Quotations.ch
  Directory : Das fliessende Licht der Gottheit
GUIDE SUPPORT US BLOG
  • Skip to main content
  • UPLOAD
  • SIGN UP | LOG IN
  • Sign up for free
  • Log in
  • Search Metadata
  • Search text contents
  • Search TV news captions
  • Search radio transcripts
  • Search archived websites
  • Advanced Search
  • ABOUT BLOG PROJECTS HELP DONATE CONTACT JOBS VOLUNTEER PEOPLE
  • Full text of "Offenbarungen der Schwester Mechthild von Magdeburg, oder Das fliessende Licht der Gottheit ..."
  • See other formats
  • Google
  • This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
  • to make the world's books discoverablc online.
  • It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
  • to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
  • are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
  • Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
  • publisher to a library and finally to you.
  • Usage guidelines
  • Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
  • public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
  • prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
  • We also ask that you:
  • + Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
  • personal, non-commercial purposes.
  • + Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
  • translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
  • use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
  • + Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
  • additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
  • + Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
  • because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
  • countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
  • any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
  • anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
  • Äbout Google Book Search
  • Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
  • discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
  • at |http: //books. google .com/l
  • Google
  • IJber dieses Buch
  • Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
  • Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
  • Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
  • das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
  • von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
  • und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
  • Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
  • nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
  • Nu tzungsrichtlinien
  • Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
  • zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
  • Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
  • kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
  • Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
  • + Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
  • Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
  • + Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
  • über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
  • nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
  • unter Umständen helfen.
  • + Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
  • dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
  • + Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
  • sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
  • öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
  • von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
  • ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
  • Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
  • Über Google Buchsuche
  • Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
  • Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
  • Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
  • Offenbarungen
  • der
  • Hchwester Mechthild
  • von Magdeburg,
  • oder das
  • fliessende Licht der Gottheit,
  • aus der einzigen Handschrift
  • des Stiftes Eiiisiedelu
  • heraiiflgegebeii
  • von
  • F. OaU Morel.
  • Regensburg.
  • Druck und Verlag von Georg Joseph Manz.
  • 1869.
  • V
  • '>.•
  • \
  • Vorrede und Einleitung.
  • Es möchte gewagt scheinen, diese Visionen, mystischen Ergüsse
  • oder „OflPenbarungen" einer mittelalterlichen Nonne in ihrem
  • ganzen Umfange und ursprünglichen Gewände dem Publikum
  • mitzutheilen^ hätte nicht der gelehrte Herr Dr. Carl Greith,
  • derzeit Bischof in St. Gallen, hiezu in seinem vortrefflichen
  • Buche „die deutsche Mystik im Predigerorden"*) den Weg ge-
  • bahnt^ indem er nicht nur auf das Werk und die Verfasserin
  • desselben aufmerksam machte, sondern auch eine beträchtliche
  • Anzahl poetischer Bruchstücke dieser Visionen in erneuerter
  • Sprache mittheilte. Auch über die, meines Wissens einzige
  • Handschrift^ welche die Visionen der Schwester Mechthild ent-
  • ' hält, so wie' über diese selbst ist in dem erwähnten Buche schon
  • das Wichtigste gesagt, was hier theilweise wiederholt und jeden-
  • falls ergänzt werden muss.
  • Die Handschrift, Nro. 277, der Stiftsbibliothek von Einsie-
  • deln gehörend, ist ein wohlerhalteuer, mit ursprünglichem weissen
  • ») Freiburg im Br. (Herder) 1861. 8.
  • a'
  • IV Vorrede und Einleitung.
  • festen Lederbande versehener Codex in Oktavform, 221 Blätter
  • enthaltend, und sehr deutlich und kräftig in der bekannten gothi-
  • schen Minuskel des 13. bis 14. Jahrhunderts, und zwar bis Blatt 15
  • in einer, von da an aber in zwei Columnen gesehrieben. Der
  • erste Theil, Mechthildens Visionen, endet mit Blatt 166 a., wor-
  • auf von gleicher Hand noch einige fromme Gedanken ttber die
  • sieben Tagzeiten, und ein Bruchstück aus der unbekannten Schrift
  • eines „Gottesfreundes^^ folgt, auf das wir später noch zurück-
  • kommen.
  • Der zweite Theil der Handschrift, von Blatt 169 an, ist von
  • anderer Hand, eben so schön und klar aber kleiner geschrieben,
  • und wie der erste Theil, ziemlich reich mit leicht aufzulösenden
  • Abkürzungen versehen. Er enthält Aufsätze und Predigten deut-
  • scher Mystiker, vorzüglich des Meisters Ekhart. Dieser zweite
  • Theil ist beinahe ganz von Dr. Franz Pfeiffer im zweiten Bande
  • seiner „deutschen Mystiker"*) herausgegeben worden.
  • Die Sprache der Handschrift ist die oberdeutsche, wie sie
  • um den Oberrhein her zu Ende des 13. und im Anfang des 14.
  • Jahrhunderts gesprochen und geschrieben wurde und wie sie bei
  • uns Schweizern im Dialekte noch grossentheils sich erhalten hat,
  • jedenfalls leicht verstanden wird, obschon gar viele bekannte
  • Worte jetzt einen andern Sinn erhalten haben. ^) Der Styl ist
  • kräftig und ziemlich gedrungen, die Orthographie aber nicht eine
  • durchweg folgerechte. Sie konnte auch in diesem Abdrucke
  • nicht folgerecht durchgeflihrt werden, und ich hielt mich daher.
  • ^) Die deutschen Mystiker des 14. Jahrb. Lpz. 1845. (2 B.)
  • ') Z. B. in diesem Buche: Mutwillen statt Muth, bekafitniss statt Erkennt-
  • nias, erlich statt herrlich, leichtfertig statt leicht, wunderlich statt wunder-
  • bar, unmenschlich statt übermenschlich, aber statt wieder, in statt ihnen,
  • vernehmen statt erkenen, wan statt den, allein statt obschon, durch statt
  • für, verklagen statt beklagen, diemtitig statt niederträchtig, der sftssliche
  • gott, u. 8. w.
  • Vorrede und Einleitung. V
  • wo nieht offenbare Verstösse vorkommen, genau an die Schreib-
  • weise der Urschiift; was ich mir um so leichter erlauben zu
  • dürfen glaubte, da es sich hier um die einzige und zwar gute
  • Handschrift eines mittelalterlichen Werkes handelt. Ich berufe
  • mich dabei auf Franz Pfeiffer, der zur Herausgabe von Herr-
  • mann's Heiligen -Leben bemerkt: Bei einem Werke ; das nur in
  • einer Handschrift vorhanden ist, war eine streng kritische Be-
  • handlung des Textes ; wie man sie bei Werken des 13. Jahr-
  • hund^i» anzuwenden pflegt, nicht wohl thunlich, ja ich hätte
  • sogar volle Berechtigung gehabt einen buchstäblichen Abdruck
  • zu geben., ich mochte mich aber den Anforderungen, die an
  • Herausgeber altdeutscher Schriften mit Hecht gestellt werden
  • nicht entziehen, selbst auf die Gefahr hin, dass ich hie und da
  • etwas unrichtig aufgefasst habe.'' Meine geringen Aenderungen
  • betreffen in dem vorliegenden Buche grösstentheils die Inter-
  • punktion, die zum Verständniss desselben nothwendig berichtigt
  • werden musste. Auch die so oft wiederkehrenden Reime, Asso-
  • nanzen und Alliterationen, die offenbar ursprünglich besser zu-
  • sammenklangen, erlaubte ich mir, doch nur in seltenen Fällen,
  • herzustellen.
  • Eine eigenthümliche Schwierigkeit ergab sich aus der Be-
  • stimmung was vom Texte in Versen auszusetzen sei, da in der
  • Handschrift Alles als Prosa fortläuft, obschon viele Abschnitte
  • entschieden auf Verse hindeuten, während anderseits nur schwache
  • Anklänge an solche bemerkbar sind. Entscheidend war hiebei
  • ftir mich, nebst dem Reim, der höhere Schwung der Rede oder
  • des Gefühles, der in den meisten Fällen auch die Sprache poe-
  • tischer macht. Das ist bei dieser Schrift oft der Fall, wo Per-
  • sonen redend eiugeftlhrt werden, oder wo die Betrachtung oder
  • die Vision dem Schlüsse zueilt.
  • Die Geschichte der Handschrift ist nicht ohne Interesse und
  • VI Vorrede und Einleitung.
  • knüpft sich auch an die Geschichte des religiösen Lehens im
  • Hoch-Thale von Einsiedeln während dem Mittelalter. Es lebten
  • nämlich schon sehr MhC; die Zeit ist nicht genau zu bestimmen,
  • daselbst fromme Einsiedlerinnen; zuerst einzeln ; dann in vier
  • Häusern vertheilt, die später in einem einzigen Kloster vereinigt
  • wurden. Man hiess sie Waldschwestem. In eines dieser vier Häu-
  • ser, die vorder Au genannt, schrieb noch im 14. Jahrhundert,
  • Heinrich von Eumerschein von Basel zu S. Peter folgendes, der
  • Handschrift später beigefligtes Blatt: Den swesteren in derTorderen
  • owe: Ir s6nt wissen, dz das buch, dz tch wart von der zem
  • Guldin Ringe, dz do heist, das liecht der Gotheit, des s6nt
  • ir wol wamemen, also, das es soll dienen in alle höser des
  • waldes und sol us dem walde niemer komen und sol ie ein
  • monat in eim huse sin, also dz es vmb sol gän von eim in dz
  • ander wenne man sin bedarf, vnd s6nt ir sin sunderlich behfit
  • sin, wand si sunderlich trüwe zu vch hatte. Bitent öch für mich
  • der ihr bichter was, leider vnwirdig. Von mir Herr Heinrich
  • von ßumerschein von Basel ze sant Peter. — a tergo: der
  • vordren owe. Ein ähnliches Blatt von Rumerschein ist dem
  • Codex 268 beigefligt, welcher, ebenfalls mystischen Inhalts, von
  • derselben Geberin den Schwestern in AUeg (Albegg, eines der
  • vier Schwesterhäuser in Einsiedeln), geschenkt wurde. Diesen
  • Schwestern schreibt ßumerschein: Ir s5nt wissen, dz das buch,
  • dz tch wart von jungfrow Greten zem güldin Ring, dz kün-
  • gunt . . . Hier ist eine Zeile ausgelöscht, der ttbrige Inhalt stimmt
  • mit dem obigen Briefchen an die Schwestern in der vordem Au
  • tiberein, nur ist noch beigefligt: Ir s6nt wissen dz irs mit usser
  • den wald nüt sönt leng (leihen).
  • Nun ist merkwürdiger Weise diese Grete zum goldenen
  • Ringe in Basel höchst wahrscheinlich keine andere als Mar-
  • garetha, die Tochter des bekannten Schwärmers Nikolaus von
  • Vorrede und Einleitung. Vll
  • Basel; dessen mystische Schriften Dr. Karl Schmidt*) heraus-
  • gegeben und mit einem sehr gediegenen Lebensabriss des Ver-
  • fassers begleitet hat; wovon schon em Theil in dem Buche:
  • Basel im 14. Jahrhundert und in andern Schriften mitgeiheilt
  • war. ;;Margaretha; so erzählt E. Schmidt (S. 71); ward B^gme,
  • Conversa; erwarb ein Stttck Holz vom Ereuz Christi; das aus
  • dem Mttnster gestohlen worden war und gab es diesem zurüek;
  • 1376 vermachte sie ihr ganzes Vermögen den Dominikanern und
  • wählte bei ihnen ihr Grab. Sie ist ohne Zweifel die Margaretha
  • zum goldenen Bing; der in den Briefen Heinrichs von Nördlingen
  • als einer besondem Freundin Gottes gedacht wird. Das Be-
  • ginen-Haus zum schwarzen Bären stiess an das Haus zum gol-
  • denen Ring; in letzterm selw scheint eine Zeitlang eine Samm-
  • ung bestanden zu haben. Aus allem diesem lässt sich schliesseU;
  • dass in der Familie zum goldenen Bing der Hang zum geist-
  • lichen mystischen Leben heimisch war.^' So weit Dr. Schmidt.
  • Es ergibt sich nun aus dem obigen Briefchen ; wer Beichtvater
  • der mildthätigen Geberin zum goldenen Ringe wax; und ergibt
  • sich; dass zwischen den Gottesfreunden in Basel und deren
  • Gönnern und Gönnerinnen Verbindungen mit den Beginen in der
  • innem Schweiz bestanden. Däftir sprechen ohnehin noch andere
  • ThatsacheU; wie die Beziehungen der Gottesfreunde zu Engel-
  • berg; die Niederlassung derselben im Herrgottswald am Fusse
  • des Pilatus u. s. w.; wovon C. Schmidt (a. a. 0.) erzählt.
  • In Einsiedeln selbst hat man keine weitere Spur von dieser
  • Verbindung als eben diese Handschrift nebst der zweiten vorhin
  • erwähnten; die aber nur Schriften eigentlicher deutscher Mystiker
  • ») Wien, 1866. 8.
  • ') Basel 1856, S. 283: Nikol. v. Basel und die Gottesfrennde und be-
  • sonders S. 92 in der ,,Topographie des alten Basels** von Dr. Fechter.
  • VIII Vorrede und Einleitung.
  • enthält und woraus von Franz Pfeiflfer in „Haupt's Zeitschrift
  • ftr deutsches Alterthum" (Bd. 8, S. 209), und in Band 2 der
  • „deutschen Mystiker" sehr Vieles mitgetheilt wurde. Zu welcher
  • Zeit diese zwei vortrefflich geschriebene und erhaltene Hand-
  • schriften in die Stiftsbibliothek von Einsiedeln kamen, ist unge-
  • wiss. Eine Hand des 15. Jahrhunderts bemerkt noch: „Dis buch
  • höret in die vier hflser in dem walde", eine spätere des 16.
  • Jahrhunderts: „Dem Gotshuss S. peter vflf dem Bach in Schwitz
  • gehörig."
  • lieber Inhalt undVerfasser vorliegender Schrift gibt diese
  • selbst gleich Anfangs, zuerst in lateinischer, dann in deutscher
  • Sprache Auskunft. Sie ward im Jahr 1250 und darnach wäh-
  • rend fünfzehn Jahren einer fromiMi Schwester geoflfenbart in
  • deutscher Sprache. Diese Schwester lebte über vierzig Jahre
  • lang gottselig, der Regel des Predigerordens gemäss. Ihre
  • „Offenbarungen" aber sammelte und schrieb ein Bruder desselben
  • Ordens. Der Name dieses Bruders war nicht zu ermitteln; die
  • begnadigte Schwester aber wird einigemal, sowohl im Texte als in
  • den Kapitel-Üeberschriften genannt. So z. B. S. 168: „Wie Swester
  • Mehthild danket etc." und S. 215: „Dise schrift die in disem
  • buche stat, ist gevlossen vs von der lebenden gotheit in Swester
  • Mehtilden herze und ist also getrüwelich hie gesetzet, alse si
  • vs von irme herzen gegeben ist von gotte und geschriben von
  • iren henden." Der scheinbare Widerspruch der eben an-
  • geführten Stelle, mit obiger Bemerkung, es sei das Buch von
  • einem Dominikanerbruder gesammelt und geschrieben, findet
  • seine natürliche Lösung in dem Worte gesammelt, so dass mit
  • Greith (S. 207) anzunehmen ist, dieser Bruder habe die von
  • Mechthild geschriebenen einzelnen Blätter gesammelt und abge-
  • schrieben. Dass sie selbst diese „Offenbarungen" schrieb, be-
  • weist auch das, was sie (S. 140) sagt: „Meister Heinrich, mich
  • Vorrede und Einleitung. IX
  • iamert... das ich sAndig wip schribcn müS; das ich die wäre
  • bekantnisse und die heiigen herlichen anschöwunge nieman mag
  • geschriben^ sunder dise wort alleine, si dünken mich gegen die
  • ewigen warheit allzekleine." Meister Heinrich war ihr leib-
  • licher Bruder und ebenfalls im Prediger-Orden.
  • Dass Schwester Mechthild diesem angehörte, unterliegt wohl
  • keinem Zweifel, deim bei jedem Anlass ist auf diesen damals
  • so frisch blühenden und fruchtbaren Orden und dessen Stifter
  • hingewiesen, welchen Mechthild ausdrücklich ihren Vater nennt.
  • Auch ist das Zeugniss zu Anfang des Buches: „Sequens perfecte
  • vestigia fratrum ordinis praedicatorum", deutlich genug. Wenn
  • sie daneben eine Begine genannt wird, und sich einigemal
  • selbst so nennt, so wird ^s durch die eben angeführte Stelle
  • berichtigt und zudem war damals der Begriff Begine noch von
  • der allgemeinem Bedeutung einer in besonderer Weise Gott
  • suchenden Seele, wie etwa Schwester zu verstehen.
  • So wird denn Dominikus vor allen andern Ordensstiftem
  • genannt und gepriesen und sein Bild wird höchst lieblich ge-
  • schildert. Für die Gegenwart wie ftlr das Ende der Zeiten wird
  • seinem Orden eine hochwichtige Aufgabe zugedacht. Im beson-
  • dem werden noch genannt Br. Heinrich, vielleicht der Jugend-
  • freund des berühmten Br. Jordans, ferner ein Br. Balduin und
  • Br. Albrecht, wahrscheinlich Albrecht oder Albert der Grosse.
  • Es handelt sich nun hier nicht um Mechthild von Spanheim,
  • die Zeitgenossin des heiligen Bernard und der heiligen Hilde-
  • gard von Bingen, nicht von Mechthild von^Diessen und Edel-
  • stetten, die schon 1160 starb, noch von Mechthild von Helfeda,
  • die dem Benediktinerorden angehört, sondern von einer ganz
  • andern Persönlichkeit.
  • „üeber die Heimath und das Predigerkloster*), wo unsere
  • ') Greith a. a. 0. S. 207. Unten S. 243.
  • X Vorrede und Einleitung.
  • Schwester Mechthild über vierzig Jahre gelebt, scheinen einige
  • Stellen nach Thüringen oder Sachsen hinzuweisen. Wir lesen:
  • „Von der not eines vrluges. Mir wart bevolhen mit ehne heii-
  • gen ernste, de ich bete vAr die not, die nn ist in Sahsen-
  • landen nnd in DAringenlanden'^, in welchem Kriege, nach
  • der Schilderung Mechthildens, furchtbare Gräuelthaten, an Gottes-
  • häusern und durch Strassenraub verübt wurden. In einer andern
  • Betrachtung') spricht sie von den Boten, die Gott zur Rettung
  • der gesunkenen Christenheit gesandt habe und nennt unter diesen
  • Sanct Elisabeth und die heiligen Dominikus, Franziskus, Petrus
  • Mariyr, den ersten Märtyrer aus den Predigerorden, endlich die
  • Schwester Jutte von Sangershausen, über die ihr offenbart
  • wurde: die han ich den heidene geftnt ze hotten mit irme heiigen
  • gebete und mit irme guten bilde. „Wahrscheinlich geschah die-
  • ses gegen das Jahr 1260, als der deutsche Orden unter dem
  • Hochmeister Anno von Sangerhausen einen neuen Kreuzzug ge-
  • gen die Preussen unternahm."
  • Diese Jutte von Sangerhausen und die Erwähnung der ver-
  • weltlichten Domherrn* von Magdeburg, gegen welche sich
  • Mechthild mit scharfer Rüge ausspricht, veranlasst Mone^),
  • diese Schwester in das Kloster S. Agnes bei Magdeburg zu ver-
  • setzen. Er schreibt in einer Anmerkung: „Das Kloster S. Agnes
  • liegt an der Ostseite der Neustadt Magdeburg und hatte ur-
  • sprünglich die Regel des Cistercicnser- Ordens. H. Beyer hat
  • im 17. Bd. S. 59, 156, 260 und 330 des aUgemeinen Archivs
  • flir die Geschichtskunde des Preussischen Staates von L. v. Le-
  • debur eine Geschichte des Nonnenklosters S. Agnes veröffent-
  • licht, in welcher gerade der wichtigste Punkt fehlt, nämlich, dass
  • S. 166.
  • ') Qnellensammlung z. Bad. Geschichte. Bd. 4. S. 31.
  • Vorrede und Einleitung. XI
  • die Dichterin Mechthilde, deren Werke Greith herausgab, dort
  • Äbtissin 1273 war. Die in den Gedichten der Mechthild* ge-
  • nannte Vorsteherin Jutte von Sangershausen ist die Äbtissin Jutte
  • von S. Agnes von 127j0." Mone behauptet dann, Mechthild sei
  • keine Dominikanerin gewesen, sie war aber doch wahrscheinlich
  • wie gesagt, eine solche, das zeigt das ganze Werk. Gar viele
  • Klöster Cistercienser-Ordens nahmen die Regel Dominiks an. —
  • Nur ergibt sich dann wieder eine grosse Schwierigkeit aus dem
  • urkundlichen Nachweis, dass in der Zeit von 1250 imd den fol-
  • genden Jahrzehenden S. Agnes wirklich von Cistercienserinnen
  • bewohnt war. Durch gütige Vermittlung meines hochverehrten
  • Freundes, des Grafen R. von Stillfried, Graf von Alcantara, zog
  • ich von den bewährtesten Forschem und Kennern der Geschichte
  • Preussens, Erkundigungen hierüber ein. Was darüber, nebst dem
  • Grafen Stillfried selbst, die Herren Riedel, Ledebur und Mtilver-
  • städt, Archivrath in Magdeburg mittheilten, geht dahin, dass die
  • Nonnen von S. Agnes in Neustadt bei Magdeburg noch im Jahre
  • 1260, laut einer Urkunde dieses Hauses „Cistercienser-Nonnen"
  • genannt werden. Später nahm das Kloster, wie es scheint, den
  • Benediktiner-Orden an, schon 1270 heisst es, de regula S. Be-
  • nedicti und 1311 noch bestimmter, ordinis S. Benedicti. — (Beyer
  • a. a. 0. S. 276). „Die in Rede stehende Mcchtildis, bemerkt
  • Herr Ledebur, wird allerdings am Schlüsse der Abhandlung
  • S. 370 in der Reihe der Äbtissinnen und zwar mit den Jahres-
  • zahlen 1271 und 1281 aufgeführt, das Jahr 1271 ist daselbst
  • urkundlich belegt; von dem interessanten Umstände aber, dass
  • Mechtildis deutsche Lieder gedichtet, hat Beyer keine Kunde
  • gehabt. Herr von Mttlverstädt verweist einfach auf die „Mag-
  • deburgischen Geschichtsblätter" (herausg. v. dortigen Geschichts-
  • verein) Jahrg. n (1867) p. 339 ff. und auf das obengenannte
  • „Allgemeine Archiv" von Ledebur.
  • XU Yorrede und Einleittmg.
  • Wer nun die folgenden Blätter aufinerksam liest, wird sich
  • kanm vorstellen können, wie unsere Sohwester Mechthild später
  • Äbtissin eines Bemardiner- Klosters wurde. Dass übrigens da-
  • mals, und namentlich in Magdeburg geistliche Verbindung zwi-
  • schen beiden Orden unid den betreffenden Klöstern bestand, er-
  • gibt sich auch aus einem Wunder, das bei Mone (a. a. 0. S. 30)
  • erzählt wird, wie nämlich in Theutonia (Magdeburg) eine Ci-
  • stercienser Äbtissin nebst ihren Schwestern für einen verstorbe-
  • nen Predigerbruder Namens Albert viele Gebete verrichtete,
  • worauf ihnen dieser Bmder erschien. Wenn Mone hier, wohl
  • mit Becht, an die Äbtissin Jutte und jenen Albert, den Binder
  • unserer Mechthild denkt, so ist doch damit das Bäthsel noch nicht
  • gelöst. Die nun im Druck vorliegende Schrift wird tüchtigem
  • Kennern und Kritikern Anhaltspunkte zu neuen Forschungen
  • geben. Einstweilen mag deren Verfasserin zum Unterschied der
  • genannten und anderer Namensverwandten immerhin Mechthild
  • von Magdeburg genannt werden.
  • Vergessen wir indessen über der Dichterin und dem Aeussern
  • der Handschrift nicht die Hauptsache, den Inhalt des merk-
  • würdigen und seltenen Buches. In Bezug auf diesen verweise .
  • ich vor allem auf das was Greith in seinem oftgenannten Buche
  • darüber sagt. Es würde auch zu weit flihren, wollte ich mich
  • hier in dem, wenn auch wundervollen und oft anmuthigen Irr-
  • garten mittelalterlicher deutscUer Mystik ergehen.
  • Eines vor allem bitte ich zu bemerken, dass die Gattung
  • Mystik in diesem Buche bedeutend verschieden ist von den spe-
  • kulativen Schriften der etwas spätem Meister, besonders eines
  • Meisters Ekhart und der sogenannten Gottes freunde. Wohl
  • wird dieses Wort auch einigemal von Mechthild genannt, wo es
  • aber in einem allgemeinern Sinne zu nehmen ist, denn sie steht
  • durchweg weit mehr auf dem Boden der Klosterregel, und ihre
  • Vorrede und Einleitung. XDI
  • Visionen tragen fast ausschliesslich das Gepräge nicht von Ver-
  • nunft-Spekulation^ sondern von Gefbhls- und Phantasie-Ergttssen.
  • Der Unterschied von Aufifassung und Sprache zeigt sich schon
  • iiuffallend in einem kleinen ^ der Handschrift angehängten Frag-
  • ment der Schrift eines Gottes freundes (unten S. 283) das jeden-
  • falls nicht von Mechtild herrührt.
  • Um indessen doch vom Inhalt Einiges anzuftlhren; lasse ich
  • hier Greith reden:
  • ,,Den Stoff für ihre Lieder^ Betrachtungen und moralischen
  • Lehren zog Mechthild aus dem Christenglauben und den selbst-
  • eigenen Erfahrungen ihrer mystischen Zustände. Sie feiert darin
  • die innigen Bezüge Gottes und der Seele, welche die Minne
  • vermittelt und nach unten das Wechselverhältniss zwischen Seele
  • und Leib (Sinnlichkeit, Leichnam), welches durch die Begier-
  • lichkeit der Sünde zu einem gegenseitig feindseligen sich aus-
  • gebildet. Ihre didaktischen Sinnsprüche verbreiten sich über die
  • Tugenden und Laster, die Vollkommenheiten und Mängel der
  • Seele auf ihrem Pilgerzuge nach oben, und mit besonderer Vor-
  • liebe wählt sie zuweilen die Form des Zweigespräches, das sie
  • zwischen Gott und der Seele, der Minne und der Seele, der
  • Minne und der Erkenntniss und zwischen der Erkenntniss und
  • dem Gewissen mit Gewandtheit zu führen weiss... Allein die
  • „Offenbarungen^^, die sie in den Stunden ihrer Beschaulichkeit
  • empfangen, verbreiten sich auch noch über die jenseitigen Re-
  • gionen der Hölle, des Fegfeuers und des Himmels mit eigen-
  • thümlicher Zeichnung. Sie beklagt wiederholt und nicht ohne
  • eine gewisse Schärfe in der Weise der seligen Hildegardis
  • den gesunkenen Zustand der Christenheit in Kirche und Reich,
  • bei der Geistlichkeit und bei der Laienschaft, was, verbunden
  • mit einigen gewagten Lehren, ihr auch die Misskennung von Seite
  • ihrer Mitschwestem mag zugezogen haben, über die m mm
  • XIV Vorrede und Eiuleitung.
  • öftem Klage fllhrt. Die Erleuchtung, die ihr zu Theil geworden,
  • will sie keiner Schule menschlicher Weisheit verdanken, „mit
  • der man, wie sie irgendwo so schSn sagt, viel gewinnen und
  • auch viel verlieren könne;" sie bezeugt gegentheils, selbe von
  • oben herab erhalten zu haben."
  • Die Ansichten und Ausdrucke in diesem Buche sind aller-
  • dings oft gewagt, und wer den streng dogmatischen Massstab
  • anlegen wollte, könnte leicht Häretisches herausfinden. So sagt
  • Mechtild von Maria: „Ir sun ist got und si göttine" und an
  • einer andern Stelle heisst die Seele „aller creaturen gottine."
  • Buch 2, Gap. 19 heisst es: So siht sie (die sele) werlich vnd
  • bekenet, wie got ist allA ding in allen dingen. Nebst den Er-
  • läuterungen, die Greith (a. a. 0.) ttber den Sinn solcher Aus-
  • sprüche giebt, erwähne ich eine Stelle eines Mystikers aus der-
  • selben Handschrift, welche Mechthild's Visionen enthält. Es heisst
  • f. 169: Die heiligen sprechen: alle ding sint got, indeme alse
  • si ewiklich in gotte gewesen sint. Nit also, de wir in gotte
  • wSren in der gropheit als wir nu sint; wir waren in gotte ewik-
  • lich als die kunst in dem mei'ster. Gott sach sich selben an
  • und sach alle ding.
  • Aufiallend ist in dogmatischer Hinsicht die Vision, worin die
  • entzückte Schwester sah, wie der heilige Johann Baptist „der
  • armen Dirne Messe las", obschon er ein Laie war. *) Es macht
  • den Eindruck, als ob damit die Lehre von einem allgemeinen
  • Priesterthume angedeutet werden wolle. Sie sagt aber zu ihrer
  • Rechtfertigung später*): „De Johaües Baptista der armen dime
  • messe sang, de wc nit fleischlich, es wc also geistlieh, de die
  • sele alleine beschöwete und gebruchte; aber der licham hatte
  • nit davon, deüe er von der sele edelkeit in sinen menschlichen
  • ») S. 30.
  • ') S. 210.
  • Vorrede und Emleitung. XV
  • sinen mobte begriffen^ darum mflssen die wort menscblichen
  • luten."
  • Diese ricbtigen scbönen Worte mögen auch zur rechten Auf-
  • fassung sehr vieler anderer gewagter^ ungewohnter Bilder und
  • Worte einen Fingerzeig geben. Ich denke besonders hiebei an
  • die^ nach jetzigen Ansichten oft allzufreien Schilderungen geist-
  • licher Minne, wobei man unwillkttrlich an die unbefangene Naive-
  • tät frommer mittelalterlicher Künstler, germanischen sowohl als
  • romanischen Stammes, in Darstellung des Sinnlich > Natürlichen,
  • namentlich des Geschlechtlichen erinnert wird. Die heilige Schrift,
  • zumal das Hohelied Salomons in seiner symbolischen Anwendung
  • auf geistliche Minne, gab solchenDarstellungen eine höhere Weihe.
  • Gleich zu Anfang von Mechtildens Visionen sind sechszehn Arten
  • von Minne kurz beschrieben, die auffallendste derselben wohl:
  • Die tütesche mine von Gots Ure,
  • Die böget sich noch zu einem kinde vi! gerne.
  • Was ist diese deutsche Minne? Ist etwa mit dem zweiten
  • Verse deren heilige Einfalt bezeichnet? Greith (S. 212) sagt:
  • Die Wissenschaft und insbesondere die Poesie der christlichen
  • Mystik hat zu aller Zeit in dem hohen Liede ein analoges
  • Ideal für das gefunden was sie über den übersinnlichen Verkehr,
  • der zwischen Gott und der Seele in der Minne waltet, auszu-
  • sprechen versuchte... Wie die Reinen in der Anschauung des
  • ewigen Geheunnisses, das in jenem Liede der Lieder seinen rein
  • menschlichen Ausdruck gefunden, an den üppigen Bildern des-
  • selben keinen Anstoss nehmen, weil, wie der Apostel lehrt, den
  • Reinto alles rein, den Unreinen aber alles unrein erscheint, so
  • erregte es auch in der tiefsinnigen Zeit des Mittelalters selten
  • ernsteres Bedenken, wenn die Mystiker in ihren Darstellungen
  • eine Freiheit übten, wie solche in unserer Zeit schwer ver-
  • letzen müsste/'
  • XVI Vorrede und Einleitung.
  • Alles das rechtfertigt die ScUilderungen unserer Dichterin
  • um so mehr, weil eben dieselben mehr in's Gebiet der Poesie
  • als der Wissenschaft gehören. Poesie sind diese Ergüsse einer
  • entzückten Seele und entbehren desswegen aller jener Formen
  • der Wissenschaft, welche so oft nur zu sehr von dem Schönen
  • sich entfernen. Es finden sich daher auch keine Gitate, nicht
  • einmal solche aus der heiligen Schrift, denn da ist Alles nur
  • unmittelbare Schilderung innerer Seelenzustände. Wie diese
  • wechseln, so wechseln, steigen oder fallen auch der Styl und die
  • Sprache, die sich nicht selten in selbst auffallender Kraft und
  • Schönheit erhebt. Mechthild spricht mit Recht zuweilen von einer
  • Hof spräche: Ihren Gott giiisst sie „in der hovesprache, die
  • man in diser kuchin nit vernimet.^^ Diese Hofsprache ist keine
  • andere als die dichterische und sie hat ihre äussern wie Innern
  • Schönheiten.
  • Mehr Wohlklang liegt schon überhaupt in diesem alten
  • Hoch- oder Oberdeutschen und bei Mechthild wird es oft wahre
  • Musik, und die Fülle von Reimen, Assonanzen, Alliterationen
  • macht, eben weil sie ganz ungesucht, ganz Natur und kunstlos
  • erscheint, desto mehr Wirkung. „Din wunder hat mich verwun-
  • det'' sagt z. B. Mechthild, und das ist kein Wortspiel, es kam
  • ganz ungesucht im Zustand der Begeisterung, des Enthusiasmus,
  • des Aussersichseins.
  • Mechthild selbst schildert gleich im zweiten Kapitel des Wer-
  • kes, wie die Seele den Körper verlässt und zu Gott, ihrem Wirth,
  • ihrem Bräutigam kommt und was sie da sieht und hört; kehii; sie
  • dann in den Leib zurück, so fragt dieser: ^,Wa bist du nu ge-
  • wesen? Du kumest so mineklich wider, schöne und creftig, frie
  • und sinenrich? . . So sprichet si: Swig, morder, la din clagen
  • sin''. Und wenn sie beiftlgt: „Das ist ein grüs, der hat manige
  • ädern, der dringet usser dem vliessenden gotte in die armen.
  • Vorrede und Einleitung. XVII
  • dürren seien ze allen ziten mit nuwer bekantnüsse und an
  • nüwer beschowunge und in sunderliche gebruchunge (genuss)
  • und nüwer gegenwürtekeit", so sind damit vier der wichtig-
  • sten Eigenschaften jeglicher ächten Begeisterung gezeichnet, das
  • Erkennen der Vernunft, das Schauen der Phantasie, das Ge-
  • niessen des Oeftihles und das Unmittelbare eines höheren
  • Zustandes, das Conzentriren von Vergangenem und Künftigen
  • in der Gegenwart, von Himmel und Erde, Hölle, Fegfeuer und
  • Paradies im Auge der Seele. Diese vier Eigenschaften finden
  • sich an Mechtildens Poesie. Der Denker wird in dieser Schrift,
  • die dem nüchternen Verstand als Phantasterei erscheinen möchte
  • Goldkömer tiefer Spekulation finden. Aus dem geistigen Schauen
  • erkläii; sieh die Wahrheit und Lebendigkeit der Schilderungen
  • so wie der einzelnen Bilder und der wirklich epische Gehalt
  • vieler Visionen, vor allen derjenigen, die das Geheimniss der
  • Menschwerdung des Sohnes Gottes schaut; (B. 5, Kap. 23) in
  • welcher Lucifer und sein Diener Satanas als das feindliche
  • Princip so trefflich geschildert ist, und die ausflihrliche Be
  • Schreibung der typischen Bilder des Hungertuches sogar an
  • den Schild des Achilles oder des Aeneas bei Homer und Virgil
  • erinnert.
  • Derlei Schilderungen gehen oft in sinnreiche Allegorien über,
  • von denen einige, vielfältig im Mittelalter in ähnlicher Weise
  • behandelt wurden. So z. B. das Leiden Ohristi mit Anwendung
  • auf das geistige Leben, Leiden und Sterben der Seele (B. 7,
  • K. 53) oder „das geistliche Kloster", unter welchem Titel nur
  • in München allein vier alte deutsche Handschriften sich finden. ')
  • ') Nach dem Catalog der deutschen Handschriften die Nummern 509,
  • 519, 831 , 835.
  • H. MochthUd. b
  • XVin Vorrede und Einleitung.
  • Eine solche , welche diese Allegorie dem heiligen Benihard zu-
  • schreibty besitzt auch Einsiedehi.
  • Ausftlhrlich und vortrefflich geschildert ist der goldene
  • Pfennig der Messe, die Krone der Gemeinschaft der Heihgen^
  • analog der goldenen Schmiede des Konrad von WUrzburg, die
  • Wohnung der Seele, die Hölle, das Fegfeuer und besonders
  • lieblich das Paradies, wo jetzt noch Henoch und Elias wohnen.
  • Femer das geistliche Hofleben, des Ritters Streit, das
  • Ruhelager der Gnade, die Kirche, der Adler der Betracht-
  • ung u. s. w.
  • Dabei gebricht der Dichterin oft das Wort. Vom Himmel
  • weiss sie nicht mehr zu sagen
  • Als ein bini honiges
  • Vs einem vollen stok an sinem fAss mag getragen.
  • Dagegen fliessen die Worte bei Schilderung von grässlichen
  • und schrecklichen Dingen, wie z. B. der Höllenpeinen, oder des
  • Kampfes der Dämonen um eine scheidende Seele, nur zu reich-
  • lich, und es ist als ob solche Bilder mit gewisser Vorliebe aus-
  • geführt seien. Auch das ist analog und im Geist der mittelalter-
  • lichen Kunst, vorzüglich der bildenden, die selbst einen Orcagna
  • und Giovanni da Fiesole zu solchen Ungeheuerlichkeiten verlei-
  • tete. (Vgl. z. B. S. 83.) Die plastische Darstellung der ver-
  • schiedenen Abtheilungen jenseitiger Räume, vor allem des Para-
  • dieses (B. 7, K. 57) und der Hölle (B. 3 K. 21), und der ver-
  • schiedenen Strafen je nach Verschiedenheit der Sünde, erinnern
  • an Dante, von welchem übrigens natürlich Mechtild keine Kennt-
  • niss haben konnte.
  • Solche entsetzliche Schilderungen finden sich auch in der
  • Vision der letzten Zeit, der Zeit des Antichrists, in welcher dem
  • Predigerorden eine grosse, schwere Aufgabe zugedacht ist.
  • Vorrede und EinieLtung. XIX
  • Neben diesen an's Bohe streifenden Ansmalangen finden sich
  • wieder die zartesten^ reizendsten Bilder^ wie etwa in der Be-
  • ' Schreibung des Grabes des heiligen Apostels Johannes (B. 4,
  • K. 23)^ bei welchem je zu sieben Stunden die Engel singen:
  • „Zwischent sinem lidiamen und der sch5pinisse des himelriches
  • ist mt me dene ein döne want als eines eies hüt^ und ist doch
  • als ewig vestC; das dar kein lichame me dnr mag untz an den
  • Jungesten tag/^ In reicher Fülle sprudelt der Quell der kleinsten
  • poetischen Figuren^ durch das ganze Werk, besonders im ersten
  • Buche. Viele dieser Bilder kommen auch in der heiligen Schrift
  • oder bei altern Dichtem vor. So nennt schon Ottfried die hei-
  • lige Jungfrau: Taube ohne Galle; die meisten aber sind neu und
  • um so lebendiger.
  • Poesie spricht auch aus einzelnen kurzen Sprüchen wie
  • z. B.: „Wer von mine stirbet, den sol man in Gott begraben.'^
  • Oder, wo vom Leben in Gott die Rede ist: „der visch mag im
  • Wasser nit ertrinken etc." (S. 21). Gnade kommt von oben: „Das
  • der adeler also hohe vliiget, de darf er nit der f welen danken."
  • Die Seele soll sich vor der Sünde hüten: „reht als ein müs, die
  • in der valleu sitzet und wartet ires todes". Einmal wird die
  • Dichterin entzückt in Gott, „de si sich rehte vfhüp ane arbeit ir
  • selbes und bewant (mänd) sich rehte in die heiige drivaltekeit,
  • als ein kint sich bewindet in den mantel siner müter und leit
  • sich rehte an ir brüst."
  • Bei solcher Poesie klingt etwas prosaisch das viel&che Zer-
  • stückeln der Gedanken nach Zahlen, wie das ebenfalls in der
  • Prosa des Mittelalters Manier war, und wie wir es fast durchweg
  • bei Mystikern und Predigern z. B. bei Bruder Berchthold finden.
  • Hievon finden sich in dieser Schrift Beispiele zur Genüge schon
  • in den Kapitelaufschriften.
  • "XX Vorrede und Eiuleitung.
  • Angenehm sind die Anklänge au Cultnrzuständc und
  • Sitten ded Mittelalters. Das ,,Kaiserreicb'^ wird hochgehalten
  • ;,es sol öch an der cronen (der Herrlichkeit Gottes) stan gebil-
  • det,"gewiret und geblfimet untz an den jungesten geburen (Baver)
  • jemer danach wirdig de si gotte gedienet haut. Der Hof, das
  • Hofleben, das Höfische wird oft als Bild benutzt, wie schon
  • aus der oben genannten Hofsprache erhellt, „die man nit in
  • der kuche hört. Es begint ein spil das der lichame nüt weis,
  • noch die dörper (Arbeiter) bi dem pflüge noch die ritter in dem
  • tumei." Die Seele wird zu ihrer Hofreise gekleidet „mit den
  • kleidem so man ze palaste tragen sol.^^ Von dieser Hofreise
  • spricht das Kap. 4 des ersten Buches und B. 4, Kap. 17: Von
  • einer Frau die zu Hofe gern war. Merkwürdig ist in dieser
  • Hinsicht auch das Kapitel (B. 3, 18) „von des ritters stiite mit
  • vollen waflFenen wider die begerunge." Wollte, heisst es da z. B.
  • ein im Streit ungeübter Mann
  • in fürsten turneien komen,
  • dem wäre schiere sin lip benomen.
  • Darambe müs ich (sagt Gott) der liite schonen,
  • die so lihte ze valle körnen:
  • Die lan ich striten mit den kindcn,
  • vf de si ein blümeoschappel ze lone gewinen.
  • Auch der Kreuzzüge wird an einigen Stellen Erwähnung
  • gethan. Die Unsitte des Strassenraubes ergibt sich aus der
  • oben angeführten Schilderung des Krieges in Sachsen und Thü-
  • ringen, da es heisst: „Die die Strasse röbent ze fflsse, were kein
  • urlfig, so weren sie diebe und valsche lüte."
  • Doch genug und vielleicht schon zu viel hievon. Ich über-
  • gebe nun die Schrift der Beurtheilung des Publikums, und hoflfe,
  • mit derselben einen schönen Beitrag zur Kenntniss älterer deut-
  • scher Litteratur geleistet zu haben. Wenn Mone (a. a. 0.) be-
  • merkt, Herr Greith habe die Werke der Mechtilde herausgege-
  • Vorrede und Bioleitung. XXI
  • ben, so wird schon ein Blick in Greith's, übrigens höchst werth-
  • volles Buch über deutsche Mystik zeigen, dass nur ein geringer
  • Tbeil des vorliegenden Werkes daselbst mitgetheilt ist. Dieser
  • ist zudem, wie es des Buches Zweck und Leserkreis verlangte,
  • in die neue Sprachweise übersetzt und endlich ist als Poesie
  • grösstentheils nur das lyrische Minnelied und einiges (fidaktische
  • und allegorische mitgetheilt, während gerade das poetisch Schönste
  • und Erhabenste, wie z. B. das schon genannte Kapitel von der
  • Menschwerdung Christi tibergangen ist. Ueberhaupt möchte ich
  • den epischen Gehalt des Werkes, als Dichtung betrachtet, als
  • höher und auf für die Litteraturgeschichte bedeutender ansehen,
  • als den lyrischen, den Minnesang und ich hoffe darum, unsere
  • Litterarhistoriker, werden das Buch, so wenig Geschmack viele
  • derselben in anderer Beziehung an ihm finden mögen, nicht
  • ganz tibersehen.
  • Bei preussischen Gelehrten, die so Vieles für deutsche Sprache
  • und deren Geschichte gethan, wird dieses Uebersehen um so
  • weniger zu beftlrchten sein, da die Dichterin ihre Landsmännin
  • ist. Nach einer Mittheilung des Herrn v. Ledebur hat um die
  • gleiche Zeit eine andere Mathilde, nämlich eine Gräfin Mathilde
  • von Sayn durch ihre in deutscher Sprache abgefassten Urkunden
  • um die deutsche Sprache sich Verdienste erworben. ') So bieten
  • sich frühe schon im Norden auf zwei der verschiedensten gei-
  • stigen Gebieten zwei ebenfalls sehr verschiedene Frauen die
  • Hand zur Ausbildung unserer deutschen Sprache, beide wahr-
  • scheinlich ohne ein solches Verdienst auch nur zu ahnen. Dem
  • Pi-edigerbruder, der diese Visionen niederschrieb, fällt ebenfalls
  • ein Theil jenes Verdienstes zu, und ich wünsche, es möchte
  • ') Höfer, Auswahl der ältesten Urkunden deutscher Sprache. Vor-
  • red, vn.
  • XXn Vorrede und Einleitnng.
  • auch der Benediktinerbruder, der so spät diese Schrift der Lese-
  • welt mittheilt, nicht ganz leer ausgehen.
  • Vorläufig wird diese Ausgabe in der Ursprache einen klei-
  • nem Kreis von Lesern finden, es ist aber bereits dafür gesorgt,
  • dass das Buch in Uebersetzung auch einem grossem Lesekreis
  • zugänglich werde.
  • Inhalts-Verzeichniss.
  • Ton Offenbarangen einer liebhabenden Seel ....
  • Dls ist das erste teil dis bäches.
  • Dls buch sol man gerne enpfan, wan got sprichet selber die wort
  • Dis buch heisset ein vliessendes lieht der gotheit .
  • I. Wie die mine und die künegine zesamene sprachen
  • II. Von drien personen nnd von drien gaben
  • IIL Von den megden der sele und von der mine schlage
  • IV. Von der hovereise der sele an der sich got wiset
  • V. Von dem qwale nnd von dem lone der hello
  • VI. Von den nun koren wie si singent
  • VII. Von gottes vlüch in ahte dingen
  • VIII. Der minste lobet got an zehen dingen
  • IX. Mit drin dingen wonestu in der h6hin
  • X. Der got minet der angesiget drin dingen
  • XL Vier sint an dem strite gottes
  • XII. Die sele lobet got an fünf dingen .
  • XIII. Wie got knmet in die sele
  • XIV. Wie die sele got enpfahet und lobet
  • XV. Wie got die sele enpfahet
  • XVI. Got gelichet die sele vier dingen
  • XVII. Die sele lobet got an fünf dingen .
  • XVIII. Got gelichet die seien fünf dingen
  • XIX. Got liebkoset mit der sele an sehs dingen
  • XX. Die sele widerlobet got an sehs dingen
  • XXI. Von der bekantnisse und von der gebrüchunge
  • XXII. Von Santo Marien botschaft und wie ein tugent der an-
  • dern volgot, und wie die sele ein jubilus der drivaltekeit
  • wart gemachot und wie sante Maria alle heiigen gosöget
  • unde noch s6get
  • Seite
  • 1
  • 3
  • 8
  • 3
  • 4
  • 6
  • 7
  • 7
  • 8
  • 8
  • 8
  • 9
  • 9
  • 9
  • 9
  • 9
  • 9
  • 10
  • 10
  • 10
  • 10
  • 10
  • 10
  • 10
  • II
  • VXIV Inhalts - Verzeichiiiss.
  • Seite
  • XXIII. Du 6oIt beten, de dich gut mine sere dikke uude lange
  • so wirdest du reine, schone und lange . . . . 13
  • XXIV. Wie got antwui-tet der sele 13
  • XXV. Von dem wege pine ze lidene gerne dur got . . 13
  • XXVI. In disen weg zühet die sele ir sine und ist vr! ane her-
  • zeleit^ 14
  • XXVU. Wie du siest wirdig dis weges und tn behaltest und voUe-
  • komen siest 14
  • XXVIII. Die mine sol sin mortlich äne masse ane vnderlass, de
  • ist toren torheit 15
  • XXIX. Von der 8cb6ni des fordtegömes und wie im die brütini
  • volgen «ol . 15
  • XXX. Von den siben zitcn JG
  • XXXL Du solt nit ahten smahheit IG
  • XXXII. Du Bolt nit ahten 6ren, pine, betrübdi an der sünden . 16
  • XXXIII. Von der pfründe trost und mine IG
  • XXXIV. Du solt sin in der pine ein lamp, ein turteltübe, ein brüt IG
  • XXXV. Die w&stin hat zwölf ding 17
  • XXXVI. Von der bosheit g&tin und wundere . . . . 17
  • XXXVII. Die sele antwurtet got, de si wirdig si der gnaden . 17
  • XXXVIII. Got rfimct sich de die sele überwunden hat vier sünde 17
  • XXXIX. Got vraget die sele was st bringe • . . . Ib
  • XL. Des antwurt st im de besser ist dene vier ding . • 18
  • XLI. Grot vraget mit einem lobe, wie 'das cleinöter heisse . IH
  • XLII. Das cleinöter heisset des herzen lust . . . . Is
  • XLIII. Dinen lust leg in die drivaltekeit lö
  • XLIV. Von der mine weg an siben dingen, von drin kleiden
  • der brüte und vom tanze 18
  • XLV. Von ahte tagen in denen vollebraht der propheten gerunge' 2J
  • XLVl. Von der manigvaltigen zierde der brüte, und wi si kunt
  • zu dem brütegöme und wielich ir gesinde ist, de i«t
  • nünvalt . - • . '23
  • Dis Ist das ander teil dis b&ches«
  • I. Die mine machet hohe in der sele nit vmbe menschlich
  • sine, de kuqt von eigem willen ..... 2G
  • II. Von zwein Ueder^n der mine des der in der mine wart
  • geisehcQ . ., 2G
  • IXI. Von der Zungen der gotheit, von dem liebte der warheit,
  • . von den vier stralen gotz in die nun köre und der drival-
  • tekeit und von S. Marien 27
  • IV. Von der armen dimen, von der messe joh. baptiste, von '
  • der wandelange der onelaten in de lamp, von engel schöni,
  • von vierhande lüte geheliget.und vonguldinenpfeningen 30
  • V. Ein sang der Selen zu gotte an fünf dingen und wie got
  • ein kielt ist der seien und die sele gottes . .• . 31
  • Inhalts -YerzeichniM» XXY
  • Seite
  • VI. Ein widersang gottes in der sclo an fünf dingen . . 31
  • VI}. In der pine lobe so erschinet er dir. Von zwein guldin köpfen
  • der pine und des trostes .34
  • VUL Von dem vegefür alzemale; davon I5sete ein mensche tusent
  • seien mit den minetrehenen 35
  • IX. Got lobet sin brat an fünf dingen 36
  • X. Die brat widerlobet got an fünf dingen .... 36
  • XI. Von sibenhande liebin Gottes ...... 36
  • XII. Von sibenhande vollekomenheiten 36
  • XIIL Zwischen Got and der Sele sol die mine sin ... 36
  • XIV. Wavon kunt luterkeit, swacheit, krankheit, wisunge, swinde-
  • keit, n5te, eilende, selten getr58tet 37
  • XV. Wie der von minen ist wunt wirt gesunt .... 37
  • XVI. Von siben gaben eis brüders 37
  • XVII. Wie got vriet die sele und machet wise in siner liebln 37
  • XVIII. Wie die sele ber&ret gottes vriheit in aht dingen . . 37
  • XIX. Wie die bekantnisse und die sele sprechent zesamne, nnd
  • si spricht de si drivaltig si von drien himelen. Die bekant-
  • nisse spricht allererst 38
  • XX. Wie swester Hiltegunt ist gezieret in dem himelriche mit
  • dem mantelen, mit VII Cronen, wie si lobet die nun köre 41
  • XXI. Wiltu den berg ansehen, so solt du haben siben ding . 42
  • XXII. Wie die schowunge vraget die minenden seien von seraphin
  • and von dem nidersten menschen 42
  • XXIII. Wie die mine vraget und leret die stumpfen seien und brechte
  • si gerne zu irme liebe und spricht allererst und du stumpfe
  • sele antwurt 43
  • XXIV. Wie sich die minende sele gesellet gotte und sinen user-
  • weiten lieben, und sol gelich sin allen hcligen. Wie der
  • tüfel und die sele sprechen zesamene .... 46
  • XXV. Von dßr klage der minenden sele, wie ir got schonefund
  • enziehet sine gäbe, von wishoit, wie du sele vraget got wer
  • er si und wie er si. Von dem böngarten, von den blümen
  • und von dem sänge der megde 49
  • XXVL Von diseme buche und von deme schriber dis büches . 52
  • DIs Ist das dritte bftch.
  • I. Von dem himelriche und von den nun koren und wer den brüchen
  • solle erfüllen. Von dem trone der apostelen und 8ante Ma-
  • rien und da Cristus ine sint. Von dem 16ne der predieren,
  • martereren und megden und von den vngetöften kinden . 55
  • IL Wie die sele lobet got an siben dingen und got si von der
  • salbe beite 62
  • III. Ein clage das die sele maget ist, und von der mifie gotz 63
  • IV. Wie vnser:Vrowe S. Maria sünden mohte und wie nit, das
  • leret der heiig geist ...,,,,. 65
  • XXVI Inhalts -Yerzeichniss.
  • Seit»
  • y. Wie die sele klaget de si keine mesBe noch die zit h5ret
  • und vfie got 8i lobet an zehen dingen .... 66
  • VI. Wiltu rehte volgen gotte, so 8oltu hän siben ding . 67
  • VII. Von siben offenbaren vienden vnser selekeit, die machen
  • siben schaden 67
  • VIII. Von siben dingen die alle priester soUent haben . . 68
  • IX. Von dem angenge aller ding^, die got hat geschaffen 68
  • X. Von dem passio der minenden sele die si von gotte hat, wie
  • si vfstät und in den himel vert. XXX partes habet . 71
  • XI. Zwischent got und der mi&enden sele sint alle ding sch5ne 73
  • XII. Du solt loben danken und geren nnd bitten. Von dem
  • lühtere und dem lichte . 74
  • XIII. Von schszehenhande mine 74
  • XIV. Von zwein vaTschen tagenden, swer da ine wonet der lebet
  • der lugenen 75
  • XV. Mit aht tngenden soltu gän zu gotfes tische. Mit den I5se-
  • pfanden 15set ein mensche sibenzig tnsend seien von dem
  • grüwelichen vegefiire, de manigvaltig ist ... 76
  • XVI. Nach der gäbe volget geissele nnd nach der smacheit Sre 78
  • XVII. Von eis geistlichen menschen vegefiir, von einer fünf hande
  • helfe vs der pine und von edelkeit predier-ordeia . . . 79
  • XVIII. Von des ritters strite mit vollen waffenen wider die be-
  • gernnge 80
  • XIX. Von zweierleie armen lüten, (die) minenklieh unde pin-
  • liche arme sint . 80
  • XX. Von fünf propheten die dis buch erlühtent ... 81
  • XXI. Von der helle, wie si drü teil hat. Wie lucifer und schs-
  • zehenhande lüte sint gepinet. tn wirt kein helfe. Von
  • lucifers cleide 82
  • XXII. Ich han (gehört) von gotz barmherzekeit, von siner bekor-
  • unge und gerehtekeit . 87
  • XXUL Die kraft der gerunge benimet die "W^ort. Jungfröwen mag
  • got nit enbem. Gotz angesiht umbevahen und sin lust
  • überwinden tusent tode 88
  • XXIV. Zweierleie lüten wirt gebotfen zweierleie geist. Von got
  • nnd von dem tüvel. Vpn sibeAhande mine ... 88
  • DIs Ist das vierde buch.
  • I. Fünf ding s6nt die Intern megde hän .... 90
  • II. Dis buch ist von gotte komen. Die sele lobet sieh an
  • mangen dingen. Ir sint zwen engel geben und zwen böse
  • tüfel und zwölf tugenden stritent wider das vleisch . 90
  • III. Die sündere enpfallent gotte von drien gaben der wisheit.
  • Von dem steine. Von der jungfr5wen lob, do ist die
  • cristanheit . . . . . . . . . . 95
  • Inhalts-Yerzeichniss. XXVH
  • Seite
  • IV. Von zwein vngellchen wegen, der ein gät nider zu der
  • helle, der ander Btigt vf in den himel .... 98
  • V. Vnser sünde zukünftig val, irdenlAch wesen, de himelrich,
  • gottes gäbe, söllent stän offen vor vnseren ögen . . 100
  • VI. Grotz vswelunge mag nleman Bt5ren. Rehtü rüwe hat ab-
  • las (von) gottes gnade und ist ane vegeför . . . 101
  • VII. Wie ein vriü sele sprichet zA gotte in ganzer liebin . 102
  • VIII. Von gotz licham, der siechen, der verlassent und der craft 102
  • IX. Von vierhande opfer der priesteren 102
  • X. Von der leien opfer nach Iren statten .... 102
  • XI. Wie eristan gegen den Juden sich 85Uent halten an vier
  • dingen 103
  • Xn. Wie die brüt, die vereinet ist mit gotte, verwirfet aller erea-
  • turen trost, sunder aileine gotz, und wie si sinket von der
  • pine . 103
  • XIII. Die Schrift dis büches ist gesehen, geh&ret onde bevunden
  • an allen lidem .107
  • XiV. Von der heiigen drivaltekeit, von der geburt und von dem
  • namen Jesu Gristi und von des menschen edelkeit . 107
  • XV. Die rdite luter mine hat vier ding. Gibest du dich gotte,
  • so git sich got öoh dir 109
  • XVI. Die grosse mine hat mg dene zehen stuke und zwieger-
  • hande clage . 109
  • XVII. Von einer vröwe, die ze hove gerne was, von irme tüfel
  • der ir siben bosheit riet 110
  • XVIII. Der geistlich Mensche ist glich eim tier an drissig dingen
  • siner nature 111
  • XIX. Das ambaht der gebenedigten mine ist manigvalt 114
  • XX. Von sehs tugenden S. Dominicus . . 115
  • XXI. Dur sehszehen ding hat got predierorden liep . 116
  • XXII. Von vierhande crone brüder Heinrichs und von der wirde-
  • keit S. Dominicus 116
  • XXIII. Von Santo Johanes ewangeliste begrebde . . 118
  • XXrV. Wie got in himelriche die Selen enpfahet und wie er drier-
  • leie lüte cr5net, und wie er si grüsset, zieret, lobet und
  • inen danket . 119
  • XXV» Wie vnser gegenwirtekeit s! nu in dem himelrich, in dem
  • vegefür und in der helle 120
  • XXVI. Von dem gotztrost eis besw^reten brüders Baldewinus . 120
  • XXVII. Von dem ende predierorden, von dem endecrist, Helya und
  • Enoch 121
  • XXVni. Von fünferleie craft der mine. Dur krenket und der lüte
  • Talscheit müs man swigen der warheit . . 127
  • XX VIII Inhalts - Verzeicbniss.
  • Seite
  • Dis Ist der fanfle teil des bftches.
  • I. Von di*ieiieie rüwe und zehenhandc nütze und von dem wege der
  • engelen und der tüfelen 128
  • II. Von zweierleie pine und ¥on vierleie nutz und von der ma-
  • nigvaltigen schar der Bänden 130
  • IIL Got wil wegen alle vnschuldige pine und öch drierleie lüte
  • blüt 131
  • IV. Der wunderlichen mine ist manigvaltige craflk. Wie die
  • smeket. Von vierhande diemüt. Von sibenleie 8cb6ni der
  • minenden sele . . ^ . . . . . . 131
  • V. Von einer begine vegefiir, die dur eigen willen ^ein geb^t half 1 34
  • VI. Wie die sele lobet die heiige drivaltekeit . . . 135
  • VII. Wie got widerlobet die sele . . . . . . 135
  • VIII. Drü kint sol der mensche haben, für die er bitten sol . 135
  • IX. Von der 6re sibenzig mane, die mit Gristo stünden ze gezüge -137
  • X. Wie die sünde si gelich gottes grossi . > . . 138
  • XI. Oeistlich namen sol geh6het werden. Von der swestem
  • gelas. Wie si betten und erbitten s6nt mit gotte . . 138
  • XII. Wie got antwurtet einem brüdere von der scrift dis büches 140
  • XIII. Von zehenhande nützen eines guten menschen gebet . 140
  • XIV. Von b5ser priester vegefür 141
  • XV. Von eines guten priesters vegefür . . . . . 141
  • XVI. Es ist tüfelich, de man sündet 141
  • XVII. Dis ist ein grüs und ein lob und ein gebet der Sünderin 142
  • XVIII. Wie got hiezü antwurtet 143
  • XIX. Wie sibenzehenhande sünde jagent den menschen . . 143
  • XX. Ein lob gottes von aht dingen. Von der Sünden oppfer 144
  • XXI. Warumbe der Mensch ist verworfen und doch geminet, und
  • wie du dich segnen solt . . . . . . . 144
  • XXII Von siben dingen des gerihtes. Von schemede und gutem
  • willen . . . . 145
  • XXIII. Von sante marien gebet. Von Gabrieles lieht. Von des
  • kindcs tüch. Wavon die milch kam und des kindes oppfer.
  • Von den tüfelen und von dem hungertüeh . . . 147
  • XXIV. Von sehsleie kleide vnsers herren gotz und von den ta-
  • genden Sant Dominicus und wie got sinen orden geeret
  • hat an vier dingen 151
  • XXV. Eines dinges genüsset man in dem bimelriche, de ist in
  • siben dingen , danach volgent siben ding. Das lob des
  • betrübten menschen ist nuz in siben dingen . . . 157
  • XXVI. Wie got sich lobet und singet 158
  • XXVII. Mit zw5lf Worten enpfieng der himelsch vatter sinen sun
  • Jesum 159
  • XXVIII. Von siben cronen brüder Albrehtes. Ein anderes ist
  • satzunge gottes, ein anders ist erwelunge . . . 159
  • InhalU-Yeneichniss. XXIX
  • XXIX. Nach gotz znge were der menach als ein enge!, eb er dem
  • Yolgete. Und von der boaheit des tüfels • 160
  • XXX. Von zwenzig kreflten gottes mme und von manigvaltigen
  • Damen 161
  • XXX [. Von zehen creften der mine nnd de keine creahire mag vol-
  • gedenken der sele genüge ze gotte . . . 163
  • XXXIL Von dem hohen ende swester Mehthilt . . • . 164
  • XXXIII. Wie die deine sünde schadet der vollekomenheit and wie
  • sich der tüfel davon nahet der sele 165
  • XXXIV. Von fünfleie nüwe helig^ dar böse lüte gesant, and wie
  • got wil weschen die cristanheit in sin selbes bliite hienach 166
  • XXXV. Wie swester Mehthild danket nnd lobet got and bittet für
  • drierleie lAte and f&r sich selber 168
  • Ms ist der sehsle teil iM Mehes«
  • L Wie ein prior oder priorme oder ander prelaten sich soUent
  • halten gegen iren vndertanen 171
  • n. Von der regele eis kaooniken, wie er sich halten sol. Die
  • ist von got komen 177
  • in. Got gibet herschaft. Wie die b6ke lamber werdent . . 178
  • IV. Von der bescheidenheit and vorhte, die die sine bewarent
  • von irdenischen dingen 179
  • V. Nach der mine and genüge, die sch&ni der creataren git
  • bekantniase mit jamer 180
  • VX In der jangesten zit solta haben mine, gSronge, voriite,
  • rdwe drierleie 181
  • VII. Vnser dgen wüle mag widerstan den widerhaggen. Die
  • gute sele ist snell zu gotte 182
  • Vlll. Zwischent Got nnd Lacifer ist zweierhande vegeför. Wie
  • der tüfel piniget die seien 183
  • IX. Wer die heiigen ^t^ den ^rent si and tr5stent an dem fode 184
  • X. Grebdty messen, gotteswort, guter lüte leben, vasten ande
  • caninen l5Ben die seien von dem vegefür . . . 185
  • XI. Wie ein sch&ler tot ist and ein predier . . . . 186
  • Xn. Wie da dich halten solt an vierzehen dingen . . • 186
  • XnL Wie geistlich lüte von blintheit sich hutent vor der minekeit
  • Von sehsleie craft gottes gaben 187
  • XrV. Clager in der pine enbSrent sehs dingen. Wie man suche,
  • smacheit tragen sol 188
  • XV. Von Enoch and Elyas pine nnd von den jangesten predien-
  • den nnd von endemstes bosheit 189
  • XVI. Wie die sele vnsers herren wonet in der drivaltekeit and
  • von irme ambahte. Wie si sprichet für den sünder, and
  • von dem ambahte vnser fruwen 193
  • XVn. Got sihet den sünder an vür gut. Was gfit reht wille si.
  • Von der guten bnrdinen . . 195
  • XXX Inhalts -Yerz^chniss.
  • Seite
  • XVni. Da solt din herze ansehen ze aHen ziten . . 195
  • XIX. Von dem guten willen, den man nit ze der getät mag
  • bringen 19G
  • XX. Dis buch ist komen von drierhande gäbe. Die mine vliosz.
  • Sie ist rieh und gitig. Si wirt siech. Wer de himelrich
  • habe. Got git pine und 5ch trost . . . . 197
  • XXI. Wie böse pfafheit sol genidert werden. Wie predier
  • alleine predien s6nt und bisch&ve sin und von den jnn-
  • gesten predieren 198
  • XXn. Von siben dingen d6r man fünfe vindet In himelrich tind
  • zwei in ertrich 193
  • XX ni. Wie in drien stetten sprichst got mit der seien . 200
  • XXIV. Wie in w^tagen offenbart Cristns sine wanden. Vier
  • ding kloppfent vor der himelporten .... 200
  • XXV. Von der verbranten mine ...... 201
  • XXVI. Gedenken an den tot und lange leben ist gflt . 201
  • XXVII. Wie da solt danken und bitten 202
  • XXVn. Swene du sterben solt, so nim urlop zft zehen dingen 202
  • XXIX. Von zehen stnkken gotliches fiires vs der edelkeit gotz 203
  • XXX. Die luter mine hat vier ding 203
  • XXXI. Wie got die sele gemachet hat von woUust und pine
  • Wie got glich ist eime clote 205
  • XXXII. Wie wir glich werden gotte, S. Marien und den engelen 207
  • XXXIII, Von dem scharpfen capittel, da der bilger tn zAkam, der
  • schein ein gros herre 208
  • XXXIV. Der die weit versmahet den sol man §ren mit aht dingen 209
  • XXXV. Wie die selig sele spricht zu irme lichamen an dem jon-
  • gesten tage 209
  • XXXVI. De Johanes Baptista der armen dimen messe sang, de
  • WC geistlich bekantnisse in der sele . . . . 210
  • XXX Vn. Da solt got loben, clagen und bitten zwölf ding . . 211
  • XXXVni. Niemah mag Gotz himel stören. Die helle verwiset got 213
  • XXXIX. Von dem gegenblike gottes schin an vnser Vröwen nnd
  • ir gewalt 213
  • XL. Bekorunge, die weit und ein gut ende priüfent vns • 214
  • XLI. Von dem gegenblike gotz in den Menschen und in die
  • engele. Fünf ding hindemt die schrifft . . • 211
  • XLII. Dis schreib swester mehtilt an einer cedelen irem brAder
  • B. predier orden und sprach . . . • • . 215
  • XLin. Dise Schrift ist vs got gevlossen 215
  • Dis ist de sibende teil«
  • I. Von der crone und von der wirdekeit vnsers herren Jesu
  • crisii, die er nach dem jangesten tage empfahen sol . 216
  • II. Wie an aller seien tag ein mensche bat vür die seien
  • gemeine 221
  • Inhalts - Yerzeichniss. XXXI
  • Seite
  • III. Wie nüze de s!, de ein mensehe mit diemfttigen werten
  • sin herze besehe äne vnderlas 222
  • IV. Von dem besmen vnsers herren 224
  • V. Warumbe de kloster ze einer zit angevohten wart . 224
  • VI. Von dem capitel und wie der mensche besehen sol sine
  • briiche und die beweinen. Von zwein gnldin pfeningen
  • und von gutem willen und gerunge .... 225
  • VII. Wie der mersche ze aller zit mit got vereinet si . 225
  • Vin. Wie ein mensche got suche 227
  • IX. Wie die minende sele lobet vnsem herren mit allen creaturen 228
  • X. Dis geschach ze einer zit, do gros vnfäre was , . 228
  • XI. Wie vnser herre wart glich gesehen einem arbeitenden
  • mane 229
  • XII. Wie ein mensche ital 6re und bekorunge widerstän sol 230
  • XIII. Wie unser herre wart gesehen glich einem pilgerin . 230
  • XIV. Von gotz erwelunge und segene 231
  • XV. Wie der mensche, der die warheit minet, bitten 3ol . 231
  • XVI. Wie ein mensch geret und bat 232
  • XVII. Wie bekantnisse sprichet zu dem gewissede . . 232
  • XVIII. Von der bevelhunge der siben ziten der martir vnsers
  • herren 233
  • XIX. Von dem grüsse vnser vröwen 235
  • XX. Wie man de ave Maria sol bevelhen vnser fröwen 236
  • XXf . Wie ein mensche sin herze sol besehen eb de er ze gotz
  • tische g6 237
  • XXII. Von dem lobe des himelschen vatters .... 289
  • XXIII. Wie man dem sune danken sol 2S9
  • XXIV. Von der mine vlüt , 239
  • XXV. Von dem grüsse der heiigen drivaltekeit . . . 239
  • XXVI. Wie man zu gotte vliehen sol in der bekorunge . . 240
  • XXVII. Wie der geistlich mensche sin herze sol k§ren von der
  • weit 241
  • XXVIII* Von der not eis urlüges 243
  • XXIX. Von einer Igre 244
  • XXX. Ein gebet wene man die jung&^wen crönet . . . 244
  • XXXI. Von einer klage 244
  • XXXn. Wie des gftten menschen werk lühtent gegen den werken
  • vnsers herren 245
  • XXXIII. Von dem geistlichen trank 246
  • XXXIV. Von der geistlichen spise 246
  • XXXV. Von den siben salmen 247
  • XXXVI. Von einem geistlichen closter 249
  • XXXVII. Von der ewigen hochgezit der heiigen drivaltekeit . 251
  • XXXVIII. Wie ein geistlich mensch sol clagen und bekenen got
  • sin sünde alle tage 253
  • xxxn
  • Inhalts - y erzeiohniss.
  • en
  • XXXIX. Wie die tüvel sich sciahent und jagent, bissent und na-
  • gent, wene ein minendü sele, die von g5tlicher mine
  • brenet, von (fiser weit scheidet ....
  • XL. Alsus sprichet dA minende sele ze irme lieben herren
  • XLl Wie ein predierbrüder wart gesehen
  • XLII. Von dem honigtrank
  • XLIII. Von der einvaltigen mine, wie die wise wart geseh
  • XLIV. Von fünf Sünden und von fünf tugenden
  • XLV. Von siben dingen in der mincnden g^runge
  • XLVI. Wie sich die sele meldet in geistlichem armüte
  • XLVIl. Von' einer sünde die b5se ist über alle sünde •
  • XLVIII. Wie die mine wart gesehen mit iren jungfröwen
  • XLIX. Von eim leienbrüder
  • L. Von der pinlichin gottes . . .
  • LI. Ein gebet vor versumekeit
  • LU. Wie sich die minende sele neiget under die haut gottes
  • LIII. Von dein gevengnisse geistlicher lüten
  • LIV. Von vier dingen des gel5ben .
  • LV. Also schribet ein frünt sineme Mnde
  • LVI. Wie got rftret sine fründe mit der pine
  • LVII. Ein wenig von dem paradyso .
  • LVIIl. Von Sanfe Gabriel ....
  • LIX. Wie die botschaft für got kam
  • LX. Wie das kint gesehen wart
  • LXI. Wie man sich bereiten sol zft gotte
  • LXIl. Wie die jungfröwen dienent ir frSwen der künegin
  • LXIII. Götz Wille ist ein fürste in allem wesende
  • LXIV. Wie got dem menschen dienet
  • LXV. Wie got die sele zieret mit der pine
  • Zusatz über die sieben tagzelten .
  • Brachstüek ttber mystisches leben
  • Einige Worterklftrnngen ....
  • Seite
  • 254
  • 25C
  • 256
  • 257
  • 257
  • 258
  • 258
  • 259
  • 260
  • 261
  • 264
  • 264
  • 265
  • 266
  • 267
  • 267
  • 268
  • 270
  • 270
  • 272
  • 272
  • 273
  • 273
  • 274
  • 278
  • 279
  • 280
  • 282
  • 283
  • 285
  • ;♦
  • Von Offenbarungen einer liebhabenden Seel.
  • Aäo domini MCCL fere per anos XV Über igte fuit teutonicft
  • caidam begine^ qase fnit virgo saneta Gorpore et spiritu per
  • gratiam a domino inspirata, ^) quse in humili simplicitate, in exu-
  • lari paupertate, in oppresso conceptu, in coelesti contemplatione
  • nt in scriptura ista patet^ plus quam XL anos domino devotissime.
  • servivit, seqnens perfecte vestigia fratrmn ordinis praedicatorum,.
  • de die in diem semper proficiens^ semper melior se fiebat Coii-
  • scriptüs antem a fratre quodam predicti ordinis et oontinet multft
  • bona; prout in titulis praenotatar.
  • De trinitate H. lib. 3. (^ap., HI. lib. 9. C, IIH. 1. 12. et
  • 14. C, V. lib. 26. C.
  • De Christo H. 1. 3. C, IV. 1. 24. C, V. 1. 23. Cap.
  • De domina nostra I. 1. 4. C, II. 1. 3. C, V. 1. 23. C. de
  • IX ordinibus angelorü I. 1. 6. C, lU. 1. 1. C, V. 1. 1. Cap.
  • De prerogativa qnorundam Sanctorü IUI. 1. 20. et 21. et
  • 23. Capitulo.
  • De maUtia demonum IV. Üb. 17. C, II. 1. 24. C, V. lib,
  • 29. C, V. lib. 9. Cap.
  • De hominis dignitate I. 1. 44. C* IV. 1. 14. Cap.
  • De raptu et separatione animse a came I. 1. 2. C.
  • De descriptione coeli HI. 1. 1. C.
  • De descript. infemi III. 1. 21. C.
  • ') Handschrift inspiratus.
  • H. Meohthild. 1
  • 2
  • De multiplici purgatorio ü. 1. 7. Cap.^ m. 1. 15., 16. Cap.,
  • 1. XIV., 15. C.
  • De multig virtutibus et vitiis I. 1. 22., 25. C, IIL 1. 7. et
  • 14. C, IV. 1. 4. Cap. et de caritate maxime IIL 1. 13. Cap.
  • De praedicatoribus in fine mundi tempore antichristi IV. L
  • 27. Cap. et de multis inauditis quae intelliges, si cum cre-
  • dulitate, humilitate et devotione novies perlegeris librü istü.
  • Hie est prophetia de preterito presenti et futuro. Hie est etiä
  • distinetio triam personarü V. 1. 26. Cap.
  • In dem jare von Gottes geburte drizehendhalphandert jar,
  • bi darnach f&nfzehen jaren wart dis b&ch geo£feint m tusche von
  • Gotte einer swester, was ein heiig maget beide an lip und an
  • geiste. Si dienete Gotte andehtekliche in demütiger einvaltekdt,
  • in eilender armftt in himelschem eontemplierende, in verdrukter
  • versmehte, mg dene vierzig jar, und nachvolgete vesteklich und
  • vollkommenlich dem lichte und lere des predier orden; und nam
  • ftr von tage zu tage und besserte sich tegelich. Aber das buch
  • samente und schreib ein brftder des selben ordens und vil gutes
  • stat in disem buche von vil Sachen, als in den tavelen ist vor-
  • gezeichent das solt du gelöblich, diemflteklich und andehteklich
  • lifinstunt tberlesen.
  • Dis ist das erste teil dis buehes.
  • Dis bftch sol man gerne enpfan, wan got sprichet
  • selber die wort.
  • Dis bAch das sende ich nun ze botten allen geistlichen lüten,
  • beidt b5sen und gAten^ wand wen die süle vallent, so mag dafi
  • werk nüt gestan, und ez bezeichent alleine mich; und meldet
  • loblich mine heimlichkeit. Alle die dis bftch wellen vernemen
  • die s511ent es ze nun malen lesen.
  • Dis bftch heisset ein vliessendes lieht der gotheit.
  • Eia, herre got, wer hat dis bftch gemachet. Ich han es
  • gemaehet an miner vnmaht, wan ich mich an miner gäbe nftt
  • enliialten mag. Eya herre, wie sol dis bftch heissen, alleine ze
  • dineneren? Es sol heissen : ein vliessende lieht miner got-
  • heit, in allft die herzen die da lebent ane valscheit.
  • L Wie die mine und die künegifie zesamene sprachen, *)
  • Die sele kam za der mine
  • Und grftste si mit tieffen sioDen
  • Und sprach: Got grftsse vch vro mine.
  • Gk>t lone ^ch, liebe vro künegifie.
  • Vrd mine ir sint sere voUekomen.
  • Vro künigine, des bin ich allen dingen oben.
  • Vro mine, ir band manig jar gerungen,
  • E ir habint die hohen drivaltekeit darzft betwiingen,
  • Das sü sieh hat alzemale gegossen
  • In Marien demütigen magetüm.
  • ') Greith deutsche Mystik S. '222.
  • 1
  • 4 Erster Theil.
  • Frowe künigifie, das ist <^wer ere und vrome.
  • Fro mifie, ir hant mir benome
  • Alles das ich in ertrich je gewan.
  • Frowe künegin, ir hant einen seligen wehsei getan.
  • Frowe mine, ir hant mir benomen mine kintheit.
  • Frowe künegine, dawider han ich vch gegeben himelische vriheif.
  • Frowe mine, ir hant mir benomen alle mine jugent.
  • Frowe künigin, dawider han ich vch gegeben manig heiige tugent.
  • Frowe mine, ir hant mir benomen gut fründe und mage.
  • £ia frowe künigin, das ist ein snödü klage.
  • Frowe mine ir' bant mir benoifien die weit, weltlicfa ere und allen welt-
  • lichen richtAm.
  • Fro. künig., das wii ich vch in einer stunde mit dem heiligen geiste nach
  • allcjn vweren willen in ertrich gelten.
  • Frowe mine, ir hant mich also sere betwungen, das min licham ist komen
  • in sunderlich krankheit. ')
  • Frowe kün., dawider han ich vch gegeben manig hohe bekantheiL
  • Frowe miüe, ir hant vcrzert min fleisch und min bli\t.
  • Frowe kün., damit sint ir gehitert und gezogen in got.
  • Fröwe mifie, ^r sint ein röberine, defioch sont ir mir gelten.
  • Frowe kün., do nement reht mich selben.
  • Frowe mine, nu hant ir mir vergolten hundert valt in ertriche.
  • Frowe kün., noch hant ir zc vordernde got und alle sine riebe.
  • //. Von drieii pe^'sonen und von drien gaben.
  • V. Der wäre gottes grAs, der da kumet von dem himelschen
  • fl&t vs dem brunen der vliessenden drivaltekeit^ der hat so grosse^
  • XrB&y das er dem lichamen benimet alle sine mäht, und machet
  • die sele ii* selben offenbar, das si sihet dich selben den heiigen
  • gelich und emphahet deüe an sich gotlichen schin, so scheidet
  • die sele von dem lichamen mit aller ir macht, wisheite, liebin
  • und gerunge; sunder das minste teil irs lebendes belibet mit
  • dem lichame als in einie süssen schlaffe. 80 sihet sü einen
  • ganzen got in driü personen und bekenet die drie personen in
  • eime gotte vngeteilet. So grfisset er si mit der hove spräche
  • die man in dirre kuchin nit vernimet, und kleidet sü mit den
  • kleidern, die man ze den palaste tragen sol und git sich in ir
  • gewalt. So mag sü bitten und vragen was si wil, des wirt si
  • beriht. Warvmbe si nüt beriht wirtj das ist du erste sache von
  • drien. So zühet er si fürbas an ein heimliche stat. Da müs si
  • ') Handschrift krakheit
  • Cap. IL 5
  • für nieman bitten noch fragen, wan er wil alleine mitir spüen
  • ein spil das der lichame nüt weis, noch die dörper bi dem
  • phlüge noch die Ritter in dem tnmei, noch sin mineklichi mftter
  • Maria ; der mag si nüt gepflegen da. So swebent si fttl-bäs äni
  • ein wunenriche stat, da ich nüt vil von sprechen mag noch wil;
  • Es ist ze notlich; ich engetar, wan ich bin ein vil sündig mönsche.
  • Mer wene der endelose got die grundelose sele bringet in die
  • h5hin, so verlüret si das ertrich von dem wmider,. und bevindet
  • nüt, das si je in ertrich kam. Wene das spil allerbest ist, so
  • müs man es lassen. So sprichet "der blüiende Got: Junefrö, ir
  • müssent vch neigen, so erschriket si: Herre, nu hast du mir
  • hie so sere verzogen, das ich dich in minem lichamen mit keinem
  • orden mag geloben, sanderdas ich eilende lide und gegete demv
  • lichame strite: So sprichet er: Eya, du liebü tube, din stimme
  • ist ein seitenspil minen oren; dine wort sint wurtzen minem
  • munkle, dine gerunge sint die miltekeit miner gäbe. So sprichet
  • sü: Lieber herre, es müs sin als der wirt gehütet. So er-
  • süfzet si mit aller mäht, das der lip erweget wirt. So sprichet
  • der licham: Eya frowe, wa bist du nu gewesen? Du kumest
  • so mineklich wider, schöne und creftig, frie und siiienrich. Din^
  • wandelen hat mir benomen minen smak, rüwe, farwe und alle
  • min mäht. So sprichet si: Swig, morder, la din klagen sin;
  • ich wil mich iemer hütten vor dir, das min vient verwundet sie,
  • das wirret vns. nüt, ich fröwe mich sin.
  • Dis ist ein grüs, der hat manige ädern, der dringet usser
  • dem vliessenden gotte in die armen, dürren seien ze allen ziten
  • mit nüwer bekantnüsse, und an nüwer beschöwunge, und in
  • sunderliche gebruchunge der nüwer gegenwürtekeit. Eya sÄs-
  • licher got, fürig inwendig, blugende vswendig; nu du dis den
  • minesten hast gegeben, mohte ich noch ervarn das leben, däö
  • du dii^en meisten hast gegeben, darvmbe wolt ich dest langer
  • qweln. Disen grüs mag noch müs nieman empfan, er si deiie
  • vberkomen und ze nihte worden.
  • In disem grüsse wil ich lebendig sterben ;
  • Das mögen mir die blinden heligen niemer verderben.
  • Das sint die da minent vnd nit bekennent.
  • Erster Theil.
  • Hl, Von den megden der ade und von d&i* niine schlage. ')
  • Alle heilige cristanliche tugende sint der seien megede.
  • Der seien süsser verdrutz claget der mine ir not:
  • Die sele: Eya alterliebeste jungfrowe,
  • Na hast da lange min kamerin gewesen;
  • Nu sage mir, wie sol ich dnrane weseo.
  • Da hast mich gejagt, gevangen, gebanden,
  • Und so tief gewandt,
  • Das ich niemer werde gesant.
  • Da hast mir manigen «kalenschlag geben ;
  • Sage mir, sol ich ze jungest vor dir genesen?
  • Wirde ich nüt getödet von diner haut?
  • So were mir bas, das ich dich nie hette bekafit.
  • Die mine: Das ich dich jagete^ das laste mich;
  • Das ich dich vieng, des gerte ich;
  • Das ich dich bant, des fr5wete ich mich,
  • Do ich dich wundete, do wurde du mit mir vereinet.
  • So ich dir kuline schlege gibe, so wirde ich din gewaltig.
  • Ich han den almehtigen got von dem himelrich getriben
  • Und han ime benomen sin monschlich leben
  • Und han in mit eren sinem vatter widergegeben.
  • Wie mögest du, sn6der warm, vor mir genesen.
  • Sprich, min keiserine, ich v5rhte ein kleine heimeliche arzenie,
  • Die mir got dikke hat gegeben.
  • Das ich von derselben möge genesen.
  • Die mine: So man die gevangenen nüt wil haben tot,
  • So git man inen wasser und brot.
  • Die artzenie, die dir got dikke hat gegeben,
  • Das ist anders nüt dene ein vristunge in dis mönschliche leben.
  • Swene aber knnt din oi^tertag.
  • Und din lichame enpfat den totschlag,
  • So wil ich dich alumbe van
  • Und wil dich aldureh gän,
  • Und wil dich d!me licham stelen
  • Und wil dich dime liebe geben.
  • mine, discn bricf han ich us dinem munde geschriben, na
  • gib mir frowe din ingesigel.
  • Swer got je vber sich selben liep gewan, der weis wol, wa
  • er das ingesigel nemen sol; es lit zwisohent uns zwein.
  • Die sele spricht: Swig liebe, sprich nüt me.
  • Genigen sie dir aller juncfrowen liebeste
  • Von allen creatnren und von mir.
  • Die sele :
  • Die sele:
  • Die
  • mine:
  • ') Greith S. 225.
  • Cap. ra— V. 7
  • Sage minem lieben, das sin bette bereit sie
  • Und das ich minesiech nach ime bin.
  • r Ist dirre brief ze lang, das ist djs schult: Ich war in der
  • matten, da ich manigerleige blfimen want.
  • Dis ist ein süisse jamer clage: Wer von mifie stirbet, den sol
  • man in gotte begraben.
  • IV. Von der hovereise der sde an der gicb got wiset ')
  • Swene die arme sele kämet ze hove, so ist si wise mid
  • wolgezogen; so siht si iren got vr&lichen an. Eya, wie lieplieh
  • Wirt Bi da enpfangen. So swiget si und gert ynmesseklich sines
  • lobes. So .wiset er ir mit grosser gernnge sin götlick liene.
  • Das ist gelich dem roten golde das da brinet in eime grossen
  • kolefbre. So tftt er si in sin glfigendes herze alse sich d^r
  • hohe fiirste nnd die kleine dime alsust behalsent und vereinet
  • sint als wasser und win. So wird si ze nihte nnd knmet von
  • ir selben, alse si nüt mere mögi, so ist er minesiech nach ir^
  • als er je was, wan im gat (weder) zn noch abe. So spricht si:
  • herre, dn bist min trost, min gernnge, min vliessend^r bronc^
  • min sune, und ich bin din Spiegel. — Dis ist ein hovereise der
  • minenden seien, die ane got nät wesen mag.
  • V, Von dem qtcale und van dem lone der helle.
  • Min licham ist an langer qwale, min sele ist an hoher wnne,
  • wan si hat beschowet vnde mit armen vmbevangen . iren lieben
  • alzemale. Von ime hat si die qwale, die vil arme. So ziehet
  • er si, so vlöset si. Si kan sich nüt enthalten, vntz er sü bringet
  • in sich selber. So spreche si gerne nnd si enmag. So ist si
  • gar verwanden in die wunderlichen drivaltekeit mit hoher einnnge.
  • So lat er si ein kleine, das si geron möge. So gert si sines
  • lobes, das kau si nach irem willen nnt vinden. Ja si wolt« das
  • er si zn der helle senden wolte, vf das er von allen creatnren
  • aber vnmasse gelobet werde. So sihet si in an und sprichet im
  • zn: Herre gip mir dinen segen. So sihet er si an nnd zöhet
  • si wider, nnd gtt ir einen gr&s.
  • *> Greith S. 229.
  • 8 Erster Theil.
  • Dem der lichiun sprechen nit mAs.
  • So spricbt der licham zn der sele:
  • Wa bist du gewesen? Ich mag nit me.
  • So spricht die sele: Swig, dn bist ein tore. *
  • Ich wil mit mime liebe wesen,
  • Soltest du niemer me genesen.
  • Ich bin sin frftde, er ist min qwale.
  • Dis ist ir qwale, niemer müsse si genesen.
  • Dise qwale mftsse dich bestan,
  • Niemer müsest du ir entgan..
  • VL Von den nun kSrm me »ie tingent
  • Nu h6re, liebü, höre mit geistlichen oren, sust singent die
  • 4|iKi k&re:
  • Wir loben dich herre das du uns hast gesuchet mit diner demücikeit:
  • W. 1. d. h. d. d. u. h. ') behalten mit diner barmherzekeit.
  • W. 1. d. h. d. d. u. h. geheret mit diner smahheit
  • W. 1. d. h. d. d. u. h. gef&ret mit diner miltekeit.
  • YH-. 1. d. h. d. d. n. h. geordent mit diner wisheit.
  • W. 1. d. h. d. d. u. h. beschirmet mit diner gewalt.
  • W. 1. d. h. d. d. u. h. gehelget mit diner edelkeit.
  • t^. L d. h. d. d. u. h. gewisset mit diner heimlichkeit.
  • yf. 1. d. h. d. d. u. h. gehöhet mit diner mine.
  • VIL Von gottes vltLch in ahte dingen.
  • Ich vlüche dir: din lichame müsse sterben,
  • Din wort müsse verderben
  • Din ögen müssen sich schliessen,
  • Din herze müsse vliessen,
  • Din sele müsse stigen,
  • Din licham müsse bliben.
  • Dine menschliche sine inüssin vergan,
  • Din geist müsse vor der heiigen drivaltekeit stan.
  • VlIL Der minste lobet got an zehen dingen.
  • du brenender berg, o du vserwelte sune!
  • du voller inane, o dn grundeloser brune!
  • du nnreichhaftü li6hi, o du klarheit ane masse!
  • wisheit ane grünt!
  • barmherzikeit ape hinderunge!
  • sterki äne widersatzunget
  • Grone aller erenl
  • Dich lobet der minste, den da je geschüffs!
  • ') „Wir loben dich herre das du uns hast** wird hier neunmal wiederholt.
  • Cap. VI— XIV. 9
  • IX. Mit . drin dingmi wonestu m der hShin,
  • Die da brinent in der waren mine nnd of einen steten gmnt
  • bnweni der warheit nnd fmht bringen mit vollem hnffen des.
  • seligen endes, die wonent in der h5hin. Glosa: das ist tber
  • seraphin.
  • X Der got mimt der angesiget dAn dingen,
  • Swelcher mansch die weit vbersiget
  • Und sime lichamen allen vnnutzen willen benimet
  • Und den tüvel überwindet,
  • Das ist die sele die got minet.
  • TAt ir die weit einen stoss,
  • Davon leidet si kleine not.
  • Tut ir das vleisch einen wank,
  • Davon wirt der geist nüt krank.
  • TAt ir der tüvel einen buk,
  • Das achtet die sele aber niht;
  • Si mifiet und si mifiet
  • Und si kan anders nit beginen.
  • XL Vier sint an dem strite gottes.
  • tube ane gallen! maget ane sere!
  • Ritter ane wanden t kneht vnverzaget!
  • Das sint die vier die gotte in sinem strite wol behagent.
