigevden, swer du ine wone( der lebet
- der lugenen.
- Ich ban einen meister, de ist der heiig geist, der lert mich
- vil sanfte was ich wil, und das ander behaltet er mir. Nu
- spricht er alsust:
- Die wisheit sunder vestenunge des heiigen geistes,
- Die wirt ze jungost. ein berg des hohen mAtes.
- Der vride sunder baut des heiigen geistes,
- Der wirt vil schiere ein itel tobekeit.
- Diemät snnder vür der mine
- Wirt ze jungost ein offenbarü valscheit
- Du rehtekeit sunder tieffi gotz diem&tekeit
- Die wirt vf der stat ein grüwelich has.
- Armät mit steteklicher girheit
- Das ist in- im selber ein süntlich vbci-fl&ssekeit.
- Du grüwelich vorhte mit warcr schult
- Bringet egestlich vngedult.
- Schöne gelas mit wolves siöcn
- Des werdent die wisen schier in ine.
- Heilige gerunge von ganzer warhcit.
- Das geschichet nieman sunder arbeit.
- Gütlich leben sunder bagen
- De wirt zu unätzcn dinge vil tragen. ')
- ) Handschrift: tr&gc.
- 76 Dritter Theil.
- Du vermessen tugcnt ano gotzgabe
- Du wirt mit dem hohen mfite versclagen.
- Schöne gclübde snnder trüwe tat,
- De ist valschcit und des tüvels rat.
- Gdte trost sunder wäre Sicherheit ,
- Der sele und des heiigen gcistes volbArt,
- Der wirt an dem jungosten ende ein vnvrölich tot..
- Grosse gedult sunder neigunge des herzen in got
- Das ist ein heimlich schuld,
- Wan alle, di\ an allen dingen
- In gotz warheit mit hangen t,
- Die müssen dem ewigen gotte
- iMit grosser schände entvallen.
- Die miiie sunder müter der demütekeit
- Und sunder vatter des heiigen vorhten,
- Die ist vor allen tilgenden verweiset.
- XV. Mit nlit tilgenden soltu gän zu gotfes tische. Mit den
- ISst'f 'fanden loset ein mensche sibenzlg fitsend seien von dem
- gvuwelichen vegefüre, de mamgvaltig ist.
- Die vil torehfig;en beginen, wie sint ir also vrevele, de ir
- vor viiserm almehtigen rihter iiit bibenent, w^ene ir gotz lichamen
- so (likke mit einer blinden gewonheit nement! Nu, ich bin die
- niiiistc vnder vcli, ich müs mich Schemen, hitzen und biben. In
- einer hohgezit w^as ich also verblödet das ich sin nit getorste
- nemen, wan ich mijier besten fromekeit vor sinen ogen scheme.
- Dil bat ich minen vil lieben, de er mir sin ere daran wölte wisen.
- Do sprach er: Werlich gast du mir vor mit demütigem jamer
- und mit heiigen vorhten, so müs ich dir volgen als die hohe
- flüt der tieffen mülen. Gast du mir aber gegen mit blüender
- gerunge der vliessender mine, so müs ich dich gemüssen und
- mit miner gotlichen nature berüren als min einige künigine. Ich
- müs mich selber melden, sol ich gotz gute werlich mögen ver-
- bringen. De hinderte mich werlieh nit mer dene einen heissen
- ouen das hinderte, das man in al vol wisser simelen Schübe.
- Do gieng ich zu gotz tische in einer edeln schar. Die bewai-ten
- mich viltrüwelich und hielten mich doch vil sere ze vare. Du
- warheit zfigete mich, die vorhte schalt mich, die schäme geiselte
- mich, die rüwe vertumete mich, die gerunge zog mich, die
- Cap. XV. 77
- mine fflrte mich, der cristangelöbe schirmete mich, die getrüwe
- meinange zft allen guten dingen bereite mich, nnd allü minü
- guten werk schrüwen waffen vber mich. Der gewaltige got
- enpfieng mich, sin reine menscheit vereinete sich mit mir, sin
- heiliger geist tröste mich.
- Do sprach ich: herre, nu bist du min, wan du bist mir
- hütte gegeben, und öch an der stat do man spricht: Pner natns
- est nohis. Nu gere ich, herre, dines lobes und nit difies fromes,
- also de hütte din here Kehame den armen seien ze trost kome.
- Du bist werlich min, nu solt du, heiTC, hütte den gevangenen
- ein lösepfant sin.
- Do gewan si also grosse mäht, de si in ffirte mit siner
- kraft, nnd kamen an ein so gnhvellch stat die min oge je gesaeh,
- 80 eigesclich ein bat gemachet, gemischet von für nnd von beche,
- von pfüle, roch und stänke. Ein dike vinster nebel gieng dan\ber
- als ein swarzü hüt gezogen. Da lagen die seien iile gelich als
- die krotten in dem horwe. Ir geschöpfuisse war menschen
- geltch, si waren doch geiste und hatten des tüvels gelichnisse
- an in. Si sutten und brieten mit einander. Si schrüwen und
- hatten unzallich jamer vmb ires fleisches willen, das si so tieffe
- hat gevellet. De fleisch hatte verblendet iren geist, danmibe
- sutten si allermeist. Do sprach des menschen geist: herre,
- wie mange ist diser armen, du bist min wäre losepfant, du mftst
- dich nu erbarmen. Do sprach vnser herre: Der ist ane menschen-
- zal und du mäht ir zal nit begriffen, diewile din fleisch irdenshen
- teil mit dir haben sol. Si sint alle zerbrochenü vas gewesen
- und haut in ertrich geistliches lebenes vergessen. Si sint von
- allen lebene und von allen landen.
- Do fragete der menscheliche geist: Eya lieber herre, wa
- sint die klosenere, der wirde ich hier keiner gewar? Do
- antwurte vnser herre: Ihre Sünden waren heimlich, nu sint si in
- disero gründe alleine mit den tüuelen gebunden. Do betrfibete
- sich des menschen sele vil sere und leite sich vf die fasse vnsers
- vil lieben herren und gerte krefteklich arbeiten mineklich und
- sprach : Vil lieber, du weist wol was ich gere. Do sprach vnser
- herre: Du hast mich mit rehte harbraht, ich lasse si nit unfoedaht.
- 78 Dritter Theil.
- Do stünt vmbe si ein vil grossü schar der täfeln, die ir
- pflagen in dem ungesegenten l)ade. Die waren öeh fiber min
- zal, die si riben und tvvügen und vrassen und gnägen (nagenj
- und si mit fürinen geisein sehlügen. Do sprach inen des menschen
- geist also zu: hörent ir sündenfresse (freise?), sehent an das
- lösepfant, ist es iht türe das üch daran begnüge. Do erschraken
- si al bibende in grüwelicher schemede un sprachen: Ja, nu vörent
- si von hinan. Wie vnselig wir sin! wir müssen vch der warheit
- jehen. Do gap unser herre einen süssen wünsch der armen
- seien us sinem götlichen herzen. Do hüben si sich vs mit
- grossen fröiden und liebe. Do sprach die frombde sele: Eya
- vil lieber herre, wa s5nt si nu hinkeren? Do sprach er: Ich
- wil si bringen uf einen blümenberg, da vindent si me waüe deüe
- ich gesprechen küne. Do dienete in vnser herre und was ir
- kamrer und ir villieber geselle. Do seite mir vnser herre , das
- ir da sibenzig tusent wenn. Do vragete aber die sele, wie
- lange ir pine weri. Do sprach vnser herre: Iure drissig jaren
- kamen si nie zu iren licbamen und zehen jar selten si noch
- ze pine wesen, were ein so edel pfant für si nit gegeben. Die
- tüfel fluhen, si getorsten es nit nemen. Vil lieber, sprach aber
- die sele, wie lange söllent si hie wesen? Do antwurt unser
- herre und sprach: als lange als uns gut dunket.
- XVI , Nach der gäbe volget geissele und nach der amacheit ere»
- Diso sele ermanet vnsern herren siner alten werten alsust:
- Herre, du hast gesprochen, es si enkein gäbe vf disem ertrich,
- da lige ein geisel uffe. Das hast du mir vorgeseit mit dins
- selbes munde und hast mir es nachgeleistet zu maniger stunde.
- Du seitest mir och vor über sehs jar, mich selten geistliche lüte
- noch vil sere versmahen; das tünt si nu vlisseklich und haut es
- dikke arglich getan. Ist dis, hen*e, das wunder, des ich geren
- sol. Do antwurte mir vnser herre und sprach: Min vatter gab
- mir die gewalt siner warheit und gab mir du Wissenschaft siner
- heUkeit, und danach gab er mir vil manige smaheit. Aber
- danach gab er mir grosse ere und unzellich wirdekeit. Alsust
- wil ich dir geben min heiig drivaltikeit.
- Cap. XVI— XVII. 79
- XVIL Von eis geistlichen menschen vegefurj von siner funfhande
- helfe vs der pine vnd von edelkeit predier- ordert.
- In pinen hnn ich öch gesehen einen geistlichen man;
- ZA dem hatte ich bi sinem leben gilten wan.
- Ich bat dric manode fi\r sine sele
- Mit herzeh'cher serc,
- De im das nie mohte geschehen,
- De ich sine not mohte besehen.
- Untz an dem abcnt in dem jüngsten tage.
- Als er ßinen geist vfgap, do wart er mir vil schiere gewiset
- in minem ^ebetc, de ich für die armen seien tet. Ich sähe (in)
- alleine und sine pine mohte er mir nit erzögen. Er was bleicher
- varwe in einem wissen nebele. Do vragete ich: we, warumbe
- bistu nit ze hiinele? Do antwurt er al mit verborgen worten in
- rüweclicher schäme, und er las ein bftch al weinende und alle
- die wort schrieteO; das loichte über tn, und dazu allü du buch,
- d& er je hatte gelesen. Do sprach er: Mir war zu der weit
- alze liebe an gedenken, worten und gelässe. Zwene drakken
- lagen zfi sinen fassen, die sugen im aller den trost vs, den er
- enphahen solte von der heiigen cristanheit wider den sincranken •)
- gehorsam, das er sunder not nach sinem willen und nit nach
- siner prelaten lere wolte gan. Ich vragete in: Wa sint dine
- viende, die dich selten pinegen? do antwurte er: Von der edel-
- keit mines ordens mohte mich nie kein tüfel berfiren. Ich hatte
- grossen strit in minem lichamen, und ich hatte eines dinges
- willen, were de voilegangen, das were vil unnütze gewesen,
- dammbe lies mich got nit langer leben. Ich brine in mir selber,
- min eigen willen müs mich qwelen. Do vragete ich: Eia sag
- mir, wamitte mag man dir helfen? Do sprach er: Der mir ein
- jar alle tage hundert venien und zwölf disciplinen und vil trehnen
- mit rüwigem herzen us reinen ögen gebe, das solte min büsse
- sin und wesen. Messen sol man doch lesen. Eya, sage megden
- und priestem, de si wellen für mich bitten. De ende miner
- pine wil ich dir nüt sagen, wan ich wil mlne brädere damit nüt
- **) Handschrift: sieranken.
- 80 Dritter Theil.
- betr&ben. Nu var von mir. Do enpfieng er des tüfels gelich-
- nisse an sich unde brante und wart stnme gegen mir.
- XVI IL Von des ritters airite mit vollen waff&i\en wider die
- begervnge.
- Ich bat für einen menschen, als ich was gebetten, de im
- got des lichamen berürungc wölte benemen, de doch ane Sünde
- geschiht, des der b6se wille dazu nit bringet. Do sprach vnser
- hen-e: swig. Behagete dir, de du ein ritter were mit vollen
- wafFenen und von edeler kunst unde mit warer mankraft und
- mit geringen henden, de der lidig were und versuraet« sines
- herren ere und verlüre den riehen solt und den edeln lobes
- schal, den beide, der herre und der ritter in den landen behaben
- sol. Mere, wa aber were ein ungetrierter man, der von vngetete
- nie ze strite kam, wolte der in füreten tumeien komen, dem
- were schiere sin lip benomen. Darumbe müs ich der lüte
- schonen, die so lihte ze valle koment. Die lan ich striten mit
- den kinden, vf de si ein blftmenschappel ze lone gewinen.
- XIX, Von zweierlete ai^men lüten, (die) minenklich unde piidlche
- arme eint.
- Ich habe zwöigerleige lüte arm gesehen, die einen sint
- minenklich arm und haut jemer angst, de inen ze vil werde
- diser armen erden. Die andern sint ane iren dank vil pinlich
- arm und löffent jemer vmbe und haut grossen angest, de tn nit
- möge werden diser armen erden. Hie zft antwui-t vnser herre
- und spricht: Die pinlich armen stant in miner gerehtekeit, wan,
- betten si vil irdenscher dingen, si w61ten mich doch nit wider
- mineklieh minen noch heileklich bekeüen, darumbe mäs ich si
- mit dem hertosten gewinnen. Den mineklieh ai'men gib ich me
- dene si getörren begeren, wan ich mag den stob an in niter-
- liden, de si sich mit irdenschen dingen ze verre besweren, und
- ich gere, de ir herze jemer offen stände gegen mir, und de ich
- ane hinderunge und ane vnderlas möge lühten und schinen dur
- das miue.
- Cäp. xvm— XX. 81
- XX. Von fönf propheten die die buch ei^liUitent
- Unser herre hat mir gelobet^ er welle das bAch erlühten
- mit fftnf liehten: Moyses grosse heimliclieit und sin heiig arbeit
- und sunderliche smacheit^ die er ane schulde treit und sine erlich
- zeichen und sin sAsse lere, und das yserwelte minereden; das
- er dikke gegen dem ewigen gotte yf dem hohen berge tet. Das
- sol alles ein liht wesen und got hat und wil mir de geben^ das
- ich dnr aller miner vienden b5sen list in siner beschirme ane
- schuldige scheme sol gan und mineklich sweben. Als Moyses
- mit sinen frAnden tet dur de rote mer. Und pharao und sin
- frAnde,
- Die s6nt vns nit volgen alze verre.
- we, wie sint si ertranken in disem mere!
- Eya erbarme dich, lieber herre,
- De unser viende sich bekeren!
- EAnig David ist in disem bAche das ander liht mit dem
- salter ; da ine er vns leret und klaget , bittet , manet und got
- lobet.
- Salomones wort lAhtend und sine werk nit^ wan er selber
- vervinstert ist, in dem bAche eanticiS; da dA brut so trunken
- knene vunden ist und der brAtegöme so rehte nötlich ir zA
- sprichet: du bist alles schöne ^ min Mndine und kein flekke
- ist an dir. ,
- Jeremias lAhtet 5ch sin teil; do er sprichet von unser
- fröwen heimKchkeit.
- Wan also het mir got geseit.
- De hette die later küscheit.
- Die höhl der mifie und de er die marter leit
- In eristanen geloben,
- Den er nie gesach mit sinen fleischlichen ögen«.
- Daniel lAhtet öeh in wunderlicher >visheit; das im got von
- gnaden vnder allen sinen vienden gab die spise an sele und an
- libe. Also ze glicher wis ist mir unwirdigen in minen nöten
- geschehen.
- Des hant mine viende ein kleine gesehen
- Und mögent das nit erliden
- Darumbe geben si mir manige pine.
- H. Mechthild. 6
- 82 Dritter XheU.
- XXL Von der helle, tote si drä teil hat. Wie lücifer und sehs-
- izehenhande Mte sint gepinet. In wirt kein helfe. Von lucifers
- cleide.
- Ich habe gesehen ein staf,
- • Ir narae ist der ewige hass.
- Si ist gebnwen in dem nidersten abgronde
- Von manigerlei steine der hSptsünden.
- Die hoffart war der erste stein,
- Als es an Incifer ist wol schein.
- Vngehorsami, böse gitekeit, vberessen, unküschekeit^ das
- 'waren vier stein vil swere, die sante allerersten vnser vatter
- Adam dar.
- Zorn, yalscheit und mansljaht,
- Die drie steine hat caym darbraht.
- Lugi, verratenlsse, verzwivelen,
- Die sich selben machen h'blos, *)
- Mit disen vier steinen mordete sich 8eh der arme Judas.
- Du Sünde von sodoma und valsch lielikeit,
- De sint die notlich winkelstein^
- Die an dem werke sint geleit.
- < Du stat ist gefouwet mänig jar,
- We allen den, die ir helfe senden dar!
- Je me si da hinfür sendent,
- Koment si selber nach, si werdent
- Dest mit merer schaden enpfangen.
- Die stat ist alse verkert, de je die hohsten sint gedrdent
- in die niderste, und unedelste stat. Lucifer sitzet in dem nider-
- sten abgrunde mit siner schult gebunden ^ und inii flüsset ane
- vnderlas von sinem fürigen herzen vs und usser sinem munde
- alle die sünde, pine^ suche und schände^ do die hellC; de fegfür
- und dis ertrich so jemerlich mitte ist bevangen.
- In dem nidersten teil der helle ist de für und die rinster-
- nisse und stank und eisunge und allerleige pine allergrost, und
- j^a sint cristanlüte na iren werken ingeordent. In dem mittelen
- teile der ist allerleie pine meslichor. Da sint die Juden nach
- ') Handschrift: liebkoa.
- Cap. XXI. 83
- iren werken ingeordent. In dem oberosten teil der helle ist
- allerleie pine allermiiiest, und da sint die beiden nach iren
- werken ingeordent.
- Die neiden clägen alsust:
- we, betten wir gehabet ein e
- So were vns nit eweklich sust grftslichen we!
- ' Die jaden clagen öch alsus:
- P we, betten wir gotte gevolget an Moyses lere,
- Ho weren- wir nit verdampnet alsus serel
- Die eristan klagent nocb mere,
- Das si die grossen ere
- Von mütwtUea bant verlorn, . '
- Do «i GbriBtus mit grosser liebi bette zA erkorn.
- Lucifer aebeu si ane vnderias mit grossem jamer an,
- Und mftssent offenbar mit all irer schuf de nakent ffir in gan.
- we/ wie sehen tlieh werden si von im empbabnl
- Er grüss^t.si grüwelich un^ spricht bitterlich:
- „Ir verfluchten mit mir,
- Was fröden sucbtent ir hier? ')
- ' Jodi gehoHent ir nie gut von mir gesagen;
- Wie ipochteat ir ^eh dene sowol behagen?^
- So begriffet er den homfttigen allererst nnd druket in vnder
- sinen zagel und spricht alsust: Ich bin nit so versunken^ ich
- welle es nodii f her dich han. Alle die sodomiten varent im
- dur sinen hals und wonent im in sinem buche. Wene er sinen
- atten röhet so varent si in sinen buch, wene er aber hustet, so
- varent si wider vs. Die valschen heiigen setzet er in sine schos
- niid kfiss€^t -si vil grüwelich und spricht: Ir sint min genos. Ich
- was 5ch mit der schönen ralscheit bezogen, danä sint ir alle
- betrogen. Den wocherer naget er ane vnderias, und verwisset
- im, de er nie barmherzig wart. Deü röber beröbet er selber
- und bevilhet in defie sinen gesellen, das si in jagen und schlahen
- nnd keine erbermede ftber in haben. Der diep hanget mit sinen
- fuessen vf und ist in der helle ein lühteväs ; die vnseligen sehent
- doch nit deste bas. Die hie zesamen sint vnküsche gewesen,
- die mAssen vor Intzifer in solicher ahte gebunden ligen ; kunt er
- aber alleine dar, so ist der tüfel sin gumpan.
- *) fiaindscfarift : hie.
- ^'
- 84 Dritter Theil.
- Die yngelöbigeu meister sitzent vor lutzifers ftssen, vf das
- si iren ynreinen got re}it ansehen müssen. Er disputieret öcfa
- mit in, de si geschant werden müssen. Den gitigen fiisset er,
- wan er icmer wolte haben mer. Als er in dan verslukket hat,
- so tut er in dur sin zagel vam. Die morder m&ssent blutig
- vor im stan, und mfissent fürig swert sclege von dem tüfel
- empfön. Die hie des grimen hasses enpflegent, die mässent da
- sin trisemvas wesen, und hangent iemer vor siner nasen. Die
- hie den vberatz und den vbertrank so flisseklieh begant, die
- m&ssent mit ewigem hunger vor Lutzifer stan und essent glAien-
- dige steine. Ir trank ist swebel und bech. Da wirt alles sür
- wider süssen geben, wir sehen wes wir hie pflegen. Der trege
- ist da mit allen pinen beladen. Der zornig wirt da mit fürinen
- geisselu gesclagen. Der vil arme spilman, der mit hohem mute
- süntliche italkeit machen kan, der weinet in det helle m6 trehnen,
- dene alles wassers si in dem mer.
- Ich sah vnder Lueifer der helle grünt, das ist ein hart swarz
- vlins stein, der sol tragen das werk iemer mere. Alleine die
- helle hat weder grünt noch ende, si het doch an der ordenunge
- bede tiefi und ende.
- Wie du helle brinet und in sich selber gremet, und wie die
- tüfele sich mit den seien vnderschlän, und wie si siedent und
- bratent, und wie si swiment und wattent in dem st^ake und
- mftre, und in den wurmen und in dem pftle und wi si badent
- in swebel und bech — das m5gent si selber, noch alle creature,
- nie mer volle sprechen. Do ich von gotz. gnade ane arbeit diso
- not hett gesehen, do wart mir armen von stänke und von vn-
- irdenischer hitze so vil we, de ich nit mohte sitzen nodi gan,
- vnde was aller miner fünfe sine vngewaltig drier tage, als ein
- mensche den der tunre het gesclagen. Min sele leit do doch
- keine not, wan si hatte der stihte dar nit braht, die da heisset
- der ewige tot. Doch were das müglich de ein reinä sele dabi
- in were, de were tu ein ewic lieht und ein grosser trost Wan
- da vnschuldige sele mfts von nature iemer lAhten und schineni
- wan si ist gebom usser dem ewigen liebte sunder pine. Nimet
- si aber des täfels glichnisse an sich, so verlAret si ir schdn lieht
- Cap. ZXI. 85
- Mag in der ewigen helle von gcbette
- Von almftsen, den verdampneten ein einig trost komen.
- De han ich nit vernomen,
- Wan si aint Btetekllch in so grimeklichcm mAte,
- De inen grdwelt vor allem gAte.
- Na dem jangesten tage sol lucifer
- ^B nAwe kleid anziehtün,
- De ist gewahsen in sich seihen
- Vsser-dejn miste aller vnfletigen sünden,
- Die je menschen oder engel brahtc in künde,
- Wan er ist das erste vm aller sündc.
- So ist er defie enbnnden,
- Und ist doch sin griAi und sin vrcislicheit
- An aHen seien nnd in allen tüfeln also gemischet,
- Das man siner gegenwürtekeit niena vermisset.
- So sol er sich ze stunden derinten (sie) also gros und sin
- grang wirt im vil wit; da versinket er mit eime zuge sines
- atemes ifie die tüfel; jnden und heiden. Denoch hant si ire
- volle Ion in sinem buche und ir sunderliche hochgezit. We defle
- sele und lip! das menschenmunt hie von nit gesprechen mag!
- Das ist alles niht vrider der vnzellicher not, die in da geschiht.
- Wan werlich ich mag des nit erliden, de ich so lange gedenke
- daran als man gesprechen mag Ave Maria. we, also grdwe-
- lieh ist es da!
- Die helle hat ein höbet oben, de ist also vngefflge und hat
- an im vil manig 8ge grAwelich, da die flammen vs slahent und
- die armen seien al vmbevahent, die do in der vorburg wonent,
- do got adam und ander vnser vetter vs hat genomen. De ist
- na das grössest vegfür, dar ein sonder mag komen. Da han ich
- gesehen bischofe; vögte und grosse herren in langer not mit un-
- zellicher sere. Alle die dar koment, kume hat in got die ewige
- helle benomen, wan ich han nieman da funden, der an sinen
- ende je luter bihte gesprach mit sinem fleischlichen munde. Do
- tn von des todes nature die vsseran sine wrden benomen, do
- lag der licham stille, noch da hatten sei und lip einen willen.
- Do hatten si verlorn die irdenische vinstemisse, do gab In got
- in de schulene wäre bekantnisse! wie enge ist da der weg
- zu dem himelriche! Do sprach die gemeinschaft libes und sele
- noch den vngescheiden alsust: Warer got, begnade mich, min sände
- S6 Dritter Theil.
- sint mir werlichen leit. Das ist ein kurze stunde, in der hat got
- vil manig offenbar verloren sele heimlichen widerfunden; Ich han
- des nit funden, de dis je menschen geschehe, er hette etwas gutes
- mit gutem willen getan. Die tüfel fürent die befleketen seien von
- dem licham zu dem vegefür, wan die reinen engel mögent si
- nit berären, diewile si in einer klarheit inen nit gelieh schinent.
- Ein sele mag aber in ertrich die helfe han von jrändeo,
- Das es die tüfel wol bewaren^
- Das si die tüfel jemer angeaaren. v
- Ist si sere schuldig, si müa doch lindere pine haben,
- Das mag si alles bas betragen,
- Wan de si die tüfele müstin gevangen
- Und ane vnderlas ze spotte haben. ^
- Do vnsere heilige vettere zft der helle ffiren, das si mit in
- brahten, de was wäre hoffunge in kristan gelpben mit heiiger
- ^otzliebin vnd vil manigi diemfttigü tugent und getrüwi arbeit.
- Alle fftren si ziV der helle, si waren doch zft dem himelrich
- bereit; do mohte inen in der helle nit geworren, das si mit in
- brahten, de mftste si da brenen. De was die miäe, die sol
- eweklich brenen in allen gotzkinden.
- Komen si zu dem himelrich niemer,
- Dis hat got alsust gemessen:
- Was wir mit uns hinan füren,
- Das müssen wir da trinken und essen.
- Aber die versumeten, die mit so grossen Sünden
- Nu vngewandelt von hinan varent,
- Die mogent es niene vnverdampnet han so böse,
- So vor der helle munde,
- Da ze allen stunden
- Lucifers atem mit aUer pine ussciät, ,
- Und fii so jemerlich dnrgat,
- De die armen so sere vereinet sinf
- In der flame und in dem manigvallig^n grime,
- Als die vil seligen vereinet warent
- In der suessen bekanten gotzmiiie.
- Ich sach da aller fröwen nft meris
- Dan die hohen fürsten, die hie allerleie sünde
- Glich mit den fürsten mineten. .
- Du helle hat öch oben vf irem höbet einen munt.
- Der stat offen ze aller stunt.
- Alle die In den munt komen,
- Den wirt der ewig tot niemer me benomen.
- Cap. XXI— xxn. 87
- XXlL Ich %an (gehört) von gotz harmherzekeit , von siner
- hekorunge und gerehtekeit.
- Ich han so vnmessige barmberzekeit von gotte gebort und
- gesehen äc idi sprach: Herre wie mag dis geschehen?
- Joch ist din rehtekeit diner barmberzekeit genos,
- Wie ist din gftti alsast gros?
- Do spraeb vnser berre ein vilgetrüwes wort alsns:
- Ich sage (ttr bi minet götüchen trüwe,
- Pas der me ist in der beh'gen cristanheit
- Die. von dem munde ze himelrich varent,
- Defi[e der sie, die zu der ewigen helle varent.
- Die rehtekeit hat doch stete ir gewatt.
- Swas ir mit schulden vorgevallt.
- De wirt ir von mir niemer benomen.
- Ich wü aber allererst als eiii vatter zu der bcswerten sele komen.
- Hab ich ft gutes vnverzwivelt von ir vernomen,
- Das kunt von der grossen bekorange,^
- Die ich nach minen kinden han.
- Do sprach die sele: Eia vil lieber, woltest du mir dine
- hekorunge sagen, vf das din lust und min gerunge überein komen?
- Do sprach vnser herre:
- Nu h^ wie ich bin bekort
- Min güti und min miitekeit, min trüwe und min harmherzekeit
- Twingent mich so sere, de ich si lasse vliessen
- Ueber die berge des hochmütes und über die tal der diemfitekeit
- Und vber die b&sche dar verrikeit
- Und über die sclehten (graden) wege der reinekeit.
- Und noch serer twinget mich min guti,
- Dene dem b5sen menschen tut sin vngemüte.
- Und grosser ist aber min rehtekeit
- Dene aller täfeln bosheit.
- Do sprach du sele:
- Herre, din rehtekeit
- Fuget dir als reht wol in der lebendigen warheit,
- De si mir git unzelliche fröde ane herzeleit
- Swar si 5ch hin schielt
- ' So frowet sich je du warheit.
- ' .. .
- 86 Dritter Theil.
- XXIIL Die kraft der gerunge benimet die wort. Jnngfr6v)en
- mag got nit enhern, Götz angesiht vmbevahen und sin tust fAber-
- winden tusent tSde.
- Swer do brant in der creftigen mifie für, der mag des nit
- erliden, de er sieh mit den Sünden iergen ergliehe (sie) kAle,
- Eya vil lieber, wene sol dich des lusten des mich lustet? Alsust
- sprach ein ellendlge sele, do antwurt ir dar villiehe und sprach,
- ass er nit wiste was si wölte. Wes Instet dich? Do sprach si
- aber: Herr, du kraft der gerunge hat mir benomen die stime
- der werten. Do sprach er: Die juncfröwen könent nit wol vrien,
- wan ir scheme ist von natnre edel. Do klagte si: O we herre!
- Joch bist du mir alzelange vrömde. Könde ich dich, herre, 'mit
- zöfere gewinen, de du nit möhtest geruhen dene an mir. Eya
- so gienge es an ein minen, so mfistest du mich dene bitten, de
- ich f&re mit sinen. Do antwmt er und sprach alsüst:
- du vnbewollen tübe,
- Nu gbüe mir des, de ich dich müsse, sparen,
- .Di« ertrich mag ^in noch nit enbern. - . )
- Do sprach si: Eya herre,
- M^hte mir das ze einer stunt geschehen,
- Das ich dich nach mines herzens wünsche mdffate angesehen
- Und mit armen vmbevahn,
- Din götlichen mifie lüste
- M&ssen dar mine sele gan.
- Als es doch mensch in ertrich mag geschehen!
- Was ich danach liden wölte,
- Das war nie von menschen dgea gesehen^
- Ja tasent t5de weren ze lihte,
- Mir ist, herre nach dir also we;
- Nu wil ich in der trüwe stan.
- Mäht du es herre erliden,
- So las mich lange jamerig nach dir gän. ^
- Ich weis de wol, dich müs doch, herre,
- Der erste Inst nach mir besten.
- XXIV, Zweierleie luten wirb gebotten zweierleie geist. Von
- got und von dem tuveL Von sibenhande mine.
- Nu wil ich vch schriben von einer waren geistlichen swester
- und von einer weltlichen beginen, die vndersprechent sich alsost
- Cap. xxm— XXIV. 89
- Dt geistliche swester sprichet: Usser dem waren lihte des heiigen
- geistes sunder herzeleit; aber die weltlieh begine sprichet vs
- von irem fleische mit Incifers geiste, in grüwelicher arbeit
- Zw&igerleie geistliche Iftte sint vf disem ertrich; den wirt gebom
- zweigerleie geist. 6ot hütet sinen heiigen geist den reinen
- geisteu; die hie lebent in getröwer heiiger meinunge alles irs
- Wesens. Do komen zwo reine nature zesamenC; de heisse för
- der gotheit und de vliessende wahs der minenden seien. Ist
- da dene ein reine dahte der steter diemiUekeit, so wirt da ein
- sch6n lieht, da man verre davon gesiht. minende sele, so
- wirstu also riebe, das 4ic> niaman mag verarmen, und bist du
- allerarmest Von diemütekeit wirt man rieh, von .wolgezognen,
- von g&ten sitten wirt man edel und wolgeborn, voq mine wirt man
- schöne und lobesam, von smacheit wirt man vil hohe in gotte
- erhaben. Hie an gedenke, geistliche swester, und la dich nieman
- von dinen gftten sitten triben, so mäht du heiig beliben.
- Der tüfel bütet $ch sin^n geist den geisten.
- Die mit hasse und mit hoehm&Hger girekeit
- ZA den ergsten sint bereit.
- Die wissent nit wc du mifie alles gutes treit;
- Si werdent also arm von bösem hasse und von tüfels grifiii,
- De es vnmü^Iich were,
- De si jemer bevnnden oder gevolgetcn gotz mine.
- Die getrüwe mifie hat zfl gotte ein stete lop;
- Die gerende mine tut den reinen herzen vil jnanig süsse not;
- Die suchende mine ist ir selbes »Heine;
- Die bekante mine git sich allen creaturen gemeine;
- Die lühtende mine ist noch gemenget mit tmrekeit; #
- Du swigende mifie gebruchet snnder arbeit.
- was si stille wirket, de es der Ijehamen nit enweis!
- Du Inter mifie ist in got alleine stille,
- Wafi si habent beide einen wille
- Und ist enkeine creature so edele die si möge hindern.
- Dis hat da bekantnissd us dem ewigen bAche geschriben.
- Das golt wird dikke mit dem kupfer beflekket vil sere;
- Also tut die valscheit und ital ere,
- Die vertilget alle tugehden von des menschen sele.
- Dd unedel sele, der zA zergenglichen dingen ist to liep,
- De si von mifie nie erschrak,
- Und. de got nie mineklich in ir gesprach,
- we, leider! der ist dis leben aUes nacht.
- »0
- t • 1 . .
- Dls ist das vierde bfich.
- /. Fünf ding sont die lutern megde hdn..
- Wilt du den maget&m zieren,
- Den got also sere geheret hat,
- Das er dur dine lieb! einer megde sun wart:
- (Eya gedenke wc sprichel das!)
- So solt du diemftteklich swigen
- Und mineclich kumber liden
- Und in allen stetten ., '
- Alle din tage megdlicher schemede pflegen,
- So mäht du an der kiischeit genesen.
- ma^et, was dir deiie got wil geben,
- Er wil dir ein schöner jungling wesen,
- Und wil den himelreigen mit dir trefien.
- O ich vnselig lamer hunt!
- Ich hülze ^ch mit dir.
- Prüve wie ich ,di8 meine,
- Der luteren megde (zal) ist kleine/
- IL Dis blich ist von gotte komen* Die seile lobet sich an mangen
- dingen, Ir.sint zwen enget geben und zwen bSse tüfel und zwölf
- tugenden stritent wider das vleisch.
- Allen minen lebtagen, e ich dises bfiches began, und ©b sin
- von gotte ein einig wort in mine sele kam, do was leb der
- einfaligosten menschen eines, das je in geistlichen lebende er-
- schein. Von des tüfels bosheit wiste ich nit, der weite kraöcheit
- kante ich nit, geistlicher lüte valscheit was mir öch vnknndig.
- '. V^-J-
- Cap, I— n.' ^91
- loh mAs sfHrechen got ze eren and öeh durch des b&ches lere«:
- Xch vnwirdige günderm wart gegr&sset von dem heiigen geiste
- in minem zwölften jare also >1iessende sere, do ich was aUeine,
- de. ich das niemer mere möhte erliden^ das ich mich zu einer
- grossen tßglidien sAnde nie mohte erbieten. Der vil liebe grfts
- was alle tage und mähte mir miüeklieh leit. Aller weit s&sse-
- keit und ere wahset noch alle tage. Dis geschach vber ein
- un4 drissig jar.:
- Ich wust^ von gotte nit mer denen cristanen glöben alleine^
- und da stAnt ich je mit flisse nach; de min herze werde reine.
- Got ist selber des min vrkAnde, das ich in nie bat mit willen
- noch mit geren^ das er dise dinge w51te mir geben die in disem
- bfiche sint geschriben. Ich gedahte öch nie, de es mensehen
- möbte geschehen. Diewile ich wc bi minen tagen und bi minen
- frömbden fründen, den ich je die lieboste wc, do hatte ich diser
- dinge keine künde. Do hatte ich lange vor gegert, de ich sme
- mine SQbulde wärde versmähet. Do ftr ich dur gotz liebi in
- ein stat^ da nieman min.frAnd was, deiie ein mensche alleine.
- Vor demselben hatte ich angest, de mir die heiige smacheit
- uud die luter gottes liebi werde mitte entteilet. Do lies mich
- got niergen einC; und brahte mich in so mineklicbe süssekeit,
- in so heiige bekantheit und in so vnbegriflich wunder, de ich
- irdenscher dingen wenig gebruchen konde. Do wart erst min
- geist vs minem gebette bracht zwischent den hunel und dem
- Infte. Do sah ich mit miner seien ögen in himelscher wofie die
- schöne menscheit vnsers herren Jesu Cristii, und ich bekante in
- an sinem heren antlüte, die heiigen drivaltekeit, des vaters
- ewekeit, des sunes arbeit, des heiigen geistes sfissekeit Do
- sach ich den engel, dem ich bevolhen wart in dem töffe und
- minen tüfW. Do sprach vnser herre: Ich wil dir disen engel
- nemen und wil dir zwene widergeben, die söllent diu in disen
- wundem pflegen. Do dt sele die zwene engel ansach, o wie
- sere si in diemAtiger amehtikeit erscrak, und leite sich vf die
- f&sse vnsers herren, und dankete im und klagete im vil sere,
- de si also vnwirdig were, de sogetane flirsten selten wesen ir
- kamerere. Der eine engel was von seraphin, und er ist ein
- \
- 9t Vierter Theil.
- mifie bre&er, und der verweneten sele ein heiig lAhter. Der
- ander engel wc von chembin; der ist der gaben ein behalter
- und ordenet die wisheit in der minenden sele.
- Do lies unser herre zwen tüfel harvtir komen, die waren
- grosse meister und waren usser lucifers sehAle genomen, und
- warent 8ch selten vskomen. Do du sele die til grüwelich tüfel
- angesach^ do erbibete si ein clein und Mwete sich zA ynserm
- • herren und nam si doch vil gerne. Der eine tüfel ist ein tmgener
- mit schönem engelschen gewete. wc von einis er mir ze
- erste manige valsche liste vürleite! Er kam ze einer stunt in
- der messe von der höhi hamider und sprach: Nu bin ich vil
- schöne, wöltest du mich anbeten? Do antwurt du sele: Man
- sol got alleine anbetten in allem g&ten und in aller not. Do
- sprach er: Wöltest du doch vfsehen, wer ich si? Do wisete
- beniden der luft ein schöne valsche clarheit; die mangen ketzer
- hat verleitet, und sprach: In dem trone vf dem stftle solt du
- alleine die höhste juncfröwe sin und ich der schöneste jungeling
- bi dir. Do sprach aber si: Er were nit wise, der wol zu dem
- besten keme, de er dene de ergeste neme. Do sprach er: Nu
- du mir dich nit wilt geben, du bist also heiig und ich also
- demfltig, ich wil dich doch anbetten. Do sprach si: Dir wirt
- keine gnade davon gegeben, das du einen pffil anbetest. Do
- wiset er gemalet die fünf wunden an flissen und an henden und
- sprach: Nu sihst du wol wer ich bin; wiltu mines rates leben,
- ich wil dir gros ere geben. Du soltost d^n lüten dise gnade
- sagen, so keme da vil gutes von. Do sprach si und si verdros
- vil sere sitier unnützen mere; jedoch so horte si die gerne vf
- de si dester wiser were: Du seist mir de du got siest, nu sage
- mir, wer dene der sie, der jetzent hie des lebenden gotz sun
- in des waren priesters banden si. Do wolte er enweg, und si
- sprach:
- In dem almehtigen gotte mane ich dich,
- Das du nu hörest mich.
- Ich weis dine meinunge wol;
- Solte ich allen lüten min herze sagen,
- Es sötte ein kurze wile wol behagen,
- So woUtestu mit flisse danach Btan,
- Cap. n. 93
- Das sich das spil in&Bse verschlan.
- Das woltest da darumbe tun,
- Das icli fiele -m zwivel und in trurekeit
- Und in vngeldben nnd in vnkAsohelceit^
- Und danach in ewig lierzeleit.
- Und darumbe tust du es öch,
- Das ich sMle wenen de ich hch'g si.
- Das du suFt kumest zfl mir.
- Ja da vil alter trngener,
- Diewile das mir got bistat
- So verlürest du alle dine arbeit.
- Do rief er: Waffen über deinen zöuer, las mich nu von dir
- yaren, icb wil dich niemer besweren.
- Der ander tüfel mir wart gegeben, der ist ein fridenbrecher
- und ein meister der heiigen {keimlichm) ynküscheit. Jedoch so
- hat im got de verbotten; de er selber niemer zft mir mag komen.
- Er sendet mir aber verkerte lüte ze hotten, die mir gflte ding
- verkerent, und nement mir was si mügent mit werten miner ere;
- öch ramet er damite, do g&te lüte zesamene sint, und redent
- si iht Yiiütze nach ynküscher wise, so mag ich arme da nit
- unbetr&bet hüben. Das geschah mir nie.
- In einer naht was ich den ersten sdaf in minem gebette,
- do kam diser selbe tüfel in dem lüfte gevaren und nam des
- sündigen ertriches vil grosse war. Er was gros als ein rise, er
- hatte einen kurzen zagel und ein krumbe nasen, im was sin
- faöpt gros als ein zuber und kamen us sinem munde gevaren
- fi&rige funken in swarzer flaffie bezogen. Do lachete er mit
- valscher grime ein vil grüweliche stime: Do vragete in die sele,
- wes er lachete, wc er suchte und was er pflege. Do antwurt
- er und sprach: Ich fr5we mich doch des, sider ich dich selber
- nit mag pinen, de ich der also vil vinde, die engel schinent
- und es gerne fär mich t&nt, de si dich pinent. Nu spricht er
- aber: Ich bin geistlicher lüte kamerer und ich suche an in
- zweigerleie krankheit die si allerschierost vo gotte scheident;
- das ist heiige oder heimliche unküscheit. Swene ein mensche
- in einem heiligen leben gemach sines fleisches ane rehte not-
- dürftekeit und an allen sinen fünf Binen suchet, so werdent si
- vnküsehe; de ist grob und las^ und wirt verkaltet du wäre gotz-
- 94 Vierter. Theil.
- miiie. Das ander ist verborgen has in der offenbaren zwi-
- drahtikeit^ das ist mir also nütze sünde^ swa ich die beschlafen
- vngewandelt vinde, da ist es min gewiüen, wan dis ist ein fiin-
- dament langer bosheit und rerlust aller helikeit.
- Do sprach du sele: nu hastu von natnre nihte niht gutes
- an dir; wie mag dis wesen, das du dise nütze rede vor diner
- bosheit mäht fürgelegen. Do sprach er aber: Swar ich hin
- wende, got hat mich so vaste in sinen henden, de ich nüt mag
- tfin, er wise mich darzü.
- Ich vnselig mensche! ich hatte in miner ersten kintheit so
- grosse Sünde getan, were ich ane rüwe und ane bihte beliben,
- ich mflste zehen jar ze vegfür sin gewesen. Nu über hene,
- sweüe ich stirbe, ich wil durch dini liebi gerne noch darifie
- qweln.
- Das spreche ich nit von sifie,
- Es heisset mich die mifie.
- Do ich zu geistlichem leben kam ^
- Und zä der weite urlop nam,
- Do sach ich minen lichamen an,
- Do war er gewaffent sere
- Uf mfne arme «ele
- Mit grosser vollede der starken mäht i
- Und mit vollkomener naturen kraft.
- Do sach ich wol, das er min viehd was,
- Und sach dad 5ch: solte ich dem ewigen toiü entgan,
- So[ müste ich mich darnider sciäq,
- Do müste es an ein striten gan.
- Do sach ich 5ch miner seien wafen an;
- De was die here marter vnsers herm Jesu Christi,
- Damitte werte ich mich.
- Do müste ich steteklich in grossen vorhten stan,
- Aiie mine vient grosse schirmeschlege,
- Uf mfnen liehamen schlan. . .
- Da» was süfzen, weinen, bihten, vasten, wachen,
- Besinen, schlege und betton steteklichen an«.
- Dis waren du Waffen miner sele, da ich denlip mit über-
- want also sere, da bi zwenzig iaren nie die zit wart ich were
- müde, siech und krank allererst von rüwen und von leide/ da-
- nach von guter gerutige und von geistlicher arbeit, und därzfl
- manig swere siecbtag von nature. Hiezu kam du giewaltige
- Cap. n—m. 95
- mi&e und beschalle mich so sere mit disen wundern, de ich es
- nit getorste verswigen. Alleine, do wart mir an miner dn-
- yaltekelt yil leide. Do sprach ich: Eya, milte got, was hastn
- mi mir gesehen? Joch weistu wol, de ich ein tore, ein sündig
- und ein arm mensche bin an übe and an «ele. Disü ding
- «(Jtestu wisen lüten geben , so möhtest du sin gelobet wesen.
- Da zürnet sich vnser herre wider mich armen vil sere vnde
- fragete mich eines nrteiles. Nu sage mir, bistu doch min? —
- Ja herre,. das gere ich an dich. — Müs ich deile mit dir nit
- tftn de ich wil? — Ja allerherzeliebester vil gerne, sölteichioch
- ze nihte werden. — Do sprach vnser herre: Du solt mir an
- disen diirgeu volgen und getrüwen, und du solt 5ch lange siech
- wesen und ich wil din selber pflegen und alles des du bedarft
- an lip und an sele, das wil ich dir geben.
- Do gieng ich armü bibende, in diemütiger schäme zA minem
- bihter und seite ime dise rede, und gerte och siner lere. Do
- sprach er, ich s61te frölich volle vam; got der mich hette ge-
- zogen, der sölte mich wol bewaren. Do hies er mich das, des
- ich näich dikke weinende scheme; wan mine grossü vnwirdekeit
- vor minen figen offen stat, das was, das er eim sn5den wibe
- hie» V6 gottes herzen und munt dis buch schriben.
- Alsus ist dis bftch miüenklich von gotte harkomen und ist
- tis menschlichen sinen nit gemmien.
- ///. Die sündere enpfallent gotte von drien gaben der wiaheiL
- Von dem steine. Von der jungfröwen, lob, de ist die cristanheit,
- Alse man de liebe kint stillet, so slahet man das leide;
- also tAt vnser lieber herre vnde spricht alsust: Der nit gutes an
- im hat, der kunt niemer in min riche, und der nit kan vol werden
- vergenglicher dingen, der söl gesattet werden mit dem ewigen
- honger. Und we dem, der das gut hat, de an sim herzen klebet
- und der sich tber ander lüte setzen wil, der sol mir enpfallen
- in de grundelose tal. HiezA antwurt du heiige bekantnisse, de
- vnn gbt gegeben hat drierleige gäbe an der waren wisheit, daran
- wir VB8 initte söHen satten und allen unsem schaden bewaren;
- Das ernte ist pfeffS^icbü wisheit und erisfanlrche lere,' als mir
- 96 Vierter TMl.
- got gez&get hat in grosser ere. Ich sach mit wavtn Sgen miner
- ewekeit, in s&sser wane sunder arbeit, einen stein, der we gelioh
- einem gefögen berge und was von im selber gewahsen, mid
- hatte an sich geformieret allerlei varwe und smakete vil s&ise
- Yon edelen himelscben wurtzen. Do Vragete ich den vU s&ssen
- stein, wer er were. Do spnM^ er alsust: Ego sum Jesus. Do
- kam ich minenklich von mir selber und leinte min höbet an in.
- Do sach ich, de vs wendig ime wo besdossen alle vinstemisse
- und inwendig was er erflillet mit dem ewigen liebte. Uf dem
- steine stAnt du allerschöneste juncfrowe, die je wart gesehen,
- sunder vnser lieben fröwen sante marien, jedoch ist si ir gespile.
- Ire f&sse sint gezieret mit einem steine, heisset Jaspis. Der
- stein hat so grosse kraft, de er vertribet die bösen gitekeitvon
- den füsse ir gerunge. Er git 9ch reinen smak und reisset (r^gsß)
- den heiligen hunger. Er verwiset alle vinstemisse von den Sgen.
- Diser edelstein de ist cristan gelobe. Die juncfrowe stftnt vf
- zwein f&ssen, der eine ist das bant, der ander die I6sunge an
- beiliger gewalt, die haben alle cristane gel6bige priester. Si
- treit in irer vordem haut einen kdch mit rotem wine, den trin-
- ket si alleine in vnzellicher wune, die engele versftehent sin
- niemer. De ist des ewigen sunes blAt, de erfüllet iren taäi so
- sere, de si vns git yil manige süsse lere. In ir lingen haut hat
- si ein fiirin swert, das hanget alles vol guldiner cinbalen; die
- klingent also süsse, de alle die zft ir komen müssent, die der
- heiigen drivaltikeit gerftchent.
- Do vragete ich die juncfrowe, wie das were, de si ir swert
- in der linggen hant trüge und den kelch in der rehten haut?
- Do sprach si: Ich sol tr6wen, wan ein jegliches menschen jüngsten
- tage, so schlahet got sin sclag. Ich sol öch sin bl&t schenken
- mit minor .vordem hant, als cristus sinem vatter ze eren ist
- genant. Si hat 5ch eine grosse eraft in iren henden, damit
- zAhet si zft ir alles de got erweit, und wirfet öch von ir alles
- das sich dem tftfel hat gegeben. Eya, si treit ein also seh&ne
- antlit, ich mag si ansehen jemer deste bas. Ir flüsset olei ysser
- ir kelen, de ist barmbefzekeit, salbe der sftnde« Si hat 5oh
- in irem munde guldin z$n> .. da kftw^t si mi^ die himelsdieD
- Cap. III. 97
- kranwurtzen, de sint der propheten Sprüche. Ir trüfet honig vs
- ir Zungen^ de die snellen binen, die heiligen aposteln, vs den
- s&ssesten veltblümen hant gesogen. Si treit vor irem munde die
- blüienden rosen, und ir nasel5cher sint verstopfet mit süssen
- violen. Si treit an irem vorhöpte die grünen wissen lylien, de
- bezeichent: Si ist ein müter der wittewen, ein vründin der elichen
- und ein ere aller megden. Ir ögen spilent alles von wune als
- de wisse grüne morgenrot, wor sich tribet die spilenden suüe.
- Und also ir ögen sint von nature drivalt und doch gantz, also
- ist es vmb die heiligen drivaltekeit gestalt Das wisse bezeichent
- den vatter, de grüne den sun, die cleinliche suüe den heiigen geist.
- Sweüe 81 sich von herzen ansehen.
- So mng kein grösser fr5cie ^^chehen.
- Dise jiincfrowe treit öoh vf irme hübet eine crone,
- Du ist gewiirchet von rotem golde.
- Das ist der hohe rat
- Und die heilige tat,
- Die man von den heiligen meistern hat.
- Dise crone ist gelich einer gezinneten bürg, davor lit ein
- gros armes her und die hant einen vil vngetrüwen herren, de
- ist der tilfel und sine volgere, der ist arm und vngetrüwe. In
- der cronen wonet ein loblich her in voller mäht mit richer wer.
- Die hant einen getrüwen herren, de ist Jesus vnser löser, der
- wiset die bekerten je zu der gewer und die verarbeiten in dem
- winkelre. In dirre cron Itt ein drivaltig cron, da müssent die
- starken inne wesen. Die der grossen mifie pflegent, die müssen
- schützen und wartman wesen, s511ent die nidersten genesen.
- In der crone ist och ein tum.
- Die seligen, die da vife wellent wonen,
- Die bed5rfent nit vil gestrtte komen.
- Da mag aber nieman vf komen,
- Im werde von mine
- Aller sin irdenscher wille benomen.
- Die crone hat oben an iren zinen
- Vil wanigen edeln türen stein.
- De sint die, die nu von hinen
- ZA dem himelriche gevaren sint.
- In dirre junefröwen herze inwendig
- Sach ich einen lebenden brunen entspringen.
- H. Mechthild. , 7
- 98 Vierter TheU.
- DasA trüg man der heidenen kint,
- Die warent alle nssetzig und blint.
- Ob disem binnen stftnt ein vil geiatlich man;
- Da mohte anders nieman In griffen,
- De WC Johaües Baptista.
- Er wAsch in dem brunen die kint,
- De si werden sehende und schöne gesnnt.
- Do vragete ich die juncfröwe, wer si were.
- Si sprach, ich bin die, die du so liop hast
- Und ich bin din gespile.
- Ich bin die heiHge cristanheit,
- Und wir haben bede einen bnUgöme.
- Dia ist der seligen pfaffen juncfröwe,
- Die si 80 dikke lieplich |tnsch5wen.
- Die ander wisheit ist von natürlichen sinen;
- Da man beide mitte tun , verlieren und gewinen.
- In dirre wisheit wonen vil verkeeerter leien
- Und valschen pfaffen und swinder geistlicher lüten.
- Es wirt niemer mensche also heilig,
- De er sich kone vor den drien volle hüten.
- Also arg ist ir gemute,
- De si verkerent alle gftti.
- Nieman wirt geistlich von dirre gäbe.
- Er si je dabi ein tore durch die gotzliebe,
- Wan reinü heligü einvaltekeit
- Ist ein müter der waren gotteswisheit.
- Was hilfet, das ein fürnem man vil pfeiiige hat,
- Und köffet doch nit dene hunger und turst, und lange smacheit
- Und darzü ewig herzeleid!
- Die dritte wisheit ist von gnaden
- Und du verrihtet sieh an allen gotz gaben.
- Si cnwirt niemer also riebe.
- De si sich den minsten creaturen getürre gliche.
- Vmbe ir vngemach betrübet si sich niemer mere;
- Si frowet sich alleine in go(z willen.
- Si mag öch des nit erliden,
- Dg ein einig tugent vs ir tür beschlossen belibe.
- • IV, Von zxcein vngelichen wegen, der ein gdt nider z^ dei* helle,
- der ander stigt vf in den hiiTiel,
- Die rieheit zergengiicher dingen ist ein vngetrüwe gast,
- das heilige armüte bringet vor gotte tiiren last.
- Die italkeit gedenket nit an Iren schaden,
- die stetekeit ist aller tilgenden vol geladen.
- Cap. IV. 99
- Die tnmpheit behaget ir alleine selbe,
- die wisheit kan niemer volle leren.
- Der zorn bringet in die sele grosse vinsternisse,
- die heilige sanftmütekeit hat alle gnade gewisse.
- Du hochvart wil Je du beste wesen,
- , dieinutikeit mag nit genWen,
- si müsse sich allen creaturen ze dienste geben.
- Die ital ere ist vor gotte töb und blinf,
- die vnschuldigü smacheit heiliget allii gotzkint. ^
- Die valschheit hat den schönsten glas,
- die vollkomenheit ist von den h5hsten luten vcrsmohet.
- Die girheit het jemer einen grellen munt,
- die selige masse hat je einen süssen grünt.
- Die tragheit versumet riehen schätz,
- der heilige vlis suchet nit ze sere öin gemach.
- Du untrüwe git jemer valschen rat,
- ganze trüwe versumet niemer gute getat
- Die wäre geistlicheit mag sich an nieman rechen,
- Das vngebuwete herze wil je den vridcn brechen.
- Die gAte andaht mag nit böses began,
- Der b6se wille ist nieman vntertan.
- Die argheit hat von natare einen bösen grnnt,
- die gotliche gnade hat ein mifiekHch antlüt und einen sfissen munt.
- Die welllichen herren sint gerne ahtbar,
- die geistlich sele wil jemer anderswar.
- Die verborgene grimekeit hat einen schlichten munt,
- die offenbar minesamkeit hat den gottesfunt.
- Die vngetrüwe fare wonet dem hasse vil nahe,
- die heiige barmherzekeit sol alleine mit gotte ges tan.
- Die lugni ist ussen schöne und iiian grüwelich getlin,
- des wirt si von iren gnossen vil lieplich enpfan;
- Die warheit ist Verstössen dur ir vnahtbarkeit,
- die miissent alle, die si miüent, liden mit Jesu manige smacheit.
- Der has grimet jemer ane vnderlas,
- die mine briiiet ane sere, ir ist von allem jamer bas.
- Der böse abergunst hasset gotzmiltekeit;
- das reine herze vol mine frowet sich aller selekeit.
- Die aftersprache schemet sieh vor den lüten und vor gotte nit,
- der doch alle ding höret und siht.
- 7*
- tOO Vierter Theii.
- Der zwivcl ist ein grüwelich val;
- die wäre hoffen behaltet es al.
- Der valschß trost wirt niemer vro;
- die wäre schult betrübet in so.
- Hienach sprach unser lieber lierre, do er mir das gezöget
- liette, vil schier alsust: Der da gedenket wie gut ich si, der
- haltet sieh vaste je an mich. Dazfl hilf uns herre dur diu
- selbes efe!
- V. Vnser siinde zukünftig val, irdenisch icesen, de himelrich,
- gottes gäbe, sSllent stän offen vor vnset^en ögen.
- Herre, min schalt, damite Ich dich verloren han,
- Die stat vor minen Ögen gel ich dem gr5sten berge
- Und hat lange vinsternissc geniachet zwtschcnt mir nnd dir
- Und ewige verrunge von dir nnd von *) mir.
- Eya liep vor allen liebe,
- Züch mich wider in dich«
- Aber herre, der zukünftige val
- Stat Öch vor minen ögen, geh'ch
- Einem fürinen trakenmunde.
- Der mich ze allen ziten gerne verschmde.
- Eya min einiges gut, nn hilf mir, de iöh
- Vnbefleket möge vliessen in dich.
- Herre, min irdenscfa wcsen stat vor minen ögen,
- Gelich einem dürren akker,
- Da wenig gutes uffe ist gewahsen.
- Eya süsser Jesu Christe,
- Nn sende mir den süssen regen diner menseheit,
- Und die heisse sniien diner lebendiger gotheit
- Und den milten towe des heügcn geistea,
- De ich verclage min heizeleit.
- Herre, din ewig rieh
- Stat offen vor minen ögen gelich
- Der edelstein bmtlofte und der grososten hochgezit
- Und der langesten Wirtschaft.
- Eya min trut^
- Dar solt du ane vnderlas
- Za dir vögen din minelustige brut.
- Herre, alle dine gäbe,
- Die ich enpfangen habe
- Von dir, die ist vor minen ögen
- ') Handschrift: owe.
- Gap. V— VI. 101
- Glich einein ellendigon orschlagc an mich,
- Wun mich nidcret hie diu hohesto gifc.
- Alsus antwurt got, der es alles gibet:
- Din berg sol versmilzen in der minc.
- Dine viande sollen keinen teil an dir gewinen.
- Dincn aker hat heisse sufie diirschinen,
- Und din friiht ist doch vnverdorben bliben,
- Und in mineni riche soltii ein nüwü brat wesen.
- Und da wil ich dir ein süsses muntküssen geben,
- Das alle rain gotheit
- Diir din selo sol sweben,
- Und minü drivaltigcn ögen
- SoUent jemorme ane vndei^las
- In dincm zwivalten herzen spilen.
- Wa ist deüe din trurcn bliben V
- Betest dn deöc tusent jinr,
- Ich wolte dir nit einen süfzen geben dar.
- VI. Götz vswelunge mag nieman stSren. Rehtü ruwe hat ablas
- (von) gottes gnade und ist ane vegefür.
- Ein betrübet mensche bat mich, de ich für in bete, das tet
- ich mit vorhten simder mich. Do gehorte mich got mit jsiner
- ansehunge, mit sinen worten und mit siner warer stime und
- sprach alsus: Es ist kein lamp also wis noch so reine, qs si
- betwungen vor der wollen, und min vserwelnnge mag nienHUi
- zerstören, de hau ich im bezöget mit drin dingen: de erste, de
- ich barmherzig was über sine schulde, de ander, de ich im mine
- gnade han gegeben, de dritte, de ich nie wolte gestatten, de
- vngetrüwe lüte je einig gewalt möhten an im began. Do klagete
- ich für in alsus: Herre, er vörhtet noch sere, de du im sine
- schulde nit gentzlich habest vergeben. Sus antwurt got: Das
- were vnmftgliche. Dem sin sünde leit sint, dem vergibe ich si;
- den si aber mit jamer rüwent, dem gib ich min gnade, und den
- si also rüwent, de er sin lip gebe, eb er es me tete, und blibet
- also stete, der wirt nach disem Übe dur die schulde ze keiner
- pine me gezihet, er entue grosse tegeliche sünde und der vnge-
- wandelten wirt gewunden, (sie)
- 102 yiert^r' TheiL
- VIL Wie ein vriii sete sprichet zä yotte in yanzer liebin,
- Herre darumbe de ich vndertenig bin gewesen aller creaturen,
- so hast du mich gezogen fber allü ding zft dir, und darumbe,
- herre, de ich keinen irdensoheü schätz habe, so enhan ich kein
- irdensche herze. Wan du, herre, min schätz bist, so bist du
- och min herze und du bist alleine min gti und ich bin wandelbar
- an allen dingen.
- VIIL Van gotz licham, der siechen, der verlassent m\d der craft.
- Das ein sieche gotz lichamen nit mag enpfän der verlasset,
- (ist), da was ich also einvaltig an, de ich mich (mit) minen sifien
- und mitte minem glöben nit volle konde eutrihten, wan man got
- nit mag verlieren, wan alleine mit sünden. - Do vragete min
- sele in der vereineten liebi vnsern herren wie es darumbe were.
- Do antwurt unser herre alsus: Du hast war, er mag mich nit
- verlieren defie mit sünden; aber sin licham mag von krankheit
- mineiT lichamen verlieren. In disen Worten sah ich in der heiigen
- drivaltekeit dise glosen: Sv^ene wir gotz lichame enpfSn, so
- vei'dnet sich die gotheit in vnser unschuldige sele, und mischet
- sich gotz menscheit mit röserm gnivvelichen lichame, und so
- maehet der heiig geist sine wonunge in vnserme geKbcn. Dis
- selig einung© sollen wir mit ^osser hüte behalten.
- I
- • ■ . * t
- IX, Von vierhande opfer der priesteren.
- Hienach seite mir vnser herre, de die priester ir opfer sont
- enpb&D an vier enden und anders niergen: Von dem altur, von
- der bftsse, mit gotz lichamen, wr (für?) den siechen. Aber sol
- der sieche opfern vf die ölunge nach, sinen statten, und nach
- sinem mütwillen. Und vf dem velde sol er nemen de man im
- da wil geben. Der priester sol nit kiesen und sol mt vordem,
- wan de der sieche geoppfert hat, de -sol er alles enpßin, von
- gnaden und nit von rehte.
- X, Von der leien oppfer nach iren statten.
- Die leien, die da oppfemt, die söUent sieh in irem oppfer
- also dike bewaren vor der bösen kargheit, als der priester sich
- Cap. VII— XII. 103
- sol be waren vor der geswinden girekeit, das ist uns beiden vil
- not, wan der leie sol oppfern mit grosser liebi und mit einer
- lachenden sele got in^sin muten haut. Der priester sol es mit
- diemutigen vorhten und bibenden herzen us got« henden nemen,
- und sol üs in allen sinem tünde got lobelich widergeben, wan
- dis irdensche gftt ist schalkhaft, so man es nimet ; es ist ,aber
- harte fri, so man es gibet
- XL Wie crJstan gegen den Juden sich sSllent kalten an vier dingen.
- Hien^ich lerte mich got, wie sich die cristane sönt halten
- gegen den Juden. Man sol ir 6 nit halten. Man sol mit inen
- nit wonen. Man sol 5ch über naht mit inen nit wesen. Man
- sol mit inen köffen und verkoflfen ane fruntliche geselleschaft
- und ane valsche girekeit.
- <
- XI L Wie die brüt, die vereijiet ist mit gotte, vef^wirfet ailer
- creaturen trost, sunder alleine gotz, und nyie si sinket von der
- pine.
- Dis spricht gotz brut, die gewonet hat in der besclossenen
- triskameren der heiigen gantzen drivaltekeit. Eya, stant bi und
- gaut von mir alle creaturen, ir tünt mir we und ir mögent mich
- nit getrösten. Die creaturen sprechent: warumbe? Du brut
- spricht: Min lieber ist mir in minem schlafe engangen, do ich
- in siner einunge rftwete. „Mag vch disü schonü weit und alles
- das si gutes hat nit getrösten?" Nein, ich sihe den sclangea
- der valscheit, der valschen list sclindet In. (ein) alle wollust dirre
- weite. Ich sih öch den angel der girekeit in dem ase*) der
- unedelen siissekeit, da si manigen mitte vahet. „Mag vch de
- himelrich nit getrösten?" Nein, es were in im selber tot, wen
- tete der lebendige got (sie). „Nufie, vrö brut, mögent vch die
- heiligen nit getrösten?" Nein, sollten sie von der durvliessunge
- der lebendigen gotheit scheiden, si solten seror weinen dene
- ich, wan si über mich sint komen und tiefer in got wonen.
- „Mag tch gotz sun iemer getrösten?"
- ') Handschrift: asse.
- 104 Vierter Theil.
- Ja, ich vrage in wol, wene wir wellen gan
- Inf die bhunen der heiigen bekantnissc
- Und ich bitte in vil gerne,
- De er mir vfßchliesse
- Die spilende vlüt,
- Die in der hcligen drivaltekcit swebet.
- Da die sele alleine von lebet
- Sol ich getröstet werden nach ininer ödelkeit,
- So sol mich gotz aten in sich zieben sonder arbeit,
- Wan die spilende sune der lebendigen gotheit
- Schinet dur de clare wasser der vrölichen menschcit.
- Und der süsse lust des heligcn geistes
- Us in beiden ist komen^
- Der hat mir alles das benomen,
- De beniden der gotheit wonet.
- Mir smekket nit, wan alieine got.
- Ich bin wunderliche tot-
- Dis smakes wil ich allerdikost gern euberen,
- Vf de er wunderlich gelobet werde.
- Wand, wene ich vnwirdiger mensche
- Mit miner mäht got nit kan geloben.
- So sende ich alle creaturen ze hove
- Und heisse si, de si got für mich loben
- Mit aller ir wisheit, mit aller ir mine.
- Mit aller ir schöne und mit aller ir gerunge,
- Als si vn verböse t von gotte waren geschaffen
- Und 5cli mit aller ir stime als si nu singent.
- Sweiie ich dis grosse lob ansich
- So ist mir niergen we.
- Ich mag 8eh des nit erliden de mieh ein einig trost berüre,
- deüe alleinig min lieber. Min irdensche frünt mine ich in einer
- Mmelscher geselleschaft und mine viende mine ich in einem
- heiligen jamer nach ir selekeit. Got hat alles dinges genüg;
- finnder alleine der berfirunge der sele wirt im niemer gcnftg.
- Do dis wunder und dirre trost hette gewert aht jar, do
- wolte mich got alzusere trösten vber miner sele edelkeit. Eya
- nein, lieber herre, höhe mich nit so sere! Sus sprach die vn-
- wirdige s^le: es ist mir alzegftt in dem nidereten teile; da wil
- ich jemer vil gerne sin durch dine ere. Do viel dö arme har-
- nider vnder die verhangenen und vnder die verworhten seien
- und dünkte ir alze gut. Dar volgete ir vnser herre nach als
- solicher getane, als si erliden mohten, die in der nidersten fröde
- Cap. XU. 105
- warent, wand got schinot in allen darnach sch5ne, als si hie
- geheiliget siut in der miüe und geedelt an tugeaden* Sant
- Johans spricht: wir sollen got sehen als er ist. Das ist war;
- aber die sufie schinet nach dem wetter. Maniger hande wetter
- ist vnder der soöen in ertriche^ also ist manigerleie wonnnge in
- dem himelriche. Mere wie ich in mag erliden und sehen ; also
- ist er mir.«
- Do sprach vnser herre: wie lange wiltu hie wesen? Die
- brut: £ya, entwich mir lieher hene und la mich färbas sinken
- dur din ere. Hieoach kam beide ^ sele und lip in so grosse
- vinstemisse^ de ich du bekantnisse verlor und das lieht, und vm
- gottes hdmlicheit wiste ich nit/ und du vil selige mine f&r öeh
- ir Strasse. Do sprach du sele: War sint ir nu vrö trüwe?
- Ich wil vch nu der mine ambaht bevelhen, und ir sönt gotz ere
- an mir bewärn. Darvnder vant sich dise kamererine ir vröwea
- mit so heiiger lidunge und so vrölicher beitunge, de ich lebte
- sunder kumber. Do kam der vngelobe und vmbvieng mich
- alumbe mit einer grosser vinstemisse und rief mich an mit so
- grossem grime, de mich sere grüsete vor siner stime und sprach:
- Were dise gnade von gotte gewesen, er hetti din so sere nit
- verzigen.
- Do sprach du sele: wa sint ir nu vrö stetekeit? heissct den
- waren glöben zu mir gan. Do sprach der vatter von himelriche
- zä der sele: Gedenke was du bevunden und gesehen hast, do
- niht zwischent dir und mir wc. Do sprach der sun: gedenk
- was diu licham von minen pinen gelitten hat. Dis sprach der
- heilig geist: Gedenk wc du geschriben hast. Do antwurt beide,
- sele und lip mit des waren geloben der stetekeit: Als ich habe
- gelobet, gemifiet und gebruchet und bekant, also wil ich unver-
- wandelt varen von hinan.
- Hienach kam die stete vrömedunge gotz und bevieng die
- sele so sere alumbe, de du selig sele sprach: Siest wUlekomen,
- vil selig vrömedunge. Wol mir de ich je geboren wart) de du,
- vrowe, liu min kamerin solt sin, wan du bringest mir vng^bwone
- vr&de und vnbegriflFenlich wunder und darzü vntreglich sSssekeit!
- Aber herre, die süssekeit solt du von mir legen, und la mich
- 106 Vierter Theil.
- dine vrömedunge han. Eya wol mir tmt got, de ich si muos
- nach der miöe wandelunge tragen wan in dem gftme miner sele.
- Hiezu gerte ich de alle creaturen lobten vnsern herren mit 2e
- deum laudamns. Des >vx)lten si nit tftn, und kerten mir den
- naken zt. Do wart du sele vnmassen vro und sprach dis selbe:
- De ir mich nü versmahent und tweren naken zu mir kerent,
- sehent, und wol mir! dis lobet vnmesseklik vnsem herren- Nu
- gat es an mir an sin ere^ wan nu ist got wunderlieh mit mir,
- nu mir vrömedunge bekemer ist dene er selber. Dis wiste du
- sele wol, do si got wolte trösten in der gröstcn vrömedunge.
- Do sprach si: gedenk herre, wie ich si, nnd enthalte dich von
- mir. Do sprach vnser hen-e zu mir: göfie mir dis, de ich die
- hitze miner gotheit, du gerunge miner mönscheit und den lust
- des heiigen geistes mit dir k&Ien mfige. Dazu antwurte si:
- Ja herre, also bescheidenliohe, do dir, herre alleine damitte wol
- si und mir nit.
- Hienaeh kam dii brut in so grosser vinstcrmsse, de der
- licham swiste vnde krainp in der pine. Do wart si von men-
- scfhen gebeten, de si were ein ^)otte iinx si ze gotte. Do sprach
- ich: Vro pine, dis beuilhe ich vcb, de ir mich lösent nu, wan
- ir nu de höhste an mir sint. Do hüp sich du pine von der sele
- und von >dem libe gelieh einem vinstern sehine und vor*) ze
- gotte mit wisen sifien und rief mit grosser stime: Herre, du
- weist wol WC ich wil. Do begegente ir vnser herre vor des
- riches tür und sprach, willekomen vro pine. Ir sint das nehste
- eleit, de ich in ertrich trüg an minem libe und aller der weit
- smacheit was min höhstes vmbecleit. Swie sere ich feh dort
- minte, ir koment doch nit harifi. Mere du junefröwe du zwöi
- ding wil tun, der wil ich zwöi ding geben. Si sol sin stetekKch
- gezogen und wise, so hilfet si, das du ir botte siest, und so wil
- ich ir geben min vmbehalsunge und min herzeeinunge. Do
- spraeh du pine alsust: Herre, ich mache manigen selig und bin
- ich doch üit selig, und ich verzer manigen heiigen lichamen und
- bin selber böse, und ich bringe manigen zu dem himelriche^ und
- ') Handschrift: vor.
- Cap. XIII— XIV. 107
- kum doch selber iiieuier dar. Hiezft antwurt vnser lierre alwis:
- Pine, du bist vs dorn bimelricke lüt geborn, darvmbe niabt da
- nit wider harin komen. Mere du bist vs lucifei-s berxe geborn,
- da soltu wider in koiueii und solt mit im eweklic wonen.
- Eya, selige gotzvrömdunge, wie miilenkiicb bin ich mit dir
- gebunilen! Du stetigest miuen willen in der pine und liebest
- mir du sweren langen beitunge in disem armen übe. Swamittc
- je ich mich me zft dir geselle, got, je got grösser und wunder-
- licher uf mich vallet. herre, ich kan dir in der tieffi der un-
- gemischeten diemfitikeit nit entsinken,
- 0w6 ich dir in dem hotnüte übte entwenke,
- Mere, je ich tieffer sinke,
- Je ich süsser trinke.
- XIIL Die Schrift dis bäches ist gesehen, gehöret unde bevunden
- an allen lidern, ^
- Ich enkan noch mag nit schriben, ich sehe es mit den ögen
- miner sele und höre es mit den oren mines ewigen geistes und
- bevinde es in allen liden mines lichamen die kraft des heiligen
- geistes.
- XIV. Von der heiigen drivaltekeit, von der gebuvt und von dem
- namen Jesu Cristi und von des menschen edelkeit.
- Ich sach und siehe drie personen in der ewigen höhi, e
- gottes sun enpfangen wart in Sante Marien libe. Do waren si
- bekant und mit vnderscheide angeseben von allen heiigen engein
- an ir ganzheit und an irem naraen und wie die drie ein got waren.
- Swie dar ir ogen waren, si sahen doch noch weder bein noch
- vleisch noch varwe noch den herren namen Jesum. Dis was
- in wunderlichen verborgen in des ewigen vatters brüst. Si
- namten den vatter den vngeschaffen ewigen got, den sun die
- vnbegunene wisheit. Ir beider geist nanten si die rehte kunst
- der warheit. Die heissen engel von dem höhsten rate, die do
- hangent gegen die mine der gotheit in eime zuge des atems
- der ganzen drivaltekeit, die dienten und sahen an den wunek-
- ') Handschrift: owe.
- 1 08 Yierter Theü.
- liehen rat do got gotmensche wart. Gabrid flirte den namen
- Jesu mit dem grüsse alleine hernider. Im war weder bein,
- noch vleisch, noch blüt mitte gegeben. Die ander persone
- de WC je der ewige sun, alleine hette der die menscheit noch
- nit angezogen; er was je vnser und wart vns nie gegeben, e
- Gabriel dil botschafl; tet. Were die selbe an der persone vor
- der botschaft dur vns gewesen ze lösende, so mftste er ein bfe-
- gine wesen, de geschach nie. Die selbe ander persone -was
- ein nature worden mit Adames menscheit, S er sich verbösete
- mit den Sünden. Alleine was adames nature ^ zerbrochen und
- verwandelt und sin teil jemer mer verlorn, do enkos got nie zu,
- daiTmbe mohten wir, und mögen noch widerkomen. Got hat
- sin edel mifiende nature gantz behalten, darumbe mohte er sich
- nit enthalten. Got warf lucifer zehant von im in den ewigen
- kcrcher; mere adam gieng er nach und vragete in, wa er were,
- und brahte in wider ze wegc. Lucifer hatte nit wan ein einig
- nature in gotte, do er die zerbrach, do mphte er niemer wider-
- komen.
- Der mensche hat volle nature in der heiigen drivaltekeit,
- und den gcrüchte got ze machende mit sincn götlichen henden.
- Do er die vilheiligen arbeit an vns verlor, do wart er betwungen
- in im selber mit einer drivaltiger lust. Darumb wolt er vns
- widerbringen mit sinen ffissen und mit sin selbes henden, de
- wir so grosse einunge mit im betten. Were der mensch in
- dem paradys bliben, got der were ze stunden s&ulich mit im
- gewesen und hette gegrüssct sin sclc und gevröwet den lip.
- Also sach ich got komen von dem himel in de paradys, einem
- grossen engel gelich. Dieselbe nature twinget got noch dazu,
- de er uns grüsset hie mit bekantheit, und mit heiiger inekeit, als
- •
- verre wir sint mit heiigen tugenden und mit warer vnschuld bereit
- Swene ich de gedenke, de götlich nature nu an ir hat bein
- und vleisch, lip und sele, so erhebe ich mich mit grosser vröde
- verre über min wirdekeit. Aber der engel ist etlicher masse
- gebildet na der heiigen drivaltekeit; doch ist er ein luter geist.
- Du sele ist mit irem vleisch alleine hus vor dem himelriche, und
- sitzet bi dem ewigen wirte, im selber allcrglichesti Da spilct
- Cap. XV— XVI. 109
- öge in öge nnd da flüsset geist in geiste, und da rfirct hant zc-
- bände und sprichet mund ze munde, und da grusset hertz in
- hertzen. Alsus eret der wirt bi siner stten die busfröwen. Mcrc
- die forsten und die dienstben'en, de sint die heiigen enge), die
- bat der wirt vor sinen ögeu. Aller der dienst und alles das lop^
- des die engel pflegent, de ist alles der busfröwen mit dem wirt
- gegeben. Jemer darnach als wir hie rieh sint an heiligen^ tu-
- genden, also sint ynser dienstmaü edele.
- XV. Die rehte luter mine hat vier ding, Gihest du dich gotfe,
- 80 git sich got och dir.
- Du rehte luter gotzmiüe hat vier ding an ir, die rflwent
- niemer. De erste ist du wahsende gerunge, de ander die vlies-
- sende qwelunge, de trit die brinende bevindunge sele und libes,
- de vierde stetü einunge mit grosser hüte gebunden. Hiezü kan
- öcb nieman komea, er tflge ein gantze wehselunge mit gotte,
- also de du got gebest alles de diu ist, inwendig als vswendig,
- so git er dir werlich alles was sin ist, inwendig und uswendig.
- Wene du selig stunde ist vergangen,
- Als got der ininenden sele
- Sinen ^berheren trost hat getan.
- £ya, so ist dene du mifieklieh so wol gotnüt,
- De 6i alles de dunket gAt
- De vrömeden seien we tut.
- Bistu dene grel, so ist da grossii angesf,
- Ane das dich der tüfel gesnlbet hat.
- XVL Die grosse mine hat me dene zelien stuke und zioiegerhande
- clagc.
- Hienach hat die grosse mine ir nature, si vlüsset nit mit
- trebnen, mere si brenet in dem grossen himelfüi'e. Da iüe vlüs-
- set si allerverrost, und stat doch in ir selber allerstillost. Si
- stiget gotte allemebest und blibt an ir selber allerminst. Si
- begriffet, allermeist und behaltet allerminst. allerseligste mifie,
- wa sint die, die dich bekenent. Si sint gentzlich verbrant in
- der heiigen drivaltekeit, si wonent nit in tn selber. Dise seligen
- mögent niemer vallen in höptsünde. Warumbe? Si sint mit gotte
- durvlossen und umbevangen so sere; je me si besuchet werdent,
- 110 Vierter Theü.
- je starker si werdent. Warumbe? Je langer si hie sint in dem
- gtrite nnd miüent^ je edeler si got dunket und je sn5der imd
- unseliger si sich selber dunkent. Warumbe? Je heiiger mine,
- je grösser angst und je maniger trost je steter rorhte. Aber
- dti mifiende sele mag nit grüwelichen vürhten, mere si vörhtet
- edellich. Zw6i ding kan ich niemer verklagen, de eine, de got«
- so sere vergessen ist in der weite, de ander, de geistlich lüte
- so unvollekomen sint. Harvmbe mfts manig val besehehen, wan
- voUekomen lüte vielen nie.
- XV IL Von einer vröwe, die ze hove gerne taas, von ii*nie infd
- der ir siben hosheii riet.
- Ein vrowe bette sich begeben
- Und wolte denoch ze hove dienen,
- Do bat ich für si mit aller miner mahf,
- Bede tag und naht,
- Wan ich sach iren schaden also gros,
- De 81 nach disem übe, eb si do blibe
- JetDerlich m&ste wesen der tüfel genos.
- Si minete ir herscbaft alze sere,
- Und hielt sich nit zu gotz ere;
- Mere si ordente die vnnütze hofzuht
- Und bette jemer vor den Ögen
- Die edellicheit irs berren und ir vröwen.
- Hienach kam ein grosse tüfel, fürig, blutig, swartze mit
- takken und mit hörnen glasögen, und gieng vor mir hinstan.
- Ich vorhte in nit, doch segente ich mich und entsclief. Do wal-
- terte er über mich als ein balg vol wassers und pingete mich also
- sere, de ich suchte gnade zä vnserem herren. Do kam mir ein
- wis engel ze helfe, der was von dem vierden köre der engelen,
- und was derselben vröwen hfiter. Den vragete ich wer dirre
- viande were und wc er mir wisse. Eya da sprach der liepliche
- engel mit himelscher stime : Es ist der bösesten tüfeln einer, den
- die helle mag geleisten und hat das ambaht, de er der lüte herze,
- die doch gut wellent sin, zesamen knüpfet mit schedelicher liebi,
- und pineget dich darumbe, de du in wilt Verstössen von diser
- vröwen. Eya, sol er mich vf lange pinigen? — Nein, got der
- wil sin gAti alsus zeigen. Hienach kam der tüfel aber und sclios
- Cap. XVII— XVIII. 1 1 1
- nffen mich mit fürigen Straten ^ die schutzzen achter mich helle-
- scbe pine an Übe und an sele. Do sprach ich: Alles de dir
- got gestattet de tu mir. Do erwachete der tüfel und sprach:
- Nu du dich diem&teklich zu der pine gibest, nu verhire ich alle
- min kraft. Do sprach du sele: bi dem lebenden got mane ich
- dich; de du mir sagest dinen namen und wc din ambaht an dirre
- vröwe si. -- Minen namen? Ja den wil ich dir nit sagen, wau
- es möhte mir alzesere schaden. Du müst bi dem jungesten tage
- (es wissen). Ich pflege an ir des grimen hochmütes und Ö!dx
- geswinden wisheit und der kreftigen girheit, und ich heicwe
- zornige grellekett^ die geistliche herzen störet.
- XVIIL Dei* geistlich Mensche ist glich eim tier an drissig
- dingen siner nature.
- Alsus klaget sich ein betrfibtü sele und sprach ellendeclich
- zA irme lieben: Eya herre, ich habe lange zwöier dinge gegert^
- der bin ich noch nit gewSrt. Da$ eine ist ein getrüwes geistlich
- leben. we mir, herzeliep, de ist alles vnderwegen bliben.
- De ander ein heiig ende; darzä fr5we ich mich also sere, de
- ich minen trurigen ernst verliere. Hiezfi antwurt vnser herre
- und zeigete mir ein snöde vnahtbar tierlin und sprach: Sieh an,
- disem deinen tier bist gelich. Do sach ich wie de tier wart
- gezelet an einem eilande in dem mere von dem schlime der sich
- süveret ts dem mere, zwischent der heissen suüen und dem mere.
- Also de di suüe wc des tieres vater und de mer sin müter und
- der schlim sin materie.
- Also wart adam von gotz craft vf der erden von kranker
- materie gemacht. Dis tier betütet wäre geistlich lüte. Weiie
- der mensche enphät einen geistlichen geist, so wird er gezelet
- mit der heissen gotheit und wirt enpfangen in siner müter, der
- gotes menscheit, so ist sin materie der lieilge geist, der sine
- süntliche nature in allen dingen vertilget. Dis tier wahset gegen
- der waren sunen. Also tut der geistliche mensche, der gotz geist
- enpfangen hat. De ist ein so edel sat, si kimet und wahset vntz
- an des seligen menschen ende.
- 1 1 2 Vierter Theil.
- Dis tier isset nit merc, es hat einen grossen zagel^ der ist
- vol honiges, den suget es alle tage. Es hat öch guldine grane,
- die klingent also sehone als es suget, das im die sflsse stime
- und der vröliche klang spiset in sin herze, und der lip wirt
- gespiset von des süssen houiges trank. Dirre zagel ist heiliger
- läten ende, den si mit guten werken und mit steten tngenden
- vrölieh und wislieh vor iren ögen habent und doch gerne grosse
- trüwe an langer beitunge tragent. Die guldine grafle, das ist die
- edel gotzmine, die dur das minende herze in die edel sele klinget.
- Wol fm, de er je mensche wart, der das rehte einist enpfindet.
- Das tier hat etweüe ein natürliche lust, de es des mores
- trinke dur einen unnützen turst, so mag es niemer genesen, es
- müsse das bitter merwasser vslassen und widergeben. Also isf
- es vmb vns sünder gelegen. Sweüe wir trinken den pfftl der
- weite und nützen du unedelkeit vnsers vleisches na dem rate
- des bösen geistes; o we! so ist uns selben mit vns selben ver-
- geben. Wellen wir dene jemer genesen, so müssen wir vns
- selben verlassen, und der weite schult widergeben.
- Dis tier hat grosse oren, du stant im offen gegen dem
- himel, und es hört nach der vogel sänge, es fiühetdü egescliehen
- tier und vörhtet du irdensche sclangen. De tftt öch weriich dft
- miüende sele : si vlühet steteklich böse gesellschaft und si hasset
- valsche wisheit und ir oren sint bereit ze hörende gotz wisheit
- Dis tier hat ein edel gemflte. Es mag nit bliben in dem
- mer, so du tier reient und de wasser wötet. Es miüet öch
- küscheit und löffet vf den höfasten berg, den es weis und küset
- da den allerschönesten boun und klimet daruf mit vrölicher
- arebeit und behalset dene den hohen stame, und so rfiwet es
- mit grosser liebi in hoher vriheit. Alsus tat die minende sele:
- ir ist bitter du itelkeit und flühet sere zergenglicheit, die als
- ein wasser hinan vert. Si weis öch wol, wie si mit grossen
- tugenden und mit heiligen arbeiten löffen sol vf den höhsten
- berg des schönen himelriches. So klimet si fürbas in die gnade
- sunder arbeit, uf den schönesten bön der heiigen gotheit, da
- behalset si den höhesten stamen und wirt selbe vmbehalset von
- der heiigen drivaltekeit.
- Cap. XVIII. 113
- Dis tier hat 5ch zw5i scharpfü liorn , damitte wert es sinen
- lip mit so gi'oöser wishelt, das es vou allen tieren vri hinan gat.
- mifiende sele, was du dis wol verstSst? Du vei-tribest du
- tüfel mit gotz wisheit von dir, und lebest in heiiger luterkeit
- von allen Sünden vri.
- Dis tier hat zw6i schönü menschlich ögen, du vliessent !m
- vol trehenen na dem schßnen berge; da werc es aber gerne.
- Eya miüende sele^ wie schone sint die ögen diner bekantnisse^
- wan du hast gesehen in den ewigen Spiegel, und dir sint di\
- süssen trghne vil lieplich bereit; du lidest doch gerne des sün-
- digen meres biterkeit.
- Dis tier hat einen' reinen niunt und ein reine zungen. Es
- enbat ßch keine zene, es kan nit grinen noch bissen. Der
- minende mensche hat öch einen nützen munt, er leret und be-
- rihtet ze aller stunt gerne, und sin zunge ist von allen schede-
- lichen Worten gezogen und gebunden. Er hat öch kein bissende
- zgne, er tröstet du betrübten jemer gerne. Er hat öch enkeinen
- grim, wan alleine vf die sünde und vf gotz smacheit, ja im ist
- kein pin so leit. Des tieres mmid ist oben offen und niden klein.
- Die gr6ssi vnsers mundes ist das vnbegriffenlich lop, de wir got
- leistet s511en mit der gemeinschaft aller creaturen, allem unserm
- tünde und an allen dingen, zu allen stunden. Das niderste teil
- vnsers mundes sprichet alzegerne von der sündigen erden.
- we ob allem sprechen! Wc sol der välschen heiigen werden,
- du mit heiiger lüte gäbe' valschlich ireu sündigen lip generent,
- und bewisent sich reht, als ob si es alles in der rehten gotz-
- warheit haben ervaren. Der geti-üwe got, der allein die warheit
- het geminet, der müsse sine reine trünt vor tn bewarn.
- De tier hat snelle füsse und hat kein stiine, es ist in im
- selber stille. Dieselbe nature hat die gezogen sele; in der hShsten
- miiie ist si beide, snell und stille.
- Dis tieres hüt und här ist unedeler varwe, wan es ist väl
- vnde sn6de anzesehende. Es jaget Öch nieman dur sine gegeu-
- wirtige sch6ni, mere nach sinem tode, so.andrü tier fulent, so
- wirt sin hut also edel und sin häi* so mangerleie schon i, de alle
- die böbisten, die es m6gent haben, sine hüt für die edelsten
- H. Mechthild. g
- 114 Vierter Theil.
- zobele tragent. VoUekomeuer lüte vride und tr nütze Bitten und
- ir heiige lere^ der ahtot man bi ireme übe leider alzeklein^ mere
- nach irme tode, swa wir sündigen kumen in nöte und wir deiie
- gedenken, wie heleklich si lebten und wie getn\welich si vns
- wameten, so komen wir in süntlich schemede, de wir in wareu
- so vrömede. So wirt ir leben ein schöne zobel, den wir sün-
- digen vor vnsern ögen vil schöne in vnserm herzen tragen. Aber
- bi irme seligen libe vorhten wii* je das vngebe kupfer, de wir
- dis edel golt nit mögen berflren.
- Dis tieres vleisch isset man an dem fritag. Es stu'bet och
- nit, es werde von des meres vinden tot gesqhlagen. Heiiger
- lüte leben de sint alles fritage, wan si vastent alles von sündeii,
- und si essent nit die verbotten spise, mere si lebent nach göt-
- licher wise. Die grossen bulgen der stürmenden mine tut si
- sterben aller dingen und leben got alleine; ja deüe erste sint
- allü ding ir alleine in der mifie mit gotte gemeine, so hat ir
- mine nütze krefte in gottes lobe ze allen dingen.
- Dis tieres gebeine ist eis edelen visches grat, do machet
- man schöni cleinot abe, de edel lüte zu iren eren babent. Wie
- edel ein cleinöt de si, de ein heiig licham minevol und sündeu
- si vri, de wiset vns got an sine^n liebsten fründen,. ü^ wir du
- waren zeichen an vinden. Got hat vns an sinen beligen vründen
- manig nütze kleinöt gegeben; loben wir in nit danunbe so mögen
- wir nit der heiigen ein werden, die man erhebet hie vfl von der
- erden. Dises tieres namen sprichet ze tüte alles nütze. Wol
- Im, das er je mensche wart, der disen namen vor gotte hat!
- XIK. Das amhdht der gebenedigtm mine ist manigvalU
- gebenedeite mine, de was «under begine
- Din ambaht und ist noch,
- De du got und des menschen sele zesamene bindest,
- De sol din ambaht sunder ende sin.
- .Gegrüsset siest du vrdwe min,
- -Und beware de ich nit klage
- Mime schonen herren '^ber dich.
- • Wil er ze lange von mir sin,
- So erfrüre ich ze sere;
- De bewar, herzefröwe, künegini
- Cap. XIX— XX. H5
- Dn hast mich in gotte verleitet,
- De ich seleklich gebunden bin.
- mine fröwe , hilf du mir,
- De ich ftn sinen armen verscheide,
- Da ich' mit ime bev.ingdn bin.
- Jedoch wil ich gerne liden des todes pin
- An dem sündigen lichamen min.
- Miiie, dn hast den grftssosten gewalt
- . Vor allen tagenden jemer me,
- Des wil ich got danken,
- Dn benimest mir manig herzensere.
- Ich habe kein lügende mere,
- Er dienet mit den togenden sin.
- De were mir swcrer als der tot.
- De ich iht giltes mohte getün snnder den herren min.
- Alles de ich von mine spriche,
- De getar ich mir leider nit zAziehn,
- Mere got der meinet alle die damitte,
- Die in sin^m herzen erweit sin. ')
- Den dis angat der bevindet es wol;
- Die mihie machet ital herzen vol.
- Mere wefie wir werden vol wranges nnde surekeit,
- So ist.vns der miiie spilvil vnbereit.
- Güte naht, mine, als ich schlaffen welle. Alleluia,
- XX: Von seJis lugenden 8, DMninicus.
- In sant Dominicus tage bat ich vusern herren für der pre-
- dierorden gemeine. Do gerftchte des vnser liQber lierre, de er
- selber zu mir kam und bralite Sant Dominicum, den ich mine
- vber alle heiigen. (Idi vrage) eb ich getar sprechen, (da) sprach
- vnser herre: Dominicus, min sun, hatte in ertriche vier ding an
- im, die solten alle pi'ior an tn haben. Er hatte sine brüder also
- mineklichen liep, de er de nie mohte erliden, das er sie betrübete
- mit den Sachen, die von sinem eignen mfttwillen kamen. Das
- andere de er dikke sin spise bösorte, sinen brüdern ze helfe und
- ze liebe, vf de junge brüder wider in dehten in die weit, i|nd
- de die alten nit erlegen in dem wege. De dritte de er inen mit
- heiiger wisheit das bilde gab, de si dazu dur got solten messig
- sin in allem irem wesende und an allen 4ren sitten und an aller
- irer notdurft. De vierde de er so barmherzig was, de er sine
- ■j-**.
- >) jElAnteshrift: siot.
- 8
- 116 Vierter Tlieil.
- lieben brüder nie wolte besweren mit dekeiner bftsse, die im der
- orden nit wisete nach der schulde. Aber sprach vnser herre^
- Noch sage ich dir zw5i ding. Swefie Dominicus lachete, so
- lachete er mit warer sfissekeit des heiigen geistes, so er aber
- weinete, so weinete er mit so grosser trüwe, de er jemer alle
- sine brüder zevorderste an siner gerunge trfig vor oiinen ögen,
- und dazu mit aller mäht die heiige cristanheit. Das einige lachen
- sunder italkeit mag böse sin^ des wiste ich §des nit.
- XXI. Dur sehszehen ding hat goi predierorden liep,
- Hienach sprach unser lieber herre alsus: Zw8i ding mine
- ich also sere in der Bredier orden, de inen miii g5tlich herze
- zu lachet ane rnderlas. Das eine ist du helikeit irs lebens. Das
- ander ist der grosse nutz der heiigen cristanheit. Darzü grfls-
- sent si min heiigen drivajtekeit mit siben dingen, die sprechent
- alsus: Crefteklichen süfzen, herzeclichen weinen, lebendige ge-
- runge, horten twang, kumberlich eilende, getrüwi demütekeit,
- vr51ichü miiie. Aber sprach vnser hörre: Si 8rent öch mine
- drie namen mit siben dingen vswendig: an lobelichen sänge mit
- warer predeunge, mit rehter losunge, mit mineklicher tr5stunge,
- mit früntlicher helfe, mit hetigem bilde, u^d öch sint si ein heil-
- sam baut des heiigen Cristan geloben. Mere sprach vnser herze-
- lieber herre alsus: Ire almusen, du si gebent den armen dur min
- liebin, die ist also heiig, de der armen lüte Sünden geminfet
- werdent, die si enpfant, und das öch der tüfel da niergen bliben
- mag, da man ir almäsen isset. Dis kunt von der helekeit irs
- gevelligen armüt^s. Eya ewiger brqne der gotheit, da ich vs-
- gevlossen bin und allü ding, ich vnwirdigü creature lobe dict
- mit alle dem das vnder dir ist, de ich, heiTC, doch alsus von
- dir geti-5stet bin.. Amen.
- XXIL Von vierhande crone hrüder Heinrichs und von der
- tcirdekeit S. Dominicus.
- In predierorden starb ein brüder an eim h^ren osterta^, do
- er hatte geprediet, messe gesungen und den lüteri iette gegeben
- Cap. XXI-^XXII. 117
- vnsers herren heiigen lichamen. Und do er alle sin pfliht hatte
- vollebraht, da hies er sich oleien, nnd vfir gegen naht. Do er
- wac begraben, do gieng ein mensche zft sinem lichame und
- gr&ssete beide, sele und lip. D«s pj3ag si alle zit nach geist-
- licher lüte ende. Und do machte got in ir sele eine götliche
- hochgezit. Und also wart ir sin sele in gotes vmbehalsunge in
- grosser ere bewiset. Do sach si wol, de sin ere noch nit wc
- voUekomen und fragete vnsern herren, wie lange er also wölte
- wesen, und eb er dehein vegefür bette gelitten. Do spi'ach vnser
- herre: Er sol alsus sin vierzig stunde, de waren siben tag und
- siben naht.
- Er hatte sich geneigct vf gotz brüst
- In vnzellicber wollust
- Wider die geistlichen inekeit,
- Die im hie was vil vnbereit;
- Und also snelleklich
- Wc er do. ane pine komcn.
- Als ein müter ir liebes kint
- Vs der eschen in ir schösse hat genomen.
- Do sprach er: sag miner swester,
- Ich wil si trösten inront vierzig tagen
- Mit gotte. Das geschach.
- Si starp vierzehen naht danach.
- Do ladet er mich zu siner hochgezit
- Als er solte enpfän sin ere.
- Darzü bereite sich alles himelsch here
- , Und' 'schareten sich in ein sch6ne procession.
- Sant Dominicus kam mit einer ganzen schar,
- Die waren alle predier, und si trügen alle guldine ktenza
- Die in dem orden sint hingevam,
- Danach edel als si in dem orden heiig waren.
- Saut Dominicus brahte brüder heinrich
- Zegegene ein lühtende crone,
- Die spilete in ir bliknnge also schone
- Als die snne in irem liehtosten done;
- Die gab er im von gotte ze lone^ '
- De er sinem heiigen bilde hat gevolget
- In der predier orden.
- Sant Dominicus ist vor den andern vnzellich schöne,
- Wan er hat von jeglichem brüder sunderlich wirdekeit ze lone.
- Ich sach in sunderlich gekleit *
- An drierleie wirdekeit.
- Er treit ein wisses kleit
- 118 Vierter Theil.
- Der angebomen') küscheit,
- Darzü ein grfin kleit der wahsenden gofzwigheit
- Und dazA ein vnbesprenget rot kleit,
- Wan er die marter geistlichen leit.
- Si bant ein b^rzeichen von des ordens wirdekeH,
- Das nieman nie treit.
- Ein seh5ni\ baner gat in vor,
- Dem vo]gcnt alle die nach,
- Die hie an irme rate stant.
- Vn^er berrc sas in siner alraehtekeit
- Und ki*6nte disen brAder mit drierhande wirdekeit.
- De was einvaltigü gehorsami,
- WiUigü armüt, stetü unahtibark^it.
- Do dankete brüder Heinrich vnserm henen alsus;
- Ich danke dir herre , dines fundes
- Und diner behaltnisse und zflnefiunge.
- Do neig er vnserm herren
- Und kerte sich zu sinen brüdern.
- Do sprach sant Dominicas:
- Sist willekomen lieber snn,
- Nu gang in die ere dines herren, alieluja. ')
- De' mir disü gnade mohte beschehen
- Und dis mohte besehen,
- de was siinderlieh davon de ich dur got eiieudie was und von
- gotz fründeu steteklichen arglich versmähet.
- XXIIL Von Sante Johanes ewangeliste btgrebde.
- Sant Johans e wangelisten liehamen han ich gesehen
- werlich mit flen ögen miner vnwirdigen sele. Er iit in grosser
- wune und begraben ob allen zergenglichen dingen und der
- Schöpfnisse des ewigen riches. Sin licham hat nu der götlichen
- ewekeit also vil enpfangen, das er lühtet als ein ftirig kristalle.
- Er Iit reht also miueklich menschlich geschaflFen, als er were in
- eim himlischen jubilo geistlich entschlafen. Sin ögbrawen sint
- im alleine brun und hat sin ogen zugetan und Iit vf sinem ruggen.
- Vnder im, oß im und alumbe ime ist es alles klar, und je ze
- siben stunden koment die heiigen engel zu dem liehamen mit
- lobelichem sänge, der lutet alsus: heiig lüter, einvaltig wise, gotte
- ') Handschrift: andergebomen. ,
- ') Am Randf
- De WC der sibende kor
- De WC an endo.
- Cap. XXin— XXIV. 119
- »
- von herzen liep. Süsser wise'hat der sang, dene tusent selten
- oder harpfenklang. Zwisehent sinem liehamen und der schSpf-
- nisse des himelricbes ist nit me deüe ein düfiü want als eines
- eies hüt, und ist doch als ewig veste, das dar kein liehame me
- dur mag; untz an den jungosten tag.
- XXIV. Wie got in himelHcke die seien enpfaket tmd wie er
- drierleie ItUe cr&nety und wie er 8t grtUset, zieret, lobet tmd
- inen danket.
- Das hiinelriche hat manige porten 8ch6n und hat doch en-
- keine. Die manigvaltigen porten ist der herlich vnterscheiden
- Ion, da got ein jeglich sele mit enpfat, und sich der gantze
- himel vf tftt gegen der wufieklichen gotzhrut. Got der gat her-
- nider dur die köre alle, der sele engegen und im volget alles
- ' * '
- himelsch her, alles da nach schöne de si mag empfahen ze lone.
- So vart *) du sele vro vs dem vegefür oder vs disem elende, so
- volgent ir och vil manig schöne engel. In der himelporten koment
- die zwene gelieben zesafnene, got und die sele. Sin edel ansehen,
- da er si mitte enpfahet, hat so grosse kraft an ir, de si niemer me
- mag gedenken an Iren schaden noch an dekein ir herzeleit.
- Ein gemeine krotie des riches kunt vf ir höbet in der porte,
- das ist gotz wille; damitte leitet er si erlichen in. Darumbe
- heisset si des riches kröne. Dem verworchten sünder vntz an
- sin ende, dem got rüwe sendet, dem wirt anders kein Avirdekeit
- ze lone. Got krönet drier bände lüte mit sinen vetterlichen
- henden, raegde, wittewan und Elüte. Als er si hat mit allem
- lob enirfangen, so krönet er si defie. Die wittewen und die an
- der 6 krönet unser hen-e sitzende an siner alraehtigen ere; aber
- gegen den megden stat er vf und krönet si stunde, als ein
- keyserlich juncherre. Er grüsset si inewendig mit siner leben-
- digen gotheit, er eret si vsvrendig mit siner almehtigen menscheit,
- er zieret si mit sines heiigen geistes miltekeit. Er lonet in och
- ane ende mit siner gantzen drivaltekeit, ordenlich in sinem riche
- alles des de si da mit in bringent. Er danket in allen sunder-
- ') Handschrift: wart.
- 122 Vierter TheU..
- eigen wonunge. Si sint in allen stetteri geste und lident ma-
- nigcn kränber. 8i enhant weder hus noch hofj silber noch golt
- niergen behalten. Ir jeglicher gat mit einem Stabe, der ist wis
- geverwet (und) rot. Der stab hat ein kruken, die ist einer
- Spangen lang und ist von helfenbein. Bi dem helfenbein sont
- si Tvesen kusch und in allen dingen reine. Der stab ist \ds
- und rot, dabei gedenkent si ehristi tot. Einhalb an dem Stabe
- ist die märter vnsers herren gegraben, anderhalp sin himelvart.
- Den stab müssen si an allen stetten bi tti haben, so si essent
- oder sclaiFent, bettent oder predient oder messe singent oder
- bihte hörent, und wa si den stab vs der haut lassent, da m&ssent
- si in in die erden stossen vor iren igen, de si ehristi marter
- steteklich anschöwen.
- Swefie ir weg ist drissig milen lang, da si hin mfissent dur
- nutz oder not, «o müssen t si zwene einen esel mit fn v5ren.
- Da si etwene riten, so mßgentz iren stab nit vftren bi iren siten,
- mere si müssent in in der haut vor inen vfgerihtet vören als ein
- gottescrAze. Darumbe müssen si de snöde tier riten, de si sich
- got an der demftt geliehen, und och ir fSsse werdent inen also
- ser, de si die lengi nit mögent vollegan. Aber die schflhe tragent,
- de mag nit langer weren defie von aller heiigen tiag vntz saiit
- peters tag als er Bapst wart.
- Si söllent nieman nit bitten ze buche noch ze kleiden : mere
- als man inen de brot nüt hütet, so sönt si es diemüeteklich bitten,
- und sönt bi den gemeinen lüten essen und trinken alle die spise
- die si inen gebent, ane vleisch alleine. Si sftnt öch nit me
- vasten, dene de du cristan ^ gehütet und s5nt also herbergen,
- de si mögen betten und sclaffen von den lüten vnder einem
- sunderlichen tache.
- Als die lüte dis helig leben erkefient und angesehent, so
- weiden si sin also sere gebessert, das si inen gerne ir notdurft
- willeklich mit grosser liebi gebent. Si sönt öch mit keiner Wit-
- wen ze herberge wesen. Die lüte sönt in ir hertö vüsse wüschen
- mit grosser inekeit und söllent des got sere danken, de si da
- gen und salbent die verweisete cristanheit, als Maria Magdalena
- tet vnserm herren. Si salbent si öch na, de söllent maües namen
- Cap. XXyil. 123
- tun, (sie) wan si nit got siut Als die löte de gesehent, de ir
- kleider ze krank sint, so gebent si inen nitwi. \\l w61tc man
- inen gerne geben: si s6nt es nit nemen; mere si ratent barm-
- herzekliehe ze gebende an alle nütze stette.
- Ir gros kapittel ist zwürent im jare vsgeleit dnr nutz und
- notdnrft der cristanlieit ze sumer in dem walde, ze winter in der
- stat vf der burger rathus. Wer in disen oi-den wil varen, der
- sol selber zweierleie buch haben: Vs dem grossesten buche sol
- er predien. De erste de an dem bftche ist gesehriben, de spricht:
- „Credo in deum^*, und darnach sint es alles meisterliehe sermone,
- alles geordent mit dem cristan geloben. Vsser dem minsten
- bftche sol er sine gezit vom jare leisten vnserm hen'en. Der
- erste meister der dis leben sol erheben de sol des könges sun
- von Rome wesen. Sin name spricht vor gotte ze tfite alleluja.
- Dem sol der Babest sinen nehsten gewalt geben, und danach
- kftset er selber und enpfSt von dem Babest dis leben. So bc-
- gebent sich alles hohe meister mit im; die sftllent nit junger den
- von vier und zwanzig jaren wesen. Si enpfant öch nieman^ er
- ^i deile gesunt und habe ze hoher schttle gelernet, und sie mfis-
- sent^lle priester, bihter und hohe vsei-^elte lerer wesen. Den
- ersten meister »ont si heissen ir vtirste und sol gan selbe vierde
- brfldcm, wan der cristangelöbe wirt allerdikost an im versftchet,
- und die vierzehen sönt einen meister vnder tn han, den s6nt si
- heissen iren hfiter, und der sol gan selb dritte brfidem. Ir ge-
- walt ist vil gros, wan kein Bischof ist ir genos. War si kömen,
- da ist inen predien, bihte hören und messe singen und lesen
- vnverboten. In jeglichem bistftme sönt ir siben wesen, nach
- den siben gaben des heiigen geistes; in eim er/bistftme drie-
- zehen, nÄch dem heiigen convent vnsers hen*en. Ze Rome sönt
- ir drlÄsig wesen, na dem seligen köflfe der an Christo wart ge-
- geben. Ze Jerusalem sol Ir wesen allermeist, do Jesus dur vns
- den tot leit.
- Ir minste capitel sont si haben ze drien wochen, nach der
- ganzen einunge der heiigen drivaltekeit mit fünf brftderen nach
- dem bilde der heiigen fünf wunden odet mit siben en, nach den
- siben gabeH^ des beugen geistes und danach me als si zesameu
- 124 Vierter TheiL
- m&gent komen. Swa si essent oder trinkent^ da sol diewile der
- eltegt in dem orden etwas sprechen von eristi wandelunge und
- von sinem heiigen leben und die andern s&llent swigen.
- Ich sach Öch ir bette, wi si söUent ligen vf dem ströwe
- z\vißchen zwein wissen woUentüchem, und ein küssen ii?t In vnder
- de höpt gegeben, de sol vf.dem yndern tüche, vf dem «tröwe
- ligen. Ir lenden sSllent nienier sanfte sitzen noch ligen, wan si
- s5nt alle ir tage gesunt wesen untz an die heiige marter, als
- cristus tet, Mere jeglich alt meister, der vil nütze ist gewesen
- und vor alter nit mag volle herten untz an das ende des ordens,
- er werde krank oder siech, den sol man sanfte legen und liep-
- lich halten, waa si könen noch den vil heiigen rat geben; und
- der besten spise sönt si defie leben.
- Dis heiig leben sol stan mit gutem viide drissig jar; da-
- zwischent sont die si cristanheit so sere erlühten und l^ren, de
- von vngelerter einvaltekcit nieman darf von cristangelöben keren.
- we, dana sol es an die not gan. So kunt der endecrist und
- vnderwindet sich der weltlichen vürsten mit golde und mit dem
- edelsten gesteine und mit grundelosen valschen listen, da inen
- nu vil liep ist. Harvmbe volgent si im vil gerne und sprechent,
- er st ir got und ir herre, und gebent !m grosse geleite, ir in-
- gesigel und ir brieve. we, so kunt er zu geistlicher gewalt,
- da vindet er öch die gitekeit und bringet also grosse valsche
- wisheit, de der Bischöven und Br&psten und der pfaffen al ze
- kleinen gestat. So tragent dise seligen brüder iren lip veil und
- predient vil sere cristan geloben, und gebent ein gewaren apla«
- aller Sünden, allen den, die in cristanem geljSben in warer rüwe
- sterbent, de si sunder vegefiir behalten Werdent. Dut 4c dise
- heiige brftdere mit den lüten also helekliche vw: habent vmbe-
- gangen, so sol manig heiig martrer mit inen werden. Manig
- Jude und semlich wise beiden sönt von disen brfidem den heiigen
- töf und cristan glöben enpfan. Dis sol den endecrist so sere
- besmahen, de er sin gros gebot und sweren twang vf alle die
- legen sol, die zu irre predie gant. Der dene dar gät und mit
- inen gestat, der ist ein seliger man.
- So gat es an die not, so scheident sieh die guten vs den
- Cap. XXVII. 125
- bösen/ «nd verwegent sieb des libes nnd alles des de si hant.
- So köment des endecristes boten dar tind diirstechent allererste
- den heiigen predier dnr sine cristane lere mit einer isenstangen;
- da m4s der gottestrüt an hangen nnd winden zft den atmen
- gotteskinden. So tragent si in defie z wischen t tn gespisset, den
- heligen man fftr alle die weit gemeine; die gflten weinent. So
- siriget er mit des heiigen geistes stime: Credo in deum, nnd tröstet
- und rÄflTet: VoJgent mir, heiige gotteskinder. Alle, die Im dene
- volgent die werdent gevangen', nnd ir ögen verbunden, und
- werdent mit geiselen gesehlagen und getriben als die schäf in
- dem r5be in ein stat, da ein gros wasser gat. Da schlahet man
- tri allen ir selig höbet äbe und wirfet si in das wassere. Da
- des Wassers nit ist, da tribct man si uf de velt und martert si
- da. Oot der git den bösen iii sin, de si den guten die ftgeii
- verbindent, de si in ir gevengnisse nit mögen gesehen die grosse
- Zierde und die vnmessigen hersehaft und ere die diö vnseligen
- hänt von dem Endecrist irem herren, durch das si deste bas
- geständen, wan si öch menschen sint als si. Den seligen pre-
- dier nemerit si also tot und setzent in vil hohe in derselben stat;
- da er de gotzwort sprach und geraärteii: wart.
- Die danach den CristangelÖbeh prediien wellent, die müssent
- weseri lebende marterer und hohe heiige. Des Endecristes gewalt
- ist also gros, de nieman ist sin genos. Als der habest widier
- in nit me mag gestriten, so kert er sieh zu den heiigen brfidem,
- und lidet de si lident. So kunt ineil äc helfe Enoch und Helyas,
- die nu sint in dem sfissen pavadyse, und leben da mit seien und
- mit Übe in derselben wnile, und essent dieselben spise die Ade
- WC gegeben, eb er da ifie were beliben. Si mfissent öch in gotz
- gehorsami denselben bönmiden, do Eva und Adam den öpfel
- von assen, do Si gotz gebot brachen. Disen bön hari ich ge-
- sehen; 'fer ist nit gros und sin fruht ist vswendig vil scliöne und
- lustlich als ein rose, aber inwendig ist si von nature vil sur.
- De bezeichenet den bittern schaden der standen, den got nie
- manschen gonde. Darvmbe de dise fruht dem edelri menschen
- als vnbekeme ist, de si noch vnser vergift ist, so leite got sin
- gebot da vf, wän er den menschen nie vngemach erschfkf.
- 126 Vierter Theil.
- In dei' Jungesten not, als dise seligen brfider das gemeine
- Volk also lange liant getröstet, das nieman gutes ist beliben, er
- habe dur got die marter gelitten, so lebent noch dise brüder
- allenneist. So ist irü vnsehuligü not also gros, de ir gebet ist
- also belig, de inen deüe erste got £noch und Helyam sendet,
- die (jtl) dene tröstend und von dem walde leitent und gant aber
- predien und sieb zem tode bereiten. Dise zwene heiTen. die
- deüe komon sint vs dem paradys, die sint von götlicher warheit
- also wise, de si den Endecrist mit gewalt .vmbetribent. Si sa-
- gent tni rehte wer er si und von welcher raaht sin zeichen sint
- und wie er harkomen si und welich ein ende {&»') solle nemen. Als
- dis die verkerten veniement, wie unselig ein got tn ist; gegeben
- dur ir grosse gitekeit und dur ir woUust maniger bosheit, die
- got an irme herze weis, so bekeret sich deüe manig edel man
- und manig Ächöne frowe, die von den cristan (dem) endecrist
- waren gevolget.
- . So mfissent die seligen gemarteret werden, wan dem Ende-
- crist ist deüe in ei*triche der grös^est gewalt gegeben. Er heisset
- samneu alle die man^ die er (an) Cristum geloben geprüfen kan.
- So bereitet man vffen der Strasse siedende pfaüen und tribet si
- deüe zemale dar z& und sendet na iren hiisvrowen und m^ ireii
- schönen kinden. So heisset man die man kiesen, weder si lieber
- behaUen in dem vngelöbeji die schöner yröwen und ir lieben
- kiut, richt&m und ere, oder si in Cristum geloben, in den pfaüen
- sieden und iren liep verlieren. So sprechent du man: Eya lieben
- wip und kint, gedenket nit an mich, mere gedenket, de ir cristan
- sint und opfernt got einen lip, so scheiden wir vns nit. — So
- bindet man den maüen ir ffisse und hende und wirfet si in die
- pfaüem So sprechent vrowen und kint öch:< Herre Jesu, o
- marien kint, dur dine liebi so wellen wir gerne liden dieselbe
- not So machet man ein grüben yjoI vüres, da in wirfet man
- die kint und die müteren sint und wirfet vf si für, holtz und
- strowe und verbreüet si also.
- Der engel geleitet Enoch und Helyam vs dem paradyse.
- Du clarheit und die wune, die si nu han an irme libe^ du mi£
- alle alles da bliben. Do si de ertrich. angesehent, so erschrekent
- Cap. XXVIII.
- 127
- si, als die man tftnt^ die de mer aDsehent^ und sieh vörhtent wie
- si fberkomen söllent. So enpfahent si den irdensehen sehin und
- müssent tötliehe mensehen sin. So essent si honig und vigen
- und trinkent wasser gemischet mit wine und ir geist wiii; öch
- Von gotte gespiset.
- XXVIIL Von fiinferleie traft der mine, Dur krenket und der
- ItUe valschett müs man steigen der warheit.
- Dis buch ist begonen in der mine, es sol öch enden in der
- miüe, wand es ist niht also wise noch also heiig, noch also
- schöne, noch also stark, noch also vollekomen als du mine. Do
- sprach vnser berre Jesus Christus; Sprich Vatter, ich wil nu
- swigen alse du 8\vigest' in dem munde dins sunes albrinende
- dur die krankheit der lüten; und min menscheit sprach albibende
- durch die valschheit der weite, wan si lonete mir mit dem bit-
- teren tode.
- 128
- Dis ist der flinfte teil des b&ehes.
- /. Von drierleie tiiive und zekerihande nütze und von dem wegs
- der engelen und der füfelen.
- Es ist drierhande rüwe damit sieb der sfmder weget wider
- in de ingesigel de am crüze was gegraben, als vns die Sünden
- zerbrochen haben. Das erste ist der rüwe der schnlde, die hat
- drie dinge an ime, du bitterkeit in dem herzen, da du sünde
- vsgeflossen ist, schäme in den sinen, die der sünde gebruchet
- hajit, gut bilde des lebendes, wa sich der mensche verböset hat.
- Dise rüwe versfinet den himelschen vatter nnd die sündigen sele
- imd löset si von der ewigen helle pine. Das ander ist rüwe
- der bässe; du hat öch drü ding an ir: Vlissig arbeit und stete
- Sicherheit und Intern sig über alle bekorunge. Dise i*üwe löset
- den Sünder von allem vegfür. Die dritte ist rüwe der miile,
- wan si ist got alleine getrüwe. Ir ist vil leider gotz smaeheit
- deüe ir schade oder ir herzeleit. Si wollte öch lieber mit lip
- und mit sele zfi der ewigen helle varn, eb si im lieben mit einer
- höptsünde wölte betiaiben. Dis miüerüwe heliget und machet
- vollekomen lüte in ertrich nnd höhet si in himelriche vor gotte.
- Swefie die selig sele an diser ahte stat, so ist ir got vber ir
- selber liep und die sünde vf das höhste leit. Der selige der
- diser dreier rüwen hat, dem geschiht hie in ertrich die ere, de
- Cap. I. 129
- got sunder vnderlas sinen vürigen geist vs siner heligen dri-
- yaltekeit schinen lat in die miüende sele, glich als ein schöner
- sunenstral, der aiswebende vs der heissen suüen schinet vf einen
- nüwen goltvarwen schilt. Der gegenblik gotz und der mifienden
- sele, der vs von tn beiden so wmleuklich blikket, der hat also
- grosse kraft und also offenbaren schln,
- Vor allen die in dem himclriche
- In vegefür und in der helle sin.
- Das die h5hsten engein, cherubin und seraphin
- Der minenden sele mfissent heimlich sin
- Und wandelen hernider bürnende in unzelUcher liebin
- Zu der minenden, vürigen sele in demselben schin.
- De ist der edelen fürsten weg zu der verweneten sele in
- disem armen libe, wan der eugel und du miüe der sele sint von
- gotte ein ganze nature von angeborner küscheit und von der
- mine vüre in seraphin. Aber die angenomen küscheit, gezieret
- und verlühtet mit dem vliessenden füre der götlichen mine, die
- bliben in cherubin. In (ihnen) gat aber harnideren gen ein fürig
- klare miüelust vs von seraphin, wan si miüen fürig sint.
- Darumbe zühet der edel schin hamider,
- De si von minen blikkent wider.
- Die engel die vns in dem t<5ffe werdent gegeben,
- Die m5gent nit der brenenden mine pflegen,
- Wan got hat inen nit die hitze gegeben,
- Mere si sint vns darzA gegeben.
