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- Full text of "Kudrun;"
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- DEUTSCHE CLASSIKER
- DES
- MITTELALTERS
- MIT WORT- UND SACHERKLÄRÜNGEN.
- BEGRÜNDET
- VON
- FBANZ PFEIFFER.
- ZWEITER BAND.
- KÜDRÜN.
- LEIPZIG:
- F. A. BROCKHAUS.
- 1880.
- 12-^5
- 5 &ua^ruv^
- K ü D R U N
- HERAUSGEGEBEN
- VON
- KAHL BAKTSCH.
- VIERTE AUFLAGE.
- LEIPZIG:
- F. A. BROCKHAUS.
- 1880.
- "»^
- EINLEITUNG
- Das Gedicht von Kudrun nimmt in dem Kreise der deut-
- schen Heldensage, dem es angehört, eine eigentümliche Stel-
- lung dadurch ein, daß sein Schauplatz nicht das mittlere und
- südliche Deutschland oder tiefer hinab das nördliche Italien
- ist, wo einst deutsche Stämme mächtige Reiche gründeten,
- sondern die Küste des Meeres, die Ufer der Nordsee. Nicht
- unserm engern Vaterlande allein war die Kudrunsage eigen:
- wie die deutsche Heldensage ein den germanischen Stämmen
- gemeinsamer, auf uralten Überlieferungen ruhender Besitz ist,
- so gehört auch diese den übrigen die Nordsee umwohnenden
- Germanen ebenso gut an. Zum Teil mythischen Ursprungs,
- und erst mit der Vermenschlichung der Götter in eine Stamm-
- sage verwandelt, lokalisierte sie sich in dem deutschen Liede
- am Ausfluß der Scheide. Aber von Anfang war ihr ein be-
- stimmtes Lokal nicht zugewiesen; daher wir sie nach der
- Verschiedenheit der Stämme an verschiedene Stätten geknüpft
- sehen.
- Die meisten Berührungen mit einem Teile der deutschen
- Kudrun, dem Kampfe Hagens von Irland mit Hetel von Hege-
- lingen, um die entführte Tochter Hilde wieder zu gewinnen,
- gewähren Sagen des skandinavischen Nordens. Die sogenannte
- jüngere Edda, welche aus alten Liedern schöpfte, berichtet,
- jener Kampf sei im Norden so berühmt gewesen, daß die
- Schlacht in der Skaldensprache geradezu «der Hiadninge
- (d. h. der deutschen Hetelinge, Hegelinge) Wetter oder Sturm»,
- die Waffen ihr Feuer genannt wurden. Aus Anlaß dieser
- Benennungen erzählt sie die Sage selbst.
- König Högni (der deutsche Hagen) hatte eine Tochter
- Namens Hilde, die von einem Könige, Hedin, Hiarrandis
- VI EINLEITUNG.
- Sohn, wähfend Högni zur Versammlung der Könige geritten
- war, geraubt wurde. Als er nun hörte, daß in seinem Reiche
- geheert worden und seine Tochter fortgeführt sei, fuhr er mit
- seinen Mannen Hedin aufzusuchen, und hörte, daß derselbe
- nordwärts längs der Küste gesegelt war. Als König Högni
- nach Norwegen kam, vernahm er, daß Hedin westlich sich
- gewendet habe. Er segelte ihm bis zu den Orkneys nach,
- und als er zu der Insel kam, die Haey heißt, da lag Hedin
- mit seinem Volke davor. Da ging Hilde ihrem Vater ent-
- gegen und bot ihm ein Halsband in Hedins Namen zur Sühne ;
- im andern Falle sagte sie, wäre Hedin bereit sich zu schla-
- gen, und hätte Högni von ihm keine Schonung zu erwarten.
- Högni antwortete seiner Tochter hart, und als sie Hedin
- traf, sagte sie ihm, daß Högni keine Sühne wollte, und bat
- ihn, sich zum Kampfe zu rüsten. Und so thaten sie beide,
- gingen auf die Insel und ordneten ihre Heere. Da rief He-
- din seinen Schwäher Högni an und bot ihm Vergleich und
- viel Gold zur Buße. Da sprach Högni: zu spät bietest du
- dies, wenn du Versöhnung willst, denn nun habe ich Dains-
- leif (mein Schwert) gezogen, das Zwerge schmiedeten, das
- eines Menschen Tod werden muß, so oft es entblößt wird,
- das beim Hiebe niemals fehlt und Wunden schlägt, die nie-
- mals heilen. Da sprach Hedin: Des Schwertes rühmst du
- dich da, noch nicht des Sieges; das Schwert nenne ich gut,
- das seinem Herrn getreu ist. Da erhüben sie die Schlacht,
- die Hiadningawig (Kampf der Hiadninge) genannt wird, und
- schlugen sich den ganzen Tag, und am Abende fuhren die
- Könige zu den Schiffen. Aber Hilde ging in der Nacht auf
- den Wahlplatz und weckte mit Zauberkraft auf alle, die tot
- waren, und am andern Tage gingen die Könige auf das
- Schlachtfeld und schlugen sich, und ebenso alle die am Tage
- vorher gefallen waren. So dauerte der Kampf fort einen Tag
- nach dem andern, und alle, die da fielen, und alle Schwerter,
- die auf dem Schlachtfelde lagen, und ebenso die Schilde
- wurden zu Stein. Aber sobald es tagte, standen alle toten
- Mannen wieder auf und kämpften, und alle Waffen waren
- wieder brauchbar. So, heißt es in den Liedern, werden die
- Hiadninge fortfahren bis zur Götterdämmerung.
- Auch in einem Skaldenliede, der Ragnar-IjodbroJcs-dräpa
- des Skalden Bragi, wird dieselbe Sage behandelt und erzählt.
