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- ORENDEL
- EIN
- DEUTSCHES SPIELMANNSGEDICHT
- MIT EINLEITUNG UND ANMERKUNGEN
- HERAüSaEGEBEN
- VON
- ARNOLD E. BERGER
- -^^
- BONN
- EDUARD MVKBKr's VERLAG
- (JULIUS FLITTNER)
- 1888
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- ^r SEINER EXCELLENZ
- ei
- Wl HERRN
- DEM WIRKLICHEN GEHEIMEN RATH
- DR. MARTIN EDUARD SIMSON
- PRÄSIDENTEN DES REICHSGERICHTS
- EIN SCHLICHTES UNTERPFAND
- TIEFER VEREHRUNG UND TREUER DANKBARKEIT.
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- Vorrede.
- Das Gedicht von Orendel lag uns bisher in zwei Ausgaben vor.
- Die Arbeit v. d. Hagens (Berlin 1844), welche die Hdschr. statt
- des Druckes zur Grundlage wählte und deren Text durch oft recht
- unglücklich gewählte Zusätze aus dem letzteren nur entstellte, ge-
- währte nur ein unsicheres Mosaikbild der Ueberlieferung, dessen Unzu-
- länglichkeit die Mängel des Yariantenapparats nicht auflegen konnten.
- Mit grösserem Geschick folgte ihm Ettmtiller (Zürich 1858); seine
- Textdarstellung entbehrt nicht glücklicher Einzelheiten, aber die Art,
- wie hier ein verfehltes Princip bis in seine letzten Consequenzen
- verfolgt wird steht einzig da in der Geschichte unserer Wissenschaft.
- Die vierzeilige Strophe ist das Prokrustesbett, nach dem die Ueberliefe-
- rung unbarmherzig zurechtgeschnitten wird: was sich nicht fügen will
- wird leichten Herzens bei Seite geworfen, vor gewaltsamen Aen-
- derungen und Umstellungen scheut der Bearbeiter nicht zurück,
- und wo dieses aller Methode ins Gesicht schlagende Verfahren zu-
- weilen Verlegenheit bereiten möchte, wird flugs der eigene poetische
- Genius zu Hilfe gerufen, der dann nicht zögert mit einer selbster-
- fundenen Strophe den klaffenden Riss zu decken.
- Der Kritik, für die mir in Harkensee*s sorgfältigen „Unter-
- suchungen über das Spielmannsgedicht OrendeP' (Kiel 1879) eine
- dankenswerte Vorarbeit zur Verfügung stand, blieb somit Alles noch
- zu leisten übrig. Leider waren ihr die Grenzen nicht weit gesteckt.
- Von der ursprünglichen Gestalt hat sich unsere Ueberlieferung
- schon allzu weit entfernt, und so musste ich mich bescheiden jener
- nur hie und da nahe zu kommen oder den Weg anzudeuten, der zum
- Ziele leitet. Von ausserordentlichem Werthe war hier die Augs-
- burger Prosa, die vom Gange des Gedichtes ein treueres Bild gibt,
- als die beiden Texte. Was ich in ihr als unzweifelhaft echt erkannte
- habe ich aufgenommen und die durchschimmernden Eeime jedesmal
- 531662 ^ ,
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- VI Vorrede.
- durch gesperrten Druck kenntlich gemacht. Was von einzehien
- Lesarten aus der Prosa zu verwerthen war habe ich auf S. XXV ULI flF.
- der Einleitung zusammengestellt. Auch mit dieser trefflichen Unter-
- stützung gelang es indes nicht Alles aufzuhellen, nnd Manches bleibt
- noch künftiger Besserung vorbehalten. Aber den Schwerpunkt der
- vorliegenden Arbeit dürfte auch Niemand in dieser Richtung suchen
- wollen: bei den älteren Spielmannsgedichten vermag die Textkritik
- überhaupt nicht zu abschliessenden Ergebnissen zu gelangen. Wich-
- tigere Aufgaben wollen hier gelöst sein.
- Wenn unsre Litteraturgeschichte aus einem Gedichte, von dem
- sie seit mehr als vierzig Jahren Besitz ergriffen, und das ihr bisher
- als das ,, unstreitig roheste^^ seines Kreises gegolten, nachträglich
- einen so schönen Gewinn zu ziehen vermag, so legt das die Hoff-
- nung nahe, es möchte ein solcher Fund nicht vereinzelt bleiben.
- Die Untersuchung des Orendel fllhrt unmittelbar auf zwei grössere
- Quellen zurück, die ihrem Inhalte nach genau abzugrenzen sind
- und im Wesentlichen auf gleicher Grundlage ruhten: beides waren
- Spielmannslieder von so trefflicher Vollendung, dass ich der Ver-
- suchung nicht widerstehen möchte , sie in treuer Nachdichtung wieder
- aufleben zu lassen, um von ihrer einfachen, kräftigen Grösse, ihrem
- echt epischen Geiste den möglich vollsten Begriff zu geben. In
- der That glaube ich in allen spielmännischen Dichtungen deutliche
- Spuren solcher selbständigen Gedichte wahrzunehmen, bei keinem
- aber dürfte der Nachweis so überzeugend zu führen sein, wie ge-
- rade bei dem vorliegenden. Dies war der wichtigste Theil meiner
- Aufgabe.
- Daneben galt es in erster Linie die Vorgeschichte jener beiden
- Spielmannsgedichte festzustellen. Es wäre mir nicht unwichtig,
- wenn diesem Abschnitte meiner Arbeit auch von Seiten classischer
- Philologen einige Beachtung vergönnt würde, nicht seiner Ergeb-
- nisse, sondern seiner Methode wegen: der griechische Roman von
- „Apollonius von Tyrus'* hat in der auf uns gekommenen Fassung
- offenbar ZVige von bedeutsamer Eigenart eingebüsst, die sich in der
- von mir behandelten Partie desselben mit Sicherheit wiederherstellen
- lassen, indem ihr Vorkommen in der dem „Apollonius" an jener
- Stelle zu Grunde liegenden Quelle einerseits, in dem deutschen, aus
- dem „ Apollonius'* schöpfenden, Gedichte andrerseits auf das ver-
- mittelnde Glied, den Roman, einen zwingenden Schluss verstattet.
- Aus einer planmässigen Durchforschung der mittelalterlichen Dich-
- tung, soweit sie antike Erzählungsstoffe und Romanmotive verar-
- beitet, werden auch für die classische Litteraturgeschichte noch
- schätzenswerthe Ergebnisse zu gewinnen sein.
- Aber auch eine neue Untersuchung des mythischen Kernes der
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- Yorrede, VII
- OrendelsagB stellte sich als nothwendig heraus. Müllenhoffs scharf-
- hlickender Intnition, die allen seinen Sagenforschongen ihre eigen-
- artige Bedeutung leiht, war die überraschende Entdeckung gelungen,
- dass die Brautwerbung Orendels erst als die jüngere Umbildung
- einer Heimkehrsage anzusehen ist. Musste von diesem grundlegenden
- Gedanken die Untersuchung selbstverständlich ihren Ausgang nehmen,
- so forderten doch die weiteren Ausführungen Müllenhoffs zu mannig-
- fachem Widerspruche auf; zudem mussten ans einer vergleichenden
- Durchforschung der gesammten verwandten Mythenmasse noch weitere
- Aufschlüsse zu erwarten sein. Für diesen schwierigen Theil meiner
- Aufgabe fand ich zum Glück eine treffliche Unterstützung an meinem
- lieben Freunde Dr. Ludwig Beer. Hatten mich litterarhistorische
- Neigungen auf dieses Arbeitsfeld geführt, so leiteten ihn mythologische
- Interessen auf die Spielmannspoesie; und ich durfte seine Mitarbeiter-
- schaft mit um so grösserer Freude begrüssen, als ich mich zu einer
- mythologischen Untersuchung nicht annähernd so gerüstet fühlte.
- Die ebenso durch neue und eigenartige Methodik wie durch Schärfe
- der Beweisflihrung und lichtvolle Anordnung eines reichen Materials
- ausgezeichnete Abhandlung Beers liegt seit Kurzem gedruckt vor
- in Paul und Braunes Beiträgen XHI, 1 — 120. Der flinfte Abschnitt
- meiner Einleitung fasst die Hauptpunkte dieser Arbeit in knapper
- Uebersicht zusammen, nur in einigen, nicht eben wesentlichen, Punkten
- musste^ ich abweichende Absichten geltend machen. Im Uebrigen
- möchte meine Darstellung die Leetüre jener trefflichen Untersuchung
- durchaus nicht überflüssig machen, sie will vielmehr alle Mythologen
- von Fach ausdrücklich darauf hinweisen. Auch sonst ist mir in
- Einzelheiten Beers freundschaftlicher Rath von Nutzen gewesen.
- Die Entwicklungsgeschichte des Stoffes liegt nunmehr klar vor
- Augen, und ich wage dafür im Wesentlichen auf die Zustimmung
- der Fachgenossen zn hoffen. Weniger sicher bin ich derselben für
- die Auffassung der schwierigen Fragen, die die Geschichte des Textes
- zu lösen giebt. Dass ich in der Anführung von Varianten hätte
- sparsamer sein können sehe ich jetzt*) selbst: eine Reihe derselben
- ist durch die ausführliche Uebersicht der Lautverhältnisse des
- Druckes entbehrlich geworden, und auch die aus der Hdschr. mit-
- getheilten Lesarten hätten sich in etwas beschränken lassen. Ich
- hoffe, dass dieser Maugel in den späteren Theilen des Gedichts
- weniger zu bemerken ist. Wichtiger ist, ob man die Ansicht von
- einer zu Grunde liegenden fUnfzeiligen Strophe fttr ausreichend be-
- *) Dies Buch wurde bereits im November 1886 abgeschlosseD. Ich
- erwähne das nur beiläufig, ohne der eigenthümlichen, theilweise peinlichen
- Schicksale weiter pfedenken zu wollen, denen es lange Zeit ausgesetzt ge-
- wesen, bevor der jetzige Herr Verleger sich seiner annahm.
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- Vni Vorrede.
- gründet hält, um ihr einen gelegentlichen Einfluss auf die Darstellang
- des Textes einzuräumen. Allerdings bin ich gerade hierin mit ängst-
- licher Vorsicht verfahren, ohne in solchen Fällen mehr als Aus-
- scheidungen oder Umstellungen einzelner Verse vorzunehmen: die be-
- treffenden Stellen findet man bei Erörterung der Strophen in der
- Einleitung sämmtlich angeführt.
- Die Anmerkungen machen nicht den Anspruch ein vollständiger
- Commentar zu sein, wiewohl ich sprachlichen wie sachlichen Er-
- örterungen nirgends ausgewichen bin. Mein Hauptabsehen war hier
- indes auf die eingehendere Verfolgung einer Erscheinung gerichtet,
- deren Wichtigkeit mir nicht genügend bisher gewürdigt schien.
- Man hat auf formelhafte Reimpaare in der Lyrik wiederholt geachtet,
- in der Epik nur vorübergehend, ohne weitere Schlüsse darauf zu
- bauen. Ich bin den epischen Eeimt3rpen, soweit der „Orender^ dazu
- Anlass bot, in ihrer ganzen Verbreitung nachgegangen, ich habe
- aus Spielmanns- und Volkspoesie, aus höfischer und geistlicher Dich-
- tung, hie und da auch aus Fastnachtsspielen und lateinischer Dich-
- tung reichlich Belege zusammengetragen und eine Anzahl solcher
- Typen vom 9. bis ins 16. Jahrhundert verfolgen können. Doch
- sind meine Sammlungen keineswegs systematisch ausgezogen, sondern
- gelegentlich bei der Leetüre angemerkt: man mag daraus entnehmen,
- wie viel Material noch unbenutzt gelassen wurde. Selbstverständlich
- habe ich damit auch nur Vorarbeiten für eine Reihe von Unter-
- suchungen liefern wollen, die daran anknüpfen müssen: ich habe
- nur zeitlich diese Formeln von ihrem fiühesten Auftreten bis zu
- ihren letzten Spuren im ausgehenden Mittelalter verfolgen und zeigen
- wollen, wie alle Schichten der Dichtung nicht in gleichmässiger
- Stärke, aber ausnahmslos damit durchsetzt sind. Sie nach ihrer
- litterarhistorischen Bedeutung zu untersuchen verbot sich an diesem
- Orte von selbst ; soll aber jene in ihrem ganzen Umfange klar werden,
- so muss jeder einzelne Dichter besonders auf seine Stellung zu diesen
- typischen Reimpaaren hin untersucht werden. Ich will die Gesichts-
- punkte andeuten, die ich in dieser Hinsicht betont wissen möchte.
- Diese Formelreime sind einmal von Werth ftlr die Beurtheilung
- der Varianten. Es Hessen sich ohne Mühe Hunderte von Belegen
- dafür beibringen, dass Originallesarten verändert wurden unter dem
- Einfluss eines solchen Lieblingsreimes, der dem Schreiber zuföJlig im
- Ohre klang. Nicht selten wurden auch solche Reimpaare einge-
- schoben, wo sie durch irgend einen Anklang in der Vorstellung ge-
- weckt wurden. Wichtiger aber ist: diese formelhaften Reime
- sind ein nicht zu übersehender Factor in der Entwicklung
- der dichterischen Technik. Diese Entwicklung ist ein schritt-
- weises Losreissen von denselben; je lebhafter das Bestreben ist sich
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- Vorrede. IX
- von ihnen frei zu machen, um so entschiedener muss die Technik
- darauf ausgehen, sich neue Mittel zu schaffen und mannigfaltigere
- Ausdrucksweisen zu suchen. Waren doch diese Formeln ein fester
- Rahmen, in den sich Alles hequem hineinimprovisieren liess; aher
- innerhalh dieses Rahmens musste auch alles Characteristische, alle
- Handlung und Schilderung schliesslich im Typischen aufgehen und
- das Individuelle vor dem Üherlieferten verschwinden. Das war einer
- Zeit, da die epischen Stoffe Gemeingut waren, wohl gemäss: die
- Charactere standen Jedem fertig vor Augen, der Inhalt der Sagen
- war Allen geläufig. Sohald durch das Christentum, durch Berührungen
- mit keltischer Mission, durch Eindringen antiker und orientalischer
- Sagen ganz neue und fremde Stoffe sich aufbhaten, musste auch die
- epische Technik nothwendig eine andere werden. Hier setzt der
- Wettstreit zwischen Spielleuten und Geistlichen, dann den höfischen.
- Dichtem ein: Jene halten an der ererbten Technik durchaus fest.
- Diese suchen sich allmählich eine neue zu schaffen. Aber es ge-
- lingt ihnen niemals die frühere ganz zu vergessen und von Zeit zu
- Zeit fallen sie wieder in den alten Ton zurück. Nur diese Fälle
- konnte ich in meiner Sammlung berücksichtigen, es muss aber nun-
- mehr bei jedem einzelnen Dichter beobachtet werden, wie er mit
- der Formel ringt und immer mehr von ihr frei zu werden sucht,
- und der Fortschritt in dieser Richtung von Otfried bis auf Conrad
- von Würzburg lässt sich stufenweise verfolgen.
- Wo man die Formeln nicht ganz vermeiden kann, sucht man
- sich mit ihnen abzufinden, so wird z. B. der Lieblingsreim
- ffienc er cdgerihte Da er . . tmte verbessert in gienc
- er alzehant Da er vant, Oder man sucht ihn durch Um-
- stellung erträglicher zu machen: Nu hoeret, me ir vdter sprach
- Do er den werden Oäwan sach Parz. 366,3. (vgl. Anmerkg.
- zu Or. 135). Dd Parziväl gruoz gein ir sprach An in si
- erkennecUchen sach Parz. 258,1. Oder man sucht neue Reime
- dazu nach Massgabe der jeweiligen Situation: ein alter Typus lautet
- Ur gap einen slac Daz er lac] daraus macht
- Wolfram Parz. 126,1: m^ner worte si s6 sere erschrac Daz d
- unversimnen vor im lac. Gottfried benutzt Tristan 6929 dieselbe
- Formel in folgender Veränderung: er sluoc Einen also häzUchen
- slac Der vil nach hin zem töde wac. Aus gienc ge-
- dräte Ze einer kemeifiäte wfrd z. B. bei Lamprecht Alex. 2507
- Er quam dicke dräte Ze sinis vater rate. Oder man behielt den
- Reim bei, brauchte aber ein Reimwort in anderer oder übertragener
- Bedeutung, sodass das Formelhafte nicht mehr störend empfunden
- wurde: so bildet Gottfried Trist. 619 nach der bekannten Formel
- Er vant sptse genuoc So mmi ie für getruoc
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- X Vorrede.
- das minder triviale Reimpaar Swä zuo den man sin wiUe truoc
- Des alles vant er da genuoc. Oder man zerriss die Formel durch
- einen Gedankenabschnitt: die E/eimbrechong wird in dem Bestreben
- das eintönige Klappern der Reimformeln zu vermeiden ihren nächst-
- liegenden Grund haben. So lässt Gottfried Trist. 8050 innerhalb
- des Reimpaares einen neuen Satz beginnen: Swaz froude st dem
- vater getete Daz fröutes alle geltche: Arme unde riche
- 8i haeten an ir beide Eine saelege ougentveide, Parz. 277,12:
- Frou Jeschüte wart geholt Üf ir pfärde . aldä si saz . Der.
- künec Artus niht vergaz, Parz. 262,4: Üf des schüde vander
- Einen trachen als er lebte. Ein ander trache strebte (vgl.
- Anmkg. zu Or. 1208). Den bekannten Typus Do er er-
- sach Dem leider nie geschach erkennen wir sogleich wieder
- in der Umwandlung Parz. 124,27: Jr volke leider nie geschach;
- Die er balde eren sach Si begunden säen, ebenso Parz. 699,1
- u. ö. Gewisse Formeln werden niemals in höfische Dichtung auf-
- genommen, so z. B. Er hiez im balde springen .bringen, wo der
- Grund nahe genug liegt. Andere Formeln werden von Dem und
- Jenem gänzlich vermieden, von einem Dritten ohne Anstund ver-
- wendet. Es muss eben jeder einzelne Dichter daraufhin besonders
- betrachtet werden, und bei Jedem werden sich einige andere Gesichts-
- punkte ergeben.
- Doch genug der Möglichkeiten; eine wichtige Frage steht im
- Hintergrunde. Woher stammen diese Reimtypen? Wer hat sie
- geschaffen?
- Formeln sind der Anfang aller Poesie, und die mtindliche
- Ueberlieferung konnte ihrer nicht entrathen, indem sie einem viel-
- umfassenden Gedächtnis wie einer mangelnden Kunstübung gleich-
- massig zu Hilfe kamen. Aber sie sind auch älter als alle Poesie.
- Das Denken des naiven Menschen bewegt sich in einer Folge von
- Gesichtsbildern, die er allmählich erst zu zergliedern und auf
- ihre einfachsten Vorstellungsbestandtheile zurückzuführen lernt. Der
- Begriff „Wald" Hess sich erst langsam durch Abstraction gewinnen:
- im Bewusstsein des Naturmenschen stand das ganze Bild des
- Waldes, grün, baumbeschattet, von düstrem Dickicht, von moosigen
- Matten durchzogen, von Vogelstimmen belebt, mit Gethier bevölkert,
- quellendurchrieselt. Erst wenn die Vorstellung in der Sprache zum
- Ausdruck kam, wählte der appercipierende Wille das Merkmal aus,
- welches sich der jeweiligen Stimmung als das bezeichnendste dar-
- zubieten schien. Dem von Leidenschaft nicht erregten Gemüths-
- zustande geniessender Betrachtung wird sich das Merkmal „grün"
- zumeist aufdrängen, und so machte wiederkehrende Gewohnheit den
- grünen Wald zu einer festen Formel, ähnlich den hellen Tag, die
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- Vorrede, XI
- schwarze Nacht u. s. w. Hier liegt der Ursprung der formelhaften
- Epitheta, die uns in der Sprache der alten Rechtshücher so wunder-
- sam anmuthen und aller Volkspoesie ureigen wurden. Der beziehungs-
- lose Begriff des Landes ist dem naiven Denken noch nicht aufge-
- gangen, ihm ist es noch die volle sinnliche Anschauung mit dem
- reichen Inhalte menschlichen Treibens, und die Sprache bannt Land
- und Leute in eine untrennliche Gemeinsamkeit: so verschwistem
- sich Haibs und Hof oder Haus und Heim, Hab und Out, Gras
- und Klee, Leib und LAen etc. zu feststehenden Bindungen. Doch
- die Association der Vorstellungen vollzieht sich auch nach dem Ge-
- setze der Gegensätzlichkeit, und so vereinen sich auch Tag und
- Nacht oder schtvarz und weiss, terra marique u. s. w. zu typischen
- Formeln.
- In der Sprache selbst aber bot sich nun ein Mittel, welches,
- Schmuck und Band zugleich, dem Fortleben solcher Formeln besonders
- günstig werden musste, indem es der Zufall fügte, dass zwei so
- durch die Vorstellung verbundene Worte auf einander reimten.
- Formeln mit Anlautsreim wie Land und Leute, Liebe und Leid,
- longe lateque, bene beateque, felix faustumque, va et vieht, sain
- et sauf u. s. w., sind Jedem aus verschiedenen Sprachen geläufig.
- Die urgermanische Zeit scheint schon daneben die endreimende
- Formel ausgebildet zu haben. Damit begann man auch ein aesthe-
- tisches Wohlgefallen an solchen Formeln zu finden, und dieses weckte
- den Trieb nach fortgesetzten spielenden Neubildungen, bei denen
- schliesslich nur das äussere Band des Kunstmittels noch sich wirk-
- sam erwies.
- An dem im Organismus des Menschen und seiner Bewegungs-
- werkzeuge begründeten Gesetze der Zweitheilung bildete sich der
- Rhythmus. Ein blos silbenzählender ürvers scheint mir ein Unding:
- der feierliche Schritt, der die gottesdienstliche Handlung begleitete,
- durfte nicht das gleichförmige Maass des gewöhnlichen Schrittes
- haben; zwischen der schweren Thesis und der minder gewichtigen,
- bald leichten, bald nur flüchtig anschlagenden Arsis mochten sich
- Intervalle von mannigfach wechselnder Länge einsteUen, indes das
- pendelnde Gleichmass des gewohnten, unfeierlichen Schrittes beständig
- in der Seele mitklang und das Taktgefühl bildete. Der begleitenden
- Recitation fiel die schwierige Aufgabe zu, dem Rhythmus des Tanz-
- schrittes den unfügsamen Sprachstoff nach Möglichkeit anzupassen.
- Das konnte mangelnder Uebung nur gelingen, wenn sie die bedeutungs-
- vollsten Worte der kraftvoD betonten Thesis zuordnete und über die
- Arsis mit einer Reihe von Silben unbestimmter Geltung leicht hin-
- weg glitt. Noch heute kennen wir Volkslieder mit viersilbigen
- Senkungen. Einen Vers von 4 Hebungen mit mehr oder minder
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- XII Vorrede.
- willkürlich behandelter Senkung als Gremeingut der europäischen Indo-
- germanen nachgewiesen zu haben istüseners Verdienst (Altgriech.
- Versbau. Bonn 1887 S. 63 ff.)*). I>ie nördlichen Glieder dieser
- Völkergruppe schieden sich von den Grichen und Italikem nur darin,
- dass Jene zum Träger des metrischen Hochtons den sprachlichen
- Hochton oder Wortaccent, Diese die schwere oder lange Silbe, die
- Quantität wählten. Eine strengere Gleichmässigkeit des musika-
- lischen Taktes wurde erst durch das Aufkommen der Blasinstrumente
- möglich, deren Dauertöne diese Regelung erst zur unabweisbaren
- Pflicht des Künstlers machten (XJsener a. a. 0. S. 118). Die gleich-
- massigere Anordnung der Sprechtakte ergab sich zuerst durch
- die Trennung der Eecitation vom Tanzschritt, welcher eine gesteigerte
- und ungeregelte Thätigkeit der Athmungsorgane bedingte. Der
- ruhige Exspirationsstrom stellt sich als eine gleichförmige Wellen-
- bewegung dar, deren einzelne Abschnitte ihren physiologischen Vor-
- aussetzungen gemäss nach gleicher Dauer streben: der Sprachstoff
- musste also so vertheilt werden, dass diese Abschnitte möglichst
- gleichwerthig belastet wurden. Diese Fähigkeit schulte sich wieder
- aji der feineren Ausbildung des musikalischen Taktgefühls und be-
- durfte Jahrhunderte, um sich völlig zu entwickeln. Die immer zu-
- nehmende Sicherheit in der Eegelung der Sprechtakte lässt sich auch
- im deutschen Versbau deutlich verfolgen. Aus Wilmanns* und
- Sievers' lichtbringenden Untersuchungen haben wir gelernt, dass
- die germanische AUitterationszeile allmählich Formen entwickelt
- hatte, welche dem Verse OtMeds bereits sehr nahe kamen und die
- das fremde Vorbild der lateinischen Hymnenstrophe endgültig zur
- Herrschaft brachte. Offenbar alte Verse wie
- Diu Äelle diust ein bitter Äol, daz Äimelrtch genäden vol. Rugge
- MFrühl. 99, 8.
- In der Äelle ist michel unrät, swer da Äeimüete hat. Sperv. MFrühl.
- 28, 20.
- Staate an allez gew&nkhn mit w;orten und mit werken. Wiener
- Osw. 1381.,
- solche und ähnliche häufig genug auftretende Verse sehe ich jetzt
- als die Mittelglieder an, die den Vers Otfrieds vorbereitet haben.
- Damit ist ausgesprochen, dass auch das Auftreten des Endreims in
- diese Uebergangsperiode fällt, dass er also nicht aus der Hymnen-
- strophe übernommen, sondern nur in seiner Entwicklung zum Kunst-
- princip durch den Einfluss dieses Vorbilds gefördert wurde. Und
- *) Nur darf man ihn meines Brachtens nicht mitUsener als hervorgegangen
- aus dem achtsilbigen Kurzvers ansehen, der durch die 4 Hebangen „gleich-
- sam articuliert" worden sei. Einen silbenzählenden Vers an den An-
- fang der Entwicklung zu setzen ersdieint mir durchaus doctrinär, weil von
- unnatürlichen Voraussetzungen ausgehend.
- Digitized by
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- Yorrede, XIII
- sein Ursprung liegt offenbar in den oben besprochenen Formeln, also
- zunächst in der Umgangssprache. Aus ags. Prosa hat 0. Hoff mann
- (Reimformeln im Westgerman. Preiburger Diss. 1885. S. 73 ff.)
- eine stattliche Fülle solcher Formeln zusammengestellt.
- Wenn stabreimende Formeln, wie z. B. maniz and mislic im
- Verse Verwendung fanden, so wurden sie nicht selten auf beide Vers-
- hälfben zertheilt, und die gespanntere Aufmerksamkeit des Hörers,
- welche von dem im ersten Halbvers auftretenden ersten Gliede einer
- bekannten Formel schon erwartungsvoll auf das im zweiten Halbverse
- nachfolgende zweite Glied derselben gerichtet war und so in dem
- Schmuck des Stabreims auch einen innigeren ideellen Zusammenhang
- dargestellt fand, konnte damit an dem Bau des Verses ein erhöhtes
- Wohlgefallen empfinden. Ganz dasselbe fand bei den endreimenden
- Formeln statt und war ähnlich auch in der Prosa beliebt, wo sich
- durch eine solche (z. B. wlanc and ranc), wenn sie getrennt wurde
- und ihre beiden Glieder zufällig mit einem Satzende zusammenfielen,
- oft ein Vers von selbst ergab, wie bei Wulfstan 81,14: weordad
- td wlance and eoMes tö rance. Auch in manchen typischen Reim-
- paaren der mhd. Dichtung erkennt man zerrissene Formeln mit End-
- reim noch unschwer. Die sinnliche Vorstellung vermag das Anreden
- vom Sehen nicht zu trennen (sach.'sprach, vgl. Anmkg. zu Or. 135),
- zum eiligen bringen gehört das springen (vgl. Anmkg. zu 241),
- das Sitzen zum Mahle {8&zen:äzen, vgl. Anmkg. zu 1799) u. s. w.
- So war der Ausbildung typischer Reimverse die Bahn geöffnet, und
- die Träger der mündlichen Überlieferung erkannten darin sogleich
- das Hauptmittel, den an ein vielbelastetes Gedächtniss und Behendig-
- keit der Arbeitsweise gestellten Anforderungen spielend gerecht zu
- werden. Kein Wunder, dass eine so leicht zu erlernende Technik
- rasch alle Kreise ergriff und am Ende Jedem durch fortgesetzten
- Umgang so geläufig wurde, dass wir nicht nur OtMed und seine
- Nachfolger, sondern noch die besten höfischen Dichter des 13. Jahr-
- hunderts damit kämpfen sehen.
- Den hier nur kurz umrissenen Entwicklungsgang der Reim-
- formeln aus der Allitterationsdichtung heraus von Otfried bis zum
- Ausgange des Mittelalters in seine Einzelheiten zu verfolgen würde
- ein wichtiges Capitel in der Geschichte des poetischen Stils zu bilden
- haben.
- Ich breche diese Betrachtungen, 4ie mich an dieser Stelle fast
- schon zu weit führten, ab, um nachträglich noch einer bibliographischen
- Untersuchung über die das Trierer Heiligthum behandelnden Drucke
- von Dr. Hennen zu gedenken (Centralblatt f. Bibliothekswesen B. IV,
- H. 11 u. 12. Nov.-Dec. 1887). Derselbe giebt u. A. ausführliche
- Beschreibungen von D und P und weist von ersterem 3 Exemplare,
- Digitized by
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- XIV Vorrede.
- darunter ein unvollständiges, nach, ohne aber das Berliner Exemplar
- zu erwähnen, welches Harkensee noch im Jahre 1879 benutzte.
- Mit Vergnügen erfülle ich schliesslich die angenehme Ver-
- pflichtung; den Königlichen Bibliotheksverwaltungen zu Berlin und
- München für die gütige Übersendung des zu dieser Ausgabe er-
- forderten kritischen Materials meinen verbindlichsten Dank auch an
- dieser Stelle auszusprechen.
- Die längst vorbereitete Aufgabe der beiden Oswaldgedichte,
- zu der ich alles Nöthige in Händen habe, werde ich, da ich gegen-
- wärtig mit anderen und wichtigeren Untersuchungen beschäftigt bin,
- erst in einigen Jahren nachfolgen lassen.
- Bonn, im December 1887.
- Arnold IL Berger.
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- Inhaltsübersicht.
- Seite
- Vorrede V—XIV
- Einleitung I— CXV
- I. üeberUefenuig I— XXXVIII
- Der Druck (Beschreibung III, Holzschnitte IV, Mund-
- art IV— Vni). Die Handschrift (Mundart IX). Ver-
- schollene Handschriften, Verhältnis der Texte X — XH.
- Die Prosa (Beschreibung XII f.. Verhältnis zum Ge-
- dicht XIII f., üebersicht der abweichenden Züge XIV
- —XXVIII, mit D gemeinsame Lesarten XX VIII— XXX,
- mit H gemeinsame Lesarten XXX f., Textesbesserungen
- nach PXXXI— XXXm). Einrichtung der Ausgabe (Zeit
- und Heimat der D und H gemeinsamen Vorlage ü
- XXXin f., ü eine Bilderhandschrift XXXTV— XXX VI,
- Grundsätze der Textdarstellung XXXVI— XXXVIII).
- U. Metrik XXXIX-XLIX
- Fehlende Senkungen XXXIX f. Belastung des Auftakts
- und der Senkungen (Verscbleifung XL, Synalöphe, Syn-
- cope, Elision, Apocope, Verkürzung, andere Hilfsmittel
- XLI). üeberladene Verse XLIJ . Allitterierende Lang-
- zeilen XLIII. Strophischer Bau (In ü stehen gebliebene
- Strophen XLIV— XLVII, Von U beseirigte Strophen,
- reimlose Verse XLVII— XLIX).
- III. Beimknnst. Heimat Abfassnngszeit .... L— LXII
- Reim und Sprache L — LIII. Heimat LIII. Reimkunst
- UV— LVni. Rührende Reime LVIII. Alte Formen
- LIX. Abfassungszeit (Historische Beziehungen LIX,
- Geographische Kenntnisse, Namen, sonstige Anhalts-
- punkte LX f., Datierung mit Hilfe des kürzeren „Os-
- wald" LXI f.).
- IV. Stoff nnd Composition LXIII— LXXVII
- Methode der Analyse des Gedichtes LXIU. Composition
- des ersten Teiles LXIV— LXVIII. Kritik des ersten
- Teiles (Eingefügte Motive des Bearbeiters LXVIII f.,
- Entstellungen und Spaltungen LXIX f.. Ursprüngliche
- Gestalt der Dichtung, poetische Vorzüge derselben
- LXXI f., Widersprüche und Verschiebungen des Ueber-
- arbeiters, selbständige Zusätze LXXII— LXXIV). Com-
- position des zweiten Teiles, dessen dichterische Bedeu-
- tung LXXIV f. Verdoppelung der Situation und Wider-
- sprüche des Ueberarbeiters LXXVI. Inhalt des zweiten
- epischen Liedes von Orendel, Ergebnis LXXVII.
- V. Der Mythus LXXVIII— LXXXVII
- Verbreitung derOrendelsage. Schriftliche üeberlieferung
- (Heldenbuch, Saxo Grammaticus, jüngere Edda) LXXVTH
- — LXXX. Kreis der verwanten Sagenmasse: Märchen-
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- XVI Inhaltsübersicht.
- schätz (Heimkehrgruppe und deren Herkunft LXXX Seite
- — LXXXII), Götter- und Heldensage (Haldansagen
- LXXXn, Thorsage LXXXn — LXXXIV, Odinsage,
- Svipdagrsage , Svendalsage LXXXIV). Deutung der
- Heimkehrsagen als Jahreszeitenmythen LXXXIV f.
- Deutung des Orendelmythus , die drei Formen des
- Jahreszeitenmythus LXXX V f. Gegenseitiges Verhältnis
- der üeberlieferungen der Orendelsage LXXXVI. Ein-
- wirkung der Brigidalegende in dem ersten Orendellied
- LXXXVII.
- VI. Das Gedicht und seine Quellen . . . LXXXVIII— CXV
- A. Die erste Quelle.
- Inhalt LXXX VIII. Ausgefallene Motive, Orendel leistete
- ursprünglich Hirtendienste LXXXIX. Ises Fischertum
- und Orendels Schiffbruch, verwante Berichte der Kaiser-
- chronik, Nachweis der Einwirkung des „Apollonius von
- Tyrus". Verbreitung dieses Romans, Inhalt des als
- Quelle nachzuweisenden Abschnitts, dieser eine Nach-
- bildung eines Abenteuers der Odyssee, Nachweis von
- Kürzungen im „ ApoUonius" XC — XCII. Weitere Ueber-
- einstimmungen des Orendelliedes mit dem „ApoUonius",
- Erklärung der Sagen Verschmelzung XCIII. „Apollonius"
- den Spielleuten bekannt XCIV. Umgestaltungen des
- Orendeldichters , Charactere und dichterische Leistung
- XCV— XCVn. Spielmännischer Character XCVIII.
- B. Die zweite Quelle.
- Inhalt XCVIII. Mythische Züge, mit der ersten Quelle
- gemeinsame Züge, poetische Würdigung, eigene Zusätze
- XCIX.
- C. Der Anteil des Spielmanns.
- Betätigt sich in zwei Richtungen C. Die Legende vom
- heiligen Rock und ihre Behandlung durch den Spiel-
- mann C — CHI. Geistliche Elemente (Wunderepisoden
- CHI f.. Engelerscheinungen CIV f., Frömmigkeit der
- Hauptpersonen CV f., Erbauliche Betrachtungen und
- sonstiger geistlicher Ausputz CVI f.). Spielmännische
- Züge CVII. Behandlung der ersten Quelle (Spielmanns-
- schablone, Spaltungen, Verschiebungen, veränderte Moti-
- vierungen, geistliche Uebertünchung, eigene Zutaten)
- CVII— CX. Selbständige Zwischenhandlung CX f. Be-
- handlung der zweiten Quelle CXI f. Characteristik der
- neu eingeführten Personen OXII. Höfische Elemente,
- Bildungsgrad des Bearbeiters CXII f. Alte epische Züge
- CXIII f. Darstellungs weise, Gesammturteil CXIV f.
- Text und Lesarten 1 — 141
- Anmerkungen . ^ 145 — 186
- Verzeichnis der Eigennamen 187 — 189
- Nachtrag 190—191
- Nachträgliches zum Variantenapparart 192.
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- Einleitung.
- Orendel.
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- Einleitung.
- Orendel.
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- I- Ueberlieferung.
- JJas Gedicht von Orendel war in einer einzigen Handschrift
- erhalten, die zuletzt der Stadtbibliothek zu Strassburg (litt. B 92),
- ehemals der dortigen Johanniterbibliothek gehörte, 1870 aber mit
- jener verbrannte. Gegenwärtig besitzen wir nur noch Engelharts
- Abschrift derselben, welche sich auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin
- [Ms. Germ. 4^ 817 a*)] befindet. Von dem Augsburger Drucke,
- auf den zuerst J. Grimm und Docen die Aufmerksamkeit lenkten,
- sind zwei Exemplare, eins in München, ein zweites in Berlin, vor-
- handen. Die gleichzeitige prosaische Auflösung des Gedichtes war
- bereits Panzer (Annalen d. alt. d. Litt. I, 340) bekannt; sie ist
- nur in einem Exemplare auf uns gekommen, welches sich in
- München befindet.
- Der Drnck (D).
- D umfasst 9 Bogen zu je 8 Blättern ohne Seitenzahlen. Der
- Druckvermerk am Schlüsse lautet: Oetruckt zu Äug f pur g vorm
- Sannfen Froschauer Anno dni. M,ccccc,xij. Auf der Vorderseite
- des ersten Blattes steht als Ueberschrift : Ein hübsche histori zu
- lesen von vnsers herre rock wie der tuunderbarlich einem kü/nig
- (Orendel genant) worden ist. Der in gen Trier pracht hat vnd
- da selbst in ein sarch verschlossen. Der yetz bey kayser Maxi-
- milians zeit erfunden ist. Das darunter befindliche Titelbild stellt
- den grauen Rock dar, gehalten von zwei Engeln. In den Text sind
- 32 nicht ungeschickte Holzschnitte eingedruckt, die ich der Reihe
- nach aufführe. Das zweite Blatt zeigt Maria am Spinnrocken, neben
- ihr Jesus und Joseph. V. 59 : Der Jude empfängt von Herodes den
- *) Eine Vergleichung dieser Abschrift mit v. d. Hagens Text ergab
- nur unwesentliche Abweichungen. Wo ich also mit dem letzteren nicht
- übereinstimme bin ich der Abschrift gefolgt.
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- IV D. Holzschnitte, Mundart
- grauen Rock. V. 78: Der Jude wirft den Rock im Sarge in das
- Meer, ein Seeungethtim taucht auf. V. 112: Tragemund findet den
- grauen Rock. V. 146: Tragemund wirft den Rock in das Meer,
- wo ihn ein Walfisch verschlingen will. V. 175: Orendel empfängt
- in der Kapelle das Schwert von einem Engel. V. 244: Fällen von
- Bäumen und Schiffsbau. V. 354: Abfahrt des Heeres. V. 464:
- Untergang der Schiffe, Orendel rettet sich ans Land. V. 513: Ise
- fährt heran, Orendel ganz nackt, nur die Krone auf dem Haupt (!),
- winkt ihm zu. V. 631: Ise und Orendel schneiden den Fisch auf
- und finden den grauen Rock. V. 698 : Ein Engel empfängt für den
- hinter ihm stehenden mit Rock und Schuhen bekleideten Orendel
- das Geld von Maria. V. 789: Ein Riese in Rüstung mit Stange
- bewafftiet, Orendel hinter dem Kerkerfenster, ein Engel schwebt
- herab. V. 864: Begrüssung Orendels vor der Burg durch einen
- heidnischen Ritter. V. 915: Orendel begrüsst die schachspielenden
- Könige. V. 1061: Orendel durchsticht den König Sudan. V. 1142:
- Begegnung Orendels und Schiltwins. V. 1294 wird der Holzschnitt
- nach V. 1061 wiederholt. V. 1424: Bride begrüsst Orendel durch
- Umarmung, an einem Baume wartet sein Pferd. V. 1484: Mercian
- liegt von Orendel zu Boden gestreckt vor Brides Füssen. V. 1658:
- Orendel gerüstet zu Pferde von drei Engeln umschwebt kämpft unter
- den Heiden. V. 1766 wird der Holzschnitt nach V. 1424 wieder-
- holt. V. 1802: Orendel legt das Schwert zwischen sich und Bride,
- ein Engel steht am Lager. V. 1888: Orendel und Bride knieen vor
- dem heiligen Grab, ein Engel steht vor ihnen. V. 2023: Orendel
- tötet Pelian, ein Engel schwebt hinter ihm. V. 2121: Taufe eines
- neben einem Wasserkübel knieenden Heiden durch den Priester, links
- Orendel und Bride, rechts Volk. V. 2539 wird der Holzschnitt
- nach V. 789 wiederholt. V. 2474: Orendel und Bride im Kerker,
- den der Zwerg, vom Engel gegeisselt, öffnet. V. 2960 wird der
- Holzschnitt nach V. 354 wiederholt. V. 3084: Orendel reitet zum
- Thore ein, das Volk beugt die Kniee vor ihm. V. 3175: Orendel
- mit drei Priestern vor einem Sarg, in den der Rock gelegt wird.
- V. 3408: Orendel und Ise bei dem Pförtner Achille.
- Zur Charakteristik der Mundart von D diene die folgende
- Uebersicht. Es erscheint für mittelhochdeutsches
- a:ö nur 3 Mal in (m 3746. 3747. 3748.
- lu in dälung.
- ä : durchgängig in wo und one (ausser V. 1477). Femer in
- ÄoÄm 527. 3319. ion 585. mon 1218. blosi^balg 1239. 12^7.
- wondent 1744. wonten 2120. hond 2213. 3055. hon
- 3548. tron 2885. brogen 2274. 3000.
- aeie durchweg, nur einmal verraeter 43.
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- D. Mundart.
- e : 6 stets in hör, mör, zwölff. Fast stets im ind. plur. und im
- ganzen coni. praes. von wellen (ausser 292. 3014. 3395)
- und in wuszerwöU (ausser 2645).
- :a in handen 115. 2067. 2707. 3204.
- \i stets in hüff (subst.).
- lai in lainte 1546. 1840.
- Epenthetisches e in hären 1732. sporen 308.
- Anfügung von e sehr häufig z. B. ersähe Ih , gute 736,
- trüge 1^1. 1533, mane 940, hauUe 1042. 1644.
- 1967 etc., gepawte 1043. 1645. 1968 etc., iare 2408,
- geschähe 2411, sarche 3177 etc.
- Apokopirt ist e fast regelmässig in den Flexionsendungen.
- Synkope sehr häufig in ains, deins, mögt, mügt, gnad etc.
- Bewahrt ist es im Auslaut in ime 5 Mal.
- i:y meist, regelmässig in sy, synne,
- :j in jnnen und darjnnen.
- :u in der Nachsilbe -nuss. Einmal wurt für mrt 2165.
- würif 614.
- :e in scheffers 664, veriech 2204.
- ? : ei, ey in der Regel. Ausgenommen sind Marie (daneben Marey),
- erdtrich und die Adjectiven und Adverbien auf -Eche mit
- einigen Ausnahmen ; Jcünigein kommt nur einmal vor 2975,
- auch guldin behält meist sein iy wo es nicht zu e ge-
- schwächt ist. schin 1211 wird Druckfehler für schain sein.
- j:i immer in iar, iehen, iude, iung, iüngeling. Femer in
- vertaget, iagte, ichen neben j. :y in yenem 1298.
- o:a in albende 307.
- :e in kern 959. :ö in obersten 1641. schöne (adv.) 1646.
- :tf in kumen, vemumen, frummen etc. neben komen etc.
- oe:e nur in /e§feZ, f egelein neben /iJ^fe?, fögelein.
- Uli in begirte 2713. Geschwächt zu e in reweste 881. Mit
- übertriebenem Umlaut in zündt 2452. 3754.
- i^ : au durchgängig, mit Ausnahme des praet. leuchtet 907. 1582.
- 1609.
- Uli in brinnige 1996. 2050. 2051. 2301.
- ,6 in hörnein,
- eiiai, ay durchweg mit wenigen Ausnahmen.
- ie:i nur in nindeft neben niendert. Sonst lie, ye,
- :eü nur in verleürstu 943, verleür 959.
- m : eu durchgehends. In Flexionsendungen ist es allgemein zu e
- geworden. Einige Male steht statt driu drey.
- ouiau in der Regel.
- 10 in schloff 31. :a in getramte 3154.
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- VI D. Mundart,
- öuieu in der Regel. :au in bäume 245.
- iiiw : ew, ouw : aWf öuw : ew;.
- tfco : Ä durchgängig, nur einmal gros^ flir gruoz 1154.
- üe:tJ fast stets, selten f^ oder üy einmal vertriege 1294. Dass
- das Ä flir we nur graphische Bequemlichkeit ist, zeigen die
- von D gemachten Reime fürte: zierte 966 und wüsten:
- treuen 1524.
- l wird geminiert in Bellian 405. 1839. Schallunge 1859.
- woll ^1^1.
- m wird geminiert in kommen, kumm^n, vernumm^en, kemmenate
- mit Vorliebe. Ferner in gezimmst 593, jamm^r 1331,
- getraummet 3540. m6 wird zu mm assimiliert in kummer,
- kummerlichen, zimm£rleüt etc.
- n wird geminiert sehr häufig in wann, inn,, vnnd, lannge,
- vnns, sprunnge, hrinnige, Danniel etc.; abgestossen in
- wayne S79y füre S2Sb, SS16, synneS266 , gefange S2S0.
- 3434, loneSbbl'j angefügt oft in Adverbien: stillen, ferren,
- harten, zeissen etc., auch in der 1. Pers. Praes.: vol-
- bringen 1166; mit d vertauscht wurde es in gewunden ^SS,
- r wird immer geminiert in herre (= here adj.).
- f wird im Auslaute, im Inlaute vor t und in der Verbindung
- pf verdoppelt, ferner in kauffen, tieffen, schlaffen, waffen,
- tauffen, Steffan,
- h wird im Auslaut und im Inlaut vor Konsonanten stets ch
- geschrieben. Nach t tritt es ein in allen Formen von thün
- und seinen Compositis vnderthan, wolgethan, güthete etc.,
- femer in der Ableitungssilbe -thum (ausser 3678) und in
- einzelnen Wörtern; than, thum, theuer, thür, thor, durthel-
- taub. Geschwunden ist h durchgängig in nit und in sasz 1632.
- s ist vor Liquiden und w durchgehends zu seh geworden. Ge-
- schwunden in sechzehen,
- V wird im Anlaut stets für u verwandt, dagegen wird für an-
- lautendes V immer f geschrieben, mit Ausnahme von vatter,
- vil, von und selten visch» Im Inlaut ff^v nur in graffe 635.
- z wird häufig tz geschrieben, stets in kreutz, hdtz, stoltz,
- vntz, gantz, hertz, hertzog, ferner in kobelentz 345,
- schwartz 954, kertzen 2452.
- 3; 33 wird durch f, ff, fz ersetzt, im Auslaut öfter durch s
- als durch fz, durch f stets in weyfe (weiss).
- Für die Medien gilt im Allgemeinen das Gesetz, dass
- sie im Auslaut stehen bleiben und durchweg da, wo ein e
- apocopiert ist: Ausnahmen sind brot, schilt und ungant,
- die in allen Casus die Tenuis festhalten.
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- Z>. Mundart VII
- ^r ist zu cÄ geworden in mancher neben maniger, geschwunden
- in versan 941, wechselt mit h in stagd.
- d erscheint mit t wechselnd in erdrenckte, erdrwicken, drunck,
- drat, draut. Regel ist es bei dar (verb.), einmal wald
- 2314 für walte. Zuweilen erscheint es statt eines t an-
- gefügt an die 2. Pers. plur. praes. ind. oder imp. und die
- 3. Pers. plur. praet. also: hand, land, ratend, warend.
- Stets in thünd.
- b wechselt im Anlaut mit p in pild, gepot, verpott, prach,
- pillichy plick, pletlein, verprennen, pellian, verporgen,
- pleyhen, wo p die Regel ist; ferner in bald, brüst, buch,
- barg, breit, wo b überwiegt; plüt hat immer j?. In breys,
- breysen, berlein, briester herrscht b unbeschränkt. Ein-
- geschoben wird es zuweilen in kwmbt 410. 621 und
- frembden 3056. 3138, geschwunden ist es in ergent 1501.
- c erscheint nur in crist, für c im Auslaut findet sich ch in
- piUich 123 a und immer in sarch. Sonst ist durchaus k
- gebräuchlich, das im Inlaut nach Consonanten und im Aus-
- laut fast stets als ck geschrieben wird; durch gk wird es
- ersetzt in der Endung -igklich.
- t wird verdoppelt in getratte, trettent, litten, statte immer,
- in vater, mütter, verpott, rott neben vater etc. Für aus-
- lautendes t tritt häufig dl; ein, immer in sandt, landt,
- fandt, kundt, Tragemundt, seltner in heldt (daneben
- held und helt), reydt, beraydt u. a. Gern wird t ange-
- fügt an die 3. plur. praet. giengent; fiengent, war&nt,
- lagent, wo es öfter mit d wechselt (s. o.), auch zuweilen
- rrdidt: tvistendt, warendt. Auch an Adverbien wird t gern
- angefügt: dennocht, dannocht, niendert, nahet. Mit d
- wechselt es ab in vnder neben vnter; dagegen heisst es
- immer megetein. Für d erscheint es einmal in ^raf (= drehte)
- 1248, für c m yetUchem 1236. 3060. Die Verbindung
- tw wird stets durch 2:w vertreten: zwingen, zwerck etc.
- p wechselt mit pf in porte, portner etwa* gleich oft. Ein-
- geschoben in kumpt 2392, 2:impt 143. Bemerkt sei noch
- krape 2354. ph wird immer durch pf wiedergegeben.
- Aus der Declination sei bemerkt, dass die starke und die
- schwache zuweilen ineinander übergehen: so findet sich kemmenaten
- (acc.) neben kemmenate, die segeln 395. 3198 neben segd(e), die
- helden 870. 1121, des wegen 3341, eren (dat. sg.) 36, sitefi
- (dat. sg.) 1073. Schwach sind immer wüeste, klaffter, einmal steht
- künigen als acc. plur. 3232. Eigentümlich sind femer die vielen
- Nominative Sing, auf -n: Breyden gleich häufig neben Breyd(e),
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- Vm i). Mmdart.
- Ächillen, einmal auch Eysen 2985, ferner stangen 2068, stoUz&n
- 2904, maysten 346, küniginnen 3252. 3309 neben kUniginne
- und dem häufigeren künigin (-ein), touff wird als masculinum be-
- handelt, ebenso zwerck (daneben auch als neutr. 2426. 2441. 2467.
- 2470. 2478. 2486). 2983 steht der Plural pferäcy 602 der gen.
- pl. weyber; neben here, mere findet sich öfter her, mer, gale er-
- scheint neben galein. Nach dem Artikel tritt einmal die starke Form
- des A(yectivs ein: des tieffes 1290. Die Endung -du lautet immer
- -e, diu ist stets zu die geworden, nur einmal steht de 235, sie
- lautet immer sy; ir ist schon Possessivum wie im Nhd., wo daher
- einfaches ir erscheint, wie in ir kide 396. 442, wird ein -e apo-
- copiert sein. Etich wird gleichmässig flir Dativ und Accusativ
- gebraucht, für wir tritt in der Regel mir ein mit einer Aus-
- nahme 731.
- Aus der Conjugation wurde schon bemerkt, dass die 2. und
- 3. plur. praes. die 2. plur. imp. und die 3. plur. praet. auf -ent
- oder -end, auch -endt ausgehen, zuweilen auch die 2. plur. praes.
- auf -en z. B. ir schlaffen 2415, ir zmingen 263. Einmal auch
- lüir sollent 3353, ivir trawent 1979. Bemerkenswert sind die
- zahlreichen Praeterita auf -et: fastet 34, braytet 68, beraytet 1037,
- leuchtet 907. 1583. 1609, schütet 1303, antumrtet 3025, ge^-
- laytet 2400, richtet 1532. 3464. Von ruofen kommen als Praete-
- ritum neben rieff die Formen rüffie und einmal rüff 480 vor. 139
- steht das Praeteritum du empfiengst. Die 2. und 3. Pers. plur.
- praes. des verbum substantivum lautet seind, selten sein. Neben
- vereinzeltem du mäht begegnet in der Regel du ma>gst. Von Uissen
- erscheint neben regelmässigem er last einmal er lest 613, die 2. Pers.
- plur. lautet last, der imp. lasz. In verlieren ist der grammatische
- Wechsel aufgehoben. Einzelne beachtenswerte Formen sind beschawen
- (part.) 1132, er leUt (= liegt) 2789, si reitten (praet.) 3684,
- began 2374 neben dem regelmässigen begund. Neben dem praet.
- wiste und u/äste erscheint zweimal west(e) 3632, 1004.
- Die Vorsilbe ge- erscheint als be- in beschaffen 1570. 1866,
- bestan 2138. 2377; zer- als zu- in Zugängen 1407, zu füre
- 3236. 3317. 3383.
- s^ wird stets für ziM und ze gebraucht, vor für für. da und
- do gehen bunt durcheinander; nu lautet durchgängig nun, biss wird
- fast immer für unz gesetzt, neben dem regelmässigen nit erscheint
- nicht nur an zwei Stellen 335. 939. Zu beachten ist die Inter-
- jection aube 880 (sonst owe).
- Der Dialekt von D weist also in seiner Mischung schwäbischer
- und bairischer Elemente etwa auf die Gegend von Augsburg.
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- Ä Mundart JX
- Die Handschrift (H).
- J? stammte aus dem Jahre 1477; eine kurze Beschreibung gab
- V. d. Hagen in seiner Ausgabe S. XXTTT.
- Eine Reihe ' mundartlicher und orthographischer Eigentümlich-
- keiten hat H mit D gemein: e für ae und oe, o für a und ä
- (nur viel ausgedehnter), y und j f^ i, o f^r u, u f^v b, femer
- die häufigen Geminationen von Liquiden, von f und t, die Ver-
- doppelungen ck, tz, ch vor t und im Auslaut, _p für 6 im Anlaut
- (auch dies viel ausgedehnter), die Entwicklung des s vor Liquiden
- und w zu seh, den Einschub von p in kumpt, zimpt etc., die Ver-
- tretung des 3 durch s (doch hat sich 3 zuweilen erhalten), die An-
- fügung von t in der 3. plur. praes. und praet., die 2. plur. praes.
- auf -en oder -ent, endlich einzelne Formen wie mancher neben
- häufigerem man(i)ger, ir sint, rxiffte u. s. w.
- Daneben treten aber Lauterscheinungen auf, die weiter nach
- Westen weisen, so vor allem die durchgängige Bewahrung der alten
- ly ü, ei (i für ei in frisam)j ou und iu (daneben ü). An drei
- Stellen reimt iu auf i: tivfdizwifel 1398, hivtte : stritte 2587,
- Bride : lüyde 3590. Das zuweilen auftretende i für e z. b. in hilde,
- das häufige u für 0, das reich belegte ie für i (in mier, siehe,
- siechtig)f das für e (z. b. fromde)^ das gelegentliche ö für ü
- (z. b. könnig) oder üe (wösten 1542), das e für ä (z. b. greffen)
- oder für ei (heltum, teding), vor Allem aber die vielen Reime von
- o:a (worent : geboren 6a. bedachte i zochte 997. do : gro 1110.
- hör : burgtor 1482. hör : vor 1622. i(;o^ : rock 1980. 2709. 3350.
- not : rot 2287. Äoi : westfal 2355. ^ron : schon 2478. sc/wm : ^Jon
- 2682. 3366) machen den elsässischen Charakter von J? unzweifel-
- haft. Das in D einmal belegte ie für üe findet sich auch in Hige-
- miette 1058, griessen 1427. Sonst ist für üe immer einfaches ü
- eingetreten. Verdoppelungen sind auch nach langem Vocal beliebt:
- ztüiffel, stritte, verretter, seile, merre, grünne etc. Andrerseits
- werden mm, nn gern vereinfacht. Die Medien werden im Auslaut,
- mit Ausnahme von g gern zu Tenues. Einzelne beachtenswerte Formen
- sind hertzouwe neben herzöge, growen, grouwen, grogen neben
- grawen, gesehen 2054, schworent 1940, löuwe 1254, der über-
- triebene Umlaut in zöbeln 865, brüder 1014, koüffen 654. Von
- legen lautet das Praet. immer leite. Die Endung -nt hat auch die
- 1. Pers. Plur. ergriffen, wie der von H gefälschte Reim wir hant:
- lant 3764 zeigt.
- Eine erschöpfende Uebersicht über Laut- und Formenverhältnisse
- in H kann um so weniger in meiner Absicht liegen, als die Aus-
- gabe V. d. Hagens noch Jedem zur Hand ist.
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- X Verschollene Handschriften. Verhältnis der Texte.
- In einer Heidelberger Papierhdschr. vom Jahre 1447, die u. a.
- Boners Edelstein, Dietrichs Flucht und die Rabenschlacht enthält,
- wird bei einer Aufzählung von Hdschrr. auch erwähnt Ain hübsch
- huoch genant der graiv rock*) (Wilken, Verz. d. Heidelb. Hdschr.
- S. 406). Einer Papierhdschr. unsres Gedichtes, von der er sich
- aber selbst wenig versprach, war Docen auf der Spur (Schellings
- AUg. Zeitschr. von Deutschen für Deutsche I, 395).
- Das Verhältnis der beiden Texte hat zuerst Wackemagel,
- nachdem er Fundgruben I, 213, wo er Anfang und Schluss von D
- mit den Lesarten von H zum Abdruck brachte, D für die Original-
- form erklärt, in seiner Litt.-Gesch.* I, 231 Anm. richtig erkannt.
- H ist ziemlich lückenhaft, es fehlen darin die Verse 68 f.
- 93-96. 123. 243 f. 287 f. 309 f. 323-328. 345-348. 383 f. 392-
- 394. 417. 506-509. 638. 693. 776 f. 809 f. 954. 1015-1019.
- 1114. 1234. 1337. 1385 f. 1458. 1510 f. 1578 f. 1590-1593.
- 1668. 1676. 1732. 1781. 1791-1793. 1993 f. 2119 f. 2200 f.
- 2239-2278. 2307 f. 2334 f. 2336. 2365 f. 2373 f. 2467. 2511-
- 2520. 2539 f. 2573-2580. 2599. 2616. 2754-2757. 2844. 2894.
- 3001. 3051 f. 3103. 3180-3185. 3188 f. 3262.3375-3378.3447-
- 3450. 3470-3473. 3483 f. 3491 f. 3572-3575. 3576 f. 3606 f.
- 3614 f. 3656 f. 3730-3735. 3754 f. 3834 f. 3856 f.
- Eine Reihe von Versen mussten bei grösseren Ueberarbeitungen
- des Textes geopfert werden. Der Ueberarbeiter ging nämlich vor
- Allem auf Reinigung der Reime aus, die er durch Aenderung
- der Reimworte, Anhängung neuer Reime oder durch eingreifendere
- Umgestaltungen des Textes zu erreichen strebte. Ich gebe einige
- Beispiele.
- Aenderung von Reimworten: magen (iwale) — iÜ)er alle
- 147. herren (is^le) — Michahele 267. hede (izwene) — scherte
- 321. geringe (: winde) — geschwinde 458. zwäreigräwe — do :
- gro 1110. begurte (: swerte) — bewerte 1964. bringen (: sinnen)
- — gewinnen 2361. für war Ogän) — an wan 2585. g^ren
- (: werden) — uff diser erden 2826. handen (: belangen) — stangen
- 2992. gelas (: sprach) — uff gebrach 3664. begurte (: bewarte)
- — mrtte 3832.
- Anhängung von Reim werten: willen (: zwingent) — vnlen
- tringent 263. strUen : Biwtfel — stritten do : zwiffel so 427.
- bürge : künige — bürge zwor : k. geneme das ist wor 592. Ferner
- 711. 760. 806. 1344. 1696. 1801. 2567. 2714. 3379 u. s.w.
- *) Es war keine gemalte Hdschr. wie es nach v. d. Hagens Angabe
- (S. XXIII) scheint, sonst hätte dies der Schreiber wie bei den anderen aus-
- drücklich hinzugefügt
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- Verhältnis der Texte. XI
- Grössere Aenderungen gestattet sich HlOObf, und 2806,
- um den Reim himele : hernidere zu beseitigen, 3392 f., um dem
- "Reim Ise : pUben zu entgehen; 2846 wegen der Bindung OrendeZ :
- gesendet. Andre Beispiele : 2281 f. 2848 f. 2852 f. 3144 f. 3638 f.
- 3737 ff. u. s. w. (Vgl. auch Harkensee S. 4 ff.).
- Den häufig begegnenden Reim gerihte : tviste hat H nur einmal
- bewahrt 1813, sonst ihn stets verändert in mit lüste: wüste (mit
- jtiste 1626). Ebenso wird die stehende Reimformel springen : bringen
- von H regelmässig, abgesehen von V. 241, in geschwinde: bringen
- geändert, freilich nicht zum Vorteil des Reimes.
- Ferner beseitigt H Reime, wo sie seiner Mundart nicht ge-
- mäss sind: gebot : blöt — geb. blut rot 130, stunde : nüwe —
- trüwen : nüwen 752, trüwen : müren — trüren : m, 1546, niet :
- liet — niecht : geriecht Sßß2.
- Anlass zu Reimwandlungen gaben endlich veraltete Worte wie
- hälwtg 722, folcwtg 1399. 2588. 2769, wtcgeserwe 3497. 3511.
- 3829 oder die alten Substantivformen auf -ere 12. 57. 596. 642.
- 797. 3276.
- Neben dem Streben nach Reimgenauigkeit zeigt H die Neigung
- lange Verse zu kürzen, zuweilen in sinnstörender Weise, so 402.
- 436. 645. 867 (vgl. dazu 861). 1073. 1342. 1397. 1806 (vgl.
- dazu 706. 1673. 3165). 3000 u. s.w. (S. auch Harkensee S. 15 f.).
- Was dagegen in D fehlt ist verschwindend : 379 f. 780. 1598-
- 1605 (durch Abirren zum gleichen Versende). 2019-2021 (durch
- Abirren zum gleichen Versanfang). 2153-2158 (ebenfalls durch Ab-
- irren), 2442 (aus demselben Grunde). 2464 (wegen des dreifachen
- Reims). 2800 f. 2877. 2879. 2963 f. (durch Abirren). 2973 f.
- 3172 f.
- Auch D strebt zuweilen nach Glättung der Reime, wo H das
- Ursprüngliche bewahrte: ersach {idaz) — ersach das 75. geladen
- (: tragen) — beschlagen 306. glauben : ougen — glauben eben:
- leben 471. ime : Pfenninge — im an : dem selben nackenden man
- 664. küniginnen : springen — künige herre : springen sere 856.
- begurte (: swerte) — begurte werdt 985. jüngeling (: sin) — iunge-
- ling fein 1452. sele (imere) — ere 2203. trürig (imich) —
- traurig vnd siech 2365. glauben (: taufen) — glauben lauffen
- 2581. empfähen (: näher) — empf. vnd die mer 2658. ime
- (: küniginne) — synne 3142.
- Femer hat D durchweg, auch im Reime, minne durch liebe
- ersetzt, was meist eine grössere Aenderung des Textes nach sich zog.
- Wenn H die Verse geflissentlich kürzt, so hat D die Neigung
- sie durch Flickwörter und Zusätze zu verlängern, die meist an ihrer
- Plumpheit leicht kenntlich sind. Z. B. Du solt auch fechten (mit
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- Xn Verhältnis der Texte, Die Prosa.
- den hayden) an zwiyfel Mit den haiden fünffzehen haLweyge
- 721. Fraw hreyd^ hiesz schreiben atiff den hoff Jetlichem herren
- (auff den hoff) fünfftzig ros 3059. Ir seyd entrannen eiverm
- (rechten) herren 2598. Dasz der grawe rock do hin (gieng vnd)
- schrägt 2817. Mit Vorliebe schiebt D atcch ein: Aimh reicher
- künig vnd auch schon 54. Der grawe rock vnd auch der weg-
- gßnt 989. Die sind im auch alle versuncken 1444. Wie wunder-
- lich und auch harte 1522. 8i nam in auch hey dem hare 1614.
- Es wer in auch lieh oder layd Der grawe rock auch fast hinmh
- strait 1726 f. (Vgl. auch Harkensee S. 16 f.) Ebenso werden Flick-
- wörter wie nun, do, so, und, dort nicht selten eingeschoben.
- Im Ganzen verfährt D in der Wiedergabe seiner Vorlage ge-
- wissenhaft, auch da, wo es dieselbe nicht mehr versteht, z. B. den
- sasz (: was) 1632, salg (= schale) 2595, fokk feyge (== folcwige)
- 1397, voltweyge 2757. 2769, sich gmante 1062. 2127. 3850
- (denn dass es D nicht mehr verstand, beweisen die Lesarten zu
- V. 1052 und 1306), weit geserwe 3829 (vgl. die Lesarten zu
- V. 3497. 3511), gebot mit 3144 (wo H wenigstens mit ge-
- strichen hat).
- Es ergiebt sich also, dass D zwar höher steht als H, letzteres
- aber nirgends ausser Acht gelassen werden darf.
- An einer grossen Zahl von Stellen bietet nun weder H noch
- D den richtigen Text, indem beide durch ähnliche Bedenken zur
- Umarbeitung veranlasst wurden. Wo sich alsdann das Ursprüngliche
- nicht aus Vergleichimg der beiden Recensionen erschliessen lässt,
- hat man die Prosa herbeizuziehen, welche für die Textgestaltung
- von solcher Bedeutung ist, dass einer Darlegung der kritischen
- Grundsätze eine eingehende Betrachtung von P notwendig voraus-
- gehen muss.
- Die Prosa (P).
- P*) entstand in demselben Jahre und aus dem gleichen An-
- lasse (der Auffindung des Rockes Christi) wie D, Bass aber P
- später, als D herausgekommen ist, lehrt der Titel: Von dem vn-
- *) Es enthält nur 6 Holzschnitte: auf Bl. 1 zeigt sieb der graue Rock
- gehalten von zwei Engeln, auf Bl. 2 Joseph und Maria, die den Rock
- wirkt. Nach V. 155 des Gedichts; Orendel knieet vor dem Marienbild und
- empfüngt von einem Engel das Schwert, nach V. 305 und 3202 das gleiche
- Bild: Abfahrt der Schiffe, nach V. 3030 Orendel reitet zum Tore ein. Das
- sind Alles Darstellungen, die wir auch in D fanden, und da auch die
- Capitelüberschriften der Prosa zum grössten Teile mit JELD übereinstimmen
- (vgl. S. XLI), so wird auch bereits X, wie ü (vgl. ebda.) eine Bilderhand-
- schrift gewesen sein.
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- Die Prosa, XIII
- trenlichen Bock vnsers herren Jesu christi \ den jm sein
- ausserwdte müter (vnser liebe fraw \ die ewig fruchtbar \ vn
- vnbeflect junckfraw) selbs mit jren keuschen henden geivürckt
- hat I wie der \ ainem alten Juden \ von Pylato vnd Herode
- gegeben ward. Vnd nach vil geschichten \ wunderbarlich
- ainem künig (Arenndel genant) worden ist \ der jn gen
- Trier bracht \ vnd daselbst in ain sarch verschlossen\
- atich yetzo bey vnnsern zeitten \ von der gepurt Christi in
- dem Fünfftzehenhundert vn zwdfften jare \ auf dem grossen
- Beichstag zu Trier \ in gegenwertigkait Römischer kaiser-
- licher maiestat vnsers aller gnädigsten herrn . au^h Chur-
- fürsten \ Fürsten \ herrn vn anderer Stende des heiligen Reichs
- erfunden \ me am Ennde diss büchlins weiter angezaigt vnd
- erklärt ist.
- Die gesperrt gedruckten Worte geben zusammen ziemlich genau
- den Titel von D wieder. Gleichwol ist P nicht eine prosaische
- Auflösung von D. Der Drucker, Hanns Othmar, bemerkt am Schlüsse :
- Die Hystori dises büchlins \ hab ich genomen ausz ainem gar
- alten Mchlin \ dus fast maisterlich vnd mitt grossem fleiss ge-
- schriben ist \ vnd so der graw rock (darin künig Arenndel die
- Haiden bestritten \ erfochten vn erobert das hailig grab \ durch
- wunderbarliche hilff defzs Allmächtigen gottes \ der so vil vn-
- zalliche wunderliche ding durch sein geliebten fründ gewürckt
- hat I der die götlich hailig geschrift vol ist) yetz bey vnnsern
- zeitten \ an der selben stat zu Trier erfunden ist \ wie dann
- die Hystori in disem büchlin anzaigt . so ist leichtlich zu glauben
- vnd zu halten \ das diser Rock sey der hailig rock \ in dem
- vnser erUser vnd säMgm^cher vnser hayl gewürckt. Vnd also
- jn geoffenbart hat in beywesen Römischer kaiserlicher Maier
- stat I vnsers allergnädigsten herrn \ mit samt denCurfürsten\
- Fürsten vn herrn. Vnd damit das dise geschichten nit abfallen
- ausz gedechtnusz der menschen hab ich Mai. Hannsz Othmar
- disz Mchlin wöUen drucken. zu lob dem Allmächtigen got \ in
- der Kaiserlichen stat Augspurg bey sant Vrsulen closter am
- Lech I In dem jar do diser Rock zu Trier gefunden ward .x.
- Do man zalt nach Christi geburt . MDXII. Darauf folgt ein
- kurzer Anhang über die Auffindung der Trierer Reliquien und die
- Ordnung ude man zu kor gestanden ist (vgl. Anmerkungen).
- Othmars Quelle war also eine Handschrift, und zwar eine
- poetische Hdschr. : darauf deuten die zahlreichen durchschimmernden
- Reime, die bereits v. d. Hagen bemerkt und zum Teil ausgezogen
- hat (Ausg. S. XXVI). Und diese Reime sind die Reime
- unsres Gedichtes: von 100 Reimpaaren hat P durchschnitt-
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- XIV Die Prosa,
- lieh immer 25 bewahrt, abgesehen von den Partieen, wo es sieh
- überhaupt freiere Abweichungen erlaubt.
- Aber weder H noch D kann der Prosa als Vorlage gedient
- haben, dagegen spricht sowol der Inhalt, der das Gedicht durch eine
- Reihe neuer und unzweifelhaft alter Z^ge vervollständigt, als
- auch eine grosse Anzahl von Lesarten die sich bald mit H, bald
- mit D decken.
- Ich gebe zunächst eine Uebersicht aller derjenigen Z^ge^ in
- denen P von der Darstellung in HD abweicht, wobei zu unter-
- suchen sein wird, welche dem ursprünglichen Texte, welche der Er-
- findung von P zuzuweisen sind. Dann gebe ich ein Verzeichnis der
- zu H, bez. zu D stimmenden Lesarten sowie derjenigen Stellen, an
- denen P allein das Richtige bietet.
- Gleich den Anfang hat P etwas freier gestaltet. Der selb rock
- wuchs auch auff mit dem Jänd Jesu \ allso \ das er jm aUweg
- lang vn grosse g^^'^g w;as ist aus der Legende vom grauen Rocke
- Christi entnommen, wie sie z. B. Bruder Philipp erzählt (Marien-
- leben 3638 — 73). Der naive Anachronismus, dass Helena den Rock
- gewirkt habe (V. 26) ist in P weggefallen, ebenso das Verbot des
- Herodes, der Jude solle den Rock Christi nicht an seinem Leibe
- tragen (V. 76 ff.). König Ougel (Anngel P) sagt von Bride (vgl.
- V. 220): Die haisset die schön junckfrauw Breyd \ vnd ist
- aUain ain erhkind \ wann ir ist vatter vnd müter tod \ vnd
- wirt von iren landtsässen ertzogen. Dies wie die Abweichung,
- dass Ougel die Ausrüstung der 72 Schiffe von selbst anbietet, mag
- Eigentum von P sein. Die Zahl der Teilnehmer an der Expedition
- wird ebenfalls abweichend angegeben, doch stimmen fast alle Zahlen-
- angaben mit HD nicht überein, weshalb ich diese ganz unberück-
- sichtigt lasse. Dagegen fehlt die Angabe, dass Ougel vor der Ab-
- fahrt seines Sohnes alle Mannen zu Hofe beruft, in HD gewiss mit
- Unrecht, fdr ihre Echtheit spricht schon der Reim gesandt iland
- (vgl. V. 287). Auf dem Lebermeer stirbt das Vieh in Folge der
- schlechten Luft : auch was böser geschmack da seihst so grosz \
- das jn das vich dauon starb, jedenfalls eine durch die Andeutung
- der Rosse V. 369 veranlasste Einfügung. Als Christus den Schiffen
- durch einen Sturm aus dem Lebermeer hilft, heisst es : „dauon ain
- solch krachen vn gedön ward \ das sy all mainten \ das war
- jr jüngster tag doch kamen sy on schaden auf das recht lauter
- m^r^'. Das Heranfahren der Schiffe Orendels meldet ein Fischer
- nicht den 72 babylonischen Königen, sondern Peliän, dem Mäch-
- tigsten unter ihnen, was doch offenbar das Richtige ist: vnd kamen
- in die wüsten Babiloniam \ in der gesessen waren j zwen vnd
- sibentzig künig \ doch so was ainer vnder jn \ mitt namen
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- ■-.t^-^'^r:
- Die Prosa, XV
- Pelion I dem die andern all dienen müsten \ der was gar stoltz
- vnd vermessen vnd hett auch den Cristen die aiiff dem m^r
- dar für füren \ gar vil laides gethon \ zu dem kam ain vischer
- jm sagend das ain grosz hör \ mit zway vnd sihentzig kyelen
- christerdicher leüt \ auff dem m^e lag \ die fürten auch grosz
- gut mit jn \ Vnd do dem hayden \ das gut genant ward \ ward
- er hochgemut \ vnd herüfft die andern Jcünig alle \ mit ainem
- lauten harn \ do sy das harn vernamen \ do kam^n sy mit ge-
- mainem Rat \ vnd fragen \ wartzü er jr hedörffte \ Er sprach \
- seyt all wol gemüt \ es kamen der Christen ain grosz hör \ die
- füren vnzaUich vil güttes mit jn \ das müsz vnsz werden \ vnd
- tvir wollen sy all darumb tödten. Auch die Berufdng durch das
- Hörn kann echt sein. Es wären also nach P die Verse 403 — 406
- an ihren Platz zu stellen und jn (407. 412) in im zu ändern.
- Nachdem Orendel Schiffbruch gelitten, wird sein wunder Körper auch
- von Bremsen zerstochen: So stachen jn auch die brennen so seer \
- das jm desz blüttes zerr an. Nach V. 515 sind, wie der Reim
- genant i land ergiebt, in HD einige Verse ausgefallen (s. u. S. 19).
- Als Orendel mit Ise nach dessen Schlosse kommt, hält ihn die Frau
- für einen Räuber: ich main \ er sey ein rechter Rauber \ oder
- ain dieb \ er laszt vnsz heindt die ainen nacht nicht vngestolen \
- darumb werfft jn ausz in das mör \ das wir vor jm sycher sein.
- Dass diese Stelle echt ist zeigt V. 614 ff. :
- er sprach [nun würff in D] an den stunden
- [nu würff in H] zu (an H) des [wilden D] mores (meres H) gründe.
- Nach V. 637 sind nämlich diese Verse ganz sinnlos, da hier
- vom glücklichen Wiederfinden des grauen Rockes die Rede ist und
- Niemand daran denkt, denselben ins Meer zu werfen. Diese beiden
- Zeilen sind also mit einer leichten Aenderung nach V. 613 ein-
- zusetzen.
- Wan der vorgenant vischer mmster Eyss \ von geburdt ain
- hertzog was (nach V. 599) mag ein Zusatz von P sein, ebenso
- V. 658 : Des antumrt die frauw \ kaufft jr jm klaider \ so würt
- er euch zu herrs oder zu törsch. Dagegen ist die sprichwort-
- artige Wendung nach V. 779 jedenfalls echt: er ist nicht recht
- weisz der ^ die leüt hdt als er sy sieht , vgl. Oswald 45 ff.:
- Man hat den man nu als man in siht
- und pbliget dar zuo guoter witze niht.
- Auch Walther 35, 84: nieman uzen nach der varwe loben sol. —
- Ebenso sind nach V. 781 2 Verse in HD ausgefallen, die P bietet
- (S. 29).
- Als Orendel Urlaub nimmt, heisst es: sein Maister gienge
- mit jm vnd gab jm gelait verr von seinem hau^sz hyndan \ vn
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- XVI Die Prosa.
- weiszt jm die recht strasz gen Jerusalem \ vnd also gieng er
- siben tagraisz in holtz hayd vnd aglay \ das stäche den werden
- fürsten das jm das blüt durch die schüch ran. üeber die Echt-
- heit dieser Stelle lässt sich ebenso wenig entscheiden*), wie über
- eine folgende (nach V. 797): vnd stund auch in dem wasser hisz
- zu der gürttel. Der Zusatz zu V. 813: dar hete er dannoch
- siben Tagraisz \ die weiszt jm der engel gottes in dreyen tagen
- sieht allerdings ganz nach unserm Dichter aus. Was nach V. 825
- folgt (s. S. 31) ist entschieden echt, sonst fehlte ja zu V. 828, wo
- bedauert wird, dass dem König Niemand zu essen gebe, jeder Grund.
- Ausführlich schildert P, wie Orendel das ihm geliehene Ross Mer-
- cians bändigt: Hiemit hiesz er die acht man u. s.w. (vgl. S. 36).
- Diese drastische Scene deutet auf Spielmannserfindung, sie ist auch
- nach allem Vorangegangenen durchaus erforderlich ; die ganze Partie
- (964 — 968) muss in HD* verderbt gewesen sein. Dass Orendel
- den Harnisch Mercians ablehnt („ich bedarff nit hamaschs noch
- kaines stächlen ringes \ dllain willeich reytten in meinem Bock
- durch meines gottes Eer vnd seines hailigen grabes willen^^)
- kommt ähnlich im Gedichte noch öfter vor, wird also auch an dieser
- Stelle gestanden haben, wofür der Reim spricht. Wie Orendel ohne
- Stegreif in den Sattel springt (V. 990) „des vervmnndert sich
- künig Mertzian vnd die andern all die das sahen^^. Mercian
- rät seinem Bruder vom Kampfe abzustehen (V. 1035): vnd darumb
- rat ich euch auff mein treüw \ das jr sein nicht besteet \ lassent
- von erst sich ain andern an jm versuchen — vermutlich ein Zu-
- satz Othmars. Von Sudans Helm (V. 1043) berichtet P: der ge-
- machet was mit souil öcken \ wo man darauff schlüge | da müsten
- die Schwert zerbrechen. Wie er in den Sattel springt (V. 1047)
- fügt P hinzu: das jm nicht vnmüglich was wan er het allain
- acht man sterck. Was in P nach V. 1051 folgt (s. S. 39) ent-
- hält augenscheinlich Ursprüngliches, besonders die Wechselreden der
- Kämpfer sind ganz im Stile des alten Epos. Auch dass Orendel,
- nachdem er den Heiden aus den Sattel gehoben, ihn dreimal am
- Speere hinter sich über den Hof schleift und ihn dann höhnend unter
- die Heiden wirft, sieht aus wie ein echter Zug (V. 1067). Herzog
- Schiltwin nimmt als Bote zu Orendel gesandt ainen Palm vnd
- ain fridfändlin mit sich — gewiss eine Zutat von P. Schiltwin
- wird beauftragt, dem jungen König die Minne seiner Herrin anzu-
- bieten; der Verfasser von P, der diesen Brauch einer früheren Zeit
- nicht mehr verstand, fügt entschuldigend hinzu: aber er redt solichs
- ausz forcht \ vn das er jm den Hold damit wollt günstig machen.
- *) Aehnlich lautet ein formelhaftes Reimpaar heide:tageweide2S4:l,SßSl.
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- Die Prosa, XVII
- Darauf bittet Schiltwin den Grraurock „bald hernach zu kumen'*.
- Die lange Schilderung der Rüstung des Riesen Mentwin 1206 — 1260
- lässt P ganz fort mit der Bemerkung: das thüt nit not daü das
- die Historj dardurch gelengert unlrd. Bemerkenswert ist aber
- ein kleiner Zug: Er fürtt auch Sunn vnd Mon \ vnd darumb
- beetten jn die Hayden an als ainen gott. So heisst es auch vom
- Riesen Ymelot Rother 2568: her wolde selve wesen got, (Andre
- Beispiele s. bei Jänicke zu Biterolf 299 und aus der geistlichen
- Dichtung bei Rödiger Anz. f. d. A. I, 73.) Die mit den stehenden
- Versen eingeführte wiederholte Hilfe der Engel wird übergangen
- 1387 ff. Als Mentwin nach dem Graurock fragt, heisst es: do
- sprach ainer seiner man \ secht wie er dort her gegen euch
- reyttet mit seinem grüenen schilt \ er furcht euch auch gar Main.
- Der werd vnd kün hold. Der Reim grüeneiküene macht die
- Echtheit dieser Stelle wahrscheinlich. Nach V. 1332 folgt in P:
- Aber der graw Rock \ mitt dem die göttlich hüff alltzeit was \
- mitt desz hilff vnd krafft er disen Rysen gef eilet vnd überwunden
- het I der sprach \ ich lob dich allmächtiger got \ das ich mit deiner
- götlichen hilff \ dise grosse not überwunden hab. Nun wolt an
- jr Haiden \ eiver abgott ist tod | der mich in das möre wolt
- werffen \ nun ligt er hye \ vnd mag euch \ noch jm selbs nymmer
- helffen \ so will ich yn auch da nicht lenger ligen lassen —
- jedenfalls eine Einfügung Othmars. Dass aber Orendel dem Mercian
- einen solchen Faustschlag giebt, dass dieser zu Boden fällt und vier
- seiner besten Zähne einbtisst (s. nach V. 1489), sieht so nach spiel-
- männischer Darstellung aus, dass es ohne Zweifel dem alten Ge-
- dichte angehört hat. Die Art, wie Orendel das feindselige Auftreten
- Mercians gegen ihn zu entschuldigen sucht, wird durch die Reime
- ebenfalls als ursprünglich erwiesen (V. 1505). Als Mercian von
- dannen reitet (V. 1521) fährt P fort: vnd als er nun für die
- stat kam \ sach er sich vmb vnd sprach \ der Teufel habe im
- disen mane \ der Edlen künigen vnd fürsten so gar vnhof liehen
- dienet \ Ich hab seiner dienst schaden in meinem mund bisz an
- meinen tod vnd also rait er hin durch die wüsten Salonie,
- eine Stelle, von der sich nichts Bestimmtes behaupten lässt. Nach
- V. 1573 folgt wieder ein Zusatz von P: damit gieng er hyn 1
- zu dem hailigen grab \ vnd knyet nider auf seine knye \ raffet
- got anddchtigklichen an das er jm zu hilffe kam \ also thet
- auch junckfraw Breid \ die iverd vnd schön künigin \ sy sprach .
- Hymdischer vatter vnd herre | behüt vnd beivar mir disen Edlen
- Cristenlichen degen mit dem ich dein hailiges grabe in pfleg
- vnd hütt haben soll. Der in HD fehlende Vers 1603 wird von
- P richtig überliefert. Nach V. 1613 lässt P die Königin zum
- Orendel. II
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- XVm Die Prosa.
- Kämmerer sagen: er solt jr lieber dreü maln vmb das recht
- Schwert geloffen sein. Nach V. 1710 ist im Gedichte offenbar eine
- Lücke, und da eine Rache Mercians im Gedicht nicht eintritt, so
- wird sie mit P an dieser Stelle anzunehmen sein: Damach an
- dem dritten tage \ käme der Haidnisch Jcünig Mertdon mitt
- ailff hundert mannen \ die vertraib er auch all mitt der hüff
- gottes durch sein ainen hand \ in das dick lebermör \ darinnen
- versuncken baide man vnd pfärd. Nach V. 1749 folgt in F eine
- kleine Episode , die möglicher Weise dem Originale angehörte : u/ie
- er sich auff dem nachjagen verritten hett \ do sandt jm gott der
- herr ain turtdtawh \ das sasz für jn auff sein pfärd \ vnd
- fürt jn den rechten weg \ er sprach. Ach reicher got \ ivie ist
- disz vögelein so zdm \ vnd ux)U nach jm greiffen \ do flöge es vor
- jm auff ainen bäum \ so bezaicherdich vnd bedeutlich das er wol
- sach I wo hyn er reytten solt. Dies unmittelbare Eingreifen des
- Himmels ist ganz im Geiste unsres Dichters, eine Sendung der
- Turteltaube begegnet im Gedicht noch einmal V. 3646 flf. Als
- Orendel zurückkehrt fragt ihn Bride zum zweiten Male: wann die
- gottes stym hatt mir zum andern mal gesagt von künig Anngds
- sun I wie der vmb sein leütt vnd gut kumen sey \ darfür ich
- euch nämlich haltt \ er lau^gnet aber vnd sprach \ Ich bin sein
- nicht I ich bin nicht mer dann ain eilender mmi \ darumb
- nempt ainen künig der Euwer leüt vnd landt mit Fern ge-
- haben müg. Das dürfte eine Einschaltung Othmars sein. Auch
- dass Orendel, als er von Bride kostbar gekleidet wird (V. 1789ff.)>
- den grauen Rock ins heilige Grab legt, wird seine Zutat sein: Vnd
- als er dise klayder anthet \ legt er von jm den grawen Bock \
- mit grosser vnrdigkaite in das haüig grab. Der Schluss der Rede
- Pelians (V. 1847) in P: Auch mügt jr euch selbs vor mir nicht
- behaltten \ ich tvül euch zu weyb haben \ vnd ob jr nicht wölt
- so müszt jr wird ähnlich noch einmal V. 1888 wiederholt (auch
- in P), ist also an dieser Stelle unnöthig, kann aber wohl im Ori-
- ginal gestanden haben, wie auch nach V. 1887 2 in HD fehlende
- Verse sich aus P ergänzen lassen (vgl. S. 69). Dass Orendel die
- Königin zur Berufung der Tempelherren veranlasst (0 edle künigin
- lasset mich euch beuolhen sein \ vnd hdfft das die Tempelherrn
- da^ hailig grab in hüt halten vor den argen Haiden | das ge-
- lobt sy jm zu thün), während dies in HD der stereotype Engel
- tut, ist Aenderung von P, dem diese auch in HD* verderbt über-
- lieferte Stelle nicht mehr verständlich sein mochte. Nach V. 1931
- schaltet Pein: Den herrn was sollich geschieht laid \ vnd künden
- doch ye nichts Endtlichs darzü ratten \ was über solch sein
- drow mit füg zu thün war. Als Orendels Ausrüstung beendet
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- Die Prosa. XIX
- ist (V. 1975) heisst es in P weiter: Als aber jn die Tempelherrn
- vor jn reytten sahen \ redten sy vnder ainander \ sol diser hye
- vnser künig sein \ so ist er ye ain seltzamer Jcünig \ nun hat
- er nicht mer an seinem leih dann ain grawen rock \ der da
- ist on all nät vnd on geern \ recht als ob er ain münich \ vnd
- ausz ainem closter entrannen sey \ darumb wollen wir dalang
- kainen fusztrit nach jm reytten. Diese Stelle entspricht den
- nach 1651 folgenden Versen, die von dort aus erst nach V. 1975 ein-
- zusetzen sind, denn dort unterbrechen sie plötzlich die Ausrüstung
- Orendels, während sie hier, nachdem die Verse:
- 1940 die swuoren im triuw und [ouch] eide,
- si swuorent aber alle meineide
- vorangegangen sind, durchaus am richtigen Platze stehen: erst die
- Treulosigkeit der Tempelherren veranlasst ja Bride, als Amazone
- selbst in den Kampf zu reiten.
- Von den Versen 2103 — 2108 giebt uns P ein viel anschau-
- licheres Bild : do nam sy das pferde bey dem zawm \ vnd fürt
- es dar jrem liebhaber \ sy erwört auch aUen Haiden vnd schlüge
- die mitt gewalt dannen \ das sy jn müsten auff das pferd lassen
- vnd hielt jm sdbs den stegraiff (H&rer wie grosz vnd wunder-
- sam ist weiblich trew \ do dise junckfraw \ weiblich gezierd vnd
- alle forcht zu rugk schlug \ vnd an sich name hamasch vnd
- m^nlich gemüt müt Ritterlicher gethat \ die sy durch recht trew
- disz mals begieng). Den Eindruck der Echtheit macht das gleich
- folgende Gleichnis: also giengen die vngetawfften hayden vor jn
- bayden ernyder als der schnee von hohen bergen,*) Die Er-
- kennung Orendels führt P folgendermassen ein (V. 2131): fraw
- lasset disen streyt durch got vn mich \ vn seyt gedultig gegen
- jn I lasset sy mein nicht entgelten \ wan sy seind mir nicht
- bessers schuldig. In dem schlügen sy wider an die Haiden \ vnd
- schlügen sy all zu tod. Damach kort sich der graw Bock zu
- der künigin vnd sprach . Seitmain aott der herr mir den sig
- gegeben vn mich dartzü erkom hat \ das ich dises landes herr
- sein soll So vrille ich sagen mein art vn namen \ das ich doch
- biszher verlauget vn verschungen hob.
- So mochte dem Verfasser von P auch der schlichte Ausdruck
- der Freude, als Bride im Graurock Orendel erkennt (2141 ff.) zu
- matt erscheinen, er erzählt: Als die künigin daz vernam \ viel
- jr das sper vor grossen freuden ausz der hannd \ doch ermant
- sy bald tvider \ vnd fieng den stoltzen werden hölld freünüich
- *) Dasselbe G^leichnis in Reinbods Georg 5461 und bei Otacher 75 to.
- 215 b (vgl. Jänicke zu Biterolf 10193. DHB I, 272).
- n*
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- XX Die Prosa,
- in jr arm vnd sprach Nun Usz gott vnd mirjü tausent maln
- tüülkornen \ mein allerliebster herr wee warum hastu mir dein
- nam^n vnd art so lang verlaugnet vn ich dich doch zu zwayen
- maln dartimb fragt \ auch dir dohey saget \ das mir dise ge-
- schieht I die göttlich stym geofenbart vn verklindet (!) het \ ach
- mein herr, warumb hast du dich so lang vnbekannt bey mir
- gehalten \ Doch ist mir lieb \ das ich dir ye und ye mit treuen
- beygestanden bin vnd kainest von dir nye gewichen.
- Darauf schiebt P einen Waffenstillstand von 6 Wochen ein:
- Nun hetten ettlich Hayden jr botschafft noch da \ vnd kam ain
- merckliche samnung hernach \ die maineten mit jm zu fechten
- yetz in dem ring \ do redten die Tempelherrn souil mitt den
- Haydenn \ das sy frid schlügen auff sechsz wochen \ das den
- Haydenn auch vast wolgemaint was wann sy sich in der zeytt
- Erst recht zurichteten \ vnd ward jr schar zu mal seer gemeret.
- Sehr ausführlich schildert P die Ankunft Ises: der wallet
- Bilgrins weisz zu dem haüigen grab \ auch suchend seinen ge-
- treuen kriecht \ er sucht drey gantz tag mit allem fleisz \ aber
- er kund in nyendert finden | zu letzst- bekam jm ain alter
- Sarracen der jm bekant was \ den begund er fragen \ ob er
- seinen getreuen knecht yendert weszt oder gesehen hett \ vnd
- sprach | gedenck daran \ das ich dir vil liebes gethon hob j vnd
- weisz mir meinen getreuen fromen knecht \ wan ich main \ solt
- ich jn nur ain jar haben jch umrd sdig. Der sarracen sprach \
- ich enwaisz ob ich jn erkenne oder nicht \ sag mir seinen namen
- vn was klaider er antrag \ er sprach \ er tregt ainen grawen
- rock . der hat kain nate \ ich waisz jn auch sunst nicht zu
- nennen \ do antwurdt jm der alt Sarracen vnd sprach \ ey
- maister Eysz \ ich main jr habt eüwer synn nicht \ habt jr
- aber sinne \ so rat ich euch mit gantzen treüwen dcts jr des
- zu kainem knecht verjehent \ wann ich hob gesehen mit meinen
- äugen \ do sein der künig Mertzion zu dienern verjach \ do
- schlug er jn mitt seiner hand \ das jm sein zän ausz dem mund
- fielen \ er hat auch seiner dienst ymer genüg, Maister eys sprach
- wie erbarmen dich mein zän so hart | mainest du er thü mir
- auch also \ lasz michs wogen \ zaig mir jn \ als lieb ich dir
- sey vn hob dir die marck golds zu myete. Der sarracen sprach *
- ich weisze dir gern sein kamer oder kemnatten \ aber ich kufne
- mit dir darein nicht \ des acht ich nicht | sprach maister Eys \
- bringe mich nur dar da ich yn finden müg. Do fürt jn der
- sarracen iJiher den hoff vnd weiszt jm die kemnaten \ darinnen
- der graw Rock was \ der geleich dieweil mit seinen herren zu
- tisch I sasz. Maister eysz gieng vnerschrockenlich für den tisch \
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- Die Prosa. XXI
- daran der graw rock sas ' Vnd als der seinen maister von erst
- ansach sprang er vo dem tisch | vnd empfieng jn wirdigMich
- vn sprach \ mein lieher maister \ jr sollet gott vnd mir wiUi-
- komen sein \ vnd mir vergehen das ich so lang ausz euerm
- dienst hin \ das iviU ich für hyn vmh euch vidierten etc.
- Die Echtheit dieser Stelle ist sehr wahrscheinlich, zumal P
- sonst nirgends selbständige Ausschmückungen von solchem Umfange
- anzubringen versucht hat. Auch das Gespräch zwischen Bride und
- Ise, als Dieser seinen Knecht fordert, stellt sich in P mit einigen
- andern Wendungen dar, die zum Teil ursprünglich anmuten. Bride
- empfängt den Fischer freundlich ,ywan er was jr hekanf^ und fragt
- nach seinem Begehr, er verlangt seinen Knecht zurück, den sie ihm
- so lange „entspeneV^ habe, y^aher tvärt jr ain mxin als ich \ es
- müst euch nymmer als leicht ankumen, Sie erwidert ihm:
- Maister Eysz was ist \ da^i jr sagt \ kan ich nun mein sach
- nicht auszgerichten noch das haüig grah behaltten on vischer-
- knecht \ so stund mein sach fast ühel , doch waisz ich wol \ das
- ick eiier knecht noch kainen nye gesehen hah, Anttvurdt der
- vischer \ fraw wie halt jr dann ain weisz an euch \ nu hah
- ich jn doch in eüwerem hoff funden \ was hedürfft jr für jn
- laugnen. Sy sprach das seind seltzame ding mit den ich von
- euch angefochten wird \ sagt doch wie eüwer knecht haisse \ ich
- waisz aher das er mir vnhekannt ist. Do sprach er \ frauw
- er haisset der graw Rock, Also hör ich jn nu nennen \ der
- was etwan mein knecht \ wiewol ich yetz vil volckes vmh jn
- sich I das jn herm haiszt. Do die künigin das vemam \ er-
- schrack sy seer \ doch tet sy der geleichen nicht \ vnd redt haim-
- lieh in jrem hertzen. Ach Allmechtiger got vnd herre \ was ist
- disz ding \ aher es ist viUeicht also dein will gewesen \ was ist
- mir nun zu thün anders dann das ich den vischer miet vnd
- helon I dasz er des grawen Bocks zu ainem knecht geschweig.
- Als Orendel Isen zum Danke für das alte Beinkleid einen Zobel-
- mantel schenkt (2223 ff.), ruft Dieser erschrocken aus: wee das
- die seih alt niderwat verfluchet müsz sein \ das sy ye in mein
- gewaU käme \ wie hau sy mich heut so schamrot gesetzt. Nach
- V. 2268 bringt P wieder eine breitere Ausführung: Allererst sagt
- er jr \ ude \ vnd in wölicher weisz \ er sein knecht gewesen war \
- das warde die künigin hoch erfreüwet \ In dem het mxiister
- Eysz sich auch zu gericht in mainunnge \ das er wider gen
- Jerusalem woU zu seinem herm \ des er vormMn zu knecht
- verjach. Der warh nun ander vischer Achtzehen tausendt
- über die er herr vnnd Maister was \ das die den zynnsz br echten
- vnd mit jm zu hof kämen. Statt der Verse 2331 — 38 hat P
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- XXn Die Prosa.
- Folgendes, das vermutlich auch aus dem alten Gedichte stammt:
- die (künigin) hiesz dar für sich tragen pfäll vnd ander gute
- klaider \ die ergab sy all den spilleütten vn farender dyet \
- vmb das \ das sy der vngetaufften Hayden schand vnd laster
- in allen landen solten offenbaren \ sagen vn singen \ als verr
- sy künden vnd möchten. Vnder disen aUen was ainer \ der für
- iiber m&r \ vnd sagt dem hertzogen Marsüion vnd hertzog Steffan
- seinem brüder | die dann bayde hertzog Eysen Sün waren
- Wie jr baider vatter zu Jertisalem offenbarlich Hertzog vn Bitter
- worden wäre \ des wurden sy erfreüwett \ gaben dem Spilman
- ain gut bottenbrott. Besetzten zu stund jre landt nach rwt-
- durffte vnd füren über möre \ brachten dem grawen rock vmb
- jres vaters willen dreyssig tausent m^n zu hilff.
- Die Klage Ises bei Orendels Gefangennahme (V. 2363 ff.)-
- wee das ich ye geborn warde \ Nun verleüsz ich allen mein
- weltlichen trost \ ach waffen was sollen wir arm leüt nun thün
- wird von P selbst herrühren, ebenso die Ohnmacht Brides, als sie
- Ises Brief erhält (V. 2373): da erschrack sy das sy onmdchtig
- ward I viel also hyn \ vnd lag vnversunnen. Als aber sy zu jr
- selber käme \ rüfft sy mit grosser klag tzü dem allmdcktigen
- got. Die nun folgenden Blasphemieen Brides glaubt P mit ihrer
- erschreckten Gemütsverfassung entschuldigen zu müssen: Solichs
- redt die werd künigin nicht in fräud \ oder daz sy das vnnserm
- herrn wollt aber tzürnen \ oder aber drowen \ Main kam dise
- red ausz dem erschrocken betrübtten hertzen. Durch wölich
- vnmdslich erschrecken vnd betrübnu^z | sy nicht mer het ge-
- brauchung jrer vernunfft \ sy weszt auch selbs nit was sy redet.
- Die Trauer der jungen Königin wird dann in den gegen Ise
- gerichteten Vorwürfen und Klagen noch weiter ausgemalt: wee
- Hertzog Eysz \ wie habtt jr mir armen junckfrawen so gar
- grosz hertzenlichs laid gefügt durch euer schreiben \ vnd zu
- woran mit eüwerm dannen fürn. Er sprach \ frauw \ da habe
- ich nicht schuld an \ vnd was er leydt ist mir mit gantzen
- trewen laid \ als wol als euch. Hirauff antwurdt sy \ jr solltet
- jn dahaim gelassen haben \ vnd nicht mit euch auszgefüret \
- so warn wir diser grossen hertzenlichen not wol erlassen vnd
- überhaben. Ach waffen \ das ich jm dise raisz ye vergünstet.
- Von unzweifelhafter, durch eine Anzahl von Reimen verbürgter
- Echtheit, ist dagegen wieder das Versprechen des Zwerges Alban
- und seine Hilfe bei der Belagerung (s. S. 91), die ganz spiel-
- männischen Charakters ist.
- Von König Elin berichtet P, er sei der Nachfolger Pelians,
- der über die Babilonier herrschte „zu der zeitt da künig Arendel
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- Die Prosa, XXIII
- mit seiner Bitterschaft auff dem m&r was \ ee dan er zu dem
- haüigen grab kam^^ und seinem Bruder Durian wird nachgerühmt,
- dass er ,,der aüer&rgest vnd höst man was \ so man jn in aller
- wdt finden mocht^'. Der in HD fehlende Auftrag, mit dem König
- Elin den Herzog Daniel nach Jerusalem sendet, ist vermutlich in
- Pecht erhalten: Daniel du f romer bider Ritter \ reyt bald hin
- gen Jerusalem \ vn wider sag dem grawen Bock vnd allen seinen
- manen \ von mir vn allen den meinen \ vnd sag jm \ weU er
- MadimetenvndAppollen anbeeten \ so welle ichjm vnderthänig
- machen \ zwen vnd sibentzig künig \ welle er aber nicht \ so
- müsz er vnd alles sein volck d sterben. Wenigstens ist die
- Form desselhen, als er V. 2567 fF. wiederholt wird, eine ganz
- ähnliche.
- Die ganze folgende Scene ist nur in P richtig erhalten. Die
- Könige Elin und Durian lassen Orendel Fehde ankündigen. Dieser
- antwortet mit zwei forchtharen Ohrfeigen, die Daniel als Bote in
- Empfang nimmt: Do hüb der künig auff sein hand vnd gab jm
- ain so starcken schlag \ das er zu der erden viel \ vnd ge-
- strackter vor jm lag. Daniel sprang bald wider auff \ vnd woli
- den künig hynwider schlahen | do gab jm der herr aber ain
- ba^kenschlag an den andern backen \ das er aber emyder uiel \
- als vor. Sowol 2671 wie in H 2621 ist von zwei Briefen die
- Rede, da jeder König einen zu hekommen hat, dazu passt auch
- V. 2672 f.:
- und w6r ich lenger dl beliben,
- unz mir der drite wSr geschriben . . .
- Dennoch empfängt Daniel in HD nur einen Schlag. Dass aber hier
- nur eine Verderbnis vorliegt, zeigen die Verse 2615 f.:
- Der herzog der was biderbe,
- er sprang üf und weit in slahen widere,
- die an dieser Stelle keinen Sinn haben, da doch Daniel erst wieder
- aufspringen und wiederschlagen kann, wenn er den ersten Schlag
- erhalten hat, was hier noch nicht geschehen ist. Nachdem Daniel
- die Briefe solchergestalt empfangen hat, kehrt er zurück und findet
- die 72 babylonischen Könige zum Rate versammelt. Dass hier in
- HD wieder eine Lücke anzunehmen ist, bestätigt V. 2654: TTö
- Mm vnd gräfen bt einander wären. Auf die Frage Elins: ist
- der graw Bock wild oder zdm? (vgl. V. 2642) antwortet Daniel:
- der graw Bock ist vntd vnd zdm \ er ist ain christ \ vnd thar
- allain wol dreyssig tau^sent Hayden besteen. Diese Antwort ist
- in HD ebenfalls verschoben und zwar ganz sinnlos an das Ende der
- Unterredung V. 2675. Nach 2665 ist in HD abermals eine Lücke,
- die sich aus P berichtigen lässt, denn V. 2662 tritt Elin näher.
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- XXIV Die Prosa.
- die Botschaft zu empfangen^ während doch 2668 Dnrian den Schlag
- erhält. Der Text ist also nach Massgabe von P zu ordnen, die
- Lücken lassen sich bei der Formelhaffcigkeit der hier verarbeiteten
- Verse mit ziemlicher Sicherheit ergänzen. Die Worte Durians nach
- V. 2675: nu hat mir der ain schlag so wee gethon \ das mich
- vmndert wie jr die zwen habt erleyden mügen | vertrage aber
- ich jm den brieff \ so bin ich nicht ain man werden aus Othmars
- Fabrik stammen.
- Auf Durians Herausforderung (V. 2690 — 95) erwidert Orendel:
- das will ich auch gern thün \ imd du solt auch frid haben vor
- allen mein mxmnen \ on mich allain, was gewiss von P hinzu-
- gefügt ist.