  • XIL Die sele lobet got an fünf dingen*^')
  • keyser aller eren! Crone aller ffirstenf
  • wiahdt aller meistern! geber aller gäbe!
  • löser aller gevangnisse.
  • XIII, Wie got kwnet in die sele.
  • Ich kam zA miner lieben
  • Als ein töwe vf den biAmen.
  • ». ■ ... - • . • •
  • ' XIV, Wie die sele got enpfahet und lobet.
  • Eja fröliche ansehe wnnge! Eya liepliche grfts! Eja minek-
  • liche ymbehalsnnge! ■ Herre din wander hat mich verwandet,
  • din gnade hat mich verdmket. du hoher stein, du bist so wol
  • dargraben, in dir mag mema^ nisten dene tnben vnd nahtegal.
  • •) Greith S. 229...
  • 10 Erster Theil.
  • XV. Wie got die ade enpfahet
  • Siest wilkomen liebä tube^ du hast so sere geflogen in dem
  • ertriche, das dine vedern sint gewahsen in dem himelriche.
  • XVL Got gdichet die sele vier dingen.
  • Du smekest als ein wintrübel^ du ruehest als ein balsam,
  • du Inhtest als du sune, du bist ein zftnemunge miner höchsten
  • mine.
  • XVIL Die sele lobet got an fänf dingen.
  • du giessender got an diner gäbet
  • du vliessender got an diner mine!
  • du brenender got an diner gerunge!
  • du smelzender got an der einunge mit dinem liebe!
  • du rüwender got an minen brüsten, ane die ich nüt wesen mag!
  • *
  • XVI IL Got gelichet die sden fünf dingen.
  • du schöne rose in dem dorne!
  • du viiegendes bini in dem bonge!
  • .0 du reinü tube an dinem wesende!
  • du schönü sune an dinem schine!
  • O.du voller mane an dinem stände!
  • Ich mag mich nit von dir gekeren.
  • XIX, Got liebkoset mit der sde an sehs dingen.
  • Du bist min legerküssin, min minckliches bette, min heim-
  • ichestü rüwe, min tiefeste gerunge, min höhste ere. Du bist
  • ein lust miner gotheit, ein trost miner m5nscheit, ein bach
  • miner hitze.
  • XX, Die sde widerlobet got an sehs dingen.
  • Du bist min spiegelberg, ein ögenweide, ein vertust min
  • selbes, ein stürm mines hertzen, ein val und ein verzihunge
  • miner gewalt, min h6hste Sicherheit.
  • XXI, Von der bekantnisse und von der gebrüchunge.
  • Mine ane bekantnisse
  • Dunket die wisen sele ein vinstemisse.
  • Bekantnisse ane gebrüchunge
  • Dunket si ein helle pin.
  • Gebrüchunge ane mort kan si nit verklagen.
  • Cap. XV— XXII. 11
  • XXIL Von Sante Marien botschaft und vne ein (ugent der an-
  • dern volget, und wie die sele ein iuhilus der drivaltekeit wart
  • gemachot und wie sante Maria alle heiigen gesSget
  • unde noch söget ')..
  • Der süsse tftwe der vnbeginlicher drivaltekeit hat sich ge-
  • sprenget vs dem binnen der ewigen gotheit in den biftmen der
  • vserwelten maget, und des blünien fruht ist ein vnt5tlich got,
  • und ein tätlich mensche und ein lebende trost des ewigen liebes,
  • und vnser lösunge ist brütegöm worden. Die brut ist trunken
  • worden von der angesihte des edeln antlütes. In der grösten
  • sterki kunt si von ir selber, und in der grösten blintheit sihet
  • 'si allerklarost. In der grösten klarheit ist si beide tot und
  • lebende. Je si lenger tot ist, je si vrölicher lebt. Je si vr6-
  • licher lebt, je si mer ervert. Je si miner wirt, je ir me zü-
  • flüsset. Je sisieh mere vörhtet*) Je si richer wirt je si armer
  • ist. Je si tiefer wonet, je si breiter ist. Je si gebietiger ist,
  • je ir wunden tieflfer werdent. Je si mer sttirmet, je got minenk-
  • licher gegen ir ist. Je si hoher s webet, je si schöner lühtet
  • von dem gegenblik der gotheit, je si im naher kunt. Je si mer
  • arbeitet, je si sanfter rftwet. Je si mer begriffet, je si stiller
  • swiget. Je si Ittter räflFet, je si grosser wunder wirket mit siner
  • kraft nah ir macht. Je sin lust me wahset, je ir brutloft grosser
  • wirt, je das minebet enger wirt. Je die vmbehalsunge naher
  • gat; je das muntkAssen sAsser smekket. Je si sich miüeclicher
  • ansehent, je si sich nöter scheident. Je mer er ir glbet, je mer
  • si verzert, je me si hat. Je si demftteklicher vrlop niiftt, je e
  • si wider kunt. Je si heisser hübet, je si e entfunket. Je si
  • mere brennet, je si schöner Mhtet. Je gottes lob mer gebreitet
  • wirt, je ir girheit grösser blibet.
  • Eya war vart vnser loser brütgöm in dem jubilus der he-
  • iigen drivaltekeit Do got nit me mohte in sich selben, do mähte
  • er die seien und gab sich ir ze eigen von grosser liebi. Wovon
  • bist du gemachet, sele, das du so hohe stigest über alle creaturen,
  • und mengest dich in die heiigen drivaltekeit vnde belibest doch
  • *) Greith S. 210. ') Hier scheint etwas zu fehlen.
  • 12 Erster Theil.
  • gantz in dir selber? ') Du hast gesprochen von minem anegenge;
  • nu sage ich dir werlich: Ich bin in derselben stat gemaehet
  • von der minC; darvmbe mag mich enkein creatnre nach miner
  • edelen nature getrösten noch entginen dene allein die mine.
  • Vrowe sant Maria, dis Wunders bist du ein mAter. Wefie ge-
  • scbach dir das? Do vnsers vatter jubilus betr&bet wart mit-
  • adames vaUe, also das er miste zürnen. Do enphieng die'
  • ewige wisheit der almehtigen gotheit mit mir den zom. Do
  • erweite mich der vatter ze einer brnt, das (er) etwas ze minende
  • hette, wand sin liebü brut was tot, die edel sele. Vnd do kos
  • (erkies) mich der sun zft einer mftter, und da enpfieng mich
  • der heiig geist ze einer trutine. Do was ich alleine brut der '
  • heiigen drivaltekeit und mftter der weisen , und trüg si für gotz
  • ögen, also das si nit ze male versunken als doch etliche taten.
  • Do ich also müter was maniges edeln kindes, do wurden mine
  • brüste also vol der reinen vnbewoUener milch der waren milten
  • barmherzekeit, das ich sögete die propheten und die wissagen
  • e dene got geborn wart. Damach in miner kintheit sögete
  • ich Jesum; fürbas in miner jugent sögete ich gotz brut die
  • heiigen cristanheit bi dem crütze, das ich also dürre und
  • jemerlich wart, das das swert der vleischlicher pine Jesu
  • sneit geistlich in min sele. Do stünden offen beide, sine
  • wunden und ir brüste. Die wunden gussen, die brüste vlussen
  • also, das lebendig wart die sele und gar gesunt. Do er den
  • blanken roten win gos in iren roten munt, do si alsust ys den
  • offen vnmden geborn mid lebendig wart, do was si kindesch
  • und vil jung. Solte si do nach irem tode und ir geburt vol-
  • leklich genesen, so müste gottes müter ir müter und ir ame sin.
  • , Gotte, es was und ist wol billich. Got ist ir rehter vatter und
  • si sin rehtü brut, und si ist im an allen iren liden glich Vrowe
  • in dinem alter sögetost du die heiigen aposteln mit diner müter-
  • lichen lere und mit dinem creftigen gebette, also das Gott sin
  • ere und sinen willen an inen tete. Vrowe, also sögetestn da
  • und sögest noch die martyrer in Iren herzen mit starkem gelQben,
  • ') Marift oder die Seele Bprioht.
  • Cap. XXII— XXV. 18
  • di^ bihter mit heiiger beschirmange an iren oren, die megde
  • mit diner küscheit^ die wittewen mit stetekeit^ die dm^ehten mit
  • loilt^keit, die Bünder mit der bittunge.
  • Vrowe^ noch mftgt du nn» sögen, wan dine brflste sind noch
  • «Iso vol, das du nät mäht verdruken. Woltostu nit sögen me^
  • 90 tete dir die milch tu we. Waii werlich ich han gesehen dine
  • brüste so Yol, das siben stralen gussen, alzemale us von einer
  • brüste vber minen lip und vber min sele. In der stunde be-
  • nimest du mir ein arbeit, die kein Gotzfrünt mag getragen
  • one herzeleit. Alsust solt du noch sögen bis an den jüngsten
  • tag, so m&st du ersihen, wan so sint gotz kint und dinü kint
  • gewefiet und volle gewahsen in dem ewigen lip. Ejä, darnach
  • sollen wir bekenen und sehen in unzellicher lust die milch und
  • och dieselbe brüst, die Jesus so dikke hat gekust.
  • XXI IL Du solt beten, de dich got mine sere dikke unde lange
  • so wirdest du reine, schone und lange, *)
  • Eya herre, mine mich sere und miiie mich dike und lange;
  • wände je du mich dikker minest, je ich reiner wirde; je du mich
  • serer minest, je ich schöner wirde; je du mich langer minest,
  • je ich heiiger wirde hie in ertrich.
  • XXIV, Wie got antwurtet der sele.
  • Das ich dich mine dikke, das han ich von natnre,' wan ich
  • oelbe die mine bin. Das ich dich sere mine, das han ich von
  • miner gerunge,*) wan ich gere das man mich sere mine.*)
  • Das ich dich lange mine, das ist von miner ewekeit, wan ich
  • aiie ende bin.
  • XXV* Von deni wege pine ze lidene gerne dur got,
  • Got leitet sinü kint, die er vserwelt hat wunderliche wege.
  • Das ist ein wunderlich weg und ein edel weg und ein heiig
  • weg, den Got selber gieng, das ein mensche pine lide ane sünde
  • ' ») Greith S. 33.
  • ') Am Baode: Deos Caritas est.
  • ') Hier scheint eine Lücke zu sein.
  • 14 Erster Theil.
  • und ane schulde. In diBem wege fröwet sich die sele^ die nach
  • got jamerig ist, wan si fröwet sich von nature ze irem herrsi^
  • der dur sine woltat manige pine gelitten hat Und sin lieber
  • herre der himelsche vatter gap sinen liebsten snn, das er ge-
  • pingot wart von den beiden, und gemarterot von den jaden ane
  • sine schulde. Und ist die zit komen de etlich lüte die geistlich
  • schinent gotz kint pingent am libe und marterent an dem geiste,
  • wan er wil si sinem lieben sune geliehen, der an libe und an
  • sele gepinget wart.
  • XX VI. In disen weg zühet die sele ir sine und ist vri
  • ane herzdeit.
  • Es ist ein selzen und ein hoher weg, da wandelt du ge-
  • trüwe sele iiie und leitet na ir die sine, als der sehende tftt den
  • blinden. In disem weg ist vri die sele und lebt ane herzeleit,
  • wan si wil anders nit dene als ir herre, der allü ding uffen
  • das beste tot.
  • XXVII , Wie du sieat wirdig dis weges und in behaltest und
  • vollekomen niest.
  • Drti ding machent einen des weges wirdig, das er in er-
  • kene und kerne darin. De erste, de der m6nsehe sich selber
  • twinget in gotte ane alle meisterschaft und die gottesgnade
  • heleklich behalte und willekliche trage, in verzihunge aller
  • dingen nach dez menschen willen. Das ander behaltet den
  • menschen in dem wege das im allü ding ze danke sint ane
  • allein die sUnde. Das dritte machet den menschen vollekomen
  • in dem wege, de man allü ding glichlich gotte ze eren tu, wan
  • min snödeste notdurft wil ich got also hohe reiten, als ob ich
  • were in der hohesten contemplacie, da ein mensch inkomen mag;
  • warumbe^ (den) tun ich es in einer liebin gotte ze eren, so ist
  • es alles ein. Swenne ich aber sünde, so bin ich an disem
  • wege nit.
  • Cap. XXVI— XXIX. 15
  • XX VI IL Die mine $ol sin morüich dne masse dne vnderlass,
  • de ist toren torheit ')
  • Ich fr&we mich, de ich miiien mfts den der mich minet und
  • gere des, de ich in mortlich mine ane masse und ane underlas:
  • Vröwe dich, min sele, wan din leben ist gestorben von mine
  • dur dich, und mine in so ser^ de du mögest sterben dur in, so
  • brenest du jemer mere vnverlöschen als ein lebend funke in dem
  • grossen füre der lebend majestat.
  • So wirst du minefiires vol,
  • Damit dir hie ist so wol.
  • Da darfst mich nit me leren,
  • Ich enmag mich nit von der mine keren;
  • Ich müs ir ^evangen wesen,
  • Ich mag anders nit geleben. —
  • Da Bi wonet, da mag ich beliben
  • Beide, an tod und an libe.
  • Das ist der toren torheit,
  • Die lebent ane herzeleit.
  • XXIX. Von der schSni des brdtegömes und wie im die
  • brütini volgen sol.
  • Vide mea sponsa: Sich wie schöne min ögen sint, wie
  • relit min munt si, wie ftrig min herze ist, wie geringe min
  • hende sint, wie snel min fasse sint und volge mir. Du solt
  • gemartert werden mit mir, verraten in der abegunst, gesftchet
  • in der vare, gevangen in dem hasse, gebunden in höresagen,
  • din ögen verbunden de man dir die warheit nit wil bekenen,
  • gehalsschlaget mit dem grime der weite, f^r gerihte gezogen
  • an der bichte, georsehlaget mit der bisse, ze herode gesant
  • mit dem spote, entkleidet mit dem eilende, gegeiselt mit dem
  • arm&te, gekrönet mit bekorunge, angesptet mit der smahheit,
  • din erüze tragen in dem hasse der Sünden, gecrüzegot in ver-
  • zihunge aller dingen nach dinem willen, genegeit an das erüze
  • mit den heiigen tugenden, gewundot mit der mine, sterben an
  • dem erüze in heiiger bestandunge, in din herze gestochen mit
  • steter einunge, von dem erüze gelöset in warem sige aller diner
  • ') Greith S. 233.
  • 16 Erster Theil.
  • vietideii; begraben in der unahtbarkeit, nferstan von dem tode
  • in einem heiigen ende, ze himel gevam in einem znge gotz
  • ateme».
  • XXX. Von den aiben ziten.
  • Mettin: mifien vol in thaae wol.
  • Prime: minen gere ein Bftsae swere.
  • Terde: minen lost ein süisse turst.
  • Sexte: minen vülen ein sftsse kAIen.
  • None: minen tot ein atane not
  • Vesper: minen vliessen ein süsses gieasen.
  • Gomplet: minen rüwen ein sftssds frftwen.
  • XXXL Du soll nit ahien smahheiL
  • Ich wart versmehet sere, do sprach vnser herre: la dich
  • nit sere wundem; sit de here drisem rag so sere verworfen und
  • angespiet wart, was sol dene dem essig vas geschehen, da nüt
  • gutes ine von im selber ist?
  • XXXII, Du 8olt nit ahteM eren, pine, gut hetr&hdi an
  • der Sünden.
  • ■
  • So man dir ere hütet, solt du dich schämen; so man dich
  • pineget, so solt du dich vröwen; so man dir gut tut, so solt
  • du dich vörhten; so du wider mich tftst, so solt du dich be-.
  • trfiben von herzen. Mäht du dich nit betrüben, so sich wie sere
  • und wie lange ich dur dich betr&bet was.
  • XXXIIL Von der pfrd,nde tro$t und mint.
  • Min sele sprach alsust zu irem lieben: Herre din miltekeit
  • ist die pr&nende mines lichamen wunderliche, dine barmherzig-
  • keit ist der trost miner sele sunderlich. Die mifie ist die rftwe
  • nunes lebens ewiklich.
  • XXXIV, Du solt sin in der pine ein lamp, ein tttridtCbe,
  • ein brät.
  • Du bist min lamp an diner pine.
  • Du bist min turteltube an diner süfznnge.
  • Du bist min brat an diner beitünge.
  • Cap. XXX— xxxvm. 17
  • XXXV. Die wSstin hat zwölf ding,^)
  • Da solt minen das niht.
  • Da solt vliehen das iht.
  • Da solt alleiDe stan
  • Und solt zu nieman gan.
  • Du solt sere unmüssig bXü
  • Und von allen dingen wesen vrt.
  • Da solt die gevangenen enbinden
  • Und die vrien twingen.
  • Da solt die siechen laben
  • Und solt doch selbe nit haben.
  • Da solt das wasser der pine trinken
  • Und das für der mine mit dem holtz der tagende entzünden,
  • So wonest du in der waren wüstenunge.
  • XXXVL Von der bosheit gutin und wundere.
  • Mit der bosheit diner vienden solt du gezieret werden.
  • Mit den tagenden dines herzen solt du gehöret werden.
  • Mit dinen guten werken solt da gecrönet werden.
  • Mit vnser zweiger (Zweier) miiie solt du gehöhet werden.
  • Mit minen lustlichen wunder solt du geheliget werden.
  • XXXVII. Die sde antwurtet got, de si wirdig 6^ der gnaden^
  • vil liebet vnschuldiger smacheit lustet mich,
  • Herzeklicher tugenden beger ich,
  • Güter werken hau ich leider nit,
  • Unser zweiger mine die verderbe ich,
  • Dines schönen wunders bin ich gar vnwirdig.
  • XXXVIII. Got rämet sich de die sde überwunden hat vier sünde.
  • Unser herre rümet sich in himelriche
  • Siner minenden sele, die er hat in ertriche,
  • Und spricht: Sehent wie si kunt gestiegen,
  • Die mich verwundet hat.
  • Sie hat den äffen der weit von sich geworffti,
  • Si hat den beren der vnküschi vberwunden,
  • Si hat den löwen der hochmüti under ir fasse getreten,
  • Si hat dem wolf der girheit sinen rans zerrissen
  • Und kunt gelöffen als ein verjageter hirze
  • Nach dem bruiien der ich bin.
  • Si kumet geswungen als ein are
  • Usser der tieflfi in die höhin.
  • ') Greith S. 2:]5.
  • H. Mechtild.
  • 18 Erster Theil.
  • XXXIX. Got waget die seh was »i hnnga, ')
  • Du jagest sere in der mine.
  • Sage mir, was bringest da mir, min kunigine.
  • XL. Des antwurt st im de besser ist dene vier ding,
  • Herre, ich bringe dir mine kleinöter:
  • Das ist gr&sser defie die berge, es ist breiter deüe die weit,
  • tieflfer deüe das mer, höher deüe die wölken, schöner deüe die
  • soüe, manigvaltiger deüe die steme; es wiget me deüe alles
  • ertrich.
  • XLL Got waget mit einem lobe, wie das cleinoter heisse.
  • Dein*) bilde miner gotheit, gehert mit miner menschheit,
  • gezieret mit minem heiigen geiste, wie heissent dinü kleinöter?
  • XLIL Das cleinoter heisset des herzen lust,
  • Herre, es heisset mins herzen lust, den han ich der weite
  • entzogen, mir selben erhalten und allen creaturen versaget; nu
  • mag ich sin mit fürbas getragen. Herre, war sol ich in legen?
  • XLIIL Dinen lust leg in die drivaltekeit,
  • Dines herzen lust solt du nienar legen deüe in min götlich
  • herze und an min menschlich brüste. Da alleine wirst du ge-
  • trost und mit minem geiste gekiisset.
  • XLIIIL Von der mine iceg an siben dingen, von drin kleiden
  • der bnite und vom tanze.
  • Got spricht: Eja minendü sele, wilt du wissen wielich din
  • weg si?
  • Du sele: Ja lieber heiiger geist, lere mich es. Also du
  • kumest Über die not des rüwen und über die pine der bihte.
  • ') Greith S. 23«.
  • ') Handschrift: ein.
  • Cap. XXXIX— XLIIII. 19
  • imd über die arbeit der büsse, und über die liebe der weite,
  • und über die bekorunge dez tüvels, und über die überflüssekeit
  • des vleisehes und über den verwassenen eigenen willen, der
  • manig sele zeruggen zühet so sere, de si niemer zu rehter liebin
  • kunt, und so du alle dine meisten viende hast nidergeschlagen, —
  • so bist du also müde, de du den spricliest; Schöner jungeling,
  • mich lustet din; wa sol ich dich vinden? So sprichet der jungeling:
  • Ich höre ein stime,
  • Die lutefr ein teil von mifien.
  • Ich han si gefriet manigen tag,
  • De mir die stinie nie geschach.
  • Nu bin ich beweget,
  • Ich müs ir engegen.
  • Sü ist diejene, die kunber und mine mitenander treit.
  • Des morgens in dem towe, de ist die besclossen inekeit,
  • Die erst in die sele gät.
  • So sprechent ir kamerere, de sint die fi^nf sinne:
  • Die sine : Vrowe ir sollent voh kleiden.
  • Die seele: Liebe, wa sol ich hin?
  • Sine: Wir han das ninen wol vernomen,
  • Der fiirste wil vch gegen komen
  • In dem töwe und in dem schönen vogelsange.
  • Eja frowe, so sument nit lange.
  • So zühet si an ein hemede der sanften demütikeit, und also
  • demütig, de si vnder ir nit mag geliden. Darvber ein wisses
  • kleit der luteren küschekeit, und also reine, de si an gedenken,
  • an Worten, noch an berürunge nüt me mag geliden, de si be-
  • vlekken möge. So nimet si vmbe einen mantel des heligeu ge-
  • ruchtes, den si vergolten hat mit allen tugenden.
  • So gat si in den walt der geselleschaft heiliger lüten. Da
  • singent die allersüsseste nahtegale der getemperten einunge mit
  • gotte tages und nahtes, und manig süsse stinie höi-t si da von
  • den vögeln der heiigen bekantnüsse. Noch kam ^) der jungeling
  • nüt. Nu sendet si hotten vs, wan si wil tanzen, und sant vmb
  • den geloben abrahe, und vmb die gerunge der propheten und
  • vmb die kusche diemütekeit vnser vröwen Santo Marien, und
  • ') Handschrift: kan.
  • 20 Erster Theil.
  • ymb alle die heiige tagende Jesa christi, und ymb alle die
  • frumekeit siner vserwelten. So wirt da eine schöne loptantzen.
  • So kunt der jungeling und spricht ir zu : Junkfrowe, alsust
  • fromeklich sont ir nachtantzen, als üch mine vserwelten vorge-
  • tantzet haut. So spricht si:
  • Ich mag nit tanzen, herre, du enleitest mich.
  • Wilt da das ich sere springe,
  • So müst du selber voran singen.
  • So springe ich in die mine.
  • Von der mine in bekantnisse,
  • Von bekantnisse in gebruchunge,
  • Von gebrnchnnge über alle monschliche sine.
  • Da wil ich bliben und will doch vürbas crisen.
  • (Wie die brut singet) Unde mfts der jungeling singen alsus
  • dur mich in dich und dur dich von mir gerne mit dir, von dir
  • nöte. — So sprlchet der jungeling: Juncfröwe, dirre iobetantz
  • ist vch wol ergangen. Ir süUent mit der megde sun vwem
  • willen han, wan ir sint nu inenkliche müde, kument ze mittem
  • tage zu dem brufien schatten in das bette der mine, da sönt ir
  • üch mit im erkülen. So spricht die jungfröwe :
  • herre, das ist vbergros,
  • De du ist diner mine genos,
  • Du nit mine an ir selber hat,
  • Si werde e von dir beweget
  • So spricht die sele zu den sinen, die ire kammerere sint:
  • Nu bin ich ein wile tanzens mfide. Wichent mir, ich müs gan,
  • do ich mich erkfile. So sprechent die sine zft der sele: Vrowe,
  • wellent ir f ch külen in den mine trehnen Sante Maria Magdalene,
  • da mag vch wol benfigen. Die sele:
  • Swigent, ir herren; ir wissen t nit alle was ich meine.
  • Lant mich ungehindert sin;
  • Ich wil ein wenig trinken den vngemengeten win.
  • iSine: Vröwe, in der megde küschikelt
  • Ist die grosse mine bereit.
  • Seele: Das mag wol sin, das enist das h&hste nit an mir.
  • Sine: In der marterer blute mögen t ir i'ch sere k&Ien.
  • Seele: Ich bin gemartert so manigcn tag.
  • De ich dar nu nit komen mag.
  • Cap. XLIIII. 21
  • Sine: In dem rate der bihteren wonent reine lüte gerne.
  • Seele: Mit rate wil ich jemer stan,
  • Beide tun und lan,
  • Doch mag ich nu dar nüt gan.
  • Sine: In der aposteln wisheit
  • Vindent ir grosse Sicherheit.
  • Seele: Ich han die wisheit bi mir hie,
  • Damit wil ich je zem besten kiesen.
  • Sine: Vröwe, die engel sint klar
  • Und schöne minevar;
  • Went ir üch külen, so hebent \^ch dar.
  • Seele: Der engelen wune tut mir minen we,
  • Swene ich iren herren und minen brutgöme nit anseh.
  • Sine: So külent fch in dem heiigen hei*ten leben ,
  • De got johani baptisten hat gegeben.
  • Seele: Zu der pine bin ich bereit,
  • Jedoch gat der mine kraft vber alle arbeit.
  • Sine: Frowe, went ir '^ch minekliche külen,
  • So neigent vch in der jangfröwen schos
  • Ze dem kleinen kint, und sehent und smekent,
  • Wie der engel fröde von der ewigen maget
  • Die unnatürlichen milch sog.
  • Seele: De ist ein kintlich liebi,
  • Das man kint s5ge und wiege;
  • Ich bin ein vollewachsen brüt,
  • Ich wil gan nach minem trüt.
  • Sine: Frowe, komest du dar,'
  • So müssen wir erblinden gar,
  • Wan du gotheit ist so fürig heis.
  • Als du selb wol weist.
  • Das alles für und alle die glüt
  • Das den himel und alle heiigen lühten tut,
  • Und brennen, das ist alles geflossen
  • Usser sinem gotlichem ateme.
  • Und von sinem menschlichen munde
  • Von dem rate des heiigen geistes;
  • Wie macht da beliben ioch eine stunde?
  • Seele: Der visch mag in dem wasser nit ertrinken.
  • Der vogel in dem lüfte nit versinken.
  • Das gold mag in dem füre nit verderben,
  • Wan es enpfSrt da sin klarheit und sin lühtende varwe.
  • Got hat allen creature das gegeben,
  • Das si ir nature pflegen;
  • 22 • Erster Theil.
  • Wie m6hte ich den miner nature widerstan?
  • Ich müste von allen dingen in got gan,
  • Der min vatter ist von natiire,
  • Min brüder von siner mönscheit,
  • Min brütegSm von mine
  • Und ich sin ane anegenge.
  • Went ir, das ich nit enpfinde ire wol?
  • Er kan beide, kreftiglichen brenen nnd tröstlichen ktilen.
  • Nu betr&bent '^ch nit ze sere.
  • Ir s&llent mich noch leren.
  • Swene ich widerkere,
  • So bedarf ich vwer lere wol,
  • Wan das ertrich ist maniger strikke vol.
  • So gat die allerliebeste zu dem allerschönesten in die ver-
  • holnen kamern der vnschuldigen gotheit; da vindet si der mine
  • bette und mifie gelas, und gotte und menschliche bereit. So
  • spricht unser herre: Ötant, vrowe sele. — Wa^ gebütest du
  • herre? — Ir sönt vs sin. — Herre, wie sei mir dene geschehen?
  • — Frow sele, ir sint so ser^ genatuii; in mich, de zwischent
  • vch und mir nihtes nit mag sin. Es enwart nie engel so her,
  • dem das ein stunde wurde gelihen, das vch eweklich ist ge-
  • geben. Darumbe sout ir von vch legen beide, vorhte und schäme
  • und alle uswendig tugent. Mer alleine die ir binen vch tragent
  • von nature, den sont ir eweklich enpfinden wellen. Das ist
  • vwer edele begerunge und vwer grundelose girheit, die wil ich
  • «
  • eweklich erfüllen mit miner endelosen miltekeit.
  • Herre, nu bin ich ein nakent sele,
  • Und du in dir selben ein wolgezieret got.
  • Unser zweiger gemeinschaft
  • Ist das ewige liep ane tot.
  • So geschihet da ein selig stille
  • Nach ir beider wille.
  • Er gibet sich ir und si git sich ime.
  • Was ir nu geschehe de weis si
  • Und des getröste ich mich.
  • Nu dis mag nit lauge stan.
  • Wo zwoi geliebe verholen zesamen koment,
  • Sie müssent dikke vngescheiden von einander gan.
  • Lieber Gottes fr und, disen mine weg han ich dir geschriben ;
  • Got müsse in an din herze geben. Amen.
  • Cap. XLV, XLVI. 23
  • XL V. Von ahte tagen in denen voUebraht der propheten gerunge.
  • Dis ist ein tag der gerunge und der seligen fr5den in der kündunge
  • cristi.
  • Dis ist ein tag der rüwe und der liplichen zartekeit in der gebnrte
  • cristi.
  • Dis ist ein tag der trüwe und de seligen einu nge, der. hohe Donrstag.
  • Dis ist ein tag der miltekeit und herzeclicher liebi, der stille vritag.
  • Dis ist ein tag der gewalt und frölicher vr5de, die vrstandunge.
  • Dis ist ein tag des geloben und des elenden jamers, der vffart tag.
  • Dis ist ein tag der warheit und des brenenden trostes, der pfingestag.
  • Dis ist ein tag der rehtekeit und der waren stunde, de jungest gerihte.
  • Dis ist ein wuche, der sollen wir siben tag began Stctegunge.
  • Einen wil vnser herre began an dem jüngsten tage mit uns allen.
  • XLVL Von der manigvaltigen zierde der hi*ute, und wie si kirnt
  • zu dem brutegöme und toiellch ir gesinde ist, de ist nünvcdt.
  • Die brut ist gekleidet mit der sufien und hat den manen
  • vnder die fasse getreten, und si ist gekrönet mit der einunge.
  • Si hat ein cappellan, de ist die vorhte, der hat eine guldine rüte
  • in der hant, de ist die wisheit. Der capellan ist gekleidet mit
  • des lambes blüt, und ist mit der ere gekrönet. Und die wisheit
  • ist gekleidet mit der wolsamikeit und ist gekrönet mit der ewekeit.
  • Die brut hat vier jungfröwen. Die raifie leitet die brut. Die
  • miüe ist gekleidet mit der küschekeit und ist gekrönet mit der
  • wirdekeit. Die ander ist demütikeit, die haltet die brut, die ist
  • gekleidet mit der vnahtbarkeit und ist gekrönet mit der höhi.
  • Die dritte juncfröwe das ist rüwe, die ist gekleidet mit den
  • wintrübelin und ist gecrönet mit der vröde. Die vierde juncfröwe
  • ist erbarmherzekeit, die ist gekleidet mit der salbe und ist ge-
  • crönet mit der wune. Du zwei tragent der brut den mantel uf,
  • das ist das heiige geruhte. Si hat einen bischof, das ist der
  • gelobe, der bringet die brut vor den brutegöme. Der bischof
  • ist gekleidet mit türem gesteine und ist gecrönet mit dem heiigen
  • geiste. Der bischof hat zwene ritter, der eine ist die starchekeit,
  • die ist gekleidet mit dem strite und ist gekrönet mit dem sige.
  • Der ander künheit, der ist gekleidet mit genedikeit und ge-
  • krönet mit aller selikeit. Si hat einen kamerer das ist die hüte,
  • 24 Erster Theil.
  • der ist gekleidet mit stetekeit und ist gekrönet mit bestandunge;
  • er treit das lieht vor der brate und treit ir das tepet nach.
  • Das lieht ist vernünftekeit, die ist gekleidet mit der bescheiden-
  • heit und ist gekrönet mit miltekeit. Das tepet ist die heiige
  • conscientie, ') die ist gekleidet mit gutem willen und ist gekrönct
  • mit gotz behagunge. Si hat einen schenken, das ist die be-
  • gerunge, die ist gekleidet mit girikeit und ist gekrönet mit vride.
  • Si hat ein spilman , das ist die minesamkeit. Sin harpfe
  • das ist inikeit; der ist gekleidet mit dem gunste und ist ge-
  • krönet mit der helfe. Du brut hat fünf küngrich. Das erste
  • sind die ögen, die sint gebuwen mit den trehnen und gezieret
  • mit getwange. Das ander ist die gedenke, die sint gebuwen
  • mit dem strite und gezieret mit dem rate. Das dritte ist de
  • sprechen, das ist gebuwen mit der not und ist gezieret mit der
  • trüwe. Das vierde ist das hören, das ist gebuwen mit dem
  • gotzworte und ist gezieret mit dem tröste. Das fünfte ist die
  • berürde, die ist gebuwet mit der gewalt und ist gezieret mit
  • der reinen gewonheit.
  • Dise fünf küngriclie haut einen voget, de ist die schuld,
  • die ist gekleidet mit der bihte und gekrönet mit der büsse. So
  • hat er einen rihter, der ist gekleidet mit der discipline und
  • gekrönet mit der gedult. Du brut hot einen sömer, das ist
  • der lichame , der ist gezömet mit der unwirdekeit , und
  • smacheit ist sin fflter, und sin stal ist bihte. Der someschrin
  • den er treit ist die unschulde. Die brut hat einen pellelbovivir,
  • das ist die hoffen, die ist gekleidet in die warheit und gekrönet
  • mit dem sänge. Si hat einen palmen in der haut, das ist die
  • sege vber die sünde, und ein buhsen in der andern haut, die
  • ist vol gerunge und miüe, die wil si iren lieben bringen. Si
  • het einen pfawenhfit, das ist das gute geruhte in dem ertrich
  • und hohe ere in dem himelrich. So gat si einen weg, das ist
  • die senftmütekeit, die ist gekleidet mit dem vliessenden honge
  • und gekrönet mit Sicherheit. So singet si deüe: Vserweltes
  • liep, ich geren din. Du nimest und gibest mir vil mange
  • ') sain wiszikeit
  • Cap. XLVI. 26
  • herzensweri. Joch han ich von dir vnsineliche not. Swene du
  • herre geb&test, so wird ich von mir erlost. So sprichet er:
  • Minekliche liebe, gedenke an die stunde,
  • Da du begriffest den vollen fant,
  • Und la dich nit belangen,
  • Joch han ich ze aller stnnt
  • Mit armen (dich) vmbevangen.
  • So spricht vnser herre zu siner vserwelten brut: Veni, di-
  • lecta mea, veni coronaberis. So git er ir eine crone der war-
  • heit; die nieman tragen müs dene geistliche lute. In der kröne
  • siht man vier tagende: Wisheit nnd kumer, gernnge und be-
  • haltnisse. 6ot gebe vns allen die kröne! Amen.
  • 26
  • Dl8 ist das ander teil dis baelies.
  • /. Die mim machet hohi in der sele tut vnibe menschlich sine,
  • de kunt i:on eigem loillen.
  • Die hohe der sele geschiht in der mifie, und die zierde des
  • lichamen geschiht in dem heiigen cristan töffe; wafi über die
  • mine ist kein höhe, und ussen der eristanheit ist enkeine zierde.
  • Darumbe törent si sich selber vil sere, die mit grülichen, un-
  • menschlichen arbeiten wenent erstigen die höhi, und tragent
  • doch ein grimes herze, wan si haut der heiigen diemütige tugent
  • nit, die die sele in got kan leiten; und da stület gerne valschu
  • helikeit, da der eigener wille die meisterschaft in dem herzen treit.
  • IL Von zw ein liederen der mine des der in der mine
  • wart gesehen.
  • Ich stürbe gerne von mine, m6hte es mir geschehen,
  • Den Jonen den ich rninen, den han ich gesehen,
  • Mit minen lihten ougen in miner sele stan.
  • Sweh'i brnt iren lieben geherberget hat.
  • Die bedarf nit vere gan.
  • Du mine mag nit wol vergan.
  • Swa die juncfröwen dike nach dem jungelinge gant.
  • Sine edel nature die ist so bereit,
  • Das er si aber gerne enpfät, und leit
  • Sie im von herzen nach. Das mag den tumben lichte entgan,
  • Die ungerne nach der liebe stant.
  • Zweiter TheU. Cap. I— lU. 27
  • HL Von der Zungen der goiheit , von dem liehte der warheit,
  • von den vier stralen gotz in die nun kSre und der drivaltekeit
  • und von S. Marien. *)
  • edeler arn! o süsses lamp!
  • füres glM, entzünde mich!
  • Wie lange sol ich alsns dürre sin?
  • Ein stunde ist mir alze swere.
  • Ein tag ist mir tnseht jar.
  • So du mir frömede w5ltest sin,
  • Solte es ahte tage weren,
  • Ich wölte lieber ze helle vam,
  • Da ich doch ine bin,
  • Wand de got der miüenden sele vr5mbde si.
  • Das ist pine über menschlichen tot
  • Und über alle pine,
  • Das glöbent mir. Die nahtegal
  • Die müs je singen,
  • Wan ir natnre spilet von minen al.
  • Der ir das beneme, so were si tot. '
  • Eia grosser herre, bedenke min not.
  • Do sprach der heiig geist zö der sele:
  • Eya edele junkfröwe bereitent vch,
  • Vwer lieber wil komen.
  • Do erschrjk si und wart inerlich fro
  • Und sprach: Eya trut hotte, kerne es jemer also!
  • Ich bin so böse und so gar ungetrüwe,
  • Das ich sunder minen h'eben niena mag gei*üwen.
  • Swene ich das bevinde,
  • Das ich von siner mifie enwenig erkrtle.
  • So ist mir in allen enden we
  • Und ist mir ze danke,
  • Das ich jamerig müs nach im gan.
  • Do sprach der botte: Ir söllent wünschen
  • Und begiessen und betten und blümen str6wen.
  • Do sprach die eilende sele:
  • Wen ich w^ünschc, so müs ich mich schämen.
  • So ich begüsse, so müs ich weinen,
  • So ich betten, so müs ich hoffen.
  • So ich blümen briche, so müs ich mifien.
  • Swene min herre kunt, so kum ich von mir selben,
  • Wan er bringet mir so mangen süssen seitenklang.
  • Das mir benimet allen mines fleieches wank.
  • Und sin seitenspil ist so vol aller süssekeit.
  • Damit er mir benimet alles herzeleit.
  • ') Greith S. 237.
  • 28 Zweiter Theil.
  • Die grosse znnge der gotheit
  • Hat mir zugesprochen manig kreftig wort,
  • Du han ich enpfangen mit wcDigen oren miner snödikeit.
  • Und das nllergr5ste lieht hat sich ufgetan
  • Gegen die ögen miner sele.
  • Daiiie han ich gesehen die unsprechliche ordenange
  • Und bekante die unzellichen ere.
  • Das unbegriflich wunder
  • Und das sunder trüten mit vnderscheide,
  • Die genügekeit vf das höhste
  • Und die grossen zuht in der bekantnisse,
  • Die gebruchunge mit der abebrechange
  • Nach der mäht der sinen,
  • Die ungemengete fr6de in der einunge
  • Der geselleschafc , und das lebende liop der ewekei^
  • Als es nu ist und jemer wesen soL
  • Da werden vch gesehen vier stralen,
  • Die schiessent alzemale
  • Usser dem alleredelsten armbrust der heiigen drivaltekeit,
  • Von dem gotlichen throne dur die nun köre.
  • Da blibet nieman so arm noch so rieh,
  • Er treffe in miiieklich.
  • Die strale der gotheit schüsset si
  • Mit einem vnbegriffenliehem lichte.
  • Die miüende mönscheit grüsset si
  • In brüderlicher geselleschaft,
  • Der heiig geist rüret si
  • Mit der durchfliessunge
  • Der wunderlichen schöppfunge
  • Der ewigen wöne.
  • Der vngeteilet got spiset si
  • Mit dem blikke sines heren antlütes
  • Und füllet si mit dem unlidigen ateme
  • Sines vliessenden mnndes.
  • Und wie si gant ane arbeit als die vögele
  • In dem lüfte, so si keine vedren rürent,
  • Und wie si varent swar si wellent
  • Mit libe und mit sele,
  • Und doch in ir satzunge blibent unvermischet,
  • Und wie die gotheit dinget,
  • Die monscheit singet,
  • Der heiig geist die liren des himelriches vindet.
  • Das alle die selten mussent dingen,
  • Die da gespanet sint in der mine')
  • ') Am Rand: Maria mangelt noch der letzten zierde.
  • Cap. m. 29
  • Da ward öch gesehen dasselbe here trisem yas,
  • Da Christus nun manot in sas
  • Mit sele und mit libe,
  • Als si jemer sol beliben
  • Aneht alleine die grosse zierde,
  • Die der himelische vatter an dem jungosten tage
  • Allen seligen lichamen sol geben.
  • Der müs vnser fröwe noch enbern,
  • Diewile das tlis ertrich swebet vf dem mere.
  • Do wart gesehen wie schöne vnser fröwe stund an dem
  • throne zer linggen hant des himelsehen vatters unverborgen an
  • aller megdlicher schöpfnisse, und wie der menschlich licham ist
  • getempert und geformet in die edel lühtnisse der sele vnser
  • fröwen, und wie die lustlichen brüste vnverborgeA sint vol der
  • .suessen milche ^ de die tropfen vliessent dahin dem himelsehen
  • vatter ze eren und dem menschen ze liebe, also das der mensche
  • vber alle creature wilkomen si. Wan so sere wundert den hohen
  • fürsten, die ertzengel sin des, das andere fArsten der menschen
  • über in komen sint, das es loblich ist das vnser volle züge da st.
  • Zu der vordem hant vnsers herren stat Jesus, vnser 15ser
  • mit offenen wunden.
  • Blutig, un verbunden,
  • Ze überwindende des vaters gerehtekeit,
  • Die mangen sünder vil nahe leit, ')
  • Wan diewile de die siinde uf ertrich weret,
  • So s511ent Christi wunden offen sin,
  • Blutig ane sere.
  • Mer nach dem gerihte
  • So sol Christus ein sogetan cleit anzien,
  • Das nie wart gesehen,
  • Eb wisete deiie got vngeschehen.
  • So sollen die süssen wunden heilen,
  • Als ob ein rosen blat
  • Geleit were an der wunden stat.
  • Da sieht man dene die vröHch miiievar,
  • Die niemer sollent vergan.
  • Dene wil der ungeschaffen got
  • Alle sin sch5pnisse nüwe machen,
  • Und also nüwe, das si niemer mügent alten.
  • ') Handschrift lit.
  • 30 Zweiter Theil.
  • Nu gebristet mir tüsches, des latines kan ich nit, so
  • was hie gutes anliget, das ist min schult nit, wafi es wart nie
  • hunt so böse, lokete im sin herre mit einer wissen simelen^ er
  • kerne vil gerne.
  • im. Von der armen dinien, von der messe joh . baptiste, von
  • der wandd^inge der ouelaten in de lamp, von enget schont, von
  • vierhande litte geheliget und von giddinen pfeningen,
  • Eya lieber herre, wie nütze de si, das ein mensche von
  • gfttem willen sie, noch dene das si der werke nit vermag, de
  • wisete unser lieber herre einer armen dime, da si nit me mohte
  • alleine si, doch leider ze sinem dienste nit endohte. Do sprach
  • si alsust ze gotte:
  • Eya lieber herre min,
  • Sei ich hüte ane messe sin?
  • In dirre begerunge benam ir got alle ir irdensche sine und
  • brahte si wunderlich hin in ein schöne kilchen. Da vant si
  • nieman ine; do gedahte si: we du vil arme, tragü; nu bistu
  • ze spate komen, das du nit bist vfgestanden. Das mag dir hie
  • kleine fromen. Do sach si einen jungeling komen, der brahte
  • ein gebunt wisser blümen, die ströwete er niden in dem turne
  • und gieng hin. Do kam ein anderer und brahte ein gebunt
  • vielaten, die ströwete er mitten in die kilchen. Do kam aber
  • einer und brahte ein gebunt rosen, die ströwete er schone vor
  • vnser fröweu alter. Do kam ein vierter und brahte ein gebunt
  • wisser lilien und ströwete si in dem köre. Do si dis hatten
  • getan, do nigen si schone und giengen enweg. Diese jungelinge
  • waren also edel und schöne anzesehende, das uiemer menschen
  • pine möhte wesen also gros am libe; möhte er si reht ansehen,
  • alle sin pine müste vergau.
  • Do kamen zwene schftler mit wissem gewete, die brahten
  • zwöi lieht; die sasteu si ufen den alter. Do giengen si vil
  • schone und bliben in dem köre. Do kam ein vngelich lang
  • man, der was vil mager, und doch nit alt. Sinü kleider waren
  • also arm, das im sin arm und sin bein blekoten. Der trftg ein
  • Cap. IUI. 31
  • wisses lamp vor siner brüst und zwo ampellen braht er an
  • sineu vingeren. Do gieng er zu dem alter und saste das lamp
  • daruf und neig do lieplicb dar. Das was Johanes Baptista,
  • der solte singen die messe. Do kam ein jungeling, was rehte
  • verzartet mit sinem gelasse, der trüg einen adlar vor siner brüst.
  • De was Johaües ewangelist. Do kam 'ein einvaltig man,
  • S. Peter. Do kam ein jungeling gros, der brahte ein gebunt
  • gegerwedes, damit gerweten sich die drie herren. Da kam ein
  • grossü schar, das was das kreftige gesinde des himelriches, und
  • fülleten die kilchen also vol, de die arme dirne dekeine stat
  • konde vinden da si bliben möht«. Do gieng si niden in den
  • tum stan. Do vant si einerhande lüte mit wissem gewete, die
  • enhatten kein har, mere si hatten einvaltige krönen vf iren
  • höpten. Das waren die nit hatten gelept nach der e. Die ge-
  • zierde des hares, das ist guter werken, hatten si nit. Wamit
  • waren si deüe zu dem himelrich komen? mit rüwen und mit
  • gfttem willen an irem ende. Fürbas vant si noch schöner lüte
  • gekleidet mit vlelvar kleidern, die waren gezieret mit schönem
  • hare der tugenden und gekrönet mit der Gottes e. Noch vant
  • si schöner lüte, die waren mit rosenvar kleidern gekleidet, die
  • hatten ein schön zeichen der wittewen und ein crone der
  • angenomenen küscheit.
  • Die arme dlrne was übel gekleidet, und was krank am
  • libe, und bi den drin scharen mohte si niena bliben. Do gieng
  • si für den kor stan und sach hinin, wa unser liebü fröwe stünt
  • in der höhsten stat, und sant Katharina, Cecilia, bischove,
  • marterere, engele und megde harte vil. Do dirre arme mensche
  • dise grosse herschaft gesach, do sach si öch sich selben eb si
  • bliben getörste vor ir snödekeit. Do hatle si vmbe einen roten
  • brunen mantel, der was gemachet von der mifie und nach der
  • brunekeit der suie, nach Gotte und nach allen guten dingen.
  • Der mantel was gezieret mit golde und öch mit einem liede;
  • das sang alsust: Ich stürbe gerne von miüen.
  • Si sach sich ouch einer edeln juncfrowen glich und trug vf
  • irem höbet ein schapel von golde herlich, daran was geleit aber
  • ein liet; de sang alsust:
  • 34 . Zweiter Theil.
  • V. Ein sang der Sden z^ gofie an fänf dingen und wie gat
  • ein kleit ist der seien und die sele gottes, *)
  • Du lühtest in die sele min
  • Als die sune gegen dem golde.
  • Swene ich mAs rAwen in dir herre,
  • So ist min wufie manigvalt.
  • Da kleidest dich mit der sele min
  • Und du bist Öch ir nehstes kleit,
  • Das da ein scheiden müs geschehen,
  • Joch ervant ich nie grosser herzeleit.
  • Wöhist du mich serer mifien,
  • So keme ich sicher von bükan,
  • Da ich dich ane vnderlas
  • Nach wünsche m5hte mifien.
  • Nu han ich dir gesungen,
  • Noch ist mir nit gelungen;
  • Wollest du mir singen,
  • So m&ste mir gelingen.
  • VI. Ein uidersang gottes in der sele an fünf dingen.
  • Swene ich schine so müst du liihten,
  • Swene ich vlüsse, so müst du wüthen,
  • Swen du süfzest, so zühehst du min^) g&tlich herze in dich.
  • Swelie du weinest na mir, so nim ich dich an den aren min;
  • Swene du aber minest, so werden wir zw6i ein,
  • Und wene wir zw6i alsust eines sin, so mag da niemer geschehen scheiden,
  • Mere ein wonenklich beiten wonet zwüschent vns beiden.
  • Herre, so beite ich defie mit hnnger und mit durste.
  • Mit jagen und mit Inste,
  • Vnz SB die spilenden stimde
  • De vs dinem g6tlichen munde
  • Yliessen die erweiten wort,
  • Die Ton nieman sin gehört,
  • Mere von der sele alleine.
  • Die sich von der erde enkleidet
  • Und leit ir ore für dinen munt; —
  • Ja die begriffet der mine fiint.
  • yjL In der pine lobe so erschinet er dir. Vm z\ioein guldin
  • k6pfen der pine und des trostes.
  • Ich sundigü; tregü, ich solte zu einer stunt betten ^ do tat
  • got als ob er mir enkeinerleie gnade w51te geben. Do weite
  • Greith S. 240.
  • ') Handschrift: din.
  • Oap. V— vin. 85
  • idi micb betrflben jämerlich ymb mine vleisoblich sftcbe, die mich
  • dBbte ein bindernisse geistlicher gebrnchiinge. Eya neio; apra<4>
  • min sele^ gedenke noch aller trüwe und lob dinen herren algnst.
  • Gloria in elcelsis deo.
  • In dem lobe eriscbein ein groe lieht miner sele nnd mit dem
  • liebte wisete sich got in grosser ere nnd nnzallicber claA^.
  • Do büp ynser herre zwene gnldin k&pffe in sinen benden/ 4it^
  • waren bede vol lebendiges wines. In der linggen hant waz d^
  • rote win der pine, nnd in der vordren hant der tberhere trost.
  • Do sprach ynser herre: SoUch sint die disen win trinkent; wand
  • alleine ich bede schenke von gotlicher liebi; so ist doch der
  • wisse edeler in im selber und aller edlest stnt die, die beide
  • trinkent wissen und roten.
  • VIIL Von dem vegefi&r alzemale; davon ISsete ein mensche
  • ivisent seien mit den minetrehenen.
  • Ein mensche 8<e betten mit grosser begirde
  • Vil einvalteklich vür die armen seien Got von bimelricbe.
  • Do wisete in got de grüwelicb yegefär zemale,
  • Und daine so mengerlelge quäle
  • Als die Sünde an in waren.
  • Do wart also kreftgrimig des menschen geist.
  • De er de vegftir ze male in sin arme begreif.
  • Do gebarte er knmberlicfa
  • Und begerte mineklicb.
  • Do sprach got von himelricb:
  • Last du na zu dir nüt we,
  • Es ist dir alzeswere.
  • Do sprach der geist jemerlich:
  • Eya vil lieber, nn 15se doch etliche.
  • Do sprach vnser herre: Wie vil wilt du ir?
  • Der geist sprach: Herre als vil als ich mit diner gAti mag
  • vergelten. Do sprach vnser herre : Nu nim tusent und bringe si
  • war du wilt Do. hüben si sich vsser der piae^ swartz, fArig;
  • phfllig; brinnendig; blutig^ stinkende. Do spradi aber des menschen
  • geist: Eya lieber herre min^ was sol disen armen nu geschehen?
  • Wand alsuil egeschlich koment si niemer in din rieh. Do neigete
  • got vnmassen sere nider sine edelkeit und sprach ein wort; das
  • uns sündigen sere ze tröste stat: Du solt si baden in den mine
  • 3*
  • 36 Zweiter Theil.
  • trehnen, die da nu vliessent asser den ögen dines liebamen. Do
  • wart da gesehen ein sinwel grosse. Da bAben si sieh mit einem
  • swunge zemale in, und badoten in der miüe klar als die sone.
  • Do enphieng des menschen geist ynzelliche wune und sprach:
  • ßelobet siest du villieber von allen creaturen eweklich! Nu
  • ziment si dir wol in dinem riebe. Do neigete sich vnser herre
  • 9SÜ In von der h5bin und saste tn vf ein kröne der miüe, .die si
  • gejöset hatte von hinan und sprach : Dise kröne sont ir tragen
  • eweklich %e erkenende allen den in minem riebe, das ir mit den
  • ininen trebnen erlöset sint nun jaren e dene flwer rekte» zit
  • IX, Got lohet sin brat an fdnf dingen.
  • Da bist ein lieht der weite,
  • Da bist ein krön der megde,
  • Du bist ein salbe der verserten,
  • Du bist ein trüwe der valschen,
  • Du bist ein brut der heiigen driualtekeit.
  • X, Die brät widerlobet got an fönf dingen.
  • Du bist ein lieht in allen liebten,
  • Du bist ein blüme ob allen cronen,
  • Du bist ein salbe ob allen Beren,
  • Du bist ein unwandelbar tröwe sonder valscheit,
  • Du bist ein wirt in allen herbergen.
  • XI, Von sibenhande liebin Gottes,
  • Du rehte gotz mine het siben angenge:
  • Du vröliche mine trit in den weg,
  • Die v6rhtende mine enpfat die arbeit, du starke mine mag vil tun,
  • Die minende mine enpfat enkeinen rüm,
  • Du wise mine hat bekantheit,
  • Du vrie mine lebet sunder herzeleit.
  • Du gewaltige mifie ist jemer me gemeit.
  • XII, Von sibenhande vollekomenheiten.
  • Gerne vngeeret, gerne vngevörhtet, gerne alleine.
  • Gerne stiile^ gerne nider, gerne hoch, gerne gemeine.
  • XIIL Zwischen Got und der Sele sol die mine sin,
  • Zwischcnt dir und got sol jemer mere die mine sin. ,
  • Zwischent irdenschen dingen und dir sol angest und vorhte sin.
  • Zwifichent Sünden und dir soll hass und strit sio.
  • Zwischent himelriche und dir sol stete hoffen sin*
  • ^
  • Cap. IX— xvm. S7
  • XIV. Wavon kunt luterkeit, swachsit, krankheit, wisunge, ^
  • uwindekeit, note, dlende, $elten getröstet,
  • Bitterkeit des herzen kunt von der vönscheit, j^
  • Swacheit des lichamen kunt von dem vleisch alleine,
  • Swinde gemfit kunt von der edelkeit der selö,
  • Engschbarkeit vor der pine knnt von der schulde,
  • Krankheit des libes kunt von nature,
  • Not ellendig kunt von mütwillen,
  • Selten getrost kunt von vnrAwe.
  • XV. Wie der von minen ist wunt wirt gesunt.
  • Swelch mensche wird ze einer stunt
  • Von warer mine reht wunt.
  • Der wirt niemerme wol gesunt,
  • Er enküsse no denselben munt.
  • Von dem sin sei ist worden wunt.
  • XVI. Von siben gaben eis bräders.
  • Die sele ist grundelos an der gerunge, hrefieqde an der
  • lieben, minesäm an der gegenwürtekeit, spiegel der weite, wenig
  • an der grössi, getrüwe an der helfe, gesament in götte.
  • XV IL Wie got v)net die sele und machet wise in siner liebin,
  • Alsust friet got die einivaltigen sele und machet si wise in
  • siner liebi. Eya liebü tube, din fSsse sint rot, din vedem sint
  • eben, din mund ist reht, din ögen sint schöne, din höbet ist
  • sieht, din wandelange ist lustlich, din flug ist snel, und du bist
  • alzesnel zu der erde.
  • . XVI IL Wie die sele beräret goties vrtheit in aM dingen*
  • HeiTC, min fflsse sint geuerwet mit dem blute diner waren
  • l&sunge, min vedren sint verebent mit diner edeln erwelunge,
  • min munt ist gerihtet mit dinem heiigen geiste, min ögen sint
  • gekläret in dinem förigen liebte, min höbet ist gesichtet mit diner
  • getrüwen beschirmunge , min wandlunge ist lüstlich von diner
  • muten gäbe, min flug ist gesnellet mit diner unrüwigen lust,
  • min irdensch sinken kunt von diner einunge mines lichamen.
  • Je grösser lösunge du mir gist, je langer ich in dir mfts sweben.
  • 38 Zweiter Theil.
  • XIX^ Wie die bekantnisse und die sele spreckent zescmine, und
  • si spricht de st di'iv(dtig si von dnen hifnelen. Die bekantnisse
  • spricht allererst. ')
  • luifiende sele, ich sach dich an,
  • Du bist harte minenklich wunderlich getan.
  • £in Itht wart darzu gclüben
  • De ich dich mochte besehen.
  • Es were mir »nders nie beschehen.
  • Du bist drivaltig an dir,
  • Du mäht wol gotz bilde sin.
  • Du bist ein menlich man an dincm strite,
  • Du bist ein wolgezieret juncfrowe
  • In dem palast vor dinem herren.
  • Du bist ein lustlichü brut in dinem mifiebette.
  • Gotz minende sele, in deme strite
  • Bist du gewäfent mit vnmezlicher kraft,
  • Und mit so grosser samenunge dines gemütes,
  • Das dich alle die mengi der weite,
  • Noch alle helfe dines fleiches.
  • Noch alle scharen der tüvel,
  • Noch die kraft der hellen
  • Nit mag von gotte gevellen.
  • Du werst dich als mit blümen,
  • Din swert das ist die ') edel rose Jesus Christus,
  • Damit werst du dich.
  • Din schilt der ist die wisse lylie Maria,
  • Es enhilfet si nit de si dich bestände,
  • Mere das si dich ziere und an dir mere
  • Unermessedich gottes ere.
  • Alle die luterlich an diseme strite stan,
  • Die s611ent riehen solt von dem keyser enpfan.
  • Eia notlichü sele, an dinem palaste der heiigen Drivaltekeit,
  • do du so minekliche stast gezieret vor dinem heren, wielich
  • ist dein ere?
  • Vrowe bekantnüsse, ir sint wiser dene tch si, wammbe
  • vraget ir mich?
  • Vröwe sele, got hat veh erweit ob allen dingen; ir sint min
  • yröwe und min kAnigine.
  • >) Greitii 267.
  • ') Handschrift: der.
  • Cap. XIX. 39
  • Vröwe bekantnisse, ich bin edel und vrt geborn; ich mfts
  • nit vngeeret sin des ich alleine mifie. So mfts ich gewinen das
  • mich minety trutet; und eret.
  • Du heilige driualtekeit
  • Und alles das himel und erde treit
  • Mäs mir eweklich vndertenig sin.
  • Lan ich nun die mine gewaltig vber mich,
  • Also das ich ir die State gebe.
  • Das si mich mfisse binden in die heiigen geduld,
  • De ich nit enmere mine schuld.
  • So leitet si mich defie in die edel sanftmütekeit,
  • Das ich zu allen guten dingen müs wesen bereit,
  • Und spanet mich in die starke gehorsami,
  • Das ich got und allen creaturen
  • Lieplich müs wesen vndertan.
  • Die bekantnisse, Eya vr5 brut, went ir mir noch ein Wortzeichen sagen
  • Der vnsprechlichen heimlicheit,
  • Die zwischent got und vch leit?
  • Vrowe bekantnisse, das tön ich nit;
  • Die brüte müssen alle nit sagen was in beschiht
  • Die heiig beschöwunge und du vilwerde gebruchunge
  • Sont ir han von mir.
  • Die vserwelte bevindunge von gotte
  • Sol vch an allen creaturen jemer me verborgen sin,
  • Sunder alleine mir.
  • Vrowe sele, vwer wunderschowen und ^wer hohi wort
  • Das ir in gotte haut gesehen und gehört.
  • Wen ir mich darzü twingent.
  • Das ich das ein kleinen fürbringe.
  • So setz ich des keysers lieht
  • In einen vinstem fulenden stal.
  • Die rinder essent doch ir str5 wol;
  • Wan etteliche, die schinen gotzkinder.
  • Und stossent sich doch als vngebundene rinder
  • In dem vinsteren stalle
  • Und sprechent was inen sogtan getüsche solle,
  • Es si von mütwillen gedaht,
  • Und in valscher helikeit vürbraht.
  • Vröwe bekantnisse, man vindet also geschriben,
  • Das sant Paulus wart gefürt in den dritten himel.
  • Es were im nie beschehen, were er Saulus beliben.
  • Hette er die warheit funden
  • In dem ersten und in dem andren himele,
  • Er were nie in den dritten gestigen.
  • 40 Zweiter Theil.
  • Du sele: Ein himel ist, den het der tüvel gemachet,
  • Mit sinen schönen valschen lisUm.
  • Do wandeint die gedenke ine mit trurigen äfften,
  • Und die sele lit alstille,
  • Wan si bevindet nit ir natnre mi&e.
  • Da hübet die sele vngetrost
  • Und betrüget die einvaltlgen sine.
  • In disem hiinele wiset sich der tüfel
  • Einem lühtenden engel geh'ch,
  • Ja öch an sinen f&nf wunden gotte glich.
  • Einvaltigü sele hüte dich!
  • Der ander himel ist gemachet
  • Von heiiger gerunge der sine,
  • Und von dem ersten teile der mine.
  • In disem himel ist enkein liht,
  • Die sele siht da gotz nit ine.
  • Si smeket ein vnbegriffliche süssekeit,
  • Die ir alle irü lider durgat.
  • Si h5rt öch eine stime von etlichen dingen,
  • Die si doch gerne wil,
  • Wan es ist noch gemenget mit irdenschen siften.
  • Ist dene die tieffl aller diemfitikeit da nit.
  • So bütet der tüfel dar sin liht;
  • Das dene da geschiht,
  • De ist von gotte nit.
  • Ist aber die volle diemütikeit da,
  • So müs die sele vürbas vam
  • In den dritten himel;
  • Da wirt ir de wäre lieht gegeben. —
  • So sprechent die sine:
  • Ynser fröwe, du sele hat gesclaffen von kinde,
  • Nu ist si erwachet in dem lihte der offenen mifie.
  • In disem liehte sihet si sich al umbe
  • Wie der sl, der sich iro wiset,
  • Und was das si das man ir zu sprichet.
  • So siht si werlich und bekenet
  • Wie got ist allü ding in allen dingen. —
  • Nu leg ich allen knmber nider
  • Und var mit sant Paulo in den dritten himel.
  • Wene got minen sundigen lichamen mineklich sclat da nfder.
  • Dirre dritte himel ist gewelbet und geordent.
  • Und verlüthet schone mit den drin personen,
  • Die begifien alsust:
  • Der wäre gottes grüs,
  • Der da kunt von der himelschen blflt.
  • Cap. XX. 41
  • XX, Wie swester Hütegunt ist gezieret in dem himelriche mit
  • dem mantelen, mit VII Cronen, wie si lobet die nun kSre,
  • An einer seligen jnncfröwen tag, sante Barberen , enpfieng
  • Swester hiltegunt ir ere. Das wisete got eim lamen hunde,
  • der noch mit jamer lekket sine wunden. In minem gebete es
  • also beschach, das ich nit weis, weder de himelrich were ge-
  • neiget zu mir, oder ich was gezogen in das wunerrich hus gotz.
  • Da stünt hiltegunt vor dem trone des himelschen vatters ge-
  • zieret als ein nüwe brut, die der künig geholet hat zehuse. Si
  • het vmbe sich drie mentel und treit vf irem höbet siben cronen,
  • und sunderlichen loben si n&n k5re. Do ich si sach, do be-
  • kante ich si in aller gäbe die si enpfangen hat von gotte. Doch
  • luste mich mit ir ze redene und vragete si doch in der ge-
  • bruchunge, vf de ich deste langer bi ir were. Eya, wavon hast
  • du disen rosenuarwen mantel? Do sprach Hiltegunt: Ich was
  • ein martererine in der fürinen mine, also de dikke min herze
  • blüt vber min höbet gos. Do vragete ich si fiirbas : wavon hastu
  • disen guldinen mantel, der so schone lüht^t. Do sprach si: von
  • dem bilde gftter- werke. Do sprach ich: Wavon hastu disen
  • blAmenden wissen mantel? Do antwort si: von der notlichen
  • mine, die ich heimlich trAg in miner sele und in miner sinnen.
  • Dis waren die siben cronen : Orone der stetekeit, Crone des
  • heiigen glöben, Crone der trüwen, Crone der muten barmherze-
  • keit, Crone der heiigen vernünftekeit, Crone der mine, Crone
  • des magtümes. Do vragete ich me: Liebü, wa ist die crone
  • der diemütikeit, die geistlichen lüten so wol anstat? Do ant-
  • würte si: Der han ich nit sunderlich, noch nie gewan, mere
  • also vil, das mich got hochmAtes mitte benam. Dise siben cronen
  • sint alle gezieret sunderlich mit dem schapel der edelkeit der
  • lütere^ heren') küscheit.
  • Alsust lobent si die köre an nun tugenden: Wir loben dich
  • an diner rüwe, an dinem guten willen, an diner warheit, an
  • diner wisheit, an dinem sfissen jamer, an dinem willigen armftte,.
  • Handschrift: herren.
  • 42 Zweiter Theil.
  • an diner starkheit , an diner gerehtekeit. Alsnst lobent die von
  • Seraphin, wan si ir gesellen sint: Wir loben dich an der mifie
  • gottes, künegifie. Die throni loben si alsust: Wir loben brAti-
  • göme an der sehöni der brAte.
  • Ich vragete si mancher dingen,
  • Der ich nu swigen wil,
  • Wan alleine, das himelriohe si minevar.
  • So ist doch leider das ertriche vil wandelbar
  • An mir und an mangem man,
  • Der noch ze himel nie kam,')
  • Da man die warheit schöwen sol.
  • XXL WUtu den berg ansehen, so soll du haben siben ding.
  • Einen berg han ich gesehen,
  • Das was vil scheire (sie) geschehen,
  • Wan enkein lichame mohte das getragen,
  • Das die sele ein stunde da were.
  • Der berg war niden wis, wolkenvar
  • Und oben an siner höhin fürig sonenclar.
  • Sin beginen und sin ende konde ich niena finden,
  • Und binen spilte er in sich selber
  • Vliessende goldvar in vnzellicher mifie.
  • Do sprach ich: Herre, selig sint die ögen.
  • Die das minesweben eweklich sont schÖwen
  • Und dis wunder bekenen.
  • Ich mag es niemer genemen.
  • Do sprach der berg: din ögen.
  • Du mich s5nt alsust sehen.
  • Die müssent gezierent sin mit siben dingen,
  • Es mag enanders niemer beschehen.
  • Die sprechent alsust: N6te bürgen gerne gelten.
  • Und nit halten an im selben,
  • Vngetrüwe wider den hass
  • Und minneklich wider die vreislicheit,
  • Luter an der schulde und bereit
  • Gegen der enpfengnisse.
  • XXII. Wie die schowunge waget die minenden seien von se-
  • raphin und von dem nidef'sten menschen.
  • Vröwe sele, wöltet ir lieber sin ein engel von seraphin oder
  • ein mensche mit libe und mit sele in dem niederosten köre
  • der engel?
  • ') Handschrift: kan.
  • Gap. XZIU. 48
  • Die sde zil der leschotounge: Vrowe beschöwnnge, ir hant
  • de wol gesehen, de die engel von seraphin hohe fürsten sint,
  • und das si ein mine, and ein für und ein äteii und ein lieht
  • mit gotte sint.
  • Die beschötounge: Vrowe sele, ir hant das wol gesehen, das
  • die engel einvaltige personen sint und das si got nit me lobent,
  • noch minent, noch bekenent, deiie in an ist geborn; und des
  • mag sich der niederste mensche alsust erholen mit cristanen ge-
  • loben, mit ruwe, mit gerunge, und mit gutem willen, mere sin
  • sele mag in der gotheit so sere nüt brenen.
  • Die sele: Yrö beschöwunge, ir hant das wol gesehen, das
  • die engel von seraphin gotz kinder und doch sine knehte sint.
  • Die minste sele ist tohter des vatters und swester des snnes und
  • vröndine des- heiigen geistes und werliche ein brut der heiigen
  • driualtekeit.
  • Swene das spil vberein get,
  • So sehe man den weles allermeist wege,
  • Den werdesten engel Jesum Christum,
  • Der da swebet oben seraphin,
  • Der mit sinem vatter ein ungeteilet got müs sin.
  • Den nim ich, minste sele, in den arm min,
  • Und isse in und trinke in
  • Und tun mit im was ich wil.
  • Das mag den engein niemer geschehen,
  • Wie hohe er wonet ob mir.
  • Und sin Gotheit wirt mir niemer so tür, *)
  • Ich m&sse ir ane vnderlas
  • AIlü minü gelide vol beainden,
  • So mag ich niemer mere erkülen.
  • Was wirret mir dene was dfe engel beninden?
  • XXIIL Wie die mine waget und leret die stumpfen seien und
  • brechte si gerne zu irme liebe und spricht allererst und du
  • stumpfe sele antwurt.
  • Mine: Eya torechtige sele, wa bistu,
  • Oder wielich ist din wonunge und wes lebestu?
  • Wa macht du rüwen nu du nit enminest
  • Dinen lustlicben got vber dinen eignen Willen
  • Und über alle dine mäht?
  • ') Handschrift: türe.
  • 44 Zweiter Theil.
  • Sde: Las mich vngeweket.
  • Ich weis nit was du mir sagest
  • Mine: Man müs die Küoigine wol weken,
  • Swefie ir künig komen wil.
  • t^ele: Ich bin in einem heiigen orden,
  • Ich vaste, wache, ich bin ane höptsünde,
  • Ich bin gnüg gebunden.
  • Miile: Was hilfet, das man ein ital vas vil bindet,
  • Und das der win doch usrinet?
  • So müs man es fdllen mit Steinen der vswendigen arbeit
  • Und mit eschen der vergenglicheit.
  • ^e^e; Ich wonen in der woUust miner mage
  • Und miner Üben geistlichen vründen;
  • Und wie mohte ich den Instlich minen,
  • Den ich nit erkefieV
  • Mine: we, kannst du den herren nit erkenen,
  • Den man dir so dikke nemet?
  • Du bist mer bekümbert mit dinem huntlichen lichamen,
  • Dene mit Jesu, dinem siissem herre.
  • Des gewinestu vor sinen ögen niemer ere.
  • Sele: Ich leben mines eignen willen,
  • Das ich den gerne vol lebringe.
  • Mine: Wiltu got rehte trüwe leisten,
  • So soltu in siner liebin volgen sinem geiste.
  • Sde: Ich röwe in der weite mines lichamen.
  • Mine: Des mäht du dich hütte vor gotte schämen,
  • Das du doch treist geistlichen naroen,
  • Und gast doch alles umbe mit dinem lichamen.
  • Sele: Wes solte ich mich generen,
  • Ob ich mich mit dir w51te besweren.
  • Mine: Eya untrüwe, der die sele so edel het gemäht.
  • Das si nüt dene got essen mag,
  • Der lat noch iren lichamen nit verwüschen.
  • Sele: Du schiltest mich sere,
  • Wiste ich wa er were,
  • So mohte ich mich noch bekeren.
  • Mine: Wiltu mit im wonen in edeler vriheit.
  • So müstu e rumen dise wonunge der b5sen gewonheit.
  • Sele: we! das tut menig man nit der wise ist von lere
  • Und von natürlichen sinen,
  • Das er sich iht getörre legen
  • In die gewalt der nakkenden mine.
  • Mine: Mere die einvaltigen reinen,
  • Die got in allem irem tünde luterlich meinen.
  • Zu den müs sich got natürlich neigen.
  • Cap. XXIII. 45
  • ^e^; Ich wände, wene ich mich dur ^ot begebe,
  • Das ich deüe vil hohe were gestigen.
  • Mine: Was hilfet, das man ein sclaifenden man schone kleidet
  • Und im edele spise vorsetzet diewile er schlaifet,
  • So mag er doch nit essen?
  • Eya liebi mi, lä die weken.
  • Sele: Eya, nu sage mir, wa sin wonunge st.
  • Mine: Es ist en kein herre mer,
  • Der zemale in allen sinen hüsem wone, dene alleine er.
  • Er wonet in dem vride der heiigen minesamkeit
  • Und runet mit f>iner liebi in de enge en5te der sele
  • Er halset si Öoh in der edelen behagunge siner liebi.
  • Er grtisset si mit sinen liplichen 5gen,
  • Wene sich die lieben werlichen schowen.
  • Er darküsset si mit sinem g6tlichen mnnde.
  • Eya wol dir, me dene wol der Überheren stunde!
  • Ertratet si mit voller mäht in dem bette der mine.
  • So kant si in das höchste wol
  • Und in das minenklichste we,
  • Wirt si sin rehte ifie.
  • 8elei Eya liebü na la dich minen
  • Und were dich nit mit grime.
  • Wie sint die die sich mit grime werent?
  • Mine-, De sint die, die ander lüte and sich selber
  • Mit ir bosheit beswerent.
  • Nu sage ich dir wer er si:
  • Er ist der allerhöhste höher,
  • Und der selbe h5hste hohe hat sich geneiget
  • In das allemiderste tal.
  • Und dis allerniderste tal
  • Hat sich gesetzet in den allerh6hsten hohen,
  • Stumpfü sele, sich dich vmb und vmbe
  • Und tu uf die blinden 5gen.
  • S^le: Ist er von der h5hsten h5hi dur mini liebi nidergetreten,
  • Und hat sich gentzlich mir mit allen creaturen gegeben,
  • Ja enwolte er sine g&ti mir nüt benemen.
  • So möchte ich mich jemer me vor sinen ögen Schemen,
  • De ich min vngeneme kupfer me
  • Qentzlich vmb sin türes gold wolte geben.
  • we, wa bin ich gewesen ich vnselig^ blinde,
  • Das ich also lange gelebet han ane kreftige mine.
  • Damit ich werlich alle mine not
  • Sander aller miner viende dank überwinde?
  • Nu alleine ich armü vil gutes versnmet hän, ')
  • ') Handschrift: habe.
  • 46 Zweiter Theii.
  • •
  • So wil ich doch noch vs allen dingen in got gan.
  • Eya mifie, wiltu mich noch enpfan?
  • Mine: Ja, got hat sich nieman verseif,
  • Das ist ein glich masse.
  • Wiltu liep haben so müst du liep lassen.
  • XXIV. Wie sich die minende sde gesellet gotte und sinen
  • userwdten liehen, und sol gelich sin (dien hdigen. Wie der
  • tAfd und die sde sprechen zesamene, ^)
  • Eya, herre Jesu christe, die vnsohuldigA pine tr&stet
  • micb,^) wan ich an allen minen pinen schnldig bin, und din
  • heiige tot haltet min hügenisse lebendig in dir^ und din vnbe-
  • wollen blfit hat min sele durch vlossen.
  • Maria/ tmt mfiter, ich stand bi dir bi dem crüze mit allem
  • minem cristanen geloben, und das swert des heiigen jamers
  • snidet durch min sele, darumbe das der so vil ist wandelber
  • die geistlich schinent.
  • Johanes baptista, ich bin mit dir gevangen, wan die
  • yngetrü von dirne der valscheit hat gotz wort getötet in minem
  • munde.
  • Johanes ewangelista, ich bin mit dir entsclafenin herzek-
  • licher liebe vf den brüsten Jesu christi, und danen da han ich
  • so erhaftigü wunder gesehen und vemomen, das min lichame
  • ist dikke von im selber komen.
  • Petre, ich bin geträte got mit dir, wan mir wirt niemer
  • menschlich wol, und mir ist dikke geistliche we nach dem lobe
  • Jesu Christi.
  • Paule, ich bin wunderlich yfgeznket mit dir und han ein
  • solich hus gesehen, das mich nie keines dinges so gewunderte,
  • so das ich sider dem male ein lebendig mensche mohte sin.
  • Swene ich gedenke das der himelsche vatter da ist der seligen
  • schenke und Jesus dei^kopf, (Becher) der heiig geist der luter win,
  • und wie die ganze drivaltekeit ist der volle köpf, und mine der
  • gewaltige keller, — weis got, so neme ich gerne, das mich die
  • ») Greith S. 241.
  • *) Am Rand: An vnsern pinen sind wir schuldig.
  • Gap. XXIV. 47
  • mifie da ze hnse bete. Nu ich wil noch hie gerne gallen trinken.
  • £ya lieber Jesn, nu lone es inen allen liplieh, die mir hie schen-
  • kent bitterkeit, man si macheut mich gnadenrYch. Mir kam ein
  • köpf mit gallen 9 der was also kreftig, das er min lip und sele
  • al durgieng. Do bat ich sunderlich got fiU* minen schenken,
  • das er im wölte schenken den himelschen win. Werlich das
  • tet er und sprach: Du jungfrowe, gehabe dich wol. Die grössi
  • mines Wunders sol vber dich gan, die löwen solten dich vörhten;
  • die beren solten dich sicheren, die wolfe solten dich fliehen.
  • Das sol din geselle sin. Ich bin des gewiss, unde als mir vnte-
  • har ist beschehen, das ich noch manigen köpf mit gallen vs sol
  • trinken ; wand leider der tAfel hat noch vnder geistlichen Ititen
  • vil manigen schenken, die der gift so vol sint, das si es nit
  • alleine m5gent getrinken, si mfissen si gottes kinder bitterliehen
  • schenken.
  • Stephane; ich knüwe bi dir vor dem judeschen herzen
  • vnder den scharpfen steinen, wand si vallent vf mich gros und
  • deine. Die, welche gfite lüte schinent die steinent mich ze rugge
  • und vliehent und wellent nit de ich es it wisse, de es mir von
  • inen ßi geschehen. Got hat es doch gesehen.
  • Laurenti, ich was in dir gebunden, mer dene zwenzig
  • jar uf einen grAlichen rost; doch behielt mich got vnverbrant
  • und hat mich nu me dene siben jar gelöschen.
  • Martine, ich wonen mit dir in der ynahteberkeit und du
  • wäre gotzmine hat mich gemarteret ob aller arbeit.
  • ' Dominice, lieber vater min, ich habe en wenig teiles mit
  • dir, wan ich haj>e es gegert manigen tag,
  • De noch müsse min sAndiges herzblAt ^iiessen
  • Under der vngelöbigen ketzeren f&ssen.
  • Katherina, ich gan mit dir ze strite, wan die meister von
  • der helle weiten mich gerne vellen. Do einer kam zu mir, schone
  • als ein sehin von der suüen, de ich solte wissen de er ein engel
  • were und brahte ein lühtendes bftch und sprach. Nime doch
  • das peize (pax) da du zfi der messe nit komen mäht. Do sprach
  • di sele mit gezogner wisheit: Der selber keinen vriden hat, der
  • mag mir keinen vriden geben. Do vAr er hin und verwandelt
  • 48 Zweiter llieil.
  • sich und kam wider gelich eim vil armen siechen roane; dem
  • sin gederme vs wil^ nnd sprach: Eya, du bist also heiig, maebe
  • mich gesunt. Do sprach aber dt sele: der selber siech ist, der
  • mag nieman heilen. Es ist geschriben: Wer bas mag der sol
  • dem andern helfen. Es ist öch geschriben , man sol nieman
  • wider got helfen, de man wol tAt de ist nit wider got. Da nit
  • gfltes an ist, da mag nieman nit gfltes antun. Da hast ein
  • ewig siechi, wiltu gnesen, so var hin and zöge dich einem
  • priester, oder einem bischof oder einen erzbischof oder dem
  • habest Ich han en keinen gewalt deüe alleine de ich sandigen
  • mag. Do sprach er mit grime: das wil ich niemer getün. Do
  • wart er gelich einem scwarzen r&che und zögete sich vngezogen
  • und ftkT hin. Ich fürchte mich doch nit ¥on ime.
  • Maria. Magdalena, ich wone mit dir in der wöstnnge wan
  • mir sint ölü ding eilende, sander alleine got. Herre, himelscher
  • yatter, zwischent dir und mir gat ane anderlas ein vnbegriflich
  • aten, da ich vil wanders und ynsprechlicher dinge ifie bekefie
  • and sihe und leider wenig nütze empfahe, wan ich bin so sn&de
  • ein vas, de ich dinen minsten funken nit erliden mag. Die un-
  • gebunden mine wonet in den sinen, wan si ist noch gemenget
  • mit irdenschen dingen, also de der mensche rufen mag: In der
  • gnade ist die mine in den sinen vtlegen und hat noch leider die
  • sele nit erstigen. Der lüten ist vil gevallen, wan ir sele bleip
  • vnyerwunt. Salomon und David enpfiengen den heiigen geist
  • in iren menschlichen sinen; do sich aber die sine wandolten,
  • do vielen si Yn die valschen mine. Weis got, ir sele war ^ nit
  • gesenket in die niedersten tieffi vnder aller creature, noch ge-
  • wundet mit dem creftigen teil der mine,
  • Von der des besten wines nie enbeis,
  • Der groieret dike allermeist
  • die gebunden mine wonet in der sele und stiget über mensch-
  • liche siüe und gestattet dem lichamen enkeines sines willen. Si
  • ist gezogen und vil stille. Si lat ir flügel nider und h&ret nach
  • der vnsprechlichen stime, und siebt in das vnbegriffelich lieht
  • und wirbet mit grosser begirde nach irs herren willen. Mag
  • dene der licham veder schlagen, so enmag du sele de h5hste
  • Cap. XXV. 49
  • de menschen geschehen mag niemer eruaren. In diser gebun-
  • denen mine wift rieh die gewundete sele, und vil arme ir vs-
  • wendigen sifie, wand, je me got richtümes in ir vindet, je sie sich
  • von rehter edelkeit der mifie tieffer diemfitet. Swelch mensche
  • alsust gebunden wirt mit der gruntrfirunge der kreftigen mifie,
  • den kan ich entkeinen val zu den höptsünden vinden, wau die
  • sele ist gebunden, si müs ie miüen. Gott mi\sse mis alle alsust
  • binden !
  • XXV. Vo7i der Mage der mineaden sele, wie ir got schonet nnd
  • enziehet sine gäbe, von vnsheit, %oie du sele vraget got icer er
  • tA und wie er «?. Von dem böngarten, von den blämen und von
  • dem sänge der megde. *)
  • du unzalhaftiger schätz an diner richeit! du vnbe-
  • griffenliches wunder an diner manigvaltekeit! du endelose
  • ere in diner herschaft diner edelkeit! Wie we mir dene na dir
  • sie, als du wilt schonen min,
  • De möhten dir alle creaturen nit volle sagen,
  • Ob si müsten vür mich clagen,
  • Wan ich lide ynmcQSchliehe not.
  • Mir tete vil sanfter ein menschlich tot.
  • Ich suche dich mit gedenken,
  • Als ein junkfröwe verholn ir liep;
  • Des müs ich sere kranken,
  • Wan ich mit dir gebunden bin.
  • De bant ist sterker dene ich si,
  • Des mag ich nit werden von minen vrt.
  • Ich rftflfe dich mit grosser ger
  • In ellendiger stime.
  • Ich beiten din mit herzen swer.
  • Ich mag nit rftwen, ich brine
  • Vnverlöschcn in diner heissen miüe, ^
  • Ich jage dich mit almaht.
  • Hette ich eines risen kraff,
  • Du were schiere von mir verlorn, .
  • Keme ich reht von dir vf das spor.
  • Eya lieber, nu löfe mit ir nit ze lange vor
  • Und rüwe ein wenig minekltch,
  • üf de ich dich begriffe.
  • ') Greith S. 241.
  • H. MeobthUd.
  • &0 Zweiter Theil.
  • Eia herre, als du mir hast alles enzogen de ieh von dir
  • han, so la mir doch von gnade dieselben gäbe, die dn von nature
  • einem hunde hast gegeben, de ist, de ieh dir getrüwe si in miner
  • not ane allerleie widertrutz: Des gere ieh sicherlich serer deüe
  • dins himelriches.
  • Liebü tabe, nn höre mich :
  • Min götlichü wisheit ist so sere über dich,
  • De ich alle min gäbe an dir also ordene,
  • Als du si an dinem armen libe mäht getragen.
  • Din heimliches suchen mAs mich vinden,
  • Dines herzen iamer mag mich twingen,
  • Din sfisses jagen machet mich so mfide,
  • De ich begere, de ich mich kule
  • In der reinen sele din,
  • Da ieh in gebunden bin.
  • Din ser herze süfzende biben
  • Hat min gerehtekeit von dir vertriben»
  • Des ist vil rehte dir und mir.
  • Ich mag nit eine von dir sin.
  • Wie wite wir geteilet sin,
  • Wir m5gen doch nit gescheiden sin.
  • Ich kan dich nit so kleine beriben,
  • Ich tu dir vnmassen we an dinem libe.
  • ShWte ich mich dir ze allen ziten geben nach diner ger,
  • So muste ich meiner süssen herbergen
  • In dem ertrich an dir enbem ;
  • Wan tusent lichamen machten nit
  • Einer miiienden sele irre ger volle wem.
  • Darumbe, je hoher miiie, je heiiger marterer.
  • herre, du schonest alzesere mines pfAligen kerkers,
  • Da ich iiie trinke der weite wasser
  • Und isse mit grosser jamerkeit
  • Den eschekAchen miner brödekeit,
  • Und ich bin gewundet vf den tot
  • Mit diner fürigen mine strale.
  • Nu lastu mich herre ligen
  • Ungesalbet in grosser qwale.
  • Liebe herze min künegiiie,
  • Wie lange wiltu also vngedultig sin?
  • Wene ich dich allerserost wunden,
  • 80 salben ich dich allermineklichost in derselben stunden.
  • Die grössi raines richtümes ist alleine din,
  • Und über mich selber solt du gewaltig sin.
  • Ich bin dir mineklichen holt;
  • Hast dn de ge]5te, ich habe de golt.
  • Cap. XXV. 51
  • Alles das da hast dur mich getan, gelassen und gelitten,
  • De wil ich dir alles widerwegen
  • Und wil dir mich selben eweklich vergeben
  • Nach allem dinem willen geben.
  • Herre, ich wil dich zweier dinge vragen;
  • Der berihte mich nach dinen gnaden:
  • Wene min Hgen trurent ellendekliche
  • Und min mnnd swiget einvaltekliche
  • Und min zunge ist mit jamer gebunden
  • Und min sine mich vragent von stunde ze stunden,
  • Was mir sie, so ist es mir
  • Herre alles nach dir,
  • Und min vleisch mir entvallet, min blAt vertrukent^
  • Min gebein kellet, min adem krempfent
  • Und min herze smilzet nach diner miiie,
  • Und min sele brenet mit eines hnngerigen lowen stime.
  • Wie mir dene si, wa du dene bist,
  • Vi! lieber das sage mir.
  • Dir ist als einer niiwen brut,
  • Der sclafende ist engangen ir einig trut,
  • Zu dem si sich mit allea trüwen hat geneiget.
  • Und mag des nit erliden, de er ein stunde von ir scheidet.
  • Alse si den erwachet , so mag si sin nit me haben,
  • Dene alse vil als si in iren sinen mag getragen.
  • Davon hebet sich alle ir chigen.
  • Diewile de der jungcling siner bnit ist nit heim gegeben,
  • So mAs si dikke ein von im wesen.
  • Ich kum zA dir nach miner lust, weiie ich wil;
  • Siest du gezogen und still
  • Und verbirg dinen kumber wa du mäht.
  • So meret an dir der mine kraft.
  • Nu sage ich dir wa ich dene si.
  • Ich bin an mir selben an allen stetten und in allen dingen.
  • Als ich je was sunder beginen
  • Und ich warten din in dem bömgarten der mine
  • Und briche dir die blöme der süssen einunge
  • Und machen dir da ein bette
  • Von dem lustlichen grase der heiigen bekantheit
  • Und die liebte sune miner ewigen gotheit
  • Beschinet dich mit dem verborgenen wunder miner lustlicheit,
  • Des du ein wenig heimlich hast erzöget.
  • Und da neigen ich dir den hohsten b(5n miner heiigen drivaltikeit.
  • So brichest du dene die grünen, wissen, roten opfel miner san^tigen menscheif ,
  • Und so beschirmet dich der schatte mines heiigen gelstes
  • Vor aller irdenscher trurekeit,
  • So kanst du nit gedenken an din herzeleit.
  • 4*
  • 52 Zweiter Theil.
  • So du den bön vmuahest, so lere ich dich der miegde 'sang,
  • Die wise, die werte, den süssen klang.
  • Den die eine an inen selben nüt m&gen verstan,
  • Die mit der vnküdcheit sint durgangen,
  • Si sollent doch süssen wandel han.
  • Liebü nu sing an und la hören wie du es kanst. x
  • we, min vil lieber, ich bin heiser in der kelen miner köscheif,
  • Mere das zukker diner süssen miltekeit
  • Hat min kelen erschellet das ich nu singen mag,
  • Alsust, herre: Din blüt und min ist ein vnbewolleo,
  • Diu mine und minü ist ein vngeteilet,
  • Din kleit und min ist ein unbevleket,
  • Din munt und miner ist ein vnküst etc.
  • Dis sint du wort des sanges der mine stime,
  • Und der süsse herzeklang müsse bliben,
  • Wan de mag kein irdensehü haut geschriben.
  • XXVI . Von diseme buche und von deme schriber dis büches.
  • Ich wart von disem buche gewamet,
  • Und wart von menschen also gesaget;
  • Wolte man es nit bewaren,
  • Da mohte ein brant i\bervaren.
  • Do tet ich als ich von kinde han gepflegen;
  • Weiie ich betrübet je wart, so müste ich beten.
  • Do neigete ich mich ze mincm liebe und sprach:
  • Eya herre, nu bin ich betrübet,
  • Dur din ere sol ich nu ungetrostet von dir beliben.
  • So hastu mich verleitet,
  • Wan du hies mich es selber schriben.
  • ' Do offenbarte sich got zehant
  • Miner trurigen sele, und hielt dis buch in siner vordem hant,
  • Und sprach: lieb minü, betrübe dich nit ze verre,
  • Die warheit mag nieman verbrenen.
  • Der es mir vs miner hant sol nemen,
  • Der sol sterker dene ich wesen.
  • De buch ist drivaltig
  • Und bezeichent alleine mich.
  • Dis bermint, de hie vmbegat
  • Bezeichent min reine wisse gerehte menscheit,
  • Die dur dich den tot leit.
  • Du wort bezeichent mine wunderliche gotheit.
  • Du vliessent von stunde ze stunde
  • In dine sele us minem götlichen munde.
  • Du stime der werte bezeichent minen lebendigen geist
  • Und voUebringent mit ir selben die rehten warheit.
  • Nu sich in allii disii wort,
  • Cap. XXVI. 53
  • Wie loblich si niine heimlicheit melden
  • Und zwifel nit an dir selben.
  • Eya berre, were ich ein geleret geistlich man,
  • Und faettistu dia wenig grosse wunder an im getan,
  • So mohtistu sin cwi^e cre enphähn.
  • Wie sol man dir uu das getruwen,
  • Das du in den vnfletigen pfül
  • Hast ein guldin hus gebuwen,
  • Und wonest da werlich ine mit diner müter
  • Und mit ^ller creature
  • Und mit allem dinem himelschen gesindc.
  • Herre da kan ich die irdische witfheit nit gevindcn.
  • Tohter, es verlürct manig wise man sin türes golt
  • Von verwarl6si in einem grossen herwege,
  • Da er mitte ze hoher schule mohte varen;
  • De mAs jeman vinden.
  • Ich habe von natnre das getan manigcn t»ig.
  • Wan ich je sunderliche gnade gap,
  • Da sAchte ich je zA die nidersten,
  • Minsten, heirolichosten stat,
  • Die hosten berge m5gent nit enpfan
  • Die ofFenbarunge min er gnaden,
  • Wan die vlät mines heiigen geistes
  • yiüsset von nature ze tal.
  • Man vindet mau igen wisen meister an der schrift,
  • Der an im selben vor minen (5gen ein tore ist.
  • Und ich sage dir noch me.
  • Das ist mir vor inen ein gros erc
  • Und sterket die heiigen cristanheit an in vil scre,
  • De der vngelerte munt
  • Die gelerte zungen von minem heiigen geistc leret.
  • Eya min herre, ich süfze und gere
  • Und bitte für dinen schribere,
  • Der das buch na mir habe geschriben,
  • De du im öch welest die gnade geben zo lone,
  • Die nie menschen wart gelühen,
  • Wan herre, diner gäbe ist tnsend stunt mc
  • Dene diner creaturen die si mögen t ncmen:
  • Do sprach vnser herre:
  • Si hant es mit guldinen büchstaben geschriben.
  • Also 85nt allii disii wort des büches
  • An irem obersten clcide stan
  • Eweklich offenbar an minem riebe
  • Mit himelschem, lühtenden golde
  • Ober aller ir gezierde wesen geschriben.
  • Wan du vrie mine müs je das höhste an dem menschen wesen.
  • 54 Zweiter Theil. Gap. XXVI.
  • Die wile de mir vnscr Iwitc diso worte eflgef,
  • Do Bach ich die herh'che warheit
  • In der ewigen wirdekeit:
  • Eya herre, ich bitte dich, de du dis bAch wellest bewaren
  • Vor den Ögen der valschen vare,
  • Wan si ist von der helle vnder vns komen.
  • Sie wart nie iis dem himelriche gcnomen,
  • Si ist gezüget in lucifers herze
  • Und ist gebom in geistlichem homüte
  • Und ist gedruten in dem has
  • Und ist gew^ahsen in dem gewaltigen zorne als gros,
  • De si des dunket, de kein tugent si ir genos.
  • So müssent gottes kindcr vndergan
  • Und müssent sich mit der smacheit verdruken lan,
  • Wellent si die h5hsten orc mit Jesu enpfan.
  • Ein heligc vare
  • Müssen wir uf uns selber
  • Ze allen stunden tragen,
  • Das wir uns vor gebrcsten vei'waren.
  • Ein mineklich vare
  • Sön wir ze vnsern cbeneristanen haben.
  • So si missetünt, de allcine getrüwelich sagen.
  • So mögen wir manig unnütze rede bewaren. Amen.
  • Ö5
  • Dis ist das dritte buch.
  • 1, Von dem himelriche und von den nun koren wid wer den
  • hrCichen solle erfüllen. Von dem trone der apostelen und Sante
  • Marien und da Cristus ine sint. Von dem lone der predieren,
  • martereren und megden und von den vngetöften kinden.
  • Du sele sprach alsust zA ir gerunge:
  • Eya var hin und sich wa min lieber si,
  • Sag im, ich wolte minen.
  • Do vür die gerunge drahte hin,
  • wan si ist von nature snel und kam zu der hohen und rief:
  • Grosser herre, tu uf und la mich in. Do sprach der wirt: Was
  • wiltu de du so sere breiiest?
  • •Herre. ich künde dir.
  • Min Fruwe mag nit lange alsust leben,
  • Wöltistu vliessen so m5hte si swcben,
  • Wan der visch mag uf dem sand nit lange leben
  • Und frisch wesen.
  • Var wider ich la dich nu nit in.
  • Du inbringest mir die hungerige sele,
  • Der mich lustet ob allen dingen.
  • Do der botte nu widerkam
  • Und die sele irs herren willen vemam,
  • Eia, wie mineklich si es do erkam!
  • Si hAp sich uf in einem sachten zuge
  • Und in einem lustlichen fluge.
  • 56 Dritter Theil.
  • Do kamen ir zwenc cngel gemützet vil schiere, die sante
  • ir got gegen von herzeklicher licbi und sprach ir zu: VrÖwe
  • scle, was wellent ir sust verre? Ir sint je noch gekleidet mit der
  • vinsteren erden J) Do spracli si: Je herre, swigent des all stille
  • und grucssent micli ein wenig bas, ich wil varen minen. Je
  • naher ir dem erlrieh sinket, je mer ir verbergent vwer süsses
  • Miimelbliken, und je höher ich stige, je klarer ich schine. Do
  • namen si die sele zwuschen sich, und vorten si vrölich hin.
  • Do die sele gosach der engel lant,
  • Da ßi ane vare ist bekant,
  • Do WC ir der himel vfgctan,
  • Do stünt si und smaltz ir herze und sach
  • Iren lieben an und sprach : •
  • herre, wen ich dich sieh,
  • So müsse ich dich loben in wunderlicher wisheit.
  • War bin ich?
  • Komen bin ich nu in dir verlorn.
  • Joch mag fch nit gedenken in das ertrich.
  • Noch an kein min herzeleif.
  • Ich hatte willen, wene ich dich gesehe,
  • De ich dir von dem ortrich vil wolti cl.igen;
  • Nu hat mich, hene, din ansehen erschlagen,
  • Wan du hast mich über mine edolkeit
  • Aizemale erhaben.
  • Do knüwete si nider und dankete im siner gnaden, und nam
  • ir cronen von irem höbet und saste si vf den roseuarwen naren
  • siner füssen und gerte des, de si im nahe komen müsste. Do
  • nam er si imter sine götlichen arme, und leite sin vetterliche
  • hant uf ire brüste und sach si an ir antlüt. Merke, ob si do vt
  • geküsset wart. In dem küsse wart si do vfgeruket in die höhsti
  • höhi vber aller engel köre.
  • Du minstc warheit,
  • Die ich da han gesehen, gehöret und bekant,
  • Der gelichet nit du höhste wisheit,
  • Die in disem ertrich je wart genant.
  • Ich han da ine vngehörtü ding gesehen, als mine bihter
  • sagent, wa ich der schrift vngeleret bin. Nu vörhte ich got ob
  • ') Am Rnnd: Gregorius exponit.
  • Cap. I. 57
  • ich swige, und vörhtc aber viibekantc lüle ob ich svvjge. Villicbe
  • lüte, WC mag ich des, de mir dis geschiht und dikc geschehen ist?
  • In der denifitigen einvaltekeit und in der eilendigen armfile,
  • und in der verdrukten schmacheit hat mir got sinü wunder
  • erzöget: Do sach ich die scliopnisse und die ordcnungc gotzhuses,
  • de er selber mit sinem munde liat gebuweu. Da in het er de
  • licbeste gesasst, de er mit sinen heuden hat gemäht. Du
  • schöpnisse des huses heisset der himel; die köre da ine heissent
  • de riche, darumbe sprichet man zesamen himelrich.
  • De himelrich hat ende an siner satzunge, aber an sinem
  • wesende wirt niemer ende funden. Der himel gat vmb du köre,
  • und zwischen dem himel und den liplichen koren sint geordenet
  • die weltlichen sünder jemer danahe gelich hohe den kören, de
  • si sich besseren und bekerent. Die köre sint so kleinlich und
  • heiig und notlich, de an küscheit und miile verzihunge aller dingen
  • nieman darin kumet, wan si waren alle heiig die da vs vielen,
  • und danach mfissent si wesen heiig die wider in koment. Alle
  • westbaren und kint von sehs jaren füllen den bruch nit höher
  • defie in den sehsten kor. Danach untz in seraphin sönt die
  • megde den bruch erfüllen, die sich besodclten mit kintlichem
  • willen, und doch der tat nie geschach, und die reinten sich
  • danach in der bihte. öi mögen sich doch des nit erholn, si
  • haben die luterkeit verlorn. Die luter geistliche megde sint, die
  • ' söllent nach dem jungosten tage den bruch erfüllen oben se-
  • raphin, da lucifer und sin nehsten von Verstössen sint.
  • Lucifer begieng ze male drie hobetsünde, has, hofart und
  • gitekeit, die sclugen den kor also geswinde in de ewig abgrunde,
  • so man mohte sprechen alleluja. Do erschrak alles das riebe
  • und erbibeten alle des himelriches süle. Do vielen der andern
  • etliche. De eilende ist noch ital und lidig, da ist nieman ine
  • und ist als luter in sich selber, und spilet von wufie got ze eren.
  • Ob dem eilende ist der gottes thron gewelbet mit der gottes-
  • kraft in blüiender, lühtender, füriger clarheit und gat hernider
  • untz an den himel gegen von kenibin, de der gotzthron und der
  • himel ein erlich hus sint; und da ist de eilende und die nun
  • köre beuangen ine.
  • 58 Dritter Theil.
  • Ob dem gottes thron ist nit me dene got, got, got, vn-
  • messelicher grosser got. Oben in dem throne siht man den
  • Spiegel der gotheit, de bilde der menscheit, de liht des heligen
  • geistes und bekenet wie die drie ein got sint, und wie si sich
  • ftgent in ein. Niht mere mag ich hievon sprechen.
  • Lucifers bruch mftss erfüllen Johanes Baptista und sin ere
  • besitze in dem süssen eilende ob seraphin, und «alle luter geist-
  • liehe megde mit im, di sint noch behalten gegen dem eilende.
  • An dem throne vnser vröwe Sante Marien da sol enhein bruch
  • erfüllen, wan si hat mit irem kinde geheilet aHer menschen
  • wunden, die in selber der gnade gonden, de si es behalten
  • wolten und konden. Ir sun ist got und si göttinne, es mag ir
  • nieman glich gewinen. Die apostelen wonent allemaheste got
  • in dem throne und haut de eilende von seraphin ze lone nach-
  • dem de si reine sint. Johanes Baptista ist 5ch in dem throne
  • ein fürste. Die engele wonent nit hoher dene in seraphin. Da
  • obe müssent si alle menschen sin. Die heligen martirere und
  • , gottes brediere und geistlichen minere koment in die köre, alleine
  • si nit megde sin. Ja si komen erlich in kerubin.
  • Da han ich vngegert der predier Ion geseheo
  • Als es noch so! geschehen^
  • Ir stüle sint wunderlich,
  • Ir Ion ist snnderlich.
  • Die vordersten st&le sint zwoei brinendü lichter, die be-
  • zeichenent die mifie und de heiige bilde und die getrüwe mei-
  • nunge (bine). Die lene der stfile ist also sanfte vri und in
  • wuneklicher rfiwe also süsse, me dene man sprechen müsse
  • wider den starken gehorsam, dem si hie sint undertan.
  • Ir fasse sint gezieret mit manigerleie
  • Türen gesteine, also schone,
  • De ich mich werlich fr6wete,
  • Wnrde mir so erlich eiü crone.
  • De haben si wider ir arbeit,
  • Die hie an ir f&ssen ist, geleit.
  • ir predier, wie regent ir vwer zungen nu so ungeme und
  • neigent vweri oren so nöte vor des Sünders munt!
  • Cap. I. 59
  • Ich hau vor gotte gesehen, de in dem himelriche sol ge-
  • schehen das ein atem sol schinen vs von vwenne munde, der
  • sol vfgan vs den koren vor dem throne und sol loben den
  • himelschen vatter vmb die wisheit, die er an vwcr zungen hat
  • geleit, und grftssen den sun vmbe sin ersam geselleschaft, wan
  • er selber ein predier was, und danken dem heiigen geiste vmb
  • sine gnade, wan et ein meister ist aller gaben. So söllent die
  • gottes predier und die heiigen martirer und die minenden megde
  • sich vfheben, wan inen die groste ere ist gegeben an sunder-
  • lichem gewete, und an liplichem gesange und an wunderlichen
  • schappcin, die si tragent got ze eren.
  • Der megde gewete Ist wisse lilienvar,
  • Der predier gewete ist fürig sunenclar,
  • Der martyrer gewete ist lühtende roseorot,
  • Wan si mit Jesu litten den blätigen tot.
  • Der megde scbappel ist manigerlei var
  • Der martyrer crone ist gros offenbar.
  • Der predier schappel ist alles von blümen, de sint die gotz
  • wort, damit si in die grossen ere sint hie komen. Sust gant
  • diser drier seligen usspilen fiir die heiigen drivaltekeit in einen
  • süssen reien.
  • So flüsset inen engegen vs von gotte
  • Drierleie spilende vlüt,
  • Die erfüllet iren müt,
  • De si singent die warheit
  • Mit vr&den ane arebeit,
  • Als si got an si hat geleit.
  • Alsust singen die predier: vserwelter herre, wir han ge-
  • volget diner muten gütin in willeklichem armfite, und haben
  • dinfi wizelosen schaf ingetriben, die dine gemieteten hirten Hessen,
  • gan usser dem rehten wege.
  • Alsust singen die martyrer: Herre din vnschuldiges blftt
  • hat erfüllet vnsern tot, de wir sint diner marter genos.
  • Die seligen die nu in dem himel swebent und da so wunek-
  • lichen lebent, die sint alle beuangen mit einem liebte, und sint
  • durchflössen mit einer miiie und sint vereinet mit einem willen,
  • jedoch so haben si der \yirdekeit noch nit, die an den erlichen
  • stfilen lit. Si rftwent in der gottes kraft und vliessent in die
  • CO Dritter Theil.
  • wufie uud haltent sich in dem gotzzuge als der luft in der snnen,
  • mere nach dem jüngesten tage.
  • So got sin abentessen wil haben , so sol man stfllen den
  • brüten gegen irme briitegöme, und so sol* liep zft liebe kcmien,
  • der lip zu der seje, und besitzen deüe volle herschaft in der
  • ewigen ere.
  • du lustliches lamp und woneklicher jungeling Jesu, des
  • himelschen vatters kint, als du dich deüe vfhebest und alle k5re
  • durchverst und winkest den megden wunenUlichen, so volgen si
  • dir lobeliche in die allernotlichesten stat^ de ich nieman sagen
  • mag. Wie si deile mit dir spilent und dinen mifielust in sich
  • vcrzerent, de ist so himellichü süssekeit und so notliche ver-
  • einikeit, de ich desgliches nit weis. — Die witwen sollen och
  • volgen in herlicher lust, und in süsser anschöwunge lassen si
  • sich begnügen in die hShsten, so si das müssent ansehen, wie
  • sich de lamp zu den megden füget. Die ehte söUent sich 8ch
  • mifieklich ansehen, also verre, als es in nach ir edelkeit mag
  • geschehen. Wan je me man sich hie sattet mit irdenschen
  • dingen, je me vns da der himelschen wone mfts überbliben.
  • Die köre haut alle sunderliche lühtenisse an irem schine
  • und der himel die sine. Du lühtenisse ist so seltzen erlich, de
  • ich nit mfts noch mag geschriben. Den kören und dem himele
  • ist von gotte manig würdekeit gegeben,
  • Do mag ich von jegelichem ein wörtelin sagen.
  • De ist nit me dene also vil,
  • Als ein bini honges mag
  • Vs einem vollen stok an sinem fasse getragen.
  • In dem ersten köre ist die lustlicheit
  • De hohste de si haben in allen ^aben.
  • in dem andern köre die sanftmütekeit,
  • In dem dritten köre ist die minlicheit,
  • In dem vierden s&ssekeit, in dem fünften fr51icheit,
  • In dem seefasten cdele rüche,
  • In dem sibenden ist richeit,
  • In dem achtoden wirdekeit,
  • In dem nünden das minebrenen,
  • In dem süssen eilende ist du luter helikeit.
  • Das höhste in dem throne ist du gewaltigü ere, und die
  • kreftigü herschaft. De höhste vberal das je wart in dem himele,
  • Cap. I. 61
  • ist die wnndernnge. De höchste de ist, das si mögent ansehen
  • de nu ist und jemer sol geschehen.
  • Eya das erliche tüme und du süsse ewekeit, und de kreftig
  • durschauen aller dingen, und die sunderlichü heimlielieit, das
  • zwisehent gotte und einer jeglichen sele ane vnderlas gat! Die
  • lit an so notlicher zartekeit, hette ich aller menschen wisheit
  • und aller engele stime, ich k6nde es nit für bringen.
  • Du vngetöften kint vnder fünf jaren wonen in einer sunder-
  • lichen wirdikeit, die inen got vs sinem rieh hat bereit.
  • Si sint nit an irme scbopnisse
  • Gewahsen von d rissig jaren,
  • Wan si nit cristan mit cristo waren.
  • Si haben Iteine cronen,
  • Got mag inen nihtes gcloneD;
  • Er hat in doch sine gfiti gegeben,
  • Das si in grossem gemache leben.
  • De hohste de si habent,
  • De ist die vollede der gn. Si singent alsiist:
  • Wir loben den der vns geschaffen hat,
  • Alleine wir in nie gesahen,
  • M6hten wir pine liden, so wolten wir es jemer clagen;
  • Nu sollen wir uns wol gehaben.
  • Nu mag etliche lüte wundern des, wie ich sündig mensche
  • das mag erliden, de ich sogtan rede schribe. Ich sage vch
  • werlich fürwar: hette es gott vor siben jaren nit mit wunderlicher
  • gäbe an minem herzen vndervangen, ich swige noch und hette
  • es nie getan. Nu wart es mir von gotz gute nie kein schade,
  • de kunt von dem Spiegel miner oflFenen bosheit, die so rehte
  • gegen miner sele oflFen stat und votk edelkeit der gnaden, die
  • da lit an der rehten gotz gäbe.
  • Doch je höher die sele ist gestigen, je me dem lichamen
  • mit werten und mit gelasse minre lobes sol geben; tuan sol och
  • sinen kumber vor dinen 8gen nit klagen, wan er ist von nature
  • ein zage. Man sol in halten als einen alten pMndener, der
  • nit me ze hove mag gedienen, so git man ime die almüsen
  • , alleine dur die gotz liebi. Dis ist warlich nütze, wan: je edeler
  • hunt, je vester halsbant.
  • Nu lieber herre, dise rede wil ich diner milten gfiti bevelhen
  • 62 Dritter Theil.
  • und bitte, vil lieber min, mit siifzendem herze und mit weinenden
  • 5gen und mit eilender sele, de si niemer kein pharisei mfisse
  • gelesen und bitte dich vil lieber herre me, de dise rede dinü
  • kint mfissen also vernemen, als du si, herre, in der rehten
  • warheit hast vsgegeben.
  • //. Wie die seh lobet got an siben dingen und got si von der
  • salbe beite*
  • süsser Jesu, allerschöneste forme unverborgen in nöten
  • und in liebe miner eilenden sele, ich lobe dich mit derselben,
  • in mine, in noten und in liebe mit der gemeinschaft aller creaturen.
  • Des luste mich defie ob allen dingen. Herre, du bist die suüe
  • aller ögen, du bist die lust aller oren, du bist die stime aller
  • Worten, du bist die kraft aller vromekeit, du bist die lere aller
  • wisheit, du bist de liep in allem lebende, du bist die ordenunge
  • alles wesendes.
  • Da lobte got die mifiende sele loblich, des luste in süssek-
  • lich alsust: Du bist ein liht vor minen ögen, du bist ein lire vor
  • minen oren, du bist ein stime miner worten, du bist ein meinunge
  • miner vromekeit, du bist ein ere miner wisheit, du bist ein liep
  • in minem lebende, du bist ein lop in minem wesende.
  • HeiTC, du bist ze aUon ziton inifiesiech na mir,
  • De hast du woi bcwiset an dir.
  • Du hast mich geschriben an din buch der gofheit.
  • Du hast mich gcmalet an diner mincr monscheit.
  • Du hast mich gegraben an diner siten
  • An henden und an fussen,
  • Eya erlöbe mir, vil lieber.
  • Das ich dich salben m&sse.
  • „Ja wa woltestn die salben nemcn herzcliebe?"
  • Herre, ich weite mincr sele herze in zwei rissen
  • Und wolte dich darin legen,
  • So mohtest du mir niemer so liebe salbon gegeben,
  • Als de ich ane vnderlas
  • In diner sele mfiste aweben.
  • Herre, weitest du mich mit dir zo hiiBe ncmon,
  • So wolte ich jemer din artedine wesen.
  • „Ja, ich wil; jedoch min tröwe heisset dich beiten,
  • Min mine heisset dich arbeiten.
  • Min geduld heisset dich swigcn,
  • Cap. II— IIL «3
  • Min knmber heisset dich arufit liden,
  • Min Smahheit heisset dich vertragen,
  • Min gernnge heisset dich not clagen,
  • Min sig heisset dich an allen tngenden volle varn,
  • Min ende heisset dich vieles ') tragen ;
  • Des hast du ere, swene ich dinen grossen last entlade.'*
  • ///. Ein dage das die sde maget ist, und von der miue gotz.
  • Sede: „0 herre, wel ein armü sele de ist und eilende, die
  • hie in ertriche von diner mine maget ist! wer Inlfet mir
  • clagen wie we ir ist, wan si weis es selbe nit des si enbirt,
  • was de ist."
  • Mine: Fröwe brut, ir sprechent in der mine buch liwerem liten
  • zu, de er von vch vliehe. Berihtet mich notliche, frowe, wie ist
  • vch dene geschehen? wan ich wil lieber sterben, m5hte es mir
  • geschehen, in der luteren miüe, dene ich got in der vinsteren
  • >visheit heisse von mir gan, Weiie ich mit minem lieben müs
  • notlichen spielen, so darf mich die wisheit kein vnderscheit leren.
  • Swene Ich aber arbeite an anderen dingen mit mineu fünf siüen,
  • so nim ich vil gerne, de si mir die heiige messe bringe. Hör
  • mich liep gespile'*). Ich was vröliche wan trunken in der mine,
  • darumbe sprach ich zärtlich von sinen. Swene ich aber werde
  • vbertrunken, so mag ich mines liebes nit gedenken, wan du
  • miile gehütet mir, de si wil de mfts sin, und des sich got ge-
  • trost, des genende ich mich; wände, nimet er mir den lip, so
  • ist die sele sin.
  • Wilt du mit mir in die winzelle gan.
  • So mAstu grosse kosten han.
  • Hastu tusend marche wert,
  • ^ De hastu (in) einer stunde verzert.
  • Wilt du den win ungemenget trinken, so verzerest du jemer
  • me als du hast, so mag dir der wirt nit volle schenken. So
  • wirstu arm und nakent und von allen den versmehet, die lieber
  • ') Handschrift: viele.
  • ^) Am Rande sind auifallender Weise von späterer Hand zwei Verse
  • ans Ovidius angefllhrt.
  • 64 Dritter Theil.
  • sich fröwent in dem pfftle, denne si iren schaz in der hohen
  • winzelle vertun.
  • Du möst oeh das liden,
  • Das dich dieiene nidcn,
  • Die mit dir in die winzelle gnnt.
  • wie scre si dich etteswene versroahent,
  • Wan si so grosse koste nit get5rrent bestan.
  • Si wellent das wasser ze dem wine gemengel han.
  • Liebe viö brut, in der tauerne wil ich gerne
  • Verzeren alles das ich han
  • Und lasse mich dur die kolen der mine ziehen
  • Und mit den brenden der smacheit sclahen^
  • Uf de ich vil dike in die seligen winzelle müsse gan.
  • Hie wil ich gerne zu kiesen, wan ich mag an der mine nit
  • verlieren. Darumbe der mich piniget und versmehet, der schenket
  • mir des wirtes win, den er selbe getrunken hat.
  • Von dem wine werde ich also ti unken,
  • De ich allen creaturen werlich wirde als vndortan,
  • De mich des di'inket na miner menschlieheii vnedelkeit
  • Und na miner angenoraenen bosheit,
  • De niemer mensche hat so vbel wider mich getan,
  • De er deheine bünde möge an mir vnseligen began.
  • Harvmbe mag ich min leit an minem viende nit wirken.
  • Jedoch so weis ich das wol, si mögent gotz gebot 8ch an mir
  • zerbrechen.
  • Liebü gespile, weile de geschieht, de man die winzelle
  • vfsclüsset, so müstu in der Strasse gan hungerig, arm, nakent,
  • und also versmehet, de du aller spise cristanliches lebens an dir
  • nit me hast wan den geloben. Mahtu defie mifien, so verdirbestn
  • niemer.
  • Vrö brut, ich habe nah dem himelischen vatter einen hnngcr.
  • Da ine vergisse ich alles kumbers,
  • Und ich han nnch sinem sun einen dnrst,
  • Der benimet mir allen irdenschen Inst;
  • Und ich han von ir beder geiste ein solich not
  • Die gat bouen des vattere "wisheit,
  • Die ich begriffen mag
  • Und über des sunes arbeit
  • Defie ich erliden mag,
  • Und vber des heiigen geistes frost
  • Defie mir geschehen mag.
  • Cap. III— IUI. 66
  • Swer mit dirre not wirt bevangeD|
  • Der mAs jemer me vogelost
  • In gottes selekeit hangen.
  • IUI. Wie vnser vrowe S. Maria sündm mohte und wie mt,
  • das leret der heiig geist.
  • Maria y erlichü keyseriüe, gotz müter und vröwe min,
  • Ich wart gevraget von dir, ob du Sünden möhtest andern men-
  • schen glich, do du were vf disem sündigen ertrieh. Nu hat
  • mich berihtet der heiig geist, der, vrowe, alle din heiralicheit
  • vol weis, also de du raohtest Sünden, wan du were ein volge-
  • machet mensche von gotte, in aller vrowelicher nature und an
  • atler megtlicher schöpfenisse , und du were nit lä an din^r
  • nature. Das machet du alle lange küscheit vor gotte edel
  • und türe.
  • Aber vifiwe, edel göttifie ob allen luteren menschen, du
  • mohtest och nüt sünden. De hattest du von dir nüt, wan der
  • hirlielsch vatter beschirmde dine kintheit mit der vordahtekeit
  • siner alten erwelunge, und der heiig geist baut din jugent mit
  • der erfüllede siner nüwen liebi, und Jesus gieng dur dinen lip
  • als der töwe dur di blfime, also de dinü küscheit nie wart be-
  • rüret. Und die kraft der. heiigen drivaltekeit hatte din nature
  • also bedruket, de si sich vor irem Schöpfer nie getorste noch
  • mohte menschlich geregen, und du ewig wisheit der almehtigen
  • gotheit hatte dir, fröwe, einen schatten gegeben, da du ine
  • behieltest din menschlich leben, also de du pine mohtist liden
  • ane sünde, und de öch dine blümende nienscheit in der suüen
  • der creftigen gotheit nit verswinde. In dem schatten trüge du
  • Jesum menschlich und zuge in müterlich. Aber, fröwe, in des
  • vatters botschaft und in des heiigen geistes enpfengnisse und in
  • des sunes wort was, frowe, das für der gotheit und das lieht
  • des heiigen geistes und die wisheit des sunes also gros an dir,
  • de du des schatten do wenig mohtest bevinden. Weis got,
  • frowe, da na müstest du dich mit armüte mit missekomen und
  • mit manger herzen swere ellendekliche k&len. Jedoch belibe
  • du im herzen an guten werken grösseclich in fürig von dem
  • H. MMhthUd. 5
  • 66 Dritter Theil.
  • füre de da brefiet sunder begiüe und sunder helfe in sieh selben.
  • De hat, fröwe, dine wende durschinen und hat alle vinstemisse
  • US dinem huse getriben.
  • V. Wie die sele klaget de st keine messe noch die zit höret und
  • tvie got si lobet an zehen dingen,
  • Sust klaget sich ein eilende sele, do si got hatte verworfen
  • von siner notlichen liebi und miüte si mit gi*osser pine. O we,
  • wie übel ein rieh man mag liden, de er nach erlieher richheit
  • in gros armüt wirt gewiset und sprach: Eya herre, nu bin ich
  • yil arm an minem siechen licharaen und bin vil ellendig ao
  • miner armen sele, also herre, an geistlicher ordenunge, de
  • nieman din zit vor mir liset, noch nieman dines heiigen ^nbahtes
  • von der messe vor mir pfliget.
  • Do sprach der mifiekliclie munt
  • Der niine sele hat durwunf,
  • Mit sinen grossen Worten,
  • Die ich nie wirdige horte alsust:
  • Dn bist min geninge, ein mine wohinge,
  • Du bist miner brüst ein süsse külnnge,
  • Du bist ein kreftig kus mincs mundes,
  • Du bist ein vrolich vröde mines vundes,
  • Ich bin in dir und du bist in nrir.
  • Wir inogcn nit naher sin, .
  • Wan wir zwoi sint in ein geviossen
  • Und sin in ein forme gegossen,
  • Also son wir bliben eweklich vnverdrossen.
  • Eya liebü, wie sprichest du mir so nahe; joch getar ich
  • niemer an dise wort vrÖlich gedenken, wand mir der tote hunt,
  • min lichamen ane vnderlas mit jamer zu stinket und ander mine
  • viande so steteklich zu bremen und ich, herre, an minen sinen
  • nit weis wie es solle ergan (an) minem ende. Mer an diner
  • anschöwunge alleine, so weis ich nit von leide, so hast du,
  • herre, mich mir benomen und hast dich in mich verstolen. De
  • du mir defie hast gelobet de müsse geschehen und müsse dir
  • noch ze lobe komen. Alsust antwurt vnser herre:
  • Min tieffü reichunge, min breitü wandet unge,
  • Min hohü gerunge, min langü beitnnge.
  • Ich mÜB dich aber leren:
  • Cap. V— VII. 67
  • Die edeln juncfröwen kostet ir zuht vil sere,
  • Si mussent sich twingen an allen iren liden
  • und müssent vil dike vor ir zuhtmeisterine bibenen, also ist minen
  • brüten in ertriche an irem liehamen gegeben. Ich wart in ertrich
  • dur dini liebi mit nöten bevangen und mine viende trügen minen
  • tot vor minen Ögen grimeklich in iren banden, nnd ich leit in
  • scbame ') vil manig armüt. Darüber getrüwete ich minem vatter
  • vnzellige güti. Hienach rihte din gemüte.
  • VL Wiltu rehte volgen gotte, so soUu hän aiben ding,
  • Swer got volgen wil an getrüweliehen arbeiten, der sol nit
  • stille stan; er sol dike reissen, er sol denken was er was in
  • der Sünde und wie er nu si in den tugenden, was er noch werden
  • mag in dem valle. Er sol klagen Und loben und bitten naht
  • und tag. Swefie du getrüwe brüt erwachet, so gedenket si an
  • ir liep; mag si sin deüe nit haben, so gat es an ein weinen.
  • Eya Avie dike das gotz brüten geschieht geistlich.
  • Vlh Von siben offenbaren cienden vnser sehkeit, die machet^
  • siben schaden.
  • Du vnnützekeit ist an uns ein vil schedeliche sitte, und du
  • böse gewonheit schadet vns öch an allen stetten, und irdensehe
  • girheit verdilgget an uns de heiige gotz wort, und der böse
  • krieg von mütwillen wirket an vns vil manigen schedlichen mort,
  • und vientsehaft des herzen vertribet von uns den heiigen geist,
  • und zornig gem&te benimet vns gotz heimlicheit, und die valsche
  • helikeit mag niemer bestan, und die luter gotzmiüe mag an
  • nieman vergan. Wellen wir disen vienden nit etwichen, si be-
  • nement vns me deüe de himelrich; wan de ist ein vorhimelrich,
  • de wir hier leben heleklich. Wellen wir aber disen vienden irer
  • listen und irer gewalt an vns gönen, so beröbent si vns der siben
  • gaben des beiigen geistes und si verlöschent uns de wäre lieht
  • der waren got^liebe. Si verbindent vns öch die ögen der heiigen
  • bekantnisse und leitent vns verblendet in die siben höbtsünde.
  • War gat deüe der weg hin, dene in de ewige abgrunde?
  • ') Handschrift: schäme.
  • 5*
  • 68 Dritter Theil.
  • VIII. Von siben dingen die alle priester sollent haben.
  • Der himelftelie vatter .bat mir siben ding gesagt, die ein
  • jeglicb gotz priester an im haben sol, und sprach: Si söUent
  • vnschuldig an in selben wesen, und de geziige sol voUekomeD
  • weseu. Ist da kein zwivel an, so sol man es lassen und nit
  • tftn. 8i s&llent alle vorht« von in legen und s5nt der judescheD
  • e vergessen und sftnt min lamp lebendig essen, und sönt sin
  • blüt Hüfzende trinken, so mögen si siner grossen sere reht ge-
  • denken. Ist er aber schuldig an im selben, so essent minti kint
  • de himelbrot und judas vert zft der helle. Und ist das gezöge
  • de da hört zu der messe nit vollekomen, so stat der gotz tisch
  • ital und den kinden wirt ire spise benomen. Koment si aber
  • ob dem alter in die not ires libes, so ist besser das si ir bl&t
  • giessen deüe das mine.
  • IX, Von dem angenge aller dinge, die got Itat geschaffen,
  • Eya vatter aller gute, ich vnwirdig M. danke dir aller
  • trüwe da du mich mitte hast gezogen usser mir selber in diu
  • wunder, also herre, de ich in diner ganzen drivaltekeit han
  • geh5i*t und gesehen den hohen rat der vor vnser zit i«t ge-
  • schehen, do du herre were besclossen in dir selben alleine, * nnd
  • din unzelliehü wufie nieman was gemeine.
  • Do lAhteten die drie peraonen »Iso schone in ein,
  • De ir jeglicher dnr den andern schein, und wäre doch gantz in ein.
  • Der vatter was gezieret an im selber in mefilichem gemflte
  • der almehtikeit, und der sun war glich dem vatter an vnzellicher
  • wisheit, und der heiig geist in beden glich an voller miltekeit.
  • Do spilte der heiig geist dem vatter ein spil mit grosser miltekeit
  • und schlflg vf die heiigen drivaltikeit und sprach im z4: Herre,
  • lieber vatter, ic'h wil dir vsser dir selber einen milden rat geben,
  • und wellen nit langer ^Isust vnberhaftig wesen. Wir wollen han
  • ein geschaffen rieh und solt die enge! nach mir bilden, de si
  • ein geist sin mit mir, und das ander sol der M. (Mensch) sin.
  • Wand lieber vatter, de heisset vröde alleine,
  • De man si in grosser meine
  • Und in unzellicher wune vor dinen. dgen gemeine.
  • Cap. Vm— IX. 69
  • Do sprach der vatier: du bist ein geist mit mir^ de du ratest
  • und wilt, de behaget mir. Do der engel gesehaffen was, ir
  • wissent wol wie es gesehach, were der engel val vermitten, der
  • menseh musste doeh gesehaflFen werden. Der heiig geist teilte
  • mit den engein sine miltekeit^ de si vns dienent und sich
  • vröwent aller vnser selekeit. Do sprach der ewig sun mit grosser
  • zuht: Lieber vatter, min nature sol och frucht bringen. Nu wir
  • Wunders wellen begiüen, so bilden wir den M. na mir, alleine
  • ich grosses jamer vorsihe; ich müs doch den M. eweklich minen.
  • Do sprach der vatter: Sun, mich rüret och ein kreftig lust in.
  • miner götlichen brüst und ich dönen al von mine. Wir wollen
  • fruhtbar werden, vf das man vns wider miüe und das man vnsere
  • grossen ere ein wenig erkeiie. Ich wil mir selben machen ein
  • brüt, du sol mich mit irem munde grässen und mit irem an-
  • sehen verwunden, deile erste gat es an ein miilen.
  • Do sprach der heiig geist zfi dem vatter: ja, lieber vatter,
  • die brut wil ich dir ze bette bringen. Do sprach der sun:
  • vatter, ich sol noch sterben von miüen, du weist es wol; jedoch
  • wellen wir diser dingen in grosser heligkeit vrölichen beginen.
  • Do neigete sich du heiige driualtekeit nach der schöpfunge aller
  • dingen und mähte vns lip und sele in unzellieher miiie. Adam
  • und Eva waren gebildet und adelich genaturet na dem ewigen
  • sune, der ane hegifle von sinem vatter ist geborn. Do teilte der
  • sun mit Adame sin himlische wisheit und siuen irdischen gewalt.
  • Also de er hefte in vollekomner mine
  • Ware bekentnisse und heiige sifie
  • Und de er gebieten mohte aller irdcnschen creature,
  • De ist vns nii vil türe.
  • Do gab got ade von herzeklieher liebi ein gezogne, edel
  • kleinliche jungfröwen, de was eua, und teilte ir mitte sine
  • minekliche eliche gezogeuheit, die er selber sinem vatter ze eren
  • treit. Ire liehamen sollen reine wesen, wan got schuf ^inen nie
  • schemeliche lide, und si waren gekleidet mit engelscher wete.
  • Ire kint sollen si gewiüen in heiiger mine, als die sune spilende
  • in de Wasser schinet und doch de wasser vnzerbroeheu blibet.
  • Mere da si assen die verbotenen spise, do wurden si sehemlieh
  • 70 Dritter Theil.
  • versöhaffen an dem Übe, als es uns noch anscbinet. Hette vns
  • die heiige drivaltekeit alsust engelsclich geschaffen, so enmöhten
  • wir vns von siner edelen natnre siner geschafnisse niemer
  • m
  • geschamen.
  • Der himelsche vatter teilte mit der sele sin götlich mifie
  • und sprach: Ich bin got aller götten, dn bist aller creatnren
  • göttine und ich gibe dir mine hant trüwe de ich dich niemer
  • verkiese. Wilt du dich nit verlieren, so s6nt dir mine engel ane
  • ende dienen. Ich wil dir mfnen heiigen geist ze einem kamerer
  • geben, de du dich vnwissende in keine höptsünde mäht gelegen,
  • und ich gibe dir.... vrien willefcore. Liep vor allen liebe, nu
  • sich dich eben Avislich vor.
  • Du solt halten ein klein gebot,
  • Uf de du gedenkest, de ich si din got.
  • Die sele, die vil reine spise.
  • Die inen got hat gelobt in dem paradyse,
  • Die solte in grosser helikeit mit iren lichamen bliben.
  • Mere, do si die vngenemen spise,
  • Du nit fugte irem reinen übe,
  • Hette gessen,
  • Do wurden si der vergift so vol gemessen,
  • De si verluren der engele reinikeit
  • Und vergassen ir megtliche küschekeit.
  • Do schrei du sele in grosser vinsternisse manig jar nach
  • irem lieb mit eilender stime und rief:
  • herre liep, war ist komen din vbersüssü mine?
  • Wie sere hast du verkebset din elich königine!
  • (Dis ist der propheten sin.)
  • grosser herre, wie mäht du erliden dise lange not.
  • De du nit tötest unsern tot!
  • So wilt du doch werden gebom.
  • Mer herre allü dinü getat
  • Ist doch voUekomen also ist 5ch din zom.
  • Do hüp sich aber ein hoher rat
  • In der heiigen drivaltekeit.
  • Do sprach der ewige vatter: Mich rüwet min arbeit,
  • Wan ich hatte miner heiigen drivaltekeit
  • Ein also lobelich brut gegeben
  • De die h5h8te engel ir dienstman solten wesen.
  • Ja were 5ch lucifer an sinen eren bliben,
  • Si sölte sin g&ttinen sin gewesen.
  • Cap. X. 71
  • Wan ir war de brQtbetto alleine gegeben.
  • Do wolte si mir nit langer glich wesen.
  • Nu ist si verschaffen und grülich gestalt,
  • Wer solte den vnflat in sich nemen?
  • Eya, do knüwete der ewig suii vor vor sinem vatter und
  • sprach: Lieber vatter, de wil ich wesen; wiltu mir dinen segen
  • geben. Ich wil gerne die blutigen nienscheit an mich nemen
  • und ich wil des M. wunden salben mit dem blute miner vnschulde,
  • und wil alles menschen sere verbinden mit einem tftche der
  • eilenden smacheit untz an min ende, und ich wil dir, trut vatter,
  • des M. schulde mit menschlichem tode vergelten. Do sprach der
  • heiig geist zu dem vatter: almehtiger got, wir wellen ein
  • schöne procession haben und wellen mit grossen eren wandeln
  • unvermischet von diser höhi hin nider. Ich bin doch Marien
  • kamcrer vor gewesen. — Do neigte sich der vatter in grosser
  • raine zft ir beider willen, und sprach zu dem hcligen geiste:
  • Du solt min lieht vor minen lieben sun tragen in allA di\ herzen,
  • dö er mit minen Worten sol bewegen, und sun, du solt din
  • crüze vfnemen. Ich wil mit dir wandeln alle dine wege und
  • ich wil dir eine reine juncfröwe zu einer mftter geben, de du
  • die unedel menschheit dest erlichcr mäht getragen. Do gieng
  • die schöne proccssio mit grossen fröden harnider in das templum
  • Salamonis, do wolte der almehtigc got nun manode ze herberge
  • wesen.
  • X. Von dem passio der minetiden sele die ät von gotte hat, wie
  • si vfstdt und in den hiihel varL tWe XXX partes habet.
  • In warer liebi wirt die miilende sele verraten, in der srtf-
  • zunge na gotte. 8i wirt verköffet im heiigen jamer nach siner
  • liebi, si wird gesftchet mit der schar der manigvaltigen trehnen
  • na ircm lieben herren, den bette si also gerne. Si wirt gevangen
  • in der ersten künde, so got si küsset mit süsser einunge. Si
  • wirt angegriffen mit manigen heiigen gedanken, wie si ir fleisch
  • getöde de si nit wenke. Si wirt gebunden mit des heiigen
  • geistes gewalt, und ir wune wirt vil manigvalt. Si wirt gehals-
  • schlaget mit grosser vnmaht de si des ewigen lihtes sunder un-
  • derlas gebruchen iiit mag. Si wirt vor gerihte gezogen in
  • 72 Dritter Theil.
  • bibender schemeude, das got ir von ir sündeu vleken ist so dike
  • vromede. Öi antwurtet och zft allen dingen helekliche und mag
  • das nit erliden, de si sieh mit jeman argliehen begrife. Si wirt
  • georsehlaget vor gerihte, weile si die tüfel geistlich anvehtent.
  • Si wirt ze herode gesant, wene si sich selber untüre und vn-
  • wirdig bekefiet, und versmehet sich selber mit den grossen herren
  • al irer danken. Pylato wirt si wider gegeben, wene si mfis
  • irdenscher dingen phlegen^ si wirt geschreiget, gesclagen mit
  • grosser sere, weiie si sich müs ze irem lichame keren. Si wirt
  • enkleidet mit de phellere der schönen mine. Si wirt mit manig-
  • valtiger trüwe siisseklich gekrönet, weile si des geret, de ir got
  • alles ires kumbers niemer me gelone, jo vf de höliste ze sinem
  • lobe. Si wirt verspottet mit heiiger italkeit, weiie si so ven*e
  • in got verdolet, das si verlüret irdensche wisheit. So knüwet
  • man für si in grosser smacheit, weile si sich in der kleineu
  • demütekeit vnder aller creature füsse leit. Ir ögen werden ver
  • bunden mit irs lichämen vnedelkeit, wan si so sere in ir vinster-
  • nisse gevangen leit. Si treit ir crütze in einem süssen wege,
  • wene si sich got werlich in allen pinen gibet.
  • Ir höbt wirt gesclftgen mit einem rore,
  • Weiie man ir grosse helikeit glichet einem tore.
  • Si wirt au dem crüze so vaste genegelt mit dem hamer der
  • starken miile löiFe, de si alle creaturen uit mögent wider gerftflfen.
  • Si dürstet och vil sere an dem crüze der miile, wan si trunke
  • vil gerne den luteren win von allen gotzkinden.
  • So koment si al mit alle
  • Und schenkent ir die galle.
  • Ir licham wirt getödet
  • In der lebendigen mine,
  • Wefie ir g-eist wirt geh6het
  • lieber alle menschlich sine.
  • Nach disem tode wirt (vart) si zu der helle
  • Mit irer mäht und tröstet die betrubeten seien
  • Mit irme gebette von gotz guti
  • Sunder irs lichämen wissenhaft.
  • Si wirt gestochen von einem blinden
  • Der vnschuldiger mine durch ire siten
  • Mit eime s&ssen spere; >
  • Da vliessent vs irem herzen manig heiig l^e.
  • Cap. XI. 73
  • Si hanget öch hoch in dem süssen luft des heiigen geistes,
  • gegen der ewigen suficn der lebendigen gottheit an dem crnze
  • der hohen mifie, das vollen dürre wirt von allen irdenschen
  • dingen. So wirt si defie in einem Keligen ende von irem orütze
  • genomen. 80 spricht si: Vatter enphahc minen geist. Nu ist
  • CS alles vollekonien. Si wirt geleit in ein bcsclossen grab
  • der tieflfen demütekeit, so si sieh steteklicli die vnwirdigoste
  • weis under allen creatiiren. Si stat öch vf vrolicli an eim oster-
  • tage weile si mit ireme lieben hat gehabet in dem notlichen
  • brütbette ein süsse mineclagen. So tröstet si ir juncherre des
  • morgens frü mit Marien, wene si enphät von gottc dii wäre
  • Sicherheit, de got alle ir sünde in der miile rüwe hat vertilget.
  • Si kunt zft iren jungem wider in beselossener tür, weüe ire fVnif
  • sine die heiigen gotzlere so dikke vorsaget. So gät s! vs von
  • Jerusalem des heiigen crlstantümes mit manger tugenlicher schar.
  • So betrübet sich der lichame, der mit allem sinem wesende nach
  • aller siner unedelkeit gerne allen sinen willen neme. So spricht
  • si: Ich bin twer meister, ir sönt mir volgeu und in allen dingen
  • gehören. Vöre ich nit zu minem vatter, ir belibct alse toren.
  • Vi vert öch vf in den himel, wene ir got in heiiger wandelunge
  • alle irdensche ding benimet. Si wirt enphangen in einer wissen
  • wölken der heiigen beschirmunge, wefic si mifiecliche vert und
  • vrölich widerkunt ane allerleie kumber. So komeut die engel
  • wider und tröstent die man von galylea, wene wir gedenken
  • an gots vserwelte fründe und an ir heiig bilde. Dise marter
  • lidet ein jeglich sele, die in heiiger temperunge alles irs tündes
  • ist werlich durchvlossen mit warer gotzliebi.
  • XL Zwischent got und der mineuden sele sint alte ding schone,
  • Wene die minende sele sihet in den ewigen Spiegel, so
  • spricht si: herre, zwischent dir und mir sint alle ding schone,
  • und zwischent dem tüvel und siner brflt, der verdampneten sele,
  • sint alle ding egensclich und also griiwelich, weüe si gedenket
  • an den mineklichen Jesum, so erbibeüet si und wirt irüüwet
  • alle ir hellepin.
  • 74 Dritter Theil.
  • XIL Du soll loben danken und geren und bitten. Von dem
  • lühtere und dem Hellte.
  • Eia lieber herre, wie arm ich doch was, do ich aller diser
  • Worte nit^mohte gedenken, noch gebettcn, noch minen. Do
  • kriegete ich doch zft dir mit minen eilenden siüen und sprach
  • alsust; Eya lieber herre, wamit sol ich dich nu eren? Da
  • sprichestu den vnwerdosten zu, den du je geschüffe alsust: Du
  • solt mich loben miner getrüwen beschirmunge. Du solt mir
  • danken miner milten gaben. Du solt geren mines heiigen Wun-
  • ders. Du solt bitten vmb ein gut ende.
  • Do vragete du sele mit edelen worten: Vil lieber, was Wun-
  • ders sol ich geren? Dis müs ich ftirbas al weinende scriben.
  • Got helfe mir allercrmesten menschen, das ich mit Jesu hübe. —
  • Do sprach min lieber alsust: Ich wil das lieht vf den lühter setzen,
  • und allü du Ögen, du de lieht angesehent, den sol ein sunderlich
  • stralc schinen in de oge ir bekantuisse von dem lichte. Do
  • vragete du sele mit grosser vndertenekeit ane vwhte: vil lieber,
  • wie sol der lühter sin. Do sprach vnser herre: Ich bin das
  • lieht und din brüst ist der lühter.
  • XIIL Von sehazehenhande mine.
  • Du milte mine von heiiger barmherzekeit
  • Vertribet ital ere und die bösen krankheit.
  • Du wäre mine von gotlicher wisheit
  • Bringet genügunge und vertribet die unlobliche girheit.
  • Diemütigü mine von heiiger einvaltckeit
  • Gesiget alleine vber die hoffkrt
  • Und bringet die sele mifc gewalt
  • In heHge wäre bekantheit.
  • Die stete *) mine von guten sitten
  • Mag keiner valscheit gephlegeo.
  • Du grosse mine von kCiner getat
  • Weis ir in allen dingen guten rat.
  • Die beuintlich mine von gottes heimlicheit
  • Verblendet dis ertrich sunder arbeit.
  • Du gebunden mine von heiiger gewonbeit
  • Du rüwet niemer und lebt doch in ir selber sunder arbeit
  • ') Handschrift: steste.
  • Cap. XII— XIIII. 75
  • Du ingcnde mine von grosser vbci*flüf,
  • Du liget mIIo stille und ir sint alle ding bitter sunder alleine got.
  • Du rüffende mine von edeler vngedult
  • Die swiget niemer und si hat seleklich vergessen aller schult. ^
  • Die dütesche mine von gotz lere.
  • Du b6get sich noch zu einem kinde vil gerne.
  • Du schöne miüe von hoher gewalt,
  • Dd iungert du sele und der lip wirt alt.
  • Du minekliche mine von offener gäbe
  • Vertilget des suren hcrtzen clage.
  • Du verborgen mine treit türen schätz
  • Von gutem willen in heiiger tat.
  • Du clare mine von spilcnder flüt
  • Tut der sele süsse not;
  • Si todet si öch sunder tot.
  • Dd windesche mine von vbermaht,
  • Das ist die nieman gedulden mag.
  • XIIIL Von zwein valschen ttigevden, swer du ine wone( der lebet
  • der lugenen.
  • Ich ban einen meister, de ist der heiig geist, der lert mich
  • vil sanfte was ich wil, und das ander behaltet er mir. Nu
  • spricht er alsust:
  • Die wisheit sunder vestenunge des heiigen geistes,
  • Die wirt ze jungost. ein berg des hohen mAtes.
  • Der vride sunder baut des heiigen geistes,
  • Der wirt vil schiere ein itel tobekeit.
  • Diemät snnder vür der mine
  • Wirt ze jungost ein offenbarü valscheit
  • Du rehtekeit sunder tieffi gotz diem&tekeit
  • Die wirt vf der stat ein grüwelich has.
  • Armät mit steteklicher girheit
  • Das ist in- im selber ein süntlich vbci-fl&ssekeit.
  • Du grüwelich vorhte mit warcr schult
  • Bringet egestlich vngedult.
  • Schöne gelas mit wolves siöcn
  • Des werdent die wisen schier in ine.
  • Heilige gerunge von ganzer warhcit.
  • Das geschichet nieman sunder arbeit.
  • Gütlich leben sunder bagen
  • De wirt zu unätzcn dinge vil tragen. ')
  • ) Handschrift: tr&gc.
  • 76 Dritter Theil.
  • Du vermessen tugcnt ano gotzgabe
  • Du wirt mit dem hohen mfite versclagen.
  • Schöne gclübde snnder trüwe tat,
  • De ist valschcit und des tüvels rat.
  • Gdte trost sunder wäre Sicherheit ,
  • Der sele und des heiigen gcistes volbArt,
  • Der wirt an dem jungosten ende ein vnvrölich tot..
  • Grosse gedult sunder neigunge des herzen in got
  • Das ist ein heimlich schuld,
  • Wan alle, di\ an allen dingen
  • In gotz warheit mit hangen t,
  • Die müssen dem ewigen gotte
  • iMit grosser schände entvallen.
  • Die miiie sunder müter der demütekeit
  • Und sunder vatter des heiigen vorhten,
  • Die ist vor allen tilgenden verweiset.
  • XV. Mit nlit tilgenden soltu gän zu gotfes tische. Mit den
  • ISst'f 'fanden loset ein mensche sibenzlg fitsend seien von dem
  • gvuwelichen vegefüre, de mamgvaltig ist.
  • Die vil torehfig;en beginen, wie sint ir also vrevele, de ir
  • vor viiserm almehtigen rihter iiit bibenent, w^ene ir gotz lichamen
  • so (likke mit einer blinden gewonheit nement! Nu, ich bin die
  • niiiistc vnder vcli, ich müs mich Schemen, hitzen und biben. In
  • einer hohgezit w^as ich also verblödet das ich sin nit getorste
  • nemen, wan ich mijier besten fromekeit vor sinen ogen scheme.
  • Dil bat ich minen vil lieben, de er mir sin ere daran wölte wisen.
  • Do sprach er: Werlich gast du mir vor mit demütigem jamer
  • und mit heiigen vorhten, so müs ich dir volgen als die hohe
  • flüt der tieffen mülen. Gast du mir aber gegen mit blüender
  • gerunge der vliessender mine, so müs ich dich gemüssen und
  • mit miner gotlichen nature berüren als min einige künigine. Ich
  • müs mich selber melden, sol ich gotz gute werlich mögen ver-
  • bringen. De hinderte mich werlieh nit mer dene einen heissen
  • ouen das hinderte, das man in al vol wisser simelen Schübe.
  • Do gieng ich zu gotz tische in einer edeln schar. Die bewai-ten
  • mich viltrüwelich und hielten mich doch vil sere ze vare. Du
  • warheit zfigete mich, die vorhte schalt mich, die schäme geiselte
  • mich, die rüwe vertumete mich, die gerunge zog mich, die
  • Cap. XV. 77
  • mine fflrte mich, der cristangelöbe schirmete mich, die getrüwe
  • meinange zft allen guten dingen bereite mich, nnd allü minü
  • guten werk schrüwen waffen vber mich. Der gewaltige got
  • enpfieng mich, sin reine menscheit vereinete sich mit mir, sin
  • heiliger geist tröste mich.
  • Do sprach ich: herre, nu bist du min, wan du bist mir
  • hütte gegeben, und öch an der stat do man spricht: Pner natns
  • est nohis. Nu gere ich, herre, dines lobes und nit difies fromes,
  • also de hütte din here Kehame den armen seien ze trost kome.
  • Du bist werlich min, nu solt du, heiTC, hütte den gevangenen
  • ein lösepfant sin.
  • Do gewan si also grosse mäht, de si in ffirte mit siner
  • kraft, nnd kamen an ein so gnhvellch stat die min oge je gesaeh,
  • 80 eigesclich ein bat gemachet, gemischet von für nnd von beche,
  • von pfüle, roch und stänke. Ein dike vinster nebel gieng dan\ber
  • als ein swarzü hüt gezogen. Da lagen die seien iile gelich als
  • die krotten in dem horwe. Ir geschöpfuisse war menschen
  • geltch, si waren doch geiste und hatten des tüvels gelichnisse
  • an in. Si sutten und brieten mit einander. Si schrüwen und
  • hatten unzallich jamer vmb ires fleisches willen, das si so tieffe
  • hat gevellet. De fleisch hatte verblendet iren geist, danmibe
  • sutten si allermeist. Do sprach des menschen geist: herre,
  • wie mange ist diser armen, du bist min wäre losepfant, du mftst
  • dich nu erbarmen. Do sprach vnser herre: Der ist ane menschen-
  • zal und du mäht ir zal nit begriffen, diewile din fleisch irdenshen
  • teil mit dir haben sol. Si sint alle zerbrochenü vas gewesen
  • und haut in ertrich geistliches lebenes vergessen. Si sint von
  • allen lebene und von allen landen.
  • Do fragete der menscheliche geist: Eya lieber herre, wa
  • sint die klosenere, der wirde ich hier keiner gewar? Do
  • antwurte vnser herre: Ihre Sünden waren heimlich, nu sint si in
  • disero gründe alleine mit den tüuelen gebunden. Do betrfibete
  • sich des menschen sele vil sere und leite sich vf die fasse vnsers
  • vil lieben herren und gerte krefteklich arbeiten mineklich und
  • sprach : Vil lieber, du weist wol was ich gere. Do sprach vnser
  • herre: Du hast mich mit rehte harbraht, ich lasse si nit unfoedaht.
  • 78 Dritter Theil.
  • Do stünt vmbe si ein vil grossü schar der täfeln, die ir
  • pflagen in dem ungesegenten l)ade. Die waren öeh fiber min
  • zal, die si riben und tvvügen und vrassen und gnägen (nagenj
  • und si mit fürinen geisein sehlügen. Do sprach inen des menschen
  • geist also zu: hörent ir sündenfresse (freise?), sehent an das
  • lösepfant, ist es iht türe das üch daran begnüge. Do erschraken
  • si al bibende in grüwelicher schemede un sprachen: Ja, nu vörent
  • si von hinan. Wie vnselig wir sin! wir müssen vch der warheit
  • jehen. Do gap unser herre einen süssen wünsch der armen
  • seien us sinem götlichen herzen. Do hüben si sich vs mit
  • grossen fröiden und liebe. Do sprach die frombde sele: Eya
  • vil lieber herre, wa s5nt si nu hinkeren? Do sprach er: Ich
  • wil si bringen uf einen blümenberg, da vindent si me waüe deüe
  • ich gesprechen küne. Do dienete in vnser herre und was ir
  • kamrer und ir villieber geselle. Do seite mir vnser herre , das
  • ir da sibenzig tusent wenn. Do vragete aber die sele, wie
  • lange ir pine weri. Do sprach vnser herre: Iure drissig jaren
  • kamen si nie zu iren licbamen und zehen jar selten si noch
  • ze pine wesen, were ein so edel pfant für si nit gegeben. Die
  • tüfel fluhen, si getorsten es nit nemen. Vil lieber, sprach aber
  • die sele, wie lange söllent si hie wesen? Do antwurt unser
  • herre und sprach: als lange als uns gut dunket.
  • XVI , Nach der gäbe volget geissele und nach der amacheit ere»
  • Diso sele ermanet vnsern herren siner alten werten alsust:
  • Herre, du hast gesprochen, es si enkein gäbe vf disem ertrich,
  • da lige ein geisel uffe. Das hast du mir vorgeseit mit dins
  • selbes munde und hast mir es nachgeleistet zu maniger stunde.
  • Du seitest mir och vor über sehs jar, mich selten geistliche lüte
  • noch vil sere versmahen; das tünt si nu vlisseklich und haut es
  • dikke arglich getan. Ist dis, hen*e, das wunder, des ich geren
  • sol. Do antwurte mir vnser herre und sprach: Min vatter gab
  • mir die gewalt siner warheit und gab mir du Wissenschaft siner
  • heUkeit, und danach gab er mir vil manige smaheit. Aber
  • danach gab er mir grosse ere und unzellich wirdekeit. Alsust
  • wil ich dir geben min heiig drivaltikeit.
  • Cap. XVI— XVII. 79
  • XVIL Von eis geistlichen menschen vegefurj von siner funfhande
  • helfe vs der pine vnd von edelkeit predier- ordert.
  • In pinen hnn ich öch gesehen einen geistlichen man;
  • ZA dem hatte ich bi sinem leben gilten wan.
  • Ich bat dric manode fi\r sine sele
  • Mit herzeh'cher serc,
  • De im das nie mohte geschehen,
  • De ich sine not mohte besehen.
  • Untz an dem abcnt in dem jüngsten tage.
  • Als er ßinen geist vfgap, do wart er mir vil schiere gewiset
  • in minem ^ebetc, de ich für die armen seien tet. Ich sähe (in)
  • alleine und sine pine mohte er mir nit erzögen. Er was bleicher
  • varwe in einem wissen nebele. Do vragete ich: we, warumbe
  • bistu nit ze hiinele? Do antwurt er al mit verborgen worten in
  • rüweclicher schäme, und er las ein bftch al weinende und alle
  • die wort schrieteO; das loichte über tn, und dazu allü du buch,
  • d& er je hatte gelesen. Do sprach er: Mir war zu der weit
  • alze liebe an gedenken, worten und gelässe. Zwene drakken
  • lagen zfi sinen fassen, die sugen im aller den trost vs, den er
  • enphahen solte von der heiigen cristanheit wider den sincranken •)
  • gehorsam, das er sunder not nach sinem willen und nit nach
  • siner prelaten lere wolte gan. Ich vragete in: Wa sint dine
  • viende, die dich selten pinegen? do antwurte er: Von der edel-
  • keit mines ordens mohte mich nie kein tüfel berfiren. Ich hatte
  • grossen strit in minem lichamen, und ich hatte eines dinges
  • willen, were de voilegangen, das were vil unnütze gewesen,
  • dammbe lies mich got nit langer leben. Ich brine in mir selber,
  • min eigen willen müs mich qwelen. Do vragete ich: Eia sag
  • mir, wamitte mag man dir helfen? Do sprach er: Der mir ein
  • jar alle tage hundert venien und zwölf disciplinen und vil trehnen
  • mit rüwigem herzen us reinen ögen gebe, das solte min büsse
  • sin und wesen. Messen sol man doch lesen. Eya, sage megden
  • und priestem, de si wellen für mich bitten. De ende miner
  • pine wil ich dir nüt sagen, wan ich wil mlne brädere damit nüt
  • **) Handschrift: sieranken.
  • 80 Dritter Theil.
  • betr&ben. Nu var von mir. Do enpfieng er des tüfels gelich-
  • nisse an sich unde brante und wart stnme gegen mir.
  • XVI IL Von des ritters airite mit vollen waff&i\en wider die
  • begervnge.
  • Ich bat für einen menschen, als ich was gebetten, de im
  • got des lichamen berürungc wölte benemen, de doch ane Sünde
  • geschiht, des der b6se wille dazu nit bringet. Do sprach vnser
  • hen-e: swig. Behagete dir, de du ein ritter were mit vollen
  • wafFenen und von edeler kunst unde mit warer mankraft und
  • mit geringen henden, de der lidig were und versuraet« sines
  • herren ere und verlüre den riehen solt und den edeln lobes
  • schal, den beide, der herre und der ritter in den landen behaben
  • sol. Mere, wa aber were ein ungetrierter man, der von vngetete
  • nie ze strite kam, wolte der in füreten tumeien komen, dem
  • were schiere sin lip benomen. Darumbe müs ich der lüte
  • schonen, die so lihte ze valle koment. Die lan ich striten mit
  • den kinden, vf de si ein blftmenschappel ze lone gewinen.
  • XIX, Von zweierlete ai^men lüten, (die) minenklich unde piidlche
  • arme eint.
  • Ich habe zwöigerleige lüte arm gesehen, die einen sint
  • minenklich arm und haut jemer angst, de inen ze vil werde
  • diser armen erden. Die andern sint ane iren dank vil pinlich
  • arm und löffent jemer vmbe und haut grossen angest, de tn nit
  • möge werden diser armen erden. Hie zft antwui-t vnser herre
  • und spricht: Die pinlich armen stant in miner gerehtekeit, wan,
  • betten si vil irdenscher dingen, si w61ten mich doch nit wider
  • mineklieh minen noch heileklich bekeüen, darumbe mäs ich si
  • mit dem hertosten gewinnen. Den mineklieh ai'men gib ich me
  • dene si getörren begeren, wan ich mag den stob an in niter-
  • liden, de si sich mit irdenschen dingen ze verre besweren, und
  • ich gere, de ir herze jemer offen stände gegen mir, und de ich
  • ane hinderunge und ane vnderlas möge lühten und schinen dur
  • das miue.
  • Cäp. xvm— XX. 81
  • XX. Von fönf propheten die die buch ei^liUitent
  • Unser herre hat mir gelobet^ er welle das bAch erlühten
  • mit fftnf liehten: Moyses grosse heimliclieit und sin heiig arbeit
  • und sunderliche smacheit^ die er ane schulde treit und sine erlich
  • zeichen und sin sAsse lere, und das yserwelte minereden; das
  • er dikke gegen dem ewigen gotte yf dem hohen berge tet. Das
  • sol alles ein liht wesen und got hat und wil mir de geben^ das
  • ich dnr aller miner vienden b5sen list in siner beschirme ane
  • schuldige scheme sol gan und mineklich sweben. Als Moyses
  • mit sinen frAnden tet dur de rote mer. Und pharao und sin
  • frAnde,
  • Die s6nt vns nit volgen alze verre.
  • we, wie sint si ertranken in disem mere!
  • Eya erbarme dich, lieber herre,
  • De unser viende sich bekeren!
  • EAnig David ist in disem bAche das ander liht mit dem
  • salter ; da ine er vns leret und klaget , bittet , manet und got
  • lobet.
  • Salomones wort lAhtend und sine werk nit^ wan er selber
  • vervinstert ist, in dem bAche eanticiS; da dA brut so trunken
  • knene vunden ist und der brAtegöme so rehte nötlich ir zA
  • sprichet: du bist alles schöne ^ min Mndine und kein flekke
  • ist an dir. ,
  • Jeremias lAhtet 5ch sin teil; do er sprichet von unser
  • fröwen heimKchkeit.
  • Wan also het mir got geseit.
  • De hette die later küscheit.
  • Die höhl der mifie und de er die marter leit
  • In eristanen geloben,
  • Den er nie gesach mit sinen fleischlichen ögen«.
  • Daniel lAhtet öeh in wunderlicher >visheit; das im got von
  • gnaden vnder allen sinen vienden gab die spise an sele und an
  • libe. Also ze glicher wis ist mir unwirdigen in minen nöten
  • geschehen.
  • Des hant mine viende ein kleine gesehen
  • Und mögent das nit erliden
  • Darumbe geben si mir manige pine.
  • H. Mechthild. 6
  • 82 Dritter XheU.
  • XXL Von der helle, tote si drä teil hat. Wie lücifer und sehs-
  • izehenhande Mte sint gepinet. In wirt kein helfe. Von lucifers
  • cleide.
  • Ich habe gesehen ein staf,
  • • Ir narae ist der ewige hass.
  • Si ist gebnwen in dem nidersten abgronde
  • Von manigerlei steine der hSptsünden.
  • Die hoffart war der erste stein,
  • Als es an Incifer ist wol schein.
  • Vngehorsami, böse gitekeit, vberessen, unküschekeit^ das
  • 'waren vier stein vil swere, die sante allerersten vnser vatter
  • Adam dar.
  • Zorn, yalscheit und mansljaht,
  • Die drie steine hat caym darbraht.
  • Lugi, verratenlsse, verzwivelen,
  • Die sich selben machen h'blos, *)
  • Mit disen vier steinen mordete sich 8eh der arme Judas.
  • Du Sünde von sodoma und valsch lielikeit,
  • De sint die notlich winkelstein^
  • Die an dem werke sint geleit.
  • < Du stat ist gefouwet mänig jar,
  • We allen den, die ir helfe senden dar!
  • Je me si da hinfür sendent,
  • Koment si selber nach, si werdent
  • Dest mit merer schaden enpfangen.
  • Die stat ist alse verkert, de je die hohsten sint gedrdent
  • in die niderste, und unedelste stat. Lucifer sitzet in dem nider-
  • sten abgrunde mit siner schult gebunden ^ und inii flüsset ane
  • vnderlas von sinem fürigen herzen vs und usser sinem munde
  • alle die sünde, pine^ suche und schände^ do die hellC; de fegfür
  • und dis ertrich so jemerlich mitte ist bevangen.
  • In dem nidersten teil der helle ist de für und die rinster-
  • nisse und stank und eisunge und allerleige pine allergrost, und
  • j^a sint cristanlüte na iren werken ingeordent. In dem mittelen
  • teile der ist allerleie pine meslichor. Da sint die Juden nach
  • ') Handschrift: liebkoa.
  • Cap. XXI. 83
  • iren werken ingeordent. In dem oberosten teil der helle ist
  • allerleie pine allermiiiest, und da sint die beiden nach iren
  • werken ingeordent.
  • Die neiden clägen alsust:
  • we, betten wir gehabet ein e
  • So were vns nit eweklich sust grftslichen we!
  • ' Die jaden clagen öch alsus:
  • P we, betten wir gotte gevolget an Moyses lere,
  • Ho weren- wir nit verdampnet alsus serel
  • Die eristan klagent nocb mere,
  • Das si die grossen ere
  • Von mütwtUea bant verlorn, . '
  • Do «i GbriBtus mit grosser liebi bette zA erkorn.
  • Lucifer aebeu si ane vnderias mit grossem jamer an,
  • Und mftssent offenbar mit all irer schuf de nakent ffir in gan.
  • we/ wie sehen tlieh werden si von im empbabnl
  • Er grüss^t.si grüwelich un^ spricht bitterlich:
  • „Ir verfluchten mit mir,
  • Was fröden sucbtent ir hier? ')
  • ' Jodi gehoHent ir nie gut von mir gesagen;
  • Wie ipochteat ir ^eh dene sowol behagen?^
  • So begriffet er den homfttigen allererst nnd druket in vnder
  • sinen zagel und spricht alsust: Ich bin nit so versunken^ ich
  • welle es nodii f her dich han. Alle die sodomiten varent im
  • dur sinen hals und wonent im in sinem buche. Wene er sinen
  • atten röhet so varent si in sinen buch, wene er aber hustet, so
  • varent si wider vs. Die valschen heiigen setzet er in sine schos
  • niid kfiss€^t -si vil grüwelich und spricht: Ir sint min genos. Ich
  • was 5ch mit der schönen ralscheit bezogen, danä sint ir alle
  • betrogen. Den wocherer naget er ane vnderias, und verwisset
  • im, de er nie barmherzig wart. Deü röber beröbet er selber
  • und bevilhet in defie sinen gesellen, das si in jagen und schlahen
  • nnd keine erbermede ftber in haben. Der diep hanget mit sinen
  • fuessen vf und ist in der helle ein lühteväs ; die vnseligen sehent
  • doch nit deste bas. Die hie zesamen sint vnküsche gewesen,
  • die mAssen vor Intzifer in solicher ahte gebunden ligen ; kunt er
  • aber alleine dar, so ist der tüfel sin gumpan.
  • *) fiaindscfarift : hie.
  • ^'
  • 84 Dritter Theil.
  • Die yngelöbigeu meister sitzent vor lutzifers ftssen, vf das
  • si iren ynreinen got re}it ansehen müssen. Er disputieret öcfa
  • mit in, de si geschant werden müssen. Den gitigen fiisset er,
  • wan er icmer wolte haben mer. Als er in dan verslukket hat,
  • so tut er in dur sin zagel vam. Die morder m&ssent blutig
  • vor im stan, und mfissent fürig swert sclege von dem tüfel
  • empfön. Die hie des grimen hasses enpflegent, die mässent da
  • sin trisemvas wesen, und hangent iemer vor siner nasen. Die
  • hie den vberatz und den vbertrank so flisseklieh begant, die
  • m&ssent mit ewigem hunger vor Lutzifer stan und essent glAien-
  • dige steine. Ir trank ist swebel und bech. Da wirt alles sür
  • wider süssen geben, wir sehen wes wir hie pflegen. Der trege
  • ist da mit allen pinen beladen. Der zornig wirt da mit fürinen
  • geisselu gesclagen. Der vil arme spilman, der mit hohem mute
  • süntliche italkeit machen kan, der weinet in det helle m6 trehnen,
  • dene alles wassers si in dem mer.
  • Ich sah vnder Lueifer der helle grünt, das ist ein hart swarz
  • vlins stein, der sol tragen das werk iemer mere. Alleine die
  • helle hat weder grünt noch ende, si het doch an der ordenunge
  • bede tiefi und ende.
  • Wie du helle brinet und in sich selber gremet, und wie die
  • tüfele sich mit den seien vnderschlän, und wie si siedent und
  • bratent, und wie si swiment und wattent in dem st^ake und
  • mftre, und in den wurmen und in dem pftle und wi si badent
  • in swebel und bech — das m5gent si selber, noch alle creature,
  • nie mer volle sprechen. Do ich von gotz. gnade ane arbeit diso
  • not hett gesehen, do wart mir armen von stänke und von vn-
  • irdenischer hitze so vil we, de ich nit mohte sitzen nodi gan,
  • vnde was aller miner fünfe sine vngewaltig drier tage, als ein
  • mensche den der tunre het gesclagen. Min sele leit do doch
  • keine not, wan si hatte der stihte dar nit braht, die da heisset
  • der ewige tot. Doch were das müglich de ein reinä sele dabi
  • in were, de were tu ein ewic lieht und ein grosser trost Wan
  • da vnschuldige sele mfts von nature iemer lAhten und schineni
  • wan si ist gebom usser dem ewigen liebte sunder pine. Nimet
  • si aber des täfels glichnisse an sich, so verlAret si ir schdn lieht
  • Cap. ZXI. 85
  • Mag in der ewigen helle von gcbette
  • Von almftsen, den verdampneten ein einig trost komen.
  • De han ich nit vernomen,
  • Wan si aint Btetekllch in so grimeklichcm mAte,
  • De inen grdwelt vor allem gAte.
  • Na dem jangesten tage sol lucifer
  • ^B nAwe kleid anziehtün,
  • De ist gewahsen in sich seihen
  • Vsser-dejn miste aller vnfletigen sünden,
  • Die je menschen oder engel brahtc in künde,
  • Wan er ist das erste vm aller sündc.
  • So ist er defie enbnnden,
  • Und ist doch sin griAi und sin vrcislicheit
  • An aHen seien nnd in allen tüfeln also gemischet,
  • Das man siner gegenwürtekeit niena vermisset.
  • So sol er sich ze stunden derinten (sie) also gros und sin
  • grang wirt im vil wit; da versinket er mit eime zuge sines
  • atemes ifie die tüfel; jnden und heiden. Denoch hant si ire
  • volle Ion in sinem buche und ir sunderliche hochgezit. We defle
  • sele und lip! das menschenmunt hie von nit gesprechen mag!
  • Das ist alles niht vrider der vnzellicher not, die in da geschiht.
  • Wan werlich ich mag des nit erliden, de ich so lange gedenke
  • daran als man gesprechen mag Ave Maria. we, also grdwe-
  • lieh ist es da!
  • Die helle hat ein höbet oben, de ist also vngefflge und hat
  • an im vil manig 8ge grAwelich, da die flammen vs slahent und
  • die armen seien al vmbevahent, die do in der vorburg wonent,
  • do got adam und ander vnser vetter vs hat genomen. De ist
  • na das grössest vegfür, dar ein sonder mag komen. Da han ich
  • gesehen bischofe; vögte und grosse herren in langer not mit un-
  • zellicher sere. Alle die dar koment, kume hat in got die ewige
  • helle benomen, wan ich han nieman da funden, der an sinen
  • ende je luter bihte gesprach mit sinem fleischlichen munde. Do
  • tn von des todes nature die vsseran sine wrden benomen, do
  • lag der licham stille, noch da hatten sei und lip einen willen.
  • Do hatten si verlorn die irdenische vinstemisse, do gab In got
  • in de schulene wäre bekantnisse! wie enge ist da der weg
  • zu dem himelriche! Do sprach die gemeinschaft libes und sele
  • noch den vngescheiden alsust: Warer got, begnade mich, min sände
  • S6 Dritter Theil.
  • sint mir werlichen leit. Das ist ein kurze stunde, in der hat got
  • vil manig offenbar verloren sele heimlichen widerfunden; Ich han
  • des nit funden, de dis je menschen geschehe, er hette etwas gutes
  • mit gutem willen getan. Die tüfel fürent die befleketen seien von
  • dem licham zu dem vegefür, wan die reinen engel mögent si
  • nit berären, diewile si in einer klarheit inen nit gelieh schinent.
  • Ein sele mag aber in ertrich die helfe han von jrändeo,
  • Das es die tüfel wol bewaren^
  • Das si die tüfel jemer angeaaren. v
  • Ist si sere schuldig, si müa doch lindere pine haben,
  • Das mag si alles bas betragen,
  • Wan de si die tüfele müstin gevangen
  • Und ane vnderlas ze spotte haben. ^
  • Do vnsere heilige vettere zft der helle ffiren, das si mit in
  • brahten, de was wäre hoffunge in kristan gelpben mit heiiger
  • ^otzliebin vnd vil manigi diemfttigü tugent und getrüwi arbeit.
  • Alle fftren si ziV der helle, si waren doch zft dem himelrich
  • bereit; do mohte inen in der helle nit geworren, das si mit in
  • brahten, de mftste si da brenen. De was die miäe, die sol
  • eweklich brenen in allen gotzkinden.
  • Komen si zu dem himelrich niemer,
  • Dis hat got alsust gemessen:
  • Was wir mit uns hinan füren,
  • Das müssen wir da trinken und essen.
  • Aber die versumeten, die mit so grossen Sünden
  • Nu vngewandelt von hinan varent,
  • Die mogent es niene vnverdampnet han so böse,
  • So vor der helle munde,
  • Da ze allen stunden
  • Lucifers atem mit aUer pine ussciät, ,
  • Und fii so jemerlich dnrgat,
  • De die armen so sere vereinet sinf
  • In der flame und in dem manigvallig^n grime,
  • Als die vil seligen vereinet warent
  • In der suessen bekanten gotzmiiie.
  • Ich sach da aller fröwen nft meris
  • Dan die hohen fürsten, die hie allerleie sünde
  • Glich mit den fürsten mineten. .
  • Du helle hat öch oben vf irem höbet einen munt.
  • Der stat offen ze aller stunt.
  • Alle die In den munt komen,
  • Den wirt der ewig tot niemer me benomen.
  • Cap. XXI— xxn. 87
  • XXlL Ich %an (gehört) von gotz harmherzekeit , von siner
  • hekorunge und gerehtekeit.
  • Ich han so vnmessige barmberzekeit von gotte gebort und
  • gesehen äc idi sprach: Herre wie mag dis geschehen?
  • Joch ist din rehtekeit diner barmberzekeit genos,
  • Wie ist din gftti alsast gros?
  • Do spraeb vnser berre ein vilgetrüwes wort alsns:
  • Ich sage (ttr bi minet götüchen trüwe,
  • Pas der me ist in der beh'gen cristanheit
  • Die. von dem munde ze himelrich varent,
  • Defi[e der sie, die zu der ewigen helle varent.
  • Die rehtekeit hat doch stete ir gewatt.
  • Swas ir mit schulden vorgevallt.
  • De wirt ir von mir niemer benomen.
  • Ich wü aber allererst als eiii vatter zu der bcswerten sele komen.
  • Hab ich ft gutes vnverzwivelt von ir vernomen,
  • Das kunt von der grossen bekorange,^
  • Die ich nach minen kinden han.
  • Do sprach die sele: Eia vil lieber, woltest du mir dine
  • hekorunge sagen, vf das din lust und min gerunge überein komen?
  • Do sprach vnser herre:
  • Nu h^ wie ich bin bekort
  • Min güti und min miitekeit, min trüwe und min harmherzekeit
  • Twingent mich so sere, de ich si lasse vliessen
  • Ueber die berge des hochmütes und über die tal der diemfitekeit
  • Und vber die b&sche dar verrikeit
  • Und über die sclehten (graden) wege der reinekeit.
  • Und noch serer twinget mich min guti,
  • Dene dem b5sen menschen tut sin vngemüte.
  • Und grosser ist aber min rehtekeit
  • Dene aller täfeln bosheit.
  • Do sprach du sele:
  • Herre, din rehtekeit
  • Fuget dir als reht wol in der lebendigen warheit,
  • De si mir git unzelliche fröde ane herzeleit
  • Swar si 5ch hin schielt
  • ' So frowet sich je du warheit.
  • ' .. .
  • 86 Dritter Theil.
  • XXIIL Die kraft der gerunge benimet die wort. Jnngfr6v)en
  • mag got nit enhern, Götz angesiht vmbevahen und sin tust fAber-
  • winden tusent tSde.
  • Swer do brant in der creftigen mifie für, der mag des nit
  • erliden, de er sieh mit den Sünden iergen ergliehe (sie) kAle,
  • Eya vil lieber, wene sol dich des lusten des mich lustet? Alsust
  • sprach ein ellendlge sele, do antwurt ir dar villiehe und sprach,
  • ass er nit wiste was si wölte. Wes Instet dich? Do sprach si
  • aber: Herr, du kraft der gerunge hat mir benomen die stime
  • der werten. Do sprach er: Die juncfröwen könent nit wol vrien,
  • wan ir scheme ist von natnre edel. Do klagte si: O we herre!
  • Joch bist du mir alzelange vrömde. Könde ich dich, herre, 'mit
  • zöfere gewinen, de du nit möhtest geruhen dene an mir. Eya
  • so gienge es an ein minen, so mfistest du mich dene bitten, de
  • ich f&re mit sinen. Do antwmt er und sprach alsüst:
  • du vnbewollen tübe,
  • Nu gbüe mir des, de ich dich müsse, sparen,
  • .Di« ertrich mag ^in noch nit enbern. - . )
  • Do sprach si: Eya herre,
  • M^hte mir das ze einer stunt geschehen,
  • Das ich dich nach mines herzens wünsche mdffate angesehen
  • Und mit armen vmbevahn,
  • Din götlichen mifie lüste
  • M&ssen dar mine sele gan.
  • Als es doch mensch in ertrich mag geschehen!
  • Was ich danach liden wölte,
  • Das war nie von menschen dgea gesehen^
  • Ja tasent t5de weren ze lihte,
  • Mir ist, herre nach dir also we;
  • Nu wil ich in der trüwe stan.
  • Mäht du es herre erliden,
  • So las mich lange jamerig nach dir gän. ^
  • Ich weis de wol, dich müs doch, herre,
  • Der erste Inst nach mir besten.
  • XXIV, Zweierleie luten wirb gebotten zweierleie geist. Von
  • got und von dem tuveL Von sibenhande mine.
  • Nu wil ich vch schriben von einer waren geistlichen swester
  • und von einer weltlichen beginen, die vndersprechent sich alsost
  • Cap. xxm— XXIV. 89
  • Dt geistliche swester sprichet: Usser dem waren lihte des heiigen
  • geistes sunder herzeleit; aber die weltlieh begine sprichet vs
  • von irem fleische mit Incifers geiste, in grüwelicher arbeit
  • Zw&igerleie geistliche Iftte sint vf disem ertrich; den wirt gebom
  • zweigerleie geist. 6ot hütet sinen heiigen geist den reinen
  • geisteu; die hie lebent in getröwer heiiger meinunge alles irs
  • Wesens. Do komen zwo reine nature zesamenC; de heisse för
  • der gotheit und de vliessende wahs der minenden seien. Ist
  • da dene ein reine dahte der steter diemiUekeit, so wirt da ein
  • sch6n lieht, da man verre davon gesiht. minende sele, so
  • wirstu also riebe, das 4ic> niaman mag verarmen, und bist du
  • allerarmest Von diemütekeit wirt man rieh, von .wolgezognen,
  • von g&ten sitten wirt man edel und wolgeborn, voq mine wirt man
  • schöne und lobesam, von smacheit wirt man vil hohe in gotte
  • erhaben. Hie an gedenke, geistliche swester, und la dich nieman
  • von dinen gftten sitten triben, so mäht du heiig beliben.
  • Der tüfel bütet $ch sin^n geist den geisten.
  • Die mit hasse und mit hoehm&Hger girekeit
  • ZA den ergsten sint bereit.
  • Die wissent nit wc du mifie alles gutes treit;
  • Si werdent also arm von bösem hasse und von tüfels grifiii,
  • De es vnmü^Iich were,
  • De si jemer bevnnden oder gevolgetcn gotz mine.
  • Die getrüwe mifie hat zfl gotte ein stete lop;
  • Die gerende mine tut den reinen herzen vil jnanig süsse not;
  • Die suchende mine ist ir selbes »Heine;
  • Die bekante mine git sich allen creaturen gemeine;
  • Die lühtende mine ist noch gemenget mit tmrekeit; #
  • Du swigende mifie gebruchet snnder arbeit.
  • was si stille wirket, de es der Ijehamen nit enweis!
  • Du Inter mifie ist in got alleine stille,
  • Wafi si habent beide einen wille
  • Und ist enkeine creature so edele die si möge hindern.
  • Dis hat da bekantnissd us dem ewigen bAche geschriben.
  • Das golt wird dikke mit dem kupfer beflekket vil sere;
  • Also tut die valscheit und ital ere,
  • Die vertilget alle tugehden von des menschen sele.
  • Dd unedel sele, der zA zergenglichen dingen ist to liep,
  • De si von mifie nie erschrak,
  • Und. de got nie mineklich in ir gesprach,
  • we, leider! der ist dis leben aUes nacht.
  • »0
  • t • 1 . .
  • Dls ist das vierde bfich.
  • /. Fünf ding sont die lutern megde hdn..
  • Wilt du den maget&m zieren,
  • Den got also sere geheret hat,
  • Das er dur dine lieb! einer megde sun wart:
  • (Eya gedenke wc sprichel das!)
  • So solt du diemftteklich swigen
  • Und mineclich kumber liden
  • Und in allen stetten ., '
  • Alle din tage megdlicher schemede pflegen,
  • So mäht du an der kiischeit genesen.
  • ma^et, was dir deiie got wil geben,
  • Er wil dir ein schöner jungling wesen,
  • Und wil den himelreigen mit dir trefien.
  • O ich vnselig lamer hunt!
  • Ich hülze ^ch mit dir.
  • Prüve wie ich ,di8 meine,
  • Der luteren megde (zal) ist kleine/
  • IL Dis blich ist von gotte komen* Die seile lobet sich an mangen
  • dingen, Ir.sint zwen enget geben und zwen bSse tüfel und zwölf
  • tugenden stritent wider das vleisch.
  • Allen minen lebtagen, e ich dises bfiches began, und ©b sin
  • von gotte ein einig wort in mine sele kam, do was leb der
  • einfaligosten menschen eines, das je in geistlichen lebende er-
  • schein. Von des tüfels bosheit wiste ich nit, der weite kraöcheit
  • kante ich nit, geistlicher lüte valscheit was mir öch vnknndig.
  • '. V^-J-
  • Cap, I— n.' ^91
  • loh mAs sfHrechen got ze eren and öeh durch des b&ches lere«:
  • Xch vnwirdige günderm wart gegr&sset von dem heiigen geiste
  • in minem zwölften jare also >1iessende sere, do ich was aUeine,
  • de. ich das niemer mere möhte erliden^ das ich mich zu einer
  • grossen tßglidien sAnde nie mohte erbieten. Der vil liebe grfts
  • was alle tage und mähte mir miüeklieh leit. Aller weit s&sse-
  • keit und ere wahset noch alle tage. Dis geschach vber ein
  • un4 drissig jar.:
  • Ich wust^ von gotte nit mer denen cristanen glöben alleine^
  • und da stAnt ich je mit flisse nach; de min herze werde reine.
  • Got ist selber des min vrkAnde, das ich in nie bat mit willen
  • noch mit geren^ das er dise dinge w51te mir geben die in disem
  • bfiche sint geschriben. Ich gedahte öch nie, de es mensehen
  • möbte geschehen. Diewile ich wc bi minen tagen und bi minen
  • frömbden fründen, den ich je die lieboste wc, do hatte ich diser
  • dinge keine künde. Do hatte ich lange vor gegert, de ich sme
  • mine SQbulde wärde versmähet. Do ftr ich dur gotz liebi in
  • ein stat^ da nieman min.frAnd was, deiie ein mensche alleine.
  • Vor demselben hatte ich angest, de mir die heiige smacheit
  • uud die luter gottes liebi werde mitte entteilet. Do lies mich
  • got niergen einC; und brahte mich in so mineklicbe süssekeit,
  • in so heiige bekantheit und in so vnbegriflich wunder, de ich
  • irdenscher dingen wenig gebruchen konde. Do wart erst min
  • geist vs minem gebette bracht zwischent den hunel und dem
  • Infte. Do sah ich mit miner seien ögen in himelscher wofie die
  • schöne menscheit vnsers herren Jesu Cristii, und ich bekante in
  • an sinem heren antlüte, die heiigen drivaltekeit, des vaters
  • ewekeit, des sunes arbeit, des heiigen geistes sfissekeit Do
  • sach ich den engel, dem ich bevolhen wart in dem töffe und
  • minen tüfW. Do sprach vnser herre: Ich wil dir disen engel
  • nemen und wil dir zwene widergeben, die söllent diu in disen
  • wundem pflegen. Do dt sele die zwene engel ansach, o wie
  • sere si in diemAtiger amehtikeit erscrak, und leite sich vf die
  • f&sse vnsers herren, und dankete im und klagete im vil sere,
  • de si also vnwirdig were, de sogetane flirsten selten wesen ir
  • kamerere. Der eine engel was von seraphin, und er ist ein
  • \
  • 9t Vierter Theil.
  • mifie bre&er, und der verweneten sele ein heiig lAhter. Der
  • ander engel wc von chembin; der ist der gaben ein behalter
  • und ordenet die wisheit in der minenden sele.
  • Do lies unser herre zwen tüfel harvtir komen, die waren
  • grosse meister und waren usser lucifers sehAle genomen, und
  • warent 8ch selten vskomen. Do du sele die til grüwelich tüfel
  • angesach^ do erbibete si ein clein und Mwete sich zA ynserm
  • • herren und nam si doch vil gerne. Der eine tüfel ist ein tmgener
  • mit schönem engelschen gewete. wc von einis er mir ze
  • erste manige valsche liste vürleite! Er kam ze einer stunt in
  • der messe von der höhi hamider und sprach: Nu bin ich vil
  • schöne, wöltest du mich anbeten? Do antwurt du sele: Man
  • sol got alleine anbetten in allem g&ten und in aller not. Do
  • sprach er: Wöltest du doch vfsehen, wer ich si? Do wisete
  • beniden der luft ein schöne valsche clarheit; die mangen ketzer
  • hat verleitet, und sprach: In dem trone vf dem stftle solt du
  • alleine die höhste juncfröwe sin und ich der schöneste jungeling
  • bi dir. Do sprach aber si: Er were nit wise, der wol zu dem
  • besten keme, de er dene de ergeste neme. Do sprach er: Nu
  • du mir dich nit wilt geben, du bist also heiig und ich also
  • demfltig, ich wil dich doch anbetten. Do sprach si: Dir wirt
  • keine gnade davon gegeben, das du einen pffil anbetest. Do
  • wiset er gemalet die fünf wunden an flissen und an henden und
  • sprach: Nu sihst du wol wer ich bin; wiltu mines rates leben,
  • ich wil dir gros ere geben. Du soltost d^n lüten dise gnade
  • sagen, so keme da vil gutes von. Do sprach si und si verdros
  • vil sere sitier unnützen mere; jedoch so horte si die gerne vf
  • de si dester wiser were: Du seist mir de du got siest, nu sage
  • mir, wer dene der sie, der jetzent hie des lebenden gotz sun
  • in des waren priesters banden si. Do wolte er enweg, und si
  • sprach:
  • In dem almehtigen gotte mane ich dich,
  • Das du nu hörest mich.