- Die Art, wie Hilde während ihres Vaters Abwesenheit ent-
- führt wird, stimmt im deutschen Gedicht vielmehr mit dem
- Raube Kudruns durch die Normannen, denen der zurück-
- EINLEITUNG. VH
- gekehrte Vater nachsetzt, und mit denen er in der heißen
- Schlacht auf dem Wülpensande streitet. Kudruns Schicksal
- aber ist in dieser Hinsicht nur eine gesteigerte Wiederholung
- dessen, was ihre Mutter Hilde erfahren: sonach darf nicht
- befremden, wenn die Namen der Kämpfenden mit der Ent-
- führungsgeschichte der Mutter, die Einzelheiten der Erzäh-
- lung mit der der Tochter stimmen. Die nordische Sage ver-
- leugnet den mythischen Charakter nicht, der in dem deut-
- schen Liede ähnlich wie in der Nibelungensage ganz in das
- Gebiet des menschlichen hineingerückt ist. Der ewig sich
- erneuende Kampf der durch Zauber erweckten Toten, ein
- Kampf, der seinen Grundzügen nach in der deutschen Kudrun
- zweimal wiederkehrt, einmal versöhnend, einmal tragisch
- endet, weist auf die in allen Mythologieen begegnende Vor-
- stellung des Kampfes zwischen Frühling und Winter, zwischen
- Licht und Nacht, der sich vor dem Menschenauge jährlich
- wiederholt und erst mit der Vernichtung der Erde in der
- Götterdämmerung ein Ende findet.
- Einen dem nordischen verwandten Bericht hat der däni-
- sche Geschichtschreiber Saxo Grammaticus. Hithinus, der
- König eines norwegischen Stammes, der Bimdesgenosse Fro-
- thos III., des sagenberühmten Dänenkönigs, dem der Fruote
- der deutschen Kudrun entspricht, wird von Liebe zu der
- Tochter des Jütenkönigs Hoginus, Hilde, ergriffen, noch ehe
- er sie gesehen, wie auch zu der Jungfrau schon vorher von
- ihm Kunde gedrungen war. Als sie sich zum ersten Male
- sehen, kann keines von dem andern den Blick abwenden, so
- mächtig hatte die Liebe ihr Herz besessen. Hoginus, der
- mit Hithinus einen gemeinsamen Raubzug unternimmt, ver-
- lobt diesem seine Tochter und beide schwören, wer von ihnen
- den andern überlebe, solle den Tod des Freundes rächen.
- Nach einiger Zeit wird Hithinus bei Hoginus verleumdet, als
- habe er verbotenen Umgang mit der Jungfrau vor der Hoch-
- zeit gepflogen. Hoginus, den Beschuldigungen Glauben schen-
- kend, greift seinen Schwiegersohn an, wird aber besiegt und
- muß nach Jütland flüchten. Frotho, der beide wegen der
- Verletzung des von ihm gebotenen Friedens zur Verantwortung
- vor sich ladet, sucht, nachdem er die Ursache des Zwistes
- erfahren, sie zu versöhnen ; da dies nicht gelingt, so gestattet
- er den Zweikampf. Hoginus, von gewaltiger Körperkraft und
- Größe, besiegt seinen Gegner, der, schwer verwundet, sein
- Ende erwartet, als der Anblick der Jugend und Schönheit
- Hithins das Herz des Siegers erweicht und jenem das Leben
- VIII EINLEITUNG.
- rettet. Nach sieben Jahren aber entbrennt bei der Insel
- Hithins-öe der Kampf von neuem und beide nehmen sich
- gegenseitig das Leben. Es wird erzählt, fügt Saxo hinzu,
- Hilde habe ihren Gatten so heiß geliebt, daß sie, um den
- Kampf zu erneuern, des Nachts durch Zauberlieder die Er-
- schlagenen wieder erweckte. Auch hier ist die mythische
- Grundlage in der dämonischen Gewalt der entbrennenden
- Liebe, der Zaubermacht der Tote belebenden Königstochter,
- dem immer sich erneuenden Kampfe nicht zu verkennen, wie
- auch die Namen der drei Hauptpersonen mit der nordischen
- und deutschen Sage stimmen.
- Bis ins vorige Jahrhundert hinein lebte die Sage als
- Ballade auf einer der Shetlandsinseln fort. Hiluge, ein vor-
- nehmer Mann am norwegischen Königshofe, wirbt um die
- Königstochter Hildina; sie verschmäht ihn aber, wiewohl der
- Vater seine Liebe begünstigt. Während der Abwesenheit des
- Königs und Hiluges entführt der Orkneyjarl Hildina nach
- den Orkneys. Dorthin verfolgen ihn ihr Vater und Hiluge.
- Der Jarl geht auf Hildinas Bitte dem Vater entgegen und
- fleht um Gnade; der König verzeiht, nimmt aber dann auf
- Hiluges Anstiften alles zurück. Es kommt zum Zweikampf
- zwischen den Nebenbuhlern, wobei Hiluge den Jarl tötet.
- Nach Norwegen zurückgekehrt, willigt Hildina in die Ver-
- mählung mit Hiluge ein, macht aber beim Hochzeitmahl
- durch gemischten Wein die Gäste schlaftrunken, und zündet,
- nachdem sie ihren Vater hinausgeschafft, den Saal an, in
- welchem auch Hiluge untergeht.*)
- Bei den Angelsachsen lassen sich ebenfalls Spuren der
- Sage nachweisen. Wir übergehen dieselben und kehren zu
- der deutschen Kudrun zurück. Hier ist die Göttersage zur
- reinen Heldensage geworden, und nur in einzelnen Charak-
- teren, wie in dem alten Wate, dessen Erscheinen und Auf-
- treten die Natur eines Sturmriesen nicht verleugnet, in ein-
- zelnen Zügen, wie wenn der junge Hagen das Blut des er-
- schlagenen Tieres trinkt und dadurch übermenschliche Kraft
- gewinnt**), tritt verdunkelte Beziehung auf die alte Götter-
- und Heidenwelt uns entgegen. Daß die Sage, die uns in
- dem deutschen Liede am vollständigsten, wenn auch nicht
- *) Vgl. C. Hofmann in den Sitzungsberichten der bairischen Aka-
- demie 1867, II, 205 fg.
- **) Doch ist dieser Zug wohl aus einer andern Sage entlehnt ; vgl.
- S. XV.
- EINLEITUNG. IX
- am ursprünglichsten erhalten ist, auch sonst und schon vor
- dessen Abfassung in Deutschland bekannt war, dafür haben
- wir bestimmte Zeugnisse.
- Am berühmtesten war wie im Norden so auch in Deutsch-
- land jener blutige Kampf um die geraubte Tochter, der den
- Mittelpunkt der nordischen Erzählungen bildet. Die früheste
- Erwähnung finden wir in des Pfaffen Lamprecht Alexander,
- einem Gedichte, das der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
- angehört. Um die Schlacht am Euphrat zwischen Alexander
- und den Persern furchtbar darzustellen, vergleicht sie der
- Dichter mit dem Kampfe vor Troja und auf dem Wülpen-
- werder :
- von eime volcwige höre wir sagen,
- der üf Wulpinwerde gescach,
- dar Hilden vater tot lach
- inzwischen Hagenen unde Waten:
- 5 der ne mohte sich hi zö niht gegaten.
- Herwich unde Wolfwin
- ne mohten ime niwit gelich sin,
- uoh nehein man ander:
- also freislich was Alexander.
- Die hierin enthaltenen Beziehungen weichen von unserer Ku-
- drun ab und beweisen, daß in der dem Dichter bekannten
- Fassung der Kampf auf dem Wülpenwerder nicht um Kudrun,
- sondern um Hilde geschlagen wurde : einer Fassung, die dem-
- nach dem nordischen Berichte näher stand:
- Unter den Helden des Gedichtes hat keiner größere Volks-
- tümlichkeit erlangt als Horant, den die nordische Sage als
- Vater Hedins bezeichnet, während er im deutschen Liede zu
- einem Vasallen Hetels geworden ist. Seine Sangeskunst, die
- so wunderbare Wirkung auf die Zuhörer ausübt, wurde ge-
- radezu sprichwörtlich. Salman und Morolt, das Werk eines
- Spielmanns aus dem 12. Jahrhundert, stellt Salomons Weis-
- heit, Absalons Schönheit und Horants süßen Gesang als drei
- am meisten begehrenswerte Dinge zusammen : und das Gleiche
- thun Dichter des 13. Jahrhunderts, der Verfasser des Wein-
- 1 colcwtc, Volkskampf. — 5 sich gegaten, sich vergleichen; hi z6,
- hierzu , mit diesem Kampfe. — 7 niwit aus niwiht , nicht. — ime , Alexan-
- dern. — 9 f reinlich , furchtbar.
- X EINLEITUNG.
- schwelg, der starke Boppe und ein ungenannter Nachahmer
- des letztern.*) Der Wartburgkrieg sagt von Wolfram:
- do sach man den von Eschelbach
- als man Horanden vor der künigin Hilden sach,
- wahrscheinlich mit Bezug auf die Scene, wo Horant vor der
- jungen Hilde in ihrer Kemenate singt und dabei seine Bot-
- schaft, die Werbung König Hetels, ausrichtet.
- Aber nicht Zeugnisse der Poesie allein dürfen für die Ver-
- breitung der Sage geltend gemacht werden, sondern auch das
- Vorkommen der Namen des Liedes im Leben. Unsere Vor-
- eltern liebten es, ihren Kindern die Namen von Helden zu
- geben, die im Liede gefeiert, die dem ganzen Volke teuer
- waren. Da einige, wie Hagen, auch sonst in Sagen vor-
- kommen, so ist ihr Nachweis nicht als ein Zeugnis für unser
- Lied zu betrachten, wohl aber die Namen Hetel, Horant,
- Irolt, Wate und vor allem der der Heldin Kudrun. Die in
- Oberdeutschland übliche Form war Kimtrun, Guntrun, Gun-
- drun, und die Aufnahme der niederdeutschen mit ausgestoße-
- nem w, wofür Verlängerung des Vokals eintrat, bekundet die
- niederdeutsche Heimat der Sage. Keine Spur der ursprüng-
- lichen Sprache zeigt dagegen der Name des Kampfplatzes,
- der Wülpemvert oder Wülpensant: denn p in wülpe, wül-
- pinne ist auch hochdeutsch.
- Auf das nordwestliche Deutschland weisen uns die be-
- deutendsten poetischen Zeugnisse : dorthin gehört Lamprechts
- Alexander, dorthin Salman und Morolt. Die späteren fallen
- zum Teil nach Oberdeutschland, aber in eine Zeit, wo unser
- Gedicht längst vorhanden war, können mithin auf der Kenntnis
- desselben beruhen. An der Küste der Nordsee wurde die
- Sage aus dem ursprünglichen, den deutschen und nordischen
- Stämmen gemeinsamen Kerne im Volksliede weiter entwickelt.
- Wandernde Sänger trugen sie nach dem innern Deutschland,
- und so kam sie nach den entgegengesetzten Grenzen unsers
- Vaterlandes, aus dem Nordwesten nach dem Südosten, nach
- Österreich, um hier unter der Hand eines begabten Dichters
- am Ende des 12. Jahrhunderts zu einem umfassenden Epos
- gestaltet zu werden. Ein wunderbares Schicksal ließ die
- *) Die ZeugniBse bei W. Grimm, Heldensage, S.331; das letzterwähnte
- in meinen Meisterliedern der Kolmarer Handschrift 28, 24.
- EINLEITUNG. XI
- Schiffersage norddeutscher Uferlande fern von den Wogen
- des Meeres zur Entfaltung und Gestaltung kommen durch
- einen Dichter, der selbst dem Stande wandernder Sänger
- angehörte, den aus seiner engen Heimat in den tiroli-
- schen Bergen die altgermanische Wanderlust hinaustrieb,
- hinaus bis ans Meer, mögen es nun die Wellen der süd-
- lichen Adria oder der nordischen See gewesen sein; aber
- nur eigene Anschauung vermag die eigentümliche Welt
- des Meeres so treu und malerisch zu schildern wie unser
- Gedicht.
- Wie weit die Lieder, die der Dichter vernahm, die in
- ihm den Entschluß hervorriefen, die herrliche Sage als Gan-
- zes zu gestalten, sich von dem alten Sagenkerne losgelöst
- und selbständig weiter gebildet hatten, wissen wir nicht zu
- sagen. So viel jedoch sehen wir, daß unter des Dichters
- Hand zwar der Hauptinhalt der alten Lieder ungefährdet
- blieb, das Ganze aber in eine kunstmäßige Form umgegossen
- wurde. Schon die strophische Form, die er seinem Werke
- gab, bezeugt das. Nicht die altepische einfache Form ge-
- paarter Reime, die das Volkslied jener Zeit ohne Zweifel
- hatte, behielt er bei, sondern er schuf eine Strophe von
- stolzem, schwungvollem Charakter. Ein Vorbild fand er in
- nächster Nähe: etwas mehr als ein Menschenalter vor ihm
- hatte ein Dichter die Lieder von Siegfried und den Nibe-
- lungen, von dem Untergange der Burgunden an Etzels Hofe
- zu einem gewaltigen ergreifenden Epos umgedichtet. Auch
- er hatte sich eine eigene Form dafür geschaffen, und diese
- war es, die der Sänger der Kudrun, nach dem damals herr-
- schenden Gesetze, daß ein Dichter die Kunstform eines an-
- dern sich nicht aneignen durfte, nicht nachahmte, wohl aber
- zu einer neuen umbildete. Er brachte reichern Wechsel,
- vollem Klang hinein, indem er neben dem stumpfen (männ-
- lichen) auch dem klingenden (weiblichen) Reime, der die dritte
- und vierte Zeile der Kudrunstrophe beherrscht, ein Recht
- einräumte. Wenn die Nibelungenstrophe in ihrer Einfach-
- heit der Strenge des epischen Stils entspricht, so hat die
- Strophenform der Kudrun einen weichern, mehr lyrischen
- Charakter; und wie im poetischen Gewände, so ist auch in
- der Behandlung und Darstellung das Verhältnis beider Ge-
- dichte dasselbe.
- Das Werk hatte die Bestimmung, die Teilnahme für die
- deutsche Heldensage in den ritterlich höfischen Kreisen zu
- beleben; denn auf ihre Gunst war der erwerbsuchende wan-
- XII EINLEITUNG.
- deriule Dichter augewiesen. Schon herrschte auf dem Ge-
- biete der Epik der französische Geschmack; begabte Dichter
- ritterlichen Standes hatten angefangen, französische Dich-
- tungen, zumal aus dem Kreise der bretonischen Artussage,
- nach Deutschland zu verpflanzen. So hohl und inhaltsleer,
- ja widerwärtig und ekelhaft diese Stoffe uns zum Teil er-
- scheinen, so fanden sie doch in den Hofkreisen den größten
- Beifall; man erblickte in ihnen die Verkörperung eines
- idealen Rittertums, dem die Zeit nachstrebte. Konnte ein
- für die Schönheit und den Gehalt unserer nationalen Sage
- begeisterter Dichter auch hoffen, daß seine Dichtung neben
- jenen ausländischen sich behaupten würde, so war doch auf
- der andern Seite seine Abhängigkeit von der Gunst der Edeln
- für ihn ein Anlaß, dem Geschmacke derselben einige Zu-
- geständnisse zu machen. Als solches könnte man die Ver-
- pflanzung des Stoffes auf den Boden des ritterlichen Lebens
- ansehen. Des Dichters Schilderungen von Festen und Tur-
- nieren, von Waffen und Kleidern, von Schiffen und Wohnun-
- gen führen uns in die Zeit, in der er selbst lebte, in die
- ritterlichen Burgen mit ihren höfischen Einrichtungen ein.
- Uns stört dergleichen den einheitlichen Eindruck des Ganzen;
- wir kennen die Sage als ein Produkt uralter, noch dem
- Heidentum angehöriger Verhältnisse und Anschauungen, wir
- besitzen sie teilweise in älterer Fassung, die jenen alt-
- germanischen Charakter noch nicht abgestreift hat, uns thut
- es darum weh, da mitten hinein die Töne ritterlichen höfi-
- schen Lebens klingen zu hören, während doch daneben alte
- Sagenzüge unverwischt geblieben sind. Es entstehen durch
- diese Übertragung eines alten Stoffes in die Sitten einer
- Jüngern Zeit seltsame Widersprüche zwischen Inhalt und Be-
- handlung. Wenn der alte Ludewig im Zorne über Kudruns
- Weigerung die Jungfrau bei den Haaren ins Wasser schleu-
- dert, so ist das ein Zug altgermanischer Härte und Rau-
- "~1ieit; wie nimmt es sich nun daneben aus, daß gleich darauf
- durch den Boten entsendenden Hartmut ein höfischer Empfang
- der Ankommenden ins Werk gesetzt wird! Des alten Wate
- riesische Natur wurde schon erwähnt; trotzdem muß er es
- sich gefallen lassen, daß ihn der Dichter mit goldenen Bor-
- ten in den Locken auftreten läßt.
- Doch das sind kaum Zugeständnisse, die der Dichter sei-
- nen höfischen Zeitgenossen machte, sondern es liegt diese
- Übertragung in eine moderne Welt in ihm selber. Das Mittel-
- alter besaß nicht jenen Grad von Objektivität, um die Sitten
- EINLEITUNG. XIII
- einer fernen Zeit in einer derselben entsprechenden Weise
- zu schildern. Für den mittelalterlichen Dichter gewann jedes
- Zeitalter den Charakter desjenigen, in dem er selbst lebte;
- die ihn umgebende Welt übertrug er mit kindlicher Naivetät
- auf alle Länder und Zeitalter; am Sinne für historisches Ko-
- lorit fehlte es ihm gänzlich. Wenn er Stoffe der biblischen
- Geschichte, wenn er Sagen der Griechen- und Römerwelt be-
- handelte, immer sind es Gestalten des 12. und 13. Jahrhun-
- derts, die uns entgegentreten, ist es eine ritterliche AVeit,
- in die wir hineinversetzt werden. So naiv und rührend in
- manchen Fällen diese kindliche harmlose Vermischung ist, so
- störend und beleidigend für unsern Geschmack ist sie in an-
- dern. An die Entstellung und Verzerrung der antiken Welt
- in den Gedichten des Mittelalters haben wir uns seit lange
- gewöhnt; sollten wir uns nicht darein finden, daß auch un-
- ser frühes Altertum später in gleicher Weise unverständlich
- wurde ?
- Die alte Sage atmet heidnisches Gefühl, heidnische An-
- schauungen; christliches ist ihr fremd. Die Einflechtung
- christlicher Elemente in unserm Gedichte beruht auf dem
- gleichen Mangel an Objektivität, den wir eben bemerkten.
- Der Dichter fühlte nicht, daß dergleichen schlecht zu dem
- eigentlichen Gehalt der Sage passe. Aber vielleicht war hier
- auch schon das Volkslied seiner Zeit vorangegangen, das dem
- Einflüsse christlicher Anschauungen jedenfalls ebenso nach-
- gab wie die Kunstpoesie. Wenn der weissagende Vogel der
- am Strande waschenden Kudrun die nahe Rettung verkündet
- und dann ein Engel Gottes genannt wird, so fällt das unter
- den bezeichneten Gesichtspunkt. Das Ursprüngliche war eine
- Meerfrau, wie sie im Besitze der Weissagung in unsern heid-
- nischen Mythen gedacht wurden: sie hatte ihr Schwanenhemd
- angezogen und erschien nun in der Gestalt eines Vogels.
- Diese uralte Vorstellung war dem 12. Jahrhundert abhanden
- gekommen oder verdunkelt, vielleicht schon dem Volksliede,
- vielleicht erst dem Dichter unserer Kudrun. Dem letztern
- ist die Verflechtung christlicher Elemente sicher erst zuzu-
- schreiben, wenn nach der blutigen Schlacht auf dem Wülpen-
- sande die Überlebenden beschließen, an jener Stätte ein Klo-
- ster zu errichten, um darin für die Seelen der Verstorbenen
- Messe singen zu lassen. So störend dieser Zug für uns ist,
- 80 sehr entspricht er dem Geiste der damaligen Zeit, die
- neben gi'oßer Unsittlichkeit eine äußerliche Frömmigkeit zur
- Schau trug.
- XIV EINLEITUNG.
- Auch hierill wird man eher eine im Geschmacke des Dich-
- ters liegende als von ihm der Zeitrichtung zugestandene Wan-
- delung des Stoffes erblicken. Wohl aber werden wir, wenn
- ganz neue Sagenelemente hineinverwoben werden, darin ein
- solches Zugeständnis finden. In jenen modernen und christ-
- lichen Anschauungen war der Dichter unbewußt mit seiner
- Zeit befangen; vor anderm hätte ihn vielleicht dichterische
- Begabung bewahrt, wenn er damit nicht größern Beifall der
- höfischen Kreise gehoift hätte. Er geriet dadurch in einen
- der größten Fehler, den ein Dichter begehen kann, den
- Mangel einheitlicher Komposition. Statt uns mitten in die
- Haupthandlung hineinzusetzen, statt die Heldin, an deren
- Schicksal unsere Teilnahme haftet, uns sogleich vorzuführen,
- berichtet er uns von den Geschicken ihrer Voreltern. Er
- läßt zwei Generationen vorüberziehen, ehe wir zu Kudrun
- gelangen. Die Analogie der beliebten Ritterromane war es,
- die ihn leitete: so wird im Parzival und Tristan uns das
- Leben der Eltern erzählt, der eigentliche Held ist beim Be-
- ginn des Gedichts noch gar nicht geboren. In einem gewissen
- innern Zusammenhange mit dem Hauptinhalt stehen diese
- Vorgeschichten allerdings; sie bilden eine Art Vorspiel, in
- dem das Schicksal des Helden uns symbolisch schon ent-
- gegentritt. So geht durch die drei Generationen, die in un-
- serer Kudrun erscheinen, der gemeinsame Zug, daß die jedes-
- malige Heldin entführt wird. In den beiden ersten kleinern
- Teilen des Gedichts hat der Dichter am meisten von dem
- Seinigen hinzugethan, doch keineswegs alles, denn der Kampf
- zwischen Hetel und Hagen um Hilde ist gerade durch die
- nordische Sage beglaubigt. Aber er nahm die Zusätze nicht
- aus seinem eigenen Kopfe, sondern benutzte Erdichtungen
- von Sagen, die schon vor ihm Beifall gefunden hatten. Die
- Entführung des jungen Hagen durch Greifen, sicherlich kein
- volksmäßiger Zug, ist von dieser Art: die Greifensage war
- auf gelehrtem AVege in die deutsche Poesie gekommen,
- wahrscheinlich entnahm sie der Dichter dem alten Gedichte
- von Herzog Ernst, das um 1180 in deutscher Bearbeitung
- schon vorhanden war und sich seit jener Zeit großer Beliebt-
- heit erfreute, wie die zahlreichen Bearbeitungen des 13., 14.
- und 15. Jahrhunderts beweisen. Auch im weitern Verlaufe
- des Gedichts mischt er Elemente ähnlichen Ursprungs ein:
- Hildens Heer kommt an den Magnetberg zu Givers, in dem
- eine wunderbare Welt lebt. Schon früher war die Poesie
- der Spielleute in solcher Vermischung vorangegangen: auch
- EINLEITUNG. XV
- diese hatten in die volkstümlichen heimischen Sagenstoffe,
- die sie behandelten, fremdartige Elemente, vorzugsweise
- orientalische Erfindungen, verwebt, die zu einer Zeit, wo
- die Kreuzzüge die Herzen begeisterten, wo der Orient wie
- ein fernes Zauberland winkte, besonders gefallen mußten.
- In den Orient läßt auch der Kudrundichter seine Phantasie
- schweifen. Hagens spätere Gemahlin Hilde, welche die
- Greifen entführt hatten, ist eine Königstochter aus Indien.
- So bildet namentlich der erste Teil eine Vereinigung fremd-
- artigen Stoffes, in den dazwischen Züge verflochten sind, die
- aus andern Kreisen des Volksepos geborgt wurden, um die
- Erfindung möglichst pikant zu machen. Hagen muß mit
- einem wunderbaren Tiere, einem gahilün, kämpfen, das auch
- in einem Spielmannsgedichte (Rother 4938) begegnet. Dieser
- Kampf ist ersichtlich dem Siegfrieds mit dem Drachen nach-
- gebildet; Hagen trinkt des Tieres Blut und gewinnt dadurch
- gi'oße Kraft, wie Siegfried sich im Blute des Drachen badet
- und unverwundbar wird. Gleich darauf trifft Hagen einen
- Löwen, der sich ihm wie bittend nähert und von ihm ver-
- schont bleibt. Derselbe hatte offenbar mit dem Gabilun ge-
- kämpft und war durch Hagen vom Tode errettet worden :
- eine Sage also, die an die Überlieferung von Heinrich dem
- Löwen erinnert und vielleicht auf ein schon damals gesunge-
- nes Lied von diesem sich stützt, das der Beiname des mäch-
- tigen Herzogs veranlaßt haben mochte. Alle diese Momente
- erwogen, kann es nicht wundernehmen, wenn der Eindruck
- der Einheit, wie wir ihn von einem Kunstwerke verlangen,
- wesentlich geschwächt wird. Rechnen wir dazu, daß der
- Mangel an Einheit sich sogar auf die Form erstreckt, indem
- neben der Kudrunstrophe eine Anzahl Nibelungenstrophen
- sich finden, die dem mit der Form seines Vorbildes vertrau-
- ten, der neuen Form noch ungewohnten Dichter zumal im
- Anfang mit unterliefen, so sehen wir hinreichenden Stoff zu
- Vorwürfen gegen denselben.
- Und doch ist der Gesamteindruck, den das Gedicht hinter-
- läßt, ein schöner, wenn auch nicht immer gleichmäßig groß-
- artiger. Etwas davon kommt auf Rechnung der nationalen
- Sage, des tiefpoetischen Gehalts derselben; das Meiste gebührt
- aber doch der entschiedenen Begabung des Dichters. War
- seine Fähigkeit nicht groß genug, um etwas dem alten Sagen-
- stoffe Gleichstehendes hinzuzudichten (und wer wird sich
- darüber wundern, wenn er bedenkt, daß die Volkssage das
- Erzeugnis einer ganzen Nation ist, daß der Geist eines
- XVI EINLEITUNG.
- Volkes auf ihr ruht?), so verstand er es, das in den Volks-
- liedern Überlieferte zu ordnen und 7a\ gestalten. Und so hat
- man bald nach dem ersten Bekanntwerden in diesem Ge-
- dichte das würdige Seitenstück zum Nibelungenliede gefunden.
- Mit Recht sind Nibelungen und Kudrun in einem ähnlichen
- Verhältnis aufgefaßt worden wie Ilias und Odyssee. Der
- großartige Hintergrund macht jene wie die Nibelungen gewal-
- tiger und erschütternder; die Schicksale von ganzen Völkern
- werden mit dem Schwerte entschieden, ein Herrscherhaus,
- dem edle Helden angehören, geht vor unsern Augen dem
- Untergange entgegen. Aber auch die Sieger erfreuen sich
- des Glückes nicht; das Schicksal ist nicht minder über sie
- hereingebrochen. Das Ganze atmet den Geist einer Tragödie,
- und mehr noch als in dem griechischen tritt in dem deut-
- schen Epos dieser zum Tragischen sich gipfelnde Charakter
- hervor. Alles gewinnt dramatisches Leben: mit fieberhafter
- Spannung wird der Hörer durch alle Stufen des sicherschrei-
- tenden Verderbens geführt. «Nach Freude Leid», ist der
- ernste Klang, der durch das ganze Nibelungenlied hindurch-
- geht, der auch durch die heiteren sonnigen Scenen klingt und
- den Schatten künftigen Verhängnisses auf sie wirft. Weicher
- und versöhnender schließt, wie die Odyssee, das deutsche
- Lied von Kudrun ab. Zwar vernichtet das erbarmungslose
- Schicksal durch Tod und Raub das Glück derer, für die der
- Dichter unsere Teilnahme geweckt hat; zwar werden wir in
- die größte Tiefe des Elends, des Leides, der Knechtschaft
- geführt, sehen ein edles Wesen das Schimpflichste dulden;
- aber aus der Tiefe richtet die Hoifnung empor, für den er-
- littenen Jammer entschädigt ein beglückendes Ende, aus Leid
- erwächst Freude, und nur leise klingt am Schlüsse, als
- Mutter und Tochter scheiden, der Schmerz der erstem über
- ihre Verlassenheit durch, da ihr der Gemahl gefallen, die
- einzige Tochter nun dem geliebten Manne in die neue Hei-
- mat folgt. Und der Dichter weiß uns innerlich gewiß zu
- machen, daß, wenn wir auch den Ausgang nicht wüßten, wir
- mit Bestimmtheit ahnen würden, es müsse ein versöhnender,
- beglückender sein, damit die poetische Gerechtigkeit erfüllt
- werde.
- Auf das feinste und sorgfältigste sind alle Charaktere
- ausgearbeitet, alle in consequenter Behandlung vom Anfang
- bis zum Ende durchgeführt. Nie begegnet es dem Dichter,
- daß er sie aus der Rolle fallen, sie anders denken und reden
- läßt als es jedem von ihnen nach seiner eigensten Anlage
- EINLEITUNG. XVII
- zukommt. Die schönsten Züge der germanischen Natur,
- furchtlose Tapferkeit, unerschütterliche Treue, unbeugsames
- Rechtsgefühl werden vor uns entfaltet. Der Adel einer weib-
- lichen Seele, die, erfüllt von reiner Liebe, dem Geliebten
- Treue hält in der Not und Drangsal einer harten Gefangen-
- schaft, welche ein kleines Nachgeben ihr in Glanz und Pracht
- verwandeln könnte, tritt uns vielleicht in keiner Dichtung
- des deutschen Mittelalters so schön wie in Kudruns Gestalt
- entgegen. Sie ist nicht die hingebende Dulderin, die, von
- christlichem Entsagungsgeiste beseelt, alles über sich ergehen
- läßt; sie ist ungebeugt trotzig, auch wo sie die Gewalt und
- Roheit sich gegenüber weiß; aber klug und listig versteht
- sie zu täuschen, als sie die nahe Rettung vernommen, um
- sich der beschimpfenden Strafe zu entziehen, die sie durch
- den im Gefühle baldiger Befreiung erwachten Stolz verschul-
- det hat. Sie täuscht, ohne jedoch ein ihre Ehre verletzen-
- des Zugeständnis zu machen, und ist bei aller List nicht
- vorsichtig genug, um nicht ihren Innern Jubel durch Lachen
- zu verraten. Im modernen Sinne wäre es gewesen, wenn
- der Dichter in ihre Seele einen Konflikt gelegt hätte, den er
- anfangs anbahnte, als er Kudrun Gefallen an Hartmut finden
- läßt, wenn er sie während der Gefangenschaft zwischen
- ihrer Treue zu Herwig und einer Neigung zu Hartmut hätte
- kämpfen lassen; aber so konnte nach mittelalterlichem Ge-
- fühle Kudrun nicht handeln. Hartmut, den der Dichter mit
- ähnlicher Liebe wie die Ilias Hektor schildert, ist eine edle,
- wahrhaft ritterliche Natur, der Liebe eines Weibes in jeder
- Hinsicht wert; Kudrun konnte mit Wohlgefallen auf ihn
- blicken. Aber von dem Augenblicke an, wo Ludwig ihr den
- Vater erschlagen hatte, mußte sie das ganze Geschlecht,
- mußte auch Hartmut hassen. Erst als die Rache an Lud-
- wig vollzogen, als Kudrun den Ihrigen, dem Glücke wieder-
- gegeben ist, öffnet ihr Herz sich wieder weicheren Gefühlen ;
- sie rettet Hartmut das Leben und versöhnt ihn mit ihrer
- Mutter.
- Meisterhaft sind des Dichters Schilderungen: das unruhige
- Wogen des Kampfes weiß er anschaulich und lebendig vor
- unsere Seele zu zaubern, weiß der Scenerie immer die ent-
- sprechende Färbung zu geben, mit der Hand des Malers in
- wenigen Strichen sie vor uns zu entfalten. Wir lauschen mit
- dem wilden Hagen und den Seinen am stillen Abend dem
- zauberischen Gesänge Horants, bei dem die Vöglein in den
- Büschen verstummen, die Tiere ihrer Weide vergessen, die
- KÜDRVN. b
- XVIII EINLEITUNG.
- Fische in den blauen Wogen stille halten. Wie herrlich
- ist die Scene am Strande, wo Kudrun und ihre treue Jung-
- frau waschen, wo sie den rettungverkündenden Vogel und
- am nächsten Tage die Retter selbst begrüßen! Wie dann
- Kudrun in freudigem Stolze, daß zwei Könige sie geküßt, die
- Wäsche ins Meer schleudert und frei nach der Burg zurück-
- kehrt, während die ängstlichere Genossin schwerbeladen dahin-
- wandelt. So kann nur ein großer Dichter malen; ich stehe
- nicht an, diese Scene der Landung des Odysseus bei den
- Phäaken, seinem Zusammentreffen mit Nausikaa an die Seite
- zu stellen.
- Der Blütezeit der mittelalterlichen deutschen Poesie ge-
- hört unser Gedicht an, aber nicht dem Sommer derselben,
- sondern dem ausgehenden Frühling, der mit der größern
- Frische, die er vor dem Sommer voraus hat, doch schon
- dessen Farbenpracht und Fülle verbindet. Es ist der Aus-
- gang des 12. Jahrhunderts, die Zeit, wo unsere großen höfi-
- schen Dichter ihre Jugend kaum hinter sich hatten, mit
- ihren Erstlingswerken vielleicht eben erst hervorzutreten be-
- gannen. Die Zeit bestimmt sich durch die des Nibelungen-
- liedes, das dem 12. Jahrhundert angehört und dessen Kennt-
- nis der Dichter der Kudrun nicht nur in der Nachbildung
- der Strophenform, sondern auch in zahlreichen Entlehnungen
- im Ausdruck, in Schilderungen u. s. w. bekundet. Und
- wiederum muß das Gedicht vor 1200 verfaßt sein, da
- Wolfram von Eschenbach sein Jugendwerk, das Bruchstück
- geblieben, Sigune und Schionatulander, kaum später als 1200
- in einer Stroplienform zu dichten begann, die der Kudrun
- nachgebildet ist. Mit dieser Zeitbestimmung (1190 — 1200)
- steht die poetische Form, die teilweise Freiheit der Reime,
- die noch die im 13. Jahrhundert nicht mehr geduldete Asso-
- nanz haben, in vollem Einklänge. Ein bestimmterer chrono-
- logischer Anhaltspunkt liegt, wie mich Schröer aufmerksam
- macht, vielleicht in 5, 4, was wie eine Hindeutung auf
- eine das ganze Land betreffende Sorge aussieht, die der
- Dichter mitempfindet. Er deutet vielleicht auf den bange
- erwarteten, aber noch nicht eingetretenen Tod Herzog
- Ottackers VL von Steier hin, der 1192 an einem unheilbaren
- Aussatz starb.
- Es darf wamdernehmen, daß ein so bedeutendes Ge-
- dicht, das bald nach seinem Bekanntwerden die Aufmerksam-
- keit eines Wolfram auf sich lenkte, nicht größere Verbreitung
- fand. Im Anfang des 13. Jahrhunderts unterzog sich ein
- EINLEITUNG. XIX
- Österreichischer Dichter einer teilweisen Umarbeitung, die
- sich vorzugsweise auf die Einführung von Keimen in die Cä-
- sur erstreckte, indem schon das ursprüngliche Gedicht solche
- in reiner und ungenauer Form gehabt hatte. Von da an
- aber schweigt jede Kunde. Rechnen wir die Erwähnungen
- von Horant und Hilde, sowie die des milden Frute ab, die
- im 13. Jahrhundert begegnen, die aber ebenso gut aus der
- Tradition wie aus unserm Gedichte stammen können, so wird
- dieses im ganzen Mittelalter gar nicht mehr erwähnt; der
- Name der Heldin begegnet in den Zeugnissen kein einziges
- Mal. Es ist möglich, daß schon gleich bei seiner Veröifent-
- lichung der Beifall nicht so war, wie der Dichter es ver-
- diente: der Geschmack der Zeit war nicht für die volks-
- mäßigen Stoffe, Wolfram bildet gerade darin eine Ausnahme,
- daß er ihnen Neigung zuwendet, sie öfter erwähnt und der
- volkstümlichen Poesie Einfluß auf seinen Ausdruck gestattet.
- Das Nibelungenlied war allerdings sehr verbreitet, wie die
- zahlreichen Handschriften beweisen, aber die Sage war auch
- von jeher bekannter als die Kudrunsage, die für das Binnen-
- land doch etwas Fremdartiges behielt. Auch Dietrich von
- Bern genoß einer ganz andern Popularität als Hetel oder
- Wate, ja er wurde allmählich geradezu der Liebling der deut-
- schen Heldensage.
- Gleichwohl ist die lebendige Volkssage nicht untergegangen,
- und hat noch vor wenigen Jahren in Meklenburg fortbestan-
- den. Leider hatte, als die Thatsache mir bekannt wurde,
- der vielleicht letzte Mund sich geschlossen, der sie über-
- lieferte, und nur ein paar Trümmer bewahrt die Erinnerung
- einer Dame, die in ihrer Jugend davon hatte erzählen hören.
- Da ward berichtet wie de olle War kam, von der großen
- Schlacht auf dem Wulx)ensande , und wie die Heldin mit
- ihrer Freundin an den Meerstrand geht, um die Wäsche zu
- waschen, und in das Vorzimmer der bösen Herzogin tritt,
- um zu lauschen, ob sie noch schlafe, und sie um Strümpfe zu
- bitten, die sie bei der kalten Arbeit anziehen können. Der
- Name War weist auf die niederdeutsche Form Wade: schon
- dies wehrt den Gedanken an einen Zusammenhang mit dem
- mhd. Gedichte ab. Bezeichnend ist auch, daß der vordere
- Teil der Dichtung in der Volkssage ganz fehlte (vgl. S. XIV*).
- Eine entstelltere Fassung nach mündlicher Mitteilung eben-
- ♦) Das Nähere in Pfeiffers «Germania», 12, 220—224 und in meinen
- „ Sagen aus Meklenburg " 1 , 4C9 ff.
- b*
- XX EINLEITUNG.
- falls aus Meklenburg erzählt, von einem König in «dat
- Reich» und seiner Frau, die eine einzige Tochter hatten.
- Achtzehn Jahr alt, wird sie viel umworben, zuerst wirbt der
- König von Dänemark für seinen Sohn um sie, wird aber
- wegen alter Feindschaft abgewiesen. Unter den übrigen
- Freiern gefällt den Eltern am besten der Königssohn «ut
- Norden» und sie beschließen, ihm die Tochter zu geben.
- Alles wird fertig gemacht, man schifft sich in Poel ein. Braut
- und Bräutigam mit Gefolge jedes auf besonderem Schiffe.
- Ein Sturm verschlägt sie, den Prinzen nach Hause, wo er
- das hübscheste Hoffräulein der Prinzessin heiratet, die Prin-
- zessin nach Dänemark, wo König und Königin die Werbung
- erneuern und sie, da sie sich weigert, schlecht behandeln
- und in einen Turm sperren. Im Gefolge der Braut war ein
- junger Gärtner, den sie besonders lieb hatte; er ward auf
- eine benachbarte Insel verschlagen, wo er von den Leiden
- der Prinzessin hörte. Er gelangt in den Turm imd will sie
- befreien, aber sie erklärt, sie lasse sich nicht stehlen. Da
- geht er gradenwegs zu König und Königin, die erstaunt in
- dem Gärtner ihren Sohn erkennen. