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  Directory : Orendel
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  • ORENDEL
  • EIN
  • DEUTSCHES SPIELMANNSGEDICHT
  • MIT EINLEITUNG UND ANMERKUNGEN
  • HERAüSaEGEBEN
  • VON
  • ARNOLD E. BERGER
  • -^^
  • BONN
  • EDUARD MVKBKr's VERLAG
  • (JULIUS FLITTNER)
  • 1888
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  • ^r SEINER EXCELLENZ
  • ei
  • Wl HERRN
  • DEM WIRKLICHEN GEHEIMEN RATH
  • DR. MARTIN EDUARD SIMSON
  • PRÄSIDENTEN DES REICHSGERICHTS
  • EIN SCHLICHTES UNTERPFAND
  • TIEFER VEREHRUNG UND TREUER DANKBARKEIT.
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  • Vorrede.
  • Das Gedicht von Orendel lag uns bisher in zwei Ausgaben vor.
  • Die Arbeit v. d. Hagens (Berlin 1844), welche die Hdschr. statt
  • des Druckes zur Grundlage wählte und deren Text durch oft recht
  • unglücklich gewählte Zusätze aus dem letzteren nur entstellte, ge-
  • währte nur ein unsicheres Mosaikbild der Ueberlieferung, dessen Unzu-
  • länglichkeit die Mängel des Yariantenapparats nicht auflegen konnten.
  • Mit grösserem Geschick folgte ihm Ettmtiller (Zürich 1858); seine
  • Textdarstellung entbehrt nicht glücklicher Einzelheiten, aber die Art,
  • wie hier ein verfehltes Princip bis in seine letzten Consequenzen
  • verfolgt wird steht einzig da in der Geschichte unserer Wissenschaft.
  • Die vierzeilige Strophe ist das Prokrustesbett, nach dem die Ueberliefe-
  • rung unbarmherzig zurechtgeschnitten wird: was sich nicht fügen will
  • wird leichten Herzens bei Seite geworfen, vor gewaltsamen Aen-
  • derungen und Umstellungen scheut der Bearbeiter nicht zurück,
  • und wo dieses aller Methode ins Gesicht schlagende Verfahren zu-
  • weilen Verlegenheit bereiten möchte, wird flugs der eigene poetische
  • Genius zu Hilfe gerufen, der dann nicht zögert mit einer selbster-
  • fundenen Strophe den klaffenden Riss zu decken.
  • Der Kritik, für die mir in Harkensee*s sorgfältigen „Unter-
  • suchungen über das Spielmannsgedicht OrendeP' (Kiel 1879) eine
  • dankenswerte Vorarbeit zur Verfügung stand, blieb somit Alles noch
  • zu leisten übrig. Leider waren ihr die Grenzen nicht weit gesteckt.
  • Von der ursprünglichen Gestalt hat sich unsere Ueberlieferung
  • schon allzu weit entfernt, und so musste ich mich bescheiden jener
  • nur hie und da nahe zu kommen oder den Weg anzudeuten, der zum
  • Ziele leitet. Von ausserordentlichem Werthe war hier die Augs-
  • burger Prosa, die vom Gange des Gedichtes ein treueres Bild gibt,
  • als die beiden Texte. Was ich in ihr als unzweifelhaft echt erkannte
  • habe ich aufgenommen und die durchschimmernden Eeime jedesmal
  • 531662 ^ ,
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  • VI Vorrede.
  • durch gesperrten Druck kenntlich gemacht. Was von einzehien
  • Lesarten aus der Prosa zu verwerthen war habe ich auf S. XXV ULI flF.
  • der Einleitung zusammengestellt. Auch mit dieser trefflichen Unter-
  • stützung gelang es indes nicht Alles aufzuhellen, nnd Manches bleibt
  • noch künftiger Besserung vorbehalten. Aber den Schwerpunkt der
  • vorliegenden Arbeit dürfte auch Niemand in dieser Richtung suchen
  • wollen: bei den älteren Spielmannsgedichten vermag die Textkritik
  • überhaupt nicht zu abschliessenden Ergebnissen zu gelangen. Wich-
  • tigere Aufgaben wollen hier gelöst sein.
  • Wenn unsre Litteraturgeschichte aus einem Gedichte, von dem
  • sie seit mehr als vierzig Jahren Besitz ergriffen, und das ihr bisher
  • als das ,, unstreitig roheste^^ seines Kreises gegolten, nachträglich
  • einen so schönen Gewinn zu ziehen vermag, so legt das die Hoff-
  • nung nahe, es möchte ein solcher Fund nicht vereinzelt bleiben.
  • Die Untersuchung des Orendel fllhrt unmittelbar auf zwei grössere
  • Quellen zurück, die ihrem Inhalte nach genau abzugrenzen sind
  • und im Wesentlichen auf gleicher Grundlage ruhten: beides waren
  • Spielmannslieder von so trefflicher Vollendung, dass ich der Ver-
  • suchung nicht widerstehen möchte , sie in treuer Nachdichtung wieder
  • aufleben zu lassen, um von ihrer einfachen, kräftigen Grösse, ihrem
  • echt epischen Geiste den möglich vollsten Begriff zu geben. In
  • der That glaube ich in allen spielmännischen Dichtungen deutliche
  • Spuren solcher selbständigen Gedichte wahrzunehmen, bei keinem
  • aber dürfte der Nachweis so überzeugend zu führen sein, wie ge-
  • rade bei dem vorliegenden. Dies war der wichtigste Theil meiner
  • Aufgabe.
  • Daneben galt es in erster Linie die Vorgeschichte jener beiden
  • Spielmannsgedichte festzustellen. Es wäre mir nicht unwichtig,
  • wenn diesem Abschnitte meiner Arbeit auch von Seiten classischer
  • Philologen einige Beachtung vergönnt würde, nicht seiner Ergeb-
  • nisse, sondern seiner Methode wegen: der griechische Roman von
  • „Apollonius von Tyrus'* hat in der auf uns gekommenen Fassung
  • offenbar ZVige von bedeutsamer Eigenart eingebüsst, die sich in der
  • von mir behandelten Partie desselben mit Sicherheit wiederherstellen
  • lassen, indem ihr Vorkommen in der dem „Apollonius" an jener
  • Stelle zu Grunde liegenden Quelle einerseits, in dem deutschen, aus
  • dem „ Apollonius'* schöpfenden, Gedichte andrerseits auf das ver-
  • mittelnde Glied, den Roman, einen zwingenden Schluss verstattet.
  • Aus einer planmässigen Durchforschung der mittelalterlichen Dich-
  • tung, soweit sie antike Erzählungsstoffe und Romanmotive verar-
  • beitet, werden auch für die classische Litteraturgeschichte noch
  • schätzenswerthe Ergebnisse zu gewinnen sein.
  • Aber auch eine neue Untersuchung des mythischen Kernes der
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  • Yorrede, VII
  • OrendelsagB stellte sich als nothwendig heraus. Müllenhoffs scharf-
  • hlickender Intnition, die allen seinen Sagenforschongen ihre eigen-
  • artige Bedeutung leiht, war die überraschende Entdeckung gelungen,
  • dass die Brautwerbung Orendels erst als die jüngere Umbildung
  • einer Heimkehrsage anzusehen ist. Musste von diesem grundlegenden
  • Gedanken die Untersuchung selbstverständlich ihren Ausgang nehmen,
  • so forderten doch die weiteren Ausführungen Müllenhoffs zu mannig-
  • fachem Widerspruche auf; zudem mussten ans einer vergleichenden
  • Durchforschung der gesammten verwandten Mythenmasse noch weitere
  • Aufschlüsse zu erwarten sein. Für diesen schwierigen Theil meiner
  • Aufgabe fand ich zum Glück eine treffliche Unterstützung an meinem
  • lieben Freunde Dr. Ludwig Beer. Hatten mich litterarhistorische
  • Neigungen auf dieses Arbeitsfeld geführt, so leiteten ihn mythologische
  • Interessen auf die Spielmannspoesie; und ich durfte seine Mitarbeiter-
  • schaft mit um so grösserer Freude begrüssen, als ich mich zu einer
  • mythologischen Untersuchung nicht annähernd so gerüstet fühlte.
  • Die ebenso durch neue und eigenartige Methodik wie durch Schärfe
  • der Beweisflihrung und lichtvolle Anordnung eines reichen Materials
  • ausgezeichnete Abhandlung Beers liegt seit Kurzem gedruckt vor
  • in Paul und Braunes Beiträgen XHI, 1 — 120. Der flinfte Abschnitt
  • meiner Einleitung fasst die Hauptpunkte dieser Arbeit in knapper
  • Uebersicht zusammen, nur in einigen, nicht eben wesentlichen, Punkten
  • musste^ ich abweichende Absichten geltend machen. Im Uebrigen
  • möchte meine Darstellung die Leetüre jener trefflichen Untersuchung
  • durchaus nicht überflüssig machen, sie will vielmehr alle Mythologen
  • von Fach ausdrücklich darauf hinweisen. Auch sonst ist mir in
  • Einzelheiten Beers freundschaftlicher Rath von Nutzen gewesen.
  • Die Entwicklungsgeschichte des Stoffes liegt nunmehr klar vor
  • Augen, und ich wage dafür im Wesentlichen auf die Zustimmung
  • der Fachgenossen zn hoffen. Weniger sicher bin ich derselben für
  • die Auffassung der schwierigen Fragen, die die Geschichte des Textes
  • zu lösen giebt. Dass ich in der Anführung von Varianten hätte
  • sparsamer sein können sehe ich jetzt*) selbst: eine Reihe derselben
  • ist durch die ausführliche Uebersicht der Lautverhältnisse des
  • Druckes entbehrlich geworden, und auch die aus der Hdschr. mit-
  • getheilten Lesarten hätten sich in etwas beschränken lassen. Ich
  • hoffe, dass dieser Maugel in den späteren Theilen des Gedichts
  • weniger zu bemerken ist. Wichtiger ist, ob man die Ansicht von
  • einer zu Grunde liegenden fUnfzeiligen Strophe fttr ausreichend be-
  • *) Dies Buch wurde bereits im November 1886 abgeschlosseD. Ich
  • erwähne das nur beiläufig, ohne der eigenthümlichen, theilweise peinlichen
  • Schicksale weiter pfedenken zu wollen, denen es lange Zeit ausgesetzt ge-
  • wesen, bevor der jetzige Herr Verleger sich seiner annahm.
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  • Vni Vorrede.
  • gründet hält, um ihr einen gelegentlichen Einfluss auf die Darstellang
  • des Textes einzuräumen. Allerdings bin ich gerade hierin mit ängst-
  • licher Vorsicht verfahren, ohne in solchen Fällen mehr als Aus-
  • scheidungen oder Umstellungen einzelner Verse vorzunehmen: die be-
  • treffenden Stellen findet man bei Erörterung der Strophen in der
  • Einleitung sämmtlich angeführt.
  • Die Anmerkungen machen nicht den Anspruch ein vollständiger
  • Commentar zu sein, wiewohl ich sprachlichen wie sachlichen Er-
  • örterungen nirgends ausgewichen bin. Mein Hauptabsehen war hier
  • indes auf die eingehendere Verfolgung einer Erscheinung gerichtet,
  • deren Wichtigkeit mir nicht genügend bisher gewürdigt schien.
  • Man hat auf formelhafte Reimpaare in der Lyrik wiederholt geachtet,
  • in der Epik nur vorübergehend, ohne weitere Schlüsse darauf zu
  • bauen. Ich bin den epischen Eeimt3rpen, soweit der „Orender^ dazu
  • Anlass bot, in ihrer ganzen Verbreitung nachgegangen, ich habe
  • aus Spielmanns- und Volkspoesie, aus höfischer und geistlicher Dich-
  • tung, hie und da auch aus Fastnachtsspielen und lateinischer Dich-
  • tung reichlich Belege zusammengetragen und eine Anzahl solcher
  • Typen vom 9. bis ins 16. Jahrhundert verfolgen können. Doch
  • sind meine Sammlungen keineswegs systematisch ausgezogen, sondern
  • gelegentlich bei der Leetüre angemerkt: man mag daraus entnehmen,
  • wie viel Material noch unbenutzt gelassen wurde. Selbstverständlich
  • habe ich damit auch nur Vorarbeiten für eine Reihe von Unter-
  • suchungen liefern wollen, die daran anknüpfen müssen: ich habe
  • nur zeitlich diese Formeln von ihrem fiühesten Auftreten bis zu
  • ihren letzten Spuren im ausgehenden Mittelalter verfolgen und zeigen
  • wollen, wie alle Schichten der Dichtung nicht in gleichmässiger
  • Stärke, aber ausnahmslos damit durchsetzt sind. Sie nach ihrer
  • litterarhistorischen Bedeutung zu untersuchen verbot sich an diesem
  • Orte von selbst ; soll aber jene in ihrem ganzen Umfange klar werden,
  • so muss jeder einzelne Dichter besonders auf seine Stellung zu diesen
  • typischen Reimpaaren hin untersucht werden. Ich will die Gesichts-
  • punkte andeuten, die ich in dieser Hinsicht betont wissen möchte.
  • Diese Formelreime sind einmal von Werth ftlr die Beurtheilung
  • der Varianten. Es Hessen sich ohne Mühe Hunderte von Belegen
  • dafür beibringen, dass Originallesarten verändert wurden unter dem
  • Einfluss eines solchen Lieblingsreimes, der dem Schreiber zuföJlig im
  • Ohre klang. Nicht selten wurden auch solche Reimpaare einge-
  • schoben, wo sie durch irgend einen Anklang in der Vorstellung ge-
  • weckt wurden. Wichtiger aber ist: diese formelhaften Reime
  • sind ein nicht zu übersehender Factor in der Entwicklung
  • der dichterischen Technik. Diese Entwicklung ist ein schritt-
  • weises Losreissen von denselben; je lebhafter das Bestreben ist sich
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  • Vorrede. IX
  • von ihnen frei zu machen, um so entschiedener muss die Technik
  • darauf ausgehen, sich neue Mittel zu schaffen und mannigfaltigere
  • Ausdrucksweisen zu suchen. Waren doch diese Formeln ein fester
  • Rahmen, in den sich Alles hequem hineinimprovisieren liess; aher
  • innerhalh dieses Rahmens musste auch alles Characteristische, alle
  • Handlung und Schilderung schliesslich im Typischen aufgehen und
  • das Individuelle vor dem Üherlieferten verschwinden. Das war einer
  • Zeit, da die epischen Stoffe Gemeingut waren, wohl gemäss: die
  • Charactere standen Jedem fertig vor Augen, der Inhalt der Sagen
  • war Allen geläufig. Sohald durch das Christentum, durch Berührungen
  • mit keltischer Mission, durch Eindringen antiker und orientalischer
  • Sagen ganz neue und fremde Stoffe sich aufbhaten, musste auch die
  • epische Technik nothwendig eine andere werden. Hier setzt der
  • Wettstreit zwischen Spielleuten und Geistlichen, dann den höfischen.
  • Dichtem ein: Jene halten an der ererbten Technik durchaus fest.
  • Diese suchen sich allmählich eine neue zu schaffen. Aber es ge-
  • lingt ihnen niemals die frühere ganz zu vergessen und von Zeit zu
  • Zeit fallen sie wieder in den alten Ton zurück. Nur diese Fälle
  • konnte ich in meiner Sammlung berücksichtigen, es muss aber nun-
  • mehr bei jedem einzelnen Dichter beobachtet werden, wie er mit
  • der Formel ringt und immer mehr von ihr frei zu werden sucht,
  • und der Fortschritt in dieser Richtung von Otfried bis auf Conrad
  • von Würzburg lässt sich stufenweise verfolgen.
  • Wo man die Formeln nicht ganz vermeiden kann, sucht man
  • sich mit ihnen abzufinden, so wird z. B. der Lieblingsreim
  • ffienc er cdgerihte Da er . . tmte verbessert in gienc
  • er alzehant Da er vant, Oder man sucht ihn durch Um-
  • stellung erträglicher zu machen: Nu hoeret, me ir vdter sprach
  • Do er den werden Oäwan sach Parz. 366,3. (vgl. Anmerkg.
  • zu Or. 135). Dd Parziväl gruoz gein ir sprach An in si
  • erkennecUchen sach Parz. 258,1. Oder man sucht neue Reime
  • dazu nach Massgabe der jeweiligen Situation: ein alter Typus lautet
  • Ur gap einen slac Daz er lac] daraus macht
  • Wolfram Parz. 126,1: m^ner worte si s6 sere erschrac Daz d
  • unversimnen vor im lac. Gottfried benutzt Tristan 6929 dieselbe
  • Formel in folgender Veränderung: er sluoc Einen also häzUchen
  • slac Der vil nach hin zem töde wac. Aus gienc ge-
  • dräte Ze einer kemeifiäte wfrd z. B. bei Lamprecht Alex. 2507
  • Er quam dicke dräte Ze sinis vater rate. Oder man behielt den
  • Reim bei, brauchte aber ein Reimwort in anderer oder übertragener
  • Bedeutung, sodass das Formelhafte nicht mehr störend empfunden
  • wurde: so bildet Gottfried Trist. 619 nach der bekannten Formel
  • Er vant sptse genuoc So mmi ie für getruoc
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  • X Vorrede.
  • das minder triviale Reimpaar Swä zuo den man sin wiUe truoc
  • Des alles vant er da genuoc. Oder man zerriss die Formel durch
  • einen Gedankenabschnitt: die E/eimbrechong wird in dem Bestreben
  • das eintönige Klappern der Reimformeln zu vermeiden ihren nächst-
  • liegenden Grund haben. So lässt Gottfried Trist. 8050 innerhalb
  • des Reimpaares einen neuen Satz beginnen: Swaz froude st dem
  • vater getete Daz fröutes alle geltche: Arme unde riche
  • 8i haeten an ir beide Eine saelege ougentveide, Parz. 277,12:
  • Frou Jeschüte wart geholt Üf ir pfärde . aldä si saz . Der.
  • künec Artus niht vergaz, Parz. 262,4: Üf des schüde vander
  • Einen trachen als er lebte. Ein ander trache strebte (vgl.
  • Anmkg. zu Or. 1208). Den bekannten Typus Do er er-
  • sach Dem leider nie geschach erkennen wir sogleich wieder
  • in der Umwandlung Parz. 124,27: Jr volke leider nie geschach;
  • Die er balde eren sach Si begunden säen, ebenso Parz. 699,1
  • u. ö. Gewisse Formeln werden niemals in höfische Dichtung auf-
  • genommen, so z. B. Er hiez im balde springen .bringen, wo der
  • Grund nahe genug liegt. Andere Formeln werden von Dem und
  • Jenem gänzlich vermieden, von einem Dritten ohne Anstund ver-
  • wendet. Es muss eben jeder einzelne Dichter daraufhin besonders
  • betrachtet werden, und bei Jedem werden sich einige andere Gesichts-
  • punkte ergeben.
  • Doch genug der Möglichkeiten; eine wichtige Frage steht im
  • Hintergrunde. Woher stammen diese Reimtypen? Wer hat sie
  • geschaffen?
  • Formeln sind der Anfang aller Poesie, und die mtindliche
  • Ueberlieferung konnte ihrer nicht entrathen, indem sie einem viel-
  • umfassenden Gedächtnis wie einer mangelnden Kunstübung gleich-
  • massig zu Hilfe kamen. Aber sie sind auch älter als alle Poesie.
  • Das Denken des naiven Menschen bewegt sich in einer Folge von
  • Gesichtsbildern, die er allmählich erst zu zergliedern und auf
  • ihre einfachsten Vorstellungsbestandtheile zurückzuführen lernt. Der
  • Begriff „Wald" Hess sich erst langsam durch Abstraction gewinnen:
  • im Bewusstsein des Naturmenschen stand das ganze Bild des
  • Waldes, grün, baumbeschattet, von düstrem Dickicht, von moosigen
  • Matten durchzogen, von Vogelstimmen belebt, mit Gethier bevölkert,
  • quellendurchrieselt. Erst wenn die Vorstellung in der Sprache zum
  • Ausdruck kam, wählte der appercipierende Wille das Merkmal aus,
  • welches sich der jeweiligen Stimmung als das bezeichnendste dar-
  • zubieten schien. Dem von Leidenschaft nicht erregten Gemüths-
  • zustande geniessender Betrachtung wird sich das Merkmal „grün"
  • zumeist aufdrängen, und so machte wiederkehrende Gewohnheit den
  • grünen Wald zu einer festen Formel, ähnlich den hellen Tag, die
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  • Vorrede, XI
  • schwarze Nacht u. s. w. Hier liegt der Ursprung der formelhaften
  • Epitheta, die uns in der Sprache der alten Rechtshücher so wunder-
  • sam anmuthen und aller Volkspoesie ureigen wurden. Der beziehungs-
  • lose Begriff des Landes ist dem naiven Denken noch nicht aufge-
  • gangen, ihm ist es noch die volle sinnliche Anschauung mit dem
  • reichen Inhalte menschlichen Treibens, und die Sprache bannt Land
  • und Leute in eine untrennliche Gemeinsamkeit: so verschwistem
  • sich Haibs und Hof oder Haus und Heim, Hab und Out, Gras
  • und Klee, Leib und LAen etc. zu feststehenden Bindungen. Doch
  • die Association der Vorstellungen vollzieht sich auch nach dem Ge-
  • setze der Gegensätzlichkeit, und so vereinen sich auch Tag und
  • Nacht oder schtvarz und weiss, terra marique u. s. w. zu typischen
  • Formeln.
  • In der Sprache selbst aber bot sich nun ein Mittel, welches,
  • Schmuck und Band zugleich, dem Fortleben solcher Formeln besonders
  • günstig werden musste, indem es der Zufall fügte, dass zwei so
  • durch die Vorstellung verbundene Worte auf einander reimten.
  • Formeln mit Anlautsreim wie Land und Leute, Liebe und Leid,
  • longe lateque, bene beateque, felix faustumque, va et vieht, sain
  • et sauf u. s. w., sind Jedem aus verschiedenen Sprachen geläufig.
  • Die urgermanische Zeit scheint schon daneben die endreimende
  • Formel ausgebildet zu haben. Damit begann man auch ein aesthe-
  • tisches Wohlgefallen an solchen Formeln zu finden, und dieses weckte
  • den Trieb nach fortgesetzten spielenden Neubildungen, bei denen
  • schliesslich nur das äussere Band des Kunstmittels noch sich wirk-
  • sam erwies.
  • An dem im Organismus des Menschen und seiner Bewegungs-
  • werkzeuge begründeten Gesetze der Zweitheilung bildete sich der
  • Rhythmus. Ein blos silbenzählender ürvers scheint mir ein Unding:
  • der feierliche Schritt, der die gottesdienstliche Handlung begleitete,
  • durfte nicht das gleichförmige Maass des gewöhnlichen Schrittes
  • haben; zwischen der schweren Thesis und der minder gewichtigen,
  • bald leichten, bald nur flüchtig anschlagenden Arsis mochten sich
  • Intervalle von mannigfach wechselnder Länge einsteUen, indes das
  • pendelnde Gleichmass des gewohnten, unfeierlichen Schrittes beständig
  • in der Seele mitklang und das Taktgefühl bildete. Der begleitenden
  • Recitation fiel die schwierige Aufgabe zu, dem Rhythmus des Tanz-
  • schrittes den unfügsamen Sprachstoff nach Möglichkeit anzupassen.
  • Das konnte mangelnder Uebung nur gelingen, wenn sie die bedeutungs-
  • vollsten Worte der kraftvoD betonten Thesis zuordnete und über die
  • Arsis mit einer Reihe von Silben unbestimmter Geltung leicht hin-
  • weg glitt. Noch heute kennen wir Volkslieder mit viersilbigen
  • Senkungen. Einen Vers von 4 Hebungen mit mehr oder minder
  • Digitized by
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  • XII Vorrede.
  • willkürlich behandelter Senkung als Gremeingut der europäischen Indo-
  • germanen nachgewiesen zu haben istüseners Verdienst (Altgriech.
  • Versbau. Bonn 1887 S. 63 ff.)*). I>ie nördlichen Glieder dieser
  • Völkergruppe schieden sich von den Grichen und Italikem nur darin,
  • dass Jene zum Träger des metrischen Hochtons den sprachlichen
  • Hochton oder Wortaccent, Diese die schwere oder lange Silbe, die
  • Quantität wählten. Eine strengere Gleichmässigkeit des musika-
  • lischen Taktes wurde erst durch das Aufkommen der Blasinstrumente
  • möglich, deren Dauertöne diese Regelung erst zur unabweisbaren
  • Pflicht des Künstlers machten (XJsener a. a. 0. S. 118). Die gleich-
  • massigere Anordnung der Sprechtakte ergab sich zuerst durch
  • die Trennung der Eecitation vom Tanzschritt, welcher eine gesteigerte
  • und ungeregelte Thätigkeit der Athmungsorgane bedingte. Der
  • ruhige Exspirationsstrom stellt sich als eine gleichförmige Wellen-
  • bewegung dar, deren einzelne Abschnitte ihren physiologischen Vor-
  • aussetzungen gemäss nach gleicher Dauer streben: der Sprachstoff
  • musste also so vertheilt werden, dass diese Abschnitte möglichst
  • gleichwerthig belastet wurden. Diese Fähigkeit schulte sich wieder
  • aji der feineren Ausbildung des musikalischen Taktgefühls und be-
  • durfte Jahrhunderte, um sich völlig zu entwickeln. Die immer zu-
  • nehmende Sicherheit in der Eegelung der Sprechtakte lässt sich auch
  • im deutschen Versbau deutlich verfolgen. Aus Wilmanns* und
  • Sievers' lichtbringenden Untersuchungen haben wir gelernt, dass
  • die germanische AUitterationszeile allmählich Formen entwickelt
  • hatte, welche dem Verse OtMeds bereits sehr nahe kamen und die
  • das fremde Vorbild der lateinischen Hymnenstrophe endgültig zur
  • Herrschaft brachte. Offenbar alte Verse wie
  • Diu Äelle diust ein bitter Äol, daz Äimelrtch genäden vol. Rugge
  • MFrühl. 99, 8.
  • In der Äelle ist michel unrät, swer da Äeimüete hat. Sperv. MFrühl.
  • 28, 20.
  • Staate an allez gew&nkhn mit w;orten und mit werken. Wiener
  • Osw. 1381.,
  • solche und ähnliche häufig genug auftretende Verse sehe ich jetzt
  • als die Mittelglieder an, die den Vers Otfrieds vorbereitet haben.
  • Damit ist ausgesprochen, dass auch das Auftreten des Endreims in
  • diese Uebergangsperiode fällt, dass er also nicht aus der Hymnen-
  • strophe übernommen, sondern nur in seiner Entwicklung zum Kunst-
  • princip durch den Einfluss dieses Vorbilds gefördert wurde. Und
  • *) Nur darf man ihn meines Brachtens nicht mitUsener als hervorgegangen
  • aus dem achtsilbigen Kurzvers ansehen, der durch die 4 Hebangen „gleich-
  • sam articuliert" worden sei. Einen silbenzählenden Vers an den An-
  • fang der Entwicklung zu setzen ersdieint mir durchaus doctrinär, weil von
  • unnatürlichen Voraussetzungen ausgehend.
  • Digitized by
  • Google
  • Yorrede, XIII
  • sein Ursprung liegt offenbar in den oben besprochenen Formeln, also
  • zunächst in der Umgangssprache. Aus ags. Prosa hat 0. Hoff mann
  • (Reimformeln im Westgerman. Preiburger Diss. 1885. S. 73 ff.)
  • eine stattliche Fülle solcher Formeln zusammengestellt.
  • Wenn stabreimende Formeln, wie z. B. maniz and mislic im
  • Verse Verwendung fanden, so wurden sie nicht selten auf beide Vers-
  • hälfben zertheilt, und die gespanntere Aufmerksamkeit des Hörers,
  • welche von dem im ersten Halbvers auftretenden ersten Gliede einer
  • bekannten Formel schon erwartungsvoll auf das im zweiten Halbverse
  • nachfolgende zweite Glied derselben gerichtet war und so in dem
  • Schmuck des Stabreims auch einen innigeren ideellen Zusammenhang
  • dargestellt fand, konnte damit an dem Bau des Verses ein erhöhtes
  • Wohlgefallen empfinden. Ganz dasselbe fand bei den endreimenden
  • Formeln statt und war ähnlich auch in der Prosa beliebt, wo sich
  • durch eine solche (z. B. wlanc and ranc), wenn sie getrennt wurde
  • und ihre beiden Glieder zufällig mit einem Satzende zusammenfielen,
  • oft ein Vers von selbst ergab, wie bei Wulfstan 81,14: weordad
  • td wlance and eoMes tö rance. Auch in manchen typischen Reim-
  • paaren der mhd. Dichtung erkennt man zerrissene Formeln mit End-
  • reim noch unschwer. Die sinnliche Vorstellung vermag das Anreden
  • vom Sehen nicht zu trennen (sach.'sprach, vgl. Anmkg. zu Or. 135),
  • zum eiligen bringen gehört das springen (vgl. Anmkg. zu 241),
  • das Sitzen zum Mahle {8&zen:äzen, vgl. Anmkg. zu 1799) u. s. w.
  • So war der Ausbildung typischer Reimverse die Bahn geöffnet, und
  • die Träger der mündlichen Überlieferung erkannten darin sogleich
  • das Hauptmittel, den an ein vielbelastetes Gedächtniss und Behendig-
  • keit der Arbeitsweise gestellten Anforderungen spielend gerecht zu
  • werden. Kein Wunder, dass eine so leicht zu erlernende Technik
  • rasch alle Kreise ergriff und am Ende Jedem durch fortgesetzten
  • Umgang so geläufig wurde, dass wir nicht nur OtMed und seine
  • Nachfolger, sondern noch die besten höfischen Dichter des 13. Jahr-
  • hunderts damit kämpfen sehen.
  • Den hier nur kurz umrissenen Entwicklungsgang der Reim-
  • formeln aus der Allitterationsdichtung heraus von Otfried bis zum
  • Ausgange des Mittelalters in seine Einzelheiten zu verfolgen würde
  • ein wichtiges Capitel in der Geschichte des poetischen Stils zu bilden
  • haben.
  • Ich breche diese Betrachtungen, 4ie mich an dieser Stelle fast
  • schon zu weit führten, ab, um nachträglich noch einer bibliographischen
  • Untersuchung über die das Trierer Heiligthum behandelnden Drucke
  • von Dr. Hennen zu gedenken (Centralblatt f. Bibliothekswesen B. IV,
  • H. 11 u. 12. Nov.-Dec. 1887). Derselbe giebt u. A. ausführliche
  • Beschreibungen von D und P und weist von ersterem 3 Exemplare,
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  • XIV Vorrede.
  • darunter ein unvollständiges, nach, ohne aber das Berliner Exemplar
  • zu erwähnen, welches Harkensee noch im Jahre 1879 benutzte.
  • Mit Vergnügen erfülle ich schliesslich die angenehme Ver-
  • pflichtung; den Königlichen Bibliotheksverwaltungen zu Berlin und
  • München für die gütige Übersendung des zu dieser Ausgabe er-
  • forderten kritischen Materials meinen verbindlichsten Dank auch an
  • dieser Stelle auszusprechen.
  • Die längst vorbereitete Aufgabe der beiden Oswaldgedichte,
  • zu der ich alles Nöthige in Händen habe, werde ich, da ich gegen-
  • wärtig mit anderen und wichtigeren Untersuchungen beschäftigt bin,
  • erst in einigen Jahren nachfolgen lassen.
  • Bonn, im December 1887.
  • Arnold IL Berger.
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  • Inhaltsübersicht.
  • Seite
  • Vorrede V—XIV
  • Einleitung I— CXV
  • I. üeberUefenuig I— XXXVIII
  • Der Druck (Beschreibung III, Holzschnitte IV, Mund-
  • art IV— Vni). Die Handschrift (Mundart IX). Ver-
  • schollene Handschriften, Verhältnis der Texte X — XH.
  • Die Prosa (Beschreibung XII f.. Verhältnis zum Ge-
  • dicht XIII f., üebersicht der abweichenden Züge XIV
  • —XXVIII, mit D gemeinsame Lesarten XX VIII— XXX,
  • mit H gemeinsame Lesarten XXX f., Textesbesserungen
  • nach PXXXI— XXXm). Einrichtung der Ausgabe (Zeit
  • und Heimat der D und H gemeinsamen Vorlage ü
  • XXXin f., ü eine Bilderhandschrift XXXTV— XXX VI,
  • Grundsätze der Textdarstellung XXXVI— XXXVIII).
  • U. Metrik XXXIX-XLIX
  • Fehlende Senkungen XXXIX f. Belastung des Auftakts
  • und der Senkungen (Verscbleifung XL, Synalöphe, Syn-
  • cope, Elision, Apocope, Verkürzung, andere Hilfsmittel
  • XLI). üeberladene Verse XLIJ . Allitterierende Lang-
  • zeilen XLIII. Strophischer Bau (In ü stehen gebliebene
  • Strophen XLIV— XLVII, Von U beseirigte Strophen,
  • reimlose Verse XLVII— XLIX).
  • III. Beimknnst. Heimat Abfassnngszeit .... L— LXII
  • Reim und Sprache L — LIII. Heimat LIII. Reimkunst
  • UV— LVni. Rührende Reime LVIII. Alte Formen
  • LIX. Abfassungszeit (Historische Beziehungen LIX,
  • Geographische Kenntnisse, Namen, sonstige Anhalts-
  • punkte LX f., Datierung mit Hilfe des kürzeren „Os-
  • wald" LXI f.).
  • IV. Stoff nnd Composition LXIII— LXXVII
  • Methode der Analyse des Gedichtes LXIU. Composition
  • des ersten Teiles LXIV— LXVIII. Kritik des ersten
  • Teiles (Eingefügte Motive des Bearbeiters LXVIII f.,
  • Entstellungen und Spaltungen LXIX f.. Ursprüngliche
  • Gestalt der Dichtung, poetische Vorzüge derselben
  • LXXI f., Widersprüche und Verschiebungen des Ueber-
  • arbeiters, selbständige Zusätze LXXII— LXXIV). Com-
  • position des zweiten Teiles, dessen dichterische Bedeu-
  • tung LXXIV f. Verdoppelung der Situation und Wider-
  • sprüche des Ueberarbeiters LXXVI. Inhalt des zweiten
  • epischen Liedes von Orendel, Ergebnis LXXVII.
  • V. Der Mythus LXXVIII— LXXXVII
  • Verbreitung derOrendelsage. Schriftliche üeberlieferung
  • (Heldenbuch, Saxo Grammaticus, jüngere Edda) LXXVTH
  • — LXXX. Kreis der verwanten Sagenmasse: Märchen-
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  • XVI Inhaltsübersicht.
  • schätz (Heimkehrgruppe und deren Herkunft LXXX Seite
  • — LXXXII), Götter- und Heldensage (Haldansagen
  • LXXXn, Thorsage LXXXn — LXXXIV, Odinsage,
  • Svipdagrsage , Svendalsage LXXXIV). Deutung der
  • Heimkehrsagen als Jahreszeitenmythen LXXXIV f.
  • Deutung des Orendelmythus , die drei Formen des
  • Jahreszeitenmythus LXXX V f. Gegenseitiges Verhältnis
  • der üeberlieferungen der Orendelsage LXXXVI. Ein-
  • wirkung der Brigidalegende in dem ersten Orendellied
  • LXXXVII.
  • VI. Das Gedicht und seine Quellen . . . LXXXVIII— CXV
  • A. Die erste Quelle.
  • Inhalt LXXX VIII. Ausgefallene Motive, Orendel leistete
  • ursprünglich Hirtendienste LXXXIX. Ises Fischertum
  • und Orendels Schiffbruch, verwante Berichte der Kaiser-
  • chronik, Nachweis der Einwirkung des „Apollonius von
  • Tyrus". Verbreitung dieses Romans, Inhalt des als
  • Quelle nachzuweisenden Abschnitts, dieser eine Nach-
  • bildung eines Abenteuers der Odyssee, Nachweis von
  • Kürzungen im „ ApoUonius" XC — XCII. Weitere Ueber-
  • einstimmungen des Orendelliedes mit dem „ApoUonius",
  • Erklärung der Sagen Verschmelzung XCIII. „Apollonius"
  • den Spielleuten bekannt XCIV. Umgestaltungen des
  • Orendeldichters , Charactere und dichterische Leistung
  • XCV— XCVn. Spielmännischer Character XCVIII.
  • B. Die zweite Quelle.
  • Inhalt XCVIII. Mythische Züge, mit der ersten Quelle
  • gemeinsame Züge, poetische Würdigung, eigene Zusätze
  • XCIX.
  • C. Der Anteil des Spielmanns.
  • Betätigt sich in zwei Richtungen C. Die Legende vom
  • heiligen Rock und ihre Behandlung durch den Spiel-
  • mann C — CHI. Geistliche Elemente (Wunderepisoden
  • CHI f.. Engelerscheinungen CIV f., Frömmigkeit der
  • Hauptpersonen CV f., Erbauliche Betrachtungen und
  • sonstiger geistlicher Ausputz CVI f.). Spielmännische
  • Züge CVII. Behandlung der ersten Quelle (Spielmanns-
  • schablone, Spaltungen, Verschiebungen, veränderte Moti-
  • vierungen, geistliche Uebertünchung, eigene Zutaten)
  • CVII— CX. Selbständige Zwischenhandlung CX f. Be-
  • handlung der zweiten Quelle CXI f. Characteristik der
  • neu eingeführten Personen OXII. Höfische Elemente,
  • Bildungsgrad des Bearbeiters CXII f. Alte epische Züge
  • CXIII f. Darstellungs weise, Gesammturteil CXIV f.
  • Text und Lesarten 1 — 141
  • Anmerkungen . ^ 145 — 186
  • Verzeichnis der Eigennamen 187 — 189
  • Nachtrag 190—191
  • Nachträgliches zum Variantenapparart 192.
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  • Einleitung.
  • Orendel.
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  • Einleitung.
  • Orendel.
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  • I- Ueberlieferung.
  • JJas Gedicht von Orendel war in einer einzigen Handschrift
  • erhalten, die zuletzt der Stadtbibliothek zu Strassburg (litt. B 92),
  • ehemals der dortigen Johanniterbibliothek gehörte, 1870 aber mit
  • jener verbrannte. Gegenwärtig besitzen wir nur noch Engelharts
  • Abschrift derselben, welche sich auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin
  • [Ms. Germ. 4^ 817 a*)] befindet. Von dem Augsburger Drucke,
  • auf den zuerst J. Grimm und Docen die Aufmerksamkeit lenkten,
  • sind zwei Exemplare, eins in München, ein zweites in Berlin, vor-
  • handen. Die gleichzeitige prosaische Auflösung des Gedichtes war
  • bereits Panzer (Annalen d. alt. d. Litt. I, 340) bekannt; sie ist
  • nur in einem Exemplare auf uns gekommen, welches sich in
  • München befindet.
  • Der Drnck (D).
  • D umfasst 9 Bogen zu je 8 Blättern ohne Seitenzahlen. Der
  • Druckvermerk am Schlüsse lautet: Oetruckt zu Äug f pur g vorm
  • Sannfen Froschauer Anno dni. M,ccccc,xij. Auf der Vorderseite
  • des ersten Blattes steht als Ueberschrift : Ein hübsche histori zu
  • lesen von vnsers herre rock wie der tuunderbarlich einem kü/nig
  • (Orendel genant) worden ist. Der in gen Trier pracht hat vnd
  • da selbst in ein sarch verschlossen. Der yetz bey kayser Maxi-
  • milians zeit erfunden ist. Das darunter befindliche Titelbild stellt
  • den grauen Rock dar, gehalten von zwei Engeln. In den Text sind
  • 32 nicht ungeschickte Holzschnitte eingedruckt, die ich der Reihe
  • nach aufführe. Das zweite Blatt zeigt Maria am Spinnrocken, neben
  • ihr Jesus und Joseph. V. 59 : Der Jude empfängt von Herodes den
  • *) Eine Vergleichung dieser Abschrift mit v. d. Hagens Text ergab
  • nur unwesentliche Abweichungen. Wo ich also mit dem letzteren nicht
  • übereinstimme bin ich der Abschrift gefolgt.
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  • IV D. Holzschnitte, Mundart
  • grauen Rock. V. 78: Der Jude wirft den Rock im Sarge in das
  • Meer, ein Seeungethtim taucht auf. V. 112: Tragemund findet den
  • grauen Rock. V. 146: Tragemund wirft den Rock in das Meer,
  • wo ihn ein Walfisch verschlingen will. V. 175: Orendel empfängt
  • in der Kapelle das Schwert von einem Engel. V. 244: Fällen von
  • Bäumen und Schiffsbau. V. 354: Abfahrt des Heeres. V. 464:
  • Untergang der Schiffe, Orendel rettet sich ans Land. V. 513: Ise
  • fährt heran, Orendel ganz nackt, nur die Krone auf dem Haupt (!),
  • winkt ihm zu. V. 631: Ise und Orendel schneiden den Fisch auf
  • und finden den grauen Rock. V. 698 : Ein Engel empfängt für den
  • hinter ihm stehenden mit Rock und Schuhen bekleideten Orendel
  • das Geld von Maria. V. 789: Ein Riese in Rüstung mit Stange
  • bewafftiet, Orendel hinter dem Kerkerfenster, ein Engel schwebt
  • herab. V. 864: Begrüssung Orendels vor der Burg durch einen
  • heidnischen Ritter. V. 915: Orendel begrüsst die schachspielenden
  • Könige. V. 1061: Orendel durchsticht den König Sudan. V. 1142:
  • Begegnung Orendels und Schiltwins. V. 1294 wird der Holzschnitt
  • nach V. 1061 wiederholt. V. 1424: Bride begrüsst Orendel durch
  • Umarmung, an einem Baume wartet sein Pferd. V. 1484: Mercian
  • liegt von Orendel zu Boden gestreckt vor Brides Füssen. V. 1658:
  • Orendel gerüstet zu Pferde von drei Engeln umschwebt kämpft unter
  • den Heiden. V. 1766 wird der Holzschnitt nach V. 1424 wieder-
  • holt. V. 1802: Orendel legt das Schwert zwischen sich und Bride,
  • ein Engel steht am Lager. V. 1888: Orendel und Bride knieen vor
  • dem heiligen Grab, ein Engel steht vor ihnen. V. 2023: Orendel
  • tötet Pelian, ein Engel schwebt hinter ihm. V. 2121: Taufe eines
  • neben einem Wasserkübel knieenden Heiden durch den Priester, links
  • Orendel und Bride, rechts Volk. V. 2539 wird der Holzschnitt
  • nach V. 789 wiederholt. V. 2474: Orendel und Bride im Kerker,
  • den der Zwerg, vom Engel gegeisselt, öffnet. V. 2960 wird der
  • Holzschnitt nach V. 354 wiederholt. V. 3084: Orendel reitet zum
  • Thore ein, das Volk beugt die Kniee vor ihm. V. 3175: Orendel
  • mit drei Priestern vor einem Sarg, in den der Rock gelegt wird.
  • V. 3408: Orendel und Ise bei dem Pförtner Achille.
  • Zur Charakteristik der Mundart von D diene die folgende
  • Uebersicht. Es erscheint für mittelhochdeutsches
  • a:ö nur 3 Mal in (m 3746. 3747. 3748.
  • lu in dälung.
  • ä : durchgängig in wo und one (ausser V. 1477). Femer in
  • ÄoÄm 527. 3319. ion 585. mon 1218. blosi^balg 1239. 12^7.
  • wondent 1744. wonten 2120. hond 2213. 3055. hon
  • 3548. tron 2885. brogen 2274. 3000.
  • aeie durchweg, nur einmal verraeter 43.
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  • D. Mundart.
  • e : 6 stets in hör, mör, zwölff. Fast stets im ind. plur. und im
  • ganzen coni. praes. von wellen (ausser 292. 3014. 3395)
  • und in wuszerwöU (ausser 2645).
  • :a in handen 115. 2067. 2707. 3204.
  • \i stets in hüff (subst.).
  • lai in lainte 1546. 1840.
  • Epenthetisches e in hären 1732. sporen 308.
  • Anfügung von e sehr häufig z. B. ersähe Ih , gute 736,
  • trüge 1^1. 1533, mane 940, hauUe 1042. 1644.
  • 1967 etc., gepawte 1043. 1645. 1968 etc., iare 2408,
  • geschähe 2411, sarche 3177 etc.
  • Apokopirt ist e fast regelmässig in den Flexionsendungen.
  • Synkope sehr häufig in ains, deins, mögt, mügt, gnad etc.
  • Bewahrt ist es im Auslaut in ime 5 Mal.
  • i:y meist, regelmässig in sy, synne,
  • :j in jnnen und darjnnen.
  • :u in der Nachsilbe -nuss. Einmal wurt für mrt 2165.
  • würif 614.
  • :e in scheffers 664, veriech 2204.
  • ? : ei, ey in der Regel. Ausgenommen sind Marie (daneben Marey),
  • erdtrich und die Adjectiven und Adverbien auf -Eche mit
  • einigen Ausnahmen ; Jcünigein kommt nur einmal vor 2975,
  • auch guldin behält meist sein iy wo es nicht zu e ge-
  • schwächt ist. schin 1211 wird Druckfehler für schain sein.
  • j:i immer in iar, iehen, iude, iung, iüngeling. Femer in
  • vertaget, iagte, ichen neben j. :y in yenem 1298.
  • o:a in albende 307.
  • :e in kern 959. :ö in obersten 1641. schöne (adv.) 1646.
  • :tf in kumen, vemumen, frummen etc. neben komen etc.
  • oe:e nur in /e§feZ, f egelein neben /iJ^fe?, fögelein.
  • Uli in begirte 2713. Geschwächt zu e in reweste 881. Mit
  • übertriebenem Umlaut in zündt 2452. 3754.
  • i^ : au durchgängig, mit Ausnahme des praet. leuchtet 907. 1582.
  • 1609.
  • Uli in brinnige 1996. 2050. 2051. 2301.
  • ,6 in hörnein,
  • eiiai, ay durchweg mit wenigen Ausnahmen.
  • ie:i nur in nindeft neben niendert. Sonst lie, ye,
  • :eü nur in verleürstu 943, verleür 959.
  • m : eu durchgehends. In Flexionsendungen ist es allgemein zu e
  • geworden. Einige Male steht statt driu drey.
  • ouiau in der Regel.
  • 10 in schloff 31. :a in getramte 3154.
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  • VI D. Mundart,
  • öuieu in der Regel. :au in bäume 245.
  • iiiw : ew, ouw : aWf öuw : ew;.
  • tfco : Ä durchgängig, nur einmal gros^ flir gruoz 1154.
  • üe:tJ fast stets, selten f^ oder üy einmal vertriege 1294. Dass
  • das Ä flir we nur graphische Bequemlichkeit ist, zeigen die
  • von D gemachten Reime fürte: zierte 966 und wüsten:
  • treuen 1524.
  • l wird geminiert in Bellian 405. 1839. Schallunge 1859.
  • woll ^1^1.
  • m wird geminiert in kommen, kumm^n, vernumm^en, kemmenate
  • mit Vorliebe. Ferner in gezimmst 593, jamm^r 1331,
  • getraummet 3540. m6 wird zu mm assimiliert in kummer,
  • kummerlichen, zimm£rleüt etc.
  • n wird geminiert sehr häufig in wann, inn,, vnnd, lannge,
  • vnns, sprunnge, hrinnige, Danniel etc.; abgestossen in
  • wayne S79y füre S2Sb, SS16, synneS266 , gefange S2S0.
  • 3434, loneSbbl'j angefügt oft in Adverbien: stillen, ferren,
  • harten, zeissen etc., auch in der 1. Pers. Praes.: vol-
  • bringen 1166; mit d vertauscht wurde es in gewunden ^SS,
  • r wird immer geminiert in herre (= here adj.).
  • f wird im Auslaute, im Inlaute vor t und in der Verbindung
  • pf verdoppelt, ferner in kauffen, tieffen, schlaffen, waffen,
  • tauffen, Steffan,
  • h wird im Auslaut und im Inlaut vor Konsonanten stets ch
  • geschrieben. Nach t tritt es ein in allen Formen von thün
  • und seinen Compositis vnderthan, wolgethan, güthete etc.,
  • femer in der Ableitungssilbe -thum (ausser 3678) und in
  • einzelnen Wörtern; than, thum, theuer, thür, thor, durthel-
  • taub. Geschwunden ist h durchgängig in nit und in sasz 1632.
  • s ist vor Liquiden und w durchgehends zu seh geworden. Ge-
  • schwunden in sechzehen,
  • V wird im Anlaut stets für u verwandt, dagegen wird für an-
  • lautendes V immer f geschrieben, mit Ausnahme von vatter,
  • vil, von und selten visch» Im Inlaut ff^v nur in graffe 635.
  • z wird häufig tz geschrieben, stets in kreutz, hdtz, stoltz,
  • vntz, gantz, hertz, hertzog, ferner in kobelentz 345,
  • schwartz 954, kertzen 2452.
  • 3; 33 wird durch f, ff, fz ersetzt, im Auslaut öfter durch s
  • als durch fz, durch f stets in weyfe (weiss).
  • Für die Medien gilt im Allgemeinen das Gesetz, dass
  • sie im Auslaut stehen bleiben und durchweg da, wo ein e
  • apocopiert ist: Ausnahmen sind brot, schilt und ungant,
  • die in allen Casus die Tenuis festhalten.
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  • Z>. Mundart VII
  • ^r ist zu cÄ geworden in mancher neben maniger, geschwunden
  • in versan 941, wechselt mit h in stagd.
  • d erscheint mit t wechselnd in erdrenckte, erdrwicken, drunck,
  • drat, draut. Regel ist es bei dar (verb.), einmal wald
  • 2314 für walte. Zuweilen erscheint es statt eines t an-
  • gefügt an die 2. Pers. plur. praes. ind. oder imp. und die
  • 3. Pers. plur. praet. also: hand, land, ratend, warend.
  • Stets in thünd.
  • b wechselt im Anlaut mit p in pild, gepot, verpott, prach,
  • pillichy plick, pletlein, verprennen, pellian, verporgen,
  • pleyhen, wo p die Regel ist; ferner in bald, brüst, buch,
  • barg, breit, wo b überwiegt; plüt hat immer j?. In breys,
  • breysen, berlein, briester herrscht b unbeschränkt. Ein-
  • geschoben wird es zuweilen in kwmbt 410. 621 und
  • frembden 3056. 3138, geschwunden ist es in ergent 1501.
  • c erscheint nur in crist, für c im Auslaut findet sich ch in
  • piUich 123 a und immer in sarch. Sonst ist durchaus k
  • gebräuchlich, das im Inlaut nach Consonanten und im Aus-
  • laut fast stets als ck geschrieben wird; durch gk wird es
  • ersetzt in der Endung -igklich.
  • t wird verdoppelt in getratte, trettent, litten, statte immer,
  • in vater, mütter, verpott, rott neben vater etc. Für aus-
  • lautendes t tritt häufig dl; ein, immer in sandt, landt,
  • fandt, kundt, Tragemundt, seltner in heldt (daneben
  • held und helt), reydt, beraydt u. a. Gern wird t ange-
  • fügt an die 3. plur. praet. giengent; fiengent, war&nt,
  • lagent, wo es öfter mit d wechselt (s. o.), auch zuweilen
  • rrdidt: tvistendt, warendt. Auch an Adverbien wird t gern
  • angefügt: dennocht, dannocht, niendert, nahet. Mit d
  • wechselt es ab in vnder neben vnter; dagegen heisst es
  • immer megetein. Für d erscheint es einmal in ^raf (= drehte)
  • 1248, für c m yetUchem 1236. 3060. Die Verbindung
  • tw wird stets durch 2:w vertreten: zwingen, zwerck etc.
  • p wechselt mit pf in porte, portner etwa* gleich oft. Ein-
  • geschoben in kumpt 2392, 2:impt 143. Bemerkt sei noch
  • krape 2354. ph wird immer durch pf wiedergegeben.
  • Aus der Declination sei bemerkt, dass die starke und die
  • schwache zuweilen ineinander übergehen: so findet sich kemmenaten
  • (acc.) neben kemmenate, die segeln 395. 3198 neben segd(e), die
  • helden 870. 1121, des wegen 3341, eren (dat. sg.) 36, sitefi
  • (dat. sg.) 1073. Schwach sind immer wüeste, klaffter, einmal steht
  • künigen als acc. plur. 3232. Eigentümlich sind femer die vielen
  • Nominative Sing, auf -n: Breyden gleich häufig neben Breyd(e),
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  • Vm i). Mmdart.
  • Ächillen, einmal auch Eysen 2985, ferner stangen 2068, stoUz&n
  • 2904, maysten 346, küniginnen 3252. 3309 neben kUniginne
  • und dem häufigeren künigin (-ein), touff wird als masculinum be-
  • handelt, ebenso zwerck (daneben auch als neutr. 2426. 2441. 2467.
  • 2470. 2478. 2486). 2983 steht der Plural pferäcy 602 der gen.
  • pl. weyber; neben here, mere findet sich öfter her, mer, gale er-
  • scheint neben galein. Nach dem Artikel tritt einmal die starke Form
  • des A(yectivs ein: des tieffes 1290. Die Endung -du lautet immer
  • -e, diu ist stets zu die geworden, nur einmal steht de 235, sie
  • lautet immer sy; ir ist schon Possessivum wie im Nhd., wo daher
  • einfaches ir erscheint, wie in ir kide 396. 442, wird ein -e apo-
  • copiert sein. Etich wird gleichmässig flir Dativ und Accusativ
  • gebraucht, für wir tritt in der Regel mir ein mit einer Aus-
  • nahme 731.
  • Aus der Conjugation wurde schon bemerkt, dass die 2. und
  • 3. plur. praes. die 2. plur. imp. und die 3. plur. praet. auf -ent
  • oder -end, auch -endt ausgehen, zuweilen auch die 2. plur. praes.
  • auf -en z. B. ir schlaffen 2415, ir zmingen 263. Einmal auch
  • lüir sollent 3353, ivir trawent 1979. Bemerkenswert sind die
  • zahlreichen Praeterita auf -et: fastet 34, braytet 68, beraytet 1037,
  • leuchtet 907. 1583. 1609, schütet 1303, antumrtet 3025, ge^-
  • laytet 2400, richtet 1532. 3464. Von ruofen kommen als Praete-
  • ritum neben rieff die Formen rüffie und einmal rüff 480 vor. 139
  • steht das Praeteritum du empfiengst. Die 2. und 3. Pers. plur.
  • praes. des verbum substantivum lautet seind, selten sein. Neben
  • vereinzeltem du mäht begegnet in der Regel du ma>gst. Von Uissen
  • erscheint neben regelmässigem er last einmal er lest 613, die 2. Pers.
  • plur. lautet last, der imp. lasz. In verlieren ist der grammatische
  • Wechsel aufgehoben. Einzelne beachtenswerte Formen sind beschawen
  • (part.) 1132, er leUt (= liegt) 2789, si reitten (praet.) 3684,
  • began 2374 neben dem regelmässigen begund. Neben dem praet.
  • wiste und u/äste erscheint zweimal west(e) 3632, 1004.
  • Die Vorsilbe ge- erscheint als be- in beschaffen 1570. 1866,
  • bestan 2138. 2377; zer- als zu- in Zugängen 1407, zu füre
  • 3236. 3317. 3383.
  • s^ wird stets für ziM und ze gebraucht, vor für für. da und
  • do gehen bunt durcheinander; nu lautet durchgängig nun, biss wird
  • fast immer für unz gesetzt, neben dem regelmässigen nit erscheint
  • nicht nur an zwei Stellen 335. 939. Zu beachten ist die Inter-
  • jection aube 880 (sonst owe).
  • Der Dialekt von D weist also in seiner Mischung schwäbischer
  • und bairischer Elemente etwa auf die Gegend von Augsburg.
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  • Ä Mundart JX
  • Die Handschrift (H).
  • J? stammte aus dem Jahre 1477; eine kurze Beschreibung gab
  • V. d. Hagen in seiner Ausgabe S. XXTTT.
  • Eine Reihe ' mundartlicher und orthographischer Eigentümlich-
  • keiten hat H mit D gemein: e für ae und oe, o für a und ä
  • (nur viel ausgedehnter), y und j f^ i, o f^r u, u f^v b, femer
  • die häufigen Geminationen von Liquiden, von f und t, die Ver-
  • doppelungen ck, tz, ch vor t und im Auslaut, _p für 6 im Anlaut
  • (auch dies viel ausgedehnter), die Entwicklung des s vor Liquiden
  • und w zu seh, den Einschub von p in kumpt, zimpt etc., die Ver-
  • tretung des 3 durch s (doch hat sich 3 zuweilen erhalten), die An-
  • fügung von t in der 3. plur. praes. und praet., die 2. plur. praes.
  • auf -en oder -ent, endlich einzelne Formen wie mancher neben
  • häufigerem man(i)ger, ir sint, rxiffte u. s. w.
  • Daneben treten aber Lauterscheinungen auf, die weiter nach
  • Westen weisen, so vor allem die durchgängige Bewahrung der alten
  • ly ü, ei (i für ei in frisam)j ou und iu (daneben ü). An drei
  • Stellen reimt iu auf i: tivfdizwifel 1398, hivtte : stritte 2587,
  • Bride : lüyde 3590. Das zuweilen auftretende i für e z. b. in hilde,
  • das häufige u für 0, das reich belegte ie für i (in mier, siehe,
  • siechtig)f das für e (z. b. fromde)^ das gelegentliche ö für ü
  • (z. b. könnig) oder üe (wösten 1542), das e für ä (z. b. greffen)
  • oder für ei (heltum, teding), vor Allem aber die vielen Reime von
  • o:a (worent : geboren 6a. bedachte i zochte 997. do : gro 1110.
  • hör : burgtor 1482. hör : vor 1622. i(;o^ : rock 1980. 2709. 3350.
  • not : rot 2287. Äoi : westfal 2355. ^ron : schon 2478. sc/wm : ^Jon
  • 2682. 3366) machen den elsässischen Charakter von J? unzweifel-
  • haft. Das in D einmal belegte ie für üe findet sich auch in Hige-
  • miette 1058, griessen 1427. Sonst ist für üe immer einfaches ü
  • eingetreten. Verdoppelungen sind auch nach langem Vocal beliebt:
  • ztüiffel, stritte, verretter, seile, merre, grünne etc. Andrerseits
  • werden mm, nn gern vereinfacht. Die Medien werden im Auslaut,
  • mit Ausnahme von g gern zu Tenues. Einzelne beachtenswerte Formen
  • sind hertzouwe neben herzöge, growen, grouwen, grogen neben
  • grawen, gesehen 2054, schworent 1940, löuwe 1254, der über-
  • triebene Umlaut in zöbeln 865, brüder 1014, koüffen 654. Von
  • legen lautet das Praet. immer leite. Die Endung -nt hat auch die
  • 1. Pers. Plur. ergriffen, wie der von H gefälschte Reim wir hant:
  • lant 3764 zeigt.
  • Eine erschöpfende Uebersicht über Laut- und Formenverhältnisse
  • in H kann um so weniger in meiner Absicht liegen, als die Aus-
  • gabe V. d. Hagens noch Jedem zur Hand ist.
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  • X Verschollene Handschriften. Verhältnis der Texte.
  • In einer Heidelberger Papierhdschr. vom Jahre 1447, die u. a.
  • Boners Edelstein, Dietrichs Flucht und die Rabenschlacht enthält,
  • wird bei einer Aufzählung von Hdschrr. auch erwähnt Ain hübsch
  • huoch genant der graiv rock*) (Wilken, Verz. d. Heidelb. Hdschr.
  • S. 406). Einer Papierhdschr. unsres Gedichtes, von der er sich
  • aber selbst wenig versprach, war Docen auf der Spur (Schellings
  • AUg. Zeitschr. von Deutschen für Deutsche I, 395).
  • Das Verhältnis der beiden Texte hat zuerst Wackemagel,
  • nachdem er Fundgruben I, 213, wo er Anfang und Schluss von D
  • mit den Lesarten von H zum Abdruck brachte, D für die Original-
  • form erklärt, in seiner Litt.-Gesch.* I, 231 Anm. richtig erkannt.
  • H ist ziemlich lückenhaft, es fehlen darin die Verse 68 f.
  • 93-96. 123. 243 f. 287 f. 309 f. 323-328. 345-348. 383 f. 392-
  • 394. 417. 506-509. 638. 693. 776 f. 809 f. 954. 1015-1019.
  • 1114. 1234. 1337. 1385 f. 1458. 1510 f. 1578 f. 1590-1593.
  • 1668. 1676. 1732. 1781. 1791-1793. 1993 f. 2119 f. 2200 f.
  • 2239-2278. 2307 f. 2334 f. 2336. 2365 f. 2373 f. 2467. 2511-
  • 2520. 2539 f. 2573-2580. 2599. 2616. 2754-2757. 2844. 2894.
  • 3001. 3051 f. 3103. 3180-3185. 3188 f. 3262.3375-3378.3447-
  • 3450. 3470-3473. 3483 f. 3491 f. 3572-3575. 3576 f. 3606 f.
  • 3614 f. 3656 f. 3730-3735. 3754 f. 3834 f. 3856 f.
  • Eine Reihe von Versen mussten bei grösseren Ueberarbeitungen
  • des Textes geopfert werden. Der Ueberarbeiter ging nämlich vor
  • Allem auf Reinigung der Reime aus, die er durch Aenderung
  • der Reimworte, Anhängung neuer Reime oder durch eingreifendere
  • Umgestaltungen des Textes zu erreichen strebte. Ich gebe einige
  • Beispiele.
  • Aenderung von Reimworten: magen (iwale) — iÜ)er alle
  • 147. herren (is^le) — Michahele 267. hede (izwene) — scherte
  • 321. geringe (: winde) — geschwinde 458. zwäreigräwe — do :
  • gro 1110. begurte (: swerte) — bewerte 1964. bringen (: sinnen)
  • — gewinnen 2361. für war Ogän) — an wan 2585. g^ren
  • (: werden) — uff diser erden 2826. handen (: belangen) — stangen
  • 2992. gelas (: sprach) — uff gebrach 3664. begurte (: bewarte)
  • — mrtte 3832.
  • Anhängung von Reim werten: willen (: zwingent) — vnlen
  • tringent 263. strUen : Biwtfel — stritten do : zwiffel so 427.
  • bürge : künige — bürge zwor : k. geneme das ist wor 592. Ferner
  • 711. 760. 806. 1344. 1696. 1801. 2567. 2714. 3379 u. s.w.
  • *) Es war keine gemalte Hdschr. wie es nach v. d. Hagens Angabe
  • (S. XXIII) scheint, sonst hätte dies der Schreiber wie bei den anderen aus-
  • drücklich hinzugefügt
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  • Verhältnis der Texte. XI
  • Grössere Aenderungen gestattet sich HlOObf, und 2806,
  • um den Reim himele : hernidere zu beseitigen, 3392 f., um dem
  • "Reim Ise : pUben zu entgehen; 2846 wegen der Bindung OrendeZ :
  • gesendet. Andre Beispiele : 2281 f. 2848 f. 2852 f. 3144 f. 3638 f.
  • 3737 ff. u. s. w. (Vgl. auch Harkensee S. 4 ff.).
  • Den häufig begegnenden Reim gerihte : tviste hat H nur einmal
  • bewahrt 1813, sonst ihn stets verändert in mit lüste: wüste (mit
  • jtiste 1626). Ebenso wird die stehende Reimformel springen : bringen
  • von H regelmässig, abgesehen von V. 241, in geschwinde: bringen
  • geändert, freilich nicht zum Vorteil des Reimes.
  • Ferner beseitigt H Reime, wo sie seiner Mundart nicht ge-
  • mäss sind: gebot : blöt — geb. blut rot 130, stunde : nüwe —
  • trüwen : nüwen 752, trüwen : müren — trüren : m, 1546, niet :
  • liet — niecht : geriecht Sßß2.
  • Anlass zu Reimwandlungen gaben endlich veraltete Worte wie
  • hälwtg 722, folcwtg 1399. 2588. 2769, wtcgeserwe 3497. 3511.
  • 3829 oder die alten Substantivformen auf -ere 12. 57. 596. 642.
  • 797. 3276.
  • Neben dem Streben nach Reimgenauigkeit zeigt H die Neigung
  • lange Verse zu kürzen, zuweilen in sinnstörender Weise, so 402.
  • 436. 645. 867 (vgl. dazu 861). 1073. 1342. 1397. 1806 (vgl.
  • dazu 706. 1673. 3165). 3000 u. s.w. (S. auch Harkensee S. 15 f.).
  • Was dagegen in D fehlt ist verschwindend : 379 f. 780. 1598-
  • 1605 (durch Abirren zum gleichen Versende). 2019-2021 (durch
  • Abirren zum gleichen Versanfang). 2153-2158 (ebenfalls durch Ab-
  • irren), 2442 (aus demselben Grunde). 2464 (wegen des dreifachen
  • Reims). 2800 f. 2877. 2879. 2963 f. (durch Abirren). 2973 f.
  • 3172 f.
  • Auch D strebt zuweilen nach Glättung der Reime, wo H das
  • Ursprüngliche bewahrte: ersach {idaz) — ersach das 75. geladen
  • (: tragen) — beschlagen 306. glauben : ougen — glauben eben:
  • leben 471. ime : Pfenninge — im an : dem selben nackenden man
  • 664. küniginnen : springen — künige herre : springen sere 856.
  • begurte (: swerte) — begurte werdt 985. jüngeling (: sin) — iunge-
  • ling fein 1452. sele (imere) — ere 2203. trürig (imich) —
  • traurig vnd siech 2365. glauben (: taufen) — glauben lauffen
  • 2581. empfähen (: näher) — empf. vnd die mer 2658. ime
  • (: küniginne) — synne 3142.
  • Femer hat D durchweg, auch im Reime, minne durch liebe
  • ersetzt, was meist eine grössere Aenderung des Textes nach sich zog.
  • Wenn H die Verse geflissentlich kürzt, so hat D die Neigung
  • sie durch Flickwörter und Zusätze zu verlängern, die meist an ihrer
  • Plumpheit leicht kenntlich sind. Z. B. Du solt auch fechten (mit
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  • Xn Verhältnis der Texte, Die Prosa.
  • den hayden) an zwiyfel Mit den haiden fünffzehen haLweyge
  • 721. Fraw hreyd^ hiesz schreiben atiff den hoff Jetlichem herren
  • (auff den hoff) fünfftzig ros 3059. Ir seyd entrannen eiverm
  • (rechten) herren 2598. Dasz der grawe rock do hin (gieng vnd)
  • schrägt 2817. Mit Vorliebe schiebt D atcch ein: Aimh reicher
  • künig vnd auch schon 54. Der grawe rock vnd auch der weg-
  • gßnt 989. Die sind im auch alle versuncken 1444. Wie wunder-
  • lich und auch harte 1522. 8i nam in auch hey dem hare 1614.
  • Es wer in auch lieh oder layd Der grawe rock auch fast hinmh
  • strait 1726 f. (Vgl. auch Harkensee S. 16 f.) Ebenso werden Flick-
  • wörter wie nun, do, so, und, dort nicht selten eingeschoben.
  • Im Ganzen verfährt D in der Wiedergabe seiner Vorlage ge-
  • wissenhaft, auch da, wo es dieselbe nicht mehr versteht, z. B. den
  • sasz (: was) 1632, salg (= schale) 2595, fokk feyge (== folcwige)
  • 1397, voltweyge 2757. 2769, sich gmante 1062. 2127. 3850
  • (denn dass es D nicht mehr verstand, beweisen die Lesarten zu
  • V. 1052 und 1306), weit geserwe 3829 (vgl. die Lesarten zu
  • V. 3497. 3511), gebot mit 3144 (wo H wenigstens mit ge-
  • strichen hat).
  • Es ergiebt sich also, dass D zwar höher steht als H, letzteres
  • aber nirgends ausser Acht gelassen werden darf.
  • An einer grossen Zahl von Stellen bietet nun weder H noch
  • D den richtigen Text, indem beide durch ähnliche Bedenken zur
  • Umarbeitung veranlasst wurden. Wo sich alsdann das Ursprüngliche
  • nicht aus Vergleichimg der beiden Recensionen erschliessen lässt,
  • hat man die Prosa herbeizuziehen, welche für die Textgestaltung
  • von solcher Bedeutung ist, dass einer Darlegung der kritischen
  • Grundsätze eine eingehende Betrachtung von P notwendig voraus-
  • gehen muss.
  • Die Prosa (P).
  • P*) entstand in demselben Jahre und aus dem gleichen An-
  • lasse (der Auffindung des Rockes Christi) wie D, Bass aber P
  • später, als D herausgekommen ist, lehrt der Titel: Von dem vn-
  • *) Es enthält nur 6 Holzschnitte: auf Bl. 1 zeigt sieb der graue Rock
  • gehalten von zwei Engeln, auf Bl. 2 Joseph und Maria, die den Rock
  • wirkt. Nach V. 155 des Gedichts; Orendel knieet vor dem Marienbild und
  • empfüngt von einem Engel das Schwert, nach V. 305 und 3202 das gleiche
  • Bild: Abfahrt der Schiffe, nach V. 3030 Orendel reitet zum Tore ein. Das
  • sind Alles Darstellungen, die wir auch in D fanden, und da auch die
  • Capitelüberschriften der Prosa zum grössten Teile mit JELD übereinstimmen
  • (vgl. S. XLI), so wird auch bereits X, wie ü (vgl. ebda.) eine Bilderhand-
  • schrift gewesen sein.
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  • Die Prosa, XIII
  • trenlichen Bock vnsers herren Jesu christi \ den jm sein
  • ausserwdte müter (vnser liebe fraw \ die ewig fruchtbar \ vn
  • vnbeflect junckfraw) selbs mit jren keuschen henden geivürckt
  • hat I wie der \ ainem alten Juden \ von Pylato vnd Herode
  • gegeben ward. Vnd nach vil geschichten \ wunderbarlich
  • ainem künig (Arenndel genant) worden ist \ der jn gen
  • Trier bracht \ vnd daselbst in ain sarch verschlossen\
  • atich yetzo bey vnnsern zeitten \ von der gepurt Christi in
  • dem Fünfftzehenhundert vn zwdfften jare \ auf dem grossen
  • Beichstag zu Trier \ in gegenwertigkait Römischer kaiser-
  • licher maiestat vnsers aller gnädigsten herrn . au^h Chur-
  • fürsten \ Fürsten \ herrn vn anderer Stende des heiligen Reichs
  • erfunden \ me am Ennde diss büchlins weiter angezaigt vnd
  • erklärt ist.
  • Die gesperrt gedruckten Worte geben zusammen ziemlich genau
  • den Titel von D wieder. Gleichwol ist P nicht eine prosaische
  • Auflösung von D. Der Drucker, Hanns Othmar, bemerkt am Schlüsse :
  • Die Hystori dises büchlins \ hab ich genomen ausz ainem gar
  • alten Mchlin \ dus fast maisterlich vnd mitt grossem fleiss ge-
  • schriben ist \ vnd so der graw rock (darin künig Arenndel die
  • Haiden bestritten \ erfochten vn erobert das hailig grab \ durch
  • wunderbarliche hilff defzs Allmächtigen gottes \ der so vil vn-
  • zalliche wunderliche ding durch sein geliebten fründ gewürckt
  • hat I der die götlich hailig geschrift vol ist) yetz bey vnnsern
  • zeitten \ an der selben stat zu Trier erfunden ist \ wie dann
  • die Hystori in disem büchlin anzaigt . so ist leichtlich zu glauben
  • vnd zu halten \ das diser Rock sey der hailig rock \ in dem
  • vnser erUser vnd säMgm^cher vnser hayl gewürckt. Vnd also
  • jn geoffenbart hat in beywesen Römischer kaiserlicher Maier
  • stat I vnsers allergnädigsten herrn \ mit samt denCurfürsten\
  • Fürsten vn herrn. Vnd damit das dise geschichten nit abfallen
  • ausz gedechtnusz der menschen hab ich Mai. Hannsz Othmar
  • disz Mchlin wöUen drucken. zu lob dem Allmächtigen got \ in
  • der Kaiserlichen stat Augspurg bey sant Vrsulen closter am
  • Lech I In dem jar do diser Rock zu Trier gefunden ward .x.
  • Do man zalt nach Christi geburt . MDXII. Darauf folgt ein
  • kurzer Anhang über die Auffindung der Trierer Reliquien und die
  • Ordnung ude man zu kor gestanden ist (vgl. Anmerkungen).
  • Othmars Quelle war also eine Handschrift, und zwar eine
  • poetische Hdschr. : darauf deuten die zahlreichen durchschimmernden
  • Reime, die bereits v. d. Hagen bemerkt und zum Teil ausgezogen
  • hat (Ausg. S. XXVI). Und diese Reime sind die Reime
  • unsres Gedichtes: von 100 Reimpaaren hat P durchschnitt-
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  • XIV Die Prosa,
  • lieh immer 25 bewahrt, abgesehen von den Partieen, wo es sieh
  • überhaupt freiere Abweichungen erlaubt.
  • Aber weder H noch D kann der Prosa als Vorlage gedient
  • haben, dagegen spricht sowol der Inhalt, der das Gedicht durch eine
  • Reihe neuer und unzweifelhaft alter Z^ge vervollständigt, als
  • auch eine grosse Anzahl von Lesarten die sich bald mit H, bald
  • mit D decken.
  • Ich gebe zunächst eine Uebersicht aller derjenigen Z^ge^ in
  • denen P von der Darstellung in HD abweicht, wobei zu unter-
  • suchen sein wird, welche dem ursprünglichen Texte, welche der Er-
  • findung von P zuzuweisen sind. Dann gebe ich ein Verzeichnis der
  • zu H, bez. zu D stimmenden Lesarten sowie derjenigen Stellen, an
  • denen P allein das Richtige bietet.
  • Gleich den Anfang hat P etwas freier gestaltet. Der selb rock
  • wuchs auch auff mit dem Jänd Jesu \ allso \ das er jm aUweg
  • lang vn grosse g^^'^g w;as ist aus der Legende vom grauen Rocke
  • Christi entnommen, wie sie z. B. Bruder Philipp erzählt (Marien-
  • leben 3638 — 73). Der naive Anachronismus, dass Helena den Rock
  • gewirkt habe (V. 26) ist in P weggefallen, ebenso das Verbot des
  • Herodes, der Jude solle den Rock Christi nicht an seinem Leibe
  • tragen (V. 76 ff.). König Ougel (Anngel P) sagt von Bride (vgl.
  • V. 220): Die haisset die schön junckfrauw Breyd \ vnd ist
  • aUain ain erhkind \ wann ir ist vatter vnd müter tod \ vnd
  • wirt von iren landtsässen ertzogen. Dies wie die Abweichung,
  • dass Ougel die Ausrüstung der 72 Schiffe von selbst anbietet, mag
  • Eigentum von P sein. Die Zahl der Teilnehmer an der Expedition
  • wird ebenfalls abweichend angegeben, doch stimmen fast alle Zahlen-
  • angaben mit HD nicht überein, weshalb ich diese ganz unberück-
  • sichtigt lasse. Dagegen fehlt die Angabe, dass Ougel vor der Ab-
  • fahrt seines Sohnes alle Mannen zu Hofe beruft, in HD gewiss mit
  • Unrecht, fdr ihre Echtheit spricht schon der Reim gesandt iland
  • (vgl. V. 287). Auf dem Lebermeer stirbt das Vieh in Folge der
  • schlechten Luft : auch was böser geschmack da seihst so grosz \
  • das jn das vich dauon starb, jedenfalls eine durch die Andeutung
  • der Rosse V. 369 veranlasste Einfügung. Als Christus den Schiffen
  • durch einen Sturm aus dem Lebermeer hilft, heisst es : „dauon ain
  • solch krachen vn gedön ward \ das sy all mainten \ das war
  • jr jüngster tag doch kamen sy on schaden auf das recht lauter
  • m^r^'. Das Heranfahren der Schiffe Orendels meldet ein Fischer
  • nicht den 72 babylonischen Königen, sondern Peliän, dem Mäch-
  • tigsten unter ihnen, was doch offenbar das Richtige ist: vnd kamen
  • in die wüsten Babiloniam \ in der gesessen waren j zwen vnd
  • sibentzig künig \ doch so was ainer vnder jn \ mitt namen
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  • ■-.t^-^'^r:
  • Die Prosa, XV
  • Pelion I dem die andern all dienen müsten \ der was gar stoltz
  • vnd vermessen vnd hett auch den Cristen die aiiff dem m^r
  • dar für füren \ gar vil laides gethon \ zu dem kam ain vischer
  • jm sagend das ain grosz hör \ mit zway vnd sihentzig kyelen
  • christerdicher leüt \ auff dem m^e lag \ die fürten auch grosz
  • gut mit jn \ Vnd do dem hayden \ das gut genant ward \ ward
  • er hochgemut \ vnd herüfft die andern Jcünig alle \ mit ainem
  • lauten harn \ do sy das harn vernamen \ do kam^n sy mit ge-
  • mainem Rat \ vnd fragen \ wartzü er jr hedörffte \ Er sprach \
  • seyt all wol gemüt \ es kamen der Christen ain grosz hör \ die
  • füren vnzaUich vil güttes mit jn \ das müsz vnsz werden \ vnd
  • tvir wollen sy all darumb tödten. Auch die Berufdng durch das
  • Hörn kann echt sein. Es wären also nach P die Verse 403 — 406
  • an ihren Platz zu stellen und jn (407. 412) in im zu ändern.
  • Nachdem Orendel Schiffbruch gelitten, wird sein wunder Körper auch
  • von Bremsen zerstochen: So stachen jn auch die brennen so seer \
  • das jm desz blüttes zerr an. Nach V. 515 sind, wie der Reim
  • genant i land ergiebt, in HD einige Verse ausgefallen (s. u. S. 19).
  • Als Orendel mit Ise nach dessen Schlosse kommt, hält ihn die Frau
  • für einen Räuber: ich main \ er sey ein rechter Rauber \ oder
  • ain dieb \ er laszt vnsz heindt die ainen nacht nicht vngestolen \
  • darumb werfft jn ausz in das mör \ das wir vor jm sycher sein.
  • Dass diese Stelle echt ist zeigt V. 614 ff. :
  • er sprach [nun würff in D] an den stunden
  • [nu würff in H] zu (an H) des [wilden D] mores (meres H) gründe.
  • Nach V. 637 sind nämlich diese Verse ganz sinnlos, da hier
  • vom glücklichen Wiederfinden des grauen Rockes die Rede ist und
  • Niemand daran denkt, denselben ins Meer zu werfen. Diese beiden
  • Zeilen sind also mit einer leichten Aenderung nach V. 613 ein-
  • zusetzen.
  • Wan der vorgenant vischer mmster Eyss \ von geburdt ain
  • hertzog was (nach V. 599) mag ein Zusatz von P sein, ebenso
  • V. 658 : Des antumrt die frauw \ kaufft jr jm klaider \ so würt
  • er euch zu herrs oder zu törsch. Dagegen ist die sprichwort-
  • artige Wendung nach V. 779 jedenfalls echt: er ist nicht recht
  • weisz der ^ die leüt hdt als er sy sieht , vgl. Oswald 45 ff.:
  • Man hat den man nu als man in siht
  • und pbliget dar zuo guoter witze niht.
  • Auch Walther 35, 84: nieman uzen nach der varwe loben sol. —
  • Ebenso sind nach V. 781 2 Verse in HD ausgefallen, die P bietet
  • (S. 29).
  • Als Orendel Urlaub nimmt, heisst es: sein Maister gienge
  • mit jm vnd gab jm gelait verr von seinem hau^sz hyndan \ vn
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  • XVI Die Prosa.
  • weiszt jm die recht strasz gen Jerusalem \ vnd also gieng er
  • siben tagraisz in holtz hayd vnd aglay \ das stäche den werden
  • fürsten das jm das blüt durch die schüch ran. üeber die Echt-
  • heit dieser Stelle lässt sich ebenso wenig entscheiden*), wie über
  • eine folgende (nach V. 797): vnd stund auch in dem wasser hisz
  • zu der gürttel. Der Zusatz zu V. 813: dar hete er dannoch
  • siben Tagraisz \ die weiszt jm der engel gottes in dreyen tagen
  • sieht allerdings ganz nach unserm Dichter aus. Was nach V. 825
  • folgt (s. S. 31) ist entschieden echt, sonst fehlte ja zu V. 828, wo
  • bedauert wird, dass dem König Niemand zu essen gebe, jeder Grund.
  • Ausführlich schildert P, wie Orendel das ihm geliehene Ross Mer-
  • cians bändigt: Hiemit hiesz er die acht man u. s.w. (vgl. S. 36).
  • Diese drastische Scene deutet auf Spielmannserfindung, sie ist auch
  • nach allem Vorangegangenen durchaus erforderlich ; die ganze Partie
  • (964 — 968) muss in HD* verderbt gewesen sein. Dass Orendel
  • den Harnisch Mercians ablehnt („ich bedarff nit hamaschs noch
  • kaines stächlen ringes \ dllain willeich reytten in meinem Bock
  • durch meines gottes Eer vnd seines hailigen grabes willen^^)
  • kommt ähnlich im Gedichte noch öfter vor, wird also auch an dieser
  • Stelle gestanden haben, wofür der Reim spricht. Wie Orendel ohne
  • Stegreif in den Sattel springt (V. 990) „des vervmnndert sich
  • künig Mertzian vnd die andern all die das sahen^^. Mercian
  • rät seinem Bruder vom Kampfe abzustehen (V. 1035): vnd darumb
  • rat ich euch auff mein treüw \ das jr sein nicht besteet \ lassent
  • von erst sich ain andern an jm versuchen — vermutlich ein Zu-
  • satz Othmars. Von Sudans Helm (V. 1043) berichtet P: der ge-
  • machet was mit souil öcken \ wo man darauff schlüge | da müsten
  • die Schwert zerbrechen. Wie er in den Sattel springt (V. 1047)
  • fügt P hinzu: das jm nicht vnmüglich was wan er het allain
  • acht man sterck. Was in P nach V. 1051 folgt (s. S. 39) ent-
  • hält augenscheinlich Ursprüngliches, besonders die Wechselreden der
  • Kämpfer sind ganz im Stile des alten Epos. Auch dass Orendel,
  • nachdem er den Heiden aus den Sattel gehoben, ihn dreimal am
  • Speere hinter sich über den Hof schleift und ihn dann höhnend unter
  • die Heiden wirft, sieht aus wie ein echter Zug (V. 1067). Herzog
  • Schiltwin nimmt als Bote zu Orendel gesandt ainen Palm vnd
  • ain fridfändlin mit sich — gewiss eine Zutat von P. Schiltwin
  • wird beauftragt, dem jungen König die Minne seiner Herrin anzu-
  • bieten; der Verfasser von P, der diesen Brauch einer früheren Zeit
  • nicht mehr verstand, fügt entschuldigend hinzu: aber er redt solichs
  • ausz forcht \ vn das er jm den Hold damit wollt günstig machen.
  • *) Aehnlich lautet ein formelhaftes Reimpaar heide:tageweide2S4:l,SßSl.
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  • Die Prosa, XVII
  • Darauf bittet Schiltwin den Grraurock „bald hernach zu kumen'*.
  • Die lange Schilderung der Rüstung des Riesen Mentwin 1206 — 1260
  • lässt P ganz fort mit der Bemerkung: das thüt nit not daü das
  • die Historj dardurch gelengert unlrd. Bemerkenswert ist aber
  • ein kleiner Zug: Er fürtt auch Sunn vnd Mon \ vnd darumb
  • beetten jn die Hayden an als ainen gott. So heisst es auch vom
  • Riesen Ymelot Rother 2568: her wolde selve wesen got, (Andre
  • Beispiele s. bei Jänicke zu Biterolf 299 und aus der geistlichen
  • Dichtung bei Rödiger Anz. f. d. A. I, 73.) Die mit den stehenden
  • Versen eingeführte wiederholte Hilfe der Engel wird übergangen
  • 1387 ff. Als Mentwin nach dem Graurock fragt, heisst es: do
  • sprach ainer seiner man \ secht wie er dort her gegen euch
  • reyttet mit seinem grüenen schilt \ er furcht euch auch gar Main.
  • Der werd vnd kün hold. Der Reim grüeneiküene macht die
  • Echtheit dieser Stelle wahrscheinlich. Nach V. 1332 folgt in P:
  • Aber der graw Rock \ mitt dem die göttlich hüff alltzeit was \
  • mitt desz hilff vnd krafft er disen Rysen gef eilet vnd überwunden
  • het I der sprach \ ich lob dich allmächtiger got \ das ich mit deiner
  • götlichen hilff \ dise grosse not überwunden hab. Nun wolt an
  • jr Haiden \ eiver abgott ist tod | der mich in das möre wolt
  • werffen \ nun ligt er hye \ vnd mag euch \ noch jm selbs nymmer
  • helffen \ so will ich yn auch da nicht lenger ligen lassen —
  • jedenfalls eine Einfügung Othmars. Dass aber Orendel dem Mercian
  • einen solchen Faustschlag giebt, dass dieser zu Boden fällt und vier
  • seiner besten Zähne einbtisst (s. nach V. 1489), sieht so nach spiel-
  • männischer Darstellung aus, dass es ohne Zweifel dem alten Ge-
  • dichte angehört hat. Die Art, wie Orendel das feindselige Auftreten
  • Mercians gegen ihn zu entschuldigen sucht, wird durch die Reime
  • ebenfalls als ursprünglich erwiesen (V. 1505). Als Mercian von
  • dannen reitet (V. 1521) fährt P fort: vnd als er nun für die
  • stat kam \ sach er sich vmb vnd sprach \ der Teufel habe im
  • disen mane \ der Edlen künigen vnd fürsten so gar vnhof liehen
  • dienet \ Ich hab seiner dienst schaden in meinem mund bisz an
  • meinen tod vnd also rait er hin durch die wüsten Salonie,
  • eine Stelle, von der sich nichts Bestimmtes behaupten lässt. Nach
  • V. 1573 folgt wieder ein Zusatz von P: damit gieng er hyn 1
  • zu dem hailigen grab \ vnd knyet nider auf seine knye \ raffet
  • got anddchtigklichen an das er jm zu hilffe kam \ also thet
  • auch junckfraw Breid \ die iverd vnd schön künigin \ sy sprach .
  • Hymdischer vatter vnd herre | behüt vnd beivar mir disen Edlen
  • Cristenlichen degen mit dem ich dein hailiges grabe in pfleg
  • vnd hütt haben soll. Der in HD fehlende Vers 1603 wird von
  • P richtig überliefert. Nach V. 1613 lässt P die Königin zum
  • Orendel. II
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  • XVm Die Prosa.
  • Kämmerer sagen: er solt jr lieber dreü maln vmb das recht
  • Schwert geloffen sein. Nach V. 1710 ist im Gedichte offenbar eine
  • Lücke, und da eine Rache Mercians im Gedicht nicht eintritt, so
  • wird sie mit P an dieser Stelle anzunehmen sein: Damach an
  • dem dritten tage \ käme der Haidnisch Jcünig Mertdon mitt
  • ailff hundert mannen \ die vertraib er auch all mitt der hüff
  • gottes durch sein ainen hand \ in das dick lebermör \ darinnen
  • versuncken baide man vnd pfärd. Nach V. 1749 folgt in F eine
  • kleine Episode , die möglicher Weise dem Originale angehörte : u/ie
  • er sich auff dem nachjagen verritten hett \ do sandt jm gott der
  • herr ain turtdtawh \ das sasz für jn auff sein pfärd \ vnd
  • fürt jn den rechten weg \ er sprach. Ach reicher got \ ivie ist
  • disz vögelein so zdm \ vnd ux)U nach jm greiffen \ do flöge es vor
  • jm auff ainen bäum \ so bezaicherdich vnd bedeutlich das er wol
  • sach I wo hyn er reytten solt. Dies unmittelbare Eingreifen des
  • Himmels ist ganz im Geiste unsres Dichters, eine Sendung der
  • Turteltaube begegnet im Gedicht noch einmal V. 3646 flf. Als
  • Orendel zurückkehrt fragt ihn Bride zum zweiten Male: wann die
  • gottes stym hatt mir zum andern mal gesagt von künig Anngds
  • sun I wie der vmb sein leütt vnd gut kumen sey \ darfür ich
  • euch nämlich haltt \ er lau^gnet aber vnd sprach \ Ich bin sein
  • nicht I ich bin nicht mer dann ain eilender mmi \ darumb
  • nempt ainen künig der Euwer leüt vnd landt mit Fern ge-
  • haben müg. Das dürfte eine Einschaltung Othmars sein. Auch
  • dass Orendel, als er von Bride kostbar gekleidet wird (V. 1789ff.)>
  • den grauen Rock ins heilige Grab legt, wird seine Zutat sein: Vnd
  • als er dise klayder anthet \ legt er von jm den grawen Bock \
  • mit grosser vnrdigkaite in das haüig grab. Der Schluss der Rede
  • Pelians (V. 1847) in P: Auch mügt jr euch selbs vor mir nicht
  • behaltten \ ich tvül euch zu weyb haben \ vnd ob jr nicht wölt
  • so müszt jr wird ähnlich noch einmal V. 1888 wiederholt (auch
  • in P), ist also an dieser Stelle unnöthig, kann aber wohl im Ori-
  • ginal gestanden haben, wie auch nach V. 1887 2 in HD fehlende
  • Verse sich aus P ergänzen lassen (vgl. S. 69). Dass Orendel die
  • Königin zur Berufung der Tempelherren veranlasst (0 edle künigin
  • lasset mich euch beuolhen sein \ vnd hdfft das die Tempelherrn
  • da^ hailig grab in hüt halten vor den argen Haiden | das ge-
  • lobt sy jm zu thün), während dies in HD der stereotype Engel
  • tut, ist Aenderung von P, dem diese auch in HD* verderbt über-
  • lieferte Stelle nicht mehr verständlich sein mochte. Nach V. 1931
  • schaltet Pein: Den herrn was sollich geschieht laid \ vnd künden
  • doch ye nichts Endtlichs darzü ratten \ was über solch sein
  • drow mit füg zu thün war. Als Orendels Ausrüstung beendet
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  • Die Prosa. XIX
  • ist (V. 1975) heisst es in P weiter: Als aber jn die Tempelherrn
  • vor jn reytten sahen \ redten sy vnder ainander \ sol diser hye
  • vnser künig sein \ so ist er ye ain seltzamer Jcünig \ nun hat
  • er nicht mer an seinem leih dann ain grawen rock \ der da
  • ist on all nät vnd on geern \ recht als ob er ain münich \ vnd
  • ausz ainem closter entrannen sey \ darumb wollen wir dalang
  • kainen fusztrit nach jm reytten. Diese Stelle entspricht den
  • nach 1651 folgenden Versen, die von dort aus erst nach V. 1975 ein-
  • zusetzen sind, denn dort unterbrechen sie plötzlich die Ausrüstung
  • Orendels, während sie hier, nachdem die Verse:
  • 1940 die swuoren im triuw und [ouch] eide,
  • si swuorent aber alle meineide
  • vorangegangen sind, durchaus am richtigen Platze stehen: erst die
  • Treulosigkeit der Tempelherren veranlasst ja Bride, als Amazone
  • selbst in den Kampf zu reiten.
  • Von den Versen 2103 — 2108 giebt uns P ein viel anschau-
  • licheres Bild : do nam sy das pferde bey dem zawm \ vnd fürt
  • es dar jrem liebhaber \ sy erwört auch aUen Haiden vnd schlüge
  • die mitt gewalt dannen \ das sy jn müsten auff das pferd lassen
  • vnd hielt jm sdbs den stegraiff (H&rer wie grosz vnd wunder-
  • sam ist weiblich trew \ do dise junckfraw \ weiblich gezierd vnd
  • alle forcht zu rugk schlug \ vnd an sich name hamasch vnd
  • m^nlich gemüt müt Ritterlicher gethat \ die sy durch recht trew
  • disz mals begieng). Den Eindruck der Echtheit macht das gleich
  • folgende Gleichnis: also giengen die vngetawfften hayden vor jn
  • bayden ernyder als der schnee von hohen bergen,*) Die Er-
  • kennung Orendels führt P folgendermassen ein (V. 2131): fraw
  • lasset disen streyt durch got vn mich \ vn seyt gedultig gegen
  • jn I lasset sy mein nicht entgelten \ wan sy seind mir nicht
  • bessers schuldig. In dem schlügen sy wider an die Haiden \ vnd
  • schlügen sy all zu tod. Damach kort sich der graw Bock zu
  • der künigin vnd sprach . Seitmain aott der herr mir den sig
  • gegeben vn mich dartzü erkom hat \ das ich dises landes herr
  • sein soll So vrille ich sagen mein art vn namen \ das ich doch
  • biszher verlauget vn verschungen hob.
  • So mochte dem Verfasser von P auch der schlichte Ausdruck
  • der Freude, als Bride im Graurock Orendel erkennt (2141 ff.) zu
  • matt erscheinen, er erzählt: Als die künigin daz vernam \ viel
  • jr das sper vor grossen freuden ausz der hannd \ doch ermant
  • sy bald tvider \ vnd fieng den stoltzen werden hölld freünüich
  • *) Dasselbe G^leichnis in Reinbods Georg 5461 und bei Otacher 75 to.
  • 215 b (vgl. Jänicke zu Biterolf 10193. DHB I, 272).
  • n*
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  • XX Die Prosa,
  • in jr arm vnd sprach Nun Usz gott vnd mirjü tausent maln
  • tüülkornen \ mein allerliebster herr wee warum hastu mir dein
  • nam^n vnd art so lang verlaugnet vn ich dich doch zu zwayen
  • maln dartimb fragt \ auch dir dohey saget \ das mir dise ge-
  • schieht I die göttlich stym geofenbart vn verklindet (!) het \ ach
  • mein herr, warumb hast du dich so lang vnbekannt bey mir
  • gehalten \ Doch ist mir lieb \ das ich dir ye und ye mit treuen
  • beygestanden bin vnd kainest von dir nye gewichen.
  • Darauf schiebt P einen Waffenstillstand von 6 Wochen ein:
  • Nun hetten ettlich Hayden jr botschafft noch da \ vnd kam ain
  • merckliche samnung hernach \ die maineten mit jm zu fechten
  • yetz in dem ring \ do redten die Tempelherrn souil mitt den
  • Haydenn \ das sy frid schlügen auff sechsz wochen \ das den
  • Haydenn auch vast wolgemaint was wann sy sich in der zeytt
  • Erst recht zurichteten \ vnd ward jr schar zu mal seer gemeret.
  • Sehr ausführlich schildert P die Ankunft Ises: der wallet
  • Bilgrins weisz zu dem haüigen grab \ auch suchend seinen ge-
  • treuen kriecht \ er sucht drey gantz tag mit allem fleisz \ aber
  • er kund in nyendert finden | zu letzst- bekam jm ain alter
  • Sarracen der jm bekant was \ den begund er fragen \ ob er
  • seinen getreuen knecht yendert weszt oder gesehen hett \ vnd
  • sprach | gedenck daran \ das ich dir vil liebes gethon hob j vnd
  • weisz mir meinen getreuen fromen knecht \ wan ich main \ solt
  • ich jn nur ain jar haben jch umrd sdig. Der sarracen sprach \
  • ich enwaisz ob ich jn erkenne oder nicht \ sag mir seinen namen
  • vn was klaider er antrag \ er sprach \ er tregt ainen grawen
  • rock . der hat kain nate \ ich waisz jn auch sunst nicht zu
  • nennen \ do antwurdt jm der alt Sarracen vnd sprach \ ey
  • maister Eysz \ ich main jr habt eüwer synn nicht \ habt jr
  • aber sinne \ so rat ich euch mit gantzen treüwen dcts jr des
  • zu kainem knecht verjehent \ wann ich hob gesehen mit meinen
  • äugen \ do sein der künig Mertzion zu dienern verjach \ do
  • schlug er jn mitt seiner hand \ das jm sein zän ausz dem mund
  • fielen \ er hat auch seiner dienst ymer genüg, Maister eys sprach
  • wie erbarmen dich mein zän so hart | mainest du er thü mir
  • auch also \ lasz michs wogen \ zaig mir jn \ als lieb ich dir
  • sey vn hob dir die marck golds zu myete. Der sarracen sprach *
  • ich weisze dir gern sein kamer oder kemnatten \ aber ich kufne
  • mit dir darein nicht \ des acht ich nicht | sprach maister Eys \
  • bringe mich nur dar da ich yn finden müg. Do fürt jn der
  • sarracen iJiher den hoff vnd weiszt jm die kemnaten \ darinnen
  • der graw Rock was \ der geleich dieweil mit seinen herren zu
  • tisch I sasz. Maister eysz gieng vnerschrockenlich für den tisch \
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  • Die Prosa. XXI
  • daran der graw rock sas ' Vnd als der seinen maister von erst
  • ansach sprang er vo dem tisch | vnd empfieng jn wirdigMich
  • vn sprach \ mein lieher maister \ jr sollet gott vnd mir wiUi-
  • komen sein \ vnd mir vergehen das ich so lang ausz euerm
  • dienst hin \ das iviU ich für hyn vmh euch vidierten etc.
  • Die Echtheit dieser Stelle ist sehr wahrscheinlich, zumal P
  • sonst nirgends selbständige Ausschmückungen von solchem Umfange
  • anzubringen versucht hat. Auch das Gespräch zwischen Bride und
  • Ise, als Dieser seinen Knecht fordert, stellt sich in P mit einigen
  • andern Wendungen dar, die zum Teil ursprünglich anmuten. Bride
  • empfängt den Fischer freundlich ,ywan er was jr hekanf^ und fragt
  • nach seinem Begehr, er verlangt seinen Knecht zurück, den sie ihm
  • so lange „entspeneV^ habe, y^aher tvärt jr ain mxin als ich \ es
  • müst euch nymmer als leicht ankumen, Sie erwidert ihm:
  • Maister Eysz was ist \ da^i jr sagt \ kan ich nun mein sach
  • nicht auszgerichten noch das haüig grah behaltten on vischer-
  • knecht \ so stund mein sach fast ühel , doch waisz ich wol \ das
  • ick eiier knecht noch kainen nye gesehen hah, Anttvurdt der
  • vischer \ fraw wie halt jr dann ain weisz an euch \ nu hah
  • ich jn doch in eüwerem hoff funden \ was hedürfft jr für jn
  • laugnen. Sy sprach das seind seltzame ding mit den ich von
  • euch angefochten wird \ sagt doch wie eüwer knecht haisse \ ich
  • waisz aher das er mir vnhekannt ist. Do sprach er \ frauw
  • er haisset der graw Rock, Also hör ich jn nu nennen \ der
  • was etwan mein knecht \ wiewol ich yetz vil volckes vmh jn
  • sich I das jn herm haiszt. Do die künigin das vemam \ er-
  • schrack sy seer \ doch tet sy der geleichen nicht \ vnd redt haim-
  • lieh in jrem hertzen. Ach Allmechtiger got vnd herre \ was ist
  • disz ding \ aher es ist viUeicht also dein will gewesen \ was ist
  • mir nun zu thün anders dann das ich den vischer miet vnd
  • helon I dasz er des grawen Bocks zu ainem knecht geschweig.
  • Als Orendel Isen zum Danke für das alte Beinkleid einen Zobel-
  • mantel schenkt (2223 ff.), ruft Dieser erschrocken aus: wee das
  • die seih alt niderwat verfluchet müsz sein \ das sy ye in mein
  • gewaU käme \ wie hau sy mich heut so schamrot gesetzt. Nach
  • V. 2268 bringt P wieder eine breitere Ausführung: Allererst sagt
  • er jr \ ude \ vnd in wölicher weisz \ er sein knecht gewesen war \
  • das warde die künigin hoch erfreüwet \ In dem het mxiister
  • Eysz sich auch zu gericht in mainunnge \ das er wider gen
  • Jerusalem woU zu seinem herm \ des er vormMn zu knecht
  • verjach. Der warh nun ander vischer Achtzehen tausendt
  • über die er herr vnnd Maister was \ das die den zynnsz br echten
  • vnd mit jm zu hof kämen. Statt der Verse 2331 — 38 hat P
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  • XXn Die Prosa.
  • Folgendes, das vermutlich auch aus dem alten Gedichte stammt:
  • die (künigin) hiesz dar für sich tragen pfäll vnd ander gute
  • klaider \ die ergab sy all den spilleütten vn farender dyet \
  • vmb das \ das sy der vngetaufften Hayden schand vnd laster
  • in allen landen solten offenbaren \ sagen vn singen \ als verr
  • sy künden vnd möchten. Vnder disen aUen was ainer \ der für
  • iiber m&r \ vnd sagt dem hertzogen Marsüion vnd hertzog Steffan
  • seinem brüder | die dann bayde hertzog Eysen Sün waren
  • Wie jr baider vatter zu Jertisalem offenbarlich Hertzog vn Bitter
  • worden wäre \ des wurden sy erfreüwett \ gaben dem Spilman
  • ain gut bottenbrott. Besetzten zu stund jre landt nach rwt-
  • durffte vnd füren über möre \ brachten dem grawen rock vmb
  • jres vaters willen dreyssig tausent m^n zu hilff.
  • Die Klage Ises bei Orendels Gefangennahme (V. 2363 ff.)-
  • wee das ich ye geborn warde \ Nun verleüsz ich allen mein
  • weltlichen trost \ ach waffen was sollen wir arm leüt nun thün
  • wird von P selbst herrühren, ebenso die Ohnmacht Brides, als sie
  • Ises Brief erhält (V. 2373): da erschrack sy das sy onmdchtig
  • ward I viel also hyn \ vnd lag vnversunnen. Als aber sy zu jr
  • selber käme \ rüfft sy mit grosser klag tzü dem allmdcktigen
  • got. Die nun folgenden Blasphemieen Brides glaubt P mit ihrer
  • erschreckten Gemütsverfassung entschuldigen zu müssen: Solichs
  • redt die werd künigin nicht in fräud \ oder daz sy das vnnserm
  • herrn wollt aber tzürnen \ oder aber drowen \ Main kam dise
  • red ausz dem erschrocken betrübtten hertzen. Durch wölich
  • vnmdslich erschrecken vnd betrübnu^z | sy nicht mer het ge-
  • brauchung jrer vernunfft \ sy weszt auch selbs nit was sy redet.
  • Die Trauer der jungen Königin wird dann in den gegen Ise
  • gerichteten Vorwürfen und Klagen noch weiter ausgemalt: wee
  • Hertzog Eysz \ wie habtt jr mir armen junckfrawen so gar
  • grosz hertzenlichs laid gefügt durch euer schreiben \ vnd zu
  • woran mit eüwerm dannen fürn. Er sprach \ frauw \ da habe
  • ich nicht schuld an \ vnd was er leydt ist mir mit gantzen
  • trewen laid \ als wol als euch. Hirauff antwurdt sy \ jr solltet
  • jn dahaim gelassen haben \ vnd nicht mit euch auszgefüret \
  • so warn wir diser grossen hertzenlichen not wol erlassen vnd
  • überhaben. Ach waffen \ das ich jm dise raisz ye vergünstet.
  • Von unzweifelhafter, durch eine Anzahl von Reimen verbürgter
  • Echtheit, ist dagegen wieder das Versprechen des Zwerges Alban
  • und seine Hilfe bei der Belagerung (s. S. 91), die ganz spiel-
  • männischen Charakters ist.
  • Von König Elin berichtet P, er sei der Nachfolger Pelians,
  • der über die Babilonier herrschte „zu der zeitt da künig Arendel
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  • Die Prosa, XXIII
  • mit seiner Bitterschaft auff dem m&r was \ ee dan er zu dem
  • haüigen grab kam^^ und seinem Bruder Durian wird nachgerühmt,
  • dass er ,,der aüer&rgest vnd höst man was \ so man jn in aller
  • wdt finden mocht^'. Der in HD fehlende Auftrag, mit dem König
  • Elin den Herzog Daniel nach Jerusalem sendet, ist vermutlich in
  • Pecht erhalten: Daniel du f romer bider Ritter \ reyt bald hin
  • gen Jerusalem \ vn wider sag dem grawen Bock vnd allen seinen
  • manen \ von mir vn allen den meinen \ vnd sag jm \ weU er
  • MadimetenvndAppollen anbeeten \ so welle ichjm vnderthänig
  • machen \ zwen vnd sibentzig künig \ welle er aber nicht \ so
  • müsz er vnd alles sein volck d sterben. Wenigstens ist die
  • Form desselhen, als er V. 2567 fF. wiederholt wird, eine ganz
  • ähnliche.
  • Die ganze folgende Scene ist nur in P richtig erhalten. Die
  • Könige Elin und Durian lassen Orendel Fehde ankündigen. Dieser
  • antwortet mit zwei forchtharen Ohrfeigen, die Daniel als Bote in
  • Empfang nimmt: Do hüb der künig auff sein hand vnd gab jm
  • ain so starcken schlag \ das er zu der erden viel \ vnd ge-
  • strackter vor jm lag. Daniel sprang bald wider auff \ vnd woli
  • den künig hynwider schlahen | do gab jm der herr aber ain
  • ba^kenschlag an den andern backen \ das er aber emyder uiel \
  • als vor. Sowol 2671 wie in H 2621 ist von zwei Briefen die
  • Rede, da jeder König einen zu hekommen hat, dazu passt auch
  • V. 2672 f.:
  • und w6r ich lenger dl beliben,
  • unz mir der drite wSr geschriben . . .
  • Dennoch empfängt Daniel in HD nur einen Schlag. Dass aber hier
  • nur eine Verderbnis vorliegt, zeigen die Verse 2615 f.:
  • Der herzog der was biderbe,
  • er sprang üf und weit in slahen widere,
  • die an dieser Stelle keinen Sinn haben, da doch Daniel erst wieder
  • aufspringen und wiederschlagen kann, wenn er den ersten Schlag
  • erhalten hat, was hier noch nicht geschehen ist. Nachdem Daniel
  • die Briefe solchergestalt empfangen hat, kehrt er zurück und findet
  • die 72 babylonischen Könige zum Rate versammelt. Dass hier in
  • HD wieder eine Lücke anzunehmen ist, bestätigt V. 2654: TTö
  • Mm vnd gräfen bt einander wären. Auf die Frage Elins: ist
  • der graw Bock wild oder zdm? (vgl. V. 2642) antwortet Daniel:
  • der graw Bock ist vntd vnd zdm \ er ist ain christ \ vnd thar
  • allain wol dreyssig tau^sent Hayden besteen. Diese Antwort ist
  • in HD ebenfalls verschoben und zwar ganz sinnlos an das Ende der
  • Unterredung V. 2675. Nach 2665 ist in HD abermals eine Lücke,
  • die sich aus P berichtigen lässt, denn V. 2662 tritt Elin näher.
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  • XXIV Die Prosa.
  • die Botschaft zu empfangen^ während doch 2668 Dnrian den Schlag
  • erhält. Der Text ist also nach Massgabe von P zu ordnen, die
  • Lücken lassen sich bei der Formelhaffcigkeit der hier verarbeiteten
  • Verse mit ziemlicher Sicherheit ergänzen. Die Worte Durians nach
  • V. 2675: nu hat mir der ain schlag so wee gethon \ das mich
  • vmndert wie jr die zwen habt erleyden mügen | vertrage aber
  • ich jm den brieff \ so bin ich nicht ain man werden aus Othmars
  • Fabrik stammen.
  • Auf Durians Herausforderung (V. 2690 — 95) erwidert Orendel:
  • das will ich auch gern thün \ imd du solt auch frid haben vor
  • allen mein mxmnen \ on mich allain, was gewiss von P hinzu-
  • gefügt ist.
  • Die Verse 2742 — 70, die allerdings fast nur frühere Verse
  • wiederholen, hat P übergangen. Nach V. 2843 bemerkt P, dass
  • „die Neun jar \ die jm der Engel verkündet het vergangen
  • warn^\ Als der Engel den König auffordert, seinem Vater in Trier
  • zu Hilfe zu kommen V. 2846 ff., schiebt P ein kurzes Gebet
  • Orendels ein : hailiger Engel gottes bit den Allmächtigen got da^s
  • er mir mein vatter behüt | ich will mmi keusch behalten \ bisz
  • ich meinem lieben vatter zu hilff kome \ vn jn an seinen feinden
  • rieh. Ebenso ist vermutlich von P erfunden, dass die beiden Her-
  • zöge, denen das heilige Grab anvertraut wird (V. 2888 ff.), Bridens
  • Schwestersöhne sind, und dass, als das Heer auf der Rückfahrt nach
  • Rom kpmmt (V. 3187), der Papst ihnen entgegenreitet, um sie zu
  • segnen. Die weitere Ausführung des Gespräches zwischen Ise und
  • Herzog Warmund, als Jener die Rosse zusammentreibt (V. 3019 ff.)