- Die Verse 2742 — 70, die allerdings fast nur frühere Verse
- wiederholen, hat P übergangen. Nach V. 2843 bemerkt P, dass
- „die Neun jar \ die jm der Engel verkündet het vergangen
- warn^\ Als der Engel den König auffordert, seinem Vater in Trier
- zu Hilfe zu kommen V. 2846 ff., schiebt P ein kurzes Gebet
- Orendels ein : hailiger Engel gottes bit den Allmächtigen got da^s
- er mir mein vatter behüt | ich will mmi keusch behalten \ bisz
- ich meinem lieben vatter zu hilff kome \ vn jn an seinen feinden
- rieh. Ebenso ist vermutlich von P erfunden, dass die beiden Her-
- zöge, denen das heilige Grab anvertraut wird (V. 2888 ff.), Bridens
- Schwestersöhne sind, und dass, als das Heer auf der Rückfahrt nach
- Rom kpmmt (V. 3187), der Papst ihnen entgegenreitet, um sie zu
- segnen. Die weitere Ausführung des Gespräches zwischen Ise und
- Herzog Warmund, als Jener die Rosse zusammentreibt (V. 3019 ff.)
- scheint wiederum Eigentum von P; Damitt sprang er auff ain
- pferd I rüfft Hertzog Eysen nach mitt solchen uxyrten \ warumb
- jagt jr vnser vol/n auff disem gefiUd \ oder wer hat euch das
- erlaubt \ es sey denn das jr mir enpfliecht \ sunst schaidet vnsz
- nyemand dan der tod. Antvmrdt hertzog Eysz \ hölld du bist
- vnweisz ob du mir die voln wörn ivilt \ wann mainestu mirs
- zu wörn 1 so müstu darum sterben. Hertzog Warmund spräche
- das wille ich versuchen. Nun sollen wir euch doch nicht gelten
- sagt doch was man euch dartzü gethon habe \ das jr solchen
- Übermut in vnserm land treibt \ des wir vormalen ungewon
- sein. Er sprach \ es seind heüt sechsz tvochen \ das mein lieber
- hefrr künig Arenndel vnd mein frauw \ die schön junckfraw
- Breyd von Jerusalem auszfüm \ vnd seind pferd bedürffend \
- souil man jr nun gehaben mag.
- Als Orendel mit seinem Heere nach Metz kommt (V. 3084)
- „da giengen die Burger ausz der Stat aU barfüsz gegen jn \ vn
- enpfiengen sy mit hailtumb vnd lobgesang \ yedoch künden sy
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- Die Prosa. XXV
- den künig nicht iiberhitten \ das er zu jn in die stat geritten
- war I vnd er es doch in vnwiUen nicht liesz \ sonnder er eyld
- dannen \ das er bald gen Trier kdrnf^.
- In sehr freier Weise hat P die Verse 3144 — 79 ausgeflihrt:
- Vnder den freüden so da warn \ erstündn auch grosse vn-
- sägliche hertzenlaid \ von den frawen \ die jr mann verlorn
- hetten \ die vormaln mit künig Arenndeln dannen gefam waren
- wann den selben ward jr alte klag allererst widerumb erneüwet
- Yedoch ergötzet der künig die frawen all nach jrem begem |
- wölche wider ainen man nemen wolt \ der gab er ainn vnd
- ain stat oder Burg dartzu. Wölche aber on ain man beleiben
- wolt I der gab er grossen hört von silber vnd gold. Als er das
- nu alles auszgericht \ vnd verendet het \ vermaint er sein hoch-
- tzeit bey seinem vater vnd seinen fründen zu haben \ schicket
- er sich zu dem dritten male dartzü. Vnd als er an das beth
- trat I kam aber d* Engel gotes vn sprach . H&r künig Arenndel \
- du solt diser hochtzeit lenger beiten \ wan das hailig grab \ vn
- das gantz land dasdbst | steet alles wider in der Saiden hend
- wann die \ den du da^ beuolhen hast die haben jr trew ver-
- unraint vnd zerbrochen \ vn vmb Mains gutes urillen haben sy
- es den hayden übergeben vnd eingeantwurdt. Des erschrack der
- künig zu mal seer \ vn sprach. Allmächtiger got das klag ich
- dir in dein leyden, Damach spra^ih er , mein liebe kilnigin
- wie wollen mr es nun anfahen. Jerusalem \ das hailig grab \
- vn das gantz land \ ist aUes under in der haiden gewalt, Sy
- sprach . Herr urie mag ich das glaubü das mmner schwester kind
- so gar vntreü an vnsz worden sein. Er antumrdt jr \ ich toiU
- hyn haim ziehen zu besehen me disen dingen sey \ ye doch
- klag ich dem Ewigen got \ das ich mit dir \ meiner allerliebsten
- frauwen weder freüden noch kurtzweil pflegen soll \ Desselben
- morgens vrlaubt er sich mit schnellem abschaidn vnd zoch under
- ab durch wdlsche land. Die künigin bat gott Allmächtigen got
- das er jm mit freüden haim hülff. Als sy nun drey tagraisz
- gefam hetten \ kam an dem vierden tage aber ain Engel der
- jm schwäre potschafft sagte | vn sprach \ Künig Arenndel \ mich
- hat gott der herr zu dir gesandt \ das du den gratven Rock
- hye zu Trier lassest | das ist sein will vn sein gebott \ wann
- er unll jn da haben \ darumb schick jn wider gen Trier \ thüst
- du es nicht \ so bringest du weder leütt noch gut haym \ sonder
- es würt dir alles ertrincken in dem Mör \ damit verschwand
- der Enngel gottes. Aber künig Arenndel ward diser potschafft
- zä Yifuil seer betrübt \ vnd nam zu stwnd ain kostlichen sarch
- den er bey jm in dem schiffe hett \ darein verschhsz er den
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- XXVI Die Prosa.
- Bock vnsers herm Jesu christi | vü beualch den ainem Bi-
- schoff I seinem vater kUnig Anngeln gen Trier zu bringen \
- das ward aUso verbracht Darnach vmrden von gott dem herm
- dartzü geordnet vier mann | die desz Rockes pflagfi \ vn we^
- ainer abgieng so ward ain anderer darzü geordnet Also das
- jr aUweg vier warn \ vnd nit meer die vmb den rock weszten.
- Vnd als ich in diser Hystori fanden hab \ ist .er noch zu
- Trier \ soll auch dasdbst bdeibü \ disz lasz ich sein.
- Zu den Martern, die Bride im Kerker zu leiden hat (V. 3257 ff.)
- fügt P hinzu, dass dies täglich drei Mal geschah. Wertvoll ist
- wieder die Erzählung vom Entrinnen des Wallers, der die Botschaft
- von Brides Gefangenschaft bringt (vgl. S. 119), HD macht in der
- entsprechenden Partie den Eindruck der Lückenhaftigkeit. Die Verse
- 8868 — 3400 hat P wieder ziemlich frei wiedergegeben: do fürt
- man die Edlen künigin junckfrauw Breyden \ gegen jn herausz \
- vnd wolte sy aber martern vnd peinigen. Als der kUnig das
- ersach \ möcht jm sein hertz von rechtem laid zerspaltten sein \
- vnd sprach zu hertzog Eysen . Ach lieber herr vnd Maister lasz
- dich mein grossen vngem^ach vnd hertzenliches layd hewt er-
- barmen vnd geklaget sein \ Damitt graiffe er zu dem schwert
- vn vermmnt sein vnfal an den zu rechen. Aber hertzog Eisz
- wolt jm des nit v'hengen vn sprach . Lasz steen werder Hölld \
- bisz das wir sehen was sy mitt jr begeen wollen. Aber der bösz
- vngetrew Hayden Magprentzean der was listig \ vnd fürt die
- frawen wider in die bürg \ wan er hett vüleicht die zwen man
- ersehen. Die erschracken gar seer do man sy tuider weg fürt \
- doch giengen sy dem spor nach \ bisz sy kämmen zu der Portt.
- Die Antwort AchiUs V. 3443 — 45 lautet in P folgender-
- massen: Ir herm ich thdt es gern das waiszt got Aber das jr
- baid meiner Schwester Sün wärt die ich doch lieb hab \ so thörst
- ichs doch nymm^er gethün. Auch wurd Minelot euwer hye gewar.
- er liesz euch bayd mir zu layd ertrenncken \ wann er warde
- mir noch kainem Christen nye holld etc.
- Dass Achill von Ise den Kuss verlangt (vgl. V. 3486) und
- Orendel sich durch Ise zu erkennen giebt ist wieder Änderung von
- P; Er sprach \ jr solt mich vor küssen zu aim zaichen \ das
- ich gantze freüntschafft zu euch hab. Vnd in dem kusz nam
- er war das Hertzog Eysz sein freündt was \ vn sprach \ du
- bist beynamen meiner Schwester sun \ so ist der graw Bock
- mein herr \ wo aber der ist \ das waisz ich nicht Hertzog Eysz
- sprach \ du sichste in hye steen an meiner seytten. Hertzog
- Achill weszt nicht wie er vor freüden gebam solte \ vnd sprach \
- nun bin ich nye frölicher worden. Der Schluss von Minolts Traum-
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- Die Prosa. XXVII
- erzähltmg „vnd der Rapp biss mir mein hatipt ab'* ist wegen
- des Reimes ebenso sicher echt, wie das Erschrecken Minolts nach
- V. 3555, das durch die Situation geradezu gefordert wird, indem
- der König gleich die Erfüllung seines Traumes ahnt. Dagegen ist
- die Rede des Priesters vor dem Volke nach Ankunft der Brieftaube
- 3666 ff. von P weiter ausgeschmückt: Hoeret jr kinder gottes
- diser hrieff ist vnnsz von gott dem herrn gesandt \ der tMt
- vnsz zu ivissen \ das vnser künig in todtlichen vnd ängstlichen
- nöten gefangen vnd vmbgeben ist | vnd kummen wir jm nicht
- z& hüff I so müsz er sterbenn. Darumb vermane ich euch all \
- das wir jm mit grosser eyle zu stund zu hilff körnen. Auch
- sagt diser brieff \ wer da erschlagen werd \ das sein seel on
- vnderlasz zu hymel komen soll. Hiemit ivarff er das mess-
- gewant von jm \ liesz die mess beleiben \ vnd eylten all jrem
- herren zu hdffen \ das Turtelteüblin flöge jn vor \ vnd laittet
- sy den rechten weg. Dass Achill die Burg verbrennt , während
- (ües in HD V. 3752 ff. Ise thut, ist eine unbedeutende Änderung,
- ebenso dass nicht Durian (V. 3820 ff.), sondern der Kämmerer dem
- König Wolf hart den Schlaftrunk bringt (der gieng hyn vnd mischet
- kalg vnder das getranck vnd bot dem herrn zu trincken) und
- ihm das Haupt abschlägt. Dieser Kämmerer sorgt auch für Brides
- Bewaffnung. Während Bride nach V. 3851 dem Graurock erst
- Boten senden muss, kommt in P Orendel selbst der Königin zu
- Hilfe. Von den beiden Verrätern des heiligen Grabes, deren in HD
- nicht mehr gedacht wird, heisst es in P; die namen sy herausz
- (aus der Burg) vnd versanckten sy baid in das mör.
- Characteristisch ist, wie P bei seinen Lesern etwa aufsteigende
- Bedenken zu beschwichtigen sucht: Nun möcht m^an fragen \ wie
- dise ding alle allso mMhten geschehen sein \ vnd besonder das
- junckfraw Breid die schön christenlich künigin \ vor der stat
- Jerusalem gefang&ti war \ vnd sy doch Arenndel fand in der
- wüsten Babilonia. Hierauff zu antwurten \ vnd besonder auff
- das Erst \ So sag ich das gott dem herrn alle ding müglich
- vnd leicht tzü thün seind. Auch vindet man in allen geschrifften
- gaistlich vnd weltlich \ das der kainer nye verlassen noch be-
- trogen sey worden \ der da gehoffet hatt in gott den herren
- vnd zu seiner werden mütter \ wes wolt er denn dise sein ge-
- trew diener vnd lieh Bilgrin gezygen haben \ die doch ye und
- ye in allen nöten bey ym gestanden seind. Zu dem andern
- so ist die künigin zu nächst bey Jerusalem gefangen worden
- vnd ain da geleget darnax^h erst gefürt in die wüsten BabHoni
- Die Untersuchung hat gezeigt, dass sich das durch HD er-
- möglichte Bild des alten Gedichtes mit Hilfe von P durch eine
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- XXVIII Die Prosa, Lesarten.
- Reihe wesentlicher, zum Teil auch recht feiner ZiHge vervollständigen
- lässt: nicht weniger als 26 Stellen waren sicher als echte zu er-
- kennen (286. 401. 515. 614. 779. 782. 825. 963. 966. 968.
- 982. 1051. 1067. 1489. 1505. 1603. 1711. 1887. 1976. 2500.
- 2615. 2638. 2666. 3272. 3545. 3555), während sich für die Ur-
- sprünglichkeit zahlreicher andrer Partieen eine hohe Wahrscheinlich-
- keit ergah.
- Doch ist damit der Wert von P nicht erschöpft, auch für die
- spezielle Textkritik bietet es willkommene Stützpunkte. Ich gehe
- zunächst zu einer Zusammenstellung der Lesarten über, in denen
- sich P zu D gegen H stellt.
- Die in H fehlenden Verse 68 f. sind durch P bezeugt: vnd trücknet
- jn an der Sunnen. — 110 zway vn sibentzig P, sübenzig H. — 123 fehlt
- in J?, bestätigt durch P: du waist auch das mir diser wat vast not ist. —
- 183 Auff der künigin sandt Marie gnad D, auff dein müterliche g. P, H
- bessert : zwor : jor. — 287 f. fehlen in H, bestätigt durch P (vgl. 8. XXXI).—
- 823-28 fehlen in IT, bezeugt durch P; Auch liesz er machen ain gantz
- gülden Cretitz | daran ain bild geformt | als Jesus am kreütz gehangen ist |
- daz weit er opfern zÄ Jerusalem dem hailigen grab. — 369 rosz und auch
- die leüte D bestätigt durch P (v. o. S. XIV), H weicht ab. — 377 er-
- barmdte P, erwarp H. — 383 fehlt in H, bezeugt durch P; Dise pilgrein
- haben sich umb deinen t willen ausserhaben. — 3ö8 warff P, brachte H. —
- 392-94 fehlen in H, bestätigt durch P; wann sy in dreyen gantzen jaren |
- nye nicht betten gefaren mügen. — 402 zwen vnd sibentzig künig P, Heren
- und kunyge H. — 409 mit ainem grossen höre Z), ain grosz hör P, H
- weicht ab. — 458 himelischer vater vnd herr D, herr vnd hym. vatter
- P, himelscher vatter here H, — 454 ab dem wilden Möre P, durch din
- vatterlich ere H. — 466 künig P, her H. — 505 das geflügel P, Die vogel
- H. — 506-9 fehlen in IT, bezeugt durch P; vnd lag also vngeessen vnd
- vngetruncken drey gantz tag. An dem vi erden morgen | bort er das Mör
- far laut diessen. — 535 ain reicher fischer P, Ein f. und ein her H. —
- 36 f. meine garen vnd mein gesellen sind mir all ertnmcken P, Min
- gam sint mier versuncken Vnd in dem wilden mer ertr. H. — 549 rauchen
- loubes P, waltruche H. — 557 ain als reicher vischer als ich P, ein
- vischer als ich ^, — 560 mir P, fehlt H. in ainer klainen weil P, in
- einer wile H, — 571 nit wol fischen kan P, vischens nit enkan H, — 573
- und warff sy ein P, fi^ ändert des Reimes wegen. — 574 Des vaters des
- suns vnd hayligen gaist D, bestätigt durch P; der hailigen Triualtigkaitte.
- Fehlt H. — 587 haben grossen Ion und danc D, bezeugt durch P; ich will
- dir .... nicht vngedanncket noch vngelonet lassen, h. jmer danck
- H. -— 610 Mich bedunckt D, bestätigt durch P; ich main, ich sieh H. —
- 638 fehlt in H, bestätigt durch P; vnd nach dem blfit hat jn der viseh in
- sich gesogen. — 644 dein P, dier H. — 650 Do sprach mayster Eyse P,
- Die frouw sp. meister Yse H. — 703 Der engel schwebt ob dem künig
- P, H weicht ab. — 708 ritterschaft D bezeugt durch P; dein ritterlich
- vnd künigkliche Eere P, riter IT. — 751 vnd ward ain freudenreycher man
- P, Zu grossen fröuden er do kam H. — 761 vnd dein frauwen P, vnd
- mmer frouwen H. — 771 Drey P, Fünff H. — 776 f. fehlen in H, be-
- zeugt durch P; als sy in von erst sach nacket in dem schiffel steen. —
- 812 Vnd P, Er H. — 839 Do begegnet jm P, do sach er fl. — 842
- herr grawer Rocke P, hör fehlt H. — 901 Sy zugent im schachzagelspil
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- Die Prosa. Lesarten, XXIX
- D, bestätigt durch P: sach er in dem Schache zyehen, «Sy spieltent hoff-
- liehes spil H. — 954 fehlt in H, bestätigt durch P: Das was schwartz als
- ain Kol. — 959 kern D, bestätigt durch P: das du darauf mügest kümen,
- Sitz H, — 997 bückt P, bedochte Ä. ~ 1001 disem schÄster P, den
- sehnen H. — 1015-19 fehlen in H, bezeugt durch P; brftder secht jr den
- grauwen rock den schafft schütten | ich sich wol | das die Sarracen von
- seinen banden sterben mftssen | so hab ich manigem aifi bftsen dienst thon.
- — 1025 Das rosz D, bezeugt durch P; der euch br&cht eüwer pferd, H
- weicht ab. — 1114 fehlt in H, bezeugt durch P; got behftt vnsz hinnen
- vor jm .... ich furcht er wöll mir benemen .... all mein man. — 1130
- Frauw P, fehlte. — 1160 das m&ss jr got .... vergeltten P, 5^ weicht
- ab. — 1162 in jrem dienst P, an jrem tisch H, — 1195 über das landt D,
- bestätigt durch P; als weytt das landt was, allersant H, — 1202 von silber
- wevse D, bezeugt durch P; auff ainer silbrin decken; gantz wisse H, —
- 1285 klainen P, nackten Ä — 1298 So het ich ain vil g&t gemÄte D,
- bezeugt durch P; so m&st ich ain g&t gedultig gemfit haben; Ich han es
- noch an dem gemüte H. — 1413 mit im fechten wolt P, stach H. —
- 1456 eilender P, armer H. — 1467 koset P, küssent H, — 1471 deinen
- P, die H. z& hoff P, fehlt H. — 1491 Das P, Disz H. — 1501 Frauw
- P, fehlt H. — 1510 fehlt in jff, bestätigt durch P; thü jm was du wilt. —
- 1512 sein P, die H, — 1590-93 fehlen in H, bezeugt durch P; junckfraw
- Breyd schöne vnd Edle künigin | lasset eüwer tugent vnd gAtigkeit er-
- scheinen an mir eilenden man durch die liebe gottes. — 1611 in ain stein-
- wannd P, umb ein steinin want H. — 1612 zu dreien stucken P, in dry
- stücke H. — 1622 Das mÄstu thfin zware D, bestätigt durch P; wiltu
- nicht so mfist du. IT weicht ab. — 1629 gülden P, guten H. — 1638 be-
- haltt Py halt H, — • 1676 fehlt H, bezeugt durch P; ob du vnder vnnsz
- dreyen erschlagen würst. — 1672 Hoerst du P, fehlt H. — 1678 Do mocht
- er P, Do von mahtu H, — 1722 finstem P, wüsten H. — 1785 bad P,
- bet H. — 1791-93 fehlen in IT, bezeugt durch P; gab sy jm ain Seidin
- hembd mit andern gätten klaidem | vnd ain zoblen mantell. — 1803 an das
- bet P, in d. b. H. — 1809 bisz vö P, Noch von H. — 1834 on man P,
- magt Ä — 1886 f. Jedoch wil ich den grawen Rock fahen Vnd an ainen
- galgen haben i>, bestätigt durch P. ich will jn on wer fahen | binden vli
- darnach an ainen galgen hencken, H weicht ab. — 1933 Frauw P, fehlt
- H. — 1985 dalang kainen füsztrit P, H weicht ab. — 2071 jr P, fehlt
- H. — 2072 allain P, fehlt Ä — 2076 Die junckfraw D, bestätigt durch
- P; da fachte der junckfrewiich leib, D. frouw H. — 2078 schlÄg D, be-
- zeugt durch P; hawet, mach (!) H, — 2083 hölld P, Tegen ff. — 2085
- erkant i> verstund ff. — 2126 selbs P, fehlt ff. — 2138 w&rn P, soltent
- ff. — 2199 myet jr i> dingestu ff. — 2231 die gab D, bestätigt durch
- P; das gut; den mantel ff. — 2239-78 fehlen in ff, sind aber durch P be-
- zeugt. — 2280 Vnd soUent hertzoge werden zÄ dem hailigen grab D,
- bezeugt durch P; ir sollet .... ain reicher Hertzog vfi an meinem hof sein,
- ff ändert. — 2282 ich bedunck euch P, So bin ich ff. — 2294 Er sprach
- D, bestätigt durch P; vn sprach, fehlt ff. ich vergilt es euch so ich schirst
- mag P, Er vergült in jm ob er mag ff. — 2384 Turiant P, Dercian ff. —
- 2467 fehlt ff, bezeugt durch P; die weil gieng das getzwerglin ausz vor
- jn. — 2452 Do zundt das tzwerglin ain Hecht an P, Das getwerck mit
- einem kertzen liecht ff. — 2502 der bürg P, fehlt ff. — 2511-20 fehlen
- in ff, sind durch P bezeugt. — 2541 Turiant P, Surian ff. — 2573-80
- bestätigt durch P, fehlen in ff. — 2599 Do sprach der grawe rock D,
- bezeugt durch P; Antwurt der graw Rock, ff ändert. — 2601 ich byn P,
- Ich was hie vor Ä — 2616 fehlt ff, bestätigt durch P (s. o. S. XXIII). —
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- XXX Die Prosa. Lesarten.
- 2623 die bdchstaben klagen P, JT ändert des Reimes wegen. — 2692 dir
- frid bannen P, in aller fröuden b. Ä — 2818 Bleyn P, Blemy Ä —
- 2981 u. 0. Marsilion P, Mercian H. — 3001 f. fehlen in JT, bezeugt durch
- P: vnnder den jaget er vmb | ainen hyn den andern dar. — 3007 hertzog
- P, riter H. — 0OI8 erwer D, bezeugt durch P: so will ich jms wöm. 6
- weicht ab. — 3103 fehlt in S, bestätigt durch P: legten an wullen ge-
- wand I vnd giengen all barf&sz gegen jn. — 3268 niemands P, man S. —
- 3413 Herr ich glaub dein hailige vrstend P, H weicht ab. — 3444-47
- fehlen in H, bezeugt durch P (vgl. 0. S. XXVI). — 3467-70 fehlen in Ä,
- bezeugt durch P: da gab er jn aller band speysz vnd getranck | als reichen
- künigen gebürt. — 3480 f. fehlen in H, bestätigt durch P: ich will eäch
- des ymmer genad und danck sagen. — 3576 f. fehlen in H^ bestätig durch
- P: Do was der haid Magprentzean allda vn riet dem künig. — 3606 f. fehlt
- Hj bezeugt durch P: wen ich mich solches gegen dir erw&g | z& dir s&sz
- vnd freüntlich gegen dir gebart. — 3614 f. fehlen in Hy bezeugt durch P:
- das mÄst er leiden. — 3610 zu der thftr herein gienge P, S ändert. —
- 3730-35 fehlen in Hj bezeugt durch P: Damach giengen sy z^ Oberst in
- den Tum | vnd funden den künig Mineloten | do redeten sy all drey ausz
- Ainem mnnd vnd sprachen : Minelot du solt dich lassen taufen | got vnd dem
- balligen grab vnderth&nig ii^erden | oder du must sterben. — 3737 waere
- ichts wUrsens oder härbers dann der tod das wolt ich on alle sw&r gern
- leyden P, B" weicht ab. — 3753 nam ain grossen b ran dt vnd zundt allent-
- halben 2in P, H ändert. —
- Ich schliesse die durch P bestätigten Lesarten von H an.
- 121 darinn P, in dem rock D. — 387 Sturmwind P, strengen windt
- D, — 406 bette i> hat D. — 427 streit P, stürm D. — 464 in den grund
- des mors P, z& gründe D. — 505 fressen jR essen D. — • 511 mit siner
- galen H^ bestätigt durch P: mit aim schifflin; dort her D. — 531 Wissent
- das H, bestätigt durch P: nun waiszt got das; fehlt D. — 541 sich selbs
- anliegen P, sich ligen lan D. — 562 würff P, schlag i>. — 569 der mir
- helf S, bestätigt durch P: vnd kuffi mir zÄ hilflf, D weicht ab. — 631 den
- rock P, ainen r. D. — 642 eilende P, nackende D. — 647 nacket P,
- nahent D. — 676 gern verclagen JI, bestätigt durch P: geren lassen, auff
- disen tag beklagen D. — 678 getragen P, gan D. — 707 trawrest P,
- zweyfeln D, — 734 Do bot er jn P, Er bot jn D. — 738 ain grosz
- zaichen P, grosse z. D. — 744 Do P, Als D. — 746 Do gab er P, Er
- gab jD. — 747 umb die dreyssig P die fehlt D. — 750 genam P, gewan
- D. — 780 fehlt in D, bezeugt durch P: er sprach. — 793 Der P, Er D. —
- 794 Und P, Er D. — 835 grossen P, lauten D. — 903 vnd das gestein
- P, Die Spangen D. — 959 vnd es dich nicht in laid bring P, das es dich
- b. z& leyde D. — 998 (ab) den füessen P, fehlt D. — 1081 herren IT,
- bestätigt durch P: künig, hayden D, — 1112 als ob er wüet P waten
- D. — 1120 thörst P, dörfte D. — 1130 das i> des D. — 1136 schaden
- P, von ime D. — 1148 gruwelich H, bestätigt durch P: feindtlich, g&t-
- lichen D. — 1300 eraör P, eraerte D, — 1437 jr w&r kainer lebendig
- von mir koffien P, Ez must euch allen an das leben gan D, — 1478 frauw
- P, fehlt D. — 1512 zerschneyd P, schneyd D. — 1566 heischent H, be-
- stätigt durch P: fodert, haissent D. (Doch 1862 hat auch D : fodera). —
- 1571 geh P, gibt D. — 1598-1605 fehlen in D, bezeugt durch P — 1691
- zÄ vorderst in der Haydenn schar P, zu aller f. an der seh. D. — 1799
- fehlt in D, bezeugt durch P: Vnd allso sasz sy aber mit jm zu tisch. —
- 2014 uff der erden lag fl, bestätigt durch P: gestrackter vor jm 1., vnder
- seinem schilte 1. Z>. — 2068 ausz meiner band P, vor meinen banden
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- Die Frosa. Lesarten, l^TCXl
- D. — 2071 Die port J, Das thor D. — 2095 die stang P, mein st. D, —
- 2128 Uff den wal H, bestätigt durch P: auff die walstatt, An den grawen
- rock D, — 2137 das mir dieselben mein man sollen belyben ... sein P,
- Hettent mir anszgefolget d. s. m. D, — 2157 f. fehlen in D, bestätigt durch
- P: mein lieber maister | jr sollet gott vnd mir willikoflien sein. — 2346
- u. ö. Westval P, Westemal D. — 2392 gesundt P, fehlt D. — 2399 die
- panner Pf das baner D, — 2454 vor fröuden jr nye so lieb geschach S^
- bezeugt durch P: ward sy vor frftuden vnd auch vor laid ser wainen, Gern
- mügt ir hören wie sy sprach D, — 2536 ru JI, bestätigt durch P: Also
- r&weten sy sechs wochen, treu D, — 2567 enbeüt P, sagt D. — 2604 do
- halff er mir P, Er halff mir D. — 2621 bayd P, alle D. — 2623 vn haisz
- dein herm die bdchstaben klagen P. D weicht ab. — 2655 eim H, be-
- stätigt durch P: Wirt dem allerminsten ausz den allen ain brieff gesant,
- im D. — 2691 allain P, fehlt D. — 2787 gestrackter vor jm nyderüiel
- P, under seinem schilte lag D. — 2896 seyder P, fehlt D, — 2969 ge-
- schlussent JT, bestätigt durch P: do zugen sy die ancker hoch, ausz schussent
- X). _ 2994 nam P, grdff D. — 3014 nit P, nun D. — 3395 lugen H^
- bestätigt durch P: sehen; warten D. — 3519 antwurdt P, entwerd D, —
- 3521 al die eide Ä, bestätigt durch P: vn ob ich jm halt tausent Ayd ge-
- schwom het | so mAsen sy all zerbrochen werden, alle rede D. — 3611
- umb sin leben H, bestätigt durch P: wie mAst es jm ergeen, vmb vnser
- 1. D. -
- Die Zahl der üebereinstimmangen mit H ist also bedeutend
- geringer, und auch diese Vergleichung führt zu dem Ergebnis, dass
- D die bessere Ueberlieferung bietet. Da nun P aus einer älteren
- Quelle stammt, als HD, sind wir in der gltleklichen Lage, eine
- Anzahl von Stellen, wo weder H noch D richtig lesen, aus P be-
- richtigen zu können.
- 184 ff. Das sy mir helff auff diser erden Und bit die künigin Maria uff erde
- daz ich ein guoter riter werde
- über (Zd beschützen D) witeben undc weisen.
- P; das du mir helffest das ich dein Bitter \ vn auch ain
- rechter richter werd auff disem erdtreich \ über wittwen vnd
- waisen. Das ist offenbar richtig, denn „ein Ritter über W. u.W."
- ist unmöglich, was D gefühlt und geändert hat; deshalb ist vnd
- ein rekter rihter mit P notwendig einzusetzen. — 187 setzt D
- kay serin, weil Orendel am Marienbilde betet: auf weisen darf aber
- nur keiser reimen, was indes auch nicht stehen bleiben darf, da das
- Gebet eben an Maria gerichtet ist. Hier hilfft P; vnd hitt für
- mich den hymelischen kayser. Dann war aber auch 188 nach P
- zu ändern: des hilff mir werde magt, — 288 ist für stehdn in
- den Text zu setzen stellen nach P; die stalt man an ain ring.
- Erst dann wird auch V. 304 f. verständlich. — 324 ist das un-
- verständige gleissen in D in giezen zu ändern nach P; ein hüd
- geformt, — 392 Da^ sy nye waren kämmen D ist nach P;
- wann sy in dreyen gantzen jaren nye nicht hetten gefaren
- mügm zu bessern. — Zu V. 407. 412 vgl. o. S. XIV. — 488
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- XXXn Die Prosa. Lesarten.
- ist natürlich mit P nacket zu lesen. — Zu V. 614 f. vgl. o. S.
- XV. — 661 hat H Ein ander wat, D Ein nyderklayd, P
- nyderwat. Das ist das Richtige. — 847 Das von P überlieferte
- gab ist zweifellos ursprünglich, denn benam D ist falsch, und leite
- an H ist Aenderung dem Reim zu Liebe. — 895. 925 ist mit P
- zuo miete zu bessern, worauf zu lone D ebenfalls deutet. An
- zweiter Stelle hat D minne, wie durchgängig, durch liebe er-
- setzt. — 1160 ist mit P ir einzusetzen. — 965 weist das un-
- passende vor zehen D auf das von P überlieferte viertzehen. —
- 1275 ist wo HD mit P in wie zu bessern. — Zu V. 1284 vgl.
- Anmkg. — 1509 giebt P nim hin die einzig zutreffende Les-
- art. — 1517 Das nur von P überlieferte unerlässliche zuo einem
- knehte ist auch im Hinblick auf V. 2204 gerechtfertigt. — 1569
- des walte got war nach P: des lassen wir waldten den All-
- mächtigen got herzustellen, zur Seite steht V. 1865. — 1603 fiel
- in HD aus und ist aus P zu ergänzen; vnd hüte dich woll eben \
- das du mich mitt kainem anndern icht betriegest. — 1637 ist
- mit P nim zu lesen. — 1639 hat P allein richtig Pangraden
- (vgl. Wolfdietr. B 349. 688. 729. D VI, 160). — 1741 lässt
- sich der gemeinsame Fehler von HD: sähen aus P berichtigen:
- fluhen. — 1874 bietet P die treffliche Lesart: waeher (ir lannger
- vnd wäher herr). — 1885 ist kleiner P einzig angemessen. —
- 2597 hat P allein richtig on geern. — Zu 2621 vgl. Anmkg. —
- 2650 ist dem HD mit P in den zu bessern. — 2819 giebt P
- do geschach jm so gar vnmdslichn laid eine bessere Lesart an
- die Hand. — 3725 heisst es in HD: Der gräwe roc wart in
- gelän. Das ist falsch, er ist ja schon in der Burg. Da giebt P
- Aufechluss: vnd liesz alles sein volck tzü jm ein. — Ganz ver-
- worren hat HD die Verse 87 — 102 überliefert. Der Zusammen-
- hang in H ist völlig unverständlich, etwas klarer scheint D. Da-
- nach erbricht ein Syren den Sarg, der graue Rock schwimmt mit
- diesem „drey summer tage", bis er auf einem „sandt" liegen bleibt.
- V. 95 Er barg sich etc. kann sich doch aber nur auf den Syren
- beziehen. Dennoch heisst es weiter, der Rock kam im neunten Jahre
- wieder auf die Erde. Hier hilft P: Nu kamen die vnqestüm des
- mors I vnd zerstiessen den sarch \ da der rock ynnen was \ der
- rhan durch das landt der vngetaufften hayden \ da schlug jn
- das mör ausz auff ainen sandt. Der enngd gottes \ wolt jn
- da so vnwerd nit lenger ligen lassen \ vnd verbarg jn vnnder
- die erd \ da der verborgen lag \ bisz in das Neündt jar \ do
- schüff das m^r souü mit seinem auslauff \ das der grauw Bock
- aber wider über das erdtrich kam. Danach habe ich den Text
- einigermassen zu bessern gesucht. V. 88 war augenscheinlich sehr
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- Die Prosa, Lesarten. U, Zeit und Heimat, XXXIII
- verderbt überliefert, weshalb Z> zur Interpolation eines „sjrren**,
- der doch sonst nirgends als Wasserdämon vorkommt, seine Zuflucht
- nahm. — Ebenso hilft P V. 1112 aus der Verwirrung. Wenn P
- hier liest: recht als oh er wüet \ got behüt vnsz hinnen vor jm \
- vnd darumb schliesset zu die thor, so ist damit Beschliessent
- D 1113 und der in fl" fehlende V. 1114 belegt. Ebenso ist andrer-
- seits sofort deutlich dass H 1118: Sprach frouw Bride die kynigin
- und D 1118: Als man ainem hünige pillichen sol elende Flick-
- verse sind; ich habe den Text deshalb mit Hilfe von P; des günde
- ich jm recht wol vmb seiner manhait tvillen zu glätten versucht.
- Aus dieser Untersuchung der Ueberlieferung ergeben sich Plan
- und Methode einer kritischen Ausgabe von selbst. Eine Wieder-
- herstellung der H und Z> gemeinsamen Vorlage, die wir mit U be-
- zeichnen, ist das Ziel. Mit Hilfe der Prosa wird es gelingen, an
- einer Reihe von Stellen über U hinaus dem Originale näher zu
- kommen. Das erste Erfordernis muss demnach sein, U nach seiner
- Abfassungszeit und Heimat näher zu bestimmen. Leider bieten sich
- hier nur dürftige Stützpunkte.
- Wie bereits Harkensee bemerkt hat, geht ?7sowol auf Reinigung
- der Reime wie auf regelrechten Versbau aus.
- H§rddes : Ionen [des] 50. H^rödes : gelönet [des] 60. buoche
- [also] : Müselen [dd] 155. zwäreilaze [bz dem häre] 1622. 2447.
- begurte [sich] : swerte [rieh] 2055. fiscMre [stete] : tete 2204. ge-
- wunnen : künige [darinnen] 2503. släfen [geträte] : kemenäte
- 2842. missewende : eilen [de] 2882. wer [t] : swert 3360. ersach
- [daz] : was 3620. verstanden : danne [von mznen handen] 3628.
- gerihte [mit luste]: miste 3774. gewinne - minne für gewunne:
- löne 924, vgl. 894.
- V. 130 hat U um die Worte Jhestis Cristus gekürzt, wie
- V. 70 zeigt. 3867 hat U Mit frouwen Briden in sinnstörender Weise
- gestrichen, wie auch die Vergleichung von 1802. 2843 zeigt. Frei-
- lich wollen diese zwei Beispiele gegenüber der grossen Menge über-
- ladener Verse wenig besagen. Dagegen führt das Streben nach
- Reimgenauigkeit auf das 13. Jahrhundert. Auch wo U deutliche
- Flickverse einschiebt, reimt es meist tadellos: fuozimuoz 1204.
- liant '. wigant 1526. fant : wigant 1852. 2494. 2559. eidm:
- scheiden 1815. knehtireht 2200. libe: Bride 1151. entgegen:
- edel 2925.
- Eine genauere Zeitbestimmung gewähren die Verse 107 f., da
- die gekürzte Form galin vor dem Ausgange des 13. Jahrhunderts
- nicht wol möglich ist. Ferner die Verse 1218 f., wo H und D,
- wie das gleiche Reimwort (mön :) schön ergiebt, auf einen ver-
- derbten Vers in U zurückgehen müssen. Dieser aber ist von U
- Orendel. III
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- XXXIV
- TJ eine Büderhandschrift,
- hinzugedichtet, wie seine völlige Entbehrlichkeit und der im Ge-
- dichte sonst nirgends belegte Reim von ä : ö beweist. Dies ö für a
- begegnet aber zuerst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrb., am
- Häufigsten in bairischen und österreichischen Quellen. Für den ober-
- deutschen Charakter von U lassen sich ferner noch geltend machen
- V. 155 (s. 0.), vielleicht 3260 (wenn dsk'guote d. i. godeipluot
- röte d, i. rode zu lesen sein sollte, cf. V. 71. 131), und endlich
- 850. 1352, wo ein unaufmerksamer Schreiber das A(yectiv bez.
- Adverb lüte für das Substantiv ansah und deshalb Hute schrieb.
- Der Reim ou : 6 3694 ist bekanntlich auch oberdeutsch beliebt.
- Sonst lässt sich über U nur noch ermitteln, dass es bereits mit
- Bildern versehen war, welche im Allgemeinen Darstellungen der-
- selben Scenen waren, die wir in den Holzschnitten des Druckes
- wiederfinden und die wir auch für iT* voraussetzen dürfen. Am
- Deutlichsten wird dies durch eine Gegenüberstellung der einzelnen
- Capitelüberschriften in H und D, die natürlich zunächst zur Er-
- läuterung der Bilder dienen sollten.
- Wie vnser liebe fraw den rock
- selber gesponnen bat.
- 59. Also ward d' grawe rock vnsers
- herre vö Herodes ainem iuden gegeben
- vnnd der iud wolt das plüt herausz
- waschen es weit aber nit herausz.
- 78. Damach ward vnsers herre rock
- in einen steynen sarchverwürcketvnd
- ward in das MÖre ffeworffen.
- 116. Wie ain brader Tragemundt
- genandt vnsers herren rock auff ainem
- sandt ligen fandt.
- 146. Also warff der bruder den rock
- wider in das mör do kam ain wal-
- fisch der verschlandt in vnd fürte in
- zu gründe.
- 175. Also gieng der iung künig
- Orendel in ain Cappellen vnd knyete
- für vnser frawen bild vnd empfieng
- sein Schwert.
- 244. Wie der künig Eygel seinem
- sun Orendel bäum feilen hiesz zu
- .LXXn. kyelen.
- 354. Wie künig Orendel mit seinen
- herren vn diener in die schiff sassent
- vnd ir segel auff zugent.
- 464. Hienach folt wie die zwen vnd
- sybentzig kyel versuncken in dem
- M6re vn der künig Orendel ausz kam
- vti die andern ertruncken.
- Wie einem Juden vnsers herren
- rock wart gegeben von Herodes.
- Wie der growe rock in ein steinen
- sarck verwürcket wart und in das
- mer geworffen wart.
- Wie künig Orendel sin schwert
- entpfing.
- Wie der künig Origel (!) sinen sun
- hiesz boüm honwen zu zwein und
- sübenzig kielen.
- Wie der jung künig Orendel mit
- sinen hern und dienern mit jren kiellen
- wart in das cleber mer geworffen wart.
- Wie die zwen vnd zwentzig (!) kiel
- versunken und der künig Orendel
- allein uszkam.
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- ü eine Bilderhandschrift.
- XXXV
- 518. Do kam gefaren ain fischer
- vnd fand den künig Orendel nacket
- auff dem sandt ligen.
- 631. Wie der künig Orendel vnnd
- maysterEysen ainen fisch auff schniten
- der hiesz der wal darinn fanden sy
- den grawen rock.
- 698. Do sandt vnser fraw bey dem
- engel sandt Gabriel dem künig Orendel
- .XXX. guldiner pfenning.
- 789. Wie der künig Orendel in
- seinem grawen rock von ainem hayden
- gefangen ward vnnd in ain kerker
- gelegt ward.
- 841. Hie nach wirstu versten wie
- dem künig Orendel sein name bennmg
- ward vn ward gehayssen der grawe
- rock vnd was wunder werck durch
- den grawen rock geschahen.
- 916. Wie der grawe rock zwen
- haydenisch künig bat vmb rosz vnd
- schilt.
- 1061. Wie der künig Orendel in
- seinem grawen rock den hayden Schu-
- dan durch stach vor dem haydenischen
- künige.
- 1142. Do schickt fraw Breyd den
- hertzog Schiltwein zu dem grawen
- rock das er zu ir keme.
- 1294. Wie der künig Orendel in
- vnsers herren rock den grossen risen
- Mentwein z& tod stach.
- 1425. Wie fraw Breyden zu dem
- grawen rock kam vnnd in gar freündt-
- lichen gruste.
- 1485. Do gab der graw rock de
- haiden Mertzian ain schlag dz er vor
- fraw Breyden auff der erden lag.
- 1659. Wie künig Orendel in seine
- grawe rock .XIIII. tausent haiden
- bestund vn got im zu hilff .111. engel
- sandt.
- 1767. Wie fraw Breyd den künig
- Orendel in seinem grawen rock hiesz
- wilkummen sein.
- 1803. Do d' junge künig Orendel
- schlaffen gieng mit frawen Breyden
- an das bett do kam der engel von
- got zu im vnnd verbot im das er
- kain vnkeüschhayt mit ir solte treyben.
- 1889. Wie künig Orendel vn fraw
- Breyd für das haylige grab knieten
- vfi baten got vmb hilff.
- 515. Wie ein vischer vant den
- künig Orendel nackent uff einem
- sande.
- Also meister Yse ein visch uff
- schneit vnd dar jnne vnsers herren
- gottes rock vant derselbe visch hiesz
- walle.
- Also der künig Orendel XXX gül-
- den Pfenninge entpfing die jm unser
- frouw sant mit eim engel genant
- Gabriel.
- Also der künig Orendel jn sim
- grouwen rock gefangen wart von
- einem heidenn.
- Wie künig Orendel zwen heidisch
- künyge bittet umb ein rosz harnasch
- und schilt.
- Wie frouw Bride den hertzouwen
- Schiltwin noch dem growen Rock
- sante das er zu jr in die burck keme.
- Wie der Gro we Rock künig Orendel
- den grossen Risen Metwin und ander
- mit jm tot stach zu der erden.
- Wie frouw Bride zum Grouwen
- Rock kam und jnen frintlichen grüste.
- Wie der Gro we Rock künig Orendel
- dem beiden Mercian einen schlack gap
- das er vor der frouwen Briden gelag.
- Wie der Groge Rock künig Orendel
- Xnnc beiden bestont vnd im got drig
- engel sant zu helffe.
- Wie frouw Brid künig Orendel
- hiesz wilkum sin jn sim grogen rock.
- Als künig Orendel wolt schloffen
- gen mit frouw Briden vnd ein engel
- jm verbot unküscheit.
- Wie künig Orendel vnd frouw Brid
- für das heilig grap komen und battent
- got vmb hilff.
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- XXXVI ü eine Büderhandachrift. Einrichtung dieser Ausgabe,
- 2024. Wie vnser herr de grawe
- rock ein engel sandt d' im hnlff fechtö
- vn de haidg das haubt ab schlag.
- 2122. Wie der gfrawe Rock die
- hayden thet tauffen vfl im fraw Breyd
- vnd ein bischoff halff.
- 2362. Wie der grawe rock zu west-
- male in ainen thnm ward gelegt.
- 2477. Wie der gezwerg dem engel
- entgegen kam do es von frawen
- Breyden gieng vn wie der engel dz
- gezwerg mit einer geyseln schlug vfi
- zwang es dz es de kerker müst anff
- scbliessen.
- 2962. Wie der grawe rock auff
- dem mer fnr mit seinen dienern vnd
- encker ausz warff vnd die künigin (!)
- im entgegen f&r mit iren dienern.
- 3086. Wie künig Orendel den man
- nent den grawe rock mit grossen eren
- zu Metz vs den herren empfangen
- ward.
- 3177. Wie der künig Orendel mit
- dreyen priestern vnd werckmaystem
- liesz den gra wen rock in ainen steynnen
- sarch verwürcken maysterlicben.
- 3405. Wie der grawe rock vnd
- mayster Eyse zu dem pfortner giengg
- der was greyse.
- Als Got dem Grogen Hock einen
- Engel sant das er jm zu hilff kerne
- und dem beiden das houbt ab schlüge.
- Wie ein engel das zwerchlin schlug
- mit einer geischlen das es den kercker
- must wider uff scbliessen und sy vsz
- lossen.
- 2827. Also die priester den touff
- segentent vnd vil beiden getoufft
- wurdent.
- 2964. Wie der Grog Rock uff dem
- mer für mit sinen dienern und jm die
- herzougen entgegen flussent.
- 3088. Wie der kunig Orendel in
- sim Grogen Rock mit grossen eren
- wart empfangen jn seiner kintheit von
- den heren von Metz.
- 3334. Also künig Orendel zu land
- für mit frouw Briden und mit ein
- grosz volck.
- 3640. Wie der Growe Rock streit
- mit den beiden vor der bürge zu
- Babilonie vnd bestanden wart von vil
- beiden.
- 3764. Als die heren frouw Bride
- in bilgerins wise vber mer fürten
- wider zum heiigen grab.
- Die zuweilen wörtliche Uebereinstimmung der Ueberschriften
- ist augenfällig; auch wo H nicht D gegenübersteht, ist doch meist
- entweder bei demselben Verse oder nicht weit davon der Abschnitt
- markiert.
- Lässt sich nun über die Heimat von U nichts Sicheres er-
- mitteln, so bleibt nichts übrig, als in der orthographischen Dar-
- stellung sich im Allgemeinen dem Drucke anzuschliessen , natürlich
- mit gewissen Einschränkungen. Da die jungen Diphthonge ei und
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- Einrichtung des Textes, XXXVII
- au nicht durch einen einzigen Reim belegt sind,*) waren dafür
- durchweg die alten Längen t und ü wiederherzustellen, daneben
- wurden auch ai und au für ei und ou durchgehends beseitigt,
- ebenso für eii stets das alte iu eingesetzt, zumal hier überall H
- zur Seite stand. Die in ü zusammengefallenen Laute uo und üe
- mussten auseinandergehalten werden, auch in D sind sie ja, wie wir
- sahen, nur in der Schreibung zusammengefallen. Wo aw einem mhd.
- ouw entspricht, wurde es stets durch letzteres, wie in H, ersetzt ;
- ö, wo es mhd. oe vertritt, wurde aufgelöst, in höre, möre u. s. w.
- durch e wiedergegeben, wie es auch in H erscheint. Apocope im
- Reime bei Versen von mehr als drei Hebungen wurde nur dann
- belassen, wenn sie durch beide Texte bezeugt war. Dagegen wurde
- gegen H und D das seh vor l, m, n, r, w überall durch s er-
- setzt, weil jene Lautentwickelung in dieser Ausdehnung viel jüngeren
- Ursprungs ist. Statt der verschiedenen Bezeichnungen f, /jT, ß wurde
- g durchgeführt. Störende Consonantendopplungen habe ich vereia-
- facht, wobei ich dt, abgesehen von dem Worte sant (= sanctus)
- und einigen Stellen, wo der Reim dagegen sprach, durch d wieder-
- gab. Wo der Reim eine Tenuis erforderte, habe ich sie gegen die
- Ueberlieferung stillschweigend eingesetzt, ebenso die Media, wo es
- nötig war (z. B. wolde : golde 326). Auch das th in thün,
- thurn u. s. w. habe ich durchgängig aufgegeben. Ferner wurde
- der durcheinander gehende Gebrauch von j, i, y geregelt, auch v
- für w in vnd, vns, vnder etc. beseitigt. Da wir einmal neben mir
- in D sich findet, habe ich es überall durchgeführt, ebenso äne für
- das gewöhnliche one. Die für das Original geforderte Schreibung
- hSre (subst.) habe ich jedesmal befolgt, weil sie auch in H üblich
- ist. Die Endung -ent in der 3. plur. praet. wurde nur beibehalten,
- wo sie auch durch H gestützt wurde. Bei Wörtern, die in wech-
- selnder Gestalt auftreten, wie rief neben ruoffte, kumen, vernumen
- neben komen, vernomen, mancher neben maniger u. s. w. wurden
- die mundartlichen Formen nur eingeführt, wo auch H zur Seite
- stand, oder wenn sie in Partieen überliefert waren, wo nur einer
- der beiden Texte zur Verfügung war. Ueberhaupt wurde auch für
- die Schreibung auf H überall Bedacht genommen. Ob ich darin hie
- und da zu weit gegangen bin, vermag nach der oben gegebenen
- Darstellung der Laut- und Formenverhältnisse in D Jeder nach-
- zuprüfen.
- Vermag aber eine kritische Textdarstellung über TJ im Ganzen
- nicht hinauszukommen, so müssen auch die Widersprüche zwischen
- *) Denn geheüen : reicher 161. reicher : meister 163 sind durch Um-
- stellung zu beseitigen.
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- XXXVin Einrichtung des Textes,
- den mitteldeutschen Reimen und ihrer oberdeutschen Schreibung be-
- stehen bleiben. Für die Kenntlichmachung dieser mitteldeutschen
- Reime ist in einem späteren Abschnitt hinreichend Sorge getragen.
- Bisweilen konnten aber solche Reime auch für das Auge hergestellt
- werden, wo einer der beiden Texte dazu Gelegenheit bot, oder wo
- sie auch oberdeutsch nicht unmöglich waren. So habe ich, wie schon
- bemerkt, mit H stets here geschrieben, das vom Original geforderte
- trüwen (imüren) 1840. getrüwet : püwet 124 ebenfalls mit H,
- aus demselben Grunde das a^jectivische schöne (: Ionen) 54. 1080.
- 1171. 3550, handen 115. 2067. 2707. 3204, weil es an diesen
- Stellen beide Texte boten, und ruort : überfuor 1410. stunde :
- nüwe 752. bouwen (ijuncfrouwen) 231. trouwen (ijungfrouwen)
- 239. 1789. 1817, weil letztere Formen auch oberdeutsch nicht un-
- erhört sind.
- Den metrischen Gesetzen irgendwelchen Einfluss auf die Schrei-
- bung zu gönnen, ist bei dem rohen Versbau der älteren Spielmanns-
- gedichte unzulässig. Die einzigen Zugeständnisse, die ich in dieser
- Richtung für erlaubt halte, sind folgende: wo ein Text Syncope
- oder Apocope zeigt, der andere aber nicht, Bevorzugung derjenigen
- Lesung, die dem regelrechten Versbau entspricht; ferner Berich-
- tigungen falscher Apocope, die am Cursivdruck kenntlich sind, die
- Schreibung da, do, so im Auftakt vor unbetonter Silbe und zu-
- weilen Ausscheidungen überflüssiger und den Vers unnütz ver-
- längernder Flickwörter durch eckige Klammem innerhalb des Textes.
- Ebenso wurde Alles, was erst von U eingefügt schien, in eckige
- Klammem eingeschlossen. Alles aber, was gegen die Ueberlieferung
- in den Text gesetzt wurde — mochte es nun durch P oder durch
- Coiyectur veranlasst sein — cursiv gedruckt.
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- n. Metrik.
- Das Streben nach regelmässigem Wechsel von Hebung und
- Senkung ist unverkennbar, wenn auch durch das Fehlen von Sen-
- kungen und andrerseits eine Belastung derselben die Gesetzmässig-
- keit oft genug durchbrochen wird.
- Zwei Hebungen ohne dazwischenliegende Senkung fallen 1) auf
- die hochtonige und die tieftonige Silbe des nämlichen Wortes. Am
- Häufigsten im Vorausgange: trehtin 137. luistüom 216. jünc-
- froüwm 232. 240. wärltche 274. herltch 327. 591. herschäft
- 356. stürmwind 363. 387. fischere 407. 542 u. ö. w^änt 483.
- 1046. 1054 u. ö. dimstvMe 602. häliuige 722. Sudan 1033 u. ö.
- SchUttuin 1129. 1143 u.ö. jöchänt 1211. m^rind 1339. büoch-
- Stäben 1229. 2623. freislkhe 1374. fölhdge 1397 u. ö. Urkere
- 1499. Schalünge 1563 u. ö. hürgm&rm 1841. päl&st 1922.
- Jordan 207b. Stegreif 2107. schifmän 2284. Albän 2414 u. ö.
- Mn 2539 u. ö. Wdrmünd 3007. Bertuin 3015. järläng 3018.
- händrös 3064. bärfüoz 3103. Wölfh&rt 3218. bötschäft 3448.
- Mtnolt 3556. 3570 u. s. w. — ^ Beispiele aus dem Versinnem sind:
- snewüen 115. 452. Srtrich 144. güldinen 285. 308. oZ&^nde 307.
- ünsä/nftm 4:60. notMlfenn69b. MenttdnllM. wätlichen24M.
- bötschäft 2675. herzögen 2953. 3096. jüngfrmw 3255 u. a.
- 2) Auf zwei verschiedene Worte und zwar a) auf ein Sub-
- stantiv mit Adjectiv: röc güot 113. 128. 145 u. ö. held güot
- 1870. 1986 u. ö. turn güot 3632 u. s. w. b) auf ein Substantiv
- mit Verbum: lib leit 33. kiel finden 106. Hb legen 118. rbc sin
- 137. man zwingent 269. weiz göt 1097 u. ö. röc fänt 2559.
- brief schreip 3646 u. a. c) auf ein Verbum mit voraufgehender
- Adverbialpräposition: üfhüob, df Sprüngen, df präch, ab slüog,
- an hat, an säch, dz löst, ümb bAnt u. s. w. d) sonstige Verbin-
- dungen: röc zwdre 100. 4f zeize 168. swSrt zwar 175. güot
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- XL Fehlen der Senkung. Belastung,
- wäslbl. feil trüog 729. getan r6ht 14:66. ßr gän 1906. dar
- strecken 2195. gän slafen 3866 u. a. Auch diese Erscheinung ist
- also am Versende am Häufigsten zu beohachten. Beispiele aus dem
- Versinnem: röc dmt 143. hiez hälde 241 u. ö. loch grüob 500.
- höffueren 1029. sprach unser 693. grab unsere 816. röc nägeU
- nüwe 753. schilt brech 2100. herßr gän 3558.
- Ist in diesen Beispielen das erste Wort meist dem zweiten an
- Tonhöhe überlegen, so finden sich doch andrerseits Fälle, in denen
- das zweite Wort den stärkeren Accent trägt, so wenn das erste
- Wort ein Pronomen ist: sin swert zwar 175. din m&rrind 1339.
- sich taufen län 2385 u. ö. oder ein Zahlwort: drt jär 367.
- ßnf hundert 433. dri kere 892 oder ein Adverb: nie eigen
- 1476. an zware 1584 oder eine Partikel: d6 sprach 1568.
- 1588 u. ö. Niemals kann eine Präposition, ein Personalpronomen
- oder der Artikel (wo er nicht demonstrativ gemeint ist) Hebung und
- Senkung zugleich tragen.
- Dass tonloses e eine Hebung trägt lässt sich aus dem Orendel
- nicht gerade häufig belegen.
- Drei Hebungen ohne dazwischenliegende Senkung finden sich
- nicht eben selten, doch nur im Versausgange: särc df präch 89.
- sin swert zwar 175. stn elUnde 485. röc an säch 632. röc
- feil trüog 729. din merrind 1338. g töd was 1329. sw&rt üf
- hüob 2011.
- Mehrsilbigkeit des Auftaktes wie der Senkungen sind auf jeder
- Seite zu beobachten, ohne dass zwischen den einzelnen Versfüssen
- ein besonderer Unterschied sich fühlbar machte: vielmehr kommen
- überfüllte Senkungen in allen Teilen des Verses gleichmässig vor.
- Der Auftakt ist nirgends überlastet, indem er, wo er zweisilbig
- auftritt, fast durchweg aus zwei logisch unbetonten und verschleif-
- baren Silben besteht, von denen die zweite stets noch einen niedrigeren
- Tonwert hat, als die erste; wo der Auftakt dreisilbig ist, lässt er
- sich meist auf den zweisilbigen zurückführen durch dieselben Mittel,
- die auch die Mehrsilbigkeit der Senkungen zum grössten Teile auf-
- heben: Synalöphe, Verschleifung , Syncope, Elision, Apocope und
- Verkürzung. Einige Beispiele mögen das belegen.
- Verschleifung auf der Hebung: Die edele 225. Do stvebetent
- 394. daz gefügel nit 505. gewesen dar an 1251. da boben st
- 1299. nim wider 1515. ez stahd noch 1631. Oegen im 1764.
- Die litent ouch 2007. stehelzn stangen 2066. Gern müget ir
- 2212. So wil ich iuch 231*7. 86 wü ich üf2bS3. 8ö sag ich
- iuxih 2586. 8ö wil ich mit 2768. Besonders gehören hierher Wörter
- wie künig, manig u. ä.
- Verschleifung auf der Senkung: willen er 383. fünfzehen
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- Belastung der Senkungen, XLJ
- hälmge 722. wesen künig 1450. sechzehen tüsent 1837. ez
- wende den got 1880. Er enfürt 1980. heiden erslagen 2023.
- helle geläzen 2328. begund er ez 2485. Mrte der 2552. Sehr
- häufig ist die Verschleifong von -ige in heilige manige u. s. w.
- Synalöphe: Do^er in 552. tuo^im 694. Da-8' si^im 1939.
- Dä^er daz 1949. So ^_m 2081. ^Do^erkant er 2085. fi'd^is^
- mir 2143. Den 8iJ,uch 2173. Sijergähent sich 2123. Dd\r
- den marner 2927. Dä^er den 3050. Döjer daz wort 3162.
- J-Jer ^' im da-r 3457. aZsö icÄ dir 6iw 3559. Do er den brief
- 3664.
- Syncope: Verzzhen üf 266. Da-8^ sollent ir 471. «Tr sprechent
- ich 530. der dlende man 642. TTaren^ tni^ 1216. Ä)i icÄ fehten
- mit 1285. behüeten sollen 1397. Äi heischent iitch 1566. i?m
- ewgrei im 1804. «Tr heren 1926. Äi sprächen 1979. heiden an
- 2036. Äi t(;lren mir 2138. lachen began 2110. wärmt gesezzen
- 2513. fi'i wollent iuch 2571. Da^ gäbent si stt 2896.
- Elision: enkunde er 304. künig§ Orendd 380. /kor^e icÄ
- 672. D6 sa^e er 1042. Er zucte in 1344. Dö Ä:^e er 1748.
- Äe Zei^e oucÄ 2049. Ich dunke iuch 2282. geleite er 2400.
- fridere wwde here 2546. ÄicÄ Aiere o6 3598. Die schoenste ob
- aUen wtben,
- Apocope: Und mohte nit 374. Daz enwerte nit 429. Er
- welle dan 265. Also muoste der 540. Er bereite sich 1037.
- Here nun 1832. Er lühte reht 1901. die manchem munne zuo
- süre wart 2340. Man legte den degen 2357. Er wiste die
- 2449. Er sazte sich 2550. Ä;^r^e der 2552. Der Oräwe Roc
- kam 3084. ^ riÄfe den heren 3464. Dazu kommen die zahl-
- reichen Kürzungen umby und, schön u. s. w.
- Verkürzung: Hierher rechne ich die kürzeren Formen al für
- alle, aller etc., mügt für miigent, gekleit für gekleidet, schouwten
- für schouweten, eins, ein für eines, einen, stns, »in für ^nes,
- senen, enbiut für enbiutet, od für oder u. a. m., durch die der
- Vers zu einem regelrechten wird. Femer lese man überall J^rsa-
- Urne statt Jerusaleme. Auch das durchgehende zuo des Textes
- lässt sich in vielen Fällen als ze in der Senkung verschleifen. Die
- Vorsilbe ge- muss ihren Vocal einbüssen z. B. in geloufen 1353.
- genam 2064. nidergewUe 2247. gewinnen 2350. geleite 2400.
- gewan 2483 u. s. w.
- Mehrfach hilft bei der Verslesung die Annahme von Inclina-
- tionen: si an daz 47. Si truogent ez 1359. über daz land 1450.
- über den hof 1514. enkan ez uns 2115. Si mohten ez 2150.
- une bald ez 2488. Daz si ez 3119. Ü6grfe si über 3834. Ver-
- quickung des Artikels mit folgendem Vokal ist anzunehmen in unz
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- XLII üeberladene Verse. Langzeilen.
- üf die erden 1208. imder die arme 1287. under die erden 1625.
- Die Form deich glättet den Vers z. B. 3425, deist 1470. 2260.
- 2602. Aphäresis ist z.B. in der ist 1448. ob ich 1623. 1770 u.ö.
- anzunehmen.
- * Eine ausführliche metrische Untersuchung mit Ausnutzung des
- gesammten Materials würde in Anbetracht der späten Ueberiieferung
- nur geringen Wert haben. Alle Feinheiten der gesetzmässigen Metrik,
- die Differenzan zwischen Vers- und Wortibetonung, die Regeln über
- Versausgang, Hiatus u. a. lasse ich deshalb ebenfalls unberücksichtigt.
- Liest man mit Beachtung der genannten in volksmässiger Aus-
- sprache begründeten Hilfsmittel unser Gedicht, so wird man über
- das Grundschema der 4 Hebungen nicht in Zweifel sein. Verse mit
- weniger als 3 Hebungen klingend kommen nicht vor, wol aber eine
- grosse Zahl solcher, die das gewöhnliche Mass überschreiten. Har-
- kensee hat bereits eine Zusammenstellung derselben versucht, aber
- viele seiner Langverse lassen sich durch andere Lesung beseitigen
- oder können vor der kritischen Textbehandlung nicht bestehen.
- Andrerseits aber sind ihm viele entgangen, da er dem Drucke zu
- einseitig folgte. Wir sahen oben, dass H die Verse geflissentlich
- kürzt, eine Neigung, die auch in D zuweüen wahrzunehmen ist.
- Wo aber ^*s Verse länger sind, kann man mit ziemlicher Sicher-
- heit schliessen, dass H hier ursprünglicher ist, ein Schluss, der
- durch Vergleichung von P einige Male willkommene Bestätigung
- erhält: ich verweise auf die Lesarten zu V. 464. 998. 1691.
- 2691 u. a. S. XXX.
- Nach meiner Zählung finden sich im Orendel rund 450 solcher
- überlangen Verse. Einzelne derselben sind ohne merklichen Ein-
- schnitt: Ez ward an einem tiutschen buoche fanden 4:1. Unser
- h^e JMsus Cristus daz gebot 70. Du bist ab einer roubgaJSn
- entrannen 523. Der truog den grawen roc in sinem magen
- 631. zuo sinem meister und zuo dner frouwen dar 785. die
- rindrin schuoch nit in die Stegreif bringen 994. Do noch hielten
- gegen dem Grawen Roc üf dem plan 1371. Der Oräwe Roc
- zersneit im stn gepende 1512. Ich muoz mit mtnem meister
- über mere 2258. Mit den si mühten behalten und bezwingen
- 3117. Ich gloub daz du durch mtnen willen ersturbst 3414 u. s.w.
- Der weitaus grösste Teil aber nähert sich der epischen Langzeile,
- indem vor der Caesur 3 Hebungen mit stumpfem oder klingendem oder
- 4 Hebungen mit stumpfem Ausgang erscheinen, nach der Caesur entweder
- 2 Hebungen stumpf oder klingend, 3 Hebungen stumpf oder klingend,
- oder 4 Hebungen stumpf: Ez muoz mich immer riuwen sprach
- daz wtb 1124. Und was der heiden kempfer über daz land
- 1195. Wizzent daz mir stelen nie ward lieb 531. Der truog
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- Allitterierende Langzeilen, Strophenbau, XLIII
- den gr&weih roc in sinem mögen 631. Ich bin für einen
- Quoten fischer gezalt 624. Zw^n und sihenzig künige wol
- vermezzen 402. Ich enkan iuch nit anders nennen weiz got
- 843. So vergich des Oräwen Rocks zuo einem knehte nimmer
- mere 1517. Im wärent zwei und sihenzig künigrtche kund 110.
- Daz in daz gefügd nit üf dem fdde frezze 505. Die mir des
- heiligen grobes soüen gehüetet hon 1429. Er sprach nun weiz
- ich nit worumb ich her solte 1283. Dar in bistu baz beslozzen
- dan in stehden ringen 719. Doch wil ich iuch mzns rosses
- und schiltes nit versagen 941. Er huob üf den gräwen roc
- und truog in fröUchen hin dan 63.
- Die letzten Verse sind regelrechte epische Langzeilen. Ueher
- deren Entstehung und ihreu Zusammenhang mit der allitterierenden
- Langzeüe habe ich in den „Beitr. z. Gesch. d. d. Spr. u. Litt." XI,
- 460 ff. gehandelt (vgl. auch Zeitschr. f. d. Phü. XIX, 473 ff.).
- Auch aus dem Orendel lässt sich das Fortleben des Stabreims be-
- legen: das Wichtigste ist bereits von Harkensee S. 57 f. zusammen-
- gestellt. Ich beschränke mich hier auf die Anführung der erhaltenen
- allitterierenden Langzeilen.*)
- Er het über slner Truste drl ftrünigen stark und feste 1990. 2050. 2299.
- 2733. 8836.
- Daz in daz gefil^el nit uf dem /elde /rezze 505.
- ^ähestu mir nit in kleiner wlle fische vol die grözen galten 561.
- JKmelischer vater und Äere noch Äiute hilf mir ab dem wilden mere 45S.
- Daz empfach hiut ^ilgez grab unsers ^ren 819.
- Zw6n Äeidenische Äeren mit Äarte grözen eren 898.
- D6 sazte er üf sin Äoubet einen Äelm was schön gepouwet 1042 u. ö.
- Si sprach Äimelischer Mre beÄüet mir den degen werde 1894 u. ö.
- Wie bald er dem Äeiden daz Äoubt ab sluoc 2084.
- Daz erÄört ein beiden Äiez Düriän 2384.
- O du Äimelischer Äere Mlf mir hiut zuo minen eren 2705.
- Si sprach Äimelischer Ä^re nun Äilf mir miner §re 8264.
- Under der binden gestrecket lac ein lewe und ein trac 1253.
- Er warf si wol mit eren hin in daz wilde mere 576.
- Daz vil wunderliche here üf daz wilde klebermere 865. 1710.
- Die Frage nach der strophischen Form hat bereits Harken-
- see (S. 30 — 38) eingehend untersucht, ist jedoch zu recht unglück-
- lichen Resultaten gelangt. Er scheint als die Grundform ein System
- von 4 Langzeüen anzunehmen (S. 52 f. 59). Daneben aber glaubt
- er Morolfstrophen, fünfzeilige Strophen mit der Waise vor oder hinter
- dem zweiten Reimpaar, dreifache Reime isoliert oder als Schluss
- einer Strophe, Strophen von zwei Reimversen mit Waise und sieben-
- *) Dass sie nicht mehr in der strengen Kunstmassigkeit der alten
- Zeit gebaut sind kann in dieser Zeit nicht Wunder nehmen.
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- XLIV Strophischer Bau,
- zeilige Strophen zu erkennen. Ob er wirklich meint, dass dieses
- bunte Gemisch in irgendeiner Redaction jemals vorgelegen, oder ob
- es nur das Resultat immer neuer Bearbeitungen gewesen sei, darüber
- bleibt man im Unklaren. Jedenfalls ist aber die Annahme einer ur-
- sprünglichen Langzeilenstrophe ganz zu verwerfen.
- Wie dem Morolf und dem längeren Oswald (vgl. Beitr. XI,
- 445) — flir den Rother und den kürzeren Oswald erlaubt die
- Ueberlieferung keine sicheren Schlüsse — so hat, glaube ich, auch
- dem Orendel die sogenannte Morolfstrophe zu Grunde gelegen.*) Da
- diese 4 Spielmannsgedichte so ganz nach derselben Schablone gearbeitet
- sind, so verwant in der Handhabung der Motive, der Ausdrucks-
- formen und ihrer rohen Kunstmittel, so legt sich die Annahme auch
- einer gleichen metrischen Form von selbst nahe. Und im Orendel
- führt die Vergleichung der Ueberlieferung entschieden darauf; nur
- darf man den Begriff der Morolfstrophe nicht zu ängstlich fassen,
- als ob die Waise immer klingend, die Reimverse stets stumpf aus-
- gehen müssten: oft ist das Umgekehrte der FaD, und die Ausgänge
- wechseln vielfach. Man tut deshalb gut, unter der Morolfstrophe
- nicht mehr zu verstehen als eine fünfzeilige Strophe mit einer Waise
- innerhalb des zweiten Reimpaares.
- Die Auflösung der Strophen erfolgte erst in U, und zwar
- wenig sorgfältig: eine Reihe blieb unverändert stehen, wie die Ver-^
- gleichung von H und D lehrt.
- Eine regelrechte Strophe hat HY. 60 ff. erhalten, wo i) kürzt:
- D6 sprach der künig Herödes:
- „Da mit si dir gelönet [des]".
- D6 der jud die red vemam
- Er huob üf den gräwen roc
- und truog in frölichen hin dan.
- V. 168:
- H. D.
- Der eine wart gezogen uff beissen Der ein ward gezogen auff zeissen
- Der jung künig Orendel ward er ge- Der iunge künig Orendel ward er
- heissen geheyssen
- Er wart also rieh und also here, Er ward also reich vnd also herr
- Im wart undertan das heilig grap Im ward vnderthan
- über mere Das haylige grab vnd die stat Jeru-
- nnd das gut lant zu Yherusalem. salem.
- *) Docen in Schellings Allg. Zschr. von Deutschen für Deutsche
- (1813, I, 393) hat zuerst die Morolfsstrophe für unser Gedicht in Anspruch
- genommen und wegen der Gleichheit der Form sowie des „leichten Tons
- der Erzählung, des Eigentümlichen der Darstellung und der Sprache", die
- so „auffallend an Salomon und Morolf erinnern" für beide Gedichte wo
- nicht den gleichen Verfasser, so doch zwei Dichter „unter dem nämlichen
- Landesstrich in ziemlicher Zeitnähe und auf gleicher Stufe der Cultur" an-
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- strophischer Bau. XLV
- über mere hat H angehängt, um die Waise reimfahig zu
- machen, auch P liest nicht so : das er das kailig grab tzü Jeru-
- salem erstrayt \ vn das hailig land daselbst. Damit ist auch das
- guot lant in H bestätigt, und es ergiebt sich für TJ eine Morolf-
- strophe.
- 461 — 464 hat TJ wiederum eine Strophe bewahrt.
- 1015 — 1019 hat D eine Strophe gerettet, die in fi" verloren
- ist, und zwar hat D die Waise noch Mute tod geligen auch in
- der Schreibung an ihrem Platze unversehrt stehen lassen.
- Die Verse 1110 — 14 sind bereits oben S. XXXTTT besprochen,
- wobei sich auch hier eine Morolfetrophe ergab.
- V. 1181 — 85 hat H die Strophe rein bewahrt, während D
- die Waise mit der letzten Zeile zusammenzog. V. 1230 — 34 liest
- H, D.
- Dar uff schwebte also schon Darauff schwebt also schon
- Ein güldine krön Von goldt ein liechte krön
- Darjnwas gegossen ein linden doülde Darein was gössen ain linde
- Von schönem reinen golde. Die schönsten so man sy mag finden
- Von schönem roten golde
- Als sy der rise foren wolte.
- Der letzte Vers in i) ist offenbar ein Notbehelf: von schoenem
- röten golde war offenbar die Waise, der zu Liebe H aus der Linde
- einen Lindenzweig machte, um daüir einen Reim zu gewinnen,
- während es den ursprünglichen Reimvers : finden einfach strich. So
- ergiebt sich für U eine Morolfstrophe.
- 1628—31 hat D die Strophe echt bewahrt, während H Waise
- und Schlussvers kürzend zusammenzog. 2197 — 2202 liest
- H. D,
- Do sprach das edele megetin Do sprach das edel megtein
- Helt das sol din eigen sin Heldt das sol dein aygen sein
- Do mit dingestu XII knecht Damit mietestu zwölff knecht
- Sin dienst kumet dir nit recht. Die dir zu dienst kumment recht
- Der grawe rock mein herr vnd knecht
- Kommet dir zu dienst gar vnrecht.
- Die dir zu dienst kämmet recht hat D augenscheinlich ein-
- gefügt, Gedanke und Reim dazu aus V. 2202 entnehmend. Der
- unsinnige Zusatz vnd knecht im vorletzten Verse entsprang aus
- Reimnot: Der Orawe Roc min hir war die Waise, die H aus-
- liess. Damit wäre wieder eine sichere Strophe gewonnen.
- Auch 3015 — 18 steht in HD eine regelrechte Strophe.
- 3259—63 liest
- genommen. „Ein von aller Musengunst verlassener Geist zerstörte die Form",
- nach Docens Meinung „ein Geistlicher, den die Qesangstrophe zu profan
- dünkte".
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- XL VI Strophischer Bau.
- H. D.
- Do schlugent sy die gute Do schlügent sy die gute
- Das jr das rote blute Das ir das rote plüte
- über jren lip zu tal ran. Vber den leib zu tal Äosz
- Frouw Bride heisz weinen began. Vnd von ir auff die erden gosz
- Vnd über iren leib zu tal ran
- Fraw Breyd heysz weynen began.
- Der vorletzte Vers in D ist nach dem vorangegangenen wider-
- sinnig und nach 3261 zurechtgemacht. Ufid von ir üf die erden
- goz ist aber durch P bestätigt: vn zerschlug allen jren leib \ daz
- das blüt von jr flosz. Folglich war dies die Waise, die 5^ fallen
- liess, während D, ihr einen Reimvers beigebend, das Reimwort ran
- sich für den übernächsten Vers aufeparte und an dieser Stelle flosz
- dafür einsetzte.
- Ausser diesen Strophen sind in U eine Anzahl mit dreifachem
- Schlussreim erhalten. 674 — 78 liest
- E. D,
- Die sint mier alle versuncken Die sind mir alle versuncken
- Und in dem wilden mer ertrunken Vnd in dem wilden M6r ertruncken
- Die wolte ich gern verclagen Die weit ich auff disen tag beklagen
- Mochte ich nit me dan ein cleit haben M6cht ich noch ain gewandt haben
- Das ich vor den livtten mochte ge- Das ich dise hochzeyt für die leüt
- tragen. möcht gan
- Als ain ander bider man.
- P bietet Folgendes: Nun wolt ich armer vnd eilender das
- alles geren lassen \ möcht ich nur ain ainig Meid gehaben \
- das ich mit Eeren für die leut getragen möcht. Damit ist ge-
- tragen in fi" bestätigt, i) ändert es in gan und fügt einen Vers hinzu.
- V. 1990 — 94 büden eine Morolfstrophe mit Dreireim. Wie der
- fehlende Vers 1992 zu ergänzen ist, lehrt die hürntn brinige
- V. 1996 und die gleichlautende Partie V. 2733 ff., wo aber D,
- um dem dreifachen Reim zu entgehen, ändert. — V. 2461 ff. liest
- H, D.
- Des antwurt jm frouw Bride Des antwurt jm fraw Breyde
- Das wissest her on zwifel Sy sprach herr wissend on zweyfel
- Ich bring dier drissig tusent man Ich bringe dir dreyssig tausent man
- Die ligent alle uff einem plan Mit stahel ich sy vmbfangen han
- Mit dem stahel umbfangen Die weil was mir nit zu lang
- Die wile was nit langen Das zwerg für die pforten sprang
- Das getwerck schlug zu die tür . . Noch im schlug es zu die th&r. —
- Der Vers Das zwerg für die pforten sprang in D ist durch
- Pbezeugt: die weil gieng das getzwerglin ausz von yn. fi'lässt
- ihn weg, macht aus lanc das unmögliche langen und reimt es auf
- vmbfangen. Andrerseits hat Z> 2464 unterdrückt. Folglich hatte
- U den dreifachen Reim man i plan : umbefän.
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- strophischer Bau. XLVII
- In der Strophe 2700 — 2704 hat H die beiden Schlussverse,
- um den Dreireim zu umgehen, in einen zusammengezogen,
- V. 2888 — 92 hat H den dreifachen Reim bewahrt, während
- D noch einen vierten Reimvers Vnd warent gewesen dem grawen
- rock gehorsam unpassend einschiebt.
- Es sind somit in Z7 noch 17 vollständige Morolfstrophen stehen
- geblieben, von denen 6 mit dreifachem Reim versehen waren. U
- hat also die Strophen nicht sehr sorgfältig aufgelöst, H und D
- setzten jedes für sich diese Auflösung fort. Um zu verdeutlichen,
- wie TJ bei seiner Bearbeitung verfahr, gebe ich einige Beispiele,
- wobei sich zwei Strophen über CT hinaus erschliessen lassen werden.
- V. 1522—27 Hest
- H, D.
- Wie wunderlich und hart Wie wunderlich vnd auch harte
- Rant er durch den Abrahamischen gart Durch den Abrahamischen garten
- In die wüste Schalim also heiset ein lant In ain landt das hiesz die wüsten
- Die künigin nam mit trüwen zu hant Die künigin nam in mit treuen
- Den Grogen Rock by der haut Den grawen rock mit seiner handt
- Er was ein schöner wigant. Er was ain küner weygant.
- Da auch P die Wüste mit Namen bezeichnet (Salonie), so hat
- H 1524 das Richtige. 1525 aber ist die Waise, erst H hat ihr
- zu hant angehängt, und der letzte Vers ist von U interpoliert
- (vgl. 1853. 2494 u. s. w.).
- V.1200ff.hei88t es: Daz was ein helfant junge,
- der gieng s6 wol zuo spränge,
- der rise kam dö mit flize;
- sin gedecke was von Silber wize
- und gieng dem helfant üf den fuoz
- s6 man doch den risen brisen muoz.
- U ist vermutlich von der gieng 1201 zu und gieng 1204
- abgeirrt und liess deshalb auf 1201 den an dieser Stelle ganz un-
- sinnigen Vers der rise kam etc. folgen. 1205 ist ein alberner Not-
- behelf von U. Im Texte habe ich die Verderbnis berichtigt, wo-
- durch sich eine Morolfstrophe ergiebt.
- Wie wenig sorgfältig U in der Strophenauflösung verfahr,
- ergiebt sich ferner aus der grossen Zahl von Waisen, die es noch
- bewahrt hat. An den meisten Stellen, wo solche reimlose Verse auf-
- treten, schimmert immer noch die fünfzeilige Strophe durch, und es
- würde nicht schwer fallen, auch in den folgenden Beispielen solche
- herzustellen; doch ist die Gewähr, das Echte zu treffen, hier ge-
- ringer, weshalb ich im Folgenden auf diesen Versuch verzichte.
- 70 — 74: Unser here Jhesus Cristus daz gebot
- daz sin vil rösenfarbez pluot
- in dem grawen rocke stuont
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- XLVIII Strophischer Bau.
- Also es noch wol ist kunt H Als er es empfieng am kreütz wundt Z>,
- in allen den gep^rden,
- als er allererst gemartert were.
- V. 72 ist die Waise, denn so wol H wie D bemühen sich,
- einen Reimvers dafür zu finden. Als sich die Stelle V. 130 ff.
- wiederholt, lässt H die Waise stehen, während D darauf reimt
- Oleidi also er erste frisch wer vmndt. 122 ff. liest
- H: Du weist wol biraelscher krist D: Du wayst wol himeliscber crist
- Wer nu Got wol getruwet, Das ich sein bedarff gar wol
- Wie rechte wol der buwet. Als ich von recht und pillicb sol
- Der nu got wol getrawet —
- Durch P: du waist auch \ das mir diser wat vast not ist
- ist der zweite Vers in D gesichert. H hat die Waise gestrichen,
- während D das Reimpaar ungeschickt vervollständigte. 226 ff. liest
- H: Du soltest werden niemer so here D: Du soltest werden nymmer so hart
- Du soltest din lipund ouch din sele Du soltest dein leib vnd auch dein
- Opffern dem heiligen grab über sele
- mere Opfern vnserm herren dem heiligen
- Do sprach der konnig Orendel grab
- Vatter das eilende will ich gerne Do sprach der künig Orendel des
- buwen . ich wil len bab
- Vater ....
- Die Waise ist Opfern unserm heren dem heiligen grab,
- Dass D hier richtig unserm herren liest und H das nur aus-
- gelassen erhellt aus P: Auch lieber Sun \ vor allen dingen \ habt
- got vor äugen \ vnd opffert ym sei vnd leib. H fügte der Waise
- vber mere hinzu, um einen Reim zu haben. D lässt die Waise un-
- verändert und bindet mit ihr den folgenden Vers, der doch offenbar
- eine neue Strophe begann, indem es ihn durch des ich willen hob
- reimfähig machte. In TJ reimte Orendel : eilende.
- 721: Er het getan ein guote fart,
- er huob sich schiere üf den markt,
- da man den gräwen roc feil truog
- [Er gewan ainen frSlichen mut D]
- 730: gegen sins meisters des fischers knaben,
- als wir daz buoch hoeren sagen.
- Der eingeklammerte Vers ist natürlich Product von D, um auf
- die in U vorgefundene Waise einen Reim zu haben. 730 muss aber
- ursprünglich vor 729 gestanden haben wie auch P lehrt; auff den
- markt do ain knab den grauwen Rock vail trüg, sonst hat der
- Vers keinen Sinn. Demnach ergäbe sich eine Morolfstrophe, gebildet
- aus 727.8. 730. 729. 731, welche Z7 durch Umstellung zerstörte.
- Ebenso lässt sich in den Versen 1848—50. 1852. 1851 noch
- eine Morolfstrophe erkennen, 1853 Daz was ein kUener tmgant
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- strophischer Bau. XUX
- ist ja, wie wir sahen, ein beliebter Notbehelf von U, um die Waise
- zu vermeiden. Dasselbe gilt für die Verse 2555 — 59.
- 2379—83: Oder ich wil dtnen alter zertrechen
- dtn heiltuom wil ich brechen;
- heiligez grab unsers h^ren
- ich enlasz dir kein opf er nimmer mar D kein opffer lasz ich dir werden mere H»
- wo ich ez kan gewenden
- [So lasz ich dir kein opffer mer senden D],
- Die beiden letzten Verse fehlen in H^ aber wd ich ez kan
- gewenden ist durch P gesichert: (tüül) auch alle die wenden \
- die dir dienen und opffer bringen. Andrerseits ist der letzte,
- nach dem Muster von 2382 fabricierte Vers auf den ersten Blick
- als Flickwerk von D kenntlich.
- 3101^: Do zoch sich ab an den standen D: Do zoch sich ab an den stunde
- Vil manig ritter junge Vil manig stoltzer ritter junge
- Die gingen jm al engegen wullen vnd auch barf&sz
- Mit einer grossen menigen. Vil mancher stoltzer degen gut
- Sy giengent im alle entgegen
- Mit einer herlichen mengen.
- wullen und ouch barfuoz ist durch P bewiesen: legten an
- wvMen gewand \ vnd giengen aU harfüsz gegen jm. Es blickt
- also wieder eine ftinfeeilige Strophe durch, deren Waise S unter-
- drückte, während sie D zu einem Reimpaar verwante, dessen zweiten
- Teil es, wie wir schon öfter bemerkten, nach einem vorangeg'angenen
- Verse (3102) zurechtmachte.
- Ausserdem ergeben sich als reimlose Verse aus der Ver-
- g^eichung von H und D noch die folgenden: 167. 295. 308. 431.
- 1790. 2494. 2496. 2656. 2925. 3687. 3690. Dreifacher Reim
- zeigt sich noch 178. 432. 479. 1389. 2022. 2384. 3220. 3666.
- Vierzeilige Gebäude mit schliessender Langzeile finden sich häufig,
- z.B. 764—67. 776—79. 782—85. 938—41. 1032—35. 1426—
- 29. 1476—79. 1831 — 34. 2277—80. 2893-96. 3047—50.
- 3768—71. 3772—75 u. s. w.
- An allen solchen Stellen schimmert die alte Strophe noch durch,
- ohne dass sie sich mit einiger Sicherheit wiederherstellen Hesse.
- Die zahlreichen ausführlicher behandelten Beispiele aber dürften
- ausreichend gewesen sein, die Morolfstrophe als die metrische Form
- des Originals wo nicht unwiderleglich zu erweisen, so doch in hohem
- Grade wahrscheinlich zu machen.
- Orendel. IV
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- ni. Reimkunst. Heimat.
- Abfassungszeit.
- Uie zunächst überrraschende Menge unreiner Reime hebt sich
- zu einem Teile im ursprünglichen Dialecte auf, der bereits von
- Harkensee als ein mitteldeutscher eingehend nachgewiesen ist.
- a wiederstrebt teilweise dem Umlaut, wie die Reime handen :
- sande 115 idanne 2067 .mannen 2707 :stuonde 3204 zeigen.
- Daneben aber erscheinen zahlreiche Reime von henden : Orendel,
- ende, enget, senden, a : e wird zweimal gebunden: her : schar 2035
- : adelar 3542 ; unter dem Einfluss des r nimmt e im Mitteldeutschen
- eine hellere Färbung an. Die vereinzelten Reime von a : o und a : u
- scheinen mundartlich ebenfalls rein zu sein: harte iporte 1566. 1862.
- zobel: haben 1790. porten : torwarter 3404 (aber iforhte 3768.
- 3844). lange : Schälunge 1835. begurte : bewarte 2045. 2295.
- 3832. brüste: feste (d. i. briiste : faste) 1990. 2049. 2299. 2733.
- 3836.
- e wird unbedenklich auf i gereimt: wellen: willen 291. ver-
- prennen: darinnen 1552. 1846. bete: mite 3518. Parasitisches e
- zeigt sich in toufe (masc.) : glauben 2830. 3128. bürge : kunige
- 3754. In Fällen wie tier: schier 1347, schar : tag (dat. sg.) 1710.
- 1720 habe ich dagegen Apocope angenommen, die auch sonst durch
- Reime belegt wird.
- f für e in Nebensilben ist durch die Reime entgegene : menigen
- 3104, fehten : trehtin 1678, erden : berlin 1208 gesichert. Die
- beiden letztgenannten Reime zeigen zugleich die besonders in Mittel-
- deutschland beliebte Kürzung des t, ebenso Babilonien : künigtn 3220.
- o leistet auch dem Umlaut Widerstand, wie der Reim ge-
- wunne:ldne 894. 924. Reime: u sind ferner entsluzzen : geßozzen
- 87 komm:frumm 697 : Schälunge 1562. 1858. Wir dürfen
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- Beim und Sprache. LI
- an diesen Stellen die md. Formen gewönne, entslozzen, kamen an-
- nehmen. Der typische Reim begurte : swerte 985. 1040. 1642.
- 1964. *2055. 2713. 3838 scheint auch dialectisch rein, da hier
- wol durch w veranlasste Verdumpfung des e vorliegt. Der Reim
- handen : stuonde 3204 spricht für die Form stonde.
- u widerstrebt dem Umlaut: brüste : feste (= brüste : faste s. o.)
- : koste 24tbb. wtmneisungen 439 isunne 906. 1582. 1900 ige-
- tvunnen 218. 1350 geumnnen : kunige 2503.
- d ist überaU umgelautet, wie die zahlreichen Reime von were,
- m^re (subst.) u. s. w. zu Mre, s&re, ^e u. s. w. bezeugen. Zu-
- sammenziehung von dge zu a fordern die Reime saget i rat 1243,
- versagen: man 918, 940, sa^tistat 110(), 3065. Dehnung von a
- wird in den Reimen beslahen : genähen 3069 wäge : geladen 2SSiy
- anzunehmen sein.
- S für hochd. ie zeigt der formelhafte Reim schiere : JSrusaUme
- 2369. 2553. 2682. 2838. 3856. Dehnung von e verlangen die
- Reime gegeben : schöpf ere 11. verzeren : ^ren 237 Mre : m£re 255.
- 566. 2233. 2257.
- i entstand durch Contraction in Bride, t : ie reimt nur in
- lieben : trtben 1888.
- ö reimt :uo in gepötipluot 70. 130. guoter (-en) : noeten
- 379. 479. 687. 800. 1381. 2017. 2794 guoteirdte ist vielleicht
- 3259 herzustellen. Widerstreben gegen den Umlaut zeigen ausser-
- dem schön (si^i,) : lön 54. 1080. 1171. 3550 noeten : guoten,
- ü für iu zeigen die Reime trüwen : müren 1546. 1840.
- nüwe : stunde 752 und vielleicht lüte (= Hute) : bedüte 369, doch
- wird hier das Praeteritum ein Fehler der Ueberlieferung sein, ich
- habe Hute : bediutet in den Text gesetzt, ä für tto wird bewiesen
- durch die Reime buoche : Müsden 155 und fruo : du 534, wo ich
- mit D duo eingesetzt habe.
- üw wird zu ouw in bouwen 231 und trouwen 239. 1817
- (ijungfrouwen). Andrerseits reimt aber auch trüwen: müren 1546.
- 1840 und stunde: nüwe 752. Formelhaft ist der Reim houbet:
- gepouwet 987. 1042. 1644. 1967. 2057. 2307. 2715. 3840.
- uo widersteht dem Umlaut in ruorte : überfuore 1410, und
- dem typischen Reime guote {9,\ih^i.) : wuote 1912. 2738, wo ich
- es aber vorzog nach Massgabe von H güete : wüete zu schreiben.
- Ebenso habe ich den Reim füeze:süeze (adv.) 180. 3106 (vgl.
- 1335) in dieser Form stehen lassen, im Original lautete es natür-
- lich vüze:süze. Bezeugt ist andrerseits der Umlaut durch den
- Reim fü&ren : Triere 3166. 3235. 3316. 3382. V. 1082 ist der
- Reim küne : lütve herzustellen.
- / reimt mit d in der Verbindung ü:ld, wo jedenfalls Assi-
- IV»
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- LH Reim und Sprache.
- milation anzunehmen ist: hdde : helle 311. snelle : feide 1698. 2005.
- 2778. tüilde: stille 3067. Derselbe Vorgang erklärt die Reime von
- n: d : sinnen : finden 105. stwnden : gewunnen 279 : ent-
- runnm 494. 432. 522. 610. 1414. 1982. 3282. 3436. danne(n)
- '.bestanden 373 -.verstanden *3658 ihande 2067. entnmnen:
- wunden 1408. mannen ihanden 2707 -.bestanden 1660. Als reine
- Reime haben dem Dichter auch die Bindungen nd : ng gegolten^ denn
- das Mitteldeutsche vertauscht beide in der Schreibung (Weinhold, Mhd.
- Gr.^219). Es sind die folgenden: lang:land91. sungen: künden S92,
- winde : geringe 457. ergangen : lande 11^. jüngeling : kind 1438.
- entspringen '• binden *1496. Schälunge : hundert 1542. stunden :
- junge(n) 1918. 3085. 3101. handen : ergangen 2095. belangen:
- Händen 2991. wund : jwn^ 3007. 3031. 3608. empfangen : towde»
- 3055. kinden : bezwingen 3116. gefangen : ZamtefVi) 2389. 3280.
- 3302. 3434. 3644. 3671. lang : band 3408. Aangren : Zandew 3574.
- Ferner hantidanc 586. 1494. wigant : spranc 989. 1045. 1321.
- 1660. 1970. 2311. 2723. 3622 lewanc 1746. 2611, *2617
- :5ie;anc 2814 isanc 1956. hantilanc 1404. genant ilanc 1261.
- engel:henden 1392. 1668. Auch die Reime: beginnen: singen 19.
- sinnen: bringen 304. 993. 2359. 3003. 3266. junge : gewunnen
- 437. ^«gfew:Wwne 439. ringen : gewinnen 719. käniginne:
- springen 856. 1106. 1420. gefangen : dannen 2359. 2474 : iwannew
- 3292. manne(n) : umbfangm 3075 : empfangen 2633. 3136. 3172.
- brinnen : singen 3660. zwingen : küniginne 3251. 3308 :^e-
- WÄwen 3454. langer : dannen 1874. jüngeling : sün 1452 er-
- klären sich aus dem gutturalen Klangcharacter des Nasals.
- r wird zweimal im Reime verschwiegen bam: freisam 1732.
- man:fam 3600. öfter findet sich das bei
- A : niet : verriet 44 :diep 524. 612 :liet 3662. sa(h)s:wa^
- 1632. tete : brüten 17 bS. 2227. 2547. tief:lieht 2451. ^or^e:
- /orAfe 3768. 3844.
- # wird mit ^ gebunden in daz:was 1186, 2121. 2125. 2145.
- 2363. 3372. 3426. hüs : üz 3398. 3528. 3626. 3708. pcdas : saz
- 1922.
- b reimt : f in ^dJen : gräfen 198. glouben : toufen 2581.
- 2764. 2822. 3114. 3243 :toufe 2830. 3128. zmfel: Tiber 3079.
- 3188. :Z?6e3716. graiiheidmschaft 222. Der Ueim houbet : ge-
- pouwet (s. 0.) verlangt die Labialaspirata. Ausfall des b in biderbe
- (: widere) 1311. 2549. *2609. *2612. 2660. 2914. 2758 (:nidere)
- kommt mitteldeutsch zuweilen vor (Weinhold § 162).
- d blieb unverschoben in muoter : bruoder 331. Wahrscheinlich
- ist auch flir gemüete (:vertrüege) 1058. 1293 d anzunehmen.
- £ß l^at ps^atalen Character, weshalb es unbedenklich reimt auf
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- Reim und Sprache, LIII
- h in wäge : gef&hen 622. schiiohe : ungefuoge 662, auf ch in Zogr :
- prach 89 itrach 1267 (wo ich nach ^racÄ: J> ^roc geschriehen
- habe), mich : ^rÄr^ 2365. naht : wogr 3154, sowie auf r in t^o^e :
- järe 249. 393. niäge(n) : wärm 1730. 3168. schar: tag *1704.
- 1714. 1720. Deshalb schwindet ^ auch zwischen i und e, wie die
- Reime künige(n) : Babildnie(r) 2521. 2537. 2567. 3231. 3312.
- 3378. 3638 \ MontUie 2510. menige : Babilönie 399 zeigen.
- /» für obd. ph erscheint in krapen 2354, aber nicht im be-
- weisenden Reime.
- i blieb unverschoben in sit[2:]en : erschüten 1011 und vermut-
- lich auch in schatlz] : wart 748. Apocope des t nach Consonanten
- fordern die Reime was: wart 1. daz:fast 13. grai : schaft 22S.
- stunden : hundert 432. /cm^ : icÄ 556. klüsen : tüsent 628.
- Schälunge: hundert *1542. was:schaft 2903. 3334. 3677. 3758.
- 3854. ersocÄ : faht 1414. Duriän : erkant 3786. tnwwd : &t6ti 3486.
- Ar fiel aus in mariW (ifart) 727.
- Ausserdem sei bemerkt, dass die Form here unumschränkt
- herrscht, wie die zahlreichen Reime: ire, s^re, mere u. s. w. be-
- weisen. Von Pronominibus ist nur die Form ime (: Pfenninge 664
- : küniginne 3142) bemerkenswert. Apocope des n im Infinitiv findet
- sich 30 Mal (36. 54. 176. 289. 375. 626. 648. 7^6. 878. 1232.
- 1281. 1807. 1827. 2183. 2317. 2476. 2842. 2985. 3136. 3167.
- 3169. 3207. 3235. 3251. 3316. 3328. 3382. 3407. 3451. 3551),
- beim Participium Praet. 8 Mal (168. 218. 505. 1084. 1350. 2633.
- 3076. *3628). Was Harkensee etwa noch aus der Flexionslehre
- beibringt (S. 75 ff.) hat keine Beweiskraft.
- Dass das Gedicht auf mitteldeutschem Grebiete entstand, ist
- somit unzweifelhaft. Einiges wie ö für mhd. t*o, ü füir iu, f für b,
- unverschobenes d und t, ch für g im Auslaut weist entschieden auf
- das Mittel fränkische. Der daneben, vor Allem im Consonantis-
- mus sich geltend machende oberdeutsche Einfluss, der in der folgenden
- Reimübersicht deutlicher hervortreten wird, spricht aber für den
- südlichen Teil dieser Mundart, und die örtlichen Beziehungen des
- Gedichtes machen als seine Heimat die Gegend von Trier un-
- zweifelhaft. Hier befand sich der heilige Rock, dessen Verherrlichung
- das Gedicht zunächst zu dienen bestimmt war, hier residiert König
- Ougel, von hier unternimmt Orendel seine Brautfahrt. In der Um-
- gebung seiner Stadt weiss der Dichter sehr wol Bescheid: gar wtten
- ist si erkant rühmt er ihr V. 158 nach. Trier liegt an der Mosel
- (V. 156), diese mündet bei Koblenz in den Rhein (V. 345), auf
- dem man hinabfahrend in das Meer gelangt (V. 349). Nach V. 3092
- ist Metz 14 Meilen von Trier entfernt. Gegenüber der sonstigen
- geographischen Unkenntnis des Dichters (s. u.) fällt seine Vertraut-
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- LIV Reimkunst
- heit im Moselgebiete um so mehr ins Gewicht, und der Dialect^
- soweit er sich aus den Keimen erschliessen lässt, steht denn auch
- mit der von Heinzel (Niederfrk. Geschäftsspr. S. 315 ff.) gegebenen
- Characteristik des Trierer Dialectes in bestem Einklang (vgl. die
- XJebersicht von Harkensee S. 78). Wie viel dem Dichter am Ruhme
- seiner Stadt gelegen ist, zeigen auch die Verse 3168 ff., wo ein
- Engel verkündet, dass Gott in Trier das jüngste Gericht halten und
- Christus daselbst seine heüigen fünf Wunden zeigen werde.
- Bei der nun folgenden XJebersicht der Reimungenauigkeiten wird
- also von den dialectisch reinen Reimen abgesehen, wenn auch eine
- Anzahl der letzteren nicht ganz tadelfrei im strengsten Sinne ge-
- nannt werden kann.
- a:a im einsilbigen stumpfen Reime erscheint 113 Mal.
- 6:^ 18 Mal.
- i:l 6 Mal.
- u:ü einmal: stunde inüwe 752.
- Unreine vocalische Reime sind sitzen : erschüten 1011. schüten :
- plicken 1015. lüften : kreftm 34tlS, füerm : Triere 31S6. 32Sb.
- 3316. 3382. Reime auf Flexions-e finden sich nur 3: werde : Marie
- 188. tmrkten : smidten 283. känige: widere 2591. ,
- UeberrageÄdes?:^t(;?/ei:w;^e 721. 1397. *1674 :5Hde2461.
- 3374 : tse 3344. 3566 : Uhe 3716. Ormdel
- : eilende 22^ :missewende2b9,7S0 ihende
- 461. 563. ztseliprise 979. m&re : Orendd
- 3097. innexhimd 3667. schiere: Spiegel
- 1608.
- m:helm:snel 1222.
- n findet sich abgesehen von den apocopierten
- Infinitiven und Participien 67 Mal.
- r : rtcher : künigrzche 163. gitote : muoter 656.
- 1367. 2263. 2605. 3039. 3140. herisd
- 2213. 2858. 2868. 3158. s^ : ^ 3440.
- 3516. steine : kleider 475. Schälunge :
- hundert 1542.
- 8 : geistes : voUeiste 574. schiltes : mUte 920.
- st : Hute : gebiutest 257 .
- t : rztet : raUte 1275. solte : woltet *1283. ent-
- hufe : verkaufet 1340. geschertet : geferte
- ♦2482. fruo : stuot 2987. wer: swert*SSßO.
- fuortisluoc 1692.
- Verschwiegenes d:^ep^rden:w;^re(n) 73. 133. 435. 742. 754.
- 964. 3071. h^re: werde 1894. tverden:
- g^en 2826. 3124. 3132.
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- Beimkunst LV
- YerBchwiegenesgih^e: berge 2449. 2492.
- l : tvUe : Marie 3. galten : tlm 417. 2923. 2995
- : mle 560. 578. MtnoU : tot 3612. 3630.
- 3736. gotiholt 3675.
- r : schätz : M;ar^ 748. gürtte : erschütte 966.
- teftew : sferJen 1586. Wolfhart : s^o^ 3218.
- n : 8^tm(fc : nMw;e 752.
- limilobesam: schal 834.
- : n : Otc^ei : frouwen 204. s^iZte : meisterinne 760. ginnen
- : vnllen 1117. twalten : sarden 1190. «^n^en : ^rw;?/«?
- 427. AcÄiZfe : inne 3546. scÄaße : lange 361. 2347.
- *2907. 3150. engelihenden 1392. 1668. isw;?/«:
- ^fm^en 1984 : Ism 2694. 3047. 3344 : Uden 3614.
- 3738. — stahel '.haben 1997. 2740 :sagfen 975.
- entgegen : edeZ 2926. stiMi : ^uon 2149. nogrei : ge-
- slagen 3782. segde: ebene 357. 395. 441. 2905.
- 3198. 3336. 3760.
- :r:himde:nidereS06, 1005. 1389. 1662. 2029.2806.
- hereisele 226. 267. 3326. schiere : kiele 2SS, 247.
- 351. 411. 2911. 3194. Triere:lciele(n) ^BS, 672.
- 882. 1442. 2133. Ä^re:öaJnete 701. 808. 1007.
- 1664. 2031. 2808. seleimere 2206 iheren 818.
- DanUlen : hire 2545. .8fM;are : Westväle 2345. 2355.
- 2405. ztvifel: Tiber 3079. 3188.
- m :n:man: grenam 725. 750. 1048. 2207.2231 ilobesam
- 788. 2531 : freisam 792. 1837 :Ä:am 1066. 1688.
- 2101. 2555. 2629 izam 1127 ivemam 2221.
- 3460. 3492. dan ivemam 62 igenam 2836 :nam
- 3134. lobesam : Jegran 287. 323. freisam : plan
- 1373 iLiberiän 1544 :&e8^anll92. u;unnesam:
- gre^an 1179. 2641 :AZ6ayi2413 :eraw2635. feaw
- :6e5fan2109 : an 2269 : ti;oZgfeMn 2235. zam:hä/n
- 1538. 3473. — küniginne : stimme 1825 :ime
- 3142. AiweZ : inne 3667. /iiKen : oKew 1327.
- himele : nidere s. o. schäme : ane 550. schöne : Borne
- 580. 594. 3081. 3186. turn: stürm 1934.
- : nd : stunden : frum^e 253. : ny : ima : Pfenninge 664.
- komeniSchältmge 1562. 1858.
- iriJerusaUmeiMre 170. 866. 1450. 1774. 1782. 2219.
- 2243. 2389 liren 1175. 1748. 2533. 2627: schiere
- 2369. 2553. 2682. 2838. 3856.
- t^: r : ^re^ön : jär 52. ^Än : t«;dr 2585. 2766. geheizen :
- meister 161. weisen : heiser 186. stunden : hundert
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- LYI Bekkhmst,
- 432. ersähen ijämerlSSl. selber : %e2men 2989. 2959.
- guoten : muoter 1478. 1756. 2159. langer : dannen
- 1874. näher lempfähen 2607. 2658. 2662. porten
- : warter 3407. küene : füeren 2317. wenen : w&re
- 3148.
- mm : nd : «^imrne : kinde 1440. flammen : einander 2004. 2776.
- : w^ : grimme : ringe 1038. 1686.
- mbingiumbe: gesungen 826.
- II :ng:gmngent: willen 263. schatte ilange 861. 2347.
- ♦2907.3150. aiieiian^fe 2977. 8286. 3688. miJew
- ivolbringe 1165.