  • Ich weis dine meinunge wol;
  • Solte ich allen lüten min herze sagen,
  • Es sötte ein kurze wile wol behagen,
  • So woUtestu mit flisse danach Btan,
  • Cap. n. 93
  • Das sich das spil in&Bse verschlan.
  • Das woltest da darumbe tun,
  • Das icli fiele -m zwivel und in trurekeit
  • Und in vngeldben nnd in vnkAsohelceit^
  • Und danach in ewig lierzeleit.
  • Und darumbe tust du es öch,
  • Das ich sMle wenen de ich hch'g si.
  • Das du suFt kumest zfl mir.
  • Ja da vil alter trngener,
  • Diewile das mir got bistat
  • So verlürest du alle dine arbeit.
  • Do rief er: Waffen über deinen zöuer, las mich nu von dir
  • yaren, icb wil dich niemer besweren.
  • Der ander tüfel mir wart gegeben, der ist ein fridenbrecher
  • und ein meister der heiigen {keimlichm) ynküscheit. Jedoch so
  • hat im got de verbotten; de er selber niemer zft mir mag komen.
  • Er sendet mir aber verkerte lüte ze hotten, die mir gflte ding
  • verkerent, und nement mir was si mügent mit werten miner ere;
  • öch ramet er damite, do g&te lüte zesamene sint, und redent
  • si iht Yiiütze nach ynküscher wise, so mag ich arme da nit
  • unbetr&bet hüben. Das geschah mir nie.
  • In einer naht was ich den ersten sdaf in minem gebette,
  • do kam diser selbe tüfel in dem lüfte gevaren und nam des
  • sündigen ertriches vil grosse war. Er was gros als ein rise, er
  • hatte einen kurzen zagel und ein krumbe nasen, im was sin
  • faöpt gros als ein zuber und kamen us sinem munde gevaren
  • fi&rige funken in swarzer flaffie bezogen. Do lachete er mit
  • valscher grime ein vil grüweliche stime: Do vragete in die sele,
  • wes er lachete, wc er suchte und was er pflege. Do antwurt
  • er und sprach: Ich fr5we mich doch des, sider ich dich selber
  • nit mag pinen, de ich der also vil vinde, die engel schinent
  • und es gerne fär mich t&nt, de si dich pinent. Nu spricht er
  • aber: Ich bin geistlicher lüte kamerer und ich suche an in
  • zweigerleie krankheit die si allerschierost vo gotte scheident;
  • das ist heiige oder heimliche unküscheit. Swene ein mensche
  • in einem heiligen leben gemach sines fleisches ane rehte not-
  • dürftekeit und an allen sinen fünf Binen suchet, so werdent si
  • vnküsehe; de ist grob und las^ und wirt verkaltet du wäre gotz-
  • 94 Vierter. Theil.
  • miiie. Das ander ist verborgen has in der offenbaren zwi-
  • drahtikeit^ das ist mir also nütze sünde^ swa ich die beschlafen
  • vngewandelt vinde, da ist es min gewiüen, wan dis ist ein fiin-
  • dament langer bosheit und rerlust aller helikeit.
  • Do sprach du sele: nu hastu von natnre nihte niht gutes
  • an dir; wie mag dis wesen, das du dise nütze rede vor diner
  • bosheit mäht fürgelegen. Do sprach er aber: Swar ich hin
  • wende, got hat mich so vaste in sinen henden, de ich nüt mag
  • tfin, er wise mich darzü.
  • Ich vnselig mensche! ich hatte in miner ersten kintheit so
  • grosse Sünde getan, were ich ane rüwe und ane bihte beliben,
  • ich mflste zehen jar ze vegfür sin gewesen. Nu über hene,
  • sweüe ich stirbe, ich wil durch dini liebi gerne noch darifie
  • qweln.
  • Das spreche ich nit von sifie,
  • Es heisset mich die mifie.
  • Do ich zu geistlichem leben kam ^
  • Und zä der weite urlop nam,
  • Do sach ich minen lichamen an,
  • Do war er gewaffent sere
  • Uf mfne arme «ele
  • Mit grosser vollede der starken mäht i
  • Und mit vollkomener naturen kraft.
  • Do sach ich wol, das er min viehd was,
  • Und sach dad 5ch: solte ich dem ewigen toiü entgan,
  • So[ müste ich mich darnider sciäq,
  • Do müste es an ein striten gan.
  • Do sach ich 5ch miner seien wafen an;
  • De was die here marter vnsers herm Jesu Christi,
  • Damitte werte ich mich.
  • Do müste ich steteklich in grossen vorhten stan,
  • Aiie mine vient grosse schirmeschlege,
  • Uf mfnen liehamen schlan. . .
  • Da» was süfzen, weinen, bihten, vasten, wachen,
  • Besinen, schlege und betton steteklichen an«.
  • Dis waren du Waffen miner sele, da ich denlip mit über-
  • want also sere, da bi zwenzig iaren nie die zit wart ich were
  • müde, siech und krank allererst von rüwen und von leide/ da-
  • nach von guter gerutige und von geistlicher arbeit, und därzfl
  • manig swere siecbtag von nature. Hiezu kam du giewaltige
  • Cap. n—m. 95
  • mi&e und beschalle mich so sere mit disen wundern, de ich es
  • nit getorste verswigen. Alleine, do wart mir an miner dn-
  • yaltekelt yil leide. Do sprach ich: Eya, milte got, was hastn
  • mi mir gesehen? Joch weistu wol, de ich ein tore, ein sündig
  • und ein arm mensche bin an übe and an «ele. Disü ding
  • «(Jtestu wisen lüten geben , so möhtest du sin gelobet wesen.
  • Da zürnet sich vnser herre wider mich armen vil sere vnde
  • fragete mich eines nrteiles. Nu sage mir, bistu doch min? —
  • Ja herre,. das gere ich an dich. — Müs ich deile mit dir nit
  • tftn de ich wil? — Ja allerherzeliebester vil gerne, sölteichioch
  • ze nihte werden. — Do sprach vnser herre: Du solt mir an
  • disen diirgeu volgen und getrüwen, und du solt 5ch lange siech
  • wesen und ich wil din selber pflegen und alles des du bedarft
  • an lip und an sele, das wil ich dir geben.
  • Do gieng ich armü bibende, in diemütiger schäme zA minem
  • bihter und seite ime dise rede, und gerte och siner lere. Do
  • sprach er, ich s61te frölich volle vam; got der mich hette ge-
  • zogen, der sölte mich wol bewaren. Do hies er mich das, des
  • ich näich dikke weinende scheme; wan mine grossü vnwirdekeit
  • vor minen figen offen stat, das was, das er eim sn5den wibe
  • hie» V6 gottes herzen und munt dis buch schriben.
  • Alsus ist dis bftch miüenklich von gotte harkomen und ist
  • tis menschlichen sinen nit gemmien.
  • ///. Die sündere enpfallent gotte von drien gaben der wiaheiL
  • Von dem steine. Von der jungfröwen, lob, de ist die cristanheit,
  • Alse man de liebe kint stillet, so slahet man das leide;
  • also tAt vnser lieber herre vnde spricht alsust: Der nit gutes an
  • im hat, der kunt niemer in min riche, und der nit kan vol werden
  • vergenglicher dingen, der söl gesattet werden mit dem ewigen
  • honger. Und we dem, der das gut hat, de an sim herzen klebet
  • und der sich tber ander lüte setzen wil, der sol mir enpfallen
  • in de grundelose tal. HiezA antwurt du heiige bekantnisse, de
  • vnn gbt gegeben hat drierleige gäbe an der waren wisheit, daran
  • wir VB8 initte söHen satten und allen unsem schaden bewaren;
  • Das ernte ist pfeffS^icbü wisheit und erisfanlrche lere,' als mir
  • 96 Vierter TMl.
  • got gez&get hat in grosser ere. Ich sach mit wavtn Sgen miner
  • ewekeit, in s&sser wane sunder arbeit, einen stein, der we gelioh
  • einem gefögen berge und was von im selber gewahsen, mid
  • hatte an sich geformieret allerlei varwe und smakete vil s&ise
  • Yon edelen himelscben wurtzen. Do Vragete ich den vU s&ssen
  • stein, wer er were. Do spnM^ er alsust: Ego sum Jesus. Do
  • kam ich minenklich von mir selber und leinte min höbet an in.
  • Do sach ich, de vs wendig ime wo besdossen alle vinstemisse
  • und inwendig was er erflillet mit dem ewigen liebte. Uf dem
  • steine stAnt du allerschöneste juncfrowe, die je wart gesehen,
  • sunder vnser lieben fröwen sante marien, jedoch ist si ir gespile.
  • Ire f&sse sint gezieret mit einem steine, heisset Jaspis. Der
  • stein hat so grosse kraft, de er vertribet die bösen gitekeitvon
  • den füsse ir gerunge. Er git 9ch reinen smak und reisset (r^gsß)
  • den heiligen hunger. Er verwiset alle vinstemisse von den Sgen.
  • Diser edelstein de ist cristan gelobe. Die juncfrowe stftnt vf
  • zwein f&ssen, der eine ist das bant, der ander die I6sunge an
  • beiliger gewalt, die haben alle cristane gel6bige priester. Si
  • treit in irer vordem haut einen kdch mit rotem wine, den trin-
  • ket si alleine in vnzellicher wune, die engele versftehent sin
  • niemer. De ist des ewigen sunes blAt, de erfüllet iren taäi so
  • sere, de si vns git yil manige süsse lere. In ir lingen haut hat
  • si ein fiirin swert, das hanget alles vol guldiner cinbalen; die
  • klingent also süsse, de alle die zft ir komen müssent, die der
  • heiigen drivaltikeit gerftchent.
  • Do vragete ich die juncfrowe, wie das were, de si ir swert
  • in der linggen hant trüge und den kelch in der rehten haut?
  • Do sprach si: Ich sol tr6wen, wan ein jegliches menschen jüngsten
  • tage, so schlahet got sin sclag. Ich sol öch sin bl&t schenken
  • mit minor .vordem hant, als cristus sinem vatter ze eren ist
  • genant. Si hat 5ch eine grosse eraft in iren henden, damit
  • zAhet si zft ir alles de got erweit, und wirfet öch von ir alles
  • das sich dem tftfel hat gegeben. Eya, si treit ein also seh&ne
  • antlit, ich mag si ansehen jemer deste bas. Ir flüsset olei ysser
  • ir kelen, de ist barmbefzekeit, salbe der sftnde« Si hat 5oh
  • in irem munde guldin z$n> .. da kftw^t si mi^ die himelsdieD
  • Cap. III. 97
  • kranwurtzen, de sint der propheten Sprüche. Ir trüfet honig vs
  • ir Zungen^ de die snellen binen, die heiligen aposteln, vs den
  • s&ssesten veltblümen hant gesogen. Si treit vor irem munde die
  • blüienden rosen, und ir nasel5cher sint verstopfet mit süssen
  • violen. Si treit an irem vorhöpte die grünen wissen lylien, de
  • bezeichent: Si ist ein müter der wittewen, ein vründin der elichen
  • und ein ere aller megden. Ir ögen spilent alles von wune als
  • de wisse grüne morgenrot, wor sich tribet die spilenden suüe.
  • Und also ir ögen sint von nature drivalt und doch gantz, also
  • ist es vmb die heiligen drivaltekeit gestalt Das wisse bezeichent
  • den vatter, de grüne den sun, die cleinliche suüe den heiigen geist.
  • Sweüe 81 sich von herzen ansehen.
  • So mng kein grösser fr5cie ^^chehen.
  • Dise jiincfrowe treit öoh vf irme hübet eine crone,
  • Du ist gewiirchet von rotem golde.
  • Das ist der hohe rat
  • Und die heilige tat,
  • Die man von den heiligen meistern hat.
  • Dise crone ist gelich einer gezinneten bürg, davor lit ein
  • gros armes her und die hant einen vil vngetrüwen herren, de
  • ist der tilfel und sine volgere, der ist arm und vngetrüwe. In
  • der cronen wonet ein loblich her in voller mäht mit richer wer.
  • Die hant einen getrüwen herren, de ist Jesus vnser löser, der
  • wiset die bekerten je zu der gewer und die verarbeiten in dem
  • winkelre. In dirre cron Itt ein drivaltig cron, da müssent die
  • starken inne wesen. Die der grossen mifie pflegent, die müssen
  • schützen und wartman wesen, s511ent die nidersten genesen.
  • In der crone ist och ein tum.
  • Die seligen, die da vife wellent wonen,
  • Die bed5rfent nit vil gestrtte komen.
  • Da mag aber nieman vf komen,
  • Im werde von mine
  • Aller sin irdenscher wille benomen.
  • Die crone hat oben an iren zinen
  • Vil wanigen edeln türen stein.
  • De sint die, die nu von hinen
  • ZA dem himelriche gevaren sint.
  • In dirre junefröwen herze inwendig
  • Sach ich einen lebenden brunen entspringen.
  • H. Mechthild. , 7
  • 98 Vierter TheU.
  • DasA trüg man der heidenen kint,
  • Die warent alle nssetzig und blint.
  • Ob disem binnen stftnt ein vil geiatlich man;
  • Da mohte anders nieman In griffen,
  • De WC Johaües Baptista.
  • Er wAsch in dem brunen die kint,
  • De si werden sehende und schöne gesnnt.
  • Do vragete ich die juncfröwe, wer si were.
  • Si sprach, ich bin die, die du so liop hast
  • Und ich bin din gespile.
  • Ich bin die heiHge cristanheit,
  • Und wir haben bede einen bnUgöme.
  • Dia ist der seligen pfaffen juncfröwe,
  • Die si 80 dikke lieplich |tnsch5wen.
  • Die ander wisheit ist von natürlichen sinen;
  • Da man beide mitte tun , verlieren und gewinen.
  • In dirre wisheit wonen vil verkeeerter leien
  • Und valschen pfaffen und swinder geistlicher lüten.
  • Es wirt niemer mensche also heilig,
  • De er sich kone vor den drien volle hüten.
  • Also arg ist ir gemute,
  • De si verkerent alle gftti.
  • Nieman wirt geistlich von dirre gäbe.
  • Er si je dabi ein tore durch die gotzliebe,
  • Wan reinü heligü einvaltekeit
  • Ist ein müter der waren gotteswisheit.
  • Was hilfet, das ein fürnem man vil pfeiiige hat,
  • Und köffet doch nit dene hunger und turst, und lange smacheit
  • Und darzü ewig herzeleid!
  • Die dritte wisheit ist von gnaden
  • Und du verrihtet sieh an allen gotz gaben.
  • Si cnwirt niemer also riebe.
  • De si sich den minsten creaturen getürre gliche.
  • Vmbe ir vngemach betrübet si sich niemer mere;
  • Si frowet sich alleine in go(z willen.
  • Si mag öch des nit erliden,
  • Dg ein einig tugent vs ir tür beschlossen belibe.
  • • IV, Von zxcein vngelichen wegen, der ein gdt nider z^ dei* helle,
  • der ander stigt vf in den hiiTiel,
  • Die rieheit zergengiicher dingen ist ein vngetrüwe gast,
  • das heilige armüte bringet vor gotte tiiren last.
  • Die italkeit gedenket nit an Iren schaden,
  • die stetekeit ist aller tilgenden vol geladen.
  • Cap. IV. 99
  • Die tnmpheit behaget ir alleine selbe,
  • die wisheit kan niemer volle leren.
  • Der zorn bringet in die sele grosse vinsternisse,
  • die heilige sanftmütekeit hat alle gnade gewisse.
  • Du hochvart wil Je du beste wesen,
  • , dieinutikeit mag nit genWen,
  • si müsse sich allen creaturen ze dienste geben.
  • Die ital ere ist vor gotte töb und blinf,
  • die vnschuldigü smacheit heiliget allii gotzkint. ^
  • Die valschheit hat den schönsten glas,
  • die vollkomenheit ist von den h5hsten luten vcrsmohet.
  • Die girheit het jemer einen grellen munt,
  • die selige masse hat je einen süssen grünt.
  • Die tragheit versumet riehen schätz,
  • der heilige vlis suchet nit ze sere öin gemach.
  • Du untrüwe git jemer valschen rat,
  • ganze trüwe versumet niemer gute getat
  • Die wäre geistlicheit mag sich an nieman rechen,
  • Das vngebuwete herze wil je den vridcn brechen.
  • Die gAte andaht mag nit böses began,
  • Der b6se wille ist nieman vntertan.
  • Die argheit hat von natare einen bösen grnnt,
  • die gotliche gnade hat ein mifiekHch antlüt und einen sfissen munt.
  • Die welllichen herren sint gerne ahtbar,
  • die geistlich sele wil jemer anderswar.
  • Die verborgene grimekeit hat einen schlichten munt,
  • die offenbar minesamkeit hat den gottesfunt.
  • Die vngetrüwe fare wonet dem hasse vil nahe,
  • die heiige barmherzekeit sol alleine mit gotte ges tan.
  • Die lugni ist ussen schöne und iiian grüwelich getlin,
  • des wirt si von iren gnossen vil lieplich enpfan;
  • Die warheit ist Verstössen dur ir vnahtbarkeit,
  • die miissent alle, die si miüent, liden mit Jesu manige smacheit.
  • Der has grimet jemer ane vnderlas,
  • die mine briiiet ane sere, ir ist von allem jamer bas.
  • Der böse abergunst hasset gotzmiltekeit;
  • das reine herze vol mine frowet sich aller selekeit.
  • Die aftersprache schemet sieh vor den lüten und vor gotte nit,
  • der doch alle ding höret und siht.
  • 7*
  • tOO Vierter Theii.
  • Der zwivcl ist ein grüwelich val;
  • die wäre hoffen behaltet es al.
  • Der valschß trost wirt niemer vro;
  • die wäre schult betrübet in so.
  • Hienach sprach unser lieber lierre, do er mir das gezöget
  • liette, vil schier alsust: Der da gedenket wie gut ich si, der
  • haltet sieh vaste je an mich. Dazfl hilf uns herre dur diu
  • selbes efe!
  • V. Vnser siinde zukünftig val, irdenisch icesen, de himelrich,
  • gottes gäbe, sSllent stän offen vor vnset^en ögen.
  • Herre, min schalt, damite Ich dich verloren han,
  • Die stat vor minen Ögen gel ich dem gr5sten berge
  • Und hat lange vinsternissc geniachet zwtschcnt mir nnd dir
  • Und ewige verrunge von dir nnd von *) mir.
  • Eya liep vor allen liebe,
  • Züch mich wider in dich«
  • Aber herre, der zukünftige val
  • Stat Öch vor minen ögen, geh'ch
  • Einem fürinen trakenmunde.
  • Der mich ze allen ziten gerne verschmde.
  • Eya min einiges gut, nn hilf mir, de iöh
  • Vnbefleket möge vliessen in dich.
  • Herre, min irdenscfa wcsen stat vor minen ögen,
  • Gelich einem dürren akker,
  • Da wenig gutes uffe ist gewahsen.
  • Eya süsser Jesu Christe,
  • Nn sende mir den süssen regen diner menseheit,
  • Und die heisse sniien diner lebendiger gotheit
  • Und den milten towe des heügcn geistea,
  • De ich verclage min heizeleit.
  • Herre, din ewig rieh
  • Stat offen vor minen ögen gelich
  • Der edelstein bmtlofte und der grososten hochgezit
  • Und der langesten Wirtschaft.
  • Eya min trut^
  • Dar solt du ane vnderlas
  • Za dir vögen din minelustige brut.
  • Herre, alle dine gäbe,
  • Die ich enpfangen habe
  • Von dir, die ist vor minen ögen
  • ') Handschrift: owe.
  • Gap. V— VI. 101
  • Glich einein ellendigon orschlagc an mich,
  • Wun mich nidcret hie diu hohesto gifc.
  • Alsus antwurt got, der es alles gibet:
  • Din berg sol versmilzen in der minc.
  • Dine viande sollen keinen teil an dir gewinen.
  • Dincn aker hat heisse sufie diirschinen,
  • Und din friiht ist doch vnverdorben bliben,
  • Und in mineni riche soltii ein nüwü brat wesen.
  • Und da wil ich dir ein süsses muntküssen geben,
  • Das alle rain gotheit
  • Diir din selo sol sweben,
  • Und minü drivaltigcn ögen
  • SoUent jemorme ane vndei^las
  • In dincm zwivalten herzen spilen.
  • Wa ist deüe din trurcn bliben V
  • Betest dn deöc tusent jinr,
  • Ich wolte dir nit einen süfzen geben dar.
  • VI. Götz vswelunge mag nieman stSren. Rehtü ruwe hat ablas
  • (von) gottes gnade und ist ane vegefür.
  • Ein betrübet mensche bat mich, de ich für in bete, das tet
  • ich mit vorhten simder mich. Do gehorte mich got mit jsiner
  • ansehunge, mit sinen worten und mit siner warer stime und
  • sprach alsus: Es ist kein lamp also wis noch so reine, qs si
  • betwungen vor der wollen, und min vserwelnnge mag nienHUi
  • zerstören, de hau ich im bezöget mit drin dingen: de erste, de
  • ich barmherzig was über sine schulde, de ander, de ich im mine
  • gnade han gegeben, de dritte, de ich nie wolte gestatten, de
  • vngetrüwe lüte je einig gewalt möhten an im began. Do klagete
  • ich für in alsus: Herre, er vörhtet noch sere, de du im sine
  • schulde nit gentzlich habest vergeben. Sus antwurt got: Das
  • were vnmftgliche. Dem sin sünde leit sint, dem vergibe ich si;
  • den si aber mit jamer rüwent, dem gib ich min gnade, und den
  • si also rüwent, de er sin lip gebe, eb er es me tete, und blibet
  • also stete, der wirt nach disem Übe dur die schulde ze keiner
  • pine me gezihet, er entue grosse tegeliche sünde und der vnge-
  • wandelten wirt gewunden, (sie)
  • 102 yiert^r' TheiL
  • VIL Wie ein vriii sete sprichet zä yotte in yanzer liebin,
  • Herre darumbe de ich vndertenig bin gewesen aller creaturen,
  • so hast du mich gezogen fber allü ding zft dir, und darumbe,
  • herre, de ich keinen irdensoheü schätz habe, so enhan ich kein
  • irdensche herze. Wan du, herre, min schätz bist, so bist du
  • och min herze und du bist alleine min gti und ich bin wandelbar
  • an allen dingen.
  • VIIL Van gotz licham, der siechen, der verlassent m\d der craft.
  • Das ein sieche gotz lichamen nit mag enpfän der verlasset,
  • (ist), da was ich also einvaltig an, de ich mich (mit) minen sifien
  • und mitte minem glöben nit volle konde eutrihten, wan man got
  • nit mag verlieren, wan alleine mit sünden. - Do vragete min
  • sele in der vereineten liebi vnsern herren wie es darumbe were.
  • Do antwurt unser herre alsus: Du hast war, er mag mich nit
  • verlieren defie mit sünden; aber sin licham mag von krankheit
  • mineiT lichamen verlieren. In disen Worten sah ich in der heiigen
  • drivaltekeit dise glosen: Sv^ene wir gotz lichame enpfSn, so
  • vei'dnet sich die gotheit in vnser unschuldige sele, und mischet
  • sich gotz menscheit mit röserm gnivvelichen lichame, und so
  • maehet der heiig geist sine wonunge in vnserme geKbcn. Dis
  • selig einung© sollen wir mit ^osser hüte behalten.
  • I
  • • ■ . * t
  • IX, Von vierhande opfer der priesteren.
  • Hienach seite mir vnser herre, de die priester ir opfer sont
  • enpb&D an vier enden und anders niergen: Von dem altur, von
  • der bftsse, mit gotz lichamen, wr (für?) den siechen. Aber sol
  • der sieche opfern vf die ölunge nach, sinen statten, und nach
  • sinem mütwillen. Und vf dem velde sol er nemen de man im
  • da wil geben. Der priester sol nit kiesen und sol mt vordem,
  • wan de der sieche geoppfert hat, de -sol er alles enpßin, von
  • gnaden und nit von rehte.
  • X, Von der leien oppfer nach iren statten.
  • Die leien, die da oppfemt, die söUent sieh in irem oppfer
  • also dike bewaren vor der bösen kargheit, als der priester sich
  • Cap. VII— XII. 103
  • sol be waren vor der geswinden girekeit, das ist uns beiden vil
  • not, wan der leie sol oppfern mit grosser liebi und mit einer
  • lachenden sele got in^sin muten haut. Der priester sol es mit
  • diemutigen vorhten und bibenden herzen us got« henden nemen,
  • und sol üs in allen sinem tünde got lobelich widergeben, wan
  • dis irdensche gftt ist schalkhaft, so man es nimet ; es ist ,aber
  • harte fri, so man es gibet
  • XL Wie crJstan gegen den Juden sich sSllent kalten an vier dingen.
  • Hien^ich lerte mich got, wie sich die cristane sönt halten
  • gegen den Juden. Man sol ir 6 nit halten. Man sol mit inen
  • nit wonen. Man sol 5ch über naht mit inen nit wesen. Man
  • sol mit inen köffen und verkoflfen ane fruntliche geselleschaft
  • und ane valsche girekeit.
  • <
  • XI L Wie die brüt, die vereijiet ist mit gotte, vef^wirfet ailer
  • creaturen trost, sunder alleine gotz, und nyie si sinket von der
  • pine.
  • Dis spricht gotz brut, die gewonet hat in der besclossenen
  • triskameren der heiigen gantzen drivaltekeit. Eya, stant bi und
  • gaut von mir alle creaturen, ir tünt mir we und ir mögent mich
  • nit getrösten. Die creaturen sprechent: warumbe? Du brut
  • spricht: Min lieber ist mir in minem schlafe engangen, do ich
  • in siner einunge rftwete. „Mag vch disü schonü weit und alles
  • das si gutes hat nit getrösten?" Nein, ich sihe den sclangea
  • der valscheit, der valschen list sclindet In. (ein) alle wollust dirre
  • weite. Ich sih öch den angel der girekeit in dem ase*) der
  • unedelen siissekeit, da si manigen mitte vahet. „Mag vch de
  • himelrich nit getrösten?" Nein, es were in im selber tot, wen
  • tete der lebendige got (sie). „Nufie, vrö brut, mögent vch die
  • heiligen nit getrösten?" Nein, sollten sie von der durvliessunge
  • der lebendigen gotheit scheiden, si solten seror weinen dene
  • ich, wan si über mich sint komen und tiefer in got wonen.
  • „Mag tch gotz sun iemer getrösten?"
  • ') Handschrift: asse.
  • 104 Vierter Theil.
  • Ja, ich vrage in wol, wene wir wellen gan
  • Inf die bhunen der heiigen bekantnissc
  • Und ich bitte in vil gerne,
  • De er mir vfßchliesse
  • Die spilende vlüt,
  • Die in der hcligen drivaltekcit swebet.
  • Da die sele alleine von lebet
  • Sol ich getröstet werden nach ininer ödelkeit,
  • So sol mich gotz aten in sich zieben sonder arbeit,
  • Wan die spilende sune der lebendigen gotheit
  • Schinet dur de clare wasser der vrölichen menschcit.
  • Und der süsse lust des heligcn geistes
  • Us in beiden ist komen^
  • Der hat mir alles das benomen,
  • De beniden der gotheit wonet.
  • Mir smekket nit, wan alieine got.
  • Ich bin wunderliche tot-
  • Dis smakes wil ich allerdikost gern euberen,
  • Vf de er wunderlich gelobet werde.
  • Wand, wene ich vnwirdiger mensche
  • Mit miner mäht got nit kan geloben.
  • So sende ich alle creaturen ze hove
  • Und heisse si, de si got für mich loben
  • Mit aller ir wisheit, mit aller ir mine.
  • Mit aller ir schöne und mit aller ir gerunge,
  • Als si vn verböse t von gotte waren geschaffen
  • Und 5cli mit aller ir stime als si nu singent.
  • Sweiie ich dis grosse lob ansich
  • So ist mir niergen we.
  • Ich mag 8eh des nit erliden de mieh ein einig trost berüre,
  • deüe alleinig min lieber. Min irdensche frünt mine ich in einer
  • Mmelscher geselleschaft und mine viende mine ich in einem
  • heiligen jamer nach ir selekeit. Got hat alles dinges genüg;
  • finnder alleine der berfirunge der sele wirt im niemer gcnftg.
  • Do dis wunder und dirre trost hette gewert aht jar, do
  • wolte mich got alzusere trösten vber miner sele edelkeit. Eya
  • nein, lieber herre, höhe mich nit so sere! Sus sprach die vn-
  • wirdige s^le: es ist mir alzegftt in dem nidereten teile; da wil
  • ich jemer vil gerne sin durch dine ere. Do viel dö arme har-
  • nider vnder die verhangenen und vnder die verworhten seien
  • und dünkte ir alze gut. Dar volgete ir vnser herre nach als
  • solicher getane, als si erliden mohten, die in der nidersten fröde
  • Cap. XU. 105
  • warent, wand got schinot in allen darnach sch5ne, als si hie
  • geheiliget siut in der miüe und geedelt an tugeaden* Sant
  • Johans spricht: wir sollen got sehen als er ist. Das ist war;
  • aber die sufie schinet nach dem wetter. Maniger hande wetter
  • ist vnder der soöen in ertriche^ also ist manigerleie wonnnge in
  • dem himelriche. Mere wie ich in mag erliden und sehen ; also
  • ist er mir.«
  • Do sprach vnser herre: wie lange wiltu hie wesen? Die
  • brut: £ya, entwich mir lieher hene und la mich färbas sinken
  • dur din ere. Hieoach kam beide ^ sele und lip in so grosse
  • vinstemisse^ de ich du bekantnisse verlor und das lieht, und vm
  • gottes hdmlicheit wiste ich nit/ und du vil selige mine f&r öeh
  • ir Strasse. Do sprach du sele: War sint ir nu vrö trüwe?
  • Ich wil vch nu der mine ambaht bevelhen, und ir sönt gotz ere
  • an mir bewärn. Darvnder vant sich dise kamererine ir vröwea
  • mit so heiiger lidunge und so vrölicher beitunge, de ich lebte
  • sunder kumber. Do kam der vngelobe und vmbvieng mich
  • alumbe mit einer grosser vinstemisse und rief mich an mit so
  • grossem grime, de mich sere grüsete vor siner stime und sprach:
  • Were dise gnade von gotte gewesen, er hetti din so sere nit
  • verzigen.
  • Do sprach du sele: wa sint ir nu vrö stetekeit? heissct den
  • waren glöben zu mir gan. Do sprach der vatter von himelriche
  • zä der sele: Gedenke was du bevunden und gesehen hast, do
  • niht zwischent dir und mir wc. Do sprach der sun: gedenk
  • was diu licham von minen pinen gelitten hat. Dis sprach der
  • heilig geist: Gedenk wc du geschriben hast. Do antwurt beide,
  • sele und lip mit des waren geloben der stetekeit: Als ich habe
  • gelobet, gemifiet und gebruchet und bekant, also wil ich unver-
  • wandelt varen von hinan.
  • Hienach kam die stete vrömedunge gotz und bevieng die
  • sele so sere alumbe, de du selig sele sprach: Siest wUlekomen,
  • vil selig vrömedunge. Wol mir de ich je geboren wart) de du,
  • vrowe, liu min kamerin solt sin, wan du bringest mir vng^bwone
  • vr&de und vnbegriflFenlich wunder und darzü vntreglich sSssekeit!
  • Aber herre, die süssekeit solt du von mir legen, und la mich
  • 106 Vierter Theil.
  • dine vrömedunge han. Eya wol mir tmt got, de ich si muos
  • nach der miöe wandelunge tragen wan in dem gftme miner sele.
  • Hiezu gerte ich de alle creaturen lobten vnsern herren mit 2e
  • deum laudamns. Des >vx)lten si nit tftn, und kerten mir den
  • naken zt. Do wart du sele vnmassen vro und sprach dis selbe:
  • De ir mich nü versmahent und tweren naken zu mir kerent,
  • sehent, und wol mir! dis lobet vnmesseklik vnsem herren- Nu
  • gat es an mir an sin ere^ wan nu ist got wunderlieh mit mir,
  • nu mir vrömedunge bekemer ist dene er selber. Dis wiste du
  • sele wol, do si got wolte trösten in der gröstcn vrömedunge.
  • Do sprach si: gedenk herre, wie ich si, nnd enthalte dich von
  • mir. Do sprach vnser hen-e zu mir: göfie mir dis, de ich die
  • hitze miner gotheit, du gerunge miner mönscheit und den lust
  • des heiigen geistes mit dir k&Ien mfige. Dazu antwurte si:
  • Ja herre, also bescheidenliohe, do dir, herre alleine damitte wol
  • si und mir nit.
  • Hienaeh kam dii brut in so grosser vinstcrmsse, de der
  • licham swiste vnde krainp in der pine. Do wart si von men-
  • scfhen gebeten, de si were ein ^)otte iinx si ze gotte. Do sprach
  • ich: Vro pine, dis beuilhe ich vcb, de ir mich lösent nu, wan
  • ir nu de höhste an mir sint. Do hüp sich du pine von der sele
  • und von >dem libe gelieh einem vinstern sehine und vor*) ze
  • gotte mit wisen sifien und rief mit grosser stime: Herre, du
  • weist wol WC ich wil. Do begegente ir vnser herre vor des
  • riches tür und sprach, willekomen vro pine. Ir sint das nehste
  • eleit, de ich in ertrich trüg an minem libe und aller der weit
  • smacheit was min höhstes vmbecleit. Swie sere ich feh dort
  • minte, ir koment doch nit harifi. Mere du junefröwe du zwöi
  • ding wil tun, der wil ich zwöi ding geben. Si sol sin stetekKch
  • gezogen und wise, so hilfet si, das du ir botte siest, und so wil
  • ich ir geben min vmbehalsunge und min herzeeinunge. Do
  • spraeh du pine alsust: Herre, ich mache manigen selig und bin
  • ich doch üit selig, und ich verzer manigen heiigen lichamen und
  • bin selber böse, und ich bringe manigen zu dem himelriche^ und
  • ') Handschrift: vor.
  • Cap. XIII— XIV. 107
  • kum doch selber iiieuier dar. Hiezft antwurt vnser lierre alwis:
  • Pine, du bist vs dorn bimelricke lüt geborn, darvmbe niabt da
  • nit wider harin komen. Mere du bist vs lucifei-s berxe geborn,
  • da soltu wider in koiueii und solt mit im eweklic wonen.
  • Eya, selige gotzvrömdunge, wie miilenkiicb bin ich mit dir
  • gebunilen! Du stetigest miuen willen in der pine und liebest
  • mir du sweren langen beitunge in disem armen übe. Swamittc
  • je ich mich me zft dir geselle, got, je got grösser und wunder-
  • licher uf mich vallet. herre, ich kan dir in der tieffi der un-
  • gemischeten diemfitikeit nit entsinken,
  • 0w6 ich dir in dem hotnüte übte entwenke,
  • Mere, je ich tieffer sinke,
  • Je ich süsser trinke.
  • XIIL Die Schrift dis bäches ist gesehen, gehöret unde bevunden
  • an allen lidern, ^
  • Ich enkan noch mag nit schriben, ich sehe es mit den ögen
  • miner sele und höre es mit den oren mines ewigen geistes und
  • bevinde es in allen liden mines lichamen die kraft des heiligen
  • geistes.
  • XIV. Von der heiigen drivaltekeit, von der gebuvt und von dem
  • namen Jesu Cristi und von des menschen edelkeit.
  • Ich sach und siehe drie personen in der ewigen höhi, e
  • gottes sun enpfangen wart in Sante Marien libe. Do waren si
  • bekant und mit vnderscheide angeseben von allen heiigen engein
  • an ir ganzheit und an irem naraen und wie die drie ein got waren.
  • Swie dar ir ogen waren, si sahen doch noch weder bein noch
  • vleisch noch varwe noch den herren namen Jesum. Dis was
  • in wunderlichen verborgen in des ewigen vatters brüst. Si
  • namten den vatter den vngeschaffen ewigen got, den sun die
  • vnbegunene wisheit. Ir beider geist nanten si die rehte kunst
  • der warheit. Die heissen engel von dem höhsten rate, die do
  • hangent gegen die mine der gotheit in eime zuge des atems
  • der ganzen drivaltekeit, die dienten und sahen an den wunek-
  • ') Handschrift: owe.
  • 1 08 Yierter Theü.
  • liehen rat do got gotmensche wart. Gabrid flirte den namen
  • Jesu mit dem grüsse alleine hernider. Im war weder bein,
  • noch vleisch, noch blüt mitte gegeben. Die ander persone
  • de WC je der ewige sun, alleine hette der die menscheit noch
  • nit angezogen; er was je vnser und wart vns nie gegeben, e
  • Gabriel dil botschafl; tet. Were die selbe an der persone vor
  • der botschaft dur vns gewesen ze lösende, so mftste er ein bfe-
  • gine wesen, de geschach nie. Die selbe ander persone -was
  • ein nature worden mit Adames menscheit, S er sich verbösete
  • mit den Sünden. Alleine was adames nature ^ zerbrochen und
  • verwandelt und sin teil jemer mer verlorn, do enkos got nie zu,
  • daiTmbe mohten wir, und mögen noch widerkomen. Got hat
  • sin edel mifiende nature gantz behalten, darumbe mohte er sich
  • nit enthalten. Got warf lucifer zehant von im in den ewigen
  • kcrcher; mere adam gieng er nach und vragete in, wa er were,
  • und brahte in wider ze wegc. Lucifer hatte nit wan ein einig
  • nature in gotte, do er die zerbrach, do mphte er niemer wider-
  • komen.
  • Der mensche hat volle nature in der heiigen drivaltekeit,
  • und den gcrüchte got ze machende mit sincn götlichen henden.
  • Do er die vilheiligen arbeit an vns verlor, do wart er betwungen
  • in im selber mit einer drivaltiger lust. Darumb wolt er vns
  • widerbringen mit sinen ffissen und mit sin selbes henden, de
  • wir so grosse einunge mit im betten. Were der mensch in
  • dem paradys bliben, got der were ze stunden s&ulich mit im
  • gewesen und hette gegrüssct sin sclc und gevröwet den lip.
  • Also sach ich got komen von dem himel in de paradys, einem
  • grossen engel gelich. Dieselbe nature twinget got noch dazu,
  • de er uns grüsset hie mit bekantheit, und mit heiiger inekeit, als
  • •
  • verre wir sint mit heiigen tugenden und mit warer vnschuld bereit
  • Swene ich de gedenke, de götlich nature nu an ir hat bein
  • und vleisch, lip und sele, so erhebe ich mich mit grosser vröde
  • verre über min wirdekeit. Aber der engel ist etlicher masse
  • gebildet na der heiigen drivaltekeit; doch ist er ein luter geist.
  • Du sele ist mit irem vleisch alleine hus vor dem himelriche, und
  • sitzet bi dem ewigen wirte, im selber allcrglichesti Da spilct
  • Cap. XV— XVI. 109
  • öge in öge nnd da flüsset geist in geiste, und da rfirct hant zc-
  • bände und sprichet mund ze munde, und da grusset hertz in
  • hertzen. Alsus eret der wirt bi siner stten die busfröwen. Mcrc
  • die forsten und die dienstben'en, de sint die heiigen enge), die
  • bat der wirt vor sinen ögeu. Aller der dienst und alles das lop^
  • des die engel pflegent, de ist alles der busfröwen mit dem wirt
  • gegeben. Jemer darnach als wir hie rieh sint an heiligen^ tu-
  • genden, also sint ynser dienstmaü edele.
  • XV. Die rehte luter mine hat vier ding, Gihest du dich gotfe,
  • 80 git sich got och dir.
  • Du rehte luter gotzmiüe hat vier ding an ir, die rflwent
  • niemer. De erste ist du wahsende gerunge, de ander die vlies-
  • sende qwelunge, de trit die brinende bevindunge sele und libes,
  • de vierde stetü einunge mit grosser hüte gebunden. Hiezü kan
  • öcb nieman komea, er tflge ein gantze wehselunge mit gotte,
  • also de du got gebest alles de diu ist, inwendig als vswendig,
  • so git er dir werlich alles was sin ist, inwendig und uswendig.
  • Wene du selig stunde ist vergangen,
  • Als got der ininenden sele
  • Sinen ^berheren trost hat getan.
  • £ya, so ist dene du mifieklieh so wol gotnüt,
  • De 6i alles de dunket gAt
  • De vrömeden seien we tut.
  • Bistu dene grel, so ist da grossii angesf,
  • Ane das dich der tüfel gesnlbet hat.
  • XVL Die grosse mine hat me dene zelien stuke und zioiegerhande
  • clagc.
  • Hienach hat die grosse mine ir nature, si vlüsset nit mit
  • trebnen, mere si brenet in dem grossen himelfüi'e. Da iüe vlüs-
  • set si allerverrost, und stat doch in ir selber allerstillost. Si
  • stiget gotte allemebest und blibt an ir selber allerminst. Si
  • begriffet, allermeist und behaltet allerminst. allerseligste mifie,
  • wa sint die, die dich bekenent. Si sint gentzlich verbrant in
  • der heiigen drivaltekeit, si wonent nit in tn selber. Dise seligen
  • mögent niemer vallen in höptsünde. Warumbe? Si sint mit gotte
  • durvlossen und umbevangen so sere; je me si besuchet werdent,
  • 110 Vierter Theü.
  • je starker si werdent. Warumbe? Je langer si hie sint in dem
  • gtrite nnd miüent^ je edeler si got dunket und je sn5der imd
  • unseliger si sich selber dunkent. Warumbe? Je heiiger mine,
  • je grösser angst und je maniger trost je steter rorhte. Aber
  • dti mifiende sele mag nit grüwelichen vürhten, mere si vörhtet
  • edellich. Zw6i ding kan ich niemer verklagen, de eine, de got«
  • so sere vergessen ist in der weite, de ander, de geistlich lüte
  • so unvollekomen sint. Harvmbe mfts manig val besehehen, wan
  • voUekomen lüte vielen nie.
  • XV IL Von einer vröwe, die ze hove gerne taas, von ii*nie infd
  • der ir siben hosheii riet.
  • Ein vrowe bette sich begeben
  • Und wolte denoch ze hove dienen,
  • Do bat ich für si mit aller miner mahf,
  • Bede tag und naht,
  • Wan ich sach iren schaden also gros,
  • De 81 nach disem übe, eb si do blibe
  • JetDerlich m&ste wesen der tüfel genos.
  • Si minete ir herscbaft alze sere,
  • Und hielt sich nit zu gotz ere;
  • Mere si ordente die vnnütze hofzuht
  • Und bette jemer vor den Ögen
  • Die edellicheit irs berren und ir vröwen.
  • Hienach kam ein grosse tüfel, fürig, blutig, swartze mit
  • takken und mit hörnen glasögen, und gieng vor mir hinstan.
  • Ich vorhte in nit, doch segente ich mich und entsclief. Do wal-
  • terte er über mich als ein balg vol wassers und pingete mich also
  • sere, de ich suchte gnade zä vnserem herren. Do kam mir ein
  • wis engel ze helfe, der was von dem vierden köre der engelen,
  • und was derselben vröwen hfiter. Den vragete ich wer dirre
  • viande were und wc er mir wisse. Eya da sprach der liepliche
  • engel mit himelscher stime : Es ist der bösesten tüfeln einer, den
  • die helle mag geleisten und hat das ambaht, de er der lüte herze,
  • die doch gut wellent sin, zesamen knüpfet mit schedelicher liebi,
  • und pineget dich darumbe, de du in wilt Verstössen von diser
  • vröwen. Eya, sol er mich vf lange pinigen? — Nein, got der
  • wil sin gAti alsus zeigen. Hienach kam der tüfel aber und sclios
  • Cap. XVII— XVIII. 1 1 1
  • nffen mich mit fürigen Straten ^ die schutzzen achter mich helle-
  • scbe pine an Übe und an sele. Do sprach ich: Alles de dir
  • got gestattet de tu mir. Do erwachete der tüfel und sprach:
  • Nu du dich diem&teklich zu der pine gibest, nu verhire ich alle
  • min kraft. Do sprach du sele: bi dem lebenden got mane ich
  • dich; de du mir sagest dinen namen und wc din ambaht an dirre
  • vröwe si. -- Minen namen? Ja den wil ich dir nit sagen, wau
  • es möhte mir alzesere schaden. Du müst bi dem jungesten tage
  • (es wissen). Ich pflege an ir des grimen hochmütes und Ö!dx
  • geswinden wisheit und der kreftigen girheit, und ich heicwe
  • zornige grellekett^ die geistliche herzen störet.
  • XVIIL Dei* geistlich Mensche ist glich eim tier an drissig
  • dingen siner nature.
  • Alsus klaget sich ein betrfibtü sele und sprach ellendeclich
  • zA irme lieben: Eya herre, ich habe lange zwöier dinge gegert^
  • der bin ich noch nit gewSrt. Da$ eine ist ein getrüwes geistlich
  • leben. we mir, herzeliep, de ist alles vnderwegen bliben.
  • De ander ein heiig ende; darzä fr5we ich mich also sere, de
  • ich minen trurigen ernst verliere. Hiezfi antwurt vnser herre
  • und zeigete mir ein snöde vnahtbar tierlin und sprach: Sieh an,
  • disem deinen tier bist gelich. Do sach ich wie de tier wart
  • gezelet an einem eilande in dem mere von dem schlime der sich
  • süveret ts dem mere, zwischent der heissen suüen und dem mere.
  • Also de di suüe wc des tieres vater und de mer sin müter und
  • der schlim sin materie.
  • Also wart adam von gotz craft vf der erden von kranker
  • materie gemacht. Dis tier betütet wäre geistlich lüte. Weiie
  • der mensche enphät einen geistlichen geist, so wird er gezelet
  • mit der heissen gotheit und wirt enpfangen in siner müter, der
  • gotes menscheit, so ist sin materie der lieilge geist, der sine
  • süntliche nature in allen dingen vertilget. Dis tier wahset gegen
  • der waren sunen. Also tut der geistliche mensche, der gotz geist
  • enpfangen hat. De ist ein so edel sat, si kimet und wahset vntz
  • an des seligen menschen ende.
  • 1 1 2 Vierter Theil.
  • Dis tier isset nit merc, es hat einen grossen zagel^ der ist
  • vol honiges, den suget es alle tage. Es hat öch guldine grane,
  • die klingent also sehone als es suget, das im die sflsse stime
  • und der vröliche klang spiset in sin herze, und der lip wirt
  • gespiset von des süssen houiges trank. Dirre zagel ist heiliger
  • läten ende, den si mit guten werken und mit steten tngenden
  • vrölieh und wislieh vor iren ögen habent und doch gerne grosse
  • trüwe an langer beitunge tragent. Die guldine grafle, das ist die
  • edel gotzmine, die dur das minende herze in die edel sele klinget.
  • Wol fm, de er je mensche wart, der das rehte einist enpfindet.
  • Das tier hat etweüe ein natürliche lust, de es des mores
  • trinke dur einen unnützen turst, so mag es niemer genesen, es
  • müsse das bitter merwasser vslassen und widergeben. Also isf
  • es vmb vns sünder gelegen. Sweüe wir trinken den pfftl der
  • weite und nützen du unedelkeit vnsers vleisches na dem rate
  • des bösen geistes; o we! so ist uns selben mit vns selben ver-
  • geben. Wellen wir dene jemer genesen, so müssen wir vns
  • selben verlassen, und der weite schult widergeben.
  • Dis tier hat grosse oren, du stant im offen gegen dem
  • himel, und es hört nach der vogel sänge, es fiühetdü egescliehen
  • tier und vörhtet du irdensche sclangen. De tftt öch weriich dft
  • miüende sele : si vlühet steteklich böse gesellschaft und si hasset
  • valsche wisheit und ir oren sint bereit ze hörende gotz wisheit
  • Dis tier hat ein edel gemflte. Es mag nit bliben in dem
  • mer, so du tier reient und de wasser wötet. Es miüet öch
  • küscheit und löffet vf den höfasten berg, den es weis und küset
  • da den allerschönesten boun und klimet daruf mit vrölicher
  • arebeit und behalset dene den hohen stame, und so rfiwet es
  • mit grosser liebi in hoher vriheit. Alsus tat die minende sele:
  • ir ist bitter du itelkeit und flühet sere zergenglicheit, die als
  • ein wasser hinan vert. Si weis öch wol, wie si mit grossen
  • tugenden und mit heiligen arbeiten löffen sol vf den höhsten
  • berg des schönen himelriches. So klimet si fürbas in die gnade
  • sunder arbeit, uf den schönesten bön der heiigen gotheit, da
  • behalset si den höhesten stamen und wirt selbe vmbehalset von
  • der heiigen drivaltekeit.
  • Cap. XVIII. 113
  • Dis tier hat 5ch zw5i scharpfü liorn , damitte wert es sinen
  • lip mit so gi'oöser wishelt, das es vou allen tieren vri hinan gat.
  • mifiende sele, was du dis wol verstSst? Du vei-tribest du
  • tüfel mit gotz wisheit von dir, und lebest in heiiger luterkeit
  • von allen Sünden vri.
  • Dis tier hat zw6i schönü menschlich ögen, du vliessent !m
  • vol trehenen na dem schßnen berge; da werc es aber gerne.
  • Eya miüende sele^ wie schone sint die ögen diner bekantnisse^
  • wan du hast gesehen in den ewigen Spiegel, und dir sint di\
  • süssen trghne vil lieplich bereit; du lidest doch gerne des sün-
  • digen meres biterkeit.
  • Dis tier hat einen' reinen niunt und ein reine zungen. Es
  • enbat ßch keine zene, es kan nit grinen noch bissen. Der
  • minende mensche hat öch einen nützen munt, er leret und be-
  • rihtet ze aller stunt gerne, und sin zunge ist von allen schede-
  • lichen Worten gezogen und gebunden. Er hat öch kein bissende
  • zgne, er tröstet du betrübten jemer gerne. Er hat öch enkeinen
  • grim, wan alleine vf die sünde und vf gotz smacheit, ja im ist
  • kein pin so leit. Des tieres mmid ist oben offen und niden klein.
  • Die gr6ssi vnsers mundes ist das vnbegriffenlich lop, de wir got
  • leistet s511en mit der gemeinschaft aller creaturen, allem unserm
  • tünde und an allen dingen, zu allen stunden. Das niderste teil
  • vnsers mundes sprichet alzegerne von der sündigen erden.
  • we ob allem sprechen! Wc sol der välschen heiigen werden,
  • du mit heiiger lüte gäbe' valschlich ireu sündigen lip generent,
  • und bewisent sich reht, als ob si es alles in der rehten gotz-
  • warheit haben ervaren. Der geti-üwe got, der allein die warheit
  • het geminet, der müsse sine reine trünt vor tn bewarn.
  • De tier hat snelle füsse und hat kein stiine, es ist in im
  • selber stille. Dieselbe nature hat die gezogen sele; in der hShsten
  • miiie ist si beide, snell und stille.
  • Dis tieres hüt und här ist unedeler varwe, wan es ist väl
  • vnde sn6de anzesehende. Es jaget Öch nieman dur sine gegeu-
  • wirtige sch6ni, mere nach sinem tode, so.andrü tier fulent, so
  • wirt sin hut also edel und sin häi* so mangerleie schon i, de alle
  • die böbisten, die es m6gent haben, sine hüt für die edelsten
  • H. Mechthild. g
  • 114 Vierter Theil.
  • zobele tragent. VoUekomeuer lüte vride und tr nütze Bitten und
  • ir heiige lere^ der ahtot man bi ireme übe leider alzeklein^ mere
  • nach irme tode, swa wir sündigen kumen in nöte und wir deiie
  • gedenken, wie heleklich si lebten und wie getn\welich si vns
  • wameten, so komen wir in süntlich schemede, de wir in wareu
  • so vrömede. So wirt ir leben ein schöne zobel, den wir sün-
  • digen vor vnsern ögen vil schöne in vnserm herzen tragen. Aber
  • bi irme seligen libe vorhten wii* je das vngebe kupfer, de wir
  • dis edel golt nit mögen berflren.
  • Dis tieres vleisch isset man an dem fritag. Es stu'bet och
  • nit, es werde von des meres vinden tot gesqhlagen. Heiiger
  • lüte leben de sint alles fritage, wan si vastent alles von sündeii,
  • und si essent nit die verbotten spise, mere si lebent nach göt-
  • licher wise. Die grossen bulgen der stürmenden mine tut si
  • sterben aller dingen und leben got alleine; ja deüe erste sint
  • allü ding ir alleine in der mifie mit gotte gemeine, so hat ir
  • mine nütze krefte in gottes lobe ze allen dingen.
  • Dis tieres gebeine ist eis edelen visches grat, do machet
  • man schöni cleinot abe, de edel lüte zu iren eren babent. Wie
  • edel ein cleinöt de si, de ein heiig licham minevol und sündeu
  • si vri, de wiset vns got an sine^n liebsten fründen,. ü^ wir du
  • waren zeichen an vinden. Got hat vns an sinen beligen vründen
  • manig nütze kleinöt gegeben; loben wir in nit danunbe so mögen
  • wir nit der heiigen ein werden, die man erhebet hie vfl von der
  • erden. Dises tieres namen sprichet ze tüte alles nütze. Wol
  • Im, das er je mensche wart, der disen namen vor gotte hat!
  • XIK. Das amhdht der gebenedigtm mine ist manigvalU
  • gebenedeite mine, de was «under begine
  • Din ambaht und ist noch,
  • De du got und des menschen sele zesamene bindest,
  • De sol din ambaht sunder ende sin.
  • .Gegrüsset siest du vrdwe min,
  • -Und beware de ich nit klage
  • Mime schonen herren '^ber dich.
  • • Wil er ze lange von mir sin,
  • So erfrüre ich ze sere;
  • De bewar, herzefröwe, künegini
  • Cap. XIX— XX. H5
  • Dn hast mich in gotte verleitet,
  • De ich seleklich gebunden bin.
  • mine fröwe , hilf du mir,
  • De ich ftn sinen armen verscheide,
  • Da ich' mit ime bev.ingdn bin.
  • Jedoch wil ich gerne liden des todes pin
  • An dem sündigen lichamen min.
  • Miiie, dn hast den grftssosten gewalt
  • . Vor allen tagenden jemer me,
  • Des wil ich got danken,
  • Dn benimest mir manig herzensere.
  • Ich habe kein lügende mere,
  • Er dienet mit den togenden sin.
  • De were mir swcrer als der tot.
  • De ich iht giltes mohte getün snnder den herren min.
  • Alles de ich von mine spriche,
  • De getar ich mir leider nit zAziehn,
  • Mere got der meinet alle die damitte,
  • Die in sin^m herzen erweit sin. ')
  • Den dis angat der bevindet es wol;
  • Die mihie machet ital herzen vol.
  • Mere wefie wir werden vol wranges nnde surekeit,
  • So ist.vns der miiie spilvil vnbereit.
  • Güte naht, mine, als ich schlaffen welle. Alleluia,
  • XX: Von seJis lugenden 8, DMninicus.
  • In sant Dominicus tage bat ich vusern herren für der pre-
  • dierorden gemeine. Do gerftchte des vnser liQber lierre, de er
  • selber zu mir kam und bralite Sant Dominicum, den ich mine
  • vber alle heiigen. (Idi vrage) eb ich getar sprechen, (da) sprach
  • vnser herre: Dominicus, min sun, hatte in ertriche vier ding an
  • im, die solten alle pi'ior an tn haben. Er hatte sine brüder also
  • mineklichen liep, de er de nie mohte erliden, das er sie betrübete
  • mit den Sachen, die von sinem eignen mfttwillen kamen. Das
  • andere de er dikke sin spise bösorte, sinen brüdern ze helfe und
  • ze liebe, vf de junge brüder wider in dehten in die weit, i|nd
  • de die alten nit erlegen in dem wege. De dritte de er inen mit
  • heiiger wisheit das bilde gab, de si dazu dur got solten messig
  • sin in allem irem wesende und an allen 4ren sitten und an aller
  • irer notdurft. De vierde de er so barmherzig was, de er sine
  • ■j-**.
  • >) jElAnteshrift: siot.
  • 8
  • 116 Vierter Tlieil.
  • lieben brüder nie wolte besweren mit dekeiner bftsse, die im der
  • orden nit wisete nach der schulde. Aber sprach vnser herre^
  • Noch sage ich dir zw5i ding. Swefie Dominicus lachete, so
  • lachete er mit warer sfissekeit des heiigen geistes, so er aber
  • weinete, so weinete er mit so grosser trüwe, de er jemer alle
  • sine brüder zevorderste an siner gerunge trfig vor oiinen ögen,
  • und dazu mit aller mäht die heiige cristanheit. Das einige lachen
  • sunder italkeit mag böse sin^ des wiste ich §des nit.
  • XXI. Dur sehszehen ding hat goi predierorden liep,
  • Hienach sprach unser lieber herre alsus: Zw8i ding mine
  • ich also sere in der Bredier orden, de inen miii g5tlich herze
  • zu lachet ane rnderlas. Das eine ist du helikeit irs lebens. Das
  • ander ist der grosse nutz der heiigen cristanheit. Darzü grfls-
  • sent si min heiigen drivajtekeit mit siben dingen, die sprechent
  • alsus: Crefteklichen süfzen, herzeclichen weinen, lebendige ge-
  • runge, horten twang, kumberlich eilende, getrüwi demütekeit,
  • vr51ichü miiie. Aber sprach vnser hörre: Si 8rent öch mine
  • drie namen mit siben dingen vswendig: an lobelichen sänge mit
  • warer predeunge, mit rehter losunge, mit mineklicher tr5stunge,
  • mit früntlicher helfe, mit hetigem bilde, u^d öch sint si ein heil-
  • sam baut des heiigen Cristan geloben. Mere sprach vnser herze-
  • lieber herre alsus: Ire almusen, du si gebent den armen dur min
  • liebin, die ist also heiig, de der armen lüte Sünden geminfet
  • werdent, die si enpfant, und das öch der tüfel da niergen bliben
  • mag, da man ir almäsen isset. Dis kunt von der helekeit irs
  • gevelligen armüt^s. Eya ewiger brqne der gotheit, da ich vs-
  • gevlossen bin und allü ding, ich vnwirdigü creature lobe dict
  • mit alle dem das vnder dir ist, de ich, heiTC, doch alsus von
  • dir geti-5stet bin.. Amen.
  • XXIL Von vierhande crone hrüder Heinrichs und von der
  • tcirdekeit S. Dominicus.
  • In predierorden starb ein brüder an eim h^ren osterta^, do
  • er hatte geprediet, messe gesungen und den lüteri iette gegeben
  • Cap. XXI-^XXII. 117
  • vnsers herren heiigen lichamen. Und do er alle sin pfliht hatte
  • vollebraht, da hies er sich oleien, nnd vfir gegen naht. Do er
  • wac begraben, do gieng ein mensche zft sinem lichame und
  • gr&ssete beide, sele und lip. D«s pj3ag si alle zit nach geist-
  • licher lüte ende. Und do machte got in ir sele eine götliche
  • hochgezit. Und also wart ir sin sele in gotes vmbehalsunge in
  • grosser ere bewiset. Do sach si wol, de sin ere noch nit wc
  • voUekomen und fragete vnsern herren, wie lange er also wölte
  • wesen, und eb er dehein vegefür bette gelitten. Do spi'ach vnser
  • herre: Er sol alsus sin vierzig stunde, de waren siben tag und
  • siben naht.
  • Er hatte sich geneigct vf gotz brüst
  • In vnzellicber wollust
  • Wider die geistlichen inekeit,
  • Die im hie was vil vnbereit;
  • Und also snelleklich
  • Wc er do. ane pine komcn.
  • Als ein müter ir liebes kint
  • Vs der eschen in ir schösse hat genomen.
  • Do sprach er: sag miner swester,
  • Ich wil si trösten inront vierzig tagen
  • Mit gotte. Das geschach.
  • Si starp vierzehen naht danach.
  • Do ladet er mich zu siner hochgezit
  • Als er solte enpfän sin ere.
  • Darzü bereite sich alles himelsch here
  • , Und' 'schareten sich in ein sch6ne procession.
  • Sant Dominicus kam mit einer ganzen schar,
  • Die waren alle predier, und si trügen alle guldine ktenza
  • Die in dem orden sint hingevam,
  • Danach edel als si in dem orden heiig waren.
  • Saut Dominicus brahte brüder heinrich
  • Zegegene ein lühtende crone,
  • Die spilete in ir bliknnge also schone
  • Als die snne in irem liehtosten done;
  • Die gab er im von gotte ze lone^ '
  • De er sinem heiigen bilde hat gevolget
  • In der predier orden.
  • Sant Dominicus ist vor den andern vnzellich schöne,
  • Wan er hat von jeglichem brüder sunderlich wirdekeit ze lone.
  • Ich sach in sunderlich gekleit *
  • An drierleie wirdekeit.
  • Er treit ein wisses kleit
  • 118 Vierter Theil.
  • Der angebomen') küscheit,
  • Darzü ein grfin kleit der wahsenden gofzwigheit
  • Und dazA ein vnbesprenget rot kleit,
  • Wan er die marter geistlichen leit.
  • Si bant ein b^rzeichen von des ordens wirdekeH,
  • Das nieman nie treit.
  • Ein seh5ni\ baner gat in vor,
  • Dem vo]gcnt alle die nach,
  • Die hie an irme rate stant.
  • Vn^er berrc sas in siner alraehtekeit
  • Und ki*6nte disen brAder mit drierhande wirdekeit.
  • De was einvaltigü gehorsami,
  • WiUigü armüt, stetü unahtibark^it.
  • Do dankete brüder Heinrich vnserm henen alsus;
  • Ich danke dir herre , dines fundes
  • Und diner behaltnisse und zflnefiunge.
  • Do neig er vnserm herren
  • Und kerte sich zu sinen brüdern.
  • Do sprach sant Dominicas:
  • Sist willekomen lieber snn,
  • Nu gang in die ere dines herren, alieluja. ')
  • De' mir disü gnade mohte beschehen
  • Und dis mohte besehen,
  • de was siinderlieh davon de ich dur got eiieudie was und von
  • gotz fründeu steteklichen arglich versmähet.
  • XXIIL Von Sante Johanes ewangeliste btgrebde.
  • Sant Johans e wangelisten liehamen han ich gesehen
  • werlich mit flen ögen miner vnwirdigen sele. Er iit in grosser
  • wune und begraben ob allen zergenglichen dingen und der
  • Schöpfnisse des ewigen riches. Sin licham hat nu der götlichen
  • ewekeit also vil enpfangen, das er lühtet als ein ftirig kristalle.
  • Er Iit reht also miueklich menschlich geschaflFen, als er were in
  • eim himlischen jubilo geistlich entschlafen. Sin ögbrawen sint
  • im alleine brun und hat sin ogen zugetan und Iit vf sinem ruggen.
  • Vnder im, oß im und alumbe ime ist es alles klar, und je ze
  • siben stunden koment die heiigen engel zu dem liehamen mit
  • lobelichem sänge, der lutet alsus: heiig lüter, einvaltig wise, gotte
  • ') Handschrift: andergebomen. ,
  • ') Am Randf
  • De WC der sibende kor
  • De WC an endo.
  • Cap. XXin— XXIV. 119
  • »
  • von herzen liep. Süsser wise'hat der sang, dene tusent selten
  • oder harpfenklang. Zwisehent sinem liehamen und der schSpf-
  • nisse des himelricbes ist nit me deüe ein düfiü want als eines
  • eies hüt, und ist doch als ewig veste, das dar kein liehame me
  • dur mag; untz an den jungosten tag.
  • XXIV. Wie got in himelHcke die seien enpfaket tmd wie er
  • drierleie ItUe cr&nety und wie er 8t grtUset, zieret, lobet tmd
  • inen danket.
  • Das hiinelriche hat manige porten 8ch6n und hat doch en-
  • keine. Die manigvaltigen porten ist der herlich vnterscheiden
  • Ion, da got ein jeglich sele mit enpfat, und sich der gantze
  • himel vf tftt gegen der wufieklichen gotzhrut. Got der gat her-
  • nider dur die köre alle, der sele engegen und im volget alles
  • ' * '
  • himelsch her, alles da nach schöne de si mag empfahen ze lone.
  • So vart *) du sele vro vs dem vegefür oder vs disem elende, so
  • volgent ir och vil manig schöne engel. In der himelporten koment
  • die zwene gelieben zesafnene, got und die sele. Sin edel ansehen,
  • da er si mitte enpfahet, hat so grosse kraft an ir, de si niemer me
  • mag gedenken an Iren schaden noch an dekein ir herzeleit.
  • Ein gemeine krotie des riches kunt vf ir höbet in der porte,
  • das ist gotz wille; damitte leitet er si erlichen in. Darumbe
  • heisset si des riches kröne. Dem verworchten sünder vntz an
  • sin ende, dem got rüwe sendet, dem wirt anders kein Avirdekeit
  • ze lone. Got krönet drier bände lüte mit sinen vetterlichen
  • henden, raegde, wittewan und Elüte. Als er si hat mit allem
  • lob enirfangen, so krönet er si defie. Die wittewen und die an
  • der 6 krönet unser hen-e sitzende an siner alraehtigen ere; aber
  • gegen den megden stat er vf und krönet si stunde, als ein
  • keyserlich juncherre. Er grüsset si inewendig mit siner leben-
  • digen gotheit, er eret si vsvrendig mit siner almehtigen menscheit,
  • er zieret si mit sines heiigen geistes miltekeit. Er lonet in och
  • ane ende mit siner gantzen drivaltekeit, ordenlich in sinem riche
  • alles des de si da mit in bringent. Er danket in allen sunder-
  • ') Handschrift: wart.
  • 122 Vierter TheU..
  • eigen wonunge. Si sint in allen stetteri geste und lident ma-
  • nigcn kränber. 8i enhant weder hus noch hofj silber noch golt
  • niergen behalten. Ir jeglicher gat mit einem Stabe, der ist wis
  • geverwet (und) rot. Der stab hat ein kruken, die ist einer
  • Spangen lang und ist von helfenbein. Bi dem helfenbein sont
  • si Tvesen kusch und in allen dingen reine. Der stab ist \ds
  • und rot, dabei gedenkent si ehristi tot. Einhalb an dem Stabe
  • ist die märter vnsers herren gegraben, anderhalp sin himelvart.
  • Den stab müssen si an allen stetten bi tti haben, so si essent
  • oder sclaiFent, bettent oder predient oder messe singent oder
  • bihte hörent, und wa si den stab vs der haut lassent, da m&ssent
  • si in in die erden stossen vor iren igen, de si ehristi marter
  • steteklich anschöwen.
  • Swefie ir weg ist drissig milen lang, da si hin mfissent dur
  • nutz oder not, «o müssen t si zwene einen esel mit fn v5ren.
  • Da si etwene riten, so mßgentz iren stab nit vftren bi iren siten,
  • mere si müssent in in der haut vor inen vfgerihtet vören als ein
  • gottescrAze. Darumbe müssen si de snöde tier riten, de si sich
  • got an der demftt geliehen, und och ir fSsse werdent inen also
  • ser, de si die lengi nit mögent vollegan. Aber die schflhe tragent,
  • de mag nit langer weren defie von aller heiigen tiag vntz saiit
  • peters tag als er Bapst wart.
  • Si söllent nieman nit bitten ze buche noch ze kleiden : mere
  • als man inen de brot nüt hütet, so sönt si es diemüeteklich bitten,
  • und sönt bi den gemeinen lüten essen und trinken alle die spise
  • die si inen gebent, ane vleisch alleine. Si sftnt öch nit me
  • vasten, dene de du cristan ^ gehütet und s5nt also herbergen,
  • de si mögen betten und sclaffen von den lüten vnder einem
  • sunderlichen tache.
  • Als die lüte dis helig leben erkefient und angesehent, so
  • weiden si sin also sere gebessert, das si inen gerne ir notdurft
  • willeklich mit grosser liebi gebent. Si sönt öch mit keiner Wit-
  • wen ze herberge wesen. Die lüte sönt in ir hertö vüsse wüschen
  • mit grosser inekeit und söllent des got sere danken, de si da
  • gen und salbent die verweisete cristanheit, als Maria Magdalena
  • tet vnserm herren. Si salbent si öch na, de söllent maües namen
  • Cap. XXyil. 123
  • tun, (sie) wan si nit got siut Als die löte de gesehent, de ir
  • kleider ze krank sint, so gebent si inen nitwi. \\l w61tc man
  • inen gerne geben: si s6nt es nit nemen; mere si ratent barm-
  • herzekliehe ze gebende an alle nütze stette.
  • Ir gros kapittel ist zwürent im jare vsgeleit dnr nutz und
  • notdnrft der cristanlieit ze sumer in dem walde, ze winter in der
  • stat vf der burger rathus. Wer in disen oi-den wil varen, der
  • sol selber zweierleie buch haben: Vs dem grossesten buche sol
  • er predien. De erste de an dem bftche ist gesehriben, de spricht:
  • „Credo in deum^*, und darnach sint es alles meisterliehe sermone,
  • alles geordent mit dem cristan geloben. Vsser dem minsten
  • bftche sol er sine gezit vom jare leisten vnserm hen'en. Der
  • erste meister der dis leben sol erheben de sol des könges sun
  • von Rome wesen. Sin name spricht vor gotte ze tfite alleluja.
  • Dem sol der Babest sinen nehsten gewalt geben, und danach
  • kftset er selber und enpfSt von dem Babest dis leben. So bc-
  • gebent sich alles hohe meister mit im; die sftllent nit junger den
  • von vier und zwanzig jaren wesen. Si enpfant öch nieman^ er
  • ^i deile gesunt und habe ze hoher schttle gelernet, und sie mfis-
  • sent^lle priester, bihter und hohe vsei-^elte lerer wesen. Den
  • ersten meister »ont si heissen ir vtirste und sol gan selbe vierde
  • brfldcm, wan der cristangelöbe wirt allerdikost an im versftchet,
  • und die vierzehen sönt einen meister vnder tn han, den s6nt si
  • heissen iren hfiter, und der sol gan selb dritte brfidem. Ir ge-
  • walt ist vil gros, wan kein Bischof ist ir genos. War si kömen,
  • da ist inen predien, bihte hören und messe singen und lesen
  • vnverboten. In jeglichem bistftme sönt ir siben wesen, nach
  • den siben gaben des heiigen geistes; in eim er/bistftme drie-
  • zehen, nÄch dem heiigen convent vnsers hen*en. Ze Rome sönt
  • ir drlÄsig wesen, na dem seligen köflfe der an Christo wart ge-
  • geben. Ze Jerusalem sol Ir wesen allermeist, do Jesus dur vns
  • den tot leit.
  • Ir minste capitel sont si haben ze drien wochen, nach der
  • ganzen einunge der heiigen drivaltekeit mit fünf brftderen nach
  • dem bilde der heiigen fünf wunden odet mit siben en, nach den
  • siben gabeH^ des beugen geistes und danach me als si zesameu
  • 124 Vierter TheiL
  • m&gent komen. Swa si essent oder trinkent^ da sol diewile der
  • eltegt in dem orden etwas sprechen von eristi wandelunge und
  • von sinem heiigen leben und die andern s&llent swigen.
  • Ich sach Öch ir bette, wi si söUent ligen vf dem ströwe
  • z\vißchen zwein wissen woUentüchem, und ein küssen ii?t In vnder
  • de höpt gegeben, de sol vf.dem yndern tüche, vf dem «tröwe
  • ligen. Ir lenden sSllent nienier sanfte sitzen noch ligen, wan si
  • s5nt alle ir tage gesunt wesen untz an die heiige marter, als
  • cristus tet, Mere jeglich alt meister, der vil nütze ist gewesen
  • und vor alter nit mag volle herten untz an das ende des ordens,
  • er werde krank oder siech, den sol man sanfte legen und liep-
  • lich halten, waa si könen noch den vil heiigen rat geben; und
  • der besten spise sönt si defie leben.
  • Dis heiig leben sol stan mit gutem viide drissig jar; da-
  • zwischent sont die si cristanheit so sere erlühten und l^ren, de
  • von vngelerter einvaltekcit nieman darf von cristangelöben keren.
  • we, dana sol es an die not gan. So kunt der endecrist und
  • vnderwindet sich der weltlichen vürsten mit golde und mit dem
  • edelsten gesteine und mit grundelosen valschen listen, da inen
  • nu vil liep ist. Harvmbe volgent si im vil gerne und sprechent,
  • er st ir got und ir herre, und gebent !m grosse geleite, ir in-
  • gesigel und ir brieve. we, so kunt er zu geistlicher gewalt,
  • da vindet er öch die gitekeit und bringet also grosse valsche
  • wisheit, de der Bischöven und Br&psten und der pfaffen al ze
  • kleinen gestat. So tragent dise seligen brüder iren lip veil und
  • predient vil sere cristan geloben, und gebent ein gewaren apla«
  • aller Sünden, allen den, die in cristanem geljSben in warer rüwe
  • sterbent, de si sunder vegefiir behalten Werdent. Dut 4c dise
  • heiige brftdere mit den lüten also helekliche vw: habent vmbe-
  • gangen, so sol manig heiig martrer mit inen werden. Manig
  • Jude und semlich wise beiden sönt von disen brfidem den heiigen
  • töf und cristan glöben enpfan. Dis sol den endecrist so sere
  • besmahen, de er sin gros gebot und sweren twang vf alle die
  • legen sol, die zu irre predie gant. Der dene dar gät und mit
  • inen gestat, der ist ein seliger man.
  • So gat es an die not, so scheident sieh die guten vs den
  • Cap. XXVII. 125
  • bösen/ «nd verwegent sieb des libes nnd alles des de si hant.
  • So köment des endecristes boten dar tind diirstechent allererste
  • den heiigen predier dnr sine cristane lere mit einer isenstangen;
  • da m4s der gottestrüt an hangen nnd winden zft den atmen
  • gotteskinden. So tragent si in defie z wischen t tn gespisset, den
  • heligen man fftr alle die weit gemeine; die gflten weinent. So
  • siriget er mit des heiigen geistes stime: Credo in deum, nnd tröstet
  • und rÄflTet: VoJgent mir, heiige gotteskinder. Alle, die Im dene
  • volgent die werdent gevangen', nnd ir ögen verbunden, und
  • werdent mit geiselen gesehlagen und getriben als die schäf in
  • dem r5be in ein stat, da ein gros wasser gat. Da schlahet man
  • tri allen ir selig höbet äbe und wirfet si in das wassere. Da
  • des Wassers nit ist, da tribct man si uf de velt und martert si
  • da. Oot der git den bösen iii sin, de si den guten die ftgeii
  • verbindent, de si in ir gevengnisse nit mögen gesehen die grosse
  • Zierde und die vnmessigen hersehaft und ere die diö vnseligen
  • hänt von dem Endecrist irem herren, durch das si deste bas
  • geständen, wan si öch menschen sint als si. Den seligen pre-
  • dier nemerit si also tot und setzent in vil hohe in derselben stat;
  • da er de gotzwort sprach und geraärteii: wart.
  • Die danach den CristangelÖbeh prediien wellent, die müssent
  • weseri lebende marterer und hohe heiige. Des Endecristes gewalt
  • ist also gros, de nieman ist sin genos. Als der habest widier
  • in nit me mag gestriten, so kert er sieh zu den heiigen brfidem,
  • und lidet de si lident. So kunt ineil äc helfe Enoch und Helyas,
  • die nu sint in dem sfissen pavadyse, und leben da mit seien und
  • mit Übe in derselben wnile, und essent dieselben spise die Ade
  • WC gegeben, eb er da ifie were beliben. Si mfissent öch in gotz
  • gehorsami denselben bönmiden, do Eva und Adam den öpfel
  • von assen, do Si gotz gebot brachen. Disen bön hari ich ge-
  • sehen; 'fer ist nit gros und sin fruht ist vswendig vil scliöne und
  • lustlich als ein rose, aber inwendig ist si von nature vil sur.
  • De bezeichenet den bittern schaden der standen, den got nie
  • manschen gonde. Darvmbe de dise fruht dem edelri menschen
  • als vnbekeme ist, de si noch vnser vergift ist, so leite got sin
  • gebot da vf, wän er den menschen nie vngemach erschfkf.
  • 126 Vierter Theil.
  • In dei' Jungesten not, als dise seligen brfider das gemeine
  • Volk also lange liant getröstet, das nieman gutes ist beliben, er
  • habe dur got die marter gelitten, so lebent noch dise brüder
  • allenneist. So ist irü vnsehuligü not also gros, de ir gebet ist
  • also belig, de inen deüe erste got £noch und Helyam sendet,
  • die (jtl) dene tröstend und von dem walde leitent und gant aber
  • predien und sieb zem tode bereiten. Dise zwene heiTen. die
  • deüe komon sint vs dem paradys, die sint von götlicher warheit
  • also wise, de si den Endecrist mit gewalt .vmbetribent. Si sa-
  • gent tni rehte wer er si und von welcher raaht sin zeichen sint
  • und wie er harkomen si und welich ein ende {&»') solle nemen. Als
  • dis die verkerten veniement, wie unselig ein got tn ist; gegeben
  • dur ir grosse gitekeit und dur ir woUust maniger bosheit, die
  • got an irme herze weis, so bekeret sich deüe manig edel man
  • und manig Ächöne frowe, die von den cristan (dem) endecrist
  • waren gevolget.
  • . So mfissent die seligen gemarteret werden, wan dem Ende-
  • crist ist deüe in ei*triche der grös^est gewalt gegeben. Er heisset
  • samneu alle die man^ die er (an) Cristum geloben geprüfen kan.
  • So bereitet man vffen der Strasse siedende pfaüen und tribet si
  • deüe zemale dar z& und sendet na iren hiisvrowen und m^ ireii
  • schönen kinden. So heisset man die man kiesen, weder si lieber
  • behaUen in dem vngelöbeji die schöner yröwen und ir lieben
  • kiut, richt&m und ere, oder si in Cristum geloben, in den pfaüen
  • sieden und iren liep verlieren. So sprechent du man: Eya lieben
  • wip und kint, gedenket nit an mich, mere gedenket, de ir cristan
  • sint und opfernt got einen lip, so scheiden wir vns nit. — So
  • bindet man den maüen ir ffisse und hende und wirfet si in die
  • pfaüem So sprechent vrowen und kint öch:< Herre Jesu, o
  • marien kint, dur dine liebi so wellen wir gerne liden dieselbe
  • not So machet man ein grüben yjoI vüres, da in wirfet man
  • die kint und die müteren sint und wirfet vf si für, holtz und
  • strowe und verbreüet si also.
  • Der engel geleitet Enoch und Helyam vs dem paradyse.
  • Du clarheit und die wune, die si nu han an irme libe^ du mi£
  • alle alles da bliben. Do si de ertrich. angesehent, so erschrekent
  • Cap. XXVIII.
  • 127
  • si, als die man tftnt^ die de mer aDsehent^ und sieh vörhtent wie
  • si fberkomen söllent. So enpfahent si den irdensehen sehin und
  • müssent tötliehe mensehen sin. So essent si honig und vigen
  • und trinkent wasser gemischet mit wine und ir geist wiii; öch
  • Von gotte gespiset.
  • XXVIIL Von fiinferleie traft der mine, Dur krenket und der
  • ItUe valschett müs man steigen der warheit.
  • Dis buch ist begonen in der mine, es sol öch enden in der
  • miüe, wand es ist niht also wise noch also heiig, noch also
  • schöne, noch also stark, noch also vollekomen als du mine. Do
  • sprach vnser berre Jesus Christus; Sprich Vatter, ich wil nu
  • swigen alse du 8\vigest' in dem munde dins sunes albrinende
  • dur die krankheit der lüten; und min menscheit sprach albibende
  • durch die valschheit der weite, wan si lonete mir mit dem bit-
  • teren tode.
  • 128
  • Dis ist der flinfte teil des b&ehes.
  • /. Von drierleie tiiive und zekerihande nütze und von dem wegs
  • der engelen und der füfelen.
  • Es ist drierhande rüwe damit sieb der sfmder weget wider
  • in de ingesigel de am crüze was gegraben, als vns die Sünden
  • zerbrochen haben. Das erste ist der rüwe der schnlde, die hat
  • drie dinge an ime, du bitterkeit in dem herzen, da du sünde
  • vsgeflossen ist, schäme in den sinen, die der sünde gebruchet
  • hajit, gut bilde des lebendes, wa sich der mensche verböset hat.
  • Dise rüwe versfinet den himelschen vatter nnd die sündigen sele
  • imd löset si von der ewigen helle pine. Das ander ist rüwe
  • der bässe; du hat öch drü ding an ir: Vlissig arbeit und stete
  • Sicherheit und Intern sig über alle bekorunge. Dise i*üwe löset
  • den Sünder von allem vegfür. Die dritte ist rüwe der miile,
  • wan si ist got alleine getrüwe. Ir ist vil leider gotz smaeheit
  • deüe ir schade oder ir herzeleit. Si wollte öch lieber mit lip
  • und mit sele zfi der ewigen helle varn, eb si im lieben mit einer
  • höptsünde wölte betiaiben. Dis miüerüwe heliget und machet
  • vollekomen lüte in ertrich nnd höhet si in himelriche vor gotte.
  • Swefie die selig sele an diser ahte stat, so ist ir got vber ir
  • selber liep und die sünde vf das höhste leit. Der selige der
  • diser dreier rüwen hat, dem geschiht hie in ertrich die ere, de
  • Cap. I. 129
  • got sunder vnderlas sinen vürigen geist vs siner heligen dri-
  • yaltekeit schinen lat in die miüende sele, glich als ein schöner
  • sunenstral, der aiswebende vs der heissen suüen schinet vf einen
  • nüwen goltvarwen schilt. Der gegenblik gotz und der mifienden
  • sele, der vs von tn beiden so wmleuklich blikket, der hat also
  • grosse kraft und also offenbaren schln,
  • Vor allen die in dem himclriche
  • In vegefür und in der helle sin.
  • Das die h5hsten engein, cherubin und seraphin
  • Der minenden sele mfissent heimlich sin
  • Und wandelen hernider bürnende in unzelUcher liebin
  • Zu der minenden, vürigen sele in demselben schin.
  • De ist der edelen fürsten weg zu der verweneten sele in
  • disem armen libe, wan der eugel und du miüe der sele sint von
  • gotte ein ganze nature von angeborner küscheit und von der
  • mine vüre in seraphin. Aber die angenomen küscheit, gezieret
  • und verlühtet mit dem vliessenden füre der götlichen mine, die
  • bliben in cherubin. In (ihnen) gat aber harnideren gen ein fürig
  • klare miüelust vs von seraphin, wan si miüen fürig sint.
  • Darumbe zühet der edel schin hamider,
  • De si von minen blikkent wider.
  • Die engel die vns in dem t<5ffe werdent gegeben,
  • Die m5gent nit der brenenden mine pflegen,
  • Wan got hat inen nit die hitze gegeben,
  • Mere si sint vns darzA gegeben.
  • De si vnser tugenden pflegen. —
  • Ire edlü gegenwirtekeit und vnser beste mütwillen, die hei-
  • ligent allü vnsre werch und vertribent des tüfels list und sinen
  • gewalt von unsern fünf siüen. Aber der grosse fürin schin, der
  • alles lühtende hamider gat vs von der heligen drivaltekeit in
  • die miüende sele, den fürhtent die tüfel also sere, de si niemer
  • getörent gevaren dur die heligen sfrale. Des lident si manige
  • smach^it die wege, die tn got in den lüften hat gegeben, das
  • inen die ein irdensch mensche mit der gotzeinunge mag benemen.
  • Si mSgent alle ir wege vollevaren, di si von bosheit wellent
  • haben, und wa si einer minenden sele in einem licham werden
  • gewar, da mfissent si vnder die erden varen. Och mögent si
  • den luft nit entreinen, wa si die seligen vindent, die werliche
  • lebent sunder hoptsünde. Alle die sünde, die sie vns anbringent,
  • H. Mechthild. 9
  • 130 Fünfter Theil.
  • der mtssent si zen ersten begiüen. So mAssen wir dene mit
  • cristan geloben in vnsem besten siüen vf zu got stigen^ so ver-
  • lierent si alle ibr mabt und m&ssent yor vns vliehen.
  • IL Von zweierleie pine und von vierleie nutz und von der
  • manigvaltigen schar der mnden.
  • Ich danke got aller gfiti, und klage vber mich selber alle
  • die wile de ich lebe, wan got der pinget nit vergeben. Diewile
  • de der mensch Sünden mag, so bedarf er der pine alsowol als
  • der tugenden. Die pine ist vil nütze, die der mensche im selber
  • anleit dur got mit rate. Die pine ist aber also vil nützer und
  • edler die vns got anleit mit sinen vienden oder mit sinen vinin-
  • den, als got edelor ist an allen pinen. Christus löste vns nit
  • mit der pine, die er im selber anleit, mere er lerte vns, wie wir
  • im solten dienen mit arbeiten und mit pine. Aber er löste uns
  • mit der pine, die im sine viende anleiten ane schulde, und mit
  • dem jemerlichen smehlichen ende, do nieman was sin getrüwe
  • frürit, dene ein maget alleine. Maria 'sin müter, die im was ver-
  • einet werlich inwendig, du gestünt alleine uswendig mit im.
  • Do mieh vngetrüwen menschen erdros miner pine, do gab
  • mir got disen trost und sprach: Nu steh, der pine mag nieman
  • enberen, wan si lütert den menschen je von stunde ze stunde
  • von sinen manigvaltigen Sünden. we, do sach ich vns mitte-
  • volgen ein also gi'os grüwelich schar der manigvaltigen sünden,
  • als ob alle berge, alle steine, alle regenstropfen, alles gras,
  • böme, 16p und sant, alles lebende personen werin und vns ver-
  • druken- wöltin, de wir niemer vf ze gotte kemin. we der
  • leidigen stöbsilnden, die wir nit zen Worten bringen köüen! da-
  • wider wirt uns hie die pine gegeben^ die wir hcimlict an vnserm
  • armen Übe tragen. Das ander, die bitterkeit der pine beschirmet
  • vns vor dem zukünftigen valle, davor dik ein rein herze bebet,
  • de gotz geist in im treit beselossen. Das dritte, die edelkeit
  • der pine machet vns wirdig der gnade gottes ze enpfahende,
  • wan wene ich alles min gemach, mine notdm-ft und allen minen
  • irdenschen trost mit angest und mit vorhten und mit elleodigen
  • herzen enpfön, so ist got mit sinem trost da.
  • Cap. U— IV. 131
  • 7/7. Got wil wegen alle vnschuldige plne und och drierleie lute
  • um.
  • An . dem jüngsten tage so wil Christus Jesus vor sinem vatter
  • uf haben ein herliche wage, da sol sin heiig arbeit und sin un-
  • schuldige pine ufligen und da iile und dabi allü du vnschuldigü
  • pine, smacheit und herzeleit, das je dur Christi liebin von men-
  • schen wart gelitten. Ja so gat es an die rehte wage, so vrö-
  • went sieh die allermeiste, die da ine vil habent. Der megde
  • blüt von nature, der martrer blüt dur den cristaiien geloben und
  • ander man mansclahtige bifit, das anc schult geschihet in rehter
  • not, das wil der heiige gotz sun mit sinera bifite wegen, wan
  • es ist in warer vnschult vs geben. De rehte blüt kunt nit in
  • die wage? Warvmbe? Es ist vor bewollen, aber es löschet die-
  • selben Sünden, die da kunt von des vleisches künde.
  • IV. Der wunderlichen mine ist manigvaltlge craft. Wie die
  • smeket. Von vierhande diemüt. Von sibenleie schmi der
  • minenden seele.
  • wnnderlichü gottesmine,
  • Du hast heilig grosse kraft:,
  • Du erlühtest die sele und lerest die siüe
  • Und gibest allen tugenden volle mäht.
  • Wol mir armen dorperine,
  • De ich dich vröwe je gesach.
  • Eya mine, du bist wuneklich
  • Und zu allen werken lobesan,
  • De bevinde ich in der sele min,
  • Dir sint alle tugende undertan.
  • Aber die sinkende diemütekeit.
  • Die nit ist vndersnitten mit hohenmüte in der geistlicheit
  • Und die angebomü küscheit
  • Oder angenomen, die gliche lüter vollestan,
  • Dise zwo tugende müssent mit der mine gan,
  • Doch sint si ir yndertan.
  • Die mine wandelet dur die siüe und stürmet mit ganzen
  • tugenden vf die sele. Diewile de die mine wahset an der sele,
  • so stiget si mit girekeit vf zu gotte und breitet sich alvliessende
  • gegen das wunder de ir gemuszet. Si smelzet sich dur die sele
  • 9*
  • 132 Fünfter Theil.
  • in die sine; so mfls der lichamen och sin teil gewiüen, also de
  • er wirt gezogen an allen dingen.
  • Mag man mit der gottesmine böse sitten haben, de kan ich
  • niergen vinden, also gros kraft hat die vngevelschete gottes
  • miüe. Mere die sele wlrt niemer so sere dnrflossen mit gStlicher
  • miüe, si werde dikke bekort mit irdenschen dingeii. De kaü
  • die sele nit enpfahen, die mit der valschen mine ist durgangen.
  • Als du miüe volle wahsen ist an der sele, so hat si öeh vfwert
  • voUestfgen, als verre es muglich von menschen mag wesen, wan
  • die miiie hat masse an ir ordenunge. Hette si nit masse, eya
  • süsser got, wie manig rein herze in süsser wnfie breche!
  • Swene die sele mit der mine zuge und mit maniger girikeit
  • irs jagenden herzen nach gotte uf den hohen berg der gewaltigen
  • miüe und der schönen bekantnisse komen ist, so tut si als der
  • bilgeri, der berge ufgestigen hat mit grosser gerunge, so stiget
  • er anderhalp nider mit grosser vorhte, de er sich nit vberwerfe.
  • De ist, de die sele so sere durschinen ist in der hitze der langen
  • miüe, und also unmehtig worden ist in der vmbehalsunge der
  • heiigen drivaltekeit so beginet si ze sinkende und ze külende
  • Als die snne von der hohalen stat herpider gat
  • Und sinket unfz in die naht.
  • Weis got also wirt es an der sele
  • Und Öeh am übe voUebraht.
  • Die miüenriche sele sinket haraider in dem zuge der vn-
  • gruntlichen diemutekeit und wichet je vor. Wc ir got ze liebe
  • tut das ist ir vilbekeme von der edelen nature, di got und si in
  • einer meinunge erfüllent. Aber si kert de öge der woUust von
  • allen dingen, vf das si gotte vil lobes möge gewinen.
  • Der licham sinket och vil sere, wene er sinem viande dienet
  • und verswiget und sine vründe got ze eren vermidet. Die sele
  • sinket noch fürbas wan si merer mäht hat dene der licham; si
  • sinket mit grossem vlisse in die nidersten stat, die. got in siner
  • gewalt hat. wie getar ich dise stat den ') nemen, die der sin-
  • kenden diemutekeit nit erkeüent.
  • ') Handschrift: dem.