  • scheint wiederum Eigentum von P; Damitt sprang er auff ain
  • pferd I rüfft Hertzog Eysen nach mitt solchen uxyrten \ warumb
  • jagt jr vnser vol/n auff disem gefiUd \ oder wer hat euch das
  • erlaubt \ es sey denn das jr mir enpfliecht \ sunst schaidet vnsz
  • nyemand dan der tod. Antvmrdt hertzog Eysz \ hölld du bist
  • vnweisz ob du mir die voln wörn ivilt \ wann mainestu mirs
  • zu wörn 1 so müstu darum sterben. Hertzog Warmund spräche
  • das wille ich versuchen. Nun sollen wir euch doch nicht gelten
  • sagt doch was man euch dartzü gethon habe \ das jr solchen
  • Übermut in vnserm land treibt \ des wir vormalen ungewon
  • sein. Er sprach \ es seind heüt sechsz tvochen \ das mein lieber
  • hefrr künig Arenndel vnd mein frauw \ die schön junckfraw
  • Breyd von Jerusalem auszfüm \ vnd seind pferd bedürffend \
  • souil man jr nun gehaben mag.
  • Als Orendel mit seinem Heere nach Metz kommt (V. 3084)
  • „da giengen die Burger ausz der Stat aU barfüsz gegen jn \ vn
  • enpfiengen sy mit hailtumb vnd lobgesang \ yedoch künden sy
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  • Die Prosa. XXV
  • den künig nicht iiberhitten \ das er zu jn in die stat geritten
  • war I vnd er es doch in vnwiUen nicht liesz \ sonnder er eyld
  • dannen \ das er bald gen Trier kdrnf^.
  • In sehr freier Weise hat P die Verse 3144 — 79 ausgeflihrt:
  • Vnder den freüden so da warn \ erstündn auch grosse vn-
  • sägliche hertzenlaid \ von den frawen \ die jr mann verlorn
  • hetten \ die vormaln mit künig Arenndeln dannen gefam waren
  • wann den selben ward jr alte klag allererst widerumb erneüwet
  • Yedoch ergötzet der künig die frawen all nach jrem begem |
  • wölche wider ainen man nemen wolt \ der gab er ainn vnd
  • ain stat oder Burg dartzu. Wölche aber on ain man beleiben
  • wolt I der gab er grossen hört von silber vnd gold. Als er das
  • nu alles auszgericht \ vnd verendet het \ vermaint er sein hoch-
  • tzeit bey seinem vater vnd seinen fründen zu haben \ schicket
  • er sich zu dem dritten male dartzü. Vnd als er an das beth
  • trat I kam aber d* Engel gotes vn sprach . H&r künig Arenndel \
  • du solt diser hochtzeit lenger beiten \ wan das hailig grab \ vn
  • das gantz land dasdbst | steet alles wider in der Saiden hend
  • wann die \ den du da^ beuolhen hast die haben jr trew ver-
  • unraint vnd zerbrochen \ vn vmb Mains gutes urillen haben sy
  • es den hayden übergeben vnd eingeantwurdt. Des erschrack der
  • künig zu mal seer \ vn sprach. Allmächtiger got das klag ich
  • dir in dein leyden, Damach spra^ih er , mein liebe kilnigin
  • wie wollen mr es nun anfahen. Jerusalem \ das hailig grab \
  • vn das gantz land \ ist aUes under in der haiden gewalt, Sy
  • sprach . Herr urie mag ich das glaubü das mmner schwester kind
  • so gar vntreü an vnsz worden sein. Er antumrdt jr \ ich toiU
  • hyn haim ziehen zu besehen me disen dingen sey \ ye doch
  • klag ich dem Ewigen got \ das ich mit dir \ meiner allerliebsten
  • frauwen weder freüden noch kurtzweil pflegen soll \ Desselben
  • morgens vrlaubt er sich mit schnellem abschaidn vnd zoch under
  • ab durch wdlsche land. Die künigin bat gott Allmächtigen got
  • das er jm mit freüden haim hülff. Als sy nun drey tagraisz
  • gefam hetten \ kam an dem vierden tage aber ain Engel der
  • jm schwäre potschafft sagte | vn sprach \ Künig Arenndel \ mich
  • hat gott der herr zu dir gesandt \ das du den gratven Rock
  • hye zu Trier lassest | das ist sein will vn sein gebott \ wann
  • er unll jn da haben \ darumb schick jn wider gen Trier \ thüst
  • du es nicht \ so bringest du weder leütt noch gut haym \ sonder
  • es würt dir alles ertrincken in dem Mör \ damit verschwand
  • der Enngel gottes. Aber künig Arenndel ward diser potschafft
  • zä Yifuil seer betrübt \ vnd nam zu stwnd ain kostlichen sarch
  • den er bey jm in dem schiffe hett \ darein verschhsz er den
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  • XXVI Die Prosa.
  • Bock vnsers herm Jesu christi | vü beualch den ainem Bi-
  • schoff I seinem vater kUnig Anngeln gen Trier zu bringen \
  • das ward aUso verbracht Darnach vmrden von gott dem herm
  • dartzü geordnet vier mann | die desz Rockes pflagfi \ vn we^
  • ainer abgieng so ward ain anderer darzü geordnet Also das
  • jr aUweg vier warn \ vnd nit meer die vmb den rock weszten.
  • Vnd als ich in diser Hystori fanden hab \ ist .er noch zu
  • Trier \ soll auch dasdbst bdeibü \ disz lasz ich sein.
  • Zu den Martern, die Bride im Kerker zu leiden hat (V. 3257 ff.)
  • fügt P hinzu, dass dies täglich drei Mal geschah. Wertvoll ist
  • wieder die Erzählung vom Entrinnen des Wallers, der die Botschaft
  • von Brides Gefangenschaft bringt (vgl. S. 119), HD macht in der
  • entsprechenden Partie den Eindruck der Lückenhaftigkeit. Die Verse
  • 8868 — 3400 hat P wieder ziemlich frei wiedergegeben: do fürt
  • man die Edlen künigin junckfrauw Breyden \ gegen jn herausz \
  • vnd wolte sy aber martern vnd peinigen. Als der kUnig das
  • ersach \ möcht jm sein hertz von rechtem laid zerspaltten sein \
  • vnd sprach zu hertzog Eysen . Ach lieber herr vnd Maister lasz
  • dich mein grossen vngem^ach vnd hertzenliches layd hewt er-
  • barmen vnd geklaget sein \ Damitt graiffe er zu dem schwert
  • vn vermmnt sein vnfal an den zu rechen. Aber hertzog Eisz
  • wolt jm des nit v'hengen vn sprach . Lasz steen werder Hölld \
  • bisz das wir sehen was sy mitt jr begeen wollen. Aber der bösz
  • vngetrew Hayden Magprentzean der was listig \ vnd fürt die
  • frawen wider in die bürg \ wan er hett vüleicht die zwen man
  • ersehen. Die erschracken gar seer do man sy tuider weg fürt \
  • doch giengen sy dem spor nach \ bisz sy kämmen zu der Portt.
  • Die Antwort AchiUs V. 3443 — 45 lautet in P folgender-
  • massen: Ir herm ich thdt es gern das waiszt got Aber das jr
  • baid meiner Schwester Sün wärt die ich doch lieb hab \ so thörst
  • ichs doch nymm^er gethün. Auch wurd Minelot euwer hye gewar.
  • er liesz euch bayd mir zu layd ertrenncken \ wann er warde
  • mir noch kainem Christen nye holld etc.
  • Dass Achill von Ise den Kuss verlangt (vgl. V. 3486) und
  • Orendel sich durch Ise zu erkennen giebt ist wieder Änderung von
  • P; Er sprach \ jr solt mich vor küssen zu aim zaichen \ das
  • ich gantze freüntschafft zu euch hab. Vnd in dem kusz nam
  • er war das Hertzog Eysz sein freündt was \ vn sprach \ du
  • bist beynamen meiner Schwester sun \ so ist der graw Bock
  • mein herr \ wo aber der ist \ das waisz ich nicht Hertzog Eysz
  • sprach \ du sichste in hye steen an meiner seytten. Hertzog
  • Achill weszt nicht wie er vor freüden gebam solte \ vnd sprach \
  • nun bin ich nye frölicher worden. Der Schluss von Minolts Traum-
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  • Die Prosa. XXVII
  • erzähltmg „vnd der Rapp biss mir mein hatipt ab'* ist wegen
  • des Reimes ebenso sicher echt, wie das Erschrecken Minolts nach
  • V. 3555, das durch die Situation geradezu gefordert wird, indem
  • der König gleich die Erfüllung seines Traumes ahnt. Dagegen ist
  • die Rede des Priesters vor dem Volke nach Ankunft der Brieftaube
  • 3666 ff. von P weiter ausgeschmückt: Hoeret jr kinder gottes
  • diser hrieff ist vnnsz von gott dem herrn gesandt \ der tMt
  • vnsz zu ivissen \ das vnser künig in todtlichen vnd ängstlichen
  • nöten gefangen vnd vmbgeben ist | vnd kummen wir jm nicht
  • z& hüff I so müsz er sterbenn. Darumb vermane ich euch all \
  • das wir jm mit grosser eyle zu stund zu hilff körnen. Auch
  • sagt diser brieff \ wer da erschlagen werd \ das sein seel on
  • vnderlasz zu hymel komen soll. Hiemit ivarff er das mess-
  • gewant von jm \ liesz die mess beleiben \ vnd eylten all jrem
  • herren zu hdffen \ das Turtelteüblin flöge jn vor \ vnd laittet
  • sy den rechten weg. Dass Achill die Burg verbrennt , während
  • (ües in HD V. 3752 ff. Ise thut, ist eine unbedeutende Änderung,
  • ebenso dass nicht Durian (V. 3820 ff.), sondern der Kämmerer dem
  • König Wolf hart den Schlaftrunk bringt (der gieng hyn vnd mischet
  • kalg vnder das getranck vnd bot dem herrn zu trincken) und
  • ihm das Haupt abschlägt. Dieser Kämmerer sorgt auch für Brides
  • Bewaffnung. Während Bride nach V. 3851 dem Graurock erst
  • Boten senden muss, kommt in P Orendel selbst der Königin zu
  • Hilfe. Von den beiden Verrätern des heiligen Grabes, deren in HD
  • nicht mehr gedacht wird, heisst es in P; die namen sy herausz
  • (aus der Burg) vnd versanckten sy baid in das mör.
  • Characteristisch ist, wie P bei seinen Lesern etwa aufsteigende
  • Bedenken zu beschwichtigen sucht: Nun möcht m^an fragen \ wie
  • dise ding alle allso mMhten geschehen sein \ vnd besonder das
  • junckfraw Breid die schön christenlich künigin \ vor der stat
  • Jerusalem gefang&ti war \ vnd sy doch Arenndel fand in der
  • wüsten Babilonia. Hierauff zu antwurten \ vnd besonder auff
  • das Erst \ So sag ich das gott dem herrn alle ding müglich
  • vnd leicht tzü thün seind. Auch vindet man in allen geschrifften
  • gaistlich vnd weltlich \ das der kainer nye verlassen noch be-
  • trogen sey worden \ der da gehoffet hatt in gott den herren
  • vnd zu seiner werden mütter \ wes wolt er denn dise sein ge-
  • trew diener vnd lieh Bilgrin gezygen haben \ die doch ye und
  • ye in allen nöten bey ym gestanden seind. Zu dem andern
  • so ist die künigin zu nächst bey Jerusalem gefangen worden
  • vnd ain da geleget darnax^h erst gefürt in die wüsten BabHoni
  • Die Untersuchung hat gezeigt, dass sich das durch HD er-
  • möglichte Bild des alten Gedichtes mit Hilfe von P durch eine
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  • XXVIII Die Prosa, Lesarten.
  • Reihe wesentlicher, zum Teil auch recht feiner ZiHge vervollständigen
  • lässt: nicht weniger als 26 Stellen waren sicher als echte zu er-
  • kennen (286. 401. 515. 614. 779. 782. 825. 963. 966. 968.
  • 982. 1051. 1067. 1489. 1505. 1603. 1711. 1887. 1976. 2500.
  • 2615. 2638. 2666. 3272. 3545. 3555), während sich für die Ur-
  • sprünglichkeit zahlreicher andrer Partieen eine hohe Wahrscheinlich-
  • keit ergah.
  • Doch ist damit der Wert von P nicht erschöpft, auch für die
  • spezielle Textkritik bietet es willkommene Stützpunkte. Ich gehe
  • zunächst zu einer Zusammenstellung der Lesarten über, in denen
  • sich P zu D gegen H stellt.
  • Die in H fehlenden Verse 68 f. sind durch P bezeugt: vnd trücknet
  • jn an der Sunnen. — 110 zway vn sibentzig P, sübenzig H. — 123 fehlt
  • in J?, bestätigt durch P: du waist auch das mir diser wat vast not ist. —
  • 183 Auff der künigin sandt Marie gnad D, auff dein müterliche g. P, H
  • bessert : zwor : jor. — 287 f. fehlen in H, bestätigt durch P (vgl. 8. XXXI).—
  • 823-28 fehlen in IT, bezeugt durch P; Auch liesz er machen ain gantz
  • gülden Cretitz | daran ain bild geformt | als Jesus am kreütz gehangen ist |
  • daz weit er opfern zÄ Jerusalem dem hailigen grab. — 369 rosz und auch
  • die leüte D bestätigt durch P (v. o. S. XIV), H weicht ab. — 377 er-
  • barmdte P, erwarp H. — 383 fehlt in H, bezeugt durch P; Dise pilgrein
  • haben sich umb deinen t willen ausserhaben. — 3ö8 warff P, brachte H. —
  • 392-94 fehlen in H, bestätigt durch P; wann sy in dreyen gantzen jaren |
  • nye nicht betten gefaren mügen. — 402 zwen vnd sibentzig künig P, Heren
  • und kunyge H. — 409 mit ainem grossen höre Z), ain grosz hör P, H
  • weicht ab. — 458 himelischer vater vnd herr D, herr vnd hym. vatter
  • P, himelscher vatter here H, — 454 ab dem wilden Möre P, durch din
  • vatterlich ere H. — 466 künig P, her H. — 505 das geflügel P, Die vogel
  • H. — 506-9 fehlen in IT, bezeugt durch P; vnd lag also vngeessen vnd
  • vngetruncken drey gantz tag. An dem vi erden morgen | bort er das Mör
  • far laut diessen. — 535 ain reicher fischer P, Ein f. und ein her H. —
  • 36 f. meine garen vnd mein gesellen sind mir all ertnmcken P, Min
  • gam sint mier versuncken Vnd in dem wilden mer ertr. H. — 549 rauchen
  • loubes P, waltruche H. — 557 ain als reicher vischer als ich P, ein
  • vischer als ich ^, — 560 mir P, fehlt H. in ainer klainen weil P, in
  • einer wile H, — 571 nit wol fischen kan P, vischens nit enkan H, — 573
  • und warff sy ein P, fi^ ändert des Reimes wegen. — 574 Des vaters des
  • suns vnd hayligen gaist D, bestätigt durch P; der hailigen Triualtigkaitte.
  • Fehlt H. — 587 haben grossen Ion und danc D, bezeugt durch P; ich will
  • dir .... nicht vngedanncket noch vngelonet lassen, h. jmer danck
  • H. -— 610 Mich bedunckt D, bestätigt durch P; ich main, ich sieh H. —
  • 638 fehlt in H, bestätigt durch P; vnd nach dem blfit hat jn der viseh in
  • sich gesogen. — 644 dein P, dier H. — 650 Do sprach mayster Eyse P,
  • Die frouw sp. meister Yse H. — 703 Der engel schwebt ob dem künig
  • P, H weicht ab. — 708 ritterschaft D bezeugt durch P; dein ritterlich
  • vnd künigkliche Eere P, riter IT. — 751 vnd ward ain freudenreycher man
  • P, Zu grossen fröuden er do kam H. — 761 vnd dein frauwen P, vnd
  • mmer frouwen H. — 771 Drey P, Fünff H. — 776 f. fehlen in H, be-
  • zeugt durch P; als sy in von erst sach nacket in dem schiffel steen. —
  • 812 Vnd P, Er H. — 839 Do begegnet jm P, do sach er fl. — 842
  • herr grawer Rocke P, hör fehlt H. — 901 Sy zugent im schachzagelspil
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  • Die Prosa. Lesarten, XXIX
  • D, bestätigt durch P: sach er in dem Schache zyehen, «Sy spieltent hoff-
  • liehes spil H. — 954 fehlt in H, bestätigt durch P: Das was schwartz als
  • ain Kol. — 959 kern D, bestätigt durch P: das du darauf mügest kümen,
  • Sitz H, — 997 bückt P, bedochte Ä. ~ 1001 disem schÄster P, den
  • sehnen H. — 1015-19 fehlen in H, bezeugt durch P; brftder secht jr den
  • grauwen rock den schafft schütten | ich sich wol | das die Sarracen von
  • seinen banden sterben mftssen | so hab ich manigem aifi bftsen dienst thon.
  • — 1025 Das rosz D, bezeugt durch P; der euch br&cht eüwer pferd, H
  • weicht ab. — 1114 fehlt in H, bezeugt durch P; got behftt vnsz hinnen
  • vor jm .... ich furcht er wöll mir benemen .... all mein man. — 1130
  • Frauw P, fehlte. — 1160 das m&ss jr got .... vergeltten P, 5^ weicht
  • ab. — 1162 in jrem dienst P, an jrem tisch H, — 1195 über das landt D,
  • bestätigt durch P; als weytt das landt was, allersant H, — 1202 von silber
  • wevse D, bezeugt durch P; auff ainer silbrin decken; gantz wisse H, —
  • 1285 klainen P, nackten Ä — 1298 So het ich ain vil g&t gemÄte D,
  • bezeugt durch P; so m&st ich ain g&t gedultig gemfit haben; Ich han es
  • noch an dem gemüte H. — 1413 mit im fechten wolt P, stach H. —
  • 1456 eilender P, armer H. — 1467 koset P, küssent H, — 1471 deinen
  • P, die H. z& hoff P, fehlt H. — 1491 Das P, Disz H. — 1501 Frauw
  • P, fehlt H. — 1510 fehlt in jff, bestätigt durch P; thü jm was du wilt. —
  • 1512 sein P, die H, — 1590-93 fehlen in H, bezeugt durch P; junckfraw
  • Breyd schöne vnd Edle künigin | lasset eüwer tugent vnd gAtigkeit er-
  • scheinen an mir eilenden man durch die liebe gottes. — 1611 in ain stein-
  • wannd P, umb ein steinin want H. — 1612 zu dreien stucken P, in dry
  • stücke H. — 1622 Das mÄstu thfin zware D, bestätigt durch P; wiltu
  • nicht so mfist du. IT weicht ab. — 1629 gülden P, guten H. — 1638 be-
  • haltt Py halt H, — • 1676 fehlt H, bezeugt durch P; ob du vnder vnnsz
  • dreyen erschlagen würst. — 1672 Hoerst du P, fehlt H. — 1678 Do mocht
  • er P, Do von mahtu H, — 1722 finstem P, wüsten H. — 1785 bad P,
  • bet H. — 1791-93 fehlen in IT, bezeugt durch P; gab sy jm ain Seidin
  • hembd mit andern gätten klaidem | vnd ain zoblen mantell. — 1803 an das
  • bet P, in d. b. H. — 1809 bisz vö P, Noch von H. — 1834 on man P,
  • magt Ä — 1886 f. Jedoch wil ich den grawen Rock fahen Vnd an ainen
  • galgen haben i>, bestätigt durch P. ich will jn on wer fahen | binden vli
  • darnach an ainen galgen hencken, H weicht ab. — 1933 Frauw P, fehlt
  • H. — 1985 dalang kainen füsztrit P, H weicht ab. — 2071 jr P, fehlt
  • H. — 2072 allain P, fehlt Ä — 2076 Die junckfraw D, bestätigt durch
  • P; da fachte der junckfrewiich leib, D. frouw H. — 2078 schlÄg D, be-
  • zeugt durch P; hawet, mach (!) H, — 2083 hölld P, Tegen ff. — 2085
  • erkant i> verstund ff. — 2126 selbs P, fehlt ff. — 2138 w&rn P, soltent
  • ff. — 2199 myet jr i> dingestu ff. — 2231 die gab D, bestätigt durch
  • P; das gut; den mantel ff. — 2239-78 fehlen in ff, sind aber durch P be-
  • zeugt. — 2280 Vnd soUent hertzoge werden zÄ dem hailigen grab D,
  • bezeugt durch P; ir sollet .... ain reicher Hertzog vfi an meinem hof sein,
  • ff ändert. — 2282 ich bedunck euch P, So bin ich ff. — 2294 Er sprach
  • D, bestätigt durch P; vn sprach, fehlt ff. ich vergilt es euch so ich schirst
  • mag P, Er vergült in jm ob er mag ff. — 2384 Turiant P, Dercian ff. —
  • 2467 fehlt ff, bezeugt durch P; die weil gieng das getzwerglin ausz vor
  • jn. — 2452 Do zundt das tzwerglin ain Hecht an P, Das getwerck mit
  • einem kertzen liecht ff. — 2502 der bürg P, fehlt ff. — 2511-20 fehlen
  • in ff, sind durch P bezeugt. — 2541 Turiant P, Surian ff. — 2573-80
  • bestätigt durch P, fehlen in ff. — 2599 Do sprach der grawe rock D,
  • bezeugt durch P; Antwurt der graw Rock, ff ändert. — 2601 ich byn P,
  • Ich was hie vor Ä — 2616 fehlt ff, bestätigt durch P (s. o. S. XXIII). —
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  • XXX Die Prosa. Lesarten.
  • 2623 die bdchstaben klagen P, JT ändert des Reimes wegen. — 2692 dir
  • frid bannen P, in aller fröuden b. Ä — 2818 Bleyn P, Blemy Ä —
  • 2981 u. 0. Marsilion P, Mercian H. — 3001 f. fehlen in JT, bezeugt durch
  • P: vnnder den jaget er vmb | ainen hyn den andern dar. — 3007 hertzog
  • P, riter H. — 0OI8 erwer D, bezeugt durch P: so will ich jms wöm. 6
  • weicht ab. — 3103 fehlt in S, bestätigt durch P: legten an wullen ge-
  • wand I vnd giengen all barf&sz gegen jn. — 3268 niemands P, man S. —
  • 3413 Herr ich glaub dein hailige vrstend P, H weicht ab. — 3444-47
  • fehlen in H, bezeugt durch P (vgl. 0. S. XXVI). — 3467-70 fehlen in Ä,
  • bezeugt durch P: da gab er jn aller band speysz vnd getranck | als reichen
  • künigen gebürt. — 3480 f. fehlen in H, bestätigt durch P: ich will eäch
  • des ymmer genad und danck sagen. — 3576 f. fehlen in H^ bestätig durch
  • P: Do was der haid Magprentzean allda vn riet dem künig. — 3606 f. fehlt
  • Hj bezeugt durch P: wen ich mich solches gegen dir erw&g | z& dir s&sz
  • vnd freüntlich gegen dir gebart. — 3614 f. fehlen in Hy bezeugt durch P:
  • das mÄst er leiden. — 3610 zu der thftr herein gienge P, S ändert. —
  • 3730-35 fehlen in Hj bezeugt durch P: Damach giengen sy z^ Oberst in
  • den Tum | vnd funden den künig Mineloten | do redeten sy all drey ausz
  • Ainem mnnd vnd sprachen : Minelot du solt dich lassen taufen | got vnd dem
  • balligen grab vnderth&nig ii^erden | oder du must sterben. — 3737 waere
  • ichts wUrsens oder härbers dann der tod das wolt ich on alle sw&r gern
  • leyden P, B" weicht ab. — 3753 nam ain grossen b ran dt vnd zundt allent-
  • halben 2in P, H ändert. —
  • Ich schliesse die durch P bestätigten Lesarten von H an.
  • 121 darinn P, in dem rock D. — 387 Sturmwind P, strengen windt
  • D, — 406 bette i> hat D. — 427 streit P, stürm D. — 464 in den grund
  • des mors P, z& gründe D. — 505 fressen jR essen D. — • 511 mit siner
  • galen H^ bestätigt durch P: mit aim schifflin; dort her D. — 531 Wissent
  • das H, bestätigt durch P: nun waiszt got das; fehlt D. — 541 sich selbs
  • anliegen P, sich ligen lan D. — 562 würff P, schlag i>. — 569 der mir
  • helf S, bestätigt durch P: vnd kuffi mir zÄ hilflf, D weicht ab. — 631 den
  • rock P, ainen r. D. — 642 eilende P, nackende D. — 647 nacket P,
  • nahent D. — 676 gern verclagen JI, bestätigt durch P: geren lassen, auff
  • disen tag beklagen D. — 678 getragen P, gan D. — 707 trawrest P,
  • zweyfeln D, — 734 Do bot er jn P, Er bot jn D. — 738 ain grosz
  • zaichen P, grosse z. D. — 744 Do P, Als D. — 746 Do gab er P, Er
  • gab jD. — 747 umb die dreyssig P die fehlt D. — 750 genam P, gewan
  • D. — 780 fehlt in D, bezeugt durch P: er sprach. — 793 Der P, Er D. —
  • 794 Und P, Er D. — 835 grossen P, lauten D. — 903 vnd das gestein
  • P, Die Spangen D. — 959 vnd es dich nicht in laid bring P, das es dich
  • b. z& leyde D. — 998 (ab) den füessen P, fehlt D. — 1081 herren IT,
  • bestätigt durch P: künig, hayden D, — 1112 als ob er wüet P waten
  • D. — 1120 thörst P, dörfte D. — 1130 das i> des D. — 1136 schaden
  • P, von ime D. — 1148 gruwelich H, bestätigt durch P: feindtlich, g&t-
  • lichen D. — 1300 eraör P, eraerte D, — 1437 jr w&r kainer lebendig
  • von mir koffien P, Ez must euch allen an das leben gan D, — 1478 frauw
  • P, fehlt D. — 1512 zerschneyd P, schneyd D. — 1566 heischent H, be-
  • stätigt durch P: fodert, haissent D. (Doch 1862 hat auch D : fodera). —
  • 1571 geh P, gibt D. — 1598-1605 fehlen in D, bezeugt durch P — 1691
  • zÄ vorderst in der Haydenn schar P, zu aller f. an der seh. D. — 1799
  • fehlt in D, bezeugt durch P: Vnd allso sasz sy aber mit jm zu tisch. —
  • 2014 uff der erden lag fl, bestätigt durch P: gestrackter vor jm 1., vnder
  • seinem schilte 1. Z>. — 2068 ausz meiner band P, vor meinen banden
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  • Die Frosa. Lesarten, l^TCXl
  • D. — 2071 Die port J, Das thor D. — 2095 die stang P, mein st. D, —
  • 2128 Uff den wal H, bestätigt durch P: auff die walstatt, An den grawen
  • rock D, — 2137 das mir dieselben mein man sollen belyben ... sein P,
  • Hettent mir anszgefolget d. s. m. D, — 2157 f. fehlen in D, bestätigt durch
  • P: mein lieber maister | jr sollet gott vnd mir willikoflien sein. — 2346
  • u. ö. Westval P, Westemal D. — 2392 gesundt P, fehlt D. — 2399 die
  • panner Pf das baner D, — 2454 vor fröuden jr nye so lieb geschach S^
  • bezeugt durch P: ward sy vor frftuden vnd auch vor laid ser wainen, Gern
  • mügt ir hören wie sy sprach D, — 2536 ru JI, bestätigt durch P: Also
  • r&weten sy sechs wochen, treu D, — 2567 enbeüt P, sagt D. — 2604 do
  • halff er mir P, Er halff mir D. — 2621 bayd P, alle D. — 2623 vn haisz
  • dein herm die bdchstaben klagen P. D weicht ab. — 2655 eim H, be-
  • stätigt durch P: Wirt dem allerminsten ausz den allen ain brieff gesant,
  • im D. — 2691 allain P, fehlt D. — 2787 gestrackter vor jm nyderüiel
  • P, under seinem schilte lag D. — 2896 seyder P, fehlt D, — 2969 ge-
  • schlussent JT, bestätigt durch P: do zugen sy die ancker hoch, ausz schussent
  • X). _ 2994 nam P, grdff D. — 3014 nit P, nun D. — 3395 lugen H^
  • bestätigt durch P: sehen; warten D. — 3519 antwurdt P, entwerd D, —
  • 3521 al die eide Ä, bestätigt durch P: vn ob ich jm halt tausent Ayd ge-
  • schwom het | so mAsen sy all zerbrochen werden, alle rede D. — 3611
  • umb sin leben H, bestätigt durch P: wie mAst es jm ergeen, vmb vnser
  • 1. D. -
  • Die Zahl der üebereinstimmangen mit H ist also bedeutend
  • geringer, und auch diese Vergleichung führt zu dem Ergebnis, dass
  • D die bessere Ueberlieferung bietet. Da nun P aus einer älteren
  • Quelle stammt, als HD, sind wir in der gltleklichen Lage, eine
  • Anzahl von Stellen, wo weder H noch D richtig lesen, aus P be-
  • richtigen zu können.
  • 184 ff. Das sy mir helff auff diser erden Und bit die künigin Maria uff erde
  • daz ich ein guoter riter werde
  • über (Zd beschützen D) witeben undc weisen.
  • P; das du mir helffest das ich dein Bitter \ vn auch ain
  • rechter richter werd auff disem erdtreich \ über wittwen vnd
  • waisen. Das ist offenbar richtig, denn „ein Ritter über W. u.W."
  • ist unmöglich, was D gefühlt und geändert hat; deshalb ist vnd
  • ein rekter rihter mit P notwendig einzusetzen. — 187 setzt D
  • kay serin, weil Orendel am Marienbilde betet: auf weisen darf aber
  • nur keiser reimen, was indes auch nicht stehen bleiben darf, da das
  • Gebet eben an Maria gerichtet ist. Hier hilfft P; vnd hitt für
  • mich den hymelischen kayser. Dann war aber auch 188 nach P
  • zu ändern: des hilff mir werde magt, — 288 ist für stehdn in
  • den Text zu setzen stellen nach P; die stalt man an ain ring.
  • Erst dann wird auch V. 304 f. verständlich. — 324 ist das un-
  • verständige gleissen in D in giezen zu ändern nach P; ein hüd
  • geformt, — 392 Da^ sy nye waren kämmen D ist nach P;
  • wann sy in dreyen gantzen jaren nye nicht hetten gefaren
  • mügm zu bessern. — Zu V. 407. 412 vgl. o. S. XIV. — 488
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  • XXXn Die Prosa. Lesarten.
  • ist natürlich mit P nacket zu lesen. — Zu V. 614 f. vgl. o. S.
  • XV. — 661 hat H Ein ander wat, D Ein nyderklayd, P
  • nyderwat. Das ist das Richtige. — 847 Das von P überlieferte
  • gab ist zweifellos ursprünglich, denn benam D ist falsch, und leite
  • an H ist Aenderung dem Reim zu Liebe. — 895. 925 ist mit P
  • zuo miete zu bessern, worauf zu lone D ebenfalls deutet. An
  • zweiter Stelle hat D minne, wie durchgängig, durch liebe er-
  • setzt. — 1160 ist mit P ir einzusetzen. — 965 weist das un-
  • passende vor zehen D auf das von P überlieferte viertzehen. —
  • 1275 ist wo HD mit P in wie zu bessern. — Zu V. 1284 vgl.
  • Anmkg. — 1509 giebt P nim hin die einzig zutreffende Les-
  • art. — 1517 Das nur von P überlieferte unerlässliche zuo einem
  • knehte ist auch im Hinblick auf V. 2204 gerechtfertigt. — 1569
  • des walte got war nach P: des lassen wir waldten den All-
  • mächtigen got herzustellen, zur Seite steht V. 1865. — 1603 fiel
  • in HD aus und ist aus P zu ergänzen; vnd hüte dich woll eben \
  • das du mich mitt kainem anndern icht betriegest. — 1637 ist
  • mit P nim zu lesen. — 1639 hat P allein richtig Pangraden
  • (vgl. Wolfdietr. B 349. 688. 729. D VI, 160). — 1741 lässt
  • sich der gemeinsame Fehler von HD: sähen aus P berichtigen:
  • fluhen. — 1874 bietet P die treffliche Lesart: waeher (ir lannger
  • vnd wäher herr). — 1885 ist kleiner P einzig angemessen. —
  • 2597 hat P allein richtig on geern. — Zu 2621 vgl. Anmkg. —
  • 2650 ist dem HD mit P in den zu bessern. — 2819 giebt P
  • do geschach jm so gar vnmdslichn laid eine bessere Lesart an
  • die Hand. — 3725 heisst es in HD: Der gräwe roc wart in
  • gelän. Das ist falsch, er ist ja schon in der Burg. Da giebt P
  • Aufechluss: vnd liesz alles sein volck tzü jm ein. — Ganz ver-
  • worren hat HD die Verse 87 — 102 überliefert. Der Zusammen-
  • hang in H ist völlig unverständlich, etwas klarer scheint D. Da-
  • nach erbricht ein Syren den Sarg, der graue Rock schwimmt mit
  • diesem „drey summer tage", bis er auf einem „sandt" liegen bleibt.
  • V. 95 Er barg sich etc. kann sich doch aber nur auf den Syren
  • beziehen. Dennoch heisst es weiter, der Rock kam im neunten Jahre
  • wieder auf die Erde. Hier hilft P: Nu kamen die vnqestüm des
  • mors I vnd zerstiessen den sarch \ da der rock ynnen was \ der
  • rhan durch das landt der vngetaufften hayden \ da schlug jn
  • das mör ausz auff ainen sandt. Der enngd gottes \ wolt jn
  • da so vnwerd nit lenger ligen lassen \ vnd verbarg jn vnnder
  • die erd \ da der verborgen lag \ bisz in das Neündt jar \ do
  • schüff das m^r souü mit seinem auslauff \ das der grauw Bock
  • aber wider über das erdtrich kam. Danach habe ich den Text
  • einigermassen zu bessern gesucht. V. 88 war augenscheinlich sehr
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  • Die Prosa, Lesarten. U, Zeit und Heimat, XXXIII
  • verderbt überliefert, weshalb Z> zur Interpolation eines „sjrren**,
  • der doch sonst nirgends als Wasserdämon vorkommt, seine Zuflucht
  • nahm. — Ebenso hilft P V. 1112 aus der Verwirrung. Wenn P
  • hier liest: recht als oh er wüet \ got behüt vnsz hinnen vor jm \
  • vnd darumb schliesset zu die thor, so ist damit Beschliessent
  • D 1113 und der in fl" fehlende V. 1114 belegt. Ebenso ist andrer-
  • seits sofort deutlich dass H 1118: Sprach frouw Bride die kynigin
  • und D 1118: Als man ainem hünige pillichen sol elende Flick-
  • verse sind; ich habe den Text deshalb mit Hilfe von P; des günde
  • ich jm recht wol vmb seiner manhait tvillen zu glätten versucht.
  • Aus dieser Untersuchung der Ueberlieferung ergeben sich Plan
  • und Methode einer kritischen Ausgabe von selbst. Eine Wieder-
  • herstellung der H und Z> gemeinsamen Vorlage, die wir mit U be-
  • zeichnen, ist das Ziel. Mit Hilfe der Prosa wird es gelingen, an
  • einer Reihe von Stellen über U hinaus dem Originale näher zu
  • kommen. Das erste Erfordernis muss demnach sein, U nach seiner
  • Abfassungszeit und Heimat näher zu bestimmen. Leider bieten sich
  • hier nur dürftige Stützpunkte.
  • Wie bereits Harkensee bemerkt hat, geht ?7sowol auf Reinigung
  • der Reime wie auf regelrechten Versbau aus.
  • H§rddes : Ionen [des] 50. H^rödes : gelönet [des] 60. buoche
  • [also] : Müselen [dd] 155. zwäreilaze [bz dem häre] 1622. 2447.
  • begurte [sich] : swerte [rieh] 2055. fiscMre [stete] : tete 2204. ge-
  • wunnen : künige [darinnen] 2503. släfen [geträte] : kemenäte
  • 2842. missewende : eilen [de] 2882. wer [t] : swert 3360. ersach
  • [daz] : was 3620. verstanden : danne [von mznen handen] 3628.
  • gerihte [mit luste]: miste 3774. gewinne - minne für gewunne:
  • löne 924, vgl. 894.
  • V. 130 hat U um die Worte Jhestis Cristus gekürzt, wie
  • V. 70 zeigt. 3867 hat U Mit frouwen Briden in sinnstörender Weise
  • gestrichen, wie auch die Vergleichung von 1802. 2843 zeigt. Frei-
  • lich wollen diese zwei Beispiele gegenüber der grossen Menge über-
  • ladener Verse wenig besagen. Dagegen führt das Streben nach
  • Reimgenauigkeit auf das 13. Jahrhundert. Auch wo U deutliche
  • Flickverse einschiebt, reimt es meist tadellos: fuozimuoz 1204.
  • liant '. wigant 1526. fant : wigant 1852. 2494. 2559. eidm:
  • scheiden 1815. knehtireht 2200. libe: Bride 1151. entgegen:
  • edel 2925.
  • Eine genauere Zeitbestimmung gewähren die Verse 107 f., da
  • die gekürzte Form galin vor dem Ausgange des 13. Jahrhunderts
  • nicht wol möglich ist. Ferner die Verse 1218 f., wo H und D,
  • wie das gleiche Reimwort (mön :) schön ergiebt, auf einen ver-
  • derbten Vers in U zurückgehen müssen. Dieser aber ist von U
  • Orendel. III
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  • XXXIV
  • TJ eine Büderhandschrift,
  • hinzugedichtet, wie seine völlige Entbehrlichkeit und der im Ge-
  • dichte sonst nirgends belegte Reim von ä : ö beweist. Dies ö für a
  • begegnet aber zuerst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrb., am
  • Häufigsten in bairischen und österreichischen Quellen. Für den ober-
  • deutschen Charakter von U lassen sich ferner noch geltend machen
  • V. 155 (s. 0.), vielleicht 3260 (wenn dsk'guote d. i. godeipluot
  • röte d, i. rode zu lesen sein sollte, cf. V. 71. 131), und endlich
  • 850. 1352, wo ein unaufmerksamer Schreiber das A(yectiv bez.
  • Adverb lüte für das Substantiv ansah und deshalb Hute schrieb.
  • Der Reim ou : 6 3694 ist bekanntlich auch oberdeutsch beliebt.
  • Sonst lässt sich über U nur noch ermitteln, dass es bereits mit
  • Bildern versehen war, welche im Allgemeinen Darstellungen der-
  • selben Scenen waren, die wir in den Holzschnitten des Druckes
  • wiederfinden und die wir auch für iT* voraussetzen dürfen. Am
  • Deutlichsten wird dies durch eine Gegenüberstellung der einzelnen
  • Capitelüberschriften in H und D, die natürlich zunächst zur Er-
  • läuterung der Bilder dienen sollten.
  • Wie vnser liebe fraw den rock
  • selber gesponnen bat.
  • 59. Also ward d' grawe rock vnsers
  • herre vö Herodes ainem iuden gegeben
  • vnnd der iud wolt das plüt herausz
  • waschen es weit aber nit herausz.
  • 78. Damach ward vnsers herre rock
  • in einen steynen sarchverwürcketvnd
  • ward in das MÖre ffeworffen.
  • 116. Wie ain brader Tragemundt
  • genandt vnsers herren rock auff ainem
  • sandt ligen fandt.
  • 146. Also warff der bruder den rock
  • wider in das mör do kam ain wal-
  • fisch der verschlandt in vnd fürte in
  • zu gründe.
  • 175. Also gieng der iung künig
  • Orendel in ain Cappellen vnd knyete
  • für vnser frawen bild vnd empfieng
  • sein Schwert.
  • 244. Wie der künig Eygel seinem
  • sun Orendel bäum feilen hiesz zu
  • .LXXn. kyelen.
  • 354. Wie künig Orendel mit seinen
  • herren vn diener in die schiff sassent
  • vnd ir segel auff zugent.
  • 464. Hienach folt wie die zwen vnd
  • sybentzig kyel versuncken in dem
  • M6re vn der künig Orendel ausz kam
  • vti die andern ertruncken.
  • Wie einem Juden vnsers herren
  • rock wart gegeben von Herodes.
  • Wie der growe rock in ein steinen
  • sarck verwürcket wart und in das
  • mer geworffen wart.
  • Wie künig Orendel sin schwert
  • entpfing.
  • Wie der künig Origel (!) sinen sun
  • hiesz boüm honwen zu zwein und
  • sübenzig kielen.
  • Wie der jung künig Orendel mit
  • sinen hern und dienern mit jren kiellen
  • wart in das cleber mer geworffen wart.
  • Wie die zwen vnd zwentzig (!) kiel
  • versunken und der künig Orendel
  • allein uszkam.
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  • ü eine Bilderhandschrift.
  • XXXV
  • 518. Do kam gefaren ain fischer
  • vnd fand den künig Orendel nacket
  • auff dem sandt ligen.
  • 631. Wie der künig Orendel vnnd
  • maysterEysen ainen fisch auff schniten
  • der hiesz der wal darinn fanden sy
  • den grawen rock.
  • 698. Do sandt vnser fraw bey dem
  • engel sandt Gabriel dem künig Orendel
  • .XXX. guldiner pfenning.
  • 789. Wie der künig Orendel in
  • seinem grawen rock von ainem hayden
  • gefangen ward vnnd in ain kerker
  • gelegt ward.
  • 841. Hie nach wirstu versten wie
  • dem künig Orendel sein name bennmg
  • ward vn ward gehayssen der grawe
  • rock vnd was wunder werck durch
  • den grawen rock geschahen.
  • 916. Wie der grawe rock zwen
  • haydenisch künig bat vmb rosz vnd
  • schilt.
  • 1061. Wie der künig Orendel in
  • seinem grawen rock den hayden Schu-
  • dan durch stach vor dem haydenischen
  • künige.
  • 1142. Do schickt fraw Breyd den
  • hertzog Schiltwein zu dem grawen
  • rock das er zu ir keme.
  • 1294. Wie der künig Orendel in
  • vnsers herren rock den grossen risen
  • Mentwein z& tod stach.
  • 1425. Wie fraw Breyden zu dem
  • grawen rock kam vnnd in gar freündt-
  • lichen gruste.
  • 1485. Do gab der graw rock de
  • haiden Mertzian ain schlag dz er vor
  • fraw Breyden auff der erden lag.
  • 1659. Wie künig Orendel in seine
  • grawe rock .XIIII. tausent haiden
  • bestund vn got im zu hilff .111. engel
  • sandt.
  • 1767. Wie fraw Breyd den künig
  • Orendel in seinem grawen rock hiesz
  • wilkummen sein.
  • 1803. Do d' junge künig Orendel
  • schlaffen gieng mit frawen Breyden
  • an das bett do kam der engel von
  • got zu im vnnd verbot im das er
  • kain vnkeüschhayt mit ir solte treyben.
  • 1889. Wie künig Orendel vn fraw
  • Breyd für das haylige grab knieten
  • vfi baten got vmb hilff.
  • 515. Wie ein vischer vant den
  • künig Orendel nackent uff einem
  • sande.
  • Also meister Yse ein visch uff
  • schneit vnd dar jnne vnsers herren
  • gottes rock vant derselbe visch hiesz
  • walle.
  • Also der künig Orendel XXX gül-
  • den Pfenninge entpfing die jm unser
  • frouw sant mit eim engel genant
  • Gabriel.
  • Also der künig Orendel jn sim
  • grouwen rock gefangen wart von
  • einem heidenn.
  • Wie künig Orendel zwen heidisch
  • künyge bittet umb ein rosz harnasch
  • und schilt.
  • Wie frouw Bride den hertzouwen
  • Schiltwin noch dem growen Rock
  • sante das er zu jr in die burck keme.
  • Wie der Gro we Rock künig Orendel
  • den grossen Risen Metwin und ander
  • mit jm tot stach zu der erden.
  • Wie frouw Bride zum Grouwen
  • Rock kam und jnen frintlichen grüste.
  • Wie der Gro we Rock künig Orendel
  • dem beiden Mercian einen schlack gap
  • das er vor der frouwen Briden gelag.
  • Wie der Groge Rock künig Orendel
  • Xnnc beiden bestont vnd im got drig
  • engel sant zu helffe.
  • Wie frouw Brid künig Orendel
  • hiesz wilkum sin jn sim grogen rock.
  • Als künig Orendel wolt schloffen
  • gen mit frouw Briden vnd ein engel
  • jm verbot unküscheit.
  • Wie künig Orendel vnd frouw Brid
  • für das heilig grap komen und battent
  • got vmb hilff.
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  • XXXVI ü eine Büderhandachrift. Einrichtung dieser Ausgabe,
  • 2024. Wie vnser herr de grawe
  • rock ein engel sandt d' im hnlff fechtö
  • vn de haidg das haubt ab schlag.
  • 2122. Wie der gfrawe Rock die
  • hayden thet tauffen vfl im fraw Breyd
  • vnd ein bischoff halff.
  • 2362. Wie der grawe rock zu west-
  • male in ainen thnm ward gelegt.
  • 2477. Wie der gezwerg dem engel
  • entgegen kam do es von frawen
  • Breyden gieng vn wie der engel dz
  • gezwerg mit einer geyseln schlug vfi
  • zwang es dz es de kerker müst anff
  • scbliessen.
  • 2962. Wie der grawe rock auff
  • dem mer fnr mit seinen dienern vnd
  • encker ausz warff vnd die künigin (!)
  • im entgegen f&r mit iren dienern.
  • 3086. Wie künig Orendel den man
  • nent den grawe rock mit grossen eren
  • zu Metz vs den herren empfangen
  • ward.
  • 3177. Wie der künig Orendel mit
  • dreyen priestern vnd werckmaystem
  • liesz den gra wen rock in ainen steynnen
  • sarch verwürcken maysterlicben.
  • 3405. Wie der grawe rock vnd
  • mayster Eyse zu dem pfortner giengg
  • der was greyse.
  • Als Got dem Grogen Hock einen
  • Engel sant das er jm zu hilff kerne
  • und dem beiden das houbt ab schlüge.
  • Wie ein engel das zwerchlin schlug
  • mit einer geischlen das es den kercker
  • must wider uff scbliessen und sy vsz
  • lossen.
  • 2827. Also die priester den touff
  • segentent vnd vil beiden getoufft
  • wurdent.
  • 2964. Wie der Grog Rock uff dem
  • mer für mit sinen dienern und jm die
  • herzougen entgegen flussent.
  • 3088. Wie der kunig Orendel in
  • sim Grogen Rock mit grossen eren
  • wart empfangen jn seiner kintheit von
  • den heren von Metz.
  • 3334. Also künig Orendel zu land
  • für mit frouw Briden und mit ein
  • grosz volck.
  • 3640. Wie der Growe Rock streit
  • mit den beiden vor der bürge zu
  • Babilonie vnd bestanden wart von vil
  • beiden.
  • 3764. Als die heren frouw Bride
  • in bilgerins wise vber mer fürten
  • wider zum heiigen grab.
  • Die zuweilen wörtliche Uebereinstimmung der Ueberschriften
  • ist augenfällig; auch wo H nicht D gegenübersteht, ist doch meist
  • entweder bei demselben Verse oder nicht weit davon der Abschnitt
  • markiert.
  • Lässt sich nun über die Heimat von U nichts Sicheres er-
  • mitteln, so bleibt nichts übrig, als in der orthographischen Dar-
  • stellung sich im Allgemeinen dem Drucke anzuschliessen , natürlich
  • mit gewissen Einschränkungen. Da die jungen Diphthonge ei und
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  • Einrichtung des Textes, XXXVII
  • au nicht durch einen einzigen Reim belegt sind,*) waren dafür
  • durchweg die alten Längen t und ü wiederherzustellen, daneben
  • wurden auch ai und au für ei und ou durchgehends beseitigt,
  • ebenso für eii stets das alte iu eingesetzt, zumal hier überall H
  • zur Seite stand. Die in ü zusammengefallenen Laute uo und üe
  • mussten auseinandergehalten werden, auch in D sind sie ja, wie wir
  • sahen, nur in der Schreibung zusammengefallen. Wo aw einem mhd.
  • ouw entspricht, wurde es stets durch letzteres, wie in H, ersetzt ;
  • ö, wo es mhd. oe vertritt, wurde aufgelöst, in höre, möre u. s. w.
  • durch e wiedergegeben, wie es auch in H erscheint. Apocope im
  • Reime bei Versen von mehr als drei Hebungen wurde nur dann
  • belassen, wenn sie durch beide Texte bezeugt war. Dagegen wurde
  • gegen H und D das seh vor l, m, n, r, w überall durch s er-
  • setzt, weil jene Lautentwickelung in dieser Ausdehnung viel jüngeren
  • Ursprungs ist. Statt der verschiedenen Bezeichnungen f, /jT, ß wurde
  • g durchgeführt. Störende Consonantendopplungen habe ich vereia-
  • facht, wobei ich dt, abgesehen von dem Worte sant (= sanctus)
  • und einigen Stellen, wo der Reim dagegen sprach, durch d wieder-
  • gab. Wo der Reim eine Tenuis erforderte, habe ich sie gegen die
  • Ueberlieferung stillschweigend eingesetzt, ebenso die Media, wo es
  • nötig war (z. B. wolde : golde 326). Auch das th in thün,
  • thurn u. s. w. habe ich durchgängig aufgegeben. Ferner wurde
  • der durcheinander gehende Gebrauch von j, i, y geregelt, auch v
  • für w in vnd, vns, vnder etc. beseitigt. Da wir einmal neben mir
  • in D sich findet, habe ich es überall durchgeführt, ebenso äne für
  • das gewöhnliche one. Die für das Original geforderte Schreibung
  • hSre (subst.) habe ich jedesmal befolgt, weil sie auch in H üblich
  • ist. Die Endung -ent in der 3. plur. praet. wurde nur beibehalten,
  • wo sie auch durch H gestützt wurde. Bei Wörtern, die in wech-
  • selnder Gestalt auftreten, wie rief neben ruoffte, kumen, vernumen
  • neben komen, vernomen, mancher neben maniger u. s. w. wurden
  • die mundartlichen Formen nur eingeführt, wo auch H zur Seite
  • stand, oder wenn sie in Partieen überliefert waren, wo nur einer
  • der beiden Texte zur Verfügung war. Ueberhaupt wurde auch für
  • die Schreibung auf H überall Bedacht genommen. Ob ich darin hie
  • und da zu weit gegangen bin, vermag nach der oben gegebenen
  • Darstellung der Laut- und Formenverhältnisse in D Jeder nach-
  • zuprüfen.
  • Vermag aber eine kritische Textdarstellung über TJ im Ganzen
  • nicht hinauszukommen, so müssen auch die Widersprüche zwischen
  • *) Denn geheüen : reicher 161. reicher : meister 163 sind durch Um-
  • stellung zu beseitigen.
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  • XXXVin Einrichtung des Textes,
  • den mitteldeutschen Reimen und ihrer oberdeutschen Schreibung be-
  • stehen bleiben. Für die Kenntlichmachung dieser mitteldeutschen
  • Reime ist in einem späteren Abschnitt hinreichend Sorge getragen.
  • Bisweilen konnten aber solche Reime auch für das Auge hergestellt
  • werden, wo einer der beiden Texte dazu Gelegenheit bot, oder wo
  • sie auch oberdeutsch nicht unmöglich waren. So habe ich, wie schon
  • bemerkt, mit H stets here geschrieben, das vom Original geforderte
  • trüwen (imüren) 1840. getrüwet : püwet 124 ebenfalls mit H,
  • aus demselben Grunde das a^jectivische schöne (: Ionen) 54. 1080.
  • 1171. 3550, handen 115. 2067. 2707. 3204, weil es an diesen
  • Stellen beide Texte boten, und ruort : überfuor 1410. stunde :
  • nüwe 752. bouwen (ijuncfrouwen) 231. trouwen (ijungfrouwen)
  • 239. 1789. 1817, weil letztere Formen auch oberdeutsch nicht un-
  • erhört sind.
  • Den metrischen Gesetzen irgendwelchen Einfluss auf die Schrei-
  • bung zu gönnen, ist bei dem rohen Versbau der älteren Spielmanns-
  • gedichte unzulässig. Die einzigen Zugeständnisse, die ich in dieser
  • Richtung für erlaubt halte, sind folgende: wo ein Text Syncope
  • oder Apocope zeigt, der andere aber nicht, Bevorzugung derjenigen
  • Lesung, die dem regelrechten Versbau entspricht; ferner Berich-
  • tigungen falscher Apocope, die am Cursivdruck kenntlich sind, die
  • Schreibung da, do, so im Auftakt vor unbetonter Silbe und zu-
  • weilen Ausscheidungen überflüssiger und den Vers unnütz ver-
  • längernder Flickwörter durch eckige Klammem innerhalb des Textes.
  • Ebenso wurde Alles, was erst von U eingefügt schien, in eckige
  • Klammem eingeschlossen. Alles aber, was gegen die Ueberlieferung
  • in den Text gesetzt wurde — mochte es nun durch P oder durch
  • Coiyectur veranlasst sein — cursiv gedruckt.
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  • n. Metrik.
  • Das Streben nach regelmässigem Wechsel von Hebung und
  • Senkung ist unverkennbar, wenn auch durch das Fehlen von Sen-
  • kungen und andrerseits eine Belastung derselben die Gesetzmässig-
  • keit oft genug durchbrochen wird.
  • Zwei Hebungen ohne dazwischenliegende Senkung fallen 1) auf
  • die hochtonige und die tieftonige Silbe des nämlichen Wortes. Am
  • Häufigsten im Vorausgange: trehtin 137. luistüom 216. jünc-
  • froüwm 232. 240. wärltche 274. herltch 327. 591. herschäft
  • 356. stürmwind 363. 387. fischere 407. 542 u. ö. w^änt 483.
  • 1046. 1054 u. ö. dimstvMe 602. häliuige 722. Sudan 1033 u. ö.
  • SchUttuin 1129. 1143 u.ö. jöchänt 1211. m^rind 1339. büoch-
  • Stäben 1229. 2623. freislkhe 1374. fölhdge 1397 u. ö. Urkere
  • 1499. Schalünge 1563 u. ö. hürgm&rm 1841. päl&st 1922.
  • Jordan 207b. Stegreif 2107. schifmän 2284. Albän 2414 u. ö.
  • Mn 2539 u. ö. Wdrmünd 3007. Bertuin 3015. järläng 3018.
  • händrös 3064. bärfüoz 3103. Wölfh&rt 3218. bötschäft 3448.
  • Mtnolt 3556. 3570 u. s. w. — ^ Beispiele aus dem Versinnem sind:
  • snewüen 115. 452. Srtrich 144. güldinen 285. 308. oZ&^nde 307.
  • ünsä/nftm 4:60. notMlfenn69b. MenttdnllM. wätlichen24M.
  • bötschäft 2675. herzögen 2953. 3096. jüngfrmw 3255 u. a.
  • 2) Auf zwei verschiedene Worte und zwar a) auf ein Sub-
  • stantiv mit Adjectiv: röc güot 113. 128. 145 u. ö. held güot
  • 1870. 1986 u. ö. turn güot 3632 u. s. w. b) auf ein Substantiv
  • mit Verbum: lib leit 33. kiel finden 106. Hb legen 118. rbc sin
  • 137. man zwingent 269. weiz göt 1097 u. ö. röc fänt 2559.
  • brief schreip 3646 u. a. c) auf ein Verbum mit voraufgehender
  • Adverbialpräposition: üfhüob, df Sprüngen, df präch, ab slüog,
  • an hat, an säch, dz löst, ümb bAnt u. s. w. d) sonstige Verbin-
  • dungen: röc zwdre 100. 4f zeize 168. swSrt zwar 175. güot
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  • XL Fehlen der Senkung. Belastung,
  • wäslbl. feil trüog 729. getan r6ht 14:66. ßr gän 1906. dar
  • strecken 2195. gän slafen 3866 u. a. Auch diese Erscheinung ist
  • also am Versende am Häufigsten zu beohachten. Beispiele aus dem
  • Versinnem: röc dmt 143. hiez hälde 241 u. ö. loch grüob 500.
  • höffueren 1029. sprach unser 693. grab unsere 816. röc nägeU
  • nüwe 753. schilt brech 2100. herßr gän 3558.
  • Ist in diesen Beispielen das erste Wort meist dem zweiten an
  • Tonhöhe überlegen, so finden sich doch andrerseits Fälle, in denen
  • das zweite Wort den stärkeren Accent trägt, so wenn das erste
  • Wort ein Pronomen ist: sin swert zwar 175. din m&rrind 1339.
  • sich taufen län 2385 u. ö. oder ein Zahlwort: drt jär 367.
  • ßnf hundert 433. dri kere 892 oder ein Adverb: nie eigen
  • 1476. an zware 1584 oder eine Partikel: d6 sprach 1568.
  • 1588 u. ö. Niemals kann eine Präposition, ein Personalpronomen
  • oder der Artikel (wo er nicht demonstrativ gemeint ist) Hebung und
  • Senkung zugleich tragen.
  • Dass tonloses e eine Hebung trägt lässt sich aus dem Orendel
  • nicht gerade häufig belegen.
  • Drei Hebungen ohne dazwischenliegende Senkung finden sich
  • nicht eben selten, doch nur im Versausgange: särc df präch 89.
  • sin swert zwar 175. stn elUnde 485. röc an säch 632. röc
  • feil trüog 729. din merrind 1338. g töd was 1329. sw&rt üf
  • hüob 2011.
  • Mehrsilbigkeit des Auftaktes wie der Senkungen sind auf jeder
  • Seite zu beobachten, ohne dass zwischen den einzelnen Versfüssen
  • ein besonderer Unterschied sich fühlbar machte: vielmehr kommen
  • überfüllte Senkungen in allen Teilen des Verses gleichmässig vor.
  • Der Auftakt ist nirgends überlastet, indem er, wo er zweisilbig
  • auftritt, fast durchweg aus zwei logisch unbetonten und verschleif-
  • baren Silben besteht, von denen die zweite stets noch einen niedrigeren
  • Tonwert hat, als die erste; wo der Auftakt dreisilbig ist, lässt er
  • sich meist auf den zweisilbigen zurückführen durch dieselben Mittel,
  • die auch die Mehrsilbigkeit der Senkungen zum grössten Teile auf-
  • heben: Synalöphe, Verschleifung , Syncope, Elision, Apocope und
  • Verkürzung. Einige Beispiele mögen das belegen.
  • Verschleifung auf der Hebung: Die edele 225. Do stvebetent
  • 394. daz gefügel nit 505. gewesen dar an 1251. da boben st
  • 1299. nim wider 1515. ez stahd noch 1631. Oegen im 1764.
  • Die litent ouch 2007. stehelzn stangen 2066. Gern müget ir
  • 2212. So wil ich iuch 231*7. 86 wü ich üf2bS3. 8ö sag ich
  • iuxih 2586. 8ö wil ich mit 2768. Besonders gehören hierher Wörter
  • wie künig, manig u. ä.
  • Verschleifung auf der Senkung: willen er 383. fünfzehen
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  • Belastung der Senkungen, XLJ
  • hälmge 722. wesen künig 1450. sechzehen tüsent 1837. ez
  • wende den got 1880. Er enfürt 1980. heiden erslagen 2023.
  • helle geläzen 2328. begund er ez 2485. Mrte der 2552. Sehr
  • häufig ist die Verschleifong von -ige in heilige manige u. s. w.
  • Synalöphe: Do^er in 552. tuo^im 694. Da-8' si^im 1939.
  • Dä^er daz 1949. So ^_m 2081. ^Do^erkant er 2085. fi'd^is^
  • mir 2143. Den 8iJ,uch 2173. Sijergähent sich 2123. Dd\r
  • den marner 2927. Dä^er den 3050. Döjer daz wort 3162.
  • J-Jer ^' im da-r 3457. aZsö icÄ dir 6iw 3559. Do er den brief
  • 3664.
  • Syncope: Verzzhen üf 266. Da-8^ sollent ir 471. «Tr sprechent
  • ich 530. der dlende man 642. TTaren^ tni^ 1216. Ä)i icÄ fehten
  • mit 1285. behüeten sollen 1397. Äi heischent iitch 1566. i?m
  • ewgrei im 1804. «Tr heren 1926. Äi sprächen 1979. heiden an
  • 2036. Äi t(;lren mir 2138. lachen began 2110. wärmt gesezzen
  • 2513. fi'i wollent iuch 2571. Da^ gäbent si stt 2896.
  • Elision: enkunde er 304. künig§ Orendd 380. /kor^e icÄ
  • 672. D6 sa^e er 1042. Er zucte in 1344. Dö Ä:^e er 1748.
  • Äe Zei^e oucÄ 2049. Ich dunke iuch 2282. geleite er 2400.
  • fridere wwde here 2546. ÄicÄ Aiere o6 3598. Die schoenste ob
  • aUen wtben,
  • Apocope: Und mohte nit 374. Daz enwerte nit 429. Er
  • welle dan 265. Also muoste der 540. Er bereite sich 1037.
  • Here nun 1832. Er lühte reht 1901. die manchem munne zuo
  • süre wart 2340. Man legte den degen 2357. Er wiste die
  • 2449. Er sazte sich 2550. Ä;^r^e der 2552. Der Oräwe Roc
  • kam 3084. ^ riÄfe den heren 3464. Dazu kommen die zahl-
  • reichen Kürzungen umby und, schön u. s. w.
  • Verkürzung: Hierher rechne ich die kürzeren Formen al für
  • alle, aller etc., mügt für miigent, gekleit für gekleidet, schouwten
  • für schouweten, eins, ein für eines, einen, stns, »in für ^nes,
  • senen, enbiut für enbiutet, od für oder u. a. m., durch die der
  • Vers zu einem regelrechten wird. Femer lese man überall J^rsa-
  • Urne statt Jerusaleme. Auch das durchgehende zuo des Textes
  • lässt sich in vielen Fällen als ze in der Senkung verschleifen. Die
  • Vorsilbe ge- muss ihren Vocal einbüssen z. B. in geloufen 1353.
  • genam 2064. nidergewUe 2247. gewinnen 2350. geleite 2400.
  • gewan 2483 u. s. w.
  • Mehrfach hilft bei der Verslesung die Annahme von Inclina-
  • tionen: si an daz 47. Si truogent ez 1359. über daz land 1450.
  • über den hof 1514. enkan ez uns 2115. Si mohten ez 2150.
  • une bald ez 2488. Daz si ez 3119. Ü6grfe si über 3834. Ver-
  • quickung des Artikels mit folgendem Vokal ist anzunehmen in unz
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  • XLII üeberladene Verse. Langzeilen.
  • üf die erden 1208. imder die arme 1287. under die erden 1625.
  • Die Form deich glättet den Vers z. B. 3425, deist 1470. 2260.
  • 2602. Aphäresis ist z.B. in der ist 1448. ob ich 1623. 1770 u.ö.
  • anzunehmen.
  • * Eine ausführliche metrische Untersuchung mit Ausnutzung des
  • gesammten Materials würde in Anbetracht der späten Ueberiieferung
  • nur geringen Wert haben. Alle Feinheiten der gesetzmässigen Metrik,
  • die Differenzan zwischen Vers- und Wortibetonung, die Regeln über
  • Versausgang, Hiatus u. a. lasse ich deshalb ebenfalls unberücksichtigt.
  • Liest man mit Beachtung der genannten in volksmässiger Aus-
  • sprache begründeten Hilfsmittel unser Gedicht, so wird man über
  • das Grundschema der 4 Hebungen nicht in Zweifel sein. Verse mit
  • weniger als 3 Hebungen klingend kommen nicht vor, wol aber eine
  • grosse Zahl solcher, die das gewöhnliche Mass überschreiten. Har-
  • kensee hat bereits eine Zusammenstellung derselben versucht, aber
  • viele seiner Langverse lassen sich durch andere Lesung beseitigen
  • oder können vor der kritischen Textbehandlung nicht bestehen.
  • Andrerseits aber sind ihm viele entgangen, da er dem Drucke zu
  • einseitig folgte. Wir sahen oben, dass H die Verse geflissentlich
  • kürzt, eine Neigung, die auch in D zuweüen wahrzunehmen ist.
  • Wo aber ^*s Verse länger sind, kann man mit ziemlicher Sicher-
  • heit schliessen, dass H hier ursprünglicher ist, ein Schluss, der
  • durch Vergleichung von P einige Male willkommene Bestätigung
  • erhält: ich verweise auf die Lesarten zu V. 464. 998. 1691.
  • 2691 u. a. S. XXX.
  • Nach meiner Zählung finden sich im Orendel rund 450 solcher
  • überlangen Verse. Einzelne derselben sind ohne merklichen Ein-
  • schnitt: Ez ward an einem tiutschen buoche fanden 4:1. Unser
  • h^e JMsus Cristus daz gebot 70. Du bist ab einer roubgaJSn
  • entrannen 523. Der truog den grawen roc in sinem magen
  • 631. zuo sinem meister und zuo dner frouwen dar 785. die
  • rindrin schuoch nit in die Stegreif bringen 994. Do noch hielten
  • gegen dem Grawen Roc üf dem plan 1371. Der Oräwe Roc
  • zersneit im stn gepende 1512. Ich muoz mit mtnem meister
  • über mere 2258. Mit den si mühten behalten und bezwingen
  • 3117. Ich gloub daz du durch mtnen willen ersturbst 3414 u. s.w.
  • Der weitaus grösste Teil aber nähert sich der epischen Langzeile,
  • indem vor der Caesur 3 Hebungen mit stumpfem oder klingendem oder
  • 4 Hebungen mit stumpfem Ausgang erscheinen, nach der Caesur entweder
  • 2 Hebungen stumpf oder klingend, 3 Hebungen stumpf oder klingend,
  • oder 4 Hebungen stumpf: Ez muoz mich immer riuwen sprach
  • daz wtb 1124. Und was der heiden kempfer über daz land
  • 1195. Wizzent daz mir stelen nie ward lieb 531. Der truog
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  • Allitterierende Langzeilen, Strophenbau, XLIII
  • den gr&weih roc in sinem mögen 631. Ich bin für einen
  • Quoten fischer gezalt 624. Zw^n und sihenzig künige wol
  • vermezzen 402. Ich enkan iuch nit anders nennen weiz got
  • 843. So vergich des Oräwen Rocks zuo einem knehte nimmer
  • mere 1517. Im wärent zwei und sihenzig künigrtche kund 110.
  • Daz in daz gefügd nit üf dem fdde frezze 505. Die mir des
  • heiligen grobes soüen gehüetet hon 1429. Er sprach nun weiz
  • ich nit worumb ich her solte 1283. Dar in bistu baz beslozzen
  • dan in stehden ringen 719. Doch wil ich iuch mzns rosses
  • und schiltes nit versagen 941. Er huob üf den gräwen roc
  • und truog in fröUchen hin dan 63.
  • Die letzten Verse sind regelrechte epische Langzeilen. Ueher
  • deren Entstehung und ihreu Zusammenhang mit der allitterierenden
  • Langzeüe habe ich in den „Beitr. z. Gesch. d. d. Spr. u. Litt." XI,
  • 460 ff. gehandelt (vgl. auch Zeitschr. f. d. Phü. XIX, 473 ff.).
  • Auch aus dem Orendel lässt sich das Fortleben des Stabreims be-
  • legen: das Wichtigste ist bereits von Harkensee S. 57 f. zusammen-
  • gestellt. Ich beschränke mich hier auf die Anführung der erhaltenen
  • allitterierenden Langzeilen.*)
  • Er het über slner Truste drl ftrünigen stark und feste 1990. 2050. 2299.
  • 2733. 8836.
  • Daz in daz gefil^el nit uf dem /elde /rezze 505.
  • ^ähestu mir nit in kleiner wlle fische vol die grözen galten 561.
  • JKmelischer vater und Äere noch Äiute hilf mir ab dem wilden mere 45S.
  • Daz empfach hiut ^ilgez grab unsers ^ren 819.
  • Zw6n Äeidenische Äeren mit Äarte grözen eren 898.
  • D6 sazte er üf sin Äoubet einen Äelm was schön gepouwet 1042 u. ö.
  • Si sprach Äimelischer Mre beÄüet mir den degen werde 1894 u. ö.
  • Wie bald er dem Äeiden daz Äoubt ab sluoc 2084.
  • Daz erÄört ein beiden Äiez Düriän 2384.
  • O du Äimelischer Äere Mlf mir hiut zuo minen eren 2705.
  • Si sprach Äimelischer Ä^re nun Äilf mir miner §re 8264.
  • Under der binden gestrecket lac ein lewe und ein trac 1253.
  • Er warf si wol mit eren hin in daz wilde mere 576.
  • Daz vil wunderliche here üf daz wilde klebermere 865. 1710.
  • Die Frage nach der strophischen Form hat bereits Harken-
  • see (S. 30 — 38) eingehend untersucht, ist jedoch zu recht unglück-
  • lichen Resultaten gelangt. Er scheint als die Grundform ein System
  • von 4 Langzeüen anzunehmen (S. 52 f. 59). Daneben aber glaubt
  • er Morolfstrophen, fünfzeilige Strophen mit der Waise vor oder hinter
  • dem zweiten Reimpaar, dreifache Reime isoliert oder als Schluss
  • einer Strophe, Strophen von zwei Reimversen mit Waise und sieben-
  • *) Dass sie nicht mehr in der strengen Kunstmassigkeit der alten
  • Zeit gebaut sind kann in dieser Zeit nicht Wunder nehmen.
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  • XLIV Strophischer Bau,
  • zeilige Strophen zu erkennen. Ob er wirklich meint, dass dieses
  • bunte Gemisch in irgendeiner Redaction jemals vorgelegen, oder ob
  • es nur das Resultat immer neuer Bearbeitungen gewesen sei, darüber
  • bleibt man im Unklaren. Jedenfalls ist aber die Annahme einer ur-
  • sprünglichen Langzeilenstrophe ganz zu verwerfen.
  • Wie dem Morolf und dem längeren Oswald (vgl. Beitr. XI,
  • 445) — flir den Rother und den kürzeren Oswald erlaubt die
  • Ueberlieferung keine sicheren Schlüsse — so hat, glaube ich, auch
  • dem Orendel die sogenannte Morolfstrophe zu Grunde gelegen.*) Da
  • diese 4 Spielmannsgedichte so ganz nach derselben Schablone gearbeitet
  • sind, so verwant in der Handhabung der Motive, der Ausdrucks-
  • formen und ihrer rohen Kunstmittel, so legt sich die Annahme auch
  • einer gleichen metrischen Form von selbst nahe. Und im Orendel
  • führt die Vergleichung der Ueberlieferung entschieden darauf; nur
  • darf man den Begriff der Morolfstrophe nicht zu ängstlich fassen,
  • als ob die Waise immer klingend, die Reimverse stets stumpf aus-
  • gehen müssten: oft ist das Umgekehrte der FaD, und die Ausgänge
  • wechseln vielfach. Man tut deshalb gut, unter der Morolfstrophe
  • nicht mehr zu verstehen als eine fünfzeilige Strophe mit einer Waise
  • innerhalb des zweiten Reimpaares.
  • Die Auflösung der Strophen erfolgte erst in U, und zwar
  • wenig sorgfältig: eine Reihe blieb unverändert stehen, wie die Ver-^
  • gleichung von H und D lehrt.
  • Eine regelrechte Strophe hat HY. 60 ff. erhalten, wo i) kürzt:
  • D6 sprach der künig Herödes:
  • „Da mit si dir gelönet [des]".
  • D6 der jud die red vemam
  • Er huob üf den gräwen roc
  • und truog in frölichen hin dan.
  • V. 168:
  • H. D.
  • Der eine wart gezogen uff beissen Der ein ward gezogen auff zeissen
  • Der jung künig Orendel ward er ge- Der iunge künig Orendel ward er
  • heissen geheyssen
  • Er wart also rieh und also here, Er ward also reich vnd also herr
  • Im wart undertan das heilig grap Im ward vnderthan
  • über mere Das haylige grab vnd die stat Jeru-
  • nnd das gut lant zu Yherusalem. salem.
  • *) Docen in Schellings Allg. Zschr. von Deutschen für Deutsche
  • (1813, I, 393) hat zuerst die Morolfsstrophe für unser Gedicht in Anspruch
  • genommen und wegen der Gleichheit der Form sowie des „leichten Tons
  • der Erzählung, des Eigentümlichen der Darstellung und der Sprache", die
  • so „auffallend an Salomon und Morolf erinnern" für beide Gedichte wo
  • nicht den gleichen Verfasser, so doch zwei Dichter „unter dem nämlichen
  • Landesstrich in ziemlicher Zeitnähe und auf gleicher Stufe der Cultur" an-
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  • strophischer Bau. XLV
  • über mere hat H angehängt, um die Waise reimfahig zu
  • machen, auch P liest nicht so : das er das kailig grab tzü Jeru-
  • salem erstrayt \ vn das hailig land daselbst. Damit ist auch das
  • guot lant in H bestätigt, und es ergiebt sich für TJ eine Morolf-
  • strophe.
  • 461 — 464 hat TJ wiederum eine Strophe bewahrt.
  • 1015 — 1019 hat D eine Strophe gerettet, die in fi" verloren
  • ist, und zwar hat D die Waise noch Mute tod geligen auch in
  • der Schreibung an ihrem Platze unversehrt stehen lassen.
  • Die Verse 1110 — 14 sind bereits oben S. XXXTTT besprochen,
  • wobei sich auch hier eine Morolfetrophe ergab.
  • V. 1181 — 85 hat H die Strophe rein bewahrt, während D
  • die Waise mit der letzten Zeile zusammenzog. V. 1230 — 34 liest
  • H, D.
  • Dar uff schwebte also schon Darauff schwebt also schon
  • Ein güldine krön Von goldt ein liechte krön
  • Darjnwas gegossen ein linden doülde Darein was gössen ain linde
  • Von schönem reinen golde. Die schönsten so man sy mag finden
  • Von schönem roten golde
  • Als sy der rise foren wolte.
  • Der letzte Vers in i) ist offenbar ein Notbehelf: von schoenem
  • röten golde war offenbar die Waise, der zu Liebe H aus der Linde
  • einen Lindenzweig machte, um daüir einen Reim zu gewinnen,
  • während es den ursprünglichen Reimvers : finden einfach strich. So
  • ergiebt sich für U eine Morolfstrophe.
  • 1628—31 hat D die Strophe echt bewahrt, während H Waise
  • und Schlussvers kürzend zusammenzog. 2197 — 2202 liest
  • H. D,
  • Do sprach das edele megetin Do sprach das edel megtein
  • Helt das sol din eigen sin Heldt das sol dein aygen sein
  • Do mit dingestu XII knecht Damit mietestu zwölff knecht
  • Sin dienst kumet dir nit recht. Die dir zu dienst kumment recht
  • Der grawe rock mein herr vnd knecht
  • Kommet dir zu dienst gar vnrecht.
  • Die dir zu dienst kämmet recht hat D augenscheinlich ein-
  • gefügt, Gedanke und Reim dazu aus V. 2202 entnehmend. Der
  • unsinnige Zusatz vnd knecht im vorletzten Verse entsprang aus
  • Reimnot: Der Orawe Roc min hir war die Waise, die H aus-
  • liess. Damit wäre wieder eine sichere Strophe gewonnen.
  • Auch 3015 — 18 steht in HD eine regelrechte Strophe.
  • 3259—63 liest
  • genommen. „Ein von aller Musengunst verlassener Geist zerstörte die Form",
  • nach Docens Meinung „ein Geistlicher, den die Qesangstrophe zu profan
  • dünkte".
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  • XL VI Strophischer Bau.
  • H. D.
  • Do schlugent sy die gute Do schlügent sy die gute
  • Das jr das rote blute Das ir das rote plüte
  • über jren lip zu tal ran. Vber den leib zu tal Äosz
  • Frouw Bride heisz weinen began. Vnd von ir auff die erden gosz
  • Vnd über iren leib zu tal ran
  • Fraw Breyd heysz weynen began.
  • Der vorletzte Vers in D ist nach dem vorangegangenen wider-
  • sinnig und nach 3261 zurechtgemacht. Ufid von ir üf die erden
  • goz ist aber durch P bestätigt: vn zerschlug allen jren leib \ daz
  • das blüt von jr flosz. Folglich war dies die Waise, die 5^ fallen
  • liess, während D, ihr einen Reimvers beigebend, das Reimwort ran
  • sich für den übernächsten Vers aufeparte und an dieser Stelle flosz
  • dafür einsetzte.
  • Ausser diesen Strophen sind in U eine Anzahl mit dreifachem
  • Schlussreim erhalten. 674 — 78 liest
  • E. D,
  • Die sint mier alle versuncken Die sind mir alle versuncken
  • Und in dem wilden mer ertrunken Vnd in dem wilden M6r ertruncken
  • Die wolte ich gern verclagen Die weit ich auff disen tag beklagen
  • Mochte ich nit me dan ein cleit haben M6cht ich noch ain gewandt haben
  • Das ich vor den livtten mochte ge- Das ich dise hochzeyt für die leüt
  • tragen. möcht gan
  • Als ain ander bider man.
  • P bietet Folgendes: Nun wolt ich armer vnd eilender das
  • alles geren lassen \ möcht ich nur ain ainig Meid gehaben \
  • das ich mit Eeren für die leut getragen möcht. Damit ist ge-
  • tragen in fi" bestätigt, i) ändert es in gan und fügt einen Vers hinzu.
  • V. 1990 — 94 büden eine Morolfstrophe mit Dreireim. Wie der
  • fehlende Vers 1992 zu ergänzen ist, lehrt die hürntn brinige
  • V. 1996 und die gleichlautende Partie V. 2733 ff., wo aber D,
  • um dem dreifachen Reim zu entgehen, ändert. — V. 2461 ff. liest
  • H, D.
  • Des antwurt jm frouw Bride Des antwurt jm fraw Breyde
  • Das wissest her on zwifel Sy sprach herr wissend on zweyfel
  • Ich bring dier drissig tusent man Ich bringe dir dreyssig tausent man
  • Die ligent alle uff einem plan Mit stahel ich sy vmbfangen han
  • Mit dem stahel umbfangen Die weil was mir nit zu lang
  • Die wile was nit langen Das zwerg für die pforten sprang
  • Das getwerck schlug zu die tür . . Noch im schlug es zu die th&r. —
  • Der Vers Das zwerg für die pforten sprang in D ist durch
  • Pbezeugt: die weil gieng das getzwerglin ausz von yn. fi'lässt
  • ihn weg, macht aus lanc das unmögliche langen und reimt es auf
  • vmbfangen. Andrerseits hat Z> 2464 unterdrückt. Folglich hatte
  • U den dreifachen Reim man i plan : umbefän.
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  • strophischer Bau. XLVII
  • In der Strophe 2700 — 2704 hat H die beiden Schlussverse,
  • um den Dreireim zu umgehen, in einen zusammengezogen,
  • V. 2888 — 92 hat H den dreifachen Reim bewahrt, während
  • D noch einen vierten Reimvers Vnd warent gewesen dem grawen
  • rock gehorsam unpassend einschiebt.
  • Es sind somit in Z7 noch 17 vollständige Morolfstrophen stehen
  • geblieben, von denen 6 mit dreifachem Reim versehen waren. U
  • hat also die Strophen nicht sehr sorgfältig aufgelöst, H und D
  • setzten jedes für sich diese Auflösung fort. Um zu verdeutlichen,
  • wie TJ bei seiner Bearbeitung verfahr, gebe ich einige Beispiele,
  • wobei sich zwei Strophen über CT hinaus erschliessen lassen werden.
  • V. 1522—27 Hest
  • H, D.
  • Wie wunderlich und hart Wie wunderlich vnd auch harte
  • Rant er durch den Abrahamischen gart Durch den Abrahamischen garten
  • In die wüste Schalim also heiset ein lant In ain landt das hiesz die wüsten
  • Die künigin nam mit trüwen zu hant Die künigin nam in mit treuen
  • Den Grogen Rock by der haut Den grawen rock mit seiner handt
  • Er was ein schöner wigant. Er was ain küner weygant.
  • Da auch P die Wüste mit Namen bezeichnet (Salonie), so hat
  • H 1524 das Richtige. 1525 aber ist die Waise, erst H hat ihr
  • zu hant angehängt, und der letzte Vers ist von U interpoliert
  • (vgl. 1853. 2494 u. s. w.).
  • V.1200ff.hei88t es: Daz was ein helfant junge,
  • der gieng s6 wol zuo spränge,
  • der rise kam dö mit flize;
  • sin gedecke was von Silber wize
  • und gieng dem helfant üf den fuoz
  • s6 man doch den risen brisen muoz.
  • U ist vermutlich von der gieng 1201 zu und gieng 1204
  • abgeirrt und liess deshalb auf 1201 den an dieser Stelle ganz un-
  • sinnigen Vers der rise kam etc. folgen. 1205 ist ein alberner Not-
  • behelf von U. Im Texte habe ich die Verderbnis berichtigt, wo-
  • durch sich eine Morolfstrophe ergiebt.
  • Wie wenig sorgfältig U in der Strophenauflösung verfahr,
  • ergiebt sich ferner aus der grossen Zahl von Waisen, die es noch
  • bewahrt hat. An den meisten Stellen, wo solche reimlose Verse auf-
  • treten, schimmert immer noch die fünfzeilige Strophe durch, und es
  • würde nicht schwer fallen, auch in den folgenden Beispielen solche
  • herzustellen; doch ist die Gewähr, das Echte zu treffen, hier ge-
  • ringer, weshalb ich im Folgenden auf diesen Versuch verzichte.
  • 70 — 74: Unser here Jhesus Cristus daz gebot
  • daz sin vil rösenfarbez pluot
  • in dem grawen rocke stuont
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  • XLVIII Strophischer Bau.
  • Also es noch wol ist kunt H Als er es empfieng am kreütz wundt Z>,
  • in allen den gep^rden,
  • als er allererst gemartert were.
  • V. 72 ist die Waise, denn so wol H wie D bemühen sich,
  • einen Reimvers dafür zu finden. Als sich die Stelle V. 130 ff.
  • wiederholt, lässt H die Waise stehen, während D darauf reimt
  • Oleidi also er erste frisch wer vmndt. 122 ff. liest
  • H: Du weist wol biraelscher krist D: Du wayst wol himeliscber crist
  • Wer nu Got wol getruwet, Das ich sein bedarff gar wol
  • Wie rechte wol der buwet. Als ich von recht und pillicb sol
  • Der nu got wol getrawet —
  • Durch P: du waist auch \ das mir diser wat vast not ist
  • ist der zweite Vers in D gesichert. H hat die Waise gestrichen,
  • während D das Reimpaar ungeschickt vervollständigte. 226 ff. liest
  • H: Du soltest werden niemer so here D: Du soltest werden nymmer so hart
  • Du soltest din lipund ouch din sele Du soltest dein leib vnd auch dein
  • Opffern dem heiligen grab über sele
  • mere Opfern vnserm herren dem heiligen
  • Do sprach der konnig Orendel grab
  • Vatter das eilende will ich gerne Do sprach der künig Orendel des
  • buwen . ich wil len bab
  • Vater ....
  • Die Waise ist Opfern unserm heren dem heiligen grab,
  • Dass D hier richtig unserm herren liest und H das nur aus-
  • gelassen erhellt aus P: Auch lieber Sun \ vor allen dingen \ habt
  • got vor äugen \ vnd opffert ym sei vnd leib. H fügte der Waise
  • vber mere hinzu, um einen Reim zu haben. D lässt die Waise un-
  • verändert und bindet mit ihr den folgenden Vers, der doch offenbar
  • eine neue Strophe begann, indem es ihn durch des ich willen hob
  • reimfähig machte. In TJ reimte Orendel : eilende.
  • 721: Er het getan ein guote fart,
  • er huob sich schiere üf den markt,
  • da man den gräwen roc feil truog
  • [Er gewan ainen frSlichen mut D]
  • 730: gegen sins meisters des fischers knaben,
  • als wir daz buoch hoeren sagen.
  • Der eingeklammerte Vers ist natürlich Product von D, um auf
  • die in U vorgefundene Waise einen Reim zu haben. 730 muss aber
  • ursprünglich vor 729 gestanden haben wie auch P lehrt; auff den
  • markt do ain knab den grauwen Rock vail trüg, sonst hat der
  • Vers keinen Sinn. Demnach ergäbe sich eine Morolfstrophe, gebildet
  • aus 727.8. 730. 729. 731, welche Z7 durch Umstellung zerstörte.
  • Ebenso lässt sich in den Versen 1848—50. 1852. 1851 noch
  • eine Morolfstrophe erkennen, 1853 Daz was ein kUener tmgant
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  • strophischer Bau. XUX
  • ist ja, wie wir sahen, ein beliebter Notbehelf von U, um die Waise
  • zu vermeiden. Dasselbe gilt für die Verse 2555 — 59.
  • 2379—83: Oder ich wil dtnen alter zertrechen
  • dtn heiltuom wil ich brechen;
  • heiligez grab unsers h^ren
  • ich enlasz dir kein opf er nimmer mar D kein opffer lasz ich dir werden mere H»
  • wo ich ez kan gewenden
  • [So lasz ich dir kein opffer mer senden D],
  • Die beiden letzten Verse fehlen in H^ aber wd ich ez kan
  • gewenden ist durch P gesichert: (tüül) auch alle die wenden \
  • die dir dienen und opffer bringen. Andrerseits ist der letzte,
  • nach dem Muster von 2382 fabricierte Vers auf den ersten Blick
  • als Flickwerk von D kenntlich.
  • 3101^: Do zoch sich ab an den standen D: Do zoch sich ab an den stunde
  • Vil manig ritter junge Vil manig stoltzer ritter junge
  • Die gingen jm al engegen wullen vnd auch barf&sz
  • Mit einer grossen menigen. Vil mancher stoltzer degen gut
  • Sy giengent im alle entgegen
  • Mit einer herlichen mengen.
  • wullen und ouch barfuoz ist durch P bewiesen: legten an
  • wvMen gewand \ vnd giengen aU harfüsz gegen jm. Es blickt
  • also wieder eine ftinfeeilige Strophe durch, deren Waise S unter-
  • drückte, während sie D zu einem Reimpaar verwante, dessen zweiten
  • Teil es, wie wir schon öfter bemerkten, nach einem vorangeg'angenen
  • Verse (3102) zurechtmachte.
  • Ausserdem ergeben sich als reimlose Verse aus der Ver-
  • g^eichung von H und D noch die folgenden: 167. 295. 308. 431.
  • 1790. 2494. 2496. 2656. 2925. 3687. 3690. Dreifacher Reim
  • zeigt sich noch 178. 432. 479. 1389. 2022. 2384. 3220. 3666.
  • Vierzeilige Gebäude mit schliessender Langzeile finden sich häufig,
  • z.B. 764—67. 776—79. 782—85. 938—41. 1032—35. 1426—
  • 29. 1476—79. 1831 — 34. 2277—80. 2893-96. 3047—50.
  • 3768—71. 3772—75 u. s. w.
  • An allen solchen Stellen schimmert die alte Strophe noch durch,
  • ohne dass sie sich mit einiger Sicherheit wiederherstellen Hesse.
  • Die zahlreichen ausführlicher behandelten Beispiele aber dürften
  • ausreichend gewesen sein, die Morolfstrophe als die metrische Form
  • des Originals wo nicht unwiderleglich zu erweisen, so doch in hohem
  • Grade wahrscheinlich zu machen.
  • Orendel. IV
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  • ni. Reimkunst. Heimat.
  • Abfassungszeit.
  • Uie zunächst überrraschende Menge unreiner Reime hebt sich
  • zu einem Teile im ursprünglichen Dialecte auf, der bereits von
  • Harkensee als ein mitteldeutscher eingehend nachgewiesen ist.
  • a wiederstrebt teilweise dem Umlaut, wie die Reime handen :
  • sande 115 idanne 2067 .mannen 2707 :stuonde 3204 zeigen.
  • Daneben aber erscheinen zahlreiche Reime von henden : Orendel,
  • ende, enget, senden, a : e wird zweimal gebunden: her : schar 2035
  • : adelar 3542 ; unter dem Einfluss des r nimmt e im Mitteldeutschen
  • eine hellere Färbung an. Die vereinzelten Reime von a : o und a : u
  • scheinen mundartlich ebenfalls rein zu sein: harte iporte 1566. 1862.
  • zobel: haben 1790. porten : torwarter 3404 (aber iforhte 3768.
  • 3844). lange : Schälunge 1835. begurte : bewarte 2045. 2295.
  • 3832. brüste: feste (d. i. briiste : faste) 1990. 2049. 2299. 2733.
  • 3836.
  • e wird unbedenklich auf i gereimt: wellen: willen 291. ver-
  • prennen: darinnen 1552. 1846. bete: mite 3518. Parasitisches e
  • zeigt sich in toufe (masc.) : glauben 2830. 3128. bürge : kunige
  • 3754. In Fällen wie tier: schier 1347, schar : tag (dat. sg.) 1710.
  • 1720 habe ich dagegen Apocope angenommen, die auch sonst durch
  • Reime belegt wird.
  • f für e in Nebensilben ist durch die Reime entgegene : menigen
  • 3104, fehten : trehtin 1678, erden : berlin 1208 gesichert. Die
  • beiden letztgenannten Reime zeigen zugleich die besonders in Mittel-
  • deutschland beliebte Kürzung des t, ebenso Babilonien : künigtn 3220.
  • o leistet auch dem Umlaut Widerstand, wie der Reim ge-
  • wunne:ldne 894. 924. Reime: u sind ferner entsluzzen : geßozzen
  • 87 komm:frumm 697 : Schälunge 1562. 1858. Wir dürfen
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  • Beim und Sprache. LI
  • an diesen Stellen die md. Formen gewönne, entslozzen, kamen an-
  • nehmen. Der typische Reim begurte : swerte 985. 1040. 1642.
  • 1964. *2055. 2713. 3838 scheint auch dialectisch rein, da hier
  • wol durch w veranlasste Verdumpfung des e vorliegt. Der Reim
  • handen : stuonde 3204 spricht für die Form stonde.
  • u widerstrebt dem Umlaut: brüste : feste (= brüste : faste s. o.)
  • : koste 24tbb. wtmneisungen 439 isunne 906. 1582. 1900 ige-
  • tvunnen 218. 1350 geumnnen : kunige 2503.
  • d ist überaU umgelautet, wie die zahlreichen Reime von were,
  • m^re (subst.) u. s. w. zu Mre, s&re, ^e u. s. w. bezeugen. Zu-
  • sammenziehung von dge zu a fordern die Reime saget i rat 1243,
  • versagen: man 918, 940, sa^tistat 110(), 3065. Dehnung von a
  • wird in den Reimen beslahen : genähen 3069 wäge : geladen 2SSiy
  • anzunehmen sein.
  • S für hochd. ie zeigt der formelhafte Reim schiere : JSrusaUme
  • 2369. 2553. 2682. 2838. 3856. Dehnung von e verlangen die
  • Reime gegeben : schöpf ere 11. verzeren : ^ren 237 Mre : m£re 255.
  • 566. 2233. 2257.
  • i entstand durch Contraction in Bride, t : ie reimt nur in
  • lieben : trtben 1888.
  • ö reimt :uo in gepötipluot 70. 130. guoter (-en) : noeten
  • 379. 479. 687. 800. 1381. 2017. 2794 guoteirdte ist vielleicht
  • 3259 herzustellen. Widerstreben gegen den Umlaut zeigen ausser-
  • dem schön (si^i,) : lön 54. 1080. 1171. 3550 noeten : guoten,
  • ü für iu zeigen die Reime trüwen : müren 1546. 1840.
  • nüwe : stunde 752 und vielleicht lüte (= Hute) : bedüte 369, doch
  • wird hier das Praeteritum ein Fehler der Ueberlieferung sein, ich
  • habe Hute : bediutet in den Text gesetzt, ä für tto wird bewiesen
  • durch die Reime buoche : Müsden 155 und fruo : du 534, wo ich
  • mit D duo eingesetzt habe.
  • üw wird zu ouw in bouwen 231 und trouwen 239. 1817
  • (ijungfrouwen). Andrerseits reimt aber auch trüwen: müren 1546.
  • 1840 und stunde: nüwe 752. Formelhaft ist der Reim houbet:
  • gepouwet 987. 1042. 1644. 1967. 2057. 2307. 2715. 3840.
  • uo widersteht dem Umlaut in ruorte : überfuore 1410, und
  • dem typischen Reime guote {9,\ih^i.) : wuote 1912. 2738, wo ich
  • es aber vorzog nach Massgabe von H güete : wüete zu schreiben.
  • Ebenso habe ich den Reim füeze:süeze (adv.) 180. 3106 (vgl.
  • 1335) in dieser Form stehen lassen, im Original lautete es natür-
  • lich vüze:süze. Bezeugt ist andrerseits der Umlaut durch den
  • Reim fü&ren : Triere 3166. 3235. 3316. 3382. V. 1082 ist der
  • Reim küne : lütve herzustellen.
  • / reimt mit d in der Verbindung ü:ld, wo jedenfalls Assi-
  • IV»
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  • LH Reim und Sprache.
  • milation anzunehmen ist: hdde : helle 311. snelle : feide 1698. 2005.
  • 2778. tüilde: stille 3067. Derselbe Vorgang erklärt die Reime von
  • n: d : sinnen : finden 105. stwnden : gewunnen 279 : ent-
  • runnm 494. 432. 522. 610. 1414. 1982. 3282. 3436. danne(n)
  • '.bestanden 373 -.verstanden *3658 ihande 2067. entnmnen:
  • wunden 1408. mannen ihanden 2707 -.bestanden 1660. Als reine
  • Reime haben dem Dichter auch die Bindungen nd : ng gegolten^ denn
  • das Mitteldeutsche vertauscht beide in der Schreibung (Weinhold, Mhd.
  • Gr.^219). Es sind die folgenden: lang:land91. sungen: künden S92,
  • winde : geringe 457. ergangen : lande 11^. jüngeling : kind 1438.
  • entspringen '• binden *1496. Schälunge : hundert 1542. stunden :
  • junge(n) 1918. 3085. 3101. handen : ergangen 2095. belangen:
  • Händen 2991. wund : jwn^ 3007. 3031. 3608. empfangen : towde»
  • 3055. kinden : bezwingen 3116. gefangen : ZamtefVi) 2389. 3280.
  • 3302. 3434. 3644. 3671. lang : band 3408. Aangren : Zandew 3574.
  • Ferner hantidanc 586. 1494. wigant : spranc 989. 1045. 1321.
  • 1660. 1970. 2311. 2723. 3622 lewanc 1746. 2611, *2617
  • :5ie;anc 2814 isanc 1956. hantilanc 1404. genant ilanc 1261.
  • engel:henden 1392. 1668. Auch die Reime: beginnen: singen 19.
  • sinnen: bringen 304. 993. 2359. 3003. 3266. junge : gewunnen
  • 437. ^«gfew:Wwne 439. ringen : gewinnen 719. käniginne:
  • springen 856. 1106. 1420. gefangen : dannen 2359. 2474 : iwannew
  • 3292. manne(n) : umbfangm 3075 : empfangen 2633. 3136. 3172.
  • brinnen : singen 3660. zwingen : küniginne 3251. 3308 :^e-
  • WÄwen 3454. langer : dannen 1874. jüngeling : sün 1452 er-
  • klären sich aus dem gutturalen Klangcharacter des Nasals.
  • r wird zweimal im Reime verschwiegen bam: freisam 1732.
  • man:fam 3600. öfter findet sich das bei
  • A : niet : verriet 44 :diep 524. 612 :liet 3662. sa(h)s:wa^
  • 1632. tete : brüten 17 bS. 2227. 2547. tief:lieht 2451. ^or^e:
  • /orAfe 3768. 3844.
  • # wird mit ^ gebunden in daz:was 1186, 2121. 2125. 2145.
  • 2363. 3372. 3426. hüs : üz 3398. 3528. 3626. 3708. pcdas : saz
  • 1922.
  • b reimt : f in ^dJen : gräfen 198. glouben : toufen 2581.
  • 2764. 2822. 3114. 3243 :toufe 2830. 3128. zmfel: Tiber 3079.
  • 3188. :Z?6e3716. graiiheidmschaft 222. Der Ueim houbet : ge-
  • pouwet (s. 0.) verlangt die Labialaspirata. Ausfall des b in biderbe
  • (: widere) 1311. 2549. *2609. *2612. 2660. 2914. 2758 (:nidere)
  • kommt mitteldeutsch zuweilen vor (Weinhold § 162).
  • d blieb unverschoben in muoter : bruoder 331. Wahrscheinlich
  • ist auch flir gemüete (:vertrüege) 1058. 1293 d anzunehmen.
  • £ß l^at ps^atalen Character, weshalb es unbedenklich reimt auf
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  • Reim und Sprache, LIII
  • h in wäge : gef&hen 622. schiiohe : ungefuoge 662, auf ch in Zogr :
  • prach 89 itrach 1267 (wo ich nach ^racÄ: J> ^roc geschriehen
  • habe), mich : ^rÄr^ 2365. naht : wogr 3154, sowie auf r in t^o^e :
  • järe 249. 393. niäge(n) : wärm 1730. 3168. schar: tag *1704.
  • 1714. 1720. Deshalb schwindet ^ auch zwischen i und e, wie die
  • Reime künige(n) : Babildnie(r) 2521. 2537. 2567. 3231. 3312.
  • 3378. 3638 \ MontUie 2510. menige : Babilönie 399 zeigen.
  • /» für obd. ph erscheint in krapen 2354, aber nicht im be-
  • weisenden Reime.
  • i blieb unverschoben in sit[2:]en : erschüten 1011 und vermut-
  • lich auch in schatlz] : wart 748. Apocope des t nach Consonanten
  • fordern die Reime was: wart 1. daz:fast 13. grai : schaft 22S.
  • stunden : hundert 432. /cm^ : icÄ 556. klüsen : tüsent 628.
  • Schälunge: hundert *1542. was:schaft 2903. 3334. 3677. 3758.
  • 3854. ersocÄ : faht 1414. Duriän : erkant 3786. tnwwd : &t6ti 3486.
  • Ar fiel aus in mariW (ifart) 727.
  • Ausserdem sei bemerkt, dass die Form here unumschränkt
  • herrscht, wie die zahlreichen Reime: ire, s^re, mere u. s. w. be-
  • weisen. Von Pronominibus ist nur die Form ime (: Pfenninge 664
  • : küniginne 3142) bemerkenswert. Apocope des n im Infinitiv findet
  • sich 30 Mal (36. 54. 176. 289. 375. 626. 648. 7^6. 878. 1232.
  • 1281. 1807. 1827. 2183. 2317. 2476. 2842. 2985. 3136. 3167.
  • 3169. 3207. 3235. 3251. 3316. 3328. 3382. 3407. 3451. 3551),
  • beim Participium Praet. 8 Mal (168. 218. 505. 1084. 1350. 2633.
  • 3076. *3628). Was Harkensee etwa noch aus der Flexionslehre
  • beibringt (S. 75 ff.) hat keine Beweiskraft.
  • Dass das Gedicht auf mitteldeutschem Grebiete entstand, ist
  • somit unzweifelhaft. Einiges wie ö für mhd. t*o, ü füir iu, f für b,
  • unverschobenes d und t, ch für g im Auslaut weist entschieden auf
  • das Mittel fränkische. Der daneben, vor Allem im Consonantis-
  • mus sich geltend machende oberdeutsche Einfluss, der in der folgenden
  • Reimübersicht deutlicher hervortreten wird, spricht aber für den
  • südlichen Teil dieser Mundart, und die örtlichen Beziehungen des
  • Gedichtes machen als seine Heimat die Gegend von Trier un-
  • zweifelhaft. Hier befand sich der heilige Rock, dessen Verherrlichung
  • das Gedicht zunächst zu dienen bestimmt war, hier residiert König
  • Ougel, von hier unternimmt Orendel seine Brautfahrt. In der Um-
  • gebung seiner Stadt weiss der Dichter sehr wol Bescheid: gar wtten
  • ist si erkant rühmt er ihr V. 158 nach. Trier liegt an der Mosel
  • (V. 156), diese mündet bei Koblenz in den Rhein (V. 345), auf
  • dem man hinabfahrend in das Meer gelangt (V. 349). Nach V. 3092
  • ist Metz 14 Meilen von Trier entfernt. Gegenüber der sonstigen
  • geographischen Unkenntnis des Dichters (s. u.) fällt seine Vertraut-
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  • LIV Reimkunst
  • heit im Moselgebiete um so mehr ins Gewicht, und der Dialect^
  • soweit er sich aus den Keimen erschliessen lässt, steht denn auch
  • mit der von Heinzel (Niederfrk. Geschäftsspr. S. 315 ff.) gegebenen
  • Characteristik des Trierer Dialectes in bestem Einklang (vgl. die
  • XJebersicht von Harkensee S. 78). Wie viel dem Dichter am Ruhme
  • seiner Stadt gelegen ist, zeigen auch die Verse 3168 ff., wo ein
  • Engel verkündet, dass Gott in Trier das jüngste Gericht halten und
  • Christus daselbst seine heüigen fünf Wunden zeigen werde.
  • Bei der nun folgenden XJebersicht der Reimungenauigkeiten wird
  • also von den dialectisch reinen Reimen abgesehen, wenn auch eine
  • Anzahl der letzteren nicht ganz tadelfrei im strengsten Sinne ge-
  • nannt werden kann.
  • a:a im einsilbigen stumpfen Reime erscheint 113 Mal.
  • 6:^ 18 Mal.
  • i:l 6 Mal.
  • u:ü einmal: stunde inüwe 752.
  • Unreine vocalische Reime sind sitzen : erschüten 1011. schüten :
  • plicken 1015. lüften : kreftm 34tlS, füerm : Triere 31S6. 32Sb.
  • 3316. 3382. Reime auf Flexions-e finden sich nur 3: werde : Marie
  • 188. tmrkten : smidten 283. känige: widere 2591. ,
  • UeberrageÄdes?:^t(;?/ei:w;^e 721. 1397. *1674 :5Hde2461.
  • 3374 : tse 3344. 3566 : Uhe 3716. Ormdel
  • : eilende 22^ :missewende2b9,7S0 ihende
  • 461. 563. ztseliprise 979. m&re : Orendd
  • 3097. innexhimd 3667. schiere: Spiegel
  • 1608.
  • m:helm:snel 1222.
  • n findet sich abgesehen von den apocopierten
  • Infinitiven und Participien 67 Mal.
  • r : rtcher : künigrzche 163. gitote : muoter 656.
  • 1367. 2263. 2605. 3039. 3140. herisd
  • 2213. 2858. 2868. 3158. s^ : ^ 3440.
  • 3516. steine : kleider 475. Schälunge :
  • hundert 1542.
  • 8 : geistes : voUeiste 574. schiltes : mUte 920.
  • st : Hute : gebiutest 257 .
  • t : rztet : raUte 1275. solte : woltet *1283. ent-
  • hufe : verkaufet 1340. geschertet : geferte
  • ♦2482. fruo : stuot 2987. wer: swert*SSßO.
  • fuortisluoc 1692.
  • Verschwiegenes d:^ep^rden:w;^re(n) 73. 133. 435. 742. 754.
  • 964. 3071. h^re: werde 1894. tverden:
  • g^en 2826. 3124. 3132.
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  • Beimkunst LV
  • YerBchwiegenesgih^e: berge 2449. 2492.
  • l : tvUe : Marie 3. galten : tlm 417. 2923. 2995
  • : mle 560. 578. MtnoU : tot 3612. 3630.
  • 3736. gotiholt 3675.
  • r : schätz : M;ar^ 748. gürtte : erschütte 966.
  • teftew : sferJen 1586. Wolfhart : s^o^ 3218.
  • n : 8^tm(fc : nMw;e 752.
  • limilobesam: schal 834.
  • : n : Otc^ei : frouwen 204. s^iZte : meisterinne 760. ginnen
  • : vnllen 1117. twalten : sarden 1190. «^n^en : ^rw;?/«?
  • 427. AcÄiZfe : inne 3546. scÄaße : lange 361. 2347.
  • *2907. 3150. engelihenden 1392. 1668. isw;?/«:
  • ^fm^en 1984 : Ism 2694. 3047. 3344 : Uden 3614.
  • 3738. — stahel '.haben 1997. 2740 :sagfen 975.
  • entgegen : edeZ 2926. stiMi : ^uon 2149. nogrei : ge-
  • slagen 3782. segde: ebene 357. 395. 441. 2905.
  • 3198. 3336. 3760.
  • :r:himde:nidereS06, 1005. 1389. 1662. 2029.2806.
  • hereisele 226. 267. 3326. schiere : kiele 2SS, 247.
  • 351. 411. 2911. 3194. Triere:lciele(n) ^BS, 672.
  • 882. 1442. 2133. Ä^re:öaJnete 701. 808. 1007.
  • 1664. 2031. 2808. seleimere 2206 iheren 818.
  • DanUlen : hire 2545. .8fM;are : Westväle 2345. 2355.
  • 2405. ztvifel: Tiber 3079. 3188.
  • m :n:man: grenam 725. 750. 1048. 2207.2231 ilobesam
  • 788. 2531 : freisam 792. 1837 :Ä:am 1066. 1688.
  • 2101. 2555. 2629 izam 1127 ivemam 2221.
  • 3460. 3492. dan ivemam 62 igenam 2836 :nam
  • 3134. lobesam : Jegran 287. 323. freisam : plan
  • 1373 iLiberiän 1544 :&e8^anll92. u;unnesam:
  • gre^an 1179. 2641 :AZ6ayi2413 :eraw2635. feaw
  • :6e5fan2109 : an 2269 : ti;oZgfeMn 2235. zam:hä/n
  • 1538. 3473. — küniginne : stimme 1825 :ime
  • 3142. AiweZ : inne 3667. /iiKen : oKew 1327.
  • himele : nidere s. o. schäme : ane 550. schöne : Borne
  • 580. 594. 3081. 3186. turn: stürm 1934.
  • : nd : stunden : frum^e 253. : ny : ima : Pfenninge 664.
  • komeniSchältmge 1562. 1858.
  • iriJerusaUmeiMre 170. 866. 1450. 1774. 1782. 2219.
  • 2243. 2389 liren 1175. 1748. 2533. 2627: schiere
  • 2369. 2553. 2682. 2838. 3856.
  • t^: r : ^re^ön : jär 52. ^Än : t«;dr 2585. 2766. geheizen :
  • meister 161. weisen : heiser 186. stunden : hundert
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  • LYI Bekkhmst,
  • 432. ersähen ijämerlSSl. selber : %e2men 2989. 2959.
  • guoten : muoter 1478. 1756. 2159. langer : dannen
  • 1874. näher lempfähen 2607. 2658. 2662. porten
  • : warter 3407. küene : füeren 2317. wenen : w&re
  • 3148.
  • mm : nd : «^imrne : kinde 1440. flammen : einander 2004. 2776.
  • : w^ : grimme : ringe 1038. 1686.
  • mbingiumbe: gesungen 826.
  • II :ng:gmngent: willen 263. schatte ilange 861. 2347.
  • ♦2907.3150. aiieiian^fe 2977. 8286. 3688. miJew
  • ivolbringe 1165.
  • fichikofidoch 809 :wocÄ 868. 1268. 1345. 2319.
  • :r:grafen\zware 2821. 2850. 8095 \ waren 8146.
  • :s:hof:ros 1514. 1576. 8059. 3063. wasischaft 3677.
  • 3758. 3854. /se^w) : ^w;2/eJ 2694. 8047. 3844. 8566.
  • : w : gräfe : gräwen 634.
  • : z \ greif : sleiz *740.
  • k:m ersähen :jämer 1831.
  • :r :Ä^w;are:em^/aAen 618. were : sehen 20bS. 2308 :6e-
  • seAe 888.
  • :s:gerihte:wiste *64. 1626. 1818. 1890. 1912. 1948.