- fichikofidoch 809 :wocÄ 868. 1268. 1345. 2319.
- :r:grafen\zware 2821. 2850. 8095 \ waren 8146.
- :s:hof:ros 1514. 1576. 8059. 3063. wasischaft 3677.
- 3758. 3854. /se^w) : ^w;2/eJ 2694. 8047. 3844. 8566.
- : w : gräfe : gräwen 634.
- : z \ greif : sleiz *740.
- k:m ersähen :jämer 1831.
- :r :Ä^w;are:em^/aAen 618. were : sehen 20bS. 2308 :6e-
- seAe 888.
- :s:gerihte:wiste *64. 1626. 1818. 1890. 1912. 1948.
- 2105. 2209. 2251. 2289. 2698. 2945. 3049. 8306.
- 8774. 8788. 8798.
- s : ch: was lersach 74:4:, 756. 956. 8620 ischarsach 1696
- igeschach 2411. sprachigras 999 r^Felos 3664,
- kris(t):ich 556.
- miivineispise 389. 858. 1536. 2901. 3468. 8746.
- Serodes : ißwen *50. eigen iJceines 1476.
- : r : w?a5 : t(;arf 1. genesen ih^en 1618.
- : seh: hals: falsch 786.
- u;:m:frouwe:zoum^ 2103.
- :r:zwäre:gräwe 1024. 1110. 1277. 1584. 1960. 1980.
- 2709. ^rÄi(;e« : mi^ren 1546. 1839.
- ;9 : «^ : jfeÄmcn : »weisser 161.
- : ch : ersach : daz 75.
- i:g:huoh:sluog 2011. 2784. 3722. 3740. 3820. 3846.
- geben :legm 117 :cZ^ew 1098. 3488. 8514. 3556.
- Aa6e«i : ^ro^few 143 : ^e^w) 275. 2598. 3168 : ver-
- «a^few *883. 691. 804. 2021. 2798 :verTdag&n67e,
- 886 :erslagen 1400. 1676 : getragen 2089. sogren
- : Ä:na&e» 730 : grabe 2181 : habe 3200. 3450. 3764.
- tragen : habe 285. engegen : eben 419. te&e« : d^gren
- 1572. 1808. traben : slagen 2484. buochstaben:
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- Reimkunst
- LVII
- :h:
- :ch
- :m
- :n:
- :r:
- :s:
- l:ch
- :^
- :l:
- :n
- ■f-
- :h:
- ■.l:
- :n
- :r;
- •.w
- Magen *2623. tagete : habete 1574. 3506. ghuben
- \migm 471. ergäbmt : pflägmt 2507. 2517. 2527.
- Ubeiwtge 2575. 2587. 2756. 2768.
- nid : mb 1188. M;z6e : stden 602. ßfee igesmide 1220.
- 1359. Bnde(n):ivtbm 1163. 1422. 1464. 1543.
- 1620. 1750. 1764. 1842. 1902. 2039. 2091. 2111.
- 2139. 2217. 2241. 2255. 2415. 2427. 2445. 2469.
- 2856. 2965. 2979. 3029. 3108. 3144. 3152. 3225.
- 3290. 3370. 3590. 3794. 3804. 3880 : trtbm 854
- : Übe 1151 : bUben 1833. 2265. 2427. 2866. 3206.
- 3241. 3710. 3808. sterben : werden 3330. 3894
- : erden 1936. ersturbst : lutirdst 34:14, erwerben:
- werde 1034. swebte: redte 703. *1680.
- stahel: haben 1997. 2740.
- : grab: sprach 48.
- : selber :helmen 2939. 2959.
- lifbe: dienen 544. man: gab *846.
- gegeben : schöpßre 11. fisch^re : g^be 642. aren: ge-
- haben 954.
- vergeben : gewesen 2161. beltben : Ise 2985. 3328.
- 3354. 3392.
- Bride : tugentlichen 2699.
- zwifd: Bride 2461. 3374 rZtden 3614. 3738.
- laden: tragen 306 : sagen 387. 445. 2899 : haben
- 1119. edel: entgegen 2926. Mnt(;erde : Jer^e *794.
- wäge: gnaden 538 : geladen 2886.
- erden :berlin 1201.
- : ;8'i6'ewe : 6^cie 321. 1068. Äeidc : afeitie 786 : alterseine
- 301 1 . s^eiwe : feide 958 : Meider 475. heiden : keinen
- 2915. eide: reine 2509. 2519. alterseine : weide
- 3362. H^ddes:lönm *50. igelönet *60.
- bede:here(n) 2621. 2670. 2933. 2953. *3182. 3490.
- Bride: Ise 3180. 3636.
- \juige:zwifel 721. 1897. *1674.
- stahel: sagen 975.
- wale:magen 147. 630.
- : einer : erzeiget 712. eigfen : Äeines 1476. entgegene :
- menigen 3104. küene : ungefüege 971. 1050. 1064.
- 1654. 1974. 2727.
- schiere : Spiegel 1608.
- :Ougel:frouwen 204. :z:wäge:äze 271.
- ^«^ : t<;2p 194 : % 2852. 2864. diep : nie^ 524. ^fWd«
- :Ättt)p 1656. 1870. 1943. 1986. 2249. 2696. 2729.
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- LVffl Beimkunst
- 8682. muot:hitop2S12. scheip : schreit 2Slß. ver-
- treip : arbeit SA20. schreipigemeit SßA6. grap:
- 8chat(z) 2895.
- :z\8ippe:wizz&n 208.
- t : ch : trat : sprach 552. 2425. stat: brach 668. getrat:
- sach 1808. 2844. 8868.
- :f :er greif : reit lb20, hofigotllOS. reif : geschreit 2107.
- tief '.lieht 2451. släfm : kemenäte 1801. *2842.
- 8866. ztmfeligertten 1984. istHtm 427.
- iliOrendd: gesendet 705. 1896. 1672. 1805. 2141.
- 2846. 8164. 8698. 8870.
- iniunverzaget: sagen 728. koufen : geroufet 2472.
- :r:nät:klär22S7, einer: erzeiget 712. were:t^e*7S.
- fischere:tite *220b.
- :s:pfat:was 812. Herödes i gdmet *60.
- c:f:hof:roc 1090. 1824.
- : r : ffwrt : sluoc 1692.
- :t:hart:sarc 79. 8176. roc: gebot 991 :spo^ 1291.
- 1867. 1712 :^o^ 85. 842. 848. 858. 916. 982.
- 988. 946. 962. 1055. 1096. 1159. 1271. 1884.
- 1426. 1480. 1454. 1472. 1500. 1560. 1568. 1588.
- 1768. 1776. 1828. 1856. 1864. 1982. 2181. 2167.
- 2191. 2818. 2568. 2577. 2599. 2686. 2744. 2758.
- 2824. 2949. 2968. 8122. 8202. 8822. 8850. 8888.
- 8526. 8684. 8707. 8878. guot:truoc 717 :ersluoc
- 1408. 1718. mmt : sluoc 2088. schale : geu^alt 2595.
- stat:mac 2687. Wolfhart : stark 8804. genuoc:
- tuot 8470.
- Eine kleine Anzahl von Eeimen Hessen sich nicht wol rubri-
- cieren: hereiferre 212. stunde müwe 752 (vgl. oben S. LI).
- bedihteigibe 828. schüten : plicken 1015. stimme: Bride 2085.
- wänten : geläzen 2827. küeneiUhe 1082 (vgl. S. LI), misse-
- wende : eilen 2882. wochen : geßozzen 2909. m^re : Orendel 8097.
- himd : Marie 8667. menige : Babilönie 899. künige : ftür^re 592.
- 2848. 2860. 8098. 8868. 8754 : Babilönie 2521. 2587. 2567.
- 8281. 8812. 8878. 8688 igewunnm 2508 :Jfon^gKen 2511.
- BaMönie(n) : künigin 8220 : ftwr^re 8804. 8685. «ande : tage 506.
- garnigrab 2297. schätz :baz 8482.
- Rührende Reime: richerirtche (subst.) 168. ^eM;iennen:
- t<;t6nne 218. gereit -.bereit 2b2. helde: helle 811. 5?n:s?n 1198.
- eide : meineide 1940. 2529. Agre (subst.) : hSre (adi.) 2041. 2875.
- herenihSre 2073. 2887. 2448. mfn {gen.):mtn (poss.) 2113. Äer-
- zogen : überzogen 2862. hantihant 8824.
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- Hiatorische Beziehungen. LIX
- Von alten Flexionsendungen ist erhalten forderost (: trost)
- 3679. gemarteröt *3616. Durch ein Missverständnis ist auch im
- Innern des Verses (3144) die alte Form gd>dt (von gebdn) bewart,
- die H von gebieten ableitete und deshalb mit 3446 entfernte,
- während D, trotzdem es die SteUe nicht verstand, gewissenhaft
- überlieferte. V. 1680 ist die alte Form dannan (: Jordan)^ V. 346
- menigtn (: Bin), V. 1991. 1996 u. ö. brünige erhalten. Reime
- auf Flexions-e lassen sich, wie gesagt, nur drei nachweisen.
- Dass wir es hier mit der Reimkunst des 12. Jahrhunderts zu
- tun haben, leidet somit keinen Zweifel. Um eine genauere Zeit-
- bestimmung zu gewinnen muss zunächst das Gredicht selbst befragt
- werden.
- Gestützt auf eine Reihe angeblich vom Dichter des Orendel
- verarbeiteter historischer Tatsachen hat E. H. Meyer (Zschr. f. d. A.
- Xn, 387 — 95) das Gredicht bald nach 1190 angesetzt, ein Datie-
- rungsversuch, der von Harkensee (S. 63 — 66) schlagend widerlegt
- wurde. In der Ueb ergäbe Jerusalems an die Heiden „umb einen
- schätz" (V. 2895) die Eroberung der Stadt durch Saladin im
- Jahre 1187 wiederfinden zu wollen ist unerlaubt. Dann müsste auch
- die Wiedergewinnung am Schlüsse historisch sein, könnte also nur
- der Auslieferung der Stadt im Jahre 1229 entsprechen, was ganz
- unmöglich ist. Auch die Parallele Bride-SibyUe, Orendel-Guido von
- Lusignan ist hinfällig, denn von einer Wittwenschaft Brides, wie
- sie Meyer annimmt, weiss das Gredicht ebensowenig wie von Feind-
- seligkeiten der Templer gegen sie, und zwischen Orendel und Guido
- lässt sich keine weitere Aehnlichkeit entdecken, als dass Beide
- tapfre Fürsten waren, denn von einer Feindschaft der Templer
- gegen Guido berichtet die Geschichte nichts, und wie wenig Orendels
- Gefangenschaft, seine Befreiung durch Bride, die Episode vom Zwerg
- Alban, Brides Gefangennahme u. a. sich mit historischen Tatsachen
- decken, hat Harkensee unwiderleglich dargetan. Meyer hat die histo-
- rische Weisheit des Dichters viel zu hoch angeschlagen. Von einer
- Belagerung und Befreiung Triers im 12. Jahrhundert (noch dazu
- durch Heiden) ist auch nichts bekannt, *) und ist diese Fiction nicht
- eine kühnere, als die von der Eroberung und Wiedergewinnung
- Jerusalems? Wie die erstere zu dem Zwecke erfunden wurde, um
- den heiligen Rock nach Trier zu bringen, so die letztere, um die
- Geschichte wieder von vorn anfangen zu können. Historisch ist
- nichts in unserm Gedichte ausser dem Königreich Jerusalem, den
- Tempelherren und einigen geographischen Namen. Mit des Dichters
- *) Sollte sie vielleicht an die sagenhafte Belagerung Triers durch
- Julius Caesar anknüpfen, von der die &chr. D 13, 12 ff. erzählt?
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- LX Namen.
- geographischen Kenntnissen ist es aber auch nicht zum Besten be-
- stellt. Jerusalem denkt er sich in der Nähe des Meeres liegend,
- vgl. V. 450. 2896. Sonst nennt er nur noch Ackers als Hafen*
- stAdt 3200. 3450. 3764, den JorcUin 1681. 1876. 2075. 2572 etc.
- und den Odberg 30. Im XJebrigen erfüllt er den Orient mit allerlei
- phantastischen Namen, die er entweder selbst erfanden oder aus
- anderen Quellen entnommen haben mag. So .verlegt er das Kleber-
- meer und das Weterische Meer in die Nähe Jerusalems, vgl. V. 1707.
- 1716 zu 1749. 1542 nennt JT eine Wüste Düschkan {DeschanD),
- die an Tischcäl, Tuschgan im Wolfdietrich erinnert. Zu der Wüste
- Babü&nie 400. 2522. 2567 u. s. w. vgl. Rother 2564 f., zu der
- Burg Westväl 2346. 2356. 2406 vgl. Biterolf 5077. Karl Meinet
- 311. lieber die übrigen Namen gibt das Namenverzeichnis Auskunft.
- Ebenso sind die Personennamen frei erfanden, dafür spricht
- schon der Umstand, dass der weitaus grösste Teil derselben auf -an
- ausgeht, natürlich der Reimbequemlichkeit halber: Beliän, Mersiliän,
- Merciän, Sudan, Denciän, Durian, lAberiän, Alhan, Stefan,
- Suriän, Princiän, Der Name Beliän kommt sehr häufig vor, im
- Morolf, Wolfdietrich, Biterolf, Karl Meinet, Roland u. a. Auch
- Mersiliän findet sich im Morolf 302, 8 als Marsiliän wieder, ebenso
- im Wolfdietrich D VII, 53. 55. 61 u. s. w. Merciän begegnet
- ebenfalls im Wolfdietr. D V, 165. 190 u. s. w., auch Biterolf 307.
- Frinciän heisst der zweite Entführer im Morolf. Türiän heisst
- ein Mann Dietwarts Dietr. Fl. 63. Die Namen Ougel, Orendel, Ise
- und Bride fanden sich bereits in der Sage vor. Von den übrigen
- nenne ich hier Schütwm 1125. 1129 u. ö. (vgl. Virginal 463.
- 620 u. ö. Wolfdietr. D X 100 in g\ Berwtn 3009. 3015 (vgl.
- Berhtwm Wolfdietr. D X, 100), DanUl 2545. 2664 u. s. w.
- (vgl. Wolfdietr. D VIII, 123), Wolßart 3218. 3304 u. ö. (vgl.
- Nibelungenlied, Biterolf, Laurin, Alphart, Wolfdietrich, Virginal u. s. w.)
- und den bekannten Tragemund 109.
- Solcher Unwissenheit und Willkür gegenüber muss man aber jede
- aus historischen Beziehungen gewonnene Datierung des Gedichtes
- ablehnen. Darum kann ich mich auch mit Harkensees Behauptung,
- dass es vor 1187 fallen müsse, weil Ackers das ganze Gedicht
- hindurch in den Händen der Christen sei, nicht mehr einverstanden
- erklären. Nur ein Moment verdient vielleicht einige Beachtung. Wie
- «ich Orendel V. 342 ff. nach dem heiligen Lande begeben will, fährt
- er mit seinen Schiffen von Trier die Mosel hinunter bis nach Kob-
- lenz, dann den Rhein abwärts. Diesen Weg nahm nach Wilken
- (Kreuzzüge HI, 1, 264 ff.) im Jahre 1147 eine Pilgerflotte, welche
- von Köln abfohr, sich mit einer englisch -flandrischen Flotte ver-
- einigte, mit dieser Lissabon erstürmte und schliesslich in Akkon
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- Abfassungazeit, LXI
- landete. Doch ist auch mit dieser Tatsache nichts gewonnen, da das
- Gedicht schon seinem ganzen Anschauungskreise nach sicher in die
- Zeit nach dem zweiten Kreuzzuge fällt (vgl. auch PBr. Beiträge
- XI, 381). Auch die Fahrt zu Schiff his Bari, dann zu Land üher
- Rom durch Italien nach Metz und Trier, wie sie V. 2903 ff. und
- umgekehrt 3180 ff. geschildert wird, mochte an solche Pilgerfahrten
- anknüpfen (vgl. auch Herzog Ernst B 5774 ff.).
- Da sich Entlehnungen aus anderen (xedichten ebensowenig mit
- Bestimmtheit nachweisen lassen, — auch das Lebermeer braucht ja
- nicht erst aus dem Herzog Ernst zu stammen — , so bleibt flir die
- Datierung kein weiterer Anhalt übrig, als die Vergleichung mit
- den anderen Spielmannsepen des 12. Jahrhunderts. Und da ergibt
- sich denn, dass die Reimweise des König Rother — der allerdings
- in einer bedeutend älteren Ueberlieferung vorliegt — um Vieles
- altertümlicher ist. Dagegen überragen die Verfasser des Morolf und
- vollends die der beiden Oswaldgedichte den unsrigen an Reim-
- genauigkeit. Eine ausführliche Vergleichung der Reimweise des
- Rother, Orendel und Morolf, welche Fr. Vogt auf S. XCVm ff.
- seiner Ausgabe des Morolf angestellt hat, bestätigt diese Reihenfolge.
- Wie ich PBr. Beitr. XI, 878 angedeutet habe sind in dem
- kürzeren Oswaldgedichte deutliche Einflüsse des Orendel bemerkbar.
- Wie es nicht nur einzelne ZWge daraus entlehnte, sondern auch einen
- grossen Teil seines Stoffes danach umgestaltete, werde ich in meiner
- Ausgabe näher auszuführen haben. Euer genügt ein Hinweis, welcher
- deutlich genug dafür spricht. Als der Rabe auf dem Rückflug den
- Verlobungsring im Meere verloren hat, fährt Meister Ise heran V. 673 :
- Eyn flscher gut vnd weise
- der hysz meister reys
- der den seibin rot bevant
- do mete der engil den konig bewant.
- Das erste Verspaar ist das t3rpische unsres Gedichtes, deut-
- licher tritt es noch hervor in der Olmützer Hdschr.:
- der hys mayster eya (!)
- ein vischer klug vnd weyß
- der fart den konig aas engel lanth
- der den grossen roth vant.
- das her das heylig grab gewan.
- Den folgenden arg verderbten Versen merkt man nicht sogleich
- an, dass eine klare Beziehung auf den Orendel darin steckt, aber
- die Olmützer Hdschr. zeigt den Weg, der auf das Ursprüngliche
- führt, denn ich halte es für zweifellos, dass gelesen werden muss:
- der hiez meister Ise,
- ein vischer kluoc und wtse,
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- LXII Äbfasstmgazeit
- der den gräwen roc vant
- da mite er den künic Orendel bewant,
- daz er daz beilege grap gewan.
- Aus dieser Lesung erklären sich die Verderbnisse leicht, und
- es ergibt sich unzweifelhaft, dass dem Verfasser des Oswaldgedichtes
- der Orendel in derselben Form vorlag wie uns heute, also bereits
- zur Legende umgestaltet: Orendel zieht im heiligen Rocke Christi
- aus, das heilige Grab zu gewinnen. Da nun der kürzere Oswald
- ziemlich sicher in das 8. Decennium des 12. Jahrhunderts fällt
- (Beitr. XI, 382 f.) und zwischen diesen und den Orendel der Morolf
- und wahrscheinlich auch der Herzog Ernst zu setzen ist, so dürfen
- wir für unser Gedicht als Entstehungszeit ungefähr das Jahr 1160
- feststellen.
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- IV. Stoff und Coinpositioi\.
- Von den Ausführungen Müllenhofifs (DA I, 32 — 43) abgesehen
- ist der stoffliche Gehalt unsres Gedichtes noch keiner kritischen
- Betrachtung unterzogen worden. Doch die Skizze Mtillenhoffs sollte
- keine erschöpfende Untersuchung sein, sie hat in seinem Werke
- eine nur episodische Bedeutung. Er analysirte den Orendel lediglich
- mit der Absicht, von dieser Seite für seine Deutung des Odysseus-
- mythus eine schärfere Beleuchtung zu gewinnen. Und dies Bestreben
- raubt seiner Darstellung die rechte Unbefangenheit, gibt ihr mehr
- das Ansehen des Gewollten, als des objectiv Entwickelten. Zu-
- dem ist meines Erachtens Müllenhoff in der Scheidung zwischen
- altüberliefertem Sagenbestand und den Einfällen der Spielmannswillkür
- nicht immer glücklich gewesen, und eine Geschichte des epischen
- Stoffes zu geben lag, wie bemerkt, nicht in seiner Absicht.
- Wie im Rother nnd Morolf wird auch im Orendel der abge-
- sponnene Faden von Neuem wieder aufgenommen : mit Orendels Ver-
- mälung, Tronbesteigung und Rückkehr nach Trier ist die Haupt-
- handlung zu Ende. Der zweite Teil trägt die Entführungsge-
- schichte nur in veränderter Manier vor, was natürlich nicht aus-
- schliesst, dass auch hier alte Sagenelemente verarbeitet sind. Einst-
- weilen soll nur der erste Teil des Gedichtes betrachtet werden.
- In der Spielmannspoesie haben wir es überall mit einem oft
- schon recht verdunkelten und entstellten Sagenkem und einer Masse
- von angewachsenen Motiven zu tun. Drastische Wirkung galt ja
- als das erste Ziel: man nahm also interessante Motive wo sie sich
- fanden und warf sie in sorgloser Willkür durcheinander. Erst
- nach Abtrennung aller nicht' streng im Gange der Handlung begrün-
- deten Motive gelangt man also zu der eigentlichen Fabel, die aber
- auch niemals einen einheitlichen Character trägt, sondern stets um
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- LXIV Compositum des ersten Teiles.
- einen innersten Kern crystäUisiert erscheint, dessen reinliche Heraus-
- schälong nicht immer möglich ist. Ehe ich dieses Verfahren auf
- den ersten Teil unsres Gedichtes anwende, muss ich eine gedrängte
- Uebersicht seines Inhalts vorausschicken.
- Die Einleitung, in der die Greschichte des heiligen Rockes be-
- richtet wird, bleibt vorläufig besser bei Seite. Die eigentliche
- Handlung setzt Y. 155 ein.
- Der junge König Orendel, Sohn König Ougels von Trier, wird
- zum Ritter geschlagen, und gleich steigen Heiratsgedanken in ihm
- auf: er befragt seinen Vater um eine würdige Braut. Der weiss
- ihm keine andere zu raten, als Königin Bride von Jerusalem. Oren-
- del ist zur Werbung bereit, drei Jahre lang wird die Abfahrt ge-
- rüstet, dann werden die Mannen berufen, die Mitziehenden legen
- goldene Sporen an. Sie fahren die Mosel hinab bis nach Koblenz,
- dann den Rhein abwärts in das Weterische Meer. Nach sechs Wochen
- erhebt sich ein heftiger Sturm, der sie auf das Klebermeer wirft,
- wo Mannen und Rosse grosse Not leiden. Auf Marias Fürbitte
- sendet Christus abermals einen Sturmwind, der sie wieder auf die
- fahrbare See bringt. Sie kommen nach Babyionien, wo Belian über
- 72 Heidenkönige herrscht. Durch die Schätze der Christen ange-
- lockt greift Dieser die Schiffe an und wird besiegt. Als bald darauf
- das heilige Grab in der Ferne sichtbar wird und sie sich fast am
- Ziele glauben, bricht plötzlich ein Unwetter aus, sämmtliche Schiffe
- verschlingt das Meer, Orendel allein erreicht an eine Diele geklammert
- nackt das Land. Dort beklagt er sein Schicksal und gräbt sich
- in den Sand ein, um nicht den wilden Vögeln zur Beute zu werden.
- Am vierten Morgen hört er das Wasser rauschen und sieht einen
- Fischer heranfahren, den er anruft. Dieser, Meister Ise genannt,
- hält ihn für einen Räuber und will ihn aufknüpfen lassen. Aber
- Orendel erbietet sich zu seinem Knechte, er sei auch ein Fischer,
- dem Schiffe und Gesellen versunken seien. Mit einem Zweige die
- Scham bedeckend, tritt er in das Boot, doch er soll sogleich beweisen,
- dass er wahr gesprochen: er soll einen Fang tun oder sterben.
- Mit himmlischer Hilfe gelingt der Fang: das ganze Boot liegt voller
- Fische. Des Fischers Behausung ist eine herrliche Burg, er ist
- ein Herr über 800 Fischer; seine Frau steht mit ihren Dienerinnen
- auf der Zinne in Prachtgewändem. Auch sie hält den Fremdling
- für einen Räuber: Ise solle ihn in das Meer werfen. Doch Der
- erklärt ihn für seinen Knecht, er könne selbst von ihm noch fischen
- lernen. Als sie einen Fisch aufschneiden, finden sie in seinem Magen
- den grauen Rock. Ise hält diesen für eines Herzogs Kleid, den
- die Räuber erschlagen haben und schätzt ihn auf fünf Goldschillinge.
- Orendel bittet um den Rock, doch er soll sich ihn zuvor verdienen.
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- Campositian des ersten Teiles. LXV
- Hier folgt eine ganz plumpe Interpolation'^: nach sechs Woch^ am
- Thomastage schlägt Ise vor, dem nackten Fremdling ein (xewaad
- za kaufen. £^ erhält ein billiges Kleid, zwei grobe Schuhe und
- einen Schiffermantel. Darauf fährt V. 666 fort:
- D6 noch sach man den eilenden man
- an den gräwen roc nacket stän.
- Er klagt dem Himmel sein Leid, und Maria sendet ihm durch
- einen Engel 30 Goldpfennige, dass er damit den grauen Rock erstehe,
- der ihn besser schützen werde, als alle Stahlringe. Erfreut eilt
- Orendel auf den Markt, wo der graue Rock feilgeboten wird, und
- hier geschieht ein Wunder: wo man den Rock angreift, da fällt er
- wie faul auseinander. Da gibt Ise ihm den Rock um die dreissig
- Pfennige, doch sobald ihn Orendel anlegt, wird er nagelneu.
- Ein neuer Widerspruch folgt : wie Ise sich von der Trefflichkeit
- des Rockes überzeugt hat, verlangt er, Orendel solle sich denselben
- erst bei ihm verdienen. Dieser sagt es gerne zu, doch gleich darauf
- bittet er um Urlaub, er wolle zum heiligen Grabe wallen; und Ise
- gewährt ihm nicht nur den Abschied, sondern er stattet ihn auch
- mit einem Paar Hosen aus, und seine Frau, die ihn ebenfalls mit
- 3 Goldpfennigen beschenkt, bittet ihn um Vergebung ob des Unrechts,
- das sie ihm angetan, er müsse wol ein Herzog sein.
- Wie Orendel nun allein über die Haide wandert, begegnen ihm
- 300 Heiden mit einem Riesen, der ihn fängt und in einen Kerker
- wirft. Doch auf Marias Bitten sendet Christus einen Engel, der
- ihm aus dem Kerker hilft und den Pfad nach Jerusalem weist.
- Er opfert am heiligen Grabe und wohnt einer Messe bei, dann
- wendet er sich der Burg zu, wo er lauten Schall vernimmt. Ein
- Ritter, der ihn zuerst als „Graurock" begrüsst, wie er von nun
- an immer genannt wird, zeigt ihm die Königin auf der Zinne, der
- zu Ehren die Tempelherren ritterliche Kurzweil treiben. Wie er
- im Burghof die Helden reiten sieht, blickt er empor zur Königin
- und fängt bitterlich an zu weinen, dass er nicht Ross noch Schild
- und Speer besitze. Da sieht er in einer Laube zwei heidnische Fürsten
- beim Schachspiel: es sind Merzian und Sudan, zwei Brüder und
- Freier der Königin. Er bittet sie um Ross und Waffen, Sudan
- *) P bat die Stelle auch, sie muss also bereits der U und P gemein-
- samen Quelle X angehört haben. P fühlt aber das Unpassende derselben
- und lässt deshalb Orendel V. 677 ff. nnr beklagen, dass seine dürftige
- Kleidung seinem Stande so wenig angemessen sei: so ärmeglich beJdatdt
- seinem stand so vngeleich. Die Reime der Interpolation man : gän 652.
- guote : mfwter 656. schuohe : ungefuoge 662. ime : Pfenninge 664 weisen in
- das 12. Jahrhdt. und speciell die beiden letzten nach Mitteldeutschland.
- Orendel. V
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- LXVI Compositum des ersten Teiles,
- fährt ihn höhnisch an, doch Merzian ist geneigt ihm den Wunsch
- zu erfüllen, wenn er ihm Sicherheit gewähre. Orendel verspricht,
- er wolle Merzians Knecht sein, wenn er sein Ross und Schild ver-
- liere. So wappnet er sich denn und springt auf Merzians unbändiges
- E.OSS, das ihm willig gehorcht. Aber seine groben Schuhe passen
- nicht in den Stegreif, er wirft sie in das Gras, und Christus sendet
- ihm vom Himmel zwei goldene Schuhe. Merzian ist erstaunt über
- sein ritterliches Gebahren, Sudan aber gelobt seinem Bruder noch
- an demselben Tage Eoss und Schild zurückzubringen. Er fällt den
- Graurock an, doch er muss es mit dem Tode büsse'n, und so besiegt
- der Held Einen nach dem Andern, dann fängt er 12 Rosse und
- bringt sie Merzian zum Lohne. Dieser verwünscht den Fremdling,
- der ihm den Bruder erstochen, doch vor Orendels Drohungen ent-
- flieht er eilig. Bride hat den Sieg des Graurocks wahrgenommen,
- sie will ihm einen Boten senden, und Schiltwin erbietet sich dazu,
- indem er alle Waffen ablegt. Er entbietet dem Graurock die Minne
- der Königin, und Orendel gibt ihm 6 Rosse als Botenlohn. Wie
- die Tempelherren das sehen, schicken sie nach einem Riesen Mentwin,
- der auf einem Elephanten herbeireitet, doch auch diesen tötet der
- junge Held, seine Rüstung schenkt er dem fahrenden Volke. Bride
- begrüsst ihn darauf als König Ougels Sohn und König von Jerusalem.
- Doch er leugnet seine Herkunft. Wie sie ihn umarmt tritt Merzian
- hinzu und schilt die Königin, dass sie seinen Knecht küsse; aber
- Orendel versichert, dass er nie eines Mannes Knecht gewesen, und
- den ihn mit Züchtigung bedrohenden Heiden streckt er mit einem
- Faustschlag zu Boden. Bride lässt Merzian binden und in einen
- Kerker legen, doch Orendel bittet um Verzeihung für ihn, und die
- Königin lässt ihn wider frei, worauf er in die Wüste flieht. Bald
- darauf zieht ein neues heidnisches Heer mit einem forchtbaren Riesen
- Liberian heran. Orendel rüstet sich und verlangt nach einem guten
- Schwerte. Bride sendet einen Kämmerer nach dem Schwerte Davids.
- Dieser bringt es in einer kostbaren mit drei Schlössern verwahrten
- Lade. Doch kaum schlägt die Königin das Schwert an die Stein-
- wand, so springt es in Stücke. Erzürnt fasst sie den Diener beim
- Haare und tritt ihn mit Füssen, bis er verspricht, ihr das rechte
- Schwert zu zeigen, das tief in der Erde verborgen liegt und immerdar
- Sieg verleiht. Wiederum sendet der Himmel drei Engel, mit deren
- Hilfe Orendel den Riesen und Tausende von Heiden überwindet.
- Bride begrüsst ihn wieder als ihren Herren und König, doch er
- lehnt es abermals ab: sie solle eines Königs harren, der Land und
- Leute habe. Darauf bereitet sie ihm ein Bad, kleidet ihn köstlich
- und schickt sich an mit ihm das Lager zu teilen. Da erscheint
- ein Engel, der ihnen 9 Jahre Keuschheit auferlegt. Orendel legt
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- Compoaition des ersten TeÜes, LXVII
- das Schwert zwischen sich und die Königin, doch sie bittet ihn das
- Schwert wieder einzustecken, sie könne wol 10 Jahre „äne man"
- bleiben. Nach 6 Wochen erscheint widerum eine Schaar von Heiden
- mit dem Riesen Pelian, der Jerusalem und die Christen vernichten
- will und Bride zum Weibe begehrt. Die Königin beruft alle
- Tempelherren und fordert sie auf, dem Graurock beizustehen; sie
- schwören, doch will Orendel den Riesen allein bestehen. Nachdem
- er eine Messe gehört, das Abendmal empfangen und am heiligen
- Grabe gebetet hat, rüstet er sich und reitet vor das Tor. Mit
- Gottes Hilfe erschlägt er den Riesen. Als dann aber von allen
- Seiten die Heiden auf ihn einstürmen, wappnet sich auch Frau
- Bride und schlägt sich durch die Feinde wie ein Mann, bis sie an
- die Seite des Graurocks kommt. Dieser erkennt sie an der Stimme
- und wünscht sich ein besseres Pferd; Bride erschlägt den nächsten
- Heiden, führt ihm dessen Pferd zu und hilft ihm selber in den Sattel.
- Mit vereinten Kräften besiegen sie alle Heiden. Wie die Tempel-
- herren die Königin im Kampfe erblicken, eilen auch sie auf die
- Walstatt: Bride will erbittert die treulosen Mannen anfallen, doch
- Orendel hält sie zurück und gibt sich zu erkennen. Nunmehr wird
- er als rechtmässiger König anerkannt und besteigt den Tron.
- Da erscheint Meister Ise nach seinem Knechte zu fragen.
- Orendel bittet ihn um Vergebung, dass er so lange aus seinem
- Dienste gewesen und weist ihn an die Königin. Als Diese von
- Orendels Knechtschaft vernimmt, lässt sie einen Schild mit rotem
- Golde füllen und kauft ihn damit los. Von Orendel noch mit einem
- kostbaren Zobelmantel beschenkt zieht Ise erfreut nach Haus. Doch
- Orendel bittet nun selbst Bride um Urlaub, er sei eines Fischers
- Knecht und müsse über Meer. Ise wird darauf an den Hof berufen
- und zum Herzog geschlagen. Ise gebietet nun eine Heerfahrt nach
- der Feste Westval. Nachdem sie drei Jahre erfolglos die Burg
- belagert, wird eines Tages Orendel mit einer Eisenzange über die
- Burgmauer hineingezogen und eingekerkert. Ise berichtet es be-
- trübt der Königin, die mit 30000 Mannen zu Hilfe eilt. Noch
- 2 Tage und ein halbes Jahr liegen sie vor der Burg; da erscheint
- eines Morgens ein Zwerg Alban bei der Königin und verspricht
- ihr, sie zum Graurock zu geleiten, wenn sie ihm hold sein wolle.
- Doch sie fasst ihn bei den Haaren und misshandelt ihn, bis er ihr
- jammernd verspricht, er wolle sie in den Kerker Orendels führen.
- Als sie beisammen sind und sich des Wiedersehens freuen, schlägt
- der Zwerg höhnend die Tür zu, so dass sie beide gefangen sind.
- Doch schon naht ein Engel, der den Zwerg mit Geisseihieben zwingt,
- das Gefängniss zu öffnen. Mit Hilfe Albans wird dann die Burg
- erobert, viele heidnische Könige werden unterworfen, und siegreich
- V»
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- LXVIU ComposiHon des ersten Teües.
- kehrt Orendel nach Jemsalem znrfLck. Hier widersa^ien ihm die
- babilonischen Könige Elia nnd Dorian durch Herzog Daniel ^ auf
- dessen Botschaft Orendel mit zwei furchtbaren Ohrfeigen antwortet.
- Daniel gibt diese Antwort seinen Herren treulich zurttck, und sie
- rüsten ein grosses Heer. Mit abermaliger himmlischer Hilfe t5tet
- Orendel den König Durian, worauf sich alle Heiden taufen lassen.
- Fröhlich kehrt er nach Jerusalem zurück und will mit Bride das Lager
- besteigen, als widerum ein Engel erscheint, der ihnen verktlndet,
- dass Trier belagert sei von den Heiden. Bride will mit ihrem
- Gemahl über das Meer fahren, und Ise soU inzwischen das heilige
- Grab beschützen. Doch Diesw weigert sich, er könne ihnen nütz-
- licher sein auf der See. Nachdem sie das Grab zwei getauften
- Heiden, die es später um Geld verrieten, anvertraut, fahren sie
- ab; unterwegs schliessen sich ihnen Ises Schwestersöhne Mersilian
- und Stefan mit ihren Mannen an. Bride bittet den Graurock für
- ihre Mannen Rosse und neue Gewänder zu kaufen. Ise hat am
- Strande Rosse in Menge laufen sehen, er steigt aas mit einem
- Ruder in «kr Hand sie einzufangen. Der Besitzer des Gestüts,
- Herzog Warmund, will es ihm wehren, doch sein Bruder Berwin
- rät ihm ab. Als aber Ise erzählt, dass der Graurock mit Frau
- Bride über Meer gekommen sei, helfen ihm die erfreuten Herzöge
- selbst beim Rossfang. Darauf ziehen sie von Bari über Rom
- durch Welschland nach Metz, wo ihnen die Bürger huldigend ent-
- gegenziehen. Als die Heiden vor Trier von Orendels Ankunft
- hören, gehen sie ihm ebenfalls barfnss im Bussgewande entgegen,
- bitten ihn um Vergebung und lassen sich alle taufen. Freundlich
- wird das Paar von den Eltern empfangen, und sie ruhen 14 fest-
- liche Tage. Da träumt es Briden, das heilige Grab sei wieder in
- der Heiden Gewalt. So rüsten sie denn zur Rückfahrt, doch ein
- Engel befiehlt ihnen zuvor, den grauen Rock in Trier zu lassen,
- wo Gott einst das Gericht halten werde. Orendel lässt den Rock in
- einem Steinsarg in Trier verwahren und nimmt Abschied.
- Hiermit schliesst die Hauptmasse des Gedichtes ab, die nun
- zunächst nach ihren einzelnen Bestandteilen näher in's Auge gefasst
- werden muss.
- Die Handlung wird zum ersten Male unterbrochen durch das
- Abenteuer im Lebermeer, das zu den beliebtesten Fabelmotiven des
- Mittelalters gehört (vgl. Bartsch, H. Ernst S. CXLV ff.)- Es
- scheint nach dieser Stelle allerdings, als ob der Dichter es sich im
- Einklang mit unseren ältesten Zeugnissen und im Gegensatz z. B.
- zum „Herzog Ernst" im Nordwesten Europas denkt, während es
- später (V. 1709) wieder in's Morgenland verlegt wird. Wahrscheinlich
- machte sich aber der Dichter gar keine bestimmte Vorstellung von
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- Kritik des ersten Teiles. LXTX
- seiner Lage, sondern verwante es als beliebtes Requisit, wo es ihm
- gerade zusagte. Die Art der Befreiung aus dem Lebermeere kenn-
- zeichnet die Erfiudungsarmut des Spielmannes. Der darauf folgende
- Seekampf mit den Heiden unter Pelian hat ebenfalls nichts mit der
- Handlung zu tun. Nach Orendels Abschied von Ise wird die Ent-
- wicklung durch Orendels Gefangennahme wieder unnütz aufgehalten,
- und das typische Auskunftsmittel der Befreiung durch himmlische
- Hilfe zeigt, dass dieser Zug erst vom Spielmann hineingebracht ist,
- der an der Einflechtung von Riesenabenteuern offenbar besondere
- Freude empfand. Auch Orendels Opfer in der Kirche zu Jerusalem
- gehört der Erfindung des Dichters an und hängt mit seiner später
- zu erörternden Neigung zu geistlicher Ausschmückung zusammen.
- Bei der nun folgenden Erzählung föllt sogleich die Wieder-
- holung eines Motivs ins Auge: Orendel erhält von Merzian Boss
- und Schild wie von Ise den grauen Rock, beide Male gegen das
- Versprechen der Dienstbarkeit, das sowol von Ise wie von Merzian
- später wieder geltend gemacht wird. Eine nähere Vergleichung der
- beiden Situationen führt auf das Ursprüngliche zurück. V. 670 ff.
- beklagt Orendel sein Schicksal und wünscht sich ein Gewand seine
- Blosse zu decken. In fast denselben Worten spricht er V. 880 ff.
- seinen Wunsch nach Boss und Schild aus. Als er den Rock anlegt
- gelobt er Isen dienstbar sein zu wollen (V. 763), das gleiche Ver-
- sprechen gibt er Merzian, als Dieser ihm Ross und Schild über-
- lässt (V. 951). Sobald aber Orendel erklärt hat, dass er zum hei-
- ligen Grabe zu wallen gelobt habe, ändert Ise plötzlich seine Mei-
- nung: er lässt ihn ruhig ziehen, beschenkt ihn sogar, und auch seine
- Frau, die dei^^' backten Ankömmling erst so Übel gesinnt war, bittet
- ihn auf einmal um Verzeihung, stattet ihn mit Geld aus und meint,
- er müsse wol ein Herzog sein.
- Diese widerspruchsvolle Wendung ist so sonderbar, dass man
- versucht sein könnte, die Verse 756 — 768 für eine Interpolation zu
- halten, wenn man Anlass oder Zweck einer solchen irgendwo zu
- finden vermöchte. Der Widerspruch löst sich aber im Hinblick auf
- die zweite Situation: nachdem Orendel das wilde Ross Merzians
- mühelos gebändigt, ohne Stegreif hinauf gesprungen ist und nun,
- als ein stattlicher Ritter im Sattel sitzend, nach Heldenweise den
- Speer in den Lüften schwingt, da wird es Merzian klar, dass der
- unscheinbare „filzgebüre" ein gewaltiger Recke ist, und seine Worte
- 1015 ff.: Ich sihe an des Qräwes Rockes schüten Vnd an sin
- ntddtchen plicken Ez muoz von stnen handen Noch Mute töd
- gdigen Vil küener wigande entsprechen den Worten der Fischerin
- V. 779: Du mäht wol ein lierzog stn in dinem lande, die an
- dieser Stelle einfach unverständlich und durch nichts berechtigt sind.
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- LXX Kritik des ersten Teiles,
- Es liegt also eine deutliche Spaltung vor: in der Quelle unseres
- Gedichtes hat Orendel den grauen Rock zugleich mit Boss
- und Schild erhalten, und zwar von Ise; daa ist das Wesent-
- liche und Echte, und das wird auch aus der Abfindung Ises durch
- Orendel und Bride deutlich: für den Schild empfängt er einen mit
- Gold gefüllten Schild als Lösung, für den grauen Rock empfängt er
- einen kostbaren Mantel, und auch das Ross wird ihm vergolten. Ist
- diese Erklärung richtig, so fällt auch die Scene zwischen Orendel,
- Mercian und Sudan 896 ff. der Erfindung des Ueberarbeiters zu.
- Ueber Mercians Einkerkerung und edelmütige Befreiung durch
- Orendel (1460 ff.) werde ich später zu sprechen haben: jedenfalls
- konnte die tatsächliche Unrichtigkeit Y. 1477, wo Orendel behauptet
- nie auf Erden eines Mannes Ejiecht gewesen zu sein, nur einem
- gedankenlosen Bearbeiter begegnen.
- Die drei Riesenkämpfe zeigen zwar im Einzelnen manche Ähn-
- lichkeiten, aber gleichwol ist es bedenklich sie auf einen zurück-
- zuführen: wie sich gleich zeigen wird, hat jeder einzelne seine be-
- sonderen poetischen Vorzüge, und in ihrer wolberechneten Steigerung
- werden sie sich einer aufmerksamen Betrachtung als das Werk eines
- nicht unbedeutenden Dichters ergeben. Nicht minder als diese dient
- auch die Erzählung vom Schwerte Davids und der Trennung der
- Ehegatten durch das Schwert nur scheinbar der episodischen Aus-
- schmückung: von ihrem innigen Zusammenhang mit dem Kern der
- Handlung wird später die Rede sein.
- Dass Orendels Benehmen gegen Bride sich mit dem Zwecke
- seiner Fahrt, der Brautwerbung, schlechterdings nicht vereinigen
- lässt, hatte schon Ettmüller beobachtet, ohne weitere Schlüsse darauf
- zu bauen. In der Tat lässt er weder gegen die mitziehenden Ge-
- nossen, noch gegen Ise etwas von der Brautfahrt verlauten. Als er
- dann alle Gegner im Turnier niedergeworfen hat und Bride dem
- Sieger ihre Minne anträgt, weicht er aus, er sei nur ein armer
- Mann ; als sie ihm zum zweiten Male Hand und Königreich anbietet
- und ihn fragt, ob er nicht Orendel, König Ougels Sohn sei, greift
- er abermals nicht zu, sondern verläugnet seine Abkunft; auch das
- dritte Mal zeigt er sich spröde und vertröstet sie auf einen reichen
- König, dessen sie harren solle. Erst als Bride ihm im Kampfe gegen
- die Heiden hilfreich gewesen und im Zorn über die Untreue ihrer
- Mannen dieselben mit dem Schwerte anfallen will, gibt er sich als
- König Orendel zu erkennen, und sogleich huldigen ihm alle Edlen
- als ihrem Herrscher.
- Die letzte Situation in ihrer Haltlosigkeit gibt aber den Schlüssel
- in die Hand: das Ursprüngliche blickt deutlich durch. Das Benehmen
- der Mannen Brides ist mit einem Schlage verwandelt: aus den err
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- Kritik des ersten Teiles. LXXI
- bittertsten Feinden Orendels sind sie anf einmal seine untertänigsten
- Diener geworden. Kann ihnen aber dieser fremde König nicht ganz
- gleichgiltig sein? wamm übt sein Name eine so gewaltige Wirkung?
- Nach dem Gedichte: weil die Stimme Gottes der Königin verkündet
- hat, dass König Orendel kommen werde und Herr sein über ihr
- Land. Es wird Niemand einfallen, diese kindische Motivierung für
- einen echten Bestandtheil zu halten: sie entspricht ganz der geist-
- lichen XJebertünchung, mit der der Spielmann das ganze Gedicht
- versehen hat. Aber Alles wird auf einmal klar und gewinnt Sinn
- und Bedeutung, wenn wir, worauf zuerst Müllenhoff hingewiesen
- hat, die Brautwerbung als eine jüngere Umbildung betrachten: in
- der ursprünglichen Gestalt handelte es sich nicht um
- Orendels Brautfahrt sondern um seine Eückkehr. Er hat
- Schiffbruch gelitten und kommt in elender Kleidung zurück in die
- Heimat, findet seine Gattin von Freiem*) umlagert, besiegt sie alle,
- bleibt aber zunächst unerkannt, und erst, nachdem er sich Land und
- Leute zurückgewonnen, der Gattin Treue wiederholt erprobt und
- diese ihm sogar im Kampfe siegreich beigestanden, gibt er sich als
- Herr und König zu erkennen, und die Mannen huldigten ihm. Und
- diese ursprüngliche Gestalt war bereits ein Gedicht. Schon die
- eben besprochene Verschiebung und die entstellende Trennung von
- Eock, Ross und Schild lassen eine andere Annahme gar nicht zu,
- noch weniger die drei Riesenkämpfe. Der Verfasser unseres Ge-
- dichtes ist in jeder Beziehung ein Stümper: das lehrt schon seine
- unglaublich unbeholfiie Einleitung V. 1 — 154, in der er ganz auf
- eignen Füssen steht, und der 6. Abschnitt wird das noch deutlicher
- zeigen. Unmöglich konnte ihm aber eine so schöne Steigerung und
- lebendige Mannigfaltigkeit gelingen, wie sie die drei Kampfscenen
- aufweisen. In prachtvollem Aufzuge erscheint zuerst Mentwin, von
- Rittern und Frauen angestaunt. Er fragt nach dem Graurock, wo
- er denn wäre. „Er reitet ja dort heran der kühne Held!" ruft ihm
- Merzian zu. „Darum habt ihr mich gerufen?" erwidert der Riese
- unwillig, „sollte ich mit einem so kleinen Mann kämpfen, des müsste
- ich mich ja mein Lebtag schämen! ich nehme ihn unter den Arm
- und werfe ihn ins Wasser!" Der Graurock gibt ihm höhnend
- zurück, er solle doch in den Wald hinauf gehen, das Land
- urbar machen und die kleinen Leute mit seiner Arbeit ernähren.
- Da ergrimmt der Riese, er stürmt auf den Graurock ein, doch
- er muss erliegen. Wie das die Heiden sehen, fangen sie an laut zu
- *) Als Freier werden im Gedicht Merzian und Sudan, aber auch Pelian
- bezeichnet. Daraus dürfen wir aber schliessen, dass auch die beiden andern
- Riesen, Mentwin und Liberian. Brides Freier sind.
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- IrXXTl Kritik 4es ersten Teiles,
- jammefttif doch der Granrock tröstet sie mit köstlichem Hümof:
- „Maic&t doch nicht sölcheB Lärm, er ist ja so sanft eingeschlaKftn!''
- ThOA ruft er den Toten an: ^^Steh doch auf, liebes Böhochea, und
- binde dein Meerrind (den Elephanten), sonst läuft dir's weg und es
- gibt dir Niemand was dafür!" Am Helme schleift er den Leichnam
- ttber den Hof und rt^ nach den Fahrenden, die kommen schreiend
- gdoofen, fallen über die seltene Beute her und verjubeln sie «af
- des Qraurocks G-esundheit. Die folgenden Kämpfe mit Liberian und
- seinem Heer bieten wider treffliche Zfige von ein^ kräftigen An-
- schaulichkeit, wie sie nur einem bedeutenden Dichter gelingen.
- Nachdem Orendel den Riesen niedergestochen, schlägt er dem Banner-
- träger das Haupt ab und dreimal haut er durch das Heer eine Gasse
- ftit seinem trefflichen Scheermesser (V. 1696). In wilder Flucht
- jageft sehliesedich die Feinde in den Wald, der so ünster ist, dass
- sie wider Willen des Graurocks warten müssen, der von Neuem auf
- sie einstftrmt und ihnen eine unsanfte Ruhestatt bereitet. Die ihm
- aber entkommen konnten, verbargen sich in ihrer Angst, denn sie
- wähnten, dass der Graurock immerfort bei ihnen wäre, und wenn
- Einer in hastiger Flucht auf den Andern süess, so war es ihm schon,
- als käme der Graurock über ihn. Der Höhepunkt wird aber im
- dritten Kampfe erreicht: die treulosen Mannen lassen Orendel im
- Stich, er allein ist einem ganzen Heere preisgegeben. Da wappnet
- sich Bride, haut sich wie ein Mann durch die Feinde, bis sie mitten
- im Kampfgetümmel des Graurocks gewahr wird. Besorgt ruft sie
- ihn an, ob er wund sei, doch er ist noch ganz gesund, nur sein
- RoBS ist ermattet. Die Heldei\jungfrau schlägt den nächsten Heiden
- vom Pferde und bringt es dem Graurock, dem sie selber den Steig-
- bügel hält. Wie er im Sattel sitzt, muss er lachen. Auf Brides
- Rat fechten sie nun Seite an Seite und mähen ringsum Alles nieder.
- Wie das die zurückgebliebenen Mannen sehen, eilen sie auch auf
- das Schlachtfeld, doch die ergrimmte Herrin will sie mit dem Schwerte
- anfallen. Da wo die Situation auf das Höchste gespannt ist, läs^t
- der Graurock die Maske fallen und gibt sich als König Orendel zu
- erkennen. Bride ist glücklich, ihre Ahnung nun erfüllt zu sehen:
- „Seid ihr der König Orendel, so ist es mir wahrlich lieb, dass ich
- nicht von euch gewichen bin!^ Die Mannen huldigen reumütig, und
- der König tritt in seine alten Rechte ein.
- Man wird mir zugeben, dass diese Scenen in ihrer anschau-
- lichen Lebendigkeit und dramatischen Schlagkraft Zeugen einer hohen
- poetischen Begabung sind, die wir bei unserm Spielmann vergebens
- suchen würden. Wie derselbe das alte Gedicht misshandelte möge
- noch ein Beispiel dartun. Nach Y. 590 ff. ist Ises Behausung eine
- herrliche Burg mit sieben Türmen, auf der ihm 800 Fischer dienen.
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- Kritik des ersten Teiles. LXXIII
- Zq dieser vomehmen Stellung Ises passt es nun durchaus nicht, daas
- er allein in einem Nachen auf den Fischfang ausfährt. Sie war auch
- dem zu Grunde liegenden Gedichte fremd, das zeigen V. 588 und
- 628, wo Ises Behausung eine „kluse^ genannt wird. Nun kann
- aher eine herrliche Burg niemals als „Klause'^ bezeichnet sein: der
- Spielmann hat also erst Ise zu einem vomehmen Herrn gemacht —
- aus welchem Grunde wird sich später zeigen — und den Wider-
- spruch, der in der Bezeichnung „Klause' ' liegt, hat er in gedanken-
- loser Bequemlichkeit stehen lassen, weil das Wort im Eeime stand
- (: hüse 589. : tüsent 629). Bald darauf fällt er aber wieder aus
- der Bolle, denn dass Ise sich des glücklichen Fundes freut und den
- grauen Rock auf dem Markte feil bietet, passt wider nur zu dem
- armen Fischer in der Klause, wie ihn das alte Gedicht schildert.
- Dass der Spielmann also ein episches Lied überarbeitet hat,
- lässt sich nicht mehr bezweifeln. Damit wird aber auch die folgende
- Verwirrung auf einmal erklärt. Als Orendel den Tron bestiegen hat,
- erscheint Ise bei Hofe nach seinem Knechte zu fragen, der Grau-
- rock bittet um Vergebung, dass er solange aus seinem Dienste ge-
- wesen und weist ihn an Bride, die ihren Gatten mit einem Schild
- voll roten Goldes loskauft. Als Ise das dem erfreuten Graurock
- mitteilt, erhält er von diesem noch einen prachtvollen Zobelmantel
- zum Geschenk und fröhlich kehrt er nach Hause zurück. Gleich
- darauf aber erklärt Orendel, er müsse über Meer, denn er sei eines
- Fischers Kjiecht, Bride aber lässt Ise an den Hof berufen und macht
- ihn zum Herzog. Dieser scheinbar unlösbare Widerspruch erklärt
- sich sehr einfach aus einer ganz plumpen Verschiebung der einzelnen
- Teile. In der Quelle lautete es: Orendel, zu königlichen Ehren ge-
- langt, gedenkt des Fischers, der ihn einst so freundlich aufgenommen
- und lässt ihn zu sich rufen. Hier folgt die Schilderung Ises 2269 — 74
- mit Zügen höchsten Altertums. Er wird fürstlich belohnt und kehrt
- reich beschenkt in die Heimat zurück. Damit schloss das alte Ge-
- dicht. Der Spielmann stellte AUes auf den Kopf, weil er auch Ise
- jetzt mit einer grösseren EoUe bedenken wollte: deshalb lässt er die
- Bemfting Ises durch Orendel an ihrem richtigen Platze weg und
- setzt sie erst nach seiner Ablehnung ein, weil er nun zum Herzog
- gemacht werden soll. Weil er selbst ein so erbärmlicher Dichter
- war, suchte er eben von seiner Vorlage zu retten, was sich bei
- seiner auf ganz andere Grundlagen gestellten Bearbeitung retten
- lies«. Dass diese Versuche so unglücklich wie möglich ausgefallen
- sind, kann uns nur vnllkommen sein , da es dadurch um so leichter
- wird, die alte und treffliche Grundlage wiederzuerkennen.
- Aus jenem Bestreben Ise jetzt mehr in den Vordergrund treten
- zu lassen erklärt sich die nun folgende Heerfahrt nach Westval, an
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- LXXIV Compodtion des zweiten Teiles.
- die sich eine Eeihe lose zusammenhangender Episoden anschliesst,
- aus denen nur der Rossfang Ises, der späterhin von Wichtigkeit
- wird (vgl. S. LXXXTX), hervorgehoben sei.
- Ich kann mich nunmehr dem zweiten, kürzeren Teile des Ge-
- dichtes zuwenden. Dabei wird auf unsere bisherigen Ergebnisse ein
- unerwartetes Licht fallen.
- Das Heer zieht auf demselben Wege, auf dem es gekommen,
- in das heilige Land zurück. In Ackers gelandet legt Bride Pilger-
- gewänder an, um unerkannt nach Jerusalem zu wandern. Unter-
- wegs wird sie von König Wolfhart und Herzog Daniel gefangen ge-
- nommen und auf die Burg König Minolts gebracht, der sie zum
- Weibe begehrt. Der Heide Princian verspricht die sich Weigernde
- in sechs Wochen zur Hochzeit zu bewegen und wirft sie in einen
- Kerker, wo er sie geissehi lässt. Ein entronnener Waller bringt
- die Nachricht zum Heere Orendels. Dieser birgt seine Mannen in
- einem Röhricht und begibt sich mit Ise nach der Burg, an deren
- Tor sie einen greisen Pförtner, Herzog Achill, finden, den sie an
- seinem Gebete als Christen erkennen. Sie geben sich als flüchtige
- Kriegsgefangene eines heidnischen Volkes aus und bitten um fireies
- Geleit. Nachdem ihnen Achill das Versprechen abgenommen, dass
- sie dem König Orendel von Brides Schicksal Nachricht geben, geben
- sie sich ihm zu erkennen, er bewirtet sie darauf hocherfreut und
- nimmt sie in seine Behausung auf. Jetzt folgt eine meisterhafte
- Scene, ein Stück echtester, kraftvollster Poesie, wie es nur einem
- Dichter ersten Ranges gelingen konnte. Am Morgen eilt Achill zu
- König Minolt, der ihn ermahnt die Burg emsig zu behüten. Sein
- böses Gewissen hat ihm einen schreckhaften Traum eingegeben: ein
- Rabe und ein Adler kamen über das Meer geflogen und brachen
- ihm die Burg nieder, und der Rabe biss ihm das Haupt ab. Der
- Pförtner sucht ihn zu beruhigen mit einfachen Worten, doch wie
- er ihm die Bitte um freies Geleit für die beiden Waller vorträgt,
- ahnt Minolt augenblicklich, dass sein unheimlicher Traum sich er-
- füllen werde. Er lässt die Pilger hereinführen, und um sie gleich
- in Furcht zu setzen, fährt er sie höhnisch an, wo sie den Graurock
- und Meister Ise gelassen hätten. Jene merken nun wol, dass sie
- erkamit sind, doch ruhig geben sie zur Antwort: „Wir verstehen
- nicht nach wem ihr gefragt habt." „Nach euch beiden!" ruft der
- wütende König, „ihr müsst sterben!" Dennoch vermag er die Pilger
- keines Frevels zu überführen, nur die Angst vor des Traumes Ver-
- wirklichung gab ihm solche Worte ein. Da rät ihm ein schlauer
- Heide, Bride hereinzuführen: ihr Gesicht würde ja doch verraten,
- ob sie die Pilger kenne. Prächtig gekleidet tritt Bride herein.
- Freundlich fordert sie der König auf, sie solle die Pilger herzUch
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- Composition des zweiten Teiles, LXXV
- willkommen heissen, doch sie erkemit die listig gestellte Falle, sie
- winkt den Beiden unmerklich mit den Augen und verleugnet sie.
- Schmeichelnd wendet sie sich darauf an den König und fragt ihn
- freundlich, wenn sie seine Gattin werden wolle, oh er wol die Pilger
- ziehen liesse. Betört erwidert Minolt: „Ich würde ihnen meine ganze
- Burg unterthänig machen und wäre sie Silher und Gold." „Und
- wenn ich dich recht herzlich küsste, fährt sie fort, und der Grau-
- rock träte in den Saal, wie mtisste es ihm ergehen?" Da föhrt
- Minolt auf: „So müsste er sterben!" „Dann verhüte Gott, dass
- ich meinem Gatten die Treue breche!" ruft sie laut und tritt dem
- Graurock zur Seite. Der aber springt sein Schwert zückend an
- die Pforte und ruft: „Die Tür, die habe ich dir verstanden, trägt
- dich nicht der Teufel von dannen, so musst du sterben!" Entsetzt
- flüchtet Minolt in einen Turm, ihm folgen Orendel, Ise und Bride.
- Die düstere Spannung auf allen Seiten, das hastige, beinahe atem-
- lose Vorwärtsdrängen bis zu dem prachtvollen dramatischen Höhe-
- punkte machen diese auch psychologisch so fein geführte Scene zu
- einer der bedeutendsten, die die ältere Litteratur überhaupt anzu-
- weisen hat. Aber auf wie kindischen Voraussetzungen ist diese
- meisterhafte Scene aufgebaut! Ehe ich indes näher darauf eingehe,
- muss der noch übrige Teil des Gedichtes betrachtet werden.
- Von den 72 babilonischen Königen werden nun die vier Christen
- im Turme belagert. Eine Turteltaube bringt dem Heere Orendels
- die Nachricht, welche Maria selbst geschrieben. Die Mannen brechen
- auf, und beginnen vor der Burg mit den Heiden zu kämpfen. Von
- der Stimme Gottes aus dem Schlafe geweckt eilt Orendel mit Ise
- in den Burghof und haut auf die Heiden ein, während Bride ge-
- waffhet die Turmpforte bewacht, Minolts Entweichen zu verhüten.
- Ise schlägt dem Burgpfortner das Haupt ab und öffnet dem Christen-
- heer die Tore. Die Heiden werden besiegt, Minolt — als er die
- Taufe weigert — erschlagen und die Burg verbrannt. Darauf kehren
- sie nach Ackers zurück. Bride legt abermals Pilgerkleider an, um
- nach Jerusalem zu wandern. Diesmal gelangt sie bis zum heiligen
- Grabe. Hier wird sie aber von Durian erkannt, welcher sie sofort
- in das Gemach des Königs Wolfhart führt. Dieser begehrt ihre
- Minne und lässt sogleich einen Schlaftrunk bringen, von dem er aber
- übermannt umsinkt. Da schlägt ihm Durian das Haupt ab, dann
- führt er Bride in eine Kemenate, damit sie sich dort wappne. Ge-
- rüstet eilt Bride zur Pforte des Grabes und erschlägt den wider-
- spenstigen Türhüter. Dann sendet sie Boten an den Graurock, der
- mit dem Heere heranzieht, alle Heiden besiegt und das heilige Grab
- befreit. Ein Engel bringt ihnen die himmlische Weisung bis an ihr
- Lebensende keusch zu bleiben. Darauf begeben sich Orendel, Bride,
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- LXXVI Kriäk des zweiten Teiles.
- Ise und Achille ins Kloster, nach einem halben Jahre geleiten Engel
- ihre Seelen in das Himmelreich.
- Dass hier abermals eine Verdoppdong vorliegt wird Niemand
- entgangen sein. Die ungleich kürzere und gegenüber der feinen
- Ansarbeitimg der ersten Scene armselige und verworrene Wider-
- holnng hat alle ihre Einzelheiten ans jener entlehnt, nur den Schlaf-
- trwBik selbständig hinzugefügt. Das Benehmen Durians, der aus einem
- Feinde der Königin plötzlich ihr treu ergebener Diener wird und
- ihre Jungfräulichkeit dem minnebegehrenden Wolf hart gegenüber,
- dem er sie doch erst zugeführt, so energisch verteidigt, krankt an
- einem unheilbaren Widerspruch. Dagegen ist der Name des heid-
- nischen Königs und der Schauplatz der zweiten Scene echt, denn
- dass derselbe König Wolfhart, der Bride selbst zum Weibe begehrt,
- sie gefangen nimmt, um sie einem anderen Könige zuzuführen, ist
- widersinnig; ebenso ist es höchst unwahrscheinlich, dass Bride auf
- dem Wege nach Jerusalem in die babilonische Wüste entführt wird,
- wie denn auch der entronnene Waller in seiner Erzählung V. 3292
- berichtet, Bride sei zu Jerusalem gefangen; allerdings sagt der-
- selbe Waller gleich nachher Y. 8307, sie sei in Munteval. Diese
- Widersprüche hat denn auch die Prosa sehr wol herausgefühlt, wie
- ihre umständlichen Entschuldigungen beweisen (vgl. S. XXYII).
- Auch dass Bride Pilgerkleider anlegt, um allein und unerkannt nach
- Jerusalem zu wallen, während Orendel mit dem Heere zurückbleibt,
- ist nur ein kindischer Einfall des Spielmanns, der um jeden Preis
- eine Anknüpfung finden muss und um die törichtsten Auskunftsmittel
- nie verlegen ist.
- Auch in diesem zweiten Teile hat also der Spielmann eine vor-
- treffliche Vorlage benutzt, deren feine Fäden er mit täppischer Hand
- zerriss und durcheinanderwirrte. Was aber der Inhalt dieses alten
- Gedichtes gewesen, kann nicht zweifelhaft sein. Herzog Achille
- bittet die beiden Waller (Orendel und Ise) inständigst, sie möchten
- doch nach Ackers die Botschaft bringen, dass Frau Bride hier ge-
- fangen sei und von Minolt zur Heirat gezwungen werde. Als sie
- ihm versprechen die Botschaft auszurichten, wird er hocherfreut und
- bewirtet sie auf das Köstlichste. Am Morgen lässt er sie ihre
- Rüstungen anlegen und geht, Minolt die Bitte um Geleit vorzutragen:
- wenn er ihm aber diese Bitte versage, dann wolle er ihm seinen
- Dienst aufkündigen und sollten sie dann im Saale seinen „grimmen
- muot" vernehmen, so möchten sie ihm gleich zu Hilfe eilen. Dieser
- Opfermut des alten Pförtners, der für die beiden Pilger AUes ein-
- setzt, wäre gar nicht zu begreifen, wenn er nicht in Orendel seinen
- eigentlichen Herren verehrte und Minolt als den Usurpator be-
- trachtete, dem er nur gezwungen Dienste leistet. In der That sagt
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- Kritik des zweiten Teües. Ergebnis, LXXVII
- auch Ise zu Achille V. 3490: So ist daz der Grawe Eoc mm
- hSre Des sind wir zwen degen b^de. Der graue Rock hat
- ja mit seiner Ueberfilhrung nach Trier seine Rolle ausgespielt,
- dennoch heisst Orendel auch jetzt noch fortwährend „der Graurock",
- er muss also auch im alten Gedichte so bezeichnet gewesen sein.
- Der Inhalt desselben war also folgender : Orendel kehrt nach langer
- Abwesenheit als Pilger verkleidet in die Heimat zurück und findet
- an seiner Burg einen greisen Pförtner, an dessen Gebet er erkennt,
- dass er ihm die Treue bewahrt hat.*) Der Pförtner bittet ihn,
- wenn er wieder über das Meer komme, dem König Orendel Nach-
- richt zu geben von Brides Schicksal.**) Da giebt sich der Pilger
- dem treuen Diener zu erkennen und sie verabreden die List, dass
- Dieser den Fremdling für seinen Verwandten ausgeben und für ihn
- um freies Geleit bitten solle. Darauf folgte dann jene gewaltige
- Soene zwischen Minolt, Bride, Orendel und dem Pförtner, die mit
- Minolts Tode und Orendels Eintritt in sdne alten Rechte schloss.
- Was sich also aus einer kritischen Betrachtung des ersten Teiles
- ergal), erfährt hier eine willkommene Bestätigung: auch im zweiten
- Teile haadelt es sich um eine Rückkehr Orendels. Aber die Sage
- wird hier in etwas abweichender Form berichtet. Ob freilich der
- Rückkehr auch hier die Knechtschaft oder nur eine Abwesenheit in
- fremden Landen vorausging, lässt sich nicht mehr entscheiden : wenn
- — wie es durchaus wahrscheinlich ist — jene Ztige dagewesen sind,
- hat sie jedenfalls der Spielmann beseitigen müssen, weil er sie nicht
- noch einmal verwerten konnte. Das Wichtige ist, dass der heim-
- kehrende König seinen alten Pfortner widerfindet, der ihm bei der
- Erwerbung seiiies früheren Besitzes hilfreich zur Seite steht und
- dass er nicht eine Menge von Freiern, sondern nur einen
- einzigen zu bekämpfen hat. Welche von diesen beiden Darstellungen
- die ursprüngliche sei, darauf wird der folgende Abschnitt die Antwort
- geben.
- *) In der Prosa beschliesst Achille sein Gebet mit den Worten: nun
- hilff diser frawen (d. i. Briden) vh vnsz armen cristen allen. Und statt
- der unverständlichen Worte V. 3420 ff: Sit mich der hünig David ver-
- treip etc, wird man etwa Sit min h$re von dannen reit oder Ähnl. ver-
- muten dürfen.
- **) Die Prosa fügt hier hinzu: Sunnst sagt er jn auch alles \
- als jn das der Bilgrin vorgesagt het.
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- V. Der Mythus.
- Die Sage von Orendel lässt sich nach dem Auftreten dieses
- Namens in Urkunden bis in das 8. Jahrhundert zurUckverfolgen,
- und ihre Verbreitung lässt sich auf fränkischem, bairischem und longo-
- bardischem Gebiete nachweisen (vgl. Mone, Unters, z. Gesch. d.
- teutschen Heldens. 74. Förstemann, Altd. Namenb. I, 184). Eine
- norwegische und eine dänische Fassung derselben ist uns überliefert,
- und dass sie auch den Angelsachsen bekannt gewesen ist, zeigt das
- in ags. Glossen widerholt auftretende Appellativum eärendel, womit
- jubar glossiert wird (Mtillenhoff, DA I, 83), auch in Cynevulfs
- Crist V. 104 wird Christus als eärendel und sunnan leöma be-
- zeichnet. Ist aber ein Eigenname bereits zum Appellativum herab-
- gedrückt, so zwingt das für die Sage sfchon ein beträchtliches Alter
- vorauszusetzen. Sie hatte also gleichmässige Geltung bei Ost- und
- Westgermanen.
- Ihre schriftliche Ueberlieferung ist, abgesehen von dem Spiel-
- mannsgedichte eine dreifache.
- Für Deutschland kommt zunächst der kurze Bericht in der
- Vorrede zum alten Heldenbuche in Betracht, welcher nach der
- Strassburger Handschrift lautet (vgl. v. d. Hagen, Heldenbuch.
- Leipzig 1855. I. Bd. S. CXI): Kunig ErendeUe von Triere, der
- was der erste heilt, der.ie gebom wartt; der für über mer,
- vnd do er vff das mer kam, do hette er gar vü kiele, wanne
- er was gar ein richer kinig. do gingen ym die kiele allsamen
- vnder; doch kam er mitt sim Üb vsz vnd kam ein vischer faren
- vnd halff dem heren vs vnd also waz er lang by dem vischer
- vnd halff ym vischen; vnd hinden nach kam er gon Jheru-
- salem vnd kam zu dem heiigen grab, do was sin frowe einz
- kingez dohtter, die was geheissen frowe Bride, vnd wz ouch
- die schönstte ob aln wiben. Vnd do nach wartt ym geholffen
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- üeberlieferungen der Orendelsage. LXXIX
- von andern grossen heren, vnd kam wider gen Trierer vnd
- starp omh zu Triere vnd litt ouch ssu, Triere. vnd also er-
- truncken ym al sin diener vnd verlor grosz gut vff dem mere.
- Dieser Auszug ist natürlich nach dem Spielmannsgedicht gemacht,
- aus dem es sogar den formelhaften Reim frouwe Bride : die schoenste
- ob edlen tmben hewahrt hat. Dafür spricht auch, dass das Er-
- trinken der Diener und der Verlust des Gutes erst am Schlüsse
- nachgetragen wird, ein Gedächtnismangel, der auch das Fehlen der
- zweiten Hälfte des Gedichtes erklärt. Dass Orendel in Trier ge-
- storben und begraben sei, ist eigene Zutat. Bemerkenswert ist jeden-
- falls, dass Orendel hier als der älteste Held bezeichnet wird.
- Wichtiger ist die dänische Fassung, die uns durch Saxo Gram-
- maticus (Holder 85, 35 ff.) erhalten ist: Horvendil und Fengo fol-
- gen ihrem Vater Gervendil in der Statthalterschaft von Jütland
- nach. Horvendils Kuhm als Seeheld erregt den Neid des norwegischen
- Königs Koller, der ihn au&ucht, ihn im Kampfe zu bestehen. An
- den entgegengesetzten Enden einer Insel legen Beide ihre Schiffe an.
- Von dem frischen Frtihlingsgrün der waldigen Ufer angezogen streifen
- die Fürsten einsam durch das Gehölz und stehen sich plötzlich gegen-
- über. Sie rüsten sich zum Zweikampf unter dem Beding, dass wer
- den andern verwunde zehn Pfund Goldes als Busse gebe, wer aber
- falle von dem Sieger in Ehren bestattet werde. Der kühne Hor-
- vendil achtet in der Hitze des Kampfes nicht des Schildes, fasst
- sein Schwert mit beiden Händen und fällt den Gegner, den er nach
- der Verabredung prächtig bestatten lässt. Nachdem er dann auch
- Kollers Schwester, die Seekönigin Sela, besiegt, kehrt er heim und
- vermalt sich mit Roriks, des Dänenkönigs, Tochter Gerutha. Ihr
- Sohn ist Amleth, der Held der durch Shakespeare bekannten Sage.
- — Aus dieser Darstellung Saxos sind vier Z^ge für uns von Be-
- deutung: Horvendils Holmgang mit Koller, der Frühling als Zeit
- dieses Kampfes, Horvendils Kühnheit und seine Vermälung mit
- Gerutha.
- Wertvoller aber noch ist die Gestalt der Sage, wie sie in der
- jüngeren Edda (Skald. c. 17) berichtet wird: Thor ist aus dem Kampfe
- mit dem Riesen Hrungnir zurückgekehrt und noch trägt er im
- Haupte ein Stück von des Riesen Steinwaffe. Da kommt die weise
- Frau Groa, das Weib Aurvandils des Kühnen und singt über ihn
- ihre Zauberlieder, bis der Stein sich lockert. Wie Thor dessen ge-
- wahr wird, will er ihr mit einer frohen Botschaft lohnen und er-
- zählt, wie er von Norden her über die Elivagar watend den Aur-
- vandil in einem Korbe auf dem Rücken aus dem Riesenlande ge-
- tragen habe. Zum Wahrzeichen fügt er hinzu, dass eine Zehe
- aus dem Korbe gelugt habe und erfroren sei, diese habe er abge-
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- LXXX üeberlieferung der Orendelsage* Mä/rcbengruppe.
- brochen mid an den Himmel geworfen und den Stern Aurvandüs
- ta daraus gemacht. Es werde nicht lange anstehen^ so werde Aur-
- vandil heimkomme. Darüber wird aber Groa so erfrent, dass
- sie der Zaubersprüche vergisst, und der Stein bleibt in Thors Hai^»te
- haft^.
- Es leuchtet ein, dass wir es hier nur mit einer episodischen
- Aakfiüpfung an die Göttersage zu tun haben. Aber selbst diese ge-
- legentliche Erwähnung ist nicht firei von Widerspruch: man fragt
- sich vergeblich, weshalb Orendel, wenn er mit Thor zurückgekehrt
- ist, nicht auch mit ihm zugleich erscheint. Es sind also getrennte
- Vorstellungen hier durcheinander geraten. Für unsere Betrachtung
- sind vier Z^g^ von Wert, die wir geswidert herausheben müssen:
- a) Aurvandil heisst ,,der Kühne ^ (hins fraekni), das stimmt zu
- Saxos Erzählung; b) Thor trägt Aurvandil in einem Korbe auf dem
- Rüd^en; c) ein Gestirn hiess Aurvandüs Zehe; d) Aurvandil weilte
- jenseits der Eisströme und wird von seiner Gattin Groa erwartet,
- es handelt sich also auch hier um eine Rückkehr, wie in d^ deutschen
- Sage.
- Um aber für die Beurteilung diesw beiden Ueberlieferungen und
- ihr Verhältnis zur deutschen Sage die richtigen Gesichtspunkte zu
- gewinnen, bedarf es zunächst einer Erörterung des verwanten Sagen-
- materials, das in zwei Gruppen zerfällt, sofern es 1) aus dem Mär-
- chenschatz, 2) aus der Götter- und Heldensage zu schöpfen ist.
- Als Heimkehrerzählung stellt sich die Orendelsage zu einer
- Märchengruppe, die widerholt im Zusammenhang behandelt wurde
- (von W. Müller in den Niedersächs. Sagen und Märchen von Scham-
- bach-MüUer S. 389 ff., von Uhlaud, Schriften VIH, 424 ff., von
- Bartsch, Herzog Ernst S. CXIV ff.). Das älteste Beispiel dieser
- Gruppe ist die Sage von Gerhart von Holenbach bei Caesarius von
- Heisterbach, Dialog, mirac. VQI, 59, das bekannteste die von dem
- Möringer (Uhl. Volksl. S. 773) und von Heinrich dem Löwen (vgl.
- Goedeke, Reinfrit v. Braunschweig S. 75. Jänicke DHB IV, XLIV.).
- Der Inhalt aller dieser Sagen lässt sich in dem Satze zusammen-
- fassen: Ein Fürst, der auf einer Fahrt (und zwar fast stets
- nach dem Osten) begriffen ist, erfährt, dass seine Gattin
- eine neue Ehe schliessen will, kehrt nach einer bestimmten
- Zeit (oft 7 Jahre) auf wunderbare Weise und zumeist in
- niedriger, entstellender Kleidung gerade zur Hochzeit
- zurück und, nachdem er (häufig durch einen Ring) erkannt
- ist, tritt er in seine alten Rechte ein. Dieser Kern ist oft
- mit den mannigfachsten Märchenelementen verquickt; bemerkt sei
- hier nur, dass auch Heinrich der Löwe in dem dänischen Volksliede
- (Grundtvig, Danmarks gamle folkev. H, 623) 7 Jahre dem König
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- Märehengttfippt. TiXXYT
- von BabiloB als Sklave dient, dass £BrBer der Graf von Calw
- (Grimm DS. 524) während seiner Abwesenheit voq Hdmat und
- Gattin in der Bchwdz auf einem Berge Hirten dienste leii^tet, dass
- endlieh der Herr von Baquevilie in einer normannischen Sage (Bosquet
- S. 463. 469) 7 Jahre in der Sklaverei schmachtet: also dasselbe
- Motiv d^ Knechtschaft, das auch im Orendel widerkehrt.
- Dieser in Deutschland so reichlich entwickelte Sagentypus ist
- über ganz Europa verbreitet. Ich erwähne nur die anglonormannischen
- Sagen von König Hörn und von Richard I. (Wolf, Beitr. z. d.
- Myth. I, 7), das englische Gedicht von Orfeo, das französische von
- „Pontus et la belle Sidoine" (auch zum deutschen Volksbuch be-
- arbeitet, Simrock I, 1 ff.), die italienische Erzählung von Torello
- d^Istria (Boccaccio, Dec. 10, 9), das neugriechische Volkslied von
- Jannakos (Liebrecht, zur Volkskunde S. 167) u. s. w. Als Parodie
- sei erwähnt die Erzählung von Sceva und OUo bei Gualterus Mapes
- (Nugae Curialium IV, 16 vgl. auch Liebrecht a. a. 0. S. 51 f)
- Ausführlicher über diese Märchengruppe zu handeln würde hier
- zu weit führen: genug dass der Verwantschaffcskreis, in den sich
- auch die Orendelsage einordnet, damit festgestellt ist. Für die Er-
- schliessung des der letzteren zu Grunde liegenden Mythus darf sie
- trotz ihrer unleugbaren Ähnlichkeit nicht in Betracht gezogen werden,*)
- weil sie nicht altheimisches Besitztum, sondern eingewandert ist: das
- orientalische Vorbild dazu findet sich in lOOJ. Tag (Cabinet des Pees.
- Gen^ve 1 786. XV, 321 ff.). Den Inhalt bilden die Abenteuer des Aboul-
- faouris. Abulfaouris unternimmt, um seinem Vermögen aufzuhelfen, eine
- grössere Handelsreise und leidet unterwegs Schiffbruch, aus dem er sich
- in einem Boote mit einem Genossen rettet. Ein Krokodil zertrünjmert
- das Boot und verschlingt den letzteren, Aboulfaouris gelangt allein
- ans Gestade. Er findet eine blühende Lisel und kommt nach einigen
- Abenteuern zu der Wohnung der Erdgeister, denen er mehrere Jahre
- dienen muss. Bei einem Kampfe zwischen den bösen und guten
- Genien wird er von den letzteren befreit, deren Priester und Be-
- rater er wird. Einst träumt ihm aber, dass seine Gattin von einem
- Nebenbuhler bedrängt werde und seine Rückkehr herbeisehne. Der
- Beherrscher der Genien lässt ihn durch einen Untergebenen durch
- die Lüfte tragen, wobei ihm die Augen verbunden werden, zugleich
- wird ihm befohlen, beständig bestimmte, ihm vorgeschriebene Worte
- zu widerholen. Als er aber plötzlich in den Lüften ein schreck-
- liches Getöse vernimmt, kann er sich nicht enthalten, die Binde
- vor den Augen zu lüften. Er erblickt eine Menge von Genien,
- *) Vgl. die abweichende Ansicht von Beer. Paul-Braunes JBeitr.XIII, 35.
- Orendel. VI
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- TiXXJLLi Haldansagen, Thorsage.
- die sich in der Luft bekämpfen, vergisst die ihm anempfohlenen
- Worte und sogleich lässt der Geist ihn faUen und mischt sich unter
- die Kämpfenden. Aboulfaouris stürzt in das Meer, schwimmt aber
- an das Ufer und erlebt nun wider eine bunte Folge wunderbarer
- Abenteuer, bis er abermals von einem Genius in kürzester Zeit nach
- Hause getragen wird. Hier kommt er gerade am Hochzeitstage nach
- einer Abwesenheit von 7 Jahren an, wird aber weder von seinem
- Bruder noch von seiner früheren Gattin erkannt, denn sein Aus-
- sehen ist hässlich, mager und entstellt. Sein Nebenbuhler schilt ihn
- einen Betrüger, doch mit Mahomets Hilfe klärt sich Alles auf und
- seine Gattin wird ihm zurückgegeben.
- Dass die genannte Märchengruppe auf Entlehnung aus morgen-
- ländischen Vorbildern beruht, ist somit unzweifelhaft.
- Das anderweit in Betracht kommende Material umfasst eine
- Anzahl germanischer Götter- und Heldensagen, aus denen die von
- Saxo Grammaticus aufbewahrte Gruppe der Haldansagen besonders
- herauszuheben ist. Deren etwas verwickeltes und mannigfach ent-
- stelltes Gewebe hier noch einmal vorzulegen würde zu weit führen.
- Ausführlich ist das bereits von Uhland (Schriften VI, 110 ff.) und
- in kritischer Darstellung von Beer geschehen (S. 39 ff.). Von den
- vier einschlägigen XJeberlieferungen Saxos gehören drei enger zu-
- sammen, und von diesen sind wiederum zwei (die von Haidan, Sohn
- Borkars und die von Gram) nur Darstellungen der nämlichen Sagen-
- fassung mit unwesentlichen Abweichungen. Der Inhalt dieser drei
- XJeberlieferungen lässt sich dahin zusammenfassen, dass Haidan eine
- Jungfrau, die ihm (in der Doppelerzählung) als Braut ver-
- heissen ist, von einem (in der dritten Darstellung riesischen) Be-
- werber in unkenntlichem Aufzuge (und in der Doppelerzäh-
- lung im Moment der Hochzeit) befreit und sich mit ihr ver-
- malt. Einzelne Z^ge der dritten XJeberlieferung weisen unverkenn-
- bar auf die Thorsage hin, und die vierte stellt geradezu die XJeber-
- tragung einer Thorsage auf Haidan dar, der als Bierggramus auch
- genealogisch mit Thor verknüpft ist. Ihr Inhalt ist folgender: Thor-
- Haldan befreit Sygrutha (entstellt aus Syritha, einem Beinamen der
- Freya), die Schwester (nach Saxo die Tochter) des Ingvi (nach Saxo
- XJnguinus) in unkenntlicher Gestalt aus den Händen eines sie mit
- Gewalt bedrängenden Bewerbers, dessen Name Ebbo von Saxo erst
- aus einer anderen Sage übernommen zu sein scheint.
- Damit ist die Brücke zur Göttersage geschlagen, aus der
- Mythen von Thor, Odin, Tyr, Njördr, Ing und im Anschlüsse an
- diese von Halbgöttern und Helden wie Svipdagr, Svendal, Sceaf,
- Scyld und dem Schwanenritter in Betracht zu ziehen sind.
- In diesem gedrängten XJeberblick kann ich mich nur auf die be-
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- Thorsage. LXXXIII
- deutsamsten Beispiele beschränken und muss für alles t5l)rige auf
- die genannte Abhandlung verweisen.
- Die wichtigsten Darstellungen der uns hier angehenden Thor-
- sagen sind in der Gylfaginning, dem Harbardslied und Alvismal ent-
- halten. Grylfaginning 42 erzählt eine Sage, die der Völuspa in
- altertümlicherer Form bekannt war und die sie zu Ungunsten der
- Klarheit ihrer eigenen Darstellung mit ihrer Sagenkenntnis in Ueber-
- einstimmung zu bringen suchte, indem sie dieselbe mit eigener Zu-
- tat versetzte und einige Verse der Yöluspa, die sie zum Schlüsse
- wörtlich anführt, in der voraufgehenden prosaischen Auflösung mit
- einer Interpolation versah. Der Inhalt des genannten Gylfaginning-
- abschnittes lautet: Die Götter verpflichten einen unbekannten Bau-
- meister, dass er ihnen innerhalb eines Winters eine Burg wider die
- Riesen baue, ajs Lohn setzen sie Freya, Sonne und Mond. Auf
- Lokis Rat darf ^er Baumeister sein Pferd zu Hilfe nehmen, dass
- ihm ungeheure Felsmassen herbeischleppt. Als die Frist beinahe ab-
- gelaufen und der Bau fast vollendet ist, lockt Loki, vom Zorn der
- getäuschten Götter erschreckt, als Stute den Hengst des Baumeisters
- in die Irre. Als Dieser aber merkt, dass er sein Werk nicht ver-
- tragsmässig zu Ende führen könne, gerät er in Riesenzom, und jetzt
- merken erst die Äsen, dass er ein Riese ist. Der herbeigerufene
- Thor erschlägt ihn mit dem Hammer, von einem Vertragsbruch der
- Götter ist aber nicht die Rede. Nach der Völuspa ist indessen das
- Pfand nur Freya (nicht auch Sonne und Mond), und der Retter
- ist nicht Loki mit seiner List, sondern Thor, der den Vertrag bricht
- und den Riesen erschlägt.
- Aus dem willkürlich gestaltenden Harbardslied ergeben sich als
- ursprüngliche von dem Dichter verarbeitete Mythenzüge einmal,
- dass Thor in Bettlerkleidung (mit einem Korbe auf dem Rücken)
- aus dem Osten zurrückkehrt, ferner, dass er in solcher Gestalt zu-
- rückkehrend bei seiner Gattin Sif einen Buhlen findet. Die Fort-
- setzung ist leicht erraten. Die Angabe der Oegisdrekka, dasidieser
- Buhle Loki gewesen sei, verdient, wie Beer nachweist, keinen
- Glauben.
- Die Rahmenerzählung des Alvismal überliefert eine Sage, der
- zu Folge während Thors Abwesenheit im Osten ein thursenhafter
- Zwerg sich seiner Tochter (als deren Name anderwärts Thrudr an-
- gegeben wird), bemächtigt, dass aber von dem rechtzeitig zurück-
- kehrenden Vater die Hochzeit in letzter Stunde vereitelt wird.
- Dass nach der Snorra-Edda (ed. Rask 162) der Steinriese Hrun-
- gnir die Tochter Thors gestohlen hat, darf zum Schluss nicht uner-
- wähnt bleiben. Damit ist aber der Anlass zum Kampfe Thors mit
- VI*
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- LZXXiy Odin, Svipdagr, Svendal. Erklärung alsJahreszeitenmyfhen,
- Hnmgpir gegeben"^), der in der nordischen Ueberlieferung ganz will-
- kürlich motiviert ist.
- Aus alledem ergibt sich folgende Sage: Während Thor im
- Osten weilt, bemächtigt sich eine thursische Macht einer
- göttlichen Jungfrau (seiner Gattin, Tochter oder der Freya),
- die er zurückkehrend vernichtet.
- Eine Odinsage, die uns durch zwei XJeberlieferungen bei Saxo
- Granunaticus (Holder 26, 6 ff. 80, 40 ff.) bekannt ist, enthält einen
- Mythus, dem zu Folge Odin längere Zeit seiner Herrscherwürde ver-
- lustig in der Feme, und zwar im Osten weilt, bei seiner Rück-
- kunft einen andern Gott auf dem Throne und bei seiner Gattin
- findet und Diesen entweichen macht. Für diesen Gott, der viel-
- leicht in brüderlichem Verhältnis zu Odin stand, wie Hödr zu Baldr,
- hat eine verderbte und unzuverlässige Ueberlieferung**) die beiden
- angeblichen Brüder Odins, Vili uud Ve, gesetzt.
- Au0 der Svipdagrsage (Fiölsvinnsmal) ist zu bemerken, dass
- der Held bei seiner Eückkebr in unkenntlicher Tracht zu der seiner
- harrenden Geliebten keinen Nebenbuhler vorfindet, der Nebenbuhler
- also keinen unentbehrlichen Bestandteil der Heimkehrsagen aus-
- macht. Im Svendallied (Lüning, Edda 23 ff.) fehlt andrerseits die
- unkenntlich machende Tracht des rückkehrenden Helden.
- Aus den hier ausgehobenen Beispielen ergibt sich bereits zur
- Genüge, dass es sich in dieser ganzen Gruppe der Heimkehrsagen
- um Jahreszeitenmythen handelt:
- 1) Thor und Odin sind als alte Gottheiten atmosphärischer
- für die Fruchtbarkeit bedeutsamer Vorgänge von der mythologischen
- Forschung längst erkannt worden.
- 2) Die Abwesenheit und die Kämpfe Thors im Riesenlande, dem
- Osten, wird mehr und mehr als ein Jahreszeitenmythus, die Abwesen-
- heit des firuchtbringenden Gewittergottes im Winterlande, angesehen
- und ist für die Hammersholung von XJhland bereits in ähnlichem
- Sinne ausgedeutet worden (Schriften VI, 59 f.). Dem entsprechend
- muss auch der Osten in der Odinsage bei Saxo nicht mit der kind-
- lichen Ueberlieferung als Orient, sondern als der winterliche
- Osten aufgefasst werden, was von Beer a. a. O. eingehender begründet
- wird.
- 3) Svipdagr (Fiölsvinnsmal) nennt sich bei seiner unkenntlichen
- Rückkehr Vindkaldr, der Sohn des Varkaldr = des Frühlings-
- kalten. Daraus folgt aber:
- **)
- Vgl. die Ausführung von Beer a. a. 0. S. 49 ff.
- Die Oegisdrekka und wol nach ihr die Ynglingasaga (vgl. Bea*
- a. a. Ö. ß. 79 f.).
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- Ergebnis. LtXtV
- 4) Thor und Odin kehren aus dem Winteflande zittilek,
- Svlpdagi* be^eu^er Masfietl zur Frühlingszeit.
- 5) Die buhlerischen Gegner Thors sind Riesen, d. h. Dätnanen
- des atmosphärischen Uebels und zwar nach obiger Ausführung in
- unserm besonderen Falle Winterdämoneli. Der Kebenbuhler, deft
- Odin bei seiner Rückkehr vertreibt, heisst TJllr. der sich mit Be-
- stimmtheit als Winterdämon nachweisen läöst (Vgl. Simrock, Hahdb.
- 386. 338. 370. 560. W. MüUer, Nieders. Sagen u. Märchen 407.
- Mülleöhoff, Zschr. f. d. A. VH, 436).
- 6) Die aus Riesenhänden befreiten Jungfrauen Freya, Thrudr,
- die Gro und die sich mit ihr deckende Guritha der Haldansage
- stehet! nachweislich in engster Beziehung tnt sommerlichen Frucht-
- barkeit, eine ähnliche Bedeutung ist auch für Frigg aus dem
- delitschen Volksglauben zu belegen (Kuhn^Schwarz, Ndd. Sagen 8. 66.
- Kuhn, Westf. Sagen 11, S. 4), Thors Gattin Sif wird in der jüngeren
- Edda (Rask 220) geradezu als die Erde bezeichnet.
- Hierzu stellen sich nun aus der Orendelsage die folgenden be-
- weisenden Merkmale: Orendel, Aurvandü, Earendel fällt unter die
- Wurzel vas = glänzen (vgl. auroroi), bedeutet also den „Glanz-
- wandler" oder den „wandelnden Glanz", ein bezeichnender Ifame
- für eine sommerliche Gottheit. Ihm gesellt sich in der deutschen
- Sage passend als Gattin Bride = Brigida d. i. die „Glänzende",
- während ihm die Edda eine Groa zur Seite stellt, die sich mit Gro,
- Guritha und der Gerutha Saxos völlig deckt (vgl. Uhland, Schriften
- VI, 32. 117 Anmkg. 2. Beer a. a. O. S. 43 f.) als Vertreterin des
- grünen Wachsthums, der chthonischenFruchtbarkeit. Aurvandü
- weilte nach der Edda jenseit der Eisströme, folglich im Winter-
- lande; Orendel nach der deutschen Sage in der Knechtschaft Ises,
- des Eisriesen (nach V. 2274. 3000 ist er zwischen den Augen
- zwei Spannen breit). Sein Gegner heisst bei Saxo Kollr d. i. der
- Kalte, also ein Wintel-dämon , wie ITllr. Der Katopf mit Diesem
- findet im Frühling statt.
- in Folge dieser tiberzeugenden Beobachtungen ist es geboten,
- auch die Orendelsage als einen Jahrefizeitenmythus anzusehen. Wir
- sahen einen solchen in drei Formen auftreten, und zwar: 1) Der
- für die sommerliche Fruchtbarkeit bedeutungsvolle Gott
- wat im Winter abwesend und kehrt im Sommer zurück.
- Diese einfachste und verbreitetste Form lässt sich als indogermanisch
- nachweisen.*) 2) Der sommerliche Gott aus dem Osten kom-
- *) Beer a. a. 0. S. 83 ff. findet sie griechisch im Hypetboräertnythns
- wie im Nostos des Odysseus, indisch in der Sage von Indra und yrtra,
- semitisch im phoenicischen Adonismythus u. s. w.
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- LXXXVI Ergebnis.
- mend befreit eine Frau oder Jungfrau von ihrem Bedränger.
- 3) Der Gott kehrt unkenntlich in niederer Tracht aus dem
- Osten zurück. Die Natur im Winter wurde als greisenhaft und
- bettelarm vorgestellt, wie aus verschiedenen von Usener (Rhein.
- Mus. XXX, 189 flf.) gesammelten Volksbräuchen und zahlreichen
- Nachweisen Mannhardts in den „Komdämonen" und „Wald- und
- Feldculten" deutlich hervorgeht.
- Diese drei primitiven Mythen treten selbständig, einzeln oder
- mit einander verbunden auf, obwol 1) und 2) ursprünglich (als
- mythische Anschauungen) unvereinbar sind. In diesen verschiedenen
- Formen stellt sich auch die Orendelüberlieferung dar.
- Die eddische Erzählung gibt den erstgenannten Mythus, die
- Rückkehr aus dem Winterlande. Saxo berichtet nur den Kampf
- mit dem Nebenbuhler: nach Analogie der verwanten Sagen muss
- der Kampf zwischen Horvendil und KoUr als ein Holmgang um
- Gerutha aufgefasst werden; Saxos Vorliebe für seefahrende Vikinger
- lag es näher, die Begründung für die Rivalität der beiden Seehelden
- in kriegerischem Ehrgeiz zu suchen, und er würde die Vermälung
- mit Gerutha vermutlich ganz unterdrückt haben, hätte er ihrer
- nicht zur Anknüpfung der Amlethsage bedurft.*) Die deutsche
- Sage endlich verschmolz beide Mythen in eins und fügte auch den
- dritten hinzu: Orendel kehrt zu seiner Gattin Bride von einer Ost-
- fahrt zurück in bettelhaffcer Tracht und erschlägt ihren Buhlen.**)
- In der Edda erscheint noch ein andrer primitiver Mythus von
- Aurvandil: Thor trägt ihn auf dem Rücken in einem Korbe heim.
- Das ist eine Vorstellung, die zu dem Gatten Aurvandil nicht passt,
- wir mussten sie oben auch aus einem anderen Grunde absondern.
- Es scheint hier eine andere mythische Anschauung hineingewachsen,
- die hier nicht weiter erörtert werden kann (vgl. Beer a. a.O. S. 117 f.).
- Mit Aurvandils tä wird vermutlich ein im Frühjahr erscheinendes
- Sternbild bezeichnet sein, dass wir ebensowenig kennen wie die „Augen
- Thiassis" in der jüngeren Edda, und die Erzählung von der abge-
- brochenen Zehe ist eine Erfindung, um die Benennung eines Sternes
- mit Aurvandils Namen zu erklären.
- Auch die deutsche TJeberlieferung verlangt noch eine Bemerkung.
- In allen deutschen Sagen ist nur von einem Bedränger des Weibes
- die Rede, so auch im zweiten Teile des Spielmannsgedichtes, während
- *) Ausführlicher begründet von Beer a. a. 0. S. 4 f.
- **) Wenn Beer a. a. 0. S. 120 meint, die deutsche Sage habe auch
- hinzugefügt, dass Orendel wieder in die Knechtschaft zurückkehren müsse,
- so trifft das nicht das Richtige: das Gedicht scheint allerdings darauf zu
- führen, aber es ist nur eine Verschiebung des üeberarbeiters daran schuld,
- wie oben gezeigt wurde.
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- Ergebnis, LXXXYII
- es sich im ersten um mehrere Freier handelt. Ich glaube, dass wir
- es hier nicht mit einer abweichenden Sagengestalt zu ton haben,
- sondern dass das eine selbständige Umgestaltung des Dichters ist,
- vielleicht unter der Einwirkung der Legende von der heiligen Bri-
- gida, welche berichtet, diese schottische, im 6. Jahrhdt. lebende
- Heilige sei wegen ihrer hervorragenden Schönheit von so vielen
- Freiern umworben worden, dass sie sich vom Himmel H^isslichheit
- erbat und im Kloster Frieden suchte (vgl. z. B. Hermann v. Fritslar,
- Pfeiffer, DMyst. I, 76). Damit erledigt sich aber die am Schlüsse
- des vorangehenden Abschnittes gestellte Frage.
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- VI. Das GedlcM UÄd seine QüeUet\.
- JJie Analyse des Spielmaimsgedichtes hatte als seine nächsten
- Quellen zwei selbständige nnd bedeutende epische Dichtungen von
- Orendel ergeben, denen wir uns jetzt wieder zuwenden.
- A. Die erste Qnelle.
- Die Umrisse derselben müssen noch einmal kurz yorgeftthrt
- werden. König Orendel auf einer Fahrt nach dem Osten begriffen
- leidet in Folge eines Seesturmes Schiffbruch und rettet sich allein,
- nackt an eine Diele geklammert, an ein einsames G-estade, wo er
- sich in den Sand gräbt, um nicht dem wilden G-evögel zur Beute
- zu werden. Einen vorüberfahrenden Fischer Namens Ise ruft er um
- Hilfe an und die Scham mit einem Zweige deckend wird er von
- Diesem mitleidig aufgenommen, erhält einen Rock zum G-eschenk
- und verdingt sich dafür als Fischerknecht. Als seine Zeit abgelaufen
- ist, beschenkt ihn Ise mit Ross und Schild und weist ihm den
- Weg. In seinem unscheinbaren Rocke kehrt Orendel in die Heimat
- zurück, wo er sein Weib von Freiem umworben &idet, die er
- einzeln erschlägt. Wol ahnt sie in dem heldenhaften Fremdling den
- Gatten, doch er gibt sich ihr nicht zu erkennen, erst als er alle
- Gegner niedergeworfen, ihre Treue wiederholt die Prüfung bestanden
- und sie ihm selbst mit dem Schwerte gegen die eignen Mamien zu
- Hilfe eilt, gibt er sich als Herr und König zu erkennen, dem Alles
- aufs Keue huldigt. Im Besitz seiner alten Rechte erinnert er sich
- dankbar des hilfreichen Fischers Ise und lässt ihn rufen, der in
- seinem grauen Rocke kommt, zwischen den Augenbrauen zwei
- Spannen breit. Ise empfängt einen kostbaren Mantel, ein Ross und
- einen Schild gefüllt mit Gold zum Lohne und kehrt befriedigt nach
- Haus zurück.
- Damit ist der Mythus umgestaltet zu einer Heldensage fest
- in sich gegründet und von schöner Abrundung. Auch die Fahrt
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- Dk etite ^uteUe und ihre YargeBchickU, LXXXI^
- nach dem Osten wird hier, ^e in den oben genannten Heinikehr-
- sagen 6ine Motivierung gehabt haben, die unter deh Händen des
- Beai^beitars natttrlich rerloren gehen mnsste, weil eine andere (die
- Brant&hrt) an ihre Stelle trat. Möglich anch, dass die Erkennung
- Orendels wie in rerwadten Erz&hlnngen durch ein bestimmtes Merk-
- mal etfolgte: auch das hätte der Spielmann unterdrücken müssen,
- da es sich bei ihm ja nicht Um ein Wider erkennen handelte.
- Wie die voraufgehende Untersuchung ergab, waren es drei
- mythische Zilge, die der Oreüdeldichter verarbeitete: die Knecht-
- schaft bei I6e, die Rückkehr i^ niedriger Tracht, die Tötuüg des
- Buhlen. Kun sind aber die Kiesen germanisch nirgends als Fischer
- zu belegen, eine Ausnahme bildet allein Hymir, der aber lediglich
- deshalb zum Fischer gemacht ist, um den Kampf Thors mit der
- Mitgardschlange zu ermöglichen.'^) Auch Ise war ursprünglich kein
- Fischer: wie sein Fischertum in die Dichtung kam wird sich gleich
- zeigen. Was für Knechtsdienste hat aber Orendel dann geleistet?
- Die Antwort darauf gibt eine höchst eigentümliche Episode des
- Spielmannsgedichtes (V. 2997 ff), nach welcher Ise am Strande
- unbändige Rosse jagt: die riesische Schilderung Ises verrät das
- hohe Altertum dieser Stelle, die hier offenbar nicht an ihrem richtigen
- Platze steht. Wie wir oben nachweisen konnten, hat nach dem
- alten Gedichte Orendel Ross und Schild zugleich mit dem Rock
- von Ise erhalten: dahin gehört ursprünglich auch jene Scene, Ise
- fängt für Orendel das Ross am Strande ein. Der Überarbeiter, der
- die Situation spaltete, indem er Ross und Schild dem Helden erst
- durch Merzian zu Teil werden liess, konnte hier diese Scene nicht
- brauchen. Wie er aber im Gefühl des eigenen dichterischen Un-
- vermögens von seiner Vorlage die charakteristischen Züge nach Kräften
- zu retten suchte, so hat er auch diese Scene später noch zu ver-
- wenden gesucht und ihr einstweilen seine Darstellung, wie Orendel
- das Ross Merzians erhält, nachgebildet: denn wie dort V. 3002 ff.
- ist auch Merzians Ross von unbändiger Natur, und wie dort die
- Folen plötzlich ihre Wildheit ablegen, sich beschlagen lassen und
- sich gebahren, als seien sie gezähmt (Y. 3067 ff.), so ist auch hier
- das vorher so unbändige Ross dem Helden auf einmal zu Willen,
- wie ein sanftes Lämmlein. An dieser Scene wird Ises eigentliche
- Bedeutung klar: als Yiehhirten lassen sich die Riesen widerholt
- nachweisen (vgl. den eddischen Thrymr, die wilde Jagd u. A.),**)
- Oi'eltdel hat also Ise ursplUnglich Hirtendienste geleistet.
- *) Uebereeugend wird das dargelegt von Beer a. a. 0. S. 88.
- ♦*) Der mythenbildenden Phantasie ejscheinen die Wolken alsHeerden:
- der Rossfang Ises wird demnach im letzten Grunde als eine Wolkenvor-
- stellnng aufzufassen sein (vgl. Beer, a. a. 0. S. 112 f.
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- XG Die erste Quelle und ihre VorgeBchichte,
- Woher stammt nun das Fischertum Ises?
- Dieses Fischertum hängt eng zusammen mit dem Schiffbruch
- Orendels. Schiffbrüche gehören aber nicht in den Yorstellungskreis
- eines Binnenvolkes : wo sie in der deutschen Litteratur auftreten,
- werden sie sich stets als Entlehnung aus griechischen; morgenländischen
- oder nordischen Sagenkreisen nachweisen lassen. Ganz ähnliche
- Schiffbrüche erzählt die Kaiserchronik in der Geschichte des Faustinian.