  • Cap. IV. 13a
  • Die erste Demfitekeit lit vswendig an den kleidern nnd an
  • der wonunge, de die messig und geistlich gesnitten und geneiet
  • sin, nnd doch reine. Die ander lit an den Bitten in der geselle-
  • Schaft; das die miüesam sin in allen nöten vnd zu allen dingen.
  • Hievor wahset dd heiige gotzmiüe. Du dritte dem&tikeit lit an
  • den sinen, also de si aller dinge nach sinem rehten gebrucbe
  • und ordentliche minet. Die vierde diemütikeit wonet in der sele,
  • de ist die sinkende diemütikeit, die also manig süsses wunder
  • an der minerihen sele begat Si jaget si vf in den himel und
  • zöhet si in dis abgrunde nider. Si leitet du sele zt allen crea-
  • turen sunderlich und sprichet: Nu steh, dis ist alles besser als
  • du bist! und bringet si deüe an ire stat, da si nit förbas mag,
  • de ist unter lucifers zagel. MÖbte si deiie in der gerunge nach
  • irem willen gotte ze eren da wesen, da w61te si nüt fiimemen.
  • Alsus sere wirt die arme, mifierich sele mit der diemütigen
  • miüe gebunden, de si sieh nit vorhtet noch schämet deiie alleine
  • in gezogener wise, als man pfleget in himelriche ze vörhtende.
  • Mere der arme, licham mfis sich vor vinsternisse sines herzen
  • und vor krankheit siner vswendigen sine beide, vörhten und
  • Schemen, wan er noch vn verwandelt ist vom tode. Aber die
  • sele ist also schöne in irme lichamen als in himelriche, si ist
  • aber also gewis nit Si ist also küne, si ist aber also stark nit.
  • Si ist also gewaltig, si ist aber also stete nit. Si ist also miüe-
  • sam, si ist aber also vrölich nit. Si ist also milte, si ist aber also
  • rieh nit. Si ist also heiig, si ist aber also unschuldig nit. Si
  • ist also gnfiglich, si ist aber vol nit. Dis ist alleine du sele du
  • hier durvlossen ist mit der diemütekeit got ze liebe.
  • Als si alsus vfgestigen ist in de hShste das ir geschehen
  • mag, diewile si gespanen ist ze irme lichamen, und harnider ge-
  • sunken ist in de tiefeste de si vinden mag, so ist si defie volle-
  • wabsen an tugenden und an helikeit. So müs si defie gezieret
  • werden mit pine in der langen beitekeit.
  • So gat si vf die trüwe stan
  • Und sihet alle ding mit grosser wisheit an,
  • 80 mag ir enkein ding entgan,
  • Si gewine je got sin lob daran.
  • 134 Fünfter Theil.
  • V, Von einer begine vegefur, die dar eigen Willen kein gebet
  • half.
  • we Bünde; de du so schedelieh bist sider dem male de
  • IieligA werk also schedelieh sint^ die man tut ane rät; also de
  • man sprichet: Nein, Ich bin homen über menschen rat. „Ich
  • wil leben nach gotz rate;" vor disen Worten grüwelot mir je und
  • je. Wan sich kein mensche an keiner stat also rehte nützlich
  • diemfitigen mag, als de er mit vndertenigem herzen cristanliches
  • rates volget.
  • Das han ich funden an einer Fröwen: Die hatte ynsem
  • herm von herzen lieb, und der liebi gebruchete si mit also vn-
  • menschlicher arbeit, de ir nature verdorret also sere de sü mAste
  • sterben. Da bat ich für si in <;ri8tanlicher gewonheit. In dem
  • zuge mines geistes sach ich iren geist, der was dar an im selber
  • als die sune. De hatte si von irme reinen herzen in getrüwer
  • meinunge. Si wc bevangen mit einer grossen vinstemisse und
  • begerte vil sere zu dem ewigen lichte. Si wc in eim ufzuge,
  • so WC je du vinster naht davor. Das was der eigen wille ane
  • rat der disen vollekomenen menschen also sere gehindert hat.
  • Ich vrage si: wamit mag man dir gehelfen? Do antwurt si
  • alsus: Ich wolte in ertriche keines menschen rat volgen nach
  • cristanlicher ordenunge, darumbe mag mir keines menschen gebet
  • noch gerunge helfen. Do kerte ich mich zft vnserm lieben herren
  • und vragete tn, wie das jamer were, de ein mensche ze pine
  • mfthte komen, der sich hie dur sine liebi so heiiger pine bette
  • angenomen: Do sprach vnser herre: Alle tugenden sint mir vn-
  • merer die ane rat geschehent; wan ich kam in ertrich mit rate
  • und ich diente vf dem ertrich mit grosser vndertenikeit minem
  • vatter und allen menschen, und do fftr ich ze himele in ganzer
  • vriheit; mere das ich nie getet, da volgete mir nieman mitte.
  • Die gerunge, gebet und alle arbeit, die man hie für si tut, da
  • wirt si mitte gezieret, wene si ze himele vert. Die sele: wand
  • alles das vns in dem wege zum himelriche wirt gegeben, de ist mit
  • rehte vnser. Als wir aber dar komen, so wirt es den gemeinen
  • Cap. V— VIII. 135
  • seien. De tftt vns got ze liebe, de si deste 6 zu vns komen
  • und helfen uns got in der ewigen ere loben.
  • Die rehtekeit ires lidens de waren sibenzehen jar; aber die
  • erbarmherzekeit gotz hat es ir gelassen vf sibenzehen manode,
  • wand si es von also herzelicher liebi tet. Got helfe vns rehter
  • masse. Amen.
  • VI. Wie die sele lobet die heiige dnvcdtekeit,
  • Herre Jesu Christe, der du bist gevlossen sunder begine us
  • dem herzen dines ewigen vatters geistlich, und gebom von einer
  • lutem ganzen maget, Sante Marien fleische, und der du bist mit
  • dinem vatter ein geist, ein wille, ein wisheit, ein gewalt, ein
  • oberste craft vber alles de je wart sunder ende! Herre, ewiger
  • vatter, wan ich, aller menschen vnwirdigeste, öch vs dinem
  • herzen gevlossen bin geistlich, und ich, herre Jesu criste, geboren
  • bin US diner siten vleischlich, und ich, herre, Got und Mensche,
  • mit vwer beder geist gereinget bin, — so spreche ich armer,
  • betrübter mensche alsus: Herre himelscher vatter, du bist min
  • herze ! Herre Jesu Christe, du bist min Hp ! Herre heiiger Geist,
  • du bist min atem! Herre, heligü drivaltekeit, du bist min einigt!
  • zufluht und min ewig rüwe.
  • VII. Wie got widerlobet die sele.
  • Du bist ein gruntvestunge mines götlichen vleisches, du
  • bist ein ere megetlicher b3standunge, du bist ein blfime der
  • hohen wuue, du bist ein v5gtin der tüfelen, du bist ein Spiegel
  • der ewigen anschowunge.
  • VIIL Dru kint sol der mensche haben, für die er bitten sol.
  • Nieman weis was trost oder pine oder gerunge ist, er werde
  • selber g gerflret mit disen drin. Ich suche helfe, wan mir ist
  • leider alzewe. Ich habe drü kint, da ich grossen jamer an sihe.
  • De erste sint dö armen sünder, die ligen in dem ewigen tode,
  • da ist nit me trostes an, dene de si den menschlichen lip hant.
  • we, dis kint gihe ich mit blätigem herzen an und ich mine
  • es mit .weinenden ögen an miner sele arme, und trage es fär
  • 136 Fünfter Theii.
  • die f&sse sines vatters, da ich es bi gewunen habe. So sihe
  • ich dises kint an, bitte sinen getriiwen vatter Jesum, de er die
  • kint erwekke mit derselben stime siner götlichen barmherzekeit,
  • da er Lazarum mitte erwahte.
  • Hiezu aiitwurt got alsus:
  • Ich wil des kindes siechtagen wandelen.
  • Wölte es Dit wider in disen tot vallen,
  • So sol es mir jemer gelich wesen
  • An miner 8ch5nin, an miner edelkeit,
  • An miner richeit,
  • Vmbevangen und durchgangen
  • Mit aller wollnst in der ewigen ewekeit.
  • Stant uf liep kint min, du bist genesen,
  • Den frien willen ker, den ich dir han gegeben.
  • Den wil ich dir niemer benemen.
  • Wan dagegen
  • Wirt allü din wirtekeit gewegen
  • In dem schonen himelrich
  • Den heiigen gelich.
  • we, noch lit dis stille
  • Vf sinem eignen mütwillen!
  • Min ander kint, das sint die armen seien, die in dem vegefür
  • qwelent, den müs ich min herzeblüt ze trinkende geben. Weile
  • ich fiir si bitte, und ich die manigfaltige not und den bitterlichen
  • gesmak ansihe, den si von jeglicher sünde sunderlichen lident,
  • so han ich müterliche pine, doch ist mir liep de si mit rehter
  • schulde pine got zft eren liden.
  • Si lident ir pine mit grosser gedult,
  • Wan sie sehen olfcnbar alle ire schuld.
  • Si lident ir not in gezogner wisheit
  • Und trinkcnt in sich selber vil manig herzcleit:
  • Sol dis kint vil schiore genesen.
  • So müs die miitcr vil getrüwe und erbarmherzig wesen.
  • Min dritte kint, de sint vnvollekomen geistliehe lute. Wene
  • ich allü minü kint ansihe, so ist mir enkeinem also we als von
  • disem alleine, wan es sich leider mit vs wendigen sinen in ver-
  • genglichen dingen also verre und also sere von himelschen
  • dingen hat geteilet, das es die edele gewonheit und die süsse
  • gotzheimlicheit alles hat verlorn, dar es got mit sunderlieher
  • erwelunge iile hatte gezogen. Hienach werdent si also sere
  • verkert, de si nieman mit Worten vmbe getün kan, so be-
  • Cap. VIII— IX. 137
  • scheltent si du inekeit nud verkerent gottes sfissekeit^ und haltent
  • ö(^ alles das zeuare de si gesehent und liörent. So schinent
  • si vswendig wise, und sint doch alle leider inwendig toren, Dis
  • kint mag allerwirst genesen, wan es vallet allererst in mutwilligen
  • krieg; darnach in tragheit, danach in valschen trost, danach in
  • missetrost, darnach wirt es leider aller gnaden los. So craset
  • dis aime kint dene in süntlichen lebene untz in sin ende; so
  • ist es vil sere gewaget war die versumete sele hinwende.
  • IX, Von der ere nbenzig mane, die mit Oristo ständen ze gezüge.
  • An dem heren ostertage, da vnser losnnge also sere ge-
  • ofiFenbaret wart, de Jesus Cristus also gewalteklich erstfint und
  • also erlich rumete sin grap, de die Juden und die heidene ver-
  • luren ir mankraft und alle ir ere, und die waren cristenlüte
  • wurden gebenediht mit des vatters willen und wurden gesegent
  • mit des sunes gewalt und wurden geheliget mit des heiigen
  • geistes lere jemer me, —
  • Do erständen mit vnserm herren iif sibenzig man,
  • Die waren gewesen gotz geboten also vndertan,
  • Do 81 den gotzstrit hatten getan —
  • Do wurden si gerehte lütc vunden.
  • Do si besuchet wurden,
  • Do si de wasser in irem grossen turste
  • Mit den beiden würfen zu irem munde.
  • Ir sele wart inen von got in irem lichamen wider gegeben,
  • also de man das wol merken möhte, de si tote lüte waren ge-
  • wesen. Aber de sündliche menschliche saf, das adam vs dem
  • 6pfel beis, de noch natürlich allü unsre lider durgat, und darzfi
  • de verfluchte blüt, de Even und allen wiben von dem oppfel
  • entstfint, das wart inen nit wijjergegeben, wand ire wandelunge
  • solte götlich, ein geziigc mit got wcsen, de der ewige tot tot
  • was. Darumbe stürben si nit me, do si diser zweier dingen
  • an inen nit hatten. Do teilte sich aber ire sele von irem Übe
  • ane pin und ane we. Ir lichame ligen vil schöne obe dem lüfte
  • und ob den Sternen. Darumbe de si anderwarbe nit menschlich
  • stürben, so mohten ir lichameq nit me zä der erden bestatet
  • werden. Adam behielt de saf an ime und danach alle man.
  • 138 Fünfter Theil.
  • Eva und allü wip behielten dis vil seliemlich blüt. Dis ist das
  • alleine pinget natürlich vnser vleisch und vnser sine und zu
  • jungest in vns bitterlich sterben müs, wan Jesus Cristus hat vns
  • nach Ades valle alle pine nit me benomen, dene den ewigen
  • tot nnd dazu, de wir mögen mit rüwe widerkomen. Er hat uns
  • aber vil mangen trost und rat und lere gegeben, davon wir
  • aller unser suche wol mitte mögen gesehen.
  • X, Wie die suade si gdich gottes grossi.
  • Der almehtigen gottes grössin ist kein grössi so gelich so
  • du sündige grössi miner bosheit
  • XL Geistlich namen sol gehohet werden. Von der swestern Geists*
  • Wie si betten und erbitten sSnt mit gotte.
  • geistlich namen, wc du edel bist über alle irdenschen
  • namen! darumbe wolte dich Jesus cristus selbe in allem sinem
  • lebende also getrüwelich ti-agen, de alle hohe namen, künge,
  • keyser, grauen und alle namen die edel danach sint genant.
  • Die namen mftssent alle verwlen, mere geistlich name alleine,
  • der sol erhöhet werden, darnach de er hie edel getragen wirt.
  • Ja er sol wunderlich, sunderlich, heleklich gehöhet werden, bi
  • brüderei Jesus und bi swester Marien, die du allerersten waren,
  • die je ein geistlichen namen getrügen in so grosser verdamp-
  • nisse ussewendig.
  • Dis ist vil sere wider di lüte, die sich hie geistlichen also
  • sere vswendig zierent mit so heKgem gelasse und mit so tiefer
  • bögunge, und behenkent sich vor den offenbaren lüten mit schönen
  • Worten, das man rehte wenen mag, das si inewendig haben des
  • heiigen geistes vlüt, der es alles ^Iso hervür tribe. Nein^ es ist
  • etswene leider ein vil gros geswinde bekorunge, die der mensche
  • von mütwillen an sich nimet, de er ane arbeit hatte ein gut
  • wort, und enpfindet doch in sinem herze nit des heiigen geistes
  • volle gehurt. Dis wird an der stat wol schin, da er wirt ein
  • grimig bere und ein brümende löwe, bi sinen heimlichosten
  • genossen, da er ein lamp an der sanftmütekeit und ein tnbe an
  • den tugenden solte sin.
  • Cap. IX— XL 139
  • So ist ir leben von der weite ein trugene und vor gotte und
  • vor ir genossen ein vil schedelichü lügene. we dir vil vn-
  • seligen girekeit, wie gram ist dir min herze! wan du berobest
  • mine lieben swester der inewendigen gottes süssekeit und der
  • vswendigen minesamekeit^ die si s51ten bereiten und in de heiige
  • brutbette leiten, der heiigen drivaltekeit. Die machest also harte
  • inwendig und also unwillig uswendig, de man nit getar ein geist-
  • lich wort vor !n sprechen, es si zehant von in verkert.
  • Nein, liebe swester, du mftst von erste haben breite siiie,
  • so wirt dir ein gütwillig herze und ein offen sele, do dö gnade
  • invliessen mag. Machest du dine notdurft ane rat und ane not
  • alzebreit, so wirt dir werlich diu höhin der heiigen gerunge und
  • din breite der gStlichen vftlunge und die tieffi der vliessenden
  • gottessüssekeit jemerme vnbereit. Wan es ist ein ewig schade
  • und ein hohü vnzuht, de ein küngesbrut also gerne in dem pfüle
  • wattet. *)
  • Eya swester, so du ze rehte bitten solt, so gib dich gentzlic
  • gotte und sprich: Vil lieber trut Jesu criste, dise stunde ist alleine
  • din und der vil armen Sündern und der heiigen cristauheit und
  • der betrübten seien und nit min. Alle mincs herzen mäht und
  • kraft die gibe ich dir herre hüte, de du, vil lieber, dir selber ze
  • lobe nach miner gerunge !n ze helfe wellest komen und gib mir
  • herre danach de ich rehte erkene wer ich selber si, so erste
  • betrübe ich mich.
  • Aber liebü Swester, weüe du ze diuem werke gast, so segen
  • dich^ und sprich:
  • Hilf mir Jesus, min horzeliep,
  • De ich min sele und min sine also tief in dich winde.
  • De ich die irdonsch girekeit nit ver clinde.
  • Ja, Swester, bist d:i wise von sincn,
  • So vihtet dich du gitekeit an mit grimc;
  • Bista aber wise von gnaden,
  • So mag dich kein bjsheit verleiten noch verraten,
  • Wan in der gnade die harnider vlüsset
  • Vs der heiigen drivaltekeit
  • In ein herze das jemer gegen den himel offen stat
  • ') Am Rand: wie si sont arbeiten.
  • 140 Fünfter Theil.
  • Da vindet man dA warhcit
  • Und aller dinge besoheidonhcit.
  • Es Ist vil lihte angenomen,
  • De man vor den liUen gut si;
  • Ist die warheit da nit,
  • So bist du eis sclangen vergift.
  • Mache dein herze je brinen reine,
  • Und bewise dich vswendig oleine,
  • So bistu mit gotte gemeine. ')
  • XIL Wie got antwurtet einem brädere von der schrift dis büches.
  • Meister Heinrich, vch wundert sin nienlicher worten, die
  • in disem buche gescriben sint. Mich wundert wie vch des wun-
  • dern mag. Mer mich jamert des von herzen sere sid dem male
  • das ich sündig wip schriben müs, das ich die wäre bekantnisse
  • und die heiigen herlichen anschöwunge nieman mag geschriben,
  • sunder dise wort alleine, si dünken mich gegen der ewigen war-
  • heit alzekleine. Ich vragete den ewigen meister, wc er hiezu
  • spreche? Do antwurt er alsus: Vrage in wie de geschach, de
  • die apostcln kamen in also grosse künheit nach also grosser
  • blodekeit, do si enpfiengen den heiigen geist. Vrage me, wa
  • Moyses do wc, do er niht wan got ansach. Vrage noch me,
  • wavon de was, das da Daniel in siner kintheit sprach.
  • XIIL Von zehenhande nützen eines gäten menschen gebet,
  • Dis gebet hat grosser kraft, de ein mensch leistet mit aller
  • siner mäht. Es machet ein sur herze süsse, ein üiirig herze
  • vro, ein arm herze rieh, ein tump herze wise, ein blöde herze
  • künc, ein krank herze stark, ein blint herze sehende, ein kalte
  • sele brifiende. Es zühet harnider den grossen gott in ein klein
  • herze; es tribet die hungrigen sele vf zu dem vollen gotte; es
  • bringet zesamen du zw6i geliebe, got und die sele, in ein wunek-
  • liche stat, da reden si \\\ von liebe. we, ich vnsefiger entphä
  • sis sak(ramewO dar, de ich nit gesterben mag.')
  • ') Dies Gebet ist zum Theil von andrer alter Hand geschrieben.
  • ') Der Text ist hier dunkel.
  • Cap. XII— XVI. 141
  • XIV, Von hoser priesier vegeför, '
  • Des ist lapg de ich ein vegfür sach, de was gelieh eim
  • fürigen wasser und es sot als ein fürig gloggenspise, und es
  • was oben mit einem vinstern nebel bezogen. In dem wasser
  • swebten geistliehe visehe, die waren glich menschlichen bilden.
  • Dis waren der armen pfaflfen seien, die in diser weit hatten
  • geswebet in der girekeit aller wollust und hatten hie gebrant
  • in der verwassenen vnküschikeit, die si also sere verblendet,
  • de si nit gutes mögent gewifien. Vf dem wasser färent visehere,
  • die hatten weder schif noch netze, mere si vischeten mit iren
  • fürigen klawen, wan si och geiste und tüfd waren. Als si si
  • brahten vf das lant, so lEugen si inen geistlich bitterliche die
  • hüt abe und warfent si in einen siedenden kessel alzehant;
  • ^arin stiessen si si mit fürigen gablen. Als si den nach irem
  • willen volgere waren t, so vrassen si si in iren sneblen. So
  • hüben sich die tüfele vf das wasser aber, und taten si dur iren
  • zagel und vischeten si und vrassen si und döweten si aber.
  • XV, Von einea^ guten priest er 8 veffefur.
  • Ein reiner priester starb in siner eigner rehter pfarre. Do
  • bat ich für fn als f&r einen andern menschen in eristanlicher
  • gewonheit. Do sach min sele die sinen in loblicher wirdekeit,
  • also de er noch in b^itun^e wc der himelschen ere. Vier engel
  • die färten in vber alles vnwittere in dem ersten himele, und si
  • lireten ime mit den himelschen selten. De was sin vegefür,
  • damitte si in zfi der himelschen wufie bereiten. Ich vragete in,
  • wamit er die sunderliche wirdekeit hette enpfangen. Da sprach
  • er: ich miüete in ertriehe de einöte und ich vorlite mich alleine
  • in minem gebete. Do sprach ich: Eia du vil seliger, warumbe
  • vfire du nit zehant mit disen wuneklichen engele ze himele. Do
  • sprach er aber alsus: Die ere ist also gros, die ich erapfan sol
  • von miner reinen pfafheit, de ich dar noch nit komen mag.
  • XVI, Es ist i'&felich, de man sundet.
  • Semliche lüte die geleret sint, sprechent, es si menschlieh
  • de man sündet. In aller miner bekomnge tnines sündigen lieha-
  • 142 Fünfter Theil.
  • men und in aller gevülunge mines herzen und in aller miner
  • bekantnisse miner sine und in aller edelkeit miner sele^ so konde
  • ich es nie ander vinden, es si tüfelieh, de man sände tut:
  • Di Sünde si klein oder gros,
  • Der tüfel ist je ir genos.
  • Mere vnsere angenomenü tüfellieheit von vriem mütwillen,
  • die ist vns alleine schedelicher, deiie alle vnser menscheit. Dis
  • ist menschlich, hunger, turst, hitze, vrost, pine, jamer, bekorunge,
  • sclafen, mfidekeit; de sint ding, die Cristus an ime leit, der ein
  • wäre mensche was, dur uns und mit yns. Mere were du siinde
  • alleine menschlich, so sölte er och gesundet han, wan er ein
  • warer mensche was an dem vleische und ein gerehte mensche
  • an der wisheit und ein steter mensche an den tugenden und ein
  • vollekomen mönsche an dem heiigen geiste; und da vber wcer
  • ein ewiger got in der ewigen warheit und nit einsÄnd^. Mere
  • sollen wir im glich werden, so müssen wir im och glich leben
  • oder mit rüwe behalten werden.
  • XVII. Dis ist ein grüs und ein lob vnd ein gebet der sünderin,
  • Gegr&sset siest da lebender got!
  • Du bist vor allen dingen min.
  • Das ist mir eine endelose vr5de,
  • Das ich ane vare magl^eden mit dir.
  • Als mich mine viande jagent,
  • So flühe kh in den arm din,
  • Da mag ich inin leit verklagen,
  • Als du dich neigen wilt zu mir.
  • Du weist wol wie du i'üren kanst
  • Die Seiten in der sele min.
  • Eya, des begine alzehant,
  • De da jemer selig müsist sin.
  • Ich bin ein vnedel brüt,
  • Jedoch bist dn min edel trüf,
  • Des wil ich jemer frowen mich.
  • Gedenke wie du traten kanst
  • Die reinü sele in dinem schos
  • Und voilebringe es herre an mir alzehar
  • Allcine ich si din yngenos.
  • Eya züch mich, herre, vf zA dir.
  • So wirde ich rein und klar;
  • Last du mich in mir selber,
  • So blibe ich in vinstemisüe und in Swere.
  • Cap. XVI— XIX. 14»
  • XVIIL Wie got hiezü antwurtet.
  • Sus antwurt got:
  • Min widergrüs ist ein so gros bimelvlAt,
  • Solte ich mich in dich nach miner mäht geben
  • Du behieltest nit dein mensch'ch leben.
  • Du sihest wol, ich müs mine mäht enthalten
  • Und Übergen mine klarheit,
  • Dur de ich dich deste langer behalte
  • In der irdenschen jamerkcit.
  • Wan da vfgal allü din sussekeit
  • In der höhi der ewigen wirdekeit,
  • Und mine Seiten sont dir süsse klingen
  • Nach der trüwen koste diner langen mine.
  • Jedoch wil ich vor beginen
  • Und temperen in diner sele mine hi&elschen Seiten
  • Uf de du deste langer mögest gcbeiten
  • Wan hohe brüte und edel ritter
  • Die müs man mit türer koste
  • Lange und sere bereiten.
  • XIX» Wie sibenzehenhande mnde jagent den menschen.
  • Diso ding jagent einen menschen also verre von gotte, de
  • er niemer wider komen mag zu gotte, ime werde grosse gewalt
  • getan von der heiigen drivaltekeit. Du italkeit ist du erste
  • Sünde, die den menschen bsgiüet ze jagende von gotte, und
  • lassen wir die nit, so ribtet sich die vnküscheit vf. Mere lassen
  • wir die vnküscheit nit, so rihtet sich die gitekeit uf. Lassen
  • wir die nit, so rihtet sich die tragheit uf; lassen wir die nicht,
  • so rihtet sich die lugine uf, lassen wir die nit, so richtet sich
  • der meineit uf, lassen wir die nit, so richtet sich der zom vf,
  • lassen wir den nit, so rihtet sich die hinderrede uf; lassen wir
  • die nit, so rihtet sich der hochmüt uf; lassen wir den nit, so
  • rihtet sich der has uf; lassen wir den nit, so rihtet sich räche
  • vf , lassen wir die nit, so rihtet sich missetrost uf ; lassen wir den
  • nit, so rihtet sich böse kfinheit uf, lassen wir die nit, so rihtet
  • sich vnschemede uf, lassen wir die nit, so rihtet sich die ver-
  • kerte wisheit vf; lassen wir die nit, so rihtet sich vngelöbe uf
  • und spricht: Es ist nit als man seit.
  • 144 Fünfter Theil.
  • we, so emphahent si alle die ding so von gotte har-
  • koment also arglich, de man nie kume üt tar gesagen; und wc
  • si selber fürbringen, de ist also verkert und mk luginen so sere
  • gemenget, de leider nienian den heiigen geist in iren worten
  • vinden kan. Aber si wisent sich ettesweüe löblich^ es ist doch
  • leider trügelich. —
  • Dumehtige sele, vrowe dich,
  • Dn bist aHeine got gelich.
  • Ja es ist wol billich,
  • Wan du trinkest mit gotlicher gedult
  • Ane schuld
  • Vil manig bitterkeit in dich.
  • Du wirst von dinen vienden dikke betrübet. Alsus der helle
  • rief vf die himelblümen, ja si blfliet doch für sich bin vil hohe
  • in ir edelen schoni, wand du wurzeile ir stetekeit, die ist von
  • dem heligen geiste ze allen zit^n grflne.
  • XX. Ein loh gottes von aht dingen. Von der »ünden oppfer»
  • grosser tö der edelen gotheit!
  • kleine btöue der sfissen maget!
  • nütze fruht der schönen blAmen!
  • heilig opph6r des himelschen vater!
  • g'etrüwelose pfant aller der weite!
  • Du bist, herre, min labunge
  • Und ich din bluiunge.
  • Du bist mir, herre, kleine mit diner vntertenlkeit
  • Und ich bin dir gros in dem jamer miner bosheit.
  • . Ich oppher dir, herre, alle tage
  • Alles das ich an mir habe,
  • De ist alles bosheit.
  • Da solt du, hcrre, din gnade ingiessen,
  • So mag ich von diner mine vliessen.
  • XXL Wartnnhe der M, ') ist venoorfefn und doch geminet, und
  • wie du dich segnen solt.
  • Also sprechent des menschen sifie, der die warheit hat er-
  • varen: Herre, min lichame ist gedötet in der verwandelunge aller
  • bosheit. Darvmbe haben mich dine viende verworfen von ireni
  • antlüze als einen toten der da vbel smeket. Aber herre, min
  • ') Das 3/. ist radirt.
  • Cap. XXI— XXII. 145
  • sele die ist lebendig in dir, darumbe bin ich gemifiet von dinen
  • fründen. Eya herre, lieber brütegöme, min süsser Jesu crist,
  • ich segene dich ') ane vnderlas in minem lierzen vür aliü irden
  • sehü ding und bitte dich, de du mich vor inen behaltest vnge-
  • menget, wan swie heiig si sint, si wegen mich doch in dem
  • höhsten punte von dir. De mag ich nit erllden, darumbe mfis
  • ich von inen kriegen.
  • XXIL Von siben dingen des gerihtes. Von schemede und gutem
  • willen.
  • Die alleredelste vröde der siüe und der allerheiligoste vride
  • des herzen und de allermineklicheste glas^) der werke de kunt
  • davon de ein mensche warhaftig ist in allem sinen tünde.^)
  • Hie sprichet vnser lieber herre und leret mich selber siben ding,
  • die alle die selige s511ent an in haben, du de jungeste geriht
  • mit Jesu crist sont besitzen über alles menschlich küüe* Swer
  • diser dinge nit hat, der mfts vor gerihte stan als ein verköfet
  • kneht vor sinem herren; wan alle die sich hie strengent wider
  • die gottes warheit mit der geswinden lugene, die verköflFent dise
  • tugende. De erste ist gerechte in der gegenwirtekeit. Dis ist
  • die glose: Sihe ich, de min frünt minen vienden und gotz un-
  • rehte tut, so sol ich minem fründe getrüwlich schult geben und
  • minen vienden mifieklich helfen. Das ander ist: barmherzig in
  • der not. Glose, Sihe ich minen vrünt und minen vient in glichen
  • nöten zesamen, ich sol in glich helfen. Das dritte ißt getrüwe
  • in der geselleschaft. Glose: ich sol minen gesellen niemer schel-
  • ten, deüe vmbe sine vngetrüwete sele alleine. Das vierde ist
  • nothelfig in der heimlicheit. Glose: Das man suche und vrage
  • wa die eilenden siech sien und die gevangenen und tröste si mit
  • Worten und bitte si, de si dir sagen ir heimliche not, dur de
  • du inen mögest ze helfe komen. we, de man ane süfzen und
  • ane trehene und allerleie erbarmeherzekeit vor den eilenden
  • siechen hiüe gat!
  • *) Handschrift: mich.
  • ') Glast oder Glanz?
  • ') Am Sande: dri'i ding koment von warhaftikeit.
  • H. Mechthild. ]0
  • 146 Fünfter Theil.
  • Was de geistlichen luten übel stat.
  • Und si leider also verre von gotte schaltet,
  • De si vf derselben stat
  • Verlierent die süsse gotzheimlicheit,
  • Und wellent doch des nit wissen
  • De gotz vrteil also schlät.
  • De fünfte ist, das man spraehelos sie in nöten. Glose, also
  • de man der girigen wort, die da vfstigent vs eim homütigen,
  • zornigen herzen mit spreche; davon vindet man grundelose gnade
  • in gotte. De sehste ist, de man si vol der warheit. Glose:
  • Der mensche ist v^erlich vol der warheit, dem sin herze in siner
  • besten gewissende luterliche keine schulde git und sich des
  • frSwet de gotz öge in sin herze sihet, und sich des niergen
  • mohte schämen, ob alle die liite in sin herze sehent. Das si-
  • bende ist; de man sie der liigene vient. Glose: Das wir die
  • lugene an allen liiten schelten und das wir si nit verdeken an
  • vns selben.
  • Dise siben ding sollen wir \ben und vollebriDgen
  • Wider den smakke vnscrs armen vlcisches
  • Und wider die wollnst nnd krenkine menschlicher sine,
  • Wir mögen si anders nit voilebringen.
  • Aber vnser sele edelkeit zu allen gilten dingen
  • Die gibet uns mit rehter gottes süssekeit
  • Den ersten rat;
  • Mere vnser verbosetes vleisch versumet mit siner unedelkeit
  • Vil magen manigcn gotlichen tag.
  • Sweüe si gedenkent an die gebenedeiten stunde,
  • Als vns got vs sinem vngrüntlichen herze
  • Und US sinen wisen sifien, und ns sinem vrolichen gemüte,
  • De ane vnderlas vol vlüsset aller gute,
  • Und US sinem süssen munde
  • Also vile getempert hat gei&tlich in vnser sele,
  • Wislich in vnser sine, nothaftlich an vnserme übe.
  • So müssen wir vns Schemen uswendig
  • Unser bosen sitten, und inwendig
  • Unsers ungetrüwen herzen.
  • Wir mögen uns öch leider schämen an vnsern sinen.
  • Das wir die edelen manigvaltige gottesgaben
  • Als unnützekliche tragen,
  • De si also kleine fruht bringent
  • Wider in dieselben stat
  • Da si vsgeflossen was, das ist gotz herze.
  • Cap. XXII— XXIII. 147
  • we miBcr schuldigen smerze!
  • Der giiie willen bringet alle tugende in rehte stat,
  • Alleine der licharo der werke nit vermag.
  • XXIIL Von gante marien gebet. Von Gabrieles lieht. Von des
  • Icindea tüch. Wavon die milch kam und des kindes oppfer.
  • Von den tufelen und von dem hungeMch,
  • Ich sacb ein maget an irme gebette, ir lichame was geneiget
  • zu der erden und ir geist hatte sich ufgerihtet gegen der ewigen
  • gotheit. Wand vor der zit da J. cristus den himel vfsloz mit
  • dem sclüssel des heiigen cn'izes, so wart nie mensche also heiig,
  • de sin geist möhte oder müste vfstigen mit arbeite und sweben,
  • mit gerunge und bebalsen, mit der mine der heKgen drivaltekeit
  • in der ewigen höhin. Darumbe mohte der reinen juncfröwen
  • gdst in den himel nit komen, waü adam hatte den grendel alze
  • verre flürgeschoben. ^)
  • Mere got der neigete sich und er stunde dem ertrich also
  • nahe, de er sine vründe tröste, und de si sinen willen vernamen.
  • Aber die propheten riefen lute und ladeten vnseren herre sere
  • barnidere. Mere disü juncfröwe zob vnsem herren hamider
  • mit einer süssen stime irer sele; und si sprach in irme gebete,
  • do si was alleine, alsus: Herre got, ich vrowe mich des, de du
  • komen wilt in also edeler wise, de ein magt din mftter wesen
  • sol. Herre, da wil ich zu dienen mit miner küscheit und mit
  • allem dem- de ich von dir habe. Do trat der engel Gabriel har-
  • nider in einem bimelschen liebte. Das lieht bevieng die junc-
  • fröwe alumbe, und der engel hatte also lieh gewete, de ich des
  • gelicb in ertrich niergen vinden kan. Do si das lieht, gesach
  • mit vleischlichen ögen, do stfint si vf und erschrak. Do si den
  • engel ansach, do vant si ir gelichnisse der küscheit an sinem
  • antlütc. Do stfint si mit grosser zuht und neigete ir oren und
  • rihte vf ir sine. Do grüste si der engel und kündete ir gottes
  • willen. Sinü wort du warent bekeme irme herzen und ir sine
  • wurdent vol und ir sele wart fürige. Jedoch vragcte si nach
  • ') Am Band: Sünde ist der grendel.
  • 10
  • 148 Fünfter Theil.
  • dem vnderseheide, da brahte si m&gdeliehü scb&mede zu und
  • götlichü liebi. • Do si berihtet wart, so tet si ir herze vf in gfitem
  • willen mit aller malit. Do knüwete si nider und sprach: Ich
  • gebe mich gotte ze dienste nach dinen Worten.
  • Do trat du ganze heiige drivaltekeit mit der gewalt der
  • gotheit und mit dem guten willen der menscheit, und mit der
  • edeln gevügheit des heiigen geistes dur den ganzen lichamen
  • ires magtftmes in der vorigen sele irs guten willen, und saste
  • sich in das offen herze ires allerreinosten vleisches und vereinete
  • sich mit allem dem das er an ir vant, also das ir yleisch sin
  • vleisch wart, also de er ein vollekomen kint wuchs in irme libe
  • und also, de si wäre mftter wart sines vleisches und ein unver-
  • seret maget bleip. Also, je si in langer trüg, je lihtor, schönor
  • und wisor si wart. Do stftnt si vf und sprach: Herre, vatter
  • ich loben dich, wan du best mich gros gemachot und min ge-
  • siebte sol gros werden in himel und erden.
  • Do die zit vmbe kam, als andere vrowen trurig sint und
  • besweret gant, do was Maria lihtevertig und vrö. Ir licham
  • was doch al vol davone, wan si hatte da ine vmbevangen den
  • wolgemachten gottes sun. Maria wüste die zit nit vor, weüe
  • got wolte von ir werden geboren, e si in in iime schösse sach
  • in der Strasse und in der naht ze betleeme in der vrömeden stat,
  • da si selber was ein arm vngeherbergete gast.
  • Der almehtige got mit siner wisheit, der ewige sun mit siner
  • menschlichen warheit, der heiig geist mit siner cleinlichen sässe-
  • keit, ging dur du ganzen want Marien lichamen mit swebender
  • wuüe ane alle arbeit. Das wc also schier geschehen, als die
  • suiie gibet iren schin nach dem süssen töwe in minenklicher
  • rüwe. Do Maria ir schöne kint angesach, do neigte si ir höbet
  • ze sinem antlit vnd sprach: „Siest mir willekomen min vnschul-
  • diges kint und min gewaltiger herre, der alle ding din sint.^
  • In der enpfengnisse vnsers harren
  • Und mit der drahte siner müter,
  • Und in der geburt, und in der schösse siner müter,
  • £ er in die kripfen kam,
  • Do WC die kraft der heiigen drivaltekeit
  • Und de wnfiekliche himelvür an Marien also heia,
  • Cap. xxm. 149
  • Das der hellongeist, der alle du weit durch vart
  • Und alle geschiht der dingen weis,
  • Dem lande und der stat, da Maria ine was,
  • Nie als nahe mohte konien,
  • De er das wunder hette vernomen,
  • Wie das kint wero har komen.
  • Maria nam von Josephs sattel ein hertes tüch
  • Das der esel uf sim ruggei^vnder dem sattel trüg,
  • Und darzü das oberste teil von irme hemde,
  • Da si vnsem herren vnder hatte getragen,
  • Das ander teil bant
  • Si wider vm iren lichamen zesamne.
  • In disd tüch want
  • Die cleinliche jungfröwe den grossen heilant
  • Und leit in in die krippfen. Do weinete er alzehant,
  • Als ein nüwegeboren kint.
  • * Wan diewile de du kint sprachlos sint,
  • So weinent si niemer ane rehte not.
  • Also tet vnser herre.
  • De er wider siner edelen art
  • In eime vihestalle
  • Also herte gebettet wart,
  • Durch die böse sünde.
  • Do wenete er alles menschlich küne,
  • Do verbarg er alle sine wune und allen sinen gewalt.
  • Do wart du jungfröwe betrübet
  • Und de kint wart hungerig und kalt.
  • Do müste du müter iren sun stillen,
  • De was sines vatters Willen
  • Und des bei igen geistes wollust.
  • Do neigte sich dd jungfröwe mit m&terl icher liebi
  • In megtlicher zuht
  • Ze irem gepingeten kinde
  • Und bot im ir kintliche brüst.
  • Höret nu wunder:
  • Die lühtende bluiunge ir schonen ögen
  • Und die geistliche schöni irs megtlichen anth'tz
  • Und die vliessende s&ssekeit irs reinen herzen
  • Und die wunenklicho spilnnge ir edelen sele —
  • Dise vier ding zugon sich zesamene
  • Nach des vaters willen
  • Und nach des sunes notdurft
  • Unde nach des heiigen geistes wollust
  • In ir megdtliche brüst.
  • Do vlos du süsso milch harus von irme reinen herzen
  • Ane allen smerzen.
  • 150 FüQfter Thdl.
  • Do 8011g de kint mouschlichc
  • Und sin niutcr viwete sich hclckliche.
  • Die engele suDgen got einen lobesang.
  • Die hirten kamen , si suchten und funden ')
  • Vnser war losepfant.
  • Do vragcte icli Marien wo Joseph were.
  • Do sprach si, er ist in die stat gangen
  • Vnd köfet vns kleine vische und gemeines brot,
  • Und Wasser trunken si öcb. ,
  • Do sprach ich: Eya vröwe,
  • Du soltest essen das allerschoneste brot,
  • Und trinken den alleredclosten win.
  • Nein, sprach si, das ist richer lütc spise,
  • Der haben wir nit in disem armen libe.
  • Do der vromde sterne schein,
  • Do kam Sathanas zil bethleem und volgete den drein
  • Klingen vil geswinde nach und er sach
  • Das kint vil arglichen an.
  • Do man dem kint mit dem hohen opfer also grosse ere bot,
  • Do kamen satanas gedenke in grosser not.
  • Und sprach in im selber alsus:
  • Wie ist dir vnseliger nu geschehen!
  • Dis mag wol dasselbe kint wesen,
  • Da die propheten haut von geschriben.
  • Das dir din meister Incifer
  • Also lange und also vil dikke hat bevolhen.
  • De du ze siner zelunge soltest komen
  • Und machen die vnreine,
  • So blibet vns zu der helle alle dd weit gemeine.
  • Dis kint ane sünde gezilet und gebom,
  • Es were mir anders nie verholn.
  • Nu habe ich alle mine kunst verlorn^
  • Nu mos ich wider zu minem meister komen
  • Und klagen im diso not,
  • Wan dis kint wirt vns noch alze gros.
  • Sol es über vns stigen.
  • Wie son wir das erliden?
  • Es wart e nie enkein kint geborn.
  • Dem dise ere wurde gebot'en.
  • Do lucifer dise mere vernam,
  • Do sas der grünt vicnt und gram
  • Mit sinen zenen und grein
  • Das sines zomes für über alle holle schein.
  • ') Handschrift: wnden.
  • Cap. XXIIL 151
  • Do sprach er nlsust: Sol ein mensche vnser rihter wesen?
  • So müssen wir jemer me vor allen menschen beben ; ')
  • Die nach sincm willen leben.
  • Var hinwider Sathanas, und nini ze helfe die fiirsten von
  • dem lande^ die meistere von Juden und lere si v^i si !n töten in
  • siner kifitheit, eb das er in die schule gat. Do Sathanas zft
  • herode kam, do vant er lucifers gelichnisse an dem verbSseten
  • man, bas, homüt, gitekeit. In dise drie wege gieng der grosse
  • tüfel in sin grosses herze und bereitet sich in alle sine fünf
  • sine, und mähte den künig also mortgirig, de er tot des tüfels
  • willen an den vnschuldigen kinden, die nu erlichen heiigen in
  • himelriche sint.
  • Ich vragete Mariam, war si das oppfer hette getan, de si
  • ir selben nit kofte ein opferlamp? Do sprach si: die heiige
  • vliessetide miltekeit, und du notdürftige barmherzekeit und die
  • mine williger armüt, die haut mir den schätz benomen. Min
  • oppferlamp was J. Cristus, des almehtigen gottes sun, der us
  • minem herzen was geborn, und dem nach sines vatters gebotte
  • alle die vubevleketen lamber je geopfert und gebraht werden
  • ze eren nach sines vatter meinunge, der ist min war oppferlamp.
  • Ich solte anders keines haben.
  • Das oppfer das minem kiiide wart braht,
  • Da han ich mitte alle die bcdnht,
  • Du ich weriich konde vinden nothaft.
  • Das waren yerarmete weisen und reine jimgfrÖwen,
  • Die kamen damite zur e, de man si nit durfte steinen;
  • Und dazu die elenden siechen und die langen alten.
  • Die solten es geniessen und den hatte es got behalten.
  • Aber drissige marke goldes die waren mir nach rehter not-
  • dürft von diseu armen vberbliben, die solte ich zu den hungcr-
  • lachen geben, da die gemeine lüte zügiengcn zft irme gebette,
  • wan da lag grosse bezeichunge an. Das tüch was halp swarz
  • und halp wis. Norden ime tempel wc das tüch swartz, das was
  • die lange vinsternisse in der alten e. Daruf waren geneiet
  • grfinü bilde. Wan alleine die 6 vervinstert was mit manigen
  • grossen sünden, so waren doch sumeliche menschen darifie, die
  • 'i) Handschrift: bibcnen.
  • 152 Fünfter Theil.
  • nie dürre werden von iren Sünden, mere si waren vinster mit
  • der schuldigen. Die scheflFenisse der bilden, de was alles von
  • der schulde und von der pot, die den grossen got also sere be-
  • wegeten de er und wie er behielt mit sinem gesinde Noe den
  • rehten man, und lies alle die weit vndergan.
  • So defie in dem bettehusc was das tftch edel wis. De was
  • ein Vorzeichen der reinen, klaren küscheit Sante Marien, da wir
  • noch alle mitte solten vberwinden alles vnser herzeleit. Da vf
  • waren bilde geneiet mit golde, die waren glich den vogelen,
  • die Noe vs der arche hatte gesant, de dobi weren bekant die
  • vngetrüwen girere, die allen iren trost hie süchent vf der erden.
  • Mere do wc och angeneict du reine tube mit eim grünen zwige,
  • Die also vnscliuldig wider kam,
  • Daz 8i das as in iren mnnt nit nam.
  • Dabi waren die bekant,
  • Die alle tage mit nüwen tilgenden ze gotte koment,
  • Und halte'nt sich in dem getrüwcn himolvluge
  • Mit des hcligen geistes zuge.
  • Lange hcrnider, do die stukke zesamen giengen, do was ein
  • guldin liste. Mitten über mittes gieng ein grüne borte, der wc
  • besetzet mit edelm gesteine. De bezeichente das alleredelste
  • boltz,
  • Das unscrs herrcn lichamen an ime trüg,
  • Do man die himelporten durchgrüp
  • Und mit den hamcrcn si vfschlüg,
  • Das Adames grendel danan vloch.
  • Alleine die betütunge wenig jeman wiste, so waren doch
  • die zwo gezierde ein erlich crüze. Uf dem crüze was geneiet
  • ein wis oppferlamp, und es was gezieret mit edelm gesteine und
  • mit clarem golde, als es rehte verbürnen solte. Das was vor-
  • bezeichenct und wart do vollebraht. do das vnschuldige gottes-
  • lamp einen grossen minetot an dem hohen crüze nam. Darumbe
  • viel das tote hungertüch mit dem toten lambe in der marter
  • vnsers herren nider, de man das lebende gotzlamp in derselben
  • stat jemer nie solte anbetten.
  • Maria nähte irme kinde Jesu einen rok mit also gevSger
  • nat, weüe im der rok würde kurz und enge, de si in mbhie
  • Gap. XXm. 153
  • m and leogern. Der rok was bninval von liertem gezwir-
  • m garne.
  • Joseph WC anner lüto ziuib^nnaii)
  • Also de er sumelichen pfcnig zu ir notdiirft gcwan.
  • Maria die nate und span
  • De si in drien cicidcm gewan.
  • Do 8i vluhen in Egyptenlant, do hatte si gottes engel vm-
  • mgen mit eime himelHchto^ das der tüfei nit wiste wa das
  • hinkam, untz an die zit de es gewohS; ein kint von
  • ng jaren, ein voliekomen man. Do ward der tüfel sin gewar
  • ler wSstenunge und danaeh zu manigen stunden götlicher
  • iiene. Do kerte er sich zu den jüdenschen meisteren^ die
  • jn iüewendig vil böse und vssewendig an irme gelasse vil
  • ne. Die lerte er, wie si Jesu mit verkerten Worten solten
  • ^rstan
  • Und soltent sine lere niemer enpfan^
  • So n)6hten si an ir jndeschen c gestan.
  • Do für aber Sathanas zu Incifer und sprach:
  • we meister, unsre lere müs vergän!
  • Ich han vunden in dem sündigen ertrich einen man,
  • Der ist alleine starker und wiser dene wir alle waren,
  • £ wir ze valle kamen,
  • Wan ich kan im mit allen minen sinen
  • Einen sündigen gedank nit anbringen.
  • Do gram aber lucifer als ein hnnt
  • Und beiss sinen hellenhunt und sprach:
  • Du solt ime mit allen menschen widerstän;
  • Ist er dene aller menschen hohster,
  • So mag er allen süoden entgan.
  • Meister, wir komen wol vs discr not,
  • Wan ich vinde der lüto allermeist
  • den man gerne töten t. Do sprach er: Nein, ich vörhte es
  • ) uns villihte böse, wan er mit des obersten gotz kraft die
  • vleiscblicher suche und von menschlichem tode also drahte
  • let, werde im sin lip benomen. Ich vörhte noch mcre, de
  • äele zu vns wolte harkomen und lösen die sinen. Wan de
  • »^erre vber vnser mäht, de er die lüte in ertriche löset wider
  • nature von allerleie pine sterben, mer er selber müs mit
  • erbesünden varen zu der helle. Aber blibet er reine von
  • f
  • 154 Füufter Theil.
  • allen Sünden, und nimet man im sinen lip vnverschuldet, so ge-
  • hört er nit zu der helle. Wand nie engel noch menöche wart
  • ane schuld verdumct, so ist er alleine edel und vri, und was er
  • defie wilj de müs über vnscrn dank geschehen, Mere du mähst
  • das mit lihtcr kunst zu bewaren, de vns zfi der helle behöret
  • du meiste schar. Aber du solt je danach stan, de man in uf
  • das allerhöhste versmahe und de man in qwelc mit der allcr-
  • schai-phosten pine. Ist er defie ein mensche, so mag er Valien
  • in grossen zwifcl und also mag er vns bliben.
  • Maria; vnser frowc sprach mit iren gedenken
  • Vnserm herren zu als dikke si weite,
  • Und so antwurte ir eteswene sin gotheit,
  • Davon trüg si gezogenlich ir herzeleit,
  • Und das wc Mari« magdalenc vil vnbcreit.
  • Wenc 8i vnsern herren mit vieischlichen ogen nit sach,
  • So wart si vngetröstet, und ir herze trfig
  • Diewile grossen jamer und vngemach.
  • Si brante ser in einvaltiger mine,
  • Sander hohe bekantnissc himelscher dingen,
  • Untz an die stunde,
  • Do die aposteln enpfiengen den heiigen geist.
  • Do allererste wart ire sele wunde ')
  • Mit der gotheit. Aber vnser vröwe was vil stille,
  • Do vnser herre von dem tode vferstünt
  • Also erliche. Doch hette ir herze
  • An gotlichcr bekantnissc
  • Vor allen menschen den tiefcsten grünt.
  • XXI V, Von seJishie kleide vnsers herren gofz und von tugenden
  • Saut Dominicus und tcie got sinen orden geeret hat an vier dingen*
  • Ein hoher fürste, der einen nützen sun hat im selljer, und
  • einen tröstlichen sun sinem volke, der sun ist ein also lobelich
  • sun sinem vater und ein also erlich liep sun, de die gehügenisse
  • des sunes und alü sinü werk erwekkent des vatters ere, swa
  • der sun hinkeret. Dirre hohe fürste de ist vnser liebe hen*e der
  • himelsche vatter, der hat gewuüen siben nütze süne und ein vil
  • schöne tohter, bi vnser müter der heiigen cristanheit.
  • ') Ilandschrift: verwundet.
  • Cap. XXIII— XXIV. 155
  • Sin erste sun, vnser liebste brftder de wc vnser herre J.
  • Cristug. Welieh cre der himelsch vatter des sunes hat, und
  • welchen trost sin volk von im hat, de ist wol oflFenbar. Vnd
  • wie sich der himelsche vatter mit disem sune vereinet hat, und
  • wie er in zu der rehten hant gesetzet hat, und wie vil gewaltes
  • und eren er im geben hat, das ist ane masse und doch wol
  • zemasse. Der ander sun des himelschen vatters, de waren die
  • heiigen apostelen, die vns den türen schätz behalten hant, der
  • vssert dem hohen berge wart gegraben, den ein bön trüg und
  • vnser viende an fünf enden durgrftben und allen vnsern himel-
  • schen schätz da vs jageten und seifigen. Der dritte sun, de
  • waren die küne marterer^ die die himelstrasse mit irme blfit
  • begossen hant. Der vierde sun, de waren die steten bihter, die
  • vns reine (warheit) gent und lercnt. Der fünfte sun, de waren
  • die reinen jungfröwen, die ir küscheit dur gotz liebi hant be-
  • balten. Die mdgent den himelschen vatter bewegen, wa si öin
  • gelichnisse ganze an !n tragent. Er wil si tm selber alleine
  • haben, und si söllent ire schappel in siner trutunge eweklich
  • tragen. Ja si söllent ir höbet nit mit schemede bedeken, als
  • die irdenschen brüte pflegent, da vnser herre dise nütze kint in
  • die hohen Wirtschaft also erlichen bette bi ime gesezzet, das
  • alles irs leides und ir vromekeit in ertriehe vergessen was.
  • Do gieng sin gemeine volk also ser irre an dem rehten
  • geloben und an der lutem bihte, de sich der himelsche vater
  • erbarmete und gewan do zwene süne in einer trabte aber bi
  • vnser lieben mftter, der heiigen cristanheit, und si sögete selber
  • dise zwene süne ja mit iren brüsten, die also vol der süssen
  • milch sint, de si si nie und och niemer me m6gent volle sugen
  • US. Dise brüste, de was und ist du alte e und die nuwe 6, do
  • vnser mftter du heiige cristanheit mitte sögent allü gotteskint.
  • Dis sprach och vnser herre: Man solte nieman ze priester
  • wihen, er kSnde deiie beide, die alten g und die nüwen e.
  • Wan vf einem füsse mag nicman ze hove gan,
  • Und öch nit lange ze diensten stan.
  • Dise zwen süne de sint die predier und die minren brftder,
  • do Sant Dominicus und Sant Franciscus die ersten wurzeilen von
  • 156 Fanfter Theil.
  • warent. we, was des vil vergangen ist, des si gctrüwelich
  • pflagen! Je mere des verget, je krankor der orden wirt; je
  • langer er stät, je e ein ander sun gebom wirt vs dem getrüwen
  • herzen des ewigen vatters, der sinü kint zemale nit wil verlassen.
  • Sant Dominicus der merkte sinß brfider mit getrüwer andaht,
  • mit lieplicher angesiht, mit heiiger wisheit, und nit mit vare, nit
  • mit verkerten sinen, und nit mit getrüwelicher gegenwirtikeit.
  • Den wisen leret er f&rbas me, das er mit gotlicher einvaltekeit
  • solte temperen alle sin wisheit, den einvaltigen lerte er die waren
  • wisheit, dem bekorten half er tragen heimelich alles sin herzeleit.
  • Die jungen lerte er vil swigen, davon werden si vs wendig ge-
  • zogen und inwendig wise. Die kranken und siechen tröste er
  • vil mineklich und er bedahte öch alle ir not mit getrüwem vlisse.
  • Si fröweten sich alle gemeine siner langen gegenwirtekeit und
  • sin sässü geselleschaft machte inen senfke alle ir kumberliche
  • erbeit. Dirre orden war in den ersten ziten reine, einvaltig und
  • darzfi vol der brenenden gotzliebi. Die reine einvaltekeit, die
  • got einigen menschen git, die wirt also vnderwilen gespottet
  • von etlichen lüten, das er die gäbe verluret, da man die gotz
  • wisheit ine vindet und küset. De verlöschet öch gotz brenendü
  • mine.
  • Dem in dem orden von herzen leit ist, de er ahtber wirt
  • und alle irdensche ere für ein grosse bekorunge enpfahet, der
  • mag des nit gelassen von rehter edelkeit sines geistlichen geistes,
  • den er von gotte hat enpfangen mit heiiger sinkunge sines herzen
  • vnder alle creaturen. Eintweder er mfts die ere behalten mit
  • vorhten der schemede und mit getrüwem vlisse und mit erbarra-
  • herziger helfe und mit milter vröde oder er müs darnach stan
  • mit aller wisheit, de er die burdine mit ere gelasse, wan ein
  • geistlich herze, de müs stillen vriden haben und minenklich sol
  • es blfiien vf gegen der heiigen drivaltekeit.
  • Got hat dise zwene süne sunderlich geeret mit vier dingen.
  • De hat er darumbe getan, de si vmbe sich selber nit me sorgen,
  • dene alleine de si die sünde lassen; mere alle ir sorge und
  • arbeit, sprach unser herre, solte darümbe geschehen, de min
  • Volk selig und heilig werde. Das erste ist schöne enpjTengnisse
  • Cap. XXIV— XXV. 157
  • von den lüten, de ander getrüwi helfe an der notdurft von
  • nihte^ das dritte die heligoste wisheit vs der gotlichen warheit,
  • das vierde der nülzoste gewalt der beiigen cristanheit. De man
  • die brftdere ze sere tribet ane barmherzekeit und ane sflsse lere,
  • davon geschehen schedelichA ding der ich nu mfls swigen.
  • XXV. Eines dinges genüsset man in dem hlmelriche, de ist in
  • siben dingen, danach volgent sihen ding. Das lob des betrtibfen
  • menschen ist nnz in siben dingen.
  • Eines dinges genüsse ich in dem himel allermeist; es ist
  • öch alleredelost und lühtet allerschönost gegen der heiigen dri-
  • valtekeit und kostet öch in disem libe allermeist, de ist, das
  • man in armüt, in smacheit, in eilende, in wetagen, in geistlichem
  • armüte, (das allerswerost ist,) in getvvange der gehorsami, in
  • allerhande bitterkeit inwendig und uswendig, ja das man hie iüe
  • welle und möge und k6ne got loben von herzen, danken mit
  • vröden und reichen vf mit der gerunge und voilebringen mit
  • den werken. Hievon wirt sele und lip in himmelriche also ahtber
  • und lobsan, das si sehönor singent und mifient deüe die andern
  • und claror lühtend in der vröide deüe die andern, und de si
  • hoher swebent deüe die andern, und wuüeklicher lebent deüe
  • die andern, und de si notlieher gezierent sint deüe die andern,
  • und von richtuome grosser wirdekeit habent (mere) deüe die
  • andern, und de si wuneclicher gebruchent und tiefer sugent in
  • die heiigen drivaltekeit deüe die andern.
  • Herre got, ich vrage dich : Wie «meket dir dis lob und dise
  • aüemikeit, die dir ein betrübter mensche leistet ane alle sftsse-
  • keit? Höre nu wc er saget:
  • •
  • Es stiget vf mit gewalt,
  • ' Und des ere ist und wirt roanigvalt,
  • Wan inie müs rumen alles de je wart,
  • Unz es kunt in die götliehe stat
  • Miner heiigen drivaltekeit
  • Und es da alsolich wunder ifit.
  • Das es mine drie personen al durchgat.
  • Und ruret und reizet und machet minenlustig
  • Mine ganze drivaltekeit.
  • Minen sroak den ich habe,
  • 158 Fünfter Theil.
  • Den bevindet die sele selber wol;
  • Ich mag ir mit vollen heimlich wesen,
  • Si welle sich rehte müssig und blos
  • An minen götlichen arm legen,
  • Und de ich müs mit ir spilen,
  • Wan darum hau ich mich in ir gewalt gegeben,
  • Kindesch, arm, nakent, blos, versmehet
  • Und ze jungest in den tot,
  • De si alleine sol sin (Eya, ob si wil)
  • Min nohste min liebste genos,
  • Und si Sül jcmcr me in miner hcligen drivaltekeit
  • Mit sele und mit libe sweben und spilen sat
  • Und ertritjken als der visch in dem mere.
  • War ist dtTie komen alle ire swere,
  • Die si durch mich und na mir hat gelitten?
  • Alsus wil ich ir süssen wehsei geben.
  • XXVI, Wie got sich lobet und singet
  • I
  • Eya nu höre wie die heiige Drivaltekeit sieh selber lobet
  • mit ir vnbeginlicher wisheit und mit ir endelosen g&ti, und mit
  • ir ewigen warheit und mit ir ganzen ewekeit. Nu höre die
  • allersüsosten , die allerhöbsten , die allerwuüeklichosten stime,
  • wie die heiige drivaltekeit in ir selber singet mit einer ganzen
  • stiiney da aller heiigen süssen stimen vsgefiossen sint^ die je
  • gesungen wurdent in himelriche und im ertriche und noch söUent
  • ewekliche:
  • Des Vaters stime sprichet ime lobesange: Ich bin ein vs-
  • vliessende bruiie, den nieman erschöpfen mag. Aber der mag
  • villihte sin herze selber mit eime vnnütze gedank verstoppfen,
  • de die vngerüwige gotheit, die jemer mere arbeitet ane arbeit
  • nit in sin sele mag vliessen.
  • Der sun singet alsus: Ich bin ein widerkomende richtuom,
  • den nieman behalten mag, wan alleine die miltekeit, die je ge-
  • vlossen und jemer gevliessen sol von gotte, die kunt alles wider
  • mit sime sune.
  • Der heiig geist singet dis lob: Ich bin ein unüberwunden
  • kraft der warheit, de vindet man an dem menschen, der löblich
  • mit gotte bestet swas in angat.
  • Cap. XXVI— XXVIII. 159
  • Alsus singet die ganze drivaltekeit: Ich bin also stark an
  • mincr vngescheidenheit, de mich gescheiden nieman mag noch
  • zerbrechen an miner ganzen ewekeit.
  • XXVIL Mit zwölf Worten enpfieng der Mmelsch vatter sinen
  • sun Jesum. ')
  • Mit disen worten enpfieng der himelsche .vater sinen sun,
  • do er US von diesem irdenschen strite in den himelschen vriden
  • was komen: Siest willekomen min erliche sun, de ich selber bin
  • min hant an dinem werke, min ere an diner gewalt, min kraft an
  • dinem strite, min lob an dinem sige, min willen an diner wider-
  • kunft, min wunder an diner vftart, min zorn an dim gerihte.
  • Die vnbeflekte brut, die du mir bringest, die sol din und nu
  • jemer me vngescheiden sin. Min gotheit ist din crone, din
  • menseheit ist min sune, vnser beder geist de ist ein wille, ein
  • rat, ein craft an allen dingen, ane begifie und ane ende. Din
  • sele ist vnser drier personen allernehstü brut.
  • wie wufienklichen cristi sele in der ganzen heiigen dri-
  • valtekeit spilet! ze gelicher wis, als das wunderlich büken, de
  • in der schönen suüen swebet, de nieman kan gesehen, defie der
  • vil schönü ögen hat.
  • XXVIIL Von siben cronen Innld&r Albrehtes, Ein anderes ist
  • 'satzmige gottes, ein anders ist ericelunge.
  • Swa du kunst hat wisheit und mifie, da bringet dil erwelunge
  • frnht, und nieman weis was er gutes an ime hat, er werde deüe
  • mit dem bösen versuchet. Ich bat für brfider Albertes sele
  • von miilen, do wisete mir got sin wirdekeit. Do sach ich siben
  • megde cronen ob sinem höpte sweben. Do wunderte mich sere
  • wie es da vmbe were, wand er ein rüwere was gewesen. Do
  • sprach vnser herre: Dise crone hat er darumbe gewuüen, de er
  • siben jungfrowen an irer küscheit behielt mit manigen arbeiten,
  • alleine dur mine liebi, und eweklich s6nt si alle sine wirdekeit
  • zieren, und sönt doch niemer berfiren sinen lip noch sine sele.
  • Ich habe de in himelriche gesehen, Ion, wirdekeit und crone,
  • ') GreJth 258.
  • 1 60 Fünfter Thdl.
  • und das ist nit alles ein. Der Ion lit an dem werke, du wirde-
  • keit an den tugenden, crone an der miiie. Aber der Ion ist rieh
  • nach der manigvaltekeit girier werke, du wirdekeit ist gebreitet
  • nach der niasse der tugenden, die crone lühtet in der höhi nacli
  • dem vlisse der brefiunge in der miile. Brüder Albreht seite mir do,
  • de ein brftder solte sterben vber sechs jar. Das wart nit war. In
  • dem sibenden jare vragete ich vnsern herren, wie de were. Do
  • sprach vnser herre: Er sach die satzunge und nit mine erwelunge.
  • Ich erwele minü sunderliche vründe in langer smacheit ane
  • schulde, und ich vriste si in heiiger gerunge langer ze lebende.
  • Swene der mensche in der mifie lichte, das ist in der war-
  • heit, sin herze besihet, so vinäet er niht wan de er ze rehte
  • versmähet sol sin me defie jeman. Dariiie wahset die gerunge
  • mit vnmessigera hunger und bringet defie den menschen vsser
  • im selber in gotz willen also verre, de gott des gerüchet, das
  • er den menschen vristet, und git im dene alles nüwe gäbe, ob
  • er si mit gutem vlisse wil behalten und bewaren.
  • XXIX. Nach gotz zuge teere der mensch als ein enget, eb er dem
  • volgefe. Und von der hosheit des tufels.
  • Der sich rehte hielte nach dem zuge der von gotte kunt
  • und nach dem liechte de er bekefiet, der keme *) in also grosser
  • wune und in also heiiger bekantnisse, de enkein herze möhte
  • getragen. So were er als ein engel allezeit minenklich mit gotte
  • vereinet in allen dingen. So wrde er des tüfels helle und gottes
  • himelrich. Swene aber der gute mensche von dem zuge lat, so
  • sendet im got den ttifel zu, de er in bekore mit den dingen die
  • allerswerost sint, vf de er in wider erwekke. Aber vnser lieber
  • herre der entzfthet dem tAfel sine mäht und beschirmet den
  • menschen, de er in nit gevellen mag. Mere er wenet rehte, de
  • im vrlob si gegeben, das er den menschen nach sinem willen
  • möge vellen, darvmbe ist er also vlissig tag und naht.
  • we mir armen! mir ist vil dikke also geschehen. 6ot
  • hat mir ein also erlich ding gewiset und gelobet ze leistende;
  • ') Handschrift: kene.
  • Cap. XXIX— XXX. 161
  • eh es vor miner vnwirdekeit iiit getorste getrüwen, nnd darum
  • mkete ich es im leider niet. Do kam der tüfel und wolte
  • pine anlegen. Do sprach ich, wo wiltu? Joch sihest du wol,
  • jot hie mit mir ist. Wie gedarst du mich gepinigcn vor
  • r gegenwirtekeit? Do sprach der tüfel: Ich wil nu als ich
  • rolte, minen stül setzen hi dem sinen; ja ich wolt in von
  • stüle diner sele triben ob ich möhte und setzen mich da in,
  • wolte gerne, de das himelrich, paradys, vegefür und ertricli,
  • lie alle ein helle werin in der ewigen helle. Do sprach ich :
  • testu nicht, de disü ding allii ein himelrich werin, vf de du
  • zehulde kemest? Do sprach er: Nein, das mag ich niemer
  • n. Do sprach ich: we, wie bistu so reht vnselig, de du
  • vor gotte nit schemest! Do sprach er: Swer iht gutes an
  • hat, der ist nit alzemale böse und swer sündet der veHieret
  • schäme, wan schamete er sich, so tete er der Sünden nit.
  • bin durkfine als ein vliege imd valle je zft. Ich schone
  • [laöes; nu der sich mit tugenden weret, der bleibet vnbe-
  • ret und der in gotte veste stat, der überwindet erlich alles
  • herzeleit.
  • X, Von ztoenzig kreften gottes mim und von manigvalftgen
  • namen.
  • Eja liebe gotzmiüe, bchalse je die sele min,
  • Wan es mvrdete mich ob allem we,
  • Solte ich Wesen von dir vri.
  • Eya minc, nn Ja mich nicht erkulen,
  • Mine werk sint alle tot
  • So ich dich nit vule.
  • mine, du machest süsse pine und not,
  • Du gibest lere und trost den waren gotteskinden.
  • minebant, din süsse hant
  • Hat den gewalt, si bindet beide jung und alt.
  • mine, du machest grosse bürden lichte
  • Und kleine sünde dunket dich swere.
  • Du dienest gerne sunder lön
  • Allen crcaturcn vnderton.
  • E3'a süsse gotziniüe, swene ich alzelange sclafo
  • An versumekeit guter dingen,
  • I. Mechtbild. 1 |
  • t
  • 1 62 Fünfter Theil.
  • So tft wol lind wckc niich und singe
  • Mir vrowe dincn sang,
  • Da du die sele mitte lurcst
  • Als ein süsse soitenklang.
  • Eya miüe , fi öwe , wirf mich vnder dich,
  • Ich werde vil gerne sigelo»,
  • Das du mir defie benemist eis leben,
  • Daran lit vrowe aller min trost.
  • we, milde gotzmine, du schonest min alzescre,
  • Das clage ich jemer mere.
  • Mine, din vil edle giüs der l.at ervüllet minen munt,
  • Miüe, din vil reine qwolen tut mich ane sünde leben.
  • Mine, dinii stetii andaht
  • Hat mich in also sfissen kumer braht.
  • götlichii miüe, wie sol ich din mit gedult enbern?
  • h>o du mir wilt frombde sin.
  • Äliüe, de ist ein wuneklich hoher mflt,
  • De mir din vroradi wol tfit!
  • wunderlichü miüe, wol selig der jemer, den du lerst.
  • De ist sin wunenklichestü dieniütikeit.
  • De er, fröwe, dich es bittet, das du von ime kerst.
  • Eya miüe, wie kleine du der vindest,
  • Die dich mit aller raaht in allen dingen sAchent
  • Und mit stetem vlisse din gebruchent
  • Und die dich in miüeklicher gere heissent,
  • Das du von inen vliehest.
  • Der ist aber vil, die dir mit dem munde ruffent
  • Und mit den werken von dir kerent.
  • Miüe, din scheiden und din kernen.
  • Das ist gliche willekorocn
  • Der wolgeordeneten sele.
  • Miüe, du hast alles das undergetan.
  • Das got hat mit uns in herzeklicher liebi began,
  • Miüe, din vil edele luterkeit.
  • Die als ein schöner spiegcl stat
  • Vor gotte an der ki'ischen sele,
  • Die machet heisse miüelust
  • In der raagetlichen brüst
  • Zu Jesu irmo lieben.
  • Die sere miüen vnde raegde sin.
  • De sin die jungfröwen von seraphin.
  • Miüe, din heiig barmherzekeit.
  • Die tAt den tüfelen manig leit.
  • Miüe, din vil sfisser vride
  • Bringet scnfte gemfite und reine sitten.
  • \
  • Cap. XXX— XXXI. lös
  • Mine din heiige gcnugiinge machet vri gerofUe
  • In willecliehem aremütc.
  • Mine din wäre diimetekeit
  • Die clnget iiit gerne missekcmi noch arbeit.
  • XXXI. Von zehen creften der mine vnd de keine creaiure mag
  • volgedenken der seh gernnge ze gotte,
  • miüe, wie breit wirt dein liht in der sele, und wie vArig
  • ist din schin, und wie vnhegriflieh ist din wunder, und wie manig-
  • valt ist din wisheit und wie snell ist din gäbe, und wie kreftig
  • ist diu baut, und wie durnehtig ist din wesen, und ^ie senfte
  • ist din vlus, und wie gros ist din koste, und wie getrüwe ist
  • din arbeit und wie heiig ist din vndergeheidenheit! Alse du
  • die sele mit allen disen dingen durchvarest, und si den sich
  • vfhabet und begiüet vliegen mit tubenvedern, de ist mit allen
  • tilgenden, und begiüet dene ze gerende mit des aren girheit, so
  • volget si der hitze vf ze himele, wan es dunket si alles kalt
  • und vngesalzen wo zergenglieh ist.
  • So spriche vz dem munde der warheit alsus: Herre, die
  • gerunge, die ich zfi dir habe in dinem zuge; herre, die wisheit
  • die ich defie enpfan in der miüe'vluge; herre, die einunge, die
  • ich dene begriffe in dinem willen; hen-e die stetekeit die
  • ich dene behalte nach diner gäbe; herre, die süsse gehügnisse
  • als ich din gedenke; herre, die verwenete.mine die ich zu dir
  • habe, die ist in ir selbe also rieh und vor dinen gotz ögen also
  • gros; eb du es nit wistest, herre, so möhten es nit alle sant-
  • kömer, alle wassertropfen, alles gras und löp, stein und holz,
  • alle toten crcaturen, dazu alle lebenden creaturen, vische, vögele,
  • tier, wurme, vliegende und kriechende, tüvel, beiden, Juden vnd
  • alle dine viende, noch me alle dine vründe, menschen, engel,
  • heiigen, nu, eb alle die personen sprechen könden, wolten und
  • riefen ane vnderlas untz an den jungosten tag, werlich, herre,
  • de weistu wol, si möhten dir nit halp gekündigen die meinunge
  • miner gerunge, und die not miner qwelunge, und das ja-
  • gen mines herzen, und das vfruken miner sele nach dem
  • 11*
  • 164 Fünfter Theil.
  • smake diner salben und dem vngeseheidenen anhangen ane
  • vuderlas.
  • Ja Maria, fröwc, gottesrnütcr, wie solte es dir ergan, eb du
  • begondest mit dinem sune ze kündende der ewigen gotheit die
  • liebi du ein vercinitii selc ane valscb in disem übe in der ewi-
  • gen gotheit hat und das rflren. damit er si tratet. Vrowe, du
  • möhtist müde werden und din sun , nuiste ämehtig werden,
  • wan der gütlichen miüe vürige kraft gabt über alle menscli-
  • liche mäht.
  • XXXTI. Von dem holten ende swester Mehthilf,
  • Nu mils ich doch diso rede betwungen schriben^
  • Die ich gerne wolte verswigcn,
  • Wan ich vorhte vil sere,
  • Den heimlichen swung der italen ere.
  • Aber ich v5rhte michel mere,
  • Wil mir got gereht wesen,
  • Das ich gotz arme deiie alzcvil habe verswigen.
  • Jamer, vorhte und stete herzeleit han ich getragen heimelich
  • von kinde vm ein gut ende. Nu an miner jungeston zit hat mir
  • got alsus gewiset, das von himelriche kamen vier scharen in
  • procession, das waren juncvrowen und cngel. Die jungvroen
  • bezeichenten tugenden, da ein mensche got mit gedienet hat.
  • Die engel bezeichent ein rein leben, da der mensch got mit
  • gevolget bat.
  • Unser herre und sin erlich mAter
  • Volgeten der wuneclichen procession,
  • Untz die ersten stünden
  • Vor des menschen munde,
  • Also WC der weg vridesam alnmbe und vmbe
  • Wc er clarer deiie die sune
  • Von dem schine der heiigen,
  • Die da kament von der gotz wune. ^
  • Do sprach du sele: Herre, dirre weg behaget mir über alle
  • mine wirdekeit unmassen wol, aber ich vörhte sere, wie ich us
  • minem lichamen solle komen. Do sprach vnser herre: Alse de
  • sol geschehen, so wil ich minen aten ziehen, das du mir volgest
  • Cap. XXXII — XXXIII. 165
  • als ein agestein. An beiden lialbcn der procession was ein schar
  • tufelen, der was also vil, de mir de nit mohte geschehen das
  • ich möhte vbersehen, jedoch so vSrchte ich keine. Si vnder-
  • slügen sich mit grossem grime und si undercratzten sich als die
  • vnsinigen. Des vröwet sich die sele noch mer, defie das si
  • vor ir sach vnsern herrn. Do vragete si von grossem wundere
  • vnsem herrn, wie de were. Do sprach vnser herre: Die vrßde
  • kunt vor der gewissen Sicherheit, de dich alle dise tüfele nicmer
  • mögent von mir gehinderen.
  • XXX 11 L Wie die deine silnde schadet dar vol/ekmnenhelt und
  • wie sich der tnfel davon nahet der sele.
  • Das hindert geistliche lüte allermeist an rehter vollekomen-
  • heit, de si der kleinen sünde also wenig ahtent. Ich sage -vch
  • des werlrchen: Sweüe ich mich versume mit eim lachende de
  • nieman schadet oder mit einer surekeit in mineni herzen, die ich
  • nieman bewise, oder mit einer kleinen vngedult miner eignen
  • pine, so wirt min sele also vinster, und mine sine also stumpf
  • und min herze also kalt, de ich ellendeklich müs weinen und
  • jemcrlich müs klagen, und früntlich bitten und krefteklich geren
  • und diemüteklich bekenen alle mine vntugende, deüe erste mag
  • mir ai-men die gnade geschehen, de ich widerkrieche als ein
  • gesclagen hunt in die kuchin.
  • Noch mere, sweüe ich einen gebresten an mir habe vnbe-
  • kant und vngewandelt, so stat zehant ein helle vlekke an miner
  • sele. So mag des kein rat sin. Der tüfel, der des vegefüres
  • pfliget, da die sünde iüe brenen solte, er wil zehant sin glich-
  • nisse ansehen. So begifiet mich ze eisende, da ich alleine bin,
  • wan min sele wart vri gemachet von aller eisunge, do ich du
  • gäbe enpfieng die man heisset bekantü mine. So valle ich ze-
  • hant vf die erde und spreche: mtserere mei deus oder 'pater
  • noster. So zehant kume ich wider in min süsses paradys, da
  • mich der vlekke us het gewiset.
  • Ibb Fünfter Tlieil.
  • XXXIV, Von fünf leid uüice helujen, dar böse liUe yescmt, und
  • wie got wil iceschen die cristanheit in sin selbes bl&le hienach. *)
  • Mich wundert sere nach der edelkeit die do lit an der
  • helikeit und nach der krankheit die an den menschen Itt. Das
  • Öante Elyzabeth also drahte heiig wart und also vnlange vnder
  • der erde lag, des berihte mich unser herre und sprach alsus:
  • Es ist der hotten reht de si snelle sien. Elyzabeth die ist und
  • si was ein botte den ich gesant habe ze den vnseligen vröwen,
  • die in den bürgen sassen, mit der vnküscheit also sere durflossen
  • und mit dem homi\te also sere vberzogen, und mit der italkeit
  • also stete vmbevangen, das si nach rchte in de abgründe gölten
  • sin gegangen. Irme bilde ist manig vrowe gevolget, dermasse
  • si wolten und mohten. Sant Dominicum sante ich den vnge-
  • löbigen ze hotten und den tumben ze lere und den bctrfibten ze
  • tröste. Ich sante och Franziscum ze hotten den girigen pfaflFen
  • und homütigen leien. Mere Sant peter, der nüwe marterer
  • der ist min böte des blfttes, do nun die valsche cristanheit so
  • jemerlich ine bevangen ist. Si sprechen alle, si sint reine und
  • si' sint vor mineu Sgen vnküsch. Si sprechen si sint getrüw,
  • und si sint doch vor minen ögen valsch. Si sprechent si haben
  • mich liep, und si hant ir fleisch michels lieber. Wer mit mir
  • wil hüben, der getröste sich mit sant peter des irdenschen libes.
  • Die verborgen schulde machet zejungost du offenbare not.
  • Ich armer mensche, ich war in minem gebete also kflne,
  • de ich frevenlich tet, und nam alzemale die verbösete cristanheit
  • an miner sele arm, do borete ich mit jamere. Do sprach vnser
  • herre:
  • Las, ß'ist'; dir alzeswere.
  • Eya, nein, süsser herre
  • Ich wil 81 vfheben und fiii* dine flisse tragen
  • Mit din selbes armen,
  • Da du si mit an dem crüze trüge.
  • Do gestattete mir armen got mines willen,
  • Uf de er hiieh möhte gestillen.
  • ') Am Rand: cessa, als Wink für den Leser oder Schreiber.
  • ^) Handschrift: sust.
  • Cap. xxxiv. 167
  • Do du arme Cristanheit alsns für vnsern herren kam, do
  • was si glich einer juncfrowen. Do sach ich si an und ich sach
  • och de si vnseren herren ansach. Do scheuiete ich mich vil
  • sere. Do sprach vnser herre: Nu sich, gezimet mir, diso jung-
  • frowe wol in minem ewigen brütbette ane ende ze minende und
  • mit minen keyserlichen armen zu mir ze nemende und mit niinen
  • götlichen ögen anzesehenÖe, wan si suröggc ist an ir bekantnisse
  • und si och lam ist an iren henden, wan si n6te gütü werk tütV
  • Si ist och hufhaltz an den fassen irre gefunge, wan si min
  • selten und treglich gedenket. Si ist öch vnvletig an der hüte,
  • wan si ist vnreine und vnküsche. Do sprach der 'arme geist,
  • wel rat sol ir dene werden? Do sprach A^nser herre: Ich wil si
  • weschen in ir selbes blüte und alle die seligen, die da warhaftig
  • unschuldig sint, die wil ich beschirmen, und nemen si verborgen
  • zu mir in eime heiigen tode.
  • Mere sprach vnser herre: Swester Jutte von Sanger-
  • husen die han ich den heidene gesant ze hotten mit irme heii-
  • gen gebete und mit irme guten bilde. Dis sprach öch vnser
  • herre: Dis buch sende ich nu ze hotten allen geistlichen lüten,
  • bedü den bßsen und den guten. Wan weile du süle vallent,
  • so mag de werk nit gestan. Ich sage dir werlich, sprach unser
  • herre, in disem buche stat min herzeblfit geschriben, de ich in
  • den Jungesten ziten anderwarbe giessen wil. Von drierhande
  • blftte Seite mir vnser herre alsust; Das erste blüt, das Abel und
  • du kint, ') Johafies Baptista und alle die ir heiig unschul-
  • diges blüt gussen vor der marter vnsers herrn, de was cristi
  • blüt, wan si litten dur sine liebi den seligen tot. Das ander
  • blüt das was des himelischen vatter blüt, das cristiis us sinem
  • vnschuldigen herzen gos. Das dritte blüt, de man vor dem
  • Jungesten tage giessen sol in cristanem geloben, de ist des
  • heiigen geistes blüt, wan sunder des heiigen geistes andaht
  • wart nie guttat vollebraht. Der martrer blüt dur cristum, de
  • gibet geselleschaf und küüe; des vatters blüt in cristo git
  • ') Die von Herodcs ermordeten. •
  • 168 Fünfter Theil.
  • losunge und geloben. Das jungest bl&t in dem heligen geiste
  • git behaltunge und ere.
  • XXXV, Wie Sivester Mehthild danket wid lohet got und bittet
  • für drierleie lüte und für sich selber,
  • Eya railto vattcr, got von himdricb,
  • Zühc mine selc al vliessendc, vnbekümcrt vin dich,
  • Und vlüsse ir herre engegen mit allem dem
  • De du hast wunenkliches in dir.
  • So mag si bitten und gebieten
  • Und dich, herre, volle loben aller diuer guti.
  • Eya und gib mir herre diner heligen drivaltekeit zuge
  • In dem süssen mine fluge.
  • Also, herre, de ich dich lobelich gcbruche
  • Aller diner milten gaben.
  • Und ich dich, süsser herre, niemer bitte.
  • De du mir herre zä dinem lobe nit wellist geben. Amen *)
  • Eya vatter aller gfiti, ich arme sünderine danken dir aller
  • trüwe mit minera gcpingeten libc und mit miner ellendigeik sele
  • und minem sündigen herzen und mit minen bgtr&bten sinea und
  • mit minem versmeheten wesene an dirre weite. Herre vatter,
  • das ist min und anders nit, und mit dinem lieben sune J. cristo,
  • und mit der gemeinsehaft aller creaturen. Alle si waren vnver-
  • böset; und als si noch widerkomen sönt in de allerloblichost de
  • si werden wöllent und mögeut.
  • Eya süsse vater, mit alle disen dingen so lobe ich dich
  • hütte vmb alle din getrüwe schirmunge die du je geletest (legtest)
  • an minen armen lichamen, und an mine ellendig sele. Mit disen
  • dingen, grosser got, so danke ich dir, herre, aller diner milten
  • gaben, die du mir, herre, je gerftchtest ze gebende an lip und
  • an sele. Mit diser meine {gemeine) aller creaturen so gere ich
  • herze hütte dines lobes in allen dingen, vmb alle ding, du, herre
  • vatter, vs von dinem süssen herzen vnbewollen sint geviossen.
  • Aber mit allen disen dingen, liep vor allen lieben, so bitten ich
  • dich, herre, dir selber ze eren umb wäre wandelunge und vmb
  • ganze bekerunge der armen sündern, die hütte ligent in den
  • ') Am Rand: Danke mit siben dingen.
  • Gap. XXXV. 169
  • höptsunden. Ich bitte dich mere, min war liep, vmb heiige
  • wahsunge aller tagenden und cristanlicher bestandnnge allen den
  • seligen die hie lebent ane höbetsünde.
  • Ich bitte dich aber, vil lieber, vür alle gepinegeten seien,
  • die dur vusere sünde rn de vegefür sint gevarn, das wir mit
  • gutem bilde solten be waren. Ich bitte dich herre, vmb heiige
  • heilange und vmb wäre beschirmunge, und vmb dines heiigen
  • geistes ervüUunge, allen den bi namen, die min eilende, herre,
  • mir armen dur dine liebi helfent hie tragen an libe und an sele.
  • Ich bitt dich, richer got, dur dinen armen sun Jcsum, de du
  • die pine mines geistlichen arraütes und die gallen miner bitter-
  • keit ze honig wellist machen in dem göme miner sele. Ich bitte
  • dich, lebender got vmb »die ewigen edelkeit vnsers cristanen
  • geloben, de du vns, herre, dcne bewarest vor allen valschen
  • gezügen mit diner gotlichcn wishcit. Uud stete, herre, vnsern
  • geist, ze rftwende in diner heiigen drivaltekeit.
  • Ich bitte dich, süsser herre, vür alle mine cristanpiuger, de
  • si dich noch mfissen bekeüen uud helecliche mifieu. Ich bitten
  • dich, almehtiger got, vmb wäre stürunge mit vnderscheide den
  • valschen lüten in der herschaft, und vmb barmherzige schonunge ')
  • der vnschuldigen in der gemeine. Ich bitte dich, ewiger trost,
  • de du hütte ze tröste wellest komen allen den betrüebten seien,
  • du hütte mit angest von irme lichamen scheidin, de du, erbarm-
  • herziger got, ir hehalter weelist sin und vrteilen si in das ewig
  • leben. Ich bitte dich herre, vmb reiue lüterunge und geistliche
  • bestanduuge, und lobelich behaltunge der gotlicheu warheit in
  • allen dingen, allen den bi namen, die geistlichen schin und
  • geistlichen gewalt alleine dur dine liebi tragent. Ich bitte dich
  • milter got vmb wäre dankncmekeit ze allen zitcn vmb alle din
  • gaben, den ze helfe, die dur dini liebü kumberliche burdin tragent.
  • Ich bitte dich, heiiger got, vmb erbarmherzige angesihte
  • mines unützen lebenes und vmb stete einunge, herre, din selbes
  • in miner sele, und vmb die getrüwen wegespise dines heiigen
  • lichamen, de der müsse sin an minem ende min jungestü spise
  • ') Handschrift: schonunge.
  • 170 FüQfter Theil. Cap. XXXV.
  • an sele und an libe. Och bitte ich dich, hohü wutienkliehe dri-
  • valtekeit, vmb die jungesten stunde der eliendigen scheidunge
  • mincr armen sele von minem sündigen libe, de du dich dene,
  • herre, wellist zu mir neigen, also de alle mine viende trurig von
  • mir scheiden, und ich, herre, danach diner süssen wollust und
  • miner langen gerunge, dich möge ane vnderlas ansehen, also de
  • miner sele ögen in diner gotheit müssen spilen, und dine süssü
  • minelust us diner götlichen brüst dur mine sele müssen sweben.
  • Per dorn, nostt'tmi J, Ch, filium tainn, Amen.
  • 171
  • Dis ist der sehste teil dis büehes.
  • /. Wie ein prior oder priorine oder ander prelaten sich sollent
  • hcdten gegen iren vndertanen. Das erst cnpitel.
  • Gros vorhte lit an der gcwalt. S weile man spricht: ir sint
  • nu vnser prelaten oder vnser prior, oder vnser prelatine, weis
  • got, lieb mönsche, so bist du vf das höhste bekort, so solt du
  • mit grosser demütekeit dinc venie machen und gan dene zehant
  • an din gebet und lassen dich got trösten. So solt du dcile din
  • herze vcrwandelen in hcligcr gottesliebin, also de du ein jeg-
  • lichen brüder oder swester, die dir bevolhen sint, sunderlich
  • mifiest in allen sinen nöten. Du solt wesen mit dinen vnder-
  • tanen und Brüdern minenklich vrölich oder gütlich emest, und
  • erbarmherzig solt du sin vber alle ir arbeit und mit süssen werten
  • solt du si vs heissen gän, predien künlich und bihtehßren vrö-
  • melich, wan si got dazu hat gesant in dise weit, de si losere
  • und belfere söllent wesen der armen Sündern ze glicher wise als
  • cristus aller weite löser wc, und gieng hamider vs von dem
  • hohen palaste der heiigen drivaltekeit in dise pfülige weite.
  • Alsus solt du sprechen zu einem jeglichen bi*üdere mit grun-
  • deloser diemütekeit dines reinen herzen:
  • Eya lieber mensche, ich vnwirdig alles gutes,
  • leh bin din kneht mit allem dicnste
  • Da ich e:) veiuiag, und nit din hcne.
  • 112 Sechster TheU.
  • Mere leider, ich habe du gewalt vber dich,
  • Und mit herzeklicher gotteslicbin sende ich dich vs.
  • Mich erbarmet sere din arbeit,
  • Doch habe ich das vnderscheit.
  • Ich frowe mich der höhsten wirdekeit.
  • Die der himelsche vatter dir hat bereit.
  • Nu ich sende dich in denselben namen
  • Als Jesus gieng von sinem vatter,
  • Do er suchte das eine verlorne schaf
  • Also lange, de er von mine starb.
  • Die w^re gotzliebin müsse dich geleiten
  • In heiigen wegen und in nützen arbeiten.
  • Ich wil miner sele gerunge und mines herzen gebete
  • Und die trehenen miner sündigen Ögen mit dir senden,
  • De dich got heilig und minevol
  • Uerwider mir ze liebe sende. Amen.
  • Alsust solt du alle din brüder trösten ') als si vsgant
  • Du solt si öch vröwen swene si widerkoment.
  • Du solt vorgan in das gasthus
  • Und schaffen von gotz miltekeit
  • Den gotz jungern alles das notdürftekliche gcma6h.
  • De du jemer vollebringen mäht.
  • Eya, mensche, du solt selber ir fasse weschen;
  • Du blibest dennoch meister oder meisterine
  • Und bist in demüteklich vndertan.
  • Du solt nit lange bi den geston wescn,
  • Du solt des Conventes ordenlich pflegen;
  • Die gaste sont nit lange wachen.
  • Das ist ein heligü sache.
  • Du solt alle tage in das siechhus gan
  • Und salben si mit den tröstlichen gotswortcn
  • Und laben si mit irdenischeft dingen milteklich,
  • Wan got ist über alle koste rieh.
  • Du solt je reine bi den siechen machen
  • Und solt in gotte süsseklich mit in lachen.
  • Ir heimlichea notdiirft die solt du selber von in tragen.
  • Und si getrüwelich minenklich vragen,
  • Wielich ir heimliche suche si, '
  • Und stan in dene werliche bi,
  • So vlüsset die gots sussekeit in dich.
  • Du solt 5ch in die kuchine gan und besehen,
  • Das die notdurfl der brüdern des conventes als gut si,
  • De dinü kargheit und des kochestragheit
  • Vnserm herren nit verstelen
  • ') Handschrift: trüsten.
