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  Directory : König Rother. Brockhaus
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  • DEUTSCHE DICHTUNGEN
  • DES
  • MITTELALTERS.
  • MIT WORT- UND SACHERKLÄRUNGEN.
  • HERAUSGEGEBEN
  • VON
  • KARL BARTSCH.
  • XBSTEB BAMD.
  • KÖNIG ROTHEE.
  • LEIPZIG:
  • F. A. BROCKHAUS.
  • 1872.
  • KÖNIG ROTHER.
  • HERAUSGEGEBEN
  • VON
  • HEINSICH SÜCKERT.
  • C LEIPZIG:
  • F. A. BROCKHAÜS
  • 1872.
  • /$y3, Mayf '^■
  • C^cC.j-.-zr.)
  • VORWORT.
  • Die Dichtungen der vorclassischen Periode des
  • Mittelalters genie&en ans verschiedenen Gründen nicht
  • -die Verbreitung und Popularität, welche den Dichtern
  • •der Blütezeit desselben bei den Gebildeten unseres Vol-
  • kes zutheil geworden ist und mehr und mehr zutheil
  • ^ird. Für die althochdeutsche und altniederdeutsche
  • Literatur erklärt sich das aus den gröl^em Schwierig-
  • keiten, welche dem Verständniss der Originale sich ent-
  • gegenstellen; den Dichtungen des zwölften Jahrhunderts
  • 4tber haftet in der Vorstellung eine gewisse UnvoUendung
  • -der Form und des Inhaltes an, welche den ästhetischen
  • Oenui^ einigermaßen beeinträchtigt.
  • »
  • Und doch liegt in jener altern Periode, abgesehen
  • davon, daß me die Keime alles dessen in sich schließt,
  • was wir in der Blüte deutscher Dichtung des Mittel-
  • -^Iters entfaltet vor uns sehen, ein eigenthümlicher Reiz,
  • ^e ihn der beginnende Frühling ^ der anbrechende
  • KÖHia BOTHBB. a
  • II VOKWOET.
  • Morgen anf das menschliche Herz ausübt. Es sind dier
  • ersten Laate, in denen die deutsche Poesie redet, die-
  • ehrwtlrdigen Beste einer untergegangenen reichen Volks-
  • poesie, die frommen Bestrebungen deutscher Geistlichkeit^
  • die ein Herz hatte ftlr das deutsche Volk und ihm in
  • seiner Sprache die Wunder des Evangeliums verständlich
  • zu machen suchte.
  • Auch die Dichtung des zwölften Jahrhunderts, die anr
  • formeller und innerer Vollendung allerdings mit den Dicht-
  • werken an der Scheide dieses und des folgenden Jahr-
  • hunderts sich nicht messen kann, besitzt ihre besonderen*
  • Vorzüge. Sie ist in vieler Hinsicht frischer, lebendiger,,
  • nationaler, noch nicht von französischem Geschmaeke
  • beherrscht, und selbst wo sie auf romanischen Quellen:
  • ruht, von deutschem Geiste erfüllt. Es liegt in ihr em
  • volksthtjimliches Element, welches in der Blütezeit mehr
  • und mehr in den Hintergrund gedrängt wird; in den Er-
  • zeugnissen der ältesten Lyrik weht ein Hauch von Naivetät
  • und reizender Frische, wie er später nur ganz vereinzelt
  • und selten uns begegnet. Wir ahnen in diesen Poesien,,
  • wie die deutsche Dichtung sich anders, eigenthümlicher
  • und vielleicht noch größer hätte entfalten können, wenn
  • sie der Herrschaft des romanischen Geistes nicht ver-
  • fallen wäre.
  • Wie die vorclassische Poesie steht auch die der
  • letzten drei Jahrhunderte des Mittelalters in Schätzung:
  • und Gunst zurück» Aber auch sie bietet nicht demi
  • VOBWOBT. m
  • Forscher allein, sondern jedem Freunde der Poesie so
  • viel des Schönen, daß eine Aaswahl ans ihrem reichen
  • Schatze durchans gerechtfertigt nnd zur Vervollständigung
  • des Gesammthildes nothwendig erscheint. Zwar zeigt das
  • vorrttckende dreizehnte Jahrhundert keine so schöpfe-
  • rischen Geister, wie sie an der Scheide des vorauf'-
  • gegangenen die deutsche Poesie auf eine so hohe Stufe
  • hohen, aber doch zahlreiche Talente, die durch gebil-
  • dete Sprache und Yerskunst, durch gewandte und ge-
  • schmackvolle Darstellung anziehen und fesseln. Das
  • allmählige Durchbrechen eines gesunden bürgerlichen
  • Geistes seit dem vierzehnten Jahrhundert verleiht der
  • spätem Poesie einen neuen Beiz, das Lehrgedicht und
  • die Satirc erweitem den geistigen Gesichtskreis, und
  • das Drama entwickelt sich zu eigenthümlicher, echt
  • volksmäßiger Gestaltung.
  • Ich zweifle nicht, daß es gelingen wird, auch der
  • Dichtung des frühem und spätem Mittelalters einen
  • Leserkreis zu gewinnen, wie ihn die so warm aufgenom-
  • menen «Deutschen Classiker des Mittelalters» meines
  • unvergeßlichen Freundes, Franz Pfeiffer, gefunden haben.
  • Von der durch die «Classiker» bewährten Methode ist
  • nach den gesammelten Erfahmngen in wesentlichen
  • Dingen nicht abgewichen worden; nur schien es zweck-
  • mäßig, die Worterklämngen möglichst zu beschränken
  • und dafür dem Wortregister mehr die Gestalt eines
  • Glossars zu geben. Eine schablonenhafte Anweisung habe
  • JV VOEWOBT.
  • ich verschmäht, am der Selbständigkeit meiner Mit-
  • arbeiter möglichst freien Spielraum zu laßen.
  • So sei denn der erste Band der neuen Sammlung,
  • der eine der anziehendsten Dichtungen des zwölften Jahr-
  • hunderts bietet, der Theilnahme aller Freunde unserer
  • altern Poesie aufs beste empfohlen.
  • Heidelberg, im December 1871.
  • Karl Baetsoh.
  • V
  • EINLEITUNG.
  • Ob sich das altdeutsche Epos, welches wir hier unter
  • dem herkömmlichen Namen «König Rother» za neuem
  • Abdruck bringen, bei den Zeitgenoßen, überhaupt bei
  • dem mittelalterlichen Publikum einer allgemeineren Theil-
  • nahme und Verbreitung erfreut habe, erhellt wenigstens
  • nicht aus den spärlichen urkundlichen Zeugnissen , die
  • sich auf dasselbe beziehen laßen.
  • Diese Zeugnisse, die schon Wilhelm Grimm in seiner
  • «Deutschen Heldensage» gesammelt hat, beginnen erst
  • nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, stammen also aus
  • einer Zeit, wo der Höhepunkt unserer mittelalterlichen
  • Kunst längst überschritten war, und wo sich ebenso sehr
  • die Leistungsfähigkeit der productiven Kräfte wie das
  • Verständniss des Publikums einem entschiedenen Ver-
  • fall zuneigte.
  • Das älteste darunter gehört dem Marner an, jenem
  • so seltsam gemischten, halb der glänzenden Vergangen-
  • heit des höfischen Minnesangs, halb der gelehrt aus-
  • staffierten, scholastisch gefärbten Zukunft des bürger-
  • lichen Meistersanges zugewandten schwäbischen Dichter,
  • der in dem reichen Vorrath literarischer Erzeugnisse der
  • altern Zeit, auf welchen er als Kenner zurückblickt, auch 1
  • einer poetischen Bearbeitung der Geschichte des Königs L*
  • Rother gedenkt, flia einft^ yn j lff^ jnfir j f^f^jti \jn Vniy^ 3»fl^^o»
  • beliebtgi^^töflfes. Es genügt aus der schon von W. Grimm
  • (Deutsche Heldensage, 162, 2. Ausgabe 163) mitgetheilten
  • längeren Stelle nur den Anfang herauszuheben (Hagen,
  • MS. 2, 251, 20):
  • V*
  • VI EINLEITUNG.
  • Singe ich den liaten mtnin liet, 1
  • so wil der ^rste daz,
  • wie Dieterich von Berne schiet,
  • der ander, wä künc Buother saz.
  • Auch alle andern poetischen Helden und Heldinnen,
  • deren der Marner im weiteren Verlaufe dieses Spruches
  • gedenkt, gehören dem Kreiße der specifisch- deutschen
  • Heldensage an und insofern befindet sich Bother hier
  • ganz in seiner natürlichen Umgebung.
  • Um 30 oder 40 Jahre später erwähnt der gelehrte
  • Magister Hug von Trimberg, Schulhalter in der Theuer-
  • stadt von Bamberg, in seinem zu Anfang des 14. Jahr-
  • hunderts abgeschloßenen großen Lehrgedicht «Renner»
  • zweimal des Rother. Zuerst in möglichst unpassender
  • Zusammenstellung mit Hauptgestalten des französisch-
  • bretonischen höfischen Sagenkreißes (Bamberg. Druck
  • 1248 f., hier mit Benutzung des übrigen hs. Apparats;
  • bei W. Grimm, Heldensage, 171, 2. Aufl. 173):
  • Swer gar sich vlfzt an seltsaen rlm, 5
  • der wil ouch daz sins sinnes lim
  • üzen an schoenen worten klebe
  • und lützel nutzes drinne swebe.
  • ^als6 sint bekant durch tiusche laut
  • 3 wie Dieterich von Berne schiet, d. h. durch Ermrich
  • (Ermenrich) von Berne -Verona vertrieben wurde. Bezieht
  • sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf das noch erhal-
  • tene gewohnlich «Dietrich's Flucht» genannte Gedicht, zu-
  • letzt von E. Martin, Deutsches Heldenbuch (Berlin 1866),
  • II, 57 fg., herausgegeben, das in seiner auf uns gekom-
  • menen Gestalt jedenfalls jünger als dieser Spruch des Marners
  • ist, aber auf einen seiner selbständigen als besonderes liet oder
  • huoch vothandenen Theile, die eigentliche Flucht Dietrich's. —
  • 4 künc, in der Senkung verkürzte Form von kunic, König.
  • 5 seltsijen für seltecene, seltsam. — rim für rrme von rim
  • stm., nicht bloß Reim, sondern vorzugsweise auch Reimvers. —
  • 6 stns für stnes. — lim stm., Leim, das Bild rtme Itmen, d. h.
  • Verse künstlich zusammenflechten, kannte der Verfaßer wohl
  • aus Gottfried von Straßburg und andern Dichtem, die es oft
  • gebrauchen. — 8 lützel nom. sing, neutr. des Adj. wenig,
  • substantivisch gebraucht, davon der Gen. nutzem abhangig. —
  • EINLEITITNO. VH
  • ~Erec, Iw4n mit Tristrant, / l
  • Ikfttic Rüther nnd her Farziv41,/
  • Wig&iois, der grözen schal
  • Mt bejagt «ad hdhen prts.
  • swer des geloubt, der ist nnwis; 5
  • :mit Sünden er sin hombet toabet, . <
  • swer tihtet des man niht geloubet. 5
  • Ferner an einer zweiten Stelle, wo dem Bamberger
  • Id agister sein von ihm über alle gleichzeitigen und frühern
  • -Dichter gepriesener Marner so dentlich vor Augen schwebt,
  • da(S er ihn fast wörtlich nachgeahmt hat. Von dieser zweiten
  • Stelle (Bamberg. Dmck 16168) heben wir eben deshalb
  • nur zwei Verse aus. W. Grimm, Deutsche Heldensage,
  • ;a. a. 0., hat die ganze Stelle ausführlicher mitgetheilt.
  • der zwölfte wil Rüthern besunder,
  • der drlzehende künec Alexanders wunder.
  • D iese Zeufjnisse bew eisen, daß ^in^ Jjedicht >jQm *
  • Kö nig Rother, nicht^ JbloJL jeiöÄ-jixilksthümlich^^ I
  • f\r7^l]}nr\fi^ jifLVfm^ in (\f\T zweiten Hälfte^iie &_jl3^ Ja^ - - \
  • hunder te als eines der Tiaup twftrkfi^'dfiuts^hffr r>ipiifnngr f
  • neb ftn einer beschr ji,^!^^^" ^^'^'^iTJf'^^^r.^LJJ^ jK^^"^^^^ [
  • dei^Saxfi^TFreilich ist dadurch die Identität dieses Ge- ;
  • dichtes mit dem hier von uns herausgegebenen nicht aus-
  • drücklich constatiert, aber es spricht auch nichts dagegen,
  • und da wir von der Existenz eines andern mhd. Gedichtes
  • gleichen Inhalts absolut nichts wißen, so werden wir wohl
  • ohne Bedenken das nnserige damit gemeint glauben
  • dürfen. Ob es aber dem Marner oder seinem Bewun-
  • 1 JErec, der Held des Hartmann'schen Erec und Ernte oder
  • Er, d. vmndercBre, — Iwdn^ desgleichen der Hartmann'sche Iwein
  • oder der rtter mit dem lewen. — TrUtrant^ meint wohl TriBtan
  • und hot von Gottfried als dem damals noch gelesensten deut-
  • schen Bearbeiter dieses Stoffes. — 2 Parzivdl, desgl. den
  • Wolfram's. — 3 Wtgdlois, den Wirnt's von Grävenberc. — schal
  • stm., nicht bloß im heutigen Sinne des Wortes, sondern in viel
  • reicherer Ausdehnung des Grundbegriffes; hier «lautes Rüh-
  • men v. — 4 bejagt, erjagt, erworben. — 5 des gen., von ge-
  • loubt abhängig, daran glaubt. — unwts, ein arger Thor. —
  • 6 er bezieht sich auf das swer des Nachsatzes. -^ toubet^ be-
  • täubt, in Taumel versetzt. —
  • •VIÜ BINLBITÜNÖ.
  • derer in der uns erhaltenen Eedaction yorläg, läßt sicbr
  • nicht erkennen. Ja es mag sogar nach der Art seiner
  • beiden Citate als wenig wahrscheinlich gelten, daß Hag
  • von Trimberg selbst aus eigener Anschanung ein solches
  • deutsches Gedicht gekannt hat. Er kann recht wohl aus
  • dem Marner und aus dem landläufigen Urtheil der Zeit-
  • genoßen das eigene Urtheil zusammengeschweißt haben^
  • Von hier ab entschwinden alle weitern directen Zeug-
  • nisse, falls wir das des Kenners überhaupt für ein sol-
  • ches gelten laßen wollen. Denn wenn Cyriak Spangen-
  • berg in seinem Adelspiegel (vgl. W. Grimm, Deutsche
  • Heldensage, 310, 2. Ausg. 321) noch zweimal den Könige
  • Kucker oder Kugger unter den gar verloren oder gar
  • seltsam gewordenen Heldenbüchem anführt, so zeigt
  • wieder die Art seines Citates sattsam, daß er dabei nur
  • die Stellen des ihm wohl bekannten Kenners im Auge hatte.
  • Außerdem erwähnt ein viel älteres Zeugniss, der
  • Ende des 13. Jahrhunderts entstandene Keinfrid von
  • Braunschweig, den Namen Rother's. Die Stelle lautet
  • nach der Mittheilung W. Grimm's in der hannoverschen
  • Hs. (Deutsche Heldensage, 174, 176):
  • ja möhte mit keinen dingen I
  • sich disen hie geliehen
  • swaz man hie vor den riehen
  • h6ch erbornen Ruother
  • sach risen vüeren über mer. &
  • Aber die vorangehenden Verse, worin eine Anzahl
  • solcher Riesen namentlich aufgezählt wird, weisen darauf
  • hin, daß der Dichter dieses Reinfrid entweder eine^
  • von der uns bekannten sehr abweichende Gestalt des^
  • Rother vor sich hatte, oder auch daß er ihn nur vom
  • Hörensagen kannte, wobei leicht eine Vermischung mit
  • verwandten Situationen und Namen anderer Sagen oder
  • Gedichte erfolgen mochte. Er nennt richtig, d. h. für
  • uns richtig Witolt, Äsprtän und Grimme, unrichtig aber
  • 1 mit keinen dingen, in keiner Weise. — 3 stoaz zu riserr
  • (5) zu beziehen; 9waz risen, so viel Riesen. — hie vor, in der
  • Vorzeit, einstmals. — 4 hoch erborn, hoch geboren.
  • BINLEITDNO; IX
  • auch die Namen Orte und Velle, wovon der letztere dem
  • Wolfdietrich in einer seiner Jüngern Recensionen gehört,
  • der erste noch ein Räthsel ist
  • Dagegen laßen sich mancherlei indirecte Zeugnisse
  • für die Bedeutung, nicht bloß für die Existenz unseres
  • Eother gewinnen. Freilich können sie nicht so unan -
  • f echtba r sein, wie die directen, aber sie beweisen "doch
  • eigentlich noch mehr wie diese. Sie bestehen in den
  • si chtbaren Spuren der Einwirkung M Mii^i LÄWt üte
  • A fflage und noch mehr auf die Aus führnnff ftinftr Rftiha
  • anderer uns naßL erhaltener deutscher Gedichte, die wir
  • schon deshalb alle für jünger als das unserige halten
  • müßen, wozu übrigens auch alle ' sonstigen Merkmale in
  • d^r Technik des Verses und der Sprache u. s. w. stim*
  • men. Das älteste darunter ist das erzählende Gedicht
  • von Salomon und Moroit. Wir benutzen immer noch den
  • in jeder Art unzureichenden Abdruck, den von der Hagen
  • 1808 (Deutsche Gedichte des Mittelalters von H. von der
  • Hagen und Büsching) aus einer sehr schlechten Hs. des
  • 15. Jahrhunderts gegeben, und auch durch die sehr fahr-
  • läßige Mittheilung von Lesarten aus dem an sich viel
  • beßeren ältesten Drucke nicht zu einem guten gemacht hat,
  • obwohl es schon längst eine beßere Behandlung verdient
  • hätte. Daß es der Zeit vor 1180 angehört, ist unzwei-
  • felhaft, ebenso daß es nicht viel älter sein kann. Darauf
  • führt die relative Gelenkigkeit der Darstellung, die Ge-
  • "wandtheit ^ — nicht Feinheit — in Vers, Keim und
  • Sprache und manches andere. Die Aehnlichkeit mit
  • Eother ist in manchen Scenen und einzelnen Zügen des
  • Moroit so groß, so schlagend und handgreiflich, daß noth-
  • wendig das eine Gedicht das andere oder alle zwei zu-
  • sammen ein unbekanntes drittes benutzt haben müßen.
  • Da wir von einem solchen nichts wißen, bleibt also nur
  • der erste Fall möglich und auch dieser läßt sich näher
  • dahin bestimmen, daß Moroit den Rother gekannt hat
  • und nicht umgekehrt. Eine Menge von Gründen, deren
  • Summe hier vorweg gezogen wird, ergeben für den
  • letztern eine viel frühere Abfaßungszeit als die für Mo-
  • roit ermittelte. Wäre aber dieß nicht schon entschei-
  • dend, so würde die Vergleichung der verwandten Stellen
  • Z EINLEITUNG.
  • €s auch schon zeigen, denn überall z^gt Inhalt und Ton^
  • daß Morolt die oft derb carikierte Naehahmang, Rother
  • das Original ist. So schon der allgemeinste UmrilS des
  • Planes, die EntfÜhmugen und WiedereBtftthrungen eines
  • schönen- Weibes durch List nnd Gewalt, wo Rother sich
  • wie eine bescheidene Bleistiftzeichnung, Mon^t dagegen
  • wie ein mit raffinierter — deshalb noch nicht ästhetisch
  • hoch zu stellender — Technik ausgeführtes Farbenbild
  • ausnimmt. Für einzelnes wäre die Constraction der Cha-
  • raktere, z. B. die Gestalt Morolt^s, der ein ins Abenteuer-
  • liche und Rohe gesteigerter Rother ist, oder Pharao,
  • der dem Constantin des Rother gleicht, vielleicht auch
  • Pharao's namenlose Schwester, in welcher die alte und
  • die junge Königin des Rother verschmolzen sind, zu er-
  • wähnen. Noch deutlicher aber sind Scenen, wie die Be-
  • rathung Pharao's mit seinen Mannen im Eingang des
  • Gedichtes, die Verkleidung Morolt's als wallare, das
  • Harfenspiel Salomo's, das Homblasen des am Galgen
  • stehenden Morolt, dem Rother nicht entlehnt, aber unter
  • Hinblick auf ihn zu dem herausgebildet, was sie hier
  • sind. Uebrigens ist diese engere Berührung zwischen
  • beiden Gedichten längst erkannt und man würde darüber
  • auch zu einem entschiedeneren Urtheile gelangt sein, als
  • es noch Wackernagel (Geschichte der deutschen Literatur,
  • §. 59, S. 181) zu formulieren wagt, hätte nicht beide
  • eine gewisse traditionelle Missachtung den Augen der
  • Forscher so ziemlich entrückt gehalten. Was wir hier
  • geben, sind allerdings nur Andeutungen, doch glauben
  • wir genügende, um unsere Auffaßung zu beweisen, nicht
  • bloü wahrscheinlich zu machen.
  • Ebenso deutlich und gleichfalls schon von andern
  • bemerkt — freilich aber, wie sich ergeben wird, anders
  • aufgefaßt — ist die Beziehung unseres Gedichtes zu dem
  • Wolfdietrich, der dem Morolt, was den Gehalt des Stoffes
  • betrifft, ebenso auch durch eine gewisse reserviertere Hal-
  • tung und ein wenn auch ziemlich äußerliches Stilgefühl
  • ohne Frage überlegen ist, dafür aber an innerer Lebendig-
  • keit, überhaupt an allen wahren poetischen Eigenschaften
  • weit hinter ihm zurücksteht. Die älteste der bisjetzt
  • bekannten Recensionen dieses Wolfdietrich (in der neuesten
  • iilXLSITUNa. XI
  • Ausgabe des ganzen Wolfdietrich, Deutsches Heldenbach, III,
  • 1871, als A bezeichnet) bietet bei ihrem geringen Um-
  • fang weniger Yergleichangspunkte dar. Doch enthält
  • :auch sie den Kamen and die Gestalt Berchtang's von
  • Meran, des Doppelgängers Berchter^s von Meran im
  • Hother. Anf die Fortsetzang, welche die gröbste Fanst
  • des 15. Jahrhmnderts za diesem Brachstücke geliefert
  • bat, getraaen wir ans nicht viel za baaen. Allenfalls
  • könnte man einzelne Züge, z. B. daß Wolfdietrich, als
  • $oall verkleidet, den Erkennangsring in den Becher
  • «einer gerade am Hochzeitschmaase mit einem andern
  • «itzenden Gremahlin wirffc, oder daß er schließlich ins
  • Kloster geht, vergleichen wollen, aber beides sind so
  • -weit verbreitete Motive der altern volksthümlichen Sage
  • und Epik, daß sich weder nach der einen noch nach
  • -der andern Seite hin daraas etwas Specifisches entnehmen
  • läßt, was wir hier doch allein braachen könnai.
  • Anders dagegen steht es mit B^ der jüngeren Re-
  • zension, die, was freilich anch von A gilt, jedenfalls in
  • der ans erhaltenen Gestalt viel jünger, vielleicht am
  • ^0 Jahre jünger als Rother ist In ihr ist die Ge-
  • schichte des Hagdietrich, des Vaters des Wolfdietrich,
  • mit der des Sohnes nicht angeschickt verbanden. Hag-
  • «dietrich's Braatfahrt als solche, der Schaaplatz der Be-
  • gebenheiten im Orient, di e ganze Sc enerie sind identisch
  • mit dem Hintergrand and jkmJHauptfaden 3er' Begeh eh-
  • heiten'lm^Rother. Was den eigentlicheir' Wolf dietrich
  • angeht, soTäßtsich sein entschieden heraasgearbeitetes
  • Haaptmotiv, die Befreiang der Dienstmannen, das freilich
  • darch eine Fülle eigentlich zafällig zasammengewürfelter
  • Episoden oder Abenteuer überwachert wird, mit dem
  • entsprechenden Motiv der ersten Hälfte des Rother ver-
  • gleichen. Ursprünglich stand es darchaas nicht in der
  • Mitte des Ganzen, aber in der späteren Faßang nimmt
  • -es diesen Platz ein. Denn die Brantwerbang, der ar-
  • ^prünglich derselbe gebührte, tritt doch, wenn sie anch
  • nicht ganz bei Seite geschoben ist, in einer Reihe von
  • Hanptscenen an Interesse gegen jenes zarück und die
  • [Entführung der Königstochter bildet gleichsam nur eine
  • XII EINLEITUNGc
  • Episode, während die Anlage des Gedichtes gerade das
  • Umgekehrte verlangt.
  • Die Berührung des Wolfdietrich B mit Rother ist
  • so innig, daß sie, wie allgemein mit Recht angenommen
  • wird, nicht hloß aus dem gleichen Geiste der Zeit und
  • ihres poetischen Stiles, in dem ein im Kerne verwandter^
  • eigentlich, wie sich noch näher ergehen wird, identischer
  • Stoff äußerlich seihständig hier zu dem Rother, dort zu
  • dem Wolfdietrich erwachsen ist, erklärt werden kann^
  • Es muß eine directe Einwirkung des einen auf den an-^
  • dern zugegeben werden. Fraglich ist nur, von wo sie
  • ausgegangen ist. Daß alle unsere Recensionen des Wolf-^
  • dietrich so viel jünger als Rother sind, entscheidet an
  • sich noch nichts. Wir dürfen mit vollem Recht hinter
  • ihnen eine oder mehrere ursprünglichere Faßungen vor-
  • aussetzen, die im wesentlichen alle die Hauptzüge ent-^
  • halten haben müßen, auf welche die Vergleichung beider
  • Rücksicht zu nehmen hat. Im einzelnen mögen dann die
  • jüngeren Recensionen dieß und jenes zugesetzt, umge*
  • staltet, da und dorther entlehnt haben. Für diesen älteren
  • Hintergrund des Wolfdietrich hat nun ein so feiner Ken-
  • ner wie W. Grimm keine Entscheidung der Frage über
  • die Priorität gewagt, obgleich er nach seinem Gefühle
  • sich mehr auf die Seite des Wolfdietrich als des Rother
  • zu neigen scheint. Wenn wir der entgegengesetzten An»
  • sieht sind, so stützen wir uns dabei hauptsächlich auf
  • folgende Erwägungen. Alle vergleichbaren Züge sind im
  • Wolfdietrich viel gröber oder prägnanter, mit sichtbarem
  • Streben, noch größeren Effect damit zu erzielen, heraus-
  • gearbeitet als im Rother, und so unendlich weit Wolf-
  • dietrich, Salomon und Morolt voneinander verschieden
  • sind, darin treffen sie doch miteinander zusammen, dal^
  • sie sich beide gerade dadurch ak Nachhall, wenn nicht-
  • als Nachahmung eines auf beide wirkenden poetischen
  • Vorbildes darstellen. Man vergleiche z. B. die Berathung^
  • Hugdietrich's mit seinen Dienstmannen über die Braut-
  • werbung mit der entsprechenden Scene des Rother, be-
  • sonders Strophe 12 mit Rother 40 fg., um zu erkennen^
  • wie derselbe Gedanke hier in natürlicher Schlichtheit,,
  • dort in bewußter Steigerung, freilich ins Grobe und bei-
  • KINLEITÜNG. XIII
  • «iahe ins Rohe, gleichsam nur als eine Paraphrase der
  • Worte des Rother vorgetragen wird. Der störende Ein-
  • •drack, der seihst für das Publikünr, das Wolfdietrich
  • ^nd die Gedichte seiner Art voraussetzen, zu stark hätte
  • ^ein können, wird nur dadurch etwas gemildert, daß hier
  • der alte derbe Berchtung, dort Rother selbst der Sprechende
  • ist. Auch die Verkleidung Hugdietrich's in ein Weib wird
  • wohl nur für eine Travestie des als Dietrich vermummten
  • Rother's gelten dürfen. Es ist ein täppischer und roher
  • Einfall, zu dessen Entschuldigung sich nur sagen läßt,
  • daß er mit einer gewissen naiven Decenz behandelt ist.
  • Ob darauf andere noch aus dem antiken Sageukreiße
  • herübergeschleppte und wenigstens im späteren Mittel-
  • alter sehr populäre Anekdoten eingewirkt haben, sei
  • dahingestellt. So oder so existierte er aber wohl nicht,
  • wenn es dem Dichter des Wolfdietrich nicht darum zu
  • thun gewesen wäre, den Rother gleichsam zu überbieten.
  • Die ^ingeflochtenen Episoden, in denen für Dichter und
  • Publikum offenbar das eigentlich originale Verdienst des
  • Wolfdietrich begründet ist, geben ihrer Natur nach zu
  • Parallelen keine Veranlaßung. Desto mehr der Schluß,
  • die Befreiung der Dienstmannen, wo überall dieselben
  • schon charakterisierten Züge unverkennbar hervortreten.
  • Wie Berchtung im Wolfdietrich 16 Söhne hat, während
  • sich Berchter im Rother mit der immerhin noch statt-
  • lichen aber solenn formelhaften Zahl von 12 begnügt,
  • sind die Dienstmannen dort 32 Jahre gefangen, hier nur
  • Jahr und Tag. Die . Noth und das Leiden der Gefan-
  • genen, der Kampf selbst, durch den sie erlöst werden,
  • alles das klingt an Rotlier deutlich an, nur daß im Wolf-
  • dietrich entsprechend der relativ selbständigen Anlage
  • des Hauptfadens dieser Kampf mit den Kampfesscenen
  • am Schluße des Rother, wo es die Befreiung des von
  • den Heiden dem Galgen bestimmten Königs selbst gilt;
  • verglichen werden muß. Die Rolle, die hier Witolt spielt,
  • ist dort seinem etwas abgeblaßten Ebenbild Hache zuer-
  • theilt und wie jener wird dieser von der Verbrennung
  • von Konstantinopel durch die Hinweisung auf die Gräber
  • der sieben Apostel abgehalten. Nur muß man hierbei
  • und bei einer Reihe anderer Einzelheiten, die wir über-
  • XIV EINLEITUNG.
  • gehen, weil wir glauben, daß das Bisherige genüge, nnr
  • die Abhängigkeit des Wolfdietrich B und bis zu einer
  • gewissen Grenze auch seiner Vorlage darzuthun, nicht
  • übersehen, daß die letzten Scenen des Wolfdietrich, in:
  • denen der Dichter selbst deutlich dem Ende zueilt und so-
  • zusagen nur auszugsweise erzählt, mehr skizzenhaft als>
  • in der breiten Ausführung des früheren gezeichnet sind,
  • während im Rother eine solche Veränderung des Stils
  • und der Haltung des Dichters nicht wahrzunehmen ist.
  • Directe Einwirkung nicht bloß, sondern direote Ent-
  • lehnung aus dem Rother läßt sich noch für ein anderes^
  • seltsam zusammengewürfeltes Product der volksthümlichen
  • Epik des späteren 13. Jahrhunderts nachweisen, das.
  • unter dem nur halb zutreffenden Titel «Dietrich's Flucht»
  • zuletzt im Heldenbuch, Bd. 2 (Berlin 1866), heraus-^
  • gegeben worden ist. Daß es mindestens aus zwei selbstän-
  • digen Werken zusammengeschweißt ist, liegt auf der
  • Hand, vgl. oben VI, Anm. 3. Das zweite davon, dem
  • der Titel der Flucht allein zukommt, geht uns nichts^
  • an, aber in dem ersten, das man, g^nz entsprechend dem
  • Inhalt, auch als «Dietriches Ahnen» zu bezeichnen pflegt,
  • findet sich desto mehr für unsere Zwecke.
  • König Dietwart, der Urahne Dietrich's von Bern,
  • will eine ihm passende Gemahlin freien, natürlich nicht
  • nach eigenem Gutdünken, sondern nach dem Rathe und
  • Consense seiner Mannen. Unter diesen treten nun sofort
  • aus dem Rother wohlbekannte Namen auf, Herman, Er*
  • win, Arnold, nur daß alle um eine Stufe in Rang und
  • Titel erhöht sind : der Markgraf Herman ist hier zu einem
  • Herzog geworden, Graf Erwin zu einem Landgrafen, Graf
  • Arnold Herzog Arnold. Auf ihren Rath wirbt er um
  • Minne, Tochter des Königs Ladiner von Westenmer.
  • Minne und Ladiner begegnen uns zwar aus guten Grün-
  • den nicht im Rother. Sie sind bloß auf das Conto dieses
  • Dichters zu setzen. Aber das Land Westenmer kennen
  • wir desto beßer. Es verdankt dem wester mere im
  • Rother seine sonst nicht nachweisbare Existenz, nur daß
  • entsprechend dem populären Sprachgebrauch des 13. Jahr-
  • hunderts unter dem wester mere nicht das Adriatische,
  • sondern das Atlantische Meer verstanden wird, daher
  • EINLEITUNG. XT
  • denn auch Portegäl und dergl. dort liegen können. Dal^
  • Lotdiner einen Sohn besitzt, der den Namen Euother
  • führt, macht seine eigene Genesis noch deutlicher.
  • Dieser Ruother ist übrigens eine ganz gleichgültige Neben-
  • figur und nur dazu da, dem biedern Alten einen Sohn
  • und Erben neben der einzigen Tochter, die die andere
  • Hälfte des Reiches erhält, zu verschaffen.
  • Lächerlich beinahe ist der gesteigerte Apparat, mit
  • welchem die Werbung durch vorausgeschickte Gesandte
  • in Scene gesetzt wird. Zug für Zug erkennen wir das
  • Original wieder, aber während es einerseits immer ge-
  • üissentlich überboten wird, ist andererseits seine eigent-
  • liehe Kraft dadurch gebrochen, daß hier alles in der
  • Sache selbst ganz plan und glatt verläuft. König Ladiner
  • ist das gerade Gegentheil des bösartigen Constantin im
  • Rother. Er ist entzückt über Dietwart's Antrag und un-
  • geduldig, ihn sobald als möglich bei sich zu sehen, was
  • denn auch dieser rasch ins "Werk setzt. Damit aber
  • doch etwas Romantik in die so ganz philiströs verlau-
  • fende Geschichte kommt, ereignen sich bei der eigent-
  • lichen Brautfahrt eine Anzahl ganz unmotivierter und nach
  • der gewöhnlichen Schablone erfundener Abenteuer mit
  • Seeungethümen u. s. w., die der Bräutigam glänzend be-
  • steht und sich dadurch poetisch die Hand der schönen
  • Minne verdient.
  • Diese indirecten Zeugnisse gehören ungefähr der-
  • selben Zeit an, aus welcher die erste directe Erwähnung
  • des König Rother stammt: ungefähr sagen wir, denn es
  • ist einstweilen noch unmöglich, die Chronologie des
  • Wolfdietrich B oder des Gedichtes von Dietrich's Ahnen
  • in bestimmtere Grenzen, als oben angegeben worden sind,
  • einzuschließen. Nur der Morolt weist auf eine viel
  • frühere Periode, und daran ließen sich aus einer anderen
  • Sphäre noch weitere indirecte Zeugnisse für die Stellung
  • des Werkes zu dem mittelalterlichen Publikum reihen.
  • Es hat sich, wie weiter unten noch genauer auszu-
  • führen ist, nur eine einzige, nahezu vollständige Hand-
  • schrift des König Rother erhalten, die noch dem 12. Jahr-
  • hundert angehört, also ungefähr gleichzeitig mit Salomon
  • und Morolt sein wird, außerdem noch sehr lückenhafte
  • \
  • j:VI EINLEITUNG.
  • Fragmente von drei anderen, von denen das eine viel-
  • leicht dem Anfang des 13. Jahrhunderts zuzuweisen ist,
  • die andern aber jünger, doch nicht viel jünger zu sein
  • scheinen. Wenn man das Handschriftenwesen des Mittel-
  • alters im Zusammenhang überschaut, so laßen sich dar«
  • aus auch für den einzelnen Fall einige Schlüße ab«
  • leiten, denen man nur nicht absolut zwingende Beweis«
  • kraft beilegen darf. Unser Gedicht scheint innerhalb
  • eines verhältnißmäßig beschränkten Zeitraumes allerdings
  • eine gewisse Bedeutung gewonnen, zu haben, was sich
  • auch durch seinen nachweisbaren Einfluß auf so manche
  • uns noch erhaltene Producte verwandten Inhaltes be-
  • stätigt. Später aber mag es keinen Beifall mehr ge-
  • funden haben, sodaß denn auch seine früher ziemlich
  • zahlreichen Handschriften nicht weiter beachtet wurden,
  • und entweder ganz zu Grunde gingen oder nur in Bruch-
  • stücken sich erhielten. Sein Name allein fristete sich
  • über das Mittelalter hinaus eine papieme Unsterblichkeit.
  • Aber auch in der Zeit, in welcher es ein eigentliches
  • Leben führte und auf das deutsche Volk wirkte, ist es
  • doch, wie es scheint, nie in die Sphäre der höheren
  • Bildung, in die höfischen Kreiße gedrungen. Nicht eine
  • directe Erwähnung, nicht eine, wenn auch nur beiläufige
  • Anspielung darauf findet sich bei den großen Dichtern
  • der besten Zeit, die freilich, wie man weiß, die Kunst,
  • das ihr Missliebige todtzuschweigen, schon trefflich verstand.
  • Wenn wir uns von unserm heutigen Standpunkt aus —
  • da wir aus der Zeit selbst heraus kein Wort der Be-
  • oder Verurtheilung hören — die Ursache davon klar
  • machen wollen, so müßen wir weniger die Form als den
  • Inhalt unseres Gedichtes berücksichtigen. Die Form,
  • welche dem raffinierten G^schmacke der höfischen Kunst
  • nicht zusagen konnte, hätte sich leicht diesem appretieren
  • laßen, entweder durch eine bloße Umarbeitung im höfischen
  • Stile, wie sie z. B. der Stricker mit dem Rolandsliede
  • vorgenommen hat, oder durch eine eigentliche Neudich-
  • tung auf nur zum Theil veränderter Grundlage, wie sie
  • der Geschichte Alexander's, der Belagerung und Erobe-
  • rung von Troja, Tristan's und Isot's u. s. w. unter den
  • Händen späterer Dichter zu Theil geworden ist. Hier aber
  • EINLEITUNG. XVII -
  • lag im Stoffe selbst ein unüberwindliches Hinderniss. Er
  • konnte so wenig wie der der Nibelungen oder der
  • ^Gudrun, oder vielleicht noch weniger als diese in die
  • Denk- und Empfindungs weise umgesetzt werden, auf deren
  • Boden die höfische erzählende Dichtung erwachsen war.
  • Sie mui^te ihn deshalb, trotz ihres unersättlichen Hungers
  • nach neuem Material, wie er ihr so eigenthümlich ist,
  • bei Seite als vöUig unbrauchbar liegen laßen. Denn der
  • bloße Zufall kann hierüber nicht gewaltet haben. Unsere
  • «obige Darstellung hat gezeigt, daß innerhalb einer ge-
  • wissen , nicht einmal sehr eng bemeßenen Zeitgrenze unser
  • Gedicht eine Art von literarischer Wirksamkeit sich er-
  • rungen hat, die jeden Gedanken ausschließt, daß seine
  • Existenz den Zeit- und Kunstgenoßen, wenn auch nicht
  • Wolfram's oder Gottfried's, so doch Rudolfs von Ems und
  • Konrad's von Würzburg verborgen geblieben sein könnte.
  • Dazu kommt noch, daß wir sogar über Deutschland i
  • hinaus die Bekanntschaft mit dem Stoffe unseres König |
  • Rother, freilich nicht in der Gestalt, wie er in unserm ;
  • Gedichte geformt vorliegt, nachweisen können, ferner, •
  • daß es eine unzweifelhaft deutsche Quelle war, aus wel-
  • cher das Ausland seine Kunde davon schöpfte.
  • Die altnordische, wahrscheinlich in Island nieder-
  • geschriebene sogenannte Yücinasaga oder jetzt beßer
  • gewöhnlich als Saga Bibriks konungs afBern bezeichnet,
  • der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehörend, gibt
  • Gap. 22 fg. (nach der Ausgabe von Unger, 1853) einen
  • Theil des wesentlichen Inhalts unseres Gedichtes in einer
  • Prosaauflösung. All erdings nur ^inen Theil und nur de n
  • we icht diese, nor discbf...vSagfi mcbt bloß .ija, Dingen, die
  • Personen und Orten, sondern auch durch das um vieles
  • einfachere Gefüge der Fabel so bedeutend von unserm
  • König Rother ab, daß eine unmittelbare Entlehnung
  • nach der einen oder andern Seite ganz unmöglich an-
  • genonmien werden kann. Der nordische Erzähler schöpfte,
  • wie seine bekannten eigenen Angaben darthun, aus den
  • Erzählungen und Gedichten deutscher Männer, speciell
  • niederdeutscher oder noch genauer sächsischer und
  • KÖHIO BOTHEB. b
  • ?
  • %
  • XVni EINLEITUNG.
  • friesischer Herkunft. Häufig genug glaubt man noch aus-
  • seinem, dem echten nordischen Prosastil sonst so fremd-
  • artigen Pathos des Vortrages den Rhythmus deutscher
  • Verse herauszuhören. Wie dem auch sein mag, wir
  • haben hier eine zweite poetische Faßung unseres Stoffes
  • in deutscher Sprache, aller Wahrscheinlichkeit nach in
  • niederdeutscher, die ebenso wahrscheinlich noch im Laufe
  • des 13. Jahrhunderts, weil ihre Uebertragung in die
  • Didrekssaga kaum viel früher stattgefunden haben kann,,
  • im nördlichen Deutschland entweder ausschließlich oder
  • neben unserm Gedichte verbreitet war. Auf deutschem
  • Boden hat sich keine Spur davon, weder früher noch
  • später, bisher aufweisen laßen, womit freilich nicht aus-
  • geschloßen ist, daß sich dereinst noch solche finden werden..
  • I Diese sächsische Redaction, wie wir sie fortan nennen
  • \ wollen, stellt den Kern unseres Rother nicht bloß in:
  • * einer andern, sondern, was noch viel wichtiger ist, auch
  • in einer solchen Faßung dar, die sich auf den ersten-
  • Blick trotz ihrer relativ jüngeren Aufzeichnung als die
  • ältere und ursprünglichere, weil um vieles einfachere und
  • fester geschloßene zu erkennen gibt. Eben deshalb»
  • theilen wir sie übersichtlich mit.
  • Der König Wilcinus von Wilcinaland, welches jetzt.
  • Schweden, Gothland, Schonen, Seeland, Jütland, Wenden-
  • land (die deutsche Ostseeküste) heißt, kämpft in Polen
  • mit dem König Hertnid von Russland, dem auch die
  • Griechen und Ungarn unterthan sind. Hertnid wird be-
  • siegt und tributpflichtig. Als Wilcinus stirbt, erhebt
  • sich Hertnid gegen dessen Sohn und Nachfolger
  • Nordian. Nordian wird in diesem Kampfe besiegt und
  • muß nun seinerseits huldigen, erhält aber Schweden zu-
  • rück. Hertnid vertheilt vor seinem Tode seine Lande
  • so, daß sein ältester Sohn Osangtrix Wilcinaland als
  • König erhält, sein Unterkönig ist Nordian; Waldemar,,
  • der zweite, Russland, Polen und andere Ostländer; Ilias,.
  • der jüngste, Griechenland. Nordian hatte vier Söhne
  • Atgeir, Aventrod, Widolf, Aspilian. Sie waren alle
  • Riesen ihrer Kraft und Art nach. Nach Nordian's Tode
  • setzte Osangtrix den Aspilian als König in Schweden
  • ein. Widolf aber ist der stärkste der Brüder; seine?
  • EINLEITUNG. XIX
  • Achsel SO hoch als das Haupt anderer Kiesen, er hi
  • stärker als zwei seiner Brüder zusammen. Von zorn-
  • müthiger Art verschont er keines Menschen und keines
  • Geschöpfes. Aspilian ließ ein Eisen um seinen Hals
  • schlagen 9 um Arm und Schenkel, daran eine starke
  • eiserne Kette. Atgeir und Aventrod müßen ihn daran
  • führen nnd nur loslaßen, wenn er fechten soll. Er trägt
  • eine Eisenstange, lang und dick, mit der allein er kämpft
  • und deshalb heißt er Widolf mittumstangi,
  • König Osangtrix war mit Juliana vermählt. Als sie
  • stirbt, freit er um die Oda, fünfzehn Winter alt, aller
  • Frauen schönste, Tochter des Königs Milias von Huna-
  • land. Milias will sie nicht weggeben, obgleich so viel
  • große Könige, Fürsten und Herren schon um sie gebeten
  • haben. Osangtrix sendet sechs Ritter mit einem Werbe-
  • brief, worin im Weigerungsfalle mit Heerfahrt gedroht
  • wird. Milias nimmt die Boten anfangs wohl auf, aber
  • als er den Brief gelesen, läßt er sie ins Gefängniss werfen.
  • Osangtrix erfahrt die Gefangenschaft seiner Ritter,
  • beräth sich mit seinen übrigen Mannen und schlägt so-
  • fortigen Heereszug nach Hunaland vor. Aber ein weiser
  • Mann an seinem Hofe räth noch einmal Güte zu ver-
  • suchen. Osangtrix ruft zu sich seinen Vertrauten, Grafen
  • Hertnid, Sohn seines Bruders Hias, den schönsten und
  • stattlichsten aller Ritter in ganz Wilcinaland, und sendet
  • ihn sammt elf andern Rittern und Werbebrief, wie das
  • erste mal.
  • Heitnid und die Seinen, prächtig ausgerüstet, kommen
  • nach Hunaland und treffen Milias bei der Mahlzeit. Hert-
  • nid überreicht die mitgebrachten Gaben und den Brief.
  • Milias ergrimmt noch mehr als früher, daß die Wilcina-
  • leute seine Tochter um Gaben zu kaufen versuchen: «seine
  • Mägde wolle er so verkaufen, daß er Geld dafür erhalte».
  • Deshalb wirft er die zwölf auch ins Verlies zu den
  • sechs andern.
  • Als Osangtrix dieß erfährt, erläßt er ein allgemeines
  • Aufgebot an alle seine Mannen und Unterthanen. Er
  • heißt jeden Mann mit sich fahren, der ein Schwert
  • schwingen, den Schild tragen, den Bogen spannen kann.
  • Auf diese Weise kommen 10000 Ritter und 3000 Fuß-
  • b*
  • XX EINLEITUNG.
  • ganger zusammen. Unter diesem Heere befinden sich
  • auch seine vier riesenhaften Dienstmannen, Aspilian;
  • Aventrod, Atgeir und Widolf.
  • Als sie in Hunaland angelangt sind, wechsfilLÖSäSSz.
  • trix seiaeQ^amen un d heiß t sich Dietrich. Öa er friedlich
  • emiierzieht, giir~eT*als t'reun3'">ie»'i!5Tniäs^ und wird, wie
  • er es begehrt, in dessen Burg eingelaßen. Er erbittet
  • sich Gehör bei dem König von Hunaland und dieser be-
  • willigt es ihm. Dietrich spricht: «Mein Name ist Dietrich,
  • ich bin aufgewachsen in Wilcinaland und war ein großer
  • Herzog, bis ich mich mit Osangtrix verfeindete, und nun
  • bin ich vertrieben. Ich bitte dich um Aufnahme und
  • verspreche Lehenstreue o , und dann fiel er auf die Knie
  • vor Milias, Der will ihn nicht sofort zum Lehensmann
  • annehmen, hebt ihn also auch nicht auf oder heißt ihn
  • aufstehen: «Ihr habt ein großes Heer in unser Land
  • geflüchtet: nun macht Ihr Euch zu unserm Mann, es
  • kann aber sein, daß Ihr nicht so gut dienet und daß
  • wir Feinde werden, dann verderben wir unser Heer eher,
  • als daß wir Euch vertreiben können.» Da sprach Oda,
  • des Königs Tochter: «Warum willst du mich nicht geben
  • dem Könige, der ein so reicher Mann ist, daß er einen
  • solchen Fürsten vertreiben konnte? Ich denke, daß er
  • dieß ganze Land mit seinem Schwerte gewinnen könnte,
  • wenn er gegen Euch streiten wollte.» Aber Milias läßt
  • Dietrich noch immer auf den Knien vor sich liegen.
  • Als die Kiesen das sehen, wird Widolf zornig und will
  • losbrechen, wird aber auf Dietrich's Befehl von den an-
  • dern festgebunden. Dietrich bittet noch einmal fußfällig
  • um Aufnahme, aber Milias bleibt unbeweglich: «Stehe
  • auf. Mann, und gehe fort, fahr in Frieden aus meinem
  • Reiche, sonst werden die Kriegshörner blasen, meine
  • Ritter sich wappnen und Euch mit Gewalt forttreiben.»
  • Das hört Aspilian, stürzt zornig herbei und schlägt dem
  • Milias einen solchen Faustschlag hinter das Ohr, daß er
  • schwindelnd niederfällt. Nun springt Osangtrix von den
  • Knieu auf, zieht sein Schwert und mit ihm alle Wilcina-
  • leute. Da merkt Widolf, daß Aspilian zornig ist, sprengt
  • seine B^nde und schlägt alles, Männer und Frauen,
  • Kinder und was Leben hat, nieder und schreit laut:
  • EINLEITtJNG. XXI
  • <(Wo bist du großer Hertnid? sei froh und vergnügt , ich
  • iverde dich schnell lösen.» Hertnid hört in seinem Ver-
  • liese den Ruf utid wird froh. Einer seiner mitgefangcnen
  • Ritter, Hermann genannt, ein Mann von tibergroßer
  • Stärke, erbricht die Thüre desselben. Da laufen sie
  • heraus und helfen den Freunden. Milias entflieht, um
  • sein Leben zu retten.
  • Die Mannen des Osangtrix nehmen Oda und alles
  • Gut des Milias und führen sie zu Osangtrix -Dietrich.
  • «Obgleich dein Yater», sagt dieser, «dich nicht dem Osang-
  • trix geben wollte, so will ich dich doch jetzt zu meinem
  • Herren bringen und ihn damit versöhnen.« Sie ant-
  • wortet: «Herr, es ist nun so, daß Ihr thun könnt, was
  • Ihr wollt, gut oder übel.» Da nimmt er einen Schuh
  • von gegoßenem Silber, setzt die Königstochter auf sein
  • Knie und zieht ihr den Schuh an. Der ist weder
  • zu groß noch zu klein. Darauf zieht er ihr diesen sil-
  • bernen Schuh ab und zieht ihr einen anderen an von
  • lauterem Golde, der sitzt noch beßer als der erste. Und
  • nun streckt Oda ihren Fuß aus und ruft, indem sie in
  • die Luft hinaufsieht: «Gott im Himmel, wenn es doch
  • sollte geschehen, daß ich den Tag erlebte, wo ich so
  • meinen Fuß streckte auf dem Throne des Königs Osang-
  • trix.» Da antwortete der König und lachte: «Der Tag
  • ist da, daß du deinen Fuß kannst strecken auf dem
  • Throne des Osangtrix», und so erfährt sie, daß Osangtrix
  • selbst gekommen ist und freut sich. Osangtrix fährt nun
  • mit ihr heim. Kurz darauf sendet er um Sühne zu
  • Milias. Er will nur die Tochter, nicht die Hälfte des
  • Reichs, die Milias einst seiner Tochter als ihre Mitgift
  • versprochen, erst nach Milias' Tode will er das ganze
  • Reich. Milias ist froh, diese Bedingupgen annehmen zu
  • dürfen und die Sühne ergeht. Der Brautlauf wird an-
  • gerichtet und die feierliche Vermählung vollzogen. Oda
  • bleibt fortan in Freude und Herrlichkeit bei Osangtrix.
  • Man sieht, diese sächsische Redaction umfaßt nur
  • den ersten Theil unseres Rother, bis dahin, wo derselbe
  • die Tochter des Königs Constantin mit ihrem und ihrer
  • Mutter Willen aus Konstantinopel entführt. Aus dem
  • übrigen Gedicht gehört nur der einzige Zug, die endliche
  • XXn EINLEITUNG.
  • Versöhnung Rother's mit Constantin zur Vergleichung
  • hierher, freilich in ganz anderer Motivierung und Um-
  • gebung als hier. Innerhalb der vergleichbaren Theile
  • wird man an der Abweichung der Kamen keinen großen
  • Anstoß nehmen: einige, darunter solche von größtem Be-
  • lange für das Ganze, vor allem der falsche Name Dietrich,
  • dann Aspilian, die leicht kennbare Nebenform des deut-
  • schen Asprian, Widolf = Witolt , sowie der gleichgültige
  • Hermann, haben sich erhalten. Der Hauptunterschied
  • neben einer oft buchstäblichen Uebereinstimmung in dem
  • Gang der Handlung und in dem Einzelnen der Scenerie
  • und des Dialoges besteht darin, daß in unserm König
  • Rother der Schlauheit und List ein viel breiterer Kaum
  • gegönnt wird als hier. Die Erwerbung Oda's geschieht
  • hier wesentlich durch das Schwert und ist nur eingeleitet
  • durch List, während in dem König Rother, wo die List
  • alles thut, der Makel, der für das Gefühl auf den Helr
  • den geworfen wird, dadurch gleichsam getilgt werden
  • muß, daß ein sonst ganz unmotivierter Kampf mit dem
  • Heiden Ymelot hineingeflochten wird, in welchem sich
  • Rother's Heldenhaftigkeit auf das herrlichste bewährt, ja
  • glänzender und entschiedener als hier, wo eigentlich seine
  • Diener das Beste für ihn thun.
  • Daß die vergleichbaren Theile der sächsischen Re-
  • daction viel alterthümlicher nicht sowohl in ihrem Colorit,
  • denn das ist das ritterliche des 13. Jahrhunderts, als
  • in ihrer Construction sind , wird sofort jedem einleuchten.
  • Ganz abgesehen von den weiteren bunten Verschlingungen
  • der Geschichte nach ihrem natürlichen Abschluß der Ver-
  • mählung des Osangtrix mit Oda, wovon diese Redaction
  • gar nichts weiß, während sie in unserm Gedichte noch
  • etwa 2000 Verse — gegen 3000 des ersten Theiles —
  • füllen, ist schon dadurch, daß Osangtrix seine Dietrichs-
  • Maske so viel eher fallen läßt, alles viel schlichter, ein-
  • facher, freilich auch etwas nüchterner gestaltet. Dafür
  • greifen aber auch alle Gestalten hier viel wirksamer und
  • drastischer ein als dort, wo Asprian und die Riesen
  • eigentlich nur ein phantastischer Apparat und keineswegs
  • ein nothwendiger Bestandtheil des Ganzen sind, wie denn
  • überhaupt diese Riesengebilde in dem deutschen Gedichte
  • EINLEITUNG. ZZin
  • »«twas nebelhaft Verscbwommenes haben, w&hreod sie hier
  • rgleichsam schon durch ihre genealogische Basis auf festem
  • Boden stehen. Nur die doppelte Werbung scheint hier
  • überflüßige Zuthat zu sein, der gegenüber die einmalige
  • Sendung dort eioffacher und eindringlicher wirkt. Yielleicfat
  • über liegt dem etwas Tieferes zu Grunde, was hier nur
  • vorläufig angedeutet werden soll. Die doppelte Werbung
  • und das gewaltsame Einschreiten der Riesen geben zu-
  • /sammen eine Dreizahl von Actionen, die in unserm deut-
  • schen Gedichte gleichfalls, nur auf andere Weise sich
  • Jierstellt: friedliche Werbung; Befreiung der Gefangenen
  • und Entführung der Braut durch List; Wiedererwerbung
  • *der durch List Entführten durch List und Gewalt.
  • Dal& sich in der sächsischen Redaction aliein der
  • ^ame der Heldin erhalten hat, während unser Gedicht
  • 4sie und ihre Mutter, in welche sich hier die eine Gestalt
  • 2ertheilt, gar nicht zu nennen weiß, darf gleichfalls zu
  • Ounsten jenes angeschlagen werden. Ob der in unserer
  • Heldensage so oft und gleichsam typisch begegnende
  • .^ame Oda = Uote in diesem Falle eine besondere Ur-
  • ^prünglichkeit beanspruchen kann, oder ob gerade dieß
  • .sein häufiges Vorkommen und die dadurch mögliche .
  • Abirrung der Phantasie das Motiv war, ihn zu unter-
  • drücken, ist nicht zu erkennen. Eher sollte man meinen,
  • müßte unser Dichter, wie wir ihn einstweilen bezeichnen
  • wollen, zu einem ihm auch sonst nicht ungewohnten Hülfs-
  • mittel gegriffen haben, nämlich einen von eigenem Fabri-
  • kate dafür zu substituieren, wenn ihm der andere nicht
  • .^behagte.
  • Um noch einen einzelnen Zug herauszuheben, woran
  • ^ich das Yerhältniss beider Bedactionen recht charakte-
  • ristisch äußert, verweisen wir auf die audi von unsern
  • .modernen Literarhistorikern vielfach erwähnte und ge-
  • rühmte Scene des Schuhanziehens. Bei oft buchstäb-
  • licher Uebereinstünmung gewährt hier die sächsische
  • Faßung nicht dem Gefühle des modernen Lesers, wohl
  • -aber dem, welcher die Sitte unseres Alterthums kennt,
  • ^as allein. echte und in sich abgerundete, wogegen die
  • iScene in unserm Gedichte zwar romantisch aufgeputzt,
  • ^ber ohne wahren innern Halt erscheint. Dietrich, wofür
  • XXiV EINLEITUNG.
  • ihn Oda hier wie dort noch halten muß, verloht nämliclr
  • mit diesem Symhole der Schuhe, die der Bräutigam seiner
  • Braut ühersendet und durch das Anziehen derselhen,,
  • wodurch sie in seine Gewalt und Schutz tritt, zugleich
  • seinen Herrn und sich seihst. Daß er ihr den Schuh
  • anzieht, wird von ihr nicht als auffällig hetrachtet, da
  • sie ihn für des Königs Dienstmann halten muß, während
  • er selbst sich dabei hewußt ist, daß er es für sich seihst
  • thut. Desgleichen, daß er sie auf seinen Schoß setzt,,
  • geschieht gleichfalls, um einen alten Gebrauch hei dem
  • Verlöhniß — weil auch hier, wie bei Adoptionen u. s. w.
  • der Uebergang in den Schutz des andern symbolisiert
  • werden soll — zu vollziehen. Demgemäß erscheinen auch
  • hier die reichen Gaben, welche Osangtrix seinen Boten auf
  • die Werbung mitgibt, noch ganz als das, was sie ur-
  • sprünglich bedeuten, als Brautmiethe, Kaufgeld, wie es
  • auch Milias, der Yater der Braut, versteht. Er hält
  • sich für zu vornehm und zu reich, um sich dieser Sitte,,
  • die für alle anderen gilt, zu fügen, daher denn auch
  • sein Zorn und seine Misshandlung dieser-Boten , während
  • in unserm Gedichte der König Constantin seine Tochter,,
  • man sieht nicht ein warum, überhaupt keinem Manne
  • geben will.
  • \ Diese sächsisch« Redaction weist durch eine Menge
  • jvon Ortsbezeichnungen auf. eine andere Localität als unser
  • iJKönig Rother. Es ist zwar von Hertnid von Russland,,
  • |;dem auch Griechen und Ungarn gehorchen, eine Art von
  • Brücke von der einen zu der andern gegeben, doch ist
  • dieß wohl nur ein zufälliges Zusammentreffen und die
  • Verlegung des Schauplatzes in unserm deutschen Gedicht
  • darf wahrscheinlich nicht daraus erklärt werden, daß es^
  • den ganzen übrigen geographischen Apparat jener alter-
  • thümliciieren Redaction fallen ließ und bloß das eine
  • Griechenland heraushob. Natürlich geht in der säch-
  • sischen Redaction alles zu Lande vor, und diese Sage
  • s piegelt wie so viele andere Bestandtheile der allgemeinen
  • deutschen Heldensage, in ihrer specifisch norddeutschen
  • Gestaltung jene aus der Geschichte bekannten Zustände
  • des fortwährenden innigsten Verkehrs in Krieg und Frie-
  • den zwischen unserm Volke und den östlichen slawischen
  • EINLEITUNG. XXV
  • und finnischen Grenznacbbarn ab , wovon die andere Re-
  • daction , die wir deshalb gleich die süddeutsche oder be-
  • stimmter bairische nennen wollen — die Begründung
  • dieses Namens wird sich später ergeben — , nichts weiß.
  • Deshalb ist auch jeder Gedanke ausgeschloßen, als
  • ob unser Gedicht oder seine bairische Redaction in jener
  • sächsischen die unmittelbare Quelle haben könnte. Selbst-
  • verständlich könnte von der Benutzung in der Gestalt, ;
  • in welcher wir sie in der Didrekssaga der zweiten;
  • Hälfte des 13. Jahrhunderts vor uns haben, keine Bedej
  • sein, schon da eine noch erhaltene Handschrift derl
  • bairischen Eedaction ungefähr achtzig Jahre weiter ]
  • zurückdatiert. Aber auch nicht eine unbekannte, immer- \
  • hin denkbare, der Zeit nach ältere, etwa dem II. oder |
  • 12. Jahrhundert angehörige Gestalt dieser sächsischen l'
  • Redaction darf mit unserer bairischen in solche directe *
  • Beziehung gesetzt werden. So lange sie ihren specifischen
  • Charakter bewahrte, so lange sie auch nur die ihr eigcn-
  • thümlichen Orts- und Personennamen herausgebildet hatte,
  • die wir in ihrer späteren Aufzeichnung finden, war sie
  • eben etwas ganz anderes für das Bewußtsein ihrer Zeit
  • als ihre bairische Schwester. Osangtrix hier. Rother .
  • dort, dieß allein genügte schon, um jede Beziehung
  • zwischen beiden, mochte sie ihrer eigentlichen Substanz
  • noch so handgreiflich eingeprägt sein, für das Mittel-
  • alter abzuschneiden.
  • Somit wäre die sächsische Redaction auch nur ein
  • Ast, der sich von einem gemeinsamen, uns unbekannten
  • Stamme nach der einen Seite hin abzweigt, wie die bai-
  • rische Redaction seine Verästelung nach der andern Seite
  • hin darstellt. Beide sind dann, so viel man sieht, in
  • keine weitere Berührung miteinander gekommen, .ob-
  • gleich es sehr wahrscheinlich ist, daß man im 13. Jahr-
  • hundert im nördlichen Deutschland neben der einhei-
  • mischen Redaction, d. h. der Geschichte von der Braut-
  • fahrt des Osangtrix, auch die bairische, d. h. unser Ge-
  • dicht «König Rother» in irgend einer seiner Ueberarbei-
  • tungen kannte, ohne zu ahnen, daß man nur einen
  • Doppelgänger vor sich habe.
  • XXVI EINLEITUNG.
  • Die sächsische Redaction setzt einen Durchgang durch
  • eine lateinische Bearbeitung voraus, wie sie so manche
  • Stoffe unserer Heldensage, Herzog Ernst, Theile der
  • Nibelungen u. s. w. erfahren haben. Die Namensformen
  • Juliana, Nordian, Äsplian oder Äspilian, endlich Osan-
  • trix oder Osangtrix selbst weisen unzweideutig darauf
  • hin. Yon dieser lateinischen Beeinfiußung zeigt unsere
  • bairische Redaction keine Spur, den einzigen Namen
  • Asprian = Aspilian abgerechnet, der freilich auch aul^er-,
  • halb dieses Sagenkreißes im Rosengarten vorkommt und
  • soAiit eine allgemeiner bekannte Gestalt gewesen zu sein'
  • scheint. Denn für eine directe Herübemahme aus un-
  • serm Gedichte in jenes spätere spricht doch gar nichts,
  • wohl aber sehr viel dagegen. Daß Osantrix auch unter
  • diese latinisierten Namensformen gestellt werden dürfte,
  • könnte bezweifelt werden. Doch ist nicht zu sehen, wie
  • man die seltsame Bildung auf rix anders als durch eine
  • gelehrte Umdeutung des deutschen -rtch, rieh, des zweiten
  • Theiles so vieler Eigennamen, erklären sollte. Reminiscen-
  • zen an die aus den lateinischen Historikern bekannten kelti-
  • schen Namen auf rix, Ämbiorix, Boiorix, Dumnorix u.s.w.
  • mögen dabei gewaltet haben. Der erste Theil bleibt vor-
  • läufig noch dunkel. Denn wenn es auch keinem Zweifel
  • unterliegt, daß Osangtrix identisch ist mit Oserich, der
  • Biter. 1962 als Yater der Helche, Gemahlin Etzel's, ge-
  • nanntwird, wie Osangtrix und Oda der Diörekssaga die
  • Eltern Erka's, Gemahlin Attila's sind, so stehen doch
  • einer unmittelbaren Identificierung von Osang oder auch
  • Osan mit Ose unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege.
  • Die deutsche Herkunft von Ose ist zwar nicht zu be-
  • zweifeln, obwohl eine lexikalisch genügende Erklärung
  • noch nicht möglich ist (vgl. darüber die Zusammenstellung
  • solcher mit Os, Ose gebildeten Namen in Haupt's Zeitschrift
  • für deutsches Alterthum, 10, 171, wo mit Recht jeder Zusam-
  • menhang mit ags. und alts. Os = Äns zurückgewiesen
  • wird), aber wie sollte aus Ose Osan, Osang werden und
  • welche beider Formen ist selbst wieder die echte, denn
  • das t beider darf wohl als ein bloßes euphonisches Ein-
  • schiebsel gelten. Die Form Osang sieht wie eine der
  • seltenen, aber nicht abzuleugnenden patronymischen
  • EINLEITUNG. XXVII
  • Ableitungen aaf ang aas, sodal^ man wieder auf ein
  • Etymon Os^ Ose zurückk&me.
  • Mnß nun auch die Yorstellang aufgegeben werden,
  • als besäßen wir in der sächsischen Redaction die un-
  • mittelbare ältere Faßung unseres Gedichtes, so ist
  • sie doch durch ihre oben charakterisierte schlichte
  • Aiterihümlichkeit viel mehr als dieses selbst geeignet,
  • uns einen Blick in seinen ursprünglichsten Kern zu er-
  • öffnen, den wir durch keine andern Mittel gewinnen
  • können. Daß er immerhin unvollständig ist, darf von
  • vornherein zugegeben werden, aber trotzdem gewährt er
  • doch wichtige Ergebnisse.
  • Es darf als allgemein zugegeben vorausgesetzt wer-
  • kten, daß alle Stoffe einer echten nationalen Epik, gleich-
  • viel welchem Boden augehörig, ur3prttnglich religiöse
  • Mythen gewesen und erst später aus diesem Boden heraus-
  • gewachsen und zu geschichtlichen oder eigentlich mensch-
  • lichen geworden sind. Suchen wir nach dem mythischen
  • Kern unseres König Rother, so müßen wir ihn aus sei-
  • nem menschlichen herausschälen und in die Sphäre des
  • Mythus übertragen, wofür uns nur die Hülfsmittel der
  • Yergleichung mit andern ähnlichen Erscheinungen, die
  • Combination mit den Resultaten unserer deutschen mytho-
  • logischen Forschung , aber keine urkundlichen und unan-
  • fechtbaren Documente zur Seite stehen, sodaß die Gegner
  • sich immer darauf berufen können, daß es sich hier um
  • bloße Hypothesen oder Luftgespiiiste handele.
  • Auf seine kürzeste Faßung gebracht, würde man
  • rein menschliehen Gehalt des Stoffes so ausdrücken
  • können: «Die Werbung eines königlichen Helden, von
  • dem höchsten Glänze irdischer Majestät ümfloßen, um
  • .eine Jungfrau, die durch ihre Schönheit alle andern
  • ^überstrahlt, Tochter eines mächtigen Königs, der sie
  • feindselig allen Freiern, vornehmlich aber diesem ver-
  • schließt; zur Befreiung dieser Jungfrau wendet der Held
  • List und Gewalt an und es gelingt ihm endlieh alle
  • Hindemisse zu überwinden und sie als seine Braut heim-
  • zuführen.» Es ist derselbe Grundgedanke, der uns in so
  • vielen epischen Stoffen unserer Vorzeit, auf welche sich
  • hier unser Blick beschränken mag, begegnet. Sigfried,
  • XXVIII EINLEITUNG.
  • der die schlafende Brunhild, durch die Waberlohe^
  • sprengend, erweckt und erwirbt, oder noch deutlicher
  • Sigfried in der Gestalt, in welcher wir ihn leider nur
  • durch Vermittelung eines so späten und rohen Nieder-
  • schlags echter und uralter Auffaßung kennen, wie ihn
  • das deutsche Lied vom hürnen Sigfried gewährt, wo er
  • die von einem Drachen bewachte Kriemhild befreit, Hug-
  • dietrich, oder in die Legende übertragen, Oswald
  • und Orendel sind im Wesen aus derselben Substanz ge-
  • bildet. Desgleichen ist die Grundidee des Salomon und
  • Morolt, der sich ja auch sonst mit unserm König Rother
  • so merkwürdig berührt, wie schon oben gezeigt wurde,,
  • keine andere als diese, nur durch das üppige Ranken
  • einer zwar reichen, aber keineswegs immer auf das Schöne-
  • gerichteten Phantasie etwas tibejwuchert und unkenntlich
  • gemacht. Ebenso konnte das Epos dieses Motiv auch
  • dahin verändern, daß es in den eigentlichen Vordergrund
  • dem Beschauer zunächst nicht die Gestalt des Helden,,
  • sondern die der Heldin stellte, die in jener andern und
  • jedenfalls schlichteren und alterthümlicheren Faßung nur
  • die mehr passive Rolle zu spielen hatte. Von dieser
  • Reihe gibt unsere Gudrun das bekannteste Beispiel,,
  • oder vielmehr zwei auf einmal, indem sich die eine Ge-
  • stalt der Heldin in zwei, natürlich als Mutter und Tochter
  • gebildet — Hilde und Gudrun — vervielfältigt und dabei
  • auch innerlich vertieft hat.
  • In den religiösen Mythus zurückübersetzt, . ist hier
  • tiberall nichts anderes dargestellt als der Kampf des
  • sommerlichen Sonnengottes gegen die Mächte des Winters^*
  • welche die schöne Erdgöttin gefangen halten und ihre
  • Vermählung mit dem Gotte, woraus das Gedeihen des^
  • Jahres und dey Menschen sprießt, hindern wollen. Voö
  • jeher hat gerade diese Naturmythe die Phantasie und
  • das Gemüth der Menschheit oder unseres Volkes unendlich
  • bewegt, und es darf daher auch nicht "Wunder nehmen^
  • daß sie in so vielen Variationen in die epische Sphäre
  • übertragen wurde. Es ist wirklich das «niemals aus-
  • gesungene Lied», das auch niemals ausgesungen werden:
  • konnte , das in seiner ewigen Wiederholung ebenso wenig,
  • den menschlichen Geist ermüdete , wie die Naturvorgänge,
  • . EINLEITUNG. XXIX
  • die es geistig verklärt, in ihrer ewigen Wiederholung
  • jemals das Auge oder das Herz eines echten Menschen
  • ermüden werden. Hing doch besonders in unserer nor-
  • dischen Heimat das physische Dasein und die Seelen-
  • stimmung des Menschen von keinem andern Naturvor-
  • ^ang so deutlich ab wie von diesem Wechsel des Som-
  • mers und Winters, oder zunächst von dem Siege des
  • Sommers über den Winter.
  • Aus dem ganzen Bereiche unseres Alterthums ge-
  • währt nur ein einziges Denkmal die poetische Faßung
  • «dieser Idee als einer wirklichen Götter- oder Naturmythe.
  • Dieß ist das Lied der altem Edda, welches unter dem
  • Namen SJcirnis för^ Skirnirs Fahrt, bekannt ist. Aber
  • seine Faßung ist dem Boden entsprechend, auf dem sie
  • ■entstand, Island, so absonderlich particulär, auch schon
  • durch eine bloß diesem nordischen Zweige unseres ger-
  • manischen Stammes angehörige, beinahe capriciös zu nen-
  • nende individuelle Ausbildung der gemeinsamen Grund-
  • anschauungen unseres Heidenthums in wesentlichen Zügen
  • so sehr von der ursprünglichen Grundlage abgewichen,
  • daß wir hierin nicht den mythischen ürtypus unseres
  • König Rother, sondern bloß eine Spielart desselben
  • erkennen. Die Grundidee selbst ist freilich deutlich
  • genug. Der strahlende Himmels- oder Sommersonnen-
  • gott Freyr, der Herr alles irdischen Wachsthums und
  • Gedeihens, wirbt um die schöne Gerdr, die Tochter eines
  • Frostriesen, die ihm nach langer Weigerung endlich
  • ihre Huld gewährt. Aber außer dem Colorit und dem
  • scenischen Apparat, die als unwesentlich weiter nicht in
  • Betracht kommen und natürlich immer die Farben des
  • Locals und der Zeit zeigen mtißen, ist die fast unüber-
  • windliche Sprödigkeit der Braut ein Zug, der nicht dem
  • gemeinsam deutschen ürtypus der Mythe angehört. Sie
  • fühlt sich hier nicht bloß dem Leibe, sondern auch der
  • Seele nach mehr verwandt den Riesen (dem Winter) als
  • den Göttern oder dem Gotte, daher denn auch von ihr
  • und nicht von ihren Hütern der Widerstand gegen den-
  • selben ausgeht. In Island mochte eine solche Modifi-
  • oation des Mythus wohl am Platze sein, denn die Erde
  • durfte dort recht eigentlich als die Domäne des Winters,
  • XXX EINLEITUNG.
  • als die Tochter des Frostriesen nnd ilim an Blat und
  • Art ganz gleich erscheinen. Die fast unbesiegbare Starr-
  • heit der arktischen Erde wäre damit recht geistvoll,,
  • wenn auch recht willkürlich symbolisiert.
  • Ebenso wenig allgemein gültig ist es, daß hier der
  • Diener Skimir alles allein für seinen Herren ausrichtet,
  • während dieser selbst vgr Liebe schmachtend den Erfolg
  • seiner Werbung abwartet. Wahrscheinlich ist dieß nicht
  • einmal eine sehr alte Corruption des Mythus, die sich nur
  • durch eine pragmatischere Consequenzmacherei , wie wir-
  • sie so häufig in der specifisch skandinavischen Mytho-
  • logie antreffen , eingedrängt hat. Freyr war hier ganz
  • und gar zu dem friedlichen Gott, dem Herrn des behag-
  • lichen und behäbigen Gedeihens und Daseins herabgesun-
  • ken und die ihm ursprünglich zugehörige oder helden-
  • hafte Substanz aus ihm verschwunden. Ein solcher Gott
  • kann freilich nicht als Held um die Braut werben, daher
  • muü es ein anderer für ihn thun, der aber, weil er doch
  • nur das anders gewendete Ebenbild des Gottes selbst ist,
  • dieß auch nicht durch Gewalt, sondern durch die Macht
  • « seiner Rede und zauberkräftige Sprüche zu Stande bringt.
  • Das Schwert und das Ross des Gottes, Attribute au»
  • seiner früheren Gestaltung, die er jetzt seinem Diener
  • mitgibt, sind dabei ganz überflüßig und offenbar nur als
  • todte Reminiscenzen erhalten.
  • Wenden wir uns wieder zu der menschlichen oder
  • scheinbar historischen Umformung des Mythus zurück,
  • so begegnen uns in dieser überall folgende Hauptzüge,-
  • welche den mythischen Kern noch deutlich genug durch-
  • scheinen laßen.
  • 1) Es findet nicht bloß eine einmalige Werbung um
  • die Braut statt, sondern eine mehrmalige, wobei denn
  • die solenne Dreizahl eine große, wenn auch häufig ver-
  • dunkelte Rolle spielt. Diese Werbung tritt zuerst unter ^
  • der Form einer friedlichen Botschaft auf, zuletzt aber
  • ist immer ein eigentlicher Kampf zum vollen Siege
  • nöthig. Dieser Zug bedarf keiner Erklärung : man denke
  • nur an unsem freilich zu einer bloßen todten Metapher
  • herabgesunkenen Ausdruck: der erste oder die erstea
  • Grüße des Frühlings. Die Macht des Winters wird nicht
  • EINLEITUNG. XXXI
  • anf einmal, auch nicht so gebrochen, dal^ zuerst gleich
  • ein jäher Ansturm, ein gewaltsamer Sieg des SommeVs
  • erfolgt.
  • 2) Neben der Gewalt wird immer und überall auch
  • die List in Scene gesetzt. Die Braut wird heimlich ge-
  • wonnen, heimlich entführt und dergleichen^ oder als natur-
  • gemäßes Gegenstück, auch wohl wieder von ihrem früheren
  • Bedränger listig wieder zurückentführt. Auch dieß wird
  • ein echt mythischer Zug sein, nur darf er sich nicht wie
  • in Skirnis för allein geltend machen. Hierin spiegelt
  • sich das heimliche Walten unsichtbarer Kräfte, die der
  • Mensch bei diesem offenen Kampfe des Winters mit dem
  • Sommer thätig ahnt, und deren Kraft er um so höher
  • anschlägt, je weniger er sie zu übersehen vermag.
  • 3) Die Werbung geschieht zuerst nicht durch den
  • Helden selbst, sondern durch seine Boten, die zugleich
  • seine Späher sind. Auch dieß ist leicht zu deuten: da
  • die Werbung nicht das erwünschte Ziel erreichen kann,
  • so müßen wohl untergeordnete Kräfte erst dafür ver-
  • wandt werden. Schon oben ist gesagt, daß die einfachste
  • Naturanschauung dabei maßgebend war, wie sie unter
  • diesem Itimmel und auf dieser Erde gar nicht anders
  • sich gestalten konnte. Die ersten Angriffe unserer Sommer-
  • sonne auf den Winterfrost sind so erfolglos, daß sich
  • damit die Majestät des eigentlichen Sommergottes nicht
  • compromittieren durfte.
  • In der epischen Umformung sind diese Boten meist
  • zu nächsten Verwandten oder Angehörigen des Helden
  • geworden, sie sind seine ^mäffe unde man nach mittel-
  • alterlich deutscher Faßung, d. h. dem Blute nach dasselbe
  • wie er, nur sozusagen in niederer Potenz. So hier in
  • unserm Stoffe nach der sächsischen Kedaction Hertnid,
  • der Neffe des Osangtrix, in der bairischen Erewin, der
  • Sohn Berchter's, des väterlichen Verwandten, Erziehers
  • uni. Waffenmeisters Rother's. Die Treue, die der Held
  • ihnen ebenso sehr schuldet, wie sie ihm, bringt nun ein
  • Motiv herein, das für das mittelalterliche Gefühl so
  • sehr, ja vorzugsweise berechtigt erschien, daß es ge-
  • legentlich zu einer gewissen Verdunkelung des eigent-
  • lichen Grundmotivs führen konnte und, wie wir an beiden
  • XXXII EINLEITUNG.
  • Redactionen unserer Stoffe sehen, auch wirklich geführt
  • hat, wenn auch in der einen, der bairischen, mehr wie
  • in der andern, die auch hierin größere Alterthüm-
  • lichkeit athmet. Die Befreiung der gefangenen Dienst-
  • mannen tiberwiegt fast das Interesse für die Erwerbung
  • der Braut. Es ist künstlerisch beßer, wenn, wie im
  • Hugdietrich und Wolfdietrich geschieht, die beiden Mo-
  • tive zur Grundidee relativ selbständiger Gedichte ge-
  • macht werden, sodaß jedes derselben zu seinem ganzen
  • Rechte kommt. Womit freilich nicht gesagt sein soll,
  • daß die Ausführung des Wolfdietrich dieser Idee ent-
  • spricht. Kein Zweifel aber, daß nur hierdurch die Spaltung
  • der ursprünglichen einen Gestalt des Brautwerbers in
  • einen Hug- und Wolfdietrich veranlaßt ist.
  • 4) Schließlich muß immer der Held selbst in die
  • Handlung eintreten und das Beste dabei thun, und hierin ist
  • relativ unsere bairische Redaction der sächsischen über-
  • legen, in welcher Osangtrix doch mehr nach der Art
  • eines modernen commandier enden Generals und nicht nach
  • der eines altdeutschen Heerkönigs sich darstellt. Uebri-
  • gens kann und darf auch der Held vor und neben der
  • Gewalt List gebrauchen, wie ja dieses Element, das hat
  • sich bereits ergeben, ein durchaus berechtigtes oder
  • natumothwendiges ist. Die anschaulichste Form dafür
  • ist die Verkleidung oder der falsche Name: im Hug-
  • dietrich die Maske eines Mädchens, im Rother in seinen
  • beiden Faßungen ein falscher Name sammt erdichtetem
  • Zubehör. Aber zuletzt muß er sich immer in seiner
  • siegreichen Majestät offenbaren, also auch seine Maske
  • abwerfen. Inwieweit darin die Naturmythe sich abspie-
  • gelt, bedarf nach dem Bisherigen keiner weiteren
  • Ausführung.
  • Nicht sowohl zu dem eigentlichen mythischen Kerne
  • als zu dem herkömmlichen Apparate, mit welchem dieser
  • in seiner epischen Umgestaltung sich zu umgeben pflegt,
  • gehört ein anderer fast überall in diesem Sagenkreis
  • eingebürgerter Zug, das riesenhafte Gefolge des wer-
  • benden Helden. In die mythische Grundanschauung
  • scheinen sich die Riesen in solcher Stellung insofern
  • schlecht fügen zu wollen, als man sie auf der andern
  • EINLEITUNG. XXXIU
  • 'Seite za finden erwartet. Als Vertreter der winterlichen
  • Mächte, der Erstarrung der Erde in Schnee and Eis,
  • €ollten sie dem Helden, der die Sonne und der Sommer
  • ist und die Erde befreien will, feindlich gegenüberstehen,
  • nicht ihm dienstbar sein und für ihn kämpfen. Jeden-
  • falls ist eine solche Umkehrung Ton verhältnissmäßig
  • jüngerem Datum, und wo der Mythus noch wirklich als
  • Mythus gefühlt wurde, wie in Skirnisför, ist sie undenkbar.
  • Die epische Gestaltung erklärt dieß durch eine Art naiver
  • Pragmatisierung, welche die sächsische Redaction der
  • Rothersage allein deutlich darlegt. Die Bieseubrüder sind
  • ■die Söhne eines von dem Täter des Osangtrix besiegten
  • Königs und diesem dadurch zur Dienstbarkeit verbunden.
  • Dadurch ist ihre eigentliche Natur verändert: sie stehen
  • Jetzt nicht mehr feindselig dem Helden gegenüber, wäh-
  • rend sie durch ihre ganze Anlage und Beschaffenheit
  • den übrigen rein menschlichen Gestalten, mögen sie auf
  • Seite ihres Herrn oder auf Seite von dessen Feinden
  • stehen, immer ein gewisses Grauen einflößen. In der
  • bairischen Eedaction, der sie überhaupt viel loser ein-
  • gefügt sind, wie der andern, worauf schon oben hin-
  • gewiesen wurde, ist ihr ganzes Yerhältniss zu Rother in
  • ein gewisses Dunkel gehfült, welches sich allein durch
  • Hülfe der andern Redaction erklärt.
  • Es ist bekannt, daß die Umsetzung der mythischen
  • 'Grundlagen eines epischen Stoffes durch seine Anlehnung
  • an geschichtliche Namen, Thatsachen und Zustände sich
  • Biemals mit der urkundlich beglaubigten geschichtlichen
  • üeberlieferung deckt, sondern nur von der Seite her an
  • sie streift. Einstweilen, wo es noch nicht gelungen ist,
  • nur die leitenden Grundsätze, von welchen dabei die
  • Yolksseele, wenn auch selbstverständlich unbewußt, aus-
  • ging, aufzufinden, wird man fast überall in solchem Thun
  • ein willkürliches Spiel der Phantasie sehen, die sich
  • scheinbar oft von den zufälligsten und subjectivsten oder
  • particulärsten Einflüßen bestimmen ließ.
  • Wenn irgendwo, so muß man diesen allgemeinen
  • Zustand unserer Erkenntniss berücksichtigen bei der
  • vergleichenden Analyse der historischen Momente unseres
  • ^Stoffes, bei der wir uns übrigens nur auf das vorliegende
  • X0KXO BOTHSB. C
  • X3uav BiNLErruNG.
  • Gedicht oder die bairische Recension beschränken. Die*
  • sächsische Recension ist ohnehin schon in ihren allge-
  • meinsten geschichtlichen Beziehungen und Yoraussetzangen
  • charakterisiert worden.
  • [ Der Name des Helden, Rother, weist, wie schotti
  • seit langem vermuthet worden ist, auf den geschicht-
  • lichen Rothari, den siebzehnten König des deutschen
  • Volkes der Langobarden in Italien, der 614 geboren
  • wurde, 636 zur Regierung gelangte und 650 starb. Er
  • ist je länger desto mehr berühmt worden durch sein
  • Edictum von 644 , die Sammlung nnd Codification seines
  • Tolksrechtes natürlich in lateinischer Sprache. Außerdem
  • wißen wir von ihm, wie von so vielen seiner Vorgänger^
  • \ und Nachfolger, daß er schwere aber glückliche Kriege-
  • I mit den Römern, d. h. den Feldherren und Soldaten des^
  • I Kaisers von Ostrom, Konstantinopel, den Kriechen des
  • i deutschen Mittelalters geführt hat. Er gilt namentlich-
  • als Eroberer der Seeküste am Meerbusen von Genua,,
  • von der Mündung des Arno bis zur Provence.
  • In seiner beglaubigten Geschichte ist nichts — so-
  • dürftig, nämlich, muß zugesetzt werden, wie sie uns be-
  • kannt ist — , was für unsere Denkweise eine Anknüpfung-
  • an den Kern der Persönlichkeit unseres poetischen Rother-
  • oder seiner mythischen Basis hätte besonders begünstigeib
  • können, oder gar bewirken müßen, nicht einmal irgend,
  • ein an sich geringfügiger, in der Genesis von Sagen-
  • stoffen oft aber so unendlich fruchtbarer Nebenumstand,
  • wie z. B. etwa seine Lieblingsresidenz Bari, die in de m.
  • Gedichte eine wichtige Rolle spielt. Denn zu den Zeiten
  • des geschichtlichen Rother war diese Stadt wie die ganze-
  • apulische Küste noch in den Händen der Griechen und*
  • er, wie seine Vorgänger und Nachfolger residierten ge-
  • wöhnlich zu Ticinum, Pavia, was von Anfang an als das
  • Caput regni galt. Es bleibt also vorläufig nichts weiter
  • übrig — später wird sich eine vielleicht etwas gesichertere-
  • Spur aufzeigen laßen — als anzunehmen, daß bei der zu
  • ^ unbekannter Zeit, jedenfalls aber nach dem 7. Jahr-
  • hundert erfolgten Localisierung des Sagenstoffes im Süden^
  • von Deutschland der Name gerade dieses langobardischen-
  • Königs deshalb bevorzugt worden sei, weil er als Schöpfer-
  • lOKLEITÜNG.
  • der Gesetzgebung seines Volkes und Staates, durch ein
  • Werk, das ebenso sehr in der Wissenschaft, wie im
  • YolksbewuMsein ein frisches Leben führte, alle andern
  • seiner gekrönten Oenol^en an Ruhm überstrahlte. ,
  • Es bedarf keiner Bemerkung, wie sehr die Yer-5
  • knüpfung Rother's mit der Genealogie der Karolinger — ;
  • er ist in unserm Gedichte der Vater Pipin's, Großvater!'
  • Karl's des Großen — aller Wahrheit Hohn spricht, i
  • Doch darum braucht sich die Sage nicht zu kümmern.
  • Leider ist es aber auch hier nicht niöglich, die inneren
  • Fäden dieses seltsamen und einzigen Gewebes aufzudecken.'
  • Nur darauf ist hinzuweisen, daß schon ein Menschenalter
  • nach der Eroberung des langobardischen Reiches durch
  • Karl den Großen im Bewußtsein der Langobarden selbst
  • das Demüthigende dieses Ereignisses verwunden gewesen
  • zu sein scheint. Wie sich Karl der Große als Rechts-
  • nachfolger der einheimischen Könige, als rex Langohar-
  • darum officiell bezeichnete, und Volk und Staat wenigstens
  • der Form nach nicht als Unterworfene, sondern als
  • den Franken u. s. w. gleichberechtigte Reichsangehörige
  • behandelte, so vergaßen auch diese nicht ihre particu;
  • laristische oder nationale Sonderstellung, wohl aber die
  • Art, wie sie zu ihrem neuen König gekommen waren.
  • Wir besitzen in dem in Oberitalien entstandenen soge-
  • nannten Ghronieon Gothanum, was noch vor 810 abge-
  • schloßen ist (bei Baudi di Vesme, Edict. Beg, Lang.,
  • 182 fg.), ein höchst charakteristisches Zeugniss dafür.
  • Hier hat, sich das specifisch langobardisohe oder wie man
  • es damals schon nennen darf italienische Bewußtsein mit
  • der karolingischen Dynastie vollständig ausgesöhnt und
  • di€se , besonders als Karl seinem zweiten Sohn Pipin die
  • Krone der Langobarden oder Italiens verlieh, sozusagen
  • ganz nationalisiert. Für uns ist dabei von Belang, daß
  • der Verfaßer dieses Ghronieon keines andern frühern
  • Königs mit solchem Lobe gedenkt wie des Rothari und
  • zwar schon mit sichtbarer Vermischung echt historischer
  • und sagenhafter Züge. Er feiert ihn als den Gesetzgeber
  • seines Volkes, was er war, aber auch als den per quem
  • Langohardi ad cannonica tenderunt certämina et sacer-
  • dotum facti sunt adjutores, was entweder die Bekeh-
  • c*
  • JSINIiErrUNG.
  • rang des Volkes ans dem Heidentham, oder aus dem
  • Arianismus zum Katholicisnius bedeuten soll. Aber das
  • eine wie^ das andere gehört nicht auf Bothsri's Rech-
  • nung. Er war vielmehr, wie eine verlorene Notiz bei Pau-
  • lus Diaconus 4, 46 andeutet, noch Arianer. Jedenfalls
  • aber trug diese günstige Meinung, welche sich in der
  • gelehrten Geschichtssage über ihn festsetzte, nicht wenig
  • dazu bei, die Grlorie seines Namens zu erhöhen.
  • Rother verbirgt sich unter dem Namen Dietrich, wie
  • ja auch in der oben angeführten sächsische Redaction
  • unseres Sagenstoffes Osangtrix bei Milias unter derselben
  • Maske auftritt. Es geht aus dieser Uebereinatimmung
  • hervor, daß der Name Dietrich an diese Situation fest
  • geheftet war, schon ehe sich ihre beiden selbständigen
  • Verzweigungen bildeten, denn an eine Entlehnung nach
  • hüben oder drüben ist nicht zu denken, das hat sich,
  • wie wir glauben, mit Sicherheit ergeben.
  • Sucht man für diesen maskierenden Namen Dietrich
  • ; eine Anlehnung an die Geschichte, wozu man genau eb^iso
  • l berechtigt ist, wie bei dem wirklichen Namen des Helden,
  • > begnügt man sich nicht damit, ihn als einen der ver-
  • breitetsten unseres Alterthums und gerade deshalb zu
  • dem Zwecke seinen Träger zu verstecken besonders taug-
  • lichen zu fairen, so wird man dabei nur an den Dietrich
  • der Geschichte oder Sage denken dürfen, der sozusagen
  • jals Dietrich an und für sich galt, an Dietrich von Bern,
  • ■ [den geschichtlichen Theodorich, König der Ostgothen.
  • Sollte damit ein anderer Dietrich gemeint sein, so hätte
  • es noch einer besondem Bezeichnung bedurft, denn wo
  • i dieser Name schlechtweg genannt wurde, tauchte in der
  • Seele unseres Volkes seit den frflhesten Zeiten stets das
  • Bild jenes berühmtesten alier Dietriche auf. Nichts ist
  • dafür charakteristischer als die oft citierte Stelle der
  • Quedlinburger Chronik aus dem Anfange des 11. Jahr-
  • hunderts , die freilich von Müllenhoff (Haupt's Zeitschrift
  • für deutsches Alterthum, 6, 441) nach der entgegengesetzten
  • Seite hin zur Herstellung des von ihm versuchten Be-
  • weises verwendet wird, daß der Dietrich der Rothersage
  • identisch mit dem fränkischen Dietrich oder Hugdietrich
  • sei. Dort heißt es von dem ostgothischen König : iUe fuit
  • SINIiKITUNG. ZXXTn
  • Thideric de Beme de quo canfabani rmiici oZ/m, nach-
  • dem sie -vorher den fränkischen Dietrich, Theodrieh
  • Yon Austrasien, den Sohn Ghlodwig's als Huffo Theodoricus
  • scharf nnd im ganzen mit richtiger Bewahrung der wie«
  • sentlichsten Züge seiner Geschichte von ihm unterschieden
  • hat. Der andere Dietrich bedarf keines solchen charak-
  • terisierenden Zusatzes, denn die Ortsbezeichnung van Beme
  • steht doch, wie jeder fühlt, in einem viel loseren Zuge*
  • hörigkeitsverhältniss zu dem Namen des Helden, wie der
  • untrennbar damit verwachsene, ihn gleichsam beherrschende
  • Vorsatz Hugo. Inwieweit die pragmatisierende Deutung
  • dieses Hugo^ welche die Quedlinburger Chronik dann
  • weiter vorsucht: Hugo^ id est Francm, qtUa olim omnea
  • Franci Huganes vocdbantur, wirklich historisch her
  • gründet sei, dieß zn untersuchen gehört nicht hierher,
  • uns genügt daraus zu entnehmen, was wir freilich aud
  • unzähligen anderen Zeugnissen unseres Alterthums auch,
  • nur aus keinem mit solcher urkundlicher Beweiskraft ent-
  • nehmen könnten, daß wo vom deutschen Ohre der Name
  • Dietrich vernommen wurde, Dietrich von Bern verstanden
  • zu werden pflegte.
  • Will man die innern Beziehungen zwischen Dietrich
  • und Rother weiter verfolgen, um daraus für die Ueber-
  • tragung der Namen eine solidere geschichtliche oder, was.^
  • dasselbe ist, sagenhafte Grundlage zu gewinnen, so darf
  • man mit vollem Rechte daran erinnern, daß Dietrich '
  • von Bern und Rother beide ihre Heimat in der Lom- i
  • bardei haben, femer, daß in der Geschichte und Sage die
  • Beziehungen Dietrich's zu dem Orient, zu Griechenland
  • und Konstantinopel eine hervorragende Rolle spielen. Diet-
  • rich ist somit, beßer als irgend eine der großen Gestalten
  • unserer Heldensage dazu geeignet, für Rother einzutreten,
  • ja man könnte sogar so weit gehen, zu behaupten, daß
  • rückwirkend manche Hauptzüge in dem Wesen Dietrich's
  • auf die Ausbildung der Gestalt Rother's und der Begeben-
  • heiten unseres Gedichtes Einfluß gewonnen haben mögen,
  • freilich erst dann, nachdem der Sagenkeim so weit ent-
  • wickelt war, daß sich an ihm solche innerlich verwandte
  • Zusätze fesüieften konnten. Es mußte also z. B. schon-
  • Rother mit den Griechen in Verbindung gebracht, es
  • XXXVin SIXLEITUKQ.
  • muMe ihm schon, um von dem scheinbar geschichtlichen
  • Boden auf den unzweifelhaft ungeschichtlichen Überzu-
  • treten, das Gefolge riesenhafter Dienstmannen beigegeben
  • sein u. s. w. Im einzelnen konnte dann die Ausbildung
  • solcher Züge, die genetisch beiden Namen angehörten,
  • von da ans vorwiegend beeinflußt werden, wo sie schon
  • vorher zu größerer Reife und Plastik gelangt war. Daß
  • hierin die eigentliche Dietrichssage der Rothersage über-
  • legen war, versteht sich von selbst.
  • Kehren wir noch einmal zu dem austrasischen Diet-
  • rich zurück, so ist in allem, was wir von seiner Ge-
  • schichte wißen nichts, was zu einer solchen Anknüpfung
  • an die Substanz des Rother Yeranlaßung hätte geben
  • können. Seine diplomatischen Beziehungen zu Bjzanz,
  • seine Kriegszüge in Oberitalien können doch dafür schwer-
  • lich in Anschlag gebracht werden. Als sagenhafter Held
  • ist er, wie man weiß, noch im 9. und 10. Jahrhundert
  • im deutschen Liede besungen worden, aber es ist nicht
  • zu ersehen, welchen Inhalt diese Lieder hatten, äußer
  • daß in der sächsischen, wie es scheint, noch im 10. Jahr-
  • hundert in poetischer Faßung lebendigen Stammessage
  • Thiadric, der Sohn des Hugo, König der Franken, als
  • Besieger des thüringischen Irminfrid und Bundesgenoße
  • der Sachsen gefeiert wurde, wie uns Widukind von
  • Corvey berichtet. Also auch hier wieder oder schon
  • hier nicht Dietrich an sich, sondern Hugdietrich, wie
  • in jener oben erwähnten Stelle der Quedlinburger Chro-
  • nik, die offenbar auch — nicht allein — aus Widu-
  • kind geschöpft hat.
  • Wer freilich davon ausgeht, daß der Hugdietrich
  • des Heldenbuches — der als Hugdietrich wie sein Sohn,
  • d. h. seine Weiter- und Umbildung Wolfdietrich eben
  • nicht Dietrich an sich, d. h. Dietrich von Bern ist — einen
  • wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung des Rother geübt
  • habe, der wird auch in Rother's Namen Dietrich den
  • fränkischen und nicht den ostgothischen König erkennen
  • wollen. Denn daß Hugdietrich identisch mit jenem Hugo
  • Theodoricus ist, liegt auf der Hand. Es hat sich für
  • uns aber bereits herausgestellt, daß eher das Umgekehrte,
  • eine Beeinflußung des Hugdietrich durch Rother anzu*
  • BINIiXCrUKO. XXXIX
  • nehmen ist. Dieß gilt zunächst freilich nor Yon den
  • beiden altdeutschen Gedichten, sowie sie uns noch jetzt
  • T^orliegen. Aber auch über sie hinaus, wo wir uns in
  • nebelhafte Gebiet der Hypothesen und Conjecturen
  • -versetzt finden, ist es viel wahrscheinlicher, daß der ur-
  • -sprünglich dem Rother und dem Hugdietrich gemeinsame
  • Sagenkeim im Hugdietrich oder vielmehr zu der speci-
  • fischen Gestalt des Hugdietrich unter dem Einflute der
  • jschon fester und früher ausgeprägten Bothersage sich
  • •entwickelt habe, als umgekehrt, weil einige seiner wesent-
  • üchsten Züge -— die Beziehung zum Orient — sich so viel
  • •beßer begreifen laßen. Was dazu geführt hat, den ge>
  • ■meinsamen Sagenkeim in diese zwei Triebe, Bother und
  • Hug- (selbstverständlich zugleich Wolf-) Dietrich, aus-
  • ^cinander wachsen zu laßen, wißen wir ebenso wenig, als
  • warum neben diesen zwei noch so viele andere, von
  • Skirnisför an bis auf den hürnen Sig£ned, sich heraus-
  • ::gebildet haben, noch weniger wodurch jeder einzelne
  • Schößling gerade seine bestimmte Individualität aufgeprägt
  • erhielt. Aber so viel scheint zu vermuthen erlaubt, daß
  • «der Name Hugdietrich in einer Art von bewußter Gegen-
  • sätzlichkeit zu dem Namen Dietrich an sich, d. h. Diet-
  • rich von Bern, als wesentliches Merkmal dieser Spielart
  • -der Sage gewählt worden ist, — daß die Genealogie der
  • Karolinger beßer an den austrasischen Dietrich als an
  • Dietrich von Bern angereiht werden könnte , ist zuzugeben.
  • Aber beßer ist noch nicht gut, weder im Sinne der wirk-
  • lichen Geschichte noch der Sage. Was beweist uns, daß
  • man im Mittelalter, in Deutschland oder sonst, wo deutsche
  • -epische Heldensage bekannt und fortgebildet wurde, den
  • -austrasischen Dietrich gleichsam coUectiv für alle Mero-
  • win^r habe gelten laßen, wie Mtülenhoff a.. a. 0. 446
  • will? £r galt als ein sagenberühmter König wie andere
  • seines Stammes, aber nicht als der eigentliche Beprä-
  • isentant desselben. Will man einen solchen finden, so
  • dürfte man ihn eher in jenem mythischen Hugo, dem
  • £ponymus des ganzen Geschlechts und Volkes, oder in
  • Ohlodwig suchen. Auch scheint überhaupt auf dieser
  • Anknüpfung des Bother an Karl den Großen kein beson-
  • deres Gewicht zu liegen. Wir glauben zwar nicht, daß
  • XI* SINI/SITDKO.
  • wir sie erst dem letzten Di<^ter oder Bearbeiter, den wi^
  • die hier gegebene Gestalt des Gedidits verdanken, zs^.
  • rechnen dürfen. Schon oben ist darauf hingewiesen, daß
  • sich sehr frfthe bedeatsame Terbindongsfäden zwischen
  • dem lombardischen nnd fränkisch-karolingischen !^^Bent
  • aufweisen laßen, deren weiteres — nns emstweilen völlig
  • unbekanntes — Fortspinnen leicht zn einer solchen aller
  • Geschichte widersprechenden, der Sage aber wohl an-
  • stehenden genealogischen Mystification fahren konnte.
  • Beachtenswerth bleibt dabei, daß im Hng- und Wolf^
  • dietrich nichts davon sich findet, woraus wir nicht bloß
  • folgern, daß diese Verknüpfung erst dann vollzogen
  • wurde, als sich diese völlig selbständig von dem Rother^
  • Dietrich abgetrennt hatten, was sich von selbst versteht,,
  • sondern auch, daß zu dem Wesen des Hagdietrich nach
  • der Anmaßung der deutschen Heldensage keineswegs irgend-
  • eine Beziehung zu der späteren fränkisch -karolingisehen
  • Eönigsreihe oder, anschaulicher ausgedrftckt, zu Karl
  • dem Großen gehörte. Die gelehrte Geschiditschreibong
  • mochte immerhin in bekannter tendenziöser Absicht den
  • Zusammenhang des Blutes zwischen den Merowingem und
  • Karolingern nachdrücklich hervorheben: in die selbst-
  • wttchsige Yolksvorstellung scheint davon nichts aberge-
  • gangen zu sein, und wo ein epischer Stoif, wie unser
  • Rother, davon berührt ist, deutet dieß auf eine relativ
  • spätere Zeit und auf gelehrte Beeinflußung, wovon überall
  • und auch in unserm Rother einzelne Spuren wahrzuneh-
  • men sind, ohne daß dadurch der volksthümlidie Kern
  • und Typus des StolTes selbst wesentlich beschädigt wor^
  • den wäre. Hug- und Wolfdietrich zeigen zwar nicht
  • diese, wohl aber andere, entschieden aus der gelehrten
  • Sphäre stammende Zusätze, sodaß sie auch in dieser
  • Hinsicht dem Rother gegenüber an unangetasteter Ur-
  • sprünglichkeit nichts voraushaben.
  • Indem die Sage an den Namen des langobardischen
  • Königs Rother anknüpfte, konnte sie schon dadurch ver-
  • anlaßt werden, den Schauplatz der Handlung an und
  • über das Meer zu verlegen. Aber sie konnte es aucb
  • ganz unabhängig davon thun. Denn in allen diesen
  • Brautwerbungen spielt das Meer und die Seefahrt eine
  • so wesentlidie BoUe, daß maji wohl annehmen darf«
  • es gehört zu ihrer natftriichen nnd nothwendigen Scenerie.
  • Man hat audi nicht einnal nöthig, in ihre mythische
  • Snbstaiiz sich zu vertiefen, nm die& zu erklären, obwohl
  • es nicht schwer sein wttrde, hier einen Aafschlnß darüber
  • ZQ finden. Das Romantische der Fabel als bloße poetische
  • Fabel genommen, hebt sich, wie man leicht sieht, durch
  • die Benutzung des romantischsten aller Elemente so be-
  • deatend, daß es befremden müßte, wenn die Phantasie
  • darauf verzichtet hätte. Und daß es in der sächsischen
  • Bedaction «nseres Bother doch geschehen ist, wollen wir
  • dieser weder als ein Zeichen größerer Schlichtheit der
  • altertliflmlichen Faßung, die ihr ja durchschnittlich un-
  • zweifelhaft nachgerühmt werden darf, noch als das Gegen-
  • theil davon, als eine spätere Verhüttung eines so bedeut-
  • samen Triebes anrechnen, sondern nur als ein Zeichen
  • d^ starken Einftttße, welche Ort und Zeit auf ihren
  • allein uns überlieferten Niederschlag geübt haben. Dort
  • in jenen slawisch -deutschen Grendanden wogte ein leb-
  • haftester Yölkerrerkehr friedlicher und noch mehr krie-
  • gerisober Art* bis in den fernsten Osten hinein. Aber
  • s^ne Hauptstraßen führten zu Lande, selbst bis nach
  • Konstanünopel. Auf diese Art ist unser Stoff in dieser
  • «einer Heimat ganz continental geworden, hat damit aber
  • auch eine seiner größten Zierden verloren.
  • Man pflegt wohl, um das Meer und die Beziehung
  • zum Orient in unserm Eother und seinen Geschwistern
  • zu erklären, auf die Kreuzzüge und was sich daran für
  • die Umgestaltung des deutschen Yerkehrslebens und der
  • Bilder in uniserer damaligen Volksseele schließt, zu ver-
  • weisen. Gewiss mit Becht, insofern dadurch der Blick
  • auf das Meer und in den Osten eine Weite und eine
  • Fülle von Detail gewann, von der vorher keine Bede
  • sein konnte. £s wird noch genug Gelegenheit geben,
  • aus unserm Gedicht solche Züge herauszuheben, die nur
  • durch die Kreuzzüge in dasselbe hineingetragen worden
  • sein können und ohne sie uyd^ikbar wären. Aber das
  • Meer und der Orient, speciell Konstantinopel, die anttere
  • burffT», sind nicht erst dadurch unserer Volksphantasie
  • 4>der der 3einer Dichter aufgegangen. Sie waren ihr seit
  • A
  • XIU SIKLSITUKO^
  • unvordenklichen Zeiten vertraut, wahrscheinlich schon
  • lange, ehe aus dem altgriechischen fiyzantiom das
  • christlich-römische Konstantinopel sich gestaltete.
  • Sie konnten deshalb unserm Sagenstoffe schon zu-
  • gehören, ehe der Name des Bother oder der des Dietrich
  • damit verflochten war, obwohl es sich von selbst ver-
  • steht, daß diese beiden Namen, soweit oder sobald sie
  • als geschichtliche gefaiSt wurden, in ihren zugehörigen
  • Oestalten einen Anknüpfungspunkt bieten mußten für
  • einen so wesentlichen Zug. Daß und wie dieß sowohl
  • bei Bother als auch bei Dietrich sich fügte, ist schon
  • oben nachgewiesen worden, ebenso daß Dietrich in dieser
  • Beziehung der Phantasie noch mehr bot als Bother.
  • Gewiss würde auch das wenige, was wir von dem
  • geschichtlichen Bothari in dieser Hinsicht heranziehen
  • dürfen, seine Kämpfe gegen die Griechen und Eroberung
  • der griechischen Seekttste, nicht hingereicht haben, um
  • seinen Namen in unsem Stoff einzuführen. Aber es ist
  • schon bemerkt worden, daß auch alle andern von ihm
  • bekannten historischen Züge nichts enthalten, was auf
  • ein specifisches Verhältniss zu unserm Bother hinwiese.
  • Denn das allgemeine, der Nimbus, der ihn vor den an-
  • dern langobardischen Königen in späterer Zeit umstrahlte,
  • kann nur dazu beigetragen haben, ihn der volksmäßiges
  • Epik im allgemeinen als ein würdiges Object zu empfehlen,
  • keineswegs aber die Yeranlaßung gewesen sein , seinen
  • Namen in so prägnanter Weise gerade in diesen Sagen-
  • stoff einzuführen und zum herrschenden zu machen.
  • Da sich also von neuem ergeben hat^ daß hierfür
  • jede zureichende Erklärung aus dem uns bekannten Mate-
  • rial der Sage oder der sagenhaften Geschichte, oder auch
  • der beglaubigten Geschichte abgeht^ so wird es erlaubt
  • sein, den Namen selbst einmal anzusehen. Vielleicht
  • findet sich in ihm die gesuchte Lösung des Bäthsels
  • oder doch etwas, was auf eine solche hindeutet.
  • Das mhd. Buoth€r(e), Büther(e), Bother(e) weist auf
  • eine der zahlreichen Namensbildungen, deren erster Theil
  • das Wort rtwt ausfüllt, das wir in hochdeutscher Sprache
  • nur noch in dieser Verwendung bei Eigennamen kennen: in
  • seiner älteren Gestalt mit H im Anlaut — in den früheren
  • BBTLEITUNG. iCT.rrj
  • :althochdeatschen Denkmälern — bildet es in Hruad-bald,
  • -berkt, -boio^ -fi^d, -panc, -garty -ger, »hart, -leib, -ir.ati,
  • -mär, -rntmd, -o(^, -oW, rtrüd und sehr vielen anderen,
  • Ton denen wir hier nur einige der allergewöhnlichsten
  • beraas^hoben haben, den eigentlichen Bedeutungskern
  • •der betreffenden Männer- und Frauennamen, der immer
  • nadi lieutscher Sitte im ersten Theil enthalten ist, wäh-
  • rend der zweite relativ gleichgültig oder von minderer
  • Energie ist. Viele dieser Kamen sind noch jetzt im leb-
  • liaftesten Gebrauch als Vor- oder Geschlechtsnamen, so
  • Hruod oder nach mhd. Aussprache BxMtberhi oder -breht
  • ^der -bert, jetzt Ruprecht. Buppert, Hruod, Buotgang
  • Jetzt Bothgang (häufiger Familienname), Buotger =
  • Büdigerj romanisch Roger, Rugiero, deutsch Rugger,
  • Rucker, Rücker, indem durch Angleichung das aus-
  • lautende t des ersten Theiies verschwand und einem
  • oder ck Platz machte, wovon schon im Ahd.
  • Spuren sind, Buoikart, Ruodolf, die an sich deutlich
  • rsind u. s. w.
  • Der dominierende erste Theil dieser Namen erklärt
  • •sich durch andere deutsche Sprachen, in denen er ent-
  • weder in dieser einfachen Form oder in irgendeiner er-
  • weiterten, abgeleiteten noch im Gebrauche als gewöhn-
  • liches Appellativ ist, so vor allem im Gothischen
  • and Angelsächsischen. Die Bedeutung wird gewöhn-
  • lich als Sieg, Ruhm angegeben, genauer bestimmt aber
  • ist es eigentlich Siegeskraft (dem griechischen xparo^,
  • ^as buchstäblich dasselbe Wort nur in einer vocalisch
  • einfacheren Form und mit einer andern Ableitung ist,
  • auch darin entsprechend); i?i^ä^^i^^.,. Afir£„ da&-gewöfan-
  • liche Wort = unserm Heer, ist also der ißit siegeskräf-
  • tigem Heer Wirkende, es Führende u. s. w., also ein Hel-
  • •denname, wie kaum ein zweiter, aber zugleich auch ein
  • rsehr passender Name für ein mehr als menschliches
  • Wesen, insofern es als siegreicher Kämpfer, besonders
  • :als Vorkämpfer für die Menschen gedacht wird. Wir
  • •besitzen kein directes Zeugniss darüber, daiS der Gott,
  • den wir mit seinem häufigsten Namen deutsch als Frö,
  • nordisch Freyr, d. h. als den Herrn an sich nennen, unter
  • seinen, wie selbstverständlich, zahlreichen besondern Cultos-
  • XLI\r EINLBITÖKG,
  • namen auch diesen geführt habe, aber er passt trefflick
  • für ihn, sobald oder solange er noeh als sieghafter Y-or-
  • kämpfer der Sonne und des Sommers gegen den Winter
  • empfunden wurde, nicht für den Fre^r der SMrnis fdr^.