- De si vnser tugenden pflegen. —
- Ire edlü gegenwirtekeit und vnser beste mütwillen, die hei-
- ligent allü vnsre werch und vertribent des tüfels list und sinen
- gewalt von unsern fünf siüen. Aber der grosse fürin schin, der
- alles lühtende hamider gat vs von der heligen drivaltekeit in
- die miüende sele, den fürhtent die tüfel also sere, de si niemer
- getörent gevaren dur die heligen sfrale. Des lident si manige
- smach^it die wege, die tn got in den lüften hat gegeben, das
- inen die ein irdensch mensche mit der gotzeinunge mag benemen.
- Si mSgent alle ir wege vollevaren, di si von bosheit wellent
- haben, und wa si einer minenden sele in einem licham werden
- gewar, da mfissent si vnder die erden varen. Och mögent si
- den luft nit entreinen, wa si die seligen vindent, die werliche
- lebent sunder hoptsünde. Alle die sünde, die sie vns anbringent,
- H. Mechthild. 9
- 130 Fünfter Theil.
- der mtssent si zen ersten begiüen. So mAssen wir dene mit
- cristan geloben in vnsem besten siüen vf zu got stigen^ so ver-
- lierent si alle ibr mabt und m&ssent yor vns vliehen.
- IL Von zweierleie pine und von vierleie nutz und von der
- manigvaltigen schar der mnden.
- Ich danke got aller gfiti, und klage vber mich selber alle
- die wile de ich lebe, wan got der pinget nit vergeben. Diewile
- de der mensch Sünden mag, so bedarf er der pine alsowol als
- der tugenden. Die pine ist vil nütze, die der mensche im selber
- anleit dur got mit rate. Die pine ist aber also vil nützer und
- edler die vns got anleit mit sinen vienden oder mit sinen vinin-
- den, als got edelor ist an allen pinen. Christus löste vns nit
- mit der pine, die er im selber anleit, mere er lerte vns, wie wir
- im solten dienen mit arbeiten und mit pine. Aber er löste uns
- mit der pine, die im sine viende anleiten ane schulde, und mit
- dem jemerlichen smehlichen ende, do nieman was sin getrüwe
- frürit, dene ein maget alleine. Maria 'sin müter, die im was ver-
- einet werlich inwendig, du gestünt alleine uswendig mit im.
- Do mieh vngetrüwen menschen erdros miner pine, do gab
- mir got disen trost und sprach: Nu steh, der pine mag nieman
- enberen, wan si lütert den menschen je von stunde ze stunde
- von sinen manigvaltigen Sünden. we, do sach ich vns mitte-
- volgen ein also gi'os grüwelich schar der manigvaltigen sünden,
- als ob alle berge, alle steine, alle regenstropfen, alles gras,
- böme, 16p und sant, alles lebende personen werin und vns ver-
- druken- wöltin, de wir niemer vf ze gotte kemin. we der
- leidigen stöbsilnden, die wir nit zen Worten bringen köüen! da-
- wider wirt uns hie die pine gegeben^ die wir hcimlict an vnserm
- armen Übe tragen. Das ander, die bitterkeit der pine beschirmet
- vns vor dem zukünftigen valle, davor dik ein rein herze bebet,
- de gotz geist in im treit beselossen. Das dritte, die edelkeit
- der pine machet vns wirdig der gnade gottes ze enpfahende,
- wan wene ich alles min gemach, mine notdm-ft und allen minen
- irdenschen trost mit angest und mit vorhten und mit elleodigen
- herzen enpfön, so ist got mit sinem trost da.
- Cap. U— IV. 131
- 7/7. Got wil wegen alle vnschuldige plne und och drierleie lute
- um.
- An . dem jüngsten tage so wil Christus Jesus vor sinem vatter
- uf haben ein herliche wage, da sol sin heiig arbeit und sin un-
- schuldige pine ufligen und da iile und dabi allü du vnschuldigü
- pine, smacheit und herzeleit, das je dur Christi liebin von men-
- schen wart gelitten. Ja so gat es an die rehte wage, so vrö-
- went sieh die allermeiste, die da ine vil habent. Der megde
- blüt von nature, der martrer blüt dur den cristaiien geloben und
- ander man mansclahtige bifit, das anc schult geschihet in rehter
- not, das wil der heiige gotz sun mit sinera bifite wegen, wan
- es ist in warer vnschult vs geben. De rehte blüt kunt nit in
- die wage? Warvmbe? Es ist vor bewollen, aber es löschet die-
- selben Sünden, die da kunt von des vleisches künde.
- IV. Der wunderlichen mine ist manigvaltlge craft. Wie die
- smeket. Von vierhande diemüt. Von sibenleie schmi der
- minenden seele.
- wnnderlichü gottesmine,
- Du hast heilig grosse kraft:,
- Du erlühtest die sele und lerest die siüe
- Und gibest allen tugenden volle mäht.
- Wol mir armen dorperine,
- De ich dich vröwe je gesach.
- Eya mine, du bist wuneklich
- Und zu allen werken lobesan,
- De bevinde ich in der sele min,
- Dir sint alle tugende undertan.
- Aber die sinkende diemütekeit.
- Die nit ist vndersnitten mit hohenmüte in der geistlicheit
- Und die angebomü küscheit
- Oder angenomen, die gliche lüter vollestan,
- Dise zwo tugende müssent mit der mine gan,
- Doch sint si ir yndertan.
- Die mine wandelet dur die siüe und stürmet mit ganzen
- tugenden vf die sele. Diewile de die mine wahset an der sele,
- so stiget si mit girekeit vf zu gotte und breitet sich alvliessende
- gegen das wunder de ir gemuszet. Si smelzet sich dur die sele
- 9*
- 132 Fünfter Theil.
- in die sine; so mfls der lichamen och sin teil gewiüen, also de
- er wirt gezogen an allen dingen.
- Mag man mit der gottesmine böse sitten haben, de kan ich
- niergen vinden, also gros kraft hat die vngevelschete gottes
- miüe. Mere die sele wlrt niemer so sere dnrflossen mit gStlicher
- miüe, si werde dikke bekort mit irdenschen dingeii. De kaü
- die sele nit enpfahen, die mit der valschen mine ist durgangen.
- Als du miüe volle wahsen ist an der sele, so hat si öeh vfwert
- voUestfgen, als verre es muglich von menschen mag wesen, wan
- die miiie hat masse an ir ordenunge. Hette si nit masse, eya
- süsser got, wie manig rein herze in süsser wnfie breche!
- Swene die sele mit der mine zuge und mit maniger girikeit
- irs jagenden herzen nach gotte uf den hohen berg der gewaltigen
- miüe und der schönen bekantnisse komen ist, so tut si als der
- bilgeri, der berge ufgestigen hat mit grosser gerunge, so stiget
- er anderhalp nider mit grosser vorhte, de er sich nit vberwerfe.
- De ist, de die sele so sere durschinen ist in der hitze der langen
- miüe, und also unmehtig worden ist in der vmbehalsunge der
- heiigen drivaltekeit so beginet si ze sinkende und ze külende
- Als die snne von der hohalen stat herpider gat
- Und sinket unfz in die naht.
- Weis got also wirt es an der sele
- Und Öeh am übe voUebraht.
- Die miüenriche sele sinket haraider in dem zuge der vn-
- gruntlichen diemutekeit und wichet je vor. Wc ir got ze liebe
- tut das ist ir vilbekeme von der edelen nature, di got und si in
- einer meinunge erfüllent. Aber si kert de öge der woUust von
- allen dingen, vf das si gotte vil lobes möge gewinen.
- Der licham sinket och vil sere, wene er sinem viande dienet
- und verswiget und sine vründe got ze eren vermidet. Die sele
- sinket noch fürbas wan si merer mäht hat dene der licham; si
- sinket mit grossem vlisse in die nidersten stat, die. got in siner
- gewalt hat. wie getar ich dise stat den ') nemen, die der sin-
- kenden diemutekeit nit erkeüent.
- ') Handschrift: dem.
- Cap. IV. 13a
- Die erste Demfitekeit lit vswendig an den kleidern nnd an
- der wonunge, de die messig und geistlich gesnitten und geneiet
- sin, nnd doch reine. Die ander lit an den Bitten in der geselle-
- Schaft; das die miüesam sin in allen nöten vnd zu allen dingen.
- Hievor wahset dd heiige gotzmiüe. Du dritte dem&tikeit lit an
- den sinen, also de si aller dinge nach sinem rehten gebrucbe
- und ordentliche minet. Die vierde diemütikeit wonet in der sele,
- de ist die sinkende diemütikeit, die also manig süsses wunder
- an der minerihen sele begat Si jaget si vf in den himel und
- zöhet si in dis abgrunde nider. Si leitet du sele zt allen crea-
- turen sunderlich und sprichet: Nu steh, dis ist alles besser als
- du bist! und bringet si deüe an ire stat, da si nit förbas mag,
- de ist unter lucifers zagel. MÖbte si deiie in der gerunge nach
- irem willen gotte ze eren da wesen, da w61te si nüt fiimemen.
- Alsus sere wirt die arme, mifierich sele mit der diemütigen
- miüe gebunden, de si sieh nit vorhtet noch schämet deiie alleine
- in gezogener wise, als man pfleget in himelriche ze vörhtende.
- Mere der arme, licham mfis sich vor vinsternisse sines herzen
- und vor krankheit siner vswendigen sine beide, vörhten und
- Schemen, wan er noch vn verwandelt ist vom tode. Aber die
- sele ist also schöne in irme lichamen als in himelriche, si ist
- aber also gewis nit Si ist also küne, si ist aber also stark nit.
- Si ist also gewaltig, si ist aber also stete nit. Si ist also miüe-
- sam, si ist aber also vrölich nit. Si ist also milte, si ist aber also
- rieh nit. Si ist also heiig, si ist aber also unschuldig nit. Si
- ist also gnfiglich, si ist aber vol nit. Dis ist alleine du sele du
- hier durvlossen ist mit der diemütekeit got ze liebe.
- Als si alsus vfgestigen ist in de hShste das ir geschehen
- mag, diewile si gespanen ist ze irme lichamen, und harnider ge-
- sunken ist in de tiefeste de si vinden mag, so ist si defie volle-
- wabsen an tugenden und an helikeit. So müs si defie gezieret
- werden mit pine in der langen beitekeit.
- So gat si vf die trüwe stan
- Und sihet alle ding mit grosser wisheit an,
- 80 mag ir enkein ding entgan,
- Si gewine je got sin lob daran.
- 134 Fünfter Theil.
- V, Von einer begine vegefur, die dar eigen Willen kein gebet
- half.
- we Bünde; de du so schedelieh bist sider dem male de
- IieligA werk also schedelieh sint^ die man tut ane rät; also de
- man sprichet: Nein, Ich bin homen über menschen rat. „Ich
- wil leben nach gotz rate;" vor disen Worten grüwelot mir je und
- je. Wan sich kein mensche an keiner stat also rehte nützlich
- diemfitigen mag, als de er mit vndertenigem herzen cristanliches
- rates volget.
- Das han ich funden an einer Fröwen: Die hatte ynsem
- herm von herzen lieb, und der liebi gebruchete si mit also vn-
- menschlicher arbeit, de ir nature verdorret also sere de sü mAste
- sterben. Da bat ich für si in <;ri8tanlicher gewonheit. In dem
- zuge mines geistes sach ich iren geist, der was dar an im selber
- als die sune. De hatte si von irme reinen herzen in getrüwer
- meinunge. Si wc bevangen mit einer grossen vinstemisse und
- begerte vil sere zu dem ewigen lichte. Si wc in eim ufzuge,
- so WC je du vinster naht davor. Das was der eigen wille ane
- rat der disen vollekomenen menschen also sere gehindert hat.
- Ich vrage si: wamit mag man dir gehelfen? Do antwurt si
- alsus: Ich wolte in ertriche keines menschen rat volgen nach
- cristanlicher ordenunge, darumbe mag mir keines menschen gebet
- noch gerunge helfen. Do kerte ich mich zft vnserm lieben herren
- und vragete tn, wie das jamer were, de ein mensche ze pine
- mfthte komen, der sich hie dur sine liebi so heiiger pine bette
- angenomen: Do sprach vnser herre: Alle tugenden sint mir vn-
- merer die ane rat geschehent; wan ich kam in ertrich mit rate
- und ich diente vf dem ertrich mit grosser vndertenikeit minem
- vatter und allen menschen, und do fftr ich ze himele in ganzer
- vriheit; mere das ich nie getet, da volgete mir nieman mitte.
- Die gerunge, gebet und alle arbeit, die man hie für si tut, da
- wirt si mitte gezieret, wene si ze himele vert. Die sele: wand
- alles das vns in dem wege zum himelriche wirt gegeben, de ist mit
- rehte vnser. Als wir aber dar komen, so wirt es den gemeinen
- Cap. V— VIII. 135
- seien. De tftt vns got ze liebe, de si deste 6 zu vns komen
- und helfen uns got in der ewigen ere loben.
- Die rehtekeit ires lidens de waren sibenzehen jar; aber die
- erbarmherzekeit gotz hat es ir gelassen vf sibenzehen manode,
- wand si es von also herzelicher liebi tet. Got helfe vns rehter
- masse. Amen.
- VI. Wie die sele lobet die heiige dnvcdtekeit,
- Herre Jesu Christe, der du bist gevlossen sunder begine us
- dem herzen dines ewigen vatters geistlich, und gebom von einer
- lutem ganzen maget, Sante Marien fleische, und der du bist mit
- dinem vatter ein geist, ein wille, ein wisheit, ein gewalt, ein
- oberste craft vber alles de je wart sunder ende! Herre, ewiger
- vatter, wan ich, aller menschen vnwirdigeste, öch vs dinem
- herzen gevlossen bin geistlich, und ich, herre Jesu criste, geboren
- bin US diner siten vleischlich, und ich, herre, Got und Mensche,
- mit vwer beder geist gereinget bin, — so spreche ich armer,
- betrübter mensche alsus: Herre himelscher vatter, du bist min
- herze ! Herre Jesu Christe, du bist min Hp ! Herre heiiger Geist,
- du bist min atem! Herre, heligü drivaltekeit, du bist min einigt!
- zufluht und min ewig rüwe.
- VII. Wie got widerlobet die sele.
- Du bist ein gruntvestunge mines götlichen vleisches, du
- bist ein ere megetlicher b3standunge, du bist ein blfime der
- hohen wuue, du bist ein v5gtin der tüfelen, du bist ein Spiegel
- der ewigen anschowunge.
- VIIL Dru kint sol der mensche haben, für die er bitten sol.
- Nieman weis was trost oder pine oder gerunge ist, er werde
- selber g gerflret mit disen drin. Ich suche helfe, wan mir ist
- leider alzewe. Ich habe drü kint, da ich grossen jamer an sihe.
- De erste sint dö armen sünder, die ligen in dem ewigen tode,
- da ist nit me trostes an, dene de si den menschlichen lip hant.
- we, dis kint gihe ich mit blätigem herzen an und ich mine
- es mit .weinenden ögen an miner sele arme, und trage es fär
- 136 Fünfter Theii.
- die f&sse sines vatters, da ich es bi gewunen habe. So sihe
- ich dises kint an, bitte sinen getriiwen vatter Jesum, de er die
- kint erwekke mit derselben stime siner götlichen barmherzekeit,
- da er Lazarum mitte erwahte.
- Hiezu aiitwurt got alsus:
- Ich wil des kindes siechtagen wandelen.
- Wölte es Dit wider in disen tot vallen,
- So sol es mir jemer gelich wesen
- An miner 8ch5nin, an miner edelkeit,
- An miner richeit,
- Vmbevangen und durchgangen
- Mit aller wollnst in der ewigen ewekeit.
- Stant uf liep kint min, du bist genesen,
- Den frien willen ker, den ich dir han gegeben.
- Den wil ich dir niemer benemen.
- Wan dagegen
- Wirt allü din wirtekeit gewegen
- In dem schonen himelrich
- Den heiigen gelich.
- we, noch lit dis stille
- Vf sinem eignen mütwillen!
- Min ander kint, das sint die armen seien, die in dem vegefür
- qwelent, den müs ich min herzeblüt ze trinkende geben. Weile
- ich fiir si bitte, und ich die manigfaltige not und den bitterlichen
- gesmak ansihe, den si von jeglicher sünde sunderlichen lident,
- so han ich müterliche pine, doch ist mir liep de si mit rehter
- schulde pine got zft eren liden.
- Si lident ir pine mit grosser gedult,
- Wan sie sehen olfcnbar alle ire schuld.
- Si lident ir not in gezogner wisheit
- Und trinkcnt in sich selber vil manig herzcleit:
- Sol dis kint vil schiore genesen.
- So müs die miitcr vil getrüwe und erbarmherzig wesen.
- Min dritte kint, de sint vnvollekomen geistliehe lute. Wene
- ich allü minü kint ansihe, so ist mir enkeinem also we als von
- disem alleine, wan es sich leider mit vs wendigen sinen in ver-
- genglichen dingen also verre und also sere von himelschen
- dingen hat geteilet, das es die edele gewonheit und die süsse
- gotzheimlicheit alles hat verlorn, dar es got mit sunderlieher
- erwelunge iile hatte gezogen. Hienach werdent si also sere
- verkert, de si nieman mit Worten vmbe getün kan, so be-
- Cap. VIII— IX. 137
- scheltent si du inekeit nud verkerent gottes sfissekeit^ und haltent
- ö(^ alles das zeuare de si gesehent und liörent. So schinent
- si vswendig wise, und sint doch alle leider inwendig toren, Dis
- kint mag allerwirst genesen, wan es vallet allererst in mutwilligen
- krieg; darnach in tragheit, danach in valschen trost, danach in
- missetrost, darnach wirt es leider aller gnaden los. So craset
- dis aime kint dene in süntlichen lebene untz in sin ende; so
- ist es vil sere gewaget war die versumete sele hinwende.
- IX, Von der ere nbenzig mane, die mit Oristo ständen ze gezüge.
- An dem heren ostertage, da vnser losnnge also sere ge-
- ofiFenbaret wart, de Jesus Cristus also gewalteklich erstfint und
- also erlich rumete sin grap, de die Juden und die heidene ver-
- luren ir mankraft und alle ir ere, und die waren cristenlüte
- wurden gebenediht mit des vatters willen und wurden gesegent
- mit des sunes gewalt und wurden geheliget mit des heiigen
- geistes lere jemer me, —
- Do erständen mit vnserm herren iif sibenzig man,
- Die waren gewesen gotz geboten also vndertan,
- Do 81 den gotzstrit hatten getan —
- Do wurden si gerehte lütc vunden.
- Do si besuchet wurden,
- Do si de wasser in irem grossen turste
- Mit den beiden würfen zu irem munde.
- Ir sele wart inen von got in irem lichamen wider gegeben,
- also de man das wol merken möhte, de si tote lüte waren ge-
- wesen. Aber de sündliche menschliche saf, das adam vs dem
- 6pfel beis, de noch natürlich allü unsre lider durgat, und darzfi
- de verfluchte blüt, de Even und allen wiben von dem oppfel
- entstfint, das wart inen nit wijjergegeben, wand ire wandelunge
- solte götlich, ein geziigc mit got wcsen, de der ewige tot tot
- was. Darumbe stürben si nit me, do si diser zweier dingen
- an inen nit hatten. Do teilte sich aber ire sele von irem Übe
- ane pin und ane we. Ir lichame ligen vil schöne obe dem lüfte
- und ob den Sternen. Darumbe de si anderwarbe nit menschlich
- stürben, so mohten ir lichameq nit me zä der erden bestatet
- werden. Adam behielt de saf an ime und danach alle man.
- 138 Fünfter Theil.
- Eva und allü wip behielten dis vil seliemlich blüt. Dis ist das
- alleine pinget natürlich vnser vleisch und vnser sine und zu
- jungest in vns bitterlich sterben müs, wan Jesus Cristus hat vns
- nach Ades valle alle pine nit me benomen, dene den ewigen
- tot nnd dazu, de wir mögen mit rüwe widerkomen. Er hat uns
- aber vil mangen trost und rat und lere gegeben, davon wir
- aller unser suche wol mitte mögen gesehen.
- X, Wie die suade si gdich gottes grossi.
- Der almehtigen gottes grössin ist kein grössi so gelich so
- du sündige grössi miner bosheit
- XL Geistlich namen sol gehohet werden. Von der swestern Geists*
- Wie si betten und erbitten sSnt mit gotte.
- geistlich namen, wc du edel bist über alle irdenschen
- namen! darumbe wolte dich Jesus cristus selbe in allem sinem
- lebende also getrüwelich ti-agen, de alle hohe namen, künge,
- keyser, grauen und alle namen die edel danach sint genant.
- Die namen mftssent alle verwlen, mere geistlich name alleine,
- der sol erhöhet werden, darnach de er hie edel getragen wirt.
- Ja er sol wunderlich, sunderlich, heleklich gehöhet werden, bi
- brüderei Jesus und bi swester Marien, die du allerersten waren,
- die je ein geistlichen namen getrügen in so grosser verdamp-
- nisse ussewendig.
- Dis ist vil sere wider di lüte, die sich hie geistlichen also
- sere vswendig zierent mit so heKgem gelasse und mit so tiefer
- bögunge, und behenkent sich vor den offenbaren lüten mit schönen
- Worten, das man rehte wenen mag, das si inewendig haben des
- heiigen geistes vlüt, der es alles ^Iso hervür tribe. Nein^ es ist
- etswene leider ein vil gros geswinde bekorunge, die der mensche
- von mütwillen an sich nimet, de er ane arbeit hatte ein gut
- wort, und enpfindet doch in sinem herze nit des heiigen geistes
- volle gehurt. Dis wird an der stat wol schin, da er wirt ein
- grimig bere und ein brümende löwe, bi sinen heimlichosten
- genossen, da er ein lamp an der sanftmütekeit und ein tnbe an
- den tugenden solte sin.
- Cap. IX— XL 139
- So ist ir leben von der weite ein trugene und vor gotte und
- vor ir genossen ein vil schedelichü lügene. we dir vil vn-
- seligen girekeit, wie gram ist dir min herze! wan du berobest
- mine lieben swester der inewendigen gottes süssekeit und der
- vswendigen minesamekeit^ die si s51ten bereiten und in de heiige
- brutbette leiten, der heiigen drivaltekeit. Die machest also harte
- inwendig und also unwillig uswendig, de man nit getar ein geist-
- lich wort vor !n sprechen, es si zehant von in verkert.
- Nein, liebe swester, du mftst von erste haben breite siiie,
- so wirt dir ein gütwillig herze und ein offen sele, do dö gnade
- invliessen mag. Machest du dine notdurft ane rat und ane not
- alzebreit, so wirt dir werlich diu höhin der heiigen gerunge und
- din breite der gStlichen vftlunge und die tieffi der vliessenden
- gottessüssekeit jemerme vnbereit. Wan es ist ein ewig schade
- und ein hohü vnzuht, de ein küngesbrut also gerne in dem pfüle
- wattet. *)
- Eya swester, so du ze rehte bitten solt, so gib dich gentzlic
- gotte und sprich: Vil lieber trut Jesu criste, dise stunde ist alleine
- din und der vil armen Sündern und der heiigen cristauheit und
- der betrübten seien und nit min. Alle mincs herzen mäht und
- kraft die gibe ich dir herre hüte, de du, vil lieber, dir selber ze
- lobe nach miner gerunge !n ze helfe wellest komen und gib mir
- herre danach de ich rehte erkene wer ich selber si, so erste
- betrübe ich mich.
- Aber liebü Swester, weüe du ze diuem werke gast, so segen
- dich^ und sprich:
- Hilf mir Jesus, min horzeliep,
- De ich min sele und min sine also tief in dich winde.
- De ich die irdonsch girekeit nit ver clinde.
- Ja, Swester, bist d:i wise von sincn,
- So vihtet dich du gitekeit an mit grimc;
- Bista aber wise von gnaden,
- So mag dich kein bjsheit verleiten noch verraten,
- Wan in der gnade die harnider vlüsset
- Vs der heiigen drivaltekeit
- In ein herze das jemer gegen den himel offen stat
- ') Am Rand: wie si sont arbeiten.
- 140 Fünfter Theil.
- Da vindet man dA warhcit
- Und aller dinge besoheidonhcit.
- Es Ist vil lihte angenomen,
- De man vor den liUen gut si;
- Ist die warheit da nit,
- So bist du eis sclangen vergift.
- Mache dein herze je brinen reine,
- Und bewise dich vswendig oleine,
- So bistu mit gotte gemeine. ')
- XIL Wie got antwurtet einem brädere von der schrift dis büches.
- Meister Heinrich, vch wundert sin nienlicher worten, die
- in disem buche gescriben sint. Mich wundert wie vch des wun-
- dern mag. Mer mich jamert des von herzen sere sid dem male
- das ich sündig wip schriben müs, das ich die wäre bekantnisse
- und die heiigen herlichen anschöwunge nieman mag geschriben,
- sunder dise wort alleine, si dünken mich gegen der ewigen war-
- heit alzekleine. Ich vragete den ewigen meister, wc er hiezu
- spreche? Do antwurt er alsus: Vrage in wie de geschach, de
- die apostcln kamen in also grosse künheit nach also grosser
- blodekeit, do si enpfiengen den heiigen geist. Vrage me, wa
- Moyses do wc, do er niht wan got ansach. Vrage noch me,
- wavon de was, das da Daniel in siner kintheit sprach.
- XIIL Von zehenhande nützen eines gäten menschen gebet,
- Dis gebet hat grosser kraft, de ein mensch leistet mit aller
- siner mäht. Es machet ein sur herze süsse, ein üiirig herze
- vro, ein arm herze rieh, ein tump herze wise, ein blöde herze
- künc, ein krank herze stark, ein blint herze sehende, ein kalte
- sele brifiende. Es zühet harnider den grossen gott in ein klein
- herze; es tribet die hungrigen sele vf zu dem vollen gotte; es
- bringet zesamen du zw6i geliebe, got und die sele, in ein wunek-
- liche stat, da reden si \\\ von liebe. we, ich vnsefiger entphä
- sis sak(ramewO dar, de ich nit gesterben mag.')
- ') Dies Gebet ist zum Theil von andrer alter Hand geschrieben.
- ') Der Text ist hier dunkel.
- Cap. XII— XVI. 141
- XIV, Von hoser priesier vegeför, '
- Des ist lapg de ich ein vegfür sach, de was gelieh eim
- fürigen wasser und es sot als ein fürig gloggenspise, und es
- was oben mit einem vinstern nebel bezogen. In dem wasser
- swebten geistliehe visehe, die waren glich menschlichen bilden.
- Dis waren der armen pfaflfen seien, die in diser weit hatten
- geswebet in der girekeit aller wollust und hatten hie gebrant
- in der verwassenen vnküschikeit, die si also sere verblendet,
- de si nit gutes mögent gewifien. Vf dem wasser färent visehere,
- die hatten weder schif noch netze, mere si vischeten mit iren
- fürigen klawen, wan si och geiste und tüfd waren. Als si si
- brahten vf das lant, so lEugen si inen geistlich bitterliche die
- hüt abe und warfent si in einen siedenden kessel alzehant;
- ^arin stiessen si si mit fürigen gablen. Als si den nach irem
- willen volgere waren t, so vrassen si si in iren sneblen. So
- hüben sich die tüfele vf das wasser aber, und taten si dur iren
- zagel und vischeten si und vrassen si und döweten si aber.
- XV, Von einea^ guten priest er 8 veffefur.
- Ein reiner priester starb in siner eigner rehter pfarre. Do
- bat ich für fn als f&r einen andern menschen in eristanlicher
- gewonheit. Do sach min sele die sinen in loblicher wirdekeit,
- also de er noch in b^itun^e wc der himelschen ere. Vier engel
- die färten in vber alles vnwittere in dem ersten himele, und si
- lireten ime mit den himelschen selten. De was sin vegefür,
- damitte si in zfi der himelschen wufie bereiten. Ich vragete in,
- wamit er die sunderliche wirdekeit hette enpfangen. Da sprach
- er: ich miüete in ertriehe de einöte und ich vorlite mich alleine
- in minem gebete. Do sprach ich: Eia du vil seliger, warumbe
- vfire du nit zehant mit disen wuneklichen engele ze himele. Do
- sprach er aber alsus: Die ere ist also gros, die ich erapfan sol
- von miner reinen pfafheit, de ich dar noch nit komen mag.
- XVI, Es ist i'&felich, de man sundet.
- Semliche lüte die geleret sint, sprechent, es si menschlieh
- de man sündet. In aller miner bekomnge tnines sündigen lieha-
- 142 Fünfter Theil.
- men und in aller gevülunge mines herzen und in aller miner
- bekantnisse miner sine und in aller edelkeit miner sele^ so konde
- ich es nie ander vinden, es si tüfelieh, de man sände tut:
- Di Sünde si klein oder gros,
- Der tüfel ist je ir genos.
- Mere vnsere angenomenü tüfellieheit von vriem mütwillen,
- die ist vns alleine schedelicher, deiie alle vnser menscheit. Dis
- ist menschlich, hunger, turst, hitze, vrost, pine, jamer, bekorunge,
- sclafen, mfidekeit; de sint ding, die Cristus an ime leit, der ein
- wäre mensche was, dur uns und mit yns. Mere were du siinde
- alleine menschlich, so sölte er och gesundet han, wan er ein
- warer mensche was an dem vleische und ein gerehte mensche
- an der wisheit und ein steter mensche an den tugenden und ein
- vollekomen mönsche an dem heiigen geiste; und da vber wcer
- ein ewiger got in der ewigen warheit und nit einsÄnd^. Mere
- sollen wir im glich werden, so müssen wir im och glich leben
- oder mit rüwe behalten werden.
- XVII. Dis ist ein grüs und ein lob vnd ein gebet der sünderin,
- Gegr&sset siest da lebender got!
- Du bist vor allen dingen min.
- Das ist mir eine endelose vr5de,
- Das ich ane vare magl^eden mit dir.
- Als mich mine viande jagent,
- So flühe kh in den arm din,
- Da mag ich inin leit verklagen,
- Als du dich neigen wilt zu mir.
- Du weist wol wie du i'üren kanst
- Die Seiten in der sele min.
- Eya, des begine alzehant,
- De da jemer selig müsist sin.
- Ich bin ein vnedel brüt,
- Jedoch bist dn min edel trüf,
- Des wil ich jemer frowen mich.
- Gedenke wie du traten kanst
- Die reinü sele in dinem schos
- Und voilebringe es herre an mir alzehar
- Allcine ich si din yngenos.
- Eya züch mich, herre, vf zA dir.
- So wirde ich rein und klar;
- Last du mich in mir selber,
- So blibe ich in vinstemisüe und in Swere.
- Cap. XVI— XIX. 14»
- XVIIL Wie got hiezü antwurtet.
- Sus antwurt got:
- Min widergrüs ist ein so gros bimelvlAt,
- Solte ich mich in dich nach miner mäht geben
- Du behieltest nit dein mensch'ch leben.
- Du sihest wol, ich müs mine mäht enthalten
- Und Übergen mine klarheit,
- Dur de ich dich deste langer behalte
- In der irdenschen jamerkcit.
- Wan da vfgal allü din sussekeit
- In der höhi der ewigen wirdekeit,
- Und mine Seiten sont dir süsse klingen
- Nach der trüwen koste diner langen mine.
- Jedoch wil ich vor beginen
- Und temperen in diner sele mine hi&elschen Seiten
- Uf de du deste langer mögest gcbeiten
- Wan hohe brüte und edel ritter
- Die müs man mit türer koste
- Lange und sere bereiten.
- XIX» Wie sibenzehenhande mnde jagent den menschen.
- Diso ding jagent einen menschen also verre von gotte, de
- er niemer wider komen mag zu gotte, ime werde grosse gewalt
- getan von der heiigen drivaltekeit. Du italkeit ist du erste
- Sünde, die den menschen bsgiüet ze jagende von gotte, und
- lassen wir die nit, so ribtet sich die vnküscheit vf. Mere lassen
- wir die vnküscheit nit, so rihtet sich die gitekeit uf. Lassen
- wir die nit, so rihtet sich die tragheit uf; lassen wir die nicht,
- so rihtet sich die lugine uf, lassen wir die nit, so richtet sich
- der meineit uf, lassen wir die nit, so richtet sich der zom vf,
- lassen wir den nit, so rihtet sich die hinderrede uf; lassen wir
- die nit, so rihtet sich der hochmüt uf; lassen wir den nit, so
- rihtet sich der has uf; lassen wir den nit, so rihtet sich räche
- vf , lassen wir die nit, so rihtet sich missetrost uf ; lassen wir den
- nit, so rihtet sich böse kfinheit uf, lassen wir die nit, so rihtet
- sich vnschemede uf, lassen wir die nit, so rihtet sich die ver-
- kerte wisheit vf; lassen wir die nit, so rihtet sich vngelöbe uf
- und spricht: Es ist nit als man seit.
- 144 Fünfter Theil.
- we, so emphahent si alle die ding so von gotte har-
- koment also arglich, de man nie kume üt tar gesagen; und wc
- si selber fürbringen, de ist also verkert und mk luginen so sere
- gemenget, de leider nienian den heiigen geist in iren worten
- vinden kan. Aber si wisent sich ettesweüe löblich^ es ist doch
- leider trügelich. —
- Dumehtige sele, vrowe dich,
- Dn bist aHeine got gelich.
- Ja es ist wol billich,
- Wan du trinkest mit gotlicher gedult
- Ane schuld
- Vil manig bitterkeit in dich.
- Du wirst von dinen vienden dikke betrübet. Alsus der helle
- rief vf die himelblümen, ja si blfliet doch für sich bin vil hohe
- in ir edelen schoni, wand du wurzeile ir stetekeit, die ist von
- dem heligen geiste ze allen zit^n grflne.
- XX. Ein loh gottes von aht dingen. Von der »ünden oppfer»
- grosser tö der edelen gotheit!
- kleine btöue der sfissen maget!
- nütze fruht der schönen blAmen!
- heilig opph6r des himelschen vater!
- g'etrüwelose pfant aller der weite!
- Du bist, herre, min labunge
- Und ich din bluiunge.
- Du bist mir, herre, kleine mit diner vntertenlkeit
- Und ich bin dir gros in dem jamer miner bosheit.
- . Ich oppher dir, herre, alle tage
- Alles das ich an mir habe,
- De ist alles bosheit.
- Da solt du, hcrre, din gnade ingiessen,
- So mag ich von diner mine vliessen.
- XXL Wartnnhe der M, ') ist venoorfefn und doch geminet, und
- wie du dich segnen solt.
- Also sprechent des menschen sifie, der die warheit hat er-
- varen: Herre, min lichame ist gedötet in der verwandelunge aller
- bosheit. Darvmbe haben mich dine viende verworfen von ireni
- antlüze als einen toten der da vbel smeket. Aber herre, min
- ') Das 3/. ist radirt.
- Cap. XXI— XXII. 145
- sele die ist lebendig in dir, darumbe bin ich gemifiet von dinen
- fründen. Eya herre, lieber brütegöme, min süsser Jesu crist,
- ich segene dich ') ane vnderlas in minem lierzen vür aliü irden
- sehü ding und bitte dich, de du mich vor inen behaltest vnge-
- menget, wan swie heiig si sint, si wegen mich doch in dem
- höhsten punte von dir. De mag ich nit erllden, darumbe mfis
- ich von inen kriegen.
- XXIL Von siben dingen des gerihtes. Von schemede und gutem
- willen.
- Die alleredelste vröde der siüe und der allerheiligoste vride
- des herzen und de allermineklicheste glas^) der werke de kunt
- davon de ein mensche warhaftig ist in allem sinen tünde.^)
- Hie sprichet vnser lieber herre und leret mich selber siben ding,
- die alle die selige s511ent an in haben, du de jungeste geriht
- mit Jesu crist sont besitzen über alles menschlich küüe* Swer
- diser dinge nit hat, der mfts vor gerihte stan als ein verköfet
- kneht vor sinem herren; wan alle die sich hie strengent wider
- die gottes warheit mit der geswinden lugene, die verköflFent dise
- tugende. De erste ist gerechte in der gegenwirtekeit. Dis ist
- die glose: Sihe ich, de min frünt minen vienden und gotz un-
- rehte tut, so sol ich minem fründe getrüwlich schult geben und
- minen vienden mifieklich helfen. Das ander ist: barmherzig in
- der not. Glose, Sihe ich minen vrünt und minen vient in glichen
- nöten zesamen, ich sol in glich helfen. Das dritte ißt getrüwe
- in der geselleschaft. Glose: ich sol minen gesellen niemer schel-
- ten, deüe vmbe sine vngetrüwete sele alleine. Das vierde ist
- nothelfig in der heimlicheit. Glose: Das man suche und vrage
- wa die eilenden siech sien und die gevangenen und tröste si mit
- Worten und bitte si, de si dir sagen ir heimliche not, dur de
- du inen mögest ze helfe komen. we, de man ane süfzen und
- ane trehene und allerleie erbarmeherzekeit vor den eilenden
- siechen hiüe gat!
- *) Handschrift: mich.
- ') Glast oder Glanz?
- ') Am Sande: dri'i ding koment von warhaftikeit.
- H. Mechthild. ]0
- 146 Fünfter Theil.
- Was de geistlichen luten übel stat.
- Und si leider also verre von gotte schaltet,
- De si vf derselben stat
- Verlierent die süsse gotzheimlicheit,
- Und wellent doch des nit wissen
- De gotz vrteil also schlät.
- De fünfte ist, das man spraehelos sie in nöten. Glose, also
- de man der girigen wort, die da vfstigent vs eim homütigen,
- zornigen herzen mit spreche; davon vindet man grundelose gnade
- in gotte. De sehste ist, de man si vol der warheit. Glose:
- Der mensche ist v^erlich vol der warheit, dem sin herze in siner
- besten gewissende luterliche keine schulde git und sich des
- frSwet de gotz öge in sin herze sihet, und sich des niergen
- mohte schämen, ob alle die liite in sin herze sehent. Das si-
- bende ist; de man sie der liigene vient. Glose: Das wir die
- lugene an allen liiten schelten und das wir si nit verdeken an
- vns selben.
- Dise siben ding sollen wir \ben und vollebriDgen
- Wider den smakke vnscrs armen vlcisches
- Und wider die wollnst nnd krenkine menschlicher sine,
- Wir mögen si anders nit voilebringen.
- Aber vnser sele edelkeit zu allen gilten dingen
- Die gibet uns mit rehter gottes süssekeit
- Den ersten rat;
- Mere vnser verbosetes vleisch versumet mit siner unedelkeit
- Vil magen manigcn gotlichen tag.
- Sweüe si gedenkent an die gebenedeiten stunde,
- Als vns got vs sinem vngrüntlichen herze
- Und US sinen wisen sifien, und ns sinem vrolichen gemüte,
- De ane vnderlas vol vlüsset aller gute,
- Und US sinem süssen munde
- Also vile getempert hat gei&tlich in vnser sele,
- Wislich in vnser sine, nothaftlich an vnserme übe.
- So müssen wir vns Schemen uswendig
- Unser bosen sitten, und inwendig
- Unsers ungetrüwen herzen.
- Wir mögen uns öch leider schämen an vnsern sinen.
- Das wir die edelen manigvaltige gottesgaben
- Als unnützekliche tragen,
- De si also kleine fruht bringent
- Wider in dieselben stat
- Da si vsgeflossen was, das ist gotz herze.
- Cap. XXII— XXIII. 147
- we miBcr schuldigen smerze!
- Der giiie willen bringet alle tugende in rehte stat,
- Alleine der licharo der werke nit vermag.
- XXIIL Von gante marien gebet. Von Gabrieles lieht. Von des
- Icindea tüch. Wavon die milch kam und des kindes oppfer.
- Von den tufelen und von dem hungeMch,
- Ich sacb ein maget an irme gebette, ir lichame was geneiget
- zu der erden und ir geist hatte sich ufgerihtet gegen der ewigen
- gotheit. Wand vor der zit da J. cristus den himel vfsloz mit
- dem sclüssel des heiigen cn'izes, so wart nie mensche also heiig,
- de sin geist möhte oder müste vfstigen mit arbeite und sweben,
- mit gerunge und bebalsen, mit der mine der heKgen drivaltekeit
- in der ewigen höhin. Darumbe mohte der reinen juncfröwen
- gdst in den himel nit komen, waü adam hatte den grendel alze
- verre flürgeschoben. ^)
- Mere got der neigete sich und er stunde dem ertrich also
- nahe, de er sine vründe tröste, und de si sinen willen vernamen.
- Aber die propheten riefen lute und ladeten vnseren herre sere
- barnidere. Mere disü juncfröwe zob vnsem herren hamider
- mit einer süssen stime irer sele; und si sprach in irme gebete,
- do si was alleine, alsus: Herre got, ich vrowe mich des, de du
- komen wilt in also edeler wise, de ein magt din mftter wesen
- sol. Herre, da wil ich zu dienen mit miner küscheit und mit
- allem dem- de ich von dir habe. Do trat der engel Gabriel har-
- nider in einem bimelschen liebte. Das lieht bevieng die junc-
- fröwe alumbe, und der engel hatte also lieh gewete, de ich des
- gelicb in ertrich niergen vinden kan. Do si das lieht, gesach
- mit vleischlichen ögen, do stfint si vf und erschrak. Do si den
- engel ansach, do vant si ir gelichnisse der küscheit an sinem
- antlütc. Do stfint si mit grosser zuht und neigete ir oren und
- rihte vf ir sine. Do grüste si der engel und kündete ir gottes
- willen. Sinü wort du warent bekeme irme herzen und ir sine
- wurdent vol und ir sele wart fürige. Jedoch vragcte si nach
- ') Am Band: Sünde ist der grendel.
- 10
- 148 Fünfter Theil.
- dem vnderseheide, da brahte si m&gdeliehü scb&mede zu und
- götlichü liebi. • Do si berihtet wart, so tet si ir herze vf in gfitem
- willen mit aller malit. Do knüwete si nider und sprach: Ich
- gebe mich gotte ze dienste nach dinen Worten.
- Do trat du ganze heiige drivaltekeit mit der gewalt der
- gotheit und mit dem guten willen der menscheit, und mit der
- edeln gevügheit des heiigen geistes dur den ganzen lichamen
- ires magtftmes in der vorigen sele irs guten willen, und saste
- sich in das offen herze ires allerreinosten vleisches und vereinete
- sich mit allem dem das er an ir vant, also das ir yleisch sin
- vleisch wart, also de er ein vollekomen kint wuchs in irme libe
- und also, de si wäre mftter wart sines vleisches und ein unver-
- seret maget bleip. Also, je si in langer trüg, je lihtor, schönor
- und wisor si wart. Do stftnt si vf und sprach: Herre, vatter
- ich loben dich, wan du best mich gros gemachot und min ge-
- siebte sol gros werden in himel und erden.
- Do die zit vmbe kam, als andere vrowen trurig sint und
- besweret gant, do was Maria lihtevertig und vrö. Ir licham
- was doch al vol davone, wan si hatte da ine vmbevangen den
- wolgemachten gottes sun. Maria wüste die zit nit vor, weüe
- got wolte von ir werden geboren, e si in in iime schösse sach
- in der Strasse und in der naht ze betleeme in der vrömeden stat,
- da si selber was ein arm vngeherbergete gast.
- Der almehtige got mit siner wisheit, der ewige sun mit siner
- menschlichen warheit, der heiig geist mit siner cleinlichen sässe-
- keit, ging dur du ganzen want Marien lichamen mit swebender
- wuüe ane alle arbeit. Das wc also schier geschehen, als die
- suiie gibet iren schin nach dem süssen töwe in minenklicher
- rüwe. Do Maria ir schöne kint angesach, do neigte si ir höbet
- ze sinem antlit vnd sprach: „Siest mir willekomen min vnschul-
- diges kint und min gewaltiger herre, der alle ding din sint.^
- In der enpfengnisse vnsers harren
- Und mit der drahte siner müter,
- Und in der geburt, und in der schösse siner müter,
- £ er in die kripfen kam,
- Do WC die kraft der heiigen drivaltekeit
- Und de wnfiekliche himelvür an Marien also heia,
- Cap. xxm. 149
- Das der hellongeist, der alle du weit durch vart
- Und alle geschiht der dingen weis,
- Dem lande und der stat, da Maria ine was,
- Nie als nahe mohte konien,
- De er das wunder hette vernomen,
- Wie das kint wero har komen.
- Maria nam von Josephs sattel ein hertes tüch
- Das der esel uf sim ruggei^vnder dem sattel trüg,
- Und darzü das oberste teil von irme hemde,
- Da si vnsem herren vnder hatte getragen,
- Das ander teil bant
- Si wider vm iren lichamen zesamne.
- In disd tüch want
- Die cleinliche jungfröwe den grossen heilant
- Und leit in in die krippfen. Do weinete er alzehant,
- Als ein nüwegeboren kint.
- * Wan diewile de du kint sprachlos sint,
- So weinent si niemer ane rehte not.
- Also tet vnser herre.
- De er wider siner edelen art
- In eime vihestalle
- Also herte gebettet wart,
- Durch die böse sünde.
- Do wenete er alles menschlich küne,
- Do verbarg er alle sine wune und allen sinen gewalt.
- Do wart du jungfröwe betrübet
- Und de kint wart hungerig und kalt.
- Do müste du müter iren sun stillen,
- De was sines vatters Willen
- Und des bei igen geistes wollust.
- Do neigte sich dd jungfröwe mit m&terl icher liebi
- In megtlicher zuht
- Ze irem gepingeten kinde
- Und bot im ir kintliche brüst.
- Höret nu wunder:
- Die lühtende bluiunge ir schonen ögen
- Und die geistliche schöni irs megtlichen anth'tz
- Und die vliessende s&ssekeit irs reinen herzen
- Und die wunenklicho spilnnge ir edelen sele —
- Dise vier ding zugon sich zesamene
- Nach des vaters willen
- Und nach des sunes notdurft
- Unde nach des heiigen geistes wollust
- In ir megdtliche brüst.
- Do vlos du süsso milch harus von irme reinen herzen
- Ane allen smerzen.
- 150 FüQfter Thdl.
- Do 8011g de kint mouschlichc
- Und sin niutcr viwete sich hclckliche.
- Die engele suDgen got einen lobesang.
- Die hirten kamen , si suchten und funden ')
- Vnser war losepfant.
- Do vragcte icli Marien wo Joseph were.
- Do sprach si, er ist in die stat gangen
- Vnd köfet vns kleine vische und gemeines brot,
- Und Wasser trunken si öcb. ,
- Do sprach ich: Eya vröwe,
- Du soltest essen das allerschoneste brot,
- Und trinken den alleredclosten win.
- Nein, sprach si, das ist richer lütc spise,
- Der haben wir nit in disem armen libe.
- Do der vromde sterne schein,
- Do kam Sathanas zil bethleem und volgete den drein
- Klingen vil geswinde nach und er sach
- Das kint vil arglichen an.
- Do man dem kint mit dem hohen opfer also grosse ere bot,
- Do kamen satanas gedenke in grosser not.
- Und sprach in im selber alsus:
- Wie ist dir vnseliger nu geschehen!
- Dis mag wol dasselbe kint wesen,
- Da die propheten haut von geschriben.
- Das dir din meister Incifer
- Also lange und also vil dikke hat bevolhen.
- De du ze siner zelunge soltest komen
- Und machen die vnreine,
- So blibet vns zu der helle alle dd weit gemeine.
- Dis kint ane sünde gezilet und gebom,
- Es were mir anders nie verholn.
- Nu habe ich alle mine kunst verlorn^
- Nu mos ich wider zu minem meister komen
- Und klagen im diso not,
- Wan dis kint wirt vns noch alze gros.
- Sol es über vns stigen.
- Wie son wir das erliden?
- Es wart e nie enkein kint geborn.
- Dem dise ere wurde gebot'en.
- Do lucifer dise mere vernam,
- Do sas der grünt vicnt und gram
- Mit sinen zenen und grein
- Das sines zomes für über alle holle schein.
- ') Handschrift: wnden.
- Cap. XXIIL 151
- Do sprach er nlsust: Sol ein mensche vnser rihter wesen?
- So müssen wir jemer me vor allen menschen beben ; ')
- Die nach sincm willen leben.
- Var hinwider Sathanas, und nini ze helfe die fiirsten von
- dem lande^ die meistere von Juden und lere si v^i si !n töten in
- siner kifitheit, eb das er in die schule gat. Do Sathanas zft
- herode kam, do vant er lucifers gelichnisse an dem verbSseten
- man, bas, homüt, gitekeit. In dise drie wege gieng der grosse
- tüfel in sin grosses herze und bereitet sich in alle sine fünf
- sine, und mähte den künig also mortgirig, de er tot des tüfels
- willen an den vnschuldigen kinden, die nu erlichen heiigen in
- himelriche sint.
- Ich vragete Mariam, war si das oppfer hette getan, de si
- ir selben nit kofte ein opferlamp? Do sprach si: die heiige
- vliessetide miltekeit, und du notdürftige barmherzekeit und die
- mine williger armüt, die haut mir den schätz benomen. Min
- oppferlamp was J. Cristus, des almehtigen gottes sun, der us
- minem herzen was geborn, und dem nach sines vatters gebotte
- alle die vubevleketen lamber je geopfert und gebraht werden
- ze eren nach sines vatter meinunge, der ist min war oppferlamp.
- Ich solte anders keines haben.
- Das oppfer das minem kiiide wart braht,
- Da han ich mitte alle die bcdnht,
- Du ich weriich konde vinden nothaft.
- Das waren yerarmete weisen und reine jimgfrÖwen,
- Die kamen damite zur e, de man si nit durfte steinen;
- Und dazu die elenden siechen und die langen alten.
- Die solten es geniessen und den hatte es got behalten.
- Aber drissige marke goldes die waren mir nach rehter not-
- dürft von diseu armen vberbliben, die solte ich zu den hungcr-
- lachen geben, da die gemeine lüte zügiengcn zft irme gebette,
- wan da lag grosse bezeichunge an. Das tüch was halp swarz
- und halp wis. Norden ime tempel wc das tüch swartz, das was
- die lange vinsternisse in der alten e. Daruf waren geneiet
- grfinü bilde. Wan alleine die 6 vervinstert was mit manigen
- grossen sünden, so waren doch sumeliche menschen darifie, die
- 'i) Handschrift: bibcnen.
- 152 Fünfter Theil.
- nie dürre werden von iren Sünden, mere si waren vinster mit
- der schuldigen. Die scheflFenisse der bilden, de was alles von
- der schulde und von der pot, die den grossen got also sere be-
- wegeten de er und wie er behielt mit sinem gesinde Noe den
- rehten man, und lies alle die weit vndergan.
- So defie in dem bettehusc was das tftch edel wis. De was
- ein Vorzeichen der reinen, klaren küscheit Sante Marien, da wir
- noch alle mitte solten vberwinden alles vnser herzeleit. Da vf
- waren bilde geneiet mit golde, die waren glich den vogelen,
- die Noe vs der arche hatte gesant, de dobi weren bekant die
- vngetrüwen girere, die allen iren trost hie süchent vf der erden.
- Mere do wc och angeneict du reine tube mit eim grünen zwige,
- Die also vnscliuldig wider kam,
- Daz 8i das as in iren mnnt nit nam.
- Dabi waren die bekant,
- Die alle tage mit nüwen tilgenden ze gotte koment,
- Und halte'nt sich in dem getrüwcn himolvluge
- Mit des hcligen geistes zuge.
- Lange hcrnider, do die stukke zesamen giengen, do was ein
- guldin liste. Mitten über mittes gieng ein grüne borte, der wc
- besetzet mit edelm gesteine. De bezeichente das alleredelste
- boltz,
- Das unscrs herrcn lichamen an ime trüg,
- Do man die himelporten durchgrüp
- Und mit den hamcrcn si vfschlüg,
- Das Adames grendel danan vloch.
- Alleine die betütunge wenig jeman wiste, so waren doch
- die zwo gezierde ein erlich crüze. Uf dem crüze was geneiet
- ein wis oppferlamp, und es was gezieret mit edelm gesteine und
- mit clarem golde, als es rehte verbürnen solte. Das was vor-
- bezeichenct und wart do vollebraht. do das vnschuldige gottes-
- lamp einen grossen minetot an dem hohen crüze nam. Darumbe
- viel das tote hungertüch mit dem toten lambe in der marter
- vnsers herren nider, de man das lebende gotzlamp in derselben
- stat jemer nie solte anbetten.
- Maria nähte irme kinde Jesu einen rok mit also gevSger
- nat, weüe im der rok würde kurz und enge, de si in mbhie
- Gap. XXm. 153
- m and leogern. Der rok was bninval von liertem gezwir-
- m garne.
- Joseph WC anner lüto ziuib^nnaii)
- Also de er sumelichen pfcnig zu ir notdiirft gcwan.
- Maria die nate und span
- De si in drien cicidcm gewan.
- Do 8i vluhen in Egyptenlant, do hatte si gottes engel vm-
- mgen mit eime himelHchto^ das der tüfei nit wiste wa das
- hinkam, untz an die zit de es gewohS; ein kint von
- ng jaren, ein voliekomen man. Do ward der tüfel sin gewar
- ler wSstenunge und danaeh zu manigen stunden götlicher
- iiene. Do kerte er sich zu den jüdenschen meisteren^ die
- jn iüewendig vil böse und vssewendig an irme gelasse vil
- ne. Die lerte er, wie si Jesu mit verkerten Worten solten
- ^rstan
- Und soltent sine lere niemer enpfan^
- So n)6hten si an ir jndeschen c gestan.
- Do für aber Sathanas zu Incifer und sprach:
- we meister, unsre lere müs vergän!
- Ich han vunden in dem sündigen ertrich einen man,
- Der ist alleine starker und wiser dene wir alle waren,
- £ wir ze valle kamen,
- Wan ich kan im mit allen minen sinen
- Einen sündigen gedank nit anbringen.
- Do gram aber lucifer als ein hnnt
- Und beiss sinen hellenhunt und sprach:
- Du solt ime mit allen menschen widerstän;
- Ist er dene aller menschen hohster,
- So mag er allen süoden entgan.
- Meister, wir komen wol vs discr not,
- Wan ich vinde der lüto allermeist
- den man gerne töten t. Do sprach er: Nein, ich vörhte es
- ) uns villihte böse, wan er mit des obersten gotz kraft die
- vleiscblicher suche und von menschlichem tode also drahte
- let, werde im sin lip benomen. Ich vörhte noch mcre, de
- äele zu vns wolte harkomen und lösen die sinen. Wan de
- »^erre vber vnser mäht, de er die lüte in ertriche löset wider
- nature von allerleie pine sterben, mer er selber müs mit
- erbesünden varen zu der helle. Aber blibet er reine von
- f
- 154 Füufter Theil.
- allen Sünden, und nimet man im sinen lip vnverschuldet, so ge-
- hört er nit zu der helle. Wand nie engel noch menöche wart
- ane schuld verdumct, so ist er alleine edel und vri, und was er
- defie wilj de müs über vnscrn dank geschehen, Mere du mähst
- das mit lihtcr kunst zu bewaren, de vns zfi der helle behöret
- du meiste schar. Aber du solt je danach stan, de man in uf
- das allerhöhste versmahe und de man in qwelc mit der allcr-
- schai-phosten pine. Ist er defie ein mensche, so mag er Valien
- in grossen zwifcl und also mag er vns bliben.
- Maria; vnser frowc sprach mit iren gedenken
- Vnserm herren zu als dikke si weite,
- Und so antwurte ir eteswene sin gotheit,
- Davon trüg si gezogenlich ir herzeleit,
- Und das wc Mari« magdalenc vil vnbcreit.
- Wenc 8i vnsern herren mit vieischlichen ogen nit sach,
- So wart si vngetröstet, und ir herze trfig
- Diewile grossen jamer und vngemach.
- Si brante ser in einvaltiger mine,
- Sander hohe bekantnissc himelscher dingen,
- Untz an die stunde,
- Do die aposteln enpfiengen den heiigen geist.
- Do allererste wart ire sele wunde ')
- Mit der gotheit. Aber vnser vröwe was vil stille,
- Do vnser herre von dem tode vferstünt
- Also erliche. Doch hette ir herze
- An gotlichcr bekantnissc
- Vor allen menschen den tiefcsten grünt.
- XXI V, Von seJishie kleide vnsers herren gofz und von tugenden
- Saut Dominicus und tcie got sinen orden geeret hat an vier dingen*
- Ein hoher fürste, der einen nützen sun hat im selljer, und
- einen tröstlichen sun sinem volke, der sun ist ein also lobelich
- sun sinem vater und ein also erlich liep sun, de die gehügenisse
- des sunes und alü sinü werk erwekkent des vatters ere, swa
- der sun hinkeret. Dirre hohe fürste de ist vnser liebe hen*e der
- himelsche vatter, der hat gewuüen siben nütze süne und ein vil
- schöne tohter, bi vnser müter der heiigen cristanheit.
- ') Ilandschrift: verwundet.
- Cap. XXIII— XXIV. 155
- Sin erste sun, vnser liebste brftder de wc vnser herre J.
- Cristug. Welieh cre der himelsch vatter des sunes hat, und
- welchen trost sin volk von im hat, de ist wol oflFenbar. Vnd
- wie sich der himelsche vatter mit disem sune vereinet hat, und
- wie er in zu der rehten hant gesetzet hat, und wie vil gewaltes
- und eren er im geben hat, das ist ane masse und doch wol
- zemasse. Der ander sun des himelschen vatters, de waren die
- heiigen apostelen, die vns den türen schätz behalten hant, der
- vssert dem hohen berge wart gegraben, den ein bön trüg und
- vnser viende an fünf enden durgrftben und allen vnsern himel-
- schen schätz da vs jageten und seifigen. Der dritte sun, de
- waren die küne marterer^ die die himelstrasse mit irme blfit
- begossen hant. Der vierde sun, de waren die steten bihter, die
- vns reine (warheit) gent und lercnt. Der fünfte sun, de waren
- die reinen jungfröwen, die ir küscheit dur gotz liebi hant be-
- balten. Die mdgent den himelschen vatter bewegen, wa si öin
- gelichnisse ganze an !n tragent. Er wil si tm selber alleine
- haben, und si söllent ire schappel in siner trutunge eweklich
- tragen. Ja si söllent ir höbet nit mit schemede bedeken, als
- die irdenschen brüte pflegent, da vnser herre dise nütze kint in
- die hohen Wirtschaft also erlichen bette bi ime gesezzet, das
- alles irs leides und ir vromekeit in ertriehe vergessen was.
- Do gieng sin gemeine volk also ser irre an dem rehten
- geloben und an der lutem bihte, de sich der himelsche vater
- erbarmete und gewan do zwene süne in einer trabte aber bi
- vnser lieben mftter, der heiigen cristanheit, und si sögete selber
- dise zwene süne ja mit iren brüsten, die also vol der süssen
- milch sint, de si si nie und och niemer me m6gent volle sugen
- US. Dise brüste, de was und ist du alte e und die nuwe 6, do
- vnser mftter du heiige cristanheit mitte sögent allü gotteskint.
- Dis sprach och vnser herre: Man solte nieman ze priester
- wihen, er kSnde deiie beide, die alten g und die nüwen e.
- Wan vf einem füsse mag nicman ze hove gan,
- Und öch nit lange ze diensten stan.
- Dise zwen süne de sint die predier und die minren brftder,
- do Sant Dominicus und Sant Franciscus die ersten wurzeilen von
- 156 Fanfter Theil.
- warent. we, was des vil vergangen ist, des si gctrüwelich
- pflagen! Je mere des verget, je krankor der orden wirt; je
- langer er stät, je e ein ander sun gebom wirt vs dem getrüwen
- herzen des ewigen vatters, der sinü kint zemale nit wil verlassen.
- Sant Dominicus der merkte sinß brfider mit getrüwer andaht,
- mit lieplicher angesiht, mit heiiger wisheit, und nit mit vare, nit
- mit verkerten sinen, und nit mit getrüwelicher gegenwirtikeit.
- Den wisen leret er f&rbas me, das er mit gotlicher einvaltekeit
- solte temperen alle sin wisheit, den einvaltigen lerte er die waren
- wisheit, dem bekorten half er tragen heimelich alles sin herzeleit.
- Die jungen lerte er vil swigen, davon werden si vs wendig ge-
- zogen und inwendig wise. Die kranken und siechen tröste er
- vil mineklich und er bedahte öch alle ir not mit getrüwem vlisse.
- Si fröweten sich alle gemeine siner langen gegenwirtekeit und
- sin sässü geselleschaft machte inen senfke alle ir kumberliche
- erbeit. Dirre orden war in den ersten ziten reine, einvaltig und
- darzfi vol der brenenden gotzliebi. Die reine einvaltekeit, die
- got einigen menschen git, die wirt also vnderwilen gespottet
- von etlichen lüten, das er die gäbe verluret, da man die gotz
- wisheit ine vindet und küset. De verlöschet öch gotz brenendü
- mine.
- Dem in dem orden von herzen leit ist, de er ahtber wirt
- und alle irdensche ere für ein grosse bekorunge enpfahet, der
- mag des nit gelassen von rehter edelkeit sines geistlichen geistes,
- den er von gotte hat enpfangen mit heiiger sinkunge sines herzen
- vnder alle creaturen. Eintweder er mfts die ere behalten mit
- vorhten der schemede und mit getrüwem vlisse und mit erbarra-
- herziger helfe und mit milter vröde oder er müs darnach stan
- mit aller wisheit, de er die burdine mit ere gelasse, wan ein
- geistlich herze, de müs stillen vriden haben und minenklich sol
- es blfiien vf gegen der heiigen drivaltekeit.
- Got hat dise zwene süne sunderlich geeret mit vier dingen.
- De hat er darumbe getan, de si vmbe sich selber nit me sorgen,
- dene alleine de si die sünde lassen; mere alle ir sorge und
- arbeit, sprach unser herre, solte darümbe geschehen, de min
- Volk selig und heilig werde. Das erste ist schöne enpjTengnisse
- Cap. XXIV— XXV. 157
- von den lüten, de ander getrüwi helfe an der notdurft von
- nihte^ das dritte die heligoste wisheit vs der gotlichen warheit,
- das vierde der nülzoste gewalt der beiigen cristanheit. De man
- die brftdere ze sere tribet ane barmherzekeit und ane sflsse lere,
- davon geschehen schedelichA ding der ich nu mfls swigen.
- XXV. Eines dinges genüsset man in dem hlmelriche, de ist in
- siben dingen, danach volgent sihen ding. Das lob des betrtibfen
- menschen ist nnz in siben dingen.
- Eines dinges genüsse ich in dem himel allermeist; es ist
- öch alleredelost und lühtet allerschönost gegen der heiigen dri-
- valtekeit und kostet öch in disem libe allermeist, de ist, das
- man in armüt, in smacheit, in eilende, in wetagen, in geistlichem
- armüte, (das allerswerost ist,) in getvvange der gehorsami, in
- allerhande bitterkeit inwendig und uswendig, ja das man hie iüe
- welle und möge und k6ne got loben von herzen, danken mit
- vröden und reichen vf mit der gerunge und voilebringen mit
- den werken. Hievon wirt sele und lip in himmelriche also ahtber
- und lobsan, das si sehönor singent und mifient deüe die andern
- und claror lühtend in der vröide deüe die andern, und de si
- hoher swebent deüe die andern, und wuüeklicher lebent deüe
- die andern, und de si notlieher gezierent sint deüe die andern,
- und von richtuome grosser wirdekeit habent (mere) deüe die
- andern, und de si wuneclicher gebruchent und tiefer sugent in
- die heiigen drivaltekeit deüe die andern.
- Herre got, ich vrage dich : Wie «meket dir dis lob und dise
- aüemikeit, die dir ein betrübter mensche leistet ane alle sftsse-
- keit? Höre nu wc er saget:
- •
- Es stiget vf mit gewalt,
- ' Und des ere ist und wirt roanigvalt,
- Wan inie müs rumen alles de je wart,
- Unz es kunt in die götliehe stat
- Miner heiigen drivaltekeit
- Und es da alsolich wunder ifit.
- Das es mine drie personen al durchgat.
- Und ruret und reizet und machet minenlustig
- Mine ganze drivaltekeit.
- Minen sroak den ich habe,
- 158 Fünfter Theil.
- Den bevindet die sele selber wol;
- Ich mag ir mit vollen heimlich wesen,
- Si welle sich rehte müssig und blos
- An minen götlichen arm legen,
- Und de ich müs mit ir spilen,
- Wan darum hau ich mich in ir gewalt gegeben,
- Kindesch, arm, nakent, blos, versmehet
- Und ze jungest in den tot,
- De si alleine sol sin (Eya, ob si wil)
- Min nohste min liebste genos,
- Und si Sül jcmcr me in miner hcligen drivaltekeit
- Mit sele und mit libe sweben und spilen sat
- Und ertritjken als der visch in dem mere.
- War ist dtTie komen alle ire swere,
- Die si durch mich und na mir hat gelitten?
- Alsus wil ich ir süssen wehsei geben.
- XXVI, Wie got sich lobet und singet
- I
- Eya nu höre wie die heiige Drivaltekeit sieh selber lobet
- mit ir vnbeginlicher wisheit und mit ir endelosen g&ti, und mit
- ir ewigen warheit und mit ir ganzen ewekeit. Nu höre die
- allersüsosten , die allerhöbsten , die allerwuüeklichosten stime,
- wie die heiige drivaltekeit in ir selber singet mit einer ganzen
- stiiney da aller heiigen süssen stimen vsgefiossen sint^ die je
- gesungen wurdent in himelriche und im ertriche und noch söUent
- ewekliche:
- Des Vaters stime sprichet ime lobesange: Ich bin ein vs-
- vliessende bruiie, den nieman erschöpfen mag. Aber der mag
- villihte sin herze selber mit eime vnnütze gedank verstoppfen,
- de die vngerüwige gotheit, die jemer mere arbeitet ane arbeit
- nit in sin sele mag vliessen.
- Der sun singet alsus: Ich bin ein widerkomende richtuom,
- den nieman behalten mag, wan alleine die miltekeit, die je ge-
- vlossen und jemer gevliessen sol von gotte, die kunt alles wider
- mit sime sune.
- Der heiig geist singet dis lob: Ich bin ein unüberwunden
- kraft der warheit, de vindet man an dem menschen, der löblich
- mit gotte bestet swas in angat.
- Cap. XXVI— XXVIII. 159
- Alsus singet die ganze drivaltekeit: Ich bin also stark an
- mincr vngescheidenheit, de mich gescheiden nieman mag noch
- zerbrechen an miner ganzen ewekeit.
- XXVIL Mit zwölf Worten enpfieng der Mmelsch vatter sinen
- sun Jesum. ')
- Mit disen worten enpfieng der himelsche .vater sinen sun,
- do er US von diesem irdenschen strite in den himelschen vriden
- was komen: Siest willekomen min erliche sun, de ich selber bin
- min hant an dinem werke, min ere an diner gewalt, min kraft an
- dinem strite, min lob an dinem sige, min willen an diner wider-
- kunft, min wunder an diner vftart, min zorn an dim gerihte.
- Die vnbeflekte brut, die du mir bringest, die sol din und nu
- jemer me vngescheiden sin. Min gotheit ist din crone, din
- menseheit ist min sune, vnser beder geist de ist ein wille, ein
- rat, ein craft an allen dingen, ane begifie und ane ende. Din
- sele ist vnser drier personen allernehstü brut.
- wie wufienklichen cristi sele in der ganzen heiigen dri-
- valtekeit spilet! ze gelicher wis, als das wunderlich büken, de
- in der schönen suüen swebet, de nieman kan gesehen, defie der
- vil schönü ögen hat.
- XXVIIL Von siben cronen Innld&r Albrehtes, Ein anderes ist
- 'satzmige gottes, ein anders ist ericelunge.
- Swa du kunst hat wisheit und mifie, da bringet dil erwelunge
- frnht, und nieman weis was er gutes an ime hat, er werde deüe
- mit dem bösen versuchet. Ich bat für brfider Albertes sele
- von miilen, do wisete mir got sin wirdekeit. Do sach ich siben
- megde cronen ob sinem höpte sweben. Do wunderte mich sere
- wie es da vmbe were, wand er ein rüwere was gewesen. Do
- sprach vnser herre: Dise crone hat er darumbe gewuüen, de er
- siben jungfrowen an irer küscheit behielt mit manigen arbeiten,
- alleine dur mine liebi, und eweklich s6nt si alle sine wirdekeit
- zieren, und sönt doch niemer berfiren sinen lip noch sine sele.
- Ich habe de in himelriche gesehen, Ion, wirdekeit und crone,
- ') GreJth 258.
- 1 60 Fünfter Thdl.
- und das ist nit alles ein. Der Ion lit an dem werke, du wirde-
- keit an den tugenden, crone an der miiie. Aber der Ion ist rieh
- nach der manigvaltekeit girier werke, du wirdekeit ist gebreitet
- nach der niasse der tugenden, die crone lühtet in der höhi nacli
- dem vlisse der brefiunge in der miile. Brüder Albreht seite mir do,
- de ein brftder solte sterben vber sechs jar. Das wart nit war. In
- dem sibenden jare vragete ich vnsern herren, wie de were. Do
- sprach vnser herre: Er sach die satzunge und nit mine erwelunge.
- Ich erwele minü sunderliche vründe in langer smacheit ane
- schulde, und ich vriste si in heiiger gerunge langer ze lebende.
- Swene der mensche in der mifie lichte, das ist in der war-
- heit, sin herze besihet, so vinäet er niht wan de er ze rehte
- versmähet sol sin me defie jeman. Dariiie wahset die gerunge
- mit vnmessigera hunger und bringet defie den menschen vsser
- im selber in gotz willen also verre, de gott des gerüchet, das
- er den menschen vristet, und git im dene alles nüwe gäbe, ob
- er si mit gutem vlisse wil behalten und bewaren.
- XXIX. Nach gotz zuge teere der mensch als ein enget, eb er dem
- volgefe. Und von der hosheit des tufels.
- Der sich rehte hielte nach dem zuge der von gotte kunt
- und nach dem liechte de er bekefiet, der keme *) in also grosser
- wune und in also heiiger bekantnisse, de enkein herze möhte
- getragen. So were er als ein engel allezeit minenklich mit gotte
- vereinet in allen dingen. So wrde er des tüfels helle und gottes
- himelrich. Swene aber der gute mensche von dem zuge lat, so
- sendet im got den ttifel zu, de er in bekore mit den dingen die
- allerswerost sint, vf de er in wider erwekke. Aber vnser lieber
- herre der entzfthet dem tAfel sine mäht und beschirmet den
- menschen, de er in nit gevellen mag. Mere er wenet rehte, de
- im vrlob si gegeben, das er den menschen nach sinem willen
- möge vellen, darvmbe ist er also vlissig tag und naht.
- we mir armen! mir ist vil dikke also geschehen. 6ot
- hat mir ein also erlich ding gewiset und gelobet ze leistende;
- ') Handschrift: kene.
- Cap. XXIX— XXX. 161
- eh es vor miner vnwirdekeit iiit getorste getrüwen, nnd darum
- mkete ich es im leider niet. Do kam der tüfel und wolte
- pine anlegen. Do sprach ich, wo wiltu? Joch sihest du wol,
- jot hie mit mir ist. Wie gedarst du mich gepinigcn vor
- r gegenwirtekeit? Do sprach der tüfel: Ich wil nu als ich
- rolte, minen stül setzen hi dem sinen; ja ich wolt in von
- stüle diner sele triben ob ich möhte und setzen mich da in,
- wolte gerne, de das himelrich, paradys, vegefür und ertricli,
- lie alle ein helle werin in der ewigen helle. Do sprach ich :
- testu nicht, de disü ding allii ein himelrich werin, vf de du
- zehulde kemest? Do sprach er: Nein, das mag ich niemer
- n. Do sprach ich: we, wie bistu so reht vnselig, de du
- vor gotte nit schemest! Do sprach er: Swer iht gutes an
- hat, der ist nit alzemale böse und swer sündet der veHieret
- schäme, wan schamete er sich, so tete er der Sünden nit.
- bin durkfine als ein vliege imd valle je zft. Ich schone
- [laöes; nu der sich mit tugenden weret, der bleibet vnbe-
- ret und der in gotte veste stat, der überwindet erlich alles
- herzeleit.
- X, Von ztoenzig kreften gottes mim und von manigvalftgen
- namen.
- Eja liebe gotzmiüe, bchalse je die sele min,
- Wan es mvrdete mich ob allem we,
- Solte ich Wesen von dir vri.
- Eya minc, nn Ja mich nicht erkulen,
- Mine werk sint alle tot
- So ich dich nit vule.
- mine, du machest süsse pine und not,
- Du gibest lere und trost den waren gotteskinden.
- minebant, din süsse hant
- Hat den gewalt, si bindet beide jung und alt.
- mine, du machest grosse bürden lichte
- Und kleine sünde dunket dich swere.
- Du dienest gerne sunder lön
- Allen crcaturcn vnderton.
- E3'a süsse gotziniüe, swene ich alzelange sclafo
- An versumekeit guter dingen,
- I. Mechtbild. 1 |
- t
- 1 62 Fünfter Theil.
- So tft wol lind wckc niich und singe
- Mir vrowe dincn sang,
- Da du die sele mitte lurcst
- Als ein süsse soitenklang.
- Eya miüe , fi öwe , wirf mich vnder dich,
- Ich werde vil gerne sigelo»,
- Das du mir defie benemist eis leben,
- Daran lit vrowe aller min trost.
- we, milde gotzmine, du schonest min alzescre,
- Das clage ich jemer mere.
- Mine, din vil edle giüs der l.at ervüllet minen munt,
- Miüe, din vil reine qwolen tut mich ane sünde leben.
- Mine, dinii stetii andaht
- Hat mich in also sfissen kumer braht.
- götlichii miüe, wie sol ich din mit gedult enbern?
- h>o du mir wilt frombde sin.
- Äliüe, de ist ein wuneklich hoher mflt,
- De mir din vroradi wol tfit!
- wunderlichü miüe, wol selig der jemer, den du lerst.
- De ist sin wunenklichestü dieniütikeit.
- De er, fröwe, dich es bittet, das du von ime kerst.
- Eya miüe, wie kleine du der vindest,
- Die dich mit aller raaht in allen dingen sAchent
- Und mit stetem vlisse din gebruchent
- Und die dich in miüeklicher gere heissent,
- Das du von inen vliehest.
- Der ist aber vil, die dir mit dem munde ruffent
- Und mit den werken von dir kerent.
- Miüe, din scheiden und din kernen.
- Das ist gliche willekorocn
- Der wolgeordeneten sele.
- Miüe, du hast alles das undergetan.
- Das got hat mit uns in herzeklicher liebi began,
- Miüe, din vil edele luterkeit.
- Die als ein schöner spiegcl stat
- Vor gotte an der ki'ischen sele,
- Die machet heisse miüelust
- In der raagetlichen brüst
- Zu Jesu irmo lieben.
- Die sere miüen vnde raegde sin.
- De sin die jungfröwen von seraphin.
- Miüe, din heiig barmherzekeit.
- Die tAt den tüfelen manig leit.
- Miüe, din vil sfisser vride
- Bringet scnfte gemfite und reine sitten.
- \
- Cap. XXX— XXXI. lös
- Mine din heiige gcnugiinge machet vri gerofUe
- In willecliehem aremütc.
- Mine din wäre diimetekeit
- Die clnget iiit gerne missekcmi noch arbeit.
- XXXI. Von zehen creften der mine vnd de keine creaiure mag
- volgedenken der seh gernnge ze gotte,
- miüe, wie breit wirt dein liht in der sele, und wie vArig
- ist din schin, und wie vnhegriflieh ist din wunder, und wie manig-
- valt ist din wisheit und wie snell ist din gäbe, und wie kreftig
- ist diu baut, und wie durnehtig ist din wesen, und ^ie senfte
- ist din vlus, und wie gros ist din koste, und wie getrüwe ist
- din arbeit und wie heiig ist din vndergeheidenheit! Alse du
- die sele mit allen disen dingen durchvarest, und si den sich
- vfhabet und begiüet vliegen mit tubenvedern, de ist mit allen
- tilgenden, und begiüet dene ze gerende mit des aren girheit, so
- volget si der hitze vf ze himele, wan es dunket si alles kalt
- und vngesalzen wo zergenglieh ist.
- So spriche vz dem munde der warheit alsus: Herre, die
- gerunge, die ich zfi dir habe in dinem zuge; herre, die wisheit
- die ich defie enpfan in der miüe'vluge; herre, die einunge, die
- ich dene begriffe in dinem willen; hen-e die stetekeit die
- ich dene behalte nach diner gäbe; herre, die süsse gehügnisse
- als ich din gedenke; herre, die verwenete.mine die ich zu dir
- habe, die ist in ir selbe also rieh und vor dinen gotz ögen also
- gros; eb du es nit wistest, herre, so möhten es nit alle sant-
- kömer, alle wassertropfen, alles gras und löp, stein und holz,
- alle toten crcaturen, dazu alle lebenden creaturen, vische, vögele,
- tier, wurme, vliegende und kriechende, tüvel, beiden, Juden vnd
- alle dine viende, noch me alle dine vründe, menschen, engel,
- heiigen, nu, eb alle die personen sprechen könden, wolten und
- riefen ane vnderlas untz an den jungosten tag, werlich, herre,
- de weistu wol, si möhten dir nit halp gekündigen die meinunge
- miner gerunge, und die not miner qwelunge, und das ja-
- gen mines herzen, und das vfruken miner sele nach dem
- 11*
- 164 Fünfter Theil.
- smake diner salben und dem vngeseheidenen anhangen ane
- vuderlas.
- Ja Maria, fröwc, gottesrnütcr, wie solte es dir ergan, eb du
- begondest mit dinem sune ze kündende der ewigen gotheit die
- liebi du ein vercinitii selc ane valscb in disem übe in der ewi-
- gen gotheit hat und das rflren. damit er si tratet. Vrowe, du
- möhtist müde werden und din sun , nuiste ämehtig werden,
- wan der gütlichen miüe vürige kraft gabt über alle menscli-
- liche mäht.
- XXXTI. Von dem holten ende swester Mehthilf,
- Nu mils ich doch diso rede betwungen schriben^
- Die ich gerne wolte verswigcn,
- Wan ich vorhte vil sere,
- Den heimlichen swung der italen ere.
- Aber ich v5rhte michel mere,
- Wil mir got gereht wesen,
- Das ich gotz arme deiie alzcvil habe verswigen.
- Jamer, vorhte und stete herzeleit han ich getragen heimelich
- von kinde vm ein gut ende. Nu an miner jungeston zit hat mir
- got alsus gewiset, das von himelriche kamen vier scharen in
- procession, das waren juncvrowen und cngel. Die jungvroen
- bezeichenten tugenden, da ein mensche got mit gedienet hat.
- Die engel bezeichent ein rein leben, da der mensch got mit
- gevolget bat.
- Unser herre und sin erlich mAter
- Volgeten der wuneclichen procession,
- Untz die ersten stünden
- Vor des menschen munde,
- Also WC der weg vridesam alnmbe und vmbe
- Wc er clarer deiie die sune
- Von dem schine der heiigen,
- Die da kament von der gotz wune. ^
- Do sprach du sele: Herre, dirre weg behaget mir über alle
- mine wirdekeit unmassen wol, aber ich vörhte sere, wie ich us
- minem lichamen solle komen. Do sprach vnser herre: Alse de
- sol geschehen, so wil ich minen aten ziehen, das du mir volgest
- Cap. XXXII — XXXIII. 165
- als ein agestein. An beiden lialbcn der procession was ein schar
- tufelen, der was also vil, de mir de nit mohte geschehen das
- ich möhte vbersehen, jedoch so vSrchte ich keine. Si vnder-
- slügen sich mit grossem grime und si undercratzten sich als die
- vnsinigen. Des vröwet sich die sele noch mer, defie das si
- vor ir sach vnsern herrn. Do vragete si von grossem wundere
- vnsem herrn, wie de were. Do sprach vnser herre: Die vrßde
- kunt vor der gewissen Sicherheit, de dich alle dise tüfele nicmer
- mögent von mir gehinderen.
- XXX 11 L Wie die deine silnde schadet dar vol/ekmnenhelt und
- wie sich der tnfel davon nahet der sele.
- Das hindert geistliche lüte allermeist an rehter vollekomen-
- heit, de si der kleinen sünde also wenig ahtent. Ich sage -vch
- des werlrchen: Sweüe ich mich versume mit eim lachende de
- nieman schadet oder mit einer surekeit in mineni herzen, die ich
- nieman bewise, oder mit einer kleinen vngedult miner eignen
- pine, so wirt min sele also vinster, und mine sine also stumpf
- und min herze also kalt, de ich ellendeklich müs weinen und
- jemcrlich müs klagen, und früntlich bitten und krefteklich geren
- und diemüteklich bekenen alle mine vntugende, deüe erste mag
- mir ai-men die gnade geschehen, de ich widerkrieche als ein
- gesclagen hunt in die kuchin.
- Noch mere, sweüe ich einen gebresten an mir habe vnbe-
- kant und vngewandelt, so stat zehant ein helle vlekke an miner
- sele. So mag des kein rat sin. Der tüfel, der des vegefüres
- pfliget, da die sünde iüe brenen solte, er wil zehant sin glich-
- nisse ansehen. So begifiet mich ze eisende, da ich alleine bin,
- wan min sele wart vri gemachet von aller eisunge, do ich du
- gäbe enpfieng die man heisset bekantü mine. So valle ich ze-
- hant vf die erde und spreche: mtserere mei deus oder 'pater
- noster. So zehant kume ich wider in min süsses paradys, da
- mich der vlekke us het gewiset.
- Ibb Fünfter Tlieil.
- XXXIV, Von fünf leid uüice helujen, dar böse liUe yescmt, und
- wie got wil iceschen die cristanheit in sin selbes bl&le hienach. *)
- Mich wundert sere nach der edelkeit die do lit an der
- helikeit und nach der krankheit die an den menschen Itt. Das
- Öante Elyzabeth also drahte heiig wart und also vnlange vnder
- der erde lag, des berihte mich unser herre und sprach alsus:
- Es ist der hotten reht de si snelle sien. Elyzabeth die ist und
- si was ein botte den ich gesant habe ze den vnseligen vröwen,
- die in den bürgen sassen, mit der vnküscheit also sere durflossen
- und mit dem homi\te also sere vberzogen, und mit der italkeit
- also stete vmbevangen, das si nach rchte in de abgründe gölten
- sin gegangen. Irme bilde ist manig vrowe gevolget, dermasse
- si wolten und mohten. Sant Dominicum sante ich den vnge-
- löbigen ze hotten und den tumben ze lere und den bctrfibten ze
- tröste. Ich sante och Franziscum ze hotten den girigen pfaflFen
- und homütigen leien. Mere Sant peter, der nüwe marterer
- der ist min böte des blfttes, do nun die valsche cristanheit so
- jemerlich ine bevangen ist. Si sprechen alle, si sint reine und
- si' sint vor mineu Sgen vnküsch. Si sprechen si sint getrüw,
- und si sint doch vor minen ögen valsch. Si sprechent si haben
- mich liep, und si hant ir fleisch michels lieber. Wer mit mir
- wil hüben, der getröste sich mit sant peter des irdenschen libes.
- Die verborgen schulde machet zejungost du offenbare not.
- Ich armer mensche, ich war in minem gebete also kflne,
- de ich frevenlich tet, und nam alzemale die verbösete cristanheit
- an miner sele arm, do borete ich mit jamere. Do sprach vnser
- herre:
- Las, ß'ist'; dir alzeswere.
- Eya, nein, süsser herre
- Ich wil 81 vfheben und fiii* dine flisse tragen
- Mit din selbes armen,
- Da du si mit an dem crüze trüge.
- Do gestattete mir armen got mines willen,
- Uf de er hiieh möhte gestillen.
- ') Am Rand: cessa, als Wink für den Leser oder Schreiber.
- ^) Handschrift: sust.
- Cap. xxxiv. 167
- Do du arme Cristanheit alsns für vnsern herren kam, do
- was si glich einer juncfrowen. Do sach ich si an und ich sach
- och de si vnseren herren ansach. Do scheuiete ich mich vil
- sere. Do sprach vnser herre: Nu sich, gezimet mir, diso jung-
- frowe wol in minem ewigen brütbette ane ende ze minende und
- mit minen keyserlichen armen zu mir ze nemende und mit niinen
- götlichen ögen anzesehenÖe, wan si suröggc ist an ir bekantnisse
- und si och lam ist an iren henden, wan si n6te gütü werk tütV
- Si ist och hufhaltz an den fassen irre gefunge, wan si min
- selten und treglich gedenket. Si ist öch vnvletig an der hüte,
- wan si ist vnreine und vnküsche. Do sprach der 'arme geist,
- wel rat sol ir dene werden? Do sprach A^nser herre: Ich wil si
- weschen in ir selbes blüte und alle die seligen, die da warhaftig
- unschuldig sint, die wil ich beschirmen, und nemen si verborgen
- zu mir in eime heiigen tode.
- Mere sprach vnser herre: Swester Jutte von Sanger-
- husen die han ich den heidene gesant ze hotten mit irme heii-
- gen gebete und mit irme guten bilde. Dis sprach öch vnser
- herre: Dis buch sende ich nu ze hotten allen geistlichen lüten,
- bedü den bßsen und den guten. Wan weile du süle vallent,
- so mag de werk nit gestan. Ich sage dir werlich, sprach unser
- herre, in disem buche stat min herzeblfit geschriben, de ich in
- den Jungesten ziten anderwarbe giessen wil. Von drierhande
- blftte Seite mir vnser herre alsust; Das erste blüt, das Abel und
- du kint, ') Johafies Baptista und alle die ir heiig unschul-
- diges blüt gussen vor der marter vnsers herrn, de was cristi
- blüt, wan si litten dur sine liebi den seligen tot. Das ander
- blüt das was des himelischen vatter blüt, das cristiis us sinem
- vnschuldigen herzen gos. Das dritte blüt, de man vor dem
- Jungesten tage giessen sol in cristanem geloben, de ist des
- heiigen geistes blüt, wan sunder des heiigen geistes andaht
- wart nie guttat vollebraht. Der martrer blüt dur cristum, de
- gibet geselleschaf und küüe; des vatters blüt in cristo git
- ') Die von Herodcs ermordeten. •
- 168 Fünfter Theil.
- losunge und geloben. Das jungest bl&t in dem heligen geiste
- git behaltunge und ere.
- XXXV, Wie Sivester Mehthild danket wid lohet got und bittet
- für drierleie lüte und für sich selber,
- Eya railto vattcr, got von himdricb,
- Zühc mine selc al vliessendc, vnbekümcrt vin dich,
- Und vlüsse ir herre engegen mit allem dem
- De du hast wunenkliches in dir.
- So mag si bitten und gebieten
- Und dich, herre, volle loben aller diuer guti.
- Eya und gib mir herre diner heligen drivaltekeit zuge
- In dem süssen mine fluge.
- Also, herre, de ich dich lobelich gcbruche
- Aller diner milten gaben.
- Und ich dich, süsser herre, niemer bitte.
- De du mir herre zä dinem lobe nit wellist geben. Amen *)
- Eya vatter aller gfiti, ich arme sünderine danken dir aller
- trüwe mit minera gcpingeten libc und mit miner ellendigeik sele
- und minem sündigen herzen und mit minen bgtr&bten sinea und
- mit minem versmeheten wesene an dirre weite. Herre vatter,
- das ist min und anders nit, und mit dinem lieben sune J. cristo,
- und mit der gemeinsehaft aller creaturen. Alle si waren vnver-
- böset; und als si noch widerkomen sönt in de allerloblichost de
- si werden wöllent und mögeut.
- Eya süsse vater, mit alle disen dingen so lobe ich dich
- hütte vmb alle din getrüwe schirmunge die du je geletest (legtest)
- an minen armen lichamen, und an mine ellendig sele. Mit disen
- dingen, grosser got, so danke ich dir, herre, aller diner milten
- gaben, die du mir, herre, je gerftchtest ze gebende an lip und
- an sele. Mit diser meine {gemeine) aller creaturen so gere ich
- herze hütte dines lobes in allen dingen, vmb alle ding, du, herre
- vatter, vs von dinem süssen herzen vnbewollen sint geviossen.
- Aber mit allen disen dingen, liep vor allen lieben, so bitten ich
- dich, herre, dir selber ze eren umb wäre wandelunge und vmb
- ganze bekerunge der armen sündern, die hütte ligent in den
- ') Am Rand: Danke mit siben dingen.
- Gap. XXXV. 169
- höptsunden. Ich bitte dich mere, min war liep, vmb heiige
- wahsunge aller tagenden und cristanlicher bestandnnge allen den
- seligen die hie lebent ane höbetsünde.
- Ich bitte dich aber, vil lieber, vür alle gepinegeten seien,
- die dur vusere sünde rn de vegefür sint gevarn, das wir mit
- gutem bilde solten be waren. Ich bitte dich herre, vmb heiige
- heilange und vmb wäre beschirmunge, und vmb dines heiigen
- geistes ervüUunge, allen den bi namen, die min eilende, herre,
- mir armen dur dine liebi helfent hie tragen an libe und an sele.
- Ich bitt dich, richer got, dur dinen armen sun Jcsum, de du
- die pine mines geistlichen arraütes und die gallen miner bitter-
- keit ze honig wellist machen in dem göme miner sele. Ich bitte
- dich, lebender got vmb »die ewigen edelkeit vnsers cristanen
- geloben, de du vns, herre, dcne bewarest vor allen valschen
- gezügen mit diner gotlichcn wishcit. Uud stete, herre, vnsern
- geist, ze rftwende in diner heiigen drivaltekeit.
- Ich bitte dich, süsser herre, vür alle mine cristanpiuger, de
- si dich noch mfissen bekeüen uud helecliche mifieu. Ich bitten
- dich, almehtiger got, vmb wäre stürunge mit vnderscheide den
- valschen lüten in der herschaft, und vmb barmherzige schonunge ')
- der vnschuldigen in der gemeine. Ich bitte dich, ewiger trost,
- de du hütte ze tröste wellest komen allen den betrüebten seien,
- du hütte mit angest von irme lichamen scheidin, de du, erbarm-
- herziger got, ir hehalter weelist sin und vrteilen si in das ewig
- leben. Ich bitte dich herre, vmb reiue lüterunge und geistliche
- bestanduuge, und lobelich behaltunge der gotlicheu warheit in
- allen dingen, allen den bi namen, die geistlichen schin und
- geistlichen gewalt alleine dur dine liebi tragent. Ich bitte dich
- milter got vmb wäre dankncmekeit ze allen zitcn vmb alle din
- gaben, den ze helfe, die dur dini liebü kumberliche burdin tragent.
- Ich bitte dich, heiiger got, vmb erbarmherzige angesihte
- mines unützen lebenes und vmb stete einunge, herre, din selbes
- in miner sele, und vmb die getrüwen wegespise dines heiigen
- lichamen, de der müsse sin an minem ende min jungestü spise
- ') Handschrift: schonunge.
- 170 FüQfter Theil. Cap. XXXV.
- an sele und an libe. Och bitte ich dich, hohü wutienkliehe dri-
- valtekeit, vmb die jungesten stunde der eliendigen scheidunge
- mincr armen sele von minem sündigen libe, de du dich dene,
- herre, wellist zu mir neigen, also de alle mine viende trurig von
- mir scheiden, und ich, herre, danach diner süssen wollust und
- miner langen gerunge, dich möge ane vnderlas ansehen, also de
- miner sele ögen in diner gotheit müssen spilen, und dine süssü
- minelust us diner götlichen brüst dur mine sele müssen sweben.
- Per dorn, nostt'tmi J, Ch, filium tainn, Amen.
- 171
- Dis ist der sehste teil dis büehes.
- /. Wie ein prior oder priorine oder ander prelaten sich sollent
- hcdten gegen iren vndertanen. Das erst cnpitel.
- Gros vorhte lit an der gcwalt. S weile man spricht: ir sint
- nu vnser prelaten oder vnser prior, oder vnser prelatine, weis
- got, lieb mönsche, so bist du vf das höhste bekort, so solt du
- mit grosser demütekeit dinc venie machen und gan dene zehant
- an din gebet und lassen dich got trösten. So solt du dcile din
- herze vcrwandelen in hcligcr gottesliebin, also de du ein jeg-
- lichen brüder oder swester, die dir bevolhen sint, sunderlich
- mifiest in allen sinen nöten. Du solt wesen mit dinen vnder-
- tanen und Brüdern minenklich vrölich oder gütlich emest, und
- erbarmherzig solt du sin vber alle ir arbeit und mit süssen werten
- solt du si vs heissen gän, predien künlich und bihtehßren vrö-
- melich, wan si got dazu hat gesant in dise weit, de si losere
- und belfere söllent wesen der armen Sündern ze glicher wise als
- cristus aller weite löser wc, und gieng hamider vs von dem
- hohen palaste der heiigen drivaltekeit in dise pfülige weite.
- Alsus solt du sprechen zu einem jeglichen bi*üdere mit grun-
- deloser diemütekeit dines reinen herzen:
- Eya lieber mensche, ich vnwirdig alles gutes,
- leh bin din kneht mit allem dicnste
- Da ich e:) veiuiag, und nit din hcne.
- 112 Sechster TheU.
- Mere leider, ich habe du gewalt vber dich,
- Und mit herzeklicher gotteslicbin sende ich dich vs.
- Mich erbarmet sere din arbeit,
- Doch habe ich das vnderscheit.
- Ich frowe mich der höhsten wirdekeit.
- Die der himelsche vatter dir hat bereit.
- Nu ich sende dich in denselben namen
- Als Jesus gieng von sinem vatter,
- Do er suchte das eine verlorne schaf
- Also lange, de er von mine starb.
- Die w^re gotzliebin müsse dich geleiten
- In heiigen wegen und in nützen arbeiten.
- Ich wil miner sele gerunge und mines herzen gebete
- Und die trehenen miner sündigen Ögen mit dir senden,
- De dich got heilig und minevol
- Uerwider mir ze liebe sende. Amen.
- Alsust solt du alle din brüder trösten ') als si vsgant
- Du solt si öch vröwen swene si widerkoment.
- Du solt vorgan in das gasthus
- Und schaffen von gotz miltekeit
- Den gotz jungern alles das notdürftekliche gcma6h.
- De du jemer vollebringen mäht.
- Eya, mensche, du solt selber ir fasse weschen;
- Du blibest dennoch meister oder meisterine
- Und bist in demüteklich vndertan.
- Du solt nit lange bi den geston wescn,
- Du solt des Conventes ordenlich pflegen;
- Die gaste sont nit lange wachen.
- Das ist ein heligü sache.
- Du solt alle tage in das siechhus gan
- Und salben si mit den tröstlichen gotswortcn
- Und laben si mit irdenischeft dingen milteklich,
- Wan got ist über alle koste rieh.
- Du solt je reine bi den siechen machen
- Und solt in gotte süsseklich mit in lachen.
- Ir heimlichea notdiirft die solt du selber von in tragen.
- Und si getrüwelich minenklich vragen,
- Wielich ir heimliche suche si, '
- Und stan in dene werliche bi,
- So vlüsset die gots sussekeit in dich.
- Du solt 5ch in die kuchine gan und besehen,
- Das die notdurfl der brüdern des conventes als gut si,
- De dinü kargheit und des kochestragheit
- Vnserm herren nit verstelen
- ') Handschrift: trüsten.
- Cap. I. 173
- Den süssen sang in dem köre,
- Wan ein verhungerter pfaiTe , der singe niemer sclione ;
- DarzA ein hungerig man mag nit tieffe studieren,
- Alsns mos got dur das ergeste de beste dike verlieren.
- Im capittele soltu mit süssem gemüte gercht wesen und
- dariüe nach der schulde glich rihten. Du solt dich sere hüten,
- de du diner gewalt iht volgest wider der brftderen willen oder
- des conventes willen, wan da kunt grossi'i zwiunge von. Du
- solt dich jemer segenen vor der honult gedanken, die doch
- leider mit gutem gelichnisse in de herze vallent und sprechent:
- Ja, du bist doch ob In allen prior oder priorin, du möhtist wol
- tun was dich gut ducht. Nein lieber mönsche, damitte brichest
- du den heiigen gotzvrideu. Du solt mit vndertenigem gelesse und
- Diit mifieklichen vröden sprechen dis: Liep brüdor oder swester,
- wie behaget vch dis, und defie nach irme besten willen so rihte dich.
- Sweüe din brüdere oder din swestern dins conventes ere
- bietent, so soltu dich inwendig vörhten mit scharpfer hüte dines
- herzen und solt dich vswendig Schemen mit gezogenlichem ge-
- lasse. Alle klage soltu barmherzeklich enphahen und allen rat
- soltu getrüwelich geben. Wellent dine brüder hoch buwen, das
- soltu heileklich wenden und sprich alsus: Eya vil lieber brüdere,
- wir wellen der heiigen drivaltekeit buwen einen wuüeklichen
- palast in vnser sele mit dem zimber der heiigen schrift und mit
- den steinen der edelen tugenden. Der erste stein des erlichen
- palastes, da der ewige got ane ende sine miüelustlichen brut
- lue traten sol nach siner creftigen wölkst und nach ir smekende
- gerunge, de ist die grundelose diemütekeit, di also wol gebiket
- ist mit der süssen genüge irdenscher zergenglicheit, da die girige
- homüt und die snidende ital ere niemer ir gewalt geben so sere,
- de wir iht buwen als irdensche herren oder vröwen, mere wir
- wollen buwen als himelsche fürsten in ertrich. So sitzen wir
- an dem jungesten tage bi dem armen Jesu, den herren apostelen
- gelich. Lieben brüder, wir wollen buwen vnser himelwonunge
- mit gotlicher vröde und unser irdenische schülunge welen wir
- buwen mit sorgen, wan wir haben kein gewisse vrist ze lebende
- vntz ze morgen.
- 174 Seclistcr Tlieil.
- Du sült haben eines aren oge und merken und sehen dine
- vndertane in spotte, minenklieh und nit arglich. Vindestu jeman
- der heimlich bekoret si, eia dem staut mit aller liebin bi, so
- mag des got nit gelassen, er müsse dir heimlich sin.
- Die selige Brfider, die einig ambaht haben, den wil ich dise
- wäre rede sagen, die ich in der heiigen drivaltekeit sach, do ich
- in minem eilendigen gebete was. Swene der mensch betet in
- cristanem geloben, mit einem also demi^tigem herzen, de er en-
- kein creaturc beuinden im enmag erliden, und mit also ellen-
- diger sele, de im allü ding mftssent entwichen in sime gebete,
- ane got alleine, so ist er ein gStlich got mit dem himelschen
- vatter. Doch gedenket der mensche defie do allerbest, wie rehte
- snöde er an im selber ist, er vörhtet öch sin selbes in der süssen
- vmbehalsunge also sere, de im niht erkant ist deile alles gotz
- ere. Sweüe aber der mensche erbeit in rehter nutz, durch wäre
- not, mit derselben liebin da er mitte gebettet hat, so ist er ein
- menschliche got mit cristus. Mere alles das man clutteret (?)
- und arbeitet sunder nutz und sunder not, das i^st alles vor gotte
- tot, sweüe alleine der mensche dur gotz liebi und niht durch
- irdensche meite den tumben leret, und den Sünder bekeret und
- den betrübten tröstet, und den verzwifelten wider zc gotte brin-
- get, so ist er ein geistlich got mit dem heiigen geiste.
- Eja, der vilselige mensche, der alle ding du gotte loblicli
- sint und dem menschen sint mugelich ze tünde, de er die tut in
- glicher liebi got ze lobe mit steter meinunge alles sines herzen,
- so ist er ein gantz personc mit der heiigen drivaltekeit. Aber
- der stöbe der Sünden, der vf vns vallet alseme als ane v^isem
- dank, der wirt von der miüe für also drahte ze nihte als vnser
- selenoge wank die gotheit gerüret mit der ellendiger süfzendiger
- si^ssen geninge, der kein creature mag widerstan. Sweüe si
- begiüet ze stigende so entriset ir der sündc sfob, so wirt si
- defie mit got ein got, also de er wil de wil si, und si mögent
- anders nit vereinet sin mit ganzer einunge.
- Eya mensche, du solt je des tages oder der naht vnserm
- lieben herren gotte ein lidige stunde geben, da du ane hinderunge
- lieplich iüe mogist betten, wan die himelsche gäbe da got mitte
- Cap. I. ' 175
- pfliget grfissen und leren sine vserwelten lieben, die ist von
- nature also edel und also eleinlieh und vhlisset also süsse, sweüe
- der ewig got zA der miüelustigen sele in de notlicb brutbette
- wil gän. Wand er ist also sere verwuut von irer miüe, de er
- aller dingen bat verzigen mere deüe drissig jär die ime beke-
- melieh waren, vf de er si möhte durküssen und mit sinen blossen
- armen vmbevahen. Woltestu bie an gedenken, wie möbtestu also
- gebürlicb wesen! Du mflstest tm gegen drissig jaren zem tage
- eine stunde geben.
- Sweüe icb, aller menseben armeste, an min gebet gan, so
- ziere ieb micb nach miner vnedelkeit, so kleide icb micb mit
- dem pf&Ie der ich selber bin. Danach schöbe (beschuhe) icb mich
- mit der edelen zit, die ich verlorn han alle mine tage, und so
- gürte ich mich mit der pine die ich verschuldet habe. Danach
- nime ich vmbe mich einen mantel der bosbeit, der icb vol bin.
- So setze ich vf min höbet ein crone der heimlichen schemede,
- die ich wider got begangen han. Hienach nime icb in min hant
- einen Spiegel der waren bekantnisse, so besihe ich micb dariüe,
- wer icb selber bin, so sibe icb leider anders nit deüe alles o we!
- Dise cleidere sint mir vil lieber anzetragende, deüe alles
- irdenische gut nach wünsche ze habende, und sint mir dabi also
- leit in jemerlicher vngedult, de ich lieber were mit der helle
- bekleidet und mit allen tüfelen gecronet ane mine schulde.
- we leider, wie vil dike koment die röbere der vnstetekeit und
- benement vns disü cleider weüe wir vns*) selber behagen und
- wir in unser schulde uns vnscbuldig sagen, so sin wir mit den
- italen eren beröbet und mit der homät nidergesclagen, so sint
- wir naketer den nakente. we, wie sere mögen wir uns dene
- Schemen vor gotte und vor sinen vründen und vor allen creaturen !
- Wellen wir alle vnsere scheme vberwinden mit grossen eren, so
- mässen wir vns aber mit vns selben alsus cleiden. Alsus ge-
- zieret sAche ich Jesum minen süssen hcrren, und ich vinde in
- mit keinen dingen also schiere; alleine si sint swere und vnge-
- v5ge. Man sol rehte vrömelich hintretten mit creftiger gerunge.
- ') Handschrift: vn.
- 176 Sechster Theil.
- und mit scbuldiger schemunge und mit vliessender liebi und mit
- demütiger vorhte, so verswindet der vnflat der Sünden vor den
- götlichen ögen vnsers hen-en, und so begiüet er minenklich ze
- lühtende gegen der sele und si begiüet ze vliessende von herz-
- klieher liebi. Da verhiret du sele alle ir schulde und allen iren
- jamer, und so beginet er si ze lerende allen sinen willen. So
- begiüet si ze smekende sine sässekeit und so begiüet er si ze
- grflssende mit siner gotheit, de die kraft der heiigen drivaltekeit
- ire sele und iren lip aller durgat, und da enphät si die waren
- wisheit, und so begiüet er si ze trutende, de si krank wirt. So
- begiüet si ze sugende, de er miüesiech wirt und so begiüet er
- die masse ze temperende, weüe er ir masse besser bekenet defie
- si selber. So begiüet si ze gerende grosser trüwe tm ze lei-
- stende, und so begiüet er ir die volle bekantnisse ze gebende,
- und so begiüet si deüe vroliche ze smekende an irme vleisch
- dur sine liebi, und so begiüet er alle gäbe ze bestetgendc mit
- heiiger willunge in ir sele. — Wil »i sich deüe hüten ver der
- vnedelen liebin irs vleisches und vor der girigen süssekeit aller
- irdenschen dingen, so mag si v^llekomenlich miüen und got
- manig lob an allen dingen gewiüen.
- Nu lieber mensche, noch sint zw5i ding, da soltu dieh mit
- heiigem vlisse vor hüten, wan si brahten nie heiige fruht; de
- ist, de ein man oder vröwe in der andaht guter werke und guter
- Sitten vil wil began , vf de er ze prelaten werde erkom. Dem
- siüe ist min sele gram. Sweüe si deüe begriffent du gewalt,
- so werden ire vntugende also manigvalt, de nieman wirt von
- *
- ime getröstet, der In mit grosser gerange kos. So wirt er defie
- verwiset von den eren, und so werdent sine valsche tugende ze
- lästere bekeret.
- Der ander ist, eb ein mensche wirt lobelich bekoren ane
- alle schulde, de er sich deüe also verwandelt, de er niemer gert
- von der korunge ze körnende. De ist ein zeichen maniger vn-
- tugenden. All eine ist er lobelich daran, so sol er sich doch je
- vSrhten und diemi^tigen. Ein warhaftigü vrowe und ein gflt
- man, der sol dis büchelin lesen, der nach minem tode wolte
- gerne, und mag nit mit mir reden.
- Cap. IL 177
- IL Von der regele eis kanoniken, wie er sich halten soL Die
- ist von got körnen.
- Wir sollen grfissen die lüte in dem hei igen geiste mit siner
- gotlichen volleiste und wir sollen danken irer erbarmherzigen
- gäbe. Wir sollen aber me danken mit der gemeinsehaft aller
- ereaturen dem himelischen vater siner heiigen gäbe die er vsser
- siner heiigen drivaltekeit güsset in der süudere herze von tage
- ze tage, und ane vnderlas. — Das der adelcr also hohe vlüget,
- de darf er nit der vwelen danken.
- Ich bat für einen herren durch sine gerunge. Dis ist die
- heiig antwurte von gotte und er sprichet alsus zu mir: Sin
- gerunge die ist sinkendig ze diemütigem lebene und min gäbe
- die ist gros, die ich im gibe, und sin wille ist heiig; doch sol
- er rehte beliben da er ist. Dise regele hat im got gesant, der
- hohe habest von himelriche und sprichet alsus: Er sol betten
- jemer, alsemerals ane vnderlas nach pfaef lieber ordenunge. Dazu
- wil ich im geben mine gotlichen süssekeit, der sol er gebruchen
- in dem einöte sines herzen. Sweüe er bekoret ist, so sol er*
- mich crefteklich ani-üflFen, so wil ich im snelleklichen helfen. Er
- sol sine schult genzlichen gelten und sol sinen kosten kleine
- machen. Er sol nieman haben in siner koste durch herschaft
- noch dur miete, mere er sol halten reine hotten zfl siner rehten
- not. Er sol sich mit sinen magen nit bekümbern, mere eb im
- einer w61te volgen, dem solte er helfen. Er sol also lichtü
- kleider tragen als er nu traget; mere bi siner hflt sol er sich
- kleiden mit hertem gewande wider die manige süssekeit, die er
- in siner hüt enpfangen hat. Er sol 5ch slaflFen vf dem ströwe
- zwüschent zwein wollinen tüchen, und zwoi küssin sol er haben
- vnder sinem höbete, und des tages sol er ein schöne culteren
- dekken über sin bette und sin bette sol stan an derselben stat
- da es e stünt offenbar. Ein matte sol vor sinem bette ligen
- und ein bettebloch. Also sol er mit demütigem herzen gut
- bilde wider geben wider ein hose leben. Er sol och zwen
- besmen haben bi sinem bette, da mitte er sich kestige so er
- erwachet.
- H. Mecbthild. 12
- 178 Sechster Theil.
- Alle tage zu einem male sol das sin gebete sin an siner
- langen venie alsus: Herre, ewiger vatter, got von himelriche,
- ich vnwirdig mensche, ich danke dir herre, de du mir dine gnade
- hast geneiget. Nu bitte ich dich, vil lieber vatter, mit allen
- dinen wunderen de din süsse himel val, der hernider güsset ane
- vnderlas us dem grundielosen, lebendigen bruüen diner ganzen
- heiigen drivaltekeit müsse mine sele reinigen ane vnderlas von
- allen vleken: per dorn nostrum,
- Hienach vragete ich: Herre, wie sol er sich halten ane Sünde
- in der irdenschen ere? Do sprach vnser herre: er sol sich halten
- mit steten vorhten, reht als ein müs, die in der vallen sitzet und
- wartet ires todes. Das niderste teil der vallen, de ist disti
- irdenschü ere, das oberste teil min almehtige kraft. Die glose
- sprichet vnser herre: Swer des geret, de ich im rehte smeke,
- den sol jemer ze allen ziten, an allen dingen eisen vor dem
- funken sines vieisches, da de herze spilet mit heimlicher wollust.
- Darumbe de er isset, so sol er genügig sin und milte; so er
- sclafet, so sol er gezogen und alleine sin mit mir. Alse er mit
- der weite ist, so sol er ein müs in sinem herzen sin. Als er
- bihtet, so sol er warhaft und gevSlgig sin und allü ding mit
- sines bihteres rate vollebringen.
- ///. Got gibet her schaff. Wie die bSke lamber werdent ^
- Das dirre herre selber herre ze techan ist erkorn, das ist
- gottes willen, wan das hat er selbe gesprochen alsus: Darum
- han ich In von einem stfile vf den andern gesetzet, de eine spise
- sol wesen der böken. Glosa: De got die tümeherren heisset
- böke, de tfit er darumbe, de ir vleisch stinket von der vnküscheit
- in der ewigen w^arheit, vor siner heiigen drivaltekeit. Des bokes
- hüt ist edel, also ist es vmb ir herschaft und vmb ir pfrflnde.
- Mer, swefie dise hüt mit dem tode abegat, so hat si verlorn
- alle ir edelkeit.
- Und vnser herre got wart gevraget, wamitte dise böke
- lamber möhten werden. Do sprach vnser herre alsus: Wellent
- ') Am Rand: de predicto canonico megdebiirg.
- Cap. III— IV. 179
- 81 de vüter essen de in her dietrich in die krippfen leit, dfc ist
- die heiige büsse und der getriliwe rat in der bihte, so s6nt (si)
- einerhande lamber werden die man heisset wider, lamber mit
- hörnen. Die hörn de ist geistliche gewalt, der si heileklichei)
- gebruchen zu gottes lobe. Man sol wesen stark, nnd getriiwen
- volleklichen gotte, wan er spriehet: Ich wil selber des herren
- schulde 'helfen gelten mit gelük^.
- IV. Von der bescheidenheit und vorhte, die die sine heioarent
- von irdenischen dingen,
- we, ich vil arme! ich klagen gotte von himelriche, de ich
- nu arger bin, dene ich was vor drissig jaren, wan die creaturen,
- die mir da hülfen tragen min eilende, die dörften nit also edel
- sin, sol der arme lip genesen. Darvmb müs ich ane vnderlas
- zwene hüter setzen, zwüschent mine sele und allü irdenesche
- ding, das mir die an minem vleische nit mere smekken also vil
- als min arme notdurft bewiset. Si bewarent och mine siüe, de
- mich diso irdenschü ding nit verleiten in ein girekeit vil ze
- habende, lange ze bruchende. Der eine hüter de ist die beschei-
- denheit, die aller dinge ordenet ze bruchende voUekomenliche
- nach dem willen gottes, also de der mensche jemer ein vrömedes
- herze hat zu allen irdenschen dingen und also vrömde, eb der
- mensche irdenschü ding verlöret, de im defie sin herze also lihte
- wirt, und sin sele also vrt und sin sine also uubekümbert, das
- im rehte also wol ist in gotte, als eb im sin allerliebster vrönt
- bette sin allerswerist burdin abgenomen; wand, swelichen men-
- schen irdensche ding nit ein swere burdin sint, der mag vor
- gotte nit heissen ein warer geistlich mensche: Darumbe sprach
- vnser herre alsus. In nöten gebruhet man aller dinge rehte,
- wand 'de gut armüte de ist nothaftig, darumbe ist es heiig, und
- da mag die vbermasse keine vinsternisse bringen in die sele.
- Min ander hüte de ist du heiige vorhte, die mit der gotz-
- wisheit de bewaret, de min sele den irdenschen dingen die ir
- gegeben werdent nit mag zülachen; mere si enphahent si, als
- eb es eine bekorunge si, dur den angest der girekeit und der
- italen eren, die mangen gelobeten menschen in geistlichem
- 12*
- 180 Sechster Theil.
- lebende also sere vervinsteret, de er de lieht der bescheidenheit
- und de vür der miüe, und smekken gotz sfissekeit, vride und
- erbarmherzekeit also sicher die gere hat verloni, de er de selber
- nit enweis.
- Alsus sprach viiser herre: Ja si sprechent schöne gelichnisse;
- si wellent darvmbe irdensche ding minen und vil an sich zieheu,
- de si mir doste bas mögen gedicnen; mere si dieneut In selber
- mere defie mir. Der mensche, der im selber einig gemach tut
- oder vrome, der ist sin selbes. Mere ein jeglich mensche s51te
- wesen an im selben ein cristus, also de der mensche gotte lebete
- und nit im selber. Der vil selige, der ganz in gotte lebet, dem
- ist es alles ein wc er hat, wan de heiige annfite, da got den
- menschen inwirfet mit siner gewalt, ze gelicher wis, als er sinen
- allerliebesten sun hernider von dem himel warf, uf der Strassen,
- in die gastkripfen, also wirfet noch vnser herre sin vserwelte
- fründe von allem irdenischem trost, vf de in hungeren möge nach
- dem himelschen tröste. Ein war heiig mensche vörhtet mer
- irdensche gelüke, dene er sorge vmb irdensche notdurft. War-
- umbe? Ir wonunge ist in dem himelriche und ir gefengnisse ist
- in diser weite. Darumbe sprach vnser herre: Swer du edelkeit
- miner vriheit bekeilet und minet, der mag des nit erliden, de er
- mich alleine miile dur mich, mere er mfis mich miilen in den
- creaturen. So belibe ich der nehste in siner sele.
- i V. Nach der mine vnd gerwnge, die schoni der creaturen git
- hekantnisse mit jamer,
- i; Die erste bekantnisse, die mir got gab nach der vnberflrunge
- jder mifie und nach dem vlusse der gerunge, die kam mit eini
- : jamer. Swene ich iht des gesach das schöne was oder mir lieb
- was, so begonde ich ze süfzene, danach ze weinende und danach
- lj>egonde ich ze denkende, ze klagende und ze sprechende alsu^
- ,,ze allen dingen: Eya nein, nu hüte dich, wan dis ist din lieber
- »^lit, der din herze gerfisset hat und dine sine erlühtet hat und
- j.^^ne sele also wuüenklich gebundeji hat, das dise manigvaltig^
- ,j,Sy^ssckcit irdcnischcr dingen dich nit von mir dringet. Mere di<5
- Cap. V— VI. 181
- edelkeit der creaturen, ir seh6ni und ir nutz, da wil ich got ine
- meinen und nit mich selben.
- VI. In der Jungesten zit solUt haben mine, gerunge, vorhte, ruwe
- drierleie.
- Ich vragete minen herren, wie ich mich sÖlte halten an der
- jnngesten zit mines endes. Do sprach vnser herre: Du solt dich
- also halten an der jungosten zit, als du dich hielte in der ersten
- zit. Du solt dich halten, mifie und gerunge, rüwe und vorhte,
- wan dise vier ding waren ein bcgifie dines lebendes, darvmbe
- müssen si och din ende wesen. Do sprach ich: lieber herre; wa
- blibent noch zw6i ding, die fundament und ein crone sint der
- himelschcn ere, de ist cristangelöbe und warü züversiht? Do
- sprach vnser herre alsus: Diu gelobe ist worden ein Wissenschaft
- und din begirde hat sich verwandelt in ein wäre Sicherheit.
- Dise glosen sach ich in sinen werten und >veis si öch in minem
- herzen. Min drierhande rüwe lit an drin dingen.
- Mich riiwet mine sunde nu alleimeist, de kunt von der liebin.
- Aber die pine der rüwe, die han ich verlorn in der mine al-
- miüende. Mich rüwet aller menschen sünde, also de mir rehte
- ist als eime siechen, den eines also edelen dinges lustet, de es
- im nit werden mag, oder leider selten. — Des müs min herze
- jamerig sin und min sei jaget mit ir gerunge nach dem grossen
- wilden tiere. Darumbe sprach vnser herre: Man mag du grossen
- tiere nit gevahen, man jage sii dene in ein wasser. Also wirt
- niemer sündcr bekeret, er werde deile gejaget mit ilender gerunge
- heiliger lüten in die tiefen trehene irs herzen.
- Mich rüwet alü guten werk du ich versumet habe durch
- mine vleischesliebin ane wäre not. Davon sprach unser herre:
- Man mag keine wonunge buwcn, man habe eine') stete; also
- mag man keinen Ion enpfän in himelriche ane guttat guter werken.
- De lassent vnser herre durch herzekliche liebin, de er sprechen
- möge zu einer jeglichen sele: Nim, min allerliebstü, dise manig-
- valtigen wirdekeit, die hast du selber verdienet, de got dis wort
- ') ITaDdschnft: ienc. .-M-zn i-i'» t*\\: luv il --'.!/: :,!«
- 'I • '' f
- 482 Sechster Theil.
- sprechen müge mit warheit der sele ze eren iind ze liebin, reht
- als ob er die sache ir selekeit nit were und si möge enpfäu
- vollekomen ere an lip und an sele.
- Harumb ist vnserin herren ze vnsern arbeiten zu vnserm
- armüte ze vnsern wetagen also herzklichcn liebe, de wir hie in
- der waren miüe tragen, de er sine ' rehtekeit .also edellich ent-
- wichet, als jemer siner gotheit gezimet. Das han ich gegriffen
- in dem huffen der gottegaben.
- VIL Vnser eigen wille mag toiderstän den iciderhaggen. Die
- gute sele ist snell zu gotte.
- In miner geselleschaft ist (ein) geistlich mensch, von dem
- lide ich manig not dur sine bösen siten, also de mir der mensche
- an keinen dingen volgen wil. Das klagete ich gotte mit aller
- miner gerunge und wunderte mich sere wavon de möhte sui.
- Do sprach vnser herre: Sieh was es weret: Do sach ich,' de ein
- sunderlich tüfel dem menschen zühangete und zoh si') wider
- von allen guten dingen. Do sprach ich: Wer hat dir den gewalt
- gegeben, de du gotte also grosse smacheit hütest an disem
- menschen? Do sprach der tüfel: Mir hat nieman den gewalt
- gegeben deile alleine ir eigen mütwille.
- In disen worten säch ich, de der tüfel allen geistlichen lüten
- mit also smehlichem spotte volgete, die im vrlop gebent an In
- selben, also de si lugelich leben, de er gotte vnschuldeget sich
- selben und alle creaturen. Do sprach ich: Wer sol disem armen
- menschen des helfen, de es von -dir erlöset werde? Do sprach
- der tüfel betwungen von gotte: Ir mag iiieman helfen, wan ir
- eigen mütwille, wan got hat ir den gewalt gegeben, de si iren
- sin mag vmbekeren. Swefie si das tut, so müs ich von ir ilen. —
- Nu vrage ich dich in der ewigen warheit: wie heissest du?
- Do sprach der tiifel: Ich heisse der widerhak, und dise schar,
- die du hinderwert sthest, das sint alles mine gesellen von disem
- selben ambahte de ich habe, und der ist also maniger als wir
- ') Sie, der Mensch war also ein Weib.
- Cap. VII— VIII. 183
- maDigen menschen vinden, der zu gfiten dingen siner getrüwen
- meistersehaft nit volgen wellent.
- Hievon wart min sele also snell zu gotte, de si sich rehte
- vfhüp ane arbeit ir selbes, und bewant sich rehte in die heilige
- drivaltekeit, als ein kint sich bewindet in den mantel siner
- müter und leit sich rehte an ir brüst. Do sprach min sele mit
- der mäht und mit der stime aller creaturen alsust: Eya, vil lieber,
- nu bedenk mine not in disem menschen, also de du herre sin
- sine verwandelest mit diner götlichen sfissekeit. — Nein, sprach
- vnser herre, miner sfissekeit ist si nit wirdig, mere ich wil si
- siech machen an irme Übe, de si von der pine also lam wirt,
- de si nöte süntliche wege gat. Und ich wil si also stume machen,
- de si bössü wort sol verswigen. Si sol och also blint werden,
- de si sich schemet italkeit ze sehende. Mere swas man ir dene
- tut, das tut man mir. Werlich de geschach darnach in vierzeheu
- tagen.. AUeluja.
- VIIL Zwischent Got vnd Lucifer ist zweierhande vegefür. Wie
- der tüfel piniget die seien.
- Unser menschlicher brfider Jesus Cristus der ist mit allen
- tugenden vfgevaren ze himel in die höhi siner gotheit, und ime
- mag dar nieman volgen, er habe dene och alle tugende ze glicher
- wis, alse sich die heiige drivaltekeit hat erlich gesetzet ob allen
- dingen in die wuilenklichen höhin mit allen sinen tugentlichen
- vründen, danach jemer erlichen schöne und vröderich, alse si de
- lobeliche glichnisse siner götlichen tugenden mit inen bringent.
- Ja ein jeglich tugent, die hie in ertrich wirt gcfrümet, mit gutem
- willen sunder valsch, gezieret mit der miüe und voUebraht ane
- Sünde, das sint in himelrich die selten die da klingent jemer
- ane ende vs von der getrüwen sele, und von dem gütwilligen
- lichamen in die heiigen drivaltekeit, de der vater sinem sun
- danket, de er si mit tugenden dargezogen hat, und de der sun
- den vatter eret, das er si geschaffen hat, und das der heiige
- geist den vatter und den sun also zartlicheij twinget, de die
- heiige drivaltekeit also sere krefteklich gegen ir vlüsset und also
- sfisse singet, das si allü ding mit got meinen und minen.
- 184 Sechster Thcil.
- Also ist der silndig tüfel Lucifcr versunken vnder allen
- dingen mit allen den alleinc, die vntugenden mifient und meinent.
- Zwischent gottes hfthi und des tiifcls abgrunde ist noch zvveiger-
- hande vegefür. In den zwein vegefüren ist manigerleie pine
- und not. De erste vegefür de ist der nütze kuräer, den wir in
- dirre weit liden in manigvaltigen pinen. Das ander vegeför. de
- ist nach disem libe also gros, das es sich anhebet vpr der helle
- munt und endet vor der himelporte. Aber die tüfel mögent du
- seien nüt fürbas pinigen deile uf ertriche, in dem luft und an
- allen den stetten da der mensch gesundet hat, und in aller der
- höhin, da er den luft enti'ihtet hat mit sinen Sünden. Damit
- erzüget si der ttifel, de ir schäme und ir pine deste grösser si
- von allen defn sünden die hie vngewandelt blibent.
- IJere swefie si also selig werdent, de si je von des tüfels
- banden werdent gelöset, so briüent si in selben pinliche dar
- deine not. Darnach koment si mit helfe und lidunge vber alle
- not, das ist, dem himelriche also nache, de si alle vröde habent,
- ane drierleie vröde haut si noch nit: Das si got nit sehent, das
- si ir ere nit enpfangen haut, das si nit gekrönet sint. Alsus^ist
- de vegefür vf ertrich und in dem lüfte zwüschent der helle und
- dem himelriche. Es ist aber in geistlicher wise also, de die sele
- von irdenischen dingen kein pine mag geliden, sweüe si kunt
- von disem libe.
- IX. Wer die heiigen eret, den erent si und irostent an dem iode*
- Das man die heiigen eret mit schöner gehügenisse und mit
- aller der meine, so man haben mag in dem tage, als si got
- geeret hat mit einem heiigen ende, das ist in also wol ze danke,
- de si da gegenwirtig koment mit aller der herschaft, die si von
- vromekeit enpfangen habent. Das sach ich werlich an Sante
- Maria Magdalena tag, do man got erte mit lobelichem sänge,
- vmb die grosse ere die si ze lone hat enpfangen. Si schrikete
- in dem köre nach dem heiigen sänge und si sach einem jeg-
- lichen senger in die ögen und si trat (hin) und sprach : Alle die
- jene, die min ende eren, zu der ende wil ich komen, und ich
- wil si wider eren; alles nach dem als si mögen enpfan, so wil
- Cap. IX— X. 185
- ich tn ze statten gan. Vier grosse crtzengel, die vorten si zwi-
- schen inen und der lützeligen engcl was vil über menschen zal.
- Do vragete ich, wie die vier vürsten hiessin. Do sprach si:
- der erste heisset kraft, der ander heisset gerunge, der dritte
- gut wille, der vierde heisset stetekeit. Wand mit disen vier
- tilgenden han ich vberwunden alles min herzelßitji darumbe hat
- got mir gegeben ze lone beide dienst, berren und crone. Von
- andern heiigen ist es och also. Do sprach vnser herre: Weile
- man den minsten vunken blaset er gibet hitze und schin in dem
- bimelviire, da bi briüende heiligen sint.
- X. Gebit, messen, gotieswrt^ guter litte leben, vasten unde
- carrin&ii lösen die seien von dem vegefür.
- Ich bat vür ein selej dSr licham wart ermordet in eim sun-
- digen lebeüe; do sprach vnser herre alsus: Siben jar vasten und
- siben carrene, de were als ein regentropfen in eime grossen
- vüre. Inrent drissig jaren wirt er mir nit ab erbetten, wan er
- hat mit törlichem homüte sinen lip verlorn drissig jar vor siner-
- zit, die mfts er mir gelten in der not. Die sele sprach: Eya
- herre ja er') mag doch diner güti gebeiten. Got spricht: Ja
- wa zwene ringent mit enander, da müs der krankest vndergan.
- Der krenker de wil ich sin, alleine ih almehtig bin. Drissig
- hundert messen ist sin lösunge, wan er nie ganze messe gehorte,
- er entete es durch Schemen, (sele) Herre, wamitte wart er be-
- halten? — (got.) Swene er horte mm wort, so süfzete er, des
- lonete ich in, do er ze jungest lebte also, de er do stifzete vmb
- sine sunde. — Herre, eb siner müter brüder, der ein geistlich
- maUi ist gesehen von siner jugent unz an sini\ grawen bar, mit
- manigen arbeiten und kumber, der das opferte für in, und gienge
- da vs, und saste sich in die stat, da er erste ine bekafit wart
- durch dine liebin, woltest du die sele nit ledig lassen? — Ja,
- sprach vnser herre. Würde ich also scre getwungen, so mfiste
- ich geben, alles de man w61te. — Herre, eb der geistlich man
- sinü guten werk der armen sele gebe, wie sölte ir defie ge-
- schehen?
- ') Handschrift: cn.
- 186 Sechster Theil.
- Alzehant lies mich got den seligen sehen,
- De mir e nit mohte geschehen
- Dnr sine unküsche pine, die min sele nit mag erliden.
- Do was er schöner dene die sune,
- Und er swebete in clarer wune
- Hoch vber alle irdenische jamerkeit.
- Do sprach er vrölich und war vil geroeit.
- Sag minen yründen: und were das ertlich guldin
- Und die clare sune darin,
- Schine ane vnderlas,
- Beidu tag und nahtes,
- Darzö des s&ssen meien Inft,
- Schone blömen mit voller fruht,
- So enwolte ich nit eine stunde darine wesen,
- Also wunenclich ist dis leben.
- Noch was er nit in den ewigen himel kernen.
- XL Wie ein schlier tot ist vnd ein predier.
- Alsust spricht vnser herre: Ich sag dir mit miner brenenden
- gotheit und mit miner lebenden menschheit, de sin nature tod
- •ist eines heiligen todes, also de er niemer höptsünde me getüt
- vf crtriche. Do wart er gesehen einem predier gelich, vnd stünt
- vf einer roten marmel snle und prediete dem volke alsus: Veniie
- henedicti patris mei, Koment zu mir alle seligen und gant von
- mir alle vnseligen. Do wart gesehen und bekant, de alle predier
- vns von disen zwein werten predient und lerent.
- XII, Wie du dich halten soll an vierzehen dingen.
- Alse du betest, so soltu dich kleine machen
- Mit grosser diemutikeit.
- So du bihtest so solt du warhaft sin.
- So du dine bösse leistest so solt du flissig sin.
- So du issest so soltu gnügig sin.
- So du sclafest, so soltu gezogen sin.
- So du alleine bist, so soltu getrüwe sin.
- So du bi den lüten bist, so soltu wise sin.
- So man dich gute sitten leret, so soltu gevolgig sin.
- So man din boshcit schiltct, so soltu geduldig sin.
- So du iht götes tust, so soltu dich selber böse dünken. *)
- So du übel tust, so soltu zehant gnade suchen.
- ') Handschrift; diik^n.
- Cap. XI— XIII. 187
- So du itellich bist, so soltu dich vorhten.
- So du betrübet bist, so sollu grossen trost ze gotte haben.
- So du arbeitest mit den henden, so soltu sere ilen,
- So mahtn b5se gedenke vertriben.
- XIIL Wie geistlich lute vmi hlinihelt sich hütent vor der
- minekeit. Von sehsleie craft gottes gaben.
- Eya lieber Jesu, got von himelriche; ich müs dich herre,
- eines dinges vragen, das kan ich nit langer vertragen dur die
- grosse blintheit die ich daran erkene, de ist, das geistliche lüte
- sich hütent vor der götlichen inekeit also: Swene got des ge-
- rüchet de sin götlich herze von minen gegen der vil seligen sele
- vfbliket, also vil, de ein klein vunke har vlüget an die kalten
- sele, und enpfenget si also vile, das des menschen herze be-
- ginet ze brenende und sin sele ze smelzende und sin ogen ze
- vliessende, so wolte vnser herre gerne einen irdenischen menschen
- also himelsche machen, das man got werliche möhte an ime
- volgen, minen und erkenen; so sprechen die menschliche sine:
- Nein, ich mag wol nütze sin an vswendigen dingen. Alsus
- sprechent nemeliche closterlüte, so si aller wisost sint. — Hiezü
- antwurt vnser herre alsus:
- Min gotheit kam in ertrich, min menschheit tet die arbeit;
- Min gotheit trat an de crüze, min menscheit leit den tot;
- Min gotheit stönt vf von dem tode und vorte die menscheit in den hifael.
- Alle die mich von in tribent,
- Die sont von mir vertriben werden.
- Was mag der mensche getön in im selber?
- Niht mere dene sünde!
- Sit dem male de nu menscheit nie niht vollebrahte,
- Wan alleine wc min gotheit vorbedahte.
- Si sprechent: herre es si wisheit,
- De man den h'chamen spari, wo din gotlich atem,
- Der vs von diner heiigen drivaltekeit
- Also s&sse hamider swinget
- Und dur die sele so kreftekliche dringet,
- De der lichame verlüret alle sine mäht,
- So ist der mensche vnberhaft.
- Dis spricht vnser herre: Man sol des künges spise nit ver-
- geben hin setzen, e man die irdenii^chü notdurft wol habe gessen.
- Min sunderliche gäbe bringet sunderliche wirdekeit dem menschen
- 188 Sechster Theil.
- an sele und an libc. Si git lere den tumben und trost den wisen.
- Si git och ewig lob und endelos ere dem grundelosen bruüen,
- da si vsgevlossen ist, swene si mit voller fruht wider vfswinget,
- da si nidervlos von mir. Ja du gnade die got dem menschen
- pfliget ze gebende mit gewalt und vorsehen, die ist in ir selben
- also edel und si kunt mit also grosser vrüntschaft gotz, de der
- mensche nit eine deine sünde beget, die in dur zergenglicbe
- Sache von ime wisent. we, unedel seje, wie mahtu das er-
- liden, das du got von dir wisest e du in wol genützet hast nach
- sinem willen, wan sin höhstu woUust in dir verborgen ist. Wiltu
- wissen wie du die heiige gotzgabe nützen solt und die verzeren
- nach gotz willen?
- Ja, si Bol es wol selber dich leren,
- Ist si dir willekomen. Mit vswendigen tilgenden
- Und mit inwendiger gerunge sult du si cnpfahen;
- Mit dem&tiger vorhte soitu si behalten
- Tn allen nöten vndertan.
- Gib ir stunde nnd statte in dir,
- Si bittet anders niht.
- Si sol dich smelzen also tief in got,
- De du sinen willen erkenest,
- Wie lange du volgcn seit
- Siner nötlichen trütnnge an dir selben
- Und ze weler zit und wie du arbeiten seit
- Für die sündere und für die in dem vegefür sint.
- Und besehen jegliches menschen not
- Er si lebende oder tot.
- Alse du dis hast voUebraht
- Inwendig nach gottes wollust
- Und nach diner sele mäht,
- Wan si wirt müde in ir selber,
- Diewilc si ist in irme t5tlichen lichamen behafc.
- Nach dirre gebruchunge sprichet du sele alsus:
- Herre vlüch nu von mir inwendig
- Und stant bi mir vswendig.
- Also de allü min werk sinken nach diner gäbe
- Und ich gerne nöte kumber klage.
- XIV, Clager in der pine enberent sehs dingen. Wie man Stiche^
- smacheit tragen sol,
- Swer sine hinderunge in der pine klagte
- Der ist in der bekantnisse blint,
- Cap. XIV— XV. 189
- Oder er ist an der gedult verzagt,
- Oder er ist an der mine verkaltet
- Und an den tugenden veraltet,
- Oder er ist «n den sinen tump
- Und 5ch an gilten Worten stnmpf.
- Darumbe sprach unser herre alsus: Der mensche v^il nit
- siech sin und wil nit versmShet sin, und waruf vell ich deile
- sine ere binden? — Herre, als der mensche siech ist und sniahet,
- wamitte sol er deiie ere buwen? — So er siech ist, so sol er
- mich eren, dienen, miilen, alleine mit vrölicher gedult; so er
- versmehet ist, so sol er mich miüen und gebeitig sin: wan de
- die predier, die bihter also betwungen sint von irme ambahte,
- also de si es nit mögen üben, und si doch heiigen willen
- habent, das ist nit ein hinderunge ir selikeit, es ist ein zierde
- ir aureolen.
- I
- XV. Von Enoch und Elyas pine und von den jungeshn
- jivedienden und von endecrisfes bosheit,
- kräftige gotzmiüe, du hast also süsse not an mich geleit,
- de min sele nach wunder qwelt. Sweüe ich des gedenke, de
- min lichara* erlöschen sol also mit dem tode, das ich nit nie
- liden noch loben sol niinen lieben Jesum, so ist mir also we,
- de ich defie gere, eb es müglich were ze leben in den jüngsten
- tag. Da twinget mich zu die getrüwe mifie die gottes ist ane
- mich und nit min. Darumbe sprach vnser herre: Soltu sterben,
- so la dich rüwen alle dinü zit, swie hclig du siest. Eya herre,
- ich bitte dich, de min gerunge nit sterbe, so ich mit minem
- licham nit me mag erwerben. Do sprach vnser herre: Din
- gerunge sol leben, wan si mag nit sterben, dur de si ewig ist.
- Erbeitet si also dur mich unz in die jungesten zit, so kunt wider
- zesanme sei und lip. Da setze ich si deiie wider in, so lobet
- si mich ane ende, und si hat mir gedienet sit dem ersten begiüe,
- wan du wcdtest mit Adame untzhar dur mini liebi gewesen sin ;
- alsust woltest du aller menschen kumber und aller menschen
- dienest vollebringen dur mich. Ich sprich me: Din wesen sol
- stan vntz an den jungesten menschen.
- 190 Sechster Theil.
- Eya villieber min,
- Wie sol der jungoste mensche sin^
- 7A dem sich min leben v6ge?
- Wan geistlicher lüte leben
- De wirt an dem ende der weite vil türe.
- / Alsus antwurt vnser herre: Enoch sol der jiingste mensche
- wesen, der geistliches lebenes sol pflegen. Darnach wisete mir
- got de ende dirre weite aber, sweile die jungesten brüdere sönt
- geniarteret werden also. Ir har de si niemer sönt abegesniden^
- das ist von eime suuderlichen vorrate des willen gotz; damit
- heisset si endeerist henken an die böme. Da hangent si und
- sterbent vil schone, wan ir herze de brenet enbiiien von dem
- süssen himelvüre also sere als der lieham qwelt an der not.
- Darumbe, zwischent dem tröste des heiigen geistes und der pine
- des armen fleisches, so scheidet ir sele von irme libe ane alle
- eisunge der pine.
- Helyas und Enoch, die wandelent von India untz an de
- mer, und ir jeglichem volget ein michel schar, die allo-cristan-
- lüte sint und von entcristo zu inen vliehent. Die werdent alle
- tot geschlagen ze glicher wis, als man die tobenden Tiunde in
- der Strasse jaget. Den ist vergeben und si nit lenger mögen
- leben. So volgent inen die andern aber die heimlich cristan
- sint, wan si erkenent das von gotte wol, de si dem vngelöben
- nit anders mögent entvliehen. Helyas wirt allererst gemarteret
- und er wirt an ein hohe crüze gebunden und genegelt dur s\^
- hende.
- Das tönt si dur den grimen has,
- De er je von den heiigen sprach
- Und was Gristo da angeschaeh.
- Si gebent ime keinen tot,
- Wan dur de er also lange qwele
- De er vorsache der cristanen lere
- Und also zu dem entcriste kcre.
- So stat der heiige gotztrut
- Und wirt siner pinen nie mer tut.
- Er tröstet die heiigen cristanheit
- Drie tage und drie naht
- Untz im die sele vsgat.
- Ich sach den himelschen vatter zA sinem ende,
- Und er enpfieng Helyas sele
- Cap. XV. 191
- Mit sinen menschlichen henden,*)
- Und er sprach: Kum min lieber, es ist zit an dir!
- Und in oime himelblike vorte in got hin.
- >er vnselig mensche der endecrist, der gestattet des nit,
- n den^gotztrut it begraben mflge, dar de er wil, de di
- len alle verzagen, daran ist er betrogen; wan alle die den
- en angesehent, die werdent beweget zu cristanen geloben
- i gelust de si in anbetent, wan si werdent also vol sfisse-
- on des heligen lichamen gegenwirtikeit, de si vergessent
- nunge des todes und alles irdenscben gätes.
- Enoch der lebet denoch,
- Wan den endecrist, den gelüstet des,
- De er alle die wisheit gehöre.
- Die Enoch von gotte weis,
- Uf de er es offenbarlich möge verkeren
- Mit siner valschen lere;
- Und eb er Enoch m5hte zu tm geziehn,
- So were allü die weit mit grossen eren sin.
- Inderdes so wirt der bösen also vil von dem endecrist
- en, de er Enoch mit grimigen werten bestat, und defie
- saget Enoch dem endecrist die ganzen warheit alsus:
- Du bist aller weite ein geisel
- Gesant von gotte dur der b5sen bosheit
- * Und der guten helikeit.
- Du kanst wol die schrift der alten 6
- Und alswol der nüwen ö,
- Nu sieh wie du nach dinen werken solt gedihen.
- Iliezu hast du mit vlisse gekorn,
- Nach der schrift mAst du sin verloiii.
- Das kanstu selber wol gelesen.
- Du hast 5ch nit geschaffen die erden noch den himel,
- Du gibest den engein nit de ewig leben,
- Dil enhast den menschen nit gemachet
- Noch sele und lip.
- Du hast nie keinen creaturen
- Sinen natürlichen lip geben,
- Wie m5htest du dene got wesen?
- Dinü werk alles mit luginen und valschen list;
- DA ewig warheit de ist Jesus crist,
- Der ein ewig got mit sinem yater ist. ^
- «In manibus filii."
- 192 Sechster Theil.
- Der endecrist der spricht mit grime:
- Wie getarst du minen viend vor mir nemen,
- Dem du miner eren vber mich erkenest?
- Ich wil mich din getrosten
- Und ich wil alle du weit von dir lösen.
- Niment in drate mit miner gewalt
- Und giessent tm bech siedende in sinen munt
- Und bindent im sere sinen hals,
- So swiget zehand min vient.
- Mühte ich sinü wort hören,
- Ich Hesse in gerne lenger qweln.
- Henket in nlso tot hoch über alle morder,
- Dur de alle die in ansehent,
- De si dem cristangelöben entwichen. ^
- Er hat mir gesprochen an min ere,
- Nieman darf siner lere.
- Ich bin lange vor gesehen,
- Es sol mir nach miner lere gehen. ')
- Enoch spricht sin heiig gebet in sinem herzen alsus:
- Ewiger vatter und sun und heiiger geist.
- Du ewiger got ungescheiden,
- Ich danke dir herre an mir dincr langen crwelunge
- Und ich lobe dich herre nu in dirre qwelunge.
- Ich bitte dich, herre für dinü und minü schaf,
- Die nu ane hirten blibent;
- Behalt si herre sunderliche
- Und tröste si heimliche.
- Nu enpfahe herre mine sele.
- Ich habe zA mincm lichame keine irdensche liebin.
- Die antwurt, die im deiie got wil geben und sin dankeu
- und sin gebet, de hie stat geschriben, de saeh ich und ieb las
- es in der heiigen drivaltekeit geschriben alsus:
- Lieber sun , nu ile sere zu mir,
- Ich bin werlich in dir.
- Dine vründe, f&r die du mich hast gebctten,
- Du s&nt irü kinder selber t5ffen.
- Ich wil si schiere von dem endccriste I5sen.
- Si sont in irme herzen cristan blibcn,
- Und ich wil si behüten vor allem zwivel.
- Kum liebes trut, ich beite din,
- Und min herze spilet gegen dir.
- ') Handschrift: gän.
- Gap. XVL 193
- 7. Wie die sde vnsera herren wonet in der drivaltekeit und
- irme ofmhahte. Wie si sprichet für den sünder, vnd von
- deni ambaJUe vn839' frqwen.
- Als ich erwache in der naht,
- So versuche ich mit wltiheit mine mäht
- £b ich arme ^t betten mag
- Vür dise vngetrüwen eristanheit,
- Die minem Übe tftt so manig leit
- Underwilen zühet er mich einen andern weg,
- Ane bruggen und ane Steg,
- Da ich ime volgen müs, blos und barfAs,
- Von allen menschlichen dingen.
- Wer mag dd menseheit so sanfte betwingen?
- Wer mag dA sele so sanfte vfrnkken?
- Wer mag die siie so hohe erhöhten,
- Als got der si geschaffen hat
- Der tAt mit vns wunderliche tat?
- Also gedachte ich in einer nacht
- An die heiige drivaltekeit,
- Mit s&ssem vlosse miner sele, ane arebeit.
- Do sach ich in der h6h]n der ganzen heiigen drivaltekeit
- Ungegeret die sele vnsers herren Jesns.
- Sin sele wonet stete ob aller wirdekeit
- In der heiigen drivaltekeit
- Da ist si ine bevangen und wunderlich beworeht,
- Und 81 lühtet erHch über alle creatnren schftno
- Dur die heligcn drie personen.
- Do begerte ich mit grosser gezogenheit, ^
- Als man da ze hone pfliget,
- Do ich möhte sprechen zA einer eren
- Mit der sele vnsers herren,
- Wand mich des bednhte, de si sunderlich wunder worhti.
- bo swebete ich ir also nahe, de ich si gr&ste alsus: Gebe-
- licte siestn vil liebe! Wc wunders wirkest du in disem ewigen
- egel, da sich Alle seligen so wunderlich in^ beschowent! Du
- it süsse arbeit in wunenklicher vnrfiwe. Do sprach du sele
- lers herren zft der su5den also:
- Siest willekomcn min gelichnisse,
- Wan ich bin 5ch ein sete als du bist,
- Und ich hau aller seien bnrdtn getragen
- Mit mincm vnschuldigen lichameo.
- Dis ist min ambaht.
- H. MeehthUd. ]3
- 19^ Sechster Theil.
- Ich rüre ane vnderlas di&e g^nndelosen gotheit,
- Damiite manen ich deo himelaehen vatter
- Siner endelosen liet)in, die er zu des menschea sele treit
- Ich grtisse ^ch niine gotliche menscheit
- Und danken ime miner selekeit
- Und manen in siner geselleschaA, .
- Wan er selber ein irdensch mensche was,
- De er gedenke von wanan er si komen,
- Wie gros vnd wie edel der menschen sibbe an Im hi
- Und lasse den menschen nit verlorn werden,
- Wan nieman hat sich selben gezilet noch geboro. .
- Diirumbc hastn alle dine not ane sünde f berkoitteik.
- Also mane ich.gotz menscheit
- Z& sunderl icher erbarmherzckeif.
- Und de er des gedenke wie krank der mensche si,
- Und de er nit ist; geschaifon von sinen vienden vri,
- Und de der mensche müs jener me vehteft
- Als ein wolgewafenter man,
- Dem doch sinü 5gen verbunden sinf, ...
- De ist ir vinstrü menscheit, . .
- Damit si gebunden sint.
- Gedenke edler gottessun,
- Wie jemerliche ich in ertrich was
- In dirre betrübet '
- Und sfant noch allen menschen vetterlich bi,
- Die min glichnisse in in tragent,
- Wan ich din sele bin. ,
- Ich mAs Öch den heiigen geist zA sitter gäbe twingeo,
- Wan er müs alle selekeit
- Dem menschen von dem himelriche in de ertrich bringen.
- Schübesta, ewiger vatter, den grendcl diner gerehtekeit vür
- Also veste vor des himelriches tür,
- De die armen sünder hie In nit mögent komen,
- Ich klagen es Jesu dinem lieben snne,
- Der da hat den scliissel dines riches
- Tn siner menschlichen hant '
- Mit diner ahnehtigen gewalt.
- Derselbe scliüssel wart gesmidet in demselben land
- Von der judenhand.
- Swenne Jesus den sdiüssel tmbe wendet,
- So mag der verworfen sdnder komen zA dinen hnlden.
- Dis ist des himelsehen vatters wort:
- . Min sele mag des nit erliden;
- De ich den sdnder von mir wise,
- Darvmbe volgcn ich manigem also lange nach
- Cap. XVII— XVIIL :/M5
- Vntz de ich In begriffe,
- . . Und behalte im also enge Btat, v 7
- De mir nieman mit sinen gevolgen mag.
- Nu spricht aber vitsers ^rren se^le alaus: . ,
- Das ist min wirdekeit und alsus bin ich gelieret,
- Dd gotbeit ist mfn c^one, -^
- Sine menscheit han Ich ze loaef.
- Der faulig geist liat mich vmbevangen
- Und also wonenklich durgangen,
- De mir kein creature mag geliehen noch afit langen.
- Alsus trage ich ane vnderlas
- In diser heiigen drivaitekeit
- Alle irdensehe sündere von stunden ze stunde.
- De si got noch nit lasse vaMen in das ewig abgrundc,
- Aber 'die jnngfröwe, in der lichame Ich zu herberge was,
- Do ich US von der heiigen gothelt kam
- In ires sunes menscheit.
- Du jnngfr5we ist ein besehirmcfrin aller käscheit
- Und ein klagerin der bekorten.
- Die sich mit n\we vorhtent
- Hie vor der heiigen drivaitekeit,
- De gerihte noch an iren henden steit. ']
- VIL Got sihet den sünder an vür güL Was ffät'reht wille
- 81, Von der guten burdintn.
- Das ist grundeloS; de got den sAnder ansihet für einen
- kerten menschen und, de ist reht wille, gotte ze dienende, de
- in sere ile zä mir und nif ze rugge sehe, und ich trage alle
- rdine, die dur mine liebi v^irt gehaben.
- XVIIL Du 8olt din herze ansehen ze' allen ziten.
- Sich in din herze zA allen zIten
- Mit des heiigen geistes warheit.
- So wirt dir alle lügene luterlich leit; '
- Wan lugina vertribent g6llioh nrine
- Und si stetiget in dem gemüte überdekete valsche sifie,
- Has und grime.
- *) Handschrift: stät. Stat ist öfter auf eit gereimt.
- 13*
- 1:96 Sechster TheiL
- XIX, Von dem guten willen, den man nit ze der getät mag
- bringen, ^)
- Ich habe manigen jamer gettkgen dammbe,
- De ich guten willen zu guten werken me möhte bringen.
- De benimet mir vnstete und vnmaeht,
- Und de mir es nieman getar raten.
- Und ich getar es leider über mine natore nit wageD<
- Dis kunt davon , sit dem male de mich got lies vallen
- , Von der wune der h6hin nach min selbes willekore,
- Do ich so sere verwundert was,
- De ich der dingen kein endß konde vii^den,
- Do mich du gewaltige mine
- Jiit irs füres flamen hin gezogen hatte.
- Nu hat si mich gedruket in einen grondelosen. sumpf,
- Da vinde ich keinen grant,
- De ist alles das ich lide.
- De heisse ich nit pine,
- Wan ich were gerne fürbas
- In der rehten minsten stat,
- De ist verworfen als ein tobender hnnt
- Und niemans menschen vrAnt, .
- In eilende, vnbekant,
- Mit armen lüten in vr5mdü lant.
- Nu will änb gehorsami nit wesea,
- Wan die heiige diem&tige gehorsam!
- Ist aller lugenden ein ingesigel.
- Der gute wille, den der gute mensche hat
- Und in nit mag bringen ze guter gehif,
- Der glichet sich den edelen schönen blAinen^
- MitJSUBsem gesmake ane fruht
- Also hat got mich getröstet
- Das aller gAter wille des hufen gutes lebenes
- Sol werden der ewigen woiie blümen,
- Da got ze sinei; endelosen hohgezjt wil krcnze von machen,
- Die sine vsei weiten da söUent tragen,
- Die im hie so getrüwelich gant Vber lande
- Mit so manigvaltigem guten willen,
- Den si nit mögent zA g&ten werken ;bringen.
- Eya, milter got, nu xeiche mir noch
- Din vetterliche haut
- Und f&re mich in der mine lant,
- Wan ich han leider lange schöne zit verlorn.
- *) Greith 261.
- Cap. XIX— XX. 1«?
- Des wolte ich mich, hcrre, noch mit dir erholn,
- Wand gemach des lichamen und dor sine trost
- Die müi man mit demütiger vorhte enpfan,
- Sol man in der ganzen warheit gest&n.
- r. Dis bAch ist koihen von drlerhande gäbe. Die mine
- Hsz. Sie ist rieh und gitig. Si wirt siech. Wer de himel-
- rieh habe, Got git pine und och trost.
- Dise gäbe, die in disem bftche stat geachriben,
- Die hat mir in drierhande wise geben,
- Allererst mit grosser zartekeit.
- Danach mit grosser heiimelicheit,
- Nu mit sweren pinen.
- Da wil ich gerne inebliben
- Dene in den andern zwein, darumbe: alleino
- Si die zartekeit nnd die heimlicheit gotz ewig und an tn selben edel, '
- So sint si doch in dirre weke leider also vr6mede.
- Alle die si werlich bekefient,
- Si mogent ir nit nemen^
- Und (5ch so v5rhte ich mich in der woIIust allermeist,
- Wände so manche «charpfd not Christas in dirre weit leit.
- Aber der mine natnre ist, de si allererst vsvlüsset von sfisse-
- t, damaeh wird si riebe in der bekantnisse, zem drittenmale
- t 81 gitig in der Verworfenheit. Ja du bist rehte vnbestet;
- r leider die rehte gotzmiüe, die wirt bi wilon also siech von
- ' bösen sftssekeit der italen eren, und von der trütunge des
- nütes, und von der leidigen tobesucht des zqrneS; und von
- ' breiten gerunge irdenischer dingen, das si erlernet wird an
- m iren liden, de ist an allem begiue fr flbunge, die si von
- ur an ir hat. Mer nieman hat ein ganz himelrich in sim
- zen dene der alleine , der sich begeben hat von allem tröste
- 1 von allen gnaden in dirre weite. Wan die wollust hat vns
- i sgotte gesundert, darum mflssen wir mit pine widerkomen.
- eil mag got des nit gelassen und wir mögen des nit enberen.
- gebe yns sine: woIIuste zti alleni dem wc wir tftn, lassen
- 1 lid^.
- 198 Sechster Thcil.
- XXL Wie bSs^ pfcifheit sol genidert werden. Wie predier
- alleine predien sSnt und bischSve sin und von den jungesten ^
- predieren. *)
- we, crone der heiigen eristanheit, wie sere bist du ge-
- selwet! Diu edelsteine sint dir eDtvallen, wan du krenkest und
- schendest den heiigen cristanen geloben. Din golt de ist ver-
- fulet in dem pfüle der vnküschheit, wan du bist verarmet und
- hast der waren miiie nit. Din k*scheit ist rerbrant in dem
- girigen füre des frasses, din demut ist versunken in dem sümpfe
- dines vleisehes^ din warheit ist ze nihte werten in der lugine
- dirre weite, din blümen aller tugenden sint dir abe gevallen.
- we, crone der heiigen pfafheit, wie bistu verswtmdeö, joch
- hastu nicht mere deue das vnbeval din selbes, de ist pi&ffeliche
- gewalt, damitte vihtestu vf got und sine vswwelten vrAnde.
- Harvmbe wil dich got nidern e du icht wiseät,*^ wan vnser
- herre spricht alsus: Ich wil dem habest von rome sin herze rflren
- mit grossem jamere und in dem. jamere wil ich ime z& sprechen
- vnd klagen im de minü Schafhirten von Jerusalem mordere und
- wolfe sint worden, wände si vor mipen 8gen me wissen lamber
- mordent, und die alten sehaf da sint alle hSptsiech, wan sä
- mögent nit essen du gesunde weide, die da wahset ap deb hohen
- bergen, de ist götlichri liebi und heligü lere, Swer den helle-
- weg nit weis, der sihet an die verbösete pfafheit, wie rehte ir
- weg z6 der helle gat, mit wiben und mit kinden und mit an-
- dern offenbaren Sünden.
- So ist des not, de die jungesten brüder komen, wane
- ' " . . ...
- sweüe der mantel ist alt, so ist er och kalt. So i;nös ich miner
- brut, der heiigen eristanheit einen nüwen mantel geben, de
- s61Ient die jungesten brfider weseri als davor ist geschriben.
- Sun habest, dis soltii voDebringen, so mahtu din leben lengen.
- De nu din vorvare also unlange lebent, de kunt davon, de si
- mines heimlichen willen nit vollebringent. Alsus sach ich deü
- ») Greith 261.
- ') weise wirst.
- Cap. XXI— XXII. 199
- habest an sinem gebete und do horte ich, de im got kündete
- dise rede.
- XXII. Von iihen dingen der man ftlnfe vindet in himdrich
- und zwei in ertrich,
- S|beQ ding mfis ich gott ze eren sprechen, üerre got, igt
- es m&gelichy so gib mir es, de ich ir in ertrich niemer vergesse.
- Fünfe vindet mao in himelrich, zwöi mflssent hie blibeo. De
- erst« ist der schade miner schulde, wan ich.gesAndet habe und
- die versumekeit guter werken, die ich wol getan möhte haben.
- Das ander, de iofa, herre, ane vnterlas warte din, wene du
- komen wellest; welcher wis du hütest mit einem heiigen ende
- zft mir. Das dritte, die vürige gerunge, die ich habe na dir.
- Das vierde, mine brenen und verlöschen in mir dnr dich« Das
- fünfte, din erste gegenblik dines heren antlütes gegen mir. Do
- konde mir in ertrich leider nach miner gerunge nie geschehen,
- des singet min sele dike, o we! De sehste getar ich kume
- nemen, ich würde stum, als ich es bekeüe, idi gehorte es in
- ertriche nie genemen, de ist die spilende minevlüt, die von got
- heimlich in du sele vlüsset und si wider mit siner kraft nach
- ir mäht. Was zwischent tn beiden deüe wunen si, de weis
- meman von den andern wc si wirken vndefen ander, wen ein
- jegliches vindet sinen teil; was er hie hat vsgeleit, de wirt im
- dort alles widergeben.
- Di8 ist die himelsche gotz mine,
- Die- hie vil kleinliche beginet
- Und d6rt niemer ende gewinet.
- Dag sibetide mag man kume mit werten rfiren; mit crista-
- nem geloben mag man es vfilen, wie gros, wie hoch, wie wit,
- wie wuneklich, wie erlich, wie vrödenrich, wie vnzergenglicher
- vröden vol. Wol fm, der da eweklich wonen sol! Die vröBch
- angesiht vol aller woUust und die heiige gebrnchunge nach
- woQSohe, die vbera&sse gerunge, wuüekliche, hungerig, minevol,
- die vlüsset jemer mere in die seien vl)erswendig von gotte.
- Noch deae behaltet die sele iren s&ssen hunger und lebet doch
- ane kumb^.
- 200 Sechster Theil.
- XXIIL Wie in drien sfeiten sprichet got mit der wlen.
- In der ersten stat sprichet der tüfel der sele dike zft, in
- den andern zwein stetten mag er es nit tun. Die erste stat
- sint des menschen sine. Disü stat ist gemeine gotte^ den töfeln
- und allen creatQi*en, inzevarende^ ze sprechende nach derselben
- willekor. Die ander stat, da got mit der sele redet; de ist in
- der sele. In die stat mag nieman komen defie got alleine.
- Swene aber got in der sele sprichet, de geschihet ane allerhande
- wissentheit der sifien mit grosser, creftiger, sneller einnnge gotz
- in der sele. So raftgent die sine de wufiekliche reden nit ver-
- nemen. Si >yerden also diemfitig, de si keine creatnre vnderfn
- mögen erliden. Sol sich der mensche vhder den tüfeln die-
- mAtigen? Ja mit solicher andaht, de in des danken sol^ de er
- gotte so grosse smaheit gebotten habe mit sime lebende, also de
- er dike des tüfels glichnisse an siner sele gemalet habe mit
- tegelichen Sünden und etweüe mit den hSbetsünden grosse wan-
- den gesclagen hat an sine sele.
- Die sele die mit dem heiigen geiste beyang^A ist, die mag
- sich nit enthalten, si mfts je sinken von allem irdenscfaem tröste
- und wollast in dem tröste; aber die sele, die mit irm eigenen
- mAtwilten bevangen ist, die neiget sich mit manger wollnst zfl
- irdenischen dingen.
- Die dritte stat, da got mit der sele sprichet, de ist de
- himelriche, sweüe got du sele yfiruket mit sines willen wollast
- und henget si dazu, da ir sins wanders gelasten mfts.
- XXIV. Wie in wetagery offenbart Crisiu^ sine u^tmcien.. Vier
- ding Idoppfent vor der Jumelport^n^
- In tninen grossen wetagen offenbarte sich göt miner sele
- and wisete mir sines herzen wanden und sprach: Steh, wie wc
- si mir getan habent! Do sprach min sele: Eya herre, warvmbe
- lidest du also grosse not? Sit dem male de dines reinen blflteCf
- also vil vergessen wart in dinem reinen gebette) do soltc bfllich
- alle die weit mit geWset wes^n. Nein, sprach er, minem vatter
- genflgete also nit, wan alles de armftte und alle dft-itfbeit, und
- Cap. XXill— XXVI. 201
- alle die marter tind smacheit ist alles ein klopfen vor der himel-
- porle^ vntz an die stände, do min herzeblAt gos vf dise erden.
- Dö wart do himelrich erst vf entsclossen. Do sprach dti sele:
- Herre, do dis geschah, do wcre da tot; mich wundert von einem
- toten^ wie mag er bitten. Do sprach vnser herre:
- Min licham wc do menschlich tot,
- Do min herzeblüt • .
- Mit der stralen der gotlieit diir raine sitcn vlos.
- Das blAt kam ') von gnaden zc glicher wis alse die milch,
- Die ich von miner megetlichen mAter sög.
- Min gotheit woneto in allen mines lichamcn gelider,
- Dicwilo ich tut was, als vor und sider.
- Min sele rüwcte dicwile in miner gotheit
- Nach ir langen trnrekeit,
- Und ein geisilich bilde miner mendcheit,
- Das swebet je sundcr begine in miuer ewigen gotheit.
- XXV. Von der vei'branien mtne.
- Eia lieber herre, erbarme dich vber den, der hie verbrant
- ist in diner mine, verre und verswunden in diner diembtekeit,
- und ze nihte worden in allen dingen. Gott spricht:
- MiD gotheit hat dich verbrant,
- Min m6nscheit hat dich bekant,
- Min heiiger geist hat dich geheligot an der arm&fe.
- Die da vH mfnent die swigent gerne,
- Die niht miflMit die sint je verer der mine.
- XXVJ, Gedenken an den tot vnd lange leben ist gtlt.
- Ich bin sere wunderlich und mich wundert in minen mensch-
- lichen sifien^ de min sele als wunderlich ist. Swene ich gedenken
- an den tot^ so vr5wet sich min sele mit so grosser craft gegen
- der vsvartj de min licham swebet in vnmenschlicher sanftekeit
- und mine sine bekenent vnsprechelich wunder in der vsvart der
- sele. Alsust stirbe ich allergemost in der zit, die got vorge-
- sehen hat Nu spreche ich aber harwider: ich wil leben aller-
- gemost vntz an den jungesten tag, und nu sterket sich min
- gSronge hin in die zit der martireren^ vf de ich noch min san-
- diges blAt in warem cristanem geloben möhte giessen, dur Jesum
- ■) Handschrift: kan.
- 202 Sechster Thoil.
- den ich li^p han. De ich daa gespreohen getar^ de ieh got liep
- habe, dazft zwinget mich ein sunderlicbü gäbe, wand swene mit
- lasteF und pine wirt gebotten, zehant beginet min dele ze bren-
- nende in dem füre der waren gotzliebi mit so wuneklicher snesse-
- keit, das min lichame swebet in g5tlicher woUust. Aber mine
- sine behaltent ein jamer und bittent got fär alle die mich le-
- sternt oder schcndent, de si got vor Sünden beware.
- XXViL Wie du soll danken und bitten.
- Herre vattcr, ich danke dir ser, de du mich gedcbaffen hast.
- HeiTO Jesu criste, ich danke dir, das du mich erloset hast.
- Herre heJiger gcist, ich danke dir de dn mich gereinget hast.
- Herre, ganze vngescheiden heJige drivaltekeit,
- Ich bitte dich, de du nn gedenkest aller trüwe
- Und senda mir nu einen barmherzigen tot,
- Der mich lose von aller not.
- In manus tuas comendo spiritum meum.
- XXVII L Swene du sterben solt, so nim urlop zu zehen dingen,^)
- Sweüe ich sterben sol; so nime ich vrlop alsns ze allen den
- da ich von scheiden sol: Ich nim vrlop zft der heiigen cristanheit
- und ich danke des gottC; das ich ein eristanmensche hies, und
- bin ze warem cristanen geloben komen, und bUbe ich langer
- hiC; so wölte ich mit erbeit ein helfe sin der heHgen cristanheit;
- die in manigeu Sünden stat.
- Ich nim vrlop zu allen den armen seien , die nu in dem
- vegeflirsint. Blfbe ich langer hie, ich wölte gerne v wer schulde
- helfen gelten, und ich danke got de ir gnade werdent han.
- Ich nim vrlop zft allen den , die in der helle sint und ich
- danke got, de er sine rehtekeit an inen vbet. Beltbe ich hie,
- ich wölte inen niemer gutes gewünschen.
- Ich nim vrlop zA allen den sündem, die in den hSptsünden
- ligent. Ich danke es got, de ieh ir geselle nit bin, und bttbe
- ich hie, ich wölte gerne ir burdin tragen vor gotie. '
- Ich niin vrlop zft allen den rftwem, die an irre bftisse ötant.
- ») Greith ?03.
- Cap. XXVll— XXIX. 203
- leh daake dea. gotte, do icb ir geselle bin. BItbe ich langer
- bie^ ich mftste si liep haben.
- lefa nim yriop zft alten minen yienden. Ich danke des gotte,
- de ich Toüberwnnden Yon in bin. Bltbe ich langer hie, ich
- wdite mich vnder ir f&sse. legen.
- Ich nim vrlop kü allen irdenischen dingen. Ich kkge got^
- de T<^ Ir nie gebmhte nach siner heiigen ordenunge.
- Ich nim vrlop zA allen minen lieben vränden. Ich danke
- gotte nnd in, de si min helfe in nöten gewesen sini. Bltbe ich
- langer hie, ich mAste miner vntugenden mich jemcr Schemen,
- die si an mir erkeüent.
- Ich nim vrlop zA aller miner bosheit. Ich klage de gotte,
- das ich sin heiige gäbe an miner sele also verderbet habe, de
- nie kein gebreste so deine .enwart, er sie in himelricbe an miner
- sele bekant Swi es gewandelt si, so ist der schade doch dabi.
- Herre Jesu, ich klage es dir, joch ist die smacheit alles din.
- . Ich. nim vrlop zA minem leiden lichamen. Ich daiike des
- gotte, de er mich an maniger stat vor maniger sAnde hat bewart.
- BÜbe ich langer hie, sin bosheit ist so manigvalt, ich wArde im
- meiner rehte holt.
- XXIX» Von zehen stukken gotliches ftires V8 der eddkeit goiz.
- •
- Ein vnwirdig mensche gedahte einvaltekliche vmh die edel-
- keit gotsi.. Do gab im got ze bekenende in den siiien und ze
- besehSwende mit der seien ögen ein f Ar, de brande ane vnderk»
- in der höhi tber allA ding. Das vAr hatte gebrant ane begin
- und sol noi3h brinen jemer ane ende. Dis vAr ist der ewig got,.
- der in im bebalten hat do ewig leben nnd vs von im gegeben
- hat allA ding. Des vAres funken die sint gevlogen, de sint die
- heiigen engele. Des vAres blikken die sint komen, de sidt aUe^^
- gotz heiigen, wan ir leben de hat manigen schönen blik der
- cristanheit gegeben. Dis vAres kolen die glfiient noch; das sint
- alle die seligen, die hie brifient in der bimelischen oiine und
- lAhtend mit gAtem bilde, als die ei'kaltet sint in den sAnden, di
- mögent sich bi den kolen wermen. Des vAres geneiste sint
- gestoben und sint ze nibte wordcfi^ d^ts siot f^l]^ di^ selig;ea
- 202 Sochsicr Thcll.
- den ich licp hau. De ich das gcsprechen getar, de i
- habe, dazu zwinget mich ein sunderlichü gäbe, wa'
- laster und pinc wirt gebotten, zehant beginet m' ^'
- nende in dem füre der waren gotzliebi mit so ly ^^
- keit, das min liehame swebet in götlicher ' ^ g r
- sine behaltent ein jamer und bittent gut ^ ^ %
- sternt oder schcndcnt, de si got vor süv ^ f /
- XXVIL Wi^ du soll df l
- r
- >-
- Herre vattcr, ich danke dir ser, ; ^ C-
- 'S*''
- Herrc Jesu cristc, ich daiiko ^ • .. f
- Ilcrrc iieJigcr geist, ich dank / |
- Herre, ganze vngescheiden
- Ich bitte dich, de du nn
- Und sende mir nu einer
- Der mich löse von all' .
- In manus tuas caw
- XXVUL Swene dv
- Ol
- .vicut als ein
- maehent Seh surö-
- Swene ich p ^^Q igt ^[^ wunenkliehe wolliist, die
- da ich von seh upfät von gotte mit so heiiger wermi des
- und ich dank ^ ^jr hje bürnen wider in dem gotlichen flire
- bin ze wa^ .^q bestafi, de wir nit erlSschin. Die bitteilicheit
- nie, Bo V ^ jgt (Jas wort, de got sol sprechen an dem junge-
- die in yi^ g^^t von mir ir vervlühten in de ewige für. Der
- ^> • rdres de ist die lühtende anschöwunge des gotlichen
- yefr jfß ^^ heligen drivaltekeit, die vnsern lip und ynser sele
- ^^^ ^^^' ^'^^ ^^ ^^^ ^ ^^^ wunderliche selekeit sehen and
- '^v^en, wir wir nu hie nit m6gen nemen.
- ^ 0iBe ding sint vs von disem vüre komen, und vliessent öch
- »AfiT tOy jedes nach gotz ordenunge mit ewigem lobe.
- Swcr hicvon rae sprechen wil der lege sich in das vüre,
- Und sehe und smeke wie du gothcit vldsset
- Wie die menscheit güssct,
- Wie der heh'g geist ringet
- Und manig herze twinget,
- De es got manigvalteklich mifiet.
- ') Handschrift: vaste.
- 204 Sechster Tkeü.
- licharaen die in ertrieh noch beitent des himelschen lones. Dis
- vtires meistersehaft sol noch komen, de ist Jesns CristnSy dem
- sin himelsch VatteF die erst ISsunge und do jongest geribte be-
- volhen hat. Der sol an dem jangesten tage vs von d&i gendsten
- die allerschönesten köpfe machen dem himelschen vatter^ da er
- in siner ewigen hochgezit selber vs trinken wU alle die helikeit^
- die er mit sinem lieben snne in nnser sele nndin vnser mensch-
- liehen sin gegossen hat.
- Ja idi sol trinken vs von dir.
- Und du Bolt trinken vs von mir,
- Alles de got gutes in vns behalten hat.
- Wul dem der nu vcste *) stat,
- Und hit hie verscöi^, de got in In gegossen hat.
- Dis vöres roch sint allA irdenschü ding, der nian dike ge-
- brühet mit vnrehte wollnst. Wie «ch6ne si löhtent in vnsem
- ögen^ wie lastlich si spilent in vnserm herzen, si tragent doch
- raanige bitterkeit in inen verborgen, wan si verswindent jeiIs ein
- roch nnd machent* blint die hohesten, ja si machent Seh surö-
- gende die heligosten. -
- Das gemach dis TäreSy de ist die wufienkliche wollnst, die
- vnser sele inewendig enpfät von gotte mit so heiiger wermi des
- götlichen vüres, de wir hie bürnen wider in dem gotlichen flire
- und mit tagenden bestafi, de wir nit erlöschin. Die bitteilicheit
- des Mres das ist das wort, de got sol sprechen an dem jnnge-
- sten tage:: Gant von mir ir vervlühten in de ewige f6r. Der
- schin dis vtires de ist die lühtende anschöwunge des gotlichen
- antlAtz der heiigen drivaltekeit, die vnsern lip und vnser sele
- dürlöhten sol, also de wir da die wunderliehe selekeit sehen imd
- bekennen, wir wir nu hie nit mögen nemen.
- Dise ding sint vs von disem vüre komen, und vliedsent öeh
- wider tu, jedes nach gotz ordennnge mit ewigem lobe.
- : Swer hievon me ^ifrechcn wil der lege sich indas.vörej
- Und sehi^Kjind smeke wie du gothcit vlusset -
- Wie die menscheit güssct,
- Wie der heiig geist ringet
- und manig herze twfnget, •
- . •; De es got manigvalteklieh mifiet.
- *) Handschrift: vaste. • •;
- Cm», xxx^xxxi. -805
- XXX. Die htier mine hat vier ding.
- Di loter gotamme bat disü ding an ir^ also de man ein-
- trahtig fii mit gotte swas vns geschehe ane sunde^ das wir es
- mit iiikeit. got dankin. Das ander, de wir ordenlich gebrachen
- der gäbe, die wir von gotte haben an lip nnd an sele. Das
- dritte, de wir luterliche leben in g&ten sitten, ane alle sände.
- De tierde, de wir alle tngende an ans haben. O we,:'dc ich
- die bette und werlich an allen Sachen vollebrehte! Das n§me
- ich fiir alle die contemplacie da ich je gehorte von sagen. Was
- beifent hohA wort ane barmherzigä werk? Wc hilfet liebin zi\
- gotte nnd grimi zft gAten lüten? So Bprichest dn: Geh mir m
- got, ieb tete es gerne. Höre nu: Die tagende sint halb gäbe
- von gotte und halb sint si tagenden an vns« Sweüe vns got
- gibet be^entnisse, so s5Uent wir der tugenden gebrachen. .
- ^XXL Wie got die sde gemachet hat von wolluat und pine.
- Wie got glich ist eime clote.
- Icll sprach an eiper stat in dt^aoae bflche, ') de die gotbeit
- min vatter ist von natQre, de veraeme da nit und spreche:
- Alles (das got mit uns hat getan, de ist alle» von gnaden und
- nit. von nature. Du hast war und ich han öch war. Nu hör
- ein glichnisse: Wie schöne ögen ein mensche hat, er mag ge-
- sehen lüiber ein mile wege^; wie scharpfc siäe der mensdie hß,i,
- er kau vnsinelicher dinge nit begriffen deüe mit dem geloben
- und grei0it als ein- blinde in der vinstemiss^ Die miüende sele,
- die alles da« minet de got minet und alles de hasset .de ^got
- hasset, die hat ein öge, de hat got erlühtet. Damit sihet si in
- die :ewige gotheit, wie die gotheit gewircht hat mit ir Qlltane in
- der sele. Er hat si gebildet nach im selber, er hat si gepflabzet
- in kn selber, er hat sich allermeist mit ir vereinet vnder allen
- creaturen. Er hat si in sich besclossen und hat siner götlichen
- nature so vil gegossen, de si anders nit gesprechen mag, deüe
- de er mit aller einunge me deüe ir vatter ist.
- ») I. Cap. 44.
- '206 : Sechsür The».
- Der licbam enpfät sin wirdekeit von dem sane des himel-
- schen vatters an bräderlicher geseUeschaft^ und an dem lone der
- arbeit Der gotzsun Jesus Oistus hat ödi sm werk igewirket in
- herzeklicher liebi durch not, in arraüte; in pine, in arbät6, in
- smaoheit, unte an sinen heiigen tot. Der heiige getst hat 5ch
- «inü werk gewirket; als du sagest, mit siner gnade in aAer
- mser gftbe, die wir je enpfiengen.
- Diso werk sint drierhande, doeh hat si ein vngescheiden
- got in Vns gewirket. Zwöi ding wirkent in ertricfae in das
- vegefür mit der gotzkraft ane vnderlas ; das eine wirket alleine
- in der helle, das ist woUust in himelriche ane pine und pine
- in der helle ane woUust.
- Wa was got eb er ihtes iht geseh&f? Er was in üb selber
- nnd im warent alle ding gegenwirtig und offenbar, ab si hätte
- sint. Wie war ynser herre got do gestalt? Bebte se glicher
- wis als er ein clote ') und alle ding in gotte besclossen ane
- selos und ane tAr. Das niderteil des klotes de ist bin grunde-
- lose vestenunge beniden alle abgrönde. Das oberste teil des
- <)tetes das ist ein höhi, da ndt tber ist. I)as vmbelal des clotes
- de ist ein drkel vnbegriffenlich. Noch deüe was got nit sehepfer
- •worden5: do er aber alle ding gesdiüf, do wart der dote vfge-
- sclossen. Nein, er ist noch gantz und er sol jemer gantz be-
- liben. Do got Schöpfer wart, da wurden alle creatnren lan In
- selben offenbar. Der mensche got ze minende, ee gebruchende
- und ze bekefiende, gehorsam ze blibende; — vogel und tier ir
- nature ze bekefiende, die toten creatnren ze stände in irme we-
- sende. Nu höre, was wir erkenen de ist alles niht, wir minen
- deüe got ordenlieh in allen dingen, als er selber allü ding in
- ordenlioher miüe geschaffen hat, und uns selben gebotten und
- geleret hat.
- *) Am Rand: „üiö klote was der val der tür.** Clofe = dose, soviel
- als VerscMusfi, Kliiiise.
- Cap. xxxn. 2W
- * - • . '
- XXXIL Wie wir glich werden gotte, S, Moi'ien und den
- engdefi*
- Alge vil wir mifien barmherzekeit^ und stet ekeit fben, alse
- ril gliehen^ wir dem failnelschefi ratter, der disü ding aue vnder-
- las ftbet in uns.
- Al8o vil als wir bie armütes^ versmacheit, rerweisete, pine
- liden, akK> ti1 glichen wir dem waren gotz sun.
- Als vile als wir hier ysvliessen mit aller miltekeit vnsers
- herzen y ze gebende vnser gftt den armen, fise dienste vnsern lip
- defi kranken, also vile geliehen wir dem heligen geiste, derein
- milte vsvlüt ist des vaters und des sunes.
- Also vile als wir wariiaftig 6int, messig und bescheiden in
- heiiger einvaltekeit, also vile glichen wir der heligen drivaltekeit,
- die ein war got ist und aUe sinü werk in ordenlicher masse
- gewirket hat und noch tut.
- Also vil als wir kusch sin mit aller luferkeit, dienifitig mit
- aller vndertenekeit, diensthaftige mit aller heligkeit, vnsculdig von
- aller bosbeit, also vil glichen wir vnser lieben frowen Santo
- Marien ; die mit disen tilgenden geedelt ist, also dcsi maget
- mäter ist" worden und m&ter maget ist bliben and ist alleine
- keyserifie über alle creaturen.
- Also vil als wir gÄtlich, minesam, vridesam sin, also vil
- glichen wir den engein die nie mer ärglich tftnt.
- ^ Also vile als wir heleklich leben in eilende und in vnge-
- mach vngetr&stet, also vil glichen wir Santo Johanse baptisten,
- der vber manigen heligen gehöhet ist.
- Also vil als wir gemnge haben nach gotz lobe, bekäntnisse
- in der gäbe, ordenliehe gebrüchunge des willen gotz, also vil
- glichen wir den propheten, und den heligen vettern, die sich
- mit grossen tugenden getwnngen haut in gotte.
- Also vil als wir wisheit lernen, und ander lüte damitte be-
- keren und mit gotte bestan in aller not, also vil glichen wir
- den heligen aposteln, die sich verlassen hatten bis in den tot.
- Alt vil als wir gednlt haben in aller not und als gros als
- vnser etistangelöbe ist nutz in den tot, ilse vil glichen wir den
- .tos Sechster Theil.
- heiigen martirern die mit irme blute vns haben besprenget den
- waren himelweg. .
- Als vil als wir mit ylisse tragen die not der heiigen cristan-
- heit^ beide der lebenden und der toten^ alse vil gtitohen wir den
- heiigen coofeasoren^ die mit manigen arbeiten wAchent und mit
- sorge bihte hörent.
- Alse yil als wir stritira haben und vberwinden und mägetlich
- ere behalten, alse vil glichen wir den heUgen jfuncfiröweiiy die
- den waren «ig nit verloren haut
- Alse grosse ri^we wir haben und alse mattigvaltige b&sse
- heiige wir leisten , alse vil glichen wir den heiigen wittewen,
- die nach den sünden als grosse ere eramet haut.
- Alse vil als wir aller tugenden an vns haben, als vil glichen
- wir gotte und allen siuen heUgen die mit aller vrämefceit got
- gevolget baut,
- .XXX II L Von dem scharpfen cafittel, da der hilger in z'äkam,
- der schein ein gros herre,
- Ejn mensche pflag des lange, das er mit.eim scharfen ca-
- pittel in sin herze gieng und besach siuen sphaden und gotz
- smaeheit an im selber. Do warf er vs von sinem herzen allen
- sündigen smak sines vleisches und . saste wider in alle pine
- ^eme ze lidende dar got ^r warf öch vs alle wollust siner
- magen und vrunden und saste wider tu die smaeheit, die /im
- sine anvechter t&n wolten. . Er warf öch vs alle liebin riohtfim^s
- und eren, da sich die sündig weit zA vröwet, nn4 saste wider
- tu alles de armüte, de möglich ist ze lidene nach rate.
- ^ In das kapitel k^am vnser herre Jesus Cristus glieh eim
- armen bilgerin. Do wart des menschen geist so erlühtet, de er
- bekande, de es vnser herre was und sprach: Eya lieber bilgerin,
- waüen kunstu? Do antwurt by: Jch kum von Jei*usalem, da
- wart iph sere gewundet, da leit ich grosse smachei^ armät und
- pine, de han ich dir gebracht. — Des danken ich dir vil lieber
- h^rre, und das han ich wol bevundeu vil madigen tag. Do nam
- ynser herre ein einvaltige crone und saste si dem menschen vf
- .sin höbet .und sprach : Dis iist du kröne des .anoAl^s^ der
- Cap. XXXIII— XXXV. 209
- smacheit nnde pine; disA kröne sol noch gezieret werden mit
- min selbes bilde. Do vfir der bilgerin hin. Der mensche wart
- betr&bet und sprach: wt! o we mins lieben bilgeris? Ja,
- wan ich wolte gerne me mit im geredet haben.
- Do sach si') vf Jn die höhin , do wart si sin gewar. Do
- was er glich einem gewaltigen herren nnd was ynbevangen mit
- himelseher wuiie und sprach: Ich segne dich nnd grflsse dich!
- min yride si jemer mit dir, amen.
- XXXI V. Der die weit versmahet den sol man eren mit aht
- dingen.
- Ein stime wart gehört nnd dise wort warden gesprochen
- alsnst:
- Ja sehent, si (komt) kuot, du die weit hat yeremehet
- Und die lugene hat ervlouget
- Und die warheit hat gemmet
- Und die gebenedigt hat.
- Man Bol 81 enpfUn mit aUer ere,
- Man sol si stetigen in der warheit,
- Man 8oI si benedigten ane ende,
- Man 8o1 81 kleiden mit aller schönin,
- Man sol si crönen mit aller wirdekeit,
- Man sol si setzen vf den 8töl des ewigen gemaches,
- Man sol si grfi88en mit allen zungen,
- Man soll ir dienen mit aller gift,
- Mao sol si vröwen mit aller gäbe.
- XXXV. Wie die selig sele spricht zu irme lichamen an dem
- jüngesten tage.
- Stand nf min vil lieber,
- Und erhole dieh aller diner pine,
- Aller diner wetagen, aller diner smacheit,
- Aller diner tnirekeit, alles dines eilendes,
- Aller diner serekeit, aller diner arbeit.
- Der morgensteme ist vfgegän')
- De ist Sante Marien geburt und ir leben.
- Die sone hat iren schin getan.
- De ist de got mensche wart,
- Sin werk und sin himelvart.
- ') Die sele.
- ') Handschrift: vfgegangen.
- H. MechthUd. 14
- 210 Sechster Theil.
- Der man sol jemer stete stan;
- De ist, das wir dene jemer stete sollen wesen
- In dem ewigen lebene.
- Ettewene lag alles min heil an dir,
- Nu lit aller din trost an mir.
- Were ich zA dir nit widerkomen,
- Us disen aschen würdest dn niemer genomen.
- Der ewige tag ist vns entstanden,
- Na sön wir ynsern Ion enpfan.
- XXXVL De Johaiies Baptiata der armen dimen messe sang, de
- WC ^geistlich hekaninisse in der sde.^)
- Man mag götliche gäbe mit menschlichen sinen nit begrifen,
- darurobe besündent sich die lüte, die nit habent den offenen geist
- der ynsehelichen warheit. Das man mit vieischlichen ögen mag
- gesehen, mit vieischlichen oren mag gehören, mit vleischlichem
- munde mag gesprechen, de ist also vngelich der offenen warheit
- der minenden sele, als ein wachslieht der claren suüen.
- De Johaües baptista der armen dimen messe sang, de wc
- nit vieischlich, es wc also geistlich de die sele alleine beschöwete
- und gebrachte. Aber der licham hatte nit davon, deiie er von
- der sele edelkeit in sinen menschlichen sinen mohte begriffen,
- darum müssen die wort menschlichen luten.
- Min pharisei sprach vf die rede, Johanes baptista were ein
- leie: Das allerheiligoste de in der messe ist, de ist gotz lichame.
- Denselben gots sun berfirte Johanes baptista mit diemfltigen,
- bibenden vorhten, in also grosser wirdekeit sines heiigen lebenes,
- de er des himelschen vatters stime horte und sinü wort vernam
- und den heiigen geist sach und bekante in tn beiden. Johanes
- baptista prediete öch offenbar allen lAten den heiigen cristanen
- geloben und bewisete mit sinen vingern den lAten vf den waren
- gots sun, der da gegenwertig wc. Ecce agnus dei. De Johanes
- baptista gotzwort sprach, alsus verre mag es niemer habest noch
- bischof noch priester voilebringen, dene alleine mit vnsrem vn-
- sinelichem cristanen geloben. Wc dis ein leie? berihtent mich
- ir blinden, vwer luginen und vwer has wirt üch niemer ver-
- geben ane pine.
- ') L. II. c. 4.
- Cap. XXXVI— XXXVII. 2 1 1
- XXXVIL Du 8olt got loben , clagen und bitten ztoSlf ding.
- Gebenedict ststu lieber herre Jesu eriste, got des lebenden
- gQ]l;z, sun an der acht mines geloben; so weis ich werlich, de du
- hie gegeuwirtig bist^ war got und mensche. In demselben namen
- bitte ich dich^ herre^ hAte an^ als minen got und minen heiTcn,
- als minen sch&pfer und minen 15ser, als minen aller manen
- liebesten und aller herren werdesten hüte und jemerme.
- Herre, himelscher vatter, nu klage ich diner heiigen drivalte-
- keit, de ich vor dinen 5gen gesundet han ane Yorchte und ane
- schäme. we, hilf mir hütte, milter got (mit) diner ganzen
- hulde, wan min herze vinster ist von gewonheit der sAnden.
- Beinige, herre, hAtte min herze von aller irdenischer liebin und
- gfis herre nider dine himelvl&t in mine dArre sele, de ich be-
- weine din grosse smacheit und miner sAnden jamerkeit
- Herre, ich danke dir aller der gnaden, die du, lieber herre,
- mit vns getan hast und nu mit vns tust, und eweklich mit vns
- t&n wilt Ich bitte dich, herre himelscher vatter, in dem namen
- Jesu cristi, de du mich mit diner gnade lAterst von allen minen
- sAnden und beschirmest mich vor aller sAnde und beiige mich
- mit allen tngenden in das ewige Jeben.
- Ich bitte dich, herre Jesu Criste, dur dinen heiigen tot und
- dur die kumberliche not, die din heiiger licham an dem heiigen
- crAze leit, de du herre, mit den 8gen diner gotlichen erbarm-
- herzekeit und diner menschlichen trAwe und dines heiigen geistes
- gunst, alle mine not und minen jungesten tot wellest rflchen
- anzesehen; und gib mir herre, dene dia selbes lichamen, de ich
- dich herre, dene m&sse enpfön mit warem cristanen glöben, mit
- herzeklicher liebin, also, de din heiiger licham mfisse wesen und
- bliben die jungeste spise mines lichamen und de ewige brot
- miner armen sele.
- Ich bitte dich mer, vil lieber herre, de du deüe miner armen
- sele mit dir selber wellest trösten und mich deüe von allen
- vienden wellist lösen. Ich bitte dich, vil lieber herre Jesu Criste,
- de du den min arme sele wellest enpfön in dine vetterliche
- hende, und bringe mich deüe mit aller vröde us von disem
- 14*
- 212 Sechster Theil.
- eilende in dines gebenedigten valter lant, da ich dich, herre,
- mit allen seligen heiigen mflsse benedigten nnd loben, die nu
- da sint und noh komen s51Ient.
- Des gewer mich, lieber herre Jesu christe, und alle die mit
- mir, die mich dur dine liebin gnedig und geträwe sint, und hilf
- öch alle den mit mir, die mir wider dine hulde vngetrüwe und
- vngenedig sint, und gemeine allen den mit mir, die gelöbig
- cristanmenschen sint.
- Ich bitte dich, herre, dur din selbes ere, de du vns cristanen
- lüten wellest geben ane vnderlas in dem stfile ze Borne ein
- höpt vol aller cristanen tugenden, da die heiige cristanheit von
- gebreitet müsse werden in der meine und gelöset von allen
- s Anden und geheliget mit allen tugenden, also de du, lieber
- herre, hütte mit diner almehtigen haut wellest rüchen zu lösende
- Jerusalem und alle die stette und die laut, die mit unrehter
- gewalt betrübet sint, durch dine, herre, namen drie.
- Mit allen heiigen bitte ich dich, vil lieber Jesu Criste, vmb
- cristanlichen vriden und vmb notdürftige frühte und vmb gne-
- dichlich^) wider disem lande und allen cristanen landen.
- Ich bitte dich^ herre, de du dine vründe behaltest in dime
- dienste, und dine viende bekerest und krenkest an ire bosheit.
- Ich bitte dich, keyser aller eren und crone aller fürsten,
- herre Jesu Criste, für die forsten in disem lande und in allen
- cristanen landen, de du si, herre, hütte rüchest vereinen mit
- deinem heiigen geiste, also das si niemer kein sündige reise
- stiften wider dinen hulden und wider ir selekeit.
- Ich bitte dich, lieber Jesu Criste, vür alle die cristanmen-
- schen, die hütte in nöten sint, in wassernot, in suche, in ge-
- vengnisse, in betrübnisse, in alzegrossem armüte. Ich bitte dich
- dur dine milten güti, de du si hütte also wellest trösten, de si
- dinen ewigen trost und dine gebenedigten hulde niemer mögen
- verlieren.
- Ich bitte dich, heiiger vatter von himeh-ich, ftr alle die
- cristanen seien, die hütte von irme lichamen scheiden, de du,
- ') Hier stheiiit etwas in der Handschrift zn fehlen.
- Cap. XXXVIII— XXXIX. aio
- erbarmherziger got, ir behalter wellest sin^ und vrteilen si in
- das ewige lieb.
- Eya, lieber hene, erbarme dich vber die seien mins vatters
- und miner müter und vber alle die sela, die in dem vegefär
- sint L5se si herre^ dur dine here namen dri in dirre stunde:
- Requiescant in pace. Amen.
- Ich bitte dich, lieber herre vür mine gaden, de du uns allen
- die tugende wellist geben, die vnser leben reinigen und heiigen,
- dir ze lobe ttnd ze helfe der heiigen eristanheit. Nu enphäh
- herre, hütte dis gebet und min clage, und gewer mich nach
- dinen gnaden. Amen .
- XXXVI IL Nieman mag Götz himel stören. Die helle verwiset goL
- Eya lieber herre, almehtiger got, wie lange sol ich hie stan
- in der erden mines vleisches gliöh eime stekken oder einem male,
- da die I6te zft lÖfPent, werfent und schiessent, und langa miner
- eren haut geramet, mit geswinder argheit? Hörent nu dise ant-
- wurt: Nieman ist so listig in sime schütze, nieman ist so arg
- an sinem grime, de er mine himele möge zerstören, zerbrechen
- oder schedelich gerfiren, da ich wonhaft iiie bin. Mere die mich
- hüte in die herberge zühen und mich mome vswisent, die
- glichent der helle. Des fundament ich bin, des tynaphel wil
- ich och bliben. Eya herre, wer sol mir des gehelfen, dd iob
- alle mine wege also wandele, eb ich glippfe, de ich nit Valle.
- Die vorhte sol mich vf halten, der gotz wille sol mich 'leitönjH /
- XXXI X, Van dem gegenblike gottes sckui an vnser VrÖwen und
- ir gewalt, v -o uo"! .\\7,
- 0, drie personen haut ein namen in eitifeitf^ot vngeteilt.
- Si vliessent gegen Marien antlize wunenyi^b)ljn},jeil^/ g^iirame
- vngescheiden mit voller vlftt, in milter >g^b^ijfl^t;I^laiif^ .j^cjhiflft
- der himelschen eren. Mit vnsprechliql^^l' g?ift^ei|r)$r§fcer4?^i|e66flß
- de si schinet und lühtet also, de (J^r .bgbeig^g^pj})ik ^absHg/HK
- drivältekeit vor vnser fröwen 9J0iji%i\^i^^trjaio imid loh lov
- Er vlüsset noch fürbas
- Und erfüllet alle diemfitigen mi^ajÄ^s.jlhiloBbnisH ('
- s^^^ Sechster Theil.
- Und git inen schin und ere
- Vor den andern verre.
- In dem gegenblikke mag unser frowe wol gebeiten; mere wil
- si bitten y de mag si diemäteklichen tnon, wan got mit siner
- mine in irer diemütekeit mensche wart, bedarf vnser fröwe die-
- mfltekeit in dem himelriche niht mere, dene de si den almehtigen
- got eret über sich in vndertenikeit, mit allen seligen, die irem
- bilde volgent.
- Unser vröwen gegenblik ist gekläret mit aller der gäbe
- unverderbet, die si enpfieng von gotte. Si ist 8ch gezieret mit
- allen tugenden vollekomen; si ist gekrönet mit aller wirdekeit.
- Hiemitte vlüsset si wider in got vol aller annemikeit.
- Wie vnser fröwe gebruchet der heiigen drivaltekeit und wie
- sich got mit ir vereinet ob allen Intern menschen, de ist vn-
- sprechlich; mere, also vil als si hie vereinet waren, also vil ge-
- bruchet vnser vröwe und also vil gösset vnser herre ob allen
- heiigen in si. Vnser vröwe hat gewalt vber alle tiifel ze hin-
- dernde von den menschen. Darvmbe bestanden wir gerne vnser
- Ave maria in irme gegenblike, de si vnser hie gedenke.
- XL, Bekorunge, die wdt vnd ein gut ende prüfent vm,
- Nieman weis wie vaste er stät, er werde e gestossen mit
- der bekorunge des libes.
- Nieman weis -wie stark er si, er werde dene e anges4cbet
- von der weite bosheit.
- Nieman weis wie gut er selber si, eb im werde ein gftt ende.
- XLL Von dem gegenblike gotz in den Menschen und in die
- engele. Fünf ding hindernt die schriffL
- Ir wellent de ich fürbas schribe und ich enmag. Die wune,
- die ere, die clarheit, die trütunge, die warheit, die ist ob mir
- also gros, de ich stum wurde') vürbas me ze sprechende das
- ich bekene. Mere ein Spiegel wart gesehen in dem himelriche
- vor der brüst einer jeglichen sele und lip, darin schinet der
- ') Handschrift: wrde.
- Cap. XL— XLIII. 215
- Spiegel der heiigen drivaltekeit und git warheit and bekantnisse
- allen den tagenden^ die der lip je begieng^ und aller der gabe^
- die du sele in ertrich je cnpfieng. Davon schinet der here
- gegenblik von einer jeglichen persone wider in die hohen majestat
- da si vsgeviossen hat.
- Der engel gegenblik ist furig minenclar, wan si haben grosse
- liebin zu vnser selekeit. 8i dienent vns anc arbeit und ir Ion
- wahset^ diewile dise weit gestat. Dö wäre gottesmiüe hat die-
- selben eraft an den engelen die si an den menschen hat. Das
- wir mit arbeiten dienen, de ist davon de wir sündig sin.
- XLIL Die schreib sivester vidüilt an einer cedden irem bräder
- B, predier orden und sprach.
- Die allergröste vröde die in himelrich ist, de ist der wille
- gotz. De vnwille wille si, davon kumet götlichü vrÖde in des
- betrfibten menschen herze. Das ist eis geistlichen menschen
- bihte, de man die gäbe versmahet, die von gotte kumet. Pin-
- liche gaben sollen wir mit vröde enphäu. Tröstlich gaben sollen
- wir mit vorhten enpfahen, so mögen wir vns alle ding nötze
- machen, da über vns gant. Lieber b&le, sicst eintrehtig mit
- gotte und vröwe dich sines willen.
- XLIIL Dise schrift ist vs got gevlosseti.
- Dise Schrift die in disem buche stat, die ist gevlossen vs
- von der lebenden gotheit in Swester Mehtilden herze und ist
- also getrüwelich hie gesetzet, also si vs von irme herzen gegeben
- ist von gotte und geschriben von iren henden. Deo gratias.
- 216
- Dis ist de sibende teil
- /. Von der crone und von der wirdekeit vnsers herren Jesu
- cristi, die er nach dem jungesten tage empfahen soL
- Unser herre^ der himelsch vatter^ hat noch behalten in siner
- gotliehen wisheit manige vnsprechliche gäbe, da er nach dem
- Jungesten tage sine vserwelten kinder mitte zieren wil, nemlich
- sinem eingebomem sane Jesam vnsem I&ser. Dem hat der
- himelsche (vater) ein cronen bereit mit also grossen ^ erlichen,
- manigvaltigen werke gemachet und gezieret, das alle die meister
- die je wurden und nu sint und jemer sönt werden nit möhteut
- volle öchriben die clarheit und die manigvaltigen wune der crone.
- Die crone wart gesehen mit geistlichen ögen der minenden sele
- in der ewigen ewikeit, und wart ir bekant ir geschöpfnisse.
- Wc ist de, ewekeit? Das ist die vngeschaffene wisheit der ende-
- losen gotheit, die weder begine noch ende hat. Die crone hat
- drie bogen: Der erste böge der crone waren die patriarcheu,
- der ander die propheten, der dritte die heiige cristanheit. Die
- crone wirt gebildet und geblümet mit der gegenwirtikeit aller
- seligen die an dem jungesten tage gotz rieh besitzen sölleut.
- Si söUent doch ire wirdekeit ordenlich besitzen nach iren werken.
- Der erste böge der crone wirt gewiret und erl&htet mit edelme
- gesteine aller der heiigen inikeite und guter werken, die die
- Cap. I. 217
- pakiarchen je vollebrahten. Der bogen wirt öoh gebildet mit
- menschlichem bilde sei und lip. De erst bild uf dem bogen der
- crone ist Sant Stephan nnd alle die martyrer gebildet mit ime^
- die je in cristaneti geloben ir blüt gegossen hant; dabi sant
- Peter und alle gotz apostelen mit im öch gebildet. Dabi alle
- die seligen, die der apostelen lere gevolget habent. Di elichen
- lute sön och an dem bogen gebildet sin mit iren kinden, die
- mit guten werken gotte gevolget hant.
- Der ander bogen der crone der wirt gebildet mit allen
- Bebisten und allen geistlichen vettern mit tm^ denen got sinü
- schaf bevolhen hat. Der bogen wirt gewiret mit aller geistlicher
- gewalt und wirt geblfimet mit cristanlicher lere.
- Der dritte bogen der crone wirt gebildet allerschonost mit
- der edelen menscheit vnsers herren Jesu cristi, und bi tme sin
- erlichA müter Maria mit allen iren jungfröwen die dem lambe
- volgen söUent. Sant Johans Baptiste der wirt da dem lambe
- gebildet vil nahe, und alle die gebl&met bi ime, die vnder sinen
- henden cristen worden sint. Der böge der crone wirt mit der
- schöpfhisse aller creaturen gewiret nach der liebi und nach der
- meinnnge des sch&pfers die er dozü hatte, do er alle ding ge-
- schAf nach sinem willen. Du crone wirt vberal geblfimet mit
- mangem ritterlichen schilte des heiigen starken cristanen geloben.
- De keyserrich sol öch an der cronen stan gebildet, gewiret
- und geblfimet untz an den jungesten geburen jemer danach
- wirdig de si gotte gedienot hant. Die crone sol öch geziüet
- werden bi endecristes zite mit manigem erlichen bilde, als helyas
- und Enoch und manig heiig martyrer vor tn, geblfimet mit der
- helikeit ira lebenes und gewihet mit irm getniwen bifite.
- Die crone sol öch geverwet sin mit des lambes blftte und
- erliihtet und vergAldet mit der creftigen mine, die Jesu brach
- sin sfisses herze enbinen. Dise crone hat vnser faimelscher vatter
- geschaffen, Jesus cristus hat si verdienet, der heiig geist hat si
- geworcht und gesmidet in der vürinen mine und also vtige")
- gemachet mit der edelen kunst der heiigen drivaltekeit, de st
- ') Handschrift: wge.
- 218 Siebenter Theil.
- vnserm löser Jesu ehristo also wol füget und also erliehen stät,
- de der himelsche vatter und von sinem eingebornen sune me
- vröden enpfät. De mü sin. Alleine die ewige gotheit sunder
- begine alle wu&e und vr5de hat in i^ne und nu hat und jemer
- haben sol, so tut im doch de sunderlichen eweklich wol, de er
- den ewigen sun mit allen sinen volgen so vrölich ansehöwen sol.
- Sweüe Jesus cristus sin j äugest gerihte hat getan und sin abent-
- essen hat gedient und begangen, so sol er dise crone von sinem
- himelschen vatter in grosser ere enpfän und mit ime die mit
- libe und mit sele zu der ewigen hohgezit dar mit arbeit komen
- sint. So sol ein jeglich sei und lip ir wirdekeit an der crone
- sehen.
- Die crone ist geztiget in ertrich in türer koste, nit mit silber
- iioch mit golde, noch mit edelm gcsteine, mer mit menschlicher
- arbeit, mit menschlichen trehenen, sweis unde blfit, mit allen
- tagenden und ze jungest dem pinlichen tot. Die engele werdent
- an der cronen nit gesehen j darumb das si nit menschen sin; aber
- si müssent mit wuneklichem sänge got loben an der erone.
- Der erste kor singet alsus: Wir loben dich herre, vmbe din
- elichen e, da alle dise von sint komen, die gebildet sint an diner
- crone. Der ander kor: Wir loben dich herre mit dem geloben
- Abrahe und mit der heissen gertinge und prophetien aller pro-
- pheten. Der dritte kor: Wir loben dich herre, mit der wisheit
- und vromekeit aller diner apostelen. Der vierde kor: Wir loben
- dich herre mit dem blute und mit der gedult aller diner mar-
- tyrer. Der fünfte kor: Wir loben dich herre, vmb de heligc
- gebet und cristanliche lere aller baptisten und aller bihtem. Der
- sehste kor: Wir loben dich herre, mit der rüwe und stetekeit
- diner wittewen. Der sibende kor: Wir loben dich herre, mit der
- küscheit aller juncfröwen. Der ahtode kor: Wir loben dich herre
- mit der ft-uht diner mftter und maget. Der nünde kor: Wir
- loben dich herre vmb dinen heiigen tot und vmbe din erlich
- leben nach dinem tode und vmb dinen grossen vsvlus aller gäbe
- und aller gute, da du uns herre mitte gehöhet und loblieh ge-
- ordenet hast. Wir loben dich herre mit diner vürinen mine, da
- du uns ine vereinet hast.
- Cap. I. 21 »
- Oben vflTen der crone swebet de allerschönste baner, de je
- in disem keyserriehe wart gesehen. De sol das heiige crüze
- weseD; do eristus sinen tot het an gelitten. Das crüze hat vier
- ende, de niderste ende ist gezieret mit wune, claror dene die
- sune. Zft dem vordem ende vnder dem crüze swebent vfgerihtet
- die söle, geverwet mit des lambes bifite, geblfimet und gezieret
- mit den nagelen, da vnser herre mitte wart gewundot. Oben
- vf dem böme des crüzes swebet die allerschönestü keyserlichü
- dtirninti crone des riches.
- Die dorne sint geblftmet
- LilienwiSy rosenvar,
- Wuneklich, himeldar.
- Dis ist de baner der cronen, da Jesus eristus den sig mitte
- gewan und lebendig wider zfi sinem vatter kam. Alzehant nach
- dem Jungesten tage in der ewigen hochgezit, kis got allu ding
- nüwe hat gemachet, so wirt disü crone geoflfenbart und swebet
- vf dem höbet der menscheit vnsers herren, der heiigen drivalte-
- keit ze eren und ze lobe und allen seligen ze vröde jemer mere.
- Die menschheit vnsers herren ist ein begriffenlich bilde miner
- ewigen gotheit. Also, de wir die gotheit begriffen mögen mit
- der menscheit, gebruchen gliche der heiigen drivaltekeit, halsen
- und küssen und vnbegrifliche gotheit vmbevahen, den himelriche
- noch ertrich, helle noch vegefür niemer begriffen mag noch
- widerstan.
- Die ewige gotheit schint
- Und lühtet, und machet miüelastig
- Alle die seligen die ime gegenwirt^g sint,
- De si «ich vr6went ane arbeit
- Und lobent jemer ane herzeleit.
- Die menschheit vnsers herren g^üsset,
- Vröwet und minet ane vnderlas
- Sin vleisch und sin blfit.
- Alleine da vleisch noch bl&t nu nit si,
- So ist doch die brüderliche sibbe also gros,
- De er sine mensehlich nature
- Sunderlichen minen müs.
- Der helige geist git 5ch us
- Sinen minenden himelvlus,
- Damitte er den seligen schenket
- Und si so voHen trenket,
- 220 Siebenter Theil.
- De si mit vr5deii BiDgeut,
- Zartelich lachent und springcnt
- In gezogener wise, und vliessent and swiment,
- Si vliegent nnd klii&ent
- Von köre ze köre nnd vür des riches h&hin.
- Da sehent si in den Spiegel der ewekeit
- Und bekenent den willen und die werk der heiigen drivallekeit;
- Und wie si selbe geformet sint an übe
- Und an sele, als si jemer mere s51Ient blibe.
- Die sele ist in dem lichamen gebildet menschen glich,
- Und hat den g5tlichen schin in ir
- Und schinet dur den lichamen
- Als das lühtende golt dur die clare cristallen.
- So werdent si also vro und also vri,
- Snelle, gewaltig und minerich,
- Clar und gotte glich
- Als das mag müglich sin.
- So varent si war si wellent über tusent mile,
- Als man nu einen gedanken denken mag.
- Prüuent was das varendes sie;
- Denoch m5gent si das ende des riches niemer begriffen
- Noch ber&ren das wite rum und die guldine Strassen;
- Die sint vbergros, und sint doch wo! ze masse;
- Und doch nit guldin, want si eweklich besser sint
- Dene golt und edelgesteine;
- Dis ist alles erde '
- Und sol ze nihte werden.
- Hie kunt das ende der crone:
- Der heiig geist der smidet noch das ende diser crone
- Untz an den jungesten t»g;
- So wil im der vater und der sun sin arbeit Ionen.
- Er wil im geben ze ione alle die seien und lip,
- Die in gotz rieh gesamet sint.
- Da soi der heiig geist eweklich ine rüwen,
- Und er sol si ane vnderlas grüssen und vrdwen
- Alles de dur gotz liebin je gutes wart
- Oder je wirt getan ;
- Alles das durch got wirt gelassen und gelitten,
- De müs alles an den cronen geblümet stan.
- Eya wel ein crone!
- Eya wer gehilfet mir des, de ich noch an der cronen
- Ein klein bl&melin m5ge sin,
- Als die westbaren, die du minsten blümen an der eronc sint!
- Ist dise rede iht ze lange^ das ist des schult, de ich in der
- crone manigleie wune vant; doch han ich mange länge rede mit
- Cap. I— n. 821
- kurzen Worten gesetzet. Dis sprich ich vf mich selben: Wie
- lange wilt«, snöde weit, bellen? Du nifist doch swigen, wan de
- allerliebeste müs ich verswigen.
- //. Wie an aller seien tng ein mensche hat vär die selan gemeine.
- An aller seien tag bat ich mit der beiigen cristanheit für
- die gemeine seien, die ir bfisse in dem vegefür gant. Do wart
- ich gewar eins vegevüres, de war glich eim ouen, der was
- ussen swarz, innenan was er färesflammen vol. Do sach ich
- hinin, wie si stünden in den flamen, und brunen als ein gebunden
- stro. Do stfint eine bi mir, die wc glich einem grossen engele,
- den vragete ich wie de were, de sich die seien so sere vstrungen,
- sweüe das gebette kam zu inen von guten lüten. Sümliche
- trungen vs, und sümlich mohten nit vs. Do antwurt mir der
- den ich vragete: Do si in ertrich waren, do weiten si nit ze
- helfe denen, die si in nöten baten. Do erbarmete sich min sele
- über ir mäht und über ir wirdekeit und rief in den himel: Herre
- got, m5hte ich zu inen hie in vain und liden mit inen, uf de si
- desto § zu dir kemen! Do wisete sich vnser herre, de er der
- engel was, der bi mir stünt und sprach: Wiltu hie in, so wil
- ich mit dir hie in. Do ymbevieng vnser herre des menschen
- geist und vürte si hinin. Do du sele hinin kam mit vnserm
- herm, do was ir nit we. Do vragete si, wie manigi ir were?
- Do sprach vnser herre: Du mäht ir nit erzellen, und es sint die,
- vür die du hast gebetten, do si uf ertrich waren.
- Do vant ich den, über den ich vor drissig jaren pflag ze
- bitten, do wc ich betrübet, wan ich hatte (bäte?) mich in ze
- geben, und ich entorste vof miner snödekeit also grossen heiTen
- also grosser dingen nit bitten. Do sprach ich ein wort alsus:
- Eya lieber herre, wbltestu si lösen? Do hüben si sich allzemale
- vf in grosser meine, wunenklich, wisser dene ein sne und swebten
- hin gegen dem paradis in einer süssen, claren wune; da rüweten
- si mit vröden ine. Do si sich hüben vs dem vüre, do sungen
- si den salmen allen vs : Laudate ptieri dominum. Da nach sun-
- gen si: Wir loben dich herre, vmbe die gr5ssi diner gflti, vmb
- die milti diner gäbe und die trüwe diner helfe.
- 222 Siebenter Theil.
- Noch stAnt vnser herre bi der statte des vüres und hatte
- des menschen geist vmbeyangen; do sprach des menschen sele:
- Eya herre ^ du weist wo! was ich gere.
- Das WC de si gerne wolte, uf unsers herren füsse,
- De si ime danken m5hte.
- Do lies si vnser herre nider,
- Und si dankete ime wider,
- De si die grossen ere mohte ansehen,
- Die von gotte den armen seien was geschehen.
- Do vant si vf sinen v&ssen
- Die rosevarwen wunden
- Vnser waren idsunge.
- Do bat si: Herre gib mir dinen segen.
- Do sprach vnser herre:
- Ich segne dich mit minen wunden. --
- Po m&sse mir geschehen
- Und allen gotz und minen fründen.
- Dis ist leider von minen arbeiten nit geschehen,
- Wan ich han der heiigen cristanheite vile
- Yil werder dene das mine.
- « ■
- ///. Wie nüze de «^, de ein mensche mit dierh'ätigen Worten dn
- herze besehe äne vnderlcts»
- Ich enweis nieman also güt^ tn st des not, de er sin herze
- äne vnderlas besehe und bekeüe, wc da ine wone und ^h vil
- diker bescbelte sine werk alle. Dis sol man tun mit düemüUgen
- Worten. Dis lerte mich gottes stime, wan ich nie kein werk so
- wol getet, ich bette es wol bas getan. Dis ist min schelten; an
- schelten wir vnser blödekeit alsus: Eya du allersnödestA creatar,
- wie lange wiltu din vnnütze gewonheit herbergen in dinen fänf
- sinen? Vnser kintheit die was toreht^ vnser jugent wird ange-
- vohten, wie wir darine gesiget haben ^ de ist gotte offenbar.
- WO; leider min alter stat mir nu sere ze scheltende, wan es
- ist ufiAtze an schinenden werken und ist leider kalt und von
- gnaden. Es ist öch vnmehtig, de es der jugent nit hat, da; es
- die vürigen gotzmiüe mitte tragen mag. E^ ist öch ynlidig, de
- ime kleinü pipe vil we tat, da du jugent nit vf enahtet. Doch
- ist de g&t alter geme langbeitig und es getrüw^t got alleine.
- Vor siben jaren do dagete ein betr^beter a}t m^omebe disen
- schaden vuserm herrn. Do antwurte im got alsus: Din kintheit
- Cap. II— m. 223
- WC ein geselline mines heiigen geisteS; din jugent was ein brut
- miner menscheit, din alter ist nu ein husvröwe miner gotheit. —
- we, lieber herre, wc hilfet de der hunt billet; diewile de der
- wirt sclafef, so brichet der diep in sin has: Das gebet des reinen
- berzen erweket doch vnderwilen denselben toten Sünder. we
- Sünder^ wie sere mag man dich beweinen, wan du bist ein mor-
- der din selbes, und ilu bist ein schade aller gfite und öch ir
- vrome! Der gfite mensche enpfahet grossen vromen; sweüe er
- sihet de ein ander snödet oder vallet in die sünde, so sihet er
- wtl wite vmbe sich, de er in die not iht kome; so bessert sich
- der gfite mensche böser dingen, da volgent gerne gfiti werk
- nach; aber der böse wirt erger. Weüe er böse bilde sihet, so
- wirt er also böse, de er gfitü werk und gfite lüte versmähet;
- so behaget im sin eigen verkertfi wisheit allerbest.
- Min lieber schfilmeister, der mich einvaltigen, tumben, dis
- bftch geleret hat, der lerte mich öch dise rede alsus: Swas der
- mensche tfit, ist er nit warhaftig, du solt tm nit heimlich sin.
- Ich bekeüe einen vient, der ist ein dilker götlicher warheit in
- des menschen herzen. Eb man ime die statte git, so scribet er
- mit willekor des menschen die valschen wisheit dem mönschen
- in sin herze und spricht: Ich bin von nature zornig und krank. —
- Damitte mahtu dich nit enschuldigen mit gotte noch mit eren.
- Du solt von gnaden sänftmfltig und stark werden. „Ich habe
- kein gnade. ^^ — So soltu in vngnaden den gnedigen got anrufen
- mit diemfitigen trehnen und mit stetem gebette in heiiger gerunge,
- so mfis der wurm des zornes sterben. Du solt dir selber gewalt
- tftn, so darf kein pinlich gewalt vber dich gan von gotte noch
- von jeman; so wirt der wurm des komes zeniht. Wellen wir
- vnsem zom und alle vnser vnvoUekomenheit mit gotte über-
- winden und vertriben, so mfissen wir rehte vnser säntUcbe be-
- koninge beimelicbe verswigen^ und bewisen vswendig belig vr5-
- licb gelesse.
- we arme! Swie lange wir in zorne stürmen, haben wir
- iht gfttes an vns. Wir mfissen doch je wider zfi vnserme herzen
- komen, so müssen wir vns von schulden Schemen, so hat der
- zom vnser mäht verzert, und hat vnser vleisch verderret, und
- 224 Siebeuter Theil.
- so haben wir vnsre nütze zit verlorn, da wir got ifie gedienet
- solten han. we, das ist ein ewig schade! Aber o wel die
- sündige trehne rüwent mich, die man weinot in homütigem zome.
- Da wirt die sele also vinster von, de der mensche diewile keiner
- guter dinge rehte kan gebrachen.
- Die rüwige trehne sint also heiig; möhte ein grosser sünder
- einen rüwigen trehnen vmb alle sine sünde weinen, er kerne
- niemer zft der ewigen helle, blibe er also. Swie kleine teglich
- Sünde der gute mensche an im hat, die er fberein nit lassen
- wil diewile er lebt; stirbet er also ane bihte nnd ane büsse, wie
- heiig er ist, er mfis') ein zu bitterem vegefüre. Wan, als er-
- barmherzig got ist, als gereht ist er öch dabi allen sündcB
- und gram.
- Das rate ich mir, do müs di miüe wonen, bi dunkel gut
- sollen wir niemer sin. Da wonet du diemfitekeit gerne bi.
- /F. Von dem besmen vnsers herrm.
- Do ich ze kloster kam, darnach nit lange, so wart ich also
- sere gepinget von suche, de es mine vröwen erbarmete. Do
- sprach ich ze vnserm herren: Lieber herre wc wiltn mit diser
- pine? Do sprach vnser liebe herre alsus: Alle dine wege sint
- gemessen, alle dinü vosspor sint gezellet, din leben ist geheliget,
- din ende de wirt vrölich und min rieh ist dir vil nahe. — Herre,
- warambe ist min leben geheliget, und ich so wenig gutes mag
- getün? Do sprach vnser herre: Damitte ist din leben geheliget,
- de min beseme nie von dinem ruggen kunt. — Te deum lauda-
- mu8, d(; got also gut ist.
- V. Warumbe de kloster ze einer zit angevohten wctrl.
- Die söUent den heimlich gut tun, die si wisent des si Ilo^
- haftig sint, wan de gfit de man in enthaltet, de wil ich an dem
- clostere nit haben. — Dis ist du glosa. De ein jeglicher von
- sinem ambahte barmherzeklich denen gut tut, die er weis not-
- haftig sin.
- *) Handschrift: ^bein.
- Cap. VI— vn. 225
- VI. Von dem capitd und wie der mensche besehen ad sine brückt
- und die beiwein&n. Von zwein guldin 2]feningen und von güiem
- willen und gerunge,
- Swer dise bekantüisse hat, der klage und weine mit mir.
- Wan die vserwelten gotzkinder dike gotz liehamen nement und
- heleklich enpfahent, so müs ich mit brenender samwitzd[:6it in
- min eapitelbus gän. So kunt min vnwirdekeit und rflret mich,
- so knnt min vnylis und beschnldet mich, so kunt die lihtekeit
- mines gemütes und verwiset mir mine vnstetekeit, so kunt die
- snödekeit mines unnAzen lebefies und beträbet midi, so kunt die
- götliehe vorhte und geiselet mich, so krüche ich hin als ein deines
- würmelin in der erden und hfite mich vnder dem grase miner
- manigvaltigen yersumnisse alle mine tage, so sitze ich und schrie
- yf in den himel: Eya barmherziger got! Gönne mir, de ich hüte
- teilsamig möge sin der gnaden, die dine vserwelten nu enpfangen
- habent. Ilie antwurt unser herre alsus: Nim zwene guldine pfening
- die bdde glich sware sint und köf damitte; geltent si glich vil,
- 1^ fikit fli glich gut. we lieber herre, wie mag min sn&dekeit
- dimr gftti glichen, wan ich bin nit, als ich dir eren wol g5nde!
- * ■
- Idi -babe nit als es dir wol gezimet, und ich haften an nihte
- mit irost miner sele in der weite. Alsust bin ich verworfen und
- leiderer worden. Ich enbin nit als ich lange gegert habe. Dnsei^
- herre sprieht alsus: Mit gfttemi willen und mit heiiger gernng«(
- mäht du vergelten wc du wilt.
- VIL Wie d^r mensche ze aUer zit mit got vereinet «$.
- De der mensehe ane vnderlas vereinet si mit gotte^ de ist
- himelsdift Wofie Aber alle irdensche wöllust. Wie sol uns dis
- gMmhebeii? Unser gerunge sol ane vnderlas wandeln in allem
- vnsem werk, und söUent mit cristanem geloben und mit got-
- Uober bekantnisse ane vnderlas allA vnser werk besehen und
- tikmer unAtze sin^ so leben wir vnserm herren ^ot mit allen
- vns^m werken y vmb idlA sinen werk, dA er je gewirchte in
- ertrich durch vnser liebin. Sus sin wir vereinet mit ime in sinen
- irdenischen werken mit himelscher liebin. Hienach werden (wir)
- H. MeehthlM. 25
- 2S6 Siebenter Theil.
- geistlich erhöhtet ^ so loben wir ynsern herrengot mit allen den
- gaben, die je gegaben (wnrden), nnsern lip und gftt, yrAnde
- nnd mage und alle irdeniscbe wollust, die wir begeren mfthten.
- Hiemitte so danken wir gotte aller siner milten gaben , die er
- vns je gegab in ertrich an Übe oder an sele. So sin wir aber
- mit got vereinet an 'nemelieher liebin und dem&tig^r danbjbarkeit
- Damitte s511en wir alle gotzgaben in vnser herze druken, so
- wirt unser herre ') minenvol, so werdent vnser sine geoffenet und
- so wirt vnser sele also dar, de wir sehen in die gdtlich^B be-
- kantnisse, als ein mensche sin antlize besihet in einem claren
- Spiegel. So m&gen wir gotz willen bekeüen in allen ynseni
- werken, de wir den willen gotz eren und liep haben in pinlidier
- gäbe als in tröstlicher gäbe, nnd vröwen vns des de vns ge-
- schibet ane sünde. Die sollen wir beweinen und hassen wan si
- ist zit verwassen. Hie mitte werden wir in ertriche vereinet
- mit den heiigen in dem himelrieh, wan si vr5went sich allermeist
- vmb den willen gotz in dem himelriche.
- Ich enweis nit, wie der vient des gewar wart^ do mir got
- dise bekantnisse gab in der naht, nnd ich da ine mit grosser wufie
- vereinet was, do er z& mir kam und sprach getr&welieh, yfm
- er wolte mich beswichen. Sin stime horte ich mit min Tleisch-
- liehen oren und ich saeh schdpfenisse mit geistiichen dgen, BWBXtn,
- horwehtig and eime grAwelicheu maüe gelich» Ich vor)ite mich
- doch vor ime nit. De ist davon: Swen gotz gäbe in der sele
- swebet und in den sinen ringet, so mag sich der liohaine ia siner
- gegenwrtekeit nit ^) vorhten. Aber swene der licham doch in nAtzen
- werken ringet, kunt er dene, so wirt dem lichamen also we in
- siner gegenwörtekeit, de ich (nie) in so grosse pine in ertrieh kam.
- Do sprach er zu mir: Mir trömet ze naht; wie kb rieh wef6
- und vil hatte. Do wolte er, de ich solle wenen, das diw bdiige
- gotteseinunge mit der sele alles ein tröm were. Do spraali die
- husvrowe inwendig, des lichamen (die) sele: Du faigt nit war-
- haftig. Do sprach er: Ja, sol ich doch geweren also l|mg# als
- got lebt. Do sprach die sele: Nu bistu doch gelert^ sag mir.
- *) SIC vieleicht, hetre. ') Handschrift : mit
- (Jap. vm. 227
- WC sd ich tftn? Der tAfel mähte es alzevil: Du soltest dich
- vr5wen mid soltest dis grosse ding tragen in grossem gemflte.
- Die 8de: Ich bin noch leider also deine niet, de ich möge griffen
- durch der nadelen &ri aller miner vienden in die himelporten
- mines ewigen landes. Dei- ttifd: Da bist alzesere bezAnet. Die
- $de: In dinen Worten bekene ich din valscheit^ zwifel, ital ere
- and liofart. Gienge ein ^stehelin mnre vntz in die wölken al-
- tmbe mich) deiloch wArde min herze niemer von minen vienden
- sidier und jtl. Do stünt er und bibente vor mir. we, wie
- vol TalBcheit dächte mich das sine. Do röfte er sin höbet und
- ipmog zomeKchen hine.
- VIII. Wie ein mensche got suche.
- Als got wil wesen dem menschen vrömede, so sAchet er
- viisem herren got und sprichet: Herre, min pine ist tieffer
- deüe das abgmnde, min herzeleit ist bitterer deüe die weit, min
- Torbte ist grösser dene die berge ^ min ^erunge ist höher deüe
- die ateme. In disen dingen kan ich dich niergen vinden. —
- In disem jamer wart die sele irs lieben gewar bi ir^ gelich einem
- tchönra jungeling also schöne, de es vnsprechlich ist Und noch
- kette cd sich verborgen , so vället si vf sine vösse und grftsset
- sine wunden, die sint also sflsse, de si aller irer pine und alles
- ira altera nit bevinden mag. So dahte si: We, wie gerne sehestn
- sin antlAt, so mfistest du dich der wunden verzihen, und wie
- gerne hortestu sinA wort und sine gir! So stat si vf in vnwenk-
- lieber zuht gekleidet und gezieret. So spricht er: Sist wille-
- komen min allerliebeste! In der stime des wertes erkante si de,
- de ime ein jeglichA sele, die in siuen hulden gotte dienet, die
- allerfiebeste ist Do sprach er: Ich mAs din schonen an der
- brüchunge beide, din und min. „Die bruchunge ist vnsprech-
- Hch," — t)o sprach er: Nim dise cronen der juncftöwen. Do
- kam die crone von im und gieng vf ir höbet, die lAhte als ob
- si were von krterm golde. Die crone was zwivalt und was öch
- der mifien crone. Do sprach vnser herre: Dise crone sol offen-
- bar sin vor allem himelschen here. Do bat si: Herre, wiltu
- mome min sele enpfan, als ich dinen heiigen lichamen enpfangen
- 15*
- 228 Siebenter Theil.
- haD? Do sprach er: Du soll noch rieher werden mit lidende. —
- Herre, was solte ich hie in diseme closter tän? — Da seit si
- erlAhten und leren, und solt mit inen bliben in grosser ere. —
- Do gedahte si: Eya, uu bistu hie alleine bi vnserm herren.
- In dem gedanke sadi si zwen engel bi ir staU; die waren also
- abtbar alse irdenische vArsten vor andern armen lüten. Do
- sprach si: Wie wil ich mich nu verbergen? Do sprachen si:
- Wir wellen dich bringen von pine ze pine^ von tugendep zfl
- tugendeU; von bekantnisse zft bekantnisse^ von minen ze miiie. —
- Das dis ein sündig munt sprechen sol und müs, de ist mir swere
- und ich engetar es doch nit lassen von gotte, und vor gehorsami
- menschlicher schemede und götlicher vorhte müs ich behalten
- alle mine tage.
- IX, Wie die minende sde lobet vnsem herren mit allen creaturen.
- Die miüende sele wirt niemer lobes sat, dammbe samet si
- in sich selber alles de got je geschüf in ir gerunge und rftffet
- deüe in den himel: Herre, worin alle dise personen also volle-
- komen, und also helig^ eb es müglich were^ als din gebenedigte
- müter Maria, deuoch genflgete mir armen nit, de ich dich nAt
- möhte volle loben mit dinem einebomen sune. Herre^ mag man
- dich volle loben? Nein, des vröwe ich mich. Do antwurt vnser
- herre alsus: Die juncfröwen die mir lange gedienet habent, die
- sönt mich loben.
- X. Dis geBchach ze einer zit, do gros mfäre was*
- Ich bat vnsem herren got für vrlAges not und für manige
- Sünde der weite, do antwurt vnser herre alsus und sprach: Die
- Sünden stinken t mich an, vs von dem abgrunde des ertriches
- nutz in den himel. Were es müglich, si triben mich vs. Die
- Sünde hatten mich einist vsgetriben, do kam ich diemftt^klich
- und dienjte der weite untz an minen tot; nu mag des nit me
- geschehen. Nu müs ich biwilen mine rehtekeit buwen (sie) durch
- die Sünde. — Lieber herre, was sollen wir armen nu tun? Do
- sprach vnser herre: Ir söllent tch diemfltegen vnder die bibenden
- Cap; IX— XI. 229
- baut des almehtigen gottes und vörhtent tn in allen ywercn wer-
- ken. Ich wil noch volk lösen von aller not^ de sint mine.vrände.
- Das gemeine gebette sattet min herze. Wie min gemflte stat^
- de bewise ich. Das gebet höre ich gerne von geistlichen lüten,
- die es von herzen miöent. (Adjtitorinm nostrum in nomine Do-
- mini. Laudate dominum omnes gentes, Gloria patri. Regnvm
- mundi. Erttctavit cor mmm. Quem vidi. Gloria patri etc. *)
- Herre^ himelscher vatter^ enpfahe dinen dienst und din lop
- von dinen betrübten kinden und löse din volk von disergegen-
- wirtigen not^ und löse vns von allen vnsern bänden^ dene alleine
- der miöe banden ^ die mflssen nie von vns genomen werden.
- XI. Wie vmer herre wart glich gesehen einem arbeitenden maiie.
- Unser herre wisete mir ein glichnisse^ das er an mir erfüllet
- hat und noch tut. Ich sach einen armen vfstan vf der erden,
- der WC gekleidet mit armen lininen tfichen als ein arbeitende
- man. Ein borien hat er in den hande, da lag ein burdi vffe
- glich der erde. Do sprach ich: Guter man, wc tragest du? Ich
- trage, sprach er, dine pine. Kere dinen willen zft der pine und
- heb vf und trag, Do sprach der mensche: Herre, ja bin ich
- als arm de ich nAt habe. Do sprach vnser herre: Also lerteich
- min jungc^m, do ich sprach: Beati pauperes spiritu. Das ist,
- swene ein mensch nit vermag und gerne tete, de ist geistlich
- armftte. Der mensche. Herre, bistu es? Kere din antlAt zft mir,
- de ich dich bekenen möge. Do sprach vnser herre: Bekefie
- mich enbifien. Die sde. Herre, sehe ich dich vnder tusenden,
- ich bekailte dich wol. Min herze hat mich gebuwen in binen
- ze eime vare, und ich getorste ime nit zihen de er es werr.
- Do sprach ich: Lieber herre, disü burdi ist mir ze swerei. Do
- sprach vnser herre: Ich wil si mir also nahe legen, de du si
- wol mäht getragen. Volge mir, und sich, wie ich stftnt vor
- minem himekichen vatter an dem crAze und blip also. Do sprach
- si: Herre, des gib mir dinen segen. — Ich segne dich ane vn-
- ') Psalmen und Antiphonen im Ofßciam von hl. Jungfrauen.
- 230 Siebenter Theil.
- derlas. Diner piuen sol werden gtt rat. — Herre, de» hüf allen
- den, die gern pine liden dnr dich.
- XIL Wie ein mensche ital ere und hekorxinge widerstdn sd.
- Swefie der mensche iht gutes gedenket von ime selben^ so
- kunt zehant die ital ere gesprungen vs dem winkel des himel-
- schen herzen mit einer süntlichen woUust und wil sieh bereiten
- in die fnnf sine. So sol der mensche sin gemftte zft twingen,
- nnd sei sieh ze hant vür sin herze mit diemfitiger vorbte slagen
- und segen sich mit dem segne des heiigen crüzes^ so wirt si
- zehant ze nihte, als eb si nie wurde. De han ich arme dike
- bevunden. Dis selbe sol man tun zehant, swene die bösen
- vliegenden gedenken koment. Die verswindent öch von der
- craft des heiigen crüzes, swefie es dem menschen leit ist.
- XIIL Wie unser herre wart gesehen glich einem pilgerin.
- Ich ai*me vnwirdige, ich versache min selbes und sprich das
- ich gesehen han und gehöret in gotte. In einer naht sach ich
- vnsern herren stan in einem glichnisse eines pilgerines, and er
- tet als er gewandelt hette die cristanheit durch. Do viel ich vf
- sine fisse und sprach: Min lieber pilgerin, wanan kumestn?
- Do sprach er: Ich kum von Jerusalem, (do meinte. er die cristan-
- heit) und ich bin vertriben von der herberge min. Die beiden
- bekanten min nit; die Juden wellent min nit, die eristane vek-
- tent mich an. — Do betete ich fär die cristanheit Da ent-
- schuldete sich vuser herre allerscbönest von der grossen smaoheit,
- die er lidet von der cristanheit, und leite us, wie vU g&tes er
- der cristanheit getan hat von anegenge^ nnd wie vil er gearbeitet
- het vür die cristanheit und noch alle tage sftdhet die etat an tn,
- de er sine gnade in si giessen möhte. Do clagete vns^ herre
- aber nnd sprach: Mit ir willeküre tribent mich die lAte von der
- herberge irs herzen, und swene ich keine stat an ia vinde^ so
- lasse ich si bestan an irre willeköre nnd wene si atefbcmt, ab
- ich ß\ dene vinde, als vrteile ich vber si. — Do bat ich- tta die
- samenunge: Lieber herre, la si nit verderben, ich wil in iren
- fVithof setzen ein lieht, da sönt si sich bekenen bi.
- Cap. XII— XV. 231
- XIV. Vofi gotz erwelimge und segme.
- Ih einer andern nabt, do ich in minem gebete wa» und in
- geninge und versach mich nibtes^, do wart ich gewar vnsers
- berren. Er stflnt in dem fritbove nnd hatte vor im die ganzen
- samenungC; also geordenet als »i komen waren ze clostere. Do
- sprach vnser bene zfl inen: Ich han veh er>velt, erwelent ir mich,
- 80 wil ich fch geben. Do »sprach ich: Herre, was wiltii In geben.
- Do sprach er: Ich wil schinende Spiegel vs !n machen in ert-
- riebe, also, alle die si gereu, de si ir leben bi tn bekenen s511ent.
- Und in dem himelriehe wil ich st machen lähtende spiegele, also
- alle di si gesehen de si bekenen, wie ich si erweit habe.
- Do reichte vnser herre sine haut und gab fn sinen segen
- nnd sprach: Ich segenen fch mit mir selben: ir wellent mich
- in allen irv/em gedenken. — Die vnsem berren wellent in allen
- iren gedenken, de sint die seligen, die vnsem berren ze rehte
- lobent. Do sprach ieh, si wellent mich vragen, in welicher ahte
- ich dich gesehen habe. Do sprach er: Es sint semliche vnder
- inen die mich bekenent.
- XV. Wie der mensche, der die warheit mimt, bitten sol.
- Der mensch der die warheit minet, der bittet gerne alsus:
- Eya lieber herre, g5fie mir und hilf mir de ich dich ane vnderlas
- stehe mit allen minen fftnf sinen, in allen dingen heleklich, wan
- ich dich erkom habe ob allen berren, und ich dich erkom habe
- ob allen vArsten miner sele brütegöme. Gib mir och herre, de
- ich dich vinden müsse mit aller miner gerunge, brenender und
- verloschener. Ich geren öch, de ich din gebrucheii tnüsse mit
- vliessender mifie aller diner gäbe. Gib mir herre, vollen dinen
- widervltts, der ervolle ^) minen munt, de mir pine, smehnisse,
- bitterkeit, jemer senfte tA. Das müsse mir von diner gnaden
- jemer geschehen; milter got, nu gewer es mir. Hilf niir och
- herre, de ich dich behalte in verzihunge alles mines willen nach
- diner gere, so verlüre ich mine vnverl5schen jemer me. Amen.
- ') Handschrift: er vollen.
- 232 Siebenter Theil.
- XVL Wie ein mensch geret und bat.
- Ein mensche liegcrti^ aber alle gäbe und Aber alle pine,
- das got sine sele entbunde mit eime heiigen ende. Do sprach
- ynser herrc: beit min. Do sprach der mensche: lieber herre,
- ich mag mine gerunge nit gestAren, ich wcrc bi dir also gerne.
- Do sprach vnser herre: Ich habe din bcgert e der weit begine;
- ich gere din und du begerest min. Wa zwöi heisse begerunge
- zesamen koment, da ist die miüe vollckomcn.
- XVIL Wie bekantniese sprichet ztl deni gewissede.
- Das bekentnisse sprach zA dem gewissen : Wie vi! man dich
- smehet und dir pine tAt^ das du doch luter in gotte stast
- Das gewissen. Vrö bekantnisse, ir hant ein gAt w5rtelin
- geseit. Sweüe alle sine wirrenisse^) hangen , der mAs ein die-
- mAtig herze haben.
- Bekentnisse. Vröwe gewissen^ ir hant einen so edeln spie-
- gele da ir Ach so dike teger (sie) ine besehent. De mag wol der
- lebendige gotz sun sin mit allen sinen werken. Es möhte öch
- anders nit gesin, de ir alsus wise sint.
- De gewissen. Vrö bekantnisse, swefie ich ni....*) ich, so
- ist mir beide wol und we; wol^ wan got de vliessende gAt ist
- gegen mir, we, wan ich so kleine an gAten werken bin.
- De bekantnisse: Vrö gewissen, ir hant an allen dingen lieber
- gottes willen und gottes ere deüe vwem vromen an libe und
- an sele, ir sint des tAfels h^le und gotz himelrich, was mag
- vch deile geliehen.
- Die getvissende. Vrö bekantnisse, alles de ich von gotte
- habe, de hat er mir ze borgende getan, das ich damitte werbe
- sin lob und sin ere und öch minen vromen; wan ich es im wi-
- dergeben sol, so bedarf ich sincr gnaden wol.
- Die bekantnisse: Vrö gewissende, ir sint sere gebunden mit
- der werlte sAnden, und geistlichen lAten vnvollekomenheit tAt
- ') Handschrift: wenisse.
- ^) Lücke in der Handschriflt.
- Cj^. XVI— XVUI» 233
- vch manig herzeleit Si babent die vrien willekAr, de si mögent
- varen ze himelriche oder zA der belle^ oder in das lange vege-
- fAr; das ist ^cb ein swerA burdin.
- Das gewissen: Vrö bekantnisse, ich klagen nit^ de ieb vn-
- willen babe nnd de ich wetag lide. Micb rAwet der weite sAnde
- ze glieber wis als die mifle pine reiniget den liebamen von
- sAnden nnd beiiget die sele in gotte; alsns wellen wir mit fröden
- stän ze sinem gebotte.
- Die bekantnisse: Vrö gewissende^ die gAtwilligen rieben in
- der weite, die opfemt got ir gAt und ir ahnAsen, die geistlicben
- lAte oppferent got in sinem dienste ir vieiscb und ir blAt, ob
- allen dingen oppferent si gotte in geborsami iren eigenen willen.
- De me wiget de mAs me gelten.
- Die gewissende: Vrö bekantnisse, biemitte ist es nit genAg,
- wellen wir gotz gebrucben in der höhin, so m Assen wir haben
- die crone der diemAtekeit und luterkeit, der kuscheit angeborn
- oder angenomener, und die höhi der mine ob allen dingen. Dis
- selbe wuüeeliche eleit treit an ir die heiige drivaltekeit; der
- vatter die höhi der mine, der snn der diem Atigen luteren kAscheit,
- die hat er allen sinen vserwelten mittegeteilet; der heiig geist
- das miüe brenen zA vns, allen vnsem gAten wisrken.
- Die bekentnisse: Vrö gewissende, die stetikeit an gAten din-
- gen, de ist ein arbeitende miüe, der mag man nit enbern, wil
- man mit gotte besitzen die höchsten eren in beidi, hie und in
- sinem ewigen riebe. Wol tm, der sich hie an in vlisaet.
- XVIIL Von der beveliunge der siben ziten der martir vnsers
- Herren.
- Ze mettin.
- grosser tow der edelen gotheiti
- deiner bläme der eftssen m^get!
- nütze fruht der schönen blumen!
- heliges oppfer des himelschen vattcrs!
- getrAwes lösepfant jiUer weite, herre Jesu Criste!
- Enpfahe din heiige mettiii ze lobe und eren
- Diner eilenden gebnrt, diner eilenden not,
- Diner seren martir, dime heiigen .tode,
- Diner erliohen vrstendi, diner sdiöner hiööelvart,
- 284 Siebenter Theil.
- »
- Diner almehtigen ere ee lobe und xe eren.
- Gedenk min, lieber herre,
- De ich an allem minem tftnde, an allem mincn lassende
- An allem minen lebende
- Dinen heKgen willen mftssc vollebringen
- Vf ein gut ende, diner heiigen drivaltekeit lü eren,
- Und alle die mit mir, die in dinem namen
- Dine und min vründe sint
- Z6 prime ziL
- ellendö smacheit, o kumberlicher smerze,
- Die totigete din herer licham und din süsses herze!