  • Cap. I. 173
  • Den süssen sang in dem köre,
  • Wan ein verhungerter pfaiTe , der singe niemer sclione ;
  • DarzA ein hungerig man mag nit tieffe studieren,
  • Alsns mos got dur das ergeste de beste dike verlieren.
  • Im capittele soltu mit süssem gemüte gercht wesen und
  • dariüe nach der schulde glich rihten. Du solt dich sere hüten,
  • de du diner gewalt iht volgest wider der brftderen willen oder
  • des conventes willen, wan da kunt grossi'i zwiunge von. Du
  • solt dich jemer segenen vor der honult gedanken, die doch
  • leider mit gutem gelichnisse in de herze vallent und sprechent:
  • Ja, du bist doch ob In allen prior oder priorin, du möhtist wol
  • tun was dich gut ducht. Nein lieber mönsche, damitte brichest
  • du den heiigen gotzvrideu. Du solt mit vndertenigem gelesse und
  • Diit mifieklichen vröden sprechen dis: Liep brüdor oder swester,
  • wie behaget vch dis, und defie nach irme besten willen so rihte dich.
  • Sweüe din brüdere oder din swestern dins conventes ere
  • bietent, so soltu dich inwendig vörhten mit scharpfer hüte dines
  • herzen und solt dich vswendig Schemen mit gezogenlichem ge-
  • lasse. Alle klage soltu barmherzeklich enphahen und allen rat
  • soltu getrüwelich geben. Wellent dine brüder hoch buwen, das
  • soltu heileklich wenden und sprich alsus: Eya vil lieber brüdere,
  • wir wellen der heiigen drivaltekeit buwen einen wuüeklichen
  • palast in vnser sele mit dem zimber der heiigen schrift und mit
  • den steinen der edelen tugenden. Der erste stein des erlichen
  • palastes, da der ewige got ane ende sine miüelustlichen brut
  • lue traten sol nach siner creftigen wölkst und nach ir smekende
  • gerunge, de ist die grundelose diemütekeit, di also wol gebiket
  • ist mit der süssen genüge irdenscher zergenglicheit, da die girige
  • homüt und die snidende ital ere niemer ir gewalt geben so sere,
  • de wir iht buwen als irdensche herren oder vröwen, mere wir
  • wollen buwen als himelsche fürsten in ertrich. So sitzen wir
  • an dem jungesten tage bi dem armen Jesu, den herren apostelen
  • gelich. Lieben brüder, wir wollen buwen vnser himelwonunge
  • mit gotlicher vröde und unser irdenische schülunge welen wir
  • buwen mit sorgen, wan wir haben kein gewisse vrist ze lebende
  • vntz ze morgen.
  • 174 Seclistcr Tlieil.
  • Du sült haben eines aren oge und merken und sehen dine
  • vndertane in spotte, minenklieh und nit arglich. Vindestu jeman
  • der heimlich bekoret si, eia dem staut mit aller liebin bi, so
  • mag des got nit gelassen, er müsse dir heimlich sin.
  • Die selige Brfider, die einig ambaht haben, den wil ich dise
  • wäre rede sagen, die ich in der heiigen drivaltekeit sach, do ich
  • in minem eilendigen gebete was. Swene der mensch betet in
  • cristanem geloben, mit einem also demi^tigem herzen, de er en-
  • kein creaturc beuinden im enmag erliden, und mit also ellen-
  • diger sele, de im allü ding mftssent entwichen in sime gebete,
  • ane got alleine, so ist er ein gStlich got mit dem himelschen
  • vatter. Doch gedenket der mensche defie do allerbest, wie rehte
  • snöde er an im selber ist, er vörhtet öch sin selbes in der süssen
  • vmbehalsunge also sere, de im niht erkant ist deile alles gotz
  • ere. Sweüe aber der mensche erbeit in rehter nutz, durch wäre
  • not, mit derselben liebin da er mitte gebettet hat, so ist er ein
  • menschliche got mit cristus. Mere alles das man clutteret (?)
  • und arbeitet sunder nutz und sunder not, das i^st alles vor gotte
  • tot, sweüe alleine der mensche dur gotz liebi und niht durch
  • irdensche meite den tumben leret, und den Sünder bekeret und
  • den betrübten tröstet, und den verzwifelten wider zc gotte brin-
  • get, so ist er ein geistlich got mit dem heiigen geiste.
  • Eja, der vilselige mensche, der alle ding du gotte loblicli
  • sint und dem menschen sint mugelich ze tünde, de er die tut in
  • glicher liebi got ze lobe mit steter meinunge alles sines herzen,
  • so ist er ein gantz personc mit der heiigen drivaltekeit. Aber
  • der stöbe der Sünden, der vf vns vallet alseme als ane v^isem
  • dank, der wirt von der miüe für also drahte ze nihte als vnser
  • selenoge wank die gotheit gerüret mit der ellendiger süfzendiger
  • si^ssen geninge, der kein creature mag widerstan. Sweüe si
  • begiüet ze stigende so entriset ir der sündc sfob, so wirt si
  • defie mit got ein got, also de er wil de wil si, und si mögent
  • anders nit vereinet sin mit ganzer einunge.
  • Eya mensche, du solt je des tages oder der naht vnserm
  • lieben herren gotte ein lidige stunde geben, da du ane hinderunge
  • lieplich iüe mogist betten, wan die himelsche gäbe da got mitte
  • Cap. I. ' 175
  • pfliget grfissen und leren sine vserwelten lieben, die ist von
  • nature also edel und also eleinlieh und vhlisset also süsse, sweüe
  • der ewig got zA der miüelustigen sele in de notlicb brutbette
  • wil gän. Wand er ist also sere verwuut von irer miüe, de er
  • aller dingen bat verzigen mere deüe drissig jär die ime beke-
  • melieh waren, vf de er si möhte durküssen und mit sinen blossen
  • armen vmbevahen. Woltestu bie an gedenken, wie möbtestu also
  • gebürlicb wesen! Du mflstest tm gegen drissig jaren zem tage
  • eine stunde geben.
  • Sweüe icb, aller menseben armeste, an min gebet gan, so
  • ziere ieb micb nach miner vnedelkeit, so kleide icb micb mit
  • dem pf&Ie der ich selber bin. Danach schöbe (beschuhe) icb mich
  • mit der edelen zit, die ich verlorn han alle mine tage, und so
  • gürte ich mich mit der pine die ich verschuldet habe. Danach
  • nime ich vmbe mich einen mantel der bosbeit, der icb vol bin.
  • So setze ich vf min höbet ein crone der heimlichen schemede,
  • die ich wider got begangen han. Hienach nime icb in min hant
  • einen Spiegel der waren bekantnisse, so besihe ich micb dariüe,
  • wer icb selber bin, so sibe icb leider anders nit deüe alles o we!
  • Dise cleidere sint mir vil lieber anzetragende, deüe alles
  • irdenische gut nach wünsche ze habende, und sint mir dabi also
  • leit in jemerlicher vngedult, de ich lieber were mit der helle
  • bekleidet und mit allen tüfelen gecronet ane mine schulde.
  • we leider, wie vil dike koment die röbere der vnstetekeit und
  • benement vns disü cleider weüe wir vns*) selber behagen und
  • wir in unser schulde uns vnscbuldig sagen, so sin wir mit den
  • italen eren beröbet und mit der homät nidergesclagen, so sint
  • wir naketer den nakente. we, wie sere mögen wir uns dene
  • Schemen vor gotte und vor sinen vründen und vor allen creaturen !
  • Wellen wir alle vnsere scheme vberwinden mit grossen eren, so
  • mässen wir vns aber mit vns selben alsus cleiden. Alsus ge-
  • zieret sAche ich Jesum minen süssen hcrren, und ich vinde in
  • mit keinen dingen also schiere; alleine si sint swere und vnge-
  • v5ge. Man sol rehte vrömelich hintretten mit creftiger gerunge.
  • ') Handschrift: vn.
  • 176 Sechster Theil.
  • und mit scbuldiger schemunge und mit vliessender liebi und mit
  • demütiger vorhte, so verswindet der vnflat der Sünden vor den
  • götlichen ögen vnsers hen-en, und so begiüet er minenklich ze
  • lühtende gegen der sele und si begiüet ze vliessende von herz-
  • klieher liebi. Da verhiret du sele alle ir schulde und allen iren
  • jamer, und so beginet er si ze lerende allen sinen willen. So
  • begiüet si ze smekende sine sässekeit und so begiüet er si ze
  • grflssende mit siner gotheit, de die kraft der heiigen drivaltekeit
  • ire sele und iren lip aller durgat, und da enphät si die waren
  • wisheit, und so begiüet er si ze trutende, de si krank wirt. So
  • begiüet si ze sugende, de er miüesiech wirt und so begiüet er
  • die masse ze temperende, weüe er ir masse besser bekenet defie
  • si selber. So begiüet si ze gerende grosser trüwe tm ze lei-
  • stende, und so begiüet er ir die volle bekantnisse ze gebende,
  • und so begiüet si deüe vroliche ze smekende an irme vleisch
  • dur sine liebi, und so begiüet er alle gäbe ze bestetgendc mit
  • heiiger willunge in ir sele. — Wil »i sich deüe hüten ver der
  • vnedelen liebin irs vleisches und vor der girigen süssekeit aller
  • irdenschen dingen, so mag si v^llekomenlich miüen und got
  • manig lob an allen dingen gewiüen.
  • Nu lieber mensche, noch sint zw5i ding, da soltu dieh mit
  • heiigem vlisse vor hüten, wan si brahten nie heiige fruht; de
  • ist, de ein man oder vröwe in der andaht guter werke und guter
  • Sitten vil wil began , vf de er ze prelaten werde erkom. Dem
  • siüe ist min sele gram. Sweüe si deüe begriffent du gewalt,
  • so werden ire vntugende also manigvalt, de nieman wirt von
  • *
  • ime getröstet, der In mit grosser gerange kos. So wirt er defie
  • verwiset von den eren, und so werdent sine valsche tugende ze
  • lästere bekeret.
  • Der ander ist, eb ein mensche wirt lobelich bekoren ane
  • alle schulde, de er sich deüe also verwandelt, de er niemer gert
  • von der korunge ze körnende. De ist ein zeichen maniger vn-
  • tugenden. All eine ist er lobelich daran, so sol er sich doch je
  • vSrhten und diemi^tigen. Ein warhaftigü vrowe und ein gflt
  • man, der sol dis büchelin lesen, der nach minem tode wolte
  • gerne, und mag nit mit mir reden.
  • Cap. IL 177
  • IL Von der regele eis kanoniken, wie er sich halten soL Die
  • ist von got körnen.
  • Wir sollen grfissen die lüte in dem hei igen geiste mit siner
  • gotlichen volleiste und wir sollen danken irer erbarmherzigen
  • gäbe. Wir sollen aber me danken mit der gemeinsehaft aller
  • ereaturen dem himelischen vater siner heiigen gäbe die er vsser
  • siner heiigen drivaltekeit güsset in der süudere herze von tage
  • ze tage, und ane vnderlas. — Das der adelcr also hohe vlüget,
  • de darf er nit der vwelen danken.
  • Ich bat für einen herren durch sine gerunge. Dis ist die
  • heiig antwurte von gotte und er sprichet alsus zu mir: Sin
  • gerunge die ist sinkendig ze diemütigem lebene und min gäbe
  • die ist gros, die ich im gibe, und sin wille ist heiig; doch sol
  • er rehte beliben da er ist. Dise regele hat im got gesant, der
  • hohe habest von himelriche und sprichet alsus: Er sol betten
  • jemer, alsemerals ane vnderlas nach pfaef lieber ordenunge. Dazu
  • wil ich im geben mine gotlichen süssekeit, der sol er gebruchen
  • in dem einöte sines herzen. Sweüe er bekoret ist, so sol er*
  • mich crefteklich ani-üflFen, so wil ich im snelleklichen helfen. Er
  • sol sine schult genzlichen gelten und sol sinen kosten kleine
  • machen. Er sol nieman haben in siner koste durch herschaft
  • noch dur miete, mere er sol halten reine hotten zfl siner rehten
  • not. Er sol sich mit sinen magen nit bekümbern, mere eb im
  • einer w61te volgen, dem solte er helfen. Er sol also lichtü
  • kleider tragen als er nu traget; mere bi siner hflt sol er sich
  • kleiden mit hertem gewande wider die manige süssekeit, die er
  • in siner hüt enpfangen hat. Er sol 5ch slaflFen vf dem ströwe
  • zwüschent zwein wollinen tüchen, und zwoi küssin sol er haben
  • vnder sinem höbete, und des tages sol er ein schöne culteren
  • dekken über sin bette und sin bette sol stan an derselben stat
  • da es e stünt offenbar. Ein matte sol vor sinem bette ligen
  • und ein bettebloch. Also sol er mit demütigem herzen gut
  • bilde wider geben wider ein hose leben. Er sol och zwen
  • besmen haben bi sinem bette, da mitte er sich kestige so er
  • erwachet.
  • H. Mecbthild. 12
  • 178 Sechster Theil.
  • Alle tage zu einem male sol das sin gebete sin an siner
  • langen venie alsus: Herre, ewiger vatter, got von himelriche,
  • ich vnwirdig mensche, ich danke dir herre, de du mir dine gnade
  • hast geneiget. Nu bitte ich dich, vil lieber vatter, mit allen
  • dinen wunderen de din süsse himel val, der hernider güsset ane
  • vnderlas us dem grundielosen, lebendigen bruüen diner ganzen
  • heiigen drivaltekeit müsse mine sele reinigen ane vnderlas von
  • allen vleken: per dorn nostrum,
  • Hienach vragete ich: Herre, wie sol er sich halten ane Sünde
  • in der irdenschen ere? Do sprach vnser herre: er sol sich halten
  • mit steten vorhten, reht als ein müs, die in der vallen sitzet und
  • wartet ires todes. Das niderste teil der vallen, de ist disti
  • irdenschü ere, das oberste teil min almehtige kraft. Die glose
  • sprichet vnser herre: Swer des geret, de ich im rehte smeke,
  • den sol jemer ze allen ziten, an allen dingen eisen vor dem
  • funken sines vieisches, da de herze spilet mit heimlicher wollust.
  • Darumbe de er isset, so sol er genügig sin und milte; so er
  • sclafet, so sol er gezogen und alleine sin mit mir. Alse er mit
  • der weite ist, so sol er ein müs in sinem herzen sin. Als er
  • bihtet, so sol er warhaft und gevSlgig sin und allü ding mit
  • sines bihteres rate vollebringen.
  • ///. Got gibet her schaff. Wie die bSke lamber werdent ^
  • Das dirre herre selber herre ze techan ist erkorn, das ist
  • gottes willen, wan das hat er selbe gesprochen alsus: Darum
  • han ich In von einem stfile vf den andern gesetzet, de eine spise
  • sol wesen der böken. Glosa: De got die tümeherren heisset
  • böke, de tfit er darumbe, de ir vleisch stinket von der vnküscheit
  • in der ewigen w^arheit, vor siner heiigen drivaltekeit. Des bokes
  • hüt ist edel, also ist es vmb ir herschaft und vmb ir pfrflnde.
  • Mer, swefie dise hüt mit dem tode abegat, so hat si verlorn
  • alle ir edelkeit.
  • Und vnser herre got wart gevraget, wamitte dise böke
  • lamber möhten werden. Do sprach vnser herre alsus: Wellent
  • ') Am Rand: de predicto canonico megdebiirg.
  • Cap. III— IV. 179
  • 81 de vüter essen de in her dietrich in die krippfen leit, dfc ist
  • die heiige büsse und der getriliwe rat in der bihte, so s6nt (si)
  • einerhande lamber werden die man heisset wider, lamber mit
  • hörnen. Die hörn de ist geistliche gewalt, der si heileklichei)
  • gebruchen zu gottes lobe. Man sol wesen stark, nnd getriiwen
  • volleklichen gotte, wan er spriehet: Ich wil selber des herren
  • schulde 'helfen gelten mit gelük^.
  • IV. Von der bescheidenheit und vorhte, die die sine heioarent
  • von irdenischen dingen,
  • we, ich vil arme! ich klagen gotte von himelriche, de ich
  • nu arger bin, dene ich was vor drissig jaren, wan die creaturen,
  • die mir da hülfen tragen min eilende, die dörften nit also edel
  • sin, sol der arme lip genesen. Darvmb müs ich ane vnderlas
  • zwene hüter setzen, zwüschent mine sele und allü irdenesche
  • ding, das mir die an minem vleische nit mere smekken also vil
  • als min arme notdurft bewiset. Si bewarent och mine siüe, de
  • mich diso irdenschü ding nit verleiten in ein girekeit vil ze
  • habende, lange ze bruchende. Der eine hüter de ist die beschei-
  • denheit, die aller dinge ordenet ze bruchende voUekomenliche
  • nach dem willen gottes, also de der mensche jemer ein vrömedes
  • herze hat zu allen irdenschen dingen und also vrömde, eb der
  • mensche irdenschü ding verlöret, de im defie sin herze also lihte
  • wirt, und sin sele also vrt und sin sine also uubekümbert, das
  • im rehte also wol ist in gotte, als eb im sin allerliebster vrönt
  • bette sin allerswerist burdin abgenomen; wand, swelichen men-
  • schen irdensche ding nit ein swere burdin sint, der mag vor
  • gotte nit heissen ein warer geistlich mensche: Darumbe sprach
  • vnser herre alsus. In nöten gebruhet man aller dinge rehte,
  • wand 'de gut armüte de ist nothaftig, darumbe ist es heiig, und
  • da mag die vbermasse keine vinsternisse bringen in die sele.
  • Min ander hüte de ist du heiige vorhte, die mit der gotz-
  • wisheit de bewaret, de min sele den irdenschen dingen die ir
  • gegeben werdent nit mag zülachen; mere si enphahent si, als
  • eb es eine bekorunge si, dur den angest der girekeit und der
  • italen eren, die mangen gelobeten menschen in geistlichem
  • 12*
  • 180 Sechster Theil.
  • lebende also sere vervinsteret, de er de lieht der bescheidenheit
  • und de vür der miüe, und smekken gotz sfissekeit, vride und
  • erbarmherzekeit also sicher die gere hat verloni, de er de selber
  • nit enweis.
  • Alsus sprach viiser herre: Ja si sprechent schöne gelichnisse;
  • si wellent darvmbe irdensche ding minen und vil an sich zieheu,
  • de si mir doste bas mögen gedicnen; mere si dieneut In selber
  • mere defie mir. Der mensche, der im selber einig gemach tut
  • oder vrome, der ist sin selbes. Mere ein jeglich mensche s51te
  • wesen an im selben ein cristus, also de der mensche gotte lebete
  • und nit im selber. Der vil selige, der ganz in gotte lebet, dem
  • ist es alles ein wc er hat, wan de heiige annfite, da got den
  • menschen inwirfet mit siner gewalt, ze gelicher wis, als er sinen
  • allerliebesten sun hernider von dem himel warf, uf der Strassen,
  • in die gastkripfen, also wirfet noch vnser herre sin vserwelte
  • fründe von allem irdenischem trost, vf de in hungeren möge nach
  • dem himelschen tröste. Ein war heiig mensche vörhtet mer
  • irdensche gelüke, dene er sorge vmb irdensche notdurft. War-
  • umbe? Ir wonunge ist in dem himelriche und ir gefengnisse ist
  • in diser weite. Darumbe sprach vnser herre: Swer du edelkeit
  • miner vriheit bekeilet und minet, der mag des nit erliden, de er
  • mich alleine miile dur mich, mere er mfis mich miilen in den
  • creaturen. So belibe ich der nehste in siner sele.
  • i V. Nach der mine vnd gerwnge, die schoni der creaturen git
  • hekantnisse mit jamer,
  • i; Die erste bekantnisse, die mir got gab nach der vnberflrunge
  • jder mifie und nach dem vlusse der gerunge, die kam mit eini
  • : jamer. Swene ich iht des gesach das schöne was oder mir lieb
  • was, so begonde ich ze süfzene, danach ze weinende und danach
  • lj>egonde ich ze denkende, ze klagende und ze sprechende alsu^
  • ,,ze allen dingen: Eya nein, nu hüte dich, wan dis ist din lieber
  • »^lit, der din herze gerfisset hat und dine sine erlühtet hat und
  • j.^^ne sele also wuüenklich gebundeji hat, das dise manigvaltig^
  • ,j,Sy^ssckcit irdcnischcr dingen dich nit von mir dringet. Mere di<5
  • Cap. V— VI. 181
  • edelkeit der creaturen, ir seh6ni und ir nutz, da wil ich got ine
  • meinen und nit mich selben.
  • VI. In der Jungesten zit solUt haben mine, gerunge, vorhte, ruwe
  • drierleie.
  • Ich vragete minen herren, wie ich mich sÖlte halten an der
  • jnngesten zit mines endes. Do sprach vnser herre: Du solt dich
  • also halten an der jungosten zit, als du dich hielte in der ersten
  • zit. Du solt dich halten, mifie und gerunge, rüwe und vorhte,
  • wan dise vier ding waren ein bcgifie dines lebendes, darvmbe
  • müssen si och din ende wesen. Do sprach ich: lieber herre; wa
  • blibent noch zw6i ding, die fundament und ein crone sint der
  • himelschcn ere, de ist cristangelöbe und warü züversiht? Do
  • sprach vnser herre alsus: Diu gelobe ist worden ein Wissenschaft
  • und din begirde hat sich verwandelt in ein wäre Sicherheit.
  • Dise glosen sach ich in sinen werten und >veis si öch in minem
  • herzen. Min drierhande rüwe lit an drin dingen.
  • Mich riiwet mine sunde nu alleimeist, de kunt von der liebin.
  • Aber die pine der rüwe, die han ich verlorn in der mine al-
  • miüende. Mich rüwet aller menschen sünde, also de mir rehte
  • ist als eime siechen, den eines also edelen dinges lustet, de es
  • im nit werden mag, oder leider selten. — Des müs min herze
  • jamerig sin und min sei jaget mit ir gerunge nach dem grossen
  • wilden tiere. Darumbe sprach vnser herre: Man mag du grossen
  • tiere nit gevahen, man jage sii dene in ein wasser. Also wirt
  • niemer sündcr bekeret, er werde deile gejaget mit ilender gerunge
  • heiliger lüten in die tiefen trehene irs herzen.
  • Mich rüwet alü guten werk du ich versumet habe durch
  • mine vleischesliebin ane wäre not. Davon sprach unser herre:
  • Man mag keine wonunge buwcn, man habe eine') stete; also
  • mag man keinen Ion enpfän in himelriche ane guttat guter werken.
  • De lassent vnser herre durch herzekliche liebin, de er sprechen
  • möge zu einer jeglichen sele: Nim, min allerliebstü, dise manig-
  • valtigen wirdekeit, die hast du selber verdienet, de got dis wort
  • ') ITaDdschnft: ienc. .-M-zn i-i'» t*\\: luv il --'.!/: :,!«
  • 'I • '' f
  • 482 Sechster Theil.
  • sprechen müge mit warheit der sele ze eren iind ze liebin, reht
  • als ob er die sache ir selekeit nit were und si möge enpfäu
  • vollekomen ere an lip und an sele.
  • Harumb ist vnserin herren ze vnsern arbeiten zu vnserm
  • armüte ze vnsern wetagen also herzklichcn liebe, de wir hie in
  • der waren miüe tragen, de er sine ' rehtekeit .also edellich ent-
  • wichet, als jemer siner gotheit gezimet. Das han ich gegriffen
  • in dem huffen der gottegaben.
  • VIL Vnser eigen wille mag toiderstän den iciderhaggen. Die
  • gute sele ist snell zu gotte.
  • In miner geselleschaft ist (ein) geistlich mensch, von dem
  • lide ich manig not dur sine bösen siten, also de mir der mensche
  • an keinen dingen volgen wil. Das klagete ich gotte mit aller
  • miner gerunge und wunderte mich sere wavon de möhte sui.
  • Do sprach vnser herre: Sieh was es weret: Do sach ich,' de ein
  • sunderlich tüfel dem menschen zühangete und zoh si') wider
  • von allen guten dingen. Do sprach ich: Wer hat dir den gewalt
  • gegeben, de du gotte also grosse smacheit hütest an disem
  • menschen? Do sprach der tüfel: Mir hat nieman den gewalt
  • gegeben deile alleine ir eigen mütwille.
  • In disen worten säch ich, de der tüfel allen geistlichen lüten
  • mit also smehlichem spotte volgete, die im vrlop gebent an In
  • selben, also de si lugelich leben, de er gotte vnschuldeget sich
  • selben und alle creaturen. Do sprach ich: Wer sol disem armen
  • menschen des helfen, de es von -dir erlöset werde? Do sprach
  • der tüfel betwungen von gotte: Ir mag iiieman helfen, wan ir
  • eigen mütwille, wan got hat ir den gewalt gegeben, de si iren
  • sin mag vmbekeren. Swefie si das tut, so müs ich von ir ilen. —
  • Nu vrage ich dich in der ewigen warheit: wie heissest du?
  • Do sprach der tiifel: Ich heisse der widerhak, und dise schar,
  • die du hinderwert sthest, das sint alles mine gesellen von disem
  • selben ambahte de ich habe, und der ist also maniger als wir
  • ') Sie, der Mensch war also ein Weib.
  • Cap. VII— VIII. 183
  • maDigen menschen vinden, der zu gfiten dingen siner getrüwen
  • meistersehaft nit volgen wellent.
  • Hievon wart min sele also snell zu gotte, de si sich rehte
  • vfhüp ane arbeit ir selbes, und bewant sich rehte in die heilige
  • drivaltekeit, als ein kint sich bewindet in den mantel siner
  • müter und leit sich rehte an ir brüst. Do sprach min sele mit
  • der mäht und mit der stime aller creaturen alsust: Eya, vil lieber,
  • nu bedenk mine not in disem menschen, also de du herre sin
  • sine verwandelest mit diner götlichen sfissekeit. — Nein, sprach
  • vnser herre, miner sfissekeit ist si nit wirdig, mere ich wil si
  • siech machen an irme Übe, de si von der pine also lam wirt,
  • de si nöte süntliche wege gat. Und ich wil si also stume machen,
  • de si bössü wort sol verswigen. Si sol och also blint werden,
  • de si sich schemet italkeit ze sehende. Mere swas man ir dene
  • tut, das tut man mir. Werlich de geschach darnach in vierzeheu
  • tagen.. AUeluja.
  • VIIL Zwischent Got vnd Lucifer ist zweierhande vegefür. Wie
  • der tüfel piniget die seien.
  • Unser menschlicher brfider Jesus Cristus der ist mit allen
  • tugenden vfgevaren ze himel in die höhi siner gotheit, und ime
  • mag dar nieman volgen, er habe dene och alle tugende ze glicher
  • wis, alse sich die heiige drivaltekeit hat erlich gesetzet ob allen
  • dingen in die wuilenklichen höhin mit allen sinen tugentlichen
  • vründen, danach jemer erlichen schöne und vröderich, alse si de
  • lobeliche glichnisse siner götlichen tugenden mit inen bringent.
  • Ja ein jeglich tugent, die hie in ertrich wirt gcfrümet, mit gutem
  • willen sunder valsch, gezieret mit der miüe und voUebraht ane
  • Sünde, das sint in himelrich die selten die da klingent jemer
  • ane ende vs von der getrüwen sele, und von dem gütwilligen
  • lichamen in die heiigen drivaltekeit, de der vater sinem sun
  • danket, de er si mit tugenden dargezogen hat, und de der sun
  • den vatter eret, das er si geschaffen hat, und das der heiige
  • geist den vatter und den sun also zartlicheij twinget, de die
  • heiige drivaltekeit also sere krefteklich gegen ir vlüsset und also
  • sfisse singet, das si allü ding mit got meinen und minen.
  • 184 Sechster Thcil.
  • Also ist der silndig tüfel Lucifcr versunken vnder allen
  • dingen mit allen den alleinc, die vntugenden mifient und meinent.
  • Zwischent gottes hfthi und des tiifcls abgrunde ist noch zvveiger-
  • hande vegefür. In den zwein vegefüren ist manigerleie pine
  • und not. De erste vegefür de ist der nütze kuräer, den wir in
  • dirre weit liden in manigvaltigen pinen. Das ander vegeför. de
  • ist nach disem libe also gros, das es sich anhebet vpr der helle
  • munt und endet vor der himelporte. Aber die tüfel mögent du
  • seien nüt fürbas pinigen deile uf ertriche, in dem luft und an
  • allen den stetten da der mensch gesundet hat, und in aller der
  • höhin, da er den luft enti'ihtet hat mit sinen Sünden. Damit
  • erzüget si der ttifel, de ir schäme und ir pine deste grösser si
  • von allen defn sünden die hie vngewandelt blibent.
  • IJere swefie si also selig werdent, de si je von des tüfels
  • banden werdent gelöset, so briüent si in selben pinliche dar
  • deine not. Darnach koment si mit helfe und lidunge vber alle
  • not, das ist, dem himelriche also nache, de si alle vröde habent,
  • ane drierleie vröde haut si noch nit: Das si got nit sehent, das
  • si ir ere nit enpfangen haut, das si nit gekrönet sint. Alsus^ist
  • de vegefür vf ertrich und in dem lüfte zwüschent der helle und
  • dem himelriche. Es ist aber in geistlicher wise also, de die sele
  • von irdenischen dingen kein pine mag geliden, sweüe si kunt
  • von disem libe.
  • IX. Wer die heiigen eret, den erent si und irostent an dem iode*
  • Das man die heiigen eret mit schöner gehügenisse und mit
  • aller der meine, so man haben mag in dem tage, als si got
  • geeret hat mit einem heiigen ende, das ist in also wol ze danke,
  • de si da gegenwirtig koment mit aller der herschaft, die si von
  • vromekeit enpfangen habent. Das sach ich werlich an Sante
  • Maria Magdalena tag, do man got erte mit lobelichem sänge,
  • vmb die grosse ere die si ze lone hat enpfangen. Si schrikete
  • in dem köre nach dem heiigen sänge und si sach einem jeg-
  • lichen senger in die ögen und si trat (hin) und sprach : Alle die
  • jene, die min ende eren, zu der ende wil ich komen, und ich
  • wil si wider eren; alles nach dem als si mögen enpfan, so wil
  • Cap. IX— X. 185
  • ich tn ze statten gan. Vier grosse crtzengel, die vorten si zwi-
  • schen inen und der lützeligen engcl was vil über menschen zal.
  • Do vragete ich, wie die vier vürsten hiessin. Do sprach si:
  • der erste heisset kraft, der ander heisset gerunge, der dritte
  • gut wille, der vierde heisset stetekeit. Wand mit disen vier
  • tilgenden han ich vberwunden alles min herzelßitji darumbe hat
  • got mir gegeben ze lone beide dienst, berren und crone. Von
  • andern heiigen ist es och also. Do sprach vnser herre: Weile
  • man den minsten vunken blaset er gibet hitze und schin in dem
  • bimelviire, da bi briüende heiligen sint.
  • X. Gebit, messen, gotieswrt^ guter litte leben, vasten unde
  • carrin&ii lösen die seien von dem vegefür.
  • Ich bat vür ein selej dSr licham wart ermordet in eim sun-
  • digen lebeüe; do sprach vnser herre alsus: Siben jar vasten und
  • siben carrene, de were als ein regentropfen in eime grossen
  • vüre. Inrent drissig jaren wirt er mir nit ab erbetten, wan er
  • hat mit törlichem homüte sinen lip verlorn drissig jar vor siner-
  • zit, die mfts er mir gelten in der not. Die sele sprach: Eya
  • herre ja er') mag doch diner güti gebeiten. Got spricht: Ja
  • wa zwene ringent mit enander, da müs der krankest vndergan.
  • Der krenker de wil ich sin, alleine ih almehtig bin. Drissig
  • hundert messen ist sin lösunge, wan er nie ganze messe gehorte,
  • er entete es durch Schemen, (sele) Herre, wamitte wart er be-
  • halten? — (got.) Swene er horte mm wort, so süfzete er, des
  • lonete ich in, do er ze jungest lebte also, de er do stifzete vmb
  • sine sunde. — Herre, eb siner müter brüder, der ein geistlich
  • maUi ist gesehen von siner jugent unz an sini\ grawen bar, mit
  • manigen arbeiten und kumber, der das opferte für in, und gienge
  • da vs, und saste sich in die stat, da er erste ine bekafit wart
  • durch dine liebin, woltest du die sele nit ledig lassen? — Ja,
  • sprach vnser herre. Würde ich also scre getwungen, so mfiste
  • ich geben, alles de man w61te. — Herre, eb der geistlich man
  • sinü guten werk der armen sele gebe, wie sölte ir defie ge-
  • schehen?
  • ') Handschrift: cn.
  • 186 Sechster Theil.
  • Alzehant lies mich got den seligen sehen,
  • De mir e nit mohte geschehen
  • Dnr sine unküsche pine, die min sele nit mag erliden.
  • Do was er schöner dene die sune,
  • Und er swebete in clarer wune
  • Hoch vber alle irdenische jamerkeit.
  • Do sprach er vrölich und war vil geroeit.
  • Sag minen yründen: und were das ertlich guldin
  • Und die clare sune darin,
  • Schine ane vnderlas,
  • Beidu tag und nahtes,
  • Darzö des s&ssen meien Inft,
  • Schone blömen mit voller fruht,
  • So enwolte ich nit eine stunde darine wesen,
  • Also wunenclich ist dis leben.
  • Noch was er nit in den ewigen himel kernen.
  • XL Wie ein schlier tot ist vnd ein predier.
  • Alsust spricht vnser herre: Ich sag dir mit miner brenenden
  • gotheit und mit miner lebenden menschheit, de sin nature tod
  • •ist eines heiligen todes, also de er niemer höptsünde me getüt
  • vf crtriche. Do wart er gesehen einem predier gelich, vnd stünt
  • vf einer roten marmel snle und prediete dem volke alsus: Veniie
  • henedicti patris mei, Koment zu mir alle seligen und gant von
  • mir alle vnseligen. Do wart gesehen und bekant, de alle predier
  • vns von disen zwein werten predient und lerent.
  • XII, Wie du dich halten soll an vierzehen dingen.
  • Alse du betest, so soltu dich kleine machen
  • Mit grosser diemutikeit.
  • So du bihtest so solt du warhaft sin.
  • So du dine bösse leistest so solt du flissig sin.
  • So du issest so soltu gnügig sin.
  • So du sclafest, so soltu gezogen sin.
  • So du alleine bist, so soltu getrüwe sin.
  • So du bi den lüten bist, so soltu wise sin.
  • So man dich gute sitten leret, so soltu gevolgig sin.
  • So man din boshcit schiltct, so soltu geduldig sin.
  • So du iht götes tust, so soltu dich selber böse dünken. *)
  • So du übel tust, so soltu zehant gnade suchen.
  • ') Handschrift; diik^n.
  • Cap. XI— XIII. 187
  • So du itellich bist, so soltu dich vorhten.
  • So du betrübet bist, so sollu grossen trost ze gotte haben.
  • So du arbeitest mit den henden, so soltu sere ilen,
  • So mahtn b5se gedenke vertriben.
  • XIIL Wie geistlich lute vmi hlinihelt sich hütent vor der
  • minekeit. Von sehsleie craft gottes gaben.
  • Eya lieber Jesu, got von himelriche; ich müs dich herre,
  • eines dinges vragen, das kan ich nit langer vertragen dur die
  • grosse blintheit die ich daran erkene, de ist, das geistliche lüte
  • sich hütent vor der götlichen inekeit also: Swene got des ge-
  • rüchet de sin götlich herze von minen gegen der vil seligen sele
  • vfbliket, also vil, de ein klein vunke har vlüget an die kalten
  • sele, und enpfenget si also vile, das des menschen herze be-
  • ginet ze brenende und sin sele ze smelzende und sin ogen ze
  • vliessende, so wolte vnser herre gerne einen irdenischen menschen
  • also himelsche machen, das man got werliche möhte an ime
  • volgen, minen und erkenen; so sprechen die menschliche sine:
  • Nein, ich mag wol nütze sin an vswendigen dingen. Alsus
  • sprechent nemeliche closterlüte, so si aller wisost sint. — Hiezü
  • antwurt vnser herre alsus:
  • Min gotheit kam in ertrich, min menschheit tet die arbeit;
  • Min gotheit trat an de crüze, min menscheit leit den tot;
  • Min gotheit stönt vf von dem tode und vorte die menscheit in den hifael.
  • Alle die mich von in tribent,
  • Die sont von mir vertriben werden.
  • Was mag der mensche getön in im selber?
  • Niht mere dene sünde!
  • Sit dem male de nu menscheit nie niht vollebrahte,
  • Wan alleine wc min gotheit vorbedahte.
  • Si sprechent: herre es si wisheit,
  • De man den h'chamen spari, wo din gotlich atem,
  • Der vs von diner heiigen drivaltekeit
  • Also s&sse hamider swinget
  • Und dur die sele so kreftekliche dringet,
  • De der lichame verlüret alle sine mäht,
  • So ist der mensche vnberhaft.
  • Dis spricht vnser herre: Man sol des künges spise nit ver-
  • geben hin setzen, e man die irdenii^chü notdurft wol habe gessen.
  • Min sunderliche gäbe bringet sunderliche wirdekeit dem menschen
  • 188 Sechster Theil.
  • an sele und an libc. Si git lere den tumben und trost den wisen.
  • Si git och ewig lob und endelos ere dem grundelosen bruüen,
  • da si vsgevlossen ist, swene si mit voller fruht wider vfswinget,
  • da si nidervlos von mir. Ja du gnade die got dem menschen
  • pfliget ze gebende mit gewalt und vorsehen, die ist in ir selben
  • also edel und si kunt mit also grosser vrüntschaft gotz, de der
  • mensche nit eine deine sünde beget, die in dur zergenglicbe
  • Sache von ime wisent. we, unedel seje, wie mahtu das er-
  • liden, das du got von dir wisest e du in wol genützet hast nach
  • sinem willen, wan sin höhstu woUust in dir verborgen ist. Wiltu
  • wissen wie du die heiige gotzgabe nützen solt und die verzeren
  • nach gotz willen?
  • Ja, si Bol es wol selber dich leren,
  • Ist si dir willekomen. Mit vswendigen tilgenden
  • Und mit inwendiger gerunge sult du si cnpfahen;
  • Mit dem&tiger vorhte soitu si behalten
  • Tn allen nöten vndertan.
  • Gib ir stunde nnd statte in dir,
  • Si bittet anders niht.
  • Si sol dich smelzen also tief in got,
  • De du sinen willen erkenest,
  • Wie lange du volgcn seit
  • Siner nötlichen trütnnge an dir selben
  • Und ze weler zit und wie du arbeiten seit
  • Für die sündere und für die in dem vegefür sint.
  • Und besehen jegliches menschen not
  • Er si lebende oder tot.
  • Alse du dis hast voUebraht
  • Inwendig nach gottes wollust
  • Und nach diner sele mäht,
  • Wan si wirt müde in ir selber,
  • Diewilc si ist in irme t5tlichen lichamen behafc.
  • Nach dirre gebruchunge sprichet du sele alsus:
  • Herre vlüch nu von mir inwendig
  • Und stant bi mir vswendig.
  • Also de allü min werk sinken nach diner gäbe
  • Und ich gerne nöte kumber klage.
  • XIV, Clager in der pine enberent sehs dingen. Wie man Stiche^
  • smacheit tragen sol,
  • Swer sine hinderunge in der pine klagte
  • Der ist in der bekantnisse blint,
  • Cap. XIV— XV. 189
  • Oder er ist an der gedult verzagt,
  • Oder er ist an der mine verkaltet
  • Und an den tugenden veraltet,
  • Oder er ist «n den sinen tump
  • Und 5ch an gilten Worten stnmpf.
  • Darumbe sprach unser herre alsus: Der mensche v^il nit
  • siech sin und wil nit versmShet sin, und waruf vell ich deile
  • sine ere binden? — Herre, als der mensche siech ist und sniahet,
  • wamitte sol er deiie ere buwen? — So er siech ist, so sol er
  • mich eren, dienen, miilen, alleine mit vrölicher gedult; so er
  • versmehet ist, so sol er mich miüen und gebeitig sin: wan de
  • die predier, die bihter also betwungen sint von irme ambahte,
  • also de si es nit mögen üben, und si doch heiigen willen
  • habent, das ist nit ein hinderunge ir selikeit, es ist ein zierde
  • ir aureolen.
  • I
  • XV. Von Enoch und Elyas pine und von den jungeshn
  • jivedienden und von endecrisfes bosheit,
  • kräftige gotzmiüe, du hast also süsse not an mich geleit,
  • de min sele nach wunder qwelt. Sweüe ich des gedenke, de
  • min lichara* erlöschen sol also mit dem tode, das ich nit nie
  • liden noch loben sol niinen lieben Jesum, so ist mir also we,
  • de ich defie gere, eb es müglich were ze leben in den jüngsten
  • tag. Da twinget mich zu die getrüwe mifie die gottes ist ane
  • mich und nit min. Darumbe sprach vnser herre: Soltu sterben,
  • so la dich rüwen alle dinü zit, swie hclig du siest. Eya herre,
  • ich bitte dich, de min gerunge nit sterbe, so ich mit minem
  • licham nit me mag erwerben. Do sprach vnser herre: Din
  • gerunge sol leben, wan si mag nit sterben, dur de si ewig ist.
  • Erbeitet si also dur mich unz in die jungesten zit, so kunt wider
  • zesanme sei und lip. Da setze ich si deiie wider in, so lobet
  • si mich ane ende, und si hat mir gedienet sit dem ersten begiüe,
  • wan du wcdtest mit Adame untzhar dur mini liebi gewesen sin ;
  • alsust woltest du aller menschen kumber und aller menschen
  • dienest vollebringen dur mich. Ich sprich me: Din wesen sol
  • stan vntz an den jungesten menschen.
  • 190 Sechster Theil.
  • Eya villieber min,
  • Wie sol der jungoste mensche sin^
  • 7A dem sich min leben v6ge?
  • Wan geistlicher lüte leben
  • De wirt an dem ende der weite vil türe.
  • / Alsus antwurt vnser herre: Enoch sol der jiingste mensche
  • wesen, der geistliches lebenes sol pflegen. Darnach wisete mir
  • got de ende dirre weite aber, sweile die jungesten brüdere sönt
  • geniarteret werden also. Ir har de si niemer sönt abegesniden^
  • das ist von eime suuderlichen vorrate des willen gotz; damit
  • heisset si endeerist henken an die böme. Da hangent si und
  • sterbent vil schone, wan ir herze de brenet enbiiien von dem
  • süssen himelvüre also sere als der lieham qwelt an der not.
  • Darumbe, zwischent dem tröste des heiigen geistes und der pine
  • des armen fleisches, so scheidet ir sele von irme libe ane alle
  • eisunge der pine.
  • Helyas und Enoch, die wandelent von India untz an de
  • mer, und ir jeglichem volget ein michel schar, die allo-cristan-
  • lüte sint und von entcristo zu inen vliehent. Die werdent alle
  • tot geschlagen ze glicher wis, als man die tobenden Tiunde in
  • der Strasse jaget. Den ist vergeben und si nit lenger mögen
  • leben. So volgent inen die andern aber die heimlich cristan
  • sint, wan si erkenent das von gotte wol, de si dem vngelöben
  • nit anders mögent entvliehen. Helyas wirt allererst gemarteret
  • und er wirt an ein hohe crüze gebunden und genegelt dur s\^
  • hende.
  • Das tönt si dur den grimen has,
  • De er je von den heiigen sprach
  • Und was Gristo da angeschaeh.
  • Si gebent ime keinen tot,
  • Wan dur de er also lange qwele
  • De er vorsache der cristanen lere
  • Und also zu dem entcriste kcre.
  • So stat der heiige gotztrut
  • Und wirt siner pinen nie mer tut.
  • Er tröstet die heiigen cristanheit
  • Drie tage und drie naht
  • Untz im die sele vsgat.
  • Ich sach den himelschen vatter zA sinem ende,
  • Und er enpfieng Helyas sele
  • Cap. XV. 191
  • Mit sinen menschlichen henden,*)
  • Und er sprach: Kum min lieber, es ist zit an dir!
  • Und in oime himelblike vorte in got hin.
  • >er vnselig mensche der endecrist, der gestattet des nit,
  • n den^gotztrut it begraben mflge, dar de er wil, de di
  • len alle verzagen, daran ist er betrogen; wan alle die den
  • en angesehent, die werdent beweget zu cristanen geloben
  • i gelust de si in anbetent, wan si werdent also vol sfisse-
  • on des heligen lichamen gegenwirtikeit, de si vergessent
  • nunge des todes und alles irdenscben gätes.
  • Enoch der lebet denoch,
  • Wan den endecrist, den gelüstet des,
  • De er alle die wisheit gehöre.
  • Die Enoch von gotte weis,
  • Uf de er es offenbarlich möge verkeren
  • Mit siner valschen lere;
  • Und eb er Enoch m5hte zu tm geziehn,
  • So were allü die weit mit grossen eren sin.
  • Inderdes so wirt der bösen also vil von dem endecrist
  • en, de er Enoch mit grimigen werten bestat, und defie
  • saget Enoch dem endecrist die ganzen warheit alsus:
  • Du bist aller weite ein geisel
  • Gesant von gotte dur der b5sen bosheit
  • * Und der guten helikeit.
  • Du kanst wol die schrift der alten 6
  • Und alswol der nüwen ö,
  • Nu sieh wie du nach dinen werken solt gedihen.
  • Iliezu hast du mit vlisse gekorn,
  • Nach der schrift mAst du sin verloiii.
  • Das kanstu selber wol gelesen.
  • Du hast 5ch nit geschaffen die erden noch den himel,
  • Du gibest den engein nit de ewig leben,
  • Dil enhast den menschen nit gemachet
  • Noch sele und lip.
  • Du hast nie keinen creaturen
  • Sinen natürlichen lip geben,
  • Wie m5htest du dene got wesen?
  • Dinü werk alles mit luginen und valschen list;
  • DA ewig warheit de ist Jesus crist,
  • Der ein ewig got mit sinem yater ist. ^
  • «In manibus filii."
  • 192 Sechster Theil.
  • Der endecrist der spricht mit grime:
  • Wie getarst du minen viend vor mir nemen,
  • Dem du miner eren vber mich erkenest?
  • Ich wil mich din getrosten
  • Und ich wil alle du weit von dir lösen.
  • Niment in drate mit miner gewalt
  • Und giessent tm bech siedende in sinen munt
  • Und bindent im sere sinen hals,
  • So swiget zehand min vient.
  • Mühte ich sinü wort hören,
  • Ich Hesse in gerne lenger qweln.
  • Henket in nlso tot hoch über alle morder,
  • Dur de alle die in ansehent,
  • De si dem cristangelöben entwichen. ^
  • Er hat mir gesprochen an min ere,
  • Nieman darf siner lere.
  • Ich bin lange vor gesehen,
  • Es sol mir nach miner lere gehen. ')
  • Enoch spricht sin heiig gebet in sinem herzen alsus:
  • Ewiger vatter und sun und heiiger geist.
  • Du ewiger got ungescheiden,
  • Ich danke dir herre an mir dincr langen crwelunge
  • Und ich lobe dich herre nu in dirre qwelunge.
  • Ich bitte dich, herre für dinü und minü schaf,
  • Die nu ane hirten blibent;
  • Behalt si herre sunderliche
  • Und tröste si heimliche.
  • Nu enpfahe herre mine sele.
  • Ich habe zA mincm lichame keine irdensche liebin.
  • Die antwurt, die im deiie got wil geben und sin dankeu
  • und sin gebet, de hie stat geschriben, de saeh ich und ieb las
  • es in der heiigen drivaltekeit geschriben alsus:
  • Lieber sun , nu ile sere zu mir,
  • Ich bin werlich in dir.
  • Dine vründe, f&r die du mich hast gebctten,
  • Du s&nt irü kinder selber t5ffen.
  • Ich wil si schiere von dem endccriste I5sen.
  • Si sont in irme herzen cristan blibcn,
  • Und ich wil si behüten vor allem zwivel.
  • Kum liebes trut, ich beite din,
  • Und min herze spilet gegen dir.
  • ') Handschrift: gän.
  • Gap. XVL 193
  • 7. Wie die sde vnsera herren wonet in der drivaltekeit und
  • irme ofmhahte. Wie si sprichet für den sünder, vnd von
  • deni ambaJUe vn839' frqwen.
  • Als ich erwache in der naht,
  • So versuche ich mit wltiheit mine mäht
  • £b ich arme ^t betten mag
  • Vür dise vngetrüwen eristanheit,
  • Die minem Übe tftt so manig leit
  • Underwilen zühet er mich einen andern weg,
  • Ane bruggen und ane Steg,
  • Da ich ime volgen müs, blos und barfAs,
  • Von allen menschlichen dingen.
  • Wer mag dd menseheit so sanfte betwingen?
  • Wer mag dA sele so sanfte vfrnkken?
  • Wer mag die siie so hohe erhöhten,
  • Als got der si geschaffen hat
  • Der tAt mit vns wunderliche tat?
  • Also gedachte ich in einer nacht
  • An die heiige drivaltekeit,
  • Mit s&ssem vlosse miner sele, ane arebeit.
  • Do sach ich in der h6h]n der ganzen heiigen drivaltekeit
  • Ungegeret die sele vnsers herren Jesns.
  • Sin sele wonet stete ob aller wirdekeit
  • In der heiigen drivaltekeit
  • Da ist si ine bevangen und wunderlich beworeht,
  • Und 81 lühtet erHch über alle creatnren schftno
  • Dur die heligcn drie personen.
  • Do begerte ich mit grosser gezogenheit, ^
  • Als man da ze hone pfliget,
  • Do ich möhte sprechen zA einer eren
  • Mit der sele vnsers herren,
  • Wand mich des bednhte, de si sunderlich wunder worhti.
  • bo swebete ich ir also nahe, de ich si gr&ste alsus: Gebe-
  • licte siestn vil liebe! Wc wunders wirkest du in disem ewigen
  • egel, da sich Alle seligen so wunderlich in^ beschowent! Du
  • it süsse arbeit in wunenklicher vnrfiwe. Do sprach du sele
  • lers herren zft der su5den also:
  • Siest willekomcn min gelichnisse,
  • Wan ich bin 5ch ein sete als du bist,
  • Und ich hau aller seien bnrdtn getragen
  • Mit mincm vnschuldigen lichameo.
  • Dis ist min ambaht.
  • H. MeehthUd. ]3
  • 19^ Sechster Theil.
  • Ich rüre ane vnderlas di&e g^nndelosen gotheit,
  • Damiite manen ich deo himelaehen vatter
  • Siner endelosen liet)in, die er zu des menschea sele treit
  • Ich grtisse ^ch niine gotliche menscheit
  • Und danken ime miner selekeit
  • Und manen in siner geselleschaA, .
  • Wan er selber ein irdensch mensche was,
  • De er gedenke von wanan er si komen,
  • Wie gros vnd wie edel der menschen sibbe an Im hi
  • Und lasse den menschen nit verlorn werden,
  • Wan nieman hat sich selben gezilet noch geboro. .
  • Diirumbc hastn alle dine not ane sünde f berkoitteik.
  • Also mane ich.gotz menscheit
  • Z& sunderl icher erbarmherzckeif.
  • Und de er des gedenke wie krank der mensche si,
  • Und de er nit ist; geschaifon von sinen vienden vri,
  • Und de der mensche müs jener me vehteft
  • Als ein wolgewafenter man,
  • Dem doch sinü 5gen verbunden sinf, ...
  • De ist ir vinstrü menscheit, . .
  • Damit si gebunden sint.
  • Gedenke edler gottessun,
  • Wie jemerliche ich in ertrich was
  • In dirre betrübet '
  • Und sfant noch allen menschen vetterlich bi,
  • Die min glichnisse in in tragent,
  • Wan ich din sele bin. ,
  • Ich mAs Öch den heiigen geist zA sitter gäbe twingeo,
  • Wan er müs alle selekeit
  • Dem menschen von dem himelriche in de ertrich bringen.
  • Schübesta, ewiger vatter, den grendcl diner gerehtekeit vür
  • Also veste vor des himelriches tür,
  • De die armen sünder hie In nit mögent komen,
  • Ich klagen es Jesu dinem lieben snne,
  • Der da hat den scliissel dines riches
  • Tn siner menschlichen hant '
  • Mit diner ahnehtigen gewalt.
  • Derselbe scliüssel wart gesmidet in demselben land
  • Von der judenhand.
  • Swenne Jesus den sdiüssel tmbe wendet,
  • So mag der verworfen sdnder komen zA dinen hnlden.
  • Dis ist des himelsehen vatters wort:
  • . Min sele mag des nit erliden;
  • De ich den sdnder von mir wise,
  • Darvmbe volgcn ich manigem also lange nach
  • Cap. XVII— XVIIL :/M5
  • Vntz de ich In begriffe,
  • . . Und behalte im also enge Btat, v 7
  • De mir nieman mit sinen gevolgen mag.
  • Nu spricht aber vitsers ^rren se^le alaus: . ,
  • Das ist min wirdekeit und alsus bin ich gelieret,
  • Dd gotbeit ist mfn c^one, -^
  • Sine menscheit han Ich ze loaef.
  • Der faulig geist liat mich vmbevangen
  • Und also wonenklich durgangen,
  • De mir kein creature mag geliehen noch afit langen.
  • Alsus trage ich ane vnderlas
  • In diser heiigen drivaitekeit
  • Alle irdensehe sündere von stunden ze stunde.
  • De si got noch nit lasse vaMen in das ewig abgrundc,
  • Aber 'die jnngfröwe, in der lichame Ich zu herberge was,
  • Do ich US von der heiigen gothelt kam
  • In ires sunes menscheit.
  • Du jnngfr5we ist ein besehirmcfrin aller käscheit
  • Und ein klagerin der bekorten.
  • Die sich mit n\we vorhtent
  • Hie vor der heiigen drivaitekeit,
  • De gerihte noch an iren henden steit. ']
  • VIL Got sihet den sünder an vür güL Was ffät'reht wille
  • 81, Von der guten burdintn.
  • Das ist grundeloS; de got den sAnder ansihet für einen
  • kerten menschen und, de ist reht wille, gotte ze dienende, de
  • in sere ile zä mir und nif ze rugge sehe, und ich trage alle
  • rdine, die dur mine liebi v^irt gehaben.
  • XVIIL Du 8olt din herze ansehen ze' allen ziten.
  • Sich in din herze zA allen zIten
  • Mit des heiigen geistes warheit.
  • So wirt dir alle lügene luterlich leit; '
  • Wan lugina vertribent g6llioh nrine
  • Und si stetiget in dem gemüte überdekete valsche sifie,
  • Has und grime.
  • *) Handschrift: stät. Stat ist öfter auf eit gereimt.
  • 13*
  • 1:96 Sechster TheiL
  • XIX, Von dem guten willen, den man nit ze der getät mag
  • bringen, ^)
  • Ich habe manigen jamer gettkgen dammbe,
  • De ich guten willen zu guten werken me möhte bringen.
  • De benimet mir vnstete und vnmaeht,
  • Und de mir es nieman getar raten.
  • Und ich getar es leider über mine natore nit wageD<
  • Dis kunt davon , sit dem male de mich got lies vallen
  • , Von der wune der h6hin nach min selbes willekore,
  • Do ich so sere verwundert was,
  • De ich der dingen kein endß konde vii^den,
  • Do mich du gewaltige mine
  • Jiit irs füres flamen hin gezogen hatte.
  • Nu hat si mich gedruket in einen grondelosen. sumpf,
  • Da vinde ich keinen grant,
  • De ist alles das ich lide.
  • De heisse ich nit pine,
  • Wan ich were gerne fürbas
  • In der rehten minsten stat,
  • De ist verworfen als ein tobender hnnt
  • Und niemans menschen vrAnt, .
  • In eilende, vnbekant,
  • Mit armen lüten in vr5mdü lant.
  • Nu will änb gehorsami nit wesea,
  • Wan die heiige diem&tige gehorsam!
  • Ist aller lugenden ein ingesigel.
  • Der gute wille, den der gute mensche hat
  • Und in nit mag bringen ze guter gehif,
  • Der glichet sich den edelen schönen blAinen^
  • MitJSUBsem gesmake ane fruht
  • Also hat got mich getröstet
  • Das aller gAter wille des hufen gutes lebenes
  • Sol werden der ewigen woiie blümen,
  • Da got ze sinei; endelosen hohgezjt wil krcnze von machen,
  • Die sine vsei weiten da söUent tragen,
  • Die im hie so getrüwelich gant Vber lande
  • Mit so manigvaltigem guten willen,
  • Den si nit mögent zA g&ten werken ;bringen.
  • Eya, milter got, nu xeiche mir noch
  • Din vetterliche haut
  • Und f&re mich in der mine lant,
  • Wan ich han leider lange schöne zit verlorn.
  • *) Greith 261.
  • Cap. XIX— XX. 1«?
  • Des wolte ich mich, hcrre, noch mit dir erholn,
  • Wand gemach des lichamen und dor sine trost
  • Die müi man mit demütiger vorhte enpfan,
  • Sol man in der ganzen warheit gest&n.
  • r. Dis bAch ist koihen von drlerhande gäbe. Die mine
  • Hsz. Sie ist rieh und gitig. Si wirt siech. Wer de himel-
  • rieh habe, Got git pine und och trost.
  • Dise gäbe, die in disem bftche stat geachriben,
  • Die hat mir in drierhande wise geben,
  • Allererst mit grosser zartekeit.
  • Danach mit grosser heiimelicheit,
  • Nu mit sweren pinen.
  • Da wil ich gerne inebliben
  • Dene in den andern zwein, darumbe: alleino
  • Si die zartekeit nnd die heimlicheit gotz ewig und an tn selben edel, '
  • So sint si doch in dirre weke leider also vr6mede.
  • Alle die si werlich bekefient,
  • Si mogent ir nit nemen^
  • Und (5ch so v5rhte ich mich in der woIIust allermeist,
  • Wände so manche «charpfd not Christas in dirre weit leit.
  • Aber der mine natnre ist, de si allererst vsvlüsset von sfisse-
  • t, damaeh wird si riebe in der bekantnisse, zem drittenmale
  • t 81 gitig in der Verworfenheit. Ja du bist rehte vnbestet;
  • r leider die rehte gotzmiüe, die wirt bi wilon also siech von
  • ' bösen sftssekeit der italen eren, und von der trütunge des
  • nütes, und von der leidigen tobesucht des zqrneS; und von
  • ' breiten gerunge irdenischer dingen, das si erlernet wird an
  • m iren liden, de ist an allem begiue fr flbunge, die si von
  • ur an ir hat. Mer nieman hat ein ganz himelrich in sim
  • zen dene der alleine , der sich begeben hat von allem tröste
  • 1 von allen gnaden in dirre weite. Wan die wollust hat vns
  • i sgotte gesundert, darum mflssen wir mit pine widerkomen.
  • eil mag got des nit gelassen und wir mögen des nit enberen.
  • gebe yns sine: woIIuste zti alleni dem wc wir tftn, lassen
  • 1 lid^.
  • 198 Sechster Thcil.
  • XXL Wie bSs^ pfcifheit sol genidert werden. Wie predier
  • alleine predien sSnt und bischSve sin und von den jungesten ^
  • predieren. *)
  • we, crone der heiigen eristanheit, wie sere bist du ge-
  • selwet! Diu edelsteine sint dir eDtvallen, wan du krenkest und
  • schendest den heiigen cristanen geloben. Din golt de ist ver-
  • fulet in dem pfüle der vnküschheit, wan du bist verarmet und
  • hast der waren miiie nit. Din k*scheit ist rerbrant in dem
  • girigen füre des frasses, din demut ist versunken in dem sümpfe
  • dines vleisehes^ din warheit ist ze nihte werten in der lugine
  • dirre weite, din blümen aller tugenden sint dir abe gevallen.
  • we, crone der heiigen pfafheit, wie bistu verswtmdeö, joch
  • hastu nicht mere deue das vnbeval din selbes, de ist pi&ffeliche
  • gewalt, damitte vihtestu vf got und sine vswwelten vrAnde.
  • Harvmbe wil dich got nidern e du icht wiseät,*^ wan vnser
  • herre spricht alsus: Ich wil dem habest von rome sin herze rflren
  • mit grossem jamere und in dem. jamere wil ich ime z& sprechen
  • vnd klagen im de minü Schafhirten von Jerusalem mordere und
  • wolfe sint worden, wände si vor mipen 8gen me wissen lamber
  • mordent, und die alten sehaf da sint alle hSptsiech, wan sä
  • mögent nit essen du gesunde weide, die da wahset ap deb hohen
  • bergen, de ist götlichri liebi und heligü lere, Swer den helle-
  • weg nit weis, der sihet an die verbösete pfafheit, wie rehte ir
  • weg z6 der helle gat, mit wiben und mit kinden und mit an-
  • dern offenbaren Sünden.
  • So ist des not, de die jungesten brüder komen, wane
  • ' " . . ...
  • sweüe der mantel ist alt, so ist er och kalt. So i;nös ich miner
  • brut, der heiigen eristanheit einen nüwen mantel geben, de
  • s61Ient die jungesten brfider weseri als davor ist geschriben.
  • Sun habest, dis soltii voDebringen, so mahtu din leben lengen.
  • De nu din vorvare also unlange lebent, de kunt davon, de si
  • mines heimlichen willen nit vollebringent. Alsus sach ich deü
  • ») Greith 261.
  • ') weise wirst.
  • Cap. XXI— XXII. 199
  • habest an sinem gebete und do horte ich, de im got kündete
  • dise rede.
  • XXII. Von iihen dingen der man ftlnfe vindet in himdrich
  • und zwei in ertrich,
  • S|beQ ding mfis ich gott ze eren sprechen, üerre got, igt
  • es m&gelichy so gib mir es, de ich ir in ertrich niemer vergesse.
  • Fünfe vindet mao in himelrich, zwöi mflssent hie blibeo. De
  • erst« ist der schade miner schulde, wan ich.gesAndet habe und
  • die versumekeit guter werken, die ich wol getan möhte haben.
  • Das ander, de iofa, herre, ane vnterlas warte din, wene du
  • komen wellest; welcher wis du hütest mit einem heiigen ende
  • zft mir. Das dritte, die vürige gerunge, die ich habe na dir.
  • Das vierde, mine brenen und verlöschen in mir dnr dich« Das
  • fünfte, din erste gegenblik dines heren antlütes gegen mir. Do
  • konde mir in ertrich leider nach miner gerunge nie geschehen,
  • des singet min sele dike, o we! De sehste getar ich kume
  • nemen, ich würde stum, als ich es bekeüe, idi gehorte es in
  • ertriche nie genemen, de ist die spilende minevlüt, die von got
  • heimlich in du sele vlüsset und si wider mit siner kraft nach
  • ir mäht. Was zwischent tn beiden deüe wunen si, de weis
  • meman von den andern wc si wirken vndefen ander, wen ein
  • jegliches vindet sinen teil; was er hie hat vsgeleit, de wirt im
  • dort alles widergeben.
  • Di8 ist die himelsche gotz mine,
  • Die- hie vil kleinliche beginet
  • Und d6rt niemer ende gewinet.
  • Dag sibetide mag man kume mit werten rfiren; mit crista-
  • nem geloben mag man es vfilen, wie gros, wie hoch, wie wit,
  • wie wuneklich, wie erlich, wie vrödenrich, wie vnzergenglicher
  • vröden vol. Wol fm, der da eweklich wonen sol! Die vröBch
  • angesiht vol aller woUust und die heiige gebrnchunge nach
  • woQSohe, die vbera&sse gerunge, wuüekliche, hungerig, minevol,
  • die vlüsset jemer mere in die seien vl)erswendig von gotte.
  • Noch deae behaltet die sele iren s&ssen hunger und lebet doch
  • ane kumb^.
  • 200 Sechster Theil.
  • XXIIL Wie in drien sfeiten sprichet got mit der wlen.
  • In der ersten stat sprichet der tüfel der sele dike zft, in
  • den andern zwein stetten mag er es nit tun. Die erste stat
  • sint des menschen sine. Disü stat ist gemeine gotte^ den töfeln
  • und allen creatQi*en, inzevarende^ ze sprechende nach derselben
  • willekor. Die ander stat, da got mit der sele redet; de ist in
  • der sele. In die stat mag nieman komen defie got alleine.
  • Swene aber got in der sele sprichet, de geschihet ane allerhande
  • wissentheit der sifien mit grosser, creftiger, sneller einnnge gotz
  • in der sele. So raftgent die sine de wufiekliche reden nit ver-
  • nemen. Si >yerden also diemfitig, de si keine creatnre vnderfn
  • mögen erliden. Sol sich der mensche vhder den tüfeln die-
  • mAtigen? Ja mit solicher andaht, de in des danken sol^ de er
  • gotte so grosse smaheit gebotten habe mit sime lebende, also de
  • er dike des tüfels glichnisse an siner sele gemalet habe mit
  • tegelichen Sünden und etweüe mit den hSbetsünden grosse wan-
  • den gesclagen hat an sine sele.
  • Die sele die mit dem heiigen geiste beyang^A ist, die mag
  • sich nit enthalten, si mfts je sinken von allem irdenscfaem tröste
  • und wollast in dem tröste; aber die sele, die mit irm eigenen
  • mAtwilten bevangen ist, die neiget sich mit manger wollnst zfl
  • irdenischen dingen.
  • Die dritte stat, da got mit der sele sprichet, de ist de
  • himelriche, sweüe got du sele yfiruket mit sines willen wollast
  • und henget si dazu, da ir sins wanders gelasten mfts.
  • XXIV. Wie in wetagery offenbart Crisiu^ sine u^tmcien.. Vier
  • ding Idoppfent vor der Jumelport^n^
  • In tninen grossen wetagen offenbarte sich göt miner sele
  • and wisete mir sines herzen wanden und sprach: Steh, wie wc
  • si mir getan habent! Do sprach min sele: Eya herre, warvmbe
  • lidest du also grosse not? Sit dem male de dines reinen blflteCf
  • also vil vergessen wart in dinem reinen gebette) do soltc bfllich
  • alle die weit mit geWset wes^n. Nein, sprach er, minem vatter
  • genflgete also nit, wan alles de armftte und alle dft-itfbeit, und
  • Cap. XXill— XXVI. 201
  • alle die marter tind smacheit ist alles ein klopfen vor der himel-
  • porle^ vntz an die stände, do min herzeblAt gos vf dise erden.
  • Dö wart do himelrich erst vf entsclossen. Do sprach dti sele:
  • Herre, do dis geschah, do wcre da tot; mich wundert von einem
  • toten^ wie mag er bitten. Do sprach vnser herre:
  • Min licham wc do menschlich tot,
  • Do min herzeblüt • .
  • Mit der stralen der gotlieit diir raine sitcn vlos.
  • Das blAt kam ') von gnaden zc glicher wis alse die milch,
  • Die ich von miner megetlichen mAter sög.
  • Min gotheit woneto in allen mines lichamcn gelider,
  • Dicwilo ich tut was, als vor und sider.
  • Min sele rüwcte dicwile in miner gotheit
  • Nach ir langen trnrekeit,
  • Und ein geisilich bilde miner mendcheit,
  • Das swebet je sundcr begine in miuer ewigen gotheit.
  • XXV. Von der vei'branien mtne.
  • Eia lieber herre, erbarme dich vber den, der hie verbrant
  • ist in diner mine, verre und verswunden in diner diembtekeit,
  • und ze nihte worden in allen dingen. Gott spricht:
  • MiD gotheit hat dich verbrant,
  • Min m6nscheit hat dich bekant,
  • Min heiiger geist hat dich geheligot an der arm&fe.
  • Die da vH mfnent die swigent gerne,
  • Die niht miflMit die sint je verer der mine.
  • XXVJ, Gedenken an den tot vnd lange leben ist gtlt.
  • Ich bin sere wunderlich und mich wundert in minen mensch-
  • lichen sifien^ de min sele als wunderlich ist. Swene ich gedenken
  • an den tot^ so vr5wet sich min sele mit so grosser craft gegen
  • der vsvartj de min licham swebet in vnmenschlicher sanftekeit
  • und mine sine bekenent vnsprechelich wunder in der vsvart der
  • sele. Alsust stirbe ich allergemost in der zit, die got vorge-
  • sehen hat Nu spreche ich aber harwider: ich wil leben aller-
  • gemost vntz an den jungesten tag, und nu sterket sich min
  • gSronge hin in die zit der martireren^ vf de ich noch min san-
  • diges blAt in warem cristanem geloben möhte giessen, dur Jesum
  • ■) Handschrift: kan.
  • 202 Sechster Thoil.
  • den ich li^p han. De ich daa gespreohen getar^ de ieh got liep
  • habe, dazft zwinget mich ein sunderlicbü gäbe, wand swene mit
  • lasteF und pine wirt gebotten, zehant beginet min dele ze bren-
  • nende in dem füre der waren gotzliebi mit so wuneklicher snesse-
  • keit, das min lichame swebet in g5tlicher woUust. Aber mine
  • sine behaltent ein jamer und bittent got fär alle die mich le-
  • sternt oder schcndent, de si got vor Sünden beware.
  • XXViL Wie du soll danken und bitten.
  • Herre vattcr, ich danke dir ser, de du mich gedcbaffen hast.
  • HeiTO Jesu criste, ich danke dir, das du mich erloset hast.
  • Herre heJiger gcist, ich danke dir de dn mich gereinget hast.
  • Herre, ganze vngescheiden heJige drivaltekeit,
  • Ich bitte dich, de du nn gedenkest aller trüwe
  • Und senda mir nu einen barmherzigen tot,
  • Der mich lose von aller not.
  • In manus tuas comendo spiritum meum.
  • XXVII L Swene du sterben solt, so nim urlop zu zehen dingen,^)
  • Sweüe ich sterben sol; so nime ich vrlop alsns ze allen den
  • da ich von scheiden sol: Ich nim vrlop zft der heiigen cristanheit
  • und ich danke des gottC; das ich ein eristanmensche hies, und
  • bin ze warem cristanen geloben komen, und bUbe ich langer
  • hiC; so wölte ich mit erbeit ein helfe sin der heHgen cristanheit;
  • die in manigeu Sünden stat.
  • Ich nim vrlop zu allen den armen seien , die nu in dem
  • vegeflirsint. Blfbe ich langer hie, ich wölte gerne v wer schulde
  • helfen gelten, und ich danke got de ir gnade werdent han.
  • Ich nim vrlop zft allen den , die in der helle sint und ich
  • danke got, de er sine rehtekeit an inen vbet. Beltbe ich hie,
  • ich wölte inen niemer gutes gewünschen.
  • Ich nim vrlop zA allen den sündem, die in den hSptsünden
  • ligent. Ich danke es got, de ieh ir geselle nit bin, und bttbe
  • ich hie, ich wölte gerne ir burdin tragen vor gotie. '
  • Ich niin vrlop zft allen den rftwem, die an irre bftisse ötant.
  • ») Greith ?03.
  • Cap. XXVll— XXIX. 203
  • leh daake dea. gotte, do icb ir geselle bin. BItbe ich langer
  • bie^ ich mftste si liep haben.
  • lefa nim yriop zft alten minen yienden. Ich danke des gotte,
  • de ich Toüberwnnden Yon in bin. Bltbe ich langer hie, ich
  • wdite mich vnder ir f&sse. legen.
  • Ich nim vrlop kü allen irdenischen dingen. Ich kkge got^
  • de T<^ Ir nie gebmhte nach siner heiigen ordenunge.
  • Ich nim vrlop zA allen minen lieben vränden. Ich danke
  • gotte nnd in, de si min helfe in nöten gewesen sini. Bltbe ich
  • langer hie, ich mAste miner vntugenden mich jemcr Schemen,
  • die si an mir erkeüent.
  • Ich nim vrlop zA aller miner bosheit. Ich klage de gotte,
  • das ich sin heiige gäbe an miner sele also verderbet habe, de
  • nie kein gebreste so deine .enwart, er sie in himelricbe an miner
  • sele bekant Swi es gewandelt si, so ist der schade doch dabi.
  • Herre Jesu, ich klage es dir, joch ist die smacheit alles din.
  • . Ich. nim vrlop zA minem leiden lichamen. Ich daiike des
  • gotte, de er mich an maniger stat vor maniger sAnde hat bewart.
  • BÜbe ich langer hie, sin bosheit ist so manigvalt, ich wArde im
  • meiner rehte holt.
  • XXIX» Von zehen stukken gotliches ftires V8 der eddkeit goiz.
  • •
  • Ein vnwirdig mensche gedahte einvaltekliche vmh die edel-
  • keit gotsi.. Do gab im got ze bekenende in den siiien und ze
  • besehSwende mit der seien ögen ein f Ar, de brande ane vnderk»
  • in der höhi tber allA ding. Das vAr hatte gebrant ane begin
  • und sol noi3h brinen jemer ane ende. Dis vAr ist der ewig got,.
  • der in im bebalten hat do ewig leben nnd vs von im gegeben
  • hat allA ding. Des vAres funken die sint gevlogen, de sint die
  • heiigen engele. Des vAres blikken die sint komen, de sidt aUe^^
  • gotz heiigen, wan ir leben de hat manigen schönen blik der
  • cristanheit gegeben. Dis vAres kolen die glfiient noch; das sint
  • alle die seligen, die hie brifient in der bimelischen oiine und
  • lAhtend mit gAtem bilde, als die ei'kaltet sint in den sAnden, di
  • mögent sich bi den kolen wermen. Des vAres geneiste sint
  • gestoben und sint ze nibte wordcfi^ d^ts siot f^l]^ di^ selig;ea
  • 202 Sochsicr Thcll.
  • den ich licp hau. De ich das gcsprechen getar, de i
  • habe, dazu zwinget mich ein sunderlichü gäbe, wa'
  • laster und pinc wirt gebotten, zehant beginet m' ^'
  • nende in dem füre der waren gotzliebi mit so ly ^^
  • keit, das min liehame swebet in götlicher ' ^ g r
  • sine behaltent ein jamer und bittent gut ^ ^ %
  • sternt oder schcndcnt, de si got vor süv ^ f /
  • XXVIL Wi^ du soll df l
  • r
  • >-
  • Herre vattcr, ich danke dir ser, ; ^ C-
  • 'S*''
  • Herrc Jesu cristc, ich daiiko ^ • .. f
  • Ilcrrc iieJigcr geist, ich dank / |
  • Herre, ganze vngescheiden
  • Ich bitte dich, de du nn
  • Und sende mir nu einer
  • Der mich löse von all' .
  • In manus tuas caw
  • XXVUL Swene dv
  • Ol
  • .vicut als ein
  • maehent Seh surö-
  • Swene ich p ^^Q igt ^[^ wunenkliehe wolliist, die
  • da ich von seh upfät von gotte mit so heiiger wermi des
  • und ich dank ^ ^jr hje bürnen wider in dem gotlichen flire
  • bin ze wa^ .^q bestafi, de wir nit erlSschin. Die bitteilicheit
  • nie, Bo V ^ jgt (Jas wort, de got sol sprechen an dem junge-
  • die in yi^ g^^t von mir ir vervlühten in de ewige für. Der
  • ^> • rdres de ist die lühtende anschöwunge des gotlichen
  • yefr jfß ^^ heligen drivaltekeit, die vnsern lip und ynser sele
  • ^^^ ^^^' ^'^^ ^^ ^^^ ^ ^^^ wunderliche selekeit sehen and
  • '^v^en, wir wir nu hie nit m6gen nemen.
  • ^ 0iBe ding sint vs von disem vüre komen, und vliessent öch
  • »AfiT tOy jedes nach gotz ordenunge mit ewigem lobe.
  • Swcr hicvon rae sprechen wil der lege sich in das vüre,
  • Und sehe und smeke wie du gothcit vldsset
  • Wie die menscheit güssct,
  • Wie der heh'g geist ringet
  • Und manig herze twinget,
  • De es got manigvalteklich mifiet.
  • ') Handschrift: vaste.
  • 204 Sechster Tkeü.
  • licharaen die in ertrieh noch beitent des himelschen lones. Dis
  • vtires meistersehaft sol noch komen, de ist Jesns CristnSy dem
  • sin himelsch VatteF die erst ISsunge und do jongest geribte be-
  • volhen hat. Der sol an dem jangesten tage vs von d&i gendsten
  • die allerschönesten köpfe machen dem himelschen vatter^ da er
  • in siner ewigen hochgezit selber vs trinken wU alle die helikeit^
  • die er mit sinem lieben snne in nnser sele nndin vnser mensch-
  • liehen sin gegossen hat.
  • Ja idi sol trinken vs von dir.
  • Und du Bolt trinken vs von mir,
  • Alles de got gutes in vns behalten hat.
  • Wul dem der nu vcste *) stat,
  • Und hit hie verscöi^, de got in In gegossen hat.
  • Dis vöres roch sint allA irdenschü ding, der nian dike ge-
  • brühet mit vnrehte wollnst. Wie «ch6ne si löhtent in vnsem
  • ögen^ wie lastlich si spilent in vnserm herzen, si tragent doch
  • raanige bitterkeit in inen verborgen, wan si verswindent jeiIs ein
  • roch nnd machent* blint die hohesten, ja si machent Seh surö-
  • gende die heligosten. -
  • Das gemach dis TäreSy de ist die wufienkliche wollnst, die
  • vnser sele inewendig enpfät von gotte mit so heiiger wermi des
  • götlichen vüres, de wir hie bürnen wider in dem gotlichen flire
  • und mit tagenden bestafi, de wir nit erlöschin. Die bitteilicheit
  • des Mres das ist das wort, de got sol sprechen an dem jnnge-
  • sten tage:: Gant von mir ir vervlühten in de ewige f6r. Der
  • schin dis vtires de ist die lühtende anschöwunge des gotlichen
  • antlAtz der heiigen drivaltekeit, die vnsern lip und vnser sele
  • dürlöhten sol, also de wir da die wunderliehe selekeit sehen imd
  • bekennen, wir wir nu hie nit mögen nemen.
  • Dise ding sint vs von disem vüre komen, und vliedsent öeh
  • wider tu, jedes nach gotz ordennnge mit ewigem lobe.
  • : Swer hievon me ^ifrechcn wil der lege sich indas.vörej
  • Und sehi^Kjind smeke wie du gothcit vlusset -
  • Wie die menscheit güssct,
  • Wie der heiig geist ringet
  • und manig herze twfnget, •
  • . •; De es got manigvalteklieh mifiet.
  • *) Handschrift: vaste. • •;
  • Cm», xxx^xxxi. -805
  • XXX. Die htier mine hat vier ding.
  • Di loter gotamme bat disü ding an ir^ also de man ein-
  • trahtig fii mit gotte swas vns geschehe ane sunde^ das wir es
  • mit iiikeit. got dankin. Das ander, de wir ordenlich gebrachen
  • der gäbe, die wir von gotte haben an lip nnd an sele. Das
  • dritte, de wir luterliche leben in g&ten sitten, ane alle sände.
  • De tierde, de wir alle tngende an ans haben. O we,:'dc ich
  • die bette und werlich an allen Sachen vollebrehte! Das n§me
  • ich fiir alle die contemplacie da ich je gehorte von sagen. Was
  • beifent hohA wort ane barmherzigä werk? Wc hilfet liebin zi\
  • gotte nnd grimi zft gAten lüten? So Bprichest dn: Geh mir m
  • got, ieb tete es gerne. Höre nu: Die tagende sint halb gäbe
  • von gotte und halb sint si tagenden an vns« Sweüe vns got
  • gibet be^entnisse, so s5Uent wir der tugenden gebrachen. .
  • ^XXL Wie got die sde gemachet hat von wolluat und pine.
  • Wie got glich ist eime clote.
  • Icll sprach an eiper stat in dt^aoae bflche, ') de die gotbeit
  • min vatter ist von natQre, de veraeme da nit und spreche:
  • Alles (das got mit uns hat getan, de ist alle» von gnaden und
  • nit. von nature. Du hast war und ich han öch war. Nu hör
  • ein glichnisse: Wie schöne ögen ein mensche hat, er mag ge-
  • sehen lüiber ein mile wege^; wie scharpfc siäe der mensdie hß,i,
  • er kau vnsinelicher dinge nit begriffen deüe mit dem geloben
  • und grei0it als ein- blinde in der vinstemiss^ Die miüende sele,
  • die alles da« minet de got minet und alles de hasset .de ^got
  • hasset, die hat ein öge, de hat got erlühtet. Damit sihet si in
  • die :ewige gotheit, wie die gotheit gewircht hat mit ir Qlltane in
  • der sele. Er hat si gebildet nach im selber, er hat si gepflabzet
  • in kn selber, er hat sich allermeist mit ir vereinet vnder allen
  • creaturen. Er hat si in sich besclossen und hat siner götlichen
  • nature so vil gegossen, de si anders nit gesprechen mag, deüe
  • de er mit aller einunge me deüe ir vatter ist.
  • ») I. Cap. 44.
  • '206 : Sechsür The».
  • Der licbam enpfät sin wirdekeit von dem sane des himel-
  • schen vatters an bräderlicher geseUeschaft^ und an dem lone der
  • arbeit Der gotzsun Jesus Oistus hat ödi sm werk igewirket in
  • herzeklicher liebi durch not, in arraüte; in pine, in arbät6, in
  • smaoheit, unte an sinen heiigen tot. Der heiige getst hat 5ch
  • «inü werk gewirket; als du sagest, mit siner gnade in aAer
  • mser gftbe, die wir je enpfiengen.
  • Diso werk sint drierhande, doeh hat si ein vngescheiden
  • got in Vns gewirket. Zwöi ding wirkent in ertricfae in das
  • vegefür mit der gotzkraft ane vnderlas ; das eine wirket alleine
  • in der helle, das ist woUust in himelriche ane pine und pine
  • in der helle ane woUust.
  • Wa was got eb er ihtes iht geseh&f? Er was in üb selber
  • nnd im warent alle ding gegenwirtig und offenbar, ab si hätte
  • sint. Wie war ynser herre got do gestalt? Bebte se glicher
  • wis als er ein clote ') und alle ding in gotte besclossen ane
  • selos und ane tAr. Das niderteil des klotes de ist bin grunde-
  • lose vestenunge beniden alle abgrönde. Das oberste teil des
  • <)tetes das ist ein höhi, da ndt tber ist. I)as vmbelal des clotes
  • de ist ein drkel vnbegriffenlich. Noch deüe was got nit sehepfer
  • •worden5: do er aber alle ding gesdiüf, do wart der dote vfge-
  • sclossen. Nein, er ist noch gantz und er sol jemer gantz be-
  • liben. Do got Schöpfer wart, da wurden alle creatnren lan In
  • selben offenbar. Der mensche got ze minende, ee gebruchende
  • und ze bekefiende, gehorsam ze blibende; — vogel und tier ir
  • nature ze bekefiende, die toten creatnren ze stände in irme we-
  • sende. Nu höre, was wir erkenen de ist alles niht, wir minen
  • deüe got ordenlieh in allen dingen, als er selber allü ding in
  • ordenlioher miüe geschaffen hat, und uns selben gebotten und
  • geleret hat.
  • *) Am Rand: „üiö klote was der val der tür.** Clofe = dose, soviel
  • als VerscMusfi, Kliiiise.
  • Cap. xxxn. 2W
  • * - • . '
  • XXXIL Wie wir glich werden gotte, S, Moi'ien und den
  • engdefi*
  • Alge vil wir mifien barmherzekeit^ und stet ekeit fben, alse
  • ril gliehen^ wir dem failnelschefi ratter, der disü ding aue vnder-
  • las ftbet in uns.
  • Al8o vil als wir bie armütes^ versmacheit, rerweisete, pine
  • liden, akK> ti1 glichen wir dem waren gotz sun.
  • Als vile als wir hier ysvliessen mit aller miltekeit vnsers
  • herzen y ze gebende vnser gftt den armen, fise dienste vnsern lip
  • defi kranken, also vile geliehen wir dem heligen geiste, derein
  • milte vsvlüt ist des vaters und des sunes.
  • Also vile als wir wariiaftig 6int, messig und bescheiden in
  • heiiger einvaltekeit, also vile glichen wir der heligen drivaltekeit,
  • die ein war got ist und aUe sinü werk in ordenlicher masse
  • gewirket hat und noch tut.
  • Also vil als wir kusch sin mit aller luferkeit, dienifitig mit
  • aller vndertenekeit, diensthaftige mit aller heligkeit, vnsculdig von
  • aller bosbeit, also vil glichen wir vnser lieben frowen Santo
  • Marien ; die mit disen tilgenden geedelt ist, also dcsi maget
  • mäter ist" worden und m&ter maget ist bliben and ist alleine
  • keyserifie über alle creaturen.
  • Also vil als wir gÄtlich, minesam, vridesam sin, also vil
  • glichen wir den engein die nie mer ärglich tftnt.
  • ^ Also vile als wir heleklich leben in eilende und in vnge-
  • mach vngetr&stet, also vil glichen wir Santo Johanse baptisten,
  • der vber manigen heligen gehöhet ist.
  • Also vil als wir gemnge haben nach gotz lobe, bekäntnisse
  • in der gäbe, ordenliehe gebrüchunge des willen gotz, also vil
  • glichen wir den propheten, und den heligen vettern, die sich
  • mit grossen tugenden getwnngen haut in gotte.
  • Also vil als wir wisheit lernen, und ander lüte damitte be-
  • keren und mit gotte bestan in aller not, also vil glichen wir
  • den heligen aposteln, die sich verlassen hatten bis in den tot.
  • Alt vil als wir gednlt haben in aller not und als gros als
  • vnser etistangelöbe ist nutz in den tot, ilse vil glichen wir den
  • .tos Sechster Theil.
  • heiigen martirern die mit irme blute vns haben besprenget den
  • waren himelweg. .
  • Als vil als wir mit ylisse tragen die not der heiigen cristan-
  • heit^ beide der lebenden und der toten^ alse vil gtitohen wir den
  • heiigen coofeasoren^ die mit manigen arbeiten wAchent und mit
  • sorge bihte hörent.
  • Alse yil als wir stritira haben und vberwinden und mägetlich
  • ere behalten, alse vil glichen wir den heUgen jfuncfiröweiiy die
  • den waren «ig nit verloren haut
  • Alse grosse ri^we wir haben und alse mattigvaltige b&sse
  • heiige wir leisten , alse vil glichen wir den heiigen wittewen,
  • die nach den sünden als grosse ere eramet haut.
  • Alse vil als wir aller tugenden an vns haben, als vil glichen
  • wir gotte und allen siuen heUgen die mit aller vrämefceit got
  • gevolget baut,
  • .XXX II L Von dem scharpfen cafittel, da der hilger in z'äkam,
  • der schein ein gros herre,
  • Ejn mensche pflag des lange, das er mit.eim scharfen ca-
  • pittel in sin herze gieng und besach siuen sphaden und gotz
  • smaeheit an im selber. Do warf er vs von sinem herzen allen
  • sündigen smak sines vleisches und . saste wider in alle pine
  • ^eme ze lidende dar got ^r warf öch vs alle wollust siner
  • magen und vrunden und saste wider tu die smaeheit, die /im
  • sine anvechter t&n wolten. . Er warf öch vs alle liebin riohtfim^s
  • und eren, da sich die sündig weit zA vröwet, nn4 saste wider
  • tu alles de armüte, de möglich ist ze lidene nach rate.
  • ^ In das kapitel k^am vnser herre Jesus Cristus glieh eim
  • armen bilgerin. Do wart des menschen geist so erlühtet, de er
  • bekande, de es vnser herre was und sprach: Eya lieber bilgerin,
  • waüen kunstu? Do antwurt by: Jch kum von Jei*usalem, da
  • wart iph sere gewundet, da leit ich grosse smachei^ armät und
  • pine, de han ich dir gebracht. — Des danken ich dir vil lieber
  • h^rre, und das han ich wol bevundeu vil madigen tag. Do nam
  • ynser herre ein einvaltige crone und saste si dem menschen vf
  • .sin höbet .und sprach : Dis iist du kröne des .anoAl^s^ der
  • Cap. XXXIII— XXXV. 209
  • smacheit nnde pine; disA kröne sol noch gezieret werden mit
  • min selbes bilde. Do vfir der bilgerin hin. Der mensche wart
  • betr&bet und sprach: wt! o we mins lieben bilgeris? Ja,
  • wan ich wolte gerne me mit im geredet haben.
  • Do sach si') vf Jn die höhin , do wart si sin gewar. Do
  • was er glich einem gewaltigen herren nnd was ynbevangen mit
  • himelseher wuiie und sprach: Ich segne dich nnd grflsse dich!
  • min yride si jemer mit dir, amen.
  • XXXI V. Der die weit versmahet den sol man eren mit aht
  • dingen.
  • Ein stime wart gehört nnd dise wort warden gesprochen
  • alsnst:
  • Ja sehent, si (komt) kuot, du die weit hat yeremehet
  • Und die lugene hat ervlouget
  • Und die warheit hat gemmet
  • Und die gebenedigt hat.
  • Man Bol 81 enpfUn mit aUer ere,
  • Man sol si stetigen in der warheit,
  • Man 8oI si benedigten ane ende,
  • Man 8o1 81 kleiden mit aller schönin,
  • Man sol si crönen mit aller wirdekeit,
  • Man sol si setzen vf den 8töl des ewigen gemaches,
  • Man sol si grfi88en mit allen zungen,
  • Man soll ir dienen mit aller gift,
  • Mao sol si vröwen mit aller gäbe.
  • XXXV. Wie die selig sele spricht zu irme lichamen an dem
  • jüngesten tage.
  • Stand nf min vil lieber,
  • Und erhole dieh aller diner pine,
  • Aller diner wetagen, aller diner smacheit,
  • Aller diner tnirekeit, alles dines eilendes,
  • Aller diner serekeit, aller diner arbeit.
  • Der morgensteme ist vfgegän')
  • De ist Sante Marien geburt und ir leben.
  • Die sone hat iren schin getan.
  • De ist de got mensche wart,
  • Sin werk und sin himelvart.
  • ') Die sele.
  • ') Handschrift: vfgegangen.
  • H. MechthUd. 14
  • 210 Sechster Theil.
  • Der man sol jemer stete stan;
  • De ist, das wir dene jemer stete sollen wesen
  • In dem ewigen lebene.
  • Ettewene lag alles min heil an dir,
  • Nu lit aller din trost an mir.
  • Were ich zA dir nit widerkomen,
  • Us disen aschen würdest dn niemer genomen.
  • Der ewige tag ist vns entstanden,
  • Na sön wir ynsern Ion enpfan.
  • XXXVL De Johaiies Baptiata der armen dimen messe sang, de
  • WC ^geistlich hekaninisse in der sde.^)
  • Man mag götliche gäbe mit menschlichen sinen nit begrifen,
  • darurobe besündent sich die lüte, die nit habent den offenen geist
  • der ynsehelichen warheit. Das man mit vieischlichen ögen mag
  • gesehen, mit vieischlichen oren mag gehören, mit vleischlichem
  • munde mag gesprechen, de ist also vngelich der offenen warheit
  • der minenden sele, als ein wachslieht der claren suüen.