  • aber für eine ältere und allgemeine deutsche Gestaltung
  • dieses Wesens, das dort, wie sich gezeigt hat, durch
  • locale Einflüße zu einer so ganz particnlären Besonder-
  • heit herabgedrückt erscheint. Einem andern dieser mit
  • Etwt' gebildeten Namen, Btu>iberht, in oder durch
  • Siegeskraft strahlend, macht niemand seine echt mytho-
  • logische Basis streitig, wie sie noch in unserm Knecht
  • Ruprecht der Weihnachtsspiele und Umzüge deutlich ge*
  • nug durchscheint, nur pflegt man ihn nicht auf Frd^
  • sondern auf eine andere Gottheit zu beziehen, was wir
  • hier dahingestellt sein laßen. Ebenso hat man erkannt^
  • daß im Euotger, Müedeger (von der Nebenform ahd^
  • hrux)di^ identisch mit hruod gebildet) eine mythische
  • Basis erhalten sei, die sich in den yielgenannten, und
  • in manchen Metamorphosen erscheinenden epischen Helden
  • Büedeger umgesetzt hat. Der bekannteste darunter ist
  • der herrliche Büedeger von Bechdären in unsem Nibe-
  • lungen. Dieser Büedeger berührt sich nun noch weiter
  • als durch die Identität seines hauptsächlichsten Namens-
  • bestandtheils mit unserm Buothere. Schon sehr frflhe
  • scheinen beide Namen geradezu ineinander gefloßen zu
  • sein, wozu lautlich die Yermittelung sehr nahe lag^
  • Schon in der ältesten Es. unseres Gedichts begegnet man
  • neben der Ueberzahl der richtigen Schreibung des Namen»
  • einzeln auch Bochtere, Bocther^ was nach unserm Be-
  • dünken auf einem Schwanken zwischen der echten Form^
  • die hier Böthere ist, und der sie verdrängenden Bötker
  • = Bddger^ hochd. Buot — Büedeger beruht, wenn auch
  • der Anlaß zu dieser Vermischung von der rein sprachlichen
  • Seite durch die vereinfachte Form Bochere für Bothere
  • gegeben sein mochte, wobei t ausgefallen und ch für h ein-
  • getreten war. In den meisten Hs. des Renner erscheint an
  • den oben ausgehobenen Stellen schon das volksthttmliche
  • Bugger, Bucher oder Bücker, also Büedeger, und nur
  • wenige, freilich die beßeren , haben noch Büther. Von da
  • ab wird man dieser letzten Form nicht mehr begegnen^
  • BIKLEITUKa. ZLT
  • fionderu immer nur der ersten. Buothere i^ fiberhaopt,
  • m viel man sehen kann, immer nur ein sehr selten ge-
  • Ibranehter Name gewesen, was sich leicht begreift, wenn
  • er der eines Gottes war, aber Rothari ist seine ganz
  • richtige langobardische Form. Läi^t man den Namen
  • Rother in der dargelegten Weise als mythisch gelten, so
  • l>egreifit es sidi wiederam leicht, wie seine Substanz, der
  • Kern des poetischen Stoffes, auf den berühmtesten sagen-
  • geschichtlichen Träger desselben, den wir kennen, über-
  • sehen konnte, um so mehr, da wenigstens einige Züge in
  • der Physiognomie des letzteren eine solche Anlehnung
  • %)egibistigten, wenn auch nicht geradezu veranlagten.
  • Ueher das Wann dieser Umbildung enthalten wir uns
  • Jeder Muthma&ung, das Wo scheint man am natürlichsten
  • in der Heimat des geschichtlichen Rother, Rothari, in
  • dem Lande der Langobarden zu suchen. Der regste
  • Verkehr im Frieden und Krieg verband diese seit ihrer
  • Ansiedelung in Italien mit ihren Grenznachbam im Nor-
  • den, den Baiem, und einer der ans diesem altdeutschen
  • Yölkerleben erhaltenen Züge, der uns in sagenhafter Aus-
  • stattung, wahrscheinlich aus der volksthümiich^ Epik
  • der Langobarden, überliefert ist, aber mit der Prütension
  • Oeschichte zu sein, die Brautwerbung des Königs
  • Authari, nach hochdeutscher Form Othere, Other^ um die
  • bairische Herzogs- oder Königstochter Theodelinde, streift
  • so nahe an einen Hauptzug unseres Rother und, setzen
  • wir hinzu, anderer damit ursprünglich identischer Stoffe,
  • daß man sich des Gedankens an ein Herüberspielen von
  • der einen oder andern Seite her kaum zu erwehren ver- .
  • mag. Jener nicht zufällige, sondern mit den tiefsten j
  • Fasern der Sage verwachsene Zug, daß der königliche ;
  • Freier verkleidet. und* unter einem falschen Namen auf- -■
  • tritt, begegnet auch in dem, was sich für die beglau-
  • bigte Geschichte der Brautwerbung des Authari am Ende
  • des 8. Jahrhunderts, also etwa 300 Jahre nach dem
  • angeUichen Datum des Ereignisses,, ausgibt. Es darf-
  • wohl vorausgesetzt werden, daß wie in allen übrigen
  • I^gen, so auch im Gebiete der damals höchsten geistigen
  • Interessen des Innern Yolksbewußtseins, in der Helden-
  • oder Stammessage und der darauf gegründeten Dichtung
  • XLVI ErNLEITXmO.
  • der regste Austausch zwischen den Deutschen in Italien
  • und denen im eigentlichen Deutschland stattfand. Auf
  • diese Art wird sich nicht der Kern der Sage , der wahr-
  • scheinlich üherall auf deutschem Boden verhreitet war^
  • aher ihre Metamorphose zur Eothersage von Süden
  • her zunächst nach Baiem verbreitet haben, wo wir sie*
  • auch später immer in besonderer Lebenskraft ge-
  • deihen sehen.
  • Yon specifisch langobardischen oder italienische»!
  • Zügen und Namen enthält unser Gedicht neben dem Namen^
  • des Haupthelden außer einigen Ortsnamen, die theils
  • zu dem Gemeingut der populären Bildung des deutschen^
  • Mittelalters gehören, wie Bäre^ Meilän, Börne, theil»
  • halbgelehrt verballhornt sind , me Pulge statt des eigent-
  • lich volksmäßigen Pulle oder des eigentlich gelehrten
  • Apulia , Gecilienlant (Sicilien), was vielleicht nach seinen»
  • Vorkommen in der Literatur des 13. Jahrhunderts auch
  • volksthümlich genannt werden darf, nichts weiter als den.
  • einzigen Namen Elvewtn, der identisch mit dem Namen-
  • des bekannten Eroberers Italiens, Alboin, d. h. AUnvin^
  • ist. Aber von seinem Zusammenhang mit diesem seinen»
  • berühmtesten Träger ist hier keine Erinnerung mehr.
  • Elvemn ist hier (3423 fg.) ein Herzog vom Rhein, der
  • den bairischen Ämelgir aus seinem Lande, also au&
  • Baiem vertrieben hat, aber von Berchter von Meran be-
  • siegt und erschlagen wurde. Alle diese Anspielungen
  • auf einen offenbar reich ausgebildeten Sagenkreiß sind
  • uns völlig dunkel. Es ist nicht einmal zu ermitteln, ob
  • nicht das bloße Reimbedürfniss (Elvewine : Rine) zu der
  • Versetzung dieses Elvetmn an den Rhein, wo sich gleich-
  • falls keine Spur von ihm findet, geführt hat.
  • Specifisch bairische Elemente dagegen sind in Menge
  • in unser Gedicht übergegangen. Dazu rechnen wir nur
  • bedingt eine seiner eigentlichen Hauptgestalten, de»
  • schon öfter erwähnten Berchter von Merän. Denn dai^
  • Merärt hier nicht das bairische — bairisch immer im
  • weiteren Sinne des früheren Mittelalters gebraucht — , die
  • Stadt Meran im bairischen Etschlande, unterhalb de&
  • Schloßes Tirol meint, liegt auf der Hand. Als unser
  • Rother in der uns noch handschriftlich vorliegenden Form
  • BIKLEITtTKO. XLVII
  • Vollendet wurde, existierte die Stadt Meran noch nicht,
  • und der Name Meran, der schon lange auch in Deutsch-
  • land gelänüg war, bezieht sich auf eine andere Localität,
  • auf die Länder an der Ostkttste des Adriatischen Meeres
  • in schwankender Grenzbestimmung, etwa das heutige
  • Istrien, Dalmatien, das ungarische Küstenland, Theile von
  • Kroatien und Bosnien. So schwankend wie die Grenz-
  • bestimmung waren auch die Herrschaftsrechte in diesem
  • Ländercomplexe. Um Frtiheres zu übergehen, stritten
  • sich im 12. Jahrhundert, das wir vorläufig als die Zeit
  • der definitiven poetischen Gestaltung unseres Rother an-
  • nehmen, Venetianer, Ungarn und Griechen fortwährend
  • darum und auch das deutsche Reich behauptete seit
  • Karl dem Großen Ansprüche darauf, die von Zeit zu
  • Zeit, aber ohne eigentliche Folge geltend gemacht wurden.
  • Diesen Ansprüchen verdankten verschiedene bairische
  • Herrengeschlechter, so die Dachauer Grafen, und als diese
  • 1180 ausstarben, deren Erben, die von Andechs den
  • Titel eines Herzogs von Meran. Die letzteren kommen
  • aber hier insofern nicht in Betracht, als der Rother jeden-
  • falls schon vor 1180 in seiner jetzigen Gestalt vollendet
  • war. Alle solche Ansprüche, schwankend und nebelhaft
  • wie sie waren, wurden doch von der volksmäßigen Tra-
  • dition, nicht bloß von den Berechtigten selbst, mit Vor-
  • liebe gepflegt, gerade weil sie in dieser ihrer Gestalt der
  • Phantasie am meisten zu thun gaben. Daher darf es
  • uns nicht Wunder nehmen, daß der Titel der Herzoge
  • von Meran in den ohnehin spärlichen Urkunden der Zeit
  • so selten begegnet, dafür aber nicht bloß in unserm
  • Rother, sondern auch im Hug- und Wolfdietrich und
  • anderwärts so häufig und so energisch gebraucht wird.
  • Berchter in unserm Gedichte erscheint also gleich-
  • sam als der sagenverklärte Urahne der zu Zeiten des
  • Dichters noch lebenden Inhaber desselben Titels und in-
  • sofern gehört er Baiem an, ohne daß es möglich wäre,
  • ihn irgend an eine geschichtliche Gestalt des Namens in
  • der Weise anzulehnen, wie es für Rother- Dietrich mög-
  • lich ist. Denn daß der Name Berchtold, der in vielen
  • bairischen Dynastenhäusern geführt wird, auf die Gestal-
  • v^
  • tung seines Namens EmfloiS gehabt habe, ist zwar nicht
  • abzuweisen, aber auch nicht zu beweisen. Seine wesent-
  • lichste Beziehung zu Baiern liegt also in seinem Herzogs*
  • oder Grafenamt von Heran, insofern die(^ für die bairische
  • volksthttmliche Vorstellung dieser Zeit einen, wenn auch
  • nur entfernten Zubehör zu Baiern vorstellte.
  • Die eigentliche Bedeutung dieses Berchter ist durch
  • ^ seine Verbindung mit Zuständen und Namen der Wirk-
  • / Mchkeit nicht verändert worden. Er ha t^ nach^ r Innern
  • / Constrnction, der Sage ni£ht--SOHahL..^|eselbBtandig ge^
  • prägte IndivictuMitätv^älsyielmehr einen^Typ ug, iteri g&'
  • / viele IndividiralitÄisen: gilt,'darzustellen, ctäs^BilJdes alteui
  • l treuen Dienstmannes, wie er sein soll. Eine solche Ge-
  • I stalt konnte sich ebenso leicht an alle möglid:ien Be*
  • \ Ziehungen der Oertlichkeit und der Geschichte ajal^ehnen,
  • \ wie diese an sie angeschlolSen werden, wenn irgend-
  • ein geringfügiger Zufall die Phantasie zu einer dahin
  • zielenden Combination veranlasste. Es läßt sich begrei*
  • fen, daß unsere Blicke in diese luftigen Begionen nicht zu
  • dringen vermögen. Was für Berchter «selbst gilt, muß
  • natürlich auch für seine Söhne gelten, die gleichfialls auf
  • eine gewisse geschichtliche oder locale Basis gestellt wer-
  • den konnten, ohne daß diese für ihr eigentliches Wesen
  • oder ihre poetische Haltung von eigentlich organischer
  • Bedeutung wäre. Daß auch für sie Namen gewählt wur-
  • den, wie Lupolt, Erewin u. s. w., die innerhalb desselben
  • Kreißes, dem der Vater zugewiesen war, ein altherkömm-
  • liches Belief besaßen, versteht sich von selbst Ebenso
  • gut konnte aber auch ein in unserer gesammten deut-
  • schen Heldensage so oft und doch nirgends in kräftiger
  • Plastik verwandter Name, wie Helferich, sich hier ein-
  • drängen, mit dem die Phantasie ganz frei zu verfahren
  • vermochte, wie ihm denn auch hier die EoUe eines Hel-
  • den und Märtyrers gegen die heidnischen Wenden zuge-
  • theilt ist, vielleicht nur weil ein wohlberechtigter poetischer
  • Instinct irgendein großes zeitgenößisches Ereigniss als
  • tragisches Gegenbild der Kämpfe, welche der eigentliche
  • Held, Rother selbst, mit den Heiden an sich, den Sara-
  • cenen zu bestehen hat und glücklich besteht, zu verwenden
  • sich gedrungen fühlte. In der Anmerkung zu 476 ist
  • BIKLEITUK0. XLIX
  • ««ine Yermutfiiaiig über Zeit und Ort dieser Kreuzfahrt
  • Helf rieh's gewagt worden, für die wir auch hier keine
  • .größere Wahrscheinlichkeit als dort beanspruchen.
  • Es ist schon öfters darauf hingewiesen, daß der
  • Berchter des Rother in dem Berchtung des Wolfdietrich
  • einen deutlichen Doppelgänger besitzt. Nach unserer
  • oben dargelegten Ansicht von der Genesis und der
  • Entwickelungsgeschichte unseres Stoffes nehmen wir an,
  • daß beide zwar unabhängig voneinander ausgebildet,
  • aber aus gleichem Keime hervorgewachsen sind. Die
  • schlagende Uebereinstimmung in den Namen Berchter
  • und Berchtung, das letztere die patronymische Weiter-
  • bildung des ersten, kann aber nicht Zufall sein. Sie
  • beruht entweder auf einer Namengebung, die schon fest
  • stand, ehe sich aus dem gemeinsamen Stamme die be-
  • 450ndern Zweige der Rother- und Wolfdietrichsage heraus-
  • entwickelten, oder es hat eine Uebertragung, die gerade
  • nicht eine eigentliche Entlehnung sein muß, von dem
  • «einen zu dem andern stattgefunden. Das erste ist mög-
  • lich, aber es fehlt an jeder beweiskräftigen Spur, falls
  • man nicht die Bedeutung des Namens selbst, die mit der
  • •des eigentlichen Helden Rother sehr nahe verwandt ist,
  • dafür gelten laßen will. Denn Berhthere ist «der mit
  • glänzendem Heere» ein sehr passender Name für den
  • liervorragendsten Gesellen und Diener, mdc unde man, des
  • , Das zweite scheint sich deshalb mehr zu
  • •empfehlen und darf als die jetzt gewöhnliche Ansicht
  • igelten. Sie neigt sich zugleich dahin, dem Woifdietrich
  • gegenüber dem Rother eine relative Ursprünglichkeit
  • zuzuschreiben. Wäre diese aber auch für den Kern
  • l)eider Gedichte bewiesen, was sie nicht ist^ so wäre
  • sie es damit doch noch nicht für alle einzelnen Züge.
  • Daher hat MüUenhoff, der Hauptvertreter dieser An-
  • sicht, in seiner schon öfter citierten Abhandlung eine
  • l)estimmte geschichtliche Anlehnung für die Gestalt des
  • Berchtung und seiner Söhne gesucht und sie in der
  • Treue der Dienstmannen gefunden, welche dem Theodebert
  • von Austras, dem Sohne Theoderich's, Reich und Leben
  • ^egen die Nachstellungen seiner Oheime retteten. Theode-
  • rich ist Hugdietrich, Theodebert also Wolfdietrich. Ebenso
  • XÖHia BOTHBE. d
  • li EIHLBITUNG, ^
  • ^irÖL geltend gemacht, daß der Berchtnng des Wolf*^
  • dietrich ein Vasall des griechischen Kaisers sei, was mitr
  • den historischen Thatsachen in derSMätte oder ersten-
  • Hälfte des ^12. Jahrhunderts beßer stimme als seine Stel-
  • lung im Rother, wo er und sein Land Meran dem deut-
  • schen Kaiser oder vielmehr dem römischen Kaiser deut--
  • scher Nation — das ist Rother — zugehört
  • Selbstverständlich bezieht sich diese Priorität des.
  • Wolfdietridi hier wie anderwärts nicht auf die uns allein
  • zugängliche Gestalt desselben, deren älteste Redaction
  • mindestens 70^ — 80 Jahre später als die letzte Gestalt
  • unseres Rother datiert, sondern auf eme mit Wahrschein-
  • lichkeit zu vermuthende frühere Phase, in der er allein
  • mit jenem verglichen werdenisann. Freilich läßt sie sich'
  • eben nur durch Conjecturen construieren und bleibt des-
  • halb immer ein etwas unsicherer Bocien fär wissenschaft-
  • liche Deductionen. Aber davon abgesehen und zugegeben,,
  • daß ein solcher vorgeschichtlicher Wolfdietrich unserm*
  • Rother gegenübergestellt werden dürfte, so erscheint uns
  • doch jener an. sich richtige bistoriscfiie Zug von der Treue
  • der Dienstmannen als ein ailze schwacher Nagel, um
  • daran eine so gewichtige Hyp&äüese aufzuhängen. Auch-
  • scheint es sich von selbst zu verste&en, daß, wenn Rother-
  • ^n für allemal in Italien heimatsberechtigt war und weil
  • er dieß war, als Beherrscher der Stadt Rom, der Haupt-
  • stadt von Italien und zugleich der Welt oder des römi-
  • schen Reiches zum römisch - deutschen Kaiser werden
  • mußte, auch seine Dienstmannen ihre Lehen von ihm
  • empfingen und nicht von dem griechischen Kaiser, gleich-
  • viel ob in dem wirklichen Meran des J2. Jahrhunderts
  • dieser mehr zu sagen hatte als jener. Hatte doch auch
  • jener ^ wie schon erwähnt, seine legitimen Ansprüche
  • darauf, die namentlioh in Deutsehland jedienfklls f&r beßer
  • begründet als die griechischen galten. Umgekehrt, so-
  • bald Hngdietrich nach Konstantinopel versetzt war — wie
  • und warum dieß geschah, kümmert uns hier nicht -
  • mußten auch seine Lehensleute dem griechischen Reiche
  • zugezählt werden, gleichviel ob dieß mit der Wirklich-
  • keit stimmte oder nicht.
  • Aus dem allen folgern wir nun noch nicht , daß dei^
  • y-
  • ^erchtong des Wolfdletrich der aus unserm Gedichte
  • tibertragene Berchter sei, wohl aber, daß das Umgekehrte>
  • nicht wjoU denkbar ist Wir vermuthen, denn mehr
  • liLfit sich hier nicdit thnn, daß dieselben Motive, welche
  • in der Rothersage zu der Schöpfung des charakte-.
  • risierenden Personal- und Ortsnamen für diese Haupt-
  • nebenfignr veranlaßt haben, auch in der innerlich und
  • äußerlich sie zunächst berührenden Wolfdietrichsage
  • wirksam gewesen sind. Auch hier wird ein Name und
  • eine örtliche Beziehung gewählt worden sein, die der
  • Phantasie der Zeit genügende, wenn auch uns nicht
  • völlig erklärliche Handhaben boten. Beide so nahe ver-
  • wandte Gestalten unterschieden sich denn doch wieder
  • durch die zu gewisser Selbständigkeit umgebildete Naraens-
  • form, die nur uns, aber nicht jener Zeit als unwesentlich
  • gegenüber ihrer ursprünglichen Identität erscheint, viel-
  • leicht anch durch die Verkettung des einen Heraus mit
  • dem römischen, des andern mit dem griechischen Reij^he.
  • Aber dieß alles konnte erst dann erfolgen , als der Name
  • Berhtherej der dem andern gegenüber sich deutlich als
  • der ursprünglichere und bedeutsamere darstellt, schon
  • an seiner jetzigen Stelle und Umgebung im Rother fest-
  • stand, und in diesem Sinne hat ihn allerdings der Wolf-
  • dietrich aus dem Rother geschöpft aber nicht entlehnt.
  • Es ist schon oben bemerkt worden, daß unser Ge-
  • dicht außer dieser problematischen (restalt noch eine
  • Reihe anderer vorführt, deren Zubehörigkeit zu dem
  • Kreiße der bäurischen Stammes- oder Greschichtssage nicht
  • bezweifelt werden kann. Hademar von Bissen auf der
  • einen Seite, auf der andern Amalger und Wolfrat von
  • Dengling mögen immerhin der bairischm Sege s^hr wohl-
  • bekannte Namen gewesen sein: wit wißen von ihnen
  • nichts weiter als unser Gedicht erzählt und dieß setzt
  • doch, wie immer in ähnlichen Fällen voraus, daß auch
  • wir so gut wie der Dichter selbst oder das Publikum,
  • das er zunächst im Auge hat, unterrichtet sind. Mit
  • dem Keime der Fabel haben alle diese specifiscb bairi-
  • schen Helden und Heldensagen keine Gemeinschaft; man:
  • könnte sie aus unserm Rother hentustrennen, ohne daß,
  • das Gefüge, der Handlung wesentlich gestört wäre, trotzdeui:
  • d*
  • £ll HIIfLEITTJKCl.
  • daß eine dieser Nebenfiguren, Wolfrat von Dengling,
  • eine mit sichtbarer Absichtlichkeit gesteigerte Rolle zu
  • spielen scheint. Aber auch er ist, wie die anderen, fftr
  • die Sache selbst überfliUSig. Daffir Mt sich nicht bloß
  • ein auf unser heutiges ästhetisches Urtheil, sondern
  • auch wenigstens theilweise ein urkundlich begründeter
  • Beweis führen. In der Wilcinasage, die, wie sich ge-
  • zeigt hat, nicht bloß stofflich, sondern auch in der For«
  • mation des Stoffes mit der ersten größeren Hälfte unseres
  • Rother so genau übereinstimmt, findet sich keine Spur
  • von irgendeinem aus dieser bairischen Sippe. Allerdings
  • greift Wolfrat erst in dem zweiten Theile, wofür wir
  • keine solche Parallele' einer sächsischen Redaction be-
  • sitzen, kräftiger ein und wird mit Absicht mehr und
  • mehr in den Vordergrund gedrängt, aber auch aus diesem
  • zweiten Theile, in welchem die andern bairischen Namen
  • wieder verschwinden, läi^t er sich ohne Schaden für den
  • Verlauf der Handlung oder die Composition des Ge-
  • dichtes ausscheiden. Er ist auch hier im Grunde nur eine
  • müßige Staffage, während Berchter und seine Söhne mit
  • jeder Faser des Stoffes verwachsen sind.
  • Die eigentlich handgreiflichen Anknüpfungspunkte
  • an die geschichtliche Wirklichkeit sind anderswo in un-
  • senn Gedichte zu suchen, nicht in seinen lombardischen
  • und bairischen, überhaupt nicht in seinen deutschen
  • Namen und Gestalten, sondern da, wo es sich auf ganz
  • fremdem Boden und in weitester Ferne von seiner näch-
  • sten Heimat bewegt. Es ist sc^hon von Wilken, Geschichte
  • der Kreuzzttge, 2 Beilage, S. 17 fg., auf die überraschende
  • Verwandtschaft hingewiesen worden, welche die Physio-
  • gnomie des griechischen Königs Constantin unseres Rother
  • mit der des oströmischen Basileus oder Kaiser Alexius
  • Comnenus (von 1081 — 1118) zeigt, d. h. mit der, wie
  • sie den Abendländern, zunächst den Kreuzfahrern zu er-
  • scheinen pflegte. War einmal der Schatipiatz der Braut-
  • werbung nach dem Orient und über das Meer verlegt,
  • was wir nach dem Obigen für einen sehr ursprünglichen
  • Zug der Sage halten, so bot sich selbstverständlich kein
  • geeigneteres Local als Konstantinopel und keine geeig-
  • netere Persönlichkeit als die eines Beherrschers dieser
  • EINLEITUNG. LHI
  • Stadt. Unter den letzteren wählte man sich dann wieder
  • denjenigen heraus, dessen Wesen am meisten innere und
  • äußere Yerwandtschaft mit dem schon fest geprägten
  • Typus des feindseligen Vaters und Hüters der schönien
  • Eönigstochjter zu haben schien. Ob in der Geschichte
  • und Familie des wirklichen Alexius irgendetwas sich er-
  • eignet habe, was eine wenn auch nur entferntere Aehn-
  • lichkeit mit dieser schon feststehenden Situation, dem
  • eigentlichen Lebenskeim des Ganzen bot, kam dabei we-
  • niger in Betracht. So viel wir von dem historischen
  • Alexius wißen, ündet sich bei ihm nichts dergleichen,
  • aber ebenso wenig bei irgendeinem seiner Vorgänger und
  • Nachfolger im Reiche. Daß wir aber mit Wilken trotz-
  • dem in Constantin den historischen Alexius finden, be-
  • ruht wesentlich auf der Uebereinstimmung so vieler
  • Züge des Gedichtes mit der historischen Wirklichkeit,
  • oder genauer ausgedrückt, mit den im Abendlande
  • ausgeprägten Vorstellungen von dem Charakter, der Um-
  • gebung, der Politik und Handlungsweise dieses Kaisers.
  • Setzt man an die Stelle des Rother-Dietrich irgend-
  • einen beliebigen Heldennamen der Kreuzfahrer, etwa
  • den des Tancred, Boemund, Gottfried, so erscheinen
  • viele der Hauptscenen im Rother, was ihr äußeres Colorit
  • betrifft, geradezu als Copien der Vorgänge, die damals
  • am kaiserlichen Hofe, in dem Palaste der Blachernen,
  • auf dem Hippodromos, am und im Hafen und im Lager
  • der Kreuzfahrer nach der abendländischen Tradition ge-
  • spielt haben sollten. Doch darf man nicht vergeßen,
  • daß alles dieß nur zu dem äußeren Colorit des Gedichtes
  • gehört. Sein eigentliches Gefüge ist davon unabhängig
  • und stand schon lange fest, ehe es einen Alexius und
  • ehe es Kreuzzüge gab. Möglich sogar, daß an sich
  • sehr gleichgültige Züge der Wirklichkeit, die aber in
  • ihrem anekdotenhaften Gepräge eine große Popularität
  • vor andern an sich bedeutsameren gewinnen konnten,
  • geradezu in unsern Rother übergegangen sind. Wilken
  • rechnet dahin vor- allem die Besiegung und Tödtung des
  • Löwen durch den Riesen Asprian, von welcher die säch-
  • sische Redaction nichts weiß, obgleich sie sich natürlich
  • einen solchen Schmuck nicht hätte entgehen laßen, wäre
  • Xlt teiNLBITüKa.
  • er in ihrer mit der andern gemeinsamen Quelle schon
  • vorhanden gewesen. Der gezähmte Löwe, welchen ein
  • riesenhafter Krenzfahrer, wie es scheint Bormannischer,
  • vielleicht a'ber auch deutscher Abkunft, im Jahre 1101
  • erschlug — dav^n ist »icht bloß im Onient als von «iner
  • höchst merkwiu^dlgen Begebenheit viel gered^ werden,
  • -sondern auch unsere abendländischen Geschichtscbreiber
  • wißen davon mitten unter dem Gewoge WöltgeSd^cht-
  • -licher Vorgänge zu erzählen, vgl Wilben, 2, 124.*)
  • Wenn der Name des Alexius au%ege(b6ii und mit
  • dem des Constantin vertauscht wurde, so detttet das zu-
  • nächst wohl nicht darauf hin, wie "Wilken »Hau scharf-
  • sinnig vermuthet, daß darin eine Art von Ironie auf
  • diesen Alexius selbst beabsichtigt sei, der sich selbst und
  • in seiner ofßciellen und officiösen Püblicistik und Ge-
  • schichtschreibung mit Vorliebe als einen zwdten Con-
  • stantin, einen Wiederhersteller der alten Herrlichkeit von
  • Ost -Rom bezeichnen ließ, was er ja in gewissen Sinne
  • auch war. Vielmehr steht der Name Constantin gleich-
  • sam typisch für den Herrn von Konstantinopel überhaupt.
  • Auch meint er hier, was diese Art sagenhafter Umbil-
  • dung der Geschichte sich selbstverständlich erlaubte, den
  • wahren Constantin, Constantin den Großen, der im
  • Abendlande fast ebenso allgemein bekannt 4ifid populär,
  • war, wie sein Occidentalisches Gegenbild, Karl der Große.
  • Daß der echte Constantin gemeint sei, ergibt sich im-
  • widersprechlich daraus, daß die heilige Helena, die Wieder-
  • auf finderin des heiligen Kreuzes Christi, seine Mutter
  • genannt wird.
  • Stand erst die Scenerie von Konstantinopel zur Zeit
  • der Kreuzzüge fest , so knüpfte sich daran von selbst
  • *) Neuerlich ist zwar eine andere Anknüpfung versucht
  • worden. C. Lemcke, «Geschichte der deutschen Dichtung
  • neuerer Zeit», I, 57 Anmerk., denkt dabei an den Peredeus,
  • Mörder des longobardischen Königs Alboin, von dem Paulus
  • Diaconus berichtet, daß er bei den Yolksspielen vor dem Kaiser
  • in Konstantinopel einen Löwen von ausgezeichneter Große er-
  • legt habe. Wahrscheinlich wird man uns beistimmen, wenn
  • wir bei der von Wilken gefundenen Deutung beharren.
  • EINLEITUNG. LV
  • tauch die weitere Perspective in die Welt des Heiden«
  • thams, d. h. des Iskun, und jene Todfeinde der ge-
  • sammten Christenheit) zu deren Beklmpfung sie in einer
  • nenen YöUcerwandeifing dem Laufe der Sonne entgegen-
  • zog, mu&ten a«eh g^egentlich die siegreiche Kraft des
  • Helden dieses Gedichtes erfahren, aber n«r gelegentlich.
  • Sie sind nicht in die Mitte der Handlung gerUckt, weil
  • diese schon lange unantastbar feststand und wohl noch
  • !Zus&tze, aber nicht mehr eine völlige Verschiebung der
  • Motive vertragen konnte. *)
  • Wir haben in dem Bisherigen den Boden gewonnen,
  • auf welchem wir der Lösung der Frage nach dem Wann
  • und Wo der Entstehung unseres Gedichtes näher treten
  • kennen. Wir sind ja dafür allein auf die Mittel ver-
  • wiesen, welche wir Momenten der Innern Kritik entneh-
  • men mUßen, da es an jeder positiven Angabe darüber,
  • sowie über den l^amen und die Persönlichkeit des Yer-
  • faßers gebricht.
  • Unser Gedicht muß mindestens jünger als die Thron-
  • besteigung des Johannes Comnenus^ Sohnes des Alexius
  • *) Der Vcrfafter des Rother braucht aber deshalb nicht
  • -eben den Orient und Konstantinopel aus eigener Anschauung
  • -zu kennen, wie man seit und durch Wilken anzunehmen pflegt.
  • .Alles was zur Scenerie der Stadt und Umgegend gebort, ist mit
  • Ausnahme des einzigen Poderamis Hof = Hippodromos, unbe-
  • stimmt genug geschilderti denn um zu wißen, daß Konstantinopel
  • am Meere lag u. s. w., war es nicht gerade unerläßlich, dort
  • .gewesen zu sein. Der Hippodromus genoß aber einen solchen
  • Weltruf, daß er selbst im Altnordischen als Batreimr lebendig
  • in die Volkssprache hcrübergenommen wurde. Auch ist der
  • Niederschlag der moslemitischen Geschichte doch gar zu will-
  • kürlich und confus , als daß er aus dem Geiste oder der Erin-
  • nerung eines Mannes stammen könnte, der selbst in Konstan-
  • tinopel war, auch wenn man annehmen wollte, daß er dort
  • nur möglichst verworrene Anekdoten über die gemeinsamen -^ \
  • Feinde der Christenheit zu hören bekam. Wenn irgendeine / \ * '
  • Anlehnung an Thatsächliches möglich sein sollte , so vermathe
  • ich, daß Imelot*s Zug gegen Constantin und seine Gefangen-
  • nahme die sagenhafte Umdrehung der Gefangennahme des
  • Kaiser Romanus durch Alg Arslan 1070 ist, der Tod des <
  • Imelot zu Jerusalem sich auf die Eroberung Jerusalems durch )
  • -das Heer des Khalifen von Misr 1096 bezieht, der Name Imelot /
  • ^selbst eine Verdrehung von Im-ed-daula ist u. dgl. m. /
  • liVI EINLBITÜW0.
  • Comnenus 1118, jedenfalls alxer vor dem Schlnße des.
  • 12. Jahrhunderts schon vorhanden gewesen 3ein, denn
  • die eine uns erhaltene Handschrift desselben trU^t die
  • unverkennbaren Spuren der zweiten Hälfte des 12. Jahrr
  • hunderts, ohne daß sich das Pecennium oder gar eine
  • noch engere Frist ihrer Verfertigung genauer bestimmen
  • ließe. Innerhalb dieses Zeitraumes von 60 — 70 Jahren
  • wird sich eine weitere Beschränkung zunächst dadurch
  • ergeben, daß wir die Sitte und Art des Lebens berück-
  • sichtigen, welches sich hier als ein zeitgenößisches
  • im Spiegel einer eingebildeten Yergangeiüieit darstellt.
  • Es ist damit freilich wieder keine Jahreszahl zu gewin-
  • nen, aber doch eine ungefähre Fixierung. Vergleichen
  • wir unsern Rother nach den Motiven, welche die in ihm
  • handelnd auftretenden Personen bewegen, nach der psy-
  • chischen und ethischen Construction derselben, nach dem
  • äußeren Apparat, mit dem sie umgeben sind, Tracht,.
  • Bewaffnung, gesellige Formen und gesellige Ausdrucks-,
  • weise mit dem sonst aus d€t: Geschichte und der schönen
  • Literatur Bekannten, so tritt uns ungefähr die Mitte 4es-
  • Jahrhunderts entgegen, die Zeit, in welcher in Deutsch-
  • land die Phantasie aller Schriften des Volkes mit den
  • Bildern des Orients erfüllt war, wo namentlich der Kreuz-
  • zug von 1147, an dessen Spitze zum ersten mal der
  • deutsche König und legitime Prätendent der Kaiserkrone
  • von Eom stand, Konstantinopel, das Meer, die Seefahrt
  • dahin, das Leben und Treiben der Griechen und Saracenen
  • sich völlig in dem deutschen Vorstellungskreiße eingebür-
  • gert hatte. Im engsten inneren und äußeren Zusammenhang
  • damit ist die Haltung der höheren Stände, der Höfe der
  • Fürsten und Herren und des von ihm abhängigen Ritter-
  • oder Dienstmannenstandes damals schon von den Formen
  • und Farben nicht durchdrungen, aber doch schon stark
  • berührt worden, welche sich aus dem in diesem Cultur-
  • weg oder' vielmehr Irrweg weiter fortgeschrittenen roma-
  • nischen Westen über unser Vaterland verbreitettn. Die
  • Oesinnung, die Denkungsart selbst ist noch nicht so tief
  • davon ergriffen und das Wort «höfisch» und «höfische
  • Zucht», was hier schon als ein allmächtiges empfunden
  • wird, bedeutet einstweilen nur mehr noch den Kanon rein
  • EINLEITUNG. LYn
  • äußerlicher Satzoagen der Mode, dem man sich gläubig
  • fügt, aber noch nicht jene Umstimmung der Seele, jene
  • gänzlich veränderte Bichtung der Phantasie und der
  • geistigen Strömungen des innern Lebens, wie etwa seit
  • 1180 oder am Schlüge des Jahrhunderts, wo das deutsche
  • gebildete Publikum, d. h. Kitter und Fürsten, oder die
  • Höfe wirklich auch eine völlige geistige Metamorphose
  • im Vergleich mit dem, was sie 100 oder SO Jahre früher
  • gewesen, erfahren hatten. *) Es ist im Rother noch jener
  • *) Zu dem nach der Vergangenheit hinweisenden Colorit
  • des Rother rechnen wir auch die hier zahlreicher als in irgend-
  • einem andern verwandten Denkmal durchbrechenden alliterie*
  • renden Formeln, die aber deshalb nicht etwa als stehengeblie-
  • bene Spuren einer früheren, noch des Kunstmittels des Stabreims
  • sich bedienenden Urgestalt unseres Gedichtes gelten dürfen.
  • Sie beweisen nur, was wir auch sonst wißen , daß der Stil der
  • hofischen Knnstpoesie , der sie absichtlich vermied , noch nicht
  • erfunden war, denn der volksmäÜige Ausdruck der gewöhn-
  • lichen und der gehobenen Hede, der Poesie, war ja von ihnen
  • gänzlich erfüllt, wie ihre noch heute lebendigen Reste zeigen,
  • ohne daß dadurch dem Eindringen des Reimes in den deut-
  • schen Vers der Gebildeten, wie in Otfrid, oder des Volkes,
  • wie in der etwa gleichzeitigen Ballade von Christas und
  • dem Weibe von Samaria, ein Riegel vorgeschoben gewesen
  • wäre. Die Alliteration hat hier nichts mit der Construction
  • des Verses, sondern mit dem Ausdruck des Gedankens oder
  • der Sache zu thun. Wir geben hier die wesentlichsten in
  • alphabetischer Ordnung: manche begegnen überall, sind zum
  • Theil noch jetzt lebendig, andere finden sich nur hier: in hreüin
  • blicken. dr% tage und drie nacht, got der gode. harte her man.
  • harte hesteliche. hat si htis unde hilfet. die herren herlich,
  • herze unde hinde. min herze was hellende. leh im ein lant.
  • bi lebendigem Iwe, lüde unde lant. lüder unde Hecht, michil
  • tnaginkraft. man unde mdc* ein vil michil magen oder magen-
  • kraft, richte nach reckte, achiezen den schafi. sptse unde solt.
  • in waUeres wise werven. witewin unde weisin. wofen unde
  • weinin. Dinge wie iz brachten blatvüze sind natürlich reiner
  • Zufall. Damit contrastieren seltsam genug, wie es die Ueber-
  • gangszeit mit sich bringt, specifisch hofische, theil weise
  • sogar aus fremder Sprache importierte Ausdrucke: wie be-
  • hurdieren, bonxt^ cycldt und andere, die sich auf die höäsche
  • Staatstracht beziehen, oder solche, in welchen sich in deut-
  • scher Form ein fremder Inhalt darstellt, wie hoveman^ hovis-
  • heity der Begriff der merkere und das melden, ritdrlich auch
  • in der Anwendung auf Frauen, zucht als der Kanon der vor-
  • , nehmen Sitte oder richtiger Mode u. s. w.
  • liVin BINM8ITÜKÄ.
  • Uebergangsznstand, der uns in der Literatur dieser Zeit
  • in Schöpfungen wie dieKaiserchnmik — die sich tendenziös-
  • negativ gegen die neue Strömung verhalten will, aber
  • doch unbewußt mit fortgerißen wird — oder im Alexander-
  • lied Lampreeht's, im Rolandsliede Ko^rad's atti deut-
  • lichsten vergegenwärtigt ist. Rechnet ioAn dazu noch
  • den Graf Rudolf auf der einen, die älteste Fotm des
  • Herzog Ernst auf ^t andern S^ite, so hat man die mar-
  • Inertesten Gestalten aus dem allernftohstenVerwandtschafts-
  • kreiß unseres Gedichtes zusammen.
  • Der Kaiseo^chronik gegenüber läßt sich das Yer-
  • hältniss noch genauer bestimmen. Eine Stelle unseres
  • Rother, die unten noch weiter erwogen werden soll,
  • scheint deutlich auf sie hinzuweisen. Sie war in ihrer
  • ältesten Redaction in den vierziger Jahren des 11. Jahr-
  • hunderts vollendet Ebenso scheint unser Gedicht den
  • Alexander vorauszusetzen, wenn es von dem wunderbaren
  • Stein, den dieser aus dem Paradiese erhalten, spricht.
  • Bisjetzt läßt sich noch nicht ersehen , auf welche andere
  • Weise dieser unserm Alexanderliede bekanntlich so eigen-
  • thümliche Zug in Deutschland Verbreitung gefunden haben
  • könnte als aus dieser Quelle, und insofern dürfte man
  • also die Benutzung derselben im Rother voraussetzen.
  • Der Alexander gehört, wie jetzt wohl allgemein zugegeben
  • wird, sicher noch vor die Mitte des 12. Jahrhunderts,
  • vielleicht in seine ersten Decennien, wir kämen also immer
  • wieder auf einen ungefähr gleichen Punkt. Nur erregt
  • Bedenken, daß der Stein im Rother mit einem Namen
  • genannt wird, den seine vorausgesetzte Quelle nicht kennt.
  • Wer die allgemeine Art mittelalterlicher Schriftstellerei,
  • poetischer und gelehrter, erwägt, wird zugeben, daß eine
  • solche eigenmächtige Zuthat wenig Wahrscheinlichkeit
  • hat. Es würde damit die directe Anlehnung an den
  • Alexander bedenklich, ohne daß jedoch die Zeitfrage
  • irgend dadurch berührt wäre, denn es ließen sich auch
  • manche ändere uns dürftig Unterrichteten dunkele Wege
  • denken, aus denen Rother hier, vielleicht zusammen mit
  • dem Verfaßer des andern Gedichtes, oder unabhängig
  • von ihm zu dieser Notiz gelangte. Zu demselben Resul-
  • tate gelangen wir noch in einem andern verwandten Falle.
  • •EINIiKITUNG. MX
  • I>ie ErwfthnnBg der Pkttfdße im Rother ist insgemein
  • so yerstimden wol*den, als könnte sie nur ans dem
  • Herzog Ernst entnommeH sein, wo diese Mftrc^aigestalten
  • znm ersten Male fttr unser Wi6en mit deutschem Namen
  • g^iannt werden. Aber Bartsch hat Herzog Ernst CLXIX
  • mit Recitft daratif hingewiesen, daß zwar nicht der Name,
  • :aber doch die Sache schon längst in Dentschland bekannt
  • war. Nun wire zwar andererseits auch wieder über das
  • Ziel hinansgesohoßen, wenn wir behaupteten, der Herzog
  • Ernst habe den Namen ans dem Rother herübeiigenom-
  • men, insbesondere da uns die Fragmente seiner ältesten
  • Oestalt keine Atiskanft darüber geben, aber jene bisher
  • «o gläubig hingenommene andere Hypothese empfiehlt
  • sich noch weniger. Die erhaltenen dürftigen Fragmente
  • 4es Herzog Ernst verstatten kaum eine bestimmtere chro-
  • nologische Fixierung als sie ihr netiester Bearbeiter gewagt
  • hat, d. h. sie werden, scheint es, eher nach als vor un-
  • «erm Gredichte zu setzen sein, wie Stil und Metrik ver-
  • muthen lä&t, die bei der nächsten Verwandtschaft denn
  • •doch schon eine gewisse feinere Durchbildung nach den
  • späteren Kunstidealen hin vcrrathen.
  • Da wir weiterhin noch eine besondere Darstellung
  • •der wesentlichsten Eigenthümlichkeiten in der Sprache
  • und in der poetischen Technik, Metrik, Rhythmik und
  • Reimgebrauch unseres Gedichtes bringen werden, so sei
  • hier nur gesagt, daß alles, was wir daranis entnahmen
  • können, die durdi andere Mittel gewonnene Zeitbestim-
  • mung entweder bestens bestätigt, oder sich wenigstens in
  • sie ohne Zwang fügt.
  • Wie die Entstehungszeit, so scheint sich auch der
  • Ort mit annähernder Sicherheit bestimmen zu laßen.
  • Die Sprache nicht bloß der einen zufällig erhaltenen
  • Handschrift, die ja nur eine dialektisch gefärbte Ueber-
  • arbeitung darstellen könnte, sondern so wie sie durch
  • Reim- oder Versbau gesichert, durch fortwährend wieder-
  • kehrende specifische Wendungen, Worte, syntaktische
  • und grammatische Eigenthümlichkeiten als die ursprüng-
  • liche des Verfaßers sich zu erkennen gibt , weist unzwei-
  • deutig auf die Rheinlande nördlich vom Einfluß der
  • Mosel, deren linguistische Besonderheit aus dieser, einer
  • liX EINLEITUNÖ.
  • noch Älteren und einer späteren Zeit durch eine lange
  • Reihe der bedeutendsten und relativ umfai^reidisteii
  • Werke deutscher Poesie uns in relativer Deutlichkeit
  • bekannt ist. Eben dahin weisi^ auch nxehrere stoffliche
  • Momente, weniger die gelegentliche Erwähnung rheinischer
  • oder anliegender Landschaften und Localitäten, worauf
  • in dieser Beziehung so wenig ankommt, wie auf die
  • Namen aus dem Orient u. s. w, Wohl aber darf man
  • dazu rechnen die nachdrückliche Erwähnung solcher
  • Heiligen, die sich am Bheine einer besondern Verehrung
  • erfreuten, so der Gertrude von Nivelle und des Aegidius
  • (St. Gilge). Beide sind natürlich auch dem übrigen
  • Deutschland bekannt, aber doch sozusagen, namentlich
  • der letztere in damaliger Zeit, am Rhein eigentlich zu
  • Hause, wohin sie vom Westen, aus Belgien, Frankreich
  • und der Provence einwanderten. Wo sich im übrigen
  • Deutschland in dieser Zeit, Mitte des 12. Jahrhunderts,
  • Aegidius -Kirchen u. s. w. finden, wird immer eine be-^
  • sonders enge Beziehung zu den Rhein- und Niederlanden^
  • deutschen und romanischen, nachzuweisen sein. Hierher
  • gehört wohl auch die karolingische Genealogie, die sich
  • mit der Rothersage verflochten hat. Es ist wenigstens
  • schwer zu begreifen, wo sie sich sonst in Deutschland
  • hätte ansetzen können, da nur hier — die Niederlande
  • eingeschloßen — Karl der Große und sein Haus einiger-
  • maßen der volksthümlichen Geschichtstradition lebendig
  • waren, wie die nur hier zahlreicheren Spuren früherer
  • und späterer poetischer Schöpfungen aus diesem Sagen-
  • kreiße beweisen. Denn das Rolandslied, das direct nach
  • einer französischen Vorlage gearbeitet ist, darf man nicht
  • in diese Reihe stellen, sonst würde man mit demselben
  • Rechte auch der Alexandersage oder den späteren keltisch-
  • bretonischen Stoffen eine Art von Heimatberechtigung an
  • der Stelle, wo ihre deutschen Bearbeiter lebten, zu-
  • schreiben müßen. Mit dieser rheinischen Heimat wollen
  • aber jene bairischen Sagenbestandtheile oder Bruchstücke^
  • die wir schon erwähnt haben, nicht wohl stimmen. Nicht
  • als wenn überhaupt nicht bairische Sage am Rhein hätte
  • gekannt sein können, aber sie würde sich dann viel or-
  • ganischer, innerlich fester mit dem eigentlichen Kern.
  • XINLEITUNO. LXI
  • des Ganzen haben verbinden mfißen, während sie jetzt
  • in leicht nachweisbarer Verkittung nur von außen her
  • :an ihm haftet.
  • Diei^ zu erklären, seheint es nur einen natürlichen
  • Weg zu geben, wenn vnr die Irrpfade verkünstelter Ver-
  • mnthnngen abweisen. Der Rother ist von einem rheini-
  • schen Dichter in Baiem gestaltet worden. Für den
  • Herzog Ernst ist Gleiches sehr wahrscheinlich , auch für
  • Eaiserchronik möglich. Beide sind in dem eigen-
  • thümlichen Mischungsverhältnisse rheinischer und bairischer
  • Elemente unserm Gedichte so nahe verwandt. Diese ein-
  • fache Lösung genügt aber doch noch nicht vollständig.
  • Das Gedicht selb st_odfiiL_^in_Di chter beruft sich sehr
  • häafig"^luif eiiie~äitere poetische ^TöHage^Ter TerlSlSüCh .
  • «ftinfir "^j^^a ge treuTolf irt". "Ja wenn wir zwei Stellen so
  • verstehen wollten, wie sie gewöhnlich verstanden werden,
  • hätte er weiter nichts gethan, als diese seine Vorlage
  • umgearbeitet. Denn die Hs. liest 4859 :
  • hie saget uns der richt^re
  • von deme liede m^re,
  • 5199 gibt das Bruchstück, was hier eine Lücke der Haupt-
  • handschrift ersetzen muß:
  • unde biddet alle got —
  • daz her deme richtßre gnödich sl.
  • Jakob Grimm, Beinh. Fuchs, Einleitung CXII,
  • sieht in diesem rihtere einen Umarbeiter einer altern
  • poetischen Vorlage nach dem Geschmacke seiner Zeit,
  • sowie es im Beinh. 2250 heiM:
  • daz hat der Glichessere 2250
  • her Heinrich getihtet
  • und lie die rtme ungerihtet;
  • die rihte sit ein ander man
  • der puch ein teil getihtes kan:
  • 2252 He für liez v&d. Idzen. -^ 2254 ein teil jgetihtti kaUy
  • «twas Ton der Kunst des Diohteoa versteht; dieß «etwas» ist
  • nach dem damaligen Gebrauche ron ein teil, wobei immer ein
  • ^ter Theil, gar nicht wenig, verstanden wird, in stolzer Be*
  • £cheidenheit gesagt. —
  • liXn EDiufiiTuna.
  • und hat daz oiioh als6 getan 22ö&
  • daz er daz msere M.t yedka
  • ganz rehte, als ez onch was L
  • an slbnelich rtme sprach er m^
  • dan t dran wJere- gespro^en,
  • onch hat er- abe gebrochen 2260
  • ein teil da der worte was ze vil.
  • Wir haben diese Stelle ansftthrlieh mitgetheilt, weil'
  • sich daran in einer urkundlichen Genauigkeit, für die
  • kein zweites Beispiel sich findet, die Meinung der Zeit
  • von dem Berufe eines solchen Umarbeiters, Umdich-
  • ters, der die rime rihtety die Verse zurechtmacht, er-
  • kennen Illßt. Man sieht, was freilich nach dem Geiste
  • des Mittelalters sich von selbst versteht, es bezieht sich
  • das nur auf Dinge, die wir zu den mehr äußerlichen
  • rechnen, am wenigsten auf den Kern des Stoffes, oder
  • anch nur auf seine Construction und Anlage. Mihten oder
  • berihten wird anderwärts wohl auch für die wesentlich,
  • übersetzende Thätigkeit so vieler unserer älteren Dichter
  • gebraucht, so im Alex. 15 der (Alberick) heUz in wa--
  • Tischen getihtet, ich hän is un» in dtUischen berikUt
  • oder Reinbot, Heilig. Georg, 21 ein bmch Hhien^ in^
  • diutscher spräche ruhten. Aber daü ein solcher Mann^
  • 2256 Verlan part. pv»t. von veriuzM in veieinf^hter Foim^
  • verletzen, hier: bestehen bleiben l^ßen, In seinem wesent-
  • liehen Bestandtheile erhalten. — 2258 sümeltch adj. Weiter-
  • bildung des einfachen sum, mancher; mmelich bezeichnet
  • immer eine nicht geringe Quantität, der vorausgesetzten.
  • Species. — sprach er me, setzte er einiges hinzu. -^. rtm be-
  • zeichnet hier, wie so oft, nicht den eigentlichen Reim in unserm
  • Sinn, sondern der Geschichte des Wortes gemäß, den ganzen
  • gereimten Vers. Also: er brachte die zu kurzen Verse in das-
  • (zu seiner Zeit) übliche Maß. Dieß wird sprechen genannt,,
  • einmal weil der Dichter hier wie anderwärts als wirklicher-
  • dictaior im mittelalterlichen Sinne, dem Schreiber dictieoeend,
  • verfiihy, dann w^il seia Werk (und. auch SftiAe Vorlage) für
  • die Deolamation oder das Vorlesen dureh einen /eser, ni^t^
  • zum Absingen bestimmt wat. — ? 2260 erklärt sich als da»
  • Gegentheil des vorigen von selbst.
  • JSINLEITUNO. LXHT
  • der sich selbstverständlich UkUpre, wie jeder andere
  • Schriftfitell^ der Zeit, nennen darfte, nder ein teil
  • getihtes 1t0ny>, jemals rihkere geheißen habe, davon ist
  • uns kdn Zengniss bekannt, so viel wir ms auch darom
  • bemüht babeiL Auch bleibt es immer nnwahrsdieinlich,
  • daß ein Wort wie dieses, was zu dem häufigst ge»
  • brauchten Spräehgate gehört, neben sdner allgemein
  • bekannten Bedentnng, die der heittigen unge^hr ent-
  • spricht, noch diese separate entwickelt habe, die für
  • uns spurlos verschwunden ist. Endlich pafiii aach nur
  • eine einzige der beiden Stellen unseres Gedichtes für
  • diese angenommene Bedeutung, denn die erste, wo der
  • fihUre uns von dem lieäe saget ^ kann doch nicht den
  • Ueberarbeiter, sondern nur den ursprünglichen Yerfaßer
  • meinen, man müßte denn, wozu viel Phantasie gehört, an-
  • nehmen, es sei hiermit eine ganze Genealogie von rih^ren^
  • Ueberarbeitem, einer auf den Schultern des andern, be-
  • zeichnet. So werden wir hier rihtere für tihtere bloli
  • als einen, auch anderwärts häufigen und in dieser Hs»
  • nicht befrehidlichen Schreibfehler betrachtas. Für die
  • zweite Stelle mag jeder, der daran glaubt, bei dem
  • rihtere beharren, wir ziehen auch hier das t vor und
  • haben uns. erlaubt, es in den Text aufzunehmen.
  • Jedenfalls also ergibt sich aus der ersten Stelle^
  • daß dem eigentlichen, d. h. dem uns zunächst bekannten
  • Dichter ein anderer vorgearbeitet hat. Dieß bezeugen
  • aber auch noch viele andere direete Berufungen auf eine
  • schriftliche Quelle, die wir hier in einer neuen Gestalt
  • vorgeführt erhalten. Diese Quelle heißt sehr häufig daz
  • huoch oder im Plural, der in seiner Bedeutung damals
  • auch noch dem Singular gleicht, diuhfioeh. Wenn aber
  • am Schluße 5197 steht Me iiM daz buch ende^ so kann
  • damit ebenso gut dieses ältere buöch als das vorliegende^
  • die Arbeit des letzten Dichters gemeint sein.
  • Diese Vorlage, dieß huoch wird von ihm aber auch
  • noch etwas häufiger, so 1503, 1826, 1907, 34961, 4792,
  • 4860 liet genannt, und damit ist nicht sowohl die £unst-
  • form des Weiii:es gemeint, als die feste Basis bezeichnet,
  • auf der seine Arbeit — von der er deswegen um nichts
  • geringer^ sondern in mittelalterlicher Weise desto höher.
  • LXIV EINLEITUNG,
  • denkt — ruht, und wodurch sie ihre innere und äußere
  • Glaubwürdigkeit erhält. Zwei dieser Stellen sind beson«
  • ders merkwürdig: die eine, wo er die unantastbare Zu-
  • verlä&igkcit seiner Quelle fast mit den Worten rühmt,
  • die wir in der uns bekannten Literatur zuerst in der
  • Kaiserehronik zu gleichem Zwecke gebraucht finden.
  • Man vergleiche 3490 des Rother mit Kaiserchronik (Diemer,
  • als ältestem Texte) 2, 5 fg., und es wird sich der Ge-
  • danke an einen Hinblick auf sie für unsern Dichter kaum
  • abweisen laßen, sowenig als 4792 fg., wo dasselbe nur in
  • freierer Paraphrase gesagt ist. Die zweite Stelle ist 1503:
  • die irläzis daz liet, wo offenbar der Begriff Uet ganz
  • in der Art, wie mcere, oder bei den höfischen Dichtern
  • äventiiire als die gleichsam lebendig gewordene Macht
  • der wahrhaften Tradition gebraucht wird, der sich der
  • Dichter unbedingt unterzuordnen hat. SyBon}in mit liet
  • in diesem Sinne kann natürlich das Gedicht auch als
  • mcere bezeichnet werden.
  • Ob sich aus allen diesen Bezeichnungen buoch, liet,
  • ntare ein Schluß auf die Gestalt dieser Yorlage ziehen,
  • wenigstens etwa die Frage entscheiden läßt, ob dieselbe
  • zum Gesangsvortrag und demgemäß in strophischer Form
  • verabfaßt war, muß noch bei der Betrachtung der äußern
  • Kunstform erwogen werden. Einstweilen genügt es auf
  • die Thatsache hinzuweisen, daß alle diese Ausdrücke an
  • sich nichts beweisen und damals, früher und später, ebenso
  • wohl für Werke in den gewöhnlichen zur Declamation,
  • zum Lesen, bestimmten Reimpaaren, wie für strophisch
  • gegliederte, deshalb immer noch nicht ausschließlich zum
  • Absingen bestimmte, gebraucht werden.
  • Wichtiger für jetzt ist es uns zu bestimmen, wie
  • diese schriftliche Yorlage sonst aussah, wo und wann sie
  • entstanden ist. Auch hier sind wir bloß auf die immer
  • zweifelhafte Hülfe der innem Kritik verwiesen. Das
  • wesentlichste Moment üst schon geltend gemacht. Jene
  • specifisch bairischen Zusätze können nicht der Yorlage
  • angehört, sie würden sich dann ohne Zweifel organischer
  • mit dem Ganzen verbunden haben. Hierzu rechnen wir
  • auch das directe Lob des bairischen Yolksstammes, der
  • in unserer etwas spätem Epik, der höfischen und volks*
  • EINLEITUNG. liXV
  • thümlichen, sonst weniger günstig beurtheilt zu werden
  • pflegt. Dasselbe ist so innig verbunden mit anderem,
  • was sich aus den oben entwickelten Gründen als ein
  • späteres Einschiebsel zu erkennen gibt, daß es nur durch
  • die letzte Redaction hereingebracht sein kann. Recht-
  • fertigt sich die von uns gemuthmaßte Beziehung einer
  • rStelle auf ein Ereigniss, das erst 1147 geschah, so wird
  • auch diese jüngerer Zusatz sein, denn es ist wohl kaum
  • .-anzunehmen, daß ein Tagesereigniss sofort in derartiger
  • sagenhafter Umgestaltung in ein poetisches "Werk Eingang
  • •gefunden. Dazu gehörte schon eine längere Reihe von
  • ►Jahren, eine Frist, wie wir sie aus andern Gründen uns
  • izwischen beiden Redactionen denken müßen.
  • Es hat sich oben gezeigt, daß unserm Gedicht unver-
  • Ttennbar ein rheinischer Typus in Sprache und Stoff aufge-
  • drückt ist. Gehört aber dieser der Vorlage oder dem üeber-
  • arbeiter? Bei aller Treue gegen seine Quelle ist nicht
  • abzusehen, warum er nicht die Besonderheiten ihrer Sprache
  • in die seiner Heimat umgesetzt haben sollte, wie dieß
  • alle andern seines Gleichen, ja sogar die bloßen Ab-
  • -schreiber von Handschriften im weitesten Umfang zu
  • thun pflegten. Freilich müßte sich dann doch irgend-
  • eine Spur dieser früheren Farbe unter der spätem Ueber-
  • malung erhalten haben, aber davon ist keine auch noch
  • so dürftige zu entdecken. Die Sprache ist überall im
  • "Großen und Ganzen^ im Kleinen^ un d Eiiizernen ~iiur
  • rhein igcE". j)]p Rf(>^1^>i^n T^p^ip][|imgrpn auf den rheinischen
  • Culturkreiß könnte der Ueberarbeiter, unbeschadet seines
  • :guten Gewissens gegen seine Vorlage, ebenso leicht hinein-
  • getragen haben als die specifisch - bairischen. Es ist aber
  • doch wieder ein sehr merklicher Unterschied zwischen
  • T)eiden: diese sind nur angeleimt, die andern solid und
  • geschickt hineingearbeitet, werden also darum eine grö-
  • ßere Ursprünglichkeit als die ersten beanspruchen dürfen.
  • So kommen wir denn zu dem wahrscheinlichen Ergebniss:
  • •die Vorlage, das huochy lief, mcere von Rother ist am
  • Rheine entstanden; seine frühere, eigentlich paläonto-
  • logische Geschichte berühren wir nicht weiter. Von da
  • aus hat es ein gleichfalls rheinischer Dichter nach Baiern
  • gebracht und dort zu unserm Rother, wie ihn die Heidel-
  • Köma ROTHSB. e
  • \
  • LXVI EINLEITUNG.
  • r
  • / berger Hs. enthält, verarbeitet Die Vorlage mag nocbi
  • vor der Mitte des 1 2. Jahrhunderts die dem Ueberarbeiter
  • bekannte Gestalt erhalten haben, der Ueberarbeiter, der
  • angebliehe rihtcerey richtete und dichtete, um in der
  • Sprache seiner Zeit zu reden, spätestens in den sech-
  • ziger Jahren desselben Jahrhunderts, wahrscheinlich im
  • Dienste oder im Interesse eines bairischen Herrn, wohl
  • nicht des damaligen Herzogs von Baiern selbst, Heinrich
  • des Löwen, der weder direct noch indirect irgendwie
  • mit unserm Gedichte oder Bfehter in Verbindung gesetzt
  • werden kann, weil dazu gaif Reine Veranlaßung ist, ja.
  • unseres Bedünkens eher das Clegentheil davon. Es han-
  • delt sich um die poetische Verherrlichung bairischer-
  • Dynasten geschlechter, die als solche in nationaler Oppo-
  • sition zu dem Herzog standen, wenn wir auch das ein-
  • zelne der geschichtlichen Beziehungen nicht zu durch-
  • schauen vermögen.
  • Wer und was der Verfaßer des originalen huoches^
  • gewesen, wollen wir nicht muthmaßen, obgleich es viel-
  • leicht nicht so schwer sein möchte.. Der dagegen,,
  • soweit wir ihn mehr tastend als fest greifend von jenem
  • zu sondern vermögen, war vor allen Dingen kein Spiel-
  • mann des Schlages, wie die Verfaßer des Salomon und!
  • Morolt, des Oswald, des Orendel u. s. w., sondern den
  • Verfaßern des Alexander und des Rolandsliedes oder der
  • Eaiserchronik an Bildung, Lebensänschauung, geselliger
  • SteUung u. s. w. gleich. Wer den Rother zu jener Spiel-
  • mannspoesie wirft, deren prägnanteste Figuren wir
  • nannten, zeigt, daß er ihn nie mit Aufmerksamkeit und.
  • innerem Verständniss gelesen hat. Damit wäre noch
  • nicht gesagt, daß der Dichter dem geistlichen Stande,,
  • wie der Pfaffe Conrad gewiss, die Verfaßer des Alexander
  • und der Kaiserchronik wahrscheinlich angehörte. Ohne-
  • hin würde dadurch der Begriff «Spielmann» in der unend-
  • lichen Dehnbarkeit seiner damaligen Bedeutung keines-
  • wegs ausgeschloßen sein. Denn aus unzähligen verlot-
  • terten Klerikern, auch solchen, die schon die höhern
  • Weihen hatten, rekrutierte sich ja diese Zunft, oder
  • vielmehr ünzunft am reichlichsten. Unser Dichter ge-
  • hörte aber nicht bloß nieht dazu, sondern er wollte auchi
  • EINLEITUNG. LXVII
  • ausdrücklich nicht dazu gezählt werden. Nimmermehr
  • hätte einer, der selbst sich als spileman fühlte, mit
  • solchem schadenfrohen Humor das schmähliche Miss-
  • geschick seiner Standesgenoßen, die Prügelstrafe, die an
  • hundert spileman vollzogen wird, schildern können, wiei
  • er es gethan hat. Auch sonst ist hier die Rolle dieser
  • Leute eine zwar ganz aus der Wirklichkeit gegriffene, aber
  • keineswegs ehrenvolle: zu jedem Gaunerstück, das kein
  • anderer unternehmen mag, sind sie bereit und wie man
  • zu sagen pflegt, in allen Waßem gewaschen.
  • Daß der Verfaßer deshalb , weil er kein spüe-
  • man und in Geist und Lebenshaltung den Dichtern des
  • Rolandsliedes u. s. w. innigst verwandt war, ein Geist-
  • licher gewesen sein werde, vermuthen wir zwar, be-
  • haupten es aber nicht, obgleich wir ihn noch weniger
  • etwa in der Klasse der ritterlichen Berufsdichter suchen,
  • als deren erster namhafter Vertreter, freilich unzweifelhaft
  • nicht der erste, den es überhaupt gegeben hat, später
  • Heinrich von Veldeke galt. Für die Jahre 1150 — 1160
  • möchten sich solche schwerlich nachweisen laßen: sie sind
  • ein etwas jüngerer Trieb der höfischen Treibhauspflanze,
  • und selbst wenn wir unsere ältesten Lyriker, voran den
  • apokryphen Kürenberger, noch für älter als 1150
  • halten wollen, so ist es doch noch etwas anderes, ob
  • ein Ritterbürtiger einmal ein kunstgerechtes Minnelied zu
  • singen verstand, oder ob man einem solchen zutraut,
  • daß er ein erzählendes Gedicht von mehreren tausend
  • Versen verfertigen konnte. Dazu gehört eine auch äußer-
  • lich schon einigermaßen abgeschloßene berufsmäßige
  • Routine, die sich damals, so viel wir wißen, nur bei den
  • Spielleuten und bei den Geistlichen fand. Und darum
  • behaupten wir zwar nicht, aber halten es für wahr-
  • scheinlich, daß auch unser Dichter der letztgenannten
  • Klasse zuzurechnen sei. Nichts in seinem Werke wider-
  • streitet dieser Annahme, vieles spricht dafür, zwar nicht
  • allein und entscheidend, aber doch in Verbindung und
  • zur Unterstützung des unabhängig davon gewonnenen nega-
  • tiven Ergebnisses, daß er nicht wohl etwas anderes ge-
  • wesen sein kann, immerhin mit einiger Beweiskraft.
  • Denn auf das münchen des Helden, d. h. daß er schließlich
  • e*
  • liXVin EINLEITUNG.
  • ins Kloster geht , geben wir selbstverständlich nichts,
  • besonders deshalb, weil dieser Zug möglicherweise schon
  • der Vorlage angehörte. Freilich werden wir darin noch
  • weniger ein Kennzeichen der Spielmannsdichtung fin-
  • den, wie andere gethan -haben, weil auch Wolfdietrich,
  • Oswald , Orendel u. s. w. mit demselben erbaulichen Ende
  • ausstaffiert sind, während z. B. im Alexander- und Rolands-
  • liede sich nichts davon findet. Es möchte denn doch
  • wohl ein Kunststück gewesen sein, Alexander oder Karl
  • den Großen auf diese Art vom Schauplatz abtreten zu
  • laßen. Jedenfalls lag eine solche Schlußscene einem
  • Geistlichen noch näher als einem spileman, wie man sich
  • . deren Art und Wesen gewöhnlich zu denken pflegt, obgleich
  • auch sie, wenn sie auf die Thränendrüsen der Zuhörer
  • speculierten , einen solchen Zug begreiflich nicht ver-
  • schmähten. Mischt auch unser Dichter keine directe
  • und unzweideutige geistliche Gelehrsamkeit in lateinischen
  • Citaten u. s. w. ein, wie sie, aber doch nur sehr ver-
  • einzelt, in dem ihm nächst verwandten Kreiße begegnet,
  • so zeigt er sich doch überall als einen in seiner Art und
  • nach dem Maße seiner Zeit und seines Publikums kennt-
  • nissreichen Mann, wobei wir allerdings häufig unser Unver-
  • mögen zugestehen müßen — ein anderer weiß sich viel-
  • leicht beßer Rath — seine eigensten Zuthaten von der
  • seiner Vorlage zu unterscheiden. Nur das fällt uns auf,
  • daß alle jene, besonders gegen den Schluß sich mehren-
  • den specifisch erbaulichen Stellen, so etwa 4397 fg. und
  • öl 17 fg. im Versbau und Stil eine größere Geschmeidigkeit
  • zeigen, als ihre übrige Umgebung oder viele andere Theile
  • des Gedichtes. Man dürfte vielleicht daraus abnehmen,
  • daß sie der jüngeren Hand ausschließlich angehören, die
  • anderwärts, auch wo sie richtete, doch begreiflich sehr
  • viel Trümmer des alten Baues ohne völlig stilgerechte
  • Modification stehen ließ, natürlich nur solche, die es
  • entweder zu schwer fiel, gänzlich umzuschmelzen , oder
  • die so wie sie einmal dastanden, doch noch immer zur
  • Noth auch von den Ohren eines etwa zwanzig Jahre
  • lang im rapidesten literarischen Fortschritt begriffenen
  • Publikums ertragen werden konnten.
  • Die Sprache des Gedichts ist in dem Bisherigen schon
  • EINLEITUNG. LXIX
  • öfter als ein Mittel zu seiner genaneren Charakteristik
  • benatzt worden. Sie gehört den Kheinlanden an, das ist
  • unschwer zu sehen, schwerer aber diese etwas weitschich-
  • tige Bezeichnung in engere Grenzen einzuschließen, wie man
  • doch gerne möchte. Daß wir nur eine einzige Handschrift
  • (Heidelberger Hs.) benutzen können, erleichtert und erschwert
  • ein solches Unternehmen. Denn die Fragmente von drei an-
  • deren erweisen sich bei genauerer Prüfung — das badensche
  • (nach unserer Zählung von 1002 — 1054), die drei hanno-
  • verischen (5139 fg. bis zum Schluße), die neuerlichst auf-
  • gefundenen Münchener Fragmente (4062 fg., 4099 fg.,
  • 4584 fg., 4621 fg., vgl. Sitzungsberichte der philologisch-
  • historischen Klasse der baiiischen Akademie der Wissen-
  • schaften, 1869, n, Hefts) — als ebenso viel in ihrer
  • Art selbständige Ueberarbeitungen, ein Beweis, wie schon
  • bemerkt, daß unser Gedicht innerhalb einer gewissen
  • Periode docb eine ziemliche Verbreitung gefunden habeij
  • muß. Sie weichen nämlich, wie die Vergleichung öiit
  • H lehrt, nicht bloß nach Art anderer Handschriften
  • durch relativ selbständige, der Localmundart ihres
  • Schreibers mehr oder minder angepasste Sprachformen ab,
  • sondern durch eine veränderte Technik des Verses und
  • Reimes, oft auch des ganzen Stiles, durch ein sichtbares
  • Bestreben alles, was hierin und in der Sprache einer
  • späteren Zeit veraltet erschien, abzuschleifen oder aus-
  • zutilgen. Sie sind also, die eine freilich vor der an-
  • dern, ähnliche Producte des rihten, vielleicht auch des
  • tihten, wie H selbst im Verhältniss zu seinem Original ein
  • solches ist. Am genauesten schließen sich noch die Münch-
  • ner Fragmente an, die von ihrem Auffinder und Heraus-
  • geber mit Recht in die erste Zeit des 13. Jahrhunderts
  • gesetzt werden, möglicherweise auch noch dem 12. Jahr-
  • hundert angehören. Aber auch sie sind durchgreifend
  • verändert, schon dadurch, daß sie merkwürdigerweise
  • eine consequente Umschreibung in die Formen der bairi-
  • schen Mundart zeigen und so durch die sichtbare Kluft
  • zwischen diesen und den ursprünglichen, die auf einem
  • andern Wege gewonnene Ansicht von dem rheinischen
  • Ursprung des Gedichtes auch von dieser Seite her dar-
  • thun. Denn alle diese bairischen Formen sind nur äußerlich
  • liXXn EINLEITimG.
  • gestalt des Werkes in dem öfters entwickelten Sinne den»
  • heutigen Publikum zugänglich zu machen, oder, wenn
  • man anmaßender reden will, sie so gut als möglich wieder-
  • herzustellen. Dafür aber ist die sprachliche Individualitälr
  • des zufällig einzigen Hülfsmittels, dessen wir uns dabei:
  • bedienen können, an sich völlig gleichgültig.
  • Im Lautsystem der Mundart sind die Abweichungen»
  • ihrer Vocalisation stärker als die ihres Consonantismus^
  • obwohl sich auch dieser von dem mhd. Kanon bedeutend
  • entfernt. Im Bereiche der Vocale sind hier keine Um-
  • laute entwickelt, mit Ausnahme des e von a ungefähr in-
  • dem Umfange des Mhd. und e für mhd. <5, Umlaut von a^,
  • aber mit diesem seinem Grundlaute wechselnd. Hier gibt
  • es also kein ü^ noch weniger ö, kein du, kein üe, auch*
  • kein iu^ soweit es Umlaut von ü ist. Die vocalischen
  • Grundlaute selbst sind vielfach ineinander geflogen, auch«
  • wo sie der Hauptton des Wortes schützen sollte. A und
  • e wechseln zwar selten, aber doch hier und da mitein-
  • ander, e tritt oft für i ein, seltener i für e, o für «r
  • erscheint besonders vor den Liquiden. Dagegen hat sich-
  • d reiner erhalten und ist weder mit e noch mit 6 ge-
  • radezu vertauscht, wie es die Mundart des Schreibern
  • von H häufig thut. Daß die Behandlung der Diphthonge
  • sich stark von dem mhd. Schema entfernt, versteht sich
  • von selbst. Neben ei gilt auch e, besonders vor Nasalen^
  • Dieß e ersetzt auch ie, wofür aber auch % stehen kann
  • oder vor Position i, sodaß z. B. die Formen gienc, ffenCy
  • ginc (aber nicht gtnc) gleichberechtigt sind. ersetzt
  • das mhd. uo, das nur selten, fraglich ob überhaupt der
  • Mundart des Dichters zustehend, auftaucht. Mit 6 theüt
  • sich ü in dieselbe Function, vielleicht so, wenn Rück-
  • schltiße aus der späteren Geschichte dieser Mundart ge-
  • stattet sind, daß ü als das jüngere, aber keineswegs etwa
  • bloß dem Schreiber von H zuständige zu betrachten ist^
  • Dieser würde wahrscheinlich eher 6 oder ött, vieDeicht
  • auch de vorgezogen haben. Ö vertritt aber auch, ob-
  • gleich selten mhd. (m, aber im Keime können diese bei-
  • den 6 nicht miteinander gebunden werden, ein Zeichen,
  • daß ihre Qualität eine verschiedene war. Die Mundart
  • von H geht hier offenbar viel weiter ah die des
  • EINLEITUNG. LXXin
  • Dichters tmdmanche ihrer ö=om würden diesem sehr fremd-
  • artig geklangen hahen. Ü hat neben dem Ersatz von
  • d = mhd. wo, wie schon bemerkt für e«, Umlaut von ü zu
  • fungieren, aber anch im weitesten Umfange für den alten
  • Diphthong m, der selten, aber dann doch wohl sicher, als
  • solcher geschrieben wird. Für den Ausfall so vieler
  • Diphthonge schafft die Mundart einigen Ersatz. Sie
  • bildet ein neues ie aus i vor Sibilanten, während der
  • Schreiber von H noch viel weiter geht und vor allen
  • Dentalen dieß neue ie begünstigt; ihm allein gehört auch
  • ie für I an, das gerade so wie das obige ie geschrieben,
  • doch in der Aussprache sich weit davon entfernt: ie ist
  • ein wirklicher Diphthong, ie für % ein unechter, eigentlich
  • eine Länge mit nachtönender Kürze. Für mhd. ie in
  • der Präteritalbildung der früheren redupl. V. steht oft
  • eiy was wir nicht als eine bloße «Uradrehung» der
  • Laute, sondern als Nebenform von e=^ie also eigentlich
  • H faßen. Wenn H diesem ei auch noch weiteren Spiel-
  • raum gestattet, z. B. Äei für Tue, leit für liet schreibt,
  • so scheint dieß nach unsern Beobachtungen nur ihm,
  • nicht dem Dichter zuzugehören. Gleiches gilt für den
  • umgekehrten Fall, ie für ei, liet für Icit u. s. w. Die
  • Keime beweisen schon, daß die Mundart des Dichters
  • damit nichts zu schaffen hat. Ebenso o« für ö, während
  • die seltenen Beispiele von ou für 6 = mhd. uo möglicher-
  • weise nicht bloß dem Schreiber zugehören, was auch von
  • ot« = mhd. ö gilt, wo es vor. gewissen Consonanten selbst
  • wieder ein altes au ersetzt. Ob sich dieses in solchem
  • Falle erhalten, oder ob nicht vielmehr ou in isouch u. s. w.
  • erst im Durchgange durch 6 in ou, d. h. dann wohl 6u
  • anseinandergezogen ist, wollen wir hier nicht weiter
  • erörtern.
  • Die hochbetonten Kürzen vor einfachem Consonanten-
  • Schluß der Silbe haben schon eine deutliche Neigung, sich
  • durch die Aussprache zu dehnen , wie in allen mehr oder
  • minder niederd. gefärbten Mundarten dieser Zeit, ja wie
  • auch in denen, die man specifisch mitteld. nennen darf.
  • Selbst im Reime sind einige dieser neuentstandenen
  • Längen schon in Verbindung mit altberechtigten ver-
  • ivandt worden, wie die Anmerkungen ergeben. Mag da-
  • LXXIV EINLEITUNG-
  • durch auch die Rhythmik der Sprache gestört worden
  • ^ein, so ist doch ohne Frage ihre Klangfülle erhöht.
  • Außerhalb der Haupttonsilbe zeichnet sich die Mund-
  • art durch die weitgehende Erhaltung, resp. Erzeugung
  • lebhaft gefärbter Vocale aus, da wo mhd. ein e in ab-
  • steigender Schwächung des Nebentones bis zu seinem
  • völligen Verstummen zu stehen pflegt. Am häufigsten
  • erscheint i in dieser Function, in unzähligen Ableitungs-
  • und Flexionssilben. Hier und da, keineswegs aber in
  • Mehrzahl der Fälle, geht es auf denselben historisch
  • berechtigten Laut zurück, so in kuninc, BotheriSj heizif,
  • aber nicht in manic, zuhtiny heizin u. s. w. Es erscheint
  • ebenso auch in den der Haupttoiisilbe vorhergehenden
  • Compositions- (Partikel) Elementen, wie in gi^ in(t),
  • vir U.S. w. neben den gewöhnlichen mhd. ge^ en(t)^ ver u.s. w.
  • Metrisch ist es dem mhd. e ganz gleichwerthig.
  • In geringeren! Umfange macht sich ein gleichfalls
  • nur theilweise auf altberechtigtes ö zurückzuführendes
  • tieftoniges o, das wohl immer oder meist 6 sein wird,
  • gelteird, besonders in abgeleiteten Verben aller Klassen,
  • Avobei das uralte Schwanken unserer Sprache zwischen
  • den Ableitungen jan, en und 6n in Anschlag zu bringen
  • ist. Noch seltener erscheint ein a, besonders in Infiiütiv-
  • formen, wo es sich jedenfalls nicht von der Urzeit her
  • erhalten hat, weil es häufig auch die Ableitungen en und
  • 6n ersetzt, und mit letzterer hier gelegentlich wechselt,
  • sodaß z. B. dienan, dienön und dienin nebeneinander
  • gelten können. Auch ein tieftoniges u vor Consonanten-
  • verbindungen, die mit dem Nasal n beginnen, trägt
  • dazu bei, den Klang der Mundart kräftiger zu machen,
  • ' Im Bereiche der Consonanten weicht im ganzen,
  • wie schon bemerkt wurde, die Physfognomie der Mund-
  • art nicht so stark von der mhd. ab. Alle charakte-
  • ristischen Laute desselben sind auch hier und meist an
  • derselben Stelle zu finden, und das Selbständige erscheint
  • mehr wie eine bloße Abstumpfung oder wie ein Zurück-
  • bleiben hinter einem principiell auch hier gültigen Ziele.
  • Aber das ist ja überhaupt das Bild aller mitteldeutschen
  • Mundarten, älterer und neuerer Zeit, aus östlicher und
  • EINLEITUNG. LXXV.
  • ivestlicher Heimat und insofern kein individueller Zug
  • der unseren. Nur daß hier gelegentlich wohl auch schon
  • einige echt niederd. Einflüße sich geltend machen, die
  • bei den Yocalen auch da nicht angenommen zu werden
  • l)rauchen, wo die Qualität der Laute mit der niederd.
  • stimmt, z. B. wo e frtr ei und ie u. s. w. eintritt. Das
  • ist alles allgemein mitteldeutsch und selbstwüchsig mittel-
  • deutsch. Anders aber ist es , wenn wie hier die Aspira-
  • tion der Media oder die weiche Spirans auf Kosten der
  • eigentlichen Media eine unverhältnissmäßige Ausdehnung ge-
  • ironn^ hat, wenn in den Labialen die weiche Spirans v das
  • h allein oder in den Combinationen Iby rb verdrängt oder
  • beschränkt (natürlich nur im Inlaut, denn im Auslaut
  • tritt dann die harte Spirans / ein, also ffäven aber gaf^
  • sterven aber starf u. s. w.). Oder wenn dieß v in fast
  • unmerkbarer Weise in seine Verdoppelung w=w ver-
  • läuft, sodaß nicht bloß, wie es ja auch die ältere ahd.
  • Weise oberdeutscher Mundarten ist, nach den Dentalen
  • <« natürlich eingerechnet) v das spätere w ersetzt, also
  • ^vache^ svazf zvd, zvelf u. s. w., »ndern auch fortwäh-
  • rend ein Schwanken zwischen den beiden , Lautzeichen
  • eintritt, das wir in den meisten Fällen unzweifelhaft dem
  • entschieden niederrheinischen Schreiber der Hs., in man-
  • chen aber auch der Vorlage zuerkennen möchten — in
  • diesem Falle haben wir es, eben weil die Scheidung
  • über unsere Kräfte geht, überall mit dem gewöhnlichen
  • mhd. oder mitteld. w gegeben — oder wenn die Spiranten
  • der Gutturallaute sich im Verhältniss zum Mhd. oder auch
  • Mitteld. unverhältnissmäßig breit machen, wenn also z. B.
  • ^h in sibinzichy tröch, plach u. s. w. steht, oder im In-
  • laut sägen, insagiz, negein und dergl. Denn dieß g
  • darf nicht als Media, sondern als mediale Spirans gefaßt
  • iverden und könnte wohl mit gJ^y wie es ahd. geschah
  • und im Mittelniederländischen geschieht, geschrieben
  • werden, daher es denn auch in der weichen Mundart
  • iies Schreibers für ch vor Consonanten wie z. B. in rigter
  • für richter , oder im Auslaute ig für ich, gebraucht wird,
  • •ebenso wie ch hier kein Doppellaut mehr ist, c -}- Ä, sondern
  • 4ie einfache harte Spirans, für welche die deutsche Schrift
  • von Anfang an kein anderes Zeichen hat, daher mau
  • liXXVI EINLEITUNG.
  • denn auch entweder den in der Sprache so verbreitet ent
  • Laut c oder h-\-h mit demselben Zeichen zu geben ge-
  • nöthigt war, oder durch eine unbehülfliche Combination
  • cch, die bald verlaßen wurde, oder durch das für die
  • echte Tenuis gültige Zeichen c oder h. Daß dieses hier
  • wirklich die echte Tenuis ausdrückt, nicht die aspirierte
  • der meisten mittel- und aller oberdeutschen Mundarten,
  • bedarf keiner Bemerkung. Der Anlaut in Icuninc, Jean
  • u. s. w., lautet also hier ganz anders als in den auch in
  • oberdeutschen Denkmälern vorkommenden ganz identisch
  • geschriebenen Formen. Der Schreiber der Hs. geht noch
  • viel weiter, aber meist ohne andere Laute als die der
  • Mundart seiner Vorlage zu meinen. Wenn er clacliCy
  • manichis und dergl. gibt, so will er damit nur die Schär-
  • fung, nicht die Verhärtung des Lautes ausdrücken, daher
  • denn in solchen, sehr seltenen Fällen, unser Text, der
  • die Vorlage und nicht das Werk des zufälligen Schreibers
  • veranschaulicht, g setzt. Er thut dieß aber auch ander-
  • wärts, wo es nicht immer so leicht ist ihn zu contro-
  • lieren. So glauben ffir z. B., daß die zatilreichen seh
  • die den sc fast die Wage halten, noch mehr die einzeln
  • dafür functionierenden sg oder ssg nur ihm zugehören,
  • daß also der Dichter scal, seöne, sculde, ja sogar viel-
  • leicht auch noch skellen , sJcHt u. s. w. sprach und schrei-
  • ben ließ, und daß die Spirans, harte oder weiche, hier
  • den tiefer am Rhein herrschenden Dialekt verräth. Doch
  • haben wir uns nicht getraut, diese Ansicht in unserer
  • Ausgabe durchzuführen, weil die Fälle des seh so massen-
  • haft sind und der Schreiber sonst viel schüchterner seine
  • Besonderheit geltend zu machen pflegt. Wir haben so-
  • gar die einzelnen sh vor e und i bewahrt, weil sie mög-
  • licherweise doch der Mundart des Dichters gehören. Es
  • wäre ja denkbar, daß ebenso wohl aus Oberdeutschland,
  • wo seh für sk um die Mitte des Jahrhunderts sich schon
  • zu verbreiten begann, wie vom Niederrhein her dasselbe
  • auch in der Heimat des Dichters sich einbürgerte..
  • So zeigt es sich deutlich z. B. in dem so nahe ver-
  • wandten Amsteiner Marienieich, während der Friedberger
  • Christ nur sc hat.
  • Mit diesem ch ist aber ein anderes nicht zu ver-
  • EINLEITUNa LXXVII
  • -wechseln, das sehr vereinzelt, aber desto merkwürdiger
  • durchbricht, z. B. im Anlaut in dem zusammengesetzten
  • Wort echoney im Inlaut in nachit, bliche, im Auslaut
  • roch für mhd. roc u. s. w. Dieß ch kann weder der
  • Mundart des Schreibers, noch der des Dichters gehören,
  • es ist specifisch oberdeutsch, nämlich jenes c-\-h, was
  • mit demselben Zeichen, das für die Spirans gilt, gegeben
  • wurde, und bekanntlich durch das ganze Mittelalter, be-
  • sonders auf bairisch- österreichischem Gebiete in Gebrauch
  • war. Wir sehen darin unbedenklich einen, wenn auch sehr
  • geringen Rest bairischer Einflüße , vielleicht des Schreibers
  • der Originalhandschrift, die in Baiern, wie sich aus an-
  • dern Gründen ergeben hat, geschrieben wurde, und die,
  • wenn sie auch die Laute der rheinischen Mundart des
  • Dichters wiederzugeben sich bemühte, doch selbstverständ-
  • lich allerlei Einflüßen aus der nächsten Umgebung Raum
  • gab. Wir haben es nur in echone, wo es kein Miss^^r-
  • ständniss zuläßt, beibehalten.
  • In die Rubrik der specifisch niederrheinischen und
  • insofern niederdeutschen Momente gehört auch der Wechsel
  • zwischen den Spiranten der Gutturalen und Labia-
  • len, zwischen ch (resp. h) und/ in der Verbindung/^. Eine
  • Menge von Reimen scheint diese bekannte Eigenthtim-
  • lichkeit des bezeichneten Kreißes zu erhärten: freilich
  • ist hier und da auch ein cracht u. s. w. geschrieben , wo
  • es nicht passt, dafür fehlt es auch oft, wo es nach dem
  • Reim stehen könnte. ' Erwägt man aber andere Fälle,
  • z. B. wich: lif, herlich: Uf oder den zweisilbigen Reim
  • hegriffin: beswichiUf wo überall / auf der einen Seite
  • ebenso unantastbar fest steht als ch auf der andern —
  • denn die bequeme Conjectur lieh für lif wird im Ernste
  • niemand vorschlagen, der erwägt, daß das Subst, lieh
  • dem Gedichte ganz unbekannt ist — dann auch noch daß in
  • den zahlreichen Fällen, wo haß auf macht, nacht u. dergl.
  • gebunden ist, ein hacht, was zur Noth dem eigentlichen
  • Mittelniederländischen dieser Zeit zustünde, hier absolut
  • ausgeschloßen ist, femer daß überhaupt in den übrigen
  • nächstverwandten Sprachdenkmälern dieß ch für/ nicht statt
  • hat — denn die drei Fälle, wo im Herbort, einem späteren
  • Seitenverwandten dieser Mundart, ch für / im Reime
  • LXXVm EINLEITUNG.
  • erscheint (5597, 6197, 7963), wird man bloß als Vel-
  • deke'sche Einflüße gelten laßen dürfen — : so glauben wir,
  • ist der Schluß berechtigt, daß nicht ein einziges dieser
  • fraglichen ch in / verändert werden darf, sondera dai^
  • wir hier ungenaue consonantische Reime vor uns haben^
  • deren Analogien in andern Consonantenbereichen in wahr-
  • haft erdrückender Fülle zu haben sind. Dem Schreiber
  • waren sie sehr mundgerecht, daher hat er sie auch oft
  • gesetzt, wo sie auch ihm nicht nothwendig gewesen wären^
  • so wenn er 1194 haftin: uncrachten u. s. w. schrigibt^
  • oder wenn er 4308 cracfte im Reime auf hafte setzt,,
  • wo er erachte schreiben wollte, wie er sprach, aber der
  • Reim ihn doch zum Beharren bei der richtigen Form
  • crafte bewog.
  • Daß sich sonst einzelne Vertauschungen zwischen
  • / jind ch finden, theils solche die der Mundart des
  • Schreibers zustehen, in welcher beide Laute sich sehr
  • nahe berührten, theils andere, die als bloße Schreib-
  • fehler anzusehen sind, berühren wir nicht weiter, ebenso-
  • wenig die gleichfalls nur der Hs. an gehörigen ch im Aus-
  • laut für ty wie zieh für zit^ trüch für trüt u. s. w., worin
  • man keine Schreibfehler, wohl aber Formen, die dem;
  • Originaltext gänzlich fremd sind, sehen darf.
  • Dagegen ist das niederd. h (e) für eh hier und da
  • sicher dem Original gehörig, so in leike, rike im Inlaut,,
  • sicy dure u. s. w. im Auslaut, deutlich durch folgende anlau-
  • tende Gutturalen veranlaßt. Ebenso t für z meist im Auslaut,,
  • wie hat: seat, göt (göz): hrot^ vöt: geseJtöt, also nicht
  • bloß die weit über das niederdeutsche Gebiet streifenden.
  • daty wat, it, dit, aber auch einzeln im Inlaul, wie-
  • die Reime riete: Uete, vote: berörten zeigen. Dem
  • Schreiber war dieß t natürlich noch viel mundgerechter,,
  • wie man, wenn man es sonst nicht wüßte, aus den
  • vielen Correcturen sehen würde, wo er es wieder in das
  • seine Vorlage beherrschende z zurücksetzen mußte. Ueber-
  • haupt hat ihm dieß so fremdartige z Noth genug ge-
  • macht und zu vielen Fehlem Veranlaß«ng gegeben.
  • Parallel dem k und t zeigt sich p für ph, pf oder /•
  • Im Anlaut überwiegt es fast, wie pelle, pennine ^ pin-
  • kesten, plegen u. s. w. beweisen. Dieß j^ ist nun be-
  • EINLEITUNG. LXXI±
  • kanntlich weit hinauf am Eheine bis in die gemischten
  • fränkisch- alemannischen Gebiete verbreitet und insofern
  • nichts Specifisches, aber im In- und Auslaute, hier eben
  • darum so selten erscheinend, gehört es niederdeutschen
  • Einflüßen an, oder weist nach dem niederdeutschen Sprach-
  • stand hin. Dem Schreiber war es angeboren, daher er
  • es öfter unberechtigt eindrängt.
  • Andere Lauteigenthümlichkeiten darf man , wenn man
  • tiberhaupt auf den Schematismus solcher Terminologien
  • Werth legt, auch dann als mitteldeutsch bezeichnen,
  • wenn sie sich in verwandter oder gleicher Qualität in
  • der niederdeutschen, speciell niederrheinischen Zone finden.
  • Dahin gehört das Festhalten der vorhochdeutschen dentalen
  • Media d im An-, In- und Auslaut, im Inlaut sogar in
  • der Verdoppelung dd, natürlich ohne die hochd. Tennis,,
  • die die gesammte Schriftsprache der Zeit, mit Ausnahme
  • der eigentlichen Niederlande und des friesischen und
  • sächsischen Gebietes beherrschte, ganz zu verdrängen..
  • Auf diese Art sind oft mehr für das Auge als für das
  • Gehör seltsame Mischformen entstanden, wie sie freilich
  • überall begegnen, wo sich weder die reine Mundart,,
  • noch eine festgeprägte Schriftsprache allein durchzu-
  • setzen vermag, nicht bloß in diesem Specialfalle oder
  • auch nur in diesem Gedichte.
  • Mitteldeutsch ist das fast consequent durchgeführte
  • ch für h in Con^onantenverb. cht für mhd. ht, chs für Ä5,
  • oder was im Princip damit identisch ist, die Ausstoßung
  • dieses h, sodaß beides, Hecht und llet, richtige Formen
  • i^ind. Ihre Begründung liegt in dem Herabsinken des h
  • zu einem bloßen Hauche, der eben darum da, wo er dieß
  • nicht sein konnte, wie vor Consonanten, mit dem der-
  • beren ch vertauscht werden oder ganz verschwinden
  • mußte. Eben darum auch ist er im Auslaute so oft ganz
  • geschwunden und nur einzeln, wie in iÄ, sah u. s. w.
  • noch geschrieben worden, nicht um die ahd. Geltung
  • dieses Zeichens zu repräsentieren, sondern weil die Mund-
  • art hier auf bloß vocalisch auslautende Formen hinsteuert,,
  • sie aber poch nicht erreicht hat. Der Schreiber von
  • H sprach im Anlaut dieses /*, wie seine Landsleute noch
  • jetzt, so dünn und leicht, beinahe wie den sogenannten
  • LXXX EINLEITUNG.
  • Spiritus lenis des Griechischen, daher er denn sehr oft
  • es da setzt, wo seine Vorlage es nicht hatte, in der es,
  • wie in ihren andern mitteldeutschen Verwandten, immer
  • dem Spiritus asper gleichwerthig ist, umgekehrt es auch
  • wegläßt, wo es dort stand. Mitteldeutsch ist ferner die
  • sichtliche Neigung, auch im Auslaut die Media festzu-
  • halten, während die an das eigentliche Niederländische
  • nahe streifende Mundart des Schreibers umgekehrt die
  • Tennis begünstigt. Da diese auch von der andern Seite,
  • von Oberdeutschland her, wo sie sich wahrscheinlich
  • schon damals im Auslaute, wie im späteren Mhd. durch-
  • gesetzt hatte, Einfluß auf die Sprache des Dichters üben
  • konnte, so ist es unmöglich, in jedem einzelnen Falle
  • gerade hier das ihm oder seinen Intentionen Entsprechende
  • herauszufühlen.
  • Mitteldeutsch ist auch das Bestreben, gewisse End-
  • consonanten abzuwerfen oder möglichst abzuschleifen.
  • Dahin gehört vor allem t nach n und s, besonders in
  • den Verbalformen, doch keineswegs nur in ihnen — die
  • Mundart des Schreibers geht auch hier, wie die Reime
  • zeigen, weiter als die des Dichters, dem Formen wie
  • rech, nich u. s. w. fremd sind — desgleichen mitteldeutsch
  • die Einbuße, welche n und m im Auslaut allein stehend
  • oder vor Consonanten, namentlich t, an ihrer Qualität
  • als reinlich geschiedene Nasale der Dentalen und Labialen
  • erlitten haben. Für sie ist wie heute in derselben Mund-
  • art, unbedingt nur die Qualität eines nach- oder vor-
  • klingenden Nasenlautes an sich, ein richtiges Anuswara,
  • zuzugeben, sodaß also Reime wie quam: kan oder samt:
  • laut für das Ohr des Dichters viel weniger als für unser
  • Auge anstößig sind. Wollte man dafür aber qifran: Jcan^
  • sant: lant schreiben, so hätte man weder ein historisch
  • berechtigtes, noch auch ein wirklich den Sachverhalt
  • treffendes Kunststück gezierter Pedanterie geliefert, an
  • dem wir unsererseits wenig Geschmack linden. Denn n
  • bezeichnet eben einen ganz anderen Laut und für den,
  • den es in diesem besondern Fall bezeichnen soll, besitzt
  • die deutsche Schrift kein allgemein angenommenes Zeichen.
  • Dagegen ist das gänzliche Schwinden des w, worauf
  • so viele Reime wie gewinnen: minne, lande: handen u.s.w.
  • EINLEITUNO. LXXXI
  • -za deuten scheinen, nirgends für die Vorlage, sondern
  • nur für die Hs., in deren Mundart es noch jetzt so
  • Tcrbreitet ist, zuzugeben. Andere mitteldeutsche Dialekte
  • älterer und neuerer Zeit haben auch diesen Zug mit
  • ihr gemeinsam, nur nicht gerade die auf dem rechten
  • Rheinufer von der Lahn bis zur Sieg. Jene Keime werden
  • ^so für Wirklich unregelmäßige zu halten sein, nur ist
  • diese UnregelmäiSigkeit keine sehr auffallende.
  • Desgleichen gehört der Mundart des Schreibers eine
  • entschied^ie Abneigung gegen r in Consonantenverbin-
  • düng oder im Auslaut — dem Dichter in diesem Falle
  • höchstens in di für dir^ m% für mir — an. Noch jetzt
  • ist ihr und ihrer nächsten Verwandten, der kölnischen,
  • dieser Zug so eigenthümlich, daß er sehr häufig zu ihrer
  • Yolksmäßigen Charakteristik benutzt wird, £benso sind
  • die aus derselben Quelle stammenden Umsetzungen des r,
  • wenn tröste für torste, trulich für türlich steht, oder
  • ebenso gut umgekehrt torste für tröste^ virst für vrist (wo
  • r dann im völligen Verhauen begri£Fen ist) meist nur dem
  • Schreiber, nicht dem Dichter zuzurechnen, wofür die Reime
  • ausreichende Beweise liefern. Für den letzteren ist nur
  • zuzugeben, daß r vor Consonanten ihm zwar nicht ver-
  • schwand, aber doch nicht in seiner reinen dentalen Qua-
  • lität tönte, sodaß Reime wie varn: Aspitän^ wart: hat,
  • oder auch vöte: herorten, ihm nicht so auffällig klangen,
  • wie uns.
  • Diese Skizze mag hier'bei abbrechen, da es hier ja
  • doch nicht auf eine systematische Darstellung der Mund-
  • art, sondern nur auf eine vorläufige Verständigung über
  • ihre auffallendsten lautlichen Züge abgesehen ist. Zur
  • Mundart gehört aber noch sehr viel anderes, was hier
  • nicht einmal berührt werden kann. So weit es zur Er-*
  • kenntniss der Formen, der Wortbedeutungen und syntak-
  • tischen Structuren nöthig ist, su^hen es die Anmerkungen
  • unter dem Texte zu berücksichtigen, auf die hiermit
  • verwiesen sein soll. Wir haben es aus leicht begreif-
  • lichem Grunde für praktisch gehalten, überall die ent-
  • sprechenden mhd. Formen danebenzustellen, nicht als
  • wenn diese die mustergültige Schablone wären, sondern
  • Kftirxa BOTHBH. f
  • *LXXxn EINLKITtmO.
  • weil sie def Mehrzahl der L^er die geläufigeren der
  • altem Sprache sind.
  • Ebenso will die nun folgende tJebersicbt der wesent-
  • lichsten Eigenthümlichkeiten in der poetischen Technik,,
  • im Versbau und Reimgebrauch, auch für nichts weiteres:
  • als für eine bloße Skizze gelten. Eingehendere Erörte-
  • rungen darfiber, sowie über das sprachliche Moment be»
  • halten wir einer anderen Grelegenheit vor.
  • Unser Gedicht besteht im Großen und Ganzen aus
  • den bekannten paarweise gereimten Versen, welche die
  • deutsche erzählende Poesie geistlichen oder weltlichen
  • Inhalts schon lange vor ihm und lange nach ihm vor-
  • zugsweise verwendete. Diese Verse selbst bestehen auch,
  • hier aus vier rhythmischen Hebungen mit dazwischen ge^
  • schobenen Senkungen, die jedoch nicht immer durch be^
  • sondere Worttheile dargestellt werden mttfien, sondern
  • auch als bloße Pausen zwisdien den Hebungen vorhan-
  • den sein können. In solchem Falle wird man bei der
  • Keoitation dem Austönen der Hebung dasselbe Maß zu
  • geben haben, was sonst für Hebung und wirklich ge-
  • schriebene Senkung erforderlich wäre, sodaß der Um-
  • fang des ganzen Verses, nicht bloß seine rhythmisdie
  • Bewegung sich immer gleich bleibt, mög^ die Sen-
  • kungen, wie man sich ausdrückt, ausgefüllt sein oder
  • nicht. Dem Verse kann ein sogenannter Auftakt von
  • einer oder mehr Silben vorhergehen, der metrisch
  • und rhythmisch indifferent ist und deshalb ebaiso gut
  • auch fehlt.
  • Dieses allgemeine Schema erleidet ab^ manche Modi-
  • ficationen. Es sind im ganzen dieselben, die in all^i
  • deutschen Gedichten der Zeit begegnen, und Rother zeleiuiet
  • sich weder durch strengere Eegelriehtigkeit im spätem
  • Sinne, noch durch größere Freiheit ans. Für die aus-
  • gebildete Verstechnik der eigentlich mhd. Periode gilt
  • der Grundsatz, daß sowohl die Hebungen, wie die Sen-
  • kungen nur einsilbig sein können, oder jede von ihnen
  • nur dann zweisilbig, wenn eine dieser beiden Sflben ein
  • in der gewöhnlichen Aussprache verstummendes e ent*
  • hält. Auch hier gilt dieser Grundsatz, aber in bedeut-
  • samer Erweiterung. Jenes der Mundart und Zeit so
  • EINLB1TÜK0. LXXXIU
  • charakt^stiscbe i, was sich für alle Arten von e ein-
  • drängt, wird, wie schon bemerkt, dem mhd. e an der-
  • selben Stelle ganz gleich gerechnet. So wie also das
  • mhd. künee wegen seines stammen e einem eigentlichen
  • einsilbigen Wort wie kint in der Hebung gleich im Werth
  • ist, so auch hier das entsprechende kuninc, oder wie mhd.
  • sibenzec, Magete^ sagete n. s. w. Hebung und Senkung
  • fallt, so hier sibinzich^ klagite, sagite.
  • Das Gleiche gilt auch für die Senkung. Auf diese
  • Art sind zweisilbige Senkungen z. B. in zornetis, üwe-
  • tis, anderin, ebenso wie die mhd. zurnetesty iuwereSy
  • anderen statthaft.
  • Schwieriger, d. h. von dem gewöhnlichen mhd. Schema
  • abweichender, gestaltet sich aber der metrische Gebrauch
  • in unserm Gedichte dadurch, dalS die Senkungen häufig
  • -eine Ueberladung zeigen, die der kunstgerechte Poesie
  • der späteren Zeit fremd ist. Zwei unbetonte Silben, in
  • denen die eine dem vorhergehenden, die andere dem
  • folgenden Worte angehört, können hier unbedenklich,
  • iiuch wenn die erste consonäütisch schließt, die zweite
  • ebenso beginnt, für die Senkung verwandt werden z. B.
  • vrouwen ge/zSme, tn^zen ge/niezen. An der Stelle einer
  • solchen untrennbaren Yorsatzpartikel kann auch ein
  • selbständiges Wort von geringem, oder gar keinem eigenen
  • Ton, also kein für den Sinn bedeutsames stehen, wie
  • hMfet mer, das ebenso gut aber auch einen andern be-
  • liebigen, kurzen oder langen Vocal haben kann, z. B.
  • v^get mir, waren die, wo man auch mer und di oder
  • de oder volgt, warn schreiben könnte, aber nicht zu
  • schreiben braucht; begünden sie, vindit sie, zühtin an,
  • oder alle s6 u. s. w., wo man gleichfalls nicht al, die
  • flexionslose hier häufig vorkommende Form, schreiben wird.
  • Weim in solchen zweisilbigen Senkungen die zweite Senkung
  • die untrennbare Vorsatzpartikel ge enthält, wie in nu/heiz *
  • dir ge/winnen, nie/mdn sin ge/want u. s. w., so kann, braucht
  • aber nicht die dem deutschen Munde fast allerwärts so
  • beliebte unmittelbare Lautverbindung gw einzutreten.
  • Dagegen in wären ge/vazzQf-, sUt uns ge/vöchltche u. s. w.
  • bedarf es weder eines warn für wären, noch eines vazzöt,
  • i*
  • LXXXIV EINLEITUNG.
  • vochliche für gev.^ sondern es ist und bleibt eine für das
  • Ohr der späteren Zeit überladene Senkung, an der aber
  • die frühere Kunst keinen Anstoß nahm, schon darum
  • nicht, weil ihre Verse, wenn auch im Rhythmus und all-
  • gemeinen metrischen Verhältniss identisch mit denen
  • eines Veldeke oder Hartmann, doch entsprechend den
  • zahlreichen volleren vocalischen Elementen in Ableitung
  • und Flexion im langsameren und getrageneren Tempo
  • einherschritten. Das Maß des einzelnen Fußes ist also
  • hier ein größeres als das entsprechende in der höfischen
  • Kunstperiode. Natürlich vertheilt es sich auf Senkung
  • und Hebung, und wenn wir der Senkung eine größere
  • Ausdehnung zuschreiben, nehmen wir auch für die Hebung
  • ein stärkeres rhythmisches Gewicht und dem entsprechend
  • eine größere Zeitdauer in Anspruch, ohne jedoch zu be-
  • haupten, daß sie deshalb sich von dem ihr naturnoth-
  • wendigen Gesetz der Einsilbigkeit, abgerechnet jene schon
  • oben erwähnten Fälle, dispensieren könne.
  • W^er unserer eben vorgetragenen Ansicht beistimmt,
  • wird mit uns auch die nicht seltene Ueberladung des
  • sogenannten Auftaktes, dessen Wesen schon berührt ist,
  • daraus erklären. Zwei Silben in ihm können nicht auf-
  • fallen, falls sie nur die Bedingungen erfüllen, die oben
  • angedeutet sind, besoaders wenn sie, wie wene 18,. die
  • ich 20, 90 ich 121 u. s. w., auf die eine oder andere
  • Weise kaum über das Maß einer Silbe hinausgehen.
  • Ebenso ist ein daz ich 35, dat er S7 ^ do sprach 139
  • und dergl. erlaubt. Aber auch dreisilbige sind häufig
  • wie dajs ime 17, unde vir/skieäe 29, daz du mir 1110,
  • ■ich wil daz 1130 u. s. w., am liebsten, wie ja auch noch
  • in viel späteren Gedichten, so daß die mittelste Silbe
  • das relativ größte Gewicht hat, wie er sprach ^ swer 190
  • u. s. w., ja sogar viersilbige wie de ime zu 28, was leicht
  • beinahe zweisilbig gesprochen werden kann, oder aiser
  • vor den 102, was. niemand dreisilbig sprechen wird,
  • kommen nicht so ganz selten vor. Keiner dieser über-
  • ladenen Auftakte widerspricht dem Begriffe desselben,
  • wenn er auch dem ausgebildeten höfischen Vers zu viel
  • Ballast gäbe.
  • Die Mehrzahl aller Verse in unserm Gedicht geht,
  • EINLEITUNG. LXXXV
  • Tfenn *man die obigen Bemerkungen über die Behandlung
  • der Senkung und des Auftakts in Anwendung bringt,
  • nicht über das allgemein gtütige Maß von vier Hebungen
  • hinaus. Aber für eine Anzahl derselben ist doch eine
  • Ausnahme zuzugeben und zwar nach zwei Seiten hin;
  • es gibt, um die gewöhnliche Bezeichnung zu gebrauchen,
  • auch im Rother, wie in der ganzen Gruppe seiner Yer*
  • wandten, Yerse, die zu lang und solche, die zu kurz sind.
  • Selbst wenn man berücksichtigt, daß die auf einer einzigen
  • keineswegs tadellosen Hs. beruhende Textüberlieferung
  • häufig den Boden, auf den sich die Untersuchung über^
  • haupt zu stellen hat, etwas unsicher macht, sind die
  • Beispiele doch so zahlreich, daß sie nicht allein daraus
  • zu erklären sind, noch viel weniger würde eine solche
  • Erklärung anderswo zureichen. Zu lange Yerse stehen:
  • 1) Im Beginn eines neuen Abschnittes der Erzählung
  • Lüpolt der sprach ei aller erist 63, wo fünf Hebungen
  • anzusetzen sind, da erist zwei dergleichen enthält, wie
  • sich später ergeben wird. Nu sagit man uns van silver
  • und van golde ^lA, mit sechs Hebungen aus demselben
  • Grunde. Des antworde dö Böther der getrüwe man 498.
  • lehne darf nicheinis gerechtes hie z6 hove 735. Er
  • sprach ader herre nemach vor Böthere nicht genesen
  • 949 u. s. f. 2) Am Ende eines solchen Abschnittes*):
  • der icerhit dir aller trüwelichis umbe daz megetin 99,
  • helit, nu saltuz durc dtn selbes frumicheit dön 115,
  • dae wir dne lasier vor ein kuninc mugin tragen 133,
  • ich wil diner schiffe wol mit trüwen plegen 217 u. s. f.
  • viel häufiger als 1. 3) Auch innerhalb eines dem Sinne
  • *) In diesem Falle kaDD wohl auch noch ein gewohnlicher
  • Vers nachfolgen, aber nur dann, wenn das Ende des Abschnitts
  • besonders scharf einschneidet, also um moderne für das
  • Auge geschaffene Hülfsmittel zu vergleichen, wenn nicht bloß
  • ein Paragraph, sondern ein Kapitel zu Ende ist. So 825: sie
  • gelobetin daz ste hietin Rotkere Thtderich^ daz ddten die herren
  • herlich. Wenn, wie in dem unter 3) citierten Verse 165, nur
  • ein einzelner Vers vorhergeht, so konnte man diesen 6e-
  • j^rauch unter 1) stellen und für eine absichtliche tFmkehrung
  • desselben erklären.
  • LXXXVI EIKLErrUNÖ.
  • nach genauer zusammengehörenden grölSeren Abschnittes,
  • innerhalb der Rede einer und derselben Person u. s. w.,
  • aber immer nur dann, wenn an solcher Stelle eine
  • gewisse Pause des Vortrags gestattet ist: und weit
  • euch wol tve ie umbe daz w%f stät 94, ^'ün den stade
  • wolde LiupoU der hellt göt 165, und hat got dene
  • riehen unde den gdden 186, gegin Constinopole dar eö
  • Krechen 200, her wolde dine iochtir zeiner Jcwiiginne
  • hän 319 u. s. f. nicht so häufig wie 2), aber häufiger
  • als 1). Ueberall könnte unsere Interpunction nach einem
  • solchen Langvers Punkt und Gedankenstrich füglich
  • verwenden, ohne daß eine solche compliciertere Inter-
  • punction gerade nöthig wäre, weil der einfache Punkt
  • auch genügt.
  • Keiner dieser Langverse reimt, je mit einem andern,
  • der über seine herkömmliche Länge von vier Hebungen
  • ausgedehnt wäre. Auch stehen nie zwei nacheinander,
  • selten auch in größerer Nähe beieinander. Sie erschei-
  • nen in allen Theilen des Gedichtes, doch in der ersten
  • Hälfte um vieles häufiger als in der zweiten, niemals
  • aber da , was damit aufs engste zusammenhängt , wo wir
  • aus ganz andern Gründen die Arbeit der letzten Hand
  • ausschließlich vor uns zu haben glauben, also nicht in
  • den specifisch bairischen Zuthaten, auch nicht in den er*
  • baulichen und lehrhaften Ergoßen, die wohl scbwerlich
  • der ursprünglichen Grundlage angehören, wohl aber dem
  • letzten ümarbeiter oder Dichter, nicht dem Schreiber
  • unserer Hs.
  • Neben diesen zu langen Versen sind die zu
  • kurzen leicht dahin zu charakterisieren, daß ihnen ein
  • Fuß fehlt, ohne daß der Sinn u. s. w. dieß als zufälligen
  • Mangel der schriftlichen Ueberlieferung vermuthen läßt.
  • Sie stehen überall, obwohl sehr viel seltener als ihr
  • Gegentheil. Sie finden sich aber ebensowenig wie dieses
  • in den Partien, die wir für das Werk des letzten Um-
  • arbeiters ansprechen. Dazu gehören nicht Verse wie
  • alle geliche; Meine gewieröt; zö Dietertche^ die richtig
  • betont, vier Hebungen haben {alle geliche y kleine gewie^
  • rot, zö Bieter tche)j sondern solche mQ oster over si 65,
  • xaxusixjma, sxzxvn
  • <^6r in unser laut 257, her in diz lant 291, hin s6
  • Kriechen 515, üz der nMe 1411 u. s. w. '*')
  • Ui^ej^br die Hälfte aller Verse ist in der gewöhn-
  • liehen Weise stuipf gereknt. Der stumpfe Reim ist ent*
  • ^eder einsilbig: man: kan, in: bin n. s. w., oder die
  • erste Silbe enthäU eine reine betonte Länge, die zweite
  • ein e oder t, welches e man als stnmm zu bezeichnen pflegt,
  • dbEWohl es immer mehr oder weniger gehört wurde , so
  • lange die Schrift es noch bewahrt hat; so mere: here,
  • :mite: site, ffevin: levin^ widir: nidir. Ein solcher
  • dumpfer Reim kann ^itweder eine ausgefüllte Senkung
  • Tor sich haben oder nicht: hi/riste man: undertän u.s. w.
  • -oder ger^€^^s: pSrüs, mrsvellU: missevürU n. s. w., die
  • letzte Art etwas seltener als die erste, die sich gleich-
  • ;6a2n von selbst Inetet.
  • Die Genaoigkeit dieser Reime weicht von dem, was
  • 'die spätere ausgebildete Kunst erlaubte oder forderte,
  • selbstverständlich oft weit ab. So reimen häufig: a: a,
  • i: i, o: 6, gleidiviel vor weichem consonantischen Schlüge
  • der Silbe oder auch in offener Silbe unbedenklich auf-
  • einander: man: ffe4dn^ in: sin, got: gebot, aber nicht
  • •eine der yerschiedenen Arten des e auf e (auch nicht
  • *) Beide Abarten von der regelmäßigen Verskunst einer
  • späteren Zeil bezeichnet der oben (LXI) citierte Umarbeiter des
  • Keinhart sohon ganz charakteristisch. Beide sind auch aus
  • dem Versbau der erzählenden Poesie seit Veldeke und wie es
  • scheint , schon vor ihm verschwunden, denn schon das Gedicht
  • Ton Pilatus hat sie nicht mehr. Alle älteren, namentlich die
  • dem Bother zunächst verwandten, zeigen sie dagegen im Wesen
  • in derselben G-estalt und Function wie hier, und überall sind
  • die zu langen Verse häufiger als die zu kurzen. Für die
  • ersleren wird eine zureiehende Erklärung weiter unten ver-
  • sucht werden: die letzteren müßen nach den jetzt allgemein gül-
  • tigen Ansichten über unsere ältere Metrik einfach als Unregel-
  • mäßigkeiten angesehen werden, für die es an einer innern Er-
  • klärung gebricht. Denn ihre Gegenstücke in der ahd. Periode
  • z. B. das Otfridische fingär tkinän, oder im Ludwigsliede
  • Bruöder »inemo m s. w. werden durch die dafür beliebte, von
  • uns beihebaltene Accentuation zu ganz regelmäßig vierfach ge-
  • hobenen Halbversen. Ob man aber für das 12. Jahrhundert
  • ^«ter över si, oder her in unser lant u. s. w. accentuieren dürfe,
  • 49eheint uns wenigstens mehr als zweifelhaft.
  • xxxxTm siKLErruNO.
  • c; e, während doch ie: % einzeln erscheint). Größere Fref-
  • heiten noch erlauben die consonantischen Bestandtheile de^
  • Reimes. Daß auslautendes n fast gleichgültig ist, kann nach
  • dem oben bemerkten (vgl. LXXX) nicht auffallen, also mini-
  • al, hi: din u. s. w. Auch nach sogenanntem stummen e
  • namen: have, gevei leven u. s. w. Ebenso wenig, daß^
  • m: n unzählige male sich bindet sam: man, samt: lanty.
  • lossam: gewant, oder im zweisilbigen stumpfen Reime
  • ane : schämen, namen : dane. Ebenso wechseln die Liqui-
  • den {l,r) unter sich und mitn: gezalt: lant, gewöne: vore^
  • femer die Medien aller Art, besonders im zweisilbigen
  • stumpfen Reime: hoven: tragen (v die weiche Spirans),
  • hove: gelogen, saubin: ^ugin (wo man vielleicht rich-
  • tiger scuvin schreiben würde). Desgleichen die Tenuesr
  • mäc: rät, niei: liep, hlanc: lant, und die harten Spi-
  • ranten bodescaf: mach (einer der häufigsten Fälle von
  • /; ch vgl. oben LXXVII), oder harte Spirans und s, hoft:
  • ros, ritirschaf: was, was: nibrach, schaz: was, auch
  • gisaz: sprach, was: virsaz, wo z im Auslaut dem hartei»
  • s ungefähr gleich zu rechnen ist, sogar schaz: bode-
  • scaf (oder mit weiterem Zusatz: schaz: ma^enhraft), wo-
  • vielleicht der Doppellaut z (< + 5) für eine einfache-
  • Spirans gerechnet wird, ähnlich wie in nacht: sprach, tisci
  • gewis, was: kraft, gröz: trost u. s. w. gleichsam nur der
  • erste Consonant für den Reim zählt, oder umgekehrt
  • in man: varn, stat: kraft, sogar wart: hat der
  • zweite. Endconsonanten nach Yocaleu können auch
  • außer dem oben berührten n gleichfalls entbehrt werden,,
  • besonders r und t, se: her, gelovet: hqve, Yereinzelt
  • geht die Freiheit so weit, daß der Reim auf eine bloße-
  • Assonanz reduciert ist, wie in din: sis 933, stdl: stönf
  • 915. In Fällen, wie gän: sagen, muß man das zwei-
  • silbige Wort durch die Aussprache der Mundart, wie in^
  • so vielen mitteldeutschen, auf eine einsilbige Form ge-
  • bracht denken, also gän: sän, was freilich für degen:
  • kelen und dergleichen nicht gilt.
  • Fällt, wie nicht ganz in der Hälfte* aller Verse ge-
  • schieht, die letzte Senkung vor der letzten Hebung aus^
  • so erfaßt der Reim gewöhnlich, aber wie schon gezeigt,
  • mobi immer auch die vorletzte Hebung, und es entsteht
  • EIKLEITimO. LXXXIX
  • auf diese Art eia zweisilbiger Beim, über zwei volle
  • Versfüße, so um von den massenliaften Beispielen nur
  • die ersten sich bietenden anzuführen 3 fg. : in der stat
  • gö Bär^f da lebete er zu wäre mit vil grözin ^ren,
  • ime dientin andere h&ren. Ueberall ist hier das e als
  • tieftoniges behandelt, füllt einen ganzen Fuß und wird
  • im Beime ebenso gehört wie der vorhergehende gleich-
  • falls reimende Yocal. Natürlich gilt dasselbe auch für
  • das ein e ersetzende i, also Mn: Mrln u. s. w.
  • In diesen zweisilbigen Keimen können noch größere
  • Freiheiten stattfinden als in den stumpfen. Sind die Yocale
  • in beiden gleich, so kommt es auf die Consonanten we-
  • niger an, so lange: manne^ lande: beMlden, sande:
  • äanne^ vaeeen: machin, gräven: wären, hur gäre: vrägen,
  • werde: berge, reckin: trechtin, Krecheti: siezen, wtben:
  • 8%den, minnen: bringen, sinnin: vindin, schiffen: wistin,
  • crdne: Borne, rockten: gemöte oder mit Diphthongen:
  • eide: unmeine, sicheiner: leiden, kiele: schiere, ziehen:
  • kielen, vrouwen: bouge, ougin: gelouvin. . Oder es wird
  • bei wirklicher oder annähernder Genauigkeit in den
  • consonantischen Bestandtheilen des Keimes der Yocal
  • weniger beachtet und so findet, wie wir annehmen, eine
  • Art von zweisilbigem auch statt in Fällen wie: senden:
  • landen, zoumstrenge: borlange, schenkin: tränke, bezzir:
  • wazzir, valde: weide, alle: vulle, mannin: intrunnin;
  • wollen: snelle, ^nnen: bekennen, sorgen: herbergen, vorten:
  • Berten, vluchten: tr echten, lußen: kreßen, gierin: herin,
  • diete: nöte, diete: goten, wo für diete auch die mund-
  • artlich gleichberechtigte Form dete angesetzt werden
  • könnte. Und nach dieser Analogie eine Menge von Kei-
  • men wie quemen: Ionen, neben quämen: Ionen, was man
  • deshalb nicht überall zu substituieren braucht, da m: n
  • kaum als ungleiche Consonanten empfunden werden, wäh-
  • rend die EUnneigung des a zu o oder auch umgekehrt, einen
  • fast richtigen Keim für das Gehör hervorbringt, weshalb
  • auch im stumpfen einsilbigen Keime z. B. Judas: virlös
  • zwar als besondere Keimfreiheit, aber doch nicht eigent-
  • lich als Fehler gelten darf.
  • Als eine nicht ganz seltene Abart dieser Doppel*
  • reime, wie man sie wohl nennen darf, sind diejenigen zu
  • xc BiNLXixuira.
  • erwähnen, die zwischen den beidm Hebimgen die Smh
  • kung wirklich ansgefÜlM; haben. Die T Hehu&g
  • ist in diesem Falle immer eine hodibetonte Kttrze (auch
  • ohne Position), die Senkung ein sogenamite» stummes e
  • oder i. Hierfdr genügt natürlich . noch eher ein nnge«
  • fährer Gleichklang der ersten Silben, so hminffe: vru^
  • migCy wo die Aenderung hunige: vrumige alls» wohl*
  • feil ist, magene: samene, kamerin: wagenin, gedih»
  • gene: nidere, ged.: himeU, menige: hetide^ vertriveM: ge^
  • mdde n. s. w.
  • Kicht als Boppelreime sind aber diejenigen zu rech«
  • nen, in denen die letzte Silbe ein unbetontes e enlhälti
  • das fttr den Beim ebenso gleichgültig ist wie für den
  • Bhytfamus and die metrische Ausdehnung des Verses«
  • Es sind die überall in gleichzeitigen und schon äkeren
  • Gedichten auftauchenden eigentlich einsilbigen Reime, die
  • nur den Schein der Zweisilbigfceit haben. Romanisd^n
  • Einfluß darin zu sehen, ist nach ihrem mindestens- seit
  • Beginn des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Vorkommen
  • in Deutschlattd unstatthaft. Sie zeigen yiehnehr, daß die
  • in der gewöhnlichen Sprache mehr und mehr um sich
  • greifende Neigung, den Tiefton, überhaupt das Gesetz der
  • absteigenden Betonung zu vernachläßigen, besonders wenn
  • jener auf eine Silbe traf, in welcher das klanglose e frühere
  • klangvollere Vocale verdrängt hatte, einzeln auch in d^
  • Dichtkunst, neben dem von ihr gehegten Gesetze der
  • Tieftonigkeit Eingang fand- Auf diese Art entstehen
  • Verse mit vier Hebungen und sogenanntem kMngendem
  • Reime, ein Ausdruck, der als völlig unzweckmäßig in der
  • That aufgegeben werden sollte, weil er gelegentlich ge^
  • rade das Gegentheil von dem bezdchnet, was er eigent*
  • lieh bezeichnen müßte. Diese Art Verse ist immer, und
  • mit Recht, nur mit ihres gleichen gepaart, niemals mit
  • solchen, in denen die beiden letzten Silben rhytlunisch
  • accentuiert sind und ganze Versfüße vorstelle, währ^d
  • in ihnen die letzte Silbe so wenig zum Vors nothw^dig
  • ist, wie der Auftakt. Sie sind in der Praxis leicht
  • daran zu erkennen, daß sie richtig gelesen, via: volle
  • Hebungen oder Füße vor diesem gleichgültigen Vers-
  • schluß haben. So hier:
  • SZKLXI7UKG. XCr
  • XOÖL Miher nkode böden / dräte
  • n&ch/ Lupoide in 6ine keme/näte,
  • ^wo abgeselien Ton der schwebenden Betonung Ldpoldo
  • Jeden^^ die erste Hebung trägt,
  • 144 6ilf grSvin fme dö swö'ren
  • daz si ir harren ümbe die mägit vßren
  • 394 nu nekän ü nich^in man gesägen
  • die wunder die in den kielen lägen,
  • zugleich mit Verlängerung des an sich kurzen a in sagen, ein
  • Umstand, der eben hier metrisch völlig gleichgültig ist.
  • 672 sowilich in intwtchit vor der stängin
  • unde h6r in mit dem swdrte geldngit u. s. f.
  • Hier und da kaim es zweif(^aft sein, ob man einen
  • ^solchen Yersäas^aöig oder einen der viel gewöhnlichem
  • mit wirklich zweisilbigem Beime (wozu alle diese «n sich
  • auch fähig wären) vor sich hat, wenn nämlich die Sebei^
  • dang des Auftakts von dem eigentlichen Yerse schwieriger
  • ist als in den angeführten Beispielen, so:
  • 140 hSrre woldet ir mich senden
  • hinnen zö der erden enden.*)
  • Keben der großen üeberzahl paarweise gestellter
  • Keime, die auch hier schon mit Vorliebe so geordnet
  • sind, daß die nächstzugehörigen Satz- oder Sinnes-
  • ;glieder nicht auch noch durch den Reim verbunden und
  • dadurch allzu isoliert würden, eine Kunst, die man ge^
  • rade nicht von französischen Vorbildern zu lernen brauchte,
  • *) Als relativ für die Erkenntniss der Technik im Rother
  • gleichgültigere Erscheinungen seien hier unten noch- erwähnt:
  • 1) die rührenden Kdime, die hier nicht häufiger aber auch nicht
  • «elteaer als in älteren und gleichzeitigen Werken sichln den.
  • X>Le stumpfen einsilbigen sind genau, denn sin: «t ist kaum als
  • Fehler zu rechnen; die zweisilbigen schon freier, so wide:
  • wider] dife sogenannten klingenden, die immer Doppelreim
  • haben (siehe oben) noch freier, so willens wiUesf herre: heren,
  • ■2) Die Vedätigerung eigentlleh kurser Vocale im klingenden
  • Reime, die gleichflills schon an einem. Beispiele gezeigt wurde,
  • ^ndet entsprechend der Mundart öfter statt, überall aber, mit
  • Ausnahme eines oder zweier Fälle — 2498 wiederholt 2563 —
  • tritt sie nur dann ein, wenn die letzte Silbe des Verses nicht
  • 56lbstäQdig rhythmisch betont, also tonlos ist.
  • XCU EIKLEITUNG.
  • obwohl sie z. B. im Alexander noch systematischer als im
  • Rother durchgeführt ist, findet sich auch häufig derselbe
  • Beimklang einsilbig oder zweisilbig, doch öfter das erste^
  • als das letzte, durch yier Verse festgehalten. Beispiele
  • sind allenthalben, das erste 326 — 329 in dem besonders
  • beliebten Reime an (an). Auffallend ist gelegentlich nicht
  • bloß derselbe Reim, sondern dasselbe Reimwort zweimal
  • gesetzt 1708 — 11 man: quam, spüeman: quam, gleich
  • darauf mere: werCy mere: were, wo wenigstens 1714^
  • 1715 sehr verdächtig sind und jedenfalls ohne Schaden
  • ausfallen könnten.
  • Viel seltener sind sechs dergleichen zusammengefügt,
  • die man dann in drei Paare aufzulösen hat, um sie auf
  • das gewöhnliche Schema zu bringen.
  • Dieß ist aber unmöglich mit dem nicht häufigen, aber
  • doch ein Dutzend mal erscheinenden, durch drei Verse-
  • gehenden Reim, dessen erstes Beispiel 49 fg.:
  • ir dienet aller degenliche.
  • daz wizze aber got der riche,
  • umbe d6 stät iz möweliche.
  • Das zweite Beispiel 519 fg. hevängän: dän: lossam und
  • 19 fg.; geliQhe: rtchh: Thiderichh, das dritte Beispiel^
  • veranschaulichen zwei weitere Spielarten. Auffallend ist
  • es, daß sie, abweichend von der sonst bekannten Ver-
  • wendung, nicht immer, sogar nicht vorzugsweise zur Mar-
  • kierung größerer Abschnitte, sondern mitten in solchen,
  • allerdings immer so, daß wenigstens nach unserer Inter-
  • punctionsweise ein Punkt oder Semikolon stehen könnte^
  • auftreten.
  • Ihre eigentliche Erklärung scheint uns nur möglich
  • im Zusammenhang mit der Erwägung eines andern
  • Problems, ob unser Gedicht noch Spuren strophischer
  • Zusammenfaßung und welche? aufweist. Es ist das mit
  • großer Bestinmitheit, gerade nicht für den vorliegenden
  • hs. Text, aber für seine Grundlage behaupten wor-
  • den. Wie anderwärts sollten auch hier sechszeilige,
  • paarweise gereimte Strophen sich finden, wir sind
  • aber der Meinung, daß selbst der Urheber dieser Ver-
  • — ^thun^ jetzt wohl schwerlich mehr daran glaubt und
  • EINLEITUNG. XCni
  • noch weniger irgend jemand, der sich genauer mit der
  • Oomposition des Rother vertraut macht. Als Reste sol-
  • cher Strophen können also weder diese dreifachen, noch
  • die oben erwähnten sechsfachen Reime gelten.
  • Wo diese dreifachen auftreten, dürften überall auch
  • Jene über das gewöhnliche MalS hinaus gedehnten Verse
  • stehen, die, wie sich gezeigt hat, keineswegs zufällig
  • oder an jeder beliebigen Stelle vorkommen. Sie bezeich-
  • nen immer einen, wenn auch nicht immer einen tief ein-
  • greifenden Abschnitt der Darstellung oder Rede. Sie
  • sind also wie diese als bewul^tes Ennstmittel und nicht
  • ^Is bloße Spielerei oder Kunststückchen anzusehen, wo-
  • für man die vierfachen Reime unbedenklich halten darf,
  • da diese mit dem Sinne in gar keiner nachweisbaren
  • Yerbindung stehen, und nur zufallig hier und da einmal
  • init einem Abschnitte zusammentreffen. Baraus folgern wir,
  • 4aß* beide Formen, die überlangen Yerse und diese drei-
  • fachen Reime begrifflich identisch sind. Aelter ist natürlich
  • jener Fall, wo ein zu langer Vers erscheint. Ein solcher
  • ist nichts weiter als eine wirkliche alte Langzeile von
  • ursprünglich acht Hebungen, die aber durch Cäsur in der
  • Mitte und Pause am Ende allenfalls auf fünf, häufiger
  • auf sechs, seltener sieben Hebungen reduciert ist. Nie
  • kann sie acht haben, so wenig wie vier. Der Reim, der
  • in der Mitte stehen sollte ist eben deshalb an das Ende
  • verlegt. Sobald man nun an diesen Langzeilen Anstoß
  • nahm , lag nichts näher als sie auf der Cäsur wieder mit
  • einem Reime zu versehen und dann auf das gewöhnliche
  • Schema von vier Hebungen zu bringen. Dieß ist der
  • Ursprung und die Bedeutung der dreifach gereimten Verse
  • hier und in anderen Denkmälern der Zeit. Später ist
  • daraus ebenso natürlich eine bloße Mode geworden, die
  • aber nicht viel Anklang gefunden hat, bis sie z. B. im
  • Passional zu einer Reimspielerei herabsinkt.
  • Ein strophisches Element im eigentlichen Sinne kann
  • man also darin nicht erkennen. Dazu müßte das Mittel
  • viel systematischer oder pedantischer verwandt sein. Die
  • Möglichkeit bleibt freilich immer offen, daß die Vorlage
  • oder die älteste in ihren ümrißen uns noch erkennbare
  • Gestalt des Gedichtes sich desselben viel häufiger, schwerlich
  • aber regelmäßiger bediente. Darauf deutet die sebdfir
  • erwäbBte Thatsacbe, daß Hberall da^ wo wir ans «ß&dem
  • Grtliiden die Hand des letzten Dichters erkannten, sdclie-
  • Langzeilen fehlen.
  • War der Rother nidit etropliisch abgefaßt, so wnrde^
  • er auch nioht gefif«ng6n, sondern gelesen oder recitiert
  • und die Uet^ auf welche der Mamer anspielt, sind entr
  • weder ein nngenaner Ausdruck, was das WahrschelBliohste
  • ist, oder es gab daneben auch noch eine zum OesaBg^
  • eingeri^tete Bearbeitung, von der wir nichts wißen. Daß^
  • die aus bloßen Zweckmäßigkeitsgrflnden, um dem Leser
  • Ton heute die Uebersicbt zu eiiei^tem, dsrdbgefilhrte
  • Eintheilnng in größere Abschnitte aveh nicht in der ent-
  • ferntesten Beziehung zu der möglichen Gestalt des Rother,,
  • wenn wir ihn gesangsmäßig verarbeitet denken, noch
  • weniger aber etwa zu den Liederkeimen, aus denen er
  • viefieicfat einmal erwachsen ist, stek, s€9 hier nur^iodi
  • mit einem Worte bemerkt.
  • INHALT.
  • Seite-
  • Vorwort t
  • Einleitung r
  • KÖNIG ROTHER.
  • I a
  • n 31
  • m 4&
  • IV 76
  • V 85
  • VI 104
  • Vn 123
  • Vni 135
  • IX 152
  • X : 167
  • XL 186
  • Xn 201
  • XnL 224
  • Wortregister 256
  • NamenTerzeichniss 276
  • t
  • I
  • KÖNIG ßOTHEß.
  • KÖNIG BOTHBB.
  • In der Stadt Bari hielt der König Rother Hof. Ihm dienten
  • 72 andere Könige als Vasallen. Er war der allerhehrste, der
  • je die Krone des römischen Reiches trug. Alles besaß er, nur
  • eine Gemahlin fehlte ihm. Seine Mannen riethen ihm, die
  • Tochter des Königs Constantin von Konstantinopel als die einzige
  • seiner würdige zu freien. Aber ihr Vater hatte bisjetzt jeden,
  • der um sie geworben, mit dem Tode bestraft, weil er sie nicht
  • von sich laßen wollte. Dennoch wird einer von den Mannen
  • des Königs Rother, Lupolt, mit der Werbung beauftragt. Ehe
  • er und elf andere ihn begleitende Gcafen die Schiffe zu der
  • Meerfahrt besteigen, spielt ihnen Rother auf der Harfe drei künst-
  • liche Weisen vor; wenn sie diese hören,* sollen sie wißen, daß
  • er zu ihrer Hülfe nahe ist. Die edelen Boten kommen glücklich
  • über das Meer, landen und erscheinen mit großem Gepränge,
  • von allem Volke angestaunt, an dem Hofe des Königs Con-
  • stantin. Dort richten sie ihr Gewerbe aus. Der König, traurig
  • und zornig darüber, schont zwar ihres Lebens, weil sie als
  • Boten gekommen sind, wirft sie aber in einen finstern Kerker,
  • wo sie große Noth leiden. Ihre Schätze, Kleider, Zierath,
  • Geschmeide, Rosse, die sie auf den Schiffen mitgebracht haben,
  • nimmt er in sorgfältige Verwahrung.
  • Bl deme westeren mere
  • saz ein kuninc, der heiz Röthere.
  • 1 deme, das im Mhd. gewöhnlich abgefallene auslautende
  • stumme e des Dat. sing, der starken Declination des Masc. und
  • Neutr. der Adj. u. Pron. ist hier meist erhalten, daher z. B.
  • auch unten 6 ime nicht im, 31 weme u. s. w. ; wester adj.,
  • w^estlich; wester mere^ das Adriatische Meer im Gegensatz zu
  • dem Aegäischen. — 2 kuninc, diese alterthümliche Form des mhd.
  • künec stm., König, ist die hier durchweg herrschende. Da«
  • Schwanken zwischen der Schreibung kuninc und koninc erklärt
  • sich aus der mundartlich schwankenden Aussprache des u, die
  • dem o sehr näherkommt,, wie auch umgekehrt ein mhd. o ge-
  • legentlich durch u ersetzt werden kann.. — heiz 3 sing, prset. des
  • starken Verbums heizen, mhd. hiez. heiz, durch Vocalum Stellung,
  • wie sie die Mundart des Gedichts und noch mehr die des Schrei-
  • bers der zufällig allein fast vollständig erhaltenen Hs. liebt, aus
  • KÖNIG BOTHBB.
  • in der stat zu Bare,
  • da lebete er zu wäre
  • mit vil grözen ^rin.
  • ime dientin andere hörin.
  • zw^ne unde sibinzich kuninge,
  • hiez entstanden, wechselt doch an einigen Stellen mit der ge-
  • wöhnlichen Form hiez. — Röthere; dieser Name erscheint da-
  • neben auch in der Form Rüther e. 6 und ü verhalten sich in der
  • Mundart des Gedichts gerade so zueinander wie o und w , d. h.
  • ein vorhochdeutsches o , das in den eigentlichen hochdeutschen
  • Mundarten meist zu uo oder üe geworden ist, kann hier ent-
  • weder in seiner reinen Qualität oder als ü auftreten, so got
  • und gut, mot und müt u. s. w. Sehr selten findet sich nach
  • mhd. Weise uo dafür gesetzt. Das auslautende e in -here ist
  • hier gewöhnlich erhalten,* obgleich es im mhd. Gebrauche als ein
  • stummes nach der Liquida r stehendes meist verschwindet. —
  • 3 in der stat zu Bure, Die ältere Sprache pflegt den Ortsnamen,
  • die wir jetzt appositionell neben die allgemeinen appellativen Be-
  • zeichnungen: Stadt, Land u. s. w. setzen, noch eine Präposition
  • vorauszuschicken. Die Praep. zu erscheint hier nicht bloß in der
  • gleichwerthigen Form zb, sondern auch in den Formen zi und ze ;
  • alsPrSBp. ist zuvl. zo wahrsch. oft kurz, alsLocaladv. immer lang. —
  • Bcire, die deutsche Form des apulischen Stadtnamens Bari, im
  • 12. und 13. Jahrh. ein Haupteinschiffungsplatz der den Seeweg
  • nach dem heil. Lande einschlagenden Kreuzfahrer aus Deutsch-
  • land und dem Norden von Europa überhaupt. — i zu wäre,
  • in Wahrheit, sehr häufig eine bloß ausfüllende Forme], auf der
  • kein Nachdruck liegt, wäre dat. sing, des substant. gebrauchten
  • Neutr. des Adj. war. In demselben Sinne wird auch der Plur.
  • zu wären angewandt und mit Anlehnung der Praep. an das Haupt-
  • wort zwäre und zwären. — 5 vil, das indeclinable Adj. vil wird
  • auch als steigerndes Adverb gebraucht. — r 6 wie, vgl. 1. — andere
  • herin. Er war so mächtig und vornehm, daß ihm andere, die
  • auch dem Herrenstande angehörten, fürstlichen und sogar könig-
  • lichen Ranges waren, als Vasallen dienten. Rother ist von Anfang
  • an als römischer Kaiser gedacht, wenn auch König genannt, weil
  • der Name Kaiser die selbstverständliche Zubehör eines Königs ist,
  • der über Rom gebietet und in Rom seine ideale Hauptstadt hat. —
  • herin, die niederd. Form für das mhd. herre, herre; der Reim
  • weist hier immer auf here, obgleich oft herre dafür geschrieben
  • erscheint, was auch im Innern des Verses unbedenklich steht.
  • Einmal 2483 als Titel vor einem Eigennamen erscheint auch her,
  • die kürzeste Form. — 7 zwene unde sibinzich kuninge. Die Zahl
  • 72 =6 X 12 ist wie die einfache Zwölfzahl und andere damit mul-
  • tiplicierte eine solenne für die volksmäßig epische Tradition und
  • \
  • KÖNIG BOTHEU. 5
  • biderve unde vrumige,
  • die wären ime al nndertän.
  • er was der aller heriste man 10
  • der da zu R6me
  • ie intfinc die cröne.
  • Rüther was ein höre,
  • sine dinc stnnden mit ^ren
  • und mit grözin zuhtin an sfnen hove, 15
  • iz ne haben die bdche gelogen,
  • ihren poetischen Stil, sibinzich Dialectform , für mhd. sibenzic.
  • ch im Auslaut als Verhärtung des stammhaften g in -zig^ indem g
  • dieser Mundart nach und vor Vocalen als eine sogenannte weiche
  • Spirans oder weicher Reibelaut gilt und daher mit gh bezeichnet
  • werden könnte. — • 8 biderve, mhd. biderbe adj., tüchtig. — vru-
  • mig^ mhd. vrümec adj., eigentlich nützlich , brauchbar, mittellat.
  • utili8^ mit allen den Eigenschaften ausgerüstet, welche zu dem
  • Begriffe «König» gehören. — 9 a/, flexionslose Form des Nom.
  • pl. masc. von aL — 10 heriste mhd. hereste, superl. von her, adj.
  • hekr. — 11 da zu Rome. dd, wie gewohnlich zur Verstärkung der
  • Ortspraeposition bei Länder-, Städte- etc. Namen zugesetzt, wenn
  • sie allein, ohne appellative oder generelle Bezeichnung, lanl,
  • 8tat u. 8. w. stehen. — 12 intßnc, mhd. entfienc von ent/dhen stv.,
  • empfangen. Die Kürze des i in ßnc gehört, wie die durch den
  • Reim 1847 — 48 ginc: sint bewiesene des Praet. von gdn zu den
  • feststehenden Zügen der Mundart. Daneben steht die Form/ene,
  • wo e den Diphthong ie ersetzt.
  • 14 sine mhd. siniu. Die Endung iu des Nom. acc. pl. der
  • neutr. starken Declination des Adj. ist hier stets erloschen und
  • darch e ersetzt. — dinc stn., alles, was eine Person angeht, ihr ge-
  • hört. — stunden, mhd. stuonden, praßt, von stdn, unregelm. stv. Die
  • Kürze des u bewiesen durch 2178 — 79 stunt: junc. — 15 an sinen
  • hove, sinen ist nicht die schw. Adjectivform, sondern es ist mund-
  • artlich m der Endung des starken Dat. sing., in n geschwächt. —
  • 16 iz, neutr. des Pron. der 3. Person. Selten erscheint hier die
  • mhd. gewöhnliche Form ez. — iz ne haben die boche gelogen^ ein-
  • geschobener hypoth. Satz mit einfacher Negationspartikel ne. —
  • die boche könnte nom. pl. des Fem. diu boche sein, das ahd. neben
  • dem gewöhnlichen daz buoh noch im Gebrauch ist. Da aber
  • hier in Rother überall sonst, wo sich das Genus sicher er-
  • kennen läßt, nur daz b. vorkommt, so ist die boche auch als
  • neutr. pl. anzusehen = mhd. diu buoch. lieber die Bedeutung
  • dieser Berufung auf die Quelle vgl. die Einleitung. —
  • 6 KÖNIG BOTHEB.
  • daz ime da an nichtes ne gebrach,
  • wene daz er äne vrouwen was.
  • dö rededen die jungen gräven,
  • die in deme hove wären, 20
  • wie se äne vrouwen
  • ir erbe solden bouwen.
  • dö düchte sie daz michel recht,
  • swär s6 wer ein gut knecht,
  • deme die riebe werin al undertän 25
  • 17 daz, so daß, abhängig von V. 15. — da an, so und nicht dar an,
  • was man erwartet , scheint die auf der ersten Seite fast unleser-
  • liche Hs. zu geben, da an bezieht sich auf die vorhergegangene
  • Schilderung von der Herrlichkeit Rother's. — nichtes, gen. der
  • subst. Negation, abhängig von gebrach, es gebrach ihm nichts
  • an aller Vollkommenheit. — 18 wene daz. wene, mhd. wane,
  • wan, außer daß. — line vrouwen, ohne Gemahlin, Herrin am Hofe
  • und im Lande , denn die Stellung der mittelalterlichen Königin
  • ist eine weit über das jetzige wesentlich privatrechtliche Ver-
  • hältniß, in alle Sphären des öffentlichen Lebens eingreifende,
  • daher denn auch das «Volk» oder seine geborenen Vertreter,
  • die vornehmsten Mannen das Recht und die Pflicht habe«, sich
  • um die Wahl einer solchen zu bekümmern. — 19 cfo, Zeit-
  • partikel, zugleich die innere Verknüpfung mit dem Vorher-
  • gehenden andeutend. — 21 se nom. pl. masc. des Pron. 3. Pers.,
  • Abschwächung und Verkürzung von se = s«e; daneben auch si.
  • — 22 ir erbe bouwen. erbe stn., der Besitz, der jemand durch Geburt
  • und Herkunft zugehört, bouw. büwen swv., buchstäblich unser
  • «bauen», hat doch einen ausgedehnteren Begriff, der wohnen, be-
  • wohnen, das Grundeigenthum nach allen Seiten benutzen u. s.w.
  • umfaßt. — 23 dächte praet. von dünken swv. — michel recht, michel
  • adv., groß, sehr, verstärkend zu dem Adj. recht gesetzt. — 24 swtir
  • so. swdr = so todr correlativ, wo nur immer, durch nachgesetztes
  • so noch verstärkt. — war, die ältere Form für wd, wo. — wer,
  • mhd. wtßre conj. prajt. von wesen. — gut knecht. knecht bezeichnet
  • im Gegensatz zu r%ter den noch nicht zur Ritterwürde ge-
  • langten, also meist jüngeren Mann ritterbürtigen Standes.
  • Wenn aber der Gegensatz zu riter nicht ausdrücklich oder still-
  • schweigend zu verstehen ist, so hat die oft vorkommende
  • Formel gut knecht ungefähr den Sinn unseres heutigen «ein
  • guter Geselle», kann von jung und alt gelten. — 25 die rtche
  • nom. pl. von daz rtche stn. Der Plur. wird hier für uns ohne
  • merklichen Unterschied von dem Sing, gebraucht, weil der ab-
  • stracte Collectivbegriff rtche aus einer Menge einzelner Herr-
  • schaftsrechte besteht. — al s. zu 9. —
  • kOnig botheb. 7
  • nnde sd manic wol geboren man,
  • daz er ein wtp n^me,
  • de ime zu vrouwen gez^me;
  • unde virsciede er an erben,
  • so wänden s^ irsterben: 30
  • weme sie dan die cröne
  • snlden geben zö Börne?
  • 26 tool geboren, von hoher Geburt; der gewöhnliche Ritterstand
  • konnte damals dieses Prsedicat, das nur für den Adel im eigent-
  • lichen Sinne (vgl. 6) galt, nicht beanspruchen. — man, hier
  • nicht der Mensch männlichen Geschlechts, sondern wie hämo
  • im Mittellatein, der im Dienste eines anderen stehende, ihm
  • daher eigene, wenn gleich selbst noch so vornehme Mann.
  • Ob ein solcher außerdem auch noch persönlich frei, d. h. außer-
  • halb seines Dienstrechtes auch noch zu Landrecht geboren war,
  • ändert an seiner «Mannschaft>> nichts. — 27 neme, mhd. nceme,
  • conj. prset. von nemen stT. — 28 de, mhd. die, dem Laute
  • nach, während nach der Form diu entsprechen wurde; dieser
  • Nom. der starken Declination des Fem. ist aber hier nur
  • in sehr seltenen Fällen erhalten, gewöhnlich durch die ersetzt.
  • de ist die abgeschwächte Form, die volle de, wo e = mhd.
  • ie. Die Construction nach dem natürlichen Geschlecht von
  • wip versteht sich von selbst. — gezeme conj. pfaet. von ge-
  • zemen stv., passen. Die Satzfügung wird deutlich werden, so-
  • bald man 27 daz er ein wip neme unmittelbar an 23 schließt,
  • do duckte sie daz michel recht, und den zwischengeschobenen
  • Satz als die Bedingung betrachtet, unter der die Forderung
  • ausgesprochen ist: es däuchte sie recht, daß ein guter Geselle,
  • dem so viel Ehre aber auch Verantwortung gehörte, ein Weib
  • nehmen sollte. Die Begründung nach mittelalterlicher Auf-
  • faßung ist im Folgenden enthalten. — 29 unde, nicht bloß ein-
  • fache Satzverknüpfung, sondern Begründung des vorigen «näm-
  • lich». — virsciede prset. conj. von virsceiden, mhd. verscheiden
  • stv. — 30 wänden prset. von wenen == w swv., glauben, der
  • sicheren Erwartung sein. — irsterben, mhd. ersterben stv., sp
  • wäre es ihr Tod, Untergang. — 31 mhd. meist wem. Ueber
  • die F5rm vgl. 1. — 32 sulden, oben 22 solden, beide Formen
  • wechselnd, vgl. 2. — die crone z6 Rome wird nicht von
  • den jungen Grafen allein verliehen, wie der Verfaßer des
  • Rother recht wohl weiß, aber sie fühlen sich als Sprecher
  • aller Wahlberechtigten. Wahl ist nach älterer deutscher Auf-
  • faßung gleichbedeutend mit der freien Anerkennung des
  • durch das Blut gegebenen Anspruches auf das Reich und die
  • Krone. Erst im 13. Jahrhundert bildete sich die von den
  • 8 KÖmG BOTHEB.
  • Alsus redte der h^re
  • «ich vorchte vil s^re
  • daz ich kuninges dochter gehige 35
  • unde iz tan uvele gethlge,
  • dat er iz gewrechen an minen Itf.
  • gerne hetich ein wol geboren wtf ,
  • Päpsten aufgebrachte Vorstellung eines unbedingten Wahlrechtes,
  • noch dazu einer beschränkten Anzahl von Fürsten. In dieser spä-
  • teren Zeit wäre der Kummer dieser deutschen Fürsten, denn
  • solche sind doch selbstverständlich gemeint, nicht zu begreifen.
  • 33 Alsus, durch al verstärktes sus, Demonstrativpart. so.
  • alsus wird hier nicht wie anderwärts bloß auf das Vorher-
  • gehende bezogen, sondern dient auch zur Einführung eines
  • noch nicht bekannten Folgenden. — 34 vorchte, mhd. vurhte,
  • vürhte swv. — sere adv., schmerzlich, bekümmert, dann aber
  • auch bloße Steigerung. — 35 dochter, mhd. tohter stf. — ^ in gehige
  • für j der Ableitung, also für htje. ge- bedeutet hier das Fut.
  • exact. oder Condit., wenn ich gefreit haben werde oder freien
  • würde, gehört also nicht zu dem Begriffe des Verbalstammes. —
  • 36 tan; dint verwandelt durch das vorhergehende z. — uvele, mhd.
  • übele adv. — gethtge, mhd. gedihe. gedthen stv., gedeihen, von
  • statten gehen, th hier, wie in einigen anderen seltenen Fällen noch
  • ein Hest der alterthümlichen Orthographie, vielleicht der ältesten
  • Vorlage, g mundartlich zwischen Vöcalen Ersatz des A; es ist in
  • solchen Fällen immer als ein geschärfter Laut, gh, zu faßen:
  • vgl. 7. — 37 daty neben der bei weitem überwiegenden Form
  • daz, einzeln auch die niederd., wo t den Uebergang in z nicht
  • vollzogen hat. — er, mhd. »r, ihr, pron. der 2. Person im PI.
  • Der Wechsel zwischen den beiden Formen er und ir ist hier,
  • ähnlich wie bei der und dir, mer und mir von dem größern
  • oder geringern Gewicht der Betonung abhängig. Die Formen
  • mit e gelten als die leichtem. — gewrechen, mhd. gerechet,
  • 2. Person pl. conj. prses. des starken Verbums, wreehen hat
  • noch das stammhafte vyr, was schon in den ältesten ahd. Sprach-
  • denkmälern zu r vereinfacht ist, in dieser Mundart erhalten.
  • Der Ausgang der 2. Person pl. ind. und conj. praes. und praet.
  • auf -en für -et (oder -ent, was in der höfischen Sprache weit
  • verbreitet ist) steht durch Reime wie 1167 — 68 leven: nemen;
  • 1416 — 17 stn: drechtm; 1550 — 51 sdgin: wdrin u. s. w. ganz
  • sicher. Erklärt, d. h. genetisch erklärt, darf er aber keines-
  • wegs etwa durch einen bloßen Abwurf des t von jener Form
  • ent statt et werden. — an minen l%f. minen für mtnem s. zu 15.
  • lif, die harte Spirans für die weiche des Inlautes v, beide für
  • mhd. b und p. — 38 hetich, für hete ich, praet. von haben, hän. —
  • W> vgl. lif. —
  • KÖNIG BOTHEB. 9
  • die van allem adele
  • gez^me eime koninge 40
  • unde zu vrouwen riehen herzogen.
  • ich ne weiz sie niergen in deme hoye,
  • die mir so wol gevalle,
  • daz ir sie lobit alle.»
  • D6 heter einen gräven, 45
  • der half im wol zu w&ren
  • mit listen grözer ^ren:
  • so diente er sime h^ren.
  • des quam er stt in gröze n6t:
  • Lüpolt heiz der hellt göt. 50
  • der was in Rotheris hove
  • mit grözeme vlize gezogen:
  • er was sin man unde mäc,
  • an deme stnnt ouch sin rät.
  • der was der aller getrüiste man, 55
  • 39 van, allgemein mittel- und niederd. Form für mhd. von. —
  • 40 eime = eineme, durch Ausstoßung der lautlich der letzten
  • Silbe me so nahe liegenden vorletzten ne und Erhaltung des
  • sonst gefährdeten vocal. Ausgangs des Dat. sing, gebildete
  • Form. — 42 niergen adv., in den damaligen mehr nach Ober-
  • deutschland gehörigen Literaturwerken nicht zu Hause, ist unser
  • nirgend, nirgends.
  • 45 heter, s. zu 38, für hete er. — 46 jstJ wären==:m wäre, vgl. 4. —
  • 47 mit listen grbzer eren, gen. von half abhängig, er verhalf ihm zu
  • großen Ehren durch seine klugen Anschläge (lisf). — 48 stme
  • —sineme, wie eime für eineme. — 49 des, absoluter Gen. des
  • Neutr. daz, davon, darob. — quam praet. von komen stv., früher
  • queman. — 50 helit, helet, mhd. helt, Held, stm. — 52 mit
  • grozeme vKze gezogen, mit großer Sorgfalt erzogen. Der Hof
  • ist die Schule und Erziehungsstätte der durch ihre Geburt
  • zu Genossen (und Unterthanen) des Herrschers Bestimmten. —
  • 53 man unde mdc, die alte alliterierende Formel, um das
  • innigste Zugehörigkeitsverhältniß auszudrücken: durch Blut
  • und erbliche Dienstbarkeit verbunden. — 54 stunt ouch sin
  • rät. rat, das, was für ihn den König zur Förderung in
  • irgend einer Beziehung, nicht blos mit «Rath» in unserm
  • Sinne, sondern mit «Rath und That» gereichen konnte, be-
  • ruhte wesentlich auf Lupolt. — 55 getrüiste, mhd. getriuweste,
  • getreueste. —
  • 10 KÖNIG BOTHEB.
  • den ie sichein römisc knninc gewan.
  • die türen volcdegene,
  • die giengen z6 samene,
  • die wisen alth^ren,
  • die plagen grozer ^ren 60
  • unde guter züchte under in.
  • sie nanten ein megetin.
  • Lüpolt der sprach zi aller ^rist
  • «ich weiz, wizze Crist,
  • öster over s^ 65
  • einis rtken kuninges tochter vil h^r
  • da zu Constantinopole ,
  • in der m^ren bürge:
  • ir vater heizit Constantin:
  • schöne ist die tochter sin. 70
  • siu lüchtit üz dem gedigene,
  • 56 sichein, das unbestimmte Pron. oder Zahlwort ein, dnrch den
  • noch nicht ganz durchsichtigen Vorschlag sich- noch mehr verall-
  • gemeinert : irgend ein. — gewan, besaß; prset. von gewinnen stv. —
  • 57 türen, mhd. tiure, theuer, werth. — volcdegene. volc, wie diet
  • ein verstärkender ehrender Zusatz : die überall bekannten degene.
  • degen, der man nach seinen Leistungen als Krieger gedacht,
  • ursprünglich freilich nur das Geschlecht und eine gewisse Keife
  • des Alters (waffenfähig) bezeichnend. — 59 altkeren, im Gegen-
  • satz zu den vorlauten jungen Grafen in 19. 442 heißen sie die
  • alden rdtgeben, — 60 plagen, mhd. pfldgen mit gen., etwas in
  • Uebung haben. — 62 nanten praet. von nennen swv. — megetin,
  • Verkleinerungsform zu maget, Mägdlein.
  • 63 aller erist. erist, superl. von er; aller, verstärkend vor-
  • tretender gen. pl., zu allererst.. — 64 wizze Crist, Betheuerungs-
  • formel; wizze conj. von weiz. — 65 oster, Ortsadverb, auf die
  • Frage wo? im Osten. — over, mhd. über. — se, jede größere
  • Waßeransammlung , besonders das Meer. — 66 riken^ mhd.
  • riehen, hier in der Mundart das alte k erhalten. — 68 meren,
  • mhd. adj. mcere, berühmt, viel genannt. — bürg, jeder befestigte
  • Ort großem oder geringem Umfangs , also kann auch die große
  • Stadt Konstantinopel so genannt werden. — 70 schone, mhd.
  • scheine adj. — li siu nom. sing. fem. des Pron. 3. Person,
  • daneben gelten die Formen sie, si, selten su. — lüchtit, mhd.
  • linktet von liuhten, leuchten swv. — gedigene stn., eigentlich
  • die Gesammtheit der degene, dann das gesammte Hofgesinde. —
  • KÖNIG BOTHEB. 11
  • s6 daz gesterne van deme himele.
  • siu lüchtit vor anderen wtben,
  • s6 daz golt von der siden.
  • sin ist in midin als6 smal, 75
  • sie gez^me eime harren wal,
  • und mochte von ir adele
  • gezemen eime kuninge.
  • ir dienet aller degenltche.
  • daz wizze aber got der riebe, 80
  • umbe d^ st&t iz möweliche,
  • wände ir ne bat nie nechein man,
  • er moste den lif virloren hÄn.»
  • Als6 der kuninc dö vimam
  • den rät der was getan, 85
  • ein maregräve der heiz Herman,
  • mid deme er iz reden began,
  • wer der böte mochte sin,
  • dß ime irwurbe daz megetin.
  • d6 sprach der marcgräve 90
  • aich sage dir ze wäre.
  • 72 so, ^relat. wie. — gesterne^ mhd. nhd. gestvme stn., die Ge-
  • sammtheit der Sterne. — 74 von der stden, wie das Gold, das
  • zum Schmuck in oder auf Seidenzeug gewirkt oder gestickt
  • ist. — 75 in midin ^ mhd. enmitten adv. Die schlanke Taille »
  • gilt in der damaligen vornehmen Welt als eine Hauptschönheit. '
  • — 76 wal, wale , mittel- und niederd. Form für mhd. wo/, tco/e,
  • hier und anderwärts durch den Reim gesichert. — 79 aller de-
  • genltche^ eigentlich gen. vondegen verbunden mit liehe adj., so
  • beschaffen, geartet; danach aller degenltche, jeder Degen. Hier
  • erscheint der erste dreifache Reim, 79, 80, 81, vgl, darüber die
  • Einleitung. — 81 umbe de. de, acc. sing, von diu, fem. des de-
  • monstr. Pron. der. — moweliche, mhd. müeltche adv., mühselig,
  • gefahrlich. — 82 ir, der Genitiv, abhängig von bat. — nechein,
  • nichein, nehein, ein mit der Negationspart, nih- verbunden, kein.
  • 84 Also, sobald als. — 87 er iz, die Hs. gibt erist^ aber da
  • zu reden noth wendig ein Object gehört und auch, wenn man erist
  • lesen wollte, das Pron. er fehlte, wird Maßmann's Conjectur
  • in den Text aufgenommen. — iz reden, eine Sache bereden. —
  • 89 de, mundartliche Form für der, noch häufiger die für
  • der, vgl. 93. — irumrbe conj. praet. von irwerben, mhd. er'
  • werben. —
  • 12 EÖNia BOTHEB.
  • hörre, iz tot Lüpolt,
  • 4ie ist dir van allen herzen holt
  • und weit ouch wol we iz umbe daz wif stÄt.
  • trüwen, daz is min rät, 95
  • machtu in mit minnen
  • in d^ rede bringen,
  • daz er dtn bode wille stn,
  • der werbit dir aller trüwelichis umbe daz megetin.»
  • Rüther sande boden dräte 100
  • nach Lupoide in eine kemenäte.
  • aiser vor den kuninc quam gegangen,
  • d6 wart er wol untfangen.
  • der marcgräve rümt ime den stol,
  • daz heiz in sin h^rre dön. 105
  • als6 Liupolt gisaz,
  • der kuninc gezugenliche sprach
  • 92 iz tot, mhd. ez tuot, das thnt. — 93 die, mittel- und niederd.
  • Form des Nom. sing. masc. von der, daneben auch de oder
  • de, vgl. 89. — allen s. zu 15. — 94 weit, niederd. t für
  • hochd. z. — we für we = wie. — 95 truwen, zum Adverbium
  • geworden, dat. pl. von trüwe stf., mhd. triuwe, unser «trauB».
  • — is für mhd. ist, — 96 machtu=:maht du, kannst du, 2. Per-
  • son sing, von mac prseteritopr. — 97 in de rede bringen, rede,
  • Verabredung, gegebenes Wort. — 98 wille conj. von tot'/;
  • neben der gewöhnlichen mhd. Form mit e welle gilt hier die
  • sprachgeschichtlich eigentlich richtigere mit t für den Conj.,
  • aber auch neben toil für den Ind. — 99 werbit, mhd. wirbet. —
  • trüwelichis adv. Superl., mhd. triuwelichest, treulichst, t mund-
  • artlich abgefallen, vgl. 255.
  • 101 kemendte hier stf., sonst gewöhnlich schwach, eigentlich
  • ein heizbares Gemach, das gewöhnlich zum Schlafgemach, zum
  • Frauengemach, oder auch im Winter zum eigentlichen Wohnzim-
  • mer des Burgherren dient. — 102 aiser = al8e er; alse, abge-
  • schwächte Form von also, vgl. 84. — yor, mhd. vür, — 103 unt-
  • fangen: neben int- in- für mhd. ent-, ursprünglich and-, erscheint
  • in Zusammensetzungen gelegentlich auch unt-, — 104 stol stm.,
  • mhd. stuol, Stuhl , Sitz. Es ist eine besondere Ehre, wenn der
  • Vasall von seinem Herrn zum Sitzen eingeladen wird und sitzend
  • dessen Aufträge annimmt. — 105 don, mhd. tuon, unregelmäßiges
  • Verbum. — 106 also, vgl. 81. • — gis, gi- gibt die Bedeu-
  • tung des Plusquamperf. : niedergesessen war. — 107 gezugenliche
  • KÖNia BOTHSB. 13
  • «ich hän durch michele not
  • nach dir gesant, helet göt,
  • daz tu mir werbes nmbe daz meg^tfn, iio
  • die da so wundrin scöne si,
  • und hilf mir miner tnn:
  • ja sprechint dise h^rin,
  • du sist aller best dar zö.
  • helit, nn salt tuz durc dtn selbes fmmicfaeit dön.» 115
  • Alsus redte do Liupolt,
  • (deme kuninge Rüther was er holt)
  • «h^rre, dune salt mich so verre manin niet.
  • din ere sin mir also liep,
  • daz ich dir werbe die bodescaf, 120
  • so ich aller trüwelichis mach,
  • ady. (ti für o vgl. 2), auf hofliche «gebildete» Art, wie es sich
  • für einen, der zukt hat, schickt. — 108 hän, die hier durch-
  • gängig erscheinende auch gewöhnlich mhd. Form der 1. Person
  • sing. pr. ind. von haben. — 110 werbes 2. sing. conj. prses.
  • Die Formen der 2. sing. Ind. und conj. ohne das schon ahd.
  • sehr verbreitete zugesetzte f, überwiegen hier wie in den an-
  • dern Denkmälern dieser Mundart und in verwandter mittel- und
  • niederd. — 111 wundrin sconCf mhd. wundern schcsne. wundem
  • ist ein adv. gebrauchter Ausdruck — noch jetzt in vielen Mund-
  • arten — von dunkelem, wahrscheinlich aber nicht, wie ge-
  • wohnlich angenommen wird, adject. Ursprung. Die Umstellung
  • des ern in re», rin ist dem Dialekte zugehörig. — si conj. als
  • Dnbitativ: soll sein. — 112 hi^ mir mxner erin, helfen mit gen.
  • wie 47. — 114 best^ die nnflectierte Form des Superlativ gibt
  • eine unpersönliche Färbung, wie unser «am besten dazu». — ■
  • 115 salt, mhd. solt von sal, praeteritopr. Auch 1. 3. Person lautet
  • hier stets sal. — tuz =^ tu iz, t für d durch Einfluß des auslautenden t
  • in salt verhärtet, vgl. 36, 110. — durc mit verhärtetem Auslaut
  • neben dem gewöhnl. dwrch. — frumicheit. Das mhd. vrumekeit^
  • vrümekeit stf. enthält den Begriff männlicher Tüchtigkeit und
  • Redlichkeit.
  • 118 dune, du mit angehängter Negativpart. ne. — so verre
  • manin, so stark, so weitgehend, mahnen. — niet, die im Reime
  • und im Verse häufig vorkommende Form der subst. Negation
  • mhd. nieht. — 119 «m, wechselt mit der gewöhnlichen mhd.
  • Form sint , denn es ist hier selbstverständlich Indic. und nicht
  • Conj. — 120 bodescaf, mhd. boteschaft. Die Compos. mit scaf
  • erscheinen hier theils in der alter thümli ehern Form ohne #,
  • theils in der gewöhnlichen mit t. —
  • 14 KONia BOTHEU.
  • umbe daz vil scöne wip ,
  • oder ich virlösen den lip.
  • nu heiz dir gewinnen h^ren,
  • die du mit dinen ^ren 125
  • wole mugis senden
  • üz disen landeii,
  • eilf riche grävin;
  • der zvelfte bin ich zwärin.
  • ich wil daz have gräven igelich 130
  • zvelf ritäre hßrlich,
  • die alle so gut gewant haven,
  • daz wir äne laster vor ein kuninc mugin tragen.»
  • 123 virlesen 1. Person sing, praes. ind. mit erhaltenem oder
  • wieder zugesetztem, uraltem nasalen Ausgang als Bezeichnung der
  • 1. Person, e in der Stammform für ie, wofür mhd. hier tu steht.
  • Die Form entspricht also buchstäblich einem mhd. Verliese,
  • während ihr in der Bedeutung die mhd. verliuse gleichkommt.
  • — 126 mugis 2. Person sing. conj. von mac. Ueber den Mangel
  • des t (mhd. mugest, mügest) vgl. 110. — 129 zvelfte. Nach den
  • Dentalen (die verschiedenen T-laute, Z und S) wird in den
  • meisten früheren ahd. Denkmälern das einfache v, nicht das dop-
  • pelte ut4=u> geschrieben, offenbar wegen eines merkbaren Unter-
  • schieds in der Aussprache, der sich später verloren hat, aber
  • in manchen altern, besonders mitteld. Werken der mhd. Pe-
  • riode doch noch nachklingt, obgleich er nirgends consequent
  • — hier unter den gleichzeitigen relativ noch am consequen-
  • testen — durchgeführt wird. — zwärin=zewarenj zewdre. —
  • 130 have 3. Person sing. conj. praas. von haben. — igelich^
  • mhd. iegelich, lieh. Neben der diphthong. Form erscheint hier
  • wie in imer, nimer u. s. w. auch die mit einfachem verkürzten
  • Vocale. Die Kürze des i in lieh geht aus den Reimen z. B.
  • herlich: wider dich; er lieh: dich hervor. Sobald durch Flexion
  • oder Ableitung ein Zusatz erfolgt, also -liehe , liehen u. s. w.
  • erscheint, tritt die ursprünglich lange Form wieder ein. Die
  • Fügung grdven igelich ist ähnlich wie in degenliche 79. —
  • 131 rttdre. Diese Form ist die hier gewöhnlichste, denn aus
  • der einmaligen Schreibweise rittare ist kein ritdre zu beweisen.
  • Daneben gilt die abgekürzte riter y in der ein * stehen wird. —
  • 132 haven, mhd. haben, kann zwar der Conj. sein, einfacher aber
  • ist es den Ind. anzunehmen. In diesem Falle ist das auslau-
  • tende t der 3. Person pl. ind. praes. abgefallen, wie häufig in
  • diesem und verwandten Sprachdenkmälern. — 133 dne laster,
  • ohne Schimpf, Vorwurf: die heutige Bedeutung von laster ist
  • der älteren Sprache fremd. — ein, synkop. für einen.
  • KÖNIG BOTHEB. 15
  • Der kuninc dö stnen hof gebot,
  • sowaz er vursten hete gesamenöt, 135
  • zyö nnd sifoenzich cröne,
  • die d^ntin ime scöne.
  • den sageter sinen willen,
  • dö sprach vil manic hellt snelle
  • fthßrre, woldet ir mich senden 140
  • hinnen z6 der erden enden,
  • daz ne widerredtich durch neheinen man,
  • wir sulen üch alle stn undertän.»
  • eilf gräven ime dö swören,
  • daz si ir harren umbe die magit vören. 145
  • sie wären dem kuninge alle holt,
  • daz machete silber unde goät,
  • daz er in kunincltche gaf.
  • sie würben des harren bodescaf.
  • Alse die vart wart gelovet, 150
  • dö nam swert üt deme hove
  • 134 gebieten stv., feierlich verkündigen. — 135 sowaz^ vgl. 24.
  • — gesamenöt, part. pr. pass. von samenofiy mhd. samenen, sam-
  • meln, mit erhaltenem tieftonigen o, was hier auch außerhalb
  • des Reimes manchmal statthat. — 137 scone, mhd. schone adv.
  • zu schäme adj. — 139 sneUe, die schwache Form des Adj.
  • snel, die hier attributiy dem Hauptworte nachgesetzt ist, steht
  • offenbar nur des Reimes wegen. Wenigstens ist für das
  • damalige Sprachgefühl der früher entschieden merkbare Gegen-
  • satz zwischen der starken nnd schwachen Form des Adj. in
  • diesem concreten Falle erloschen gewesen. — 142 widerredtich
  • =■ widerredete ich, — neheinen vgl. 82. — 143 uch» Die ahd.
  • mhd. Dativform des PI. des Pron. der 2. Person ist tu, mittel-
  • nnd niederd. v, daneben erscheint in diesen Dialekten häufig
  • die accusat. Form üch = mhd. iuch, wie sie auch nhd. für beide
  • Casus gilt. Die Form uch wird hier, so viel man sehen kann,
  • am liebsten vor folgendem vocal. anlautendem Worte gebraucht,
  • üy wofür einzeln auch die mhd. Schreibung iu vorkommt, vor
  • Conson. — 144 swören, mhd. swuoren, praet. von swem stv.,
  • schwören. — 145 herren, dat. comm. für. — voren conj. praet. von
  • vam stv., mhd. vüeren, — 148 gaf, f für mhd. p (statt b im
  • Auslant). — 149 wttrben 3. Person pl. prset. von werben,
  • 150 gelovet, mhd. gelobet, festgesetzt. — 151 swert nefinen, das
  • Schwert als Hauptsymbol der Ritterwürde feierlich empfangen,
  • Ritter werden. —
  • 16 kOnio bothsb.
  • ein vil junger degen.
  • beide zabel unde kelen,
  • ein gräve der heiz Erewln,
  • dar mite zireter die riter sin: 155
  • die anderen harren däten sam,
  • vil wol vazzeten ire man.
  • ir ros wären alle blanc.
  • iz quam nie in nihein laut
  • s6 manic bäte wol getan. 160
  • sie leite ein vil listiger man,
  • der was deme kuninge vile liep
  • unde ne bäte der untrüwen niet.
  • Die kiele wären gevazzöt,
  • von den Stade wolde Liupolt der hellt g6t. 165
  • der kuninc heiz in stille haven
  • und bademe sine harfen dar tragen.
  • 152 der vil junge degen ^ dessen swertleite erwähnt wird, ist
  • Erewin, der jüngere Bruder Lupoides. — 153 beide zabel unde;
  • beide — unde , sowohl — als auch, zabel unde kelen : zabel, mhd.
  • Zobel ^ das bekannte Pelzwerk Ton schwarzer Farbe ; kelen des-
  • gleichen von rother. Das Satzgefüge ist hier wie oft durch
  • selbständige Voranstellung des Objects frei belebt. — Ibb ztreter
  • s= zierete er. — däten^ mhd. täten ^ praet. von don, tuon, —
  • 157 vazzen swv., technischer Ausdruck für mit Kleidern,
  • Waffen u. s. w. in vollen Stand setzen. Die beiden coordinierten
  • Satzglieder in 156, 157 können ebendeshalb in ihrem zweiten
  • Theile der Setzung des sie entbehren. — 160 bäte für bote^
  • niederd. a für o. — too/ getän^ schon geschmückt. — 161 leite
  • prset. von leiten swv., leiten, führen. — 163 häte. Neben dem
  • Praet. hete ist auch die Form mit d hier heimisch, daneben noch
  • eine dritte hete. Aber auch die ganz regelmäßige fehlt nicht,
  • mit erhaltenem b (v) des Stammes habete, havete, hette und hatte,
  • was mitunter geschrieben ist, erweist sich durch die Reime als
  • falsch. — der untrüwen gen. pl. von untriutoe stf., abhängig
  • vom negat. Subst. niet.
  • 164 kielf das Schiff überhaupt, nicht bloß der Theil, den
  • wir jetzt allein Kiel nennen. — gevazzot^ mit erhaltener tief-
  • toniger Endung 6t; .vazzen vgl. 157. — 165 von den Stade, den
  • für demey dem s. zu 15. Stade , dat. des stn. stat^ Gestade. —
  • 166 haven, mhd. haben, halten. — 167 bademe := bat tme enklit.
  • in geschwächter Form angefügt, ime bezi>eht steh auf das Sub-
  • ject, also: sich. —
  • KÖNia BOTHBB. 17
  • einis zeichnes her ime gedächte,
  • daz her sint vollenbrächte.
  • er hiez die herren alle gän, 170
  • Oven üfen kiel stän.
  • drt leike er in nande,
  • die sie sint wole irkanden.
  • d6 sprach der hörre vile göt
  • «kumit ir imer in decheine not, 175
  • swa ir virnemet die leiche dri,
  • da sulder min gewis sin.»
  • des vrouwete sich manic man,
  • 168 her. Bis dahin ist mit einer Ausnahme 117 in derHs. die Form
  • er durchgeführt, die von jetzt immer seltener erscheint, bald,
  • wie man sieht, um den Hiatus mit vorhergehendem auslauten-
  • dem Vocal zu vermeiden, bald auch ohne solchen Grund. Ge-
  • vriß ist, daß das Gedicht die beiden Formen her und er neben-
  • einander gebraucht, ihre Vertheilung auf jeden einzelnen Fall
  • ist aber nicht mit Sicherheit zu bewerkstelligen. Ebenso sicher
  • gehört aber die gelegentlich auch vorkommende Form he nur
  • dem Schreiber der Hs. an. 117, wo herholt geschrieben steht,
  • wird eben des h in holt wegen, er zu lesen sein; bei der Wieder-
  • holung dieser Formel, 312, steht er. — im gedächte, ime wie
  • 167, für sich. — 169 sint adv., dann, später, identisch mit
  • stf. — voUenbrdchte , von vollen- , volle - bringen. — 170 hiez ^ die
  • gewöhnliche mhd. Form des Prset. von heizen, die neben der
  • hier häufigem heiz (vgl. 1) erscheint. — 171 oven, mhd. oben.
  • — ufen = üf den. — 172 leike, niederd. älteres k für späteres
  • hochd. ch wie in rike 66. leich stm., ein musikalischer Satz
  • mit oder ohne Begleitung von Worten. — nande von nennen,
  • die Leiche führen besondere Namen. Es ist aber nicht so
  • zu verstehen, als habe er ihnen bloß diese Namen genannt,
  • sondern er spielt die Leiche ihnen vor und nennt ihre Namen.
  • Daß der König, das Haupt der Ritterschaft.
  • spielt, ist ein sehr alterthümlicher Zug. In der
  • 12. Jahrh. gehört die Harfe nur noch den gewöhnlicht.. _^„_
  • leuten. An ihre Stelle ist als vornehmes Instrument die gige '
  • getreten. — 175 «mer, jemals, die kürzeste Form des aus ie
  • und mir zusammengesetztes Zeitadv. — dechein, gebildet wie
  • sichein und von gleicher Bedeutung. — JL76 swa, correl. = «o
  • tt?tt, wo immer. — 177 sulder = sult ir. — min, gen. sing, des
  • Pron. der 1. Person, abhängig von gewis. — gew. sin, sicher
  • rechnen auf mich. — 178 vrouwete von vrouwen, mhd. vröuwen,
  • vreuwen swv., freuen. —
  • KÖNIG ROTHSB. 2
  • 18 KÖNIG ]»OTHEB.
  • ■
  • der sint in grdze n6t quam.
  • iren ruf sie dö höben, 180
  • von deme Stade sie vören.
  • eiä, me die segele duzzen,
  • dö sie inouwe vluzzen.
  • Die harren vluzzin in dat mere.
  • dö stunt der kuninc Röthere 185
  • und bat got den riehen unde den göden
  • durch sine öthmöde,
  • daz er sie sande
  • wider heim zu lande.
  • er sprach «swer danne wil scaz nemen, 190
  • deme sal ich in äne zale geben,
  • wil er aber bürge unde lant,
  • des gibich ime in sine gewalt,
  • 180 Iren. Das Proii. der 3. Person, das im Mhd. dieser Zeit
  • gewuliulich in genitiver Form zu dem Nomen tritt in possessive
  • Function, wird einzeln schon ahd. und in den meisten nicht
  • strenghochd. Mundarten adject. flectirt, wie es nhd. all-
  • gemein geschieht. Der Schreiber dieser Hs. geht aber weiter
  • als der Dichter. So ist 145 falsch erme für ir gen. plur. ge-
  • setzt. — ruf. Damit kann ein Lied oder ein Gesang, den die
  • Scheidenden, Ausziehenden anzustimmen pflegen , gemeint sein.
  • Uäu6g aber besteht der ruf bloß, wie unser Schlachtgeschrei,
  • aus wenigen Worten oder nur aus Interjectionen. — 182 eia
  • luterjection, hier die Verwunderung ausdrückend, aus dem ein-
  • fachen ei und d zusammengesetzt. — duzzen^ 3. Person piur.
  • pra^t. von diezen stv., stark tönen. — 183 inouwe, eigentlich
  • von der FluC^schiffahrt gebraucht, den Strom hinab, mit der
  • Strömung, ein adverb. gewordener Ausdruck, zusammengesetzt
  • aus der Prasp. in und ouwe stf. — vluzzen, 3. Person pl. praet.
  • von vliesen stv., schwimmen.
  • 187 othtHode, mhd. otmuote, üete stf., in der eigentlichen
  • mhd. Sprache nicht gebräuchlich, eigentlich humiiäas mejtfü, in-
  • sofern unserer Demuth entsprechend. Aber es bedeutet auch
  • überhaupt die Herablaßang, und so ist es hier und an andern
  • Stellen, wo Gott otmüete gegen den Menschen bezeigt, ge-
  • braucht. — 190 swer, correl. Pron. =r«o «er. — danne, wenn
  • die Werbung glücklich vollbracht sein wird. — scaz, mbd.
  • stm. schaz, gemünztes und ungemünztes edles MetalL — 191 tine
  • zale, ohne Zahl, ohne zu zählen. — sal für mhd. sol. Tgl. 119. —
  • 193 des, davon. — gevcalt, hier stf., mhd. gewöhnlich
  • KÖNIG BOTHEB. 19
  • unz in des selven dunkel vil —
  • we gerne ich daz dön wil! — 195
  • und helfe ime daz beherten
  • mit mines selbes swerte.»
  • D6 vören die boten höre
  • üffe den s6 verre
  • gegin Consttnopole dä-r z6 Kröchen. 200
  • ir kiele so dö stözen
  • in daz fremede laut,
  • sie trögen riterlich gewant
  • alle geltche:
  • sie vören vermezzenltche. 205
  • dö bat Liupolt einen koufman
  • eine wüe zö deme schiffe gän,
  • unz sie von hove quömen,
  • des wolder ime wol lönen.
  • einen mantel her ime gaf. 2io
  • 194 sehen, v für mhd. 6, nach niederd. Weise. — 195 toe, mhd.
  • wie. — 196 helfe, mhd. hil/e, nicht auf dem schon oft bemerkten
  • Uebergang des t in e, wie in gesterne 72, werbit 99, sondern
  • auf einer von der ahd. mhd. verschiedenen Grundform der
  • 1. Person sing, beruhend, aus der auch unsere heutige ebenso
  • lautende stammt. — 197 mines selbes swerte: 115 dm selbes,
  • dm entsprechend mm, sin, ist die eigentliche pronom. Form
  • des Gen. der Personalpron. mines u. s. -w., die adject., die wir
  • in unserm meiner, deiner, seiner, neben mein, dein, sein fest-
  • gehalten haben. s
  • 200 dar zö Krechen, dort in Griechenland, vgl. 16. Krechen,
  • e niederd. für ie. — 201 ir kiele wird wohl zu lesen sein,
  • denn ans dem handschriftlichen vor k. läßt sich nichts machen. —
  • siezen, mhd. stieten von stözen stv., den kiel in daz lant stozen
  • paßt für die kleinem Fahrzeuge dieser Zeit, die gewöhnlich
  • nicht in tiefer See vor Anker gehen, sondern halb oder ganz
  • an das Land gezogen werden. — 204 geliche adv., auf gleiche
  • Weise. — 205 vermezzenliche adv., in stolzem Aufzuge. —
  • 207 z6 deme schiffe gdn. Hier ist scheinbar nur von einem Schiffe
  • die Rede, während 163, 217 u. s. w. deutlich mehrere da sind:
  • aber hier ist das Schiff gemeint, auf welchem sich Lupoid
  • selbst befindet und wo der Vertrag mit dem Kaufmann ge-
  • schloßen wird. — 208 quemen, 3. Person pl. conj. praet. von
  • kumeriy kommen, e Umlaut des a, mhd. cp. —
  • 2*
  • 20 KÖNIG ROTHBE.
  • «dri tage unde nacht
  • hödich dir, sprach der koufman,
  • swar du wilt ritin oder gän.
  • daz weiz der waldindiger got,
  • der mir z6 lebene gebot, 215
  • du häs mir s6 kunincliche gegeben,
  • ich wil diner schiffe wol mit trüwen plegen.»
  • Die harren vazzetin sich,
  • alsech kan virstän mich,
  • daz nie vor nicheinen man 220
  • s6 manich schöne bode ne quam,
  • ir mantel wären gesteinit bi der erden
  • mit den besten jächanden die dorften gewerden:
  • die drachen van schiren golde,
  • also siez haben wolden; 225
  • herze unde binden,
  • maneger slachte wunder,
  • truogen die helede gode
  • 212 h6dich = h6de ich, mhd. hüete. hüeten mit Dat. der Pers.,
  • für jemand Wache halten. — 213 swar = 80 war, wohin immer.
  • — 214 der waldindiger got, formelhafter, im Rother sehr oft
  • gebrauchter Ausdruck, gleich dem einfachen waldende got. der
  • waldendiger, die starke Form des Adj. hier nach dem be-
  • stimmten Artikel gleichfalls formelhaft gesetzt. — 215 der mir
  • z() lebene gebot, der mir durch seinen freien Entschluß das
  • Leben gegeben hat, gleichfalls formelhaft. — 216 du hdsy mhd.
  • hast, vgl. 110. — 218 vazzetin, vgl. 157. — 219 alsech = alse
  • ich, soweit ich. — kan virstdn mich, sich virstän ^= etwsks er-
  • kennen , hier bloß zur Ausfüllung des Verses. — 221 quam,
  • vgl. 49. — 222 gesteinit, mit Steinen besetzt. — bt der erden, am
  • Saume. — 223 jdchant, ein Halbedelstein, sprachlich, aber
  • wahrscheinlich nicht sachlich identisch mit Hyacinthus. — dorften
  • gewerden, dorften 3. Person pl. praet. zu darf. Nach solchen
  • sogenannten Praeteritopr. wie kan, mac, sol u. s. w. pflegt der
  • abhängige Infinitiv durch ge die Bedeutung eines Inf. perf. an-
  • zunehmen, gewerden ist also dem einfachen werden lexikalisch,
  • aber nicht syntaktisch gleich. — 224 drachen, wie herze und
  • hinden , goldene Verzierung in der Gestalt dieser Thiere, sowohl
  • als Schmuck der Waflfen wie der Waffenröcke. — 225 siez-^
  • sie ez oder iz. — 226 herze, mhd. hirze, pl. von herz, hirz stm.,
  • unser Hirsch. —
  • KÖNIG BOTHBR. 21
  • üz van golde an ir gew^de.
  • mit samite und pfellel 230
  • wären die sadilschellen
  • gezlröt, dat was michil lof.
  • sie quämen schöne üffe den hof,
  • Die harren ritin üf Constanttnis hof,
  • äk intfönc man in dö ros. 235
  • dö lüchte manic jächant
  • von ßnander in daz gewant.
  • der türlichir degen Erwin
  • der heiz die zvelf rttäre sin
  • mit. zuchtin nach ime gän; . 240
  • die anderen harren dftden sam,
  • sie gingen alle in sunderlich schare:
  • ir gewandes nämen sie gröze wäre,
  • da quam dieme kuninge möre,
  • daz üffe deme hove w6re 245
  • 229 üz van, die beiden synon. Praep. stehen oft zusammen,
  • jedoch nicht in der classischen Sprache, um den Stoff zu be-
  • zeichnen , aus dem etwas gemacht ist, oder auch den bloßen
  • localen Ausgang. — gewede, mhd. gewcete stn., Gewand. —
  • 2S0 pfellel, feinster Seidenstoff, daher oft == samit. — 231 sadil-
  • sckellen. Nach der Weise der ritterlichen Staatstracht sind
  • besonders am Reitzeug, Sattel, Riemwerk, Stegreif u. s. w.
  • des Rosses Schellen , wo möglich aus Silber, angebracht. Aber
  • auch an den Waffen und Kleidungsstücken selbst. — 232 yezvrot,
  • mhd. geeieret.
  • 235 intfenc, vgl. 12. d. r. »., nahm sie ihnen ab. — de, acc.
  • pl. neutr. des Art. = mhd. diu, — 237 von enander. enander, mhd.
  • einander, d. h. von eindm Gewände auf das andere; wir würden
  • sagen «auf einander». — 238 der türlichir. Ueber die starke
  • Form vgl. 214. turlich, mhd. tiurlich, dem einfachen tiure gleich
  • an Bedeutung. — 242 gengen, mhd. giengen. — in sunderlich
  • schare, sie, d. h. alle die Fremden vertheilten sich in einzelne
  • Abtbeilungen, je einer der 12 Grafen hat je 12 Ritter. —
  • 243 groze wäre n. ein d., etwas sehr aufmerksam beachten, wäre
  • stf., Aufmerksamkeit. — sie vertritt hier nicht dasselbe Haupt-
  • wort wie in der vorigen Zeile, wo es auf Lupoid und sein Ge-
  • folge geht. Hier sind unter sie die Leute in der Stadt zu ver-
  • stehen, die sie aufmerksam betrachten. — 244 dieme, Neben-
  • form von deme, dem. — mere, mhd. mcere stn., Kunde. —
  • 22 KÖNIG BOTHBR.
  • ein lossam ritirschaf.
  • "^ heiä, waz der kaff^re was,
  • die den vrouwen sageten
  • wilich gewant d^ geste haveten!
  • Alsus redete du g6te kuningin 250
  • «nu stant üf, htoe Constantin,
  • und intfä. wir dise geste.
  • w^ gerne ich daz weste,
  • wannen sie kumen w^ren.
  • ir gewant is seltsöne. 255
  • swer sie hat üz gesant
  • her in unser lant,
  • der ist ein statehafter man.
  • of ich mi rechte versinnen kan,
  • mich dunket göt, h^re, 260
  • daz wir dise boden 6ren.
  • 246 lossam, ein Lieblingswort des Gedichts = mhd. lustsaniy
  • was anmuthig zu sehen ist, Tgl. darüber 749. — 247 heia, in
  • der Zusammensetzung und Bedeutung = eid, vgl. 182. — waz
  • der kaffere was, der Gen. pl. koffere abhängig von dem als
  • Subst. gebrauchten Neutr. des Fragepronomens, koffere, mhd.
  • kaffcere von köpfen, gaffen. — 249 wilich, mhd. welich, hat hier
  • durchgängig das historisch berechtigte i der ersten Silbe erhalten.
  • 250 du, die seltene Form des Nom. sing. fem. des Fron,
  • oder bestimmten Art. der, gewöhnlich die oder de^ de. Dieü
  • du tritt dem goth. so am nächsten. — 251 stant, imp. von
  • standen, stän, unregelmäßiges Verb. — 252 intfd wir. Vor dem
  • nachgesetzten Fron, ist die Fersonenbezeichnnng des 1. Fl. »
  • abgeworfen. — 253 weste, conj. prset. von weiz; 393 steht
  • wiste, also, wie anderwärts die ältere *-Form mit der jungem
  • e-Form wechselnd. — 255 is. t abgeworfen, wie in den meisten
  • mittel - und niederd. Mundarten ; ähnlich fehlt das t im Super-
  • lativ {truweKchis 99, 121), in der 2. und 3. Ferson pl., vgl. 37,
  • 132. Dagegen ist der Ausgang s für st der 2. Ferson sing,
  • anders zu erklären, vgl. 110. — seltsene, mhd. seltscene adj.,
  • seltsam. — 258 statehaft adj., der seine State, alles was
  • zur vollen Existenz gehört, besitzt, also angesehen, wohl-
  • habend u. s. w. — 259 of, mhd. obe, ob, falls. — mi, die
  • dialekt. Nebenform des hochd, Acc. mich und des Dat. mir, wo-
  • durch dann öfters, falls hochd. Formen dafür substituiert werden
  • sollten, Verwechselungen eintreten, wie noch heute in so vielen
  • niederd. Mundarten. —
  • kCnio botheb. 23
  • sine sint der antworte nicht gewone
  • die du tös manigen boten vore.
  • ich wene daz nie so manic man
  • schöne in diz lant nequam. 265
  • sie sint alle wol getan,
  • beide ros unde man.
  • iz nequSmen nt lüte s6 wunnencltche
  • in diz Constantinis riche.»
  • üf den hof der kuninc ginc, 270
  • die helede er alle wol intfinc,
  • und die göte kuningin,
  • sie hiez sie willekume sin
  • alle geliche
  • und neigen gezugenliche. 275
  • sich höf ein gröz gedranc:
  • sie düchte selts^ne daz gewant.
  • von ritärin und von vrouwen
  • dar wart ein michil schouwen.
  • dö redite ein vrouwe die heiz Herlint 280
  • aswannen dise harren kumen sint,
  • daz ist ein wunderltchiz lant.
  • 262 antworte, mhd. antwtirte, antivürte, — gewone, gewon adj.,
  • ' gewohat. — 263 toi für tuost. Tgl. 110. Man erwartet hier
  • das Prset. denn vore, zuvor, weist darauf hin. Nichtsdesto-
  • weniger ist die Lesart zu halten und das Prses. durch den be-
  • herrschenden £influß der vorhergehenden Praesentialform sint
  • zu erklären. — 265 diz, neutr. zu diser. — nequam = ne
  • quam, — 266 wol getan, vgl. 160. — 267 beide, vgl. 153. —
  • 268 ne, mhd. nie. — lute, mhd. Hute, Leute, von Hut stm. u. neutr.
  • — wunnencltche mit mundartlich eingeschobenem n für mhd.
  • wunneeliche adj., was Freude, Wohlgefallen erweckt.
  • 273 willekume, flexionsl. Adj., eigentlich schwache Form
  • des Adj. neben dem Partie, willekumen. — 275 neigen = neic in,
  • von nigen mit dat., jemanden mit der Geberde des Grußes,
  • nigen, empfangen. — gezugenliche, vgl. 107. — 276 hof, mhd.
  • huop von heben. — -277 düchte, prset. von dünken, däuchte. —
  • 280 Daß die Lesart der Hs. ein alt vrouwe falsch ist, ergibt
  • sich aus dem Folgenden, wo Herlint (2090) als maget wol
  • getan, Altersgenoßin der jungen Konigin erscheint. — 282 wun-
  • derUchiz lant, ein seltsames Land, hier Ausdruck der staunen-
  • den Verwunderung über den Reichthum der Fremden. —
  • 24 KÖNIG BOTHBB.
  • sie tragen so manigen jächant
  • geziröt mit deme golde,
  • daz daz got wolde 285
  • daz wir den kuninc gesehen,
  • des dise boten w^ren!»
  • Lupoid z6 deme kuninge sprach
  • «nu irlouve mir mtnes harren bodescaf,
  • dar nmbe ich bin gesant 290
  • her in diz lant,
  • daz ich der sage, h^rre göt,
  • waz dir ein riebe kuninc inböt.
  • der ist der aller schöniste man
  • der ie von wtbe gequam, 295
  • unde veret mit grözer menige.
  • ime dienint snelle helide.
  • scal unde vedirspil,
  • des ist in minis harren hove vil,
  • ros unde juncvrouwen 300
  • und ander ritäris gezouwe,
  • des vlizit sich min here.
  • 283 tragen für tragent mit abgefallenem t, vgl. 132. — 286 ^e-
  • sekeriy mhd. yescehen, conj. praet. von sehen, sehen sollten, könn- '
  • ten. — 287 des, die Zugehörigkeit durch den Gen. bezeichnet.
  • — weren, der Conj. ist durch das Gesetz der Continuität des
  • Ausdrucks aus dem vorhergehenden sehen entstanden, denn be-
  • grifflich ist hier der Indic. gefordert.
  • 289 irlouve, mhd. erhübe. — 292 der, Nebenform von dir, dir ;
  • diese abgeschwächte Form wird immer nur dann gesetzt, wenn
  • kein rhetorischer oder rhythmischer Accent auf dem Worte liegt,
  • vgl. 37. — 293 inbot von inbieten, mhd. en{t)bieten stv. —
  • 295 gequam, gekommen ist. — 296 veret mit grdzer menige, er zieht
  • einher mit großem Gefolge, d. h. er hat eine grolle Vasallen-
  • und Ritterschaft. — 298 scal, mhd. schal stm., in der Bedeu-
  • tung Getöse, wie es bei festlichen Gelegenheiten stattzufinden
  • pflegt, nicht bloß der Klang der Musik und des Gesanges. —
  • vedirspil stn. Die zur Jagd abgerichteten Vögel (Falkenbeize),
  • die im Mittelalter und später wesentlich zur Signatur des vor-
  • nehmen Lebens gehören. — 301 gezouwe stn., eigentlich Aus-
  • rüstung, Geräth, Werkzeug, alles, was dazu gehört, das ritter-
  • liche oder höfische Treiben zu vervollständigen. —
  • KÖNIG BOTHEB. 25
  • van du machtu mit ^ren
  • mir irlouben mtnes harren bodescaft,
  • wände her weiz aller tagende kraft.» 305
  • Alsus antwarde Constantin
  • nu sal iz dir irloubit sin
  • durch dines herren willen,
  • nu werf svaz du willes.
  • du bist ein w^tllcher man, 310
  • du Salt minen urlob hän.»
  • dö sprach Lüpolt,
  • (deme kuninge Röther was er holt)
  • «nu virnim mich, kuninc Constantin,
  • min htoe gerit der tochtir din, 315
  • der is geheizen Röthere
  • und sitzit westert über mere.
  • her ist ein statehaftcr man,
  • her wolde dine tochter zeiner kuninginne hän.
  • unde wil daz got von himele, 320
  • daz sie kumen z6 samene,
  • sone gewan nie bezzer wunne
  • wip mit einem manne.»
  • Trürich sprach dö Constantin,
  • (zurnich was der möt sin) 825
  • «daz ich die rede irloubit hän,
  • des möz ich lange trürich stän.
  • 303 van düj mhd. diu, absolut gebrauchter Instr. von daz, des-
  • halb. — machtu = mäht du. — 305 weiz aller fügende kraft^
  • er versteht alle ritterlichen oder fürstlichen Vorzüge (tagende)
  • in höchster Kraft darzustellen.
  • 306 antwarde, mhd. aniwurte, praßt, von aniwurten; a er-
  • setzt o und dieses das mhd. u. — 309 werf, mhd. wvrp,
  • imp. von werben oder mit der Spirans für Media werven, —
  • willes, 2. Person sing. conj. von wil. — 310 weflich, mhd. woetlich
  • adj., stattlich, schön. — 311 urloh stm., Erlaubnis. — 315 gerit
  • von gern swv., begehren mit gen. des Obj. — 316 ts, vgl. 255.
  • — 317 westert locales Adv., nach Westen hin. — 318 State-
  • hafter, vgl. 258. — 322 sone = so ne.
  • 324 Trürich adj., traurig; wegen des anslaut. ch vgl. 7; ebenso
  • in 325 zurnich, zornig. — 327 des absoluter Gen., davon, darob. —
  • 26 EONIG BOTHEB.
  • w6re min site s6 getan,
  • daz ich sie g^be deheinen man,
  • so mochtich sie mit 6ren 830
  • senden dtme h^ren.
  • daz weiz aver got der riebe;
  • du tätes wislicbe,
  • du vurreditis umbe die bodescaf,
  • dune bescöwetis anderis nimmer m^r den tach. 335
  • wände miner tochter nebat nie nichein man,
  • erne moste sin bövet virlorin bän.
  • so magiz ü niebt irgän,
  • ir slt alle gevftn
  • und ne ges^t üweris b^ren 340
  • riebe nimmer möre.»
  • Der kuninc beiz die botin kören
  • in einin kerkere,
  • da wärens inne manigen tacb,
  • daz ir nie nicbein de sunnen gesacb, 345
  • 329 deheinen man, vgl. 15. — 330 mochtich^^mohief mÖhie ich, —
  • 331 dime = dineme, — 332 aver = mhd. aber. — 333 täteSy
  • 2. Person sing. conj. prset. von tuon, mhd. taetest. — 334 vur-
  • reditis, mhd. verredetest, verr. ist etwas von sich ablehnen, sich
  • entschuldigen ; um6e, in Bezug auf. — 335 dune = du ne. — bescö-
  • wetis, mhd. beschouwetest , würdest beschauen. — anderis adv.
  • gen., anders , in anderm Falle , sonst. Du hättest weislich ge-
  • handelt, hättest du die Botschaft von dir abgelehnt, denn an-
  • ders, wenn du sie übernehmen wolltest, würdest du nimmer mehr
  • das Licht sehen, d. h. wie sich sofort ergibt: in ein Gefäng-
  • niß geworfen werden, wohin keine Sonne scheint. — 336 nebat
  • = nebat nie nichein, die dreifache Negation verstärkt das Ge-
  • wicht des Ausdrucks ungemein. — 337 moste, mhd. müeste
  • von muoz. — hovet, mhd. houbet stn., Haupt, Kopf. — 338 u,
  • mhd. tw, euch. — irgän, mhd. ergdn, nach Wunsch zur Vol-
  • lendung kommen ; außerdem hat irgdn auch die Bedeutung aus-,
  • zu Ende gehen, vergehen. — 339 gevdn, part. praet. pass. von
  • vdhen, vdn stv., mhd. gevangen. — 340 geset, mhd. gesehet. —
  • vweris, mhd. iuweres, eueres.
  • 343 kerkere, kerkdre stm., Kerker. Die Form kerkenere
  • 426 u. s.w., nach der Analogie von barmenasre, Moildencere u. s. w.
  • gebildet, gehört nur der Hs. an. — ^Awdrens=wdren sie. — 345
  • daZf in der Weise, daß. — ir gen. pl. abhängig von nichein. —
  • KÖNIG BOTHEB. 27
  • noch den mänen s6 liecht.
  • leider sie ne heten vrowede niecht,
  • wene vrost unde naz.
  • hei, wi gröz ir arheit was!
  • s6 häten hungir unde not, 350
  • sie wären nä hlihin tot.
  • die dar heime gnöc habeten,
  • mit deme wazzere sie sich labeten,
  • daz ander in svebete.
  • w6 küme die harren lebeten! 355
  • d6 weinte manic man
  • stnen Hb wol getan.
  • ir herzerüwe was gröz:
  • sie nehetin zö niemanne tröst.
  • iedoch half in got der g6te 360
  • dnrc stn öthmöte,
  • daz sie alle samen gesunde
  • qu&men heim zö lande.
  • Nu mugider hören möre
  • dö nöte von den hören. 365
  • dö sprach der hörre Erwin
  • zö Lupoide, deme meister sin
  • «owt, lieber brüder min,
  • wie lange sul wir hie sin?
  • 347 vrowede gen. sing, des starken Fem. vr., Freude, abhängig
  • von* niecht. — 348 wene, mhd. wane, wan^ außer, sondern. —
  • naz^ neutr. des Adj., Nässe. — 351 na adv., mhd. ncSAe, näeh,
  • beinahe. — blibin, part. praet. von h(e)l%beny stv. bleiben. —
  • 352 gnoc adj., genug, mhd. genuoc. — 354 svebetSy »weben swv.,
  • in leiser rhythmischer Bewegung sein, wie beim Fließen,
  • Schwimmen, Fliegen u. s. w. — 355 we, mhd. wie. — 356 weinte
  • einen tib^ beweinte seinen Leib. — 358 herzerüwe stf., Herzens-
  • kummer. — 359 nehetin — ne heten. — 361 othmote, vgl. 187.
  • 364 mugider = mugit, muget ir. — 367 meisier. L^olt als
  • der älteste Bruder ist insofern schon Erwin's meister, noch mehr
  • weil er das Haupt der Gesandtschaft ist. — 368 owi, Interj.
  • des Schmerzes, dem häufigem owe ähnlich in Bedeutung, aber
  • nicht identisch. — 369 sul wir für suhi wir, —
  • 28 KÖNIG BOTHBR.
  • wer heifit nu den mägen, 370
  • den wir gotis schuldic wären?
  • oder weme sal unser erbe
  • z6 Jungestin werden?
  • der Adamen gebiledöte
  • der helfe uns üze derrer nöte.» 375
  • d6 vielen sie al in crüces stal,
  • michil wart der ir scal,
  • dö sie z6 gote riefen.
  • w^ trürich sie wiefen!
  • vil trürich iz üz ir herzen gienc. 380
  • etllchir in daz wazzer viel,
  • daz er dar inne belochen lac.
  • sit gesähen sie den tac,
  • daz sie vröliche
  • besäzen da heime ir riebe. 385
  • Der kuninc heiz dö hinnen gän
  • beide mäge unde man,
  • daz sie die ztrheit gesägen
  • die in den kielen lägen.
  • dö giengin die juncvrouwin 390
  • durc wunder schouwin
  • 370 mdgeuj dat. pl. von mdc, Verwandter, unsern Verwandten,
  • formelhaft wie man und mdc. ; s. zu 53. — 372 erbe, vgl. 22. —
  • 373 z6 Jungestin adverbiel gebrauchte schwache Form des Superl.,
  • zuletzt. — 374 gehilidote, gehilidon swv., ein btlede, hildey eine Ge-
  • stalt völlig (ge) darstellen. — 375 derrer, seltene dial. Form für
  • den Dat. sing. fem. von diser, dirre. — 376 in cruces stal, die be-
  • kannte Geberde des inbrünstigen Gebetes, was auch venie
  • V. heißt, die Arme ausgestreckt niederfallen und so die Ge-
  • stalt, stal, des Kreuzes darstellen. — 377 der ir, das Fron, der
  • 3. Person sing, im gen. pl. zwischen Artikel und Nomen ge-
  • setzt. — 379 wiefen, praet. von wuofen stv., Wehruf erheben. —
  • 381 etlichir, rohd. etelicher adj., mancher. — 382 belochen, part.
  • praet. pl. von beliechen stv., fest machen, beschließen. —
  • 385 riche, was ihnen gehorte, ihr Besitz.
  • 388 die zvrheit stf., zierheit, Schmuckgegenstände, Kostbar-
  • keiten, plur. Begriff. — gesogen, mhd. gescehen, conj. praet. von
  • gesehen, g für h zwischen Vocalen vgl. 36. — 391 dwc, um zu. —
  • wunder, Gegenstand der Verwunderung. —
  • EÖKia BOTHEB. 29
  • mit in z6 den schiffin
  • da sie daz göt wistin.
  • nu nekan ü nichein man gesagen
  • die wunder, die in den kielen lägen. 395
  • da inne was daz golt r6t
  • kleine gewieröt,
  • nuskele unde vingerin,
  • daz die botin mitsam in
  • hötin brächt den vrouwen, 400
  • vunf düsint bouge,
  • die sie al geben wolden,
  • s6 sie widir kören solden.
  • rossekleit unde vanen
  • lac dar ein michil teil ane, 405
  • unde wöhe gezelde
  • wole geworcht mit golde
  • gäben in ir holden,
  • dö sie von lande varn solden,
  • die sie in selben heten irwelit. 410
  • da was manic sneller helit
  • 393 daz got stn., die Schätze u. s. w. der Boten. — wistin^
  • praet. von weizj vgl. 253. — 394 «, mhd. i«, euch. — 397 ge-
  • wieröt, wieron swv. bezeichnet ungefähr das, was wir Filigran-
  • arbeit nennen. — 398 nuskele^ mhd. nüschel stm. neben nusche fem.,
  • Spange, Schnalle. — vingerin sin. hier plur., der sich in der
  • Form nicht vom Sing, unterscheidet, Fingerring, nuskele und
  • vingerin sind als appositionelle nähere Bestimmung zu golt gesetzt,
  • sie und die bouge stellen das rothe Gold dar. — 399 daz^ alles
  • eben Genannte, was. — mitsam in. sam, praep. mit dat., verstärkt
  • durch mit, wie van durch uz verstärkt wird. — 400 bracht,
  • part. praet. pass. von bringen. — 401 bouge, bouc stm., größere
  • Ringe «der Reife, an den Armen, Hals u. s. w. zu tragen. —
  • 403 solden, wenn es ihnen vergönnt gewesen wäre. — 404 rosse-
  • kleit, die kostbaren Decken für die Rosse. — vane swm., da-
  • mals schon das Fahnentuch und insofern die Fahne selbst, nicht
  • mehr bloß Tuch im allgemeinen. — 405 ein michil teil, eine
  • sehr große Anzahl, denn teil allein ist schon ein «gutes»
  • Theil. — 406 wehe, mhd. woshe adj., fein, kostbar. — 407 ge-
  • worcht, part. praet. pass. von würken, ganz unser «durchwirkt». —
  • 408 tV holden, Angehörigen = man und mäc, vgl. 53; sie sind
  • zu jeder Hülfe, auch zur Ausrüstung ihrer Herren verpflichtet. —
  • 30 KÖNIG BOTHBB.
  • vil virmezzinltche üz komen,
  • iz ne haben de böche gelogen.
  • Nu sagit man uns van silver und van golde,
  • sower daz sien wolde, 415
  • des lac dk ein vil michil magen.
  • der kuninc heiz iz abe tragen
  • unde beval iz sime kamerßre,
  • daz er is also plöge,
  • sowanne man iz haben wolde, 420
  • daz er iz halen solde,
  • iz w&re wäfen oder vane,
  • daz is icht qu^me dane.
  • swä ein ros irsturbe,
  • daz ein ander widir gewunnin wurde, 425
  • daz gebot er ime an stn leben
  • und heiz in des s6 plegen,
  • ob man iz immir wider gegöbe,
  • daz iz dar allez w^re;
  • 412 virmezzen^che , vgl. 205. — 413 i? we haben de bocke ge-
  • logen, vgl. 16.
  • 415 sien, mundartlich für sehen, — 416 magen stn., Menge,
  • Große, Stärke, in der damaligen Sprache schon selten mehr
  • allein, gewöhnlich in Zusammensetzung gebraucht. — 418 beval,
  • mhd. bevalch von bevelhen stv. h des Auslautes im Dialekte
  • entschwunden, wie nhd. allgemein. — kamerere stm., mhd. käme-
  • rcere, kemercere, Kämmerer. Auch hier wechselt kam. und
  • keiner. — 419 is, gen. sing, des Pron. 3. Person neutr. gen.
  • abhängig von plege, pflcege. — 421 halen, wie die Hs. liest
  • «BB mhd. holn. Schon ahd. häufiger holon als halon. In den
  • mittel- und niederd. Denkmälern hat sich das stammhafte a
  • gehalten. — 422 wdfen stn., speciell Schwert. — 423 is icht.
  • is, vgl. 419, abhängig von tcA^ abstr. Subst. Etwas, hier in dem
  • abhängigen Satze negativ gefaßt und mit Nichts zu über-
  • setzen. — dane adv., von da weg. — 424 irsturbe, praet. conj.
  • von irsterben stv. — 425 gewunnin, dasselbe von gewinnen,
  • schaffen. — 426 an sin leben, bei seinem Leben. — 428 immir,
  • jemals. — g^gebe conj. praet. ge erzeugt den Sinn des Condit.
  • oder Fut. exact., wieder geben würde.
  • n.
  • Jahr and Tag liegen die Boten Rother's gefangen, der
  • König ahnt ihr trauriges Los, und geräth darüber in tiefsten
  • Kummer. Er ist zu ihrer Befreiung entschloßen und will selbst
  • nach Griechenland ziehen. In seiner Noth beruft er seinen
  • alten Erzieher und Waffenmeister Berchter, Graf und Herzog
  • Tou Heran, um sich mit ihm über die Befreiung seiner Mannen,
  • worunter Berchter's sieben Sohne, zu berathen. Berchter räth.
  • einen eigentlichen Heereszug^ die andern Mannen aber wider-
  • rathen das, weil es der Tod der Gefangenen sein werde, falls
  • sie überhaupt noch am Leben seien, und so wird beschloßen,
  • da& Roth er selbst mit einer stattlichen Anzahl Ritter ain recken
  • VHS», d. h. als fahrender Held den 2^ag nach Griechenland an-
  • treten und dort durch List die Gefangenen befreien solle.
  • Nu wertiz jär unde dag, 430
  • daz vil manic man lag
  • in deme kerkere
  • unde qualtin sich s^re:
  • gröz was ir weinen,
  • unde ouch Röthere da heime 435
  • vil s^re trüröte
  • umbe die botin gote.
  • her wraiic sine hende
  • unde gedächte in manigin ende
  • 430 jdr unde dag, 'formelhaft auch jetzt noch gebräuchliche
  • Zeitbestimmung: ein volles Jahr — 433 qualtin praet. von queln
  • swv. quälen; der Plural durch das dem Begriffe nach plurale
  • manic veranlaßt. — sere, vgl. 38. — 435 unde ouch, aber auch,
  • doch auch. — 436 trurote von trurdn swv., trauern. — 438 wranc,
  • praet. von wringen, hochd. ringen stv. — 439 in manigin ende,
  • ende stm. in m. ende adverb. Ausdruck, nach manchen Rich-
  • tungen hin. —
  • 32 KÖNIG BOTHEB.
  • w^ er daz besage 440
  • wä sine boten lägen.
  • dö giengen die alden rätgeben,
  • der vrunt da wären under wegen,
  • die weinotin vil sßre
  • und bäten ouch ir heren, 445
  • daz er sie selbe ges^he
  • ob so lebende w^ren.
  • Köther üf eime steine saz —
  • wo trürich ime sin herze was! —
  • dri tage unde drie nacht, 450
  • daz er z6 niemanne nichtne sprach,
  • wene daz her allez dächte,
  • wo er kumen machte
  • ze Kriechin in daz lant,
  • da er h^te gesant 455
  • manigin boten h^rlich.
  • dö heiz er gön vor sich
  • Berchter, einen alden man,
  • z6 deme er allen sinen rät nam —
  • 440 besage, mhd. bescehe von besehen, ersehen. — 442 die
  • alden rätgeben, dieselben, die 59 die wtsen altheren genannt
  • werden. — 443 vrunt, mhd. vriunt, die flexionslos gewordene
  • Form des Plur. von vriunt, Freund, hier stets in dem solennen
  • Sinn von Blutsfreund. — under wegen adv., unterwegs, d. h. in
  • der Ferne, Fremde. — 446 gesehe, mhd. gescehe, erspähen sollte.
  • 448 Das Sitzen auf einem Steine, im Gegensatz zu dem
  • Sitzen auf dem grünen Grase oder Klee, Symbol des tiefen
  • Kummers, wie schon das bekannte Walther'sche ich saz üf
  • einem steine zeigt. — 450 dri, der Acc. des Masc, drte, des
  • Fem. der Dreizahl. — 451 daz, in der Weise, daß. — 452 allezy
  • adv., stets, unabläßig. — 453 we, die niederd. Form von wie,
  • vgl. 93. — machte, praet. von mac; neben der gewöhnlichen
  • mhd. Form mohte, hier, wo meist ch ein hochd. h vor
  • Conson., besonders vor t und s ersetzt, gewöhnlich mochte ge-
  • sehrieben, ist auch die alterthümliche machte durch viele
  • Reime gesichert. — 457 vor, mhd. vüre, vür mit Acc, jetzt vor.
  • — 458 Berchter, Neben dieser Form des Namens ist auch die
  • andere, Berthere, als dem Originaltexte gehörig anzusehen,
  • beide gehen auf Berhthere zurück: Berkere u. s. w. gehört bloß
  • der Handschrift. — 459 zo deme, bei dem, von dem. —
  • KÖNIG ROTHEB. 33
  • des sune wären ir sibene — 460
  • der ne legitiz ouch niergin nidere.
  • her sprach «du salt mir rätin, Berchter,
  • w§ wir kumen ober mer
  • zu Constinopole in de stat.
  • is daz des got gestadet hat, 465
  • daz der knninc Constantin
  • gehoubetit hat der baten min,
  • sone willich nimmer mßre
  • beliven an römesker erden,
  • ör iz ime an den üb gät; 470
  • owi w6 trüric her mich gemachit hat!»
  • Alsus redete dö Berchter, der aide man
  • (er was ein gräve von Merän)
  • «ih hete eilif sune herlich,
  • der zvelfte hiez Helfrich, 475
  • den santes du über Elve
  • 460 ir sibene, wie noch jetzt, gen. pl. des Pron. 3. Person zu
  • Zahlbegriffen gesetzt, um sie als Einheit zusammenzufaßen:
  • ihrer sieben. — 461 legitiz = legite iz, praet. von legen, nidere
  • legen, etwas, hier durch das allgemeine iz bezeichnet, das
  • was einem aufgetragen wird, von ihm gefordert wird (den
  • rat) vernachläßigen. — 465 is daz; is, vgl. 255; ist es der
  • Fall, daß. — gestaden mit gen. etwas zulaßen, gestatten. —
  • 467 gehoubetit. houbeten swv., enthaupten; 517 steht die alter-
  • thümliche Form gekoubitot. — der boten min gen. part., von
  • meinen Boten, welche von meinen Boten. — 468 sone ssi so
  • ne. — 469 beliven, mhd. beliben, bleiben. — an römesker
  • erden, auf römischem Boden; romischer Boden ist das ganze
  • Gebiet des Kaiserreichs, man konnte also, von der Heimat des
  • Dichters aus, es auch mit «auf deutschem Boden» geben. -^
  • 470 er adv. und conj., früher, vorher, bevor, und häufig so
  • gewandt, daß man es mit (cbis)» übersetzen kann. — an den
  • lib gut, an das Leben geht.
  • 475 der zvelfte. Zwölfeahl, auch hier wie immer formel-
  • haft; vgL 7. — 476 santes, vgl. 110. — über Elve; in dieser
  • Wendung, wo nicht sowol der Fluß selbst als das Land jen-
  • seit desselben bezeichnet wird, steht der bestimmte Artikel,
  • der sonst nicht fehlen dürfte, nicht dabei, wie mundartlich
  • noch gesagt wird: über Hhein gehen, in das Land jenseit des
  • Bheines. — Elve kann nur die niederd. Form von Elbe, Elbe,
  • KÖHIQ BOTHBB. 3
  • 34 KÖNIG BOTHEB.
  • mit vil grözer menige.
  • da vor er hereverte
  • und manigen stürm herte,
  • da er die heidinen quelete, 480
  • die sunder ^we leveten.
  • an godes dienste wart er irslagen.
  • den ne muge wer nummer verklagen.
  • nu sin ir sibene an desse vart.
  • owi daz ich ie geborn wart, 485
  • ich vil weiniger man,
  • waz ich lieber kinder virlorin hän!
  • Lüpolt ende Erewin
  • wären die eldesten sune min.
  • sein, jede andere Erklärung ist unstatthaft. Helfrich hat im
  • Dienste des romischen Kaisers (und deutschen Königs) Bother,
  • des Schutzherren der Christenheit, Kriegszüge zur Bekehrung
  • der Heiden rechts Ton der Elbe gemacht, wie so einer seit
  • der Zeit der sächsischen Kaiser bis zu den Staufen gemacht
  • wurde. Es ist möglich, daß die auf Bernhardts von Clairvaux
  • Betrieb gleichzeitig mit dem Zug in den Orient angeregte Kreuz-
  • fahrt gegen die Slawen über der Elbe 1147, wobei die deutschen
  • Heere sehr grolle Unfälle erlitten, dem letzten Dichter oder Um-
  • arbeiter des Rother vorschwebt. — 479 Zu manigen stürm herte ist
  • aus 478 das entsprechendeVerbum, etwa «bestand», zu entnehmen. —
  • 480 heidinen pl. von heiden, ahd. heidan^ eigentlich Adject.
  • und durch Ergänzung von man Substantiv geworden, daher
  • schon frühe als solches decliniert: im Mhd. ist die adjective
  • Form sonst nur gebräuchlich, wo ein Substantiv dabeisteht;
  • sobald das Wort allein erscheint, gilt es als Substantiv, die
  • heidinen ist also im Vergleich mit mhd. die heiden , oder heidene,
  • eine Alterthümlichkeit der Sprache. — 481 ewe stf., mhd. etoe,
  • gewöhnlich e, Recht, Glaube, eigentlich das Dauernde, für
  • immer Gültige. — leveten, mhd. lebeten. — 483 muge wer. muge
  • 1. Person pl. von mac, vgl. 369; entweder fallt bloß die
  • Personalendung n oder auch der Verbindungsvocal weg. wer
  • die durch Inclin. geschwächte Form für wir. — nummer
  • dialekt. Nebenform von nimmer, niemals. — 484 «m, vgl. 119.
  • — ir aibene, vgl. 460. — desse acc. sing. fem. von diser. —
  • 486 weiniger, mhd. wenic, klagehaft, unglücklich. Die Mund-
  • art hat hier den alten Diphthong (gothisch wainags) entweder
  • bewahrt oder wiederhergestellt, doch kommt auch die Form
  • weniger unten vor. — 487 waz — lieber kinder. l. k. gen., ab-
  • hängig von dem absttract collectiv gesetzten waz, vgl. 247. —
  • KÖNia BOTHEB. 35
  • sowanne ich der vunver virdage, 490
  • dise zw^ne nemach ich nimmir virklagen.
  • ßöther, lieber htoe min,
  • daz sal nn min rät sin,
  • daz wir varen herevart
  • und ir beide üngerin und Kröchen slät. 495
  • ich vöruch ritäje düsint.
  • mich rüwent söre mine Mnt.»
  • Des antworde ime dö Röther der getrüwe man
  • ades saltu imer lön hän.
  • ja hortich minen vater hi bevorn sprecken: 500
  • swer s6 w6r ein göt recke,
  • daz her unrechte töte,
  • s6 man ime göten rät göbe,
  • daz er des nicht ne nöme.
  • nu wil ich üffe den hof gän. 505
  • wir suhl iz den hdrren allen sän
  • unde künden iz göten knehten —
  • dar an to wir rehte —
  • wie iz in gevalle,
  • unde bedenken unsich alle. 5io
  • 490 sowanne correl. Zeitpart., wenn auch immer, vgl. 414. — .
  • der vunver. Das Zahlwort vunf, vunve hier adject. flect. und
  • zwar in starker Form, vgl. 214. — virdage, mhd. swv. ver-
  • dagen, verschweigen mit gen. des Objects. — 491 nemach » ne
  • mac, — 495 beide, vgl. 153. — Üngerin und Krechen, üngerin ist
  • eigentlich der Dat. pl. von Unger stm., also, wie gewohnlich in
  • der altern deutschen Sprache, der Name des Volks zum Landes-
  • namen geworden (wie unser Baiem, Franken, Thüringen u. s.w.).
  • Kr ecken könnte auch acc. pl. von Krieche sein, wird aber hier
  • gerade so wie üngerin zu erklären sein. — 496 voruch, mhd. vüere
  • iu, Ueber üch für iu vgl, 143. Hier wird durch Incl. Kürze des
  • u eingetreten sein. — 497 ruwent, mhd. riuwent, bekümmern.
  • 498 Des adverb. gen., darauf. — 500 hortich = horte ich
  • von h(Bren. — A», mhd. hie zu bevorn, zeitlich gebraucht, vor-
  • her, einst. — sprecken, niederd. Form für hochd. sprechen, —
  • 501 recke swm., Held, hier in ganz allgemeiner Bedeutung,
  • ohne Beziehung auf das fahrende Heldenthnm. — 504 daz,
  • wenn er, falls er. -:— 506 sdn für sagen, nach der Aussprache
  • der Mundart. — 507 goten knehten, vgl. 24. — 508 to wir,
  • vgl. 369. — 510 unsich, acc. pl. des Pron. 1. Person. —
  • 3*
  • 36 KÖNIG BOTHE&.
  • wat ob ittelicher ist,
  • der hat bezzere list
  • dan wir nns haben genmnen?
  • war mnbe solde wir mit so manigime kamen
  • hin zd Erichen, 515
  • wi ne wisten w^rliche
  • ob se wären gehoubitot?
  • waz ob sie der grimmige tot
  • noch hat nicht bevangan?
  • söche wir sie mit here dan, 520
  • sd quelit men die helede lossam.
  • daz weiz der waldendiger got,
  • der mir zd lebene gebot,
  • sd rüwin sie mich söre.»
  • dö weinitin de hßren. 525
  • Alsns redite do l^rther, der aide man,
  • (ckaninc, dn ne mochtis nimmer s6 g6te sinne hän,
  • ich ne wolde dir gerne gevolgich sin.
  • die leit die sin half min.
  • nu samene, hörre, dine man, 530
  • ich wil is gerne im rät hän
  • 511 wat ob; 518 waz ob. wat, niederd. Form. w. ob, eine
  • elliptische Bedewendung, im Sinne unserm «yielleicht» ent-
  • sprechend. — ittelicher, Nebenform von ette — etelxcher. —
  • 513 dan, als nach Gompar. — 514 aolde wir, vgl. 483. — 516 «?t,
  • Dialectform für wir, wie m% für mir u. s. w. — wi ne wisten,
  • wenn wir nicht. — wer liehe adv., in Wahrheit, — 519 6e-
  • vangan, tieftoniges a for e, hierdurch den Beim erzeugt; viel-
  • leicht stand aber bevdn. — 520 soche wir, vgl. 483, = suochen wir,
  • aufsuchen. — 521 quelit men. men, inclin. Form für man, könnte
  • daher auch, wie es die Hs. thut, mit dem Accentworte zusammen-
  • geschrieben werden. — 522 waldendiger got, vgl. 4M; jL-| Li-
  • 524 rüwin, vgl. 497, hier mit abgefallenem /, vgl. 132.