- Dessen beide Söhne werden auf Reisen geschickt zu fernen Lehr-
- meistern ; ein Sturm schlägt die Schiffe in den Grund, nur die beiden
- Jünglinge retten sich an einen F^senstrand, wo sie ein Fischer in
- seinem Netze fängt, der sie dann auf dem Markte an eine Witwe
- verkauft (vgl. Kehr. D. 44, 18 ff.). Die Mutter, besorgt um ihrer
- Söhne Schicksal, reist ihnen nach, leidet aber ebenfalls Schiffbruch
- und rettet sich allein an das Gestade; dort kommt sie in eine Stadt,
- wo sie einer Witwe mehr als 13 Jahre dient (Kehr. D. 49, 7 ff).
- Der Kaiser, ihrer Rückkunft vergeblich harrend, entschliesst sich
- gleichfalls zur Reise, doch auch seine Schiffe gehen unter, er allein
- erfasst ein Bret und treibt damit an das Land, wo er nackt drei
- Tage lang ohne Nahrung umherstreift, bis er auf dem Meere einen
- Eseler fahren sieht, den er anruft, sich für einen gescheiterten Kauf-
- mann ausgebend. Der Eseler schenkt ihm sein Gewand und weist
- ihn in eine nahe Stadt, wo er in niederen Dienstleistungen sein
- Leben fristet. (Kehr. D. 52, 18 ff.).
- Als die mittelbare Quelle dieser Erzählung sind die weitver-
- breiteten Clementinischen Recognitionen in der Übersetzung des
- Rufinus von Aquileja nachgewiesen (Massmann, Kehr. III, 642 ff).
- Das führt nach jener Richtung, in der wir auch die Quelle unseres .
- Gedichtes zu suchen haben. Die „Recognitiones" sind bekanntlich
- der erste Versuch einer christlich -theologischen Verarbeitung der
- erotisch-sophistischen Romanschablone. Und Schiffbrüche mit wun-
- derbaren Rettungen gehörten von jeher zu dem festen Inventar des
- griechischen Abenteuerromans. In der Tat findet sich auch Orendels
- Schiffbruch und die daran sich schliessende Handlung Zug um Zug
- in einem sophistischen Romane wieder, und zwar in denyenigen, der im
- Mittelalter vor allen anderen unumschränkte Verbreitung genoss,
- in dem Apollonius von Tyrus.
- Über die auf das ganze Abendland sich erstreckende Geltung
- dieses an wechselvollen und spannenden Abenteuern so reichen,
- wenn auch poetisch ziemlich wertlosen Romans ist wiederholt gehandelt
- worden. Für uns hier der Hinweis, daas er in Deutschland
- bereits im neunten Jahrhundert bekannt war (vgl. Haupt. Opus-
- cula ni, 1, 22> Eine bruchstückweise erhaltene angelsächsische
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- Die erste Quelle und ihre Vorgeschichte, XOI
- TJebersetzung wird von einigen Gelehrten noch in das 10. Jahrhundert
- gesetzt.
- Die für uns in Betracht kommende Stelle findet sich im 12. bis
- 14. Capitel dieses Romans (vgl. Eiese, Historia Apoll. Regis Tyri
- Lipsiae 1871. pag. 15 sqq.). Apollonius flüchtet aus Tarsus vor
- den Nachstellungen des Antiochus nach der cyrenäischen Pentapolis.
- Auf dem Meere überfällt ihn ein furchtbares Unwetter: alle seine
- Gefährten versinken in den Wellen, er allein rettet sich auf einer
- Planke an die Küste, wo er sein trauriges Geschick beklagt und
- den trügerischen Neptun mit harten Worten schilt. Darauf sieht
- er einen alten Fischer in einem groben Mantel daherkommen. Diesem
- fällt er zu Füssen, gibt sich zu erkennen und ruft weinend sein
- Erbarmen für den nackten Schiffbrüchigen an. Der mitleidige Fischer
- führt ihn in seine Hütte und teilt sein dürftiges Mahl mit ihm,
- dann zerreisst er sein Gewand in der Mitte und gibt ihm die Hälfte
- seine Blosse zu decken. Darauf weist er ihm den Weg in die
- Stadt: wenn er dort kein besseres Unterkommen finde, solle er nur
- wiederkommen und ihm fischen helfen ; wenn er aber einst wieder zu
- Ehren komme, möchte er seiner nicht vergessen. In der Stadt
- angelangt, sieht Apollonius einen Knaben durch die Strassen laufen,
- der Fremde und Einheimische zum Gymnasium ruft. Er folgt der
- Aufforderung und findet daselbst den König Archistrates mit seinem
- Gefolge beim Ballspiel. Da weiss er so kunstvoll den Ball zurück-
- zuschlagen und dem Könige so geschickt bei dem Bade zu dienen,
- dass er Dessen ganze Gunst gewinnt und zur Tafel geladen wird.
- Durch seine Kraft und Schönheit, durch die Kunst seines Saiten-
- spiels erwirbt er die Liebe der Königstochter und erhält später
- ihre Hand. Als er nach mannigfachen Abenteuern schliesslich auch
- des Herrschertrones wieder teilhaftig wird, bescheidet er (cap. LI)
- auch den Fischer zu sich und belohnt ihn fürstlich.
- Die Quellen des ApoUoniusromanes sind bisher nicht genügend
- erforscht. Dass der Verfasser desselben die Scene am Beginn des
- Gastmahls bei König Archistrates (Riese pag. 18, 5 sqq.) dem
- Gastmahl des Menelaus in der Odyssee IV, 71 flf. nachgebildet habe,
- ist von anderer Seite bemerkt worden (vgl. Erwin Rohde, D. griech.
- Roman, S. 416). Ich glaube, dass auch zu der eben geschilderten
- Scene die Odyssee ihm die hauptsächlichsten Z\ige geliehen hat.
- Als Odysseus von Kalypso entlassen ist, bricht ein stürmisches Un-
- wetter aus, das ihm kurz vor der phäakischen Küste das Schiff zer-
- trümmert. Er schwingt sich auf einen Balken und erreicht mit
- Hilfe von Inos Binde das Land, wo er sich in aufgehäuftem Laube
- ein Bett bereitet. Durch das lärmende Ballspiel der Kausikaa und
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- Xdl Die erste Quelle und ihre Vorgeschichte,
- Ihf er Gespielinnen aus dem Schlafe geweckt bricht er einen Zweig
- vom Gehölz, und die Scham damit bedeckend bittet er das Mädchen
- um ein Gewand, das ihm zugleich mit Trank und Speise gewährt
- wird. Darauf folgt er ihr in die Stadt zum Palast des Alkinous,
- wo man ihm ein Mahl rüstet.
- Die Übereinstimmung mit dem Roman ist unverkennbar: mir
- für die Ballspielscene ist dort ein anderes Motiv eingetreten, weil
- sie verschoben und etwas anders gewant werden musste, damit Apol-
- lonius die Aufmerksamkeit des Königs auf sich ziehe. Allein zwei
- merkwürdige Z^g^ hat der Roman nicht: das Einbetten im Laube
- und den Schamzweig, und diese beiden finden sich seltsamer
- Weise gerade im Orendel wieder: V. 500 gräbt Orendel mit
- den Händen ein Loch sich hineinzubetten und V. 548 bricht er
- einen Zweig die Scham damit zu bedecken. Das sind aber zwei
- Z'\lgt von so charakteristischer Eigenart, dass man nicht annehmen
- wird, sie seien nnabhängig von einander erfanden; wir müssen not-
- wendig Entlehnung annehmen. Da nun die betreffende Stelle des
- ApoUoniusromanes unter dem unleugbaren Einflüsse der Odyssee
- steht, da andererseits der Orendel in jenen zwei eigentümlichen
- Zügen zur Odyssee stimmt, und da endlich der ApoUonius an dieser
- Stelle durchaus dem Orendel entspricht (Schiffbruch, Versinken
- der Gefährten, Rettung auf einer Diele, Beklagen der
- Nacktheit, Anrufung des Fischers, Mantelspende, Weisung
- des Weges und später folgende Belohnung), so bleibt nur
- die Annahme übrig, daas der Roman jene beiden ZVig^ fallen liess
- oder dass wenigstens die uns erhaltenen Bearbeitungen desselben sie
- unterdrückt haben. Nun ist es aber nach den Beobachtungen von
- Riese (Praef. XV sqq.) und Rohde (D. griech. Roman 414 ff.)
- höchst wahrscheinlich, dass die auf uns gekommene Gestalt des
- Romans nicht nur den ganzen Ton der Erzählungsweise verändert,
- sich manigfache Zusätze und Änderungen erlaubt, sondern auch das
- Original vielfach verkürzt hat (vgl. Riese p. XVI, n. 1. Rohde
- S. 417, Anmkg. 5). Solche Verkürzungen lassen sich aber von
- einer ganz anderen Seite her ganz bestimmt nachweisen, denn so
- kurz die gelegentliche Bemerkung ist, die Lamprecht im Alexander
- 1430 ff. über die Apolloniussage macht, so enthält sie doch zwei
- li^gQ, die der uns vorliegende Roman nicht kennt, nämlich dass
- Apollotiius Tyrus wiedererbaut und dass er des Rätsels Lösung in
- einem Briefe gegeben habe. Dass Lamprecht seiner französischen
- Quelle das einfach nachgeredet hat, ohne in seinem Gedächtnis
- irgendwelchen Anhalt dafür zu haben, wird Niemand glaublich finden.
- Er hat aller Wahrscheinlichkeit nach eine vollständigere Fassung
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- Die er$te Quelle und ihre Vorgeschichte, XCm
- des Jiomsmes gekannt, und der verkürzenden Bearbeitung, die ß.uf
- UBB gekommen ist, werden auch jene beiden Motive zum Opfer ge-
- fallen sein.
- Je, schärfer wir aber unser Gedicht ins Auge fassen, um so
- deutlicher tritt die Übereinstimmung mit dem Roman hervor. Nach
- V. 521 liegt Ises Behausung in einer öden Wildnis: wa^um Orendel
- befürchtet für einen Räuber und Dieb gehalten zu werden (V. 496)
- und warum ihn Ise, und später auch Dessen Frau, wirklich dafür
- hält (V. 524. 612), bleibt daher völlig unverständüch. Ebenso
- wenig liegt flir Orendel irgendein Grund vor seinen Stand zu
- verheimlichen und sich für einen gescheiterten Fischer auszugeben.
- Der spielmännische Bearbeiter wusste freilich warum: um des wun-
- derbaren Fischfanges willen. Im alten Gedichte aber, wo eine
- derartige legendarische Absicht fem lag, hat Orendel — das können
- wir mit Bestimmtheit behaupten — wie es sich gebührte, seinen
- Namen und seine Herkunft genannt, genau wie Apollonius, und mag
- Ise auch anfänglich dem nackten Fremdling nicht ganz getraut haben :
- als Orendel gerüstet zu Pferde sitzt und den Speer schwingt, da glaubt
- er ihm, er müsse wol ein Herzog sein (s. S. LXIX). Die Aehnlichkeit
- mit dem Roman wird indes noch überraschender. Als Ise an den Hof
- Orendels kommt, heisst es V. 2270: Sinen gräwen roc truog er
- an, und die wiederholt erwähnte Schilderung Ises als eines Riesen
- gleich darauf beweist, dass diese Stelle dem Original angehörte.
- Also auch Ise hat einen grauen Rock. Daraus dürfen wir aber im
- Hinblick auf die in jedem einzelnen Zuge hervortretende Aehnlich-
- keit der beiden Situationen den sicheren Schluss ziehen, dass in dem
- zu Grunde liegenden Gedichte, wie der Fischer dem Apollonius, so
- auch Ise dem Orendel die Hälfte seines Gewandes ge-
- schenkt habe. Ohne diese Annahme wäre V. 2270 einfach nicht
- zu verstehen. Diesen Zug hat aber der Ueberarbeiter bis auf die
- einzige Spur verwischt, weil er in seiner Sucht nach legendenhafter
- Ausschmückung, wie sich unten zeigen wird, über den Rock anders
- zu verfügen gedachte.
- Mit dieser Einflechtung der ApoUoniusgeschichte hat aber der
- Dichter dem Orendelmythus jenes veränderte Gepräge aufgedrückt,
- welches zu der unrichtigen Deutung Ises sowol wie Orendels den
- Anlass gegeben hat. Wir hatten drei mythische ZUge ausgeschieden,
- die der Dichter des Orendel ineinander arbeitete, einmal: Orendels
- Knechtschaft im Osten bei Ise, femer: die Rückkehr zu Bride und
- Bekämpfung des Buhlen, endlich: die dürftige Kleidung. Die letztere
- musste notwendig motiviert werden: er hat sie in der Knechtschaft
- erhalten. Dabei konnte denn leicht vor dem Dichter Apollonius von
- Tyrbs auftauchen, der ja auch von einem Greise mit einem groben
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- XCIV Die erste Quelle und ihre Vorgeschichte.
- Kleide beschenkt wurde, als er fem von der Heimat war. Damit
- war die Anknüpfang gegeben, und in Folge dieser Sagenverschmelzung
- ging der Eisriese in den Fischer Ise über und Orendel
- wurde zum Seefahrer.*)
- Wenn es noch eines Beweises bedarf, dass das so weit verbreitete
- und beliebte Buch von ApoUonius auch in Spielmannskreisen heimisch
- war, so lässt er sich leicht erbringen. In einem Abschnitt der Thi-
- dreksaga (Unger cap. 245 ff.) wird erzählt, dass die Söhne des
- König Artus von Bertangenland , Iron und ApoUonius, nach dessen
- Tode vor den Eroberungen des Königs Isung fliehen müssen; sie
- kommen zum Hunnenkönig Attila, und Dieser macht Iron zum Jarl
- von Brandenburg, ApoUonius zum Jarl von Tyra. Es folgt nun
- eine verworrene Reihe von Abenteuern, eine willkürliche Mischung
- heterogener Sagenbestandteüe, die mit der Sage von ApoUonius nicht
- das Geringste gemein haben. Dass dieser Name aber in eine ganz
- *) Dabei mag auch der Name der Helden wesentlich mitgewirkt haben.
- Wie MUUenhoff (DA I, 34) nachweist, gab es ein altnord. aur, dem die
- Bedeutung des Feuchten innewohnte, und das ags. edr^ das Müllenhoff mit
- grosser Wahrscheinlichkeit fiir dasselbe Wort erklart, bedeutet geradezu
- mare, oceanus. Dann wäre Aurvandil der „Seefahrer'^; und gestützt wird
- diese Auffassung durch den mit ihm allitterierenden Namen seines Vaters
- in der deutschen Sage Ougel, den MüUenhoff a. a. 0. S. 32 mit ouwa (mlat.
- augia, mhd. ouwe) zusammenbringt, was wieder auf die Bedeutung des Feuchten,
- Fliessenden führen würde. Beer glaubt deshalb, dass, als man atir in der
- Bedeutung , glänzen** nicht mehr gefühlt habe, aus dem «Glanzwandler*
- der «Flutenwandler** Aurvandil geworden sei. Im Zusammenhang mit
- dieser jüngeren Namensdeutung wäre dann die Fahrt nach dem Osten be-
- reits als eine Seefahrt aufgefasst worden, was allerdings die Anknüpfung
- der ApoUoniusgeschichte noch erleichtert haben würde. Die Möglichkeit
- dieser Annahme muss zugegeben werden. Freilich setzt die Form des
- Namens gerade bei Saxo, der doch den Seehelden am Entschiedensten be-
- tont, Horvendülus nicht ein Äurvandü^ sondern das jüngere Örvandil voraus.
- Wie aber Namen die Sagenentwicklung beeinflussen können ; das zeigt eine
- Ueberlieferung des 16. Jahrhunderts, die sich an den Namen Orendel knüpfte,
- und die bei dieser Gelegenheit erwähnt sei. Aus Widmanns Chronik der
- Stadt Hall teilte Pfeiffer (Zschr. f. d. A. Vn, 558) eine SteUe mit, nach
- der in der Grafschaft Hohenlohe an der Saal ein frommer Waldbruder
- Namens Orendel lebte, zu dessen Grabe später Viele wallfahrteten, die an
- den Ohren litten. Das noch heute bestehende Pfarrdorf Oren de Is all bei
- Oehringen im wOrtembergischen Jaxtkreis ist zugleich die einzige Erinne-
- rung, die in der Gegenwart noch auf den altgermanischen Helden zurück-
- deutet, freilich erst vermittelt durch die Gestalt jenes frommen Einsiedlers.
- — Mit dem Nachweis der Einwirkung des ApoUoniusromanes erledigt sich
- aber eine andere Vermutung Beers, welche das Fischertum Ises so erklärt,
- dass sich der Fischer an den Fährmann angeschlossen habe, da wir Riesen
- als Fährmänner und die Wolke als Fahrzeug in nordischen Quellen belegt
- finden. Ebenso fsAlen damit die unsicher tastenden Bemerkungen von Heinzel
- im Anz. f. d. A. IX. 256
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- Dichterische Leistung. XCV
- fremde Sagengruppe hineingestreut ist, spricht wiederum für die
- Beliebtheit seiner Geschichte, und dass wir es in diesem Teile der
- nordischen Sage mit der sorglosen Arbeit eines echten und rechten
- Spielmanns zu' tun haben, leuchtet Jedem auf den ersten Blick ein,
- ist auch wiederholt ausgesprochen worden (vgl. Mtillenhoflf, z. Gesch.
- d. Nib. Not S. 22. Haupt, Opuscula m, 1, 25).
- Aus der Verflechtung der drei Mythen von Orendel mit der
- Apolloniussage ergab sich aber erst Zusammenhalt und Gliederung
- des Ganzen: fast die ganze Fabel liess sich aus dieser bestreiten.
- Selbständig hinzugefügt hat der Dichter nur wenige ZVige, Der
- Fischer kommt nicht, wie im Roman, zu Fuss daher, sondern Orendel
- sieht ihn vorüberfahren. Da wird jedenfalls das Vorbild der Fausti-
- niansage eingewirkt haben, welche ich oben S. XC nach der Kaiser-
- chronik mitteilte: dort streift auch der Kaiser nach dem Schiffbruch,
- wie Orendel, drei Tage ohne Nahrung umher, bis er auf dem Meere
- einen Eseler fahren sieht, den er um Hilfe anruft. Eine weitere
- Veränderung ist, dass Orendel von Ise nicht nur die Hälfte seines
- groben Gewandes, sondern auch Eoss und Schild erhält, damit er
- sogleich den Kampf gegen die Freier aufnehmen könne. Deshalb
- lässt der Dichter auch Ise erst das Ross am Strande für Orendel
- einfangen und rettete damit einen alten mythischen Zug, der zu
- dem von ihm geschaffenen Fischertum Ises eigentlich nicht passt.
- Nach dieser dreifachen Gabe musste dann auch am Schlüsse die
- dreifache Ablohnung Ises mit Mantel, Eoss und dem goldgefüllten
- Schilde eingerichtet werden (vgl. oben Seite LXX). Die ein-
- greifendste Umgestaltung ist aber, dass der Dichter aus dem einen
- Buhlen der Gattin eine Menge von Freiem gemacht hat, und, wie
- schon oben angedeutet wurde, hat hier wahrscheinlich die Legende
- von der heiligen Brigida eingewirkt, daneben aber auch eine künst-
- lerische Absicht, die am Deutlichsten aus einer Würdigung der von
- unserm Dichter gestalteten Charactere hervorgehen wird.
- Bride ist die dichterische Verkörperung der hehrsten weiblichen
- Treue, der aufopfernden, todesmutigen Gattenüebe, eine Gestalt, an
- standhafter Kraft und Tiefe des Gefühls einer Gudrun ebenbürtig.
- Wir sehen sie mit ihren Jungfrauen auf der Zinne stehen, scheinbar
- teilnehmend an dem Spiel der um ihre Gunst wetteifernden Freier
- unten im Burghofe, in Wahrheit den Blick sehnend in die Feme
- gerichtet nach dem so lange ausgebliebenen Gatten. Da erscheint
- plötzlich ein Fremdling in dürftiger Kleidung, verhöhnt von den
- Mannen, auf dem Platze und säet Entsetzen unter Jene, einen Freier
- nach dem andem niederstossend. Eine freudige Gewissheit leuchtet
- in ihr auf, sie sendet dem Unbekannten einen Boten, ihm ihre Minne
- zu entbieten. Er aber gibt sich für einen armen Waller aus und
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- XGVI Dkhterißche L«i9tmg.
- weist den Boten ab, der der Herrin loeldet, der Graaroek blicke
- zornig drein mit Wolfsblicken nnd sei von (drchtbarer Gestalt. Die
- Freier neidisch auf die jenem Yerha^stea erwiesene Bbre, docb er-
- schreckt durch die Gew^t seiner Waffentaten, rufen ihre mächtigsten
- Genossen, drei Biesen, zu Hilfe. Als Oreadel den ersten lait seinem
- ganzen Anhang erschlagen hat, geht ihm Bride selbst entgegen, ruft
- ihn bei seinem Kamen uud küsst ihn. Er yerieugnet i^ch ab^mals.
- Einar der Freier schilt die Ftlrstin, dass sie einei^ gemeinen Knecht
- küsse, doch gleich muss er d^ Frevel bUssen, und Bride Usst ihn
- in den Kerker werfen. Als der zweite Biese heranzieht, reicht sie
- dem Gatten selbst ein wunderbares Schwert, das nie versagt, und
- Orendel bleibt abermals Sieger. Wie er in die Burg zurückkehrt,
- dringt sie aufs Neue vergeblich in ihn,"^) dann bedient sie ihn mit
- den eignen Händen im Bade, kleidet ihn prächtig und will mit ihm
- das Lager teilen. Ihre FriifuQg ist aber noch nicht zu Ende: er
- legt das Schwert zwischen sich und sie, wie ein Fremdling, der ihr
- Magdtum ehren will. Doch mit edlem Stolze gibt sie ihm zu ver-
- stehen: „Herr, stoss dein Schwert wieder ein, ich kann wol 10 Jahre
- deiner Minne entraten!^ Endlich erscheint der gewaltigste der rfe-
- sischen Freier mit einem mächtigen Heerbann: Orendel überwindet
- auch diesen, aber allein scheint er der Ueberzahl preisgegeben, kein .
- Einziger steht ihm bei. Da im Augenblicke der höchsten Gefahr
- eilt Bride auf den Kampl^latz, das eigene Leben einzusetzen für
- den geliebten Gatten. Da lässt der Fremdling die Maske fallen:
- die Gattin hat die Prüfung siegreich bestanden, er gibt sich den
- erschrockenen Mannen als Herr und K^nig zu erkennen, und Alle
- huldigen ihm reumütig.
- Dass die drei Riesenkämpfe dem alten Gedichte angehörten,
- ist bereits früher nachgewiesen worden; auch die hier ausgehobenen
- Z\ige,**) die Einkerkerung des schmähsüchtigen Freiers, die Ver-
- leihung des Schwertes, das Bad, die Trennung der Gatten durch
- das Schwert und Brides Eingreifen in den Kampf hatten ihre eigent-
- liche Bedeutung nur im alten Gedichte, einem Hohen Liede der
- weiblichen Treue, die der härtesten Prüfung unbeugsam Stand hält.
- Alles was hier von tiefem Sinn und grossartiger dichterischer Wir-
- *) In den Versen 1778 f.: ir soüent warten eines künigea zuo hcmd
- Der do habe Hut und land steckt eine feine Anspielung: der erwartete
- König ist ja Orendel selbst, doch Land und Leute will er sich erst
- zurückgewinnen.
- **) Sie sind auch sonst häufig genug nachzuweisen, vgl. die Anmer-
- kungen zu V. 1638. 1788. 1818.
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- Dichteriache Leistung. XCVU
- kung war, musste in dem Spielmannsgedichte, welches doch auf eine
- Brautfahrt hinanslänffc, platt und unverständlich werden.*)
- Orendel selbst vereinigt alle Eigenschaften eines echten Helden.
- Wie trostlos er über sein Schicksal ist, das ihm alle Gefährten
- raubte und ihn in hilfloser Nacktheit an ein ödes Gestade warf —
- sobald er durch des Fischers Mitleid sich gerettet sieht, erwacht
- auch die Heldennatur aufs Neue in ihm: er verlangt Ross und
- Schild, der lang entbehrten Heimat zuzureiten. Ise fängt ihm am
- Strande ein Boss, dessen Unbändigkeit sich vor Orendels kräftiger
- Faust sogleich zitternd beugt; und wie er sich gleich einem ge-
- waltigen Kecken hinaufschwingt, da entlockt sein heldenhaftes Ge-
- bahren dem vorher noch misstrauischen Ise den bewundernden Aus-
- ruf: „Ja, du musst wirklich ein Herrscher sein!" Seine wunder-
- bare Tapferkeit wird der Schrecken der Freier und lässt die
- harrende Bride den königlichen Gatten in ihm erkennen. Daneben
- treten aber ZVige eines weicheren Gemiithes hervor: wie demütig
- fleht er das Mitleid des Fischers an, wie edel ist seine Dankbar-
- keit, mit der er seinen Woltäter, dem er doch schon Knechtesdienste
- getan, belohnt! Als er erfahren hat, wie sein Weib und Heimwesen
- von Freiern umlagert ist und sieht dann die Gattin auf der Zinne
- stehen, wie sie dem Kampfspiel im Burghofe zuschaut, da bricht
- er in herzliches Weinen aus. Und als nach jedem Siege Bride von
- Neuem in ihn dringt, dass er den geliebten Namen nenne: wie
- rührend wirkt seine Entsagung, indem er sich bis zu dem Augen-
- blicke, da er seiner Herrschaft wieder unbestrittene Geltung er-
- kämpft hat, zu der harten Prüfung seines Weibes entschliesst, aus
- der aber ihre Liebe nur um so geläuterter und unüberwindlicher
- hervorgeht! Und wie er edelmütig ist, indem er einen Freier, der
- ihn einen gemeinen Kiiecht gescholten, von der durch Bride ihm
- bestimmten Strafe befreit, ja ihn sogar entschuldigt, weil er ihm
- den Bruder erschlagen, so ist er auch freigebig, wie es dem Fürsten
- ziemt: des Riesen kostbare Rüstung schenkt er grossmütig dem
- fahrenden Volke.
- Auch in Ise, dem von seiner ursprÜDglichen Riesennatur noch
- wenige Z\lge anhaften, hat der Dichter einen trefflichen Character
- geschaffen: wie er anfänglich dem Fremdling misstrauisch begegnet,
- wie aber seine Gutmütigkeit die Oberhand behält, sodass er seine
- geringe Habe mit ihm teilt, wie dann der Held durch sein ganzes
- Gebahren ihn gewinnt und überzeugt von der Wahrheit seiner Aus-
- *) Nur eines dieser Motive, das Schwert im Brautbett, hat der Spiel-
- mann in seiner Weise za begründen versacht, natürlich wider durch himm-
- lisches Gebot V. 1805 ff.
- OrendeL VII
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- XCVm Die zweite Quelle,
- sage, dass er ein König sei, wie er schliesslich des fürstlichen Lohnes
- froh und aller Sorgen ledig zurückkehrt — das AUes kommt klar
- und anschaulich zur Erscheinung.
- Dass sich in verschiedenen Scenen ein bedeutendes Individuali-
- sierungsvermögen zeigt, dass eine Reihe kräftiger und höchst an-
- schaulicher, teilweise humoristisch gefärbter Bilder den eigenartigen
- und hochbegabten Dichter verraten, ist bereits oben ausführlicher
- dargetan worden (S. LXXI f.).
- Auch dies Gedicht ist offenbar aus Spielmannskreisen hervor-
- gegangen. Wäre dies nicht schon an und für sich wahrscheinlich,
- so würde es aus der Schilderung der prachtvollen Rüstung des
- Riesen Mentwin (vgl. Anmkg. zu V. 973), sowie daraus deutlich
- hervorgehen, dass Orendel dessen Rüstung den Fahrenden schenkt,
- die sie jubelnd vertrinken und dass drei von den Freiern Riesen
- sind, von denen Einer sogar auf einem Elephanten reitet. Auch die
- Belohnung Ises mit Ross und Mantel erinnert an die Beschenkungen
- der Fahrenden. Ferner hat sich gewiss auch dies alte Gedicht
- typischer Reime bedient, denn Formeln wie frouwe Bride: Die
- schoenste ob allen wiben, meister Ise: Ein vischer Mr und wtse
- sind sicher nicht erst vom üeberarbeiter geprägt worden. Für eine
- nähere Bestimmung der Abfassungszeit des Gedichtes gebricht aber
- leider jeder Anhalt.
- B. Die zweite Quelle.
- Wie ein früherer Abschnitt nachwies, war der Inhalt dieses
- Gedichtes in Kürze folgender: Orendel kehrt nach langer Abwesen-
- heit — und zwar vermutlich aus der Knechtschaft — zurück nach
- der Heimat in Pilgertracht und findet an seiner Burg einen greisen
- Pförtner, der für das Wol seines Herren und dessen bedrängter im
- Kerker schmachtenden Gattin betet. Und als ihn der treue Diener
- bittet, wenn er wieder über das Meer gehe, möchte er dem König
- Orendel Nachricht geben von Brides Schicksal, da gibt er sich ihm
- zu erkennen. Beide verabreden nun die List, dass der Pförtner
- Orendel für seinen Verwanten ausgebe und für ihn um freies Ge-
- leit bitte. Darauf folgte jene meisterhaft ausgeführte Scene, die
- oben S. LXXIVf. im Zusammenhang behandelt ist, Orendels Ent-
- deckung und die Flucht des buhlerischen Königs in den Turm.
- Während nun der alte Burgwart die getreuen Mannen aufbietet und
- mit Orendels Hilfe die Anhänger des Usurpators besiegt, behütet
- Bride gewappnet die Turmpforte, dass Dieser nicht entrinne. Darauf
- tritt Orendel in seine alten Rechte ein, der Nebenbuhler wird er-
- schlagen.
- Während die Untersuchung des ersten Gedichtes durch die
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- Die zweite Quelle. XCIX
- Einflechtung der Apolloniussage und anderer ZVige erschwert wurde,
- liegt hier Alles klarer und einfacher. Aus dem Mythus stammen
- wiederum drei Motive: Orendels Abwesenheit in der Knechtschaft,
- seine Rückkehr in niederer Tracht und die Erschlagung des Buhlen,
- der letztere Zug ursprünglich gegenüber dem ersten Gedichte, das
- mehrere Freier einführte. Aber noch ein Viertes ist beiden Dich-
- tungen gemeinsam; Brides amazonenhaffces Eingreifen in den Kampf.
- Da aber beide Gedichte so verschieden in Aufbau und Anlage sind
- und jedes in seiner Art bedeutend, so kann diese Aehnlichkeit nicht
- auf Entlehnung des einen aus dem andern zurückgeführt werden,
- vielmehr lag beiden Dichtern bereits eine selbständige Sage vor
- des Inhalts: Orendel kehrt nach langer Knechtschaft im Osten in
- die Heimat zurück, findet bei seiner Gattin einen Buhlen und er-
- schlägt ihn, mit ihrer Hilfe die Herrschaft zurückgewinnend.
- Hier wie dort ist Bride das leuchtende Vorbild unentwegter
- Gattentreue; wie sie dort die drängenden Freier hinzuhalten weiss,
- der Rückkehr des Geliebten entgegenharrend, so erträgt sie hier
- die Qualen des Kerkers und der Geisselung nur von der Hoflftiung
- auf den erlösenden Gemahl aufrechterhalten; hier wie dort endlich
- erkennt sie ihn in dem fremden Pilger und steht ihm im Kampfe
- gegen seine Feinde siegreich bei: der Character Brides war also
- bereits von der Sage geprägt. Während aber dem ersten Dichter
- der Character zur Hauptsache wurde, der bei ihm eine Reihe
- schwerer Prüfungen zu durchlaufen hat, um seine unbeugsame Grösse
- stets von Neuem zu bewähren, gipfelt bei dem zweiten Dichter Alles
- in der Situation, in der scharfen Zuspitzung des Conflictes, in dem
- spannenden Gegenüber unversöhnlicher Gegensätze. Wir haben es
- dort mit einem mehr epischen, hier mit einem echt dramatischen
- Talente zu tun.
- Ein so kraftvolles Talent aber, das seinem Stoflfe nur die dra-
- matische Seite abzugewinnen strebt, nur die aus den gegebnen
- Characteren sich entwickelnden Gegensätze scharf herauszuarbeiten
- trachtet, kann am Ehesten des epischen Beiwerkes entraten. Es
- ist daher ganz natürlich, dass wir hier der Sage in ihrer einfachsten
- Form begegnen: nur zwei Gestalten hat der Dichter neu eingeführt,
- den getreuen Burgwart und den bösen Ratgeber (Princian). Der
- erstere ist aus einer Reihe von Heimkehrsagen bekannt; der zweite
- erinnert einerseits an die ungetreuen Ratgeber, wie sie die ger-
- manische Sage oft gestaltet hat, und als deren berühmtester Ver-
- treter Sibich galt, andererseits an den Peiniger oder die Peinigerin
- aus dem Kreis der Hildensagen, in deren Hände die Tochter ge-
- geben wird, bis sie ihr Jawort gibt.
- Dass auch dieses Gedicht aus Spielmannskreisen hervorgegangen
- vn*
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- C Die Legende vom heü. Rocke Chnsü,
- seif dürfen wir unbedenklich annehmen; über seine Entstehnngszeit
- lässt sich ebenfalls nichts Näheres vermuten.
- C. Der Anteil des Spielmannes.
- Damit wenden wir uns dem unerquicklichsten Teile unsrer Auf-
- gabe zu. Die Leistung des spielmännischen Ueberarbeiters erschöpft
- sich in zwei Richtungen: er hat einerseits die Orendelsage mit der
- Legende vom heiligen grauen Rocke Christi zu verschmelzen ge-
- sucht, andrerseits den Stoff nach der ihm geläufigen Schablone
- zurechtgeschnitten.
- Ueber die Geschichte des Rockes Christi sind wir durch
- die Untersuchungen von Gildemeister und v. Sybel (Der heilige
- Rock zu Trier u. s. w. Düsseldorf 1845) trefflich unterrichtet
- worden. Diesen heiligen Rock (xtTciv appa9o;, twnica inconsutüis
- Evang. Job. 19, 23) sollte nach der Legende die heilige Helena,
- welche in Triör geboren sein, daselbst gewohnt und Gebäude er-
- richtet haben sollte, durch den Bischof Agröcius nach Trier gesant
- haben. Die Fabel, dass Trier die Heimat Helenas sei, taucht zuerst
- in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf bei dem Benedictiner
- Almanus von Hautvillers, die Legende in der eben erwähnten Ge-
- stalt aber erst fast drei Jahrhunderte später. Noch Abt Berengosus
- von St. Maximin, der über Helenas Kreuzfindung im Anfang des
- 12. Jahrhdts. ein weitläufiges Buch schrieb und von ihrem Ver-
- hältnis zu Trier ausführlich darin handelte, gedenkt des Rockes mit
- keinem Worte. Und Abt Thiofrid von Echtemach, der zwischen
- 1101 — 1106 ein Werk von der Verehrung der Reliquien verfasste,
- in dem er auch von dem heil. Rocke Christi eingehend spricht,
- weiss nur zu erzählen, dass derselbe in Safed gefunden und nach
- Jerusalem gebracht sei, und sein Buch ist dem Brzbischof Bruno
- von Trier (1101 — 1124) gewidmet! Bis 1106 gab es also für
- Trier keine officielle Tradition vom heiligen Rocke. Dem gegenüber
- lässt sich das Zeugnis der ältesten unter Bruno geschriebenen Re-
- daction der „Gesta Trevirorum" als eine Fälschung nachweisen: in
- die Urkunde des Papstes Silvester vom Jahre 327, welche Trier
- den Primat über Gallien und Germanien zuerkennt und auch der
- dortigen Reliquien gedenkt, ist der graue Rock Christi zwischen
- 1106 und 1124 eingeschwärzt worden. Das Jahr der Fälschung
- lässt sich noch näher bestimmen. Im Jahre 1196 liess nämlich Brz-
- bischof Johann die ihm wolbekannte Reliquie aus dem Kicolausaltar
- in den Hauptaltar des Domes überführen. Der Nicolausaltar wurde
- aber im Jahre 1121 unter Bruno geweiht, hat also jedenfalls auch
- damals den grauen Rock in sich aufeenommen. Auf Bruno ist dem-
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- Die Legende vom heü. Rocke ChristL Gl
- nach die Fälschung zurückzuftthren: er erhält den Rock, tauft ihn
- auf den Namen Christi und verwahrt ihn in dem 1121 gegründeten
- Nicolausaltar, gleich darauf wird die Reliquie auch in die Urkunde
- Sylvesters von dem Schreiher der Gesten eingeschwärzt. Freilich
- kam der Fälschung Brunos ein unbestimmtes Gerücht zu Hilfe:
- schon in der nach dem Jahre 1054 verfassten „Vita Agricii" wird
- angedeutet, dass im Dome sich eine nie eröffnete Kiste befinde, in
- der Einige den Rock Christi, Andere seinen Purpurmantel, Andere
- seine Schuhe vermuten. Man habe die Eiste einst erschliessen wollen,
- aber der Erste, der hineinsah, sei plötzlich erblindet, weshalb man
- von jedem weiteren Versuche abgesehen habe. Diesem Gerüchte
- fehlte die officielle Anerkennung, und Bruno verschaffte sie ihm. —
- Nach dem Jahre 1196 wird des Rockes in keinem sicheren Zeugnis
- mehr gedacht, bis Kaiser Maximilian im Jahre 1512, wo es galt,
- den im tiefsten Grunde wankenden alten Glauben durch Wunder
- und frommen Betrug noch einmal künstlich aufzurichten, die Aus-
- stellung der Reliquie anordnete. Das gab den Anlass zur Ver-
- öffentlichung einer Reihe von Schriften, die sich mit dem Heiligtum
- beschäftigten; und diesem Ereignis danken wir auch Froschauers
- und Othmars Drucke des Orendel, die damit freilich den Germa-
- nisten des 19. Jahrhunderts einen weit grösseren Dienst erwiesen,
- als ihren Zeitgenossen. Wie nämlich unser Gedicht damals auf-
- genommen wurde, möge ein Beispiel zeigen. Johannes Enen in der
- „Medulla Gestorum Treuerensium" verspricht in der Dedication an
- den Kurfürsten Richard nur wirklich beglaubigte, ganz zuverlässige
- Nachrichten über Trier und seine Heiligtümer geben zu wollen;
- bitter aber tadelt er die Bücher, die so vieles Entstellende und
- Falsche berichten, in besonderheit ein tractatel oder büchdin von
- einem künig genannt Orendd, welches doch gar falsch er dicht
- vnd (aUs ich glaub) vmb eigents nute iville angefangen sey
- So es gar in keinen berümbten angenommenden historiographen
- schrifften fonden würt.
- Man muss dem frommen Manne Recht geben: der Spielmann,
- der die Legende vom heiligen Rocke mit der Orendelsage zusammen-
- knüpfte, wird wol gewusst haben, warum er das tat. Wie im
- 16. Jahrhdt., so mochten auch im 12. schon allerlei Zweifel in
- Betreff der Trierer Tradition sich erheben: seit dem Jahre 1114
- bereits hatte Mainz seinen heiligen Rock, 1156 taucht der heil.
- Rock zu Argenteuil auf, und einige Jahre später der römische
- Rock. Solchen Zweifeln suchte auch der Spielmann in seiner Weise
- zu begegnen, und ihm war es natürlich nicht um eine quellenmässige
- Darstellung der beglaubigten Geschichte des Heiligtums, sondern
- lediglich um den klingenden Lohn zu tun ; und zudem passte ja das
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- Cn Die Spielmannalegende.
- Kokettieren mit geistlichem Au^utz zu seiner ganzen Gewöhnung,
- den Dichtungen der Geistlichen (wie später auch den höfischen) es
- möglichst gleichzutun, um aus dem Interesse des Puhlicums nicht
- durch jene verdrängt zu werden.
- Den Anknüpfungspunkt für die Legende bot ihm der graue
- Rock, den Orendel von Ise erhält und in dem er unerkannt zurück-
- kehrt. Damit es aber wirklich glaubwürdig erscheine, dass dies in
- der Tat der heil. Rock Christi gewesen sei, schickt der Spielmann
- erst eine lange Vorgeschichte dieser Reliquie voraus. Ob V. 1 — 18
- von dem Verfasser des Ganzen herrührt oder jünger ist, lässt sich
- schwer entscheiden; die Verse sind eben auch nicht ungeschickter
- und plumper, als die folgenden, aber V. 19 sieht allerdings wie der
- Anfang des Gedichtes aus; vielleicht rühren sie von demselben Reim-
- schmied her, der auch die oben S. LXV ausgeschiedene Inter-
- polation V. 652 ff. auf dem Gewissen hat.
- Es fängt gleich an mit einem echten Stück wirrer Spielmanns-
- gelehrsamkeit. Der graue Rock stammt von eines schönen Lämm-
- leins Haare, Maria spann ihn selbst, und Helena wirkte ihn auf dem
- Oelberge ! Von diesem tollen Anachronismus hat natürlich der Spiel-
- mann nichts gemerkt; er weiss nur, dass Helena mit dem Rocke
- Christi in Verbindung gebracht wird und schmiedet daraus eine neue
- Tradition zurecht. Ebenso ist die folgende Geschichte eine leere
- Erfindung, die sich auf keine Ueberlieferung stützen konnte, wes-
- halb sie auch in der Prosa sehr verkürzt erscheint. Nachdem
- Christus verraten, gekreuzigt und begraben ist, kommt ein Jude zu
- Herodes und bittet um Christi Rock als Belohnung für seine langen
- und treuen Dienste. Herodes gewährt ihm die Bitte. Das ist ein-
- fach eine aus dem Leben gegriffene Situation: der Fahrende, der
- um einen abgelegten Rock als Ablehnung bittet. Der Jude will
- nun den Rock waschen, aber die frischen Blutspuren lassen sich
- nicht entfernen (ein bekannter Legendenzug), da verbietet ihm He-
- rodes, den Rock je wieder anzusehen: er muss ihn in einen Stein-
- sarg verschliessen und in das Meer werfen. Nach drei Tagen treibt
- der Rock an einen Strand, wo ihn ein Engel aufhebt und neun
- Klafter unter der Erde verbirgt. So liegt er acht Jahre, bis er im
- neunten wieder an einem Gestade haftet, wo ihn der bekannte
- Waller Tragemund entdeckt. Als aber auch er das Blut nicht
- daraus zu tilgen vermag, erkennt er den heiligen Rock Christi, der
- keinem Sünder zu tragen zieme und wirft ihn wieder in das Meer,
- wo ihn ein Walfisch verschlingt. Bei einem glücklichen Fischzuge
- ßlngt dann Orendel den Wal, in dessen Magen Ise den Rock findet.
- Dieser Fischzug, wobei sich ein lange verloren geglaubter Gegen-
- stand wiederfindet, ist bekanntlich eins der verbreitetsten Märchenmotive .
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- Die Spielmannslegende. CHL
- Der graue Rock macht seinen Träger unverwundbar. Man hat
- deshalb wol angenommen, dass er auf ein Nothemd in der Sage
- zurückzuführen sei, es ist aber ein rein legendarischer Zug, der
- sich auch in anderen an den grauen Rock anknüpfenden Ueber-
- lieferungen findet. So berichten v. Sybel und Qildemeister eine Sage,
- dass in Trier einst ein grausamer König lebte, der die geringsten
- Vergehen gleich mit Todesstrafe ahndete. Ein Soldat, der sich ver-
- gangen, klagt einem Juden sein Leid und erhält von Diesem den
- Rock, der ihn straflos macht. Der König muss ihn freisprechen
- und ebenso zwei Andere, die ebenfalls der Rock beschützt. Er
- forscht verwundert der Ursache nach und entdeckt die Reliquie.
- Eine andere Version der Legende erzählt, dass Kaiser Constantin
- über -Pilatus als den Urheber des Todes Christi die Todesstrafe
- verhängte, doch das Wunderkleid macht Diesen unverletzlich, so-
- dass die Strafe nicht vollstreckt werden kann. Endlich verrät die
- heilige Veronica dem Kaiser das Geheimnis, Dieser bringt den Rock
- an sich, und die Bestrafung erfolgt.
- Mit der Ueberführung des grauen Rockes nach Trier ist auch
- seine Greschichte zu Ende. Man sieht, der Spielmann hat sich eine
- eigene Legende vom Rocke Christi zurechtgemacht: aus der kirch-
- lichen Tradition entlehnte er nur die unverletzlich machende Kraft
- desselben und den Namen der heiligen Helena, alles Uebrige setzt
- er aus bekannten, teilweise wiederholten Motiven zusammen.
- Die Legende selbst ist mit der Orendelsage also nur locker
- und obenhin verknüpft, ein einheitliches G-anzes konnte sich so un-
- möglich gestalten lassen. Aber der Heldensage war damit ein fremdes
- Gewand umgehängt, und dies Gewand wurde dem Spielmann zur
- Hauptsache, von der der klingende Erfolg seiner Arbeit in erster
- Linie abhing. Wo also das dürftige Mäntelchen der Legende nicht
- reichte, um die Blossen des alten Gedichtes zu bedecken, da wurde
- eine geistliche Flicke nach der andern aufgesetzt, bis es leidlich
- gelungen war, dem Ganzen das Ansehen eines legendarischen Stoffes
- zu geben, nur ganz vereinzelt blickte noch die Hoheit der alten
- Heldenlieder durch.
- Diese geistliche Flickarbeit muss im Zusammenhang betrachtet
- werden. Sie tritt einerseits in neuen Zügen hervor, mit denen
- die Handlung bereichert wird und die alle an dem gleichen Ge-
- präge, der gleichen Tendenz kenntlich sind, andrerseits an Ruhe-
- punkten der Erzählung in kurzen erbaulichen Betrachtungen,
- Gebeten und geistlichen Ausblicken.
- Eine Reihe von Episoden dient nur dem Zwecke ein Wunder
- vorzuführen. Die typische Form dafür ist, dass Maria sich des in
- Verlegenheit geratenen Helden erbarmt und ihren Sohn bittet ihm
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- GLV GeiaÜiche Elemente.
- beizustehen, woranf Christas ihm Hilfe sendet, meist durch einen
- oder mehrere Engel. So wird die Rettung aus dem Klebermeer
- V. 365 ff. vollzogen, welches der Dichter aber vermutlich nicht aus
- der Herzog-Emst-Sage entnommen hat (vgl. Anmkg. zu V. 366):
- es war ja in Deutschland auch aus andern Quellen längst bekannt.
- Ebenfalls auf Marias Wunsch sendet dann Christus dem nackten
- Helden 30 Pfennige, dass er dafür den grauen Rock erstehe. Und •
- hier schliessen sich gleich zwei neue Wunder an. Als der fttr den
- Rock geforderte Preis sich aus der himmlischen Geldspende nicht
- bestreiten ISsst, reisst derselbe plötzlich wie faul auseinander, sodass
- er ihm für die 30 Pfennige überlassen wird: sobald ihn aber Orendel
- anlegt, erscheint er wieder nagelneu. Dies Motiv kehrt in Legenden
- nicht selten wieder, bestimmte Beispiele sind mir allerdings gegen-
- wärtig nicht zur Hand. Ebenso ist die Begegnung mit dem Riesen
- und Grendels Einkerkerung V. 790 ff. nur um der himmlischen Be-
- freiung willen eingeschoben. V. 997 ff. bringt der Engel Gabriel,
- ein Paar goldene Schuhe, weil die groben Bundschuhe Grendels nicht
- in den Stegreif passen. Viermal wird der Graurock im Kampfe von
- den Erzengeln getröstet und unterstützt 1387 ff. 1662 ff. 2015 ff.
- 2792 ff. Endlich ist die Episode vom Zwerge Alban, der Bride
- durch einen hohlen Berg in Grendels Gefängnis führt, aber dann
- die Tür zuschlägt, weil sie ihm nicht zu Willen sein mochte, und
- der darauf von einem Engel blutig geschlagen wird, bis er Beide
- befreit, wieder nur um ihres wunderbaren Ausgangs willen erfanden.
- AU)an mag aus Alberich der Reimbequemlichkeit halber gemacht
- sein, und dass Brides Minne begehrt wird kommt im Gedicht noch
- oft genug vor. Gb die eben angeführten Motive entlehnt sind oder
- aus des Spielmanns eigener Erfindung stammen, ist übrigens gleich-
- gültig: nehmen wir auch das letztere an, so würde doch unser Ur-
- teil sich um nichts günstiger gestalten, denn Derartiges musste auch
- der dürftigsten Phantasie gelingen. Genug dass die Sucht nach
- Wundem überall hervortritt. Komisch genug wirkt die pathetische
- Aufforderung V. 2361 f., als Grendel im Kerker liegt: Nu rätent
- mit dUen iuwem sinnen Wie wir in von dannen bringen (vgl.
- V. 375 f. 2476 f.). Die Antwort wird dem damaligen Publicum
- nicht schwerer geworden sein, als uns heute: die Hauptsache dabei
- war ja nur, dass der Spielmann einen Augenblick Zeit gewann die
- trockene Kehle zu netzen.
- Auch sonst ist an Engelerscheinungen kein Mangel: drei Mal
- wird den Gatten untersagt der Minne zu pflegen 1803 ff. 2844 ff.
- (wo die Prosa, um auf das fromme Paar kein unlauteres Licht zu
- werfen, beifügt, dass die vorgeschriebenen 9 Jahre der Enthaltsam-
- keit abgelaufen wären) 3868 ff. Der Engel, der Triers Belagerung
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- Geistliche Elemente, GV
- angezeigt hat, befiehlt auch V. 3162 ff. den heiligen Rock in Trier
- zu lassen, wo das jüngste Gericht abgehalten werden und Christus
- seine heiligen fünf Wunden zeigen solle. Ein Engel erscheint auch
- Bride am heiligen Grabe V. 1890 ff. Und die Stimme Gottes, die
- der Königin von dem schiffbrüchigen Orendel gesagt hat, der ihr
- Gatte und Herr über das heilige Grab werden solle (V. 1440 ff.),
- weckt auch Orendel aus dem Schlafe, als sein Heer seiner Hilfe
- bedarf 3697 ff. Nur einmal, wo auch ein Engel ausgereicht hätte,
- verfällt der Dichter auf ein andres Mittel: als Orendel, Bride und
- Ise in der Burg Minolts belagert werden, lässt er Maria einen Brief
- schreiben, den eine Turteltaube ins Lager trägt und gerade auf den
- Altar fallen lässt, als der Priester eine Messe singt; diesen Brief
- bindet dann der Führer des Heeres an seinen Speerschaffc (V. 3446 ff.).
- Orendels grosse Frömmigkeit wird fortwährend betont: Gleich
- nach der Schwertleite eilt der junge König in die Kapelle, um
- Marias Segen zu erbitten (182 ff.). Als die Schiffe mit Speise und
- Trank ausgerüstet sind, lässt ihn der Dichter die albernen Worte
- sagen: „Das will ich alles verzehren dem heiligen Grab zu Ehren"
- (237 f.). V. 266 f. ermahnt Orendel seinen Vater, dass er ja keinen
- Ritter zwinge ihm wider Willen zu folgen, denn wenn ein Solcher
- auf der Fahrt untergehe, so würde Gott sie am jüngsten Tage für
- dessen Seele verantwortlich machen. Bei der Aufforderung der Ritter
- zur Teilnahme an der Fahrt erwähnt er von seiner Brautwerbung
- nichts, sondern fragt nur, wer um des heiligen Grabes willen mit-
- ziehen wolle V. 291 f. 296 f. Vor der Abfahrt lässt er ein Bild
- von der Marter des Herrn giessen, um es in Jerusalem zu opfern
- (V. 323 ff.). Die Gebete Orendels werden stets ausführlich mit-
- geteüt, vgl. 450 ff. 564 ff. 681 ff. 1376 ff. 2696 ff. Als seine
- Rettung aus dem Schiffbruch berichtet wird, vergisst der Dichter
- nicht zu bemerken: er häte got gar wol vor ougen 472. Den
- vorbeifahrenden Fischer ruft er an, er solle ihn mitnehmen um Gott
- und des heiligen Grabes willen V. 514 f., ähnlich 542. 917 u. s.w.
- Der Frau des Fischers , die ihn wegen des an ihn begangenen Un-
- rechtes um Verzeihung bittet, erklärt er mit der Miene eines Beicht-
- vaters: „Gott vergebe euch eure Schuld, wir sollen trachten nach
- seiner Huld!" (V. 782 ff.). Als er nach Jerusalem kommt, wohnt
- er gleich einer Messe bei, opfert am heiligen Grabe seine Habe und
- verspricht, ihm mit Leib und Seele zu dienen (814 ff.). V. 1478 ff.,
- wo Orendel erklärt, nie eines Mannes Eigen gewesen zu sein, unter-
- lässt er nicht hinzuzufügen: an alein gotes des vil guoten Und
- Sant Märten stner muoter. Mit seinem Gottvertrauen tröstet er
- auch Bride vor dem Kampfe mit Liberian V. 1750 ff. und mitPelian
- V. 1890 ff. V. 1948 ff. legt er vor dem Kampfe am heiligen Grabe
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- CVr Geistliche Elemente.
- seine Kleider nieder, legt den heiligen Rock an, lässt sich eine
- Messe singen und nimmt das Abendmahl. In der Bekehrung der
- Heiden verfährt er sehr entschieden: was sich nicht taufen lassen
- wül, wird niedergehauen, vgl. V. 2124 ff. 2825 ff. 3126 ff. 2581 ff.
- 2764 ff. 3734 ff. 3862 ff. Sogar seine Worte verbrämt er fort-
- während mit Wendungen wie durch got, durch daz heilige grab,
- nun helfe uns got, daz vergelte dir got, wizze got, wizze Crist
- u. s. w., Beteuerungen, die auch die übrigen Hauptpersonen häufig
- genug im Munde führen. Solcher Frömmigkeit gegenüber darf aber
- der Priester V. 3675 ff. mit Recht sagen: wer dem Graurock bei-
- steht, dem ist Gott und Maria hold.
- Bride als Tochter Davids (V. 1601), dessen Schwert und Krone
- sie besitzt, als Beschützerin des heiligen Grabes und Gebieterin der
- Tempelherren giebt ihm an Frömmigkeit wenig nach. Gleich bei
- der ersten Begegnung wirft sie Orendel vor, dass er ihr die Hüter
- des Grabes erscWagen habe, doch er erklärt, er habe nur ihre heid-
- nischen Knechte getötet (V. 1427 ff.). Auch sie ist eine fleissige
- Beterin, vgl. V. 1890 ff. 2041 ff. 2696 ff. 3264 ff. 1750 ff., wo
- sie sogar in fortwährendem Gebete am heiligen Grabe verweilt, ohne
- zu essen oder zu trinken. Gegen die Heiden kennt auch sie keine
- Nachsicht: als Mersilian und Stefan mit ihren Mannen ihnen ent-
- gegenfahren, erklärt sie, wenn das Heiden seien, dürfe Keiner
- davonkommen V. 2915 ff. Und sie weigert sich, Minolts Gattin zu
- werden, wenn er sich nicht taufen lasse (V. 3242 ff.). V. 2375 ff.
- bittet sie Gott, den gefangenen Graurock in Westval zu beschirmen,
- oder sie wolle den Altar zerbrechen und dem heiligen Grabe jedes
- Opfer entziehen. Für so unkirchliche Rede erhält sie gleich von Durian
- den gebührenden Verweis. Aehnlich wird auch Orendel V. 3322 ff.
- von Ise getadelt.
- Bei Letzterem tritt die geistliche Tendenz weniger hervor: er
- wird am heiligen Grabe zum Herzog geschlagen; und als sie zur
- Burg Minolts kommen, schlägt Ise vor erst zu prüfen, ob der Tür-
- hüter auch ein Christ sei, darauf folgt das Gebet Achilles V. 341 2 ff.
- — Auch König Ougel ermahnt seinen Sohn, Leib und Seele dem
- heiligen Grabe zu opfern V. 226 ff.
- Zuweilen flicht der Dichter eigene Bemerkungen ähnlichen
- Characters ein: so kann er sich nicht enthalten, als Orendel den
- Rock für 30 Pfennige kauft, zu bemerken als vü was ouch der
- ^ste schätz Da got unser her vmb verkoufet wart (V. 748 f.).
- V. 170 f. deutet er vwaus auf die Eroberung des heiligen Grabes
- und die Bekehrung der Heidenschaft durch Orendel. Als Ise den
- verloren geglaubten Herren und seine Gattin wiedersieht, fügt der
- Dichter hinzu: so viel Liebes möge uns auch geschehen, des helfe
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- Spielmännische Züge. CVII
- uns der himdische degen Und welle unser aUer pflegen ! (V. 2499 f.).
- Und als der Priester, dem die Taube den Brief Marias tiberbringt,
- deshalb die Messe abbricht, kann er einen Tadel nicht unterdrücken :
- Das ist noch nie dagewesen und soll auch nie wieder vorkommen,
- und finge auch die Kirche zu brennen an, der Priester soll seine
- Messe fertig singen (V. 3658 ff.). Indem er am Ende Orendel, Bride,
- Ise und Achille einmütig der Welt entsagen und ins Kloster gehen
- lässt, setzt er seiner dichterischen Leistung die Krone auf, und mit
- einem frommen Wunsche für sich und seine Zuhörer schliesst er das
- Gedicht.
- Zwischen dem burlesken, ausgelassenen Ton des Morolf, des
- älteren Oswald und der philisterhaften Moralität des jüngeren Oswald
- hält unser Dichter eine leidliche Mitte. Die geistliche Uebermalung
- ist weder in den übertriebenen Farben des letzteren aufgetragen,
- noch sucht sie durch kecke parodistische Lichter zu wirken, wie
- jene. Aber wirklich ernsthaft darf man sie hier auch nicht auf-
- fassen, die Absicht macht sich zu deutlich fühlbar, und um geist-
- liche Erbauung und Erhebung der Gremüter war es dem Dichter
- eben nicht zu tun. Immerhin tritt der Spielpaann mehr in den
- Hintergrund, als in den verwanten Dichtungen dieses Kreises.
- Eine Gestalt, auf die sich die Züge des Spielmanns hätten
- tibertragen lassen, wie Morolf, Alberich oder der Rabe Oswalds,
- eine solche Gestalt brachten dem Dichter seine Quellen nicht ent-
- gegen. So fand er nur nebenbei hie und da Gelegenheit seiner Zunft
- den tiblichen Tribut zu bringen: in der Einführung des sprach-
- kundigen Wallers Tragemund V. 103 — 146, in der Behandlung, die
- Bride dem ungetreuen Kämmerer angedeihen lässt, indem sie ihm
- den Rücken schlägt, ihn an den Haaren zu Boden reisst und mit
- Füssen tritt (1612 ff.*) vgl. 2439 ff.), in der Gewährung von Rossen
- als Botenlohn 1169 ff. 3033 ff., und in der Belohnung durch Klei-
- dungsstticke 56 ff. 2223 ff. 2331 ff. Das sind Situationen des wirk-
- lichen Lebens, die in allen Spielmannsdichtungen mit unbedeutenden
- Variationen wiederkehren.
- Dagegen ist in der ganzen Anlage des Gedichtes die spiel-
- männische Schablone unverkennbar, und damit kommen wir zu
- der zweiten Hauptleistung des Ueberarbeiters.
- Aus der in seiner Quelle irgendwie (vielleicht wie in andern
- Heimkehrsagen durch einen Traum) motivierten Ostfahrt Orendels
- und seiner Trennung von der Gattin macht er eine Orientfahrt
- des Königs Orendel von Trier zur Gewinnung einer Braut im
- Morgenlande. Das ist der bekannte, der gesammten Spielmanns-
- *) Diese möglicher Weise schon in der Vorlage, vgl. S. LXX. XOVI.
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- CVin Behandlung der ersten Quelle.
- dichtung gemeinsame Brautfahrtvorwnrf; mit dem die Richtnng anf
- das Morgenland und die Heidenbekehrnng anf das Engste zusammen-
- hängt, während die Localisiemng Brides in Jerusalem und Orendels
- in Trier 7 sowie dessen Kampf um das heilige Grab erst aus der
- Einflechtung einer Legende zu erklären ist. Den Schiffbruch Orendels
- bis zur Anrufung Ises nahm der Ueberarbeiter aus seiner Vorlage
- unverändert auf. Das Misstrauen aber, mit dem Ise. im alten Ge-
- dichte dem nackten Fremdling begegnet, der sich ihm als den schiff-
- brüchigen König Orendel zu erkennen gegeben — dies berechtigte
- Misstrauen bauscht er in alberner Uebertreibung auf: Ise hält den
- nackt und hilflos in öder Wildnis Gestrandeten für einen Eäuber
- und Dieb! Und statt seinen Namen zu nennen, muss ihn Orendel
- thörichter Weise verschweigen und sich für einen gescheiterten
- Fischer ausgeben, aus dem einfachen Grunde, weil in dem Fisch-
- zuge Orendels, wobei sich der graue Rock — in Anknüpfung an
- die Vorgeschichte — im Fischmagen wiederfindet, ein Wunder vor-
- geführt werden soU. Dieser wunderbare Fischzug erklärt auch die
- Veränderung, dass Orendel von Ise nicht — wie in der Quelle —
- die Hälfte seines Gewandes, sondern den ganzen Rock erhält.
- Während aber in der Vorlage Rock, Ross und Schild zusammen-
- gehören, riss sie der Spielmann mit seiner Vorliebe für Wieder-
- holung ähnlicher Motive auseinander, unterdrückte deshalb an dieser
- Stelle den Rossfang Ises und lässt seinem Helden Ross und Schild
- erst später durch einen Heiden Mercian zu Teil werden, wiederum
- gegen das Gelöbnis der Dienstbarkeit; dabei bildet er die Scene von
- der Bändigung des Rosses dem Rossfang Ises nach, wie oben ge-
- zeigt wurde. Wie durch diese willkürliche Spaltung die einzelnen
- Z\}Lge ganz unverständlich geworden sind, ist ebenfalls früher aus-
- führlich dargelegt worden. Als Orendel eine Reihe von Freiem be-
- siegt hat, sendet ihm Bride einen Boten, ihm ihre Minne zu ent-
- bieten. Der Brautfahrer Orendel wäre ja damit am Ziele seiner
- Wünsche, könnte frisch zugreifen, und das Lied wäre glücklich zu
- Ende. Statt dessen speist er den Boten mit dürren Worten ab und
- verleugnet sich. Dasselbe alberne Schauspiel wiederholt sich dann
- nach jedem der Riesenkämpfe und geht sogar so weit, dass der
- vorher so minneeifrige Orendel das ihm angebotene Beilager aus-
- schlägt und ein Schwert zwischen sich und die Jungfrau legt. Wie
- dieser kindische Widersinn nur aus dem tiefen Grundgedanken der
- alten Dichtung zu begreifen ist, wurde S. XCV f. auseinandergesetzt.
- Während femer in der Vorlage ein neidischer Freier der Königin
- zum Vorwurf macht, dass sie einen gemeinen Mann in knechtischer
- Tracht küsse, muss hier nach allem Vorangegangenen Mercian die
- Königin schelten, weil sie seinen Knecht küsse. Aus dem treff-
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- Behandlung der ersten Quelle, CIX
- liehen Schwerte, das Bride dem Gratten reicht, und das jedenfalls
- sein eigenes, seiner Hand allein vorbehaltenes war, macht der Be-
- arbeiter das Schwert Davids. Dass endlich im dritten Kampfe, als
- Bride die eigenen Mannen anfallen will, Orendel sich plötzlich pa-
- thetisch zn erkennen gibt, wirkt in unserer Bearbeitung einfach
- lächerlich: was soll damit entschieden werden? wie dieser herge-
- laufene Ankömmling heisst, kann den Freiern herzlich gleichgiltig
- sein. Dennoch sind sie tief erschrocken und huldigen ihm augen-
- blicklich. Für dieses sinnlose Betragen stand dem Spielmann eben
- kein Motiv zu Gebote. Aber das mehr als überraschende Benehmen
- Brides, die, obwol von einer glänzenden Freierschaar umworben, für
- den unbekannten, dürftig gekleideten Fremden so energisch ins Zeug
- geht und sich ihm geradezu an den Hals wirft, während er, der
- sie doch gern besitzen möchte, eine jüngferliche Sprödigkeit heraus-
- kehrt, die sie nur noch zudringlicher macht — dies Benehmen hat
- der Spielmann doch wenigstens durch ein bestimmendes Motiv zu
- mildem gesucht: die Stimme Gottes hat ihr verkündigt, dass König
- Orendel von Trier ihr Gatte werden solle und bestimmt sei das
- heilige Grab zu gewinnen. Das stimmt aber vortrefflich zu seiner
- ganzen geistlichen Neigung und seiner Motivierungsweise über-
- haupt, die in ihrer gedankenlosen Bequemlichkeit am Liebsten
- Alles dem Himmel und seinen woltätigen Heiligen in die Schuhe
- schiebt. Unter seinen groben Händen ist also Alles, was im alten
- Gedichte edel und tief begründet war, albern und unverständlich
- geworden, die Gestalt Orendels fast zu einer Fratze und Bride
- — im besten Falle! — zu einem Character, der nicht nach eigener
- Willensmeinung, sondern unter der Einwirkung einer himmlischen
- Bestimmung handelt.
- Was der Ueberarbeiter an neuen Zügen dem Gang seiner
- Quelle eingefügt, hängt fast durchweg mit derselben geistlichen
- Tendenz zusammen und ist vorhin unter diesem Gesichtspunkt er-
- örtert worden. Daher erklärt sich auch, dass aus den Freiem und
- ihren Mannen zum grössten Teile Heiden gemacht sind, die von
- Orendel erbarmungslos niedergemetzelt werden. Sonst beschränken
- sich die Zutaten auf den ganz physiognomielosen Seekampf mit dem
- Heidenkönig Pelian V. 401 ff. die Schachspielscene zwischen Mercian
- und Sudan, die in der Volksepik traditionell ist (vgl. Vogt, SM.
- S. CXXI), die Schilderung kunstvoller Schmiedearbeit (vgl. Anmkg.
- zu V. 973), die Berufung der Tempelherren durch Bride (allerdings
- wieder auf himmlische Weisung) V. 1910 ff.*) und die Gattin, die
- Ise beigegeben ist (vgl. unten).
- *) In dem Hohn der Tempelherren V. 1975 ff., Orendel sei wol aus
- dem Kloster entronnen, steckt gewiss ein echtes Stück der alten Dichtung.
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- OX Selbständige Zwischetüiandlung.
- Den Schluss des alten Gedichtes hat der Ueberarbeiter, wie
- schon auseinandergesetzt wnrde, gröblich verschoben. Nach der Vor-
- lage ruft Orendel seinen Woltäter Ise an den Hof, Dieser kommt
- in seinem grauen Rock und kehrt reich belohnt nach Haus zurück.
- Der Spielmann wollte aber jetzt auch Ise mit einer grösseren RoUe
- bedenken und brauchte eine Anknüpfung, um seinen Faden weiter
- fortzuspinnen. In seiner plumpen Weise nahm er deshalb die Be-
- rufung Ises durch Orendel von ihrem richtigen Platze und setzte
- sie erst nach Ises Rückkehr ein, um nun flott weiter erzählen zu
- können. Dafür Hess er an jener Stelle Ise von selbst erscheinen
- und seinen Knecht zurückfordern: das ist aber ein Missverständnis,
- denn Ise hat nach der Vorlage dazu nicht das mindeste Recht. Und
- so ergibt sich denn der grobe Widerspruch, dass Orendel, nachdem
- er eben sein Verhältnis gelöst hat, sich ihm immer noch verpflichtet
- fühlt und ihn abermals beruft, als wäre nichts geschehen. So hat
- die gedankenlose Sudelei der Bearbeitung Verwirrung über Ver-
- wirrung angerichtet.
- Nunmehr folgt ein grösseres Stück, in dem der Bearbeiter ganz
- auf eigenen Füssen steht. Ise wird zum Herzog geschlagen. Jetzt
- sehen wir auch, warum Ise V. 590 ff. als ein Beherrscher von
- 800 Fischern und Besitzer einer herrlichen Burg bezeichnet wird:*)
- wer zur Herzogswürde auserkoren war, durfte kein gemeiner Mann
- sein, der in dürftiger Hütte haust. Um seine neue Würde gleich
- zu bestätigen, gebietet Ise eine Heerfahrt nach Westval, bei der
- Orendel und später auch Bride gefangen werden, natürlich nur, um
- wieder durch himmlische Hilfe befreit zu werden (vgl. S. CIV).
- Darauf senden die babilonischen Könige Elin und Durian den Her-
- zog Daniel mit Fehdebriefen zu Orendel, der den Boten mit zwei
- mächtigen Faustschlägen abfertigt gegen alles Völkerrecht. Orendel
- besiegt darauf Durian im Zweikampf, wiederum mit himmlischer
- Unterstützung, und die Heiden unterwerfen sich sammt und sonders.
- Auch das sind wieder ganz physiognomielose Kämpfe ohne das ge-
- ringste poetische Interesse, bei denen es sich in erster Linie darum
- handelt, möglichst grosse Massen von Heiden zum Christentume zu
- bekehren. Aber der heilige graue Rock muss nun vor Allem nach
- Trier gebracht werden. Orendeln erscheint also der übliche Engel —
- fataler Weise gerade, als er mit Bride das Lager teilen will
- (V. 2844 ff.) — der ihm verkündet, dass Trier von Heiden belagert
- sei. Sie rüsten sich zur Abfahrt und übergeben Ise das heilige Grab.
- Doch Dieser lehnt es ab, weshalb sie es dem Schutze zweier Her-
- *) Der grobe sich daraus ergebende Widerspruch zu der „Klause" ist
- oben S. LXXIII besprochen worden.
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- Selbständige Zwischenhandlung. Behandlung der zweiten Quelle. CXI
- zöge anvertrauen, die es an die Heiden verraten. Unterwegs stossen
- Mersilian und Stefan zu ihnen, Ises mächtige Söhne, die wiederum
- zu dem „armen Fischer" gar nicht passen. An dieser Stelle ver-
- wertet der Bearbeiter den Rossfang Ises aus dem alten Gedicht mit
- der albernen Motivierung, dass Bride Orendel auffordert, ihren
- Mannen Rosse und Gewänder zu kaufen, damit sie die Blicke der
- Frauen auf sich. lenken (V. 2984)! Dann zieht die ganze Schaar
- auf dem bekannten Kreuzfahrerwege nach Metz und Trier, wo die
- Belagerer (die hier sogar noch Heiden sind, damit sie nachher zu
- grösserer Erbaulichkeit wieder getauft werden können) im Buss-
- gewand ihm reumütig entgegenziehen. Ein Engel befiehlt, den hei-
- ligen Rock in Trier zu belassen, wo er in einem Steinsarg verwahrt
- wird. Damit hat der Bearbeiter sein Hauptziel erreicht. Diese ganze
- Partie trägt aber durchaus den Stempel seiner kläglichen Erfindungs-
- armut und stümperhaften Darstellungsweise. Der immer wieder be-
- tonte Gegensatz zwischen Christen und Heiden, das fortwährend
- wiederholte Eingreifen des Himmels, diese aneinandergereihten Kämpfe,
- deren ermüdende Langeweile nicht durch eine lebhaftere Schilderung,
- ein anschaulicheres Bild, eine poetische Wendung unterbrochen wird
- — das AUes zeigt hinlänglich, wie ein solcher Stümper arbeitete,
- wo ihm keine ausgeführte Quelle zur Seite stand.
- Wie die Dichter des Morolf und des Rother nimmt aber auch
- unser Bearbeiter jetzt den abgesponnenen Faden von Neuem auf und
- trägt die Geschichte nochmals in abweichender Gestalt vor. Und
- für diese Fortsetzung stand ihm, wie wir sahen, eine zweite treflf-
- liche Vorlage zu Gebote. Den Anlass zur Rückkehr nach Jerusalem
- gibt ein Traum Brides, Jerusalem sei wieder in der Heiden Gewalt.
- Ich möchte glauben, dass darin ein echter Bestandteil der alten
- Dichtung steckt, wo wahrscheinlich Orendels Ostfahrt, wie in vielen
- verwanten Sagen, durch einen Traum motiviert war. Im Uebrigen
- besteht des Bearbeiters Thätigkeit hier eigentlich nur in der grenzen-
- losen Verwirrung, durch die er das schöne Gefüge seiner vortreff-
- lichen Quelle zerstört hat (vgl. oben S. LXXVI f.). Ausserdem
- streute er eine Anzahl geistlicher Brocken ein, die bereits näher
- bezeichnet wurden, und liess auch Ise an der Handlung durchweg
- teilnehmen, ohne dass aber Dieser über die RoUe eines Statisten
- hinauszukommen vermöchte: V. 3722 schlägt er dem Pförtner den
- Kopf ab, 3752 zündet er die Burg an, V. 3740 lässt ihn der
- Ueberarbeiter statt Orendels, wie es natürlich in der Vorlage lautete,
- den Nebenbuhler erschlagen. Dass Orendel und Ise ihr Heer ver-
- borgen halten und allein nach Minolts Burg aufbrechen (V. 3355 ff.)
- erinnert an Morolf, Rother, Oswald u. A. Die Herausführung Brides
- aus der Burg 3368 — 3401 ist eine ungeschickte Scene, die auch
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- OXII Behandlung der zweiten Quelle. CharacteriaWc, Höfische Elemente.
- eigentlicli nur V. 3225—40. 3308—21 wiederholt. Die Wafl&iung
- Brides (V. 3825 ff.) ist der Ausrüstung Orendels und Ises bei
- Achille (V. 3494 ff.) nachgebildet. Der Schlaftrunk, von dem Wolf-
- hart berauscht erschlagen wird, ist wol aus der Geschichte der
- Judith entnommen. Darauf folgt die Zurückgewinnung des heiligen
- Grabes und allgemeine Heidentaufe; der mönchische Schluss stimmt
- zu den andern Spielmannsdichtungen.
- Die von dem Bearbeiter neu eingeführten Persönlichkeiten wie
- Herodes, Schiltwin, Alban, Pelian sind blutlose Schemen ohne die
- allergeringste individuelle Färbung. Ein gewisser Ansatz zu einer
- Characteristik zeigt sich nur in der wiederholt hervortretenden
- Neigung zu paarweiser Gegenüberstellung von Personen, wobei stets
- derselbe Gegensatz zum Ausdruck kommt. Meister Ise ist dem
- nackten Fremdling nicht Übel gesinnt, er nimmt ihn mitleidig auf,
- seine Frau aber will, dass er ihn in das Meer werfe (614 f.), erst
- bei seinem Abschied bittet sie um Verzeihung für ihr unbilliges
- Benehmen. Aehnlich ist das Verhältnis bei Mercian und Sudan.
- Ersterer überlässt dem Graurock gern sein Ross und warnt ihn
- vor seiner unbändigen Natur, er sollte es lieber an einen Stein
- führen, um ohne Schaden hinaufeusteigen (956 ff.); Dieser aber
- schmäht ihn mit hochfahrenden Worten um seiner knechtischen
- Kleidung willen und trachtet ihm nach dem Leben. Derselbe Gegen-
- satz kehrt auch bei Warmund und Berwin wieder: Jener will un-
- willig dem Rossfang Ises Einhalt tun. Dieser hält ihn bedachtsam
- zurück (3014 ff.). Weniger deutlich tritt dies Verhältnis bei Elin
- und Durian hervor, gar nicht mehr bei den Brüderpaaren Mersilian
- und Stefan und den zur Hut des Grabes bestellten Herzögen. Da-
- gegen stehen sich in Minolt und Achille, in Wolf hart und Daniel
- wieder begehrliche Selbstsucht und unbestechliche Mannentreue gegen-
- über. Der Waller Tragemund ist der bekannte Typus der fahrenden
- Leute. So geht auch die Characteristik nirgends über Hergebrachtes
- oder Typisches hinaus, und wo sich eine scharf umrissene und folge-
- recht gezeichnete Persönlichkeit wie Orendel, Bride, Ise, der Buhle
- oder der Pförtner durch die Quellen wirklich darbot, da hat der
- täppische Ueberarbeiter mit seiner ganz abweichenden, durch die
- Veränderung des Grundplanes bedingten Motivierung oder mit der
- Alles ausgleichenden Langeweile seines Legendentones die Linien nur
- verwischt und verdunkelt.
- Von höfischer Bildung ist unser Spielmann noch kaum gestreift
- worden: zwar sind ihm die ritterlichen Kampfspiele nicht fremd, wie
- die Scene in Brides Burghof lehrt, sogar der Begriff des Turniers
- ist ihm geläufig (V. 2324) ; auch das vornehmste Spiel der höfischen
- Kreise, das Schachspiel erwähnt er (V. 901) und bedient sich sogar
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- Höfische Elemente. Alte epische Züge. GXIII
- einer Anzahl höfischer Wörter : Jamer 1945, sablar lllßf tumier
- 2824, rabtt 1276. 2094, danehen sehr häufig kemenäte, gake, die
- freilich in allen Volksepen vorkommen.*) Aher der Frauendienst
- spielt im Gedichte noch keine Rolle: hier ist noch, wie in alter
- Zeit, der Mann der Begehrenswerte, zu dem die Frau dienend auf-
- schaut. Das Wort minne wird nur in sinnlicher Bedeutung ver-
- want (1807. 1827. 8872), ebenso liebe 3227 und huM 3806, gleich-
- bedeutend mit hwlscliaft 2429. Von höfischer Etikette findet sich
- noch nicht die leiseste Spur. Die Form der Anrede ist noch ganz
- ungeregelt. Im Allgemeinen gilt „Du" als Anrede, ob nun ein
- Höherer zu einem Niederen spricht oder umgekehrt, oft genug
- wechseln „du" und „ihr" in demselben Satze. So sagen z. B. Ise
- und seine Gattin „Ihr" zu einander 606. 619, aber 659 „du".
- Orendel ihrzt seinen Vater 195, bekommt aber „du" zurück. Bride
- nennt Orendel meist „ihr", aber 1509 f. 1579. 1637 ff. 1832.
- 2083 f. u. s. w. duzt sie ihn. Sogar der Kämmerer redet Bride
- einmal mit „du" an 1617 ff., ebenso Durian (2388) und Alban 2442.
- Auch Princian duzt Minolt 3248 ff. 3577 ff., Durian Wolfhart
- 3792 ff. Beispiele für Wechsel von „du" und „ihr" in einem Atem
- sind 530. 535. 941. 942. 947. 948. 1439. 1452. 2462. 2463.
- 3548. 3551 u. s. w. So geht Alles bunt durcheinander. Das höf-
- liche Willkommenheissen bei der Ankunft, das meist erwähnte Ur-
- laubnehmen beim Abschied findet sich in anderen Spielmannsgedichten
- auch. Gemütsbewegungen kommen ungehemmt zum Ausbruch : Orendel
- rauft sich vor Jammer das Haar aus (669), Bride bricht, als sie
- von Orendels Gefangennahme erfährt, in heisse Thränen aus und
- droht sogar dem Himmel (2373 ff.). An kostbaren Stoffen kennt das
- Gedicht nur Pheller, Seide und Zobel, an Edelsteinen nur Jachant,
- Smaragd und Rubin.
- Zu dieser kaum merklichen Beeinflussung durch höfisches Wesen
- stimmt der niedrige Bildungsgrad des Bearbeiters, wie er in der
- unwürdigen Behandlung des Kämmerers durch Bride (1614 ff.),
- Mercians und Daniels durch Orendel (1486 ff. 2611 ff.), sowie in
- der wiederholten Prügelei der Albanscene 2489 ff. 2480 ff. hervor-
- tritt. Dagegen hat uns das Gedicht eine Reihe von altertümlichen
- epischen Zügen bewahrt, die ich — und zwar, der besseren Ueber-
- sicht wegen, auch soweit sie der älteren Grundlage angehören —
- hier im Zusammenhang aufführen will. Die Mannen, vom Fürsten
- zur Beratung berufen, stellen sich ringförmig auf (V. 288). Wer
- sich an der Expedition beteiligen will, legt zum Zeichen seiner Mit-
- *) Andere Fremdwörter wie capelle, messe, mimster, evangelium
- stammen natürlich aus der Sprache der Geistlichkeit.
- Orendel. VIII
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- CXIV Alte epische Züge, Darstellung.
- wirknng goldene Sporen an (320). Beim Aufbruch werden Gesänge
- angestimmt (344 u. Anmkg.). Mut und Tapferkeit prägen sich in
- Blick und Bau der Schultern aus (1134. 1181 u. Anmkg.). Als
- Symbol der unberührten Jungfräulichkeit gilt das zwischen Mann
- und Weib liegende Schwert (1818 u. Anmkg.). Orendel kämpft
- allein gegen ganze Heere (1371 flf. 1660 ff. 2035 ff.). Statt zweier
- Heere kämpfen nur zwei ausgewählte Helden (2691 u. Anmkg.).
- Bride sitzt wie ein Mann zu Pferde mit einer Stange bewaffnet
- (2062 ff.). Gold wird in Schilden zugemessen (2195 u. Anmkg.).
- Einige andere, auf Ausrüstung oder kriegerische Sitte weisende
- altertümliche ZVige sind in den Anmerkungen nachgewiesen.
- Was die Darstellung schliesslich angeht, so lässt sich diese mit
- wenigen Worten abtun. Sie bewegt sich durchaus in den fest-
- stehenden Formeln der Spielmannspoesie und liebt auch Wieder-
- holungen grösserer Partieen (485 ff. = 670 ff. 880 ff. 2133 ff.;
- 840 ff. = 1102 fl. 1426 ff. 1766 ff. 2568 ff. 2744 ff.; 969 ff. =
- 1038 ff. 1642 ff. 1964 ff. 2055 ff. 2713 ff. 3832 ff.; 1394 ff. =
- 1672 ff. 2845 ff.; 2567 ff. = 2580 ff. 2748 ff. 2760 ff.; 3225 ff.
- = 8308 ff. 3373 ff. u. s. w.). Der spielmännische Character der
- Darstellung tritt besonders bezeichnend in den gelegentlichen Bitten
- um einen Trunk hervor (vgl. Anmkg. z. 2791), womit vermutlich
- auch Pausen, wie sie V. 375 f. (Nun rätent alle in disem ringe
- Wie wir si von dannen l)ringen, vgl. 1141. 2361. 2476) an-
- gedeutet werd^, ausgefüllt wurden. Wie die Manier der Spiel-
- mannspoesie in den durchgehends gebrauchten B,eimformeln hervor-
- tritt, darüber geben die Anmerkungen nähere Auskunft; wie sie
- sonst in typischen Zahlenangaben, in stehenden Beiwörtern, in den
- Anreden an die Zuhörer, in Wahrheitsbeteuerungen, Quellen-
- berufungen, epischen Vorausdeutungen, im Wortschatz u. dergl. sich
- geltend macht, braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden. Die
- Technik der Spielleute ist in allem Wesentlichen eine, jedenfalls
- unter allen Arten schulmässiger Technik, welche wir kennen, die-
- jenige, die dem Einzelnen der sie ausübt, am Wenigsten selbständige
- Bewegung verstattet. Eine Betrachtung eines einzelnen Gedichtes
- nach dieser Seite wäre also wertlos, sobald sie nicht im Zusammen-
- hange mit den andern Epen dieses Kreises geführt wird. Aber auch
- eine erschöpfende Darstellung aller dieser traditionellen Kunstmittel,
- welche hier zu weit führen würde, könnte doch nur bestätigen, was
- Fr. Vogt in seiner Behandlung der Spielmannschablone (Salm. u. Mor.
- S. CXXXVni f.) bereits hinreichend festgestellt hat. Erwähnt sei
- nur noch, dass von der Reimbrechung in unserm Gedichte aus-
- gedehnter Gebrauch gemacht wird, wofür fast jede Seite Beispiele
- bietet, und dass die Epitheta, die in der späteren Spielmannspoesie
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- Darstellung, Gesammturteü. OXV
- nur noch als Flitter gelten und in der widersinnigsten Weise durch-
- einander gebraucht werden (vgl. Jänicke zu Wolfdietrich D Vn,
- 66, 2), hier noch durchaus nach ihrem vollen Bedeutungsinhalt
- i empfunden werden. Die beginnende Erstarrung im Formelhaften
- zeigt sich nur gelegentlich in den Anreden Mercians und Durians
- an Orendel (1090. 2744), die zu der feindlichen Situation nicht
- passen. Im Uebrigen entbehrt auch die Darstellung jeglichen Reizes.
- Wo einmal ein sinniger Zug, 'eine poetische Wendung hervortrat,
- da konnten wir sie auf die benutzten Vorlagen zurückführen oder
- aber als formelhaft nachweisen, wofür die Anmerkungen zahlreiche
- Belege bieten. Sonst unterbricht jedoch kein Bild, keine lebhaftere
- oder individueller gefärbte Ausdrucksweise die öde Einförmigkeit der
- Erzählungsweise.
- Nach alledem kann unser Urteil über die Leistung des Ueber-
- arbeiters nichts weniger als günstig ausfallen. Dem hohen dichte-
- rischen Werte seiner Vorlagen steht er verständnislos gegenüber;
- die logische Entwicklung, die Feinheit der Characterzeichnung, die
- runde Geschlossenheit des Aufbaues — Alles zerfällt ihm unter den
- Händen. Die hoheitsvolle Heldensage modelt er zu einer trockenen
- Legende um, und selbst ein gesunder Spielmannshumor vermag nir-
- gends durchzubrechen. Wo er Eigenes bringt, greift er nur zu
- Typischem oder zu überliefertem Fabelgut: durch nichts vermag er
- uns in seiner langweiligen Physiognomielosigkeit für den Verlust
- seiner trefflichen Quellen zu entschädigen.
- vin«
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- Text.
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- Also guot die wile was,
- daz der heilige Crist geboren wart,
- also guot was ouch die wile,
- daz geboren ward die ktlnigm santJMarle;
- 5 und wer der heilige Crist nit geborn,
- so were manige sei verlorn.
- Ach Jliesus, vil lieber here,
- nun entar uns ouch nit mere;
- in din himelsche gemid uns wellest senken,
- 10 daz wir [nit] daran gedenken,
- wer uns daz leben hat gegeben:
- daz hat getan al der weit schöptere^
- Vil gerne mügent ir hoeren daz,
- war umb got die vierzig tage fast:
- 15 daz tet er füi- unser sfinde,
- der cristenheit zuo einem Urkunde,
- waz wir durch daz jai- sünden begiengen,
- daz daz die vierzig tag^^ an sich tiengen.
- Nun wil ich mir selber beginnen,
- 20 von dem heiligen gräwen rocke singen.
- 1-2 eine Zeile in H. 1 was d. w. H, 2 Do — was JD,
- 4 sant fehlt H. Maria H. 5 Und feldt H. 6 So weren manig
- tausent seien v. JD. Darauf in H: Die alle sament verloren worent
- Ob der süsse Krist nit wer geboren. 8-9 in H: Nun flire von
- uns nit zu verre Din vil hymmelsche genade. 11 gegeben her H,
- 12 aller [der B] weit [ein H] schöpffer HD. 14 Warum H. die
- hayligen .XL. tag D. 16 zu vrk. H, 17 daz fMt H. sünde
- beginent H, 18 Das sy H. die hayligen .XXXX. t. gar D. zügent
- H, 20 Ynd wil von D, Von dem grauwen rock sprechen do (!)
- singen H,
- Grendel. 1
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- Er ward gewürket zwäre
- von eines schoenen lemlins liäre,
- den span die edele und die frie,
- die künig-inne sant Marie.
- 25 Min frow Marie in selber span,
- sant Helena in selber würken be^an.
- Er ward gewürket und nit genät
- und ward gewtlrket mit flizen,
- der gräwe roc sol nit bi-echen noch slizen.
- 30 El" ward gewürket üf dem bei'g Oliveti,
- der here slotrf selber dar in.
- Do der gräwe roc ward bereit^
- unser her in selber an sinen üb leit;
- darinnen vaste[t] er vierzig tage
- 85 nach der heiligen geschrift sage,
- und mit also guoter minne[n]
- von der bittern helle wolt er uns gewinnen.
- Und wie er uns erloste,
- Sit kam er dem künig Grendel zup tröste.
- 40 Nun hQei'eht an diesen stunden:
- ez ward an einem tiutsclien buoch^ funden,
- wie daz der anne eilende Judas
- unsers heren verraeter was.
- Judas unsern hei-en ouch veriiet
- 45 und genoz sin sid her niet.
- Die Juden dar zuo giengent,
- unsern lieren si an daz kriuze hiengent,
- 22 lambes H, 23 Ben hat gespuimen D, Dar zu span jn H,
- und frey D. 24 Selber die k. Hy Die edele k. D. Marey Z).
- 25 sant Mari« Hy sandt Maria D. 2(3 Helene Ä 27 genegt Ä
- Darauf in D: Das selbige edel minnigkliche wat, in H: Und sol
- waren allewegent. 28-29 umgestellt in H. 28 Vnd ward auch D,
- Wan er wart H, 31 Oristus der herr schloff D, Er schloff H,
- dar jnne H. 34 die hayligen .XXXX. tag ü. 35 Das ist wer
- als ich vchs sage H. 30 Mit also grosser lieb vnd eren D. 37 Wolt
- er vns von der b. h. keren D. 39 Do D, Orender (!) wol zu t H,
- 40 an] zu H, 41 Es wart ein tütsch bucli f. H, gefunden D.
- 43 veretter Ä 45 Er g. D, sin sicher gar niecht H, sein auch
- seyd her nit Z>.
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- — 3 —
- si legteil in tief- in ein grab.
- Xnn hoeient, wie ein alter Jude sprach:
- 50 „Rieher künig Herodes,
- hiute soltu mir Ionen [des]
- alles des dienstes, so ich dir hän getan
- voUeclichen driu und zweinzig jar;
- richer künig schöne,
- 55 daz soltu mh" noch liiute Ionen.
- Gib mir den gi-awen roc vil here,
- den an truog der cristen i)redigercy
- vil lieber künig here.
- so bit ich dich nit mere.
- ßo Do sprach der künig Herodes:
- „Da mit si dir gelonet [des].'^
- Do der jiid die red vernam,
- er huob üf den grawen roc und tiiiog in frölichen hin dan.
- Er truog in also gerihte,
- 65 da er einen schoeneii brunnen wiste
- und wuoscli in uz dem brunnen
- und tniog in an die suiinen
- und breite[t] in üf die erden.
- daz er solt^^ trucken werden.
- 70 Unser here Jhesus Ciistus daz gebot,
- daz sin vil rosenfarbez pluot
- in dem grawen rocke stuoiit
- 48 in vil tieff D, 49 hören 1). 50 Ein reicher D, Riechttr H.
- vnd ouch (auch D) H. HD. 51 Noch hellte D. 53 VoUigklich
- drey Z). drü imd drissig H. 54 Du r. k. und seh. H, Auch reicher
- k. herr vnd auch seh. D. 55 Ion H. 56 G. mier d. rock vil
- gr. her H, hl Den do antrug H, Jhesus d. cristenhayt p. 1),
- 58 Du vü Z>. 59 dich feUt D. 60 der felilt D, 62 Da nun
- der i). Also d. H. 68 grawen, frolichen /e/^W D. von dan 1).
- 64-65 umgestellt in H, 64 also bald mit listen 2). Vnd tet nach
- sinem gelüste H, 65 seh. lauter br. D, seh. burnen H, wüste H.
- 68-69 fehlen H. 70-72 in D: Vnser h. i. c. der vü gut Gebot
- das sein v. ros. p. In d. gr. r. stundt Als er es empfieng am kreütz
- wundt, in H: Y. h. i. k. das geb. Das s, ros. blut so rot An d.
- g. r. strunt (!) Also es noch wol ist kunt.
- 1*
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- — 4 —
- in allen den geperden,
- als er aller ei*st gemartert weie.
- 75 Als künig Herodes daz ersaeh,
- er verpot dem selben Juden daz,
- als lieb im sin leben were,
- daz er den roc nimmer an tHe.
- Kr vei-würkte den i*oc vil hart
- 80 in einen steinenen saic
- und fuorte in in kleiner wile
- des meies wol zwo und sibenzig mile,
- er warf in an der selben stunde
- zuo des wilden meies gründe;
- H5 er sprach: „d« lig> du giuwei' roc,
- du wirst nimmei' mei* funden, daz weiz got!"*
- Die wazzer sich entsluzzen,
- do geflozzen,
- dei* den selben sarc üf prach,
- «0 da der gräwe roc*. innen lach.
- Do flöz er diiei* sumertage lang
- in ein gewilde und in ein land,
- da kam dei' gi*äwe roc üt* einen sand,
- da in der enget gotes fand;
- •♦5 ei* barg in also werde
- niun klaftern [tief] under die erden.
- Da lag der grawe roc, daz ist war,
- volliglichen üf aht jar;
- 74 aller fehlt H» gemartelt H. 75 A, der konnig d. e. H. ersähe
- das D. 11 fehlt H, 78 mit seinen äugen njnnmer ansehe 2>, nit
- trüge noch tet an H, Darauf in 1): Er sprach herr ihesu (Tist
- Gib mir nun drey tage frist, in H: Er sprach herre des wil ich
- teding und frist han Das verhot er im an das leben sin Vnd trüge
- in von der ougen schin. 79 vil fehlt H, Der grawe rock ward
- verwürcket v. h. D, HO staynen 2>. 81 fürten in I>. in vil cl.
- wilen H, 82 milen H. 83 zu den stunden H, 84 gründen H,
- In — grund I), 86 funden wisz g. H. 87 Das wasser kam mit
- flUssen H. 88 Da kam ein syren geflossen 2>, Do die wasser mit
- vU sint g. H. 90 lag D. 91-92 umgestellt in K 93-90 feiden
- H, 94 Do in der syren hin bezwang D, 95 in] sich D. 97 Do
- kam H. 98 V. wol D, Volleichte H. achte H.
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- — 5 -^
- und in dem munden järey
- 100 do kam der selbe roe zwäre,
- er kam also werde
- her wider üf die erde.
- Do kam ein anner wallender man
- der wolt zuo dem heiigen grabe gäu;
- 105 er enkimde mit allen sinen sinnen
- keiner slahte kiel finden
- noch keinei* slaht galin
- [des sollent ir vil sicher sin].
- Er was geheizen Tragemund,
- 110 im wärent zwei und sibenzig künigi iche kund
- do wallet er in Ciperland,
- do kam der waller uf den sand.
- Do fand ei* den grawen i-oc guot,
- den got zuo siner marter truoc;
- 115 mit sinen snewizen banden
- zucte er in von dem sande.
- ei* sprach: „her, den roc hästu mir geben,
- den wil ich an minen üb legen
- und wil in tragen also stillen
- 120 durch des mannes sele willen,
- der dai' in ertrunken ist.
- Du weist wol, himelischer Orist,
- daz ich sin bedarf gar wol;
- wer nun gote wol getmwet,
- 125 wie rehte wol der puwet!"
- — also spra(*h der wallende man —
- „Dem kan ez nimmei* missegan!"
- 99 An dem H. 100 derselb grawe rock H. 101 Ztk landt
- also w. D. 105 Er k. ff. 100 Kainen geschlachten k, f. />,
- Keinen niergent fynden H. 107 kaine geschlachte D. lOS Das Z).
- 109 genandt D. 110 zwei und fehlt H, 111 Do wolte er uff
- Zipperlant H, Cippernlandt Z). 113 Also D. grawen fehlt D.
- 114 martrer D, martel H. 115 henden H. 116 Schute H.
- 119 stüle H. 121 in dem rock D. 123 fehlt H, Darauf in
- D: Als ich von recht vnd pillich sol. 125 Wie recht der wol
- gepawet D, 126 Also fehlt H, der arme wallende /), der eilende H.
- 127 Wie kan es jm nun m. H,
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- — Ö —
- Er wuoscli den graweil roc vil guoten
- üz des wilden meres fluoten.
- 130 Unser here dsw gebot,
- daz sin vil rosenfarbez pluot
- in dem gi-awen rocke stuont
- in allen den geperden,
- also er des selben tags gemartert were.
- 135 Do daz der wallende man ersach,
- daz wort er snelliglichen sprach:
- „Ach du himelischer trehtin,
- daz mag wol din roc sin,
- here, do du empflenge den speres stich,
- 140 den hastu gellten, here, durch mich
- und durch allez menschlich künne,
- wie du uns von der bittern hei gewünne.
- Dei* roc zimt mir nit zuo haben
- noch keinem sünder üf ertrich zuo tragen.*'
- 145 Üf huob er den roc guot
- und warf in wider in des meres lluot.
- Do kam ein lisch, der hiez der wale,
- der veisland den roc in sinen magen.
- Er fuoi-t in an den selben stunden
- 150 zuo des wilden meres gi*unde[n],
- er truog in in sinem magen,
- als ich die geschiift hoere sagen
- — daz soUent ir wizzen und ist wAr —
- volliglich üf aht jar.
- 128 vil fehlt D, gut H. 120 flut H. 131 Das sin rosen
- varbes blut rot H, 132 stuont] was behut H» Darauf in U:
- Gleich also er erste frisch wer wundt. 133 Vnd in D. 134 ge-
- martelt H. 135 an sach D, 136 sclmellentliclien H, 137 herre
- mein JJ, 138 Dis H. 139 do fehlt H. empfinge H, empfiengst D.
- des sp. st. D, den sper st. H. 140 Den litte du H. lieber herre D.
- 141 menschen könne H, 142 gewönne H. 143 zu tragen H.
- 144 zu liaben H, 145 den grawen rock g. H, guten D, 140 in
- des wilden mores fluten D, 147 wal D, walle H, 148 d. rock
- über alle H. 149 zu den st. H, 150 In HD. 151 visch magen H.
- 152 Also lang als ich es.uch sagen H. 153 auch war D, das
- ,ist wor H, 154 VoUentlichen H. Darauf in D: Das mercke
- wer do wolle Des hat das erste blieb ain ende. •
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- 15Ö Ez sprichet an dem buoch^ [also]:
- ein stat ligt üf der Müselen [doj,
- die ist ziw Triers genant,
- gar witen ist si erkant.
- Dar innen was gesezzen
- i ein here wol vermezzen,
- künig Otigel was er geheizen;
- er was ein rehter raeister
- und ein here richer
- über zwölf künigriche,
- i«5 die warent im alle undertan.
- Der künig ziehen began
- dri süne herlichö.
- Dei- eine wart gezogen üf zeize,
- der junge künig Oi'endel ward er gelieizen.
- 170 Er ward also rieh und also here,
- im ward undertan daz heilige grab
- und daz guot land zuo Jerusalem*?.
- In zoch der künig, daz ist wai-,
- volliglichen uf driu zehen jar,
- 17« do empfleng er sin swert zwiir.
- An des guoten heren sant Stefans tage,
- als wir daz buoch hoeren sagen,
- er gieng über den hof vil snelle
- in eine rehte schoene capelle.
- 180 Do liez er sich also süeze.
- für unser lieben frouwen füeze.
- 155 Er H. 150 lit H, musel D, musselen H. 157 Sy heisset
- und ist genant H. 158 Trier und ist ouch wol erkant H. 159 Dar-
- inne H. 160 gar wol D. 161 eygel D, segel H. genant JS.
- 162-164 in D: Vber zwölf künnigreichen war er ain herre reicher
- Vnd ain rechter mayster, in H: Zwolff kunig rieh stunden in siner
- hant Die er alle sampt besass Vnd ir aller ein herre was. 165 Vnd
- w. im oueh u. H. 166 Der selbe künig dry süne gewan H,
- 167 fehlt H, Vnnd drey D. 168 zeissen D, beissen H. 171 daz
- h. g. fehlt D. grap über mere H. 172 Das haylige grab vnd die
- stat Jerusalem D. Yherusalem H. 173 Dar zu zach H. 174 Wol-
- lentlichen H. 175 zwar] das ist war H, 176 tag 5". 177 dis,
- horent H, 178 so schnell D, 179 Do vand er ein seh. c. H^
- 180 süssen H. 181 Der künigin Maria zu iren füssen JT.
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- — 8 —
- Er sprach: ^hiut han ich empfangen rain si\'ei*t zwar
- üf der kttnigin sant Marie gnad,
- daz si mir helf M diser erden,
- 185 daz ich ein guoter ritter und ein rehter rihter werde
- über witeben unde weisen:
- des bit für mich den himeliscben keiser
- und hilf mir, maget wei*de.
- kttnigin sant Marie!'*
- 190 Er gieng über den hof [also] gedi-ate
- in eine schoene kemenäte.
- Do er sinen vater den künig an sach,
- gern mtigent ir hoeren, wie ei* sprach:
- ^Her und vater, ez wer nun zit,
- 195 daz ir mir gebent em wip,
- die mir wol gezeme zuo der minne
- ttber daz land zuo einer [edelen] küniginne;
- der wolt ich morgengaben
- mit heimzogen und mit grafen,
- 200 mit diizehen ktlnigilchen.
- Ich sag iuch, vater, weiTichen,
- die wolt ich ir machen undeilan/'
- Also sprach der junge kttnig lobesan.
- Do sprach der kttnig Owgel:
- 205 ,,Nun enweiz ich keine frouwen
- in drizehen kttnigrichen;
- die du- mttge geliehen;
- si sind dir alle sippe,
- trfit sun, daz mahtu selber wizzen,
- 182 Hüte hab ich entpf. zwor H, 183 Min schwtrt in disem
- nüwen jor H, 184 Und bit die künigin Maria uff erde H, 186
- Über] Zu beschützen!). 187-189 fehlen H, iuD: Des bit ich
- dich himelische kayserin Vnd bitte es auch die vil werde Die k.
- sandt M. 190 getate H. 194 nun wol z. D, nun lang z. H,
- 196 zu der liebe D. 197 disz H, Vber das landt ain künigin
- edele D, 198 mome geben H. 199 greffen H, 201 sage es
- vch H, vater imd herre D. 203 Also, junge fehlt H, 204 Enge-
- lein (!) H. Eygel thi\t (!) sun ein (!) D. 205 aller frouwen (fra-
- wen D) kein HD. 206 Durch D, 207 möge H. 208 syppen
- 1). 209 magstu s. wol wissen D. Das machtu t. s. s. wisse H.
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- — 9 —
- in» W7/n eine künigin al eine.
- die ist also schoen und reine;
- si ist ein edel kiinigin here
- und ist gesezzen vil ferre
- über des wilden s^/es fluot,
- :ii5 si ist ein edele künigin guot.
- Si hat sich gezogen in wistuom
- und hat ouch weltlichen ruom
- vil gar an sich gewannen,
- si ist aller froawen ein wunne.
- -*20 Si ist geheizen frouwe Bride,
- die schoenste ob allen wrben;
- ii' dienet daz heilige grab
- und darzuo vil der heidenschaft.
- Möht ich du-, trut sun, mit sinnen
- 225 die edele künigin ge^iinnen,
- du soltest werden nimmer so here,
- du soltest din lib und ouch din sele
- ^ opfern unserm heren, dem heiligen grab."
- 1)6 sprach der künig Orendel:
- 2»(> „Vater daz eilende
- wil ich gerne bouwen
- durch die schoene junctrouwen.
- Heizent mir bereiten scliiere
- zwen und sibenzig kiele
- 235 und heizent mir an die kiele tragen
- spis, daz ich aht jar genuog liabe
- daz wil ich allez verzeren
- durch got und des heiligen grabes eren
- 210 Auszwendig wenn i>, A'^sz genomen H. al fehltH. 211 Die
- ist ain schönes weib also reyn D. 214 den 1>. Genne sitt dem
- wilden see H. Nach 215 folgt In H: Sy ist edel und hochgemut.
- 216 het 1>. weiszethum D, richtum^. 217 ouch] doch D. 218 ge-
- nomen H, 219 ain brunne D, ob allen fr. ein wonen (!) H, 220
- Breyden D, 221 D. schönste aller wibe H. 223 Und, der feMt H.
- 224 trüt sun fehlt H. 225 Sun die H, künigen !>. 226 so
- hart 2>. 228 O. dem heil, grab über mere H, 229 Orendel des
- ich willen hab D. 230-231 eine Zeüe in D. 232 schönen D.
- 235 haysz D. mir daran tr. H, 236 Spis fehlt H. i»ug haben H,
- 238 heiligen feJdt D.
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- — 10 —
- und ouch iii guoteri trouweii
- 240 durch die schoenen juncfrouwen/*
- Künig Ougel hiez balde springen,
- sine ziinberiiut liiez ei* gen hof^ bringen;
- si hiez der edel kttnig hei-e
- faren zuo dem WeterLschen mere.