  • De Johaües baptista der armen dimen messe sang, de wc
  • nit vieischlich, es wc also geistlich de die sele alleine beschöwete
  • und gebrachte. Aber der licham hatte nit davon, deiie er von
  • der sele edelkeit in sinen menschlichen sinen mohte begriffen,
  • darum müssen die wort menschlichen luten.
  • Min pharisei sprach vf die rede, Johanes baptista were ein
  • leie: Das allerheiligoste de in der messe ist, de ist gotz lichame.
  • Denselben gots sun berfirte Johanes baptista mit diemfltigen,
  • bibenden vorhten, in also grosser wirdekeit sines heiigen lebenes,
  • de er des himelschen vatters stime horte und sinü wort vernam
  • und den heiigen geist sach und bekante in tn beiden. Johanes
  • baptista prediete öch offenbar allen lAten den heiigen cristanen
  • geloben und bewisete mit sinen vingern den lAten vf den waren
  • gots sun, der da gegenwertig wc. Ecce agnus dei. De Johanes
  • baptista gotzwort sprach, alsus verre mag es niemer habest noch
  • bischof noch priester voilebringen, dene alleine mit vnsrem vn-
  • sinelichem cristanen geloben. Wc dis ein leie? berihtent mich
  • ir blinden, vwer luginen und vwer has wirt üch niemer ver-
  • geben ane pine.
  • ') L. II. c. 4.
  • Cap. XXXVI— XXXVII. 2 1 1
  • XXXVIL Du 8olt got loben , clagen und bitten ztoSlf ding.
  • Gebenedict ststu lieber herre Jesu eriste, got des lebenden
  • gQ]l;z, sun an der acht mines geloben; so weis ich werlich, de du
  • hie gegeuwirtig bist^ war got und mensche. In demselben namen
  • bitte ich dich^ herre^ hAte an^ als minen got und minen heiTcn,
  • als minen sch&pfer und minen 15ser, als minen aller manen
  • liebesten und aller herren werdesten hüte und jemerme.
  • Herre, himelscher vatter, nu klage ich diner heiigen drivalte-
  • keit, de ich vor dinen 5gen gesundet han ane Yorchte und ane
  • schäme. we, hilf mir hütte, milter got (mit) diner ganzen
  • hulde, wan min herze vinster ist von gewonheit der sAnden.
  • Beinige, herre, hAtte min herze von aller irdenischer liebin und
  • gfis herre nider dine himelvl&t in mine dArre sele, de ich be-
  • weine din grosse smacheit und miner sAnden jamerkeit
  • Herre, ich danke dir aller der gnaden, die du, lieber herre,
  • mit vns getan hast und nu mit vns tust, und eweklich mit vns
  • t&n wilt Ich bitte dich, herre himelscher vatter, in dem namen
  • Jesu cristi, de du mich mit diner gnade lAterst von allen minen
  • sAnden und beschirmest mich vor aller sAnde und beiige mich
  • mit allen tngenden in das ewige Jeben.
  • Ich bitte dich, herre Jesu Criste, dur dinen heiigen tot und
  • dur die kumberliche not, die din heiiger licham an dem heiigen
  • crAze leit, de du herre, mit den 8gen diner gotlichen erbarm-
  • herzekeit und diner menschlichen trAwe und dines heiigen geistes
  • gunst, alle mine not und minen jungesten tot wellest rflchen
  • anzesehen; und gib mir herre, dene dia selbes lichamen, de ich
  • dich herre, dene m&sse enpfön mit warem cristanen glöben, mit
  • herzeklicher liebin, also, de din heiiger licham mfisse wesen und
  • bliben die jungeste spise mines lichamen und de ewige brot
  • miner armen sele.
  • Ich bitte dich mer, vil lieber herre, de du deüe miner armen
  • sele mit dir selber wellest trösten und mich deüe von allen
  • vienden wellist lösen. Ich bitte dich, vil lieber herre Jesu Criste,
  • de du den min arme sele wellest enpfön in dine vetterliche
  • hende, und bringe mich deüe mit aller vröde us von disem
  • 14*
  • 212 Sechster Theil.
  • eilende in dines gebenedigten valter lant, da ich dich, herre,
  • mit allen seligen heiigen mflsse benedigten nnd loben, die nu
  • da sint und noh komen s51Ient.
  • Des gewer mich, lieber herre Jesu christe, und alle die mit
  • mir, die mich dur dine liebin gnedig und geträwe sint, und hilf
  • öch alle den mit mir, die mir wider dine hulde vngetrüwe und
  • vngenedig sint, und gemeine allen den mit mir, die gelöbig
  • cristanmenschen sint.
  • Ich bitte dich, herre, dur din selbes ere, de du vns cristanen
  • lüten wellest geben ane vnderlas in dem stfile ze Borne ein
  • höpt vol aller cristanen tugenden, da die heiige cristanheit von
  • gebreitet müsse werden in der meine und gelöset von allen
  • s Anden und geheliget mit allen tugenden, also de du, lieber
  • herre, hütte mit diner almehtigen haut wellest rüchen zu lösende
  • Jerusalem und alle die stette und die laut, die mit unrehter
  • gewalt betrübet sint, durch dine, herre, namen drie.
  • Mit allen heiigen bitte ich dich, vil lieber Jesu Criste, vmb
  • cristanlichen vriden und vmb notdürftige frühte und vmb gne-
  • dichlich^) wider disem lande und allen cristanen landen.
  • Ich bitte dich^ herre, de du dine vründe behaltest in dime
  • dienste, und dine viende bekerest und krenkest an ire bosheit.
  • Ich bitte dich, keyser aller eren und crone aller fürsten,
  • herre Jesu Criste, für die forsten in disem lande und in allen
  • cristanen landen, de du si, herre, hütte rüchest vereinen mit
  • deinem heiigen geiste, also das si niemer kein sündige reise
  • stiften wider dinen hulden und wider ir selekeit.
  • Ich bitte dich, lieber Jesu Criste, vür alle die cristanmen-
  • schen, die hütte in nöten sint, in wassernot, in suche, in ge-
  • vengnisse, in betrübnisse, in alzegrossem armüte. Ich bitte dich
  • dur dine milten güti, de du si hütte also wellest trösten, de si
  • dinen ewigen trost und dine gebenedigten hulde niemer mögen
  • verlieren.
  • Ich bitte dich, heiiger vatter von himeh-ich, ftr alle die
  • cristanen seien, die hütte von irme lichamen scheiden, de du,
  • ') Hier stheiiit etwas in der Handschrift zn fehlen.
  • Cap. XXXVIII— XXXIX. aio
  • erbarmherziger got, ir behalter wellest sin^ und vrteilen si in
  • das ewige lieb.
  • Eya, lieber hene, erbarme dich vber die seien mins vatters
  • und miner müter und vber alle die sela, die in dem vegefär
  • sint L5se si herre^ dur dine here namen dri in dirre stunde:
  • Requiescant in pace. Amen.
  • Ich bitte dich, lieber herre vür mine gaden, de du uns allen
  • die tugende wellist geben, die vnser leben reinigen und heiigen,
  • dir ze lobe ttnd ze helfe der heiigen eristanheit. Nu enphäh
  • herre, hütte dis gebet und min clage, und gewer mich nach
  • dinen gnaden. Amen .
  • XXXVI IL Nieman mag Götz himel stören. Die helle verwiset goL
  • Eya lieber herre, almehtiger got, wie lange sol ich hie stan
  • in der erden mines vleisches gliöh eime stekken oder einem male,
  • da die I6te zft lÖfPent, werfent und schiessent, und langa miner
  • eren haut geramet, mit geswinder argheit? Hörent nu dise ant-
  • wurt: Nieman ist so listig in sime schütze, nieman ist so arg
  • an sinem grime, de er mine himele möge zerstören, zerbrechen
  • oder schedelich gerfiren, da ich wonhaft iiie bin. Mere die mich
  • hüte in die herberge zühen und mich mome vswisent, die
  • glichent der helle. Des fundament ich bin, des tynaphel wil
  • ich och bliben. Eya herre, wer sol mir des gehelfen, dd iob
  • alle mine wege also wandele, eb ich glippfe, de ich nit Valle.
  • Die vorhte sol mich vf halten, der gotz wille sol mich 'leitönjH /
  • XXXI X, Van dem gegenblike gottes sckui an vnser VrÖwen und
  • ir gewalt, v -o uo"! .\\7,
  • 0, drie personen haut ein namen in eitifeitf^ot vngeteilt.
  • Si vliessent gegen Marien antlize wunenyi^b)ljn},jeil^/ g^iirame
  • vngescheiden mit voller vlftt, in milter >g^b^ijfl^t;I^laiif^ .j^cjhiflft
  • der himelschen eren. Mit vnsprechliql^^l' g?ift^ei|r)$r§fcer4?^i|e66flß
  • de si schinet und lühtet also, de (J^r .bgbeig^g^pj})ik ^absHg/HK
  • drivältekeit vor vnser fröwen 9J0iji%i\^i^^trjaio imid loh lov
  • Er vlüsset noch fürbas
  • Und erfüllet alle diemfitigen mi^ajÄ^s.jlhiloBbnisH ('
  • s^^^ Sechster Theil.
  • Und git inen schin und ere
  • Vor den andern verre.
  • In dem gegenblikke mag unser frowe wol gebeiten; mere wil
  • si bitten y de mag si diemäteklichen tnon, wan got mit siner
  • mine in irer diemütekeit mensche wart, bedarf vnser fröwe die-
  • mfltekeit in dem himelriche niht mere, dene de si den almehtigen
  • got eret über sich in vndertenikeit, mit allen seligen, die irem
  • bilde volgent.
  • Unser vröwen gegenblik ist gekläret mit aller der gäbe
  • unverderbet, die si enpfieng von gotte. Si ist 8ch gezieret mit
  • allen tugenden vollekomen; si ist gekrönet mit aller wirdekeit.
  • Hiemitte vlüsset si wider in got vol aller annemikeit.
  • Wie vnser fröwe gebruchet der heiigen drivaltekeit und wie
  • sich got mit ir vereinet ob allen Intern menschen, de ist vn-
  • sprechlich; mere, also vil als si hie vereinet waren, also vil ge-
  • bruchet vnser vröwe und also vil gösset vnser herre ob allen
  • heiigen in si. Vnser vröwe hat gewalt vber alle tiifel ze hin-
  • dernde von den menschen. Darvmbe bestanden wir gerne vnser
  • Ave maria in irme gegenblike, de si vnser hie gedenke.
  • XL, Bekorunge, die wdt vnd ein gut ende prüfent vm,
  • Nieman weis wie vaste er stät, er werde e gestossen mit
  • der bekorunge des libes.
  • Nieman weis -wie stark er si, er werde dene e anges4cbet
  • von der weite bosheit.
  • Nieman weis wie gut er selber si, eb im werde ein gftt ende.
  • XLL Von dem gegenblike gotz in den Menschen und in die
  • engele. Fünf ding hindernt die schriffL
  • Ir wellent de ich fürbas schribe und ich enmag. Die wune,
  • die ere, die clarheit, die trütunge, die warheit, die ist ob mir
  • also gros, de ich stum wurde') vürbas me ze sprechende das
  • ich bekene. Mere ein Spiegel wart gesehen in dem himelriche
  • vor der brüst einer jeglichen sele und lip, darin schinet der
  • ') Handschrift: wrde.
  • Cap. XL— XLIII. 215
  • Spiegel der heiigen drivaltekeit und git warheit and bekantnisse
  • allen den tagenden^ die der lip je begieng^ und aller der gabe^
  • die du sele in ertrich je cnpfieng. Davon schinet der here
  • gegenblik von einer jeglichen persone wider in die hohen majestat
  • da si vsgeviossen hat.
  • Der engel gegenblik ist furig minenclar, wan si haben grosse
  • liebin zu vnser selekeit. 8i dienent vns anc arbeit und ir Ion
  • wahset^ diewile dise weit gestat. Dö wäre gottesmiüe hat die-
  • selben eraft an den engelen die si an den menschen hat. Das
  • wir mit arbeiten dienen, de ist davon de wir sündig sin.
  • XLIL Die schreib sivester vidüilt an einer cedden irem bräder
  • B, predier orden und sprach.
  • Die allergröste vröde die in himelrich ist, de ist der wille
  • gotz. De vnwille wille si, davon kumet götlichü vrÖde in des
  • betrfibten menschen herze. Das ist eis geistlichen menschen
  • bihte, de man die gäbe versmahet, die von gotte kumet. Pin-
  • liche gaben sollen wir mit vröde enphäu. Tröstlich gaben sollen
  • wir mit vorhten enpfahen, so mögen wir vns alle ding nötze
  • machen, da über vns gant. Lieber b&le, sicst eintrehtig mit
  • gotte und vröwe dich sines willen.
  • XLIIL Dise schrift ist vs got gevlosseti.
  • Dise Schrift die in disem buche stat, die ist gevlossen vs
  • von der lebenden gotheit in Swester Mehtilden herze und ist
  • also getrüwelich hie gesetzet, also si vs von irme herzen gegeben
  • ist von gotte und geschriben von iren henden. Deo gratias.
  • 216
  • Dis ist de sibende teil
  • /. Von der crone und von der wirdekeit vnsers herren Jesu
  • cristi, die er nach dem jungesten tage empfahen soL
  • Unser herre^ der himelsch vatter^ hat noch behalten in siner
  • gotliehen wisheit manige vnsprechliche gäbe, da er nach dem
  • Jungesten tage sine vserwelten kinder mitte zieren wil, nemlich
  • sinem eingebomem sane Jesam vnsem I&ser. Dem hat der
  • himelsche (vater) ein cronen bereit mit also grossen ^ erlichen,
  • manigvaltigen werke gemachet und gezieret, das alle die meister
  • die je wurden und nu sint und jemer sönt werden nit möhteut
  • volle öchriben die clarheit und die manigvaltigen wune der crone.
  • Die crone wart gesehen mit geistlichen ögen der minenden sele
  • in der ewigen ewikeit, und wart ir bekant ir geschöpfnisse.
  • Wc ist de, ewekeit? Das ist die vngeschaffene wisheit der ende-
  • losen gotheit, die weder begine noch ende hat. Die crone hat
  • drie bogen: Der erste böge der crone waren die patriarcheu,
  • der ander die propheten, der dritte die heiige cristanheit. Die
  • crone wirt gebildet und geblümet mit der gegenwirtikeit aller
  • seligen die an dem jungesten tage gotz rieh besitzen sölleut.
  • Si söUent doch ire wirdekeit ordenlich besitzen nach iren werken.
  • Der erste böge der crone wirt gewiret und erl&htet mit edelme
  • gesteine aller der heiigen inikeite und guter werken, die die
  • Cap. I. 217
  • pakiarchen je vollebrahten. Der bogen wirt öoh gebildet mit
  • menschlichem bilde sei und lip. De erst bild uf dem bogen der
  • crone ist Sant Stephan nnd alle die martyrer gebildet mit ime^
  • die je in cristaneti geloben ir blüt gegossen hant; dabi sant
  • Peter und alle gotz apostelen mit im öch gebildet. Dabi alle
  • die seligen, die der apostelen lere gevolget habent. Di elichen
  • lute sön och an dem bogen gebildet sin mit iren kinden, die
  • mit guten werken gotte gevolget hant.
  • Der ander bogen der crone der wirt gebildet mit allen
  • Bebisten und allen geistlichen vettern mit tm^ denen got sinü
  • schaf bevolhen hat. Der bogen wirt gewiret mit aller geistlicher
  • gewalt und wirt geblfimet mit cristanlicher lere.
  • Der dritte bogen der crone wirt gebildet allerschonost mit
  • der edelen menscheit vnsers herren Jesu cristi, und bi tme sin
  • erlichA müter Maria mit allen iren jungfröwen die dem lambe
  • volgen söUent. Sant Johans Baptiste der wirt da dem lambe
  • gebildet vil nahe, und alle die gebl&met bi ime, die vnder sinen
  • henden cristen worden sint. Der böge der crone wirt mit der
  • schöpfhisse aller creaturen gewiret nach der liebi und nach der
  • meinnnge des sch&pfers die er dozü hatte, do er alle ding ge-
  • schAf nach sinem willen. Du crone wirt vberal geblfimet mit
  • mangem ritterlichen schilte des heiigen starken cristanen geloben.
  • De keyserrich sol öch an der cronen stan gebildet, gewiret
  • und geblfimet untz an den jungesten geburen jemer danach
  • wirdig de si gotte gedienot hant. Die crone sol öch geziüet
  • werden bi endecristes zite mit manigem erlichen bilde, als helyas
  • und Enoch und manig heiig martyrer vor tn, geblfimet mit der
  • helikeit ira lebenes und gewihet mit irm getniwen bifite.
  • Die crone sol öch geverwet sin mit des lambes blftte und
  • erliihtet und vergAldet mit der creftigen mine, die Jesu brach
  • sin sfisses herze enbinen. Dise crone hat vnser faimelscher vatter
  • geschaffen, Jesus cristus hat si verdienet, der heiig geist hat si
  • geworcht und gesmidet in der vürinen mine und also vtige")
  • gemachet mit der edelen kunst der heiigen drivaltekeit, de st
  • ') Handschrift: wge.
  • 218 Siebenter Theil.
  • vnserm löser Jesu ehristo also wol füget und also erliehen stät,
  • de der himelsche vatter und von sinem eingebornen sune me
  • vröden enpfät. De mü sin. Alleine die ewige gotheit sunder
  • begine alle wu&e und vr5de hat in i^ne und nu hat und jemer
  • haben sol, so tut im doch de sunderlichen eweklich wol, de er
  • den ewigen sun mit allen sinen volgen so vrölich ansehöwen sol.
  • Sweüe Jesus cristus sin j äugest gerihte hat getan und sin abent-
  • essen hat gedient und begangen, so sol er dise crone von sinem
  • himelschen vatter in grosser ere enpfän und mit ime die mit
  • libe und mit sele zu der ewigen hohgezit dar mit arbeit komen
  • sint. So sol ein jeglich sei und lip ir wirdekeit an der crone
  • sehen.
  • Die crone ist geztiget in ertrich in türer koste, nit mit silber
  • iioch mit golde, noch mit edelm gcsteine, mer mit menschlicher
  • arbeit, mit menschlichen trehenen, sweis unde blfit, mit allen
  • tagenden und ze jungest dem pinlichen tot. Die engele werdent
  • an der cronen nit gesehen j darumb das si nit menschen sin; aber
  • si müssent mit wuneklichem sänge got loben an der erone.
  • Der erste kor singet alsus: Wir loben dich herre, vmbe din
  • elichen e, da alle dise von sint komen, die gebildet sint an diner
  • crone. Der ander kor: Wir loben dich herre mit dem geloben
  • Abrahe und mit der heissen gertinge und prophetien aller pro-
  • pheten. Der dritte kor: Wir loben dich herre, mit der wisheit
  • und vromekeit aller diner apostelen. Der vierde kor: Wir loben
  • dich herre mit dem blute und mit der gedult aller diner mar-
  • tyrer. Der fünfte kor: Wir loben dich herre, vmb de heligc
  • gebet und cristanliche lere aller baptisten und aller bihtem. Der
  • sehste kor: Wir loben dich herre, mit der rüwe und stetekeit
  • diner wittewen. Der sibende kor: Wir loben dich herre, mit der
  • küscheit aller juncfröwen. Der ahtode kor: Wir loben dich herre
  • mit der ft-uht diner mftter und maget. Der nünde kor: Wir
  • loben dich herre vmb dinen heiigen tot und vmbe din erlich
  • leben nach dinem tode und vmb dinen grossen vsvlus aller gäbe
  • und aller gute, da du uns herre mitte gehöhet und loblieh ge-
  • ordenet hast. Wir loben dich herre mit diner vürinen mine, da
  • du uns ine vereinet hast.
  • Cap. I. 21 »
  • Oben vflTen der crone swebet de allerschönste baner, de je
  • in disem keyserriehe wart gesehen. De sol das heiige crüze
  • weseD; do eristus sinen tot het an gelitten. Das crüze hat vier
  • ende, de niderste ende ist gezieret mit wune, claror dene die
  • sune. Zft dem vordem ende vnder dem crüze swebent vfgerihtet
  • die söle, geverwet mit des lambes bifite, geblfimet und gezieret
  • mit den nagelen, da vnser herre mitte wart gewundot. Oben
  • vf dem böme des crüzes swebet die allerschönestü keyserlichü
  • dtirninti crone des riches.
  • Die dorne sint geblftmet
  • LilienwiSy rosenvar,
  • Wuneklich, himeldar.
  • Dis ist de baner der cronen, da Jesus eristus den sig mitte
  • gewan und lebendig wider zfi sinem vatter kam. Alzehant nach
  • dem Jungesten tage in der ewigen hochgezit, kis got allu ding
  • nüwe hat gemachet, so wirt disü crone geoflfenbart und swebet
  • vf dem höbet der menscheit vnsers herren, der heiigen drivalte-
  • keit ze eren und ze lobe und allen seligen ze vröde jemer mere.
  • Die menschheit vnsers herren ist ein begriffenlich bilde miner
  • ewigen gotheit. Also, de wir die gotheit begriffen mögen mit
  • der menscheit, gebruchen gliche der heiigen drivaltekeit, halsen
  • und küssen und vnbegrifliche gotheit vmbevahen, den himelriche
  • noch ertrich, helle noch vegefür niemer begriffen mag noch
  • widerstan.
  • Die ewige gotheit schint
  • Und lühtet, und machet miüelastig
  • Alle die seligen die ime gegenwirt^g sint,
  • De si «ich vr6went ane arbeit
  • Und lobent jemer ane herzeleit.
  • Die menschheit vnsers herren g^üsset,
  • Vröwet und minet ane vnderlas
  • Sin vleisch und sin blfit.
  • Alleine da vleisch noch bl&t nu nit si,
  • So ist doch die brüderliche sibbe also gros,
  • De er sine mensehlich nature
  • Sunderlichen minen müs.
  • Der helige geist git 5ch us
  • Sinen minenden himelvlus,
  • Damitte er den seligen schenket
  • Und si so voHen trenket,
  • 220 Siebenter Theil.
  • De si mit vr5deii BiDgeut,
  • Zartelich lachent und springcnt
  • In gezogener wise, und vliessent and swiment,
  • Si vliegent nnd klii&ent
  • Von köre ze köre nnd vür des riches h&hin.
  • Da sehent si in den Spiegel der ewekeit
  • Und bekenent den willen und die werk der heiigen drivallekeit;
  • Und wie si selbe geformet sint an übe
  • Und an sele, als si jemer mere s51Ient blibe.
  • Die sele ist in dem lichamen gebildet menschen glich,
  • Und hat den g5tlichen schin in ir
  • Und schinet dur den lichamen
  • Als das lühtende golt dur die clare cristallen.
  • So werdent si also vro und also vri,
  • Snelle, gewaltig und minerich,
  • Clar und gotte glich
  • Als das mag müglich sin.
  • So varent si war si wellent über tusent mile,
  • Als man nu einen gedanken denken mag.
  • Prüuent was das varendes sie;
  • Denoch m5gent si das ende des riches niemer begriffen
  • Noch ber&ren das wite rum und die guldine Strassen;
  • Die sint vbergros, und sint doch wo! ze masse;
  • Und doch nit guldin, want si eweklich besser sint
  • Dene golt und edelgesteine;
  • Dis ist alles erde '
  • Und sol ze nihte werden.
  • Hie kunt das ende der crone:
  • Der heiig geist der smidet noch das ende diser crone
  • Untz an den jungesten t»g;
  • So wil im der vater und der sun sin arbeit Ionen.
  • Er wil im geben ze ione alle die seien und lip,
  • Die in gotz rieh gesamet sint.
  • Da soi der heiig geist eweklich ine rüwen,
  • Und er sol si ane vnderlas grüssen und vrdwen
  • Alles de dur gotz liebin je gutes wart
  • Oder je wirt getan ;
  • Alles das durch got wirt gelassen und gelitten,
  • De müs alles an den cronen geblümet stan.
  • Eya wel ein crone!
  • Eya wer gehilfet mir des, de ich noch an der cronen
  • Ein klein bl&melin m5ge sin,
  • Als die westbaren, die du minsten blümen an der eronc sint!
  • Ist dise rede iht ze lange^ das ist des schult, de ich in der
  • crone manigleie wune vant; doch han ich mange länge rede mit
  • Cap. I— n. 821
  • kurzen Worten gesetzet. Dis sprich ich vf mich selben: Wie
  • lange wilt«, snöde weit, bellen? Du nifist doch swigen, wan de
  • allerliebeste müs ich verswigen.
  • //. Wie an aller seien tng ein mensche hat vär die selan gemeine.
  • An aller seien tag bat ich mit der beiigen cristanheit für
  • die gemeine seien, die ir bfisse in dem vegefür gant. Do wart
  • ich gewar eins vegevüres, de war glich eim ouen, der was
  • ussen swarz, innenan was er färesflammen vol. Do sach ich
  • hinin, wie si stünden in den flamen, und brunen als ein gebunden
  • stro. Do stfint eine bi mir, die wc glich einem grossen engele,
  • den vragete ich wie de were, de sich die seien so sere vstrungen,
  • sweüe das gebette kam zu inen von guten lüten. Sümliche
  • trungen vs, und sümlich mohten nit vs. Do antwurt mir der
  • den ich vragete: Do si in ertrich waren, do weiten si nit ze
  • helfe denen, die si in nöten baten. Do erbarmete sich min sele
  • über ir mäht und über ir wirdekeit und rief in den himel: Herre
  • got, m5hte ich zu inen hie in vain und liden mit inen, uf de si
  • desto § zu dir kemen! Do wisete sich vnser herre, de er der
  • engel was, der bi mir stünt und sprach: Wiltu hie in, so wil
  • ich mit dir hie in. Do ymbevieng vnser herre des menschen
  • geist und vürte si hinin. Do du sele hinin kam mit vnserm
  • herm, do was ir nit we. Do vragete si, wie manigi ir were?
  • Do sprach vnser herre: Du mäht ir nit erzellen, und es sint die,
  • vür die du hast gebetten, do si uf ertrich waren.
  • Do vant ich den, über den ich vor drissig jaren pflag ze
  • bitten, do wc ich betrübet, wan ich hatte (bäte?) mich in ze
  • geben, und ich entorste vof miner snödekeit also grossen heiTen
  • also grosser dingen nit bitten. Do sprach ich ein wort alsus:
  • Eya lieber herre, wbltestu si lösen? Do hüben si sich allzemale
  • vf in grosser meine, wunenklich, wisser dene ein sne und swebten
  • hin gegen dem paradis in einer süssen, claren wune; da rüweten
  • si mit vröden ine. Do si sich hüben vs dem vüre, do sungen
  • si den salmen allen vs : Laudate ptieri dominum. Da nach sun-
  • gen si: Wir loben dich herre, vmbe die gr5ssi diner gflti, vmb
  • die milti diner gäbe und die trüwe diner helfe.
  • 222 Siebenter Theil.
  • Noch stAnt vnser herre bi der statte des vüres und hatte
  • des menschen geist vmbeyangen; do sprach des menschen sele:
  • Eya herre ^ du weist wo! was ich gere.
  • Das WC de si gerne wolte, uf unsers herren füsse,
  • De si ime danken m5hte.
  • Do lies si vnser herre nider,
  • Und si dankete ime wider,
  • De si die grossen ere mohte ansehen,
  • Die von gotte den armen seien was geschehen.
  • Do vant si vf sinen v&ssen
  • Die rosevarwen wunden
  • Vnser waren idsunge.
  • Do bat si: Herre gib mir dinen segen.
  • Do sprach vnser herre:
  • Ich segne dich mit minen wunden. --
  • Po m&sse mir geschehen
  • Und allen gotz und minen fründen.
  • Dis ist leider von minen arbeiten nit geschehen,
  • Wan ich han der heiigen cristanheite vile
  • Yil werder dene das mine.
  • « ■
  • ///. Wie nüze de «^, de ein mensche mit dierh'ätigen Worten dn
  • herze besehe äne vnderlcts»
  • Ich enweis nieman also güt^ tn st des not, de er sin herze
  • äne vnderlas besehe und bekeüe, wc da ine wone und ^h vil
  • diker bescbelte sine werk alle. Dis sol man tun mit düemüUgen
  • Worten. Dis lerte mich gottes stime, wan ich nie kein werk so
  • wol getet, ich bette es wol bas getan. Dis ist min schelten; an
  • schelten wir vnser blödekeit alsus: Eya du allersnödestA creatar,
  • wie lange wiltu din vnnütze gewonheit herbergen in dinen fänf
  • sinen? Vnser kintheit die was toreht^ vnser jugent wird ange-
  • vohten, wie wir darine gesiget haben ^ de ist gotte offenbar.
  • WO; leider min alter stat mir nu sere ze scheltende, wan es
  • ist ufiAtze an schinenden werken und ist leider kalt und von
  • gnaden. Es ist öch vnmehtig, de es der jugent nit hat, da; es
  • die vürigen gotzmiüe mitte tragen mag. E^ ist öch ynlidig, de
  • ime kleinü pipe vil we tat, da du jugent nit vf enahtet. Doch
  • ist de g&t alter geme langbeitig und es getrüw^t got alleine.
  • Vor siben jaren do dagete ein betr^beter a}t m^omebe disen
  • schaden vuserm herrn. Do antwurte im got alsus: Din kintheit
  • Cap. II— m. 223
  • WC ein geselline mines heiigen geisteS; din jugent was ein brut
  • miner menscheit, din alter ist nu ein husvröwe miner gotheit. —
  • we, lieber herre, wc hilfet de der hunt billet; diewile de der
  • wirt sclafef, so brichet der diep in sin has: Das gebet des reinen
  • berzen erweket doch vnderwilen denselben toten Sünder. we
  • Sünder^ wie sere mag man dich beweinen, wan du bist ein mor-
  • der din selbes, und ilu bist ein schade aller gfite und öch ir
  • vrome! Der gfite mensche enpfahet grossen vromen; sweüe er
  • sihet de ein ander snödet oder vallet in die sünde, so sihet er
  • wtl wite vmbe sich, de er in die not iht kome; so bessert sich
  • der gfite mensche böser dingen, da volgent gerne gfiti werk
  • nach; aber der böse wirt erger. Weüe er böse bilde sihet, so
  • wirt er also böse, de er gfitü werk und gfite lüte versmähet;
  • so behaget im sin eigen verkertfi wisheit allerbest.
  • Min lieber schfilmeister, der mich einvaltigen, tumben, dis
  • bftch geleret hat, der lerte mich öch dise rede alsus: Swas der
  • mensche tfit, ist er nit warhaftig, du solt tm nit heimlich sin.
  • Ich bekeüe einen vient, der ist ein dilker götlicher warheit in
  • des menschen herzen. Eb man ime die statte git, so scribet er
  • mit willekor des menschen die valschen wisheit dem mönschen
  • in sin herze und spricht: Ich bin von nature zornig und krank. —
  • Damitte mahtu dich nit enschuldigen mit gotte noch mit eren.
  • Du solt von gnaden sänftmfltig und stark werden. „Ich habe
  • kein gnade. ^^ — So soltu in vngnaden den gnedigen got anrufen
  • mit diemfitigen trehnen und mit stetem gebette in heiiger gerunge,
  • so mfis der wurm des zornes sterben. Du solt dir selber gewalt
  • tftn, so darf kein pinlich gewalt vber dich gan von gotte noch
  • von jeman; so wirt der wurm des komes zeniht. Wellen wir
  • vnsem zom und alle vnser vnvoUekomenheit mit gotte über-
  • winden und vertriben, so mfissen wir rehte vnser säntUcbe be-
  • koninge beimelicbe verswigen^ und bewisen vswendig belig vr5-
  • licb gelesse.
  • we arme! Swie lange wir in zorne stürmen, haben wir
  • iht gfttes an vns. Wir mfissen doch je wider zfi vnserme herzen
  • komen, so müssen wir vns von schulden Schemen, so hat der
  • zom vnser mäht verzert, und hat vnser vleisch verderret, und
  • 224 Siebeuter Theil.
  • so haben wir vnsre nütze zit verlorn, da wir got ifie gedienet
  • solten han. we, das ist ein ewig schade! Aber o wel die
  • sündige trehne rüwent mich, die man weinot in homütigem zome.
  • Da wirt die sele also vinster von, de der mensche diewile keiner
  • guter dinge rehte kan gebrachen.
  • Die rüwige trehne sint also heiig; möhte ein grosser sünder
  • einen rüwigen trehnen vmb alle sine sünde weinen, er kerne
  • niemer zft der ewigen helle, blibe er also. Swie kleine teglich
  • Sünde der gute mensche an im hat, die er fberein nit lassen
  • wil diewile er lebt; stirbet er also ane bihte nnd ane büsse, wie
  • heiig er ist, er mfis') ein zu bitterem vegefüre. Wan, als er-
  • barmherzig got ist, als gereht ist er öch dabi allen sündcB
  • und gram.
  • Das rate ich mir, do müs di miüe wonen, bi dunkel gut
  • sollen wir niemer sin. Da wonet du diemfitekeit gerne bi.
  • /F. Von dem besmen vnsers herrm.
  • Do ich ze kloster kam, darnach nit lange, so wart ich also
  • sere gepinget von suche, de es mine vröwen erbarmete. Do
  • sprach ich ze vnserm herren: Lieber herre wc wiltn mit diser
  • pine? Do sprach vnser liebe herre alsus: Alle dine wege sint
  • gemessen, alle dinü vosspor sint gezellet, din leben ist geheliget,
  • din ende de wirt vrölich und min rieh ist dir vil nahe. — Herre,
  • warambe ist min leben geheliget, und ich so wenig gutes mag
  • getün? Do sprach vnser herre: Damitte ist din leben geheliget,
  • de min beseme nie von dinem ruggen kunt. — Te deum lauda-
  • mu8, d(; got also gut ist.
  • V. Warumbe de kloster ze einer zit angevohten wctrl.
  • Die söUent den heimlich gut tun, die si wisent des si Ilo^
  • haftig sint, wan de gfit de man in enthaltet, de wil ich an dem
  • clostere nit haben. — Dis ist du glosa. De ein jeglicher von
  • sinem ambahte barmherzeklich denen gut tut, die er weis not-
  • haftig sin.
  • *) Handschrift: ^bein.
  • Cap. VI— vn. 225
  • VI. Von dem capitd und wie der mensche besehen ad sine brückt
  • und die beiwein&n. Von zwein guldin 2]feningen und von güiem
  • willen und gerunge,
  • Swer dise bekantüisse hat, der klage und weine mit mir.
  • Wan die vserwelten gotzkinder dike gotz liehamen nement und
  • heleklich enpfahent, so müs ich mit brenender samwitzd[:6it in
  • min eapitelbus gän. So kunt min vnwirdekeit und rflret mich,
  • so knnt min vnylis und beschnldet mich, so kunt die lihtekeit
  • mines gemütes und verwiset mir mine vnstetekeit, so kunt die
  • snödekeit mines unnAzen lebefies und beträbet midi, so kunt die
  • götliehe vorhte und geiselet mich, so krüche ich hin als ein deines
  • würmelin in der erden und hfite mich vnder dem grase miner
  • manigvaltigen yersumnisse alle mine tage, so sitze ich und schrie
  • yf in den himel: Eya barmherziger got! Gönne mir, de ich hüte
  • teilsamig möge sin der gnaden, die dine vserwelten nu enpfangen
  • habent. Ilie antwurt unser herre alsus: Nim zwene guldine pfening
  • die bdde glich sware sint und köf damitte; geltent si glich vil,
  • 1^ fikit fli glich gut. we lieber herre, wie mag min sn&dekeit
  • dimr gftti glichen, wan ich bin nit, als ich dir eren wol g5nde!
  • * ■
  • Idi -babe nit als es dir wol gezimet, und ich haften an nihte
  • mit irost miner sele in der weite. Alsust bin ich verworfen und
  • leiderer worden. Ich enbin nit als ich lange gegert habe. Dnsei^
  • herre sprieht alsus: Mit gfttemi willen und mit heiiger gernng«(
  • mäht du vergelten wc du wilt.
  • VIL Wie d^r mensche ze aUer zit mit got vereinet «$.
  • De der mensehe ane vnderlas vereinet si mit gotte^ de ist
  • himelsdift Wofie Aber alle irdensche wöllust. Wie sol uns dis
  • gMmhebeii? Unser gerunge sol ane vnderlas wandeln in allem
  • vnsem werk, und söUent mit cristanem geloben und mit got-
  • Uober bekantnisse ane vnderlas allA vnser werk besehen und
  • tikmer unAtze sin^ so leben wir vnserm herren ^ot mit allen
  • vns^m werken y vmb idlA sinen werk, dA er je gewirchte in
  • ertrich durch vnser liebin. Sus sin wir vereinet mit ime in sinen
  • irdenischen werken mit himelscher liebin. Hienach werden (wir)
  • H. MeehthlM. 25
  • 2S6 Siebenter Theil.
  • geistlich erhöhtet ^ so loben wir ynsern herrengot mit allen den
  • gaben, die je gegaben (wnrden), nnsern lip und gftt, yrAnde
  • nnd mage und alle irdeniscbe wollust, die wir begeren mfthten.
  • Hiemitte so danken wir gotte aller siner milten gaben , die er
  • vns je gegab in ertrich an Übe oder an sele. So sin wir aber
  • mit got vereinet an 'nemelieher liebin und dem&tig^r danbjbarkeit
  • Damitte s511en wir alle gotzgaben in vnser herze druken, so
  • wirt unser herre ') minenvol, so werdent vnser sine geoffenet und
  • so wirt vnser sele also dar, de wir sehen in die gdtlich^B be-
  • kantnisse, als ein mensche sin antlize besihet in einem claren
  • Spiegel. So m&gen wir gotz willen bekeüen in allen ynseni
  • werken, de wir den willen gotz eren und liep haben in pinlidier
  • gäbe als in tröstlicher gäbe, nnd vröwen vns des de vns ge-
  • schibet ane sünde. Die sollen wir beweinen und hassen wan si
  • ist zit verwassen. Hie mitte werden wir in ertriche vereinet
  • mit den heiigen in dem himelrieh, wan si vr5went sich allermeist
  • vmb den willen gotz in dem himelriche.
  • Ich enweis nit, wie der vient des gewar wart^ do mir got
  • dise bekantnisse gab in der naht, nnd ich da ine mit grosser wufie
  • vereinet was, do er z& mir kam und sprach getr&welieh, yfm
  • er wolte mich beswichen. Sin stime horte ich mit min Tleisch-
  • liehen oren und ich saeh schdpfenisse mit geistiichen dgen, BWBXtn,
  • horwehtig and eime grAwelicheu maüe gelich» Ich vor)ite mich
  • doch vor ime nit. De ist davon: Swen gotz gäbe in der sele
  • swebet und in den sinen ringet, so mag sich der liohaine ia siner
  • gegenwrtekeit nit ^) vorhten. Aber swene der licham doch in nAtzen
  • werken ringet, kunt er dene, so wirt dem lichamen also we in
  • siner gegenwörtekeit, de ich (nie) in so grosse pine in ertrieh kam.
  • Do sprach er zu mir: Mir trömet ze naht; wie kb rieh wef6
  • und vil hatte. Do wolte er, de ich solle wenen, das diw bdiige
  • gotteseinunge mit der sele alles ein tröm were. Do spraali die
  • husvrowe inwendig, des lichamen (die) sele: Du faigt nit war-
  • haftig. Do sprach er: Ja, sol ich doch geweren also l|mg# als
  • got lebt. Do sprach die sele: Nu bistu doch gelert^ sag mir.
  • *) SIC vieleicht, hetre. ') Handschrift : mit
  • (Jap. vm. 227
  • WC sd ich tftn? Der tAfel mähte es alzevil: Du soltest dich
  • vr5wen mid soltest dis grosse ding tragen in grossem gemflte.
  • Die 8de: Ich bin noch leider also deine niet, de ich möge griffen
  • durch der nadelen &ri aller miner vienden in die himelporten
  • mines ewigen landes. Dei- ttifd: Da bist alzesere bezAnet. Die
  • $de: In dinen Worten bekene ich din valscheit^ zwifel, ital ere
  • and liofart. Gienge ein ^stehelin mnre vntz in die wölken al-
  • tmbe mich) deiloch wArde min herze niemer von minen vienden
  • sidier und jtl. Do stünt er und bibente vor mir. we, wie
  • vol TalBcheit dächte mich das sine. Do röfte er sin höbet und
  • ipmog zomeKchen hine.
  • VIII. Wie ein mensche got suche.
  • Als got wil wesen dem menschen vrömede, so sAchet er
  • viisem herren got und sprichet: Herre, min pine ist tieffer
  • deüe das abgmnde, min herzeleit ist bitterer deüe die weit, min
  • Torbte ist grösser dene die berge ^ min ^erunge ist höher deüe
  • die ateme. In disen dingen kan ich dich niergen vinden. —
  • In disem jamer wart die sele irs lieben gewar bi ir^ gelich einem
  • tchönra jungeling also schöne, de es vnsprechlich ist Und noch
  • kette cd sich verborgen , so vället si vf sine vösse und grftsset
  • sine wunden, die sint also sflsse, de si aller irer pine und alles
  • ira altera nit bevinden mag. So dahte si: We, wie gerne sehestn
  • sin antlAt, so mfistest du dich der wunden verzihen, und wie
  • gerne hortestu sinA wort und sine gir! So stat si vf in vnwenk-
  • lieber zuht gekleidet und gezieret. So spricht er: Sist wille-
  • komen min allerliebeste! In der stime des wertes erkante si de,
  • de ime ein jeglichA sele, die in siuen hulden gotte dienet, die
  • allerfiebeste ist Do sprach er: Ich mAs din schonen an der
  • brüchunge beide, din und min. „Die bruchunge ist vnsprech-
  • Hch," — t)o sprach er: Nim dise cronen der juncftöwen. Do
  • kam die crone von im und gieng vf ir höbet, die lAhte als ob
  • si were von krterm golde. Die crone was zwivalt und was öch
  • der mifien crone. Do sprach vnser herre: Dise crone sol offen-
  • bar sin vor allem himelschen here. Do bat si: Herre, wiltu
  • mome min sele enpfan, als ich dinen heiigen lichamen enpfangen
  • 15*
  • 228 Siebenter Theil.
  • haD? Do sprach er: Du soll noch rieher werden mit lidende. —
  • Herre, was solte ich hie in diseme closter tän? — Da seit si
  • erlAhten und leren, und solt mit inen bliben in grosser ere. —
  • Do gedahte si: Eya, uu bistu hie alleine bi vnserm herren.
  • In dem gedanke sadi si zwen engel bi ir staU; die waren also
  • abtbar alse irdenische vArsten vor andern armen lüten. Do
  • sprach si: Wie wil ich mich nu verbergen? Do sprachen si:
  • Wir wellen dich bringen von pine ze pine^ von tugendep zfl
  • tugendeU; von bekantnisse zft bekantnisse^ von minen ze miiie. —
  • Das dis ein sündig munt sprechen sol und müs, de ist mir swere
  • und ich engetar es doch nit lassen von gotte, und vor gehorsami
  • menschlicher schemede und götlicher vorhte müs ich behalten
  • alle mine tage.
  • IX, Wie die minende sde lobet vnsem herren mit allen creaturen.
  • Die miüende sele wirt niemer lobes sat, dammbe samet si
  • in sich selber alles de got je geschüf in ir gerunge und rftffet
  • deüe in den himel: Herre, worin alle dise personen also volle-
  • komen, und also helig^ eb es müglich were^ als din gebenedigte
  • müter Maria, deuoch genflgete mir armen nit, de ich dich nAt
  • möhte volle loben mit dinem einebomen sune. Herre^ mag man
  • dich volle loben? Nein, des vröwe ich mich. Do antwurt vnser
  • herre alsus: Die juncfröwen die mir lange gedienet habent, die
  • sönt mich loben.
  • X. Dis geBchach ze einer zit, do gros mfäre was*
  • Ich bat vnsem herren got für vrlAges not und für manige
  • Sünde der weite, do antwurt vnser herre alsus und sprach: Die
  • Sünden stinken t mich an, vs von dem abgrunde des ertriches
  • nutz in den himel. Were es müglich, si triben mich vs. Die
  • Sünde hatten mich einist vsgetriben, do kam ich diemftt^klich
  • und dienjte der weite untz an minen tot; nu mag des nit me
  • geschehen. Nu müs ich biwilen mine rehtekeit buwen (sie) durch
  • die Sünde. — Lieber herre, was sollen wir armen nu tun? Do
  • sprach vnser herre: Ir söllent tch diemfltegen vnder die bibenden
  • Cap; IX— XI. 229
  • baut des almehtigen gottes und vörhtent tn in allen ywercn wer-
  • ken. Ich wil noch volk lösen von aller not^ de sint mine.vrände.
  • Das gemeine gebette sattet min herze. Wie min gemflte stat^
  • de bewise ich. Das gebet höre ich gerne von geistlichen lüten,
  • die es von herzen miöent. (Adjtitorinm nostrum in nomine Do-
  • mini. Laudate dominum omnes gentes, Gloria patri. Regnvm
  • mundi. Erttctavit cor mmm. Quem vidi. Gloria patri etc. *)
  • Herre^ himelscher vatter^ enpfahe dinen dienst und din lop
  • von dinen betrübten kinden und löse din volk von disergegen-
  • wirtigen not^ und löse vns von allen vnsern bänden^ dene alleine
  • der miöe banden ^ die mflssen nie von vns genomen werden.
  • XI. Wie vmer herre wart glich gesehen einem arbeitenden maiie.
  • Unser herre wisete mir ein glichnisse^ das er an mir erfüllet
  • hat und noch tut. Ich sach einen armen vfstan vf der erden,
  • der WC gekleidet mit armen lininen tfichen als ein arbeitende
  • man. Ein borien hat er in den hande, da lag ein burdi vffe
  • glich der erde. Do sprach ich: Guter man, wc tragest du? Ich
  • trage, sprach er, dine pine. Kere dinen willen zft der pine und
  • heb vf und trag, Do sprach der mensche: Herre, ja bin ich
  • als arm de ich nAt habe. Do sprach vnser herre: Also lerteich
  • min jungc^m, do ich sprach: Beati pauperes spiritu. Das ist,
  • swene ein mensch nit vermag und gerne tete, de ist geistlich
  • armftte. Der mensche. Herre, bistu es? Kere din antlAt zft mir,
  • de ich dich bekenen möge. Do sprach vnser herre: Bekefie
  • mich enbifien. Die sde. Herre, sehe ich dich vnder tusenden,
  • ich bekailte dich wol. Min herze hat mich gebuwen in binen
  • ze eime vare, und ich getorste ime nit zihen de er es werr.
  • Do sprach ich: Lieber herre, disü burdi ist mir ze swerei. Do
  • sprach vnser herre: Ich wil si mir also nahe legen, de du si
  • wol mäht getragen. Volge mir, und sich, wie ich stftnt vor
  • minem himekichen vatter an dem crAze und blip also. Do sprach
  • si: Herre, des gib mir dinen segen. — Ich segne dich ane vn-
  • ') Psalmen und Antiphonen im Ofßciam von hl. Jungfrauen.
  • 230 Siebenter Theil.
  • derlas. Diner piuen sol werden gtt rat. — Herre, de» hüf allen
  • den, die gern pine liden dnr dich.
  • XIL Wie ein mensche ital ere und hekorxinge widerstdn sd.
  • Swefie der mensche iht gutes gedenket von ime selben^ so
  • kunt zehant die ital ere gesprungen vs dem winkel des himel-
  • schen herzen mit einer süntlichen woUust und wil sieh bereiten
  • in die fnnf sine. So sol der mensche sin gemftte zft twingen,
  • nnd sei sieh ze hant vür sin herze mit diemfitiger vorbte slagen
  • und segen sich mit dem segne des heiigen crüzes^ so wirt si
  • zehant ze nihte, als eb si nie wurde. De han ich arme dike
  • bevunden. Dis selbe sol man tun zehant, swene die bösen
  • vliegenden gedenken koment. Die verswindent öch von der
  • craft des heiigen crüzes, swefie es dem menschen leit ist.
  • XIIL Wie unser herre wart gesehen glich einem pilgerin.
  • Ich ai*me vnwirdige, ich versache min selbes und sprich das
  • ich gesehen han und gehöret in gotte. In einer naht sach ich
  • vnsern herren stan in einem glichnisse eines pilgerines, and er
  • tet als er gewandelt hette die cristanheit durch. Do viel ich vf
  • sine fisse und sprach: Min lieber pilgerin, wanan kumestn?
  • Do sprach er: Ich kum von Jerusalem, (do meinte. er die cristan-
  • heit) und ich bin vertriben von der herberge min. Die beiden
  • bekanten min nit; die Juden wellent min nit, die eristane vek-
  • tent mich an. — Do betete ich fär die cristanheit Da ent-
  • schuldete sich vuser herre allerscbönest von der grossen smaoheit,
  • die er lidet von der cristanheit, und leite us, wie vU g&tes er
  • der cristanheit getan hat von anegenge^ nnd wie vil er gearbeitet
  • het vür die cristanheit und noch alle tage sftdhet die etat an tn,
  • de er sine gnade in si giessen möhte. Do clagete vns^ herre
  • aber nnd sprach: Mit ir willeküre tribent mich die lAte von der
  • herberge irs herzen, und swene ich keine stat an ia vinde^ so
  • lasse ich si bestan an irre willeköre nnd wene si atefbcmt, ab
  • ich ß\ dene vinde, als vrteile ich vber si. — Do bat ich- tta die
  • samenunge: Lieber herre, la si nit verderben, ich wil in iren
  • fVithof setzen ein lieht, da sönt si sich bekenen bi.
  • Cap. XII— XV. 231
  • XIV. Vofi gotz erwelimge und segme.
  • Ih einer andern nabt, do ich in minem gebete wa» und in
  • geninge und versach mich nibtes^, do wart ich gewar vnsers
  • berren. Er stflnt in dem fritbove nnd hatte vor im die ganzen
  • samenungC; also geordenet als »i komen waren ze clostere. Do
  • sprach vnser bene zfl inen: Ich han veh er>velt, erwelent ir mich,
  • 80 wil ich fch geben. Do »sprach ich: Herre, was wiltii In geben.
  • Do sprach er: Ich wil schinende Spiegel vs !n machen in ert-
  • riebe, also, alle die si gereu, de si ir leben bi tn bekenen s511ent.
  • Und in dem himelriehe wil ich st machen lähtende spiegele, also
  • alle di si gesehen de si bekenen, wie ich si erweit habe.
  • Do reichte vnser herre sine haut und gab fn sinen segen
  • nnd sprach: Ich segenen fch mit mir selben: ir wellent mich
  • in allen irv/em gedenken. — Die vnsem berren wellent in allen
  • iren gedenken, de sint die seligen, die vnsem berren ze rehte
  • lobent. Do sprach ieh, si wellent mich vragen, in welicher ahte
  • ich dich gesehen habe. Do sprach er: Es sint semliche vnder
  • inen die mich bekenent.
  • XV. Wie der mensche, der die warheit mimt, bitten sol.
  • Der mensch der die warheit minet, der bittet gerne alsus:
  • Eya lieber herre, g5fie mir und hilf mir de ich dich ane vnderlas
  • stehe mit allen minen fftnf sinen, in allen dingen heleklich, wan
  • ich dich erkom habe ob allen berren, und ich dich erkom habe
  • ob allen vArsten miner sele brütegöme. Gib mir och herre, de
  • ich dich vinden müsse mit aller miner gerunge, brenender und
  • verloschener. Ich geren öch, de ich din gebrucheii tnüsse mit
  • vliessender mifie aller diner gäbe. Gib mir herre, vollen dinen
  • widervltts, der ervolle ^) minen munt, de mir pine, smehnisse,
  • bitterkeit, jemer senfte tA. Das müsse mir von diner gnaden
  • jemer geschehen; milter got, nu gewer es mir. Hilf niir och
  • herre, de ich dich behalte in verzihunge alles mines willen nach
  • diner gere, so verlüre ich mine vnverl5schen jemer me. Amen.
  • ') Handschrift: er vollen.
  • 232 Siebenter Theil.
  • XVL Wie ein mensch geret und bat.
  • Ein mensche liegcrti^ aber alle gäbe und Aber alle pine,
  • das got sine sele entbunde mit eime heiigen ende. Do sprach
  • ynser herrc: beit min. Do sprach der mensche: lieber herre,
  • ich mag mine gerunge nit gestAren, ich wcrc bi dir also gerne.
  • Do sprach vnser herre: Ich habe din bcgert e der weit begine;
  • ich gere din und du begerest min. Wa zwöi heisse begerunge
  • zesamen koment, da ist die miüe vollckomcn.
  • XVIL Wie bekantniese sprichet ztl deni gewissede.
  • Das bekentnisse sprach zA dem gewissen : Wie vi! man dich
  • smehet und dir pine tAt^ das du doch luter in gotte stast
  • Das gewissen. Vrö bekantnisse, ir hant ein gAt w5rtelin
  • geseit. Sweüe alle sine wirrenisse^) hangen , der mAs ein die-
  • mAtig herze haben.
  • Bekentnisse. Vröwe gewissen^ ir hant einen so edeln spie-
  • gele da ir Ach so dike teger (sie) ine besehent. De mag wol der
  • lebendige gotz sun sin mit allen sinen werken. Es möhte öch
  • anders nit gesin, de ir alsus wise sint.
  • De gewissen. Vrö bekantnisse, swefie ich ni....*) ich, so
  • ist mir beide wol und we; wol^ wan got de vliessende gAt ist
  • gegen mir, we, wan ich so kleine an gAten werken bin.
  • De bekantnisse: Vrö gewissen, ir hant an allen dingen lieber
  • gottes willen und gottes ere deüe vwem vromen an libe und
  • an sele, ir sint des tAfels h^le und gotz himelrich, was mag
  • vch deile geliehen.
  • Die getvissende. Vrö bekantnisse, alles de ich von gotte
  • habe, de hat er mir ze borgende getan, das ich damitte werbe
  • sin lob und sin ere und öch minen vromen; wan ich es im wi-
  • dergeben sol, so bedarf ich sincr gnaden wol.
  • Die bekantnisse: Vrö gewissende, ir sint sere gebunden mit
  • der werlte sAnden, und geistlichen lAten vnvollekomenheit tAt
  • ') Handschrift: wenisse.
  • ^) Lücke in der Handschriflt.
  • Cj^. XVI— XVUI» 233
  • vch manig herzeleit Si babent die vrien willekAr, de si mögent
  • varen ze himelriche oder zA der belle^ oder in das lange vege-
  • fAr; das ist ^cb ein swerA burdin.
  • Das gewissen: Vrö bekantnisse, ich klagen nit^ de ieb vn-
  • willen babe nnd de ich wetag lide. Micb rAwet der weite sAnde
  • ze glieber wis als die mifle pine reiniget den liebamen von
  • sAnden nnd beiiget die sele in gotte; alsns wellen wir mit fröden
  • stän ze sinem gebotte.
  • Die bekantnisse: Vrö gewissende^ die gAtwilligen rieben in
  • der weite, die opfemt got ir gAt und ir ahnAsen, die geistlicben
  • lAte oppferent got in sinem dienste ir vieiscb und ir blAt, ob
  • allen dingen oppferent si gotte in geborsami iren eigenen willen.
  • De me wiget de mAs me gelten.
  • Die gewissende: Vrö bekantnisse, biemitte ist es nit genAg,
  • wellen wir gotz gebrucben in der höhin, so m Assen wir haben
  • die crone der diemAtekeit und luterkeit, der kuscheit angeborn
  • oder angenomener, und die höhi der mine ob allen dingen. Dis
  • selbe wuüeeliche eleit treit an ir die heiige drivaltekeit; der
  • vatter die höhi der mine, der snn der diem Atigen luteren kAscheit,
  • die hat er allen sinen vserwelten mittegeteilet; der heiig geist
  • das miüe brenen zA vns, allen vnsem gAten wisrken.
  • Die bekentnisse: Vrö gewissende, die stetikeit an gAten din-
  • gen, de ist ein arbeitende miüe, der mag man nit enbern, wil
  • man mit gotte besitzen die höchsten eren in beidi, hie und in
  • sinem ewigen riebe. Wol tm, der sich hie an in vlisaet.
  • XVIIL Von der beveliunge der siben ziten der martir vnsers
  • Herren.
  • Ze mettin.
  • grosser tow der edelen gotheiti
  • deiner bläme der eftssen m^get!
  • nütze fruht der schönen blumen!
  • heliges oppfer des himelschen vattcrs!
  • getrAwes lösepfant jiUer weite, herre Jesu Criste!
  • Enpfahe din heiige mettiii ze lobe und eren
  • Diner eilenden gebnrt, diner eilenden not,
  • Diner seren martir, dime heiigen .tode,
  • Diner erliohen vrstendi, diner sdiöner hiööelvart,
  • 284 Siebenter Theil.
  • »
  • Diner almehtigen ere ee lobe und xe eren.
  • Gedenk min, lieber herre,
  • De ich an allem minem tftnde, an allem mincn lassende
  • An allem minen lebende
  • Dinen heKgen willen mftssc vollebringen
  • Vf ein gut ende, diner heiigen drivaltekeit lü eren,
  • Und alle die mit mir, die in dinem namen
  • Dine und min vründe sint
  • Z6 prime ziL
  • ellendö smacheit, o kumberlicher smerze,
  • Die totigete din herer licham und din süsses herze!
  • Hilf mir, lieber herre, de ich alle min smaoheit
  • Und alles min herzeleit
  • In diner liebln mfisse und m6ge vorklagen,
  • Als es dir in dinen ewigen eren m^ge behagen,
  • Und ich da jemer selig ifie blibe.
  • Ze tercie zit.
  • swere burdi, o eilende draht,
  • Die da uns herre hast getragen vnder dineni crüz^!
  • Thig ona herre, Vber alle unser not
  • In das ewige leben.
  • Ze %eosU zu.
  • blütigü not,
  • wunden tief, o smerze gros!
  • La mich herre nit verderben
  • In aller miner pinen not. Amen.
  • Ze none zit
  • allerseligistü not!
  • aüerheligester tot!
  • allerwufieklichester Spiegel des himelschen vatter,
  • Jesu criate, hoch an dem crüze gesdagen
  • Dnr f&sse und dur hende:
  • Ich bevilhe dir herre, min sele an minem jnngesten ende,
  • Das ich m&sse ane vnderk» jemer me vereinet sin,
  • Also din himelscher vatter was und ist tnit dir..
  • Des gewer mich und alle die dich mit trAwen meinent. Amen.
  • Ze Vesper zU, .
  • gebundenes minevliessen!
  • getrüwes herzegiessen!
  • herer licham, der da dar mich getMet wart,
  • Vil lieber Jesu Criste!
  • Ich Mite dich,
  • c^. na. 155
  • De mne UM aiia ine vaderlM
  • Mfinea und mhgeü eidi Mwen.
  • An dem blfttigen sper
  • Und an den wnnden dines B&saen henen,
  • Und de mich min ellendü eele
  • Da eweklich mftaee iile yr5wen
  • Und die mit mir, f&r die ieli
  • Cristauüich bitten mAs nnd wiL Amen.
  • Ze eompldU zit
  • hehgä tie£6n aller diem&telLeit!
  • miltd breitin aller n^ben!
  • erlichü mine aller h6hin, aller miöe, Jesu criste.
  • Da du Ine bittest dinen himelsehen vatter!
  • Erfölle na herre, din gebet an ans
  • Und helige vns in der warheit
  • Und gib vns die tieffin aller diemütekeit»
  • Da wir ine neigen m5gen vnder alle Creatoren
  • Waa die Creatoren in widerstan
  • Der nit als wir tut.
  • Gib vns herre, die breitin aller miltekeit,
  • Gütwillig in aller vnser ordenange
  • Ze voilebringen dor din liebin.
  • Und gib ons herre die hOhin diner mine,
  • Die vns loter halte in dir
  • Und vn verderbet von allen irdenischen dingen. Amen.
  • XIX, Von dem grüsse vnser vröwen.
  • Ich grAiGfse dich, vröwe, liebA Marin:')
  • de du bist ein wune der heiigen drivaltek^it.
  • de du bist ein begine aller unser selekeit,
  • . de du bist ein gesellin der heiigen engelen bie and in gotte«
  • riche. —
  • Ich gr&sse dich vrSwe, liebA Maria:
  • de da bist ein blAme der patriareben.
  • de da bist ein hoffiiange der propheten.
  • de da bist ein wysse lylie der diemfltigen juncfröwen and
  • Gedenken wie dir gekomen ist der grAs von Gabriels monde»
  • Und gr&Bse mine sele an miner jnngesten stände,
  • Und bring mich ndt vrftden vnbetrAbet
  • ') Ich grfisM dich ^e. whrd jedeMMl MtaoeigBartig wftedetiiolt
  • 236 Siebeater. Theil.
  • Vs diBem «»llende in de VrödeBriche laoC.
  • Dines lieben kindes da ich r&we vinde.
  • Ich grüsse dich etc.
  • de da bist ein lerende wisheit der apostelen,
  • de da bist ein rose der marteren,
  • de du bist ein bescherange der bihtere,
  • de da bist ein helferin aller wittewen,
  • de du bist ein ere aller heligen dinas lieben kindes,
  • bit vnr mich, de ich mit allen minen werken
  • geheliget werde mit inen,
  • als es mir arme m&gelich si,
  • Maria liebe keyserine.
  • Ich grüsse dich etc.
  • de du bist ein z&vluht der sündere,
  • de du bist ein menlich hehrerin der verzwivelten,
  • de du bist ein trösterin aller heligen cristanfaeit,
  • de du bist ein eisunge aller der vbelen geisten,
  • Wan si vervlöchet sint von dir worden.
  • Betwing si, liebft vröwe von mir,
  • de si sich niemer me gevröwen an mir^
  • und ich jemer stete si an dinem dienste.
  • XX. Wie man de am Maria sol bevdhen vnser fröwen.
  • Gegrflsset siestu himelschö keyserifie, gotz mftfer und hferze-
  • liebe vröwe min, enpfahe vröwe, bitte din Ave M., zc lobe und
  • eren dem wuneklichen ögenblike des vatter und des sunes und
  • des hellten geistes, der so wufieklich gegen dem tnegtlichen
  • mAterlichen antlize offen und vnverborgen stat, vol aller selekeit.
  • Eya vr5we, da an gedenke ich
  • Mit aHer miner gerunge nnd aller miner bette.
  • Alle mine pine und aUü mini\ not,
  • Und aUes mtns herzeleidc«, miner eren,
  • Miner seien und minea jnngeaten endea,
  • Wene ich hioan wende
  • Us disem jemerlichen eilende, —
  • Dia m&sse alles dinen m&terlichen trüwen
  • Und diner megtlichen ere bevolhen sin.
  • Und diner vr5welichen gfiti ane vnderlas bevolhen sin,
  • Und danft:iine'di6 iBft mir,
  • Oap. XX~XXI. 28t
  • Die dine und mine vrAnt
  • In dem namen des almehiigen gottes sint.
  • Herzeliebe vrowen min,
  • Maria, edele keyaerin.
  • XXL Wie ein mensche sin herze sei besehen eh de er ze gotz
  • tische gt>
  • Ir wellent lere haben von mir, nnd ich selber vngeleret bin.
  • Des ir je gerent^ de vindet ir tnsentvalt in tweren bftchen.
  • Weüe ich arme dar zA gan und mfls enpfahen den lichamen
  • vnsers herren^ so besihe ich de antlitze miner sele in dem Spie-
  • gel miner sAnden. Da sihe ich mich Ine wie ich gelebet habe^
  • wie ich nu lebe und wie ich noch leben wil« In disem Spiegel
  • miner s Anden ^ da sihe ich niht ine defie o we und o we! So
  • wirf ich min anÜiz zA der erden und klage und weine eb ich
  • mag, de der ewig ynbegriffenlicher got also gAt ist^ de er sich
  • wil neigen in den Tnvletigen pfäl mines herzen. So gedenke
  • ich alsuSy de billicher were nach rehte, de man minen lichamen
  • Züge zA dem galgen als einen diep^ der sinem rehten herren
  • Verstössen hat den tAren schätz der luterkeit, den mir got in
  • dem heiigen töffe hat gegeben.
  • Des wellen wir jemerlich klagen
  • Alle die wile wir leben,
  • De wir dikke vervinatert haben
  • De m&saeata vns herre, vetterlieh vergeben,
  • Welch Sünde der mensch nit gebihtet hat, noch öch nAt bihten wil,
  • ' Da mitte sol er nit gotz lichame enphahen.
  • Nu wil ich an die wäre hoffennnge trotten
  • Und danken des gotte, de ich je wart gesehen,
  • De mir armen de mag geschehen,
  • De ich gotz lichamen mAs enpfön.
  • Nu wU ich mit vr&den zA gottes tische gin.
  • Und ich wil enpfUn das selbe blutige lamp,
  • De an dem heiigen crAze wolte stän,
  • Blätig vnverbnnden.
  • Mit sinen heiigen fAnf wunden.
  • Wol uns de de je beschachl
  • In siner heiigen marter
  • Wil ich verklagen alles min vngemach.
  • So gan wir dene mit vr5den und mit herzeclicher liebin,
  • Und mit einer offenen sele und enpfahen mnerti liebeü.
  • tS8 Siebenter TbeU.
  • Vnsern aller berzeliebotten lieben,
  • Und legen tn in vnser tele
  • Als in ein sftsse B&ssende wagen.
  • Und singen ime dene lop und ere,
  • Vmb de erste vngemach de er liden wolte,
  • Do er in der kripfen lag.
  • So nigen wir ime mit vnser sele
  • Und mit vnsern fünf sinen
  • Und danken vnaerm lieben und a|M«cben alsu6t:
  • Herre, ich danke dir din selbes.
  • Nn bitte ich dich, vll lieber,
  • De du mir din olein6ter wellest geben,
  • De ich luteiiich mbge laben
  • Vs von allen Bünden.
  • Herre, war wil ich dich defie legen?
  • Was ich habe das wil ioh dir geben.
  • Ich wil dich an min bette legen.
  • Das bettelin ist alles pin,
  • Swene ich gedenk an dine pine,
  • So vergesse Idi der mine.
  • Da solt mir herre min hMße legen.
  • De wangeküssen, de ist min herzeleit.
  • De ich nit enbin ze allen ziten bereit
  • Ze enpbabende dine pinlicheti gäbe;
  • Des ist herre, alle min clage.
  • Dis bettes dekki ist min geronge,
  • Da mitte ich bin gebanden.
  • Wiltu nu herre mich stillen,
  • So tft minen willen.
  • Und gib mir die snndere, die In den hdbetiünden sin,
  • So vr5we8ta die sele min.
  • Herre, wc wellen wir nn von mifien reden,
  • So wir alsust nahe zesamen sin gelegen
  • In dem bette miner pine.
  • Ich habe dich herre, enpfan,
  • Als dn vf erden erstanden bist von dem tode.
  • Lieber herzeliep, nu tr&ste min gem&te,
  • De ich ane vnderlas Interlich bl dir gest&n.
  • Da volget grosse selekeit nach.
  • Gib mir herre, die schnldigen sele vs dem vegefÜr
  • Alleine mir; de widergelt si alzetür.
  • Nn han ich dich herre, enpfangen,
  • Als du bist ze himel gevarn,
  • Nu soltu mich, vil lieber, nit ze sere spam.
  • leh müs je sterben yon mine^
  • Du mäht mich harret niemer anders gestiUen«
  • Gib mir herre, und nim mir herre alles wo dti wellest,
  • Und las mir je disen wiUen,
  • De icli sterben mftsae von mifie in der mine. Amen.
  • XXIL Von dem lohe des himdichen natUirs.
  • Wo! mir! ieh lobe didi alle wege,
  • Groty diner edelen gAti,
  • De da mich erweit hast
  • ZA dime helfgen dienste.
  • Heiige min gemftte,
  • De ich mit hellger ifiekeit
  • Alle dine gäbe enpfkh
  • Und ich mit vröden b! dir bestt.
  • XXIIL Wie man dem sune danken sol.
  • Wol mir! ich danken dir, keyserlicher gotz aun«
  • Des denke ich dir jemer me.
  • De du mich in der weite von der weite hast genoAen.
  • Din heiige pine Ist min,
  • Die dn dur mich hast gelitten.
  • Alles de ich jemer gelide,
  • De wil ich dir da wider geben.
  • Alleine es vngeliche si,
  • Es machet doch mine sele vrl.
  • Halt mich je in dinen hnlden,
  • De du jemer gelobet mftssent sin.
  • Jesus, min vil lieber,
  • L6se mine bende, la mich zÜ dir beliben.
  • XXIV, Von der mme vHt.
  • Wol mir! Ich danke dir, heiiger geist.
  • De ist min gelÖbe, de du bist
  • Ein persone der heiigen drivaltekeit
  • Din sAssen minenden bmne&vlüsse
  • Vertilgent alles min herzeleit, '
  • Wan si sanfte hergand
  • Vsser der h^ligen drivaltekeit
  • Ich bitten dich herre, hellger geist,
  • De du mich bedekkest von aller argheit
  • Der ^blen gelsten mit diner g&tlichen mine,
  • Was si an mir suchen, de si de nit linden.
  • XXV. Von dem ffinlsse der heiigen drivaltekeit.
  • Ich arme von allen tagenden,
  • Ich sn&de an minem wesselidei
  • 24d Siebenter TheU.
  • Getar ieh od^ nag,
  • So grftsse ich die h5hin> die clarheit,
  • Die 'wufie , die Wisheit , die edelkeit,
  • Die wanderliclie einnnge der heiigen drivaltekeit,
  • Do alles de vsgevlossen ist, vnbewollen,
  • De do WC, de ist, de jemer wesen sei;
  • Da müs ich je wider in;
  • Wie sol mir de geschehen?
  • Ich müs widerkriechen, wan ich schuldig bin;
  • Ich müs gän vf besserunge mit guten werken;
  • Ich müs löffen mit getruwem vlisse;
  • Ich müs vliegen mit tabenvederen,
  • De sint tagende nnd güti werk und heiiges gemüfe.
  • Ich müa sweben an allen dingen über mich selber;
  • Als ich allermüdest bin,
  • So kume ich wider in. .
  • Wie ich defie enpfangen werde,
  • Do gesach nie menschen Öge,
  • Das gehört nie menschen ore.
  • Es mohte nie menschen mnnt gesprechen.
  • Gloria tibi trinitaa!
  • XXV L Wie man z& gotte vliehen sei in der bekorunge.
  • Herre Jesu criste, ich armer mensche
  • Vlehe dir und gere diner helfe,
  • Wan mine viende jagent mich.
  • Herre got, ich klagen dir,
  • Wan si wellent mich dilken von dir. .
  • Herre, almehtiger gotz sun, tilge si von mir.
  • Gib mich nil in ir gewalt,^
  • Und halt mich later in dir, .
  • Wan du hast mich mit diner marter erl58et.
  • Sist nu min helfe und min trost
  • Und la mich herre nit verderben,
  • Wan du wolltest für mich sterben.
  • Herre Jesu Criste, ich suche dine helfe.
  • . Erwek mine sele von dem sclaf miner tragheit
  • Und erlühte mine siüe von der vinstemisse mines vleisches,
  • Gib mir diu geleite,
  • Ze wandelend alle mine wege zu dir ane sündc,
  • Als es mügelich si von menschen,
  • Wan tninü gebresten sehen dinü 8gen.
  • ■ Maria, gotz müter, himelschü keyserin,
  • Hiezu müssest min helferin sin,
  • Wan ich leider schuldig bin.
  • Das ich gnade .vinde
  • Cap. XXVI-^XXVII. ^41
  • ZA dime lieben luDde,
  • MAter aller küscheit,
  • Ich klagen dir alles min herzeleit. -Salve re§ina.
  • XXVIL Wie der geiaäich mensche sin herze sol kiren von
  • der weit
  • Sweüe der geistlich mensche mage und «inen liebsten vrünt
  • vor im sihet schone gezieret und gekleidet nach der weite, so
  • bedarf er wol, de er gewaffent si mit dem heiigen geiste, de er
  • nit gedenke: Alsus möhtestu öch wol getan haben! Von dem
  • gedanke wirt im sin herze als vinster und sin sine als vnbereit
  • zfi gotte, und sin mfit also treg ze heligem gebette und sin sele
  • also rehte eilende von gotte, de er deiie sinen weltlichen magen
  • inewendig gelicher wirt dene eim geistlichen menschen:
  • Wil er luter mit gotte gestan,
  • So müs es an ein striten gan,
  • So ist dene sin gewissede betrftbet,
  • Das ein lühtevas ist des heiigen geistes,
  • Wan die gewissede lühtet niht
  • An des heiigen geistes lieht
  • Swene de lieht schone in dem lühtevas Istentbran^
  • So ist des lühtevi^sses zierde schone bekant.
  • Also ist es vmb dem geistlichen menschen,
  • Dem aller der weite zierde
  • Ein eisunge ist in sinem herzen, '
  • Der behaltet si^i lühtevas schone und vnverl&schen;
  • Ist aber sin herze offen gegen der weite,
  • So ist sin lühtevas zerbrochen,
  • So kunt der bitter nortwint der girekeit
  • Der weite von vnsern magen,
  • Das si vns vil klagen,
  • De si des pfüles «nlze kleine haben,
  • Da si doch leider ine versinkeht,
  • Und in den sünden ertrinkent.
  • Dis verlöschet vnser lieht
  • Und haben doch der weite niht.
  • Damach kunt der sünde wint,
  • Die valsche wollnst der weit , de i^i 8ch5n^ schint,
  • Und hat doch mam*g bitter pine;
  • Wil vns dis wol behagen.
  • So haben wir in den ewigen schaden.
  • De m5gen wir gerne bewam,
  • Wan es ist kein sünde so deine^
  • H. Mechthild. Iß
  • 242 6iebenUr Theih
  • Si 8t vns an vnser sele ein ewig sehade.
  • Warumbe? Es wart nie sünde als heleklich gewandelt,
  • Si were besser unget&o.
  • Darambe müssen wir stete vorhte han')
  • Ob wir mit gotte m5gen biterlich bestan.
  • De wir gotte haben gegeben,
  • De m5gen wir im niemer ane vnsern schaden wider genemen,
  • Wand wir sin im erlich gegeben.
  • Der visch in dem wassere der sihct
  • Mit grosser ger de rote as an,
  • Damitte man in wil vähn;
  • Er sihet aber nit den angel.
  • Also ist es ymb der weite vergifr,
  • Si bekenet ires schaden nit.
  • Wiltu nu rehte widerkeren,
  • So sieh an dinen brütgSmen, aller weite herreu,
  • Wie 8oh6ne er gekleidet st^nt
  • Mit pfellorinen deidern, rot blöt,
  • Swarz varwe, mit geiselen zersclagen,
  • ZA der süle gebunden.
  • Do enpfieng er dar dine liebin
  • Manige scharpfen wunden.
  • Dis las in din herze gän.
  • So mäht du der weite trüginen entgän. .
  • Wiltu fürbas volgen mit dinen heiigen gedanken.
  • So sich yf, wie er an dem erüce stunt,
  • Vfgerichtet hohe,
  • Vor aller weite 5gen mit blÄte bernnen.
  • Die cleider s6llent wesen dines herzen wunen,
  • Sine keyserlichü 5gen mit trehnen vbervlossen.
  • Sin süsses herze mit der mine dnrstossen')
  • Nu h&re noch die stime;
  • De leret dich die gotzmine,
  • Wie der smiden hamere klopfeten und slügen
  • Dur sine hende und vosse an dem cri\ze.
  • Gedenk öch an des speres wunde.
  • Das dur die siten gieng ze sines herzen gründe,
  • Und clage im alle dine sünde,
  • Sust gewinestu gotz künde.
  • Sich die scharpfen cronen an
  • Die er vf sinem höbet trüg,
  • Küs in vor allen dingen.
  • Er gibet dir aller wunen gnüg.
  • *) Handschrift: haben.
  • ') Handschrift: durvlossen.
  • G^i. xxvni. 248
  • Danke im wie er sterben wohe .
  • Dar dine grosse liebin
  • Und la dich ni^oonn betriegen,
  • So msht du ein känigine sin eines Hohes jemenne
  • ynha hieza kriesen, so fberwindestn
  • Mit Yr5den aller weite herzeleit.
  • XXVIU. Von der not eis urInges.
  • Mir wart bevolhen mit eime heiigen ernste, de ich bete vir
  • die not, die nn ist in Sahsenlanden and in DAringenlanden.
  • Da ich mich zft bot mit lobe nnd mit gemnge, do wolte mich
  • vnser liebe herre nit enpfan, nnd sweig mit ernster stille: De
  • mäste ich vertragen, sibenzehen tage mit minenelieher gedult.
  • Do sprach ich zu vnserm lieben herren: Eya lieber herre, weile
  • sol komen die behegeliche stunde, de du wilt und de ich mfts
  • bitten vür dise not. Do wisete sich mir vnser herre und sprach :
  • Der wunenkliche morgen rot
  • • Mit maniger Varwe, de sint die armen
  • Die nu Udent manigerleie not.
  • Da sol in die ewige snüe nach vfgan des ewigen liehtes,
  • Di si bescbinen sol mit ewiger vr&de na diser not.
  • Do werdent si mitte gehelfget
  • Und gekleret als die spilende sune,
  • Als si gegen dem mitten morgen vftringet
  • Und die h&hi tritet.
  • Seiniieb sint in deme h6r
  • Da si note sint und mit vorhten,
  • Die lan ich werden gevangen und libelos,
  • Vf de si zu mir komen m5gin.
  • Die die sache sint des vrlüges,
  • Die sint grüwelicher an tn selber
  • Und grime an iren werken,
  • De si die bilde mines gotzhuses getörreat angriffen.
  • Do bekante ich , do do der ewige tot nachvolget.
  • Die die Strasse röbent ze vüsse,
  • Were kein vrlüg, so weren si diebe imd valsehe lüte.
  • Alsus machent je die bösen die seligen gAt.
  • Alsust müs got die sinen mit pine mlfien,
  • Er kaa si anders nit gewiäen.
  • Alsus hat mir got gesaget (von) den vroAen,.
  • Und nit weis noch wa es sol ende nemen.
  • Ich weis de wol vürwar,
  • De ich noch gotz vründen von herzen sol wol behagen.
  • 16*
  • 214 Siebenter Theil.
  • Ich weis das wol vürwar wc gotz vründe Hdent,
  • De ir got niemer vergisset,
  • Wan er. ist ir helfe und ir trost in aller ir not.
  • Damach sollen wir kriegen nnd mit vr5den gerne liden,
  • So mögen wir vor gotte bliken nnd schinen.
  • XXIX, Von einer lere.
  • Wiltn din herze ganz zft gotte keren,
  • So soltn drü ding haben zA einör lere:
  • Yörhte dich vor allen sünden,
  • Gütwillig zA allen tagenden^
  • Stete zA allen guten dingen,
  • So mahtu din leben zA einem gAten ende bringen..
  • Wiltn dich selben dazA twingcn,
  • So mahtu es mit gotz helfe wöl voUebringen.
  • Bitte got steteklich hieumbe,
  • So tragest du sanfte allen dinen kumber.
  • Bitte luterlich und diene got mit vlisse,
  • So wirstu vr5denriche.
  • XXX. Ein gebet wens man die jungfröwen crSneL
  • Enphahe herre, dine brAte^) und begegene tn mit den
  • lylien der luter käscheit alle ire tage. ^
  • Eophahe herrC; dine brate und begegene tn mit den rosen
  • der vlisaigen arbeit uf ein gftt ende.
  • Enphahe herre, dine brAte und begegen inen mit der vielen
  • der grundelosen diemfitekeit und leite si in din bnUbette unde
  • vmbehalBe si mit aller liebin jemer vngesoheiden.
  • XXXI. Von einer klüge.^)
  • Dis ist der minenden sele klage,
  • Die si alleine nit mag getragen;
  • Si mAs es gottes vründen sagen,
  • Vf de inen minedienst behagen.
  • Minen siech und Ubes krank,
  • Pine, not und harten twang.
  • De machet mir den weg zelang,
  • ZA minem lieben herren*
  • Wie sol ich dich, lieb, alsns lang enberen.
  • Ja, bin ich dir leider alze verre.
  • ') Handschrift: bruehe.
  • «) Greith S. 264 nnd S
  • nnd 217.
  • Gap. XXIX— XXIU. 245
  • Wilta herre, mine clage nit enpfan,
  • So mäB ich wider in min tmren g&n,
  • Und beiten und liden, beide, stiUe nnd offenbar.
  • Du weist do wol lieber henre,
  • Wie gerne ich bei dir were.
  • Vnser herre. Wene ich knme^ so käme ich groe.
  • Ea war nie vngemach so gros,
  • Ich m5ge es wol geheilen.
  • Du müst noch me beiten,
  • Ich wil dich bas bereiten,
  • £b ich dich bringe vür minen vatter,
  • Vf de du vns deste bas behagest.
  • Ich h5re noch gerne dinen mifie klang.
  • Swene vinster werdent nnser menschliche sine.
  • So erweken wir mit der klage
  • In vnserm herzen die götlichen mine.
  • XXXIL Wie des guten menschen iverk Mhtent gegen den werken
  • vnsers het^ren.
  • Wie des gflten menschen werk sSllent lühten und schinen
  • in der him eischen ere, de merkent an disen werten:
  • Darnach als wir hie ^iischnldig sin gewesen, darnach (wirt)
  • gotz vnschult schinen und lühten in unsere heiig vnschult.
  • Damach als wir hie arbeiten in g&ten werken, darnach sol
  • gotz heiige arbeit lühten und schinen in vnsere heiige arbeit.
  • Damach als wir hie inekeit haben in gotte heimliche, dar-
  • nach sol gotz heiige inekeit lühten und bliken in vnsere heiige
  • inekeit manigvaltekliche.
  • Darnach als wir hie vnsere pine dankbarlich enpfSahen und
  • gedulteklich liden, darnach sol gotz heiige pine lühten und
  • schinen in vnsere pine.
  • Damach als wir hie alle tagende geübet han mit vlisse,
  • darnach s6nt gotz heiige tagende lühten und schinön in vnser
  • tugende in manigvaltiger ere. De were eweklich jemer mere.
  • Darnach als wir hie in mine brefien und lühten in heiigem
  • lebefie, damach sol gotz mine in vnsere sele und in vnsern
  • lichamen brenen und lühten ane vnderlas, jemerme vnverlöschen.
  • Dise gegenblike schinent und lühtent von der ewigen gotheit.
  • Dis guten werk han wir enpfangen von gotz heiiger menschheit.
  • Und haben si vollebraht mit des heiigen geistes volleist.
  • 2(46 Siebenter Theil:
  • Sust. kumen vnser werk und vnser leben wider in die heiigen drivaltekeit.
  • Da wirt es offenbar, wie es vns nn hie stat.
  • Darnach de wir hie helekliche in götlicher mifie leben,
  • Damach sollen wir da in der h5hin wufieklich sweben,
  • Und darnach wirt der mine mäht vns da ze lone gegeben,
  • Das wir gewaltig werden allen vnsem willen ze tuende,
  • De wir von den heiigen bekant werden wie wir sint gewesen,
  • Hiemit müssen wir ir geselle wesen. Amen.
  • XXXIIL Von dem geistlichen trank. ')
  • Ich bin siech, mich lastet sere eis gesunden trankes,
  • De Jesus Cristns selber trank.
  • Do er, got und mensche in die kripfen kam,
  • Do WC im das trank zehant bereit,
  • Des trank er also vil.
  • De er also minenvürig trunken was,
  • Das er in allen tugenden vür^) alles sin hei*zeleit.
  • Er gab jemer tugende, die guti sin die wart nie siech.
  • Des gesundes trankes lustet mich.
  • Diß trank ist pine durch gotz liebin/ ^
  • Die pine ist bitter.
  • So malen wir darzä eine würzen, heisset: gerne liden.
  • Die ander würzen heisset, geduld in der pine
  • Die ist öch bitter;
  • So malen wir darzü eine würzen, heisset, heiige inekeit,
  • Die machet die gedult süsse und aller vnser arbeit.
  • Die dritte würze, de ist, in pine lange beiten
  • Vnsers ewigen leb^nes und vnsers heiles;
  • Das ist 5ch vil bitter.
  • So malen (wir) darzü ein Würzen, die heisset: Mit vröden vnverdrossen.
  • Eya lieber herre, woltestu mir dis trank geben,
  • • So m6hte ich vnverdrossen mit vr5de in pine leben.
  • Da w5lte ich zu einer wile des himelriches enbern,
  • Alsus süsse ist nach ime min gere.
  • Nn müssistu dis, herre, mir
  • Nach dinem liebesten willen geben.
  • Und allen den^ die es durch dine liebin geren.
  • XXXIV, Von der geistlichen spise.
  • Nach bitterme tränke bedarf raan wol senfter spise. Die
  • yfstigende geroDge und die sinkende diemfitekeit un4 die vlies-
  • ') Greith S. 265.
  • ') Handschrift: vir.
  • Cap. XXXIIl— XXXV. 247
  • sende mine, dise drie juncfröwen bringent die sele uf ze himele
  • vür got, und so wirt si irs lieben gewar. So spricht si: Herre,
  • ich klagen, de du so sere angevohten bist von dem liebesten de
  • du in ertrich hast, de ist der cristanmensehe. Herro, ich klage
  • dir, de dine vründe so sere gehindert sint von dinen vienden.
  • Vnser herre, Haben si di rehte gfiti an In, alles das vber si
  • gat ane sünde, de verzerent si wufienkliche zu der waren gottes
  • künde. Darumbe die pine ruffet allerlutost: vber allen gotzdienst,
  • wichent mir, wan de der mensche vngetröstet ist nach dem
  • willen gotz, wan de der mensche getröstet were nach sinem
  • eigenen willen. Gotz wille ist luter, vnser wille ist sere ge-
  • menget mit dem vleische. Alle, die sere minent iüewendig, die
  • werdent uswendig gestillet, wand alM vswendig ai:beit hindert
  • den inwendigen geist. De deüe der geist inwendig singet, de
  • gat über alle irdensche stime.
  • Die gedult singet allerschönost über aller engelen chöre,
  • wan die engcl haben kein gedult, wan si kein pine enpfindent.
  • Dis haben wir von der menscheit vnsers herren, dazu alle die
  • ere damit wir von gotte in ertrich geeret sint und damit in dem
  • himelriche mit gehöhet sollen werden. Von der edelen arbeit
  • vnsers herren und von siner heiigen pine ist vnser cristanlichü
  • arbeit und vnser gütwilligü pine geedelt und geheliget, ze glicher
  • wis als allü wasser sint geheliget von dem Jordane, da vnser
  • lieber herre ine getöffet wart.
  • Eya lieber herre, hilf vns, de vnser heiige geninge niemer
  • müsse gerüwen*) und vnser sinkende diemfttekeit sich niemer
  • müsse vfgerihten mit dem homüte, und die vliessende bürnunge
  • der heiigen gotzmine, die müsse hie vnser vegfür sin, da alle
  • vnser Sünden ine getilget werde.
  • XXXV. Von den siben salmen,^)
  • Lieber herre Jesu Criste, dise heiigen siben salmen spreche
  • ich ze lobe und ze eren aller diner heiigen pine, da da ine
  • sterben weitest dur mich an dem heiigen crüze.
  • ') Handschrift: gerfiwen.
  • ^) Die Busspsalmen.
  • 248 Siebenter Theil.
  • Vil lieber, ich bitte dich, swene knnt die zit,
  • Do da din gebot ervüllen wilt
  • An mir mit minem tode,
  • De du dene komen wellest zu mir
  • Als ein getröwer arzat zu sinem kinde.
  • Und gib mir dene berre, eine heiige suche,
  • Da ich mich i&e bereite mit rehten sinen
  • Und mit warem crietanem geloben. — Domine ne in furore.
  • Ich bitte dich, vil lieber herre^
  • De du dene komen wellest
  • Als min allerliebster vrünt ze miner not;
  • Und bringe mir defle, herre, also waren rüwen
  • Da alle min sünde ine getilget werden,
  • De ich ir nach disem libe
  • Unbetr&bet blibe. — Beati quorum remis.
  • Ich bitte dich vil lieber herre,
  • De du defie komen wellest
  • Als ein getrüwer bihter zu sinem lieben vründe,
  • Und bringe mir dene das wäre lieht, dines heiigen geistes gäbe.
  • Da ich mich ine sehe und bekene,
  • Und alle mine sünde von herzen ine vor clage,
  • Mit also heiiger hoffunge,
  • De min (geist) werde mit gebunden
  • Von allen minen Sünden
  • Und das ich luter werde vunden,
  • Und gib mir herre dene din selbes lichamen,
  • De ich dich dene, vil lieber,
  • Mit also grosser liebi müsse enpfan,
  • Als je ein menschen herze kan;
  • De du dene müssest bliben
  • Die wegespise miner eilenden sele,
  • Also, de ich, vil lieber, din liep geselle blibc
  • Mit dir zu dem ewigen liebe. Amen. — Domine ne in furore.
  • Ich bitte dich lieber herre
  • De du dene wellest komen
  • Als ein getrüwer brüder zu siner lieben swester —
  • Und bringe mir das heiige wafFenkleit,
  • Da min sele mit werde bereit,
  • De mir mine viende nit mögen geschaden,
  • Wefie si wellent über mich klagen,
  • De si sich dene müssen schämen aller ir arbeit.
  • Die si an mich haben geleit. — Miserere mei deus.
  • Ich bitte dich herre, de du wellist zu mir komen
  • Als ein getrüwer vatter zu sinem lieben kinde^
  • Und beware dene min ende.
  • Cap. XXXYI. 249
  • So ieh mit minem sündigen munde nit sprechen mag,
  • So sprich dene miner sele inwendig zu,
  • De du si tr&stest und jemerme beh&test,
  • De ich gevröwet werde und nit betrübet
  • Des bitte ich dich, herre, dur dine muten g&tin. Amen.
  • Domine exaud. o, et. da.
  • Ich bitte dich herre, de du mir dene wellist senden
  • Dine migetliche müter;
  • Der mag ich nit enbem,
  • De si dene ir volle mine lange gere,
  • Und min arme sele vor allen vienden beware.
  • De profimdis da.
  • Ich bitte dich, lieber jnngeling
  • Jesus, der reinen megde kint.
  • De du dene wellest komen
  • Als min allerliebster brütgöui.
  • Und rihte dene über mich
  • Als die edelen brüfg5me pflegent.
  • So si iren brüten grosse morgengaben gebent,
  • Und enpfahe mich dene an dem arem diner mine.
  • Und bedeke mich mit dem mantel diner langen gerunge.
  • Wol mir jemerme , so bin ich dene entbunden.
  • Welten wir dikke gedenken an die stunde,
  • So sunke aller vnser hochmüt ze gründe.