  • 527 mochtis, vgl. 110, mhd. mohtest. — 528 ich ne wolde dir
  • gerne gevolgich sin. Die beiden negativ gefärbten Sätze 527. 528
  • werden uns in positiver Wendung deutlicher: jedem guten Vor-
  • schlage, gutem Bathe, den du gibst, werde ich gerne folgsam sein.
  • gevolgich adj. — 529 leit stn., im Plur. — half, mhd. halp, halb. —
  • 530 samene imp., versammele. — 531 18 gen. von iz, abhängig von
  • rät. — im, die flect. Form des Pron. 3. Person, vgl. 180. —
  • KÖNIG ROTHEE. 37
  • mit wie getanen sinnen
  • wir Kriechen bekennen.
  • des is n6t, höre.
  • mich rüwent vil s6re 535
  • mine sune wol getan,
  • die ich wunderliche virlorn hän.
  • die sandich durch din ^re.
  • nu wöstu, lieber höre,
  • also vil als ich, 540
  • wie iz an irn dingen kumen is,
  • wene got durch sine krefte
  • helfe mir schadehaften,
  • daz daz muge geschön
  • daz ich mtne kint lebende gesö.» 545
  • Eöthere ginc zö hove
  • mit deme alden herzogen
  • unde bat sine liebesten man
  • vor sich an den rät gän.
  • dö dö hörren vimämen 550
  • die starken nümäre,
  • da hörde man manigin vromen man
  • vromicltche rede hän.
  • 532 toie getanen, wie geartet, beschaffen. — sinnen, Anschlägen.
  • — 533 bekennen swv., erkennen, kennen lernen, d. h. sehen,
  • wie es dort steht. — 534 ist unvollständig überliefert: das
  • deutlich nach is geschriebene kin gibt keine ausreichende Hand-
  • habe zu einer Gonjectnr, obgleich im Text eine solche aufge-
  • stellt ist. — 537 wunderliche adv., auf seltsame Weise, vgl. 282.
  • — 538 sandich = sande ich. — dtirch dm ere, um deiner Ehre
  • willen. — 539 westu = weist du. — 540 also vil als ich, ebenso
  • gut als ich, d. h. ebenso wenig. — 541 im, vgl. 180. dinc,
  • wie jetzt «Sache» gebraucht wird, als unbestimmte Bezeichnung
  • des ganzen Zustandes. — 542 wene, außer, wenn nicht. —
  • 543 helfe conj., helfen will. — 544 gesehen, zusammengezogene
  • Form far geschehen. — 545 gese, desgl. für gesehe.
  • 551 starken, gewaltigen Eindruck machend. — nümäre stn.,
  • im Plur. mhd. niumcere, eigentlich neue Kunde. — 552. 553 wo-
  • men man. vromicltche. vrom, vrum &d}., tüchtig; vromiclich, das-
  • selbe, zweckmäßig; die Wiederholung ist absichtlich gerade
  • so wie in den so häufigen Wendungen minnecliche minne u. s. w. —
  • 38 kOnig botheb.
  • da mite sie ir h^rin
  • hülfen grözer ^rin. 555
  • sie giengen zö samene
  • sprächen vor die kamere.
  • sie rieten iren hMn,
  • er solde mit grözen ^rin
  • in recken wis over mere varn, 560
  • s6 mochter sin ^re aller bezzist bewam:
  • wente ein ald herzöge
  • in Kötheris hove,
  • riet daz man iz solde irwendin.
  • dö half der vater sinen kindin. 565
  • er sprach cgä, du zagehafter man,
  • wie torstis du an disen rät gän?»
  • mit der vüst er in sclöch,
  • daz ime üze dem halse vuor daz blöt,
  • unde er ouch lach drie nacht, 570
  • daz er nehörte noch ne sprach,
  • dö sprächen Berchteris man,
  • her h§te ime al rechte getan,
  • war umbe her in solde sören?
  • ir hßrre hete doch schaden möre 575
  • dan der anderin sicheiner,
  • man ne soldene nicht leiden.
  • 555 hülfen conj. praet. von helfen, helfen mit gen. vgl. 47, 112.
  • — 557 sprachen swv., sich berathen. — 558 iren, vgl. 180;
  • über n fdr m: vgl. 15. — 560 in recken tcis, hier ein tech-
  • nischer Ausdruck, als ein fahrender Held, meist als ein durch
  • Krieg u. s. w. vertriebener, der aber keineswegs als ein armer
  • Flüchtling aufzutreten braucht. — 561 mochter = mohte er, —
  • 562 wente y Nebenform von wene, toan, außer, nur. — 564 tr-
  • voendin swv., erwenden, abwenden, verhindern. — iz, die Fahrt.
  • — 567 torstis, 2. Person conj. praet. von tar, ich wage. —
  • 568 scloch, mhd. sluoc; mundartlich sind hier und da zwischen «
  • und / falsche Gutturale hineingekommen, sodaß sei dem ge-
  • wöhnlichen sl entspricht. — 571 nehorte = ne horte, nicht
  • hören konnte. — 573 al adv., ganz, gänzlich. — 574 seren
  • swv. von ser stn., Schmerz, abgeleitet, verletzen. — 577 sol-
  • dene = solde ene, enklit. angehängte Form für ine, in acc. sing,
  • von er.
  • KÖNIG KOTHER. 39
  • Der herzöge hete den schaden,
  • ime was ein michel slach geslagen.
  • die harren gingen dräte 580
  • vor den kuninc mit deme rate
  • unde reditin under in,
  • ob er is gevolgic wolde sin.
  • sie sprächen «wir haben einis dingis gedächt,
  • daz mac wol werden vollebrächt. 585
  • der herverte ist ein t^l z6 vil,
  • unde ob du iz tun wil,
  • s6 machtu dich aller best bewarn,
  • wiltu in recken wts over mere varn. .
  • wände söche wir die Erichen, 590
  • daz wizzestu wMiche,
  • sie tun uns vil zu leide,
  • unde lebit der boden sicheiner,
  • sie mözen alle kiesen den t6t,
  • des is den Kriechen michil not. 595
  • nu vöre golt unde schaz,
  • des ein michil magenkraft
  • in diner kamere
  • is gelegit z6 samene;
  • des bistu, kuninc, riebe. 600
  • nu t^lene vrumeliche.
  • 581 mit deme reite ^ Ergebniß ihrer Berathung. — 583 is
  • gevolgic^ vgl. 528, hier mit gen. des Gegenstandes — 586 ein
  • tel, mhd. teil. Die Phrase ein ^etV bedeutet immer prägnant: ein
  • gutes Theil, ein gutes Stück, vgl. 405. — Der Gen. der her-
  • verte hängt von z6 vil ab. — 587 unde, vgl. 435, doch, aber.
  • — wily 2. Person sing, von wil, gewöhnlich wilt. — 588 machtu
  • = mäht du, von mac. — 589 wiltu = wilt du. — 590 aoche wir,
  • vgl. W.J J-0 591 wizzestu = unzzest du conj. von weiz, magst
  • du wißen. — 592 tun, mhd. iuont, vgl. 132. — 593 unde,
  • vgl. 387. — 595 des is den Kriechen michil not. ez ist not
  • eines d., ein Ding muß nothwendig geschehen. — 596 golt
  • unde schaz. golt, Kostbarkeiten von Gold. — schaz, geprägtes
  • und ungeprägtes edles Metall, vgl. 190. — 597 des, davon. —
  • magenkraft stf., eine Zusammensetzung von ungefähr gleicher
  • Bedeutung beider Theile, vgl. 410. — 600 des, daran. —
  • 601 telene « teile in , vgl. 577 u. 586. —
  • iO KÖNIO BOTHEB.
  • min vil lieber hßre,
  • da mide st^nt din ^re.
  • wir nemugen mit nnsen sinnin
  • nicht bezziris rätis vindin. 605
  • ne volgis du des nicht, Köthere,
  • sone kumistu nimmer über mere.»
  • D6 sprach der kuninc riche
  • harte willicliche
  • «ir habet vrumicliche getan, 610
  • ich wil ü gerne volgan,
  • svaz mir ie war, daz was ü leit.
  • diz ist ubergulde aller wärheit,
  • daz ir mir nu s6 vaste bestät,
  • nu iz mir an die not gät. 615
  • ich hän gewisse michelin scat,
  • nu möze er gewinnin gotis hat,
  • der sin immer icht gespare,
  • swilichin enden er gevare.»
  • viere boten er dö sande 620
  • 603 Stent, bleiben bestehen. — 604 nemugen = ne mugen, plur.
  • von mac, — unsen, die einfache Form des Possess. neben der
  • weiter abgeleiteten unser. — 605 bezziris rätis, gen. abhängig
  • von der sahst. Neg. nicht. — 606 ne volgis ^ wenn du nicht fol-
  • gest. — des, darin. — 607 sone = so ne. — kumistu = kumist,
  • est, du,
  • 609 harte adv., bloß verstärkend, wie unser «sehr» gebraucht.
  • — 611 volgan, durch den Reim, wie noch an einigen andern Stellen,
  • ein tieftoniges a im Inf. erhalten , was im 10. und 11. Jahrhundert
  • besonders in fränkischen und rheinischen Denkmalern sehr ver-
  • breitet ist. — 612 war praet. von werren stv. iz wirret mir, es
  • ist ein Anlaß zur Verwirrung, Kummer. — ü = iu, euch. —
  • 613 ubergulde, mhd. Überguide stf., der Ueberzug von edelstem
  • Metall über einen andern Gegenstand, hier, wie oft, bildlich.
  • — wdrheit, das gegebene Wort, Treue. — 614 vaste adv. von
  • veste. — bestdt von bestdn, fest bleiben. — 615 nu, in rela-
  • tivischer Construction, wie noch jetzt gebräuchlich. — 616 gewisse
  • adv, — scat und hat sind niederd. Formen für^Viochd. schaz,
  • 1. , die hier wahrscheinlich stehen, obgleich die Hs. z schreibt.
  • f- '*18 sin auf scat bezogen. — 619 swilichin enden adv.,
  • .. welchem Ende. —
  • KÖNIG BOTHEB. 41
  • vil wltin inme lande
  • nnde inböt in al geltche,
  • d^ da woldin werdin riebe,
  • daz sie z6 hove qn^men,
  • der dk solde stn zu Börne, 625
  • da bedorfter ir z6 eime dinge, ^
  • daz ne mocbter nicbt volbringen
  • äne göte knecbte,
  • iz ne quöme ime nnrechte.
  • einin brief er d6 sande 630
  • z6 eime unkundigen lande,
  • da was ein riese, der hiez Aspriän
  • der nimSr z6 bove nequam.
  • durcb die starken nümäre
  • büb er sieb zewäre 635
  • mit unkundiger diete
  • vor den kunine göten.
  • der vuorte riesiniske man,
  • die trögin stangin yreissam.
  • Des kuningis nilmäre, 640
  • daz sageeb ü zwäre,
  • 621 unttUy mhd. toiten, weithin. — inme = in deme. — 626 be-
  • dorfter = hedorfte er von bedarf, ir gen. pl. von bed. abhängig.
  • — 627 mochter » mohte er, — 628 gote knechte ^ vgl. 24. —
  • 629 iz ne queme, wenn es ihm nicht als Unrecht gerechnet
  • werden sollte. — 631 unkundigen lande, wikundec adj., von
  • dem man nicht viel weiß und wißen mag. Es ist etwas von
  • unserm ((unheimlich)) darin. — 632 riese. Durch Erweiterung
  • der accentuierten kurzen Stammsilbe ist ie für t hier durch-
  • gedrungen, wie auch in einigen andern Fällen vor 8 und ganz
  • vereinzelt vor r (vgl. 704); die Hs. geht in dem Gebrauche
  • dieser Yocaldehnung viel weiter, indem sie dieselbe auch öfter
  • vor d, t eintreten läßt, wo sie der Sprache des Dichters fremd
  • ist. — 633 nimer, niemals. — 634 durch die, wegen. — starken
  • nünd^rey vgl. 551. — 635 hub er sich, sich heben, sich erheben,
  • sich aufmachen. — 636 unkundiger, vgl. 631. — diet stf., Volk,
  • Haufe Leute. — 638 riesiniske man s= risisch, aus dem Geschlecht
  • der Riesen. — 639 stangin, stählerne Stangen: Keulen, die Waffen
  • der Urzeit, also auch der Riesen. — vreissam adj., furchtbar.
  • 641 sagech = sage ich. — m, mhd. iu, — zwdre = ze wäre,
  • in Wahrheit. —
  • 42 KÖKia BOTHEB.
  • die irschullen harte wide.
  • die harren begunden riden.
  • da vazzite sich man wider man,
  • daz er schöne zö hove quam. 645
  • durch daz iz ein hovespräche was,
  • ir nehein iz ne virsaz.
  • d6 gewan her michele heres kraft.
  • sie ritin dicke scharehaft,
  • dö zvä unde sibinzich kröne 650
  • vor den kuninc quämen zö Röme.
  • Dö sän sie in deme melme gän
  • einin wunderlichen man,
  • den ne mochte nichein ros getragen,
  • der düchte sie ein seltsßne knabe. 655
  • der tröch eine stäline Stangen,
  • vier unde zweinzich ellene lange,
  • des wart sie ein michel kaffen an getan:
  • sie brächte ein riese, der hiez Asprlän.
  • 1^
  • 642 irschullen plur. praet. von ir schellen stv., erschallen. — r harte^
  • vgl. 609. — wtde adv., mhd. wite, weithin. — 643 begunden
  • plur. praet. von heginnen, began und begunde hier nebeneinander,
  • beide durch Reime gesichert. — 644 vazzite^ vgl. 157. 218. —
  • man wider man, ein Mann gegenüber, neben dem andern, Mann
  • für Mann. — 646 durch daz, weil. — hovesprdche stf., eine be-
  • rathschlagende Versammlung aller^ derer, die zum ho/ des Kö-
  • nigs gehören , seine «Mannen» sind. — 647 virsaz von versitzen
  • stv. mit acc, etwas gleichsam in müßigem Dasitzen versäumen.
  • — 648 her, bezieht sich auf Rother. — 649 dicke adv., häufig,
  • d. h. an vielen Stellen. — scharehaft, scharenweise. — 650 zvu,
  • hier die altere Form des Nom. pl. fem. des Zahlwortes, da-
  • neben zwo. — kröne, Kronenträger, vgl. 7 u. 136.
  • 652 San, mhd. sahen, zusammengezogene Forn). — melm stm.,
  • die aufgewühlte, zertretene Erde, Staub u. s. w. — 653 wunder^
  • liehen man, vgl. 537. — 655 seltsene adj., seltsam. — knabe,
  • ironisch gesagt «Bursche», knabe ist nicht bloß Knappe, für
  • den Waffendienst, sondern auch «Page», also Inbegriff zier-
  • licher Jugendlichkeit. — 656 stdltne adj. von stahel, stul,
  • stählen. — 657 ellene, die umfangreichste Form des mhd. eile,
  • eine stf., Elle. — 658 des, deshalb. — wart sie ein michel kaffen
  • an getan, sie abhängig von ane. michel kaffen inf. subst. ge-
  • braucht. Ueber kaffen vgl. 247.
  • KÖNIG BOTHEB. 43
  • Also Berther die riesen an gesach, 660
  • nu mugit ir hören wie her sprach
  • «ich sie dort guote knechte,
  • die turrin wol vechten.
  • uns kumit z6 vöze ein schone schare,
  • die stn harte wicliche gare. 665
  • min vil lieber h^re,
  • intfä, sie nach dtnen eren.
  • si sint z6 den brüsten vU groz.
  • war gewan ie sicheinis kuningis gnoa
  • so manigin wichgaren man? 670
  • swär sie einin zorn willen hän,
  • sowilich in intwichit vor der stangin
  • unde her in mit dem swerte gelangit,
  • der ne dorfte umbe daz sin leben
  • nimmir einin pfenninc gegeben. 675
  • ^Nu vöre, kuninc ßöthere,
  • derre wigande zwelfe ober mere,
  • sone dar uns nehein man
  • mit sime volke bestän,
  • ^her ne möze virl^sin den leben. 680
  • al si in de hof ungelegen,
  • 662 st6 = mhd. sike, 1. Person sing, praes. von sehen, —
  • 633 turrin plur. von tar, ich wage, praeteritopr. — 665 mc-
  • licke adv., für dßn wie, Streit. — gare adj., bereit, gerüstet. —
  • 667 intfd^ imp. von intfdn, empfangen. — 668 groz^ breit,
  • stark. — 669 kuningis gnoz, ein Genoße eines Königs ist selbst
  • ein König. — 670 wichgaren ^ vgl. 665. — 671 willen conj.
  • yon wiL — 673 unde her, her, ein anderes Snbject als des
  • vorigen Satzgliedes, hier auf riese bezogen.
  • 677 derre gen. plur. von deier, diser. — wigand stm., der
  • Kämpfer, Held. — 678 dar, mhd. tar, vgl. 663. — 679 be-
  • stän mit acc, jemand im Kampfe bestehen. — sime as «t-
  • neme. — 680 her ne, wenn, daß er nicht, ohne daß. — t»r-
  • lesin, mhd. Verliesen, verlieren. — den leben stm. und stn., hier
  • wie in andern Denkmälern des 12. Jahrhunderts. — 681 al,
  • adverbial und conjunctionel : wie das auch sein mag, obgleich,
  • wenn auch; bei eigentlich hochdeutschen Schriftstellern nicht
  • anzutreffen.
  • 44 KÖNia BOTHEB.
  • sie sin doch so wichgare kumen
  • dir z6 helfe unde zö vrumen.»
  • Die riesen in deme mehne
  • trögen liechte hehne 685
  • unde brunjen snöwize,
  • geworcht mit allen vüze,
  • die swert zö den Stangen,
  • de geislen also lange:
  • daz die riemin solden sin, 690
  • daz. wärin ketenen iserin,
  • gröze knöpfe hingen dar an.
  • michel wunder sie des nam,
  • die so höten gisön,
  • waz en solde gesehen. 695
  • sie wäfenden sich mit grimme
  • in die liechtin ringe,
  • ir gebore wärin vrumeliche getan,
  • do irsag iz der herzöge van Mer&n,
  • 684 melme^ vgl. 652. — 686 hrunje^ ahd. brunja, mhd. brünne
  • swf., Brustpanzer. Neben dieser alterthumlichen Form gilt die ge-
  • wöhnliche mhd. auch hier wenigstens im Reim. 4108 : manniriy
  • brunnin n. öfter. — 687 geworcht part. praet. pass. von würken^
  • arbeiten, fertigen. — 688 zo bedeutet auch das Zueinandeytreten
  • zweier coordinierten Begriffe, daher hier nicht mit unserm (czu»,
  • sondern «sammt» oder noch beßer «und)) zu geben. — 689 geislen,
  • mit in allen rheinischen Mundarten gewöhnlicher Umsetzung der
  • Liquidae statt geiseln^ von geisel swf., Geisel mit Knöpfen, eine
  • herkömmliche Waffe der Zwerge, Elbe, überhaupt der dämo-
  • nischen Unholde, die in der Sage und in den Epen auftreten. —
  • 690 daz^ an der Stelle von Lederriemen, wo man Leder er-
  • wartet hätte, sind eiserne Ketten. — 694 gesen, mhd. gesehen,
  • — 695 waz en solde gesehen , was ihnen, d. h. den Einwohnern
  • der Stadt, die die herankommenden Riesen mit Furcht be-
  • trachten, en die vocalgesch wachte Form für mhd. in, dat. pl.
  • des Pron. der 3. Person. — 697 ringe, rino stm., hier in der
  • technischen Bedeutung Panzerring, also ringe = brunje 686. —
  • 698 gebere stn., mhd. gebcere, auch stf. Im Rother, wie 1426
  • beweist, nur neutr. — vrumeltehe, hier specialisierter als 601,
  • auf die Kriegstüchtigkeit, Tapferkeit bergen. — 699 irsag iz,
  • mhd. ersach ez, oder noch näher ersahez, indem g h zwischen
  • Vocalen ersetzt. —
  • KÖNIG BOTHEB. 45
  • vil lutzil er dö twalte, 700
  • unze her daz volc irrante.
  • her sprach «wer hat irhaben diesin scal?
  • den verbödich über al.»
  • D6 sprd^^hen die stormgierin
  • «wir untforten gene hßrin. 705
  • den snle wer onsich ntdliche werin,
  • durch daz wir uns generin.»
  • dö sprach der aide herzöge
  • «sie kumint dur göt here z6 hove.
  • iz ist der kuninc Aspriän ^ 710
  • unde bringit riesinische man.»
  • wol untf^nc der kuninc rtche
  • d6 riesin al geltche
  • unde manigen vromen man,
  • der z6 stme hove quam, 715
  • und sagete in allen sine not,
  • die dar hete der hellt got.
  • her sprach «nu virnemit, türin wigande,
  • ich möz üzime lande
  • 700 twalte praet. von tweln, zögern, zaudern. — 701 unze^
  • unz adv. und conj.; hier das letztere: bis. vil lutzil er — unze,
  • es dauerte nicht lange, bis. — 702 irhaben , mhd. erhaben,
  • part. praßt, von erheben stv. — diesin, ie wie in riese 632. —
  • 703 verbedich = verbede ich* verbede, mhd. heißt diese Form
  • verbiute, nicht verbiete, vgl. 196.
  • 704 stormaierin, adj. atorm, mhd. stürm, Kriegssturm, giere,
  • ahd. giri und gtri, begierig, ie für i vgl. 632. — 705 untforten, mund-
  • artliche Form für int-, ent- (vgl. 103) vorhten mit Ausstoßung des
  • h, wie gerade in dem Thema vorht- sehr oft. — gene, auch mhd.
  • gilt gener nnd jener nebeneinander; jetzt hat sich die Schriftsprache
  • für jener entschieden. — 706 stUe wer, vgl. 483. — ntdliche
  • adv., nit, nicht unser Neid, sondern Haß, feindselige Gesinnung
  • im allgemeinen. — unsich acc. pl. des Pron. 1. Person. —
  • sich wern, mit dat. des Obj., gegen jemand sich vertheidigen. —
  • 707 durch daz, auf daß, damit. — uns generin i= genem swv.,
  • erhalten, retten. — 709 dur got, in guter Absicht, dur = dtirch,
  • mit abgew. gutturalem Auslaut. — here z6 hove, hierher an den
  • Hof. — 712 unt/enc, unt fax int, vgl. 103. fenc = mhd. yienc. —
  • 718 turin, mhd. Huren, die schwache Form durch den Vocativ
  • bedingt. — wigande, vgl. 677. — 719 üzime ^ üz deme, —
  • 46 KÖNIG ROTHEB.
  • in einis recken wise varen 720
  • nnde wil mich anderis namen.
  • ich w6ne, der kuninc Constanttn
  • gehonbitit habe die botin min.
  • des is na jär unde dach
  • daz ich ir negeinen n^ gesach.» 725
  • D6 begunden die hörren dringen
  • vaste zö deme ringe
  • nnde machitin eine schare vil breit,
  • dö zirete sie wisheit,
  • unde reditin under in, 730
  • Berchter solde kuninc sin
  • biz ir hßrre qußme,
  • wände her der kröne wole pflöge,
  • dö sprach der herzöge
  • aichne darf nicheinis gerichtis hie zö hove, 735
  • wände biveldir mir daz üwer lant,
  • iz wirt beroubit unde virbrant,
  • virhert die marke,
  • virwöstent vil starke.
  • 725 negeinen, ch oder h des ersten Theiles des Wortes nach
  • mittel- und niederd. Weise zwischen Yocalen in die Media er-
  • weicht, die aber selbst als sogenannte aspir. Media betrachtet
  • werden muß, wie schon öfter gesagt ist, vgl. 7, 36 u. s. w.
  • 726 begunden von beginnen ^ vgl. 643. — 727 ringe, rinc
  • stm., hier wieder im technischen Sinn, aber in ganz anderem
  • als 698. Hier bedeutet es den Kreis, der sich durch das Zu-
  • sammentreten der zur Berathung u. s. w. Berufenen bildet. —
  • 732 biz, mehr der mitteld. Sprache angehörig als der eigentlichen
  • hochd., synonym mit unze, um, und hier zuerst erscheinend; von da
  • ab unz fast verdrängend. — 733 her, bezieht sich auf Berchter. —
  • pflege, mhd. pflcege, gewöhnlicher ist hier nach niederd. Laut-
  • gebung die Form mit p für pf, pflege, pflegen würde, dürfte. —
  • 735 darf, bedarf, d. h. es. paßt nicht für mich, darum be-
  • gehre ich es nicht. — gerichtis. gerihte stn., durchaus nicht
  • bloß unser Gericht, sondern das, was wir Rechtspflege und
  • Verwaltung nennen, also höchste amtliche Stellung. Der König
  • hat das oberste gerihte. — 736 biveldir, mhd. bevelhet ir, vgl.
  • 418. — üwer possess. pron., mhd. iuwer, euer. — 738 die marke,
  • eigentlich Grenze, ; dann Grenzland, offenes Land überhaupt. —
  • 739 virwvstenty so in den Text aufgenommen statt des nicht
  • KÖNIG BOTHEB. 47
  • von dü kiesit ü einin anderin man 740
  • ich wil nach mlnen sonen varn.
  • nu bitit Amelgören,
  • die mach wol wesen höre.»
  • deme bevälen sie die kröne
  • unde Maz gerichte z6 R6me 745
  • an eime vil schönin ringe;
  • her was von Tengelingen.
  • unrichtigen aber bedenklichen virwosten sie vil starke, vif'
  • wostent part. praet. von virw6sten=enen, was von einem neben dem
  • gewöhnlichen mhd. wüeste stf. erscheinenden wüestene abgeleitet
  • ist. Aus der Form virwosten^ die der Schreiber für 3. Person
  • pl. von virwosten. halten mochte, ist das eingeschobene sie zu
  • erklären. — 740 von dü. dü instr. von daz^ mhd. diu^ darum.
  • — üy mhd. «M, euch. — 741 sonen^ dial. Form neben der gewöhn-
  • lichen «wnen, mhd. sünen, — 743 c?te, Nebenform von der. —
  • 744 bevulen. Durch den Ausfall des stammhaften h (vgl. 418.
  • 736) von beveihen ist dieß starke Verbum in eine andere Gonj.,
  • in die mit einfacher Liq. schließende, getreten, und so aus
  • bevulhen beodlen geworden.. — 745 gerichte, vgl. 735. — ringe,
  • vgl. 727. — 747 von Tengelingen. Amelg. von Teng. vgl. die
  • Einleitung.
  • IIL
  • Rother bricht mit 12 Herzogen, von denen jeder 200 Ritter
  • führt, nebst dem Riesen Asprian und dessen 12 Riesen von
  • dem Tage zu Rom auf nach Bari, wo er sich einschifft.
  • Die Schiffe sind mit allen möglichen Schätzen beladen, der
  • König vergißt aber auch seine Harfe nicht. Unterwegs be-
  • ffehlt er seinen Mannen, ihn in Konstantinopel nicht bei seinem
  • wahren Namen, sondern Dieterich zu nennen, was ihm eidlich
  • versprochen wird. Gelandet, erregen sie allgemeines Erstaunen
  • imd Entsetzen durch die Riesen in ihrer Mitte. Die Kunde von
  • ihnen wird nach Hofe gebracht, und die Fremden rüsten sich
  • auch in feierlichem Aufzuge dort zu erscheinen. König Con-
  • stantin , schon in großer Bestürzung durch die ihm zugebrachten
  • Nachrichten über die Furchtbarkeit der Riesen, wird sammt
  • seinem Hofe noch mehr erschreckt, als Dieterich nun selbst
  • mit ihnen eintritt. Dieterich wirft sich vor Constantin auf die
  • Knie und bittet für sich und die Seinen um Schutz und Auf-
  • nahme: er sei von Rother vertrieben und nun landflüchtig.
  • Constantin, nach eingehender Berathung mit seinen Mannen,
  • sichert ihm sein Begehren zu. Dieterich wird somit am Hofe
  • aufgenommen, wo Asprian sofort einen Beweis seiner Starke
  • ^bt , indem er einen gezähmten Löwen, dem sonst alle aus
  • dem Wege gehen, mit der Hand ergreift und an die Wand wirft,
  • ■daß er in Stücke zerschmettert. Der König Constantin zürnt
  • zwar über den Tod seines Lieblingsthieres , aber wagt nichts
  • zu. sagen; die Königin aber, die von Anfang an den Fremden
  • gewogen ist, macht ihm Vorwürfe, daß er jetzt alles von sol-
  • chen dulden müße, die vor Rother nicht hätten bestehen kön-
  • nen, und doch habe er Rother seine Tochter versagt. Das wäre
  • jetzt ein Helfer in der Noth. Dieterich beurlaubt sich zunächst
  • und sucht seine zurückgebliebenen Mannen auf.
  • Der kuninc Kother z6 ime nam
  • zvelf herzogen lossam,
  • 749 zvelf herzogen lossam. Vgl. 256 ; so gut wie dort die Ritter-
  • schaft, 521 die Helden /ossam genannt werden, können hierauch die
  • KÖNia BOTHBB. 49
  • unde herzogen iegelich 750
  • zvei hundert rMre ^rlich,
  • so sie alle sch6nist wären kamen.
  • die vil türllchen gumen
  • under deme volcmagene,
  • die höben sich z6 samene. 755
  • dö vörte der kuninc Asprlän
  • mit ime zvelf sine man.
  • da under hete her einin riesin vreisam,
  • des moste man gr6ze h6te hän.
  • der gienc gebunden als ein lewe 760
  • unde was der aller künisten eine
  • herzogen, die in jenen beiden Bezeichnungen eingeschlossen sind,
  • so heißen. Doch ist neben lustsam = lossam im Rother auch das
  • in Form und Bedeutung anklingende lovesam, mhd. lobesam, vor-
  • handen, was mundartlich wohl auch lossam geschrieben werden
  • konnte. Es ist daher sehr oft schwer zu entscheiden, wo das
  • eine oder das andere anzunehmen ist, denn es paßt häufig beides. —
  • 750 herzogen iegelich, vgl. 130. — 751 er lieh, die das besitzen,
  • was die Zeit unter ere verstand, also fast dem herlich gleich
  • nnd hier, wo häufig von dem Schreiber nach seiner besondern
  • Mundart h im Anlaut falsch, d. h. gegen die mhd. und auch
  • die Art seiner Vorlage gesetzt ist, gewiß oft damit verwech-
  • selt. -7- 752 so, hier die zeitliche Bedingung ausdruckend. —
  • schonist, adv. superl. von schone in temporeller Bedeutung, die
  • in der frühem Sprache selten, jetzt in «schon» die alleinige ge-
  • worden ist. Dies schonist tritt somit in der Bedeutung dem
  • schierest sehr nahe. — 753 tür liehen gumen. türlich, so viel
  • wie das einfache türe, iiure, vgl. 238; gumen swm. gume, gome.,
  • selten in der mhd. Sprache, der Mann zunächst in Bezug auf
  • sein Geschlecht, dann der Mann überhaupt. — 754 volcmagene
  • stn. volcmagen, die Volksmenge, vgl. 4'r6.' 597. — 758 vreisam
  • mit vereinfachtem ss, wie oft. — 759 des von hote, mhd. huote,
  • Hut, abhängig. — 760. 761 lewe: eine kann nicht richtig sein,
  • wegen des gestörten Reimes, während gegen Sinn und Construction
  • nichts einzuwenden ist. — der aller künisten eine. Gewöhnlich
  • mhd. wäre die Wendung Kein der aller küniste», während sie
  • in dieser Form unserm heutigen Gebrauche näher steht. Durch
  • eine Abweichung von der formalen Regelrichtigkeit setzen
  • auch wir, wie es hier geschieht, häufig in dem zugehörigen
  • Relativsatz Subject und Prädicat in den Sing., nicht in den
  • Plur. —
  • KÖKia SOTRSR. 4
  • 50 KÖNIÖ BOTHEB.
  • der ie mötirbarn gehiez.
  • svenne man in von der ketenin liez,
  • deme nitete nieman einin zom,
  • er ne hete den üb virlorn. 765
  • der was verre gegangen
  • van der riesin lande
  • durch degenheite willen.
  • mit dröwe und mit minnen,
  • so virwant in Asprlän, 770
  • daz her wart sin man.
  • er was vrßsllche gemöt.
  • Witolt hiez der helit göt.
  • Der kuninc hiez daz gedigene
  • mit Emilg^re ritin widere, 775
  • unde daz sie daz riche
  • bewarten vromeliche
  • vor aller slachte ubelen mannin.
  • d6 kälrde der h^rre dannin
  • 762 moterbarn^ mhd. stn. muoterbam, eigentlich Mutterkind,
  • alterthümliche volksmä&ige Formel für Mensch überhaupt. —
  • gehiez j geheißen war. — 763 svenne ^ häufiger hier svoanne (jso
  • wanne), wie auch danne häufiger als denne; aber beide Formen
  • in völlig gleicher Bedeutung. — 764 netete, mhd. enUte —
  • er ne hete, negat. hypoth. Sätze, die wir lieber positiv wenden. —
  • einem einen zom t., etwas thun, was Zorn erregt. — 768 durch
  • degenheite willen, um ritterliche Dienste zu thun, Ritterschaft zu
  • üben. — 769 drowe stf., Drohung. — minnen, dat. plur. vom
  • stf. minne, freundliche Anerbietungen u. s. w. formelhaft mit
  • drowe verbunden. — 770 virwant pr^t. von verwinden stv., zu
  • etwas bringen, nöthigen. — 771 man, Dienstmann, Vasall. —
  • 772 vresltche adv., mhd. vreieliche, furchterregend. — gemot
  • adj., mhd. gemuot.
  • 774 gedigene stn., die Gesammtheit der degen, Ritter»
  • Dienstmannen, vgl. 71. — 775 Emilgere, oben 742 Amelger;
  • E für A mundartliche Schwächung wie in wente für wante^
  • wele für wale u. s. w. ; denn das secundäre i in Emil, (aus altem
  • Amal.) zeugt keinen Umlaut. — widere adv., zurück. — 778 aller
  • slachte, diese genet. Formel wird rein adverb. wie unser «aller-
  • hand» gebraucht. — ubelin mannin, so viel als Räuber, Landfriedens-
  • brecher. — 779 kurde praet. von keren^ mittel- und niederd.
  • sehr gewöhnlich. Das a, weil Ersatz des e, jedenfalls lang. —
  • KÖNIG »OTHER. 51
  • ingegin der stat zö Bdre, 780
  • dar die kiele lyären
  • so witine gereit öt,
  • dar inne der helit göt
  • over mere solde varen.
  • mit golde wären sie geladen 785
  • unde mit grözer ztrheit.
  • samlt unde pfellile breit,
  • den schaz man kne zale nam
  • unde tr6g in allez daz an
  • üz des kuningis kamerin. 790
  • sie vörtin üffe den wagenin
  • hinne z6 den kielen
  • maniger slahte gewiere.
  • Der kuninc heiz ime gewinnen man,
  • die göt gesmide künde slän 79r)
  • schöne üzer golde,
  • alse iz dö riter haben wolden.
  • daz worter allez über acht,
  • iz newirt biz an den tümistach
  • nimmer mö nichein man 800
  • der suliche wunder muge begän.
  • 780 ingegin praep., mhd. engegen, entgegen. — 782 wttine adv.,
  • vgl. 621. — gereitot part. praet. pass. von gereitdn, rüsten: ge-
  • reite machen. — 789 in den Schiffen. — 790 hier kameren
  • 8wf., oben 557 stf. y was bei einem Fremdwort nicht auffällt. —
  • 792 hinne adv., von hier. — 793 getnere stn., eigentlich Filigran-
  • arbeit, dann allgemein künstlich gearbeiteter Schmuckgegenstand.
  • 794 man sing, ohne diin unbestimmten Artikel, wie es
  • die ältere Sprache, selten das eigentliche Mhd. kann. — >
  • 795 die nicht plur. sondern sing, mundartlich = rfcr, vgl. 93.
  • — slcin, mhd. slahen. gesmide aldn, techniischer Ausdruck für
  • die Goldschmiedekunst. — 796 üzer praep. = üz. — 798 toortet
  • = v>orte. toorhte er prsBt. von vmrken swv. — allez hier Adv.
  • nicht adj., Verstärkung des Folgenden. — über acht adv. Aus*
  • druck: über Begreifen, Vermuthen, auf eine unbegreifliche
  • Weise. — 799 tümistach y Gerichtstag, jüngster Tag, hier sehr
  • oft gebraucht. — 801 wunder, Proben von wunderbarer Ge-
  • schicklichkeit.
  • 4*
  • 52 KÖNIG ROTHBB.
  • Dd wären des knningis kiele
  • gereitit vil schiere,
  • stne harfen her z6 ime nam.
  • her heiz daz lüt und die riesin in g&n. 805
  • von deme Stade sie scahin,
  • die segilriemen sie zagin.
  • sie vörin zd Cönstlnopole,
  • der vil mßren hurge,
  • nber d^ sä vil breit. 810
  • der knninc gedächte ein wlsheit.
  • er sprach zö harren allen samt
  • «wir salen in ein anknndegiz lant.
  • iz nist nichein kindis spil
  • daz ich ü na sagen wil. 815
  • wir mözin mit götin listin
  • nnser IIb gevristin.
  • ich bitnch alle geliche,
  • armen nnde riebe,
  • heizit mich Thtdertche. 820
  • 803 gereitit, vgl. 782 gereitot, wie oft die schwachen Con-
  • jugstionen auf 6n und en , d. h. Jan miteinander wechseln. — vil
  • schiere y sehr bald. — 805 daz lüt stn., mhd. liutf collect, sing.,
  • die Leute. — in, hinein, d. h. in die Schiffe. — 806 scubin,
  • = mhd. schuhen y nämlich die Fahrzeuge. — 807 segilriemen^
  • Tauwerk. — ziigin 3. Person pl. prset. von ziehen. — 810 über
  • de se; 199 ist se Masc. in derselben Bedeutung, denn die heu>
  • tige geschickte Begriffsspaltung von See je nach dem ver-
  • schiedenen Geschlecht ist der Sprache des Mittelalters noch
  • unbekannt. — 811 ein imsheit. Wie zierheit, 388 den einzelnen
  • kostbaren Gegenstand bedeutet, so toisheit hier den einzel-
  • nen guten, klugen Einfall. — 812 rd herren allen samt. Der
  • im gewöhnl. Mhd. nöthige bestimmte Artikel zum Subst. in
  • alterthümlicher Weise fehlend, vgl. 794. samt adv., zusammen. —
  • 817 unser Itb. Hier lib stn. in derselben Bedeutung wie das
  • Masc: Leib, Leben, Person. — 818 bituch^^ hite iuch. lieber
  • die wahrscheinliche Kürze des u = iu in solchen enkl. Formen
  • vgl. 496. — 820 Thidertche. Neben dieser Form mit erhal-
  • tenem alterthümlichen Th des Anlautes und d des Inlautes sind
  • auch andere, bald mehr mundartliche , bald mehr mhd. im Ge-
  • brauch; die rein mhd. Dieterich , ihr zunächst Thiederich, dann
  • Thede(i)richy wo e=mhd. te, wie in Thiderich i ss %e ; Thidertche
  • ist die acc. Form; Nom. Tfuderich 825 u. s. w. —
  • KÖNIG BOTHEB. 63
  • sone weiz nichein vremede man,
  • wie min gewerf st getÄn.»
  • des swören sie im eide,
  • die liezen sie nnmeine.
  • sie gelobetin daz sie hietin Rdthere Thiderich, 825
  • daz däten die harren hMich.
  • Dd d^ recken schöne
  • zö deme Stade qnämen,
  • dö liefin die bürgere
  • durch wnnderis m^re 830
  • nnde wolden ir ztrheit ges^n hin.
  • do begnndin die riesin sdn
  • z6 vechtene an deme sande.
  • sich höh die vlucht danne.
  • ettilicheme ward s6 leide, 835
  • daz her des anderin nicht ne beide,
  • dö quam einir harte hesteltche
  • vor den kuninc riebe,
  • her sprach «owl, kuninc Constantin,
  • 821 sone ^= sone, dann, infolge dessen. — 822 gewetf stm. zu
  • werben, Gewerbe, Geschäft treiben. — 823 des, darüber. —
  • 824 unmeine adj., unbeschädigt, unverletzt, iiezen unmeine seil,
  • sein, bestehen. — 825 hietin, niederd. t für z.
  • 827 schone , jedenfalls Adv. obwol es der Form nach auch
  • Adj. sein könnte. Die Bedeutung ist hier nicht die 752 be-
  • merkte temporelle, sondern die gewöhnliche, auf angenehme Art,
  • etwa durch glückliche Fahrt. — 829 bürgere, burgdre, die Ein-
  • wohner der bttrg, Stadt, vgl. 68. — 830 durch wunderis mere.
  • mere, mhd. masre, Erzählung, Gerücht, wunderis, von einem
  • wunderbaren Ereigniß. — 83 i gesen, mhd. gesehen, gesen hdn
  • ist hervorgerufen durch das Praet. wolden. Wir pflegen in soN
  • chen Fällen den einfachen Inf. also hier «sehem) zu setzen.
  • Der zusammengesetzte Inf. der altem Sprache ist aus dem-
  • selben Motiv hervorgegangen, das nach dem Prses. mac, wüu. s. w.
  • nicht den einfachen Inf. etwa sehen u. s. w. sondern den mit
  • ge- verbundenen setzt. — 832 sän adv., sofort. — 833 sande,
  • sant stm., Ufersand, Ufer. — 835 leide adv. mir wirt leide, es wird
  • mir übel zu Muthe. — 836 beide praet. des swv., mhd. beiten, er-
  • warten, mit gen. — 837 hesteltche adv., mit Hast. Die unumgel.
  • Form hMte(c)^che iBth&ufiger, Man beachte auch die AUiteration. —
  • 54 KÖXIGh EOTHBB.
  • wannen mac diz volc sin? 840
  • daz veret mit so getaner kraft,
  • daz iz n^man gesagen nemach.»
  • Alsus redite dö die knningtn
  • «wilich mach ire geverte sin?»
  • dö sprach der hurgäre 845
  • «war umhe suldir mich des vrägen?
  • wände unser was ein michel tßl,
  • dö nö zu rechte ne hesägen den köl.
  • wer vorten die vreislichen diet;
  • da newart schouwenis niet. 850
  • dar ligit ein gebunden vor sime zorne:
  • wir worin anderis die virlorne.
  • ich nekan üch nicht m§r gesagen,
  • war mite die kiele sin geladen,
  • wene mit isirinen Stangen, 855
  • grözen unde langen,
  • lach och anderis icht dar ane,
  • des ne kan ich ü niet gesagen.»
  • Sie hiezen den vreissamen man,
  • der da lac gebunden an, 86f
  • daz er an deme Stade wöre
  • unde her des gödes plöge.
  • wol gezieröt was ir lif,
  • sie trögin alle bönit herlich.
  • 842 neman s nieman; e in der Mundart für ie, wie so oft.
  • 844 geverte stn., Aufzug, Ausrüstung. — 848 besagen, mhd.
  • beadf^n. — kel wie iely mundartlich für hochd. kiel und teil,
  • denn e vertritt sowol ie wie ei. — 849 vorten praet. von
  • vOrhten mit ausgestoßenem A (ch), — vreialich adj., vgl. 772. —
  • diet, vgl. 636. — 850 schouwenia gen. des Inf. abhängig von
  • niet subst. neg. — 851 ein, einer, unbestimmte Bezeichnung
  • des Schreckens und der Furcht. — vor prsep., kann hier mit
  • «wegen» übersetzt werden. — 852 anderis adv., wenn es nicht
  • so wäre, wenn er nicht gebunden wäre. — die virlorne,
  • vgl. 214. — 853 üch, vgl. 143. — 855 wene adv., außer. —
  • 857 och — ouch,
  • 864 bonit. Ein Fremdwort, das französische bonnet, Baret,
  • Staatstracht der Ritter. —
  • KÖNIG BOTHEK. 55
  • sie ritin snewize müle, 865
  • d6 wären da z6 Kriechen türe.
  • manich appelgrä marc,
  • beide schöne unde starc,
  • die giengen in an den henden.
  • den wären d6 manen bewunden 870
  • mit borten also kleine,
  • da inne was göt gesteine.
  • so war die harren hinnin ritin,
  • d^ riesin liefen alliz mite
  • in ire wichgew^te. 875
  • Dar saz in manigen r^ten
  • der kuninc Constantin,
  • wie d6 herren mochten sin.
  • dö sprach siner rätgeven ^n
  • «h^rre, dir ist uvele gesehen 880
  • an den boten wal getan,
  • die du hast gevangin län.
  • unde sin diz ir h^ren.
  • 865 mül stm., Maulthier. — 866 iure, mhd. ^iwre, selten. —
  • 867 appelgrd. Apfelschimmel galten nicht bloß in der Periode
  • des höfischen Lebens, sondern wahrend des ganzen Mittel-
  • alters als besonders schön. — marc stn., das zum Reiten im
  • Kriege und auf Eeisen bestimmte Roß. — 870 manen; hier
  • mundtrtlich swf. mane^ Mähne, mhd. stf. — 871 borte swm.,
  • Borte, gewöhnlich aus Seide und gesponnenem Golde, Gold-
  • faden, nicht bloß zur Verzierung der Kleidungsstucke. — 872 c?a
  • inne, in den Borten. — 873 sowar, wohin immer, vgl. 24. —
  • 874 alliz adv., vgl. 452. — 875 wichgewete stn., mhd. mcgewcete,
  • Streitgew^and, Rüstung.
  • 876 reten, pl. von rat stm., davon hängt 877 ab, wo wie
  • die munlartliche Form für wer ist. — 879 e»=etn, einer,
  • irgendeiner. — 880 dir ist uvele (adv. mhd. ubele) gesehen (mhd.
  • geschehen)^ es hat sich dir übel gefügt, eine mildernde Wen-
  • dung, um die eigentliche Thätigkeit der Person, die stets dabei
  • gemeint ist, zurücktreten zu lassen, eigentlich also : «durch dich
  • ist Böses geschehen»; ähnlich wie die heutige Volkssprache
  • (unir ist eil« dumme Geschichte passiert, d. h. ich bin schuld
  • daran» sagt. — 882 gevangin Idn, nach Idn (hier = Idzen, ge-
  • Idzen part. jrsBt. pass.), Ellipse eines Verbums wie «sein,
  • liegen», vgl. 125. —
  • 56 KÖNIG BOTHSB.
  • sie mögint nnsich alle s^re.
  • des intgeldet ettelicher man, 885
  • der is nie scnlt ne gewan.
  • die dd. mit den Stangen
  • kamen sint s6 langen,
  • den nemach nehein man widirstÄn:
  • " du hast den välant get&n.» 890
  • DÖ quam iz an einin östertach,
  • daz Constantin mit scalle was
  • an deme Pöderamis hove
  • mit grÄvin unde mit herzogen
  • unde mit vrigin hören, 895
  • d6 hete er durch sin 6re
  • heim zö sime hüs geladit.
  • die wurden mit swßte gebadit,
  • den sie von vorchten haveten,
  • wände die riesin gebärtin also sie doveten. 900
  • D6 Thiederich unde stne man
  • vor den kuninc quam gegän,
  • eme wart ein schöne dönest getan,
  • intgegin in gingen de herzogen lossam,
  • unde die göte kuningin, 905
  • 884 mogint, mhd. müejent, belästigen. — 886 is gen. von iz,
  • ez, davon. — 890 du hast den vdlant getan, vdlant stm., so viel
  • \ als Teufel, böser Geist, wie das mhd. und unser «den Teufel
  • gethan», formelhaft gebraucht, schlimmer als nichts.
  • 893 Poderamis hove, der Hippodromos in Konstanlinopel,
  • in der Nähe des kaiserlichen Palastes; der herkömmliche Schau-
  • platz aller großen Festlichkeiten. -^ 894 Die eigentliihe her-
  • kömmliche Reihenfolge ist herzogen, grdven, vr%e odervr. h^en, die
  • zusammen die nobilitas, altd. adel, bilden, dann folgen die ge-
  • wöhnlichen ritterlichen Dienstmannen. — 898 swete, mundart-
  • liche Form für mhd. sweize dat. von sweiz, Schweiß. -^ 900 do'
  • Veten, mhd. tobeten. Wegen haveten auch daveten (was der
  • Mundart allerdings zusteht) zu schreiben, ist unnötig.
  • 902 gegdn part. prset. pass. von fangen , gdn. — < 903 denest
  • stn., mhd. dienest. Der Begriff dieses Wortes umf^^t auch alle
  • die Aufin erksamkeiten und Dienstleistungen, die dem Gaste
  • freiwillig (oder nach dem Gebote der Sitte) erwiest werden. —
  • /
  • KÖNIG BOTHBB. 57
  • sie hiez sie willekume sin.
  • sie neic in allen geliche
  • nnde intfönc sie gezogenllche.
  • dö solden zwäne grävin
  • Asprtänis stangin intfähin. 910
  • da was s6 vil stälis zd geslagiu,
  • sie ne mochtin sie hebin noch getragin.
  • an iren danc viel sie dar nider,
  • sie liezin sie durch not ligen.
  • Constantin saz üffe sinin st61. 915
  • Thiederich gezoginllche stont
  • vor ime an den knien,
  • her sprach «knninc, man sagete mer ie
  • von dir gröze vrumecheit.
  • leider nu ist min arbeit 920
  • als6 gröz z6 mime schaden,
  • daz ich in dir nimmer ne mochte gesagen.
  • nu irkenne got an mir armen man,
  • wand mich hat in ächte getan
  • ein kuninc der heizit Röthere, 925
  • unde sitzet westrit ober mere.
  • des gewalt ist s6 getan,
  • ime nemach nieman widerstän.
  • dö her mir stn rlche virböt,
  • d6 möstich iz rümen durch d6 not. 930
  • done trüwidich in negeineme lande
  • «
  • 906 willekume, vgl. 273. — 911 z6, daran. — geslagin, ge- oder
  • verscbmiedet. — 913 an iren danc, gegen ihren Willen. —
  • 914 durch not, gezwungen.
  • 915 8%nin, vgl. 15. — 917 an den knien stdn, auf den
  • Knien liegen, stdn kann diese Geste bezeichnen im Gegen-
  • satz zu dem ganz Ausgestrecktliegen der Verzweiflung, des
  • inbrünstigsten Gebetes u. s. w. — 923 irkenne got, bekenne
  • Gott; zeige, daß du Gottes Gebote kennst und thust. —
  • 924 ächte stf., Acht, Verbannung. — 926 westrit, dasselbe
  • nur mit umgestellter Ableitungssilbe wie 317 westert, —
  • 930 mostich = moste ich. — durch de not = durch not 914. —
  • 931 done = do ne. — trüwidich = truwide ich von truwen swv.,
  • glauben. —
  • 58 KÖNia BOTHEB.
  • minin lif so wol behalden,
  • so hir z6 deme hove din.
  • mir is gesaget, daz du s6 gewaldich sis.
  • min dienist biedich dich an: 935
  • nu nim iz, tugenthafter man.
  • durch genäde quam ich here gevarin.
  • du Salt din äre an mir bewaren.
  • ne wiltu mich an din dienist nicht nemin,
  • so m6z ich Röthere den lif gebin.» 940
  • AI de wile Röthere den kuninc bat,
  • Aspriän der riese trat
  • \ in d^ erden biz an daz bein.
  • Constantin wart inein
  • mit den bidervisten mägin, 945
  • die an sinem hove wären,
  • wo her d^ harren lossam
  • mochte behaldan.
  • Ersprach « der herrenemach vor Röthere nicht genesen,
  • nu wolder gerne mit mir wesen. 950
  • her bütit sich an dö gewalt min
  • 933 hir, mundartlich für*'Äfer, dieftllerthümliche, im Mhd. ge-
  • wöhnlich durch hie ersetzte Form des Localadv. hie, ht er-
  • scheint auch im Rother, vgl. 369 u. 500. — 934 gewaldich
  • adj., gewaltig, mit der Schärfung des auslautenden g in ch,
  • nicht nach mhd. Art in c verhärtet* — 935 biedich = biede ich,
  • mhd. biute ich. ane bieten mit acc. des Personalobjects und acc.
  • des sächl. — 937 gendde stf., eigentlich: erbarmende Herab-
  • lassung, !E, je nach den Umständen subjectiv oder ob-
  • jectiv gebraucht: Erbarmen, das man selbst beweist, oder das
  • man bei einem Andern sucht.
  • 944 inein adverb. Ausdruck, inein werden, wie unser «über-
  • ein » kommen. — 945 mdgen; weil die Formel mdge u. man
  • einmal gilt, können hier auch, offenbar des annähernden Reim-
  • klanges wegen, die man zusammen als mdge bezeichnet wer-
  • den. — 948 behaldan, das tieftonige a des Reimes wegen
  • erhalten.
  • 949 genesen stv., sich retten; vgl. das schwache Verbum
  • genern 701. — 950 wolder — wolde er. — 951 bütit, mhd. biutet
  • von bieten. — an de gewalt min, er unterwirft sich meiner G ewalt. —
  • KÖNIO BOTHEB. 59
  • ande sagit mir ouch daz her ndtic si.
  • waz wert iz umbe den virtrivenen man?
  • mir is leit daz er ie here quam,
  • ande die sine holden 955
  • dunkint mich harte irbolgen.
  • die haben s6 nötliche site.
  • da st^t ein unde tritet,
  • der gez^me wol in der helle
  • deme tüvile zeime gesellen.» 960
  • D6 rietin ime de harren, daz her ir also pflege,
  • daz siez vur göt nemen:
  • «wir ne wizzen umbe Röthere niet.
  • diz ist ein vreislicher diet,
  • den sul wir grözliche geben, 965
  • daz sie uns läzen daz leben.»
  • Constantin sprach hßrliche
  • wider Thiederiche
  • amir rätin genöge mine man,
  • wir sulin dich minnicliche unfän, 970
  • ob siez aber widerredit habetin,
  • wie ungerne ich en virsagete!
  • deme eilenden, ,„^1^ ^tf
  • ^^^bS^'
  • •i^,*-
  • 952 notic adj., ahd. notac, in Noth. — 953 waz wert iz, so statt
  • des handschriftlichen is, das keinen Sinn gibt ; s ist hier häufig
  • für z geschrieben, wert for wirt, d. h. wvrdeti was soll ge-
  • schehen mit , in Bezug auf {umbe) den ... — 955 der holde,
  • in der technischen Bedeutung von Dienstmann, aber auch
  • Angehörige überhaupt, vgl. 408. — 956 irbolgen part. prait.
  • pass. von irbelgen stv., sich erzürnen. — 957 nötliche site acc. plur.
  • nicht sing., da site stm. ist. notlich adj., gewaltthätig, gewaltsam;
  • 960 zeime = ze eime, dat. von ein, — 962 siez = sie ez. —
  • 964 vreislicher diet diet hier stm. sonst fem. — 965 grözliche
  • adv., massenhaft, sehr viel.
  • 967 herliche, wie es einem Fürsten geziemt. — 969 genöge
  • mine. gendc, mhd. genuoc adj., hier attributiv im gleichen Num.
  • und Casus zum Subst. — 972 en, mhd. in, dat. pl. von er. —
  • versagen swv., widersprechen, das Object zu supplieren. —
  • 973 eilende adj., hier nicht bloß der Landesflüchtige, Heimat-
  • lose, sondern auch der dadurch in Noth gerathen ist. —
  • 60 EÖNia BOTHBB.
  • swilichin mir got gesendet,
  • deme wirt gedienit, wizze Crist, 975
  • alse her is wert ist.
  • doch ne achtich in z6 nicheinen vromen man,
  • der da ie durch richetöm üz quam
  • her zö Kriechen in dit lant.
  • türe degen vile halt, 980
  • din geverde daz ist gr6z:
  • du hist ir aller ohergndz.
  • nu gehüt dir an d§ gewalt min;
  • du salt hie selve wirt sin,
  • wandiz mir z6 danke is, 985
  • daz du minis götis geröchis.
  • wer wändin daz du gertis
  • einir magit wol getan,
  • die ich mit ylize irzogin hän,
  • s6 tötich also Eöthere, 990
  • der dich virtreih oher mere.
  • den hän ich iedoch bedwungin:
  • sine hotin sin hier gehundin
  • in mime kerköre.
  • her ne gesiet sie nimmer möre. 995
  • dar under wärin zvßne man,
  • daz sie ein keiser mochte hän
  • gerne in siner gewalt.
  • si vuortin manigin helt halt.»
  • 977 achtick = ahte ich, halte ich. — nicheinen, vgl. 15. —
  • 978 durch rtchetom, um des Reichthums willen, um sich sol-
  • chen zu erwerben. — üz quam, hinausgezogen ist. — 979 dit, niederd.
  • Nebenform' von diz, Neutr. von diser, 80 6a/^adj., kühn, im
  • Volksepos sehr beliebtes Wort. — 981 geverde, vgl. 844. —
  • 982 obergnoz stm., mhd. übergenoz, nicht bloß gleich, sondern
  • gröüSer oder mehr. — 983 nu gehüt dir an de gewalt min, gebüt imp.
  • von gebieten, befiehl über das , was in meiner Gewalt steht, zu
  • deinen Gunsten (dir), — 984 selve, mhd. selbe. — 986 ge-
  • röchis, gerochen swv., mhd. geruochen mit gen., sich um etwas
  • bemühen, etwas begehren. — 987 wer « mhd. wir. — wdndin
  • von wenen = wcenen swv. — 991 virtreib prset. von virtriben, ver-
  • treiben. — 992 bedvmngin part. prsBt. pass. von bedwingen, bewäl-
  • tigen, bezwingen. — 995 gesiet, mhd. gesiht; ge- ersetzt hier das
  • Fut. er soll, wird sie sehen. — 997 daz, von der Beschaffenheit, daß.
  • KÖNia BOTHSB. 61
  • Als6 Asprt^ dise rede virnam, lOOO
  • den seilt er vazzen began
  • unde vordirte sin wtcgewßte.
  • her sprach «man bütit ans ht unrechte,
  • ir habit mtnen harren z6 svache gezalt.
  • EAther sante g6te knechte in diz lant, 1005
  • sower die heiz binden,
  • des mochte her noch lichte antgelden.
  • nu st wir hl vor üwen banden;
  • ßr wir werdin gevangin,
  • daz weiz der waldindiger got, loio
  • ^r geligit ettellcher tot
  • der aller türist wil sin,
  • mime zöbreche die stange min.»
  • Snelllche her an den rinc trat.
  • Constantln zö ime sprach 1015
  • «hßrre, ir zumit äne not,
  • wände üch hl n^man misseböt.
  • die rede die ich hän getan,
  • die snlder nicht z6 nlde hän.
  • mich macheten tmnkin mlne man, 1020
  • ^daz ich hüte als 6n töre gän.
  • 1003 buHt, d. h. lnutetit = iz, ez, einem ez unrechte (adv.)
  • bieten, einem es übel erbieten, einem schmählich begegnen. —
  • ht, vgl. 500. — 1004 z6 svache adv., zu gering. — gezalt part.
  • pr»t. von zeln, rechnen. — 1007 lichte adv., wahrscheinlich. —
  • untgelden = int- entgelden, — 1008 8% wir, vgl. 369. — üwen,
  • mhd. iuwem, possess. des Fron, der 2. Person im Plur.,
  • vgl. 604. — 1013 mime zöbreche, falls mir nicht... zöbreche;
  • zö ist das mhd. zer, ze.
  • 1014 Snelliche adv., kampflnstig. — 1017 üch, vgl. 143. —
  • missebot praet. von miaaebieten, das Gegentheil von ere, guot u. s. w.
  • bieten. — 1019 zo ntde. nti stm. oder neutr., Mißgunst, Haß, vgl.
  • 705. — 1021 hüte adv., mhd. hiute, heute. — en töre, ein Thor,
  • Narr, besonders ein berufsmäßiger Possenreißer, die damals schon
  • zum hofischen Apparat gehören, obgleich sie sich noch nicht
  • 80 breit machen durften, wie seit dem 14. Jahrhundert. —
  • gän 1. Person sing, prses. ind. von gdn, gehen; daneben ich gen
  • und ge; im Reime stets die a-Form, wie auch bei stdn. —
  • 62 KÖNIG BOTHER.
  • von dü ne kan ich nicheime göten knechte
  • geantwarten zö rechte.
  • min dröwe newart nie von sinne getan,
  • des gelonbit mer, h^rre Asprlän; 1025
  • wan diz mer noch in deme übe mnbe g4t
  • nnde mich so geweldigit hat,
  • daz ich widir üweris harren man
  • negeine göte rede ne kan.»
  • Aspriänis zom was irgän. 1030
  • sich herbergetin Thiederichis man
  • der porten also nähen,
  • daz sie sich wol andersähen,
  • dö giengen die kameräre,
  • die mit Th^tirlche da wären, 1035
  • unde gewunnin zvelf wagine,
  • die gingin sibin nacht geladine.
  • sie trögin golt unde schaz
  • nnde allez daz in den kielen was,
  • ein vil michel macht des götis. 1040
  • mite vor ein der iz wol behöte.
  • 1022 von dü, vgl. 303. — 1023 geantwarten, mhd. geantwürten
  • 8WY., Antwort geben, so viel als das einfache antwürten; ^e-bloß
  • durch das vorhergehende Prseteritopr. kan bedingt. — 1025 des
  • gen. abhängig von gelouben swv. — mer, vgl. 214. — 1027 wan
  • für wände, wand, weil. — diz, vgl. 1020.
  • 1030 irgdn part. praet. von irgdn, vorüber- vergehen;
  • 338 steht irgdn in anderer Bedeutung. — 1032 der porten
  • also ndhen; bekannt ist das mhd. swf. porte, von dem lateinischen
  • porta, Thor, Pforte: hier aber muß es etwas anderes bedeuten,
  • den Hafen, lat. portus, der gewohnlich als port stm. in ver-
  • deutschter Form erscheint, aber wofür auch ein fem. diu porte
  • oder porten nicht abzuleugnen sein wird. — 1033 undersähin,
  • undersehen stv., sich gegenseitig sehen. Sie haben Witold und
  • andere am Hafen zurückgelaßen , vgl. 859 f. — 1035 Thedirtche,
  • wieder eine andere Form des Nom. Dieterich, halb nieder-^
  • halb hochdeutsch, vgl. 820. -^ 1040 michel macht = 410 m.
  • magen; möglich, daß in der Vorlage auch so stand; die alli-
  • terierende Formel, auf die es hier zumeist ankommt, ist so und
  • so gewahrt. — 1041 behöte praet. von behüeien swv. —
  • KÖNIG BOTHBB. 63
  • dene triven ses riesin vresam
  • unde heizene ungeb^re hän,
  • daz die bürgere
  • immer sageten m^re 1045
  • von Dietherlches mannen.
  • dö strebete her an der lannen.
  • zvSne steine her in de hant nam,
  • die wrßf der grimmige man,
  • daz darüz vor du vlamme. 1050
  • die Kriechen höven sich danne,
  • doch Yolgete nme manich man,
  • unze her vor Constanttne quam.
  • d6 sprach ein gräve ober lüt
  • «hir veret des tüvelis brüt. 1055
  • mochtich die schände
  • immer m^r gewandeln,
  • so mir daz heilige licht,
  • ich negebeite sin vor dem knninge nicht.»
  • Als6 die kuningin gesach 1060
  • den d^ dar gebunden lach,
  • sie sprach «sich nu Constanttn,
  • hi v6ren sie den meister din
  • in einer ketenen zwären.
  • 1042 dene, seltener neben den ace. sing, von der, als ine, ene
  • acc. sing, von er. — ses, mundartliche Form für mhd. sehs.
  • vresam = vreissam, — 1043 heizene für mhd. hiezen in, — unge-
  • bere stn., auffallendes, anstoßiges Betragen, Lärm, Unfug. —
  • 1047 streben swv., sich heftig bewegen. — lanne swf., Kette. —
  • 1049 loref, mhd. reip; hier das uralte trr des Anlauts erhalten. —
  • 1050 du, vgl. 70. — 1052 ume, mundartlich fürtmc. — 1054 ober
  • lüt adverb. Ausdruck =/t2^e, laut, mhd^ über lüt, nicht «übermäßig»
  • laut. — 1057 gewandeln swv,, (zum Bessern) wenden» — 1058 so
  • mir daz heilige licht, Betheuerungsformel: ellipt. so helfe^ schine.
  • licht, mundartlich für mhd. lieht, — 1059 negebeite, prsBt. conj.
  • von gebeiten swv. Das einfache beiten verstärkt, ab-, erwarten
  • mit gen. des Objects sin, nämlich des gewandeln der Schmach;
  • (dch würde nicht zögern, selbst nicht vor dem Konig, bis der
  • mir den Befehl oder die Erlaubnis gäbe».
  • 1062 sich imp. von sehen. —
  • 64 KÖNIG BOTHEB.
  • owi, we tump wir d6 wären, 1065
  • daz wer unse tochter virsageten Rdthere
  • der dise virtreif über mere.
  • iz ne gewßlt nicht grözer wtsheit.
  • got der möze geven leit
  • dineme ungemöte. 1070
  • owl, Mrre göte,
  • na mochtistu dise vän oder slän,
  • ob wer minen rät beten getan.
  • icb w^ne aber, sowes sie dich b^ten,
  • daz du iz vor vorchtin totes 1075
  • mßr dan dur göte.
  • owt, beten sie nu min gemöte,
  • so hiezin sie in geben daz selve wtf,
  • dar umbe du manigen man daz M
  • hast benumen unde brächt in arbeit, loso
  • so wolde ich sien dtn kundicheit.
  • dise ne stn dir aver kumen nicht rechte:
  • sie yören göte knechte;
  • mich dunkit, daz sie dine meistere stn.
  • du torstis baz in daz ouge din 1085
  • gegrtfin mit thtner haut
  • 1066 unse, vgl. 604. — 1067 virtreif, mhd. vertreip von ver-
  • triben stv. — 1068 iz ne geweit, mhd. gewielt von gewal-
  • ten, walten, mit gen. in Besitz von etwas sein and über
  • etwas verfügen. — iz, unbestimmtes Subject: dein Betragen. —
  • 1070 ungemöte stn., mhd. ungemüete, übele, verkehrte Verfassung
  • des Gemüthes, Verstimmung, Zorn u. s. w. ; bezieht sich hier
  • auf des Königs zorniges Vorgehen gegen die Gesandten Rother*s. —
  • 1071 gote, schwache Form weil Vocativ. — 1074 beten, mhd.
  • bceten von hiten. — 1076 gote stf., mhd. güete, — 1077 gemöte
  • stn., mhd. gemüete, Gesinnung. — 1079 daz lif hier stn., vgl.
  • 917. — manigen man, vgl. 15. Aus dem Dat. m. man ist das
  • 1080 bei brächt in arbeit fehlende Object herauszunehmen:
  • manigen man acc. — 1080 arbeit, hier in der möglichst energischen
  • Bedeutung «Mühsal, Noth». — 1081 so, dann, in diesem Falle. —
  • sien, mhd. sehen. — kundicheit stf., weltkluges Benehmen, List,
  • Verschlagenheit. — 1085 torstis conj. prset. vontor, ich wage. —
  • baz, besser, eher. — 1086 gegrtfen, so viel als gri/en; ge nach dem
  • Pneteritopr. tar zu dem Inf. gesetzt. — thiner hant; th hier wie
  • an einigen andern Stellen in alterthümlicher Schreibung für d. —
  • KÖNIG KOTHER. 65
  • den du zornetis wider dessen wigant
  • immer mit eineme häre.
  • hüde nis din gebäre
  • nicht kunincltche getan: 1090
  • du zuckis dich trunkenheit an.»
  • Die recken stalletin ir ros
  • unde geherbergetin üffe den hof.
  • in ir mantelin sie sich beviengen,
  • vor Constantine sie giengen 1095
  • harde gezoginltche
  • mit em harren Thiederiche.
  • selbe trögen sie die svert.
  • under in ne bete nigen wert
  • der unwizzende hoveman, iiOO
  • noch ne dorfte niergen z6 in gän,
  • wände sie v6rin mit s6 getanen statin
  • daz den Dieterichis gatin
  • nie nebelüchte der tach.
  • 1087 den, gewöhnlich daw, Part. derVergleichung nach Compar. —
  • dessen, acc. sing, von diser. — 1088 mit einem häre, bildlicher
  • Ausdruck, um etwas ganz Geringes, soviel wie nichts zu be-
  • zeichnen, wie wir noch «um ein Haar, ein Haar breit» an-
  • wenden. — 1089 hiide, mhd. hiute, vgl. 1021. — 1091 zuckis dich
  • trunkenheit an. zucken, mhd. zücken , intens, zu ziehen, sich ane
  • ziehen, mit acc. der Sache, etwas als einem gehörig in Anspruch
  • nehmen, sich einer Sache anmaßen, w^enn sie einem nicht ge-
  • hört, oder auch wie hier, etwas vorspiegeln, was nicht ist.
  • 1092 stallen swv., in den Stall bringen. — ros ist acc.
  • plur. — 1094 mantelin dem. von mantel, hier plur., Mäntel,
  • die kurzen Ueberwürfe von kostbaren Stoffen, die Hoftracht
  • Männer und Frauen. — sich bevähen, hevdn stv., sich ein-
  • hüllen. — 1098 selbe trogen sie die svert, d. h. sie erscheinen
  • gewaffnet, was nicht überall Hofsitt« -war. — 1099 nigen mhd.
  • neheiny nechein. — weri stn., Werthschätzung, Bedeutung. —
  • 1100 der unwizzende hoveman, einer, der zwar für das höfische
  • Leben bestimmt oder ihm zugehörig, doch die eigentliche zuhi oder
  • das Gepräge der hovischeit nicht an sich trägt, weil er sie nicht
  • hat lernen wollen. — 1102 State stf., Veranstaltung, Aus-
  • rüstung, Aufzug; vgl. 258 statehaft. — 1103 gate swm., der
  • Genoße, Gleiche. — 1104 nebelüchte = ne belühte, praet. von be-
  • liuhten swv., beleuchten. —
  • KÖKIO BOTHEB. . 5
  • 66 KÖNIG BOTHER.
  • sin holde der da gebundin lach, 1105
  • der hete sich geziröt,
  • van ume schön daz golt röt;
  • her tröch ein brunjen guldin,
  • die bezeichnöte den richetöm under in.
  • dar ober tröch der heüt göt iiio
  • einin stälinen höt,
  • deme was die liste
  • gewarcht mit allen vlize,
  • gewierit vile kleine.
  • da tröch her an den beinen 1115
  • zwo hosen schönir ringe,
  • die schouwetin die jungelinge.
  • einen göden wäfenroc tröch er an.
  • dö sprächen Constantinis man
  • «hüte gesie wer daz beste gewant, 1120
  • daz ie quam in diz lant.
  • dise recken sin alle riebe.
  • wir leven bösliche,
  • daz wir dienin eime zagin,
  • der ime vil seidene grözen schadin 1125
  • durch unsir siheinis willen tot,
  • wände en erbarmet zö harde daz göt.»
  • 1105 holde bezieht sich auf Witolt. — 1107 ume, vgl. 1052. —
  • sehen, mhd. schein, praet. von schtnen stv. — 1111 hot von
  • Stahl »Helm. — 1112 liste swf., der Rand. — 1113 gewarcht
  • für geworht Yonwürken. — llli^ gewierit, vgl. 397. — lllQ zw i>
  • hosen, hose swf., Beinharnisch. — schönir ringe gen., den Stoff, aus
  • dem die Äo^e» zusammengesetzt sind, bezeichnend, rinc, vgl. 697. —
  • 1118 wdfenroc stm., Gewand über dem Panzer, der aus Ringen
  • besteht. Witolt erscheint also nicht wie die andern in Hof-
  • tracht, sondern kampfmäßig gerüstet. — 1120 gesie wer, vgl.
  • 369, für mhd. gesehe wir. — 1123 bösliche adv., auf ärmliche
  • Weise. — 1124 zage adj., substant. gebraucht; geht nicht bloC>
  • auf den Muth (manheit), sondern auch auf die andere fürst-
  • liche Haupteigenschaft, die milte, Freigebigkeit, was aus der
  • Grundbedeutung des Wortes sich leicht begreift: «befangen,
  • ängstlich zurückhaltend». — 1125 grözen schadin, nämlich aa
  • seinem Vermögen. — 1127 en, durch Incl. für ine, in, ihn.
  • .-/
  • KÖNIG ROTHER. 67'
  • *'Die umbehange man üf hienc.
  • der kuninc Constantfn z6 tische gienc
  • üf ein schöne palas. 1130
  • Constantin da inne was
  • mit vil grözime gedrange
  • von Dieterichis mannin.
  • der was ein schöne menige:
  • ein düsint snellir helide 1135
  • vörte der virtrivene
  • zö hove in daz gesidele.
  • die kamer^re quämin,
  • die des götis plägin,
  • unde satten Dieteriche 1140
  • hiarde vromicliche.
  • truzzäten ende schenken
  • die solden bedenken
  • zucht mit grözen §ren:
  • sie verebten die geste sere. 1145
  • Do zöch man vor Constantinis disch einin lewen
  • vreissam ,
  • 1128 Die umhehanye. umbehange stm., Vorhang und ungefähr
  • unserm Tapete gleich, Draperien, die wie noch jetzt hier und
  • da, bloß für die Dauer der geselligen Benutzung eines Raumes
  • angebracht und dann weggenommen werden. — 1130 palas
  • stn. Dies Fremdwort, lat, palatium, hat hier die technische Be-
  • deutung von Speisesaal. — 1134 der gen. plur. von me-
  • nige abhängig. — 1137 daz gesidele stn., in collectiver Bedeu-
  • tung, eigentlich die Gesammtheit der Sitze, überhaupt die
  • Anstalten zur Unterbringung der Gäste, insofern auch i=- Fest-
  • saai selbst mit seinen Bänken, Tischen u. s. w. — 1140 sat'
  • ten prset. von setzen ^ mittel- und niederd. Form, die aber
  • auch bis weit nach Oberdeutschland hin in der damaligen
  • und spätem Schriftsprache verbreitet ist. — 1142 truzzäten,
  • mhd. truh(t)8ceze , Truchseß. — 1143 bedenken zucht mit grözen
  • tlren, was der höchste Anstand und die Ehre des Hofes er-
  • fordert, im Auge haben.
  • 1146 Dieser seinem Inhalt nach unanstößige Vers ist doch
  • von der metrischen Seite her mehr als bedenklich. Ein solches
  • Versumgethüm mit 8 vollständigen Hebungen ist undenkbar.
  • Eine Ccrtijectur, liegt so nahe, daß sie hier stehen mag : dö zöch
  • manvor den diso des kuninc Constantinis einin lewen vreissam u. s» w. —
  • 5*
  • 68 KÖNIG EOTHEB.
  • deme wolde niemanne vor nicht hän.
  • her nam den knehten daz brot,
  • her teten over deme dische gröze not.
  • Aspriän begreif ene mit der hant 1150
  • unde warp en an des sales want,
  • daz her al zebrach.
  • w§ leide eme der kuninc dö saz!
  • her ne geregite doch nie d^ vöze.
  • ogot möze nns gebözen 1156
  • (sprächen zw§ne herzogen)
  • diser harren h^r zö hove.»
  • der eine rümite den sal
  • und sagetiz deme ingesinde over al
  • ' «dar hat der eine välant 1160
  • den lewin geworfen an die want,
  • dnrch daz her ime sin sptse nam.
  • ir sulit g'ewerliche gän:
  • wildir minis rädes volgen,
  • ir vermidet den unholden 1165
  • unde läzit en mit gemache
  • werven sine sache.
  • h6dit üch alle üffe daz leven,
  • daz ir ime sin bröt nicht ne nemen.
  • begrifet her ieman mit der hant, ilTO
  • her werfit in an des sales want.»
  • 1149 teten = tete en, in, ihnen. — 1151 warp mit erhaltenem
  • altem p, während sonst wie im Hochd. auch hier fast überall
  • altes in- und auslautendes p als / (pf u. s. w.) erscheint. —
  • 1152 al adv.j gänzlich. — 1153 we leide eme der kuninc dö saz.
  • leide adv., betrübt, eme ist der Dat. des Pron. er, der reflex.
  • zu leide gehört. — 1155 gebözen swv., mhd. gebüezen, Schaden
  • ersetzen mit gen. des Gegenstandes. — 1159 ingesinde stn. die
  • ganze Dienerschaft, vornehm und gering, alles was zu dem
  • Hofe gehört. — 1160 vdlant, vgl. 89. — 1162 durch daz,
  • weil. — 1]Q^ gewer Itche adv., vorsichtig, von zt'ar. — llßi: wildir
  • = wellet ir, — volgen swv. mit gen. des sächlichen Objects. —
  • 1166 gemach stn., Ruhe, Ungestörtheit. — 1167 werven, mhd.
  • werben stv. — 1168 üffe daz leven, bei Gefahr eures Lebens. —
  • 1169 nemen für nement, nemet, vgl. 37. — 1171 werfit für
  • wirf et, vgl. 72.
  • £ÖKia BOTHEB. 69
  • Die koningin sach gerne den zorn,
  • daz der lewe was virlom.
  • sie lachete Constantine an
  • «nu warte, sprach sie, wie genir hoveman 1175
  • din vedirspil irzogen Mt,
  • der da vor deme dische stät.
  • iz kumet noch an die rede mtn.
  • Jane hetes du die tochter dln
  • nicht verloren an Röthere, 1180
  • der diese vertreif over mere.
  • ow!, w6 gerne ich noch riete,
  • daz men die boten liete
  • rttin hin z6 lande
  • nnde vazzete sie mit gewande; 1185
  • sulicher slachte iz w6re,
  • daz man en mochte geven mit 6ren:
  • w§ mochte iz bat bestadet sin?
  • nu gedenke, hßrre Constantln,
  • daz sich dise nicht nemochten erweren: • 1190
  • w6 woldistu den dich vor Röthere generen?
  • gedenket her an stne man,
  • so möz dtn lant enouwe gän.
  • wane givestu mir noch die haftin,
  • die dar ligint an nnkraftin, 1195
  • 1175 warte imp. des schwachen Verbums warten, schauen. —
  • genir, mhd. gener xmd jener, hat hier gewöhnlich, wie schon
  • bemerkt, g für y, doch nicht ansschliel^lich. — 1176 vedirspil j
  • vgl. 298. — 111% Jane ^ ja ne, — 1180 verloren, vor für vir,
  • mhd. ver, oft aber nicht regelmäßig durch Lautangleichnng
  • dann gesetzt , wenn noch ein o im Worte , z. B. vorholne, aber
  • vir oder Verliesen vl. s. w. — 1183 liete mit alternd nach niederd.
  • Weise für z, von latent Idzen, hier durch den Reim auf riete
  • noth wendig. — 1186 sulicher slachtej vgl. 227; dieses Satzglied
  • ist ein bedingender Zusatz zu dem vorigen. — 1188 bat für
  • baz» — bestadet f angebracht. — 1191 den = denne, also, nun
  • denn. — 1193 enouwe im eigentlichen Sinne 183, hier über-
  • tragen. Unser «flöten gehen», ein mißverstandener niederd.
  • Ausdruck, ist dasselbe Bild. — 1194 u^ane conj., dient zur Be-
  • zeichnung der unwilligen Frage: warum nicht? — haftin adj.
  • haft, verhaftet, gefangen. — 1195 unkraftin für unkreftin, unkraft
  • stf., verschärftes Gegentheil von Kraft, Mangel, Elend. —
  • 70 EÖina BOTHER.
  • daz ich sie m6ze üz nemen.
  • sie havent ein vil swäre leven.»
  • Der knninc, joch einer nöte,
  • sprach daz her diz nine tete,
  • ir bete w^re al verlorn; 1200
  • s6 mosten dolen stnen zom.
  • iz w^re ir leit oder liep,
  • sie nequämin von Kriechen niet,
  • so lange s6 er lebete.
  • d6 sprach aber die knningin 1205
  • awaz wnnderis wiltn an in begän?
  • ir vader hiez Adam,
  • danne wir alle qnämin.
  • du soldes gotis schönin
  • an der vil armer diete, 1210
  • unde liezis sie üz der note.
  • nu sin sie virsvellit,
  • harte missevürit.
  • owl des ir vil schönin libesl
  • der mir armen wlbe 1215
  • einin snlichin helföre
  • wider den kuninc göbe,
  • also die dar ligit gebundin,
  • so möstin sie zö lande,
  • dune rietis mir nicht so vaste mite . . . 1220
  • 1196 üz, heraus. — lldl swdre, mhd. swccre adj.
  • 1198 joch einer note, zwischengeschobener Bedingungssatz:
  • auch wenn einer note, prset. von noten, ndten, nöthigen , zwingen
  • wurde, wollte. — 1199 nine verstärkte Negation, durchaus nicht.
  • Ans metrischen Gründen ist hier die Lange des i wahrscheinlich.
  • Anderwärts erscheint auch nine. — 1204 Nach lebete fehlt das
  • Reimwort. In der Hs. steht ein sinnloses gen. — 1207 d. h. sie
  • sind auch Menschen wie du. — 1209 schonen swt., Sorge für
  • etwas, auch für eine Person tragen, Rücksicht nehmen, mit gen. —
  • 1210 der vil armer diete, vgl. 214; diet, vgl. 636. — 1212 ver-
  • ewellen swv., durch Hunger krank machen, verderben. —
  • 1213 missevürit. missevüeren swv., in Übeln Zustand, insbesondere
  • was vuore im specifischen Sinne = Nahrung, betrifft, versetzen. —
  • 1218 also die, wie der; die=der, vgl. 93. Sie meint Witolt. —
  • Nach 1220 ist mindestens ein Vers ausgefallen , wahrscheinlich
  • KÖNIG BOTHEB. 71
  • er iz der äne danc w^re,
  • svi schüre er iz verhöre.»
  • Berchter sprach zö deme harren sin
  • <(ich tröste mich an d6 kuningln.
  • iz kumit uns wol, daz Aspriän 1225
  • deme lewen s6 w^ hat getan,
  • sie vroit sich in ir gemöte.
  • die anderin nerochten,
  • ob wir also verre w^rin,
  • daz sie unsich nimmir ni gesehin 1230
  • hie in ir lande,
  • sie g^nt so rünande
  • beide üz unde in.
  • wene wir in icht dancneme sin.
  • ir nechein ne wenit vor uns genesen. I23ö
  • nu sulen sie mit genädin wesen:
  • irläzent sie der sorgin
  • unde var z6 den herbergin,
  • daz die eilenden mözen geniezen
  • des dir din vater lieze; 1240
  • der hie vil maniger umbe gät
  • aber mehrere, deshalb ist hier auch eine Lücke des Sinnes. —
  • 1222 svi schere = swie schiere, so schleunig auch immer. —
  • verbere conj. prset. von verbern, etwas über eich er- oder an
  • sich vorübergehen laßen.
  • 1227 vroit von vreuwen, vrouwen swv. Wahrscheinlich
  • würde die Schreibart vroit richtiger sein. — 1228 nerochten:
  • gemöte. rockten wahrscheinlich hier mit ansgestol^enem h {ch)
  • vor <, wie es die Mundart liebt, gesprochen, von rochen swv.,
  • sorgen. — 1232 runande, mit durch den Beim erhaltenem,
  • tieftonigem a, vgl. 519; runen swv., raunen, heimlich sich
  • unterreden. — 1234 tcewe, 1. Person sing, prses. des Verbums
  • wasnen, hier als Betheuerungspartikel: traun; nach woenen steht
  • gewohnlich der negativ gedachte Satz ohne negative Bezeichnung,
  • so hier icht und nicht nüU, -^ 1238 unde var. Der rasche Ueber-
  • gang von dem höfischen und höflichen ir der Anrede zu dem
  • volksthümlichen du ist in Gedichten dieses Stils sehr gewöhnlich.
  • — 1240 des, durch Attraction für des, daz oder swaz. — -• lieze^
  • dieser Conj. (der Form nach könnte es hier auch Ind. sein) durch
  • das Gesetz der Concinnität zu erklären, weil Conj. mözen
  • das ganze Satzverhältnii^ beherrscht. —
  • 72 KÖNIG BOTHEE.
  • unde habit vil grözen unrät
  • von deme armöte.
  • got durch sine göte
  • der irgetze sie ir leides. 1245
  • j6 mochtin sie heime
  • wole wesen riebe.
  • sie leben jämerliche:
  • daz irbarmit mich s^re.
  • nu hilfen dur din 6re: 1250
  • du bist richer danne Constantin;
  • war umbe soldistu an siner spise sin?
  • iz ne w6re uns nicht mugelich.»
  • dö sprach der h^rre Dieterich
  • «du hast einin stSdigen m6t. 1255
  • daz der got geve göt:
  • svanne ich üz dime rate gän,
  • sone Tolgich nimer neheinen man.»
  • Also man daz wazzer genam,
  • Dieterich vor den kuninc gienc stän. 1260
  • her sprach «ich wolde gerne, Constantin,
  • zö den herbergen sin
  • mit minen holden.
  • 9ine mugin mer nicht gevolgen;
  • also ich bare zö hove gän, 1265
  • 1242 unrdi stm., verstärktes Gegentheil von rat, wie alle Zu-
  • sammensetzungen mit un nicht bloß einfach negieren: schlechter
  • Zustand, Mangel an allem, vgl. 1196. — 1243 daz armote
  • stn., unten stf. die armot in derselben Bedeutung. — 1245 ir-
  • getze, ersetzen stv.^ einen eines c?., einen Ersatz für — geben. —
  • 1246 y6=yocÄ, und doch, wirklich. — 1250 hilfen ■= hilf in,
  • ihnen. — 1253 mugelich adj., thunlich, passend, gehörig. —
  • 1255 stedigen mbt, einen beständigen, treuen, auf das Wahre und
  • nichtige gelenkten Sinn. Eine der weltlichen Haupttugenden
  • stcetekeit (viel weiter und tiefer als unser «Beständigkeit») ist
  • in dir. — 1256 daz dir got geve got, Betheuerung in Form
  • eines Wunsches.
  • 1259 wazzer nemen, Beginn der Mahlzeit, die noch ohne
  • Gabeln vor sich geht, genam plusquampf., genommen hatte. —
  • 1265 hare, Nebenform von here, her, hierher. —
  • KÖNIG BOTHER. 73
  • s6 ist dar vile manich man
  • da. wir al samen sin.
  • nu helfet mer, vrouwe kuningin,
  • wände ich vöre ein helfelöse diet,
  • der vromigistin nevolget mir niet 1270
  • swaz so ich der mochte haben,
  • die hat Bothere irslagen.
  • her virtreif mich üz deme lande min.»
  • dö sprach der kuninc Constantln
  • «wir virzlhen din ungerne. 1275
  • nu vare z6 dinen herbergen.
  • geröchis da icht des ich hän,
  • dat sal dir wesin underdän.
  • ich wil dich gerne mieten
  • unde wil dir ^re bieten, 1280
  • daz du dinin hoveman
  • zogenliche heizis ht zö tische gän,
  • wander irsrecket mir daz wif,
  • die mir ist also der lif.
  • minen mannin ne magit nicht schade wesen, 1285
  • die sint is dicke genesen.
  • in disme sale ist iz aber seiden getan.»
  • 1266 dar, nachdrücklicher Gegensatz zu hare, dort. —
  • 1269 helfelose diet, hälflose, armselige Schar, Haufe, vgl.
  • 636. — 1210 vromigistin* vrumec Adj, = vrum, tüchtig, vgl. 551.
  • — 1275 virzthen SS verzihen stv. mit gen., eine Sache, Person
  • aufgeben, fahren laßen. — 1276 vare, verlängerte Nebenform
  • (ies Imper. — 1277 des, vgl. 1241. — 1278 dat für daz. —
  • 1279 mieten swv., eigentlich einem miete geben, einen gewinnen
  • durch Geld, Sold, Geschenke. — 1282 zogenliche mit abgewor-
  • fenem ge = gezogenliche. Dieser Abfall der untrennbaren Vor-
  • satzpart, ge ist in wirklichen Compos., nicht bei dem Part, prset.
  • pass. ein specifisches Zeichen niederd. Einflusses. — 1283 irsrecket,
  • diese, mundartliche Form für irscrecket, mhd. erschrecket, ge-
  • hört vielleicht nicht bloß dem Schreiber der Hs. an; ander-
  • wärts freilich gibt auch sie das gewöhnliche scr. Es ist diese
  • Ausstoßung des Gutturalen zwischen s und r das Gegen-
  • stück zu der Einfügung desselben zwischen s und /, in sclahen
  • u. s. w. — 1285 magit =s mac iz^ ez, kann es. — 1286 is, gen.
  • von iz, davon; abhängig von genesen, —
  • 74 KÖNia BOTHEB.
  • dö sprach der riese Aspriän
  • c(h§rre, iz tete mir michil not:
  • mer nam din berwelf min bröt.» 1290
  • 1289 michil adv., vgl. 27. — 1290 herweif y wahrscheinlich stn.,
  • junger Bär; weif ursprünglich nur das Junge des Hundes, in-
  • dem sich der alte eigentliche Ausdruck für den jungen Bär,
  • bracckiOy in dem mhd. brocke, in eine andere Bedeutung =
  • die jetzige «Bracke» umgesetzt hat. Der Riese erscheint hier
  • wie überall in der Yolkssage, als unbekannt mit dem Luxus^
  • wozu in dieser Zeit an den Höfen, namentlich denen des
  • Orients und den von ihnen beeinflußten, auch das Halten sel-
  • tener gezähmter Thiere gehört. Das ihm als deutschem Riesen
  • am besten bekannte Thier ist. der Bär, daher und nicht etwa
  • verächtlich nennt er den Löwen so. Die Komik des Ausdrucks
  • ist nur für die Hörer oder Leser vorhanden, nicht von Asprian
  • beabsichtigt.
  • IV.
  • Dieterich begibt sich, vom König entlaßen, zu seinem am
  • Hafen zurückgebliebenen Gefolge und hält sich dort 14 Tage
  • stille, bis ihm massenhaft die armen Landesflüchtigen, die in
  • der Stadt weilen, zuströmen, die er nach Berchter's Rathe
  • gastfreundlich aufnimmt und reichlich beschenkt. Darunter war
  • auch ein Graf Arnold, durch Krieg vertrieben und verarmt,
  • sammt drei freien Herren, denen ein Kaufmann räth bei Rother
  • zu bitten. Sie thun es und auf Berchter's Rath gibt Rother
  • dem Grafen Arnold Geld, um ein Haus in der Stadt ^u er-
  • werben. Asprian sorgt für den Unterhalt von 30 Rittern.
  • Constantin's Mannen, die von der übergroßen Freigebigkeit
  • Dieterich's hören, wollen alle ihren kargen Herrn verlaßen
  • und jenem dienen.
  • Dieterich der höre
  • v6r zö den herbergen
  • unde gebarte verz^n nacht
  • also her were unstadehaft,
  • alwante ime die eilenden 1295
  • got begunde senden,
  • den wären die porten üf getan;
  • sie liezen si üz und in gän.
  • selve her iz in wol gebot:
  • her böttin vlizellche ir not. 1300
  • 1293 verzen = mhd. vierzehen nacht, die gewöhnliche volks-
  • thümlich deutsche Bezeichnung der Zeitfrist nach Nächten , wie
  • sie sich im englischen fortnight erhalten hat. — 1294 unstade-
  • haft, das pos. stadehaft vgl. 258. — 1295 al adv., das folgende
  • wante, bis, verstärkend. — 129 V die porten, hier von porte, porta, —
  • 1298 Das erste sie bezieht sich auf Dieterich und seine Leute,
  • das zweite si auf die eilenden. — 1299 iz in wol gebot, ez einem
  • wol geb., einem gute Behandlung zu Theil werden laßen. —
  • 1300 buttin für botte in von boten, niederd. für büezen, beßern. —
  • 76 KÖNIG BOTHEB.
  • Berther unde Aspriän
  • nnde andere Dietertchis man,
  • wol entf^ngen sie die armen
  • ande Ißzen sich er n6t erbarmen.
  • dicke richte man den tisc; 1305
  • da was daz inbiz gewis
  • allen die des geröchtin
  • daz sie den helit gesöchtin,
  • den bescheinte men gröze minne
  • unde brächte se alles gödes eninne. 1310
  • des was den eilenden not,
  • wandez en nieman ne bot
  • over alle die stat.
  • ir zöch zö Dieteriche die kraft,
  • die von degenheite 1315
  • gelidin häten arbeite.
  • sie ne h&ten die kleider noch die ros,
  • dar umbe verbot man en Constanttnis hof.
  • des levete vile manich riebe
  • harte jämerllche. 1320
  • Sich virstönt die nötige diet,
  • dat sie deme riehen wären liep,
  • 1304 ande. Die Form ande, inde, ende hier und da mund-
  • artlich für das gewöhnliche mhd. unde, und, öfter auch in der
  • Hs. geschrieben, wo die Vorlage unde hatte. — Uzen, mhd.
  • liezen, — 1305 richte , praet. des schwachen Verbums rihten,
  • den tisc richten , zubereiten und mit Speisen besetzen. —
  • 1306 inhtz stn., Imbiß, Mahlzeit. — 1307 geröchtin, vgl. 987. —
  • 1309 bescheinte men, bescheinen swv., zeigen, zu erkennen
  • geben, men, durch Inclin. geschwächt für man, — 1310 eninne,
  • prsep. in zu inne getreten, verstärkend, zu übersetzen wie das
  • einfache inne br, einen eines d., einem etwas zum Bewußtsein
  • bringen, einen überzeugen von einer Sache, machen daß er
  • sie inne wird. — 1312 wandez = wände ez, weil ez, d. h.
  • solche gütige Behandlung {göt) ihnen niemand sonst erbot. —
  • 1314 ir gen., abhängig von kraft^ Menge. — 1315 degenheit,
  • vgl. 768. — 1317 die kleider noch die ros, die, d. h. die zu
  • der höfischen Erscheinung gehören. — 1319 des adv., deshalb.
  • — riche, der sonst reich gewesen war.
  • 1321 sich verstdn so viel als das bloße verstän, verstehen,
  • einsehen. — 1322 deme riehen geht auf Dieterich. —
  • KÖNIG KOTHEE. 77
  • der in Constantinis hove was.
  • ir zöch dar hine ein gröz heris kraft
  • z6 Dieteriche. 1325
  • her gaben vrumeliche.
  • her genözte sich in,
  • her sazte sie inebin in,
  • unde hiez ir d^ schenken
  • hotin mit deme tränke, 1330
  • unde gebot den truhtsezin
  • daz sie ir niene virg^zin.
  • den vremedin gesten
  • wart die aller beste
  • lifnare vore getragen 1335
  • die man iergen mochte haven.
  • Also die harren gesäzin,
  • ir leides ein teil virgäzin,
  • sw§ dar häte ritäris namen,
  • die sundirte man dane 1340
  • unde gaf en gote rosse
  • unde pelleline rocke:
  • 1323 der in Constantinis hove was, d. h. der nicht gerade immer
  • anwesend im Palaste Constantin's war, sondern als zu seinem
  • Hofe gehörig betrachtet wurde. — 1Z2A. heris kraft, vgl. 1313. —
  • 1326 gaben für gap in, ihnen. — 1327 genözte. sieh genözen
  • einem , sich einem als Genoßen geben, jemand als Gesellen und
  • Freund behandeln. — 1328 inebin, praep. aus in und eben, neben
  • mit dat. und acc. je nach der Natur des Verbums. — in,
  • acc. von er, pron. der 3. Person für das Reflex., wie so oft,
  • hier noch um einen rührenden Reim in, ihnen : in, ihn zu gestal-
  • ten, besonders motiviert. — 1329 ir hotin, hüeten swv., mit gen^
  • des Objects. — 1331 truhtsezin, 1142 steht die noch mehr
  • mundartliche Form truzzdte. — 1335 lifnare stf., Leibesnahrung,
  • Speise. — 1336 iergin adv., irgend.
  • 1337 gesdzin, gesessen waren. — 1339 swe, mundart-
  • liche Form für swer, wer nur immer, wie de, de für der, —
  • 1340 die plur., dem Sinne nach auf swer, eine Mehrzahl, be-
  • zogen. — dane, davon, vgl. 423, gewöhnlich danne, dannen, —
  • 1341 rosse, gewöhnlicher ist die flexionslose Form des Plur. ros. —
  • 1342 pelleline, adj. von pellel, pfellel, vgl. 230. —
  • 78 KÖNIG BOTHEB.
  • z6 den rossin stäline ringe,
  • daz sie mit swerte nieman ne künde gewinnen.
  • d6 tröch der riese Aspriän 1345
  • manigen mantel wol getan
  • üze der kamerin Dieteriches
  • unde vazzite sie al geliche.
  • die svert her en umbe bant
  • nnde gaben die vanen an die hant. 1350
  • de begunden sie behurdieren
  • unde vrouweden sich vor lieve.
  • des lovete man Dieteriche
  • dar zö hove grozliche.
  • Dö quam ein hörlich schare, 1355
  • die häte sich virsümit gare,
  • daz sie s6 lange wären,
  • sie vorchtin daz man en icht gäve.
  • Berchter gienc se umbe
  • allez schouwunde, 1360
  • w^ ir geläz w^re getan.
  • d6 saz dar manich nakit man
  • unde schametin sich vil sere.
  • dö sprach Berchter zö sime harren
  • «nu warte zö disin armen! 1365
  • daz mochte got irbarmen.
  • sie schament sich vor schänden.
  • 1343 zu, noch dazu, außerdem noch. — stäline von stakel^ stdt,
  • stählern. — ringe, vgl. 697. — 1Z^4 gewinnen, Kriegsaasdnick :
  • überwältigen. — 1348 vazzite, vgl. 157. — 1350 vanin, vgl.
  • 404. — 1351 behurdieren swv., romanisches Wort: Ringelrennen
  • treiben. — 1352 vor lieve. liebe stf., Gefühl des Wohlbehagens.
  • 1357 so lange wären, aasgeblieben waren. — 1358 icht,-
  • nichts; die negative Bedeutung kommt durch den Begriff des
  • vorchten, in bangem Zweifel sein, vgl. 1235. — 1359 gienc se
  • umbe. umbe gdn mit acc, um etwas (spähend) herumgehen. —
  • 1360 allez adv. — schouwunde, mit tieftonigem u an der Stelle
  • eines alten d für schouwende. — ^ 1362 nakit adj., hier mit ein-
  • facher Gutturale, anderwärts in der gewöhnlichen Form nacket.
  • nackt ist nicht im strengsten Sinne zu verstehen, so wenig
  • wie das lat. nudus. — 1365 warte zö, schaue auf. —
  • KÖNIG BOTHBB. 79
  • sie netragent niht nmbez lif nnde in den banden.
  • du Salt sie alle vazzen
  • nnde rechte machen. 1370
  • sie sint zö deme gnrtele also smal.
  • en stät er lif harde wal.
  • sie vlizen sich zu wäre
  • nä riterlichen gebäre.
  • die togintltchin blicke 1375
  • begän sie so dicke,
  • daz iz von ungeslechte
  • knmin nine mechte.
  • ne stn under in nicht edele man,
  • so heit mir min hövet ave slän.» 138 )
  • «ich volge dir gerne, sprach Dieterich.
  • swer s6 genäde söchit ane mich,
  • her vindit sie, ob iz got wil.»
  • dar wart des gödis harde vil
  • den eilenden vor getragen. 1385
  • sie entfengen iz al an Cristis namen.
  • Done stund iz boriange, i
  • ör Dieterich der manne
  • ses düsint gewan,
  • die ime wären underdän 1390
  • mit dieniste aller tagelich:
  • sin ingesinde was h^rlich.
  • 1368 umbez für umbe daz. daz lif, vgl. 1078. — 1370 rechte,
  • wie es sich gehört. — 1371 gurtete stm., mhd. gurtet. —
  • 1374 nd für nach, sich vtizen nach, sich Mühe geben ein Vor-
  • bild zu erreichen. — ritertichen, vgl. 15. — gebäre, vgl. 1424. —
  • 1375 togintlichen , so beschaffen, wie es mit tugent im Sinne
  • von höfischer Bildung übereinstimmt, vgl. 305. — 1376 begän,
  • laßen sie gehen, zeigen sie. — 1377 ungeslechte stn., niedere
  • Geburt. — 1378 mechte conj. praet. von mac. — 1379 ne stn,
  • wenn nicht sind. — 1380 heit imper. von heizen, niederd. t
  • für z. — hövet für mhd. houbet. — ave für abe.
  • 1387 borlange adv., lange, mit bor, überaus, zusammen-
  • gesetzt. — 1388 er, eher als, bis. — 1389 ses für mhd. sehs,
  • vgl. 1045. — 1391 alter tagelich, täglich, wie alter degen-
  • lich u. s. w. gebildet.
  • 80 KÖNIG BOTHEB.
  • D5 quam ein verorloget man
  • z5 Constantinopole gegän,
  • ein gräve der hiez Arnolt, 1395
  • der TÖrde ein nödigiz volc,
  • drl vrige heren,
  • die bäten gröze ^re
  • virloren in er lande.
  • die giengen trürande uoo
  • vil blözliche in der stat,
  • daz cn nieman nicht negap.
  • dd sprach der beste konfinan
  • der ie v^le göt gewan
  • «ich sie an ü harren wole, 1405
  • er ne sint der armöte nicht gewone.
  • wildir nu dräte
  • volgin mime rate,
  • s6 gät vor Dieteriche:
  • her heifit ü vrumeliche 1410
  • üz der nöte,
  • unde geröchtir mines götes,
  • ich give ü ein gewant,
  • daz ir üch s6 harde nicht ne schämt,
  • daz ir so nackit sin.» 1415
  • (cnu 16ne dir min drechtin»,
  • sprach Arnolt der gräve.
  • «daz saldu wizzen zwäre,
  • of mir Dieterich genäde dot,
  • ich vergelde dir din got.» 1420
  • 1393 verorloget swv. von orloye, urloge stn., Krieg, durch
  • den Krieg vertrieben. — 1400 trurande von trüren swv., trauera,
  • mit tieftonigem a, vgl. 519. — 1404 ve/e, mhd. veile adj., feil. —
  • 1405 sie für mhd. sihe von sehen, — 1406 sint für sit^ 2. Per-
  • son plur. von ich bin. 1415 steht die Form sin, vgl. 37. —
  • gewone für mhd. gewon adj., gewohnt. — 1410 hel/itj mund-
  • artlich für hil/et, vgl. 72. — 1412 geröchtir für geruochet ir, —
  • 1416 drechtin, mhd. trehtm, truhtin, der Herr an sich, d. h.
  • Gott. — 1419 of für mhd. obe, falls. — 1420 vergelde für mhd.
  • vergüte, vgl. 196.
  • KÖNIG BOTHEB. 81
  • Der eilende gräve
  • nam stne mäge
  • unde vor vore Dieteriche.
  • der intfenc ene vrumeliche
  • mit gödeme gebäre 1425
  • unde vrägeten wie her wäre,
  • dö sprach her trürande
  • «mich hänt mtne vtande
  • virtriven dur iren overmöt.
  • nu is mir türe daz göt. 1430
  • sw^ arm s6 ich si,
  • ich bin doch von minin mägen vri
  • und hän durch genäde
  • her z6 dir gevräget.»
  • «die yindistu, sprach Dieterich: 1435
  • mit Berchter besprach her sich,
  • waz sie deme herren solden geven,
  • daz her mit §ren mochte nemen.
  • Alsus riet dö der aide man
  • «got hat vil wole z6 dir getan 1440
  • mit grozeme göte.
  • iiu helf in üzir n6te,
  • und wiltus minen räd haven,
  • s6 heiz den schaz her vore tragen.
  • hir newirt der bösheit nicht geplegen. 1445
  • man sal en düsint marc geven
  • unde itwaz geven m^re,
  • so heifit iz ouh den h^ren
  • 1425 gebare, mhd. gehÖBre stn., nicht bloß Gebärde, son-
  • cLera auch G>ebabreii. — 1426 vrägeten für vrafete en, ihn. —
  • «nie für wer wie die für der, — 1428 vtande. viant stm., der
  • I*eiHd. — 1430 türe, mhd. tturCj d. h. ich habe keines. —
  • 1431 8we — 80 = «wie, sowie — so, so arm ich auch bin, sein
  • xnag, so. . . — 1432 vri, d. h. aus dem Herrenstande. — 1433 ^e-
  • ^dde, hier etwa «um Erbarmen zu Anden».
  • 1443 wiUii8i=^wilt du e», gen. yon rät abhängig. — 1445 ne-
  • «rirf für ne wirdet von werden. — hoshtit stf., hi«p wie oft
  • Oei7. , nie unser «Bosheit». — 1446 marc stf., das- bekaiinte
  • Oewicht, hier bei Zahlengr5ß«n unflect, wie no^h jetzt. —
  • KÖNia BOTHXB. 6
  • 82 KÖNIG BOTHEB.
  • daz her den besten hof gewinne,
  • den man in der stat vinde.» 145(>
  • «in trouwen, sprach Aspriän,
  • her sal onch einen hän,
  • dar inne wil ich ime, daz is war,
  • drizich rltäre vazzen ein jär.»
  • Dieteriche düchte die rede göt. l^öö»
  • den m^ren scaz man vor in tröc
  • inde gaf deme edelen manne,
  • dö vor her vröliche danne
  • hin vor Constantinin
  • unde sagete ime nnde den stnin 1460
  • «diz hat mir Dieterich gegevin;
  • got läzene mit genäden levin.»
  • dö sprach de edile kuningtn
  • (iweiz got, her mach wol edile sin.
  • hir schinit Constantinis sin. 1466
  • eiä arme, wiech nu virstözin bin,
  • daz min tochtir deme virsagit wart,
  • der disen helit virtriven hat!
  • dirre töd so vrumichliche.
  • ich weiz wol, Kother der ist riebe 147 o
  • unde mac wol gewalt hän.»
  • dö sprächen Constantinis man
  • «vrouwe, ü ist der rede not.
  • der tüvil t6 in den d6t,
  • die iz ie irwanden, 1476
  • wir w^ren üz deme lande
  • mit deme kuninc Kötbere;
  • 1449 hof, Gesammtheit der Gebäulichkeiten, die zu einem Grund-
  • stück gehören, also Haus und Hof. — 1451 in trouiven, in
  • Wahrheit, soviel wie das einfache truwen, vgl. 95. — 1454 vazzetiy
  • vgl. 157, 167; hier «den ganzen Unterhalt geben».
  • 1456 meren. mosre adj., berühmt, hochgelobt, ein specifisch
  • Yolksmäßig episches Wort. — 1466 et«, vgl. 182. — arme wiech=s
  • wie ich arme. — virstözin^ uneigentlich: ins Unglück gebracht. —
  • 1469 tod, mhd. tuot — 1474 to in den dot, mhd. tuo in den tot,
  • tödte sie. — 1475 irwanden, praet. von tV, erwenden swv.,
  • abwenden, verhindern; davon hängt das folgende Satzglied ab. —
  • KÖNIG BOTHBE. 83
  • der h^te unsich widir over mere
  • gesant mit grözen ^ren.
  • nu dunkit uns bezzer möre, 1480
  • nu des nicht nemach irgän,
  • daz wer werdin Dieterichis man.
  • her gevet uns vromellche
  • und machit uns alle riche.»
  • Die eilende gräve 1485
  • nam sine mäge
  • unde vor vur Dieteriche:
  • her entfienc sie vrumicliche
  • unde sante in vor in dS stat.
  • Beruhter ime einin hof gap, 1490
  • dar z6 gab ime Aspriän
  • drizic ritär lossam
  • mit grözime göte.
  • dö wart vaste z6 m6te
  • des kuningis ingesinde, 1495
  • sine woläin nicht irwinden
  • sine wurdin Dieterichis man.
  • dar begunden vrige harren gän,
  • dar nach die edilen gräven
  • unde alle die da wären 1500
  • in Constantinis hove
  • äne die rtken herzogen,
  • die irläzis daz liet:
  • sie ne tädens ouch niet.
  • 1480 bezzer mere, so wohl statt des corrumpierten bezzere der
  • Hs. zu lesen; über mere vgl. 830, hier aber, wie auch oft
  • rede, bloß Sache, von der gesprochen wird. — 1481 nu, rela-
  • tiv, vgl. 608. — 1483 gevit, mhd. gibet, gibt
  • 1485 Die für der. — 1494 do wart vaste z6 mute, da-
  • von abhängig der negat. Satz in 1496, es wurde ihnen stark
  • zu Sinne, sine woldin irwinden, nicht davon abzustehen, d. h.
  • positiv nach heutiger Ausdrucks weise gewandt: sie wollten
  • durchaus. — 1502 dne, prsep. ohne, mit Ausnahme von...
  • — 1503 irldzis = erldze es, gen. von erl. abhängig; über den
  • eigen thümlichen Ausdruck vgl. die Einleitung. — 1504 tddens
  • = taten es, abhängig von niet, subst. Neg. —
  • 6*
  • 84 KÖNIG BOTHEB.
  • swaz der anderen vrome was, 1505
  • die zugin hin mit heres kraft
  • z6 Dieteriche.
  • her gaben tageliche
  • mit golde deme rötin
  • de peUele ungescrotin, 1510
  • dar z6 mantele sn^vare :
  • dar nach höven sie sie dare.
  • dö moste der riese Aspriän
  • dicke z6 der kameren gän,
  • biz her sie ge werte 1515
  • des sie an den harren gerten.
  • dö lovetemen Dieteriche,
  • die harren al geliche.
  • dar ne was ouh nichein man,
  • her ne mochte mit ime bestän, 1520
  • ob sie virsant wären,
  • die sinen schaz nämen.
  • 1506 mit heres krafty in der Stärke eines Heeres. — 1508 gaben
  • = gap in. — 1509 mit, sammt, neben dem Golde, sodaß man
  • hier, ohne den Sinn zu schädigen, mit mit «außer» übersetzen
  • könnte. — 1510 «»^e«cro/m, unzerschnitten, ganz. — 1511 snevar,
  • schneefarbig, gewöhnlich snewiz. — 1512 «tc, mit niederdeutsch
  • erhaltener Tenuis für die sogenannte Asp. cA; selten, aber in
  • einigen Fällen sicher in der Mundart des Dichters. — Ibib gewerte,
  • gewem mit acc. der Person, gen. der Sache, einem etwas ge-
  • währen. — 1517 dö lovetemen = mhd. lobete man; das unbe-
  • stimmte Subject man wird durch das folgende Satzglied die
  • Herren lebendig gefärbt. — 1521 oh sie virsant waren ^ falls die
  • nvirsantn fortgeschickt gewesen wären, die sonst von seiner
  • Milde lebten.
  • V.
  • Dietriches Ruhm dringt auch in die Kemenate der Königin
  • und ihrer Tochter und erregt bei dieser das lebhafteste Ver-
  • langen den vielgepriesenen Helden zu sehen. Da sie selbst
  • keinen Rath weiß, findet Herlint , eine ihrer dienenden Frauen,
  • einen solchen: sie solle ihren Vater, den König, bitten, auf
  • nächste Pfingsten ein großes ritterliches Fest zu veranstalten,
  • wozu dann auch Dietrich kommen werde. Sie thnt so; ihr
  • Vater willfahrt ihrer Bitte sehr gerne. Dietrich rüstet sich
  • mit den andern Gästen: wie für die andern ihre Kämmerer,
  • besorgt für ihn Asprian auf dem Platze, wo das festliche Mahl
  • und die festlichen Ergotzlichkeiten abgehalten werden sollen,
  • in dem Poderamus Hofe, Bänke und Tische, um sein Gefolge
  • unterzubringen, kommt aber dabei in Streit mit den Kämmerern
  • eines Herzogs Friedrich, die den Ehrenplatz für ihren Herrn
  • behaupten wollen. Der Streit wird dadurch bedenklich , daß
  • sich Witold hineinmischt und nur mit Mühe von großem
  • Wüthen unter den Feinden seines Herrn zurückgehalten und
  • beschwichtigt werden kann. Constantin ist zwar sehr un-
  • mutbig über solche gefährliche Gäste, traut sich aber nicht
  • mit seinem Zorne heraus, wofür er von der Königin im Hin-
  • weis auf Rother, dessen Hülfe er verscherzt, bittern Hohn
  • duldet. Bei dem Feste überstrahlt Dietrich durch eigene Pracht
  • und die seiner Mannen alle andern Gäste, aber gerade deshalb
  • kann ihn die junge Königin in den drei vollen Festtagen nicht
  • zu schauen bekommen, weil die Gaffer immer zu dicht um
  • ihn herum sind.