- 245 Er hiez die böume feilen
- und hiez die kiele stellen,
- er hiez si bereiteii schiei'e
- zwen und sibenzig kiele.
- An dera driten jare,
- 260 du swebetent si uf dem wilden wage.
- Do sprach der kttnig Owgel gereit:
- „Triit sun, die kiel sint schier bereit;
- nim zuo dir an disen stunden
- aht künig biderbe xxnde trume
- 255 und siben bischofe here,
- die füei* mit dir über daz wilde mere.
- Land und ouch die selben liutc,
- die tuont waz du in gebiutest.^'
- Do sprach der künig Orendel
- 260 an alle missewende:
- „Vater und ouch min hei*e,
- tuont reht als ich iuch leie
- und sehent, daz ir keinen man zwingcnt
- über sinen frien willen,
- 265 er welle dan vil geswinde
- verzihen üf wib und kinde
- und welle sinen IIb und ouch sin sele
- opfern dem heiligen grab uasers heren.
- 240 schone H. 241 Origel (!) H, Eygel D. bald hersprimi^
- gen D, 242 Vnd hiesz bald sin z. lüte b. H, Darauf in D: Do
- er sy ferrest an sach Das wort er gütlichen sprach. 243-244 fehlen
- H. 246 besteUen H. 247 felüt H. 24S Der zwen und sUbenzig
- waren H. 250 fehlt H. 251 ej^gel Z). Do sp. der vil gemeit H,
- 252 Draut sun mein 2>. 253 an diser stund D, 254 fimm JJ,
- 250 wilde fehlt H. 260 missewendel i). 263 So sehent H,
- 264 Oder über s. wilen tringent H. 265 wole H. 266 Ver-
- ziehen D. und uif k. H. 267 ouch fehlt H, 26H unsers heren]
- und Sant Michahele H.
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- — 11 -
- Ist ez, daz ir deheinen man zwngent
- 270 über sin selbes muotwillen,
- ertränke der üf dem wage,
- so wirt er den flscher* zuo einem aze,
- so verseit im Crist sin riebe,
- ich sag iueh, vater und her, wärlichf»,
- 275 so wil got an dem jüngsten tage
- die seien alle von uns haben.
- Ez ist ouch gar boes zuo felde fehten
- mit bezwungenen knehten.
- Do het an disen stunden
- 280 der junge künig gewunnen
- zwölf smide sazen,
- si daz nit vergäzen,
- daz Silber si do würkten,
- üz dem golAe si do smidten
- 285 vil manigen guldinen sponi,
- [daz schuof der junge künig hochgeborn].
- In der selben zeit hett der alt herr künig Anngel \
- atisz gesandt \ in aäe seine land \ vnd künnig-
- rek'h \ die selben künig nul herren kamen all zti
- hof.
- Der junge künig lobesam
- ringe stMen do began.
- Er sprach: „wo sint ir, künege frome,
- 290 die mir zuo \\iMe wellen komen,
- die durch got und des heiligen grabes willen
- mit mir über den wilden se wellen?"
- 260 keinen, zwingen D. 270 Ober sin eignen ui. H. Dar-
- auf in H: Hüte dar in gehüllet (!). 271 Und ertrinke er utf il.
- mere H. 272 dem fische D. So wer jm die fart zu swere H.
- 273 verseite, Kristus H. im cristenreich 2>. 274 uch her vatter
- sicberliche H. 275 tag H, 276 D. sele bede D. 211 So ist
- gar bosz 2>. 278 Mit den bezwungen k. D, 279-284 in H:
- Do hat er an den stunden Zwolff frttnde gewonnen Die sint nit
- vergessen Sy habent sich vermessen Mitt dem riehen solde Sy
- wurektent usz dem golde. 283 das sy do D, 287-288 f eitlen H,
- 288 stehein D. 289 frummen D. 290 kummen D. Die durch
- got imd das heiige grap komen H. 291-292 Mit mier und minen
- gesellen Über den wilden se wellent H.
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- — 12 —
- Do huoben säch bald an em^ schar
- aht künige veiwäpnet gar,
- 295 mit ieglichem tüsent ritter herlich.
- Der junge künig vil lobesan,
- er sprach: „wo sint hei-zoge, gi-äfen und dienstman,
- die durch got und des heiigen gmbes ere
- ,mit mir farent über dae wilde mere?"
- 300 Der junge künig lobesan
- zuom andön male ruofen began.
- D6 huob sich ander werb ein schar,
- tusent ritter verwäpnet gar.
- Do. künde er mit allen sinen smnen
- :*o die heren von dem ring nit bringen.
- Do hiez er üf den hof tragen
- zwen olbende warent wol geladen
- mit manigem guldinew sporn.
- Er hiez si schüten üf den hof,
- 310 vil lüte rief der junge künig doch:
- „Nun wol dar, ir stolzen beide!
- ir enkoufent nit die heizen helle
- umb daz gold so schoen und rot:
- doch, so sag ich iuch, ir müezent liden not!"
- 315 Umb die rede vil unmäzen
- woltent si ez nit under wegen läzen;
- die stolzen ritter jungen,
- wie bald si üf Sprüngen,
- 293 Do hub sich balde ein seh. H. 294 erwonschet H.
- Darauf in D: Acht künig edel vnd reicli. 295 Jeglicher mit t.
- rittern h. kam H. 296 löbesam H. 297 sint jr h. und grafen
- bere H, 299 über den wilden see J). Mit mier wolent faren u.
- d. w. se dan H, 301 fehlt H, 302 an der stund an ain seh. 2>.
- 303 verwoffentÄ 304-305 feUen H. 306 Do bracht man uif
- den plan zwen wagen H. 307 wol beschlagen D, mit glildin sporen
- wol geladen H. 308 fehlt H. Darauf in D: Do schtiff der
- ilingeling wol gebom. 309-310 fehlen H. 311 N. w. das (!)
- jr ßt. ritter und beiden H, 312 Vnd k. D. heisse H. 313 so
- fehlt D. und so rot H. 314 Ich sag euch D. 316 Wöllent ir
- sy nit lassen D. 318 Yü bald H.
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- — 13 —
- wie balde si sich bucten,
- 320 die guldinen sporn äi alle M zueten!
- do enbleib nit mer den zwene,
- die nam der junge künig bede.
- Der junge künig lobesam
- ein bild giezen do began
- 325 von dem röten schoenen golde,
- als erz zuo Jeinisalem zuom opfer haben w olde.
- Ez was ein bild so herlieh,
- unsers heren bild dei* marter was ez glich.
- Der junge künig lobesam,
- 330 uiloub er von damien nam
- zuo vater und zuo muoter,
- zuo swester und zuo bruoder,
- zuo Munden und zuo mägen,
- dö kerte er gegen dem wilden wäge.
- 335 Die heren nit lenger beiten,
- die schiffe si bereiten;
- die hiez man alle wol laden,
- also wü- daz buoch hoeren sagen,
- mit brot und ouch mit wine,
- 340 mit manger hande spise.
- Ir arken si entsluzzen,
- von dannen si do fluzzen
- üf der Müselen hin zuo tal,
- do huob sich ein freudenricher schal.
- :m5 Da zuo Kobelenz an dem Rin,
- da saz üf die meiste menigm.
- Si fuorent den Rin hin zuo tal,
- die stolzen ritter über al
- unz an daz Weterische mer,
- 350 dar kam der künig und allez sin her.
- 319 Gar balde sy bedachten sich H, 320 Und zückteut
- die sp. fürderlich H. 321 Do blibent H, nye mer I). dan H,
- 322 bede] schene H. 323-324 fehlen H. 324 gleissen D. 325
- -328 fehlen H. 330 ürlop, danan H. 334 zu dem w. wagen H.
- 335 nit lang H. 336 Zu schiff D. 337 alle felüt D. 338 dis
- H. 339 euch fMt H. 340 speyse fein D. Und mangerlejp'gpi^
- darin S. 341 beschlussen H. 343 musel D^ moselen ^5^^45-348
- fehlen H. 346 maysten menige D. 349 Bisz 1>. y^üttende mer(^
- H. 350 here H, herr D.
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- — 14 —
- Do luod man die kiele
- vil wunderlichen schiere
- mit brod und euch mit wine,
- mit mancher hande spise.
- 355 Do giengent si an die schif mit kraft,
- die vil stolze herschaft;
- si zugent üf ir segele.
- die kiele fluzzent eben^',
- do fuorent die selben heren
- -m mit harte grozen eren.
- Do fluzzen si mit schalle
- sehs Wochen also lange;
- do kam ein starker Sturmwind
- und waif die eilenden kind,
- 365 daz vil wunderliche here
- uf daz wilde klebermere.
- Üf dem mer si lägent di*i jär
- — daz ist sicherlichen war —
- ros und ouch die liute,
- 370 als uns daz buoch bediutef.
- Der junge lag in grözer not:
- er foiht, er mlieste Tiden den tot.
- Do was der junge künig bestanden
- und mohte nit kumen von dannen.
- 375 Nun rätent alle in disem ringe,
- wie wir si von dannen bringen.
- Daz erbarmete die frie,
- die kttnigin sant Marie,
- si sprach: „trfä sun, vil guoter,
- 380 hilf dem kttnige Orendel üz noeten,
- 352 Gar w. H, 354 speyse fein D. Und tet ouch manger
- band spise darinne H, 355 gohetent an H, 357 jren H. 358 die
- flussent H. gar eben D. 360 So mit grossen e. H. 3(51 mit
- schalle sänge D. 362 also 1.] alle H. 364 Er warff 1^, 365 wttn-
- nekliche H, 367-368 in H: Da lagent sy dry jar als lange Also
- recht herte gefangen. 369 Sicherlich die selben lütte H. 370 Also,
- disz ÜT. bedeute D, bettitte H. 371 kam in grosse n. H, 372 kom-
- meiilD>sden todt D. 374 Vnd kund auch D. von danan H,
- 375-376 S^icten aDe in dissen dingen Wie sy sich danan mochtent
- bringen H, sV Do erwarp die edel und d. f. H. 378 santa H.
- 379-380 fehlen
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- — 15 —
- tiüt sun, vil lieber here.
- durch dines heiigen grabes ere,
- durch des willen er sich hat üzgehaben^
- tritt surij du solt ez im nit rei^sagen,'^
- 385 Do tet ein zeichen unser here
- durch Sinei* muoter sant Marien ere;
- er sande dar einen Sturmwind,
- er warf die eilenden kind,
- das vil wunderliche here
- 390 wider ab dem Klebennere.
- Si ruoften unde sungen.
- wart si nie gefaren künden
- in drien ganzen jären.
- , Do swebeten si üf dem wäge,
- 395 si zugen üf ir segele,
- ir kiele iluzzent ebene;
- do fuoren die selben heren
- mit harte grözen eren
- mit einer starken menige
- 400 gegen der wüesten Babilönie.
- Dar innen wArent gesezzen
- zwen und sibenzig kttnige wol vermezzen;
- under in was gesezzen
- ein heidenscher künig wol vermezzen,
- 405 er was geheizen Belian,
- er het den cristen vil zuo leid getan.
- Do sagte im ein fischere
- vil schiere fremde mere:
- 381 Sy sprach draut s. D. 882 D. des Ji. kreützes ere D,
- 383-384 feJden H. 384 Das er wil zum hayliitren grab D. 385 ain
- grosz zaichenD. 380 sin IT. marie D, 387 ainen strengen windt D.
- 388 Er brachte danan die eil. kint H. 389 fehlt H, 390 Das
- sy worent ab d. el. komen H. 392-394 fMen H, 392-393
- eine Zeüe in D: Das sy nie waren kummen in dreyen jaren.
- 396 gingent H. 398 harte] hohen H, 399 starcken grossen menge D.^
- 400 Zu der grossen b. H, 401 Dar jnne H, 402 Heren und
- kunyge H, Darauf folgen in HD die Verse 407 — 412, 404
- Ein haydenisch man D, wol feUt H. 406 Der H. hat D, 407 jn
- HD. 409-410 Es kümpt ein kristen man Mit LXXII kiellen wol
- getan H
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- 16 —
- „Ein cristeiiman mit einem grozen here
- 410 kumt gefaren üf dem mere
- mit zweiw und sibenzig kielen!'^
- Die mere seit er im vil schiere.
- Der künig sich schiere besande
- gar wit in slnem lande,
- 415 unz daz er zuo im gewan
- . vil manigen heidenischen man.
- Er hiez si balde ilen
- an die grozen roubgalien,
- er fuor den kielen engegen,
- 420 der heidenische künig eben.
- Do er si ferrest ane sach,
- gern mtigent ir hoeren, wie er spiucli:
- „Ir vil stolzen helde guot,
- gewinnent einen frischen muot!
- 4-25 umb daz gold also rot
- die cristen müezen nemen einen bittern tot!"
- Sich huob ein striten,
- daz wizzent ane zwifel;
- daz enwerte nit lang uf dem mere,
- 430 unz der künig mit sinem here
- den sig an den heiden gewan.
- Do ertrenkte er an den stunden
- der heiden mer dan fünfhundert,
- die andern im entrunnen
- 435 in allen den geperden,
- also si durch roubes willen nie dar kumen weren.
- Ul '4:12 fehlen H. 412 in i>. 413 sieh bald b. Ä 414 Bald
- in H. 43 5 Bisz er D, 416 Wol m. heidischen dienstman H,
- Vil haydenischen manchen m. D. 417 fehlt H. 418 roub fehlt H,
- 420 heidensch H, Darauf in H: Wolte in wider satz geben.
- 42.1 ferrest] schier H. 424 Nun habt ainen Z>. 420 müsent liie
- lidea den tot H, 4k21 ein stritten do H, ain stürm mit neyde i>.
- 428 on allen zwiffel so H. 429 en fehlt H. 430 Bisz D. künig
- lobsam und here H. Darauf in D: Vnd auch der künig lobsam.
- Nach 4SI folgt in H: Des entgalt manig heidenescher man. 432 Er
- ertr H. auff den st. D. 433 D. h. wol fünff zehen h. H. Xach
- 434 folgt in D: Vnd im nit werden künden, in H: An den sellx^n
- .stunden. 436 Als ob sy nie dar k. w. H.
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- — 17 —
- Also die ritter junge
- den sig do gewannen,
- si riefen und^ sungen,
- 440 si heten groze freud und wunne.
- Si zugen üf ir segele,
- ir kiele fluzzen ebene.
- Do fuoren die selben hei-en
- mit harte gi'ozen eren.
- 445 Ir kiele wArent wol geladen,
- als wii' daz tiutscli buocli hoeren sagen,
- mit spis und oueh gewande,
- als si ez wolten ftieren gen Jerusalem zuo lande.
- Do kamen si also nahen,
- 450 daz si daz heilig gi*ab sahen.
- Der junge künig Orendel
- bot üf sin snewizen hende,
- er sprach: „himelischer vater und heie,
- noch hiute hilf mir ab dem wilden mere!**
- 455 Do er daz wort ie foUen ges])rach,
- zuo beden siten ei- do sach
- die vil starken winde,
- die giengent alle gelinge
- durch des wilden meres fluot:
- 4Ö0 do gewunnen si unsanften muot.
- Die stai'ken lünden üf dem mere,
- die sluogen daz kreftige here,
- an den selben stunden
- die [zwen und sibenzig] kiele zuo des meres gründe.
- 487 iungen D, 438 D. s. hettent gewonen H, 489 Do
- nifftent sy u. s. H. 440 Und hettent aller frotiden wUnen H,
- 446-447 umgestellt in D, 446 Also wir disz buch hörent s. H,
- 447 M. spisen und mit g, H, 448 est (!) H, Das sy füren zu
- Jerusalem in dem lande D. 450 heiige H. au sahen Z>. 452
- schneweyse D. henden H. 453 himelscher vatter here H, 454 Hiltf
- mier durch din vatterlich ere H, Darauf in H: Hilif mier ab
- dis weges (!) flut Und von dem weter das so gruwelich tut. 455 Ob
- er das worte vollen g. H. 456 do an sach D, 458 also ge-
- schwinde H, 460 Und ouch gar wunderlichen watH, 461 linden Ä
- 463 Zu H, 464 Do fielen die D. des meres fehlt D. tieff in d.
- m. gründe H,
- Orendel. 2
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- — 18 -
- 465 Do genas nie keiner slahte man,
- wan der junge künig lobesan,
- er besloz sine liende
- vast umb des kieles ende,
- der dil sich do üz lost,
- 470 der kam dem jungen künig wol zuo tiust:
- daz sollent ir mir glouben,
- er hate got gar wol vor ougen,
- Uo sluogent in die lünden
- fast in die unklinde.
- 475 Stoc und ouch steine,
- die rizzen im ab sin kleider,
- sin erliche gewete
- die der junge ktlnig an bete.
- In allen sinen grozen noeten
- 480 rief ei* an got dea guoten,
- daz er im hülfe uzer not.
- Do kam er mit gotes hilf üf den sant,
- nacket dan stuont der wigant.
- Er huob üf sin wize hende
- 485 und klagte sin eilende,
- er spmch: „owe, land und liute,
- wie riuwestu mich hiute!
- Nun fuorte ich doch von Trieie
- zwen und sibenzig kiele,
- 465 geslahte D. nie kein man H. 4ö6 der jung her H,
- 467 Er schlosz D, 468 umb] zu H. des ainen hayles (!) D.
- 469 Der kiele H. 470 wol fehlt D. 471 glauben eben D.
- 472 Zu got stund im sein leben 1). 478 linden H. 474 vrktinde
- D, vrkinden H. 475 Die st. u. o. die st. H. 476 sin cl.] vil
- klein 2>. Rissent jm ab s. cl. alleine H, ^11 gewat i). Dar zu
- s. e. wat H, 478 Der Jüngling H. hat HD, 480 Rüff D, Do
- ruflfte H. Darauf in D: Den rieff er an zware Sandt Wieland
- von Bare. 481 ausz not D. Darauf in D: Als im got das
- gebot, in H: Das er nit also geleg tot. 482 Als er ausz kam
- auff d. s. D. Darauf in D: Do in mayster Eyse der fiseher
- fandt. 483 Noch dann (dem H) HD. Darauf in D: AUain auff
- dem sandt. 484 wize fehlt H. 485 sein grosses D. 487 noch
- beut D.
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- — 19 -
- 490 die sind mii* alle versunken
- und in dem wilden wag ertrunken!"
- also sprach der eilende man:
- „wer mich nacket hie findet stfm,
- der spricht an disen stunden,
- 495 ich si von einer roubgalen entrunnen
- und si ein rouber und ein dieb,
- wie wol mii' stelen nie ward lieb
- und mir uf diser erden,
- ob got wil nimmer sol werden."
- 500 Ein loch gruob er in den sand,
- daz tet er mit sin selbes band,
- darin legte sich der kiel verlustige man
- — für war ich iuch daz sagen kan —
- ob sin got m sinem zorne het vergezzon,
- 5(»5 daz in daz gefügel ni( üf dem felde frezze.
- Do lag er in dem sande
- volliglichen dri tage.
- An dem vierden morgen,
- do lag er in grozen sorgen,
- 510 daz mere horte er diezen,
- er sach einen fischer mit siner galen fliezen.
- Do rief der eilende man
- hin üf des wilden meres trän,
- er sprach: ,,nun ker, her flschei*. durch got
- 515 und durch des heiigen grabes gebot!"
- ward dir got ainest ye vorgenant des lasz mich
- gemessen \ vnd ker zu mir an das land.
- Der fischer was ein guoter man,
- er liez die galin zuo im hin dan.
- 490 mir alle] nun H. 491 in d. mere H. 492 Do sp. H.
- 493 W. m. nun hie siecht nackent st. H. 494 zu den st. H.
- 495 einem D. 497 Stelen w. m. n. 1. D, 498 mir] niemer H.
- 499 wil w. H, 502 der arm verl. m. H. 503 gesagen 2>.
- 505 essen 2>. Die vogel woltent in uff dem land vressen H.
- 506-509 fehlen H. 510 höret D. 511 mit siner galen] dort
- her D. 512 ruffte H, 513 Hie D, fan (!) D. 514 gutter
- vischer durch got dich zu mir kere H. 515 gebot] ere H. 510
- biderb man H. 517 hin dan] gan H,
- 2*
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- — 20 —
- Do er in von ferren an sarli,
- gern mWgt ir lioeren wie er spiiich:
- 520 „Nun sag du mir, nackender man,
- wer hat dich in die wildnus getan?
- Ich sili an disen stunden,
- du bist ab einer roubgalen entiunnen,
- du bist ein rouber und ein diep
- ß-'5 ich laz dich liiut genesen niet;
- ich wil dich selbei- fiihen
- und an einen galgen haben!"*
- Do sprach der eilende man:
- „Her, daz wer gar übel getan!
- 53*> h* sprechent, ich si ein roubei* und ein dieb:
- wizzent, daz mir stelen nie ward lieb
- und mir uf diser erden,
- ob got wil, nimmer sol werden.
- Ich was ouch gestern fruo
- 535 ein fischer rieh und her als duo;
- min garn sind mh' vei*sunken
- und min gesellen ertrunken;
- do half mir got mit sinen gnaden
- her ab dem wilden wage."
- 540 Also muoste der wolgeborne man
- sich selber nemen liegens an.
- Er spmch: „imn ker, her flschm^
- zuo mir durch des heiigen grabes ere
- und durch sant Maria die liebe:
- 545 für einen kneht wil ich dir immer dienen."
- Dei' fischer was ein guoter man.
- er hiez in in die galine gan.
- 519 Do hörent H. 520 Sag du n. m. H. 521 in dise wilde H.
- getran D. 523 ab ainem .Z>. 524 vnd auch ain d. D. 525 nit
- ]), niht ff. 526 s. nun fahen 2>. 527 Vnd wil dich — heben H.
- hoben I). 530 Vnd ir I). 531 St. ward mir auch nj^e lieb I).
- 534 ouch fehlt H. 535 und auch herr I). Ein f. und ein her
- a. d. H, 536 erdruncken T), 537 versuncken 1). Vnd in dem
- wilden mer ertruncken H, 539 wagen H. 540 erborne H, 541
- Durch got must er sich ligen lan Z>. 542 vischer tu dich her
- keren H. 543 Zuo mir fetilt D. eren H, 544-545 Vnd d. M.
- die hoch gelobte ktinigin Vnd losz mich din armer diener sin H.
- 546 ein bider man H, 547 an die gallen g. H.
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- — 21 —
- Er gieng zuo einem stmche,
- er brach ein loub rüche,
- 550 daz hielt er für sin schäme,
- Ander wfit het er nit ane.
- Do er in die galine trat,
- nun hoerent, wie der fischer sprach;
- dö sprach sich meister Ise,
- 556 ein lischer her und wise:
- „Du hast beniomet dicli, wizz Krist,
- du werst ein fischer rieh als ich,
- den sach ich nie in disem lande zwAr^
- noch in zwein und sibenzig jaren.
- 560 Ffihestu mir nit in kleiner wile
- vische vol die gix)zen galten,
- ich wnf dich an den stunden
- zuo des wilden meres grunde[n]!^
- Der junge künig Oiendel
- 565 bot üf zuo got sin hende,
- er sprach: „himlischer vater und here,
- du solt mü- üf dem mere
- einen boten senden zuo,
- der mü" helf , daz ich des lischers willen tuo,
- 570 wan du weist wol, liimelischer man,
- daz ich nit wol lischen kan."
- Üf huob er die selben gam,
- und warf si in dem namen dar
- des vaters, des suns und heiligen geiste^v
- 575 die zwölf poten wai-en im sine vofleiste;
- 549 Vnd b. einen walt r. H, 551 Sunst het er nihts anne D.
- 552 gallee H, 554 Also sprach der vischer Yse Ä 556 Du
- bist dich berümen H. wizz Krist fMt D, hbl sigest H, rieh
- fehlt H. 557 in H wiederholt. 558 gesach D. in disem lande
- fehlt Dk 559 Me dan in H, zwan D. 560 mir fehlt H. in einer
- Wille H, 561 grosse gallyne H. 562 würff H, schlag D, zu den
- St. H. 563 tieffen H. 565 Bot uff'sm wisen h. H. 567 WoUest
- mier uff disem mer H. 568 zuo fehlt D. 569 Das ich visch
- fahe nit meinen henden D. 570 himelscher H, 571 Das ich
- vischens nit erkan H. 573 In d. n. gottes liesz er sy fam H,
- hl4, fehlt H» 575 in seiner volaist D. Vnd die heihgen zwolff
- potten Worent sin fursprechen gegen goten H,
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- — 22 —
- er warf si wol mit eren
- hin in daz wilde mere,
- do fieng er in einer kleinen wile
- vische vol die grozen galien:
- 580 des half im also schone
- sant Peter dö von Rome.
- Do meister Ise daz ersacli,
- daz wort ei* gtietliehen sprach,
- er sprach: „du vil guoter man,
- 586 die wärheit wil ich dich wizzen lan.
- Daz so wol vischen kan din hant,
- des soltu haben gix>zen Ion und danc!*'
- Si kerfen gegen der klusen
- gegen des selben \ischers hüse,
- 590 daz was so rehte wunniglich:
- siben tttm vil herlich
- die stuonden in der bürge,
- si het wol gezimet einem künige,
- der do sez zuo Rome.
- 5»5 Dar üt* dienten im also sclione
- aht hunderf lischere,
- über die was er ein liei*e:
- die muosten alle tuen durch not,
- daz in meister Ise der iischer gebot.
- 600 Des lischers frouw was ouch dar inne,
- die stuond vil hoch an einer zinnen
- selbsibend ir dienstwibe,
- si warent gekleit in pfeller und siden.
- Do si in von feri-en ane sach,
- 605 daz worf si güetlichen spracli:
- 576 sij die garn H. b77 wille H. in den wilden seen D. 578
- in klainer D. 579 grosse lang galleyne H. 580 Das D. 581 S.
- petter zu R. H. 582 Also — gesach H, das also e. D. 584 Er sprach]
- Also H. 587 Das D. haben jmer danck H. 589 selben fehlt H.
- 590 rehte fehlt H. 591 Syben türme h. H. 592 vor der bürge
- zwor H. 593-594 eine Zeüe in D. 593 Sy werent eim künige
- geneme das ist wor Ä 594 felüt H. 595 also schone] noch siner
- ger H. 590 Wol uff acht h. v. H, 597 fehlt H. 600 ouch fehlt
- H. 601 vil hoch] hohe H. zürne H. 602 dienst weyber D. 603
- becleit JI, gekleidet D. stde H. 604 in verre H.
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- „Sit gotwilkumen, meist er Ise,
- ein fischer her und wise!
- Wer ist aber der nackende man,
- den ich üf der j^alin sih stan?
- «10 mich bedankt an disen standen,
- er ist ab einer roabgalen enti'unnen,
- er ist ein rouber and ein diep,
- er lat uns ungeroubet niet
- Nun whf in an den stunden
- «15 ziio des wüden meres gründe!'^
- Do sprach meister tse,
- ein tisclier her und wise:
- „Nein, frouw, daz wizzent zware,
- h- soUent in baz emptähen.
- «:i« er ist unser eigenkneht,
- er kumt uns zuo uiMwm di€>nste reht,
- dar zuo kan er üf dem wage
- die tische wol geföhen.
- Ich bin für einen guoten tischer gezalt
- 625 und bin wol zwei und sibenzig ihre alt:
- aller erst wolt idi ouch gerne
- von im tischen lernen.''
- Meister Ise von dei* clüsen
- las üf der tische vierdhalb tüsent;
- 63<) er sneit üf einen tisch, der hiez der wale,
- der tiuog den gnnven roc in sinem magen.
- 606 Sint wilkum H. 608 aber fehlt H. 609 gallen sy st. H.
- 610 Ich sieh an d. st. ^. 611 von ainem I), kumen /T. 612 und
- auch ain d. D. 613 lest, nit D, 614-615 folgen in HD erst
- nach V. 687. 614 Er sprach [nun wtirff in D] an d. st. HD.
- 615 Nu würff in an d. m. g. H. 617 Er ist ein H. 618-619
- Liebe frouwe wissent das Ir sUllent in entpfahen bas H, 620 einiger
- kneht H, 621 uns fehlt H, dienst gar recht H. 622 den wagen D,
- 623 fahen D. 625 A^. b. nie dan sttbenzig H. 626 Alters —
- geren D. 627 Fischen noch basz von ime leren D, 629 viscJi
- wol V. H, Darauf in H: Er was fro mit frolichem schalle.
- 630 walen D. Schneit er utf einen visch der heiset walle H,
- 631 den] ainen D. Darauf in H: Das will ich uch flir wor
- sagen.
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- — 24 —
- Do er nun den roc ane saeh.
- daz wort er gttetlichen sprach:
- „Disen roe so grawen
- 6 5 triiog ein herzog oder ein gräi'e,
- die roubei* haben in dar in erslagen.
- ich wil dii-z nemdichen sagen,
- und hat in dei- lisch nach dem jiluot vershinden:
- so wol rah\ daz ich in hän fanden!
- »»40 er gilt mir gern und ringe
- fünf Schilling guldiner pfenninge/'
- Do bat der eilende man sinen nieister den Äschere,
- daz er im den grawen roc gebe.
- El' sprach: „nun wirt ei* nimmer diu,
- 645 du vergeltest in denne waz er wert mag sin."
- Do dient er sinem meiste)' zwai-
- nackent sehs wochen gar
- unz uf sant Thomas tage,
- als wir das tiutsche buoch hoeren sagen.
- ö5<) (Do sprach meister Ise,
- ein iischer h^r und wise:
- „Sol disei' vil eilende man
- dise hochzit na(*ket vor uns gan?
- 032 nun fehlt H. 684 grouwen H, (535 Truge wol ein
- hertzouwen JT. 63(5 hant H. ain (!) dar jnnen D, 637 Ich wil dis (!)
- jmer s. H, Darauf folgen in HD V. G14. 615, 638 fehlt H,
- 639 So feJdt H. in fanden han H» Darauf in H: Ich wil ein
- gut getruwen han. 640 vil gern geringe D, Das er mier giltet
- g. u. ringe H. 641 güldener H. 642 nackende D. sinen m. den
- f. feJilt HD, Darauf in D: Das im der rock niöcht werden an
- Seinen mayster den fischer, in H: Sinen meister den vischer wol
- getan. 643 grawen fehlt D, Das er jm gebe den gr, r. ^. Dar-
- auf in H: Durch des heiigen grabes er und durch got. 644 er
- wirt niemer dier H, 645 gesein D, in dan mir Also türe also er
- wert müg sin Vnd must daran min diener sin H. 646 Darumb D.
- das ist wor H, 647 Nahent D, Sechs w. nackent zwor H, 648
- Bisz D, Unz an s. tomans t. H, 649 Also, disz buch H. 650
- Die frouw sprach m. Yse H. 651 her] reich D. (>52 Vnd sol
- der D. vil] wol H,
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- — 25 —
- wir sollen im koufen ein gewand."
- «55 also sprach der flscher do zuo band:
- ,,Daz veigelt uns got der guote
- und Maria, sin liebe muoter!*'
- Do spracb des fiscbers wib:
- „Got vergelt dh-z, kleid sinen üb!"
- Ö60 Si kouften im vil geringe
- ein nidei-wat umb dri pfenninge
- und ouch zwen gröze rinderin scbuohe,
- die stuonden dem künige ungefuoge;
- und einen scheffei's mantel kouften si ime
- »65 umb sehsthalben pfenninge.)
- Do noch sach man den eilenden man
- an den grawen roc nacket stan.
- Er gieng al ein an eine stat,
- da er sin har üz smem houbte brach,
- 670 er spmch: „owe land und liute,
- wie riuwestu mich hiute!
- Nun fuorte ich doch von Triere
- zwen und sibenzig kiele,
- die sind mir alle versunken
- «75 und in dem wilden mer ertrunken.
- Die wolt ich gern verklagen,
- möht ich noch ein gewand haben,
- daz ich ftlr den liuten möht getragen.
- Daz ich den grawen roc nit mag vergelten,
- «80 des frewe ich mich srar selten.
- 655 do fehlt H. 650 vergült H. 657 Vnd sandt M. D.
- 658. 659 Do sp. d. v. wip flrtimlich Es vergütet dier Christus der
- rtilich (!) H. Darauf in D: Er gibt dir auch in trewen Einen
- guten pfeller newen. 660 kauffet D. im in geringe H. 661
- nyderklayd D, ander wat H. dri] drithalben D. 662 rindern
- schu H. 663 an gefUg H. 664 schoffen H. sy im an D. 665
- Vmb vi sz pf, H, Darauf in D: dem selben nackenden man.
- 666 Dennocht D. 667 gan H. 671 noch heüt D, 676 Die wolt
- ich auff disen tag beklagen D, ^11 Mochte ich nit me dan ein
- cleit h. Ä 678 Das ich dise hochzeyt für die letit mdcht gan Als
- ain ander bider man D, 679 Das ich rockes D. nit] im H, 680
- gar fehlt K
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- — 26 —
- Xun gib mir trost, liimlischer here,
- durch din gritdiche ere;
- lier, nun gib mir ti-ost und nU
- wan ez mir kumerlichen stät!**
- «85 Daz begund erbannen die frie,
- die künigin sant Maiie,
- si sprach: „tmt sun vil guoter,
- hilf dem künig Ürendel üz noeten,
- trut sun, vil lieber hei-e,
- ew> durch dines heilgeu gi-abes ere,
- durch des willen er sich hat uz gehaben,
- tmt sun, du solt ez im nit versagen/'
- Do sprach unser trehtm:
- „Muoter, tuo im diu lielfe schin!
- 6i»5 Du bist ein rehte nothelfeiin
- und eine himelsche künigin,
- du mäht im wol zuo staten komen
- dem ollenden man so fmmen.
- Do sand im unser frouwe geringe
- 700 drizig guldener pfeiminge
- mit einem engel also here,
- dem guoten sant Gabriele;
- ob im do ei" swebte,
- wie giietlichf^M er zuo im redte!
- 705 er sprach: „hoerstu, künig Grendel,
- mich liAt got und sine muoter zuo dir gi^seiulet,
- du solt nit tr'üren so sei*e
- umb din ritterschaft so here
- 681. 082 Hymelscher vatter gib mier einen trost Das ich durch
- din vetterlich ere werde erlost. 088 Here gip mier H. 084 gat D,
- 080 Santa H. 091 Durch das er H. 092 Darumb soltu ims nit
- V. D. 093 fehlt H. unser herre mein D. 094 Fraw möter
- thünd im eür hilffe schein D. 095 Ir seind 1>. rehte fehlt H.
- 090 Vnd auch ein D. küniginne H. ($97 Ir mUgent I) zu helif H.
- 098 edelen H, 700 gülden pfenning D. 702 Der gut H. 708
- das (!) erschwebte 7). 708. 704 Ein gesprech er mit dem künige
- hatte Gütlich er do mit jm rette H, 701 Kr sprach du ff. nit
- zweyfeln sere 7). 708 Umb dine ritter vil h. ff.
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- — 27 —
- und die dii* sind ertrunken
- 710 und üf dem wilden mer vei-sunken:
- got was ii* selber einer,
- daz Mt er wol ei*zeiget,
- er hat si nemelidie
- bi im in dem fnmen himelrich^.
- 715 Nun nim hin vil geringe
- die drizig gülden pfenninge
- und kouf den giäwen roc vil guot,
- den got zuo siner marter tmoc:
- dar in bistu baz beslozzen den in stehelen ringen,
- 720 dich enmag kein swert noch wäfen dar durch gewinnen.
- Du solt darin fehten äne zwifel
- mit den beiden ftinfzehen hälwige.
- Dar inne ststu unverzaget:
- daz liez dir got und sant Maria sagen."
- 7-»5 Do er die hab zuo im genam,
- er ward ein freudenricher man,
- er het getan ein guote fart,
- er huob sich schiere üf den markt,
- dfi man den gifiwen roc feil truog,
- 7:^0 gegen sins meisters des fischers knaben,
- als wir daz buoch hoeren sagen.
- Do bat der eilende man sinen meistei' den tischere [an],
- daz er im den loc nahe gebe.
- Do bot er in im geringe
- 735 umb fünf Schilling guldiner pfenninge:
- 710 see D. 711 auch ainer D. 712 er feJdt H. nun wol
- D. erzöuget der reinen JT. 718 Er sprach er D. Dann er h. sy
- so neml. H. 714 in sinem h. H. 718 an trüge D. 719 D. b.
- versclossen Als in allen stelen r. H, 720 kein woffen H, 721 Du
- solt auch fechten mit den hayden on zwiyfel (!) 2>, Du s. d. fecht^in
- mit lobe H, 722 Mit* XV heidischen hertzouwen H. 728 Dar-
- jnnen hastu nym danne ainen gehaben D. 724 Das hat dier got und
- sin muter gesagt H. 725 gewan H, 720 Er ward gar Dy Do ward
- er Ä 727 hat H. 728 schiere] wider 1>. Nach 729 folgt in
- D: Er gewann ainen frölichen müt. 780 seinem meister D. 781
- dis H, 782 zwei Zeilen in HD. 788 nahet wolt geben D.
- Darauf in D: Er wolt es umb in verdienen die weil er het sein
- leben, in H: Das er jm nit also verlege. 784 Er b. in im vil g. 1).
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- — 28 -
- „Und wer der pfeiiniii^ eiiiei* falsch,
- der roc kern dii* nimmer an dinen lials!"
- Do tet ein givz zeichen unsei* here
- durch des jungen küniges ere:
- 7*« wo man den roc an greif,
- wie fast er üz einander sleir
- in allen den geperden,
- als er fül were!
- Do meister Ise daz ei-sach.
- 7*5 daz der roc als fal was,
- do gab er in im vil ringe
- iimb die drizig gülden Pfenninge:
- als vil was ouch der erste schätz,
- da got unser her umb veikoufet wart.
- 75« Do ei' den roc zuo im genam.
- er ward ein freudenricher man.
- Do ward sich an der stunde
- der roc nagelnüwe
- in allen den gei)erden,
- 755 als ob er erst von dem tuochc komen were.
- Do meister Ise daz ersach,
- daz der roc so rehte^ guot was,
- do sprach er: „du vil guoter mau,
- du hast einen guoten lOc an:
- 760 den soltu verdienen stille
- umb mich und dinf^ meisterinn6'/'
- Do spi-ach der edel künig stete.
- daz er ez reht^^ genif^ tete.
- 730 falsz H. 737 Dier kern der rock niemer an den halsz
- H. 738 Do thet vnser herr grosse zaichen herre D. 740 Wer
- den H, 741 üz] von H. schleyif D, reisz H. 743 Als ob er H.
- 744 Als D. d. gesach H, ersach das IJ. 745 also zerbrach H,
- 746 Er gab in im v. ger. D. 747 die fehlt D. güldin H,
- 748 Also H, Darauf in D: Und Judas valscher uffsatz. 749
- Darum got aller weit ein herre zart Verratten und verkouift wart
- H. 750 gewan D, 751 Zu grossen fröuden er do kam H. 752
- Do wart er an den trUwen H, 753 D. rock als wer er nUwen H.
- 755 erst gemach (!) w. H. 756 Do] Als Z). das gesach Hy er-
- sähe das D, 758 Er sprach H. 761 und miner frouwen wille H,
- 7(52 elend D, 763 rehte fehlt H.
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- — 29 —
- Do bat er sinen meister den lischer^,
- 7Ö5 daz er im urloub ^ebe:
- „Ich lian midi globet zuom lieil^en grabe/
- Do sprach der meister Jse: „du solt min stiiirf' haben.^^
- Do gab er im in tiiuwen
- zwo giiote lioseii lüuwe,
- 770 do gab im sin froinv geringe
- dri gülden ])feiiiiinge;
- si bat den degeii stete,
- daz er ez also tete,
- daz er ir vergeb ir niissetat,
- 775 die si im zuo leid getan hat
- do si den nacketen man
- lif der galine sacli stan.
- Si sprach: „wie ez dir si ergangen,
- du mäht wol ein herzog sin in dinera lande."
- vmJ darumb red icli in der tvarheit \ er ist nicht
- recht iveiüz \ der die leüt helt ah er mf sieht,
- 780 Do sprach der künig Orendel
- an alle missewende:
- Fraiiiv jr habt mir niclit gethon ich niUg es gar
- leicht faren lassen.
- „frow, got vergeb iuch iuer schuld!
- wir sollen werben umb sin huld."
- Do nam er urloub, daz ist war,
- 785 zuo sinem meister und zuo siner frouwen dar.
- Do huob er sich aleine
- üf die breiten beide.
- Do enwas nie kein man,
- der gefolgen moht dem künige lobesam.
- 765 ein freisz vrlaub 1). 700 Er spracli ich 1), hab H.
- 767 der fehlt D. 7(58 durch sin trüwe H. 769 neuen D, Z.
- h. die worent nüwe H. 771 YmW H, 778 ez] das H. IIA Ynd
- jr H, ms, 111 fehlen K 778 ist erg. D. 779 dim Ä 780
- fehlt D. 782 all tiwr schulde H. 788 Wir süUent umb in er-
- werben al sin hulde H, 785 und s. fr. zwor H. 786 Vnd hiib
- sich do all. H. ISl Vber die witte h. H, 788 Do was euch
- nie k. m. H. 789 Der d. künig mocht gef. lobs. D^ Der d. künige
- ni. gevolget han H.
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- — 30 —
- 7i>o l)ü begegnet im an den stunden
- der beiden wol nf dri hundert,
- under den reit ein rise freisam,
- der fieng den eilenden man
- und fuort in-?(nwerde
- 795 über füi-st und höhe bei^e.
- er legt den degen heie
- tief in einen kerkere.
- Daz begund erbannen die frie,
- die künigin sant Marie,
- «00 si sprach: „trut sun vil guotei*,
- hilf dem künig Orendel üz noeten,
- tiiit sun, vil lieber here,
- durch dines heiigen grabes ere,
- durch des willen er sich hat üz gehaben,
- H05 tmt sun, du solt ez im nit vei*sagen."
- Do sand im Crist von himek
- einen engel bald hemidere,
- einen engel also here,
- den guoten sant Gabriele;
- 810 er half dem degen here
- uz dem tiefen kerkere
- und wisete in üf den pfat.
- der zuo dem heiigen grab getreten was.
- 1)6 er daz heiige grab an sach,
- H15 daz wort er güetlichen sprach:
- „Heilgez grab unsere heren,
- ich enhab nit Opfers mere,
- dan min Hb und min sele,
- daz empiTich hiut, heiigez grab unsers heren!"
- 790 uff der stunden H. 791 wol üf fehlt 1), 792 Vnd
- do r. H. 793 Er D. 794 Er f. in vil werde D. unferre H.
- 795 Vber die hohen f. vnd b. D. 796 Den werden tegen leit
- er Ä 797 In einen tieffen kercker H. 800 durch din gute H,
- 801 ims wette (!) H, 803 heiigen fehlt D. 805 Lieber sun H.
- Draut s. herre das soltu im nit v. D. 806 jm got bald von
- himelreich H, 807 E. e. der schwang hernieder sich fi". 808.
- Ein H, 809. 810 fehlen H. 812 Er wiste in H. 815 er do
- gütlich H. 817 Nu hab nit H. 818 meinen leib D.
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- — 31 —
- 820 1)6 er daz wort ie tollen gespracli,
- wie schier der degen dö sach
- vier schoene terapellieren
- mit harte grözen eren.
- wie bald si dar zuo giengen.
- 825 die mes si an geviengen.
- Do opffert der Edel fürst die drei/ gülden Pfenning
- die jm die vücher'm geben hett ^ cntff den altar.
- Nun was der selben Priester gewonhait ; iver wol
- opfferet der gemtsz des ivoL
- Do die frone messe was gesungen
- und sich der briester kerte umbe.
- do enwas niemant, der sich bedehte
- und dem eilenden man zuo ezzen gebe.
- «30 Do beleih er alterseine.
- der edel forste reine.
- Er begunde sere tmren.
- er saz zuo Jerusalem zuo der buremüren.
- Do hört der junge künig lobesam
- 835 in der bürge einen grozen schal,
- do wunderte den degen sei-e.
- waz da in der bürge were;
- do gieng er aber fürbaz stan.
- do begegent im ein degen lobesan.
- 840 Do er in von ferren ane sach,
- gern mügent ir hoeren, wie er sprach:
- „Got grüez iuch, her Grawei* Roc.
- ich kan iuch nit anders nennen weiz got!
- Ob ich iuch, her, erkante.
- 845 wie gern ich iuch anders nante!"
- 820 die wort gesp. H. 821 do fehlt D, 822 Wie (!) H.
- 824 dar gingen H, 825 an fiengent D, Vnd d. messe angef. H,
- 826 ward ges. D. 827 hat gekert umben H. 828 en fMt H.
- 829 brachte H. Der dem el. m. das mal g. D. 831 In der kirchen
- alleine H. 832 ser trewlichen trauren D, 835 lauten seh. D.
- 836 den] der D. 837 da fehlt H, 839 Do sach er einen tegen
- 1. H. 840 in vere H, 842 her fehlt H. 843 amiers fMt H.
- genennen D. daz wisz g. H. 844 herr nun erk. D. 845 anders
- fehlt H.
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- — 32 —
- Der wa8 der aller erste man,
- der dem künig Orendel den namen gab,
- Fürbaz hiez man in [nit andei*s dan] den (iniwen Roc.
- „Held, nun sagf? mii* durch got,
- 850 waz meint der Ifete schal,
- der sich hebt in der bürg über al?'*
- Er spmch: ,,ez sind die tem])elheren
- mit harte gix)zen eren,
- si wellent kurzwil triben
- 855 vor minen frouwen Briden,
- vor der edelen küniginwen.*'
- Do begund sin herz uf sprüigen,
- do spracli der Grawe Roc:
- „Held, nun sage mir durch got,
- 8Ö0 w elhez ist die maget here
- über daz land und bui'g zuo Jerusalöme?"
- Er sprach: „sihstu an der zinnen stan
- zwelf megte wolgetan?
- die mitten under in stat
- 865 lind emen zobeln mantel umbe hat,
- daz ist die maget here
- über daz land und bürg zuo Jerusalems."
- Der Grawe Roc gieng über den hof,
- also uns daz buoch saget noch,
- 870 do sach er die helde riten,
- reht als ob si wolten striten.
- Ir ros die waren lang,
- si heten einen herlichen gang,
- ir baner waren grüen und rot:
- 875 do nahete mangem beiden der tot.
- 847 seinen namen benam D. Der jm den n. leite an H, Dar-
- auf in H: Do sproeh et jm derselb herre mitte Mit zimlichem
- Sitte. 848 Nit anders dann der growe rock H. 850 der leüte 1),
- der livtte H, 851 in dem berg D, 852 Do sprach er H. 854
- ir kurtzweil D. 855 frouwen frouw B. H, 850 künigen H.
- Von (!) d. edeln ktinige (!) herre 1>. 857 sein hertz springen sere D,
- 861 zuo fMt H. 864 Die do mittelen H. 865 zobel D. an
- hat H. 867 disz H. und bürg zuo fehlt H. 868 gieng fehlt H.
- 869 A. disz b. seit hie n. H, 871 Recht als wolten sy streyt^n
- 1>. 872 die fehlt D. 875 sin tot H.
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- — 33 —
- Also schouwete er die frouwen heie
- mit harte gn)zen eren,
- der edel füi-ste reine
- begiinde von hei*zen weinen.
- 880 Er sprach: „owe land und liute,
- wie riuwestu mich hiute!
- Nun fuoii ich doch von Triere
- zwen und sibenzig kiele,
- die sind mü- alle versunken
- 885 und in dem wilden mer ertrunken;
- die wolt ich alle gern verklagen,
- möht ich nit me dan ein ros gehaben,
- daz ich eilender man beseÄe,
- wes ich zuo disem hofe wert were.
- 890 Der mü* durch des heiigen gi-abes milt
- lihe sin ros imd sinen schilt —
- nit mer dan dri kei-e,
- so engert id\ sin nit mere —
- waz ich da mit gewunne
- 895 daz geh ich im allez zuo lone.
- Do er daz wort ie vol gesprach,
- in einer louben er do sach,
- zwen heidenische heren
- mit harte grozen eren;
- 900 si tribent kui-zwile vil,
- si zugen im schaclizagelspil
- in einem bret was lischin
- und daz gestein was guldin,
- ergraben harte kleine;
- 905 daz guot edel gesteine,
- «
- 87G die selben herren 2>. 879 Der begund H. v. hertzen
- ser wayne D. H80 Er sprach fehlt H. Ouwe H, 881 Wie ser
- H. noch heut 1>. 886 gern fehlt H, 887 nit me dan fMt D,
- haben H, 888 besesse HD, 889 Wes ich werdt w. zu d. hoffe
- D, Ach wer iemant der sich des vermesse H, 781 Mier hülff
- umb ein rosz und zu eim schütte H, 892 Memer Z>. 893 So
- begerte I). 894 gewinne H. 895 von mynen H, 896 ie fehlt
- H, vollen D. 897 louben] wüen H. 898 heidische H, 901 Sy
- spieltent hoffliches spil H. 902 das was H, 903 Die spangen
- warent rot gülden D.
- Orendel. 3
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- — 34 —
- daz hete vil dei* wurme.
- ez liulite als die sunne.
- Die selben die wil ich iuch aennen,
- so mügent ir si erkennen:
- «10 Der ein was der beiden Mei'zian,
- der ander sin bruoder Sudan.
- Die zwen heideniscben man
- beten zuo der künigin guoten wan.
- Do er si von feiren ane sach,
- 915 gern mttgt ir hoeren, wie er spracli.
- 1)6 spracb der Grawe Roc:
- „Ir beren, nun grüez iucb got!
- iucli bittet ein vil eilender man —
- dureb got ir solt ez im nit versagen —
- »20 iuers rosses und iuers scbiltes
- dureb des beiigen grabes milte
- nit mer dan dri kere.
- so enger icb sin nit mere:
- waz icb da mit gewinne
- 925 daz gib icb iuch gern zuo minne."
- Do spracb der beiden Sftdan
- zuo dem degen lobesan:
- „Waz mag er geklaffen mere
- vor zweien künigen bere?
- 9S0 Jh. du rebter filzgebüre,
- ich bring dir din klaffen zuo süre!"
- Do spracb der Grawe Roc:
- „leb sag iucb. bere, weiz got,
- 906 Hat vil H, 907 Und lucht recht also H, Darauf in
- D: Es warent zwen künig frumme Die ergraben warendt darume.
- 908 Dieselben künig jch nennen Hi 910 Das ain D, ist H.
- 911 Vnd sein D, 912 Dieselben z. heidischen m. H, 913 zu
- dem ktinige H. gute i>. 914 sy vere an s. H. 917 euch bede
- D, 918 vil ein D. edeller H. 919 Ir sullen es jm d. g. n. v. H.
- 920 Ugers H. 922 drige H, 923 Nu beger ich H. sin fehlt D.
- 925 zu liebe D, 927 vü lob. D. 928-929 eine Zeile in D.
- 928 der H, m%re fehlt D, zwen D, Darauf in D: Die do
- pflegent also grosser ere. 930 waltgebure H, 931 Es mocht dier
- wol werden zu sure H, 933 wisz H,
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- — 35 —
- des ii* mich zilient lue,
- 986 da ward ich an schuldig nie!"
- Do sprach der heiden Merzian,
- als wir ez an dem tiutschen buoche hän.
- „Vil trftter min Gmwer Roc.
- wir tuon niht durch iuem got;
- 940 wir sin zwen ungetoufte man,
- doch wil ich iuch mins rosses und schiltes nit versagen.
- Nun sag du mir, degen küene.
- verlierstu mir min ros und schilt grüene,
- sage mir, du uzerwelter man,
- w5 waz sol ich darumb zuo gelte hfin?
- IX) sprach der Gniwe Roc:
- „Ich sag iuch, her, weiz got.
- ich sag dir, edler degen küene,
- verlier ich du- din ros und diu schilt gi-üene,
- 950 ich sage dü% künig lobesan,
- für einen eigenkneht soltu mich hun."
- Der here Merzian hiez entspringen,
- sin guot ros für sich bringen,
- daz was swai-z als ein aren,
- 955 dri man mohten ez küm gehaben.
- Als der heiden Merzifin daz ersach,
- daz sin ros als ungezogen w^as,
- er sprach: „füer ez zuo einem steine
- und kom dar üf. daz ez dich nit bring zuo leide
- 960 Ich wil dir die warheit sagen:
- ez hat mir dri kneht erslagen."
- 934 Das D, 935 Des bin ich vnschuldig ie H. 937 tiut-
- schen fehlt H, 938 Dräut mein vil gr. r. Z>. 939 dinen g. H.
- 940 Doch wil ich uch by disem tage H. 941 Doch wil ich
- iuch fehlt H, versan D, 942 Sag mier min H, 943 und mein
- seh. D. 944 So sage H. du fehlt H. 945 do für H. z\\ gelten
- Dj zu geben H, 947 Herre so wisse g. H. 948-949 VerlUre
- ich eilender man Das rosz und den schilt wol getan H, 950 So
- verheisse ich dier k. 1. H, 952 Her Mercian hiesz vil geschwimle
- H. 953 guot fehlt H. 954 fehlt H. 955 mohten] hetten 1>.
- Darauf in H: Das rosz wart dem eilenden knaben H, 956 Also,
- gesach H. 957 also H, 958 steige H. 959 Sitz daruff H. nit
- fehlt D. in leide H, 960 D. worh. wü ich dier s. H,
- 3-
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- — 36 —
- Do sprach der Grfiwe Roc:
- „Her, den spot vergeh iuch gotV'
- wann solt ich desz pfärds nicht meist er sain \
- was tätiget ich dan ailain under die haiden.
- Hiermit hiesz er die adit man aU von dem pferd
- geen vnd helayh allein da hey \ das pferde ward
- fraislich gebaren | vn mit aufgethonem maul griff
- es na>ch dem mann \ als ob es yn also^ erbeissen
- wolt I do gab jm der theür hölld mit ainer fatist
- ain schlag zwischen die oren | daz da^ fraydig
- thier so hart dauor erschrack \ das es geleich
- still st^md vn pidmet imd tzittert vor forchten
- [als es viert zehen ta/j in hartem stiirm gezäumpt
- war]
- in allen den geperden
- 965 als ez vierzehen tag in einem stritt gangen were.
- Darnach trardt jm gebra(M din sattel von helffen-
- bain.
- wie schier er daz ros do gürte,
- und ez sich oueh erschütte
- vor dem fürsten hf)chgeboni . . .
- als ein senftes lämblin.
- Wie schier der degen lobesam
- 970 den schilt zuo den armen genam!
- Man brähte dem degen küene
- ein sper was ungefttege:
- halber waz ez hömin,
- daz ander halb helfenbeinin
- 975 daz drite [tsen und] lüter stehelm
- [Als wir daz buoch hoeren sagen].
- Ez was gewürkt mit sinnen,'
- die fogel sungen dar inne.
- 964-965 folgen in HD nuch 968, 965 vor zehen tagen
- D, Als ob sy in einem stritt waren H. 966 Vil seh. H. do gürte]
- fürte D, 967 Das edel rosz er zierte D. 968 den D, Darauf
- in D: Die zu dem hoff waren ausz erkom. Hierauf in HD
- V, 964-965. 969 der fürst 1. H. 972 das was H. grosz vnd
- vngefftge D. 973 hörmn] vor jm H. 974 halb] was H 975
- drite] ander D. stahel D, Das isen was lutter stahell H, 976
- Also H 977 Er w. g. mit mynne H
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- — 37 —
- die nahtigal und die zisel[e]^
- 980 die sungent wol nach prise;
- ob im do swebete
- ein falk von gold, als er lebete.
- die glaffen scharpff vnd geschliffen Hecht als ain
- Spiegellgldsz \ er schüff (mch zu bringen sein
- allerbesten hamasch \ vnd bot jm das zu leghen.
- Do sprach der stoltz hochgemut weygandt \ ich
- bedarff nit harrmschs noch kaines stächlen rin-
- ges I allain willeich reytten in meinem Rocke
- durch meines gottes Eer vnd seines hailigen
- grobes willen,
- Daz lech der haiden Merzian dem heren,
- daz braht den Grawen Roc zuo sinen eren.
- 985 Den heren man begurte
- mit einem guoten swerte,
- man sazte im üf sin houbet
- einen heim schon gebouwet.
- Der Grawe Roc, der wigant,
- 990 an Stegreif er in den satel spranc.
- „Nun helf uns got" — sprach der Grawe Roc —
- „und sin heiligez gebot!"
- Do enkunde er mit allen sinen sinnen
- die rindrm schuoch nit in die Stegreif bringen.
- 995 Nun enwirt dälung stechen hie getan:
- der Grawe Roc muoz zwen ander schuoch hau.
- Der Gmwe Roc sich bucte,
- die schuoch er ab den föezen zucte,
- 979 zinsele H. 980 singent H, 981 Ob im das do
- schw. D. 982 Von gold ein valck als ob H, 984 sinen fehlt
- D. 985 begerte Hy beglirte werdt D. 986 gar guten D, gül-
- dmen H. 988 beloubet H. 989 vnd auch d. weygant D. 990
- er fMt D, 991-992 Nun helff mier der gewore got Vnd geb
- mier krafft sprach der groge rock H, Darauf in D: Do sprach
- er der mir rat gebe Wie ich anfieng mein leben. 993 er ouch
- mit H. 994 D. rinderen seh. nye in den stegrayff b. D, Die
- schu in die stegreiff nit b. H. 995 Nun würt tele H. 997 sich
- bedochte H. 998 Die grossen schüch er ab zuckte D, zochte H,
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- — 38 —
- er waif si iiider in daz gi-as,
- 1000 nun mugent ir lioeren, wie er spmch:
- „Got gebe dem schuoster ioimer leid,
- der die solen ie sf) breit gesneid!
- doch waz sol ich im verwizen:
- er west nit, daz si ein ritter solte slizen!*^
- 1006 IX) sand hb Crist von himek
- zwen guldin schuoch her nider«^
- mit einem engel alsf) hei-e.
- dem guoten sant Gabriele.
- Do er die schuohe an geleit,
- 1010 do was er ein stolzer ritter gemeit.
- Der Grawe Ro(; begund fast sitzen,
- sinen schaft menlich ei-schüten.
- Daz sach der beiden Meraän,
- er sprach: „sihstu nit, bruoder Sücfön?
- 1015 ich sihe an des Gräwen Rockes schüten
- und an sin nidelichen plicken,
- ez muoz von sinen banden
- noch hiute tod geligen
- vil küener wigande.^^
- 1020 Do sprach der beiden Sudan:
- „Trüt min bruoder Merzian,
- waz gebstu dem zuo lone,
- der dii' nun also schone
- noch hiute brehte zwäre
- 1025 daz ros von dem Rocke Gräwen?
- du sprichst er si em üzerwelter man:
- ich wil den Gräwen Roc alein bestan,
- ich wil den degen küene
- an minem sper über den hof füeren,
- 1000 Nua hörent wie er do sp. H. 1001 den schuen H,
- iainer vnd layd D. 1002 Und der H, D. d. s. vomen ye i>.
- 1008 Er sprach was D. 1005-1006 Zwen güldm schu die sant
- jm got Von himel her nider ane spot H, 1007 Bey D, 1011
- begund nach ritter sitten H. 1012 Den schaft H. 1015-1020
- fehlen H, 1019 Vil küaer weygant und mannen J9. 1021 brü-
- der vnd Mertzian X). 1025 Von dem gräwen rock das rosz
- grawe D, Den Grogen Rock also gro H, 1026 sprichtest H,
- 102B fcünen H.
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- fr >
- — 39 —
- 1030 des müezent frouwen unde man
- noch lüut ir schimpfen mit im han!*^
- Do spi-ach der heiden Merziän:
- „Tmt min bruoder Sudan,
- waz du brises an im mäht erwerben,
- 1085 ich bite got, daz mir sin niht zuo teik werde[n]!"
- Dem heiden Sudan tet die rede zorn,
- er bereite sich gegen den forsten hr)chgeborn,
- er wäpnet sich mit grimme
- in die herten stageliinge.
- 1040 Den heren man begurte
- mit einem guoten swei'te,
- do sazte er üf sin houbet
- einen heim was schon gepouwet;
- do hiez er balde spiingen,
- 1045 sin guot res her bringen:
- der schoene heidenische wigant,
- ane Stegreif er in den satel spranc,
- wie schier der heidenisclie man
- einen schilt zuo sinen armen genam!
- 1050 man braht dem degen kttene.
- ein sper was ungefüege.
- darnach sprach er :^il Mertzion hrüder ich will
- euch heilt sehen lassen das eilwer gut pferd \
- auch schilt vn sper \ mein werden milsz wann
- ich mein sper durch jn 7'ennen will vnd jn daran
- füren auffdeni wal \ das es man vnd weih sehen
- vnd yedermann sein spotten soll. Also rayt er
- hyn in grossem ühermüte ' vnd sprach ; herr gra-
- wer Rock \ haltet mir das Erst reyiten durch
- eüiver junchfrawen willen , dergraw Roch sprach \
- 1030 Das H. 1031 Iren schimpff mit mir han D, mit jm
- schimpffen gan H, 1033 Min Heber bruder S. H. 1034 magst D,
- 1035 Ich bit dich got D. das er mier nit H, 103(5 tet] was H.
- 1037 dem D. 1039 Fn d. harten stehehi r. H, 1040 man do
- gürtte H. 1043 wol bdoubet H. 1044 Ynd biesz do vü ge-
- schwinde H, 1045 gütte D. her fehlt D. Ein gut rosz dort
- her b. ü. 104(5 heidenische] here H, 1047 er feMi D, 104B
- Vil seh. d. heidisch m. H, 1049 Den seh. H, zii den a. nom 1>.
- 1051 das was H.
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- — 40 —
- deii lobe ich got und hin desz fro das es also
- kamen ist \ damitt rytten sy von ainander zu
- nenien ain lengere ban.
- Der beiden sich bald genante,
- üf den Grawen Roc er rante;
- dei* Grawe Roc, der wigant,
- 1055 liesz üf sieb stecben als üf ein want.
- Do spracb dßr Grawe Roc:
- „Her den spot vergeb iucb got!
- icb bet wol daz gemüete,
- daz ich solcher stiebe nit vertiüege.
- 1060 Wie ez mir dai'umbe solt ergan,
- ir müezent ouch einz von mir liAn!"
- Der Grawe Roc sich genante,
- an den beiden er do rante,
- er durchstach den degen küene
- 1066 mit einem sper was ungefüege.
- daz der beideniscbe man
- des Stiches tot zuo der erden kam.
- vnd fürt jn an dem sper über sein acliszel \ zu
- dreyen malen über den Tempelhoff hyn vnd
- wider \ da hidtten wol hundert Hayden bey ein-
- ander I vnder die warff er den künig Schaudon
- vnd sprojch \ far hin mach mit deinem mannen
- tvas du wilt
- Do käment wider an in zwene,
- die stach er von den rossen bede;
- 1070 an in riten dar nach viere,
- die stach er abe schiere;
- dar nach sehs an in riten.
- die stach er ab mit zorniglichem siten;
- an in riten aber zwölf man,
- 1075 die stach er von den rossen üf den plan;
- vier und zweinzig an in riten,
- die stach er ab mit hofelichem siten.
- 1052 balde wandt J). Der sich Sudan nante JEf. 1053 er do
- r. H. 1055 üf fehlt H, 1059 Das ich den stich H. nit ver-
- tragen möchte D. 1060 sol H, 1062 sich wante H, 1063
- Vff H, 1066 heidische H. 1067 tot fehlt D. 1070 dar nach]
- aber H. 1071 er ouch ab H, 1072 Sehsse ouch H. 1073
- zorniglichem fehlt H,
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- — 41 —
- Der lield getieng zwölf marc,
- die wärent kreftig unde starc,
- 1080 si wärent üz der mäzen schon,
- er brähte si dem heren Mei*ziän zuo Ion.
- Er bat den schoenen degen küene
- daz er im sin res me lihe.
- „Darumbe hästu Ion empfangen.
- 1085 nun lialt ich lue zuo lange,
- ich solte riten wider üf den i)lan."
- Also spmch der junge künig lobesam.
- Do sprach der beiden Merzian,
- als wir ez an dem tiutschen buoche lian:
- 1090 „Trüt her, min vil Grawer Roc.
- der tiufel truog iuch üf disen hof,
- der müeze iuch ah disen stunden
- füeren zuo der helle gininden!
- waz band ir an mir gerochen?
- 1095 minen bruoder habt h* mir erstochen!"
- Do sprach der Grawe Roc:
- „Daz ist vil war, daz weiz got!
- wellent ir mich sin nit erlan,
- ir müezent ouch einz von mir hau!"
- 1100 Der beiden Merzian begund fast fliehen,
- sin füeze vaste nach im ziehen.
- Do der Grawe Roc daz ersacli.
- daz niemant mer mit ime stacli,
- lunb warf er daz marc,
- 1105 daz was kreftig unde starc.
- er liez ez hohe springen
- vor der edelen küniginne.
- Si sprach: „ez ist kumen üf den hof
- ein einfeltig ritter, daz wizze got;
- 1081 dem hayden M. D. 1082 Er b. d. d. umb sein huld D.
- 1083 mer leyhen solt D, 108G wider riten H, 1089 tiutschen
- fehlt S. 1090 Trutter H. vil giUer rock D. 1091 auff den
- plan vnd hoff D. 1093 hellen H. 1095 band H. 1097 vil
- fehlt R. wisz H, 1100 fast fehlt D. 1101 Sine beine H, vaste
- fMt D. 1104 die marck H, 1105 Die H. vnd dar zu starck 2).
- 1100 sy H. 1107 Für die edele k. H, Vor frawen Breyden der
- edeln k. D. 1109 einfaltiger H.
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- — 42 —
- ino er füert nit ander*z zwar-e,
- den einen roc grawe.
- Er fihtet, also er welle wüeten;
- besMezent mir oucli die porten:
- got müeze mir min liut behüeten!
- 1115 Wolte got, er wer gekleidet gar
- in pfeller und in sablar,
- wie wol ich im daz wolt ginnen
- umb slner manheit wiüen!
- möht ich einen boten haben,
- ns» der mh* den held getörste laden,
- e daz in die helde guote
- bestüendent mit zoniiglichem muotet
- si raten im alle an den lib,
- er muoz mich immei* liuwen!^' sprach daz wib.
- 1125 ,,Vil trüter degen Schiltwin,
- zuo im soltu min böte sin,
- eifar mir, üzerwelter man,
- ob er si wilde oder zam.*^
- Do sprach der herzog Schiltwin:
- 1130 „Prouwe, daz enmag nit sin;
- in hänt mine ougen
- disen tag gar wol beschouwet.
- Wizzent, daz er siht vil dicke
- die zomwolflichsten plicke:
- ii:3o e daz ich zuo rede mit im wer kumen,
- so het ich schaden genumen
- 1110 zware] do H, 1111 D. e. guten rock g. D, Dan e.
- r. der ist gro H, 1112 Er stiebet als ob er H. waten 2). 1113
- Man sol die porte vor jm behütten H, 1114 fehlt H, beh. war
- D, 1115 becleidet H. 1116 Bede in pf. vnd in seyden J).
- Darauf inD: Also sprach sich fraw Breyden. 1117 Do sprach
- die ktinigin ich gunde es im wol D. 1118 Als man ainem künige
- pillichen sol D, Sprach frouw Bride die kynigin H. 1119 ge-
- haben D. 1120 dürfte D. 1121 beiden gät D, 1123 Sy renten
- 2). 1124 müst D. 1125 Y. lieber H. 1126 AI dar soltu H,
- 1127 Erfar m. du D. 1130 des — gesein D, Das mag anders
- nit sin H. 1131 Es hant H, 1132 gar] also H. 11Ö3 vü]
- von (!) H. 1134 D. zornigen wolifes bl. H. 1135 daz fehlt H,
- 1136 den schaden H, von ime D.
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- — 43 —
- und vil der tiefen wimden
- [an denselben stunden].
- Nun mag die künigin lobesan
- 1140 zuo dera Gniwen Roc nit boten hän:
- nun nltent mit iuren sinnen,
- wie si einen boten gewinne!
- Do sprach der herzog Schiltwin:
- „Frouw, ich wil iuwer böte sin
- 1U6 äne schilt und äne swert!"
- also sprach der stolze degen wert.
- Er reit fene üf den plan,
- der Gniwe Roc sach in griuwelichen an.
- Do sprach der herzog Schiltwin:
- 1150 „Held, ich beger du* kein schade zuo sin,
- [zuo schaden an dinem libe;]
- dir enbiutet min frouwe Bride,
- die edel künigin rieh
- iren gruoz so tugentUch,
- 11Ö5 daz daz vil edel megetin
- niemant möhte holder gesin,
- dan dir, rittei* lobesan,
- für war ich dir daz sagen kan."
- Do sprach der Gmwe Roc:
- 1160 „Heie, daz vergelt ir got
- daz min frouw ein eilenden man
- gern an irem dienst wil hän!
- Sagent mir frouwen Briden,
- der schoensten ob allen wiben,
- 1187 Und fehlt D. 1138 fehlt H. 1140 gehan D, 1141
- -1142 Darum so rotent mit sinen W. wier e. betten gewinen H,
- 1148 der fehlt H, 1144 Frouw min wil ich doch üwer diener sin H,
- 1146 Spr. d. tegen stoltz und wert H, 1147 ferre von im D. Er
- leit sich an und reit uff d. p. H, 1148 giitlichen J). 115<) vch H,
- 1151 an dem 1. H. 1152 Vch H, mm fehlt H, 1158 Ein H.
- frum und reich D. 1154 Iren fretintlichen grosz D. 1155 Vnd
- da« das edel m. H. 1156 mag H. 1157 Dann die (!) r. vil 1. D.
- lobesam H. 1158 gesagen D. 1160 ir] euch D, H. den spot
- vergeb uch got H. 1161 mein gnedige fraw D. 1162 G. an
- jrem tisch wolte h. H, 1164 Die schönst D,
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- ~ 44 —
- 1165 waii ich miuen muotwillen
- an disem ring werlich volbiinge,
- so wil ich tuon, daz wizze got,
- allez däz der künigin lieb ist und^ nöt.^*
- Der held gefieng do sehs marc,
- 1170 die wareiit kreftig unde starc.
- si waren üz der mazen schone,
- er gab si dem boten zuo loiif?.
- Do der bot so wunnesam
- daz botenbrot zuo im genam,
- ins do kerte er wol mit eren
- in die bürg zuo Jerusaleme.
- Dft in frouw Bride ane sach,
- nun mügent ir hoeren, wie si sprach:
- „Sag mh" nun, böte wunnesam,
- 1180 wie ist der Grfiwe Roc getan?'*
- Do sprach er: „er ist zuo den schultern dick
- und hat die griuselichsten plick.
- Er ist ouch, frouw, ein cristenman,
- und hettent ir dri tusent helde,
- 1185 er getorste si alein bestan!"
- Do die tempelheren sahen daz,
- daz der böte kumen was,
- dm-ch der küniginne nid
- si netent dem Tieren üf den lib.
- 1190 Die Surianten nit lenger ^walten,
- boten si in die land santen
- nAch einem risen freisam,
- vor dem kund lebendig niemant bestan.
- 11 05 Wann ich nach meinem mütwillen D, Wan ich an disem
- ringe jBT. 1160 volbringen D. Minen willen vollen bringe H,
- 1107 got] krist H. 1168 der edelst k. 2). und not fehlt H,
- 1169 sehe H. do fehlt D, 1174 von jm H, 1175 wol fehlt H.
- 1176 Wider m die D. 1178 Do H. 1179 Nun sag mier H.
- 1180 getan] ein man H, 1181 Er sprach H, 1182 Vnd tut H.
- wunderlichsten D, 1183 frouw fehlt H, 1184-1185 eine Zeile
- in D. Und fMt D, er dar sy all bestan D. 1186 horten D. 1188
- Alle durch D. D. d. edel k. n. H, 1189 Sy rettent H, Do ritent sy
- 2). 1190 scharganten H, surganten D. mit löge wolten (!) jBT. wanten
- 7). 1192 vü freysam D. 1193 Y. d. mochte leb. nit besta ^f.
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- — 45 —
- Der rise was Mentwin genant
- 1195 und was der beiden kempfer über daz lant.
- leb wil ez iucb nemlichen sagen,
- in mobte kein ros nie getragen:
- daz sin ros solte sin —
- des sollent ir vil sieber sin —
- 1200 daz was ein helfant junge,
- der gieng so wol zuo Sprunge,
- sin gedeckt was von silber wize
- und gieng dem,belfant üf den fuoz,
- [so man docb den risen brisen muoz,]
- 1205 der rise kam do mit flize.
- Dannoch fuort er vor der bant
- eines kluogen schiltes mnt, ,
- der was gezieret unz üf die erden,
- in der mitten was er berlin;
- 1210 uf dem scliilt vor der bant
- scbein maneber liebter jocbant,
- smaragten und manig liebter rubin,
- die gäben da vil liebten scbin;
- dii bi daz edel gesteine,
- 1215 bede gn)z und kleine
- wärent mit goltfellen übei^ogen;
- darunder stuond vil scbon gebogen
- die sunn und oucb der mone
- scbone.
- 1220 Dar zuo fuort er an sinem libe
- ein keiserlicb gesmide,
- dar zuo fuort er einen heim,
- der vil stolze degen snel,
- 1194 Metwin H. 1195 allersant H. 1196 Ich wil euchs 2).
- 1199 Das sei vch wol werden schin H, 1201 Er ging so vil zu
- vrsprung H, Darauf in HD V, 1205. 1202 S. gedeckt w.
- do gantz wisse H. 1204 Sit man H, 1206 Dannocht D. So fürt
- er vornan uff d. h. H, 1207 Ein D, 1208 unz] bisz D. die
- fehlt H, 1209 In der fehlt D. 1210 vor] uff ^. 1211 Schin
- — rochant D, 1212 Smaragde H, vnd die Hechten rubein D.
- 1213 da vil] manig H. 1214 Do was das H, 1216 Worent
- golt veller darüber gezogen H, 1217 vil] gar H. 1219 Die ffirte
- der rise seh. D, Stundent dar under seh. H,
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- — 46 —
- mit iiiunzehen ecken,
- 1225 den fuort der selbig recke,
- der was sT) schon umbfangen
- mit vier guldinen Stangen
- und gar meisterlich eingraben
- mit meisterlichen buochstaben.
- 1230 Dar üf swebte alsT) schone
- von gold ein liehte knme^
- dar in was gozzen ein linde
- von schoenem roten golde,
- die schoenste, so man si mag linden.
- 1235 An der linden was manig pletelin,
- an ietlichem swebet ein guldin fegelin;
- da was mit zouber gewttrkt dar in
- ein blasbalg mit sehs roeren guldin:
- wan der ris den blasbalg zwang,
- 1240 so horte man der fögel gesang,
- relit als ob si lebten
- und in den lüften swebten;
- in der linden was gewürkt ein mt,
- als uns daz buoch noch sagt,
- iii45 mit tüsent guldiner schellen fln:
- waz möhte kluogei- da gesin!
- wan der wind von dem bläsbalg wät
- und sich daz i*at umbe trat
- und die schellen klungen
- 1260 und die fögelin sungen:
- 1225 selbe H. 1226 schonj wol H. 1227 gülden H, gülden
- 2). 1228 Worent meisterliche buchstaben H. 1229 Erfüllet mit
- 2). Schon und hoifelich ergraben H, 1231 Ein güldine kr. H.
- 1232 gegossen ein linden doülde H, 1233-1234 in D vertauscht.
- 1233 roten] reinen ff. Darauf in D: Als sy der rise füren
- wolte. 1234 fehlt H, 1236 Daran schwebte H. 1237 Das
- was ff. gewürcket ein D. 1238 m. s. guldin rören ff. Darauf
- in ff: Der schuff das man den fogel müst hören. 1240 Do horte
- m. das d. vogel sanck ff. 1241 ob fehlt D. er lebte ff. 1242
- schwebte Ä^ 1243 der] die i). 1244 Also u. dis.b. n. 82igetff.
- 1248 sich fehlt ff. 1250 vogel ff.
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- — 47 —
- wer allez seitenspil gewesen dar an,
- si künden der stimmen nit gelkhet hän.
- ünder der linden gestrecket lac
- ein lewe und ein trae,
- 1255 ein ber und ein eberswin,
- waz möhte kluoger da gesln!
- Daran stuond der wilde man —
- für war ich iuch daz sagen kan —
- von gold, reht als er lebte
- 1260 und gegen den lüften strebte.
- Der rise was Mentwin genant,
- er fuort ein sper vier klaftern lanc.
- Er kam geriten üf den hof,
- daz tiutsche buoch sagt uns noch:
- 12Ö5 bede ritter unde frouwen,
- die begunden in zuo schouwen.
- Er was wunniglichen gefar,
- er kam ouch keiserllchen dar.
- Do sprach Mentwin der wigant, ^
- 1270 als uns daz buoch tuot bekant:
- Wo ist nun der Gräwe Roc?
- daz saget mir durch got."
- Do sprach der beiden Merzian,
- als wii* ez an dem buoche hän:
- 1875 „Nun schouwent, wie er dort her ritet
- üf minem hohen rabite!
- er fttert nit anderz zwäie,
- den einen guoten roc grfiwe.
- Er ist ein kerne diser man,
- 1280 vor im kan lebendig niemant bestän.
- 1251-1252 in H: W. do gew. aller selten spiel So kund es
- dem nit glichen ziel. 1258 ouch gestr. lag H. 1255 vnnd ouch
- ain e. D. 1256 doch klüger da gesein D^ do cluger sin H,
- 12«1 Metwin H, 1264 seit H. 1266 behunden (!) D. ztk feJilt
- H, 1267-1268 Er kam wtineklich gefarn Er künde ouch keiser-
- lich gebam H. 1269 Metwm H. 1270 Also, dis H, 1272 hot
- D, 1274 Also H, 1275 Nun, dort fehlen H. wo HD. 1276
- miner h. rabitten H, meinem h. praneyten Z>. 1278 Dann e. rock
- der ist gro H, 1279 Er ist ain haydenischer m. D. 1280
- stan H. •
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- — 48 —
- Nun halt bi dir din sirine
- du magst in durch den roc nit gewinnen/
- Er sprach: „nun weiz ich nit, warumb ich her solte
- oder waz ir mir hie woltef:
- i^^5 sol ich fehten mit einem kleinen man,
- des muoz ich immer laster hän.
- Ich nim in under die anne min,
- des soUent ir vil siclier sin
- und sende in an den stunden
- i2«o zuo des tiefen meres gründe!"
- 1)6 sprach der Grawe Roc:
- „Daz sag ich iucli an allen spot:
- so het ich ein vil guot gemüete,
- ob ich dir daz nun vertrüege.
- 1295 Nun merk, tmt geselle,
- waz ich dir sagen welle:
- ker nun, her degen, balde
- gegen jenem hohen walde,
- da boften si ein geriute
- 1300 un erner uns kleine liute!*^
- Den risen begreif sin grimmer /orn,
- sin ros nam er zuo beden sporn,
- mit kreften schütt er smen schaft
- und reit mit siner ganzen kraft.
- 1305 Der beiden sich genante,
- an den Gmwen Roc er do rante,
- er gab im mit kreften einen stoz,
- d^s ei' sid vil wenig genoz.
- y
- 1282 kanst H, 1283 Er sp. ich enweis was er solte H,
- 1284 mir hie] mein herr D. O. was ich hie tun solte H. 1285
- nackten m. H. 1286 schände H, 1287 armen 2). 1288 Das H.
- vil] wol K. 1289 Ich s. in zu d. st. H. 1290 gründen Ü.
- 1298-1294 Ich han es noch an dem gemtite Ich vertrag vch nit
- von. tibermiite H. 1297 Nun ker tegen b. H. 1298 jenem] dem
- H. 1299 bogen sy D, got sich H, 1300 Do H. Vnd ernerte
- 2). deinen B. 1302 begreiff er mit beiden sp. H. 1804 Do
- reit IJ, m. siner k. H, m. gantzer k. Z). 1805 s. ermante D,
- s. wante H. 1808 Bas HD. vil] gar Ä
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- — 49 —
- Der Grawe Roc do küm gesaz,
- 1810 vil schier vergalt er ime daz.
- [Do] der Grawe Roc, der degen biderbe,
- sprang vil bald her widere
- daz er nie kein wort gesprach,
- mit zom er üf den risen stach.
- 1816 (Si erbeizten nider üf den plan,
- die stolzen degen lobesan;
- dö schartent sich die heren
- mit harte grozen 6ren,
- in ward zuo stechen also not,
- 1820 ieglicher dem andern sin spere bot.
- Der Grawe Roc, der wigant,
- an Stegreif er in den satel spranc.
- „Stich froelich!" sprach der Grawe Roc,
- er sprang froelich iif den tempelhof,
- 1825 daz er nie kein wort gesprach,
- mit zom er üf den risen stach,)
- daz er do muost fallen
- mit helfant nnd mit allem
- und er euch 6 töd was,
- 1880 6 er kam nider üf daz gras.
- Do die Sumnten daz ersähen,
- kreftig was do ir jämer.
- Do sprach der Grawe Roc:
- „Ir heren, nun swigent durch got!
- 1886 er ist vil süez entsläfen
- mit sinen kluogen wäfen."
- Er sprach: „nun stand üf, trüt kind,
- und bind din merrind.
- 1309 vil kaum besasz Z>. 1310 Gar seh. er jm v. dasz H,
- 1312 bald] kum H. her nidere D. 1313 Und er euch nie H.
- 1314 risen] beiden H. sasz vnd stach D. 1316 stolzen] zwen H.
- 1318 Mit so h. D. 1322 er feUt D. 1324 sprengte H. tempel
- feUt H. 1326 üf] durch H. 1327 Das er auch do D. 1328
- allen D. 1330 E dann er i). üf] in H. 1331 surgenten Z>,
- vorgenanten (!) H, ersahen das D. 1332 K. wart do ir gaben H,
- K. do ir Jammer was D. 1334 nun fehlt H. 1335 vil] gar H.
- 1336 fetilt H. 1337 nun feUt H. 1338 din] dem D.
- Orendel. 4
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- — 50 —
- daz ez dir nit entloufe
- 1840 aZder du Mst ez an pfenmng verkoufet.
- Der Grawe Roc, der wigant,
- der greif dem risen in den heim zuo bant,
- er zucte in über den tempelbof,
- also sagt uns daz baocb nocb;
- 1845 er spracb: ,,wö ist die famde diet,
- die unser trebtln ie beriet?
- die nement hie daz freislich tier,
- daz ich hän gefangen schier,
- und die vil seltz^n wunne,
- 1860 die ich hie hän gewunnen!"
- Des ward die famde diet s6 fro,
- vil li^te schaltent si al dö,
- si kämen geloufen uf den wal,
- si schouweten den risen über al,
- 1866 si heten in schier entbunden
- an den selben stunden
- von allem sinem gesmide,
- daz der rise fuort an sinem libe;
- si truogent ez allez hin zuo dem wln
- 1860 und vertrunken ez, s6 ez tiurest mohte sin.
- Si sprächen alle gliche:
- „Nun wol her, arm und riebe!
- die mit uns wellen ezzen und trinken,
- die soUent her zuo uns sinken!
- 1866 daz haben wir von dem Gräwen Roc,
- daz sag ich iuch an allen spot;
- daz vergelt im got der guote
- und sant Maria, sin liebe muoter!"
- 1889 entlauffet D. 1340 Anders 2>. Du hast din pfenwert
- kouffe H. 1842 Er g. den r. mit dem h. z. h« H. 1343 zoch
- H. tempel hoff noch H, 1344 also uns disz buch seit noch H.
- 1345 frande D, fipodige Ä 1347 disz H. 1349 seltzame H.
- 1351 fipöude (!) H. 1352 leut D, livt H. schültent H, schaldent D.
- 1353 Vnd koment H. das wal H. 1356 In H. 1357 sinem]
- dem H. 1359 aJlez baldt D. 1362 Beid a. u. r. H, 1363 Die
- do weUent essen u. t. H. 1364 her fMt H. 1365 hant H.
- 1368 sant fehlt H. liebe] künigkliche D.
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- — 51 —
- Dö die Sumnten daz ersähen,
- 1870 vil kreftig was do ir jämer.
- Dannoch hielten [gegen den Grawen Roc] üf dem plan
- zwölf heidenischer künige freisam,
- zwelf künige vil riche,
- mit jedem sehshundert heiden freisliche.
- 1875 Sin hend er über sich bot:
- „Nun hilf mir, Maria, üz aller not
- durch die höchsten namen dri
- und ste mir hiut mit triuwen -bi!"
- Daz begund erbarmen die frle,
- 1380 die künigin sant Marie,
- si sprach: trüt sun vil guoter,
- hilf dem künig Orendel üz noeten,
- trüt sun, lieber here
- durch dins heiligen grabes Sre!"
- 1886 Do sprach unser trehtin:
- „Ich tuoz vil gern, trüt muoter min."
- Do sand im Crist von himele
- dri engel bald hemidere,
- den guoten sant Gabriel
- 1890 und den guoten sant RaphaSl
- und ouch den guoten sant Michafel.
- Die heiligen dri engel,
- die fuorten dri swert in iren henden,
- si sprächen: „hoerstu, künig Orendel,
- 1895 uns hat got und sine muoter zuo dir gesendet.
- 1869 surgenten D, vorgenanten H, ersahen das i), sahent
- also H. 1370 Vil krefftig da ir Jammer was D, Do wart gar
- grosz jr jomer do H. 1371 hielt H. g. d. G. R. fehlt H. 1373
- Vor dem Grogen Rock XII k. lobesan H. 1373 Die worent also
- riebe H. 1374 sechundert 2). heiden fehlt D. 1376 mier her
- got uszer n. H. 1377 hohen H. 1378 ste] bisz H. 1383-
- 1384 fehlen H. 1385-1386 Do sprach got der vü gutter Ich
- tun es gern vil liebe mutter H. 1387-1388 Do sante sy jm vom
- himelrich Dry engel hemider fllrderlich H. Darauf in D: Den
- vil hayligen engel herre. 1390-1391 eine Zeüe in H: Vnd die
- guten Sant Michahel und Raffahel. 1393 Die fMt H. 1394
- hoerstu fehlt H. 1395 u. s. muoter fehlt H.
- 4*
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- — 52 —
- daz wir dich an allen zwifel
- behüeten sollen vor allem folkt*;ige;
- wirstu den ander uns erslagen,
- so wil got in dem himel dm sele haben:
- 1400 du solt frölichen striten
- in disen gegenwertigen ziten.^^
- Die engel riten mit im in den strit,
- er sluog die tiefen wunden wit;
- der strit werte zuo haut
- 1405 wol drier somertage lanc,
- unz daz der Grawe Roc guot
- der künig sehs zuo tod ersluoc;
- die andern sehs im entrunnen,
- ir ieclicher mit tiefen wunden,
- 1410 welher den andern do an ruort,
- den duhte, wie in der Grawe Roc überfuor.
- Do der Grawe Roc daz ersach,
- daz niemand mSre mit im faht
- und si im an den stunden
- 1415 wurden flühtig und entrunnen,
- umb warf er daz marc,
- daz was kreftig unde starc,
- 1396 Das wler dich vor dem leiden tivffel E. 1397 folck
- feyge Z>. Behüttent vnd vor den beiden on zwifel H, 1398 Vnd
- wirdestu hie erschlagen H, 1399 m d. h. feUt JET. 1401 Zu
- d. ziten H, 1402 Do stunt jm sin mut zu striten H, 1403 so
- witen H. Er schlug in tieflfe w. weyt D. 1404-1405 Der streyt
- weret nit lange Einen summer tag was er zugangen D. 1407
- Sechs künige H. schlug D, 1409 Mit grossen und tieffen w. H.
- 1410 do erreit Ä 1411 über fftrt D, wie d. Growe rock do
- streit Ä 1418 Das niemant mit jm schlug noch stach H. 1414
- im do an D. 1415 Alle fluchtig werden begunden H, 1416-1417
- Der vil stolze Jüngling imd man Der Growe Rock und tegen
- lobesan H, Sy hübent sich ab dem ringe Die vil stoltzen iüngelinge
- Als der grawe rock der degen lobesam Den sig an den hayden
- gewan. 1418 Er umb warff do sin schone marck H, 1419
- Die H.
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- — 58 —
- 1420 er liez ez höhe sprmgM
- vor frouwen Briden, der edelen küniginne.
- Gegen im gieng frouw Bride,
- die schoenst ob allen wlben;
- do si in ferrest ane sach,
- 1*86 daz wort si güetlichen sprach:
- „Got grüez iuch, hör Gräwer Roc!
- ich seit iuch nit grüezen, wizze got,
- ir hänt mir erslagen mine man,
- die mir des heiligen grabes solten gehüetet han/^
- 1430 D6 sprach der Grawe Roc:
- „Nein ich, frouwe, daz weiz got,
- ich erslaog hiut keinen cristenman,
- für war ich iuch daz sagen kan.
- wizzent, iuwer heidenische kneht,
- 1485 die tuont mir sicher gar unreht,
- und schönet ich iuwer nit daran,
- ez müest in allen an daz leben gän!'^
- „Nun sich her, schoener jüngeling,
- küsse mich, eines rehten keisers kind!
- 1440 mir sagt die gotes stimme
- von des küniges Ot^gels kinde:
- er huob sich von Triere
- mit zweien und sibenzig kielen,
- die sind im alle versuiien
- 1446 und in dem wilden mer ertrunken,
- do genas nie kein geslahter man,
- wan der junge künig lobesan.
- 1421 küniginen H. 1428 ob aller wibe H. 1424 von veren
- H. 1425 gütlich zu jm sp. H. 1427 euch aber nit grftssen
- waysz g. J). 1428 meinen m. D. 1429 das heilig grap soltent
- behut h. H. 1431 frouw wisz g. H. 1433 Frouwe ich uch das
- gesagen k. H. 1434 heidischen H. 1435 Timt mit (!) vbel vnd
- mit vm*echt H, 1436 schonte H. darane H. 1487 allen fetdt H.
- euch allen D. gane H. 1439 Kose D. mich] mier H, mit D.
- 1441 eygels D, origels H, 1448 zwen D. Mit sübenzig und
- zweien k. H, 1444 im auch alle D, im gar H. 1445 wilden
- fehlt H. 1446 kein fMt H. 1447 Den D.
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- — 54 —
- der ist altersein genesen,
- der sol ouch hie nun h^re wesen;
- 1460 er sol über daz land wesen künig und hör
- und über die guoten bürg zuo J^rosal^m.
- Sind ir der selbe jüngeling,
- s6 sollent ir mir wilkomen sin!"
- Do sprach der Grawe Roc:
- 1456 „Nein ich, frouwe, daz weiz got,
- ich bin ein eilender man
- und bin durch got zuo dem heiligen grabe gegän."
- Wie ez umb die rede wer getan,
- si umbfieng den degen lobesan.
- 1460 Daz sach der beiden Merziän,
- wie bald er loufen dö began!
- D6 er si ferrest ane sach,
- daz wort er grimmigllchen sprach,
- er sprach: „wie nun, frouw Bride,
- 1465 die schoenst ob allen wiben,
- ist daz nun getan reht,
- daz ir küssent minen kneht?"
- Si liez in balde von der haut,
- si sprach: „wie nun, m6r wigant?
- 1470 daz ist doch selten ie geschehen,
- daz man dinen kneht s6 frumen zuo hofe hab gesehen."
- Do sprach der Grawe Roc:
- „Ez ist nit, frouwa, daz weiz got!
- ich gesach in nie wan gestern fruo,
- 1475 sin ros 16ch er mir zuo:
- 1448 altersein] ouch einig H. 1449 ouch fehlt H. 1450-
- 1451 Er sol ouch werden her und künig zu haut Vber die
- bürg Jherusalem und dis lant H, 1452 iüngeling fein D,
- 1453 mir vnd dem graffen D. 1454 fehlt H, 1455 fr.
- wisz got H. Darauf in H: Ich wer vil kum desselben
- bot. 1456 Ich b. e. armer m. wol frumer H. 1457 Vnd b. d.
- g. zu disem grab herkomen H. 1458 fMt H. 1461 dö feUt D.
- 1462 Do er sy vereinen (!) sach H. 1463 Dise wort er mit grime
- sp. H. 1464 we nun H. 1465 ob allen] aller H, 1467 kosent
- mit meinem k. D. 1469 wie fehlt D. 1470 nye D. 1471 die
- knecht so frum sol sehen H. 1473 Im ist nit also das waysz g.
- D. wisz H, 1474 dan H. gest. morgen f. D.
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- — 56 —
- ich enwart sin nie eigen
- noch mannes üf erdrich keines
- an alein gotes des vil guoten
- und sant Maria, siner königlichen muoter/^
- 1480 D6 sprach der heiden Merri&n:
- „Gräwer Roc, läz die rede stän,
- oder ich heiz dich nemen bi dem här
- und heiz dich füeren fär die bürg zw&r
- und heiz dich slahen unde pliuwen,
- 1486 daz dich din rede muoz geriuwen!"
- Der Grawe Roc, der wigant,
- sin fiist er zuo samen zwanc,
- er gab dem heiden einen slag,
- daz er vor im üf der erden lag,
- vnd seiner besten zdne vier vyelen jm ause
- seinem mund.
- 1490 er sprach: „wie nun, heidischer man?
- daz ist der dienst, den ich dir hän getan;
- wan du sin begerest, hßre,
- s6 diene ich dir m6re!"
- D6 sprach frouwe Brid zuo haut:
- 1495 „Des Wortes sag ich iuch danc!"
- Frouw Brid hiez bald entspringen,
- den heiden Merziän fähen und binden,
- man legte den degen hßre
- in einen tiefen kerkere.
- 1600 D6 sprach der Grawe Roc:
- „Frouw, ergebent mir den heiden durch got,
- vil schoene maget lobesan,
- ich hän im vil zuo leid getan
- 1476 entwart D. Sin eigen wart ich nie H. 1477 K keins
- manes uff erden ie H. 1478 gottes des verjehe ich H. 1479 Vnd
- der künigin edel und rieh H. 1481 din rede H, 1482 Ob ich
- dich heisz nemen H: 1483 für das burgtor H. 1485 die red,
- rüwen H, 1487 er fehlt D. 1490 haydenischer D. 1491 Disz H.
- 1495 Des Schlages vnd mortes (!) D. dier H. 1496 Do hiesz f.
- Bride geringe H. 1497 bringen D. D. h. für sy do bringen H.
- 1498 Do leit man H. 1501 Frouw fMt H. ergent Z>.
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- — 56 —
- und hän zuo vil an im gerochen,
- 1606 sinen bruoder hän ich im erstochen/'
- daiion get jn not an desz \ das er gethon hat \
- vnd ob er sich geren an mir gerochen het \ kan
- ich jm auch so gar nicht verargen. Auch so ist
- er der erst man der mir hie in diser stat \ Eer
- vnd dienst beweiset hat \ er lyhe mir sein gut
- pferd I darauff ich all m^in Eer erfochten hab \
- auch schüt wnd sper dartzü \ vnd darumb bitt
- ich euch \ jr lasset jn diser gefäncknusz frey.
- Frouw Brid hiez bald entspringen,
- den heiden für sich bringen,
- si nam in hslde bi der hant,
- si sprach: „nim hin, her wigant,
- 1510 nun tuo im nach dem willen din!"
- sprach daz schoene megetin.
- Der Grawe Roc zersneit im sin gepende,
- er löste im füez und hende,
- er sprach: „gang wider über den hof
- 1515 und nim wider din schilt und din ros
- und sich, als lieb dir si din 6re,
- so vergich des Gräwen Rocks zu^ einem knehte nimmer
- mßre."
- D6 sprach der künig stßte,
- daz er ez rehte gerne töte.
- 1620 D6 er sin guot ros ergreif,
- wie bald er für die porten reit!
- wie wunderlich und harte
- rant er durch den AbrahSmischen garten!
- 1504 Ich hab mich wol gerochen D. 1506 Do hiesz die
- frouw geschwinde H, 1507 her flir sy H. 1509 Sy sp. nun sag
- mir weygant D, Nun sig lidig her w. H. 1510-1511 fehlen H.
- 1512 schneyd D. die geb. H. 1513 Vnd erloste H. 1514 nun
- gang über D. 1515 dein schil (!) vnd rosz D. 1516 also D,
- 1517 So tu wider den Growen Rock nit mere H, 1519 das gern
- t. H. 1520 begreiff H. 1521 portte H. 1522 vnd auch h. D.
- 1523 Rant er fehlt D. gart H.
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- — 57 —
- in die wüeste ScMlung, also heizet ein lant.
- 1626 Die künigin nam mit triuwen
- den Gräwen Roc bi siner hant,
- [er was ein küener wigant]
- Si fuort in über den hof gedräte
- in eine schoene kemenäte.
- 1680 Mit im giengent zwen heren,
- die pflagent sin mit grözen eren;
- man rihte dem hören dar ein tisch,
- man truog im dar fleisch unde fisch,
- man gab im alles des genuog,
- 1885 daz daz erdrich ie getruog
- von brot und ouch von wine
- und ouch manger hande spise,
- man gab im wildez xmde zam,
- so man ez allerbest moht hän.
- 1540 D6 ruowete er vierzehen tage,
- als uns daz buoch die wärheit sage^.
- D6 kam uz der wüesten SchMunge
- der beiden vierzehen hundert,
- under den reit ein rise freisam,
- 1646 der was geheizen Liberian.
- Der leinte sich mit truwen
- zuo J§rusal6m an die burgmüren,
- er sprach: „sid ir din, frouw Bride,
- die schoenste ob allen wiben?
- 1524 Schaum H. In aln landt das hiesz die wüsten D. 1525
- nam in mit treuen D, nam mit trüwen zu hant H. 1526 by der
- h. H, mit seiner h. Z>. 1527 küener] schöner H. 1532 den
- herren ainen t. D. 1533 in dar das wisse crist D. 1534 in D.
- 1535 Das man uff ertrich je getrug H. 1537 Von mancher D. spise]
- püsineÄ 1538 M. g. in bede wilde u. z. D. 1539 es beste Ä 1540-
- 1541 Der stoltze tegen und herre Der rüget XIIII tage und mere
- H. Darauf in D: Vnd denn zwey germere Das ain stoltzer
- degen herre. 1542 D6 fehlt D. usser der H, Deschan D, Düschkan
- H. 1543 hundert man H, Mit .XTTTT. tausent haydenischer man D.
- 1544 den] in D. 1545 liebman D, bebüam H. 1546 D. leite
- s. ane truren H. 1547 an] für H. 1548 sind H. 1549 D.
- sehest (!) 2). D. schönste aller wibe H,
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- — 58 —
- 1660 So gebent uns den Gräwen Roc
- her üz üf disen tempelhof !
- Oder daz heiige grab wil ich verprennen,
- die cristenliute quellen darinnen!"
- D6 frouwe Bride die red vemam,
- 1666 üf stuond die maget lobesam,
- si gieng über den hof gedräte
- in eine schoene kemenäte.
- D6 si den Grawen Roc ansach,
- daz wort si güetlichen sprach:
- 1560 „Släfent ir, h6r Grawer Roc?"
- Er sprach: „nein ich, frouwe, daz weiz gotl*
- Si sprach: „h§re, ez ist komen
- üz der wüesten Schälunge
- wol vierzehen hundert heidischer man,
- 1666 die woUent iuch hie bestän,
- si heischent iuch also harte
- zuo J§rusal6me für die porte."
- Do sprach der Grawe Roc:
- „Frouwe, des walte got!
- 1570 der got, der mich beschaffen hat,
- der geb mir tröst und rät!
- er lät mich nit Verliesen min leben."
- also sprach der üzerwelte degen
- Des morgens dö ez tagte
- 1675 und er des dö willen hatte,
- der Grawe Roc gieng üf den hof.
- Frouw Bride hiez im bringen ein guot ros,
- darüf lag ein satel helfenbein?n,
- frouw Bride sprach: „ez sol dln eigen sin."
- 1550 gent H. vns herausz d. gr. r. Z>. 1551 Her üz fehlt
- D. den H, 1552 zerstöm H. 1553 Und die Kristenen 1. dar
- in verkam H, 1554 Als Z>. 1559 Gar tugentlichen sy spr. Ä
- 1560 Sy sprach schlaffent Z>. 1561 ich fehlt D. fr. wlsz gott H.
- 1560-1561 wiederholt in D. 1563 scholmen D, schalamemmigen
- H. 1564-1565 fehlen D. 1566 usz hörte H. Sy haissent auch
- a. h. D. 1569 das vergelt euch 2), das vergeh uch H, 1570
- Der got feUt D. 1571 gibt, vnd auch rat D. 1573 des] es H.
- hette D. 1577 guot feUt H. 1578-1579 fehlen H.
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- — 59 —
- 1680 Si hiez im üf den hof tragen
- ein brünige was mit gold durchslagen,
- si hete vil der wunne,
- si lühte als die sunne.
- D6 legt er an zwäre
- 1Ö86 sinen guoten roc gräwe,
- er sprach: „solt ich Verliesen min leben,
- in dem gräwen roc wolt ich gerne sterben!"
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Ich sag iuch, frouwe, daz weiz got,
- 1590 vil edel schoene küniginne,
- iuwer witz und iuwer sinne,
- die Ikzent noch hiute für gan
- an mir vil eilenden man:
- tuont ez durch den himelischen degen
- 1596 und heizent mir ein guot swert geben!"
- Prouw Brid hiez balde springen,
- iren kamerer zuo hofe bringen.
- D6 si in verre komen sach,
- gerne m%ent ir hoeren, wie si sprach:
- 1600 „Hörstu, tegen lobesan,
- mines vaters Davides swert muoz ich han!
- und sich, also lieb dir si din leben,
- daz du mich niht betriegest eben."
- D6 hiez er balde springen,
- 1606 ein lade her für bringen,
- die er mit drien slözen üf entslöz,
- des er sid her vil w§nig genöz.
- dar üz nam er vil schiere
- ein swert lühte als ein Spiegel,
- 1581 Sein Z>. die w. mit gold besohl. H. 1582 bat H. so
- vü Z>. 1583 die klar sumie D. 1584-1585 Dor über leite er
- an Sinen growen rock der helt lobesan H. 1586 sol H. 1587
- So wil ich es in dem growen rock uff geben H. 1589 Frouwe
- ich sag tich on allen spot H, 1590-1593 fehlen H. 1591 vnd
- auch 2). 1592 lasz nit noch JD. 1596 hiesz geschwinde H. 1597
- Den k. ein gut schwert bringen H. 1598-1605 fehlen D. 1599
- mochent H. 1602 din leben je mer H. 1603 fehlt H. 1604
- er geschwmde H. 1605 harflir H. 1606 schlüszehi uff schlosz H,
- 1607 Das D. her vü fehlt H. 1608 Do nam er usz dem biegel H.
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- — 60 —
- 1610 er gab ez froawen Briden in die band,
- si sluog ez in ein steinin wand,
- si bracb ez zuo drien stücken,
- si sluog im daz ein über sinen rücken,
- si nam in bi dem bare,
- 1616 si drat m under die ftteze zw&re.
- Lüt rief der degen lobesam:
- „Scboene maget wol getan,
- läz mich, schoen künigin, genesen,
- ich zeige dir daz swert mins hferen!"
- 16W Do sprach frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wiben:
- „Daz maosta tuon zwäre,
- e daz ich dich läze [bi dem h&re]!**
- er wiset die maget werde
- 1625 eins mans tief under die erden.
- D6 gieng si also gerihte,
- da si daz guot swert wüste,
- er swuor mit tiuren eiden,
- ez stecket in einer güldenen scheiden,
- 1680 ez w6re scharf und ouch breit,
- in keinen noeten ez stahel noch isen nie vermeit.
- Do gruob man üf den alten saÄs,
- der des küniges Davides was.
- Do gieng die maget al zuo band,
- 1686 da si den Gräwen Roc fand.
- Si sprach zuo dem wigant:
- „S6, nim daz guot swert in din haut
- 1611 in] umb H, 1612 zu dreyen klamen st. Z>, in dry
- stücke H. 1613 rücke H. 1614 in auch bey D. 1616 Lütte (!)
- ruflFt H. 1618 emeren H, Lasz m. gen. künigin herre 2). 1619
- So zaige ich dir D. 1621 D. seh. aller wibe H. 1622-1623
- Ich gelosse dich nie mer by dem her Du wisest mich dan vor H.