  • Als er vns defie sin her antlitze offenbaren wil,
  • So hat min sele Wunsches spil.
  • Da ich nu nach jamerig bin,
  • De mag mir in ertriche nach wi|ksche niemer gesch^.
  • Domine exaudi or, m, auribus percipe,
  • XXXVI. Von einem geistlichen doster.
  • Ich gerte des zu gotte, eb es jsin wille were, de er es mich
  • Hesse verstan, de ich nit mere schribe. Warumbe? Deich mich
  • nu also snöde und vnwirdig weis, als ich wc vor drisöig jaren
  • und me, do ich es beginen mäste. Do wisete mir vnser herre
  • in siner hant ein sekelin und sprach: Ich habe noch würzen.
  • Do sprach ich: Herre, ich erkene der würzen nit. Dö sprach
  • er: du solt si wol erkefien, so du si sihest. Man sol die siechen
  • mit laben, die gesunden Sterken, die toten weken, die guten
  • mitte heiligen. Hienach sach ich ein geistlich closter, de
  • WC mit tugenden gebuwen. *)
  • ') Grcith 275 Dies Gleichniss kommt im M. A. öfter vor.
  • 250 Siebeüter Theil.
  • Die eptiscbin Ist die wäre mine,
  • Die hat vil heiiger siÄe,
  • Da si mit vlisse die samennnge mit bewaret
  • An libe und an sele, alles t^ goiz ereii,
  • Si gibet in manige heiige lere ;
  • De jemer gottes wllle si,
  • Davon wird ir eigen sele vri.
  • Der mine capellanine ist die göüiche diemütelteit;
  • Die ist jemer der mine vndertan,
  • So mfts die hofart bi siten gan. ^
  • Die priori fie, de ist der heiige gotzvride.
  • Irme g^ten willen wird gednld gegeben,
  • Das si die samenunge mit gotlicher wii^eit leret;
  • Zu welen dingen si keret,
  • De ist je ze gottes eren.
  • Die vnderpriorine, das ist mifiesamkeit
  • Si sol die deinen broken zesamene lesen
  • Und tilken si mit gotlicheit
  • Swas man missetüt de sol man nit lange tragen im gem&te,
  • Damit meret got des menschen ghte,
  • Do capittel sol vier ding in im haben:
  • De ist die offenbarunge der hehkeit,
  • Die an gotz dienest lit Ir senftmütige arbeit
  • Tut den viend^ manig leit
  • Und gotte manig ere,
  • Des mag si sich vröwen sere.
  • Si hüte sich vor italer ere,
  • Andere der eren helfe sin*
  • Dienent si mit vlisse, so lonet in got geliche.
  • Die sangmei Sterine, de ist die hoffunge,
  • Ervüllet mit heiiger, diem&tiger andaht,
  • De des herzen vnmaht
  • In dem sänge vor gotte so schöne ciingen,
  • De got die noten minet, die in dem henien sfaigen.
  • Der mit ir also singet, dem sol mit ir gelingen
  • In der bimelschen mine.
  • Die schülmeisterin, de ist die wisheit,
  • Die mit gAtem willen die tumben vlissekHch leret.
  • Des wirt de eloster gdieliget und geeret.
  • Die kell er in ist ein vsvlos in belflicher gäbe.
  • De si das in g5tlicher vröde tut.
  • Davon gewinet si heiig gemüte in g&tlichier gäbe.
  • Alle die iht von ir gerent.
  • Die söllent gezogen und genügig wosen
  • Jemer ane clage.
  • So vlüsset in ir* herze die süisse gottesgabe.
  • Cap. XXXVII. 251
  • Die ir helfe do zu sin,
  • Die söllent jemer gewinen
  • Alse si die süsse gotzgabe.
  • Die kamererin, do ist die miltekeit)
  • Die jemer gerne woItAt in ordenlichen massen.
  • Si gibet de si nit enhat mit gütlichem willen,
  • Des müs si von gotte sunderliche gäbe gewinon.
  • Den si was gibet die danken des gotte
  • Mit heiiger inekeit, der bevindet des herzen stat
  • Als de edel tränke in reine vas.
  • Der siechen meist er ine, de ist die vlissendo barmherzekcit,
  • Die jemer danach hungeret,
  • De si vnverdrossen den siechen si bereit
  • Mit helfe und mit reinekeit,
  • Mit labunge und mit vrölicheit,
  • Mit tröste und mit minesamkeit.
  • So gibet ir got sin widergelt,.
  • De si es jemer gerne tut,
  • Der ir helfe dazu senden sol,
  • De selbe von gotte geschehen.
  • Die portenerine de ist die hüte.
  • Die jemer ir vület mit heligetQ gemüte
  • Ze werbende wc ir ist bevolhen.
  • So blibet ir arbeit vnverloren,
  • So mag si bereite zu gotte komen
  • Swene si bitten wil,
  • So ist got mit ir in einer heiigen stille,
  • Ze verclagende ir herzeleit.
  • Wand si es vnderwilen swerlichen tut.
  • De versünet alles die heiige gehorsam!,
  • Der si dene ist mit vr5den vndertan.
  • Die zuhtmeisterin, de ist die heiige gewonbeit,
  • Die sol jemer brenen als ein kerze,
  • Vnverl5schen in der himelschien vriheit,
  • Sust tragen wir sanfte alles vnser herzeleit
  • Untz in ein heiig ende.
  • Der Brobest ist die g&tliche gehorsami,
  • Dem sint alle tugenden vndertan
  • So mag de closter in gotte gestan.
  • Der sich in dis dosier wil begeben,
  • Der sol jemer mit g5tlicher vr5de leben.
  • Hie und in dem ewigen leben.
  • Wol in die da ifie blibent!
  • XXX VIL Von der ewigen hochgezit der heiigen drivaltekeit,
  • Swer in warer mine sich bereiten wil
  • Zu der ewigen hochgezit der heiigen drivfdtekeit,
  • 252 Siebeater Theil.
  • Der müs es je begifien:
  • Er sol dem himelscben vatfer volgen tmd dietran
  • Ane vnderlas mit hellgen vorhten
  • Und mit diemfitiger diem^tekeit an allen dingen.
  • Er sol sinem ^une volgen und dienen
  • Mit pine und mit gedult,
  • Mit willigem arm&te in heligen arbeiten.
  • Er sol dem heiigen geiste volgen und dienen
  • In heiiger hoffunge ob allen Worten
  • Mit süssem herzen in senftem gemftte,
  • So smeket man siner gute.
  • Die reinen minenden juncf r Owen,
  • Die sölient vürbas volgen dem edeln jnngeliüge
  • Jesn Cristo, der reinen megde kint,
  • Der al vol minen,
  • Als er wo von ahtzehen jaren, so ist sin t^rsone
  • Den juncfröwen allerminenkHchost und er aUerschfrnost;
  • So volgent si ime mit wanenklicher Zartheit
  • In die bl&iende wise ir reinen gewissi.
  • Da brichet Inen der jungeling
  • Die blümen aHer tngenden,
  • Da machent si di6 edelen crenfze von,
  • Die man zü der ewigen hohgezit tragen sol.
  • Swene die edelen gerihte sint geschehiep,
  • Da Jesus Gristas selber dienen wil,
  • So sihet man da den allerhötiesten lobetanz,
  • Da sol deüe ein jeglich sele und lip
  • Tragen iren tugenden krant^,
  • Die si hie haben vollebraht
  • «
  • Mit maniger heiiger atidabt.
  • So volgen si dem lambe in vnzellicher wone,
  • Von wone ze minen, von mifien ze vr5den,
  • Von vr5den ze clarheit, vqn clarbeit ze gewaltekeit,
  • Von gewaltekeit in die höhsten h&hin,
  • Vür des himelscben vatter 5gen.
  • So gr&sset er sin^ eingebornen sun
  • Und darzü manige reine brut,
  • Die dar mit im sint komen.
  • £ya lieber sun, de du bist, de bin ich,
  • Und de si sint, des vr5we ich mieh.
  • Mine lieben brüte , vr5went vch jemer me,
  • Vr5went f eh in miner ewigen luterkeit,
  • Verklagent nn sanfte alles we und alles leit.
  • Min heligen engele sont ^di dienen,
  • Mine heligen sont veh er^
  • Die m&ter mines sunes menscheit
  • Cap. XXXYIII. fefiS
  • Sol f ch mit lobe sin bereit,
  • De ir gesell» sint Vr5wexit ttoh lieben brAte,
  • Min snn sol f eh al ymbeyän^
  • Min gotheit sol vch al durgän,
  • Min heiig geist sol f eh jemer me leiten
  • In Miineolioher angenweide
  • Nach allem fwera willen.
  • Wie m5hte f eh ba^^gelingen?
  • Ich wil ich selber minen.
  • Die nit hitere megde sin^ ') ^
  • Si s5llent dise hochgezit besitzen und besten
  • Und gebruchen als verre es müglioh mag gesin.
  • Do ich in kurzer stände mit jtniner sele 5g6n dis gehorte
  • md gesach; do wo ich «in mensclich JStAppe und, ein esch als
  • ch e was.
  • KXXVIIL Wie ein geistlich meuMch sol dagm und bekenen got
  • sin sünde edle tage.
  • Ich sündiger mensche,
  • Ich klage und bekene gotte alle mine sdnde,
  • Da ich schuldig an bin vor gotz ögen.
  • Ich bekene und klage allü rainü göten Werk,
  • Du ich versumet han.
  • Ich bekene und kli^e die sünde die ich tet,
  • Do ich nit wiste wc sünde was. .
  • Ich klage die sünde die 4Stgor sint,
  • Die ich getan habe mit wissen
  • Und mit argheit und mit vninüjiekei^ und mit itelkeit
  • Erbarme dich herre, über mich,
  • Wan si sint mir warlich leit, .
  • Und gib mir herre, dine ganze Sicherheit»
  • De du si mir alle habest .vergeben, -
  • Ich mag anders nit mit vröden leben.
  • Jesus ) villieber büle min,
  • La mich in warer rüwe
  • Und in herzelicher liebe zu dir (In);
  • Und lä mich niemer erk&len; ;. • -
  • Also de ich diner herzeklicber mi^
  • In minem herzen und minor ^ele
  • Und in minen fünf sinen,
  • Und in allen minen geliden
  • Ane vnderlas enpfinde.
  • So mag ich nit erkülen.
  • *) Die Wittwen.
  • %H Siebenter TheU.
  • XXXIX. Ww die^ t'Avel sich iclc^ent urui jageni, bissmt und
  • nagent, wme ein minendü sde, die vtyn gStlichet mine bi^enet,
  • von diser weit scheidet,
  • Wol dem guten menschen, de er Je wart geborn,
  • Der mit allen tagenden volget gotte,
  • Die ime müglich ze vollebringende sint!
  • Sin sele virt in minen vr!,
  • In sinem jnngesten ende, so koment die heiigen engele
  • Und enpfahent die reinen seien
  • Mit. vnzellieher liebin in himelischer ¥m&e
  • Vnd vürent si von hinan mit vr5dei},
  • Und mit grossem lobe bringent si s! ze gotte.
  • Die viende von der helle, die dar waren t kometo,
  • Den wart alle irü arbeit benomen.
  • Mit hasse und mit grime warent si dar komen;
  • Alse si dene das gesehen,
  • De irs willen nit ist geschehen.
  • Wie si sich dene efclahent und jagent,
  • Wie si sieh dene bissent nnd nagend,
  • Wie si sieh dtii» höwetettl Bnd^^ gtinbn,
  • Wan si v&rfatent: die grüweliebe pinen,^
  • Die si von iren meisteren s&nt enpfön.
  • De si die sele verloren han. —
  • So schelten si sieh vttdereinander:
  • Vnseliger, es wc din sehnk! —
  • „Swig geselle! loh vant sie nie an grosser vngediilt
  • Als ich tr b5se gedenke zftsehos,
  • So was je rüwe hr genos.
  • Das ronen mit den bSitem, de beniSet vns aHie vnser ere;
  • Vnser gesellen war vil mere.
  • Den') si tdre was bevolhen.
  • Wie s5nden wir na ze hove komen?
  • we meister, wc hast da vns gewissen,
  • De da vns disen menschen hast bevolhen t
  • Wir konden keine grosse sünde an ir bekedien.
  • Ich bekorte si dike sere,
  • So gieng es an ein weinen, '
  • (Ich) and ander mine gesellen,
  • Wir konden si nie gevellen.
  • Mit weinen vertreip si mich.
  • Mit süfzende verbrante si mir '
  • Min har and mine dawen,
  • *) Handschrift: dem.
  • C^, XXXIX. 2Ö&
  • Ich mohte ir niergen genahen;
  • Ir gehorsam! was also gros,
  • Ir wart nie eben genos.
  • Von der ist bekomeo,
  • Sl ist vns mit rehte benomen.
  • De ist vnser gr&ster schade.
  • Alle ir guten werk branten enbifien
  • Von g5t]icher mine,
  • Wan si tet alle ir gäten werk mit götem willen.*^
  • So spricht ir meister:
  • „Ir sint mit schaden ze hove komen.
  • Ich hatte si vch bevolhen,
  • Die pine wirt ^ch niemer benomen;
  • Die ich vch darumbe wll geben.
  • Ir wellent bi den lüten nit wesen , als ich gerne were.
  • Ob mir die ^e were gegeben;
  • Nu müssent ir mit mir hie in der helle leben, ')
  • De sol vwer büsse wesen.
  • Ich wil hoher meister vssenden,
  • Vf de s! guter lüte bekentnisse verblenden.
  • Ronden wir iren grossen vlis
  • Den si haben ze gotte , zerstören,
  • So begiengen wir alle vnser ere,
  • So volgeten !n die jungen,
  • Sns würde alles vnser gescleht gemeret.
  • M5hte mir der seien eine werden,
  • Die von gotlicher mine so sere breiien!
  • Damit wolte ich mich selber cronen.
  • Und weite mir selber Ionen miner langen arbeit.
  • So verdagete ich sanfte alles min.herzeleit.^
  • Tu dich diner diemütigen gerunge abe,
  • Dil gerost des, de dir nie geschach
  • Und dir niemer sol gesdiehen.
  • Dir werde tbel oder we,
  • Alle die seligen, die in der cristanheit got im herze minent,
  • Die sint so sere durgossen
  • Und mit der mine darvlossen,
  • De si lühten mit heiigen tagenden
  • Und minenclichen bümen in allen iren werken.
  • Du weist wol, es hilfet dich nit.
  • De du si so sere verkerest
  • Si beitent kume vntz de es kome,
  • De si got darine loben.
  • ') Handschrift: ligen.
  • 356 Siebenter Theil.
  • Wie vil du inen mit listen naeh gast,
  • Si sint je mit lobe bereit.
  • Das brumen und de grimen
  • Und de bissen nnd de nagen, de er do tet,
  • De ist vnsprechlich in sinen banden.
  • Herre got, wir danken dir! gib vns ein heHg ende:
  • Dis ist der grösten vr5den ein , die die selige sele hat, ')
  • De si sihet und weis,
  • De sieb die viande vnderenander sclahen
  • Und ir büsse in der helle haben.
  • Die tr also manig leit ban getan,
  • So ist si doch inen mit vr5den entram
  • Und sol die ewige erone fragen,
  • Von der pine (so) si ir getan haben.
  • •
  • XL. Alsus sprichet du minende sde zs irme lieben hei*ren.^)
  • Were alle die weit min
  • Und were si luter goldin,
  • Und solte ich hie nach wünsche eweklich sin,
  • Die alleredelste, die allersch&neste.
  • Die allerricheste keyserin, —
  • De were mir jemer vnmere,
  • Also vil gern
  • Sehe ich Jesum Criatum minen lieben herren
  • In siner himelschen ere.
  • Pr5vent we si liden, die sin lange beiten.^)
  • XLL Wie ein predierbi*äder wart gesehen.
  • Ich bekante vor vierzig jaren einen geistlichen man; deüoch
  • warent geistliche läte einvaltig und ininenvärig. £r nam zA in
  • geistlichem lebende und in v]:omekeit iind leiste vnsenn herren
  • offenbar manige heiige arbeit. Der ist nu hinangevaren; do bat
  • ich vnsern herren vür sine seien cristanlicfae, eb einig schult an
  • ime were, de got Ime de vergebe. Do sach ich allererst eine
  • clarheit, die wc ime von gotte bereit; do envant ich In nit ine,
  • do betn\bete sich min sele. Damaeh zu einem andern male,
  • do ich aber vür in bat, do vant ich In in einer vorigen wölken,
  • do bat er deüe, man ime (welle) wc geben.. Do sprach ich mit
  • ') Handschrift: die seligen seien hant.
  • ') Greith S. 266.
  • ■) enberen.
  • Cap. XL— XUII. 257
  • aller mäht zu vnserm lieben heiTen : Eya lieber herre, g5ne mir
  • des, de ich müsse vbels mit gutem Ionen. Do rihte er vf in
  • dem wölken und sprach: herre, wie stark ist din kraft! Wie
  • rehte ist din warheit. Do sprach ich: Wa nu, wie gehabestu
  • dich nu? Do sprach er: ich gehabe mich als mir schinet. —
  • „Wavon habestu dise pine?" — Die seien, die valsch heiig
  • schinen, die besageten die vnschuldigen zu mir; des lies ich
  • entgelten, und hatte sündigen wän vf si, davon habe ich diese
  • pine. — ,jEya hette ich noch ein süfzen, des mohte ime von mir
  • nit beschehen, er hatte sich och ein teil vergezen an mir."
  • Zem drittenmale bat ich aber vür tn, do vür er wunenklich
  • hin. Do begegente im vnser lieber herre und sprach ime zu:
  • Das din weg alsus lange und alsus swere ist gewesen nach
  • dinem tode, de ist dir von bösen lüten gegeben. Du hast mir
  • heleklich gevolget und getrüweklich gedienet, du solt der junc-
  • fröwen cronen tragen, cronen der rehtekeit und cronen der war-
  • heit. — Do vür er lühtende hin vber aht köre und rfirte den
  • münden 5 do sach ich sin nit mere. Hetten ime die valschen
  • lügenere nit zugetragen, so were er ane pine zu der ewigen
  • vröde gevarn. De er inen getrüwen wollte, de was sin schade. -
  • XLIL Von dem honigtrank,
  • Herre got, besclüs nu dinen türen schätz
  • Mit eime heiigen ende,
  • Und sclÜ8 den vf, do er dir ze lobe werde
  • In himei und in erde.
  • Do sprach ein stime: Du seit mir honges trank behalten,
  • Der h'get in maniger valden;
  • Ich wil in vf scliessen ;
  • Des sol noch maniger geniessen.
  • XLIIL Von der einvaltigen mine, wie die wise wart gesehen.
  • Die wellent bekenen und wenig mifien,
  • Die blibent je in eim beginen
  • Eis guten lebenes.
  • Des müssen wir je stete vorhte tragen,
  • . Wie wir gotte da ine behagen.
  • Die einvaltekliche mine
  • Und deine bekeflen,
  • Die werdent grosser dingen ine.
  • H. Mechthild. 17
  • 258 Siebenter Theil.
  • Die heiige einvaltekeit
  • Ist ein arzatine aller wisheit
  • Si machet den wisen, de er sich binet vür einen tumben.
  • De die einvaltekeit des herzen
  • Wonet in der wisheit der sine,
  • Davon kunt manig helikeit an des menschen sele.
  • XLIV. Von f'ähf Sünden und von fünf tugSnden.
  • In arm&te girikeit
  • Und lugenhaftig in der warheit,
  • Trege zu der barmherzekeit,
  • Honsam spot in der gegenwirtekeit,
  • in der ordenunge:
  • Dise fünf ding unvollekomen
  • Machent hSptsiech geistlich leben.
  • Warheit ane valsch.
  • Offenbare mine vndereinander,
  • Vorchte in drien vorchten,
  • Verborgen lieb ze gotte in mime herzen offenbar,
  • Vlis zu allen guten dingen
  • Disü fünf ding haltent gesunt geistliche liebin.
  • XLV. Von siben dingen in der minenden gerunge.
  • Siben ding müs ich gotte zu eren sprechen:
  • Herre got, ist es mügelich, so gib es mir,
  • De ich ir in ertriche niemer m6ge vergessen.
  • Fünfe vindet man in himelrich,
  • Zw5i müssent hie bliben.
  • De erste ist der schade miner schulde,
  • Wan ich gesundet han und versumekeit guter werken,
  • Die ich wol getan m5hte han.
  • De ander ist, herre, de ich ane vnderlas warte din, wene du mir
  • Eomen wellest, weh* eher wis
  • Du gebütest mit eime heiigen ende zu mir.
  • Das dritte din vnrüwig gerunge,
  • Die ich habe nach dir.
  • De vierde , minenbümen vnverlöschen jemer dur dich.
  • De fünfte der erste gegenblik
  • Dines heren antlüzes gegen mir.
  • Das konde mir in ertriche
  • Leider nach miner gerunge nie geschehen,
  • Des singet min sele dike: o we!
  • De sehste getar ich kume nemen (nenen)
  • Ich werde stum als ich es bekene.
  • Ich horte es in ertriche nie genemen.
  • Cap. XLIV— XLTI. 259
  • De ist die spilende miiie vlut,
  • Die von gotte heimlich in die sele vlüsset
  • Und si wfder mit ir cnift nach ir mäht.
  • Was zwischent in beiden dene wuiie si,
  • Das weis nieman von dem andern,
  • Wc de si wirken vndereinander,
  • Wan ein jeglicher vindet sinen teil.
  • Was er hie hat vsgelühen.
  • De wirt ime dort alles wider gegeben.
  • Dis ist die himelsche gotzmine,
  • Die er hie vil cleinlich beginet
  • Und dort niemer ende gewinet.
  • Das sibende mag man knme mit Worten rüren.
  • Mit cristangelöben mag man es enpfinden.
  • Wie gros, wie hoch, wie wit, wuneklich,
  • Wie erlich, wie vrodenrich, wie rieh.
  • Wol im , der eweclich bi im wonen sol !
  • Die vroliche angesihte vol aller wollust
  • Und die hei ige gebruchunge nach wünsche,
  • Die sint vil manigvalt ane z'al
  • Und ane gesehen jemer me erlich gezogen,
  • Wand si swebent vs von dem lebendigen gotte.
  • Die vbersüsse gerunge, wunenklich hungerig, minenvol.
  • Die vliessent jemer me in die seien
  • Vberswenkig von gotte.
  • Noch dene behaltet die sele iren süssen hunger
  • Und lebet ane kumber.
  • XLVI. Wie sich die sele meldet in geistlichem armüte.
  • Hie meldet sich die sele in geistlichem armflte und in ewiger
  • liebi ze gotte und unrüwiger gerunge ze gotte hin ze varende.
  • Si sprichet alsust: Der lange beitunge der gät abe, die zftkunfti-
  • keit die machet de got und die sele vereinet söllent werden
  • vngescheiden jemer me. Sweüe ich daran gedenke, so vröwet
  • sich min herze sere.
  • Eya lieber herre, wie stille du nu swigest.
  • Des danken ich dir jemer me, de du mich so lange vermidest,
  • Sust müstest du jemer eweklich gelobet sin.
  • De din wille geschihet und nit der min.
  • Nu wil ich mich hinten^) in dinen Worten,
  • Die ich in cristangelöben gehört han.
  • Da du sprichest: Die mich liep hant, die han ich liep,
  • ') Handschrift: hiitte.
  • 17*
  • 260 Kebenter Theil.
  • Zu den wollen wir komen, min vatter und ich
  • Und wellent ein wonnng mit im machen.
  • Wol mir lieber herre, diner milten gfifil
  • Des mahtu nit versagen.
  • Do sprach vnser herre:
  • Weiie knnt die zit miner bebaltunge,
  • Das ich dir die himelschen gaben wolle geben,
  • So bin ich vil snel,
  • Da min ewekeit lit ine behalten.
  • Ich wil si noch entvalten,
  • Und ich wil si hohen us von der blutigen erden,
  • Wan mir mag nit liebers me werden.
  • Die ewig liebi ze gotte wonot in der sele,
  • Die vergenglich liebi ze irdenischen dingen, die wonot in dem vleische.
  • Hie sint fünf sine gewaltig vber, zu welem si sich keren.
  • XLVIL Von einer sünde die bSse ist über alle sünde.
  • Ein Sünde bab ich gehöret nemen. Ich danken des gotte,
  • de ich ir nit erkefie, si dunket mich und ist ob allen Sünden
  • böse, wan si ist der hohste vngelöbe. Ich bin ir von aller
  • miner sele und von allem minem libe, und von allen minen fiinf
  • siüen, und von allem minem herzen gram. Ich danken des
  • Jesu cristo, dem lebendigen gotzsune, de si nie in min herze
  • kam. Dise sünde ist nit von cristanen lüten vfkomen; der die-
  • mfitige (sie) vient hat die einvaltigen lüte mit betrogen. Si
  • wellent also heiig sin, de si sich in die ewigen gotheit wellent
  • ziehen und legen bi der ewigen heiigen menscheit vnsers herren
  • Jesu cristi. Weüe sich die vindent in bobenheit so gebent si
  • sich in den ewigen vlüch. Si wellent doch die heiligostien sin.
  • Si habent iren spot vf gotz wort, die von der menscheit vnsers
  • herren sint gescriben. •
  • Du allerarmester mensche, bekantestu werlich die ewigen
  • gotheit, so were de vnmügelich, du bekantest öch die ewigen
  • menscheit, die da swebet in der ewigen gotheit, du mistest öch
  • bekenen den heiigen geist, der da erlühtet des cristanmenschen
  • herze und smeket in siner sele über alle süssekeit und leret des
  • menschen sine über alle meisterschaft, de er diemfitekliche da
  • sprach, des (er) vor gotte vollekomen mag.')
  • ') Der Text scheint verdorben.
  • Cap. XLVII— XLVIIL 261
  • XLVIIL Wie die mine wart gesehen mit iren jungfröwen.
  • In der naht sprach ich alsus ze vnsenn herren: Herre, ich
  • wone in eime lande de heisset eilende, de ist disü weit, wand
  • alles de da ine ist, de enmag mich getrösten noch gevröwen
  • ane pine. Daine han ich ein hus, de heisset pinenvol, de ist
  • das hüs, da min sele ine gevangen lit, min lichame. Dis hus
  • ist alt, dein und vinster. Dis sol man geistlich vememen. In
  • disem hus han ich ein bette, de heisset vnrftwe, wan mir ist
  • mit allen dingen we, die gotte nit zu hörent. Vor dem habe
  • ich einen stül, der heisset vngemach. De vngemach git mir
  • vrömde Sünde ze bekenende, der ich nie wart schuldig. Vor
  • dem stüle han ich einen tisch, der heisset vnwille, de ich geist-
  • liches lebendes vnder geistlichen lüten sol deine vinden. Vf
  • dem tische Itt ein tischlachen, de ist reine, de heisset armflte,
  • de hat in ime vil manige heiige ^it. Wolte man es rehte ge-
  • bruchen-, so hette man es von herzen liep. Die liebin richtümes
  • ist ein diep des armütes. Vf den tische kunt mir ein spise, de
  • heisset bitterkeit der Sünden, darzü sol de heissen gütwillig arbeit.
  • Das drank heisset kume loben, wan ich leider alzekleine guter
  • werke an mir han.
  • Dis sach ich vinster enbinen, do offenbarte sich mir die
  • geware gotzmine. Die wc glich einer edelen keyserin jung-
  • fröwen. Si was adellich gebildet an irme libe, wis unde rot in
  • blfiiender jugent. Si hatte mit ir vil manige tugent, die warent
  • alle jungfröwen glich; damit diente si mir ob ich selber wolte.
  • Joch wolten si sich mir alle gerne ze dienste geben. Si wc
  • gecrönet mere dene mit dem lühtenden golde. Ir gewant wc
  • gelich grünem zendale.
  • Do ich si rehte angesach, do wart min vinster hus erlühtet,
  • de ich alles de bekante, de da iüe was, und de je da iiie ge-
  • schach. Do ich si gesach, do bekante ich si wol, wan ich si
  • och gesehen hette, do si min liebe conpaniue wc. Des wil ich
  • nu swigen, wan die sint öch in dem buche geschriben. — Do
  • sprach ich: Eya allerliebestü jungfrowe, nu bistu mere dene
  • tusendvalt vber mich; noch den so dienest du mir mit also grossen
  • 262 Siebenter Theil.
  • eren, als ob ich mer den ein keyserin were. Do sprach si:
  • Do ich dich in dem luteren willen vant, de du dich von allen
  • vergenglichen dingen wollest begeben, do enwolte ich nit alleine
  • din vröwe wesen, ich müste och din stetü juncfröwe sin, also
  • sere lastet mich eins Intern herzen, de sich dur die waren gotz-
  • mine hat gelöset von allen irdenschen dingen. (Das meinet si:
  • Wie vil man irdenscher dingen hat, de es doch den menschen
  • nit ze herzen clebet.)
  • Liebü jungfröwe, sit du mir so lange hast gedienet, de ist
  • der snöden vröwen reht, de si der edeln jungfröwen erlichen
  • Ionen. Ich habe dir ze lone gegeben alleß de ich hatte und de
  • mir in ertrich mohte geschehen sin. Do sprach si:
  • Ich hau es alles vfgelesen,
  • Ich wil es dir mit grossen eren wider geben.
  • Ich enweis vrowe^ wc ich dir me sei geben;
  • Den wiltu mine sele, die wil ich dir alzegerne geben.
  • Do sprach si: des han ich lange an dir begert,
  • Nu hastu mich des jungesten gewert.
  • Sprich öch minen jungfröwen zu,
  • De 81 dir vlisseklichen dienen
  • So mag ich bliben bi dir in warer gotzliebin,
  • Die ich selber bin.
  • So spricht dii sele der ersten jungfröwen z& der rüwe:
  • Vröw wäre rüwe, koment har zu mir
  • Und bringent mir heiige trehene,
  • Die machen mich Bünde ane.
  • Frö diemütekeit, sitzent hie bi mir,
  • Und tribent homüt und ital ere von mir.
  • Wene si vch bi mir sehent, so müssen si vor mir vliehen.
  • Liebin Frö senftmütekeit,
  • Sitzent hie bi mir under min cleit.
  • So blibet mir die minesamekeit bereit.
  • £ya edeler gehorsam, ich gibe mich dir
  • In allen minen werken vndertan,
  • Du solt niemer von mir gan,
  • So mag ich behalten in allen minen werken
  • Du gotlich warheit ane lugine,
  • Die gotz vründen wol stat.
  • Liebü vröw erbarmherzekeit,
  • Sint bi mir, so ich den siechen dienen vlissig,
  • De ich die koste wol möge liden,
  • De ich den diene mit gute und mit libe.
  • Cap. XLVin. 263
  • Eya liebü vrowe kusch ekeit.
  • Ich bevil vch min ma gedieh kielt,
  • De es jemer liiter und reine si,
  • Wand min lieber brütgöm Jesus Christ,
  • Der ist ze allen ziten bi mir.
  • Vrö gedult, ich habe grosse kraft
  • In swigende und in lidende,
  • Ir benement aller miner anevehtunge ir mäht.
  • De si mir nit mögen schaden.
  • Ich wil vch mit arbeiten bi mir halten.
  • Vrö helikeit, koment har-zü mir,
  • Und küssent miner sele munt,
  • Und wonent in mines herzen grünt.
  • So blibe ich jemer mere gesunt.
  • Frö hoffunge, ich bitte vch,
  • Das ir zesamen bindent alle min herzenwunden.
  • Die mir die mine hat gesclagen.
  • De ich je behalte den gotz segen.
  • Was mir vngemaches werde gegeben.
  • Eya erlicher, heiiger cristaner gelobe.
  • Du erlühtest je rainer sele öge,
  • De ich wol weis war ich gekert bin
  • An cristanlichen dingen;
  • Ich bevilhe dir minü werk und mine sine.
  • Eya liebe vröwe verhüte, sitzent nit,
  • Stant zo allen ziten mir bi, ')
  • So belibe ich von vbel vrt.
  • Vröwe messekeit, wesent ze allen ziten mir bi,
  • So mag ich gotte zu allen ziten
  • Zu sime dienste bereit sin.
  • Vröwe genuglicheit, ir sint min liebü kamererine,
  • Ich müs vch sere minen,
  • Ir machent min herte bette senft,
  • Mine groben spise smakbaft,
  • Ir gebet mir macht in dem armüte,
  • Dis kunt von gotz güti.
  • Vride und still ekeit mag ich nit enberen,
  • Ir mussent mit mir wandelen in allen minen wegen.
  • Di vil sprechent und vil runent
  • Und die behaltent ire ere kume;
  • Die vil rüme redent
  • De mag in niemer alles nütze wesen.
  • Die wisheit ist ze allen ziten bi der mine.
  • Und ist aller jungfröwen meisterine.
  • ') Handschrift: bi mir.
  • 264 Siebenter Thefl.
  • Si bchaltent swas die mine git,
  • Si machet den menschen nütze wc er leret oder liset.
  • Die kusche schemede hat sunderliche tugent an ir,
  • Si ist gerne \nigelobet in aller lüten gegenwirtekeit.
  • Nu bin ich mit jungfröwen wol besessen;
  • Noch sint zwoi der wil ich nit vergessen,
  • Vorhte unde stetekeit —
  • Du zw5i s5llent jemer bi mir wesen,
  • So m&gent alle mine jnngfröwcn
  • Irs ambahtes wol enpflegen.
  • Ich danke dir, liebü gotzmine,
  • Vröwe keyserine;
  • De hast du alles ze helfe mir gegeben
  • In mime ellendigen himelwege.
  • XLIX. Von eim leienbi'üder.
  • In der predierorden wart ein brüder ersclagen von dem
  • tunre; de wart vür sine sele gebetten mit getrüwer gerunge,
  • ab iht an irae were vngewandelt, de ime de werde vergeben.
  • Do wart sin sele demselben menschen bewiset, der vür in bat,
  • do was er schöne in himelscher wune und hatte kein pine. Das
  • was davon, als sin sele sprach: Ich was diemütig in minen
  • werken, ich was vorhtig an minen sinen, ich was gütwillig in
  • allen minen werken; darumbe hab ich keine pine. Die sele:
  • Warumbe v6re du nit zehant zu dem himelriche: Do sprach er:
  • Ich müs allererst hie enphahen gotliche bekantnisse und himelsch
  • mine, der bette ich in ertriehe nit. „Wavon ist de, de du den
  • deinen vleken hast an dinem antlize?" — Do sprach er: Ich
  • wiste min antlize ernst den, die minen willen nit taten, das
  • bleip vngewandelt an mir. — „Wamit mag man dir den vleken
  • benemen?" — Do sprach er: Hette ich einen süfzen! — Do
  • mohte ime davon nit geschehen von dem menschen, wan diewile
  • wart im gegeben. Do vröwete er sich und sprach: Nu ist es
  • enweg. — „Wavon tragest du dise cronen? Nu bistu noch zu
  • dem himelrich nit komen." — Do sprach er: Ich hatte einen
  • sunderlichen tot, davon hat got mir si gegeben.
  • L, Von der pinlicJiin gottes.
  • Eya lieber herre Jesu Crist'e, der da ist ein ewig got mit
  • dem ewigen vatter, gedenke min. Ich danke herre, dir diner
  • Cap. XUX— -LI. 265
  • sünlichen gaben, da d]i mich mitte rfirest ane vnderlas, die alles
  • min gebein und alle min ädern und alles min vleisch dursnidet.
  • Swene ich dir des herre, mit heiiger dankberkeit danken mag,
  • so bin ich sicher und anders nit. Du mäht wol dineh snöden
  • snödenlich halten, wan, herre,. din meinunge ist gut und besser
  • dene gut; wand manig ding heisset gut, de also gut nit enist
  • als de dine, de du mir tust. Wan du aber mich rürest mit diner
  • Überheren sfissekeit, die mine sele und minen lichamen al dur-
  • gat, so vörhte ich mich, de ich diner götlichen wollust alzevil
  • in mich mag geziehen, wan ich ir in ertriche vnwirdig bin.
  • Darumbe bitte ich dich vnderwilen vür ander liite me dene vür
  • mich, de ich miner wollust verzihe dur gotz liebi und dur cri-
  • stanliche trüwe.
  • Hienach vorhte ich die vfstigunge des homütes, die den
  • werdesten engel vs dem himelriche warf. Ich vörhte och den
  • sclangen der italen eren die Evam betrog. Ich v6rhte die vn-
  • trüwe die Judam von gotte sclüg. Bin ich gotte getrüw so he-
  • stan ich mit allen tugenden, mit aller gute in aller h&te, bi
  • gotte mit vnser lieben vröwen siner megtlichen müter.
  • LI, Ein gebet vor versumekelt
  • Ich allerminste, ich allersnödeste, ich allervnwirdigoste vnder
  • allen menschen küne, ich gere, ich bitte dich himelscher vatter,
  • herre Jesu Christo, herre heiiger geist, herre heligü drivaltekeit,
  • de du mir hütte wellest vergeben alle die versumekeit, da ich mich
  • mit versumet han an dinem heiigen dienste nit alleine durch nutz
  • und dur notdurft, mere dur mine sündige bosheit, die ich wol
  • gelassen hette eb ich wolte. Nu enpfahe herre, diso deine bes-
  • serunge, die ich dir nu leiste mit minem willen und diner lieben
  • müter ze eren und allen den heiigen, die man hütte begät in
  • der heiigen cristanheit, und allen gottesheligen ze lobe und ze
  • eren in selekeit, da si, lieber herre, mitte zu dir komen sint.
  • Nu hilf mir, lieber herre, sogetaner wandelunge an minem
  • lebende, de ich diner h'eligen geselle müsse werden in ertriche
  • alse in heiigem lebende, de ich in dinem riebe ir gesellschaft
  • 266 Siebenter Theil.
  • möge besitzen vor dinem beren antlütze und alle die mit mir,
  • die mines gebettes begerent.
  • LIT. Wie sich die minende sele neiget under die Jiant gottes.
  • Ich sprich minen fünf sinen zu: Neigent vch vnder die al-
  • mehtigen hant gottes, wan die viende von der helle müssen sich
  • neigen und bögen, wie homütig si sint, in iren vürigen banden
  • * vnder dem herten getwange des almehtigen gottes.
  • Die in dem vegfür sint.
  • Die mussent sich neigen in irre schult vnder die büsse, -
  • Untz in die jungesten stunden,
  • De si luter werden vunden.
  • Die sündere vf dem ertrich, die mfissen sich neigen vnder
  • die burdin irre schult in dem vrteile mit der riiwe in die büsse
  • oder in die ewigen helle.
  • Die guten lüte vf deme ertriche die müssent sich neigen
  • mit der . . . *) in die büsse alle ir tage.
  • Die vserwelten reinen die vnsern herrengot mit allen trüwen
  • meinent, die sint sere betwungen, und si lident manigen heiigen
  • kumber. Si neigent und bögent sich vnder alle pine und vnder
  • alle creaturen mit swebender miiie. In ist homüt vil türe. Hie
  • an sol ich gedenken, und ich wil jund müs vsser demselben
  • napfe. trinken, da min vater vs getrunken hat, sol ich sin rieh
  • besitzen.
  • Das himelrich neiget sich mit allen heiigen engelen mit
  • wuüeklicher helikeit, wan de si sint und lebent, de hat tn got
  • vergebens gegeben.
  • Die heiigen neigent sich und bögent sich vor gotte
  • In vliessender mine und wunenklicher gerunge
  • Mit vlizeklicher annemekeit.
  • So danken si gotte,
  • De inen sine gaben in iren notcn
  • In ertriche wc so mineklichen bereit;
  • Damit vertrügen si alles ir herzeleit.
  • Also müsse mir geschehen,
  • Wan ich öch dur sine liebin ^
  • In manger pine bin.
  • *) Das Wort fehlt in der Handschrift.
  • Cap. Ul—UY. 267
  • LIfl. Von dem gevengnisse geistlicher lüten.
  • Mich erbarmet in rainem herze der kumber diser samenunge
  • da ich bin. Do sprach ich in der naht in der einöte mines
  • •herzen vnserm herren alsus: Herre, wie behaget dir dis geveng-
  • nisse? Do sprach vnser herre: Ich bin gevangen in im. — In
  • diseme worte wart mir gegeben der sin aller dirre Worten alsus:
  • Ich vastete mit in in der wostunge.
  • Ich wart bekort von dem viende mit in.
  • Ich arbeite alle mine tage gezogenliche in nützer vruht mit in.
  • Ich wart verraten mit hasse mit in.
  • Ich wart verköffet ime glöben mit in, alse si sich ofifenten mir in gotzdienste.
  • Ich wart gesüchet in der vare mit in.
  • Ich wart angegriffen mit in in ganzem grime.
  • Ich wart gevangen mit giriger abgunst mit in.
  • Ich wart gebunden in der gehorsami mit in.
  • Ich wart verspottet in grosser vngunst mit in.
  • Ich wart georschlaget mit grosser vnschult mit in.
  • Swas si n&te horent, de sol si nit betrüben.
  • Ich wart für gerihte gezogen mit in als ein schuldig diep.
  • Des sont si gedenken im capittele und in der biht.
  • Ich wart gegeiselet mit in; alse si sich geiselent, so s&nt si min gedenken.
  • Ich trüg min crüze mit in.
  • Wene si beswerent eint, dabi sollent si gedenken min.
  • Ich wart mit in an de crüz gesclagen,
  • Dur de si gerne liden und nöte cumber clagon.
  • Ich bevalch minen geist an minem tode mincm vater mit in;
  • Also sollent si sich mir bevelhen in allen iren nöten.
  • Ich starp mit in in einem heiigen ende,
  • Also sol los werden alle ire gebende.
  • Ich wart begraben mit in in einem irdenischen steine;
  • Also söUent si wesen und beliben, von allen irdenischen dingen reine.
  • Ich stünt vf von dem tode, also sont si jemer von iren brüchen vfstän,
  • So mögent si die himelschen clarheit in ire sele enpfän.
  • Ich vor ze himele mit miner gotlichen craft.
  • Dar sollent si mir volgen in aller dirre vorhte tnaht.
  • Ich hoffe des werlich, de ir de ane vnderlas leistent und
  • bekenent. An wem es noch nit ensi, das müsse noch der wäre
  • got an ime voilebringen!
  • LIV, Von vier dingen des geloben.
  • Das man cristanliche gelobet an got, und de man got he-
  • lekliche minet und de man Jesum Cristum werliche bekenet^ de
  • 268 Siebenter TheU.
  • man siner lere getrüwelichen volget untz in des menschen ende,
  • des gelöb ich, das man in disen vier dingen de ewige leben
  • vinde. Wir geloben cristanliche, niht alse Juden, noch als vn-
  • gelöbige cristanlüte. Si wellent geloben gotte und nit an sin
  • allerheligosten werk die er worchte, das ist, de er vns sin ein-
  • gebornen sun gegeben hat; den versmahent si. Herre got de
  • clagen wir dir. Wir geloben ime vntz an den willen gotz, da
  • er vns sin eingebomen sun gesant hat in dise weit. Wir ge-
  • loben an die werk und an den tot vnsers herren Jesu Cristi, da
  • er vns mitte gelöset hat. Wir geloben an den heiigen geist,
  • der alle vnser selekeit vollebraht hat in dem vatter und in dem
  • sun und noch voilebringet in allen vnsern guten werken.
  • Wie sollen wir got helekliche raifien? Wir sollen alles de
  • mifien de die heiige drivaltekeit heisset. Got hat die sünde nit
  • geschaffen, darumbe hasset er si an vns. Got minet die gute
  • an vns, die er selber ist.
  • Wie sollen wir Jesum Cristum bekenen? Bi sinen werken
  • sollen wir in bekenen und sollen in vber vns miüen. Wie sollen
  • wir siner lere volgen? Als er vns geleret hat und sine volgere
  • vns noch lerent. Diewile de wir hie sint, so wirt vnser selekeit
  • gemeret.
  • LV. Also schribet ein frünt sineme f runde.
  • Wand du got mifiest tber diöe menschlichen mäht, wand
  • du got liep hast mit aller diner sele craft, wan du got bekenest
  • mit aller diner sele wisheit, wan du gotzgabe enpfangen hast
  • mit maniger heiiger dankberkeit, — darumbe sende ich dir
  • disen brief.
  • Der grosse vbervlus götlicher mifie, die niemer stille stat
  • und vlüsset jemer me ane vnderlas, ane allerhande arbeit, mit
  • also süssem vlusse jemer vnverdrossen, de vnser dein vesselin
  • vol und vbervlüssig wirt, — wellen wir es nit verstopfen mit
  • eigenem willen, so vlüsset vnser vesselin jemer über von gotz
  • gäbe.
  • Herre, du bist vol und machest vns och vol mit diner gäbe.
  • Du bist gros und wir sint clein,^ wie sollen wir dir glich werden?
  • Cap. LT. 269
  • Herre, du hast tos gegeben und wir sollen 8ch vürbas geben.
  • Älleine wir ein deines yesselin sin, so hastu es doch gefüllet.
  • Man mag ein dein vol vas so dike giessen in ein grosses vas,
  • de das grose vas toI will; von dem deinen vasse. Das grosse
  • (ist) die gnfigunge gotz, die er von vnsern werken enpfät; wir
  • sin leider also deine, de vns ein vörhtelin von gotte oder von
  • der heiigen sehrift also vol machet, de wir nit me mögen zft
  • der stunde. So giessen wir die gäbe aber wider us in de grosse
  • vas de got ist. Wie sollen wir das tun? Wir sollen es mit
  • heiiger gerunge giessen uf die sündere, de si gereiniget werden,
  • so wirt es aber vol. So giessen wir es aber vf die vnvoUe-
  • komenheit geistlicher lüte, de si vürbas criegen und vollekomen
  • werden und bliben. So wirt es aber vol, so giessen wir es
  • aber vs uf die not der armen seien, die in dem vegefür qwelent,
  • de tn got dur sine gute ir manigvaltige not beneme. So giessen
  • wir (es) mit heiiger barmherzekeit (vf) die not der heiigen eristan-
  • heit die in manigen Sünden stet. Vnser herre got hat vns allererst
  • geminet, er hat 8ch allererst für vns gearbeitet, er hat öch dur
  • uns allermeist gelitten. De selbe sollen wir im widergeben,
  • wellen wir tm glich wesen.
  • Also sprach vnser herre zu einem menschen: Gib miralies
  • de din ist, so gib ich dir alles de min ist. Das widergelt der
  • mine de wir got leisten, de ist vil süsse. De widergelt der
  • arbeit de ist vns leider vil dike swere, wan de die miüe hat
  • inwendig verzert, des müs leider der mensche vnderwilen vs-
  • wendig enbem. Wie swere de si, vraget man mich? De möhte
  • ich doch mit menschlichen sinen niemer vürbringen. Vnser herre
  • hat vil vür vns gelitten bis in den tot. Nu dunket vns leider
  • ein deines liden also gros, des müs ich mich selber versmahen
  • und gotte clagen, de ich also deine tugende han. Die miile
  • machet liden süsse, me deiie man gesprechen möge, und wellen
  • wir got werden glich, so müssen wir sigen über manigen strit.
  • De gehügenisse gotz und der miüenden sele kumet zesamene
  • glicherwis als du suüe und der luft mit der edelen gotzkraft
  • sieh zesamene mengent in einem süssen gedrenge, de die suüe
  • dem luft sin keltnisse und vinstemisse überwindet.
  • 270 Siebenter Theil.
  • De man nit mag gemerken es sie alles ein snne;
  • De kumet von der g5tlichen wune.
  • Got gebe vns und behalte vns allen dise minel Amen.
  • LVL Wie got r&ret sine f runde mit der pine.
  • Swene der mensch eine trübekeit hat,.
  • Da er nit nach enstat
  • Und deine schulde an im hat;
  • Alsus spricht vnser herre dnrzü:
  • Ich habe si geruret. Glosa.
  • Ze glicher wis als mich min vatter ruoren lies vf ertriche,
  • Also, die ich zu mir zühe vf ertriche,
  • Dene ti\t der zug vil we.
  • Si sollent de vürwar wissen,
  • So ich si swerer zö mir zühe
  • Je nahor si mir koment.
  • Wene der mensche "^ber sich selber gesiget,
  • Also de er pine und trost glich wiget.
  • So wil ich in in die süssekeit heben.
  • Also sol ime smeken das ewige leben.
  • LVIL Ein wenig von dem paradyso.
  • Dis wart gewiset und ich sach wie das paradys geschaffen
  • was. Siner brciti und siner lengi, der vant ich kein ende. Do
  • ich erste zukam , de wc zwischent dirre weite und des pamdyses
  • begine, do sach ich böme, löp und clelich gras und nit vncrutes.
  • Etteliche böme trügen öppfel und du ineiste menigi nit wan lop
  • mit edelme gesmake. Snellü wasser vliessent da durch und
  • sudenwind zu norden. Do begegente in den wasseren irdenschü
  • süssekeit getempert mit himelscher wuüe. Do wc der luft süsser
  • deüe ich gesprechen mag. Da ifie was tier noch vögele, wan
  • got hatte es alleine dem menschen bevolhen, de er mit gemache
  • da inen wonen solte.
  • Do sach ich zwene man iiie, de wc Enoch und Helyas.
  • Enoch der sas und helyas der lag an der erden in grosser iüe-
  • keit. Do sprach ich Enoch zu. Ich vragete tn, was si lebten
  • na menschlicher nature? Do sprach er: Wir essen ein wenig
  • von den öppfelen und trinken ein wenig des wassers, de der
  • lichame sine leblicheit behalte, und de grosseste ist die gotzkraft.
  • Ich vragete in: Wie kerne du bar? — Ich kam bar, de ich nit
  • Cap. LVI— LVIL 271
  • wiste wie ich har kam und wie mir was g ich har sas. Ich
  • vragete vmbe sin gebette. — Geloben und hoffunge, darus betten
  • wir. — Ich vragete, wie tm were, eb in it verdrusse da z*
  • sinde. Do, sprach er: mir ist alles wol und niergen we. —
  • Vörhtestu iht vor dem strite, der da in der weite noch sol ge-
  • schehen? — Got sol mich waflfenen mit siner craft, de ich dem
  • Stiche (stehen?) wol vermag. — Bittest du iht vür du cristan-
  • heit? — Ich bitte das si got von Sünden löse und bringe in sin
  • riebe. Elyas rihte sich vf; do wc sin antliz schöne vürig, himel-
  • var, als wissü wolle wc sin har. Si waren gekleidet als arme
  • mane, die mit dem stabe vmb ir brot gant. Do vragete ich
  • helyam, wie er bettete vür die cristanheit. — Ich bitt barmherzig,
  • diemütig und getrüwe unde gehorsam. — Bittest vt vür die
  • seien? — Ja, als ich gere, so wirt ir pine gemindrot. ') Als ich
  • bitte, so gat och die pine abe. — Werdent si it gelöset? — Ja,
  • ville. — Warumbe hat vch got harbraht? — Das wir helfer sin
  • der cristanheit und gotz vor dem iungesten tage.
  • Ich sach zwivalt paradys. Von dem irdenschen teil hau ich
  • gesprochen; das himelsche ist da oben, de hat de irdensche teil
  • beteket vor allem vngewitter. In dem höhsten teil da sint ine
  • die seien, die des vegevüres nit würdig waren und doch noch
  • nit in gotz rieh waren komen.
  • Si swebent in der wime
  • Als der luft in der sune.
  • Herschaft und ere, Ion und cronen
  • Habent si noch nit, eb si in gotzrich komen.
  • Swene alles ertrich zergat
  • Und de irdensche paradys nit gestat,
  • Als got sin gerihte hat getan ,
  • So sol de himelsche paradys öch zergan.
  • Es sol alles in dem gemeinen huse wonen
  • De (was) zu gotte wil komen.
  • So ensol kein siechhus me wesen;
  • Wer in gotz rieh komet.
  • Der ist vor aller süchete vri.
  • Gelobet m&sse Jesus Cristus wesen,
  • Der vns sin riche hat gegeben!
  • *) Hier scheint eine Frage zu fehlen.
  • 272 Siebenter Theil.
  • LVIIL Von Sante Gabriel.
  • Helig engel gabriel, gedenk min!
  • Miner gerunge botschaft bevilhe ich dir.
  • Sage minem lieben herre Jesu cristo,
  • Wie minesiech ich sie nach ime.
  • Sol ich jemerme genesen,
  • So müs er selber min arzat wesen.
  • Du mäht ime in trüwen sagen.
  • Die wunden die er mir selber gesclagen,
  • Die mag ich nit langer vngesalbet tragen
  • Und ungebunden.
  • Er hat mich gewunden
  • Untz in den tot;
  • Lat er mich nu nngesalbet ligen,
  • So mag ich niemer genesen.
  • Weren alle berge ein wuntsalbe
  • Und alle wasser ein arzatin trank
  • Und alle böme mit blümen ein heilsam wundenbant,
  • Damitte möhte ich niemer genesen.
  • Er müs sich selber in min er sele wunden legen.
  • Helig engel gabriel, gedenk min!
  • Dise mine- botschaft bevilhe ich dir.
  • Swer got liep haben welle,
  • Diser minebrief erweket sine sine,
  • Ob er got volgen welle.
  • LIX. Wie die botschaft für got kam.
  • Ich habe die warheit in mime geiste wol vemomen,
  • Min botschaft ist zu gotte komen.
  • Die antwort die mir da wider sol komen,
  • Die ist so gros,
  • So creftig, so grundelos.
  • So manigvaltig, so .wunerich und so ^berclar,
  • De ich si nit mag enpf^n,
  • Diewile ich irdensche wesen sol.
  • Ich entscheide aller ein deine wile
  • Von diseme armen leben.
  • Also de ich da niemer blibe.
  • Nu müs ich beswinde der rede geswigen;
  • Ich enmohte nit me davon enpfan,
  • De man offenlich davon sprechen sol.
  • Mer ich sach sant Gabrielen in wunenklicher ere
  • In der himelschen h5hin vor gotte stän,
  • Als ich arme es mohte enpfön.
  • c«^. LVUi^Lii. 878
  • Im waren angetan
  • Nüwi mineviirige cleider, die wurden ime ze lone,
  • Do er wäre botschafit; so erlich werben kan.
  • Sin antliz sach ich minevilrig spilende dar.
  • Er was mit der gotheit vmbevangen und dargangen.
  • Sine wort mohte ich noch verst&n noch geh5reny
  • Wan ich bin noch glich einem irdenachen toren.
  • LX, Wie das kint gesehen ioart.
  • In der naht, als gotz sun geboren wart, de wart das kint
  • gesehen in armen tflehem bewanden und mit snflren gebunden.
  • De kint lag alleine vf dem herten ströwe vor zwein tieren. Do
  • sprach ich der müter zu: Eya liebü fröwe, wie lange sol din
  • liebes kint alsust eine ligen? Weüe wiltu es nemen vf din schose?
  • Do sprach vnser vrowe, si enlies doch de kint niergen vs iren
  • Sgen; si reichte im ir hende^) und sprach: Es sol dise siben
  • stunden under naht und vnder tage vf diseme ströwe ligen. Sin
  • himelscher vatter wil es also. Dem himelschen vatter wc sunder
  • wol damitte, de bekante ich do. Ich bat de kint vür die, die
  • sich mir bevolhen hatten. Do sprach ein stime vs dem kinde,
  • es regte doch sinen munt niergen: Wellent si mich halten in
  • irme gehiigenisse, so wil ich sie halten in minen hulden. Ich
  • han in nit ze gebende dene minen lip und de ewige leben. In
  • presepio de kint lag vf dem ströw herten, sin himelscher vatter
  • wolte also.
  • LXL Wie man sich bereiten sol zu gölte.
  • De der vogel lange bi der erden ist, da mitte verböset er
  • sine vlügel und sine vedem werdent swere. So hebet er sich
  • vf in eine höhin und weget sine vederen und zühef sich vf in
  • eine höhin also lange, untz er den luft ergriffet, so kumet er
  • in dem vluge. Je lenger er vlüget, je er wunenklicher swebet,
  • kume als vil de er de ertrich berfiret de er sich labe. Also hat
  • ime der mine vlügel die irdensche woUust benomen, glicher wis
  • sollen wir vns bereiten, alse wir zu sollen komen. Wir sollen
  • die vederen vnser gerunge jemer vfwegen zu gotte. Wir sollen
  • ') Handschrift: in ir h6de.
  • H. Meebthild. lg
  • 371 • Siebenter Theil.
  • ynsere tugenden und unsrä guten werk hohen mit der mine,
  • wellen wir' hie nit. abe lassen^ so werden wirgöttes ine.
  • (Vacat.)
  • Eya begerende mine,
  • Da HiffiBst BDAnige sfiase stime
  • In de ore dines lieben herren;
  • Din riftwe die ist deine.
  • Nu fröwe.. dich und swige nit, . - ~
  • Et wil sich noch mit vr6den zft dir kereu.
  • Eya sinkende mifie,
  • Pü Hdest manige sfisse not,
  • Din eilende de ist gros.
  • Wie soitu Jesum gewinen?
  • Er 15ffet dir alzelange vor.
  • Du hast in doch vür die sünde erkom
  • Und hast dich selber in Im verlorn.
  • Des müst du manige pine liden;
  • Ich wil mich in ime erholen.
  • Eya voZ^') mine,
  • Du spengest sere min herze und mine sifie,
  • De ich balde wil von hinan,
  • Ich enkan dich doch nach wünsche nit gewinen,
  • So müs ich doch nach jamer mifien.
  • Eyia creftige mine, du bist in grosser h&te.
  • Du meinest alle ding mit gute,
  • Du tragest sere über alle not,
  • Din hoffunge und din geföbe ist g^ros,
  • Du solt vberwinden alle din not. . .
  • Eya wisü mine, du hast heiige ordenunge.
  • Wie dit got darine lobest imd bekenest
  • Und sinen willen in allen dingen voilebringest.
  • Tftstu dis mit triiwen,
  • So mahtu in gotte rüwen,
  • Haran wil ich mich vr6wen.
  • LXIL Wie die jungfrowen dienent tr frowen der Icdnegin.
  • Also die rede wart geoffenfaaret einem menschen in sinem
  • jgeiste alsust: Ich sach einen weg; der gieng von osten da
  • die sune vfgat, untz in westen da si vndergat. In dem
  • wegen wandelten alle die von gutem willen sint ze gotte. Si
  • wandelten alle bi tale und ileten doch vngeliche. Si wandelten
  • *) Handschrift: wlü — wole?
  • Cap. LXli. 276
  • alse bilgerine; die gelassen betten de ei liep betten und wolten
  • s&eben de allerbeste; de got ist. Semlicba karten wider mit der
  • Wollust; die si gelassen hatten und die volldgiengen nit. Sem-
  • liebe rüweten in dem grase der manigvaltigen woUust und in
  • dem bl&men der italkeit; die bliben yil lange in dem wege.
  • Den wirt danacb yil swere beseme des bitteren vegevüres ge-
  • geben ; eb si doch ane hSbetsAnde lebent.
  • Hiezü antwurt vnser herre alsus: Semliche lAte^ die wan-
  • deint mit g&tem willen an heiigen werken^ und haut doch an
  • in selben also swere sitten und machen sich mit ire swindekeit
  • also vnbekeme; de man si kume mag erlideU; in den lüten ist
  • min vrteile behalten. Si solten sere min barmherzekeit suchen
  • mit diemfitigen Worten ; so behielten si ire g&ten werk ynverlom
  • und die bitterkeit irs herzen wArde ze nihte, also möhten si zft
  • in selber komen. Der mine barmherzikeit suchet; der mag
  • yinstemisse nit erliden.
  • Einer gieng alleine in dem wege. Das wc davon; de ime
  • irdenschü woUust an siner sele nit einen trost mohte geben.
  • Do sach er zw6i menschen vor im gan. Der eine gieng zer
  • lingen hant der ander ze der rehten haut des weges. Do vra-
  • gete der menschC; wer si weren und wes si pflegen. Do sprach
  • der zer lingen hant:
  • Ich bin gotz gerehtekeit,
  • Götz gerihte de wart mir gegeben, de ist min,
  • Do Adam in dem paradyso sünde tet.
  • Min gerihte hat gewesen lange und gros;
  • Na ist gekomen dise jungfrowe, die bi mir gut,
  • Die ist worden min genos,
  • Die heisset barmherzekeit.
  • Alle die si süchent und steteklich anrftffent,
  • Die fberwindent alles ir herzeleit.
  • Si ist sere voUekomen,
  • Si hat mir mine rehtekeit foenomen.
  • Swas kambers an dem menschen geschihet,
  • Und der dene mit rüwe zu mir vlühet,
  • So leit si ire senfte hant vf de crombe,
  • So 8tä.n ich als ein tombe
  • Und mag dawider nit getün.
  • Dis machet alles der geware gottes sun,
  • Der bat mir mit siner barmherzekeit
  • 18*
  • ,276 Siebenter Theil.
  • Benomen mine gr68ten gerehtekeit.
  • Si fr&8tet den betrftbeten, si heilet den wanden,
  • Si rrSwet alle die th ir komen,
  • 61 hat mir grosaen gewaJt benomen.
  • Si hat mich liep und ich aie;
  • Wir s&Ilen jemer bisamen sin
  • Untz an den jungesten tag, so ist de gerihte min.
  • Gottes gerihte und gottes gerehtekeit
  • De ist nit alles ein.
  • Das gerihte erteilet die schnlde.
  • Die ime ane rüwe vorgevallet,
  • Die gerehtekeit ist ein heiig leben, *)
  • Die hat got allen sinen lieben vränden gegeben ;
  • Der wolte er selber an sinem lebende pflegen,
  • Wan er in allem sinem tünde gereht wc;
  • Also weis er de wir pflegen,
  • So m6gen wir luter mit tm wesen.
  • Dirre gottes barmherzekeit tind sines sünes heiige gerehte-
  • keit, die er selber hielt in ertriche an sinem lebende und ir
  • beider heiiger geistes gäbe, dem volgete in dem wege ein ei*-
  • lichü schar. Die waren alle jungfrowen glicli. Do ich si sach,
  • do bekafite ich alle wol, doch so wolte ich si vragen vf de,
  • de ich antwnrt von tn haben wolte. Ich vragete wer si worin
  • und WC ambahtes si pflegen. Do sprachen si:
  • Wir sin jungfrowen edel und wolgezogen
  • Und dienen gotte ze sinem lobe
  • An siner allerliebsten känigiöe,
  • Die got hat erkom ob allen dingen, ^
  • De ist des menschen sele und lip.
  • Wir dienen vnser vröwen der künigine,
  • De si mit allem vlise und mit allen irem sine
  • An allen dingen irs herren willen voUebringe
  • In cristanlicher ordenunge,
  • So wirt si niemer schuldig vunden.
  • .Vrö wisheit, wc küfient ir dienen
  • Mit Wer swester der bescheidenheit?** —
  • Wir leren mine vröwen die künegin,
  • De si jemer küne scheiden de böse von dem guten
  • Mit g6tlicher wisheit
  • In heiiger bescheidenheit,
  • De si denken wie es nu si
  • Das biblische: justitia justus.
  • Cap. LXII. 27t
  • Und w\t eis noch m5ge komen.
  • Des gewinet si in allen dingen vromen,
  • „Vrö war hei t, was könent ir dienen ze hove
  • Mit liwer swester der helikeit?" —
  • Ich diene niinem herm und miner vröwe der kdnegin
  • Mit allen trüwen, de si irme herren
  • In allen Iren n6ten jemer getrdwe sin; •
  • Davon blibet si sicher und vri,
  • Und de si jemer inwendig heiig si,
  • In allen dingen irme herren vndertan,
  • So blibet si vswendig lobesam.
  • „Vrö diemütekeit, wc k6nent ir dienen
  • Mit vwer swester, der senffcmfttekeit?'*
  • Ich lere mine vröwen , die künegine.
  • Da si mines herren willen
  • Und alle sine gaben von herzen mine,
  • So mag si rüwen in heiiger slnfmutekeit,
  • So vertribet si mit yr5den als ir herzeleit.
  • „Vrö miltekeit, wc k6nent ir gedienen
  • Mit üwer swester der gehorsamkeit?''
  • Ich lere mine vröwen die künegin,
  • De si je mit gerender gotzmine
  • In irme gebette mi|te si
  • Den bösen und den guten.
  • Den lebenden und den toten.
  • Der schätz ist manigvalt. und gros,
  • Der kunt aller wider in ir schos.
  • Wil si tun irs heiTen willen,
  • So sol si die heiige gehorsami
  • In allen iren werken vollebringen,
  • So blibet si gotz künegln.
  • „Vrö starkeit, wc könent ir gedienen
  • Mit vwer swester, der stetekeit?** —
  • Ich lere mine vröwen, de Bi Btark si in allem strite,
  • So mag si in irme riche bliben.
  • De si jemer stete si.
  • So blibet si je von irme herren vri.
  • ' Dirre jungfrbwen ist tu ane menschlich zal, wan alles de
  • der gute mensche in got tut inwendig und vswendig, da h6rent
  • alles tugenden zu. Mit disen jungfröwen in dem wege wandelte
  • ein gros herre, der wc glich eime heligosten und dme aller-
  • gewaltigösten bischof, de wc vnser cristan gelobe, der wc v*rig
  • in binen und braute alles von gotlicher mine. Mit allen diseü'
  • tugenden diente er diser künigine. Oben in der höhin swöble'
  • 278 Siebepter Theü.
  • ein jungfröwe, die wc glich eime gnldia aren. Si wo vmbe-
  • yangen mit eime bimelschen fichine, si löhtete und si lerete und
  • si temperte alle dise jungfröwen ze dienste irre vröwe der
  • könegin.
  • Dise mine wonet in dem cristangelöben, si rftwet in dem
  • palaste ir vrowen der könegin. Das ist ir ambaht.
  • Das si liep zd li6be twinget,
  • Got zu der sele und die sele zft gotte,
  • Darumbe stat ni in dem emten gebotte.
  • LXIIL Götz tüäle ist ein fArste in edlem weaende.
  • Stete geruDge in der geninge,
  • Stete wetage in lichameD,
  • Stete pine id den siiien,
  • Stete hoffnnge in dem herzen nach Jesu alleine.
  • Alle die sich selber verlassen habent in gotte,
  • Die merkent wol wc ich meine.
  • Ich was zwene tage nnd zwo naht
  • In also gros angemach komen.
  • De ich hoffenunge hate, de min ende were komen.
  • Do dankete ich gotte als verre ich mohte vmb sine gaben.
  • Do gerete ich zu gotte, de er mich zu ime neme,^
  • Ob es sin liebste wille were.
  • „Jedoch herre, mag din lop dJtvon iht gemeret werden,
  • So wil ich gerne dar dine liebin bliben
  • In disem armen libe.
  • Herre, ich han gelebt alsus manig jar und manigen tng,
  • De ich dir herre , nie also swere oppfer gegab.
  • Herre din wille geschehe und nit der min,
  • Wan ich min selbes nit enbin,
  • Mer in allen dingen din.**
  • Do sach ich in verren höhe ein bereitunge der heiigen, als
  • eb si komen wolten zu minem ende. Ire personen die si waren,
  • der ensach ich nit zwischen !n, waä mir wc ein also creftig
  • lieht, das da in mitten schein, das mich das duhte, de ich mit
  • tn were ein. Dis wc hohe in dem westen, da die sune vnder-
  • gät Von norden waren komen vbele geiste, die hielte da W,
  • die müsten min gerihte besehen. Si hatten 6ich zcEHSimen gef-
  • wanden und waren getwungen als die besclagenei) hundei Si
  • wrgetent mit irme halse ze mir. Ich vorhte iro nijj ich.yrft-:
  • wete mich.
  • Cap.'LXm— LXIV, 911
  • Do bekante ich de si got ze eren dar m&ssent komen.
  • Da got sinen yründen alle ir not hat henomen,
  • Und si dene mit irme lästere wider z& der helle komen.
  • In disen dingen wart mir in minem libe
  • Eine wandelange gegeben,
  • De ich müste bliben
  • In disem bitterm, ellendigem leben.
  • Ich was also sicher and also vri,
  • Ane vorhte and ane pine. wi, o wi, o wi !
  • Und de do nit mohte bliben im tode gotz güite,
  • So were mir na we ze mute.
  • Hette ich na menschliche mäht and g5tliche ,mine,
  • So wolte ich nn allererst gotte dienen beginen; ^ ,
  • Das wolte ich vf ein gute ende «bringen, --
  • Als ich je wolte and noch wil.
  • LXIV, Wie got dem menschen dienet. /
  • Alsas spricht ein betlerin in irme gebete ze gotte: Herre
  • ich danke dir^ sit da mir mit diner mine benomen hast «lleu
  • irdenschen richtflm^ de du mich nu eleidest und spisest mit vröm-
  • dem güte^ wan alles das mir in eigenschaft mit wollust nüt in
  • dem herzen cleidet, das müs mir alles vrömde wesen.
  • Herre, ich danken dir, sit du mir benomen hast die mäht
  • miner ögen, de du mir nu dienest mit vrömden ögen.
  • Herre, ich danken dir, sit du mir benomen hast die mäht
  • miner henden. ...
  • Herre, ich danken dir, sit du mir benomeii Wt die mäht
  • mines herzen, de du mir nu dienest mit vr5niden (hc«iden und)
  • herzen. ;:
  • Herre, ich bitte dich yür si, de du es In wellest Ionen in
  • ertrich mit diner götlichen mine, do si dir mflssen vtehen und
  • dienen mit allen tugenden untz in ein heiig ende. AMe die mit
  • luterm herzen allü ding lassent dur gotz liebin, . - ^*-
  • Die siht alle erzebettelere;
  • Die s6llent an dem jangesten tage
  • De gerihte besitzen mit Jesu vnserm 16sere.
  • Hen-e, alles de ich dir dage,
  • De müsestu wandelen an mir and an allen sünderen^
  • Herre, alles des ich dich bitten,
  • Des müsesta mich geweren -
  • Und allen vnvollekomenen geistlichen lüteni , . r
  • 280 Siebenter Theü,
  • Dnr diu selbes ere.
  • Herre, din lop müsse an minem herzen niemer geswigen,
  • Swas ich tt, lasse und Hde. Amen.
  • LXV. Wie got die sde zieret mit der pine.
  • Swene die jungfröwen ze allen ziten sint gekleidet nach
  • dem willen irs brütegömes, so bedürfent si nibtes me dene hoch-
  • zit cleidern, de ist, de man pinevol si in söchede, in wStagen
  • in anvehtunge und in manigem herzeliden/ de^ wir vil vinden
  • in der sandigen cristanheite.
  • Dis sint die hochzitcleider der miüenden sele; aber die werk-
  • tagcleider, das ist yasten, wachen, discipline^ bihten, süfzen,
  • weinen, betten, vörhten die^) sünde, herte getwang der sinen
  • und des libes iü gotte dar got, süsse hojfunge und ane vhd^rlas
  • mifiekliche gerunge, und ane vnderlas ein bettende herze in
  • allen werken. Dis sint die werktagcleider des guten menschen.
  • Swene wir siech sin, so tragen wir die hochzitcleider; swene
  • wir aber gesunt sin, so tragen wir die werktagcleider.
  • Alsust spricht der gepineget licham zu der ellendigeri'sele:
  • Wene wiltu vliegen mit den vedern diner gerunge
  • In wuneklichen h6hin, zu Jesu, diner ewigen liebe?
  • Danke im da, vröwe, für mich,
  • AUelne ich sn6de und unwirdig si,*
  • De er doch min w6lte sin,
  • Do er in die eilende kam
  • Und vnser menscheit an sich nam,
  • Und bit, de er mich ane schult behalte
  • In sinen lutem hulden untz in ein heiig ende,
  • Wene da, liebiü sele, von mir wendest
  • Die sele, £ia min allerliebste gevengnisse,
  • Da ich ine gebanden bin,
  • Ich danken dir alles, des du hast gevolget mir.
  • AUeine ich dike betr&bet bin von dir,
  • So bistu doch mir ze helfe kernen.
  • Dir wirt noch alle din not benomen
  • An dem jungesten tage.
  • So wellen wir nit me clagen.
  • ') Handschrift: dise.
  • Cap. LXV. 281
  • So sol es vns allen wol behagen,
  • Do got mit vns hat getan,
  • Wiltu da nu vaste stan
  • Und süsse hoffange han.
  • Die gehorsami ist ein heiig bant, si bindet die sele ze gotte
  • nnd den lichamen zft Jesu und die fünf sine ze dem beiigen
  • geiste. Je langer »i bindet, je me die sele niinet. Je snöder
  • sich der licham haltet, je snöder sinü werk vor gotte, und vor
  • den lAten mit gutem willen.
  • Explicit Über.
  • 282
  • r- \
  • Zusatz Über die sieben tagzeiten«
  • (Ton gleicher Hand und sldchieitl^O
  • Man sol prüven ze mettinzit, eb die craft der gotheit an
  • die sele komen si, und habe den menschen vfgezogen von der
  • kargheit dines libes und der blintheit dines herzen. Da hörent
  • zwene gezüge zu, ein binunge des libes mit einem sftchenden
  • vlisse, stetekeit des geistes in gotte.
  • Man sol prfiven ze primezit, eb die wisheit der gotheit
  • an die sele komen si, de man bekenen köne vollekomenheit und
  • vnvoUekomenheit. Da höjent zu zwene — ^)
  • Man sol prfiven ze mittem morgenzit, eb de für der got-
  • heit an die sele komen si und habe abgebrant alle vleken der
  • Sünde. Dazu hörent zwene gezüge, ein herzeklich blangen nach
  • vnserm herren und inige trehene nach götlicher liebi.
  • Man sol prfiven ze mittemtagezit, eb die miltekeit der
  • gotheit an die sele komen si, und habe begeben alle weltliche
  • vründe. Dazu hörent zwene gezüge, ellendekelt vs allen crea-
  • turen, stetekeit des geistes in gotte.
  • Man sol prfiven ze nonezit, wc got an das crüze brahte,
  • menschlich barmherzekeit und götliche trüwe. Da hörent zwen
  • gezüge zu, de man vnsern herren bekene und de man in mine.
  • Swie vil tugenden wir hetten, wir sollen allewegen einen hunger
  • , und einen turst haben nach vnserm herren.
  • Man sol prfiven ze vesperzit, eb der vride gotz in die
  • sele komen si, eb der mensche vriden habe mit gotte und mit
  • allen menschen und mit im selber und mit allen creaturen«
  • Dazfi hörent zwen gezüge, swigen und de einöde.
  • *) Die Zeugen sind nicht genannt.
  • 283
  • Man sol prüven ze completezit, eb de götliche wunder
  • an die sele komen si, das gotte zftspraeh an dem crüze. Dazu
  • hörent vier gezüge: De man got vlisseklieh s&ehe und de man
  • in behalte in berzeklieher mine und de man stn gebruehe. Deir.
  • getrtiwe kneht vnsers herren, der sol niemer sin einen tag, er
  • si eintweder an fbunge guter werken oder an vlisse der lere,
  • das er siüe sine lere, wie si got von herzen minen sollen oder
  • an bevindunge der s&ssekeit oder an gebruchunge der vröden.
  • Ein reht geistlich mensche, de ist allewege m§ besorget vmbe
  • gläke dirre weite, de es ime iht ze sere zügg, dene er besorget
  • si ymbe sine notdurft. Das sint, die gotte wol behagent, wer-
  • liche es gange tn wol alder übel.
  • Bruclistilk tber mystisches leben von einem nnbekanten.
  • Das edelste und de nüzeste, das alle meister und alle gotz-
  • yründe gesprechen mfigent von gotte, de sint die artikel eristans
  • geloben. Mer nu ist ein verborgen abgrunt in der sele, das
  • rfiffet ane vnderlas mit einer wilden, abgrüntlicher vnbegriflfen-
  • lieher stime (vs) deme götlichen abgrunde, so de der vernmifte
  • als in einem ögenblike endeket wirt. So wiii; si gereisset in;
  • ein tberwunderlich gros jagen danach und kan ir doch nit werden
  • in der zit. Mer de hohste, de nutzeste und das edelste de ir
  • hie werden mag, de ist, de si allü wort, alle gedenke, alle be-
  • girde, alle mine, die sele alzemale,^ »ach ir ziehe und versenke
  • und ertrenke in dem götlichen abgrunde und de die Vernunft
  • harus bringe wie gros de st. De ist doch niiwan (nur) di"! al-
  • m&sen schussele und die brosemen, die von der herren tisch
  • vallent. Und wie hoch und vberswenkig de der vernunfte s!
  • und sehine, als es ir von mine ze eigen gegeben si, so mag si
  • es doch niemer bas behalten vn siehorlieher, dene de si es
  • wider von minen verliere in dem götlichen grundelosen abgrunde,
  • da alleine allü ding eweklieh ine behalten sint.
  • 284
  • Aber die tegellcbe spise, die den ifieren und den ygseren
  • menschen von not bliben müs hie vs, de ist ein vemönflkig war-
  • nemen der ordenunge gotz gegen got, gegen im selben, gegen
  • sinem ebenmenschen, der gnftg sin, in welicher wise sie de er-
  • bütet, es st tn tribende zu dem sacramente, oder vf ein ifier
  • abgescheiden rüwe, oder zft einem ifiem yemäüftigen reissen,
  • bekenen gStliche warheit, oder ze gebet, oder ze oflTenbarungen,
  • oder ze geistlicher gesiht, oder ze gStlicher sfissekeit,' oder ze
  • vsseren minewerken, oder ze einem vernünftigen, mi&enden,
  • reissenden, claflFenden der vründe gotz vndereinander, von 3er
  • edelsten götlichen warheit. Und alles, de hie nöwes geborn nnd
  • gewnnen wirt, de sol also geteilet werden, de de 6delste verlorn
  • und wider geoppfert werde in das vorgenant abgründe, und mit
  • dem andern gespiset werde die vorgenant ordenunge in einem
  • einzigen zünemende götlicher wisheit in Christo Jesu. Dis ist
  • alleine dem rehte willigü armüt und das allervoUekomenest leben,
  • danach alle wäre gotz vründe jagent, und wc in andere wis ge-
  • boren wirt, de verblibet und vervallet in manigvaltig vngeordent
  • pinlich wise, der got niemer gantwurt'et, oder vallent in vnge-
  • ordent vernünftige vriheit des geistes und de ist der schedelichest
  • <
  • val oder keret sich aber wider zu der weite. ^)
  • *) In der Handschrift folgen drei leere Seiten, womit der vferzehende
  • Sextem endet.
  • Einige Worterklänmgeii.
  • Abe, babon.
  • abe^nst, 9^etb.
  • achter = after, naäf (einem ^kL)
  • adan, Stirem, aud^ atten, aten.
  • agestein, ©ernftein, 3Wagnctftein.
  • afite, aht, aäft,
  • alleine, oBfc&on.
  • ambaht, Slmt, ©icnft.
  • amehtikeit, Unmad^t.
  • anderhalp, auf bcr anbem @eite.
  • anderwarbe, nod^ einmal.
  • aneth, ol^ne.
  • ar, S(b(er.
  • amen, büßen, fü^^nen.
  • artedine, ^äfai^ffütmn,
  • arzat, ^rgt; arzatine, ^ergtin.
  • ass, atd bag.
  • aten, atten, f. adan.
  • aureole, 9^imbu8, ©lorte.
  • Bagen, ganfen^ fc^etten.
  • bat, «ab.
  • beiten, »arten, entbc^frcn,
  • bekeme, angenclfim.
  • bekenen, fcnnen.
  • bekoren, toerfud^en; bekorung, ^tx*
  • fud^ung.
  • bermint, Pergament,
  • besagen, )>er(äumben.
  • beslagen, gefd^tagen.
  • besmen, «efcn, dtutift.
  • bewellen, bewollen, bcflerfcn.
  • bewaren, getoal^ren.
  • bewisen, toeifcn, l^injeigen.
  • beworcht, gemirft?
  • bibenen, biben, beben,
  • binen, tnnerl^alb; auc^: fid^ für etttjaö
  • l^attcn.
  • bleken, geigen, bloß fei«,
  • bliken, bli^en, gtängen.
  • blüme (der), 3ungfraufc^aft.
  • bobe, über, oben,
  • bobenheit, ^obeit.
  • borien, «ol^rer.
  • Bremen, zubremen, murren, jumurrctir
  • fremere.
  • br5de, brodekeit, gebred^ßd^.
  • brach, 9?aum?
  • bruchung, (Senug.
  • bulge, Soge, Söeae. Slud^ 2:rinfgefä6.
  • bümen, brennen,
  • büten, bieten.
  • C (icbe K.
  • Dahte, 2)od^t.
  • den, benen.
  • defie, dane, bann,
  • der, bereu,
  • dilker, 2:ifger.
  • doln, trogen, bulben.
  • drahte, ©cbtoangerfd^aft , i)on tragen,
  • druhten, trinten, Pflegen,
  • dürfen, bebarf.
  • dnrnehtig, )ooUfommm, gang.
  • £9 ebe, )ut}or.
  • ß, ®efefe.
  • eb; betoor.
  • egeslich, egestlich, fd^eugUd^.
  • ehte, ©bleute?
  • eigenschlich, gugebörenb.
  • einvaltig, einfad^.
  • eisen, fd^aubem, erfd^redfcn.
  • eisunge, ©d^auber.
  • enbeisen, enbizen, genießen,
  • end. Ort.
  • engetar (ich), td^ barf nid^t.
  • entgelten, gelten foffen.
  • enthalten, gurüdCbatten.
  • entreinen, befcbmutjen.
  • entrichten, i)ertt)irren.
  • entrisen, reis, rim, entfoffen.
  • entschulden (sich), fid^ bellagen.
  • entwichen, ertDeic^en.
  • erarnen, abbüßen,
  • erdriezen, fatt bftben, überfatt fein,
  • erschellen, erfd^atten.
  • ervlongen, in bie glud^t jiagen, fagere,
  • erwegen, aufregen.
  • 286
  • WorterkläruDgen.
  • Ettesweüe, etzwene, ttxoa. '
  • F, mt V.
  • Gaden, $aud (^(oßcr).
  • gebende, Äo^jfjeuö ber grauen.
  • gebur, ^aucr.
  • gebürlich , »ol^Ianftänbig.
  • gedenke, ©ebanfen.
  • gegen, entgegen.
  • gegerwe, ^eiliger ©c^mucf, SWeßKeib.
  • gehügenisse, gehügnisse, (^ebä^tnig*
  • gelass, ^(eib?
  • gelöte, ®en?id^t gu einer 2öage.
  • gelten, gelten (attito), f. Schuld.
  • gemeine, gememltd^.
  • geneiste, guntett.
  • genemen, nennen.
  • genenden, crfü^nen.
  • gere, Regier.
  • geringe, (eid^t, flin!.
  • gerüchen, gerufen, l^eUeben.
  • getempert, rid^dg gefUmmt, georbnet.
  • getrosten, entbehren.
  • gewenen, cnttobl^nen.
  • gewete, Äleib.
  • gift, 2«itgtft, aWorgengol&e.
  • grane, ©art an ber ?lel?rc, @d^nurrbart.
  • grans, ^äfmUl, 9{üffe(.
  • grein, greinen, murren.
  • grel, grett.
  • grendel, 9{iege(.
  • grinen tote greinen.
  • groiren, gtoriren.
  • Harte, fel^r.
  • heimlich, k>ertrant.
  • herten, ausharren.
  • hinderrede, ma^^^mbt (bbfe).
  • hitzen, l^eigmerben.
  • hohen, erl^bl^en.
  • hör, g. hör wes. m. ^otl^.
  • horwetig, fotl^ig,
  • hüffe, SBange.
  • hüfhaltz, hüffehalz, Pftenlal^m.
  • hügenisse, hüge, greube.
  • hülzin, Vi^^jcm.
  • hungerlachen , hnngertfich , langet
  • Xndf, in ber gaften bie Slftöre gu
  • t>er^üC(en.
  • lergen, irgenb.
  • joch, unb bod^.
  • jtal, (cer.
  • juncherre, 3nn!er, Sungl^err.
  • K unb C.
  • careiie, Cuabragene, gajlen.
  • klelich öon kle, @amen, frud^tBar.
  • clote, ^(anfe.
  • köpf, köpfe, ^ecjer.
  • kosen, Üejen, to'dffUn.
  • kouwen, kiuwen, (Saunten,
  • Krank, fd^toad^.
  • krantwnrzen, Sad^l^olber, Junipems.
  • kriegen, fd^reien, ganfen.
  • crisen, chnsam ober freifen.
  • culter, culteren, S)edfe ül&er bie iWatragc.
  • kume, faum.
  • künde, Äcnntniß.
  • kune, ©efd^rcc^t, SSerioonbtfd^aft.
  • Langen, erretdben; aft längen?
  • lassen, nad^taffen.
  • leid, unt)ertröglid& , mürrifdb.
  • lid, ©Heb («ugeiilib).
  • lidig, lebig, frei.
  • Magen, Äroft, auc^ SJertoanbte.
  • man, SD'^onb.
  • manslaht, ^rieg, @d^(ad^t.
  • masse. Wlaa^,
  • me, me^r.
  • meit, bie meide, frol^, greube.
  • mer, aber.
  • mere, al9, auger.
  • meslichor, mägiger.
  • miner, minber.
  • mortlich, tbbtlic^, U9 gunt ^obe.
  • mü, mug t)on muffen.
  • müre, äj^orafl.
  • miltwillen, mutl^iger SBittc, guter Sitte.
  • Nar, ^axht.
  • nemen, nennen.
  • niet, ^aft, @tift.
  • nuwar, nur.
  • nüwen, erneuen.
  • Olei, öl, oleien, bie ki^tt Oefung geBcn.
  • 51Ü, aae.
  • Peize, beize, 2odff^)eife.
  • pellol bovivir, ^etgträger?
  • pfeffelich, ^rieflerti^.
  • pfellel, ©eibenfloff.
  • Qwelen, teiben.
  • Bam, Stadien, .
  • rans, @d^naM, ^tad^en.
  • reien, Sangen, (Steigen).
  • reise, ^rieg«gug*
  • reissen, rcigett.
  • rief, Steif, pruina.
  • rum, 9?aum.
  • runen, ffüftem, raunen.
  • r&ren, o eruieren.
  • rüch, ^ä^er, @aatfrä^e.
  • rüchen, gerui^en.
  • Sache, Urfad^e.
  • saf, @aft.
  • samenung, Sammlung, ^(ofler.
  • schappel, iD^i^rtl^enfrang.
  • Bcheffenisse, ^efd^affen^eit.
  • schöpnisse, @d^b)>fung. .
  • schreigen, anfd^reien.
  • schriken, f^ringen.
  • Worterklärungen.
  • 287
  • Sege, ^ti}.
  • segen (sich), fegnen.
  • seist, fagfi (bu).
  • selweD, entfärben.
  • semlich, fämmtüd^.
  • sere, SBunbe.
  • sid dem male, {Internat.
  • siech, !ranf.
  • simelen, @emmeL
  • sinkrank, 6Iöbflnnig. ^
  • sinwel, sine -welle, $3br6ung.
  • sieht, einfad^.
  • slinden, sclinden, fd^Ungen, fd^Iuden.
  • smaken, neutr., \^ma\iiid), gering fein
  • ober tperben.
  • Bn6d, axmüä), i^erad^tet.
  • sogetan, sogtan, fo(d^.
  • sömer, $!aftträger.
  • spengen, f)>annen.
  • sprechen, l^eigen.
  • stein, geU.
  • stral, $fet(.
  • stüle, £]^ron; stülen, tl^roncn.
  • stappe, ^tanh.
  • sümlicn, 3emanb, sAmliche, Einige,
  • sünlich, (inbUd^.
  • surögge, triefäugig.
  • BUS, fo.
  • swarheit, ©d^toere.
  • swindekeit, ^eftiged, gä^ed Sefcn.
  • Tepet, Zt)ppx^f Zapttt.
  • togen, dogen, taugen.
  • t5ren, [täf bet^Bren.
  • torsten, bürfen.
  • t6tlich, flerbUdji.
  • tris, ^d^ai^; triskamer, (^d^a^fammer.
  • trisemvas, @d^at$.
  • tumbe, ^avXf (bumm).
  • twagen, }n>adten, }toidten.
  • twahen, toafd^en, Sunt mad^en.
  • tynavel toon tine, ^mm. SCud^ fron-
  • tispicium ober ©etäfet.
  • Ueberhere, übergroß,
  • ufwegen, tmpoxtokatn , aufn)iegen.
  • ulin, 5>ö(>re.
  • umbetal, Umfang.
  • unberhaftig, nic^t gebärenb, unfrud^tbar.
  • undersniden, abfied^en.
  • UDgebe, toertl^tod.
  • ungewandelt, unerfe^jt, ungeübt?
  • unschaldi^en , t)on <^d^ulb reinigen,
  • entfd^utbtgen.
  • nnsehelich , unftd^tbar.
  • nrlü^, Ärieg.
  • ftweie, (Snle.
  • Yar, Xrug.
  • vare, garbe.
  • vederschlagen, glügelfd^tagen, flatttvn.
  • verdümet, t)^bammt.
  • vergebens, umfonfl.
  • verkiesen, i)ergeffen, überfeinen.
  • verslinden, toerfd^Ungen.
  • verwahsen, fraftio« toerben, toertoünfdjt.
  • verworchten , toerttjirfen , (g. «. bic
  • ®nabe.)
  • verzehren, benüfeen,
  • vielaten, ^Jeitd^en.
  • v6gen, fügen,
  • volburt, ©eftätigun^, voll = borten,
  • beijHmmen, befiätigen.
  • volger, Begleiter, golger.
  • volleist, \ioUt ?eiflung, Söirfung.
  • voren, führen,
  • v5re, toarum.
  • v6rhtelin, Keine gurd^t.
  • vosspor, gußf^jur.
  • vreislich, fd^redUd^.
  • vriesen, frieren.
  • vrom, fremb.
  • vrome (die), greubc.
  • vr5melich, nü^tid^ — tjon fnimen,
  • SRufeen.
  • vröwen, erfreuen,
  • vülen, mien, füllten , ioal^rneinmen.
  • vuoge, gefügt, funflreid^.
  • Waffen I m^l
  • wage (die), SBiege.
  • wan, benn.
  • war, toober, tool^in.
  • wegen, toenben.
  • weinig, betrübt,
  • werlich, beftänbig, bauerM^»
  • westbäre, Plural, bie batb nad^ ber
  • Xaufe geflorbenen Äinber.
  • wü, inbeffen, bietoeit.
  • wirren, werren, binbem, »el^rcn.
  • wlu, „Eya wlü mine", \>oUt Wlxmt.
  • wor, toorin.
  • w6stunge, Söüfle, SJertoüflung.
  • wrang, ringen, luctari.
  • wunderlich, fonberbar, faunifd^, tonn*
  • berbar.
  • Zage, furd^tfam.
  • zagel, ©d^toong, ©d^toeif.
  • zelen, gielen, gengen.
  • zendal, l^albfeiben 3c«Ö/ ©d^ettertaffet.
  • zihen, jeiben, auflagen,
  • zinen, fd^affen?
  • zöfer, 3.
  • • ♦
  • i