  • Also die ritäre wider quämen
  • mit den schönen gäven,
  • dd hob sich harde tougin 1525
  • daz rünin under den vrouwin
  • 1524 gdven, mhd. gaben. — 1525 tougin adv., verborgen. —
  • 1526 rünin, vgl. 1232. —
  • l
  • 86 KÖNIG KOTHEB.
  • beide vr6 unde späte
  • an der vrouwen kemenäte
  • von deme harren Dietertche,
  • her levete vromicliche. 1530
  • ccowt, w^ sal ich, sprach die kuningin
  • irwerben umbe den vater min,
  • daz wer den selven h^ren
  • gesien mit unsen ^ren?»
  • «ich ne weiz in trouwen, sprach Herlint; 1535
  • du bist einigiz daz kint,
  • dlnen vater also übe;
  • nu bite in eime höcgeztte
  • daz der dene helit z6 hüse lade,
  • z6 wären ich dir daz sage, 1540
  • s6 mog wir in aller beste gesßn,
  • iz ne mac ouch nimmir baz gesehen.»
  • die juncvrouwe ginc in dräte
  • z6 ir vatir kemenäte
  • unde sprach «wolditer nu, vater min, 1545
  • 1527 vro adv., früh. — 1530 her levete^ abhängiger Satz auf
  • rünen bezogen. — 1531 we^wie. — die kuningin ^ deren Name
  • nicht genannt ist, s. die Einleitung, so wenig wie der ihrer
  • Mutter: zum Unterschied von ihr heißt sie mitunter die junge
  • k,y sonst aber die' juncvrouwe^ magety megetin, aber auch mit dem
  • allgemeinen Ehrentitel verheiratheter und unverheiratheter
  • vrouwe, wie auch 1529 an der vrouacin kemenäte sich auf sie,
  • möglich allerdings auch auf ihre Mutter, beziehen wird. —
  • 1532 irwerben umbe, bei meinem Vater e& durchsetzen. —
  • 1534 gesien, mhd. gesehen, — mit unsen eren, auf eine Art, bei
  • der unsere «ere» besteht. — 1535 in trouwen, vgl. 1451. —
  • 1536 einigiz daz kint, beachtenswerthe alterthümliche Wort-
  • stellung. — 1537 /{6efür liebe, die schwache Form des als Appo-
  • sition gesetzten Adj. gegen die gewöhnliche mhd. Regel, vgl. 119. —
  • 1538 daz hbcgezH (c für ch, einzeln hier mundartlich besonders vor
  • andern Gutturalen) stn., daneben auch stf. sing, und plur. Das
  • große Fest, besonders die Hoffeste an den kirchlichen Hauptfesten.
  • — 1539 zo hüse laden, in sein Haus laden, lade ist als Conjectur
  • in den Text gesetzt, da das hs. neme: sege, wegen des sonst
  • im Reime hier kaum statthaften e: e sehr bedenklich ist. — 1540 z6
  • waren = zo wäre, zwdre, vgl. 4. — 1541 aller beste adv. Superl.
  • — gesen, mhd. gesehen, — 1542 geschen^s^ geschehen, — 1545 wol-
  • diter, er für ir, ihr plur., die ehrende Anrede, hier noch spar-
  • kOkig bothbb. 87
  • clise pinkesten hir heime stn,
  • düchte mich ein ^re getan,
  • xinde sameneten üwere man
  • die reckin sägin,
  • ob ir ieht riche wann. 1550
  • ich ne weiz war z6 der vurste sal,
  • her ne h^te ettewanne schal
  • mit Troweden in deme hove sin.»
  • 46 sprach der kuninc Constanttn
  • «wol dich, tochter, daz du levis! 1555
  • w^ du nä-ch den eren strevis
  • unde rötis ie daz beste!
  • ich Wille haven geste,
  • daz man immer sagete m^re,
  • ivaz hie Schalles wßre 1560
  • zö disen höchgeziten.
  • min gewalt g^t s6 wite,
  • virsitzet iz danne ieman,
  • der möz den lif virloren hän.»
  • Widir z6 kemenätin ginc daz megetin. 1565
  • d6 sante der kuninc Constantin
  • Wide sine märe
  • unde gebot den ritären
  • «amer als der Sing, und ziemlich willkürlich damit wechselnd,
  • ^e überhaupt in den älteren Gedichten des 12. Jahrh. —
  • 1546 pinkesten, mhd. pfingesten plur. t. Pfingsten. — hir heime,
  • hier zu Hause bleiben. — 1548 sameneten wie wdrin 1550
  • 2. Person plur. vgl. 37 ; der Conj, hier als Precativ zu faßen. —
  • 1549 sägin, mhd. scehen. — 1550 ieht, hier als Partikel oder
  • Adyerb. gebraucht wie unser a etwas». — 1552 ettewanne, irgend
  • «inmal, zu irgend einer Zeit. — schal, vgl. 298. — 1553 schcU
  • mit vroweden, Schall und Freude: vrowede, Festfreude, also un-
  • gefähr dasselbe wie schal, — 1555 wol dich, wohl dir, Heil dir. —
  • daz du levis, daß, weil du lebst, Segensformel. — 1556 toe =
  • wie. — strevis, mhd. strebest. — 1557 retis, mhd. rcetest von
  • raten stv. — 1559 mere stn„ Kunde, m. s. rühmend von etwas
  • sprechen, erzählen. — 1562 wtte adv., weit, weithin. — 1563
  • virsitzen vgl. 647. — iz, nämlich das Gebot, was ausgehen soll.
  • 1567 Wide = wite 1562. — mdre = mere 1559. Die un-
  • nmgelautete Form gilt hier ebenso wie die umgelautete. — *
  • /
  • 88 * KÖNIO BOTHBB.
  • hin zö der wertschefte,
  • die was gelovit mit krefte. 157(>
  • her hiez sie sichirliche varen.
  • d6 möstin sie alle dare.
  • swer sich icht sazte dar wider,
  • deme gebot man iz bi der wide
  • daz her gerne dar gienge, 1575>
  • danne man in hienge.
  • done torstiz nieman irlän.
  • sich gesellete man wider man
  • z6 sime geliehen
  • unde vazziten sie vllzeliche. 158(>
  • 1569 wirtsckefte, wirtach» stf., so viel als hochgezti etc., eigentlich
  • Bewirthiing, dann Festlichkeit. — 1570 gelovit, geloben swv.^
  • ansagen. — 1571 sichirliche adv., er gebietet einen besondem
  • Bann oder Frieden für die, welche an den Hof ziehen oder
  • geladen sind, wie gewöhnlich im Mittelalter. — 1574 bt der
  • wide, wit stf., eigentlich Weidenstrick, dann gerichtlicher Aus-
  • druck für die Todesstrafe des Stranges, die gewöhnlichste und
  • leichteste des Mittelalters. — 1575 gerne — danne. Die Form
  • gerne ist der Positiv, während der Sinn und die Part, danne den
  • Compar. erforderte. Es fragt sich, ob man in solchen Fällen,,
  • deren die Literatur des 12., 13., 14. Jahrh. nicht wenige auf-
  • weist, einen wirklich unvollständigen Comparativ annehmen
  • soll, d. h. einen solchen, wo der Begriff der vergleichenden
  • Steigerung in der Part, danne allein enthalten ist, also
  • gerne eine wirkliche, nicht bloß eine scheinbare Form des Po«*
  • sitivs wäre, oder ob bloß eine verderbte Aussprache oder
  • Schreibung eine scheinbare Form des Positivs für den Compar.
  • gewährt. In unserm Falle wäre für diese Auffaßung geltend
  • zu machen, daß der Schreiber von H. theils in seiner gewöhn-
  • lichen Fahrläßigkeit, theils mundartlichen Einflüßen folgend,,
  • häufig ein r im Auslaut unterdrückt, auch gewährt er sonst
  • überall die richtige Comparativform. Ohne hier weiter auf
  • dieß Thema einzugehen, sei nur bemerkt, daß einige der in
  • andern Sprachdenkmälern sich findenden Stellen unmöglich auf
  • diese Weise als mundartliche oder Scbreibefehler erklärt wer*
  • den können und daß darum auch eine solche Erklärung für
  • alle zweifelhaft wird. — 1577 done^sdo ne. — torstiz =tor9te izy.
  • prset. von tor, ich wage. — 1578 man wider man, vgl. 638. —
  • 1579 zo sme geliehen, zu seines gleichen. geUche, subst. ge-*
  • brauch tes Adj. — 1580 vazziten, vgl. 157. — sie für sich^
  • mundartlich. —
  • KÖNIG BOTHEB. ' 89*
  • dar ne hete nich^n mantil namen,
  • her ne w^re mit golde besclagen,
  • nnde mochte daz s6 lichte sin get&n,
  • daz sin nieman niheine war ne nam.
  • Die vorsten riebe 1586
  • • höven sich geliche
  • hin zö deme Pöderamus hove.
  • sesz^n herzogen
  • unde drizic grävin,
  • mit scalle sie da wärin 1590
  • nnde nnzzin Constantinis got,
  • s6 man noch manigis harren tot.
  • Dö sie quämin z6 Constantinopole
  • der vil m^ren bürge,
  • die vorstin wären dar ober nacht, 1595
  • daz man ire da wole plach.
  • der tac begunde üf gän.
  • iegelich kameräre nam
  • sime harren eine stat,
  • die men eme von hove gap. 1600
  • Dö heizin sie Aspriäne
  • daz gesidile vähen
  • 1581 fliehen = nichein, — 1582 her ne were^ wenn er nicht. . .
  • — besclagen , wie gelegentlich sr für sctj so erscheint umgekehrt
  • zwischen 8 und / häufig neu auftauchendes c, vgl. 568. —
  • 1583 lichte adv., ohne besondere Mühe zu finden, gewöhnlich. —
  • 1584 nü^ine toar, keine Aufmerksamkeit; war stf.
  • 1586 geliche adv., zugleich. — 1587 Pöderamus hove, vgL
  • 886. — 1588 seszen, mhd. sehszehen, — 1591 nuzzin, pl. prset.
  • von niezen stv., genießen. — 1592 «6, wenngleich, wie.
  • 1596 daz, in der Weise, daß. — plach, mhd. pflac. —
  • 1599 stat stf.. Statte, Stelle, bestimmter Platz. — 1600 von
  • hove, vom Hofe aus, d. h. von den Hofbeamten, denen die
  • Besorgung des Festes obliegt, ygl. 1629. —
  • 1601 sie, d. h. die Leute Dietriches sind gemeint, die
  • Asprian hier im Namen ihres Herrn mit dem Amte seines
  • Kämmerers betrauen. Der Reim Aspridne: vdhen würde leicht
  • durch die Umänderung in Aspridn: vdn regelrechter werden, aber
  • 1602 ist in der jetzigen Gestalt stilgerechter als nach dieser
  • Umänderung. — 1602 gesidile stn.,. vgl. 1137. — vdhen, hier
  • «anfangen ein- oder aufzurichten». —
  • 90 kOnig botheb.
  • deme harren Dieterlche.
  • dar benketer vltzelfche
  • mit aldime gestöle 1605
  • daz verre was gevöret
  • hie vor von Wände:
  • iz trdgin elphande
  • wllen in den gebeine.
  • -dar inne lac göt gesteine. 1610
  • «w^ dinster die nacht was,
  • sie lüchtin also der tach.
  • her sazte einen tisch h^rlich,
  • dar mochte der riebe Dieterich
  • ^ne laster z6 gän. 1615
  • dö was ein harte h§r man'
  • ^in herzöge, der hiez Friderich,
  • des kamer&re virsümede sich,
  • der hiez Aspri&ne
  • sine benke rucken näher, 1620
  • nnde sagite ime zw&re,
  • wie riebe sin hörre wäre:
  • her wolde also türe sin
  • so der knninc Constanttn.
  • j er sprach «nu rümit, gröze bulgän, 1625
  • 1604 benkete, benken swv., Bänke und Tische richten. '-^
  • 1605 gestole stn., Gestühle, Anstalt zum Sitzen. — 1607 hie
  • vor B hie bevom , Tgl. 494. — 1608 d. h. es war ans Elfenbein
  • mit Edelgestein besetzt. — 1609 wt/en, adverbial: einstmals,
  • Yormals. — den für demey dem, s. zu 15. — 1611 dinster adj.,
  • jKnster, auch lautlich dasselbe Wort, in den hochd. Mundarten
  • selten. — 1612 luchiin^ prset. TOn lüchten^ liuhten^ leuchten. —
  • •sie, d. h. die Steine zusammen, daz gesteine. — 1615 äne
  • lasier^ ohne Schimpf, vgl. 133. — 1613 stcA virtumen swv.,
  • fiich säumen und versäumen. — 1625 rümit ^ selten ohne Ob-
  • ject: weicht. Das Object versteht sich hier von selbst. —
  • grdze bulgan. groz = ungeschlacht, schwerfällig, zur Bezeich-
  • nung des Riesen Asprian sehr passend, bulydn wird doch wohl
  • ein Volksname sein, der zum Schimpfwort gestaltet ist, wie
  • 60 häufig in alter und neuer Zeit , z. B. gegenwärtig die deut-
  • lichen Volksnamen Krawat, Pollack etc. Daß bulgän nichts
  • anderes ist als das russische und überhaupt ostslavische polkan,
  • «ine Art gespenstigen Ungeheuers, hat schon J. Grimm erkannt.
  • 1
  • Koma BOTHEB, 91
  • ynr sulin daz geginsidele hftn.»
  • «in troawen, sprach Asprtän
  • daz newirt nüwet gedän.
  • von hOTe schöf man mir die stat,
  • daz sie ü niman ne gap. 1630
  • irhevet ir wider mich sicheinen zorn,
  • • den mochter gerne hä-n virbom
  • l)iz zö eime anderen male ,
  • soiz hie heimlicher wäre,
  • daz düchte mich wistüm getan. 1635
  • na kiesit einin anderen man
  • nnde lä.zit mich mtn gestöle h4n.»
  • Der kamer^re h§re
  • der zornite sich s^re
  • unde tröste sich zö hundert mannen, 1640
  • die mit ime wärin gegangen,
  • nnde düchtin törliche getan,
  • daz der riese Asprtän
  • icht torste reden da wider,
  • her stöz eme einin banc dar nidir. 1645
  • aber keine weitere Erklärung gewagt, nachdem er selbstver-
  • ständlich die abgeschmackte Dobrowsky's und anderer Slavisten
  • polkan =s pol kon^ Halbpferd, zurückgewiesen. — 1626 ^c^tn-
  • sidele stn., Sitz gegenüber, der yornehmste für die Gäste, dem
  • Wirtbe gegenüber nach altd. Sitte, nicht neben ihm. —
  • 1628 nuwet^ aus dem ursprünglichen niewiht umgebildete Form,
  • mit nachdrücklicher Bedeutung : durchaus nicht ; aus ursprünglich
  • niwiht entsteht niwet oder niwit — 1629 schof von schaffen stv.,
  • verschaffen, geben. — 1630 daZj sodaß, daß folglich. —
  • 1631 zorn, Zorn und Folge davon: Streit. — 1632 mochter iiir
  • mochtet ir. — virbom von verbern, vgl. 1222. — 1634 heimlicher
  • Comp, des Adv. heimlich, wie unser «heimlich» auch noch
  • gebraucht wird, und es namentlich mit der Negat. ((unheimlich»
  • ganz allgemein gültig ist. — 1635 wUtum getan = wisliche.
  • wistum so viel als wiaheit.
  • 1639 zornite sich, mhd. «»cÄ^wmc»= unser nsickerziÄmenyi. —
  • 1640 tröste, prset. von trösten, troßsten ; zuo, sich verlaßen auf. —
  • 1642 düchtin =s dühte in von dünken. — tor liehe adv., thoricht.
  • — 1645 stez, mhd. stiez. — banc hier stm.
  • 92 KÖNIG ROTHSB.
  • Aspriän der helit göt,
  • die hant her üf h6f
  • unde sclöc eme einin örsclach,
  • daz eme der köpf al zobrach.
  • n4ch den Schilden giengin stne man 1650
  • ande woldin Asprtäne slä.n.
  • der herzöge Friderich
  • selve wdfinter sich
  • unde rief stnen seilen.
  • dö höf sich ein geschelle, 1655
  • daz Thiederichis kamer^re
  • da z6 hove bestanden w6re
  • mit michiltcher kraft,
  • jenir der da gebunden lach,
  • der begunde bremin alse ein bere, i66(>
  • die ketenin die zobrach er gare
  • unde begreif eine stäline Stangen
  • vier unde zvenzic eile lange,
  • swaz ime des volkes widirstiez,
  • wie lutzel her des genesen liez! 1665
  • 1648 sclüCf über diese Form mit sei vgl. 1582. — örslaa
  • stm., Ohrfeige. — 1649 der köpf, Hirnschale. — zobrach, mhd.
  • 26' zerbrach, — 1653 wufinter = wd/ente er. — 1654 seilen, die
  • niederd. Form mit abgeworfenen ye- für geselle, — 1655 geachelle
  • stn., Schallen, Lärm. — 1657 bestanden, einen best, im Kampfe
  • bestehen, nicht bloß Stand halten, sondern den Kampf aufnehmen,,
  • also auch beginnen. — 1658 michiliche, so viel als das einfache mt'cAe/,.
  • vgl. 679. — 1660 bremin stv., brummen. *— Im Reime bere : gare
  • ist kein Fehler, wie auch der Text dem Sinne nach zu kei*
  • nem Bedenken Anlaß gibt. Erwägt man , daß das e des Mhd.
  • in der Mundart des Dichters mitunter eine Neigung nach dem
  • a hin hatte, wie hare für here u. s. w., vielleicht auch die
  • gelegentliche Schreibung hcelfit für heifit und dergl. beweisen^
  • ebenso daß andererseits a öfters nach dem e sich hinneigte,
  • wie wene für wane, wele für mhd. wal u. s. w. zeigt, so liegt
  • es auf der Hand, daß trotz der für das Auge divergierenden
  • Form für das Ohr bere und gare ein leidlicher Reim ist. Das ge-
  • meinniederd. bar für ber ist ohnehin bekannt genug. — 1661 gare
  • adv., gänzlich. — 1663 zvenzic. 657 steht die Form zweinzich^
  • dort auch für das gewöhnliche eile stf., das etwas seltenere ellene.
  • — 1664 toidirstie'z von widerstuzen stv., aufstoßen. — 1665 des^
  • abhängig von lutzel nentr. des Adj. snbst. gebraucht «wenige». —
  • KÖNIG BOTH£B. 93
  • dö sprach ein riese die hiez Gritnme
  • <(iz wirt hie ubil inne.
  • ich sie Widolde varn.
  • nu gedenket, hßrre Asprlän,
  • Tiwir grözer göte. 1670
  • mit listigeme möte
  • vrägit den grimmigin man,
  • ivaz eme daz lüt hete getan,
  • daz her in so viant st.»
  • «mir wart gesegit, htoe min, ' 1675
  • sprach dö Widolt der helit göt,
  • >)sie heten dich brächt an grdze not.
  • done wistich we iz hete getan:
  • ich wolde sie alle irslagen hän.
  • were der dan zö iemanne zom, 1680
  • der moste den lif haben virlorn.»
  • «in trouwen, sprach Aspri&n,
  • sie ne heten mer niecht getan
  • wane §re unde götis.
  • nu wichit üwers gemötis 1685
  • ande gebit die stangin diesim man.»
  • ein riese sie im üz der hant nam.
  • Den herzogen heren
  • rou sin kemer^re.
  • daz volc al z6. samene 1690
  • 1666 die = der. — 1668 sie, mhd. sihe, 1. Person sing, pries.
  • Ind. von seAen. — JVidolde, acc. von Widolt, — 1673 daz lut,
  • vgl. 806. — 1674 Viani, snbst. und adject. gebraucht, wie
  • unser «Feind, feind». — 1675 geaegit von segen, d. h. sagjan,
  • während sonst hier sagen, d. h. sagen die gewöhnliche Form
  • ist. — 1678 wi8tich=wi8te ich, prset. von weü. Neben wiste auch
  • weste 252 u. s.w. — we für wer, vgl. 1426. — 1680 der = dir. — ^
  • ez ist mir zom zö einem (wo zom mehr adj. als subst. Geltung hat)
  • so viel als zornig sein auf jemand. — 1683 sine^sie ne. — mer
  • für mir. — 1684 niecht wane, nichts außer, nur; von niecht ist
  • der Gen. ere und gutis abhängig. — 1685 wichit von wichen
  • stv., gen. des Ortes von woher, so viel als das häufigere ent-
  • wichen. — gemutis von gemüete stn., das aufgeregte Gemüths
  • so viel als Zorn u. dgl.
  • 1689 rou, praßt, von riuwen stv. —
  • 94 KÖNIG BOTH£B.
  • höf sich dar z6 gegene
  • nnde wolden Aspriäne slän.
  • dö sprach Widolt, der köne man
  • «waz ist jeniz gedrenge?
  • ow! mtner Stangen! 1695
  • sie woldin dt schaden, here,
  • des ingelden sie hüte vil s^re:
  • iz nesi daz ich irsterbe,
  • in möz vile w^ werden.
  • sie kumin vluchtic widir.» 1700
  • mit der vüst slöc einin her darnidir.
  • nnde begreif den herzogen göt
  • nnde kratzitim ave den stälin hot.
  • mit deme häre her in üf want,
  • do intfiel er eme in daz gedranc. 1705
  • swä her die anderen gevienc,
  • wie strödicke iz üf gienc!
  • dar wart gestözen manic man,
  • daz her unsanfte nider quam.
  • nune weiz ich wie ein spileman 1710
  • zö hove vor den kuninc quam
  • unde sagite ime m^re,
  • daz dar gröz vechte w^re.
  • Constanttn vrägete m6re,
  • waz dar schalles were. 1715
  • her sprach, adaz weiz der heilige Crist,
  • ich sage der alsiz ist,
  • 1692 wolden, plur. aus volc entwickelt, was ein pluraler Be-
  • griffist. — 1694 daz gedrenge stn., so viel als das häufigere ge-
  • dranc. — 1696 c?*, mundartliche Form für dir. — nOS kraizi-
  • Hm für kratzete im. kratzen swv., nicht bloß unser «kratzen»,
  • sondern zerren, reißen überhaupt. — ave, mhd. abe, ab. —
  • stdlin hat, vgl. 1110. — 1704 mit deme häre, bei dem Haare,
  • so daß das Haar die Handhabe abgibt. — 1706 swä, wo immer^
  • an jeder Stelle, wo. — 1707 strödicke, so dicht wie die Halme,
  • das Stroh eines Getreidefeldes. — iz, nämlich die Haufen
  • von Gefallenen, die so dicht nebeneinander lagen, wie... —
  • 1713 vechte stf., Gefecht.
  • 1717 der für dir. — alsiz für alse, also iz, wie es, —
  • KÖNIG BOTHBB. 9&
  • dar gaf einer daz föter
  • mit der lengistin röten
  • die ich mit den ongin ie gesach, 1720'
  • biz man sie ime üze der hant brach,
  • dö wart her dancnöme.
  • sie stn ime alle gezeme,
  • armen nnde riebe.
  • her röfit sie vreisllche. 1725.
  • mir is lieb, daz ich so vrö inran,
  • doch warf her mich over vor man,
  • daz mlne vöte
  • die erden niene berörten.
  • ich stönt ime ouch vor deme Hechten: 1730-
  • her ne bedorfte min dar zö niechte.»
  • Widolt wart gevangin,
  • gebundin an die lannin.
  • aiser zö den herbergen quam,
  • wie dräte iegelich man 1735^
  • nä deme anderen zöch!
  • vor deme kunige wart die klage gröz
  • over Dieterichis kemeröre.
  • 1721 uze der hant bracht mit Gewalt herausriß. — 1723 ge-
  • zeme adj., passend. — 1724 armen unde rtche, armen ist
  • hier die subst. gebrauchte schwache Form des Adj., wäh-
  • rend bei rtche die Sprache diese schwache Form in subst.
  • Bedeutung nicht entwickelt hat. — • 1725 rufit , mundartlich-
  • für rou/et, denn während gewöhnlich 6 nur den mhd. Diphth.
  • uo (oder üe) zu yertreten hat, ist es einzeln nach den Ein-
  • Außen der gröberen Volksmundart auch für ou verwandt. —
  • vreisltche, vgl. 772. — 1726 rrö, vgl. 1527. — inran^fhr
  • intran:, von int, entrinnen stv. — 1727 ver, mundartlich für
  • vier. — 1728 vote, niederd. tfnrz. — 1729mene, vgl. 1324; hier
  • wäre niener, was freilich der Sprache des Gedichts fremd zu
  • sein scheint, beßer: niener y nirgends, an keiner Stelle, wofür
  • hier mene «durchaus nicht» steht. — berörten ron berören 8wy.,'
  • berühren. — 1730 stont ime vor deme Hechten, sprichwörtlich
  • wie noch heute.
  • 1736 nd, praep. nach, — 1738 kemerere und kamerere
  • wechselt miteinander. Asprian ist gemeint, weil er den Streit
  • begonnen, in den sich Witold mischt. —
  • 06 KÖNIG BOTHEB.
  • daz sie gerouft wferen.
  • «daz ist mer leith, sprach Constanttn, 1740
  • na sagit iz deme harren sin.
  • wil her ü richtin, daz is mer liep,
  • ichne underwindes mich niet.»
  • Alsiz Dieterich virnam,
  • her hiez z6 eme sine man gän, 1745
  • Widolden den könen
  • üflfe den hof vrönen.
  • «hat her iemanne icht getan,
  • iz sal ime an den lif gän
  • zö üwir aller gesichte.» 1750
  • awir irläzin in des gerichtes,
  • «prach Friderich der herzöge,
  • ^ der tüvil knme her z6 hove;
  • swanner her quäme,
  • da wir in alle gesägen.» 1755
  • bt den henden sie sich beviengen,
  • Tor den kuninc se giengen.
  • sie sprächen «neinä h^rre Dieterich,
  • nichtne ladene vore dich.
  • her ne hat uns sulechis nicht geschadit, 1760
  • daz iz dir immir werde geklagit.
  • 1740 ieith. fA alterthümliche Schreibung füre?; mhd. wurde im
  • Auslaut t stehen. — 1742 ü richten, richten swv. mit dat., einem
  • zu seinem Rechte verhelfen. — 1743 sich underwinden eines d.
  • stv., sich einer Sache annehmen.
  • 1747 vrone adj., was dem Herrn gehört, also herrschaftlich,
  • hier königlich. — 1750 zö tiwir aller, vor euer aller Angesicht.
  • — gesicht stf. — 1751 einen erldzen eines d., einem etwas er-
  • laßen. — 1753 e, eher als, lieber als daß... — der tuvilf
  • vgl. 960. — 1755 gesdgen, mhd. gescehen conj. prsBt. von
  • sehen: wenn er herkommen sollte, wo wir ihn alle sehen
  • müßten oder könnten, dürften. — 1756 sie, Friedrich und seine
  • Leute. — beviengen, faßten. — 1758 neind, nein mit der
  • Interj. d, nein dochl — 1759 nichtne, nicht zur Verstärkung
  • negativen Sinnes des Satzes vor das Verbum gesetzt. —
  • ladene ■> lade ene, ihn. — 1760 sulechis. sulich adj., solch, der
  • Gen. von nicht abhangpig. —
  • KÖNIG »OTHEB. 97
  • nu du helith virtriven bist,
  • man sal dich eren, wizze Crist,
  • hie in diseme riche,
  • daz stet uns gevohliche.» 1765
  • dö dankete in der here.
  • ettelicher forte sere,
  • her worde des roufens gedegit
  • mit vil grözin bülslegin,
  • ob der helit köne 1770
  • üf den hof quäme,
  • dar umbe liezen sie die klage
  • unde swigetin lasteris unde schaden.
  • Die gerouftin mit deme häre,
  • die swigitin is zväre 1775
  • swilche wis sie mochten,
  • der kuninc saz in richte
  • unde klagitiz der kuningin
  • «eiä arme, wiech iiu gehönit bin
  • an den vremeden mägin! 1780
  • die here geritin wärin
  • üz anderen riehen,
  • die sin so vreisliche
  • beide gerouft unde geslagin.
  • 1762 nu als relat. Conj., da du, weil du, vgl. 615. — helith,
  • th vgl. 1740. — 1765 gevohliche adv. (ä für inhd. c im
  • Auslaut, welches selbst für g steht, also h eigentlich für gh.
  • gevuocltche), schicklich, wohlanständig. — 11 Ql forte iviv forchte
  • von vürhten swv. — 1768 worde für wurde von werden. —
  • des roufens gedegit. degen swv., zum Schweigen bringen, mit
  • gen. in Beziehung auf . . . zum Schweigen gebracht mit seiner
  • Klage über das Kaufen, das er erlitten, durch noch schlim-
  • meres. — 1769 bülslac stm.. Schlag, der Beulen gibt. —
  • 1773 swigetin, swtgen mit gen. wie 1768 und 1775.
  • 1774 gerouftin mit deme häre, vgl. 1705. — 1776 swilche
  • von swilich, swelich, auf welche Weise nur immer, d. h. sie
  • mochten selbst zusehen, wie sie es fertig brachten. — 1777 i«
  • richte, adverbial von rihte stf., der rechte Augenblick, dann zur
  • Bezeichnung des sofortigen , schleunigen Thuns oder Geschehens ;
  • man darf es hier weniger mit saz als mit klagitiz verbinden. —
  • 1779 vgl. 1467. — Äo/ie« swv., beschimpfen. — 1780 mdgin, vgl.
  • 946. — 1781 die here geritin wdrin, die geladenen Gäste. —
  • KÖNIG ROTHEB. 7
  • 98 KÖNIG BOTHEB.
  • daz siez immer mugen klagin. 1785
  • daz hat Dieterichis man
  • umbe ein gestole getan.
  • vlucbtic quämen sie widir.
  • her stiez sie mit der vüst nidir,
  • daz sie in deme hove lägen. 1790
  • wane mochten sie umbe die schützen vrägen?
  • die mochten sie haven geschozzen,
  • sone beten sies nicht genozzen,
  • des woldicb immer vrö sin.»
  • anu swtcb, sprach die kuningin, 1795
  • unde läze wir daz geschutze.
  • dtn rede ist unnütze.
  • bete der dir so nä gesln
  • daz du ene rechte betis gesien,
  • dir ne gebulfe des nichein böge, 1800
  • dune mdstis sin gevlogen
  • z6 aller vurdrist after wegen.
  • unde w§re aber Köthere gegeven
  • die unse tocbter schone,
  • sone torste dich nieman honen. 1805
  • 1787 umbe ein gestole^ wegen, aus Veranlaßung des geat^ vgl.
  • 1605. — 1791 toane, warum nicht, vgl. 1194. — schütze, mhd.
  • schütze swm. , die Bogenschützen der kaiserlichen Haustruppen.
  • — 1793 sies für sie es, dessen, von geniezen abhängiger Gen. ;
  • sie bezieht sich natürlich auf ein anderes Yollwort als in 1792,
  • wo es die Gäste Constantin's , Friedrich und seine Leute
  • meint : hier geht es auf Asprian , Witold u. s. w. — genozzen,
  • sie wären dessen nicht froh worden. — 1795 swtch, imp. von
  • swigen stv., in der Bedeutung dem swv. smgen ganz gleich.
  • cÄ = mhd. c, d. h. ^. — 1796 luze wir, vgl. 483. — geschutze
  • stn., Anstalt zum Schießen, die Schützen und ihre Bogen. —
  • 1798 der, der Kiese Witold. — na adv., mhd. nahe und nach,
  • — hete gesin. gesin part. praet. zu sm, verb. subst., hier und
  • 1991 nach niederdeutscher Weise mit haben, nicht mit dem
  • Verb, subst. selbst verbunden. — 1799 gesien für gesehin part.
  • praet. pass. von sehen, muß als ein rührender Keim gefallt
  • Av erden, da die Aussprache von ie der von t sehr nahe steht. —
  • ISOl dune, daß du nicht. — 1802 vurdrist für vorderist, vor^
  • derst, — öfter praep. mit dat., hinterdrein, entlang, öfter
  • wegen, fort, weg. — 1805 torste von tar, — honen, vgl. 1779. —
  • KÖNIG BOTHEB. 99
  • 3ier hete dir üz sime lande
  • der türin wigande
  • ^esendit, daz dich nieman
  • mit here torste bestän.
  • Ton du möz ich wole klagen. 1810
  • nn dulde hönede nnde schaden
  • hir in dime lande
  • Ton Dieterichis manne.»
  • Den zom liez Constantin bestän
  • nnde hiez nä slner tochter gän, 1815
  • daz die maget schöne
  • schire z6 dische quäme.
  • dar ane ne sümete sie niet;
  • ir was üffe den hof liep.
  • die vrouwe begonde vore gkn. 1820
  • Imndert megede lossam,
  • die volgedin ir zwäre,
  • alle valehäre.
  • manigin armbouc röt
  • trögin sie gewlröt 1825
  • uns sagit daz liet m^re
  • yfie sie gevazzit w^ren.
  • daz aller vordirste wif
  • 4ie hete gezierit den Itf
  • mit einer krönen guldin; 1830
  • daz gebot ir vater Constantin.
  • 1807 der turin wigande gen. den man partitiv nennen kann:
  • Ton seinen Helden eine Anzahl. — 1810 du — diu, instr.
  • Ton dtiz, deshalb. — 1811 hönede stf., mhd. hanede, hosnde,
  • Schimpf.
  • 1814 bestän, auf sich benihen. — 1817 schire , mhd.
  • schiere, — 1819 rr was liep ufft den hof^ sie hatte Begehren
  • nach dem Hofe. — 1821 lossam, vgl. 749, hier selbstverständ-
  • lich lustsam. — 1823 valehdr adj., mit hellem, blondem Haare,
  • wesentliche Bedingung der weiblichen Schönheit für das Mittel-
  • alter. Diese Compos. des Adj. mit dem Subst., um Adj. zu
  • bilden, ist ebenso selten in der deutschen Sprache als schon. -*
  • 1824 armbouc stm., Armring. — 1825 gewtrot, vgl. 391. -^
  • 1828 vordirste, hier ohne Versetzung der Ableitungssilbe, vgl.
  • 1802 ; daz vordirste w%f ist die voranschreitende junge Konigia. — '
  • 7*
  • 100 KÖNIG »OTHEB.
  • die anderen megide alle samt
  • die trögin ritärlich gewant
  • von grozeme overmöte.
  • cyclät der göte 183J>
  • der was mit deme golde
  • gestickit allen halben,
  • dar undir zabil unde kelin.
  • sie moste manigir ane sehin,
  • ^ die vrouwe schöne 1840
  • hin zö dische quäme.'
  • Do höf sich daz gedl-enge
  • von manigeme snellen manne
  • mit deme herren Dieteriche,
  • die wären wundirliche 184:5'
  • gevazzit, aiser vore ginc.
  • ir nehörtit ^ noch sint
  • gesagin von bezzerme gew^ete
  • dan die recken heten.
  • ir hemide wären sidin, 185(>
  • sie trögin bönit guldin,
  • da inne göt gesteine.
  • 1832 samt adv., zusammen. — 1833 ntdrlich adj., kanin
  • • ebenso auf Männer wie Frauen bezogen werden, die dem
  • Ritterstande, d. h. der gebildeten Gesellschaft angehören. —
  • 1834 overmot, mhd. vbermuot stm., niemals ganz unser «Ueber-
  • muth», sondern entweder weniger oder mehr. Hier bloß «stolzer
  • Sinn, wie er sich für Hochgeborene paßt». 1429 hatte es die
  • Bedeutung von Frechheit. — 1835 cycldt hier stm., ein Seiden-
  • stoff, mit Gold gestickt, daher mit deme golde ^ was dazu ge-
  • hört. — 1837 allen halben adverb., allenthalben, halbe stf.,
  • Seite, Raum abschnitt. — 1838 zabil unde kelin ^ Tgl. 153.
  • 1845 die^ auf manigeme manne bezogen. Durch eine
  • leichte Veränderung, indem man gedranc , das ohnehin hier
  • häufiger als gedrenge ist, und man schriebe, würde zwar nicht
  • ein ganz regelrechter Reim, aber doch ein beßerer als der
  • (übrigens an sich hier unanfechtbare) jetzige hervorgebracht-
  • werden. Ebenso statthaft wäre aber hier und 1594 auch die
  • unumgelautete Form gedrange. — 1846 vore, nicht mhd. vore^
  • vor, sondern vüre, vür. — 1848 gewete stn., der Inbegriff der
  • wdt, Gewand. — 1851 bönit, vgl. 865. —
  • KÖNIG BOTHEB. 101
  • «in karbunkel schöne
  • üife Dieteriche stönt,
  • •der virdructe manich gesmtde göt, 1855
  • »daz wole gelovit wäre,
  • •ob man dit dar inne nichne säge.
  • Wie mochtin üffe der erdin
  • •die mantile immer werdin
  • l)ezzer mit gevoge 1860
  • dan die harren trögen?
  • •die inville wären hermelin,
  • 4ar over gezogen cyclätin;
  • der in nä bi was,
  • den düchtiz schöne als ein gras. 1865
  • also die varwe virlasc,
  • aller steine ubirglast
  • lüchte von der edelicheite sin.
  • wie mochte türirs icht sin?
  • dar zu smactiz süze. 1870
  • iz brächtin blatvüze
  • 1853 karbunkel stm., Karfunkel, von dem das Mittelalter so
  • Tiel fabelt; eigentlich ist damit wohl der echte Kubin gemeint. —
  • 1854 üffe, nicht auf seinem böntt, woran man zunächst denkt, son-
  • dern als Mantelspange. — 1855 virdructe, praet. von verdrücken
  • fiwv., unterdrücken, d. h. nicht zur Geltung kommen laßen. —
  • 1857 dit, niederd. Form für mhd. diz, ditze, dieses Geschmeide,
  • •d. h. den Karfnnkelstein. — nichne =s nichtne , vgl. 1759.
  • 1860 mit gevoge, kann zweifelhaft sein ob von gevuoc stm.
  • •oder gevuoge stf., wahrscheinlich von dem ersten, weil hier die
  • JBedeutnng Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit hervortritt. — mit
  • = durch, infolge von. — 1862 inville stn., das Futter. —
  • 1863 cyclutin adj., vgl. 1835, der Ueberzug von Cyclat. —
  • 1865 als ein gras, wie das Gras, also grün von Farbe. —
  • 1866 virlasc von verleschen stv., erlöschen, d. h. in der Ent-
  • fernung, wo man die Farbe der Mäntel nicht mehr unterscheiden
  • konnte. — iSßT ubirglast stm., Ueberglanz, alles übertreffender
  • •Glanz; der Karfunkel ist wieder gemeint. — 1868 edelicheite
  • stf., edelkeit, Adel, natürliche edele Beschaffenheit. — 1869 tu*
  • rirs, mhd. tiurers, compar. von tiure, gen. von icht abhängig. •—
  • 1870 smactiz = smacte iz von smecken swv., riechen, iz bezieht
  • flieh hier nur auf den Mantel Dietrich's. — 1871 blatvüze,
  • Plattfüße, blatvuoz aus der antiken, selbst wieder dem Orient
  • 102
  • KÖNIG BOTHEB.
  • Aspriäne z^ren.
  • her gaf iz sime heren.
  • von du möstin sie al intsamt
  • des harren Dieterichis gewant
  • schonwin, d^ da w&ren.
  • von den kaffären
  • virlös die vrouwe ir hdchgizft,
  • daz sie niene besach des ritäris lif.
  • Die höchgezit w&ren alle
  • dri tage volle.
  • alsiz an den driten tach quam,
  • die varunde diet begnnde gän
  • vor den Dieterichis disc:
  • her gaf in schöne, wizze Crist.
  • den hals her neigöte.
  • her gaf stnin mantil göten
  • eineme armen spilemanne:
  • her was z6 heile dar in gegangen;
  • so täten die anderen al intsamt.
  • dar nebeh^lt nieman sin gewant.
  • 1875^
  • 1880-
  • 188&-
  • 1890-
  • entlehnten halb gelehrten, halb volksthümlichen Sage erst in
  • die Gelehrsamkeit des 12. Jahrhunderts übertragen, wo es in
  • Deutschland im Herzog Ernst zuerst auftauchen wurde, falls
  • dieser in seiner ältesten Redaction älter wäre als Rother. —
  • 1874 intsamt für in- en- samt, t euphonisch eingeschoben, adr.^
  • dem einfachen samt gleich an Bedeutung. — 1878 ir hochgizity
  • d. h. was ihr Fest sein sollte.
  • 1880 a//e, hier in dem Sinne gebraucht, woraus sich unser
  • <(alle=zu Ende» ex^twickelt hat, vollständig, bis zum rechten Ende^
  • geführt. — 1883 varunde, mit tieftonigem u für e, also jedenfalls
  • die erste Silbe nicht so kurz gesprochen wie im gewöhnlichen
  • Mhd. var, diet, die Fahrenden. — 1886 ndgon, mit alterthüm-
  • lichem 6; mhd. neigen, weist auf bloßes älteres neigjan, nicht
  • auf neigjon, neigen machen, Gebärde des freundlichen Ge-
  • hörs u. 8. w. — 1888 spilemanne, deren natürliches Epithet. arm
  • ist; sie bilden einen Hauptbestandtheil der var. diet und sind,
  • außer Musikern, Volkssängem und Dichtem auch noch in:
  • allen andern Künsten erfahren und zu allen, auch zu den be-
  • denklichsten Dingen, zu gebrauchen, wie sich dieß in diesemi
  • Gedicht ja deutlich genug zeigt. — 1891 hehelt, mhd. behielte
  • Getragene aber noch tragbare Gewände, eins der beliebtesten
  • und anständigsten Geschenke des Mittelalters. —
  • KÖNIG BOTHER. 103
  • die mit ime dar wären,
  • sie ne röchtin zvären,
  • wie iz in üz der hant nam:
  • ir mantele nequam nich^n dan. 1895
  • DÖ scheit sich die h6chgez!t.
  • aller manne gelich
  • reit zd sinen seliden,
  • äne Dieteriches helide,
  • die voren zö den Verbergen 1900
  • unde möstin gevazzit werden,
  • vrumicheit hete her dar begän.
  • iz newart ouch nie nehein man,
  • die Dieteriche dorste bestän,
  • die recken namen h^te. 1905
  • daz her so vile getSte,
  • von du lobit in daz liet:
  • sine gendztin sich alle dar zö niet.
  • 1893 rochtin von rochen swv., sich kümmern. — 1894 wie für
  • wer, niederd. Form. — 1895 darj Ortsadv. in kürzester Form,
  • daneben dane, danne^ dannen, von der Stelle weg, d. h. sie
  • gaben von sich, verschenkten alle ihre Mäntel.
  • 1896 «cÄeiV für mhd. sehtet von scheiden stv., mit derselben
  • Umsetzung des Diphth. wie heiz für hiez, — 1897 aller manne
  • gelich y jeder Mann. — 1898 seliden, mhd. selede, selde stf., oft
  • als Flur, für den Singularbegrifif der einen Wohnung gebraucht,
  • wie schon im Gothischen. — 1901 gevazzit werden, d. h.
  • Dietrich kleidet sie sofort aufs neue, vgl. 1913, als Zeichen
  • seines überschwenglichen Reichthums und seiner Prachtliebe. —
  • 1904 die für der = 1905. — 1908 genoztin, vgl. 1327.
  • VI.
  • Das Verlangen der jungen Königin Dietrich zu sehen, wird
  • immer stärker. Endlich wendet sie sich wieder an Herlint,
  • sie solle gegen reiche Belohnung Dietrich in ihre Kemenate
  • rufen. Herlint übernimmt diesen Auftrag. Dietrich aber weicht
  • ihr schlau aus. Als sie fort will, gibt er ihr von zwei gol-
  • denen und zwei silbernen Schuhen je einen auf ^inen Fuß
  • passenden mit. Herlint gibt die Schuhe ihrer Herrin, die sie
  • ihr für Geld abkauft. Als sie sie anziehen will, zeigt sich,
  • daß sie beide nur auf Einen Fuß passen. Die Königin bittet
  • Herlint, noch einmal zu Dietrich zu gehen und ihm die rechten
  • Schuhe abzuverlangen. Auf Herlint's wiederholte Bitten be-
  • gleitet er sie selbst, nachdem er ihr den rechten Schuh ge-
  • geben. Freundlichst empfangen, zieht er der Königin selbst
  • den Schuh an, wobei er sich als Rother zu erkennen gibt.
  • Die Königin verspricht ihm übers Meer zu folgen, er aber
  • verlangt vorher die Befreiung seiner gefangenen Mannen.
  • Die hochgezit was irgangen.
  • dö lief man wider manne 1910
  • z6 vröner kemenäte
  • unde sagite von der wate,
  • die der recke Dieterich
  • hete gevazzit ane sich.
  • also der eine inne was, 1915
  • der ander vor den turin was,
  • wante die magit so vil virnam,
  • 1909 iV-, erffdn, in der Bedeutung von «zu Ende gehen,
  • vergehen». — 1910 man wider manne ^ vgl. 638. — 1911 z6
  • vroner kemendte, vgl. 1747. — 1915. 16 inne was: vor den turin
  • was sind rührende Reime, die zur Noth auch vor den
  • strengeren Kunstforderungen bestehen, hier aber etwas Auf-
  • fallendes haben; ich vermuthe, daß für was 1915 saz gestan-
  • den hat: z und s reimen in dem Gedicht öfter aufeinander. —
  • 1917 wante conj., bis. —
  • -^ KÖNIG »OTHEE. 105
  • daz sie den tuginthaftin man
  • von aller slachte sinne
  • in ir herzen begunde minnen. 1920
  • noch dan was sie irae vremide,
  • sint gewan sie mit deme helide
  • manige werltwunne,
  • unde ouch trübe dar under.
  • In der kemenätin wart iz stille, 1925
  • do sprach die kuninginne ,
  • «ow! vrouwe Herlint,
  • wie gröz mine sorge sint
  • umbe den harren Dieteriche.
  • den hetich sicherliche 1930
  • vorholne gerne ges^n,
  • unde mochtiz mit gevöge gesehen
  • umbe den tuginthaftin man.
  • vunf bouge lossam
  • die mochte ein böte schiere 1935
  • umbe mich virdienen,
  • der den hellt dräte
  • brächte zö miner kemenäte.»
  • «in trouwen, sprach Herlint,
  • ich wil mich heven an den sint. . 1940
  • iz st schade oder ne si,
  • ich g^ z6 den herbergen sin.
  • 1919 von aller slachte sinne, vgl. 779. — 1921 noch dan, noch
  • danne, damals noch. — 1922 fg. ist eine der volksmä&igen
  • Epik sehr geläufige Wendung : fast wörtlich, nur nicht in einen
  • Satz gedrängt , sondern auf beide Liebende vertheilt, steht das-
  • selbe auch Nibel. 44, 4; 46, 4. — 1924 trübe stf., Betrübniss.
  • 1931 vorholne adv. des Part, verhohlen ; o in vor für mhd.
  • ver, vgl. 1180. — gesen ^^ gesehen, gesehen ^s geschehen. —
  • 1932 gevoge hier stf., gevuoge, Schicklichkeit. — 1933 umbe, in
  • Beziehung auf, nämlich auf das Sehen des Dietrich. —
  • 1934 hssam, vgl. 749, auch hier wird es lustsam sein. — bouc,
  • vgl. 401. — 1936 umbe mich, bei mir. — 1942 ich ge, die
  • gewöhnliche Form der 1. Person sing, prses. ind. ist hier gun
  • oder gen , doch wird auch diese nicht bloß dem Schreiber der
  • Hs. angehören. —
  • 106 KÖNIG BOTHEB.
  • doch pflegit her snlicher züchte,
  • daz wir stn wären äne lachter.»
  • Herlint gienc dr&te 1945
  • zö einir kemenäte
  • nnde nam die türlichin wät,
  • also manich vrouwe hat.
  • dar in zierte sie den lif.
  • dö ginc daz listigez wif 1950
  • z6 deme harren Diet^riche.
  • her intfinc sie vromeliche.
  • vil nä sie zö ime saz,
  • deme recken sie in daz 6re sprach
  • «dir imbütit holde minne 1955
  • min vrouwe die kuninginne,
  • nnde ist dir vruntshefte nnderdän.
  • da Salt hin zö ir gän.
  • dar wil die magit zväre
  • dich selve wol intfähen i960
  • nicht wene durch din ^re.
  • aller trüwin, h^re,
  • des machtu vil gewis sin,
  • an der juncvrouwen min.»
  • 1943 pflegit = wihd. pflig et. — 1944 dne lachter. Diese niederd.
  • Form des hochd. oder gemeind. lasier muß hier im halben
  • Reime auf züchte angesetzt werden, weil zuohte: laster selbst
  • über die sonst hier erlaubten Reimfreiheiten hinausgienge.
  • 1947 turlich^ so viel als das einfache tiure* — 1949 zierte,
  • zieren swt., putzen. — dar in, in das Gewand, d. h. so daß das
  • Gewand ihn umhüllt. — 1950 listigez, vgl. 214. — 1955 im-
  • bütit = int'bitttit von en(t)lneten stv. — holt, hier in dem
  • durchgehenden Sinne der altern Sprache: dienstwillig, dienst-
  • bereit. — 1956 min vrouwe, hier nicht bloßer Titel, son-
  • dern «meine Gebieterin». — 1957 vruntshefte, mhd. vriitnt'
  • sch/^te gen. der Beziehung von underddn abhängig, sh ver-
  • einzelt für sc und seh, wie es scheint, nicht bloß dem
  • Schreiber zugehörig. — 1961 nicht wene, mhd. niht wan, niwan^
  • aus keiner andern Yeranlaßung, Grunde. — 1963 des waiaUir
  • trüwin bezogen.
  • KÖNIG BOTHEB. 107
  • Alsns redite dö Dieterich 1965>
  • «vrouwe, du sundi^s dich
  • an mer eilenden manne,
  • ich bin ouch z6 kernenden gegangen
  • hie vore, dö daz mochte sin.
  • war umbe spotedir min? 1970
  • leider so töd man den armen ie.
  • üwer vrouwe ingedächte die rede nie.
  • hie is s6 vile herzogen
  • unde vorsten in deme hove,
  • daz ir mit einen anderen man 197&
  • üwerin schimf mochtin hän,
  • des hetter minnir sunde.
  • ir virdienit daz afgrunde,
  • daz er mich sd törecht woldit hän.
  • ich ne bin nie s6 arm man, 1980
  • ine w6re doch zväre
  • dar heime ein richer gräve.»
  • Herlint sprach dem harren zö —
  • sie knnde ir rede wale gedön —
  • «neinä, hSrre Dieterich, 198»
  • nicht nedenke des ane mich,
  • ich ne hän is weiz got nicht getan;
  • mich hiez min vrouwe here ^än.
  • sie nimit michil wunder,
  • 1966 tundigis dich, sich sundigen swv., versündigen. —
  • 1967 mer für mir, der für dir, — 1968 z6 kemendte, d. h. habe
  • mit Frauen gekost. — 1970 spotedir — spotetir, d. h. du und
  • deine Herrin, obgleich der Wechsel zwischen du und ir hier
  • ganz deutlich, denn 1972 üwer geht so wie die folgenden Flur.
  • nur auf Herlint. — 1972 ingedaehte, hier zuerst die Negationspart.
  • 9te proklitisch als in erscheinend, außerdem noch an einigen
  • Stellen. Es ist zweifelhaft, ob dießtn bloß dem Schreiber zugehörig
  • ist oder schon in seiner Vorlage stand. — 1973 hie is so vile
  • herzogen^ gen. abhängig von mVe, substantirisch gebraucht. —
  • 1975 einen, s. zu 15. — 1976 schimf stm., Scherz, Spott. —
  • mochtin i vgl. 37. — 1977 hetter für hetct ir, — 1978 daz af-
  • gründe stn., ohne weitere Beziehung bedeutet den Höllenabgrand,.
  • Schlund. — 1981 ine f&r ich ne, auch mhd. sehr gewöhnlich.
  • 1987 is gen. von nicht abhängig. —
  • 108 KÖNIG BOTHEB.
  • daz du s6 manige stunde 1990
  • in desseme hove haves gesin
  • linde sie ne woldis nie gesien.
  • daz ist doch seidene getan
  • , von eime s6 statehaften man.
  • nij wizet mir der rede niet: 1995
  • der kuninginne wäre liep
  • swelich ^re dir geschehe,
  • swie du sie ni ges^he.
  • woldistu aber dar gän,
  • dune tädis nicht ubelis dar an.» 2000
  • Dieterich z6 der vrouwin sprach —
  • her wiste wole daz iz ir ernist was —
  • «hie ist der merkßre s6 vil:
  • swer sin ^re behalden wil,
  • der sal gezogenliche gän. 2005
  • j4 wenit der eilende man,
  • daz her nimmer s6 wole getö
  • daz siez alle vur göt
  • nemen, die in deme hove sin.
  • nu sage der juncvrouwin din 2010
  • min dienist, ob sie is geröchet. .
  • ich lie mach sie nicht gesöchen
  • vor der missehelle,
  • ich vorte daz iz irschelle
  • uns beiden lasterliche: 2015
  • 80 virbütit mir daz. riebe
  • Constantin der here,
  • so möz ich immer m^re
  • 1991 desseme, dat. von diser, — haves gesin: gesien, vgl. 1798. —
  • 1994 statehaften man, vgl. 258. — 1995 wizet, wizen stv., einem
  • •ein d., einem einen Vorwurf machen wegen einer Sache.
  • 2003 merkere stm., Aufpasser. — 2011 is yerochit, gen. is
  • auf dienist nMV bezogen. — 2012 ^esocAen swv., aufsuchen, be-
  • suchen. — 2013 missehelle stf., übele Bede, Nachrede, nicht
  • unser «Mishelligkeit», was es anderwärts auch heißt. — 2014 »r-
  • schelle von er schellen stv., erschallen, laut werden. — 2015 lästere
  • liehe ad\», so daß idasterv) Schimpf, Schmähung daraus ent-
  • stehe. — 2016 u. 2018 S(> == dann, infolge davon. —
  • KÖNIG ROTHER. 109
  • vluchtich sin vor Rothere
  • unde ne mach mich niergin geiieren.» 2020
  • Herlint wolde dannen gän:
  • der h^rre bat sie dar bestän
  • unde heiz die goltsmide sin
  • zv^ne schö silverin
  • ilinde giezin — 2025
  • wie sie dö zouwin liezin! —
  • unde zv^ne von golde,
  • alser sie geven wolde.
  • dö bat her Aspriäne,
  • daz sie zö einime v6ze quämen, 203O
  • daz her die beide n^me
  • unde der vrouwen geve,
  • unde ^nin mantil vile göt,
  • zvelf bouge goltrot:
  • so sal men einir kuninginne 2036
  • 2020 generen, vgl. 707.
  • 2022 bestän, bleiben. — 2023 Zu dem vollständigen Hof-
  • Staat eines vornehmen Herrn gehören auch die unfreien Hand-
  • werker, sowie die Frauen, die in den Werkhäusern (fast
  • Fabriken im modernen Sinne) für die verschiedensten Be-
  • dürfnisse des Hofes arbeiten. Auf Reisen, Fahrten, aie auf
  • eine längere Dauer berechnet sind, nimmt man wenigstens
  • die nothwendigsten der ersteren mit. — 2024 schö für mhd.
  • schuohe von schuoch stm. — 2025 ilinde ad 7. des Part.,
  • eilends. — 2026 zottwen swv., eilen, eifrig thun, häufiger
  • als sogenanntes unpersönliches Verbum construiert, ez zouwet
  • mir. ich Idze zouwen = ez zouwet mir. Wahrscheinlich ist das
  • Pron. in nach sie ausgefallen. — 2030 sie, d. h. die beiden,
  • die er geben wollte und die dann, wie durch ein Versehen
  • Asprian's, Herlint überreicht wurden. — zö einime vöze, für
  • einen einzigen Fuß paßten, also etwa je den rechten goldenen
  • und den rechten silbernen Schuh. — 2031 daz, damit er. — neme,
  • nehmen sollte. — 2033 enin= einen. — 2034 bouge, vgl. 401. —
  • 2035 men, abgeschwächte Form für man. — einir kuninginne
  • ir boten, einer von den, wie es scheint in der Umgangssprache
  • der Zeit gar nicht seltenen Fällen, wo zu dem Gen. des Be-
  • sitzes noch eine besondere Bezeichnung desselben durch Pron.
  • person. oder possess. tritt, wie die spätere und heutige Volks-
  • sprache in diesem Falle auch «der Königin ihre Boten» sagen
  • würde. —
  • 110 KÖNIG BOTHEB.
  • ir botin minnin.
  • dö sprancb sie vroltcbe
  • von deme hörren Dietericbe.
  • Herlint quam dräte
  • zö ir vrouwin kemenäte 2040
  • unde sagete ir von deme b^ren,
  • lier pflege sinir ören
  • harte vlizelicbe.
  • «daz wizzin w^rlicbe,
  • ime sin des kuninges bulde liep. 2045
  • ber ne mach dich ges^n niet
  • mit nicheinir slachte vöge.
  • na warte an dise schöbe,
  • die gab mir der helit göt,
  • linde tete mir liebis genöc, 2050
  • nnde einin mantil wol getan —
  • wol mich, daz ich ie dare quam! —
  • linde zvelf bouge die ich bän,
  • die gaf mir der helit lossam.
  • iz ne mochte üffe der erdin 2055
  • nie schönir ritär werdin
  • dan Dieterich der deghi.
  • s6 läze mich got lebin,
  • ich kaffeden Undankes ane,
  • daz ich mich is imer mach schämen.» 2060
  • -2036 minnin swv. mit acc, jemand ein Zeichen von minne geben. —
  • 2037 apranch für apranc von springen ; ch für mhd. c vgl. 7. —
  • rroliche adv., fröhlich.
  • 2043 vltzeliche neben vltzecliche, wie vrumeliche neben vru'
  • mecliche und andere bald mit bald ohne -ec gebildete Adj.
  • und Adv. in derselben Bedeutung: sorgfaltig. — 2044 wizzin
  • 2. Person plur. conj. (vgl. 37) von weiz (vgl. 59), jussiv ge-
  • braucht, und schon damals für das Sprachgefühl zu einem Im-
  • perativ geworden, den die spätere Sprache — wiüe u. s. w. —
  • daraus gestaltet hat. — 2045 hulde stf., hier im Flur., für uns
  • der Bedeutung des Sing, gleich. — 2047 voge von vuoe stm.
  • oder von vuoge stf.. Schicklichkeit, während gevuoc und gevuoge
  • sich, schärfer voneinander scheiden. — 2048 roarie^ schaue. —
  • 2058 80 Idze mich, Betheuerungsformel. — 2059 kaffeden sa
  • kaffedeen, in. — Undankes 9k&v. gen., gegen meinen Willen. -—
  • 2060 18 gen. abhängig von schämen.
  • KÖNIG BOTHER. 111
  • alz scbinit wol, sprach die kamngtn,
  • daz ich nicht s^lich ne bin,
  • nu her min nicht wil gesehen,
  • machtu mir die schö geven,
  • durch des harren hulde, 2065
  • die vuUich dir mit golde.»
  • schire wart der kouf getan,
  • sie zoch dene guldinen an
  • unde nam dene silverinen schöch.
  • der ginc an den selven vöz. 2070
  • aowi, sprach die kuningin,
  • wie wer nu gehönit sin,
  • d6 diser schöbe lossam
  • ist missegrlfen get&n. '
  • ich nebringen nimer an. 2075
  • introuwen du möst bin widir gän
  • unde bitten Dieterlche
  • harte gezogenliche,
  • daz her dir den anderin schö geve
  • unde mich selve wille gesehen, 2080
  • of her in sime kunne
  • iet göter slachte gewunne.»
  • 2062 selich, mhd. acelec, zu Glück bestimmt. — 2063 nu
  • relat. — min gen., abhängig von nicht, nichts von mir. —
  • 2064 machtu = mäht du, kannst, d. h. willst du. — 2065 durch
  • des herren hulde, gehört zu dem folgenden Satzgliede: wegen
  • der Ergebenheit, die ich gegen ihn habe; nicht, wie es sprach-
  • lich auch bedeuten könnte : die er gegen mich hat. — 2066 vuüieh
  • = vuüe, vülle ich, — 2067 schtre, mhd. schiere adv. — 2072 ge-
  • hönit, hier nur so viel als «in Verlegenheit versetzt», denn
  • von einer wirklichen Schande oder Beschimpfung ist keine
  • Rede, da die Königin ja selbst sogleich ein missegrtfen, eine Ver-
  • wechselung annimmt. — 2073 do, vielleicht nuf — lossam, vgl.
  • 749. — 2074 missegrtfen, kann hier und unten (2104) nur der
  • subst. gebrauchte Inf. von missegri/en stv., einen falschen Griff thun,
  • sein. — 2077 bitten; die gewöhnliche Form des Wortes ist
  • biten, aber die Form mit tt, da sie sprachgeschichtlich ebenso
  • oder noch mehr berechtigt ist, darf hier gehalten werden. Sie er-
  • scheint übrigens auch nach der Mundart als bidden, wo c?c?= hochd.
  • tt, — 2081 sime für sineme. — 2082 iet für ieht, iht. • — goter
  • slachte, wörtlich «guter Art». — gewunne conj. pnet. von gewinnen^
  • 112 KÖNIG KOTHBR.
  • «Owi, sprach Herliiit,
  • wie gare die laster danne sint
  • unser beider, vrouwe! 2085
  • nu wizzistaz introuwen,
  • soldich immir schände hän,
  • ich möz abir widir gän.»
  • dö h6b die magit wol getan
  • ir wät lossam 209O
  • vaste an dß knie;
  • sine gedächte der zucht nie,
  • vrouwelicher gange sie virgaz.
  • wie schire sie ober den hol* geloufin was
  • zö deme herren Dieteriche! 2095
  • her infinc sie vromeliche
  • in allen den gebore,
  • aiser sie nie gesege.
  • dö wiste der helit wole sän,
  • war umbe sie dar wider quam. 2100
  • Herlint sprach z6 deme heren
  • «ich möz immer möre
  • in bodescheflfe gän.
  • der schö ist missegrifen getan.
  • sie sin der kuninginne 2105
  • gegeven durch dinin willen.
  • falls er in seinem Geschlechte, d. h. unter den Seinen das
  • erlangt hat, was zu goter slackie gehört, d. h. falls er wirklich
  • edel von Geburt und Sinn ist. Ganz dieselbe Phrase 2112. —
  • 2092 nte, den negativen Gehalt des Satzes verstärkend. —
  • 2093 vrouwelicher yaJige^ wie sie für eine edele, oder
  • was damals identisch, gebildete Frau oder Jungfrau passen,
  • deren Gehen ein slichen, nie ein loufen sein soll. — ganc
  • stm., hier in der ahd. nicht ganz seltenen Form ohne
  • Umlaut im Plur. und in der ebenfalls ahd. vorkommenden,
  • auch in der heutigen technischen Sprache der Jagd erhal-
  • tenen Bedeutung «Schritt». — 2097 allen den gebere, vgl. 15
  • und 698. — 2098 aiser = alse, ako er, als ob er. — gesege^
  • mhd. gescehCj gesehen hätte. ■ — 2099 «an adv., sofort.
  • 2102 immer mere , immernoch, wieder. — 2103 bodescheffe
  • von bodeschaf, mhd. botescka/t stf. — 2104 = 2073. sckv für
  • schuhe. — 2106 durch dinen willen^ um deinetwillen. —
  • KÖNIG EOTHEB. 113
  • noch solde wir den einin haven;
  • des heiz dich min vrouve manen,
  • daz du ir den anderen schöch g6ves
  • linde sie selbe ges^ges, 2110
  • ob du undir dime kunne
  • ie got gesiechte gewunnes.»
  • alch dätiz gerne, sprach Dieterich,
  • ivane die kamerßre meldin mich!»
  • «nein sie, sprach Herlint, 2115
  • mit vroweden sie in deine hove sint.
  • die ritäre schiezen den schaft,
  • dar is michil spilis kraft,
  • ich wil hin vore gän,
  • nu nim zv^ne dtner man 2120
  • unde heve dich vil dräte
  • nä mer z6 der kemenäte.
  • mit deme grözen schalle
  • virmissin sie din alle.
  • ich gescheffe ein gestille 2125
  • von der kuninginne.»
  • 2109. 2110 geves: geseges, mhd. geehest: gescehest Diese un-
  • bedeutende Aenderung an der hs. Lesart scoch geven woldes:
  • unde sie geseges selve^ in welcher selbst über die hier erlaubten
  • Reimfreiheiten hinausgegangen wird, ist in den Text aufge-
  • nommen, weil sie so nahe liegt. — 2112 vgl. 2081.
  • 2113 ddtiz = taete iz. — 2114 wane, außer, hier ganz wie
  • das englische tut in die Bedeutung «aber» übergehend. —
  • melden swv., hat neben derselben Bedeutung wie jetzt auch
  • noch die von «verrathen». — 2115 nein sie; zu der adverb. Ver-
  • neinung oder Bejahung wird sehr häufig das Pron. der Person,
  • auf welche sich dieselbe bezieht, zugesetzt: nein ich, du u. s. w. :
  • ja si u. s. w. — 2117 schiezen den schaß, formelhaft allit.
  • Ausdruck, zunächst die Waffenübung mit dem ger, dann
  • überhaupt für Waffenspiel, in 2118 michil spilis kraft, große
  • Menge, Fülle von Spiel, d. h. Waffenspiel. — 2122 nd mer=
  • nach mir, — 2123 lieber schal vgl. 298; hier im nächsten
  • Sinne: das Getöse, das bei einem solchen Waffenspiele ent-
  • steht. — mit, in Veranlaßung. ■ — 2124 virmissin swv., etwas
  • übersehen, an etwas nicht denken, mit gen. des Objects,
  • .also unserm «nicht vermißen» hier entsprechend. — 2125 ge*
  • -scheffe von scheffen swv., zu Stande bringen, ge" «ich will,
  • KÖNIG BOTHBB. 8
  • 114 KÖNIG BOTHER.
  • Herlint wolde dannen gän.
  • d6 sprach der listiger man
  • «nu beide des kameräres:
  • ich willen nä den schöhen vrägen.» 2130
  • schire quam Aspriän.
  • her sprach «owl waz hän ich dir getan?
  • die wege ich nicht irlidin ne mac.
  • du möwis mich allen disen tac
  • mit itenüwim m^re 2135
  • dan du ie getätis, h^re.
  • ir was hie ein michel teil geslagin,
  • die hän die knechte zotragin.
  • ist ir dar icht irvallen,
  • ich bringe dir sie alle.» 2140
  • dö nam Aspriän
  • de anderen schöbe lossam
  • unde einin mantil vile göt
  • unde zvelif armböge röt
  • unde gab de al der vrouwin. 2145
  • dö gienc sie also tougin
  • ■werde». — ein gestille \ so wohl statt des hs. gestalle ^ was
  • weder ein irgend wo vorkommendes Wort ist, noch hier der
  • Reimverhältnisse wegen paßt. Aber die von den Wörter-
  • büchern für gestille angegebene Bedeutung: Ruhe, Beendi-
  • gung paßt auch nicht. Ich glaube, daß es nur die heimliche
  • Zusammenkunft, Stelldichein bedeutet, obwohl ich es nicht,
  • weiter belegen kann. In diesem Falle würde es sich sehr nahe
  • mit der Bedeutung des ahd. gestelli berühren : i für c, wie noch
  • öfter für e in wille für mhd. welle ^ wilich für welich u. s. w.
  • 2128 der listiger man, vgl. 214. — 2129 beide, imp. von
  • beiden, mhd. betten swv., warten, erwarten mit gen* des Obj.,
  • vgl. 887. — 2134 mowis, mhd. müejes; einen müejen, einen
  • bemühen, in Arbeit setzen. — 2135 itenüwe, mhd. iteniuwe
  • adj., verstärktes niuwe, neu, das Neutr. des Adj., subst. ge-
  • braucht. — 2137 ir Yon michel teil abhängig, nämlich Schuhe. —
  • geslagin, oben wird die Arbeit als giezen bezeichnet, beidea
  • richtig, insofern das geslagin die feinere Ausführung mit dem
  • Hammer oder dem Grabstichel bezeichnet, 'giezen die vorher-
  • gehende Procedur. ■ — 2138 zotragin. zo- mhd. zer- ze-tragen stv.,.
  • auseinander tragen., da und dorthin tragen. — 2139 ir, gen.
  • von icht abhängig, ein Stück, einer davon. — 2142 de ande-
  • ren, die zwei linken, zu den zwei rechten gehörigen Schuhe. —
  • KÖNIG BOTHBB. 115
  • vil harte vröliche
  • von deme harren Dieteriche
  • nnde sagite ouch zväre
  • ir vrouwen lief märe. 2150
  • Der megede wartin was grözlich.
  • sich beriet der herre Dieterich
  • mit Berchtere, deme alden man,
  • weiz mit gevoge mochte gän.
  • «vile wole, sprach der herzöge, 2155
  • an deme Pöderamus hove
  • sal ich machen grozen schal,
  • dar züt daz lüt ubir al,
  • sone wardit din nichein man.))
  • her heiz die riesen üz gän. 2160
  • selve bedacter sin ros.
  • sich höf der lüt üflfe den hof.
  • d6 vörte der aide jungelinc
  • düsint ritär in den sint.
  • "Widolt mit der stangen 2165
  • v6r dar scrickande
  • in allen den gehöre
  • aiser heriz w6re.
  • da ubirwarf sich Aspriän,
  • 2150 märe = mhd. mcere stn.
  • 2154 weiz für we, we^^wie iz. — 2156 PoderamuSf vgl. 886. —
  • 2158 züt, mundartlich für zühet, mhd. ziuhet yon ziehen sty. —
  • daz lüt stm., mhd. Hut, vgl. 806. 21^2 der lüt in derselben
  • Bedeutung. — 2159 aone^^sone, dann. — wardit din. warten,
  • in der gewöhnlichen Bedeutung «Acht haben» mit gen. des
  • Objects. - — 2161 bedecken daz ros, d.h. satteln und völlig mit
  • den kostbaren Decken u. s. w. bekleiden. — 2164 sint, vgl.
  • 1941. — 2166 scrickande mit tieftonigem a, vgl. 519. scricchen,
  • d. h. scrik'jan neben dem starken Yerbum screchan, schon
  • ahd. ; die Bedeutung Ist hier die ursprüngliche des plötzlichen,
  • heftigen Aufspmngs, wie unser « Heu-schrecke , ab-schrecken»
  • (technischer Ausdruck beim Kochei^ u. s. w. noch zeigt. —
  • 2168 aiser = alse er, als wenn etk — heriz stm.^ mhd.
  • hirz, unser «Hirsch», auf ahd. hiruz zutückgehend. — 2169 sich
  • uhirwer/en, sich um und um drehen ,*2etwa unser «Purzelbaum
  • schießen». —
  • 8*
  • 116 KÖNIG BOTHEB.
  • •
  • der was der riesen spileman. 2170
  • Grimme zvelif kläfter spranc,
  • s6 dätin die anderin al intsamt.
  • her greif einin ungevogen stein,
  • daz der merk^re nechein *
  • Dieteriche virnam, 2175
  • dö sie begunden umbe gän.
  • In deme venstere die junge kuninginne stunt.
  • schtre quam der helit junc
  • over hof gegangin,
  • da, wart her wole inf angin, 2180
  • mit zv^n ritärin ^rlich.
  • dar ginc die recke Dieterich,
  • dö wart die kemenäte üf getan,
  • dar in ginc der helit wol getan,
  • den hiez die junge kuningin 2185
  • selve willekume sin
  • unde sprach, swes her dar geböte,
  • daz sie daz gerne d^ten
  • nä er beider ^ren.
  • «ich hän dich gerne, h^re, 2190
  • durch dine vromicheit ges^n;
  • daz nis durch anderis nicht gesehen.
  • 2170 spileman, d. h. diesmal stellte er einen solchen Tor, der
  • dergleichen Kunststücke gelegentlich auch treibt, vgl. 1709.
  • Eigentlich ist er ja der Fürst oder König der Kiesen, aber
  • weil er ein Riese ist, paßt für ihn so etwas. — 2171 kldfter
  • stf., das noch jetzt so benannte Maß; bemerkenswerth , daß hier
  • die hochd. Form kldfter steht, nicht die niederd. Idchter. —
  • 2172 intsamt, vgl. 1875. — 2173 Äer, d. h. wohl Grimme,
  • es könnte aber auch Berchter gemeint sein. — ungevoge adj.,
  • mhd. ungevüege, übermäßig groß. — 2174 merkere, vgl. 2003_
  • 2188 ist einfacher dete, mhd. tcete für das hs. deten zu
  • setzen: dete bezieht sich nur auf die sprechende, deten würde
  • auch Herlint mit einbegreifen. — 2189 heider geht auf die
  • Jungfrau und Dietrich. — wa, nach praep., in Gremäßheit. —
  • 2190 ich hdn dich gerne gesen, ich habe ein Verlangen gehabt,
  • dich zu sehen. — 2191 vromicheit, vgl 115. — gesen füi gesehen. —
  • 2192 nis für m, ne-is, ist. —
  • EÖKia BOTHEB. 117
  • desse scb6 lossam
  • die salta mir zien an.)>
  • «vile gerne, sprach Dieterich, 2195
  • nu irs gerüchit an mich.»
  • der hörre zö den vüzen gesaz,
  • vil schöne sin gebore was.
  • üffe sin bein sazte sie den vöt;
  • iz ne wart nie vrouwe baz geschöt. 2200
  • dö sprach der listiger man
  • «nu sage mer, vrouwe lossam,
  • m^re üffe die trüwe din,
  • also du cristin welles sin,
  • nu hat din gebetin manic man: 2205
  • ob iz an dinin willin solde stän,
  • wilich under in allen
  • dir beste gevalle.»
  • «Daz sagich der, sprach die vrouwe,
  • vil ernistliche introuwen. 2210
  • htoe, üffe die s^le min,
  • alsich getoufet bin,
  • der üze allen landen
  • die türin wigande
  • z6 ein ander hieze gän, 2215
  • sone wart nie nichein man,
  • der din genöz mochte sin.
  • daz nemich an d^ trüwe min,
  • 2193 desse plur., ob nom. oder acc. unsicher, wahrscheinlich
  • nominativisch empfanden. — scko für sckuohe. — 2194 zien für
  • ziehen^ vgl. 2160. — 2196 nu, relat. — irs=s.ir€s gen., von
  • gerüchit, verlangt, abhängig. — 2199 vot: geschot, niederd.
  • Formen für vuoz: gesckuot, d. h. geschuoht "von schuochen swv.,
  • beschuhen. — 2203 mere stn., mcere, hier nicht eine Erzählung,
  • sondern ein kurzes Wort , das Aufschluß gibt. — 2204 cristin
  • adj. im substant. Gebrauch, mhd. kristen, christlich. — 2205 dtn
  • gen., abhängig von gebeten, — 2208 beste adv., am besten,
  • vgl. 1542.
  • 2210 ernistliche adv., ernstlich, der Wahrheit gemäß. —
  • 2212 alsich getoufet bin = 2204. — 2213 der, der Mann, der
  • d. h. wenn jemand. — 2217 genöz, vgl. 679. — 2218 nemich,
  • mhd. nime ich , vgl. 196. — an de trüwe = uf de truwe, —
  • 118 KÖNia BOTHEB.
  • daz nie nichein möter gewan
  • ein bam also lossam, 2220
  • daz iz mit zuchtin, Dieterich,
  • mochte gesitzin ineben dich.
  • von du bistu der taginde ein üz gennmen man.
  • soldich aber die wele hän,
  • so n^mich einin hellt g6t unde halt, 2225
  • des botin quämin her in diz lant
  • unde ligin hie zväre
  • in mlnes vater kerkäre.
  • der ist geheizin Röthere
  • unde sitzet westert über mere. 2230
  • ich wil ouch immer magit gän,
  • mer newerde der hellt lossam. »
  • Alsiz Dieterich virnam,
  • dö sprach die listege man
  • «wiltu Röthere minnin, 2235
  • den wil ich dir schire bringin.
  • iz nelevet nichein werltman,
  • der mer so leve h^te getan.
  • 2220 bam, in der Zusammensetzung moterbarn 762 bezeichnet
  • es dasselbe, unser «Menschenkind», das nur nicht in diesen
  • Stil paßt. — 2222 ineben dich, hier ist uns der Acc. auffallig,
  • der altem Sprache auch bei sitzen ganz angemeßen. — 2223 von
  • du, mhd. diu, deshalb, vgl. 303. — ein uz genumen man, aus-
  • erwählt, wie wir das active Partie, a ausnehmend» ähnlich ge-
  • brauchen. — 2224 wele, mhd. wal stf., Wahl. — 2225 ne-
  • mich für nceme ich. — balt adj., kühn, volksmäßig episches
  • Lieblings wort, vgl. 980. — 2230 westert, vgl. 317. — 2231 ma-
  • git gän. Wie zu wesen oder stn das als Prädic. zugesetzte
  • Nomen ohne eine Partikel der Vergleichung : als und dergl.
  • treten muß, so kann es auch bei andern Verben geschehen. —
  • 2232 newerde = ne werde, werde zu Theil.
  • 2234 die listege man,, nicht der listiger man, bemerkens-
  • werth um die wahre Einsicht in den Ursprung der Formel der
  • listiger u. s. w. zu erhalten, vgl. 214. — 2237 werltman stna.,
  • ein Mensch, der in der Welt lebt, ein Mensch überhaupt, -wie
  • es heißen konnte zer werlde levet nichein man. Von unserm
  • buchstäblich stimmenden «Weltmann» ist keine Spur darin. —
  • 2238 leve, mhd. liebe adv.; einem liebe tuon, einen gütig behan-
  • deln. —
  • KÖNIG EOTHEB. 119
  • des sal her noch geniezin.
  • bit in die hönede liezin, 2240
  • her bözte mer dicke mtne not,
  • des löne ime noch got.
  • wir nuzzen vroliche daz lant
  • unde leveten vroliche samt.
  • her was mir ie genMich unde göt, 2245
  • all|n have mt nu virtriven der helit göt.»
  • • «In trüwen, sprach die junge kuningin,
  • ich virstän mich an der rede din,
  • dir ist Köthere also liep,
  • her ne hat dich virtriven niet. 2250
  • s wannen du verist, helit halt,
  • du bist ein bode her gesant.
  • di sint des kuningis hulde liep.
  • nune virhel mich der rede niet!
  • swaz mir hüte wirt gesagit, 2255
  • daz ist imer wole virdagit
  • biz an den jungistin tach.»
  • der h^rre z6 der vrouwen sprach
  • «nu läzich alle mine dinc
  • an godes genäde ande din. 2260
  • ja st^nt dine vöze
  • in Rötheris schöze.»
  • 2240 bit, niederd. für biz conj., bis, so lange als. — die honede
  • plur. von honede, mhd. hcenede, hcende stf., hochfahrende Stim-
  • mung, Wesen und was daraus für Andere entspringt, Schmach u. s.w.
  • — liezin, es ihm zuließen, d. h. so lange er ein freundlicher
  • Herr gegen mich war. — 2243. 44 die Wiederholung von vro^
  • liehe ist unbedenklich nach dem Stile des Gedichts. — samt
  • adv., zusammen. — 2245 ie, stets. — 2246 allen = al ein
  • so viel als das einfache al, obgleich, vgl. 681.
  • 2248 virstdn mich an der^ ich verstehe bei, durch deine
  • Worte. — 2251 swannen, von woher immer. — 2253 d% für
  • dir. — hulde plur. des starken Fem., vgl. 2047. — 2254 virhel
  • imp. von verheln mit doppelten Acc. der Person und Sache.
  • virhel, mhd. verhil; e in verhel, vgl. 72. — der rede niet, nichts
  • von dem, wovon ich gesprochen, was ich besprochen. — rede,
  • der Gegenstand, von dem man redet. — 2256 verdagen swv.,
  • verschweigen. — 2259 Idzich alle mine dinc, stelle alle meine
  • Sache an , auf ...
  • 120 KÖNIG »OTHBB.
  • Die vrouwe harte irscricte,
  • den vöz sie üf zucte
  • unde sprach z6 Dieterlche 2265
  • harde beltliche
  • (cnu newart ich n^ s6 ungezogen:
  • mich hat min ubermöt bedrogen
  • daz ich mine vöze
  • sazte in dine schöze. 2270
  • ande bistu Köthere so her,
  • sone machtu, kuninc, nimir m^r
  • bezzer tugint gewinnen,
  • der üz genumener dinge
  • hästu von meisterscheffe list. 2275
  • sowilchis kunnis du aber bist,
  • min herze was hellende,
  • unde h^te dich got nu her gesendet,
  • daz w^re mer innencliche liep.
  • ich ne mach is doch getrüwen niet, 2280
  • dune scheinis mir die wärheit.
  • unde wäriz dan al der werlde leit,
  • so rümde ich sichirliche
  • mit samt dir die riebe,
  • sus ist iz aber immir ungetan. 2285
  • 2263 irscricte von «>-, er-scricken swv., erschreckt auf-
  • springen, vgl. 2166. — 2266 beltliche adv.., fast in der heatigen
  • Bedeutung des Wortes bald, eifrig, rasch. — 2267 ungezo-
  • gen, der zucht so ganz vergeßeii um so etwas zu thun, falls
  • ich gewußt hätte, was ich that. — 226.8 ubermot, unbedacht-
  • samer Sinn, vgl. 1430. — 2273 bezzer tugint, nämlich: als du
  • hast, zeigst. — 2274 der üz genumener dinge, absolut oder
  • advertial gebraucht: auf ausnehmende Weise, vgl. 2223; die
  • starke Form genumener vgl. 214. — 2275 meisterscheffe dat.
  • von meisterschaf stf. — 1276 kunnis, vgl. 2079. — 2277 hellen
  • stv., eine Stimme, einen Laut von sich geben, etwas laut an-
  • kündigen. — 2279 innencliche adv., inniglich, mit mundartlich
  • eingeschobenem n. — 2280 is — niet; gen. is zu getrüwen. —
  • 2281 dune, dune, negat. hypothet. Satz: wenn du nicht. —
  • scheinen swv., scheinen machen, zeigen, -r- 2284 mit samt,
  • doppelte Präpos. vgl. 399, wo das einfache sam für das ab-
  • geleitete samt steht. — 2285 sus, so, d. h. auf andere Art,
  • spnst. — ist iz ungetan, es kann nicht gethan werden. —
  • Koma BOTHEB. 121
  • doch nelebet nichein man
  • s6 schöne, den ich da vor nöme,
  • ob du der kuninc Röther wöres.»
  • Alsus redite dö Dieterich,
  • (sin gemöte was harte listich) 2290
  • «nune hau ich vrunde möre
  • dan die armen hören
  • in deme kerköre.
  • swd, mich die gesöhen,
  • dar mochtis dich an en virstän, 2295
  • daz ich der war gesagit hän.»
  • ((in trouwin, sprach die kuningln,
  • die irwerbich umbe den vatir min
  • mit ettellcheme sinne,
  • daz ich sie üz gewinne. 2300
  • her ne gevet sie aber nicheineme man,
  • her ne möze sie üffe den lif hän,
  • daz ir nichein intrinne,
  • biz man sie abir wider bringe
  • in den kerkftre, 2305
  • dar sie mit nötin wären.»
  • Des antwarte dö Dieterich
  • ((ich wil sie nemen ubir mich
  • vor Constantlne deme riehen.
  • morgin sichirliche 2310
  • so sal ich her zö hove gän.»
  • 2287 da vor^ xnhd. vür, an der Stelle, als Ersatz, wie unser
  • «dafür».
  • 2292 dan, nach dem Compar. mere, wo ebenso gut das
  • ausschließende wan stehen konnte. — 2294 swd, wo, wann
  • immer. — 2295 an en virstdn , erkennen an ihrem Betragen. —
  • 2298 die irwerbich, die schaffe ich. irwerben, vgl. 196. —
  • umbe, vgl. 1532. — 2299 ettellcheme sinne, durch irgend ein
  • sinnreiches Mittel. — 2300 uz gewinne, herausbringe. — 2302 uffe
  • den lif, auf sein Leben , bei Gefahr seines Lebens = uffe daz
  • leven, vgl. 1168.
  • 2307 antwarte, mundartlich für antwurte prset. von ant-
  • wurten swv. — 2308 ubir mich, auf meine Verantwortung. —
  • 122
  • KÖNIG BOTHEB.
  • die yrouwe also lossam
  • kuste den hören.
  • d6 schiet her danne mit eren
  • üz van der kemenate
  • zö den herhergen dr&te.
  • also daz Berchtere gesach,
  • wie schtre der rinc zeläzen was!
  • dö sagete der hörre Dieterich
  • die möre also wunniclich
  • deme türlichen herzogen.
  • des begundin sie beide got loven.
  • 2315
  • 2320
  • 2318 rinc, der Kreiß, die Versammlung der Ritterspiele und
  • andere Schaukünste treibenden Riesen und des Volkes, was sich
  • um sie angesammelt hatte. — zeldzen stv., zerlaßen, zertrennen.
  • vn.
  • Die Jungfrau handelt nach dem Rathe Dietrich - Rother's
  • zur Befreiung der Gefangenen, in ihrem Sinne nur um dadurch
  • über Rother's Person Sicherheit zu erlangen. Unter der Vor-
  • spiegelung eines Gelübdes weiü sie ihren Vater zu bewegen,
  • ihr die Gefangenen auf drei Tage zu überlaßen, um sie in
  • ihrem Elend zu erquicken, zu baden, zu kleiden und zu speisen.
  • Constantin gestattet ihr die& aber nur, wenn irgend einer von
  • seinem Hofe mit seinem Leben für sie haften wolle. Die
  • Jungfrau erhält der Verabredung nach diese^ Zusage von
  • Dietrich -Rother. Als die Gefangenen befreit Verden, erregt
  • ihr trauriger Zustand das tiefste Mitleid bei ihren Freunden.
  • Sie werden in dem Gemach der Konigin gepflegt und bei der
  • Mahlzeit, die ihnen dort vorgesetzt wird, nimmt Rother seine
  • Harfe und beginnt den ersten der drei Leiche zu spielen : daran
  • erkennen sie ihn sogleich, aber auch die Jungfrau weiü nun,
  • daß es Rother ist. Die Gefangenen werden am Tage wieder in
  • ihren Kerker gebracht, aber die Jungfrau hat durch einen
  • kunstreichen Mann unterdessen einen hohlen Gang von dem
  • Kerker zu Dietrich's Herberge graben lauen, mittelst dessen
  • sie ungestört aus- und eingehen und in Freuden leben.
  • ►n ifV
  • Die juncvrouwe lac über nacht:
  • wo gröz ire gedanc was!
  • alsiz zö deme tage quam, 2325
  • einin stab sie nam
  • unde slouf in ein swarziz gew^te,
  • alse sie sich gewllöt böte,
  • einin palmen sie ober ir achslen nam,
  • 2^24: gröz, schwer» — 2327 s/o«/ prast. von sWe/e», schliefen,
  • schlüpfen. — 2328 alse, als ob. — wilon swv., aus dem la-
  • teinischen Velare, verschleiern. — 2329 palme swm., Palm-
  • z^weig. — achslen, mundartlich für achseln wie geislen für gei-
  • sein u. s. w. von ahsel hier swf. ■ —
  • 124 KÖNIG BOTHEB.
  • alse sie üz deme lande wolde gän, 2330
  • unde hob sich vil dräte
  • z6 Iris vater kemenate
  • nnde klopfete ^n daz turlin.
  • üf dete dö Constantin.
  • also her die magit an gesach, 2335
  • wie listichliche sie zime sprach
  • «nu gebüt mir, h^rre vatir min,
  • möter, er sult gesnnt stn.
  • mir ist s6 getroumöt,
  • mer ne sende der waldindiger got 2340
  • sinin botin ander dan,
  • ich m6z in abgrunde gän
  • mit levendigen live,
  • des nist nehein zwivel.
  • is ne mac mich n^man irwenden, 2345
  • ich ne wille daz elelende
  • büwin immir m^re
  • ze tröste minir s^le.»
  • 2330 afoc, vgl. 2328. — 2333 turlin stn., demin. von tür,
  • Thürlein; die Kammer, hier das eigentliche Privatzimmer des
  • Königs, hat ein turlm, was nur den Vertrautesten sich öffnet. —
  • 2336 zime für zo ime. — 2337 gehut imp. von gebieten, höfische
  • TJmgangsformel , vollständig gehut mir daz ick var; statt Er-
  • lauhniß zu bitten, wird noch höflicher gebeten, daß der andere
  • einen gehen heiße. — 2338 möter; der Abschiedsgruß er (= tV,
  • Ihr) sult gesunt sin = bleiben , richtet sich nämlich an beide,
  • wie das gebut, obgleich zunächst an den Vater gerichtet, auch
  • der Mutter mit gilt. — 2339 gep'oumot von iroumon, neben
  • trournen, d. h. troumjan, swv. träumen, was die ältere Sprache mit
  • dem Hülfswort sm, nicht hdn zu verbinden liebte. — 2340 mer
  • ne, neg. hypoth. Satz : wenn mir nicht. . . — der waldindiger got,
  • vgl. 214. — 2341 botin, d. h. einen Engel. — under, hernieder
  • (vom Himmel) und dazwischen, als Retter. — 2342 abgrunde
  • stn., Hölle, vgl. 1978, der bestimmte Artikel, der 1978 nach ge-
  • wöhnlicher Art steht, kann bei diesem Worte mit seiner fest-
  • stehenden, beinahe zu einem Ortsnamen gewordenen Bedeutung
  • auch fehlen. — 2344 nist für m, ne ist. — 2345 is von irwen-
  • den, abbringen, abhalten; davon hängt der folgende Satz ab:
  • ich ne, daß ich nicht. — 2346 daz elelende büwen. elelende =
  • eilende stn., die Fremde bewohnen, d. h. in die Fremde auf
  • eine Bitt(Wall)fahrt gehen und dort als Büßende bleiben an
  • irgend einer heiligen Stätte oder in selbstgewählter Klause.
  • .J
  • KÖNIG BOTHEB. 125
  • Trürich sprach dö Constantin
  • «neinä, lieve tochter min, 2350
  • sage mer waz du welles;
  • ja wegich dir der helle.»
  • «vater, daz ist immir ungetan,
  • mer newerden die botin lossam.
  • die wil ich vazzen unde baden, 2355
  • daz sie genäde mözen haben
  • an ir armin live
  • etteliche wile:
  • ich ne gerer nicht wan drie tage,
  • so werden sie di widir aber 2360
  • z6 deme kerkere.»
  • Constantin der m§re
  • sprach dat her daz gerne dete,
  • ab sie einin burgin h^ten,
  • der sie üflfe den lif torste nemen 2365
  • unde sie ime widir mochte geven,
  • daz ir nichein intrunne.
  • dö sprach die magit junge
  • (dch bitis hüte s6 manich man,
  • daz sie ettelicher moz best&n, 2370
  • 2350 neind, vgl. 1759. — 2352 wegich &= wege ich, wegen
  • s^w^y., eigentlich «Weg zeigen, Rath schaffen», hier mit gen. der
  • Beziehung, in Beziehung auf die Holle, nämlich : daß du ihr
  • entgehst. — 2353 ist ungetan, unthnnlich, unmöglich. — 2354 mer
  • newerden, negat. hypoth. Satz: wenn mir nicht. — werden, zuTheil
  • werden. — 2359 gerer = gere er für ir, begehre ihrer. —
  • nicht wan, nur. — 2360 werden, vgl, 2354. — widir aber, zurück
  • wiederum, tautoiogisch ausgedrückt, um der Versicherung
  • möglichste Kraft zu geben. — 2364 bürge swm., Bürge. —
  • heien ist geschrieben und kann ebensowohl des Reimes, der
  • an einem überschüßigen n in keinem Falle Anstoü nimmt,
  • ^vie des Sinnes wegen, stehen bleiben. Die Verbeßerung hite
  • ist zu nahe liegend, als daß sie wahrscheinlich wäre. —
  • 2365 uffe den lif, vgl. 2302. — torste praet. von tar. —
  • 2369 bitis = biteis, es, darum. — manich, flexionslose Form
  • des Acc. sing. — 2370 ettelicher, unter vielen der eine und der
  • a.ndere, irgend einer. — bestän mit acc. hier: auf sich nehmen,
  • für sie eintreten.
  • 26 kOkio botheb.
  • des lif ist also tuginthaft,
  • dem du sie mit 6ren geven macht!»
  • d6 sprach Gonstantin
  • adaz tön ich gerne, tochter mln.D
  • Der zit iz n&höte 2375
  • vil harde genöte,
  • daz Gonstantin z6 tiske gie.
  • Dieterich des nicht nelie,
  • her qu§me mit sinin mannen
  • vor den kuninc gegangen. 2380
  • d6 man daz wazzer nam,
  • die juncvrouve lossam
  • ginc vor deme tiske umbe
  • heize weinunde,
  • ab sie iemanne s6 l^ve h^te getan, 2385
  • der die botin lossam
  • üffe den lif torste nemen.
  • ir nechein torste sie des geweren:
  • herzogin die riehen
  • virzigin ir geliche, 2390
  • biz sie zö den recken quam
  • mit deme die rät was getan,
  • do sprach die magit ^rlich
  • «nu gedenke, hellt Dieterich,
  • 2375 ndhote Ton nähon swv., nahen. — 2376 vil harte^
  • zwei Verstärkungsadv. nebeneinander. — genote adv., enge,
  • von der Zeit und dem Raum. — 2378 nicht nelie ^ her quemCy
  • negat. Satzfügung, wo wir einfach sagen : kam auch gegangen. —
  • 2381 daz wazzer nemen, Händewas chen , Anfang der Mahlzeit,
  • wie schon bemerkt. — 2384 heize adv. — weinunde, mit tief-
  • tonigem u für 6 von weinon swv., vgl. 444. — 2385 so levCy
  • mhd. liehe adv., vgl. 2238. — 2386 d&r nach so wie 2372. —
  • 2388 geweren swv. mit acc. der Person, gen. der Sache. —
  • 2390 virzigen prset. von verzihen stv., mit acc. der Person und
  • gen. der Sache : etwas in Abrede stellen, einen mit einer Bitte
  • zurückweisen, vgl. 1275. — 2391 den für deme, dem, vgl. 15. —
  • 2392 die rat. Es ist nicht notbig, ein allerdings auch sonst
  • beglaubigtes starkes Femininum diu rat anzunehmen; die ist
  • die mundartliche Nebenform von der, wie so oft und gleich
  • 2398 wieder. — 2393 erlich, vgl. 751. —
  • KÖNIG BOTHEB. 127
  • aller dinir göte 2395
  • unde hilf mir üz der nöte.
  • nim die botin üfFe daz leven,
  • die heizit dir die kuninc geven.
  • irzagit sin mims vater man:
  • sie ne turrin sie nicht bestän. 2400
  • doch sal die edelecheit din
  • mit samt mir geteilit sin,
  • daz ich der genieze.
  • sw6 gerne du daz liezes,
  • dich ne Id^e din tuginthafter m6t. 2405
  • du Salt mich geweren, helit göt.»
  • «gerne, sprach Dieterich,
  • sint irs geröchit ane mich.
  • iz ne gät ml nicht wene an deii lif.
  • doch werdich din bürge, schöne wif.» 2410
  • Die botin gab d6 Constantin
  • Dieteriche üflfe den lif sin.
  • der hörre sie d6 ober nam:
  • 2397 uffe daz leven = üffe den lif. — 2399 irzagit^ verzagt. —
  • 2400 tiirrin -plur, von iar, Präteritopr. ich wage. — 2401 edele-
  • cheit, vgl. 1868. — 2402 geteilit sin mit samt mir, mit mir ge-
  • theilt; ich soll Theil haben an... — 2403 der aaf edelcheit
  • bezogen. — genieze conj., Vortheil haben möge. — 2404 stoe
  • SS swie, wie gerne du das, d. h. das Eingehen auf eine so ge-
  • fährliche Bürgschaft vielleicht auch unter andern Verhältnissen
  • unterließest. — 2405 dich ne Ittze, zwischengeschobener negat.
  • hypothet. Satz : wenn nicht, falls nicht dich verläßt dein tugend-
  • hafter Sinn — so bist du doch verpflichtet mir zu gewähren
  • und wirst es thun — da nicht vorauszusetzen ist, daß dich
  • dein tugendhafter Sinn verläßt. Wir lieben dergleichen zwischen-
  • geschobene hypoth. Sätze nicht, überhaupt nicht die künst-
  • liche In- und Aneinanderreihung mehrerer, die hier doch im
  • Vergleich mit andern Beispielen noch sehr einfach ist. —
  • 2408 sint, eigentlich Zeit-, dann auch Causalpartikel: weil; 2435
  • Zeitpart. — irs =. iris, es, von geröchit abhängig. — 2409 mt, hier
  • für das hs. mich zu schreiben: mt, mundartliche Nebenform
  • von mir. — wenes=wane, wan, es betrifft nichts anderes als. .. —
  • 2410 werdich für werde ich] werde für mbd. wirde, vgl. 196.
  • 2413 ober nam, unser «übernehmen»; ober, mhd. über
  • nämlich sich, auf sich. —
  • 128
  • KÖNIG BOTHEB.
  • d6 YOlgetin ime des koningis man
  • z6 deme kerkäre,
  • dar sie mit nötin wären.
  • die eilenden haftin
  • lägin in unkreftin
  • unde leveden bermeliche.
  • Berchter der rlche
  • stunt unde weinöte,
  • d6 her den schal gehörte.
  • den kerkere man üf brach,
  • dar tn schein d6 der tach.
  • schire quam in daz liecht,
  • des newärin sie gewone niecht.
  • 2415
  • 2420
  • 2425
  • Erwin was der ^rste man
  • der üz deme kerkere quam,
  • alsen der vater an gesach^
  • wie gröz sin herzerüwe was!
  • her karte sich hin umbe
  • unde wranc. sine hende,
  • her ne torste nicht weinen,
  • unde ne stunt ime nie s6 leide,
  • sint in sin möter getroc.
  • Erwin der hellt got
  • was von deme lif getan
  • also von rechte ein arm man.
  • 2430
  • 2435
  • Sie n&min die zwelf gräven
  • üz deme kerkäre
  • 2440
  • 2417 haftin adj., substant. gebraucht
  • meliche adv., erbarmenswürdig. —
  • 2429 alsen = alae^ also en, in,
  • bezogen. — herzerüwe, vgl. 358. -
  • Form des Praet. Ton keren swv. —
  • 2434 unde, und doch, vgl. 587. -
  • mir leide adv., Gegensatz zu liebe,
  • l%f getan: Ixf im prägnanten Sinne
  • 2438 von rechte, wie es sich paßt.
  • : der Gefangene. — 2419 ber-
  • 2426 gewone adj., ge'virohnt.
  • — 2430 «»«, ^uf Berchter
  • - 2431 karte, mundartliche
  • - 2432 wranc, vgl. 438. —
  • - stunt ime s6 leide, ez stdt
  • vgl. 835. — 2437 von deme
  • : die volle Leibeskraft. —
  • natürlich wäre für . . .
  • kOnig botheb. 129
  • unde iegelich sinen man.
  • die ritär also lossam
  • sie wärin svarz unde sale,
  • Ton grözen nötin misseyare.
  • Lüpolt der meister 2445
  • ne mochte nicht geleisten
  • wan ein böse schurzeltn,
  • daz want her umbe den lif sin.
  • dö was der weinige man
  • harte barliche getan, 2450
  • 20schundin unde zeswellöt.
  • Dieterich der helit göt
  • stunt trürich von leide
  • unde ne wolde doch nicht weinen
  • umbe die botin lossam. 2455
  • Berchter der aide man
  • ginc al umbe
  • die haften schouwunde.
  • done rüwen in nichein dinc
  • harter dan sine schönen kint. 2460
  • Dieterich der höre
  • heiz die botin hören
  • 2441 iegelich gebt auf die Dienstmannen der 12 Grafen, die
  • mit ihnen im Kerker liegen. — 2443 sale adj., schmuzig. —
  • 2444 misaevare adj., mißfarbig, blaß. — 2446 leisten swv.,
  • zu Stande bringen; hatte nichts aufzuweisen. — 2447 bose^ wie
  • gewöhnlich «schlecht, armselig». — 2449 weinige man, vgl.
  • 486. — 2450 barliche adv. = bar, entblößt: außer dem arm-
  • seligen Schurze ist er bloß. — 2451 zeswellöt. swellon, d. h.
  • swelljon für swelljan swv. zu swellen, vor Hunger krankhaft ge-
  • schwollen, krank machen; ze zer gibt den Sinn unseres «da
  • und dort, an vielen Stellen», wie schon gothisch dishuljan u. s. w. ;
  • 1212 steht das fast gleichbedeutende verswellen, — 2458 schou-
  • wunde, mit tieftonigem u aus ö von schouwon, — 2459 rüwen
  • plur. praet. von riuwen stv.,' schmerzen, vgl. 497.
  • 2462 here: heren, ein wenn auch nicht ganz regelrechter,
  • so doch entschieden beabsichtigter rührender Reim, der wieder
  • sehr leicht, durch Tilgung des n in heren, was noch dazu
  • auch die gewöhnliche entweder starke oder flexionslose Form
  • des nachgesetzten attrib. Adjectivs ist, ganz correct gemacht
  • ■werden kann. —
  • KÖKIO ROTHBB. 9
  • 130 KÖNIG BOTHER.
  • v6ren zö den herbergen sin,
  • wan Lüpolt unde Erwin
  • die liez man eine gän, 2465
  • daz er ne plach nehein man.
  • d6 sprach Erwin der mßre
  • «Lüpolt, trüt h^re,
  • sie da einin gräwin man
  • mit deme schönin barte stän, 2470
  • der mich schouwöte
  • wunderen nöte.
  • her karte» sich umbe
  • unde wranc sine hande.
  • her ne torste nicht weinen, 2475
  • unde ne stunt ime doch nie s6 leide.
  • waz ob got der göte
  • durch sine ötmöte
  • ein gröz zeichin wil begän,
  • daz wir kumin hinnän?« 2480
  • daz is war, brödir min,
  • her mach wole unse vatir sin.»
  • dö lachetin sie beide
  • von vroweden unde leide.
  • Die eilenden geste 2485
  • wärin hantfeste
  • biz an den anderen dac.
  • 2464 wan, außer, nur. — 2465 eine adv., allein. — 2466 da2y
  • in der Weise, daß. — er für ir gen. plur. von plack, mhd. pflac
  • abhängig. — 2467 mere adj., berühmt, gefeiert u. s. w., volks-
  • thümlich episches Wort. — 2468 trat adj., traut, lieb. —
  • 2469 sie für mhd. sich imp. von sehen. — gräwin. grd flect.
  • grdwer adj., grau. — 2472 wunderen, vgl. 111. — note adv.,
  • eifrig und zugleich ängstlicli. — 2477 waz ob, vgl. 511. —
  • 2478 ötmote, vgl. 187. — 2480 hinndn, so viel als kinne, hinnen^
  • von hier weg. — 2482 unse, vgl. 604.
  • 2486 hantfeste adj., gegen eine hantveste, eigentlich form-
  • lich ausgestellte mit dem Handmahl versehene Urkunde frei-
  • gegeben ; hier ist bloß eine mündliche Verabredung vor Zeugen
  • zwischen Dietrich -Roth er und Constantin die Basis ihrer be-
  • dingten Freilaßung. — 2487 dac mundartlich für mhd. tac. — ■■
  • KÖNIG BOTHEB. 131
  • die juncvrouwe ern vater bat,
  • daz her sie lieze dare gän,
  • sie wolden selve dienan. 2490
  • orlof er der kuninc gaf.
  • w6 schtre sie over hof getraf
  • z6 deme harren Dieteriche!
  • d6 hiez man al geliche
  • die vremedin ritär üz gän. 2495
  • dar nebeleib nichein man
  • wan der verchmäge
  • die über mere wftrin gevaren.
  • den botin also lossam
  • den legete man g6t gewant an 2500
  • unde vazzede sie vlizicHche,
  • daz quam von Dieteriche.
  • der tisc wart gerichtöt.
  • Berchter der helt göt
  • was trochtsäze 2505
  • die wile sine kint äzen.
  • 2488 ern, flectierte Form von ir, — 2489 dare, dahin, d. h. wo
  • sie weilte. — 2490 wolden = tcolde en, in, ihnen. — dienan
  • mit tieftonigem a, vgl. 519. — 2491 orlof, niederd. Form
  • für hochd. urlop stn., Erlaubuiss. — 2492 getraf zo von ge-
  • treffen stv., zasammentreffen mit... — 2495 uz, d. h. ans
  • der Kemenate der Jungfrau. — 2496 ne beleih, praet. von beliben
  • stv., bleiben. — 2497 wan der verchmäge. Dieser und der
  • folgende Vers wiederholt sich, nach dem solches liebenden
  • Stile dieser Epik 2701; dort steht die vercL, was auch hier
  • einfacher wäre, wan außer, mit Ausnahme, der würde ver-
  • schieden erklärt werden können , am einfachsten auf die Ge-
  • fangenen zu beziehen, verchmdc stm., nächster Blutsverwandter,
  • also Berchter, der seine Söhne darunter hat. Rother selbst,
  • dessen mdge und man sie sind. Die in den Text aufgenom-
  • mene Lesart, die auch 2702 feststeht, an der Stelle des hs.
  • was gevaren, bedarf keiner Rechtfertigung. Der Beim wäre
  • hier und 2702 etwas regelrechter, wenn statt wdrin gevaren
  • gevarin wdren: mdge stände. So muß man eine der hier sel-
  • tenen, aber sicheren Vocalverlängemngen in gevaren annehmen,
  • damit es einen zweifach gehobenen Reim gibt. — 2505 trocht-
  • sdze, vgl. 2507, d. h. er übernahm in diesem Falle das Amt
  • des Truchseßen.
  • 9*
  • 132 jcOnig botheb.
  • Alse die harren gesäzen,
  • ir leides ein teil virg&zen,
  • d6 nam die recke Dieterich
  • eine hariin, die was ^rlich, 3510
  • unde scleich hinder den nmbehanc.
  • wie schlre ein leich dar üz klanc!
  • swilich ir begunde trinkin,
  • deme begandiz nidir sinkin
  • daz er iz üffe den tisc g6t. 2515
  • swilich ir abir sneit daz bröt,
  • deme intfiel daz mezses dnrch not.
  • sie wurdin von tröste witzelös.
  • wie manich sin trüren virlds!
  • sie sd.zin alle and hörtin 2520
  • war daz spil hinnen karte,
  • lüde der eine leich klanch:
  • Luppolt ober den tisch spranoh
  • unde der gräve Erwin.
  • sie heizin en willekame sin, 2525
  • den riehen harfäre
  • unde kustin in zewäre.
  • wie rechte die vrouwe dö sach,
  • daz her der kuninc Eöther was!
  • Also die juncvrouwe hinnin widir quam, 2530
  • dö liez man die botin üz gän
  • allenthalven in die stat,
  • 2511 scletch, mbd. sleich von glichen Str., leise gehen, scleich
  • für Bleich vgl. 1582. — umbehancj vgl. 1128. ^ 2513 ir, von
  • den Gefangenen. — 2515 t>, daz trinkeit, der Trank im Beoher.
  • — got für goz, niederd. Form. — 2517 mezaes stn., ahd. mez-
  • ziaahSy ICeüer. — durch not gezwungen, d. b. überwältigt durch
  • ihre innere Bewegung. — 2518 van tröste j den sie aus dem
  • wohlbekannten Leich empfangen. — witzelos adj., eigentlich
  • «yerstandlos, die Besinnung yerlierend». — 2519 virlos von mr-,
  • ver'liesen stv. — 2521 war Ortsadv., wohin. — hinnen, von
  • seinem Anfange an, wie es weiter gehe. — 2522 lüte adv.,
  • laut. — 2525 heizin en für kiezen in, ^ 2526 riche harfdrey
  • vornehmer Herr, während sonst die Harfer als fahrende Leute
  • 2u dem specifisch «armen» Volke gehören.
  • 2530 hinnin widir, von da weg, zurück. —
  • KÖNIG BOTHBB. 133
  • daz ir n^man ne plac.
  • d6 merketen iz des knningis man
  • unde sagetin iz ir harren s&n. 2535
  • (ihn ne rochit, sprach Gonstanttn:
  • ich bevalch sie eme üfife daz leven sin.
  • her pleget so göter sinne,
  • ir ne mach ime nichein intrinnen.»
  • der kerkdre wart gerümdt, 2540
  • alse die jnncyrouwe gebot.
  • d6 drte tage irgiengin
  • die botin sie aber viengin
  • unde legetin sie zewäre
  • widir in den kerkäre. 2545
  • michil bettewäte
  • unde ander göt gerate
  • wart in virhobie dar tn getragin.
  • dö mosten sie genäde havin,
  • similen unde w!z bröt, 2550
  • des was den helidin yü n6t.
  • die juncvrouwe heiz ^nin man
  • zö Dieterlchis herbergen g&n,
  • der grob ein hol zö berge
  • von deme kerkere 2555
  • swar sie woldin hinnin kßren.
  • 2533 daz, in der Weise, daß. — neman ne plac, niemand anf sie
  • Obacht gab, sie als Hüter begleitete u. s. w. — 2535 sdn adv.,
  • sofort. — 2536 nune rochit, kümmert euch nicht, vgl. 1228. —
  • 2537 etne für ime, Dietrich - Rother ist natürlich gemeint. —
  • bevalch von bevelhen stv., befehlen. — 2538 pleget, vgl. 72. —
  • 2540 rumon swv., hier in dem auch jetzt gebräuchlichen
  • Sinne: säubern. — 2546 betteu;dte gen. von bettewät, abhängig
  • von michil, das hier als subst. Neutr.=mY steht. — 2548 tnr-
  • Jiolne adv. des Part, von vir-, ver-heln stv. — 2549 gen&de,
  • Erbarmen und der daraus abgeleitete günstigere Zustand. —
  • 2550 simele swf., lat. Wort, Semmel. — 2551 des — was not, dessen
  • bedurften sie, nicht bloß etwa auf 2550 bezogen, sondern auf
  • alle die Veranstaltungen, wodurch ihr Los verbeßert wird. —
  • 2554 grob, praet. von graben stv. — hol stn., Höhlung, unter-
  • irdischer Weg. . — 20 berge, von unten, aus der Tiefe aufwärts. Der
  • Kerker ist, wie öfters erwähnt und im Mittelalter gewohnlich, ein
  • unterirdischer. — 2554 — 56 wieder drei Reime, wie schon öfter. —
  • 134 EÖNia BOTHSB.
  • dö lägin die haftin
  • in sanftin nnkreftin«
  • die botin lägen dar alle
  • zv^nzih tage yoUe* 2560
  • unde haveten gr6ze Wirtschaft.
  • sie wunnin an deme live kraft.
  • 2558 sanften unkreftin^ contrastierende Begriffe und daher hier
  • passend miteinander verbanden. — 2561 haveten prset. von
  • haven, haben. — wirtschafte vgl. 1569, hier nicht bloß Gast-
  • mahl, Bewirthang, sondern fröhliches geselliges Leben. —
  • 2562 wunnin; das einfache winnen bedeutet dasselbe wie das
  • zusammengesetzte gewinnen.
  • viir.
  • TJm dieselbe Zeit rüstet der König Ymelot von Babylon
  • in der Wüste mit 72 ihm unterthanen heidnischen Königen
  • einen großen Heereszug gegen Constantin. Der, anfangs über-
  • müthig pochend, geräth bald in große Angst über die unge-
  • heure Macht seiner Feinde. Da macht ihm Dietrich den Vor-
  • schlag, die Gefangenen, die sehr tapfere Ritter seien, aus dem
  • Kerker zu entlaßen, daß sie mit unter seinen Fahnen fechten
  • könnten. Constantin stimmt freudig zu und nun übernimmt
  • Dietrich mit seinen Mannen die Vorhut gegen die Heiden.
  • Durch einen kühnen XJeberfall fängt er Ymelot in Mitte seines
  • Heeres und übergibt ihn Constantin. Dieser trägt ihm das
  • ehrenvolle Amt der Siegesbotschaft an Frau und Tochter auf,
  • was Dietrich sehr gerne übernimmt. In Konstantinopel ange-
  • langt, verkündet er die gänzliche Niederlage Constantin's und die
  • Annäherung der Heiden. Die Frauen flehen ihn jammernd an,
  • sie auf seine Schiffe zu nehmen und mit ihm übers Meer ent-
  • fliehen zu laßen. Er willigt ein , aber als die jammernde Schar
  • am Hafen anlangt, .nimmt er nur die Tochter aufs Schiff, die
  • Mutter läßt er stehen. Doch als er nun die ganze Wahrheit
  • sagt und sich als Kother zu erkennen gibt, ist diese ganz ge-
  • tröstet und kümmert sich nichts um Constantin's Zorn, wenn
  • er heimkomme.
  • Do hüb sich under deme himile
  • von zvein unde sibinzic kuningen
  • von wöster Babilönje 2565
  • zö Constantine deme kuninge
  • die aller gröziste hervart
  • die ie geriten wart.
  • 2564 von zvein unde sibenzic kuningen^ vgl. 7. — 2565 Ba-
  • bylon in oder an der Wüste ist das ägyptische Babylon, d. h.
  • Kairo. Die Namensform Bahilonje geht auf die Nebenform
  • Bahylonia für Babylon zurück. In der übrigen deutschen Lite-
  • ratur der Zeit ist Babylon die gewöhnlichere Form. —
  • 136 KÖNia BOTHER.
  • Ymelot gerte sin z6 man,
  • her was ein heidin vreissam, 2570
  • ime ne mochte nicht widirstän,
  • her wolde die riche alle h&n
  • hedwungin mit grözir gewalt.
  • über al uncristin lant,
  • sone virsaz nieman sin gebot. 2575
  • her wolde selve wesen got.
  • Simelln heiz sin wif.
  • her virlös z6 Jerusalem sint den lif,
  • D6 quam ^n ilinde man
  • vor deme volke gevarn 2580
  • z6 Constantinopole
  • der vil meren bürge
  • unde sagete dem kuninge m^re,
  • wie not ime wöre,
  • ob her sich mochte irweren, 2585
  • in söchte ein kreftigiz here.
  • aUus redete dö Constantin
  • «wer mochte s6 rtche sin,
  • der mich torste bestän?»
  • 2569 Bin, d. h. des Constantin. — 26 man, zum Dieostmann, Va-
  • sallen. — 2570 vreissam y vgl. 639. — 2573 hedwungin von
  • hedwingen, hetwingen stv., bezwingen. — 2574 uncristin adj..
  • Tgl. 2204 = heidin» — 2575 sone = sone, so hier, wo es nicht
  • zur Einführung eines selbständigen Satzgliedes, sondern nur
  • zur Verbindung zwischen den einzelnen Theilen eines solchen
  • dient, für unser jetziges Sprachgefühl überflüßig. — virsaz^
  • vgl. 647. — 2576 her wolde selve wesen got. Diese im Mittel-
  • alter so oft wiederkehrende Beschuldigung orientalischer oder
  • islamitischer Herrscher hat ihren Grund in den für abendlän-
  • dische Sitte unbegreiflichen und Ton den Abendländern als
  • Götzendienst verstandenen Formen des orientalischen Hof-
  • ceremoniells , wie ja auch schon die Griechen die Huldigungen,
  • die den persischen und andern altorientalischen Königen her-
  • kömmlich von allen ihren Unterthanen dargebracht wurden,
  • als Abbetung bezeichneten. — 2578 sint, hier bloßes Zeitadv. :
  • später.
  • 2579 en — ein. — ilinde, vgl. 2025, hier die flexionslose
  • Form des Part. — 2586 sochen swv., hier auf-, heimsuchen. —
  • 2589 torste prset. conj. von tar, —
  • KOKIG BOTHSB. 137
  • d6 sprach der g&hinder man 2590
  • «dln grdze overmöt
  • der nis zö nichte g6t.
  • in tronwen sie havent genendöt.
  • iz is der h^rre Ymel6t
  • von wöster Babilönje. 2595
  • ZY^ne nnde sibinzic knninge
  • die döchen daz lant dtn.
  • ich sach die vorreise stn,
  • s6 manich zeit üf geslagen:
  • sie mugin wol z^nzic düsint haven.^ 2600
  • Deme knninge wurdin sväre
  • die starken nümdre.
  • Dieterich der helit g6t,
  • der trdste wole slnin m6t.
  • her sprach «halt dich wole, Constantfn, 2605
  • nnde gib mer üffe den üf min
  • die eilenden haftin
  • üz den unkreftin.
  • h^ten sie ros nnde gewant,
  • undir in is manich helit halt. 2610
  • dar z6 besende dtne man,
  • wer sulen ingegin in vam.»
  • «nu 16ne dir got, sprach Gonstanttn,
  • ich bevalh den kemer^re mtn
  • beide ros unde gewant, 2615
  • 2590 der gdhinder man. Tgl. 214. gdhen swv., synonym mit
  • %len, — 2592 nis = m, ne ist. — 2593 nendon, genendon, d. h,
  • eigentlich nendjon swv., wagen. — 2598 vorreise stf., Vorhut,
  • die äußersten Spitzen des Heeres. — 2600 zernic für zehenzic
  • neben hundert, in dieser Zeit schon seltener als im Ahd.
  • gebraucht, zehenzic namentlich da, wo das kleine Hundert
  • 10 X 10 bestimmt gemeint ist.
  • 2601 wäre adj., mhd. awcere, — 2602 starken nümure. staro
  • von jedem großen Dinge, also auch einer ge&hrlich be-
  • drohlichen Kunde gebraucht, nümure, vgl. 551. — 2604 tröste
  • praet. von trösten, mhd. tnesien, — 2611 lesenden swv. mit acc,
  • technischer Ausdruck : das Aufgebot zur Heeresfolge erlaßen. —
  • 2614 bevalh für mhd. hevalch von bevelhen stv., befehlen. —
  • 138 KÖNIGh BOTHBB.
  • daz sie brächtin in diz lant.
  • iz wirt in allez widir gegevin,
  • nu du, türlicher degin,
  • mit mir w^nigin man
  • in derre note wilt bestän.» 2620
  • Constantin gienc dräte
  • nä Dieterichis rate
  • unde sante wide in daz lant.
  • dö quam vil manich helt balt
  • z6 Constanttnopole , 2625
  • der vil meren bürge
  • innirthalp drin tagin
  • dö mochter vunfzic düsint havin.
  • dö giengin ilande
  • die türin wigande 2630
  • unde nämen die zvelf gräven
  • üz deme kerkäre
  • unde iegelich slnen man.
  • wie schire iz allez widir quam
  • daz sie brächtin in daz lant! 2635
  • Dieterich der hellt balt,
  • die nam sie zö siner schare,
  • dö wärin sie dar h^rliche gare
  • üffe rossen sneblanken.
  • dö was deme helide wal zö danke. 2640
  • 2618 nu, relat. wie so oft gebraucht. — 2619 wenigin, hier die
  • gewöhnliche mhd. Form, sonst im Rother meist weiniger , vgl.
  • 486. — 2620 derre dat. von deser, diser.
  • 2623 Wide adv., mhd. wite, weit, weit herum. — 2627 drin
  • dat. zndriy Zahlwort. — 2628 mochter ^=^mohte er. — 2629 Uande
  • mit tieftonigem a, während oben 2579 und 2025 Uinde steht.
  • Uande und Uinde geht auf - Ujan zurück. — 2630 wtgande^
  • vgl. 677. — 2634 widir quam, zurückgebracht, ihn^n wieder-
  • gegeben wurde. — 2638 gare^ vgl. 665. — 2639 sneblanc, so
  • viel als snewiz oder snevar. — 2640 wol z6 danke, danc stm.,
  • nicht in der heutigen Bedeutung von Dank, dankbares An-
  • denken an etwas Vergangenes, sondern die auf zukünftiges
  • Gelingen gerichtete Hoffnung.
  • KONia BOTHBB. 139
  • Den heleden vil jungin
  • giengin die ros in sprungin.
  • dö brächte Dieterichis van
  • zv^nzic dusint lossam
  • in breiten blickin über lant. 2645
  • manigin götin wtgant
  • YÖrte der kuninc Constantin
  • ingegin die yiande sin.
  • sie ritin wol sibin nacht
  • ingegin der heris kraft. 2650
  • Die zvene unde sibinzich kuninge
  • von wöstir Babilönje
  • die legitin sich also nähe
  • daz sie den rouh gesähen
  • von den herbergin. 2655
  • do höben sich die sorgin.
  • dö gaf in Dieterich den tröst,
  • her herbergete dö aller vurderöst
  • mit den sinin helidin
  • inzusken der menigin, 2660
  • 2642 in sprungin gun^ der Gegensatz ist vil ebene gdn, im
  • gleichmäßigen Schritt oder Pass gehen. — 2645 in breiten blickin.
  • Diese auffallende alliterierende Formel, wie so viele hier, kann
  • nichts anderes beißen als «mit weithin sich ausbreitendem
  • Glänze» (der Schilde, Schwerter, Ringpanzer u. s. w.); die
  • Formel blic des Schildes, swertes wird sehr häufig gebraucht. —
  • 2648 ingegin die viande. An dem Acc, obgleich im Mhd. bei
  • in-, en-gegen ungewöhnlich, ist kein Anstoß zu nehmen, um
  • so weniger weil 2650 der gewohnliche Dat. steht. Ein solcher
  • leiser Wechsel des Ausdrucks ist hier durchaus stilgemäß.
  • gegen mit acc. ist übrigens im Ahd. nicht selten und hat sich
  • bekanntlich nhd. völlig durchgesetzt.
  • 2654 rouh für mhd. rouch stm., von den Lagerfeuern. —
  • 2656 die sorgin, nämlich bei Constantin und den Seinen. —
  • 2658 vurderöst adv. Superl. von vorder; 1802 steht vürdrist,
  • die mehr mundartliche Form. — 2660 inzusken = mhd. en-
  • zwischen, zur Prsepos. gewordener adv. Ausdruck, eigentlich
  • zusammengesetzt aus der Praep. in und dem Adj. zwisc, zwei-
  • fach, zusken ist die nieder- und mitteld. Form. — menigm, im
  • Reim auf helidin, die altertbümliche Form des mhd. menige»
  • Ob menigm oder menigin anzunehmen, ist nicht zu ermitteln.
  • 140 KÖNIG BOTHEB.
  • Schire viel dd die naeht an.
  • d^ bevälen Constantinis man
  • einin anderen die kint nnde w!f.
  • ir nichein tröste sich an den Itf.
  • Dieterich unde sine man 2665
  • beganden rüninde gän,
  • nnde rietin an die heidenschaft
  • die dar lach mit heris kraft,
  • wilich ßre in daz wöre,
  • ob sie den kuninc meren 2670
  • äne Constantinis schadin
  • gevähen mochtin odir slahin.
  • «introuwin, sprach Widolt,
  • kume wir in daz volc,
  • sie sin uncristine diet, 2675
  • ichne werdin borsenfte niet,
  • des sulin sie vil gewis sin.
  • unde läzet man mt die hende mtn,
  • iz möz en an den Itf gän.»
  • dö wäfende sich Aspriän, 2680
  • unde zvelf rttäre lossam
  • sluffen in er wlcgewant.
  • in was z6 deme storme harte lief.
  • 2662 bevdlen^ vgl. 418, dadurch auch das d des Plur.
  • Teranlal^t. — 2663 einen anderen in alterthümlicher Welse
  • beide Worter flectiert: einen nom., anderen d&t,, während inhd.
  • die flexionslose Fügung einander zu gelten pflegt. — 2664 an
  • den U/, an das Leben, d. h. daC^ er lebendig bleibe. — 2666 rü-
  • ninde; 1232 steht runande, in demselben Wechsel von a und »
  • wie in ilande, tlinde, vgl. 2629. — 2667 raten an einen^
  • Anschläge machen gegen. — 2674, 2675 ist der Gegensatz
  • zwischen volc und diet zu bemerken : volc , ein Haufe Menschen
  • in kriegerischer Ordnung und Rüstung; diet, ein durchaus
  • ethnographischer Begriff, also unserm «Volk» entsprechend. —
  • 2Q7S borsen/te adj. bor, verstärkender Zusatz: überaus; die
  • negative Wendung, die einen gewißen humoristischen Beischmack
  • hat, verstärkt die Drohung. — 2678 mi für mir. — 2679 en
  • für in, ihnen. — 2682 sluffen plur. praet. von sliefen. — «?tc-
  • t/ewant stn., Rüstung, vgl. 875 wichgewete. — 2683 storm,
  • Sturm stm., Kriegssturm, wie noch jetzt, nur in noch be-
  • schränkterer Bedeutung, das Wort Sturm gebraucht wird. —
  • KÖNXa BOTHXB. 141
  • dö schein ein halsperge liecht,
  • die tröch der helit Asprtän. 2^85
  • iz ne levet nichein s6 köne man,
  • der ime widirstieze,
  • daz hem genesin lieze
  • under der heidinschefte.
  • sie höben sich mit ^refte. 2690
  • Der herzöge von Merän
  • heiz Dietertchis man
  • vlfzeltche wachin
  • unde grözen schal machin.
  • her sprach «min hßrre mit den sinen 2695
  • wil z6 Constanttne,
  • der hat nä ime gesendöt.»
  • dö was vil manic helit göt
  • wol gewäfint an den wich:
  • iz ne wiste niemannis Itf, 2700
  • wan die verchmäge
  • die over mere wären gevaren.
  • Dieterich ginc zö den rossen sin,
  • dö lüchte ein brunje gnldtn
  • an daz marc lossam. 2705
  • die tröc der zurnigiste man
  • der von Ad4me
  • zö der werlde ie bequäme,
  • unde eine stangin yreissam,
  • dane mochte nicht vor bestän, 2710
  • die tröste Dieteriches volc,
  • daz was der helit Widolt.
  • 2684 halsperge stf., eigentlich Hals -, Brustpanzer, dann Panzer
  • überhaupt. — 2687 widirstieze, widerstozen stv., aufstoßen. —
  • der ime, wenn er ihm ... — 2688 hem b= her tne, in.
  • 2697 gesend6t=-mhd. gesendet. — 2699 totch, wie stm., Kampf.
  • — 2700 iz ne wiste niemannis lif. niemannis lif, gewöhnliche
  • poetische Umschreibung für nieman. iz, niemand wußte es, es
  • war für alle ein Geheimniss. — 2701 wan die verchmuge, vgl. 2497.
  • 2705 marc stn., vgl. 868. — 2707 von Adame, seit
  • Adam's Zeiten. — 2708 bequume, die besondere Färbung dieses
  • Conj. können wir durch unser «mochte, durfte» n. s. w. uns
  • näherbringen, bekumen, verstärktes Arume». — 2110 dane ^ssddne.
  • 142 KÖNIG BOTHEB.
  • Luppolt der getrüwe man
  • sprach zö den riesen al
  • «mit den üren halspergin liecht 2715
  • . nune kumit üz der dicke niecht,
  • daz siß icht z6 verre schlnin.»
  • Dieterich mit den stnin
  • der reit umbe die heidenschaft ,
  • die lac mit heris kraft, 2720
  • unde begunde vrägen,
  • war sin Mrre wäre,
  • her h^te sich virsümöt;
  • her brächteme manigin helit göt.
  • d6 zeigite man z6 man, 2725
  • unzer z6 Ymelöte quam
  • in ein zeit lossam.
  • daz swert züchte Aspriän
  • unde hiez in vil stille stän,
  • ob her den lif wolde hän. 2730
  • der kuninc d6 nichtne sprach,
  • aiser die stangin an gesach,
  • die düchtin harde vreissam:
  • gevangin was der rike man.
  • 2715 mit üren halspergin liecht In der Hs. steht Uren den
  • halsp. liecht (nicht Usen), was, wenn man mit ergänzt, viel-
  • leicht so wie es der Text gibt = «wer, iuwer, euer, verstanden
  • werden kann. — 2716 nune = nu ne. — üz der dicke stf., der
  • dickste Haufe. — 2717 icht, durch die negative Färbung des
  • ganzen Satzgefüges hier = nicht, vgl. 1234 u. s. w. — 2722 wdry
  • die noch mit auslautendem r erhaltene Form des ge wohnlichen
  • mhd. wä, wo, wie dar neben dtl, hier neben hie. — sin herre,
  • d. h. Ymelot; er gibt sich für Ymelot's Mann aus, da die Hei-
  • den ihn nicht kennen, weil er ja nicht zu Constantin's Heere
  • oder Volke gehört. — 2723 virsümöt = versümet, verspätet. —
  • 2724 brächtime für brächte ime. brächte, hier unumgelauteter
  • Conj. von bringen unregelmäßiges Verb. — 2725 zeigite man z6
  • man, der eine Mann zu, nach dem andern, wies ihn der eine
  • zum andern. — 2726 unzer = unze er, bis er; es ist schon be-
  • merkt, daß unze, unz in diesem Theile des Gedichts seltener
  • als das synonyme biz. erscheint. — 2728 züchte praet. von
  • zucken swv. — 2733 düchtin für duckte in von dünken swv. —
  • 2734 rike, hier wieder einmal, wie 66, in diesem Worte das
  • altd. und niederd. k für hochd. ch erhalten.
  • KÖNIO BOTHEB. 143
  • Dieterich unde sine man 2735
  • "begunden deginliche g&n
  • under eine dicke schare,
  • dar valtin sie daz here gare.
  • Widolt gab die stangin
  • niergin üz den handin: 2740
  • swaz her der heiden ane quam
  • die sclouc her alse ^n donir sän,
  • swär er zö der dicke quam,
  • dar sclouc her üfife den man,
  • daz sie al zescreiten . 2745
  • also ein stöp daz da hine weite.
  • Die zvelf riesen vreissam,
  • die sclögin manigen man.
  • die heiden vluhin durch n6t,
  • sie jagete der grimme tot. j/^ 2750
  • Widolt wart gevangin,
  • gebunden an die lannin.
  • Dieterich der here
  • vor z6 den herbergen
  • in allen den geboren 2755
  • alsiz ime nicht gesehen wßre.
  • Dieterich heiz sine man
  • z6 den herbergen gän.
  • 2736 degenliche adv., wie es sich für einen Eriegsmann
  • schickt. — 2738 valtin praet. von vellen swv. — gare adv. —
  • 2740 niergin ist hier ergänzt, weil der Vers und der Sinn es
  • fordert. — 2741 swaz der heiden gehört zusammen: so viel
  • Heiden. — 2742 sclouc für sloc^ sluoc, praet. von slahen,
  • sldn stv. — ein donir stm., Donnerstrahl, Donnerschlag. —
  • 2745 zescreiten von zescreien = mhd. zerschrcejen swv., ausein-
  • anderfahren^ sprützen. — 2746 stop stn.=ß^owp, Staubwolke. —
  • weite von weihen^ mhd. wcejen swv., wehen.'
  • 2749 vluhin plur. praet. von vliehen stv. — durch not, ge-
  • zwungen. — 2755 in allen den geberen, plur. des starken Neutr.
  • gebere, Gebärde, Benehmen. — 2756 alsiz = alseiz, als wenn
  • 68. — ime gesehen, sich ihm ereignet, d. h. für ihn und durch
  • ihn nichts sich ereignet hätte.
  • 144 KÖNia BOTHBB.
  • swaz Schalles sie yemSmen,
  • daz sie icht zö den rossen qu^men. 2760
  • dö rief der wachtöre
  • obir daz here m^re
  • ((wol üf, h^rre Constantin,
  • ich höre die vtande din
  • mit grdzeme schalle: 2765
  • ich w^ne sie here wollen.»
  • w^ s^re sie irquämen,
  • dd sie die vlucht virndmen
  • von der heidenschefte ,
  • die dar lägin mit heres krefte. 2770
  • Constantin wart gewäfendt
  • unde vil manich hellt gdt.
  • dö sprächen sumiltche
  • «nu siet z6 Dieterfche:
  • - her ligit dar alse ein böse zage, 2775
  • swö her onsich here gewisit have;
  • von den untrüwin sin
  • Sit ir virrätin, h^rre Constantin.»
  • Constantin dö rande,
  • als ime daz marc irhancte, 2780
  • 2760 ichtj negativ gefärbt durch den Begriff des Verbietens,
  • der hier vorausgesetzt ist. — 2762 mere adj., vgl. 2467. —
  • 2766 wollen. Die hier sonst .gewöhnliche Form des Conj. von
  • toil ist welle oder wille, einigemale und so auch hier ist aber
  • wolle der Hs. beizubehalten. — 2767 irqudmen. ir-, er-kumen
  • stv., außer sich kommen, in Entsetzen gerathen. — 2768 vlucht,
  • die Flucht der ihrigen, derer, die ihre Vorhut hatten bilden
  • sollen. — 2769 von. Die Praep. von wird in demselben Sinne wie
  • vor bei vlucht angewandt: von weg, vor. — 2770 die dar lägin,
  • geht, wie 2855 beweist, auf heidenschaß, was ein pluralischer Be-
  • griff ist. — 2743 sumtYicAe adj., etliche, manche, die man nicht
  • nennen oder zählen kann oder will. — 2774 siet = sehet. —
  • 2775 böse zage, beide Worter ziemlich gleichbedeutend hier
  • im Sinne der Feigheit. — 2776 swe = swie, wie auch immer,
  • wenn auch.
  • 2780 irhancte praet. von ir-, erhengen swv., eigentlich : frei
  • hangen laßen, erlauben. —
  • KÖNIG BOTHEB. 145
  • Tor ein gezelt ^rlich:
  • awol üf, her Dieterich!
  • •die heidin wellin nns bestän.
  • hie nächet der tot manic man.»
  • lüte rief Ymelöt 2785
  • ahßrre, ir spotit äne not.
  • hinacht z6 mittir nacht,
  • do ich in mtneme bette lach,
  • dö quam ein vreisltcher man
  • unde traue mich nnder sinen arme dan. 2790
  • . mir stn die mtne gar irslagin,
  • sie ne mugin dir nicht geschadin.»
  • Alse daz Constantin virnam,
  • d6 kSrte her vröltche dan
  • unde sagite stnen mannin 2795
  • «Ymelöt is gevangin!
  • daz hat Dieterich getan,
  • nu mözin sie lasterliche stän
  • die den harren äne not
  • zö verre habin gevalscöt 2800
  • mit grözeme unrechte,
  • dö gingin göte knechte
  • z6 deme harren Dieteriche
  • unde danketin ime grözliche.
  • daz marh virleiz Constantin, 2805
  • ze vordirst her in daz gezelt ginc.
  • die bände nam her vor sich,
  • her sprach «got löne der, h^rre Dieterich,
  • 2784 nuchet, mundartlich für nahet — manic man flexionsloser
  • Dat. des Adj. formelhaft. — 2786 dne not, ohne Ursache. —
  • 2787 hinacht f^dv., in dieser, d. h. vorigen Nacht. — 2790 trouc
  • praet. von tragen stv., einer der seltenen Fälle , wo das hier ent-
  • weder durch 6 oder u vertretene hochd.uoalsou erscheint, vgl. 2742.
  • 2794 dan adv. von dannen. — 2798 lästerliche adv., mit
  • iaster, Schimpf und Schande. — 2800 zu verre ^ zu weit, zu
  • sehr. — vaUeun swv., verläumden. — 2804 gröbliche adv.;
  • grozlich =igr6zf stark, vgl. 965. — 2807 die hande nemen^ Ge-
  • bärde des Bewillkommnenden, die Hände ausstrecken nach
  • dem Freunde. —
  • KÖKXa BOTHEB. 10
  • 146
  • KÖNIG BOTHEB.
  • daz du mit dinin mannin
  • den kaninc h&st gevangin.
  • eiä türlicher degin,
  • wilich ^re dir ist geschehin!
  • h^tich na sigein gdt,
  • des dir immir wnrde n6t,
  • daz sal der wesen undirtän.t>
  • ir aller sorge was irgän.
  • Der tac begunde üf gän,
  • d6 salte man manic man.
  • Dieterich der wtgant
  • nam Ymelötin bt der hant
  • unde vörtin vor Constantlne,
  • her bevalch in ime unde sinen.
  • d6 sprach der listiger man
  • «wir soldin einin botin hän,
  • der den vrouwin sagete
  • waz wir gevromit habetei^.»
  • «introuwen, sprach Constantin,
  • der böte saltu selve sin
  • durch mtner tochter willen,
  • unde sage der kuninginne
  • unde den vrouwin allin samt,
  • wi ritin in daz laut
  • 2810
  • 2815
  • 2820
  • 2825
  • 2830
  • 2812 geschehin, vgl. 2756. — 2813 sigein, Erweichung des ck
  • wie in nigein u. s. w. — 2814 des dir wurde not, dessen du
  • bedarfst. — 2816 irgdn part. prset. von irgun stv., vergehen.
  • 2818 salte scheint die hier durch Rasur undeutliche Hs. zu
  • meinen ; ergänzt ist im Texte man , was der Sinn fordert und
  • was vor dem gleichlautenden man von manic leicht ausfallen
  • konnte, salte prset. von seilen swv., rechtsbeständig übergeben,
  • technischer Ausdruck, hier -von dem Ausliefern der Gefangenen
  • gebraucht. Dietrich übergibt seine Gefangenen an Constantin,
  • den eigentlichen Herren des Kriegszuges. — 2821 vortin für
  • vorte in, — 2822 unde sinen. Der bestimmte Art. wird in der da-
  • maligen Sprache gewöhnlich zu dem absolut gebrauchten Possess.
  • gesetzt, aber nicht nothwendig. Metrisch wäre nnd den oder
  • unde den sme/t ebenso zuläÜ^ig. — 2826 vromen, vrumen swv.,
  • zu Stande bringen. — 2832 tct für wir, wie mi für mir. —
  • KÖNIG BOTHEB. 147
  • vil harte vrdlfche.
  • dln Yolc sumeltchez
  • läz mit mir hie bestän.» 2835
  • dö sprach der listige man,
  • daz her gerne d^te
  • des in der kuninc b^te.
  • Dieterich ginc dannin
  • mit sinin heimlichen mannin 2840
  • unde sante daz volc zö des kuningis vanin,
  • her bat sie grözen danc havin.
  • zö ime nam her stne man,
  • swaz ir ober merc qnam.
  • den künin her sagete 2845
  • wes her willin habete.
  • die türin wtgande
  • hngitin dö z6 lande.
  • Dannin v6r dd Dieterich.
  • ein zeichin daz was h^rlich 2850
  • brächter zö Constantinopole,
  • der vil m^ren bürge,
  • mit den sinin mannin
  • her sprach w^re intrnnnin.
  • dö weinte de vrouwe kuningin 2855
  • «jariä, wä is Constantin
  • unde die wigande
  • üz von manigeme lande?
  • 2834 Bumelichez, vgl. 2773, etliches, dessen Zahl unbestimmt
  • ist, Dietrich überlaßen bleibt. — 2842 bat sie grözen dank ha-
  • vin y er «bat», sie sollten großen Dank haben, Hoflichkeits-
  • formel, wo biten nicht viel mehr als unser «äußern)) ist. —
  • 2848 hugitin von hugen^ kugen swr., hoffend, verlangend an
  • etwas denken. Sie erfahren jetzt den Entfnhrungsplan Dietriches,
  • der auch sie zu der Heimat (zo lande) bringen soll.
  • 2850 zeichin stn., hier technischer Ausdruck = Fahne, Feld-
  • zeichen. — 2854 her sprach were, engste Verknüpfung des ab-
  • hängigen Satzes mit dem regierenden ohne Pron. pers., damals
  • schon selten und mehr nur in einzelnen Formeln, nach sprechen,
  • wanen etc. — 2856 jartd Interjection aus Ja, % und d zusammen-
  • gesetzt, r ist bloße euphon. Vermittelung , immer schmerzliches
  • Erstaunen ausdrückend. — 2858 üz von ==■ üz. —
  • 10*
  • 148 KOKIG mOTHRB.
  • Dieterich lieber h^re,
  • gese wir sie immir m^re?» .^860
  • «nein ir, daz weiz got,
  • sie hat geslagin Ymelöt
  • unde ritit da here mit heris kraft.
  • her wil zevörin die stat.
  • ich ne trüwe mich nicht ir weren. 2865
  • nu möz ich vliezin ober.mßre.
  • beide wib unde Jrint,
  • wä sie in der bürg it siut,
  • sie kiesint alle den tot.
  • sie irslöt der kuninc Ymelöt.» .2670
  • D6 nam daz Constanttnis "vrif
  • ir tochter die was h^rllch
  • unde bätin Dieteriche
  • beide grözliche,
  • daz her in hülfe üz der heidinschefte, 2875
  • die dar quämen mit heres krefte.
  • dö heiz der listige man
  • die zelder also lossam
  • der kuninginne dar ziehen
  • unde vörte sie zö den kißlen. 2880
  • dar mugit ir geloubin ^
  • von manigir schönir vrouwin
  • weinin unde hantslagin.
  • 2860 grese wir für gesehe wir, vgl. 483. — immir mere hat
  • hier in der zweifelnden ;FF«ge negative /Färbung <(niQnials
  • wieder». — 2861 nein ir, vgl. 2115 über den Zusatz .des
  • Pron. pers. zu der iNegat. ^- 2864 zevorin swv., zerstören. «^
  • 2865 irweren, ir gen. plur. «u er, abhangig von vieren, ihrer
  • mich zu erwehren. — 2866 vliezin stv., schwimmen , auch von
  • der Schiffahrt gebrauchlich. — - 2868 wd für swd, wo inuiMr,
  • indem damals schon das Interrogativpron. für das Belat. u&d
  • ^Correlat. einzeln gebraucht wird, wie jetzt allgemein. — it
  • für icht adv., irgend. — 2869 kiesen stv., erproben, erüah-
  • ren, hier «erleiden». — 2870 Hrslet Sux erziehet von er^lahen,
  • erslun stv.
  • 2875 vgl. 2769. — 2878 xelder stm., hauptsächliieh für die
  • Frauen bestimmte Rosse. — ^883. hanUlagin swv., Gebärde
  • des heftigen Schmerzes, der Verzweiflung. —
  • KÖMXC^ ttOTHEB. 149
  • sie ne mochtin nicht gedagin.
  • er zdch ein michil maginkraft 2885
  • nä Dieteriche üz der stat
  • sie woldin alle üffe den merre
  • vor Ymelöte den Uf generen;
  • d6 tröste sie der karge* man;
  • her h^tiz durch eine list get&n; 2890
  • Dieterich heiz sine man
  • vil dräte in k61 gän.
  • Asprtän, der helit göt,
  • den kamerschaz dar in tr6c.
  • sie g^hetin alle üffe daz mere. 2895
  • dö heiz der kuninc Bdthere
  • die möter an deme stade stän,
  • die tochter in den kiel gän.
  • ir weinin was grözlich.
  • sie sprach «owi hßrre Diederich, 2900
  • weme wiltu, tuginthaftir. man,
  • unsich armen wtf län?»
  • sus sprach die göte kuningtn
  • anu nim mich in den kiel din
  • z6 miner tochter lossam. » 2905
  • dö sprach die listige man
  • ((vrouwe, ir sollt uch wol gehavin,
  • Constantin nis nicht geslagin.
  • Ymelöte hän wir gevangin,
  • iz ist Gonstantine wol irgangin. 2910'
  • her ridit here zö lande
  • 2j8i84: gedugin swy., sich stille halten. -^ 2886 er für ir gen.
  • plur., abhängig von maginkraft^ vgl. 597. — 28d7 den mere nicht
  • von der mere. stm., da mere. hier im R» stets sin. ist, sondern
  • den stellt für dem^ vgl. 15. -*- 2888nierRn swv», erhalten, retten. — ^-
  • 2889 hcaro adj., schlaa.
  • 2892 kel.^kiel. kiel für Söhiff überfaanpt, wie so oft. —
  • 2894. kamersohaz stm., der zur Kammer, d^.h. zam. fürstlicheo
  • Privatrermögen gehörige Schats. — 28(d5 geheim von. gcehen. *
  • swv., neben ^aAen, eilen. — 2903 sus^ weiter, d. h. anl^er dem was
  • sie schon gesagt, sagte sie auch noch anderes. — 2907 soiit für
  • mhd. sulet, sult. — uch, vgl. 496. — 2908 nisarni, ne ist —
  • 150 KÖNIG BOTHEB.
  • mit lievem erande.
  • her komit ovir dr! tage.
  • ir mogit eme w^rliche sagen,
  • stn tochter st mit Röthere 2915
  • gevaren westert over mere.
  • nu gebüt mir, vrouwe h^rlich.
  • Jone heizich niuwit Dieterich.»
  • aWol mich, sprach die kuningin,
  • daz ich ie gewan den Itf min. 2920
  • nu läze dich got der göde
  • durch sine ötmdde
  • die mtne tochter lossam
  • lange mit gemachin hän.
  • daz ist w&r, türlicher degin, 2925
  • si w§re der samfter gegevin,
  • dan du si hast gewunnin,
  • inde stundiz an mtnin willin.
  • swie Constantin nu den lif
  • queled umbe daz schöne w!f, 2930
  • daz ist mir daz minnist,
  • nu du Röthere bist,
  • nu vare, türlicher degin,
  • Sante Gilge möze din plegin.»
  • dö sprach daz schöne megitin 2935
  • «gehavet uch wole, möder min.»
  • 2(912 erande stn., Auftrag, Botschaft, mbd. ziemlich seltenes
  • Wort; das anlautende e ist von schwankender Quantität. —
  • 2917 gebüt, vgl. 2337. — 2918 Jone =^ joch ne ^ vgl. 1246. —
  • niuwit =3 nitoihty niht. '
  • 2923 vgl. 187. — 2924 gemach stm. und neutr., Ruhe,
  • Friede, Behaglichkeit. — 2926 samfter — , ohne solche
  • gewaltsame Scenen. — 2928 inde, Nebenform von unde,
  • vgl. 1304, hier den Nachsatz einführend. — 2929 den Itf
  • gtteled = sich quält. — 2931 daz minnist, der geringste Schade,
  • Kummer. — 2934 Scmte Gilge , der heilige Aegidius, ein Lieb-
  • lingsheiliger, besonders in den westlichen Gegenden von Deutsch-
  • land am und über dem Niederrhein, dem gerade in dieser Zeit
  • sehr viele Kirchen u. s. w. gestiftet wurden. Seine Verehrung,
  • ist mit viel anderen Dingen zweifelhaften Werthes vom süd-
  • lichen Frankreich bei uns importiert. —
  • KÖNIG KOTHEB. 151
  • die vronwen also lossam
  • gingin lachende dan
  • üf den Constantinis sal
  • unde gunden Röthere wal, 2940
  • daz in got gesande
  • mit eren heim zö lande.
  • 2940 gunden praet. von gan praeter! topr., ich gönne. — 2941 ge-
  • sande^ praet. von senden ; im conditionalen oder precativen Sinne,
  • den ge- bezeichnet, «senden möchte».
  • IX.
  • Als Rother übers Meer kam, fand er dort Wolfrat an-
  • der Stelle seines Vater Amalger's von Tengelingen, der wäh-
  • rend seiner Abwesenheit gestorben, als seinen Stellvertreter.
  • Wolfrat zieht ihm mit der Schar der Vasallen entgegen und
  • bewillkommnet ihn wie der Dienstmann seinen Herren.
  • In Konstantinopel aber trifft die Nachricht von der Flacht
  • Rother's und der jungen Königin den rückkehrenden Konig
  • Constantin so hart, daß er ohnmächtig niedersinkt. Die Ver-
  • wirrung in der Stadt benutzt der in Haft befindliche Ymelot
  • zur Flucht.
  • Constantin's Schmerz und Zorn will sich durch nichts be-
  • sänftigen laC^en, bis ihm ein Spielmann den Vorschlag macht,
  • die Tochter durch List wieder zurückzubringen. Es wird eint
  • Schiff mit kostbaren Waaren ausgerüstet und der Spielmann
  • besteigt es als Kaufherr, legt, in Bari gelandet, seinen Kram
  • aus und hat großen Zulauf, weil er die theuersten Dinge fast
  • um nichts verkauft. Nur einige Kieselsteine, die er eben am
  • Strande aufgelesen , bietet er den erstaunten Käufern zu einem
  • überhohen Preiße, weil es wunderkräftige Steine seien. Aber
  • di€| Konigin selbst müße das Wunder dadurch, daß sie die
  • Kranken damit berühre, in Vollzug setzen und zwar auf dem
  • Schiffe, nirgends anders. Ein Kaufmann in Bari, dessen zvirei
  • Kinder seit langem gelähmt sind, bittet sie um diesen Liebes-
  • dienst, den sie ihm zusagt. Sie besteigt das Schiff und imi
  • Augenblick stoßt es vom Lande. Nach Konstantinopel gebracht,,
  • wird sie von Vater und Mutter, von dem ersten mit Freude,
  • von der andern mit Trauer empfangen.
  • Alse Röther over mere quam,
  • dö wart die vrouwe lossam
  • swanger einis kindis, 2945
  • einis s^ligin barnis:
  • dö was Emelgör döt,
  • 2946 scelec adj., zum Heile bestimmt. — bam, vgl. 2220. —
  • 2947 Emelger= Amelger, E für A mundartlich, vgl. 775. —
  • KÖNlö BOTHE». 153^
  • die lant alle verstöröt
  • van ses margrävin,
  • die woldin Hademären 2d50
  • zö eime koninge hä,n genomin nnde gelobet.
  • d^ was ein riebe berzoge,.
  • geboren von Diezen.
  • die JBMber gebiezen
  • tröuwe biz ber quäme, 29d&
  • die wertin die kröne
  • deme rieben ervelösen man,
  • unze Wolfrät daz swert genam
  • an ^nim sebönin ringe,
  • der was van Tengelingen 2960*
  • des knningis Amelgeres sune.
  • izne qnam van einime knnne
  • als6 manicb türe wfgant.
  • 2948 verstöröt, in Verstörung, Verwirrung gebracht. — 2951 ge-
  • lovet, vgl. 1570, verkündigen, ausrufen. — 2954 geheizen stv.^
  • verheißen. — 2956 wertin von wern swv., yertheidigen. ^-
  • 2957 riehen ervelösen man, Rother ist gemeint, der in der Ferne
  • weilt und noch kinderlos war, als der Kampf zwischen Hada-
  • mar und dem Anhange und Geschlecht Amftlgetr's ausbrach.
  • U-eber ervelöse vgl. 29. — 2958 Wolfrut. Die Hs. gibt hier Lof-
  • hart, anderwärts wechselt die Namensform zwischen Wolf hart
  • und- Wolf rat, ganz wie in der nord. Thidrikssaga ülfarbr
  • und Ulfrabr miteinander auch in derselben Hs. wechseln, aber im-
  • Beinle steht nur Wolf rat, — daz siüert genam, vgl. 150; da»^
  • durch, durch die erlangte Ritterwurde, die hier die altdeutsehe
  • Waffenfähig^eit vertritt, wird Wolfrat fähig an die Spitze*
  • seines Hauses, seiner und der königlichen Dienstmannen zu.
  • treten, genam plusq., genommen hatte. — 2959 ringe, vgl. 727.
  • —» 2961 sune': kunne. Dieser auffallende Reim, zu dessen Be-
  • seitigung nichts in der Textesüberlieferung. Veranlagung gibt^
  • vergleicht sich dem 498 erwähnten, wo eine ursprünglich
  • kurze, vorletete Silbe « im zwiefach gehobetien Reime ge-
  • braucht ist. Auch hier wird nicht eine geschärfte Auss|>rache
  • von sun», obgleich z. B. S816 im Vetse sünne für sune ge«-'
  • schrieben ist, sondern eine Dehnung, des' u anttanefamen sein.
  • Denn ein küne^ entsprechend dem ahdJ sehr vereinzelten kuni
  • neben kunni, hat sich wohl in Ableitungen (kuninc, hunelinc)'
  • und besonders in vi eleu Eügennaraen erhalten, aber doch wohl
  • schwerlich als' selbständig^ Wort, einime kunne voti einem- und
  • demselben oder einem einzagen G^eächlechte^ — 2963- so man-
  • cher gepriesene Held, uamlich wie von dem von Tengelingen. -^
  • 154 KONia BOTHBB.
  • beide liude unde lant
  • die beherte der türe man, 2965
  • biz R6there wider quam.
  • In strtde lägen die lant
  • Böther der wtgant
  • liez die wechmüdin
  • lutzel gerüwin; 2970
  • her moste durch gerichte varen.
  • her heiz die vronwen bewaren
  • Lnppolden den getrüwen man.
  • die andre ritäre lossam
  • 26 den rossin wären sie gerech. 2975
  • d6 reit dar manich göt knecht
  • bit Röthere ingegin Beme
  • unde strichen durch die berge,
  • die riesen heten gröze not,
  • sie liefen alle gewäfenot. 2980
  • die riesen Wolfrät an erwant,
  • 2964 liude^ halb ober-, halb niederd. Form für mhd. Ihite plnr.
  • zum stn. daz Hut oder stm. der liuU — 2965 beherte prast. von
  • beherten swv., festhalten, behaupten.
  • 2969 wechmude, mhd. wecnmede adj., von, durch denWeg müde.
  • — 2970 lutzel adv., hier auf die Kürze der Zeit bezogen, wie
  • 700. — 2971 gerichte, vgl. 735. — 2974 die andre, mundartlich
  • für andere, ander; die starke Form kann hier nach dem Ge-
  • brauch der altem Sprache, ander nur stark zu fiectieren, ge-
  • faßt werden, obgleich auch die zu 214 gegebene Erklärung zu
  • berücksichtigen ist. — 2975 gerech adj., gerüstet, bereit. —
  • 2977 bit die mittel- und niederrheinische Form für mit, hier
  • zum erstenmale gebraucht, aber von da so häufig, daß sie
  • wahrscheinlich auch früher schon öfter in dem Original ge-
  • standen haben wird , wo sie der Schreiber tilgte, denn daß sie
  • nicht allein diesem gehört, scheint sicher. — Beme, Verona;
  • auch hieran zeigt sich der Zusammenhang der eig. Dietrichs-, V
  • d. h. der ostgothischen Dietrichs -Sage, mit dem Bother (vgl. ^
  • Einleitung) wie ja auch Wolfrat , Amalgdr u. s. w. darauf hin-
  • weist. — 2981 die riesen. So ist an der Stelle des völlig con-
  • fusenhs. die riese Wolframmen erwant oben geschrieben. Man
  • dürfte auch die riese, von der allerdings hier nicht weiter be-
  • legten starken Form, die ahd. nicht selten ist, der risi bei-
  • behalten, weil sich vielleicht daraus erklärte — indem sie der
  • KÖNIG BOTHEB. 155
  • dö wister over lant
  • eine vil breide menige
  • Böthere z6 gegine.
  • her infienc in mit ^ren 2985
  • also van rehte ein man stnen heren.
  • Sich h6f der lüt over den d6z.
  • dar wart der scal harde gr6z,
  • d&r der h^re Constantin
  • reit id den hof sin 2990
  • zö Gonstantinopole in der stat.
  • der koninc hasteliche sprach,
  • wä stn dochter w^re
  • daz her sie nicht ins^ge.
  • des antwarde die kuningin 2995
  • «gehalt dich wale, Constantin.
  • genir ritÄr ^rlich,
  • der sich dk nante Dieterich,
  • Schreiber für nom. sing, nahm — wie die offenbar als acc. ge-
  • meinte Form Wolframmen in den Text kam. Wolfram ist ein
  • Name, mit dem hier nichts anzufangen ist: entweder Wolf-
  • hart oder Wolfrdt^ vgl. 2958, ist dafür zu setzen. — an er-
  • toinden stv. mit. acc. der Fers., jemand zu faßen bekommen,
  • also hier «auf jemand stoßen». Wolfrat zieht Rother entgegen
  • (2982 fg.) und trifft auf die Riesen in Rother*s Heer, die dessen
  • "Vortrab bilden. — 2982 totster = wiste er, führte er als Feld-
  • herr und Fürst. — 2984 z6 gegine = itt gegine ^ vgl. 1691. —
  • 2985 her ist hier Wolfrat. — in geht auf Rother, dessen man,
  • Vasall er ist.
  • 2987 springt auf ein ganz anderes Local über, nach Kon-
  • jstantinopel. Wenn anch eine kurze Schilderung der glücklichen
  • Bückkehr Rother's an dieser Stelle ganz begründet war, so
  • wird sich doch jedem unbefangenen Leser von 2943 — 2986 die
  • Ueberzeugung aufdrängen, da(S dieselben weder in Stil noch
  • Inhalt zu dem vorhergehenden und folgenden passen und nur
  • den Eindruck eines dürftigen Auszugs aus einer breiteren
  • Darstellung machen. — der ItU, vgl. 2162. — over, mhd. über^
  • infolge, aufgestört durch. — doz stm., Getöse, des zurück-
  • kehrenden Königs Constantin und seines Heeres. — 2994 daz,
  • weil. — insege, mhd. enscehe^ vgl. 1972. — 2996 sich ge-
  • halten stv., verbunden mit wale, sich zufrieden geben. —
  • 1B6 KöHiB bothbb;
  • daz was der koninc Rötherc
  • unde h&t gevört over mere aooo
  • mine tochter nnde din.
  • wie mochte si baz bestadet stn?
  • si wil der listige man
  • zö eineme wette hän
  • biz ime wirt gelönit 3005-
  • des her der hat gedienit
  • her hat ans rechte getan.
  • wir h^ten wonderlichen wän:
  • wat recken mochte d&r so riohe; s!n?
  • ir Sit gewamet, Constantin: 30l(>
  • kome ü imermßr gein vertriven man,
  • da solit ir üch baz vor waman.»
  • Constantinis gemöde
  • sich verwandel6de,
  • her begunde söre weinen 30i^
  • inde quelite sich von leide,
  • her sprach «owi, vrou koningin,
  • nu rouwet mich die tochter min,
  • die der kuninc Röthere.
  • hat gevört over. mere. 302O
  • nu. ist iz mich düre besten,
  • waz s6 her gaf dehdnin man.»
  • her viel von leide in unmaht.
  • dö zouch der bürgere kraft
  • 3002 baz bestadet, vgl. 1188« — 3004 we//e stn., Einsatz, Pfaod;
  • Rechteattsdruck. — 3008 todn stm., hier «Irrthmn». — 300B. recken
  • gen. von dem subst. gebrauchten wat abbäagig ::=? was für. ein
  • Beeke. -^ 3011 kome isoti}., um die Moglidikeit' iir dfer Zukunft;
  • zu bezeichnen: sollte etwat. . . — * m «»«, eoeh. -^ gein, ent^
  • weder für sichein oder d^ein, irgend ein. — ^ 3012 sieh waman
  • swv. (o für e vgl. 519) in Acht nehmen.
  • 3013 ]7Pm6 stn., hier ganz indifferent: Stimmung« —«•3016 von
  • leide, durch, wegen, leide stf:, Schmerzgefühl, G^entheil von
  • liebe, -^ 3021 ez beeidt einen tiure , es kommt einem tfaeuer zu:
  • stehen, kostet einen viel. -^ 3022 waz so für swas. — dekenin.
  • für deheinen. — 3023 unmaht' stf., Ohnmacht. — d024r zouch'
  • prset. von ziehen für hocbd. zoch, — krafl, Meng«, vgl. 1314. —
  • .KÖNIG 30THSB. JkVI
  • tz der stat m^re. 3025
  • ire röfin was sßre gr6z. »
  • w6 wal des Ymelöt genöz!
  • sin solde plegin,
  • zouch dar wander after wegin
  • unde wolde gerne hän gesien 3030
  • waz da w^re gescien.
  • Ymelöt mit listin
  • begunde den lif vristin.
  • dö Constantin dar nider Lac,
  • Ymelöt hftf sich üz der stat; 3035
  • in eime sciffe her intran
  • nnde vor bit koofmannin dan
  • z6 der wösten BabU6nje,
  • danne sich manigen koninge
  • Ton ime begeginde gröz herzeleit: ^040
  • ^es gewannin oach die reskin micbel arbeit.
  • Alse Constanttn zbxte seMn beqnam,
  • dö rief man wider man,
  • de aldin ande die jangin
  • «Ymelöt ist intronnin.» 3045
  • ajartä, sprach Constanttn,
  • na nemit scaz, vrou kuningin,
  • ande gevit den wiganden
  • ande vromit si heim zö lande,
  • ^25 entbehrt des dacaaf folgenden Beimverses, ohne Spur des
  • Verlustes in der Hs. und im Sinne. -^ 3026 rofin, vielleicht
  • wafin, Weherofen. •^— 3027 des ^enoz^ Vortheil davon erlangte,
  • prset. von geniezen stv. ■— 3029 dur wunder, ans "NeugiMrde,
  • •d. h. wegen der Wunderdinge, vgl. 391. — after wegen ^ vgl.
  • 1802. — 3030 gesien: gesehien^ mundartliche Formen ^v geeen:
  • .gesehen, — ,3033 lif vrieün swv..« das Leben retten. — be-
  • gunde j unternahm es, prset. von beginnen. < — 3037 6tV, vgl.
  • 2977. — 3039 sich manigen konige. Obgleich ein sieh manic
  • noch nicht nachgewiesen werden kann, so wäre es doch sprach-
  • lich möglich, wahrscheinlich ist aber sieh veFSchrieben für sit,
  • danne sit^ von wo aus später, manigen, wie so oft n furift, vgl. 15.
  • .3042 sime sehin bequam, ganz wie unser «zu sich selbst
  • kommen». — 3046 /ana, vgl. 2856. — .3049 vrurn^n; vgl. 2826. —
  • 158 KÖNIG BOTHER.
  • of her mich hie nk hest^, 3050
  • - daz mir des volkis icht zeg^.»
  • si was des goldis milde,
  • si legedit üf die scilde.
  • vorsten den riehen
  • gaf si rtcltchen 3055
  • unde lönede den gddin knechtin,
  • alse man noch van rechtin
  • plegit grözer ^ren.
  • zö lande riden die hSren.
  • D6 die grdze menige 3060
  • gerümde deme koninge,
  • dd sprac ein spUeman
  • «h^rre, du salt dich wol gehän!
  • lönis du mir, Constantln,
  • ich hrenge dir die tochter din. 3065
  • wir mözin aver einin kiel haven,
  • die maniger hande wondir trage,
  • golt unde steine,
  • wazzerperlin kleine,
  • scarlachin unde pelle. 3070
  • 3050 of für obe, ob, — hie nä für ndchy dieser Zeit, d. h. in
  • der Zukunft. — 3051 ickt zege, icht, hier wieder in negativer
  • Färbung, kann also mit «nicht» übersetzt werden , obgleich es
  • selbstverständlich nie «nicht», sondern immer «icht» ist. Der
  • Gen. des ist von zege abhängig, das wie zerinnen u. s. w. und
  • andere Theilbegriffe diesen Casus abgibt. Man sagt: mir zer-
  • gdt eine» d. — 3052 goldis milde, freigebig mit dem Golde. —
  • 3053 legedit für legedeit, iz. — scilde, die in alterthümlicher
  • Weise hier, wie in den Nibel. als das Gefäß und zugleich als das
  • Gemäß für das gespendete Gold gebraucht werden. — 3055 rtc
  • =rrich, vgl. 3062. — ZOb% plegit iür pfligit, pfliget, vgl. 72.
  • 3061 gerümde plusq., rumen mit dat. der Pers., jemand ver-
  • laßen. — 3062 sprac, altes und niederd. k für cA , wie in rike,
  • sie u. 8. w. — 3063 gehun =3 gehaben , Grußformel = Heil dir !
  • 3065 brenge, mundartlich für bringe, — 3067 maniger hande
  • wundir, allerlei wundersame Dinge, maniger hande adv., -wie
  • unser «allerhand». — 3069 wazzerperlin stn., wirkliche Perlen.
  • — 3070 scarlachen Fremdwort, bezieht sich nicht auf die Farbe,
  • sondern ist noch die Bezeichnung eines Stoffes. • — pelle, vgl.
  • 230, dasselbe wie pfelleL —
  • KÖNIG BOTHEB. 159
  • swer da konfen welle,
  • daz wir des gode Stade hän.
  • seszich rit4re lossam
  • die solin derinne verholne sin.
  • die juncvrouwen, Constantin 3075
  • bedrAgit die selts^ne wät,
  • dat sie lichte in den kiel gät
  • unde schouwet min krämgewant,
  • s6 v6re wir si in daz dtn lant.
  • nu sprich waz du mir biedes; 3080
  • nnde behaget mir die miede,
  • ich setze in urteil den lif,
  • ich nebrenge dir Rötheres wlf,»
  • «Genädhe, h^re, sprach Constantin,
  • ich wise dich üf den scaz min. 3085
  • des nim dir, trütgeselle,
  • sw^ vüe du welles.
  • mir ist zö der verde liep,
  • ich ne versüme dich mtnis dankis niet.o
  • der segil z6 deme kiele 3090
  • wart gereit schiere,
  • dar in trouh man golt r6t,
  • alse der koninc gebot,
  • nuschen unde bouge unde härbant,
  • selts^ne krämgewant, 3095
  • 3072 Stade stf., Gelegenheit. — 3074 verholne adv., vgl. 1931 t?or-,
  • 2548 virholne, — dOlQbedrugit, mhd. betriugit von betriegenstv. —
  • 3078 krdmgewant^ die zum Kauf ausgelegten Stoffe. — 3079 8Öy
  • dann, wenn das geschieht. — 3081 miede stf., Lohn, Sold. —
  • 3082 setzen in urteil^ feierlich vor Gericht einsetzen, daß darüber
  • ein urteil gesprochen werden kann, dann so viel als wetten. —
  • 3083 ich nebrenge^ falls ich nicht..., sollte ich nicht...
  • 3084 Genädhe, hier so viel als «Dank»; dh hier und an
  • wenigen andern Stellen; häufiger steht das noch ältere th
  • für hochd. d. — 3086 trütgeselle swm., zusammengesetzt aus
  • trat und geselle, lieber Freund. — 3089 versümen, einen eines d.y
  • einen übergehen mit. . . — 3091 gereii adj., bereit. — 3094 mischen
  • swf., Spange, vgl. 892. — bouge, vgl. 401. — härbant stn.,
  • Haarbänder. —
  • .160 . kOnig BoraBB.
  • daz sante Constantin
  • mit räde nä der tohter sin.
  • daz göt begnnde man z6 tragin:
  • scire wart der kiel geladbÄn.
  • veren unde spileman 3ioo
  • hüven sich alle dar an,
  • intgegin Bdre seiften over mere.
  • d6 was der kaninc Bdtbere
  • hine z6 Riflande
  • mit stnin vianden. 3105
  • dar richte der gode keisir
  • widewin unde weisin.
  • D6 die leide Eriechin
  • ze Bare zö stiem,
  • tz gienc der spilemaii 3iio
  • nnde trüch der kiselinge an
  • vele, die her anme Stade vant.
  • listich was der välant.
  • na siet war z6 h^r se wQlde
  • oder Yfh si koufen solde. 3ii5
  • Des morgins, alsiz dagede,
  • der spileman havede
  • behangen sine kr&me
  • mit gew§te seltsäne.
  • d6 giengin die bargäre 3 120
  • üz der stat ze Bare,
  • sie veilsceden golt uade pelle:
  • -3089 geladkin, vgl. 3084. — 3100 vere, vetye, verge swin.,
  • Ferge, Fähr-, Steuermann und Bnderknechte. — 3104 Exf-
  • /aofife,. Terra Ripariornm, an beiden Ufern des Niederrheins. —
  • 3105 mit, bei, um sie zu bekämpfen. — 3106 richte^ vgl. 1742. —
  • keisir, weil er Born zur Hauptstadt hat.
  • .3108 Ißit adj., wie unser «leidig». — die leide^ vgl. 214. —
  • .3109 z6 stoaetiy ans Land stolzen, vgl. 201. -^ 3111 der kise-
  • linge gen., abhängig von ve/e für viVe, rtV, vgl. 72. — 3112 anine
  • =0» deme, — 3113 vdlwty vgl. 1160. — 3114 exet für eehet.
  • Zll^ alsU SS alse iz, — 3118 -Arrame stf., Kramladen. —
  • 3122 veilscen -aviTy., feilschen, handeln um... — -
  • KOKIG BOTHER. 161
  • «wie biedet ir dat, geselle?»
  • dane was nechein so türe dinc,
  • her ne g^vit ambe einin penninc. 3125
  • dö düchte die burgäre,
  • 'daz her ein töre wäre,
  • si kouften sin gerate,
  • swat her götes h^te»
  • einer die kiselinge gesach, 3130
  • her sprach «geselle, war z6 woldit ir daz?»
  • dö b6t her einin an der stunt
  • nit wan nmbe düsint punt
  • des allir bestin goldis,
  • des die vrouwen tragen woldin. 3135
  • dö sprach der burgäre,
  • dat iz sin spot wäre:
  • ((ir lieget deme düvele an daz bein|
  • diz dnnket mich ein böse yeltstein.»
  • aintrouwen, sprach die spileman, 3140
  • ir havent ime unrehte getan,
  • ir velschedin äne not,
  • her ist ze manigin dingin g6t.
  • nSme in ein kuningtn an die hant,
  • her lüchte ovir al diz lant. 3145
  • n^man erstürbe,
  • ^ her begraven wurde,
  • man solden dar mide bestrichen,
  • 3125 gevit für gwbe iz, ez. — 3128 gerete stn., Vorrath im
  • allgemeinen. — 3133 nit wan, hier: nicht anders als. — punt
  • stn., eine größere Zahl Münzen, ursprünglich von dem Ge-
  • wichte henannt , von verschiedenstem Werthe. — düsint punt,
  • «ehr oft sprichwörtlich für «eine hohe Geldsumme». — 3135 des
  • gen., durch sogenannte Attraction von dem vorhergehenden
  • des goldes abhängig. — 1338 ir lieget deme düvele. Diese jeden-
  • falls ganz volksthümliche Redensart ist doch bis jetzt nicht
  • weiter nachgewiesen, Verwandtes klingt im Sprichworte an,
  • aber keines trifft ganz zusammen damit.
  • 3142 velschen swv., verleumden. — ane not, ohne Ursache. —
  • 3145 lüchte conj. praet. von linkten, leuchten. — 3148 solden
  • für solde in. —
  • KÖNIG BOTHBR. 11
  • 162 KÖNIG BOTHEB.
  • SO leveder sicherliche:
  • nieman inis halz noch kramp, 3150
  • her ne wurde sciere gesunt,
  • gerörde in die knningtn
  • mit deme göden steine min.
  • si soldiz aver in disme sciffe dön,
  • over it nis chein vrome dar z6. 3155
  • hSte wir einin krumbin man,
  • inde wolde die koningtn dar in gän,
  • ne si it danne nüwit war,
  • dat ich ü gesagit hän,
  • s6 heizit mich vähen 8160
  • unde üf einen boum hdhen.»
  • Dö sprach ein ritäre
  • der geweldich was ze Bare
  • «ich hän zwei wenige kindelin
  • die ein jär gelegin sin, 3165
  • die wir ie möstin tragin:
  • ich wil it mlnir vrouwen sagin.
  • wat of si durch ire göde
  • gebözet der selver nöde?
  • gehilfet in der din stein, 3170
  • 3149 leveder für levede, lebete er. Die Sätze von 3147 sind
  • nach der schon öfter bemerkten Weise ineinander geschobene
  • Bedingungssätze, die ^r in ganz anderer Folge stellen. —
  • 3150 im8=:n% (ne) ist. — halz adj., gelähmt. — krump, von Geburt,
  • oder durch Unglücksfall. — 3152 gerorde von roren swv.y
  • berühren; ge ersetzt das Fut.. exact. — 3*154 soldiz für solde
  • iz, d. h. das Bestreichen mit dem Stein. — 3155 over it, darüber
  • hinaus, außer dem Schiff. — chein für dechein, gewöhnlich in
  • der weichen Form gein (g, besonders vor e und t, in dieser Mund-
  • art als gh zu betrachten). — 3157 inde für unde, vgl. 1304. —
  • 3158 ne si it, hypothetisch negativer Zwischensatz: wenn es
  • nicht. — nüwit für niwiht, nicht, vgl. 2918.
  • 3163 geweldich adj., angesehen und ansehnlich. — 3164 we-
  • nie, hier vereint sich der Begriff von unglücklich (krank) und
  • klein. — 3167 miner vrouwin, meiner Herrin, d. h. der Königin,
  • die ja zu dem Wunder nöthig ist. — 3168 wat of, niederd.
  • für waz ob, vgl. 511. — 3169 bozen swv., Abhülfe schaffen. —
  • der selver, vgl. 214. — noc^e gen. von 66^en abhängig, ge- gibt
  • hier eine dubitativ-fnturale Färbung: «etwa, möglicherweise». —
  • KÖNIG SOTHEB. 163
  • daz sie geint wider heim,
  • ich geve der götes suliche kraft,
  • swaz du is gevören macht.»
  • «liegich, sprach der spileman,
  • heizit mir mtn hdret ave sclän. 3175
  • mir ist der lif so liep,
  • idh ne geven dir s6 niet.»
  • sine vrunde her d6 nam,
  • seszdn koofman,
  • unde gienc vor die vrouwen stän. 3180
  • do infinc in die rlche
  • harde gunsteltche »
  • in allen den gehören
  • aiser ein hörre wßre.
  • Dö bat her die kaninginne 3185
  • durch sante Patres willen,
  • dat si üf hülfe zv^n haften
  • von grözen unkreften.
  • ttdaz stn, vrouwe, mine kint,
  • die lange krump gelegin sint. 3190
  • 3171 ff eint neben gent, gdnt, wie geit and geif gut, steit und
  • stät u. 8. w, nach der gewöhnlichen bindevocal. Conj. gebildete
  • Formen wie unser «gehe». — 3174 liegich für liege ich. liege
  • kann für /t»^e stehen, vgl. 196, denn es braucht hier nicht der
  • Conj. angenommen zu werden, obgleich er statthaft ist. —
  • ol75 hovet, niederd. Form für hochd. Iioubit, houbeU — ave für
  • abe, — 8clän für aldn, vgl. 1582. — 3177 geven für gibe en,
  • d. h. in. geve für gibe^ vgl. 196. — 3178 vrunde, wie gewöhnlich
  • Blutsfreunde: dieser Bitter gehört also, wie so häufig in den
  • deutschen und italienischen Städten , der Eaufmannsgilde, d. h.
  • den Grol^händlern an. — 3179 seazen, niederd. Form für seha-
  • zehen, — kauf man plur., indem man auch in den Zusammen-
  • setzungen ebenso flexionslos wie als einfaches Wort behandelt
  • wird, — 3182 gunsteltche adv., mit gunst, Wohlwollen. —
  • 3183 in allen den geberen, vgl. 688; plur. des starken Neutrums
  • gebere, — 3184 ein herre, als wenn er noch vornehmer wäre
  • als er ist, dem Herren (Fürsten)-stand, nicht bloß dem Ritter-
  • stand angehörte.
  • 3187 ha/t, hier nicht wie 1194 u. s. w. von Gefangenen,
  • sondern von Kranken gebraucht. —
  • 11*
  • 164 KÖXIG BOTHER.
  • hie steit ein bt deme Stade,
  • dar sal ich si üf heizin tragen.
  • dar liget gesteine dat ist g6t
  • and bözit manigen siner n6t.
  • nemet ir einin, vrouwe, an die hant, 3195
  • her lüchtet over alle die lant.
  • svilich man ersterbe,
  • ß her begravin werde,
  • woldet ir in dar mide bestrichin,
  • her levede sän vröltchin. 3200
  • n^man nis halz noch krump,
  • her ne werde zö hfcnt gesunt,
  • also uns gener gesaget hat,
  • d6 si hat here brächt.
  • her sprichit, insl iz niuwit war 3205
  • daz ich ü gesagit hän,
  • daz ich in heize vähen
  • nnde üf einin boum hähen.
  • versöhtez, vrouwe, durch got.
  • is Wirt ü wol gelönöt, 3210
  • unde tröstet mtne arme kint
  • die nu lange gelegin sint,
  • wandich weiniger man
  • stn da michel leit hän.»
  • «Hu du mich, sprach die koningin, 3215
  • biddis durch unsin trechttn,
  • ich ne wil dir nit versagin.
  • nu heiz die kint z6 deme sciffe tragin.»
  • Luppolt was üz gegän.
  • 3194 bozen, hier mit acc. der Person, gen. der Sache. —
  • 3202 z6 kantvkdv,, sogleich. — 3205 in3t. in, proklitische Ne-
  • gationspart., die hier selten in dieser Form erscheint, vgl. 1972. —
  • 3209 versöhtez für versocketez. Die Hs. gibt versohez, also den
  • Sing. Der Wechsel in der Anrede zwischen sing, und plur. ist
  • hier durchaus hergebracht, aber an dieser Stelle wegen des paral-
  • lelen tröstet doch nicht zuzugeben. — 3210 t«, gen. von gelonot
  • abhängig. — 3214 m, gen. des Reflexiv für das Pron. 3. Fers.
  • 3216 unsin, vgl. 604. — trechtm, vgl. 1416. — 3219 gegan,
  • part. praßt, von gdn, —
  • KOXja BOTHER. 165
  • zvenzich ritär lossam 3220
  • volgeden der vrouwen zö deme kiele,
  • dar quämea die siechen sciere,
  • den sü ddi* g6t solde sin.
  • in den kiel trat die koningin.
  • «wol üf, sprach der spileman, 3225
  • z6 den Kriechen wille wir varn.
  • siet war daz wlf stät,
  • die uns here gemout hat.»
  • dö sprungin vil sciere
  • die Kriechen z6 deme kiele, 3@30
  • die krumhen würfen sie an daz stat,
  • g^neme wart der hantslac.
  • die der vrouwen soldin plegen,
  • die vörden die Kriechen after wegen.
  • nu siet z6 deme välandes man, 3235
  • wie her dat wif gewan.
  • Die Kriechen hüven sich dan.
  • die vrouwe vrägede den spileman,
  • wie in dare sande
  • zö deme selvin lande. 3240
  • adaz dede min hßrre Constantln,
  • der lieve vater din
  • sante uns ovir mere.»
  • «owi koninc ßothere,
  • sprach daz wenige wif, 3245
  • wie du nu dinen lif
  • beginnis quelin umbe mich,
  • s6 duon ich minin umbe dich.»
  • 3223 8u nom. sing, fem., hochd. siu. — ffot, freundlicb, hülf-
  • reich. — 3227 siet für sehet = 3235; siet war, seht wie da = seht^
  • dort steht. — 3228 gemout für mhd. gemuot von müen, müejen
  • swv., in mundartlicher Umkehrung des uo in ou oder richtiger
  • Erweiterung des alten ö in ou. — 3232 geneme für hochd.
  • ckeineme, vgl. 3155. — hantslac stm., das Bestreichen mit der
  • Hand. — 3235 vdlandes man, vgl. 1160, ganz wie unser
  • «Teufels Kerl», nur ohne den humoristischen Beigeschmack.
  • 3239 wie für wer niederd. Form, vgl. 1426.
  • 166 KÖKia BOTHSB.
  • Die vrouwen gehfttin sich OTde.
  • zö Constantinopole 32&0
  • YÖrde sie die spileman.
  • wie scire nüm^re quam,
  • den vorsten w^re gelnnginl
  • aldin nnde jnngin
  • heizin sie willekomin sin. 3255
  • in den kiel trat Constantln
  • nnde nam die tohter bi der hant
  • nnde vörde sie üf daz lant.
  • her halste sie nnde knste,
  • wie wol in des gelnste! 3260
  • die möder weinende gienc,
  • ir tohter sie ungeme infienc.
  • swaz die möd^ redede,
  • die tochter iz alliz dolede.
  • Gonstantine was vü liep, 3265
  • her inh4te üf ire sprechin niet,
  • her liez si svigin nnde dagin,
  • biz si is gnöch mohte havin.
  • 3249 gehätin yon gehaben^ gehun^ Tgl. 3063. — 3252 nu-
  • mere, niumcere stn., neue Kunde, hier Kunde überhaupt. —
  • 3253 den vorsten, muß sich auf Constantin beziehen, denn jeder
  • kuninc ist auch ein vurste* den für dem, — 3254 eddin unde
  • jungin, die schwache Form des Adj. substant. gebraucht. —
  • 3259 kalsehy hier schwach conj., umhalsen. Das Object (sie),
  • das zu beiden Verben gehört, wird in der altem Sprache ge-
  • wöhnlich zu dem ersten, nicht wie jetzt zum zweiten gesetzt. —
  • 3260 gelüste, prset. von gelüsten, Wohlgefallen empfinden an
  • etwas; öfters wiederkehrende Formel bei kuste. — 3264 doln
  • swv., erdulden , d. h. hier schweigend über sich ergehen laßen,
  • anhören. — 3265 was vil liep wie das adv. liebe, angenehm
  • zu Muthe. — 3266 inhäte von in-, ent-hahen swv. — üf ent-
  • hoben mit acc, etwas aufhalten, er hielt ihre, d. h. der Mutter
  • Rede nicht auf, er ließ sie reden, so viel sie wollte. — 3267 si
  • bezieht sich auf die Tochter; die Tochter ließ er gleichfalls
  • thun was sie wollte, nämlich schweigen. — dagen swv., syno-
  • nym von swtgen, — 3268 gnöch für genuoc, davon is nämlich
  • swigen abhängig.
  • X.
  • Botber war gerade in Rifland abwesend, als die Entfüh-
  • rung der Konigin geschah. Zurückgekehrt, fügt ersieh stand-
  • haft in das Unglück, ohne irgend einem seiner Mannen Vor-
  • würfe zu machen. Dafür erbieten sich diese ihm mit ihrer
  • ganzen Kraft zu helfen , sein Weib wieder zu gewinnen. Eine
  • große Flotte wird gerüstet, die in sechs Wochen den König
  • und sein Heer von Bare an die griechische Küste bringt.
  • Dort gelandet, beschließt Rother, sein übriges Heer im ver-
  • steckten Lager zwischen Wald und Gebirge zu laßen, er selbst
  • ^eht als ein wallender Mann in Begleitung Berchter's und Lu-
  • poides auf die Stadt zu.
  • Do erscal daz nümäre
  • ovir al die stat z6 Bare, 3270
  • daz die vrouwe was verlorn,
  • si vorten ßötheres zorn:
  • l)eide wif unde man,
  • sie woldin alle inwech gän.
  • d6 quam der hellt Luppolt 3275
  • und tröste daz trürige volc,
  • her bat sie d&r beliven;
  • des inwßre negein zvivel,
  • her ne gewunne die hulde,
  • daz Bdther die sculde 3280
  • an ir negeime r^che
  • 3272 vorten ^irvorhten, praet. \ on vürhten, — 3274 inwech,
  • mhd. enwec, prsep. in und subst. loec, adv., fort. — 3278 in-
  • were für mhd. eniocere, ne wcere, — züivel stm., Zweifel; davon
  • des abhängig und der negativ bedingte Satz her ne gewunne. —
  • 3279 hulde, hier wie 2947 plur., ebenso 3280 schulde. — 3281 ne-
  • geime für necheineme, — reche für rceche von rechen stv. —
  • 168 KÖNIG BOTHEB.
  • oder iht leides spreche.
  • dö vielen al geliche
  • die bürgere also riebe
  • z6 den vözen Luppolde. 3285
  • sie sprächen, svaz ber wolde,
  • des volgeden sie üf sinen tröst.
  • ir sorge wären vile gröz.
  • do sprach der herre vile göt
  • «got helfe un$ üzer n6t! 3290
  • mines harren trüwe is so vil,
  • wir genesen wol, of iz got wil»
  • Von dem tage over siven nacht
  • dd quam mit grözer beres kraft
  • Röther der h^re 3295
  • unde vant leide möre.
  • Luppolt der getrüwe man,
  • der gienc vor den berren allezan
  • unde sprach z6 deme koninge herlich
  • «ich hän mich, h^rre, wider dich 3300
  • ovele bebalden, Eöthere.
  • din wif ist wider over mere.
  • daz havet Constantinis man
  • mit grözen listen getan.
  • nu vortich, b^rre, dinen zorn, 3305
  • daz mer der lif st verlorn,
  • hie steit min bröder Erwin,
  • her lach durch den willin din
  • z6 Kriechen vil manigen tach,
  • daz her die sunne nie gesach. 3310
  • 3287 «/ smen trost, auf den Trost hin, der von ihm ausgieng. —
  • des von volgeden abhängig. — 3290 üzer prsep., so viel als uz, —
  • 3292 genesen y retten uns, werden, gerettet, vgl, 707.
  • 3293 siven nachi, vgl. 1293. — 3298 allezan zusammen-
  • gesetztes adv. aus allez und ane, sofort; für das hs. allestauy
  • indem öfter st für z, gleichsam nach hoch.- und niederd. Aus-
  • sprache zusammen, geschrieben steht. -— 3301 mich ovele (mhd.
  • uhele adv.) behalten wider dich, die Pflicht schlecht bewahrt gegen
  • dich, — 3305 vortich für vorhte, mhd. vürhte ich. — 3307 »teii
  • für stety stdty wie geit für get, vgl. 3171, — 3310 die sunnCy
  • hier stark flectiert, 345 schwach. —
  • KÖKia BOTBBB. 16^
  • mohte wir sin geniezin,
  • daz ir genesen liezin
  • ein vil unsculdige diet,
  • die nehät dir getan niet
  • ich nam die bürgere, 3315
  • die woldin üzer Bare
  • alle iren wech g4n.
  • üf minin tröst sin sie hie besten.
  • ich bin eine sculdich wider dich,
  • du Salt richtin over mich. 3320
  • daz ist billich unde recht.
  • waz bedorfte ein g6t knecht
  • richtümes m^re,
  • behßlde her trüwe und ^re?
  • nu ich des ntne hän getan, 3325
  • na läz iz mir an den lif gän.»
  • Nu vememet wie Böther sprach,
  • deme daz herzeleit gescach.
  • vor den harren allin samt
  • nam her Luppolde mit der hant 3330
  • unde kusten vor den munt sin:
  • «gehave dich wol, neve min,
  • 3312 liezin 2. Pers. plur. praet. conj., vgl. 37. — 3318 uf minin
  • troit, vgl. 3287. — 3319 eine, allein. — 3324 hehelde für mhd*
  • behielte, vgl. 3301. -— 3325 m«e, vgl. 1199.
  • 3331 knaten für kuste in. — 3332 gehave dich lool, dl&
  • Phrase, jetzt bloß beim Abschied gebraucht, hat in der altern
  • Sprache noch ganz den allgemeinen Sinn, den die Bedeutung
  • von gehaben anzeigt, zugleich die Nebenbedeutung «sei unbe-
  • sorgt». — neve swm-, ist zwar buchstäblich unser «Neffe»,
  • wird aber nicht mit so genauer Beschränl^ung auf einen
  • einzigen Verwandtschaftsgrad gebraucht, sondern für alle mög-
  • lichen , hauptsächlich wo ein jüngerer und abhängiger dem *'
  • älteren und vornehmeren gegenübersteht, oder auch wo eine
  • besondere Trauliehkeit des Tones angeschlagen werden soll,
  • daher gewöhnlich zur Uebersetzung unser «Vetter», was wir
  • jetzt ebenso weitschichtig verwenden, beßer paßt als «Neffe»
  • oder gar «Oheim», obgleich natürlich gelegentlieh auch vom
  • Neffen in unserm Sinne genommen, Oheim gesagt werden kann
  • und umgekehrt. —
  • 170 KÖNIG BOTHEB.
  • war nmbe quelis du den lif?
  • iz levet so manich schöne wif.
  • is uns aver sichein göt 3335
  • von der vrouwen geordinöt,
  • daz mach ze jungest wal irgän.
  • svlch, tugenthafter man.
  • vorchtes du minen zorn,
  • so w6re din dienest ovele verlorn 3340
  • daz du mir dicke h&st getitn.
  • ja 16ge du helt lossam
  • zö Kriechen dritehalf jär
  • dlnes lives harte ungew&r,
  • unde manich ritär örlich. 3345
  • gezornitich immir widir dich,
  • so dädich alse Judas,
  • der sich selvin virlös.
  • du salt den bürgeren sagin,
  • daz sie sich alle wal gehavin.» 3350
  • Dar hörde manich göt knecht
  • Rötheres lantrecht
  • 3336 got geordinot^ ein Heil geordnet, bestimmt, got in dem
  • Sinne von Glücksgut, Glück. — 3337 ze jungest, vgl. 373. —
  • 3339 vorchtes für vorhtest conj. pnet. von vürhten, — 3340 oveie,
  • vgl. 3301, hier eigentlich neben vh'lorn überflüßig, aber als
  • Verstärkung des Ausdrucks hinzugesetzt. — 3342 lege, 2. Fers,
  • sing, prset. ind. von ligen, — 3343 dritehalf jdr. Die mit halb-
  • zusammengesetzten Zahladj. werden entweder regelmäßig flec>
  • tiert, also dritehalbez jär, oder flexionslos wie hier gebraucht. —
  • 3344 ungewär adj., mhd. ungewvere mit gen., unsicher, unge-
  • wiß, in Gefahr. — 3346 gezornitich für gezürnete ich» — 3347 da-
  • dich für tcete ich. Der Reim Judas: lös ist um so auffallender,
  • weil a in Judas nach sonstiger mhd. Aussprache kurz ist.
  • Wäre es lang, würde es weniger befremden, indem sich ä und 6
  • in dieser Mundart, wie ä und ö häufig nahe berühren, wohl
  • auch miteinander wechseln. — 3348 virlos von Verliesen, in
  • transitivischer Bedeutung: zu Grunde richten. — 3350 wal ge^
  • havin, vgl. 3332.
  • 3352 lantrecht stn., das, was als allgemeine Sitte und Recht
  • (beide Begriffe untrennbar verbunden) gilt, oder was im ein-
  • zelnen Falle von dem dazu Befugten (Fürsten, Richter) nicht
  • kOnig botheb. 171
  • unde wie sin zom was get&n.
  • der herzöge von Merän
  • gienc gezogenltche 3355
  • vor den koninc rlche
  • nnde lachede vor lieve:
  • «nn läze dich got virdienen
  • daz du Lnppolde hast getan
  • an mir armen man. 3360
  • hüde hat din trüwe
  • die aldin zncht genüwet
  • der din vater plegete
  • die wlle daz her levete.
  • unde w&re min lif zväre 3365
  • also vor vonfzich j&ren,
  • so verdiendich dise 6re
  • nnde edltche m^re.
  • nune mach des leider niwet sin.
  • nn hat der koninc Gonstantin 3370
  • etelicheme gemachet mö,
  • dar gedenket, jungelinge, zö,
  • die hie intgegenwart stän.
  • -daz ist des välandes man.
  • ich gemezze, Böthere, 3375
  • wir solin mit kreften over mere. ^m^
  • mir nist der hart nie s6 grä, ^^
  • daz ich hie heime hestä.))
  • aus eigenem Ermeßen, wenn auch durch eigenen Mund, s^-
  • deni aus dem' Volksbewnßtsein heraus bestimmt und ent-
  • schieden wird. — 3353 getan, so viel als beschaffen, geartet. —
  • 3357 lieve, vgl. 1352. — 1359 daz, demonst. und relat. zu-
  • sammen, das was. — 3360 an mir, auf vird. bezogen. Gott
  • laße es geschehen, daß ich durch meine Thaten dir den Dank
  • abstatte für das, was du an Luppold gethan. — 3363 plegen,
  • pflegen swv., intensiv zu pflegen stv. — 3368 editche,
  • mundartliche Nebenform für ete-etteltche, — 3369 nune für
  • nune, — nitoet = niwifU , davon des abhängig. — 3371 mo,
  • mhd. muo, müeje stf.. Mühe, Noth. — 3373 intgegenwart
  • == en, d. h. in, t euphon. eingeschoben, gegenwart, wert,
  • eigentlich «(gegenüber» adv., wie unser «gegenwärtig». —
  • 3374 väiandes man, vgl. 3235. — 3375 gemezzen stv., ur-
  • theilen, und infolge deßen «Rath geben». — 3377 nie, bloß Ver-
  • 172 KÖNIG JROTHEB.
  • «W&r sint nu, sprach Aspriän,
  • mlnes harren Rötheres man 3380
  • den her ie sin g6t gaf
  • unde den kreftigen scaz?
  • nu hedarf her an der nöde.»
  • d6 drangin helede göde
  • vaste z6 deme ringe... 3385
  • unde erven manich lantrecht.
  • dar lovete manich göt kneeht
  • Röthere deme riehen
  • harde vromellche,
  • qu^mez ime an die not, 3390
  • si riden mit ime an den d6t.
  • lüde rief Widolt
  • ((hie ist ein hMicher volc;
  • lant unde mäge
  • setzent sie an die wäge 3395
  • durch dlnen willen, Röthere.
  • wir solin dir helpin ovir mere.
  • sver dir icht dienet,
  • deme wirt wal gelönet.
  • uns havint Constantlnes man 3iOO
  • ein gröz herzeleit getan,
  • ^muzzen si des, daz w^re mer zorn,
  • ^Hietich och einin michelen louf verlorn.))
  • . Stärkung der Negation ohne sichtbare Beziehung auf die Zeit. — *
  • ^r^, vgl. 2469.
  • 3382 kreftic adj., di« Bedeutung von kra/ty Zahl und
  • innere Kraft, Starke, Tüchtigkeit vereinigend. — 3383 her
  • für herer , ir, ihrer, könnte also der Deutlichkeit halber
  • herr geschrieben werden. — 3385 Daß nach 3385 eine Lücke
  • ist, ergibt nicht bloß der fehlende Reim, sondern noch
  • mehr der unterbrochene Zusammenhang der Darstellung. —
  • 3386 lantrecht, vgl. 3352, hier: was dem einzelnen an Recht
  • und Besitz, Ehre und Standesrechten kraft des allgemeinen
  • Herkommens und der Sitte gebührt. — 3387 loben swv., so
  • viel als unser «geloben». — 3390 quemez für quaeme ez, conj.
  • praet. von kumen. — 3393 volc hier stm., wie in der älteren
  • Sprache häufiger als später,- aber ohne Unterschied der Be-
  • deutung. — 3395 wäge stf.. Wage, als bildlicher Ausdruck für
  • Wagniß. — 3403 michelen louf, seinen großen Weg, den er
  • KÖNIG EOTHEB. 173
  • D6 sprach der helit WolMt
  • «nu iz Widolt gelovet hkt, 3405
  • daz wir deme koninge Röthere
  • solin helfen over mere,
  • ich vöre üzer mtnen lande
  • der türen wigande
  • eine michele scare, 3410
  • zvelif düsent rit&re wallegare.
  • Luppolde zvären
  • wü ich sin ßre waren,
  • der htoe ist min konlinc.
  • iz ist ein cristenlich dinc, 3415
  • daz beide bröthere onde nevin
  • bit ein ander rechte levin.
  • sver den vrunt durch sin eines rät
  • yerläzet, so iz ime an die not gät,
  • gesviche her deme lantman, 3420
  • her böte michel baz getan.»
  • von dem Riesenlande in Begleitung seines Herren Asprian zu
  • Bother gemacht, oder vielleicht sprichwortlich: louf^wettelouf.
  • — ocAsrottcA, vgl. 854.
  • 3411 wallegare wie wtcgare u. s. w. gebildet: gerüstet nicht
  • zur «Wallfahrt», sondern zur Fahrt, zum «wallen», was diese
  • allgemeine Bedeutung hat und erst allmählich sich auf die
  • heutige engere zusammenzieht. Nicht zu verschweigen ist,
  • daß unten 4082 wole gare in derselben Situation, für vollstän«
  • dig gerüstete Bitter gebraucht wird, sodaß walle gare hier für
  • wale, d. h. wole geschrieben sein könnte; wallegar ist bis jetzt
  • nicht weiter nachgewiesen , doch ist gegen die richtige Bildung
  • des Wortes nichts einzuwenden. -^ 3413 waren: zwären, einer
  • der 2497 bemerkten Fälle von Dehnung der vorletzten kurzen
  • Silbe im zweisilbigen Beim. — 3414 konlinc stm., Geschlechts-
  • genoü^e. Verwandter, von künne stn., seltenes und alterthüm-
  • liches Wort. ~^, 8416 bröthere, mit alterthümlichem th für das
  • neuere d. — 3417 ein ander, hier nach der gewohnlichen Weise
  • indeclinabel gebraucht. — 3418 vrunt, wie gewöhnlich Bhits-
  • frennd, vgl. 443. — durch sm eines rät, indem er, der eine,
  • die Veranlaßung dazu gibt oder sich dazu entschließt, während
  • der andere unschuldig ist. — 3419 ime bezieht sich auf den
  • andern, den Verwandten. — 3420 gesviche von gesimchen stv.,
  • im Stiche laßen, in böslicher oder verrätheri scher Art. —
  • lantman stm., Landsmann.
  • 174 KÖNIG BOTHEB.
  • ((Berchter der riebe
  • der tede vromeltche:
  • dö min vatir was virtriben,
  • her gewan ime sin lant wider 3425
  • her erslüch Elvewine,
  • einen herzogen van Eine,
  • der was ein vreisclicher man, .
  • her häte uns michil leith getan,
  • von den sculdin sinen, 3430
  • Luppolt, trüt neve mine,
  • so wil ich imer dir bi stau
  • die wile ich daz levin hän.»
  • sns vermaz sich in deme ringe
  • der höre von Tengelingen. 3436
  • aWÄr sin mine mäge nnde man?
  • wir sulin sicberliche vam
  • in daz Constantinis lant,
  • sprach Luppolt der holet halt.
  • nu min neve Wolfrftt, 3440
  • als er gelovet hat,
  • ridet beim ze lande
  • nä den wiganden,
  • so vörich helede junge
  • z6 der samenunge 3445
  • S42QElvevnn€. Von diesem Ehewin ist, wie überhaupt von dem
  • ganzen wesentlich bairischen Sagenkreiße, deßen Mitte Wolf-
  • rat darstellt, nichts bekannt. Man hat wegen der Identität
  • des Namens an Alboin den Langobardenkönig gedacht, aber
  • nicht nachgewiesen, wie der an den Bhein kommt. — 3428 vreis^
  • cltcher = vreislicher, — 3429 leühy vgl. 1740 und 3418. —
  • 3430 sculde überhaupt: Ursache, Veranlaßung, die in einer
  • guten oder bösen That liegt, hier auf Berchter bezogen:
  • um seiner guten Handlung gegen meinen Vater . willen. —
  • 3431 mine schwache Form, hier offenbar nur des zweisilbigen
  • Reimes wegen. — 3434 na, nicht wie 2903 in der Mitte der
  • Rede, sondern im Abschluß, wo sonst aUus gebraucht wird. —
  • sich vermezzen, weniger hier: sich anheischig machen , als: mit
  • Nachdruck erklären, sagen.
  • 3445 samenunge stt, Versammlung des ganzen ritterlichen
  • Aufgebotes und Ort desselben. —
  • KÖNIG BOTHEB. 175
  • üz der stat zd Meylän,
  • die ich von B6there hän,
  • zvSnzich düsint manne
  • mit sn^wizen bnmnen.
  • des si ein tach gesprochin 3450
  • van hüte ober zvelf wochin
  • her zö Bare üf den sant.»
  • daz gelovete manich wlgant
  • vor Böthere deme riehen
  • harde vromeltche. 3455
  • Dö sprach der herzöge von Merän
  • «zv^nzich düsint lofsam
  • der Salt da wartin, Böthere,
  • von mir ze volleist over mere.
  • ich gelove dir an die trüwe mtn, 3460
  • widervert mir Constantin,
  • deme wirt lichte ein sverdis slach,
  • daz her gedenken nine mach
  • of ime die tohter ie wurde liep.
  • stervich 6 des, inmach ich dan niet, 3465
  • daz inwize mir negein man,
  • 3446 MeylaUj Mailand. Merän, wie früher vorgeschlagen wurde,
  • dafür zu setzen, ist schon deshalb unstatthaft, weil zur Zeit,
  • als dieß Gedicht entstand, es noch keine stat ze Merurij wohl
  • aber Grafen und Herzoge, die sich so nach dem Landesnamen
  • M. nannten, gab. — 3449 bnmnen , sonst ist die ältere Form
  • brunje gewöhnlich, vgl. 686; an dieser Stelle und 4106 ist des
  • Reimes wegen itrunne gesetzt. — 3450 dea^ in Beziehung darauf,
  • dafdr. — einen tach sprechen, verkündigen, anberaumen. —
  • 3452 santj vgl. 833.
  • 3457 lofsam^ also das bekannte /overam, erscheint hier zu-
  • erst in der Hs. aber als lufsam geschrieben ; über lussam, lossam
  • u. s. w. vgl. 749. — 3458 wartin, gewärtig sein. — 3459 voUeist
  • stm. oder stf.? Beistand, Hülfe. — 3461 widertam stv.,
  • begegnen. — 3462 lichie adv., wahrscheinlich, vgl. 1008. —
  • 3465 stervich für sterbe ich, hier wohl conj. als dubitat.
  • im bedingten Satze, obwol der zweite eingeschobene des-
  • selben Gehaltes inmach ich dan niet, indicat. ausgedrückt
  • ist. — e des, e wie in unserm «ehedem» als praep. gebraucht. —
  • inmach für m, ne mach, wie in inwize. — 3466 wtzen stv., zumVor-
  • wurf machen, zur Last legen. — daz bezieht sich nicht auf das
  • 176 XÖNia BOTHEB.
  • wände her hat mir michel leit getan.
  • mich dvinget noch die aide n6t,
  • daz her Lnppolde s6 hat gemarteröt.»
  • Die herren lägen over nacht 3470
  • ze Bare in der stat.
  • des morgenis rümten si den sant.
  • strichen vorsten oher lant,
  • Luppolt gegen Meylän,
  • Berchtere ze Merän. 3475
  • dö reit ein helit junge
  • gegen Tengelingen,
  • daz was der helit Wolf rät,
  • als uns daz buch gezalt hat,
  • mit wie getanen örin 3480
  • sie Röthere deme hörin
  • gewunnin die vil göden
  • Pipinchines möder,
  • von deme uns Karle sit bequam
  • unde eine magit lossam, 3485
  • Gelingen oder Niehtgelingen seiner Rache, sondern auf den
  • Vorsatz der Rache überhaupt , die auch, wenn sie nicht gelingt,
  • •doch berechtigt ist. — 3469 gemarterot von marteron oder
  • martelon swv., martern.
  • 3473 strichen von strichen stv., vgl. 2978 , sich eilends be-
  • wegen. — 3483. Hier wird auf einmal die Königin sur Mutter
  • «Ines benannten Sohnes gemacht (oben ist bloß von einem ham
  • im allgemeinen die Rede) und dieser Sohn mit Pipin, dem
  • Vater KarPs des Großen, identificiert. Ueber die innem Ver-
  • bindnngsgelenke der Sage vgl. die Einleitung. Pipinefnnes^ so
  • «tatt des Piptnchis der Hs., also die deminutive oder Koseform,
  • vielleicht mit Erinnerung an den damals schon sehr üblichen
  • Beinamen des Helden irevis. Anderwärts erscheint die ein-
  • fache Form Pip- Pippin, aber 5042 steht wieder Pippingis. Alle
  • andern Deminativformen zeigen hier das hocbd. -/tn, nicht das
  • niederd. -Kn, chtn. — 34S4 uns, d. h. der ganzen christlichen
  • Welt, insbesondere aber den Franken am Niederrhein, denen er
  • als specieller Landsmann im Leben und Tod angehörte. —
  • Karle braucht keine weitere Bezeichnung im ganzen deutschen
  • Mittelalter, denn «Karl der Große» ist erst auf gelehrtem Wege
  • in unsere Sprache gekommen. —
  • V
  • KÖNIG BOTHBB. 177
  • die göde sancte Gßrdrüt.
  • dar zö Nivelle hat sie hüs
  • unde hilfit den eilenden
  • gerne üz den sunden.
  • von du nis daz liet 3490
  • von lugenen gedihtet niet.
  • Der zit iz nähen began.
  • sich vazzede manich man
  • in die grözen herevart
  • die Röthere gelovet hat. 3495
  • d6 streich ein alder wigant
  • wol gevazzit over lant
  • in die stat ze Bare
  • linde sagete lieve märe,
  • daz qu^me manich hereman. 3500
  • her reit ein ros lovesam
  • linde vörde in deme scilde sin
  • eine bukelen guldin.
  • der seilt was also getan
  • daz her alse ein vür bran 3505
  • von deme overglaste.
  • 3486 Gerdrut, gest. 658 als Aebtissin von Nivelle, ist nun frei-
  • lich nicht die Schwester EarPs des Großen, weil sie nicht
  • die Tochter des jungem König Pipin's, sondern eines viel
  • altern Pipin und der Ita ist. Da sie aber die gefeiertste Heilige
  • des fränkischen Königshauses ist, so wird sie zur Schwester
  • des größten Königs desselben gemacht. St. Gertrud ist die
  • populärste Heilige von Nordwestdeutschland, wie ihre unzähligen
  • Kirchen in Belgien und am Niederrhein, die zahlreichen davon
  • abgeleiteten Ortsnamen und die Verbreitung ihres Namens als
  • Taufname noch heute, gerade so wie seit 1000 Jahren, be-
  • weisen. Daß sie diese Popularität ebenso sehr ihrer Verbin-
  • dung mit Karl dem Großen, wie starken Keminiscenzen an
  • «ine heidnische Gottheit (ihr Name selbst ist der einer Wal-
  • küre) verdankt, liegt auf der Hand. — 3490 von du, vgl.
  • 303 und die Einleitung.
  • 3493 vazzede, vgl. 157. — 3500 hereman stm., Kriegs-
  • mann , ebenso nom. appell. wie propr. — 3503 hukele swf.,
  • Buckel im Gegensatz zu rant, die erhabene Mitte des Schildes. —
  • 3505 ein vür, Feuerstrahl. — 3506 overglaste, vgl. 1867. —
  • xOina BOTHiB. 12
  • 178 KÖNIG ROTHBB.
  • her tröch ein brunjen vaste,
  • üf den gurtel ginc im der bart.
  • nichein höre newart
  • bi den ziten also lofsam 35io
  • alse der here van Merän.
  • Röther der riebe
  • entiinc in vromeliche,
  • also tede Asprl&n
  • * nnde Widolt der köne man. 3515
  • her sprach «eiä koninc edele,
  • nunc halt dich nicht ovele
  • unde gif mir daz boden bröt.
  • dir komet manich helit göt.
  • nim die burgäre 3520
  • unde rlt üz ze B&re
  • üf den sant lofsam.
  • du gesiest edelichen man
  • ^ dise dach ende.
  • ich bin vore gesendet 3525
  • daz ich der, h^rre, sal sagin
  • wie gröze maginkraft si havin.»
  • Röther unde Asprtän
  • unde Widolt der köne man,
  • die nämen die burgäre 3530
  • unde riden üz ze Bare
  • üf einin sant lofsam %
  • unde wartin allinthalvin dan.
  • dö sägen si under lüften
  • volc bit grözin kreften 3535
  • rlden wol gewäfenöt.
  • dar brächte manigen helet göt
  • Luppolt, der getrüe man,
  • 3518 hodtn brot, metaphor. für Botenlohn überhaupt. — 3523 ge-
  • siest für gesihest. — 3524 dwe, niederd. Form neben und für
  • diser^ nom. sing. masc. — 3527 maginkraft^ vgl. 597.
  • 3532 lofsam steht hier und 3523 in der Hs., obgleich man
  • eher lossam = lustsam erwartet hätte. — 3534 sägen für
  • sahen. — under lüften, in freier Luft. — 3538 getrüe j mhd.
  • getriuwe, —
  • KÖNIG BOTHEE. 179
  • unde vörde einin h^rüchen van.
  • aisin der wint hete verwandelöt, 3540
  • so lüchte dar ane daz golt röt
  • in allin den gebörin
  • alsiz himelblicke w^rin.
  • dö sprächin die burgäre
  • üzer der stat ze Bare 3545
  • « genedeclicher trechtin ,
  • wer mach geniz volc sin *
  • bi deme vanen wol getan?»
  • dö sprach der herzöge von Merän
  • «Röther, lieve hörre min, 3550
  • dat sin die nötstadele din.
  • jeniz zeichen lossam
  • vörit Luppolt, der getrüe man.
  • der verdienet hüde sin gräfscaft,
  • daz du ir ime wole gunnen macht. 3555
  • iz ist harde wßhe undersniden,
  • dar rldent zvßnzich düsiiit mide
  • also getaner hereman,
  • daz dar niwit mach vore bestÄn.
  • die vörich unde mine kint 3560
  • durch dinen willin in den sint.»
  • Dö lüchten in strite over lant
  • smaracten unde jächant
  • 3540 verwandelon swv., umdrehen, herumwerfen. — 3542 in allin
  • den geherin^ vgl. 3185. — 3543 himelblic stm., Blitz vom Himmel,
  • d. b. Blitz in der jetzt gewöhnlichen Bedeutung. — 3551 nötstadele,
  • gewöhnlich swm., hier aber stm., Helfer, Genoße, verbunden durch
  • dauernde Bande, der Mannschaft, des Blutes u. s. w. Die Hs.
  • gibt nötstadele mm, was richtig sein könnte, denn dieß Heer be-
  • steht aus notstad. ebenso gut Berchter's wie Rotber's, auch der
  • etwas bedenkliche rührende Reim ließe sich noch entschuldigen,
  • aber die Vermuthung eines bloßen Schreibfehlers der immer nach-
  • Ja&iger werdenden Hs. liegt doch zu nahe. — 3552 zeichen, vgl.
  • 2850. — 3555 ir srni grdfscaft bezogen, von gunnen abhängig. —
  • 3556 wehe, mhd. wcehe, zierlich, geschmackvoll, vgl. 406. —
  • undersniden, part. praet. pass. von undersniden stv., in verschiedene
  • Abtheilungen zerschneiden, zerlegen. — 3561 sint, vgl. 1941.
  • 3562 in strite, im Wettstreit. — 3563 smaracten, Smaragde. —
  • jdchani, vgl. 223. —
  • 12*
  • 180 KÖNIG BOTHBB.
  • neven der Luppoldis scare.
  • dem.e einin vanen sn^vare 3565
  • deme volgedin jungelinge,
  • die vörde van Tengelingen
  • Wolfrät, der junge man.
  • dar riden vonfzich düsint an
  • der üz genomenen diete, 3570
  • in allin ^rin st^te.
  • pellin unde kleine* gewlre,
  • die scönen gezlre
  • die dar ie dechein man
  • ze herverte gewan, 3575
  • die vörtin si an den rossen.
  • in pellinen rocken
  • quam die beirische diet.
  • iz ne belüchte nie chein liet
  • also manigen heim g6t 3580
  • mit golde wol gezieröt,
  • dan der helet Wolfrät
  • sime neven h6te brächt.
  • iz scinet den Beieren imer mer an:
  • da ist noch manich wätziere man. 3585
  • Alse die helede göte
  • geherbergöten
  • üffe den sant bi dem mere,
  • dö gienc der koninc Röthere
  • und infienc mit grözen 6ren 3590
  • Luppolde den harren
  • 3564 neven, abgekürzt aus in-eneven, neben. — 3570 uz ge-
  • nomen, ausgezeichnet, Tgl. 2222. — 3571 in allen eren stete,
  • mhd. sicete, fest, beständig. — 3572 pelle, vgl. 3070. — ge-
  • wtre, vgl. 793. — kleine, zierlich, kostbar, vgl. 871. —
  • 3573 die sconin gezvre, die dar ie.,,, wo die correcte Ans-
  • drucksweise entweder den Superl. die sconesten geziere oder
  • Compar. sconere geziere dan ie dehein man verlangt hätte. Wei-
  • teres darüber 3726. — 3577 pellm, adj. von pelle gemacht.
  • — 3579 liet, mit ausgestoßenem • Guttural für lieht, wie so
  • oft in dieser Mundart in der Verb, kt das h ausgestoßen wird. —
  • 3585 wdtziere adj., kleidgeschmückt, also schön gekleidet.
  • KÖNIG BOTHBB. 181
  • unde Wolfrätin
  • unde manigen helet götin.
  • die heiz her willekomin sin.
  • «owi, Röther hörre min, 3595
  • sprach der riese Aspriän,
  • daz ich nicht samenunge nehän
  • üzer mineme lande
  • der tüeren wtgande,
  • daz machit daz si verre stn. 3600
  • nu möz ich leider eine sin.»
  • «svigit, h^re Aspri&n,
  • sprach Widolt der köne man,
  • dar zö Constantinopole,
  • in der m§ren hurge, 3605
  • nist negeinis salis dnre,
  • unde gestellit ir mich da vure,
  • ist dar dan ieman inne,
  • sich hevet ein unminne,
  • daz man sie hiz tömes tach 3610
  • mit necheinen ^ren verreden inmach. »
  • Die h^ren wären dar over nacht
  • biz an den anderen tach.
  • dö nam der höre von Merän
  • Luppolden den getrüwen man 3615
  • unde Wolfräte,
  • sie giengen vile dräte,
  • die svert drüch Erwin,
  • daz gebot ime der vater sin.
  • 3599 Wie mhd. neben tiure aus euphon. Gründen (vor
  • dem r) Huwer, so hier tüer neben iure. — 3600 daz machit,
  • davon ist der Grund, daß sie. — 3606 dure, mhd. türe, tür
  • stf., Thüre und Thor. — 3607 unde, Einführung des zwischen-
  • geschobenen hypothetischen Satzes ; ähnlich wie 2928 des Nach-
  • satzes. — 3609 unminne stf., wie alle die Comp, mit un nicht
  • bloß einfach negierend, sondern den posit. Begriff zerstörend,
  • also Streit, Kampf. — 3610 tomes tachy vgl. 799. — 3611 verreden
  • swv., durch Reden zu Ende bringen, also hier: austragen, stillen.
  • 3618 die svert drüch (für mhd. truoc) Erunn, als der jüngste
  • und mindest vornehme unter diesen vier Fürsten.
  • 182 KÖNIG BOTHEB.
  • D6 riedin sie deme koninge, 3620
  • daz her üzer der menige
  • welide drtzich düsint lossam
  • unde lieze die andre ze hüs varn
  • inde gäfe in bit golde,
  • die daz nemen wolde. 3625
  • alse d^ rät was getan,
  • dö gienc der riese Aspriän
  • unde nam des koninges golt r6t,
  • als ime Berchtere gebot,
  • inde gaf den wtganden. 3630
  • her vromede sie heim ze lande,
  • dö vörte der koninc Röthere
  • drtzic düsint over mere,
  • unde zvßn und zvßnzich kiele
  • wurdin geladen sciere. 3635
  • dar vor vil manich man,
  • des vader nie ze Bare quam.
  • Lüde duzzin die segele,
  • die kiele giengen evene
  • inde quämen in ses wochen 3640
  • over mere gevlozzen
  • hin ze Constantinopole,
  • der vil mßren bürge,
  • eine mile niderhalf der stat,
  • dar holz unde geberge lac, 3645
  • dar zugen Rötheres man
  • under die boume lossam
  • 3623 die andre, vgl. 2974. — 3624 gd/ej mhd. gcebe. — bit,
  • praep. =*ntV, vgl. 2977. Ueber diesen Gebrauch der Prsßp. mit
  • vgl. 1704, 1774; unser «vermittelst» würde ungefähr dasselbe
  • sein. — 3625 die daz nemen wolde, die = der demonstr. und
  • relat. zugleich, als Einfuhrung eines bedingenden Zusatzes:
  • wenn einer... — 3631 vromede sie heim, vgl. 2826, 3049.
  • 3638 duzzin, plur. prset. von diezen, vgl. 182. — 3639 evene
  • adv., gleichmäßig. — 3645 holz stn., Gehölz, Wald. — geberye
  • stn., mhd. gebirge, Bergland, nicht bloß «Gebirge» im jetzigen
  • Sinne. —
  • KÖNIO BOTHEE. 183
  • die ros üz den kielen,
  • daz iz inwiste niemen ^
  • over al Krieehenlant, 3650
  • wie manich tüere wigant
  • in den walt scöne
  • l)rächte der koninc von Röme,
  • an den lach die aide zucht
  • unde die werdecltche vrucht, 3655
  • die solde ein iegeltch man
  • wider sinen harren hdn,
  • sone vorde die gruntveste
  • nüwit der helle gesten.
  • Alse die helede gote 3660
  • die seif gerümöten,
  • dö zugen die Rötheres man
  • under die boume lossam.
  • dö sprach der koninc riche
  • ^654 die aide zucht, wie sie in der guten alten Zeit galt. —
  • 3655 werdecliche vrucht, so oder werentlich^ was richtig ge-
  • bildet, aber nicht nachgewiesen ist (dauerhaft, beständig) für
  • wereltliche vrucht der Hs., was keinen Sinn gibt; werdeclich,
  • werthvoU, würdig, vrucht ist unser «Frucht», zugleich aber
  • auch die ganze Art, die durch Abstammung und Herkunft in
  • irgend einem Individuum als seine eigentliche Substanz vor-
  • handen ist, also hier werdecliche vrucht so viel als die wür-
  • dige, ehrenwerthe Art ihres Geschlechtes. — 3656 die, nämlich
  • die aide zucht, — 3658. 3659 vorde die gruntveste nüwit der helle
  • gesten, so schreibe ich diese schwierige Stelle in möglichst genauer
  • Anlehnung an die Hs., wobei nur das hs. worde als vorde, wie
  • so oft V für w und umgekehrt geschrieben, genommen wird,
  • und vorde für vorte, d. h. vorhte, praet. conj. von vürhten. —
  • die gruntveste stf., die Erde, als eigentliche Heimat und fester
  • Sitz der Menschen. — gesten, inf. des schwachen Verb, gesten,
  • zischend aufschäumen. Das Zischen und Aufschäumen des
  • Höllenbrodems droht die Erde zu verschlingen und wird sie
  • wegen der Bosheit der Menschen auch baldigst verschlingen,
  • nach jenem aus christlichen und national heidnischen An-
  • schauungen zusammengesetzten Glauben an das baldige Ende
  • der Welt, der das ganze Mittelalter durchzieht. Die Bosheit
  • der Menschen ist es, die den Sieg der Hölle hervorbringt.
  • 3661 gerümvten plusquamperf., geräumt hatten. —
  • 184
  • KÖNIG »OTHBE.
  • harde wSsliche
  • «vrunt inde man,
  • ich wil vor Constantine gän,
  • in wallöres wlse
  • werven mlne splse
  • durch nümäris willen.»
  • d,ö sprach von Tengelingen
  • WolMt der junge man
  • ('dune Salt nicht eine dare gän.
  • Berchter ist ein wis man
  • unde hat dir manigen rät getan:
  • wilt du koninc h^re,
  • behalden din ^re,
  • danne bidde mit dir gän
  • Luppolde den getrüwen man.
  • nu nim daz göde hörn min,
  • daz sal die bezechenunge sin.
  • die Kriechen plegent sinne;
  • unde wirt dln ieman inne,
  • dich vänt Constanttnis man.»
  • «introuwen, sprach Aspriän,
  • verneme wir din hörn,
  • s6 ist die veste verlorn.
  • die burc nist nirgen s6 wit,
  • 3665
  • 3670
  • 3676
  • 3680
  • 3686
  • 3666 vrunt inde man = mäge unde man, — 3668 wallere ist ein
  • fahrender Mann an sich ohne directe Beziehung auf eine «Wall-
  • fahrt», hier aber allerdings als ein zu den heiligen Stätten im
  • Orient Fahrender, also Kreuzfahrer, die bald einzeln, bald in
  • größeren oder kleineren Gesellschaften, bald in ganzen Heeren
  • Konstantinopel überschwemmten. — 3670 durch nümdris willen.
  • Die Erklärung «Neuigkeiten zu erkunden» liegt am nächsten,
  • obgleich man nach 3715 auch zu einer andern «wegen, d. h.
  • durch die Neuigkeiten, die der Waller erzählt», geneigt sein
  • konnte. — 3681 bezechenunge stf., Wahrzeichen. — 3682 sinne
  • gen. plur. von plegent abhängig, sinne , hier wie oft klage,
  • listige Anschläge. — 3688 so wit^ so geräumig; es handelt
  • sich hier um die größte und geräumigste Stadt der damaligen
  • Welt, nicht um eine «Burg» in unserm Sinne, wie schon
  • bemerkt. —
  • KÖNIG ROTHBR. 185
  • s^ mir s61e unde lip,
  • vor wilecber sträze ich bestän, 3690
  • unde Widolt der köne man,
  • dar Wirt der engeste pfat
  • den ie chein man getrat.»
  • 3689 80 mir sele unde Itp, elliptische Betheuerungsformel : an-
  • geschädigt erhalten bleiben möge oder dergleichen zn ergänzen. —
  • 3693 chein für sichein oder dechein.
  • XI.
  • Die drei Helden, als Pilgrime verkleidet, begegnen auf dem
  • Wege nach der Stadt einem Ritter Constantin's , den Rother
  • ausfragt, was es Neues gebe. Er erzählt ihm und seinen G-e-
  • fahrten, was sie selbst noch beider wißen, von Rother's früherem
  • Aufenthalt in Konstantinopel, der Entführung der Königstochter
  • und von ihrer Rückentführung durch die List eines fahrenden
  • Mannes. Weiter aber meldet er, was Rother noch nicht weiß,
  • wie der entflohene Ymelot mit einem großen Heere wieder Tor
  • Konstantinopel erschienen und den König Constantin gezwungen,
  • ihm die Hand seiner Tochter, Rother*s Gemahlin, für seinen
  • Sohn zu versprechen. Heute Ahend> solle die Vermählung sein.
  • Darüber grämt sich Rother aufs tiefste, aber vergißt auf
  • Berchter's Rath doch der Vorsicht nicht. Er schleicht sich in
  • den Saal Constantin's mit seinen zwei Gefährten, wo eben das
  • Hochzeitmahl gefeiert wird. Heimlich steckt er der jungen
  • Königin einen Ring mit seinem Namen zu, woran diese sich
  • tröstet. Aber Ymelot merkt, daß Späher im Saale sind und
  • Rother, als er sich entdeckt sieht, tritt selbst mit seinen Ge-
  • fährten hervor und überliefert sich seinen Feinden. Sie be-
  • schließen seinen Tod und gewähren ihm nur, daß er an dem
  • Berge vor dem Walde draußen, wo sein Heer heimlich lagert,
  • im Beisein aller heidnischen Fürsten an den Galgen gehängt
  • werde , damit er in solcher Umgebung wenigstens eines fürsten-
  • mäßigen Todes sterbe.
  • Do sluffen die helede göte
  • in pilegrimis gewete. 3695
  • 3694 sluffen 3. pers. plur. praet. von sliefen. — 3695 püe-
  • grtm stm., Pilgrim , Pilger , das lat. peregrinus , immer in der
  • bestimmten Bedeutung, in der wir das Wort jetzt noch brau-
  • chen. Ein solcher pilegrim hat seine besondere Tracht (gewete),
  • dieselbe, die wir jetzt noch kennen. Hier ist überall wie in
  • der Hs. pilegrim geschrieben, obgleich der Reim min, 3709, die
  • auch sonst üblichere Form pilgerin nahe genug legt. —
  • KÖNIG BOTHER. 187
  • der herzöge von Mer&n
  • und Luppolt der getrüwe man,
  • die volgitin deme koninge,
  • gände von der menige.
  • Dö reit ein recke g6te, 3700
  • vor den walt her schouwöte.
  • Röther der rSche
  • gröztin gütliche
  • nnde vrägede,
  • waz dar mores wäre: 3705
  • «ich bin ein eilender man,
  • nk mtner spise m6z ich gän.
  • na sage mir, trüt h^rre min,
  • ich bin ein arm pilegrira
  • unde vare durch die riche 3710
  • vil gämerliche.
  • so mdz der nöthafter man
  • dicke zö hove gän,
  • dar vrägit man den walläre
  • gerne nümäre. 3715
  • sagistu mir icht durch got,
  • des wirt dir wole gelönöt.»
  • Dö sprach der helt tuginthaft
  • «ich sage der wunderes kraft.
  • 3699 gdnde part. von gdn. — von der, sich trennend.