- Hilf mir, lieber herre, de ich alle min smaoheit
- Und alles min herzeleit
- In diner liebln mfisse und m6ge vorklagen,
- Als es dir in dinen ewigen eren m^ge behagen,
- Und ich da jemer selig ifie blibe.
- Ze tercie zit.
- swere burdi, o eilende draht,
- Die da uns herre hast getragen vnder dineni crüz^!
- Thig ona herre, Vber alle unser not
- In das ewige leben.
- Ze %eosU zu.
- blütigü not,
- wunden tief, o smerze gros!
- La mich herre nit verderben
- In aller miner pinen not. Amen.
- Ze none zit
- allerseligistü not!
- aüerheligester tot!
- allerwufieklichester Spiegel des himelschen vatter,
- Jesu criate, hoch an dem crüze gesdagen
- Dnr f&sse und dur hende:
- Ich bevilhe dir herre, min sele an minem jnngesten ende,
- Das ich m&sse ane vnderk» jemer me vereinet sin,
- Also din himelscher vatter was und ist tnit dir..
- Des gewer mich und alle die dich mit trAwen meinent. Amen.
- Ze Vesper zU, .
- gebundenes minevliessen!
- getrüwes herzegiessen!
- herer licham, der da dar mich getMet wart,
- Vil lieber Jesu Criste!
- Ich Mite dich,
- c^. na. 155
- De mne UM aiia ine vaderlM
- Mfinea und mhgeü eidi Mwen.
- An dem blfttigen sper
- Und an den wnnden dines B&saen henen,
- Und de mich min ellendü eele
- Da eweklich mftaee iile yr5wen
- Und die mit mir, f&r die ieli
- Cristauüich bitten mAs nnd wiL Amen.
- Ze eompldU zit
- hehgä tie£6n aller diem&telLeit!
- miltd breitin aller n^ben!
- erlichü mine aller h6hin, aller miöe, Jesu criste.
- Da du Ine bittest dinen himelsehen vatter!
- Erfölle na herre, din gebet an ans
- Und helige vns in der warheit
- Und gib vns die tieffin aller diemütekeit»
- Da wir ine neigen m5gen vnder alle Creatoren
- Waa die Creatoren in widerstan
- Der nit als wir tut.
- Gib vns herre, die breitin aller miltekeit,
- Gütwillig in aller vnser ordenange
- Ze voilebringen dor din liebin.
- Und gib ons herre die hOhin diner mine,
- Die vns loter halte in dir
- Und vn verderbet von allen irdenischen dingen. Amen.
- XIX, Von dem grüsse vnser vröwen.
- Ich grAiGfse dich, vröwe, liebA Marin:')
- de du bist ein wune der heiigen drivaltek^it.
- de du bist ein begine aller unser selekeit,
- . de du bist ein gesellin der heiigen engelen bie and in gotte«
- riche. —
- Ich gr&sse dich vrSwe, liebA Maria:
- de da bist ein blAme der patriareben.
- de da bist ein hoffiiange der propheten.
- de da bist ein wysse lylie der diemfltigen juncfröwen and
- Gedenken wie dir gekomen ist der grAs von Gabriels monde»
- Und gr&Bse mine sele an miner jnngesten stände,
- Und bring mich ndt vrftden vnbetrAbet
- ') Ich grfisM dich ^e. whrd jedeMMl MtaoeigBartig wftedetiiolt
- 236 Siebeater. Theil.
- Vs diBem «»llende in de VrödeBriche laoC.
- Dines lieben kindes da ich r&we vinde.
- Ich grüsse dich etc.
- de da bist ein lerende wisheit der apostelen,
- de da bist ein rose der marteren,
- de du bist ein bescherange der bihtere,
- de da bist ein helferin aller wittewen,
- de du bist ein ere aller heligen dinas lieben kindes,
- bit vnr mich, de ich mit allen minen werken
- geheliget werde mit inen,
- als es mir arme m&gelich si,
- Maria liebe keyserine.
- Ich grüsse dich etc.
- de du bist ein z&vluht der sündere,
- de du bist ein menlich hehrerin der verzwivelten,
- de du bist ein trösterin aller heligen cristanfaeit,
- de du bist ein eisunge aller der vbelen geisten,
- Wan si vervlöchet sint von dir worden.
- Betwing si, liebft vröwe von mir,
- de si sich niemer me gevröwen an mir^
- und ich jemer stete si an dinem dienste.
- XX. Wie man de am Maria sol bevdhen vnser fröwen.
- Gegrflsset siestu himelschö keyserifie, gotz mftfer und hferze-
- liebe vröwe min, enpfahe vröwe, bitte din Ave M., zc lobe und
- eren dem wuneklichen ögenblike des vatter und des sunes und
- des hellten geistes, der so wufieklich gegen dem tnegtlichen
- mAterlichen antlize offen und vnverborgen stat, vol aller selekeit.
- Eya vr5we, da an gedenke ich
- Mit aHer miner gerunge nnd aller miner bette.
- Alle mine pine und aUü mini\ not,
- Und aUes mtns herzeleidc«, miner eren,
- Miner seien und minea jnngeaten endea,
- Wene ich hioan wende
- Us disem jemerlichen eilende, —
- Dia m&sse alles dinen m&terlichen trüwen
- Und diner megtlichen ere bevolhen sin.
- Und diner vr5welichen gfiti ane vnderlas bevolhen sin,
- Und danft:iine'di6 iBft mir,
- Oap. XX~XXI. 28t
- Die dine und mine vrAnt
- In dem namen des almehiigen gottes sint.
- Herzeliebe vrowen min,
- Maria, edele keyaerin.
- XXL Wie ein mensche sin herze sei besehen eh de er ze gotz
- tische gt>
- Ir wellent lere haben von mir, nnd ich selber vngeleret bin.
- Des ir je gerent^ de vindet ir tnsentvalt in tweren bftchen.
- Weüe ich arme dar zA gan und mfls enpfahen den lichamen
- vnsers herren^ so besihe ich de antlitze miner sele in dem Spie-
- gel miner sAnden. Da sihe ich mich Ine wie ich gelebet habe^
- wie ich nu lebe und wie ich noch leben wil« In disem Spiegel
- miner s Anden ^ da sihe ich niht ine defie o we und o we! So
- wirf ich min anÜiz zA der erden und klage und weine eb ich
- mag, de der ewig ynbegriffenlicher got also gAt ist^ de er sich
- wil neigen in den Tnvletigen pfäl mines herzen. So gedenke
- ich alsuSy de billicher were nach rehte, de man minen lichamen
- Züge zA dem galgen als einen diep^ der sinem rehten herren
- Verstössen hat den tAren schätz der luterkeit, den mir got in
- dem heiigen töffe hat gegeben.
- Des wellen wir jemerlich klagen
- Alle die wile wir leben,
- De wir dikke vervinatert haben
- De m&saeata vns herre, vetterlieh vergeben,
- Welch Sünde der mensch nit gebihtet hat, noch öch nAt bihten wil,
- ' Da mitte sol er nit gotz lichame enphahen.
- Nu wil ich an die wäre hoffennnge trotten
- Und danken des gotte, de ich je wart gesehen,
- De mir armen de mag geschehen,
- De ich gotz lichamen mAs enpfön.
- Nu wU ich mit vr&den zA gottes tische gin.
- Und ich wil enpfUn das selbe blutige lamp,
- De an dem heiigen crAze wolte stän,
- Blätig vnverbnnden.
- Mit sinen heiigen fAnf wunden.
- Wol uns de de je beschachl
- In siner heiigen marter
- Wil ich verklagen alles min vngemach.
- So gan wir dene mit vr5den und mit herzeclicher liebin,
- Und mit einer offenen sele und enpfahen mnerti liebeü.
- tS8 Siebenter TbeU.
- Vnsern aller berzeliebotten lieben,
- Und legen tn in vnser tele
- Als in ein sftsse B&ssende wagen.
- Und singen ime dene lop und ere,
- Vmb de erste vngemach de er liden wolte,
- Do er in der kripfen lag.
- So nigen wir ime mit vnser sele
- Und mit vnsern fünf sinen
- Und danken vnaerm lieben und a|M«cben alsu6t:
- Herre, ich danke dir din selbes.
- Nn bitte ich dich, vll lieber,
- De du mir din olein6ter wellest geben,
- De ich luteiiich mbge laben
- Vs von allen Bünden.
- Herre, war wil ich dich defie legen?
- Was ich habe das wil ioh dir geben.
- Ich wil dich an min bette legen.
- Das bettelin ist alles pin,
- Swene ich gedenk an dine pine,
- So vergesse Idi der mine.
- Da solt mir herre min hMße legen.
- De wangeküssen, de ist min herzeleit.
- De ich nit enbin ze allen ziten bereit
- Ze enpbabende dine pinlicheti gäbe;
- Des ist herre, alle min clage.
- Dis bettes dekki ist min geronge,
- Da mitte ich bin gebanden.
- Wiltu nu herre mich stillen,
- So tft minen willen.
- Und gib mir die snndere, die In den hdbetiünden sin,
- So vr5we8ta die sele min.
- Herre, wc wellen wir nn von mifien reden,
- So wir alsust nahe zesamen sin gelegen
- In dem bette miner pine.
- Ich habe dich herre, enpfan,
- Als dn vf erden erstanden bist von dem tode.
- Lieber herzeliep, nu tr&ste min gem&te,
- De ich ane vnderlas Interlich bl dir gest&n.
- Da volget grosse selekeit nach.
- Gib mir herre, die schnldigen sele vs dem vegefÜr
- Alleine mir; de widergelt si alzetür.
- Nn han ich dich herre, enpfangen,
- Als du bist ze himel gevarn,
- Nu soltu mich, vil lieber, nit ze sere spam.
- leh müs je sterben yon mine^
- Du mäht mich harret niemer anders gestiUen«
- Gib mir herre, und nim mir herre alles wo dti wellest,
- Und las mir je disen wiUen,
- De icli sterben mftsae von mifie in der mine. Amen.
- XXIL Von dem lohe des himdichen natUirs.
- Wo! mir! ieh lobe didi alle wege,
- Groty diner edelen gAti,
- De da mich erweit hast
- ZA dime helfgen dienste.
- Heiige min gemftte,
- De ich mit hellger ifiekeit
- Alle dine gäbe enpfkh
- Und ich mit vröden b! dir bestt.
- XXIIL Wie man dem sune danken sol.
- Wol mir! ich danken dir, keyserlicher gotz aun«
- Des denke ich dir jemer me.
- De du mich in der weite von der weite hast genoAen.
- Din heiige pine Ist min,
- Die dn dur mich hast gelitten.
- Alles de ich jemer gelide,
- De wil ich dir da wider geben.
- Alleine es vngeliche si,
- Es machet doch mine sele vrl.
- Halt mich je in dinen hnlden,
- De du jemer gelobet mftssent sin.
- Jesus, min vil lieber,
- L6se mine bende, la mich zÜ dir beliben.
- XXIV, Von der mme vHt.
- Wol mir! Ich danke dir, heiiger geist.
- De ist min gelÖbe, de du bist
- Ein persone der heiigen drivaltekeit
- Din sAssen minenden bmne&vlüsse
- Vertilgent alles min herzeleit, '
- Wan si sanfte hergand
- Vsser der h^ligen drivaltekeit
- Ich bitten dich herre, hellger geist,
- De du mich bedekkest von aller argheit
- Der ^blen gelsten mit diner g&tlichen mine,
- Was si an mir suchen, de si de nit linden.
- XXV. Von dem ffinlsse der heiigen drivaltekeit.
- Ich arme von allen tagenden,
- Ich sn&de an minem wesselidei
- 24d Siebenter TheU.
- Getar ieh od^ nag,
- So grftsse ich die h5hin> die clarheit,
- Die 'wufie , die Wisheit , die edelkeit,
- Die wanderliclie einnnge der heiigen drivaltekeit,
- Do alles de vsgevlossen ist, vnbewollen,
- De do WC, de ist, de jemer wesen sei;
- Da müs ich je wider in;
- Wie sol mir de geschehen?
- Ich müs widerkriechen, wan ich schuldig bin;
- Ich müs gän vf besserunge mit guten werken;
- Ich müs löffen mit getruwem vlisse;
- Ich müs vliegen mit tabenvederen,
- De sint tagende nnd güti werk und heiiges gemüfe.
- Ich müa sweben an allen dingen über mich selber;
- Als ich allermüdest bin,
- So kume ich wider in. .
- Wie ich defie enpfangen werde,
- Do gesach nie menschen Öge,
- Das gehört nie menschen ore.
- Es mohte nie menschen mnnt gesprechen.
- Gloria tibi trinitaa!
- XXV L Wie man z& gotte vliehen sei in der bekorunge.
- Herre Jesu criste, ich armer mensche
- Vlehe dir und gere diner helfe,
- Wan mine viende jagent mich.
- Herre got, ich klagen dir,
- Wan si wellent mich dilken von dir. .
- Herre, almehtiger gotz sun, tilge si von mir.
- Gib mich nil in ir gewalt,^
- Und halt mich later in dir, .
- Wan du hast mich mit diner marter erl58et.
- Sist nu min helfe und min trost
- Und la mich herre nit verderben,
- Wan du wolltest für mich sterben.
- Herre Jesu Criste, ich suche dine helfe.
- . Erwek mine sele von dem sclaf miner tragheit
- Und erlühte mine siüe von der vinstemisse mines vleisches,
- Gib mir diu geleite,
- Ze wandelend alle mine wege zu dir ane sündc,
- Als es mügelich si von menschen,
- Wan tninü gebresten sehen dinü 8gen.
- ■ Maria, gotz müter, himelschü keyserin,
- Hiezu müssest min helferin sin,
- Wan ich leider schuldig bin.
- Das ich gnade .vinde
- Cap. XXVI-^XXVII. ^41
- ZA dime lieben luDde,
- MAter aller küscheit,
- Ich klagen dir alles min herzeleit. -Salve re§ina.
- XXVIL Wie der geiaäich mensche sin herze sol kiren von
- der weit
- Sweüe der geistlich mensche mage und «inen liebsten vrünt
- vor im sihet schone gezieret und gekleidet nach der weite, so
- bedarf er wol, de er gewaffent si mit dem heiigen geiste, de er
- nit gedenke: Alsus möhtestu öch wol getan haben! Von dem
- gedanke wirt im sin herze als vinster und sin sine als vnbereit
- zfi gotte, und sin mfit also treg ze heligem gebette und sin sele
- also rehte eilende von gotte, de er deiie sinen weltlichen magen
- inewendig gelicher wirt dene eim geistlichen menschen:
- Wil er luter mit gotte gestan,
- So müs es an ein striten gan,
- So ist dene sin gewissede betrftbet,
- Das ein lühtevas ist des heiigen geistes,
- Wan die gewissede lühtet niht
- An des heiigen geistes lieht
- Swene de lieht schone in dem lühtevas Istentbran^
- So ist des lühtevi^sses zierde schone bekant.
- Also ist es vmb dem geistlichen menschen,
- Dem aller der weite zierde
- Ein eisunge ist in sinem herzen, '
- Der behaltet si^i lühtevas schone und vnverl&schen;
- Ist aber sin herze offen gegen der weite,
- So ist sin lühtevas zerbrochen,
- So kunt der bitter nortwint der girekeit
- Der weite von vnsern magen,
- Das si vns vil klagen,
- De si des pfüles «nlze kleine haben,
- Da si doch leider ine versinkeht,
- Und in den sünden ertrinkent.
- Dis verlöschet vnser lieht
- Und haben doch der weite niht.
- Damach kunt der sünde wint,
- Die valsche wollnst der weit , de i^i 8ch5n^ schint,
- Und hat doch mam*g bitter pine;
- Wil vns dis wol behagen.
- So haben wir in den ewigen schaden.
- De m5gen wir gerne bewam,
- Wan es ist kein sünde so deine^
- H. Mechthild. Iß
- 242 6iebenUr Theih
- Si 8t vns an vnser sele ein ewig sehade.
- Warumbe? Es wart nie sünde als heleklich gewandelt,
- Si were besser unget&o.
- Darambe müssen wir stete vorhte han')
- Ob wir mit gotte m5gen biterlich bestan.
- De wir gotte haben gegeben,
- De m5gen wir im niemer ane vnsern schaden wider genemen,
- Wand wir sin im erlich gegeben.
- Der visch in dem wassere der sihct
- Mit grosser ger de rote as an,
- Damitte man in wil vähn;
- Er sihet aber nit den angel.
- Also ist es ymb der weite vergifr,
- Si bekenet ires schaden nit.
- Wiltu nu rehte widerkeren,
- So sieh an dinen brütgSmen, aller weite herreu,
- Wie 8oh6ne er gekleidet st^nt
- Mit pfellorinen deidern, rot blöt,
- Swarz varwe, mit geiselen zersclagen,
- ZA der süle gebunden.
- Do enpfieng er dar dine liebin
- Manige scharpfen wunden.
- Dis las in din herze gän.
- So mäht du der weite trüginen entgän. .
- Wiltu fürbas volgen mit dinen heiigen gedanken.
- So sich yf, wie er an dem erüce stunt,
- Vfgerichtet hohe,
- Vor aller weite 5gen mit blÄte bernnen.
- Die cleider s6llent wesen dines herzen wunen,
- Sine keyserlichü 5gen mit trehnen vbervlossen.
- Sin süsses herze mit der mine dnrstossen')
- Nu h&re noch die stime;
- De leret dich die gotzmine,
- Wie der smiden hamere klopfeten und slügen
- Dur sine hende und vosse an dem cri\ze.
- Gedenk öch an des speres wunde.
- Das dur die siten gieng ze sines herzen gründe,
- Und clage im alle dine sünde,
- Sust gewinestu gotz künde.
- Sich die scharpfen cronen an
- Die er vf sinem höbet trüg,
- Küs in vor allen dingen.
- Er gibet dir aller wunen gnüg.
- *) Handschrift: haben.
- ') Handschrift: durvlossen.
- G^i. xxvni. 248
- Danke im wie er sterben wohe .
- Dar dine grosse liebin
- Und la dich ni^oonn betriegen,
- So msht du ein känigine sin eines Hohes jemenne
- ynha hieza kriesen, so fberwindestn
- Mit Yr5den aller weite herzeleit.
- XXVIU. Von der not eis urInges.
- Mir wart bevolhen mit eime heiigen ernste, de ich bete vir
- die not, die nn ist in Sahsenlanden and in DAringenlanden.
- Da ich mich zft bot mit lobe nnd mit gemnge, do wolte mich
- vnser liebe herre nit enpfan, nnd sweig mit ernster stille: De
- mäste ich vertragen, sibenzehen tage mit minenelieher gedult.
- Do sprach ich zu vnserm lieben herren: Eya lieber herre, weile
- sol komen die behegeliche stunde, de du wilt und de ich mfts
- bitten vür dise not. Do wisete sich mir vnser herre und sprach :
- Der wunenkliche morgen rot
- • Mit maniger Varwe, de sint die armen
- Die nu Udent manigerleie not.
- Da sol in die ewige snüe nach vfgan des ewigen liehtes,
- Di si bescbinen sol mit ewiger vr&de na diser not.
- Do werdent si mitte gehelfget
- Und gekleret als die spilende sune,
- Als si gegen dem mitten morgen vftringet
- Und die h&hi tritet.
- Seiniieb sint in deme h6r
- Da si note sint und mit vorhten,
- Die lan ich werden gevangen und libelos,
- Vf de si zu mir komen m5gin.
- Die die sache sint des vrlüges,
- Die sint grüwelicher an tn selber
- Und grime an iren werken,
- De si die bilde mines gotzhuses getörreat angriffen.
- Do bekante ich , do do der ewige tot nachvolget.
- Die die Strasse röbent ze vüsse,
- Were kein vrlüg, so weren si diebe imd valsehe lüte.
- Alsus machent je die bösen die seligen gAt.
- Alsust müs got die sinen mit pine mlfien,
- Er kaa si anders nit gewiäen.
- Alsus hat mir got gesaget (von) den vroAen,.
- Und nit weis noch wa es sol ende nemen.
- Ich weis de wol vürwar,
- De ich noch gotz vründen von herzen sol wol behagen.
- 16*
- 214 Siebenter Theil.
- Ich weis das wol vürwar wc gotz vründe Hdent,
- De ir got niemer vergisset,
- Wan er. ist ir helfe und ir trost in aller ir not.
- Damach sollen wir kriegen nnd mit vr5den gerne liden,
- So mögen wir vor gotte bliken nnd schinen.
- XXIX, Von einer lere.
- Wiltn din herze ganz zft gotte keren,
- So soltn drü ding haben zA einör lere:
- Yörhte dich vor allen sünden,
- Gütwillig zA allen tagenden^
- Stete zA allen guten dingen,
- So mahtu din leben zA einem gAten ende bringen..
- Wiltn dich selben dazA twingcn,
- So mahtu es mit gotz helfe wöl voUebringen.
- Bitte got steteklich hieumbe,
- So tragest du sanfte allen dinen kumber.
- Bitte luterlich und diene got mit vlisse,
- So wirstu vr5denriche.
- XXX. Ein gebet wens man die jungfröwen crSneL
- Enphahe herre, dine brAte^) und begegene tn mit den
- lylien der luter käscheit alle ire tage. ^
- Eophahe herrC; dine brate und begegene tn mit den rosen
- der vlisaigen arbeit uf ein gftt ende.
- Enphahe herre, dine brAte und begegen inen mit der vielen
- der grundelosen diemfitekeit und leite si in din bnUbette unde
- vmbehalBe si mit aller liebin jemer vngesoheiden.
- XXXI. Von einer klüge.^)
- Dis ist der minenden sele klage,
- Die si alleine nit mag getragen;
- Si mAs es gottes vründen sagen,
- Vf de inen minedienst behagen.
- Minen siech und Ubes krank,
- Pine, not und harten twang.
- De machet mir den weg zelang,
- ZA minem lieben herren*
- Wie sol ich dich, lieb, alsns lang enberen.
- Ja, bin ich dir leider alze verre.
- ') Handschrift: bruehe.
- «) Greith S. 264 nnd S
- nnd 217.
- Gap. XXIX— XXIU. 245
- Wilta herre, mine clage nit enpfan,
- So mäB ich wider in min tmren g&n,
- Und beiten und liden, beide, stiUe nnd offenbar.
- Du weist do wol lieber henre,
- Wie gerne ich bei dir were.
- Vnser herre. Wene ich knme^ so käme ich groe.
- Ea war nie vngemach so gros,
- Ich m5ge es wol geheilen.
- Du müst noch me beiten,
- Ich wil dich bas bereiten,
- £b ich dich bringe vür minen vatter,
- Vf de du vns deste bas behagest.
- Ich h5re noch gerne dinen mifie klang.
- Swene vinster werdent nnser menschliche sine.
- So erweken wir mit der klage
- In vnserm herzen die götlichen mine.
- XXXIL Wie des guten menschen iverk Mhtent gegen den werken
- vnsers het^ren.
- Wie des gflten menschen werk sSllent lühten und schinen
- in der him eischen ere, de merkent an disen werten:
- Darnach als wir hie ^iischnldig sin gewesen, darnach (wirt)
- gotz vnschult schinen und lühten in unsere heiig vnschult.
- Damach als wir hie arbeiten in g&ten werken, darnach sol
- gotz heiige arbeit lühten und schinen in vnsere heiige arbeit.
- Damach als wir hie inekeit haben in gotte heimliche, dar-
- nach sol gotz heiige inekeit lühten und bliken in vnsere heiige
- inekeit manigvaltekliche.
- Darnach als wir hie vnsere pine dankbarlich enpfSahen und
- gedulteklich liden, darnach sol gotz heiige pine lühten und
- schinen in vnsere pine.
- Damach als wir hie alle tagende geübet han mit vlisse,
- darnach s6nt gotz heiige tagende lühten und schinön in vnser
- tugende in manigvaltiger ere. De were eweklich jemer mere.
- Darnach als wir hie in mine brefien und lühten in heiigem
- lebefie, damach sol gotz mine in vnsere sele und in vnsern
- lichamen brenen und lühten ane vnderlas, jemerme vnverlöschen.
- Dise gegenblike schinent und lühtent von der ewigen gotheit.
- Dis guten werk han wir enpfangen von gotz heiiger menschheit.
- Und haben si vollebraht mit des heiigen geistes volleist.
- 2(46 Siebenter Theil:
- Sust. kumen vnser werk und vnser leben wider in die heiigen drivaltekeit.
- Da wirt es offenbar, wie es vns nn hie stat.
- Darnach de wir hie helekliche in götlicher mifie leben,
- Damach sollen wir da in der h5hin wufieklich sweben,
- Und darnach wirt der mine mäht vns da ze lone gegeben,
- Das wir gewaltig werden allen vnsem willen ze tuende,
- De wir von den heiigen bekant werden wie wir sint gewesen,
- Hiemit müssen wir ir geselle wesen. Amen.
- XXXIIL Von dem geistlichen trank. ')
- Ich bin siech, mich lastet sere eis gesunden trankes,
- De Jesus Cristns selber trank.
- Do er, got und mensche in die kripfen kam,
- Do WC im das trank zehant bereit,
- Des trank er also vil.
- De er also minenvürig trunken was,
- Das er in allen tugenden vür^) alles sin hei*zeleit.
- Er gab jemer tugende, die guti sin die wart nie siech.
- Des gesundes trankes lustet mich.
- Diß trank ist pine durch gotz liebin/ ^
- Die pine ist bitter.
- So malen wir darzä eine würzen, heisset: gerne liden.
- Die ander würzen heisset, geduld in der pine
- Die ist öch bitter;
- So malen wir darzü eine würzen, heisset, heiige inekeit,
- Die machet die gedult süsse und aller vnser arbeit.
- Die dritte würze, de ist, in pine lange beiten
- Vnsers ewigen leb^nes und vnsers heiles;
- Das ist 5ch vil bitter.
- So malen (wir) darzü ein Würzen, die heisset: Mit vröden vnverdrossen.
- Eya lieber herre, woltestu mir dis trank geben,
- • So m6hte ich vnverdrossen mit vr5de in pine leben.
- Da w5lte ich zu einer wile des himelriches enbern,
- Alsus süsse ist nach ime min gere.
- Nn müssistu dis, herre, mir
- Nach dinem liebesten willen geben.
- Und allen den^ die es durch dine liebin geren.
- XXXIV, Von der geistlichen spise.
- Nach bitterme tränke bedarf raan wol senfter spise. Die
- yfstigende geroDge und die sinkende diemfitekeit un4 die vlies-
- ') Greith S. 265.
- ') Handschrift: vir.
- Cap. XXXIIl— XXXV. 247
- sende mine, dise drie juncfröwen bringent die sele uf ze himele
- vür got, und so wirt si irs lieben gewar. So spricht si: Herre,
- ich klagen, de du so sere angevohten bist von dem liebesten de
- du in ertrich hast, de ist der cristanmensehe. Herro, ich klage
- dir, de dine vründe so sere gehindert sint von dinen vienden.
- Vnser herre, Haben si di rehte gfiti an In, alles das vber si
- gat ane sünde, de verzerent si wufienkliche zu der waren gottes
- künde. Darumbe die pine ruffet allerlutost: vber allen gotzdienst,
- wichent mir, wan de der mensche vngetröstet ist nach dem
- willen gotz, wan de der mensche getröstet were nach sinem
- eigenen willen. Gotz wille ist luter, vnser wille ist sere ge-
- menget mit dem vleische. Alle, die sere minent iüewendig, die
- werdent uswendig gestillet, wand alM vswendig ai:beit hindert
- den inwendigen geist. De deüe der geist inwendig singet, de
- gat über alle irdensche stime.
- Die gedult singet allerschönost über aller engelen chöre,
- wan die engcl haben kein gedult, wan si kein pine enpfindent.
- Dis haben wir von der menscheit vnsers herren, dazu alle die
- ere damit wir von gotte in ertrich geeret sint und damit in dem
- himelriche mit gehöhet sollen werden. Von der edelen arbeit
- vnsers herren und von siner heiigen pine ist vnser cristanlichü
- arbeit und vnser gütwilligü pine geedelt und geheliget, ze glicher
- wis als allü wasser sint geheliget von dem Jordane, da vnser
- lieber herre ine getöffet wart.
- Eya lieber herre, hilf vns, de vnser heiige geninge niemer
- müsse gerüwen*) und vnser sinkende diemfttekeit sich niemer
- müsse vfgerihten mit dem homüte, und die vliessende bürnunge
- der heiigen gotzmine, die müsse hie vnser vegfür sin, da alle
- vnser Sünden ine getilget werde.
- XXXV. Von den siben salmen,^)
- Lieber herre Jesu Criste, dise heiigen siben salmen spreche
- ich ze lobe und ze eren aller diner heiigen pine, da da ine
- sterben weitest dur mich an dem heiigen crüze.
- ') Handschrift: gerfiwen.
- ^) Die Busspsalmen.
- 248 Siebenter Theil.
- Vil lieber, ich bitte dich, swene knnt die zit,
- Do da din gebot ervüllen wilt
- An mir mit minem tode,
- De du dene komen wellest zu mir
- Als ein getröwer arzat zu sinem kinde.
- Und gib mir dene berre, eine heiige suche,
- Da ich mich i&e bereite mit rehten sinen
- Und mit warem crietanem geloben. — Domine ne in furore.
- Ich bitte dich, vil lieber herre^
- De du dene komen wellest
- Als min allerliebster vrünt ze miner not;
- Und bringe mir defle, herre, also waren rüwen
- Da alle min sünde ine getilget werden,
- De ich ir nach disem libe
- Unbetr&bet blibe. — Beati quorum remis.
- Ich bitte dich vil lieber herre,
- De du defie komen wellest
- Als ein getrüwer bihter zu sinem lieben vründe,
- Und bringe mir dene das wäre lieht, dines heiigen geistes gäbe.
- Da ich mich ine sehe und bekene,
- Und alle mine sünde von herzen ine vor clage,
- Mit also heiiger hoffunge,
- De min (geist) werde mit gebunden
- Von allen minen Sünden
- Und das ich luter werde vunden,
- Und gib mir herre dene din selbes lichamen,
- De ich dich dene, vil lieber,
- Mit also grosser liebi müsse enpfan,
- Als je ein menschen herze kan;
- De du dene müssest bliben
- Die wegespise miner eilenden sele,
- Also, de ich, vil lieber, din liep geselle blibc
- Mit dir zu dem ewigen liebe. Amen. — Domine ne in furore.
- Ich bitte dich lieber herre
- De du dene wellest komen
- Als ein getrüwer brüder zu siner lieben swester —
- Und bringe mir das heiige wafFenkleit,
- Da min sele mit werde bereit,
- De mir mine viende nit mögen geschaden,
- Wefie si wellent über mich klagen,
- De si sich dene müssen schämen aller ir arbeit.
- Die si an mich haben geleit. — Miserere mei deus.
- Ich bitte dich herre, de du wellist zu mir komen
- Als ein getrüwer vatter zu sinem lieben kinde^
- Und beware dene min ende.
- Cap. XXXYI. 249
- So ieh mit minem sündigen munde nit sprechen mag,
- So sprich dene miner sele inwendig zu,
- De du si tr&stest und jemerme beh&test,
- De ich gevröwet werde und nit betrübet
- Des bitte ich dich, herre, dur dine muten g&tin. Amen.
- Domine exaud. o, et. da.
- Ich bitte dich herre, de du mir dene wellist senden
- Dine migetliche müter;
- Der mag ich nit enbem,
- De si dene ir volle mine lange gere,
- Und min arme sele vor allen vienden beware.
- De profimdis da.
- Ich bitte dich, lieber jnngeling
- Jesus, der reinen megde kint.
- De du dene wellest komen
- Als min allerliebster brütgöui.
- Und rihte dene über mich
- Als die edelen brüfg5me pflegent.
- So si iren brüten grosse morgengaben gebent,
- Und enpfahe mich dene an dem arem diner mine.
- Und bedeke mich mit dem mantel diner langen gerunge.
- Wol mir jemerme , so bin ich dene entbunden.
- Welten wir dikke gedenken an die stunde,
- So sunke aller vnser hochmüt ze gründe.
- Als er vns defie sin her antlitze offenbaren wil,
- So hat min sele Wunsches spil.
- Da ich nu nach jamerig bin,
- De mag mir in ertriche nach wi|ksche niemer gesch^.
- Domine exaudi or, m, auribus percipe,
- XXXVI. Von einem geistlichen doster.
- Ich gerte des zu gotte, eb es jsin wille were, de er es mich
- Hesse verstan, de ich nit mere schribe. Warumbe? Deich mich
- nu also snöde und vnwirdig weis, als ich wc vor drisöig jaren
- und me, do ich es beginen mäste. Do wisete mir vnser herre
- in siner hant ein sekelin und sprach: Ich habe noch würzen.
- Do sprach ich: Herre, ich erkene der würzen nit. Dö sprach
- er: du solt si wol erkefien, so du si sihest. Man sol die siechen
- mit laben, die gesunden Sterken, die toten weken, die guten
- mitte heiligen. Hienach sach ich ein geistlich closter, de
- WC mit tugenden gebuwen. *)
- ') Grcith 275 Dies Gleichniss kommt im M. A. öfter vor.
- 250 Siebeüter Theil.
- Die eptiscbin Ist die wäre mine,
- Die hat vil heiiger siÄe,
- Da si mit vlisse die samennnge mit bewaret
- An libe und an sele, alles t^ goiz ereii,
- Si gibet in manige heiige lere ;
- De jemer gottes wllle si,
- Davon wird ir eigen sele vri.
- Der mine capellanine ist die göüiche diemütelteit;
- Die ist jemer der mine vndertan,
- So mfts die hofart bi siten gan. ^
- Die priori fie, de ist der heiige gotzvride.
- Irme g^ten willen wird gednld gegeben,
- Das si die samenunge mit gotlicher wii^eit leret;
- Zu welen dingen si keret,
- De ist je ze gottes eren.
- Die vnderpriorine, das ist mifiesamkeit
- Si sol die deinen broken zesamene lesen
- Und tilken si mit gotlicheit
- Swas man missetüt de sol man nit lange tragen im gem&te,
- Damit meret got des menschen ghte,
- Do capittel sol vier ding in im haben:
- De ist die offenbarunge der hehkeit,
- Die an gotz dienest lit Ir senftmütige arbeit
- Tut den viend^ manig leit
- Und gotte manig ere,
- Des mag si sich vröwen sere.
- Si hüte sich vor italer ere,
- Andere der eren helfe sin*
- Dienent si mit vlisse, so lonet in got geliche.
- Die sangmei Sterine, de ist die hoffunge,
- Ervüllet mit heiiger, diem&tiger andaht,
- De des herzen vnmaht
- In dem sänge vor gotte so schöne ciingen,
- De got die noten minet, die in dem henien sfaigen.
- Der mit ir also singet, dem sol mit ir gelingen
- In der bimelschen mine.
- Die schülmeisterin, de ist die wisheit,
- Die mit gAtem willen die tumben vlissekHch leret.
- Des wirt de eloster gdieliget und geeret.
- Die kell er in ist ein vsvlos in belflicher gäbe.
- De si das in g5tlicher vröde tut.
- Davon gewinet si heiig gemüte in g&tlichier gäbe.
- Alle die iht von ir gerent.
- Die söllent gezogen und genügig wosen
- Jemer ane clage.
- So vlüsset in ir* herze die süisse gottesgabe.
- Cap. XXXVII. 251
- Die ir helfe do zu sin,
- Die söllent jemer gewinen
- Alse si die süsse gotzgabe.
- Die kamererin, do ist die miltekeit)
- Die jemer gerne woItAt in ordenlichen massen.
- Si gibet de si nit enhat mit gütlichem willen,
- Des müs si von gotte sunderliche gäbe gewinon.
- Den si was gibet die danken des gotte
- Mit heiiger inekeit, der bevindet des herzen stat
- Als de edel tränke in reine vas.
- Der siechen meist er ine, de ist die vlissendo barmherzekcit,
- Die jemer danach hungeret,
- De si vnverdrossen den siechen si bereit
- Mit helfe und mit reinekeit,
- Mit labunge und mit vrölicheit,
- Mit tröste und mit minesamkeit.
- So gibet ir got sin widergelt,.
- De si es jemer gerne tut,
- Der ir helfe dazu senden sol,
- De selbe von gotte geschehen.
- Die portenerine de ist die hüte.
- Die jemer ir vület mit heligetQ gemüte
- Ze werbende wc ir ist bevolhen.
- So blibet ir arbeit vnverloren,
- So mag si bereite zu gotte komen
- Swene si bitten wil,
- So ist got mit ir in einer heiigen stille,
- Ze verclagende ir herzeleit.
- Wand si es vnderwilen swerlichen tut.
- De versünet alles die heiige gehorsam!,
- Der si dene ist mit vr5den vndertan.
- Die zuhtmeisterin, de ist die heiige gewonbeit,
- Die sol jemer brenen als ein kerze,
- Vnverl5schen in der himelschien vriheit,
- Sust tragen wir sanfte alles vnser herzeleit
- Untz in ein heiig ende.
- Der Brobest ist die g&tliche gehorsami,
- Dem sint alle tugenden vndertan
- So mag de closter in gotte gestan.
- Der sich in dis dosier wil begeben,
- Der sol jemer mit g5tlicher vr5de leben.
- Hie und in dem ewigen leben.
- Wol in die da ifie blibent!
- XXX VIL Von der ewigen hochgezit der heiigen drivaltekeit,
- Swer in warer mine sich bereiten wil
- Zu der ewigen hochgezit der heiigen drivfdtekeit,
- 252 Siebeater Theil.
- Der müs es je begifien:
- Er sol dem himelscben vatfer volgen tmd dietran
- Ane vnderlas mit hellgen vorhten
- Und mit diemfitiger diem^tekeit an allen dingen.
- Er sol sinem ^une volgen und dienen
- Mit pine und mit gedult,
- Mit willigem arm&te in heligen arbeiten.
- Er sol dem heiigen geiste volgen und dienen
- In heiiger hoffunge ob allen Worten
- Mit süssem herzen in senftem gemftte,
- So smeket man siner gute.
- Die reinen minenden juncf r Owen,
- Die sölient vürbas volgen dem edeln jnngeliüge
- Jesn Cristo, der reinen megde kint,
- Der al vol minen,
- Als er wo von ahtzehen jaren, so ist sin t^rsone
- Den juncfröwen allerminenkHchost und er aUerschfrnost;
- So volgent si ime mit wanenklicher Zartheit
- In die bl&iende wise ir reinen gewissi.
- Da brichet Inen der jungeling
- Die blümen aHer tngenden,
- Da machent si di6 edelen crenfze von,
- Die man zü der ewigen hohgezit tragen sol.
- Swene die edelen gerihte sint geschehiep,
- Da Jesus Gristas selber dienen wil,
- So sihet man da den allerhötiesten lobetanz,
- Da sol deüe ein jeglich sele und lip
- Tragen iren tugenden krant^,
- Die si hie haben vollebraht
- «
- Mit maniger heiiger atidabt.
- So volgen si dem lambe in vnzellicher wone,
- Von wone ze minen, von mifien ze vr5den,
- Von vr5den ze clarheit, vqn clarbeit ze gewaltekeit,
- Von gewaltekeit in die höhsten h&hin,
- Vür des himelscben vatter 5gen.
- So gr&sset er sin^ eingebornen sun
- Und darzü manige reine brut,
- Die dar mit im sint komen.
- £ya lieber sun, de du bist, de bin ich,
- Und de si sint, des vr5we ich mieh.
- Mine lieben brüte , vr5went vch jemer me,
- Vr5went f eh in miner ewigen luterkeit,
- Verklagent nn sanfte alles we und alles leit.
- Min heligen engele sont ^di dienen,
- Mine heligen sont veh er^
- Die m&ter mines sunes menscheit
- Cap. XXXYIII. fefiS
- Sol f ch mit lobe sin bereit,
- De ir gesell» sint Vr5wexit ttoh lieben brAte,
- Min snn sol f eh al ymbeyän^
- Min gotheit sol vch al durgän,
- Min heiig geist sol f eh jemer me leiten
- In Miineolioher angenweide
- Nach allem fwera willen.
- Wie m5hte f eh ba^^gelingen?
- Ich wil ich selber minen.
- Die nit hitere megde sin^ ') ^
- Si s5llent dise hochgezit besitzen und besten
- Und gebruchen als verre es müglioh mag gesin.
- Do ich in kurzer stände mit jtniner sele 5g6n dis gehorte
- md gesach; do wo ich «in mensclich JStAppe und, ein esch als
- ch e was.
- KXXVIIL Wie ein geistlich meuMch sol dagm und bekenen got
- sin sünde edle tage.
- Ich sündiger mensche,
- Ich klage und bekene gotte alle mine sdnde,
- Da ich schuldig an bin vor gotz ögen.
- Ich bekene und klage allü rainü göten Werk,
- Du ich versumet han.
- Ich bekene und kli^e die sünde die ich tet,
- Do ich nit wiste wc sünde was. .
- Ich klage die sünde die 4Stgor sint,
- Die ich getan habe mit wissen
- Und mit argheit und mit vninüjiekei^ und mit itelkeit
- Erbarme dich herre, über mich,
- Wan si sint mir warlich leit, .
- Und gib mir herre, dine ganze Sicherheit»
- De du si mir alle habest .vergeben, -
- Ich mag anders nit mit vröden leben.
- Jesus ) villieber büle min,
- La mich in warer rüwe
- Und in herzelicher liebe zu dir (In);
- Und lä mich niemer erk&len; ;. • -
- Also de ich diner herzeklicber mi^
- In minem herzen und minor ^ele
- Und in minen fünf sinen,
- Und in allen minen geliden
- Ane vnderlas enpfinde.
- So mag ich nit erkülen.
- *) Die Wittwen.
- %H Siebenter TheU.
- XXXIX. Ww die^ t'Avel sich iclc^ent urui jageni, bissmt und
- nagent, wme ein minendü sde, die vtyn gStlichet mine bi^enet,
- von diser weit scheidet,
- Wol dem guten menschen, de er Je wart geborn,
- Der mit allen tagenden volget gotte,
- Die ime müglich ze vollebringende sint!
- Sin sele virt in minen vr!,
- In sinem jnngesten ende, so koment die heiigen engele
- Und enpfahent die reinen seien
- Mit. vnzellieher liebin in himelischer ¥m&e
- Vnd vürent si von hinan mit vr5dei},
- Und mit grossem lobe bringent si s! ze gotte.
- Die viende von der helle, die dar waren t kometo,
- Den wart alle irü arbeit benomen.
- Mit hasse und mit grime warent si dar komen;
- Alse si dene das gesehen,
- De irs willen nit ist geschehen.
- Wie si sich dene efclahent und jagent,
- Wie si sieh dene bissent nnd nagend,
- Wie si sieh dtii» höwetettl Bnd^^ gtinbn,
- Wan si v&rfatent: die grüweliebe pinen,^
- Die si von iren meisteren s&nt enpfön.
- De si die sele verloren han. —
- So schelten si sieh vttdereinander:
- Vnseliger, es wc din sehnk! —
- „Swig geselle! loh vant sie nie an grosser vngediilt
- Als ich tr b5se gedenke zftsehos,
- So was je rüwe hr genos.
- Das ronen mit den bSitem, de beniSet vns aHie vnser ere;
- Vnser gesellen war vil mere.
- Den') si tdre was bevolhen.
- Wie s5nden wir na ze hove komen?
- we meister, wc hast da vns gewissen,
- De da vns disen menschen hast bevolhen t
- Wir konden keine grosse sünde an ir bekedien.
- Ich bekorte si dike sere,
- So gieng es an ein weinen, '
- (Ich) and ander mine gesellen,
- Wir konden si nie gevellen.
- Mit weinen vertreip si mich.
- Mit süfzende verbrante si mir '
- Min har and mine dawen,
- *) Handschrift: dem.
- C^, XXXIX. 2Ö&
- Ich mohte ir niergen genahen;
- Ir gehorsam! was also gros,
- Ir wart nie eben genos.
- Von der ist bekomeo,
- Sl ist vns mit rehte benomen.
- De ist vnser gr&ster schade.
- Alle ir guten werk branten enbifien
- Von g5t]icher mine,
- Wan si tet alle ir gäten werk mit götem willen.*^
- So spricht ir meister:
- „Ir sint mit schaden ze hove komen.
- Ich hatte si vch bevolhen,
- Die pine wirt ^ch niemer benomen;
- Die ich vch darumbe wll geben.
- Ir wellent bi den lüten nit wesen , als ich gerne were.
- Ob mir die ^e were gegeben;
- Nu müssent ir mit mir hie in der helle leben, ')
- De sol vwer büsse wesen.
- Ich wil hoher meister vssenden,
- Vf de s! guter lüte bekentnisse verblenden.
- Ronden wir iren grossen vlis
- Den si haben ze gotte , zerstören,
- So begiengen wir alle vnser ere,
- So volgeten !n die jungen,
- Sns würde alles vnser gescleht gemeret.
- M5hte mir der seien eine werden,
- Die von gotlicher mine so sere breiien!
- Damit wolte ich mich selber cronen.
- Und weite mir selber Ionen miner langen arbeit.
- So verdagete ich sanfte alles min.herzeleit.^
- Tu dich diner diemütigen gerunge abe,
- Dil gerost des, de dir nie geschach
- Und dir niemer sol gesdiehen.
- Dir werde tbel oder we,
- Alle die seligen, die in der cristanheit got im herze minent,
- Die sint so sere durgossen
- Und mit der mine darvlossen,
- De si lühten mit heiigen tagenden
- Und minenclichen bümen in allen iren werken.
- Du weist wol, es hilfet dich nit.
- De du si so sere verkerest
- Si beitent kume vntz de es kome,
- De si got darine loben.
- ') Handschrift: ligen.
- 356 Siebenter Theil.
- Wie vil du inen mit listen naeh gast,
- Si sint je mit lobe bereit.
- Das brumen und de grimen
- Und de bissen nnd de nagen, de er do tet,
- De ist vnsprechlich in sinen banden.
- Herre got, wir danken dir! gib vns ein heHg ende:
- Dis ist der grösten vr5den ein , die die selige sele hat, ')
- De si sihet und weis,
- De sieb die viande vnderenander sclahen
- Und ir büsse in der helle haben.
- Die tr also manig leit ban getan,
- So ist si doch inen mit vr5den entram
- Und sol die ewige erone fragen,
- Von der pine (so) si ir getan haben.
- •
- XL. Alsus sprichet du minende sde zs irme lieben hei*ren.^)
- Were alle die weit min
- Und were si luter goldin,
- Und solte ich hie nach wünsche eweklich sin,
- Die alleredelste, die allersch&neste.
- Die allerricheste keyserin, —
- De were mir jemer vnmere,
- Also vil gern
- Sehe ich Jesum Criatum minen lieben herren
- In siner himelschen ere.
- Pr5vent we si liden, die sin lange beiten.^)
- XLL Wie ein predierbi*äder wart gesehen.
- Ich bekante vor vierzig jaren einen geistlichen man; deüoch
- warent geistliche läte einvaltig und ininenvärig. £r nam zA in
- geistlichem lebende und in v]:omekeit iind leiste vnsenn herren
- offenbar manige heiige arbeit. Der ist nu hinangevaren; do bat
- ich vnsern herren vür sine seien cristanlicfae, eb einig schult an
- ime were, de got Ime de vergebe. Do sach ich allererst eine
- clarheit, die wc ime von gotte bereit; do envant ich In nit ine,
- do betn\bete sich min sele. Damaeh zu einem andern male,
- do ich aber vür in bat, do vant ich In in einer vorigen wölken,
- do bat er deüe, man ime (welle) wc geben.. Do sprach ich mit
- ') Handschrift: die seligen seien hant.
- ') Greith S. 266.
- ■) enberen.
- Cap. XL— XUII. 257
- aller mäht zu vnserm lieben heiTen : Eya lieber herre, g5ne mir
- des, de ich müsse vbels mit gutem Ionen. Do rihte er vf in
- dem wölken und sprach: herre, wie stark ist din kraft! Wie
- rehte ist din warheit. Do sprach ich: Wa nu, wie gehabestu
- dich nu? Do sprach er: ich gehabe mich als mir schinet. —
- „Wavon habestu dise pine?" — Die seien, die valsch heiig
- schinen, die besageten die vnschuldigen zu mir; des lies ich
- entgelten, und hatte sündigen wän vf si, davon habe ich diese
- pine. — ,jEya hette ich noch ein süfzen, des mohte ime von mir
- nit beschehen, er hatte sich och ein teil vergezen an mir."
- Zem drittenmale bat ich aber vür tn, do vür er wunenklich
- hin. Do begegente im vnser lieber herre und sprach ime zu:
- Das din weg alsus lange und alsus swere ist gewesen nach
- dinem tode, de ist dir von bösen lüten gegeben. Du hast mir
- heleklich gevolget und getrüweklich gedienet, du solt der junc-
- fröwen cronen tragen, cronen der rehtekeit und cronen der war-
- heit. — Do vür er lühtende hin vber aht köre und rfirte den
- münden 5 do sach ich sin nit mere. Hetten ime die valschen
- lügenere nit zugetragen, so were er ane pine zu der ewigen
- vröde gevarn. De er inen getrüwen wollte, de was sin schade. -
- XLIL Von dem honigtrank,
- Herre got, besclüs nu dinen türen schätz
- Mit eime heiigen ende,
- Und sclÜ8 den vf, do er dir ze lobe werde
- In himei und in erde.
- Do sprach ein stime: Du seit mir honges trank behalten,
- Der h'get in maniger valden;
- Ich wil in vf scliessen ;
- Des sol noch maniger geniessen.
- XLIIL Von der einvaltigen mine, wie die wise wart gesehen.
- Die wellent bekenen und wenig mifien,
- Die blibent je in eim beginen
- Eis guten lebenes.
- Des müssen wir je stete vorhte tragen,
- . Wie wir gotte da ine behagen.
- Die einvaltekliche mine
- Und deine bekeflen,
- Die werdent grosser dingen ine.
- H. Mechthild. 17
- 258 Siebenter Theil.
- Die heiige einvaltekeit
- Ist ein arzatine aller wisheit
- Si machet den wisen, de er sich binet vür einen tumben.
- De die einvaltekeit des herzen
- Wonet in der wisheit der sine,
- Davon kunt manig helikeit an des menschen sele.
- XLIV. Von f'ähf Sünden und von fünf tugSnden.
- In arm&te girikeit
- Und lugenhaftig in der warheit,
- Trege zu der barmherzekeit,
- Honsam spot in der gegenwirtekeit,
- in der ordenunge:
- Dise fünf ding unvollekomen
- Machent hSptsiech geistlich leben.
- Warheit ane valsch.
- Offenbare mine vndereinander,
- Vorchte in drien vorchten,
- Verborgen lieb ze gotte in mime herzen offenbar,
- Vlis zu allen guten dingen
- Disü fünf ding haltent gesunt geistliche liebin.
- XLV. Von siben dingen in der minenden gerunge.
- Siben ding müs ich gotte zu eren sprechen:
- Herre got, ist es mügelich, so gib es mir,
- De ich ir in ertriche niemer m6ge vergessen.
- Fünfe vindet man in himelrich,
- Zw5i müssent hie bliben.
- De erste ist der schade miner schulde,
- Wan ich gesundet han und versumekeit guter werken,
- Die ich wol getan m5hte han.
- De ander ist, herre, de ich ane vnderlas warte din, wene du mir
- Eomen wellest, weh* eher wis
- Du gebütest mit eime heiigen ende zu mir.
- Das dritte din vnrüwig gerunge,
- Die ich habe nach dir.
- De vierde , minenbümen vnverlöschen jemer dur dich.
- De fünfte der erste gegenblik
- Dines heren antlüzes gegen mir.
- Das konde mir in ertriche
- Leider nach miner gerunge nie geschehen,
- Des singet min sele dike: o we!
- De sehste getar ich kume nemen (nenen)
- Ich werde stum als ich es bekene.
- Ich horte es in ertriche nie genemen.
- Cap. XLIV— XLTI. 259
- De ist die spilende miiie vlut,
- Die von gotte heimlich in die sele vlüsset
- Und si wfder mit ir cnift nach ir mäht.
- Was zwischent in beiden dene wuiie si,
- Das weis nieman von dem andern,
- Wc de si wirken vndereinander,
- Wan ein jeglicher vindet sinen teil.
- Was er hie hat vsgelühen.
- De wirt ime dort alles wider gegeben.
- Dis ist die himelsche gotzmine,
- Die er hie vil cleinlich beginet
- Und dort niemer ende gewinet.
- Das sibende mag man knme mit Worten rüren.
- Mit cristangelöben mag man es enpfinden.
- Wie gros, wie hoch, wie wit, wuneklich,
- Wie erlich, wie vrodenrich, wie rieh.
- Wol im , der eweclich bi im wonen sol !
- Die vroliche angesihte vol aller wollust
- Und die hei ige gebruchunge nach wünsche,
- Die sint vil manigvalt ane z'al
- Und ane gesehen jemer me erlich gezogen,
- Wand si swebent vs von dem lebendigen gotte.
- Die vbersüsse gerunge, wunenklich hungerig, minenvol.
- Die vliessent jemer me in die seien
- Vberswenkig von gotte.
- Noch dene behaltet die sele iren süssen hunger
- Und lebet ane kumber.
- XLVI. Wie sich die sele meldet in geistlichem armüte.
- Hie meldet sich die sele in geistlichem armflte und in ewiger
- liebi ze gotte und unrüwiger gerunge ze gotte hin ze varende.
- Si sprichet alsust: Der lange beitunge der gät abe, die zftkunfti-
- keit die machet de got und die sele vereinet söllent werden
- vngescheiden jemer me. Sweüe ich daran gedenke, so vröwet
- sich min herze sere.
- Eya lieber herre, wie stille du nu swigest.
- Des danken ich dir jemer me, de du mich so lange vermidest,
- Sust müstest du jemer eweklich gelobet sin.
- De din wille geschihet und nit der min.
- Nu wil ich mich hinten^) in dinen Worten,
- Die ich in cristangelöben gehört han.
- Da du sprichest: Die mich liep hant, die han ich liep,
- ') Handschrift: hiitte.
- 17*
- 260 Kebenter Theil.
- Zu den wollen wir komen, min vatter und ich
- Und wellent ein wonnng mit im machen.
- Wol mir lieber herre, diner milten gfifil
- Des mahtu nit versagen.
- Do sprach vnser herre:
- Weiie knnt die zit miner bebaltunge,
- Das ich dir die himelschen gaben wolle geben,
- So bin ich vil snel,
- Da min ewekeit lit ine behalten.
- Ich wil si noch entvalten,
- Und ich wil si hohen us von der blutigen erden,
- Wan mir mag nit liebers me werden.
- Die ewig liebi ze gotte wonot in der sele,
- Die vergenglich liebi ze irdenischen dingen, die wonot in dem vleische.
- Hie sint fünf sine gewaltig vber, zu welem si sich keren.
- XLVIL Von einer sünde die bSse ist über alle sünde.
- Ein Sünde bab ich gehöret nemen. Ich danken des gotte,
- de ich ir nit erkefie, si dunket mich und ist ob allen Sünden
- böse, wan si ist der hohste vngelöbe. Ich bin ir von aller
- miner sele und von allem minem libe, und von allen minen fiinf
- siüen, und von allem minem herzen gram. Ich danken des
- Jesu cristo, dem lebendigen gotzsune, de si nie in min herze
- kam. Dise sünde ist nit von cristanen lüten vfkomen; der die-
- mfitige (sie) vient hat die einvaltigen lüte mit betrogen. Si
- wellent also heiig sin, de si sich in die ewigen gotheit wellent
- ziehen und legen bi der ewigen heiigen menscheit vnsers herren
- Jesu cristi. Weüe sich die vindent in bobenheit so gebent si
- sich in den ewigen vlüch. Si wellent doch die heiligostien sin.
- Si habent iren spot vf gotz wort, die von der menscheit vnsers
- herren sint gescriben. •
- Du allerarmester mensche, bekantestu werlich die ewigen
- gotheit, so were de vnmügelich, du bekantest öch die ewigen
- menscheit, die da swebet in der ewigen gotheit, du mistest öch
- bekenen den heiigen geist, der da erlühtet des cristanmenschen
- herze und smeket in siner sele über alle süssekeit und leret des
- menschen sine über alle meisterschaft, de er diemfitekliche da
- sprach, des (er) vor gotte vollekomen mag.')
- ') Der Text scheint verdorben.
- Cap. XLVII— XLVIIL 261
- XLVIIL Wie die mine wart gesehen mit iren jungfröwen.
- In der naht sprach ich alsus ze vnsenn herren: Herre, ich
- wone in eime lande de heisset eilende, de ist disü weit, wand
- alles de da ine ist, de enmag mich getrösten noch gevröwen
- ane pine. Daine han ich ein hus, de heisset pinenvol, de ist
- das hüs, da min sele ine gevangen lit, min lichame. Dis hus
- ist alt, dein und vinster. Dis sol man geistlich vememen. In
- disem hus han ich ein bette, de heisset vnrftwe, wan mir ist
- mit allen dingen we, die gotte nit zu hörent. Vor dem habe
- ich einen stül, der heisset vngemach. De vngemach git mir
- vrömde Sünde ze bekenende, der ich nie wart schuldig. Vor
- dem stüle han ich einen tisch, der heisset vnwille, de ich geist-
- liches lebendes vnder geistlichen lüten sol deine vinden. Vf
- dem tische Itt ein tischlachen, de ist reine, de heisset armflte,
- de hat in ime vil manige heiige ^it. Wolte man es rehte ge-
- bruchen-, so hette man es von herzen liep. Die liebin richtümes
- ist ein diep des armütes. Vf den tische kunt mir ein spise, de
- heisset bitterkeit der Sünden, darzü sol de heissen gütwillig arbeit.
- Das drank heisset kume loben, wan ich leider alzekleine guter
- werke an mir han.
- Dis sach ich vinster enbinen, do offenbarte sich mir die
- geware gotzmine. Die wc glich einer edelen keyserin jung-
- fröwen. Si was adellich gebildet an irme libe, wis unde rot in
- blfiiender jugent. Si hatte mit ir vil manige tugent, die warent
- alle jungfröwen glich; damit diente si mir ob ich selber wolte.
- Joch wolten si sich mir alle gerne ze dienste geben. Si wc
- gecrönet mere dene mit dem lühtenden golde. Ir gewant wc
- gelich grünem zendale.
- Do ich si rehte angesach, do wart min vinster hus erlühtet,
- de ich alles de bekante, de da iüe was, und de je da iiie ge-
- schach. Do ich si gesach, do bekante ich si wol, wan ich si
- och gesehen hette, do si min liebe conpaniue wc. Des wil ich
- nu swigen, wan die sint öch in dem buche geschriben. — Do
- sprach ich: Eya allerliebestü jungfrowe, nu bistu mere dene
- tusendvalt vber mich; noch den so dienest du mir mit also grossen
- 262 Siebenter Theil.
- eren, als ob ich mer den ein keyserin were. Do sprach si:
- Do ich dich in dem luteren willen vant, de du dich von allen
- vergenglichen dingen wollest begeben, do enwolte ich nit alleine
- din vröwe wesen, ich müste och din stetü juncfröwe sin, also
- sere lastet mich eins Intern herzen, de sich dur die waren gotz-
- mine hat gelöset von allen irdenschen dingen. (Das meinet si:
- Wie vil man irdenscher dingen hat, de es doch den menschen
- nit ze herzen clebet.)
- Liebü jungfröwe, sit du mir so lange hast gedienet, de ist
- der snöden vröwen reht, de si der edeln jungfröwen erlichen
- Ionen. Ich habe dir ze lone gegeben alleß de ich hatte und de
- mir in ertrich mohte geschehen sin. Do sprach si:
- Ich hau es alles vfgelesen,
- Ich wil es dir mit grossen eren wider geben.
- Ich enweis vrowe^ wc ich dir me sei geben;
- Den wiltu mine sele, die wil ich dir alzegerne geben.
- Do sprach si: des han ich lange an dir begert,
- Nu hastu mich des jungesten gewert.
- Sprich öch minen jungfröwen zu,
- De 81 dir vlisseklichen dienen
- So mag ich bliben bi dir in warer gotzliebin,
- Die ich selber bin.
- So spricht dii sele der ersten jungfröwen z& der rüwe:
- Vröw wäre rüwe, koment har zu mir
- Und bringent mir heiige trehene,
- Die machen mich Bünde ane.
- Frö diemütekeit, sitzent hie bi mir,
- Und tribent homüt und ital ere von mir.
- Wene si vch bi mir sehent, so müssen si vor mir vliehen.
- Liebin Frö senftmütekeit,
- Sitzent hie bi mir under min cleit.
- So blibet mir die minesamekeit bereit.
- £ya edeler gehorsam, ich gibe mich dir
- In allen minen werken vndertan,
- Du solt niemer von mir gan,
- So mag ich behalten in allen minen werken
- Du gotlich warheit ane lugine,
- Die gotz vründen wol stat.
- Liebü vröw erbarmherzekeit,
- Sint bi mir, so ich den siechen dienen vlissig,
- De ich die koste wol möge liden,
- De ich den diene mit gute und mit libe.
- Cap. XLVin. 263
- Eya liebü vrowe kusch ekeit.
- Ich bevil vch min ma gedieh kielt,
- De es jemer liiter und reine si,
- Wand min lieber brütgöm Jesus Christ,
- Der ist ze allen ziten bi mir.
- Vrö gedult, ich habe grosse kraft
- In swigende und in lidende,
- Ir benement aller miner anevehtunge ir mäht.
- De si mir nit mögen schaden.
- Ich wil vch mit arbeiten bi mir halten.
- Vrö helikeit, koment har-zü mir,
- Und küssent miner sele munt,
- Und wonent in mines herzen grünt.
- So blibe ich jemer mere gesunt.
- Frö hoffunge, ich bitte vch,
- Das ir zesamen bindent alle min herzenwunden.
- Die mir die mine hat gesclagen.
- De ich je behalte den gotz segen.
- Was mir vngemaches werde gegeben.
- Eya erlicher, heiiger cristaner gelobe.
- Du erlühtest je rainer sele öge,
- De ich wol weis war ich gekert bin
- An cristanlichen dingen;
- Ich bevilhe dir minü werk und mine sine.
- Eya liebe vröwe verhüte, sitzent nit,
- Stant zo allen ziten mir bi, ')
- So belibe ich von vbel vrt.
- Vröwe messekeit, wesent ze allen ziten mir bi,
- So mag ich gotte zu allen ziten
- Zu sime dienste bereit sin.
- Vröwe genuglicheit, ir sint min liebü kamererine,
- Ich müs vch sere minen,
- Ir machent min herte bette senft,
- Mine groben spise smakbaft,
- Ir gebet mir macht in dem armüte,
- Dis kunt von gotz güti.
- Vride und still ekeit mag ich nit enberen,
- Ir mussent mit mir wandelen in allen minen wegen.
- Di vil sprechent und vil runent
- Und die behaltent ire ere kume;
- Die vil rüme redent
- De mag in niemer alles nütze wesen.
- Die wisheit ist ze allen ziten bi der mine.
- Und ist aller jungfröwen meisterine.
- ') Handschrift: bi mir.
- 264 Siebenter Thefl.
- Si bchaltent swas die mine git,
- Si machet den menschen nütze wc er leret oder liset.
- Die kusche schemede hat sunderliche tugent an ir,
- Si ist gerne \nigelobet in aller lüten gegenwirtekeit.
- Nu bin ich mit jungfröwen wol besessen;
- Noch sint zwoi der wil ich nit vergessen,
- Vorhte unde stetekeit —
- Du zw5i s5llent jemer bi mir wesen,
- So m&gent alle mine jnngfröwcn
- Irs ambahtes wol enpflegen.
- Ich danke dir, liebü gotzmine,
- Vröwe keyserine;
- De hast du alles ze helfe mir gegeben
- In mime ellendigen himelwege.
- XLIX. Von eim leienbi'üder.
- In der predierorden wart ein brüder ersclagen von dem
- tunre; de wart vür sine sele gebetten mit getrüwer gerunge,
- ab iht an irae were vngewandelt, de ime de werde vergeben.
- Do wart sin sele demselben menschen bewiset, der vür in bat,
- do was er schöne in himelscher wune und hatte kein pine. Das
- was davon, als sin sele sprach: Ich was diemütig in minen
- werken, ich was vorhtig an minen sinen, ich was gütwillig in
- allen minen werken; darumbe hab ich keine pine. Die sele:
- Warumbe v6re du nit zehant zu dem himelriche: Do sprach er:
- Ich müs allererst hie enphahen gotliche bekantnisse und himelsch
- mine, der bette ich in ertriehe nit. „Wavon ist de, de du den
- deinen vleken hast an dinem antlize?" — Do sprach er: Ich
- wiste min antlize ernst den, die minen willen nit taten, das
- bleip vngewandelt an mir. — „Wamit mag man dir den vleken
- benemen?" — Do sprach er: Hette ich einen süfzen! — Do
- mohte ime davon nit geschehen von dem menschen, wan diewile
- wart im gegeben. Do vröwete er sich und sprach: Nu ist es
- enweg. — „Wavon tragest du dise cronen? Nu bistu noch zu
- dem himelrich nit komen." — Do sprach er: Ich hatte einen
- sunderlichen tot, davon hat got mir si gegeben.
- L, Von der pinlicJiin gottes.
- Eya lieber herre Jesu Crist'e, der da ist ein ewig got mit
- dem ewigen vatter, gedenke min. Ich danke herre, dir diner
- Cap. XUX— -LI. 265
- sünlichen gaben, da d]i mich mitte rfirest ane vnderlas, die alles
- min gebein und alle min ädern und alles min vleisch dursnidet.
- Swene ich dir des herre, mit heiiger dankberkeit danken mag,
- so bin ich sicher und anders nit. Du mäht wol dineh snöden
- snödenlich halten, wan, herre,. din meinunge ist gut und besser
- dene gut; wand manig ding heisset gut, de also gut nit enist
- als de dine, de du mir tust. Wan du aber mich rürest mit diner
- Überheren sfissekeit, die mine sele und minen lichamen al dur-
- gat, so vörhte ich mich, de ich diner götlichen wollust alzevil
- in mich mag geziehen, wan ich ir in ertriche vnwirdig bin.
- Darumbe bitte ich dich vnderwilen vür ander liite me dene vür
- mich, de ich miner wollust verzihe dur gotz liebi und dur cri-
- stanliche trüwe.
- Hienach vorhte ich die vfstigunge des homütes, die den
- werdesten engel vs dem himelriche warf. Ich vörhte och den
- sclangen der italen eren die Evam betrog. Ich v6rhte die vn-
- trüwe die Judam von gotte sclüg. Bin ich gotte getrüw so he-
- stan ich mit allen tugenden, mit aller gute in aller h&te, bi
- gotte mit vnser lieben vröwen siner megtlichen müter.
- LI, Ein gebet vor versumekelt
- Ich allerminste, ich allersnödeste, ich allervnwirdigoste vnder
- allen menschen küne, ich gere, ich bitte dich himelscher vatter,
- herre Jesu Christo, herre heiiger geist, herre heligü drivaltekeit,
- de du mir hütte wellest vergeben alle die versumekeit, da ich mich
- mit versumet han an dinem heiigen dienste nit alleine durch nutz
- und dur notdurft, mere dur mine sündige bosheit, die ich wol
- gelassen hette eb ich wolte. Nu enpfahe herre, diso deine bes-
- serunge, die ich dir nu leiste mit minem willen und diner lieben
- müter ze eren und allen den heiigen, die man hütte begät in
- der heiigen cristanheit, und allen gottesheligen ze lobe und ze
- eren in selekeit, da si, lieber herre, mitte zu dir komen sint.
- Nu hilf mir, lieber herre, sogetaner wandelunge an minem
- lebende, de ich diner h'eligen geselle müsse werden in ertriche
- alse in heiigem lebende, de ich in dinem riebe ir gesellschaft
- 266 Siebenter Theil.
- möge besitzen vor dinem beren antlütze und alle die mit mir,
- die mines gebettes begerent.
- LIT. Wie sich die minende sele neiget under die Jiant gottes.
- Ich sprich minen fünf sinen zu: Neigent vch vnder die al-
- mehtigen hant gottes, wan die viende von der helle müssen sich
- neigen und bögen, wie homütig si sint, in iren vürigen banden
- * vnder dem herten getwange des almehtigen gottes.
- Die in dem vegfür sint.
- Die mussent sich neigen in irre schult vnder die büsse, -
- Untz in die jungesten stunden,
- De si luter werden vunden.
- Die sündere vf dem ertrich, die mfissen sich neigen vnder
- die burdin irre schult in dem vrteile mit der riiwe in die büsse
- oder in die ewigen helle.
- Die guten lüte vf deme ertriche die müssent sich neigen
- mit der . . . *) in die büsse alle ir tage.
- Die vserwelten reinen die vnsern herrengot mit allen trüwen
- meinent, die sint sere betwungen, und si lident manigen heiigen
- kumber. Si neigent und bögent sich vnder alle pine und vnder
- alle creaturen mit swebender miiie. In ist homüt vil türe. Hie
- an sol ich gedenken, und ich wil jund müs vsser demselben
- napfe. trinken, da min vater vs getrunken hat, sol ich sin rieh
- besitzen.
- Das himelrich neiget sich mit allen heiigen engelen mit
- wuüeklicher helikeit, wan de si sint und lebent, de hat tn got
- vergebens gegeben.
- Die heiigen neigent sich und bögent sich vor gotte
- In vliessender mine und wunenklicher gerunge
- Mit vlizeklicher annemekeit.
- So danken si gotte,
- De inen sine gaben in iren notcn
- In ertriche wc so mineklichen bereit;
- Damit vertrügen si alles ir herzeleit.
- Also müsse mir geschehen,
- Wan ich öch dur sine liebin ^
- In manger pine bin.
- *) Das Wort fehlt in der Handschrift.
- Cap. Ul—UY. 267
- LIfl. Von dem gevengnisse geistlicher lüten.
- Mich erbarmet in rainem herze der kumber diser samenunge
- da ich bin. Do sprach ich in der naht in der einöte mines
- •herzen vnserm herren alsus: Herre, wie behaget dir dis geveng-
- nisse? Do sprach vnser herre: Ich bin gevangen in im. — In
- diseme worte wart mir gegeben der sin aller dirre Worten alsus:
- Ich vastete mit in in der wostunge.
- Ich wart bekort von dem viende mit in.
- Ich arbeite alle mine tage gezogenliche in nützer vruht mit in.
- Ich wart verraten mit hasse mit in.
- Ich wart verköffet ime glöben mit in, alse si sich ofifenten mir in gotzdienste.
- Ich wart gesüchet in der vare mit in.
- Ich wart angegriffen mit in in ganzem grime.
- Ich wart gevangen mit giriger abgunst mit in.
- Ich wart gebunden in der gehorsami mit in.
- Ich wart verspottet in grosser vngunst mit in.
- Ich wart georschlaget mit grosser vnschult mit in.
- Swas si n&te horent, de sol si nit betrüben.
- Ich wart für gerihte gezogen mit in als ein schuldig diep.
- Des sont si gedenken im capittele und in der biht.
- Ich wart gegeiselet mit in; alse si sich geiselent, so s&nt si min gedenken.
- Ich trüg min crüze mit in.
- Wene si beswerent eint, dabi sollent si gedenken min.
- Ich wart mit in an de crüz gesclagen,
- Dur de si gerne liden und nöte cumber clagon.
- Ich bevalch minen geist an minem tode mincm vater mit in;
- Also sollent si sich mir bevelhen in allen iren nöten.
- Ich starp mit in in einem heiigen ende,
- Also sol los werden alle ire gebende.
- Ich wart begraben mit in in einem irdenischen steine;
- Also söUent si wesen und beliben, von allen irdenischen dingen reine.
- Ich stünt vf von dem tode, also sont si jemer von iren brüchen vfstän,
- So mögent si die himelschen clarheit in ire sele enpfän.
- Ich vor ze himele mit miner gotlichen craft.
- Dar sollent si mir volgen in aller dirre vorhte tnaht.
- Ich hoffe des werlich, de ir de ane vnderlas leistent und
- bekenent. An wem es noch nit ensi, das müsse noch der wäre
- got an ime voilebringen!
- LIV, Von vier dingen des geloben.
- Das man cristanliche gelobet an got, und de man got he-
- lekliche minet und de man Jesum Cristum werliche bekenet^ de
- 268 Siebenter TheU.
- man siner lere getrüwelichen volget untz in des menschen ende,
- des gelöb ich, das man in disen vier dingen de ewige leben
- vinde. Wir geloben cristanliche, niht alse Juden, noch als vn-
- gelöbige cristanlüte. Si wellent geloben gotte und nit an sin
- allerheligosten werk die er worchte, das ist, de er vns sin ein-
- gebornen sun gegeben hat; den versmahent si. Herre got de
- clagen wir dir. Wir geloben ime vntz an den willen gotz, da
- er vns sin eingebomen sun gesant hat in dise weit. Wir ge-
- loben an die werk und an den tot vnsers herren Jesu Cristi, da
- er vns mitte gelöset hat. Wir geloben an den heiigen geist,
- der alle vnser selekeit vollebraht hat in dem vatter und in dem
- sun und noch voilebringet in allen vnsern guten werken.
- Wie sollen wir got helekliche raifien? Wir sollen alles de
- mifien de die heiige drivaltekeit heisset. Got hat die sünde nit
- geschaffen, darumbe hasset er si an vns. Got minet die gute
- an vns, die er selber ist.
- Wie sollen wir Jesum Cristum bekenen? Bi sinen werken
- sollen wir in bekenen und sollen in vber vns miüen. Wie sollen
- wir siner lere volgen? Als er vns geleret hat und sine volgere
- vns noch lerent. Diewile de wir hie sint, so wirt vnser selekeit
- gemeret.
- LV. Also schribet ein frünt sineme f runde.
- Wand du got mifiest tber diöe menschlichen mäht, wand
- du got liep hast mit aller diner sele craft, wan du got bekenest
- mit aller diner sele wisheit, wan du gotzgabe enpfangen hast
- mit maniger heiiger dankberkeit, — darumbe sende ich dir
- disen brief.
- Der grosse vbervlus götlicher mifie, die niemer stille stat
- und vlüsset jemer me ane vnderlas, ane allerhande arbeit, mit
- also süssem vlusse jemer vnverdrossen, de vnser dein vesselin
- vol und vbervlüssig wirt, — wellen wir es nit verstopfen mit
- eigenem willen, so vlüsset vnser vesselin jemer über von gotz
- gäbe.
- Herre, du bist vol und machest vns och vol mit diner gäbe.
- Du bist gros und wir sint clein,^ wie sollen wir dir glich werden?
- Cap. LT. 269
- Herre, du hast tos gegeben und wir sollen 8ch vürbas geben.
- Älleine wir ein deines yesselin sin, so hastu es doch gefüllet.
- Man mag ein dein vol vas so dike giessen in ein grosses vas,
- de das grose vas toI will; von dem deinen vasse. Das grosse
- (ist) die gnfigunge gotz, die er von vnsern werken enpfät; wir
- sin leider also deine, de vns ein vörhtelin von gotte oder von
- der heiigen sehrift also vol machet, de wir nit me mögen zft
- der stunde. So giessen wir die gäbe aber wider us in de grosse
- vas de got ist. Wie sollen wir das tun? Wir sollen es mit
- heiiger gerunge giessen uf die sündere, de si gereiniget werden,
- so wirt es aber vol. So giessen wir es aber vf die vnvoUe-
- komenheit geistlicher lüte, de si vürbas criegen und vollekomen
- werden und bliben. So wirt es aber vol, so giessen wir es
- aber vs uf die not der armen seien, die in dem vegefür qwelent,
- de tn got dur sine gute ir manigvaltige not beneme. So giessen
- wir (es) mit heiiger barmherzekeit (vf) die not der heiigen eristan-
- heit die in manigen Sünden stet. Vnser herre got hat vns allererst
- geminet, er hat 8ch allererst für vns gearbeitet, er hat öch dur
- uns allermeist gelitten. De selbe sollen wir im widergeben,
- wellen wir tm glich wesen.
- Also sprach vnser herre zu einem menschen: Gib miralies
- de din ist, so gib ich dir alles de min ist. Das widergelt der
- mine de wir got leisten, de ist vil süsse. De widergelt der
- arbeit de ist vns leider vil dike swere, wan de die miüe hat
- inwendig verzert, des müs leider der mensche vnderwilen vs-
- wendig enbem. Wie swere de si, vraget man mich? De möhte
- ich doch mit menschlichen sinen niemer vürbringen. Vnser herre
- hat vil vür vns gelitten bis in den tot. Nu dunket vns leider
- ein deines liden also gros, des müs ich mich selber versmahen
- und gotte clagen, de ich also deine tugende han. Die miile
- machet liden süsse, me deiie man gesprechen möge, und wellen
- wir got werden glich, so müssen wir sigen über manigen strit.
- De gehügenisse gotz und der miüenden sele kumet zesamene
- glicherwis als du suüe und der luft mit der edelen gotzkraft
- sieh zesamene mengent in einem süssen gedrenge, de die suüe
- dem luft sin keltnisse und vinstemisse überwindet.
- 270 Siebenter Theil.
- De man nit mag gemerken es sie alles ein snne;
- De kumet von der g5tlichen wune.
- Got gebe vns und behalte vns allen dise minel Amen.
- LVL Wie got r&ret sine f runde mit der pine.
- Swene der mensch eine trübekeit hat,.
- Da er nit nach enstat
- Und deine schulde an im hat;
- Alsus spricht vnser herre dnrzü:
- Ich habe si geruret. Glosa.
- Ze glicher wis als mich min vatter ruoren lies vf ertriche,
- Also, die ich zu mir zühe vf ertriche,
- Dene ti\t der zug vil we.
- Si sollent de vürwar wissen,
- So ich si swerer zö mir zühe
- Je nahor si mir koment.
- Wene der mensche "^ber sich selber gesiget,
- Also de er pine und trost glich wiget.
- So wil ich in in die süssekeit heben.
- Also sol ime smeken das ewige leben.
- LVIL Ein wenig von dem paradyso.
- Dis wart gewiset und ich sach wie das paradys geschaffen
- was. Siner brciti und siner lengi, der vant ich kein ende. Do
- ich erste zukam , de wc zwischent dirre weite und des pamdyses
- begine, do sach ich böme, löp und clelich gras und nit vncrutes.
- Etteliche böme trügen öppfel und du ineiste menigi nit wan lop
- mit edelme gesmake. Snellü wasser vliessent da durch und
- sudenwind zu norden. Do begegente in den wasseren irdenschü
- süssekeit getempert mit himelscher wuüe. Do wc der luft süsser
- deüe ich gesprechen mag. Da ifie was tier noch vögele, wan
- got hatte es alleine dem menschen bevolhen, de er mit gemache
- da inen wonen solte.
- Do sach ich zwene man iiie, de wc Enoch und Helyas.
- Enoch der sas und helyas der lag an der erden in grosser iüe-
- keit. Do sprach ich Enoch zu. Ich vragete tn, was si lebten
- na menschlicher nature? Do sprach er: Wir essen ein wenig
- von den öppfelen und trinken ein wenig des wassers, de der
- lichame sine leblicheit behalte, und de grosseste ist die gotzkraft.
- Ich vragete in: Wie kerne du bar? — Ich kam bar, de ich nit
- Cap. LVI— LVIL 271
- wiste wie ich har kam und wie mir was g ich har sas. Ich
- vragete vmbe sin gebette. — Geloben und hoffunge, darus betten
- wir. — Ich vragete, wie tm were, eb in it verdrusse da z*
- sinde. Do, sprach er: mir ist alles wol und niergen we. —
- Vörhtestu iht vor dem strite, der da in der weite noch sol ge-
- schehen? — Got sol mich waflfenen mit siner craft, de ich dem
- Stiche (stehen?) wol vermag. — Bittest du iht vür du cristan-
- heit? — Ich bitte das si got von Sünden löse und bringe in sin
- riebe. Elyas rihte sich vf; do wc sin antliz schöne vürig, himel-
- var, als wissü wolle wc sin har. Si waren gekleidet als arme
- mane, die mit dem stabe vmb ir brot gant. Do vragete ich
- helyam, wie er bettete vür die cristanheit. — Ich bitt barmherzig,
- diemütig und getrüwe unde gehorsam. — Bittest vt vür die
- seien? — Ja, als ich gere, so wirt ir pine gemindrot. ') Als ich
- bitte, so gat och die pine abe. — Werdent si it gelöset? — Ja,
- ville. — Warumbe hat vch got harbraht? — Das wir helfer sin
- der cristanheit und gotz vor dem iungesten tage.
- Ich sach zwivalt paradys. Von dem irdenschen teil hau ich
- gesprochen; das himelsche ist da oben, de hat de irdensche teil
- beteket vor allem vngewitter. In dem höhsten teil da sint ine
- die seien, die des vegevüres nit würdig waren und doch noch
- nit in gotz rieh waren komen.
- Si swebent in der wime
- Als der luft in der sune.
- Herschaft und ere, Ion und cronen
- Habent si noch nit, eb si in gotzrich komen.
- Swene alles ertrich zergat
- Und de irdensche paradys nit gestat,
- Als got sin gerihte hat getan ,
- So sol de himelsche paradys öch zergan.
- Es sol alles in dem gemeinen huse wonen
- De (was) zu gotte wil komen.
- So ensol kein siechhus me wesen;
- Wer in gotz rieh komet.
- Der ist vor aller süchete vri.
- Gelobet m&sse Jesus Cristus wesen,
- Der vns sin riche hat gegeben!
- *) Hier scheint eine Frage zu fehlen.
- 272 Siebenter Theil.
- LVIIL Von Sante Gabriel.
- Helig engel gabriel, gedenk min!
- Miner gerunge botschaft bevilhe ich dir.
- Sage minem lieben herre Jesu cristo,
- Wie minesiech ich sie nach ime.
- Sol ich jemerme genesen,
- So müs er selber min arzat wesen.
- Du mäht ime in trüwen sagen.
- Die wunden die er mir selber gesclagen,
- Die mag ich nit langer vngesalbet tragen
- Und ungebunden.
- Er hat mich gewunden
- Untz in den tot;
- Lat er mich nu nngesalbet ligen,
- So mag ich niemer genesen.
- Weren alle berge ein wuntsalbe
- Und alle wasser ein arzatin trank
- Und alle böme mit blümen ein heilsam wundenbant,
- Damitte möhte ich niemer genesen.
- Er müs sich selber in min er sele wunden legen.
- Helig engel gabriel, gedenk min!
- Dise mine- botschaft bevilhe ich dir.
- Swer got liep haben welle,
- Diser minebrief erweket sine sine,
- Ob er got volgen welle.
- LIX. Wie die botschaft für got kam.
- Ich habe die warheit in mime geiste wol vemomen,
- Min botschaft ist zu gotte komen.
- Die antwort die mir da wider sol komen,
- Die ist so gros,
- So creftig, so grundelos.
- So manigvaltig, so .wunerich und so ^berclar,
- De ich si nit mag enpf^n,
- Diewile ich irdensche wesen sol.
- Ich entscheide aller ein deine wile
- Von diseme armen leben.
- Also de ich da niemer blibe.
- Nu müs ich beswinde der rede geswigen;
- Ich enmohte nit me davon enpfan,
- De man offenlich davon sprechen sol.
- Mer ich sach sant Gabrielen in wunenklicher ere
- In der himelschen h5hin vor gotte stän,
- Als ich arme es mohte enpfön.
- c«^. LVUi^Lii. 878
- Im waren angetan
- Nüwi mineviirige cleider, die wurden ime ze lone,
- Do er wäre botschafit; so erlich werben kan.
- Sin antliz sach ich minevilrig spilende dar.
- Er was mit der gotheit vmbevangen und dargangen.
- Sine wort mohte ich noch verst&n noch geh5reny
- Wan ich bin noch glich einem irdenachen toren.
- LX, Wie das kint gesehen ioart.
- In der naht, als gotz sun geboren wart, de wart das kint
- gesehen in armen tflehem bewanden und mit snflren gebunden.
- De kint lag alleine vf dem herten ströwe vor zwein tieren. Do
- sprach ich der müter zu: Eya liebü fröwe, wie lange sol din
- liebes kint alsust eine ligen? Weüe wiltu es nemen vf din schose?
- Do sprach vnser vrowe, si enlies doch de kint niergen vs iren
- Sgen; si reichte im ir hende^) und sprach: Es sol dise siben
- stunden under naht und vnder tage vf diseme ströwe ligen. Sin
- himelscher vatter wil es also. Dem himelschen vatter wc sunder
- wol damitte, de bekante ich do. Ich bat de kint vür die, die
- sich mir bevolhen hatten. Do sprach ein stime vs dem kinde,
- es regte doch sinen munt niergen: Wellent si mich halten in
- irme gehiigenisse, so wil ich sie halten in minen hulden. Ich
- han in nit ze gebende dene minen lip und de ewige leben. In
- presepio de kint lag vf dem ströw herten, sin himelscher vatter
- wolte also.
- LXL Wie man sich bereiten sol zu gölte.
- De der vogel lange bi der erden ist, da mitte verböset er
- sine vlügel und sine vedem werdent swere. So hebet er sich
- vf in eine höhin und weget sine vederen und zühef sich vf in
- eine höhin also lange, untz er den luft ergriffet, so kumet er
- in dem vluge. Je lenger er vlüget, je er wunenklicher swebet,
- kume als vil de er de ertrich berfiret de er sich labe. Also hat
- ime der mine vlügel die irdensche woUust benomen, glicher wis
- sollen wir vns bereiten, alse wir zu sollen komen. Wir sollen
- die vederen vnser gerunge jemer vfwegen zu gotte. Wir sollen
- ') Handschrift: in ir h6de.
- H. Meebthild. lg
- 371 • Siebenter Theil.
- ynsere tugenden und unsrä guten werk hohen mit der mine,
- wellen wir' hie nit. abe lassen^ so werden wirgöttes ine.
- (Vacat.)
- Eya begerende mine,
- Da HiffiBst BDAnige sfiase stime
- In de ore dines lieben herren;
- Din riftwe die ist deine.
- Nu fröwe.. dich und swige nit, . - ~
- Et wil sich noch mit vr6den zft dir kereu.
- Eya sinkende mifie,
- Pü Hdest manige sfisse not,
- Din eilende de ist gros.
- Wie soitu Jesum gewinen?
- Er 15ffet dir alzelange vor.
- Du hast in doch vür die sünde erkom
- Und hast dich selber in Im verlorn.
- Des müst du manige pine liden;
- Ich wil mich in ime erholen.
- Eya voZ^') mine,
- Du spengest sere min herze und mine sifie,
- De ich balde wil von hinan,
- Ich enkan dich doch nach wünsche nit gewinen,
- So müs ich doch nach jamer mifien.
- Eyia creftige mine, du bist in grosser h&te.
- Du meinest alle ding mit gute,
- Du tragest sere über alle not,
- Din hoffunge und din geföbe ist g^ros,
- Du solt vberwinden alle din not. . .
- Eya wisü mine, du hast heiige ordenunge.
- Wie dit got darine lobest imd bekenest
- Und sinen willen in allen dingen voilebringest.
- Tftstu dis mit triiwen,
- So mahtu in gotte rüwen,
- Haran wil ich mich vr6wen.
- LXIL Wie die jungfrowen dienent tr frowen der Icdnegin.
- Also die rede wart geoffenfaaret einem menschen in sinem
- jgeiste alsust: Ich sach einen weg; der gieng von osten da
- die sune vfgat, untz in westen da si vndergat. In dem
- wegen wandelten alle die von gutem willen sint ze gotte. Si
- wandelten alle bi tale und ileten doch vngeliche. Si wandelten
- *) Handschrift: wlü — wole?
- Cap. LXli. 276
- alse bilgerine; die gelassen betten de ei liep betten und wolten
- s&eben de allerbeste; de got ist. Semlicba karten wider mit der
- Wollust; die si gelassen hatten und die volldgiengen nit. Sem-
- liebe rüweten in dem grase der manigvaltigen woUust und in
- dem bl&men der italkeit; die bliben yil lange in dem wege.
- Den wirt danacb yil swere beseme des bitteren vegevüres ge-
- geben ; eb si doch ane hSbetsAnde lebent.
- Hiezü antwurt vnser herre alsus: Semliche lAte^ die wan-
- deint mit g&tem willen an heiigen werken^ und haut doch an
- in selben also swere sitten und machen sich mit ire swindekeit
- also vnbekeme; de man si kume mag erlideU; in den lüten ist
- min vrteile behalten. Si solten sere min barmherzekeit suchen
- mit diemfitigen Worten ; so behielten si ire g&ten werk ynverlom
- und die bitterkeit irs herzen wArde ze nihte, also möhten si zft
- in selber komen. Der mine barmherzikeit suchet; der mag
- yinstemisse nit erliden.
- Einer gieng alleine in dem wege. Das wc davon; de ime
- irdenschü woUust an siner sele nit einen trost mohte geben.
- Do sach er zw6i menschen vor im gan. Der eine gieng zer
- lingen hant der ander ze der rehten haut des weges. Do vra-
- gete der menschC; wer si weren und wes si pflegen. Do sprach
- der zer lingen hant:
- Ich bin gotz gerehtekeit,
- Götz gerihte de wart mir gegeben, de ist min,
- Do Adam in dem paradyso sünde tet.
- Min gerihte hat gewesen lange und gros;
- Na ist gekomen dise jungfrowe, die bi mir gut,
- Die ist worden min genos,
- Die heisset barmherzekeit.
- Alle die si süchent und steteklich anrftffent,
- Die fberwindent alles ir herzeleit.
- Si ist sere voUekomen,
- Si hat mir mine rehtekeit foenomen.
- Swas kambers an dem menschen geschihet,
- Und der dene mit rüwe zu mir vlühet,
- So leit si ire senfte hant vf de crombe,
- So 8tä.n ich als ein tombe
- Und mag dawider nit getün.
- Dis machet alles der geware gottes sun,
- Der bat mir mit siner barmherzekeit
- 18*
- ,276 Siebenter Theil.
- Benomen mine gr68ten gerehtekeit.
- Si fr&8tet den betrftbeten, si heilet den wanden,
- Si rrSwet alle die th ir komen,
- 61 hat mir grosaen gewaJt benomen.
- Si hat mich liep und ich aie;
- Wir s&Ilen jemer bisamen sin
- Untz an den jungesten tag, so ist de gerihte min.
- Gottes gerihte und gottes gerehtekeit
- De ist nit alles ein.
- Das gerihte erteilet die schnlde.
- Die ime ane rüwe vorgevallet,
- Die gerehtekeit ist ein heiig leben, *)
- Die hat got allen sinen lieben vränden gegeben ;
- Der wolte er selber an sinem lebende pflegen,
- Wan er in allem sinem tünde gereht wc;
- Also weis er de wir pflegen,
- So m6gen wir luter mit tm wesen.
- Dirre gottes barmherzekeit tind sines sünes heiige gerehte-
- keit, die er selber hielt in ertriche an sinem lebende und ir
- beider heiiger geistes gäbe, dem volgete in dem wege ein ei*-
- lichü schar. Die waren alle jungfrowen glicli. Do ich si sach,
- do bekafite ich alle wol, doch so wolte ich si vragen vf de,
- de ich antwnrt von tn haben wolte. Ich vragete wer si worin
- und WC ambahtes si pflegen. Do sprachen si:
- Wir sin jungfrowen edel und wolgezogen
- Und dienen gotte ze sinem lobe
- An siner allerliebsten känigiöe,
- Die got hat erkom ob allen dingen, ^
- De ist des menschen sele und lip.
- Wir dienen vnser vröwen der künigine,
- De si mit allem vlise und mit allen irem sine
- An allen dingen irs herren willen voUebringe
- In cristanlicher ordenunge,
- So wirt si niemer schuldig vunden.
- .Vrö wisheit, wc küfient ir dienen
- Mit Wer swester der bescheidenheit?** —
- Wir leren mine vröwen die künegin,
- De si jemer küne scheiden de böse von dem guten
- Mit g6tlicher wisheit
- In heiiger bescheidenheit,
- De si denken wie es nu si
- Das biblische: justitia justus.
- Cap. LXII. 27t
- Und w\t eis noch m5ge komen.
- Des gewinet si in allen dingen vromen,
- „Vrö war hei t, was könent ir dienen ze hove
- Mit liwer swester der helikeit?" —
- Ich diene niinem herm und miner vröwe der kdnegin
- Mit allen trüwen, de si irme herren
- In allen Iren n6ten jemer getrdwe sin; •
- Davon blibet si sicher und vri,
- Und de si jemer inwendig heiig si,
- In allen dingen irme herren vndertan,
- So blibet si vswendig lobesam.
- „Vrö diemütekeit, wc k6nent ir dienen
- Mit vwer swester, der senffcmfttekeit?'*
- Ich lere mine vröwen , die künegine.
- Da si mines herren willen
- Und alle sine gaben von herzen mine,
- So mag si rüwen in heiiger slnfmutekeit,
- So vertribet si mit yr5den als ir herzeleit.
- „Vrö miltekeit, wc k6nent ir gedienen
- Mit üwer swester der gehorsamkeit?''
- Ich lere mine vröwen die künegin,
- De si je mit gerender gotzmine
- In irme gebette mi|te si
- Den bösen und den guten.
- Den lebenden und den toten.
- Der schätz ist manigvalt. und gros,
- Der kunt aller wider in ir schos.
- Wil si tun irs heiTen willen,
- So sol si die heiige gehorsami
- In allen iren werken vollebringen,
- So blibet si gotz künegln.
- „Vrö starkeit, wc könent ir gedienen
- Mit vwer swester, der stetekeit?** —
- Ich lere mine vröwen, de Bi Btark si in allem strite,
- So mag si in irme riche bliben.
- De si jemer stete si.
- So blibet si je von irme herren vri.
- ' Dirre jungfrbwen ist tu ane menschlich zal, wan alles de
- der gute mensche in got tut inwendig und vswendig, da h6rent
- alles tugenden zu. Mit disen jungfröwen in dem wege wandelte
- ein gros herre, der wc glich eime heligosten und dme aller-
- gewaltigösten bischof, de wc vnser cristan gelobe, der wc v*rig
- in binen und braute alles von gotlicher mine. Mit allen diseü'
- tugenden diente er diser künigine. Oben in der höhin swöble'
- 278 Siebepter Theü.
- ein jungfröwe, die wc glich eime gnldia aren. Si wo vmbe-
- yangen mit eime bimelschen fichine, si löhtete und si lerete und
- si temperte alle dise jungfröwen ze dienste irre vröwe der
- könegin.
- Dise mine wonet in dem cristangelöben, si rftwet in dem
- palaste ir vrowen der könegin. Das ist ir ambaht.
- Das si liep zd li6be twinget,
- Got zu der sele und die sele zft gotte,
- Darumbe stat ni in dem emten gebotte.
- LXIIL Götz tüäle ist ein fArste in edlem weaende.
- Stete geruDge in der geninge,
- Stete wetage in lichameD,
- Stete pine id den siiien,
- Stete hoffnnge in dem herzen nach Jesu alleine.
- Alle die sich selber verlassen habent in gotte,
- Die merkent wol wc ich meine.
- Ich was zwene tage nnd zwo naht
- In also gros angemach komen.
- De ich hoffenunge hate, de min ende were komen.
- Do dankete ich gotte als verre ich mohte vmb sine gaben.
- Do gerete ich zu gotte, de er mich zu ime neme,^
- Ob es sin liebste wille were.
- „Jedoch herre, mag din lop dJtvon iht gemeret werden,
- So wil ich gerne dar dine liebin bliben
- In disem armen libe.
- Herre, ich han gelebt alsus manig jar und manigen tng,
- De ich dir herre , nie also swere oppfer gegab.
- Herre din wille geschehe und nit der min,
- Wan ich min selbes nit enbin,
- Mer in allen dingen din.**
- Do sach ich in verren höhe ein bereitunge der heiigen, als
- eb si komen wolten zu minem ende. Ire personen die si waren,
- der ensach ich nit zwischen !n, waä mir wc ein also creftig
- lieht, das da in mitten schein, das mich das duhte, de ich mit
- tn were ein. Dis wc hohe in dem westen, da die sune vnder-
- gät Von norden waren komen vbele geiste, die hielte da W,
- die müsten min gerihte besehen. Si hatten 6ich zcEHSimen gef-
- wanden und waren getwungen als die besclagenei) hundei Si
- wrgetent mit irme halse ze mir. Ich vorhte iro nijj ich.yrft-:
- wete mich.
- Cap.'LXm— LXIV, 911
- Do bekante ich de si got ze eren dar m&ssent komen.
- Da got sinen yründen alle ir not hat henomen,
- Und si dene mit irme lästere wider z& der helle komen.
- In disen dingen wart mir in minem libe
- Eine wandelange gegeben,
- De ich müste bliben
- In disem bitterm, ellendigem leben.
- Ich was also sicher and also vri,
- Ane vorhte and ane pine. wi, o wi, o wi !
- Und de do nit mohte bliben im tode gotz güite,
- So were mir na we ze mute.
- Hette ich na menschliche mäht and g5tliche ,mine,
- So wolte ich nn allererst gotte dienen beginen; ^ ,
- Das wolte ich vf ein gute ende «bringen, --
- Als ich je wolte and noch wil.
- LXIV, Wie got dem menschen dienet. /
- Alsas spricht ein betlerin in irme gebete ze gotte: Herre
- ich danke dir^ sit da mir mit diner mine benomen hast «lleu
- irdenschen richtflm^ de du mich nu eleidest und spisest mit vröm-
- dem güte^ wan alles das mir in eigenschaft mit wollust nüt in
- dem herzen cleidet, das müs mir alles vrömde wesen.
- Herre, ich danken dir, sit du mir benomen hast die mäht
- miner ögen, de du mir nu dienest mit vrömden ögen.
- Herre, ich danken dir, sit du mir benomen hast die mäht
- miner henden. ...
- Herre, ich danken dir, sit du mir benomeii Wt die mäht
- mines herzen, de du mir nu dienest mit vr5niden (hc«iden und)
- herzen. ;:
- Herre, ich bitte dich yür si, de du es In wellest Ionen in
- ertrich mit diner götlichen mine, do si dir mflssen vtehen und
- dienen mit allen tugenden untz in ein heiig ende. AMe die mit
- luterm herzen allü ding lassent dur gotz liebin, . - ^*-
- Die siht alle erzebettelere;
- Die s6llent an dem jangesten tage
- De gerihte besitzen mit Jesu vnserm 16sere.
- Hen-e, alles de ich dir dage,
- De müsestu wandelen an mir and an allen sünderen^
- Herre, alles des ich dich bitten,
- Des müsesta mich geweren -
- Und allen vnvollekomenen geistlichen lüteni , . r
- 280 Siebenter Theü,
- Dnr diu selbes ere.
- Herre, din lop müsse an minem herzen niemer geswigen,
- Swas ich tt, lasse und Hde. Amen.
- LXV. Wie got die sde zieret mit der pine.
- Swene die jungfröwen ze allen ziten sint gekleidet nach
- dem willen irs brütegömes, so bedürfent si nibtes me dene hoch-
- zit cleidern, de ist, de man pinevol si in söchede, in wStagen
- in anvehtunge und in manigem herzeliden/ de^ wir vil vinden
- in der sandigen cristanheite.
- Dis sint die hochzitcleider der miüenden sele; aber die werk-
- tagcleider, das ist yasten, wachen, discipline^ bihten, süfzen,
- weinen, betten, vörhten die^) sünde, herte getwang der sinen
- und des libes iü gotte dar got, süsse hojfunge und ane vhd^rlas
- mifiekliche gerunge, und ane vnderlas ein bettende herze in
- allen werken. Dis sint die werktagcleider des guten menschen.
- Swene wir siech sin, so tragen wir die hochzitcleider; swene
- wir aber gesunt sin, so tragen wir die werktagcleider.
- Alsust spricht der gepineget licham zu der ellendigeri'sele:
- Wene wiltu vliegen mit den vedern diner gerunge
- In wuneklichen h6hin, zu Jesu, diner ewigen liebe?
- Danke im da, vröwe, für mich,
- AUelne ich sn6de und unwirdig si,*
- De er doch min w6lte sin,
- Do er in die eilende kam
- Und vnser menscheit an sich nam,
- Und bit, de er mich ane schult behalte
- In sinen lutem hulden untz in ein heiig ende,
- Wene da, liebiü sele, von mir wendest
- Die sele, £ia min allerliebste gevengnisse,
- Da ich ine gebanden bin,
- Ich danken dir alles, des du hast gevolget mir.
- AUeine ich dike betr&bet bin von dir,
- So bistu doch mir ze helfe kernen.
- Dir wirt noch alle din not benomen
- An dem jungesten tage.
- So wellen wir nit me clagen.
- ') Handschrift: dise.
- Cap. LXV. 281
- So sol es vns allen wol behagen,
- Do got mit vns hat getan,
- Wiltu da nu vaste stan
- Und süsse hoffange han.
- Die gehorsami ist ein heiig bant, si bindet die sele ze gotte
- nnd den lichamen zft Jesu und die fünf sine ze dem beiigen
- geiste. Je langer »i bindet, je me die sele niinet. Je snöder
- sich der licham haltet, je snöder sinü werk vor gotte, und vor
- den lAten mit gutem willen.
- Explicit Über.
- 282
- r- \
- Zusatz Über die sieben tagzeiten«
- (Ton gleicher Hand und sldchieitl^O
- Man sol prüven ze mettinzit, eb die craft der gotheit an
- die sele komen si, und habe den menschen vfgezogen von der
- kargheit dines libes und der blintheit dines herzen. Da hörent
- zwene gezüge zu, ein binunge des libes mit einem sftchenden
- vlisse, stetekeit des geistes in gotte.
- Man sol prfiven ze primezit, eb die wisheit der gotheit
- an die sele komen si, de man bekenen köne vollekomenheit und
- vnvoUekomenheit. Da höjent zu zwene — ^)
- Man sol prfiven ze mittem morgenzit, eb de für der got-
- heit an die sele komen si und habe abgebrant alle vleken der
- Sünde. Dazu hörent zwene gezüge, ein herzeklich blangen nach
- vnserm herren und inige trehene nach götlicher liebi.
- Man sol prfiven ze mittemtagezit, eb die miltekeit der
- gotheit an die sele komen si, und habe begeben alle weltliche
- vründe. Dazu hörent zwene gezüge, ellendekelt vs allen crea-
- turen, stetekeit des geistes in gotte.
- Man sol prfiven ze nonezit, wc got an das crüze brahte,
- menschlich barmherzekeit und götliche trüwe. Da hörent zwen
- gezüge zu, de man vnsern herren bekene und de man in mine.
- Swie vil tugenden wir hetten, wir sollen allewegen einen hunger
- , und einen turst haben nach vnserm herren.
- Man sol prfiven ze vesperzit, eb der vride gotz in die
- sele komen si, eb der mensche vriden habe mit gotte und mit
- allen menschen und mit im selber und mit allen creaturen«
- Dazfi hörent zwen gezüge, swigen und de einöde.
- *) Die Zeugen sind nicht genannt.
- 283
- Man sol prüven ze completezit, eb de götliche wunder
- an die sele komen si, das gotte zftspraeh an dem crüze. Dazu
- hörent vier gezüge: De man got vlisseklieh s&ehe und de man
- in behalte in berzeklieher mine und de man stn gebruehe. Deir.
- getrtiwe kneht vnsers herren, der sol niemer sin einen tag, er
- si eintweder an fbunge guter werken oder an vlisse der lere,
- das er siüe sine lere, wie si got von herzen minen sollen oder
- an bevindunge der s&ssekeit oder an gebruchunge der vröden.
- Ein reht geistlich mensche, de ist allewege m§ besorget vmbe
- gläke dirre weite, de es ime iht ze sere zügg, dene er besorget
- si ymbe sine notdurft. Das sint, die gotte wol behagent, wer-
- liche es gange tn wol alder übel.
- Bruclistilk tber mystisches leben von einem nnbekanten.
- Das edelste und de nüzeste, das alle meister und alle gotz-
- yründe gesprechen mfigent von gotte, de sint die artikel eristans
- geloben. Mer nu ist ein verborgen abgrunt in der sele, das
- rfiffet ane vnderlas mit einer wilden, abgrüntlicher vnbegriflfen-
- lieher stime (vs) deme götlichen abgrunde, so de der vernmifte
- als in einem ögenblike endeket wirt. So wiii; si gereisset in;
- ein tberwunderlich gros jagen danach und kan ir doch nit werden
- in der zit. Mer de hohste, de nutzeste und das edelste de ir
- hie werden mag, de ist, de si allü wort, alle gedenke, alle be-
- girde, alle mine, die sele alzemale,^ »ach ir ziehe und versenke
- und ertrenke in dem götlichen abgrunde und de die Vernunft
- harus bringe wie gros de st. De ist doch niiwan (nur) di"! al-
- m&sen schussele und die brosemen, die von der herren tisch
- vallent. Und wie hoch und vberswenkig de der vernunfte s!
- und sehine, als es ir von mine ze eigen gegeben si, so mag si
- es doch niemer bas behalten vn siehorlieher, dene de si es
- wider von minen verliere in dem götlichen grundelosen abgrunde,
- da alleine allü ding eweklieh ine behalten sint.
- 284
- Aber die tegellcbe spise, die den ifieren und den ygseren
- menschen von not bliben müs hie vs, de ist ein vemönflkig war-
- nemen der ordenunge gotz gegen got, gegen im selben, gegen
- sinem ebenmenschen, der gnftg sin, in welicher wise sie de er-
- bütet, es st tn tribende zu dem sacramente, oder vf ein ifier
- abgescheiden rüwe, oder zft einem ifiem yemäüftigen reissen,
- bekenen gStliche warheit, oder ze gebet, oder ze oflTenbarungen,
- oder ze geistlicher gesiht, oder ze gStlicher sfissekeit,' oder ze
- vsseren minewerken, oder ze einem vernünftigen, mi&enden,
- reissenden, claflFenden der vründe gotz vndereinander, von 3er
- edelsten götlichen warheit. Und alles, de hie nöwes geborn nnd
- gewnnen wirt, de sol also geteilet werden, de de 6delste verlorn
- und wider geoppfert werde in das vorgenant abgründe, und mit
- dem andern gespiset werde die vorgenant ordenunge in einem
- einzigen zünemende götlicher wisheit in Christo Jesu. Dis ist
- alleine dem rehte willigü armüt und das allervoUekomenest leben,
- danach alle wäre gotz vründe jagent, und wc in andere wis ge-
- boren wirt, de verblibet und vervallet in manigvaltig vngeordent
- pinlich wise, der got niemer gantwurt'et, oder vallent in vnge-
- ordent vernünftige vriheit des geistes und de ist der schedelichest
- <
- val oder keret sich aber wider zu der weite. ^)
- *) In der Handschrift folgen drei leere Seiten, womit der vferzehende
- Sextem endet.
- Einige Worterklänmgeii.
- Abe, babon.
- abe^nst, 9^etb.
- achter = after, naäf (einem ^kL)
- adan, Stirem, aud^ atten, aten.
- agestein, ©ernftein, 3Wagnctftein.
- afite, aht, aäft,
- alleine, oBfc&on.
- ambaht, Slmt, ©icnft.
- amehtikeit, Unmad^t.
- anderhalp, auf bcr anbem @eite.
- anderwarbe, nod^ einmal.
- aneth, ol^ne.
- ar, S(b(er.
- amen, büßen, fü^^nen.
- artedine, ^äfai^ffütmn,
- arzat, ^rgt; arzatine, ^ergtin.
- ass, atd bag.
- aten, atten, f. adan.
- aureole, 9^imbu8, ©lorte.
- Bagen, ganfen^ fc^etten.
- bat, «ab.
- beiten, »arten, entbc^frcn,
- bekeme, angenclfim.
- bekenen, fcnnen.
- bekoren, toerfud^en; bekorung, ^tx*
- fud^ung.
- bermint, Pergament,
- besagen, )>er(äumben.
- beslagen, gefd^tagen.
- besmen, «efcn, dtutift.
- bewellen, bewollen, bcflerfcn.
- bewaren, getoal^ren.
- bewisen, toeifcn, l^injeigen.
- beworcht, gemirft?
- bibenen, biben, beben,
- binen, tnnerl^alb; auc^: fid^ für etttjaö
- l^attcn.
- bleken, geigen, bloß fei«,
- bliken, bli^en, gtängen.
- blüme (der), 3ungfraufc^aft.
- bobe, über, oben,
- bobenheit, ^obeit.
- borien, «ol^rer.
- Bremen, zubremen, murren, jumurrctir
- fremere.
- br5de, brodekeit, gebred^ßd^.
- brach, 9?aum?
- bruchung, (Senug.
- bulge, Soge, Söeae. Slud^ 2:rinfgefä6.
- bümen, brennen,
- büten, bieten.
- C (icbe K.
- Dahte, 2)od^t.
- den, benen.
- defie, dane, bann,
- der, bereu,
- dilker, 2:ifger.
- doln, trogen, bulben.
- drahte, ©cbtoangerfd^aft , i)on tragen,
- druhten, trinten, Pflegen,
- dürfen, bebarf.
- dnrnehtig, )ooUfommm, gang.
- £9 ebe, )ut}or.
- ß, ®efefe.
- eb; betoor.
- egeslich, egestlich, fd^eugUd^.
- ehte, ©bleute?
- eigenschlich, gugebörenb.
- einvaltig, einfad^.
- eisen, fd^aubem, erfd^redfcn.
- eisunge, ©d^auber.
- enbeisen, enbizen, genießen,
- end. Ort.
- engetar (ich), td^ barf nid^t.
- entgelten, gelten foffen.
- enthalten, gurüdCbatten.
- entreinen, befcbmutjen.
- entrichten, i)ertt)irren.
- entrisen, reis, rim, entfoffen.
- entschulden (sich), fid^ bellagen.
- entwichen, ertDeic^en.
- erarnen, abbüßen,
- erdriezen, fatt bftben, überfatt fein,
- erschellen, erfd^atten.
- ervlongen, in bie glud^t jiagen, fagere,
- erwegen, aufregen.
- 286
- WorterkläruDgen.
- Ettesweüe, etzwene, ttxoa. '
- F, mt V.
- Gaden, $aud (^(oßcr).
- gebende, Äo^jfjeuö ber grauen.
- gebur, ^aucr.
- gebürlich , »ol^Ianftänbig.
- gedenke, ©ebanfen.
- gegen, entgegen.
- gegerwe, ^eiliger ©c^mucf, SWeßKeib.
- gehügenisse, gehügnisse, (^ebä^tnig*
- gelass, ^(eib?
- gelöte, ®en?id^t gu einer 2öage.
- gelten, gelten (attito), f. Schuld.
- gemeine, gememltd^.
- geneiste, guntett.
- genemen, nennen.
- genenden, crfü^nen.
- gere, Regier.
- geringe, (eid^t, flin!.
- gerüchen, gerufen, l^eUeben.
- getempert, rid^dg gefUmmt, georbnet.
- getrosten, entbehren.
- gewenen, cnttobl^nen.
- gewete, Äleib.
- gift, 2«itgtft, aWorgengol&e.
- grane, ©art an ber ?lel?rc, @d^nurrbart.
- grans, ^äfmUl, 9{üffe(.
- grein, greinen, murren.
- grel, grett.
- grendel, 9{iege(.
- grinen tote greinen.
- groiren, gtoriren.
- Harte, fel^r.
- heimlich, k>ertrant.
- herten, ausharren.
- hinderrede, ma^^^mbt (bbfe).
- hitzen, l^eigmerben.
- hohen, erl^bl^en.
- hör, g. hör wes. m. ^otl^.
- horwetig, fotl^ig,
- hüffe, SBange.
- hüfhaltz, hüffehalz, Pftenlal^m.
- hügenisse, hüge, greube.
- hülzin, Vi^^jcm.
- hungerlachen , hnngertfich , langet
- Xndf, in ber gaften bie Slftöre gu
- t>er^üC(en.
- lergen, irgenb.
- joch, unb bod^.
- jtal, (cer.
- juncherre, 3nn!er, Sungl^err.
- K unb C.
- careiie, Cuabragene, gajlen.
- klelich öon kle, @amen, frud^tBar.
- clote, ^(anfe.
- köpf, köpfe, ^ecjer.
- kosen, Üejen, to'dffUn.
- kouwen, kiuwen, (Saunten,
- Krank, fd^toad^.
- krantwnrzen, Sad^l^olber, Junipems.
- kriegen, fd^reien, ganfen.
- crisen, chnsam ober freifen.
- culter, culteren, S)edfe ül&er bie iWatragc.
- kume, faum.
- künde, Äcnntniß.
- kune, ©efd^rcc^t, SSerioonbtfd^aft.
- Langen, erretdben; aft längen?
- lassen, nad^taffen.
- leid, unt)ertröglid& , mürrifdb.
- lid, ©Heb («ugeiilib).
- lidig, lebig, frei.
- Magen, Äroft, auc^ SJertoanbte.
- man, SD'^onb.
- manslaht, ^rieg, @d^(ad^t.
- masse. Wlaa^,
- me, me^r.
- meit, bie meide, frol^, greube.
- mer, aber.
- mere, al9, auger.
- meslichor, mägiger.
- miner, minber.
- mortlich, tbbtlic^, U9 gunt ^obe.
- mü, mug t)on muffen.
- müre, äj^orafl.
- miltwillen, mutl^iger SBittc, guter Sitte.
- Nar, ^axht.
- nemen, nennen.
- niet, ^aft, @tift.
- nuwar, nur.
- nüwen, erneuen.
- Olei, öl, oleien, bie ki^tt Oefung geBcn.
- 51Ü, aae.
- Peize, beize, 2odff^)eife.
- pellol bovivir, ^etgträger?
- pfeffelich, ^rieflerti^.
- pfellel, ©eibenfloff.
- Qwelen, teiben.
- Bam, Stadien, .
- rans, @d^naM, ^tad^en.
- reien, Sangen, (Steigen).
- reise, ^rieg«gug*
- reissen, rcigett.
- rief, Steif, pruina.
- rum, 9?aum.
- runen, ffüftem, raunen.
- r&ren, o eruieren.
- rüch, ^ä^er, @aatfrä^e.
- rüchen, gerui^en.
- Sache, Urfad^e.
- saf, @aft.
- samenung, Sammlung, ^(ofler.
- schappel, iD^i^rtl^enfrang.
- Bcheffenisse, ^efd^affen^eit.
- schöpnisse, @d^b)>fung. .
- schreigen, anfd^reien.
- schriken, f^ringen.
- Worterklärungen.
- 287
- Sege, ^ti}.
- segen (sich), fegnen.
- seist, fagfi (bu).
- selweD, entfärben.
- semlich, fämmtüd^.
- sere, SBunbe.
- sid dem male, {Internat.
- siech, !ranf.
- simelen, @emmeL
- sinkrank, 6Iöbflnnig. ^
- sinwel, sine -welle, $3br6ung.
- sieht, einfad^.
- slinden, sclinden, fd^Ungen, fd^Iuden.
- smaken, neutr., \^ma\iiid), gering fein
- ober tperben.
- Bn6d, axmüä), i^erad^tet.
- sogetan, sogtan, fo(d^.
- sömer, $!aftträger.
- spengen, f)>annen.
- sprechen, l^eigen.
- stein, geU.
- stral, $fet(.
- stüle, £]^ron; stülen, tl^roncn.
- stappe, ^tanh.
- sümlicn, 3emanb, sAmliche, Einige,
- sünlich, (inbUd^.
- surögge, triefäugig.
- BUS, fo.
- swarheit, ©d^toere.
- swindekeit, ^eftiged, gä^ed Sefcn.
- Tepet, Zt)ppx^f Zapttt.
- togen, dogen, taugen.
- t5ren, [täf bet^Bren.
- torsten, bürfen.
- t6tlich, flerbUdji.
- tris, ^d^ai^; triskamer, (^d^a^fammer.
- trisemvas, @d^at$.
- tumbe, ^avXf (bumm).
- twagen, }n>adten, }toidten.
- twahen, toafd^en, Sunt mad^en.
- tynavel toon tine, ^mm. SCud^ fron-
- tispicium ober ©etäfet.
- Ueberhere, übergroß,
- ufwegen, tmpoxtokatn , aufn)iegen.
- ulin, 5>ö(>re.
- umbetal, Umfang.
- unberhaftig, nic^t gebärenb, unfrud^tbar.
- undersniden, abfied^en.
- UDgebe, toertl^tod.
- ungewandelt, unerfe^jt, ungeübt?
- unschaldi^en , t)on <^d^ulb reinigen,
- entfd^utbtgen.
- nnsehelich , unftd^tbar.
- nrlü^, Ärieg.
- ftweie, (Snle.
- Yar, Xrug.
- vare, garbe.
- vederschlagen, glügelfd^tagen, flatttvn.
- verdümet, t)^bammt.
- vergebens, umfonfl.
- verkiesen, i)ergeffen, überfeinen.
- verslinden, toerfd^Ungen.
- verwahsen, fraftio« toerben, toertoünfdjt.
- verworchten , toerttjirfen , (g. «. bic
- ®nabe.)
- verzehren, benüfeen,
- vielaten, ^Jeitd^en.
- v6gen, fügen,
- volburt, ©eftätigun^, voll = borten,
- beijHmmen, befiätigen.
- volger, Begleiter, golger.
- volleist, \ioUt ?eiflung, Söirfung.
- voren, führen,
- v5re, toarum.
- v6rhtelin, Keine gurd^t.
- vosspor, gußf^jur.
- vreislich, fd^redUd^.
- vriesen, frieren.
- vrom, fremb.
- vrome (die), greubc.
- vr5melich, nü^tid^ — tjon fnimen,
- SRufeen.
- vröwen, erfreuen,
- vülen, mien, füllten , ioal^rneinmen.
- vuoge, gefügt, funflreid^.
- Waffen I m^l
- wage (die), SBiege.
- wan, benn.
- war, toober, tool^in.
- wegen, toenben.
- weinig, betrübt,
- werlich, beftänbig, bauerM^»
- westbäre, Plural, bie batb nad^ ber
- Xaufe geflorbenen Äinber.
- wü, inbeffen, bietoeit.
- wirren, werren, binbem, »el^rcn.
- wlu, „Eya wlü mine", \>oUt Wlxmt.
- wor, toorin.
- w6stunge, Söüfle, SJertoüflung.
- wrang, ringen, luctari.
- wunderlich, fonberbar, faunifd^, tonn*
- berbar.
- Zage, furd^tfam.
- zagel, ©d^toong, ©d^toeif.
- zelen, gielen, gengen.
- zendal, l^albfeiben 3c«Ö/ ©d^ettertaffet.
- zihen, jeiben, auflagen,
- zinen, fd^affen?
- zöfer, 3.
- • ♦
- i