- 1623 Ob ich D. 1624-1625 Er sprach ems mans tieff under der
- erden Do such magt edel und werde H, Darauf in HD 1638, 33.
- 1688-31. 1686.87. 1634. 1626 also gerihte] mit jüste H. 1628
- hohen eiden H. 1629 schachte (!) H. güldenen] guten H. 1631
- Stabe] und ysen es schneit H. 1632 schätz H. 1634 Es trftg d.
- m. D. al fMt H. 1637 Se hin D. Se ein g. schw. in die h. H.
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- — 61 —
- und behalt ez wol mit sinnen,
- da ist sant Bangräzien heiltuom innen.
- 1640 ez gefuorte nie kein man,
- er enmüeste den obersten sig hän."
- Vil schier er sich begurte
- mit sinem vil guoten swerte,
- si sazte im üf sin houbet
- 1646 einen heim vil wol gepouwet,
- darumbe lag vil schone
- von gold ein liehte kröne,
- als si der kOnig Davit
- hat gefnort vil mangen strit.
- 1650 Der Grawe Roc der wigant,
- äne Stegreif er in den satel spranc;
- wie schier der degen lobesam
- den schilt zuo den armen genam!
- man brähte dem degen küene
- 1666 ein sper vil gröz und ungefttege.
- Der Grawe Roc, der held guot,
- sich al ein von Jßrusalßme huop,
- nach im besluzzen si die tor,
- den Gräwen Roc liezent si da vor.
- 1660 D6 ward der Grawe Roc bestanden
- von vierzehen tusent heidenischer manne.
- Dö sand im Crist von himele
- dri engel bald hemidere,
- [dri engel hSre,]
- 1666 den guoten sant Gabriel
- 1638 Und halt es mit synne H. 1639 Branckirtzegen D,
- Brandans H, imie H. 1640 kein ander m. D. 1641 obristen H.
- 1642 Gar bald H. gürte D. 1643 vü fehlt H. 1644 säte H.
- 1645 Ein h. was wol beloubet H. 1646 Danmder D. 1648
- Also der H, 1650 und wigant H. 1651 er fehlt D. Hier folgen
- in HD die Verse 1976-86. 1655 E. sper was ungefüge H.
- 1656 held] tegen H. 1657 Allain sich zu J. hüb D. 1658 be-
- schliessent H. 1659 dar vor D. 1660 bestritten H 1661 Mit
- Xinic beiden en mitten H, 1662 Christus Z>. Do sant jm got von
- himelrich H. 1663 Dri^ e. hemider fürderlich H. 1664 Drige
- H. Den vil balligen engel herre 2). 1665 Gabrihel H.
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- — 62 —
- und den guoten sant Raphael
- und den guoten sant Michael.
- Die heiligen dri engel
- heten dri swert in iren henden.
- 1670 Ob im si dö swebten,
- wie güetlich si do redten!
- si sprächen: „hoerstu, künig Orendel,
- uns hat got und sine muoter zuo dir gesendet,
- daz wir dich an allen zwifel
- 1675 sollen behüeten vor allem folhmge;
- wirstu dan under uns drien erslagen,
- so wil got din sgl im himel haben/^
- Do moht er vil gerne fehten,
- im half unser hör und [die] trehtin.
- 1680 Er huob sich bald von dannan
- fürbaz üf den Jordan,
- da er Liberianen fant,
- den heidenischen wigant,
- Dö si einander an sähen,
- 1686 si begunden zuo einander gähen
- mit starkem, michelm grimme,
- in stach der Grawe Roc durch die ringe,
- daz der vil ungefüege man
- des Stiches zuo der erden kam.
- 1690 Die engel näment des Stiches war
- zuo aller forderst under der beiden schar,
- und der der beiden baner fuort,
- wie bald er im daz houbt ab sluoc.
- 1666 Und fehU H. 1667 Michahel H. 1668 fehlt H.
- 1669 Die hatten H. 1670 Ob im sach er si schweben H. 1671
- betten D. Und jm beschirmen sin leben H, 1672 hoerstu fMt H.
- 1674 Das w. d. behütten on allen zwiffel H. 1675 S. behalten
- v. a. üb^ D, Vor allem volck der tivffel H. 1676 feUt H.
- 1677 in dem h. h. D. 1678 Do von mahtu gern vechten H.
- 1680 damien Z>. 1681 Jordanen H. 1682 liberianem D, lieber
- einen (!) H. 1683 heidischen H. 1684 an fehÜ H. 1685 Bälde
- sy zu einander johent H, 1686 starcken micheln D. 1687 die]
- sin H, 1688 Do der lang u. m. H. 1690 Stiches feUt H. 1691
- an der schar D.
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- — • 63 —
- Er tet in sinen siten kund,
- 1696 er durchbrach daz her dri stund
- mit sinem guoten scharsach,
- daz des stolzen künig Davides was.
- Die vil stolzen degen snelle,
- die fluhent üf dem felde;
- 1700 si muostent rumen die walstat,
- also uns daz buoch noch sagt,
- in einer kleinen wile
- hmder sich em mile.
- Des morgens an dem andern tag
- 1706 do verjagte er aber die andern schar,
- emen künig und allez sin her
- in daz Weterische mer.
- Der Grawe Roc, der held guot
- manigen beiden er zuo töde sluoc.
- 1710 Also verjaget er die gröze schar.
- Darnach an dem driten tag
- kam der heidnisch künig Merzian
- mit elf hundert man
- die selben verjagt er ouch alsant
- 1716 durdi sin eines ha/nt
- in daz wilde Klebermer,
- daz vil wunderliche her;
- dar in ertrenkte si der Grawe Roc,
- daz wizzent äne allen spot.
- 1720 Darnach an dem vierten tag,
- do verjagte er die letzten schar
- ferr in einen finstem tan:
- daz was in allen gar ein ban.
- 1694 im D. 1695 in drey st. Z>. 1696 Mit dem gutten
- Schwert dass so scharff was H. 1697 Davites H. 1699 Die
- viellent H. 1700 Do miistent sy r. H. 1701 Als uns dis b.
- gesagt hat H. 1704-1709 folgen in HD erst nach 1719. 1704
- Momdes Ä 1705 versagte (!) D, Verj. er ein ander schar H.
- 1707 wetesche H. 1709 er fMt D. 1710-1719 standen in
- HD bereits nach 1703. 1710 Maine seh. D. 1714 Die selb
- H. ouch gar HD. 1716 mere H. 1718 Do zertrant sy D.
- 1720 dritten HD. 1721 letzten] dritte H. 1722 wüsten tan H.
- 1723 alles ein b. H.
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- — 64 —
- Die vor finsteraus nit mohten geriten,
- 1786 die muosten des Grawen Rockes erbiten,
- ez w6r in lieb oder leit,
- der Grawe Roc fast hin nach streit.
- Er begund die hehne faste houwen,
- des weinten die schoenen frouwen
- i7«o und ouch die vil riehen möge,
- die dö noch lebendig wären.
- Also het des küniges Ougds bam
- einen herten stürm freisam,
- mit siner ellenthaften hant
- 1786 er sluog zuo tod mangen heidenischen wlgant.
- Do gewunnent die selben geste
- ein vil unsanfte reste.
- Die im entrannen wären,
- daz sag ich iuch für wäre,
- 1740 üf den witen alben
- si ^uhen allenthalben,
- si forhten den degen lobdich,
- si giengen alle verbergen sich,
- si wondent, daz der degen here
- 1746 zuo allen ziten bi in were.
- Als der Grawe Roc der wigant
- die vierzehen tüsent beiden zwanc,
- do körte er wol mit feren
- gegen der bürg zuo Jßrusalöme.
- 1760 Die wile lag frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben
- 1724 vor vinster H. 1725 do biten H. 1726 in auch lieb
- D. 1727 auch fast hinach D, hinden uflf sy H. 1729 Das H,
- die aller schönsten frawen D. 1730 man H. ir vil riehen magten (!)
- D. 1731 feUt H. 1732 fMt H. Orendels baren D. 1733
- Hettent e. h. st. frisam H. 1734 ebentffaffter (!) D. Künig Orendel
- schlug m. s. h. K 1735 Er sluog fehlt H, heidischen K 1738
- zware Z>. 1740 Uff der H. Vü wittiben auff d. a. D, 1741 Sy
- sahent D, Si scheut Ä 1743 allen verbürgen sich D. 1744
- wonent H. 1746 Also H. 1747 Die fehlt H. 1749 Zu d.
- burck Jh. H. 1750 All die weU D. 1751 aller wibe H.
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- — 65 —
- vor dem heiligen grabe,
- als wir ez an dem buoche haben,
- daz si weder az noch tranc.
- 1755 zuo got stuond aller ir gedanc,
- und bat got den guoten
- und sant Maria sine muoter,
- daz si also wol teten
- und den Grawen Roc gesund her wider brehten.
- 1760 D6 si daz wort ie vollen gesprach,
- über die heiden man in riten sach.
- Do sagt man ir die mßre,
- wie daz der Grawe Roc wider komen w6re.
- Gegen im gieng frouw Bride,
- 1765 die schoenst ob allen wiben;
- do si in ferrest an sach,
- daz wort si güetlichen sprach:
- „Sint gotwilkumew, her Grawer Roc!
- ich kan iuch nit anders nennen, weiz got;
- 1770 ob ich iuch nun erkante,
- wie gern ich iuch anders nante!"
- Also sprach daz schoene megetin:
- „doch sollent ir min höre sin,
- ir sollent wesen künig und here
- 1775 über daz land und die bürg zuo Jerusaleme!"
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Frouw, den spot vergeh iuch got!
- ir sollent warten eines küniges zuo hand,
- der do habe liut und land."
- 1780 D6 umbfieng si den wigant
- und nam in bi siner haut.
- 1753 Also H. ez fehltH. 1755 aller fehlt H. 1757 saut
- fehlt H. 1758 also fehlt H. 1759 Und jn gesunt H. wider ge-
- sandt br. D. 1760 ie fehlt H. 1761 beide H. 1763 Wie,
- wider fehlt H. 1764 G. jm so ging H. 1765 aller wibe H,
- 1766 ver komen s. H. 1767 Gar gütlich sy zu jm sp. H. 1768
- got fehlt D. her] ir D. 1769 wisz got H. 1770 euch aber
- nun D, vch anders H. 1771 anders fehlt H, 1772 Also fehlt H.
- 1773 Doch so mustu H. 1775 daz] die D. üb. d. bürg zu Jh.
- H, 1777 Frouw fehlt H. 1781 fehlt H.
- Orendel. 5
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- — 66 —
- Si foorte den h^ren
- in die gaote bürg zuo J^rusal^me.
- Si enhiez nit lenger beiten,
- 1786 ein bat hiez si scliön bereiten
- dem stritmüeden man:
- daz schuof die maget lobesan.
- Do batt in die jungfrouwen
- und legt in euch mit trowwen
- 1790 bede in pfeller und in zobel,
- als wir ez an dem buoche haben.
- Si legt im an mit triuwen
- einen zobebnantel niuwen,
- der was gekoufet an der stund
- 1796 noch tiurer dan umb tüsent pfund.
- Si sazte im üf sin houbt
- ein kröne, die künig Davit
- fnorte zuo siner hochzit.
- D6 si also gesazen
- 1800 und getrunken unde gazen
- und der Grawe Roc solt gän släfen
- mit frouwen Briden in die kemenäte,
- do er an daz bet getrat,
- ein engel im under die ougen sach,
- 1806 er sprach: „hoerstu, künig Orendel,
- mich hat got und sin^ muoter zuo dir gesendet,
- daz du keiner slahte minne
- mit frouwen Briden solt gewinnen
- 17 SS gnote fehlt H. 1784 Sy hiesz Ä 1785 bet Ä 1786
- Den H. 1788 hatten H. 1790 und auch in z D. In pf. u. in
- zobel nuwen E. 1791-1793 fehlen H. 1794 koufft H. 1796 im
- auch auff sein haubt weyt 2). 8y gab es im von lieb und on nit H.
- 1797-1798 eine Zeile in D. K. D. trug es by siner zit H. 1799
- fehlt Z>. 1800 Do si nun getruncken und gassen Z>. 1801 solt
- schlaffen getratte H. 1802 die] jr H. 1803 Vnd do D. in das
- bet H. 1804 Der D. sin ouge H. Darauf in D: Grern mügent
- ir hören wie er sprach. 1805 Er sprach fehlt D. hoerstu feMt
- H. 1806 und sine m. fehlt H. 1807 Das du mit k. H, slahte
- minne] vnkeüschen lieb Z>. 1808 gewinnen] pflegen hie 2).
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- — 67 —
- bis von hiut über niun jär,
- 1810 daz gebiut dir got, daz ist war."
- Als er die rede d6 vemam,
- üf stuond der degen lobesan,
- er gieng also gerihte,
- da er sin guot swert wüste,
- 1816 [er swuor bi tiuren eiden,
- ez stecket in einer güldenen scheiden].
- Daz legt er in ganzen trot^wen
- zwischen sich und die jungfrouwen.
- Frouw Bride fraget in der mßre,
- 1820 ob ez in sinem lande site were,
- weihe frouwe neme einen man,
- daz si ein swert zwischen in müesten hän.
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Nem ez, frouwe, daz weiz got!
- 1825 uns enbiutet die gotes stmime,
- vil edele küniginne,
- daz wü- kemer slahte minne
- mit einander sollen gewinnen,
- wan von hiut über niun jär:
- 1830 daz enbiutet uns got, daz ist war."
- Do sprach daz edel megetin:
- „H6re, nun stoz din swert wider in!"
- Also sprach frouwe Bride:
- „zehen jär mag ich wol an ein man beliben."
- 1835 Do ruoet er sehs wochen also lange,
- do kam üz der wüesten Schalunge
- 1809 Noch von H. 1810 got von himel das i. w. D, got
- für wor H. 1813 Do gieng er D. 1815 schwor H. 1816
- schate (!), guten H. 1818 die schönen j. Z>. 1819 in fehlt H.
- 1821WeUeÄ; 1822insoIten2),jr(!)mustÄ 1823 der edel gr.r. 2).
- 1824 wisz H. 1826 V. edel schoene künigin D. 1827 vnkeüsche
- lieb D. 1828 gewinnen] pflegen hie D. 1829 Bisz von noch heut
- D. 1830 Dis H. 1831 reine H. 1832 nun] so H. wider feUt
- D. 1833 die fraw B. Z>. 1834 an ein man] magt H. 1835
- Do rügte es (!) H. also fehlt H. 1836 Schalunge] der
- schalm D,
- 5*
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- — 68 —
- der beiden sechzehen tüsent man,
- under den reit ein rise freisam,
- der was geheizen Peliän,
- 1840 der leinet sich in tr&wen
- zuo Jßnisaleme über die burgmüren,
- er sprach: „sind ir din, frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben?
- so gebt uns den Gräwen Roc
- 1846 her üz üf disen tempelhof !
- Oder daz heiige grab wil ich verbrennen,
- die cristenliute quellen darinnen."
- Do frouwe Brid die red vemam,
- üf stuond die maget lobesam,
- 1860 si gieng über den hof gedräte
- in eine schoene kemenate,
- da si den Grawen Roc fant,
- [daz was ein küener wigant].
- D6 si in ferrest an sach,
- 1866 daz wort si güetlichen sprach:
- „Släfent ü-, her Gräwer Roc?"
- „Nein ich, frouwe, daz weiz got!"
- Si sprach: „hßr, ez sind komen
- üz der wüesten Schälunge
- 1880 der beiden sechzehen tüsent man,
- die wellent iuch her üz hän
- und heischent iuch vil harte
- zuo J6rusal§me für die porten!"
- Do sprach der Grawe Roc:
- 1886 „Frouwe, des walt nun got!
- 1837 Wol XVI t. h. H. Darauf in H: Also wier des sint
- bescheiden, in D: Der ain weit den künig Orendel tod han. 1840
- Der bereite s. mit tr. H. 1841 über] vor H. die hohen burg-
- mauren D. 1843 D. schönste aller wibe H. 1844 gent H. uns
- herausz d. g. r. D. 1845 Her üz fehlt D. disen] den H. 1847
- Und d. kr. darin zertrenen H. 1848 Do] Als Z>. 1849 Sy stunt
- uff JSr. lobesan D. 1854 ver H. 1855 Dise w. Ä 1856 ir
- dinnen D. 1857 wisz H. 1858 her fehlt H. 1859 schlungen
- H. 1860 man] wol bereit JT. 1861 Vnd ein rise hoch gemeit
- H, 1862 fodem D. so hart H. 1863 Hie für d. p. H. 1865
- Das wolt min g. H.
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- — 69 —
- der got, der mich beschaffen hat,
- der gibt mir tröst und rät,
- er lät mich nit Verliesen min leben."
- also sprach der üzerwelte degen.
- 1870 Der Grawe Roc, der held guot,
- an die zinnen er sich huop.
- Do er si ferrest an sach,
- gern mügent ir hoeren, wie er sprach,
- er sprach: „du vil waeher langer,
- 1875 nun heb dich bald von dannen
- hin üf den Jordan!"
- also sprach der degen lobesan:
- „das kum ich du- zuo [leid und] s6re!"
- also sprach der degen höre:
- 1880 „ez wende den got unser trehtin,
- so enmagstu nit lebendig vor mir gesin!"
- Do huob er sich bald von dannen
- zuo sinen heidenischen mannen;
- d6 sagt er in die mere,
- 1886 daz der Grawe Roc ein kleiner degen were.
- „Ich wil den Gräwen Roc föhen
- und an einen galgen hähen;
- Jerusalem toü ich gewinen \ vnd was ich Christen
- darinnen find \ will ich aU verbrennen.
- frouw Briden wil ich von herzen lieben,
- da mag mich niemant von triben!"
- 1890 Frouw Bride gieng also gerihte,
- da si daz heilige grab wiste,
- 1867 Der git mier min trost u. r. H. vnd auch radt D.
- 1871 An d. Zinne er sich de hup H. 1872 ver H. 1874 wol
- langen (!) Z>, wage lange H. 1875 dane H. 1878 ich zu dir D.
- zu leide schier H. 1879 here] vier H, 1880 dan H. 1881 So
- mustu verlieren das leben din H. 1882 Er hub s. b, v. danan Ä
- 1888 heidischen H. 1885 küner H, küner D. 1886 Jedoch wü
- ich 2). An einen galgen wil ich in haben (!) H. 1887 Vnd wil
- den galgen uff den bürg graben schlagen H. 1888-1889 F. Brid
- w. ich haben zu eigen Das wil ich dem growen rock erzeigen H,
- 1890 Der Grawe (growe H) rock HD. ging getratte H. 1891
- Do er JD. Für das heilig grap er sich lagte H.
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- — 70 —
- si liez sich schone üf ir knie,
- unsern heren bat si ie.
- Si sprach: „himelischer hßre,
- 1896 behaet mir den degen werde
- und beschirm mir den vil eilenden man,
- der mir dem heiigen grab sol bl gestan!"
- Do si daz wort ie vol gesprach,
- der engel ir ander die ougen sach;
- 1900 der het so vil der wunne,
- er lühte reht als die sunne,
- er sprach: „hoerstu, frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wiben
- und ouch edle ktlniginne,
- 1906 din witz und ouch din sinne,
- die läz noch hiute für gän
- an disem vil eilenden man,
- s6 wil ich ouch nemelich
- iur seien füeren in daz frone himelrich.'*
- 1910 Do frouwe Brid die red vemam,
- üf stuond die maget lobesam;
- d6 gieng si also gerihte,
- da si den mesner wiste,
- si sprach: „mesner, liut mit schalle!
- 1916 ich muoz die tempelheren haben alle."
- Die glocken heten einen grozen schal,
- die tempelheren käment al
- an den selben stunden;
- die alten und die jungen,
- 1892 Er HD. schier H. sine H, seine D. 1893 er D. Er
- b. V. hern ye H. Darauf in HD: Also schon und [also D]
- tugentlich (tugentleich D) Also tet (thet D) ouch frouw Brid (fraw
- Breyd D) die kinigin rieh (ktin. reich JD). 1895 disen tegen mere
- H. 1896 = 1897 in H. 1897 Vnd woUest mier in by leben Ion H.
- 1898 follen D. 1899 Einen engel sy do komen sach H. 1900
- D. hatte vü H. 1901 Vnd 1. H. reht] schön D. 1902 hörent
- ir D. 1903 D. schonst aller wibe H. 1907 disen H, dem D.
- vü fehlt H. 1908 auch] euch D, 1909 Etir beder sei D. frone
- feMt H. 1912 also mit lüste H. 1913-1914 glockner H. 1916
- lütten mit schalle H. 1917 k. do hin all Z>. 1919 vnd ouch D.
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- — 71 —
- 1980 bi den henden si sich d6 gefiengen,
- über den hof si do giengen
- in einen witen palas[t],
- da frouwe Bride und der Grawe Roc saz.
- D6 si die hßren komen sach,
- 1925 daz wort si güetlichew sprach:
- „Ir heren, lant iuch nit riuwen,
- ich man iuch iuwer triuwen,
- daz mir der beiden PeMn
- wil nemen minen dienstman
- 1980 und dar zuo alle mlne fere!"
- also sprach die maget here.
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Frouw, erloubent mir den beiden durch got!
- und w6r er als gröz als ein tum,
- 1985 ich fibt mit ime einen stürm,
- ich slach in zuo der erden
- oder ich wil in dem gräwen rocke sterben."
- Do gebot frouw Bride manchem man,
- daz si im mit triuwen solten bi gestan.
- 1940 Die swuoren im triuw und [ouch] eide,
- si swuorent aber alle meineide.
- Der Grawe Roc, der held guot,
- an die zinnen er sich huop;
- d6 sach er üf der beiden
- 1945 mamge banlere weihen
- bMe grüene und ouch rot,
- dö nähete mangem beiden der tot.
- 1920 do fehlt D. 1921 do fehlt H. 1922 grossen H.
- 1923 saz] in was H. 1924 Do sy in ferrest ane sach Z>. 1925
- Vil dugenlich sy do spr. H. 1927 iuwer] aller H. 1928 die
- heiden allesaa Ä 1929 Mir wü n. 2), WoUent n. H. 1931
- Also fehlt H. 1933 Frouw fehlt H. heiden] hem H. 1934 als,
- als] also, also H, 1935 vechte H. 1936 schlage H. in auch zu
- D. 1937 0. ich w. an d. grab tod fanden werden Z>. 1939
- bey stan Z>. 1940 Sy schworent alle by iren eiden H. 1941
- Sy woltent nit von jm scheiden H. 1942 und helt g. H, 1943
- sich do h. Ä 1944 hayden streben D, 1945 baner schweben D,
- banier becleiden H, 1947 sin tot H,
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- — 72 —
- Do gieng er also gerihte,
- da er iacz heilig grab wüste
- i960 und zoch ab aUez sin gewöte,
- daz im frouwe Bride geben Mte;
- er gab ez also stillen
- durch des heiigen grabes willen.
- Do hiez er bald entspringen
- 1956 einen briester dar bringen,
- der im eine messe sanc;
- do bewarte sich der wigant,
- als ez got selber wolte,
- daz er ietzund sterben solte.
- i960 D6 legt er an zwäre
- einen guoten roc gräwe,
- er sprach: „solt ich Verliesen min leben,
- s6 wil ich ez in disem roc üfgeben".
- Der Grawe Roc sich begurte
- 1966 mit sinem guoten swerte;
- er sazte öf sin houbet
- einen heim was schön gepouwet
- und hiez do bald entspringen,
- sin guot ros dar bringen.
- 1970 Der Grawe Roc der wigant,
- an Stegreif er in den satel spranc.
- Wie schier der degen lobesam
- den schilt zuo den armen nam!
- man bräht dem degen küene
- 1976 ein sper was ungefilege.
- 1948 er mit Itiste H, 1950 schoch, gewant H, 1951 geben
- hete] hat gesant B, 1951 stille H. 1954 Er Mesz bald mid
- geschwinde S. 1956 Der in ein messe sünge Das in wol gelünge
- S. 1958 Also H. selber fehlt H. 1959 ietzmid] nignot H.
- 1960 Do het er an sine wot H. 1961 E. gutten growen rock H.
- 1962 min sinne H, mein synne D, 1963 es verl. hie jnne D,
- sy verlieren h. j. H. 1964 begirte D, bewertte H. 1966 Vnd
- s. D. 1967 wol beloubet H, 1968 Vnd biesz im geschwinde H.
- 1970 Verwegen was d. w. H. 1971 er feUt D. 1973 zu dem
- halse genam H.
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- 73
- Daz ersahent do die heren
- mit s6 harte grözen §ren,
- si sprachen: „waz küniges mag daz wesen?
- wir getruwent wol vor im zuo genesen;
- 1980 er enfaert nit anderz zwäre,
- den einen guoten roc gräwe,
- als er an disen stunden
- üz einem kloster si entrunnen.
- Nun wizzent kne zwifel:
- 1Ö86 wir enw^ten dälung fuoz mit im geriten!"
- Der Grawe Roc, der held guot
- sich zuo Jenisaleme für die porten huop.
- Da fand er halten einen grözen man,
- der was so tiufelich getan,
- i9»o er het über siner brüste
- dri brünigen starc und feste:
- die eine die was hörnin,
- die ander was starc silberin,
- s6 was die drite lüter stehelin:
- 1996 ob ein swert durch sin güete
- durch die hümin brinigen wüete,
- s6 solt daz Silber und der stahel
- von reht daz swert [her] wider haben.
- Zuo samen si do gestachen
- 2000 ir beder sper si zerbrachen,
- hinder zwen goldfarbe schilt si sich bugen,
- zwei scharpfe swert si do zugen,
- 1976-1985 standen in HD bereits nach V. 1651. 1976 do
- fehlt H. 1978 ist das gewesen H. 1979 W. trawent vor im w.
- z. g. D. 1980 nit ander wot H. 1981 Dann einen growen rock
- der jm wol an stat H. 1982 Als er nun D, Und wie er H,
- 1983 Uszer, kumen H. 1984 alle on D. 1985 entwolten D.
- W. wollent schimpff mit jm triben H. 1986 und tegen gut H.
- 1987 Sich für d. port do hup H. 1989 teufelichen D. 1990
- Er het auch ü. sein br. D. 1991 Drey brüst D. 1993-1994
- fdilen H. 1995 Ob] Er hat H. 1996 Durch d. ringe es wüte
- S. 1998 daz swert her fehlt S, 1999 Also sy zus. stochent
- K 2000 Die sp. sy zerbrochent H, 2001 goldschüt ff. 2002
- scharpfe fMt H.
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- — 74 —
- si sluogen üf einander,
- daz die üimoen flammen
- 8006 stubent üf dem felde.
- Die starken beiden snelle,
- die litent ouch vil der leide
- mit einander üf der breiten beide.
- Daz was dem beiden Pelian zom,
- 2010 des bet der Grawe Roc na sinen IIb verlorn:
- der beiden daz swert üf buob,
- üf den Grawen Roc er dö sluog,
- er gab im mit kreften einen slag,
- daz der Grawe Roc üf der erden lag.
- «015 Daz begund erbarmen die Me,
- die künigin sant Marie,
- si spracb: „trüt sun vil guoter,
- nun bilf dem ktinig Orendel üz noeten,
- trüt sun, vil lieber b6re,
- 8020 durcb dlns heiigen grabes ere,
- durcb des willen er sieb bat üz gebaben,
- trüt sun, du solt ez im nit versagen:
- und würd er von den beiden erslagen,
- icb möbt in nimmer mßr verklagen."
- 2025 Do spracb unser trebtin:
- „Vil gerne, liebe muoter min;
- icb beize im belfen zuo band."
- also spracb got der beiland.
- D6 sand im Crist von bimele
- 2080 einen engel bald ber nidere,
- einen scboenen engel bere,
- den guoten sant Gabriele.
- 2003 ain ander zu samen D. 2004 fivrigen H. 2008 Mit
- einander fehlt H. 2009 paUan H. 2010 Das HD. nach D. sin
- leben H. 2011 daz] sin H. 2013 Vnd g. im e. schlag H. 2014
- Das der edel her H, vnder seinem schilte 1. D. 2017 smi durch
- din gute H. 2018 Nun fehlt H. nöte H. 2019-2021 fehlen D.
- 2022 Trat liebes kint H. 2023 Dan H. wird, hayen (!) D. 2024
- So müste man jn sere cl. H. 2026 L. mutter es sol sin S. 2031
- also herre D. 2032 Den engel D. Michahel H.
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- — 75 —
- Er gab im kreftigen maot:
- wie bald er dem beiden daz boubt ab sluoc!
- 2086 Aller erste kament geriten dort ber
- secbzeben tüsent beiden an einer scbar,
- die sieb da beten verporgen:
- do kam der Grawe Roc in sorgen.
- Daz ersacb frouwe Bride,
- 8040 die scboenst ob allen wiben,
- si spracb: „bimeliscber bere,
- bebüet mir den degen so bere,
- bebüet mir den eilenden man,
- icb wil im mit triuwen bi gestän!"
- «046 Frouw Bride sieb begurte,
- iren lib si vor dem tod bewarte,
- si legte über ire bein
- vil manigen berten stabelzein,
- si legte oucb über ir brüste
- 8060 ein liebte brinige feste;
- die selbig brinige bßre,
- die bet vier guldin gere,
- daz man da bi solt seben,
- daz ez frouwe Bride w6re.
- 2066 Frouw Bride sich begurte [sieb]
- mit einem guoten swerte [rieb]
- und sazte üf ir boubet
- einen beim was scbon gepouwet.
- D6 biez si bald entsprmgen,
- 2060 ein guot ros dar bringen,
- dar üf lag ein satel belfenbeinin,
- frouw Bride sprang an Stegreif darin.
- 2033 Er g. krafft dem tegen gut R. 2035 koment d. har
- H. 2036 Sechzehen fehlt H. 2037 D. s. betten do zu mal v.
- D. 2038 mit forgen (!) D. 2039 Do sach H. 2040 D. schonst
- aller wibe H. 2042 tegen mere H. 2045 bewarte H. 2046
- Vor dem tode harte H. 2049 ouch fehlt H. 2050 liehte] harte
- H. 2051 Die selbe H. 2052 Die fehlt H. geren H. 2054
- Das es wer fraw Breyd die künigin Dy D. es w. frouw Brid
- gesehen H, 2057 Sy satzte im auff sein haubte D, 2058 wol
- geloubet H. 2059 geschwinde H. 2060 dar fehlt H. 2061
- helffenbein D.
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- — 76 —
- Wie schier die maget lobesam
- einen schilt zno den armen genam!
- 8066 si hiez ir dar nach langen
- ein guote stehelln stangen,
- si sprach: „mir breche danne
- dise stang vor miner hande,
- so muoz nahen manigem heiden sin ende,
- 8070 daz volbring ich mit miner hende!"
- Die port ward ir üf getan,
- frouw Bride ward al eine üz getan.
- Die heiligen siben gäben unsers h^ren,
- die wisten die maget here
- 8075 hin üf den Jordan.
- Die jungfrouw faht als ein man,
- si faht üz der mazen,
- si sluog ein wite strazen
- durch sechzehen tüsent heidenischer man,
- 8080 unz si den Grawen Roc ward sihtig an.
- Do si in verrest ane sach,
- gern mtigent ir hoeren, wie si sprach:
- „Held, bistu iendert wund
- oder bistu noch wol gesund?"
- 8086 Do erkant er an der stimme,
- daz ez was frouwe Bride;
- er sprach: „frouw Brid, ich bin nit wund,
- ich bin noch rehte wol gesund,
- möht ich nun ein ander ros gehaben,
- 8090 daz mich möht^ baz getragen!"
- 2065 darnach auch 1. D, dar 1. H, 2066 E. stehelein gute
- St. D. 2068 V. meinen banden D. 2069 So müsz es n. D, So
- musz sy behende H. 2070 Manigem heiden nahen sin ende H.
- 2071 Das thor D. ir fehlt H. 2072 al eine fehlt H. 2073
- gab D. 2074 wisent H. 2076 Die frouw H. 2077 uszer der
- H. 2078 Vnd mach (!) K 2079 heidischer H. 2080 Bisz D.
- 2081 ver H. 2083 nindert D. Tegen b. jergend wunt H, 2084
- wol fehlt H, 2085 Do verstunt er wol an der stymme H, 2086-
- 2087 eine Zeile in D. 2086 D. es f. Brid w. die künegine H.
- 2087 Er sprach frouw Brid fehlt D. noch nit D. 2087 So bin
- ich euch nit ungesunt H. 2089 Mochte ich numen ein rosz haben
- H. 2090 bas mecht H.
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- — 77 —
- Do sprach die edel frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wiben:
- „Ich sich dort her einen Suriant riten
- üf einem hohen rabiten,
- 2096 mir brech dan die stang vor minen banden,
- ez ist im umb sin leben ergangen!"
- Frouw Bride sich genante,
- an den Suriant si dö rante,
- si gab im einen slag über sinen rücken,
- 8100 daz im sin schilt brach zuo drien stücken
- und daz der heidenische man
- des slages zuo der erden kam.
- Do fieng die schoene jungfrouwe
- daz ros bi dem zoume,
- 2105 si fuorte ez also gerihte,
- da si den Grawen Roc wüste.
- Selber huob si im den Stegreif,
- unz er üf daz ros geschreit.
- Dö er üf daz ros gekam,
- 2110 der Grawe Roc dö lachen began.
- Dö sprach frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wiben:
- „Ach liebster here min,
- nun ker din siten an die min,
- 2116 so enkan ez uns nimmer missegän!"
- also sprach die maget lobesan.
- Waz si der beiden dö mohtent erlangen,
- umb die was ez ergangen,
- daz die Sarrasön verwäzen
- 2120 wönten, der tiufel wer üz geläzen.
- 2091 die edel feUt E. 2092 weyden (!) D. aller wibe H.
- 2093 wigant H. 2094 einer H. raneyten (!) D. 2095 mein st.
- D, vor der hant H. 2096 So musz sterben der wigant H. 2097
- sich gewante D, s. de wante H. 2098 suriant] beiden H. 2100
- br. in st. H, 2101 heidenische] surfisch (!) D, 2105 mit grossem
- lust H. 2108 Bisz dasz er D. in den sattel H, 2109 kam H.
- 2110 do fehlt D. 2112 D. schonst aUer wibe H, 2113 Ueber
- H, 2114 din] die D. Ker min sit an die din JST. 2115 So mag
- es H. 2116 Also fehlt H. 2117 d. bayden moeht e. D. 2119-
- 2120 fehlen H, 2120 Sy wonten D.
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- — 78 —
- D6 die beiden ersahent daz,
- daz ez umb si ergangen was,
- si ergäbent sich an den Gräwen Roc zuo hant,
- d6 hiez si toufen der wigant.
- 21» Do die tempelheren sähen daz,
- daz frouwe Bride selber in dem stnte was,
- die hören sich genanten,
- üf den wal si dö ranten.
- D6 wolt jfrouw Brid ir dienstman
- 8180 selber an geriten hän.
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Frouw, daz soUent ir läzen durch got!
- Ich fuorte von Triere
- zw6n und sibenzig kiele,
- 8i»6 die sind mir alle versunken
- und in dem wilden mer ertrunken.
- Werent si mir bliben, die selben man,
- si wßren mir alle mit triuwen bi bestän."
- D6 sprach die edele frouwe Bride,
- 2140 die schoenst ob allen wiben:
- „Sind ir der künig Orendel,
- so hat iuch got zuo mir gesendet,
- so ist mir lieb sicherlichen,
- daz ich iuch mit triuwen nit bin entwichen."
- 2145 Do die tempelheren sähent daz,
- daz ez der künig Orendel was,
- do empfiengent in die heren
- mit harte grozen 6ren,
- si sazten in uf den stuol,
- 2160 si mohten ez wol mit eren tuon.
- 2121 sahent D. 2123 Die haide gäbet s. D, 2125 Als D.
- ersehen H. 2126 selber fehlt H, 2127 Ee die D, Der her sus
- genante H. 2128 rante H, An den grawen rock sy d. r. D. 2129
- jren H. 2130 daran H, 2131 fehlt H. 2132 Fr. Brid d. lossent
- d. g. K 2133 V. Tr. one spot H. 2135 aUe fehlt K 2136
- uff d. w. woge H, 2137 Hettent mir auszgefolget d. s. m. D. 2138
- Sy soltent mier a. m. trtiwen by stan H, 2140 d. schönste aller
- wibe H. 2145 Also H. 2146 der fehlt K 2149 den] einen
- H. 2150 Das mochtent sy wol H.
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- — 79 —
- Aller 6rst kam meister Ise,
- ein fischer her und wise,
- er fragte si der mßre,
- ob sin kneht zuom heiigen grabe w6re.
- «166 D6 in der Grawe Roc kumen sach,
- güetlich er zuo im sprach:
- „Sint gotwilkumen, meister Ise,
- ein fischer her und wise!
- ir sullent ez tuon durch got den guoten
- «160 und durch sin künigliche muoter
- und sullent mir lüterlich vergeben,
- daz ich so lang üz iuwerm dienste bin gewesen!"
- Do sprach aber meister Ise,
- ein fischer rieh und wise:
- 2166 „Daz wirt dälung getan,
- stolzer degen lobesan."
- Do sprach der Grawe Roc:
- „Ich sag iuch, here, daz weiz got:
- ir soUent gän über den hof gedräte
- 2170 zuo jfrouwen Briden in ein schoene kemenäte
- und heizent iuch geben iuwem kneht,
- der iuch zuo iuwerm dienste ist gereht,
- den si iuch s6 lange het entwent
- und von iuwem dienst entspent!"
- 2175 Meister Ise gieng über den hof gedräte
- zuo frouwen Briden in ein schoene kemenäte.
- D6 si in von ferren ane sach,
- daz wort si güetlichen sprach:
- 2151 A. e. de k. D, 2153-2158 fMm D, 2160 Vnd d.
- Maria siner mutter H. 2161 mier es H. 2162 usser H, 2163
- aber fehlt H. 2164 rieh] her E. 2165 Es würt tolig g. H.
- 2168 Herre ich s. veh on allen spot H. 2169 drate D. 2170
- Für fr. B. k. H, Hier folgt in D: Do sy in von ferren an sach
- Das wort er (!) gütlichen sprach Seind got wilkummen meyster
- eyse Ein fischer reich vnd weyse Ir soUent ez thün durch got den
- guten Vnd durch sein künigkliche müter (vgl. V. 2177 ff.). 2173
- D. sy ouch als 1. D. hatt entwert H. 2174 entwendt D, ver-
- spert H. 2175 der gmg getratte H. drat D, 2176 Für frow
- B. kemenatte H. 2177 in ver kumen s. H. 2178 Züchteklichen
- sy zu im sp. H.
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- — 80 —
- „Sint gotwilkomen, meister Ise,
- 2180 ein fischer Mr und wise!
- waz suochent ir hie zuo dem heiigen grabe?
- daz solt ir mir durch got sagen."
- Do antwurt er ir mit eren,
- der stolze degen here,
- 218Ö er sprach: „frouw, ich suoch minen kneht,
- der mir zuo minem dienst« ist gereht,
- den ir mir so lange hänt entwenet
- und üz minem dienst entspenet."
- Do sprach die edele künigin:
- 8190 „Held, welhez mag iuwer kneht gesin?"
- Er sprach: „ez ist der Grawe Roc,
- daz sag ich iuch, daa weiz got!"
- Frouw Brid hiez bald entspringen,
- Iren kamerere dar bringen,
- 2196 einen schilt hiez si dar strecken
- und den mit rotem gold bedecken.
- D6 sprach daz edel megetin:
- „Held, daz sol din eigen sin,
- da mit mietestu zwölf kneht,
- 2200 [die dir zuo dienste kument reht;]
- der Grawe Roc, min her
- komet dir zuo dienste gar unreht.
- Und sich, also lieb dir si din lip und sele,
- veqech sin zuo keinem knehte nimmer mßre!"
- 2206 Do sprach der fischßre [stßte],
- daz er ez rehte gerne tete.
- Do er die gab zuo im genam,
- er ward em fröudenricher man;
- 2179 Sint wilkom H. 2181 hie fehlt D. 2182 D. g. das
- sollen jr mier s. H. 2183 Das D, 2184 Ein stoltzer tegen h.
- H. 2187 entwert H. 2188 gar entsp. 2), entspert H. 2190
- Gutter helt welher m. uwer k. sin H, 2192 lieh on allen spot
- H. 2193 F. B. die hiesz geschwinde H. 2196 Mit dem r. g.
- decken D. 2199 dingestu H. 2200-2201 fMm H. 2201 herr
- vnd knecht D. 2202 Sin dienst kumet dir nit recht H, 2203
- sich fehlt H, und dein ere D. 2204 So beger s. z. k. knecht
- nit m. H. 2206 Das er das gern t. H. 2208 Do was er H.
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- — 81 —
- dö gieng er also gerihte,
- 2210 da er den Gräwen Roc wiste.
- Do er in ferrest an sach,
- gern müget ir hoeren, wie er sprach:
- „H6nt ir urloub genomen zuo der ktinigin hör,
- sol ich mit iuch fam über den wilden se?"
- 2216 „Nein" sprach meister Ise,
- ein fischer her und wise:
- „ir sollent bestan bi frouwen Briden,
- der schoensten ob allen wiben,
- ir sollent wesen künig und höre
- 2120 über daz land und die bürg zuo Jerusalems."
- Als er die" rede do vemam,
- er ward ein frölicher man;
- dö z6ch er ab in triuwen
- einen guoten mantel niuwen,
- 2125 der was gekouft an der stunt
- tiurer dan umb hundert pfunt.
- Er bat in, daz er s6 wol töte
- und siner frouwen den mantel brehte
- für ir altez nidergewete
- 2280 und ouch für al ir guotöte.
- Do meister Ise die gäbe zuo im nam,
- er ward ein freudenricher man,
- er nam urloub von dem künig höre
- und fuor an sin kneht über mere.
- 2235 D6 meister Ise in sin hüs gekam,
- schön empfieng in sin frouwe wolgetän.
- 2209 also gerihte] mit guttem luste H. 2210 wüste ff. 2211
- Do er jn zu im kumen s. ff. 2213 genomen ee ff, 2214 Oder
- musz ich mit veh f. über see ff. 2217 Ir süllent bliben ff, 2218
- Die ffD, 2220 d. land u. fehlt ff, zuo fehlt D, 2221 Also ff.
- 2222 Er wart zu mol ein stolzer m. ff, 2224 E. m. vin nüwen
- ff, 2225 zu der st. ff, an den stunden D. 2226 pfänden D, Wol
- für dry h. pfant ff, 2227 also wol D, 2229 niderwete ff, 2230
- für ir alle D, Und jm also wol tete ff, 2231 den mantel genam
- ff. 2238 von den (!) künigin herre D. 2234 Und for über das
- wilde mer ff. 2235 zu huse kam ff. 2235 wolgetän] lobesam ff.
- Grendel. 6
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- — 82 —
- si sprach: „sint gotwilkumen, meister Ise,
- ein fischer rieh und wise!"
- Do Mgte si in der m^re,
- M40 w6 sin kneht bliben were.
- Er sprach: „er wil bestän M frouwen Briden,
- der schoensten ob allen wiben,
- er wil euch wesen künig und Mr
- über daz land und die bürg zuo Jerusalem;
- ««*6 er h&t iuch gesant in triuwen
- disen guoten zobelmantel niuwen
- für iuwer altez nidergewete
- und ouch für iuwer guotete."
- Der Grawe Roc und held guot,
- ww von der zinnen er sich huop,
- do gieng er also gerihte,
- da er frouwen Briden wiste.
- D6 er si von ferren ane sach,
- daz wort er güetlichen sprach:
- W56 „Hoerent irz, frouw Bride,
- die schoenst [und kluogest] ob allen wiben,
- gib mir urlöub, künigin here,
- ich muoz mit minem meister über mere:
- ich bin eines fischers kneht,
- M60 ich sol im dienen, daz ist min reht;
- er fand mich in riuwen,
- er half mir in guoten triuwen,
- daz vergelt im got der guote
- und sin künigliche muoter!"
- M«6 Do sprach die edel frouwe Bride:
- „Held, die rede laz bdiben!
- und heiz dir bald entspringen,
- meister Isen zuo hofe bringen."
- An einem samstag er kam,
- 2270 sinen grawen roc truog er an.
- und ein ruoder truog er in der haut,
- meister Ise der wigant.
- D6 was der selbe degen gemeit
- zwischen sinen brogen zweier spannen breit.
- 2275 Do in der Grawe Roc an sach,
- gern mügent ir hoeren, wie er sprach:
- 2238 lieh] her H. 2239-2278 fehlen H. 2241 bestan frouw
- Breyden D. 2242 Die D. 2249 D. gr. heldt vnd rock g. D.
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- — 83 —
- „Sind gotwilkumen, meister Ise,
- ein fischer her und wise!
- ir sollent üf geben ruoder und garn
- 2280 und sollent herzöge werden zuo dem heiligen grab,"
- D6 sprach meister Ise:
- „Ich dunke iuch nie so grise,
- filnfhundert die getar ich bestän!"
- Also sprach meister Ise der schifman.
- 2285 Prouw Bride hiez bald entspringen
- ein herzogen gewand bringen,
- daran was keine nät,
- si enw^r von gold als ein Spiegel klär.
- Man fuort in also gerihte,
- 2290 da man daz heilig grab wiste,
- wie pald man im daz swert umb baut!
- do enwas nindert kein wigant,
- er engeb im mit kreften einen slag;
- er sprach: „ich vergilt ez iuch, so ich mag!"
- 2295 Meister Ise sinen IIb begurte,
- vor dem tod er sich bewarte:
- er legte über sine bein
- vil manigen herten stahelzein,
- er leite über sin brüste
- 2300 ein liehte brünige feste.
- Die selbe brinige here
- hete dri guldine gßren,
- daz man da bi solte sehen,
- daz meister Ise ein herzog were
- 2279 heben Z>. 2280 Und lont uns das heilig grap bewarn
- H. 2282 So bin ich nit s. g. H. 2283 Fünffh. truwe ich zu
- bestan H. 2285 Die f. hiesz b. und geringe H. 2286 Eines
- hertzouwen H. 2287 nie k. n. fürwar D. 2288 Sy was von siden
- wisz und rot H. 2289 also klar gerihte D, zu dem palast H,
- 2290 wast H. 2291 Do man jm H. 2292 Do was niergent H.
- 2293 Der jm HD. mit krefpfcen geb Z>. 2294 Er vergült in jm
- ob er m. H. 2295 M. yse an der vart K 2297 sein zway b.
- D. 2298 V. m. ring der licht schein H. 2300 Ein brünig was
- liecht und veste H. 2301 selbig H. 2302 Die h. D. 2303
- do s. sehen herre Z).
- 6*
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- — 84 —
- S806 und an den selben stunden
- sin swert Mt umbgebunden.
- D6 sazt er üf sin houbet
- einen heim schön gepouwet.
- D6 hiez er bald entspringen,
- 2810 ein guot ros dar bringen:
- meister Ise der wigant
- an Stegreif er in den satel spranc.
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Here, des Sprunges walde got!
- 2816 nun schönet der cristen diet
- und länt der beiden genesen niet."
- „So wil ich iuch, degen küene,
- selber iuwer sper fileren."
- Dö kam geriten üf den hof,
- 2880 also uns daz buoch saget noch,
- herzog und ouch gräfen,
- dar köment ir vil zwäre,
- ritter und ouch gepüren;
- dö braht er sinen tumier mangem zuo süre.
- 2826 Waz er der beiden moht erlangen,
- umb die was ez alle ergangen,
- daz die Sarrasinen wänten,
- der tiufel w6r üz der helle geläzen
- zuo den selben ziten
- 2380 und müestent mit im striten.
- Frouw Bride hiez üf den hof tragen
- vil manigen pfeller durchslagen
- bede brün und ouch blä,
- die gab man hübschen liuten da.
- 2305 den] der H. 2306 vmbwmiden D. 2307-2308 fehlen
- H. 2309 Man hiesz im b. und geschwinde H, 2310 Ynd im,
- dar fehlt D. 2312 er feUt D. 2314 Des sp. vergelt vch g.
- H. 2315 schouwent H. 2316 lossent K nit D. 2317 iuch
- fehlt H. 2320 Als D. uns fMt H. 2321 Hertzouwe grofen
- pfaffen leien R. 2322 Sy weiten alle an den reien H. 2324 Er
- bracht sin turnney mangen zu seren (!) H. 2326 aUe fehlt H.
- 2327 Daz feUt H. 2328 Die tüfel wem usz d. heUen gelon H.
- 2329-2330 fMm D. 2330 mit jnen H. 2332 Yü fehlt H.
- 2333-2334 fehlen H. Darauf in H: Die gab man den hern zu hant.
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- — 85 —
- «886 Prouw Brld hiez künden in die lant,
- daz meister Ise w6r ein herzog erkant
- und an den selben stunden
- zuo Jerusalem sin swert h6t umbgebunden.
- Meister Ise gepöt ein herfart,
- 8840 die manchem manne zuo süre wart,
- über holz und über beide
- siben langer tageweide,
- die riten si alle in zweien tagen,
- als wir daz buoch beeren sagen.
- 8845 Si leitent sich euch zwäre
- für die guote bürg zuo Westväle.
- Da lägent si als lange
- drl jär mit grozem schalle,
- daz si mit allen iren sinnen
- 8860 die bürg nit künden gewinnen.
- Daz geschach an einem morgen fruo,
- die hören giengen mit stürm dar zuo.
- Der Grawe Roc der müren zuo nahe gieng,
- daz man in mit krapen fieng,
- 8865 si zugen in euch zwäre
- über die burgmür zuo Westflile.
- Man legte den degen here
- in einen tiefen kerkere.
- Nun ist der Grawe Roc gefangen
- 8860 und enmag nit komen von dannen.
- Nun rätent mit allen iuwem sinnen,
- wie wir in von dannen bringen.
- 2335 in] durch H. 2336 feMtjH. 2387 Das meister Ise
- a. d. St. H. 2338 Z. Jer. fehlt H. umbwunden D. 2340 fehlt
- H. 2341 Holtz vnd auch die hayden D. 2342 lang tag wayden
- D. 2342 Do r. D. 2344 Also, dis2 H. 2345 ouch zwäre]
- alle zu mal H. 2346 Westemale D. 2347 Do legent sy als lang
- alle H, Da lagent auch mit alle D. 2348 Drey iar recht also
- lamige D. 2350 D. b. zu westemale D. mochtent H. 2351 Es
- H. 2352 mit eim stürm hinzu U. 2353 ging der m. nahe H.
- 2354 Das m. jn begund fahen JJ, 2355 Sy zugent in durch ein
- hol H. 2356 m zu H. Westmale D. 2357 Do leite man H.
- 2360 Und mag H. 2361 mit welchen synnen D. 2362 Das mir
- in D. Wie wier in danan gewinen H,
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- — 86 —
- D6 meister Ise ersach daz,
- daz sin Mr gefangen was,
- 8866 er sprach: ,,nun siht man mich
- nimmer mßr anders dan ti-ürig!"
- Meister Ise liez ez nit beliben,
- vil bald hiez er briefe schriben;
- er sande si vil schiere
- 2870 jfrouw Briden gen Jerusalßme.
- Da mite kündet man ir die mSre,
- daz der Grawe Roc gefangen wSre.
- D6 si die briefe ane sach,
- si began heiz weinen unde sprach:
- 8876 „Ach du himelischer höre,
- behüet mir den degen here,
- der mir mit triuwen sol bi gestän
- Oder ich wil dlnen alter zertrechen,
- 2880 din heiltuom wil ich brechen;
- heiligez grab unsers hören,
- ich enläz dir kein opfer nimmer mere,
- w6 ich ez kan gewenden!"
- Daz erhört ein beiden hiez Düriän,
- 8886 der hete sich toufen län
- und was dem heiligen grabe undertän.
- 2363 D. m. J. sins hern vermasz H. 2364 Und horte das
- er gefangen was H. 2365-2366 fMm H. 2366 traurig .vnd
- siech D. 2367 ez fehlt D. 2368 Er hiesz brieffe seh. H. 2369
- vil wunderlichen schier D, vil seh. heim H. 2370 g. Jer. mit
- grosser gier D. 2371 Do sy nun vemam d. mer JST. 2372 Wie
- D. 2373-2374 fdilm H. 2375 Sy sprach ach H. 2376 mere
- H. 2377 m. tr. fMt H. bestan D. 2378 Also er auch dick
- hat gethan D, Oder ich wil dinen tempel lan H. 2379 Und wil
- d. altar z. H. endecken D. 2380 helttim, zerbrechen R. 2382
- Kein opffer lasz ich dir werden mere H. 2383 fehlt H. Darauf
- in D: So lasz ich dir kein opffer mer senden. 2384 dercian (!)
- H. 2385-2386 eine Zeile in D: Er liesz sich tauffen vn wz de
- heilige g. vnderthan. 2386 fehlt H.
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- — 87 —
- Er sprach: „edele künigln höre,
- nit enzüm mit unserm hören I
- wan min h6r ist niendert gefangen
- 8890 in zwein und sibenzig landen,
- und wil ez got unser höre,
- er kumpt uns gesunt gen J6rusal6me."
- Frouw Bride sich besande
- vil wit in irem lande,
- 2896 unz daz si für sich gewan
- manig stolzen degen lobesan:
- drizig tusent schoener man,
- mit den schied die maget von dan.
- Der beiden nam die baner in die haut,
- 8400 von dannen geleite er daz her, der wigant
- über holz und über beide
- siben langer tageweide —
- also wir daz tiutsche buoch hoeren sagen -
- die ritent si in zweien tagen.
- 2405 Si legten sich ouch zwäre
- für die guoten bürg zuo Westfäle.
- Da lägent si zwäre
- zwSn tage und ein halbez järe,
- daz si mit allen iren sinnen
- 2410 die bürg nit künden gewinnen.
- An einem morgen daz geschach,
- daz frouwe Brid entsläfen was,
- d6 kam em zwerc wunnesam,
- daz was geheizen Albän,
- 2388 Nit ztirnent m. dem grab unsers hern H> 2389 niergent
- H. 2390 zwei D. 2392 g. J.] schiere H, So kumpt er uns wider
- gen J. D. 2393 sich] die H. 2395 Bisz das D, 2396 Hangen H,
- 2398 Mit dem D. frouw H. 2399 das baner D. 2400 Danan H.
- 2401 Durch D. 2402 tag rayse D. 2403 disz buch H. 2404
- Do ritent sy auch D, 2405 Vnd leittent sich ouch alle zu mal H.
- 2406 guoten fehlt H, bürg westemale 2). 2407 Do logent sy zwen
- tag und ein halb jor H.- 2408 Vor der bürg das ist wor H, 2409
- m. iren guten synnen D, m. allen sinen H, 2410 mochtent H.
- 2411 das beschach H^ geschähe das D. 2413 getwerch H.
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- — 88 —
- «416 er sprach: „släfent ir, frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben?
- nun stand üf, edele künigin rieh,
- ich wise iuch für war, daz weiz ich,
- da din hSre reht gesund was.''
- 8480
- Do frouwe Bride daz vemam,
- üf stuond die maget lobesam,
- si gieng mit im über den hof gedräte
- in eine schoene kemenate.
- MS& Dö si in die kemenaten trat,
- nun hoerent, wie daz zwerg sprach:
- „Sind gotwükom, frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben!
- Nun solt ir mich buolschaft mit iuch lazen gewinnen,
- 2430 6 daz ir koment von hinnen."
- D6 sprach frouwe Bride:
- „Die rede läz peliben!
- du solt mir läzen minen magtuom
- und minen weltlichen mom,
- «436 des sol got fürbaz walten!
- und hßt ich den behalten
- einem also wenigen man,
- des müest ich immer schände han!"
- Si ergreif in bi dem häre,
- 8440 si trat in under die füeze zwäre.
- Lüte rief daz gezwerg Albän:
- „Läz mich genesen, magt lobesan,
- läz mich genesen, künigin here,
- ich wil dir zeigen dinen hören!"
- 2415 Das sp. H. 2416 D. schönste aller wibe H. 2418
- vch zwor H. 2419 reht] nehtin H. 2420 Wenn ich sage dir
- für ain warhayt das D, Und ich mit jm tranck und asz H, 2422
- magt H, 2423 üb. d. hof fehlt H. 2425 Do sy zu der kamem
- in getratt H. 2426 wie getwerch sp. H. 2427 Sit wilkom H.
- 2428 D. schönste aller wibe H. 2429 Ich musz fruntschafft mit
- vch begimien H. 2430 Ee ir ymmer k. v. h. 2). 2432 Heldt
- die D. Die red soltu lossen bei. H. 2437 Eime H. 2439 mit
- d. höre H. 2441 L. rufft das zwerch a. H. 2442 fehlt D. 2443
- künig h. 2). here fehlt H. 2444 Ich wil din eigen . diener sin H.
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- - 89 —
- 2446 D6 sprach frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wiben:
- „Daz muostu tuen zwäre,
- 6 daz ich dich läz6 [bi dem häre]!''
- Er wlste die maget höre
- 2450 durch zwfen hole berge
- in einen kerker, der was tief,
- der zwerg zund ein kerzenlieht.
- D6 si den Grawen Roc an sach,
- vor fröuden ir nie so lieb geschach;
- 2466 si halste nnde koste
- und druct in an ir pruste,
- er hiez daz edel magetin
- schone gotwilkumen sin.
- Er fragte si der mere,
- 2460 wie si dar kumen wfere.
- Des antwurt im frouwe Bride;
- „H6r, wizzent äne zwifel,
- ich bring dir drizig tüsent man,
- die ligent alle üf einem plan,
- 2486 mit liehtem stahel umbcfan."
- Die wile was nit zuo lanc,
- daz zwerg für die porten spranc,
- nach im sluog ez zuo die tür,
- dri rigel sloz ez dar für,
- 2470 ez sprach: „wie nun, frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben?
- nun müezent ir gar tiure koufen,
- daz ir mich so sfere haut geroufet!"
- 2446 D. schönste aller wibe H. 2448 daz fehlt D. 2449
- magt verre H. 2452 Das getwerck mit einem kertzen liecht H.
- 2454 Gern mügt ir hören wie sy sprach D, 2455 kuste in
- freündtlich 2). Ir waa not wie sy in geheiste und k. H. 2456
- prust lieblich D. Er truckt sy an sin b. H. 2457 Vnd h. D.
- 2461 Das H. 2462 Sy sprach herr 2). Das wissest her on z.
- H. 2464 fMt D. 2465 M. dem st. umbfangen H. M. st. ich
- sy vmbf. han D. 2466 was mir n. z. lang D, was n. langen H.
- 2467 feMt H. 2468 Das getwerck schlug zu d. t. H. 2469
- Drig nagel schlug es d. f. H. 2470 Er H. 2471 D. schönste
- aller wibe H. 2472 gar fehlt D. 2473 gerouffen H.
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- — 90 —
- Nun ist frouw Brid bl im gefangen
- S475 und mügent nit kumen von dannen:
- nun rätent uns an disem ringe,
- wie wir si von dannen bringen!
- Daz gezwerg wolt von dannen gan,
- do begegent im ein engel lobesan,
- «480 er tniog ein geisel mit dnen strängen,
- da mite ward ez übel empfangen,
- über sinen rücken gescherte^,
- ez gewan ein übel geferte.
- Der engel hiez ez wider xmbe traben,
- 8486 mit der geisein begund er ez slagen;
- daz gezwerg muost tuon durch not,
- daz im der engel dö gebot:
- wie bald ez den kerker üf slöz!
- Des ez sit vil wol genöz:
- «490 der Grawe Roc vergab im sin schulde,
- er liez ez komen zuo hulde.
- Ez wiste den Gräwen Roc und die maget höre
- wider durch die holen berge,
- da er meister Ise fant
- 2495 [Er was ein küener wigant].
- Nun müez uns iemer so vil lieb geschehen,
- als meister Isen geschach,
- . do er si bfede kumen sach!
- Des helfe uns der himelische degen
- 2600 und welle unser aller pflegen!
- 2474 mit jm H. 2476 rat D. I^. rattent vor allen dingen
- H. 2478 getwerch H. von fehlt H. 2479 engel schon H. 2480
- schlangen H. 2482 gescherte] gegeiselt hertte H. 2484 umb
- fehlt D. 2485 wart es geschlagen H. 2486 getwerck H. d. die
- not D. 2489 Das D. Des es sit her dick genosz H. 2492 Do
- w. den growen rock das getwerck H. 2493 Vnd die magt w. d.
- den h. berck H. 2494 Isen H. 2496 uns niemer leider gesehen
- H, euch nymmer layd geschehen D. Darauf in D: Das begund
- er do iahen. 2497 Denn B, Denne H. 2498 kumen] an D.
- 2499 Das H. 2500 Der müsse H.
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- — 91 —
- Damach sprach das zwerglin Alhan \ zu dem
- grawen Bock \ Hölld ich bitte dich du wollest
- farn lassen was ich dir zu laid gethon hohe \
- an dir seihs vn auch an junckfraw Breyden \ vmh
- daz I daz du diesdh schuld dest ee farn lassest \
- wil ich dir noch heyndt in diser nacht die bürg
- gewinnen \ wan Ugestu sunst dreyssig jar dauor
- so gäben die Hayden nit ain har umb dich. Do
- sprach hünig Arenndd \ thüst du das vnd mainest
- mich mit treüwen j vnll ich ymm^r dein fründt
- sein vnd deiner vntrewen nymmer mer gedmcken \
- Do sprach das tzwerglin \ herr so berait euch
- dar zu vnd geet morgen früe wider zu stürm \
- so tviU ich mit meiner listigkait schaffen das die
- bürg auf gethon unrdet. Hiemit gieng es hynweg
- in die bürg vnd auff die mxiur \ da zerbrach
- es alle schlosz vnd wör \ so die hayden hetten
- Darnach gienge es in die kuchen \ in keller
- in speyszgadem \ vnd schutt alle speysz vnd ge
- tranck \ so es fand \ vnder ainander \ warff
- auch die in das feüwer \ vnd den merem tail
- weinsz \ vnd anders getrancks \ gosz es ab über
- die maur \ erlöschte alles feüwer \ vn thet den
- Hayden dise nacht zuo laid alles das es gethün
- kund vnd mocht Darnach gieng es vnd ent-
- schlosz die burgkthor.
- An dem sehsten morgen fruo
- die hßren giengent der bürg mit stürmen zuo:
- die bürg ward gewunnen
- und drlzehen heidenischer künige [darinnen].
- 2606 Der Grawe Roc, der wtgant,
- liez si toufen do zuo haut,
- daz si sich an in ergäbent,
- dienstes si sich im verpflägent.
- Si swuorent im triuw und eide,
- 2610 die liezent si alle reine.
- 2502 gingent mit stürm hinzu H. 2504 heidisch H. 2505
- d. schöne weygant D. 2506 Der ward erlöst do zu handt D,
- Det in allen do bekant H. 2507 sich im H, 2508 Dienstes des
- sy nye gepflagen D. 2509 Schürent (!) H, im theüre ayde D.
- 2510 Sy H.
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- — 92 -
- Mit den drizehen künigen
- bezwanc er Montelie,
- dannnen wärent gesezzen
- siben heidenisch künig wol vermezzen.
- «MS Der Grawe Roc, der wigant,
- die siben heidenisch künig bezwanc,
- daz si sich an in ergaben!,
- dienstes si reina pflägent;
- si swuorent im triuw und eide,
- 2580 si liezent si ouch alle reine.
- Mit den zweinzig künigen
- fuorent si üf die wüeste Babilonie,
- darinnen wärent gesezzen
- zw6n und sibenzig künige wol vermezzen.
- 2626 Der Grawe Roc, der wigant,
- die zw6n und sibenzig küniga bezwanc,
- daz si sich an in ergäbent,
- dienstes si sich verpflägent,
- si swuorent im triuw und eide
- 26S0 und wurdent doch alle meineide.
- Also der degen lobesam
- bezwang die heidenischen man,
- dö kßrte er wol mit feren
- in die bürg zuo J6rusal§me.
- 25SÖ Do wfentfen frouwen unde man,
- daz si ruo selten hän:
- do widersagten im die Babilönier,
- zw6n heidenische künige;
- der eine was genant Elin —
- 2540 des soUent ir sicher sin —
- der ander was künig Duriän,
- als wir ez an dem buoche hän.
- 2511-2520 fehlen H. 2512 Die (!) bezwanck D. 2517
- Do sy D. 2521 künigin H. 2522 babüonien D. 2524 Zwolff
- k. H. 2526 XLn, betwang H. 2527 Do sy D. 2528 D. sy rein
- pflagent D. 2529 schworent H. 2531 Also nun H. 2532 hei-
- dischen H, 2534 Wider in D. 2535 woncjent fipouw u. m. fll
- 2536 ruo] treu D. 2537 Do verseite jm der babilon H. 2538
- Zwen heldische künige lobesam H. 2539-2540 fMefn S. 2541
- was genant Surian H. 2542 Also H.
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- — 93 —
- Künig filin liez ez nit bdiben,
- er hiez briefe schiiben,
- 2646 do besand er den herzogen Danielen,
- ein ritter bidere unde h6re,
- er bat in, daz er s6 wol tete
- und dem Grawen Roc die briefe brühte.
- Der herzog was biderbe,
- 2660 er sazte sich nit da widere,
- er nam die briefe in die hant,
- von dannen kerte der wigant.
- Er gähete vil schiere
- zuo der bürg zuo Jßrusalßme.
- 2566 Do er ander die porten kam,
- fttrbaz gieng der heidenische man
- über den hof s6 geträte
- in eine schoene kemenate,
- da er den Grawen Roc fant,
- 2660 [der was ein küener wigant.]
- D6 er in ferrest an sach,
- gern mügt ir hoeren, wie er sprach:
- „Got grüeze iuch, her Gräwer Roc!
- ich kan iuch nit anders nennen, weiz got;
- 2668 ob ich iuch erkante,
- wie gern ich iuch anders nante!
- Iuch enbiuten ab der wüeste Babilönie
- zwen heidenische künige,
- ob ir üf diser erden
- 2570 ir dienstman wellent werden.
- 2543 eleme H. ez fehlt D. nit do by bl. H. 2544 Brieff
- hiesz er schreyben D. 2545 Vnd besante euch H, den hertzogen
- ferr D, d. hertzouwen der JB. 2546 Daniel ein HD, unde fehlt
- H. 2548 den brief H. 2551 den brief in sine h. H. 2552
- danan H, 2553 schier und geschwind H. 2554 Gan (!) Jher. zu
- d. b. hin H. 2555 für die port H. 2556 der tegen lobesam H.
- 2560 Er H. 2561 von f. D, Do er in har kumen s. H. 2562 Nun
- mugen jr gern h. H. 2564 wisz g. R. 2565 Das ich H. 2567 Vch
- enbüttet die Babüon man H, Euch sagt ab der w. Babilonier D.
- 2568 Vnd zw. D. Zwen künige und jre man H. 2570 Ire H.
- wolten w. D.
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- — 94 —
- si wollent iuch machen undertan
- daz land von Ackers bis üf den Jordan:
- [dammb] wellent ir in des dienstes abe gän,
- daz soUent ir si wizzen län,
- 2575 so wellent si mit iurem libe
- fehten zwen herte folÄwige."
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Daz sag* ich iuch, daz weiz got,
- wellent si mir machen undertan
- 2680 daz land von Ackers bis üf den Jordan
- und wellent sich euch läzen toufen
- und an den wären Crist glouben,
- so wil ich üf diser erden
- vil gern ir beder dienstman werden.
- 2585 WeUent si mir des dienstes ahe gän,
- so sag ich iuch, here, daz für war,
- so wU ich mit irem libe
- fehten zwen herte folkwige."
- Do sprach der böte wunnesam:
- 2590 „Daz dunket mich [nit] misselich getan,
- daz ir daz entbietent widere
- zwen also riehen künigen,
- die wol in anderhalben tagen
- drizig tüsent man mügent haben,
- 2595 wan ir sind eins fischers schale,
- wie groz joch ist iuwer gewalt:
- ir tragent an einen roc an geren,
- ir sind entrunnen iuwerm heren!"
- 2571 weiten D. 2572 Nackers HD. 2573-2580 fehlen H.
- 2576 foltweyge D. 2579 ir D. 2580 Nackers D. 2582 Vnd
- an Christum gl. H, V. zu dem waren cristglauben lauffen D, 2584
- Vü fehlt H. diener D. 2586 here an wan H. 2587 mit jrer
- hivtte (!) H. 2588 woltweyge D, stritte H. 2589 wunnesan D.
- I 2590 Harre das D. missetan H, weyszlich gethan D. 2588 Zweien
- I H. künigen herre D, k. damider H. 2594 manne h. D. 2595
- ! Darzü seind ir D. salg D, gestalt H, 2596 Vü grosz in eurem
- ! g. D, 2597 an ainen (üwerm H) rock geren HD. 2598 eurem
- I rehten h. D.
- !
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- — 95 —
- Do sprach der Grawe Roc:
- 8600 „Daz bin ich, h6r, daz weiz got!
- ich bin eines fischers kneht,
- ich sol im dienen, daz ist min reht.
- Er fand mich in riuwen,
- dö half er mir in triuwen:
- 2605 daz vergelt im got der guote
- und Maria, sine liebe muoter!
- nun tretent selber her naher,
- ir soUent die briefe selber von mir empfähen!"
- Der herzog, der was biderbe
- 2610 er sazte sich nit da widere.
- Der Grawe Roc, der wigant,
- die fust er hart zuo samen zwanc,
- er gab im an der stunde einen slag,
- daz er vor im uf der erden lag.
- 2615 Der herzog der was biderbe,
- er sprang M und wolt in slahen widere.
- Der Grawe Roc der wtgant,
- die füst er hart zuo samen zwanc,
- er gab im aber einen slag,
- 2620 daz er vor im üf der erden lag.
- Er sprach: „daz sind die briefe bede,
- die soltu bringen dlnen heren
- und heiz si die buochstaben
- mit iren swerten klagen.
- 2599 fehlt H. 2600 Des en bin ich h. wisz g. H. Darauf
- in H: Ir tribent mit mier üwrn spot. 2601 Ich was hie vor e.
- v. knecht H. 2602 Dem diente ich wol das duch mich recht H.
- 2603 Der H. 2604 Er halff mir mit seinen trewen D. 2609
- D. hertzouw w. biderwe H. Darauf folgt in HD V. 2616.
- 2612 Sin H. hart fehlt D. 2613 Er g. dem hertzouwen e. schlag
- H. 2614 gelag H. 2616 fehlt H. Stand in D nach 2609.
- 2621 disz H. bede] alle D. Darauf in D: Vnd sich das dir die
- büchstaben wol gefallen. 2622 Vnd bring sy deinem (!) herren D.
- 2623 d. büchstaben leren H. Was in d. b. leren D. 2624 Das
- sollent (sullent D) sy mit HD. weren H. Darauf in D: Zu
- welcher stund oder in dem tage.
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- — 96 —
- 2696 Also nun der böte wonnesam
- daz botenbröt zuo im genam,
- do kerte er wol mit feren
- von der guoten bürg zuo Jßrusalßme.
- D6 er under die porten kam,
- 2680 umb körte sich der heidenische man,
- er sprach: „got geb dem wege leit,
- den ich nach solhen briefen ie [s6 fer] gereit,
- die ich hiute hän empfangen
- von einem biderben [hem und] manne!"
- 2686 D6 gähete der böte wunnesam
- über des wilden meres trän,
- er kam wider zuo Alzit in die stat,
- für war ich iuch daz sagen mac.
- do fand er die IXXIIkünig beyainander in dem
- rat I Vnd ee er gar zu in kam \ kamen dem
- kiinig Elein die märe \ Daniel wäre kommen \
- Der künig schicket bald zu jm \ das er gen hoff
- käme vnd jvn die botschafft sagte,
- Do in der künig Elin an sach,
- 2640 daz wort er güetlichen sprach:
- „Nun sag mir, böte wunnesam,
- wie ist der Grawe Roc getan?"
- Er sprach: „der Grawe Roc ist zuo den schultern dick
- und siht die wolflichsten plick,
- 2646 er ist ein üzerwelter man,
- drizig tüsent beiden dar er wol bestan.
- H6re, daz nun got wolte,
- daz ich die brief antwurten solte
- selber hie mit miner haut,
- 2650 den si dö wurdent gesant!"
- 2625 nun fehlt D. b. schone vnd w. D, 2628 zuo fehlt
- K 2629 port H, 2630 heidisch K 2632 Das, so ver je K
- 2635 ghate H, 2637 zu aller zeyt D. 2638 sagen wil und mag
- D. 2639 künig kumen sach K 2640 Gütlich er zu jm sp. ff.
- 2643-2646 folgm in HD erst nach 2675, 2644 Vnd sieht auch
- Dy Und tut H, wolflichen D. 2645 ain vil auszerw. m. D. 2646
- Zwolff t. beiden torst H, 2647 Er sprach h. HD. ob es nun D,
- 2648 den brieff ff, 2649 seiner handt D. 2650 Dem HD, sint
- ges. H.
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- — 97 —
- D6 sprach der künig filin:
- „Held, des soltu sicher sin,
- ez ist reht als vor hundert jären:
- wo hem und grafen bi einander wären,
- 8666 und ward eim ein brief gesant,
- man liez einen boten riten, [wo in der fant,]
- der im den brief gßb in die haut"
- Er sprach: „h6r, so tretent naher,
- ir sollent die brief von mir empfilJienl"
- 8660 Der künig ^lin was biderbe,
- er sazte sich nit da widere,
- er trat vil pald hin näher
- und wolt die brief empfähen.
- Danifel, der schoene wigant,
- 8666 sin f&st er hart zuo samen zwanc,
- er gab dem künig Min einen sUig,
- daz er vor im üf der erden lag.
- Disz ersach künig Turiant \ der des künig
- Eleyns brüder was \ der schüjf bald Danielen
- zu fallen. Daniel erweret sich jr aller manlich \
- gab den andern brieff auch von jm.
- Er gab dem künig Düriän einen slag,
- daz er ouch vor im üf der erden lag.
- 8670 Er sprach: „nun schouwent, liebe Mv&n,
- daz sind die briefe bede,
- und wer ich lenger da beliben,
- unz mir der drite w6r geschriben,
- so het ich iuch, liebe hßren,
- 8676 kein botschaft geworben nimmer mßre!"
- 2651 elemy H. 2652 das D. 2653 als fehlt D. 2654
- hem] hertzogen D. 2655 eim] im D. 2656 M. liesz den b. wie
- man in sant H. 2657 Vnd jm D. geh d. brieff H, Darauf in
- D: Der im denn was gesandt ausz frembde landt. 2658 so nahe
- K 2659 d. brieff empf. vnd die mer D. 2660 lllin fehlt H.
- 2662 Vnd tratt bald hin nahen H. 2663 Er w. D. 2665 er
- fehlt H. hart fehlt D. 2668 duician D, dencian H. 2669 Das
- er V. jm gestreckt 1. H. 2670 lieber herre D. Dis sint die brieffe
- die man mier hat geben H. 2671 Ich wil jr keinen me by minem
- leben H. 2672 Dan wer H. dort bliben D. 2673 Das nur D.
- 2674 Heber here HD. Nach 8675 folgen in HD V. 2643-2646.
- Orendel. 7
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- — 98 —
- Der künig tAm sich besande
- vil wit in sinem lande,
- onz daz er zao im gewan
- zweinzig tüsent heidenischer man.
- 2680 Hel^og Danißl, der wigant,
- der nam die baner in die hant,
- daz here ftiort er vil schiere
- da hin gen J§rusal6me.
- D6 rief der künig EUn
- 2686 zuo der selben porten in,
- er sprach: „hoerent irz, hßr Grawer Roc,
- ich sag inch, h^re, daz weiz got,
- nun müezent ir krefüglichen fehlen
- mit mir und minen knehten!''
- 2690 Do sprach der künig Duriän:
- „Ich wil den Gräwen Roc alein bestän,
- ich wil im allen fiiden bannen
- vor allen sinen mannen
- und ouch vor meister Isen,
- 2696 daz wizzent kne zwifel!"
- Der Grawe Roc, der held guot,
- von der zinnen er sich huop,
- er gieng also gerihte,
- da er daz heiige grab wüste,
- 2700 er liez sich schön üf sine knie,
- unsem heren bat er ie
- also rehte tugentlichen,
- 2676 Elemy H. 2677 Gar w. K in alle 1. D. 2678 Bisz
- das D. 2679 heidischer H. Darauf in D S Verse: Die hayden
- fftrten sy von dannen Mit manig klugen mannen. 2680 Der hertzouw
- H. 2681 Der fMt K 2682 er gar schon K 2683 gan Jher.
- uff den plon H. 2684 elemy H, 2685 Zu d. burgporten in H.
- 2687 her on allen spot H. 2688 jr vast vechten H. 2689 meinen
- haydenischen knechten D. 2690 dencian H. 2691 alein fehlt D.
- 2692 Vnd w. in aller fröuden b. K 2693 V. a. haidenischen m. D,
- V. a. sinen Cristenen m. 2695 Das wil ich hivt bewisen H, Darauf
- in HD: Er ist ein ausserwölter (usserwelter S) man [Vnd wissent
- D] er getar euch wol (uch an zwiffel H) bestan. 2697 An die
- zine H. 2698 Er ging mit vollem luste K 2701 Er bat u. hem
- je K 2702 rehte fMt D,
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- — 99 —
- also tet ouch froviwe Bride.
- die edel künigin riche.
- 7?o6 Er sprach: „6 du himelischer hßre,
- hilf mir hiut zuo minen Sren,
- daz ich den ungetouften mannen
- hiut angesig mit minen handen!"
- Do legt er an zwäre
- 2710 sinen guoten roc grawe;
- er sprach: „sol ich Verliesen min leben,
- in dem Gräwen Roc wil ich ez üf geben.^^-
- Der Grawe Roc sich begurte
- mit sinem guoten swerte;
- 2715 du sazte er üf sin houbet
- einen heim schon gepouwet,
- darumbe lag vil schone
- von gold ein lichte kröne,
- also si ouch künig Davit
- 2720 hete gefiiort in manigen herten strit.
- D6 hiez er bald entspringen
- ein guot ros dar bringen:
- der Grawe Roc, der wigant,
- an Stegreif er in den satel spranc.
- 2725 Wie schier der degen lobesam
- einen schilt zuo den armen nam!
- man bräht dem degen küene
- ein sper was ungefllege.
- Der Grawe Roc, der held guot,
- 2780 alein sich für die porten huop.
- 2703-2704 dne Zeile in H: Vnd ouch fr. Brid d. k. r.
- 2705 6 du] ach H, 2708 Hiut fehlt D. 2709-2710 Do leit er
- an sin alte wot Einen guten growen rock. 2711 verliem das 1.
- min H. 2712 es nemen D. Das musz in disem rocke sin H.
- 2713 do begürte H, begirte D, 2714 M. einem guten schwert
- das er flirte H. 2715 Vnd satzte do H. 2716 E. h. was wol
- beloubet H. 2718 Ein güldine k. Ä 2719 Als jET. A. in auch der
- k. D. D. 2720 Hatte gefurt m. h. st. H. 2721 Er hiesz im b.
- und geschwinde M. 2722 Im sein gut rosz her für b. 2). 2724
- er feUt D. 2725 lobesau D. 2726 genam H. 2728 E. sp. das
- w. u. H. 2730 Sich allein H. port H, pforten D.
- 7*
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- — 100 —
- da fand er halten einen man,
- der was also tiufelich getan:
- er het über siner brüste
- drl brünige starc und feste,
- «786 die eine was hömin,
- die ander was silberin,
- die drit was lüter stehelin.
- Ob ein swert durch sin güete
- durch die hömln brinige wüete,
- S740 so solt daz Silber und der stahel
- von reht daz swert wider haben.
- Do er in von ferren ane sach,
- gern mügt ir hoeren, wie er sprach:
- „Got grüeze iuch, her Gräwer Roc!
- 2746 ich kan iuch nit anders genennen, weiz got;
- ob ich iuch erkante,
- wie gern ich iuch anders nante!
- ir müezent üf diser erden
- min eigen dienstman werden,
- 2760 s6 wil ich iuch machen undertan
- daz land von Ackere unz üf den Jordan.
- Wellent ir mir des dienstes abe gän,
- so wil ich iuch mit minem lib bestän
- und sag iuch, hßre, daz weiz got
- 2766 und ist euch me allen spot:
- und wil euch mit iurem libe
- fehten zwin vil herte folAwige!"
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Daz lob ich, hßre, daz weiz got!
- 2731 Do f. er ainen m. h. D. 2732 D. w. so teüfelichen
- gestalten D. 2734 Drig brünigen her u. v. H. 2735 Der ein H.
- 2736 Der H. 2737 So was d. d. lauter stahel D. Darauf in
- D: Als wir das buch hören sagen. 2738 Ob nun e. schw. von
- gütte H. 2739 die] sein D. hörnin fehlt H. 2741 Als wir das
- buch hören sagen D. 2742 in ver an s. H, 2743 Nun hörent
- wie H. 2744 her der Gro rock H. 2745 nennen D, wisz g. H,
- 2746 euch nu erk. D. 2749 aygner D. 2751 von fehlt HD.
- Nackers HD. unz] bisz D. Nach 2752 in H: So sage ich uch
- here an wan. 2753 So wü ich mit vch den ersten strit han H.
- 2754-2757 fehlm H. 21bl zwen] ein D. voltweige D. 2759 wisz H.
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- — 101 —
- 2760 wellent ir mir machen undertän
- daz land von Ackers unz üf den Jordan,
- s6 wil ich üf diser erden
- iur dienstman gerne werden,
- und wellent ir iuch läzen toufen
- «766 und an den wären Crist glouben;
- aber wellent ir mii- des toufes abe gän,
- so sag ich iuch daz für war:
- so wil ich mit iurem libe
- fehten die herten folAwige!"
- 2770 Also widersagt mund wider mund
- von zweien riehen künigen zuo der stund,
- zuo Samen si dö stächen,
- ir bMer sper si do zerbrächen,
- hinder zw^n goldfarbe schilt si sich bugen,
- 2775. zwei scharpfe swert si d6 zugen.
- Si sluogen üf einander,
- daz die fiurinen flammen
- stubent üf dem felde;
- die stolzen degen snelle,
- 2780 die liten vil der leide
- mit einander üf der prüften beide.
- Daz tet dem beiden Dürian zom,
- darumb het der Grawe Roc nähe sinen lib verlorn.
- Der beiden daz swert üf huob,
- 2785 üf den Gräwen Roc er dö sluog.
- 2761 von fMt H. Nackers HD. unz] bisz 2). 2763 Gern
- uwr d. w. H. 2764 ir fehlt D. Ion ziehen von den touben Ä
- 2765 geworen kristum H. 2766 WoUent jr mier aber H. 2767
- euch das f. w. an D, veh on allen won H, 2768-2769 So wil
- ich mit veh einen kampff haben Mit ueh und uwm heldischen
- knabenÄ 2769 voltweygeD. Darauf in D: Do sprach der grawe
- rock Das lob ich herre das weysz got. 2771 der fehlt D. 2773
- beiden Ä si dö fehlt D. 2774 H. die schüt H. 2775 Die
- Schwert H. 2777 fivrigen H. 2779 beiden H. 2780 Sy bettent
- V. H. 2781 M. em. fehlt H. praten (!) D, Witten H. 2782 Do
- wart grosz des h. dencian z. H, 2783 Der Grog rock het noch
- den lip v. H,
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- — 102 —
- er gab im mit kreften einen slag,
- daz der Grawe Roc vor im gestrecket lag.
- Wo ist nun der Grawe Roc, der biderbe?
- er 11t vor dem künig damidere
- 2TO0 und muoz Verliesen sin werdez leben,
- man welle dan dem leser zuo trinken geben.
- Daz begund erbarmen die frie,
- die künigin sant Marie,
- si sprach: „trut sun vil guoter,
- 2796 hilf dem künig Orendel üz noeten,
- tr&t sun, vil lieber höre,
- durch dines heiigen grabes ere,
- durch des willen er sich hat üz gehaben,
- trut sun, daz soltn im nit versagen.
- 2800 Und wui; er von den beiden erslagen,
- ich enmöht in nimmermßr verklagen!"
- D6 sprach got unser trehtin:
- „Gerne, liebe muoter min!"
- also sprach got der heiland:
- 2806 ,4ch heize im helfen zuo band."
- Do sand im Crist von himele
- einen engel. hemidere,
- einen engel als$^hj&je, .
- den guoten sant (rabriele.
- 2810 Der engel sich dö bucte,
- den Grawen Roc er üf zucte,
- er gab im einen krefügen muot,
- wie bald er sich an den beiden huop!
- 2786 mit zorn H. 2787 vor im gestr.] mider seinem schilte
- D. 2788-2789 Nun ist d. g. rock nye so bider Er leüt von (!)
- dem künig Durian nider D. 2790 werdez fehlt D. 2791 M.
- wolle im dami z. t. g. D, M. welle jm dan helffe geben H, 2795
- Nun hüff D. 2796 vü] und D. 2798 Vn durch D. 2799 Das
- soltu jm liebes kint nit vers. H. 2800 Dan würd, dem h. H.
- 2801 So möcht man jn nie mer vol clagen H, 2802-2803 fMen
- D. 2804 got fehlt D. 2805 Dise wort also zu handt D. 2806-
- 2807 fehlen H. 2808 E. guten e. D. Nach 2809 folgt in H:
- Der kümpt von dem himel hemider Vnd hilffet im uff wider. 2810
- duckte D. 2811 er do auff zuckte D. 2813 An d. h. er s. do
- hup H.
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- — 103 —
- Der Grawe Roc, der wigant,
- 2815 dem beiden er daz houbt ab swanc,
- daz ez ferre von im scbeip,
- der Grawe Roc d6 fürbaz schreit.
- Do der künig tHHn daz ersacb,
- im nie so leid geschach;
- «820 wie bald er sich do genante,
- dem Gräwen Roc er boten sante!
- er wolt sich l&zen toufen
- und an den wären Crist glouben.
- Dö sprach der Grawe Roc:
- 2826 ,,Daz lob ich, daz weiz got!
- wellent die beiden cristen werden,
- darzuo wil ich in helfen gören.
- D6 hiez er bald entspringen,
- die priester dar bringen,
- 2880 die gesegneten dö den toufe
- mit dem wären gotes glouben.
- Dö toufle man zwäre
- alle die da wären,
- si teten ez gören oder ungßren,
- 2885 si muosten alle cristen werden.
- Dö der touf ein ende ^onam,
- der Grawe Roc kerte von dan
- vil wunderlichen schiere
- wider in die bürg gen Jßrusaleme.
- 2815 er fehlt H, 2816 Mit sinem schwert das wol schneit
- H, 2817 streit H. Das d. gr. rock do hin gieng vnd schrayt D.
- 2818 Do das d. k. elemy e. H. 2819 Nmi hörent wie er do
- sprach D, Wie bald er sich do verwag H. 2820 fehlt H. wante
- D. 2821 er] do D. Darauf in H: er wolte sich zu haut. 2822
- Gerne lossen touffen H. 2823 geworen got H. 2825 Daz] Dich,
- wisz H. 2826 Woltent d. h. al k. w. H, 2827 Dar zu hilff
- ich m uff diser erden H, 2828 bald und geschwinde H. 2830
- Das sy gesegtent d. touff H. 2831 Mit d. goüichen g. H. 2832
- man do z. D. 2833 do beiden woren H. 2834 Die D. 2836
- Also nun der H. ein fehU H. 2838 V. w. schon H, V. w. gar
- schiere D. 2839 Wider, gen fehlt H.
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- — 104 —
- M* Do a DUO froeüdi gesazen,
- getrunken and ooch gazen
- and der Grawe Roc solt gan slafai [getrate]
- mit froawen Brid^i in die kemenate,
- do ^ an daz bet getrat,
- »tf der engel im ander die oagen sadi,
- er sprach: „hoersta, künig Grendel,
- mich hat got and sine maoter zao dir gesendet:
- zao Trier vor dines raters bftrge,
- da ligen drizehen heidenischer künige
- »60 and sechzehen vil gaoter grafen
- and zwölf herzogen zwäre:
- kamsta nit zao hilf dinem vater in diser zit,
- er and die sin verlieren den lip."
- Als er die mere dö vemam,
- »66 üf staond der degen lobesam,
- er sprach: „hoerent irz, froaw Bride,
- die schoenst ob allen wiben?
- Nun gib mir urloab, ktlnigin her,
- ich wü feren über den wilden s6
- 2M0 gen Trier gegen mlnes vaters bürge:
- drizehen heidenischer künige,
- sechzehen gräfen und herzogen,
- die haben in alle überzogen;
- 2840 nun] do D. 2841 ouch fehlt H. 2842 släfen fehlt H.
- schlaffen gan getr. D. 2843 Mit fr. B.] Schloffen H. die] ein H.
- 2844 fehlt H. 2845 Zu im so sprach ein engel H. 2846 Er
- «pr. fehlt H. 2847 und s. muoter fehlt H. gesendet fin H.
- Da/rauf m H: Und die liebe mutter sin Und tut dier kunt schiere.
- 2848 Das vor dins vatter husz zu Trier H. 2849 heidischer Ä
- Darauf in H: Und mit jn ein gross menige. 2850-2851 um-
- gestellt in H, Darauf in H: Die mach ich dir kunt offenbore.
- 2852 vatter schier H. 2853 den] ire D. Er verlürt die bürg und
- das lant Trier H. Darauf in H: Und alle die sinen verlierent den
- 11p Es sigent man oder wip. 2854 Also H. 2856 hörstu H. 2857
- D. schönste aller wibe H. 2858 frouw here H, 2859 über das
- wilde mere H. 2860-2861 Vor mins vatter husz zu Trier Do
- ligent Xin künige dar musz ich schier H. 2862 Und XVI grofen
- zwore H» 2863 Das seit mier ein engel offenbore H.
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- — 105 —
- kum ich im nit zao hilf in kurzer zit,
- «866 er und alle die sinen Verliesen iren Up!"
- D6 sprach frouwe Bride:
- „Held, die rede läz beliben:
- edeler künig vil hßr,
- ich wil mit dir faren über den wilden s6.
- 8870 Darumb heiz dir bald entspringen,
- meister Isen gen hofe bringen,
- und befilh im also schöne
- bMe kriuz und ouch kröne.
- Daz heilig grab behüet er wol mit eren,
- 2875 wan ich wil mit dir faren über mere."
- Dö meister Ise zuo hofe kam
- und dise red also vemam,
- er sprach: „befelhet iur künigrich eim andern man,
- wan ich wil mit iuch hindan
- 2880 faren über daz wilde mere,
- mit iuch und minem hören
- an alle missewende,
- ich will zuo Triere versuochen min ellen[de].
- Min hßr gefüert nie keinen man,
- «886 der im nutzer si üf des meres trän.
- Darzuo kan ich üf dem wäge
- mins hßren kiele wol geladen."
- Dö hiez man bald entspringen,
- zwen ander herzogen bringen.
- 2864 in der zeyt D. 2865 und die sein D. den lip E.
- 2868 vü] und H. 2869 mit dier über mere^Ä 2870 Nun heisz
- d. b. und geschwinde H. 2871 M. ysen holen und b. H. 2873
- ouch fMt H. 2874 heüig fMt D. behütet D. wol fehlt H.
- 2875 faren fehlt H. über den seen D. Darauf in H: Nein (!)
- heisz dier bald und geschwinde Gallen und kiele bringen. 2877
- feM D. 2878 wellent uwr uch (!) ein a. m. H. 2879 fehU D.
- 2880-2881 Ich wil mit meinem herren Faren über den wüden see
- D. 2882 On alles missewenden D, 2883 versuchen zu Trier H,
- 2884 fftrte D. niemer k. m. H. 2885 D. im seinen (!) nutz ü.
- d. mdres tron D, 2886 wagen D. uff d. mer und staden H.
- 2888 bald und geschwinde H. 2889 h. dar b. D.
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- — 106 —
- WM die wärent gewesen zwen heidische man
- und hetent sich tonfen län
- und wären dem heiigen grabe undertän.
- Man befalh den selben also schöne
- bMe kriuz und ouch kröne
- 9896 und daz vil heilige grab,
- daz gäbent si sit den beiden umb einen schätz.
- Man hiez dö nit lenger beiten,
- die kiele hiez man bereiten;
- man hiez die kiele wol laden,
- »00 als wir daz buoch hoeren sagen,
- mit bröt und ouch mit wine
- und mit manger hande splse.
- Dö gahete an die kiel aUez daz da was,
- die vil stolze herschaft,
- «WS si zugent üf ir segele,
- ir kiele fluzzent ebene;
- dö fluzzent si mit schalle
- fdnf Wochen also lange.
- In der sehsten wochen
- 8910 käment gegen in geflozzen
- mg dan zw6n und zweinzig kiele
- vil wunderlichen schiere.
- Do si frouwe Bride kumen sach,
- daz wort si güetliche» sprach:
- 8916 „Und sind daz allez beiden,
- wir sollent ir lazen genesen keinen.
- Vil truter degen Schiltwin,
- dar soltu min böte sin;
- 2890 haidenische D. Darauf in D: Vnd warent gewesen
- dem grawen rock gehorsam. 2891 lassen tauffen D. 2893 ouch
- gar schone H. 2894 fehlt H. 2895 Die krön und das heilige
- grab in beiden H. 2896 sit fehlt D. umb e. schätz fekkt H.
- 2899 kiel vü wol 1. D, 2903 kiel fehlt D. 2907 nit alleine
- D, fllnff Wochen H. 2908 fehlt H. Fünff w. a. lang tag weyte
- D, 2909 In d. sechsten koment gegen jn vil JET. 2910 fehlt H.
- Do kam D. 2911 Me dan fehlt D. 2912 fehlt H. 2913
- kumen] an D. 2914 Vü gütlich sy do sp. H. 2915 aUe mein (I)
- hayden D. 2916 So s. jr so (!) von dem leben scheiden H.
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- — 107 —
- erfar mir, helt, vil rehte,
- 2980 ob ez allez sind heidenische knehte."
- Der herzog Schiltwln was biderbe,
- er sazte sich nit da widere,
- er begund vil balde Uen
- an die kleinen galien,
- 2M6 er fdor den kielen entgegen,
- [daz tet der herzog edel].
- D6 er den mamfer ane sach,
- daz wort er güetlichen sprach:
- „Nun sag mir, mamßre,
- 2980 wer ist über die kiele höre?"
- „Daz ist der herzog Mersiliän
- und sin bruoder Steßln,
- die selben zw6n herzogen höre
- sint meister Isen süne b6de;
- 2985 si hoertent sagen die mßre,
- daz ir vater ein herzog wSre
- und an den selben stunden
- sin swert zuo Jerusalem hfet umb gebunden.
- Hie s6 kument si selber
- 2940 mit drizig tusent helmen,
- die wellent si machen dem Gräwen Rocke undertan."
- Also sprach der herzog Mersiliän.
- Do der böte wunnesam
- die guoten m§re dö vemam,
- 2946 dö kerte er also gerihte,
- da er den Gräwen Roc wiste.
- D6 er in ferrest ane sach,
- gern mügent ir hoeren, wie er sprach:
- 2919 helt fehlt H. 2920 Ob es sigent beiden oder jr ge-
- schlecht H. 2921 steig hemider H. 2922 Was man im befalch
- de satzt er s. n. w. D, Vnd ret nit dar wider H. 2924 In D.
- gaUen H. 2926 tet fehlt H. eben H. 2928 Gütlichen er do zu
- jm sp. H. 2929 Nun fehlt H. 2930 W. i. nun der kyel h. D.
- 2931 Mercian H. 2933 zwen feUt H. here] alleine H. 2934
- Die sein D. beide H. 2935 hörent H. 2937 an] zu H. 2938
- Het er vmbwunden D. 2939 Herre so D. 2941 weiten D. 2942
- herzog] beiden H. 2943 Also H. 2944 Gutte mer H, 2945
- er mit Itiste H, 2946 wüste H, 2947 ver H.
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- — 108 —
- „Hoerent ir, hßr Gräwer Roc,
- WM ich sag iuch, hßre, daz weiz got,
- ez ist der herzog MersiUän
- und sin braoder Stefan;
- die selben herzogen höre
- sind meister tsen süne b^de,
- a«s6 si beerten sagen mßre,
- daz ir vater ein herzog were
- und an den selben stunden
- zuo J6rusal6m sin swert het umb gebunden:
- hie so koment si selber
- 8960 mit drizig tusent helmen,
- die wellent si iuch machen undertän,
- also spricht der herzog Mersiliän."
- Des fröuwete sich der Grawe Roc
- und dancte des von herzen got.
- 8966 D6 fröuwete sich frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wiben;
- dö fröuwete sich ouch meister Ise,
- ein herzog rieh und wise.
- Ir anker si dö gesluzzent,
- 8970 gegen einander si dö fluzzent.
- Do entpfiengent si die heren
- mit harte grözen 6ren,
- si frägtent si der m^ren,
- wanan si dar kumen wßren,
- 8975 si hiezent die edel künigin
- erlich gotwilkumen sin.
- 2950 veh on allen spot H. 2951 mercian H. 2952 Und
- auch sein Z>. 2953 h^re] beide H. 2954 Die seind D. beide H.
- 2956 Wie jr H. 2957 an] zu Jff. 2958 zuo Jer. fehlt D.
- vmbwunden D. 2961 Und wollent veh wesen u. H. 2962 sprach
- H. 2963-2964 fehlm D. 2964 von fehlt H. 2966 D. schönste
- aUer wibe Ä 2967 ouch fMt H. 2968 nch] her H. 2969
- ausz schussent D. 2970 G. in sy D. Darauf folgen in HD
- F. 2977-2978. 2972 Nach harten D, Mit so H. 2973-2974
- fehlen D.
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- — 109 —
- D6 ruoeten si alle
- dri tage also lange.
- An dem vierden morgen sprach frouw Bride,
- 2980 die schoenst ob allen wiben:
- „H6r Gräwer Roc, ir sind worden rieh,
- daz wizzent nun sicherlich,
- nun koufet ros und gewant,
- daz iuch die frouwen schouwen in dem laut.
- «»5 D6 sprach meister Ise:
- „Frouw, die rede länt beliben.
- Ich sach gestern morgen fruo
- der rosse also gröze stuo^:
- wer mir die selben ros wil weren,
- 8W0 dem wil ich smen rucken beren,
- daz in nimmer darf belangen
- nach meister Isen banden!"
- Meister Ise der schoene wigant,
- der nam ein ruoder in die haut,
- 2996 er begund vil balde ilen
- an die kleinen galten.
- Dö er üz kam üf den sant,
- meister Ise der schoene wigant,
- dannoch was der degen gemeit
- 8000 zwischen sinen brögen zweier spannen breit.
- D6 jagte er über daz gefllde
- manig schoenez tier was wilde.
- 2977-2978 standen in HD bereits nach 2970. 2977 rugtent
- H. 2978 Drig t. mit grossem schalle H, 2980 D. schönste aller
- wibe H, 2982 nun fehlt H. 2983 kouffet H. rosz zäum vnd
- pferde Vnd was euer hertz begert D. 2984 sehent D. Darauf
- in D: Ir furent manchen kfinen weigand. 2985 eysen D. 2986
- lossent H. 2987 morgen feUt H. 2988 strü D, Rosse do wil
- ich zu H. 2989 der D. selben fehlt H, 2990 zerberen D. 2992
- Stangen H. 2993 M. i. nam ein rüder in die bant H, 2994
- nam] graiff D. Der vü stoltze wigant H. 2995 vü] gar H. 2996
- Mit der cl. gallinen H. 2997 üf] an H. 2998 schoene fehlt H.
- 2999 Dennoch D. d. d. vil gem. D, er vil g. H, 3000 seinem (!)
- D, brogen was er b. H. 3001-3002 fehlen H.
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- — 110 —
- Er knnde mit allen sinen sümen
- die ros nit zao samen bringen,
- 1006 die im mOhten zao statm kamen,
- als wir ez an dem baoche baben vemomen.
- Daz ersacb ein herzog hiez Wlomond,
- ein ritter biderbe und oach jong,
- er sprach: „nun schouwe, bruoder Berwin,
- 9010 wer mag nun jener helt gesin,
- der dort alterseine
- unser ros jaget üf der beide?
- er tregt ein freisliche ruote,
- wellent wir nit weren unser stuote?**
- toi6 Dö sprach der herzog Berwin:
- „Nein ich, üf die triuwe min,
- er hat einen freislichen gang,
- und wßr er der tiufel, ich enwer ez im j&rlang!"
- Also gieng er aber ftrbaz stän,
- toM der stolze degen lobesan;
- dö gruozten in die bereu
- mit harte grözen 6ren,
- si fragten in der mSre,
- wanan er dar kumen were.
- W25 Des antwurt in meister Ise,
- ein herzog rieh und wtse,
- er sprach: „der Grawe Boc, min here,
- ist körnen über daz wilde mere
- und mit im frouwe Bride,
- 8080 die schoenst ob allen wiben.
- Des freuet sich der herzog Wärmund,
- ein ritter stolz unde jung;
- 3003 Do kund er H. 3004 nye D. 3005 D. jm zu statten
- solltent k. H, 3006 Also wier ez hant v. H. 3007 ein ritter
- hiesz wermunt H. 3008 Der was biderb H. euch fehlt D. 3009
- nun fMt H. 3010 nun fehlt H. sin H. 3011 dort] do Ä
- 3014 nit] nun D. vnsem st. D. strutte H. 3018 Und feUt H. erwer D.
- er wer genug lang H. 3019 aber fehlt H. 3023 Vnd fragtent
- H. 3024 Von wannen D. 3025 Des] Do H. 3026 rieh] her
- H. 3027 Roc fehlt H. 3028 über den wüden see D. 3029
- Vnd ouch f. B. H. 3030 D. schönste aller wibe H. 3031 sich
- der hertzouw wermut H. 3032 E. hertzouw biderb und gut H.
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- — 111 —
- dö hiez er bald entspringen,
- ein guot ros dar bringen,
- 8086 dariif lag ein satel helfenbeinin,
- er sprach: „daz sol din botenbrot sin."
- D6 sprach meister Ise,
- ein herzog hör und wise:
- „H6r, die gab vergelt iuch got der guote
- 8040 und sant Maria sine liebe muoter!"
- si jagten über das ge/ilde
- vil manigen volen wilde,
- die schoenen apfelgrawen marc,
- die wärent kreftig unde starc.
- 8046 Die stolzen degen schoen und höre,
- die begäbtent den Gräwen Roc mit feren.
- Mit in reit meister Ise,
- daz wizzent äne zwifel,
- er wiste si also gerihte,
- 8060 da er den Grawen Roc und frouwen Briden wüste.
- Do er frouwen Briden ane sach,
- daz wort er güetlichen sprach,
- er sprach: „frouw Brid, empfähet die hören
- mit harte grözen eren!
- 8066 wan si haut iuch gar schön empfangen
- mit gäben in disen fremden landen.^^
- Dö sprach frouwe Bride stete,
- daz si daz gerne töte.
- Frouw Brid hiez schriben üf den hof
- 8060 ietlichem hören fünfzig ros,
- 3033 bald und geschwinde H. 3034 rosz im d. b. D. 3035
- lag feUt D. helffenbein D. 3036 dis H. 3038 herzog] fischer
- D. 3039 Her der gob H. der guote fehlt D. 3040 sant fehlt
- H. sein mütter auch D. 3041 gewüde D, wilde H. 3042 Vü
- fehlt H. volland D. 3045 harren D. D. stoltzen und die schoenen
- heren H. 3046 Brachtent dem g. rock m. grossen e. D. 3048
- Der was der sach wise H. 3049 sy mit allem glüste H. 3051-
- 3052 /eÄten H. 3053 Bnd] nun D. 3054 Nach harten D.
- 3055 Wan, iuch fehlt D. 8056 M. gäben fehlt D. 3058 vü
- gern D. Darauf in H: Sy danckt in nach adelichem sitten kluger
- red genug darmitte. 3059 liesz H. 3060 Jedem H. Jetl. h. auff
- den hoff flinfftzig rosz D.
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- — 112 —
- daz schuof die künigin h6re,
- daz sach meister tse gSren.
- Dö sach man fUeren über den hof
- vil manig schoenez handros
- 8066 da zuo Bare in der stat,
- als uns daz üutsche buoch noch sagt.
- Si wärent alle wilde,
- iedoch so stundent si stille
- und liezent sich alle beslahen
- 8070 und gern zuo in genähen
- in allen den gepSrden,
- als si gezemet weren.