  • 3700 recke gote, vgl. 109. — 3703 groztin für grozte in von
  • grozen swv., mhd. grüezen. — 3704 vrdgete kann der Vers
  • nicht schließen. Vielleicht stand vrdgede drdte, was einen
  • vollkommen genügenden Vers und Reim gewähren würde.
  • — 3705 meres gen. von mare stn.=maere, von toaz abhängig. —
  • rfar, da zu Lande und in der Stadt. — 3706 eilende , wieder
  • wie oft mit dem doppelten Sinne des fremden und armen
  • Mannes. — 371 1 gdmerliche adv. g für anl.y, wie in gener u. s. w.,
  • aber in diesem Falle nur mundartlich, nicht eigentlich mhd. —
  • 3712 «6, aus diesem Grunde. — der nothafter man, vgl. 214.
  • nutka/t ^ nddig , vgl. 1396. — 3715 gerne, wie man pflegt,
  • gewöhnlich. — nümdre, hier gen. plur. von numdre =s niumcBre
  • von vrdgen abhängig. — 3716 durch got, um Gottes willen,
  • aus Barmherzigkeit, die Gott belohnt.
  • 2719 wunderes kraft, kraft, vgl. 1314. Der Vers würde
  • J88
  • KÖNIG BOTHEB.
  • \
  • hi z6 Constantinopole ,
  • der vil merin bürge,
  • was ein recke höre
  • unde plach grözir 6ren,
  • daz schinit mir immir an:
  • her hat mer michil guot getan.
  • ime wären die vursten alle holt.
  • her gaf in daz kreftige golt
  • daz ie siebein man
  • zö desir werlde gewan.
  • sin hof stunt offin vromeliche
  • den armin unde den riehen,
  • die vundin an deme götin
  • vatir unde mötir.
  • sin Wille was zö gebine.
  • her ne röchte nicht z6 lebine
  • mit sicheinis scatzis ubersite.
  • dar heter urloge mite,
  • her svante in nacht unde tac.
  • 3720
  • 3725
  • 3730
  • 3735
  • durch ein eingeschobenes die zwischen wunderes und kraft beüer,
  • aber die Formel, die häufig wiederkehrt, zeigt überall den
  • vorausgegangenen Genetiv unmittelbar mit kraft verbunden,
  • wie auch oben 2118 spilis kraft. — 3724 schinit mir on, d. h.
  • das kommt an mir zum Vorschein. — 3727 kreftic gibt den
  • ganzen Begriff von kraft adjectiv. gewandt, vgl. 3382. Die
  • Form des Positivs kreftic fällt auf, weil man den Superlativ
  • erwartet. Ganz so 3780 scone für sconeste. Da auch ander-
  • wärts vereinzelte Beispiele eines solchen Gebrauches, der
  • sich dem des Pos. für den Compar. vergleicht, vgl. 1575,
  • vorkommen, die man wohl nicht alle auf « Schreibefehler»
  • zurückzuführen berechtigt sein dürfte, werden auch diese
  • stehen bleiben können. Schon 3573 ist eine ähnliche Sub-
  • stituierung des Superl. durch den Posit. anzunehmen. —
  • 3735 rucken swv., besorgt sein um etwas; hier geneigt sein
  • etwas zu thun. — 3736 ubersite stm., wird als «Hochmuth»
  • erklärt, was es wohl nicht heiÜt. Es wird in der Bedeutung
  • dem häufigen unsite gleich sein, und also hier ebenso viel wie
  • Geiz heißen. — 3737 dar mite^ d. h. mit dem scaz, Geld und
  • den bösen Einfiüßen, die von ihm ausgehen. — urloge stn.,
  • mhd. häufiger urliuge^ urlovge, Krieg, die ahd. noch häufige
  • Form urloge ist mhd. fast verschwunden. — 3738 svante, prset.
  • von swenden swv., vermindern, auch ganz verzehren. —
  • KÖNIG ROTHEE. 189
  • sver in düsint pfunde bat,
  • her gab sie ime also ringe 3740
  • also zv^ne penninge.
  • beide, htoe, ich wil dir sagin
  • war umbe ich die rede hän irhavin.»
  • Röther gerne virnam
  • waz her selve h^te getan. 3745
  • dö sprach der riche m^re
  • «ich sage dir von deme hßren.
  • her was öthmote
  • unde plach der besten göte
  • die ie sichein man 3750
  • z6 der werlde gewan.
  • icht ne levet nichein zunge
  • die daz gesagen künde
  • waz her tuginde hat begän.
  • her bereit die eilenden man; 3755
  • arme kint heiz her vazzin unde badin,
  • vor sih üffe den tisc tragin.
  • her gaben al daz her gewan.
  • her neröchte wer iz nam.
  • her vörte sulke degine 3760
  • 3740 ringe adv., ohne Anstrengung, mühelos für sich und den
  • andern. — 3742 beide, imp. von mhd. beiten swv., warten,
  • zögern, ygl. 836; hier das eigentliche Intrans. ohne Obj.
  • 3744 ist nach Rother in der Hs. der geschrieben, wonach
  • vielleicht das gewöhnliche Prädic. kuninc ausgefallen ist. —
  • 3746 der recke jedenfalls für rtche zu lesen. — 3748 othmote
  • adj. Ueber die Bedeutung des Wortes vgl. 187. — 3752 icht,
  • als bloße Partikel gebraucht ; icht ne = nicht, aber stärker als
  • dieses, durchaus nicht. — 3754 begdn, part. praet. von begdn. —
  • 3755 bereit = vßhdt.. beriet, beraten stv., «ra^» schaffen für je-
  • mand, ausstatten, begaben. — 3758 gaben für gap in, ihnen,
  • nicht bloß auf kint bezogen, sondern auf armen überhaupt. Es
  • braucht wohl kaum der Erwähnung, daß sich in dieser Dar-
  • stellung, die so viele selbständige Züge im Vergleich mit der
  • betreffenden im Gedicht oben enthält, eine ganz andere Hand
  • verräth als dort. Dort scheint die ursprüngliche Grundlage
  • überall durch, hier ist der jüngere Dichter oder ümarbeiter
  • nicht zu verkennen, wie schon der viel geschmeidigere und durch-
  • gearbeitete Stil der Erzählung verräth. — 3760 sulke, mund-
  • artlich k erhalten für hochd. ch oder A. —
  • 190 KÖNIG BOTHEB.
  • daz under deme himile
  • nie nichein virtriven man
  • so gröze hereschaf gewan.
  • Constantine deme riehen
  • half er vrumicliche 3765
  • von grözin nötin.
  • her vinc Ymelötin,
  • der was ein heidin vreislich,
  • deme dientin tagelich
  • zvßne unde sivenzic koninge 3770
  • von wöster Babilonje.
  • dö karte unse gedigine
  • vröliche widere.
  • her sante den wigant
  • zö botin in daz lant, 3775
  • daz her den vrouwen sagite
  • waz her gevrumit havite.
  • hie zö Constantinopole ,
  • in der mörin bürge,
  • was daz scöne wif 3780
  • die ie gewan den lif.
  • dar umbe heter arbeit
  • unde irwarb mit stnir hovisheit
  • daz die magit lossam
  • ir vater intran, 3785
  • ör sie wider quömen.
  • dö heter ime zö löne
  • 3763 hereschaf stf., Heeresgefolge, Dienstmannschaft. — 3772 unsCy
  • vgl. 604. — gedigine, vgl. 71, 774. — 3776 her, bezieht sich
  • auf Rother, der oben genannt ist; oben 3774 ist her Constantin. —
  • 3780 daz sconewif, vgl. 3729. — 3783 hovisheit stf., das Betragen,
  • die innere und äul^ere Haltung, die einem hoveman, vgl. 1106,
  • nothig ist, wenn er nicht, wie es dort heißt, ein unwizzender
  • hoveman sein soll, sh in hovisheit einsetzt seh von hovisch, h
  • Anlaut von heit wird unterdrückt. Einzeln ist dieses sh für seh
  • und neben sc hier zuzugeben. — 3786 sie, d. h. Constantin
  • und sein Heer. — 37 S7 lese ich für do, was die Hs. hat, de,
  • wie unten 3800 de für do geschrieben ist. de bezieht sich auf
  • die maget lossam; dann ist es auch nicht nothig im folgenden
  • Verse ein sie zu ergänzen. —
  • KÖNIG ROTHEB. lOt
  • unde vörte westert over mere.
  • daz was der koninc Kdthere
  • van Röme, ein tuginthafter man, 3790
  • unde hat uns al liebe getan.
  • nu virnim, guote pilegrim,
  • w^ ime des gel6nit sl.»
  • Röther wolde dannin gän,
  • dö sprach der helit lossam 3795^
  • «beite wallöre.
  • ich sage der starke mßre.
  • alse min htoe wider quam,
  • ime inran der heidiniske man.
  • d6 sante der koninc Constantin 3800'
  • botin nä, der tochter sin,
  • sie Stalin sie deme koninc Röthere
  • unde vörtin sie widir over mere.
  • dö reit der koninc Ymelot
  • unde vorte manigin helit göt 3805-
  • har zö Kriechen in daz laut
  • unde stifte rouf unde brant
  • unde vienc Constantlne,
  • den leiden harren minen.
  • dö löste Constanttn sinen lif 3810^
  • unde gaf daz Rötheres wlf
  • deme vreisllchen koninge
  • van wöster Babilönje.
  • des sune sal sie nemin htnacht
  • alse du selbe s^n macht. 3815^
  • zö Constantinopole in der stat
  • sin mit grözer heres kraft
  • drizic koninge
  • van wöster Babilönje.
  • 3792 guote, die schwache Form wegen des Yocativs. —
  • 3793 we ime = trte im.
  • 3797 starke mere, vgl. 551. — 3806 har für her, here
  • adv., hierher, vgl. 1265. — 3807 aii/te prset. von stiften swv. j
  • wir brauchen nicht mehr das einfache «stiften», sondern «an-
  • stiften» in solcher Verbindung. — rouf mhd. roup. — 3814 ht-
  • nacht, vgl. 2787. — 3815 sen für sehen. —
  • 192 KÖNIG BOTHJSB.
  • dar stät Rötheres wif 3820
  • unde quellt den ^rlichin Itf:
  • van herzeleide daz ist.
  • nu sß der waldendiger Crist,
  • der Aspriänen sante,
  • € dise tac wante.» 3825
  • herren sprächin «amen,
  • *dat st^ an gotis genäden.)^
  • die recke dravite balde
  • widir z6 deme walde, ^
  • heize weininde, 3830
  • sine hande wringinde.
  • dö klagite der helit göt
  • der junevrouwen n6t.
  • Röther gienc in d^ stat.
  • Berchter sinin herren bat 3835
  • daz her würbe gewerliche.
  • Constantin der riche
  • saz mit grozin kreftin
  • z6 einir wirtschefte
  • üf einim erlichen sal. 3840
  • dar was michil schal .
  • vor den riehen koningen
  • 3821 erlich wird als Praßd. gesetzt zu ritdre 751, wo zu-
  • gleich über die Bedeutung, maget 2393, har/e 2510, t^ezelt
  • 2781 , 8a/ 3840, vrouwe 3890. — 3822 van herzeleide daz ist.
  • herzeleide stf., aus Herzenskummer geschieht es. — 3823 se,
  • conj. prses. von seÄe/i = mhd. scAe, sehe zu, sorge. — der wal-
  • dendiger Crist, vgl. die Formel waldindiger got 214 u. s. w. —
  • 3824 der Aspriänen sante, der einst Asprian gesandt hat (bei
  • der ersten Fahrt Rother's), wo er Imelot gefangen hatte. —
  • 3825 wante praet. conj. von wenden, davon gehen, vorüber
  • gehen; es könnte, von e abhängig, ebenso gut der Conj. praes. stehen.
  • Der Conj. prset. ist nur veranlaßt durch das vorhergehende
  • sante. — 3828 draven swv., traben. — balde adv., beinahe in
  • der heutigen Bedeutung «schleunig, eilfertig». — 3830 heize
  • adv. — 3831 wringinde, wr hier wie gewöhnlich in der Mund-
  • art erhalten, im hochd. ringen vereinfacht, vgl. 438.
  • 3836 würbe prset. conj. von werben y sein Geschäft betrei-
  • ben. — gewerliche adv., vorsichtig. — 3839 wirtsche/te, vgl.
  • 1569. — 3840 erlichen sal, vgl. 3821.
  • KONI& BOTHBS. 193
  • von w6stir Babilönje.
  • Rüther quam mit listen
  • z6 Constanttnis tiske, 3845
  • deme saz bt ein koninc heiz B&silistjam
  • nnde was Ymelötis snn.
  • bt deme saz Rötheres wib
  • nnde qnelite ir lib.
  • D6 sprach Gonstantin 3850
  • «nn svic, tochter min,
  • mir tronmite nachten von dir,
  • des saltn wol gelonbin mir,
  • w6 ein valke qnäme
  • gevlogin von Röme 3855
  • nnde vörte dich widir over mere.»
  • D6 slonf Röthere
  • nnder tisc nnde stne man,
  • daz man ir nicheine war nenam.
  • dö hörter al daz Constantin 3860
  • redite mit den gestiche stn.
  • Die heidenisken knninge
  • yrowetin sich der menige
  • nnde sprächin aqn^me Röthere,
  • er wnrde irtrenkit in deme mere 3865
  • 3852 nachten dat. plur. von naht adverbial, in der letzt-
  • vergangenen Nacht, jetzt anächten». — 3854 valke, Lieblings-
  • bild der volksmäßigen Epik und Lyrik für den entfernten
  • Geliebten.
  • 3857 ahuf praet. von alie/en stv. — 3859 war stf., in
  • unserm «wahrnehmen» erstarrt, hier noch mit adj. verbanden,
  • wie oben yroze w. n, — 3860 horter für horte er. — 3861 den
  • geatiche sin, steht in der Hs. und so zu halten, den für dem^
  • vgl. 15. — yestich stn., bisher nicht nachzuweisen, aber richtig
  • gebildet, wäre ein ahd. gaatahi, die Menge der Gäste. Solche
  • Bildungen mit ehe, ecA, ich sind besonders in den rheinischen
  • Mundarten beliebt, in den fränkischen und andern sogar zu
  • ständigen Pluralformen verwandt, so Kindle plur. Kindlich,
  • also eigentlich kindilahi.
  • XÖinO BOTHXB. 13
  • 194 KÖNIG BOTHEB.
  • odir bösliche virlorn,
  • daz wäre Widolte zom.»
  • dö sprach die knningfn
  • aowl, gesentin onse trechtln
  • ander üch s6 riehen, 3870
  • her Worte etlichen
  • daz her in sivin nachten
  • yirsmerzen nine machte.»
  • Röther saz näher
  • üffe den vözschämel 3875
  • unde nam ein guldin vingerin
  • nnde gaf der koningin.
  • dar stnnt geböchstavet ane
  • des riehen koningis name.
  • aisin die vronwe gelas, 3880
  • daz Köther in deme sale was,
  • dö lachite die göte
  • unde sagetiz ir möter,
  • daz in von Bare
  • der knninc knmen wäre. 3885
  • Daz lachin Constantin gesach,
  • nu mugit ir hören wie her sprach,
  • «wol dich, trüt tochter min,
  • nu vrowit sich der vatir dln.»
  • dö sprach die vrouwe örlich 3890
  • «daz ich ie gezornte widir dich,
  • 3866 bösliche adv., schmählich. — virlorn, hier trans. « ver-
  • derbt». — '6SQd gesentin für gesendete in, — trechtin, Ygh 1416. —
  • 3871 Worte prset. conj. für worhte wie vorte von vurhten, von umr-
  • ken swv., thun. — 3873 machte -prsdU von «nac; neben der hier
  • gewöhnlichen Form mohte ist auch die ältere mähte hier und da
  • gebräuchlich und durch Reime gesichert.
  • 3874 naher, comp, des Adv. nähe. — 3875 vdzschum^l stm.,
  • Fußschemel, Fußbank für die Frauen. — 3876 vingerin stn.,
  • ▼gl. 398. — 3877 gaf, das Obj. dazu ist vingerin. — 3878 geböch-
  • stavet, mit Buchstaben eingelegt oder eingeschnitten. — 3880 a&in
  • für alse in, d. h. den Namen, gelas, gelesen hatte. — 3881 daz,
  • ahhängig von dem in gelas enthaltenen «ersehen, erkennen».
  • 3890 erlich, vgl. 3821. — r
  • KÖNIG BOTHEB. 195
  • daz rüwit mich s^re.
  • ich negetöz nimmir möre.»
  • d6 sprach Ymelöt.
  • «vrouwe, ir liegit äne not. 3895
  • ich wene uns üwer lachen
  • herzeleit icht mache
  • unde wringinde die hende,
  • swanne iz nimit ende.
  • wir hötin unsich wale; 3900
  • hie sint in deme sale
  • der leidin spehäre
  • des kuningis von Bare.
  • swer mir des nine geloubit,
  • deme gevich min houbit.» 3905
  • Dö sprach Ymelötis sun,
  • der koninc Bäsilistjum
  • «ich sach ein göt vingerln,
  • daz gaf dln tochtir, Constantin,
  • der aldin kuninginne. 3910
  • Rothere is hie inne
  • der koninc von Röme,
  • swie her here qutoe,
  • des saltu wole gewis sin.»
  • dö sprach der koninc Constantin 3915
  • «ich heize zvelf mlnir man
  • vor des salis ture stän,
  • daz sie rechte irkinnen
  • die wir haven hie inne.
  • is Röther dar nnder, 3920
  • den have wir schire vunden.
  • wolder aber her vore gän,
  • 3893 negetoz für ne getoezj to statt tun, tuon, wie ge, ste für
  • gen, sten, 1. Person sing. — 3897 icht adv., irgendwie. —
  • 3899 iz, d. h. die Sache, wodurch das Lachen veranlaßt wird,
  • oder auch das Lachen selbst, nach dem so unzählige Mal in
  • dieser Poesie variierten Thema: auf Freude (Lachen) folgt
  • Leid. — 3902 leit adj., leidig, feindselig. — 3905 gevich für
  • geve, gibe ich. — mm houbit, setze zu Pfände.
  • 3913 swie, auf welche Weise auch, d. h. ich weiß nicht, wie. —
  • 13*
  • 196 KÖNIG BOTHEB.
  • daz w6re ime §re getan,
  • 6 wir den koninc riehen
  • söchtin lasterliche 3925
  • alse einin vluchtigin diep.
  • iz nist oueh stnis rechtis niet,
  • swä, man sin inne werde,
  • daz her sich icht berge.»
  • Röther der riche 3930
  • beriet sich heimellche.
  • d6 sprach der herzöge von Merän
  • «wir salin hie vore g&n
  • in 6re des himüiskin koningis
  • unde alles sinis herjis, 3935
  • daz her uns beide behöde
  • durch sin öthmöde
  • von der heidenschefte;
  • die mit siner krefte
  • M6ysen heiz gän 3940
  • durch daz röte mere vreissam
  • mit der israhölischen diet —
  • d&r nelevete ein bam niet
  • an des mores gründe.
  • got der hat gebunden 3945
  • beide ovil unde guot,
  • svannez widir ime duot.
  • iedoch si wir reckin
  • 3923 daz were im ere getan , das wäre, wenn er es thäte, ehren-
  • voll für ihn. — 3925 lästerliche adv., schimpflich, d. h. für
  • ihn, wenn er gefunden wird.
  • 3931 heimeliche adv. — 3935 herjis mit erhaltenem alter-
  • thümlichen j für mhd. heres, hers. — 3936 uns beide. Der
  • Dichter hat hier nicht etwa vergeßen, daß es drei (Rother,
  • Berchter und Lupoid) sind, sondern Berchter denkt und spricht
  • nur von seinem Herrn und sich: der Vater setzt als selbstver-
  • ständlich voraus, daß wo er bleibt, auch der Sohn bleibe. —
  • 3938 von, im Sinne von unserm «vor». — 3939 die für
  • der, auf Gott bezogen. — 3943 nelevete für ne lebete. —
  • ein barn, wie unser «Menschenkind», ebenso moterbarn, vgl.
  • 762. — 3945 hat gebunden, hält gebunden. — 3946 ovel unde
  • guot, böses, d. h. hose und gute. — 3948 st wir conj., falls
  • wir sind. —
  • KÖNIG BOTHSB. 197
  • widir unsin trechtin
  • beide lütir unde lieht, 3950
  • her inl^zit nns under wegen niet
  • in sante Giljes namen
  • sd wil ich endeltche vore gdn»,
  • sprach der herzöge von Merän.
  • d6 hövin sich bit listen 3955
  • die harren vonme tiske.
  • Röthere dft vore gie:
  • «ich bin sicherltche hie.
  • mich scouwe wer so welle.»
  • die riehen koninge alle 3960
  • dröweden ime an den lip,
  • daz galt etlicher sit.
  • Dö sprach Ymelötis sun, '
  • der koninc Bäsilistjum ,
  • uich wil dich heizen, Röthere, 3965
  • irtrenkin in deme mere.
  • di^vöngist den vater min,
  • daz gät dir an den lif din.
  • da möst verloren werdin,
  • swie du wilt irsterbin.» 3970
  • 3950 lütir unde lieht alliterierende Formel, wie hier so viele.
  • Ueht adj., rein. — 3951 inlezit, in procl. Negat.; lezit, mhd.
  • lazet^ seltene Form des Praes. von lazen. — under wegen Idzen^
  • bei Seite laßen, vernachlälSigen. — 3952 Giljes ^ vgl. oben
  • 2934. — 3953 endeltche adv., vollständig, wirklich. — 3955 bit
  • listen^ ohne Geräusch. — 3956 vonme für von deme, — 3957 gie^
  • Nebenform von gienc, aas dem einfachen Stamme gd gebildet.
  • 3967 vengist, eines der ältesten Beispiele des Eindringens
  • der Personalflexion des Praes. in das starke Praeter., alle andern
  • gleich alten oder etwas jüngeren gehören dem gleichen mand-
  • artlichen Kreis wie dieses Gedicht an, also ist hier der locale
  • Ausgang derselben zu suchen, worauf auch ihre durch-
  • gehende Herrschaft im Mittelniederländischen weist. In der
  • deutschen Literatur des Mittelalters haben ^ie neben den
  • specifisch hochd. auf i später e nicht aufkommen können, aber
  • seit dem 15. Jahrhundert sind sie im Nhd. herrschend gewor-
  • den. — 3970 sicie du wilt irsterbin , er läßt ihm die Wahl der
  • Todesart, die Rother denn auch antritt.
  • 198 KÖNIG BOTHEB.
  • «Introuwen, sprach Constantin,
  • her sal ovele irstervet sin.»
  • dö sprach der koninc riche
  • harde wtscliche
  • «wör mir nu der Ifp, 3975
  • sone mochte ich doch genesen niet.
  • sies du jenez geberge stän
  • i vor deme walde lossam ?
  • ; dar wil ich hangin.
  • I nu gebüt dinen mannin 3980
  • i daz sie der helfen dar zd.
  • du salt mer selve den döt tön,
  • iz ist in mime lande recht,
  • sprach Röther der guode knecht,
  • sowaz einen Torsten geschö, ' 3985
  • daz iz der ander ane s#.
  • hie ist ein michil menige,
  • drlzic koninge,
  • die kumin dar alle
  • unde hänt mich in deme scalle, 3990
  • daz ist dir öre getan.»
  • dö gienc Ymelötis man
  • 3972 ovele adv., mhd. übele, auf eine schmähliche Weise. —
  • ersterben swv. (transitivisch zu ersterben intransitivisch) todt
  • machen. — 3974 wiscliche^wisliche^ wie sclän—sldn. — 3975 leer
  • mir nu der lip, wenn ich auch jetzt mit dem Leben davon käme,
  • 80 könnte ich es doch nicht auf die Dauer erhalten (weil ich nicht
  • leben möchte.) — 3980 gebüt für mhd. gebiut, imper. von ge-
  • bieten stv. — 3983 uralter echt deutscher und zugleich echt
  • menschlicher Rechtsgebrauch, daß der Richter bei der Execution
  • des von ihm Verurtheilten zugegen ist, theilweise sogar einer der
  • TJrtheilssprecher (Schöffen) die Execution vollziehen muß. —
  • 3985 gesche für geschehe wie se für sehe. — 3989 kumin conj.,
  • sollen kommen. — 3990 hdnt für hdhent. hdhen ist intransit. und
  • transit., hange nur intransit. — scal^ vgl. 298, ebenso wie es von
  • dem freudigen Getöse gebraucht wird, auch von dem Gepränge
  • und Lärmen einer feierlichen Execution. — 3991 daz ist dir
  • ere getan , vgl. 3923. — 3992 dö gienc Ymelötis man. Der
  • Dienstmann Ymelot*s ist nicht genannt. Aus dem folgenden
  • geht hervor, dal^ die vollkommen begründete Warnung desselben
  • nicht beachtet wird, weshalb? ist nicht gesagt. Sobald man
  • KÖNIG ROTHEK. 199
  • «du hast dich wol gerochin.»
  • wart durch list gesprochin.
  • dar her sich bat hähen 3995
  • -dar lach sin here nähen,
  • lier zeichende rechte die stat,
  • dar die riese Aspriän lac.
  • Ymelöt heiz die koninge
  • ■von wöster Babiloiye 4000
  • Rothere vähen,
  • her woldin selve hähen.
  • «introuwen, sprach Constantin,
  • des willich helfe wesen din,
  • daz her uns icht inrinne. 4005
  • jenir aide mit deme barde,
  • die möwit die lüde harte
  • mit herverten ovir lant.
  • nu hä wir sie alle samt,
  • sone vreiskin die ßom^re 4010
  • lihte nimmir m^re
  • war die koninc si kumin,
  • oder wie her sin ende have genumin.»
  • Dar nä den stundin
  • Röthere wart gebundin. 4015
  • 3999 an 3991 schliel^t, hat alles seinen guten natürlichen Zu-
  • ■sammenhang. Wahrscheinlich standen diese an sich unver-
  • werflichen Verse, die durchaus im Stile der altem Bestand-
  • theile des Gedichts sind , an einer andern Stelle, weiter unten.
  • Andernfalls müCSte man nach 3998 eine Lücke von einigen
  • Versen annehmen, in denen Ymelot diese Botschaft seines
  • Dienstmannes verächtlich oder ungläubig zurückweist und bei
  • seinem Vorsatze bleibt. — 3993 du hast dich wole gerochin,
  • jedenfalls ironisch zu Ymelot gesprochen.
  • 4004 helfe swm., mhd. gehelfe wie seile neben geselle, Ge-
  • hilfe. — 4005 icht wieder negativ gefärbt durch die negative
  • Färbung des ganzen Satzes. — 4006 jenir aide mit deme barde,
  • Berchter, vgl. 2470. — 4007 die für der. — mowit, mhd. müejet
  • von müejen, müen swv. — 4009 hä wir für huhen wir. — 4010 vrew-
  • Jsin s= mhd. vreischen stv., erfahren. — 4011 lihte adv., wahr-
  • scheinlich, vgl. 3462.
  • 4014 Dar nd den atundin, unmittelbar darauf. —
  • 200 KÖNIG BOTHE&.
  • daz dftten Ymelötis man.
  • wie harte trüren began
  • die jange koninginne
  • unde Tirwandel6te die sinne
  • Ton grözir herzeleide. 403O
  • wöfin unde weinen
  • höven die vrouwin
  • mit vliezenden oagin.
  • da dorfte nieman vrägan.
  • dö klagete wif unde man 4025^
  • alle Bötheres not;
  • sint half der riche got
  • Arnolde, daz her in benam
  • deme koninge vreissam.
  • 4019 verwandelote die sinne ^ d. h. verlor die Besinnung. —
  • 4021 tDofin stY. und swv., mhd. wuofen und wilefenf wieder
  • allit. Formel. — 4022 hovin = huoben , praet. von heben , er-
  • heben. — 4024 vrdgan: man. Ueber dieß tieftonige a vgl.
  • 519. — 4027 sint adv., dann, später = sit; beide Formen sint
  • und 8t/ stehen hier im Reime.
  • xn.
  • Rother's Verurtheilung erzeugt in Konstantinopel unter den
  • Bittem, denen er einst aus der Noth geholfen, als er selbst
  • unter dem Namen Dietrich dort verweilte, groCSe Trauer, und
  • in einem derselben, dem Grafen Arnold, den Entschluß, seinen
  • Wohlthäter zu befreien. Er rüstet sich mit fünftausend Dienst-
  • mannen und als nun Roth er mit Berchter und Lupoid zum Gal-
  • gen geführt wird, begleitet von Ymelot selbst und seinem
  • Sohne Basilistium, vielen heidnischen Königen und einem un-
  • geheuren Heere von Valwen und andern Heiden, bricht Ar-
  • nold plötzlich hervor, befreit Rother aus der unmittelbarsten
  • Gefahr, tödtet viele Heiden und wird bald von den zurück-
  • gebliebenen, in der Nähe lagernden Mannen Rothers: Asprian,
  • Wolfrat, Erwin u. s. w. unterstützt, die unter den Heiden
  • großen Mord anrichten. Am furchtbarsten wüthet der Riese
  • Witold nicht bloß mit seiner Eisenstange, sondern auch mit
  • dem Schwerte. Ymelot selbst wird die Flucht verstattet, sein
  • Sohn dagegen erhängt. Nachdem die Heiden gänzlich zer-
  • sprengt oder vertilgt sind, berathen sich die Christen, was sie
  • mit Constantin und Konstantinopel thun sollen. Die Meinung
  • dringt durch, man solle beider schonen.
  • Botheris hähen 403O
  • irschal so wttine märe
  • z6 Constantinopole,
  • der vil meren bürge,
  • den könin wiganden
  • 4030 hdhen Inf. als Subst. gebraucht. Solche Inf. sind
  • an sich neutral, gleichviel ob das Verbum selbst transitive
  • oder intransitive Bedeutung hat, und können nach Umständen
  • activ oder passiv verwandt werden. Hier passiv « der Umstand,
  • daß Rother gehängt werden sollte». — 4031 irschal, prset. von
  • trschellen, erschallen. — wUine, vgl. 782. — märe adj., mhd.
  • mce^re, viel genannt, viel beredet. —
  • 202 KÖNIG BOTHEB.
  • üz van manigin landen. 4035
  • die liefin weinande
  • eine sträze z6 tal.
  • michil was der ir schal.
  • sie sprächin «waldindigir got,
  • war umbe häs du des virhengöt, 4040
  • daz her bie gebunden stät,
  • der unsich al generet hät?)^
  • D6 hete gebüwit harte
  • mit düsint marken
  • die ime ßöthere gap — 4045
  • ime dienten in der stat
  • sivin hundrit lossam,
  • die wärin mit handin sine man — -
  • der heiz gräve Amolt.
  • 4035 uz van = üz. — 4036 weinande, vgl. 519. — 4037 26 tal,
  • von der höher gelegenen Stadt hinaus und hinab an die Stelle
  • des Ufers, wo Rother seinen Hinrichtungsplatz bezeichnet
  • hatte. — 4038 der ir schal, mit zwischengeschobenem, pos-
  • sessivisch gebrauchtem Gen. plur. des Fron. 3. Person.
  • schal, hier in sehr genauer Berührung der Bedeutung mit
  • -der von erschellen 4031, gebraucht von den aufgeregten
  • lärmenden Reden. — 4039 waldindiger got, vgl. 214. —
  • 4040 des gen. von virhengöt abhängig, virhengon swv., ver-
  • hängen. — 4042 unsich, vgl. 510. Diese vollere Form ist wie
  • ■die seltener gebrauchte, so die entschieden nachdrucklichere oder
  • -emphatischere. — al, die flexionslose Form des Adj. al, zu
  • unsich gehörend. — generei, gerettet aus Armuth und Elend,
  • vgl. 1291 fg.
  • 4043 gebüwit harte, vgl. oben 1394 fg., wo Dietrich-Rother
  • -diesem Arnold lOÖO Mark gibt und Berchter einen Hof in
  • Konstantinopel, Asprian den Unterhalt für 30 Ritter, gebüwit
  • harte ist hier ungefähr so viel wie unser «sich stattlich ein-
  • richten, stattlich leben». — 4044 der Vers und der Sinn ist
  • unvollständig , wahrscheinlich ist ein herre ausgefallen. —
  • 4047 hundrit, mundartlich umgestellt für hundirt, hundert, wie
  • westrit für westert u. s. w. ; 4052 ist die Form geschrieben hun-
  • derit, was wohl hundirt sein wird. — 4048 mit handin, d. h.
  • sie hatten sich durch die symbolische Form der Lehnshuldi-
  • gung, das Falten der Hände in den Händen des Herrn, ihm
  • als Mannen übergeben. —
  • KÖNIO BOTHEB. 203
  • her h^te silver unde golt, 4050
  • des was der hellt müde.
  • zvelf hundirt Schilde
  • br&chter z6 deme schalle
  • unde bat die harren alle,
  • daz sie lösten mit ir handin 4055
  • Eötheren üzen bandin.
  • «nu stä,t her gevangin;
  • unde wirt her hüde gehangin,
  • sone virwinde wir in niet.
  • in nemach ouch die römiske diet 4060
  • nimmir möre virklagin.
  • ir ne h6rit gesagin
  • von sinen genözen seidin.
  • wir sulin ime hüte geldin,
  • daz der tugenthafter man 4065
  • van deme armöte unsich nam.
  • nu när, göten knechte,
  • 4051 des von milte abhängig, faßt ailvei' unde golt zusam-
  • men. — 4053 schal, das Getöse und Getümmel und die
  • Menge selbst, von der dasselbe ausgeht. — 4056 uzen für
  • üz den. — 4059 virwinden, stv., hier in anderm Sinne als
  • oben 771 gebraucht, obgleich sich die Bedeutungen nahe be-
  • rühren. Beide gehen aus von der Anschauung des stand-
  • haften oder siegreichen Bekämpfens, hier von dem stand-
  • haften Bekämpfen des Schmerzes über einen Verlust, also
  • «verschmerzen», sehr nahe liegend dem virklagin 4061, vgl.
  • 483. - — 4060 romiske diet, hier Volk im heutigen politi-
  • schen Sinne, die Gesammtheit der Angehörigen eines Staates;
  • romiske, d. h. alle Angehörigen des römischen, d. h. mittelalter-
  • lich römischen Kelches, ohne Rücksicht auf ihre Nationalität,
  • während 3942 c?ie<= Nation steht. — 4063 genöz ist hier überall
  • «tm., also hier dat. plur., obgleich man eher an den Dat. sing,
  • •denkt, «von solchen, die ihm gleich w^ären». — seidin, nicht
  • bloß «selten» im eigentlichen Sinne ist gemeint, sondern mit
  • einer der älteren Sprache gewöhnlichen rhetorischen Wendung,
  • nirgends oder niemals. Der negative Gehalt von seiden ruft
  • auch die Negationspartikel ne in 4062 hervor. — 4064 geldin,
  • bezahlen, vergelten. — 4065 der tugenthafter man. Ueber die
  • Bedeutung von tugenthaft vgl. 305, 1375; die starke Form
  • des Adj. vgl. 214. — 4066 daz armote stn., vgl. 1243. —
  • nam, genommen, befreit hat. — 4067 nu ndr für nu näher ^
  • elliptischer Ausdruck als Interjection: auf! heran! —
  • 204 KÖNIG BOTUEB.
  • lät it an minen trechten
  • unde heifit ime vromicliche.
  • ir virdinet daz himilriche», 4070
  • sprach Arndt, ein göt knecht:
  • «jÄ vöre wir godis recht.
  • swer hie hüte wirt irsclagin,
  • des s^le sal gen&de havin.
  • die heidine sol wir slAn. 4075
  • dar denke sancte Johannes an,
  • der heilige toufßre,
  • daz Röthere w^re
  • der aller türiste man,
  • der ie konincrlche gewan.» 4080
  • Dd scluffin die recken
  • in stäline rocke.
  • 4068 lät it, it für iz, ez, die Sache, das Unternehm es ; über-
  • laßt es Gott, stellt es auf Gott. — an minen treckten {treckten
  • für trechtin, hier das tieftonige i dem Reime zu Liebe gekürzt).
  • mtn, wir erwarten unser, was oft genug steht, ebenso gut
  • kann aber auch das formelhaft mit ir. verbundene mm, wie
  • in min herre, orouwe u. s. w. stehen, wobei dann der Nach-
  • dnick des Sinnes auf ir. allein fällt; es darf also nicht mit
  • «meinen Herren», sondern «den Herren» übersetzt werden. —
  • 4072 voren swv., so viel als betreiben, in Vollzug bringen. —
  • 4073 irsclagin, vgl. 1582; 4075 mit einfachem « aldn. —
  • 4075 die heidine; oben 480 steht heidinen adjectiv. decliniert,
  • hier substant., die Bedeutung ist dieselbe, heidene zu schrei-
  • ben, würde das Metrum stören. — 4076 u. 4077 in der
  • vollständigen Hs. ziemlich verstört durch die ungehörige
  • Einmischung des dem Schreiber so populären St. Ilgen.
  • Ein neuerdings aufgefundenes hs. Fragment gibt an dieser
  • Stelle die Anleitung zur Beßerung, welcher der Text folgt.
  • Die Berufung auf den Täufer, der hier als besonderer Schutz-
  • patron Rother's erscheint, erinnert an Paul. Diacon. 4, 48, wo
  • eine Anekdote erzählt wird, welche die besondere Verehrung
  • Botharis, d. h. Rother's gegen den Heiligen und umgekehrt
  • dessen besondere Gunst gegen den König erläutern soll.
  • 4081 scluffin prset. von sliefen. sc vor / wie 4073. —
  • 4082 stdline rocke, die Brünnen, aus Stahl- oder Eisenringen
  • zusammengesetzt, sonst auch yewant, tsengewant, wicgetoant
  • oder getccBte und so hier roc. —
  • KÖNIG BOTHEB. - 205
  • sie wunnin ein h^rliche schare,
  • vunf düsint wole gare.
  • die woldin alle den Hb ^even, 408&
  • sine löstra Rdthere daz leven.
  • Sic huoven mit grözer menige
  • drizic koninge
  • von wöster Babilönje
  • tzer Constantinopole. 4090
  • d6 vörte der Ymelötis sun,
  • der koninc Bäsilistjam,
  • Hdtliere gevitugin
  • unde wolden haven irhangin.
  • michil was der ir bracht. 4095
  • sie vördin in
  • wol zßnzic dusint Valwin
  • mit in z6 deme galgin,
  • unde also manigin beiden.
  • d6 was deme recken leide: 4ioo
  • Arnolt der wigant,
  • eine kefsin her an daz sper bant,
  • 4083 wunnin y das einfache toinnen stv., für das gewöhnliche
  • gewinnen. — 4084 wole gare, gare adj., gerüstet; wole gut ge-
  • rüstet, vgl. 3412. — 4086 aine, negat. Bedingungssatz: falls,
  • wenn sie nicht, — den wir wie alle ähnlichen lieber positiv
  • ausdrücken.
  • 4087 Sic, das alte k in der Mundart hier und da im In-
  • und Auslaute, namentlich vor anlautender Gutturale und h er-
  • halten. — 4088 drizic ist zwar eine im Mittelalter sehr heliehte
  • Zahlenformel für eine größere Menge, aber es stimmt nicht
  • mit 4166 und 4193, wo einmal sechs, dann sieben Könige er-
  • wähnt werden, es ist also druen zu lesen. — 4095 der ir
  • bracht, vgl. 4038. braht stm., Getöse, lärmender Aufzug. —
  • 4097 zemic, vgl. 2600. — Valwin. Dieser echt deutsche Name
  • des von den Byzantinern Kumanen, von den Slawen Polowci
  • genannten und seiner grenzenlosen Bestialität wegen berüch-
  • tigten finnischen Volkes , den Magyaren nächst verwandt, findet
  • sich hier zuerst in einem deutschen Gedichte. Bei deutschen
  • Historikern in lateinischer Sprache ist er schon längst be-
  • kannt. — 4099 also manigen, ebenso viel. — 4100 leide adv.,
  • vgl. 835. — 4102 kefae swf., lat. capsa, Behälter für ein heiltuom,
  • Reliquie, von größerem oder geringerem Umfang. —
  • 206 KÖKI0 SOTHEB.
  • die her in deme töme nam.
  • ^sie refen unsin trechtin an
  • unde dravetin im üz der stat nä. 4105
  • im was üffe daz velt gä ^
  • mit vunf düsint mannin
  • in sn^wizen brunnin.
  • Alse Ymelöt daz gesach,
  • nu mugid ir hören wie her sprach: 4iio
  • «woch, geniz sint die reckin,
  • die woldin uns irsreckin.
  • an den gerechich minin zorn.
  • sie havent ouch den Hb virlorn.»
  • Die beiden begunden nähen 41 15
  • dar man Eöthere solde haben.
  • d6 riefin sie allenthalvin
  • anu richtid üf den galgin!»
  • daz irbarmöte die recken s^re;
  • ir weinte michil m^re 4120
  • dan ir 6 täte.
  • dö was her in starker nöte.
  • Arnolt, der köne man,
  • rief die eilenden an
  • «nu höret, göte knechte, 4125
  • 4103 tom stm., vom lateinischen domus, Dom, Hauptkirche. —
  • 4104 refen für mhd. Hefen, — 4105 u. 4106 nd: gu für nach:
  • gdch. — in was gäch, sie eilten.
  • 4111 woch, Ausruf des unwilligen Erstaunens. — geniz für
  • genezy jenez, d. h. jene Masse, Leute. — 4112 irsreckin stv., sc
  • in 8 vereinfacht, wie umgekehrt bei irsciayin sc für «, vgl.
  • 1283. — 4113 gerechich für geriche ich. gerechen stv. = rächen;
  • ge wird hier nicht zum Verbalstamme selbst zugesetzt, sondern ..»'
  • bezeichnet das Tempus und zwar das Futur.
  • 4115 nahen ddr^ dem Orte nahe, wo, dar also demonstr.
  • und relat. zugleich. — 4120 ir von mere abhängig, ein größerer
  • Theil. — 4121 täte conj. des Praet., hervorgerufen durch die
  • bedingte Natur des durch dan eingeleiteten Vergleichungs-
  • satzes.' — 4124 eilende^ hier nur in der alten einfachen Be-
  • deutung «fremd», denn «arm» sind sie durch Rothers frühere
  • Freigebigkeit schon lange nicht mehr. —
  • KÖNia SOTHEfi. 207
  • war umbe wir hüte vechteo.
  • uns stn gebotin zvei lön —
  • wl mugin iz deste gerner tön —
  • r daz ist sichirliche
  • - daz schöne himelrtche. 4i3(>
  • ; swer hie ligit tot,
  • ; des s^le wirt geledigöt
  • / in daz wunnichliche levin.
  • waz mochte dar bezzeris sin gegevin?
  • daz ander ist also getan: 4135^
  • generder den getrüwin man,
  • er vörit uch in sin lant
  • unde behalt unsich alle samt.))
  • dö tröveten ime die ougin.
  • mit rechtime gelouvin 4U(>
  • bestandin sie die heidinschaft
  • unde sclögin ir ein michele kraft.
  • Daz heidine wicgeruste,
  • daz was vile veste.
  • sie truogin homin gewant. 4145^
  • die kefsin man over bant
  • 4127 Ion nom. plur. des starken Neutrums lön. — 4128 m für
  • wir, mundartliche Form. — iz bezieht sich auf vechten, — deste
  • far altes des diu, unser «desto». — gemer comp, des Adv.
  • jetzt erloschen. — 4129 daz ist, das eine lön ist. — 4132 gele-
  • digöt, erledigt von den Beschwerden des Leibes und geführt in
  • das founnichliche levin der ewigen Seligkeit. — 4134 waz hezze-
  • ris gehört zusammen. — sin gegevin, streift sehr nahe an
  • unser «was könnte es BeCSeres geben». — 4135 daz ander seil.
  • lön also, ganz ebenso getan, beschaffen. — 4136 generder für
  • genert ir. genern, in der gewöhnlichen Bedeutung «retten, er-
  • halten». — 4137 vorit uch. uch für mhd. iuch, hier wie an
  • vielen andern Stellen, wo es enkl. steht, mit u, vgl. 496. —
  • 4138 behalt für behaltet, behalten stv., erhalten, schützen,
  • pflegen. — 4139 tröven, mhd. truoben swv., trüb werden. —
  • 4142 sclögin, mhd. sluogen, — krafi, hier bloCS in der Bedeu-
  • tung «Menge, ZahlengröCSe».
  • 4143 wicgeruste stn., Kriegsrüstung. — heidine vom adj.
  • heidin, en, vgl. 480. — 4145 hornin, hurnin adj., aus Hom, d. h.
  • Leder verfertigter Panzer, sehr häufig als Rüstung der barba-
  • rischen Ostvölker erwähnt. — 4146 kefsin, vgl. 4102. —
  • 208 KÖNIG ROTHEB.
  • vor den könin recken.
  • sie höven sich gegin der dicke.
  • daz heiltüm vor ze vorderöst.
  • sie vuhten üf den godis tröst 4150
  • mit s6 getAneme härme
  • daz in vor deme arme
  • nicht inmochte bestän,
  • iz nemöste alliz nnder gän.
  • Die heidenen unde die Valwin, 4155
  • wichen von deme galgin
  • durch die michelen ndt.
  • dar lac manich helet d6t.
  • Arnolt, der wigant,
  • gaf daz zeichen üzer hant 4160
  • unde zoach ein svert daz hiez Mal.
  • iz inwas negein stä.1
  • s6 hart noch so veste,
  • iz ne moste bresten.
  • des nämen von sinen henden 4165
  • 4147 vor, vor den Augen, um ihren Muth zu erhohen. Das
  • Heliquienkästchen , das Arnold an seinem Speer getragen , ivird
  • jetzt an die Sturmfahne gebunden, wie 4160 deutlich zeigt. —
  • 4148 dicke stf., wie oft von dem dichtesten Streithaufen ge-
  • t)raucht. — 4149 heiltum stn., Reliquie. — ze vorderöst, die
  • Sturmfahne muß immer voran sein. — 4150 vuhün plur. prset.
  • von vehten, gewöhnlich wie schon häufig im Ahd. in eine
  • andere Ablautreihe gestellt, sodaß der Plur. vdhien lautet. —
  • 4151 karm stm., nicht sowohl unser «Harm» als «Grimm». —
  • 4153 u. 4154 nicht tn (für ne) mochte bestdn, iz ne moste, wieder
  • eine der negativ gefärbten bedingenden Satzfngungen , die virir
  • einfacher in positiver Wendung ausdrucken.
  • 4155 heidenen, vgl. 480. — 4160 zeichen, Fahne, vgl.
  • 2850. — 4161 zouch für mhd. zoch, vgl. 3024. — 4161 wie der
  • Graf Arnold selbst der echten Sagengrundlage des Gedichts,
  • soweit wir sie übersehen, unbekannt ist, so auch sein Schwert
  • MdL Im Kosengarten gehört es Wolfhart, dem Amelungen,
  • würde also hier seinem Doppelgänger Wolfrdt von Tengelingen
  • beßer zustehen als dem Grafen Arnold. — 4164 bresten stv.,
  • unser «bersten» mit Umstellung des Anlautes. — 4165 des,
  • 4arum, deshalb. —
  • KÖNIG BOTHER. 209
  • der koninge sesse ir ende.
  • svaz her der andren ane quam,
  • den tede her sicherliche sam,
  • biz her in den hörren benam
  • nnde Berchteren von Merän 4170
  • xinde Luppoldin,
  • den si dar hähen woldin.
  • die hoch newillen uns missesagin,
  • iz nemochte ire nieman achte havin.
  • die dar wären schadehaft, 4175
  • si jähen iz däde die godes kraft.
  • Alse Rother gesach,
  • dat Arnolt bi ime was,
  • dö sprach die koninc riche
  • harde vromeltche 4180
  • «snitä, köne wigant,
  • ml die bände von der hant!
  • unde gebläs ich min hörn,
  • ir wirt michil m^ verlorn
  • 4166 aesse flectierte Form des Zahlwortes 6 neben der gewohn-
  • lichen flexionslosen 868. — 4167 swaz der andren, alle an-
  • dern, welche... — Ai&d den herren benam, Rothem befreite. —
  • 4173 newillen conj. zu wil, falls die Bücher nichts Falsches
  • verkünden {fni88e8agin). — 4174 ire gen. plur. zu er, auf die
  • drei Gefangenen zu beziehen, deren niemand von den Heiden
  • achte havin vermochte. — 4175 die d6r waren 8chadehaß, zu
  • Schaden gekommen durch Arnold und seine Schar, d. h. die
  • Heiden. — 4176 i?, d. h. diese überraschenden Thaten. —
  • ddde für tcete, hätte gethan. Wie so oft wird auch hier den
  • Heiden der Glaube in den Mund gelegt, daCS die Siege der
  • Christen über sie durch ein wunderbares unmittelbares Ein-
  • greifen Gottes erfolgt seien.
  • 4181 8nitd imp. von 8nuien stv. mit angehängter Interj. d:
  • «schneide doch». — 4182 mt für mir. — die bände für die
  • mhd. gewöhnliche Form diu bant stn., wie ro88e nebea ro8 u.s. w.
  • — 4183 unde geblä8 ich, nicht blas, sondern ^66/a8, indem das
  • vorgesetzte ge die einmalige als abgeschloßen in der Zukunft
  • betrachtete That (wie das latein. Fut. exact.) bezeichnet. —
  • 4184 ir von me abhängig. — verlorn hier von dem transitiv.
  • Verliesen, zu Grunde richten. —
  • XÖHia BOTHXB. 14
  • 210 KÖNIG BOTHER.
  • dan ir noch st getan. 418^
  • uns kumit der helet Asprtän.»
  • d6 die recken daz vem&men,
  • wie vrö si alle wälren!
  • in was zö deme storme vile liep,
  • si ne dächten an die vlucht niet. 4190
  • Die k6nin wtgande
  • die standin in deme sande,
  • dannoch siven koninge
  • mit achzich düsint menige.
  • lüde dö ein hom scal 4195-
  • over berch unde dal,
  • daz bl^s Bötheres man,
  • 4185 dan ir noch st yetdn. noch, bisjetzt. st getan, als unbe-
  • stimmter Ausdruck das bestimmte st verlorn in sich enthaltend,,
  • daher denn auch ir zugesetzt -wie dort. Der Conj. wie 4121. —
  • 4189 stwrm, hier, wie so oft, ein militärischer Kunstausdruck^
  • vgl. 479. — mir ist liep adject. unterschieden von dem adv.
  • mir ist liebe, wie mir ist leit von mir ist leide: sie trugem
  • Verlangen.
  • 4192 sant, wie gewöhnlich Ufersand, Ufer, wo das
  • Ganze sich ereignet. Wenn stundin richtig ist, so bezieht
  • sich 4191 konin wtgande auf die Feinde, die 4193 als sieben
  • Konige aufgeführt werden. Auffallend ist es , daß die Formel
  • konin wtgande, die sonst immer nur von den Christen oder
  • Rother*s Heere gebraucht wird, hier den Heiden gelten
  • soll. Einfach ist zu helfen, wenn man do statt die liest
  • und 4191 noch zu dem vorigen Satze zieht. — 4194 mit
  • achzich dusint menige: hier braucht menige nicht als gen.
  • von dem Zahlwort abhängig gefaCSt zu werden. Es ist der in-
  • declinabele Zusatz des allgemeinen Größen- und Zahlenbegriffes
  • zu dem specialisierten , wie es die heutige Sprache mit Pfand,.
  • Maß, Fuß, Mann u. s. w. noch durchgehends thut, menige
  • also = man und zwar im Gegensatz zu koninge, gewöhnliche
  • Leute. — 4195 scal, praet. von scellen, scheuen stv., schallen.
  • Es föllt immerhin auf, daß Luppold und nicht Rother, wie er
  • oben willens ist, das Hom bläst. Man muß annehmen. Rother
  • gibt seinem jüngeren Dienstmann dasselbe nnd befiehlt ihm zu
  • blasen. Möglich, daß dieß eine eigenmächtige Verbeßening
  • irgend eines Ueberarbeiters ist, der damit dem sonst müßi-
  • gen und fast vergeßenen Luppold auch etwas zu thon geben
  • wollte. — 4197 hles mundartlich für blies, —
  • KÖNIG BOTHEB. 211
  • Luppolt von Meylän.
  • lüte rief Aspriän
  • amin h^re ist weizgot bestän. 4200
  • wol üf, helet WolMt,
  • ich w^ne dtnen neven not bestät.
  • nu wil ich Rötheres gedagin,
  • inde wirt Luppolt irslagin,
  • her mochte uns immer rouwin, 4205
  • her ist gruntveste allir trouwin.»
  • Widolt gähete balde
  • üz deme walde.
  • wie die halsperch klanc,
  • dar her over die strüke spranc, , 4210
  • unde der helet Aspriänl
  • die zvelef riesen vreissam
  • liefen rü unde siecht,
  • dar volgete manich göt knecht
  • deme Tengelingere, 4215
  • her brächte ein here m^re
  • öz deme walde lossam,
  • daz wären Rötheres man.
  • dar gächte manich wigant
  • wal gewäfenet over laut. 4220
  • der luden wart allinthalvin.
  • sie lösten in von deme galgin
  • 4200 bestdn part. prset. von bestdn, gewöhnlich bestanden, —
  • 4203 Rötheres gedagin, von Rother soll gar keine Rede sein:
  • sein Untergang ist ein so entsetzlicher Gedanke, dal^ ich gar
  • nicht davon reden will. — 4204 inde Nebenform von undey
  • als Einleitung eines Bedingungssatzes wie 3607.
  • 4207 gdhen swv. von gdch, «eilig, hastig» abgeleitet,
  • vgl. 2590. — 4210 struc, niederd. Form für hochd. Struck
  • stm., Strauch. — 4213 loufen mit dem Acc. wie «einen Weg
  • lanfen». — ru unde siecht (ru für rüch), formelhaft: unebenes
  • und ebenes, nämlich Land, Feld. — 4216 mere für mhd. mcere
  • adj., berühmt^ viel genannt, vgl. 1456. — 4219 gdchte für
  • gdhte von gehen, gmhen, vgl. 2895, nicht von gdhen, in der
  • Bedeutung aber gleich. — 4221 luden, ludern stm., Lärm, Ge-
  • -tümmel, ein beliebtes episches Wort. —
  • 14*
  • 212 KÖNIG BOTHEE.
  • unde hörten die erden biben.
  • dar liefen dö mit nide
  • zvöne riesen vreissam: 4225
  • der eine was Aspriän,
  • der ander was Widolt.
  • verre lüchte ime daz golt
  • von des scildis rande.
  • Ymelöt irkande 4230
  • Kötheres sinne.
  • her wolde gerne intrinnen.
  • dar wart die vlucht vile gröz.
  • der wint von Aspriäne döz.
  • Röther gienc ingegin im, 4235
  • her sprach «köne helt, virnim,
  • die dort vor Luppolde habin,
  • den ne solin die riesin niwet scadin.
  • mir haven die selve hörin
  • geholfin grözer ^rin. 4240
  • introuwen, ich was gevangin,
  • mich wolden hän irhangin
  • die vreisltche koninge
  • von woster Babilönje.
  • • wirt dar icht widir getan , ^ 4245
  • daz läz ich also bestän.))
  • lüde rief d6 Grimme
  • ' «sine koment niemer hinne.»
  • 4223 hiben swv., beben. Die Verlängerung des t, die schon
  • ahd. in diesem Stamme gelegentlich erscheint, ist hier durch
  • das Bedürfniss des zweisilbigen Reimes sicher. — 4224 üeber
  • die Bedeutung von mt vgl. 706. — 4228 verre adv., hier «fem
  • hin». — 4231 Rotheres sinne, Absicht. — 4234 der'wint^ eine
  • leicht verständliche Metapher für das wüthende Ungestüm eines
  • Riesen , der durch seine heftigen Bewegungen wie eine Winds-
  • braut die Luft mit Getöse erfüllt. — doz prset. von diezen stv.,
  • tosen. — 4237 habin, haben swv., hier intransit. wie unser
  • «halten». — 4240 geholfen grozer erin, vgl. 47. — 4245 dar toidir
  • bezieht sich auf das Unterfangen der heidnischen Könige, ihn zu
  • hängen; wird deren Absicht vereitelt, werden sie dafür be-
  • straft. — 4246 daz Idz ich also bestän, das lal^e ich gelten, so
  • wie es ist, dagegen habe ich nichts, d. h. das soll mir lieb
  • sein. — 4248 sine für st ne, die heidnischen Könige.
  • f
  • KÖNIG ROTHEB. 213
  • Die riesen liefen alle in'daz wal.
  • d^ wart des heres michel scal. 4250
  • dar sclüch der helet Aspriän
  • alliz daz her ane quam.
  • Witolt nicht insprach,
  • biz ime die Stange zebrach.
  • dö zouch der grimmige man 4255
  • ein wäfen daz was vreissam. - .
  • d6 lägen üf den dödin > .. / - ''^
  • die tüere marc verscrödin.
  • von den wundin vloz daz blüt,
  • da Wolfrät der helet gut 4260
  • z6 deme volcwige quam
  • nnde andere Rötheres man.
  • die könin wigande
  • die vromeden mit irn banden
  • daz man imer möz sagen, 4265
  • wände wir daz orkunde haben,
  • von al den h^ren
  • die nach vertriven w6ren.
  • Sich beten die siven koninge
  • besundret von der menige 4270
  • unde vluwen vreisliche dan.
  • 4249 daz wal stn., Wahlstatt. — 4253 insprach, in prokl.
  • Negat. m, ne. — 4256 wd/en stn., speciell das Schwert. —
  • 4258 tüere für mhd. Huwere, erweiterte Form von tiure. — marc
  • stn., vgl. 868. — verscrödin part. prset. von verscroden stv.,
  • verstümmeln, zerhauen. — 4261 volcmc stm., große Schlacht. —
  • 4265 daz demonstr. und relat. zugleich. — 4266 orkunde
  • stn., Zeugniss. — 4267 in der Hs. von den alden heren giht
  • keinen Sinn. Tilgt man den und schreibt wie oben steht,
  • so heißt es: wir wißen (haben orkunde) in unserer Quelle,
  • daß die (4268), die bisher den Kampf gegen die Heiden
  • geführt, nach beinahe vertriven von der Wahlstatt getrieben
  • worden wären von al den heren ^ von der Menge der heid-
  • nischen Könige und ihres Heeres, bis Wolfrat den Kampf
  • entscheidet.
  • 4170 besundret für besundert wie hundrei für hundert u. s. w.
  • — 4271 vluwen für vluhen, plur. prset. von vliehen stv. —
  • vreisliche adv., hat hier nicht die exacte Bedeutung «schreck-
  • 214 KÖNia BOTHEB.
  • Erwtn rande ir einin an
  • -nnde sclöch den selven välant
  • durch stn horntn gewant
  • von der aslin biz an den sadel. ^275
  • da räch der helet stnin vader.
  • ir wurdin vunve irhangin.
  • iz was in ovele irgangin.
  • sich höf der nncristine val.
  • die siechen lägen in den wal, 4280
  • svä sigein w6 rief,
  • Widolt in ane lief
  • nnde trat eme in den munt,
  • der newart nimör gesunt.
  • sie möstin durch n6t klagin 4285
  • nnde beiden dümes tagis,
  • daz dar nieman genas. ^
  • Ymelöt, des die reise was,
  • den heiz man hine läzen
  • varen stne sträzen, 4290
  • daz her dar heime mochte sagin
  • wer ime daz volc böte irsclagin.
  • Dö wären der spilemanne
  • wol hundret mit in gegangen,
  • die heiz der helet Grimme 4295
  • durch Ymelötis willen
  • lieh», sondern die allgemeinere wie unser «erschrecklich», so
  • viel als «über alles Maß, sehr stark». — 4273 vdlant, vgl.
  • 890 u. s. w., ein Heide wird besonders passend so bezeichnet. —
  • 4275 asUn für mhd. ahseln. — an den sadel, ein oft er-
  • wähnter Zug aus den Kämpfen zwischen deutschen Kreuz-
  • fahrern und Saracenen. — 4279 sich hof, es begann. — un-
  • cristin stm., Heide. — 4280 den für dem, vgl. 15. — 4285 durch
  • noty durch triftige Gründe gezwungen. — 4286 beiden swv., er-
  • warten, warten auf... mit gen. — dumes tagis, vgl. 1799;
  • das Recht, was den Heiden dann zutheil wird, ist die ewige
  • Verdammniss. — 4288 reise stf., reisiger Zug, Kriegszug. des,
  • der ihn unternommen, geführt hatte*.
  • 4293 spilemanne, vgl. 1710; hier, wo gleich 100 auf ein-
  • mal erwähnt werden, hat man sie sich als die Spielleate,
  • Musiker, die den Heereszug Ymelot's begleiten, zu denken. —
  • I
  • KÖNia BOTHEB. 215
  • l)it den zugeweichen staven
  • vaste recken unde slahen.
  • •dö yl6 ein spileman,
  • die Widolden ouch hie vore intran, 4300
  • Tor Gonstanttnen den riehen
  • harde hasticliche.
  • •dö vrägeten die vorsten alle
  • Ton deme grözen scalle,
  • •der da, ze velde wöre. 4305
  • <(ich sage ü starke mSre,
  • rsich hat irlediget der hafte:
  • -sie ildent here mit heris krafte.
  • sver ungeme hange,
  • •der ne sitze niht z6 lange. 4310
  • dar gevit der helet Widolt
  • l)eide sptse unde solt
  • heidenischen recken.
  • ich wart dar nider gestrecket,
  • ich wart bevilt unde bescom, 4315
  • ich hßte nach den lif verlorn.
  • ich wil iz ü wärliche segen,
  • die türlichen bülslege
  • gaf Widolt mit der stangin.
  • -4297 zugeweich adj., biegsanl, elastisch. — 8ta/\ mhd. 9tap stm.,
  • hier = Ruthe. — 4298 recken swv., ausdehnen; man braucht
  • •es hier nicht mit siahen synonym in der Bedeutung ((treffen» zu
  • •erklären, sondern mit den zugeweichen staven ist zunächst auf
  • slahen zu beziehen, das r^ken^ auf den Boden hinstrecken, um
  • ihnen die Schläge zu applicieren, geht vorher. Ebenso geht
  • f>a8tey genau genommen, nur auf slahen ^ tüchtig schlagen. —
  • 4299 vlö für vloch, prset. von vliehen. — 4300 vgl. 1710. —
  • 4302 harde hasticliche^ dieselbe alliterierende Formel wie 837. —
  • Jiastieliche adv. = haste-, hesteliche, — 4304 von auf vrdgen be-
  • logen, «wegen». — 4315 bevillen swv., geisein, von vel, Haut. —
  • hescomwonbeschernstw., scheren, eine schimpfliche Strafe, die
  • mit der andern, Stockschläge, gewöhnlich verbunden ist,
  • •daher die Rechtsformel «Strafe an Haut und Haar». —
  • 4316 nach adv., beinahe. — 4317 segen swv., gilt hier neben
  • sagen, vgl. 1675. — 4318 turlich^tiure, kostbar, köstlich,
  • natürlich hier ironisch. — bulslac stm., ein Schlag, der Beulen
  • gibt, vgl. 1769. —
  • 216 kOhig bothbb.
  • Bäsilistjum ist irhangin. 432(>
  • iz ne gät dar niemanne an den y6z,
  • man d6t ime gare des lives böz.
  • der tievel nimet och mir den sin,
  • daz ich s6 hovebäre bin
  • nnde och s6 lange hie stän. 4325^
  • na vräget ouch einin andren man.
  • sver hüde wirt begriffin,
  • der ist immir beswichin.»
  • Die hüven sich ze vlnchtin.
  • dö saz in leidin treehtin 4330
  • Constanttn der riebe
  • ime harde lasterliche.
  • D6 die wtgande
  • von römischen lande
  • üz deme stürme giengin 4335
  • Xnnde die ros geviengin,
  • dö bete Wolfrätis zorn
  • gemachit blutige spor,
  • dtfe gßrwundin;
  • 4321^ an den v6z, auch ironisch; die Strafe des Fußabhauens
  • gilt im Mittelalter schon für eine der schwereren Leibesstrafen,
  • aber damit ist es nicht genng. — 4322 man dot ime gare voll-
  • ständig des libes boz, man hilft ihm von dem Leben überhaupt. —
  • 4323 nimet och (für ouch), der Teufel verblendet mich. —
  • 4324 daz ich so hovehdre bin^ weil oder daß ich so sehr Höfling
  • bin, statt weiter vor diesen Unholden zu fliehen, hier am Hofe
  • mich mit der Erzählung ihrer Thaten aufhalte. — 4328 beawickin
  • part. praet. von besunchen stv., betrügerisch im Stiche laßen.
  • 4329 Die bezieht sich entweder auf die ganze Umgebang
  • Constantin's oder auf die Flüchtigen, die mit dem Spielmanne
  • entronnen waren und nun ihre Flucht weiter fortsetzten. —
  • 4330 trechte für getreckte stn., Betrachtung. — 4332 ime von
  • lästerliche abhängig.
  • 4336 die ros geviengin, die herrenlos herumlaufenden Rosse,
  • nicht ihre eigenen, denn sie kämpfen zu Fuße. Dieß Fangen
  • der Rosse geschieht am Schluße der mittelalterlichen Treffen
  • and ist ein stehender Zug in ihrer Schilderung. — 4338 spor
  • stn., Spur, hier plnr. wie blutige zeigt. — 4339 dxfe, mhd.
  • tiefe, — gerwunde swf., Wunde durch den ger, Speer. —
  • KÖNIG BOTHBB. 217
  • manigen ungesandin 4340
  • durch den heim verscrötin.
  • menigin helt götin
  • vromete der wigant
  • mit siner ellenthafter hant
  • ze leiden tagedingin. 4346
  • er was von Tengelingin,
  • der düresten diete,
  • riche an overmöte
  • mit wisdümis sinne.
  • der liz ouch sime kunne 4350
  • daz tö imer vorsten namen hat
  • die wlle daz dise werelt stä-t
  • Do ginc der herzöge von Merän
  • vor den gräven Arnolde stän
  • unde mit ime Wolfrät, 4355
  • der alliz guot verdienet hat,
  • unde Erwin, der sich ie vore nam,
  • svä man vromicheide began
  • vrö unde späde.
  • her konde wol geraden 4360
  • eime götin knechte
  • daz ime sin dinc rechte
  • beleif unz an sin alder.
  • 4342 menigen, hier darf wohl aus dem minigen der Hs. die
  • mit falschem Umlaut auch sonst vorkommende Form men.
  • neben man. angesetzt werden im Wechsel mit dem eben vor-
  • hergehenden manigen. — 4343 vromete, brachte. — 4344 ellenU
  • hafter, die starke Form vgl. 214. ellenthaft adj., mit eingescho-
  • benem t von eilen, körperliche Kraft zum Kämpfen. — 4345 ze
  • leiden tagedingen. Der Kampf wird in einem besonders der da-
  • maligen Anschauung sehr nahe liegenden Bilde mit einem
  • Rechtshandel vor dem Volke verglichen. — 4347 diet, hier
  • = künne, ((Geschlecht», nicht ((Volk». — 4350 liz, hinterließ,
  • als durch sein Verdienst erworben. — 4351 dazto: diu db zu t
  • geworden unter dem Einfluße des auslautenden z, daz für daz ez.
  • 4356 alliz £uot verdienet, lobende Phrase, alliz guot, alles
  • Gute, alle Ehre. — • 4357 »e, stets. — sich vüre nemen, aus-
  • zeichnen. — 4362 sin dinc, seine Sache. — 4363 heleif praet.
  • von belwen stv., mhd. heleip. —
  • j218 kOniq bothbb.
  • den mochte man wole behalden.
  • nach den ginc ein w!s man 4365
  • Lnppolt von Meylän,
  • der häte in sime lande
  • gewonit äne scande
  • unde was durchnechte
  • bit züchten an overbrechten. 4370
  • her wiste wol ze rechte.
  • «n heten göde knechte
  • :gev6rt biz her svert nam.
  • Eöther unde sine man
  • l)odin Arnolde, 4375
  • of her iz nemen wolde,
  • sie w^rin ime ungesvichin
  • z6 allen sinen sachin.
  • dö leveter Äne sorge.
  • daz h^ter irworven 4380
  • in deme volcwige
  • mit sinen könin live.
  • von du wirt iz ime lichte göt,
  • sver so icht vromellchis getöt.
  • Sich beriet der helet Aspriän 4385
  • wie iz Constantine mochte irgän.
  • adär möz her, sprach Grimme,
  • in der burch brinnen.
  • HU neme wir die tochter sin,
  • nä der wir gevaren sin, 4390
  • unde tragen daz vür an.
  • Widolt sal vor die dure stän.
  • sver danne dar üz gät.
  • 4364 behalten -sty., mit ehrenvoller Sorgfalt behandeln. —
  • 4370 overbrechten inf. des schwachen Verbums überbrehten, über
  • das Hau hinaus brehten, prahlen. — 4372 en fär in, ihn. —
  • 4373 gevorii erzogen. — 4375 bodin plur. pr»t. von bieten
  • stv., entbieten. — 4377 ungeswiehin part. prset. von swiehen^
  • verladen, also «treu». — 4383 du instr. von daz, darum. — wirt
  • ime lichte got, es gedeiht ihm unzweifelhaft zum Heil.
  • 4391 mir, mhd. viw, — an tragen, hinein, in die Stadt,
  • werfen. —
  • KÖNIG BOTHEB. 219
  • -wie wol uns d^ gerichit dat!
  • virmissit sin der helet göt, 4395
  • -wir läzenz immir äne not.»
  • «entrouwin, sprach Aspriän,
  • ir läzet die burc stän.
  • sich havent dar gelä-zin nidere
  • der zvelfboden sivene 4400
  • unde die vile göde
  • Constantinis möder,
  • Helena, die daz crüze vant,
  • dar got die werlt ane intbant,
  • nach der üfferstende 4405
  • löste mit siner hende.
  • der Adamen valde,
  • er nicht vermiden wolde
  • daz ime der aide got verbot.
  • -4394 de für der, geht auf Witold. — gerichit von rechen stv.,
  • bestrafen, ge hier nur Bezeichnung des Fut. oder Fut. exact. —
  • 4395 virmUsen swv., ygl. 2124, vergeßen, übersehen, d. h. läßt
  • «r einen sver dan dar üz gut entkommen, dann wollen wir es
  • ^uch gerne (dne not) geschehen laßen , ironische Wendung. —
  • 4398 ir Idzei, das vorgesetzte Fron. pers. verstärkt den Begriff
  • •des Imper.: «Ihr sollt.» — 4400 zvelfbode, der Apostel. —
  • sivene, d. h. nach der freilich sehr schwankenden Tradition alle
  • 4iußer Fetrus und Faulus, Johannes, Fhilippus und Jacobus minor.
  • — 4402 Constantinis, nach der Geschichte ein anderer Constantin
  • als der negative Held dieses Gedichts, Constantin der Große, hier
  • aber mit diesem zusammengeworfen« — 4403 Helena, die heilige
  • Mutter Constantin's, weist auch auf das Rheinland hin , . wo sie
  • ■als Stifterin vieler Kirchen im Mittelalter sehr bekannt war.
  • Ihre populärste That ist die hier erwähnte, die Auffindung des
  • heiligen Kreuzes in Jerusalem. — 4404 intbant prset. von int-
  • binden stv., lösen, erlösen. — 4405 üfferstende stf., Auferstehung;
  • dieses seltene, aber ganz richtig gebildete Wort ist in ver-
  • wandten Sprachdenkmälern hier und da anzutreffen, z. B. in
  • Friedb. Christ E*. (bei Müllenh. und Seh. 77, 16) der unser üffer-
  • stende, also stf. — 4407 der, d. h. der Teufel. — valde prset. von
  • vellen, zu Falle bringen. — 4408 u. 4409 vermiden daz ime got;
  • wir wenden es positiv «er übertrat dennoch das Verbot Gottes»
  • und vergriff sich an Christus, .indem er seinen .Tod veranlaßte
  • und dadurch es Gott ermöglichte, das Recht, welches der Teufel
  • seit dem Sündenfall über alle Menschen besaß, durch den Er-
  • lösungstod Christi fortan aufzuheben. —
  • 220 KÖNIG BOTHEB.
  • die unsich hat gebiledöt, 4410
  • her h^tis allis gewalt.
  • beide berc unde walt
  • scüf her unde die lüfte
  • mit sinin magenkreften.
  • swer deme icht gedienit, 4415
  • deme wirt wol gelönit,
  • daz ime stne dinc wole st^nt
  • unde ime nimmir m6 zeg^nt
  • von ^win wan zen ^win.
  • nu scönit des aldin h^rin», 4420
  • sprach der riese Aspriän,
  • ((daz dunkit mich g6t getan.»
  • Witolt vorchte den heilant,
  • des wart her over alle die laut
  • gemeine sit den reckin. 4425
  • her sprach «heiliger trehtin,
  • waz woldis du mtnis armen man?
  • nu ich die witze nine hän,
  • 4410 die = der, — unsich hat gebilidot, biiidon swv., gestalten,
  • schaffen, geht auf Gott. — 4411 hetis für kete es oder des
  • alles. — 4414 magenkraft stf., 597 u. s. w. ein Lieblingswort
  • des Gedichts. — 4417 daz in der Weise, daß... sodaß... —
  • dinc^ wie oben für unser «Sache», vgl. 14. — 4419 von eunn
  • wan zen ewin. ewe, vgl. 481, ist hier endlose Dauer, Ewig-
  • keit, die Phrase ist Uebersetzung des lateinischen «in secnla
  • seculorum». — wan, toante adverbiale prsep., bis. — 4420 des
  • aldin heren Constantin's.
  • 4424 des, absoluter gen. «davon, deshalb». — 4425 ge-
  • meine adj., aufgenommen von, in freundlichem Verkehr mit. —
  • sit, von da ab, später, d. h. er galt von da an, obgleich
  • eigentlich ein Riese und nicht ein Recke, wegen seiner
  • frommen Gesinnung bei den Recken etwas. — 4426 heiliger
  • trechtin, 4068 trechten, hier mit ebenfalls verkürztem Vocal
  • trechtin. — 4427 waz woldis du mtnis armen man^ von mir
  • armen Mann, mtnis ist nicht gen. des Fron. pers. mit enkl. an-
  • gefügtem des , sondern die nieder- und mitteld. Form des Gen.
  • selbst, woraus unser nhd. «meiner». Der Sinn ist: waram
  • hättest du beinähe mich eine so schwere Sünde begehen laßen
  • in meiner Thorheit. — 4428 toitze stf., Besinnung, Einsicht,
  • gewöhnlich und auch hier im Plur. gebraucht. —
  • KÖNIG EOTHER. 221
  • s6 der l!f [irsterbit,
  • waz sal der sMe werdin? 4430
  • owl daz ich ie geborin wart!
  • mir riet der tüvel sine vart,
  • "^daz ich arme töre
  • die burc wolde zestören.
  • gröz sint mtne sculde. 4435
  • ich hßte dine hulde
  • gerne, trechtin hßre,
  • unde verebte vile söre,
  • s6 du mich lieze gewerdin,
  • da läzes mich irsterbin 4440
  • also in minin sunden.
  • nu ist daz af gründe
  • gesetzit den unrechten,
  • wie harde ich vorchte
  • sanctum Michailen. 4445
  • er ist tröst allir seien;
  • vor deme der tüvel gelach
  • (her tede ime einen michelen slach)
  • in vüre und in glüde.
  • von sime overmüde 4450
  • is her verstozin
  • von allen sinen genozin.»
  • Die riesen allentsamt
  • worfin die stangin üz der hant.
  • durc den Ewigen got, 4455
  • der in zelevene gebot
  • liezen sie Constantinople stän:
  • iz newäre anders nicht getan.
  • ^430 werdin mit gen., aus der Seele werden. — 4432 vart
  • stf., Fahrt, Verfahren, Geschäft. — 4439 so, wie. — lieze,
  • 2. Pers. sing, praet. von Idzen ; unten 4473 steht heizen, was ebenso
  • viel besagt. — gewerdin stv., ins Dasein kommen. — 4442 daz
  • af gründe, vgl. 1978. — 4443 den unrechten, bösen. — 4450 von
  • 8xme overmüde, durch seinen Hochmuth. — 4451 her, der Teufel.
  • 4453 allentsamt adv., das verstärkte ent- ensamt. — 4458 an-
  • ders ady., keine andere Macht würde sie zurückgehalten haben.
  • 222 KÖNIG BOTHEB.
  • Röther heiz vor sich gän
  • Luppoldin den getrüwin man 4460
  • unde Berchteren den rtchen,
  • der riet ime wtsliche.
  • her sprach, anu scöne, koninc h^re,
  • godes nnde diner s^le,
  • des hästu gröze Sre, 4465
  • nnde heiz die burc läzin stän.
  • wirt Constantinö icht getan,
  • so si wir sculdich irkorn
  • unde sin ßweliche verlorn.
  • Constantinum den riehen 4470
  • vorchtich vreisliche.
  • nu sal her des geniezen.
  • der uns gewerden hieze,
  • got der gildit harde vil.
  • swenne sich der mensche ovir wil, 4475
  • so tut her unrechte,
  • ja sprichit unse trechten,
  • sver in bit trüwen meine,
  • der si in ^win reine.
  • nu sende, trüt hörre min. 4480
  • nä deme wive din.»
  • D6 sprach der koninc riche
  • harde wiscliche
  • asint mir der vater starp
  • 4463 sconen swy. mit gen., Rücksicht nehmen auf, vgl.
  • 1209. — 4469 eweliche adv., ewiglich. — 4471 vreisliche adv.,
  • wie unser «schrecklich», auch hier nur steigernd, vgl. 4271.
  • — 4472 des geniezen, Vortheil davon haben. — 4473 gewerdin
  • wie 4439. — hieze kann kein Conjunctiv sein, sondern muß
  • als die einzige in diesem Gedicht vorkommende verlängerte
  • PraBteritalform aufgefaßt werden, wie solche einzeln schon viel
  • älter in der deutschen Sprache erscheinen und in unserm
  • « wurde, sähe» u. s. w. noch existieren. — 4474 gildit harde vily
  • ist ein sehr strenger Richter. — 4475 sich over wily über sich,
  • sein Maß, das ihm Gott gesetzt hat, hinaus will. — 4478 bit
  • für mit — meinen swv., hier so viel als lieben. — 4479 in
  • eioin, vgl. 4419.
  • 4484 sint conj., seitdem. —
  • KÖNIG BOTHEB. 223^
  • und ich dir bevolen wart, 4485^ •
  • so wärest du minir ^ren
  • willich immir m^re. \
  • du trüdis mich nacht unde tach,
  • daz mir ze leide nicht gescach;
  • du zugist mich alse din kint, 4490
  • daz wären kristenltche dinc,
  • unde l^rdis mich göde knechte
  • haven nach im rechte.
  • nu läze dich got der guode
  • durch sin ötmuode 4495-
  • geniezen aller trüwin.
  • du Salt mich immir rüwin;
  • is daz ich dich overleve,
  • sone mochte mer nimmir leider weseij.»
  • Des koningis geköse 4500
  • was äne vals löse,
  • sie höten sich der sunden.
  • done dorste vor den scanden
  • gereden nehein helet göter
  • wan des ime was ze möte 4505
  • wider iegelichen man.
  • dö wären die vorsten lovesam
  • unde leveten inme riche
  • mit trouwin städicliche.
  • 4486 werest du für mhd. wcere du, eine der schon bemerkten,
  • nach Art der übrigen 2. Fers. sing, gebildeten Formen de»
  • starken Fraet., desgleichen zugi$t,^T zuge, züge von ziehen^ unten
  • 4490. — 4488 trudia prset. des schwachen Verb, trüden, mhd.
  • triuten, lieb haben, Gutes erweisen. — 4497 erklärt sich durch
  • das folgende: ich würde deinen Verlust nie verschmerzen
  • können, wenn ich dich überleben sollte. — 4498 ia dazy ge-
  • schieht es, daß. — overleve y mhd. überlebe. — 4499 leidir
  • compar. des Adv. leide, traurig, schmerzlich.
  • 4500 gekose stn., (freundliche) Rede. — 450 L dne vah lose
  • tautologisch , denn los adj., bedeutet ungefähr so viel wie dne
  • vals, — 4503 dorsten pr»t. von dar, tar, wagen, plur. auf
  • nehein helit gbter, eine Mehrzahl, bezogen: keiner wagte sein»
  • Meinung, seine wahre Gesinnung hinter falsche Rede zu ver-
  • bergen. — 4505 wan, außer. — 4508 inme » in deme, —
  • 4509 stddicltche adv., beständig.
  • xin.
  • CoDstantin sitzt unterdessen in todtlicher Angst in Kon-
  • :8tantinopel , nicht getröstet durch die schonungslos bittem Vor-
  • würfe der Königin. Endlich besinnt er sich auf den besten
  • Rath : er heißt seine Tochter sammt ihren Frauen sich festlich
  • ■schmücken und in ihrem Geleite zieht er Rother entgegen, der
  • ihn trotz Witold's Toben freundlich empfängt, sein Weib aus
  • seiner und der Königin Hand erhält, und nachdem er seine
  • getreuen Helfer, namentlich den Grafen Arnold, reich belohnt
  • hat, mit ihr und den Seinen nach Hause steuert, wo die junge
  • Königin gleich an dem Tage der Landung Pipin, den nach-
  • herigen Vater KarVs des Groüen, gebiert. Zu Hause stattet
  • Rother seine Mannen, vor allen die Riesen, Lupoid, Erwin,
  • Wolfrat mit Land und Leuten überreichlich aus, regiert in
  • Glück und Herrlichkeit noch viele Jahre, bis Pipin das Schwert
  • nehmen und sein Stellvertreter als deutscher König werden
  • kann. Da mahnt ihn der alte Berchter, seiner Seele zu ge-
  • -denken und der Welt zu entsagen, was er auch sammt der
  • Königin thut.
  • Constantin der riche 4510
  • der vorchte ime vreisliche.
  • her sprach z6 der koningln
  • «owi trüt vrouwe min,
  • daz ich ie den lif gewan!
  • mich slÄnt Kötheres man. 4515
  • wie grözer kintheit ic gew^lt,
  • 4511 vorchte praet. von vurchten swv. — ime, sich. —
  • vreisliche, vgl. 4271. — 4515 sldnt für slahent, erschlagen. —
  • 4516 kintheit stf., der Zustand eines Kindes und das daraus
  • stammende Betragen, kindische, gedankenlose Art. — ic
  • für ich, niederd. wie sie für sich u. s. w. —r geweit, mund-
  • artlich für gewielt von walten stv. mit gen. des Objects, unserm
  • '((Verwalten» einigermaßen in Bedeutung gleich, noch mehr
  • unserm ((ausüben»; ge zur Bezeichnung des abgeschloüenen
  • Prseteritalbegriffs ((habe ich begangen». Daß hier ein Reim-
  • vers fehlt, ist leicht zu ersehen, aber der Sinn ist nicht da-
  • •durch gestört. —
  • KÖXia BOTHSB. 225
  • daz ich ime sin wif nam!
  • dar gescach mir ovele an,
  • iz was ouch alliz äne not.
  • her hete mir wol gedienöt. 4520
  • des woldich deme riehen
  • hüde bösliche
  • lonin mit deme galgin.
  • iz begegenit allenthalvin
  • dicke den man, 4525
  • SYaz her dan hat getan.
  • die grove het ich gegravin,
  • ich möz dar selve in varin,
  • so iz allir w^tlichest ist,
  • mich innere der waldendiger Crist 4530
  • unde die güde koningin.
  • nu nim die scönen tochter min
  • unde vöre sie deme helede
  • üz der burc intgegene
  • nnde bide in durch got den göden 4535
  • gedenkin minir node,
  • daz her mich läze genesen.
  • ich wil immir m^ wesen
  • 4518 ez geschiht mir ühele, nicht bloß in dem neutralen oder
  • passiven Sinne des heutigen «es geschieht mir», sondern wie
  • unser «es gelingt mir», wo die selbständige Thätigkeit und
  • Verantwortlichkeit zugleich mit betont wird, vgl. 2880. —
  • 4519 dne noty ohne triftige, zwingende Ursache. — 452.2 hude,
  • mhd. hiute. — bösliche, wie es ein «6(bs6» macht, ein Feigling
  • und Schwächling. — 4525 den für dem, vgl. 19. — 4526 srar
  • her dah hat getan ist durch das folgende Sprichwort deutlich
  • erklärt: was er verübt hat, das «begegnet», stoßt ihm selbst
  • zu. — 4527 grove stf., mhd. gruobe. — het für hete, praet. von
  • haben, hän. — 4528 dar in, da hinein, darein. — 4529 so iz,
  • so = wie. — wetlichest ist , so aus dem verderbten wetichet dei
  • Hs. hergestellt, wetlichest = mhd. wcetlichest; wwtlich adj., kleid
  • sam, angemeßen, insofern auch wahrscheinlich, und in dieser
  • Bedeutung hier. — 4530 innere, in procl. Negation im hypoth.
  • Satze: wenn mich nicht — nere; nern = retten, vgl. 2888. —
  • 4531 die £Üde koningin, die Himmelskönigin, Christi Mutter. —
  • KÖNIG ROTHEB. 15
  • 226 KÖKia BOTHEB.
  • zö Constantinopole verhaft,
  • daz man stt biz an den t6mis tach 4540
  • daz her ze Constantinopole hat getan,
  • do in Röther ntne liez irhän.»
  • D6 sprach die koningtn
  • «wes vortis du, Constantln?
  • dir helfint die koninge 4545
  • von wöster Babilönje,
  • daz du Rötheren hähis.
  • waz of du in noch gevähis?
  • dinis overtrüwen scanden
  • ich nemochtis dir ze vore nie gesagen; 4550
  • du versmädes harde got
  • 4539 verhaft adj., nicht ganz dasselbe wie unser «Terhaftet»,
  • sondern nach dem Rechte des deutschen Mittelalters in freier
  • Haft «interniert», wie wir im heutigen Jargon sagen. —
  • 4540 — 42 jeder Vers für sich deutlich und ohne erkennbaren
  • Fehler, im ganzen aber des Zusammenhangs entbehrend, sodaft
  • nach 4540 wahrscheinlich ein Verspaar ausgefallen ist, etwa
  • des Inhalts: ich will in Konstantinopel in freier Haft bleiben,
  • daü man von mir bis in alle Ewigkeit {ßit biz an den tomis
  • tach) sagen soll, «was er in Konstantinopel verübt hat, das
  • hat er auch dort verbüßt». — 4542 irhdn für »V-, erhdhen stv.,
  • erhängen.
  • 4544 vortis für vorchtis, mhd. vurhtest, gen. wes als ur-
  • sächlicher Gen. davon abhängig. — 4548 waz of, vgl. 511. —
  • noch, noch jetzt oder später. — yevdhiSy in deine Gewalt be-
  • kommst, höhnische Frage. — 4549 gibt die Hs. dinis over
  • truwen scanden, woraus schwer etwas zu machen ist. Der Ver-
  • beßerungsvorschlag overmudes für over truwen wird durch 4562
  • unterstützt und jedenfalls kann hier kein anderes mit over ge-
  • bildetes Wort gestanden haben als overmut. truwen ist dann wohl
  • die bekannte als adverb. oder interj. hier oft gebrauchte Plural-
  • form von iruwe, triuwe, triuwen = trann, vgl. 95. So wäre denk-
  • bar, daß gestanden hätte dtn overmut is triiwen scade, scade
  • adjectivisch gebraucht, scliädlich. — 4550 ich nemochtis ze vore nie
  • gesftgen, ich war nicht im Stande es dir zuvor so zu sagen,
  • daß du es geglaubt hättest; is gen., abhängig von der Negation
  • nie. — 4551 ver»mdde8, praet. von persmdfien swv., verschmähen. —
  • harde, bloßes Steigerungsadv., vgl. 009. —
  • KÖNIG BOTHEB. 227
  • der uns ze levene gebot,
  • und volgedis deme vertrivenen,
  • die legede dich dar nidere.
  • umbe diesin wßr iz bezzir; 4555
  • gener leget dich in daz wazzir
  • dar du inde dine gadin
  • nemugin geswimmin noch gewadin.
  • von du macht du wol verstän,
  • daz nechein dinc dien man 4560
  • grozeren scaden düt
  • dan der leide overmüt,
  • dar von der tüvel gewan,
  • daz ime nimmer zeran
  • ochis noch achis 4565
  • noch allis ungemachis,
  • des hat her immer genüch,
  • und giv^ris och dir, of du nä ime düst.»
  • 4552 der uns ze levene gebot, wie der uns gewerden kiez u. s. w., Gott
  • als Schöpfer und Herr, dem der Gehorsam des Menschen gehührt.
  • — 4553 der veririvene^ der «Verstoßene» schlechtweg, ist der
  • Teufel. — 4554 die für der. — dar nidere legen bildlich, ins
  • Verderben stürzen. — 4555 diesin Gegensatz zu jenen, bezieht
  • sich nicht auf das Subject des unmittelbar vorhergehenden
  • Satzes, Teufel, sondern auf das den Gedanken des Sprechenden
  • beherrschende «Gott», jener auf «Teufel». — wer iz bezzir^
  • in Beziehung auf Gott, was Gott anbetrifft, stünde es
  • beßer für dich. — 4556 in daz wazzir, das Bild des «Höllen-
  • pfuhles» ist uns noch als eine Erinnerung an die Flüße und
  • Gewäßer unserer altdeutschen Hölle geläufig, und auf solche
  • Nachklänge bezieht sich auch diese Phrase. — 4557 gade swm.,
  • Genoße, lat. par, vgl. 1103. — 4558 gewadin, wadin stv., mhd.
  • nhd. waten. — 4559 du für diu, instr. Ton daz; von du, des-
  • halb. — 4560 dien für diem, deme, dem. — 4563 gewan, davon
  • getragen , verdient hat. — 4564 u. 4565 daz von gewan ab-
  • hängig. — ez zerinnet einem eines d., es entschwindet einem
  • etwas, achis und ochis zu Subst. erhobene Interject. ach und
  • och von nahezu gleicher Bedeutung. — 4568 giveris wohl für
  • givere is. girere, mhd. gevcere adj., gefährlich; aus dem vo-
  • rigen Satzgliede ist das Subj. her, der Teufel, zu ergänzen.
  • Eine andere Erklärung giveris = mhd. gevaerfst, du bringst
  • dir Gefahr, scheint die Energie des Ausdrucks weniger zu
  • wahren. — mi ime, nach seiner Anweisung.
  • 15*
  • 228 KÖNIG BOTHEB.
  • Constantin saz in trehten
  • wie her genesen mehte 4570
  • von Rötheres gestin.
  • dd dähte her des hestin,
  • sine tohter heiz her vore gän
  • in ire gewande lossam.
  • dö zierede megede unde wif 4575
  • mit vlize den iren lif.
  • si trögin kurzeholde
  • gelistet mit deme golde,
  • nnd mit edelen gesteine
  • gewiret vile kleine. 4580
  • vor Constantinin den richin
  • giengen gezogenlichin
  • ahtich scöne vrowin
  • mit goldinen krönin.
  • Dö quämen die zeldere inde die ros 4585
  • üffe den Pöderamus hof.
  • da klappende daz gesteine
  • 4569 in treckten, vgl. 4330. — 4570 hs. mohte in mehte zu
  • ändern, liegt auf der Hand, da die Form mähte neben mohte
  • im Reime öfters vorkommt; 4866 steht aber mochte oder machte
  • ind. mit einem ähnlich w^ie 4330 ungenauen Reime. — 4b7b zierede,
  • der Sing, veranlaßt durch die als ein abstract. Coli ectivbegriff ge-
  • faßten Plur. megede unde wif. — 4577 kurzebolde, ein oft mit Pelz
  • verbrämter, für den größten Staat gebrauchter Frauenüberwurf
  • oder Mantel ; Gold und Perlen oder Edelsteine sind gewöhnlich
  • darauf gestickt, wie auch hier. — 4578 geltstet prast. von
  • listen swv., gesäumt, umsäumt, von liste, Saum. — 4580 ge-
  • wiret, vgl. 397. — 4583 ahtich, hier die niederd. Form, unten
  • 4602 die mehr hochd. ahzich für ahtzic, — vrowen ist hier im
  • Reime auf krönin statt des sonst gewöhnlichen vrouwe mit er-
  • haltenem Diphth. ou angesetzt, obgleich auch vrouwin : krönin
  • nicht falsch wäre. — 4584 goldin, mundartlich für guldm, wie
  • hornin für hurnm u. s. w.
  • 4585 zeldere, vgl. 2878. — inde für unde. — ros synon.
  • mit zeldere im Gegensatz zu marc, dem Streitroß, die für den
  • friedlichen Verkehr bestimmten Reitthiere, also auch die.
  • welche den Frauen dienen, ebenso gut aber auch den Männern. —
  • 4587 klappenen swv. = klappen, mhd. klapfen, klappern. —
  • S:ÖNIQ BOTHEB. 229
  • mit den isperliu kleine
  • an den vorebügin.
  • mit samite grünin 4590
  • wären die sadele bezogin,
  • iz inhaven de böche gelogin.
  • Bär säzin Constanttnis kint
  • üf ein sidin gewint.
  • der koninc reit äne sine man 4595
  • under den vrouwen lossam.
  • bt deme reit die koningln
  • unde die lieve tohter sin.
  • dar lüchte ein karbunkil —
  • dar newart nimmir dunkil — 4600
  • ovene üz der kröne,
  • ahzich vrouwin sc6ne
  • vörde der koninc Constantin
  • mit der lievin tochter stn
  • Röthere deme helede 4605
  • üz der burc intgegene
  • daz sie deme . . .
  • Wie die zoume klungin,
  • dö die vrouwin drungin,
  • üz der burc inwiderstrit! 4610
  • dar lüchte daz Rötheres wlp
  • vor andren wiven over laut
  • 4588 isperlin für ptrlinen dat. plur. von tsperltn^ soviel als upozzer'
  • perltn 3069, durchsichtige Perlen. — 4589 vorehugin^ mhd.
  • oür(e)hüege stn., Brastrieme. — 4590 grunin, mhd. grüenen;
  • üher die schwache Form grunin vgl. 119.
  • 4594 gewint stn., soviel als das gewöhnliche gewant, die
  • kostbaren Decken der Rosse, Satteldecken sind gemeint. —
  • 4599 lüchte praet. von lüchten swv., mhd. liuhten. — karbunkil^
  • vgl. 1853. — 4607 fehlen V/2 Reimzeilen, die bis auf einige
  • Buchstahenreste ausgetilgt sind.
  • 4609 drungin, plur. prset. von dringen, sich drängen. —
  • 4610 inwiderstrit adverb. Ausdruck, zusammengesetzt aus der
  • Praep. in und widerstrit stm., Wettstreit. —
  • 230 SÖNia BOTHEB.
  • als ein bernender j&chant.
  • daz irsach der gräve Erwin.
  • her sprach z6 deme harren sin 4615
  • «dar komit din leide svägir.
  • du Salt in wol intfähin.
  • gedenke der aldin züchte und ^rin
  • wie hie bevoren die h^rin
  • ir leit liezin durc got. 4620
  • nu nemache der werlde necheinin spot
  • an deme gödin knechte.
  • daz komit dir rechte,
  • nu der koninc Constantin
  • rtdit üz intgegin di, 4625
  • daz du ime läzis den Itf.
  • her bringit dir daz scöniste wif.»
  • «iz wöre vil wol, sprach -Aspriän,
  • wurde ime ein bülslac geslän.»
  • Dö sprach gezoginliche 4630
  • Berchter der riche
  • 46L3 a/ls relat., als wie. — bernen, mittel- und niederd. Form
  • mit umgesetzten Anlaut für brinnen stv., gleichlautend mit ber-
  • nen swv. für mhd. brennen. — 4616 svägir stm., Schw^äher
  • (dessen Nebenform es ist) und Schwager, hier Schwäher. —
  • 4619 hie bevoren, vgl. 500. — 4620 Idzen, hier wie so oft
  • im prägnanten Sinne, wo man es dann elliptisch zu erklä-
  • ren pflegt. Man ergänze ungerochen oder etwas Aehnliches.
  • — durc got, um Gottes willen. — 4621 nu nemache
  • der werlde necheinin spot an Conatanttne, thue nichts gegen Con-
  • stantin, worüber du spot, schimpfliche Nachrede, Schande bei
  • den Menschen (werti) haben müßtest, oder worüber die Leute
  • Constantin verspotten könnten; die erste Erklärung paßt hier
  • beßer. — 4622 gödir knecht; selbst der «aide herren Constan-
  • tin, wie er anderwärts heißt, kann so bezeichnet werden, da
  • der Ausdruck rein formelhaft geworden ist, vgl. 24. — 4623 daz
  • komit dir rechte, steht dir wohl an. Gegentheil iz komit ovele,
  • vgl. 4639. — 4625 üz, heraus. — dfi für dir; man könnte auch
  • d%n setzen, denn ingegin dm ist sprachlich unanfechtbar,
  • es bedarf aber nach dem Reimgebrauch des Gedichts dessen
  • nicht. — 4628 ez ist wol, es paßt sich, gehört sich. —
  • 4629 bülslac, vgl. 4318.
  • KÖNia BOTHBB. 231
  • aneinä, herre Aspri4n,
  • hie sal die zucht vore gän,
  • nu her undir den vrouwin ist komin.
  • unde h^te her benomin 4635
  • allin minin kindin den Itf,
  • wir sulin ßren dise wlf
  • an deme riehen koninge,
  • iz qn^me nns anders ovele.
  • alse der man genädhin gerit, 4640
  • iz ist recht der in gewerit.»
  • Röther der riche
  • sprach gevocliche
  • «nu när, wtgande
  • von römischen lande! 4645
  • intfät Constanttnin
  • durch den wilün mtnin.»
  • dö ginc der herzöge von Merän
  • intgegin der vrouwen lossam.
  • Luppolt und Erwin 4650
  • intfiengen die koningin.
  • Röther kuste s!n w!f,
  • si was ime alse der lif.
  • her kuste euch die aldin koningin
  • und heiz si willekome sin. 4655
  • Wolfrät der wigant
  • nam Constantine b! der hant.
  • dö in Widolt gesach,
  • ovilliche her sprach,
  • r
  • 4632 neind, vgl. 1758, — 4633 vore gän, die Leitung,
  • Herrschaft haben. — 4635 unde, wie oft als Einführung eines
  • hypothetischen Nebensatzes. — 4637 derselbe Gedanke in 4634.
  • — 4640 alse, so wie, wenn, falls. — 4641 der relat., wenn einer,
  • 'ein ganz anderes, gleichfalls unbestimmtes Subject als der man. —
  • einen gewern sc. eines d., einem etwas, hier Gnade, gewähren.
  • 4643 gevocliche adv., vgl. 1765. — 4644 nu ndr, vgl.
  • 4067. -— 4646 intfät für intfdhety hier ist intfdhen im Sinne
  • des höfischen Ceremoniells , als ein technischer Ausdruck
  • gebraucht. — 4659 ovilliche adv. = mhd. ühell., hier haßerfüllt,
  • feindselig. — her sprach^ höchst wahrscheinlich verschrie-
  • ben für sachj im neutralen Sinn, «aussehen», 'denn nicht
  • 2S2 kOklg botheb.
  • her lach inde beiz in die staagen, 4660
  • daz die vuris flamme
  • dar üz v6ren dicke.
  • die vreisltchen blicke
  • sach man an deme konin man.
  • dar ne mochte n^man z6 gegän, 4665
  • sine rededen ime vi! evene mide.
  • her höf die meisten nnside,
  • des her immir began
  • ze wilichem hantwerke her quam.
  • Wie rechte die koningin gesach 4670
  • daz Widolt unsitich was!
  • z6 Constantfnö deme riehen
  • sprach si gezogenltche
  • «du solt vor Röthere stän.
  • dort steit Aspriänes man. 4675
  • sin gemöte ist herte.
  • waz of dich dinis gevertes
  • noch hüte selve irvilit?
  • nu warte wie jenez kint spilit,
  • v Reden, sondern von dem Aussehen Witold's handelt es
  • sich hier. — 4663 blicke, hier im jetzt allein üblichen Sinn,
  • Blitz des Auges. — die, der Artikel weist darauf hin, daß sie
  • wohlbekannt sind. — 4666 sine für si ne , auf neman, plur. Be-
  • griff bezogen. — vil evene, sehr begütigend. — einem mite
  • reden, einem zureden. — 4667 unsite stm:, also hier wie ge-
  • wöhnlich Plur., grobes, ungeschlachtes Benehmen. — 4668 des
  • von hegan abhängiger Gen. von daz, abstract den vorigen Begriff
  • zusammenfaßend. — 4669 wilichem für swilichem, die interrog.
  • Form für die correlative, wie öfters in altern und gleichzeitigen
  • Denkmälern, später bekanntlich ganz allgemein, wilich für mhd.
  • welich, welch. — hantwerc stn., Beschäftigung, hier wie überal>,
  • wo das Thun der Riesen geschildert wird, mit humoristisch-
  • ironischem Beischmack.
  • 4671 unsitech, der Begriff von unsite adject. gefaßt. —
  • 4676 gemöte stn., Stimmung. — 4677 geverte stn., das Verfah-
  • ren. — 4678 ir(er)vilen swv., überlästig sein, bedenklich er-
  • scheinen, soviel als das sonst gewöhnliche 6^t7/?. — 4ßld jenez
  • kint, vgl. 4669. —
  • KÖNIG BOTHEK. 23S
  • daz ime die vüirflamme 4680
  • scrickit üz der Stangen,
  • wene durch des koninges ^re
  • dune bescöwedis nimmer m^re
  • weder lüte noch lant:
  • -^ich slöge der selve välant. 4C85
  • inbr^che her von der lannin,
  • din leven w6re irgangin.»
  • Die koningin ir tochter nam,
  • eine vrouwen lossam.
  • «Rother, h^rre min, 4C90
  • diz ist die Schone din,
  • die nim in dine gewalt
  • svie du gebüdist, holet halt,
  • got löne dir maniger ören
  • unde allin disin h^ren, 4695
  • die si zu mir hänt getan.
  • Berchter von Merän,
  • du bist ein üz irwelet helt,
  • z6 allin trouwin irwelt,
  • unde irkennis och unsin trechtin. . 4700
  • dtn mödir müze sälich sin
  • 4680 vüir für vür, mhd. viur; wie in unserm nhd. Feuer ist
  • auch in dieser mundartlichen Form ein nachschlagender Vocal
  • Tor dem auslautenden r entstanden, weshalb die Schreibung ui,
  • die einen reinen Diphthong bezeichnet , falsch wäre, gerade so
  • wie tüere und nicht tuere für mhd. tiure geschrieben werden
  • muß. — 4681 scricken, vgl. 2166. — 4682 wene für wan,
  • -wenn nicht , außer , nur sc, geschieht es : solche Aposiopesen
  • ntich wan sind in der Sprache des 12. und 13. Jahrhunderts
  • ungemein beliebt. — 4686 vdlanf, d. h. Witold. — 4686 in-
  • breche praet. conj. von in-, ent'brechen stv., losbrechen. —
  • 4687 irgariifin von irgan^ aus«, vergehen.
  • 4691 echone swf., eheliche Gemahlin, beachtenswerth das
  • oberdeutsche ch für mhd. und mittel- und niederd. k des An-
  • lautes. — 4693 svme du gebudist, Höflichkeitsformel, «ganz nach
  • deinem Gebote, Befehle, Ermeßen». — helet halt, vgl. 981. —
  • 4694 /o/wn, mit gen. der Sache eren. — 4696 zii mir, an mir. —
  • 4698 üz irwelet helt, z6 allin trouwin irwelt, immerhin . bedenk-
  • liche aber nicht gerade unmögliche Wiederholung, gezelt, er-
  • sehen, bestimmt, liegt sehr nahe. — 4701 sulich, unumf^elautete
  • Form des mhd. Adj. scelec, glückselig, selig gepriesen. —
  • 234 kOnig botheb.
  • daz si dich ie getrüc.
  • du bist biderve unde gut.
  • din zucht is hüte woie sein,
  • Sit der koninc Constanttn 4705
  • mit deme live intgät,
  • s6 YÜe her dir leides getan hat.»
  • si sprach deme götin knechte
  • wol mit grozeme rechte.
  • im was ie allir haz leit, 4710
  • des beherdint die buch die wärheit.
  • D6 sprach der koninc Constantin
  • («Rother, live h^rre min,
  • heiz Arnolde here vore gän.
  • ich wil deme tugenthaften man 4715
  • durch sine dugint gevin
  • daz her immir samfte mac levin,
  • der dich nerin yrolde.»
  • d6 krönete man in mit golde
  • unde l^h ime ein lant dar. 4720
  • dö yrart her koninc in Greciä.
  • die vonf düsint h^ren
  • die mit ime geriden yrären
  • üz der burch lossam,
  • die wurdin bit banden sine man. 4725
  • do reit her vröliche
  • in daz sin riebe
  • 4704 sein adj., offenbar. — 4705 sitj hier causal, weil. —
  • 4706 intgän, frei, unbeschädigt davon gehen, kommen. —
  • 4708 sprechen mit dat., von einem sprechen.
  • 4717 samfte adv., bequem. — 4719 kronete mit golde, d. h.
  • setzte ihm eine goldene Krone auf. — 4720 leh praet. von Ithen,
  • leihen, hier im staatsrechtlichen Sinne: ein Lehen ertheUen. —
  • ein lant dar, daselbst; der Reim dar: Greciä befremdet hier nicht,
  • vgl. 4737, so leicht er auch in da: Grecid zu ändern wäre. —
  • 4721 unter Grecid denkt sich der von einigen gelehrten Erinne-
  • rungen angeflogene Dichter jedenfalls etwas anderes als dctz
  • kuninor. ze Kriechen oder zu Konstantinopel, das sogenannte
  • griechische Kaiserreich. Arnold wird Unterkönig des Constan-
  • tin, der König oder Kaiser von Konstantinopel bleibt. —
  • 4725 bit Händen für mit handen; die Bedeutung s. 4048. —
  • KÖNIG BOTHEB. 235
  • inde levite mit grozin ^ren,
  • die h^ter immir m^re
  • biz an sinin tot. 4730
  • sus wart ime gelönöt.
  • gedächte des noch etlich juQC man,
  • iz instnnde ime nicht ovele an,
  • unde dienete vlizliche,
  • ime 16nete etliche. 4735
  • Die herren rümten iz dar.
  • Arnolt vor in Greciä.
  • die koningin ginc umbe
  • unde kuste besunder
  • alle Rötheres man. ' 4740
  • si heiz sie gode bevolin varn.
  • Wolfrät der wigant
  • nam achzich düsint hi der hant
  • und brächte si vil sciere
  • z6 eime scönin kiele, 4745
  • die vörde der koninc Röthere
  • mit sinime wtve over mere.
  • d6 heiz der riese Aspriän
  • die lüde in den kiel gän.
  • die heren vören alle samt 4750
  • wider hein in ir laut,
  • dö reit der h^rre Constantin
  • und die riebe koningin
  • z6 Constantinopole ,
  • der mären bürge. 4755
  • 4732 gedachte, unumgelautete Form des Praet. conj. von geden-
  • ken. — 4733 instunde. in proci. Negation. — 4735 etliche =
  • etlicher f bedenklich anch wegen dem etlich in 4732.
  • 4736 rümten iz unbestimmtes Object, oft bei rumen zu-
  • gesetzt, das Land, den Ort räumen. — 4739 besunder, der
  • Reihe nach, jeden einzelnen. — 4741 gode bevolin, die noch
  • jetzt übliche Abschiedsformel. — 4743 6t der hant, unter seine
  • Obhut. — 4745 z6 eime, nicht als wenn er nur ein einziges
  • Schilf gehabt hätte, sondern jede Schar von diesen 80000 zu
  • ihrem Schiffe. — 4746 die bezieht sich auf achzich düsint. —
  • 4749 lüde, mhd. Hute. —
  • 236
  • KÖNia BOTHEB.
  • in nerou sin tohter niet;
  • Eötheres öre was im liep.
  • Die kiele begundin evene gän.
  • Rothere unde sine man
  • vören vröliche
  • ingegin römischen rtche
  • her wider ze Bare üf den sant.
  • dar vromete man ros unde gewant
  • und alliz dat in deme kiele was.
  • die vrouwe Piptnis genas
  • an deme selven tage,
  • d6 si quämen z6 deme Stade.
  • Luppolt der getrüwe man
  • gienc vor Rötheren stän.
  • her sprach «vrö weset, hörre,
  • der lieven nümöre
  • die ich iu wille sagin.
  • iur wif hat einin sun gedragin.»
  • der koninc vor lieve üf spranc
  • «höre got, nu have danc,
  • waz du genäden hast getan
  • zu mir vil sundigin man.
  • ich sie wal, de bit di bestät,
  • dat ime nimmer zegät
  • des öwigen rtches.
  • du hilfis ime städecliche.»
  • 4760
  • 4765
  • 4770
  • 4775
  • 4780
  • 4756 ne Negationspart. — rou praet. von rüwen, riuwen stv.
  • 4758 evene, vgl. 3639 in derselben Formel. — 4762 dar
  • auf den sant, das Gestade; vromete, brachte. — 4770 vro
  • weset, alterthdmlicbe Beglückwünschungsformel : heil Each! —
  • 4771 der lieven nümere gen. plnr. — 4773 i« der Ha. scheint die
  • tlexionslose Form des Nom. sing, neutr. des Possess. der 2. Pers.
  • plur. sein zu sollen, doch ist eine solche Form bis jetzt nicht
  • nachgewiesen, daher mag lieber iur — iuwer gelesen werden,
  • nom. der durch ableitendes er erweiterten Form des Wortes. —
  • 4778 sie für sihe. — de für der, demonstr. undrelat. zugleich. —
  • bit dt = mit dir. — 4779 zet/ät des ewigen riches, vgl. 3051. —
  • 4781 städecltche adv., stets.
  • KÖNIG KOTHEB. 237
  • Sic hüven capelläne
  • dö sie d^ rede vernämen,
  • unde touften daz kindelin,
  • daz wart geheizen Pippin. 4785
  • dö quam vil manich amme
  • in die burc gegangen,
  • unde zugen daz kint bit vorten.
  • sint beslif it Berten,
  • eine vrouwen vile gut, 4790
  • die sit Karlen getrüc,
  • von du ne sulit ir dit liet
  • den andren gelichin niet,
  • wandit s6 manich recht hat
  • danne ime die wärheit instät. 4795
  • Rother in deme hove saz:
  • wie michil dat gedranc was
  • vor deme koninge lossam!
  • J6 hugede iegelich man
  • wider heim in sin lant, 4800
  • wände si in der herverde
  • manige zit herde
  • heten gewunnin.
  • beide alden ande jungin
  • 4782 Sic für sich. — 4783 de rede, Begebenheit, von der
  • geredet wird. — 4788 das Subject zu zugen ist aus burc
  • zu entnehmen, die Leute am Hofe. — bit vorten für vorch-
  • ten, mit Furcht vor Verantwortung, Sorgfalt. Der Knabe
  • ist bis zum siebenten Lebensjahre unter weiblicher Erziehung;
  • da von kint hier die Rede ist, so ist dieser Theil der Erziehung
  • zunächst gemeint. — 4789 beslif, mhd. heslief. — it, König
  • Pipin hat auch in der Geschichte Berhta oder Berhtrada
  • zur Gemahlin, diese ist die Mutter Karl's des Großen, die sif
  • Karlen getrüc (= 4773 hat einin sun getragin), — 4792 von
  • du, deshalb. — 4793 den andren nämlich Heden, den gewöhnlichen
  • lügenhaften Gedichten. — geliehen swv., gleichstellen, verglei-
  • chen. — 4794 wandit für wände it für iz, ez. — 4795 danne^
  • dem. und relat. zugleich «von woher = wodurch». — wdrheit,
  • Treue, Zuverläßigkeit. — instäii stv., entstehen, zu Stande kommen.
  • 4797 dat gedranc stn., Gedränge. — 4799 hugen swv.,
  • streben, verlangen. — 4803 gewinnen entspricht hier unserni
  • «durchmachen». —
  • 238
  • KÖNIG ROTHBR.
  • bädin in gevin urlof,
  • si wolden rümen den hof.
  • der koninc sich in zö vözin bot
  • unde bat si durc got:
  • «neinä, mäge nnde man,
  • ir sult mit mir bestän.
  • nu wart durch got scöne,
  • biz ich iu gelöne.
  • iz wäre die meiste scande
  • die in sicheinen lande
  • ie ^nich man gesach.»
  • manich gut knecht d6 sprach
  • «nein ir, h^rre, weiz got,
  • ir havet uns wal gelönöt.»
  • d6 sprac der riese Aspriän
  • «wir sulin hie bestän.
  • ich nekome nimmir hinne
  • äne des koningis minne.»
  • Röther der riebe
  • lönede vromicliche.
  • den güden knechten allen samt
  • 16ch her die riehen Scotelant,
  • unde deme helede Grimme,
  • der büete dar inne
  • bit michelen erin.
  • 4805
  • 4810
  • 4815
  • 4820
  • 4825
  • 4805 urlof stn., Urlaub. — 4807 sich einfun z6 vozin bieten, sich
  • zu Fuße darbieten, d. h. werfen, im eigentlichen Sinne zu ver-
  • stehen und nicht etwa als Hoflichkeitsphrase des damaligen
  • feineren Gesellschaftstones zu betrachten. Die beglaubigte Ge-
  • schichte lehrt, wie freigebig die größten Kaiser des Mittelalters
  • mit Fußfällen vor geistlichen und weltlichen Herren waren,
  • oft böi ebenso nichtigen Veranlaßungen, wie diese im Gedicht. —
  • 4809 neindy vgl. zuletzt 4632. — 4811 wart für wnrtet. —
  • scone adv., ganz wie unser «nun schon». — 4812 gelöne, ge
  • wieder Fut. exact. bezeichnend. — 4815 enich für mhd. einec
  • adj., irgend ein. — 4817 nein ir, vgl. 2115. — 4819 sprae
  • mit erhaltenem niederd. k für eh. — 4822 äne minne, gegen
  • den freundlichen Willen.
  • 4826 lech praet. von Ithen. — die riehen Scotelant plur. —
  • 4828 büen, soviel als wohnen, vgl. 22. —
  • KÖNIG KOTHBR. 239
  • Asprläne gaf her Rßmis 4830
  • unde l^ch ime die marke,
  • der li^te gedienet starke.
  • den z^n riesen allen samt
  • l^ch her die riehen Scotlant.
  • Lotringin unde Bräbant, 4835
  • Vriesen unde Hollant
  • gaf her vier h^ren
  • die mit ime wären
  • üz ir lande gevarin,
  • die heten herzogin namin. 4840
  • her märten allin ir göt,
  • sie hßten ime wol gedienöt.
  • Röther saz bit voller hant
  • unde decte widene die lant.
  • her richede manigen. 4845
  • Erwine gaf her Ispanjen.
  • Sassen unde Turingen,
  • Plisnin unde Svurven
  • 4830 was in dem Reimwort auf eren stecken möge , wofür ich
  • das in der Hs. stehende remis halte, weiß ich nicht. Wenn es auf
  • eren wirklich reimen soll, so wüßte ich keinen Landes- oder
  • Ortsnamen des Mittelalters, der paßte. Der Name muß übrigens
  • nicht gerade in Schottland gesucht werden. Daß im Rolands-
  • liede des Pf. Konrad, welches mindestens der letzte Bearbeiter
  • des Rother sehr wohl gekannt haben kann, Remis, d. h. Rheims in
  • der Champagne öfters vorkommt, mag vielleicht zur Erklä-
  • rung herangezogen werden. — 4837 die vier Herren, denen
  • das alte Herzogthum Lothringen, wie es vor seiner Theilung
  • unter Otto I. bestand, geliehen wird, sind nicht einmal mit
  • Namen genannt, zum Zeichen, daß wir hier auf ganz willkür-
  • lichem, nicht durch epische Sagentradition befestigtem Boden,
  • auf dem der bloßen Einfälle des letzten Bearbeiters stehen. —
  • 4841 merten für merte in.
  • 4844 decte pra;t. von decken swv., schützen. — wtdine
  • adv., weithin, vgl. 621. — 4847 Sassen, niederd. vereinfachte
  • Form für Sahsen. — Turingin mit auffallendem T offenbar
  • nach dem gelehrten oder archaistischen in dem Namen erhal-
  • tenen Th= D. — 4848 Pltsnin unde Svurven, Pleißiierland und
  • die sorbische Mark, gewöhnlich unter dem freilich auch ander-
  • wärts verwandten Nannn Osterland oder richtiger Thüringer
  • Ostmark zusammengefaßt. —
  • 240 KÖNIG BOTHEB.
  • gaf her z^n gräven
  • die mit Luppolde wären 4850
  • over mere gevaren.
  • her nam ir aliir güde wäre.
  • die ime icht lieves heten getan,
  • die ne verluren da niht an.
  • dane was neh^n scaz mer liep, 4855
  • er neböt och die rosse niet,
  • mit der breidin erdin
  • müsten gelönet werdiu. '
  • Hie saget uns der tichtere
  • von deme liede mßre, 48C0
  • dat is den vromin ailin liep,
  • 4852 güde wäre, vgl. 3859. — 4855 dane für dune. — nehen
  • für nehein. — 4856 er, bezieht sich auf Rother. Der Sinn
  • ist: Gold und Rosse (als die gewohnlichen Gaben eines milden
  • Fürsten) waren da von niemand begehrt, und er gab sich auch
  • gar nicht dazu her, seinen Mannen damit zu lohnen : mit Land
  • und Leuten stattete er sie aus, was damals wie zu jeder an-
  • dern Zeit als das Begehrungswürdigste galt, aber damals, Mitte
  • des 1*2. Jahrb., wie leider unsere Geschichte zeigt, mit beson-
  • derer Unverschämtheit von seiten der Vasallen erstrebt und
  • mit besonderer Fahrläßigkeit von Seiten der Kaiser gewährt
  • wurde. — 4858 müsten für müste in.
  • 4859 der tichtere , so schreibe ich, obgleich in der Hs. hier
  • deutlich /• steht und dieses r bei vielen, selbst bei Jakob Grimm
  • Beifall gefunden hat. Ich kann mich aber nicht überzeugen,
  • daß, w^enn auch der Ausdruck rime rikien, ein buoch in Hut-
  • scher spräche rihten bekannt genug ist , der Mann, der so etwas
  • thut, schlechtweg sich habe rihtcere heißen dürfen. Selbst das
  • nochmalige Vorkommen desselben Ausdrucks unten in einem an-
  • dern Hs. -Fragmente, falls dort wirklich r. steht, kann wohl
  • seltsam dünken, mir aber nicht über die Einwendungen meines
  • Sprachgefühls weghelfen. Hier in 49C0 ist übrigens gar nicht
  • von einem r. in dem angeblichen Sinne eines Umarbeiters
  • älterer roher Arbeit die Rede , sondern von dem altern Dichter
  • selbst , der dem ganzen gegenwärtigen Publikum , den Ueber-
  • arbeiter oder letzten Dichter mit eingeschloßen , gegenüber-
  • gestellt wird. — 4860 von deme Hede mere, noch weiteres, was
  • das Lied enthält; das liet wird hier, wie anderwärts , als eine
  • selbständige , den Dichter treibende und beherrschende Macht
  • — wie die höfische uventiare — gefaßt. —
  • KÖNIG BOTHEB. 241
  • die bösen die negelonvent is niet.
  • sine hänt der vromecheide nicht getan
  • and ingetrüwen der geinen man.
  • Eöther saz in trechten 4865
  • unde gaf alliz daz her mochte.
  • d6 heiz her ime gewinnin
  • den hörren von Tengelingin
  • unde gaf ime Österrlche,
  • her gaf ime wärliche 4870
  • B^hein unde Pölän,
  • daz her sich deste baz mochte begän.
  • done gewas bt dem mer
  • weder stt noch ^r
  • nech^n s6 stadehafter man. 4875
  • iz was ime allez underdän.
  • her h^te des gödes michele macht
  • nnde was der rechten vorsten slacht
  • die alle s6 irstnrbin,
  • dat sie nie bezigin newardin 4880
  • valskis widir niheinin man.
  • ir ende was g6t unde lovesam.
  • Röther vol gedächte
  • wer ime wole gedienit häte.
  • Luppoldin den getrüwin man 4885
  • her heiz vore sich gän
  • unde machete den helt jongin
  • kuninc z6 Karinngin
  • unde gaf ime Berchteris gewalt,
  • 4864 ingetrüwen, in prokl. Neg. — der von getruwen abhängig,
  • trauen die zu. — geinen für necheinem,
  • 4865. 4866 vgl. 4569. — 4872 sich begän, etwa wie unser
  • «sich behaben, bethun». — 4873 done für da ne. — gewas
  • praet. von gewesen stv., existieren. — Was man sich unter dem
  • mere zu denken hat, möchte schwer zu sagen sein, denn weder
  • Böhmen, noch das damalige Polen, noch Oesterreich reichen
  • irgendwo an ein Meer. — . 4875 stadeha/ty vgl. 258. — 4880 6e-
  • ^igin part. prset. von bezthen stv. mit gen., einen bezichtigen.
  • 4888 JCarlungin, neben der gewöhnlichen Form Kerlingen
  • 5039, das eigentliche Frankreich. —
  • kOhio bothxb. 16
  • 242 Köina botheb.
  • Pulge unde Cßcilje lant 4890
  • von du wart irae sin Wn breit,
  • daz Berchter mit stme scilde bereit.
  • manigin winter kaldin
  • Til dicke deme aldin
  • sin bart rinnen began: 4895
  • er was ein unbedrozzin man.
  • Die harren gertin alle samt
  • geleidis üffe daz lant
  • dd sprach Aspriän
  • «wan ritit ir dar an? 490O
  • swen dar ieman bestät,
  • wie gewis er den mtnin schilt hat!»
  • des antwerde dd Witolt
  • «ich bin in allin holt;
  • die Röther stn underdän, 4905
  • der neläzich nimmir nicheinin man,
  • swa ich von ime höre sagen,
  • dar mich die vöze mögen getragen.»
  • dö sprächen Aspriänis man,
  • sine woldin dar heime nicht best&n, 4910
  • bedorfter immir möre
  • Röther der höre:
  • ttswer ime ieht wolde dön,
  • wir zebrächin in alse ein hön.»
  • 4890 Pulge, Apulien. — Cicilje, Sicilien. — 4891 ien für lehen
  • 8tD. — 4892 mit atme scilde bereit, bewaffnet, in voller Rüstnng
  • durch und besonders an den Grenzen umreiten. Berchter behält
  • neben seinem Sohne und Nachfolger noch die oberste Pflege
  • und Schirmherrschaft der Lande, die beiden verliehen sind. —
  • 4896 unbedrozzin part. prsst. von bedriezen, unverdroßen.
  • 4898 geleite stn., bewaffnete Begleitung von Seiten des
  • Königs. — 4900 wan, Fragepart., warum nicht? — 4901 ist
  • das hs. swer in atoen zu verbeßern, obgleich auch swer zur Noth
  • einen Sinn gibt; auf swen bezieht sich 4902 er, der ange«
  • griffen wird {den ieman bestdi). — 4903 antwerde, mundartlich
  • für antwurte von antuourten swv. — 4906 neldzick — ne Idze iehy
  • verlaße ich. — 4911 bedorfter für bedor/te ir (gen. plur. von
  • er), — 4914 zebrdchin, mhd. zebrcechen von zebrechen stv,, zer-
  • reißen. — aUe ein hon, häufiges Bild, hergenommen von dem
  • Huhn , ilas von dem Geier zerrißen wird. —
  • KÖNIG BOTHEB. 243
  • dd gezSme beide nit unde spot 49i5
  • virbütit der waldindigir got,
  • alsiz was wttin
  • b! Rötheres gezitin.
  • dö ne plac sin nieman,
  • iz ne moste ime an den Itf gän. 4920
  • von du wistin sie wole
  • beide heime ande z6 hove,
  • swer deme andrin icht gebiez,
  • daz her dat war üez,
  • iz neben^me ime der tot 4925
  • oder Shafte not.
  • Röther d6 kuste
  • (wie wol in des gelnste!)
  • manigin wärhaftin man.
  • die res man satilin began 4930
  • widir heim in ir lant.
  • 4915 gezeme prset. conj. von gezemen, es wäre paüend. Daü hier
  • der Sinn unvollständig und wahrscheinlich zwei Verse ausge-
  • fallen, ist deutlich. Das Ganze muß des Inhalts gewesen
  • sein: es wäre wohlanständig, wenn es noch so wäre, daß Haiä
  • und Spott unter den Menschen beseitigt würde (da Gott sie
  • verboten hat) wie es einst zu Rother's Zeiten war. —
  • 4917 vjtHn adv. » durch das ganze Reich. — 4920 iz ne motte
  • negativ. Verhältnißsatz : ohne daß es. — 4921 von du, des-
  • halb, bei solcher strengen Handhabung der Gebote der Sitte. —
  • 4924 Idzen, auch hier in prägpi. Bedeutung, wobei man sin
  • ergänzen kann. — 4925 iz nebeneme^ hypoth. negat. Satz : wenn
  • es ihm nicht iz; nämlich die Möglichkeit sein Versprechen zu er-
  • füllen. — 4926 ehafte not, technischer Ausdruck, wie er noch
  • jetzt im Rechte gebräuchlich.
  • 4928 wie wol in des gelüste, vgl. 3651. — 4929 wärhaft,
  • die Erklärung davon gibt 4924. — 4931 diesig Vers konnte
  • zur Noth der dritte einer jener so häufig hier vorkommenden,
  • ^w^o drei aufeinander folgende durchgereimt sind, sein, denn an
  • der für dieses Gedicht unbedeutenden Ungenauigkeit lant: man
  • brancht man keinen Anstoß zu nehmen. Will man dieß nicht
  • gelten laßen, obgleich auch der Sinn völlig befriedigt, so muß
  • man den Ausfall einer Zeile annehmen, was hier gegen den
  • Schluß der von einer Hand geschriebenen Hs. nicht so sehr
  • unwahrscheinlich ist, wie sich denn gegen Ende die Fehler
  • merklich häufen. —
  • 16*
  • 244 KOsnG BOTHXB.
  • d6 reit fiffe blankm marfae
  • in liecfatime geserwe
  • Ton Röthere deine riclien
  • ein b^rre werliche. 4935
  • der v6rte an den beinen
  • mit edSime gesteine
  • zvo hosin wol geziröt,
  • mit golde gewiröt.
  • er vörte an sfnem Schilde 4940
  • ein tier same iz spilde
  • tz deme golde ^rUch,
  • eime capeldne gelfch.
  • dar nmbe lägin steine
  • groz nnde kleine, 4945
  • die daz liecht bärin
  • alsiz sterren wärin.
  • ime stont nmbe des schildis rant
  • manich g6t jächant;
  • in deme satübogin sin 4950
  • stnndin swanin gnldin.
  • tf deme helme lac ein stein,
  • 4932 ufe blankin marhey vgl. 15. — marke ^ mcarc^ march
  • 0tii., vgl. 868. — 4933 geserwe stn., Röstang. — 4935 teer-
  • liehe kann adj. und adv. sein, wehrhaft. — 4941 same adv.,
  • als ob es. — spUn swv., sich gelenkig henundrehen. —
  • 4943 eapelun stn., eins der vielen mythischen Thiere des Mittel-
  • alters, sonst gabelun. Ob es als Lindwarm mit Sperberkopf
  • gedacht wird, wie man glaubt, mag dahingestellt sein. —
  • 4946 bärin plar. praet. von 6eni, tragen, verbreiten. — 4947 aisiz
  • =alse iz, als wenn es. — sterre swm., Stern. — 4951 swane swm.,
  • der Schwan, ein beliebtes Wappenthier, wie sein Vorkommen
  • in so viel mythischen und wirklichen Wappen der spätem Zeit
  • zeigt. — 4952 dieser Wnnderstein, der Alexander aus dem Para-
  • diese, zugeworfen worden, spielt in der deutschen Phantasie, seit-
  • dem er, wie es scheint, zuerst durch Lamprecht's Alexanderlied
  • eingebürgert worden war, eine grolle Rolle. Uebrigens ist es
  • doch fraglich, ob unser Dichter hier sich direct auf uns«r
  • Alezanderlied bezieht, denn in diesem ist der Name des Steines
  • nicht genannt, und ob der Dichter des Rother sich erlaubt
  • habe, ihn zu erfinden, oder ob er überhaupt dazu befähigt war,
  • ist zu bezweifeln. —
  • KÖNIG ROTHKR. 245
  • der umbe 'mitte nacht schein
  • in allen den gebären
  • alsez liecht tac wäre. 4955
  • den brächte Alexander
  • von vremidime lande
  • dar nie nichein kristin man
  • weder 6 noch sint hine quam.
  • Der stein hiez Clangestiän, 4960
  • den vdrte ein altgrtsir man,
  • deme was die hart harte breit,
  • ei wie vermezzenliche her reit!
  • ime ginc daz marc in sprnngin
  • baz dan eime jungin. 4965
  • urlof her z6 deme koninge nam,
  • iz was der herzöge von Merän,
  • nach deme dar heime
  • sin wif dicke weinte.
  • der rtche got von himele 4970
  • santin ir sit widere.
  • DÖ der herzöge von Merän
  • z6 deme koninge urlof genam,
  • dö ritin sie alle dannen.
  • die harren dö sungin. 4975
  • die marc begundin springin.
  • dar wart von den vrouwin
  • michil schouwin.
  • Rother wranc die hende
  • unu bin ich eilende. 4980
  • 4953 mitte adj., was in der Mitte ist. — 4954 in allen den
  • gebären y vgl. 3183, hier natürlich nicht an «Gebärde, Beneh-
  • men» zu denken, sondern so viel als «in der Weise, nach
  • Art». — 4961 altgrieir adj., altersgrau. — 4962 die für der. —
  • 4^io'6 vermezzenltche adv., stark, muthig. — 4971 santin für sante
  • in. — widere adv., zurück.
  • 4975 sungin plur. prset. von singen, ein Abschiedslied, ge-
  • wöhnlich geistliches. — 4976 die marc begundin springin =s
  • 4964 ime ging daz marc in sprungin, vgl. 2G42. — ^ 4979 wranc
  • praßt, von wringen stv., ringen. — 4980 eilende, hier soviel
  • als verlaßen, wenn auch zu Hause. —
  • 246 kOkig botheb.
  • noch sal die werlt gewis stn,
  • möz ich haven den lif min,
  • daz ich gerne mtn gnot,
  • same der edele am tnot,
  • wil teilin geliche 4985
  • annin unde rtchen,
  • swer iz an mich söchit
  • unde is mit ^ren ger6chit,
  • die wtle ich ein br6t h&n.»
  • Widolt nnde Aspriän 4990
  • unde andere Rötheres man
  • vdrin in ere rtche
  • unde begingin sich vromeliche
  • mit grözin Srin, daz is war,
  • zyei unde zy§nzic jär. 4995
  • Under des gew6chs Pipptn
  • daz her koninc mochte stn.
  • Eöther der riche
  • half ime vromichltche,
  • alse noch manich man 5000
  • sime sone grözir drin gan.
  • Rdthere saz dar heime,
  • ' (got irliet in aller leide)
  • unde zdch Pippinin,
  • den lieven sone sinin, 5005
  • mit grözin drin, daz is war,
  • vier unde zydnzic jÄr,
  • bit der türltcher degen
  • gerne swert wolde nemen.
  • 4984 same coDJ., sowie. — edele am, Adeler; am stm. neben
  • are, ar swm. — 4985 geliche adv., gleichmäßig. — 49B8 ge-
  • rochen swy. mit gen., nach etwas streben, vgl. 986. — 4989 ein
  • brot hän, bildlicher, sprichwortlicher Ausdruck; ein broty ein
  • Stück Brot. — 4993 sich hegdn stv., sich zeigen, darstellen,
  • handeln.
  • 4996 gewochs von wachsen stv., war herangewachsen. -*
  • 5001 gan prses. von gunnen, gönnen, einem eines d. g. —
  • 5003 einen erldzen eines d., einen befreien, frei halten von . . ., vgl.
  • 1751. —
  • i
  • kOnio botheb. 247
  • dö wart ein lantspräche öoio
  • gebodin hin zö Ache,
  • dar vil manich yrome man
  • mit stme hergesellen quam,
  • gevazzit vromicliche,
  • wttin üz deme riche. &015
  • Me den hof qnämin Rötheres man
  • dar Pippln dat swert nam.
  • dar qnam die riese Aspri&n
  • und Widolt der k6ne man
  • und der helt Grimme, 5020
  • der riesin ingesinde,
  • der was grüweliche getan.
  • d6 brächte der riese Aspriän
  • siyin hnndrit manne
  • mit iserinen Stangen. 5025
  • Dö reit dnrch frenkisce lant
  • Wolfrät der wigant
  • mit scöneme ingesinde,
  • der hörre von Tengelingen
  • der vdrte wundirin köne man 5030
  • drtzic düsint lossam
  • üffe den hof z6 Ache
  • z6 der lantspräche.
  • von Ispaniä Erwin
  • und Luppolt der meister stn, 5035
  • die wären beide rlche
  • 5010 lanttprdche stf., Becbtsftusdrack : Landtag, Reichstag. —
  • zoAche, in der herkömmlichen Kronungsstadt der deutschen Könige,
  • als Nachfolger Karl's des Großen, was hier rückwärts auf den
  • Ahnen Karl's übertragen ist. — 5013 hergeseüe stm., der im glei-
  • chen Heerschild befindliche, also soviel als ^ese//e, genozu. s.w. über-
  • haupt. —I 5015 tDtÜnj hier weither, nicht weithin wi^ 621 u. s.w.
  • -~- 5021 ingesinde stm., Mitdienstmann, aber 5028 ingeeinde stn.,
  • Collectiybegriff «die ganze Dienstmannschaft». — 5022 grüw.e*
  • /»cAeadv., schreckenerregend. — getan, beschaffen. — b02^hundfity
  • ▼gl. 4047, hier der regelrechte Gen., manne davon abhängig.
  • 5030 vmndirin kone man, ygl. 111. — 5032 hof, hier ss
  • Hoftag, auf dem die lantspräche vor sich geht. -^
  • 248 KÖNIG BOTHEB.
  • Qnde YÖrin gezogenltche.
  • durch Pippinis willin
  • ' brächte von Kerlingin
  • Lnppolt der getrüwe man 5040
  • sechzic düsint lossam.
  • hei wie lieve Röthere was,
  • wände her sie alle gerne gesach!
  • Dar z6 Ache wärin sie over nacht
  • unz an den andrin tach. 5045
  • alsiz des morgenis tagete,
  • üffe deme rosse havete
  • Pippin der helt g6t
  • mit golde wole geztrot.
  • die marh begnndin springin 5050
  • ander den juiigelingin.
  • d6 burd^rte manich man
  • dar Pippin svert nam.
  • Widolt unde Grimme
  • lieün in deme ringe. 5055
  • die riesin dö tunidin
  • daz die erde bibite.
  • z6 Ache was die herscaft
  • dri tage unde dri nacht.
  • dö höbin sich geliche 5060
  • armen unde riebe,
  • die bestandin alle samt
  • 5042 wie lieve Rothere was, vgl. 2238.
  • 5047 havete zu haben, in der speciellen Bedeatung a hal-
  • ten». — 5052 burderte oben behurderte, woraus sieb nebenbei
  • die Unmöglichkeit eines behurd, ergibt. — 5055 Wnc, hier der
  • Ereilt, der sich um die Buhurdierenden schließt. — 5056 iunen
  • swY., dunen gewöhnlich mit anlautendem d, hier doppelt auf-
  • fallend t, da das Wort doch demselben Stamme wie unser
  • «Donner» angehört, ein dumpfes Geräusch machen. — 5057 hier
  • wird btbite und nicht btbiie anzusetzen sein, wie überhaupt,
  • wo die Silbe bib yerlängert erscheint, es nur zweisilbige Wort-
  • formen sind. — 5058 herscq/t, vgl. 3763. — 5061 vgl. 1724. —
  • 5062 bestän^ Rechtsausdruck, etwas zugesichert erhalten, unserm
  • «erstehen» von ferne verwandt.
  • kOnig botheb. 24^
  • von Rötheris sone daz lant,
  • alse sin vater stürbe,
  • daz Pippin keisir wnrde. 5065
  • Die svertleite was getan,
  • d6 zöch iegelich man
  • hin zd sime lande,
  • dar levetin sie äne schände.
  • Köther der riebe 5070
  • der levete vromiclicbe.
  • Dd der koninc Pippin
  • vor Kdthere deme vatir sin
  • daz svert umbe gebant,
  • dö reit her mit manigeme üf daz lant 5075
  • unde richte nach rechte
  • harren unde knechten,
  • dö scheit sich zd Ache
  • clie gröze lantspräche.
  • Dö quam gestrichin over lant 5080
  • ein sn^wizer wigant,
  • daz bete dat alter getan,
  • ime volgeten sine hereman,
  • zvei düsint, daz ist war.
  • ime was daz edile här 5085
  • bi den drin ave geschorin.
  • er was von gründe üf geborin
  • zd deme aller trüwistin man
  • den ie sichein kuninc gewan.
  • er reit durch nümäre, 5090
  • 5066 svertleite stf., vgl. 151 fg.
  • 5074 daz svert umbe gebant, der Mittelpunkt der Schwert-
  • leite, die dftmftls im Gegensatz zu dem schnörkelhaften Ceremo-
  • niel des späten Mittelalters und des 15. u. 16. Jahrhunderts
  • noch sehr einfach war.
  • 5080 strichen sty., bloß «sich schnell bewegen», also quam
  • gestricken, eilends, vgl. 2978. — 5083 hereman, ygl. 3500. —
  • 50S6 ave, hd.o^e, Zeichen, daß er sich der Welt begeben
  • hatte. — 5087 von gründe üf, unsere entsprechende Meta-
  • ,pher ist « vom Wirbel bis zur Zehe». —
  • 250 kOkio bothbs.
  • waz dar zö Ache wäre.
  • sin ros was zoumstrenge.
  • iz ne stunt borlange
  • unz in Röther gesach.
  • nu mngit ir h6rin wÄ er sprach. 5095
  • «wol mich, daz ich min Itf hän.
  • dort kumit der helt von Merän.
  • nu intfät in alle die hie sin.»
  • «daz d6n ich» sprach d^ koningtn.
  • die yrouwe lossam 5iOO
  • käste den helt von Merän.
  • wie küme Röthere irbeit
  • bit Berchter üf den hof reit!
  • selve intfinc her stn rosfert,
  • des was der helt wole wert. 5105
  • do intfiengin Bdtheres man
  • swaz mit Berchtere quam.
  • die götin knechte
  • dätin al rechte,
  • wan diz hßte der helt g6t 5110
  • vil wole virdienöt,
  • dd sine tage dochten
  • unde so her ritin mochte.
  • 5092 zoumstrenge adj., fest im Zaume (nicht «hartmäulig»). —
  • 5093 borlange adv., sehr lange, vgl. 1388. — 5096 l^\ hier
  • wie 1078 u. s. w. neatr. in abstr. Bedeutung «Leben», ohne
  • dal^ deswegen in der lif die concrete Bedeutung allein herrschte.
  • — 6098 intfai für intfdket int/dken, in der Bedeutung «feierlich
  • empfangen», wie so oft. — 5102 kume ady., mit Mühe, Noth,
  • hier aber fast unser indifferentes «kaum». — irbeit praet. des
  • stT. irbiten, erwarten. — 5104 selve int/inc^ jemand das Roß
  • oder gar den Stegreif beim Auf- oder Absteigen zu halten,
  • war eine der größten symbolischen Ehrenbezeigungen des
  • Mittelalters. — rosfert für rosphert, wunderliche Compos., mög-
  • licherweise Schreibfehler, phert allein bedeutet immer das Reise-
  • pferd, nicht das Streitroß; ros kann das eine und das andere
  • bedeuten. — 5105 des, solcher Ehrenbezeigung. — 5112 dochten
  • plur. von tottc, tauge, bin tüchtig. — tage, in der Weise ge-
  • braucht wie in der Rechtsformel ze innen tagen komen, volle Lebens-
  • kraft, Altersreife. -— 5113 so, als. — rttin, im conventioneilen
  • Sinne : auf Heerfahrten reiten, solche unternehmen, kriegsfahig sein.
  • KÖNIG BOTHEB. 251
  • DÖ Beruhter virnam
  • waz Pipptn h§te getan, 5115
  • Eöthere deme riehen
  • riet her wtsllche
  • «nu volge mer, koninc göte,
  • des mer is z6 m6te,
  • unde helf der armin s^e 5120
  • daz ist tagint aller §rin.
  • du gräwist, hörre min,
  • daz dinc nemac immir niht sin.
  • iz stät den götin knechten
  • in ir aldere rechte, 5125
  • daz sie mit gdte vird^ntin
  • so si von diser werlde endin.
  • dtn dinc stunt gröze.
  • der minir genöze
  • qaämen sechsz^ne 5130
  • üf ir alem^ne
  • und klagetin, trüt hßrre min,
  • deme liebin yatir din,
  • der lac in sinin ende
  • 5115 waz Pipin hete getan ^ d. h. daß er das Schwert ge-
  • nommen und dadurch zum Nachfolger seines Vaters nicht bloß
  • berufen, sondern förmlich eingesetzt sei. — 5119 des, ab-
  • hängig von volgen mit gen. und mir ist zö mote, also demonstr. und
  • relat. zugleich. — 5121 tugint aller eren, das beste von allen
  • eren, — 5122 grdwen swv. zu grd, grau werden. — 5126 mit
  • göte, mit guten Werken. — virdenen, mundartlich für ver-
  • dienen, sich ein Verdienst erwerben. — 5127 endin swv., ein
  • Ende machen. — von diser toerlde =. sterben. — 5128 dinc,
  • wie so oft unbestimmte Bezeichnung für Leben, Geschick. —
  • groze adv., soviel als grozliche 965 u. s.w. und unten 5165. —
  • 5131 alemene. Daß dieses bedenkliche Wort nicht mit Almun
  • zusammengebracht werden darf, wie es geschehen ist, steht
  • fest, aber was sonst dahinter stecken mag, ist schwer zu
  • rathen, vielleicht al oder aller mene = meine , nach dem Willen
  • und der Gesinnung aller sc. Dienstmannen. — 5133 deme liehin
  • vater din, so für min der Hs. — klagen mit dat., eine Klage
  • bei jemand anbringen; der Gegenstand der Klage ist leicht zu
  • errathen: die Verlaßenheit des Landes bei dem zu erwarten-
  • den Tode des Kaisers {der lac in sinin ende) ; dieser setzt Berch-
  • ter zum Erzieher des jungen Bother und Reichs verweser ein. —
  • 252 KÖNIG BOTHEB.
  • und bevalch dich mir bi der hende. 5135
  • Sit hän ich dir bi gestän,
  • daz dir nichein man
  • argis nicht ne bot,
  • her h^te uns beiden gedrot
  • na nemach ich, trüt hörre min, 5140
  • dir nechein vrome sin,
  • dune volgis mineme räde,
  • so bistu aller nöde
  • irl&zin immir m^re
  • nnde helfist och der sSle.» 5145
  • Köther swigete dö.
  • Berchter sprach ime aber zö
  • «daz ist war, koninc edele,
  • ich ne räde dir nicht ovele.
  • nu koufe dir selve göte wort, 5150
  • ja is der schaz alse ein hör
  • leider unreine.
  • Wime vindin sin nicht dar heime.
  • sw^ vil der man gewinnit,
  • wie schtre ime zerinnit! 5155
  • daz ist uns alle tage schin.
  • du volge deme räde min
  • und helf der armin sMe
  • 5135 bevalch dich mir bi der hende y durch das Symbol der
  • feierlichen Uebergabe in die Hand des andern. — 5136 gestdn
  • part. prset. zu stän. — 5138 argis von nicht abhängig. —
  • bot^ entbot. — 5139 her hete uns beiden, d. h. mir und dir
  • zugleich ; jeder von deinen Feinden war auch meiner. — 5142 dune
  • für du ne, wenn du nicht. — 4143 so, dann. — 4144 irldzen einen
  • ein68 d,, einen befreien von... — 5145 helfist, kann ind. und
  • conj. sein, wird aber hier ind. zu nehmen sein.
  • 5147 aber, von neuem. — 5150 gote wort, Fürsprache der
  • Heiligen; kou/en, verdienen. — 5151 ein kor. hör stn.,
  • Schmutz, Koth. ein, eine Schmutzmasse, Kothklumpen. —
  • 5153 sm von nicht abhängig, sin seil, schaz, es bleibt uns
  • nichts davon. — 5155 zerinnit, vgl. 4567. — 5156 schin adj.,
  • vgl. 4704. —
  • /l
  • KÖNIG BOTHEE. 253
  • die levet immir mere.
  • nune läz dich nicht beträgin; ' 5160
  • swer der gotis genädin
  • rechte wirdet innin,
  • der möz sie immir minnin.
  • du w^re ie riche,
  • din dinc stnnt grözliche. 5165
  • waz heifit nu daz?
  • getöt ein ander baz,
  • er wil din overgenöz sin.
  • nu volge mir, trftt h^rre min,
  • und zßwer hin zö walde. 5170
  • swer genesen wolde,
  • der mochte dar gerne bröder sin.
  • wir munichin uns, trüt h^rre min.
  • ;wir sulin der armin s^le wegen.
  • |diz ist ein unstäde leven.» 5175
  • 5160 nune für nu ne. — beträgin swv., verdrießen; Idz dich
  • nicht betrdgin, ungemein häufige Formel, die unserm posi-
  • tiven «wohlan, frisch auf» entspricht. — 5162 wirdit, hier
  • aUein die volle Form wirdit, sonst überall wirt. — 5167 getöt, ge
  • wegen des conditional. Begriffs : gelingt es vielleicht einem . . .
  • — baz tön, ganz allgemein «mehr leisten». — 5168 overgenoz
  • stm., mehr als deinesgleichen, gebildet wie ungenöz, geringer als
  • deinesgleichen, vgl. 982. — 5170 zewer für ziehe wir plur. conj.
  • praet. von ziehen. — zö walde als «begebene Leute», entweder
  • als Einsiedel oder um gemeinsam da sich zu nmunichen)), eine
  • Zelle, woraus ein l^loster werden könnte, zu gründen. Die Les-
  • art eines an dieser Steile erhaltenen andern Handschrift-
  • fragmentes tzö Vuide überrascht, aber kann keinen Anspruch
  • auf Authenticität machen, denn so gering auch die geschicht-
  • liehen Kenntnisse des Dichters gedacht werden mögen. Rother
  • zum Mönch in Fulda zu machen, hätte er doch wohl nicht
  • gewagt. Mir scheint Vulde bloß um einen etwas richtigeren
  • Beim hervorzubringen gesetzt. — 5172 broder, ganz allgemein
  • Bruder einer geistlichen Genoßenschaft, paßt ebenso für den
  • Bewohner einer Zelle, wie für den eines großen, eigentlichen
  • Klosters; der eine wie der andere ist ein munich, ein von der
  • Welt Geschiedener. — 5174 wegen swv., Weg, Hülfe bereiten. —
  • 5175 diz ist ein unstdde leven, d. h. das was du jetzt führst,
  • hat keine stcBfe, ]^eine wahre Sicherheit in sich. —
  • 254 KÖNIG BOTHEB.
  • do sprach der koninc gdte
  • daz her dat gerne däte.
  • Kdther bi der hant nam
  • die vroawen also lossam
  • unde sagete ir sin gemöte. 5180
  • dö sprach die yrouwe göte
  • «iz ist der bezziste rät,
  • den Berchter getan hat.
  • nu Yolge uns, koninc edele
  • iz ne kumit nns nicht abele.» 5185
  • dö sprach der —
  • /
  • also iz noch hüte st4t
  • daz iz vil manige 6re hat.
  • dö clüsete sich die koningln,
  • got der gab ir den sin. 5190
  • dö stnnden die römischen riche
  • harte vredeliche,
  • wente Pippin irstarf
  • unde Karl daz riche irwarf.
  • der levete sit scöne 5195
  • unde richte wol de kröne.
  • hl hat daz buch ende:
  • nu valdet üwer hende
  • unde biddet alle got,
  • 5180 8in gemotBy seine Gesinnung. — 5185 iz ne kumit uns
  • nicht ubele, Gegentheil von kumit rechte 4623. — Zwischen
  • dem Torzeitigen Schlüge der Hs. H., herbeigeführt durch das
  • Heransreißen des letzten Blattes und einem kleinen Bruch-
  • stück eines andern hs. Fragments, das uns die SchluÜverse
  • aber auch nur unvollständig gibt, mögen etwa 10 — 12 Verse
  • ausgefallen sein, in welchen die Ausführung des frommen
  • Entschlußes erzählt wird. So gewagt dieß auch scheinen
  • möge, so äußere ich doch die Yermuthung, daß, wenn einst
  • ein glücklicher Zufall diese Lücke ausfüllen läßt, der Name
  • der Zelle oder des Klosters nicht genannt sein wird. Die
  • Phrase also iz noch hüte etat darf nicht dagegen eingewendet
  • werden. — 5189 clüsete, lebte als reclusa, in besonders strenger
  • Observanz. — 5193 wente conj., bis, vgl. 1295. —
  • KÖNIG BOTHBB. 255
  • der nns z6 levene gebot, 5200
  • daz her deme ticht^re gn^dich si
  • und ouch üwer nicht ne —
  • 5201 iichtere. Auch hier soll nach dem Abdrucke richtere stehen
  • und würde es mit beßerem Rechte als oben 4B59, falls es über»
  • haupt ein Wort richtere in der hier allein brauchbaren Be-
  • deutung «Verbeßerer eines altem Gedichts» gibt.
  • WOßTBEGISTEB.
  • a angehängte InterjecHon 1758.
  • abe, ave adv, und proep. 417.
  • aber, aver conj. unde-aber 1803.
  • abgrande, afgrunde sin, 1978.
  • 2342. 4442.
  • ach interj, subst gebraucht 4bßb,
  • achsle «u/., vgl, asle, mhd. absei.
  • acht 8//^. über acht 798.
  • achten suw. 977.
  • achtich Zahlwort^ vgl. achzich
  • 4583.
  • achzich Zahlwort^ mhd, ahtzic.
  • achte 8tf, 924.
  • adel stn,^ vornehme^ fürstliche
  • Geburt >t Stand,
  • afgrande vgl, abgrande.
  • after jDrorp. mit dat. after wegen
  • 1802. 3029.
  • al adj.
  • al adv, 573, conj. 681, ver-
  • stärkend zugesetzt in al en
  • conj. 2246. alwante 1295.
  • allen halben 1837. allent-
  • halven 2532. -in 4524.
  • allentsamt adv. 4453. aller,
  • allir 79. allez adv, 452. alle-
  • zan adv. 3298.
  • ald, alt adj. in der schwachen
  • Form subst, gebraucht 3254.
  • alder, alter stn.
  • als, alse, also adv. und conj.
  • alsas adv. 33. 116 u. s. w.
  • altgrise adj. 4961.
  • althere swm, 59, mhd. altberre.
  • amme swf.
  • an, ane prcep, und adv,
  • ande, vgl. ende, inde, unde.
  • ander aäj.
  • anderis, anders adv, 335. 852
  • ane prcep. und ado.
  • antwarten , antwurden , ant-
  • wurten ««w., mhd. antwür-
  • ten 306. 497. 1023.
  • antworte stf. oder neutr.^ mhd.
  • antwurt oder antwurte 262.
  • appelgrä adj.^ mhd. apfelgrä 867.
  • arbeit stf. 1080.
  • arc adj.
  • arm adj. in schwacher Form
  • substant. gebraucht .1724.
  • arm stm.
  • armboc, armbouc stm. 1824.
  • 2144.
  • arm 6t stf.^ mhd. armuot.
  • armote stn., mhd. armüete.
  • am stm. 4984.
  • asle swf. 4275, vgl. achsle.
  • ave vgl. abe.
  • aver vgl. aber.
  • balde adv. 3828.
  • halt adj. 980.
  • BANC — BIBDEN.
  • 2Ö7
  • hsLUC 8tm, 1645.
  • bant stn, 4182.
  • adv^ 2450.
  • barn stn. 2220.
  • Jbart stm,
  • bat, baz adverb. compar, 1084.
  • bäte vgl. bpde, böte.
  • bedarf prceteritopr,
  • bedecken svw. 2161.
  • •bedenken stcv. zucht bed. 1143.
  • bedriegen stv. 3076, mhd. be-
  • triegen.
  • bedriezen s^t?. 4896.
  • 4>edwingen stv. 992, mÄc?. be-
  • twingen.
  • ibegän stv. 801. ein zeicben be-
  • gän 2479. sich begän 4872.
  • ^egeginen suw. 3040.
  • •beginnen starkes und unregel-
  • mässiges Verhum 643.
  • begraven stv.^ mhd. begraben.
  • begrifen stv, 1170, ergreifen.
  • behaldan, bebalten stv. 948.
  • sich behalden 3301.
  • behengen swv.
  • t>eherden, beherten swv., be-
  • haupten 196. 2965.
  • fcehoten swv. 1041, mhd. be«
  • hüeten.
  • behurdieren swv. 1351, vgl. bar-
  • dieren, mhd. buhnrdieren.
  • beide adject. Zahlwort; adv. 153.
  • beiden, beiten swv. 836. 3742.
  • bein stn. 3138.
  • bekennen swv. 533.
  • Ibekomen, bekumen stv. 2708.
  • 3042.
  • beliechen stv. 382.
  • beliven stv. 469, vgl, b(e)liben.
  • beltitche adv. 2266.
  • belachten swv. 1104, mhd. be-
  • liuhten.
  • benemen stv. 4925.
  • benken aurt;. 1604.
  • beraten stv. 3755.
  • bere sfm., zo berge 2554.
  • bere 8trm. 1660.
  • bergen stv.
  • KÖKia BOTHISB.
  • beriten stv, 4892.
  • bermeliche a£^t7. 2419.
  • bern stv. 4946.
  • bernen stv. 4613, mAcf. brinnen.
  • beroren swv. 1729.
  • berwelf «^n. 1290.
  • bescern stv. 431 5, mA(^. beschern,
  • bescheinen svw. 1309.
  • besclahen «ilv. 1582 , mhd. besl.
  • bescouwen, bescowen swv. 335.
  • besehen s^t;. 440.
  • besenden swv. 2611.
  • besitzen stv. 385.
  • besläfen «ft?. 4789.
  • best, beste adverb. superl.
  • bestaden, bestaten swv. 1188.
  • bestän starkes und unregel-
  • massiges Verbum 1814; mit
  • dat. 614, mit acc. 679. 1657.
  • 2370. 2589. 5062. ez bestat
  • mich tiure 3021.
  • bestrichen stv.
  • bes andren swv., absondern^ mhd,
  • besandern.
  • beswichen stv. 4328.
  • bete stf., Bitte,
  • betragen swv. 5160.
  • bette wät stf. 2546, Bettzeug^
  • Matrazen^ Polster^ Decken,
  • bevähen, bevän starkes und un-
  • regelmässiges Verbum 1094.
  • bevel(h)en stv. 418. 744, 4741.
  • be Villen swv. 4315.
  • bevoren, bevorn adverb. 500.
  • 4619.
  • bewarn swv. 561.
  • bezeichenen, -on swv. 1109.
  • bezechenange stf. 3681, mhd,
  • bezeichenange.
  • beziehen stv.^ überziehen.
  • bezihen stv. 4880.
  • bezzir adject, compar.
  • bezzist adj. superl.
  • hi proepos. mit dat., an, bei, neben.
  • biben, biben swv. 4223. 5057.
  • bidden, biden, biten, bitten stv.
  • biderve adf. 8, mhd. biderbe,
  • bieden stv., mhd. bieten, ane b.
  • 17
  • 258
  • BILBDKN — DAT
  • mit doppeltem Acc. des per$,
  • und sächl. Object. 935. ze
  • YÜezen b. 4807. sich an die
  • gewalt eines b. 951. einem
  • ez unrehte b. 1008.
  • bileden, -6n iwv, 4410.
  • binden stv, 5074.
  • bit, biz conj. und adv. 732.
  • h\tprcßpos,mü dat, 2977, v^/.mit.
  • blanc adj,
  • blasen stv. 4183.
  • blatTÜz stm. 1871, mhd, blat-
  • vuoz.
  • bliben stv, 351, vgl, beliTen.
  • blic stm. 2645. 4663.
  • blot stn., mhd, blnot.
  • blozliche adv, 1401.
  • böch, buch sin. 16. 413. 3479.
  • 4173. 4711.
  • bochstaven swv, 3878, mhd,
  • buochstaben. ,
  • bode, bote^wm. 88. 98, vgl, bäte,
  • bodenbrot stn. 3518.
  • bodescaf, bodescaft, bodescap
  • stf.
  • böge swm.
  • bonit stn, 864.
  • borlange adv, 1387. 5093.
  • borsenfte adj, 2676.
  • borte swm, 871.
  • böse adj., mhd, boese.
  • bösheit stf, 1445.
  • bösliche adv. 1123. 4522.
  • boten swv, 1300, v^/. bözen.
  • bouc stm. 401.
  • boz 5^m. 4322, mhd. bnoz.
  • bozen ««;». 3169. 3194, 7nhd.
  • büezen.
  • bracht stm, 4095.
  • brechen «t». üz der hant br.
  • 1721.
  • breit adj. 2645. 2983. 4857.
  • 4891.
  • bremen, -in stv. IS^O.
  • brengen , bringen unregel'
  • massiges Verbum.
  • bresten stv. 4164.
  • brinnen stv.
  • bröder, bröther, bruder stm.^.
  • mhd, bruoder.
  • brot stn,, wiz brot 2550. ein«
  • brot 4989.
  • brunje, brunne swf. 686. 4108^
  • mhd. brünne.
  • brut stf,
  • büen, büwen swv, 22. 4828..
  • bukele swf. 3503.
  • bnlgän, stm. 1625.
  • balslac stm. 1769.
  • burc, burch, barg stf. 68.
  • bnrdSren, vgl. behurdieren..
  • bnrge swm. 2364, Bürge,
  • bargäre, bürgere stm. 829/
  • capellän stm.
  • capelün «^n. 4943, mhd, gabilün^
  • chein €tdj. 3155.
  • clnsen swv, 5189.
  • cristin adj. 2204.
  • crnce sin. 376, mhd. kriuze..
  • cyclät stm. 1835.
  • cyclätin adj. 1863.
  • D 8. T.
  • da, verkürzt durch Inclin. d»
  • Localadv., vgl. dar.
  • dac, dach, dag, stm., mhd. tac^
  • dagen swv. 3267.
  • dan, danne conj.
  • dan, dane, danne Localado.y.
  • von da.
  • dan, danne Partikel der Ver-
  • gleich, nach Compar.
  • danc stm. äne d. 913. was in^-
  • z6 d. 2640.
  • dancnSme adj., mhd, dancnaeme^
  • angenehm, erfreidich.
  • danken swv.
  • dar vgl. tar.
  • dar, dare Localadv., dahin.
  • dar, durch Irclin. dar, der^
  • Localadv., vgl. da.
  • darf pr(steritoprces.,pr. dorfte-
  • dat, daz nom. sing, neutr. des:
  • DECHEIN ELBLENDE.
  • 259
  • Fron. dem. und des bestimmt.
  • Artikels, Als Conjunction ver-
  • wandt: in Folyerungssätzen,
  • in Absichtssätzen.
  • dechein, dehein adj. 175.
  • decken swv. 4844.
  • degen swv. 1768.
  • degen stm. 57.
  • degenheit stf. 768.
  • degenliche adj, und adv. aller
  • degenliche 79.
  • den conj.j vgl. dan, danne.
  • de, de nom, sing, masc.f nom.
  • acc. sing, femin.^ nom, acc,
  • plur^ von der.
  • denen swv*^ vgl. dienen. «
  • denest stn., vgl. dienest,
  • denken swv. 1986.
  • der vgl. dar.
  • der, Nebenform- die, de, de,
  • nom. sing, masc. des Pron.
  • dem, und des best, Artikels.
  • des äbsol. gen. von daz 49.
  • deste steigernde Part., bei Com-
  • parat.^ desto.
  • dicke stf. 2716.
  • dicke adv. 649.
  • die nom. acc. sing, fem., nom.
  • masCj nom. acc.plur. von der.
  • dienan, dienen, dienin, dienon
  • iwv.^ vgl, denen,
  • dienest stn.
  • dief, dif adj.^ mhd, tief,
  • diep stm,
  • dieser, dise, diser masCf diese,
  • dise fein., dit, diz neutr.^
  • demonstr, pron,
  • diet stm, 964. stf. 636 u. s. w,
  • die yarunde d. 1883.
  • diezen stv. 182.
  • dihten swv, 3491.
  • din pron. possess.
  • dinc stn, 14. 5128.
  • dinster adj. 1611.
  • disc(h) stm.. Tisch, Tafel.
  • dö conj.y durch Incl, verkürzt do.
  • doch conj,
  • dochter, dohter stf., mhd. tohter.
  • dod adj., mhd. tot.
  • dolen swv., dulden, erdulden,
  • domestac vgl. tomestac.
  • don unregelmässiges Verbum,
  • vgl. ton, tnon.
  • doner stm. 2742.
  • doug prceteritop,, mhd. touc,
  • ich tauge, prcet, dochte.
  • doven swv,, mhd, toben,
  • döz stm. 2987.
  • drache swm. 224, mhd. trache.
  • drate adv., schleunig,
  • draven swv., traben.
  • drehtin stm. 1416, vgl, trechtin.
  • dri, drie Zahlwort.
  • dringen stv., sich drängen,
  • dritehalf adj. 3343.
  • dröwe stf. 769.
  • drowen, dron swv,, dräuen,
  • drohen,
  • du pron, der 2. pers,
  • du nom, sing, fem, = die, de,
  • mhd, diu.
  • du Instr, zu daz, mhd, diu.
  • dnnken swv, 23.
  • dur, durc, durch prcep, mit
  • acc, und adv, d. daz 707.
  • dure sff, 3606, mhd. tür.
  • durchnechte adj,, tadellos, volU
  • kommen,
  • düsint Zahlwort 401.
  • e, er adv. und conj, 470.
  • echone swf. 4691.
  • edele adj,
  • edelicheit stf. 1868.
  • edlich, etlich, etelich, ettelibh
  • adj,, vgl. ite-, ittelich.
  • ehaffc adj. 4926.
  • eia interj, 182.
  • eilif Zahlwort.
  • ein, en Zahlwort und unbest.
  • Artikel, 851; in der schw.
  • Form adj,, allein, ein-, en-
  • ander 237. 3417.
  • eine adv., allein.
  • einic, enich adj,
  • elelende stn, 2346.
  • 17*
  • 260
  • ELLE — GENESEN.
  • eile, ellea ztf. 657. 1663.
  • €l(l)ende adj, 973. 2607. 4980.
  • ellenthaft adj, 4344.
  • elphant %im. 1608.
  • ende vgL unde 1304.
  • ende %tm. 141. 439.
  • endelicLe adi). 3953.
  • enden vwv, 5127.
  • eninne adv, 1310.
  • enouwe -ogL inouwe.
  • ent - unlr^nnhare Vorselzpart^f
  • vgl. int-, unt-.
  • er nom, sing, masc. des pron.
  • der 3. pers., fem, si, sie, siu,
  • sü, neutr. ez, it, iz.
  • er- untrennbare Vorsetzpart.,
  • vgl, IT'.
  • er vgL S.
  • erande stn. 2912.
  • erbe swm. 29.
  • erbe, erve stn. 29.
  • erde swf.
  • ere stf. plur. 1534.
  • erist adverb. superl. 63.
  • erllch arf;. 751. 3821.
  • ernist stm.
  • ernistliche adv. 2210.
  • ersterben stv,
  • erscellen^ erschellen stv. 3269.
  • ervelös adj., tnhd. erbelös.
  • eryen swv., mhd. erben,
  • erwinden stv. 2981.
  • ettewanne Zeitpart.
  • evene adv. 3639. 4666. 4758.
  • ewe stf. 481. 4419.
  • eweliche adv, 4469.
  • F vgl. V.
  • gä, gäch adj. ez ist mir g. 4106.
  • gade, gate swm. 1103.
  • gaben swv, 2590.
  • gamerliche adv. 3711.
  • gan pr€Bteritop., ich gönne.
  • gän, gen starkes und unreyeU
  • mässiges Verbum.
  • ganc stm. 2093.
  • gar, gare adj. und adv.
  • gebäre, gebere stn., Gebärde
  • 697. 1425. 3183. 4954.
  • gebeine stn. 1609.
  • gebeiten swv. 1059.
  • geberge, gebirge stn. 3645.
  • geberh stv.
  • gebieten stv. 134. 215. 983.
  • 2337.
  • gebiledön swv. 374.
  • gedagen swv. 2884.
  • gedanc stm.
  • gedenken swv.
  • gedigene stn. 71. 774.
  • gedranc stn.^ Gedränge 276.
  • gedrenge stn. 1694 dasselbe.
  • gegin, gegine prcepos. und adv,
  • geginsidele stn. 1626.
  • gehalten stv. sich geh. 2996.
  • gehaven, gehän swv. 2907.
  • 3063. 3249.
  • geheizen stv.
  • gShen swv, 2895.
  • geherbergen swv.
  • gein adj. = chein, dechein.
  • geisle swf. 689.
  • geköse stn. 4500.
  • gelangen dt^^r.
  • geläz stn. 1361.
  • gelden, -in 8ft?., bezahlen, ver-
  • gelten.
  • geleide stn. 4898.
  • gelich, geliche adj.
  • geliche adv,
  • geliehen swv. 4793.
  • geloben, geloven swv. 1570.
  • gelouben, gelouven swv.
  • gelüsten swv, 3260. 4928.
  • gemach stm. u. neutr, 1 166. 2924.
  • gemeine adj. 4425.
  • gemezzen stv. 3375.
  • gemöt adj. 772, mhd. gemuot.
  • gemöte stn. 1077. 3013, mhd.
  • gemüete.
  • genäde, genädhe stf. 937. 3084.
  • genedich adj., mhd. genaedec.
  • gener jDron. demonstr., vgl. jener.
  • gener(e,i)n sw^. 707.
  • genesen stv. 949.
  • GENOC — GOT.
  • 261
  • genoc, genüoc adj. 969.
  • genote adv. 2376.
  • genoz 9im.
  • genozen swv, sich einem gen.
  • 1327.
  • gerech adj. 2975.
  • gereit adj. 3091.
  • gereiten, -6n swv,
  • gerete stn, 3128., mhd, gersete.
  • gerichte 8tn, 735.
  • gern swv, 315.
  • gerne adv, 2190.'
  • gerochen, gerüchen «tcü. 986.
  • 4988, mhd. geruochen.
  • gerüwon «irt?., mhd, geruowen,
  • dauernd ruhig sein, ausruhen.
  • gerwande swf. 4339.
  • gescehen, geschehen, gesehen
  • stv.
  • gescheffen swv., zu Stande
  • bringen.
  • geschelle sin. 1655.
  • geschot 2200, pari, prcet. zu
  • schohen swv., mhd. schuohen,
  • beschuhen,
  • geschntze stn. 1796.
  • gesehen stv., ersehen.
  • geselle swm.
  • geserwe stn. 4933.
  • gesicht stf, 1750.
  • gesidele stn, 1137.
  • gesmide stn., Geschmeide, gesm.
  • slän 795.
  • gesöchen swv., mhd, gesaochen.
  • gestaden swv. 465, mhd. ge-
  • s taten,
  • gesteioe stn. 1610.
  • gesteinit 222, part. prcet. zu
  • steinen swv.
  • gesten swv. 3659.
  • gesterne stn. 72, mhd. gestime.
  • gestich stn, 3861.
  • gestille stn. 2125.
  • gestole stn. 1605, mhd. gestüele.
  • gesunt adj.
  • geswichen stv. 3420.
  • gethihen stv. 36, mhd. gedihen.
  • getreffen stv. 2492.
  • getrue, getrüwe adj., mhd. ge-
  • triuwe.
  • getrüwen swv.
  • gevahen stv.
  • geverte stn. 844.
  • gevöc stm. 1860, mhd. gevuoc.
  • gevoge stf. 1932, mhd. gevuoge.
  • gev6c(h)liche adv. 1765.
  • gevolgich adj. 528.
  • gevristen swv.
  • gewalt stf. 951.
  • ge walten stv. 1068.
  • gewandeln swv. 1057.
  • gewant stn.
  • gewede, -te stn, 229. 1848, mhd.
  • gewaete.
  • geweldich adj, 3163.
  • geweidigen swv. 1027..
  • gewerden stv.
  • geweren, gewern swv.
  • gewerf stm. 822.
  • gewerliche adv. 1163.
  • gewesen stv. 4873.
  • gewiere, gewire stn. 793.
  • gewinnen stv, 56. 1344.
  • gewint stn. 4594.
  • gewis adj,
  • gewone adj. 262. 1406.
  • gewrechen stv. 37, mhd. ge-
  • rechen.
  • gezelt stn., Zelt 406. 2781.
  • gezeme adj. 1723, mhd. ge-
  • zsenie.
  • gezemen stv. 28. 76.
  • gezogenliche, gezugenl., zogen-
  • liche adv. 107. 1282.
  • gezouwe stn. 301.
  • givere adj, 4568, wiAc?. gevsere.
  • glüd stf., mhd. gluot.
  • gnoC; gnoch adj, 352. vgL
  • genoc.
  • gnoz stm., vgl. genoz.
  • gold, golt stn.
  • goldin, guldin adj,
  • goltrot adj.
  • goltsmit stm.
  • got stm.
  • got, gut adj., mhd. gnot.
  • 262
  • GOT — HEBBYSBTEK.
  • got stn.f mhd, guot.
  • gote 8i/,, mhd. güete.
  • gra adj. 2469.
  • gräfscaft «//., mhd. gräveschaft.
  • gras 8ln.
  • gräve 9wm,
  • graven stv.y mhd. graben.
  • gräwen awv. 5122.
  • grim adj,
  • grove stf.j mhd, gruobe.
  • groz adf., starke massiv,
  • gröze adv, 5128.
  • grozen suw.y mhd. grüezen.
  • grozliche adv., sehr stark 965.
  • 1354.
  • grüne adj., mhd. grüene.
  • grünt stm. 5087.
  • gruntveste stf. 3658.
  • gruweliche adv. 5022.
  • gume 8wm, 753.
  • gunsteliche adv. 3182.
  • gurtel stm. 1371.
  • haben, haven, han swv,, haben.
  • /)rcp^hete,hete, bette, haben,
  • haven , halten, prost, havete.
  • haft adj.j gefangen 1194. 2416.
  • krank 3137.
  • haben, han starkes und unregel'
  • massiges Verbum,
  • halen stcv, 421, mhd. holn.
  • half adj. 529, mhd. halp.
  • hals stm.
  • halsen stw. 3259.
  • halsperge stf. 2684.
  • halten stv.
  • halz adj. 3150.
  • hangen stv., vgl. bähen,
  • hant stf. die bände vor sich
  • nemen 2807. zo hant adv.
  • 3202. mit banden 4048. 4725.
  • bi der h. nemen 4743. bi der
  • h. bevelben 5135.
  • hantfeste adj. 2486.
  • hantslac stm. 3232.
  • hantslagen swv. 2883.
  • ■hantwerc stn. 4669.
  • här stn. 1088.
  • härbant stn. 3094.
  • bare Localadv., hierher 1265.
  • vgl. her, here.
  • harfe swf. 167.
  • harfare s^.2526, mhd. harfaere.
  • barm stm. 4151.
  • hart, herde, herte adj.
  • harte adv. 609.
  • bastelicbe, basticlicbe adv»
  • bat, haz stm.
  • bei interjeet. 349.
  • heia desgl. 247.
  • beiden, heidih stm.
  • beiden, -in adj. 480.
  • beideni8c(h) adj. 3799.
  • heidenscbaft «(^.
  • heilant stm.
  • heiltüm stn. 4149.
  • beimelicbe adv., compar. heim-
  • licher 1634.
  • heimlich adj.
  • hein, heim Localadverb., nach
  • Hause, heime desgl., zu Hause.
  • heiten stv., vgl. heizen.
  • heiz adj,
  • heize adv.
  • heizen stv.
  • helfe stf.
  • helfe swm. 4004.
  • helfelos adj.
  • helfen, helpen stv. 112.
  • belfere stm., mhd. helfaare.
  • hei et, helid, helit,beUth,belt stm.
  • helle stf.
  • hellen stv. 2277.
  • bemide stn. 1850.
  • her sing. masc. des pron. der
  • 3. pers., vgl, er.
  • her, here Localadv., hierher.
  • her, here, herre swm. 6.
  • her, here adj., hehr, herrlich.
  • herberge stf.
  • herbergen swv.
  • here stn. 3935.
  • hereman stm. 3500.
  • herescaf, herscaft stf. 3763.
  • berevart, stf.
  • here werten swü.
  • HEBGESELUS — INNIBTHALP.
  • 263
  • liergeselle awm, 5013.
  • lierlich adj\
  • •herliche adv.
  • !hermelin adj,, aus dem Fehse
  • des härm, Hermelin,
  • lierte vgL hart,
  • "herz, heriz stm. 226. 2168,
  • mhd* hirz.
  • herze «ton.
  • herzecliche adv,
  • herzeleide stf, 3822.
  • Iherzeleit stn,
  • Iherzeruwe stf, 358, mhd, herze-
  • riuwe.
  • lierzoge swm.
  • liesteliche adv. 837, vgl» hastel.
  • lieven sttj.
  • ihi, hie, hier, hir Localado.y
  • hier 933.
  • liigen «t&v., freieriy mhd, hijen,
  • hien.
  • liimel stm>
  • •himelblie stm, 3543.
  • himilisc adj,
  • Ihin, hinne, hinnen, hinnin
  • Loeaiadv,, ton' hier»
  • liinnän desgL 2480.
  • hinacht adv. 2787.
  • hinde swf. 226.
  • höcgezit, hoohgezit sin, und fem,
  • 1538.
  • ihoch adj,
  • ^höden, hoten «cv., mhd, hueten
  • 212.
  • hof stm., Hof, Hofstätte^ Hof-
  • tag,
  • hol stn, 2554.
  • holt, adj. 408. 1955.
  • holz sin,
  • hon stn,^ mhd, hnon 4914.
  • honede stf, 2240.
  • honen swv, 1779.
  • hör stn, 5152.
  • hornin, humin ad^, 4145.
  • hose «u/. 1116.
  • hot s. 1111, mhd, huot.
  • liote «(/^. 759, mhd, huote.
  • houbiten, hoabiton swv, 467.
  • hoveb&re adj, 4324, mAef. hove-
  • b»re.
  • hoTeman stm, 1100.
  • hovespräche stf, 646.
  • hövet, hoYit stn, 337, m^.
  • honbet.
  • hovisheit stf, 3783.
  • hdde, hüte a., mhd, hiute,
  • heute.
  • hngen «tov. 2848. 4799.
  • hulde stf. 2045.
  • hundert, hundret, -it Zahhoort,
  • hungir stm,
  • hüs stn.
  • ich i^ron. der 1. |>er«., mt^ an-
  • gehängter Negat, ine.
  • icht, iht, it, iecht, iet subst.
  • und adv, gebraucht,
  • ie Zeitadverb,, je, irgendein-
  • med, immer,
  • iedoch conjunct.
  • iegelich, igelich adj, 130.
  • iergin adv,, irgend,
  • ilen su>v.
  • imbieten stv,, mhd, en-, ent-
  • bieten.
  • imer, immer adv, 175.
  • in prasp, und adv,
  • in, in adv., hinein,
  • inbiz stn, 1306.
  • inbrechen stv,, mhd. en-, ent-
  • brechen.
  • inde conj, 2928, vgl, unde.
  • inebin prasp, mit aec, 1328.
  • 2222, mhd, eneben, v^/. neren.
  • inein adv, 944.
  • ingegen, gegin prcsp. mit dat.
  • und acc. 2648, adv.
  • Ingesinde swm. 5021.
  • ingesinde stn. 1159. 5028.
  • inhaven su^v. 3266, mAcf. ent-
  • haben.
  • inkinnen atov., tnAc^. entkennen.
  • inne, innin Localadv,
  • inne(n)cliche adv, 2279.
  • innirthalp adv, und prmp, mit
  • dat. 2627.
  • 264
  • INOUWE — KLAFTBB.
  • inouwe adv, 183. 1193.
  • in-, intrinnen 8tv, 1726, mkd.
  • entrinnen,
  • instan unregelmässiges Verbum
  • 419byfnhd. enstan.
  • int-, mhd. en-, ent-,
  • intbinden stv, 4404.
  • intfahen, -fan stv. 4646.
  • intfallen stv.
  • intfurhten suw»
  • intgegenwart adv. 3373.
  • intsamt adv. 1874.
  • intwichen stv.
  • inville stn. 1862.
  • inwech adv. 3274.
  • inznsken prcep. mit dat. 2660.
  • \T possess.pron. derZ.pers, 180.
  • ir- mhd. er-,
  • irbiten stv, 5102.
  • irgän stv. 338. 1030. 4687.
  • irgetzen swv. 1245.
  • irhahen, irhän stv.
  • irhengen swv, 2780.
  • irbeven stv.
  • irkennen, irkinnen swv, 3917.
  • irkumen stv. 2767.
  • irläzen stv. 1503. 1751. irläten
  • 5003.
  • irliden stv.
  • irlouben swv.
  • irrennen swv.
  • irschellen stv. 642.
  • irschrecken stv. swv. 1283.
  • irschricken swv. 2263.
  • irseben stv.
  • .irstan stv.
  • irsterben, irsterven stv. 30.
  • , 3970.
  • irsterven swv. 3972.
  • irvallen stv.
  • irviln swv. 4678.
  • irweln swv.
  • irwenden swv. 564.
  • irwerben stv. 89.
  • irwinden stv. 1496.
  • irzagen swv.
  • isirin aJ;'., eisern,
  • isperlin stn. 4588.
  • it vgl. icht.
  • it, iz nom., acc. sing, neutr. des^
  • Fron. 3. pers.
  • itenüwe adj, 2135, mhd, ite—
  • niawe.
  • ite-, ittelich vgl. edlich.
  • ja affirmationspart,
  • jächant stm. 223.
  • jagen swv.
  • jämerliche adv.^ vgl. gamerl.
  • jär stn. 430.
  • jariä zusammenges. Interj. 2856^
  • jehen stv.^ aussagen.
  • jener pron. demonstr. vgl. gener-
  • j6 conj, 1246.
  • joch conj. 1198.
  • junc adJ. z6 jungest, jnngestiiK
  • adv. super l. 373.
  • jungelinc stm.
  • ' kaffare, kafifere stm. 247.
  • kaffen swv. 658.
  • kamer(e) stf. und swf.
  • kameräre, -ere, kemerere stm^
  • 418. 1738.
  • kamerschaz- stm, 2894.
  • kan prcBteritoprces.
  • karbunkel stm. 1853.
  • karc adj. 2889.
  • kefse swf. 4102.
  • keisir stm. 3106.
  • kel stm.y vgl. kiel,
  • kele w)f. 153.
  • kemenäte stf. und swf. 101^
  • keren swv. 779.
  • kerkäre, ere stm. 343.
  • ketene, ketine «u/., Kette.
  • kiel, kil 8fm. 164, vgl. kel.
  • kiesen sfi?., durch Prüfen er^
  • fahren, erproben,
  • kindelin stn., deminut. von
  • kint stn, im plur., Dienstgefolg^
  • von jugendl. Alter 4593.
  • kintheit stf. 4516.
  • kiselinc stm., Kiesel 3-111^
  • klafter stf. 2171.
  • KLAGEN LACHTEN.
  • 265
  • klagen suw. 5133.
  • klappenen swv. 4587.
  • kleine adj, u. adv., zierlich,/ein.
  • klingen $tv,
  • knabe swm. 655.
  • knecht stm, 24.
  • knie sin. 917.
  • knöpf stm, 692.
  • komen vgl. kumen.
  • kone, küne adj,^ mhd. küene.
  • koninc, kuninc stm, 2. mhd.
  • künec»
  • koningin, kun., kaning^nne stf.,
  • mhd. künegin.
  • konlinc 8t7n. 3414.
  • • köpf stm. 1649.
  • koufen swv. 5150.
  • konfman, stm.
  • kraft st/^ 1314.
  • krame stf. 3118.
  • krämgewant stn. 3078.
  • kratzen stov. 1703. '
  • kreftic adj. 2586. 3382.
  • krump adj'.
  • • küme adv.i mit Mühe^ Noth,
  • kaum 5102.
  • kamen stv.^ vgl. komen. ez k.
  • wol 1225. CT! k. übele 4639.
  • ez k. rehte 4623. nz k. 978.
  • kundicheit stf. 1081.
  • knninc vgl. konine.
  • kunincliche adv.
  • kuningin vgl. koningin.
  • kunne stn.^ Geschlecht^ Familie.
  • -kurzebolt 8^m. 4577.
  • knssen swv.
  • laben swv.
  • lachen swv.
  • lachter, stn. 1944.
  • laden, ladhen stv.
  • län stv.y vgl. läzen.
  • lanc adj.^ lange adv.
  • lanne suxf. 1047.
  • lant stn,
  • lantman stm. 3420.
  • lantrecht stn. 3352. 3386.
  • lantspräche stf. 5010.
  • laster stn. 133.
  • lasterliche adv.
  • läzen 8^t7. 4620, vgl. \ka.
  • •leben, leven siwv.
  • leben, leven stn. 1168. stm* 680.
  • ledigen, -6n swv. 4132.
  • legen swv. nidere 1. 461. 4554.
  • leic, leich stm. 172.
  • leide stf. 3016.
  • leide adv. 835. 2476.
  • leiden swv.^ Leid anthun, be»
  • ■ leidigen.
  • leider comp. d. adv.
  • leisten swv. 2446.
  • leit, leith adj.^ leidig^ verleidet.
  • leit stn.-
  • leiten swv.
  • len stn.^ mhd. lehen.
  • leve, liebe, lieve adv. 2238.
  • lewe swm.^ Lowe.
  • licht adj.^ leicht^ gering,
  • lichte adv. 1007. 1583.
  • liecht, lieht, liet, licht stn. 1058.
  • liecht adj. 1730.
  • lief, liep adj.
  • lieve stf. 1352.
  • liegen stv.
  • liet stn. 1503. 1826. 1907. 3490.
  • 4792.
  • lif, Hb stm. und stn. 37. 817.
  • lifnare stf. 1335.
  • lihen stv. 4720.
  • list stf. 47.
  • liste swf. 1112.
  • listec, -ic adj.
  • listecliche adv.
  • listen swv. 4578.
  • liat vgl. lut.
  • loben; loven swv.
  • lof, lop stn.
  • lof(ve)sam 3457. lossam adj.
  • 749.
  • Ion stn.
  • Ionen, lonon swv.
  • los adj. 4501.
  • louf stm. 3403.
  • loufen stv. mit acc. 4213.
  • lüchten swo., mhd. linhten.
  • •266
  • LUDE
  • NAH.
  • lüde, lüte adv.
  • luden 8tm. 4221.
  • luft stm. 356. 3534.
  • lüt, liut 8tm. u. neutr. 268. 805.
  • luter adj\
  • lutzel, -il adj, 1665. adv. 700.
  • 2970.
  • mac pr€Bteritopr,, prceU mähte,
  • mohte.
  • mäc 8tm, 53. 370. 387. 945.
  • machen 9wv.
  • macht 8tf,
  • magen 8tn, 416.
  • mage(i)nkraft stf, 597.
  • man stm. 26.
  • man, men unbestimmtes pron,
  • mane sw/, 870.
  • mäne swm., Mond*
  • manec, manic, menlc adj,
  • manen swv.
  • mantel stm,
  • mantelin ^tn., detnin. des vor,
  • marc stf. 1446.
  • marc, marh«m. 867.4964.4976.
  • marcgräve swm,
  • märe adj.y vgl, mere.
  • märe stn., vgl, mere.
  • marteren, -on swv. 3469.
  • megetin stn, 62. 89.
  • meinen swv. 4478.
  • meister stm, 367.
  • meisterschaf(t) stf, 2275.
  • melden swv. 2114.
  • melm stm. 652.
  • menege, menige, menigin(in?)
  • stf, und sw/.
  • mer, mere comp, zu vil.
  • mere stn,
  • mere ac(/., vgl, märe, mhd.
  • msere 1456.
  • mere stn., vgl, märe, m^.
  • msere 830. 1480.
  • meren 9wv, 4841.
  • merken swv,
  • merkere stm, 2003.
  • mezses stn, 2517.
  • miche(i)l adj, undado. 23. 2546.
  • michilich ,
  • mid, mit prmp, mit dat,, vgl.
  • bit 1509. 1704. 1774. 3119.
  • mide, mite adv,
  • midin, in m. adv, 75.
  • miede stf, 3081, mhd, miete*
  • mieten swv, 1279.
  • milde adj,
  • mlle stf, 3644.
  • min possess. pron,
  • minne 8^. 769. 4822.
  • minneliche adv,
  • minnen swv. 2036.
  • minner comp, zu lutzel.
  • minnest super l, zu lutzel 2931.
  • missebieten stv, 1017.
  • missegrifen stv, 2074.
  • missehelle st/, 2013.
  • missesagen «lov. 4173.
  • mis8evar(e) acfj,
  • missevüren swo, 1213, mhd.
  • missevüeren.
  • mite, mitte acff,
  • mitsAm zu8ammenges,pra!p. 399.
  • mo st/, 3371, mhd. muo, müeje.
  • moder, >ir stm», mhd, muoter.
  • mögen, mdwen swv, 884. 2134.
  • 3228, mhd. muen, müejen.
  • mot stm,
  • moterbarn stn, 762.
  • moweliche cuiv, 81, mhd, müe-
  • liehe,
  • moz prceteritopr,f mhd, muoz.
  • mugelich adi, 1253.
  • mül stm, 865.
  • munichen swv, 5173.
  • nä, UAchprasp, u, adv,, fiiÄ.
  • nä, nähe adv, 351, mhd, nähe.
  • nacht stf.
  • nachten adv, 3852.
  • nähen, nähon, nächen2784 swv.
  • nacket, nakit adj. 1362.
  • name stm,
  • namen swv, 721.
  • när comp, v, nä, nähe 4067. 4644.
  • KAZ — OWI.
  • 267
  • naz adj, 348.
  • ne negottionsp,^ vgl. ni.
  • ne vgl, nie.
  • nechein, nehein adj, 82.
  • negein dasselbe.
  • neigen, -6n swv, 1886.
  • nein verstärkte Verneinungs-
  • partikel 2115. 4817.
  • neinä 1758.
  • neman vgl. nieman.
  • nemen stv. üz nemen 1196.
  • 2223. 2274. obeir n. 2413.
  • sich vore n. 4357.
  • nenden, nendon swv. 2593.
  • nennen swv,
  • ner(e)n swv,^ retten ^ erhalten
  • 2888.
  • neye swm, 3330.
  • neven prcep. mit dat, 3564.
  • ni negationspart., vgl. ne.
  • nichein, nigein, nigen vgl»
  • nechein.
  • nide(i)r, nide(i)re adv,
  • niderhalf adv. 3644.
  • nidliche adv. 706.
  • nie, ni negatives Zeitadv. ,
  • vgl. ne.
  • niecht, nieht, niet, niht, nit
  • subst, Negation und als Par-
  • tikel gebraucht.
  • nieman, niman vgl. neman stm.
  • niene, nine, nine zusammenges.
  • Negationspartikel.
  • nierge(i)n, nirgen negat. Local-
  • adverb. 42.
  • niet vgl. nieht.
  • niezen stv.y gemessen.
  • nigen stv.
  • nimer, nimmer, nammer nega-
  • tives Zeitadverb,
  • nit vgl. niecht.
  • nit stm. und neutr. 1019.
  • niuwe(i)t, niwe(i)t, nüwet, vgl.
  • niecht, niht.
  • noch adv. nochdan 1921, mhd.
  • dannoch.
  • noch conjunct.
  • nodic vgl. notic.
  • not stf. durch n. 914. 930.
  • ane n. 2799. 4519.
  • note adv. 2472.
  • notec, -ic adj.
  • noten svov.y mhd. noeten.
  • nöthaft adj.
  • notlich adj. 957..
  • notstadel stm. 3551.
  • nu Zeitpartikel, relat. conj. 615.
  • nümäre, -ere stn. 551, mhd.
  • niumaere.
  • nusche swf. 3094.
  • nuskel stm. 398.
  • ob, of conj. wat(z) ob 511.
  • oben, oven adv.
  • ober, over vgl. über, ober lüt
  • 1054. over it 3155.
  • obergnozsfm. 982,«nA(f. übergen.
  • och conj. = ouch 857.
  • och interject. substant. gebr.
  • 4565.
  • oder conjunct.
  • ordinen, -ön swv, 3336.
  • öre stcn.
  • orkunde stn. 4266, mhd. Ur-
  • kunde.
  • orlof, urlob stm. n. 311. 2491,
  • mhd. urlop.
  • orslac stm, 1648.
  • öster adv. 65.
  • ostertac stm. 892.
  • othmode adj., mhd. otmüete.
  • othmode, otmote stf. 187, mhd.
  • otmüete.
  • ouch conj.
  • ovel adj., mhd. übel.
  • ovele adv.
  • ovelliche adv.
  • overbrechten swv. 4370.
  • overgenoz vgl. obergnoz 5168.
  • overglast stm. 3506, vgl. ubergl.
  • overleven swv.
  • overmöt stm, 1834.
  • owe interj.
  • owi desgl. 368.
  • 268
  • PALAS
  • SCAL.
  • palas 8tn. 1130.
  • p.alme swm. 2329.
  • pelle, pfellel stm. 230. 3070.
  • 8v:m.(f) 3572.
  • pellin adj.
  • penninc, pfenninc stm.
  • pfat stm, 3692.
  • pflegen, plegen stv, 60. swv.
  • 3363.
  • pilegrim stm. 3695.
  • pinkesten n. plur. t. 1546.
  • porte swf. 1032, lat portus.
  • 1297 lat. pörta.
  • pnnt stn. 3133.
  • qaeln swv* 433, quälen.
  • rat 8f77i. 54. 581.
  • ratgebe svom. 442.
  • rechen stv.^ vgl. wrechen.
  • recht adj,
  • recht stn.
  • rechte adv,
  • recke swm. 501. 560.
  • recken swv. 4298.
  • rede «^., Rede, Gegenstand
  • von dem geredet wird 97.
  • reden «M?y.87. einem mite r. 4666.
  • reise stf. 4288.
  • rennen swv.
  • riche «fn. 25. 385.
  • riche, rike adj.
  • riehen swv.y bereichern.
  • richetöm stm. 978.
  • Tic(h)lichen adv.
  • richte stf. in richte 1777.
  • richten swv. mit dat. der Pers.
  • 1742. 3105. 5076. richton
  • 2503.
  • riden, riten stv.
  • Herne swm.
  • riese swm. 632.
  • riesinisc adj. 638.
  • rinc stm. 697. 727.
  • ringe adj. und adv.
  • rinnen stv. 4895.
  • ritäre, riter stm. 131.
  • ritärlich, riterlich adj, 1833.
  • roc stm.
  • rochen 'swv., mhd. raochen.
  • rofen, roufen swv.
  • röfen stv. (f) 3026, mkd. ruofen-
  • roren swv, 3152, mkd. rüeren^
  • ros stn,'
  • rosfert stn, 5104.
  • rossekleit stn, 404.
  • rot adj.
  • rote sw/., mhd, ruote, Ruthe^
  • rouh stm.^ mhd. rouch.
  • rü, ruh adj.^ mhd. rüch, rauh..
  • rucken swv.
  • ruf stm. 180, mhd, ruof.
  • rümen, -6n swv., räumen, ver-
  • lassen 1625. 4736. mit dat.
  • 3061.
  • runen swv. 1232.
  • rü'v^en stv., mhd. riuwen,
  • Schmerz empfinden.
  • sadel, -il stm., mhd. satel.
  • sadilschelle sw/. 231.
  • sagen swv,
  • sftl prceteriiopr., mhd. sol.
  • sal stm.
  • sale ac(/. 2443.
  • sälich, selich adj., mhd, saelec.
  • 2062.
  • sam prcep. mit dat., mit.
  • sam, same adv., ebenso,
  • samene adv., zusammen.
  • samenen, -6n swv, 135.
  • samfte adv., comp, samfter.
  • samit stm., Sammet.
  • samt adv. und prcep.
  • sän adv., sofort,
  • sancte, sante adj., lat. sanctu?.
  • sanft adj, 2558.
  • sant stm, 833.
  • satelboge swm. 4950.
  • sc, sk vgl. seh.
  • schade, scade swm. und adj.
  • Schadehaft adj.
  • schaffen stv. 1629.
  • Schaft stm.
  • scal, schal stm. 298.
  • SGABLAGHIN — SPADE.
  • 269
  • scarlachln atn, 3070.
  • schare stf, 242.
  • scharehaft adv. 649.
  • schaz, scat, scaz stm. 190.
  • «cheiden stv. 5078.
  • scheinen swv, 2281.
  • schellen stv, 4195.
  • schenke swm.
  • Sehern stv, 5086.
  • schieben, skieben stv. 806.
  • schiere, schire, sciere adv.^
  • volUtändigj so/orU
  • schiezen stv. 2117.
  • schif, seif 8tn.
  • schiffen, sciffen 8wü.
  • schilt, seilt itm, 4892. 4902.
  • schimf, schimpf 8tm\, Scherz,
  • schin, sein adj. 4704. 5166.
  • schinen, seinen 8iv,
  • schir adj.y lauter^ rein,
  • sclän 8Ü), vgl. slahen.
  • sclichen 8^., vgL slichen.
  • sciiefen stv,^ vgl, sliefen.
  • scho, schoch stm, mhd. schuoch.
  • schone, scone ac(/., mhd. schoene.
  • schone, scone adv, 4811.
  • schonist super l, 752.
  • schönen swv, 1209. 4463.
  • schonwen, -6n suw,
  • schoz stm,(f) schoze 8tf,(f)
  • schricken, scricken svw. 2166.
  • 4681.
  • schroten, scroden stv, 1510.
  • schulde stf.
  • schurzelin stn. 2447.
  • schütze swm, 1791.
  • se stm. und fem, 65. 810.
  • sechszene Zahlwort,
  • segel stm,
  • segen swv. 1675.
  • segilrieme stm, 807.
  • sehen, sien stv,
  • selb, seif, selbe, selve adj,
  • und adv,
  • selden(e) adv. 1125. 4063.
  • sele stf,
  • selich vgl, salich.
  • selide stf, 1898, mhd, selde. |
  • seile swm. 1654.
  • seilen swv. 2818.
  • seltsene adj, 255.
  • senden, -6n swv.
  • sere adv. 34.
  • seren swv. 574.
  • ses ßect. sesse Zahlwort.
  • setzen swv.
  • siben, siven flect. sivene Zahlw,
  • sichein pron. adj.
  • sichirliche adv. 1571.
  • sidin adj.f von Seide.
  • Silber, silver stn.
  • silverin adj.
  • simile su/., Semmel.
  • sin stm., Sinn, gesunder Men-
  • schenverstand.
  • sin possess. pron. 2822.
  • sin de/ect. verb., mit haben
  • flect. 1798.
  • singen stv. 4975.
  • sint, Sit adj. und conj. 169. 4705.
  • sint stm.j Reise^ Fahrt.
  • Site stm. 957.
  • sitzen stv.
  • slahen, slän stv., technischer
  • Ausdruck 2137.
  • slacht, slachte, slahte stf.,
  • Art, Schlag, Geschlecht 778.
  • siecht adj. 4213.
  • slichen stv., leise gehen,
  • sliefen stv., schliefen, schlupfen
  • 2327.
  • smal adj.
  • smaracte swm., Smaragd.
  • smecken svw. 1870.
  • sneblanc adj.
  • snel adj., körperlich gewandt.
  • snelliche adv. 1014.
  • snevar(e) adj. 1511.
  • snewiz adj,
  • suiden stv.
  • so relat. und demonitr. Part.
  • soeben, suchen svw. 2586, mhd,
  • suochen.
  • sowanne vgl. swanne.
  • sower, -waz vgl. swer.
  • spade adv., mhd. späte.
  • 270
  • SPEHABB — TAL.
  • spehare atm.f Späher, Kund'
  • schafter.
  • sper 8tn,
  • spil 8tn, 2118.
  • spileman stm. 1710. 1888. 4293.
  • spiln «wt7.
  • spise 8tf,, Speise f Lebensunter-
  • halt,
  • spor stn.y Spur,
  • spot stm.
  • spoten swv.
  • sprachen swv. 557, sich unter-
  • reden.
  • sprechen stv. mit dat. 4708.
  • springen stv.
  • sprunc stm. 2642. 4964.
  • stad, stat stn. 165.
  • Stade, State stf. 1102. 3072.
  • st^dehaf^ statehaft adj. 258.
  • städicliche adv., mhd. stsßtecl.
  • staf, stap stm.
  • stal stn, 376.
  • stal stm., mhd. stahel.
  • Stalin adj. 656.
  • stallen swv. 1092.
  • stan, sten unregelmässiges Verb.
  • Stange swf. 639.
  • starc adj. 551. 2602.
  • Starke ado.
  • stedic adj, 1255.
  • stein stm,
  • steinen SU7V., mit Steinen besetzen.
  • sterre swm., Stern.
  • stete adj., mhd. staete.
  • stiften swü, 3807.
  • stille adv,
  • stol stm, 104, mhd. staol.
  • stop stn. 2746.
  • storm, Sturm stm., Sturm,
  • Kriegssturm 479.
  • stormgiere adj. 704.
  • stozen stv. 201. 3109.
  • sträze stf.
  • streben, streven swv. 1047.
  • strichen stv., sich eilends be-
  • wegen 2978. 3473.
  • strit stm. 3562.
  • strodicke adv. 1707.
  • striic, strnch stm., Strauche
  • strüchen swv,, straucheln.
  • stunde stf.
  • sü nom. sing. fem. des Pron^
  • 3. pers. 3223.
  • solich, sulc adj., solch.
  • sumilich adj. 2773.
  • sunde stf.
  • sunder prcep. mit acc, ohne^
  • snnderlich adj.
  • sündigen swv. sich s. 1966.
  • sune, sone stm., Sohn.
  • sunne st. und swf.
  • sus demonstr. pari. 2903.
  • suze adv., mhd, suoze.
  • SV vgl. BW.
  • swache adv. 1004.
  • swagir stm. 4616.
  • swane swm., Schwan 4951.
  • swanger adj.
  • swanne, swenne correl, Zeitp^
  • s wannen correl, Ortspart., von
  • wannen,
  • swar correl, Ortspart., wohin,
  • swär desgl., wo.
  • swäre adv.
  • swarz adj,
  • sweben swv. 354.
  • sweiz stm.
  • swelich, swilich, swilch correL
  • pron., welcher immer.
  • swenden swv. 3738.
  • swer correl. pron., n. swaz.
  • swem stv. 144.
  • swert stn, 151. 1098. 5074.
  • s wertleite stf. 5066.
  • swet stm. 898, mhd. sweiz.
  • 6 wichen stv. 4377.
  • swigen stv, und swv.
  • swimmen stv.
  • T s. D.
  • tac, tach vgL dac.
  • tagedinc stm, 4345.
  • tagelich adj. aller tag. 1391.
  • tagen swv.
  • tal stn. 4037.
  • TAB UNTBlfrwB.
  • 271
  • tar prafieritopr»^ ick wage, vgl.
  • dar, prcet torste.
  • teil, tel sin, 405.
  • tihtere stm. 4859. 5201.
  • tochter vgl. dochter.
  • togentlich adj. 1375.
  • tom 8tm. 4103.
  • tomes, -is, tümis tac, Gerichts-
  • tag, jüngster Tag 799.
  • ton, tuon, tun unregelmässiges
  • Verbum, vgl. don 1474. 2437.
  • tore «tum. 1021.
  • torecht adj.
  • torliche adv.
  • tonfere stm. 4077.
  • tongen adv., heimlich.
  • tragen stv. 4391.
  • trecbte stn. 4330. 4569. 4865.
  • trechten, trechtin sttn., vgl.
  • drechtin.
  • treten stv.
  • trochtsäze, truhtseze, truzzate
  • 2505. 1331. 1142.
  • trost stm. 3287.
  • trösten iwv. 1224. 1640.
  • tronmen, -on swv. 2339.
  • trouwe, triiwe stf. adv. 95.1451.
  • troven stov. 4139, mhd. tmoben.
  • trübe sff.y mhd. truebe.
  • trdden stov. 4488, mhd. triuten.
  • tnmkenheit stf.
  • triiren, -on swv
  • trurich adj.
  • trnt adj.
  • triitgeselle swm. 3086.
  • trüwen swv. 931.
  • tniwelichis adv.superl. 99. 121.
  • tagent stf. 305. 5121.
  • tnnen swv. 5056.
  • tnr stf., vgL dnre, mhd. tür.
  • türe, tüere adj., mhd, tiure 57.
  • 1430.
  • tärlich adj. 238.
  • tarlin stn, 2333.
  • tÜYil stm., mhd, tiavel, 7e\J^el.
  • tweln «wv. 700.
  • übel, uvel adj. 778, vgl. oveL
  • ubele, uyele adv. 36.
  • über, ubir prcep., vgl. over.
  • uberal adv. 703.
  • aberglast stm. 1867, vgl. overgL
  • ubergnoz stm., vgl. overgenoz.
  • nbergulde stf. 613.
  • ubermöt stm., vgl, overmot.
  • nbersite stm. 3736.
  • überwerfen «fr. 2169.
  • uf, uffe adv. und prcep.
  • ufferstende st/. 4405.
  • nmbe adv. und prcep. 1532.
  • nmbehanc stm. 1128.
  • unbedrozzen |)ar/. vonbedriezen
  • 4896.
  • nncristen, -in adj. und stm.
  • und, nnde conj.^ vgl. ande,.
  • ende, inde.
  • nndankes adv. 2059.
  • under prcep. und adv.
  • nndersehen, sich stv. 1033.
  • nndersmden stv. 3556.
  • undertän pari, von undertnon
  • als subst. gebraucht.
  • nnderwinden, sich eines 1743.
  • ungebere stn. 1043, mhd. un-
  • gebsere.
  • ungern ote stn. 1070, mhd. nn>.
  • gemüete.
  • nngeslahte, -siebte stn. 1377.
  • nngevoge adj. 2173, mhd. an>
  • gevüege.
  • ungewär adj. 3344.
  • nnkraft stf. 1195.
  • nnknndic adj. 631.
  • nnmaht etf. 3023.
  • anmeine adj. 824.
  • anminne stf. 3609.
  • unrat stm. 1242.
  • ans, nnser possess, adj. 604.
  • nnside, -te stm, 4667.
  • nnsitich adj.
  • nnstade adj,, mhd. unstaete.
  • unstadehaft adj.
  • nnt-, an-, vgl. int-,
  • antra we stf. 2777., mhd. un-
  • trinwe.
  • 272
  • ÜNZ
  • \'LtEZEN.
  • anz, unze conj, und adv.^ so
  • iangey ao weit bis,
  • urloge stn, 3737.
  • Urkunde stn , vgl, orkunde.
  • urteil stn. 3082.
  • Uwe, üwer pron. possess., mhd.
  • iuwer.
  • üz prcep. mit dat. und adv, üz
  • van 229. 2858.
  • üzer prcep, mit dat.
  • V (F).
  • vader, vater slm,
  • vähen , van . sta/rkes und un-
  • regelmässiges Verb, 1602.
  • välant stm, 890. 1160. 3235.
  • valden sto.^ mhd, valten.
  • valehär adj. 1823.
  • valke swm. 3854.
  • Valien stv,
  • vals(c) stm,, Falschheit,
  • valscon swv. 2800.
  • van, von prcep, 39. 2484.
  • van, vane swm, 404.
  • varn sto.*
  • vart stf. 4432.
  • varwe stf,
  • vaste adv, 614. 1494.
  • vazzen, -on swv, 157. 164. 1454.
  • vechte »^.1713.
  • vechten stv, 4150.
  • vedirspil stn, 298. 1176.
  • veilscen swv. 3122.
  • vele adj. 1404, mhd, veile.
  • V eilen swv, 4407,
  • velschen swv. 3142.
  • veitstein stn. 3139.
  • venster stn. 2177.
  • ver- vgl, vir-
  • ver, vier Zahlwort.
  • verchmäc stm. 2497.
  • vere swm. 3100.
  • verhaft adj. 4539.
  • verre adv. von ferne , in der
  • Ferne, weiterhin, z6 verre
  • 2800.
  • verzen Zahlw., mhd, vierzehen.
  • veste adj,
  • veste stf,
  • viant stm, 1428, adject. 1674.
  • vil, vile adj, und adv. 5.
  • vingerin stn. 398. . ■
  • vir-, verbern stv. 1222. 1632.
  • vir-, verbieten stv.
  • virdagen swv. 490.
  • virdenen, virdinen, -dienen swv.
  • 5126.
  • virdrucken swv. 1855.
  • virheln stv, 2254.
  • virhengen, -6n swv.
  • virhern svw., verheeren.
  • virhol(e)ne adv. 2548. 3074.
  • vorholne 1931.
  • virklagen 483.
  • virleschen stv, 1866.
  • virlesen, bliesen stv, 123.
  • virmezzen stv, 3434.
  • virmezzenliche adv, 205. 412.
  • 4963.
  • virmissen swv, 2124.
  • virqemen stv.
  • virorlogen stüv. 1393.
  • virräten stv.
  • virreden swv, 3611.
  • virscröden, -scroten stv.
  • virsenden swv, 1521.
  • virsinnen stv. 259.
  • virsitzen stv. 647.
  • virskeiden stv. 29.
  • virsmähen swv,
  • virsöchenswt?., mhd, versuochen.
  • virstan stv, sich t, 1321.
  • virstören, -6n swv, 2948.
  • virstozen stv, 1466.
  • virsümen, sich «utv. 1618.3089.
  • virsvellen swv, 1212.
  • virtriben, -triven stv, 991. 4553.
  • virwandelen, -6n swv, 4019.
  • vir winden stv, 770. 4059.
  • virwostenen swv, 739, mhd. ver-
  • wüesten.
  • virzihen stv. 1275. 2390.
  • vlamme stf.
  • vliehen, vlien stv.
  • vliezen stv. 2866.
  • VLIZ WAN.
  • 273
  • vliz sim.
  • V Uze liehe adiy.
  • vlizen, sich stv. 1373.
  • vlucht stf.
  • voc 8tm.^ mkd. vuoc.
  • voge stf., mhd. viioge.
  • vol adj.
  • vol adv.y v>oll8tandig , vollends
  • 4883.
  • volc stm. und neutr.
  • volcdcgeu stm. bl.
  • volcmagen stn. 754.
  • volcwic stm. 4261.
  • volgen, swv. 11G4.
  • voilebringen unregelmässigcs
  • Verhum.
  • volleist stm. (f) stf. (?) 4359.
  • vonf vgl. vunf.
  • vonfzich vgl. vunfzich.
  • vor, vore, vnr, viire prcep. mit
  • dat. und acc. und adv., mhd.
  • vor und vür.
  • vorchten , vortcn , vnrchten
  • swo. 34.
  • vorderost, vordirst adv. stip.,
  • vgl. vurdrist.
  • vorebiige stn. 4589, mhd. vür-
  • b liege,
  • vören swv.y führen, vollführen
  • 4072.
  • vorholne vgl. virholue.
  • vorreise stf. 2598.
  • vorste swm., vgl. vnrste.
  • vüt, vöz stm., mhd. vuoz.
  • vüzschämel stm. 3875.
  • vrägan, -en, -6n swv.
  • vreis(c)lich adj. vreisliche,
  • vresliche adv. 772. 4271.
  • vreisken stv. 4010.
  • vreis(s)am, vresam adj.,
  • schreckenerregend.
  • vremede adj.
  • vri adj. 1432.
  • vride stm.
  • vrideliche, vredeliche, adv.
  • vristen swv. 3033.
  • vrö adj. 4770. vröliche(n) adv.
  • vro adv., frühe, i/hhd. vruo.
  • XÖKIO BOTHBB.
  • vrom, vriim adj. 552.
  • vromc, vnime swm,
  • vromecheit,vrnmecheit stf. 115.
  • vromeliche adv.
  • vromen, vrumen swv. 2826.
  • 3049. 3631.
  • vromic, vrumic adj. 8.
  • vromic(h)lich adj. 553.
  • vromicliche adv.
  • vrön adj. 1747.
  • vrouwe, rrowe swf. 18.
  • vrouwelich adj.
  • vrouwen swv. 178.
  • vrowede stf. 347.
  • vrucht stf. 3655.
  • vrunt stm. 443, mhd. vriunt.
  • vrunts(c)haft stf. 1957.
  • vüirflamme stf. 4680.
  • vullen^ swv., füllen.
  • vunf "flect. vnnve Zahlwort
  • 490.
  • vunfzich Zahlwort.
  • vür stn. 3505, mhd. viur.
  • vurderöst desgl. 2658.
  • vurdrist adv. sup. 1802.
  • vurreden stcv. 334, vgl. ver-,
  • virreden.
  • vurste swm., Fürst,
  • vüst stf. 568.
  • wä, war Ortspart, wof
  • wachen swv.
  • ■wachsen stv, 4996.
  • wachtere stm.
  • waden stv. 4558.
  • wäfen stn. 422.
  • wäfenen, -ön swv.
  • wäfenroc stm.
  • wäge stf. 3395.
  • wagen stm.
  • wal stn, 4249.
  • wal, wale, wol, wole adv, 76.
  • Waiden, walten stv.
  • walde(i)ndic adj. 214.
  • wallegare adj. 3411.
  • wallere stm. 3668.
  • walt stn.
  • I wan adj., leer.
  • 18
  • 274
  • wan(b) — wts.
  • wan(e) negat Fragepart^warum
  • nicht f 1194.
  • wan, wante, wente conj.^ his^
  • so lange als,
  • wan, wene adv,y ausser y nur.
  • wan stm. 3008.
  • wände, wan Causalpart., weil,
  • denn,
  • wanne, WQ,rmenOrt8adv,,woherf
  • war adj, 4.
  • war(e) Ortsadv., wohin f
  • wäre stf. 243. 3859. 4852.
  • waren swv.
  • wärhaft adj. 4929.
  • wärheit stf. 613.
  • wärliche, werliche adv.
  • warnan, warnen swv. 3012.
  • warne stf.
  • warten swv. 1175.
  • wät stf.
  • wätziere adj. 3585.
  • wazzer stn. 1259.
  • wazzerperlin stn. 3069.
  • we 1) für wer, 2) für wie.
  • wec, wech 8^01. 2133. 3951.
  • wechn\üde afl[/., »lÄrf. wecmüede.
  • wegen swv. 2352.
  • wehe adj. 406, mhd. wsehe.
  • weien swv. 2746, mhd. wa?jen.
  • weinec, -ic, wenic adj. 486.
  • 3164.
  • weinen, ön swv. 444.
  • weiz prceteritopr. prcet. weste,
  • wiste.
  • wele stf. 2224, mhd, wal.
  • wein swv.
  • wenden swv,
  • wene vgl. wan.
  • wenen siw, 30. 1234, mhd.
  • waenen.
  • wente vgl. wan.
  • wer pro», interr., n. wat, waz.
  • werben, werven stv. 3669.
  • werdeclich ac(;".
  • werdecliche adv.
  • werden stv, 953. 4430.
  • werelt, werlt stf.
  • wereltliche adv.
  • werfen, werpen stv,
  • werlicbe adv.
  • werltman stm.
  • werltwunne st/.
  • wem swv., dauern 430.
  • wer(e,i)n 8Wü,,wehren 706. 2865.
  • 2956.
  • werren stv. 612.
  • wert stm. 1099.
  • wertschaft vgl, Wirtschaft,
  • wesen stv,
  • wester adj, 1.
  • westert, wesrlt ado., n. Westen.
  • wetlich adj. 310. 4529.
  • wette stn. 3004.
  • wie, wich stm. 2699.
  • wichen stv. 1685.
  • wichgar(e) adj, 670.
  • wic(b)geruste stn. 4143.
  • wichgewant stn. 2632.
  • wichgewete stn. 675.
  • wicliche ac?u. 665.
  • Wide, wite adv., mhd. wite.
  • widen, -ene, -in. witen, -ene
  • adv., mhd. witen, -ene.
  • wider adv. und prcep.
  • widere adv,
  • widerstozen stv, 1664.
  • widerstrit stm.
  • wie pron. interr., vgl. wer, we.
  • wie interrog, part., vgl. we.
  • wieren, -on, wiron swv. 397.
  • 1825.
  • wigant stm. 677.
  • wil, wille prceteritopr.
  • wile stf.
  • wilen adv. 1609.
  • wilen, -6n swv. 2328.
  • wilich pron. interr., welch.
  • .wille swm. 768.
  • willekume adj. 273.
  • winden stv.
  • winnen stv, 4083.
  • wint stm, 4234.
  • wirt stm.
  • Wirtschaft s(^. 1569. 2561, vgl.
  • wertschaft,
  • wis, wise sf/., Art und Weise.
  • WIS
  • ZWABE.
  • 275
  • WIS, wise adj»
  • wisen swv., weisen, erwehen.
  • wisheit stf.
  • wis(c)lich adv.
  • wistüm stm, 1695.
  • wit stf, 1574.
  • "wit adj.
  • "wite vgl. wide.
  • witze stf. 4428.
  • witzelos adj. 2518.
  • wizen stv. 1995.
  • woch interj.
  • wofen, wuofen stv. 379. 4021.
  • wol, wole, vgl. wal.
  • wort stn. 5150.
  • woste adj., mhd. wüeste.
  • wrechen stv., mhd. rechen.
  • wringen stv. 438, mhd. ringen.
  • wriven stv. 1049, mhd. riben.
  • wunder stn. 391. 801.
  • wunder(e,i)n , wundrin 111.
  • 2472.
  • wunderlich adj. 282.
  • wunderliche adv. 537.
  • wunne stf.
  • wunnencliche adv. 268.
  • wunniclich adj.
  • wurken swv. 3871.
  • zabel stn. 153.
  • zage swm. 1124. 2775.
  • zagehaft adj.
  • zale stf. 191.
  • ze, zi, zo, zö, zu, zu prcep. und
  • adv. 3.
  • zebrechen s^v. 4914.
  • zegän, zegen stv. 3051. 4779.
  • zeichen stn, 2850.
  • zeichen swv.
  • zeigen swv.
  • zeläzen stv. 2318.
  • zelder stm. 2878.
  • zeln swv. 1004.
  • zeit sf«.
  • zen Zahlwort, mhd. zehen.
  • zenzich Zahlwort 2600. 4097.
  • zerinnen stv. 4564. 5155.
  • zestören swv., mhd. ze(r)stoeren.
  • zescreien swv. 2745, mhd.
  • ze(r)schraejen.
  • zeswellen, -6n swv, 2451.
  • zevören swv. 2864, mhd. ze(r)-
  • vüeren.
  • zi vgl, ze.
  • ziehen, zien stv.
  • ziere ac?;'.
  • zieren, 6n swv.
  • zirheit s/^'. 388.
  • zo, zö vgl. ze,
  • zobrechen s/i?. 1013, vgl. zebr.
  • zorns^w. «. a^y. 764. 1680. 3867.
  • zornen 1639, mhd. zürnen,
  • zotragen stv. 2138.
  • zoum stm.
  • zoumstrenge adj. 5092.
  • zouwen swv. 2026.
  • zucht stf.
  • zucken swv. 1091.
  • zugeweich adj. 4297.
  • zvelef, zvelf, zwelf Zahlwort.
  • zvelfbode swm. 4400.
  • zvene masc, zvä, zvo fem.,
  • zvei neutr. Zahlwort.
  • zvenzich, zweinzich Zahlwort.
  • zv^vel stm. 3278.
  • zwäre, zwären 4.
  • MMENVERZEICHNISS.
  • Ache^ Aachen, Ort derSchwert-
  • leite Pippin's 5011 fg.
  • Amelger van Tengelingen 742
  • (2947 Emelger) , während
  • Rother's Abwesenheit Ver-
  • weser des römischen Reichs,
  • daher koninc. Amelger 2961,
  • Vater des Wolfrät v. T.
  • Arnold gräve 1395 fg., vertrie-
  • ben zu Konstantinopel, be-
  • freit Rother 4043 f., wird
  • von Constantin mit dem Kö-
  • nigreich in Grecin beliehen
  • 4721.
  • Aspridn, ein Riese 632, als
  • kuninc der Riesen bezeich-
  • net 710 und öfter, Kämme-
  • rer Dietrich -Rother's 1513.
  • 1601 fg., mit Remis und der
  • dazu gehörigen Mark be-
  • liehen 4830.
  • Bahilonje, d.wosteBab. 2565 fg.
  • Kairo , Hauptstadt der Fati-
  • midischen Khalifen.
  • Bare, Bari in Apulien 3 fg.
  • Bdsiliatjum, Sohn des Ymeldt
  • 4092 fg.
  • Behein, Böhmen 4871.
  • Beierj der Baier 3584.
  • beirische diet, das bairische
  • Volk 3578.
  • Berchter, Beffhere gräoe oder
  • herzöge von Merdn 458. 473,
  • Erzieher des Rother 5129 fg.,
  • Besieger des Elveicin 3426,
  • hat 12 Söhne 474, darunter
  • Hel/rich 475, Lupoid und
  • Erwin 488, geht mit Rother
  • ins Kloster 5148 fg.
  • Berncy Verona 2977.
  • Berte, Gemahlin Pippin's, Mut-
  • ter Karl's des Großen 4789.
  • Bräbant, Brabant 4835.
  • Ceciljelant, Sicilien 4890.
  • Glaugestidn, Name des Steins,
  • den Alexander aus dem Pa-
  • radiese brachte und den
  • Berchter besitzt 4960.
  • Constantin, Constanttnus, König
  • von Konstantin 68. 306 fg.,
  • Sohn der Helena 4404.
  • Gonstantinopel (200 Consttnopel)
  • 67 fg., Residenz d.Constantin.
  • Crist , Christus.
  • DENGELINGEN — LÜPOLD.
  • 277
  • Dengelingen 740, vgl. Tengel.
  • Dieterich, Versteckname für
  • Rother (Formen: Diederich
  • 2900, Thiederich 1031, rÄe(t>
  • derich 820, Theterich 1035).
  • Diezen, Dissen am Ammersee
  • 2953.
  • Ehe, die Elbe 476.
  • Elvewin, herzöge von Rine, von
  • Berchter erschlagen 3426.
  • Emelger 2947, vgl. Amelyer.
  • Erewin, grdve, Sohn Berchter's
  • von Meran 164 fg. {Erwm
  • 238 u. s. w.), Bote Rother's
  • zu Constantin, gefangen, be-
  • freit 2426; mit SpaniQp be-
  • lehnt 4846.
  • Frenkisce lant plnr., Ostfranken
  • und die mittleren Rheinlande
  • 5026.
  • Friderich, herzöge an Constan-
  • tin's Hofe 1618 fg.
  • Gerdrüt von Nivelle, St. Ger-
  • trut, Tochter Pipin's und
  • Ita's 3486.
  • Gilge, Sante Gilge 2934 ; Gilje
  • 3952 St. Aegidius.
  • Grecid, Griechenland, d. h.
  • wahrscheinlich Peloponnes,
  • 4721 als Lehen ertheilt an
  • Arnolt.
  • Grimme, Riese, mit Schottland
  • belehnt 4827.
  • Hademär von Diezen 2950 fg.,
  • Feind und Aufrührer gegen
  • Rother.
  • Helena , Constantin's Mutter,
  • Aufiinderin des heil. Kreuzes.
  • Helfrich, Sohn Berchter's von
  • Meran 475.
  • Herlint, Dienerin der jungen
  • Konigin, Tochter Constan-
  • tin's 280. 1535. 1927 fg.
  • Herrn an , marcgruve 86.
  • Hollant, Landesname 4836.
  • Irlant, Landesname 1607.
  • hpanid, Landesname, Spanien
  • 5034; Ispanjen 4846.
  • hrahelische diet, das Volk Israel
  • 3942.
  • Jerusalem, Jerusalem.
  • Johan. St, Jühan der ioufere,
  • Johannes der Täufer 4076.
  • Judas, Judas Iscarioth 3347.
  • Karle, Karl der Große, Sohn
  • Pippin's und Berten's, Enkel
  • Rother's 3484. 4791.
  • Ätir/un^in, Landesname, eigent-
  • lich Patromynicum v. Karl,
  • Frankreich 4888; Kerlingin
  • 5039.
  • Krieche {Kreche), Volksname,
  • der Grieche, die Bezeich-
  • nung der Unterthanen Con-
  • stantin's 200 u. s. w.
  • Kriechen, aus dem Volksnamen
  • abgeleiteter Landesname,
  • Griechenland, d. h. das ost-
  • römische Reich.
  • Lotringin, Landesname aus dem
  • Volksnamen abgeleitet, Loth-
  • ringen 4835.
  • Lupoid, Luppolt, Liupolt, Sohn
  • Berchter's von Meran, mit
  • Meildn belehnt 3446, ver-
  • trautester Dienstmann Ro-
  • ther's 50. 63. 92. 106. 115.
  • 165 u. s. w. , nach Konstan-
  • tinopel gesandt, gefangen,
  • befreit ; Pfleger der Konigin
  • 2972 u. s. w. ; mit Pulge, Ce-
  • ciljelant und Karlungin be-
  • lehnt 4887 fg.
  • 278
  • MAL — TMELOT.
  • Mal, das Schwert Arnold's4161.
  • Meilän, Mailand 3446.
  • Merän, Landesname, das heu-
  • tige Dalmatien und seine
  • Hinterländer 68 fg. Berchter
  • gräve oder herzöge von Merän
  • 458 fg.
  • Michael. St M.y der Erzengel
  • Michael 4445.
  • Mooses y Moses 3940.
  • Nivelle, Niyelle in Belgien 3487.
  • Oifterriche, Markgrafschaft oder
  • Herzogth. Oesterreich 4869.
  • Pipm {Pippm, PipincMn 3483),
  • Sohn und Nachfolger Ro-
  • ther's, Vater Karl's des
  • Großen.
  • Plisnen, Landesname, Pleißner-
  • land 4848.
  • Puderamis hof, Poderamus hof,
  • derHippodromos in Konstan-
  • tinopel 893 fg. 2166. 4586.
  • PoluTij Landesname, Polen 487 1.
  • Pulge, Landesname, Apulien
  • 4890.
  • Jiemis, Lehen des Asprian 4830.
  • Riflant, die Umgegend von
  • Köln u. s. w. 3104.
  • Hin, Flußname 3427.
  • Rome, Rom 11 u. s. w.
  • romisc rtche, das römisch-
  • deutsche Kaiserreich im mit-
  • telalterlichen Sinne.
  • Sa88-en, Landesname aus dem
  • Volifsnamen abgeleitet, Sach-
  • sen 4847.
  • Scotetand, Scotlant, plur., Lan-
  • desname, Schottland und die
  • umliegenden, im' Mittelalter
  • meist selbständigen Inseln
  • im Norden und Westen 4826.
  • 4834.
  • Simelm, Gemahlin des Ymelot,
  • Mutter des Bäsilistjum,
  • Svurveuy Landesname, die sor-
  • bische Mark(Osterland) 4848.
  • Tengelingen y Ortsname, wahr-
  • scheinlich Dengling südöst-
  • liclj von Kegensburg 740.
  • 2959 u. s. w. Amelger und
  • Wolfrät von Tengelingen.
  • Turingen .f Landesname aus dem
  • Volksnamen 4847,Thüringen.
  • Ungerin, Landesname aus dem
  • Yolksnamen 495.
  • Valwe, Volksname, Polowzer,
  • Cumane 4097.
  • Vriesen^ Landesname aus dem
  • Volksnamen, Friesland 4836.
  • Widolt, Witolty Riese, As-
  • prian's Bienstmann 773 U.S. w.
  • Wolf rät von Tengelingen^ Sohn
  • des Amelger 2958 u. s. w.,
  • 4337 u. s. w.
  • Ymelot, König von Babylon
  • 2569 fg.
  • Druck von F. A. Brockhaua in Leipzig.
  • i
  • • ♦ • .
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