  • 2105. 2209. 2251. 2289. 2698. 2945. 3049. 8306.
  • 8774. 8788. 8798.
  • s : ch: was lersach 74:4:, 756. 956. 8620 ischarsach 1696
  • igeschach 2411. sprachigras 999 r^Felos 3664,
  • kris(t):ich 556.
  • miivineispise 389. 858. 1536. 2901. 3468. 8746.
  • Serodes : ißwen *50. eigen iJceines 1476.
  • : r : w?a5 : t(;arf 1. genesen ih^en 1618.
  • : seh: hals: falsch 786.
  • u;:m:frouwe:zoum^ 2103.
  • :r:zwäre:gräwe 1024. 1110. 1277. 1584. 1960. 1980.
  • 2709. ^rÄi(;e« : mi^ren 1546. 1839.
  • ;9 : «^ : jfeÄmcn : »weisser 161.
  • : ch : ersach : daz 75.
  • i:g:huoh:sluog 2011. 2784. 3722. 3740. 3820. 3846.
  • geben :legm 117 :cZ^ew 1098. 3488. 8514. 3556.
  • Aa6e«i : ^ro^few 143 : ^e^w) 275. 2598. 3168 : ver-
  • «a^few *883. 691. 804. 2021. 2798 :verTdag&n67e,
  • 886 :erslagen 1400. 1676 : getragen 2089. sogren
  • : Ä:na&e» 730 : grabe 2181 : habe 3200. 3450. 3764.
  • tragen : habe 285. engegen : eben 419. te&e« : d^gren
  • 1572. 1808. traben : slagen 2484. buochstaben:
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  • Reimkunst
  • LVII
  • :h:
  • :ch
  • :m
  • :n:
  • :r:
  • :s:
  • l:ch
  • :^
  • :l:
  • :n
  • ■f-
  • :h:
  • ■.l:
  • :n
  • :r;
  • •.w
  • Magen *2623. tagete : habete 1574. 3506. ghuben
  • \migm 471. ergäbmt : pflägmt 2507. 2517. 2527.
  • Ubeiwtge 2575. 2587. 2756. 2768.
  • nid : mb 1188. M;z6e : stden 602. ßfee igesmide 1220.
  • 1359. Bnde(n):ivtbm 1163. 1422. 1464. 1543.
  • 1620. 1750. 1764. 1842. 1902. 2039. 2091. 2111.
  • 2139. 2217. 2241. 2255. 2415. 2427. 2445. 2469.
  • 2856. 2965. 2979. 3029. 3108. 3144. 3152. 3225.
  • 3290. 3370. 3590. 3794. 3804. 3880 : trtbm 854
  • : Übe 1151 : bUben 1833. 2265. 2427. 2866. 3206.
  • 3241. 3710. 3808. sterben : werden 3330. 3894
  • : erden 1936. ersturbst : lutirdst 34:14, erwerben:
  • werde 1034. swebte: redte 703. *1680.
  • stahel: haben 1997. 2740.
  • : grab: sprach 48.
  • : selber :helmen 2939. 2959.
  • lifbe: dienen 544. man: gab *846.
  • gegeben : schöpßre 11. fisch^re : g^be 642. aren: ge-
  • haben 954.
  • vergeben : gewesen 2161. beltben : Ise 2985. 3328.
  • 3354. 3392.
  • Bride : tugentlichen 2699.
  • zwifd: Bride 2461. 3374 rZtden 3614. 3738.
  • laden: tragen 306 : sagen 387. 445. 2899 : haben
  • 1119. edel: entgegen 2926. Mnt(;erde : Jer^e *794.
  • wäge: gnaden 538 : geladen 2886.
  • erden :berlin 1201.
  • : ;8'i6'ewe : 6^cie 321. 1068. Äeidc : afeitie 786 : alterseine
  • 301 1 . s^eiwe : feide 958 : Meider 475. heiden : keinen
  • 2915. eide: reine 2509. 2519. alterseine : weide
  • 3362. H^ddes:lönm *50. igelönet *60.
  • bede:here(n) 2621. 2670. 2933. 2953. *3182. 3490.
  • Bride: Ise 3180. 3636.
  • \juige:zwifel 721. 1897. *1674.
  • stahel: sagen 975.
  • wale:magen 147. 630.
  • : einer : erzeiget 712. eigfen : Äeines 1476. entgegene :
  • menigen 3104. küene : ungefüege 971. 1050. 1064.
  • 1654. 1974. 2727.
  • schiere : Spiegel 1608.
  • :Ougel:frouwen 204. :z:wäge:äze 271.
  • ^«^ : t<;2p 194 : % 2852. 2864. diep : nie^ 524. ^fWd«
  • :Ättt)p 1656. 1870. 1943. 1986. 2249. 2696. 2729.
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  • LVffl Beimkunst
  • 8682. muot:hitop2S12. scheip : schreit 2Slß. ver-
  • treip : arbeit SA20. schreipigemeit SßA6. grap:
  • 8chat(z) 2895.
  • :z\8ippe:wizz&n 208.
  • t : ch : trat : sprach 552. 2425. stat: brach 668. getrat:
  • sach 1808. 2844. 8868.
  • :f :er greif : reit lb20, hofigotllOS. reif : geschreit 2107.
  • tief '.lieht 2451. släfm : kemenäte 1801. *2842.
  • 8866. ztmfeligertten 1984. istHtm 427.
  • iliOrendd: gesendet 705. 1896. 1672. 1805. 2141.
  • 2846. 8164. 8698. 8870.
  • iniunverzaget: sagen 728. koufen : geroufet 2472.
  • :r:nät:klär22S7, einer: erzeiget 712. were:t^e*7S.
  • fischere:tite *220b.
  • :s:pfat:was 812. Herödes i gdmet *60.
  • c:f:hof:roc 1090. 1824.
  • : r : ffwrt : sluoc 1692.
  • :t:hart:sarc 79. 8176. roc: gebot 991 :spo^ 1291.
  • 1867. 1712 :^o^ 85. 842. 848. 858. 916. 982.
  • 988. 946. 962. 1055. 1096. 1159. 1271. 1884.
  • 1426. 1480. 1454. 1472. 1500. 1560. 1568. 1588.
  • 1768. 1776. 1828. 1856. 1864. 1982. 2181. 2167.
  • 2191. 2818. 2568. 2577. 2599. 2686. 2744. 2758.
  • 2824. 2949. 2968. 8122. 8202. 8822. 8850. 8888.
  • 8526. 8684. 8707. 8878. guot:truoc 717 :ersluoc
  • 1408. 1718. mmt : sluoc 2088. schale : geu^alt 2595.
  • stat:mac 2687. Wolfhart : stark 8804. genuoc:
  • tuot 8470.
  • Eine kleine Anzahl von Eeimen Hessen sich nicht wol rubri-
  • cieren: hereiferre 212. stunde müwe 752 (vgl. oben S. LI).
  • bedihteigibe 828. schüten : plicken 1015. stimme: Bride 2085.
  • wänten : geläzen 2827. küeneiUhe 1082 (vgl. S. LI), misse-
  • wende : eilen 2882. wochen : geßozzen 2909. m^re : Orendel 8097.
  • himd : Marie 8667. menige : Babilönie 899. künige : ftür^re 592.
  • 2848. 2860. 8098. 8868. 8754 : Babilönie 2521. 2587. 2567.
  • 8281. 8812. 8878. 8688 igewunnm 2508 :Jfon^gKen 2511.
  • BaMönie(n) : künigin 8220 : ftwr^re 8804. 8685. «ande : tage 506.
  • garnigrab 2297. schätz :baz 8482.
  • Rührende Reime: richerirtche (subst.) 168. ^eM;iennen:
  • t<;t6nne 218. gereit -.bereit 2b2. helde: helle 811. 5?n:s?n 1198.
  • eide : meineide 1940. 2529. Agre (subst.) : hSre (adi.) 2041. 2875.
  • herenihSre 2073. 2887. 2448. mfn {gen.):mtn (poss.) 2113. Äer-
  • zogen : überzogen 2862. hantihant 8824.
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  • Hiatorische Beziehungen. LIX
  • Von alten Flexionsendungen ist erhalten forderost (: trost)
  • 3679. gemarteröt *3616. Durch ein Missverständnis ist auch im
  • Innern des Verses (3144) die alte Form gd>dt (von gebdn) bewart,
  • die H von gebieten ableitete und deshalb mit 3446 entfernte,
  • während D, trotzdem es die SteUe nicht verstand, gewissenhaft
  • überlieferte. V. 1680 ist die alte Form dannan (: Jordan)^ V. 346
  • menigtn (: Bin), V. 1991. 1996 u. ö. brünige erhalten. Reime
  • auf Flexions-e lassen sich, wie gesagt, nur drei nachweisen.
  • Dass wir es hier mit der Reimkunst des 12. Jahrhunderts zu
  • tun haben, leidet somit keinen Zweifel. Um eine genauere Zeit-
  • bestimmung zu gewinnen muss zunächst das Gredicht selbst befragt
  • werden.
  • Gestützt auf eine Reihe angeblich vom Dichter des Orendel
  • verarbeiteter historischer Tatsachen hat E. H. Meyer (Zschr. f. d. A.
  • Xn, 387 — 95) das Gredicht bald nach 1190 angesetzt, ein Datie-
  • rungsversuch, der von Harkensee (S. 63 — 66) schlagend widerlegt
  • wurde. In der Ueb ergäbe Jerusalems an die Heiden „umb einen
  • schätz" (V. 2895) die Eroberung der Stadt durch Saladin im
  • Jahre 1187 wiederfinden zu wollen ist unerlaubt. Dann müsste auch
  • die Wiedergewinnung am Schlüsse historisch sein, könnte also nur
  • der Auslieferung der Stadt im Jahre 1229 entsprechen, was ganz
  • unmöglich ist. Auch die Parallele Bride-SibyUe, Orendel-Guido von
  • Lusignan ist hinfällig, denn von einer Wittwenschaft Brides, wie
  • sie Meyer annimmt, weiss das Gredicht ebensowenig wie von Feind-
  • seligkeiten der Templer gegen sie, und zwischen Orendel und Guido
  • lässt sich keine weitere Aehnlichkeit entdecken, als dass Beide
  • tapfre Fürsten waren, denn von einer Feindschaft der Templer
  • gegen Guido berichtet die Geschichte nichts, und wie wenig Orendels
  • Gefangenschaft, seine Befreiung durch Bride, die Episode vom Zwerg
  • Alban, Brides Gefangennahme u. a. sich mit historischen Tatsachen
  • decken, hat Harkensee unwiderleglich dargetan. Meyer hat die histo-
  • rische Weisheit des Dichters viel zu hoch angeschlagen. Von einer
  • Belagerung und Befreiung Triers im 12. Jahrhundert (noch dazu
  • durch Heiden) ist auch nichts bekannt, *) und ist diese Fiction nicht
  • eine kühnere, als die von der Eroberung und Wiedergewinnung
  • Jerusalems? Wie die erstere zu dem Zwecke erfunden wurde, um
  • den heiligen Rock nach Trier zu bringen, so die letztere, um die
  • Geschichte wieder von vorn anfangen zu können. Historisch ist
  • nichts in unserm Gedichte ausser dem Königreich Jerusalem, den
  • Tempelherren und einigen geographischen Namen. Mit des Dichters
  • *) Sollte sie vielleicht an die sagenhafte Belagerung Triers durch
  • Julius Caesar anknüpfen, von der die &chr. D 13, 12 ff. erzählt?
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  • LX Namen.
  • geographischen Kenntnissen ist es aber auch nicht zum Besten be-
  • stellt. Jerusalem denkt er sich in der Nähe des Meeres liegend,
  • vgl. V. 450. 2896. Sonst nennt er nur noch Ackers als Hafen*
  • stAdt 3200. 3450. 3764, den JorcUin 1681. 1876. 2075. 2572 etc.
  • und den Odberg 30. Im XJebrigen erfüllt er den Orient mit allerlei
  • phantastischen Namen, die er entweder selbst erfanden oder aus
  • anderen Quellen entnommen haben mag. So .verlegt er das Kleber-
  • meer und das Weterische Meer in die Nähe Jerusalems, vgl. V. 1707.
  • 1716 zu 1749. 1542 nennt JT eine Wüste Düschkan {DeschanD),
  • die an Tischcäl, Tuschgan im Wolfdietrich erinnert. Zu der Wüste
  • Babü&nie 400. 2522. 2567 u. s. w. vgl. Rother 2564 f., zu der
  • Burg Westväl 2346. 2356. 2406 vgl. Biterolf 5077. Karl Meinet
  • 311. lieber die übrigen Namen gibt das Namenverzeichnis Auskunft.
  • Ebenso sind die Personennamen frei erfanden, dafür spricht
  • schon der Umstand, dass der weitaus grösste Teil derselben auf -an
  • ausgeht, natürlich der Reimbequemlichkeit halber: Beliän, Mersiliän,
  • Merciän, Sudan, Denciän, Durian, lAberiän, Alhan, Stefan,
  • Suriän, Princiän, Der Name Beliän kommt sehr häufig vor, im
  • Morolf, Wolfdietrich, Biterolf, Karl Meinet, Roland u. a. Auch
  • Mersiliän findet sich im Morolf 302, 8 als Marsiliän wieder, ebenso
  • im Wolfdietrich D VII, 53. 55. 61 u. s. w. Merciän begegnet
  • ebenfalls im Wolfdietr. D V, 165. 190 u. s. w., auch Biterolf 307.
  • Frinciän heisst der zweite Entführer im Morolf. Türiän heisst
  • ein Mann Dietwarts Dietr. Fl. 63. Die Namen Ougel, Orendel, Ise
  • und Bride fanden sich bereits in der Sage vor. Von den übrigen
  • nenne ich hier Schütwm 1125. 1129 u. ö. (vgl. Virginal 463.
  • 620 u. ö. Wolfdietr. D X 100 in g\ Berwtn 3009. 3015 (vgl.
  • Berhtwm Wolfdietr. D X, 100), DanUl 2545. 2664 u. s. w.
  • (vgl. Wolfdietr. D VIII, 123), Wolßart 3218. 3304 u. ö. (vgl.
  • Nibelungenlied, Biterolf, Laurin, Alphart, Wolfdietrich, Virginal u. s. w.)
  • und den bekannten Tragemund 109.
  • Solcher Unwissenheit und Willkür gegenüber muss man aber jede
  • aus historischen Beziehungen gewonnene Datierung des Gedichtes
  • ablehnen. Darum kann ich mich auch mit Harkensees Behauptung,
  • dass es vor 1187 fallen müsse, weil Ackers das ganze Gedicht
  • hindurch in den Händen der Christen sei, nicht mehr einverstanden
  • erklären. Nur ein Moment verdient vielleicht einige Beachtung. Wie
  • «ich Orendel V. 342 ff. nach dem heiligen Lande begeben will, fährt
  • er mit seinen Schiffen von Trier die Mosel hinunter bis nach Kob-
  • lenz, dann den Rhein abwärts. Diesen Weg nahm nach Wilken
  • (Kreuzzüge HI, 1, 264 ff.) im Jahre 1147 eine Pilgerflotte, welche
  • von Köln abfohr, sich mit einer englisch -flandrischen Flotte ver-
  • einigte, mit dieser Lissabon erstürmte und schliesslich in Akkon
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  • Abfassungazeit, LXI
  • landete. Doch ist auch mit dieser Tatsache nichts gewonnen, da das
  • Gedicht schon seinem ganzen Anschauungskreise nach sicher in die
  • Zeit nach dem zweiten Kreuzzuge fällt (vgl. auch PBr. Beiträge
  • XI, 381). Auch die Fahrt zu Schiff his Bari, dann zu Land üher
  • Rom durch Italien nach Metz und Trier, wie sie V. 2903 ff. und
  • umgekehrt 3180 ff. geschildert wird, mochte an solche Pilgerfahrten
  • anknüpfen (vgl. auch Herzog Ernst B 5774 ff.).
  • Da sich Entlehnungen aus anderen (xedichten ebensowenig mit
  • Bestimmtheit nachweisen lassen, — auch das Lebermeer braucht ja
  • nicht erst aus dem Herzog Ernst zu stammen — , so bleibt flir die
  • Datierung kein weiterer Anhalt übrig, als die Vergleichung mit
  • den anderen Spielmannsepen des 12. Jahrhunderts. Und da ergibt
  • sich denn, dass die Reimweise des König Rother — der allerdings
  • in einer bedeutend älteren Ueberlieferung vorliegt — um Vieles
  • altertümlicher ist. Dagegen überragen die Verfasser des Morolf und
  • vollends die der beiden Oswaldgedichte den unsrigen an Reim-
  • genauigkeit. Eine ausführliche Vergleichung der Reimweise des
  • Rother, Orendel und Morolf, welche Fr. Vogt auf S. XCVm ff.
  • seiner Ausgabe des Morolf angestellt hat, bestätigt diese Reihenfolge.
  • Wie ich PBr. Beitr. XI, 878 angedeutet habe sind in dem
  • kürzeren Oswaldgedichte deutliche Einflüsse des Orendel bemerkbar.
  • Wie es nicht nur einzelne ZWge daraus entlehnte, sondern auch einen
  • grossen Teil seines Stoffes danach umgestaltete, werde ich in meiner
  • Ausgabe näher auszuführen haben. Euer genügt ein Hinweis, welcher
  • deutlich genug dafür spricht. Als der Rabe auf dem Rückflug den
  • Verlobungsring im Meere verloren hat, fährt Meister Ise heran V. 673 :
  • Eyn flscher gut vnd weise
  • der hysz meister reys
  • der den seibin rot bevant
  • do mete der engil den konig bewant.
  • Das erste Verspaar ist das t3rpische unsres Gedichtes, deut-
  • licher tritt es noch hervor in der Olmützer Hdschr.:
  • der hys mayster eya (!)
  • ein vischer klug vnd weyß
  • der fart den konig aas engel lanth
  • der den grossen roth vant.
  • das her das heylig grab gewan.
  • Den folgenden arg verderbten Versen merkt man nicht sogleich
  • an, dass eine klare Beziehung auf den Orendel darin steckt, aber
  • die Olmützer Hdschr. zeigt den Weg, der auf das Ursprüngliche
  • führt, denn ich halte es für zweifellos, dass gelesen werden muss:
  • der hiez meister Ise,
  • ein vischer kluoc und wtse,
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  • LXII Äbfasstmgazeit
  • der den gräwen roc vant
  • da mite er den künic Orendel bewant,
  • daz er daz beilege grap gewan.
  • Aus dieser Lesung erklären sich die Verderbnisse leicht, und
  • es ergibt sich unzweifelhaft, dass dem Verfasser des Oswaldgedichtes
  • der Orendel in derselben Form vorlag wie uns heute, also bereits
  • zur Legende umgestaltet: Orendel zieht im heiligen Rocke Christi
  • aus, das heilige Grab zu gewinnen. Da nun der kürzere Oswald
  • ziemlich sicher in das 8. Decennium des 12. Jahrhunderts fällt
  • (Beitr. XI, 382 f.) und zwischen diesen und den Orendel der Morolf
  • und wahrscheinlich auch der Herzog Ernst zu setzen ist, so dürfen
  • wir für unser Gedicht als Entstehungszeit ungefähr das Jahr 1160
  • feststellen.
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  • IV. Stoff und Coinpositioi\.
  • Von den Ausführungen Müllenhofifs (DA I, 32 — 43) abgesehen
  • ist der stoffliche Gehalt unsres Gedichtes noch keiner kritischen
  • Betrachtung unterzogen worden. Doch die Skizze Mtillenhoffs sollte
  • keine erschöpfende Untersuchung sein, sie hat in seinem Werke
  • eine nur episodische Bedeutung. Er analysirte den Orendel lediglich
  • mit der Absicht, von dieser Seite für seine Deutung des Odysseus-
  • mythus eine schärfere Beleuchtung zu gewinnen. Und dies Bestreben
  • raubt seiner Darstellung die rechte Unbefangenheit, gibt ihr mehr
  • das Ansehen des Gewollten, als des objectiv Entwickelten. Zu-
  • dem ist meines Erachtens Müllenhoff in der Scheidung zwischen
  • altüberliefertem Sagenbestand und den Einfällen der Spielmannswillkür
  • nicht immer glücklich gewesen, und eine Geschichte des epischen
  • Stoffes zu geben lag, wie bemerkt, nicht in seiner Absicht.
  • Wie im Rother nnd Morolf wird auch im Orendel der abge-
  • sponnene Faden von Neuem wieder aufgenommen : mit Orendels Ver-
  • mälung, Tronbesteigung und Rückkehr nach Trier ist die Haupt-
  • handlung zu Ende. Der zweite Teil trägt die Entführungsge-
  • schichte nur in veränderter Manier vor, was natürlich nicht aus-
  • schliesst, dass auch hier alte Sagenelemente verarbeitet sind. Einst-
  • weilen soll nur der erste Teil des Gedichtes betrachtet werden.
  • In der Spielmannspoesie haben wir es überall mit einem oft
  • schon recht verdunkelten und entstellten Sagenkem und einer Masse
  • von angewachsenen Motiven zu tun. Drastische Wirkung galt ja
  • als das erste Ziel: man nahm also interessante Motive wo sie sich
  • fanden und warf sie in sorgloser Willkür durcheinander. Erst
  • nach Abtrennung aller nicht' streng im Gange der Handlung begrün-
  • deten Motive gelangt man also zu der eigentlichen Fabel, die aber
  • auch niemals einen einheitlichen Character trägt, sondern stets um
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  • LXIV Compositum des ersten Teiles.
  • einen innersten Kern crystäUisiert erscheint, dessen reinliche Heraus-
  • schälong nicht immer möglich ist. Ehe ich dieses Verfahren auf
  • den ersten Teil unsres Gedichtes anwende, muss ich eine gedrängte
  • Uebersicht seines Inhalts vorausschicken.
  • Die Einleitung, in der die Greschichte des heiligen Rockes be-
  • richtet wird, bleibt vorläufig besser bei Seite. Die eigentliche
  • Handlung setzt Y. 155 ein.
  • Der junge König Orendel, Sohn König Ougels von Trier, wird
  • zum Ritter geschlagen, und gleich steigen Heiratsgedanken in ihm
  • auf: er befragt seinen Vater um eine würdige Braut. Der weiss
  • ihm keine andere zu raten, als Königin Bride von Jerusalem. Oren-
  • del ist zur Werbung bereit, drei Jahre lang wird die Abfahrt ge-
  • rüstet, dann werden die Mannen berufen, die Mitziehenden legen
  • goldene Sporen an. Sie fahren die Mosel hinab bis nach Koblenz,
  • dann den Rhein abwärts in das Weterische Meer. Nach sechs Wochen
  • erhebt sich ein heftiger Sturm, der sie auf das Klebermeer wirft,
  • wo Mannen und Rosse grosse Not leiden. Auf Marias Fürbitte
  • sendet Christus abermals einen Sturmwind, der sie wieder auf die
  • fahrbare See bringt. Sie kommen nach Babyionien, wo Belian über
  • 72 Heidenkönige herrscht. Durch die Schätze der Christen ange-
  • lockt greift Dieser die Schiffe an und wird besiegt. Als bald darauf
  • das heilige Grab in der Ferne sichtbar wird und sie sich fast am
  • Ziele glauben, bricht plötzlich ein Unwetter aus, sämmtliche Schiffe
  • verschlingt das Meer, Orendel allein erreicht an eine Diele geklammert
  • nackt das Land. Dort beklagt er sein Schicksal und gräbt sich
  • in den Sand ein, um nicht den wilden Vögeln zur Beute zu werden.
  • Am vierten Morgen hört er das Wasser rauschen und sieht einen
  • Fischer heranfahren, den er anruft. Dieser, Meister Ise genannt,
  • hält ihn für einen Räuber und will ihn aufknüpfen lassen. Aber
  • Orendel erbietet sich zu seinem Knechte, er sei auch ein Fischer,
  • dem Schiffe und Gesellen versunken seien. Mit einem Zweige die
  • Scham bedeckend, tritt er in das Boot, doch er soll sogleich beweisen,
  • dass er wahr gesprochen: er soll einen Fang tun oder sterben.
  • Mit himmlischer Hilfe gelingt der Fang: das ganze Boot liegt voller
  • Fische. Des Fischers Behausung ist eine herrliche Burg, er ist
  • ein Herr über 800 Fischer; seine Frau steht mit ihren Dienerinnen
  • auf der Zinne in Prachtgewändem. Auch sie hält den Fremdling
  • für einen Räuber: Ise solle ihn in das Meer werfen. Doch Der
  • erklärt ihn für seinen Knecht, er könne selbst von ihm noch fischen
  • lernen. Als sie einen Fisch aufschneiden, finden sie in seinem Magen
  • den grauen Rock. Ise hält diesen für eines Herzogs Kleid, den
  • die Räuber erschlagen haben und schätzt ihn auf fünf Goldschillinge.
  • Orendel bittet um den Rock, doch er soll sich ihn zuvor verdienen.
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  • Campositian des ersten Teiles. LXV
  • Hier folgt eine ganz plumpe Interpolation'^: nach sechs Woch^ am
  • Thomastage schlägt Ise vor, dem nackten Fremdling ein (xewaad
  • za kaufen. £^ erhält ein billiges Kleid, zwei grobe Schuhe und
  • einen Schiffermantel. Darauf fährt V. 666 fort:
  • D6 noch sach man den eilenden man
  • an den gräwen roc nacket stän.
  • Er klagt dem Himmel sein Leid, und Maria sendet ihm durch
  • einen Engel 30 Goldpfennige, dass er damit den grauen Rock erstehe,
  • der ihn besser schützen werde, als alle Stahlringe. Erfreut eilt
  • Orendel auf den Markt, wo der graue Rock feilgeboten wird, und
  • hier geschieht ein Wunder: wo man den Rock angreift, da fällt er
  • wie faul auseinander. Da gibt Ise ihm den Rock um die dreissig
  • Pfennige, doch sobald ihn Orendel anlegt, wird er nagelneu.
  • Ein neuer Widerspruch folgt : wie Ise sich von der Trefflichkeit
  • des Rockes überzeugt hat, verlangt er, Orendel solle sich denselben
  • erst bei ihm verdienen. Dieser sagt es gerne zu, doch gleich darauf
  • bittet er um Urlaub, er wolle zum heiligen Grabe wallen; und Ise
  • gewährt ihm nicht nur den Abschied, sondern er stattet ihn auch
  • mit einem Paar Hosen aus, und seine Frau, die ihn ebenfalls mit
  • 3 Goldpfennigen beschenkt, bittet ihn um Vergebung ob des Unrechts,
  • das sie ihm angetan, er müsse wol ein Herzog sein.
  • Wie Orendel nun allein über die Haide wandert, begegnen ihm
  • 300 Heiden mit einem Riesen, der ihn fängt und in einen Kerker
  • wirft. Doch auf Marias Bitten sendet Christus einen Engel, der
  • ihm aus dem Kerker hilft und den Pfad nach Jerusalem weist.
  • Er opfert am heiligen Grabe und wohnt einer Messe bei, dann
  • wendet er sich der Burg zu, wo er lauten Schall vernimmt. Ein
  • Ritter, der ihn zuerst als „Graurock" begrüsst, wie er von nun
  • an immer genannt wird, zeigt ihm die Königin auf der Zinne, der
  • zu Ehren die Tempelherren ritterliche Kurzweil treiben. Wie er
  • im Burghof die Helden reiten sieht, blickt er empor zur Königin
  • und fängt bitterlich an zu weinen, dass er nicht Ross noch Schild
  • und Speer besitze. Da sieht er in einer Laube zwei heidnische Fürsten
  • beim Schachspiel: es sind Merzian und Sudan, zwei Brüder und
  • Freier der Königin. Er bittet sie um Ross und Waffen, Sudan
  • *) P bat die Stelle auch, sie muss also bereits der U und P gemein-
  • samen Quelle X angehört haben. P fühlt aber das Unpassende derselben
  • und lässt deshalb Orendel V. 677 ff. nnr beklagen, dass seine dürftige
  • Kleidung seinem Stande so wenig angemessen sei: so ärmeglich beJdatdt
  • seinem stand so vngeleich. Die Reime der Interpolation man : gän 652.
  • guote : mfwter 656. schuohe : ungefuoge 662. ime : Pfenninge 664 weisen in
  • das 12. Jahrhdt. und speciell die beiden letzten nach Mitteldeutschland.
  • Orendel. V
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  • LXVI Compositum des ersten Teiles,
  • fährt ihn höhnisch an, doch Merzian ist geneigt ihm den Wunsch
  • zu erfüllen, wenn er ihm Sicherheit gewähre. Orendel verspricht,
  • er wolle Merzians Knecht sein, wenn er sein Ross und Schild ver-
  • liere. So wappnet er sich denn und springt auf Merzians unbändiges
  • E.OSS, das ihm willig gehorcht. Aber seine groben Schuhe passen
  • nicht in den Stegreif, er wirft sie in das Gras, und Christus sendet
  • ihm vom Himmel zwei goldene Schuhe. Merzian ist erstaunt über
  • sein ritterliches Gebahren, Sudan aber gelobt seinem Bruder noch
  • an demselben Tage Eoss und Schild zurückzubringen. Er fällt den
  • Graurock an, doch er muss es mit dem Tode büsse'n, und so besiegt
  • der Held Einen nach dem Andern, dann fängt er 12 Rosse und
  • bringt sie Merzian zum Lohne. Dieser verwünscht den Fremdling,
  • der ihm den Bruder erstochen, doch vor Orendels Drohungen ent-
  • flieht er eilig. Bride hat den Sieg des Graurocks wahrgenommen,
  • sie will ihm einen Boten senden, und Schiltwin erbietet sich dazu,
  • indem er alle Waffen ablegt. Er entbietet dem Graurock die Minne
  • der Königin, und Orendel gibt ihm 6 Rosse als Botenlohn. Wie
  • die Tempelherren das sehen, schicken sie nach einem Riesen Mentwin,
  • der auf einem Elephanten herbeireitet, doch auch diesen tötet der
  • junge Held, seine Rüstung schenkt er dem fahrenden Volke. Bride
  • begrüsst ihn darauf als König Ougels Sohn und König von Jerusalem.
  • Doch er leugnet seine Herkunft. Wie sie ihn umarmt tritt Merzian
  • hinzu und schilt die Königin, dass sie seinen Knecht küsse; aber
  • Orendel versichert, dass er nie eines Mannes Knecht gewesen, und
  • den ihn mit Züchtigung bedrohenden Heiden streckt er mit einem
  • Faustschlag zu Boden. Bride lässt Merzian binden und in einen
  • Kerker legen, doch Orendel bittet um Verzeihung für ihn, und die
  • Königin lässt ihn wider frei, worauf er in die Wüste flieht. Bald
  • darauf zieht ein neues heidnisches Heer mit einem forchtbaren Riesen
  • Liberian heran. Orendel rüstet sich und verlangt nach einem guten
  • Schwerte. Bride sendet einen Kämmerer nach dem Schwerte Davids.
  • Dieser bringt es in einer kostbaren mit drei Schlössern verwahrten
  • Lade. Doch kaum schlägt die Königin das Schwert an die Stein-
  • wand, so springt es in Stücke. Erzürnt fasst sie den Diener beim
  • Haare und tritt ihn mit Füssen, bis er verspricht, ihr das rechte
  • Schwert zu zeigen, das tief in der Erde verborgen liegt und immerdar
  • Sieg verleiht. Wiederum sendet der Himmel drei Engel, mit deren
  • Hilfe Orendel den Riesen und Tausende von Heiden überwindet.
  • Bride begrüsst ihn wieder als ihren Herren und König, doch er
  • lehnt es abermals ab: sie solle eines Königs harren, der Land und
  • Leute habe. Darauf bereitet sie ihm ein Bad, kleidet ihn köstlich
  • und schickt sich an mit ihm das Lager zu teilen. Da erscheint
  • ein Engel, der ihnen 9 Jahre Keuschheit auferlegt. Orendel legt
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  • Compoaition des ersten TeÜes, LXVII
  • das Schwert zwischen sich und die Königin, doch sie bittet ihn das
  • Schwert wieder einzustecken, sie könne wol 10 Jahre „äne man"
  • bleiben. Nach 6 Wochen erscheint widerum eine Schaar von Heiden
  • mit dem Riesen Pelian, der Jerusalem und die Christen vernichten
  • will und Bride zum Weibe begehrt. Die Königin beruft alle
  • Tempelherren und fordert sie auf, dem Graurock beizustehen; sie
  • schwören, doch will Orendel den Riesen allein bestehen. Nachdem
  • er eine Messe gehört, das Abendmal empfangen und am heiligen
  • Grabe gebetet hat, rüstet er sich und reitet vor das Tor. Mit
  • Gottes Hilfe erschlägt er den Riesen. Als dann aber von allen
  • Seiten die Heiden auf ihn einstürmen, wappnet sich auch Frau
  • Bride und schlägt sich durch die Feinde wie ein Mann, bis sie an
  • die Seite des Graurocks kommt. Dieser erkennt sie an der Stimme
  • und wünscht sich ein besseres Pferd; Bride erschlägt den nächsten
  • Heiden, führt ihm dessen Pferd zu und hilft ihm selber in den Sattel.
  • Mit vereinten Kräften besiegen sie alle Heiden. Wie die Tempel-
  • herren die Königin im Kampfe erblicken, eilen auch sie auf die
  • Walstatt: Bride will erbittert die treulosen Mannen anfallen, doch
  • Orendel hält sie zurück und gibt sich zu erkennen. Nunmehr wird
  • er als rechtmässiger König anerkannt und besteigt den Tron.
  • Da erscheint Meister Ise nach seinem Knechte zu fragen.
  • Orendel bittet ihn um Vergebung, dass er so lange aus seinem
  • Dienste gewesen und weist ihn an die Königin. Als Diese von
  • Orendels Knechtschaft vernimmt, lässt sie einen Schild mit rotem
  • Golde füllen und kauft ihn damit los. Von Orendel noch mit einem
  • kostbaren Zobelmantel beschenkt zieht Ise erfreut nach Haus. Doch
  • Orendel bittet nun selbst Bride um Urlaub, er sei eines Fischers
  • Knecht und müsse über Meer. Ise wird darauf an den Hof berufen
  • und zum Herzog geschlagen. Ise gebietet nun eine Heerfahrt nach
  • der Feste Westval. Nachdem sie drei Jahre erfolglos die Burg
  • belagert, wird eines Tages Orendel mit einer Eisenzange über die
  • Burgmauer hineingezogen und eingekerkert. Ise berichtet es be-
  • trübt der Königin, die mit 30000 Mannen zu Hilfe eilt. Noch
  • 2 Tage und ein halbes Jahr liegen sie vor der Burg; da erscheint
  • eines Morgens ein Zwerg Alban bei der Königin und verspricht
  • ihr, sie zum Graurock zu geleiten, wenn sie ihm hold sein wolle.
  • Doch sie fasst ihn bei den Haaren und misshandelt ihn, bis er ihr
  • jammernd verspricht, er wolle sie in den Kerker Orendels führen.
  • Als sie beisammen sind und sich des Wiedersehens freuen, schlägt
  • der Zwerg höhnend die Tür zu, so dass sie beide gefangen sind.
  • Doch schon naht ein Engel, der den Zwerg mit Geisseihieben zwingt,
  • das Gefängniss zu öffnen. Mit Hilfe Albans wird dann die Burg
  • erobert, viele heidnische Könige werden unterworfen, und siegreich
  • V»
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  • LXVIU ComposiHon des ersten Teües.
  • kehrt Orendel nach Jemsalem znrfLck. Hier widersa^ien ihm die
  • babilonischen Könige Elia nnd Dorian durch Herzog Daniel ^ auf
  • dessen Botschaft Orendel mit zwei furchtbaren Ohrfeigen antwortet.
  • Daniel gibt diese Antwort seinen Herren treulich zurttck, und sie
  • rüsten ein grosses Heer. Mit abermaliger himmlischer Hilfe t5tet
  • Orendel den König Durian, worauf sich alle Heiden taufen lassen.
  • Fröhlich kehrt er nach Jerusalem zurück und will mit Bride das Lager
  • besteigen, als widerum ein Engel erscheint, der ihnen verktlndet,
  • dass Trier belagert sei von den Heiden. Bride will mit ihrem
  • Gemahl über das Meer fahren, und Ise soU inzwischen das heilige
  • Grab beschützen. Doch Diesw weigert sich, er könne ihnen nütz-
  • licher sein auf der See. Nachdem sie das Grab zwei getauften
  • Heiden, die es später um Geld verrieten, anvertraut, fahren sie
  • ab; unterwegs schliessen sich ihnen Ises Schwestersöhne Mersilian
  • und Stefan mit ihren Mannen an. Bride bittet den Graurock für
  • ihre Mannen Rosse und neue Gewänder zu kaufen. Ise hat am
  • Strande Rosse in Menge laufen sehen, er steigt aas mit einem
  • Ruder in «kr Hand sie einzufangen. Der Besitzer des Gestüts,
  • Herzog Warmund, will es ihm wehren, doch sein Bruder Berwin
  • rät ihm ab. Als aber Ise erzählt, dass der Graurock mit Frau
  • Bride über Meer gekommen sei, helfen ihm die erfreuten Herzöge
  • selbst beim Rossfang. Darauf ziehen sie von Bari über Rom
  • durch Welschland nach Metz, wo ihnen die Bürger huldigend ent-
  • gegenziehen. Als die Heiden vor Trier von Orendels Ankunft
  • hören, gehen sie ihm ebenfalls barfnss im Bussgewande entgegen,
  • bitten ihn um Vergebung und lassen sich alle taufen. Freundlich
  • wird das Paar von den Eltern empfangen, und sie ruhen 14 fest-
  • liche Tage. Da träumt es Briden, das heilige Grab sei wieder in
  • der Heiden Gewalt. So rüsten sie denn zur Rückfahrt, doch ein
  • Engel befiehlt ihnen zuvor, den grauen Rock in Trier zu lassen,
  • wo Gott einst das Gericht halten werde. Orendel lässt den Rock in
  • einem Steinsarg in Trier verwahren und nimmt Abschied.
  • Hiermit schliesst die Hauptmasse des Gedichtes ab, die nun
  • zunächst nach ihren einzelnen Bestandteilen näher in's Auge gefasst
  • werden muss.
  • Die Handlung wird zum ersten Male unterbrochen durch das
  • Abenteuer im Lebermeer, das zu den beliebtesten Fabelmotiven des
  • Mittelalters gehört (vgl. Bartsch, H. Ernst S. CXLV ff.)- Es
  • scheint nach dieser Stelle allerdings, als ob der Dichter es sich im
  • Einklang mit unseren ältesten Zeugnissen und im Gegensatz z. B.
  • zum „Herzog Ernst" im Nordwesten Europas denkt, während es
  • später (V. 1709) wieder in's Morgenland verlegt wird. Wahrscheinlich
  • machte sich aber der Dichter gar keine bestimmte Vorstellung von
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  • Kritik des ersten Teiles. LXTX
  • seiner Lage, sondern verwante es als beliebtes Requisit, wo es ihm
  • gerade zusagte. Die Art der Befreiung aus dem Lebermeere kenn-
  • zeichnet die Erfiudungsarmut des Spielmannes. Der darauf folgende
  • Seekampf mit den Heiden unter Pelian hat ebenfalls nichts mit der
  • Handlung zu tun. Nach Orendels Abschied von Ise wird die Ent-
  • wicklung durch Orendels Gefangennahme wieder unnütz aufgehalten,
  • und das typische Auskunftsmittel der Befreiung durch himmlische
  • Hilfe zeigt, dass dieser Zug erst vom Spielmann hineingebracht ist,
  • der an der Einflechtung von Riesenabenteuern offenbar besondere
  • Freude empfand. Auch Orendels Opfer in der Kirche zu Jerusalem
  • gehört der Erfindung des Dichters an und hängt mit seiner später
  • zu erörternden Neigung zu geistlicher Ausschmückung zusammen.
  • Bei der nun folgenden Erzählung föllt sogleich die Wieder-
  • holung eines Motivs ins Auge: Orendel erhält von Merzian Boss
  • und Schild wie von Ise den grauen Rock, beide Male gegen das
  • Versprechen der Dienstbarkeit, das sowol von Ise wie von Merzian
  • später wieder geltend gemacht wird. Eine nähere Vergleichung der
  • beiden Situationen führt auf das Ursprüngliche zurück. V. 670 ff.
  • beklagt Orendel sein Schicksal und wünscht sich ein Gewand seine
  • Blosse zu decken. In fast denselben Worten spricht er V. 880 ff.
  • seinen Wunsch nach Boss und Schild aus. Als er den Rock anlegt
  • gelobt er Isen dienstbar sein zu wollen (V. 763), das gleiche Ver-
  • sprechen gibt er Merzian, als Dieser ihm Ross und Schild über-
  • lässt (V. 951). Sobald aber Orendel erklärt hat, dass er zum hei-
  • ligen Grabe zu wallen gelobt habe, ändert Ise plötzlich seine Mei-
  • nung: er lässt ihn ruhig ziehen, beschenkt ihn sogar, und auch seine
  • Frau, die dei^^' backten Ankömmling erst so Übel gesinnt war, bittet
  • ihn auf einmal um Verzeihung, stattet ihn mit Geld aus und meint,
  • er müsse wol ein Herzog sein.
  • Diese widerspruchsvolle Wendung ist so sonderbar, dass man
  • versucht sein könnte, die Verse 756 — 768 für eine Interpolation zu
  • halten, wenn man Anlass oder Zweck einer solchen irgendwo zu
  • finden vermöchte. Der Widerspruch löst sich aber im Hinblick auf
  • die zweite Situation: nachdem Orendel das wilde Ross Merzians
  • mühelos gebändigt, ohne Stegreif hinauf gesprungen ist und nun,
  • als ein stattlicher Ritter im Sattel sitzend, nach Heldenweise den
  • Speer in den Lüften schwingt, da wird es Merzian klar, dass der
  • unscheinbare „filzgebüre" ein gewaltiger Recke ist, und seine Worte
  • 1015 ff.: Ich sihe an des Qräwes Rockes schüten Vnd an sin
  • ntddtchen plicken Ez muoz von stnen handen Noch Mute töd
  • gdigen Vil küener wigande entsprechen den Worten der Fischerin
  • V. 779: Du mäht wol ein lierzog stn in dinem lande, die an
  • dieser Stelle einfach unverständlich und durch nichts berechtigt sind.
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  • LXX Kritik des ersten Teiles,
  • Es liegt also eine deutliche Spaltung vor: in der Quelle unseres
  • Gedichtes hat Orendel den grauen Rock zugleich mit Boss
  • und Schild erhalten, und zwar von Ise; daa ist das Wesent-
  • liche und Echte, und das wird auch aus der Abfindung Ises durch
  • Orendel und Bride deutlich: für den Schild empfängt er einen mit
  • Gold gefüllten Schild als Lösung, für den grauen Rock empfängt er
  • einen kostbaren Mantel, und auch das Ross wird ihm vergolten. Ist
  • diese Erklärung richtig, so fällt auch die Scene zwischen Orendel,
  • Mercian und Sudan 896 ff. der Erfindung des Ueberarbeiters zu.
  • Ueber Mercians Einkerkerung und edelmütige Befreiung durch
  • Orendel (1460 ff.) werde ich später zu sprechen haben: jedenfalls
  • konnte die tatsächliche Unrichtigkeit Y. 1477, wo Orendel behauptet
  • nie auf Erden eines Mannes Ejiecht gewesen zu sein, nur einem
  • gedankenlosen Bearbeiter begegnen.
  • Die drei Riesenkämpfe zeigen zwar im Einzelnen manche Ähn-
  • lichkeiten, aber gleichwol ist es bedenklich sie auf einen zurück-
  • zuführen: wie sich gleich zeigen wird, hat jeder einzelne seine be-
  • sonderen poetischen Vorzüge, und in ihrer wolberechneten Steigerung
  • werden sie sich einer aufmerksamen Betrachtung als das Werk eines
  • nicht unbedeutenden Dichters ergeben. Nicht minder als diese dient
  • auch die Erzählung vom Schwerte Davids und der Trennung der
  • Ehegatten durch das Schwert nur scheinbar der episodischen Aus-
  • schmückung: von ihrem innigen Zusammenhang mit dem Kern der
  • Handlung wird später die Rede sein.
  • Dass Orendels Benehmen gegen Bride sich mit dem Zwecke
  • seiner Fahrt, der Brautwerbung, schlechterdings nicht vereinigen
  • lässt, hatte schon Ettmüller beobachtet, ohne weitere Schlüsse darauf
  • zu bauen. In der Tat lässt er weder gegen die mitziehenden Ge-
  • nossen, noch gegen Ise etwas von der Brautfahrt verlauten. Als er
  • dann alle Gegner im Turnier niedergeworfen hat und Bride dem
  • Sieger ihre Minne anträgt, weicht er aus, er sei nur ein armer
  • Mann ; als sie ihm zum zweiten Male Hand und Königreich anbietet
  • und ihn fragt, ob er nicht Orendel, König Ougels Sohn sei, greift
  • er abermals nicht zu, sondern verläugnet seine Abkunft; auch das
  • dritte Mal zeigt er sich spröde und vertröstet sie auf einen reichen
  • König, dessen sie harren solle. Erst als Bride ihm im Kampfe gegen
  • die Heiden hilfreich gewesen und im Zorn über die Untreue ihrer
  • Mannen dieselben mit dem Schwerte anfallen will, gibt er sich als
  • König Orendel zu erkennen, und sogleich huldigen ihm alle Edlen
  • als ihrem Herrscher.
  • Die letzte Situation in ihrer Haltlosigkeit gibt aber den Schlüssel
  • in die Hand: das Ursprüngliche blickt deutlich durch. Das Benehmen
  • der Mannen Brides ist mit einem Schlage verwandelt: aus den err
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  • Kritik des ersten Teiles. LXXI
  • bittertsten Feinden Orendels sind sie anf einmal seine untertänigsten
  • Diener geworden. Kann ihnen aber dieser fremde König nicht ganz
  • gleichgiltig sein? wamm übt sein Name eine so gewaltige Wirkung?
  • Nach dem Gedichte: weil die Stimme Gottes der Königin verkündet
  • hat, dass König Orendel kommen werde und Herr sein über ihr
  • Land. Es wird Niemand einfallen, diese kindische Motivierung für
  • einen echten Bestandtheil zu halten: sie entspricht ganz der geist-
  • lichen XJebertünchung, mit der der Spielmann das ganze Gedicht
  • versehen hat. Aber Alles wird auf einmal klar und gewinnt Sinn
  • und Bedeutung, wenn wir, worauf zuerst Müllenhoff hingewiesen
  • hat, die Brautwerbung als eine jüngere Umbildung betrachten: in
  • der ursprünglichen Gestalt handelte es sich nicht um
  • Orendels Brautfahrt sondern um seine Eückkehr. Er hat
  • Schiffbruch gelitten und kommt in elender Kleidung zurück in die
  • Heimat, findet seine Gattin von Freiem*) umlagert, besiegt sie alle,
  • bleibt aber zunächst unerkannt, und erst, nachdem er sich Land und
  • Leute zurückgewonnen, der Gattin Treue wiederholt erprobt und
  • diese ihm sogar im Kampfe siegreich beigestanden, gibt er sich als
  • Herr und König zu erkennen, und die Mannen huldigten ihm. Und
  • diese ursprüngliche Gestalt war bereits ein Gedicht. Schon die
  • eben besprochene Verschiebung und die entstellende Trennung von
  • Eock, Ross und Schild lassen eine andere Annahme gar nicht zu,
  • noch weniger die drei Riesenkämpfe. Der Verfasser unseres Ge-
  • dichtes ist in jeder Beziehung ein Stümper: das lehrt schon seine
  • unglaublich unbeholfiie Einleitung V. 1 — 154, in der er ganz auf
  • eignen Füssen steht, und der 6. Abschnitt wird das noch deutlicher
  • zeigen. Unmöglich konnte ihm aber eine so schöne Steigerung und
  • lebendige Mannigfaltigkeit gelingen, wie sie die drei Kampfscenen
  • aufweisen. In prachtvollem Aufzuge erscheint zuerst Mentwin, von
  • Rittern und Frauen angestaunt. Er fragt nach dem Graurock, wo
  • er denn wäre. „Er reitet ja dort heran der kühne Held!" ruft ihm
  • Merzian zu. „Darum habt ihr mich gerufen?" erwidert der Riese
  • unwillig, „sollte ich mit einem so kleinen Mann kämpfen, des müsste
  • ich mich ja mein Lebtag schämen! ich nehme ihn unter den Arm
  • und werfe ihn ins Wasser!" Der Graurock gibt ihm höhnend
  • zurück, er solle doch in den Wald hinauf gehen, das Land
  • urbar machen und die kleinen Leute mit seiner Arbeit ernähren.
  • Da ergrimmt der Riese, er stürmt auf den Graurock ein, doch
  • er muss erliegen. Wie das die Heiden sehen, fangen sie an laut zu
  • *) Als Freier werden im Gedicht Merzian und Sudan, aber auch Pelian
  • bezeichnet. Daraus dürfen wir aber schliessen, dass auch die beiden andern
  • Riesen, Mentwin und Liberian. Brides Freier sind.
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  • IrXXTl Kritik 4es ersten Teiles,
  • jammefttif doch der Granrock tröstet sie mit köstlichem Hümof:
  • „Maic&t doch nicht sölcheB Lärm, er ist ja so sanft eingeschlaKftn!''
  • ThOA ruft er den Toten an: ^^Steh doch auf, liebes Böhochea, und
  • binde dein Meerrind (den Elephanten), sonst läuft dir's weg und es
  • gibt dir Niemand was dafür!" Am Helme schleift er den Leichnam
  • ttber den Hof und rt^ nach den Fahrenden, die kommen schreiend
  • gdoofen, fallen über die seltene Beute her und verjubeln sie «af
  • des Qraurocks G-esundheit. Die folgenden Kämpfe mit Liberian und
  • seinem Heer bieten wider treffliche Zfige von ein^ kräftigen An-
  • schaulichkeit, wie sie nur einem bedeutenden Dichter gelingen.
  • Nachdem Orendel den Riesen niedergestochen, schlägt er dem Banner-
  • träger das Haupt ab und dreimal haut er durch das Heer eine Gasse
  • ftit seinem trefflichen Scheermesser (V. 1696). In wilder Flucht
  • jageft sehliesedich die Feinde in den Wald, der so ünster ist, dass
  • sie wider Willen des Graurocks warten müssen, der von Neuem auf
  • sie einstftrmt und ihnen eine unsanfte Ruhestatt bereitet. Die ihm
  • aber entkommen konnten, verbargen sich in ihrer Angst, denn sie
  • wähnten, dass der Graurock immerfort bei ihnen wäre, und wenn
  • Einer in hastiger Flucht auf den Andern süess, so war es ihm schon,
  • als käme der Graurock über ihn. Der Höhepunkt wird aber im
  • dritten Kampfe erreicht: die treulosen Mannen lassen Orendel im
  • Stich, er allein ist einem ganzen Heere preisgegeben. Da wappnet
  • sich Bride, haut sich wie ein Mann durch die Feinde, bis sie mitten
  • im Kampfgetümmel des Graurocks gewahr wird. Besorgt ruft sie
  • ihn an, ob er wund sei, doch er ist noch ganz gesund, nur sein
  • RoBS ist ermattet. Die Heldei\jungfrau schlägt den nächsten Heiden
  • vom Pferde und bringt es dem Graurock, dem sie selber den Steig-
  • bügel hält. Wie er im Sattel sitzt, muss er lachen. Auf Brides
  • Rat fechten sie nun Seite an Seite und mähen ringsum Alles nieder.
  • Wie das die zurückgebliebenen Mannen sehen, eilen sie auch auf
  • das Schlachtfeld, doch die ergrimmte Herrin will sie mit dem Schwerte
  • anfallen. Da wo die Situation auf das Höchste gespannt ist, läs^t
  • der Graurock die Maske fallen und gibt sich als König Orendel zu
  • erkennen. Bride ist glücklich, ihre Ahnung nun erfüllt zu sehen:
  • „Seid ihr der König Orendel, so ist es mir wahrlich lieb, dass ich
  • nicht von euch gewichen bin!^ Die Mannen huldigen reumütig, und
  • der König tritt in seine alten Rechte ein.
  • Man wird mir zugeben, dass diese Scenen in ihrer anschau-
  • lichen Lebendigkeit und dramatischen Schlagkraft Zeugen einer hohen
  • poetischen Begabung sind, die wir bei unserm Spielmann vergebens
  • suchen würden. Wie derselbe das alte Gedicht misshandelte möge
  • noch ein Beispiel dartun. Nach Y. 590 ff. ist Ises Behausung eine
  • herrliche Burg mit sieben Türmen, auf der ihm 800 Fischer dienen.
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  • Kritik des ersten Teiles. LXXIII
  • Zq dieser vomehmen Stellung Ises passt es nun durchaus nicht, daas
  • er allein in einem Nachen auf den Fischfang ausfährt. Sie war auch
  • dem zu Grunde liegenden Gedichte fremd, das zeigen V. 588 und
  • 628, wo Ises Behausung eine „kluse^ genannt wird. Nun kann
  • aher eine herrliche Burg niemals als „Klause'^ bezeichnet sein: der
  • Spielmann hat also erst Ise zu einem vomehmen Herrn gemacht —
  • aus welchem Grunde wird sich später zeigen — und den Wider-
  • spruch, der in der Bezeichnung „Klause' ' liegt, hat er in gedanken-
  • loser Bequemlichkeit stehen lassen, weil das Wort im Eeime stand
  • (: hüse 589. : tüsent 629). Bald darauf fällt er aber wieder aus
  • der Bolle, denn dass Ise sich des glücklichen Fundes freut und den
  • grauen Rock auf dem Markte feil bietet, passt wider nur zu dem
  • armen Fischer in der Klause, wie ihn das alte Gedicht schildert.
  • Dass der Spielmann also ein episches Lied überarbeitet hat,
  • lässt sich nicht mehr bezweifeln. Damit wird aber auch die folgende
  • Verwirrung auf einmal erklärt. Als Orendel den Tron bestiegen hat,
  • erscheint Ise bei Hofe nach seinem Knechte zu fragen, der Grau-
  • rock bittet um Vergebung, dass er solange aus seinem Dienste ge-
  • wesen und weist ihn an Bride, die ihren Gatten mit einem Schild
  • voll roten Goldes loskauft. Als Ise das dem erfreuten Graurock
  • mitteilt, erhält er von diesem noch einen prachtvollen Zobelmantel
  • zum Geschenk und fröhlich kehrt er nach Hause zurück. Gleich
  • darauf aber erklärt Orendel, er müsse über Meer, denn er sei eines
  • Fischers Kjiecht, Bride aber lässt Ise an den Hof berufen und macht
  • ihn zum Herzog. Dieser scheinbar unlösbare Widerspruch erklärt
  • sich sehr einfach aus einer ganz plumpen Verschiebung der einzelnen
  • Teile. In der Quelle lautete es: Orendel, zu königlichen Ehren ge-
  • langt, gedenkt des Fischers, der ihn einst so freundlich aufgenommen
  • und lässt ihn zu sich rufen. Hier folgt die Schilderung Ises 2269 — 74
  • mit Zügen höchsten Altertums. Er wird fürstlich belohnt und kehrt
  • reich beschenkt in die Heimat zurück. Damit schloss das alte Ge-
  • dicht. Der Spielmann stellte AUes auf den Kopf, weil er auch Ise
  • jetzt mit einer grösseren EoUe bedenken wollte: deshalb lässt er die
  • Bemfting Ises durch Orendel an ihrem richtigen Platze weg und
  • setzt sie erst nach seiner Ablehnung ein, weil er nun zum Herzog
  • gemacht werden soll. Weil er selbst ein so erbärmlicher Dichter
  • war, suchte er eben von seiner Vorlage zu retten, was sich bei
  • seiner auf ganz andere Grundlagen gestellten Bearbeitung retten
  • lies«. Dass diese Versuche so unglücklich wie möglich ausgefallen
  • sind, kann uns nur vnllkommen sein , da es dadurch um so leichter
  • wird, die alte und treffliche Grundlage wiederzuerkennen.
  • Aus jenem Bestreben Ise jetzt mehr in den Vordergrund treten
  • zu lassen erklärt sich die nun folgende Heerfahrt nach Westval, an
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  • LXXIV Compodtion des zweiten Teiles.
  • die sich eine Eeihe lose zusammenhangender Episoden anschliesst,
  • aus denen nur der Rossfang Ises, der späterhin von Wichtigkeit
  • wird (vgl. S. LXXXTX), hervorgehoben sei.
  • Ich kann mich nunmehr dem zweiten, kürzeren Teile des Ge-
  • dichtes zuwenden. Dabei wird auf unsere bisherigen Ergebnisse ein
  • unerwartetes Licht fallen.
  • Das Heer zieht auf demselben Wege, auf dem es gekommen,
  • in das heilige Land zurück. In Ackers gelandet legt Bride Pilger-
  • gewänder an, um unerkannt nach Jerusalem zu wandern. Unter-
  • wegs wird sie von König Wolfhart und Herzog Daniel gefangen ge-
  • nommen und auf die Burg König Minolts gebracht, der sie zum
  • Weibe begehrt. Der Heide Princian verspricht die sich Weigernde
  • in sechs Wochen zur Hochzeit zu bewegen und wirft sie in einen
  • Kerker, wo er sie geissehi lässt. Ein entronnener Waller bringt
  • die Nachricht zum Heere Orendels. Dieser birgt seine Mannen in
  • einem Röhricht und begibt sich mit Ise nach der Burg, an deren
  • Tor sie einen greisen Pförtner, Herzog Achill, finden, den sie an
  • seinem Gebete als Christen erkennen. Sie geben sich als flüchtige
  • Kriegsgefangene eines heidnischen Volkes aus und bitten um fireies
  • Geleit. Nachdem ihnen Achill das Versprechen abgenommen, dass
  • sie dem König Orendel von Brides Schicksal Nachricht geben, geben
  • sie sich ihm zu erkennen, er bewirtet sie darauf hocherfreut und
  • nimmt sie in seine Behausung auf. Jetzt folgt eine meisterhafte
  • Scene, ein Stück echtester, kraftvollster Poesie, wie es nur einem
  • Dichter ersten Ranges gelingen konnte. Am Morgen eilt Achill zu
  • König Minolt, der ihn ermahnt die Burg emsig zu behüten. Sein
  • böses Gewissen hat ihm einen schreckhaften Traum eingegeben: ein
  • Rabe und ein Adler kamen über das Meer geflogen und brachen
  • ihm die Burg nieder, und der Rabe biss ihm das Haupt ab. Der
  • Pförtner sucht ihn zu beruhigen mit einfachen Worten, doch wie
  • er ihm die Bitte um freies Geleit für die beiden Waller vorträgt,
  • ahnt Minolt augenblicklich, dass sein unheimlicher Traum sich er-
  • füllen werde. Er lässt die Pilger hereinführen, und um sie gleich
  • in Furcht zu setzen, fährt er sie höhnisch an, wo sie den Graurock
  • und Meister Ise gelassen hätten. Jene merken nun wol, dass sie
  • erkamit sind, doch ruhig geben sie zur Antwort: „Wir verstehen
  • nicht nach wem ihr gefragt habt." „Nach euch beiden!" ruft der
  • wütende König, „ihr müsst sterben!" Dennoch vermag er die Pilger
  • keines Frevels zu überführen, nur die Angst vor des Traumes Ver-
  • wirklichung gab ihm solche Worte ein. Da rät ihm ein schlauer
  • Heide, Bride hereinzuführen: ihr Gesicht würde ja doch verraten,
  • ob sie die Pilger kenne. Prächtig gekleidet tritt Bride herein.
  • Freundlich fordert sie der König auf, sie solle die Pilger herzUch
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  • Composition des zweiten Teiles, LXXV
  • willkommen heissen, doch sie erkemit die listig gestellte Falle, sie
  • winkt den Beiden unmerklich mit den Augen und verleugnet sie.
  • Schmeichelnd wendet sie sich darauf an den König und fragt ihn
  • freundlich, wenn sie seine Gattin werden wolle, oh er wol die Pilger
  • ziehen liesse. Betört erwidert Minolt: „Ich würde ihnen meine ganze
  • Burg unterthänig machen und wäre sie Silher und Gold." „Und
  • wenn ich dich recht herzlich küsste, fährt sie fort, und der Grau-
  • rock träte in den Saal, wie mtisste es ihm ergehen?" Da föhrt
  • Minolt auf: „So müsste er sterben!" „Dann verhüte Gott, dass
  • ich meinem Gatten die Treue breche!" ruft sie laut und tritt dem
  • Graurock zur Seite. Der aber springt sein Schwert zückend an
  • die Pforte und ruft: „Die Tür, die habe ich dir verstanden, trägt
  • dich nicht der Teufel von dannen, so musst du sterben!" Entsetzt
  • flüchtet Minolt in einen Turm, ihm folgen Orendel, Ise und Bride.
  • Die düstere Spannung auf allen Seiten, das hastige, beinahe atem-
  • lose Vorwärtsdrängen bis zu dem prachtvollen dramatischen Höhe-
  • punkte machen diese auch psychologisch so fein geführte Scene zu
  • einer der bedeutendsten, die die ältere Litteratur überhaupt anzu-
  • weisen hat. Aber auf wie kindischen Voraussetzungen ist diese
  • meisterhafte Scene aufgebaut! Ehe ich indes näher darauf eingehe,
  • muss der noch übrige Teil des Gedichtes betrachtet werden.
  • Von den 72 babilonischen Königen werden nun die vier Christen
  • im Turme belagert. Eine Turteltaube bringt dem Heere Orendels
  • die Nachricht, welche Maria selbst geschrieben. Die Mannen brechen
  • auf, und beginnen vor der Burg mit den Heiden zu kämpfen. Von
  • der Stimme Gottes aus dem Schlafe geweckt eilt Orendel mit Ise
  • in den Burghof und haut auf die Heiden ein, während Bride ge-
  • waffhet die Turmpforte bewacht, Minolts Entweichen zu verhüten.
  • Ise schlägt dem Burgpfortner das Haupt ab und öffnet dem Christen-
  • heer die Tore. Die Heiden werden besiegt, Minolt — als er die
  • Taufe weigert — erschlagen und die Burg verbrannt. Darauf kehren
  • sie nach Ackers zurück. Bride legt abermals Pilgerkleider an, um
  • nach Jerusalem zu wandern. Diesmal gelangt sie bis zum heiligen
  • Grabe. Hier wird sie aber von Durian erkannt, welcher sie sofort
  • in das Gemach des Königs Wolfhart führt. Dieser begehrt ihre
  • Minne und lässt sogleich einen Schlaftrunk bringen, von dem er aber
  • übermannt umsinkt. Da schlägt ihm Durian das Haupt ab, dann
  • führt er Bride in eine Kemenate, damit sie sich dort wappne. Ge-
  • rüstet eilt Bride zur Pforte des Grabes und erschlägt den wider-
  • spenstigen Türhüter. Dann sendet sie Boten an den Graurock, der
  • mit dem Heere heranzieht, alle Heiden besiegt und das heilige Grab
  • befreit. Ein Engel bringt ihnen die himmlische Weisung bis an ihr
  • Lebensende keusch zu bleiben. Darauf begeben sich Orendel, Bride,
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  • LXXVI Kriäk des zweiten Teiles.
  • Ise und Achille ins Kloster, nach einem halben Jahre geleiten Engel
  • ihre Seelen in das Himmelreich.
  • Dass hier abermals eine Verdoppdong vorliegt wird Niemand
  • entgangen sein. Die ungleich kürzere und gegenüber der feinen
  • Ansarbeitimg der ersten Scene armselige und verworrene Wider-
  • holnng hat alle ihre Einzelheiten ans jener entlehnt, nur den Schlaf-
  • trwBik selbständig hinzugefügt. Das Benehmen Durians, der aus einem
  • Feinde der Königin plötzlich ihr treu ergebener Diener wird und
  • ihre Jungfräulichkeit dem minnebegehrenden Wolf hart gegenüber,
  • dem er sie doch erst zugeführt, so energisch verteidigt, krankt an
  • einem unheilbaren Widerspruch. Dagegen ist der Name des heid-
  • nischen Königs und der Schauplatz der zweiten Scene echt, denn
  • dass derselbe König Wolfhart, der Bride selbst zum Weibe begehrt,
  • sie gefangen nimmt, um sie einem anderen Könige zuzuführen, ist
  • widersinnig; ebenso ist es höchst unwahrscheinlich, dass Bride auf
  • dem Wege nach Jerusalem in die babilonische Wüste entführt wird,
  • wie denn auch der entronnene Waller in seiner Erzählung V. 3292
  • berichtet, Bride sei zu Jerusalem gefangen; allerdings sagt der-
  • selbe Waller gleich nachher Y. 8307, sie sei in Munteval. Diese
  • Widersprüche hat denn auch die Prosa sehr wol herausgefühlt, wie
  • ihre umständlichen Entschuldigungen beweisen (vgl. S. XXYII).
  • Auch dass Bride Pilgerkleider anlegt, um allein und unerkannt nach
  • Jerusalem zu wallen, während Orendel mit dem Heere zurückbleibt,
  • ist nur ein kindischer Einfall des Spielmanns, der um jeden Preis
  • eine Anknüpfung finden muss und um die törichtsten Auskunftsmittel
  • nie verlegen ist.
  • Auch in diesem zweiten Teile hat also der Spielmann eine vor-
  • treffliche Vorlage benutzt, deren feine Fäden er mit täppischer Hand
  • zerriss und durcheinanderwirrte. Was aber der Inhalt dieses alten
  • Gedichtes gewesen, kann nicht zweifelhaft sein. Herzog Achille
  • bittet die beiden Waller (Orendel und Ise) inständigst, sie möchten
  • doch nach Ackers die Botschaft bringen, dass Frau Bride hier ge-
  • fangen sei und von Minolt zur Heirat gezwungen werde. Als sie
  • ihm versprechen die Botschaft auszurichten, wird er hocherfreut und
  • bewirtet sie auf das Köstlichste. Am Morgen lässt er sie ihre
  • Rüstungen anlegen und geht, Minolt die Bitte um Geleit vorzutragen:
  • wenn er ihm aber diese Bitte versage, dann wolle er ihm seinen
  • Dienst aufkündigen und sollten sie dann im Saale seinen „grimmen
  • muot" vernehmen, so möchten sie ihm gleich zu Hilfe eilen. Dieser
  • Opfermut des alten Pförtners, der für die beiden Pilger AUes ein-
  • setzt, wäre gar nicht zu begreifen, wenn er nicht in Orendel seinen
  • eigentlichen Herren verehrte und Minolt als den Usurpator be-
  • trachtete, dem er nur gezwungen Dienste leistet. In der That sagt
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  • Kritik des zweiten Teües. Ergebnis, LXXVII
  • auch Ise zu Achille V. 3490: So ist daz der Grawe Eoc mm
  • hSre Des sind wir zwen degen b^de. Der graue Rock hat
  • ja mit seiner Ueberfilhrung nach Trier seine Rolle ausgespielt,
  • dennoch heisst Orendel auch jetzt noch fortwährend „der Graurock",
  • er muss also auch im alten Gedichte so bezeichnet gewesen sein.
  • Der Inhalt desselben war also folgender : Orendel kehrt nach langer
  • Abwesenheit als Pilger verkleidet in die Heimat zurück und findet
  • an seiner Burg einen greisen Pförtner, an dessen Gebet er erkennt,
  • dass er ihm die Treue bewahrt hat.*) Der Pförtner bittet ihn,
  • wenn er wieder über das Meer komme, dem König Orendel Nach-
  • richt zu geben von Brides Schicksal.**) Da giebt sich der Pilger
  • dem treuen Diener zu erkennen und sie verabreden die List, dass
  • Dieser den Fremdling für seinen Verwandten ausgeben und für ihn
  • um freies Geleit bitten solle. Darauf folgte dann jene gewaltige
  • Soene zwischen Minolt, Bride, Orendel und dem Pförtner, die mit
  • Minolts Tode und Orendels Eintritt in sdne alten Rechte schloss.
  • Was sich also aus einer kritischen Betrachtung des ersten Teiles
  • ergal), erfährt hier eine willkommene Bestätigung: auch im zweiten
  • Teile haadelt es sich um eine Rückkehr Orendels. Aber die Sage
  • wird hier in etwas abweichender Form berichtet. Ob freilich der
  • Rückkehr auch hier die Knechtschaft oder nur eine Abwesenheit in
  • fremden Landen vorausging, lässt sich nicht mehr entscheiden : wenn
  • — wie es durchaus wahrscheinlich ist — jene Ztige dagewesen sind,
  • hat sie jedenfalls der Spielmann beseitigen müssen, weil er sie nicht
  • noch einmal verwerten konnte. Das Wichtige ist, dass der heim-
  • kehrende König seinen alten Pfortner widerfindet, der ihm bei der
  • Erwerbung seiiies früheren Besitzes hilfreich zur Seite steht und
  • dass er nicht eine Menge von Freiern, sondern nur einen
  • einzigen zu bekämpfen hat. Welche von diesen beiden Darstellungen
  • die ursprüngliche sei, darauf wird der folgende Abschnitt die Antwort
  • geben.
  • *) In der Prosa beschliesst Achille sein Gebet mit den Worten: nun
  • hilff diser frawen (d. i. Briden) vh vnsz armen cristen allen. Und statt
  • der unverständlichen Worte V. 3420 ff: Sit mich der hünig David ver-
  • treip etc, wird man etwa Sit min h$re von dannen reit oder Ähnl. ver-
  • muten dürfen.
  • **) Die Prosa fügt hier hinzu: Sunnst sagt er jn auch alles \
  • als jn das der Bilgrin vorgesagt het.
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  • V. Der Mythus.
  • Die Sage von Orendel lässt sich nach dem Auftreten dieses
  • Namens in Urkunden bis in das 8. Jahrhundert zurUckverfolgen,
  • und ihre Verbreitung lässt sich auf fränkischem, bairischem und longo-
  • bardischem Gebiete nachweisen (vgl. Mone, Unters, z. Gesch. d.
  • teutschen Heldens. 74. Förstemann, Altd. Namenb. I, 184). Eine
  • norwegische und eine dänische Fassung derselben ist uns überliefert,
  • und dass sie auch den Angelsachsen bekannt gewesen ist, zeigt das
  • in ags. Glossen widerholt auftretende Appellativum eärendel, womit
  • jubar glossiert wird (Mtillenhoff, DA I, 83), auch in Cynevulfs
  • Crist V. 104 wird Christus als eärendel und sunnan leöma be-
  • zeichnet. Ist aber ein Eigenname bereits zum Appellativum herab-
  • gedrückt, so zwingt das für die Sage sfchon ein beträchtliches Alter
  • vorauszusetzen. Sie hatte also gleichmässige Geltung bei Ost- und
  • Westgermanen.
  • Ihre schriftliche Ueberlieferung ist, abgesehen von dem Spiel-
  • mannsgedichte eine dreifache.
  • Für Deutschland kommt zunächst der kurze Bericht in der
  • Vorrede zum alten Heldenbuche in Betracht, welcher nach der
  • Strassburger Handschrift lautet (vgl. v. d. Hagen, Heldenbuch.
  • Leipzig 1855. I. Bd. S. CXI): Kunig ErendeUe von Triere, der
  • was der erste heilt, der.ie gebom wartt; der für über mer,
  • vnd do er vff das mer kam, do hette er gar vü kiele, wanne
  • er was gar ein richer kinig. do gingen ym die kiele allsamen
  • vnder; doch kam er mitt sim Üb vsz vnd kam ein vischer faren
  • vnd halff dem heren vs vnd also waz er lang by dem vischer
  • vnd halff ym vischen; vnd hinden nach kam er gon Jheru-
  • salem vnd kam zu dem heiigen grab, do was sin frowe einz
  • kingez dohtter, die was geheissen frowe Bride, vnd wz ouch
  • die schönstte ob aln wiben. Vnd do nach wartt ym geholffen
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  • üeberlieferungen der Orendelsage. LXXIX
  • von andern grossen heren, vnd kam wider gen Trierer vnd
  • starp omh zu Triere vnd litt ouch ssu, Triere. vnd also er-
  • truncken ym al sin diener vnd verlor grosz gut vff dem mere.
  • Dieser Auszug ist natürlich nach dem Spielmannsgedicht gemacht,
  • aus dem es sogar den formelhaften Reim frouwe Bride : die schoenste
  • ob edlen tmben hewahrt hat. Dafür spricht auch, dass das Er-
  • trinken der Diener und der Verlust des Gutes erst am Schlüsse
  • nachgetragen wird, ein Gedächtnismangel, der auch das Fehlen der
  • zweiten Hälfte des Gedichtes erklärt. Dass Orendel in Trier ge-
  • storben und begraben sei, ist eigene Zutat. Bemerkenswert ist jeden-
  • falls, dass Orendel hier als der älteste Held bezeichnet wird.
  • Wichtiger ist die dänische Fassung, die uns durch Saxo Gram-
  • maticus (Holder 85, 35 ff.) erhalten ist: Horvendil und Fengo fol-
  • gen ihrem Vater Gervendil in der Statthalterschaft von Jütland
  • nach. Horvendils Kuhm als Seeheld erregt den Neid des norwegischen
  • Königs Koller, der ihn au&ucht, ihn im Kampfe zu bestehen. An
  • den entgegengesetzten Enden einer Insel legen Beide ihre Schiffe an.
  • Von dem frischen Frtihlingsgrün der waldigen Ufer angezogen streifen
  • die Fürsten einsam durch das Gehölz und stehen sich plötzlich gegen-
  • über. Sie rüsten sich zum Zweikampf unter dem Beding, dass wer
  • den andern verwunde zehn Pfund Goldes als Busse gebe, wer aber
  • falle von dem Sieger in Ehren bestattet werde. Der kühne Hor-
  • vendil achtet in der Hitze des Kampfes nicht des Schildes, fasst
  • sein Schwert mit beiden Händen und fällt den Gegner, den er nach
  • der Verabredung prächtig bestatten lässt. Nachdem er dann auch
  • Kollers Schwester, die Seekönigin Sela, besiegt, kehrt er heim und
  • vermalt sich mit Roriks, des Dänenkönigs, Tochter Gerutha. Ihr
  • Sohn ist Amleth, der Held der durch Shakespeare bekannten Sage.
  • — Aus dieser Darstellung Saxos sind vier Z^ge für uns von Be-
  • deutung: Horvendils Holmgang mit Koller, der Frühling als Zeit
  • dieses Kampfes, Horvendils Kühnheit und seine Vermälung mit
  • Gerutha.
  • Wertvoller aber noch ist die Gestalt der Sage, wie sie in der
  • jüngeren Edda (Skald. c. 17) berichtet wird: Thor ist aus dem Kampfe
  • mit dem Riesen Hrungnir zurückgekehrt und noch trägt er im
  • Haupte ein Stück von des Riesen Steinwaffe. Da kommt die weise
  • Frau Groa, das Weib Aurvandils des Kühnen und singt über ihn
  • ihre Zauberlieder, bis der Stein sich lockert. Wie Thor dessen ge-
  • wahr wird, will er ihr mit einer frohen Botschaft lohnen und er-
  • zählt, wie er von Norden her über die Elivagar watend den Aur-
  • vandil in einem Korbe auf dem Rücken aus dem Riesenlande ge-
  • tragen habe. Zum Wahrzeichen fügt er hinzu, dass eine Zehe
  • aus dem Korbe gelugt habe und erfroren sei, diese habe er abge-
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  • LXXX üeberlieferung der Orendelsage* Mä/rcbengruppe.
  • brochen mid an den Himmel geworfen und den Stern Aurvandüs
  • ta daraus gemacht. Es werde nicht lange anstehen^ so werde Aur-
  • vandil heimkomme. Darüber wird aber Groa so erfrent, dass
  • sie der Zaubersprüche vergisst, und der Stein bleibt in Thors Hai^»te
  • haft^.
  • Es leuchtet ein, dass wir es hier nur mit einer episodischen
  • Aakfiüpfung an die Göttersage zu tun haben. Aber selbst diese ge-
  • legentliche Erwähnung ist nicht firei von Widerspruch: man fragt
  • sich vergeblich, weshalb Orendel, wenn er mit Thor zurückgekehrt
  • ist, nicht auch mit ihm zugleich erscheint. Es sind also getrennte
  • Vorstellungen hier durcheinander geraten. Für unsere Betrachtung
  • sind vier Z^g^ von Wert, die wir geswidert herausheben müssen:
  • a) Aurvandil heisst ,,der Kühne ^ (hins fraekni), das stimmt zu
  • Saxos Erzählung; b) Thor trägt Aurvandil in einem Korbe auf dem
  • Rüd^en; c) ein Gestirn hiess Aurvandüs Zehe; d) Aurvandil weilte
  • jenseits der Eisströme und wird von seiner Gattin Groa erwartet,
  • es handelt sich also auch hier um eine Rückkehr, wie in d^ deutschen
  • Sage.
  • Um aber für die Beurteilung diesw beiden Ueberlieferungen und
  • ihr Verhältnis zur deutschen Sage die richtigen Gesichtspunkte zu
  • gewinnen, bedarf es zunächst einer Erörterung des verwanten Sagen-
  • materials, das in zwei Gruppen zerfällt, sofern es 1) aus dem Mär-
  • chenschatz, 2) aus der Götter- und Heldensage zu schöpfen ist.
  • Als Heimkehrerzählung stellt sich die Orendelsage zu einer
  • Märchengruppe, die widerholt im Zusammenhang behandelt wurde
  • (von W. Müller in den Niedersächs. Sagen und Märchen von Scham-
  • bach-MüUer S. 389 ff., von Uhlaud, Schriften VIH, 424 ff., von
  • Bartsch, Herzog Ernst S. CXIV ff.). Das älteste Beispiel dieser
  • Gruppe ist die Sage von Gerhart von Holenbach bei Caesarius von
  • Heisterbach, Dialog, mirac. VQI, 59, das bekannteste die von dem
  • Möringer (Uhl. Volksl. S. 773) und von Heinrich dem Löwen (vgl.
  • Goedeke, Reinfrit v. Braunschweig S. 75. Jänicke DHB IV, XLIV.).
  • Der Inhalt aller dieser Sagen lässt sich in dem Satze zusammen-
  • fassen: Ein Fürst, der auf einer Fahrt (und zwar fast stets
  • nach dem Osten) begriffen ist, erfährt, dass seine Gattin
  • eine neue Ehe schliessen will, kehrt nach einer bestimmten
  • Zeit (oft 7 Jahre) auf wunderbare Weise und zumeist in
  • niedriger, entstellender Kleidung gerade zur Hochzeit
  • zurück und, nachdem er (häufig durch einen Ring) erkannt
  • ist, tritt er in seine alten Rechte ein. Dieser Kern ist oft
  • mit den mannigfachsten Märchenelementen verquickt; bemerkt sei
  • hier nur, dass auch Heinrich der Löwe in dem dänischen Volksliede
  • (Grundtvig, Danmarks gamle folkev. H, 623) 7 Jahre dem König
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  • Märehengttfippt. TiXXYT
  • von BabiloB als Sklave dient, dass £BrBer der Graf von Calw
  • (Grimm DS. 524) während seiner Abwesenheit voq Hdmat und
  • Gattin in der Bchwdz auf einem Berge Hirten dienste leii^tet, dass
  • endlieh der Herr von Baquevilie in einer normannischen Sage (Bosquet
  • S. 463. 469) 7 Jahre in der Sklaverei schmachtet: also dasselbe
  • Motiv d^ Knechtschaft, das auch im Orendel widerkehrt.
  • Dieser in Deutschland so reichlich entwickelte Sagentypus ist
  • über ganz Europa verbreitet. Ich erwähne nur die anglonormannischen
  • Sagen von König Hörn und von Richard I. (Wolf, Beitr. z. d.
  • Myth. I, 7), das englische Gedicht von Orfeo, das französische von
  • „Pontus et la belle Sidoine" (auch zum deutschen Volksbuch be-
  • arbeitet, Simrock I, 1 ff.), die italienische Erzählung von Torello
  • d^Istria (Boccaccio, Dec. 10, 9), das neugriechische Volkslied von
  • Jannakos (Liebrecht, zur Volkskunde S. 167) u. s. w. Als Parodie
  • sei erwähnt die Erzählung von Sceva und OUo bei Gualterus Mapes
  • (Nugae Curialium IV, 16 vgl. auch Liebrecht a. a. 0. S. 51 f)
  • Ausführlicher über diese Märchengruppe zu handeln würde hier
  • zu weit führen: genug dass der Verwantschaffcskreis, in den sich
  • auch die Orendelsage einordnet, damit festgestellt ist. Für die Er-
  • schliessung des der letzteren zu Grunde liegenden Mythus darf sie
  • trotz ihrer unleugbaren Ähnlichkeit nicht in Betracht gezogen werden,*)
  • weil sie nicht altheimisches Besitztum, sondern eingewandert ist: das
  • orientalische Vorbild dazu findet sich in lOOJ. Tag (Cabinet des Pees.
  • Gen^ve 1 786. XV, 321 ff.). Den Inhalt bilden die Abenteuer des Aboul-
  • faouris. Abulfaouris unternimmt, um seinem Vermögen aufzuhelfen, eine
  • grössere Handelsreise und leidet unterwegs Schiffbruch, aus dem er sich
  • in einem Boote mit einem Genossen rettet. Ein Krokodil zertrünjmert
  • das Boot und verschlingt den letzteren, Aboulfaouris gelangt allein
  • ans Gestade. Er findet eine blühende Lisel und kommt nach einigen
  • Abenteuern zu der Wohnung der Erdgeister, denen er mehrere Jahre
  • dienen muss. Bei einem Kampfe zwischen den bösen und guten
  • Genien wird er von den letzteren befreit, deren Priester und Be-
  • rater er wird. Einst träumt ihm aber, dass seine Gattin von einem
  • Nebenbuhler bedrängt werde und seine Rückkehr herbeisehne. Der
  • Beherrscher der Genien lässt ihn durch einen Untergebenen durch
  • die Lüfte tragen, wobei ihm die Augen verbunden werden, zugleich
  • wird ihm befohlen, beständig bestimmte, ihm vorgeschriebene Worte
  • zu widerholen. Als er aber plötzlich in den Lüften ein schreck-
  • liches Getöse vernimmt, kann er sich nicht enthalten, die Binde
  • vor den Augen zu lüften. Er erblickt eine Menge von Genien,
  • *) Vgl. die abweichende Ansicht von Beer. Paul-Braunes JBeitr.XIII, 35.
  • Orendel. VI
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  • TiXXJLLi Haldansagen, Thorsage.
  • die sich in der Luft bekämpfen, vergisst die ihm anempfohlenen
  • Worte und sogleich lässt der Geist ihn faUen und mischt sich unter
  • die Kämpfenden. Aboulfaouris stürzt in das Meer, schwimmt aber
  • an das Ufer und erlebt nun wider eine bunte Folge wunderbarer
  • Abenteuer, bis er abermals von einem Genius in kürzester Zeit nach
  • Hause getragen wird. Hier kommt er gerade am Hochzeitstage nach
  • einer Abwesenheit von 7 Jahren an, wird aber weder von seinem
  • Bruder noch von seiner früheren Gattin erkannt, denn sein Aus-
  • sehen ist hässlich, mager und entstellt. Sein Nebenbuhler schilt ihn
  • einen Betrüger, doch mit Mahomets Hilfe klärt sich Alles auf und
  • seine Gattin wird ihm zurückgegeben.
  • Dass die genannte Märchengruppe auf Entlehnung aus morgen-
  • ländischen Vorbildern beruht, ist somit unzweifelhaft.
  • Das anderweit in Betracht kommende Material umfasst eine
  • Anzahl germanischer Götter- und Heldensagen, aus denen die von
  • Saxo Grammaticus aufbewahrte Gruppe der Haldansagen besonders
  • herauszuheben ist. Deren etwas verwickeltes und mannigfach ent-
  • stelltes Gewebe hier noch einmal vorzulegen würde zu weit führen.
  • Ausführlich ist das bereits von Uhland (Schriften VI, 110 ff.) und
  • in kritischer Darstellung von Beer geschehen (S. 39 ff.). Von den
  • vier einschlägigen XJeberlieferungen Saxos gehören drei enger zu-
  • sammen, und von diesen sind wiederum zwei (die von Haidan, Sohn
  • Borkars und die von Gram) nur Darstellungen der nämlichen Sagen-
  • fassung mit unwesentlichen Abweichungen. Der Inhalt dieser drei
  • XJeberlieferungen lässt sich dahin zusammenfassen, dass Haidan eine
  • Jungfrau, die ihm (in der Doppelerzählung) als Braut ver-
  • heissen ist, von einem (in der dritten Darstellung riesischen) Be-
  • werber in unkenntlichem Aufzuge (und in der Doppelerzäh-
  • lung im Moment der Hochzeit) befreit und sich mit ihr ver-
  • malt. Einzelne Z^ge der dritten XJeberlieferung weisen unverkenn-
  • bar auf die Thorsage hin, und die vierte stellt geradezu die XJeber-
  • tragung einer Thorsage auf Haidan dar, der als Bierggramus auch
  • genealogisch mit Thor verknüpft ist. Ihr Inhalt ist folgender: Thor-
  • Haldan befreit Sygrutha (entstellt aus Syritha, einem Beinamen der
  • Freya), die Schwester (nach Saxo die Tochter) des Ingvi (nach Saxo
  • XJnguinus) in unkenntlicher Gestalt aus den Händen eines sie mit
  • Gewalt bedrängenden Bewerbers, dessen Name Ebbo von Saxo erst
  • aus einer anderen Sage übernommen zu sein scheint.
  • Damit ist die Brücke zur Göttersage geschlagen, aus der
  • Mythen von Thor, Odin, Tyr, Njördr, Ing und im Anschlüsse an
  • diese von Halbgöttern und Helden wie Svipdagr, Svendal, Sceaf,
  • Scyld und dem Schwanenritter in Betracht zu ziehen sind.
  • In diesem gedrängten XJeberblick kann ich mich nur auf die be-
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  • Thorsage. LXXXIII
  • deutsamsten Beispiele beschränken und muss für alles t5l)rige auf
  • die genannte Abhandlung verweisen.
  • Die wichtigsten Darstellungen der uns hier angehenden Thor-
  • sagen sind in der Gylfaginning, dem Harbardslied und Alvismal ent-
  • halten. Grylfaginning 42 erzählt eine Sage, die der Völuspa in
  • altertümlicherer Form bekannt war und die sie zu Ungunsten der
  • Klarheit ihrer eigenen Darstellung mit ihrer Sagenkenntnis in Ueber-
  • einstimmung zu bringen suchte, indem sie dieselbe mit eigener Zu-
  • tat versetzte und einige Verse der Yöluspa, die sie zum Schlüsse
  • wörtlich anführt, in der voraufgehenden prosaischen Auflösung mit
  • einer Interpolation versah. Der Inhalt des genannten Gylfaginning-
  • abschnittes lautet: Die Götter verpflichten einen unbekannten Bau-
  • meister, dass er ihnen innerhalb eines Winters eine Burg wider die
  • Riesen baue, ajs Lohn setzen sie Freya, Sonne und Mond. Auf
  • Lokis Rat darf ^er Baumeister sein Pferd zu Hilfe nehmen, dass
  • ihm ungeheure Felsmassen herbeischleppt. Als die Frist beinahe ab-
  • gelaufen und der Bau fast vollendet ist, lockt Loki, vom Zorn der
  • getäuschten Götter erschreckt, als Stute den Hengst des Baumeisters
  • in die Irre. Als Dieser aber merkt, dass er sein Werk nicht ver-
  • tragsmässig zu Ende führen könne, gerät er in Riesenzom, und jetzt
  • merken erst die Äsen, dass er ein Riese ist. Der herbeigerufene
  • Thor erschlägt ihn mit dem Hammer, von einem Vertragsbruch der
  • Götter ist aber nicht die Rede. Nach der Völuspa ist indessen das
  • Pfand nur Freya (nicht auch Sonne und Mond), und der Retter
  • ist nicht Loki mit seiner List, sondern Thor, der den Vertrag bricht
  • und den Riesen erschlägt.
  • Aus dem willkürlich gestaltenden Harbardslied ergeben sich als
  • ursprüngliche von dem Dichter verarbeitete Mythenzüge einmal,
  • dass Thor in Bettlerkleidung (mit einem Korbe auf dem Rücken)
  • aus dem Osten zurrückkehrt, ferner, dass er in solcher Gestalt zu-
  • rückkehrend bei seiner Gattin Sif einen Buhlen findet. Die Fort-
  • setzung ist leicht erraten. Die Angabe der Oegisdrekka, dasidieser
  • Buhle Loki gewesen sei, verdient, wie Beer nachweist, keinen
  • Glauben.
  • Die Rahmenerzählung des Alvismal überliefert eine Sage, der
  • zu Folge während Thors Abwesenheit im Osten ein thursenhafter
  • Zwerg sich seiner Tochter (als deren Name anderwärts Thrudr an-
  • gegeben wird), bemächtigt, dass aber von dem rechtzeitig zurück-
  • kehrenden Vater die Hochzeit in letzter Stunde vereitelt wird.
  • Dass nach der Snorra-Edda (ed. Rask 162) der Steinriese Hrun-
  • gnir die Tochter Thors gestohlen hat, darf zum Schluss nicht uner-
  • wähnt bleiben. Damit ist aber der Anlass zum Kampfe Thors mit
  • VI*
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  • LZXXiy Odin, Svipdagr, Svendal. Erklärung alsJahreszeitenmyfhen,
  • Hnmgpir gegeben"^), der in der nordischen Ueberlieferung ganz will-
  • kürlich motiviert ist.
  • Aus alledem ergibt sich folgende Sage: Während Thor im
  • Osten weilt, bemächtigt sich eine thursische Macht einer
  • göttlichen Jungfrau (seiner Gattin, Tochter oder der Freya),
  • die er zurückkehrend vernichtet.
  • Eine Odinsage, die uns durch zwei XJeberlieferungen bei Saxo
  • Granunaticus (Holder 26, 6 ff. 80, 40 ff.) bekannt ist, enthält einen
  • Mythus, dem zu Folge Odin längere Zeit seiner Herrscherwürde ver-
  • lustig in der Feme, und zwar im Osten weilt, bei seiner Rück-
  • kunft einen andern Gott auf dem Throne und bei seiner Gattin
  • findet und Diesen entweichen macht. Für diesen Gott, der viel-
  • leicht in brüderlichem Verhältnis zu Odin stand, wie Hödr zu Baldr,
  • hat eine verderbte und unzuverlässige Ueberlieferung**) die beiden
  • angeblichen Brüder Odins, Vili uud Ve, gesetzt.
  • Au0 der Svipdagrsage (Fiölsvinnsmal) ist zu bemerken, dass
  • der Held bei seiner Eückkebr in unkenntlicher Tracht zu der seiner
  • harrenden Geliebten keinen Nebenbuhler vorfindet, der Nebenbuhler
  • also keinen unentbehrlichen Bestandteil der Heimkehrsagen aus-
  • macht. Im Svendallied (Lüning, Edda 23 ff.) fehlt andrerseits die
  • unkenntlich machende Tracht des rückkehrenden Helden.
  • Aus den hier ausgehobenen Beispielen ergibt sich bereits zur
  • Genüge, dass es sich in dieser ganzen Gruppe der Heimkehrsagen
  • um Jahreszeitenmythen handelt:
  • 1) Thor und Odin sind als alte Gottheiten atmosphärischer
  • für die Fruchtbarkeit bedeutsamer Vorgänge von der mythologischen
  • Forschung längst erkannt worden.
  • 2) Die Abwesenheit und die Kämpfe Thors im Riesenlande, dem
  • Osten, wird mehr und mehr als ein Jahreszeitenmythus, die Abwesen-
  • heit des firuchtbringenden Gewittergottes im Winterlande, angesehen
  • und ist für die Hammersholung von XJhland bereits in ähnlichem
  • Sinne ausgedeutet worden (Schriften VI, 59 f.). Dem entsprechend
  • muss auch der Osten in der Odinsage bei Saxo nicht mit der kind-
  • lichen Ueberlieferung als Orient, sondern als der winterliche
  • Osten aufgefasst werden, was von Beer a. a. O. eingehender begründet
  • wird.
  • 3) Svipdagr (Fiölsvinnsmal) nennt sich bei seiner unkenntlichen
  • Rückkehr Vindkaldr, der Sohn des Varkaldr = des Frühlings-
  • kalten. Daraus folgt aber:
  • **)
  • Vgl. die Ausführung von Beer a. a. 0. S. 49 ff.
  • Die Oegisdrekka und wol nach ihr die Ynglingasaga (vgl. Bea*
  • a. a. Ö. ß. 79 f.).
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  • Ergebnis. LtXtV
  • 4) Thor und Odin kehren aus dem Winteflande zittilek,
  • Svlpdagi* be^eu^er Masfietl zur Frühlingszeit.
  • 5) Die buhlerischen Gegner Thors sind Riesen, d. h. Dätnanen
  • des atmosphärischen Uebels und zwar nach obiger Ausführung in
  • unserm besonderen Falle Winterdämoneli. Der Kebenbuhler, deft
  • Odin bei seiner Rückkehr vertreibt, heisst TJllr. der sich mit Be-
  • stimmtheit als Winterdämon nachweisen läöst (Vgl. Simrock, Hahdb.
  • 386. 338. 370. 560. W. MüUer, Nieders. Sagen u. Märchen 407.
  • Mülleöhoff, Zschr. f. d. A. VH, 436).
  • 6) Die aus Riesenhänden befreiten Jungfrauen Freya, Thrudr,
  • die Gro und die sich mit ihr deckende Guritha der Haldansage
  • stehet! nachweislich in engster Beziehung tnt sommerlichen Frucht-
  • barkeit, eine ähnliche Bedeutung ist auch für Frigg aus dem
  • delitschen Volksglauben zu belegen (Kuhn^Schwarz, Ndd. Sagen 8. 66.
  • Kuhn, Westf. Sagen 11, S. 4), Thors Gattin Sif wird in der jüngeren
  • Edda (Rask 220) geradezu als die Erde bezeichnet.
  • Hierzu stellen sich nun aus der Orendelsage die folgenden be-
  • weisenden Merkmale: Orendel, Aurvandü, Earendel fällt unter die
  • Wurzel vas = glänzen (vgl. auroroi), bedeutet also den „Glanz-
  • wandler" oder den „wandelnden Glanz", ein bezeichnender Ifame
  • für eine sommerliche Gottheit. Ihm gesellt sich in der deutschen
  • Sage passend als Gattin Bride = Brigida d. i. die „Glänzende",
  • während ihm die Edda eine Groa zur Seite stellt, die sich mit Gro,
  • Guritha und der Gerutha Saxos völlig deckt (vgl. Uhland, Schriften
  • VI, 32. 117 Anmkg. 2. Beer a. a. O. S. 43 f.) als Vertreterin des
  • grünen Wachsthums, der chthonischenFruchtbarkeit. Aurvandü
  • weilte nach der Edda jenseit der Eisströme, folglich im Winter-
  • lande; Orendel nach der deutschen Sage in der Knechtschaft Ises,
  • des Eisriesen (nach V. 2274. 3000 ist er zwischen den Augen
  • zwei Spannen breit). Sein Gegner heisst bei Saxo Kollr d. i. der
  • Kalte, also ein Wintel-dämon , wie ITllr. Der Katopf mit Diesem
  • findet im Frühling statt.
  • in Folge dieser tiberzeugenden Beobachtungen ist es geboten,
  • auch die Orendelsage als einen Jahrefizeitenmythus anzusehen. Wir
  • sahen einen solchen in drei Formen auftreten, und zwar: 1) Der
  • für die sommerliche Fruchtbarkeit bedeutungsvolle Gott
  • wat im Winter abwesend und kehrt im Sommer zurück.
  • Diese einfachste und verbreitetste Form lässt sich als indogermanisch
  • nachweisen.*) 2) Der sommerliche Gott aus dem Osten kom-
  • *) Beer a. a. 0. S. 83 ff. findet sie griechisch im Hypetboräertnythns
  • wie im Nostos des Odysseus, indisch in der Sage von Indra und yrtra,
  • semitisch im phoenicischen Adonismythus u. s. w.
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  • LXXXVI Ergebnis.
  • mend befreit eine Frau oder Jungfrau von ihrem Bedränger.
  • 3) Der Gott kehrt unkenntlich in niederer Tracht aus dem
  • Osten zurück. Die Natur im Winter wurde als greisenhaft und
  • bettelarm vorgestellt, wie aus verschiedenen von Usener (Rhein.
  • Mus. XXX, 189 flf.) gesammelten Volksbräuchen und zahlreichen
  • Nachweisen Mannhardts in den „Komdämonen" und „Wald- und
  • Feldculten" deutlich hervorgeht.
  • Diese drei primitiven Mythen treten selbständig, einzeln oder
  • mit einander verbunden auf, obwol 1) und 2) ursprünglich (als
  • mythische Anschauungen) unvereinbar sind. In diesen verschiedenen
  • Formen stellt sich auch die Orendelüberlieferung dar.
  • Die eddische Erzählung gibt den erstgenannten Mythus, die
  • Rückkehr aus dem Winterlande. Saxo berichtet nur den Kampf
  • mit dem Nebenbuhler: nach Analogie der verwanten Sagen muss
  • der Kampf zwischen Horvendil und KoUr als ein Holmgang um
  • Gerutha aufgefasst werden; Saxos Vorliebe für seefahrende Vikinger
  • lag es näher, die Begründung für die Rivalität der beiden Seehelden
  • in kriegerischem Ehrgeiz zu suchen, und er würde die Vermälung
  • mit Gerutha vermutlich ganz unterdrückt haben, hätte er ihrer
  • nicht zur Anknüpfung der Amlethsage bedurft.*) Die deutsche
  • Sage endlich verschmolz beide Mythen in eins und fügte auch den
  • dritten hinzu: Orendel kehrt zu seiner Gattin Bride von einer Ost-
  • fahrt zurück in bettelhaffcer Tracht und erschlägt ihren Buhlen.**)
  • In der Edda erscheint noch ein andrer primitiver Mythus von
  • Aurvandil: Thor trägt ihn auf dem Rücken in einem Korbe heim.
  • Das ist eine Vorstellung, die zu dem Gatten Aurvandil nicht passt,
  • wir mussten sie oben auch aus einem anderen Grunde absondern.
  • Es scheint hier eine andere mythische Anschauung hineingewachsen,
  • die hier nicht weiter erörtert werden kann (vgl. Beer a. a.O. S. 117 f.).
  • Mit Aurvandils tä wird vermutlich ein im Frühjahr erscheinendes
  • Sternbild bezeichnet sein, dass wir ebensowenig kennen wie die „Augen
  • Thiassis" in der jüngeren Edda, und die Erzählung von der abge-
  • brochenen Zehe ist eine Erfindung, um die Benennung eines Sternes
  • mit Aurvandils Namen zu erklären.
  • Auch die deutsche TJeberlieferung verlangt noch eine Bemerkung.
  • In allen deutschen Sagen ist nur von einem Bedränger des Weibes
  • die Rede, so auch im zweiten Teile des Spielmannsgedichtes, während
  • *) Ausführlicher begründet von Beer a. a. 0. S. 4 f.
  • **) Wenn Beer a. a. 0. S. 120 meint, die deutsche Sage habe auch
  • hinzugefügt, dass Orendel wieder in die Knechtschaft zurückkehren müsse,
  • so trifft das nicht das Richtige: das Gedicht scheint allerdings darauf zu
  • führen, aber es ist nur eine Verschiebung des üeberarbeiters daran schuld,
  • wie oben gezeigt wurde.
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  • Ergebnis, LXXXYII
  • es sich im ersten um mehrere Freier handelt. Ich glaube, dass wir
  • es hier nicht mit einer abweichenden Sagengestalt zu ton haben,
  • sondern dass das eine selbständige Umgestaltung des Dichters ist,
  • vielleicht unter der Einwirkung der Legende von der heiligen Bri-
  • gida, welche berichtet, diese schottische, im 6. Jahrhdt. lebende
  • Heilige sei wegen ihrer hervorragenden Schönheit von so vielen
  • Freiern umworben worden, dass sie sich vom Himmel H^isslichheit
  • erbat und im Kloster Frieden suchte (vgl. z. B. Hermann v. Fritslar,
  • Pfeiffer, DMyst. I, 76). Damit erledigt sich aber die am Schlüsse
  • des vorangehenden Abschnittes gestellte Frage.
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  • VI. Das GedlcM UÄd seine QüeUet\.
  • JJie Analyse des Spielmaimsgedichtes hatte als seine nächsten
  • Quellen zwei selbständige nnd bedeutende epische Dichtungen von
  • Orendel ergeben, denen wir uns jetzt wieder zuwenden.
  • A. Die erste Qnelle.
  • Die Umrisse derselben müssen noch einmal kurz yorgeftthrt
  • werden. König Orendel auf einer Fahrt nach dem Osten begriffen
  • leidet in Folge eines Seesturmes Schiffbruch und rettet sich allein,
  • nackt an eine Diele geklammert, an ein einsames G-estade, wo er
  • sich in den Sand gräbt, um nicht dem wilden G-evögel zur Beute
  • zu werden. Einen vorüberfahrenden Fischer Namens Ise ruft er um
  • Hilfe an und die Scham mit einem Zweige deckend wird er von
  • Diesem mitleidig aufgenommen, erhält einen Rock zum G-eschenk
  • und verdingt sich dafür als Fischerknecht. Als seine Zeit abgelaufen
  • ist, beschenkt ihn Ise mit Ross und Schild und weist ihm den
  • Weg. In seinem unscheinbaren Rocke kehrt Orendel in die Heimat
  • zurück, wo er sein Weib von Freiem umworben &idet, die er
  • einzeln erschlägt. Wol ahnt sie in dem heldenhaften Fremdling den
  • Gatten, doch er gibt sich ihr nicht zu erkennen, erst als er alle
  • Gegner niedergeworfen, ihre Treue wiederholt die Prüfung bestanden
  • und sie ihm selbst mit dem Schwerte gegen die eignen Mamien zu
  • Hilfe eilt, gibt er sich als Herr und König zu erkennen, dem Alles
  • aufs Keue huldigt. Im Besitz seiner alten Rechte erinnert er sich
  • dankbar des hilfreichen Fischers Ise und lässt ihn rufen, der in
  • seinem grauen Rocke kommt, zwischen den Augenbrauen zwei
  • Spannen breit. Ise empfängt einen kostbaren Mantel, ein Ross und
  • einen Schild gefüllt mit Gold zum Lohne und kehrt befriedigt nach
  • Haus zurück.
  • Damit ist der Mythus umgestaltet zu einer Heldensage fest
  • in sich gegründet und von schöner Abrundung. Auch die Fahrt
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  • Dk etite ^uteUe und ihre YargeBchickU, LXXXI^
  • nach dem Osten wird hier, ^e in den oben genannten Heinikehr-
  • sagen 6ine Motivierung gehabt haben, die unter deh Händen des
  • Beai^beitars natttrlich rerloren gehen mnsste, weil eine andere (die
  • Brant&hrt) an ihre Stelle trat. Möglich anch, dass die Erkennung
  • Orendels wie in rerwadten Erz&hlnngen durch ein bestimmtes Merk-
  • mal etfolgte: auch das hätte der Spielmann unterdrücken müssen,
  • da es sich bei ihm ja nicht Um ein Wider erkennen handelte.
  • Wie die voraufgehende Untersuchung ergab, waren es drei
  • mythische Zilge, die der Oreüdeldichter verarbeitete: die Knecht-
  • schaft bei I6e, die Rückkehr i^ niedriger Tracht, die Tötuüg des
  • Buhlen. Kun sind aber die Kiesen germanisch nirgends als Fischer
  • zu belegen, eine Ausnahme bildet allein Hymir, der aber lediglich
  • deshalb zum Fischer gemacht ist, um den Kampf Thors mit der
  • Mitgardschlange zu ermöglichen.'^) Auch Ise war ursprünglich kein
  • Fischer: wie sein Fischertum in die Dichtung kam wird sich gleich
  • zeigen. Was für Knechtsdienste hat aber Orendel dann geleistet?
  • Die Antwort darauf gibt eine höchst eigentümliche Episode des
  • Spielmannsgedichtes (V. 2997 ff), nach welcher Ise am Strande
  • unbändige Rosse jagt: die riesische Schilderung Ises verrät das
  • hohe Altertum dieser Stelle, die hier offenbar nicht an ihrem richtigen
  • Platze steht. Wie wir oben nachweisen konnten, hat nach dem
  • alten Gedichte Orendel Ross und Schild zugleich mit dem Rock
  • von Ise erhalten: dahin gehört ursprünglich auch jene Scene, Ise
  • fängt für Orendel das Ross am Strande ein. Der Überarbeiter, der
  • die Situation spaltete, indem er Ross und Schild dem Helden erst
  • durch Merzian zu Teil werden liess, konnte hier diese Scene nicht
  • brauchen. Wie er aber im Gefühl des eigenen dichterischen Un-
  • vermögens von seiner Vorlage die charakteristischen Züge nach Kräften
  • zu retten suchte, so hat er auch diese Scene später noch zu ver-
  • wenden gesucht und ihr einstweilen seine Darstellung, wie Orendel
  • das Ross Merzians erhält, nachgebildet: denn wie dort V. 3002 ff.
  • ist auch Merzians Ross von unbändiger Natur, und wie dort die
  • Folen plötzlich ihre Wildheit ablegen, sich beschlagen lassen und
  • sich gebahren, als seien sie gezähmt (Y. 3067 ff.), so ist auch hier
  • das vorher so unbändige Ross dem Helden auf einmal zu Willen,
  • wie ein sanftes Lämmlein. An dieser Scene wird Ises eigentliche
  • Bedeutung klar: als Yiehhirten lassen sich die Riesen widerholt
  • nachweisen (vgl. den eddischen Thrymr, die wilde Jagd u. A.),**)
  • Oi'eltdel hat also Ise ursplUnglich Hirtendienste geleistet.
  • *) Uebereeugend wird das dargelegt von Beer a. a. 0. S. 88.
  • ♦*) Der mythenbildenden Phantasie ejscheinen die Wolken alsHeerden:
  • der Rossfang Ises wird demnach im letzten Grunde als eine Wolkenvor-
  • stellnng aufzufassen sein (vgl. Beer, a. a. 0. S. 112 f.
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  • XG Die erste Quelle und ihre VorgeBchichte,
  • Woher stammt nun das Fischertum Ises?
  • Dieses Fischertum hängt eng zusammen mit dem Schiffbruch
  • Orendels. Schiffbrüche gehören aber nicht in den Yorstellungskreis
  • eines Binnenvolkes : wo sie in der deutschen Litteratur auftreten,
  • werden sie sich stets als Entlehnung aus griechischen; morgenländischen
  • oder nordischen Sagenkreisen nachweisen lassen. Ganz ähnliche
  • Schiffbrüche erzählt die Kaiserchronik in der Geschichte des Faustinian.
  • Dessen beide Söhne werden auf Reisen geschickt zu fernen Lehr-
  • meistern ; ein Sturm schlägt die Schiffe in den Grund, nur die beiden
  • Jünglinge retten sich an einen F^senstrand, wo sie ein Fischer in
  • seinem Netze fängt, der sie dann auf dem Markte an eine Witwe
  • verkauft (vgl. Kehr. D. 44, 18 ff.). Die Mutter, besorgt um ihrer
  • Söhne Schicksal, reist ihnen nach, leidet aber ebenfalls Schiffbruch
  • und rettet sich allein an das Gestade; dort kommt sie in eine Stadt,
  • wo sie einer Witwe mehr als 13 Jahre dient (Kehr. D. 49, 7 ff).
  • Der Kaiser, ihrer Rückkunft vergeblich harrend, entschliesst sich
  • gleichfalls zur Reise, doch auch seine Schiffe gehen unter, er allein
  • erfasst ein Bret und treibt damit an das Land, wo er nackt drei
  • Tage lang ohne Nahrung umherstreift, bis er auf dem Meere einen
  • Eseler fahren sieht, den er anruft, sich für einen gescheiterten Kauf-
  • mann ausgebend. Der Eseler schenkt ihm sein Gewand und weist
  • ihn in eine nahe Stadt, wo er in niederen Dienstleistungen sein
  • Leben fristet. (Kehr. D. 52, 18 ff.).
  • Als die mittelbare Quelle dieser Erzählung sind die weitver-
  • breiteten Clementinischen Recognitionen in der Übersetzung des
  • Rufinus von Aquileja nachgewiesen (Massmann, Kehr. III, 642 ff).
  • Das führt nach jener Richtung, in der wir auch die Quelle unseres .
  • Gedichtes zu suchen haben. Die „Recognitiones" sind bekanntlich
  • der erste Versuch einer christlich -theologischen Verarbeitung der
  • erotisch-sophistischen Romanschablone. Und Schiffbrüche mit wun-
  • derbaren Rettungen gehörten von jeher zu dem festen Inventar des
  • griechischen Abenteuerromans. In der Tat findet sich auch Orendels
  • Schiffbruch und die daran sich schliessende Handlung Zug um Zug
  • in einem sophistischen Romane wieder, und zwar in denyenigen, der im
  • Mittelalter vor allen anderen unumschränkte Verbreitung genoss,
  • in dem Apollonius von Tyrus.
  • Über die auf das ganze Abendland sich erstreckende Geltung
  • dieses an wechselvollen und spannenden Abenteuern so reichen,
  • wenn auch poetisch ziemlich wertlosen Romans ist wiederholt gehandelt
  • worden. Für uns hier der Hinweis, daas er in Deutschland
  • bereits im neunten Jahrhundert bekannt war (vgl. Haupt. Opus-
  • cula ni, 1, 22> Eine bruchstückweise erhaltene angelsächsische
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  • Die erste Quelle und ihre Vorgeschichte, XOI
  • TJebersetzung wird von einigen Gelehrten noch in das 10. Jahrhundert
  • gesetzt.
  • Die für uns in Betracht kommende Stelle findet sich im 12. bis
  • 14. Capitel dieses Romans (vgl. Eiese, Historia Apoll. Regis Tyri
  • Lipsiae 1871. pag. 15 sqq.). Apollonius flüchtet aus Tarsus vor
  • den Nachstellungen des Antiochus nach der cyrenäischen Pentapolis.
  • Auf dem Meere überfällt ihn ein furchtbares Unwetter: alle seine
  • Gefährten versinken in den Wellen, er allein rettet sich auf einer
  • Planke an die Küste, wo er sein trauriges Geschick beklagt und
  • den trügerischen Neptun mit harten Worten schilt. Darauf sieht
  • er einen alten Fischer in einem groben Mantel daherkommen. Diesem
  • fällt er zu Füssen, gibt sich zu erkennen und ruft weinend sein
  • Erbarmen für den nackten Schiffbrüchigen an. Der mitleidige Fischer
  • führt ihn in seine Hütte und teilt sein dürftiges Mahl mit ihm,
  • dann zerreisst er sein Gewand in der Mitte und gibt ihm die Hälfte
  • seine Blosse zu decken. Darauf weist er ihm den Weg in die
  • Stadt: wenn er dort kein besseres Unterkommen finde, solle er nur
  • wiederkommen und ihm fischen helfen ; wenn er aber einst wieder zu
  • Ehren komme, möchte er seiner nicht vergessen. In der Stadt
  • angelangt, sieht Apollonius einen Knaben durch die Strassen laufen,
  • der Fremde und Einheimische zum Gymnasium ruft. Er folgt der
  • Aufforderung und findet daselbst den König Archistrates mit seinem
  • Gefolge beim Ballspiel. Da weiss er so kunstvoll den Ball zurück-
  • zuschlagen und dem Könige so geschickt bei dem Bade zu dienen,
  • dass er Dessen ganze Gunst gewinnt und zur Tafel geladen wird.
  • Durch seine Kraft und Schönheit, durch die Kunst seines Saiten-
  • spiels erwirbt er die Liebe der Königstochter und erhält später
  • ihre Hand. Als er nach mannigfachen Abenteuern schliesslich auch
  • des Herrschertrones wieder teilhaftig wird, bescheidet er (cap. LI)
  • auch den Fischer zu sich und belohnt ihn fürstlich.
  • Die Quellen des ApoUoniusromanes sind bisher nicht genügend
  • erforscht. Dass der Verfasser desselben die Scene am Beginn des
  • Gastmahls bei König Archistrates (Riese pag. 18, 5 sqq.) dem
  • Gastmahl des Menelaus in der Odyssee IV, 71 flf. nachgebildet habe,
  • ist von anderer Seite bemerkt worden (vgl. Erwin Rohde, D. griech.
  • Roman, S. 416). Ich glaube, dass auch zu der eben geschilderten
  • Scene die Odyssee ihm die hauptsächlichsten Z\ige geliehen hat.
  • Als Odysseus von Kalypso entlassen ist, bricht ein stürmisches Un-
  • wetter aus, das ihm kurz vor der phäakischen Küste das Schiff zer-
  • trümmert. Er schwingt sich auf einen Balken und erreicht mit
  • Hilfe von Inos Binde das Land, wo er sich in aufgehäuftem Laube
  • ein Bett bereitet. Durch das lärmende Ballspiel der Kausikaa und
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  • Xdl Die erste Quelle und ihre Vorgeschichte,
  • Ihf er Gespielinnen aus dem Schlafe geweckt bricht er einen Zweig
  • vom Gehölz, und die Scham damit bedeckend bittet er das Mädchen
  • um ein Gewand, das ihm zugleich mit Trank und Speise gewährt
  • wird. Darauf folgt er ihr in die Stadt zum Palast des Alkinous,
  • wo man ihm ein Mahl rüstet.
  • Die Übereinstimmung mit dem Roman ist unverkennbar: mir
  • für die Ballspielscene ist dort ein anderes Motiv eingetreten, weil
  • sie verschoben und etwas anders gewant werden musste, damit Apol-
  • lonius die Aufmerksamkeit des Königs auf sich ziehe. Allein zwei
  • merkwürdige Z^g^ hat der Roman nicht: das Einbetten im Laube
  • und den Schamzweig, und diese beiden finden sich seltsamer
  • Weise gerade im Orendel wieder: V. 500 gräbt Orendel mit
  • den Händen ein Loch sich hineinzubetten und V. 548 bricht er
  • einen Zweig die Scham damit zu bedecken. Das sind aber zwei
  • Z'\lgt von so charakteristischer Eigenart, dass man nicht annehmen
  • wird, sie seien nnabhängig von einander erfanden; wir müssen not-
  • wendig Entlehnung annehmen. Da nun die betreffende Stelle des
  • ApoUoniusromanes unter dem unleugbaren Einflüsse der Odyssee
  • steht, da andererseits der Orendel in jenen zwei eigentümlichen
  • Zügen zur Odyssee stimmt, und da endlich der ApoUonius an dieser
  • Stelle durchaus dem Orendel entspricht (Schiffbruch, Versinken
  • der Gefährten, Rettung auf einer Diele, Beklagen der
  • Nacktheit, Anrufung des Fischers, Mantelspende, Weisung
  • des Weges und später folgende Belohnung), so bleibt nur
  • die Annahme übrig, daas der Roman jene beiden ZVig^ fallen liess
  • oder dass wenigstens die uns erhaltenen Bearbeitungen desselben sie
  • unterdrückt haben. Nun ist es aber nach den Beobachtungen von
  • Riese (Praef. XV sqq.) und Rohde (D. griech. Roman 414 ff.)
  • höchst wahrscheinlich, dass die auf uns gekommene Gestalt des
  • Romans nicht nur den ganzen Ton der Erzählungsweise verändert,
  • sich manigfache Zusätze und Änderungen erlaubt, sondern auch das
  • Original vielfach verkürzt hat (vgl. Riese p. XVI, n. 1. Rohde
  • S. 417, Anmkg. 5). Solche Verkürzungen lassen sich aber von
  • einer ganz anderen Seite her ganz bestimmt nachweisen, denn so
  • kurz die gelegentliche Bemerkung ist, die Lamprecht im Alexander
  • 1430 ff. über die Apolloniussage macht, so enthält sie doch zwei
  • li^gQ, die der uns vorliegende Roman nicht kennt, nämlich dass
  • Apollotiius Tyrus wiedererbaut und dass er des Rätsels Lösung in
  • einem Briefe gegeben habe. Dass Lamprecht seiner französischen
  • Quelle das einfach nachgeredet hat, ohne in seinem Gedächtnis
  • irgendwelchen Anhalt dafür zu haben, wird Niemand glaublich finden.
  • Er hat aller Wahrscheinlichkeit nach eine vollständigere Fassung
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  • Die er$te Quelle und ihre Vorgeschichte, XCm
  • des Jiomsmes gekannt, und der verkürzenden Bearbeitung, die ß.uf
  • UBB gekommen ist, werden auch jene beiden Motive zum Opfer ge-
  • fallen sein.
  • Je, schärfer wir aber unser Gedicht ins Auge fassen, um so
  • deutlicher tritt die Übereinstimmung mit dem Roman hervor. Nach
  • V. 521 liegt Ises Behausung in einer öden Wildnis: wa^um Orendel
  • befürchtet für einen Räuber und Dieb gehalten zu werden (V. 496)
  • und warum ihn Ise, und später auch Dessen Frau, wirklich dafür
  • hält (V. 524. 612), bleibt daher völlig unverständüch. Ebenso
  • wenig liegt flir Orendel irgendein Grund vor seinen Stand zu
  • verheimlichen und sich für einen gescheiterten Fischer auszugeben.
  • Der spielmännische Bearbeiter wusste freilich warum: um des wun-
  • derbaren Fischfanges willen. Im alten Gedichte aber, wo eine
  • derartige legendarische Absicht fem lag, hat Orendel — das können
  • wir mit Bestimmtheit behaupten — wie es sich gebührte, seinen
  • Namen und seine Herkunft genannt, genau wie Apollonius, und mag
  • Ise auch anfänglich dem nackten Fremdling nicht ganz getraut haben :
  • als Orendel gerüstet zu Pferde sitzt und den Speer schwingt, da glaubt
  • er ihm, er müsse wol ein Herzog sein (s. S. LXIX). Die Aehnlichkeit
  • mit dem Roman wird indes noch überraschender. Als Ise an den Hof
  • Orendels kommt, heisst es V. 2270: Sinen gräwen roc truog er
  • an, und die wiederholt erwähnte Schilderung Ises als eines Riesen
  • gleich darauf beweist, dass diese Stelle dem Original angehörte.
  • Also auch Ise hat einen grauen Rock. Daraus dürfen wir aber im
  • Hinblick auf die in jedem einzelnen Zuge hervortretende Aehnlich-
  • keit der beiden Situationen den sicheren Schluss ziehen, dass in dem
  • zu Grunde liegenden Gedichte, wie der Fischer dem Apollonius, so
  • auch Ise dem Orendel die Hälfte seines Gewandes ge-
  • schenkt habe. Ohne diese Annahme wäre V. 2270 einfach nicht
  • zu verstehen. Diesen Zug hat aber der Ueberarbeiter bis auf die
  • einzige Spur verwischt, weil er in seiner Sucht nach legendenhafter
  • Ausschmückung, wie sich unten zeigen wird, über den Rock anders
  • zu verfügen gedachte.
  • Mit dieser Einflechtung der ApoUoniusgeschichte hat aber der
  • Dichter dem Orendelmythus jenes veränderte Gepräge aufgedrückt,
  • welches zu der unrichtigen Deutung Ises sowol wie Orendels den
  • Anlass gegeben hat. Wir hatten drei mythische ZUge ausgeschieden,
  • die der Dichter des Orendel ineinander arbeitete, einmal: Orendels
  • Knechtschaft im Osten bei Ise, femer: die Rückkehr zu Bride und
  • Bekämpfung des Buhlen, endlich: die dürftige Kleidung. Die letztere
  • musste notwendig motiviert werden: er hat sie in der Knechtschaft
  • erhalten. Dabei konnte denn leicht vor dem Dichter Apollonius von
  • Tyrbs auftauchen, der ja auch von einem Greise mit einem groben
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  • XCIV Die erste Quelle und ihre Vorgeschichte.
  • Kleide beschenkt wurde, als er fem von der Heimat war. Damit
  • war die Anknüpfang gegeben, und in Folge dieser Sagenverschmelzung
  • ging der Eisriese in den Fischer Ise über und Orendel
  • wurde zum Seefahrer.*)
  • Wenn es noch eines Beweises bedarf, dass das so weit verbreitete
  • und beliebte Buch von ApoUonius auch in Spielmannskreisen heimisch
  • war, so lässt er sich leicht erbringen. In einem Abschnitt der Thi-
  • dreksaga (Unger cap. 245 ff.) wird erzählt, dass die Söhne des
  • König Artus von Bertangenland , Iron und ApoUonius, nach dessen
  • Tode vor den Eroberungen des Königs Isung fliehen müssen; sie
  • kommen zum Hunnenkönig Attila, und Dieser macht Iron zum Jarl
  • von Brandenburg, ApoUonius zum Jarl von Tyra. Es folgt nun
  • eine verworrene Reihe von Abenteuern, eine willkürliche Mischung
  • heterogener Sagenbestandteüe, die mit der Sage von ApoUonius nicht
  • das Geringste gemein haben. Dass dieser Name aber in eine ganz
  • *) Dabei mag auch der Name der Helden wesentlich mitgewirkt haben.
  • Wie MUUenhoff (DA I, 34) nachweist, gab es ein altnord. aur, dem die
  • Bedeutung des Feuchten innewohnte, und das ags. edr^ das Müllenhoff mit
  • grosser Wahrscheinlichkeit fiir dasselbe Wort erklart, bedeutet geradezu
  • mare, oceanus. Dann wäre Aurvandil der „Seefahrer'^; und gestützt wird
  • diese Auffassung durch den mit ihm allitterierenden Namen seines Vaters
  • in der deutschen Sage Ougel, den MüUenhoff a. a. 0. S. 32 mit ouwa (mlat.
  • augia, mhd. ouwe) zusammenbringt, was wieder auf die Bedeutung des Feuchten,
  • Fliessenden führen würde. Beer glaubt deshalb, dass, als man atir in der
  • Bedeutung , glänzen** nicht mehr gefühlt habe, aus dem «Glanzwandler*
  • der «Flutenwandler** Aurvandil geworden sei. Im Zusammenhang mit
  • dieser jüngeren Namensdeutung wäre dann die Fahrt nach dem Osten be-
  • reits als eine Seefahrt aufgefasst worden, was allerdings die Anknüpfung
  • der ApoUoniusgeschichte noch erleichtert haben würde. Die Möglichkeit
  • dieser Annahme muss zugegeben werden. Freilich setzt die Form des
  • Namens gerade bei Saxo, der doch den Seehelden am Entschiedensten be-
  • tont, Horvendülus nicht ein Äurvandü^ sondern das jüngere Örvandil voraus.
  • Wie aber Namen die Sagenentwicklung beeinflussen können ; das zeigt eine
  • Ueberlieferung des 16. Jahrhunderts, die sich an den Namen Orendel knüpfte,
  • und die bei dieser Gelegenheit erwähnt sei. Aus Widmanns Chronik der
  • Stadt Hall teilte Pfeiffer (Zschr. f. d. A. Vn, 558) eine SteUe mit, nach
  • der in der Grafschaft Hohenlohe an der Saal ein frommer Waldbruder
  • Namens Orendel lebte, zu dessen Grabe später Viele wallfahrteten, die an
  • den Ohren litten. Das noch heute bestehende Pfarrdorf Oren de Is all bei
  • Oehringen im wOrtembergischen Jaxtkreis ist zugleich die einzige Erinne-
  • rung, die in der Gegenwart noch auf den altgermanischen Helden zurück-
  • deutet, freilich erst vermittelt durch die Gestalt jenes frommen Einsiedlers.
  • — Mit dem Nachweis der Einwirkung des ApoUoniusromanes erledigt sich
  • aber eine andere Vermutung Beers, welche das Fischertum Ises so erklärt,
  • dass sich der Fischer an den Fährmann angeschlossen habe, da wir Riesen
  • als Fährmänner und die Wolke als Fahrzeug in nordischen Quellen belegt
  • finden. Ebenso fsAlen damit die unsicher tastenden Bemerkungen von Heinzel
  • im Anz. f. d. A. IX. 256
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  • Dichterische Leistung. XCV
  • fremde Sagengruppe hineingestreut ist, spricht wiederum für die
  • Beliebtheit seiner Geschichte, und dass wir es in diesem Teile der
  • nordischen Sage mit der sorglosen Arbeit eines echten und rechten
  • Spielmanns zu' tun haben, leuchtet Jedem auf den ersten Blick ein,
  • ist auch wiederholt ausgesprochen worden (vgl. Mtillenhoflf, z. Gesch.
  • d. Nib. Not S. 22. Haupt, Opuscula m, 1, 25).
  • Aus der Verflechtung der drei Mythen von Orendel mit der
  • Apolloniussage ergab sich aber erst Zusammenhalt und Gliederung
  • des Ganzen: fast die ganze Fabel liess sich aus dieser bestreiten.
  • Selbständig hinzugefügt hat der Dichter nur wenige ZVige, Der
  • Fischer kommt nicht, wie im Roman, zu Fuss daher, sondern Orendel
  • sieht ihn vorüberfahren. Da wird jedenfalls das Vorbild der Fausti-
  • niansage eingewirkt haben, welche ich oben S. XC nach der Kaiser-
  • chronik mitteilte: dort streift auch der Kaiser nach dem Schiffbruch,
  • wie Orendel, drei Tage ohne Nahrung umher, bis er auf dem Meere
  • einen Eseler fahren sieht, den er um Hilfe anruft. Eine weitere
  • Veränderung ist, dass Orendel von Ise nicht nur die Hälfte seines
  • groben Gewandes, sondern auch Eoss und Schild erhält, damit er
  • sogleich den Kampf gegen die Freier aufnehmen könne. Deshalb
  • lässt der Dichter auch Ise erst das Ross am Strande für Orendel
  • einfangen und rettete damit einen alten mythischen Zug, der zu
  • dem von ihm geschaffenen Fischertum Ises eigentlich nicht passt.
  • Nach dieser dreifachen Gabe musste dann auch am Schlüsse die
  • dreifache Ablohnung Ises mit Mantel, Eoss und dem goldgefüllten
  • Schilde eingerichtet werden (vgl. oben Seite LXX). Die ein-
  • greifendste Umgestaltung ist aber, dass der Dichter aus dem einen
  • Buhlen der Gattin eine Menge von Freiem gemacht hat, und, wie
  • schon oben angedeutet wurde, hat hier wahrscheinlich die Legende
  • von der heiligen Brigida eingewirkt, daneben aber auch eine künst-
  • lerische Absicht, die am Deutlichsten aus einer Würdigung der von
  • unserm Dichter gestalteten Charactere hervorgehen wird.
  • Bride ist die dichterische Verkörperung der hehrsten weiblichen
  • Treue, der aufopfernden, todesmutigen Gattenüebe, eine Gestalt, an
  • standhafter Kraft und Tiefe des Gefühls einer Gudrun ebenbürtig.
  • Wir sehen sie mit ihren Jungfrauen auf der Zinne stehen, scheinbar
  • teilnehmend an dem Spiel der um ihre Gunst wetteifernden Freier
  • unten im Burghofe, in Wahrheit den Blick sehnend in die Feme
  • gerichtet nach dem so lange ausgebliebenen Gatten. Da erscheint
  • plötzlich ein Fremdling in dürftiger Kleidung, verhöhnt von den
  • Mannen, auf dem Platze und säet Entsetzen unter Jene, einen Freier
  • nach dem andem niederstossend. Eine freudige Gewissheit leuchtet
  • in ihr auf, sie sendet dem Unbekannten einen Boten, ihm ihre Minne
  • zu entbieten. Er aber gibt sich für einen armen Waller aus und
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  • XGVI Dkhterißche L«i9tmg.
  • weist den Boten ab, der der Herrin loeldet, der Graaroek blicke
  • zornig drein mit Wolfsblicken nnd sei von (drchtbarer Gestalt. Die
  • Freier neidisch auf die jenem Yerha^stea erwiesene Bbre, docb er-
  • schreckt durch die Gew^t seiner Waffentaten, rufen ihre mächtigsten
  • Genossen, drei Biesen, zu Hilfe. Als Oreadel den ersten lait seinem
  • ganzen Anhang erschlagen hat, geht ihm Bride selbst entgegen, ruft
  • ihn bei seinem Kamen uud küsst ihn. Er yerieugnet i^ch ab^mals.
  • Einar der Freier schilt die Ftlrstin, dass sie einei^ gemeinen Knecht
  • küsse, doch gleich muss er d^ Frevel bUssen, und Bride Usst ihn
  • in den Kerker werfen. Als der zweite Biese heranzieht, reicht sie
  • dem Gatten selbst ein wunderbares Schwert, das nie versagt, und
  • Orendel bleibt abermals Sieger. Wie er in die Burg zurückkehrt,
  • dringt sie aufs Neue vergeblich in ihn,"^) dann bedient sie ihn mit
  • den eignen Händen im Bade, kleidet ihn prächtig und will mit ihm
  • das Lager teilen. Ihre FriifuQg ist aber noch nicht zu Ende: er
  • legt das Schwert zwischen sich und sie, wie ein Fremdling, der ihr
  • Magdtum ehren will. Doch mit edlem Stolze gibt sie ihm zu ver-
  • stehen: „Herr, stoss dein Schwert wieder ein, ich kann wol 10 Jahre
  • deiner Minne entraten!^ Endlich erscheint der gewaltigste der rfe-
  • sischen Freier mit einem mächtigen Heerbann: Orendel überwindet
  • auch diesen, aber allein scheint er der Ueberzahl preisgegeben, kein .
  • Einziger steht ihm bei. Da im Augenblicke der höchsten Gefahr
  • eilt Bride auf den Kampl^latz, das eigene Leben einzusetzen für
  • den geliebten Gatten. Da lässt der Fremdling die Maske fallen:
  • die Gattin hat die Prüfung siegreich bestanden, er gibt sich den
  • erschrockenen Mannen als Herr und K^nig zu erkennen, und Alle
  • huldigen ihm reumütig.
  • Dass die drei Riesenkämpfe dem alten Gedichte angehörten,
  • ist bereits früher nachgewiesen worden; auch die hier ausgehobenen
  • Z\ige,**) die Einkerkerung des schmähsüchtigen Freiers, die Ver-
  • leihung des Schwertes, das Bad, die Trennung der Gatten durch
  • das Schwert und Brides Eingreifen in den Kampf hatten ihre eigent-
  • liche Bedeutung nur im alten Gedichte, einem Hohen Liede der
  • weiblichen Treue, die der härtesten Prüfung unbeugsam Stand hält.
  • Alles was hier von tiefem Sinn und grossartiger dichterischer Wir-
  • *) In den Versen 1778 f.: ir soüent warten eines künigea zuo hcmd
  • Der do habe Hut und land steckt eine feine Anspielung: der erwartete
  • König ist ja Orendel selbst, doch Land und Leute will er sich erst
  • zurückgewinnen.
  • **) Sie sind auch sonst häufig genug nachzuweisen, vgl. die Anmer-
  • kungen zu V. 1638. 1788. 1818.
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  • Dichteriache Leistung. XCVU
  • kung war, musste in dem Spielmannsgedichte, welches doch auf eine
  • Brautfahrt hinanslänffc, platt und unverständlich werden.*)
  • Orendel selbst vereinigt alle Eigenschaften eines echten Helden.
  • Wie trostlos er über sein Schicksal ist, das ihm alle Gefährten
  • raubte und ihn in hilfloser Nacktheit an ein ödes Gestade warf —
  • sobald er durch des Fischers Mitleid sich gerettet sieht, erwacht
  • auch die Heldennatur aufs Neue in ihm: er verlangt Ross und
  • Schild, der lang entbehrten Heimat zuzureiten. Ise fängt ihm am
  • Strande ein Boss, dessen Unbändigkeit sich vor Orendels kräftiger
  • Faust sogleich zitternd beugt; und wie er sich gleich einem ge-
  • waltigen Kecken hinaufschwingt, da entlockt sein heldenhaftes Ge-
  • bahren dem vorher noch misstrauischen Ise den bewundernden Aus-
  • ruf: „Ja, du musst wirklich ein Herrscher sein!" Seine wunder-
  • bare Tapferkeit wird der Schrecken der Freier und lässt die
  • harrende Bride den königlichen Gatten in ihm erkennen. Daneben
  • treten aber ZVige eines weicheren Gemiithes hervor: wie demütig
  • fleht er das Mitleid des Fischers an, wie edel ist seine Dankbar-
  • keit, mit der er seinen Woltäter, dem er doch schon Knechtesdienste
  • getan, belohnt! Als er erfahren hat, wie sein Weib und Heimwesen
  • von Freiern umlagert ist und sieht dann die Gattin auf der Zinne
  • stehen, wie sie dem Kampfspiel im Burghofe zuschaut, da bricht
  • er in herzliches Weinen aus. Und als nach jedem Siege Bride von
  • Neuem in ihn dringt, dass er den geliebten Namen nenne: wie
  • rührend wirkt seine Entsagung, indem er sich bis zu dem Augen-
  • blicke, da er seiner Herrschaft wieder unbestrittene Geltung er-
  • kämpft hat, zu der harten Prüfung seines Weibes entschliesst, aus
  • der aber ihre Liebe nur um so geläuterter und unüberwindlicher
  • hervorgeht! Und wie er edelmütig ist, indem er einen Freier, der
  • ihn einen gemeinen Kiiecht gescholten, von der durch Bride ihm
  • bestimmten Strafe befreit, ja ihn sogar entschuldigt, weil er ihm
  • den Bruder erschlagen, so ist er auch freigebig, wie es dem Fürsten
  • ziemt: des Riesen kostbare Rüstung schenkt er grossmütig dem
  • fahrenden Volke.
  • Auch in Ise, dem von seiner ursprÜDglichen Riesennatur noch
  • wenige Z\lge anhaften, hat der Dichter einen trefflichen Character
  • geschaffen: wie er anfänglich dem Fremdling misstrauisch begegnet,
  • wie aber seine Gutmütigkeit die Oberhand behält, sodass er seine
  • geringe Habe mit ihm teilt, wie dann der Held durch sein ganzes
  • Gebahren ihn gewinnt und überzeugt von der Wahrheit seiner Aus-
  • *) Nur eines dieser Motive, das Schwert im Brautbett, hat der Spiel-
  • mann in seiner Weise za begründen versacht, natürlich wider durch himm-
  • lisches Gebot V. 1805 ff.
  • OrendeL VII
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  • XCVm Die zweite Quelle,
  • sage, dass er ein König sei, wie er schliesslich des fürstlichen Lohnes
  • froh und aller Sorgen ledig zurückkehrt — das AUes kommt klar
  • und anschaulich zur Erscheinung.
  • Dass sich in verschiedenen Scenen ein bedeutendes Individuali-
  • sierungsvermögen zeigt, dass eine Reihe kräftiger und höchst an-
  • schaulicher, teilweise humoristisch gefärbter Bilder den eigenartigen
  • und hochbegabten Dichter verraten, ist bereits oben ausführlicher
  • dargetan worden (S. LXXI f.).
  • Auch dies Gedicht ist offenbar aus Spielmannskreisen hervor-
  • gegangen. Wäre dies nicht schon an und für sich wahrscheinlich,
  • so würde es aus der Schilderung der prachtvollen Rüstung des
  • Riesen Mentwin (vgl. Anmkg. zu V. 973), sowie daraus deutlich
  • hervorgehen, dass Orendel dessen Rüstung den Fahrenden schenkt,
  • die sie jubelnd vertrinken und dass drei von den Freiern Riesen
  • sind, von denen Einer sogar auf einem Elephanten reitet. Auch die
  • Belohnung Ises mit Ross und Mantel erinnert an die Beschenkungen
  • der Fahrenden. Ferner hat sich gewiss auch dies alte Gedicht
  • typischer Reime bedient, denn Formeln wie frouwe Bride: Die
  • schoenste ob allen wiben, meister Ise: Ein vischer Mr und wtse
  • sind sicher nicht erst vom üeberarbeiter geprägt worden. Für eine
  • nähere Bestimmung der Abfassungszeit des Gedichtes gebricht aber
  • leider jeder Anhalt.
  • B. Die zweite Quelle.
  • Wie ein früherer Abschnitt nachwies, war der Inhalt dieses
  • Gedichtes in Kürze folgender: Orendel kehrt nach langer Abwesen-
  • heit — und zwar vermutlich aus der Knechtschaft — zurück nach
  • der Heimat in Pilgertracht und findet an seiner Burg einen greisen
  • Pförtner, der für das Wol seines Herren und dessen bedrängter im
  • Kerker schmachtenden Gattin betet. Und als ihn der treue Diener
  • bittet, wenn er wieder über das Meer gehe, möchte er dem König
  • Orendel Nachricht geben von Brides Schicksal, da gibt er sich ihm
  • zu erkennen. Beide verabreden nun die List, dass der Pförtner
  • Orendel für seinen Verwanten ausgebe und für ihn um freies Ge-
  • leit bitte. Darauf folgte jene meisterhaft ausgeführte Scene, die
  • oben S. LXXIVf. im Zusammenhang behandelt ist, Orendels Ent-
  • deckung und die Flucht des buhlerischen Königs in den Turm.
  • Während nun der alte Burgwart die getreuen Mannen aufbietet und
  • mit Orendels Hilfe die Anhänger des Usurpators besiegt, behütet
  • Bride gewappnet die Turmpforte, dass Dieser nicht entrinne. Darauf
  • tritt Orendel in seine alten Rechte ein, der Nebenbuhler wird er-
  • schlagen.
  • Während die Untersuchung des ersten Gedichtes durch die
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  • Die zweite Quelle. XCIX
  • Einflechtung der Apolloniussage und anderer ZVige erschwert wurde,
  • liegt hier Alles klarer und einfacher. Aus dem Mythus stammen
  • wiederum drei Motive: Orendels Abwesenheit in der Knechtschaft,
  • seine Rückkehr in niederer Tracht und die Erschlagung des Buhlen,
  • der letztere Zug ursprünglich gegenüber dem ersten Gedichte, das
  • mehrere Freier einführte. Aber noch ein Viertes ist beiden Dich-
  • tungen gemeinsam; Brides amazonenhaffces Eingreifen in den Kampf.
  • Da aber beide Gedichte so verschieden in Aufbau und Anlage sind
  • und jedes in seiner Art bedeutend, so kann diese Aehnlichkeit nicht
  • auf Entlehnung des einen aus dem andern zurückgeführt werden,
  • vielmehr lag beiden Dichtern bereits eine selbständige Sage vor
  • des Inhalts: Orendel kehrt nach langer Knechtschaft im Osten in
  • die Heimat zurück, findet bei seiner Gattin einen Buhlen und er-
  • schlägt ihn, mit ihrer Hilfe die Herrschaft zurückgewinnend.
  • Hier wie dort ist Bride das leuchtende Vorbild unentwegter
  • Gattentreue; wie sie dort die drängenden Freier hinzuhalten weiss,
  • der Rückkehr des Geliebten entgegenharrend, so erträgt sie hier
  • die Qualen des Kerkers und der Geisselung nur von der Hoflftiung
  • auf den erlösenden Gemahl aufrechterhalten; hier wie dort endlich
  • erkennt sie ihn in dem fremden Pilger und steht ihm im Kampfe
  • gegen seine Feinde siegreich bei: der Character Brides war also
  • bereits von der Sage geprägt. Während aber dem ersten Dichter
  • der Character zur Hauptsache wurde, der bei ihm eine Reihe
  • schwerer Prüfungen zu durchlaufen hat, um seine unbeugsame Grösse
  • stets von Neuem zu bewähren, gipfelt bei dem zweiten Dichter Alles
  • in der Situation, in der scharfen Zuspitzung des Conflictes, in dem
  • spannenden Gegenüber unversöhnlicher Gegensätze. Wir haben es
  • dort mit einem mehr epischen, hier mit einem echt dramatischen
  • Talente zu tun.
  • Ein so kraftvolles Talent aber, das seinem Stoflfe nur die dra-
  • matische Seite abzugewinnen strebt, nur die aus den gegebnen
  • Characteren sich entwickelnden Gegensätze scharf herauszuarbeiten
  • trachtet, kann am Ehesten des epischen Beiwerkes entraten. Es
  • ist daher ganz natürlich, dass wir hier der Sage in ihrer einfachsten
  • Form begegnen: nur zwei Gestalten hat der Dichter neu eingeführt,
  • den getreuen Burgwart und den bösen Ratgeber (Princian). Der
  • erstere ist aus einer Reihe von Heimkehrsagen bekannt; der zweite
  • erinnert einerseits an die ungetreuen Ratgeber, wie sie die ger-
  • manische Sage oft gestaltet hat, und als deren berühmtester Ver-
  • treter Sibich galt, andererseits an den Peiniger oder die Peinigerin
  • aus dem Kreis der Hildensagen, in deren Hände die Tochter ge-
  • geben wird, bis sie ihr Jawort gibt.
  • Dass auch dieses Gedicht aus Spielmannskreisen hervorgegangen
  • vn*
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  • C Die Legende vom heü. Rocke Chnsü,
  • seif dürfen wir unbedenklich annehmen; über seine Entstehnngszeit
  • lässt sich ebenfalls nichts Näheres vermuten.
  • C. Der Anteil des Spielmannes.
  • Damit wenden wir uns dem unerquicklichsten Teile unsrer Auf-
  • gabe zu. Die Leistung des spielmännischen Ueberarbeiters erschöpft
  • sich in zwei Richtungen: er hat einerseits die Orendelsage mit der
  • Legende vom heiligen grauen Rocke Christi zu verschmelzen ge-
  • sucht, andrerseits den Stoff nach der ihm geläufigen Schablone
  • zurechtgeschnitten.
  • Ueber die Geschichte des Rockes Christi sind wir durch
  • die Untersuchungen von Gildemeister und v. Sybel (Der heilige
  • Rock zu Trier u. s. w. Düsseldorf 1845) trefflich unterrichtet
  • worden. Diesen heiligen Rock (xtTciv appa9o;, twnica inconsutüis
  • Evang. Job. 19, 23) sollte nach der Legende die heilige Helena,
  • welche in Triör geboren sein, daselbst gewohnt und Gebäude er-
  • richtet haben sollte, durch den Bischof Agröcius nach Trier gesant
  • haben. Die Fabel, dass Trier die Heimat Helenas sei, taucht zuerst
  • in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf bei dem Benedictiner
  • Almanus von Hautvillers, die Legende in der eben erwähnten Ge-
  • stalt aber erst fast drei Jahrhunderte später. Noch Abt Berengosus
  • von St. Maximin, der über Helenas Kreuzfindung im Anfang des
  • 12. Jahrhdts. ein weitläufiges Buch schrieb und von ihrem Ver-
  • hältnis zu Trier ausführlich darin handelte, gedenkt des Rockes mit
  • keinem Worte. Und Abt Thiofrid von Echtemach, der zwischen
  • 1101 — 1106 ein Werk von der Verehrung der Reliquien verfasste,
  • in dem er auch von dem heil. Rocke Christi eingehend spricht,
  • weiss nur zu erzählen, dass derselbe in Safed gefunden und nach
  • Jerusalem gebracht sei, und sein Buch ist dem Brzbischof Bruno
  • von Trier (1101 — 1124) gewidmet! Bis 1106 gab es also für
  • Trier keine officielle Tradition vom heiligen Rocke. Dem gegenüber
  • lässt sich das Zeugnis der ältesten unter Bruno geschriebenen Re-
  • daction der „Gesta Trevirorum" als eine Fälschung nachweisen: in
  • die Urkunde des Papstes Silvester vom Jahre 327, welche Trier
  • den Primat über Gallien und Germanien zuerkennt und auch der
  • dortigen Reliquien gedenkt, ist der graue Rock Christi zwischen
  • 1106 und 1124 eingeschwärzt worden. Das Jahr der Fälschung
  • lässt sich noch näher bestimmen. Im Jahre 1196 liess nämlich Brz-
  • bischof Johann die ihm wolbekannte Reliquie aus dem Kicolausaltar
  • in den Hauptaltar des Domes überführen. Der Nicolausaltar wurde
  • aber im Jahre 1121 unter Bruno geweiht, hat also jedenfalls auch
  • damals den grauen Rock in sich aufeenommen. Auf Bruno ist dem-
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  • Die Legende vom heü. Rocke ChristL Gl
  • nach die Fälschung zurückzuftthren: er erhält den Rock, tauft ihn
  • auf den Namen Christi und verwahrt ihn in dem 1121 gegründeten
  • Nicolausaltar, gleich darauf wird die Reliquie auch in die Urkunde
  • Sylvesters von dem Schreiher der Gesten eingeschwärzt. Freilich
  • kam der Fälschung Brunos ein unbestimmtes Gerücht zu Hilfe:
  • schon in der nach dem Jahre 1054 verfassten „Vita Agricii" wird
  • angedeutet, dass im Dome sich eine nie eröffnete Kiste befinde, in
  • der Einige den Rock Christi, Andere seinen Purpurmantel, Andere
  • seine Schuhe vermuten. Man habe die Eiste einst erschliessen wollen,
  • aber der Erste, der hineinsah, sei plötzlich erblindet, weshalb man
  • von jedem weiteren Versuche abgesehen habe. Diesem Gerüchte
  • fehlte die officielle Anerkennung, und Bruno verschaffte sie ihm. —
  • Nach dem Jahre 1196 wird des Rockes in keinem sicheren Zeugnis
  • mehr gedacht, bis Kaiser Maximilian im Jahre 1512, wo es galt,
  • den im tiefsten Grunde wankenden alten Glauben durch Wunder
  • und frommen Betrug noch einmal künstlich aufzurichten, die Aus-
  • stellung der Reliquie anordnete. Das gab den Anlass zur Ver-
  • öffentlichung einer Reihe von Schriften, die sich mit dem Heiligtum
  • beschäftigten; und diesem Ereignis danken wir auch Froschauers
  • und Othmars Drucke des Orendel, die damit freilich den Germa-
  • nisten des 19. Jahrhunderts einen weit grösseren Dienst erwiesen,
  • als ihren Zeitgenossen. Wie nämlich unser Gedicht damals auf-
  • genommen wurde, möge ein Beispiel zeigen. Johannes Enen in der
  • „Medulla Gestorum Treuerensium" verspricht in der Dedication an
  • den Kurfürsten Richard nur wirklich beglaubigte, ganz zuverlässige
  • Nachrichten über Trier und seine Heiligtümer geben zu wollen;
  • bitter aber tadelt er die Bücher, die so vieles Entstellende und
  • Falsche berichten, in besonderheit ein tractatel oder büchdin von
  • einem künig genannt Orendd, welches doch gar falsch er dicht
  • vnd (aUs ich glaub) vmb eigents nute iville angefangen sey
  • So es gar in keinen berümbten angenommenden historiographen
  • schrifften fonden würt.
  • Man muss dem frommen Manne Recht geben: der Spielmann,
  • der die Legende vom heiligen Rocke mit der Orendelsage zusammen-
  • knüpfte, wird wol gewusst haben, warum er das tat. Wie im
  • 16. Jahrhdt., so mochten auch im 12. schon allerlei Zweifel in
  • Betreff der Trierer Tradition sich erheben: seit dem Jahre 1114
  • bereits hatte Mainz seinen heiligen Rock, 1156 taucht der heil.
  • Rock zu Argenteuil auf, und einige Jahre später der römische
  • Rock. Solchen Zweifeln suchte auch der Spielmann in seiner Weise
  • zu begegnen, und ihm war es natürlich nicht um eine quellenmässige
  • Darstellung der beglaubigten Geschichte des Heiligtums, sondern
  • lediglich um den klingenden Lohn zu tun ; und zudem passte ja das
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  • Cn Die Spielmannalegende.
  • Kokettieren mit geistlichem Au^utz zu seiner ganzen Gewöhnung,
  • den Dichtungen der Geistlichen (wie später auch den höfischen) es
  • möglichst gleichzutun, um aus dem Interesse des Puhlicums nicht
  • durch jene verdrängt zu werden.
  • Den Anknüpfungspunkt für die Legende bot ihm der graue
  • Rock, den Orendel von Ise erhält und in dem er unerkannt zurück-
  • kehrt. Damit es aber wirklich glaubwürdig erscheine, dass dies in
  • der Tat der heil. Rock Christi gewesen sei, schickt der Spielmann
  • erst eine lange Vorgeschichte dieser Reliquie voraus. Ob V. 1 — 18
  • von dem Verfasser des Ganzen herrührt oder jünger ist, lässt sich
  • schwer entscheiden; die Verse sind eben auch nicht ungeschickter
  • und plumper, als die folgenden, aber V. 19 sieht allerdings wie der
  • Anfang des Gedichtes aus; vielleicht rühren sie von demselben Reim-
  • schmied her, der auch die oben S. LXV ausgeschiedene Inter-
  • polation V. 652 ff. auf dem Gewissen hat.
  • Es fängt gleich an mit einem echten Stück wirrer Spielmanns-
  • gelehrsamkeit. Der graue Rock stammt von eines schönen Lämm-
  • leins Haare, Maria spann ihn selbst, und Helena wirkte ihn auf dem
  • Oelberge ! Von diesem tollen Anachronismus hat natürlich der Spiel-
  • mann nichts gemerkt; er weiss nur, dass Helena mit dem Rocke
  • Christi in Verbindung gebracht wird und schmiedet daraus eine neue
  • Tradition zurecht. Ebenso ist die folgende Geschichte eine leere
  • Erfindung, die sich auf keine Ueberlieferung stützen konnte, wes-
  • halb sie auch in der Prosa sehr verkürzt erscheint. Nachdem
  • Christus verraten, gekreuzigt und begraben ist, kommt ein Jude zu
  • Herodes und bittet um Christi Rock als Belohnung für seine langen
  • und treuen Dienste. Herodes gewährt ihm die Bitte. Das ist ein-
  • fach eine aus dem Leben gegriffene Situation: der Fahrende, der
  • um einen abgelegten Rock als Ablehnung bittet. Der Jude will
  • nun den Rock waschen, aber die frischen Blutspuren lassen sich
  • nicht entfernen (ein bekannter Legendenzug), da verbietet ihm He-
  • rodes, den Rock je wieder anzusehen: er muss ihn in einen Stein-
  • sarg verschliessen und in das Meer werfen. Nach drei Tagen treibt
  • der Rock an einen Strand, wo ihn ein Engel aufhebt und neun
  • Klafter unter der Erde verbirgt. So liegt er acht Jahre, bis er im
  • neunten wieder an einem Gestade haftet, wo ihn der bekannte
  • Waller Tragemund entdeckt. Als aber auch er das Blut nicht
  • daraus zu tilgen vermag, erkennt er den heiligen Rock Christi, der
  • keinem Sünder zu tragen zieme und wirft ihn wieder in das Meer,
  • wo ihn ein Walfisch verschlingt. Bei einem glücklichen Fischzuge
  • ßlngt dann Orendel den Wal, in dessen Magen Ise den Rock findet.
  • Dieser Fischzug, wobei sich ein lange verloren geglaubter Gegen-
  • stand wiederfindet, ist bekanntlich eins der verbreitetsten Märchenmotive .
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  • Die Spielmannslegende. CHL
  • Der graue Rock macht seinen Träger unverwundbar. Man hat
  • deshalb wol angenommen, dass er auf ein Nothemd in der Sage
  • zurückzuführen sei, es ist aber ein rein legendarischer Zug, der
  • sich auch in anderen an den grauen Rock anknüpfenden Ueber-
  • lieferungen findet. So berichten v. Sybel und Qildemeister eine Sage,
  • dass in Trier einst ein grausamer König lebte, der die geringsten
  • Vergehen gleich mit Todesstrafe ahndete. Ein Soldat, der sich ver-
  • gangen, klagt einem Juden sein Leid und erhält von Diesem den
  • Rock, der ihn straflos macht. Der König muss ihn freisprechen
  • und ebenso zwei Andere, die ebenfalls der Rock beschützt. Er
  • forscht verwundert der Ursache nach und entdeckt die Reliquie.
  • Eine andere Version der Legende erzählt, dass Kaiser Constantin
  • über -Pilatus als den Urheber des Todes Christi die Todesstrafe
  • verhängte, doch das Wunderkleid macht Diesen unverletzlich, so-
  • dass die Strafe nicht vollstreckt werden kann. Endlich verrät die
  • heilige Veronica dem Kaiser das Geheimnis, Dieser bringt den Rock
  • an sich, und die Bestrafung erfolgt.
  • Mit der Ueberführung des grauen Rockes nach Trier ist auch
  • seine Greschichte zu Ende. Man sieht, der Spielmann hat sich eine
  • eigene Legende vom Rocke Christi zurechtgemacht: aus der kirch-
  • lichen Tradition entlehnte er nur die unverletzlich machende Kraft
  • desselben und den Namen der heiligen Helena, alles Uebrige setzt
  • er aus bekannten, teilweise wiederholten Motiven zusammen.
  • Die Legende selbst ist mit der Orendelsage also nur locker
  • und obenhin verknüpft, ein einheitliches G-anzes konnte sich so un-
  • möglich gestalten lassen. Aber der Heldensage war damit ein fremdes
  • Gewand umgehängt, und dies Gewand wurde dem Spielmann zur
  • Hauptsache, von der der klingende Erfolg seiner Arbeit in erster
  • Linie abhing. Wo also das dürftige Mäntelchen der Legende nicht
  • reichte, um die Blossen des alten Gedichtes zu bedecken, da wurde
  • eine geistliche Flicke nach der andern aufgesetzt, bis es leidlich
  • gelungen war, dem Ganzen das Ansehen eines legendarischen Stoffes
  • zu geben, nur ganz vereinzelt blickte noch die Hoheit der alten
  • Heldenlieder durch.
  • Diese geistliche Flickarbeit muss im Zusammenhang betrachtet
  • werden. Sie tritt einerseits in neuen Zügen hervor, mit denen
  • die Handlung bereichert wird und die alle an dem gleichen Ge-
  • präge, der gleichen Tendenz kenntlich sind, andrerseits an Ruhe-
  • punkten der Erzählung in kurzen erbaulichen Betrachtungen,
  • Gebeten und geistlichen Ausblicken.
  • Eine Reihe von Episoden dient nur dem Zwecke ein Wunder
  • vorzuführen. Die typische Form dafür ist, dass Maria sich des in
  • Verlegenheit geratenen Helden erbarmt und ihren Sohn bittet ihm
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  • GLV GeiaÜiche Elemente.
  • beizustehen, woranf Christas ihm Hilfe sendet, meist durch einen
  • oder mehrere Engel. So wird die Rettung aus dem Klebermeer
  • V. 365 ff. vollzogen, welches der Dichter aber vermutlich nicht aus
  • der Herzog-Emst-Sage entnommen hat (vgl. Anmkg. zu V. 366):
  • es war ja in Deutschland auch aus andern Quellen längst bekannt.
  • Ebenfalls auf Marias Wunsch sendet dann Christus dem nackten
  • Helden 30 Pfennige, dass er dafür den grauen Rock erstehe. Und •
  • hier schliessen sich gleich zwei neue Wunder an. Als der fttr den
  • Rock geforderte Preis sich aus der himmlischen Geldspende nicht
  • bestreiten ISsst, reisst derselbe plötzlich wie faul auseinander, sodass
  • er ihm für die 30 Pfennige überlassen wird: sobald ihn aber Orendel
  • anlegt, erscheint er wieder nagelneu. Dies Motiv kehrt in Legenden
  • nicht selten wieder, bestimmte Beispiele sind mir allerdings gegen-
  • wärtig nicht zur Hand. Ebenso ist die Begegnung mit dem Riesen
  • und Grendels Einkerkerung V. 790 ff. nur um der himmlischen Be-
  • freiung willen eingeschoben. V. 997 ff. bringt der Engel Gabriel,
  • ein Paar goldene Schuhe, weil die groben Bundschuhe Grendels nicht
  • in den Stegreif passen. Viermal wird der Graurock im Kampfe von
  • den Erzengeln getröstet und unterstützt 1387 ff. 1662 ff. 2015 ff.
  • 2792 ff. Endlich ist die Episode vom Zwerge Alban, der Bride
  • durch einen hohlen Berg in Grendels Gefängnis führt, aber dann
  • die Tür zuschlägt, weil sie ihm nicht zu Willen sein mochte, und
  • der darauf von einem Engel blutig geschlagen wird, bis er Beide
  • befreit, wieder nur um ihres wunderbaren Ausgangs willen erfanden.
  • AU)an mag aus Alberich der Reimbequemlichkeit halber gemacht
  • sein, und dass Brides Minne begehrt wird kommt im Gedicht noch
  • oft genug vor. Gb die eben angeführten Motive entlehnt sind oder
  • aus des Spielmanns eigener Erfindung stammen, ist übrigens gleich-
  • gültig: nehmen wir auch das letztere an, so würde doch unser Ur-
  • teil sich um nichts günstiger gestalten, denn Derartiges musste auch
  • der dürftigsten Phantasie gelingen. Genug dass die Sucht nach
  • Wundem überall hervortritt. Komisch genug wirkt die pathetische
  • Aufforderung V. 2361 f., als Grendel im Kerker liegt: Nu rätent
  • mit dUen iuwem sinnen Wie wir in von dannen bringen (vgl.
  • V. 375 f. 2476 f.). Die Antwort wird dem damaligen Publicum
  • nicht schwerer geworden sein, als uns heute: die Hauptsache dabei
  • war ja nur, dass der Spielmann einen Augenblick Zeit gewann die
  • trockene Kehle zu netzen.
  • Auch sonst ist an Engelerscheinungen kein Mangel: drei Mal
  • wird den Gatten untersagt der Minne zu pflegen 1803 ff. 2844 ff.
  • (wo die Prosa, um auf das fromme Paar kein unlauteres Licht zu
  • werfen, beifügt, dass die vorgeschriebenen 9 Jahre der Enthaltsam-
  • keit abgelaufen wären) 3868 ff. Der Engel, der Triers Belagerung
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  • Geistliche Elemente, GV
  • angezeigt hat, befiehlt auch V. 3162 ff. den heiligen Rock in Trier
  • zu lassen, wo das jüngste Gericht abgehalten werden und Christus
  • seine heiligen fünf Wunden zeigen solle. Ein Engel erscheint auch
  • Bride am heiligen Grabe V. 1890 ff. Und die Stimme Gottes, die
  • der Königin von dem schiffbrüchigen Orendel gesagt hat, der ihr
  • Gatte und Herr über das heilige Grab werden solle (V. 1440 ff.),
  • weckt auch Orendel aus dem Schlafe, als sein Heer seiner Hilfe
  • bedarf 3697 ff. Nur einmal, wo auch ein Engel ausgereicht hätte,
  • verfällt der Dichter auf ein andres Mittel: als Orendel, Bride und
  • Ise in der Burg Minolts belagert werden, lässt er Maria einen Brief
  • schreiben, den eine Turteltaube ins Lager trägt und gerade auf den
  • Altar fallen lässt, als der Priester eine Messe singt; diesen Brief
  • bindet dann der Führer des Heeres an seinen Speerschaffc (V. 3446 ff.).
  • Orendels grosse Frömmigkeit wird fortwährend betont: Gleich
  • nach der Schwertleite eilt der junge König in die Kapelle, um
  • Marias Segen zu erbitten (182 ff.). Als die Schiffe mit Speise und
  • Trank ausgerüstet sind, lässt ihn der Dichter die albernen Worte
  • sagen: „Das will ich alles verzehren dem heiligen Grab zu Ehren"
  • (237 f.). V. 266 f. ermahnt Orendel seinen Vater, dass er ja keinen
  • Ritter zwinge ihm wider Willen zu folgen, denn wenn ein Solcher
  • auf der Fahrt untergehe, so würde Gott sie am jüngsten Tage für
  • dessen Seele verantwortlich machen. Bei der Aufforderung der Ritter
  • zur Teilnahme an der Fahrt erwähnt er von seiner Brautwerbung
  • nichts, sondern fragt nur, wer um des heiligen Grabes willen mit-
  • ziehen wolle V. 291 f. 296 f. Vor der Abfahrt lässt er ein Bild
  • von der Marter des Herrn giessen, um es in Jerusalem zu opfern
  • (V. 323 ff.). Die Gebete Orendels werden stets ausführlich mit-
  • geteüt, vgl. 450 ff. 564 ff. 681 ff. 1376 ff. 2696 ff. Als seine
  • Rettung aus dem Schiffbruch berichtet wird, vergisst der Dichter
  • nicht zu bemerken: er häte got gar wol vor ougen 472. Den
  • vorbeifahrenden Fischer ruft er an, er solle ihn mitnehmen um Gott
  • und des heiligen Grabes willen V. 514 f., ähnlich 542. 917 u. s.w.
  • Der Frau des Fischers , die ihn wegen des an ihn begangenen Un-
  • rechtes um Verzeihung bittet, erklärt er mit der Miene eines Beicht-
  • vaters: „Gott vergebe euch eure Schuld, wir sollen trachten nach
  • seiner Huld!" (V. 782 ff.). Als er nach Jerusalem kommt, wohnt
  • er gleich einer Messe bei, opfert am heiligen Grabe seine Habe und
  • verspricht, ihm mit Leib und Seele zu dienen (814 ff.). V. 1478 ff.,
  • wo Orendel erklärt, nie eines Mannes Eigen gewesen zu sein, unter-
  • lässt er nicht hinzuzufügen: an alein gotes des vil guoten Und
  • Sant Märten stner muoter. Mit seinem Gottvertrauen tröstet er
  • auch Bride vor dem Kampfe mit Liberian V. 1750 ff. und mitPelian
  • V. 1890 ff. V. 1948 ff. legt er vor dem Kampfe am heiligen Grabe
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  • CVr Geistliche Elemente.
  • seine Kleider nieder, legt den heiligen Rock an, lässt sich eine
  • Messe singen und nimmt das Abendmahl. In der Bekehrung der
  • Heiden verfährt er sehr entschieden: was sich nicht taufen lassen
  • wül, wird niedergehauen, vgl. V. 2124 ff. 2825 ff. 3126 ff. 2581 ff.
  • 2764 ff. 3734 ff. 3862 ff. Sogar seine Worte verbrämt er fort-
  • während mit Wendungen wie durch got, durch daz heilige grab,
  • nun helfe uns got, daz vergelte dir got, wizze got, wizze Crist
  • u. s. w., Beteuerungen, die auch die übrigen Hauptpersonen häufig
  • genug im Munde führen. Solcher Frömmigkeit gegenüber darf aber
  • der Priester V. 3675 ff. mit Recht sagen: wer dem Graurock bei-
  • steht, dem ist Gott und Maria hold.
  • Bride als Tochter Davids (V. 1601), dessen Schwert und Krone
  • sie besitzt, als Beschützerin des heiligen Grabes und Gebieterin der
  • Tempelherren giebt ihm an Frömmigkeit wenig nach. Gleich bei
  • der ersten Begegnung wirft sie Orendel vor, dass er ihr die Hüter
  • des Grabes erscWagen habe, doch er erklärt, er habe nur ihre heid-
  • nischen Knechte getötet (V. 1427 ff.). Auch sie ist eine fleissige
  • Beterin, vgl. V. 1890 ff. 2041 ff. 2696 ff. 3264 ff. 1750 ff., wo
  • sie sogar in fortwährendem Gebete am heiligen Grabe verweilt, ohne
  • zu essen oder zu trinken. Gegen die Heiden kennt auch sie keine
  • Nachsicht: als Mersilian und Stefan mit ihren Mannen ihnen ent-
  • gegenfahren, erklärt sie, wenn das Heiden seien, dürfe Keiner
  • davonkommen V. 2915 ff. Und sie weigert sich, Minolts Gattin zu
  • werden, wenn er sich nicht taufen lasse (V. 3242 ff.). V. 2375 ff.
  • bittet sie Gott, den gefangenen Graurock in Westval zu beschirmen,
  • oder sie wolle den Altar zerbrechen und dem heiligen Grabe jedes
  • Opfer entziehen. Für so unkirchliche Rede erhält sie gleich von Durian
  • den gebührenden Verweis. Aehnlich wird auch Orendel V. 3322 ff.
  • von Ise getadelt.
  • Bei Letzterem tritt die geistliche Tendenz weniger hervor: er
  • wird am heiligen Grabe zum Herzog geschlagen; und als sie zur
  • Burg Minolts kommen, schlägt Ise vor erst zu prüfen, ob der Tür-
  • hüter auch ein Christ sei, darauf folgt das Gebet Achilles V. 341 2 ff.
  • — Auch König Ougel ermahnt seinen Sohn, Leib und Seele dem
  • heiligen Grabe zu opfern V. 226 ff.
  • Zuweilen flicht der Dichter eigene Bemerkungen ähnlichen
  • Characters ein: so kann er sich nicht enthalten, als Orendel den
  • Rock für 30 Pfennige kauft, zu bemerken als vü was ouch der
  • ^ste schätz Da got unser her vmb verkoufet wart (V. 748 f.).
  • V. 170 f. deutet er vwaus auf die Eroberung des heiligen Grabes
  • und die Bekehrung der Heidenschaft durch Orendel. Als Ise den
  • verloren geglaubten Herren und seine Gattin wiedersieht, fügt der
  • Dichter hinzu: so viel Liebes möge uns auch geschehen, des helfe
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  • Spielmännische Züge. CVII
  • uns der himdische degen Und welle unser aUer pflegen ! (V. 2499 f.).
  • Und als der Priester, dem die Taube den Brief Marias tiberbringt,
  • deshalb die Messe abbricht, kann er einen Tadel nicht unterdrücken :
  • Das ist noch nie dagewesen und soll auch nie wieder vorkommen,
  • und finge auch die Kirche zu brennen an, der Priester soll seine
  • Messe fertig singen (V. 3658 ff.). Indem er am Ende Orendel, Bride,
  • Ise und Achille einmütig der Welt entsagen und ins Kloster gehen
  • lässt, setzt er seiner dichterischen Leistung die Krone auf, und mit
  • einem frommen Wunsche für sich und seine Zuhörer schliesst er das
  • Gedicht.
  • Zwischen dem burlesken, ausgelassenen Ton des Morolf, des
  • älteren Oswald und der philisterhaften Moralität des jüngeren Oswald
  • hält unser Dichter eine leidliche Mitte. Die geistliche Uebermalung
  • ist weder in den übertriebenen Farben des letzteren aufgetragen,
  • noch sucht sie durch kecke parodistische Lichter zu wirken, wie
  • jene. Aber wirklich ernsthaft darf man sie hier auch nicht auf-
  • fassen, die Absicht macht sich zu deutlich fühlbar, und um geist-
  • liche Erbauung und Erhebung der Gremüter war es dem Dichter
  • eben nicht zu tun. Immerhin tritt der Spielpaann mehr in den
  • Hintergrund, als in den verwanten Dichtungen dieses Kreises.
  • Eine Gestalt, auf die sich die Züge des Spielmanns hätten
  • tibertragen lassen, wie Morolf, Alberich oder der Rabe Oswalds,
  • eine solche Gestalt brachten dem Dichter seine Quellen nicht ent-
  • gegen. So fand er nur nebenbei hie und da Gelegenheit seiner Zunft
  • den tiblichen Tribut zu bringen: in der Einführung des sprach-
  • kundigen Wallers Tragemund V. 103 — 146, in der Behandlung, die
  • Bride dem ungetreuen Kämmerer angedeihen lässt, indem sie ihm
  • den Rücken schlägt, ihn an den Haaren zu Boden reisst und mit
  • Füssen tritt (1612 ff.*) vgl. 2439 ff.), in der Gewährung von Rossen
  • als Botenlohn 1169 ff. 3033 ff., und in der Belohnung durch Klei-
  • dungsstticke 56 ff. 2223 ff. 2331 ff. Das sind Situationen des wirk-
  • lichen Lebens, die in allen Spielmannsdichtungen mit unbedeutenden
  • Variationen wiederkehren.
  • Dagegen ist in der ganzen Anlage des Gedichtes die spiel-
  • männische Schablone unverkennbar, und damit kommen wir zu
  • der zweiten Hauptleistung des Ueberarbeiters.
  • Aus der in seiner Quelle irgendwie (vielleicht wie in andern
  • Heimkehrsagen durch einen Traum) motivierten Ostfahrt Orendels
  • und seiner Trennung von der Gattin macht er eine Orientfahrt
  • des Königs Orendel von Trier zur Gewinnung einer Braut im
  • Morgenlande. Das ist der bekannte, der gesammten Spielmanns-
  • *) Diese möglicher Weise schon in der Vorlage, vgl. S. LXX. XOVI.
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  • CVin Behandlung der ersten Quelle.
  • dichtung gemeinsame Brautfahrtvorwnrf; mit dem die Richtnng anf
  • das Morgenland und die Heidenbekehrnng anf das Engste zusammen-
  • hängt, während die Localisiemng Brides in Jerusalem und Orendels
  • in Trier 7 sowie dessen Kampf um das heilige Grab erst aus der
  • Einflechtung einer Legende zu erklären ist. Den Schiffbruch Orendels
  • bis zur Anrufung Ises nahm der Ueberarbeiter aus seiner Vorlage
  • unverändert auf. Das Misstrauen aber, mit dem Ise. im alten Ge-
  • dichte dem nackten Fremdling begegnet, der sich ihm als den schiff-
  • brüchigen König Orendel zu erkennen gegeben — dies berechtigte
  • Misstrauen bauscht er in alberner Uebertreibung auf: Ise hält den
  • nackt und hilflos in öder Wildnis Gestrandeten für einen Eäuber
  • und Dieb! Und statt seinen Namen zu nennen, muss ihn Orendel
  • thörichter Weise verschweigen und sich für einen gescheiterten
  • Fischer ausgeben, aus dem einfachen Grunde, weil in dem Fisch-
  • zuge Orendels, wobei sich der graue Rock — in Anknüpfung an
  • die Vorgeschichte — im Fischmagen wiederfindet, ein Wunder vor-
  • geführt werden soU. Dieser wunderbare Fischzug erklärt auch die
  • Veränderung, dass Orendel von Ise nicht — wie in der Quelle —
  • die Hälfte seines Gewandes, sondern den ganzen Rock erhält.
  • Während aber in der Vorlage Rock, Ross und Schild zusammen-
  • gehören, riss sie der Spielmann mit seiner Vorliebe für Wieder-
  • holung ähnlicher Motive auseinander, unterdrückte deshalb an dieser
  • Stelle den Rossfang Ises und lässt seinem Helden Ross und Schild
  • erst später durch einen Heiden Mercian zu Teil werden, wiederum
  • gegen das Gelöbnis der Dienstbarkeit; dabei bildet er die Scene von
  • der Bändigung des Rosses dem Rossfang Ises nach, wie oben ge-
  • zeigt wurde. Wie durch diese willkürliche Spaltung die einzelnen
  • Z\}Lge ganz unverständlich geworden sind, ist ebenfalls früher aus-
  • führlich dargelegt worden. Als Orendel eine Reihe von Freiem be-
  • siegt hat, sendet ihm Bride einen Boten, ihm ihre Minne zu ent-
  • bieten. Der Brautfahrer Orendel wäre ja damit am Ziele seiner
  • Wünsche, könnte frisch zugreifen, und das Lied wäre glücklich zu
  • Ende. Statt dessen speist er den Boten mit dürren Worten ab und
  • verleugnet sich. Dasselbe alberne Schauspiel wiederholt sich dann
  • nach jedem der Riesenkämpfe und geht sogar so weit, dass der
  • vorher so minneeifrige Orendel das ihm angebotene Beilager aus-
  • schlägt und ein Schwert zwischen sich und die Jungfrau legt. Wie
  • dieser kindische Widersinn nur aus dem tiefen Grundgedanken der
  • alten Dichtung zu begreifen ist, wurde S. XCV f. auseinandergesetzt.
  • Während femer in der Vorlage ein neidischer Freier der Königin
  • zum Vorwurf macht, dass sie einen gemeinen Mann in knechtischer
  • Tracht küsse, muss hier nach allem Vorangegangenen Mercian die
  • Königin schelten, weil sie seinen Knecht küsse. Aus dem treff-
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  • Behandlung der ersten Quelle, CIX
  • liehen Schwerte, das Bride dem Gratten reicht, und das jedenfalls
  • sein eigenes, seiner Hand allein vorbehaltenes war, macht der Be-
  • arbeiter das Schwert Davids. Dass endlich im dritten Kampfe, als
  • Bride die eigenen Mannen anfallen will, Orendel sich plötzlich pa-
  • thetisch zn erkennen gibt, wirkt in unserer Bearbeitung einfach
  • lächerlich: was soll damit entschieden werden? wie dieser herge-
  • laufene Ankömmling heisst, kann den Freiern herzlich gleichgiltig
  • sein. Dennoch sind sie tief erschrocken und huldigen ihm augen-
  • blicklich. Für dieses sinnlose Betragen stand dem Spielmann eben
  • kein Motiv zu Gebote. Aber das mehr als überraschende Benehmen
  • Brides, die, obwol von einer glänzenden Freierschaar umworben, für
  • den unbekannten, dürftig gekleideten Fremden so energisch ins Zeug
  • geht und sich ihm geradezu an den Hals wirft, während er, der
  • sie doch gern besitzen möchte, eine jüngferliche Sprödigkeit heraus-
  • kehrt, die sie nur noch zudringlicher macht — dies Benehmen hat
  • der Spielmann doch wenigstens durch ein bestimmendes Motiv zu
  • mildem gesucht: die Stimme Gottes hat ihr verkündigt, dass König
  • Orendel von Trier ihr Gatte werden solle und bestimmt sei das
  • heilige Grab zu gewinnen. Das stimmt aber vortrefflich zu seiner
  • ganzen geistlichen Neigung und seiner Motivierungsweise über-
  • haupt, die in ihrer gedankenlosen Bequemlichkeit am Liebsten
  • Alles dem Himmel und seinen woltätigen Heiligen in die Schuhe
  • schiebt. Unter seinen groben Händen ist also Alles, was im alten
  • Gedichte edel und tief begründet war, albern und unverständlich
  • geworden, die Gestalt Orendels fast zu einer Fratze und Bride
  • — im besten Falle! — zu einem Character, der nicht nach eigener
  • Willensmeinung, sondern unter der Einwirkung einer himmlischen
  • Bestimmung handelt.
  • Was der Ueberarbeiter an neuen Zügen dem Gang seiner
  • Quelle eingefügt, hängt fast durchweg mit derselben geistlichen
  • Tendenz zusammen und ist vorhin unter diesem Gesichtspunkt er-
  • örtert worden. Daher erklärt sich auch, dass aus den Freiem und
  • ihren Mannen zum grössten Teile Heiden gemacht sind, die von
  • Orendel erbarmungslos niedergemetzelt werden. Sonst beschränken
  • sich die Zutaten auf den ganz physiognomielosen Seekampf mit dem
  • Heidenkönig Pelian V. 401 ff. die Schachspielscene zwischen Mercian
  • und Sudan, die in der Volksepik traditionell ist (vgl. Vogt, SM.
  • S. CXXI), die Schilderung kunstvoller Schmiedearbeit (vgl. Anmkg.
  • zu V. 973), die Berufung der Tempelherren durch Bride (allerdings
  • wieder auf himmlische Weisung) V. 1910 ff.*) und die Gattin, die
  • Ise beigegeben ist (vgl. unten).
  • *) In dem Hohn der Tempelherren V. 1975 ff., Orendel sei wol aus
  • dem Kloster entronnen, steckt gewiss ein echtes Stück der alten Dichtung.
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  • OX Selbständige Zwischetüiandlung.
  • Den Schluss des alten Gedichtes hat der Ueberarbeiter, wie
  • schon auseinandergesetzt wnrde, gröblich verschoben. Nach der Vor-
  • lage ruft Orendel seinen Woltäter Ise an den Hof, Dieser kommt
  • in seinem grauen Rock und kehrt reich belohnt nach Haus zurück.
  • Der Spielmann wollte aber jetzt auch Ise mit einer grösseren RoUe
  • bedenken und brauchte eine Anknüpfung, um seinen Faden weiter
  • fortzuspinnen. In seiner plumpen Weise nahm er deshalb die Be-
  • rufung Ises durch Orendel von ihrem richtigen Platze und setzte
  • sie erst nach Ises Rückkehr ein, um nun flott weiter erzählen zu
  • können. Dafür Hess er an jener Stelle Ise von selbst erscheinen
  • und seinen Knecht zurückfordern: das ist aber ein Missverständnis,
  • denn Ise hat nach der Vorlage dazu nicht das mindeste Recht. Und
  • so ergibt sich denn der grobe Widerspruch, dass Orendel, nachdem
  • er eben sein Verhältnis gelöst hat, sich ihm immer noch verpflichtet
  • fühlt und ihn abermals beruft, als wäre nichts geschehen. So hat
  • die gedankenlose Sudelei der Bearbeitung Verwirrung über Ver-
  • wirrung angerichtet.
  • Nunmehr folgt ein grösseres Stück, in dem der Bearbeiter ganz
  • auf eigenen Füssen steht. Ise wird zum Herzog geschlagen. Jetzt
  • sehen wir auch, warum Ise V. 590 ff. als ein Beherrscher von
  • 800 Fischern und Besitzer einer herrlichen Burg bezeichnet wird:*)
  • wer zur Herzogswürde auserkoren war, durfte kein gemeiner Mann
  • sein, der in dürftiger Hütte haust. Um seine neue Würde gleich
  • zu bestätigen, gebietet Ise eine Heerfahrt nach Westval, bei der
  • Orendel und später auch Bride gefangen werden, natürlich nur, um
  • wieder durch himmlische Hilfe befreit zu werden (vgl. S. CIV).
  • Darauf senden die babilonischen Könige Elin und Durian den Her-
  • zog Daniel mit Fehdebriefen zu Orendel, der den Boten mit zwei
  • mächtigen Faustschlägen abfertigt gegen alles Völkerrecht. Orendel
  • besiegt darauf Durian im Zweikampf, wiederum mit himmlischer
  • Unterstützung, und die Heiden unterwerfen sich sammt und sonders.
  • Auch das sind wieder ganz physiognomielose Kämpfe ohne das ge-
  • ringste poetische Interesse, bei denen es sich in erster Linie darum
  • handelt, möglichst grosse Massen von Heiden zum Christentume zu
  • bekehren. Aber der heilige graue Rock muss nun vor Allem nach
  • Trier gebracht werden. Orendeln erscheint also der übliche Engel —
  • fataler Weise gerade, als er mit Bride das Lager teilen will
  • (V. 2844 ff.) — der ihm verkündet, dass Trier von Heiden belagert
  • sei. Sie rüsten sich zur Abfahrt und übergeben Ise das heilige Grab.
  • Doch Dieser lehnt es ab, weshalb sie es dem Schutze zweier Her-
  • *) Der grobe sich daraus ergebende Widerspruch zu der „Klause" ist
  • oben S. LXXIII besprochen worden.
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  • Selbständige Zwischenhandlung. Behandlung der zweiten Quelle. CXI
  • zöge anvertrauen, die es an die Heiden verraten. Unterwegs stossen
  • Mersilian und Stefan zu ihnen, Ises mächtige Söhne, die wiederum
  • zu dem „armen Fischer" gar nicht passen. An dieser Stelle ver-
  • wertet der Bearbeiter den Rossfang Ises aus dem alten Gedicht mit
  • der albernen Motivierung, dass Bride Orendel auffordert, ihren
  • Mannen Rosse und Gewänder zu kaufen, damit sie die Blicke der
  • Frauen auf sich. lenken (V. 2984)! Dann zieht die ganze Schaar
  • auf dem bekannten Kreuzfahrerwege nach Metz und Trier, wo die
  • Belagerer (die hier sogar noch Heiden sind, damit sie nachher zu
  • grösserer Erbaulichkeit wieder getauft werden können) im Buss-
  • gewand ihm reumütig entgegenziehen. Ein Engel befiehlt, den hei-
  • ligen Rock in Trier zu belassen, wo er in einem Steinsarg verwahrt
  • wird. Damit hat der Bearbeiter sein Hauptziel erreicht. Diese ganze
  • Partie trägt aber durchaus den Stempel seiner kläglichen Erfindungs-
  • armut und stümperhaften Darstellungsweise. Der immer wieder be-
  • tonte Gegensatz zwischen Christen und Heiden, das fortwährend
  • wiederholte Eingreifen des Himmels, diese aneinandergereihten Kämpfe,
  • deren ermüdende Langeweile nicht durch eine lebhaftere Schilderung,
  • ein anschaulicheres Bild, eine poetische Wendung unterbrochen wird
  • — das AUes zeigt hinlänglich, wie ein solcher Stümper arbeitete,
  • wo ihm keine ausgeführte Quelle zur Seite stand.
  • Wie die Dichter des Morolf und des Rother nimmt aber auch
  • unser Bearbeiter jetzt den abgesponnenen Faden von Neuem auf und
  • trägt die Geschichte nochmals in abweichender Gestalt vor. Und
  • für diese Fortsetzung stand ihm, wie wir sahen, eine zweite treflf-
  • liche Vorlage zu Gebote. Den Anlass zur Rückkehr nach Jerusalem
  • gibt ein Traum Brides, Jerusalem sei wieder in der Heiden Gewalt.
  • Ich möchte glauben, dass darin ein echter Bestandteil der alten
  • Dichtung steckt, wo wahrscheinlich Orendels Ostfahrt, wie in vielen
  • verwanten Sagen, durch einen Traum motiviert war. Im Uebrigen
  • besteht des Bearbeiters Thätigkeit hier eigentlich nur in der grenzen-
  • losen Verwirrung, durch die er das schöne Gefüge seiner vortreff-
  • lichen Quelle zerstört hat (vgl. oben S. LXXVI f.). Ausserdem
  • streute er eine Anzahl geistlicher Brocken ein, die bereits näher
  • bezeichnet wurden, und liess auch Ise an der Handlung durchweg
  • teilnehmen, ohne dass aber Dieser über die RoUe eines Statisten
  • hinauszukommen vermöchte: V. 3722 schlägt er dem Pförtner den
  • Kopf ab, 3752 zündet er die Burg an, V. 3740 lässt ihn der
  • Ueberarbeiter statt Orendels, wie es natürlich in der Vorlage lautete,
  • den Nebenbuhler erschlagen. Dass Orendel und Ise ihr Heer ver-
  • borgen halten und allein nach Minolts Burg aufbrechen (V. 3355 ff.)
  • erinnert an Morolf, Rother, Oswald u. A. Die Herausführung Brides
  • aus der Burg 3368 — 3401 ist eine ungeschickte Scene, die auch
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  • OXII Behandlung der zweiten Quelle. CharacteriaWc, Höfische Elemente.
  • eigentlicli nur V. 3225—40. 3308—21 wiederholt. Die Wafl&iung
  • Brides (V. 3825 ff.) ist der Ausrüstung Orendels und Ises bei
  • Achille (V. 3494 ff.) nachgebildet. Der Schlaftrunk, von dem Wolf-
  • hart berauscht erschlagen wird, ist wol aus der Geschichte der
  • Judith entnommen. Darauf folgt die Zurückgewinnung des heiligen
  • Grabes und allgemeine Heidentaufe; der mönchische Schluss stimmt
  • zu den andern Spielmannsdichtungen.
  • Die von dem Bearbeiter neu eingeführten Persönlichkeiten wie
  • Herodes, Schiltwin, Alban, Pelian sind blutlose Schemen ohne die
  • allergeringste individuelle Färbung. Ein gewisser Ansatz zu einer
  • Characteristik zeigt sich nur in der wiederholt hervortretenden
  • Neigung zu paarweiser Gegenüberstellung von Personen, wobei stets
  • derselbe Gegensatz zum Ausdruck kommt. Meister Ise ist dem
  • nackten Fremdling nicht Übel gesinnt, er nimmt ihn mitleidig auf,
  • seine Frau aber will, dass er ihn in das Meer werfe (614 f.), erst
  • bei seinem Abschied bittet sie um Verzeihung für ihr unbilliges
  • Benehmen. Aehnlich ist das Verhältnis bei Mercian und Sudan.
  • Ersterer überlässt dem Graurock gern sein Ross und warnt ihn
  • vor seiner unbändigen Natur, er sollte es lieber an einen Stein
  • führen, um ohne Schaden hinaufeusteigen (956 ff.); Dieser aber
  • schmäht ihn mit hochfahrenden Worten um seiner knechtischen
  • Kleidung willen und trachtet ihm nach dem Leben. Derselbe Gegen-
  • satz kehrt auch bei Warmund und Berwin wieder: Jener will un-
  • willig dem Rossfang Ises Einhalt tun. Dieser hält ihn bedachtsam
  • zurück (3014 ff.). Weniger deutlich tritt dies Verhältnis bei Elin
  • und Durian hervor, gar nicht mehr bei den Brüderpaaren Mersilian
  • und Stefan und den zur Hut des Grabes bestellten Herzögen. Da-
  • gegen stehen sich in Minolt und Achille, in Wolf hart und Daniel
  • wieder begehrliche Selbstsucht und unbestechliche Mannentreue gegen-
  • über. Der Waller Tragemund ist der bekannte Typus der fahrenden
  • Leute. So geht auch die Characteristik nirgends über Hergebrachtes
  • oder Typisches hinaus, und wo sich eine scharf umrissene und folge-
  • recht gezeichnete Persönlichkeit wie Orendel, Bride, Ise, der Buhle
  • oder der Pförtner durch die Quellen wirklich darbot, da hat der
  • täppische Ueberarbeiter mit seiner ganz abweichenden, durch die
  • Veränderung des Grundplanes bedingten Motivierung oder mit der
  • Alles ausgleichenden Langeweile seines Legendentones die Linien nur
  • verwischt und verdunkelt.
  • Von höfischer Bildung ist unser Spielmann noch kaum gestreift
  • worden: zwar sind ihm die ritterlichen Kampfspiele nicht fremd, wie
  • die Scene in Brides Burghof lehrt, sogar der Begriff des Turniers
  • ist ihm geläufig (V. 2324) ; auch das vornehmste Spiel der höfischen
  • Kreise, das Schachspiel erwähnt er (V. 901) und bedient sich sogar
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  • Höfische Elemente. Alte epische Züge. GXIII
  • einer Anzahl höfischer Wörter : Jamer 1945, sablar lllßf tumier
  • 2824, rabtt 1276. 2094, danehen sehr häufig kemenäte, gake, die
  • freilich in allen Volksepen vorkommen.*) Aher der Frauendienst
  • spielt im Gedichte noch keine Rolle: hier ist noch, wie in alter
  • Zeit, der Mann der Begehrenswerte, zu dem die Frau dienend auf-
  • schaut. Das Wort minne wird nur in sinnlicher Bedeutung ver-
  • want (1807. 1827. 8872), ebenso liebe 3227 und huM 3806, gleich-
  • bedeutend mit hwlscliaft 2429. Von höfischer Etikette findet sich
  • noch nicht die leiseste Spur. Die Form der Anrede ist noch ganz
  • ungeregelt. Im Allgemeinen gilt „Du" als Anrede, ob nun ein
  • Höherer zu einem Niederen spricht oder umgekehrt, oft genug
  • wechseln „du" und „ihr" in demselben Satze. So sagen z. B. Ise
  • und seine Gattin „Ihr" zu einander 606. 619, aber 659 „du".
  • Orendel ihrzt seinen Vater 195, bekommt aber „du" zurück. Bride
  • nennt Orendel meist „ihr", aber 1509 f. 1579. 1637 ff. 1832.
  • 2083 f. u. s. w. duzt sie ihn. Sogar der Kämmerer redet Bride
  • einmal mit „du" an 1617 ff., ebenso Durian (2388) und Alban 2442.
  • Auch Princian duzt Minolt 3248 ff. 3577 ff., Durian Wolfhart
  • 3792 ff. Beispiele für Wechsel von „du" und „ihr" in einem Atem
  • sind 530. 535. 941. 942. 947. 948. 1439. 1452. 2462. 2463.
  • 3548. 3551 u. s. w. So geht Alles bunt durcheinander. Das höf-
  • liche Willkommenheissen bei der Ankunft, das meist erwähnte Ur-
  • laubnehmen beim Abschied findet sich in anderen Spielmannsgedichten
  • auch. Gemütsbewegungen kommen ungehemmt zum Ausbruch : Orendel
  • rauft sich vor Jammer das Haar aus (669), Bride bricht, als sie
  • von Orendels Gefangennahme erfährt, in heisse Thränen aus und
  • droht sogar dem Himmel (2373 ff.). An kostbaren Stoffen kennt das
  • Gedicht nur Pheller, Seide und Zobel, an Edelsteinen nur Jachant,
  • Smaragd und Rubin.
  • Zu dieser kaum merklichen Beeinflussung durch höfisches Wesen
  • stimmt der niedrige Bildungsgrad des Bearbeiters, wie er in der
  • unwürdigen Behandlung des Kämmerers durch Bride (1614 ff.),
  • Mercians und Daniels durch Orendel (1486 ff. 2611 ff.), sowie in
  • der wiederholten Prügelei der Albanscene 2489 ff. 2480 ff. hervor-
  • tritt. Dagegen hat uns das Gedicht eine Reihe von altertümlichen
  • epischen Zügen bewahrt, die ich — und zwar, der besseren Ueber-
  • sicht wegen, auch soweit sie der älteren Grundlage angehören —
  • hier im Zusammenhang aufführen will. Die Mannen, vom Fürsten
  • zur Beratung berufen, stellen sich ringförmig auf (V. 288). Wer
  • sich an der Expedition beteiligen will, legt zum Zeichen seiner Mit-
  • *) Andere Fremdwörter wie capelle, messe, mimster, evangelium
  • stammen natürlich aus der Sprache der Geistlichkeit.
  • Orendel. VIII
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  • CXIV Alte epische Züge, Darstellung.
  • wirknng goldene Sporen an (320). Beim Aufbruch werden Gesänge
  • angestimmt (344 u. Anmkg.). Mut und Tapferkeit prägen sich in
  • Blick und Bau der Schultern aus (1134. 1181 u. Anmkg.). Als
  • Symbol der unberührten Jungfräulichkeit gilt das zwischen Mann
  • und Weib liegende Schwert (1818 u. Anmkg.). Orendel kämpft
  • allein gegen ganze Heere (1371 flf. 1660 ff. 2035 ff.). Statt zweier
  • Heere kämpfen nur zwei ausgewählte Helden (2691 u. Anmkg.).
  • Bride sitzt wie ein Mann zu Pferde mit einer Stange bewaffnet
  • (2062 ff.). Gold wird in Schilden zugemessen (2195 u. Anmkg.).
  • Einige andere, auf Ausrüstung oder kriegerische Sitte weisende
  • altertümliche ZVige sind in den Anmerkungen nachgewiesen.
  • Was die Darstellung schliesslich angeht, so lässt sich diese mit
  • wenigen Worten abtun. Sie bewegt sich durchaus in den fest-
  • stehenden Formeln der Spielmannspoesie und liebt auch Wieder-
  • holungen grösserer Partieen (485 ff. = 670 ff. 880 ff. 2133 ff.;
  • 840 ff. = 1102 fl. 1426 ff. 1766 ff. 2568 ff. 2744 ff.; 969 ff. =
  • 1038 ff. 1642 ff. 1964 ff. 2055 ff. 2713 ff. 3832 ff.; 1394 ff. =
  • 1672 ff. 2845 ff.; 2567 ff. = 2580 ff. 2748 ff. 2760 ff.; 3225 ff.
  • = 8308 ff. 3373 ff. u. s. w.). Der spielmännische Character der
  • Darstellung tritt besonders bezeichnend in den gelegentlichen Bitten
  • um einen Trunk hervor (vgl. Anmkg. z. 2791), womit vermutlich
  • auch Pausen, wie sie V. 375 f. (Nun rätent alle in disem ringe
  • Wie wir si von dannen l)ringen, vgl. 1141. 2361. 2476) an-
  • gedeutet werd^, ausgefüllt wurden. Wie die Manier der Spiel-
  • mannspoesie in den durchgehends gebrauchten B,eimformeln hervor-
  • tritt, darüber geben die Anmerkungen nähere Auskunft; wie sie
  • sonst in typischen Zahlenangaben, in stehenden Beiwörtern, in den
  • Anreden an die Zuhörer, in Wahrheitsbeteuerungen, Quellen-
  • berufungen, epischen Vorausdeutungen, im Wortschatz u. dergl. sich
  • geltend macht, braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden. Die
  • Technik der Spielleute ist in allem Wesentlichen eine, jedenfalls
  • unter allen Arten schulmässiger Technik, welche wir kennen, die-
  • jenige, die dem Einzelnen der sie ausübt, am Wenigsten selbständige
  • Bewegung verstattet. Eine Betrachtung eines einzelnen Gedichtes
  • nach dieser Seite wäre also wertlos, sobald sie nicht im Zusammen-
  • hange mit den andern Epen dieses Kreises geführt wird. Aber auch
  • eine erschöpfende Darstellung aller dieser traditionellen Kunstmittel,
  • welche hier zu weit führen würde, könnte doch nur bestätigen, was
  • Fr. Vogt in seiner Behandlung der Spielmannschablone (Salm. u. Mor.
  • S. CXXXVni f.) bereits hinreichend festgestellt hat. Erwähnt sei
  • nur noch, dass von der Reimbrechung in unserm Gedichte aus-
  • gedehnter Gebrauch gemacht wird, wofür fast jede Seite Beispiele
  • bietet, und dass die Epitheta, die in der späteren Spielmannspoesie
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  • Darstellung, Gesammturteü. OXV
  • nur noch als Flitter gelten und in der widersinnigsten Weise durch-
  • einander gebraucht werden (vgl. Jänicke zu Wolfdietrich D Vn,
  • 66, 2), hier noch durchaus nach ihrem vollen Bedeutungsinhalt
  • i empfunden werden. Die beginnende Erstarrung im Formelhaften
  • zeigt sich nur gelegentlich in den Anreden Mercians und Durians
  • an Orendel (1090. 2744), die zu der feindlichen Situation nicht
  • passen. Im Uebrigen entbehrt auch die Darstellung jeglichen Reizes.
  • Wo einmal ein sinniger Zug, 'eine poetische Wendung hervortrat,
  • da konnten wir sie auf die benutzten Vorlagen zurückführen oder
  • aber als formelhaft nachweisen, wofür die Anmerkungen zahlreiche
  • Belege bieten. Sonst unterbricht jedoch kein Bild, keine lebhaftere
  • oder individueller gefärbte Ausdrucksweise die öde Einförmigkeit der
  • Erzählungsweise.
  • Nach alledem kann unser Urteil über die Leistung des Ueber-
  • arbeiters nichts weniger als günstig ausfallen. Dem hohen dichte-
  • rischen Werte seiner Vorlagen steht er verständnislos gegenüber;
  • die logische Entwicklung, die Feinheit der Characterzeichnung, die
  • runde Geschlossenheit des Aufbaues — Alles zerfällt ihm unter den
  • Händen. Die hoheitsvolle Heldensage modelt er zu einer trockenen
  • Legende um, und selbst ein gesunder Spielmannshumor vermag nir-
  • gends durchzubrechen. Wo er Eigenes bringt, greift er nur zu
  • Typischem oder zu überliefertem Fabelgut: durch nichts vermag er
  • uns in seiner langweiligen Physiognomielosigkeit für den Verlust
  • seiner trefflichen Quellen zu entschädigen.
  • vin«
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  • Text.
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  • Also guot die wile was,
  • daz der heilige Crist geboren wart,
  • also guot was ouch die wile,
  • daz geboren ward die ktlnigm santJMarle;
  • 5 und wer der heilige Crist nit geborn,
  • so were manige sei verlorn.
  • Ach Jliesus, vil lieber here,
  • nun entar uns ouch nit mere;
  • in din himelsche gemid uns wellest senken,
  • 10 daz wir [nit] daran gedenken,
  • wer uns daz leben hat gegeben:
  • daz hat getan al der weit schöptere^
  • Vil gerne mügent ir hoeren daz,
  • war umb got die vierzig tage fast:
  • 15 daz tet er füi- unser sfinde,
  • der cristenheit zuo einem Urkunde,
  • waz wir durch daz jai- sünden begiengen,
  • daz daz die vierzig tag^^ an sich tiengen.
  • Nun wil ich mir selber beginnen,
  • 20 von dem heiligen gräwen rocke singen.
  • 1-2 eine Zeile in H. 1 was d. w. H, 2 Do — was JD,
  • 4 sant fehlt H. Maria H. 5 Und feldt H. 6 So weren manig
  • tausent seien v. JD. Darauf in H: Die alle sament verloren worent
  • Ob der süsse Krist nit wer geboren. 8-9 in H: Nun flire von
  • uns nit zu verre Din vil hymmelsche genade. 11 gegeben her H,
  • 12 aller [der B] weit [ein H] schöpffer HD. 14 Warum H. die
  • hayligen .XL. tag D. 16 zu vrk. H, 17 daz fMt H. sünde
  • beginent H, 18 Das sy H. die hayligen .XXXX. t. gar D. zügent
  • H, 20 Ynd wil von D, Von dem grauwen rock sprechen do (!)
  • singen H,
  • Grendel. 1
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  • Er ward gewürket zwäre
  • von eines schoenen lemlins liäre,
  • den span die edele und die frie,
  • die künig-inne sant Marie.
  • 25 Min frow Marie in selber span,
  • sant Helena in selber würken be^an.
  • Er ward gewürket und nit genät
  • und ward gewtlrket mit flizen,
  • der gräwe roc sol nit bi-echen noch slizen.
  • 30 El" ward gewürket üf dem bei'g Oliveti,
  • der here slotrf selber dar in.
  • Do der gräwe roc ward bereit^
  • unser her in selber an sinen üb leit;
  • darinnen vaste[t] er vierzig tage
  • 85 nach der heiligen geschrift sage,
  • und mit also guoter minne[n]
  • von der bittern helle wolt er uns gewinnen.
  • Und wie er uns erloste,
  • Sit kam er dem künig Grendel zup tröste.
  • 40 Nun hQei'eht an diesen stunden:
  • ez ward an einem tiutsclien buoch^ funden,
  • wie daz der anne eilende Judas
  • unsers heren verraeter was.
  • Judas unsern hei-en ouch veriiet
  • 45 und genoz sin sid her niet.
  • Die Juden dar zuo giengent,
  • unsern lieren si an daz kriuze hiengent,
  • 22 lambes H, 23 Ben hat gespuimen D, Dar zu span jn H,
  • und frey D. 24 Selber die k. Hy Die edele k. D. Marey Z).
  • 25 sant Mari« Hy sandt Maria D. 2(3 Helene Ä 27 genegt Ä
  • Darauf in D: Das selbige edel minnigkliche wat, in H: Und sol
  • waren allewegent. 28-29 umgestellt in H. 28 Vnd ward auch D,
  • Wan er wart H, 31 Oristus der herr schloff D, Er schloff H,
  • dar jnne H. 34 die hayligen .XXXX. tag ü. 35 Das ist wer
  • als ich vchs sage H. 30 Mit also grosser lieb vnd eren D. 37 Wolt
  • er vns von der b. h. keren D. 39 Do D, Orender (!) wol zu t H,
  • 40 an] zu H, 41 Es wart ein tütsch bucli f. H, gefunden D.
  • 43 veretter Ä 45 Er g. D, sin sicher gar niecht H, sein auch
  • seyd her nit Z>.
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  • — 3 —
  • si legteil in tief- in ein grab.
  • Xnn hoeient, wie ein alter Jude sprach:
  • 50 „Rieher künig Herodes,
  • hiute soltu mir Ionen [des]
  • alles des dienstes, so ich dir hän getan
  • voUeclichen driu und zweinzig jar;
  • richer künig schöne,
  • 55 daz soltu mh" noch liiute Ionen.
  • Gib mir den gi-awen roc vil here,
  • den an truog der cristen i)redigercy
  • vil lieber künig here.
  • so bit ich dich nit mere.
  • ßo Do sprach der künig Herodes:
  • „Da mit si dir gelonet [des].'^
  • Do der jiid die red vernam,
  • er huob üf den grawen roc und tiiiog in frölichen hin dan.
  • Er truog in also gerihte,
  • 65 da er einen schoeneii brunnen wiste
  • und wuoscli in uz dem brunnen
  • und tniog in an die suiinen
  • und breite[t] in üf die erden.
  • daz er solt^^ trucken werden.
  • 70 Unser here Jhesus Ciistus daz gebot,
  • daz sin vil rosenfarbez pluot
  • in dem grawen rocke stuoiit
  • 48 in vil tieff D, 49 hören 1). 50 Ein reicher D, Riechttr H.
  • vnd ouch (auch D) H. HD. 51 Noch hellte D. 53 VoUigklich
  • drey Z). drü imd drissig H. 54 Du r. k. und seh. H, Auch reicher
  • k. herr vnd auch seh. D. 55 Ion H. 56 G. mier d. rock vil
  • gr. her H, hl Den do antrug H, Jhesus d. cristenhayt p. 1),
  • 58 Du vü Z>. 59 dich feUt D. 60 der felilt D, 62 Da nun
  • der i). Also d. H. 68 grawen, frolichen /e/^W D. von dan 1).
  • 64-65 umgestellt in H, 64 also bald mit listen 2). Vnd tet nach
  • sinem gelüste H, 65 seh. lauter br. D, seh. burnen H, wüste H.
  • 68-69 fehlen H. 70-72 in D: Vnser h. i. c. der vü gut Gebot
  • das sein v. ros. p. In d. gr. r. stundt Als er es empfieng am kreütz
  • wundt, in H: Y. h. i. k. das geb. Das s, ros. blut so rot An d.
  • g. r. strunt (!) Also es noch wol ist kunt.
  • 1*
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  • — 4 —
  • in allen den geperden,
  • als er aller ei*st gemartert weie.
  • 75 Als künig Herodes daz ersaeh,
  • er verpot dem selben Juden daz,
  • als lieb im sin leben were,
  • daz er den roc nimmer an tHe.
  • Kr vei-würkte den i*oc vil hart
  • 80 in einen steinenen saic
  • und fuorte in in kleiner wile
  • des meies wol zwo und sibenzig mile,
  • er warf in an der selben stunde
  • zuo des wilden meies gründe;
  • H5 er sprach: „d« lig> du giuwei' roc,
  • du wirst nimmei' mei* funden, daz weiz got!"*
  • Die wazzer sich entsluzzen,
  • do geflozzen,
  • dei* den selben sarc üf prach,
  • «0 da der gräwe roc*. innen lach.
  • Do flöz er diiei* sumertage lang
  • in ein gewilde und in ein land,
  • da kam dei' gi*äwe roc üt* einen sand,
  • da in der enget gotes fand;
  • •♦5 ei* barg in also werde
  • niun klaftern [tief] under die erden.
  • Da lag der grawe roc, daz ist war,
  • volliglichen üf aht jar;
  • 74 aller fehlt H» gemartelt H. 75 A, der konnig d. e. H. ersähe
  • das D. 11 fehlt H, 78 mit seinen äugen njnnmer ansehe 2>, nit
  • trüge noch tet an H, Darauf in 1): Er sprach herr ihesu (Tist
  • Gib mir nun drey tage frist, in H: Er sprach herre des wil ich
  • teding und frist han Das verhot er im an das leben sin Vnd trüge
  • in von der ougen schin. 79 vil fehlt H, Der grawe rock ward
  • verwürcket v. h. D, HO staynen 2>. 81 fürten in I>. in vil cl.
  • wilen H, 82 milen H. 83 zu den stunden H, 84 gründen H,
  • In — grund I), 86 funden wisz g. H. 87 Das wasser kam mit
  • flUssen H. 88 Da kam ein syren geflossen 2>, Do die wasser mit
  • vU sint g. H. 90 lag D. 91-92 umgestellt in K 93-90 feiden
  • H, 94 Do in der syren hin bezwang D, 95 in] sich D. 97 Do
  • kam H. 98 V. wol D, Volleichte H. achte H.
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  • — 5 -^
  • und in dem munden järey
  • 100 do kam der selbe roe zwäre,
  • er kam also werde
  • her wider üf die erde.
  • Do kam ein anner wallender man
  • der wolt zuo dem heiigen grabe gäu;
  • 105 er enkimde mit allen sinen sinnen
  • keiner slahte kiel finden
  • noch keinei* slaht galin
  • [des sollent ir vil sicher sin].
  • Er was geheizen Tragemund,
  • 110 im wärent zwei und sibenzig künigi iche kund
  • do wallet er in Ciperland,
  • do kam der waller uf den sand.
  • Do fand ei* den grawen i-oc guot,
  • den got zuo siner marter truoc;
  • 115 mit sinen snewizen banden
  • zucte er in von dem sande.
  • ei* sprach: „her, den roc hästu mir geben,
  • den wil ich an minen üb legen
  • und wil in tragen also stillen
  • 120 durch des mannes sele willen,
  • der dai' in ertrunken ist.
  • Du weist wol, himelischer Orist,
  • daz ich sin bedarf gar wol;
  • wer nun gote wol getmwet,
  • 125 wie rehte wol der puwet!"
  • — also spra(*h der wallende man —
  • „Dem kan ez nimmei* missegan!"
  • 99 An dem H. 100 derselb grawe rock H. 101 Ztk landt
  • also w. D. 105 Er k. ff. 100 Kainen geschlachten k, f. />,
  • Keinen niergent fynden H. 107 kaine geschlachte D. lOS Das Z).
  • 109 genandt D. 110 zwei und fehlt H, 111 Do wolte er uff
  • Zipperlant H, Cippernlandt Z). 113 Also D. grawen fehlt D.
  • 114 martrer D, martel H. 115 henden H. 116 Schute H.
  • 119 stüle H. 121 in dem rock D. 123 fehlt H, Darauf in
  • D: Als ich von recht vnd pillich sol. 125 Wie recht der wol
  • gepawet D, 126 Also fehlt H, der arme wallende /), der eilende H.
  • 127 Wie kan es jm nun m. H,
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  • — Ö —
  • Er wuoscli den graweil roc vil guoten
  • üz des wilden meres fluoten.
  • 130 Unser here dsw gebot,
  • daz sin vil rosenfarbez pluot
  • in dem gi-awen rocke stuont
  • in allen den geperden,
  • also er des selben tags gemartert were.
  • 135 Do daz der wallende man ersach,
  • daz wort er snelliglichen sprach:
  • „Ach du himelischer trehtin,
  • daz mag wol din roc sin,
  • here, do du empflenge den speres stich,
  • 140 den hastu gellten, here, durch mich
  • und durch allez menschlich künne,
  • wie du uns von der bittern hei gewünne.
  • Dei* roc zimt mir nit zuo haben
  • noch keinem sünder üf ertrich zuo tragen.*'
  • 145 Üf huob er den roc guot
  • und warf in wider in des meres lluot.
  • Do kam ein lisch, der hiez der wale,
  • der veisland den roc in sinen magen.
  • Er fuoi-t in an den selben stunden
  • 150 zuo des wilden meres gi*unde[n],
  • er truog in in sinem magen,
  • als ich die geschiift hoere sagen
  • — daz soUent ir wizzen und ist wAr —
  • volliglich üf aht jar.
  • 128 vil fehlt D, gut H. 120 flut H. 131 Das sin rosen
  • varbes blut rot H, 132 stuont] was behut H» Darauf in U:
  • Gleich also er erste frisch wer wundt. 133 Vnd in D. 134 ge-
  • martelt H. 135 an sach D, 136 sclmellentliclien H, 137 herre
  • mein JJ, 138 Dis H. 139 do fehlt H. empfinge H, empfiengst D.
  • des sp. st. D, den sper st. H. 140 Den litte du H. lieber herre D.
  • 141 menschen könne H, 142 gewönne H. 143 zu tragen H.
  • 144 zu liaben H, 145 den grawen rock g. H, guten D, 140 in
  • des wilden mores fluten D, 147 wal D, walle H, 148 d. rock
  • über alle H. 149 zu den st. H, 150 In HD. 151 visch magen H.
  • 152 Also lang als ich es.uch sagen H. 153 auch war D, das
  • ,ist wor H, 154 VoUentlichen H. Darauf in D: Das mercke
  • wer do wolle Des hat das erste blieb ain ende. •
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  • 15Ö Ez sprichet an dem buoch^ [also]:
  • ein stat ligt üf der Müselen [doj,
  • die ist ziw Triers genant,
  • gar witen ist si erkant.
  • Dar innen was gesezzen
  • i ein here wol vermezzen,
  • künig Otigel was er geheizen;
  • er was ein rehter raeister
  • und ein here richer
  • über zwölf künigriche,
  • i«5 die warent im alle undertan.
  • Der künig ziehen began
  • dri süne herlichö.
  • Dei- eine wart gezogen üf zeize,
  • der junge künig Oi'endel ward er gelieizen.
  • 170 Er ward also rieh und also here,
  • im ward undertan daz heilige grab
  • und daz guot land zuo Jerusalem*?.
  • In zoch der künig, daz ist wai-,
  • volliglichen uf driu zehen jar,
  • 17« do empfleng er sin swert zwiir.
  • An des guoten heren sant Stefans tage,
  • als wir daz buoch hoeren sagen,
  • er gieng über den hof vil snelle
  • in eine rehte schoene capelle.
  • 180 Do liez er sich also süeze.
  • für unser lieben frouwen füeze.
  • 155 Er H. 150 lit H, musel D, musselen H. 157 Sy heisset
  • und ist genant H. 158 Trier und ist ouch wol erkant H. 159 Dar-
  • inne H. 160 gar wol D. 161 eygel D, segel H. genant JS.
  • 162-164 in D: Vber zwölf künnigreichen war er ain herre reicher
  • Vnd ain rechter mayster, in H: Zwolff kunig rieh stunden in siner
  • hant Die er alle sampt besass Vnd ir aller ein herre was. 165 Vnd
  • w. im oueh u. H. 166 Der selbe künig dry süne gewan H,
  • 167 fehlt H, Vnnd drey D. 168 zeissen D, beissen H. 171 daz
  • h. g. fehlt D. grap über mere H. 172 Das haylige grab vnd die
  • stat Jerusalem D. Yherusalem H. 173 Dar zu zach H. 174 Wol-
  • lentlichen H. 175 zwar] das ist war H, 176 tag 5". 177 dis,
  • horent H, 178 so schnell D, 179 Do vand er ein seh. c. H^
  • 180 süssen H. 181 Der künigin Maria zu iren füssen JT.
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  • — 8 —
  • Er sprach: ^hiut han ich empfangen rain si\'ei*t zwar
  • üf der kttnigin sant Marie gnad,
  • daz si mir helf M diser erden,
  • 185 daz ich ein guoter ritter und ein rehter rihter werde
  • über witeben unde weisen:
  • des bit für mich den himeliscben keiser
  • und hilf mir, maget wei*de.
  • kttnigin sant Marie!'*
  • 190 Er gieng über den hof [also] gedi-ate
  • in eine schoene kemenäte.
  • Do er sinen vater den künig an sach,
  • gern mtigent ir hoeren, wie ei* sprach:
  • ^Her und vater, ez wer nun zit,
  • 195 daz ir mir gebent em wip,
  • die mir wol gezeme zuo der minne
  • ttber daz land zuo einer [edelen] küniginne;
  • der wolt ich morgengaben
  • mit heimzogen und mit grafen,
  • 200 mit diizehen ktlnigilchen.
  • Ich sag iuch, vater, weiTichen,
  • die wolt ich ir machen undeilan/'
  • Also sprach der junge kttnig lobesan.
  • Do sprach der kttnig Owgel:
  • 205 ,,Nun enweiz ich keine frouwen
  • in drizehen kttnigrichen;
  • die du- mttge geliehen;
  • si sind dir alle sippe,
  • trfit sun, daz mahtu selber wizzen,
  • 182 Hüte hab ich entpf. zwor H, 183 Min schwtrt in disem
  • nüwen jor H, 184 Und bit die künigin Maria uff erde H, 186
  • Über] Zu beschützen!). 187-189 fehlen H, iuD: Des bit ich
  • dich himelische kayserin Vnd bitte es auch die vil werde Die k.
  • sandt M. 190 getate H. 194 nun wol z. D, nun lang z. H,
  • 196 zu der liebe D. 197 disz H, Vber das landt ain künigin
  • edele D, 198 mome geben H. 199 greffen H, 201 sage es
  • vch H, vater imd herre D. 203 Also, junge fehlt H, 204 Enge-
  • lein (!) H. Eygel thi\t (!) sun ein (!) D. 205 aller frouwen (fra-
  • wen D) kein HD. 206 Durch D, 207 möge H. 208 syppen
  • 1). 209 magstu s. wol wissen D. Das machtu t. s. s. wisse H.
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  • — 9 —
  • in» W7/n eine künigin al eine.
  • die ist also schoen und reine;
  • si ist ein edel kiinigin here
  • und ist gesezzen vil ferre
  • über des wilden s^/es fluot,
  • :ii5 si ist ein edele künigin guot.
  • Si hat sich gezogen in wistuom
  • und hat ouch weltlichen ruom
  • vil gar an sich gewannen,
  • si ist aller froawen ein wunne.
  • -*20 Si ist geheizen frouwe Bride,
  • die schoenste ob allen wrben;
  • ii' dienet daz heilige grab
  • und darzuo vil der heidenschaft.
  • Möht ich du-, trut sun, mit sinnen
  • 225 die edele künigin ge^iinnen,
  • du soltest werden nimmer so here,
  • du soltest din lib und ouch din sele
  • ^ opfern unserm heren, dem heiligen grab."
  • 1)6 sprach der künig Orendel:
  • 2»(> „Vater daz eilende
  • wil ich gerne bouwen
  • durch die schoene junctrouwen.
  • Heizent mir bereiten scliiere
  • zwen und sibenzig kiele
  • 235 und heizent mir an die kiele tragen
  • spis, daz ich aht jar genuog liabe
  • daz wil ich allez verzeren
  • durch got und des heiligen grabes eren
  • 210 Auszwendig wenn i>, A'^sz genomen H. al fehltH. 211 Die
  • ist ain schönes weib also reyn D. 214 den 1>. Genne sitt dem
  • wilden see H. Nach 215 folgt In H: Sy ist edel und hochgemut.
  • 216 het 1>. weiszethum D, richtum^. 217 ouch] doch D. 218 ge-
  • nomen H, 219 ain brunne D, ob allen fr. ein wonen (!) H, 220
  • Breyden D, 221 D. schönste aller wibe H. 223 Und, der feMt H.
  • 224 trüt sun fehlt H. 225 Sun die H, künigen !>. 226 so
  • hart 2>. 228 O. dem heil, grab über mere H, 229 Orendel des
  • ich willen hab D. 230-231 eine Zeüe in D. 232 schönen D.
  • 235 haysz D. mir daran tr. H, 236 Spis fehlt H. i»ug haben H,
  • 238 heiligen feJdt D.
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  • — 10 —
  • und ouch iii guoteri trouweii
  • 240 durch die schoenen juncfrouwen/*
  • Künig Ougel hiez balde springen,
  • sine ziinberiiut liiez ei* gen hof^ bringen;
  • si hiez der edel kttnig hei-e
  • faren zuo dem WeterLschen mere.
  • 245 Er hiez die böume feilen
  • und hiez die kiele stellen,
  • er hiez si bereiteii schiei'e
  • zwen und sibenzig kiele.
  • An dera driten jare,
  • 260 du swebetent si uf dem wilden wage.
  • Do sprach der kttnig Owgel gereit:
  • „Triit sun, die kiel sint schier bereit;
  • nim zuo dir an disen stunden
  • aht künig biderbe xxnde trume
  • 255 und siben bischofe here,
  • die füei* mit dir über daz wilde mere.
  • Land und ouch die selben liutc,
  • die tuont waz du in gebiutest.^'
  • Do sprach der künig Orendel
  • 260 an alle missewende:
  • „Vater und ouch min hei*e,
  • tuont reht als ich iuch leie
  • und sehent, daz ir keinen man zwingcnt
  • über sinen frien willen,
  • 265 er welle dan vil geswinde
  • verzihen üf wib und kinde
  • und welle sinen IIb und ouch sin sele
  • opfern dem heiligen grab uasers heren.
  • 240 schone H. 241 Origel (!) H, Eygel D. bald hersprimi^
  • gen D, 242 Vnd hiesz bald sin z. lüte b. H, Darauf in D: Do
  • er sy ferrest an sach Das wort er gütlichen sprach. 243-244 fehlen
  • H. 246 besteUen H. 247 felüt H. 24S Der zwen und sUbenzig
  • waren H. 250 fehlt H. 251 ej^gel Z). Do sp. der vil gemeit H,
  • 252 Draut sun mein 2>. 253 an diser stund D, 254 fimm JJ,
  • 250 wilde fehlt H. 260 missewendel i). 263 So sehent H,
  • 264 Oder über s. wilen tringent H. 265 wole H. 266 Ver-
  • ziehen D. und uif k. H. 267 ouch fehlt H, 26H unsers heren]
  • und Sant Michahele H.