- Dennoch het der herzog Mersili&n
- und ouch sin bruoder Stefön
- 8076 drizig tusent manne
- mit dem liebten stahel umbefangen.
- Si riten zuo Bulle durch daz iMit
- mit manigem küenen wigant.
- Daz wizzent äne zwifel:
- 8080 si fnorent über ein wazzer heizt die Tiber.
- Si fnorent so rehte schöne
- durch die guoten stat euo Böme,
- si fuorent durch die welische land,
- der Grawe Roc kam gen Metz zuo band:
- 8086 gegen im reit an den stunden
- vil manig burger junge.
- Do empfiengen si in mit 6ren
- den stolzen degen hören,
- si hiezent die edel künigin
- 8090 örlichen gotwilkomen sin.
- 3061 here] den hem H. 3062 vil gern H, gerne D. 3064
- band fehlt H. 3065 boüe H. 3066 A. u. disz buch gesaget hat
- H. 3067 aUe vü w. D. 3068 Doch st. sy so st. H. 3070
- Also thetent sy auch zu dem fahen D. 3073 Dannaeb H. 3074
- oucb fMi H. 3077 durch Fülle das laut H. 3078 M. manchem
- frechen künen weygant D. 3080 die fehlt H. 3081 also D.
- 3083 durch welsch lant E. 3084 gon H. 3085 an] zu H.
- 3086 jungen H. 3087 Die H. si fehlt H. sy in auch D. 3088
- tegen und jren hem H. 3089 Nun heissent H.
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- — 113 —
- D6 fuorent si alle schiere
- vierzehen mil von Metz gen Triere.
- D6 fand er vor sins vaters bürge
- drizehen heidenischer künige
- 8o»6 und sechzehen grafen
- und zwölf herzogen zwäre.
- Die hoerten sagen mere,
- daz der künig Orendel
- komen w6re in die lant
- 8100 mit manigem küenen wigant.
- Dö zöch sich ab an den stunden
- vil manig stolzer ritter junge,
- wuUen und ouch barfuoz
- si giengen im al entgegene
- 8106 mit einer grözen menigen,
- si liezent sich also süeze
- gegen dem Gräwen Rocke üf die ffteze.
- Dö baten si frouwen Briden,
- die schoenst ob allen wiben,
- 8110 daz si also wol tßte
- und den Grawen Roc böte,
- daz er in vergßb ir schulde
- und si liez komen zuo hulde:
- si weiten sich läzen toufen
- 8116 und an den wären Cristum glouben
- mit wiben und mit kinden,
- mit den si möhten behalten und bezwingen.
- 3091 worent H. 3092 gon H. 3094 heidischer H. 3095
- Vnd die D. Vnd s. gronen zwor H. 3096 hertzonwen das ist
- wor H, Darauf in H: also jm der engel det offenbere. 3097
- Do horttent sy H. 3098 Orendel komm^i were D, 0. zu lant H,
- 3099 Vnd wer kommen in die landt D, Wer kumen mit manigem
- stoltzen wigant H. 3100 feklt H. 3101 stunde D. 8102 stolzer
- fMt H. jungen Ä 3103 fehlt H. Darauf in D: Vü mancher
- stoltzer degen gut. 3104 Die H. 3105 grözen] herlichen D.
- 3106 sich auch also s. D. 3107 Dem growen roc nider uff sin
- füsse H. 3108-3110 eine Zeile in H: Und battent frouw hrid
- das sy so w. tette. 3110 also] so H. 3113 zu siner hulde H,
- 3114 touffen die touben H. 3115 geworen H. 3116 und auch
- m. k. D, 3117 dem D. Den sy mochtent hulden und hetw. H.
- Orendel. 8
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- — 114 —
- Do sprach frouwe Bride stete,
- das si ez rehte gerne töte;
- »lao si sprach: „versagt mir daz min höre,
- er gesiht mich froelich nimmer möre."
- Do sprach der Grawe Roc:
- „Daz lob ich, daz weiz got!
- wellent die heiden cristen werden,
- 8126 darzuo wil ich in helfen gören!"
- D6 hiez er bald entspringen,
- die priester dar bringen,
- die gesegneten den toufe
- mit dem gewären gotes glouben.
- 8180 Wizzent daz, man toufte zwäre
- alle die heiden, die da wären,
- si teten ez gören oder ungßren:
- si muosten alle cristen werden.
- D6 der touf ein ende nam,
- 8186 der Grawe Roc körte von dan,
- d6 ward er schön empfangen
- von frouwen und von mannen,
- von Munden und von mägen,
- die dennoch lebendig wären.
- 8140 Do empfiengent in die guoten,
- sin vater und sin muoter
- und empfiengent ouch mit ime
- die schoen edel küniginne.
- D6 gebot der Grawe Roc froüw Briden,
- 8146 Der schoensten ob allen wiben
- 3119 rehte fehlt H. 3123 ich wisz g. H. 3124 heiden alle
- c. w. D. 3125 So wil ich in helffen uff disser erden H. 3126
- bald mid geschwinde H. 3127 Einen E, 3128 den selben tanffe
- D, Daa sy segeten (!) die tonben H. 3129 glaube D. Mit touff
- und d. geworen gottes g. H. 3130 man do 2). 3131 AUe die
- do h. worn H, 3134 Also H. Nach 3135 folgt in H: Vü
- wimderlichen schier. 3136 D. wart er wol entpf. zu trier H.
- 3138 frembden D. 3139 danoch H. 3140 Do empfieng auch die
- gÄte D. 3141 vnd auch sein mütter D. 3142 In e. auch mit
- gfttem synne D, 3143 schoen fehlt H, 3145 feUt H.
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- — 115 —
- mit sechzehen gräfen,
- die da zuo hofa wären;
- die alle wolten wenen,
- daz frouwe Brid sin wlb w6re.
- 8160 Do ruoweten si mit schalle
- vierzehen tage also lange.
- Am fünfzehenden tage sprach frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben:
- „H6re, mir getrowmte hiute naht —
- 8166 fiir war ich daz sagen mag,
- du vil stolzer degen halt —
- daz heiige grab stüend in der beiden gewalt.
- Edler künig schoen und hßr,
- hilf mir wider über den s6!"
- 8ieo D6 sprach der künig stete,
- daz er ez rehte gerne töte.
- Do er daz wort ie follen gesprach,
- der engel im under die ougen sach,
- er sprach: „hoerstu, künig Orendel,
- 8166 mich hat got und sine muoter zuo dir gesendet,
- du solt den Grawen Roc nit mör füeren
- und solt in läzen in der stat zuo Triere.
- Da wil got sin gerihte haben
- an dem jtbigesten tage,
- 8170 da wil er an den stunden
- zeigen sin heiige fttnf wunden,
- die er hat empfangen
- durch frouwen und durch mannen."
- 3146 Sechzehen herzouwen XII grofen sim wibe H. 3147
- fehlt H. 3148 Die wondent alle der mere JJ. 3150 mit schalle]
- euch alle H. 3151 also lange] mit grossem schalle H. 3152 An
- dem D. 3153 D. schönste aller wibe H. 3154 getramte D,
- getromde H. hinacht H. 3157 stand H, 3159 vber das mer JBT.
- 3161 rehte fehlt H. 3162 D6] Ee H. 3163 Einen e. er vor jm
- s. H. 3164 hoerstu fehlt D. 3169 Vnd den sünder wü er dar
- laden H. 3171 Zaigen alle sein w. D. 3172-3173 fMen D.
- T>, er durch unser sunde h. e. Ä Darauf in H: Das geschiet
- zu josophat in dem tal So er würt richten über al.
- 8*
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- — 116 —
- Do hiez er bald entspringen,
- 8176 drl priester dar bringen,
- er tot verwürken den Gritwen Roc vil hart
- in einen steinln^n sarc,
- er befalh in sim vater und Trier daz lant,
- von dannen schied der wigant
- 8180 Mit im füor ouch froawe Bride
- und ouch der schoene meister Ise
- und sine süne ouch bMe,
- die selben herzogen here.
- Si zugent durch die welische lant
- 8185 mit manchem küenen wigant
- Si fuorent also schöne
- durch die guoten stat zuo R5me;
- daz wizzent äne zwtfel:
- si fuorent über daz wazzer heizt die Tiber,
- 8190 dö fuorent die selben h6ren zuo haut
- schier zuo BüUen durch daz lant,
- si kämen zuo Bare in die stat.
- Der Gr&we Roc sin helde gebat
- daz si bereitent die kiele
- 8186 vil wunderlichen schiere.
- Man hiez die kiele vil wol laden
- si gäheten balde von dem staden,
- si zugent äf ir segele,
- ir kiele fluzzent ebene.
- 8800 Si kämen gen Ackers in die habe,
- als wir daz buoch hoeren sagen.
- 3174 bald und geschwinde H. 8175 dar] für sich E. 3176
- Er verwÜTcket d. rock v. h. D. 3177 steinen fl". 3178 Er b.
- im tryer das landt D. 8179 V. danan H. 3180-3185 fehlen H.
- 3182 bayde D. 3183 höre] bede D. Darauf in D: Mit im
- Arent die gAten Sein vater vnd auch sein mftter. 3187 zuo fehlt H.
- 3188-3189 fehlen H. 3189 heizt fehlt D. 3191 Durch das
- pülsche 1. E. 3192 kommen D, koment E. boüe E. 3193 h.
- bat E, beiden gebot D. 8196 Sy hiessent E. vil fMt Ä 8197
- balde] alle E. 8199 Die k. D. 3200 koment E, komment D.
- 3201 Also, dis JT; Als mir es an dem buch sage D.
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- — 117 —
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Nun wundert mich, daz weiz got,
- ob daz heilig grab nun stnonde
- 8806 in der boesen beiden bände/'
- Do sprach die edel frouwe Bride :
- „H6r, die rede länt beliben!
- heizent mir nun bald entspringen
- und mir bilgrins kleider bringen,
- 8810 ich wil wallen gen J§rusal6me in daz laut
- und wil sprechen, mich hab ein fürste üz gesant,
- der sl gescheiden von dem Bbe,
- und wil biten, daz man in an schribe/'
- Frouw Brid legt an ir bilgerin gewand
- 8816 und wolte wallen gen Jßrusalßnic in daz land.
- Do begegent ir der herzog Danlöl,
- ein ritter biderb und ouch snel
- und ouch der künig Wolfhart,
- als ez an dem liede stät.
- 8820 Die zwfene fiengen [frouwen Briden] die künigin,
- si fuorten si über die wtlesten Babflönien
- zuo des künigs Minolds bürge.
- Do er si von ferren ane sach,
- daz wort er güetlichen sprach:
- 8826 „Sind gotwilkumen, frouwe Bride,
- die schoenst ob allen wlben!
- nun soUent ir mich iur liebe läzen gewinnen,
- g daz ir koment von hinnen:
- ir sollent mich nemen zuo einem man,
- 8280 so wil ich iuch machen undertän
- 3203 Das w. m. das wisz g. H. 3204 nun fMt H. 3205
- boesen fehlt D. 3206 die edel fehlt H. 3208 Heysz D. Heissent
- mier b. und geschwinde H. 3209 Min bilgerin cl. b. H, 3211
- sagen ein f. hab m. H. 3212 dem fehlt H. 3213 Er wü H.
- 3216 Vnd waUet H. 3216 der fehU H. 3217 und her Ä
- 3219 Also, gat H. 3220 die k. fehlt D. ' 3221 wüste Bstbücnie
- H. 3222 miroltz H, Zu der borg die künig synoldes was D.
- Darauf in D: Do er auch mit haosz auff sasz. 8223 sie ver
- kumen s. H, 3224 Dise wort H. 3225 got feUt H. 3226 D.
- schönste aller wibe H. 3227 Ir süllent frnntschafft mit mier be-
- ginnen H. 3228 Ee ir ymmer k. v. h. D.
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- — 118 —
- äf diser wüesten Babilönien
- zwSn und sibenzig künege;
- darnach wil ich &ren über mere
- mit einem kreftigen here
- ts86 flElr die guote stat zuo Triere,
- die wil ich brechen und zerf&eran,
- den Gräwen Roc wil ich fähen
- und an einen galgen hähen,
- meister tsen wil ich blenden,
- 8M0 des enkan in niemant erwenden!^^
- D6 sprach frouwe Bride:
- y,Held, die rede läz bdiben,
- du woltest dich dan län toufen
- und an den wären Crist gelouben:
- 8M5 wiltu dem nit werden ondertan,
- ich nim dich nimmer zuo einem man!"
- Do sprach ein ritter hiez Princian:
- „Folg mines rates, künig lobesan,
- ez si nun ein tag gesprochen
- 8260 von hiute über sehs wochen,
- dar zwischen wil ich si zwingen,
- die vil stolzen küniginne,
- daz si dich neme zuo einem man
- oder ich wil min houbt verloren hän."
- 8266 Dem die jungfrouw befolhen wart,
- der was vil gar des tiufels art.
- Er leget die maget here
- nacket in einen kerkere;
- da sluogent si die guote,
- 8860 daz ir daz röte pluote
- 8281 babüonie H. 8282 künigen D. 3283 Denn wü D.
- 3235 zuo fehlt H. 3236 zu flire D. brechen schiere H. 3238
- Vnd in an Ä 3240 Das D. Das mag nieman gewenden Ä 3244
- geworen H, 3246 So wü ich dich nit nemen zu e. m. H. 3250
- V. noch heüt D. 3251 Do zwischent H. 3252 vü fehlt H.
- küniginnen D. 3253 nimet H. 3254 O. wü des mein D. 3255
- entpfolen E. 8256 vü gar] vor hin H. 3258 Nacket fehlt H.
- In e. tieffen kerckere H,
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- — 119 —
- über den Hb zuo tal ran
- und von ir üf die erden goz,
- frouw Bride heiz weinen began.
- Si sprach: „himelischer höre,
- M66 nun hilf mir miner ere,
- daz ich mit minen sinnen
- min 6r von hinnen bringe!"
- Dem Gräwen Roc saget niemant die mere,
- daz frouwe Brid gefangen w6re,
- 8270 den ein armer wjdlender man,
- der üz der heidenschaft entran.
- dem fialff got durch ainen Engel ausz der ge-
- fdncknusz vmb desz willen \ das die künigin
- durch sein ausekumen vnd durch sein sagen |
- das er dort thet hey künig ArenndeJ/n erUdigt
- toürd. Der selb Bilgrin kante in das schiff el
- darinnen fraw Breyd gefaren was \ aber er
- fände weder rüder noch schaltten \ do stiesz er
- es dannen mitt seinen henden vnd sprach.
- Herr got ich ergib mein leben in dein hailig
- vaterlich hend \ vnd will lieber in disem wog
- ertrincken dann vnder den vnr ainen haiden er-
- sterben, AUso scMüg jn der wind so verr auf
- das mör \ das er gleich der enden kam \ da
- künig Arenndel mit seinem hör lag. Als er
- nun schier gantz hyntzü kam \ warn die wind
- so grosz vnd starck \ das sy den eilenden man
- schier verderbt heten. Disz ersach hertzog Eysz\
- kam jm zu hüff \ vnd fürt jn zu dem Mr.
- Do empfleng wol meister Ise
- den waller schoen und wise;
- do er in von ferren ane sach,
- 8876 daz wort er güetlichew sprach:
- 3261 den] jren H. ran] flosz D. 3262 fehlt H. Darauf in
- D: Vnd über iren leib zu tal ran. 3265 Behtit mier min ere H.
- 3266 symie D. 3267 Min er gebring von h. H. 3268 D. growen
- rock seit man die mer H. 3270 Das det ein H. 3272 wol fehU
- H. 3273 Ein w. D. 3274 Do er in kumen s. H. 3275 Vü
- tugentlich er zu jm sp. jff.
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- — 120 —
- „Nun sag mir, schoener wallßrc,
- weista iht fremder m^re?
- oder von wannen bist du kumen?
- daz wil ich gören hän vemumen."
- 8880 Er sprach: „da lag ich gefangen
- in einem heidenischen lande,
- von dannen bin ich entrannen
- an disen selben stunden.^'
- also sprach der pilgerin:
- 8886 „dise mßre sollen war sin."
- Er sprach: „ez ist, h&re, hiut mit alle
- sehs und zweinzig wochen lai^e,
- daz der Gi4we Boc, min höre,
- fuor über daz wilde mere
- 889t and mit im frouwe Bride,
- die schoenst ob aDen wtben;
- die ist zuo Jdrusalgm gefangen
- von den heidenischen manneiK
- Ich sag iuch, h6re, daz weiz Crist,
- 888» daz ds^ heilig grab nun ist
- umb setzet sunder allen spot
- mit zweien und sibenzig abtgot,
- die müezent fronwen und ouch man
- aller tag« beten an.
- 880» Ich sag iuch, lieber h^e,
- noch m6r fremder möre."
- Ehr sprach: „frouw Bilde ist gefangen
- in dem heidenischen lande,
- 8276-79 in H: Weistu icht fremder mer Oder wo bistu kumen
- her Do sproch der waller Ich sag ueh gern die mar. 3281 In
- dem heidischen 1. H. 3282 Y. danan J7. 3283 Zu den selben
- st. H. 3284 Mer sp. Z>. 3285 Ich sag loh mer die wor mag
- sin H, 3286 Er sp. her es ist vere H. 3287 Sechzehen wochen
- und nit mere H. 3288 min here] für über mer H. 3289 den
- wilden see Z>. Vnd mit jm ein kreflPtig her H, 3290 Dar zu ouch
- f. b. H. 3291 D. schönste aller wibe Ä 3292-3293 Es ward
- zft Jerusalem nye von ir gesungen Denn mit ainer haidenischen
- Zungen D. 3294 h. wisz k. H. 3296 sunder] on D. allen fMt
- H, 3297 zwey D. 3298 ouch fehlt H. 3299 Alle H, 3300
- vch me 1. h. H. 3303 heidischen H. landen D.
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- — 121 —
- daz tet der edel künig Wolf hart
- W06 und herzog Daniel der stark,
- si fiiorten si also gerihte,
- da si Mnnteväl die gaote borg wisten.
- Der wil si im bezwingen,
- die vil edele küniginnen,
- 8810 daz si in neme zuo ein^n man,
- so wil er ir machen nndert&n
- üf der wüesten Babilönie
- zw6n und sibenzig künige.
- Dan wil er faren über mere
- 8816 mit einem kreftigen here
- für ein stat heizet zuo Triere,
- die wil er zerbrechen und zerftteren
- und wil den Gräwen Roc fähen
- und an einen galten hähen,
- 8880 und wil mdster Isen blenden,
- daz mag im niemant erwenden/'
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Daz ISz dich erbarmen, got,
- daz ich vil eilender man
- 8886 der not s6 vil gellten hän
- durch willen miner s61e!"
- also sprach der degen hfere.
- D6 sprach meister Ise:
- „Her, die rede länt beliben!
- 8880 got wolte durch uns sterben
- und ouch gemartert werden,
- da mit erlöst er frouwen unde man.
- G§nt an die kiele, degen lobesan!''
- 3304 Das ist d. k. W. edel D. 3305 Vnd der hertzog d. D.
- der St. fehlt D. 8806 Die fürtent sy mit lüste H. 3307 mttntwol
- D. gnote fehlt D. 3308 Dar inne wellent sy sy bezwingen H.
- 8309 D. gute künigine K 3314 Demi D. 3317 Und wü sy
- brechen schiere JT. 3318 Das land zerstom und d. growen rock
- &hen jff. 3819 Und in an JT. 3320 M. ysen wü er b. H. 8321
- D. kan n. e. K 8323 here g. H. 8825 n«te D. erUten H.
- 3826 seUen H. 3829 Her fddt H. losz H. 3331 gemartelt H.
- 3333 Do gohete an den k. der tegen 1. H.
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- — 122 —
- Dö giengent an die kiela allez daz da was,
- 8886 die vil stolze herschaft.
- Si zugent äf ir segele,
- ir kiela fluzzent ebene.
- D6 fuorent die selben hßren
- mit harte grözen eren
- 8840 in emer kleinen wilen
- des weges siben hundert milen;
- si käment an eines röres slag;
- fbr war ich daz sagen mag.
- D6 sprach meister Ise:
- 8846 „H6r, daz wizzent äne zwifel,
- hie sollent ir nun uz gän,
- daz dunket mich vil guot getan:
- wir müesten hie ligen tüsent jär,
- e unser iemant wtird gewar."
- 8860 Meister Ise und der Grawe Roc,
- die bereitent sich daz weiz got
- Do sprachent des Gräwen Rockes man:
- „H6re, sollent wir mit iuch gän?"
- „Nein", sprach meister Ise,
- 8866 „ir sollent alle nun hie bellben;
- wir müezen alterseine gän,
- daz wizzent an allen arcwän."
- Dö schiedent si alein von dan,
- die zwen degen lobesan.
- 8860 Si giengent äne alle wer,
- si truogent zwei scharpfe swert.
- D6 liefent si alterseine
- siben lange tageweide
- ddd4 Und mit jm alles das d. w. H. 3835 D. wol grosse
- h. H. 3345 Ein hertzouw her mid wise H. 3346 Hie stillent
- wir uns setzen für wer H. 3347 fehlt H. 3348 Hie mtistent
- wir H. 3349 Ee man u. w. g. H. Darauf in H: Sy turen
- euch nit kumen har H, 3351 Bereittent sich in jre wot H, 3352
- sprach D, 3354 sp. de m. eysen D, 3355 alle nun] also H.
- 3357 on a. wan H. 3360 allen D. wert HD. 3361 Sy hettent
- H. 3362 gmgent H. 3363 gantzer H. tag weyte D.
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- — 123 —
- über die wüesten Babilönie
- 8866 gegen des kOnigs Minolds bürge.
- Si käment üf einen grüenen plan,
- da ruoeten die hSren dan.
- Do ritent gegen in üzer der bürge
- zw§n und sibenzig künige,
- 8870 ander den fuort man fronwen Briden,
- die schoenst ob allen wlben.
- D6 sprach künig Minolt daz —
- sin zom michel und groz was —
- er sprach: „hoerent irz, frouw Bride?
- 8876 daz wizzent äne allen zwifel:
- ir sollent mich nemen zuo einem man,
- s6 wil ich iuch machen undertän
- üf diser wüesten Babilönie
- zwön und sibenzig künige,
- 8880 darnach so far ich über mere
- mit einem kreftigen here
- für die guoten stat zuo Triere,
- die wil ich zerbrechen und zerfüeren.
- Den Gräwen Roc wil ich fahen
- 8886 und an einen galgen hähen,
- meister Isen wil ich plenden,
- daz mag im niemant gewenden!"
- Daz erhört der Grawe Roc,
- er sprach: „daz läz dich erbarmen, got!
- 8890 und hßte ich alle mine dienstman,
- ich wolt si mit eim strit bestän!"
- Dö sprach der guote meister Ise:
- „H6re, die rede länt peliben,
- 3364 wüste H. 3365 myroltz H, synoldes D. 3367 d. h.
- auch dami D, die ftirsten schon H. 3368 reyt D. 3371 D.
- schönste aller wibe H. 3372-3375 fehlen H. 3376 nemen] loben
- H. 3378 Uff diser babylonian H. 3379 künig und jr man H.
- 3380 so fehlt D. 3382 F. ein st. heisset triere H. 3383 zu
- före D. D. w. ich brechen schiere H. 3385 U. wil in an Ä
- 3387 Das enmag euch (I) nyemant erw. D. 3389 her g. H. 3390
- Und fehlt H. ich nun a. D, 3392 der guote fehlt H, Darauf
- in H: Ein hertzouw her und wise. 3393 Lant d, red bliben vil
- gutter man H,
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- — 124 —
- vil stolzer degen lobesan,
- am länt uns Inogen, waz si wellen Oimi an,
- der äbent beginnet n&hen!'^
- Die hären käment gegangen nnd sähen,
- ieglicher solt in sin herberg und hts,
- da er des morgens w6r geriten fiz.
- •400 D6 blibent alterseine
- die zw6n fürsten rdne,
- fbrbaz giengent die zw6n heren
- mit harte grözen 6ren
- gegen der heidenischen porten,
- M06 der pflag ein [kristen] torwarter;
- der was von sdter wiz als der sn6,
- sin hart sach man über sin gürtel gto,
- im wärent die strenge also lang,
- daz er si umb den heim band.
- 8410 Da staondent die hären und weiten sehra,
- an weihen got er woltc jehen.
- Der alt här b&t üf sin hende,
- er sprach: „hßr, ich glonb an dln urstende,
- ich glonb, daz du durch minen willen o^turbst
- 8415 und durch minen willen gemartert wnrdst,
- ich gloub daz du bist got vater und Jhäsu Crist,
- ein här über allez, daz da ist,
- über berg, tal und lüften,
- daz stät, lieber häre, allez in dinen kreften.
- 8480 Sit mich der künig David vertreip,
- Sit hän ich not und arbeit
- 8394 Vil] Und H. 3395 warten i>. was sj an wollen f. H.
- 3396 Der a. ward sich n. D. 3397 Die heren sieh entranten
- Zu herberg sy do ranten H. 3398 Yederman D. Jegl. in s. hnsz
- S. 3399 was Ä 3404 G. des beiden porten hien H. 3405
- Do pf. e. kristener portner zu sin H. 3406 D. pfortner wz Z>.
- 3407 sin] die D. 3408 die ongbrogen ff. 3409 want H. 3412
- Der alte hnb H. 3413-3419 in ff: Er sp. durch din n. Ich gloub
- das du bist Gk>t vatter und krist Ein her über berg und tal über
- wasser und luft ttberal Das stat alles in diner krafpt Und in diner
- gotlichen meisterschaflft. 3420 der fehlt D. 3421 So han ff.
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- — 125 —
- mit minem liba in gegän,
- du weist wol, lümelischer man,
- waz mich arbeit je an gegie,
- 8486 daz ich die s61 nie imderwegen lie/'
- Do die zwen hSren sähent daz,
- daz der alt h6r ein kristen was,
- dö gniozten in die hären
- mit harte grözen 6ren.
- 8480 Er fragte si der m^en,
- wanan si dar komen wären.
- Dö sprach meister tse,
- ein herzog här und wise:
- ,,Dä wärent wir gefangen
- 8486 in einem heidenischen lande,
- da von sint wir entrannen
- in disen selben stunden.
- Tuo ez durch den himdUchen degen
- und hilf uns, daz uns geleit werd geben
- 8440 wider über den wilden s§
- durch des heiigen grabes är.'^
- Dö sprach der herzog Achille:
- „Ir hären, wizzent umb gotes willen,
- ez ist umb iuch ergangen:
- 8446 siht iuch min här, ir müezat hangen!'^
- Dö sprach der herzog Achille:
- „Tuont ez durch minen willen
- und werbent mir ein botschaft
- al durch die gotes kraft
- 8460 da hin gen Ackers in die habe,
- da sollent ir dem Gräwen Rocke sagen
- gar vil der leiden märe,
- daz frouwe Bride hie gefangen wäre
- 8422 ie gehan H. 8424 an gie H. 3425 vnter wegen nye
- gelye D. 3427 her] man H. ein fehlt H, 3431 Von wamien D,
- 3435 heidiflchBD H. 8436 Von dannen D. 3437 selligen H. An
- den selbigen st. D. 3438 d. d. haydnischen d. D, d. got und unser
- leben H. 3439 Ynd seit yns ain gelayt g. D. 3440 das wilde mer
- H. 3442 ktinig E. 3443 durch gottes wiUe H. 3444-3447
- feUm H. 3449 AI d. nnsers hem krafPt H. 3450 nackers H.
- 3451 Das s. ir mir d. g. rock sagen D. 3452 Auch vil Z>.
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- — 126 —
- und der künig wil si zwingen
- 8466 daz si in solle lieb gewinnen
- und in neme zuo einem man,
- aber si im daz wol versagen kan.
- „Ich wil iuch werben die botschaft
- wol durch die hßre gotes kraft."
- 8460 Do der herzog die red vemam,
- er ward ein froelicher man,
- er fuorte si vil geträte
- in eine schoene kemenäte,
- er rihte den hören einen tisch,
- 84S6 er gab m fleisch unde fisch
- und gab in alles des genuoc,
- daz daz erdrich ie getruog
- von bröt und ouch von wine
- und von mancher handen spise.
- 8470 Er gab in alles des genuoc,
- also ein guot Mund dem andern tuot.
- Er gab in bede wild und zam,
- so erz allerbeste moht gehän.
- Do die selben hörn gesäzen
- 8476 getrunken und geazen,
- d6 sprach der herzog Achille:
- „Nun tuont ez durch minen willen
- und sliment iuch nit lange,
- ir küenen wigande;
- 8480 ich gib iuch silber unde gold
- und wil iuch wesen immer hold
- und gib iuch wät und riehen schätz,
- ir mügent immer dester baz."
- D6 meister Ise die red vemam,
- 8486 üf stuond der degen lobesam,
- 3455 Zu wunderlichen dingen H. 3456 Das sy in lob H.
- 3457 Das sy im doch w. v. k. H. 3459 AI d. unsere hem k.
- H. 3460 Als der H. 3461 fröudemicher H. 3462 vü fMt H.
- 3465 Er satzte in flir das wisse crist D. 3467-3470 fMm H.
- 3471 frind H. Das die erde ye getrüg D. 3472 bede fehlt H.
- 3473 imer best mocht han H. 3480-3481 fehlen H. 3482 Ich
- gib H. 3483 dest bas H. 3484 Also H.
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- — 127 —
- er sprach: „kuss mich an mlnen mund,
- ich bin diner swester siin,
- diner swester Elisabfet!"
- also sprach der degen stöt:
- 8490 „so ist daz der Grawe Roc, min h6re,
- des sind wir zw6n degen bede."
- Do der herzog die red vemam,
- er ward ein freudenrlcher man,
- er fuorte si geträte
- 94B6 in eine schoene kemenäte,
- er sprach: „nun ziehent ab gerwe
- iuer lichte wicgeserw;e
- and släfent nun an sorgen
- die naht bis an den morgen."
- 8600 Die wUe was in nit zuo lang,
- der herzog zuo der porten sprang,
- da lag ein schilt, der was breit,
- und ein swert, daz vil wol sneit.
- Er was ein üzerwelter man,
- 8605 fünf hundert beiden dorst er bestän.
- Des morgens, d6 ez aber tagete
- und er ouch sinen willen habete,
- dö gieng er vil geträte
- zuo der selben kemenäte,
- 8610 er sprach: „ir hören, nun leget an gerwe
- iuer liebte uuicgeserwe,
- 3486-3487 Er sp. du vil werder man Ich hör nun wol du
- bist min an Und ich bin diner Schwester sun Sprach der tegen
- stoltzundkttnjff. 3488-3489 /eÄZen jff. 3^90 dsiz fehlt H. 3491
- sein D, Bas sprich ich wol mit ere H. 3494 sy aber gar trade
- jD. 3496 ab euer gerate D. Er sp. z. uch usz gerwe H. 3497
- wis gewerbe H, Vnd habt allein euer geferte D. 3498 nun fddt
- H. 3499 D. gantzen n. D. 3500 jm H. zuo fehlt H. 3502
- der fehlt D. 3503 vü feUt H. 3505 getorst H. 3506 Des
- fehlt Z>. da es was worden tag H, 3507 ouch wol s. H, Vnd
- er seinen w. auch h. Z>. 3510 gewer D. Er sp. jr fromen here
- H. 3511 Alles euer liechte seiden serwer D, Nun leget an üwr
- gewere H.
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- — 128 —
- so wil ich g6a über den hof geti&te
- zuo des künigs MinoUs kemenäte
- und wil in biten durch den himeliscben degen,
- 8516 daz er iuch ein geleite welle geben
- wider über den wilden s6
- durch des vil heiigen grabes er;
- villiht Yern^et er mir der bete,
- so antwürt ich im da mite,
- 8680 sam mir daz vil heiige grab:
- ich gib im uf al die eide, die er mir gab!''
- er sprach: „hoerent, ir stolzen helde guot,
- und hoerent ir mich in dem hns mit grimmem muot,
- so koment mir zuo hilf dar in
- 8686 als lieb iuch got und Maria sil''
- D6 sprach der Grawe Roc:
- „Ich sag iuch, hSre, daz wizze got:
- ich kom iuch zuo hilf in dem häs,
- und wer der tiufel darin, er müest herfiz!''
- 8680 D6 gieng er über den hof geträte
- fär des küniges Minolts kemenäte.
- Do er in von ferren ane sach,
- gern mügt ir hoeren wie er sprach.
- Do sprach der künig Minolt:
- 8686 , Jch bin dir von ganzem herzen hoU,
- bis wükomen, herzog Achille!
- tuo ez immer -durch minen willen.
- 3513 miroltzH^ 3514 in] euchZ). Ich w. in b. von minen wegen^.
- 3515 vch wolle e. g. g. H. 3516 das wilde mer H. 3517 vil
- fehÜ D. 3518 V. versagt H. Villeicht erzaiget er mir sein b. Z>.
- 3519 Er sprach ich entwerde im d. m. D. im an der stet H.
- 3520 Summer D, Sy mer H. vil fehlt H. 3521 alle rede (!) so
- er m. g. D. 3522 h. vil stoltzen degen herre vn gAt D, 3523
- Mich mit grimklichem mnt H. 3524 helff H. dar bey D. 3525
- Also liep vch sy die hymelsch künigin H. 3527 H. ich sag ach
- on allen spot H. 3528 helff H. 3529 musz H. 3530 üb. d. h.
- fehlt H. 3531 miroltz H. 3532 Do er jn herkamen s. H. 3533
- mügent H. 3534 mirolt H. 3535 So sig mier got von himel h.
- H. 3536 Bisz got wilkam A. H. 3537 wiUe E.
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- — 129 —
- die stat du mir in 6ren halt,
- du vil stolzer degen halt:
- 8540 mir ist getroumet hinaht,
- für war ich daz sagen mag,
- ez kfem über mer geflogen her
- ein rap und ouch ein adeler,
- die brachen mir min bürg nider,
- 8646 daz ich nimmer kan gemachen wider."
- „vnd der rap biss mir mein haupt aJ".
- Do sprach der herzog Achille:
- „Ir wurdent nie keiner untriuwe von mir inne.
- Ich hän iuch gedienet, daz ist war,
- folliglichen zwei und sibenzig jär:
- 3660 vil richer ktlnig schöne,
- daz soltu mir noch hiute lönen.
- Mir sint kumen über den wilden s6
- miner swester süne zw§n;
- tuo ez durch den himelischen degen
- 8656 und solt in ouch ein geleite geben."
- Der künig erschrack diser heet vn sprach
- D6 sprach der künig Minolt:
- „Ich wil dir immer wesen holt.
- Heiz herfür gän die pilgerin,
- also liep also ich dir bin!"
- 8560 Do er si von ferren an sach,
- gern mügt ir hoeren wie er sprach:
- „Sind wUkom, ir wallenden man!
- war hänt ir den Grawen Roc getan
- und meister Isen den fischfere?
- 8666 nun sagent mir die rehten möre!"
- 3538 dn fehlt H. 3540 heint die nacht D. 3542 Es kamen
- H. 3543 ouch fMt H. 3544 Die wollent b. mier m. b. H.
- 3545 Von oben untz niden sy gebrochen wurt H. 3547 Herr wö
- wurdent ir ye kein vntrew vo mir jnne D, 3553 stin auch zwe
- D, zwenee H. -3554 Do bit ich dich und fregen H. 3555 Ob
- du in wollest g. g. H. 3556 mirolt H. 3558 Und heisz H.
- 3559 So heisz sy got wilkummen sein D. 3560-3561 umgestellt
- in H. 3560 Also er sy kumen sach H. 3561 Nun horent H,
- 3563 Wo D. 3564 d. alten f. D.
- Grendel. 9
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- — 130 —
- D6 antwurt im meister Ise:
- „Her, daz wizzent äne zwifel,
- noch künden wir uns nit verstan,
- nach wem ir daz fragen hant getan."
- 8670 Do sprach aber der künig Minolt:
- „So werd mir iuwer keiner ninmier holt!
- nach iuch zwen ich gefraget hän,
- ez muoz iuch an das leben gän!
- ir müezent beide hangen!
- 8676 waz schaffent ir in minen landen?"
- Do sprach ein ritter hiez Princian:
- „Folge mines rates, künig lobesan:
- nun heiz dir bald entspringen,
- frouwen Briden her für pringen,
- 8680 erkennet si die bilgerin,
- si heizet si gotwilkomen sin."
- Man nam die maget hßre
- nacket üz dem tiefen kerkere.
- Do kleite man frouwen Briden
- 8686 mit pfeller und mit side,
- man fuort die maget lobesan
- für den künig Minolt stan.
- Do si der künig ane sach,
- daz wort er grimmiglichen sprach,
- 8690 er sprach: „hoerent irz, frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben,
- empfähent wol die zw6n wigant,
- die hat iuch der Grawe Roc gesant."
- 3567 sunder zw. H. 3568 künden D, Darnach künent H.
- 3569 die frage H. 3570-3573 feUm H, 3574 Er sprach ir H.
- 3574-3575 Vnd ist auch vmb euch ergangen Ir müssent auch bayde
- nun hangen D. 3576-3577 feUm H. 3578 Do hiesz er ED. bald
- und geschwinde H. 3579 Vnd hiesz fraw D. für er b. H. 3580
- Vnd erk. D. 3581 So heisz sy D. 3583 tiefen fehlt H. 3584
- klaidete Z>. 3585 vnd auch m. seyde D. 35S6 m. vil 1. D.
- 3587 mirolt H. 3588 den k. H. 3589 sarach (!) D. Dise w.
- er gütlich zu fr sp. H. 3590 jr H. 3591 Entpfahent wol die
- Itiyde H, 3592-3593 Die hat har gesant der growe rock Das
- wissent ane spot H,
- Digitized by VjOO^I^
- — 131 --
- Die vil minnigliche jungfrouwen
- 8696 begunde die hören ane schouwen,
- si winkte den heren also tougen,
- si sprach: ich gesach si nie mit ougen.
- Sich, hßre, ob ich nun bi dir s6ze
- und mit dir drünk und 6ze
- 8600 und dich n6me zuo einem man,
- woltestu die hören läzen fam?"
- D6 sprach der künig Mlnolt:
- „Und wör dise bürg silber und golt,
- die wolt ich in machen undertän,
- 8606 woltent ir mich nemen zuo einem man!^'
- Si sprach: „ob ich bi dir seze
- und mit dir trünk und feze
- und ich dich kust an dinen mund,
- und köme dan der Grawe Roc, der degen jung
- 8610 zuo uns in daz hüs in gän,
- nun sag, wie solt ez umb sin leben stän?"
- D6 sprach der künig Minolt:
- „S6 wiz, daz im weger wer der tot!
- den müest er [ouch] liden,
- 8615 daz wizzent ane allen zwifel!"
- Si sprach: „daz verpiet mir got,
- der sich an daz kriuze gab gemarteröt,
- daz ich immer verkiese den Ersten man,
- den ich üf erdrich ie gewan!"
- 8620 Do der Grawe Roc ersach [daz],
- daz er vermeldet in dem hüse was.
- 3595 ane] auch D, 3596 Sy wincktent jr t. H. 3597 nie]
- nit H. 3598 Sich h.] Und sprach H. 3600 neme] lobt H. 3601
- hern fehlt D. faren über den than D, gan H. 3602 mirholt H.
- 3604 in] üch H. 3605 loben für e. m. H. 3606-3607 fehlen
- H, 3608 Sy sprach kuste ich uch an uwm munt H, 3609 dan
- fehlt H. 3610 Do sag mier künig wol getan H. 3611 sin] vnser
- D. Wie must es u. s. 1. st. H, 3613 So wer jm w. d. t. H,
- 3614-3615 fehlen H. 3616 mir] im H. 3617 gemartert gab D.
- Der an dem krutze leit den tot H. 3618 kyese den aller ersten
- m. D. 3619 ich] fraw breyd D. üf erdr.] by minen tagen H.
- 3620 Do sich d. grog rock vermasz H.
- 9*
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- — 182 —
- der Grawe Roc, der wigant,
- gar balde f&r die porten spranc.
- Er ergreif einen schilt was vil breit
- 8626 und ein swert, daz vil wol sneit;
- vil lüte rief er in daz hüs:
- „Künig, hie gät ein enge tür üz,
- die hän ich dir hie verstanden;
- der tiufel entrag dich danne [von minen handen],
- 8680 s6 muostu kiesen den pittem tot!"
- Do verzaget der künig Mlnolt.
- Der künig west einen tum guot,
- vil bald er sich daruf gehuop.
- Nach im sprang der Grawe Roc,
- 3686 daz sag ich iuch, daz weiz got.
- Nach im sprang frouw Bride
- und ouch meister Ise.
- Daz ersahent aber der wüesten Babilonie
- zwen und sibenzig heidenischer künige.
- 8640 D6 ward der Grawe Roc bestanden
- in der wilden haiden landen.
- Des Gräwen Rockes liute wisten nit die mßre,
- daz ir her in dem land bestanden were,
- belegen und ouch gefangen
- 8646 in der argen beiden landen,
- bis daz (Ue künigin Maria einen brief schreip,
- den fuort ein turteltoub gemeit.
- 3622-3623 Der grog rock für die port sprang Und sparte
- das ouch nit lang J?. 3624 Er erwtiste eia seh. b. H. 3625 vil
- fMt H. 3626 rufft H. 3627 eng port usz H. 3628 hie fehlt
- H. dir nun hie D. 3629 targ H, 3630 Du must liden H. 3631
- mynot H. 3632 wüst H. 3633 Vü fehlt D. hub E. 3634 Do
- sp. in (!) noch H. 3635 uch on allen spot H. 3637 Vnd auch
- der gut mayster eysen D, Darauf in D: Er wolt in bestan durch
- des grabes willen. 3638 der] die Z>. in H zwei Zeilen: Das
- ersahent aber der W. babilonier. 3639 Z. u. sübenzig tusent
- heidischer man Mit den mustent sy einen schonen strit han H,
- 3642 der mere H. 3644 gef.] bestanden D. 3645 argen] wilden
- H, 3646 zwei Zeilen in D. Bis das fehlt H. d.k. sandt m. D.
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- — 133 —
- si bräht in üf die stund und tag,
- da des Gräwen Rockes here lag.
- 8660 Die wile werte nit zuo lang,
- ein priester sine messe sang;
- dö schuof die here goteskraft,
- daz die durteltoub die botschaft
- liez fallen [dem priester] üf den altar,
- 8666 als wir daz puoch hoeren sagen für war.
- D6 er den brief üf prach,
- dem ßvangßlium er ab geprach.
- Daz geschach weder sit noch e
- und sol ouch geschehen nimmermS:
- 8660 und sehe ein priester daz münster brinnen,
- er sol sin messe vol singen.
- Daz endet der priester niet,
- also kündet uns daz liet.
- Do er den brief üz gelas,
- 8666 er begunde weinen unde sprach:
- „Uns gepiutet nun hie inne
- der wäre Crist von himel
- und ouch sin muoter sant Marie,
- daz wir die mer erkenneten da bi,
- 8670 daz der Grawe Roc bestanden si,
- belegen und ouch gefangen
- in der argen beiden landen.
- Wer nun dem Gräwen Rocke bi gestät,
- des sol werden guoter rät.
- 8648 anff den selben •stmiden vnd tag D. 3650 wert] ward
- D. 3652 die] des D. Vnd bat das in hulff die gottes krafft H.
- 3654 dem] des D. 3655 Also dis buch noch in haltet H. 3656-
- 3657 fehlen H. gesprach D. 3658 weder fehlt H. 3659 Vnd
- geschiet o. niemer me H, 3660 ein minster H. brünnen D. 3661
- So s. er s. m. v. bringen H. 3662 en fMt H. diser, niecht H. 3663
- dis geriecht (!) H. 3664 uff gebrach H. 3666 nun v jnen H.
- Vnd (!) gepeütet im her wider Z>. 3667 Der gewore got H.
- 3668 Vnd Maria sin mutter die frie H. 3669 Das wir mörcken
- soUen do bie H. 3671 ouch fehlt H. 3672 lande H. 3673 nun
- fMt H. 3674 guoter] vü gut D.
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- — 134 —
- 8676 darzuo ist ime got
- und sine muoter holt."
- Der des Volkes meister was,
- daz heiltuomb band er an den schaft,
- do reit er zuo aller forderest,
- »680 er was den hßren allen ein tröst.
- Si ritent holz und heide
- siben langer tageweide, —
- als wir daz buoch hoeren sagen,
- daz riten si aUez in zweien tagen —
- 8686 über die wüeste Babilonie
- für des küniges Minolts bürge.
- Si kämen üf einen grüenen plan,
- da rubeten die hören alle
- dri tage also lange;
- 8690 und an dem vierden morgen
- giengent si zuo einem strit vil herte
- mit iren scharpfen swerten.
- Vor der bürg huob sich angst und not:
- der cristen lägent fünf tüsent tot
- 8696 [der beiden achtzehen tüsent ouch],
- al die wil der Grawe Roc slief,
- unz im die gotes stimme rief,
- die sprach: „hoerstu künig Orendel,
- mich hat got und sine muoter zuo dir gesendet
- 8700 und heizet dir ouch da bi sagen,
- daz dir fünf tüsent man sint erslagen;
- 3675-3676 eine Zeile in D. 3676 Von himel h. on allen
- spot H. 3677 Volkes] hofes D. 3678* Der b. den brief a. d. seh.
- H, 3679 federst D. Vnd r. do zu a. forderst H. 3680 der hem
- aller probest H. 3681 weyde D. 3682 lange tag weyte D.
- 3683 Also H. 3684 reitten D. 3685 bab. die fürt H, 3686
- das k. meynolt b. D. bürg H. 3687 kommen, plane D. 3688
- alle] lobesan H. Die b. rüeten aUe da D. 3689 Vnd logent do
- drig tag verborgen H. 3691 zu stritt hertten H, Do griflPent sy
- zu streyt mit sorgen D. Darauf in D: Zül ainem streyt vil berte.
- 3695 Vnd der D. Darauf in H: Der grog rock das verzouch.
- 3696 Dan d. grog rock al d. w. schlieff H. 3697 Bis dasz jm
- D. 3698 Sy sp. H. 3700 ouch fehlt D.
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- — 135 —
- [vor der bürg ist angst und not,
- der beiden sint acbtzehen tüsent tot]/'
- D6 spracb der Grawe Roc:
- 8706 „Daz läz dicb erbarmen, got,
- daz ich nit wist die mßre!"
- also sprach der degen hfere.
- Er sprach: „komen wir nun von disem hüs,
- so entrinnet uns der künig herüz."
- 8710 D6 sprach frouwe Bride:
- „Helt, die rede laz beliben!
- heiz euch dir bald ewfepringen,
- mir ein guot swert bringen,
- s6 stand ich uzen fttr daz tor,
- 8716 ich enläz nieman üz noch vor:
- ich slah im daz houbet von dem libe,
- daz wizzent äne allen zwlfel!"
- Der Grawe Roc, der wigant,
- liez sich selbdrit hemider zuo hant
- 8720 in die heidenische schar,
- si wurden sin vil schier gewar.
- Meister Ise daz swert uf gehuob,
- dem portner er daz houbt ab sluog.
- Die porte, die ward üf getan,
- 8725 und allez volk ward in gelän.
- In der bürg huob sich angst und not,
- si sluogent manchen beiden tot;
- die dem heiigen grab nit weiten sin undertän,
- die muosten den lib verloren hän.
- 8780 Der Grawe Roc hiez bald entspringen,
- den künig Minolt her für bringen.
- Do in der Grawe Roc an sach,
- gern mügt ir hoeren, wie er sprach:
- 3705 her got H. 3706 wüst H. dise m. D. 3707 Also
- fehlt H. degen imig vnd herre D. 3708 von] usz H. 3712 dir]
- die D. Heysz dir b. und geschwinde H. 3713 Ein gut rosz dar
- b. H. 3714 für] an H. 3716 slag ff. 3719 Machte s. s. hinder
- sy zu lant (!) ff. 3720 In d. vü heidische seh. H. 3721 vü]
- gar H. 3722 hüb D. 3724 D. port wart H. 3725 Der grawe
- rock D, D. groge r. ff. 3727 zu tod X>. 3729 Daran musten
- sy H. 3730-3735 fehlen H.
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- — 136 —
- „Wiltu dich toufen län
- 8786 und an den wären Crist gelouben hän?"
- Do sprach der künig Minolt:
- „So were uns vil weger der tot,
- den wolt ich gerne liden,
- daz wizzent kne allen zwifel!"
- 8740 Meister Ise daz swert üf huob,
- dem heiden er daz houbt ab sluog.
- Er sprach: „wie nun, heidischer man?
- Du hast uns vil zuo leid getan."
- Do wurdent die erlichen geste
- 8746 wu1;e in der selben feste
- an brot und euch an wine
- und euch an manger hande spise,
- an Silber und ouch an golde,
- wie ez die heren haben wolden.
- 8760 D6 si da gesäzen,
- getrunken und geazen,
- meister Ise, der helt und wigant,
- der nam ein brant in die haut
- und zünde an die selben bürge,
- 8766 die het zw6n und sibenzig heidenischer künige.
- Do die bürg also verbran,
- üf huobent sich die heren lobesan.
- Do k6rt zuo kiele allez daz da was,
- die vil stolze herschaft;
- 8760 si zugent üf ir segele,
- ir kiele fluzzent ebene,
- 3736 der fehlt D. 3737 Er wolt jn jmer geben golt H,
- 3738 Das wölt ich alles g. leyden D, Das sy in liessent leben H,
- 3739 Er wolt in sin rieh alles geben H. 3740 daz] sin H. 3742
- Do sprach er H. haidemscher D. 3745 selben fehlt H. 3746
- ouch fehlt H. 3749 wolt D. 3750-3751 eine Zeile in D, in
- H: Do sy nun trunckent und gossent Vnd bürg und lant besossent.
- 3752 Die wil het m. ise d. w. H, 3753 Zwen und IXX heidischer
- künige verbrant H. 3754-3756 fehlen H. 3755 künige] thum
- D. 3756 also] aUer D. 3756-3757 Vff hubent sich die heren
- Mit hart grossen eren H. 3758 zuo rosz HD. 3759 stolze] grosse
- D, ritterschaft H. 3761 gingent e. H.
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- — 137 —
- dö fuorent die selben heren
- mit harte grözen erea.
- Do si käment gen Ackers in die habe,
- 8765 als wir daz buoch hoeren sagen,
- do legt frouw Bride an ir bUgerimgewand,
- si wolte wallen gen Jerusalßme in daz land.
- Si sprach: „kum ich nun ander die porte,
- richer künig, so leb an vorhte,
- 8770 vil edler künig und here,
- so kompt daz grab ü^ dinem dienste nimmer mere/^
- Do schied die maget von dannen
- von den werden dienstmannen;
- dö gieng si also gerihte [mit luste],
- 8775 da si die bürg zuo JerusaJeme wüste.
- Die porte ward üf getan,
- frouw Bride ward in gelän.
- Do gieng die maget al zuo hand,
- da si daz grab unsers heren fand.
- 8780 Si opfert in daz heilig grab,
- da got für unser Sünde innen lag;
- si opfert üf die dri nagel,
- die got durch sine hend und füeze wurden geslagen;
- si opfert üf daz sper und die krön,
- 8785 die got truog zuo siner marter fron.
- Daz ersach ein helt hiez Dürian,
- im was frouw Brid vil wol erkant.
- Do gieng er also gerihte,
- da er den künig Wolfhart wüste.
- 3763 Zu land m, grossen e. H. 3764 Sy komment D. gon
- Nackers an das lant H. 3765 A. mir es das D. Also wir es an
- dem buche hant H. 3766 Do leit sich f. b. an in bilgers wat H.
- 3767 Sy waltent g. iher. in die stat H. 3768 kern ich u. H,
- 3769 so lebt ich on vorchte H. 3770 vnd auch herr D. 3770-
- 3771 Es kern usz dim gewalt niemer me Richer künig und herre JET.
- 3772 Die (!) schiet H. 3774 mit] im D. Vnd gieng do mit Itiste
- ff. 3778 al fehlt H. 3779 das heilig grap vant ff. 3780 heüig]
- minnigklich D. 3781 Do g. selber ine 1. ff. 3783 sine fehlt ff.
- 3784 daz, die fehlt ff. 3785 matter D. 3786 ducian ff. 3787
- Dem ff. vil fehlt ff. 3788 Do ging er mit lüste ff.
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- — 138 —
- 8790 Do er in von ferren ane sach,
- daz wort er güetlichen sprach:
- „Her, waz gebstu dem zuo miete,
- der dir frouwen Briden verriete
- und dir breht gefangen frouwen Briden,
- 8TO6 die schoenst ob allen wiben?"
- Er sprach: „ich geb im Silber und gold
- und wolt im immer wesen hold!"
- Do gieng er also gerihte,
- da er frouwen Briden wüste,
- 8800 er fiiorte si also getrate
- für des ktlnigs Wohlfharts kemenate.
- D6 er in ferrest ane sach,
- nun hoerent, wie er sprach:
- „Nun sind wilkum, frouw Bride,
- 8805 die schoenst ob allen wiben!
- Nun sollent ir mich iuer hulde läzen gewinnen,
- 6 daz ü- koment von hinnen."
- D6 sprach frouwe Bride:
- „Held, die rede läz beliben!
- 8810 du solt mir läzen minen magtuom
- und minen weltlichen ruom
- und dar zuo mine hüsfere!"
- also sprach die maget h^re.
- Der künig hiez bald entspringen,
- 8815 im ein guot släftrunk bringen.
- Dürian, der schoene wigant,
- brähte im ein släftrunk zuo haut.
- 3790 Do er in ver kumen s. H. 3792 Nun horent wie er
- zu jm sp. H. 3793 'dir fehlt D. 3795 D. schönste aller wibe H.
- 3797 wü D. 3798 er mit lüste H. 3801 meynolts D. 3802
- Do er in zu im kumen s. H. 3803 er auch sp. Z>. 3805 D.
- schönste aller wibe H. 3806 N. stillen jr früntschafft mit mir be-
- ginnen H. 3807 Ee ir ymmer k. D. 3808 Do sp. die schön
- fraw breyden D. 3810 mein H. 3812 alle mein D. 3813 Das
- wil ich vergessen niemer mere H, 3814 hiesz im geringe H.
- 3815 Im feklt H. guot fekU D. schloff trincken H. 3816 Dion H,
- 3817 im fehlt H. schloff trincken H. 3818 Also H. Do d. haiden
- nun getranck Z>.
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- — 139 —
- D6 der heid genuog getrank,
- dö seig er nider üf die pauk.
- 8820 Düriän daz swert üf huob
- und im daz houbet ab sluog.
- Er sprach: „wie nun, heidnischer höre?
- si muoz maget pliben immer mere."
- Er nam frouw Briden bi der hant,
- 8825 er faort si über den hof zuo hant
- vil wunderlich geträte
- in eine schoene kemenäte.
- Er sprach: „nun legent an gerwe
- iuwer liehte wicgeserwe,
- 3880 ob die beiden umb den künig rede wellen han,
- daz wir si mügen mit strit bestän!"
- Frouw Bride sich begurte,
- iren IIb si wol bewarte;
- do legte si über ire bein
- 8885 vil manchen herten stahelzein
- und legte ouch über ire brüste
- ein liehte brünige feste.
- Frouw Bride sich begürte
- mit einem guoten swerte,
- 3840 si sazte üf ir houbet
- ein heim wol gepouwet.
- Vil schier die maget lobesam
- ein schilt zuo den armen nam.
- D6 gieng si kne forhte
- 8845 über den hof zuo der porte.
- Frouw Brid ir swert üf huob,
- dem portner si daz houbt ab sluog.
- 3819 sang JET. 3820 Dien das schwert er uff hupH. 3821 Das h.
- er im ab schlug JET. 3823 heidischer JT. 3828 uch smH, Er sp. fraw
- breyd leg an g. D. 3829 Als ewer.liecbt weit g. D, Ales uwer
- 1. wat gewerbe S, 3830 Ob d. beren und des künigs man H.
- 3831 Vns m. st. weiten b. H. 3832 Frouw brid die zarte H.
- 3834 fehlt H. Darauf in D: Vil wunderlichen getrate In einer
- schöne kemmenate. 3835 feUt H. 3836 Sy leite über jre b. H.
- 3837 brinnende D. 3841 E. h. was wol beloubet H, 3843 gewan
- H. 3844 forcbten H. 3845 porten H. 3846 ir] das H.
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- — 140 —
- Die porte ward üf getan,
- dar under stuond die maget lobesan.
- 8860 Prouw Bride sich genande,
- dem Gräwen Roc si boten sande,
- si hiez im sagen mere,
- daz daz heilig grab gewonnen w6re.
- Dö kerte zuo ros allez daz da was,
- M66 die vil stolze herschaft.
- Si ritent vil schiere
- für die purg zuo Jßrusaleme.
- Die porte ward üf getan,
- der Grawe Roc ward in gelän.
- 8860 In der purg huob sich angst und not,
- si sluogent mangen heiden tot;
- die dem grab nit wolten werden undertan,
- die muosten al den lib verloren hän.
- D6 si da gesazen,
- 8865 getrunken und geäzen,
- und der Grawe Roc solt gän släfen
- mit frouwen Briden in eine schoene kemenäte:
- do er an daz bette getrat,
- der engel im under die ougen sach,
- 8870 er sprach: „hoerstu, künig Orendel?
- mich hat got und sine muoter zuo dir gesendet,
- daz du keiner slahte minne
- mit frouwen Briden solt beginnen:
- ir sollent nit lenger leben, daz ist war,
- 3875 dan zw6n tage und ein halbez jär,
- so wil ich iuch beide nemelich
- flieren in daz frone himelrich."
- 3850 sich bekante H. 3854 ros] hoff H. 3855 herschaft]
- ritterschaft H. Die herschafft was nit lasz D. 3856-3857 fehlen
- H. schiere als in gezem D. 3860 ang H. 3861 zu tod D. 3862
- grab] grogen rock H. 3863 allen (!) D. 3866 gän fehlt JET.
- schloffen getrate H. 3867 In einer schonen k. H, 3868 Vnd an
- H, 3869 Einen engel er vor jm s. H. 3870 hoerstu es D, fehlt
- H. 3872 schlakt (!) H, geschlachten D. minne] heb D. 3873
- M. frawen breyden nit solt pflegen hie D. 3874 lenger] me JET.
- 3875 halb D. 3876 ich fehlt H.
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- — 141 —
- D6 begab sich der Grawe Roc,
- daz sag ich iuch, daz weiz got,
- «880 do begab sich ouch frouw Bride,
- die schoenst ob allen wiben,
- do begab sich meister Ise,
- ein herzog her und wise,
- do begab sich herzog Achille,
- «886 er wolt dem grabe dienen durch gotes willen.
- über die zwen tage und daz halbe jär —
- daz sagt uns daz buoch für war —
- die engel von dem himel käment
- die vier seien si do näment
- «890 und fuorten si nemelich
- zuo got in sin frön himelrich.
- Also hat daz buoch ein ende.
- Got, uns dinen heiligen engel sende!
- und läz uns nit ersterben,
- «895 dune last uns vor dinen heiligen frönlichnam werden!
- 3879 Das wissent on allen spot H. 3880 ouch fMt H.
- 3881 D. schönste aller wibe H. 3885 Er diente d. g. um gottes
- Wille H. 3886 Über fehlt D. 3887 Die engel von dem himel
- koment dar H. 3888-3889 fehlen H. 3890 Sy fiarten die neme-
- leich D. 3891 Für g. D. sin] das H. 3892-3895 in H: Hie
- hat der grog rock ein ende Got uns von Sünden wende Das helff
- uns allermeist Got vatter sun und heiliger geist. 3893 seinen D.
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- Anmerkungen.
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- 1 f. vgl. Vü gut ml was Daz vnser herr ihc xps geborn
- wart Zeichen d. jüngst. Tages 1 f. (Zschr. f. d. A. I, 117).
- 5 f. vgl. Ni wäre got nieht geborn Wir muosen alle wesen
- verlorn MSD« XLIII, 19, 11.
- 19 f. Aehnlich beginnt das Gedicht von ,,Sante Margareten
- marter** (ed. Bartsch, Germ. IV, 440): Nu schul wir heginnen
- Von gote für pringen. Vgl. auch ebda. 55: Nu wil ich nu
- beginnen Vil waerltchen singen Von einer vil heiligen magede.
- 23. Der Reim frie: Marie, der 377. 685. 798. 1379. 2015.
- 2792 wiederkehrt, steht z. B. auch im Tobiassegen 71 (MSD^ 146).
- 31. Aus der here U ist Er H geworden. D, welches ja
- oft genug nach Verbreiterung des Ausdruckes strebt, hat Cristus
- vorgeschoben.
- 36. Wie durchgängig im Gedicht hat D minne durch liebe
- ersetzt, weil sich mit dem ersteren Worte im 15. und 16. Jahr-
- hundert allgemein der Begriff der Sinnlichkeit verband (vgl. bes.
- Haupt, zu Engelhard 977). Weil so der Reim verloren gieng, wurde
- eine grössere Umarbeitung in D nötig.
- 39. Dem Namen Orendel habe ich durchweg kurzen Vocal
- gegeben, was der Entstehungszeit unsres Textes allein gemäss ist.
- 57. Ettmüllers Herstellung gräwen : br edigäre ist nicht un-
- wahrscheinlich.
- 62 f. vgl. 1554. 1848. 1910: Do frouwe Bride die red
- vernam Üf stuond die maget lobesam. 2421 daz vernam. 1811:
- Als er die rede dö vernam Uf stu^ond der degen lobesan, ähn-
- lich 2854. 2943, vgl. 2221. 2876. 3460. 3484. 3492. Stellen
- aus Morolf und Wolfdietrich bei Vogt, Salm. u. Mor. S. CXLH f.
- Do der koning diz vornamibegan Eilh. Tristr. 1519. Konr. v.
- Würzb. Otte 427. Do das die keiserin vernam ikam Hans v.
- Bühel Dyoclet. 3949, vgl. 167.
- 64 f. Die Formel kehrt 16 Mal wieder: 1626. 1813. 1890.
- 1912. 1948. 2105. 2209. 2251. 2289. 2698. 2945. 3049. 3306.
- 3774. 3788. 3798. Aus den Lesarten geht hervor, dass auch an
- Orendel. 10
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- — 146 —
- dieser Stelle TJ den ungenauen Reim beseitigen wollte , . wie es
- V. 3774 getan hat, und wie es auch, abgesehen von V. 1813, von
- H allenthalben geschehen ist.
- 70. Das Original hatte hier den dreifachen Reim gebot : hldt :
- stont. Als sich die Stelle V. 130 wiederholt, hat H den Drei-
- reim bewart, nur stönt in was behut geändert.
- 73 f. vgl. 133. 435. 742. 754. 964. 3071. In aller der
- gebaereiwaere Osw, 727. 2395. 2445. 2467. 2901. Vnd yn alle
- dem geberde Ap ys eyn heiliger engil were Wien. Osw. 1062.
- In allen den gebaeren Sam ez lebende waere Laurin 1305. In
- allen den gebaeren i waeren Walberan 895. Vgl. Dietr. Fl. 8867.
- Rother 3183. 3542. — In alle dem gebere Off hei eyn pilgerein
- were Karl Mein. 12, 54. In aller der gebere Als ez durch sin
- mp wire Albr. v. Halb. XVI, 111, vgl. XXXI, 197. In aller
- der gebaere Als sie entsläfen waere Konr. v. Heim. Him. M. 495.
- lieht in der gepaere Als er der schour waere Apollon. 19269,
- vgl. 19536.
- 75. Dass dies das Echte, nicht der rührende Reim in D, be-
- zeugen V. 744. 756. 956. 3620.
- 77 f. Der Text kann nicht ganz so gelautet haben. Wie die
- Lesarten zeigen standen in U noch ein oder zwei Verse mehr.
- Vielleicht reimte auf wSre : ansehe, darauf folgte noch tete
- an, endlich Er sprach herre des wil ich tiding und frist han H.
- 1^ i. vgl. 3176. Auch harte isarche wäre nicht unmöglich.
- 81 f. vgl. 1702. 3340. Dieselbe Formel Osw. 2729. Laurin
- 99. Von Sente Brandan 925. — Er uorte in ainer wil Driv
- hundert mile Kehr. D. 407, 26. Et was toe der uMen Wale
- over tien milen Eneide 113. Sie riten in kurzer wile Des
- Waldes manige mile Gr. Rud. 27, 15. In einer kurzen wile
- Karten sie wider die mile Herbort 16140. Reit er in kurzer
- wile Baz denne zwdf mile Wigalois Pf. 118, 3. 8i riten bi
- der wile Wol üf eine halbe mile Ritt. v. Stouflfenberg 513. Er
- warf se in einer wile Hin dan wol hundert mile Apollon.
- 14935. Er rant ein kleine weile Des wegs wol drithalben meile
- Uhl. Volksl. 74 B, 23, 3.
- 83 f. Das gleiche Reimpaar kehrt 463. 562. 614. 1093. 1289
- wieder. Sie vuort in bi der selben stunt Hin in des meres
- grünt Osw. 659. 713. 753. 2953. Czu hant yn der selbigv
- stunt In des wildis meris grünt Wiener Osw. 656. Werfen nu
- zestunde An def wages gründe Kehr. D. 362, 22.
- 88. Der Syren als „männlicher Wassergeist" (Mhd. Wb. II,
- 2, 120 a) ist sonst nirgends nachzuweisen, also von D offenbar
- interpoliert, vgl. Einleitung.
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- — 147 —
- 94 ist nach P hergestellt, vgl. Einltg.
- 98. Üf mit dem Accus, deutet eigentlich nur die Richtung an.
- Wie aber das voraufgehende volligltchen erweist, heisst üf aht jär
- nicht ,, gegen acht Jahre^S sondern „acht Jahre hindurch' ^ Bei
- Zeitbestimmungen mit „auf^^ ist der Sprachgebrauch auch heute
- noch ungenau, vgl. ,,auf einen Tag verreist sein*^ Aus der Rich-
- tung „gegen etwas hin'' ist die Richtung „über etwas hin" er-
- wachsen. — Ueber das formelhafte vollecUchen bei Zeitbestimmungen
- vgl. Vogt, Salm. u. Mor. zu 178, 1. Uebrigens zuweilen auch in
- höfischer Dichtung, so VollecUchen zwei jär Parz. 210, 17. —
- Zu dem Reimpaar vgl. V. 1809. 2407. Da vore lagen sie daz
- ist war Me dane ein halp jar Gr. Rud. 12, 20. Vgl. femer auch
- Or. 173. 3548. Osw. 337. 359. 413. 1159. 1549. 2245. 3071.
- 3417. Wiener Osw. 885, auch 663. Mor. 713, 2. Rother 5006.
- Rabenschi. 6, 4. Wolfdietr. B 60, 1. Biterolf 1349. V. Sente Brand.
- 161. — Erec 7259. Parz. 202, 5. 209, 9. Gut. Gerh. 1963. 2967.
- 3315. Eraclius 149 etc. Vgl. auch Vogt, S. u. M. S. CXLIH.
- 108. Ueber diese Beteuerung vgl. Vogt, S. CXXXVIII.
- 113. giiot ist wahrscheinlich erst von U angefügt. Ursprüng-
- lich reimte wol rocidröch. Ebenso V. 717.
- 129. Bei waschen ist auch mhd. in das gewöhnliche. Für
- üz ist mir sonst kein Beleg bekannt, auch Lexer Mhd. Hdwb. III,
- 701 weiss nur noch Lohengr. 5093 herbeizuziehen.
- 135. Diese Formel gehört zu den allerverbreitetsten, sie tritt
- in drei Typen auf. Der erste lautet Do er ane sach
- (ersach) Oern (Nun) mügent ir hoeren wie er sprach. Er steht
- im Or. 192. 1177. 2275. 3732. Mor. 47. 139. 333. 337. 501.
- 513. 742. Rother 660. 3886. 4109. 5094. Roseng. Zschr. f. d.
- A. XI, 542. 237. XII, 530, 24. Osw. 469. 1391. 1591. 1639.
- 1697. 1725. 1843. 2127. 2187. 2271. 2511. Die zweite Zeüe
- lautet in unserm Gedichte oft Daz wort er güetltchen sprach
- 583. 632. 814. 1558. 2639. 2927. 3051, vgl. auch 136. 1924.
- 2155. D6 si die hriefe ane sach Si began heiz weinen unde
- sprach 2373. Der zweite, ungleich häufigere, Typus lautet: Do
- er in ferrest (von ferren) ane (komen) sach Gern mügent ir
- hoeren wie er sprach, so Or. 421. 518. 840. 914. 1598. 1872.
- 2081. 2211. 2561. 2742. 2947. 3532. 3560. 3802. Mor. 197.
- 224. 299. 410. 558. 596. 627. 678. 690. 722. 734. 742. Wolf-
- dietr. D IV, 34. VIH, 174. 216. Dietr. Fl. 4357. 4845. Eckenl.
- 211, 1. Wolfd. B I, 235. IV, 723. 756. 758. 803. 911. Osw.
- 1161. Rother 660. 2335. Kudr. 815. Auch hier lautet die zweite
- Zeüe Daz wort er güetltchen sprach Or. 604. 1424. 1766. 1854.
- 2177. 2253. 2913. 3223. 3274. 3790, vgl. auch 1462. Der
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- dritte Typus endlich ist: Dö er daz wort ie fallen gesprach : sack
- Or. 820. 896. 1760. 1898. 3162. Andere SteUen aus der Spiel-
- mannspoesie hat Vogt S. CXLII reichlich zusammengestellt. Indem
- bald der erste, bald der zweite Vers des Reimpaares nach den Um-
- ständen verändert wird, ergeben sich die verschiedensten Varianten.
- Aus den Volksepen führe ich noch folgende Stellen an: Mor. 27.
- 30. Osw. 205. 507. 799. 2193. 2669. 2691. 2761. 2855. Wiener
- Osw. 199. 349. 853. 979. 1344. Herzog Ernst B 2700. 3265.
- 3733. Nib. 224. 398. 417. 514. 640. 697. 732. 1058. 1443.
- 1507. 1851. Klage 570. 1795. Kudr. 245. 603. 956. 1244. 1342.
- Biterolf 219. 2261. 3753. 6034. Laurin 651. Walb. 173. 207.
- 245. 317. Dietr. Fl. 4111. 5117. 5817. 6255. 7787. Rabenschi.
- 167. Wolfdietr. B T, 41. II, 367. 377. HI, 645. IV, 705. 734.
- 772. 778. 800. 913. Wolfd. D V, 142. 195. VI, 4. 15. 129.
- VII, 61. 199. Vni, 24. 218. 241. Virginal 178. 192. 196. 198.
- 521. 758. Sigenot 3. Eckenl. 233. — Die Formel geht bis auf
- Otfried zurück: So petms thaz fhö gisah fori themo sciff er
- zimo sprah III, 8, 31. So druhttn inan fhö gisah er selbo sar
- thö zi imo sprah in, 20, 171. Druhttn krist sar zimo sprah
- so er nan ^rist gisah 11, 7, 35. Auch in der lateinischen Ge-
- wandung schimmert sie durch: Ut me conspiciunt confestim talia
- dicunt Ecbasis 191. Vt primum uidet hene quos suscepit et
- inquit Ruodlieb IV, 79, welch letzterem Verse etwa Dö in
- ^rste ane sach Sie enpfienc in also schöne : nu hoerent wie sie
- sprach Wolfdietr. D VIII, 216 oder Dö in an sach Er her
- gunde in enphahen unde sprach Osw. 205 entsprechen würde.
- Dass die Formel in der höfischen Poesie, wenigstens der guten
- Zeit, nicht vorkomme, behauptet Jänicke DHB IV, 296 irrtümlich.
- Dö st diu chunegin gesach Nu hörent wie st sprach Eilh. Tristr.
- Vm, 2, vgl. 727. 3029. 6921. Doe he dat wort volle sprac
- Eneide 2630. Älse er sie rechte ane sach Vil jemerliche daz er
- sprach Gr. Rud. 3, 3. Do h* de here ane sag Getonlike K to
- eme sprac Floyris 91 (Zschr. f. d. A. XXI, 321). Und als er
- die stat an ersach Ze den wiarnaeren er dö sprach Gregorius
- 1675. Dö er die maget komen sach Nu hoerent wie der mrt
- sprach Parz. 175, 23. vgl. 177, 23. 318, 27. 366, 3. 388, 15.
- 574, 27. 593, 21 etc. Und als er ir under ougen sach Vil
- minnecliche er zuo ir sprach Tristan 739. Dö si daz kint ane
- sach Flore gUetlich zuo ir sprach Flore 2145, vgl. 2707. 1500.
- Dö PeUus ir unmüt sach Minnecliche er zu zir sprach Albr.
- V. Halb. XXV, 67, vgl. XXII, 675. Als er in lange ane gesach
- Nv höret une er zv im sprach Herbort 8205, vgl. 2257. Als
- er die küniginne sach Vü gezogenlichen er dö sprach Wigalois
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- Pf. 12, 7, vgl. 15, 34. 52, 24. 71, 33 u. s. w. Dd er daz wort
- vol sprach Die schoenen burc er dö sack ebda. 102, 21, vgl.
- 126, 12. Dd er den Jcünic ane such Diz wort er minnecUche
- sprach Strickers Karl 323, vgl. 6039. Dd er in verrest ane
- sach Diz wort er mentltche sprach ebda. 7393. E he das ye
- voln sprach: gesach Reinbod 1782, vgl. 1812. 2812. 3102. 3720.
- 5572. Als in der Jcünic komen sach Heimliche er zu ime sprach
- Barlaam 15, 17, vgl. 146, 29. 309, 31. Als der heiser in gesach
- Zem bischove er heimlichen sprach Gut. Gerh. 805, vgl. 834.
- 2629. Und in verrest ane sach : sprach Konr. v. Würzb. Otte 185,
- vgl. Herzmaere 375. Do her quam da her sie sach 8tn mimt
- gar tuhtencltchen sprach Crane 423. Do er sie zuo im kamen
- sach: sprach Lohengrin 908. Dd in der böte ane sach: sprach
- Mai u. Beafl. 98, 29, vgl. 115, 15. 6, 25. Nw mogent yr hoeren
- we hey sprach : sach Karl Mein. 82, 62, vgl. 130, 14. Do er die
- jiinckfrawen sach Er empfieng sy vnd sprach Wigamur 1570,
- vgl. 2453. 3601. 5685. Hans v. Bühel Dyoclet. 768. 991. 1367.
- 3638. 3859. 4237. 5475. 6335. Teuerdank XI, 73. XXV, 35.
- XXXII, 73 etc. Auch in der geistlichen Dichtung hat die Formel
- reiche Verwendung gefunden. Also er in an sah : sprach Kehr. D.
- 165, 18, vgl. 204, 26. 241, 12. Do er die maget ane sach Vil
- tugentUche er zuo ir sprach Marg. 197 (Zschr. f. d. A. I, 152).
- Als ez der vater ane sach : sprach Jüdel Hahn 130, 71. Vnd
- alse si her an sach Ku höret wi unser heilant sprach Veronica
- 5, 27, vgl. 24, 17. Da h! den pabis ansach : sprach Trierer Silv.
- 155 (Zschr. f. d. A. XXII, 145). Dd st iren man gesach : sprach
- Br. Phil. Mar. 277, vgl. 291 u. ö. Do er die wort volsprach:
- sach Lutw. Ad. u. Eva 1048. Die Formel lässt sich somit vom
- 9. bis ins 16. Jahrhundert verfolgen.
- 156. Beachtenswert ist ligen im Sinne der geographischen
- Lage mit üf verbunden, was ich sonst nicht belegt finde. Das üf
- ist hier ebenso aus der Anschauung genommen wie das frz. sur in
- Chätons-sur-Marne u. Ä.
- 157 f. vgl. Isalde tvas sie genant Sie was gar wite erkant
- Eilh. Tr. 951.
- 159 f. vgl. 401. 403. 2513. 2523. Ez was ze Beme ge-
- sezzen Ein degen so verm^zzen Laurin 1 f. (vgl. auch Müllen-
- hoffs Anmkg.). Dar inne ein Jcünic vermezzen Mit gewalte was
- gesezzen Dietr. Fl. 2135. Vgl. Wolfdietr. D VH, 197. Osw. 241.
- 375. 1245. Herz. Ernst B 2883. 3537. 4515. Wiener Osw. 139.
- 1426. Kolocz. Cod. 191, 1. — Kehr. D. 149, 27. 234, 1. Eüh.
- Tr. 407. Apollonius 54. Bz im was gesezzen Ein lierre ver-
- mszzen Gute Frau 49.
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- — 150 —
- 164. Verwante spielmännische Aufzählungen bei Vogt, S. u.
- M. 23 Amnkg.
- 168. zeize ist das ahd. Adverb zeizo = „lieb? freundliches
- das in älterer Zeit nur spärlich, im Mhd. bisher noch gar nicht
- belegt ist.
- 176. St. Stefans Tag ist bekanntlich der zweite Weihnachts-
- tag, und nächst dem Pfingstfeste wurden ja die Weihnachtstage be-
- sonders gern zur Veranstaltung von Hoffesten gewählt (Schultz, höf.
- Leb. I, 309). Orendel ist bei der Schwertleite erst 13 Jahre alt
- und gilt damit nach mittelalterlicher Anschauung auch schon für
- heiratsfähig. Vgl. darüber Jac. Gr. DRA 412 ff. und Wackernagel
- z. Arm. Heinr. 225.
- 180 f. vgl. 3106. Sie hunden dö die suozen An henden
- und an fuozen Marg. 579 (Zschr. f. d. A. I, 152). Vgl. auch
- „S. Marg. Mart.*e 393 (Germ. IV, 440).
- 185. Dies und das Folgende ist aus der Prosa ergänzt, vgl.
- Einleitg. Der heiser rihte schöne Beidiu tvitwen und weisen
- Vor aller hande vreisen Herz. Ernst B. 188.
- 190 f. vgl. 1528. 1556. 1850. 2169. 2175. 2423. 2557.
- 3462. 3494. 3508. 3512. 3530. 3800. 3826. Auch dies ist eine
- der beliebtesten Reimformeln, vgl. Osw. 211. 1015. 1271. 2081.
- 2103. 2123. 2317. 2343. 2433. 2447. Wiener Osw. 63. 383.
- Biterolf 4411. Laurin 1183. 1245. 1293. Rabenschi. 127. Wolfd.
- D VH, 76. Rother 100. 1543. 1937. 1945. 2039. 2121. 2315.
- 2331. Herz. Ernst B 1021. 2753. 2805. 3415. 3591. Kolocz.
- Cod. 139, 372. — Kehr. D 375, 26. 386, 13. Eüh. Tr. 3027.
- Gr. Rud. 21, 1. Floyris 91. Flore 2141. Mai u. Beafl. 94, 6.
- Albr. V. Halb. XVIH, 5. Moritz v. Craün 1522. Barlaam 18, 87.
- 194 f. Si sprachin es tvere cit Daz er neme ein tvip Aegi-
- dius Fdgrb. I, 249, 3.
- 196 f. Ganz ähnlich heisst es im Mor. 25, 4: Die mir n'ol
- gezeme zu einer frouwen Über daz gute lant zu Wendelse.
- Daz er ein mp n^me De ime zu vrouwen gezeme Roth er 27.
- Eyne fratve lobelich Dy ym wol heqweme Vnd yr gebort ym
- ebin czeme Wiener Osw. 38 ff. Eine diu im gezaeme Vnd dem
- rtche rehte kaeme Herz. Ernst B 261. ein tvtp Diu im ze habene
- zaeme und froutve möhte stn Und ouch mit eren hieze Über
- Lamparten ein Imnigin Ortnit 7, 2. — Aus höfischer Epik
- sind mir nur folgende Beispiele bekannt: Daz he ein wip neme
- Dt stnem namen wol gezeme Eilh. Tr. 1347. Er wokle ivelen
- under in Eine diu im gezaeme Und dem rtche rehte kaeme
- Eraclius 1892 f. Diu mir und dem rtche tilge Und ich mit
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- iren nemen müge ebda. 1733 f. De syne?' heir schaff wael gezeme
- Jnd syme hertzen wael bequeme Karl Mein. 198, 18.
- 198. Harkensee (Unters. S. 70) will hier J den Vorzug geben,
- weil es die mitteldeutsche Form greven (: geben) bewart habe (vgl.
- aber zu V. 3554), und gäben, wie D liest, die Person im Accu-
- sativ haben müsse. Das ist nicht ganz richtig: mit dem Dativ der
- Person kommt gäben allerdings vor, freilich nicht zugleich mit der
- Präposition mit. Warum sollte es aber nicht ebenso wie geben
- (vgl. V. 3144) construiert worden sein? Das Compositum morgen-
- gäben ist bei Lexer I, 2201 nur zweimal aus späterer Zeit belegt.
- 204. Den Reim Ougd : frouwen hat zuerst Bartsch Grerm.
- Y, 111 richtig hergestellt.
- 216. sich ziehen in wistuom ist eine eigentümliche Wendung,
- die sonst nicht begegnet, während das absolute Verbum im Sinne
- von „sich bilden" auch anderweit bekannt ist. Wissenschaftliche
- Bildung pflegen übrigens die Fahrenden ihren Heldinnen sonst nicht
- nachzurühmen.
- 217. Wenn weltlicher ruom nicht allgemein zu fassen ist,
- dürfte man es auf Brides kriegerische Ausbildung deuten, der in
- wistuom die geistige gegenüberstünde.
- 219. Aller frouwen ein ivunne erinnert an des Kürenbergers
- Aller wtbe wünne MFrühl. 10, 9.
- 226. her ist hier nur als ,, stolz, hochmütig" mit einem Bei-
- geschmack des Tadels zu verstehen, eine Bedeutung, die ihm sonst
- nur in der Umgangssprache zugekommen zu sein scheint, wenigstens
- begegnet sie meist in volksmässiger Dichtung, bei Walther, Wolfram
- und wenigen andern höfischen Dichtern wol nur in Anlehnung an
- volksmässigen Sprachgebrauch. Auch die von Heyne DWB IV, 2,
- 790 nachgewiesene nhd. Redensart „hehr tun" spricht dafür.
- 235 f. Und heiz in üf die kiele tragen Swaz er zuo aht
- jären sol haben Osw. 1109, vgl. 1337. 2239. 3179. Ferner Mor.
- 44, 3. V. Sente Brand. 100 f.
- 241 f. vgl. 952. 1044. 1505. 1596. 1604. 1954. 1968. 2059.
- 2193. 2267. 2285. 2310. 2721. 2828. 2870. 2888. 3033. 3126.
- 3174. 3208. 3712. 3730. 3814. Osw. 435. 1385. Wiener Osw.
- 127. 161. Herz. Ernst B 3197. Biterolf 6205. 6219. Walberan
- 767. Rabenschi. 89. Bei höfischen Dichtern kommt die Formel
- nirgends vor, soweit ich sehe auch nicht in geistlicher Poesie.
- 244. Wie V. 349 und 1707 habe ich auch hier Weterischez
- mer geschrieben. An ersterer Stelle liest H das wüttende mer,
- aber 1707 ebenfalls wetesche. Vielleicht schwebte dem Dichter nur
- ein „stürmisches" Meer vor; weil es aber sowolV. 349 wie V. 1707
- in Verbindung mit dem Klebermeer erscheint, wird es doch als
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- — 152 —
- Appellativnm anfeufassen sein, was ich sonst allerdings nicht nach-
- weisen kann.
- 245 f. vgl. Vn hiez st htitte stellen Vn botime feilen Her-
- bort 4607. Weder in höfischer noch in spielmännischer Dichtung
- bin ich dieser Formel sonst begegnet.
- 260 vgl. 780. 2882. Gute höfische Dichter meiden diese Not-
- floskel, die nur zur Füllung des Reimpaares dient.
- 262 vgl. Kehr. D 116, 9. Gewöhnlich heisst es Nu volget
- mtner lere : ere, z. B. Laurin 321. 1253. Biterolf 7595. Vgl.
- auch Osw. 1607. Herz. Ernst B 3319. Kü volge mtner Ure Des
- hast du frum und ere Meier Helmbr. 287.
- 273. cristen D ist offenbar nur aus crist sin veiiesen.
- 277 f. vgl. 2688 f., ebenfalls ein sehr verbreiteter Formeltypus.
- Rödiger im Anz. f. d. A. I, 74 fUhrt die folgenden Belege auf:
- Kehr. D 432, 24. 458, 29. Judith MSD XXXVH, 4, 3. Jung.
- Jud. 130, 16. 135, 9. Rol. 21, 9. 84, 23. 127, 3. 137, 30. 149, 1.
- 157, 6. 268, 7. 271, 10. Alex. 1017. 1839. 1951. 1987. 3322.
- 4202. 4620. Rother 656. H Ernst B 1441. 1651. 3737. 4829.
- Ich füge hinzu: Kehr. D. 150, 23. Moses D. 54, 27. Eilh. Tr.
- 599. 834. 911. 4431. 5053. 6017. 6079. Eneide 12201. Lanzelet
- 1745. — Dasselbe Sprüchwort im Seifr. Helbl. H, 149. VI, 47.
- Vgl. auch Seemüllers Anmerkung zu letzterer Stelle.
- 281. zwölf smide ist als iizo xotvoö einerseits Object zu ge-
- tvunnen, andrerseits Subject zu säzen. Haupt, der über die ver-
- schiedenen Arten des dcTco xotvoO zu Erec 5414 ausführlich gehandelt
- hat, hat auch für diesen Fall S. 394 eine Reihe von Beispielen
- gesammelt. Ettmüller setzt nach gewunnen einen Punkt, aber das
- absolute Verbum ist hier gar nicht am Platze, auch die Lesart von
- H spricht dagegen. — Die Formel säzen : vergäzen kehrt wieder
- Osw. 1233. 2509. 2667. 3209, vgl. 115. 775. 3143. 3253. 3267.
- Rother 2507. Kudr. 1630, 3. Laurin 17. Dietr. Fl. 199. 7421.
- Hers leides si vergüten Niet langer sz ensäten Eneide 3817, vgl.
- 12888. Da si bede üf säzen Der sporn si niht vergäzen Parz.
- 263, 11, vgl. 565, 21. 754, 21. Noch im 15. Jahrhdt. heisst es:
- By dem füre sy sassent Irs brüder sy nit vergassent Hans v.
- Bühel Dyocl. 5483. Vff ir rosze sy saszen Ein ander sy nit
- vergaszen ebda. 8386.
- 288. Im Mhd. Wb. H, 2, 557 a wird das fehlerhafte stehein
- in HD für den Infinitiv des schwachen Verbums erklärt, sachlich
- eine Unmöglichkeit.
- 306 f. vgl. Htz he in daz schif tragin : beladin Eilh. Tr.
- 1467. Zu der Aenderung in J2" mochte neben dem ungenauen Reime
- die, wie es scheint, nicht allgemeine Verwendung von tragen in dem
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- — 153 —
- Sinne von „führen, bringen^ ^ Veranlassung geben. Dass die Kameele
- mit goldenen Sporen beschlagen sein sollen ist wol auch nur eine
- durch Reimnot von D verschuldete Albernheit. Durch die ver-
- schiedene Weise, in der V. 308 von den beiden Texten behandelt
- wird, ist er als ursprünglich reimlos gesichert.
- 312. Auch Ettmtiller liest: Im kouphet niet die helle.
- „Zwar die Hölle gewinnt ihr nicht, aber Not müsst ihr leiden!**
- Auch so will der Sinn noch nicht recht befriedigen.
- 319 f. vgl. 997. 2810. Sant Oswalt sich nider dude Den
- raben er liepUch üf mutete Osw. 1265 (nach MJ).
- 328. unsers Mren bild der marter was ez glich = „es war
- das Bild der Marter des Herrn**. Dieser Gebrauch von geltch, der
- nach Bartsch nur Nib. 1723, 2 und Kür. M. Frühl. 8, 3 vorkommt
- und ihm deshalb als eine Stütze seiner Kürenbergerhypothese dient,
- schimmert auch Walthar. 454 durch : Namque viro forti simüis fuit,
- 335 f. vgl. 2895. Oswalt niht lange heyte Dy schiffe gar
- schire bereyte Wiener Osw. 805, vgl. 879. Niht langer si dö
- heitert Ze strit sie sich bereiten H Ernst B 3779. — Er enwolt
- niet langer beiden : schiere bereiden Eneide 5900. Turnus doe
- niet me enbeide Ten kampe er sich bereide ebda. 12175. Ern
- wolde niht lenger beiten Ein ivazzer hiez er bereiten Eraclius
- 333. (Sie) wolde niht langer beiten Ir bette hiez sie ir bereiten
- ebda. 3103. Das wir nit Imger paytten Wir süllen vns beraitten
- Wigamur 1716, vgl. 4803. Vgl. femer Gute Frau 411. Lanzelet
- 6395. Jüdel 134, 31. Veronica 22, 30.
- 341. Die Lesung ist zweifelhaft: entsliezen verstehe ich als
- das Losschliessen, Loslösen des Schiffes von dem Pflock am Ufer.
- H liest beschlussen, und will man arke dann nicht mit „Kiste**
- übersetzen, was doch nicht angeht, so kann man wol an das An-
- einanderschliessen mehrerer Fahrzeuge denken, was zuweilen vor-
- kam. Im Hinblick auf V. 2969 darf man aber vielleicht lesen ir
- anker si gesluzzen == „sie schlössen die Anker fest, lichteten sie**.
- Freilich scheint sliezen in dieser Bedeutung sonst nicht gebräuchlich.
- 344. Singen beim Aufbruch kommt im Gedichte wiederholt
- vor: 391. 439. Vgl. darüber Müllenhoff, de ant. poesi chor. S. 23.
- Kinzel zu Alex 4181. Schultz, höf. Leb. II, 294. Der Anfang
- eines solchen Liedes bei der Ausfahrt („In gotes namen varen
- wir^^) ist in der Wiener Meerfahrt 283 erhalten.
- 346. Die Form menigzn steht auch Erec 1699 und kommt
- vereinzelt auch bei andern höfischen Dichtern vor, vgl. Haupts
- Anmkg. zur genannten Stelle.
- 352. Ueber wunderlichen als Verstärkung von schiere, balde etc.
- vgl. Vogt, Salm. u. Mor. S. CLH. Kinzel zu Alex. 1130. Gute
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- höfische Dichter meiden diese Wendungen, die sich bei Veldecke,
- Eilhart und wenigen Anderen noch hie und da finden.
- 355. mit kraft = in grosser Menge. Diese Bedeutung, die
- auch dem ags. crceft zukommt, ist nhd. nur noch in dem Compositum
- „Heereskraffc^* erhalten.
- 357 f. vgl. 395. 441. 2905. 3198. 3336. 3760. Lüde duzzin
- die segele Die kiele giengen evene Rother 3638 f.
- 366. Wenn der Spielmann das Klebermeer — als welches das
- Lebermeer hier und V. 390. 1716 in volksetymologischer Umformung
- erscheint (wie häufig in der Volksepik und noch bei Hans Sachs) —
- erst aus der Herzog-Emstsage entnommen hätte, hätte er sich schwer-
- lich auch den Magnetberg entgehen lassen, er hat es also in dieser
- Verbindung jedenfalls noch nicht gekannt. Vgl. übrigens Bartsch
- HE. S. CXLVff.
- 384 habe ich nach V. 692 gebildet. Möglich auch, dass 383
- in U Waise war, welche H, wie so oft, einfach fortliess, während
- sie D mit einem ungeschickten Flickverse band.
- 392 f. habe ich nach P hergestellt, vgl. Einleitung: waren
- kumen D konnte leicht aus gefaren künden verlesen werden,
- ebenso das aus wan,
- 399 f. Der Reim Babylonie : menige auch Kehr. D 512, 22.
- 413 f. vgl. 2393. 2409. 2676. Vil sciere er sich besante
- In allem sinem lante Kehr. D 163, 14, vgl. 429, 27. Der edele
- künic wolgdmrn Vil balde sich besande Mit den kristen in dem
- lande H Ernst B 5517. Der künic sie besande Von allem sinem
- lande Barlaam 293, 3. Ähnlich Eüh. Tr. 2015. Herbort 16956.
- Teuerdank XI, 11.
- 447 f. Mit schätze unde mit gewande : lande Kudr. 12, 4.
- 133, 4. 422, 4. Vgl. H Ernst B 4895. — Do Uz sie man unde
- lant Beide schaz unde gewant Eilh. Tr. 9327. Beide borge ende
- lant Ende skat end gewant Eneide 12571.
- 449 f. Do die helde begunden nähen Da sie den tac sähen
- H Ernst B 4477. Dö ez in kam so nähen Daz siz beide ane
- sahen Laurin 133. — Also si komen so nahen Daz si ainander
- an sahen Kehr. D 163, 24. Si kdmen Artus so nähen Daz si
- siniu poulün sähen Parz. 274, 19, vgl. 289, 13. Do sü Adam
- komen so nohen Das sü einander wol sohen Lutw. Ad. u.
- Eva 1285.
- 452. sn^unz ist ein formelhaftes Epitheton zu hand, vgl.
- V. 115. 484. Es gehört zu jenen typischen, dem grösseren An-
- schauungsbedürfnis des volkstümlichen Stiles entsprechenden Bei-
- wörtern, über die ich Zschr. f. d. Phil. XIX, 468 if. gehandelt habe.
- Die „schneeweisse Hand^^ spielt im Volksliede eine grosse Rolle,
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- vgl, Uhl. Volksl. 2, 1, 7. 20, 2, 3. 27, 7, 4. 83, 2, 8. 88, 6, 1.
- 90 A, 10, 2. 95 A, n, 1. 13, 3. 105, 5, 1. 106, 2, 2. Böhme AM.
- Liederb. 129, 7, 2. 193, 3, 7. 194 ^ 8, 3. 209, 6, 5 u. s. w. Aus
- höfischer Dichtung bemerke ich Eilh. Tr. 967.
- 457. P liest vier statt vil : do kamen vier grosz Sturmwind,
- was möglicher Weise auch im Gedichte ursprünglich stand.
- 469. Der dil ist die bretterne Seitenwand des Schiifes, vgl.
- W. Grrimm zu Rol. 147, 14.
- 474. Die treffliche Conjectur unkünde rührt von Bartsch her
- (Germ. V, 112). Der gleiche Reim unkünde : ünde Gut. Gerh. 1247.
- 475. Reichliche Beispiele für diese noch heute übliche allitte-
- rierende Verbindung bei Lexer 11, 1206.
- 479 if. Das Original hatte hier den dreifachen Reim nöden :
- göden : nöde. Was H und D hinzufügen ist nur elende Flickarbeit.
- 487. Beachtenswert ist das riuwestu trotz des voraufgehenden
- Plurals land und Hute, eine im Mhd. aber gewöhnliche Construction.
- 490 f. vgl. 536. 674. 709. 884. 1444. Vgl. Wiener Osw.
- 546. 648. 897. 925, 991. 1246. H Ernst B 2139. V. Sente Brand.
- 185. — Daz gut ist uirsunchen Dev werlt allev irtrunchen
- Diemer DG 13, 21. Daz scef ist versunken Daran sint ertrunken
- Alle die geuerten min Kehr. D. 53, 33. Sonder dat da was
- versanken Da die lüde inne erdronken Eneide 589, vgl. 197.
- 491. Vgl. auch Gut. Gerh. 2673. 4003.
- 495. gale, durch die Schreibung von D und fi" ausser Zweifel
- gesetzt, ist bereits die dritte Form des Wortes; gältn(e) ist für U
- 107 durch den Reim gesichert und 418 ist durch Reim und Schrei-
- bung (galeyen D, galleien H) die Form gälte erwiesen.
- 502. Ettmüller vermutet ansprechend kidbrustege.
- 508 f. vgl. 3498. Osw. 21. 994. 1415. 2263.' 2303. 2659.
- Do lägen si mit sorgen Um an den vierden morgen Laurin
- 1235. — Doe was da in sorgen In avont end in morgen
- Eneide 212. Die frowen beliben mit sorgen Die naht unz an
- den morgen Eraclius 1911. Bis an den nunde morgen Mit leide
- und mit sorgen Lutw. Ad. u. Eva 923. Frü an deme änderest
- morgen Kam er mit grozen Sßrgen Barlaam 45, 23. Sunst lebt
- sy mit sorgen Die nacht vncz an den morgen Wigamur 3053.
- 510 f. vgl. Wan ich hoere daz mere diezen Und sihe galUn
- zuo uns her vliezen Osw. 2673. Vgl. auch Walther 8, 28.
- 513. Ueber meres trän vgl. Bech, Germ. VIII, 474 ff.
- 525. In dem entsprechenden V. 613 hat ^T richtig niet ge-
- schrieben.
- 526 f. vgl. 1886. 3237. 3317. 3384. H Ernst B 5161. Aus
- geistlicher Dichtung hat Rödiger Anz. f. d. A. I, 68 für diese
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- Reimformel Millst. Sündenkl. 57, 10. Credo 1846. Fnndgrb. 2,
- 135, 19 beigebracht. Ich bemerke, dass sie bereits bei Otfried II,
- 12, 67 zu finden ist: 8ö limphit thaz man fähe ioh hoho nan
- irhähe. Aus der höfischen Epik sind mir nur zwei Stellen zur
- Hand: Ir fursten tvül er fahen Vnd jr volck hohen Wigamur
- 2927. Dye moeste syn geuangen Ind an eynen hoem gehangen
- Karl Mein. 9, 25.
- 554. sprach sich, vgl. ward suih 643. Aehnliches {wa>8 sich,
- hiez sich, sprang sich etc.) ist durch alle Volksepen verbreitet
- (Gramm. IV, 36 u. Nachtr.). Wenn Harkensee (Untersuch. S. 77)
- diese Eigentümlichkeit als speciell niederdeutsch bezeichnet, ist er
- im Irrtum. In der älteren höfischen Dichtung begegnen solche Re-
- flexiva selten, am häufigsten noch bei Eilhart (vgl. Lichtenstein,
- Einleitg. S. CLVII), im 13. Jahrhdt. überhaupt nicht mehr. —
- Den etwa 40 Mal wiederkehrenden Reim Ise : wtse kennt auch der
- Wiener Osw. 673 f. (vgl. PBr. Beitr. XI, 378).
- 575. Dass volleist hier persönlich zu fassen ist als „Helfer^*
- lehrt die Lesart fursprechen S. Der Reim volleiste : geiste ist ein
- altgeprägter, vgl. Kehr. D. 171, 17. Alex. 1416. Wemh. Fdgrb.
- 11,149,21. Marg. Mart. 123. Erlösung 6362. Maze (Germ. VIII,
- 97) 217. Wemh. v. Elmend. (Zschr. f. d. A. IV, 284) 3. Pass.
- 384, 41. Vintler 33. V. Sente Brandan 1575. Parz. 817, 19.
- 592. Der Reim hürge : künige, der 2848. 2860. 3093. 3368.
- 3754 wiederkehrt, findet sich auch Osw. 1501. — Als ez ein künic
- haben solde Osw. 3274. Vgl. auch V. Sente Brand. 497. 1812
- und K. Schroeders Anmkg. zu ersterer Stelle.
- 598 f. vgl. 2483. Osw. 478. 2159. 3391. Der herre tet
- durich not Daz im sin muister gebot Kehr. D 56, 20, vgl. 230, 16.
- 335, 28. Die bröbeste täten durh not Daz in der h^rre gebot
- Exodus 119, vgl. 1629. Diu Hute täten durch not Swaz in ir
- Mrre gebot Marg. 355. Doch muse si tun durch not Daz ir
- der enget gibot Tundalus Hahn 50, 47. Die Formel ist bereits bei
- Otfried zum Typus ausgebildet: Thb doufta er inan fhuruh not
- so er mo sdbo gibot I, 25, 14, vgl. I, 27, 22. 11, 9, 50. 12, 164.
- 19, 1 u. s. w. Aus höfischen Dichtern kann ich sie nicht belegen.
- 620 f. vgl. 1434. 1466. 2172. 2185. 2259. 2601. 2919.
- Reiche Belege aus Kehr, und Rol. hat Rödiger Anz. f. d. A. I, 74
- gesammelt. Ich mg^ hinzu: Osw. 17. 89. 107. 147. 839. 1425.
- 1467. 2141. 2193. Wiener Osw. 865. H Ernst B 3. 149. 981.
- Kehr. D. 373, 19. Herbort 518. Wigalois Pf. 104, 29. Gut. Gerh.
- 3549. 3555. Tristan 2636.
- 627. Ich bin hier von D abgewichen, weil Uren für „lernen' *
- um 1300, wo ja J7 niedergeschrieben ist, meines Wissens noch nicht
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- vorkommt. Dagegen scheint umgekehrt lernen für ,, lehren" im
- 13. Jahrhdt. bereits üblich gewesen zu sein, vgl. Bech, Germ. V,
- 241. Vn, 97 f.
- 640 f. vgl. 660. 734. 746. 770. Derselbe Reim ringe : Pfenninge
- Osw. 3193.
- 642 ff. vgl. 732 ff. Der altertümliche Reim fischere : gebe wurde
- für beide Texte Anlass zur Aenderung, aber die ungeschickte Flick-
- arbeit erlaubt das Echte unschwer zu erkennen. Ettmüllers In-
- consequenz zeigt sich auch hier, indem er V. 642 den Reim richtig
- herstellt, V. 732 aber willkürlich ändert. 764 f. ist er in beiden
- Texten unberührt geblieben.
- 659. Die in D folgenden, hier völlig unpassenden Verse sind
- durch eine Erinnerung an V. 1792. 2224. 2245 hervorgerufen.
- EttmüUer hat sie unbegreiflicher Weise stehen lassen.
- 669. Die gewöhnlichere Wendung lautet daz här üz der
- sivarte brechen, Stellen wie die unsrige bei Vogt, SM 128, 5
- Anmkg.
- 693. Die naheliegende Besserung trehttn hat auch EttmüUer
- V, 25.
- 708. Wie die Variante zeigt, hat H ritterschaft als Collec-
- tivum aufgefasst, auch D scheint es so betrachtet zu haben, fälsch-
- lich, wie P zeigt: das du nicht meer so gar seer trawrest vnd
- klagest vmb dein ritterlich vnd künigUiche Eere \ noch vmb
- die leilt so dir ertruncken sein.
- 711 ist unverständlich, hinter selber scheint s^le zu stecken.
- EttmüUer: Oot was selve ir leide.
- 720. Da Z) Schwert und H woffen liest, hat offenbar in U
- Beides nebeneinander gestanden, wie in P: dich soll auch kain
- schivert noch woffen \ darin nymmer gewinnen. Für gewinnen
- in dem hier geforderten Sinne „mit den Waffen treffen, überwinden"
- (vgl. auch 1282) haben Amelung und Jänicke zu Ortnit 115, 4
- (DHB IV, 246) eine Reihe von Belegstellen angeführt.
- 722. hälwige = hagelwige, Vernichtungskämpfe?
- 733. nähe geben = „wolfeü, billig geben^', vgl. Zamcke zum
- Narrenschiflf 70, 1 u. Nachtr. S. 477.
- 741. Gegen reise H wäre nichts einzuwenden, aber das un-
- passende schleyff D erklärt sich nur als Verschreiben aus sleisz.
- 762 f. vgl. V. 772. 1518. 3057. 3118. 3160. Doe sprac
- der here EnSas Der koene end der städe Dat h^t gerne ddde
- Eneide 12172. Vgl. auch Eüh. Tr. 2877.
- 774. Den Begriff der missetat hat das Nhd. schärfer begrenzt;
- im Mhd. hat das Wort, wo es nicht in geistlichem Sinne gebraucht
- wird, die ganz aUgemeine auch hier geforderte Bedeutung „Unrecht,
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- Beleidigung^*, so namentlich von den Minnesängern viel verwant. —
- Dl manege missedäte Dt sü gefrumet häda MSD^ 80, 34.
- 787. Die „breite** Heide (vgl. 2008. 2781) auch Mor. 551, 1.
- 754, 4. Mai u. Beafl. 109, 40. Uhl. Volksl. 94, 4, 6. 160, 9. 189,
- 5, 2 u. s. w.
- 792. Neben freisam hat unser Gedicht an ähnlichen Bildungen
- nur noch wunnesam, lohesam, gehörsam. Ausführlich handelt über
- diese von guten höfischen Dichtern gemiedenen Adjectiva Haupt zu
- Engelhard 1185.
- 794. Auch Ettmüller liest unwerde, woraus sich die Ver-
- derbnisse beider Texte gleichmässig erklären lassen.
- 806. Der Reim himele : nidere auch Otfried V, 25, 103. Rol.
- 119, 25.
- 828 f. Allerdings ist der Reim bedaehte : braehte ein stehender
- (vgl. z. B. Osw. 77. 1417. Kehr. D. 123, 8), aber H zeigt doch
- zu häufig das Bemühen, die Reime zu glätten, als dass man ihm
- hier das Echte und D die Verschlechterung zutrauen sollte.
- 832 f. vgl. er da saz Üf die burcmüren Do begiinde er
- sich vröuwen imde trüren Osw. 777, vgl. 2485. Do gienc sie
- durch ir trüren Da über die burcmüren Moritz v. Craun 1699.
- Nu schwich stille megtlin van dinem trüren Ick tvil mi schwingen
- aver de hogen muren Uhl. Volksl. 79 A, 4. — Unser Gredicht
- kennt müre nur in schwacher Flexion.
- 842 ff. vgl, 1102 ff. 1426 ff. 1766 ff. 2563 ff. 2744 ff. In
- der Thidrecsaga 83 ruft Wittich Hildebrand und seine Gefährten
- an: per prir god ir riddarar , goä hialßi yär . ec monda sino
- nammi nemna hoern ydarn ef ec kynna heiti ydor. Und Sieg-
- frid ruft cap. 201 Dietrichs Mannen zu: Heilir se ßer god ir
- drengir . en medr nafni mynda ec yär heilsa ef ek vissa ydor nofa.
- 854. Imrzwtl trtben ist hier von ritterlichem Kampfspiel zu
- verstehen, V. 900 wird es vom Schachspiel gebraucht, anderswo
- (z. B. Osw. 681. 689. 692) steht es ganz allgemein für spasshafte
- Unterhaltung.
- 874 f. vgl. 1946 f. Si heten scare scöne Manich zeichen
- rot In nahet der tot Exodus 3043 ff.
- 876. Die frouwen h§re halte ich für die ursprüngliche Les-
- art, andernfalls wäre sie eine Besserung, die einen denkenderen Kopf
- voraussetzte, als den lediglich auf äussere Glättung ausgehenden
- Schreiber der Hdschr.
- 879. Das praet. began oder begunde, das vornehmlich in der
- Volkspoesie und der älteren höfischen Dichtung so massenhaft mit
- dem Infinitiv auftritt, hat in dieser Verbindung meist schon seine
- Bedeutung eingebüsst und dient lediglich der Umschreibung. Am
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- — 159 —
- Deutlichsten wird das bei Verben, die eine nur einmalige Handlung
- ausdrücken, wie in unserm Gedicht 3595: begunde die Mren ans
- schouwen oder Alex. 4379: Beginnit man ime ze gehene Röten
- tvtn oder blüt oder Walther 9, 24: Do sich begunden zweien
- Die pfaffen unde leien. Der Grund der häufigen Verwendung
- liegt in der Bequemlichkeit, die die Umschreibung für den Reim
- gewährte.
- 888. Die naheliegende Coiyectur besehe hat auch EttmüUer
- (besähe VU, 5). P liest hier: ain pferd darauff ich mein hail
- versuchen möchte \ vnd das auch die Hayden sähen \ wes ich
- vnder jn machte werd sein.
- 892, vgl. 922. Jcere ist die Wendung, der „Gang^* im Turnier.
- 902. Die Schachbretter waren aus Holz, Elfenbein oder Edel-
- metallen, solche aus Fischbein scheinen nicht weiter vorzukommen.
- Unter dem gesteine sind die Schachfiguren zu verstehen, die hier
- sehr kostbar, aus Gold mit eingravierten Zierraten gefertigt, ge-
- schildert werden (vgl. darüber Schultz, höf. Leb. I, 415 ff.). —
- Für den typischen Reim gesteine : kleine (vgl. 1214) hat Rödiger
- Anz. f. d. A. I, 73 f. einige Belege gesammelt. Ich trage nach
- H Ernst B 2237. 2593. 2685. 3067. Wigalois Pf. 25, 37. Meleranz
- 3388 f. ApoUonius 3844, vgl. 27. Parz. 262, 9.
- 906 f. vgl. 1581. 1900. Der Reim sunneiwunne auch Osw.
- 2741. Marg. 271. MSD'S. 146, 55. Kolocz. Cod. 21, 737. Trist. 16761.
- 908 f. vgl. 844. 1770. 2565. 2746. Wiener Osw. 999. An
- einen den ich iu nenne Daz man in dar M erkenne Biterolf
- 147. So u'il ich uch si nennen Daz ir si muget erkennen
- Kolocz. Cod. 219, 1089, vgl. 82, 181. — Die stete wil ich dir
- nennen So mäht du si erchennen Exodus 521. Nu hoeret in
- rehte nennen Daz ir wol müget erkennen Parz. 140, 11, vgl.
- 388, 3. Lät mich iu die hdde nennen Daz ir geruochet si
- erkennen Willeh. 6, 19. Wütu den erkennen So wü ich in dir
- nennen Barlaam 50, 7, vgl. 62, 9. Au^h sulle wir sie nenne
- Daz ir sie könnet erkenen Herbort 2897, vgl. 4819. Ich wil
- mich iu nennen Daz ir mich müget erkennen Wigalois Pf. 83, 13.
- 913. „Sie machten sich Hoffnung auf die Königin'^ Wän ze
- einem wtbe belegt das Mhd. Wb. nur aus Ulr. Trist. 2862.
- 930. Filzgebüre wird Orendel mit Recht genannt. Nach der
- Kehr. D. 453, 12 ff. hatte Karl der Grosse bestimmt, dass die
- Bauern graue oder schwarze Röcke und rindslederne Schuhe zu
- tragen hätten. Am Rock dürfen sie weder vorn noch hinten g^ren
- haben (vgl. V. 2597, wo Orendel deshalb von Daniel geschmäht
- wird). Auch Mönche trugen graue Röcke, daher der Spott der
- Tempelherren V. 1982, Orendel sei wol aus dem Kloster entronnen.
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- — 160 —
- Die gefangenen Mannen Wolfdietrichs empfinden es als harte Schmach,
- dass sie als Herzogssöhne graue Röcke und rindslederne Bundschuhe
- tragen mussten (Wolfdietr. D IX, 67). Auch Morolf zieht einen
- grauen Rock und grobe Schuhe an, um unerkannt Rinder und Schafe
- zu kaufen (Mor. 701). Vgl. auch Konrads Troj. 1652.
- 934 f. Des mich mm herre zihet da hin ich unschvldec an
- Wolfd. A V, 183, 3.
- 947. Ein grüner Schild wird auch Eneide 7337 und Lanzelet
- 3026 genannt, selbst in Volksliedern kommt er noch vor z. B. bei
- ühl. 74 A 30. 132, 3, 3. 8. 9. Wie bei dem grünen schiltvezzel
- (z. B. Nib. 415, 1) oder der grünen Scheide (z. B. mridem aedem
- Waltharius 1036) wird zunächst an grüne Edelsteine zu denken
- sein, mit denen der Rand des Schildes und seine Metallbeschläge
- besetzt waren. In späterer Zeit wird es auch von der grünen Farbe
- in den Zwischenfeldem gegolten haben. Vgl. auch Thidreksaga ed.
- Unger Cap. 178, wo es von Sintram heisst: at hans skiolldr oc
- oll haemaesMa er groen sem gras.
- 954. Wegen des unreinen Reims und der seltenen Form ar(e)n
- (plur. arne) ist die Lesart von D anzunehmen, obwol ich die Wen-
- dung swarz als ein am sonst nicht wiederfinde. Das Gewöhn-
- liche ist swarz als ein rabe (so EttmüUer auch hier) oder noch
- häufiger s. alsam ein hol,
- 968. Der ganz unpassende Vers, den D hier einschiebt, geht
- auf die falsche Lesung defi fürsten statt dem f. zurück. Der Fürst
- ist natürlich Orendel.
- 973. Es kommen zwar mehrteilige Lanzenschafte vor (z. B.
- Biterolf 2199), aber ein aus Hörn, Elfenbein und Stahl zusammen-
- gesetzter Speer hätte schwerlich den Anprall ausgehalten. Unser
- Dichter, der von den Waffen seiner Helden allerlei Kunstreiches zu
- berichten strebt, hat die wiederholt vorkommende Beschreibung der
- dreifachen Brünne (vgl. V. 1992. 2734) einfach auf den Speer über-
- tragen. Nachtigall und Zeisig singen im Schafte, so auch Virg. 6, 6:
- Drin in vil süezer wtse Ein nahtegal so lüte sanc .... Wan
- si mit grözen listen was In daz sper verwürket schön. Oben
- an der Spitze schwebt ein künstlicher Falke, wie Virg. 33, 11 eine
- Nachtigall. Noch überboten wird dieses Kunstwerk durch die
- Rüstung des Riesen Mentwin V. 1206 ff., insbesondere die goldene
- Krone auf seinem Helm, auf der eine Linde in Gold gegossen ist,
- in deren Zweigen goldene Vögel schweben; ein Blasbalg mit gol-
- denen Röhren ruft süssen Vogelsang hervor und dreht zugleich ein
- zierliches Rad, das mit klingenden Schellen besetzt ist. Eine solche
- Ivrone kennt auch Laurin 219. Wie beliebt solche Wunderwerke
- in der älteren Dichtung waren, lese man bei Jänicke DHB I, XXXII.
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- — 161 —
- IV, XL VI Aninkg. nach. Hierher gehört auch Morolfs Ring mit
- der singenden Nachtigall, Mor. 248.
- 976. Ich hätte besser getan, auch diesen Vers wie in der
- gleichlautenden Stelle 2734 ff. in die Lesarten zu verweisen.
- 977. geworht mit sinnen Laurin 190. Eneide 8279. 9212.
- WiU. 293, 25.
- 981 f. vgl. 1241. 1259; lehete : swebete oder istrebete ist ein
- weitverbreiteter formelhafter Reim. Eine Fülle von Belegstellen hat
- Zingerle Germ. Vn, 109 zusammengestellt. Ich füge hinzu: Laurin
- .129. Walb. 983. V. Sente Brand. 1173. 1185. Tund. Hahn 62, 60.
- Konr. V. Heim. Him. M. 627. Parz. 505, 25. 751, 21. 262, 5.
- 988. Dass U so gelesen habe, glaube ich allerdings nicht.
- Ein heim schön gebouwet sieht ganz wie eine ungeschickte Besse-
- rung aus, ebenso ist das von S durchgängig dafür gebrauchte be-
- lov^ wenig passend und obendrein nicht weiter belegt. Ettmüller
- setzt dafür gibouget, doch D in seiner gewissenhaften Weise, hätte
- diesen Reim gewiss nicht geändert, wenigstens nicht jedes Mal. Ent-
- weder hat also ein speciell mitteldeutsches Wort dafür gestanden
- oder es war nur ein Reim auf der Flexionssübe wie Exodus 3067 :
- 8i sazzeten üf ir houbet Die helme wol gestälet.
- 990 f. vgl. 1046. 1321. 1660. 1970. 2311. 2723. 3622.
- Das ohne Stegreif in den Sattel springen ist ein volksmässiger Zug
- (vgl. Laurin 367. 417. 613. H Ernst B 4610. Virg. 103, 11. Wolf-
- dietr. A XHI, 552. D VHI, 48, 4. 159, 2. 196, 3), der sich auch
- bei einigen minder strengen höfischen Dichtem findet, vgl. Jänicke
- zu Wolfd. D Vn, 159, 2.
- 995 f. Hessen sich gar wol mit Ettmüller als Worte Orendels auffassen.
- 1007. Aus dem unpassenden bey, was D für mit schreibt,
- darf man schliessen, dass in der Vorlage das md. bit gestanden hat.
- Noch wahrscheinlicher wird es V. 1815: er stvuor M tiuren eiden,
- weil in dem gleichlautenden V. 1628 richtig mit t, e. steht.
- 1019. und mannen D hat auch Ettmüller gestrichen.
- 1025. P ist hier vollständiger: der euch brächt eüwer pferd \
- schilt vnd sper \ von dem grawen rock,
- 1036 f. vgl. 1301. Witegen tete diu rede zorn Er strafte
- den fürsten höchgebom Laurin 333. Sonst erscheint diese Wen-
- dung (wie auch im Orendel) fast durchweg im Reime : sporn; sehr
- häufig in den Volksepen, Beispiele sind überflüssig. — Tiirnö was
- die rede toren Dat ros hiu he met den sporen Eneide 12321.
- Hectori was die rede zom Er nam daz ros mit den sporn
- Herbort 9815.
- 1038 f. vgl. 1686 f. Osw. 2635. Rother 696.
- 1052 f. vgl. 1062. 1305. 2097. 2127. *2820. — Die cristen
- Orendel. 11
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- — 162 —
- do genanten Di haiden si an ranten Kehr. D. 345, i. Beide
- st genanden Te samene si geranden Eneide 12327. Oeltche si
- genanten Einander si anranten Strickers Karl 5635.
- 1055 vgl. Er gesaz als ein steinwant Biterolf 1063 und
- Jänickes Anmkg.
- 1058 f. „Ich hätte wol Lust, mir solche Stiche nicht gefallen
- zu lassen l" Besser wäre es vielleicht, auch hier mit V. 1293 zu
- lesen: So het ich ein vü guot gemüete Oh ich dir daz nun
- vertrüege, „Ich mtiste doch recht gutmütig sein, wenn ich dir das
- hingehen liesse!"
- 1073. site als schwaches Masculinum (vgl. 1077. 1694) ist
- aus der älteren Zeit nur mitteldeutsch belegt, später kommt es auch
- in obd. Quellen vor.
- 1078 f. vgl. 1105. 1169. 1418. 3043. Si liezen in her-
- ziehen starke marc Die wären kreftic und mich starc Osw. 2357.
- Manich appelgrä march (vgl. Or. 3043) Beide sdhdne unde starch
- Rother 867. Ein vil zierlichez marc Daz was rösch unde starc
- Lanzelet 353.
- 1110-1114 sind bereits in der Einleitung als Morolfstrophe
- verzeichnet. Möglich, dass hier ursprünglich ein dreifacher Endreim
- vorliegt wöden : porten : behöden.
- 1116. sahlar leitet sich her vom frz. sohle, was wie das
- deutsche zohel zugleich den Zobel oder Zobelpelz und in der Sprache
- der Heraldik (in Frankreich noch heute) die schwarze Farbe be-
- deutet. Ob letzterer Sprachgebrauch so zu erklären ist, dass man
- in älterer Zeit wirklich aus Zobelpelz geschnittene Wappen auf den
- Schilden befestigte und diesen kostbaren Schmuck später durch
- Malerei ersetzte, oder so, dass man von dem besonders glänzenden
- Schwarz des Zobels auch die Farbe auf den Wappenbildern benannte,
- bleibe dahingestellt. Das Wort sahlar kommt sonst in der Litteratur
- nicht vor. Pfeiler und sahlar = Seide und Zobelpelz, also die
- kostbarsten Kleidungsstoife, die jene Zeit kannte.
- 1118 ist nach P eingesetzt, vgl. Einltg.
- 1119 f. vgl. Mochten wir einen hoten hohen (\ sagen) Mor.
- 51, 3. Vgl. auch Osw. 258.
- 1126 vgl. Du Salt zu im min hote stn Eilh. Tr. 7161.
- 1134. Schon V. 1016 spricht Merzian von den ntdelichen
- plicken des Graurocks, 1148 heisst es: Der Grawe Roc sach in
- griuweltchen an, ähnlich V. 1182, und Y. 2644 werden wiederum
- die Wolfesblicke erwähnt. So heisst es auch von Sigurd in der
- Völsungasaga 22 (Rafii, Fornaldar Sögur 173): augu hans voru
- svä snör, at färr einn pordi at Uta undir hans brün (vgl. auch
- 30, Rafh S. 200. Thidrecsaga ed. XJnger, cap. 182) und weiterhin
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- von Svanhild cap. 39: ok hafdi snör augu, sem fadir hennar,
- svä at färr einn pordi at sjä undir hennar hryn, lieber den
- Wolfsblick vgl. W. Grimm Zschr. f. d. A. XH, 222.
- 1160 hat Ettmüller richtig ir eingesetzt, ohne P zu kennen:
- Das müsz jr gott der allmächtig lehnen vnd ver gellten.
- 1181. Er ist ziio den schultern dick, vgl. 2643. In der
- ,Vita S. Oswaldi^ vom Mönche Reginald (vgl. PBr. Beitr. XI, 440 ff.)
- heisst es cap. 50: In humeris vero illius plenitudo eminebat
- vondensae S])i8situdinisy quae, ut aiunt, indiciwm solet esse forti-
- tiidinis. Öfter wiederholt sich das in der Thidrecsaga (von Samson
- cap. 1): ok herdar harla breidar ok pykkvar, von Dietrich cap. 14:
- Hans herdar vom svä miklar at tveggia alna var yfir at maela,
- von Heime cap. 18: er skamm vaxinn ok midmior . um herdar
- er hann ferstrendr, auch in der Völsungasaga wird von Sigurd
- berichtet (RafQ S. 173): herdar hans voru svä miklar, sem tveir
- menn vaeri ä at sjä. Viel Ähnlichkeit mit unsrer Stelle hat auch
- die Schilderung des Cayphas im Karl Mein. 66, 59 ff.: Ich hoerde
- sagen, dat heg was Der starckste iungelynck eyn Den de sonne
- ee hescheyn . Hey was grois ind lanck De schulderen ind neit
- zo swanck Soulde hei bestanden haen alleyne Zwolff starcker
- man gemeyne In stryde off in lyues noit Hey hedde sy alle
- erslagen doit,
- 1186f. vgl. 2121. 2125. 2145. 2364. 3372.3427. Aus den
- Volksepen bedarf es für diese beliebte Formel keiner weiteren Bei-
- spiele. Die höfischen Dichter meiden sie wegen des ungenauen Reims
- und bedienen sich dafür lieber der unter V. 1762 behandelten Formel.
- Sie geht aber bis auf Otfried zurück : Ther Hut thö giciscöta thaz
- thaz druhtin thara queman uuas HI, 9, l.
- 1189. Die Besserung rietent machte auch EttmtiUer (rieden
- X, 1, 4).
- 1190. twalten hat bereits v. d. Hagen gebessert.
- 1197. Von Stuotfohs erzählt Biterolf 9158, dass ihn niht
- mohte tragen Nehein ros einer mtle breit. Dasselbe wird in einer
- Wolfenbtittler Hdschr. von einem König Huncglacus berichtet (Zschr.
- f. d. A. XU, 287). Auf einem Elephanten reitet auch Sigurdr
- Grikkr: oc pa koemr par einn madr, oc sa ridr einvm alpanndir
- Thidrecsaga ed. Unger, 118.
- 1201. ze Sprunge gän = in Sprüngen sich bewegen. Das
- Gewöhnlichere ist im Sprunge (vgl. Martin zu Dietr. Fl. 3288),
- auch mit Sprunge kommt vor (Mhd. Wb. H, 2, 547 a).
- 1207. kluoc = „schmuck, stattlich". In dieser Bedeutung
- lebt das Wort noch heute in der Schweiz, wo man z. B. von einem
- „klugen Kleid", einer „klugen Kuh" und dergl. spricht. Ueber die
- 11*
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- — 164 —
- Bedeatangsentwicklong unsres heutigen ^ ^klog^* vgl. Hildebrand DW6.
- V. 1271. — Schütes rant kommt meines Wissens nur in der ältesten
- höfischen Dichtung und den Volksepen vor, und zwar nur im Reime,
- wo es ja bequem zu verwenden war: sonst wird nur schilt oder nur
- rant gebraucht. Wie sich aus der ursprünglichen Bedeutung von
- rant (= Schildbuckel) die jüngere entwickelt hat, harrt noch der
- Aufklärung.
- 1209. Das Actjectiv berltn war bisher noch nicht bekannt.
- 1216. Unter goltfellen D (bisher nur aus Frauendienst 209, 17
- belegt) kann man nur „goldverbrämtes Pelzwerk" verstehen; gelt-
- veUer H würde = goUphdler sein, also „golddurchwirkter Seiden-
- stoff". Die Schilderung ist übrigens unverständlich, jedenfkils ver-
- derbt: die Edelsteine können doch unmöglich damit überzogen ge-
- wesen sein, auch das Darunter stuond bleibt unklar. — Tiere auf
- einem Schilde auch Exodus 2903 flf. Andere Beispiele bei Lexer
- n, 738.
- 1224. Der Reim ecke : recke ist formelhaft, vgl. Lichtenstein,
- Eilh. S. CLin, wo Belege aus Eilhart, Alexander, Roland, Graf
- Rudolf angeführt sind.
- 1228. Auch Rolands Helm ist ergraben mit guMtnen htwch-
- starben Strickers Karl 4037. Eine Inschrift im Helm schildert auch
- der Dichter des jüngeren Titurel 1650.
- 1246. Hier nähert sich die Bedeutung von kluoc schon der
- heutigen: es meint das Feine, Geschickte, vgl. auch V. 1336. Die
- Uebertragung auf das Geistige liegt nahe.
- 1252. Kunden gdtchet hän stellt sich zu mohte gewiget
- hcm H 789. sölten gehüetet hän 1429. wolt angeriten hän 2130.
- wil (muosten) verloren hän 3254. 3729. 3863. Aehnlich Wolf-
- dietr. B 629, 4: Die wolten iren harren da gerochen hän oder
- Wolfd. D Vin, 103: Er kert ze sinem rosse er wolt dar üf
- gesezzen hän, Darumb ich in ertrenket wolde hän Mb. 1529, 4.
- Vgl. auch Iwein 187: gerochen hän. Diese in den Yolksepen sehr
- häufige Ausdrucksweise, die Harkensee (Unters. S. 77) mit Unrecht
- für eine md. Eigenheit erklärt, gieng vermutlich von den nur stumpf
- reimenden Gedichten, die sich diese Bequemlichkeit erlaubten, auch
- auf die andern über. Auch in Volksliedern ist sie nicht selten,
- z.B. zertreten hän Uhl. 52, 5, 3. verraten hän 190, 2, 4 u. s.w.
- Bei den Verbis des Wollens tritt indessen noch der tiefere Grund
- hinzu, dass, wie auch im Griechischen und Lateinischen, durch den
- inf. praet. die Energie des Wollens besser bezeichnet wird, als durch
- den praesentischen. — Das si nach dem voraufgehenden Singular
- hat nichts Auffallendes, es meint die einzelnen Instrumente.
- 1259 f. erklärt Harkensee S. 18 für gedankenlos, weil der
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- — 165 —
- Riese doch wirklich lebe. Er ist aber im Irrtum, demi der wilde
- man V. 1257 ist nicht Mentwin, sondern ein Faun oder Waldschrat,
- der neben der Linde und dem V. 1254 f. genannten wilden Wald-
- getier auf dem Helm abgebildet ist. Auf den Wappen mehrerer
- niederdeutschen Fürsten kommt „der wilde Mann mit dem ent-
- wurzelten Tannenbaum in der Hand" vor (Gr. DM. 402). Dies dürfte
- seine erste Erwähnung in deutscher Dichtung sein.
- 1265 f. vgl. 3594 f. Der Beim frouwen : schouwen ist wiederum
- formelhaft, vgl. Rother 4977. Osw. 153. 573. Wiener Osw. 335.
- 345. H Ernst B 463. 3139. 3251. Kolocz. Cod. 199, 323. —
- Kehr. D. 380, 5. Parz. 216, 15. 243, 21. 260, 19. 267, 25. 352, 5.
- 530, 21. 639, 22 etc. GTut. GTerh. 2287. 2543. 3465. 3531. 3707.
- Apollonius 3976. Parz. 446, 17. Tristan 17778 u. s. w.
- 1279. Ettmüller bildet sich hier das Wort kernisch (Hi ist
- ein kernischer man), während doch ein kerne als Bezeichnung
- eines trefflichen Helden, eines tüchtigen Streiters nichts Ungewöhn-
- liches ist. Allerhand Beispiele giebt Hildebrand DWB. V, 602.
- 1284. P liest hier: Ich enwaysz was jr mir wölt \ oder
- ivartzü ich her solt. Aus her 1283 hat H er verschrieben, ebenso
- aus ir 1284 ich, aus woltet solte. Dagegen hatte die Vorlage von
- D 1284 her statt hie geschrieben, und D hat daraus das Sub-
- stantivum m£in herr gemacht.
- 1297 f. vgl. Er huop sich baJde Dert hin gen einem vinstern
- walde Osw. 2383. Hin ze einem vinstern walde .... Bar gegen
- kirte er balde Wolfd. D VH, 114. — Und hüb sich dannen
- balde Kein einem vinstern walde Eilh. Tr. 4329. Der gahte von in
- balde Und stuont die naht ze walde'Psirz. 281, 27, vgl. 735, 5. Sus
- reit der helt balde Sä gegen eime waMe Gute Frau 817. AIsils
- hüp er sich balde Oein hove uz einem walde Barlaam 286, 3,
- vgl. 282, 21. 315, 7. Und reit üz vil balde Die sträze gegen
- dem walde Wigalois Pf. 33, 22. Er eilet also balde Zu einem
- finstern walde Uhl. Volksl. 74 A 25, 3, vgl. 137, i. 20 etc.
- 1299. Dass boben sü im Originale gestanden habe, glaube ich
- selbst nicht, doch fällt mir gegenwärtig nichts Besseres bei: erner
- darf nicht Conjunctiv, sondern muss Imperativ sein. Deshalb schreibt
- auch Ettmüller Dar boven in ein girüde. Wenn nicht sy D,
- sich H auf etwas Aehnliches hinwiesen, könnte man am Besten
- bouwe ein ger. lesen mit P; baw gereütt vnd geßlld.
- 1311 f. vgl. 2549. *2604. *2615. 2660. 2921. Und sind
- si des libes niht biderbe : hinwidere Osw. 1099. 1327. 2027.
- Her Dietleip der was biderbe Er reit gein ime her widere
- Laurin 647. midere Gr. Rud. 28, 12.
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- — 166 —
- 1313. Die weite Yerbreitting dieser epischen Formel hat Jänicke
- zu Biterolf 10172 nachgewiesen, vgl. auch Vogt SM. S. CXLVIII.
- 1315-1326 werden am Besten ausgeschieden, da sie die klare
- Schilderung nur verwirren. Nachdem der Grraurock den Stoss er-
- widert, springen Beide ab, die Ritter drängen neugierig herzu, die
- Kämpfer bieten sich die Speere, dann springt Orendel plötzlich wieder
- in den Sattel, und obwol er dem Riesen zuruft „Stich fröhlich!"
- heisst es gleich weiter: er stach, ohne ein Wort zu sprechen.
- Es sind das eine Reihe bekannter Kampfformeln, wie sie jedem
- Schreiber in den Ohren klangen, sodass er seinen Text oft genug
- nach eignem Gutdünken damit ausschmücken mochte.
- 1327 f. lässt Ettmüller reimen fallen : Bit dem helfande.
- 1340. „Oder du giebst es für nichts hin".
- 1349. Ansprechend und für den Elephanten jedenfalls bezeich-
- nender ist Ettmüllers Conjectur ktmder für wunne,
- 1353. wal = „Kampfplatz" ist in unserm Gedichte immer
- Masculinum.
- 1361 f. vgl. Si bäten al geltche Beide arme und rtche
- Biterolf 7041. Do giengens alle geltche Arme unde rtche Dietr.
- Fl. 6951. Ich hit üch edle geltche Armen unde rtche Rother 818,
- vgl. 5060. H Ernst B 371. 5521. — Si spräken al geltke Arme
- ende rike Eneide 9253. Nu sprächen stalle geltche Bede arm
- und rtche Arm. Heinr. 1519. Do sprächens alle geltche Beide
- arm und rtche Parz. 222, 7. AUe geltche Beide arm und rtche
- Oute Frau 43, vgl. 685. 1445. 2231. 2779. Her komen al geltche
- Arme und da zuo rtche Out. Oerh. 691, vgl. 839. 5541. Ind
- ritter al geltche Beide arm und rtche Crane 1735. Do von
- hörent alle gliche Beide arm und rtche Lutw. Ad. u. Eva 322.
- Auch diese Formel rührt bereits von Otfried her: Arme ioh riche
- giangun imo al giliche I, 27, 8.
- 1364. Sinken vgl. Diefenbach Oloss. 533 a unter sidere.
- 1369 f. habe ich den Versen 1331 f. gleichgemacht.
- 1375 f. vgl. Sine hende er über sich bot : Herre nü hilf
- mir üzer not Mor. 769, i. Sin beide hende er üf bot Wan in
- betwanc groziu not Osw. 2711.
- 1396 f. vgl. 1674. Der Reim zwifel : folkwige auch Kehr.
- D 14, 11.
- 1398 f. vgl. 1676 f. Und wer üf der vart wirt erslagen
- Des sU muoz groze gnäde haben Osw. 1483. 2772.
- 1402 f. vgl. Si machten ungevUege den strit Si sluogen
- den heiden groze wunden wtt Osw. 2821. — Si slügen wunde
- wite : strite Kehr. D 9, 27. Do irhup sich ein gestrite Do slüge
- wunde wite Or. Rud. 12, 17. Doe kerde EnSas Hene weder in
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- — 167 —
- den strtt He sloech die wanden vele «^;z^Eneide7766. Anmanegem
- herten strtte Er sluoc munden wtte WigaJois Pf. 296, 25.
- 1405. 8i vähten einen sumerlan^en tac Osw. 2835.
- 1415. Die Lesarten ergeben, dass hier zwei Verse in U ge-
- standen haben, die sich nicht wieder herstellen lassen.
- 1437. Ueber die Verbreitung dieser Formel hat Vogt, SM. S.
- CXLVin gehandelt.
- 1439. Obwol D an dieser Stelle durch P unterstützt wird:
- so kert her stoltzer jüngling vn lasset vnsz iasz mit ainander
- reden, so glaubte ich dennoch fi" folgen zu müssen, ebenso V. 1467,
- wo P mit D liest: das jr allso mit ainem frömbden ihid aygen
- hnecht hoset. 1459 umarmt ja Bride den Graurock, und nur das
- kann ihr Merzian vorwerfen: das Original wird die Formen kosse,
- kossent gehabt haben, woraus leicht kose werden konnte. — Orendel
- wird hier eines rehten keisers kind genannt, während doch Ougel
- stets König genannt wird.
- 1469 vgl. 1490. Ueber diese Verbindungen {luie küm£, wie
- holde, wie schiere etc.) vgl. Vogt SM. S. CLIV.
- 1486 f. vgl. 2612. *2617. Do daz der cappelän bevant
- Züsamen twang er sine hant Mor. 331, i. Morolf der listige
- man Die füst twingen began ebda. 365, i.
- 1488 f. vgl. 2013. 2613. *2619. *2666. 2668. 2786. Die
- verschiedenen Spielarten dieser beliebten Formel haben Jänicke zu
- Wolfd. B. 372 (DHB IV, 292) und Vogt SM. S. CXLVI f. ein-
- gehend besprochen. Ich füge noch einige Stellen hinzu: Osw. 3299.
- H Ernst B 1291. Mb. 1554. Kudr. 1493. Laurin 465. 1383.
- Sigenot 5, 4. 18, 4. Eckenl. 244, 7. Roseng. Gr. 1258. 1394.
- 1760. — Aus höfischen Dichtern: Doe sloech der helet Pallas
- Turnö einen soliken slach Dat he dar neder lach Eneide 7544.
- Oap im Drömits einen slac Daz stn houbet üf der erde lac
- Albr. V. Halb. XITE, 175. Ind gaff den van&ti vorer eynen slach
- Dat heg gerade doit lach Karl Mein. 61, 34. Oab sy jr selber
- ainen schlag Das sy todt nider lag Wigamur 332.
- 1497. Ich habe mit EttmüUer binden gebessert im Hinblick
- auf V. 1512.
- 1509. nim hin nach P, vgl. Einleitg., ebenso zuo einem
- knehte (vgl. V. 2204).
- 1523. Rennen ist eigentlich ein Causativum, da man aber
- das selbstverständliche Object „das Ross*' schon frühe unausgedrückt
- liess (wie auch hier), ist es mit der Zeit ein Intransitivum geworden,
- das dann für jede schnelle Bewegung, nicht nur für die des Reitens,
- gilt. Die alte Bedeutung steckt noch in dem thüringischen „Renn-
- steig" = Reitweg.
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- — 168 —
- 1532-1539 vgl. 3464-3471. Er saetes schön ze tische Er
- gap in braten vische . ... Er gap in zamez und unltpraet
- Quote sptse also wol bereit Der oMerbesten spise genuoc So
- mam vür hirren ie truoc Osw. 125 flf., vgl. 705 flf. Man gap
- in aMes des genuoc Des man ie kunegen für getruoc Virg. 216, i,
- vgl. 771, 1. 925, 1. 967, 1. Man gap in (dies des genuoc .truoc
- Laurin 1128. Do was aMes des genüc Daz die erde ie getrüc
- V. Sente Brand. 1119. — Des vant man alles da gmoech Des
- water ende lant droech Eneide 391. He sal in desen lande AUes
- des hebben gnoech Des die erde ie gedroech ebda. 556. Sves da
- ieman wolde Des gap man ime genoch Witt vn zam mxtn da
- vure truch Gr. Rud. 7, 13, vgl. 27, 26. Do man do vur si truc
- Vö spise me danne gnoc Herbort 789. Vn gap in aües des gnoc
- Des die erde ie getruc ebda. 16818. — Man setzt die braut zu
- tische Man gab ir wildbrät und fische ühl.Volksl. 122, 4, vgl.
- 299, 16.
- 1542 f. mussten mit Hinblick auf V. 1563 gebessert werden.
- 1569 habe ich auf P gestützt (vgl. Einleitg.) nach V. 1865
- hergestellt. Auch Ettmüller hat so gebessert.
- 1570 f. vgl. 1866 f. Der al die werlt geschaffen hat Der
- gebe mir helfe unde rät Wigalois Pf. 113, 39.
- 1574 f. vgl. 3506 f. Des morgins alsiz dagede Der spile-
- man havede Behangen sine krame Rother 3116. Des morgens
- dö ez tagete : habete Eilh. Tr. 6775, vgl. 3991 (ijagete). Des
- morgens alsez tagete : sagete Kehr. D. 359, 13. Des morgens dd
- ez taget : m^et Marg. Mart. 217. Des morges do ez tagete : sagete
- Herbort 1295. H Ernst B 1620. Gute Frau 536. Eraclius 4739.
- 1594 f. Der himdische degen (: geben) wird Christus auch
- 2499. 3438. 3514. 3554 genannt, sonst himmlischer hSre oder iwaw.
- 1603 nach F, vgl. Einleitg.
- 1613 f. vgl. 2439 f. Eine ähnUche Scene Osw. 3298.
- 1623. Die Umarbeitung in H zeigt, dass hier ein unreiner
- Reim gestanden hat. Auf das Richtige führt denn auch die Ver-
- gleichung von 2448, denn ob D ist unpassend. Bi dem häre ist
- ungeschickte Besserung von U, um den ungenauen Reim zu ver-
- bergen.
- 1630 vgl. Dekein wäfen ez vermmit Älsö^vesticltche ez sneit
- Walb. 879. Daz was einer spanne breit Isen stahel stein ez
- sneit (vgl. die Lesart von H) Laurin 199. Die so wol sniden
- Daz si keinen stahel hot nith gemiden Wemh. v. Elmend. 767.
- Der Reim kehrt Or. 3624 wieder.
- 1634 f. vgl. 3778 f. ist eine beliebte Formel, die sonst aber
- in unserm Gedichte nicht vorkommt, das die gleichbedeutende Bin-
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- — 169 —
- dung er gieng dl gerihte Da er ... . tviste vorzieht. Im Reime
- : wigant begegnet die zweite Zeile V. 1682. 1852. 2559. Wie
- verbreitet diese Reimverbindung in der Volksepik ist, zeigt die
- Uebersicht Vogts SM. S. CXLIV f., zu der ich noch nachtrage:
- Wiener Osw. 347. 1182. H Ernst B 675. Kudr. 1307. Biterolf
- 8162. Walb. 551. V. Sente Brand. 1529. — Auch höfische Dichter
- gehen ihr nicht aus dem Wege: Der böte gähte dö zehant Da
- er einen Herren vant Gregorius 2347. 8i Mrte von in sä zehant
- Da si Parzevälen sitzen vant Parz. 779, 17. Ich kerte von in
- sä zehant Da ich den burcgräven vant Gut. Gerh, 2383. Wart
- gewiset sä zehard Hin da er den begraben vant Barlaam 397, 19.
- Der gräve gienc sä zehant Da er stnen gast vant Gute Frau
- 719, vgl. 2253. Valke ginc al zehant Da her Staren stnen
- gesellen fant Crane 463. Der süsse Jhesus quam ze hant Da
- he den marggrauen vant Reinbot 1774, vgl. 2050. Die kristen
- vuoren wider zehant Da man die herberge vant Mai u. Beafl.
- 124, 1, vgl. 70, 11 {ilant). Aehnlich ist auch Eneide 12877: End
- gienc da he den koninc vant: hant oder Herbort 1219 lant^Da
- er peliam vant.
- 1637. Nim hat auch EttmtUler richtig erschlossen, ohne P
- zu kennen.
- 1638. Sanct Pancraziens (so mit P, vgl. Einltg.) Heiltum
- schützt auch das Hemd, das Wolfdietrich von Sigminne empföiigt
- Wolfd. B 349, 3. 688, 1. 695, 4. Ueber andere ähnliche Heiltümer
- vgl. Jänickes Anmkg. zu ersterer Stelle.
- 1641 vgl. den oberen sig gewinnen Wolfdietr. D IV, 44, 4.
- V, 26, 2. 182, 2. Vni, 128, 8. Nement si nu den obern sige
- Diemer DG. 210, 5.
- 1650. Wegen der Umstellung der hier in HD folgenden Verse
- vgl. Einleitg.
- 1656 f. vgl. 1870. 1942. 1986. 2249. 2696. 2729. 3632.
- Morolf der mSre helt gut Ze dem portener in ein kam^er sich
- hüp Mor. 293, 1, vgl. 325, 1.
- 1658 f. iSi wrfen uf diu burgetor Ja uonden si da uor
- Di aller besten wigande Kehr. D. 134, 28. Beslozzen umrden
- dö diu tor Böaz der gie gewäfent vor Wigalois Pf. 189, 8. Da
- warff man auf die burgdor Die hayden beraiten sich davor
- Wigamur 3208.
- 1679, Sollte U unter die trehttn Maria verstanden haben?
- 1695. Derselbe volksmässige Zug findet sich in Morolf und
- wiederholt in Wolfdietrich, vgl. Vogt SM. S. CXLVH.
- 1696. Das von H ganz entstellte scharsach = scharsähs er-
- höht die Anschaulichkeit des Kampfes ungemein: dreimal bahnt er
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- — 170 —
- sich eine Gasse durch die Heiden, indem er sie gleichsam wegrasiert
- mit seinem trefflichen Scheermesser — welch wilder Humor! Zu
- schar sack vgl. auch Seemtiller zu Seifr. Helbl. HT, 78.
- 1702. Aus rümen 1700 ist hier ein Verbum der Bewegung
- „sie flohen" oder dergl. zu ergänzen.
- 1711 f. sind nach P ergänzt, vgl. Einltg. Ebenso vierten 1720.
- 1730 f. sind hier durchaus nicht so „total widersinnig", wie
- Harkensee S. 14 meint, der sie aus V. 3139 f. eingeschoben glaubt.
- 1734. Met dnre eUenthachten haut Eneide 7769. Vgl. auch
- Vogt, SM. S. CXLVm.
- 1735 f. Da mohten die geste Haben gute reste Genes. D.
- 42, 28. Die vnkunden geste Funden gute reste Wigamur 4373.
- 1741. fluhen nach JP: die empfluhen jm in ainen finstern
- than und auff die Alben. U verschrieb daraus sahent, und dieser
- Fehler veranlasste die weitere Aenderung in D,
- 1762 f. vgl. 1819. 1884. 2153. 2239. 2371. 2459. 2935.
- 2955. 2973. 3023. 3268. 3430. 3452. 3642. 3852. Eine der
- gewöhnlichsten Reimformehi, vgl. Osw. 261. 937. 1147. 1891.
- 2107. 2205. 2347. 2487. 2549. 2633. 2645. 3111. Wiener Osw.
- 331. 1102. 1318. Rother 1712. 2583. H Ernst B 677. 719. 4635.
- 4639. 4643. 4815. 4933. 5269. 5477. 5505. 5713. 5729. 5891.
- Kudr. 516, 3. Biterolf 957. 1781. 1895. 2629. 5439. 5813. 8167.
- Walb. 65. Dietr. Fl. 5085 u. s. w. Uhl. Volksl. 100, 13. 185,
- 7. 17. 189, 5. 2. — Aus höfischen Dichtern verzeichne ich: Er
- vrägte den wirt ma^e Waz im geschehen wabere Iwein 4433.
- Do hiez er vrägen der maere Wes diu burc waere Parz. 16, 29,
- vgl. 241, 1. 381, 5. 577, 27. 793, 19 u. s. w. und seite maere
- Wie ez gevarn waere Tristan 2450, vgl. 2624. 3163. 9770.
- 13625 u. s.w. Unde seite da ze mere Daz er ein koufman were
- Barlaam 37, 19, vgl. 138, 35. 285, 23. 396, 21. Er kam und seite
- maere Wie ez ergangen waere Gut. Gerh. 1311, vgl. 1363. 1445.
- 2971. 8ä frägete er der maere Wä sin friundtn waere Flore
- 2137. Den wiert frageten si der maere Wer des landes h&rre
- waere Reinbod 618, vgl. 5156. Der vrägede ime der m^re Wiez
- ime ergangen wSre Grane 239. Do sagtens in diu maere Waz
- in enboten waere Mai u. Beafl. 144, 22. Er fragt in der m.aere
- Von wan sin reise waere Meleranz 5393. Do fragte ern nüwer
- mSre Wanne er komen w^re Albr. v. Halb. XIV, 173. Dem
- konige käme mere Daz Jason kome were Herbort 521. 8i fragten
- in der maere Wiez im ergangen waere Wigalois Pf. 34, ii, vgl.
- 41, 15. 44, 20. — Biese reich entwickelte Formel rührt bereits von
- Otfiied her; Joh zeUent u/ns ouh märi ^n sun sin fater uuäri
- I, 3, 16, vgl. I, 17, 12. 21, 11. n, 4, 26. Er vrägeda waz da
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- — 171 —
- m^e In JersaUm were Friedb. Crist MSD' 81, 52. Sie erscheint
- noch im 15. Jahrhdt. bei dem Büheler: Der sagt sy die mere
- Wie es ir gangen were Dyoelet.3675, und lebt noch im 16. Jahrhdt.
- fort: Fraget den held der rechten mer Wie es im doch ergangen
- wer Teuerdank XXXHI, 99, vgl. XLI, 45. XLIII, 110.
- 1788. Bride bedient den Graurock selbst beim Bade. Bekannt
- ist das Bad des jungen Parzival bei Grumemanz, wo er ebenfalls
- von jungen Mädchen bedient wird. So wird auch Wigamur (Y . 1232 ff.)
- von weiblichen Händen „geriben und gezwagen^^ und die Pariser
- Liederhandschrift zeigt uns auf einem Bilde Herrn Jacob von Warte
- im Bade sitzend und von vier Jungfrauen bedient (v. d. Hagen,
- Büdersaal XI).
- 1799 f. vgl. 2840. 3475. 3750. 3864. Auch diese Formel
- hat sich ein grosses Gebiet erobert. Aus den Volksepen darf ich
- mir Beispiele sparen. Do si alle frö säten End dronken ende
- gäten Eneide 13153. Die da vor hem säten Si dronken ende
- äten ebda. 11009, vgl. 3759. 12888. Do sie vil vroliche sazen
- Vn trunken vn azen Gr. Rud. 27, 26. Si mit freuden äzen Da
- se an ir bette säzen Parz. 273, 27. AI umhe in säzen Trunken
- unde äzen Flore 3011. Vil schiere dö st gäzen Und eine wile
- gesäzen Gut. Gerh. 717. Er hiez daz st nider saessen Beidiu
- trunken und ouch aezen Br. Phil. Mar. 3064. Da de fursten
- inne saessen Bede truncken ind aessen Karl Mein. 31, 17. Vn
- nider gesazzen Oetruncke vn gaze Herbort 2751, vgl. 781. An
- dem tische säzen Trunken unde azen Wigalois Pf. 48, 20. Vor
- dem künig alle sassen Truncken vnd assen Wigamur 2541. Die
- ältesten Belege bietet abermals Otfried: Giböt er thaz sie säzin
- mit imo al sam^an äz^n IV, 9, 18, vgl. IV, 2, 14. 10, 2. 11, 1.
- HI, 6, 43. V, 5, 1.
- 1815 f. sind hier ganz widersinnig. Das voraufgehende Vers-
- paar hat das zweite mechanisch nach sich gezogen, vgl. V. 1628.
- 1818. So liegt auch Siegfrid bei Brunhild und Wolfdietrich
- bei der Tochter des Heidenkönigs in Falkeneis. Vgl. auch JGr.
- DRA. 168 ff.
- 1874. waeher langer nach der Prosa (vgl. Einleitg.). „Du
- zierlicher langer Herr!'*
- 1885. kleiner nach P, vgl. Einl.
- 1890. Es ist falsch, dass der Graurock vor Bride am heiligen
- Grabe betet. Dieser tut es erst, bevor er in den Kampf reitet
- V. 1948 ff. Es wäre auch unserm Dichter gar nicht zuzutrauen,
- dass er uns, während er Brides Gebet ausführlich mitteilt, den In-
- halt von Orendels Gebet vorenthalten sollte. Vielmehr betet Bride
- für Orendel am Grabe, ihr allein erscheint der Engel, sie beruft
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- — 172 —
- auch darauf die Tempelherren. Demnach ist der Text zu ändern,
- und die nach 1893 folgenden Verse sind zu streichen, wie es auch
- Ettmüller getan hat.
- 1920 f. vgl. Bi handen si sich viengen Oegen Rüedegire
- si giengen Dietr. Fl. 4893. Bi handen sie sich viengen Je zuö
- wnd zwo neben einander giengen Rahenschi. 140, 5. 6. — Dö
- sie von dannen gingen Bt den hendin sie sich vingen Eilh. Tr.
- 5697. Bei handen si sich viengen Einen vnsemftenwecsi giengen
- Tund. Hahn 54, 50. Be handen si sich viengen Üf den hof si
- giengen Tristan 16712. Bey den henden sy sich fiengen In den
- hoff sy giengen Wigamur 5721. — Ueher die Sitte und ihre Ver-
- breitung vgl. W. Hertz, Spielmannsbuch, S. 328.
- 1934. Dasselbe Bild begegnet Fastnachtssp. K. I, 460, 19:
- Er war von uns nit genesen War er als ain tum gewesen.
- Sitzen alsam ein tum ist ein bekanntes Bild.
- 1941. MöglicherjWeise ist für meineide hier meine zu lesen,
- ebenso V. 2350.
- 1945. weihen ist Coiyectur von Bartsch (Germ. V, 117), der
- dabei auf Rol. 278, 19 hinweist: Dd sahen si von den heiden
- Manegen vanen weihen.
- 1957. hewarte sich geht nicht etwa auf die Ausrüstung zum
- Kampfe, sondern es heisst hier: „er nahm das Abendmal", wie auch
- P zeigt: vnd empfieng auch das hochwürdig Sacrament dartzü
- er gantz geschieht was \ mit heicht vn jnnigkait \ in aller form \
- als oh er yetz sterhen solt. Bewarn in dieser gar nicht seltenen
- Bedeutung ist wol einfach die Uebersetzung des lateinischen munire
- (i. e. sacramento) oder providere. Von letzterem das österreichische
- „Provisor" als geistliche Würde und providieren Schm. Bair. Wb.*
- I, 474.
- 1958 f. vgl. Unde als ez got wolde Daz ez wesen solde Exodus
- 2953. Oh ez got also wolde Daz er noch leben solde Trist. 4175.
- 1961. Für Einen ist wol besser Sinen zu lesen.
- 1962 f. habe ich nach P hergestellt: soüte ich mein lehen
- in ainem stdchlen halszhand Verliesen \ so will ich es got meinem
- herrn vil lieber in disem Rock au ff geben. Sinne = „Leben" ist
- unerhört, und dass leben hier wirklich in U gestanden hat, beweist
- das es des folgenden Verses in D. Vgl. auch V. 2711.
- 1985. lieber diese Umkleidung der Verneinung, ein Merkmal
- volkstümlichen Stües vgl. Zschr. f. d. Phil. XIX, 469. 454. Für
- fuoz in dieser Verbindung bringt Lexer ni, 580 zahlreiche Belege.
- Vgl. auch Vogt, SM. S. CXLVI.
- 1992 habe ich mit Hinblick auf V. 1996 aus der gleich-
- lautenden Stelle V. 2735 eingesetzt.
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- — 173 —
- 1999 f. vgl. 2772. Üf einander* si dö stächen Diu sper si
- beide brächen Lanrin 661. Vgl. auch H Ernst B 5553. — Ritter-
- lich sy stachen Das jr sper bayde zerbrachen Wigamur 2967.
- Vgl. auch Willeh. 85, 19. Parz. 57, 25.
- 2001 f. vgl. 2774. TJnder die schilte si sich bugen Zwei
- scharpfiu swert si dd zugen Laurin 665. Under zwene schilte
- si sich bugen Zwei scharfe swert si dd erzogen Virg. 52, i.
- 2023 f. vgl. 2800. Wire er in dem strtt erslagen
- 8ö wolte ich in wol verclagen Mor. 83, 3. Ir wirt so vil von
- uns erslagen Daz sie ez nimmer mugen verMagen H Ernst B
- 3775. Und ob du vor den handen mm Also ze tode waerst
- erslagen So möhte ich nimmsr dich verklagen Biterolf 672. —
- Dat du worde erslagen Ich enmach dich niemer verklagen
- Eneide 8029.
- 2047 f. vgl. 2297. 3334. Si heten umbe ir bein Vü manegen
- stältn zein Exodus 2895.
- 2052. giren sind eigentlich die keilförmig geschnittenen Zeug-
- stücke, die unterhalb des Gürtels in das Kleid (oft verschiedenfarbig)
- eingesetzt werden, um einen reichen Faltenwurf zu erzielen. Dann
- bezeichnet das Wort den Schoos des Kleides überhaupt, endlich
- speciell den Schoos der Brünne, in welchem, um zu Pferde sitzen
- zu können, die sogenannten „slitze" (Parz. 207, 22) angebracht
- waren. Dieser Schooss hat nun an unsrer Stelle 4 Zipfel oder
- „geren" (die noch dazu mit GTold verziert sind, vgl. Mb. 656),
- damit man daran die Königin erkenne. Vier Greren am Rocke waren
- auch das Abzeichen der Herzöge von Kärnten (vgl, Otachers Reimchr.
- 183^). Ise als Herzog hat V. 2302 eine Brünne mit nur drei
- goldenen Geren. Nach Gr. DRA. 940 kamen Röcke mit bis
- 30 Geren vor.
- 2062. Auch Bride springt ohne Stegreif in den Sattel (vgl.
- Anmkg. zu V. 990), sitzt also wie ein Mann zu Pferde; so auch
- Dido Eneide 1740 f. (Vgl. auch Weinhold, D. d. Fr.^ II, 204).
- 2071 f. vgl. 3724. 3776. 3858, auch 3848. Die porte die
- wart üf getan Mörolf wart in die barg getan Mor. 320, 1. Tor
- vnt tör wart vf getan Vnt die herren in lan Konr. v. Heim.
- Urst. Hahn 118, 72. Die tor wurden aufgeton Erst ward ich
- eingelon Böhme, Altd. Liederb. 148, 5, 9 f.
- 2073. „Die heiligen sieben Gaben unseres Herren' ' heissen
- sonst „die sieben Gaben des heil. Geistes", so im Gedicht von der
- Siebenzahl (MSD® XLIV, 2, 3. vgl. auch Anmkg.), in einer Beichte
- des 14. Jahrhdts. (MSD* S. 619, 58), in Arnolds Loblied auf den
- heil. Geist (Diemer 346, 26). An letzterer Stelle bezeichnen die
- sieben Gaben die sieben freien Künste. Im Gedichte der Ava von
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- — 174 —
- den Gaben des h. Geistes (Diemer 276, 4) sind sie die sieben Tugenden,
- die sich mit den sieben Teilen des Menschen verbinden. Was sie an
- unserer Stelle bedeuten sollen, ist unklar. In den von Pfeiffer Zschr.
- f. d. A. Vin, 276 herausgegebenen Mariengrüssen vdrd übrigens
- auch Christus als „der siben gäbe wirf* bezeichnet.
- 2107. Ueber heben in der hier geforderten seltenen Bedeutung
- „halten*' vgl. Heyne DWB. IV, 2, 722.
- 2114. Eine ähnliche Situation findet sich in der Thidrecsaga,
- Unger cap. 115, wo Biterolf und Dietleib von den 12 Mannen
- Ingrams angefallen werden: Nv er hitt mitt rad.at hvartveggi
- occarr stigi af sinvm hesti . oc hvarr occarr snvi sinv baki til
- annars.
- 2117 f. vgl. 2325. Swaz er ir mohte erlangen Der leben
- was ergangen Strickers Karl 5503.
- 2i74. Auch Ettmüller liest intspenet nach V. 2188. Ver-
- want sind nhd. „abspenstig, widerspenstig**.
- 2195. Auch Rother 3052 f. und Mb. 316 vdrd Gold in
- Schilden zugemessen. Aehnlich bietet auch Walther von Aquitanien
- seinem Blutsbruder Hagen einen Schild voU Gold als Sühne : riUilo
- umbonem complebo metallo Walthar. 1263.
- 2200 hätte ich besser unter den Text verweisen sollen, der
- Vers ist von D eingeschoben, und U hatte hier eine Morolfstrophe,
- vgl. Einleitg.
- 2224. Ueber Mäntel als Geschenke vgl. Kinzel, zu Alex. 629.
- 2274 vgl. V. 3000. Von Samson berichtet die Thidrecsaga
- cap. 1 (Unger): Hans andlit var langt ok breitt . hardlikt ok
- grimlikt.millum hans augna t;ar sjponn, und später cap. 195
- heisst es dort vom Riesen Etgeir : oc a milli hans avgna var vel
- sva alnar,
- 2288. Die Nähte mit Gold Verzierungen zu besetzen galt für
- besonders vornehm (vgl. Weinhold, D. d. Fr. I, 181. H, 262. 275).
- 2292. Ettmüller übersetzt „Da war nirgend ein Kämpe, der
- ihm einen Schlag gegeben hätte**. Das ist falsch, denn V. 2294
- verliert dadurch jeden Sinn. Es isc vielmehr zu bessern: „Da war .
- nirgend ein Kämpe, der ihm keinen Schlag gegeben hätte**. Darauf
- führt auch die Prosa: Nu was kain Fürst noch Ritter dabey\
- er schlug jn auff seinen halsz \ des lachet er vnd sprach
- schimpflich \ ich vergilt euch da^ \ so ich schirst mag. Dadurch
- wird aber die Stelle bedeutungsvoll, denn sie belehrt über eine bei
- Verleihung der Herzogswürde übliche Ceremonie, für die meines
- Wissens sonst kein Beispiel vorliegt: nachdem der zum Herzog Aus-
- ersehene mit dem herzoglichen Gewand bekleidet und mit dem
- Schwerte umgürtet worden ist, giebt ihm jeder der beiwohnenden
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- — 175 —
- Ritter einen Schlag, und er muss versprechen, diesen Schlag zu
- vergelten, sobald es möglich sei (natürlich im Turnier). Dann legt
- er die Brünne mit drei Geren, Abzeichen seiner neuen Würde, an,
- springt ohne Steigbügel auf das Ross (wobei ihm zugerufen wird
- „Des Sprunges walte Gott!") und reitet zum Turnier (wie der junge
- Ritter nach der Schwertleite), nach dessen glücklichem Ausgang ein
- grosses Fest gefeiert wird (was hier nur durch die Geschenke an
- die Fahrenden 2331 ff. angedeutet ist). Darauf gebietet der neue
- Herzog, seine Würde sogleich ausübend, eine Heerfahrt. — Nicht
- recht klar sind die Verse 2317 f. Dass sie nicht mehr (wie Ett-
- müUer und v. d. Hagen wollten) Worte Orendels, sondern Ises sind,
- lehrt die Prosa: Hertzog Eys vermasse sich \ das sper seinem
- herrn selbs vor zu füern. Vielleicht steckt darin eine alte Formel,
- in der der zum Herzog Geschlagene seine Bereitwilligkeit zum
- Turnier zu erklären hatte.
- 2323. Ettmüller liest Bidaren ind gebüren Sm turnei wart
- ze süre, aber die Interpunction ist falsch : Bauern durften am Turnier
- unmöglich teilnehmen, zudem war ihnen ja im 12. Jahrhdt. noch
- das Waffentragen verboten. Es scheint aber nach dieser Stelle, als
- ob man sie als Zuschauer bei dem Turnier geduldet habe.
- 2325. Die Prosa fasst das Turnier als wirklichen Kampf auf:
- Die port tvard auff gethon \ vnd sy ritten manlich vnder die
- feindt . Künig Ärenndel vn Hertzog Eysz rantten mitt gantzen
- krefften an die hayden \ vn valten der in kurtzer Zeit mer
- dann fünfhundert \ darnach fachten sy mit Schwertern an sy \
- vnd schlügen jr on zal vü zu tod \ welche sich aber tauffen
- wolten lassen die Hessen sy leben. Also fachten die zwen man \
- die andern müsten all des hayligen grabes hütten \ auff das ob
- die Hayden hynderhüt heten \ damit sy dem hayligen grab \
- schaden wolten \ daz man das möcht fürkomen. Als aber dise
- zwen mann die Hayden all erobert vnd betzwungen heten \
- körten sy mit grossen eern vnd freüden gen Jerusalem, Ver-
- anlassung dazu waren offenbar V. 2325 ff., die allerdings den Versen
- 2117 ff., wo wirklich vom Kampfe die Rede ist, entsprechen. Aber
- Brides Mannen sind ja sowol Christen wie Heiden (vgl. bes. V. 1434),
- und der Christen schont Ise, wie ihm Orendel V. 2315 anempfolen:
- nur gegen die Heiden richtet er seine Lanze.
- 2332. pfeller durchslagen kommt meines Wissens sonst mhd.
- nicht vor, indem durchslagen durchweg sonst mit einer näheren
- Bestimmung {mit golde, gesteine, berlen oder dergl.) versehen ist.
- 2334. Die Form hüvesch, hübesch, welche sich schon früh
- neben hövesch entwickelt hat, hat die Bedeutungen des Feinen,
- Wolanständigen in Sitte und Gebahren sowie des Anziehenden,
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- — 176 —
- Schmucken der äusseren Erscheinung mit letzterem gemein. Daneben
- aber hat sie eine Bedeutung entwickelt, für die unsre Stelle zu-
- gleich der älteste Beleg ist. Est ist dieselbe Bedeutung, die mit
- den Zeitwörtern höveschen, hübeschen und hovieren schon frühe
- verbunden wird, die des „Unterhaltenden". Da nun eine Haupt-
- aufgabe der galanten Unterhaltung in Darbringung eines Ständchens
- bestand, so gehen die genannten Verba bald in den Begriff des
- Musicierens über. Von den Spielleuten war man aber Musik und
- lustige Unterhaltung zumeist gewohnt, und oft genug mochte man
- sie auch zu derlei musikalischen Ständchen nötig haben, so werden
- denn auch die Spielleute als hofier er oder hoveliute bezeichnet (vgl.
- Schmeller, Bayr. Wb. I, 1062, wo aber hofieren nicht zutreffend
- erklärt ist, als „den Höfen nachgehen, um aufzuspielen"). Daneben
- kommt nun auch die Bezeichnung hübsche litde vor, für die Lexer,
- 1, 1367 nur zwei Beispiele aus späterer Zeit beibringen kann. Die
- Prosa schreibt hier deutlich: die ergab sy all den spieUeütten
- vn farender dyet (vgl. Einleitg.).
- 2341 vgl. 2401. 3681. tagmeide iheide Wolfd. D V, 141.
- Sigenot 9, 3. Gregor. 3595. Flore 2953. Fussesbr. 1335. Tristan
- 16764. Mai u. Beafl. 109,39. Barlaam 397, 11. Heidin 275(Kolocz.
- Cod. 198). Das Wort tageweide muss uralt sein, nur ein noma-
- disierendes Hirtenvolk konnte solches Längenmass erfinden. — Höh
- und heide reit der Jmene bam Wolfdietr. D VH, 1.
- 2394 vgl. 2409, auch 224. 1141. 1281. Osw. 271. Walb.
- 1127. Wigalois Pf. 102, 2. Da vore lagen sie daz ist war Me
- dane ein halp iar Daz sie se nicht mochte gewine ' vnminen
- Gr. Rud. 12, 20. Ir muget mit deheinen sinnen Schoener mbe
- da niht gewinnen Warnung 265 (Zschr. f. d. A. I, 446).
- 2351 f. vgl. 2501, auch 1474. Ein reich entwickelter Formel-
- typus, vgl. Osw. 539. 967. 1069. 1297. 2311. Mor. 223. 224.
- 741. 765. H Ernst B 445. 1103. Brandan 1063. Nib. 1257. Kudr.
- 696. 1222. Laurin 895. Walb. 243. 507. 701. 765. Dietr. Fl.
- 779. 1444. 1829. Wolfdietr. A V, 332, 3. D X, 45. Virg. 696, 1.
- — Kehr. D. 351, 29. 405, 18. Exodus 1259. 1867. Marg. Mart.
- 179. Marg. (Zschr. f. d. A. I, 152) 549. — Zu hant des morgens
- vrü Wapente he sich dar zu Eilh. Tr. 1619. Des morgens vele
- froe Der borch Mrde er aver toe Eneide 7267, vgl. 4395. Des
- and'n morgenis uil frv Chris spc blantsflvre to Floyris 198
- (Zschr. f. d. A. XXI, 325). Des naehsten maentages fruo Diu
- frouwe bereite sich dar zuo Eraclius 707. Dar nach eines tages
- vruo Sach man dort riten zuo Iwein 3703. Der marcräve des
- morgens fruo Bett den fünfzehen Jcünegen zuo Willeh. 72, 17,
- vgl. auch Parz. 379, 9. 701, 3. An dem andern tage fruo
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- — 177 —
- Qiiämen si der bürge zuo Reinbod 678, vgl. 1626. An dem
- dritten morgen fruo Kam in aber unser herre zuo Konr. v. Heim.
- Hirn. M. 795. Dyt was des veirden tages vro Dat sy der burch
- qaam^n zo Karl Mein. 252, 19, vgl. 41, 12. 219, 62. An dem
- driten tage fruo Do reit munic banier zuo Lanz. 3232. An
- dem andern tage fru Oienge sie der bürge mit stürme zv Her-
- bort 3641, vgl. 6388. 11921. Des drizehenden morgens fruo
- Körnen si geriten zuo Wigalois Pf. 21, 29. An dem andern
- morgen vruo Do ritens unde Mrten zuo Mai u. Beafl. 208, ii.
- An dem andern morgen fruo Do bereite ich mich dar zuo Gut.
- Gerh. 2527. Er bereit sich darzü Als er des andern morgens
- frü Solte han verlorn den lip Barlaam 45, 15. Eines mäntages
- vruo Pereit sich manic helt dar zuo Apollonius 18875. Der Reim
- ist schon bei Otfried häufig: I, 13, 8. 19, 3. H, 4, 54. IH, 18, 8.
- IV, 37, 29. V. 23, 45. 25, 85 etc.
- 2367 f. vgl. 2543 f. Nune liez er niht bdiben Er hiez im
- brieve schftben Osw. 79, vgl. 509. 1419. 2237. Do liez ers niht
- bdtben Der heiser hiez dö schrtben H Ernst B 6003. Lot alle
- rede beUben und heizet brieve schrtben Eraclius 1743. Em liez
- ez niht langer bltben Stne brieve hiez er schrtben Strickers
- Karl 3061.
- 2399 vgl. 2680; Herzog DanUl der vngant Der nam die
- baner in die harU. So auch Mor. 49: Ein herzöge hiez Elian
- Der nam daz baner in die hant vgl. 382. 555. 556. Der her-
- zöge selbe den vanen nam H Ernst B 3782, vgl. 4720. Sant
- Oswalt dö selbe vür dranc Den sturmvanen nam er in sin hant
- Osw. 2787. Andere Stellen bei Kinzel, zu Alex. 1165.
- 2433 f. vgl. 3810 f. Die da behielten ir magtüm Vnt habent
- ouch disen rüm Tund. Hahn 62, 58. Vgl. Parz. 195, 25. 458, l.
- 463, 25. 526, 5.
- 2455 f. vgl. Si halste in unde husten Und dructe in an
- ir brüste Laurin 1087. Er dructez diche an sin brüst Die
- wengelin den munt er hust Kolocz. Cod. 147, 79. — Der honing
- in dö huste Und druckte in zu siner brüste Eilh. Tr. 779, vgl.
- 2698. Sie twanc in zv iren brüste Lipliche sie in cüste Gr.
- Rud. 26, 6. Dö wart der brief vü gekäst Itonß druct in an
- ir brüst Parz. 714, 17. Und druchte ez an ir brüste Si halstez
- unde huste Fussesbr. 1787. Vruntliche ez sie huste Und spilde
- üf ir brüste Albr. v. Halb. XVI, 479, vgl. XXXI, 123. Trüte
- unde huste Und twanc si an ir brüste Mai u. Beafl. 17, 27.
- Auch dieser Reim schon bei Otfiied geprägt: Uuard uuola thiö
- brusti thiö hrist gihusti I, 11, 39.
- 2465. lichtem nach 3076.
- Orendel. 12
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- 2466 yg^. 3500. 3650 (: sang), üeber diese Formel vgl. Vogt,
- SM. S. CXUV.
- 2468 f. vgl. Man shtoc zuo venster unde tür Starke rigde
- sloz man da mir Osw. 921. Dd sprach diu Hilden tohteribe-
- sliezet mir die tür . Starker rigde viere schöz man dar vür
- Kudr. 1330. Si sluoc n&ch ir zuo die tür Den rigd schöz si
- vaste vür Heidin 1753. Dö si kam innerhaip der tür Do hiez
- si holde sliezen für Ein tsnznen rigd starc WiUeh. 147, 29,
- vgl. 113, 25. 129, 29. Parz. 19, 23. 44, 25. 236, 5. 408, 9 u.s.w.
- 2472. kaufen heisst hier „bezalen, bttssen", eine Bedeutung,
- die im Mhd. Wb. nicht verzeichnet ist. Hildebrand DWB V, 326
- weist ein niederländ. iets duur bekoopen == „theuer büssen^' nach
- und belegt diese Bedeutung auch niederdeutsch und altnordisch. Aus
- dem Mhd. lässt sich nur Kudr. 674, 4 herbeiziehen: Si kouftenz
- mit dem verhe, swaz man in gap golt, silher oder gimme.
- 2478. üeber diese formelhafte Wendung vgl. die Beispiel-
- sammlung Vogts, SM. S. CXLV.
- 2490 f. vgl. Daz er im lieze sine hulde Und ime vergaebe
- sine schulde H Ernst B 5897. Vgl. auch Osw. 879. 3451.
- 2496 ist verderbt überliefert, aber jedenfalls reimlos, wie H
- zeigt, denn der von D hinzugefügte Reimvers ist unsinnig. Ich habe
- nach P zu bessern gesucht: got der allmächtig lasz vnnsz souil
- lieb vnd freüden widerfam \ als Hertzog Eysen do geschähe.
- 2506. Dass H hier tiur Flickarbeit hat ist klar, ebenso dass
- die Lesart von D irrtümlich ist, denn der Graurock ist ja bereits
- erlöst. Auch hier führt P auf das Richtige: Waü wölcher Haid
- sich nit wolt lassen tauffen, der müst sterben.
- 2511. Auch hier wie 1941. 2520 will Bartsch meine lesen.
- 2518. Beine pf. wird nach V. 2508 in sich im verpfl. zu
- bessern sein.
- 2521 f. Der Reim kümge(n) : BaMonie, der 2537. 2567.
- 3231. 3312. 3378. 3638 wiederkehrt, auch Kehr. D 159, 7.
- Rother 2564. 3770. 3818. 3842. 4088. 4545.
- 2585. Vielleicht ist auch hier statt dienstes mit dem ent-
- sprechenden V. 2766 toufes zu lesen.
- 2590. D liest Das duncket mich nit weyszlich gethan, H
- dagegen Daz dunket mich nit missda/n. Die Prosa lautet Dise
- botschafft beduncket mich mislich vnd nicht recht gethon, unter-
- stützt also H, D hat erst in Folge des von U missverständlich
- eingesetzten nit geändert. Missdich in der Bedeutung „Übel" ist
- mhd. ziemlich selten und hier wol am Frühesten belegt.
- 2591 f. Der Reim chunige : widere auch Kehr. D 455, 20.
- 2598. an gSren nach P, vgl. Einleitg.
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- — 179 —
- 2621. D stiess sich einerseits an der ihm ungewohnten Form
- Mde, andrerseits an der Ungenanigkeit des Reims und änderte aUe :
- gefallen, Y. 2623 liess es durch Anhängong von Uren auf h^en
- 2622 reimen und fügte zu Y. 2624 einen erhärmlichen Flickvers:
- der Sinn des Ganzen wird nicht recht klar. Auch der Hdschr. machte
- der Reim biwchstaben : klagen Kopfzerhrecheo» sie suchte ihn zu
- hessem, ohne einen vernünftigen Sinn herauszubringen; aber in Vnd
- heise sie hat H ein Fragment des Echten bewahrt, auf das die
- Prosa deutlich führt: vn haisz dein herm die hüchstaben klagen
- mit schwertschlegn hie auf den Jordan d. h. „Und heisse sie über
- die Buchstaben Beschwerde führen mit ihren Schwertern". lieber
- das transitive ^^Elagen" in diesem Sinne vgl. Hildebrand DWB.
- V, 923.
- 2631. Öot geh dem wege leit! Darin scheint eine bestimmte
- Yerwünschungsformel zu stecken. Man wird an das bekannte Lied
- Carm. Bur. 146 erinnert, dessen fünfte Strophe lautet: JEr sprach :
- vrowe gewir haz Nemus est remotum Dirre wech der habe
- haz Flanxi et hoc totum. Aehnlich auch: 8i ward dem weg
- vn mausen gram Der mich doch an jr schaden trug Laasb.
- Lieders. 11, 159, 94.
- 2650. den muss es heissen, da von zwei Königen die Rede
- ist. So auch P.
- 2655. Der dreifache Reim scheint freilich in U nicht gestanden
- zu haben, vielmehr war 2656 wol eine Waise, die sowol H wie
- D durch einen etwas plumpen Zusatz mitreimen Hessen, wobei sich
- H mit dem dreifachen Reim begnügte, während D noch einen vierten
- Vers anflickte. In U wird etwa gestanden haben: und wart eim
- ein hrief gesant Man liez den boten Den brief im geben
- in die hant. Das wäre der Scbluss einer Morolfstrophe.
- 2691 f. Diese Form des Gottesurtheils ist sehr alt, man denke
- nur an die nordischen Holmgänge (vgl. auch Gr. DRA 928 ff.).
- Die beiden gegenüberstehenden Heere wälen, um das unnütze Blut-
- vergiessen zu sparen, je einen Kämpen aus ihrer Mitte zum Zwei-
- kampf, dessen Ausgang für beide Teile entscheidend ist. Den vride
- bannen Y. 2692 heisst: bei Strafandrohung befehlen, dass Keiner
- den Zweikampf durch Eingreifen störe.
- 2791. lieber diese Unterbrechungen durch Bitten um einen
- Trunk, vgl. Yogt zu SM. 521, 4.
- 2815 vgl. Mor. 312, 4: Mit sin selbes swerte Er im daz
- houbet abe swanc.
- 2816. Das Wort lebt heute noch in Bayern und Oesterreich
- als Scheiben, allerdings nur in transitivem Gebrauch und mit der
- verwirrten Flexion sckeibe, scheibte (selten schii), geschiben.
- 12*
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- — 180 —
- 2819 habe ich nach P gebessert, vgl. Einleitg.
- 2852 f. vgl. 2864 f. vgl. Körnest du im niht ze hdfe in
- kurzer zU eben, 86 verliesent si alle ir leben Osw. 1735.
- 2873 = 2894, vgl. 8d tuiri mir kriuz und krdne Wolfdietr.
- D Vn, 217, 4 und Jänickes Anmkg. (DHB IV, 334).
- 2887. gelodert scheint verderbt zu sein, vielleicht beraten?
- 2907 habe ich nach V. 361 hergesteUt.
- 2909 f. vgl. Inda quam^n in ses wochen Over mere ge-
- vlozzen Rother 3640.
- 2940. Die Krieger werden im Mhd. sehr häufig nach Helmen
- gezählt; hdm in dieser Bedeutung lebt bis ins 16. Jahrhdt. fort
- (Heyne, DWB. IV, 2, 977).
- 2969. Ettmtiller liest mit D üz scuzen, wie könnten sie aber
- dann aufeinander losfahren? denn die Anker üz schiezen heisst doch
- offenbar „die Anker auswerfen, vor Anker gehen". Dass gesluzzent
- Berichtig ist, lehrt die Prosa: Do zugen sy die ancker hoch vn
- fürn bayde hör zu samen. Vgl. übrigens Anmkg. zu V. 341.
- 2976 f. = 3089 f. Der künig und dye künigtn Hiesen sy
- mlkomen sin Wigamur 2549.
- 2988. Wie V. 3014 zeigt, ist zu lesen stuot = Gestüte.
- 3018 ist erwer aus enwer verderbt. Die Prosa teilt diesen
- Fehler, vgl. S. XXXV.
- 3042. vole = „Kampfross" kommt nur in den Volksepen (doch
- nicht in den Nibelungen) vor, in der höfischen Dichtung, so viel ich
- sehe, nicht mehr nach Veldecke.
- 3064. hantros ist eigentlich der „dextrarius", der zur Rechten
- des Sattelpferdes geht, dann überhaupt ein „Reitpferd", was es auch
- hier bedeutet. Lexer, Mhd. Hdwb. I, 1177 kennt nur einen Be-
- leg dafür.
- 3101. sich übe ziehen mit dem hinzuzudenkenden Object =
- „sich der Rüstung entledigen".
- 3103 f. vgl. Sie kamen wuUen und barfuoz Sie vielen dem
- künige an stnen fuoz H Ernst B 5923.
- 3104 f. Der Reim engegene : menige begegnet bereits bei Ot-
- fried n, 3, 14. 15, 11. 13. IH, 13, 52. 20, 63. 24, 67. IV, 3, 18 etc.
- Ferner Priedbg. Crist MSD« XXXIH, 9. Jüngl. im Peuerofen MSD^
- XXXVI, 7, 5. Diemer DG. 28, 24. 29, 4. Kehr. D 63, 19. 159, 13.
- 266, 21. 299, 4. 338, 5. 516, 13 etc. Rother 2983. Aus höfischer
- Dichtung sind mir nur einige Stellen aus Eilhart bekannt: Der
- koning ging Mrltche Tristranden engegene Mit einer grözin
- mmege Tristr. 1320, vgl. 4055. 4849. 5827. Vgl. auch Alex. 3258.
- 3136 f. vgl. 3172 f. 2634 f. So wird ich dester schomer
- empfangen Beidiu von frouwen und von m^annen Osw. 450,
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- — 181 —
- vgl. 1881. 2021. Z>' wurde wol inphange Von wibe vn vö manS
- Gr. Rud. 6, 27.
- 3144. Ein Misverständnis hat hier die alte Form gd)öt (von
- gebon) gerettet, die vermutlich für das Praeteritum von gebieten
- angesehen wurde.
- 3148 f. ist vollkommen nnverständlich. Die ganze Stelle muss
- verderbt gewesen sein, da P sie ganz abweichend überliefert, vgl.
- Einleitg.
- 3193. gebiten heisst hier „befehlen**, eine Bedeutung, in der
- es sonst nicht belegt ist. Auch für das einfache &i^^n = „befehlen**
- giebt das Mhd. Wb. I, 168^ nur drei Beispiele, von denen sich
- zwei sogar anfechten lassen.
- 3196 f. vgl. Mor. 46, 1. Roseng. Gr. 875.
- 3213 verstehe ich nicht. War es vielleicht Sitte die Namen
- Derer, für deren Seelenheil Messen gelesen werden sollten, in der
- Eorche anzuschreiben?
- 3233 f. vgl. 3314. 3380. Du muost vam über mere Mit
- einem kreftigeme here Osw. 63, vgl. 1403. 2609, auch 1039.
- 1105. HSre ich tml varen über mere Ich sende dir Sahnän
- umd ein [kreftigez] here Mor. 341. Die uagten sich vher mere
- Mit vil kreftigem her Kehr. D. 27, 24, vgl. 350, 3. Hene weder
- over mere Met einen mekelen here Eneide 4975, vgl. 3741,
- 3249. Einen tag sprechen wie einen turnei spr. = „fest-
- setzen, verabreden".
- 3256. Art belegen die Wörterbücher nicht vor dem 13. Jahr-
- hundert. Hier aber kann es nicht die sonst übliche Bedeutung haben,
- sondern muss persönlich gefasst werden als „Abkömmling, Yerwanter**.
- Freilich ist es in diesem Sinne sonst nicht bekannt, warum sollte es
- sich aber nicht ebenso entwickelt haben, wie z. B. künne? Aehn-
- lich ist das schweizerische der bosart = „der boshafte Mensch"
- (Staub-Tobler, Schweiz. Idiot. I, 475), was man allerdings auch für
- eine falsche Analogiebildung nach der Unart (= unartiger Mensch)
- ansehen könnte, wenn nicht letzteres etwa nur in niederdeutschen
- Dialekten vorkommt. Vielleicht gehört hieher auch die Redensart
- „Bist du des Teufels (d. i. Art)?"
- 3262. lieber die Waise vgl. Einleitg.
- 3307. Hier folgte vermutlich das Anerbieten Princians 3247 £f.
- 3328 reimte ursprünglich wol : kiele 3333, das dazwischen
- Liegende ist von dem Nachdichter eingeschoben, vgl. Einleitg.
- 3342. Ettmüllers Conjectur ein rörach wird das Richtige
- treffen.
- 3360. äne alle wer kann heissen „ohne jede Weigerung,
- bereitwillig**. Besser wird es hier zu erklären sein: „ohne Heeres-
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- — 182 —
- macht'^ Die Prosa erzählt: Künig Arenndel vü herizog Eysz
- legten an \ yeder ain Schwartze kutten über sein hamasdi
- Hessen jr höre hey einander \ vnd woUen sy zwen zu
- Mindots bürg.
- 3397. Die Mren sind natürlich Orendel und Ise.
- 3406 f. Der was [von alter] wiz als der sn^ Sinen bart
- so grtsen Sack man im vher dm gurtd gSn Mor. 159, 3. Üf
- den gurtel ginc ime der bart Rother 3508, vgl. 5081 f. Ein
- alder man da vor saz Mit einem gräwen barte Der der pf orten
- warte V. Sente Brand. 528. Ueber wüz als der snS vgl. Kinzel
- zu Alex. 5305.
- 3408. Die strenge = „Augenbrauen" kommt sonst nicht vor.
- 3418 f. Derselbe Reim luftenikreßen Rother 3534.
- 3422. arbeit tngän, ein ungewöhnlicher Ausdruck, der das
- Ungeschick des Ueberarbeiters verrät.
- 3471. So friunt dem andern dicke tuot (:gnw>OBiterolf 790.
- Andere Stellen hat Jänicke DHB I, 259 zusammengestellt.
- 3480 f. vgl. 3796 f. Der gleiche Reim golt : hoÜ H Ernst B
- 687. 2079. 4663. 4793. 5099. 5957. Nib. 482. 1843. Wolfdietr.
- B I, 59. D Vn. 211. Floyris 72. 107. — Flore 7709. Eraclius
- 631. Parz. 222, 17. Wigalois Pf. 214,9. Uhl.Volksl. 185,27u.s.w.
- 3497. Wtcgeserwe gehört allein dem Volksepos. Vgl. auch
- V. 3829.
- 3518. Auch Ettmtiller liest Ver^^et. Allerdings liest hier
- die Prosa wie D: so ertzaigt er mir sein aUt syt das waisz
- ich weil. Es muss ein alter Fehler sein.
- 3545 hat jedenfalls in TJ anders gelautet, wie auch durch die
- abwetch^de Lesart in H bestätigt wird, doch habe ich nichts
- Besseres vorzuschlagen.
- 3554. Harkensee (Unters. S. 70) will hier H den Vorzug
- geben wegen der Form fragen, aber es ist deutliche Wiederholung
- der Verse 3438 f., und die Form fr^en lässt sich auch elsässisch
- nachweisen (Weinhold, AI. Gr. 122).
- 3576 flf. Hier liest die Prosa: Do was der haid Magprentzean
- aJlda vn riet dem künig \ er solt fraw Breyden für sich bringen
- lassen ob sy die Bilgrin erkennet \ er solt sy auch wol em-
- pfahen doch nur zu ainem schein. Es ist dies — abgesehen
- von V. 3518 — die einzige Stelle, wo P mit D einen Fehler teilt.
- Es bleibt der Ausweg, dass S ebenfalls So vorfand und 8i richtig
- herstellte.
- 3613 f. Die Prosa liest hier vielleicht richtiger: waü war
- ichts wirsers dann der tod das müst er leiden.
- 3648. Das Original wird hier gelautet haben Si bräht in an
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- — 183 —
- die selve stat, — Ueber die Verwendung von Brieftauben bei der
- Belagerung vgl. Schultz, höf. Leb. 11, 382.
- 3657. abe sprechen mit dem Dativ der Sache, wie D hat,
- ist wol nur Druckfehler, wenigstens ist mir diese Wendung sonst
- nicht bekannt, während aie brechen in diesem Sinne noch dem
- 17. Jahrhdt. geläufig ist.
- 3677. Meister ist hier der Führer des Heeres, der Heer-
- meister. Nhd. lebt das noch fort in „Rittmeister, Wachtmeister" u. Ä.
- 3679 f. vgl. Daz heüichdüm vor ze vorderbst Sie vuhtin
- üf den godis tröst Rother 4159, vgl. 2657. Der gleiche Reim
- auch Nib. 1466. 1957.
- 3681. 82. 84-86 und 3688-92 büdeten in [7 zwei fllnfzeüige
- Strophen mit schon verschobener Weise.
- 3693 f. vgl. 3702 f. 3860 f. Do huop sich not Da von lac
- dö maniger tot H Ernst B 4725. Die criche liden grozze not
- Da bleip eripilus tot Herbort 10237.
- 3702 f. sind ebenso wie V. 3695 von U eingeschoben, auch
- die Prosa weiss nichts davon.
- 3719. selbdrit mit Ise und AchiUe, während Bride die Turm-
- pforte bewacht, um Minolt nicht entschlüpfen zu lassen.
- 3725 nach P, vgl. Einleitg. U hat hier fälschlich nach
- V. 3859 Der Grawe Boc eingesetzt.
- 3734. Vermutlich hat auch hier der typische Reim toufen :
- gdouben gestanden.
- 3737. Auch hier liest die Prosa: Wäre ichts uuürsers oder
- hdrbers dann der tod das wolt ich on aUe swdr gern leyden.
- Und das von HD überlieferte Das 3738 macht für U eine ähn-
- liche Lesung wahrscheinlich.
- 3744 f. Ueber den formelhaften Reim geste : veste vgl. Pirig,
- jung. Judith S. 40. Kinzel zu Alex. 1180.
- 3745. Die Construction wirte an bröt ist allerdings auffallend.
- Ettmüller liest deshalb: Da vunden sit die geste Wirtscaph
- in der veste An bröde joch an wtne.
- 3818 f. vgl. Also der heiden dö getranc Im enpfiel der köpf
- und seig nider üf daz lant Mor. 289.
- 3876 f. vgl. 3890 f. Und vaortens gar vnrdecUche Für got
- in daz etoic himdriche Osw. 3452 f. Und fitorten en frolich
- In das schone hymmelrich Reinbod 6086.
- Ich lasse den sehr ausführlichen Schluss der Prosa hier wort-
- getreu folgen:
- Vnd als er yetz zu peth gieng j kam aber der Enngel gotes
- mit grosser klarhait vn sprach . Künig Arendel \ nym war mich
- hat got d* herr zu dir gesandt der wül dich betonen deiner
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- — 184 —
- grossen arbaitte \ so du vmb seinent willen erlitten hast \ der
- haisset dir sagen j döw jr baide nicht lenger lebt dann ain halbes
- jar I darumb so tviU er das jr jm keusch vnd rain beleibt \ vnd
- also kumpt in seyn Etvigs reich \ vnd eüwer rechts Vaterland \
- das jr hertigklich erstritten vnd erfochten habt Als er dise
- botschafft vemam vn vermarckt die zeit seiner tag \ so gar
- kurtzlich verendet werden \ erwäg er sich aller freüden \ vnd
- nam für \ dise kurtze zeit seins Ifbens \ mch seiner sede sdlig-
- keit I vn schickt zu morgens zu stund vm werckleüt \ vn liesz
- 'frier clausen machen \ jm selbs ain besonnder \ die annder der
- künigin \ die drit hertzog Eysen vn die vierd hertzog Achillen,
- Vnd allso theten sy sich sdbs \ vnd jr yetlichs in ain besondre
- ivonung | vnd dienten got dem herm mit gantzem vnd grossen
- fleiss vnd gantzer andacht \ in hertter vnd scharpffer kestigung
- jrer leib \ wan sy nicht anders assen vnd truncken dann brot
- vnd Wasser \ vnd nur tzü ainem m^l im tag. Als aber nu das
- halb jar verendet was wolt got der herr sein besonder lieb freund
- in disem eilend vnd jamertal nicht lenger lassen \ vnd schickt
- jn manigen Enngd mitt wunnigklicher schare \ die eruoderten
- sy vnnd namen die lieben seelen von disem jämerigen leben \
- fürten die in das fron hymelreich. Vnd ee junckfraw Breyd
- jr sede auff gab \ bat sy vor den allmächtigen got \ wer jn an-
- raffet in jrem namen \ das dem geholffen uuürd ausz allen seinen
- nöten vn trübsalen \ durch seines hailigen leydens willen. Do
- ward jr geantwurt das jr gebeet erhört war \ zu stund gab sy
- auf jren gaist in die hend desz hymelischen vatters \ Vnd die
- anndern gaist wurden auch mit jr gefürt in die höhe der hymd \
- dartzü vnsz got allen helff. Dabey msrcken die fromen Christen-
- lichn Bitter \ vnd gemainklich alles volcke \ wie künig Arenndel \
- junckfraw Breyd \ auch die benanten zwen Fürsten \ so gar
- hertigklich vmb das Ewig leben gestriten \ vn Ritterlich erfochten
- haben. Vnd lasset euch das ain Exempel sein \ ob es ymmer
- dartzü kam \ das jr auch Ritterlichen streit vmb den Ewigen
- Zow_| der da vnzergengklickn ist \ vnd nymer m^ vö euch ge-
- nomen werden. Wan jr täglichn wol secht \ das kain beleyben
- in diser wdt ist \ sonnder es fort ainen nach dem andern
- dahyn. Wölcher dann aUain von güts wegen gestritten hat \
- vnd nicht zu uor an fürgesetzt die Eer gottes \ der hat nitt
- wol gestritten \ ym bdeibt auch weder hye noch dort nit mer
- lonsz I dann der rau/m. Vnd darumb seyt fürfichtig (!) \ setzt
- gott den herm für \ in allen dinngen \ so werdt jr sighafft
- in allen eüwern streyten \ gaistlich vnd leyplich \ vnd mügt auch
- komen zu der vorbenannten gesdlschaft \ vnd aller hymlischen
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- — 185 —
- Ritterschaft \ dartzü vnsz got durch sein hailigs vnschuMigs
- sterben helffe Amen.
- Voigt nach wie vnd wenn der graw Rock vnsers
- herren mitsampt anderm hailtumb zu Trier gefunden
- worden ist.
- Die Hystori dises hüchlins \ hab ich genomen ausz ainem
- gar alten büchlin MDXII Finis. Laus
- deo (s. oben in d. Einleitg.).
- Dises nachgetruckt unrdiges hailtumb ist gefunden worden
- im hohen altar \ im Thumb zu Trier. Anno dni 1512. in den
- Osterfeiren \ in dreyen verschlossen kysten oder sarchen. Auch
- wie die Kaiserlich Maiestat zu Chor gestanden ist. Nachuolgend
- die Churfürsten \ gaisüich vnd weltlich. Auch andre potschafften
- vo Pdbstlicher hailigkait vn künigen | vn ander Fürsten gaist-
- lieh vü weltlich. Deszgleichn gefürst grauen \ Chrauen \ Frey-
- herrn x Die reichstöt vnd der Fürsten geschickte potschafft x.
- In der Ersten kysten.
- Der leichnam sant Matern \ Erzbischoff zu Trier \ Auff
- wölichem leichnam ist gefunden worden ain pfennig darauf
- geschrieben steet Matemus.
- In der Andern kysten.
- Der Rock vnsers herrn Jesu christi \ mit ainem grossen
- würffd I vnd etlichen Cedulen vnd geschriften \ von alter ver-
- wesen. Item ain messer verrost \ vn vü ander hailig thumbs \
- der zedel man nit leesen kan \ wan sy veraltet seind.
- In der Dritten kysten.
- Von saM Crisanto vnd Dario. Von sant Marcdlino vnd
- Petro. Von sant Largo vnd Schmaragdo. Vont sant Irminia
- junckfraw. Von dem hymelbrot vnd anderm. Von dem klaid
- vnser lieben frawen. Von dem klaid darin Christus in die
- kryp gelegt ward. Von dem finger sant Siluester Bapst. Vont
- sant Paulus Apostd. Von dem grab vnsers herrn. Von dem
- erdtrich des grobes Christi. Von sant Laurentzen mxirtrer.
- Ain klain Silberen Creütz | darinn ist g&ivesen von dem hai-
- ligen Creütz. In ainem peütel ist verschlossen gewesen disz
- nachgeschriben hailtumb. Von der krippen vnsers herrn Jesu.
- Von dem klayd vnser lieben frauwen. Von dem grab vnsers
- herrn. Von der Seiden daran Christus gegaisdt ward. Von
- dem Stain darein Cristus mitt aim finger geschriben hat. Von
- sant Luca Evangelisten. Vont sant (jfeorgio martrer. Von sant
- Appolonia junckfraw.
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- — 186 —
- Item in ainer andern Sühren Cassien \ das haupt sant
- Comelij pabst vnd Martrers. Nämlich das Sberst tail desz
- haupts I von der nasen an vnd dar oben. Item vü anders tvir-
- diges hailtumbs hie nit benant. Bey etlichen disen vorbenannten
- ducken warhafftig fwnden ist worden das haupt sant Oetuli
- martrers.
- Wie man zu kor gestanden ist:
- Die Kaiserlich Maiestat zu Oberst. Die Churfürsten dar-
- nach. Der Bischoff von M&ntz. Der Bischoff von Trier. Der
- Bischoff von Cöln. Der Pfaltzgraff. Darnach die weltlichen
- Fürsten vnd Potschafften \ wie die in ordmrng gestanden sein \
- ist hye nitt not zu setzen. Damit sey gelobt got vnd sein werde
- müter \ mit allen hymlischen Bürgern | nu/n vnd in JEungkait.
- Amen. Laus deo.
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- Verzeichnis der Eigennamen.
- Abrahamischer garten 1523.
- Achüle 3442. 3446. 3476. 3536. 3546. 3884.
- Ackers 2572. 2580. 2751. 2761. 3200. 3450. 8764.
- AlbSn 2414. 2441.
- AMt 2637.
- BabüÖnie 400. 2522. 2567. 3221. 3231. 3812. 3364. 3378.
- 3638. 3685.
- Babüonier 2537.
- Bangrazien heiltuom 1639.
- Bare 3065. In D nach 480.
- BeHän 405. 1839. 1928. 2009.
- Berwln 3009. 3015.
- Bride 220. 855. 1152. 1163. 1177. 1421. 1464. 1494. 1496.
- 1506. 1554. 1577. 1579. 1610. 1620. 1750. 1764. 1802.
- 1808. 1819. 1833. 1848. 1888. 1890. 1902. 1910. 1923.
- 1938. 1951. 2039. 2045. 2054. 2055. 2062. 2072. 2086.
- 2087. 2091. 2097. 2111. 2126. 2129. 2139. 2170. 2176.
- 2193. 2217. 2241. 2252. 2255. 2265. 2285. 2331. 2335.
- 2370. 2393. 2412. 2415. 2421. 2427. 2431. 2445.2461.
- 2470. 2474. 2703. 2856. 2866. 2913. 2965. 2979. 3029.
- 3037. 3050. 3051. 3053. 3057. 3059. 3108. 3118. 3144.
- 3149. 3152. 3180. 3206. 3214. 3220. 3225. 3241. 3263.
- 3269. 3290. 3302. 3370. 3374. 3453. 3579. 3584. 3590.
- 3636. 3710. 3766. 3777. 3793. 3794. 3799. 3804. 3808.
- 3824. 3832. 3838. 3846. 3850. 3867. 3873. 3880.
- BüUe 3077. 3191.
- Ciperland 111.
- Crist 2. 5. 122. 273. 806. 1005. 1387. 1662. 2029. 2582. 2765.
- 2806. 2823. 3115. 3244. 3294. 3416. 3667. 3735.
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- — 188 —
- Daniel 2545. 2664. 2680. 3216. 3805.
- David 1601. 1638. 1648. 1697. 1797. 2719. 3420.
- Denciän 2384. 2668. 2690. 2782 in H.
- Dercian 2384 H.
- Dion 3816. 3820 in H.
- Ducian 3786 H.
- Duician 2668 D,
- mriän 2384. 2541. 2668. 2690. 2782. 3786. 3816. 3820.
- Düschkan (Wüste) H 1542.
- fein 2539. 2543. 2639. 2651. 2660. 2666. 2676. 2684. 2818.
- Elisabet 3488.
- Gabriel 702. 809. 1007. 1389. 1665. 2032. 2809.
- Helena 26.
- Herödes 50. 60. 75.
- Ise 554. 582. 599. 606. 616. 628. 650. 744. 756. 767. 2151.
- 2157. 2163. 2175. 2179. 2215. 2231. 2235. 2236. 2268.
- 2272. 2277. 2281. 2284. 2295. 2304. 2311. 2336. 2349.
- 2363. 2367. 2494. 2497. 2694. 2871. 2876. 2934. 2967.
- 2985. 2992. 2993. 2998. 3025. 3047. 3062. 3181. 3239.
- 3272. 3320. 3328. 3344. 3350. 3354. 3386. 3392. 3432.
- 3484. 3564. 3566. 3637. 3722. 3740. 3752. 3882.
- Jerusalem 172. 448. 833. 861. 867. 1176. 1451. 1547. 1567.
- 1657. 1749. 1783. 1841. 1863. 1987. 2220. 2244. 2370.
- 2392. 2534. 2554. 2628. 2683. 2839. 2938. 2958. 3210.
- 3215. 3292. 3767. 3775. 3875.
- Jhesus 7. 70. 3416.
- Jordan 1681. 1876. 2075. 2572. 2580. 2751. 2761.
- Josaphat H nach 3173.
- Judas 42.
- Klebermere 367. 390. 1716.
- Kobelenz 345.
- Liberiän 1545. 1682.
- Mane 4. 24. 183. •189. 378. 386. 544. 657. 686. 724. 799.
- 1376. 1380. 1479. 1757. 2016. 2606. 2793. 3040. 3525.
- 3646.
- Mentwin 1194. 1261. 1269.
- Mersüiän 2931. 2942. 2951. 2962. 3073.
- Merziän 910. 936. 952. 956. 983. 1013. 1021. 1032. 1081.
- 1088. 1100. 1273. 1460. 1480. 1497. 1712.
- Metz 3084. 3092.
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- — 189 —
- Michael 1391. 1667.
- Minold 3222. 3365. 3372. 3513. 3531. 3534. 3556. 3570. 3587.
- 3602. 3612. 3631. 3686. 3731. 3736.
- Montelie 2512.
- Munteväl 3307.
- Müsel 156. 343.
- Oliveti 30.
- Orendel 39. 169. 229. 259. 380. 451. 564. 688. 705. 780. 801.
- 847. 1382. 1394. 1672. 1805. 2018. 2141. 2146. 2795.
- 2846. 3098. 3164. 3698. 3870.
- Ougel (Eygd) 161. 204. 241. 251. 1441. 1732.
- P siehe auch unter B.
- Peter 581.
- Princian 8247. 3576.
- Baphael 1390. 1666.
- Rin 345. 347.
- Rom 581. 594. 3082. 3187.
- Sarrasen 2119. Sarrasin 2327.
- Schälung (Wüste) 1524. 1542. 1563. 1836. 1859.
- Schütwln 1125. 1129. 1143. 1149. 2917. 2921.
- Stefan 176. 2932. 2952. 3074.
- Sudan 911. 926. 1014. 1020. 1033. 1036.
- Surian H 2541.
- Suriant 1190. 1331. 1369. 2108.
- Thomas 648.
- Tiber 3080. 3189.
- Tragemund 109.
- Trier 157. 488. 672. 882. 1442. 2133. 2848. 2860. 2883. 3092.
- 3167. 3178. 3235. 3316. 3382.
- Wärmund 3007. 3031.
- Westväl 2346. 2356. 2406.
- Weterischez mer 244. 349. 1707.
- Wieland (von Bare) in D nach 480.
- Wolfhart 8218. 3304. 3789. 3801.
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- Nachtrag.
- Unter den zahlreichen Schriften, die die Ansstellung des heil.
- Rockes im Jahre 1844 heryorgemfen, und die mir erst neuerdings
- zu Gesicht gekommen sind, finden sich auch zwei, welche die Trierer
- Legende ans unserm Spielmannsgedicht zu rechtfertigen und heide
- in TCinklftfig zu bringen suchen. Der Vollständigkeit halber muss
- ich derselben nachträglich mit wenigen Worten gedenken. Die erste
- hat Joseph von Görres zum Verfasser (Die Wallfahrt nach Trier,
- Regensburg 1845). Stolz erhebt er sich über „die flache Leerheit
- dieser Zeit'', die in dem Gedichte „nichts als ein Gewebe abge-
- schmackter und verrückter Abenteuer erkennen wird" und mit dem
- erhabenen Pathos des Eingeweihten reicht er der blöden Menschheit
- den Schlüssel, der die Geheimnisse der Dichtung aufechliesst. „Be-
- trachtet man den Bau des Kunstwerks im Allgemeinen und im
- Grossen, dann zeigt schon das Gewebe der Zahlwurzeln, die in ihm
- überall zu Tage treten, dass sein Gegenstand durchaus in einem
- mystischen Sinne gefasst werden muss''. Darauf folgt die Entdeckung,
- dass sich die Zahlen des Gedichtes insgesammt auf 2 oder 3 zurück-
- führen lassen. „Grundzahlen deuten aber überall auf Grundideen",
- und 80 ist hier die „fundamentale Idee der Erlöser als das Gentrum
- der Geschichte". Der göttliche Logos, der sich menschlichen Ge-
- danken eingedacht, verwebt seine Dogmen in der Lehre zu einem
- untrennlichen Gewebe, dessen Symbol das natürliche untrennlicbe
- Gewand ist, in dem der Logos auf Erden gewandelt. Und wie es
- heisst: das Wort währet ewiglich, so ist auch sein Abbild, der Rock
- Christi unverwüstlich. Er, den Menschenhände nicht versehren
- mochten, geht in die Gewalt der Elemente über, doch diese ver-
- mögen nichts wider ihn: die Wellen erbrechen seinen Sarg und
- begraben ihn im Sande. Aber auch die Erde hat über ihn keine
- Macht, der Pilger findet ihn unverletzt und übergibt ihn dem Meere,
- wo ihn ein Fisch verschlingt. „Jetzt geht er eine Stufe höher ins
- Reich der Thiere über". „Aber auch die thierische Dauungskraft
- mag die Unverwüstlichkeit des Gewandes nicht versehren". Was
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- — 191 —
- nun dem nagenden Zsihn der Elemente widerstanden, moss auch dem
- Angriff von Stahl und Eisen widerstehen. Hier knüpft also das
- Legendenhafte an das Sagenhafte an. * Der heil. Rock kann nur dem
- Würdigsten zufallen und das ist Orendel, der erste Held, der je
- geboren ward. Die Urbevölkerung von Trier war nämlich eine
- gälische und aus Assyrien eingewandert, ein vorfliegender Adler wies
- ihr den Weg; und Eigel oder Aggl, altirisch Akuil, bedeutet nicht
- weniger den Adler, als Orendel oder Arendel. Dieser unterzieht sich
- mit seinem Stamme der Brautfahrt zu Bride, der christlichen Earche.
- Aber soll ihm das heil. Kleinod zu Teil werden, so muss er alle Pracht und
- Habe hingeben, nackt und bloss muss er den Schatz wie ein himmlisches
- Almosen empfangen: darum versinken ihm Mannen und EJiele. Dann
- aber rüstet ihn die Kirche mit ihren Waffen gegen die Heiden, und
- die Hüterin des heil. Grabes steht ihm bei, bis er sich als der ver-
- heissene König zu erkennen gibt. Das heisst aber: die Kirche ist
- wohl streitbar, doch bedarf sie eines Schirmherm, der wird ihr aus
- Germanien gesendet. Das ritterliche Heldenthum im Occident und
- die Earche vom Orient schliessen einen Bund, doch dieser Bund
- muss ein keuscher sein, und das Schwert, dass sie verbunden, trennt
- sie in der Hochzeitnacht. Die befreite Braut des Orients hilft nun
- ihrerseits die Schwesterkirche des Occidents in Trier befreien,
- darüber geht aber ihr eigenes Reich an die Heiden verloren. Da
- entscheidet der göttliche Rathschluss: das heil. Grab bleibt unter
- dem Schutze des Königs, dem Occident aber wird in dem Gewände
- das Symbol der Idee zurückgelassen. — Doch genug der Wunder-
- lichkeiten; wie sich die Einzelheiten des Gedichtes in diesem Kopfe
- malen will ich nicht weiter ausführen.
- Den gleichen Zweck , wennschon in minder tiefsinniger Weise,
- verfolgt ein Schriftchen von P. Laven „Die kirchliche Tradition vom
- h. Rocke durch noch lebende Yolkssagen und durch das altdeutsche
- Gedicht vom Grauen Rocke in Schutz genommen, Trier 1845".
- Ich mag auf die mancherlei Irrthümer, Fehlschlüsse und schiefen
- Behauptungen dieses durchaus dilettantischen, aber gut gemeinten
- Büchleins nicht näher eingehen, will aber doch nicht versäumen,
- schliesslich zu erwähnen, dass wir von dem gleichen Verfasser eine
- nhd. Uebertragung des Orendel (Trier 1845) besitzen, die der Sim-
- rockschen im Ganzen an Glätte und Freiheit der Bewegung ent-
- schieden voransteht, obschon sie sich im Einzelnen von Misverständ-
- nissen und Geschmacklosigkeiten noch weniger frei zu halten weiss.
- UNIV. OF MiCHIGANi
- dAN 111912
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- Naehtragliehes zum Variantenapparat.
- Durch ein Versehen sind die folgenden, freilich ziemlich be-
- langlosen, Lesarten ausgefallen, die ich im Apparat nachzutragen bitte:
- 63 zwei Zeilen in H, 116 sante H. 144 keine H» 205
- Nun wisz H, Darauf in H: Die dar durch XTTT konnig Reich
- Ich sag es vch vatter werlich Die wolte ich jr machen undertan
- Sprach der konyg lobesan. Na^h 801 folgt in D: Das man in
- nit werdt tödten. 824 Vü bald D. 1008 Den D. 1009 an leit
- H. 1292 feUt H. 2394 Vü fehlt H. 3094 Die dreyzehen
- haydenische k. D.
- Ferner ist in den Varianten zu 1049 und 1193 nam und he-
- stan zu lesen, zu 681. 682 ein weggebliebenes H zu ergänzen.
- Druck von Fr. Richter, Leipzig.
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