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  • — 11 -
  • Ist ez, daz ir deheinen man zwngent
  • 270 über sin selbes muotwillen,
  • ertränke der üf dem wage,
  • so wirt er den flscher* zuo einem aze,
  • so verseit im Crist sin riebe,
  • ich sag iueh, vater und her, wärlichf»,
  • 275 so wil got an dem jüngsten tage
  • die seien alle von uns haben.
  • Ez ist ouch gar boes zuo felde fehten
  • mit bezwungenen knehten.
  • Do het an disen stunden
  • 280 der junge künig gewunnen
  • zwölf smide sazen,
  • si daz nit vergäzen,
  • daz Silber si do würkten,
  • üz dem golAe si do smidten
  • 285 vil manigen guldinen sponi,
  • [daz schuof der junge künig hochgeborn].
  • In der selben zeit hett der alt herr künig Anngel \
  • atisz gesandt \ in aäe seine land \ vnd künnig-
  • rek'h \ die selben künig nul herren kamen all zti
  • hof.
  • Der junge künig lobesam
  • ringe stMen do began.
  • Er sprach: „wo sint ir, künege frome,
  • 290 die mir zuo \\iMe wellen komen,
  • die durch got und des heiligen grabes willen
  • mit mir über den wilden se wellen?"
  • 260 keinen, zwingen D. 270 Ober sin eignen ui. H. Dar-
  • auf in H: Hüte dar in gehüllet (!). 271 Und ertrinke er utf il.
  • mere H. 272 dem fische D. So wer jm die fart zu swere H.
  • 273 verseite, Kristus H. im cristenreich 2>. 274 uch her vatter
  • sicberliche H. 275 tag H, 276 D. sele bede D. 211 So ist
  • gar bosz 2>. 278 Mit den bezwungen k. D, 279-284 in H:
  • Do hat er an den stunden Zwolff frttnde gewonnen Die sint nit
  • vergessen Sy habent sich vermessen Mitt dem riehen solde Sy
  • wurektent usz dem golde. 283 das sy do D, 287-288 f eitlen H,
  • 288 stehein D. 289 frummen D. 290 kummen D. Die durch
  • got imd das heiige grap komen H. 291-292 Mit mier und minen
  • gesellen Über den wilden se wellent H.
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  • — 12 —
  • Do huoben säch bald an em^ schar
  • aht künige veiwäpnet gar,
  • 295 mit ieglichem tüsent ritter herlich.
  • Der junge künig vil lobesan,
  • er sprach: „wo sint hei-zoge, gi-äfen und dienstman,
  • die durch got und des heiigen gmbes ere
  • ,mit mir farent über dae wilde mere?"
  • 300 Der junge künig lobesan
  • zuom andön male ruofen began.
  • D6 huob sich ander werb ein schar,
  • tusent ritter verwäpnet gar.
  • Do. künde er mit allen sinen smnen
  • :*o die heren von dem ring nit bringen.
  • Do hiez er üf den hof tragen
  • zwen olbende warent wol geladen
  • mit manigem guldinew sporn.
  • Er hiez si schüten üf den hof,
  • 310 vil lüte rief der junge künig doch:
  • „Nun wol dar, ir stolzen beide!
  • ir enkoufent nit die heizen helle
  • umb daz gold so schoen und rot:
  • doch, so sag ich iuch, ir müezent liden not!"
  • 315 Umb die rede vil unmäzen
  • woltent si ez nit under wegen läzen;
  • die stolzen ritter jungen,
  • wie bald si üf Sprüngen,
  • 293 Do hub sich balde ein seh. H. 294 erwonschet H.
  • Darauf in D: Acht künig edel vnd reicli. 295 Jeglicher mit t.
  • rittern h. kam H. 296 löbesam H. 297 sint jr h. und grafen
  • bere H, 299 über den wilden see J). Mit mier wolent faren u.
  • d. w. se dan H, 301 fehlt H, 302 an der stund an ain seh. 2>.
  • 303 verwoffentÄ 304-305 feUen H. 306 Do bracht man uif
  • den plan zwen wagen H. 307 wol beschlagen D, mit glildin sporen
  • wol geladen H. 308 fehlt H. Darauf in D: Do schtiff der
  • ilingeling wol gebom. 309-310 fehlen H. 311 N. w. das (!)
  • jr ßt. ritter und beiden H, 312 Vnd k. D. heisse H. 313 so
  • fehlt D. und so rot H. 314 Ich sag euch D. 316 Wöllent ir
  • sy nit lassen D. 318 Yü bald H.
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  • — 13 —
  • wie balde si sich bucten,
  • 320 die guldinen sporn äi alle M zueten!
  • do enbleib nit mer den zwene,
  • die nam der junge künig bede.
  • Der junge künig lobesam
  • ein bild giezen do began
  • 325 von dem röten schoenen golde,
  • als erz zuo Jeinisalem zuom opfer haben w olde.
  • Ez was ein bild so herlieh,
  • unsers heren bild dei* marter was ez glich.
  • Der junge künig lobesam,
  • 330 uiloub er von damien nam
  • zuo vater und zuo muoter,
  • zuo swester und zuo bruoder,
  • zuo Munden und zuo mägen,
  • dö kerte er gegen dem wilden wäge.
  • 335 Die heren nit lenger beiten,
  • die schiffe si bereiten;
  • die hiez man alle wol laden,
  • also wü- daz buoch hoeren sagen,
  • mit brot und ouch mit wine,
  • 340 mit manger hande spise.
  • Ir arken si entsluzzen,
  • von dannen si do fluzzen
  • üf der Müselen hin zuo tal,
  • do huob sich ein freudenricher schal.
  • :m5 Da zuo Kobelenz an dem Rin,
  • da saz üf die meiste menigm.
  • Si fuorent den Rin hin zuo tal,
  • die stolzen ritter über al
  • unz an daz Weterische mer,
  • 350 dar kam der künig und allez sin her.
  • 319 Gar balde sy bedachten sich H, 320 Und zückteut
  • die sp. fürderlich H. 321 Do blibent H, nye mer I). dan H,
  • 322 bede] schene H. 323-324 fehlen H. 324 gleissen D. 325
  • -328 fehlen H. 330 ürlop, danan H. 334 zu dem w. wagen H.
  • 335 nit lang H. 336 Zu schiff D. 337 alle felüt D. 338 dis
  • H. 339 euch fMt H. 340 speyse fein D. Und mangerlejp'gpi^
  • darin S. 341 beschlussen H. 343 musel D^ moselen ^5^^45-348
  • fehlen H. 346 maysten menige D. 349 Bisz 1>. y^üttende mer(^
  • H. 350 here H, herr D.
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  • — 14 —
  • Do luod man die kiele
  • vil wunderlichen schiere
  • mit brod und euch mit wine,
  • mit mancher hande spise.
  • 355 Do giengent si an die schif mit kraft,
  • die vil stolze herschaft;
  • si zugent üf ir segele.
  • die kiele fluzzent eben^',
  • do fuorent die selben heren
  • -m mit harte grozen eren.
  • Do fluzzen si mit schalle
  • sehs Wochen also lange;
  • do kam ein starker Sturmwind
  • und waif die eilenden kind,
  • 365 daz vil wunderliche here
  • uf daz wilde klebermere.
  • Üf dem mer si lägent di*i jär
  • — daz ist sicherlichen war —
  • ros und ouch die liute,
  • 370 als uns daz buoch bediutef.
  • Der junge lag in grözer not:
  • er foiht, er mlieste Tiden den tot.
  • Do was der junge künig bestanden
  • und mohte nit kumen von dannen.
  • 375 Nun rätent alle in disem ringe,
  • wie wir si von dannen bringen.
  • Daz erbarmete die frie,
  • die kttnigin sant Marie,
  • si sprach: „trfä sun, vil guoter,
  • 380 hilf dem kttnige Orendel üz noeten,
  • 352 Gar w. H, 354 speyse fein D. Und tet ouch manger
  • band spise darinne H, 355 gohetent an H, 357 jren H. 358 die
  • flussent H. gar eben D. 360 So mit grossen e. H. 3(51 mit
  • schalle sänge D. 362 also 1.] alle H. 364 Er warff 1^, 365 wttn-
  • nekliche H, 367-368 in H: Da lagent sy dry jar als lange Also
  • recht herte gefangen. 369 Sicherlich die selben lütte H. 370 Also,
  • disz ÜT. bedeute D, bettitte H. 371 kam in grosse n. H, 372 kom-
  • meiilD>sden todt D. 374 Vnd kund auch D. von danan H,
  • 375-376 S^icten aDe in dissen dingen Wie sy sich danan mochtent
  • bringen H, sV Do erwarp die edel und d. f. H. 378 santa H.
  • 379-380 fehlen
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  • — 15 —
  • tiüt sun, vil lieber here.
  • durch dines heiigen grabes ere,
  • durch des willen er sich hat üzgehaben^
  • tritt surij du solt ez im nit rei^sagen,'^
  • 385 Do tet ein zeichen unser here
  • durch Sinei* muoter sant Marien ere;
  • er sande dar einen Sturmwind,
  • er warf die eilenden kind,
  • das vil wunderliche here
  • 390 wider ab dem Klebennere.
  • Si ruoften unde sungen.
  • wart si nie gefaren künden
  • in drien ganzen jären.
  • , Do swebeten si üf dem wäge,
  • 395 si zugen üf ir segele,
  • ir kiele iluzzent ebene;
  • do fuoren die selben heren
  • mit harte grözen eren
  • mit einer starken menige
  • 400 gegen der wüesten Babilönie.
  • Dar innen wArent gesezzen
  • zwen und sibenzig kttnige wol vermezzen;
  • under in was gesezzen
  • ein heidenscher künig wol vermezzen,
  • 405 er was geheizen Belian,
  • er het den cristen vil zuo leid getan.
  • Do sagte im ein fischere
  • vil schiere fremde mere:
  • 381 Sy sprach draut s. D. 882 D. des Ji. kreützes ere D,
  • 383-384 feJden H. 384 Das er wil zum hayliitren grab D. 385 ain
  • grosz zaichenD. 380 sin IT. marie D, 387 ainen strengen windt D.
  • 388 Er brachte danan die eil. kint H. 389 fehlt H, 390 Das
  • sy worent ab d. el. komen H. 392-394 fMen H, 392-393
  • eine Zeüe in D: Das sy nie waren kummen in dreyen jaren.
  • 396 gingent H. 398 harte] hohen H, 399 starcken grossen menge D.^
  • 400 Zu der grossen b. H, 401 Dar jnne H, 402 Heren und
  • kunyge H, Darauf folgen in HD die Verse 407 — 412, 404
  • Ein haydenisch man D, wol feUt H. 406 Der H. hat D, 407 jn
  • HD. 409-410 Es kümpt ein kristen man Mit LXXII kiellen wol
  • getan H
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  • 16 —
  • „Ein cristeiiman mit einem grozen here
  • 410 kumt gefaren üf dem mere
  • mit zweiw und sibenzig kielen!'^
  • Die mere seit er im vil schiere.
  • Der künig sich schiere besande
  • gar wit in slnem lande,
  • 415 unz daz er zuo im gewan
  • . vil manigen heidenischen man.
  • Er hiez si balde ilen
  • an die grozen roubgalien,
  • er fuor den kielen engegen,
  • 420 der heidenische künig eben.
  • Do er si ferrest ane sach,
  • gern mtigent ir hoeren, wie er spiucli:
  • „Ir vil stolzen helde guot,
  • gewinnent einen frischen muot!
  • 4-25 umb daz gold also rot
  • die cristen müezen nemen einen bittern tot!"
  • Sich huob ein striten,
  • daz wizzent ane zwifel;
  • daz enwerte nit lang uf dem mere,
  • 430 unz der künig mit sinem here
  • den sig an den heiden gewan.
  • Do ertrenkte er an den stunden
  • der heiden mer dan fünfhundert,
  • die andern im entrunnen
  • 435 in allen den geperden,
  • also si durch roubes willen nie dar kumen weren.
  • Ul '4:12 fehlen H. 412 in i>. 413 sieh bald b. Ä 414 Bald
  • in H. 43 5 Bisz er D, 416 Wol m. heidischen dienstman H,
  • Vil haydenischen manchen m. D. 417 fehlt H. 418 roub fehlt H,
  • 420 heidensch H, Darauf in H: Wolte in wider satz geben.
  • 42.1 ferrest] schier H. 424 Nun habt ainen Z>. 420 müsent liie
  • lidea den tot H, 4k21 ein stritten do H, ain stürm mit neyde i>.
  • 428 on allen zwiffel so H. 429 en fehlt H. 430 Bisz D. künig
  • lobsam und here H. Darauf in D: Vnd auch der künig lobsam.
  • Nach 4SI folgt in H: Des entgalt manig heidenescher man. 432 Er
  • ertr H. auff den st. D. 433 D. h. wol fünff zehen h. H. Xach
  • 434 folgt in D: Vnd im nit werden künden, in H: An den sellx^n
  • .stunden. 436 Als ob sy nie dar k. w. H.
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  • — 17 —
  • Also die ritter junge
  • den sig do gewannen,
  • si riefen und^ sungen,
  • 440 si heten groze freud und wunne.
  • Si zugen üf ir segele,
  • ir kiele fluzzen ebene.
  • Do fuoren die selben hei-en
  • mit harte gi'ozen eren.
  • 445 Ir kiele wArent wol geladen,
  • als wii' daz tiutscli buocli hoeren sagen,
  • mit spis und oueh gewande,
  • als si ez wolten ftieren gen Jerusalem zuo lande.
  • Do kamen si also nahen,
  • 450 daz si daz heilig gi*ab sahen.
  • Der junge künig Orendel
  • bot üf sin snewizen hende,
  • er sprach: „himelischer vater und heie,
  • noch hiute hilf mir ab dem wilden mere!**
  • 455 Do er daz wort ie foUen ges])rach,
  • zuo beden siten ei- do sach
  • die vil starken winde,
  • die giengent alle gelinge
  • durch des wilden meres fluot:
  • 4Ö0 do gewunnen si unsanften muot.
  • Die stai'ken lünden üf dem mere,
  • die sluogen daz kreftige here,
  • an den selben stunden
  • die [zwen und sibenzig] kiele zuo des meres gründe.
  • 487 iungen D, 438 D. s. hettent gewonen H, 489 Do
  • nifftent sy u. s. H. 440 Und hettent aller frotiden wUnen H,
  • 446-447 umgestellt in D, 446 Also wir disz buch hörent s. H,
  • 447 M. spisen und mit g, H, 448 est (!) H, Das sy füren zu
  • Jerusalem in dem lande D. 450 heiige H. au sahen Z>. 452
  • schneweyse D. henden H. 453 himelscher vatter here H, 454 Hiltf
  • mier durch din vatterlich ere H, Darauf in H: Hilif mier ab
  • dis weges (!) flut Und von dem weter das so gruwelich tut. 455 Ob
  • er das worte vollen g. H. 456 do an sach D, 458 also ge-
  • schwinde H, 460 Und ouch gar wunderlichen watH, 461 linden Ä
  • 463 Zu H, 464 Do fielen die D. des meres fehlt D. tieff in d.
  • m. gründe H,
  • Orendel. 2
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  • — 18 -
  • 465 Do genas nie keiner slahte man,
  • wan der junge künig lobesan,
  • er besloz sine liende
  • vast umb des kieles ende,
  • der dil sich do üz lost,
  • 470 der kam dem jungen künig wol zuo tiust:
  • daz sollent ir mir glouben,
  • er hate got gar wol vor ougen,
  • Uo sluogent in die lünden
  • fast in die unklinde.
  • 475 Stoc und ouch steine,
  • die rizzen im ab sin kleider,
  • sin erliche gewete
  • die der junge ktlnig an bete.
  • In allen sinen grozen noeten
  • 480 rief ei* an got dea guoten,
  • daz er im hülfe uzer not.
  • Do kam er mit gotes hilf üf den sant,
  • nacket dan stuont der wigant.
  • Er huob üf sin wize hende
  • 485 und klagte sin eilende,
  • er spmch: „owe, land und liute,
  • wie riuwestu mich hiute!
  • Nun fuorte ich doch von Trieie
  • zwen und sibenzig kiele,
  • 465 geslahte D. nie kein man H. 4ö6 der jung her H,
  • 467 Er schlosz D, 468 umb] zu H. des ainen hayles (!) D.
  • 469 Der kiele H. 470 wol fehlt D. 471 glauben eben D.
  • 472 Zu got stund im sein leben 1). 478 linden H. 474 vrktinde
  • D, vrkinden H. 475 Die st. u. o. die st. H. 476 sin cl.] vil
  • klein 2>. Rissent jm ab s. cl. alleine H, ^11 gewat i). Dar zu
  • s. e. wat H, 478 Der Jüngling H. hat HD, 480 Rüff D, Do
  • ruflfte H. Darauf in D: Den rieff er an zware Sandt Wieland
  • von Bare. 481 ausz not D. Darauf in D: Als im got das
  • gebot, in H: Das er nit also geleg tot. 482 Als er ausz kam
  • auff d. s. D. Darauf in D: Do in mayster Eyse der fiseher
  • fandt. 483 Noch dann (dem H) HD. Darauf in D: AUain auff
  • dem sandt. 484 wize fehlt H. 485 sein grosses D. 487 noch
  • beut D.
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  • — 19 -
  • 490 die sind mii* alle versunken
  • und in dem wilden wag ertrunken!"
  • also sprach der eilende man:
  • „wer mich nacket hie findet stfm,
  • der spricht an disen stunden,
  • 495 ich si von einer roubgalen entrunnen
  • und si ein rouber und ein dieb,
  • wie wol mii' stelen nie ward lieb
  • und mir uf diser erden,
  • ob got wil nimmer sol werden."
  • 500 Ein loch gruob er in den sand,
  • daz tet er mit sin selbes band,
  • darin legte sich der kiel verlustige man
  • — für war ich iuch daz sagen kan —
  • ob sin got m sinem zorne het vergezzon,
  • 5(»5 daz in daz gefügel ni( üf dem felde frezze.
  • Do lag er in dem sande
  • volliglichen dri tage.
  • An dem vierden morgen,
  • do lag er in grozen sorgen,
  • 510 daz mere horte er diezen,
  • er sach einen fischer mit siner galen fliezen.
  • Do rief der eilende man
  • hin üf des wilden meres trän,
  • er sprach: ,,nun ker, her flschei*. durch got
  • 515 und durch des heiigen grabes gebot!"
  • ward dir got ainest ye vorgenant des lasz mich
  • gemessen \ vnd ker zu mir an das land.
  • Der fischer was ein guoter man,
  • er liez die galin zuo im hin dan.
  • 490 mir alle] nun H. 491 in d. mere H. 492 Do sp. H.
  • 493 W. m. nun hie siecht nackent st. H. 494 zu den st. H.
  • 495 einem D. 497 Stelen w. m. n. 1. D, 498 mir] niemer H.
  • 499 wil w. H, 502 der arm verl. m. H. 503 gesagen 2>.
  • 505 essen 2>. Die vogel woltent in uff dem land vressen H.
  • 506-509 fehlen H. 510 höret D. 511 mit siner galen] dort
  • her D. 512 ruffte H, 513 Hie D, fan (!) D. 514 gutter
  • vischer durch got dich zu mir kere H. 515 gebot] ere H. 510
  • biderb man H. 517 hin dan] gan H,
  • 2*
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  • — 20 —
  • Do er in von ferren an sarli,
  • gern mWgt ir lioeren wie er spiiich:
  • 520 „Nun sag du mir, nackender man,
  • wer hat dich in die wildnus getan?
  • Ich sili an disen stunden,
  • du bist ab einer roubgalen entiunnen,
  • du bist ein rouber und ein diep
  • ß-'5 ich laz dich liiut genesen niet;
  • ich wil dich selbei- fiihen
  • und an einen galgen haben!"*
  • Do sprach der eilende man:
  • „Her, daz wer gar übel getan!
  • 53*> h* sprechent, ich si ein roubei* und ein dieb:
  • wizzent, daz mir stelen nie ward lieb
  • und mir uf diser erden,
  • ob got wil, nimmer sol werden.
  • Ich was ouch gestern fruo
  • 535 ein fischer rieh und her als duo;
  • min garn sind mh' vei*sunken
  • und min gesellen ertrunken;
  • do half mir got mit sinen gnaden
  • her ab dem wilden wage."
  • 540 Also muoste der wolgeborne man
  • sich selber nemen liegens an.
  • Er spmch: „imn ker, her flschm^
  • zuo mir durch des heiigen grabes ere
  • und durch sant Maria die liebe:
  • 545 für einen kneht wil ich dir immer dienen."
  • Dei' fischer was ein guoter man.
  • er hiez in in die galine gan.
  • 519 Do hörent H. 520 Sag du n. m. H. 521 in dise wilde H.
  • getran D. 523 ab ainem .Z>. 524 vnd auch ain d. D. 525 nit
  • ]), niht ff. 526 s. nun fahen 2>. 527 Vnd wil dich — heben H.
  • hoben I). 530 Vnd ir I). 531 St. ward mir auch nj^e lieb I).
  • 534 ouch fehlt H. 535 und auch herr I). Ein f. und ein her
  • a. d. H, 536 erdruncken T), 537 versuncken 1). Vnd in dem
  • wilden mer ertruncken H, 539 wagen H. 540 erborne H, 541
  • Durch got must er sich ligen lan Z>. 542 vischer tu dich her
  • keren H. 543 Zuo mir fetilt D. eren H, 544-545 Vnd d. M.
  • die hoch gelobte ktinigin Vnd losz mich din armer diener sin H.
  • 546 ein bider man H, 547 an die gallen g. H.
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  • — 21 —
  • Er gieng zuo einem stmche,
  • er brach ein loub rüche,
  • 550 daz hielt er für sin schäme,
  • Ander wfit het er nit ane.
  • Do er in die galine trat,
  • nun hoerent, wie der fischer sprach;
  • dö sprach sich meister Ise,
  • 556 ein lischer her und wise:
  • „Du hast beniomet dicli, wizz Krist,
  • du werst ein fischer rieh als ich,
  • den sach ich nie in disem lande zwAr^
  • noch in zwein und sibenzig jaren.
  • 560 Ffihestu mir nit in kleiner wile
  • vische vol die gix)zen galten,
  • ich wnf dich an den stunden
  • zuo des wilden meres grunde[n]!^
  • Der junge künig Oiendel
  • 565 bot üf zuo got sin hende,
  • er sprach: „himlischer vater und here,
  • du solt mü- üf dem mere
  • einen boten senden zuo,
  • der mü" helf , daz ich des lischers willen tuo,
  • 570 wan du weist wol, liimelischer man,
  • daz ich nit wol lischen kan."
  • Üf huob er die selben gam,
  • und warf si in dem namen dar
  • des vaters, des suns und heiligen geiste^v
  • 575 die zwölf poten wai-en im sine vofleiste;
  • 549 Vnd b. einen walt r. H, 551 Sunst het er nihts anne D.
  • 552 gallee H, 554 Also sprach der vischer Yse Ä 556 Du
  • bist dich berümen H. wizz Krist fMt D, hbl sigest H, rieh
  • fehlt H. 557 in H wiederholt. 558 gesach D. in disem lande
  • fehlt Dk 559 Me dan in H, zwan D. 560 mir fehlt H. in einer
  • Wille H, 561 grosse gallyne H. 562 würff H, schlag D, zu den
  • St. H. 563 tieffen H. 565 Bot uff'sm wisen h. H. 567 WoUest
  • mier uff disem mer H. 568 zuo fehlt D. 569 Das ich visch
  • fahe nit meinen henden D. 570 himelscher H, 571 Das ich
  • vischens nit erkan H. 573 In d. n. gottes liesz er sy fam H,
  • hl4, fehlt H» 575 in seiner volaist D. Vnd die heihgen zwolff
  • potten Worent sin fursprechen gegen goten H,
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  • — 22 —
  • er warf si wol mit eren
  • hin in daz wilde mere,
  • do fieng er in einer kleinen wile
  • vische vol die grozen galien:
  • 580 des half im also schone
  • sant Peter dö von Rome.
  • Do meister Ise daz ersacli,
  • daz wort ei* gtietliehen sprach,
  • er sprach: „du vil guoter man,
  • 586 die wärheit wil ich dich wizzen lan.
  • Daz so wol vischen kan din hant,
  • des soltu haben gix>zen Ion und danc!*'
  • Si kerfen gegen der klusen
  • gegen des selben \ischers hüse,
  • 590 daz was so rehte wunniglich:
  • siben tttm vil herlich
  • die stuonden in der bürge,
  • si het wol gezimet einem künige,
  • der do sez zuo Rome.
  • 5»5 Dar üt* dienten im also sclione
  • aht hunderf lischere,
  • über die was er ein liei*e:
  • die muosten alle tuen durch not,
  • daz in meister Ise der iischer gebot.
  • 600 Des lischers frouw was ouch dar inne,
  • die stuond vil hoch an einer zinnen
  • selbsibend ir dienstwibe,
  • si warent gekleit in pfeller und siden.
  • Do si in von feri-en ane sach,
  • 605 daz worf si güetlichen spracli:
  • 576 sij die garn H. b77 wille H. in den wilden seen D. 578
  • in klainer D. 579 grosse lang galleyne H. 580 Das D. 581 S.
  • petter zu R. H. 582 Also — gesach H, das also e. D. 584 Er sprach]
  • Also H. 587 Das D. haben jmer danck H. 589 selben fehlt H.
  • 590 rehte fehlt H. 591 Syben türme h. H. 592 vor der bürge
  • zwor H. 593-594 eine Zeüe in D. 593 Sy werent eim künige
  • geneme das ist wor Ä 594 felüt H. 595 also schone] noch siner
  • ger H. 590 Wol uff acht h. v. H, 597 fehlt H. 600 ouch fehlt
  • H. 601 vil hoch] hohe H. zürne H. 602 dienst weyber D. 603
  • becleit JI, gekleidet D. stde H. 604 in verre H.
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  • „Sit gotwilkumen, meist er Ise,
  • ein fischer her und wise!
  • Wer ist aber der nackende man,
  • den ich üf der j^alin sih stan?
  • «10 mich bedankt an disen standen,
  • er ist ab einer roabgalen enti'unnen,
  • er ist ein rouber and ein diep,
  • er lat uns ungeroubet niet
  • Nun whf in an den stunden
  • «15 ziio des wüden meres gründe!'^
  • Do sprach meister tse,
  • ein tisclier her und wise:
  • „Nein, frouw, daz wizzent zware,
  • h- soUent in baz emptähen.
  • «:i« er ist unser eigenkneht,
  • er kumt uns zuo uiMwm di€>nste reht,
  • dar zuo kan er üf dem wage
  • die tische wol geföhen.
  • Ich bin für einen guoten tischer gezalt
  • 625 und bin wol zwei und sibenzig ihre alt:
  • aller erst wolt idi ouch gerne
  • von im tischen lernen.''
  • Meister Ise von dei* clüsen
  • las üf der tische vierdhalb tüsent;
  • 63<) er sneit üf einen tisch, der hiez der wale,
  • der tiuog den gnnven roc in sinem magen.
  • 606 Sint wilkum H. 608 aber fehlt H. 609 gallen sy st. H.
  • 610 Ich sieh an d. st. ^. 611 von ainem I), kumen /T. 612 und
  • auch ain d. D. 613 lest, nit D, 614-615 folgen in HD erst
  • nach V. 687. 614 Er sprach [nun wtirff in D] an d. st. HD.
  • 615 Nu würff in an d. m. g. H. 617 Er ist ein H. 618-619
  • Liebe frouwe wissent das Ir sUllent in entpfahen bas H, 620 einiger
  • kneht H, 621 uns fehlt H, dienst gar recht H. 622 den wagen D,
  • 623 fahen D. 625 A^. b. nie dan sttbenzig H. 626 Alters —
  • geren D. 627 Fischen noch basz von ime leren D, 629 viscJi
  • wol V. H, Darauf in H: Er was fro mit frolichem schalle.
  • 630 walen D. Schneit er utf einen visch der heiset walle H,
  • 631 den] ainen D. Darauf in H: Das will ich uch flir wor
  • sagen.
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  • — 24 —
  • Do er nun den roc ane saeh.
  • daz wort er gttetlichen sprach:
  • „Disen roe so grawen
  • 6 5 triiog ein herzog oder ein gräi'e,
  • die roubei* haben in dar in erslagen.
  • ich wil dii-z nemdichen sagen,
  • und hat in dei- lisch nach dem jiluot vershinden:
  • so wol rah\ daz ich in hän fanden!
  • »»40 er gilt mir gern und ringe
  • fünf Schilling guldiner pfenninge/'
  • Do bat der eilende man sinen nieister den Äschere,
  • daz er im den grawen roc gebe.
  • El' sprach: „nun wirt ei* nimmer diu,
  • 645 du vergeltest in denne waz er wert mag sin."
  • Do dient er sinem meiste)' zwai-
  • nackent sehs wochen gar
  • unz uf sant Thomas tage,
  • als wir das tiutsche buoch hoeren sagen.
  • ö5<) (Do sprach meister Ise,
  • ein iischer h^r und wise:
  • „Sol disei' vil eilende man
  • dise hochzit na(*ket vor uns gan?
  • 032 nun fehlt H. 684 grouwen H, (535 Truge wol ein
  • hertzouwen JT. 63(5 hant H. ain (!) dar jnnen D, 637 Ich wil dis (!)
  • jmer s. H, Darauf folgen in HD V. G14. 615, 638 fehlt H,
  • 639 So feJdt H. in fanden han H» Darauf in H: Ich wil ein
  • gut getruwen han. 640 vil gern geringe D, Das er mier giltet
  • g. u. ringe H. 641 güldener H. 642 nackende D. sinen m. den
  • f. feJilt HD, Darauf in D: Das im der rock niöcht werden an
  • Seinen mayster den fischer, in H: Sinen meister den vischer wol
  • getan. 643 grawen fehlt D, Das er jm gebe den gr, r. ^. Dar-
  • auf in H: Durch des heiigen grabes er und durch got. 644 er
  • wirt niemer dier H, 645 gesein D, in dan mir Also türe also er
  • wert müg sin Vnd must daran min diener sin H. 646 Darumb D.
  • das ist wor H, 647 Nahent D, Sechs w. nackent zwor H, 648
  • Bisz D, Unz an s. tomans t. H, 649 Also, disz buch H. 650
  • Die frouw sprach m. Yse H. 651 her] reich D. (>52 Vnd sol
  • der D. vil] wol H,
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  • — 25 —
  • wir sollen im koufen ein gewand."
  • «55 also sprach der flscher do zuo band:
  • ,,Daz veigelt uns got der guote
  • und Maria, sin liebe muoter!*'
  • Do spracb des fiscbers wib:
  • „Got vergelt dh-z, kleid sinen üb!"
  • Ö60 Si kouften im vil geringe
  • ein nidei-wat umb dri pfenninge
  • und ouch zwen gröze rinderin scbuohe,
  • die stuonden dem künige ungefuoge;
  • und einen scheffei's mantel kouften si ime
  • »65 umb sehsthalben pfenninge.)
  • Do noch sach man den eilenden man
  • an den grawen roc nacket stan.
  • Er gieng al ein an eine stat,
  • da er sin har üz smem houbte brach,
  • 670 er spmch: „owe land und liute,
  • wie riuwestu mich hiute!
  • Nun fuorte ich doch von Triere
  • zwen und sibenzig kiele,
  • die sind mir alle versunken
  • «75 und in dem wilden mer ertrunken.
  • Die wolt ich gern verklagen,
  • möht ich noch ein gewand haben,
  • daz ich ftlr den liuten möht getragen.
  • Daz ich den grawen roc nit mag vergelten,
  • «80 des frewe ich mich srar selten.
  • 655 do fehlt H. 650 vergült H. 657 Vnd sandt M. D.
  • 658. 659 Do sp. d. v. wip flrtimlich Es vergütet dier Christus der
  • rtilich (!) H. Darauf in D: Er gibt dir auch in trewen Einen
  • guten pfeller newen. 660 kauffet D. im in geringe H. 661
  • nyderklayd D, ander wat H. dri] drithalben D. 662 rindern
  • schu H. 663 an gefUg H. 664 schoffen H. sy im an D. 665
  • Vmb vi sz pf, H, Darauf in D: dem selben nackenden man.
  • 666 Dennocht D. 667 gan H. 671 noch heüt D, 676 Die wolt
  • ich auff disen tag beklagen D, ^11 Mochte ich nit me dan ein
  • cleit h. Ä 678 Das ich dise hochzeyt für die letit mdcht gan Als
  • ain ander bider man D, 679 Das ich rockes D. nit] im H, 680
  • gar fehlt K
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  • — 26 —
  • Xun gib mir trost, liimlischer here,
  • durch din gritdiche ere;
  • lier, nun gib mir ti-ost und nU
  • wan ez mir kumerlichen stät!**
  • «85 Daz begund erbannen die frie,
  • die künigin sant Maiie,
  • si sprach: „tmt sun vil guoter,
  • hilf dem künig Ürendel üz noeten,
  • trut sun, vil lieber hei-e,
  • ew> durch dines heilgeu gi-abes ere,
  • durch des willen er sich hat uz gehaben,
  • tmt sun, du solt ez im nit versagen/'
  • Do sprach unser trehtm:
  • „Muoter, tuo im diu lielfe schin!
  • 6i»5 Du bist ein rehte nothelfeiin
  • und eine himelsche künigin,
  • du mäht im wol zuo staten komen
  • dem ollenden man so fmmen.
  • Do sand im unser frouwe geringe
  • 700 drizig guldener pfeiminge
  • mit einem engel also here,
  • dem guoten sant Gabriele;
  • ob im do ei" swebte,
  • wie giietlichf^M er zuo im redte!
  • 705 er sprach: „hoerstu, künig Grendel,
  • mich liAt got und sine muoter zuo dir gi^seiulet,
  • du solt nit tr'üren so sei*e
  • umb din ritterschaft so here
  • 681. 082 Hymelscher vatter gib mier einen trost Das ich durch
  • din vetterlich ere werde erlost. 088 Here gip mier H. 084 gat D,
  • 080 Santa H. 091 Durch das er H. 092 Darumb soltu ims nit
  • V. D. 093 fehlt H. unser herre mein D. 094 Fraw möter
  • thünd im eür hilffe schein D. 095 Ir seind 1>. rehte fehlt H.
  • 090 Vnd auch ein D. küniginne H. ($97 Ir mUgent I) zu helif H.
  • 098 edelen H, 700 gülden pfenning D. 702 Der gut H. 708
  • das (!) erschwebte 7). 708. 704 Ein gesprech er mit dem künige
  • hatte Gütlich er do mit jm rette H, 701 Kr sprach du ff. nit
  • zweyfeln sere 7). 708 Umb dine ritter vil h. ff.
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  • — 27 —
  • und die dii* sind ertrunken
  • 710 und üf dem wilden mer vei-sunken:
  • got was ii* selber einer,
  • daz Mt er wol ei*zeiget,
  • er hat si nemelidie
  • bi im in dem fnmen himelrich^.
  • 715 Nun nim hin vil geringe
  • die drizig gülden pfenninge
  • und kouf den giäwen roc vil guot,
  • den got zuo siner marter tmoc:
  • dar in bistu baz beslozzen den in stehelen ringen,
  • 720 dich enmag kein swert noch wäfen dar durch gewinnen.
  • Du solt darin fehten äne zwifel
  • mit den beiden ftinfzehen hälwige.
  • Dar inne ststu unverzaget:
  • daz liez dir got und sant Maria sagen."
  • 7-»5 Do er die hab zuo im genam,
  • er ward ein freudenricher man,
  • er het getan ein guote fart,
  • er huob sich schiere üf den markt,
  • dfi man den gifiwen roc feil truog,
  • 7:^0 gegen sins meisters des fischers knaben,
  • als wir daz buoch hoeren sagen.
  • Do bat der eilende man sinen meistei' den tischere [an],
  • daz er im den loc nahe gebe.
  • Do bot er in im geringe
  • 735 umb fünf Schilling guldiner pfenninge:
  • 710 see D. 711 auch ainer D. 712 er feJdt H. nun wol
  • D. erzöuget der reinen JT. 718 Er sprach er D. Dann er h. sy
  • so neml. H. 714 in sinem h. H. 718 an trüge D. 719 D. b.
  • versclossen Als in allen stelen r. H, 720 kein woffen H, 721 Du
  • solt auch fechten mit den hayden on zwiyfel (!) 2>, Du s. d. fecht^in
  • mit lobe H, 722 Mit* XV heidischen hertzouwen H. 728 Dar-
  • jnnen hastu nym danne ainen gehaben D. 724 Das hat dier got und
  • sin muter gesagt H. 725 gewan H, 720 Er ward gar Dy Do ward
  • er Ä 727 hat H. 728 schiere] wider 1>. Nach 729 folgt in
  • D: Er gewann ainen frölichen müt. 780 seinem meister D. 781
  • dis H, 782 zwei Zeilen in HD. 788 nahet wolt geben D.
  • Darauf in D: Er wolt es umb in verdienen die weil er het sein
  • leben, in H: Das er jm nit also verlege. 784 Er b. in im vil g. 1).
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  • — 28 -
  • „Und wer der pfeiiniii^ eiiiei* falsch,
  • der roc kern dii* nimmer an dinen lials!"
  • Do tet ein givz zeichen unsei* here
  • durch des jungen küniges ere:
  • 7*« wo man den roc an greif,
  • wie fast er üz einander sleir
  • in allen den geperden,
  • als er fül were!
  • Do meister Ise daz ei-sach.
  • 7*5 daz der roc als fal was,
  • do gab er in im vil ringe
  • iimb die drizig gülden Pfenninge:
  • als vil was ouch der erste schätz,
  • da got unser her umb veikoufet wart.
  • 75« Do ei' den roc zuo im genam.
  • er ward ein freudenricher man.
  • Do ward sich an der stunde
  • der roc nagelnüwe
  • in allen den gei)erden,
  • 755 als ob er erst von dem tuochc komen were.
  • Do meister Ise daz ersach,
  • daz der roc so rehte^ guot was,
  • do sprach er: „du vil guoter mau,
  • du hast einen guoten lOc an:
  • 760 den soltu verdienen stille
  • umb mich und dinf^ meisterinn6'/'
  • Do spi-ach der edel künig stete.
  • daz er ez reht^^ genif^ tete.
  • 730 falsz H. 737 Dier kern der rock niemer an den halsz
  • H. 738 Do thet vnser herr grosse zaichen herre D. 740 Wer
  • den H, 741 üz] von H. schleyif D, reisz H. 743 Als ob er H.
  • 744 Als D. d. gesach H, ersach das IJ. 745 also zerbrach H,
  • 746 Er gab in im v. ger. D. 747 die fehlt D. güldin H,
  • 748 Also H, Darauf in D: Und Judas valscher uffsatz. 749
  • Darum got aller weit ein herre zart Verratten und verkouift wart
  • H. 750 gewan D, 751 Zu grossen fröuden er do kam H. 752
  • Do wart er an den trUwen H, 753 D. rock als wer er nUwen H.
  • 755 erst gemach (!) w. H. 756 Do] Als Z). das gesach Hy er-
  • sähe das D, 758 Er sprach H. 761 und miner frouwen wille H,
  • 7(52 elend D, 763 rehte fehlt H.
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  • — 29 —
  • Do bat er sinen meister den lischer^,
  • 7Ö5 daz er im urloub ^ebe:
  • „Ich lian midi globet zuom lieil^en grabe/
  • Do sprach der meister Jse: „du solt min stiiirf' haben.^^
  • Do gab er im in tiiuwen
  • zwo giiote lioseii lüuwe,
  • 770 do gab im sin froinv geringe
  • dri gülden ])feiiiiinge;
  • si bat den degeii stete,
  • daz er ez also tete,
  • daz er ir vergeb ir niissetat,
  • 775 die si im zuo leid getan hat
  • do si den nacketen man
  • lif der galine sacli stan.
  • Si sprach: „wie ez dir si ergangen,
  • du mäht wol ein herzog sin in dinera lande."
  • vmJ darumb red icli in der tvarheit \ er ist nicht
  • recht iveiüz \ der die leüt helt ah er mf sieht,
  • 780 Do sprach der künig Orendel
  • an alle missewende:
  • Fraiiiv jr habt mir niclit gethon ich niUg es gar
  • leicht faren lassen.
  • „frow, got vergeb iuch iuer schuld!
  • wir sollen werben umb sin huld."
  • Do nam er urloub, daz ist war,
  • 785 zuo sinem meister und zuo siner frouwen dar.
  • Do huob er sich aleine
  • üf die breiten beide.
  • Do enwas nie kein man,
  • der gefolgen moht dem künige lobesam.
  • 765 ein freisz vrlaub 1). 700 Er spracli ich 1), hab H.
  • 767 der fehlt D. 7(58 durch sin trüwe H. 769 neuen D, Z.
  • h. die worent nüwe H. 771 YmW H, 778 ez] das H. IIA Ynd
  • jr H, ms, 111 fehlen K 778 ist erg. D. 779 dim Ä 780
  • fehlt D. 782 all tiwr schulde H. 788 Wir süUent umb in er-
  • werben al sin hulde H, 785 und s. fr. zwor H. 786 Vnd hiib
  • sich do all. H. ISl Vber die witte h. H, 788 Do was euch
  • nie k. m. H. 789 Der d. künig mocht gef. lobs. D^ Der d. künige
  • ni. gevolget han H.
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  • — 30 —
  • 7i>o l)ü begegnet im an den stunden
  • der beiden wol nf dri hundert,
  • under den reit ein rise freisam,
  • der fieng den eilenden man
  • und fuort in-?(nwerde
  • 795 über füi-st und höhe bei^e.
  • er legt den degen heie
  • tief in einen kerkere.
  • Daz begund erbannen die frie,
  • die künigin sant Marie,
  • «00 si sprach: „trut sun vil guotei*,
  • hilf dem künig Orendel üz noeten,
  • tiiit sun, vil lieber here,
  • durch dines heiigen grabes ere,
  • durch des willen er sich hat üz gehaben,
  • H05 tmt sun, du solt ez im nit vei*sagen."
  • Do sand im Crist von himek
  • einen engel bald hemidere,
  • einen engel also here,
  • den guoten sant Gabriele;
  • 810 er half dem degen here
  • uz dem tiefen kerkere
  • und wisete in üf den pfat.
  • der zuo dem heiigen grab getreten was.
  • 1)6 er daz heiige grab an sach,
  • H15 daz wort er güetlichen sprach:
  • „Heilgez grab unsere heren,
  • ich enhab nit Opfers mere,
  • dan min Hb und min sele,
  • daz empiTich hiut, heiigez grab unsers heren!"
  • 790 uff der stunden H. 791 wol üf fehlt 1), 792 Vnd
  • do r. H. 793 Er D. 794 Er f. in vil werde D. unferre H.
  • 795 Vber die hohen f. vnd b. D. 796 Den werden tegen leit
  • er Ä 797 In einen tieffen kercker H. 800 durch din gute H,
  • 801 ims wette (!) H, 803 heiigen fehlt D. 805 Lieber sun H.
  • Draut s. herre das soltu im nit v. D. 806 jm got bald von
  • himelreich H, 807 E. e. der schwang hernieder sich fi". 808.
  • Ein H, 809. 810 fehlen H. 812 Er wiste in H. 815 er do
  • gütlich H. 817 Nu hab nit H. 818 meinen leib D.
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  • — 31 —
  • 820 1)6 er daz wort ie tollen gespracli,
  • wie schier der degen dö sach
  • vier schoene terapellieren
  • mit harte grözen eren.
  • wie bald si dar zuo giengen.
  • 825 die mes si an geviengen.
  • Do opffert der Edel fürst die drei/ gülden Pfenning
  • die jm die vücher'm geben hett ^ cntff den altar.
  • Nun was der selben Priester gewonhait ; iver wol
  • opfferet der gemtsz des ivoL
  • Do die frone messe was gesungen
  • und sich der briester kerte umbe.
  • do enwas niemant, der sich bedehte
  • und dem eilenden man zuo ezzen gebe.
  • «30 Do beleih er alterseine.
  • der edel forste reine.
  • Er begunde sere tmren.
  • er saz zuo Jerusalem zuo der buremüren.
  • Do hört der junge künig lobesam
  • 835 in der bürge einen grozen schal,
  • do wunderte den degen sei-e.
  • waz da in der bürge were;
  • do gieng er aber fürbaz stan.
  • do begegent im ein degen lobesan.
  • 840 Do er in von ferren ane sach,
  • gern mügent ir hoeren, wie er sprach:
  • „Got grüez iuch, her Grawei* Roc.
  • ich kan iuch nit anders nennen weiz got!
  • Ob ich iuch, her, erkante.
  • 845 wie gern ich iuch anders nante!"
  • 820 die wort gesp. H. 821 do fehlt D, 822 Wie (!) H.
  • 824 dar gingen H, 825 an fiengent D, Vnd d. messe angef. H,
  • 826 ward ges. D. 827 hat gekert umben H. 828 en fMt H.
  • 829 brachte H. Der dem el. m. das mal g. D. 831 In der kirchen
  • alleine H. 832 ser trewlichen trauren D, 835 lauten seh. D.
  • 836 den] der D. 837 da fehlt H, 839 Do sach er einen tegen
  • 1. H. 840 in vere H, 842 her fehlt H. 843 amiers fMt H.
  • genennen D. daz wisz g. H. 844 herr nun erk. D. 845 anders
  • fehlt H.
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  • — 32 —
  • Der wa8 der aller erste man,
  • der dem künig Orendel den namen gab,
  • Fürbaz hiez man in [nit andei*s dan] den (iniwen Roc.
  • „Held, nun sagf? mii* durch got,
  • 850 waz meint der Ifete schal,
  • der sich hebt in der bürg über al?'*
  • Er spmch: ,,ez sind die tem])elheren
  • mit harte gix)zen eren,
  • si wellent kurzwil triben
  • 855 vor minen frouwen Briden,
  • vor der edelen küniginwen.*'
  • Do begund sin herz uf sprüigen,
  • do spracli der Grawe Roc:
  • „Held, nun sage mir durch got,
  • 8Ö0 w elhez ist die maget here
  • über daz land und bui'g zuo Jerusalöme?"
  • Er sprach: „sihstu an der zinnen stan
  • zwelf megte wolgetan?
  • die mitten under in stat
  • 865 lind emen zobeln mantel umbe hat,
  • daz ist die maget here
  • über daz land und bürg zuo Jerusalems."
  • Der Grawe Roc gieng über den hof,
  • also uns daz buoch saget noch,
  • 870 do sach er die helde riten,
  • reht als ob si wolten striten.
  • Ir ros die waren lang,
  • si heten einen herlichen gang,
  • ir baner waren grüen und rot:
  • 875 do nahete mangem beiden der tot.
  • 847 seinen namen benam D. Der jm den n. leite an H, Dar-
  • auf in H: Do sproeh et jm derselb herre mitte Mit zimlichem
  • Sitte. 848 Nit anders dann der growe rock H. 850 der leüte 1),
  • der livtte H, 851 in dem berg D, 852 Do sprach er H. 854
  • ir kurtzweil D. 855 frouwen frouw B. H, 850 künigen H.
  • Von (!) d. edeln ktinige (!) herre 1>. 857 sein hertz springen sere D,
  • 861 zuo fMt H. 864 Die do mittelen H. 865 zobel D. an
  • hat H. 867 disz H. und bürg zuo fehlt H. 868 gieng fehlt H.
  • 869 A. disz b. seit hie n. H, 871 Recht als wolten sy streyt^n
  • 1>. 872 die fehlt D. 875 sin tot H.
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  • — 33 —
  • Also schouwete er die frouwen heie
  • mit harte gn)zen eren,
  • der edel füi-ste reine
  • begiinde von hei*zen weinen.
  • 880 Er sprach: „owe land und liute,
  • wie riuwestu mich hiute!
  • Nun fuoii ich doch von Triere
  • zwen und sibenzig kiele,
  • die sind mü- alle versunken
  • 885 und in dem wilden mer ertrunken;
  • die wolt ich alle gern verklagen,
  • möht ich nit me dan ein ros gehaben,
  • daz ich eilender man beseÄe,
  • wes ich zuo disem hofe wert were.
  • 890 Der mü* durch des heiigen gi-abes milt
  • lihe sin ros imd sinen schilt —
  • nit mer dan dri kei-e,
  • so engert id\ sin nit mere —
  • waz ich da mit gewunne
  • 895 daz geh ich im allez zuo lone.
  • Do er daz wort ie vol gesprach,
  • in einer louben er do sach,
  • zwen heidenische heren
  • mit harte grozen eren;
  • 900 si tribent kui-zwile vil,
  • si zugen im schaclizagelspil
  • in einem bret was lischin
  • und daz gestein was guldin,
  • ergraben harte kleine;
  • 905 daz guot edel gesteine,
  • «
  • 87G die selben herren 2>. 879 Der begund H. v. hertzen
  • ser wayne D. H80 Er sprach fehlt H. Ouwe H, 881 Wie ser
  • H. noch heut 1>. 886 gern fehlt H, 887 nit me dan fMt D,
  • haben H, 888 besesse HD, 889 Wes ich werdt w. zu d. hoffe
  • D, Ach wer iemant der sich des vermesse H, 781 Mier hülff
  • umb ein rosz und zu eim schütte H, 892 Memer Z>. 893 So
  • begerte I). 894 gewinne H. 895 von mynen H, 896 ie fehlt
  • H, vollen D. 897 louben] wüen H. 898 heidische H, 901 Sy
  • spieltent hoffliches spil H. 902 das was H, 903 Die spangen
  • warent rot gülden D.
  • Orendel. 3
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  • — 34 —
  • daz hete vil dei* wurme.
  • ez liulite als die sunne.
  • Die selben die wil ich iuch aennen,
  • so mügent ir si erkennen:
  • «10 Der ein was der beiden Mei'zian,
  • der ander sin bruoder Sudan.
  • Die zwen heideniscben man
  • beten zuo der künigin guoten wan.
  • Do er si von feiren ane sach,
  • 915 gern mttgt ir hoeren, wie er spracli.
  • 1)6 spracb der Grawe Roc:
  • „Ir beren, nun grüez iucb got!
  • iucli bittet ein vil eilender man —
  • dureb got ir solt ez im nit versagen —
  • »20 iuers rosses und iuers scbiltes
  • dureb des beiigen grabes milte
  • nit mer dan dri kere.
  • so enger icb sin nit mere:
  • waz icb da mit gewinne
  • 925 daz gib icb iuch gern zuo minne."
  • Do spracb der beiden Sftdan
  • zuo dem degen lobesan:
  • „Waz mag er geklaffen mere
  • vor zweien künigen bere?
  • 9S0 Jh. du rebter filzgebüre,
  • ich bring dir din klaffen zuo süre!"
  • Do spracb der Grawe Roc:
  • „leb sag iucb. bere, weiz got,
  • 906 Hat vil H, 907 Und lucht recht also H, Darauf in
  • D: Es warent zwen künig frumme Die ergraben warendt darume.
  • 908 Dieselben künig jch nennen Hi 910 Das ain D, ist H.
  • 911 Vnd sein D, 912 Dieselben z. heidischen m. H, 913 zu
  • dem ktinige H. gute i>. 914 sy vere an s. H. 917 euch bede
  • D, 918 vil ein D. edeller H. 919 Ir sullen es jm d. g. n. v. H.
  • 920 Ugers H. 922 drige H, 923 Nu beger ich H. sin fehlt D.
  • 925 zu liebe D, 927 vü lob. D. 928-929 eine Zeile in D.
  • 928 der H, m%re fehlt D, zwen D, Darauf in D: Die do
  • pflegent also grosser ere. 930 waltgebure H, 931 Es mocht dier
  • wol werden zu sure H, 933 wisz H,
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  • — 35 —
  • des ii* mich zilient lue,
  • 986 da ward ich an schuldig nie!"
  • Do sprach der heiden Merzian,
  • als wir ez an dem tiutschen buoche hän.
  • „Vil trftter min Gmwer Roc.
  • wir tuon niht durch iuem got;
  • 940 wir sin zwen ungetoufte man,
  • doch wil ich iuch mins rosses und schiltes nit versagen.
  • Nun sag du mir, degen küene.
  • verlierstu mir min ros und schilt grüene,
  • sage mir, du uzerwelter man,
  • w5 waz sol ich darumb zuo gelte hfin?
  • IX) sprach der Gniwe Roc:
  • „Ich sag iuch, her, weiz got.
  • ich sag dir, edler degen küene,
  • verlier ich du- din ros und diu schilt gi-üene,
  • 950 ich sage dü% künig lobesan,
  • für einen eigenkneht soltu mich hun."
  • Der here Merzian hiez entspringen,
  • sin guot ros für sich bringen,
  • daz was swai-z als ein aren,
  • 955 dri man mohten ez küm gehaben.
  • Als der heiden Merzifin daz ersach,
  • daz sin ros als ungezogen w^as,
  • er sprach: „füer ez zuo einem steine
  • und kom dar üf. daz ez dich nit bring zuo leide
  • 960 Ich wil dir die warheit sagen:
  • ez hat mir dri kneht erslagen."
  • 934 Das D, 935 Des bin ich vnschuldig ie H. 937 tiut-
  • schen fehlt H, 938 Dräut mein vil gr. r. Z>. 939 dinen g. H.
  • 940 Doch wil ich uch by disem tage H. 941 Doch wil ich
  • iuch fehlt H, versan D, 942 Sag mier min H, 943 und mein
  • seh. D. 944 So sage H. du fehlt H. 945 do für H. z\\ gelten
  • Dj zu geben H, 947 Herre so wisse g. H. 948-949 VerlUre
  • ich eilender man Das rosz und den schilt wol getan H, 950 So
  • verheisse ich dier k. 1. H, 952 Her Mercian hiesz vil geschwimle
  • H. 953 guot fehlt H. 954 fehlt H. 955 mohten] hetten 1>.
  • Darauf in H: Das rosz wart dem eilenden knaben H, 956 Also,
  • gesach H. 957 also H, 958 steige H. 959 Sitz daruff H. nit
  • fehlt D. in leide H, 960 D. worh. wü ich dier s. H,
  • 3-
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  • — 36 —
  • Do sprach der Grfiwe Roc:
  • „Her, den spot vergeh iuch gotV'
  • wann solt ich desz pfärds nicht meist er sain \
  • was tätiget ich dan ailain under die haiden.
  • Hiermit hiesz er die adit man aU von dem pferd
  • geen vnd helayh allein da hey \ das pferde ward
  • fraislich gebaren | vn mit aufgethonem maul griff
  • es na>ch dem mann \ als ob es yn also^ erbeissen
  • wolt I do gab jm der theür hölld mit ainer fatist
  • ain schlag zwischen die oren | daz da^ fraydig
  • thier so hart dauor erschrack \ das es geleich
  • still st^md vn pidmet imd tzittert vor forchten
  • [als es viert zehen ta/j in hartem stiirm gezäumpt
  • war]
  • in allen den geperden
  • 965 als ez vierzehen tag in einem stritt gangen were.
  • Darnach trardt jm gebra(M din sattel von helffen-
  • bain.
  • wie schier er daz ros do gürte,
  • und ez sich oueh erschütte
  • vor dem fürsten hf)chgeboni . . .
  • als ein senftes lämblin.
  • Wie schier der degen lobesam
  • 970 den schilt zuo den armen genam!
  • Man brähte dem degen küene
  • ein sper was ungefttege:
  • halber waz ez hömin,
  • daz ander halb helfenbeinin
  • 975 daz drite [tsen und] lüter stehelm
  • [Als wir daz buoch hoeren sagen].
  • Ez was gewürkt mit sinnen,'
  • die fogel sungen dar inne.
  • 964-965 folgen in HD nuch 968, 965 vor zehen tagen
  • D, Als ob sy in einem stritt waren H. 966 Vil seh. H. do gürte]
  • fürte D, 967 Das edel rosz er zierte D. 968 den D, Darauf
  • in D: Die zu dem hoff waren ausz erkom. Hierauf in HD
  • V, 964-965. 969 der fürst 1. H. 972 das was H. grosz vnd
  • vngefftge D. 973 hörmn] vor jm H. 974 halb] was H 975
  • drite] ander D. stahel D, Das isen was lutter stahell H, 976
  • Also H 977 Er w. g. mit mynne H
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  • — 37 —
  • die nahtigal und die zisel[e]^
  • 980 die sungent wol nach prise;
  • ob im do swebete
  • ein falk von gold, als er lebete.
  • die glaffen scharpff vnd geschliffen Hecht als ain
  • Spiegellgldsz \ er schüff (mch zu bringen sein
  • allerbesten hamasch \ vnd bot jm das zu leghen.
  • Do sprach der stoltz hochgemut weygandt \ ich
  • bedarff nit harrmschs noch kaines stächlen rin-
  • ges I allain willeich reytten in meinem Rocke
  • durch meines gottes Eer vnd seines hailigen
  • grobes willen,
  • Daz lech der haiden Merzian dem heren,
  • daz braht den Grawen Roc zuo sinen eren.
  • 985 Den heren man begurte
  • mit einem guoten swerte,
  • man sazte im üf sin houbet
  • einen heim schon gebouwet.
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • 990 an Stegreif er in den satel spranc.
  • „Nun helf uns got" — sprach der Grawe Roc —
  • „und sin heiligez gebot!"
  • Do enkunde er mit allen sinen sinnen
  • die rindrm schuoch nit in die Stegreif bringen.
  • 995 Nun enwirt dälung stechen hie getan:
  • der Grawe Roc muoz zwen ander schuoch hau.
  • Der Gmwe Roc sich bucte,
  • die schuoch er ab den föezen zucte,
  • 979 zinsele H. 980 singent H, 981 Ob im das do
  • schw. D. 982 Von gold ein valck als ob H, 984 sinen fehlt
  • D. 985 begerte Hy beglirte werdt D. 986 gar guten D, gül-
  • dmen H. 988 beloubet H. 989 vnd auch d. weygant D. 990
  • er fMt D, 991-992 Nun helff mier der gewore got Vnd geb
  • mier krafft sprach der groge rock H, Darauf in D: Do sprach
  • er der mir rat gebe Wie ich anfieng mein leben. 993 er ouch
  • mit H. 994 D. rinderen seh. nye in den stegrayff b. D, Die
  • schu in die stegreiff nit b. H. 995 Nun würt tele H. 997 sich
  • bedochte H. 998 Die grossen schüch er ab zuckte D, zochte H,
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  • — 38 —
  • er waif si iiider in daz gi-as,
  • 1000 nun mugent ir lioeren, wie er spmch:
  • „Got gebe dem schuoster ioimer leid,
  • der die solen ie sf) breit gesneid!
  • doch waz sol ich im verwizen:
  • er west nit, daz si ein ritter solte slizen!*^
  • 1006 IX) sand hb Crist von himek
  • zwen guldin schuoch her nider«^
  • mit einem engel alsf) hei-e.
  • dem guoten sant Gabriele.
  • Do er die schuohe an geleit,
  • 1010 do was er ein stolzer ritter gemeit.
  • Der Grawe Ro(; begund fast sitzen,
  • sinen schaft menlich ei-schüten.
  • Daz sach der beiden Meraän,
  • er sprach: „sihstu nit, bruoder Sücfön?
  • 1015 ich sihe an des Gräwen Rockes schüten
  • und an sin nidelichen plicken,
  • ez muoz von sinen banden
  • noch hiute tod geligen
  • vil küener wigande.^^
  • 1020 Do sprach der beiden Sudan:
  • „Trüt min bruoder Merzian,
  • waz gebstu dem zuo lone,
  • der dii' nun also schone
  • noch hiute brehte zwäre
  • 1025 daz ros von dem Rocke Gräwen?
  • du sprichst er si em üzerwelter man:
  • ich wil den Gräwen Roc alein bestan,
  • ich wil den degen küene
  • an minem sper über den hof füeren,
  • 1000 Nua hörent wie er do sp. H. 1001 den schuen H,
  • iainer vnd layd D. 1002 Und der H, D. d. s. vomen ye i>.
  • 1008 Er sprach was D. 1005-1006 Zwen güldm schu die sant
  • jm got Von himel her nider ane spot H, 1007 Bey D, 1011
  • begund nach ritter sitten H. 1012 Den schaft H. 1015-1020
  • fehlen H, 1019 Vil küaer weygant und mannen J9. 1021 brü-
  • der vnd Mertzian X). 1025 Von dem gräwen rock das rosz
  • grawe D, Den Grogen Rock also gro H, 1026 sprichtest H,
  • 102B fcünen H.
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  • fr >
  • — 39 —
  • 1030 des müezent frouwen unde man
  • noch lüut ir schimpfen mit im han!*^
  • Do spi-ach der heiden Merziän:
  • „Tmt min bruoder Sudan,
  • waz du brises an im mäht erwerben,
  • 1085 ich bite got, daz mir sin niht zuo teik werde[n]!"
  • Dem heiden Sudan tet die rede zorn,
  • er bereite sich gegen den forsten hr)chgeborn,
  • er wäpnet sich mit grimme
  • in die herten stageliinge.
  • 1040 Den heren man begurte
  • mit einem guoten swei'te,
  • do sazte er üf sin houbet
  • einen heim was schon gepouwet;
  • do hiez er balde spiingen,
  • 1045 sin guot res her bringen:
  • der schoene heidenische wigant,
  • ane Stegreif er in den satel spranc,
  • wie schier der heidenisclie man
  • einen schilt zuo sinen armen genam!
  • 1050 man braht dem degen kttene.
  • ein sper was ungefüege.
  • darnach sprach er :^il Mertzion hrüder ich will
  • euch heilt sehen lassen das eilwer gut pferd \
  • auch schilt vn sper \ mein werden milsz wann
  • ich mein sper durch jn 7'ennen will vnd jn daran
  • füren auffdeni wal \ das es man vnd weih sehen
  • vnd yedermann sein spotten soll. Also rayt er
  • hyn in grossem ühermüte ' vnd sprach ; herr gra-
  • wer Rock \ haltet mir das Erst reyiten durch
  • eüiver junchfrawen willen , dergraw Roch sprach \
  • 1030 Das H. 1031 Iren schimpff mit mir han D, mit jm
  • schimpffen gan H, 1033 Min Heber bruder S. H. 1034 magst D,
  • 1035 Ich bit dich got D. das er mier nit H, 103(5 tet] was H.
  • 1037 dem D. 1039 Fn d. harten stehehi r. H, 1040 man do
  • gürtte H. 1043 wol bdoubet H. 1044 Ynd biesz do vü ge-
  • schwinde H, 1045 gütte D. her fehlt D. Ein gut rosz dort
  • her b. ü. 104(5 heidenische] here H, 1047 er feMi D, 104B
  • Vil seh. d. heidisch m. H, 1049 Den seh. H, zii den a. nom 1>.
  • 1051 das was H.
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  • — 40 —
  • deii lobe ich got und hin desz fro das es also
  • kamen ist \ damitt rytten sy von ainander zu
  • nenien ain lengere ban.
  • Der beiden sich bald genante,
  • üf den Grawen Roc er rante;
  • dei* Grawe Roc, der wigant,
  • 1055 liesz üf sieb stecben als üf ein want.
  • Do spracb dßr Grawe Roc:
  • „Her den spot vergeb iucb got!
  • icb bet wol daz gemüete,
  • daz ich solcher stiebe nit vertiüege.
  • 1060 Wie ez mir dai'umbe solt ergan,
  • ir müezent ouch einz von mir liAn!"
  • Der Grawe Roc sich genante,
  • an den beiden er do rante,
  • er durchstach den degen küene
  • 1066 mit einem sper was ungefüege.
  • daz der beideniscbe man
  • des Stiches tot zuo der erden kam.
  • vnd fürt jn an dem sper über sein acliszel \ zu
  • dreyen malen über den Tempelhoff hyn vnd
  • wider \ da hidtten wol hundert Hayden bey ein-
  • ander I vnder die warff er den künig Schaudon
  • vnd sprojch \ far hin mach mit deinem mannen
  • tvas du wilt
  • Do käment wider an in zwene,
  • die stach er von den rossen bede;
  • 1070 an in riten dar nach viere,
  • die stach er abe schiere;
  • dar nach sehs an in riten.
  • die stach er ab mit zorniglichem siten;
  • an in riten aber zwölf man,
  • 1075 die stach er von den rossen üf den plan;
  • vier und zweinzig an in riten,
  • die stach er ab mit hofelichem siten.
  • 1052 balde wandt J). Der sich Sudan nante JEf. 1053 er do
  • r. H. 1055 üf fehlt H, 1059 Das ich den stich H. nit ver-
  • tragen möchte D. 1060 sol H, 1062 sich wante H, 1063
  • Vff H, 1066 heidische H. 1067 tot fehlt D. 1070 dar nach]
  • aber H. 1071 er ouch ab H, 1072 Sehsse ouch H. 1073
  • zorniglichem fehlt H,
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  • — 41 —
  • Der lield getieng zwölf marc,
  • die wärent kreftig unde starc,
  • 1080 si wärent üz der mäzen schon,
  • er brähte si dem heren Mei*ziän zuo Ion.
  • Er bat den schoenen degen küene
  • daz er im sin res me lihe.
  • „Darumbe hästu Ion empfangen.
  • 1085 nun lialt ich lue zuo lange,
  • ich solte riten wider üf den i)lan."
  • Also spmch der junge künig lobesam.
  • Do sprach der beiden Merzian,
  • als wir ez an dem tiutschen buoche lian:
  • 1090 „Trüt her, min vil Grawer Roc.
  • der tiufel truog iuch üf disen hof,
  • der müeze iuch ah disen stunden
  • füeren zuo der helle gininden!
  • waz band ir an mir gerochen?
  • 1095 minen bruoder habt h* mir erstochen!"
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • „Daz ist vil war, daz weiz got!
  • wellent ir mich sin nit erlan,
  • ir müezent ouch einz von mir hau!"
  • 1100 Der beiden Merzian begund fast fliehen,
  • sin füeze vaste nach im ziehen.
  • Do der Grawe Roc daz ersacli.
  • daz niemant mer mit ime stacli,
  • lunb warf er daz marc,
  • 1105 daz was kreftig unde starc.
  • er liez ez hohe springen
  • vor der edelen küniginne.
  • Si sprach: „ez ist kumen üf den hof
  • ein einfeltig ritter, daz wizze got;
  • 1081 dem hayden M. D. 1082 Er b. d. d. umb sein huld D.
  • 1083 mer leyhen solt D, 108G wider riten H, 1089 tiutschen
  • fehlt S. 1090 Trutter H. vil giUer rock D. 1091 auff den
  • plan vnd hoff D. 1093 hellen H. 1095 band H. 1097 vil
  • fehlt R. wisz H, 1100 fast fehlt D. 1101 Sine beine H, vaste
  • fMt D. 1104 die marck H, 1105 Die H. vnd dar zu starck 2).
  • 1100 sy H. 1107 Für die edele k. H, Vor frawen Breyden der
  • edeln k. D. 1109 einfaltiger H.
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  • — 42 —
  • ino er füert nit ander*z zwar-e,
  • den einen roc grawe.
  • Er fihtet, also er welle wüeten;
  • besMezent mir oucli die porten:
  • got müeze mir min liut behüeten!
  • 1115 Wolte got, er wer gekleidet gar
  • in pfeller und in sablar,
  • wie wol ich im daz wolt ginnen
  • umb slner manheit wiüen!
  • möht ich einen boten haben,
  • ns» der mh* den held getörste laden,
  • e daz in die helde guote
  • bestüendent mit zoniiglichem muotet
  • si raten im alle an den lib,
  • er muoz mich immei* liuwen!^' sprach daz wib.
  • 1125 ,,Vil trüter degen Schiltwin,
  • zuo im soltu min böte sin,
  • eifar mir, üzerwelter man,
  • ob er si wilde oder zam.*^
  • Do sprach der herzog Schiltwin:
  • 1130 „Prouwe, daz enmag nit sin;
  • in hänt mine ougen
  • disen tag gar wol beschouwet.
  • Wizzent, daz er siht vil dicke
  • die zomwolflichsten plicke:
  • ii:3o e daz ich zuo rede mit im wer kumen,
  • so het ich schaden genumen
  • 1110 zware] do H, 1111 D. e. guten rock g. D, Dan e.
  • r. der ist gro H, 1112 Er stiebet als ob er H. waten 2). 1113
  • Man sol die porte vor jm behütten H, 1114 fehlt H, beh. war
  • D, 1115 becleidet H. 1116 Bede in pf. vnd in seyden J).
  • Darauf inD: Also sprach sich fraw Breyden. 1117 Do sprach
  • die ktinigin ich gunde es im wol D. 1118 Als man ainem künige
  • pillichen sol D, Sprach frouw Bride die kynigin H. 1119 ge-
  • haben D. 1120 dürfte D. 1121 beiden gät D, 1123 Sy renten
  • 2). 1124 müst D. 1125 Y. lieber H. 1126 AI dar soltu H,
  • 1127 Erfar m. du D. 1130 des — gesein D, Das mag anders
  • nit sin H. 1131 Es hant H, 1132 gar] also H. 11Ö3 vü]
  • von (!) H. 1134 D. zornigen wolifes bl. H. 1135 daz fehlt H,
  • 1136 den schaden H, von ime D.
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  • — 43 —
  • und vil der tiefen wimden
  • [an denselben stunden].
  • Nun mag die künigin lobesan
  • 1140 zuo dera Gniwen Roc nit boten hän:
  • nun nltent mit iuren sinnen,
  • wie si einen boten gewinne!
  • Do sprach der herzog Schiltwin:
  • „Frouw, ich wil iuwer böte sin
  • 1U6 äne schilt und äne swert!"
  • also sprach der stolze degen wert.
  • Er reit fene üf den plan,
  • der Gniwe Roc sach in griuwelichen an.
  • Do sprach der herzog Schiltwin:
  • 1150 „Held, ich beger du* kein schade zuo sin,
  • [zuo schaden an dinem libe;]
  • dir enbiutet min frouwe Bride,
  • die edel künigin rieh
  • iren gruoz so tugentUch,
  • 11Ö5 daz daz vil edel megetin
  • niemant möhte holder gesin,
  • dan dir, rittei* lobesan,
  • für war ich dir daz sagen kan."
  • Do sprach der Gmwe Roc:
  • 1160 „Heie, daz vergelt ir got
  • daz min frouw ein eilenden man
  • gern an irem dienst wil hän!
  • Sagent mir frouwen Briden,
  • der schoensten ob allen wiben,
  • 1187 Und fehlt D. 1138 fehlt H. 1140 gehan D, 1141
  • -1142 Darum so rotent mit sinen W. wier e. betten gewinen H,
  • 1148 der fehlt H, 1144 Frouw min wil ich doch üwer diener sin H,
  • 1146 Spr. d. tegen stoltz und wert H, 1147 ferre von im D. Er
  • leit sich an und reit uff d. p. H, 1148 giitlichen J). 115<) vch H,
  • 1151 an dem 1. H. 1152 Vch H, mm fehlt H, 1158 Ein H.
  • frum und reich D. 1154 Iren fretintlichen grosz D. 1155 Vnd
  • da« das edel m. H. 1156 mag H. 1157 Dann die (!) r. vil 1. D.
  • lobesam H. 1158 gesagen D. 1160 ir] euch D, H. den spot
  • vergeb uch got H. 1161 mein gnedige fraw D. 1162 G. an
  • jrem tisch wolte h. H, 1164 Die schönst D,
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  • ~ 44 —
  • 1165 waii ich miuen muotwillen
  • an disem ring werlich volbiinge,
  • so wil ich tuon, daz wizze got,
  • allez däz der künigin lieb ist und^ nöt.^*
  • Der held gefieng do sehs marc,
  • 1170 die wareiit kreftig unde starc.
  • si waren üz der mazen schone,
  • er gab si dem boten zuo loiif?.
  • Do der bot so wunnesam
  • daz botenbrot zuo im genam,
  • ins do kerte er wol mit eren
  • in die bürg zuo Jerusaleme.
  • Dft in frouw Bride ane sach,
  • nun mügent ir hoeren, wie si sprach:
  • „Sag mh" nun, böte wunnesam,
  • 1180 wie ist der Grfiwe Roc getan?'*
  • Do sprach er: „er ist zuo den schultern dick
  • und hat die griuselichsten plick.
  • Er ist ouch, frouw, ein cristenman,
  • und hettent ir dri tusent helde,
  • 1185 er getorste si alein bestan!"
  • Do die tempelheren sahen daz,
  • daz der böte kumen was,
  • dm-ch der küniginne nid
  • si netent dem Tieren üf den lib.
  • 1190 Die Surianten nit lenger ^walten,
  • boten si in die land santen
  • nAch einem risen freisam,
  • vor dem kund lebendig niemant bestan.
  • 11 05 Wann ich nach meinem mütwillen D, Wan ich an disem
  • ringe jBT. 1160 volbringen D. Minen willen vollen bringe H,
  • 1107 got] krist H. 1168 der edelst k. 2). und not fehlt H,
  • 1169 sehe H. do fehlt D, 1174 von jm H, 1175 wol fehlt H.
  • 1176 Wider m die D. 1178 Do H. 1179 Nun sag mier H.
  • 1180 getan] ein man H, 1181 Er sprach H, 1182 Vnd tut H.
  • wunderlichsten D, 1183 frouw fehlt H, 1184-1185 eine Zeile
  • in D. Und fMt D, er dar sy all bestan D. 1186 horten D. 1188
  • Alle durch D. D. d. edel k. n. H, 1189 Sy rettent H, Do ritent sy
  • 2). 1190 scharganten H, surganten D. mit löge wolten (!) jBT. wanten
  • 7). 1192 vü freysam D. 1193 Y. d. mochte leb. nit besta ^f.
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  • — 45 —
  • Der rise was Mentwin genant
  • 1195 und was der beiden kempfer über daz lant.
  • leb wil ez iucb nemlichen sagen,
  • in mobte kein ros nie getragen:
  • daz sin ros solte sin —
  • des sollent ir vil sieber sin —
  • 1200 daz was ein helfant junge,
  • der gieng so wol zuo Sprunge,
  • sin gedeckt was von silber wize
  • und gieng dem,belfant üf den fuoz,
  • [so man docb den risen brisen muoz,]
  • 1205 der rise kam do mit flize.
  • Dannoch fuort er vor der bant
  • eines kluogen schiltes mnt, ,
  • der was gezieret unz üf die erden,
  • in der mitten was er berlin;
  • 1210 uf dem scliilt vor der bant
  • scbein maneber liebter jocbant,
  • smaragten und manig liebter rubin,
  • die gäben da vil liebten scbin;
  • dii bi daz edel gesteine,
  • 1215 bede gn)z und kleine
  • wärent mit goltfellen übei^ogen;
  • darunder stuond vil scbon gebogen
  • die sunn und oucb der mone
  • scbone.
  • 1220 Dar zuo fuort er an sinem libe
  • ein keiserlicb gesmide,
  • dar zuo fuort er einen heim,
  • der vil stolze degen snel,
  • 1194 Metwin H. 1195 allersant H. 1196 Ich wil euchs 2).
  • 1199 Das sei vch wol werden schin H, 1201 Er ging so vil zu
  • vrsprung H, Darauf in HD V, 1205. 1202 S. gedeckt w.
  • do gantz wisse H. 1204 Sit man H, 1206 Dannocht D. So fürt
  • er vornan uff d. h. H, 1207 Ein D, 1208 unz] bisz D. die
  • fehlt H, 1209 In der fehlt D. 1210 vor] uff ^. 1211 Schin
  • — rochant D, 1212 Smaragde H, vnd die Hechten rubein D.
  • 1213 da vil] manig H. 1214 Do was das H, 1216 Worent
  • golt veller darüber gezogen H, 1217 vil] gar H. 1219 Die ffirte
  • der rise seh. D, Stundent dar under seh. H,
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  • — 46 —
  • mit iiiunzehen ecken,
  • 1225 den fuort der selbig recke,
  • der was sT) schon umbfangen
  • mit vier guldinen Stangen
  • und gar meisterlich eingraben
  • mit meisterlichen buochstaben.
  • 1230 Dar üf swebte alsT) schone
  • von gold ein liehte knme^
  • dar in was gozzen ein linde
  • von schoenem roten golde,
  • die schoenste, so man si mag linden.
  • 1235 An der linden was manig pletelin,
  • an ietlichem swebet ein guldin fegelin;
  • da was mit zouber gewttrkt dar in
  • ein blasbalg mit sehs roeren guldin:
  • wan der ris den blasbalg zwang,
  • 1240 so horte man der fögel gesang,
  • relit als ob si lebten
  • und in den lüften swebten;
  • in der linden was gewürkt ein mt,
  • als uns daz buoch noch sagt,
  • iii45 mit tüsent guldiner schellen fln:
  • waz möhte kluogei- da gesin!
  • wan der wind von dem bläsbalg wät
  • und sich daz i*at umbe trat
  • und die schellen klungen
  • 1260 und die fögelin sungen:
  • 1225 selbe H. 1226 schonj wol H. 1227 gülden H, gülden
  • 2). 1228 Worent meisterliche buchstaben H. 1229 Erfüllet mit
  • 2). Schon und hoifelich ergraben H, 1231 Ein güldine kr. H.
  • 1232 gegossen ein linden doülde H, 1233-1234 in D vertauscht.
  • 1233 roten] reinen ff. Darauf in D: Als sy der rise füren
  • wolte. 1234 fehlt H, 1236 Daran schwebte H. 1237 Das
  • was ff. gewürcket ein D. 1238 m. s. guldin rören ff. Darauf
  • in ff: Der schuff das man den fogel müst hören. 1240 Do horte
  • m. das d. vogel sanck ff. 1241 ob fehlt D. er lebte ff. 1242
  • schwebte Ä^ 1243 der] die i). 1244 Also u. dis.b. n. 82igetff.
  • 1248 sich fehlt ff. 1250 vogel ff.
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  • — 47 —
  • wer allez seitenspil gewesen dar an,
  • si künden der stimmen nit gelkhet hän.
  • ünder der linden gestrecket lac
  • ein lewe und ein trae,
  • 1255 ein ber und ein eberswin,
  • waz möhte kluoger da gesln!
  • Daran stuond der wilde man —
  • für war ich iuch daz sagen kan —
  • von gold, reht als er lebte
  • 1260 und gegen den lüften strebte.
  • Der rise was Mentwin genant,
  • er fuort ein sper vier klaftern lanc.
  • Er kam geriten üf den hof,
  • daz tiutsche buoch sagt uns noch:
  • 12Ö5 bede ritter unde frouwen,
  • die begunden in zuo schouwen.
  • Er was wunniglichen gefar,
  • er kam ouch keiserllchen dar.
  • Do sprach Mentwin der wigant, ^
  • 1270 als uns daz buoch tuot bekant:
  • Wo ist nun der Gräwe Roc?
  • daz saget mir durch got."
  • Do sprach der beiden Merzian,
  • als wii* ez an dem buoche hän:
  • 1875 „Nun schouwent, wie er dort her ritet
  • üf minem hohen rabite!
  • er fttert nit anderz zwäie,
  • den einen guoten roc grfiwe.
  • Er ist ein kerne diser man,
  • 1280 vor im kan lebendig niemant bestän.
  • 1251-1252 in H: W. do gew. aller selten spiel So kund es
  • dem nit glichen ziel. 1258 ouch gestr. lag H. 1255 vnnd ouch
  • ain e. D. 1256 doch klüger da gesein D^ do cluger sin H,
  • 12«1 Metwin H, 1264 seit H. 1266 behunden (!) D. ztk feJilt
  • H, 1267-1268 Er kam wtineklich gefarn Er künde ouch keiser-
  • lich gebam H. 1269 Metwm H. 1270 Also, dis H, 1272 hot
  • D, 1274 Also H, 1275 Nun, dort fehlen H. wo HD. 1276
  • miner h. rabitten H, meinem h. praneyten Z>. 1278 Dann e. rock
  • der ist gro H, 1279 Er ist ain haydenischer m. D. 1280
  • stan H. •
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  • — 48 —
  • Nun halt bi dir din sirine
  • du magst in durch den roc nit gewinnen/
  • Er sprach: „nun weiz ich nit, warumb ich her solte
  • oder waz ir mir hie woltef:
  • i^^5 sol ich fehten mit einem kleinen man,
  • des muoz ich immer laster hän.
  • Ich nim in under die anne min,
  • des soUent ir vil siclier sin
  • und sende in an den stunden
  • i2«o zuo des tiefen meres gründe!"
  • 1)6 sprach der Grawe Roc:
  • „Daz sag ich iucli an allen spot:
  • so het ich ein vil guot gemüete,
  • ob ich dir daz nun vertrüege.
  • 1295 Nun merk, tmt geselle,
  • waz ich dir sagen welle:
  • ker nun, her degen, balde
  • gegen jenem hohen walde,
  • da boften si ein geriute
  • 1300 un erner uns kleine liute!*^
  • Den risen begreif sin grimmer /orn,
  • sin ros nam er zuo beden sporn,
  • mit kreften schütt er smen schaft
  • und reit mit siner ganzen kraft.
  • 1305 Der beiden sich genante,
  • an den Gmwen Roc er do rante,
  • er gab im mit kreften einen stoz,
  • d^s ei' sid vil wenig genoz.
  • y
  • 1282 kanst H, 1283 Er sp. ich enweis was er solte H,
  • 1284 mir hie] mein herr D. O. was ich hie tun solte H. 1285
  • nackten m. H. 1286 schände H, 1287 armen 2). 1288 Das H.
  • vil] wol K. 1289 Ich s. in zu d. st. H. 1290 gründen Ü.
  • 1298-1294 Ich han es noch an dem gemtite Ich vertrag vch nit
  • von. tibermiite H. 1297 Nun ker tegen b. H. 1298 jenem] dem
  • H. 1299 bogen sy D, got sich H, 1300 Do H. Vnd ernerte
  • 2). deinen B. 1302 begreiff er mit beiden sp. H. 1804 Do
  • reit IJ, m. siner k. H, m. gantzer k. Z). 1805 s. ermante D,
  • s. wante H. 1808 Bas HD. vil] gar Ä
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  • — 49 —
  • Der Grawe Roc do küm gesaz,
  • 1810 vil schier vergalt er ime daz.
  • [Do] der Grawe Roc, der degen biderbe,
  • sprang vil bald her widere
  • daz er nie kein wort gesprach,
  • mit zom er üf den risen stach.
  • 1816 (Si erbeizten nider üf den plan,
  • die stolzen degen lobesan;
  • dö schartent sich die heren
  • mit harte grozen 6ren,
  • in ward zuo stechen also not,
  • 1820 ieglicher dem andern sin spere bot.
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • an Stegreif er in den satel spranc.
  • „Stich froelich!" sprach der Grawe Roc,
  • er sprang froelich iif den tempelhof,
  • 1825 daz er nie kein wort gesprach,
  • mit zom er üf den risen stach,)
  • daz er do muost fallen
  • mit helfant nnd mit allem
  • und er euch 6 töd was,
  • 1880 6 er kam nider üf daz gras.
  • Do die Sumnten daz ersähen,
  • kreftig was do ir jämer.
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • „Ir heren, nun swigent durch got!
  • 1886 er ist vil süez entsläfen
  • mit sinen kluogen wäfen."
  • Er sprach: „nun stand üf, trüt kind,
  • und bind din merrind.
  • 1309 vil kaum besasz Z>. 1310 Gar seh. er jm v. dasz H,
  • 1312 bald] kum H. her nidere D. 1313 Und er euch nie H.
  • 1314 risen] beiden H. sasz vnd stach D. 1316 stolzen] zwen H.
  • 1318 Mit so h. D. 1322 er feUt D. 1324 sprengte H. tempel
  • feUt H. 1326 üf] durch H. 1327 Das er auch do D. 1328
  • allen D. 1330 E dann er i). üf] in H. 1331 surgenten Z>,
  • vorgenanten (!) H, ersahen das D. 1332 K. wart do ir gaben H,
  • K. do ir Jammer was D. 1334 nun fehlt H. 1335 vil] gar H.
  • 1336 fetilt H. 1337 nun feUt H. 1338 din] dem D.
  • Orendel. 4
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  • — 50 —
  • daz ez dir nit entloufe
  • 1840 aZder du Mst ez an pfenmng verkoufet.
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • der greif dem risen in den heim zuo bant,
  • er zucte in über den tempelbof,
  • also sagt uns daz baocb nocb;
  • 1845 er spracb: ,,wö ist die famde diet,
  • die unser trebtln ie beriet?
  • die nement hie daz freislich tier,
  • daz ich hän gefangen schier,
  • und die vil seltz^n wunne,
  • 1860 die ich hie hän gewunnen!"
  • Des ward die famde diet s6 fro,
  • vil li^te schaltent si al dö,
  • si kämen geloufen uf den wal,
  • si schouweten den risen über al,
  • 1866 si heten in schier entbunden
  • an den selben stunden
  • von allem sinem gesmide,
  • daz der rise fuort an sinem libe;
  • si truogent ez allez hin zuo dem wln
  • 1860 und vertrunken ez, s6 ez tiurest mohte sin.
  • Si sprächen alle gliche:
  • „Nun wol her, arm und riebe!
  • die mit uns wellen ezzen und trinken,
  • die soUent her zuo uns sinken!
  • 1866 daz haben wir von dem Gräwen Roc,
  • daz sag ich iuch an allen spot;
  • daz vergelt im got der guote
  • und sant Maria, sin liebe muoter!"
  • 1889 entlauffet D. 1340 Anders 2>. Du hast din pfenwert
  • kouffe H. 1842 Er g. den r. mit dem h. z. h« H. 1343 zoch
  • H. tempel hoff noch H, 1344 also uns disz buch seit noch H.
  • 1345 frande D, fipodige Ä 1347 disz H. 1349 seltzame H.
  • 1351 fipöude (!) H. 1352 leut D, livt H. schültent H, schaldent D.
  • 1353 Vnd koment H. das wal H. 1356 In H. 1357 sinem]
  • dem H. 1359 aJlez baldt D. 1362 Beid a. u. r. H, 1363 Die
  • do weUent essen u. t. H. 1364 her fMt H. 1365 hant H.
  • 1368 sant fehlt H. liebe] künigkliche D.
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  • — 51 —
  • Dö die Sumnten daz ersähen,
  • 1870 vil kreftig was do ir jämer.
  • Dannoch hielten [gegen den Grawen Roc] üf dem plan
  • zwölf heidenischer künige freisam,
  • zwelf künige vil riche,
  • mit jedem sehshundert heiden freisliche.
  • 1875 Sin hend er über sich bot:
  • „Nun hilf mir, Maria, üz aller not
  • durch die höchsten namen dri
  • und ste mir hiut mit triuwen -bi!"
  • Daz begund erbarmen die frle,
  • 1380 die künigin sant Marie,
  • si sprach: trüt sun vil guoter,
  • hilf dem künig Orendel üz noeten,
  • trüt sun, lieber here
  • durch dins heiligen grabes Sre!"
  • 1886 Do sprach unser trehtin:
  • „Ich tuoz vil gern, trüt muoter min."
  • Do sand im Crist von himele
  • dri engel bald hemidere,
  • den guoten sant Gabriel
  • 1890 und den guoten sant RaphaSl
  • und ouch den guoten sant Michafel.
  • Die heiligen dri engel,
  • die fuorten dri swert in iren henden,
  • si sprächen: „hoerstu, künig Orendel,
  • 1895 uns hat got und sine muoter zuo dir gesendet.
  • 1869 surgenten D, vorgenanten H, ersahen das i), sahent
  • also H. 1370 Vil krefftig da ir Jammer was D, Do wart gar
  • grosz jr jomer do H. 1371 hielt H. g. d. G. R. fehlt H. 1373
  • Vor dem Grogen Rock XII k. lobesan H. 1373 Die worent also
  • riebe H. 1374 sechundert 2). heiden fehlt D. 1376 mier her
  • got uszer n. H. 1377 hohen H. 1378 ste] bisz H. 1383-
  • 1384 fehlen H. 1385-1386 Do sprach got der vü gutter Ich
  • tun es gern vil liebe mutter H. 1387-1388 Do sante sy jm vom
  • himelrich Dry engel hemider fllrderlich H. Darauf in D: Den
  • vil hayligen engel herre. 1390-1391 eine Zeüe in H: Vnd die
  • guten Sant Michahel und Raffahel. 1393 Die fMt H. 1394
  • hoerstu fehlt H. 1395 u. s. muoter fehlt H.
  • 4*
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  • — 52 —
  • daz wir dich an allen zwifel
  • behüeten sollen vor allem folkt*;ige;
  • wirstu den ander uns erslagen,
  • so wil got in dem himel dm sele haben:
  • 1400 du solt frölichen striten
  • in disen gegenwertigen ziten.^^
  • Die engel riten mit im in den strit,
  • er sluog die tiefen wunden wit;
  • der strit werte zuo haut
  • 1405 wol drier somertage lanc,
  • unz daz der Grawe Roc guot
  • der künig sehs zuo tod ersluoc;
  • die andern sehs im entrunnen,
  • ir ieclicher mit tiefen wunden,
  • 1410 welher den andern do an ruort,
  • den duhte, wie in der Grawe Roc überfuor.
  • Do der Grawe Roc daz ersach,
  • daz niemand mSre mit im faht
  • und si im an den stunden
  • 1415 wurden flühtig und entrunnen,
  • umb warf er daz marc,
  • daz was kreftig unde starc,
  • 1396 Das wler dich vor dem leiden tivffel E. 1397 folck
  • feyge Z>. Behüttent vnd vor den beiden on zwifel H, 1398 Vnd
  • wirdestu hie erschlagen H, 1399 m d. h. feUt JET. 1401 Zu
  • d. ziten H, 1402 Do stunt jm sin mut zu striten H, 1403 so
  • witen H. Er schlug in tieflfe w. weyt D. 1404-1405 Der streyt
  • weret nit lange Einen summer tag was er zugangen D. 1407
  • Sechs künige H. schlug D, 1409 Mit grossen und tieffen w. H.
  • 1410 do erreit Ä 1411 über fftrt D, wie d. Growe rock do
  • streit Ä 1418 Das niemant mit jm schlug noch stach H. 1414
  • im do an D. 1415 Alle fluchtig werden begunden H, 1416-1417
  • Der vil stolze Jüngling imd man Der Growe Rock und tegen
  • lobesan H, Sy hübent sich ab dem ringe Die vil stoltzen iüngelinge
  • Als der grawe rock der degen lobesam Den sig an den hayden
  • gewan. 1418 Er umb warff do sin schone marck H, 1419
  • Die H.
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  • — 58 —
  • 1420 er liez ez höhe sprmgM
  • vor frouwen Briden, der edelen küniginne.
  • Gegen im gieng frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wlben;
  • do si in ferrest ane sach,
  • 1*86 daz wort si güetlichen sprach:
  • „Got grüez iuch, hör Gräwer Roc!
  • ich seit iuch nit grüezen, wizze got,
  • ir hänt mir erslagen mine man,
  • die mir des heiligen grabes solten gehüetet han/^
  • 1430 D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Nein ich, frouwe, daz weiz got,
  • ich erslaog hiut keinen cristenman,
  • für war ich iuch daz sagen kan.
  • wizzent, iuwer heidenische kneht,
  • 1485 die tuont mir sicher gar unreht,
  • und schönet ich iuwer nit daran,
  • ez müest in allen an daz leben gän!'^
  • „Nun sich her, schoener jüngeling,
  • küsse mich, eines rehten keisers kind!
  • 1440 mir sagt die gotes stimme
  • von des küniges Ot^gels kinde:
  • er huob sich von Triere
  • mit zweien und sibenzig kielen,
  • die sind im alle versuiien
  • 1446 und in dem wilden mer ertrunken,
  • do genas nie kein geslahter man,
  • wan der junge künig lobesan.
  • 1421 küniginen H. 1428 ob aller wibe H. 1424 von veren
  • H. 1425 gütlich zu jm sp. H. 1427 euch aber nit grftssen
  • waysz g. J). 1428 meinen m. D. 1429 das heilig grap soltent
  • behut h. H. 1431 frouw wisz g. H. 1433 Frouwe ich uch das
  • gesagen k. H. 1434 heidischen H. 1435 Timt mit (!) vbel vnd
  • mit vm*echt H, 1436 schonte H. darane H. 1487 allen fetdt H.
  • euch allen D. gane H. 1439 Kose D. mich] mier H, mit D.
  • 1441 eygels D, origels H, 1448 zwen D. Mit sübenzig und
  • zweien k. H, 1444 im auch alle D, im gar H. 1445 wilden
  • fehlt H. 1446 kein fMt H. 1447 Den D.
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  • — 54 —
  • der ist altersein genesen,
  • der sol ouch hie nun h^re wesen;
  • 1460 er sol über daz land wesen künig und hör
  • und über die guoten bürg zuo J^rosal^m.
  • Sind ir der selbe jüngeling,
  • s6 sollent ir mir wilkomen sin!"
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • 1456 „Nein ich, frouwe, daz weiz got,
  • ich bin ein eilender man
  • und bin durch got zuo dem heiligen grabe gegän."
  • Wie ez umb die rede wer getan,
  • si umbfieng den degen lobesan.
  • 1460 Daz sach der beiden Merziän,
  • wie bald er loufen dö began!
  • D6 er si ferrest ane sach,
  • daz wort er grimmigllchen sprach,
  • er sprach: „wie nun, frouw Bride,
  • 1465 die schoenst ob allen wiben,
  • ist daz nun getan reht,
  • daz ir küssent minen kneht?"
  • Si liez in balde von der haut,
  • si sprach: „wie nun, m6r wigant?
  • 1470 daz ist doch selten ie geschehen,
  • daz man dinen kneht s6 frumen zuo hofe hab gesehen."
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • „Ez ist nit, frouwa, daz weiz got!
  • ich gesach in nie wan gestern fruo,
  • 1475 sin ros 16ch er mir zuo:
  • 1448 altersein] ouch einig H. 1449 ouch fehlt H. 1450-
  • 1451 Er sol ouch werden her und künig zu haut Vber die
  • bürg Jherusalem und dis lant H, 1452 iüngeling fein D,
  • 1453 mir vnd dem graffen D. 1454 fehlt H, 1455 fr.
  • wisz got H. Darauf in H: Ich wer vil kum desselben
  • bot. 1456 Ich b. e. armer m. wol frumer H. 1457 Vnd b. d.
  • g. zu disem grab herkomen H. 1458 fMt H. 1461 dö feUt D.
  • 1462 Do er sy vereinen (!) sach H. 1463 Dise wort er mit grime
  • sp. H. 1464 we nun H. 1465 ob allen] aller H, 1467 kosent
  • mit meinem k. D. 1469 wie fehlt D. 1470 nye D. 1471 die
  • knecht so frum sol sehen H. 1473 Im ist nit also das waysz g.
  • D. wisz H, 1474 dan H. gest. morgen f. D.
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  • — 56 —
  • ich enwart sin nie eigen
  • noch mannes üf erdrich keines
  • an alein gotes des vil guoten
  • und sant Maria, siner königlichen muoter/^
  • 1480 D6 sprach der heiden Merri&n:
  • „Gräwer Roc, läz die rede stän,
  • oder ich heiz dich nemen bi dem här
  • und heiz dich füeren fär die bürg zw&r
  • und heiz dich slahen unde pliuwen,
  • 1486 daz dich din rede muoz geriuwen!"
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • sin fiist er zuo samen zwanc,
  • er gab dem heiden einen slag,
  • daz er vor im üf der erden lag,
  • vnd seiner besten zdne vier vyelen jm ause
  • seinem mund.
  • 1490 er sprach: „wie nun, heidischer man?
  • daz ist der dienst, den ich dir hän getan;
  • wan du sin begerest, hßre,
  • s6 diene ich dir m6re!"
  • D6 sprach frouwe Brid zuo haut:
  • 1495 „Des Wortes sag ich iuch danc!"
  • Frouw Brid hiez bald entspringen,
  • den heiden Merziän fähen und binden,
  • man legte den degen hßre
  • in einen tiefen kerkere.
  • 1600 D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Frouw, ergebent mir den heiden durch got,
  • vil schoene maget lobesan,
  • ich hän im vil zuo leid getan
  • 1476 entwart D. Sin eigen wart ich nie H. 1477 K keins
  • manes uff erden ie H. 1478 gottes des verjehe ich H. 1479 Vnd
  • der künigin edel und rieh H. 1481 din rede H, 1482 Ob ich
  • dich heisz nemen H: 1483 für das burgtor H. 1485 die red,
  • rüwen H, 1487 er fehlt D. 1490 haydenischer D. 1491 Disz H.
  • 1495 Des Schlages vnd mortes (!) D. dier H. 1496 Do hiesz f.
  • Bride geringe H. 1497 bringen D. D. h. für sy do bringen H.
  • 1498 Do leit man H. 1501 Frouw fMt H. ergent Z>.
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  • — 56 —
  • und hän zuo vil an im gerochen,
  • 1606 sinen bruoder hän ich im erstochen/'
  • daiion get jn not an desz \ das er gethon hat \
  • vnd ob er sich geren an mir gerochen het \ kan
  • ich jm auch so gar nicht verargen. Auch so ist
  • er der erst man der mir hie in diser stat \ Eer
  • vnd dienst beweiset hat \ er lyhe mir sein gut
  • pferd I darauff ich all m^in Eer erfochten hab \
  • auch schüt wnd sper dartzü \ vnd darumb bitt
  • ich euch \ jr lasset jn diser gefäncknusz frey.
  • Frouw Brid hiez bald entspringen,
  • den heiden für sich bringen,
  • si nam in hslde bi der hant,
  • si sprach: „nim hin, her wigant,
  • 1510 nun tuo im nach dem willen din!"
  • sprach daz schoene megetin.
  • Der Grawe Roc zersneit im sin gepende,
  • er löste im füez und hende,
  • er sprach: „gang wider über den hof
  • 1515 und nim wider din schilt und din ros
  • und sich, als lieb dir si din 6re,
  • so vergich des Gräwen Rocks zu^ einem knehte nimmer
  • mßre."
  • D6 sprach der künig stßte,
  • daz er ez rehte gerne töte.
  • 1620 D6 er sin guot ros ergreif,
  • wie bald er für die porten reit!
  • wie wunderlich und harte
  • rant er durch den AbrahSmischen garten!
  • 1504 Ich hab mich wol gerochen D. 1506 Do hiesz die
  • frouw geschwinde H, 1507 her flir sy H. 1509 Sy sp. nun sag
  • mir weygant D, Nun sig lidig her w. H. 1510-1511 fehlen H.
  • 1512 schneyd D. die geb. H. 1513 Vnd erloste H. 1514 nun
  • gang über D. 1515 dein schil (!) vnd rosz D. 1516 also D,
  • 1517 So tu wider den Growen Rock nit mere H, 1519 das gern
  • t. H. 1520 begreiff H. 1521 portte H. 1522 vnd auch h. D.
  • 1523 Rant er fehlt D. gart H.
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  • — 57 —
  • in die wüeste ScMlung, also heizet ein lant.
  • 1626 Die künigin nam mit triuwen
  • den Gräwen Roc bi siner hant,
  • [er was ein küener wigant]
  • Si fuort in über den hof gedräte
  • in eine schoene kemenäte.
  • 1680 Mit im giengent zwen heren,
  • die pflagent sin mit grözen eren;
  • man rihte dem hören dar ein tisch,
  • man truog im dar fleisch unde fisch,
  • man gab im alles des genuog,
  • 1885 daz daz erdrich ie getruog
  • von brot und ouch von wine
  • und ouch manger hande spise,
  • man gab im wildez xmde zam,
  • so man ez allerbest moht hän.
  • 1540 D6 ruowete er vierzehen tage,
  • als uns daz buoch die wärheit sage^.
  • D6 kam uz der wüesten SchMunge
  • der beiden vierzehen hundert,
  • under den reit ein rise freisam,
  • 1646 der was geheizen Liberian.
  • Der leinte sich mit truwen
  • zuo J§rusal6m an die burgmüren,
  • er sprach: „sid ir din, frouw Bride,
  • die schoenste ob allen wiben?
  • 1524 Schaum H. In aln landt das hiesz die wüsten D. 1525
  • nam in mit treuen D, nam mit trüwen zu hant H. 1526 by der
  • h. H, mit seiner h. Z>. 1527 küener] schöner H. 1532 den
  • herren ainen t. D. 1533 in dar das wisse crist D. 1534 in D.
  • 1535 Das man uff ertrich je getrug H. 1537 Von mancher D. spise]
  • püsineÄ 1538 M. g. in bede wilde u. z. D. 1539 es beste Ä 1540-
  • 1541 Der stoltze tegen und herre Der rüget XIIII tage und mere
  • H. Darauf in D: Vnd denn zwey germere Das ain stoltzer
  • degen herre. 1542 D6 fehlt D. usser der H, Deschan D, Düschkan
  • H. 1543 hundert man H, Mit .XTTTT. tausent haydenischer man D.
  • 1544 den] in D. 1545 liebman D, bebüam H. 1546 D. leite
  • s. ane truren H. 1547 an] für H. 1548 sind H. 1549 D.
  • sehest (!) 2). D. schönste aller wibe H,
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  • — 58 —
  • 1660 So gebent uns den Gräwen Roc
  • her üz üf disen tempelhof !
  • Oder daz heiige grab wil ich verprennen,
  • die cristenliute quellen darinnen!"
  • D6 frouwe Bride die red vemam,
  • 1666 üf stuond die maget lobesam,
  • si gieng über den hof gedräte
  • in eine schoene kemenäte.
  • D6 si den Grawen Roc ansach,
  • daz wort si güetlichen sprach:
  • 1560 „Släfent ir, h6r Grawer Roc?"
  • Er sprach: „nein ich, frouwe, daz weiz gotl*
  • Si sprach: „h§re, ez ist komen
  • üz der wüesten Schälunge
  • wol vierzehen hundert heidischer man,
  • 1666 die woUent iuch hie bestän,
  • si heischent iuch also harte
  • zuo J§rusal6me für die porte."
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • „Frouwe, des walte got!
  • 1570 der got, der mich beschaffen hat,
  • der geb mir tröst und rät!
  • er lät mich nit Verliesen min leben."
  • also sprach der üzerwelte degen
  • Des morgens dö ez tagte
  • 1675 und er des dö willen hatte,
  • der Grawe Roc gieng üf den hof.
  • Frouw Bride hiez im bringen ein guot ros,
  • darüf lag ein satel helfenbein?n,
  • frouw Bride sprach: „ez sol dln eigen sin."
  • 1550 gent H. vns herausz d. gr. r. Z>. 1551 Her üz fehlt
  • D. den H, 1552 zerstöm H. 1553 Und die Kristenen 1. dar
  • in verkam H, 1554 Als Z>. 1559 Gar tugentlichen sy spr. Ä
  • 1560 Sy sprach schlaffent Z>. 1561 ich fehlt D. fr. wlsz gott H.
  • 1560-1561 wiederholt in D. 1563 scholmen D, schalamemmigen
  • H. 1564-1565 fehlen D. 1566 usz hörte H. Sy haissent auch
  • a. h. D. 1569 das vergelt euch 2), das vergeh uch H, 1570
  • Der got feUt D. 1571 gibt, vnd auch rat D. 1573 des] es H.
  • hette D. 1577 guot feUt H. 1578-1579 fehlen H.
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  • — 59 —
  • 1680 Si hiez im üf den hof tragen
  • ein brünige was mit gold durchslagen,
  • si hete vil der wunne,
  • si lühte als die sunne.
  • D6 legt er an zwäre
  • 1Ö86 sinen guoten roc gräwe,
  • er sprach: „solt ich Verliesen min leben,
  • in dem gräwen roc wolt ich gerne sterben!"
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Ich sag iuch, frouwe, daz weiz got,
  • 1590 vil edel schoene küniginne,
  • iuwer witz und iuwer sinne,
  • die Ikzent noch hiute für gan
  • an mir vil eilenden man:
  • tuont ez durch den himelischen degen
  • 1596 und heizent mir ein guot swert geben!"
  • Prouw Brid hiez balde springen,
  • iren kamerer zuo hofe bringen.
  • D6 si in verre komen sach,
  • gerne m%ent ir hoeren, wie si sprach:
  • 1600 „Hörstu, tegen lobesan,
  • mines vaters Davides swert muoz ich han!
  • und sich, also lieb dir si din leben,
  • daz du mich niht betriegest eben."
  • D6 hiez er balde springen,
  • 1606 ein lade her für bringen,
  • die er mit drien slözen üf entslöz,
  • des er sid her vil w§nig genöz.
  • dar üz nam er vil schiere
  • ein swert lühte als ein Spiegel,
  • 1581 Sein Z>. die w. mit gold besohl. H. 1582 bat H. so
  • vü Z>. 1583 die klar sumie D. 1584-1585 Dor über leite er
  • an Sinen growen rock der helt lobesan H. 1586 sol H. 1587
  • So wil ich es in dem growen rock uff geben H. 1589 Frouwe
  • ich sag tich on allen spot H, 1590-1593 fehlen H. 1591 vnd
  • auch 2). 1592 lasz nit noch JD. 1596 hiesz geschwinde H. 1597
  • Den k. ein gut schwert bringen H. 1598-1605 fehlen D. 1599
  • mochent H. 1602 din leben je mer H. 1603 fehlt H. 1604
  • er geschwmde H. 1605 harflir H. 1606 schlüszehi uff schlosz H,
  • 1607 Das D. her vü fehlt H. 1608 Do nam er usz dem biegel H.
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  • — 60 —
  • 1610 er gab ez froawen Briden in die band,
  • si sluog ez in ein steinin wand,
  • si bracb ez zuo drien stücken,
  • si sluog im daz ein über sinen rücken,
  • si nam in bi dem bare,
  • 1616 si drat m under die ftteze zw&re.
  • Lüt rief der degen lobesam:
  • „Scboene maget wol getan,
  • läz mich, schoen künigin, genesen,
  • ich zeige dir daz swert mins hferen!"
  • 16W Do sprach frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wiben:
  • „Daz maosta tuon zwäre,
  • e daz ich dich läze [bi dem h&re]!**
  • er wiset die maget werde
  • 1625 eins mans tief under die erden.
  • D6 gieng si also gerihte,
  • da si daz guot swert wüste,
  • er swuor mit tiuren eiden,
  • ez stecket in einer güldenen scheiden,
  • 1680 ez w6re scharf und ouch breit,
  • in keinen noeten ez stahel noch isen nie vermeit.
  • Do gruob man üf den alten saÄs,
  • der des küniges Davides was.
  • Do gieng die maget al zuo band,
  • 1686 da si den Gräwen Roc fand.
  • Si sprach zuo dem wigant:
  • „S6, nim daz guot swert in din haut
  • 1611 in] umb H, 1612 zu dreyen klamen st. Z>, in dry
  • stücke H. 1613 rücke H. 1614 in auch bey D. 1616 Lütte (!)
  • ruflFt H. 1618 emeren H, Lasz m. gen. künigin herre 2). 1619
  • So zaige ich dir D. 1621 D. seh. aller wibe H. 1622-1623
  • Ich gelosse dich nie mer by dem her Du wisest mich dan vor H.
  • 1623 Ob ich D. 1624-1625 Er sprach ems mans tieff under der
  • erden Do such magt edel und werde H, Darauf in HD 1638, 33.
  • 1688-31. 1686.87. 1634. 1626 also gerihte] mit jüste H. 1628
  • hohen eiden H. 1629 schachte (!) H. güldenen] guten H. 1631
  • Stabe] und ysen es schneit H. 1632 schätz H. 1634 Es trftg d.
  • m. D. al fMt H. 1637 Se hin D. Se ein g. schw. in die h. H.
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  • — 61 —
  • und behalt ez wol mit sinnen,
  • da ist sant Bangräzien heiltuom innen.
  • 1640 ez gefuorte nie kein man,
  • er enmüeste den obersten sig hän."
  • Vil schier er sich begurte
  • mit sinem vil guoten swerte,
  • si sazte im üf sin houbet
  • 1646 einen heim vil wol gepouwet,
  • darumbe lag vil schone
  • von gold ein liehte kröne,
  • als si der kOnig Davit
  • hat gefnort vil mangen strit.
  • 1650 Der Grawe Roc der wigant,
  • äne Stegreif er in den satel spranc;
  • wie schier der degen lobesam
  • den schilt zuo den armen genam!
  • man brähte dem degen küene
  • 1666 ein sper vil gröz und ungefttege.
  • Der Grawe Roc, der held guot,
  • sich al ein von Jßrusalßme huop,
  • nach im besluzzen si die tor,
  • den Gräwen Roc liezent si da vor.
  • 1660 D6 ward der Grawe Roc bestanden
  • von vierzehen tusent heidenischer manne.
  • Dö sand im Crist von himele
  • dri engel bald hemidere,
  • [dri engel hSre,]
  • 1666 den guoten sant Gabriel
  • 1638 Und halt es mit synne H. 1639 Branckirtzegen D,
  • Brandans H, imie H. 1640 kein ander m. D. 1641 obristen H.
  • 1642 Gar bald H. gürte D. 1643 vü fehlt H. 1644 säte H.
  • 1645 Ein h. was wol beloubet H. 1646 Danmder D. 1648
  • Also der H, 1650 und wigant H. 1651 er fehlt D. Hier folgen
  • in HD die Verse 1976-86. 1655 E. sper was ungefüge H.
  • 1656 held] tegen H. 1657 Allain sich zu J. hüb D. 1658 be-
  • schliessent H. 1659 dar vor D. 1660 bestritten H 1661 Mit
  • Xinic beiden en mitten H, 1662 Christus Z>. Do sant jm got von
  • himelrich H. 1663 Dri^ e. hemider fürderlich H. 1664 Drige
  • H. Den vil balligen engel herre 2). 1665 Gabrihel H.
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  • — 62 —
  • und den guoten sant Raphael
  • und den guoten sant Michael.
  • Die heiligen dri engel
  • heten dri swert in iren henden.
  • 1670 Ob im si dö swebten,
  • wie güetlich si do redten!
  • si sprächen: „hoerstu, künig Orendel,
  • uns hat got und sine muoter zuo dir gesendet,
  • daz wir dich an allen zwifel
  • 1675 sollen behüeten vor allem folhmge;
  • wirstu dan under uns drien erslagen,
  • so wil got din sgl im himel haben/^
  • Do moht er vil gerne fehten,
  • im half unser hör und [die] trehtin.
  • 1680 Er huob sich bald von dannan
  • fürbaz üf den Jordan,
  • da er Liberianen fant,
  • den heidenischen wigant,
  • Dö si einander an sähen,
  • 1686 si begunden zuo einander gähen
  • mit starkem, michelm grimme,
  • in stach der Grawe Roc durch die ringe,
  • daz der vil ungefüege man
  • des Stiches zuo der erden kam.
  • 1690 Die engel näment des Stiches war
  • zuo aller forderst under der beiden schar,
  • und der der beiden baner fuort,
  • wie bald er im daz houbt ab sluoc.
  • 1666 Und fehU H. 1667 Michahel H. 1668 fehlt H.
  • 1669 Die hatten H. 1670 Ob im sach er si schweben H. 1671
  • betten D. Und jm beschirmen sin leben H, 1672 hoerstu fMt H.
  • 1674 Das w. d. behütten on allen zwiffel H. 1675 S. behalten
  • v. a. üb^ D, Vor allem volck der tivffel H. 1676 feUt H.
  • 1677 in dem h. h. D. 1678 Do von mahtu gern vechten H.
  • 1680 damien Z>. 1681 Jordanen H. 1682 liberianem D, lieber
  • einen (!) H. 1683 heidischen H. 1684 an fehÜ H. 1685 Bälde
  • sy zu einander johent H, 1686 starcken micheln D. 1687 die]
  • sin H, 1688 Do der lang u. m. H. 1690 Stiches feUt H. 1691
  • an der schar D.
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  • — • 63 —
  • Er tet in sinen siten kund,
  • 1696 er durchbrach daz her dri stund
  • mit sinem guoten scharsach,
  • daz des stolzen künig Davides was.
  • Die vil stolzen degen snelle,
  • die fluhent üf dem felde;
  • 1700 si muostent rumen die walstat,
  • also uns daz buoch noch sagt,
  • in einer kleinen wile
  • hmder sich em mile.
  • Des morgens an dem andern tag
  • 1706 do verjagte er aber die andern schar,
  • emen künig und allez sin her
  • in daz Weterische mer.
  • Der Grawe Roc, der held guot
  • manigen beiden er zuo töde sluoc.
  • 1710 Also verjaget er die gröze schar.
  • Darnach an dem driten tag
  • kam der heidnisch künig Merzian
  • mit elf hundert man
  • die selben verjagt er ouch alsant
  • 1716 durdi sin eines ha/nt
  • in daz wilde Klebermer,
  • daz vil wunderliche her;
  • dar in ertrenkte si der Grawe Roc,
  • daz wizzent äne allen spot.
  • 1720 Darnach an dem vierten tag,
  • do verjagte er die letzten schar
  • ferr in einen finstem tan:
  • daz was in allen gar ein ban.
  • 1694 im D. 1695 in drey st. Z>. 1696 Mit dem gutten
  • Schwert dass so scharff was H. 1697 Davites H. 1699 Die
  • viellent H. 1700 Do miistent sy r. H. 1701 Als uns dis b.
  • gesagt hat H. 1704-1709 folgen in HD erst nach 1719. 1704
  • Momdes Ä 1705 versagte (!) D, Verj. er ein ander schar H.
  • 1707 wetesche H. 1709 er fMt D. 1710-1719 standen in
  • HD bereits nach 1703. 1710 Maine seh. D. 1714 Die selb
  • H. ouch gar HD. 1716 mere H. 1718 Do zertrant sy D.
  • 1720 dritten HD. 1721 letzten] dritte H. 1722 wüsten tan H.
  • 1723 alles ein b. H.
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  • — 64 —
  • Die vor finsteraus nit mohten geriten,
  • 1786 die muosten des Grawen Rockes erbiten,
  • ez w6r in lieb oder leit,
  • der Grawe Roc fast hin nach streit.
  • Er begund die hehne faste houwen,
  • des weinten die schoenen frouwen
  • i7«o und ouch die vil riehen möge,
  • die dö noch lebendig wären.
  • Also het des küniges Ougds bam
  • einen herten stürm freisam,
  • mit siner ellenthaften hant
  • 1786 er sluog zuo tod mangen heidenischen wlgant.
  • Do gewunnent die selben geste
  • ein vil unsanfte reste.
  • Die im entrannen wären,
  • daz sag ich iuch für wäre,
  • 1740 üf den witen alben
  • si ^uhen allenthalben,
  • si forhten den degen lobdich,
  • si giengen alle verbergen sich,
  • si wondent, daz der degen here
  • 1746 zuo allen ziten bi in were.
  • Als der Grawe Roc der wigant
  • die vierzehen tüsent beiden zwanc,
  • do körte er wol mit feren
  • gegen der bürg zuo Jßrusalöme.
  • 1760 Die wile lag frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben
  • 1724 vor vinster H. 1725 do biten H. 1726 in auch lieb
  • D. 1727 auch fast hinach D, hinden uflf sy H. 1729 Das H,
  • die aller schönsten frawen D. 1730 man H. ir vil riehen magten (!)
  • D. 1731 feUt H. 1732 fMt H. Orendels baren D. 1733
  • Hettent e. h. st. frisam H. 1734 ebentffaffter (!) D. Künig Orendel
  • schlug m. s. h. K 1735 Er sluog fehlt H, heidischen K 1738
  • zware Z>. 1740 Uff der H. Vü wittiben auff d. a. D, 1741 Sy
  • sahent D, Si scheut Ä 1743 allen verbürgen sich D. 1744
  • wonent H. 1746 Also H. 1747 Die fehlt H. 1749 Zu d.
  • burck Jh. H. 1750 All die weU D. 1751 aller wibe H.
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  • — 65 —
  • vor dem heiligen grabe,
  • als wir ez an dem buoche haben,
  • daz si weder az noch tranc.
  • 1755 zuo got stuond aller ir gedanc,
  • und bat got den guoten
  • und sant Maria sine muoter,
  • daz si also wol teten
  • und den Grawen Roc gesund her wider brehten.
  • 1760 D6 si daz wort ie vollen gesprach,
  • über die heiden man in riten sach.
  • Do sagt man ir die mßre,
  • wie daz der Grawe Roc wider komen w6re.
  • Gegen im gieng frouw Bride,
  • 1765 die schoenst ob allen wiben;
  • do si in ferrest an sach,
  • daz wort si güetlichen sprach:
  • „Sint gotwilkumew, her Grawer Roc!
  • ich kan iuch nit anders nennen, weiz got;
  • 1770 ob ich iuch nun erkante,
  • wie gern ich iuch anders nante!"
  • Also sprach daz schoene megetin:
  • „doch sollent ir min höre sin,
  • ir sollent wesen künig und here
  • 1775 über daz land und die bürg zuo Jerusaleme!"
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Frouw, den spot vergeh iuch got!
  • ir sollent warten eines küniges zuo hand,
  • der do habe liut und land."
  • 1780 D6 umbfieng si den wigant
  • und nam in bi siner haut.
  • 1753 Also H. ez fehltH. 1755 aller fehlt H. 1757 saut
  • fehlt H. 1758 also fehlt H. 1759 Und jn gesunt H. wider ge-
  • sandt br. D. 1760 ie fehlt H. 1761 beide H. 1763 Wie,
  • wider fehlt H. 1764 G. jm so ging H. 1765 aller wibe H,
  • 1766 ver komen s. H. 1767 Gar gütlich sy zu jm sp. H. 1768
  • got fehlt D. her] ir D. 1769 wisz got H. 1770 euch aber
  • nun D, vch anders H. 1771 anders fehlt H, 1772 Also fehlt H.
  • 1773 Doch so mustu H. 1775 daz] die D. üb. d. bürg zu Jh.
  • H, 1777 Frouw fehlt H. 1781 fehlt H.
  • Orendel. 5
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  • — 66 —
  • Si foorte den h^ren
  • in die gaote bürg zuo J^rusal^me.
  • Si enhiez nit lenger beiten,
  • 1786 ein bat hiez si scliön bereiten
  • dem stritmüeden man:
  • daz schuof die maget lobesan.
  • Do batt in die jungfrouwen
  • und legt in euch mit trowwen
  • 1790 bede in pfeller und in zobel,
  • als wir ez an dem buoche haben.
  • Si legt im an mit triuwen
  • einen zobebnantel niuwen,
  • der was gekoufet an der stund
  • 1796 noch tiurer dan umb tüsent pfund.
  • Si sazte im üf sin houbt
  • ein kröne, die künig Davit
  • fnorte zuo siner hochzit.
  • D6 si also gesazen
  • 1800 und getrunken unde gazen
  • und der Grawe Roc solt gän släfen
  • mit frouwen Briden in die kemenäte,
  • do er an daz bet getrat,
  • ein engel im under die ougen sach,
  • 1806 er sprach: „hoerstu, künig Orendel,
  • mich hat got und sin^ muoter zuo dir gesendet,
  • daz du keiner slahte minne
  • mit frouwen Briden solt gewinnen
  • 17 SS gnote fehlt H. 1784 Sy hiesz Ä 1785 bet Ä 1786
  • Den H. 1788 hatten H. 1790 und auch in z D. In pf. u. in
  • zobel nuwen E. 1791-1793 fehlen H. 1794 koufft H. 1796 im
  • auch auff sein haubt weyt 2). 8y gab es im von lieb und on nit H.
  • 1797-1798 eine Zeile in D. K. D. trug es by siner zit H. 1799
  • fehlt Z>. 1800 Do si nun getruncken und gassen Z>. 1801 solt
  • schlaffen getratte H. 1802 die] jr H. 1803 Vnd do D. in das
  • bet H. 1804 Der D. sin ouge H. Darauf in D: Grern mügent
  • ir hören wie er sprach. 1805 Er sprach fehlt D. hoerstu feMt
  • H. 1806 und sine m. fehlt H. 1807 Das du mit k. H, slahte
  • minne] vnkeüschen lieb Z>. 1808 gewinnen] pflegen hie 2).
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  • — 67 —
  • bis von hiut über niun jär,
  • 1810 daz gebiut dir got, daz ist war."
  • Als er die rede d6 vemam,
  • üf stuond der degen lobesan,
  • er gieng also gerihte,
  • da er sin guot swert wüste,
  • 1816 [er swuor bi tiuren eiden,
  • ez stecket in einer güldenen scheiden].
  • Daz legt er in ganzen trot^wen
  • zwischen sich und die jungfrouwen.
  • Frouw Bride fraget in der mßre,
  • 1820 ob ez in sinem lande site were,
  • weihe frouwe neme einen man,
  • daz si ein swert zwischen in müesten hän.
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Nem ez, frouwe, daz weiz got!
  • 1825 uns enbiutet die gotes stmime,
  • vil edele küniginne,
  • daz wü- kemer slahte minne
  • mit einander sollen gewinnen,
  • wan von hiut über niun jär:
  • 1830 daz enbiutet uns got, daz ist war."
  • Do sprach daz edel megetin:
  • „H6re, nun stoz din swert wider in!"
  • Also sprach frouwe Bride:
  • „zehen jär mag ich wol an ein man beliben."
  • 1835 Do ruoet er sehs wochen also lange,
  • do kam üz der wüesten Schalunge
  • 1809 Noch von H. 1810 got von himel das i. w. D, got
  • für wor H. 1813 Do gieng er D. 1815 schwor H. 1816
  • schate (!), guten H. 1818 die schönen j. Z>. 1819 in fehlt H.
  • 1821WeUeÄ; 1822insoIten2),jr(!)mustÄ 1823 der edel gr.r. 2).
  • 1824 wisz H. 1826 V. edel schoene künigin D. 1827 vnkeüsche
  • lieb D. 1828 gewinnen] pflegen hie D. 1829 Bisz von noch heut
  • D. 1830 Dis H. 1831 reine H. 1832 nun] so H. wider feUt
  • D. 1833 die fraw B. Z>. 1834 an ein man] magt H. 1835
  • Do rügte es (!) H. also fehlt H. 1836 Schalunge] der
  • schalm D,
  • 5*
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  • — 68 —
  • der beiden sechzehen tüsent man,
  • under den reit ein rise freisam,
  • der was geheizen Peliän,
  • 1840 der leinet sich in tr&wen
  • zuo Jßnisaleme über die burgmüren,
  • er sprach: „sind ir din, frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben?
  • so gebt uns den Gräwen Roc
  • 1846 her üz üf disen tempelhof !
  • Oder daz heiige grab wil ich verbrennen,
  • die cristenliute quellen darinnen."
  • Do frouwe Brid die red vemam,
  • üf stuond die maget lobesam,
  • 1860 si gieng über den hof gedräte
  • in eine schoene kemenate,
  • da si den Grawen Roc fant,
  • [daz was ein küener wigant].
  • D6 si in ferrest an sach,
  • 1866 daz wort si güetlichen sprach:
  • „Släfent ü-, her Gräwer Roc?"
  • „Nein ich, frouwe, daz weiz got!"
  • Si sprach: „hßr, ez sind komen
  • üz der wüesten Schälunge
  • 1880 der beiden sechzehen tüsent man,
  • die wellent iuch her üz hän
  • und heischent iuch vil harte
  • zuo J6rusal§me für die porten!"
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • 1886 „Frouwe, des walt nun got!
  • 1837 Wol XVI t. h. H. Darauf in H: Also wier des sint
  • bescheiden, in D: Der ain weit den künig Orendel tod han. 1840
  • Der bereite s. mit tr. H. 1841 über] vor H. die hohen burg-
  • mauren D. 1843 D. schönste aller wibe H. 1844 gent H. uns
  • herausz d. g. r. D. 1845 Her üz fehlt D. disen] den H. 1847
  • Und d. kr. darin zertrenen H. 1848 Do] Als Z>. 1849 Sy stunt
  • uff JSr. lobesan D. 1854 ver H. 1855 Dise w. Ä 1856 ir
  • dinnen D. 1857 wisz H. 1858 her fehlt H. 1859 schlungen
  • H. 1860 man] wol bereit JT. 1861 Vnd ein rise hoch gemeit
  • H, 1862 fodem D. so hart H. 1863 Hie für d. p. H. 1865
  • Das wolt min g. H.
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  • — 69 —
  • der got, der mich beschaffen hat,
  • der gibt mir tröst und rät,
  • er lät mich nit Verliesen min leben."
  • also sprach der üzerwelte degen.
  • 1870 Der Grawe Roc, der held guot,
  • an die zinnen er sich huop.
  • Do er si ferrest an sach,
  • gern mügent ir hoeren, wie er sprach,
  • er sprach: „du vil waeher langer,
  • 1875 nun heb dich bald von dannen
  • hin üf den Jordan!"
  • also sprach der degen lobesan:
  • „das kum ich du- zuo [leid und] s6re!"
  • also sprach der degen höre:
  • 1880 „ez wende den got unser trehtin,
  • so enmagstu nit lebendig vor mir gesin!"
  • Do huob er sich bald von dannen
  • zuo sinen heidenischen mannen;
  • d6 sagt er in die mere,
  • 1886 daz der Grawe Roc ein kleiner degen were.
  • „Ich wil den Gräwen Roc föhen
  • und an einen galgen hähen;
  • Jerusalem toü ich gewinen \ vnd was ich Christen
  • darinnen find \ will ich aU verbrennen.
  • frouw Briden wil ich von herzen lieben,
  • da mag mich niemant von triben!"
  • 1890 Frouw Bride gieng also gerihte,
  • da si daz heilige grab wiste,
  • 1867 Der git mier min trost u. r. H. vnd auch radt D.
  • 1871 An d. Zinne er sich de hup H. 1872 ver H. 1874 wol
  • langen (!) Z>, wage lange H. 1875 dane H. 1878 ich zu dir D.
  • zu leide schier H. 1879 here] vier H, 1880 dan H. 1881 So
  • mustu verlieren das leben din H. 1882 Er hub s. b, v. danan Ä
  • 1888 heidischen H. 1885 küner H, küner D. 1886 Jedoch wü
  • ich 2). An einen galgen wil ich in haben (!) H. 1887 Vnd wil
  • den galgen uff den bürg graben schlagen H. 1888-1889 F. Brid
  • w. ich haben zu eigen Das wil ich dem growen rock erzeigen H,
  • 1890 Der Grawe (growe H) rock HD. ging getratte H. 1891
  • Do er JD. Für das heilig grap er sich lagte H.
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  • — 70 —
  • si liez sich schone üf ir knie,
  • unsern heren bat si ie.
  • Si sprach: „himelischer hßre,
  • 1896 behaet mir den degen werde
  • und beschirm mir den vil eilenden man,
  • der mir dem heiigen grab sol bl gestan!"
  • Do si daz wort ie vol gesprach,
  • der engel ir ander die ougen sach;
  • 1900 der het so vil der wunne,
  • er lühte reht als die sunne,
  • er sprach: „hoerstu, frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wiben
  • und ouch edle ktlniginne,
  • 1906 din witz und ouch din sinne,
  • die läz noch hiute für gän
  • an disem vil eilenden man,
  • s6 wil ich ouch nemelich
  • iur seien füeren in daz frone himelrich.'*
  • 1910 Do frouwe Brid die red vemam,
  • üf stuond die maget lobesam;
  • d6 gieng si also gerihte,
  • da si den mesner wiste,
  • si sprach: „mesner, liut mit schalle!
  • 1916 ich muoz die tempelheren haben alle."
  • Die glocken heten einen grozen schal,
  • die tempelheren käment al
  • an den selben stunden;
  • die alten und die jungen,
  • 1892 Er HD. schier H. sine H, seine D. 1893 er D. Er
  • b. V. hern ye H. Darauf in HD: Also schon und [also D]
  • tugentlich (tugentleich D) Also tet (thet D) ouch frouw Brid (fraw
  • Breyd D) die kinigin rieh (ktin. reich JD). 1895 disen tegen mere
  • H. 1896 = 1897 in H. 1897 Vnd woUest mier in by leben Ion H.
  • 1898 follen D. 1899 Einen engel sy do komen sach H. 1900
  • D. hatte vü H. 1901 Vnd 1. H. reht] schön D. 1902 hörent
  • ir D. 1903 D. schonst aller wibe H. 1907 disen H, dem D.
  • vü fehlt H. 1908 auch] euch D, 1909 Etir beder sei D. frone
  • feMt H. 1912 also mit lüste H. 1913-1914 glockner H. 1916
  • lütten mit schalle H. 1917 k. do hin all Z>. 1919 vnd ouch D.
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  • — 71 —
  • 1980 bi den henden si sich d6 gefiengen,
  • über den hof si do giengen
  • in einen witen palas[t],
  • da frouwe Bride und der Grawe Roc saz.
  • D6 si die hßren komen sach,
  • 1925 daz wort si güetlichew sprach:
  • „Ir heren, lant iuch nit riuwen,
  • ich man iuch iuwer triuwen,
  • daz mir der beiden PeMn
  • wil nemen minen dienstman
  • 1980 und dar zuo alle mlne fere!"
  • also sprach die maget here.
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Frouw, erloubent mir den beiden durch got!
  • und w6r er als gröz als ein tum,
  • 1985 ich fibt mit ime einen stürm,
  • ich slach in zuo der erden
  • oder ich wil in dem gräwen rocke sterben."
  • Do gebot frouw Bride manchem man,
  • daz si im mit triuwen solten bi gestan.
  • 1940 Die swuoren im triuw und [ouch] eide,
  • si swuorent aber alle meineide.
  • Der Grawe Roc, der held guot,
  • an die zinnen er sich huop;
  • d6 sach er üf der beiden
  • 1945 mamge banlere weihen
  • bMe grüene und ouch rot,
  • dö nähete mangem beiden der tot.
  • 1920 do fehlt D. 1921 do fehlt H. 1922 grossen H.
  • 1923 saz] in was H. 1924 Do sy in ferrest ane sach Z>. 1925
  • Vil dugenlich sy do spr. H. 1927 iuwer] aller H. 1928 die
  • heiden allesaa Ä 1929 Mir wü n. 2), WoUent n. H. 1931
  • Also fehlt H. 1933 Frouw fehlt H. heiden] hem H. 1934 als,
  • als] also, also H, 1935 vechte H. 1936 schlage H. in auch zu
  • D. 1937 0. ich w. an d. grab tod fanden werden Z>. 1939
  • bey stan Z>. 1940 Sy schworent alle by iren eiden H. 1941
  • Sy woltent nit von jm scheiden H. 1942 und helt g. H, 1943
  • sich do h. Ä 1944 hayden streben D, 1945 baner schweben D,
  • banier becleiden H, 1947 sin tot H,
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  • — 72 —
  • Do gieng er also gerihte,
  • da er iacz heilig grab wüste
  • i960 und zoch ab aUez sin gewöte,
  • daz im frouwe Bride geben Mte;
  • er gab ez also stillen
  • durch des heiigen grabes willen.
  • Do hiez er bald entspringen
  • 1956 einen briester dar bringen,
  • der im eine messe sanc;
  • do bewarte sich der wigant,
  • als ez got selber wolte,
  • daz er ietzund sterben solte.
  • i960 D6 legt er an zwäre
  • einen guoten roc gräwe,
  • er sprach: „solt ich Verliesen min leben,
  • s6 wil ich ez in disem roc üfgeben".
  • Der Grawe Roc sich begurte
  • 1966 mit sinem guoten swerte;
  • er sazte öf sin houbet
  • einen heim was schön gepouwet
  • und hiez do bald entspringen,
  • sin guot ros dar bringen.
  • 1970 Der Grawe Roc der wigant,
  • an Stegreif er in den satel spranc.
  • Wie schier der degen lobesam
  • den schilt zuo den armen nam!
  • man bräht dem degen küene
  • 1976 ein sper was ungefilege.
  • 1948 er mit Itiste H, 1950 schoch, gewant H, 1951 geben
  • hete] hat gesant B, 1951 stille H. 1954 Er Mesz bald mid
  • geschwinde S. 1956 Der in ein messe sünge Das in wol gelünge
  • S. 1958 Also H. selber fehlt H. 1959 ietzmid] nignot H.
  • 1960 Do het er an sine wot H. 1961 E. gutten growen rock H.
  • 1962 min sinne H, mein synne D, 1963 es verl. hie jnne D,
  • sy verlieren h. j. H. 1964 begirte D, bewertte H. 1966 Vnd
  • s. D. 1967 wol beloubet H, 1968 Vnd biesz im geschwinde H.
  • 1970 Verwegen was d. w. H. 1971 er feUt D. 1973 zu dem
  • halse genam H.
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  • 73
  • Daz ersahent do die heren
  • mit s6 harte grözen §ren,
  • si sprachen: „waz küniges mag daz wesen?
  • wir getruwent wol vor im zuo genesen;
  • 1980 er enfaert nit anderz zwäre,
  • den einen guoten roc gräwe,
  • als er an disen stunden
  • üz einem kloster si entrunnen.
  • Nun wizzent kne zwifel:
  • 1Ö86 wir enw^ten dälung fuoz mit im geriten!"
  • Der Grawe Roc, der held guot
  • sich zuo Jenisaleme für die porten huop.
  • Da fand er halten einen grözen man,
  • der was so tiufelich getan,
  • i9»o er het über siner brüste
  • dri brünigen starc und feste:
  • die eine die was hörnin,
  • die ander was starc silberin,
  • s6 was die drite lüter stehelin:
  • 1996 ob ein swert durch sin güete
  • durch die hümin brinigen wüete,
  • s6 solt daz Silber und der stahel
  • von reht daz swert [her] wider haben.
  • Zuo samen si do gestachen
  • 2000 ir beder sper si zerbrachen,
  • hinder zwen goldfarbe schilt si sich bugen,
  • zwei scharpfe swert si do zugen,
  • 1976-1985 standen in HD bereits nach V. 1651. 1976 do
  • fehlt H. 1978 ist das gewesen H. 1979 W. trawent vor im w.
  • z. g. D. 1980 nit ander wot H. 1981 Dann einen growen rock
  • der jm wol an stat H. 1982 Als er nun D, Und wie er H,
  • 1983 Uszer, kumen H. 1984 alle on D. 1985 entwolten D.
  • W. wollent schimpff mit jm triben H. 1986 und tegen gut H.
  • 1987 Sich für d. port do hup H. 1989 teufelichen D. 1990
  • Er het auch ü. sein br. D. 1991 Drey brüst D. 1993-1994
  • fdilen H. 1995 Ob] Er hat H. 1996 Durch d. ringe es wüte
  • S. 1998 daz swert her fehlt S, 1999 Also sy zus. stochent
  • K 2000 Die sp. sy zerbrochent H, 2001 goldschüt ff. 2002
  • scharpfe fMt H.
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  • — 74 —
  • si sluogen üf einander,
  • daz die üimoen flammen
  • 8006 stubent üf dem felde.
  • Die starken beiden snelle,
  • die litent ouch vil der leide
  • mit einander üf der breiten beide.
  • Daz was dem beiden Pelian zom,
  • 2010 des bet der Grawe Roc na sinen IIb verlorn:
  • der beiden daz swert üf buob,
  • üf den Grawen Roc er dö sluog,
  • er gab im mit kreften einen slag,
  • daz der Grawe Roc üf der erden lag.
  • «015 Daz begund erbarmen die Me,
  • die künigin sant Marie,
  • si spracb: „trüt sun vil guoter,
  • nun bilf dem ktinig Orendel üz noeten,
  • trüt sun, vil lieber b6re,
  • 8020 durcb dlns heiigen grabes ere,
  • durcb des willen er sieb bat üz gebaben,
  • trüt sun, du solt ez im nit versagen:
  • und würd er von den beiden erslagen,
  • icb möbt in nimmer mßr verklagen."
  • 2025 Do spracb unser trebtin:
  • „Vil gerne, liebe muoter min;
  • icb beize im belfen zuo band."
  • also spracb got der beiland.
  • D6 sand im Crist von bimele
  • 2080 einen engel bald ber nidere,
  • einen scboenen engel bere,
  • den guoten sant Gabriele.
  • 2003 ain ander zu samen D. 2004 fivrigen H. 2008 Mit
  • einander fehlt H. 2009 paUan H. 2010 Das HD. nach D. sin
  • leben H. 2011 daz] sin H. 2013 Vnd g. im e. schlag H. 2014
  • Das der edel her H, vnder seinem schilte 1. D. 2017 smi durch
  • din gute H. 2018 Nun fehlt H. nöte H. 2019-2021 fehlen D.
  • 2022 Trat liebes kint H. 2023 Dan H. wird, hayen (!) D. 2024
  • So müste man jn sere cl. H. 2026 L. mutter es sol sin S. 2031
  • also herre D. 2032 Den engel D. Michahel H.
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  • — 75 —
  • Er gab im kreftigen maot:
  • wie bald er dem beiden daz boubt ab sluoc!
  • 2086 Aller erste kament geriten dort ber
  • secbzeben tüsent beiden an einer scbar,
  • die sieb da beten verporgen:
  • do kam der Grawe Roc in sorgen.
  • Daz ersacb frouwe Bride,
  • 8040 die scboenst ob allen wiben,
  • si spracb: „bimeliscber bere,
  • bebüet mir den degen so bere,
  • bebüet mir den eilenden man,
  • icb wil im mit triuwen bi gestän!"
  • «046 Frouw Bride sieb begurte,
  • iren lib si vor dem tod bewarte,
  • si legte über ire bein
  • vil manigen berten stabelzein,
  • si legte oucb über ir brüste
  • 8060 ein liebte brinige feste;
  • die selbig brinige bßre,
  • die bet vier guldin gere,
  • daz man da bi solt seben,
  • daz ez frouwe Bride w6re.
  • 2066 Frouw Bride sich begurte [sieb]
  • mit einem guoten swerte [rieb]
  • und sazte üf ir boubet
  • einen beim was scbon gepouwet.
  • D6 biez si bald entsprmgen,
  • 2060 ein guot ros dar bringen,
  • dar üf lag ein satel belfenbeinin,
  • frouw Bride sprang an Stegreif darin.
  • 2033 Er g. krafft dem tegen gut R. 2035 koment d. har
  • H. 2036 Sechzehen fehlt H. 2037 D. s. betten do zu mal v.
  • D. 2038 mit forgen (!) D. 2039 Do sach H. 2040 D. schonst
  • aller wibe H. 2042 tegen mere H. 2045 bewarte H. 2046
  • Vor dem tode harte H. 2049 ouch fehlt H. 2050 liehte] harte
  • H. 2051 Die selbe H. 2052 Die fehlt H. geren H. 2054
  • Das es wer fraw Breyd die künigin Dy D. es w. frouw Brid
  • gesehen H, 2057 Sy satzte im auff sein haubte D, 2058 wol
  • geloubet H. 2059 geschwinde H. 2060 dar fehlt H. 2061
  • helffenbein D.
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  • — 76 —
  • Wie schier die maget lobesam
  • einen schilt zno den armen genam!
  • 8066 si hiez ir dar nach langen
  • ein guote stehelln stangen,
  • si sprach: „mir breche danne
  • dise stang vor miner hande,
  • so muoz nahen manigem heiden sin ende,
  • 8070 daz volbring ich mit miner hende!"
  • Die port ward ir üf getan,
  • frouw Bride ward al eine üz getan.
  • Die heiligen siben gäben unsers h^ren,
  • die wisten die maget here
  • 8075 hin üf den Jordan.
  • Die jungfrouw faht als ein man,
  • si faht üz der mazen,
  • si sluog ein wite strazen
  • durch sechzehen tüsent heidenischer man,
  • 8080 unz si den Grawen Roc ward sihtig an.
  • Do si in verrest ane sach,
  • gern mtigent ir hoeren, wie si sprach:
  • „Held, bistu iendert wund
  • oder bistu noch wol gesund?"
  • 8086 Do erkant er an der stimme,
  • daz ez was frouwe Bride;
  • er sprach: „frouw Brid, ich bin nit wund,
  • ich bin noch rehte wol gesund,
  • möht ich nun ein ander ros gehaben,
  • 8090 daz mich möht^ baz getragen!"
  • 2065 darnach auch 1. D, dar 1. H, 2066 E. stehelein gute
  • St. D. 2068 V. meinen banden D. 2069 So müsz es n. D, So
  • musz sy behende H. 2070 Manigem heiden nahen sin ende H.
  • 2071 Das thor D. ir fehlt H. 2072 al eine fehlt H. 2073
  • gab D. 2074 wisent H. 2076 Die frouw H. 2077 uszer der
  • H. 2078 Vnd mach (!) K 2079 heidischer H. 2080 Bisz D.
  • 2081 ver H. 2083 nindert D. Tegen b. jergend wunt H, 2084
  • wol fehlt H, 2085 Do verstunt er wol an der stymme H, 2086-
  • 2087 eine Zeile in D. 2086 D. es f. Brid w. die künegine H.
  • 2087 Er sprach frouw Brid fehlt D. noch nit D. 2087 So bin
  • ich euch nit ungesunt H. 2089 Mochte ich numen ein rosz haben
  • H. 2090 bas mecht H.
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  • — 77 —
  • Do sprach die edel frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wiben:
  • „Ich sich dort her einen Suriant riten
  • üf einem hohen rabiten,
  • 2096 mir brech dan die stang vor minen banden,
  • ez ist im umb sin leben ergangen!"
  • Frouw Bride sich genante,
  • an den Suriant si dö rante,
  • si gab im einen slag über sinen rücken,
  • 8100 daz im sin schilt brach zuo drien stücken
  • und daz der heidenische man
  • des slages zuo der erden kam.
  • Do fieng die schoene jungfrouwe
  • daz ros bi dem zoume,
  • 2105 si fuorte ez also gerihte,
  • da si den Grawen Roc wüste.
  • Selber huob si im den Stegreif,
  • unz er üf daz ros geschreit.
  • Dö er üf daz ros gekam,
  • 2110 der Grawe Roc dö lachen began.
  • Dö sprach frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wiben:
  • „Ach liebster here min,
  • nun ker din siten an die min,
  • 2116 so enkan ez uns nimmer missegän!"
  • also sprach die maget lobesan.
  • Waz si der beiden dö mohtent erlangen,
  • umb die was ez ergangen,
  • daz die Sarrasön verwäzen
  • 2120 wönten, der tiufel wer üz geläzen.
  • 2091 die edel feUt E. 2092 weyden (!) D. aller wibe H.
  • 2093 wigant H. 2094 einer H. raneyten (!) D. 2095 mein st.
  • D, vor der hant H. 2096 So musz sterben der wigant H. 2097
  • sich gewante D, s. de wante H. 2098 suriant] beiden H. 2100
  • br. in st. H, 2101 heidenische] surfisch (!) D, 2105 mit grossem
  • lust H. 2108 Bisz dasz er D. in den sattel H, 2109 kam H.
  • 2110 do fehlt D. 2112 D. schonst aUer wibe H, 2113 Ueber
  • H, 2114 din] die D. Ker min sit an die din JST. 2115 So mag
  • es H. 2116 Also fehlt H. 2117 d. bayden moeht e. D. 2119-
  • 2120 fehlen H, 2120 Sy wonten D.
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  • — 78 —
  • D6 die beiden ersahent daz,
  • daz ez umb si ergangen was,
  • si ergäbent sich an den Gräwen Roc zuo hant,
  • d6 hiez si toufen der wigant.
  • 21» Do die tempelheren sähen daz,
  • daz frouwe Bride selber in dem stnte was,
  • die hören sich genanten,
  • üf den wal si dö ranten.
  • D6 wolt jfrouw Brid ir dienstman
  • 8180 selber an geriten hän.
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Frouw, daz soUent ir läzen durch got!
  • Ich fuorte von Triere
  • zw6n und sibenzig kiele,
  • 8i»6 die sind mir alle versunken
  • und in dem wilden mer ertrunken.
  • Werent si mir bliben, die selben man,
  • si wßren mir alle mit triuwen bi bestän."
  • D6 sprach die edele frouwe Bride,
  • 2140 die schoenst ob allen wiben:
  • „Sind ir der künig Orendel,
  • so hat iuch got zuo mir gesendet,
  • so ist mir lieb sicherlichen,
  • daz ich iuch mit triuwen nit bin entwichen."
  • 2145 Do die tempelheren sähent daz,
  • daz ez der künig Orendel was,
  • do empfiengent in die heren
  • mit harte grozen 6ren,
  • si sazten in uf den stuol,
  • 2160 si mohten ez wol mit eren tuon.
  • 2121 sahent D. 2123 Die haide gäbet s. D, 2125 Als D.
  • ersehen H. 2126 selber fehlt H, 2127 Ee die D, Der her sus
  • genante H. 2128 rante H, An den grawen rock sy d. r. D. 2129
  • jren H. 2130 daran H, 2131 fehlt H. 2132 Fr. Brid d. lossent
  • d. g. K 2133 V. Tr. one spot H. 2135 aUe fehlt K 2136
  • uff d. w. woge H, 2137 Hettent mir auszgefolget d. s. m. D. 2138
  • Sy soltent mier a. m. trtiwen by stan H, 2140 d. schönste aller
  • wibe H. 2145 Also H. 2146 der fehlt K 2149 den] einen
  • H. 2150 Das mochtent sy wol H.
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  • — 79 —
  • Aller 6rst kam meister Ise,
  • ein fischer her und wise,
  • er fragte si der mßre,
  • ob sin kneht zuom heiigen grabe w6re.
  • «166 D6 in der Grawe Roc kumen sach,
  • güetlich er zuo im sprach:
  • „Sint gotwilkumen, meister Ise,
  • ein fischer her und wise!
  • ir sullent ez tuon durch got den guoten
  • «160 und durch sin künigliche muoter
  • und sullent mir lüterlich vergeben,
  • daz ich so lang üz iuwerm dienste bin gewesen!"
  • Do sprach aber meister Ise,
  • ein fischer rieh und wise:
  • 2166 „Daz wirt dälung getan,
  • stolzer degen lobesan."
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • „Ich sag iuch, here, daz weiz got:
  • ir soUent gän über den hof gedräte
  • 2170 zuo jfrouwen Briden in ein schoene kemenäte
  • und heizent iuch geben iuwem kneht,
  • der iuch zuo iuwerm dienste ist gereht,
  • den si iuch s6 lange het entwent
  • und von iuwem dienst entspent!"
  • 2175 Meister Ise gieng über den hof gedräte
  • zuo frouwen Briden in ein schoene kemenäte.
  • D6 si in von ferren ane sach,
  • daz wort si güetlichen sprach:
  • 2151 A. e. de k. D, 2153-2158 fMm D, 2160 Vnd d.
  • Maria siner mutter H. 2161 mier es H. 2162 usser H, 2163
  • aber fehlt H. 2164 rieh] her E. 2165 Es würt tolig g. H.
  • 2168 Herre ich s. veh on allen spot H. 2169 drate D. 2170
  • Für fr. B. k. H, Hier folgt in D: Do sy in von ferren an sach
  • Das wort er (!) gütlichen sprach Seind got wilkummen meyster
  • eyse Ein fischer reich vnd weyse Ir soUent ez thün durch got den
  • guten Vnd durch sein künigkliche müter (vgl. V. 2177 ff.). 2173
  • D. sy ouch als 1. D. hatt entwert H. 2174 entwendt D, ver-
  • spert H. 2175 der gmg getratte H. drat D, 2176 Für frow
  • B. kemenatte H. 2177 in ver kumen s. H. 2178 Züchteklichen
  • sy zu im sp. H.
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  • — 80 —
  • „Sint gotwilkomen, meister Ise,
  • 2180 ein fischer Mr und wise!
  • waz suochent ir hie zuo dem heiigen grabe?
  • daz solt ir mir durch got sagen."
  • Do antwurt er ir mit eren,
  • der stolze degen here,
  • 218Ö er sprach: „frouw, ich suoch minen kneht,
  • der mir zuo minem dienst« ist gereht,
  • den ir mir so lange hänt entwenet
  • und üz minem dienst entspenet."
  • Do sprach die edele künigin:
  • 8190 „Held, welhez mag iuwer kneht gesin?"
  • Er sprach: „ez ist der Grawe Roc,
  • daz sag ich iuch, daa weiz got!"
  • Frouw Brid hiez bald entspringen,
  • Iren kamerere dar bringen,
  • 2196 einen schilt hiez si dar strecken
  • und den mit rotem gold bedecken.
  • D6 sprach daz edel megetin:
  • „Held, daz sol din eigen sin,
  • da mit mietestu zwölf kneht,
  • 2200 [die dir zuo dienste kument reht;]
  • der Grawe Roc, min her
  • komet dir zuo dienste gar unreht.
  • Und sich, also lieb dir si din lip und sele,
  • veqech sin zuo keinem knehte nimmer mßre!"
  • 2206 Do sprach der fischßre [stßte],
  • daz er ez rehte gerne tete.
  • Do er die gab zuo im genam,
  • er ward em fröudenricher man;
  • 2179 Sint wilkom H. 2181 hie fehlt D. 2182 D. g. das
  • sollen jr mier s. H. 2183 Das D, 2184 Ein stoltzer tegen h.
  • H. 2187 entwert H. 2188 gar entsp. 2), entspert H. 2190
  • Gutter helt welher m. uwer k. sin H, 2192 lieh on allen spot
  • H. 2193 F. B. die hiesz geschwinde H. 2196 Mit dem r. g.
  • decken D. 2199 dingestu H. 2200-2201 fMm H. 2201 herr
  • vnd knecht D. 2202 Sin dienst kumet dir nit recht H, 2203
  • sich fehlt H, und dein ere D. 2204 So beger s. z. k. knecht
  • nit m. H. 2206 Das er das gern t. H. 2208 Do was er H.
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  • — 81 —
  • dö gieng er also gerihte,
  • 2210 da er den Gräwen Roc wiste.
  • Do er in ferrest an sach,
  • gern müget ir hoeren, wie er sprach:
  • „H6nt ir urloub genomen zuo der ktinigin hör,
  • sol ich mit iuch fam über den wilden se?"
  • 2216 „Nein" sprach meister Ise,
  • ein fischer her und wise:
  • „ir sollent bestan bi frouwen Briden,
  • der schoensten ob allen wiben,
  • ir sollent wesen künig und höre
  • 2120 über daz land und die bürg zuo Jerusalems."
  • Als er die" rede do vemam,
  • er ward ein frölicher man;
  • dö z6ch er ab in triuwen
  • einen guoten mantel niuwen,
  • 2125 der was gekouft an der stunt
  • tiurer dan umb hundert pfunt.
  • Er bat in, daz er s6 wol töte
  • und siner frouwen den mantel brehte
  • für ir altez nidergewete
  • 2280 und ouch für al ir guotöte.
  • Do meister Ise die gäbe zuo im nam,
  • er ward ein freudenricher man,
  • er nam urloub von dem künig höre
  • und fuor an sin kneht über mere.
  • 2235 D6 meister Ise in sin hüs gekam,
  • schön empfieng in sin frouwe wolgetän.
  • 2209 also gerihte] mit guttem luste H. 2210 wüste ff. 2211
  • Do er jn zu im kumen s. ff. 2213 genomen ee ff, 2214 Oder
  • musz ich mit veh f. über see ff. 2217 Ir süllent bliben ff, 2218
  • Die ffD, 2220 d. land u. fehlt ff, zuo fehlt D, 2221 Also ff.
  • 2222 Er wart zu mol ein stolzer m. ff, 2224 E. m. vin nüwen
  • ff, 2225 zu der st. ff, an den stunden D. 2226 pfänden D, Wol
  • für dry h. pfant ff, 2227 also wol D, 2229 niderwete ff, 2230
  • für ir alle D, Und jm also wol tete ff, 2231 den mantel genam
  • ff. 2238 von den (!) künigin herre D. 2234 Und for über das
  • wilde mer ff. 2235 zu huse kam ff. 2235 wolgetän] lobesam ff.
  • Grendel. 6
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  • — 82 —
  • si sprach: „sint gotwilkumen, meister Ise,
  • ein fischer rieh und wise!"
  • Do Mgte si in der m^re,
  • M40 w6 sin kneht bliben were.
  • Er sprach: „er wil bestän M frouwen Briden,
  • der schoensten ob allen wiben,
  • er wil euch wesen künig und Mr
  • über daz land und die bürg zuo Jerusalem;
  • ««*6 er h&t iuch gesant in triuwen
  • disen guoten zobelmantel niuwen
  • für iuwer altez nidergewete
  • und ouch für iuwer guotete."
  • Der Grawe Roc und held guot,
  • ww von der zinnen er sich huop,
  • do gieng er also gerihte,
  • da er frouwen Briden wiste.
  • D6 er si von ferren ane sach,
  • daz wort er güetlichen sprach:
  • W56 „Hoerent irz, frouw Bride,
  • die schoenst [und kluogest] ob allen wiben,
  • gib mir urlöub, künigin here,
  • ich muoz mit minem meister über mere:
  • ich bin eines fischers kneht,
  • M60 ich sol im dienen, daz ist min reht;
  • er fand mich in riuwen,
  • er half mir in guoten triuwen,
  • daz vergelt im got der guote
  • und sin künigliche muoter!"
  • M«6 Do sprach die edel frouwe Bride:
  • „Held, die rede laz bdiben!
  • und heiz dir bald entspringen,
  • meister Isen zuo hofe bringen."
  • An einem samstag er kam,
  • 2270 sinen grawen roc truog er an.
  • und ein ruoder truog er in der haut,
  • meister Ise der wigant.
  • D6 was der selbe degen gemeit
  • zwischen sinen brogen zweier spannen breit.
  • 2275 Do in der Grawe Roc an sach,
  • gern mügent ir hoeren, wie er sprach:
  • 2238 lieh] her H. 2239-2278 fehlen H. 2241 bestan frouw
  • Breyden D. 2242 Die D. 2249 D. gr. heldt vnd rock g. D.
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  • — 83 —
  • „Sind gotwilkumen, meister Ise,
  • ein fischer her und wise!
  • ir sollent üf geben ruoder und garn
  • 2280 und sollent herzöge werden zuo dem heiligen grab,"
  • D6 sprach meister Ise:
  • „Ich dunke iuch nie so grise,
  • filnfhundert die getar ich bestän!"
  • Also sprach meister Ise der schifman.
  • 2285 Prouw Bride hiez bald entspringen
  • ein herzogen gewand bringen,
  • daran was keine nät,
  • si enw^r von gold als ein Spiegel klär.
  • Man fuort in also gerihte,
  • 2290 da man daz heilig grab wiste,
  • wie pald man im daz swert umb baut!
  • do enwas nindert kein wigant,
  • er engeb im mit kreften einen slag;
  • er sprach: „ich vergilt ez iuch, so ich mag!"
  • 2295 Meister Ise sinen IIb begurte,
  • vor dem tod er sich bewarte:
  • er legte über sine bein
  • vil manigen herten stahelzein,
  • er leite über sin brüste
  • 2300 ein liehte brünige feste.
  • Die selbe brinige here
  • hete dri guldine gßren,
  • daz man da bi solte sehen,
  • daz meister Ise ein herzog were
  • 2279 heben Z>. 2280 Und lont uns das heilig grap bewarn
  • H. 2282 So bin ich nit s. g. H. 2283 Fünffh. truwe ich zu
  • bestan H. 2285 Die f. hiesz b. und geringe H. 2286 Eines
  • hertzouwen H. 2287 nie k. n. fürwar D. 2288 Sy was von siden
  • wisz und rot H. 2289 also klar gerihte D, zu dem palast H,
  • 2290 wast H. 2291 Do man jm H. 2292 Do was niergent H.
  • 2293 Der jm HD. mit krefpfcen geb Z>. 2294 Er vergült in jm
  • ob er m. H. 2295 M. yse an der vart K 2297 sein zway b.
  • D. 2298 V. m. ring der licht schein H. 2300 Ein brünig was
  • liecht und veste H. 2301 selbig H. 2302 Die h. D. 2303
  • do s. sehen herre Z).
  • 6*
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  • — 84 —
  • S806 und an den selben stunden
  • sin swert Mt umbgebunden.
  • D6 sazt er üf sin houbet
  • einen heim schön gepouwet.
  • D6 hiez er bald entspringen,
  • 2810 ein guot ros dar bringen:
  • meister Ise der wigant
  • an Stegreif er in den satel spranc.
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Here, des Sprunges walde got!
  • 2816 nun schönet der cristen diet
  • und länt der beiden genesen niet."
  • „So wil ich iuch, degen küene,
  • selber iuwer sper fileren."
  • Dö kam geriten üf den hof,
  • 2880 also uns daz buoch saget noch,
  • herzog und ouch gräfen,
  • dar köment ir vil zwäre,
  • ritter und ouch gepüren;
  • dö braht er sinen tumier mangem zuo süre.
  • 2826 Waz er der beiden moht erlangen,
  • umb die was ez alle ergangen,
  • daz die Sarrasinen wänten,
  • der tiufel w6r üz der helle geläzen
  • zuo den selben ziten
  • 2380 und müestent mit im striten.
  • Frouw Bride hiez üf den hof tragen
  • vil manigen pfeller durchslagen
  • bede brün und ouch blä,
  • die gab man hübschen liuten da.
  • 2305 den] der H. 2306 vmbwmiden D. 2307-2308 fehlen
  • H. 2309 Man hiesz im b. und geschwinde H, 2310 Ynd im,
  • dar fehlt D. 2312 er feUt D. 2314 Des sp. vergelt vch g.
  • H. 2315 schouwent H. 2316 lossent K nit D. 2317 iuch
  • fehlt H. 2320 Als D. uns fMt H. 2321 Hertzouwe grofen
  • pfaffen leien R. 2322 Sy weiten alle an den reien H. 2324 Er
  • bracht sin turnney mangen zu seren (!) H. 2326 aUe fehlt H.
  • 2327 Daz feUt H. 2328 Die tüfel wem usz d. heUen gelon H.
  • 2329-2330 fMm D. 2330 mit jnen H. 2332 Yü fehlt H.
  • 2333-2334 fehlen H. Darauf in H: Die gab man den hern zu hant.
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  • — 85 —
  • «886 Prouw Brld hiez künden in die lant,
  • daz meister Ise w6r ein herzog erkant
  • und an den selben stunden
  • zuo Jerusalem sin swert h6t umbgebunden.
  • Meister Ise gepöt ein herfart,
  • 8840 die manchem manne zuo süre wart,
  • über holz und über beide
  • siben langer tageweide,
  • die riten si alle in zweien tagen,
  • als wir daz buoch beeren sagen.
  • 8845 Si leitent sich euch zwäre
  • für die guote bürg zuo Westväle.
  • Da lägent si als lange
  • drl jär mit grozem schalle,
  • daz si mit allen iren sinnen
  • 8860 die bürg nit künden gewinnen.
  • Daz geschach an einem morgen fruo,
  • die hören giengen mit stürm dar zuo.
  • Der Grawe Roc der müren zuo nahe gieng,
  • daz man in mit krapen fieng,
  • 8865 si zugen in euch zwäre
  • über die burgmür zuo Westflile.
  • Man legte den degen here
  • in einen tiefen kerkere.
  • Nun ist der Grawe Roc gefangen
  • 8860 und enmag nit komen von dannen.
  • Nun rätent mit allen iuwem sinnen,
  • wie wir in von dannen bringen.
  • 2335 in] durch H. 2336 feMtjH. 2387 Das meister Ise
  • a. d. St. H. 2338 Z. Jer. fehlt H. umbwunden D. 2340 fehlt
  • H. 2341 Holtz vnd auch die hayden D. 2342 lang tag wayden
  • D. 2342 Do r. D. 2344 Also, dis2 H. 2345 ouch zwäre]
  • alle zu mal H. 2346 Westemale D. 2347 Do legent sy als lang
  • alle H, Da lagent auch mit alle D. 2348 Drey iar recht also
  • lamige D. 2350 D. b. zu westemale D. mochtent H. 2351 Es
  • H. 2352 mit eim stürm hinzu U. 2353 ging der m. nahe H.
  • 2354 Das m. jn begund fahen JJ, 2355 Sy zugent in durch ein
  • hol H. 2356 m zu H. Westmale D. 2357 Do leite man H.
  • 2360 Und mag H. 2361 mit welchen synnen D. 2362 Das mir
  • in D. Wie wier in danan gewinen H,
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  • — 86 —
  • D6 meister Ise ersach daz,
  • daz sin Mr gefangen was,
  • 8866 er sprach: ,,nun siht man mich
  • nimmer mßr anders dan ti-ürig!"
  • Meister Ise liez ez nit beliben,
  • vil bald hiez er briefe schriben;
  • er sande si vil schiere
  • 2870 jfrouw Briden gen Jerusalßme.
  • Da mite kündet man ir die mSre,
  • daz der Grawe Roc gefangen wSre.
  • D6 si die briefe ane sach,
  • si began heiz weinen unde sprach:
  • 8876 „Ach du himelischer höre,
  • behüet mir den degen here,
  • der mir mit triuwen sol bi gestän
  • Oder ich wil dlnen alter zertrechen,
  • 2880 din heiltuom wil ich brechen;
  • heiligez grab unsers hören,
  • ich enläz dir kein opfer nimmer mere,
  • w6 ich ez kan gewenden!"
  • Daz erhört ein beiden hiez Düriän,
  • 8886 der hete sich toufen län
  • und was dem heiligen grabe undertän.
  • 2363 D. m. J. sins hern vermasz H. 2364 Und horte das
  • er gefangen was H. 2365-2366 fMm H. 2366 traurig .vnd
  • siech D. 2367 ez fehlt D. 2368 Er hiesz brieffe seh. H. 2369
  • vil wunderlichen schier D, vil seh. heim H. 2370 g. Jer. mit
  • grosser gier D. 2371 Do sy nun vemam d. mer JST. 2372 Wie
  • D. 2373-2374 fdilm H. 2375 Sy sprach ach H. 2376 mere
  • H. 2377 m. tr. fMt H. bestan D. 2378 Also er auch dick
  • hat gethan D, Oder ich wil dinen tempel lan H. 2379 Und wil
  • d. altar z. H. endecken D. 2380 helttim, zerbrechen R. 2382
  • Kein opffer lasz ich dir werden mere H. 2383 fehlt H. Darauf
  • in D: So lasz ich dir kein opffer mer senden. 2384 dercian (!)
  • H. 2385-2386 eine Zeile in D: Er liesz sich tauffen vn wz de
  • heilige g. vnderthan. 2386 fehlt H.
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  • — 87 —
  • Er sprach: „edele künigln höre,
  • nit enzüm mit unserm hören I
  • wan min h6r ist niendert gefangen
  • 8890 in zwein und sibenzig landen,
  • und wil ez got unser höre,
  • er kumpt uns gesunt gen J6rusal6me."
  • Frouw Bride sich besande
  • vil wit in irem lande,
  • 2896 unz daz si für sich gewan
  • manig stolzen degen lobesan:
  • drizig tusent schoener man,
  • mit den schied die maget von dan.
  • Der beiden nam die baner in die haut,
  • 8400 von dannen geleite er daz her, der wigant
  • über holz und über beide
  • siben langer tageweide —
  • also wir daz tiutsche buoch hoeren sagen -
  • die ritent si in zweien tagen.
  • 2405 Si legten sich ouch zwäre
  • für die guoten bürg zuo Westfäle.
  • Da lägent si zwäre
  • zwSn tage und ein halbez järe,
  • daz si mit allen iren sinnen
  • 2410 die bürg nit künden gewinnen.
  • An einem morgen daz geschach,
  • daz frouwe Brid entsläfen was,
  • d6 kam em zwerc wunnesam,
  • daz was geheizen Albän,
  • 2388 Nit ztirnent m. dem grab unsers hern H> 2389 niergent
  • H. 2390 zwei D. 2392 g. J.] schiere H, So kumpt er uns wider
  • gen J. D. 2393 sich] die H. 2395 Bisz das D, 2396 Hangen H,
  • 2398 Mit dem D. frouw H. 2399 das baner D. 2400 Danan H.
  • 2401 Durch D. 2402 tag rayse D. 2403 disz buch H. 2404
  • Do ritent sy auch D, 2405 Vnd leittent sich ouch alle zu mal H.
  • 2406 guoten fehlt H, bürg westemale 2). 2407 Do logent sy zwen
  • tag und ein halb jor H.- 2408 Vor der bürg das ist wor H, 2409
  • m. iren guten synnen D, m. allen sinen H, 2410 mochtent H.
  • 2411 das beschach H^ geschähe das D. 2413 getwerch H.
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  • — 88 —
  • «416 er sprach: „släfent ir, frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben?
  • nun stand üf, edele künigin rieh,
  • ich wise iuch für war, daz weiz ich,
  • da din hSre reht gesund was.''
  • 8480
  • Do frouwe Bride daz vemam,
  • üf stuond die maget lobesam,
  • si gieng mit im über den hof gedräte
  • in eine schoene kemenate.
  • MS& Dö si in die kemenaten trat,
  • nun hoerent, wie daz zwerg sprach:
  • „Sind gotwükom, frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben!
  • Nun solt ir mich buolschaft mit iuch lazen gewinnen,
  • 2430 6 daz ir koment von hinnen."
  • D6 sprach frouwe Bride:
  • „Die rede läz peliben!
  • du solt mir läzen minen magtuom
  • und minen weltlichen mom,
  • «436 des sol got fürbaz walten!
  • und hßt ich den behalten
  • einem also wenigen man,
  • des müest ich immer schände han!"
  • Si ergreif in bi dem häre,
  • 8440 si trat in under die füeze zwäre.
  • Lüte rief daz gezwerg Albän:
  • „Läz mich genesen, magt lobesan,
  • läz mich genesen, künigin here,
  • ich wil dir zeigen dinen hören!"
  • 2415 Das sp. H. 2416 D. schönste aller wibe H. 2418
  • vch zwor H. 2419 reht] nehtin H. 2420 Wenn ich sage dir
  • für ain warhayt das D, Und ich mit jm tranck und asz H, 2422
  • magt H, 2423 üb. d. hof fehlt H. 2425 Do sy zu der kamem
  • in getratt H. 2426 wie getwerch sp. H. 2427 Sit wilkom H.
  • 2428 D. schönste aller wibe H. 2429 Ich musz fruntschafft mit
  • vch begimien H. 2430 Ee ir ymmer k. v. h. 2). 2432 Heldt
  • die D. Die red soltu lossen bei. H. 2437 Eime H. 2439 mit
  • d. höre H. 2441 L. rufft das zwerch a. H. 2442 fehlt D. 2443
  • künig h. 2). here fehlt H. 2444 Ich wil din eigen . diener sin H.
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  • - 89 —
  • 2446 D6 sprach frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wiben:
  • „Daz muostu tuen zwäre,
  • 6 daz ich dich läz6 [bi dem häre]!''
  • Er wlste die maget höre
  • 2450 durch zwfen hole berge
  • in einen kerker, der was tief,
  • der zwerg zund ein kerzenlieht.
  • D6 si den Grawen Roc an sach,
  • vor fröuden ir nie so lieb geschach;
  • 2466 si halste nnde koste
  • und druct in an ir pruste,
  • er hiez daz edel magetin
  • schone gotwilkumen sin.
  • Er fragte si der mere,
  • 2460 wie si dar kumen wfere.
  • Des antwurt im frouwe Bride;
  • „H6r, wizzent äne zwifel,
  • ich bring dir drizig tüsent man,
  • die ligent alle üf einem plan,
  • 2486 mit liehtem stahel umbcfan."
  • Die wile was nit zuo lanc,
  • daz zwerg für die porten spranc,
  • nach im sluog ez zuo die tür,
  • dri rigel sloz ez dar für,
  • 2470 ez sprach: „wie nun, frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben?
  • nun müezent ir gar tiure koufen,
  • daz ir mich so sfere haut geroufet!"
  • 2446 D. schönste aller wibe H. 2448 daz fehlt D. 2449
  • magt verre H. 2452 Das getwerck mit einem kertzen liecht H.
  • 2454 Gern mügt ir hören wie sy sprach D, 2455 kuste in
  • freündtlich 2). Ir waa not wie sy in geheiste und k. H. 2456
  • prust lieblich D. Er truckt sy an sin b. H. 2457 Vnd h. D.
  • 2461 Das H. 2462 Sy sprach herr 2). Das wissest her on z.
  • H. 2464 fMt D. 2465 M. dem st. umbfangen H. M. st. ich
  • sy vmbf. han D. 2466 was mir n. z. lang D, was n. langen H.
  • 2467 feMt H. 2468 Das getwerck schlug zu d. t. H. 2469
  • Drig nagel schlug es d. f. H. 2470 Er H. 2471 D. schönste
  • aller wibe H. 2472 gar fehlt D. 2473 gerouffen H.
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  • — 90 —
  • Nun ist frouw Brid bl im gefangen
  • S475 und mügent nit kumen von dannen:
  • nun rätent uns an disem ringe,
  • wie wir si von dannen bringen!
  • Daz gezwerg wolt von dannen gan,
  • do begegent im ein engel lobesan,
  • «480 er tniog ein geisel mit dnen strängen,
  • da mite ward ez übel empfangen,
  • über sinen rücken gescherte^,
  • ez gewan ein übel geferte.
  • Der engel hiez ez wider xmbe traben,
  • 8486 mit der geisein begund er ez slagen;
  • daz gezwerg muost tuon durch not,
  • daz im der engel dö gebot:
  • wie bald ez den kerker üf slöz!
  • Des ez sit vil wol genöz:
  • «490 der Grawe Roc vergab im sin schulde,
  • er liez ez komen zuo hulde.
  • Ez wiste den Gräwen Roc und die maget höre
  • wider durch die holen berge,
  • da er meister Ise fant
  • 2495 [Er was ein küener wigant].
  • Nun müez uns iemer so vil lieb geschehen,
  • als meister Isen geschach,
  • . do er si bfede kumen sach!
  • Des helfe uns der himelische degen
  • 2600 und welle unser aller pflegen!
  • 2474 mit jm H. 2476 rat D. I^. rattent vor allen dingen
  • H. 2478 getwerch H. von fehlt H. 2479 engel schon H. 2480
  • schlangen H. 2482 gescherte] gegeiselt hertte H. 2484 umb
  • fehlt D. 2485 wart es geschlagen H. 2486 getwerck H. d. die
  • not D. 2489 Das D. Des es sit her dick genosz H. 2492 Do
  • w. den growen rock das getwerck H. 2493 Vnd die magt w. d.
  • den h. berck H. 2494 Isen H. 2496 uns niemer leider gesehen
  • H, euch nymmer layd geschehen D. Darauf in D: Das begund
  • er do iahen. 2497 Denn B, Denne H. 2498 kumen] an D.
  • 2499 Das H. 2500 Der müsse H.
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  • — 91 —
  • Damach sprach das zwerglin Alhan \ zu dem
  • grawen Bock \ Hölld ich bitte dich du wollest
  • farn lassen was ich dir zu laid gethon hohe \
  • an dir seihs vn auch an junckfraw Breyden \ vmh
  • daz I daz du diesdh schuld dest ee farn lassest \
  • wil ich dir noch heyndt in diser nacht die bürg
  • gewinnen \ wan Ugestu sunst dreyssig jar dauor
  • so gäben die Hayden nit ain har umb dich. Do
  • sprach hünig Arenndd \ thüst du das vnd mainest
  • mich mit treüwen j vnll ich ymm^r dein fründt
  • sein vnd deiner vntrewen nymmer mer gedmcken \
  • Do sprach das tzwerglin \ herr so berait euch
  • dar zu vnd geet morgen früe wider zu stürm \
  • so tviU ich mit meiner listigkait schaffen das die
  • bürg auf gethon unrdet. Hiemit gieng es hynweg
  • in die bürg vnd auff die mxiur \ da zerbrach
  • es alle schlosz vnd wör \ so die hayden hetten
  • Darnach gienge es in die kuchen \ in keller
  • in speyszgadem \ vnd schutt alle speysz vnd ge
  • tranck \ so es fand \ vnder ainander \ warff
  • auch die in das feüwer \ vnd den merem tail
  • weinsz \ vnd anders getrancks \ gosz es ab über
  • die maur \ erlöschte alles feüwer \ vn thet den
  • Hayden dise nacht zuo laid alles das es gethün
  • kund vnd mocht Darnach gieng es vnd ent-
  • schlosz die burgkthor.
  • An dem sehsten morgen fruo
  • die hßren giengent der bürg mit stürmen zuo:
  • die bürg ward gewunnen
  • und drlzehen heidenischer künige [darinnen].
  • 2606 Der Grawe Roc, der wtgant,
  • liez si toufen do zuo haut,
  • daz si sich an in ergäbent,
  • dienstes si sich im verpflägent.
  • Si swuorent im triuw und eide,
  • 2610 die liezent si alle reine.
  • 2502 gingent mit stürm hinzu H. 2504 heidisch H. 2505
  • d. schöne weygant D. 2506 Der ward erlöst do zu handt D,
  • Det in allen do bekant H. 2507 sich im H, 2508 Dienstes des
  • sy nye gepflagen D. 2509 Schürent (!) H, im theüre ayde D.
  • 2510 Sy H.
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  • — 92 -
  • Mit den drizehen künigen
  • bezwanc er Montelie,
  • dannnen wärent gesezzen
  • siben heidenisch künig wol vermezzen.
  • «MS Der Grawe Roc, der wigant,
  • die siben heidenisch künig bezwanc,
  • daz si sich an in ergaben!,
  • dienstes si reina pflägent;
  • si swuorent im triuw und eide,
  • 2580 si liezent si ouch alle reine.
  • Mit den zweinzig künigen
  • fuorent si üf die wüeste Babilonie,
  • darinnen wärent gesezzen
  • zw6n und sibenzig künige wol vermezzen.
  • 2626 Der Grawe Roc, der wigant,
  • die zw6n und sibenzig küniga bezwanc,
  • daz si sich an in ergäbent,
  • dienstes si sich verpflägent,
  • si swuorent im triuw und eide
  • 26S0 und wurdent doch alle meineide.
  • Also der degen lobesam
  • bezwang die heidenischen man,
  • dö kßrte er wol mit feren
  • in die bürg zuo J6rusal§me.
  • 25SÖ Do wfentfen frouwen unde man,
  • daz si ruo selten hän:
  • do widersagten im die Babilönier,
  • zw6n heidenische künige;
  • der eine was genant Elin —
  • 2540 des soUent ir sicher sin —
  • der ander was künig Duriän,
  • als wir ez an dem buoche hän.
  • 2511-2520 fehlen H. 2512 Die (!) bezwanck D. 2517
  • Do sy D. 2521 künigin H. 2522 babüonien D. 2524 Zwolff
  • k. H. 2526 XLn, betwang H. 2527 Do sy D. 2528 D. sy rein
  • pflagent D. 2529 schworent H. 2531 Also nun H. 2532 hei-
  • dischen H, 2534 Wider in D. 2535 woncjent fipouw u. m. fll
  • 2536 ruo] treu D. 2537 Do verseite jm der babilon H. 2538
  • Zwen heldische künige lobesam H. 2539-2540 fMefn S. 2541
  • was genant Surian H. 2542 Also H.
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  • — 93 —
  • Künig filin liez ez nit bdiben,
  • er hiez briefe schiiben,
  • 2646 do besand er den herzogen Danielen,
  • ein ritter bidere unde h6re,
  • er bat in, daz er s6 wol tete
  • und dem Grawen Roc die briefe brühte.
  • Der herzog was biderbe,
  • 2660 er sazte sich nit da widere,
  • er nam die briefe in die hant,
  • von dannen kerte der wigant.
  • Er gähete vil schiere
  • zuo der bürg zuo Jßrusalßme.
  • 2566 Do er ander die porten kam,
  • fttrbaz gieng der heidenische man
  • über den hof s6 geträte
  • in eine schoene kemenate,
  • da er den Grawen Roc fant,
  • 2660 [der was ein küener wigant.]
  • D6 er in ferrest an sach,
  • gern mügt ir hoeren, wie er sprach:
  • „Got grüeze iuch, her Gräwer Roc!
  • ich kan iuch nit anders nennen, weiz got;
  • 2668 ob ich iuch erkante,
  • wie gern ich iuch anders nante!
  • Iuch enbiuten ab der wüeste Babilönie
  • zwen heidenische künige,
  • ob ir üf diser erden
  • 2570 ir dienstman wellent werden.
  • 2543 eleme H. ez fehlt D. nit do by bl. H. 2544 Brieff
  • hiesz er schreyben D. 2545 Vnd besante euch H, den hertzogen
  • ferr D, d. hertzouwen der JB. 2546 Daniel ein HD, unde fehlt
  • H. 2548 den brief H. 2551 den brief in sine h. H. 2552
  • danan H, 2553 schier und geschwind H. 2554 Gan (!) Jher. zu
  • d. b. hin H. 2555 für die port H. 2556 der tegen lobesam H.
  • 2560 Er H. 2561 von f. D, Do er in har kumen s. H. 2562 Nun
  • mugen jr gern h. H. 2564 wisz g. R. 2565 Das ich H. 2567 Vch
  • enbüttet die Babüon man H, Euch sagt ab der w. Babilonier D.
  • 2568 Vnd zw. D. Zwen künige und jre man H. 2570 Ire H.
  • wolten w. D.
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  • — 94 —
  • si wollent iuch machen undertan
  • daz land von Ackers bis üf den Jordan:
  • [dammb] wellent ir in des dienstes abe gän,
  • daz soUent ir si wizzen län,
  • 2575 so wellent si mit iurem libe
  • fehten zwen herte folÄwige."
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Daz sag* ich iuch, daz weiz got,
  • wellent si mir machen undertan
  • 2680 daz land von Ackers bis üf den Jordan
  • und wellent sich euch läzen toufen
  • und an den wären Crist glouben,
  • so wil ich üf diser erden
  • vil gern ir beder dienstman werden.
  • 2585 WeUent si mir des dienstes ahe gän,
  • so sag ich iuch, here, daz für war,
  • so wU ich mit irem libe
  • fehten zwen herte folkwige."
  • Do sprach der böte wunnesam:
  • 2590 „Daz dunket mich [nit] misselich getan,
  • daz ir daz entbietent widere
  • zwen also riehen künigen,
  • die wol in anderhalben tagen
  • drizig tüsent man mügent haben,
  • 2595 wan ir sind eins fischers schale,
  • wie groz joch ist iuwer gewalt:
  • ir tragent an einen roc an geren,
  • ir sind entrunnen iuwerm heren!"
  • 2571 weiten D. 2572 Nackers HD. 2573-2580 fehlen H.
  • 2576 foltweyge D. 2579 ir D. 2580 Nackers D. 2582 Vnd
  • an Christum gl. H, V. zu dem waren cristglauben lauffen D, 2584
  • Vü fehlt H. diener D. 2586 here an wan H. 2587 mit jrer
  • hivtte (!) H. 2588 woltweyge D, stritte H. 2589 wunnesan D.
  • I 2590 Harre das D. missetan H, weyszlich gethan D. 2588 Zweien
  • I H. künigen herre D, k. damider H. 2594 manne h. D. 2595
  • ! Darzü seind ir D. salg D, gestalt H, 2596 Vü grosz in eurem
  • ! g. D, 2597 an ainen (üwerm H) rock geren HD. 2598 eurem
  • I rehten h. D.
  • !
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  • — 95 —
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • 8600 „Daz bin ich, h6r, daz weiz got!
  • ich bin eines fischers kneht,
  • ich sol im dienen, daz ist min reht.
  • Er fand mich in riuwen,
  • dö half er mir in triuwen:
  • 2605 daz vergelt im got der guote
  • und Maria, sine liebe muoter!
  • nun tretent selber her naher,
  • ir soUent die briefe selber von mir empfähen!"
  • Der herzog, der was biderbe
  • 2610 er sazte sich nit da widere.
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • die fust er hart zuo samen zwanc,
  • er gab im an der stunde einen slag,
  • daz er vor im uf der erden lag.
  • 2615 Der herzog der was biderbe,
  • er sprang M und wolt in slahen widere.
  • Der Grawe Roc der wtgant,
  • die füst er hart zuo samen zwanc,
  • er gab im aber einen slag,
  • 2620 daz er vor im üf der erden lag.
  • Er sprach: „daz sind die briefe bede,
  • die soltu bringen dlnen heren
  • und heiz si die buochstaben
  • mit iren swerten klagen.
  • 2599 fehlt H. 2600 Des en bin ich h. wisz g. H. Darauf
  • in H: Ir tribent mit mier üwrn spot. 2601 Ich was hie vor e.
  • v. knecht H. 2602 Dem diente ich wol das duch mich recht H.
  • 2603 Der H. 2604 Er halff mir mit seinen trewen D. 2609
  • D. hertzouw w. biderwe H. Darauf folgt in HD V. 2616.
  • 2612 Sin H. hart fehlt D. 2613 Er g. dem hertzouwen e. schlag
  • H. 2614 gelag H. 2616 fehlt H. Stand in D nach 2609.
  • 2621 disz H. bede] alle D. Darauf in D: Vnd sich das dir die
  • büchstaben wol gefallen. 2622 Vnd bring sy deinem (!) herren D.
  • 2623 d. büchstaben leren H. Was in d. b. leren D. 2624 Das
  • sollent (sullent D) sy mit HD. weren H. Darauf in D: Zu
  • welcher stund oder in dem tage.
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  • — 96 —
  • 2696 Also nun der böte wonnesam
  • daz botenbröt zuo im genam,
  • do kerte er wol mit feren
  • von der guoten bürg zuo Jßrusalßme.
  • D6 er under die porten kam,
  • 2680 umb körte sich der heidenische man,
  • er sprach: „got geb dem wege leit,
  • den ich nach solhen briefen ie [s6 fer] gereit,
  • die ich hiute hän empfangen
  • von einem biderben [hem und] manne!"
  • 2686 D6 gähete der böte wunnesam
  • über des wilden meres trän,
  • er kam wider zuo Alzit in die stat,
  • für war ich iuch daz sagen mac.
  • do fand er die IXXIIkünig beyainander in dem
  • rat I Vnd ee er gar zu in kam \ kamen dem
  • kiinig Elein die märe \ Daniel wäre kommen \
  • Der künig schicket bald zu jm \ das er gen hoff
  • käme vnd jvn die botschafft sagte,
  • Do in der künig Elin an sach,
  • 2640 daz wort er güetlichen sprach:
  • „Nun sag mir, böte wunnesam,
  • wie ist der Grawe Roc getan?"
  • Er sprach: „der Grawe Roc ist zuo den schultern dick
  • und siht die wolflichsten plick,
  • 2646 er ist ein üzerwelter man,
  • drizig tüsent beiden dar er wol bestan.
  • H6re, daz nun got wolte,
  • daz ich die brief antwurten solte
  • selber hie mit miner haut,
  • 2650 den si dö wurdent gesant!"
  • 2625 nun fehlt D. b. schone vnd w. D, 2628 zuo fehlt
  • K 2629 port H, 2630 heidisch K 2632 Das, so ver je K
  • 2635 ghate H, 2637 zu aller zeyt D. 2638 sagen wil und mag
  • D. 2639 künig kumen sach K 2640 Gütlich er zu jm sp. ff.
  • 2643-2646 folgm in HD erst nach 2675, 2644 Vnd sieht auch
  • Dy Und tut H, wolflichen D. 2645 ain vil auszerw. m. D. 2646
  • Zwolff t. beiden torst H, 2647 Er sprach h. HD. ob es nun D,
  • 2648 den brieff ff, 2649 seiner handt D. 2650 Dem HD, sint
  • ges. H.
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  • — 97 —
  • D6 sprach der künig filin:
  • „Held, des soltu sicher sin,
  • ez ist reht als vor hundert jären:
  • wo hem und grafen bi einander wären,
  • 8666 und ward eim ein brief gesant,
  • man liez einen boten riten, [wo in der fant,]
  • der im den brief gßb in die haut"
  • Er sprach: „h6r, so tretent naher,
  • ir sollent die brief von mir empfilJienl"
  • 8660 Der künig ^lin was biderbe,
  • er sazte sich nit da widere,
  • er trat vil pald hin näher
  • und wolt die brief empfähen.
  • Danifel, der schoene wigant,
  • 8666 sin f&st er hart zuo samen zwanc,
  • er gab dem künig Min einen sUig,
  • daz er vor im üf der erden lag.
  • Disz ersach künig Turiant \ der des künig
  • Eleyns brüder was \ der schüjf bald Danielen
  • zu fallen. Daniel erweret sich jr aller manlich \
  • gab den andern brieff auch von jm.
  • Er gab dem künig Düriän einen slag,
  • daz er ouch vor im üf der erden lag.
  • 8670 Er sprach: „nun schouwent, liebe Mv&n,
  • daz sind die briefe bede,
  • und wer ich lenger da beliben,
  • unz mir der drite w6r geschriben,
  • so het ich iuch, liebe hßren,
  • 8676 kein botschaft geworben nimmer mßre!"
  • 2651 elemy H. 2652 das D. 2653 als fehlt D. 2654
  • hem] hertzogen D. 2655 eim] im D. 2656 M. liesz den b. wie
  • man in sant H. 2657 Vnd jm D. geh d. brieff H, Darauf in
  • D: Der im denn was gesandt ausz frembde landt. 2658 so nahe
  • K 2659 d. brieff empf. vnd die mer D. 2660 lllin fehlt H.
  • 2662 Vnd tratt bald hin nahen H. 2663 Er w. D. 2665 er
  • fehlt H. hart fehlt D. 2668 duician D, dencian H. 2669 Das
  • er V. jm gestreckt 1. H. 2670 lieber herre D. Dis sint die brieffe
  • die man mier hat geben H. 2671 Ich wil jr keinen me by minem
  • leben H. 2672 Dan wer H. dort bliben D. 2673 Das nur D.
  • 2674 Heber here HD. Nach 8675 folgen in HD V. 2643-2646.
  • Orendel. 7
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  • — 98 —
  • Der künig tAm sich besande
  • vil wit in sinem lande,
  • onz daz er zao im gewan
  • zweinzig tüsent heidenischer man.
  • 2680 Hel^og Danißl, der wigant,
  • der nam die baner in die hant,
  • daz here ftiort er vil schiere
  • da hin gen J§rusal6me.
  • D6 rief der künig EUn
  • 2686 zuo der selben porten in,
  • er sprach: „hoerent irz, hßr Grawer Roc,
  • ich sag inch, h^re, daz weiz got,
  • nun müezent ir krefüglichen fehlen
  • mit mir und minen knehten!''
  • 2690 Do sprach der künig Duriän:
  • „Ich wil den Gräwen Roc alein bestän,
  • ich wil im allen fiiden bannen
  • vor allen sinen mannen
  • und ouch vor meister Isen,
  • 2696 daz wizzent kne zwifel!"
  • Der Grawe Roc, der held guot,
  • von der zinnen er sich huop,
  • er gieng also gerihte,
  • da er daz heiige grab wüste,
  • 2700 er liez sich schön üf sine knie,
  • unsem heren bat er ie
  • also rehte tugentlichen,
  • 2676 Elemy H. 2677 Gar w. K in alle 1. D. 2678 Bisz
  • das D. 2679 heidischer H. Darauf in D S Verse: Die hayden
  • fftrten sy von dannen Mit manig klugen mannen. 2680 Der hertzouw
  • H. 2681 Der fMt K 2682 er gar schon K 2683 gan Jher.
  • uff den plon H. 2684 elemy H, 2685 Zu d. burgporten in H.
  • 2687 her on allen spot H. 2688 jr vast vechten H. 2689 meinen
  • haydenischen knechten D. 2690 dencian H. 2691 alein fehlt D.
  • 2692 Vnd w. in aller fröuden b. K 2693 V. a. haidenischen m. D,
  • V. a. sinen Cristenen m. 2695 Das wil ich hivt bewisen H, Darauf
  • in HD: Er ist ein ausserwölter (usserwelter S) man [Vnd wissent
  • D] er getar euch wol (uch an zwiffel H) bestan. 2697 An die
  • zine H. 2698 Er ging mit vollem luste K 2701 Er bat u. hem
  • je K 2702 rehte fMt D,
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  • — 99 —
  • also tet ouch froviwe Bride.
  • die edel künigin riche.
  • 7?o6 Er sprach: „6 du himelischer hßre,
  • hilf mir hiut zuo minen Sren,
  • daz ich den ungetouften mannen
  • hiut angesig mit minen handen!"
  • Do legt er an zwäre
  • 2710 sinen guoten roc grawe;
  • er sprach: „sol ich Verliesen min leben,
  • in dem Gräwen Roc wil ich ez üf geben.^^-
  • Der Grawe Roc sich begurte
  • mit sinem guoten swerte;
  • 2715 du sazte er üf sin houbet
  • einen heim schon gepouwet,
  • darumbe lag vil schone
  • von gold ein lichte kröne,
  • also si ouch künig Davit
  • 2720 hete gefiiort in manigen herten strit.
  • D6 hiez er bald entspringen
  • ein guot ros dar bringen:
  • der Grawe Roc, der wigant,
  • an Stegreif er in den satel spranc.
  • 2725 Wie schier der degen lobesam
  • einen schilt zuo den armen nam!
  • man bräht dem degen küene
  • ein sper was ungefllege.
  • Der Grawe Roc, der held guot,
  • 2780 alein sich für die porten huop.
  • 2703-2704 dne Zeile in H: Vnd ouch fr. Brid d. k. r.
  • 2705 6 du] ach H, 2708 Hiut fehlt D. 2709-2710 Do leit er
  • an sin alte wot Einen guten growen rock. 2711 verliem das 1.
  • min H. 2712 es nemen D. Das musz in disem rocke sin H.
  • 2713 do begürte H, begirte D, 2714 M. einem guten schwert
  • das er flirte H. 2715 Vnd satzte do H. 2716 E. h. was wol
  • beloubet H. 2718 Ein güldine k. Ä 2719 Als jET. A. in auch der
  • k. D. D. 2720 Hatte gefurt m. h. st. H. 2721 Er hiesz im b.
  • und geschwinde M. 2722 Im sein gut rosz her für b. 2). 2724
  • er feUt D. 2725 lobesau D. 2726 genam H. 2728 E. sp. das
  • w. u. H. 2730 Sich allein H. port H, pforten D.
  • 7*
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  • — 100 —
  • da fand er halten einen man,
  • der was also tiufelich getan:
  • er het über siner brüste
  • drl brünige starc und feste,
  • «786 die eine was hömin,
  • die ander was silberin,
  • die drit was lüter stehelin.
  • Ob ein swert durch sin güete
  • durch die hömln brinige wüete,
  • S740 so solt daz Silber und der stahel
  • von reht daz swert wider haben.
  • Do er in von ferren ane sach,
  • gern mügt ir hoeren, wie er sprach:
  • „Got grüeze iuch, her Gräwer Roc!
  • 2746 ich kan iuch nit anders genennen, weiz got;
  • ob ich iuch erkante,
  • wie gern ich iuch anders nante!
  • ir müezent üf diser erden
  • min eigen dienstman werden,
  • 2760 s6 wil ich iuch machen undertan
  • daz land von Ackere unz üf den Jordan.
  • Wellent ir mir des dienstes abe gän,
  • so wil ich iuch mit minem lib bestän
  • und sag iuch, hßre, daz weiz got
  • 2766 und ist euch me allen spot:
  • und wil euch mit iurem libe
  • fehten zwin vil herte folAwige!"
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Daz lob ich, hßre, daz weiz got!
  • 2731 Do f. er ainen m. h. D. 2732 D. w. so teüfelichen
  • gestalten D. 2734 Drig brünigen her u. v. H. 2735 Der ein H.
  • 2736 Der H. 2737 So was d. d. lauter stahel D. Darauf in
  • D: Als wir das buch hören sagen. 2738 Ob nun e. schw. von
  • gütte H. 2739 die] sein D. hörnin fehlt H. 2741 Als wir das
  • buch hören sagen D. 2742 in ver an s. H, 2743 Nun hörent
  • wie H. 2744 her der Gro rock H. 2745 nennen D, wisz g. H,
  • 2746 euch nu erk. D. 2749 aygner D. 2751 von fehlt HD.
  • Nackers HD. unz] bisz D. Nach 2752 in H: So sage ich uch
  • here an wan. 2753 So wü ich mit vch den ersten strit han H.
  • 2754-2757 fehlm H. 21bl zwen] ein D. voltweige D. 2759 wisz H.
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  • — 101 —
  • 2760 wellent ir mir machen undertän
  • daz land von Ackers unz üf den Jordan,
  • s6 wil ich üf diser erden
  • iur dienstman gerne werden,
  • und wellent ir iuch läzen toufen
  • «766 und an den wären Crist glouben;
  • aber wellent ir mii- des toufes abe gän,
  • so sag ich iuch daz für war:
  • so wil ich mit iurem libe
  • fehten die herten folAwige!"
  • 2770 Also widersagt mund wider mund
  • von zweien riehen künigen zuo der stund,
  • zuo Samen si dö stächen,
  • ir bMer sper si do zerbrächen,
  • hinder zw^n goldfarbe schilt si sich bugen,
  • 2775. zwei scharpfe swert si d6 zugen.
  • Si sluogen üf einander,
  • daz die fiurinen flammen
  • stubent üf dem felde;
  • die stolzen degen snelle,
  • 2780 die liten vil der leide
  • mit einander üf der prüften beide.
  • Daz tet dem beiden Dürian zom,
  • darumb het der Grawe Roc nähe sinen lib verlorn.
  • Der beiden daz swert üf huob,
  • 2785 üf den Gräwen Roc er dö sluog.
  • 2761 von fMt H. Nackers HD. unz] bisz 2). 2763 Gern
  • uwr d. w. H. 2764 ir fehlt D. Ion ziehen von den touben Ä
  • 2765 geworen kristum H. 2766 WoUent jr mier aber H. 2767
  • euch das f. w. an D, veh on allen won H, 2768-2769 So wil
  • ich mit veh einen kampff haben Mit ueh und uwm heldischen
  • knabenÄ 2769 voltweygeD. Darauf in D: Do sprach der grawe
  • rock Das lob ich herre das weysz got. 2771 der fehlt D. 2773
  • beiden Ä si dö fehlt D. 2774 H. die schüt H. 2775 Die
  • Schwert H. 2777 fivrigen H. 2779 beiden H. 2780 Sy bettent
  • V. H. 2781 M. em. fehlt H. praten (!) D, Witten H. 2782 Do
  • wart grosz des h. dencian z. H, 2783 Der Grog rock het noch
  • den lip v. H,
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  • — 102 —
  • er gab im mit kreften einen slag,
  • daz der Grawe Roc vor im gestrecket lag.
  • Wo ist nun der Grawe Roc, der biderbe?
  • er 11t vor dem künig damidere
  • 2TO0 und muoz Verliesen sin werdez leben,
  • man welle dan dem leser zuo trinken geben.
  • Daz begund erbarmen die frie,
  • die künigin sant Marie,
  • si sprach: „trut sun vil guoter,
  • 2796 hilf dem künig Orendel üz noeten,
  • tr&t sun, vil lieber höre,
  • durch dines heiigen grabes ere,
  • durch des willen er sich hat üz gehaben,
  • trut sun, daz soltn im nit versagen.
  • 2800 Und wui; er von den beiden erslagen,
  • ich enmöht in nimmermßr verklagen!"
  • D6 sprach got unser trehtin:
  • „Gerne, liebe muoter min!"
  • also sprach got der heiland:
  • 2806 ,4ch heize im helfen zuo band."
  • Do sand im Crist von himele
  • einen engel. hemidere,
  • einen engel als$^hj&je, .
  • den guoten sant (rabriele.
  • 2810 Der engel sich dö bucte,
  • den Grawen Roc er üf zucte,
  • er gab im einen krefügen muot,
  • wie bald er sich an den beiden huop!
  • 2786 mit zorn H. 2787 vor im gestr.] mider seinem schilte
  • D. 2788-2789 Nun ist d. g. rock nye so bider Er leüt von (!)
  • dem künig Durian nider D. 2790 werdez fehlt D. 2791 M.
  • wolle im dami z. t. g. D, M. welle jm dan helffe geben H, 2795
  • Nun hüff D. 2796 vü] und D. 2798 Vn durch D. 2799 Das
  • soltu jm liebes kint nit vers. H. 2800 Dan würd, dem h. H.
  • 2801 So möcht man jn nie mer vol clagen H, 2802-2803 fMen
  • D. 2804 got fehlt D. 2805 Dise wort also zu handt D. 2806-
  • 2807 fehlen H. 2808 E. guten e. D. Nach 2809 folgt in H:
  • Der kümpt von dem himel hemider Vnd hilffet im uff wider. 2810
  • duckte D. 2811 er do auff zuckte D. 2813 An d. h. er s. do
  • hup H.
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  • — 103 —
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • 2815 dem beiden er daz houbt ab swanc,
  • daz ez ferre von im scbeip,
  • der Grawe Roc d6 fürbaz schreit.
  • Do der künig tHHn daz ersacb,
  • im nie so leid geschach;
  • «820 wie bald er sich do genante,
  • dem Gräwen Roc er boten sante!
  • er wolt sich l&zen toufen
  • und an den wären Crist glouben.
  • Dö sprach der Grawe Roc:
  • 2826 ,,Daz lob ich, daz weiz got!
  • wellent die beiden cristen werden,
  • darzuo wil ich in helfen gören.
  • D6 hiez er bald entspringen,
  • die priester dar bringen,
  • 2880 die gesegneten dö den toufe
  • mit dem wären gotes glouben.
  • Dö toufle man zwäre
  • alle die da wären,
  • si teten ez gören oder ungßren,
  • 2885 si muosten alle cristen werden.
  • Dö der touf ein ende ^onam,
  • der Grawe Roc kerte von dan
  • vil wunderlichen schiere
  • wider in die bürg gen Jßrusaleme.
  • 2815 er fehlt H, 2816 Mit sinem schwert das wol schneit
  • H, 2817 streit H. Das d. gr. rock do hin gieng vnd schrayt D.
  • 2818 Do das d. k. elemy e. H. 2819 Nmi hörent wie er do
  • sprach D, Wie bald er sich do verwag H. 2820 fehlt H. wante
  • D. 2821 er] do D. Darauf in H: er wolte sich zu haut. 2822
  • Gerne lossen touffen H. 2823 geworen got H. 2825 Daz] Dich,
  • wisz H. 2826 Woltent d. h. al k. w. H, 2827 Dar zu hilff
  • ich m uff diser erden H, 2828 bald und geschwinde H. 2830
  • Das sy gesegtent d. touff H. 2831 Mit d. goüichen g. H. 2832
  • man do z. D. 2833 do beiden woren H. 2834 Die D. 2836
  • Also nun der H. ein fehU H. 2838 V. w. schon H, V. w. gar
  • schiere D. 2839 Wider, gen fehlt H.
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  • — 104 —
  • M* Do a DUO froeüdi gesazen,
  • getrunken and ooch gazen
  • and der Grawe Roc solt gan slafai [getrate]
  • mit froawen Brid^i in die kemenate,
  • do ^ an daz bet getrat,
  • »tf der engel im ander die oagen sadi,
  • er sprach: „hoersta, künig Grendel,
  • mich hat got and sine maoter zao dir gesendet:
  • zao Trier vor dines raters bftrge,
  • da ligen drizehen heidenischer künige
  • »60 and sechzehen vil gaoter grafen
  • and zwölf herzogen zwäre:
  • kamsta nit zao hilf dinem vater in diser zit,
  • er and die sin verlieren den lip."
  • Als er die mere dö vemam,
  • »66 üf staond der degen lobesam,
  • er sprach: „hoerent irz, froaw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben?
  • Nun gib mir urloab, ktlnigin her,
  • ich wü feren über den wilden s6
  • 2M0 gen Trier gegen mlnes vaters bürge:
  • drizehen heidenischer künige,
  • sechzehen gräfen und herzogen,
  • die haben in alle überzogen;
  • 2840 nun] do D. 2841 ouch fehlt H. 2842 släfen fehlt H.
  • schlaffen gan getr. D. 2843 Mit fr. B.] Schloffen H. die] ein H.
  • 2844 fehlt H. 2845 Zu im so sprach ein engel H. 2846 Er
  • «pr. fehlt H. 2847 und s. muoter fehlt H. gesendet fin H.
  • Da/rauf m H: Und die liebe mutter sin Und tut dier kunt schiere.
  • 2848 Das vor dins vatter husz zu Trier H. 2849 heidischer Ä
  • Darauf in H: Und mit jn ein gross menige. 2850-2851 um-
  • gestellt in H, Darauf in H: Die mach ich dir kunt offenbore.
  • 2852 vatter schier H. 2853 den] ire D. Er verlürt die bürg und
  • das lant Trier H. Darauf in H: Und alle die sinen verlierent den
  • 11p Es sigent man oder wip. 2854 Also H. 2856 hörstu H. 2857
  • D. schönste aller wibe H. 2858 frouw here H, 2859 über das
  • wilde mere H. 2860-2861 Vor mins vatter husz zu Trier Do
  • ligent Xin künige dar musz ich schier H. 2862 Und XVI grofen
  • zwore H» 2863 Das seit mier ein engel offenbore H.
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  • — 105 —
  • kum ich im nit zao hilf in kurzer zit,
  • «866 er und alle die sinen Verliesen iren Up!"
  • D6 sprach frouwe Bride:
  • „Held, die rede läz beliben:
  • edeler künig vil hßr,
  • ich wil mit dir faren über den wilden s6.
  • 8870 Darumb heiz dir bald entspringen,
  • meister Isen gen hofe bringen,
  • und befilh im also schöne
  • bMe kriuz und ouch kröne.
  • Daz heilig grab behüet er wol mit eren,
  • 2875 wan ich wil mit dir faren über mere."
  • Dö meister Ise zuo hofe kam
  • und dise red also vemam,
  • er sprach: „befelhet iur künigrich eim andern man,
  • wan ich wil mit iuch hindan
  • 2880 faren über daz wilde mere,
  • mit iuch und minem hören
  • an alle missewende,
  • ich will zuo Triere versuochen min ellen[de].
  • Min hßr gefüert nie keinen man,
  • «886 der im nutzer si üf des meres trän.
  • Darzuo kan ich üf dem wäge
  • mins hßren kiele wol geladen."
  • Dö hiez man bald entspringen,
  • zwen ander herzogen bringen.
  • 2864 in der zeyt D. 2865 und die sein D. den lip E.
  • 2868 vü] und H. 2869 mit dier über mere^Ä 2870 Nun heisz
  • d. b. und geschwinde H. 2871 M. ysen holen und b. H. 2873
  • ouch fMt H. 2874 heüig fMt D. behütet D. wol fehlt H.
  • 2875 faren fehlt H. über den seen D. Darauf in H: Nein (!)
  • heisz dier bald und geschwinde Gallen und kiele bringen. 2877
  • feM D. 2878 wellent uwr uch (!) ein a. m. H. 2879 fehU D.
  • 2880-2881 Ich wil mit meinem herren Faren über den wüden see
  • D. 2882 On alles missewenden D, 2883 versuchen zu Trier H,
  • 2884 fftrte D. niemer k. m. H. 2885 D. im seinen (!) nutz ü.
  • d. mdres tron D, 2886 wagen D. uff d. mer und staden H.
  • 2888 bald und geschwinde H. 2889 h. dar b. D.
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  • — 106 —
  • WM die wärent gewesen zwen heidische man
  • und hetent sich tonfen län
  • und wären dem heiigen grabe undertän.
  • Man befalh den selben also schöne
  • bMe kriuz und ouch kröne
  • 9896 und daz vil heilige grab,
  • daz gäbent si sit den beiden umb einen schätz.
  • Man hiez dö nit lenger beiten,
  • die kiele hiez man bereiten;
  • man hiez die kiele wol laden,
  • »00 als wir daz buoch hoeren sagen,
  • mit bröt und ouch mit wine
  • und mit manger hande splse.
  • Dö gahete an die kiel aUez daz da was,
  • die vil stolze herschaft,
  • «WS si zugent üf ir segele,
  • ir kiele fluzzent ebene;
  • dö fluzzent si mit schalle
  • fdnf Wochen also lange.
  • In der sehsten wochen
  • 8910 käment gegen in geflozzen
  • mg dan zw6n und zweinzig kiele
  • vil wunderlichen schiere.
  • Do si frouwe Bride kumen sach,
  • daz wort si güetliche» sprach:
  • 8916 „Und sind daz allez beiden,
  • wir sollent ir lazen genesen keinen.
  • Vil truter degen Schiltwin,
  • dar soltu min böte sin;
  • 2890 haidenische D. Darauf in D: Vnd warent gewesen
  • dem grawen rock gehorsam. 2891 lassen tauffen D. 2893 ouch
  • gar schone H. 2894 fehlt H. 2895 Die krön und das heilige
  • grab in beiden H. 2896 sit fehlt D. umb e. schätz fekkt H.
  • 2899 kiel vü wol 1. D, 2903 kiel fehlt D. 2907 nit alleine
  • D, fllnff Wochen H. 2908 fehlt H. Fünff w. a. lang tag weyte
  • D, 2909 In d. sechsten koment gegen jn vil JET. 2910 fehlt H.
  • Do kam D. 2911 Me dan fehlt D. 2912 fehlt H. 2913
  • kumen] an D. 2914 Vü gütlich sy do sp. H. 2915 aUe mein (I)
  • hayden D. 2916 So s. jr so (!) von dem leben scheiden H.
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  • — 107 —
  • erfar mir, helt, vil rehte,
  • 2980 ob ez allez sind heidenische knehte."
  • Der herzog Schiltwln was biderbe,
  • er sazte sich nit da widere,
  • er begund vil balde Uen
  • an die kleinen galien,
  • 2M6 er fdor den kielen entgegen,
  • [daz tet der herzog edel].
  • D6 er den mamfer ane sach,
  • daz wort er güetlichen sprach:
  • „Nun sag mir, mamßre,
  • 2980 wer ist über die kiele höre?"
  • „Daz ist der herzog Mersiliän
  • und sin bruoder Steßln,
  • die selben zw6n herzogen höre
  • sint meister Isen süne b6de;
  • 2985 si hoertent sagen die mßre,
  • daz ir vater ein herzog wSre
  • und an den selben stunden
  • sin swert zuo Jerusalem hfet umb gebunden.
  • Hie s6 kument si selber
  • 2940 mit drizig tusent helmen,
  • die wellent si machen dem Gräwen Rocke undertan."
  • Also sprach der herzog Mersiliän.
  • Do der böte wunnesam
  • die guoten m§re dö vemam,
  • 2946 dö kerte er also gerihte,
  • da er den Gräwen Roc wiste.
  • D6 er in ferrest ane sach,
  • gern mügent ir hoeren, wie er sprach:
  • 2919 helt fehlt H. 2920 Ob es sigent beiden oder jr ge-
  • schlecht H. 2921 steig hemider H. 2922 Was man im befalch
  • de satzt er s. n. w. D, Vnd ret nit dar wider H. 2924 In D.
  • gaUen H. 2926 tet fehlt H. eben H. 2928 Gütlichen er do zu
  • jm sp. H. 2929 Nun fehlt H. 2930 W. i. nun der kyel h. D.
  • 2931 Mercian H. 2933 zwen feUt H. here] alleine H. 2934
  • Die sein D. beide H. 2935 hörent H. 2937 an] zu H. 2938
  • Het er vmbwunden D. 2939 Herre so D. 2941 weiten D. 2942
  • herzog] beiden H. 2943 Also H. 2944 Gutte mer H, 2945
  • er mit Itiste H, 2946 wüste H, 2947 ver H.
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  • — 108 —
  • „Hoerent ir, hßr Gräwer Roc,
  • WM ich sag iuch, hßre, daz weiz got,
  • ez ist der herzog MersiUän
  • und sin braoder Stefan;
  • die selben herzogen höre
  • sind meister tsen süne b^de,
  • a«s6 si beerten sagen mßre,
  • daz ir vater ein herzog were
  • und an den selben stunden
  • zuo J6rusal6m sin swert het umb gebunden:
  • hie so koment si selber
  • 8960 mit drizig tusent helmen,
  • die wellent si iuch machen undertän,
  • also spricht der herzog Mersiliän."
  • Des fröuwete sich der Grawe Roc
  • und dancte des von herzen got.
  • 8966 D6 fröuwete sich frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wiben;
  • dö fröuwete sich ouch meister Ise,
  • ein herzog rieh und wise.
  • Ir anker si dö gesluzzent,
  • 8970 gegen einander si dö fluzzent.
  • Do entpfiengent si die heren
  • mit harte grözen 6ren,
  • si frägtent si der m^ren,
  • wanan si dar kumen wßren,
  • 8975 si hiezent die edel künigin
  • erlich gotwilkumen sin.
  • 2950 veh on allen spot H. 2951 mercian H. 2952 Und
  • auch sein Z>. 2953 h^re] beide H. 2954 Die seind D. beide H.
  • 2956 Wie jr H. 2957 an] zu Jff. 2958 zuo Jer. fehlt D.
  • vmbwunden D. 2961 Und wollent veh wesen u. H. 2962 sprach
  • H. 2963-2964 fehlm D. 2964 von fehlt H. 2966 D. schönste
  • aUer wibe Ä 2967 ouch fMt H. 2968 nch] her H. 2969
  • ausz schussent D. 2970 G. in sy D. Darauf folgen in HD
  • F. 2977-2978. 2972 Nach harten D, Mit so H. 2973-2974
  • fehlen D.
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  • — 109 —
  • D6 ruoeten si alle
  • dri tage also lange.
  • An dem vierden morgen sprach frouw Bride,
  • 2980 die schoenst ob allen wiben:
  • „H6r Gräwer Roc, ir sind worden rieh,
  • daz wizzent nun sicherlich,
  • nun koufet ros und gewant,
  • daz iuch die frouwen schouwen in dem laut.
  • «»5 D6 sprach meister Ise:
  • „Frouw, die rede länt beliben.
  • Ich sach gestern morgen fruo
  • der rosse also gröze stuo^:
  • wer mir die selben ros wil weren,
  • 8W0 dem wil ich smen rucken beren,
  • daz in nimmer darf belangen
  • nach meister Isen banden!"
  • Meister Ise der schoene wigant,
  • der nam ein ruoder in die haut,
  • 2996 er begund vil balde ilen
  • an die kleinen galten.
  • Dö er üz kam üf den sant,
  • meister Ise der schoene wigant,
  • dannoch was der degen gemeit
  • 8000 zwischen sinen brögen zweier spannen breit.
  • D6 jagte er über daz gefllde
  • manig schoenez tier was wilde.
  • 2977-2978 standen in HD bereits nach 2970. 2977 rugtent
  • H. 2978 Drig t. mit grossem schalle H, 2980 D. schönste aller
  • wibe H, 2982 nun fehlt H. 2983 kouffet H. rosz zäum vnd
  • pferde Vnd was euer hertz begert D. 2984 sehent D. Darauf
  • in D: Ir furent manchen kfinen weigand. 2985 eysen D. 2986
  • lossent H. 2987 morgen feUt H. 2988 strü D, Rosse do wil
  • ich zu H. 2989 der D. selben fehlt H, 2990 zerberen D. 2992
  • Stangen H. 2993 M. i. nam ein rüder in die bant H, 2994
  • nam] graiff D. Der vü stoltze wigant H. 2995 vü] gar H. 2996
  • Mit der cl. gallinen H. 2997 üf] an H. 2998 schoene fehlt H.
  • 2999 Dennoch D. d. d. vil gem. D, er vil g. H, 3000 seinem (!)
  • D, brogen was er b. H. 3001-3002 fehlen H.
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  • — 110 —
  • Er knnde mit allen sinen sümen
  • die ros nit zao samen bringen,
  • 1006 die im mOhten zao statm kamen,
  • als wir ez an dem baoche baben vemomen.
  • Daz ersacb ein herzog hiez Wlomond,
  • ein ritter biderbe und oach jong,
  • er sprach: „nun schouwe, bruoder Berwin,
  • 9010 wer mag nun jener helt gesin,
  • der dort alterseine
  • unser ros jaget üf der beide?
  • er tregt ein freisliche ruote,
  • wellent wir nit weren unser stuote?**
  • toi6 Dö sprach der herzog Berwin:
  • „Nein ich, üf die triuwe min,
  • er hat einen freislichen gang,
  • und wßr er der tiufel, ich enwer ez im j&rlang!"
  • Also gieng er aber ftrbaz stän,
  • toM der stolze degen lobesan;
  • dö gruozten in die bereu
  • mit harte grözen 6ren,
  • si fragten in der mSre,
  • wanan er dar kumen were.
  • W25 Des antwurt in meister Ise,
  • ein herzog rieh und wtse,
  • er sprach: „der Grawe Boc, min here,
  • ist körnen über daz wilde mere
  • und mit im frouwe Bride,
  • 8080 die schoenst ob allen wiben.
  • Des freuet sich der herzog Wärmund,
  • ein ritter stolz unde jung;
  • 3003 Do kund er H. 3004 nye D. 3005 D. jm zu statten
  • solltent k. H, 3006 Also wier ez hant v. H. 3007 ein ritter
  • hiesz wermunt H. 3008 Der was biderb H. euch fehlt D. 3009
  • nun fMt H. 3010 nun fehlt H. sin H. 3011 dort] do Ä
  • 3014 nit] nun D. vnsem st. D. strutte H. 3018 Und feUt H. erwer D.
  • er wer genug lang H. 3019 aber fehlt H. 3023 Vnd fragtent
  • H. 3024 Von wannen D. 3025 Des] Do H. 3026 rieh] her
  • H. 3027 Roc fehlt H. 3028 über den wüden see D. 3029
  • Vnd ouch f. B. H. 3030 D. schönste aller wibe H. 3031 sich
  • der hertzouw wermut H. 3032 E. hertzouw biderb und gut H.
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  • — 111 —
  • dö hiez er bald entspringen,
  • ein guot ros dar bringen,
  • 8086 dariif lag ein satel helfenbeinin,
  • er sprach: „daz sol din botenbrot sin."
  • D6 sprach meister Ise,
  • ein herzog hör und wise:
  • „H6r, die gab vergelt iuch got der guote
  • 8040 und sant Maria sine liebe muoter!"
  • si jagten über das ge/ilde
  • vil manigen volen wilde,
  • die schoenen apfelgrawen marc,
  • die wärent kreftig unde starc.
  • 8046 Die stolzen degen schoen und höre,
  • die begäbtent den Gräwen Roc mit feren.
  • Mit in reit meister Ise,
  • daz wizzent äne zwifel,
  • er wiste si also gerihte,
  • 8060 da er den Grawen Roc und frouwen Briden wüste.
  • Do er frouwen Briden ane sach,
  • daz wort er güetlichen sprach,
  • er sprach: „frouw Brid, empfähet die hören
  • mit harte grözen eren!
  • 8066 wan si haut iuch gar schön empfangen
  • mit gäben in disen fremden landen.^^
  • Dö sprach frouwe Bride stete,
  • daz si daz gerne töte.
  • Frouw Brid hiez schriben üf den hof
  • 8060 ietlichem hören fünfzig ros,
  • 3033 bald und geschwinde H. 3034 rosz im d. b. D. 3035
  • lag feUt D. helffenbein D. 3036 dis H. 3038 herzog] fischer
  • D. 3039 Her der gob H. der guote fehlt D. 3040 sant fehlt
  • H. sein mütter auch D. 3041 gewüde D, wilde H. 3042 Vü
  • fehlt H. volland D. 3045 harren D. D. stoltzen und die schoenen
  • heren H. 3046 Brachtent dem g. rock m. grossen e. D. 3048
  • Der was der sach wise H. 3049 sy mit allem glüste H. 3051-
  • 3052 /eÄten H. 3053 Bnd] nun D. 3054 Nach harten D.
  • 3055 Wan, iuch fehlt D. 8056 M. gäben fehlt D. 3058 vü
  • gern D. Darauf in H: Sy danckt in nach adelichem sitten kluger
  • red genug darmitte. 3059 liesz H. 3060 Jedem H. Jetl. h. auff
  • den hoff flinfftzig rosz D.
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  • — 112 —
  • daz schuof die künigin h6re,
  • daz sach meister tse gSren.
  • Dö sach man fUeren über den hof
  • vil manig schoenez handros
  • 8066 da zuo Bare in der stat,
  • als uns daz üutsche buoch noch sagt.
  • Si wärent alle wilde,
  • iedoch so stundent si stille
  • und liezent sich alle beslahen
  • 8070 und gern zuo in genähen
  • in allen den gepSrden,
  • als si gezemet weren.
  • Dennoch het der herzog Mersili&n
  • und ouch sin bruoder Stefön
  • 8076 drizig tusent manne
  • mit dem liebten stahel umbefangen.
  • Si riten zuo Bulle durch daz iMit
  • mit manigem küenen wigant.
  • Daz wizzent äne zwifel:
  • 8080 si fnorent über ein wazzer heizt die Tiber.
  • Si fnorent so rehte schöne
  • durch die guoten stat euo Böme,
  • si fuorent durch die welische land,
  • der Grawe Roc kam gen Metz zuo band:
  • 8086 gegen im reit an den stunden
  • vil manig burger junge.
  • Do empfiengen si in mit 6ren
  • den stolzen degen hören,
  • si hiezent die edel künigin
  • 8090 örlichen gotwilkomen sin.
  • 3061 here] den hem H. 3062 vil gern H, gerne D. 3064
  • band fehlt H. 3065 boüe H. 3066 A. u. disz buch gesaget hat
  • H. 3067 aUe vü w. D. 3068 Doch st. sy so st. H. 3070
  • Also thetent sy auch zu dem fahen D. 3073 Dannaeb H. 3074
  • oucb fMi H. 3077 durch Fülle das laut H. 3078 M. manchem
  • frechen künen weygant D. 3080 die fehlt H. 3081 also D.
  • 3083 durch welsch lant E. 3084 gon H. 3085 an] zu H.
  • 3086 jungen H. 3087 Die H. si fehlt H. sy in auch D. 3088
  • tegen und jren hem H. 3089 Nun heissent H.
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  • — 113 —
  • D6 fuorent si alle schiere
  • vierzehen mil von Metz gen Triere.
  • D6 fand er vor sins vaters bürge
  • drizehen heidenischer künige
  • 8o»6 und sechzehen grafen
  • und zwölf herzogen zwäre.
  • Die hoerten sagen mere,
  • daz der künig Orendel
  • komen w6re in die lant
  • 8100 mit manigem küenen wigant.
  • Dö zöch sich ab an den stunden
  • vil manig stolzer ritter junge,
  • wuUen und ouch barfuoz
  • si giengen im al entgegene
  • 8106 mit einer grözen menigen,
  • si liezent sich also süeze
  • gegen dem Gräwen Rocke üf die ffteze.
  • Dö baten si frouwen Briden,
  • die schoenst ob allen wiben,
  • 8110 daz si also wol tßte
  • und den Grawen Roc böte,
  • daz er in vergßb ir schulde
  • und si liez komen zuo hulde:
  • si weiten sich läzen toufen
  • 8116 und an den wären Cristum glouben
  • mit wiben und mit kinden,
  • mit den si möhten behalten und bezwingen.
  • 3091 worent H. 3092 gon H. 3094 heidischer H. 3095
  • Vnd die D. Vnd s. gronen zwor H. 3096 hertzonwen das ist
  • wor H, Darauf in H: also jm der engel det offenbere. 3097
  • Do horttent sy H. 3098 Orendel komm^i were D, 0. zu lant H,
  • 3099 Vnd wer kommen in die landt D, Wer kumen mit manigem
  • stoltzen wigant H. 3100 feklt H. 3101 stunde D. 8102 stolzer
  • fMt H. jungen Ä 3103 fehlt H. Darauf in D: Vü mancher
  • stoltzer degen gut. 3104 Die H. 3105 grözen] herlichen D.
  • 3106 sich auch also s. D. 3107 Dem growen roc nider uff sin
  • füsse H. 3108-3110 eine Zeile in H: Und battent frouw hrid
  • das sy so w. tette. 3110 also] so H. 3113 zu siner hulde H,
  • 3114 touffen die touben H. 3115 geworen H. 3116 und auch
  • m. k. D, 3117 dem D. Den sy mochtent hulden und hetw. H.
  • Orendel. 8
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  • — 114 —
  • Do sprach frouwe Bride stete,
  • das si ez rehte gerne töte;
  • »lao si sprach: „versagt mir daz min höre,
  • er gesiht mich froelich nimmer möre."
  • Do sprach der Grawe Roc:
  • „Daz lob ich, daz weiz got!
  • wellent die heiden cristen werden,
  • 8126 darzuo wil ich in helfen gören!"
  • D6 hiez er bald entspringen,
  • die priester dar bringen,
  • die gesegneten den toufe
  • mit dem gewären gotes glouben.
  • 8180 Wizzent daz, man toufte zwäre
  • alle die heiden, die da wären,
  • si teten ez gören oder ungßren:
  • si muosten alle cristen werden.
  • D6 der touf ein ende nam,
  • 8186 der Grawe Roc körte von dan,
  • d6 ward er schön empfangen
  • von frouwen und von mannen,
  • von Munden und von mägen,
  • die dennoch lebendig wären.
  • 8140 Do empfiengent in die guoten,
  • sin vater und sin muoter
  • und empfiengent ouch mit ime
  • die schoen edel küniginne.
  • D6 gebot der Grawe Roc froüw Briden,
  • 8146 Der schoensten ob allen wiben
  • 3119 rehte fehlt H. 3123 ich wisz g. H. 3124 heiden alle
  • c. w. D. 3125 So wil ich in helffen uff disser erden H. 3126
  • bald mid geschwinde H. 3127 Einen E, 3128 den selben tanffe
  • D, Daa sy segeten (!) die tonben H. 3129 glaube D. Mit touff
  • und d. geworen gottes g. H. 3130 man do 2). 3131 AUe die
  • do h. worn H, 3134 Also H. Nach 3135 folgt in H: Vü
  • wimderlichen schier. 3136 D. wart er wol entpf. zu trier H.
  • 3138 frembden D. 3139 danoch H. 3140 Do empfieng auch die
  • gÄte D. 3141 vnd auch sein mütter D. 3142 In e. auch mit
  • gfttem synne D, 3143 schoen fehlt H, 3145 feUt H.
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  • — 115 —
  • mit sechzehen gräfen,
  • die da zuo hofa wären;
  • die alle wolten wenen,
  • daz frouwe Brid sin wlb w6re.
  • 8160 Do ruoweten si mit schalle
  • vierzehen tage also lange.
  • Am fünfzehenden tage sprach frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben:
  • „H6re, mir getrowmte hiute naht —
  • 8166 fiir war ich daz sagen mag,
  • du vil stolzer degen halt —
  • daz heiige grab stüend in der beiden gewalt.
  • Edler künig schoen und hßr,
  • hilf mir wider über den s6!"
  • 8ieo D6 sprach der künig stete,
  • daz er ez rehte gerne töte.
  • Do er daz wort ie follen gesprach,
  • der engel im under die ougen sach,
  • er sprach: „hoerstu, künig Orendel,
  • 8166 mich hat got und sine muoter zuo dir gesendet,
  • du solt den Grawen Roc nit mör füeren
  • und solt in läzen in der stat zuo Triere.
  • Da wil got sin gerihte haben
  • an dem jtbigesten tage,
  • 8170 da wil er an den stunden
  • zeigen sin heiige fttnf wunden,
  • die er hat empfangen
  • durch frouwen und durch mannen."
  • 3146 Sechzehen herzouwen XII grofen sim wibe H. 3147
  • fehlt H. 3148 Die wondent alle der mere JJ. 3150 mit schalle]
  • euch alle H. 3151 also lange] mit grossem schalle H. 3152 An
  • dem D. 3153 D. schönste aller wibe H. 3154 getramte D,
  • getromde H. hinacht H. 3157 stand H, 3159 vber das mer JBT.
  • 3161 rehte fehlt H. 3162 D6] Ee H. 3163 Einen e. er vor jm
  • s. H. 3164 hoerstu fehlt D. 3169 Vnd den sünder wü er dar
  • laden H. 3171 Zaigen alle sein w. D. 3172-3173 fMen D.
  • T>, er durch unser sunde h. e. Ä Darauf in H: Das geschiet
  • zu josophat in dem tal So er würt richten über al.
  • 8*
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  • — 116 —
  • Do hiez er bald entspringen,
  • 8176 drl priester dar bringen,
  • er tot verwürken den Gritwen Roc vil hart
  • in einen steinln^n sarc,
  • er befalh in sim vater und Trier daz lant,
  • von dannen schied der wigant
  • 8180 Mit im füor ouch froawe Bride
  • und ouch der schoene meister Ise
  • und sine süne ouch bMe,
  • die selben herzogen here.
  • Si zugent durch die welische lant
  • 8185 mit manchem küenen wigant
  • Si fuorent also schöne
  • durch die guoten stat zuo R5me;
  • daz wizzent äne zwtfel:
  • si fuorent über daz wazzer heizt die Tiber,
  • 8190 dö fuorent die selben h6ren zuo haut
  • schier zuo BüUen durch daz lant,
  • si kämen zuo Bare in die stat.
  • Der Gr&we Roc sin helde gebat
  • daz si bereitent die kiele
  • 8186 vil wunderlichen schiere.
  • Man hiez die kiele vil wol laden
  • si gäheten balde von dem staden,
  • si zugent äf ir segele,
  • ir kiele fluzzent ebene.
  • 8800 Si kämen gen Ackers in die habe,
  • als wir daz buoch hoeren sagen.
  • 3174 bald und geschwinde H. 8175 dar] für sich E. 3176
  • Er verwÜTcket d. rock v. h. D. 3177 steinen fl". 3178 Er b.
  • im tryer das landt D. 8179 V. danan H. 3180-3185 fehlen H.
  • 3182 bayde D. 3183 höre] bede D. Darauf in D: Mit im
  • Arent die gAten Sein vater vnd auch sein mftter. 3187 zuo fehlt H.
  • 3188-3189 fehlen H. 3189 heizt fehlt D. 3191 Durch das
  • pülsche 1. E. 3192 kommen D, koment E. boüe E. 3193 h.
  • bat E, beiden gebot D. 8196 Sy hiessent E. vil fMt Ä 8197
  • balde] alle E. 8199 Die k. D. 3200 koment E, komment D.
  • 3201 Also, dis JT; Als mir es an dem buch sage D.
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  • — 117 —
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Nun wundert mich, daz weiz got,
  • ob daz heilig grab nun stnonde
  • 8806 in der boesen beiden bände/'
  • Do sprach die edel frouwe Bride :
  • „H6r, die rede länt beliben!
  • heizent mir nun bald entspringen
  • und mir bilgrins kleider bringen,
  • 8810 ich wil wallen gen J§rusal6me in daz laut
  • und wil sprechen, mich hab ein fürste üz gesant,
  • der sl gescheiden von dem Bbe,
  • und wil biten, daz man in an schribe/'
  • Frouw Brid legt an ir bilgerin gewand
  • 8816 und wolte wallen gen Jßrusalßnic in daz land.
  • Do begegent ir der herzog Danlöl,
  • ein ritter biderb und ouch snel
  • und ouch der künig Wolfhart,
  • als ez an dem liede stät.
  • 8820 Die zwfene fiengen [frouwen Briden] die künigin,
  • si fuorten si über die wtlesten Babflönien
  • zuo des künigs Minolds bürge.
  • Do er si von ferren ane sach,
  • daz wort er güetlichen sprach:
  • 8826 „Sind gotwilkumen, frouwe Bride,
  • die schoenst ob allen wlben!
  • nun soUent ir mich iur liebe läzen gewinnen,
  • g daz ir koment von hinnen:
  • ir sollent mich nemen zuo einem man,
  • 8280 so wil ich iuch machen undertän
  • 3203 Das w. m. das wisz g. H. 3204 nun fMt H. 3205
  • boesen fehlt D. 3206 die edel fehlt H. 3208 Heysz D. Heissent
  • mier b. und geschwinde H. 3209 Min bilgerin cl. b. H, 3211
  • sagen ein f. hab m. H. 3212 dem fehlt H. 3213 Er wü H.
  • 3216 Vnd waUet H. 3216 der fehU H. 3217 und her Ä
  • 3219 Also, gat H. 3220 die k. fehlt D. ' 3221 wüste Bstbücnie
  • H. 3222 miroltz H, Zu der borg die künig synoldes was D.
  • Darauf in D: Do er auch mit haosz auff sasz. 8223 sie ver
  • kumen s. H, 3224 Dise wort H. 3225 got feUt H. 3226 D.
  • schönste aller wibe H. 3227 Ir süllent frnntschafft mit mier be-
  • ginnen H. 3228 Ee ir ymmer k. v. h. D.
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  • — 118 —
  • äf diser wüesten Babilönien
  • zwSn und sibenzig künege;
  • darnach wil ich &ren über mere
  • mit einem kreftigen here
  • ts86 flElr die guote stat zuo Triere,
  • die wil ich brechen und zerf&eran,
  • den Gräwen Roc wil ich fähen
  • und an einen galgen hähen,
  • meister tsen wil ich blenden,
  • 8M0 des enkan in niemant erwenden!^^
  • D6 sprach frouwe Bride:
  • y,Held, die rede läz bdiben,
  • du woltest dich dan län toufen
  • und an den wären Crist gelouben:
  • 8M5 wiltu dem nit werden ondertan,
  • ich nim dich nimmer zuo einem man!"
  • Do sprach ein ritter hiez Princian:
  • „Folg mines rates, künig lobesan,
  • ez si nun ein tag gesprochen
  • 8260 von hiute über sehs wochen,
  • dar zwischen wil ich si zwingen,
  • die vil stolzen küniginne,
  • daz si dich neme zuo einem man
  • oder ich wil min houbt verloren hän."
  • 8266 Dem die jungfrouw befolhen wart,
  • der was vil gar des tiufels art.
  • Er leget die maget here
  • nacket in einen kerkere;
  • da sluogent si die guote,
  • 8860 daz ir daz röte pluote
  • 8281 babüonie H. 8282 künigen D. 3283 Denn wü D.
  • 3235 zuo fehlt H. 3236 zu flire D. brechen schiere H. 3238
  • Vnd in an Ä 3240 Das D. Das mag nieman gewenden Ä 3244
  • geworen H, 3246 So wü ich dich nit nemen zu e. m. H. 3250
  • V. noch heüt D. 3251 Do zwischent H. 3252 vü fehlt H.
  • küniginnen D. 3253 nimet H. 3254 O. wü des mein D. 3255
  • entpfolen E. 8256 vü gar] vor hin H. 3258 Nacket fehlt H.
  • In e. tieffen kerckere H,
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  • — 119 —
  • über den Hb zuo tal ran
  • und von ir üf die erden goz,
  • frouw Bride heiz weinen began.
  • Si sprach: „himelischer höre,
  • M66 nun hilf mir miner ere,
  • daz ich mit minen sinnen
  • min 6r von hinnen bringe!"
  • Dem Gräwen Roc saget niemant die mere,
  • daz frouwe Brid gefangen w6re,
  • 8270 den ein armer wjdlender man,
  • der üz der heidenschaft entran.
  • dem fialff got durch ainen Engel ausz der ge-
  • fdncknusz vmb desz willen \ das die künigin
  • durch sein ausekumen vnd durch sein sagen |
  • das er dort thet hey künig ArenndeJ/n erUdigt
  • toürd. Der selb Bilgrin kante in das schiff el
  • darinnen fraw Breyd gefaren was \ aber er
  • fände weder rüder noch schaltten \ do stiesz er
  • es dannen mitt seinen henden vnd sprach.
  • Herr got ich ergib mein leben in dein hailig
  • vaterlich hend \ vnd will lieber in disem wog
  • ertrincken dann vnder den vnr ainen haiden er-
  • sterben, AUso scMüg jn der wind so verr auf
  • das mör \ das er gleich der enden kam \ da
  • künig Arenndel mit seinem hör lag. Als er
  • nun schier gantz hyntzü kam \ warn die wind
  • so grosz vnd starck \ das sy den eilenden man
  • schier verderbt heten. Disz ersach hertzog Eysz\
  • kam jm zu hüff \ vnd fürt jn zu dem Mr.
  • Do empfleng wol meister Ise
  • den waller schoen und wise;
  • do er in von ferren ane sach,
  • 8876 daz wort er güetlichew sprach:
  • 3261 den] jren H. ran] flosz D. 3262 fehlt H. Darauf in
  • D: Vnd über iren leib zu tal ran. 3265 Behtit mier min ere H.
  • 3266 symie D. 3267 Min er gebring von h. H. 3268 D. growen
  • rock seit man die mer H. 3270 Das det ein H. 3272 wol fehU
  • H. 3273 Ein w. D. 3274 Do er in kumen s. H. 3275 Vü
  • tugentlich er zu jm sp. jff.
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  • — 120 —
  • „Nun sag mir, schoener wallßrc,
  • weista iht fremder m^re?
  • oder von wannen bist du kumen?
  • daz wil ich gören hän vemumen."
  • 8880 Er sprach: „da lag ich gefangen
  • in einem heidenischen lande,
  • von dannen bin ich entrannen
  • an disen selben stunden.^'
  • also sprach der pilgerin:
  • 8886 „dise mßre sollen war sin."
  • Er sprach: „ez ist, h&re, hiut mit alle
  • sehs und zweinzig wochen lai^e,
  • daz der Gi4we Boc, min höre,
  • fuor über daz wilde mere
  • 889t and mit im frouwe Bride,
  • die schoenst ob aDen wtben;
  • die ist zuo Jdrusalgm gefangen
  • von den heidenischen manneiK
  • Ich sag iuch, h6re, daz weiz Crist,
  • 888» daz ds^ heilig grab nun ist
  • umb setzet sunder allen spot
  • mit zweien und sibenzig abtgot,
  • die müezent fronwen und ouch man
  • aller tag« beten an.
  • 880» Ich sag iuch, lieber h^e,
  • noch m6r fremder möre."
  • Ehr sprach: „frouw Bilde ist gefangen
  • in dem heidenischen lande,
  • 8276-79 in H: Weistu icht fremder mer Oder wo bistu kumen
  • her Do sproch der waller Ich sag ueh gern die mar. 3281 In
  • dem heidischen 1. H. 3282 Y. danan J7. 3283 Zu den selben
  • st. H. 3284 Mer sp. Z>. 3285 Ich sag loh mer die wor mag
  • sin H, 3286 Er sp. her es ist vere H. 3287 Sechzehen wochen
  • und nit mere H. 3288 min here] für über mer H. 3289 den
  • wilden see Z>. Vnd mit jm ein kreflPtig her H, 3290 Dar zu ouch
  • f. b. H. 3291 D. schönste aller wibe Ä 3292-3293 Es ward
  • zft Jerusalem nye von ir gesungen Denn mit ainer haidenischen
  • Zungen D. 3294 h. wisz k. H. 3296 sunder] on D. allen fMt
  • H, 3297 zwey D. 3298 ouch fehlt H. 3299 Alle H, 3300
  • vch me 1. h. H. 3303 heidischen H. landen D.
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  • — 121 —
  • daz tet der edel künig Wolf hart
  • W06 und herzog Daniel der stark,
  • si fiiorten si also gerihte,
  • da si Mnnteväl die gaote borg wisten.
  • Der wil si im bezwingen,
  • die vil edele küniginnen,
  • 8810 daz si in neme zuo ein^n man,
  • so wil er ir machen nndert&n
  • üf der wüesten Babilönie
  • zw6n und sibenzig künige.
  • Dan wil er faren über mere
  • 8816 mit einem kreftigen here
  • für ein stat heizet zuo Triere,
  • die wil er zerbrechen und zerftteren
  • und wil den Gräwen Roc fähen
  • und an einen galten hähen,
  • 8880 und wil mdster Isen blenden,
  • daz mag im niemant erwenden/'
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Daz ISz dich erbarmen, got,
  • daz ich vil eilender man
  • 8886 der not s6 vil gellten hän
  • durch willen miner s61e!"
  • also sprach der degen hfere.
  • D6 sprach meister Ise:
  • „Her, die rede länt beliben!
  • 8880 got wolte durch uns sterben
  • und ouch gemartert werden,
  • da mit erlöst er frouwen unde man.
  • G§nt an die kiele, degen lobesan!''
  • 3304 Das ist d. k. W. edel D. 3305 Vnd der hertzog d. D.
  • der St. fehlt D. 8806 Die fürtent sy mit lüste H. 3307 mttntwol
  • D. gnote fehlt D. 3308 Dar inne wellent sy sy bezwingen H.
  • 8309 D. gute künigine K 3314 Demi D. 3317 Und wü sy
  • brechen schiere JT. 3318 Das land zerstom und d. growen rock
  • &hen jff. 3819 Und in an JT. 3320 M. ysen wü er b. H. 8321
  • D. kan n. e. K 8323 here g. H. 8825 n«te D. erUten H.
  • 3826 seUen H. 3829 Her fddt H. losz H. 3331 gemartelt H.
  • 3333 Do gohete an den k. der tegen 1. H.
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  • — 122 —
  • Dö giengent an die kiela allez daz da was,
  • 8886 die vil stolze herschaft.
  • Si zugent äf ir segele,
  • ir kiela fluzzent ebene.
  • D6 fuorent die selben hßren
  • mit harte grözen eren
  • 8840 in emer kleinen wilen
  • des weges siben hundert milen;
  • si käment an eines röres slag;
  • fbr war ich daz sagen mag.
  • D6 sprach meister Ise:
  • 8846 „H6r, daz wizzent äne zwifel,
  • hie sollent ir nun uz gän,
  • daz dunket mich vil guot getan:
  • wir müesten hie ligen tüsent jär,
  • e unser iemant wtird gewar."
  • 8860 Meister Ise und der Grawe Roc,
  • die bereitent sich daz weiz got
  • Do sprachent des Gräwen Rockes man:
  • „H6re, sollent wir mit iuch gän?"
  • „Nein", sprach meister Ise,
  • 8866 „ir sollent alle nun hie bellben;
  • wir müezen alterseine gän,
  • daz wizzent an allen arcwän."
  • Dö schiedent si alein von dan,
  • die zwen degen lobesan.
  • 8860 Si giengent äne alle wer,
  • si truogent zwei scharpfe swert.
  • D6 liefent si alterseine
  • siben lange tageweide
  • ddd4 Und mit jm alles das d. w. H. 3835 D. wol grosse
  • h. H. 3345 Ein hertzouw her mid wise H. 3346 Hie stillent
  • wir uns setzen für wer H. 3347 fehlt H. 3348 Hie mtistent
  • wir H. 3349 Ee man u. w. g. H. Darauf in H: Sy turen
  • euch nit kumen har H, 3351 Bereittent sich in jre wot H, 3352
  • sprach D, 3354 sp. de m. eysen D, 3355 alle nun] also H.
  • 3357 on a. wan H. 3360 allen D. wert HD. 3361 Sy hettent
  • H. 3362 gmgent H. 3363 gantzer H. tag weyte D.
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  • — 123 —
  • über die wüesten Babilönie
  • 8866 gegen des kOnigs Minolds bürge.
  • Si käment üf einen grüenen plan,
  • da ruoeten die hSren dan.
  • Do ritent gegen in üzer der bürge
  • zw§n und sibenzig künige,
  • 8870 ander den fuort man fronwen Briden,
  • die schoenst ob allen wlben.
  • D6 sprach künig Minolt daz —
  • sin zom michel und groz was —
  • er sprach: „hoerent irz, frouw Bride?
  • 8876 daz wizzent äne allen zwifel:
  • ir sollent mich nemen zuo einem man,
  • s6 wil ich iuch machen undertän
  • üf diser wüesten Babilönie
  • zwön und sibenzig künige,
  • 8880 darnach so far ich über mere
  • mit einem kreftigen here
  • für die guoten stat zuo Triere,
  • die wil ich zerbrechen und zerfüeren.
  • Den Gräwen Roc wil ich fahen
  • 8886 und an einen galgen hähen,
  • meister Isen wil ich plenden,
  • daz mag im niemant gewenden!"
  • Daz erhört der Grawe Roc,
  • er sprach: „daz läz dich erbarmen, got!
  • 8890 und hßte ich alle mine dienstman,
  • ich wolt si mit eim strit bestän!"
  • Dö sprach der guote meister Ise:
  • „H6re, die rede länt peliben,
  • 3364 wüste H. 3365 myroltz H, synoldes D. 3367 d. h.
  • auch dami D, die ftirsten schon H. 3368 reyt D. 3371 D.
  • schönste aller wibe H. 3372-3375 fehlen H. 3376 nemen] loben
  • H. 3378 Uff diser babylonian H. 3379 künig und jr man H.
  • 3380 so fehlt D. 3382 F. ein st. heisset triere H. 3383 zu
  • före D. D. w. ich brechen schiere H. 3385 U. wil in an Ä
  • 3387 Das enmag euch (I) nyemant erw. D. 3389 her g. H. 3390
  • Und fehlt H. ich nun a. D, 3392 der guote fehlt H, Darauf
  • in H: Ein hertzouw her und wise. 3393 Lant d, red bliben vil
  • gutter man H,
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  • — 124 —
  • vil stolzer degen lobesan,
  • am länt uns Inogen, waz si wellen Oimi an,
  • der äbent beginnet n&hen!'^
  • Die hären käment gegangen nnd sähen,
  • ieglicher solt in sin herberg und hts,
  • da er des morgens w6r geriten fiz.
  • •400 D6 blibent alterseine
  • die zw6n fürsten rdne,
  • fbrbaz giengent die zw6n heren
  • mit harte grözen 6ren
  • gegen der heidenischen porten,
  • M06 der pflag ein [kristen] torwarter;
  • der was von sdter wiz als der sn6,
  • sin hart sach man über sin gürtel gto,
  • im wärent die strenge also lang,
  • daz er si umb den heim band.
  • 8410 Da staondent die hären und weiten sehra,
  • an weihen got er woltc jehen.
  • Der alt här b&t üf sin hende,
  • er sprach: „hßr, ich glonb an dln urstende,
  • ich glonb, daz du durch minen willen o^turbst
  • 8415 und durch minen willen gemartert wnrdst,
  • ich gloub daz du bist got vater und Jhäsu Crist,
  • ein här über allez, daz da ist,
  • über berg, tal und lüften,
  • daz stät, lieber häre, allez in dinen kreften.
  • 8480 Sit mich der künig David vertreip,
  • Sit hän ich not und arbeit
  • 8394 Vil] Und H. 3395 warten i>. was sj an wollen f. H.
  • 3396 Der a. ward sich n. D. 3397 Die heren sieh entranten
  • Zu herberg sy do ranten H. 3398 Yederman D. Jegl. in s. hnsz
  • S. 3399 was Ä 3404 G. des beiden porten hien H. 3405
  • Do pf. e. kristener portner zu sin H. 3406 D. pfortner wz Z>.
  • 3407 sin] die D. 3408 die ongbrogen ff. 3409 want H. 3412
  • Der alte hnb H. 3413-3419 in ff: Er sp. durch din n. Ich gloub
  • das du bist Gk>t vatter und krist Ein her über berg und tal über
  • wasser und luft ttberal Das stat alles in diner krafpt Und in diner
  • gotlichen meisterschaflft. 3420 der fehlt D. 3421 So han ff.
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  • — 125 —
  • mit minem liba in gegän,
  • du weist wol, lümelischer man,
  • waz mich arbeit je an gegie,
  • 8486 daz ich die s61 nie imderwegen lie/'
  • Do die zwen hSren sähent daz,
  • daz der alt h6r ein kristen was,
  • dö gniozten in die hären
  • mit harte grözen 6ren.
  • 8480 Er fragte si der m^en,
  • wanan si dar komen wären.
  • Dö sprach meister tse,
  • ein herzog här und wise:
  • ,,Dä wärent wir gefangen
  • 8486 in einem heidenischen lande,
  • da von sint wir entrannen
  • in disen selben stunden.
  • Tuo ez durch den himdUchen degen
  • und hilf uns, daz uns geleit werd geben
  • 8440 wider über den wilden s§
  • durch des heiigen grabes är.'^
  • Dö sprach der herzog Achille:
  • „Ir hären, wizzent umb gotes willen,
  • ez ist umb iuch ergangen:
  • 8446 siht iuch min här, ir müezat hangen!'^
  • Dö sprach der herzog Achille:
  • „Tuont ez durch minen willen
  • und werbent mir ein botschaft
  • al durch die gotes kraft
  • 8460 da hin gen Ackers in die habe,
  • da sollent ir dem Gräwen Rocke sagen
  • gar vil der leiden märe,
  • daz frouwe Bride hie gefangen wäre
  • 8422 ie gehan H. 8424 an gie H. 3425 vnter wegen nye
  • gelye D. 3427 her] man H. ein fehlt H, 3431 Von wamien D,
  • 3435 heidiflchBD H. 8436 Von dannen D. 3437 selligen H. An
  • den selbigen st. D. 3438 d. d. haydnischen d. D, d. got und unser
  • leben H. 3439 Ynd seit yns ain gelayt g. D. 3440 das wilde mer
  • H. 3442 ktinig E. 3443 durch gottes wiUe H. 3444-3447
  • feUm H. 3449 AI d. nnsers hem krafPt H. 3450 nackers H.
  • 3451 Das s. ir mir d. g. rock sagen D. 3452 Auch vil Z>.
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  • — 126 —
  • und der künig wil si zwingen
  • 8466 daz si in solle lieb gewinnen
  • und in neme zuo einem man,
  • aber si im daz wol versagen kan.
  • „Ich wil iuch werben die botschaft
  • wol durch die hßre gotes kraft."
  • 8460 Do der herzog die red vemam,
  • er ward ein froelicher man,
  • er fuorte si vil geträte
  • in eine schoene kemenäte,
  • er rihte den hören einen tisch,
  • 84S6 er gab m fleisch unde fisch
  • und gab in alles des genuoc,
  • daz daz erdrich ie getruog
  • von bröt und ouch von wine
  • und von mancher handen spise.
  • 8470 Er gab in alles des genuoc,
  • also ein guot Mund dem andern tuot.
  • Er gab in bede wild und zam,
  • so erz allerbeste moht gehän.
  • Do die selben hörn gesäzen
  • 8476 getrunken und geazen,
  • d6 sprach der herzog Achille:
  • „Nun tuont ez durch minen willen
  • und sliment iuch nit lange,
  • ir küenen wigande;
  • 8480 ich gib iuch silber unde gold
  • und wil iuch wesen immer hold
  • und gib iuch wät und riehen schätz,
  • ir mügent immer dester baz."
  • D6 meister Ise die red vemam,
  • 8486 üf stuond der degen lobesam,
  • 3455 Zu wunderlichen dingen H. 3456 Das sy in lob H.
  • 3457 Das sy im doch w. v. k. H. 3459 AI d. unsere hem k.
  • H. 3460 Als der H. 3461 fröudemicher H. 3462 vü fMt H.
  • 3465 Er satzte in flir das wisse crist D. 3467-3470 fMm H.
  • 3471 frind H. Das die erde ye getrüg D. 3472 bede fehlt H.
  • 3473 imer best mocht han H. 3480-3481 fehlen H. 3482 Ich
  • gib H. 3483 dest bas H. 3484 Also H.
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  • — 127 —
  • er sprach: „kuss mich an mlnen mund,
  • ich bin diner swester siin,
  • diner swester Elisabfet!"
  • also sprach der degen stöt:
  • 8490 „so ist daz der Grawe Roc, min h6re,
  • des sind wir zw6n degen bede."
  • Do der herzog die red vemam,
  • er ward ein freudenrlcher man,
  • er fuorte si geträte
  • 94B6 in eine schoene kemenäte,
  • er sprach: „nun ziehent ab gerwe
  • iuer lichte wicgeserw;e
  • and släfent nun an sorgen
  • die naht bis an den morgen."
  • 8600 Die wUe was in nit zuo lang,
  • der herzog zuo der porten sprang,
  • da lag ein schilt, der was breit,
  • und ein swert, daz vil wol sneit.
  • Er was ein üzerwelter man,
  • 8605 fünf hundert beiden dorst er bestän.
  • Des morgens, d6 ez aber tagete
  • und er ouch sinen willen habete,
  • dö gieng er vil geträte
  • zuo der selben kemenäte,
  • 8610 er sprach: „ir hören, nun leget an gerwe
  • iuer liebte uuicgeserwe,
  • 3486-3487 Er sp. du vil werder man Ich hör nun wol du
  • bist min an Und ich bin diner Schwester sun Sprach der tegen
  • stoltzundkttnjff. 3488-3489 /eÄZen jff. 3^90 dsiz fehlt H. 3491
  • sein D, Bas sprich ich wol mit ere H. 3494 sy aber gar trade
  • jD. 3496 ab euer gerate D. Er sp. z. uch usz gerwe H. 3497
  • wis gewerbe H, Vnd habt allein euer geferte D. 3498 nun fddt
  • H. 3499 D. gantzen n. D. 3500 jm H. zuo fehlt H. 3502
  • der fehlt D. 3503 vü feUt H. 3505 getorst H. 3506 Des
  • fehlt Z>. da es was worden tag H, 3507 ouch wol s. H, Vnd
  • er seinen w. auch h. Z>. 3510 gewer D. Er sp. jr fromen here
  • H. 3511 Alles euer liechte seiden serwer D, Nun leget an üwr
  • gewere H.
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  • — 128 —
  • so wil ich g6a über den hof geti&te
  • zuo des künigs MinoUs kemenäte
  • und wil in biten durch den himeliscben degen,
  • 8516 daz er iuch ein geleite welle geben
  • wider über den wilden s6
  • durch des vil heiigen grabes er;
  • villiht Yern^et er mir der bete,
  • so antwürt ich im da mite,
  • 8680 sam mir daz vil heiige grab:
  • ich gib im uf al die eide, die er mir gab!''
  • er sprach: „hoerent, ir stolzen helde guot,
  • und hoerent ir mich in dem hns mit grimmem muot,
  • so koment mir zuo hilf dar in
  • 8686 als lieb iuch got und Maria sil''
  • D6 sprach der Grawe Roc:
  • „Ich sag iuch, hSre, daz wizze got:
  • ich kom iuch zuo hilf in dem häs,
  • und wer der tiufel darin, er müest herfiz!''
  • 8680 D6 gieng er über den hof geträte
  • fär des küniges Minolts kemenäte.
  • Do er in von ferren ane sach,
  • gern mügt ir hoeren wie er sprach.
  • Do sprach der künig Minolt:
  • 8686 , Jch bin dir von ganzem herzen hoU,
  • bis wükomen, herzog Achille!
  • tuo ez immer -durch minen willen.
  • 3513 miroltzH^ 3514 in] euchZ). Ich w. in b. von minen wegen^.
  • 3515 vch wolle e. g. g. H. 3516 das wilde mer H. 3517 vil
  • fehÜ D. 3518 V. versagt H. Villeicht erzaiget er mir sein b. Z>.
  • 3519 Er sprach ich entwerde im d. m. D. im an der stet H.
  • 3520 Summer D, Sy mer H. vil fehlt H. 3521 alle rede (!) so
  • er m. g. D. 3522 h. vil stoltzen degen herre vn gAt D, 3523
  • Mich mit grimklichem mnt H. 3524 helff H. dar bey D. 3525
  • Also liep vch sy die hymelsch künigin H. 3527 H. ich sag ach
  • on allen spot H. 3528 helff H. 3529 musz H. 3530 üb. d. h.
  • fehlt H. 3531 miroltz H. 3532 Do er jn herkamen s. H. 3533
  • mügent H. 3534 mirolt H. 3535 So sig mier got von himel h.
  • H. 3536 Bisz got wilkam A. H. 3537 wiUe E.
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  • — 129 —
  • die stat du mir in 6ren halt,
  • du vil stolzer degen halt:
  • 8540 mir ist getroumet hinaht,
  • für war ich daz sagen mag,
  • ez kfem über mer geflogen her
  • ein rap und ouch ein adeler,
  • die brachen mir min bürg nider,
  • 8646 daz ich nimmer kan gemachen wider."
  • „vnd der rap biss mir mein haupt aJ".
  • Do sprach der herzog Achille:
  • „Ir wurdent nie keiner untriuwe von mir inne.
  • Ich hän iuch gedienet, daz ist war,
  • folliglichen zwei und sibenzig jär:
  • 3660 vil richer ktlnig schöne,
  • daz soltu mir noch hiute lönen.
  • Mir sint kumen über den wilden s6
  • miner swester süne zw§n;
  • tuo ez durch den himelischen degen
  • 8656 und solt in ouch ein geleite geben."
  • Der künig erschrack diser heet vn sprach
  • D6 sprach der künig Minolt:
  • „Ich wil dir immer wesen holt.
  • Heiz herfür gän die pilgerin,
  • also liep also ich dir bin!"
  • 8560 Do er si von ferren an sach,
  • gern mügt ir hoeren wie er sprach:
  • „Sind wUkom, ir wallenden man!
  • war hänt ir den Grawen Roc getan
  • und meister Isen den fischfere?
  • 8666 nun sagent mir die rehten möre!"
  • 3538 dn fehlt H. 3540 heint die nacht D. 3542 Es kamen
  • H. 3543 ouch fMt H. 3544 Die wollent b. mier m. b. H.
  • 3545 Von oben untz niden sy gebrochen wurt H. 3547 Herr wö
  • wurdent ir ye kein vntrew vo mir jnne D, 3553 stin auch zwe
  • D, zwenee H. -3554 Do bit ich dich und fregen H. 3555 Ob
  • du in wollest g. g. H. 3556 mirolt H. 3558 Und heisz H.
  • 3559 So heisz sy got wilkummen sein D. 3560-3561 umgestellt
  • in H. 3560 Also er sy kumen sach H. 3561 Nun horent H,
  • 3563 Wo D. 3564 d. alten f. D.
  • Grendel. 9
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  • — 130 —
  • D6 antwurt im meister Ise:
  • „Her, daz wizzent äne zwifel,
  • noch künden wir uns nit verstan,
  • nach wem ir daz fragen hant getan."
  • 8670 Do sprach aber der künig Minolt:
  • „So werd mir iuwer keiner ninmier holt!
  • nach iuch zwen ich gefraget hän,
  • ez muoz iuch an das leben gän!
  • ir müezent beide hangen!
  • 8676 waz schaffent ir in minen landen?"
  • Do sprach ein ritter hiez Princian:
  • „Folge mines rates, künig lobesan:
  • nun heiz dir bald entspringen,
  • frouwen Briden her für pringen,
  • 8680 erkennet si die bilgerin,
  • si heizet si gotwilkomen sin."
  • Man nam die maget hßre
  • nacket üz dem tiefen kerkere.
  • Do kleite man frouwen Briden
  • 8686 mit pfeller und mit side,
  • man fuort die maget lobesan
  • für den künig Minolt stan.
  • Do si der künig ane sach,
  • daz wort er grimmiglichen sprach,
  • 8690 er sprach: „hoerent irz, frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben,
  • empfähent wol die zw6n wigant,
  • die hat iuch der Grawe Roc gesant."
  • 3567 sunder zw. H. 3568 künden D, Darnach künent H.
  • 3569 die frage H. 3570-3573 feUm H, 3574 Er sprach ir H.
  • 3574-3575 Vnd ist auch vmb euch ergangen Ir müssent auch bayde
  • nun hangen D. 3576-3577 feUm H. 3578 Do hiesz er ED. bald
  • und geschwinde H. 3579 Vnd hiesz fraw D. für er b. H. 3580
  • Vnd erk. D. 3581 So heisz sy D. 3583 tiefen fehlt H. 3584
  • klaidete Z>. 3585 vnd auch m. seyde D. 35S6 m. vil 1. D.
  • 3587 mirolt H. 3588 den k. H. 3589 sarach (!) D. Dise w.
  • er gütlich zu fr sp. H. 3590 jr H. 3591 Entpfahent wol die
  • Itiyde H, 3592-3593 Die hat har gesant der growe rock Das
  • wissent ane spot H,
  • Digitized by VjOO^I^
  • — 131 --
  • Die vil minnigliche jungfrouwen
  • 8696 begunde die hören ane schouwen,
  • si winkte den heren also tougen,
  • si sprach: ich gesach si nie mit ougen.
  • Sich, hßre, ob ich nun bi dir s6ze
  • und mit dir drünk und 6ze
  • 8600 und dich n6me zuo einem man,
  • woltestu die hören läzen fam?"
  • D6 sprach der künig Mlnolt:
  • „Und wör dise bürg silber und golt,
  • die wolt ich in machen undertän,
  • 8606 woltent ir mich nemen zuo einem man!^'
  • Si sprach: „ob ich bi dir seze
  • und mit dir trünk und feze
  • und ich dich kust an dinen mund,
  • und köme dan der Grawe Roc, der degen jung
  • 8610 zuo uns in daz hüs in gän,
  • nun sag, wie solt ez umb sin leben stän?"
  • D6 sprach der künig Minolt:
  • „S6 wiz, daz im weger wer der tot!
  • den müest er [ouch] liden,
  • 8615 daz wizzent ane allen zwifel!"
  • Si sprach: „daz verpiet mir got,
  • der sich an daz kriuze gab gemarteröt,
  • daz ich immer verkiese den Ersten man,
  • den ich üf erdrich ie gewan!"
  • 8620 Do der Grawe Roc ersach [daz],
  • daz er vermeldet in dem hüse was.
  • 3595 ane] auch D, 3596 Sy wincktent jr t. H. 3597 nie]
  • nit H. 3598 Sich h.] Und sprach H. 3600 neme] lobt H. 3601
  • hern fehlt D. faren über den than D, gan H. 3602 mirholt H.
  • 3604 in] üch H. 3605 loben für e. m. H. 3606-3607 fehlen
  • H, 3608 Sy sprach kuste ich uch an uwm munt H, 3609 dan
  • fehlt H. 3610 Do sag mier künig wol getan H. 3611 sin] vnser
  • D. Wie must es u. s. 1. st. H, 3613 So wer jm w. d. t. H,
  • 3614-3615 fehlen H. 3616 mir] im H. 3617 gemartert gab D.
  • Der an dem krutze leit den tot H. 3618 kyese den aller ersten
  • m. D. 3619 ich] fraw breyd D. üf erdr.] by minen tagen H.
  • 3620 Do sich d. grog rock vermasz H.
  • 9*
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  • — 182 —
  • der Grawe Roc, der wigant,
  • gar balde f&r die porten spranc.
  • Er ergreif einen schilt was vil breit
  • 8626 und ein swert, daz vil wol sneit;
  • vil lüte rief er in daz hüs:
  • „Künig, hie gät ein enge tür üz,
  • die hän ich dir hie verstanden;
  • der tiufel entrag dich danne [von minen handen],
  • 8680 s6 muostu kiesen den pittem tot!"
  • Do verzaget der künig Mlnolt.
  • Der künig west einen tum guot,
  • vil bald er sich daruf gehuop.
  • Nach im sprang der Grawe Roc,
  • 3686 daz sag ich iuch, daz weiz got.
  • Nach im sprang frouw Bride
  • und ouch meister Ise.
  • Daz ersahent aber der wüesten Babilonie
  • zwen und sibenzig heidenischer künige.
  • 8640 D6 ward der Grawe Roc bestanden
  • in der wilden haiden landen.
  • Des Gräwen Rockes liute wisten nit die mßre,
  • daz ir her in dem land bestanden were,
  • belegen und ouch gefangen
  • 8646 in der argen beiden landen,
  • bis daz (Ue künigin Maria einen brief schreip,
  • den fuort ein turteltoub gemeit.
  • 3622-3623 Der grog rock für die port sprang Und sparte
  • das ouch nit lang J?. 3624 Er erwtiste eia seh. b. H. 3625 vil
  • fMt H. 3626 rufft H. 3627 eng port usz H. 3628 hie fehlt
  • H. dir nun hie D. 3629 targ H, 3630 Du must liden H. 3631
  • mynot H. 3632 wüst H. 3633 Vü fehlt D. hub E. 3634 Do
  • sp. in (!) noch H. 3635 uch on allen spot H. 3637 Vnd auch
  • der gut mayster eysen D, Darauf in D: Er wolt in bestan durch
  • des grabes willen. 3638 der] die Z>. in H zwei Zeilen: Das
  • ersahent aber der W. babilonier. 3639 Z. u. sübenzig tusent
  • heidischer man Mit den mustent sy einen schonen strit han H,
  • 3642 der mere H. 3644 gef.] bestanden D. 3645 argen] wilden
  • H, 3646 zwei Zeilen in D. Bis das fehlt H. d.k. sandt m. D.
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  • — 133 —
  • si bräht in üf die stund und tag,
  • da des Gräwen Rockes here lag.
  • 8660 Die wile werte nit zuo lang,
  • ein priester sine messe sang;
  • dö schuof die here goteskraft,
  • daz die durteltoub die botschaft
  • liez fallen [dem priester] üf den altar,
  • 8666 als wir daz puoch hoeren sagen für war.
  • D6 er den brief üf prach,
  • dem ßvangßlium er ab geprach.
  • Daz geschach weder sit noch e
  • und sol ouch geschehen nimmermS:
  • 8660 und sehe ein priester daz münster brinnen,
  • er sol sin messe vol singen.
  • Daz endet der priester niet,
  • also kündet uns daz liet.
  • Do er den brief üz gelas,
  • 8666 er begunde weinen unde sprach:
  • „Uns gepiutet nun hie inne
  • der wäre Crist von himel
  • und ouch sin muoter sant Marie,
  • daz wir die mer erkenneten da bi,
  • 8670 daz der Grawe Roc bestanden si,
  • belegen und ouch gefangen
  • in der argen beiden landen.
  • Wer nun dem Gräwen Rocke bi gestät,
  • des sol werden guoter rät.
  • 8648 anff den selben •stmiden vnd tag D. 3650 wert] ward
  • D. 3652 die] des D. Vnd bat das in hulff die gottes krafft H.
  • 3654 dem] des D. 3655 Also dis buch noch in haltet H. 3656-
  • 3657 fehlen H. gesprach D. 3658 weder fehlt H. 3659 Vnd
  • geschiet o. niemer me H, 3660 ein minster H. brünnen D. 3661
  • So s. er s. m. v. bringen H. 3662 en fMt H. diser, niecht H. 3663
  • dis geriecht (!) H. 3664 uff gebrach H. 3666 nun v jnen H.
  • Vnd (!) gepeütet im her wider Z>. 3667 Der gewore got H.
  • 3668 Vnd Maria sin mutter die frie H. 3669 Das wir mörcken
  • soUen do bie H. 3671 ouch fehlt H. 3672 lande H. 3673 nun
  • fMt H. 3674 guoter] vü gut D.
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  • — 134 —
  • 8676 darzuo ist ime got
  • und sine muoter holt."
  • Der des Volkes meister was,
  • daz heiltuomb band er an den schaft,
  • do reit er zuo aller forderest,
  • »680 er was den hßren allen ein tröst.
  • Si ritent holz und heide
  • siben langer tageweide, —
  • als wir daz buoch hoeren sagen,
  • daz riten si aUez in zweien tagen —
  • 8686 über die wüeste Babilonie
  • für des küniges Minolts bürge.
  • Si kämen üf einen grüenen plan,
  • da rubeten die hören alle
  • dri tage also lange;
  • 8690 und an dem vierden morgen
  • giengent si zuo einem strit vil herte
  • mit iren scharpfen swerten.
  • Vor der bürg huob sich angst und not:
  • der cristen lägent fünf tüsent tot
  • 8696 [der beiden achtzehen tüsent ouch],
  • al die wil der Grawe Roc slief,
  • unz im die gotes stimme rief,
  • die sprach: „hoerstu künig Orendel,
  • mich hat got und sine muoter zuo dir gesendet
  • 8700 und heizet dir ouch da bi sagen,
  • daz dir fünf tüsent man sint erslagen;
  • 3675-3676 eine Zeile in D. 3676 Von himel h. on allen
  • spot H. 3677 Volkes] hofes D. 3678* Der b. den brief a. d. seh.
  • H, 3679 federst D. Vnd r. do zu a. forderst H. 3680 der hem
  • aller probest H. 3681 weyde D. 3682 lange tag weyte D.
  • 3683 Also H. 3684 reitten D. 3685 bab. die fürt H, 3686
  • das k. meynolt b. D. bürg H. 3687 kommen, plane D. 3688
  • alle] lobesan H. Die b. rüeten aUe da D. 3689 Vnd logent do
  • drig tag verborgen H. 3691 zu stritt hertten H, Do griflPent sy
  • zu streyt mit sorgen D. Darauf in D: Zül ainem streyt vil berte.
  • 3695 Vnd der D. Darauf in H: Der grog rock das verzouch.
  • 3696 Dan d. grog rock al d. w. schlieff H. 3697 Bis dasz jm
  • D. 3698 Sy sp. H. 3700 ouch fehlt D.
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  • — 135 —
  • [vor der bürg ist angst und not,
  • der beiden sint acbtzehen tüsent tot]/'
  • D6 spracb der Grawe Roc:
  • 8706 „Daz läz dicb erbarmen, got,
  • daz ich nit wist die mßre!"
  • also sprach der degen hfere.
  • Er sprach: „komen wir nun von disem hüs,
  • so entrinnet uns der künig herüz."
  • 8710 D6 sprach frouwe Bride:
  • „Helt, die rede laz beliben!
  • heiz euch dir bald ewfepringen,
  • mir ein guot swert bringen,
  • s6 stand ich uzen fttr daz tor,
  • 8716 ich enläz nieman üz noch vor:
  • ich slah im daz houbet von dem libe,
  • daz wizzent äne allen zwlfel!"
  • Der Grawe Roc, der wigant,
  • liez sich selbdrit hemider zuo hant
  • 8720 in die heidenische schar,
  • si wurden sin vil schier gewar.
  • Meister Ise daz swert uf gehuob,
  • dem portner er daz houbt ab sluog.
  • Die porte, die ward üf getan,
  • 8725 und allez volk ward in gelän.
  • In der bürg huob sich angst und not,
  • si sluogent manchen beiden tot;
  • die dem heiigen grab nit weiten sin undertän,
  • die muosten den lib verloren hän.
  • 8780 Der Grawe Roc hiez bald entspringen,
  • den künig Minolt her für bringen.
  • Do in der Grawe Roc an sach,
  • gern mügt ir hoeren, wie er sprach:
  • 3705 her got H. 3706 wüst H. dise m. D. 3707 Also
  • fehlt H. degen imig vnd herre D. 3708 von] usz H. 3712 dir]
  • die D. Heysz dir b. und geschwinde H. 3713 Ein gut rosz dar
  • b. H. 3714 für] an H. 3716 slag ff. 3719 Machte s. s. hinder
  • sy zu lant (!) ff. 3720 In d. vü heidische seh. H. 3721 vü]
  • gar H. 3722 hüb D. 3724 D. port wart H. 3725 Der grawe
  • rock D, D. groge r. ff. 3727 zu tod X>. 3729 Daran musten
  • sy H. 3730-3735 fehlen H.
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  • — 136 —
  • „Wiltu dich toufen län
  • 8786 und an den wären Crist gelouben hän?"
  • Do sprach der künig Minolt:
  • „So were uns vil weger der tot,
  • den wolt ich gerne liden,
  • daz wizzent kne allen zwifel!"
  • 8740 Meister Ise daz swert üf huob,
  • dem heiden er daz houbt ab sluog.
  • Er sprach: „wie nun, heidischer man?
  • Du hast uns vil zuo leid getan."
  • Do wurdent die erlichen geste
  • 8746 wu1;e in der selben feste
  • an brot und euch an wine
  • und euch an manger hande spise,
  • an Silber und ouch an golde,
  • wie ez die heren haben wolden.
  • 8760 D6 si da gesäzen,
  • getrunken und geazen,
  • meister Ise, der helt und wigant,
  • der nam ein brant in die haut
  • und zünde an die selben bürge,
  • 8766 die het zw6n und sibenzig heidenischer künige.
  • Do die bürg also verbran,
  • üf huobent sich die heren lobesan.
  • Do k6rt zuo kiele allez daz da was,
  • die vil stolze herschaft;
  • 8760 si zugent üf ir segele,
  • ir kiele fluzzent ebene,
  • 3736 der fehlt D. 3737 Er wolt jn jmer geben golt H,
  • 3738 Das wölt ich alles g. leyden D, Das sy in liessent leben H,
  • 3739 Er wolt in sin rieh alles geben H. 3740 daz] sin H. 3742
  • Do sprach er H. haidemscher D. 3745 selben fehlt H. 3746
  • ouch fehlt H. 3749 wolt D. 3750-3751 eine Zeile in D, in
  • H: Do sy nun trunckent und gossent Vnd bürg und lant besossent.
  • 3752 Die wil het m. ise d. w. H, 3753 Zwen und IXX heidischer
  • künige verbrant H. 3754-3756 fehlen H. 3755 künige] thum
  • D. 3756 also] aUer D. 3756-3757 Vff hubent sich die heren
  • Mit hart grossen eren H. 3758 zuo rosz HD. 3759 stolze] grosse
  • D, ritterschaft H. 3761 gingent e. H.
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  • — 137 —
  • dö fuorent die selben heren
  • mit harte grözen erea.
  • Do si käment gen Ackers in die habe,
  • 8765 als wir daz buoch hoeren sagen,
  • do legt frouw Bride an ir bUgerimgewand,
  • si wolte wallen gen Jerusalßme in daz land.
  • Si sprach: „kum ich nun ander die porte,
  • richer künig, so leb an vorhte,
  • 8770 vil edler künig und here,
  • so kompt daz grab ü^ dinem dienste nimmer mere/^
  • Do schied die maget von dannen
  • von den werden dienstmannen;
  • dö gieng si also gerihte [mit luste],
  • 8775 da si die bürg zuo JerusaJeme wüste.
  • Die porte ward üf getan,
  • frouw Bride ward in gelän.
  • Do gieng die maget al zuo hand,
  • da si daz grab unsers heren fand.
  • 8780 Si opfert in daz heilig grab,
  • da got für unser Sünde innen lag;
  • si opfert üf die dri nagel,
  • die got durch sine hend und füeze wurden geslagen;
  • si opfert üf daz sper und die krön,
  • 8785 die got truog zuo siner marter fron.
  • Daz ersach ein helt hiez Dürian,
  • im was frouw Brid vil wol erkant.
  • Do gieng er also gerihte,
  • da er den künig Wolfhart wüste.
  • 3763 Zu land m, grossen e. H. 3764 Sy komment D. gon
  • Nackers an das lant H. 3765 A. mir es das D. Also wir es an
  • dem buche hant H. 3766 Do leit sich f. b. an in bilgers wat H.
  • 3767 Sy waltent g. iher. in die stat H. 3768 kern ich u. H,
  • 3769 so lebt ich on vorchte H. 3770 vnd auch herr D. 3770-
  • 3771 Es kern usz dim gewalt niemer me Richer künig und herre JET.
  • 3772 Die (!) schiet H. 3774 mit] im D. Vnd gieng do mit Itiste
  • ff. 3778 al fehlt H. 3779 das heilig grap vant ff. 3780 heüig]
  • minnigklich D. 3781 Do g. selber ine 1. ff. 3783 sine fehlt ff.
  • 3784 daz, die fehlt ff. 3785 matter D. 3786 ducian ff. 3787
  • Dem ff. vil fehlt ff. 3788 Do ging er mit lüste ff.
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  • — 138 —
  • 8790 Do er in von ferren ane sach,
  • daz wort er güetlichen sprach:
  • „Her, waz gebstu dem zuo miete,
  • der dir frouwen Briden verriete
  • und dir breht gefangen frouwen Briden,
  • 8TO6 die schoenst ob allen wiben?"
  • Er sprach: „ich geb im Silber und gold
  • und wolt im immer wesen hold!"
  • Do gieng er also gerihte,
  • da er frouwen Briden wüste,
  • 8800 er fiiorte si also getrate
  • für des ktlnigs Wohlfharts kemenate.
  • D6 er in ferrest ane sach,
  • nun hoerent, wie er sprach:
  • „Nun sind wilkum, frouw Bride,
  • 8805 die schoenst ob allen wiben!
  • Nun sollent ir mich iuer hulde läzen gewinnen,
  • 6 daz ü- koment von hinnen."
  • D6 sprach frouwe Bride:
  • „Held, die rede läz beliben!
  • 8810 du solt mir läzen minen magtuom
  • und minen weltlichen ruom
  • und dar zuo mine hüsfere!"
  • also sprach die maget h^re.
  • Der künig hiez bald entspringen,
  • 8815 im ein guot släftrunk bringen.
  • Dürian, der schoene wigant,
  • brähte im ein släftrunk zuo haut.
  • 3790 Do er in ver kumen s. H. 3792 Nun horent wie er
  • zu jm sp. H. 3793 'dir fehlt D. 3795 D. schönste aller wibe H.
  • 3797 wü D. 3798 er mit lüste H. 3801 meynolts D. 3802
  • Do er in zu im kumen s. H. 3803 er auch sp. Z>. 3805 D.
  • schönste aller wibe H. 3806 N. stillen jr früntschafft mit mir be-
  • ginnen H. 3807 Ee ir ymmer k. D. 3808 Do sp. die schön
  • fraw breyden D. 3810 mein H. 3812 alle mein D. 3813 Das
  • wil ich vergessen niemer mere H, 3814 hiesz im geringe H.
  • 3815 Im feklt H. guot fekU D. schloff trincken H. 3816 Dion H,
  • 3817 im fehlt H. schloff trincken H. 3818 Also H. Do d. haiden
  • nun getranck Z>.
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  • — 139 —
  • D6 der heid genuog getrank,
  • dö seig er nider üf die pauk.
  • 8820 Düriän daz swert üf huob
  • und im daz houbet ab sluog.
  • Er sprach: „wie nun, heidnischer höre?
  • si muoz maget pliben immer mere."
  • Er nam frouw Briden bi der hant,
  • 8825 er faort si über den hof zuo hant
  • vil wunderlich geträte
  • in eine schoene kemenäte.
  • Er sprach: „nun legent an gerwe
  • iuwer liehte wicgeserwe,
  • 3880 ob die beiden umb den künig rede wellen han,
  • daz wir si mügen mit strit bestän!"
  • Frouw Bride sich begurte,
  • iren IIb si wol bewarte;
  • do legte si über ire bein
  • 8885 vil manchen herten stahelzein
  • und legte ouch über ire brüste
  • ein liehte brünige feste.
  • Frouw Bride sich begürte
  • mit einem guoten swerte,
  • 3840 si sazte üf ir houbet
  • ein heim wol gepouwet.
  • Vil schier die maget lobesam
  • ein schilt zuo den armen nam.
  • D6 gieng si kne forhte
  • 8845 über den hof zuo der porte.
  • Frouw Brid ir swert üf huob,
  • dem portner si daz houbt ab sluog.
  • 3819 sang JET. 3820 Dien das schwert er uff hupH. 3821 Das h.
  • er im ab schlug JET. 3823 heidischer JT. 3828 uch smH, Er sp. fraw
  • breyd leg an g. D. 3829 Als ewer.liecbt weit g. D, Ales uwer
  • 1. wat gewerbe S, 3830 Ob d. beren und des künigs man H.
  • 3831 Vns m. st. weiten b. H. 3832 Frouw brid die zarte H.
  • 3834 fehlt H. Darauf in D: Vil wunderlichen getrate In einer
  • schöne kemmenate. 3835 feUt H. 3836 Sy leite über jre b. H.
  • 3837 brinnende D. 3841 E. h. was wol beloubet H, 3843 gewan
  • H. 3844 forcbten H. 3845 porten H. 3846 ir] das H.
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  • — 140 —
  • Die porte ward üf getan,
  • dar under stuond die maget lobesan.
  • 8860 Prouw Bride sich genande,
  • dem Gräwen Roc si boten sande,
  • si hiez im sagen mere,
  • daz daz heilig grab gewonnen w6re.
  • Dö kerte zuo ros allez daz da was,
  • M66 die vil stolze herschaft.
  • Si ritent vil schiere
  • für die purg zuo Jßrusaleme.
  • Die porte ward üf getan,
  • der Grawe Roc ward in gelän.
  • 8860 In der purg huob sich angst und not,
  • si sluogent mangen heiden tot;
  • die dem grab nit wolten werden undertan,
  • die muosten al den lib verloren hän.
  • D6 si da gesazen,
  • 8865 getrunken und geäzen,
  • und der Grawe Roc solt gän släfen
  • mit frouwen Briden in eine schoene kemenäte:
  • do er an daz bette getrat,
  • der engel im under die ougen sach,
  • 8870 er sprach: „hoerstu, künig Orendel?
  • mich hat got und sine muoter zuo dir gesendet,
  • daz du keiner slahte minne
  • mit frouwen Briden solt beginnen:
  • ir sollent nit lenger leben, daz ist war,
  • 3875 dan zw6n tage und ein halbez jär,
  • so wil ich iuch beide nemelich
  • flieren in daz frone himelrich."
  • 3850 sich bekante H. 3854 ros] hoff H. 3855 herschaft]
  • ritterschaft H. Die herschafft was nit lasz D. 3856-3857 fehlen
  • H. schiere als in gezem D. 3860 ang H. 3861 zu tod D. 3862
  • grab] grogen rock H. 3863 allen (!) D. 3866 gän fehlt JET.
  • schloffen getrate H. 3867 In einer schonen k. H, 3868 Vnd an
  • H, 3869 Einen engel er vor jm s. H. 3870 hoerstu es D, fehlt
  • H. 3872 schlakt (!) H, geschlachten D. minne] heb D. 3873
  • M. frawen breyden nit solt pflegen hie D. 3874 lenger] me JET.
  • 3875 halb D. 3876 ich fehlt H.
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  • — 141 —
  • D6 begab sich der Grawe Roc,
  • daz sag ich iuch, daz weiz got,
  • «880 do begab sich ouch frouw Bride,
  • die schoenst ob allen wiben,
  • do begab sich meister Ise,
  • ein herzog her und wise,
  • do begab sich herzog Achille,
  • «886 er wolt dem grabe dienen durch gotes willen.
  • über die zwen tage und daz halbe jär —
  • daz sagt uns daz buoch für war —
  • die engel von dem himel käment
  • die vier seien si do näment
  • «890 und fuorten si nemelich
  • zuo got in sin frön himelrich.
  • Also hat daz buoch ein ende.
  • Got, uns dinen heiligen engel sende!
  • und läz uns nit ersterben,
  • «895 dune last uns vor dinen heiligen frönlichnam werden!
  • 3879 Das wissent on allen spot H. 3880 ouch fMt H.
  • 3881 D. schönste aller wibe H. 3885 Er diente d. g. um gottes
  • Wille H. 3886 Über fehlt D. 3887 Die engel von dem himel
  • koment dar H. 3888-3889 fehlen H. 3890 Sy fiarten die neme-
  • leich D. 3891 Für g. D. sin] das H. 3892-3895 in H: Hie
  • hat der grog rock ein ende Got uns von Sünden wende Das helff
  • uns allermeist Got vatter sun und heiliger geist. 3893 seinen D.
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  • Anmerkungen.
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  • 1 f. vgl. Vü gut ml was Daz vnser herr ihc xps geborn
  • wart Zeichen d. jüngst. Tages 1 f. (Zschr. f. d. A. I, 117).
  • 5 f. vgl. Ni wäre got nieht geborn Wir muosen alle wesen
  • verlorn MSD« XLIII, 19, 11.
  • 19 f. Aehnlich beginnt das Gedicht von ,,Sante Margareten
  • marter** (ed. Bartsch, Germ. IV, 440): Nu schul wir heginnen
  • Von gote für pringen. Vgl. auch ebda. 55: Nu wil ich nu
  • beginnen Vil waerltchen singen Von einer vil heiligen magede.
  • 23. Der Reim frie: Marie, der 377. 685. 798. 1379. 2015.
  • 2792 wiederkehrt, steht z. B. auch im Tobiassegen 71 (MSD^ 146).
  • 31. Aus der here U ist Er H geworden. D, welches ja
  • oft genug nach Verbreiterung des Ausdruckes strebt, hat Cristus
  • vorgeschoben.
  • 36. Wie durchgängig im Gedicht hat D minne durch liebe
  • ersetzt, weil sich mit dem ersteren Worte im 15. und 16. Jahr-
  • hundert allgemein der Begriff der Sinnlichkeit verband (vgl. bes.
  • Haupt, zu Engelhard 977). Weil so der Reim verloren gieng, wurde
  • eine grössere Umarbeitung in D nötig.
  • 39. Dem Namen Orendel habe ich durchweg kurzen Vocal
  • gegeben, was der Entstehungszeit unsres Textes allein gemäss ist.
  • 57. Ettmüllers Herstellung gräwen : br edigäre ist nicht un-
  • wahrscheinlich.
  • 62 f. vgl. 1554. 1848. 1910: Do frouwe Bride die red
  • vernam Üf stuond die maget lobesam. 2421 daz vernam. 1811:
  • Als er die rede dö vernam Uf stu^ond der degen lobesan, ähn-
  • lich 2854. 2943, vgl. 2221. 2876. 3460. 3484. 3492. Stellen
  • aus Morolf und Wolfdietrich bei Vogt, Salm. u. Mor. S. CXLH f.
  • Do der koning diz vornamibegan Eilh. Tristr. 1519. Konr. v.
  • Würzb. Otte 427. Do das die keiserin vernam ikam Hans v.
  • Bühel Dyoclet. 3949, vgl. 167.
  • 64 f. Die Formel kehrt 16 Mal wieder: 1626. 1813. 1890.
  • 1912. 1948. 2105. 2209. 2251. 2289. 2698. 2945. 3049. 3306.
  • 3774. 3788. 3798. Aus den Lesarten geht hervor, dass auch an
  • Orendel. 10
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  • — 146 —
  • dieser Stelle TJ den ungenauen Reim beseitigen wollte , . wie es
  • V. 3774 getan hat, und wie es auch, abgesehen von V. 1813, von
  • H allenthalben geschehen ist.
  • 70. Das Original hatte hier den dreifachen Reim gebot : hldt :
  • stont. Als sich die Stelle V. 130 wiederholt, hat H den Drei-
  • reim bewart, nur stönt in was behut geändert.
  • 73 f. vgl. 133. 435. 742. 754. 964. 3071. In aller der
  • gebaereiwaere Osw, 727. 2395. 2445. 2467. 2901. Vnd yn alle
  • dem geberde Ap ys eyn heiliger engil were Wien. Osw. 1062.
  • In allen den gebaeren Sam ez lebende waere Laurin 1305. In
  • allen den gebaeren i waeren Walberan 895. Vgl. Dietr. Fl. 8867.
  • Rother 3183. 3542. — In alle dem gebere Off hei eyn pilgerein
  • were Karl Mein. 12, 54. In aller der gebere Als ez durch sin
  • mp wire Albr. v. Halb. XVI, 111, vgl. XXXI, 197. In aller
  • der gebaere Als sie entsläfen waere Konr. v. Heim. Him. M. 495.
  • lieht in der gepaere Als er der schour waere Apollon. 19269,
  • vgl. 19536.
  • 75. Dass dies das Echte, nicht der rührende Reim in D, be-
  • zeugen V. 744. 756. 956. 3620.
  • 77 f. Der Text kann nicht ganz so gelautet haben. Wie die
  • Lesarten zeigen standen in U noch ein oder zwei Verse mehr.
  • Vielleicht reimte auf wSre : ansehe, darauf folgte noch tete
  • an, endlich Er sprach herre des wil ich tiding und frist han H.
  • 1^ i. vgl. 3176. Auch harte isarche wäre nicht unmöglich.
  • 81 f. vgl. 1702. 3340. Dieselbe Formel Osw. 2729. Laurin
  • 99. Von Sente Brandan 925. — Er uorte in ainer wil Driv
  • hundert mile Kehr. D. 407, 26. Et was toe der uMen Wale
  • over tien milen Eneide 113. Sie riten in kurzer wile Des
  • Waldes manige mile Gr. Rud. 27, 15. In einer kurzen wile
  • Karten sie wider die mile Herbort 16140. Reit er in kurzer
  • wile Baz denne zwdf mile Wigalois Pf. 118, 3. 8i riten bi
  • der wile Wol üf eine halbe mile Ritt. v. Stouflfenberg 513. Er
  • warf se in einer wile Hin dan wol hundert mile Apollon.
  • 14935. Er rant ein kleine weile Des wegs wol drithalben meile
  • Uhl. Volksl. 74 B, 23, 3.
  • 83 f. Das gleiche Reimpaar kehrt 463. 562. 614. 1093. 1289
  • wieder. Sie vuort in bi der selben stunt Hin in des meres
  • grünt Osw. 659. 713. 753. 2953. Czu hant yn der selbigv
  • stunt In des wildis meris grünt Wiener Osw. 656. Werfen nu
  • zestunde An def wages gründe Kehr. D. 362, 22.
  • 88. Der Syren als „männlicher Wassergeist" (Mhd. Wb. II,
  • 2, 120 a) ist sonst nirgends nachzuweisen, also von D offenbar
  • interpoliert, vgl. Einleitung.
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  • — 147 —
  • 94 ist nach P hergestellt, vgl. Einltg.
  • 98. Üf mit dem Accus, deutet eigentlich nur die Richtung an.
  • Wie aber das voraufgehende volligltchen erweist, heisst üf aht jär
  • nicht ,, gegen acht Jahre^S sondern „acht Jahre hindurch' ^ Bei
  • Zeitbestimmungen mit „auf^^ ist der Sprachgebrauch auch heute
  • noch ungenau, vgl. ,,auf einen Tag verreist sein*^ Aus der Rich-
  • tung „gegen etwas hin'' ist die Richtung „über etwas hin" er-
  • wachsen. — Ueber das formelhafte vollecUchen bei Zeitbestimmungen
  • vgl. Vogt, Salm. u. Mor. zu 178, 1. Uebrigens zuweilen auch in
  • höfischer Dichtung, so VollecUchen zwei jär Parz. 210, 17. —
  • Zu dem Reimpaar vgl. V. 1809. 2407. Da vore lagen sie daz
  • ist war Me dane ein halp jar Gr. Rud. 12, 20. Vgl. femer auch
  • Or. 173. 3548. Osw. 337. 359. 413. 1159. 1549. 2245. 3071.
  • 3417. Wiener Osw. 885, auch 663. Mor. 713, 2. Rother 5006.
  • Rabenschi. 6, 4. Wolfdietr. B 60, 1. Biterolf 1349. V. Sente Brand.
  • 161. — Erec 7259. Parz. 202, 5. 209, 9. Gut. Gerh. 1963. 2967.
  • 3315. Eraclius 149 etc. Vgl. auch Vogt, S. u. M. S. CXLIH.
  • 108. Ueber diese Beteuerung vgl. Vogt, S. CXXXVIII.
  • 113. giiot ist wahrscheinlich erst von U angefügt. Ursprüng-
  • lich reimte wol rocidröch. Ebenso V. 717.
  • 129. Bei waschen ist auch mhd. in das gewöhnliche. Für
  • üz ist mir sonst kein Beleg bekannt, auch Lexer Mhd. Hdwb. III,
  • 701 weiss nur noch Lohengr. 5093 herbeizuziehen.
  • 135. Diese Formel gehört zu den allerverbreitetsten, sie tritt
  • in drei Typen auf. Der erste lautet Do er ane sach
  • (ersach) Oern (Nun) mügent ir hoeren wie er sprach. Er steht
  • im Or. 192. 1177. 2275. 3732. Mor. 47. 139. 333. 337. 501.
  • 513. 742. Rother 660. 3886. 4109. 5094. Roseng. Zschr. f. d.
  • A. XI, 542. 237. XII, 530, 24. Osw. 469. 1391. 1591. 1639.
  • 1697. 1725. 1843. 2127. 2187. 2271. 2511. Die zweite Zeüe
  • lautet in unserm Gedichte oft Daz wort er güetltchen sprach
  • 583. 632. 814. 1558. 2639. 2927. 3051, vgl. auch 136. 1924.
  • 2155. D6 si die hriefe ane sach Si began heiz weinen unde
  • sprach 2373. Der zweite, ungleich häufigere, Typus lautet: Do
  • er in ferrest (von ferren) ane (komen) sach Gern mügent ir
  • hoeren wie er sprach, so Or. 421. 518. 840. 914. 1598. 1872.
  • 2081. 2211. 2561. 2742. 2947. 3532. 3560. 3802. Mor. 197.
  • 224. 299. 410. 558. 596. 627. 678. 690. 722. 734. 742. Wolf-
  • dietr. D IV, 34. VIH, 174. 216. Dietr. Fl. 4357. 4845. Eckenl.
  • 211, 1. Wolfd. B I, 235. IV, 723. 756. 758. 803. 911. Osw.
  • 1161. Rother 660. 2335. Kudr. 815. Auch hier lautet die zweite
  • Zeüe Daz wort er güetltchen sprach Or. 604. 1424. 1766. 1854.
  • 2177. 2253. 2913. 3223. 3274. 3790, vgl. auch 1462. Der
  • 10*
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  • — 148 —
  • dritte Typus endlich ist: Dö er daz wort ie fallen gesprach : sack
  • Or. 820. 896. 1760. 1898. 3162. Andere SteUen aus der Spiel-
  • mannspoesie hat Vogt S. CXLII reichlich zusammengestellt. Indem
  • bald der erste, bald der zweite Vers des Reimpaares nach den Um-
  • ständen verändert wird, ergeben sich die verschiedensten Varianten.
  • Aus den Volksepen führe ich noch folgende Stellen an: Mor. 27.
  • 30. Osw. 205. 507. 799. 2193. 2669. 2691. 2761. 2855. Wiener
  • Osw. 199. 349. 853. 979. 1344. Herzog Ernst B 2700. 3265.
  • 3733. Nib. 224. 398. 417. 514. 640. 697. 732. 1058. 1443.
  • 1507. 1851. Klage 570. 1795. Kudr. 245. 603. 956. 1244. 1342.
  • Biterolf 219. 2261. 3753. 6034. Laurin 651. Walb. 173. 207.
  • 245. 317. Dietr. Fl. 4111. 5117. 5817. 6255. 7787. Rabenschi.
  • 167. Wolfdietr. B T, 41. II, 367. 377. HI, 645. IV, 705. 734.
  • 772. 778. 800. 913. Wolfd. D V, 142. 195. VI, 4. 15. 129.
  • VII, 61. 199. Vni, 24. 218. 241. Virginal 178. 192. 196. 198.
  • 521. 758. Sigenot 3. Eckenl. 233. — Die Formel geht bis auf
  • Otfried zurück: So petms thaz fhö gisah fori themo sciff er
  • zimo sprah III, 8, 31. So druhttn inan fhö gisah er selbo sar
  • thö zi imo sprah in, 20, 171. Druhttn krist sar zimo sprah
  • so er nan ^rist gisah 11, 7, 35. Auch in der lateinischen Ge-
  • wandung schimmert sie durch: Ut me conspiciunt confestim talia
  • dicunt Ecbasis 191. Vt primum uidet hene quos suscepit et
  • inquit Ruodlieb IV, 79, welch letzterem Verse etwa Dö in
  • ^rste ane sach Sie enpfienc in also schöne : nu hoerent wie sie
  • sprach Wolfdietr. D VIII, 216 oder Dö in an sach Er her
  • gunde in enphahen unde sprach Osw. 205 entsprechen würde.
  • Dass die Formel in der höfischen Poesie, wenigstens der guten
  • Zeit, nicht vorkomme, behauptet Jänicke DHB IV, 296 irrtümlich.
  • Dö st diu chunegin gesach Nu hörent wie st sprach Eilh. Tristr.
  • Vm, 2, vgl. 727. 3029. 6921. Doe he dat wort volle sprac
  • Eneide 2630. Älse er sie rechte ane sach Vil jemerliche daz er
  • sprach Gr. Rud. 3, 3. Do h* de here ane sag Getonlike K to
  • eme sprac Floyris 91 (Zschr. f. d. A. XXI, 321). Und als er
  • die stat an ersach Ze den wiarnaeren er dö sprach Gregorius
  • 1675. Dö er die maget komen sach Nu hoerent wie der mrt
  • sprach Parz. 175, 23. vgl. 177, 23. 318, 27. 366, 3. 388, 15.
  • 574, 27. 593, 21 etc. Und als er ir under ougen sach Vil
  • minnecliche er zuo ir sprach Tristan 739. Dö si daz kint ane
  • sach Flore gUetlich zuo ir sprach Flore 2145, vgl. 2707. 1500.
  • Dö PeUus ir unmüt sach Minnecliche er zu zir sprach Albr.
  • V. Halb. XXV, 67, vgl. XXII, 675. Als er in lange ane gesach
  • Nv höret une er zv im sprach Herbort 8205, vgl. 2257. Als
  • er die küniginne sach Vü gezogenlichen er dö sprach Wigalois
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  • — 149 —
  • Pf. 12, 7, vgl. 15, 34. 52, 24. 71, 33 u. s. w. Dd er daz wort
  • vol sprach Die schoenen burc er dö sack ebda. 102, 21, vgl.
  • 126, 12. Dd er den Jcünic ane such Diz wort er minnecUche
  • sprach Strickers Karl 323, vgl. 6039. Dd er in verrest ane
  • sach Diz wort er mentltche sprach ebda. 7393. E he das ye
  • voln sprach: gesach Reinbod 1782, vgl. 1812. 2812. 3102. 3720.
  • 5572. Als in der Jcünic komen sach Heimliche er zu ime sprach
  • Barlaam 15, 17, vgl. 146, 29. 309, 31. Als der heiser in gesach
  • Zem bischove er heimlichen sprach Gut. Gerh. 805, vgl. 834.
  • 2629. Und in verrest ane sach : sprach Konr. v. Würzb. Otte 185,
  • vgl. Herzmaere 375. Do her quam da her sie sach 8tn mimt
  • gar tuhtencltchen sprach Crane 423. Do er sie zuo im kamen
  • sach: sprach Lohengrin 908. Dd in der böte ane sach: sprach
  • Mai u. Beafl. 98, 29, vgl. 115, 15. 6, 25. Nw mogent yr hoeren
  • we hey sprach : sach Karl Mein. 82, 62, vgl. 130, 14. Do er die
  • jiinckfrawen sach Er empfieng sy vnd sprach Wigamur 1570,
  • vgl. 2453. 3601. 5685. Hans v. Bühel Dyoclet. 768. 991. 1367.
  • 3638. 3859. 4237. 5475. 6335. Teuerdank XI, 73. XXV, 35.
  • XXXII, 73 etc. Auch in der geistlichen Dichtung hat die Formel
  • reiche Verwendung gefunden. Also er in an sah : sprach Kehr. D.
  • 165, 18, vgl. 204, 26. 241, 12. Do er die maget ane sach Vil
  • tugentUche er zuo ir sprach Marg. 197 (Zschr. f. d. A. I, 152).
  • Als ez der vater ane sach : sprach Jüdel Hahn 130, 71. Vnd
  • alse si her an sach Ku höret wi unser heilant sprach Veronica
  • 5, 27, vgl. 24, 17. Da h! den pabis ansach : sprach Trierer Silv.
  • 155 (Zschr. f. d. A. XXII, 145). Dd st iren man gesach : sprach
  • Br. Phil. Mar. 277, vgl. 291 u. ö. Do er die wort volsprach:
  • sach Lutw. Ad. u. Eva 1048. Die Formel lässt sich somit vom
  • 9. bis ins 16. Jahrhundert verfolgen.
  • 156. Beachtenswert ist ligen im Sinne der geographischen
  • Lage mit üf verbunden, was ich sonst nicht belegt finde. Das üf
  • ist hier ebenso aus der Anschauung genommen wie das frz. sur in
  • Chätons-sur-Marne u. Ä.
  • 157 f. vgl. Isalde tvas sie genant Sie was gar wite erkant
  • Eilh. Tr. 951.
  • 159 f. vgl. 401. 403. 2513. 2523. Ez was ze Beme ge-
  • sezzen Ein degen so verm^zzen Laurin 1 f. (vgl. auch Müllen-
  • hoffs Anmkg.). Dar inne ein Jcünic vermezzen Mit gewalte was
  • gesezzen Dietr. Fl. 2135. Vgl. Wolfdietr. D VH, 197. Osw. 241.
  • 375. 1245. Herz. Ernst B 2883. 3537. 4515. Wiener Osw. 139.
  • 1426. Kolocz. Cod. 191, 1. — Kehr. D. 149, 27. 234, 1. Eüh.
  • Tr. 407. Apollonius 54. Bz im was gesezzen Ein lierre ver-
  • mszzen Gute Frau 49.
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  • — 150 —
  • 164. Verwante spielmännische Aufzählungen bei Vogt, S. u.
  • M. 23 Amnkg.
  • 168. zeize ist das ahd. Adverb zeizo = „lieb? freundliches
  • das in älterer Zeit nur spärlich, im Mhd. bisher noch gar nicht
  • belegt ist.
  • 176. St. Stefans Tag ist bekanntlich der zweite Weihnachts-
  • tag, und nächst dem Pfingstfeste wurden ja die Weihnachtstage be-
  • sonders gern zur Veranstaltung von Hoffesten gewählt (Schultz, höf.
  • Leb. I, 309). Orendel ist bei der Schwertleite erst 13 Jahre alt
  • und gilt damit nach mittelalterlicher Anschauung auch schon für
  • heiratsfähig. Vgl. darüber Jac. Gr. DRA 412 ff. und Wackernagel
  • z. Arm. Heinr. 225.
  • 180 f. vgl. 3106. Sie hunden dö die suozen An henden
  • und an fuozen Marg. 579 (Zschr. f. d. A. I, 152). Vgl. auch
  • „S. Marg. Mart.*e 393 (Germ. IV, 440).
  • 185. Dies und das Folgende ist aus der Prosa ergänzt, vgl.
  • Einleitg. Der heiser rihte schöne Beidiu tvitwen und weisen
  • Vor aller hande vreisen Herz. Ernst B. 188.
  • 190 f. vgl. 1528. 1556. 1850. 2169. 2175. 2423. 2557.
  • 3462. 3494. 3508. 3512. 3530. 3800. 3826. Auch dies ist eine
  • der beliebtesten Reimformeln, vgl. Osw. 211. 1015. 1271. 2081.
  • 2103. 2123. 2317. 2343. 2433. 2447. Wiener Osw. 63. 383.
  • Biterolf 4411. Laurin 1183. 1245. 1293. Rabenschi. 127. Wolfd.
  • D VH, 76. Rother 100. 1543. 1937. 1945. 2039. 2121. 2315.
  • 2331. Herz. Ernst B 1021. 2753. 2805. 3415. 3591. Kolocz.
  • Cod. 139, 372. — Kehr. D 375, 26. 386, 13. Eüh. Tr. 3027.
  • Gr. Rud. 21, 1. Floyris 91. Flore 2141. Mai u. Beafl. 94, 6.
  • Albr. V. Halb. XVIH, 5. Moritz v. Craün 1522. Barlaam 18, 87.
  • 194 f. Si sprachin es tvere cit Daz er neme ein tvip Aegi-
  • dius Fdgrb. I, 249, 3.
  • 196 f. Ganz ähnlich heisst es im Mor. 25, 4: Die mir n'ol
  • gezeme zu einer frouwen Über daz gute lant zu Wendelse.
  • Daz er ein mp n^me De ime zu vrouwen gezeme Roth er 27.
  • Eyne fratve lobelich Dy ym wol heqweme Vnd yr gebort ym
  • ebin czeme Wiener Osw. 38 ff. Eine diu im gezaeme Vnd dem
  • rtche rehte kaeme Herz. Ernst B 261. ein tvtp Diu im ze habene
  • zaeme und froutve möhte stn Und ouch mit eren hieze Über
  • Lamparten ein Imnigin Ortnit 7, 2. — Aus höfischer Epik
  • sind mir nur folgende Beispiele bekannt: Daz he ein wip neme
  • Dt stnem namen wol gezeme Eilh. Tr. 1347. Er wokle ivelen
  • under in Eine diu im gezaeme Und dem rtche rehte kaeme
  • Eraclius 1892 f. Diu mir und dem rtche tilge Und ich mit
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  • — 151 —
  • iren nemen müge ebda. 1733 f. De syne?' heir schaff wael gezeme
  • Jnd syme hertzen wael bequeme Karl Mein. 198, 18.
  • 198. Harkensee (Unters. S. 70) will hier J den Vorzug geben,
  • weil es die mitteldeutsche Form greven (: geben) bewart habe (vgl.
  • aber zu V. 3554), und gäben, wie D liest, die Person im Accu-
  • sativ haben müsse. Das ist nicht ganz richtig: mit dem Dativ der
  • Person kommt gäben allerdings vor, freilich nicht zugleich mit der
  • Präposition mit. Warum sollte es aber nicht ebenso wie geben
  • (vgl. V. 3144) construiert worden sein? Das Compositum morgen-
  • gäben ist bei Lexer I, 2201 nur zweimal aus späterer Zeit belegt.
  • 204. Den Reim Ougd : frouwen hat zuerst Bartsch Grerm.
  • Y, 111 richtig hergestellt.
  • 216. sich ziehen in wistuom ist eine eigentümliche Wendung,
  • die sonst nicht begegnet, während das absolute Verbum im Sinne
  • von „sich bilden" auch anderweit bekannt ist. Wissenschaftliche
  • Bildung pflegen übrigens die Fahrenden ihren Heldinnen sonst nicht
  • nachzurühmen.
  • 217. Wenn weltlicher ruom nicht allgemein zu fassen ist,
  • dürfte man es auf Brides kriegerische Ausbildung deuten, der in
  • wistuom die geistige gegenüberstünde.
  • 219. Aller frouwen ein ivunne erinnert an des Kürenbergers
  • Aller wtbe wünne MFrühl. 10, 9.
  • 226. her ist hier nur als ,, stolz, hochmütig" mit einem Bei-
  • geschmack des Tadels zu verstehen, eine Bedeutung, die ihm sonst
  • nur in der Umgangssprache zugekommen zu sein scheint, wenigstens
  • begegnet sie meist in volksmässiger Dichtung, bei Walther, Wolfram
  • und wenigen andern höfischen Dichtern wol nur in Anlehnung an
  • volksmässigen Sprachgebrauch. Auch die von Heyne DWB IV, 2,
  • 790 nachgewiesene nhd. Redensart „hehr tun" spricht dafür.
  • 235 f. Und heiz in üf die kiele tragen Swaz er zuo aht
  • jären sol haben Osw. 1109, vgl. 1337. 2239. 3179. Ferner Mor.
  • 44, 3. V. Sente Brand. 100 f.
  • 241 f. vgl. 952. 1044. 1505. 1596. 1604. 1954. 1968. 2059.
  • 2193. 2267. 2285. 2310. 2721. 2828. 2870. 2888. 3033. 3126.
  • 3174. 3208. 3712. 3730. 3814. Osw. 435. 1385. Wiener Osw.
  • 127. 161. Herz. Ernst B 3197. Biterolf 6205. 6219. Walberan
  • 767. Rabenschi. 89. Bei höfischen Dichtern kommt die Formel
  • nirgends vor, soweit ich sehe auch nicht in geistlicher Poesie.
  • 244. Wie V. 349 und 1707 habe ich auch hier Weterischez
  • mer geschrieben. An ersterer Stelle liest H das wüttende mer,
  • aber 1707 ebenfalls wetesche. Vielleicht schwebte dem Dichter nur
  • ein „stürmisches" Meer vor; weil es aber sowolV. 349 wie V. 1707
  • in Verbindung mit dem Klebermeer erscheint, wird es doch als
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  • — 152 —
  • Appellativnm anfeufassen sein, was ich sonst allerdings nicht nach-
  • weisen kann.
  • 245 f. vgl. Vn hiez st htitte stellen Vn botime feilen Her-
  • bort 4607. Weder in höfischer noch in spielmännischer Dichtung
  • bin ich dieser Formel sonst begegnet.
  • 260 vgl. 780. 2882. Gute höfische Dichter meiden diese Not-
  • floskel, die nur zur Füllung des Reimpaares dient.
  • 262 vgl. Kehr. D 116, 9. Gewöhnlich heisst es Nu volget
  • mtner lere : ere, z. B. Laurin 321. 1253. Biterolf 7595. Vgl.
  • auch Osw. 1607. Herz. Ernst B 3319. Kü volge mtner Ure Des
  • hast du frum und ere Meier Helmbr. 287.
  • 273. cristen D ist offenbar nur aus crist sin veiiesen.
  • 277 f. vgl. 2688 f., ebenfalls ein sehr verbreiteter Formeltypus.
  • Rödiger im Anz. f. d. A. I, 74 fUhrt die folgenden Belege auf:
  • Kehr. D 432, 24. 458, 29. Judith MSD XXXVH, 4, 3. Jung.
  • Jud. 130, 16. 135, 9. Rol. 21, 9. 84, 23. 127, 3. 137, 30. 149, 1.
  • 157, 6. 268, 7. 271, 10. Alex. 1017. 1839. 1951. 1987. 3322.
  • 4202. 4620. Rother 656. H Ernst B 1441. 1651. 3737. 4829.
  • Ich füge hinzu: Kehr. D. 150, 23. Moses D. 54, 27. Eilh. Tr.
  • 599. 834. 911. 4431. 5053. 6017. 6079. Eneide 12201. Lanzelet
  • 1745. — Dasselbe Sprüchwort im Seifr. Helbl. H, 149. VI, 47.
  • Vgl. auch Seemüllers Anmerkung zu letzterer Stelle.
  • 281. zwölf smide ist als iizo xotvoö einerseits Object zu ge-
  • tvunnen, andrerseits Subject zu säzen. Haupt, der über die ver-
  • schiedenen Arten des dcTco xotvoO zu Erec 5414 ausführlich gehandelt
  • hat, hat auch für diesen Fall S. 394 eine Reihe von Beispielen
  • gesammelt. Ettmüller setzt nach gewunnen einen Punkt, aber das
  • absolute Verbum ist hier gar nicht am Platze, auch die Lesart von
  • H spricht dagegen. — Die Formel säzen : vergäzen kehrt wieder
  • Osw. 1233. 2509. 2667. 3209, vgl. 115. 775. 3143. 3253. 3267.
  • Rother 2507. Kudr. 1630, 3. Laurin 17. Dietr. Fl. 199. 7421.
  • Hers leides si vergüten Niet langer sz ensäten Eneide 3817, vgl.
  • 12888. Da si bede üf säzen Der sporn si niht vergäzen Parz.
  • 263, 11, vgl. 565, 21. 754, 21. Noch im 15. Jahrhdt. heisst es:
  • By dem füre sy sassent Irs brüder sy nit vergassent Hans v.
  • Bühel Dyocl. 5483. Vff ir rosze sy saszen Ein ander sy nit
  • vergaszen ebda. 8386.
  • 288. Im Mhd. Wb. H, 2, 557 a wird das fehlerhafte stehein
  • in HD für den Infinitiv des schwachen Verbums erklärt, sachlich
  • eine Unmöglichkeit.
  • 306 f. vgl. Htz he in daz schif tragin : beladin Eilh. Tr.
  • 1467. Zu der Aenderung in J2" mochte neben dem ungenauen Reime
  • die, wie es scheint, nicht allgemeine Verwendung von tragen in dem
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  • — 153 —
  • Sinne von „führen, bringen^ ^ Veranlassung geben. Dass die Kameele
  • mit goldenen Sporen beschlagen sein sollen ist wol auch nur eine
  • durch Reimnot von D verschuldete Albernheit. Durch die ver-
  • schiedene Weise, in der V. 308 von den beiden Texten behandelt
  • wird, ist er als ursprünglich reimlos gesichert.
  • 312. Auch Ettmtiller liest: Im kouphet niet die helle.
  • „Zwar die Hölle gewinnt ihr nicht, aber Not müsst ihr leiden!**
  • Auch so will der Sinn noch nicht recht befriedigen.
  • 319 f. vgl. 997. 2810. Sant Oswalt sich nider dude Den
  • raben er liepUch üf mutete Osw. 1265 (nach MJ).
  • 328. unsers Mren bild der marter was ez glich = „es war
  • das Bild der Marter des Herrn**. Dieser Gebrauch von geltch, der
  • nach Bartsch nur Nib. 1723, 2 und Kür. M. Frühl. 8, 3 vorkommt
  • und ihm deshalb als eine Stütze seiner Kürenbergerhypothese dient,
  • schimmert auch Walthar. 454 durch : Namque viro forti simüis fuit,
  • 335 f. vgl. 2895. Oswalt niht lange heyte Dy schiffe gar
  • schire bereyte Wiener Osw. 805, vgl. 879. Niht langer si dö
  • heitert Ze strit sie sich bereiten H Ernst B 3779. — Er enwolt
  • niet langer beiden : schiere bereiden Eneide 5900. Turnus doe
  • niet me enbeide Ten kampe er sich bereide ebda. 12175. Ern
  • wolde niht lenger beiten Ein ivazzer hiez er bereiten Eraclius
  • 333. (Sie) wolde niht langer beiten Ir bette hiez sie ir bereiten
  • ebda. 3103. Das wir nit Imger paytten Wir süllen vns beraitten
  • Wigamur 1716, vgl. 4803. Vgl. femer Gute Frau 411. Lanzelet
  • 6395. Jüdel 134, 31. Veronica 22, 30.
  • 341. Die Lesung ist zweifelhaft: entsliezen verstehe ich als
  • das Losschliessen, Loslösen des Schiffes von dem Pflock am Ufer.
  • H liest beschlussen, und will man arke dann nicht mit „Kiste**
  • übersetzen, was doch nicht angeht, so kann man wol an das An-
  • einanderschliessen mehrerer Fahrzeuge denken, was zuweilen vor-
  • kam. Im Hinblick auf V. 2969 darf man aber vielleicht lesen ir
  • anker si gesluzzen == „sie schlössen die Anker fest, lichteten sie**.
  • Freilich scheint sliezen in dieser Bedeutung sonst nicht gebräuchlich.
  • 344. Singen beim Aufbruch kommt im Gedichte wiederholt
  • vor: 391. 439. Vgl. darüber Müllenhoff, de ant. poesi chor. S. 23.
  • Kinzel zu Alex 4181. Schultz, höf. Leb. II, 294. Der Anfang
  • eines solchen Liedes bei der Ausfahrt („In gotes namen varen
  • wir^^) ist in der Wiener Meerfahrt 283 erhalten.
  • 346. Die Form menigzn steht auch Erec 1699 und kommt
  • vereinzelt auch bei andern höfischen Dichtern vor, vgl. Haupts
  • Anmkg. zur genannten Stelle.
  • 352. Ueber wunderlichen als Verstärkung von schiere, balde etc.
  • vgl. Vogt, Salm. u. Mor. S. CLH. Kinzel zu Alex. 1130. Gute
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  • — 154 —
  • höfische Dichter meiden diese Wendungen, die sich bei Veldecke,
  • Eilhart und wenigen Anderen noch hie und da finden.
  • 355. mit kraft = in grosser Menge. Diese Bedeutung, die
  • auch dem ags. crceft zukommt, ist nhd. nur noch in dem Compositum
  • „Heereskraffc^* erhalten.
  • 357 f. vgl. 395. 441. 2905. 3198. 3336. 3760. Lüde duzzin
  • die segele Die kiele giengen evene Rother 3638 f.
  • 366. Wenn der Spielmann das Klebermeer — als welches das
  • Lebermeer hier und V. 390. 1716 in volksetymologischer Umformung
  • erscheint (wie häufig in der Volksepik und noch bei Hans Sachs) —
  • erst aus der Herzog-Emstsage entnommen hätte, hätte er sich schwer-
  • lich auch den Magnetberg entgehen lassen, er hat es also in dieser
  • Verbindung jedenfalls noch nicht gekannt. Vgl. übrigens Bartsch
  • HE. S. CXLVff.
  • 384 habe ich nach V. 692 gebildet. Möglich auch, dass 383
  • in U Waise war, welche H, wie so oft, einfach fortliess, während
  • sie D mit einem ungeschickten Flickverse band.
  • 392 f. habe ich nach P hergestellt, vgl. Einleitung: waren
  • kumen D konnte leicht aus gefaren künden verlesen werden,
  • ebenso das aus wan,
  • 399 f. Der Reim Babylonie : menige auch Kehr. D 512, 22.
  • 413 f. vgl. 2393. 2409. 2676. Vil sciere er sich besante
  • In allem sinem lante Kehr. D 163, 14, vgl. 429, 27. Der edele
  • künic wolgdmrn Vil balde sich besande Mit den kristen in dem
  • lande H Ernst B 5517. Der künic sie besande Von allem sinem
  • lande Barlaam 293, 3. Ähnlich Eüh. Tr. 2015. Herbort 16956.
  • Teuerdank XI, 11.
  • 447 f. Mit schätze unde mit gewande : lande Kudr. 12, 4.
  • 133, 4. 422, 4. Vgl. H Ernst B 4895. — Do Uz sie man unde
  • lant Beide schaz unde gewant Eilh. Tr. 9327. Beide borge ende
  • lant Ende skat end gewant Eneide 12571.
  • 449 f. Do die helde begunden nähen Da sie den tac sähen
  • H Ernst B 4477. Dö ez in kam so nähen Daz siz beide ane
  • sahen Laurin 133. — Also si komen so nahen Daz si ainander
  • an sahen Kehr. D 163, 24. Si kdmen Artus so nähen Daz si
  • siniu poulün sähen Parz. 274, 19, vgl. 289, 13. Do sü Adam
  • komen so nohen Das sü einander wol sohen Lutw. Ad. u.
  • Eva 1285.
  • 452. sn^unz ist ein formelhaftes Epitheton zu hand, vgl.
  • V. 115. 484. Es gehört zu jenen typischen, dem grösseren An-
  • schauungsbedürfnis des volkstümlichen Stiles entsprechenden Bei-
  • wörtern, über die ich Zschr. f. d. Phil. XIX, 468 if. gehandelt habe.
  • Die „schneeweisse Hand^^ spielt im Volksliede eine grosse Rolle,
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  • — 155 —
  • vgl, Uhl. Volksl. 2, 1, 7. 20, 2, 3. 27, 7, 4. 83, 2, 8. 88, 6, 1.
  • 90 A, 10, 2. 95 A, n, 1. 13, 3. 105, 5, 1. 106, 2, 2. Böhme AM.
  • Liederb. 129, 7, 2. 193, 3, 7. 194 ^ 8, 3. 209, 6, 5 u. s. w. Aus
  • höfischer Dichtung bemerke ich Eilh. Tr. 967.
  • 457. P liest vier statt vil : do kamen vier grosz Sturmwind,
  • was möglicher Weise auch im Gedichte ursprünglich stand.
  • 469. Der dil ist die bretterne Seitenwand des Schiifes, vgl.
  • W. Grrimm zu Rol. 147, 14.
  • 474. Die treffliche Conjectur unkünde rührt von Bartsch her
  • (Germ. V, 112). Der gleiche Reim unkünde : ünde Gut. Gerh. 1247.
  • 475. Reichliche Beispiele für diese noch heute übliche allitte-
  • rierende Verbindung bei Lexer 11, 1206.
  • 479 if. Das Original hatte hier den dreifachen Reim nöden :
  • göden : nöde. Was H und D hinzufügen ist nur elende Flickarbeit.
  • 487. Beachtenswert ist das riuwestu trotz des voraufgehenden
  • Plurals land und Hute, eine im Mhd. aber gewöhnliche Construction.
  • 490 f. vgl. 536. 674. 709. 884. 1444. Vgl. Wiener Osw.
  • 546. 648. 897. 925, 991. 1246. H Ernst B 2139. V. Sente Brand.
  • 185. — Daz gut ist uirsunchen Dev werlt allev irtrunchen
  • Diemer DG 13, 21. Daz scef ist versunken Daran sint ertrunken
  • Alle die geuerten min Kehr. D. 53, 33. Sonder dat da was
  • versanken Da die lüde inne erdronken Eneide 589, vgl. 197.
  • 491. Vgl. auch Gut. Gerh. 2673. 4003.
  • 495. gale, durch die Schreibung von D und fi" ausser Zweifel
  • gesetzt, ist bereits die dritte Form des Wortes; gältn(e) ist für U
  • 107 durch den Reim gesichert und 418 ist durch Reim und Schrei-
  • bung (galeyen D, galleien H) die Form gälte erwiesen.
  • 502. Ettmüller vermutet ansprechend kidbrustege.
  • 508 f. vgl. 3498. Osw. 21. 994. 1415. 2263.' 2303. 2659.
  • Do lägen si mit sorgen Um an den vierden morgen Laurin
  • 1235. — Doe was da in sorgen In avont end in morgen
  • Eneide 212. Die frowen beliben mit sorgen Die naht unz an
  • den morgen Eraclius 1911. Bis an den nunde morgen Mit leide
  • und mit sorgen Lutw. Ad. u. Eva 923. Frü an deme änderest
  • morgen Kam er mit grozen Sßrgen Barlaam 45, 23. Sunst lebt
  • sy mit sorgen Die nacht vncz an den morgen Wigamur 3053.
  • 510 f. vgl. Wan ich hoere daz mere diezen Und sihe galUn
  • zuo uns her vliezen Osw. 2673. Vgl. auch Walther 8, 28.
  • 513. Ueber meres trän vgl. Bech, Germ. VIII, 474 ff.
  • 525. In dem entsprechenden V. 613 hat ^T richtig niet ge-
  • schrieben.
  • 526 f. vgl. 1886. 3237. 3317. 3384. H Ernst B 5161. Aus
  • geistlicher Dichtung hat Rödiger Anz. f. d. A. I, 68 für diese
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  • — 156 —
  • Reimformel Millst. Sündenkl. 57, 10. Credo 1846. Fnndgrb. 2,
  • 135, 19 beigebracht. Ich bemerke, dass sie bereits bei Otfried II,
  • 12, 67 zu finden ist: 8ö limphit thaz man fähe ioh hoho nan
  • irhähe. Aus der höfischen Epik sind mir nur zwei Stellen zur
  • Hand: Ir fursten tvül er fahen Vnd jr volck hohen Wigamur
  • 2927. Dye moeste syn geuangen Ind an eynen hoem gehangen
  • Karl Mein. 9, 25.
  • 554. sprach sich, vgl. ward suih 643. Aehnliches {wa>8 sich,
  • hiez sich, sprang sich etc.) ist durch alle Volksepen verbreitet
  • (Gramm. IV, 36 u. Nachtr.). Wenn Harkensee (Untersuch. S. 77)
  • diese Eigentümlichkeit als speciell niederdeutsch bezeichnet, ist er
  • im Irrtum. In der älteren höfischen Dichtung begegnen solche Re-
  • flexiva selten, am häufigsten noch bei Eilhart (vgl. Lichtenstein,
  • Einleitg. S. CLVII), im 13. Jahrhdt. überhaupt nicht mehr. —
  • Den etwa 40 Mal wiederkehrenden Reim Ise : wtse kennt auch der
  • Wiener Osw. 673 f. (vgl. PBr. Beitr. XI, 378).
  • 575. Dass volleist hier persönlich zu fassen ist als „Helfer^*
  • lehrt die Lesart fursprechen S. Der Reim volleiste : geiste ist ein
  • altgeprägter, vgl. Kehr. D. 171, 17. Alex. 1416. Wemh. Fdgrb.
  • 11,149,21. Marg. Mart. 123. Erlösung 6362. Maze (Germ. VIII,
  • 97) 217. Wemh. v. Elmend. (Zschr. f. d. A. IV, 284) 3. Pass.
  • 384, 41. Vintler 33. V. Sente Brandan 1575. Parz. 817, 19.
  • 592. Der Reim hürge : künige, der 2848. 2860. 3093. 3368.
  • 3754 wiederkehrt, findet sich auch Osw. 1501. — Als ez ein künic
  • haben solde Osw. 3274. Vgl. auch V. Sente Brand. 497. 1812
  • und K. Schroeders Anmkg. zu ersterer Stelle.
  • 598 f. vgl. 2483. Osw. 478. 2159. 3391. Der herre tet
  • durich not Daz im sin muister gebot Kehr. D 56, 20, vgl. 230, 16.
  • 335, 28. Die bröbeste täten durh not Daz in der h^rre gebot
  • Exodus 119, vgl. 1629. Diu Hute täten durch not Swaz in ir
  • Mrre gebot Marg. 355. Doch muse si tun durch not Daz ir
  • der enget gibot Tundalus Hahn 50, 47. Die Formel ist bereits bei
  • Otfried zum Typus ausgebildet: Thb doufta er inan fhuruh not
  • so er mo sdbo gibot I, 25, 14, vgl. I, 27, 22. 11, 9, 50. 12, 164.
  • 19, 1 u. s. w. Aus höfischen Dichtern kann ich sie nicht belegen.
  • 620 f. vgl. 1434. 1466. 2172. 2185. 2259. 2601. 2919.
  • Reiche Belege aus Kehr, und Rol. hat Rödiger Anz. f. d. A. I, 74
  • gesammelt. Ich mg^ hinzu: Osw. 17. 89. 107. 147. 839. 1425.
  • 1467. 2141. 2193. Wiener Osw. 865. H Ernst B 3. 149. 981.
  • Kehr. D. 373, 19. Herbort 518. Wigalois Pf. 104, 29. Gut. Gerh.
  • 3549. 3555. Tristan 2636.
  • 627. Ich bin hier von D abgewichen, weil Uren für „lernen' *
  • um 1300, wo ja J7 niedergeschrieben ist, meines Wissens noch nicht
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  • — 157 —
  • vorkommt. Dagegen scheint umgekehrt lernen für ,, lehren" im
  • 13. Jahrhdt. bereits üblich gewesen zu sein, vgl. Bech, Germ. V,
  • 241. Vn, 97 f.
  • 640 f. vgl. 660. 734. 746. 770. Derselbe Reim ringe : Pfenninge
  • Osw. 3193.
  • 642 ff. vgl. 732 ff. Der altertümliche Reim fischere : gebe wurde
  • für beide Texte Anlass zur Aenderung, aber die ungeschickte Flick-
  • arbeit erlaubt das Echte unschwer zu erkennen. Ettmüllers In-
  • consequenz zeigt sich auch hier, indem er V. 642 den Reim richtig
  • herstellt, V. 732 aber willkürlich ändert. 764 f. ist er in beiden
  • Texten unberührt geblieben.
  • 659. Die in D folgenden, hier völlig unpassenden Verse sind
  • durch eine Erinnerung an V. 1792. 2224. 2245 hervorgerufen.
  • EttmüUer hat sie unbegreiflicher Weise stehen lassen.
  • 669. Die gewöhnlichere Wendung lautet daz här üz der
  • sivarte brechen, Stellen wie die unsrige bei Vogt, SM 128, 5
  • Anmkg.
  • 693. Die naheliegende Besserung trehttn hat auch EttmüUer
  • V, 25.
  • 708. Wie die Variante zeigt, hat H ritterschaft als Collec-
  • tivum aufgefasst, auch D scheint es so betrachtet zu haben, fälsch-
  • lich, wie P zeigt: das du nicht meer so gar seer trawrest vnd
  • klagest vmb dein ritterlich vnd künigUiche Eere \ noch vmb
  • die leilt so dir ertruncken sein.
  • 711 ist unverständlich, hinter selber scheint s^le zu stecken.
  • EttmüUer: Oot was selve ir leide.
  • 720. Da Z) Schwert und H woffen liest, hat offenbar in U
  • Beides nebeneinander gestanden, wie in P: dich soll auch kain
  • schivert noch woffen \ darin nymmer gewinnen. Für gewinnen
  • in dem hier geforderten Sinne „mit den Waffen treffen, überwinden"
  • (vgl. auch 1282) haben Amelung und Jänicke zu Ortnit 115, 4
  • (DHB IV, 246) eine Reihe von Belegstellen angeführt.
  • 722. hälwige = hagelwige, Vernichtungskämpfe?
  • 733. nähe geben = „wolfeü, billig geben^', vgl. Zamcke zum
  • Narrenschiflf 70, 1 u. Nachtr. S. 477.
  • 741. Gegen reise H wäre nichts einzuwenden, aber das un-
  • passende schleyff D erklärt sich nur als Verschreiben aus sleisz.
  • 762 f. vgl. V. 772. 1518. 3057. 3118. 3160. Doe sprac
  • der here EnSas Der koene end der städe Dat h^t gerne ddde
  • Eneide 12172. Vgl. auch Eüh. Tr. 2877.
  • 774. Den Begriff der missetat hat das Nhd. schärfer begrenzt;
  • im Mhd. hat das Wort, wo es nicht in geistlichem Sinne gebraucht
  • wird, die ganz aUgemeine auch hier geforderte Bedeutung „Unrecht,
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  • — 158 —
  • Beleidigung^*, so namentlich von den Minnesängern viel verwant. —
  • Dl manege missedäte Dt sü gefrumet häda MSD^ 80, 34.
  • 787. Die „breite** Heide (vgl. 2008. 2781) auch Mor. 551, 1.
  • 754, 4. Mai u. Beafl. 109, 40. Uhl. Volksl. 94, 4, 6. 160, 9. 189,
  • 5, 2 u. s. w.
  • 792. Neben freisam hat unser Gedicht an ähnlichen Bildungen
  • nur noch wunnesam, lohesam, gehörsam. Ausführlich handelt über
  • diese von guten höfischen Dichtern gemiedenen Adjectiva Haupt zu
  • Engelhard 1185.
  • 794. Auch Ettmüller liest unwerde, woraus sich die Ver-
  • derbnisse beider Texte gleichmässig erklären lassen.
  • 806. Der Reim himele : nidere auch Otfried V, 25, 103. Rol.
  • 119, 25.
  • 828 f. Allerdings ist der Reim bedaehte : braehte ein stehender
  • (vgl. z. B. Osw. 77. 1417. Kehr. D. 123, 8), aber H zeigt doch
  • zu häufig das Bemühen, die Reime zu glätten, als dass man ihm
  • hier das Echte und D die Verschlechterung zutrauen sollte.
  • 832 f. vgl. er da saz Üf die burcmüren Do begiinde er
  • sich vröuwen imde trüren Osw. 777, vgl. 2485. Do gienc sie
  • durch ir trüren Da über die burcmüren Moritz v. Craun 1699.
  • Nu schwich stille megtlin van dinem trüren Ick tvil mi schwingen
  • aver de hogen muren Uhl. Volksl. 79 A, 4. — Unser Gredicht
  • kennt müre nur in schwacher Flexion.
  • 842 ff. vgl, 1102 ff. 1426 ff. 1766 ff. 2563 ff. 2744 ff. In
  • der Thidrecsaga 83 ruft Wittich Hildebrand und seine Gefährten
  • an: per prir god ir riddarar , goä hialßi yär . ec monda sino
  • nammi nemna hoern ydarn ef ec kynna heiti ydor. Und Sieg-
  • frid ruft cap. 201 Dietrichs Mannen zu: Heilir se ßer god ir
  • drengir . en medr nafni mynda ec yär heilsa ef ek vissa ydor nofa.
  • 854. Imrzwtl trtben ist hier von ritterlichem Kampfspiel zu
  • verstehen, V. 900 wird es vom Schachspiel gebraucht, anderswo
  • (z. B. Osw. 681. 689. 692) steht es ganz allgemein für spasshafte
  • Unterhaltung.
  • 874 f. vgl. 1946 f. Si heten scare scöne Manich zeichen
  • rot In nahet der tot Exodus 3043 ff.
  • 876. Die frouwen h§re halte ich für die ursprüngliche Les-
  • art, andernfalls wäre sie eine Besserung, die einen denkenderen Kopf
  • voraussetzte, als den lediglich auf äussere Glättung ausgehenden
  • Schreiber der Hdschr.
  • 879. Das praet. began oder begunde, das vornehmlich in der
  • Volkspoesie und der älteren höfischen Dichtung so massenhaft mit
  • dem Infinitiv auftritt, hat in dieser Verbindung meist schon seine
  • Bedeutung eingebüsst und dient lediglich der Umschreibung. Am
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  • — 159 —
  • Deutlichsten wird das bei Verben, die eine nur einmalige Handlung
  • ausdrücken, wie in unserm Gedicht 3595: begunde die Mren ans
  • schouwen oder Alex. 4379: Beginnit man ime ze gehene Röten
  • tvtn oder blüt oder Walther 9, 24: Do sich begunden zweien
  • Die pfaffen unde leien. Der Grund der häufigen Verwendung
  • liegt in der Bequemlichkeit, die die Umschreibung für den Reim
  • gewährte.
  • 888. Die naheliegende Coiyectur besehe hat auch EttmüUer
  • (besähe VU, 5). P liest hier: ain pferd darauff ich mein hail
  • versuchen möchte \ vnd das auch die Hayden sähen \ wes ich
  • vnder jn machte werd sein.
  • 892, vgl. 922. Jcere ist die Wendung, der „Gang^* im Turnier.
  • 902. Die Schachbretter waren aus Holz, Elfenbein oder Edel-
  • metallen, solche aus Fischbein scheinen nicht weiter vorzukommen.
  • Unter dem gesteine sind die Schachfiguren zu verstehen, die hier
  • sehr kostbar, aus Gold mit eingravierten Zierraten gefertigt, ge-
  • schildert werden (vgl. darüber Schultz, höf. Leb. I, 415 ff.). —
  • Für den typischen Reim gesteine : kleine (vgl. 1214) hat Rödiger
  • Anz. f. d. A. I, 73 f. einige Belege gesammelt. Ich trage nach
  • H Ernst B 2237. 2593. 2685. 3067. Wigalois Pf. 25, 37. Meleranz
  • 3388 f. ApoUonius 3844, vgl. 27. Parz. 262, 9.
  • 906 f. vgl. 1581. 1900. Der Reim sunneiwunne auch Osw.
  • 2741. Marg. 271. MSD'S. 146, 55. Kolocz. Cod. 21, 737. Trist. 16761.
  • 908 f. vgl. 844. 1770. 2565. 2746. Wiener Osw. 999. An
  • einen den ich iu nenne Daz man in dar M erkenne Biterolf
  • 147. So u'il ich uch si nennen Daz ir si muget erkennen
  • Kolocz. Cod. 219, 1089, vgl. 82, 181. — Die stete wil ich dir
  • nennen So mäht du si erchennen Exodus 521. Nu hoeret in
  • rehte nennen Daz ir wol müget erkennen Parz. 140, 11, vgl.
  • 388, 3. Lät mich iu die hdde nennen Daz ir geruochet si
  • erkennen Willeh. 6, 19. Wütu den erkennen So wü ich in dir
  • nennen Barlaam 50, 7, vgl. 62, 9. Au^h sulle wir sie nenne
  • Daz ir sie könnet erkenen Herbort 2897, vgl. 4819. Ich wil
  • mich iu nennen Daz ir mich müget erkennen Wigalois Pf. 83, 13.
  • 913. „Sie machten sich Hoffnung auf die Königin'^ Wän ze
  • einem wtbe belegt das Mhd. Wb. nur aus Ulr. Trist. 2862.
  • 930. Filzgebüre wird Orendel mit Recht genannt. Nach der
  • Kehr. D. 453, 12 ff. hatte Karl der Grosse bestimmt, dass die
  • Bauern graue oder schwarze Röcke und rindslederne Schuhe zu
  • tragen hätten. Am Rock dürfen sie weder vorn noch hinten g^ren
  • haben (vgl. V. 2597, wo Orendel deshalb von Daniel geschmäht
  • wird). Auch Mönche trugen graue Röcke, daher der Spott der
  • Tempelherren V. 1982, Orendel sei wol aus dem Kloster entronnen.
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  • — 160 —
  • Die gefangenen Mannen Wolfdietrichs empfinden es als harte Schmach,
  • dass sie als Herzogssöhne graue Röcke und rindslederne Bundschuhe
  • tragen mussten (Wolfdietr. D IX, 67). Auch Morolf zieht einen
  • grauen Rock und grobe Schuhe an, um unerkannt Rinder und Schafe
  • zu kaufen (Mor. 701). Vgl. auch Konrads Troj. 1652.
  • 934 f. Des mich mm herre zihet da hin ich unschvldec an
  • Wolfd. A V, 183, 3.
  • 947. Ein grüner Schild wird auch Eneide 7337 und Lanzelet
  • 3026 genannt, selbst in Volksliedern kommt er noch vor z. B. bei
  • ühl. 74 A 30. 132, 3, 3. 8. 9. Wie bei dem grünen schiltvezzel
  • (z. B. Nib. 415, 1) oder der grünen Scheide (z. B. mridem aedem
  • Waltharius 1036) wird zunächst an grüne Edelsteine zu denken
  • sein, mit denen der Rand des Schildes und seine Metallbeschläge
  • besetzt waren. In späterer Zeit wird es auch von der grünen Farbe
  • in den Zwischenfeldem gegolten haben. Vgl. auch Thidreksaga ed.
  • Unger Cap. 178, wo es von Sintram heisst: at hans skiolldr oc
  • oll haemaesMa er groen sem gras.
  • 954. Wegen des unreinen Reims und der seltenen Form ar(e)n
  • (plur. arne) ist die Lesart von D anzunehmen, obwol ich die Wen-
  • dung swarz als ein am sonst nicht wiederfinde. Das Gewöhn-
  • liche ist swarz als ein rabe (so EttmüUer auch hier) oder noch
  • häufiger s. alsam ein hol,
  • 968. Der ganz unpassende Vers, den D hier einschiebt, geht
  • auf die falsche Lesung defi fürsten statt dem f. zurück. Der Fürst
  • ist natürlich Orendel.
  • 973. Es kommen zwar mehrteilige Lanzenschafte vor (z. B.
  • Biterolf 2199), aber ein aus Hörn, Elfenbein und Stahl zusammen-
  • gesetzter Speer hätte schwerlich den Anprall ausgehalten. Unser
  • Dichter, der von den Waffen seiner Helden allerlei Kunstreiches zu
  • berichten strebt, hat die wiederholt vorkommende Beschreibung der
  • dreifachen Brünne (vgl. V. 1992. 2734) einfach auf den Speer über-
  • tragen. Nachtigall und Zeisig singen im Schafte, so auch Virg. 6, 6:
  • Drin in vil süezer wtse Ein nahtegal so lüte sanc .... Wan
  • si mit grözen listen was In daz sper verwürket schön. Oben
  • an der Spitze schwebt ein künstlicher Falke, wie Virg. 33, 11 eine
  • Nachtigall. Noch überboten wird dieses Kunstwerk durch die
  • Rüstung des Riesen Mentwin V. 1206 ff., insbesondere die goldene
  • Krone auf seinem Helm, auf der eine Linde in Gold gegossen ist,
  • in deren Zweigen goldene Vögel schweben; ein Blasbalg mit gol-
  • denen Röhren ruft süssen Vogelsang hervor und dreht zugleich ein
  • zierliches Rad, das mit klingenden Schellen besetzt ist. Eine solche
  • Ivrone kennt auch Laurin 219. Wie beliebt solche Wunderwerke
  • in der älteren Dichtung waren, lese man bei Jänicke DHB I, XXXII.
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  • — 161 —
  • IV, XL VI Aninkg. nach. Hierher gehört auch Morolfs Ring mit
  • der singenden Nachtigall, Mor. 248.
  • 976. Ich hätte besser getan, auch diesen Vers wie in der
  • gleichlautenden Stelle 2734 ff. in die Lesarten zu verweisen.
  • 977. geworht mit sinnen Laurin 190. Eneide 8279. 9212.
  • WiU. 293, 25.
  • 981 f. vgl. 1241. 1259; lehete : swebete oder istrebete ist ein
  • weitverbreiteter formelhafter Reim. Eine Fülle von Belegstellen hat
  • Zingerle Germ. Vn, 109 zusammengestellt. Ich füge hinzu: Laurin
  • .129. Walb. 983. V. Sente Brand. 1173. 1185. Tund. Hahn 62, 60.
  • Konr. V. Heim. Him. M. 627. Parz. 505, 25. 751, 21. 262, 5.
  • 988. Dass U so gelesen habe, glaube ich allerdings nicht.
  • Ein heim schön gebouwet sieht ganz wie eine ungeschickte Besse-
  • rung aus, ebenso ist das von S durchgängig dafür gebrauchte be-
  • lov^ wenig passend und obendrein nicht weiter belegt. Ettmüller
  • setzt dafür gibouget, doch D in seiner gewissenhaften Weise, hätte
  • diesen Reim gewiss nicht geändert, wenigstens nicht jedes Mal. Ent-
  • weder hat also ein speciell mitteldeutsches Wort dafür gestanden
  • oder es war nur ein Reim auf der Flexionssübe wie Exodus 3067 :
  • 8i sazzeten üf ir houbet Die helme wol gestälet.
  • 990 f. vgl. 1046. 1321. 1660. 1970. 2311. 2723. 3622.
  • Das ohne Stegreif in den Sattel springen ist ein volksmässiger Zug
  • (vgl. Laurin 367. 417. 613. H Ernst B 4610. Virg. 103, 11. Wolf-
  • dietr. A XHI, 552. D VHI, 48, 4. 159, 2. 196, 3), der sich auch
  • bei einigen minder strengen höfischen Dichtem findet, vgl. Jänicke
  • zu Wolfd. D Vn, 159, 2.
  • 995 f. Hessen sich gar wol mit Ettmüller als Worte Orendels auffassen.
  • 1007. Aus dem unpassenden bey, was D für mit schreibt,
  • darf man schliessen, dass in der Vorlage das md. bit gestanden hat.
  • Noch wahrscheinlicher wird es V. 1815: er stvuor M tiuren eiden,
  • weil in dem gleichlautenden V. 1628 richtig mit t, e. steht.
  • 1019. und mannen D hat auch Ettmüller gestrichen.
  • 1025. P ist hier vollständiger: der euch brächt eüwer pferd \
  • schilt vnd sper \ von dem grawen rock,
  • 1036 f. vgl. 1301. Witegen tete diu rede zorn Er strafte
  • den fürsten höchgebom Laurin 333. Sonst erscheint diese Wen-
  • dung (wie auch im Orendel) fast durchweg im Reime : sporn; sehr
  • häufig in den Volksepen, Beispiele sind überflüssig. — Tiirnö was
  • die rede toren Dat ros hiu he met den sporen Eneide 12321.
  • Hectori was die rede zom Er nam daz ros mit den sporn
  • Herbort 9815.
  • 1038 f. vgl. 1686 f. Osw. 2635. Rother 696.
  • 1052 f. vgl. 1062. 1305. 2097. 2127. *2820. — Die cristen
  • Orendel. 11
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  • — 162 —
  • do genanten Di haiden si an ranten Kehr. D. 345, i. Beide
  • st genanden Te samene si geranden Eneide 12327. Oeltche si
  • genanten Einander si anranten Strickers Karl 5635.
  • 1055 vgl. Er gesaz als ein steinwant Biterolf 1063 und
  • Jänickes Anmkg.
  • 1058 f. „Ich hätte wol Lust, mir solche Stiche nicht gefallen
  • zu lassen l" Besser wäre es vielleicht, auch hier mit V. 1293 zu
  • lesen: So het ich ein vü guot gemüete Oh ich dir daz nun
  • vertrüege, „Ich mtiste doch recht gutmütig sein, wenn ich dir das
  • hingehen liesse!"
  • 1073. site als schwaches Masculinum (vgl. 1077. 1694) ist
  • aus der älteren Zeit nur mitteldeutsch belegt, später kommt es auch
  • in obd. Quellen vor.
  • 1078 f. vgl. 1105. 1169. 1418. 3043. Si liezen in her-
  • ziehen starke marc Die wären kreftic und mich starc Osw. 2357.
  • Manich appelgrä march (vgl. Or. 3043) Beide sdhdne unde starch
  • Rother 867. Ein vil zierlichez marc Daz was rösch unde starc
  • Lanzelet 353.
  • 1110-1114 sind bereits in der Einleitung als Morolfstrophe
  • verzeichnet. Möglich, dass hier ursprünglich ein dreifacher Endreim
  • vorliegt wöden : porten : behöden.
  • 1116. sahlar leitet sich her vom frz. sohle, was wie das
  • deutsche zohel zugleich den Zobel oder Zobelpelz und in der Sprache
  • der Heraldik (in Frankreich noch heute) die schwarze Farbe be-
  • deutet. Ob letzterer Sprachgebrauch so zu erklären ist, dass man
  • in älterer Zeit wirklich aus Zobelpelz geschnittene Wappen auf den
  • Schilden befestigte und diesen kostbaren Schmuck später durch
  • Malerei ersetzte, oder so, dass man von dem besonders glänzenden
  • Schwarz des Zobels auch die Farbe auf den Wappenbildern benannte,
  • bleibe dahingestellt. Das Wort sahlar kommt sonst in der Litteratur
  • nicht vor. Pfeiler und sahlar = Seide und Zobelpelz, also die
  • kostbarsten Kleidungsstoife, die jene Zeit kannte.
  • 1118 ist nach P eingesetzt, vgl. Einltg.
  • 1119 f. vgl. Mochten wir einen hoten hohen (\ sagen) Mor.
  • 51, 3. Vgl. auch Osw. 258.
  • 1126 vgl. Du Salt zu im min hote stn Eilh. Tr. 7161.
  • 1134. Schon V. 1016 spricht Merzian von den ntdelichen
  • plicken des Graurocks, 1148 heisst es: Der Grawe Roc sach in
  • griuweltchen an, ähnlich V. 1182, und Y. 2644 werden wiederum
  • die Wolfesblicke erwähnt. So heisst es auch von Sigurd in der
  • Völsungasaga 22 (Rafii, Fornaldar Sögur 173): augu hans voru
  • svä snör, at färr einn pordi at Uta undir hans brün (vgl. auch
  • 30, Rafh S. 200. Thidrecsaga ed. XJnger, cap. 182) und weiterhin
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  • — 163 —
  • von Svanhild cap. 39: ok hafdi snör augu, sem fadir hennar,
  • svä at färr einn pordi at sjä undir hennar hryn, lieber den
  • Wolfsblick vgl. W. Grimm Zschr. f. d. A. XH, 222.
  • 1160 hat Ettmüller richtig ir eingesetzt, ohne P zu kennen:
  • Das müsz jr gott der allmächtig lehnen vnd ver gellten.
  • 1181. Er ist ziio den schultern dick, vgl. 2643. In der
  • ,Vita S. Oswaldi^ vom Mönche Reginald (vgl. PBr. Beitr. XI, 440 ff.)
  • heisst es cap. 50: In humeris vero illius plenitudo eminebat
  • vondensae S])i8situdinisy quae, ut aiunt, indiciwm solet esse forti-
  • tiidinis. Öfter wiederholt sich das in der Thidrecsaga (von Samson
  • cap. 1): ok herdar harla breidar ok pykkvar, von Dietrich cap. 14:
  • Hans herdar vom svä miklar at tveggia alna var yfir at maela,
  • von Heime cap. 18: er skamm vaxinn ok midmior . um herdar
  • er hann ferstrendr, auch in der Völsungasaga wird von Sigurd
  • berichtet (RafQ S. 173): herdar hans voru svä miklar, sem tveir
  • menn vaeri ä at sjä. Viel Ähnlichkeit mit unsrer Stelle hat auch
  • die Schilderung des Cayphas im Karl Mein. 66, 59 ff.: Ich hoerde
  • sagen, dat heg was Der starckste iungelynck eyn Den de sonne
  • ee hescheyn . Hey was grois ind lanck De schulderen ind neit
  • zo swanck Soulde hei bestanden haen alleyne Zwolff starcker
  • man gemeyne In stryde off in lyues noit Hey hedde sy alle
  • erslagen doit,
  • 1186f. vgl. 2121. 2125. 2145. 2364. 3372.3427. Aus den
  • Volksepen bedarf es für diese beliebte Formel keiner weiteren Bei-
  • spiele. Die höfischen Dichter meiden sie wegen des ungenauen Reims
  • und bedienen sich dafür lieber der unter V. 1762 behandelten Formel.
  • Sie geht aber bis auf Otfried zurück : Ther Hut thö giciscöta thaz
  • thaz druhtin thara queman uuas HI, 9, l.
  • 1189. Die Besserung rietent machte auch EttmtiUer (rieden
  • X, 1, 4).
  • 1190. twalten hat bereits v. d. Hagen gebessert.
  • 1197. Von Stuotfohs erzählt Biterolf 9158, dass ihn niht
  • mohte tragen Nehein ros einer mtle breit. Dasselbe wird in einer
  • Wolfenbtittler Hdschr. von einem König Huncglacus berichtet (Zschr.
  • f. d. A. XU, 287). Auf einem Elephanten reitet auch Sigurdr
  • Grikkr: oc pa koemr par einn madr, oc sa ridr einvm alpanndir
  • Thidrecsaga ed. Unger, 118.
  • 1201. ze Sprunge gän = in Sprüngen sich bewegen. Das
  • Gewöhnlichere ist im Sprunge (vgl. Martin zu Dietr. Fl. 3288),
  • auch mit Sprunge kommt vor (Mhd. Wb. H, 2, 547 a).
  • 1207. kluoc = „schmuck, stattlich". In dieser Bedeutung
  • lebt das Wort noch heute in der Schweiz, wo man z. B. von einem
  • „klugen Kleid", einer „klugen Kuh" und dergl. spricht. Ueber die
  • 11*
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  • — 164 —
  • Bedeatangsentwicklong unsres heutigen ^ ^klog^* vgl. Hildebrand DW6.
  • V. 1271. — Schütes rant kommt meines Wissens nur in der ältesten
  • höfischen Dichtung und den Volksepen vor, und zwar nur im Reime,
  • wo es ja bequem zu verwenden war: sonst wird nur schilt oder nur
  • rant gebraucht. Wie sich aus der ursprünglichen Bedeutung von
  • rant (= Schildbuckel) die jüngere entwickelt hat, harrt noch der
  • Aufklärung.
  • 1209. Das Actjectiv berltn war bisher noch nicht bekannt.
  • 1216. Unter goltfellen D (bisher nur aus Frauendienst 209, 17
  • belegt) kann man nur „goldverbrämtes Pelzwerk" verstehen; gelt-
  • veUer H würde = goUphdler sein, also „golddurchwirkter Seiden-
  • stoff". Die Schilderung ist übrigens unverständlich, jedenfkils ver-
  • derbt: die Edelsteine können doch unmöglich damit überzogen ge-
  • wesen sein, auch das Darunter stuond bleibt unklar. — Tiere auf
  • einem Schilde auch Exodus 2903 flf. Andere Beispiele bei Lexer
  • n, 738.
  • 1224. Der Reim ecke : recke ist formelhaft, vgl. Lichtenstein,
  • Eilh. S. CLin, wo Belege aus Eilhart, Alexander, Roland, Graf
  • Rudolf angeführt sind.
  • 1228. Auch Rolands Helm ist ergraben mit guMtnen htwch-
  • starben Strickers Karl 4037. Eine Inschrift im Helm schildert auch
  • der Dichter des jüngeren Titurel 1650.
  • 1246. Hier nähert sich die Bedeutung von kluoc schon der
  • heutigen: es meint das Feine, Geschickte, vgl. auch V. 1336. Die
  • Uebertragung auf das Geistige liegt nahe.
  • 1252. Kunden gdtchet hän stellt sich zu mohte gewiget
  • hcm H 789. sölten gehüetet hän 1429. wolt angeriten hän 2130.
  • wil (muosten) verloren hän 3254. 3729. 3863. Aehnlich Wolf-
  • dietr. B 629, 4: Die wolten iren harren da gerochen hän oder
  • Wolfd. D Vin, 103: Er kert ze sinem rosse er wolt dar üf
  • gesezzen hän, Darumb ich in ertrenket wolde hän Mb. 1529, 4.
  • Vgl. auch Iwein 187: gerochen hän. Diese in den Yolksepen sehr
  • häufige Ausdrucksweise, die Harkensee (Unters. S. 77) mit Unrecht
  • für eine md. Eigenheit erklärt, gieng vermutlich von den nur stumpf
  • reimenden Gedichten, die sich diese Bequemlichkeit erlaubten, auch
  • auf die andern über. Auch in Volksliedern ist sie nicht selten,
  • z.B. zertreten hän Uhl. 52, 5, 3. verraten hän 190, 2, 4 u. s.w.
  • Bei den Verbis des Wollens tritt indessen noch der tiefere Grund
  • hinzu, dass, wie auch im Griechischen und Lateinischen, durch den
  • inf. praet. die Energie des Wollens besser bezeichnet wird, als durch
  • den praesentischen. — Das si nach dem voraufgehenden Singular
  • hat nichts Auffallendes, es meint die einzelnen Instrumente.
  • 1259 f. erklärt Harkensee S. 18 für gedankenlos, weil der
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  • — 165 —
  • Riese doch wirklich lebe. Er ist aber im Irrtum, demi der wilde
  • man V. 1257 ist nicht Mentwin, sondern ein Faun oder Waldschrat,
  • der neben der Linde und dem V. 1254 f. genannten wilden Wald-
  • getier auf dem Helm abgebildet ist. Auf den Wappen mehrerer
  • niederdeutschen Fürsten kommt „der wilde Mann mit dem ent-
  • wurzelten Tannenbaum in der Hand" vor (Gr. DM. 402). Dies dürfte
  • seine erste Erwähnung in deutscher Dichtung sein.
  • 1265 f. vgl. 3594 f. Der Beim frouwen : schouwen ist wiederum
  • formelhaft, vgl. Rother 4977. Osw. 153. 573. Wiener Osw. 335.
  • 345. H Ernst B 463. 3139. 3251. Kolocz. Cod. 199, 323. —
  • Kehr. D. 380, 5. Parz. 216, 15. 243, 21. 260, 19. 267, 25. 352, 5.
  • 530, 21. 639, 22 etc. GTut. GTerh. 2287. 2543. 3465. 3531. 3707.
  • Apollonius 3976. Parz. 446, 17. Tristan 17778 u. s. w.
  • 1279. Ettmüller bildet sich hier das Wort kernisch (Hi ist
  • ein kernischer man), während doch ein kerne als Bezeichnung
  • eines trefflichen Helden, eines tüchtigen Streiters nichts Ungewöhn-
  • liches ist. Allerhand Beispiele giebt Hildebrand DWB. V, 602.
  • 1284. P liest hier: Ich enwaysz was jr mir wölt \ oder
  • ivartzü ich her solt. Aus her 1283 hat H er verschrieben, ebenso
  • aus ir 1284 ich, aus woltet solte. Dagegen hatte die Vorlage von
  • D 1284 her statt hie geschrieben, und D hat daraus das Sub-
  • stantivum m£in herr gemacht.
  • 1297 f. vgl. Er huop sich baJde Dert hin gen einem vinstern
  • walde Osw. 2383. Hin ze einem vinstern walde .... Bar gegen
  • kirte er balde Wolfd. D VH, 114. — Und hüb sich dannen
  • balde Kein einem vinstern walde Eilh. Tr. 4329. Der gahte von in
  • balde Und stuont die naht ze walde'Psirz. 281, 27, vgl. 735, 5. Sus
  • reit der helt balde Sä gegen eime waMe Gute Frau 817. AIsils
  • hüp er sich balde Oein hove uz einem walde Barlaam 286, 3,
  • vgl. 282, 21. 315, 7. Und reit üz vil balde Die sträze gegen
  • dem walde Wigalois Pf. 33, 22. Er eilet also balde Zu einem
  • finstern walde Uhl. Volksl. 74 A 25, 3, vgl. 137, i. 20 etc.
  • 1299. Dass boben sü im Originale gestanden habe, glaube ich
  • selbst nicht, doch fällt mir gegenwärtig nichts Besseres bei: erner
  • darf nicht Conjunctiv, sondern muss Imperativ sein. Deshalb schreibt
  • auch Ettmüller Dar boven in ein girüde. Wenn nicht sy D,
  • sich H auf etwas Aehnliches hinwiesen, könnte man am Besten
  • bouwe ein ger. lesen mit P; baw gereütt vnd geßlld.
  • 1311 f. vgl. 2549. *2604. *2615. 2660. 2921. Und sind
  • si des libes niht biderbe : hinwidere Osw. 1099. 1327. 2027.
  • Her Dietleip der was biderbe Er reit gein ime her widere
  • Laurin 647. midere Gr. Rud. 28, 12.
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  • — 166 —
  • 1313. Die weite Yerbreitting dieser epischen Formel hat Jänicke
  • zu Biterolf 10172 nachgewiesen, vgl. auch Vogt SM. S. CXLVIII.
  • 1315-1326 werden am Besten ausgeschieden, da sie die klare
  • Schilderung nur verwirren. Nachdem der Grraurock den Stoss er-
  • widert, springen Beide ab, die Ritter drängen neugierig herzu, die
  • Kämpfer bieten sich die Speere, dann springt Orendel plötzlich wieder
  • in den Sattel, und obwol er dem Riesen zuruft „Stich fröhlich!"
  • heisst es gleich weiter: er stach, ohne ein Wort zu sprechen.
  • Es sind das eine Reihe bekannter Kampfformeln, wie sie jedem
  • Schreiber in den Ohren klangen, sodass er seinen Text oft genug
  • nach eignem Gutdünken damit ausschmücken mochte.
  • 1327 f. lässt Ettmüller reimen fallen : Bit dem helfande.
  • 1340. „Oder du giebst es für nichts hin".
  • 1349. Ansprechend und für den Elephanten jedenfalls bezeich-
  • nender ist Ettmüllers Conjectur ktmder für wunne,
  • 1353. wal = „Kampfplatz" ist in unserm Gedichte immer
  • Masculinum.
  • 1361 f. vgl. Si bäten al geltche Beide arme und rtche
  • Biterolf 7041. Do giengens alle geltche Arme unde rtche Dietr.
  • Fl. 6951. Ich hit üch edle geltche Armen unde rtche Rother 818,
  • vgl. 5060. H Ernst B 371. 5521. — Si spräken al geltke Arme
  • ende rike Eneide 9253. Nu sprächen stalle geltche Bede arm
  • und rtche Arm. Heinr. 1519. Do sprächens alle geltche Beide
  • arm und rtche Parz. 222, 7. AUe geltche Beide arm und rtche
  • Oute Frau 43, vgl. 685. 1445. 2231. 2779. Her komen al geltche
  • Arme und da zuo rtche Out. Oerh. 691, vgl. 839. 5541. Ind
  • ritter al geltche Beide arm und rtche Crane 1735. Do von
  • hörent alle gliche Beide arm und rtche Lutw. Ad. u. Eva 322.
  • Auch diese Formel rührt bereits von Otfried her: Arme ioh riche
  • giangun imo al giliche I, 27, 8.
  • 1364. Sinken vgl. Diefenbach Oloss. 533 a unter sidere.
  • 1369 f. habe ich den Versen 1331 f. gleichgemacht.
  • 1375 f. vgl. Sine hende er über sich bot : Herre nü hilf
  • mir üzer not Mor. 769, i. Sin beide hende er üf bot Wan in
  • betwanc groziu not Osw. 2711.
  • 1396 f. vgl. 1674. Der Reim zwifel : folkwige auch Kehr.
  • D 14, 11.
  • 1398 f. vgl. 1676 f. Und wer üf der vart wirt erslagen
  • Des sU muoz groze gnäde haben Osw. 1483. 2772.
  • 1402 f. vgl. Si machten ungevUege den strit Si sluogen
  • den heiden groze wunden wtt Osw. 2821. — Si slügen wunde
  • wite : strite Kehr. D 9, 27. Do irhup sich ein gestrite Do slüge
  • wunde wite Or. Rud. 12, 17. Doe kerde EnSas Hene weder in
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  • — 167 —
  • den strtt He sloech die wanden vele «^;z^Eneide7766. Anmanegem
  • herten strtte Er sluoc munden wtte WigaJois Pf. 296, 25.
  • 1405. 8i vähten einen sumerlan^en tac Osw. 2835.
  • 1415. Die Lesarten ergeben, dass hier zwei Verse in U ge-
  • standen haben, die sich nicht wieder herstellen lassen.
  • 1437. Ueber die Verbreitung dieser Formel hat Vogt, SM. S.
  • CXLVin gehandelt.
  • 1439. Obwol D an dieser Stelle durch P unterstützt wird:
  • so kert her stoltzer jüngling vn lasset vnsz iasz mit ainander
  • reden, so glaubte ich dennoch fi" folgen zu müssen, ebenso V. 1467,
  • wo P mit D liest: das jr allso mit ainem frömbden ihid aygen
  • hnecht hoset. 1459 umarmt ja Bride den Graurock, und nur das
  • kann ihr Merzian vorwerfen: das Original wird die Formen kosse,
  • kossent gehabt haben, woraus leicht kose werden konnte. — Orendel
  • wird hier eines rehten keisers kind genannt, während doch Ougel
  • stets König genannt wird.
  • 1469 vgl. 1490. Ueber diese Verbindungen {luie küm£, wie
  • holde, wie schiere etc.) vgl. Vogt SM. S. CLIV.
  • 1486 f. vgl. 2612. *2617. Do daz der cappelän bevant
  • Züsamen twang er sine hant Mor. 331, i. Morolf der listige
  • man Die füst twingen began ebda. 365, i.
  • 1488 f. vgl. 2013. 2613. *2619. *2666. 2668. 2786. Die
  • verschiedenen Spielarten dieser beliebten Formel haben Jänicke zu
  • Wolfd. B. 372 (DHB IV, 292) und Vogt SM. S. CXLVI f. ein-
  • gehend besprochen. Ich füge noch einige Stellen hinzu: Osw. 3299.
  • H Ernst B 1291. Mb. 1554. Kudr. 1493. Laurin 465. 1383.
  • Sigenot 5, 4. 18, 4. Eckenl. 244, 7. Roseng. Gr. 1258. 1394.
  • 1760. — Aus höfischen Dichtern: Doe sloech der helet Pallas
  • Turnö einen soliken slach Dat he dar neder lach Eneide 7544.
  • Oap im Drömits einen slac Daz stn houbet üf der erde lac
  • Albr. V. Halb. XITE, 175. Ind gaff den van&ti vorer eynen slach
  • Dat heg gerade doit lach Karl Mein. 61, 34. Oab sy jr selber
  • ainen schlag Das sy todt nider lag Wigamur 332.
  • 1497. Ich habe mit EttmüUer binden gebessert im Hinblick
  • auf V. 1512.
  • 1509. nim hin nach P, vgl. Einleitg., ebenso zuo einem
  • knehte (vgl. V. 2204).
  • 1523. Rennen ist eigentlich ein Causativum, da man aber
  • das selbstverständliche Object „das Ross*' schon frühe unausgedrückt
  • liess (wie auch hier), ist es mit der Zeit ein Intransitivum geworden,
  • das dann für jede schnelle Bewegung, nicht nur für die des Reitens,
  • gilt. Die alte Bedeutung steckt noch in dem thüringischen „Renn-
  • steig" = Reitweg.
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  • — 168 —
  • 1532-1539 vgl. 3464-3471. Er saetes schön ze tische Er
  • gap in braten vische . ... Er gap in zamez und unltpraet
  • Quote sptse also wol bereit Der oMerbesten spise genuoc So
  • mam vür hirren ie truoc Osw. 125 flf., vgl. 705 flf. Man gap
  • in aMes des genuoc Des man ie kunegen für getruoc Virg. 216, i,
  • vgl. 771, 1. 925, 1. 967, 1. Man gap in (dies des genuoc .truoc
  • Laurin 1128. Do was aMes des genüc Daz die erde ie getrüc
  • V. Sente Brand. 1119. — Des vant man alles da gmoech Des
  • water ende lant droech Eneide 391. He sal in desen lande AUes
  • des hebben gnoech Des die erde ie gedroech ebda. 556. Sves da
  • ieman wolde Des gap man ime genoch Witt vn zam mxtn da
  • vure truch Gr. Rud. 7, 13, vgl. 27, 26. Do man do vur si truc
  • Vö spise me danne gnoc Herbort 789. Vn gap in aües des gnoc
  • Des die erde ie getruc ebda. 16818. — Man setzt die braut zu
  • tische Man gab ir wildbrät und fische ühl.Volksl. 122, 4, vgl.
  • 299, 16.
  • 1542 f. mussten mit Hinblick auf V. 1563 gebessert werden.
  • 1569 habe ich auf P gestützt (vgl. Einleitg.) nach V. 1865
  • hergestellt. Auch Ettmüller hat so gebessert.
  • 1570 f. vgl. 1866 f. Der al die werlt geschaffen hat Der
  • gebe mir helfe unde rät Wigalois Pf. 113, 39.
  • 1574 f. vgl. 3506 f. Des morgins alsiz dagede Der spile-
  • man havede Behangen sine krame Rother 3116. Des morgens
  • dö ez tagete : habete Eilh. Tr. 6775, vgl. 3991 (ijagete). Des
  • morgens alsez tagete : sagete Kehr. D. 359, 13. Des morgens dd
  • ez taget : m^et Marg. Mart. 217. Des morges do ez tagete : sagete
  • Herbort 1295. H Ernst B 1620. Gute Frau 536. Eraclius 4739.
  • 1594 f. Der himdische degen (: geben) wird Christus auch
  • 2499. 3438. 3514. 3554 genannt, sonst himmlischer hSre oder iwaw.
  • 1603 nach F, vgl. Einleitg.
  • 1613 f. vgl. 2439 f. Eine ähnUche Scene Osw. 3298.
  • 1623. Die Umarbeitung in H zeigt, dass hier ein unreiner
  • Reim gestanden hat. Auf das Richtige führt denn auch die Ver-
  • gleichung von 2448, denn ob D ist unpassend. Bi dem häre ist
  • ungeschickte Besserung von U, um den ungenauen Reim zu ver-
  • bergen.
  • 1630 vgl. Dekein wäfen ez vermmit Älsö^vesticltche ez sneit
  • Walb. 879. Daz was einer spanne breit Isen stahel stein ez
  • sneit (vgl. die Lesart von H) Laurin 199. Die so wol sniden
  • Daz si keinen stahel hot nith gemiden Wemh. v. Elmend. 767.
  • Der Reim kehrt Or. 3624 wieder.
  • 1634 f. vgl. 3778 f. ist eine beliebte Formel, die sonst aber
  • in unserm Gedichte nicht vorkommt, das die gleichbedeutende Bin-
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  • — 169 —
  • dung er gieng dl gerihte Da er ... . tviste vorzieht. Im Reime
  • : wigant begegnet die zweite Zeile V. 1682. 1852. 2559. Wie
  • verbreitet diese Reimverbindung in der Volksepik ist, zeigt die
  • Uebersicht Vogts SM. S. CXLIV f., zu der ich noch nachtrage:
  • Wiener Osw. 347. 1182. H Ernst B 675. Kudr. 1307. Biterolf
  • 8162. Walb. 551. V. Sente Brand. 1529. — Auch höfische Dichter
  • gehen ihr nicht aus dem Wege: Der böte gähte dö zehant Da
  • er einen Herren vant Gregorius 2347. 8i Mrte von in sä zehant
  • Da si Parzevälen sitzen vant Parz. 779, 17. Ich kerte von in
  • sä zehant Da ich den burcgräven vant Gut. Gerh, 2383. Wart
  • gewiset sä zehard Hin da er den begraben vant Barlaam 397, 19.
  • Der gräve gienc sä zehant Da er stnen gast vant Gute Frau
  • 719, vgl. 2253. Valke ginc al zehant Da her Staren stnen
  • gesellen fant Crane 463. Der süsse Jhesus quam ze hant Da
  • he den marggrauen vant Reinbot 1774, vgl. 2050. Die kristen
  • vuoren wider zehant Da man die herberge vant Mai u. Beafl.
  • 124, 1, vgl. 70, 11 {ilant). Aehnlich ist auch Eneide 12877: End
  • gienc da he den koninc vant: hant oder Herbort 1219 lant^Da
  • er peliam vant.
  • 1637. Nim hat auch EttmtUler richtig erschlossen, ohne P
  • zu kennen.
  • 1638. Sanct Pancraziens (so mit P, vgl. Einltg.) Heiltum
  • schützt auch das Hemd, das Wolfdietrich von Sigminne empföiigt
  • Wolfd. B 349, 3. 688, 1. 695, 4. Ueber andere ähnliche Heiltümer
  • vgl. Jänickes Anmkg. zu ersterer Stelle.
  • 1641 vgl. den oberen sig gewinnen Wolfdietr. D IV, 44, 4.
  • V, 26, 2. 182, 2. Vni, 128, 8. Nement si nu den obern sige
  • Diemer DG. 210, 5.
  • 1650. Wegen der Umstellung der hier in HD folgenden Verse
  • vgl. Einleitg.
  • 1656 f. vgl. 1870. 1942. 1986. 2249. 2696. 2729. 3632.
  • Morolf der mSre helt gut Ze dem portener in ein kam^er sich
  • hüp Mor. 293, 1, vgl. 325, 1.
  • 1658 f. iSi wrfen uf diu burgetor Ja uonden si da uor
  • Di aller besten wigande Kehr. D. 134, 28. Beslozzen umrden
  • dö diu tor Böaz der gie gewäfent vor Wigalois Pf. 189, 8. Da
  • warff man auf die burgdor Die hayden beraiten sich davor
  • Wigamur 3208.
  • 1679, Sollte U unter die trehttn Maria verstanden haben?
  • 1695. Derselbe volksmässige Zug findet sich in Morolf und
  • wiederholt in Wolfdietrich, vgl. Vogt SM. S. CXLVH.
  • 1696. Das von H ganz entstellte scharsach = scharsähs er-
  • höht die Anschaulichkeit des Kampfes ungemein: dreimal bahnt er
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  • — 170 —
  • sich eine Gasse durch die Heiden, indem er sie gleichsam wegrasiert
  • mit seinem trefflichen Scheermesser — welch wilder Humor! Zu
  • schar sack vgl. auch Seemtiller zu Seifr. Helbl. HT, 78.
  • 1702. Aus rümen 1700 ist hier ein Verbum der Bewegung
  • „sie flohen" oder dergl. zu ergänzen.
  • 1711 f. sind nach P ergänzt, vgl. Einltg. Ebenso vierten 1720.
  • 1730 f. sind hier durchaus nicht so „total widersinnig", wie
  • Harkensee S. 14 meint, der sie aus V. 3139 f. eingeschoben glaubt.
  • 1734. Met dnre eUenthachten haut Eneide 7769. Vgl. auch
  • Vogt, SM. S. CXLVm.
  • 1735 f. Da mohten die geste Haben gute reste Genes. D.
  • 42, 28. Die vnkunden geste Funden gute reste Wigamur 4373.
  • 1741. fluhen nach JP: die empfluhen jm in ainen finstern
  • than und auff die Alben. U verschrieb daraus sahent, und dieser
  • Fehler veranlasste die weitere Aenderung in D,
  • 1762 f. vgl. 1819. 1884. 2153. 2239. 2371. 2459. 2935.
  • 2955. 2973. 3023. 3268. 3430. 3452. 3642. 3852. Eine der
  • gewöhnlichsten Reimformehi, vgl. Osw. 261. 937. 1147. 1891.
  • 2107. 2205. 2347. 2487. 2549. 2633. 2645. 3111. Wiener Osw.
  • 331. 1102. 1318. Rother 1712. 2583. H Ernst B 677. 719. 4635.
  • 4639. 4643. 4815. 4933. 5269. 5477. 5505. 5713. 5729. 5891.
  • Kudr. 516, 3. Biterolf 957. 1781. 1895. 2629. 5439. 5813. 8167.
  • Walb. 65. Dietr. Fl. 5085 u. s. w. Uhl. Volksl. 100, 13. 185,
  • 7. 17. 189, 5. 2. — Aus höfischen Dichtern verzeichne ich: Er
  • vrägte den wirt ma^e Waz im geschehen wabere Iwein 4433.
  • Do hiez er vrägen der maere Wes diu burc waere Parz. 16, 29,
  • vgl. 241, 1. 381, 5. 577, 27. 793, 19 u. s. w. und seite maere
  • Wie ez gevarn waere Tristan 2450, vgl. 2624. 3163. 9770.
  • 13625 u. s.w. Unde seite da ze mere Daz er ein koufman were
  • Barlaam 37, 19, vgl. 138, 35. 285, 23. 396, 21. Er kam und seite
  • maere Wie ez ergangen waere Gut. Gerh. 1311, vgl. 1363. 1445.
  • 2971. 8ä frägete er der maere Wä sin friundtn waere Flore
  • 2137. Den wiert frageten si der maere Wer des landes h&rre
  • waere Reinbod 618, vgl. 5156. Der vrägede ime der m^re Wiez
  • ime ergangen wSre Grane 239. Do sagtens in diu maere Waz
  • in enboten waere Mai u. Beafl. 144, 22. Er fragt in der m.aere
  • Von wan sin reise waere Meleranz 5393. Do fragte ern nüwer
  • mSre Wanne er komen w^re Albr. v. Halb. XIV, 173. Dem
  • konige käme mere Daz Jason kome were Herbort 521. 8i fragten
  • in der maere Wiez im ergangen waere Wigalois Pf. 34, ii, vgl.
  • 41, 15. 44, 20. — Biese reich entwickelte Formel rührt bereits von
  • Otfiied her; Joh zeUent u/ns ouh märi ^n sun sin fater uuäri
  • I, 3, 16, vgl. I, 17, 12. 21, 11. n, 4, 26. Er vrägeda waz da
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  • — 171 —
  • m^e In JersaUm were Friedb. Crist MSD' 81, 52. Sie erscheint
  • noch im 15. Jahrhdt. bei dem Büheler: Der sagt sy die mere
  • Wie es ir gangen were Dyoelet.3675, und lebt noch im 16. Jahrhdt.
  • fort: Fraget den held der rechten mer Wie es im doch ergangen
  • wer Teuerdank XXXHI, 99, vgl. XLI, 45. XLIII, 110.
  • 1788. Bride bedient den Graurock selbst beim Bade. Bekannt
  • ist das Bad des jungen Parzival bei Grumemanz, wo er ebenfalls
  • von jungen Mädchen bedient wird. So wird auch Wigamur (Y . 1232 ff.)
  • von weiblichen Händen „geriben und gezwagen^^ und die Pariser
  • Liederhandschrift zeigt uns auf einem Bilde Herrn Jacob von Warte
  • im Bade sitzend und von vier Jungfrauen bedient (v. d. Hagen,
  • Büdersaal XI).
  • 1799 f. vgl. 2840. 3475. 3750. 3864. Auch diese Formel
  • hat sich ein grosses Gebiet erobert. Aus den Volksepen darf ich
  • mir Beispiele sparen. Do si alle frö säten End dronken ende
  • gäten Eneide 13153. Die da vor hem säten Si dronken ende
  • äten ebda. 11009, vgl. 3759. 12888. Do sie vil vroliche sazen
  • Vn trunken vn azen Gr. Rud. 27, 26. Si mit freuden äzen Da
  • se an ir bette säzen Parz. 273, 27. AI umhe in säzen Trunken
  • unde äzen Flore 3011. Vil schiere dö st gäzen Und eine wile
  • gesäzen Gut. Gerh. 717. Er hiez daz st nider saessen Beidiu
  • trunken und ouch aezen Br. Phil. Mar. 3064. Da de fursten
  • inne saessen Bede truncken ind aessen Karl Mein. 31, 17. Vn
  • nider gesazzen Oetruncke vn gaze Herbort 2751, vgl. 781. An
  • dem tische säzen Trunken unde azen Wigalois Pf. 48, 20. Vor
  • dem künig alle sassen Truncken vnd assen Wigamur 2541. Die
  • ältesten Belege bietet abermals Otfried: Giböt er thaz sie säzin
  • mit imo al sam^an äz^n IV, 9, 18, vgl. IV, 2, 14. 10, 2. 11, 1.
  • HI, 6, 43. V, 5, 1.
  • 1815 f. sind hier ganz widersinnig. Das voraufgehende Vers-
  • paar hat das zweite mechanisch nach sich gezogen, vgl. V. 1628.
  • 1818. So liegt auch Siegfrid bei Brunhild und Wolfdietrich
  • bei der Tochter des Heidenkönigs in Falkeneis. Vgl. auch JGr.
  • DRA. 168 ff.
  • 1874. waeher langer nach der Prosa (vgl. Einleitg.). „Du
  • zierlicher langer Herr!'*
  • 1885. kleiner nach P, vgl. Einl.
  • 1890. Es ist falsch, dass der Graurock vor Bride am heiligen
  • Grabe betet. Dieser tut es erst, bevor er in den Kampf reitet
  • V. 1948 ff. Es wäre auch unserm Dichter gar nicht zuzutrauen,
  • dass er uns, während er Brides Gebet ausführlich mitteilt, den In-
  • halt von Orendels Gebet vorenthalten sollte. Vielmehr betet Bride
  • für Orendel am Grabe, ihr allein erscheint der Engel, sie beruft
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  • — 172 —
  • auch darauf die Tempelherren. Demnach ist der Text zu ändern,
  • und die nach 1893 folgenden Verse sind zu streichen, wie es auch
  • Ettmüller getan hat.
  • 1920 f. vgl. Bi handen si sich viengen Oegen Rüedegire
  • si giengen Dietr. Fl. 4893. Bi handen sie sich viengen Je zuö
  • wnd zwo neben einander giengen Rahenschi. 140, 5. 6. — Dö
  • sie von dannen gingen Bt den hendin sie sich vingen Eilh. Tr.
  • 5697. Bei handen si sich viengen Einen vnsemftenwecsi giengen
  • Tund. Hahn 54, 50. Be handen si sich viengen Üf den hof si
  • giengen Tristan 16712. Bey den henden sy sich fiengen In den
  • hoff sy giengen Wigamur 5721. — Ueher die Sitte und ihre Ver-
  • breitung vgl. W. Hertz, Spielmannsbuch, S. 328.
  • 1934. Dasselbe Bild begegnet Fastnachtssp. K. I, 460, 19:
  • Er war von uns nit genesen War er als ain tum gewesen.
  • Sitzen alsam ein tum ist ein bekanntes Bild.
  • 1941. MöglicherjWeise ist für meineide hier meine zu lesen,
  • ebenso V. 2350.
  • 1945. weihen ist Coiyectur von Bartsch (Germ. V, 117), der
  • dabei auf Rol. 278, 19 hinweist: Dd sahen si von den heiden
  • Manegen vanen weihen.
  • 1957. hewarte sich geht nicht etwa auf die Ausrüstung zum
  • Kampfe, sondern es heisst hier: „er nahm das Abendmal", wie auch
  • P zeigt: vnd empfieng auch das hochwürdig Sacrament dartzü
  • er gantz geschieht was \ mit heicht vn jnnigkait \ in aller form \
  • als oh er yetz sterhen solt. Bewarn in dieser gar nicht seltenen
  • Bedeutung ist wol einfach die Uebersetzung des lateinischen munire
  • (i. e. sacramento) oder providere. Von letzterem das österreichische
  • „Provisor" als geistliche Würde und providieren Schm. Bair. Wb.*
  • I, 474.
  • 1958 f. vgl. Unde als ez got wolde Daz ez wesen solde Exodus
  • 2953. Oh ez got also wolde Daz er noch leben solde Trist. 4175.
  • 1961. Für Einen ist wol besser Sinen zu lesen.
  • 1962 f. habe ich nach P hergestellt: soüte ich mein lehen
  • in ainem stdchlen halszhand Verliesen \ so will ich es got meinem
  • herrn vil lieber in disem Rock au ff geben. Sinne = „Leben" ist
  • unerhört, und dass leben hier wirklich in U gestanden hat, beweist
  • das es des folgenden Verses in D. Vgl. auch V. 2711.
  • 1985. lieber diese Umkleidung der Verneinung, ein Merkmal
  • volkstümlichen Stües vgl. Zschr. f. d. Phil. XIX, 469. 454. Für
  • fuoz in dieser Verbindung bringt Lexer ni, 580 zahlreiche Belege.
  • Vgl. auch Vogt, SM. S. CXLVI.
  • 1992 habe ich mit Hinblick auf V. 1996 aus der gleich-
  • lautenden Stelle V. 2735 eingesetzt.
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  • — 173 —
  • 1999 f. vgl. 2772. Üf einander* si dö stächen Diu sper si
  • beide brächen Lanrin 661. Vgl. auch H Ernst B 5553. — Ritter-
  • lich sy stachen Das jr sper bayde zerbrachen Wigamur 2967.
  • Vgl. auch Willeh. 85, 19. Parz. 57, 25.
  • 2001 f. vgl. 2774. TJnder die schilte si sich bugen Zwei
  • scharpfiu swert si dd zugen Laurin 665. Under zwene schilte
  • si sich bugen Zwei scharfe swert si dd erzogen Virg. 52, i.
  • 2023 f. vgl. 2800. Wire er in dem strtt erslagen
  • 8ö wolte ich in wol verclagen Mor. 83, 3. Ir wirt so vil von
  • uns erslagen Daz sie ez nimmer mugen verMagen H Ernst B
  • 3775. Und ob du vor den handen mm Also ze tode waerst
  • erslagen So möhte ich nimmsr dich verklagen Biterolf 672. —
  • Dat du worde erslagen Ich enmach dich niemer verklagen
  • Eneide 8029.
  • 2047 f. vgl. 2297. 3334. Si heten umbe ir bein Vü manegen
  • stältn zein Exodus 2895.
  • 2052. giren sind eigentlich die keilförmig geschnittenen Zeug-
  • stücke, die unterhalb des Gürtels in das Kleid (oft verschiedenfarbig)
  • eingesetzt werden, um einen reichen Faltenwurf zu erzielen. Dann
  • bezeichnet das Wort den Schoos des Kleides überhaupt, endlich
  • speciell den Schoos der Brünne, in welchem, um zu Pferde sitzen
  • zu können, die sogenannten „slitze" (Parz. 207, 22) angebracht
  • waren. Dieser Schooss hat nun an unsrer Stelle 4 Zipfel oder
  • „geren" (die noch dazu mit GTold verziert sind, vgl. Mb. 656),
  • damit man daran die Königin erkenne. Vier Greren am Rocke waren
  • auch das Abzeichen der Herzöge von Kärnten (vgl, Otachers Reimchr.
  • 183^). Ise als Herzog hat V. 2302 eine Brünne mit nur drei
  • goldenen Geren. Nach Gr. DRA. 940 kamen Röcke mit bis
  • 30 Geren vor.
  • 2062. Auch Bride springt ohne Stegreif in den Sattel (vgl.
  • Anmkg. zu V. 990), sitzt also wie ein Mann zu Pferde; so auch
  • Dido Eneide 1740 f. (Vgl. auch Weinhold, D. d. Fr.^ II, 204).
  • 2071 f. vgl. 3724. 3776. 3858, auch 3848. Die porte die
  • wart üf getan Mörolf wart in die barg getan Mor. 320, 1. Tor
  • vnt tör wart vf getan Vnt die herren in lan Konr. v. Heim.
  • Urst. Hahn 118, 72. Die tor wurden aufgeton Erst ward ich
  • eingelon Böhme, Altd. Liederb. 148, 5, 9 f.
  • 2073. „Die heiligen sieben Gaben unseres Herren' ' heissen
  • sonst „die sieben Gaben des heil. Geistes", so im Gedicht von der
  • Siebenzahl (MSD® XLIV, 2, 3. vgl. auch Anmkg.), in einer Beichte
  • des 14. Jahrhdts. (MSD* S. 619, 58), in Arnolds Loblied auf den
  • heil. Geist (Diemer 346, 26). An letzterer Stelle bezeichnen die
  • sieben Gaben die sieben freien Künste. Im Gedichte der Ava von
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  • — 174 —
  • den Gaben des h. Geistes (Diemer 276, 4) sind sie die sieben Tugenden,
  • die sich mit den sieben Teilen des Menschen verbinden. Was sie an
  • unserer Stelle bedeuten sollen, ist unklar. In den von Pfeiffer Zschr.
  • f. d. A. Vin, 276 herausgegebenen Mariengrüssen vdrd übrigens
  • auch Christus als „der siben gäbe wirf* bezeichnet.
  • 2107. Ueber heben in der hier geforderten seltenen Bedeutung
  • „halten*' vgl. Heyne DWB. IV, 2, 722.
  • 2114. Eine ähnliche Situation findet sich in der Thidrecsaga,
  • Unger cap. 115, wo Biterolf und Dietleib von den 12 Mannen
  • Ingrams angefallen werden: Nv er hitt mitt rad.at hvartveggi
  • occarr stigi af sinvm hesti . oc hvarr occarr snvi sinv baki til
  • annars.
  • 2117 f. vgl. 2325. Swaz er ir mohte erlangen Der leben
  • was ergangen Strickers Karl 5503.
  • 2i74. Auch Ettmüller liest intspenet nach V. 2188. Ver-
  • want sind nhd. „abspenstig, widerspenstig**.
  • 2195. Auch Rother 3052 f. und Mb. 316 vdrd Gold in
  • Schilden zugemessen. Aehnlich bietet auch Walther von Aquitanien
  • seinem Blutsbruder Hagen einen Schild voU Gold als Sühne : riUilo
  • umbonem complebo metallo Walthar. 1263.
  • 2200 hätte ich besser unter den Text verweisen sollen, der
  • Vers ist von D eingeschoben, und U hatte hier eine Morolfstrophe,
  • vgl. Einleitg.
  • 2224. Ueber Mäntel als Geschenke vgl. Kinzel, zu Alex. 629.
  • 2274 vgl. V. 3000. Von Samson berichtet die Thidrecsaga
  • cap. 1 (Unger): Hans andlit var langt ok breitt . hardlikt ok
  • grimlikt.millum hans augna t;ar sjponn, und später cap. 195
  • heisst es dort vom Riesen Etgeir : oc a milli hans avgna var vel
  • sva alnar,
  • 2288. Die Nähte mit Gold Verzierungen zu besetzen galt für
  • besonders vornehm (vgl. Weinhold, D. d. Fr. I, 181. H, 262. 275).
  • 2292. Ettmüller übersetzt „Da war nirgend ein Kämpe, der
  • ihm einen Schlag gegeben hätte**. Das ist falsch, denn V. 2294
  • verliert dadurch jeden Sinn. Es isc vielmehr zu bessern: „Da war .
  • nirgend ein Kämpe, der ihm keinen Schlag gegeben hätte**. Darauf
  • führt auch die Prosa: Nu was kain Fürst noch Ritter dabey\
  • er schlug jn auff seinen halsz \ des lachet er vnd sprach
  • schimpflich \ ich vergilt euch da^ \ so ich schirst mag. Dadurch
  • wird aber die Stelle bedeutungsvoll, denn sie belehrt über eine bei
  • Verleihung der Herzogswürde übliche Ceremonie, für die meines
  • Wissens sonst kein Beispiel vorliegt: nachdem der zum Herzog Aus-
  • ersehene mit dem herzoglichen Gewand bekleidet und mit dem
  • Schwerte umgürtet worden ist, giebt ihm jeder der beiwohnenden
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  • — 175 —
  • Ritter einen Schlag, und er muss versprechen, diesen Schlag zu
  • vergelten, sobald es möglich sei (natürlich im Turnier). Dann legt
  • er die Brünne mit drei Geren, Abzeichen seiner neuen Würde, an,
  • springt ohne Steigbügel auf das Ross (wobei ihm zugerufen wird
  • „Des Sprunges walte Gott!") und reitet zum Turnier (wie der junge
  • Ritter nach der Schwertleite), nach dessen glücklichem Ausgang ein
  • grosses Fest gefeiert wird (was hier nur durch die Geschenke an
  • die Fahrenden 2331 ff. angedeutet ist). Darauf gebietet der neue
  • Herzog, seine Würde sogleich ausübend, eine Heerfahrt. — Nicht
  • recht klar sind die Verse 2317 f. Dass sie nicht mehr (wie Ett-
  • müUer und v. d. Hagen wollten) Worte Orendels, sondern Ises sind,
  • lehrt die Prosa: Hertzog Eys vermasse sich \ das sper seinem
  • herrn selbs vor zu füern. Vielleicht steckt darin eine alte Formel,
  • in der der zum Herzog Geschlagene seine Bereitwilligkeit zum
  • Turnier zu erklären hatte.
  • 2323. Ettmüller liest Bidaren ind gebüren Sm turnei wart
  • ze süre, aber die Interpunction ist falsch : Bauern durften am Turnier
  • unmöglich teilnehmen, zudem war ihnen ja im 12. Jahrhdt. noch
  • das Waffentragen verboten. Es scheint aber nach dieser Stelle, als
  • ob man sie als Zuschauer bei dem Turnier geduldet habe.
  • 2325. Die Prosa fasst das Turnier als wirklichen Kampf auf:
  • Die port tvard auff gethon \ vnd sy ritten manlich vnder die
  • feindt . Künig Ärenndel vn Hertzog Eysz rantten mitt gantzen
  • krefften an die hayden \ vn valten der in kurtzer Zeit mer
  • dann fünfhundert \ darnach fachten sy mit Schwertern an sy \
  • vnd schlügen jr on zal vü zu tod \ welche sich aber tauffen
  • wolten lassen die Hessen sy leben. Also fachten die zwen man \
  • die andern müsten all des hayligen grabes hütten \ auff das ob
  • die Hayden hynderhüt heten \ damit sy dem hayligen grab \
  • schaden wolten \ daz man das möcht fürkomen. Als aber dise
  • zwen mann die Hayden all erobert vnd betzwungen heten \
  • körten sy mit grossen eern vnd freüden gen Jerusalem, Ver-
  • anlassung dazu waren offenbar V. 2325 ff., die allerdings den Versen
  • 2117 ff., wo wirklich vom Kampfe die Rede ist, entsprechen. Aber
  • Brides Mannen sind ja sowol Christen wie Heiden (vgl. bes. V. 1434),
  • und der Christen schont Ise, wie ihm Orendel V. 2315 anempfolen:
  • nur gegen die Heiden richtet er seine Lanze.
  • 2332. pfeller durchslagen kommt meines Wissens sonst mhd.
  • nicht vor, indem durchslagen durchweg sonst mit einer näheren
  • Bestimmung {mit golde, gesteine, berlen oder dergl.) versehen ist.
  • 2334. Die Form hüvesch, hübesch, welche sich schon früh
  • neben hövesch entwickelt hat, hat die Bedeutungen des Feinen,
  • Wolanständigen in Sitte und Gebahren sowie des Anziehenden,
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  • — 176 —
  • Schmucken der äusseren Erscheinung mit letzterem gemein. Daneben
  • aber hat sie eine Bedeutung entwickelt, für die unsre Stelle zu-
  • gleich der älteste Beleg ist. Est ist dieselbe Bedeutung, die mit
  • den Zeitwörtern höveschen, hübeschen und hovieren schon frühe
  • verbunden wird, die des „Unterhaltenden". Da nun eine Haupt-
  • aufgabe der galanten Unterhaltung in Darbringung eines Ständchens
  • bestand, so gehen die genannten Verba bald in den Begriff des
  • Musicierens über. Von den Spielleuten war man aber Musik und
  • lustige Unterhaltung zumeist gewohnt, und oft genug mochte man
  • sie auch zu derlei musikalischen Ständchen nötig haben, so werden
  • denn auch die Spielleute als hofier er oder hoveliute bezeichnet (vgl.
  • Schmeller, Bayr. Wb. I, 1062, wo aber hofieren nicht zutreffend
  • erklärt ist, als „den Höfen nachgehen, um aufzuspielen"). Daneben
  • kommt nun auch die Bezeichnung hübsche litde vor, für die Lexer,
  • 1, 1367 nur zwei Beispiele aus späterer Zeit beibringen kann. Die
  • Prosa schreibt hier deutlich: die ergab sy all den spieUeütten
  • vn farender dyet (vgl. Einleitg.).
  • 2341 vgl. 2401. 3681. tagmeide iheide Wolfd. D V, 141.
  • Sigenot 9, 3. Gregor. 3595. Flore 2953. Fussesbr. 1335. Tristan
  • 16764. Mai u. Beafl. 109,39. Barlaam 397, 11. Heidin 275(Kolocz.
  • Cod. 198). Das Wort tageweide muss uralt sein, nur ein noma-
  • disierendes Hirtenvolk konnte solches Längenmass erfinden. — Höh
  • und heide reit der Jmene bam Wolfdietr. D VH, 1.
  • 2394 vgl. 2409, auch 224. 1141. 1281. Osw. 271. Walb.
  • 1127. Wigalois Pf. 102, 2. Da vore lagen sie daz ist war Me
  • dane ein halp iar Daz sie se nicht mochte gewine ' vnminen
  • Gr. Rud. 12, 20. Ir muget mit deheinen sinnen Schoener mbe
  • da niht gewinnen Warnung 265 (Zschr. f. d. A. I, 446).
  • 2351 f. vgl. 2501, auch 1474. Ein reich entwickelter Formel-
  • typus, vgl. Osw. 539. 967. 1069. 1297. 2311. Mor. 223. 224.
  • 741. 765. H Ernst B 445. 1103. Brandan 1063. Nib. 1257. Kudr.
  • 696. 1222. Laurin 895. Walb. 243. 507. 701. 765. Dietr. Fl.
  • 779. 1444. 1829. Wolfdietr. A V, 332, 3. D X, 45. Virg. 696, 1.
  • — Kehr. D. 351, 29. 405, 18. Exodus 1259. 1867. Marg. Mart.
  • 179. Marg. (Zschr. f. d. A. I, 152) 549. — Zu hant des morgens
  • vrü Wapente he sich dar zu Eilh. Tr. 1619. Des morgens vele
  • froe Der borch Mrde er aver toe Eneide 7267, vgl. 4395. Des
  • and'n morgenis uil frv Chris spc blantsflvre to Floyris 198
  • (Zschr. f. d. A. XXI, 325). Des naehsten maentages fruo Diu
  • frouwe bereite sich dar zuo Eraclius 707. Dar nach eines tages
  • vruo Sach man dort riten zuo Iwein 3703. Der marcräve des
  • morgens fruo Bett den fünfzehen Jcünegen zuo Willeh. 72, 17,
  • vgl. auch Parz. 379, 9. 701, 3. An dem andern tage fruo
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  • — 177 —
  • Qiiämen si der bürge zuo Reinbod 678, vgl. 1626. An dem
  • dritten morgen fruo Kam in aber unser herre zuo Konr. v. Heim.
  • Hirn. M. 795. Dyt was des veirden tages vro Dat sy der burch
  • qaam^n zo Karl Mein. 252, 19, vgl. 41, 12. 219, 62. An dem
  • driten tage fruo Do reit munic banier zuo Lanz. 3232. An
  • dem andern tage fru Oienge sie der bürge mit stürme zv Her-
  • bort 3641, vgl. 6388. 11921. Des drizehenden morgens fruo
  • Körnen si geriten zuo Wigalois Pf. 21, 29. An dem andern
  • morgen vruo Do ritens unde Mrten zuo Mai u. Beafl. 208, ii.
  • An dem andern morgen fruo Do bereite ich mich dar zuo Gut.
  • Gerh. 2527. Er bereit sich darzü Als er des andern morgens
  • frü Solte han verlorn den lip Barlaam 45, 15. Eines mäntages
  • vruo Pereit sich manic helt dar zuo Apollonius 18875. Der Reim
  • ist schon bei Otfried häufig: I, 13, 8. 19, 3. H, 4, 54. IH, 18, 8.
  • IV, 37, 29. V. 23, 45. 25, 85 etc.
  • 2367 f. vgl. 2543 f. Nune liez er niht bdiben Er hiez im
  • brieve schftben Osw. 79, vgl. 509. 1419. 2237. Do liez ers niht
  • bdtben Der heiser hiez dö schrtben H Ernst B 6003. Lot alle
  • rede beUben und heizet brieve schrtben Eraclius 1743. Em liez
  • ez niht langer bltben Stne brieve hiez er schrtben Strickers
  • Karl 3061.
  • 2399 vgl. 2680; Herzog DanUl der vngant Der nam die
  • baner in die harU. So auch Mor. 49: Ein herzöge hiez Elian
  • Der nam daz baner in die hant vgl. 382. 555. 556. Der her-
  • zöge selbe den vanen nam H Ernst B 3782, vgl. 4720. Sant
  • Oswalt dö selbe vür dranc Den sturmvanen nam er in sin hant
  • Osw. 2787. Andere Stellen bei Kinzel, zu Alex. 1165.
  • 2433 f. vgl. 3810 f. Die da behielten ir magtüm Vnt habent
  • ouch disen rüm Tund. Hahn 62, 58. Vgl. Parz. 195, 25. 458, l.
  • 463, 25. 526, 5.
  • 2455 f. vgl. Si halste in unde husten Und dructe in an
  • ir brüste Laurin 1087. Er dructez diche an sin brüst Die
  • wengelin den munt er hust Kolocz. Cod. 147, 79. — Der honing
  • in dö huste Und druckte in zu siner brüste Eilh. Tr. 779, vgl.
  • 2698. Sie twanc in zv iren brüste Lipliche sie in cüste Gr.
  • Rud. 26, 6. Dö wart der brief vü gekäst Itonß druct in an
  • ir brüst Parz. 714, 17. Und druchte ez an ir brüste Si halstez
  • unde huste Fussesbr. 1787. Vruntliche ez sie huste Und spilde
  • üf ir brüste Albr. v. Halb. XVI, 479, vgl. XXXI, 123. Trüte
  • unde huste Und twanc si an ir brüste Mai u. Beafl. 17, 27.
  • Auch dieser Reim schon bei Otfiied geprägt: Uuard uuola thiö
  • brusti thiö hrist gihusti I, 11, 39.
  • 2465. lichtem nach 3076.
  • Orendel. 12
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  • — 178 —
  • 2466 yg^. 3500. 3650 (: sang), üeber diese Formel vgl. Vogt,
  • SM. S. CXUV.
  • 2468 f. vgl. Man shtoc zuo venster unde tür Starke rigde
  • sloz man da mir Osw. 921. Dd sprach diu Hilden tohteribe-
  • sliezet mir die tür . Starker rigde viere schöz man dar vür
  • Kudr. 1330. Si sluoc n&ch ir zuo die tür Den rigd schöz si
  • vaste vür Heidin 1753. Dö si kam innerhaip der tür Do hiez
  • si holde sliezen für Ein tsnznen rigd starc WiUeh. 147, 29,
  • vgl. 113, 25. 129, 29. Parz. 19, 23. 44, 25. 236, 5. 408, 9 u.s.w.
  • 2472. kaufen heisst hier „bezalen, bttssen", eine Bedeutung,
  • die im Mhd. Wb. nicht verzeichnet ist. Hildebrand DWB V, 326
  • weist ein niederländ. iets duur bekoopen == „theuer büssen^' nach
  • und belegt diese Bedeutung auch niederdeutsch und altnordisch. Aus
  • dem Mhd. lässt sich nur Kudr. 674, 4 herbeiziehen: Si kouftenz
  • mit dem verhe, swaz man in gap golt, silher oder gimme.
  • 2478. üeber diese formelhafte Wendung vgl. die Beispiel-
  • sammlung Vogts, SM. S. CXLV.
  • 2490 f. vgl. Daz er im lieze sine hulde Und ime vergaebe
  • sine schulde H Ernst B 5897. Vgl. auch Osw. 879. 3451.
  • 2496 ist verderbt überliefert, aber jedenfalls reimlos, wie H
  • zeigt, denn der von D hinzugefügte Reimvers ist unsinnig. Ich habe
  • nach P zu bessern gesucht: got der allmächtig lasz vnnsz souil
  • lieb vnd freüden widerfam \ als Hertzog Eysen do geschähe.
  • 2506. Dass H hier tiur Flickarbeit hat ist klar, ebenso dass
  • die Lesart von D irrtümlich ist, denn der Graurock ist ja bereits
  • erlöst. Auch hier führt P auf das Richtige: Waü wölcher Haid
  • sich nit wolt lassen tauffen, der müst sterben.
  • 2511. Auch hier wie 1941. 2520 will Bartsch meine lesen.
  • 2518. Beine pf. wird nach V. 2508 in sich im verpfl. zu
  • bessern sein.
  • 2521 f. Der Reim kümge(n) : BaMonie, der 2537. 2567.
  • 3231. 3312. 3378. 3638 wiederkehrt, auch Kehr. D 159, 7.
  • Rother 2564. 3770. 3818. 3842. 4088. 4545.
  • 2585. Vielleicht ist auch hier statt dienstes mit dem ent-
  • sprechenden V. 2766 toufes zu lesen.
  • 2590. D liest Das duncket mich nit weyszlich gethan, H
  • dagegen Daz dunket mich nit missda/n. Die Prosa lautet Dise
  • botschafft beduncket mich mislich vnd nicht recht gethon, unter-
  • stützt also H, D hat erst in Folge des von U missverständlich
  • eingesetzten nit geändert. Missdich in der Bedeutung „Übel" ist
  • mhd. ziemlich selten und hier wol am Frühesten belegt.
  • 2591 f. Der Reim chunige : widere auch Kehr. D 455, 20.
  • 2598. an gSren nach P, vgl. Einleitg.
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  • — 179 —
  • 2621. D stiess sich einerseits an der ihm ungewohnten Form
  • Mde, andrerseits an der Ungenanigkeit des Reims und änderte aUe :
  • gefallen, Y. 2623 liess es durch Anhängong von Uren auf h^en
  • 2622 reimen und fügte zu Y. 2624 einen erhärmlichen Flickvers:
  • der Sinn des Ganzen wird nicht recht klar. Auch der Hdschr. machte
  • der Reim biwchstaben : klagen Kopfzerhrecheo» sie suchte ihn zu
  • hessem, ohne einen vernünftigen Sinn herauszubringen; aber in Vnd
  • heise sie hat H ein Fragment des Echten bewahrt, auf das die
  • Prosa deutlich führt: vn haisz dein herm die hüchstaben klagen
  • mit schwertschlegn hie auf den Jordan d. h. „Und heisse sie über
  • die Buchstaben Beschwerde führen mit ihren Schwertern". lieber
  • das transitive ^^Elagen" in diesem Sinne vgl. Hildebrand DWB.
  • V, 923.
  • 2631. Öot geh dem wege leit! Darin scheint eine bestimmte
  • Yerwünschungsformel zu stecken. Man wird an das bekannte Lied
  • Carm. Bur. 146 erinnert, dessen fünfte Strophe lautet: JEr sprach :
  • vrowe gewir haz Nemus est remotum Dirre wech der habe
  • haz Flanxi et hoc totum. Aehnlich auch: 8i ward dem weg
  • vn mausen gram Der mich doch an jr schaden trug Laasb.
  • Lieders. 11, 159, 94.
  • 2650. den muss es heissen, da von zwei Königen die Rede
  • ist. So auch P.
  • 2655. Der dreifache Reim scheint freilich in U nicht gestanden
  • zu haben, vielmehr war 2656 wol eine Waise, die sowol H wie
  • D durch einen etwas plumpen Zusatz mitreimen Hessen, wobei sich
  • H mit dem dreifachen Reim begnügte, während D noch einen vierten
  • Vers anflickte. In U wird etwa gestanden haben: und wart eim
  • ein hrief gesant Man liez den boten Den brief im geben
  • in die hant. Das wäre der Scbluss einer Morolfstrophe.
  • 2691 f. Diese Form des Gottesurtheils ist sehr alt, man denke
  • nur an die nordischen Holmgänge (vgl. auch Gr. DRA 928 ff.).
  • Die beiden gegenüberstehenden Heere wälen, um das unnütze Blut-
  • vergiessen zu sparen, je einen Kämpen aus ihrer Mitte zum Zwei-
  • kampf, dessen Ausgang für beide Teile entscheidend ist. Den vride
  • bannen Y. 2692 heisst: bei Strafandrohung befehlen, dass Keiner
  • den Zweikampf durch Eingreifen störe.
  • 2791. lieber diese Unterbrechungen durch Bitten um einen
  • Trunk, vgl. Yogt zu SM. 521, 4.
  • 2815 vgl. Mor. 312, 4: Mit sin selbes swerte Er im daz
  • houbet abe swanc.
  • 2816. Das Wort lebt heute noch in Bayern und Oesterreich
  • als Scheiben, allerdings nur in transitivem Gebrauch und mit der
  • verwirrten Flexion sckeibe, scheibte (selten schii), geschiben.
  • 12*
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  • — 180 —
  • 2819 habe ich nach P gebessert, vgl. Einleitg.
  • 2852 f. vgl. 2864 f. vgl. Körnest du im niht ze hdfe in
  • kurzer zU eben, 86 verliesent si alle ir leben Osw. 1735.
  • 2873 = 2894, vgl. 8d tuiri mir kriuz und krdne Wolfdietr.
  • D Vn, 217, 4 und Jänickes Anmkg. (DHB IV, 334).
  • 2887. gelodert scheint verderbt zu sein, vielleicht beraten?
  • 2907 habe ich nach V. 361 hergesteUt.
  • 2909 f. vgl. Inda quam^n in ses wochen Over mere ge-
  • vlozzen Rother 3640.
  • 2940. Die Krieger werden im Mhd. sehr häufig nach Helmen
  • gezählt; hdm in dieser Bedeutung lebt bis ins 16. Jahrhdt. fort
  • (Heyne, DWB. IV, 2, 977).
  • 2969. Ettmtiller liest mit D üz scuzen, wie könnten sie aber
  • dann aufeinander losfahren? denn die Anker üz schiezen heisst doch
  • offenbar „die Anker auswerfen, vor Anker gehen". Dass gesluzzent
  • Berichtig ist, lehrt die Prosa: Do zugen sy die ancker hoch vn
  • fürn bayde hör zu samen. Vgl. übrigens Anmkg. zu V. 341.
  • 2976 f. = 3089 f. Der künig und dye künigtn Hiesen sy
  • mlkomen sin Wigamur 2549.
  • 2988. Wie V. 3014 zeigt, ist zu lesen stuot = Gestüte.
  • 3018 ist erwer aus enwer verderbt. Die Prosa teilt diesen
  • Fehler, vgl. S. XXXV.
  • 3042. vole = „Kampfross" kommt nur in den Volksepen (doch
  • nicht in den Nibelungen) vor, in der höfischen Dichtung, so viel ich
  • sehe, nicht mehr nach Veldecke.
  • 3064. hantros ist eigentlich der „dextrarius", der zur Rechten
  • des Sattelpferdes geht, dann überhaupt ein „Reitpferd", was es auch
  • hier bedeutet. Lexer, Mhd. Hdwb. I, 1177 kennt nur einen Be-
  • leg dafür.
  • 3101. sich übe ziehen mit dem hinzuzudenkenden Object =
  • „sich der Rüstung entledigen".
  • 3103 f. vgl. Sie kamen wuUen und barfuoz Sie vielen dem
  • künige an stnen fuoz H Ernst B 5923.
  • 3104 f. Der Reim engegene : menige begegnet bereits bei Ot-
  • fried n, 3, 14. 15, 11. 13. IH, 13, 52. 20, 63. 24, 67. IV, 3, 18 etc.
  • Ferner Priedbg. Crist MSD« XXXIH, 9. Jüngl. im Peuerofen MSD^
  • XXXVI, 7, 5. Diemer DG. 28, 24. 29, 4. Kehr. D 63, 19. 159, 13.
  • 266, 21. 299, 4. 338, 5. 516, 13 etc. Rother 2983. Aus höfischer
  • Dichtung sind mir nur einige Stellen aus Eilhart bekannt: Der
  • koning ging Mrltche Tristranden engegene Mit einer grözin
  • mmege Tristr. 1320, vgl. 4055. 4849. 5827. Vgl. auch Alex. 3258.
  • 3136 f. vgl. 3172 f. 2634 f. So wird ich dester schomer
  • empfangen Beidiu von frouwen und von m^annen Osw. 450,
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  • — 181 —
  • vgl. 1881. 2021. Z>' wurde wol inphange Von wibe vn vö manS
  • Gr. Rud. 6, 27.
  • 3144. Ein Misverständnis hat hier die alte Form gd)öt (von
  • gebon) gerettet, die vermutlich für das Praeteritum von gebieten
  • angesehen wurde.
  • 3148 f. ist vollkommen nnverständlich. Die ganze Stelle muss
  • verderbt gewesen sein, da P sie ganz abweichend überliefert, vgl.
  • Einleitg.
  • 3193. gebiten heisst hier „befehlen**, eine Bedeutung, in der
  • es sonst nicht belegt ist. Auch für das einfache &i^^n = „befehlen**
  • giebt das Mhd. Wb. I, 168^ nur drei Beispiele, von denen sich
  • zwei sogar anfechten lassen.
  • 3196 f. vgl. Mor. 46, 1. Roseng. Gr. 875.
  • 3213 verstehe ich nicht. War es vielleicht Sitte die Namen
  • Derer, für deren Seelenheil Messen gelesen werden sollten, in der
  • Eorche anzuschreiben?
  • 3233 f. vgl. 3314. 3380. Du muost vam über mere Mit
  • einem kreftigeme here Osw. 63, vgl. 1403. 2609, auch 1039.
  • 1105. HSre ich tml varen über mere Ich sende dir Sahnän
  • umd ein [kreftigez] here Mor. 341. Die uagten sich vher mere
  • Mit vil kreftigem her Kehr. D. 27, 24, vgl. 350, 3. Hene weder
  • over mere Met einen mekelen here Eneide 4975, vgl. 3741,
  • 3249. Einen tag sprechen wie einen turnei spr. = „fest-
  • setzen, verabreden".
  • 3256. Art belegen die Wörterbücher nicht vor dem 13. Jahr-
  • hundert. Hier aber kann es nicht die sonst übliche Bedeutung haben,
  • sondern muss persönlich gefasst werden als „Abkömmling, Yerwanter**.
  • Freilich ist es in diesem Sinne sonst nicht bekannt, warum sollte es
  • sich aber nicht ebenso entwickelt haben, wie z. B. künne? Aehn-
  • lich ist das schweizerische der bosart = „der boshafte Mensch"
  • (Staub-Tobler, Schweiz. Idiot. I, 475), was man allerdings auch für
  • eine falsche Analogiebildung nach der Unart (= unartiger Mensch)
  • ansehen könnte, wenn nicht letzteres etwa nur in niederdeutschen
  • Dialekten vorkommt. Vielleicht gehört hieher auch die Redensart
  • „Bist du des Teufels (d. i. Art)?"
  • 3262. lieber die Waise vgl. Einleitg.
  • 3307. Hier folgte vermutlich das Anerbieten Princians 3247 £f.
  • 3328 reimte ursprünglich wol : kiele 3333, das dazwischen
  • Liegende ist von dem Nachdichter eingeschoben, vgl. Einleitg.
  • 3342. Ettmüllers Conjectur ein rörach wird das Richtige
  • treffen.
  • 3360. äne alle wer kann heissen „ohne jede Weigerung,
  • bereitwillig**. Besser wird es hier zu erklären sein: „ohne Heeres-
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  • — 182 —
  • macht'^ Die Prosa erzählt: Künig Arenndel vü herizog Eysz
  • legten an \ yeder ain Schwartze kutten über sein hamasdi
  • Hessen jr höre hey einander \ vnd woUen sy zwen zu
  • Mindots bürg.
  • 3397. Die Mren sind natürlich Orendel und Ise.
  • 3406 f. Der was [von alter] wiz als der sn^ Sinen bart
  • so grtsen Sack man im vher dm gurtd gSn Mor. 159, 3. Üf
  • den gurtel ginc ime der bart Rother 3508, vgl. 5081 f. Ein
  • alder man da vor saz Mit einem gräwen barte Der der pf orten
  • warte V. Sente Brand. 528. Ueber wüz als der snS vgl. Kinzel
  • zu Alex. 5305.
  • 3408. Die strenge = „Augenbrauen" kommt sonst nicht vor.
  • 3418 f. Derselbe Reim luftenikreßen Rother 3534.
  • 3422. arbeit tngän, ein ungewöhnlicher Ausdruck, der das
  • Ungeschick des Ueberarbeiters verrät.
  • 3471. So friunt dem andern dicke tuot (:gnw>OBiterolf 790.
  • Andere Stellen hat Jänicke DHB I, 259 zusammengestellt.
  • 3480 f. vgl. 3796 f. Der gleiche Reim golt : hoÜ H Ernst B
  • 687. 2079. 4663. 4793. 5099. 5957. Nib. 482. 1843. Wolfdietr.
  • B I, 59. D Vn. 211. Floyris 72. 107. — Flore 7709. Eraclius
  • 631. Parz. 222, 17. Wigalois Pf. 214,9. Uhl.Volksl. 185,27u.s.w.
  • 3497. Wtcgeserwe gehört allein dem Volksepos. Vgl. auch
  • V. 3829.
  • 3518. Auch Ettmtiller liest Ver^^et. Allerdings liest hier
  • die Prosa wie D: so ertzaigt er mir sein aUt syt das waisz
  • ich weil. Es muss ein alter Fehler sein.
  • 3545 hat jedenfalls in TJ anders gelautet, wie auch durch die
  • abwetch^de Lesart in H bestätigt wird, doch habe ich nichts
  • Besseres vorzuschlagen.
  • 3554. Harkensee (Unters. S. 70) will hier H den Vorzug
  • geben wegen der Form fragen, aber es ist deutliche Wiederholung
  • der Verse 3438 f., und die Form fr^en lässt sich auch elsässisch
  • nachweisen (Weinhold, AI. Gr. 122).
  • 3576 flf. Hier liest die Prosa: Do was der haid Magprentzean
  • aJlda vn riet dem künig \ er solt fraw Breyden für sich bringen
  • lassen ob sy die Bilgrin erkennet \ er solt sy auch wol em-
  • pfahen doch nur zu ainem schein. Es ist dies — abgesehen
  • von V. 3518 — die einzige Stelle, wo P mit D einen Fehler teilt.
  • Es bleibt der Ausweg, dass S ebenfalls So vorfand und 8i richtig
  • herstellte.
  • 3613 f. Die Prosa liest hier vielleicht richtiger: waü war
  • ichts wirsers dann der tod das müst er leiden.
  • 3648. Das Original wird hier gelautet haben Si bräht in an
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  • — 183 —
  • die selve stat, — Ueber die Verwendung von Brieftauben bei der
  • Belagerung vgl. Schultz, höf. Leb. 11, 382.
  • 3657. abe sprechen mit dem Dativ der Sache, wie D hat,
  • ist wol nur Druckfehler, wenigstens ist mir diese Wendung sonst
  • nicht bekannt, während aie brechen in diesem Sinne noch dem
  • 17. Jahrhdt. geläufig ist.
  • 3677. Meister ist hier der Führer des Heeres, der Heer-
  • meister. Nhd. lebt das noch fort in „Rittmeister, Wachtmeister" u. Ä.
  • 3679 f. vgl. Daz heüichdüm vor ze vorderbst Sie vuhtin
  • üf den godis tröst Rother 4159, vgl. 2657. Der gleiche Reim
  • auch Nib. 1466. 1957.
  • 3681. 82. 84-86 und 3688-92 büdeten in [7 zwei fllnfzeüige
  • Strophen mit schon verschobener Weise.
  • 3693 f. vgl. 3702 f. 3860 f. Do huop sich not Da von lac
  • dö maniger tot H Ernst B 4725. Die criche liden grozze not
  • Da bleip eripilus tot Herbort 10237.
  • 3702 f. sind ebenso wie V. 3695 von U eingeschoben, auch
  • die Prosa weiss nichts davon.
  • 3719. selbdrit mit Ise und AchiUe, während Bride die Turm-
  • pforte bewacht, um Minolt nicht entschlüpfen zu lassen.
  • 3725 nach P, vgl. Einleitg. U hat hier fälschlich nach
  • V. 3859 Der Grawe Boc eingesetzt.
  • 3734. Vermutlich hat auch hier der typische Reim toufen :
  • gdouben gestanden.
  • 3737. Auch hier liest die Prosa: Wäre ichts uuürsers oder
  • hdrbers dann der tod das wolt ich on aUe swdr gern leyden.
  • Und das von HD überlieferte Das 3738 macht für U eine ähn-
  • liche Lesung wahrscheinlich.
  • 3744 f. Ueber den formelhaften Reim geste : veste vgl. Pirig,
  • jung. Judith S. 40. Kinzel zu Alex. 1180.
  • 3745. Die Construction wirte an bröt ist allerdings auffallend.
  • Ettmüller liest deshalb: Da vunden sit die geste Wirtscaph
  • in der veste An bröde joch an wtne.
  • 3818 f. vgl. Also der heiden dö getranc Im enpfiel der köpf
  • und seig nider üf daz lant Mor. 289.
  • 3876 f. vgl. 3890 f. Und vaortens gar vnrdecUche Für got
  • in daz etoic himdriche Osw. 3452 f. Und fitorten en frolich
  • In das schone hymmelrich Reinbod 6086.
  • Ich lasse den sehr ausführlichen Schluss der Prosa hier wort-
  • getreu folgen:
  • Vnd als er yetz zu peth gieng j kam aber der Enngel gotes
  • mit grosser klarhait vn sprach . Künig Arendel \ nym war mich
  • hat got d* herr zu dir gesandt der wül dich betonen deiner
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  • — 184 —
  • grossen arbaitte \ so du vmb seinent willen erlitten hast \ der
  • haisset dir sagen j döw jr baide nicht lenger lebt dann ain halbes
  • jar I darumb so tviU er das jr jm keusch vnd rain beleibt \ vnd
  • also kumpt in seyn Etvigs reich \ vnd eüwer rechts Vaterland \
  • das jr hertigklich erstritten vnd erfochten habt Als er dise
  • botschafft vemam vn vermarckt die zeit seiner tag \ so gar
  • kurtzlich verendet werden \ erwäg er sich aller freüden \ vnd
  • nam für \ dise kurtze zeit seins Ifbens \ mch seiner sede sdlig-
  • keit I vn schickt zu morgens zu stund vm werckleüt \ vn liesz
  • 'frier clausen machen \ jm selbs ain besonnder \ die annder der
  • künigin \ die drit hertzog Eysen vn die vierd hertzog Achillen,
  • Vnd allso theten sy sich sdbs \ vnd jr yetlichs in ain besondre
  • ivonung | vnd dienten got dem herm mit gantzem vnd grossen
  • fleiss vnd gantzer andacht \ in hertter vnd scharpffer kestigung
  • jrer leib \ wan sy nicht anders assen vnd truncken dann brot
  • vnd Wasser \ vnd nur tzü ainem m^l im tag. Als aber nu das
  • halb jar verendet was wolt got der herr sein besonder lieb freund
  • in disem eilend vnd jamertal nicht lenger lassen \ vnd schickt
  • jn manigen Enngd mitt wunnigklicher schare \ die eruoderten
  • sy vnnd namen die lieben seelen von disem jämerigen leben \
  • fürten die in das fron hymelreich. Vnd ee junckfraw Breyd
  • jr sede auff gab \ bat sy vor den allmächtigen got \ wer jn an-
  • raffet in jrem namen \ das dem geholffen uuürd ausz allen seinen
  • nöten vn trübsalen \ durch seines hailigen leydens willen. Do
  • ward jr geantwurt das jr gebeet erhört war \ zu stund gab sy
  • auf jren gaist in die hend desz hymelischen vatters \ Vnd die
  • anndern gaist wurden auch mit jr gefürt in die höhe der hymd \
  • dartzü vnsz got allen helff. Dabey msrcken die fromen Christen-
  • lichn Bitter \ vnd gemainklich alles volcke \ wie künig Arenndel \
  • junckfraw Breyd \ auch die benanten zwen Fürsten \ so gar
  • hertigklich vmb das Ewig leben gestriten \ vn Ritterlich erfochten
  • haben. Vnd lasset euch das ain Exempel sein \ ob es ymmer
  • dartzü kam \ das jr auch Ritterlichen streit vmb den Ewigen
  • Zow_| der da vnzergengklickn ist \ vnd nymer m^ vö euch ge-
  • nomen werden. Wan jr täglichn wol secht \ das kain beleyben
  • in diser wdt ist \ sonnder es fort ainen nach dem andern
  • dahyn. Wölcher dann aUain von güts wegen gestritten hat \
  • vnd nicht zu uor an fürgesetzt die Eer gottes \ der hat nitt
  • wol gestritten \ ym bdeibt auch weder hye noch dort nit mer
  • lonsz I dann der rau/m. Vnd darumb seyt fürfichtig (!) \ setzt
  • gott den herm für \ in allen dinngen \ so werdt jr sighafft
  • in allen eüwern streyten \ gaistlich vnd leyplich \ vnd mügt auch
  • komen zu der vorbenannten gesdlschaft \ vnd aller hymlischen
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  • — 185 —
  • Ritterschaft \ dartzü vnsz got durch sein hailigs vnschuMigs
  • sterben helffe Amen.
  • Voigt nach wie vnd wenn der graw Rock vnsers
  • herren mitsampt anderm hailtumb zu Trier gefunden
  • worden ist.
  • Die Hystori dises hüchlins \ hab ich genomen ausz ainem
  • gar alten büchlin MDXII Finis. Laus
  • deo (s. oben in d. Einleitg.).
  • Dises nachgetruckt unrdiges hailtumb ist gefunden worden
  • im hohen altar \ im Thumb zu Trier. Anno dni 1512. in den
  • Osterfeiren \ in dreyen verschlossen kysten oder sarchen. Auch
  • wie die Kaiserlich Maiestat zu Chor gestanden ist. Nachuolgend
  • die Churfürsten \ gaisüich vnd weltlich. Auch andre potschafften
  • vo Pdbstlicher hailigkait vn künigen | vn ander Fürsten gaist-
  • lieh vü weltlich. Deszgleichn gefürst grauen \ Chrauen \ Frey-
  • herrn x Die reichstöt vnd der Fürsten geschickte potschafft x.
  • In der Ersten kysten.
  • Der leichnam sant Matern \ Erzbischoff zu Trier \ Auff
  • wölichem leichnam ist gefunden worden ain pfennig darauf
  • geschrieben steet Matemus.
  • In der Andern kysten.
  • Der Rock vnsers herrn Jesu christi \ mit ainem grossen
  • würffd I vnd etlichen Cedulen vnd geschriften \ von alter ver-
  • wesen. Item ain messer verrost \ vn vü ander hailig thumbs \
  • der zedel man nit leesen kan \ wan sy veraltet seind.
  • In der Dritten kysten.
  • Von saM Crisanto vnd Dario. Von sant Marcdlino vnd
  • Petro. Von sant Largo vnd Schmaragdo. Vont sant Irminia
  • junckfraw. Von dem hymelbrot vnd anderm. Von dem klaid
  • vnser lieben frawen. Von dem klaid darin Christus in die
  • kryp gelegt ward. Von dem finger sant Siluester Bapst. Vont
  • sant Paulus Apostd. Von dem grab vnsers herrn. Von dem
  • erdtrich des grobes Christi. Von sant Laurentzen mxirtrer.
  • Ain klain Silberen Creütz | darinn ist g&ivesen von dem hai-
  • ligen Creütz. In ainem peütel ist verschlossen gewesen disz
  • nachgeschriben hailtumb. Von der krippen vnsers herrn Jesu.
  • Von dem klayd vnser lieben frauwen. Von dem grab vnsers
  • herrn. Von der Seiden daran Christus gegaisdt ward. Von
  • dem Stain darein Cristus mitt aim finger geschriben hat. Von
  • sant Luca Evangelisten. Vont sant (jfeorgio martrer. Von sant
  • Appolonia junckfraw.
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  • — 186 —
  • Item in ainer andern Sühren Cassien \ das haupt sant
  • Comelij pabst vnd Martrers. Nämlich das Sberst tail desz
  • haupts I von der nasen an vnd dar oben. Item vü anders tvir-
  • diges hailtumbs hie nit benant. Bey etlichen disen vorbenannten
  • ducken warhafftig fwnden ist worden das haupt sant Oetuli
  • martrers.
  • Wie man zu kor gestanden ist:
  • Die Kaiserlich Maiestat zu Oberst. Die Churfürsten dar-
  • nach. Der Bischoff von M&ntz. Der Bischoff von Trier. Der
  • Bischoff von Cöln. Der Pfaltzgraff. Darnach die weltlichen
  • Fürsten vnd Potschafften \ wie die in ordmrng gestanden sein \
  • ist hye nitt not zu setzen. Damit sey gelobt got vnd sein werde
  • müter \ mit allen hymlischen Bürgern | nu/n vnd in JEungkait.
  • Amen. Laus deo.
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  • Verzeichnis der Eigennamen.
  • Abrahamischer garten 1523.
  • Achüle 3442. 3446. 3476. 3536. 3546. 3884.
  • Ackers 2572. 2580. 2751. 2761. 3200. 3450. 8764.
  • AlbSn 2414. 2441.
  • AMt 2637.
  • BabüÖnie 400. 2522. 2567. 3221. 3231. 3812. 3364. 3378.
  • 3638. 3685.
  • Babüonier 2537.
  • Bangrazien heiltuom 1639.
  • Bare 3065. In D nach 480.
  • BeHän 405. 1839. 1928. 2009.
  • Berwln 3009. 3015.
  • Bride 220. 855. 1152. 1163. 1177. 1421. 1464. 1494. 1496.
  • 1506. 1554. 1577. 1579. 1610. 1620. 1750. 1764. 1802.
  • 1808. 1819. 1833. 1848. 1888. 1890. 1902. 1910. 1923.
  • 1938. 1951. 2039. 2045. 2054. 2055. 2062. 2072. 2086.
  • 2087. 2091. 2097. 2111. 2126. 2129. 2139. 2170. 2176.
  • 2193. 2217. 2241. 2252. 2255. 2265. 2285. 2331. 2335.
  • 2370. 2393. 2412. 2415. 2421. 2427. 2431. 2445.2461.
  • 2470. 2474. 2703. 2856. 2866. 2913. 2965. 2979. 3029.
  • 3037. 3050. 3051. 3053. 3057. 3059. 3108. 3118. 3144.
  • 3149. 3152. 3180. 3206. 3214. 3220. 3225. 3241. 3263.
  • 3269. 3290. 3302. 3370. 3374. 3453. 3579. 3584. 3590.
  • 3636. 3710. 3766. 3777. 3793. 3794. 3799. 3804. 3808.
  • 3824. 3832. 3838. 3846. 3850. 3867. 3873. 3880.
  • BüUe 3077. 3191.
  • Ciperland 111.
  • Crist 2. 5. 122. 273. 806. 1005. 1387. 1662. 2029. 2582. 2765.
  • 2806. 2823. 3115. 3244. 3294. 3416. 3667. 3735.
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  • — 188 —
  • Daniel 2545. 2664. 2680. 3216. 3805.
  • David 1601. 1638. 1648. 1697. 1797. 2719. 3420.
  • Denciän 2384. 2668. 2690. 2782 in H.
  • Dercian 2384 H.
  • Dion 3816. 3820 in H.
  • Ducian 3786 H.
  • Duician 2668 D,
  • mriän 2384. 2541. 2668. 2690. 2782. 3786. 3816. 3820.
  • Düschkan (Wüste) H 1542.
  • fein 2539. 2543. 2639. 2651. 2660. 2666. 2676. 2684. 2818.
  • Elisabet 3488.
  • Gabriel 702. 809. 1007. 1389. 1665. 2032. 2809.
  • Helena 26.
  • Herödes 50. 60. 75.
  • Ise 554. 582. 599. 606. 616. 628. 650. 744. 756. 767. 2151.
  • 2157. 2163. 2175. 2179. 2215. 2231. 2235. 2236. 2268.
  • 2272. 2277. 2281. 2284. 2295. 2304. 2311. 2336. 2349.
  • 2363. 2367. 2494. 2497. 2694. 2871. 2876. 2934. 2967.
  • 2985. 2992. 2993. 2998. 3025. 3047. 3062. 3181. 3239.
  • 3272. 3320. 3328. 3344. 3350. 3354. 3386. 3392. 3432.
  • 3484. 3564. 3566. 3637. 3722. 3740. 3752. 3882.
  • Jerusalem 172. 448. 833. 861. 867. 1176. 1451. 1547. 1567.
  • 1657. 1749. 1783. 1841. 1863. 1987. 2220. 2244. 2370.
  • 2392. 2534. 2554. 2628. 2683. 2839. 2938. 2958. 3210.
  • 3215. 3292. 3767. 3775. 3875.
  • Jhesus 7. 70. 3416.
  • Jordan 1681. 1876. 2075. 2572. 2580. 2751. 2761.
  • Josaphat H nach 3173.
  • Judas 42.
  • Klebermere 367. 390. 1716.
  • Kobelenz 345.
  • Liberiän 1545. 1682.
  • Mane 4. 24. 183. •189. 378. 386. 544. 657. 686. 724. 799.
  • 1376. 1380. 1479. 1757. 2016. 2606. 2793. 3040. 3525.
  • 3646.
  • Mentwin 1194. 1261. 1269.
  • Mersüiän 2931. 2942. 2951. 2962. 3073.
  • Merziän 910. 936. 952. 956. 983. 1013. 1021. 1032. 1081.
  • 1088. 1100. 1273. 1460. 1480. 1497. 1712.
  • Metz 3084. 3092.
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  • — 189 —
  • Michael 1391. 1667.
  • Minold 3222. 3365. 3372. 3513. 3531. 3534. 3556. 3570. 3587.
  • 3602. 3612. 3631. 3686. 3731. 3736.
  • Montelie 2512.
  • Munteväl 3307.
  • Müsel 156. 343.
  • Oliveti 30.
  • Orendel 39. 169. 229. 259. 380. 451. 564. 688. 705. 780. 801.
  • 847. 1382. 1394. 1672. 1805. 2018. 2141. 2146. 2795.
  • 2846. 3098. 3164. 3698. 3870.
  • Ougel (Eygd) 161. 204. 241. 251. 1441. 1732.
  • P siehe auch unter B.
  • Peter 581.
  • Princian 8247. 3576.
  • Baphael 1390. 1666.
  • Rin 345. 347.
  • Rom 581. 594. 3082. 3187.
  • Sarrasen 2119. Sarrasin 2327.
  • Schälung (Wüste) 1524. 1542. 1563. 1836. 1859.
  • Schütwln 1125. 1129. 1143. 1149. 2917. 2921.
  • Stefan 176. 2932. 2952. 3074.
  • Sudan 911. 926. 1014. 1020. 1033. 1036.
  • Surian H 2541.
  • Suriant 1190. 1331. 1369. 2108.
  • Thomas 648.
  • Tiber 3080. 3189.
  • Tragemund 109.
  • Trier 157. 488. 672. 882. 1442. 2133. 2848. 2860. 2883. 3092.
  • 3167. 3178. 3235. 3316. 3382.
  • Wärmund 3007. 3031.
  • Westväl 2346. 2356. 2406.
  • Weterischez mer 244. 349. 1707.
  • Wieland (von Bare) in D nach 480.
  • Wolfhart 8218. 3304. 3789. 3801.
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  • Nachtrag.
  • Unter den zahlreichen Schriften, die die Ansstellung des heil.
  • Rockes im Jahre 1844 heryorgemfen, und die mir erst neuerdings
  • zu Gesicht gekommen sind, finden sich auch zwei, welche die Trierer
  • Legende ans unserm Spielmannsgedicht zu rechtfertigen und heide
  • in TCinklftfig zu bringen suchen. Der Vollständigkeit halber muss
  • ich derselben nachträglich mit wenigen Worten gedenken. Die erste
  • hat Joseph von Görres zum Verfasser (Die Wallfahrt nach Trier,
  • Regensburg 1845). Stolz erhebt er sich über „die flache Leerheit
  • dieser Zeit'', die in dem Gedichte „nichts als ein Gewebe abge-
  • schmackter und verrückter Abenteuer erkennen wird" und mit dem
  • erhabenen Pathos des Eingeweihten reicht er der blöden Menschheit
  • den Schlüssel, der die Geheimnisse der Dichtung aufechliesst. „Be-
  • trachtet man den Bau des Kunstwerks im Allgemeinen und im
  • Grossen, dann zeigt schon das Gewebe der Zahlwurzeln, die in ihm
  • überall zu Tage treten, dass sein Gegenstand durchaus in einem
  • mystischen Sinne gefasst werden muss''. Darauf folgt die Entdeckung,
  • dass sich die Zahlen des Gedichtes insgesammt auf 2 oder 3 zurück-
  • führen lassen. „Grundzahlen deuten aber überall auf Grundideen",
  • und 80 ist hier die „fundamentale Idee der Erlöser als das Gentrum
  • der Geschichte". Der göttliche Logos, der sich menschlichen Ge-
  • danken eingedacht, verwebt seine Dogmen in der Lehre zu einem
  • untrennlichen Gewebe, dessen Symbol das natürliche untrennlicbe
  • Gewand ist, in dem der Logos auf Erden gewandelt. Und wie es
  • heisst: das Wort währet ewiglich, so ist auch sein Abbild, der Rock
  • Christi unverwüstlich. Er, den Menschenhände nicht versehren
  • mochten, geht in die Gewalt der Elemente über, doch diese ver-
  • mögen nichts wider ihn: die Wellen erbrechen seinen Sarg und
  • begraben ihn im Sande. Aber auch die Erde hat über ihn keine
  • Macht, der Pilger findet ihn unverletzt und übergibt ihn dem Meere,
  • wo ihn ein Fisch verschlingt. „Jetzt geht er eine Stufe höher ins
  • Reich der Thiere über". „Aber auch die thierische Dauungskraft
  • mag die Unverwüstlichkeit des Gewandes nicht versehren". Was
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  • — 191 —
  • nun dem nagenden Zsihn der Elemente widerstanden, moss auch dem
  • Angriff von Stahl und Eisen widerstehen. Hier knüpft also das
  • Legendenhafte an das Sagenhafte an. * Der heil. Rock kann nur dem
  • Würdigsten zufallen und das ist Orendel, der erste Held, der je
  • geboren ward. Die Urbevölkerung von Trier war nämlich eine
  • gälische und aus Assyrien eingewandert, ein vorfliegender Adler wies
  • ihr den Weg; und Eigel oder Aggl, altirisch Akuil, bedeutet nicht
  • weniger den Adler, als Orendel oder Arendel. Dieser unterzieht sich
  • mit seinem Stamme der Brautfahrt zu Bride, der christlichen Earche.
  • Aber soll ihm das heil. Kleinod zu Teil werden, so muss er alle Pracht und
  • Habe hingeben, nackt und bloss muss er den Schatz wie ein himmlisches
  • Almosen empfangen: darum versinken ihm Mannen und EJiele. Dann
  • aber rüstet ihn die Kirche mit ihren Waffen gegen die Heiden, und
  • die Hüterin des heil. Grabes steht ihm bei, bis er sich als der ver-
  • heissene König zu erkennen gibt. Das heisst aber: die Kirche ist
  • wohl streitbar, doch bedarf sie eines Schirmherm, der wird ihr aus
  • Germanien gesendet. Das ritterliche Heldenthum im Occident und
  • die Earche vom Orient schliessen einen Bund, doch dieser Bund
  • muss ein keuscher sein, und das Schwert, dass sie verbunden, trennt
  • sie in der Hochzeitnacht. Die befreite Braut des Orients hilft nun
  • ihrerseits die Schwesterkirche des Occidents in Trier befreien,
  • darüber geht aber ihr eigenes Reich an die Heiden verloren. Da
  • entscheidet der göttliche Rathschluss: das heil. Grab bleibt unter
  • dem Schutze des Königs, dem Occident aber wird in dem Gewände
  • das Symbol der Idee zurückgelassen. — Doch genug der Wunder-
  • lichkeiten; wie sich die Einzelheiten des Gedichtes in diesem Kopfe
  • malen will ich nicht weiter ausführen.
  • Den gleichen Zweck , wennschon in minder tiefsinniger Weise,
  • verfolgt ein Schriftchen von P. Laven „Die kirchliche Tradition vom
  • h. Rocke durch noch lebende Yolkssagen und durch das altdeutsche
  • Gedicht vom Grauen Rocke in Schutz genommen, Trier 1845".
  • Ich mag auf die mancherlei Irrthümer, Fehlschlüsse und schiefen
  • Behauptungen dieses durchaus dilettantischen, aber gut gemeinten
  • Büchleins nicht näher eingehen, will aber doch nicht versäumen,
  • schliesslich zu erwähnen, dass wir von dem gleichen Verfasser eine
  • nhd. Uebertragung des Orendel (Trier 1845) besitzen, die der Sim-
  • rockschen im Ganzen an Glätte und Freiheit der Bewegung ent-
  • schieden voransteht, obschon sie sich im Einzelnen von Misverständ-
  • nissen und Geschmacklosigkeiten noch weniger frei zu halten weiss.
  • UNIV. OF MiCHIGANi
  • dAN 111912
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  • Naehtragliehes zum Variantenapparat.
  • Durch ein Versehen sind die folgenden, freilich ziemlich be-
  • langlosen, Lesarten ausgefallen, die ich im Apparat nachzutragen bitte:
  • 63 zwei Zeilen in H, 116 sante H. 144 keine H» 205
  • Nun wisz H, Darauf in H: Die dar durch XTTT konnig Reich
  • Ich sag es vch vatter werlich Die wolte ich jr machen undertan
  • Sprach der konyg lobesan. Na^h 801 folgt in D: Das man in
  • nit werdt tödten. 824 Vü bald D. 1008 Den D. 1009 an leit
  • H. 1292 feUt H. 2394 Vü fehlt H. 3094 Die dreyzehen
  • haydenische k. D.
  • Ferner ist in den Varianten zu 1049 und 1193 nam und he-
  • stan zu lesen, zu 681. 682 ein weggebliebenes H zu ergänzen.
  • Druck von Fr. Richter, Leipzig.
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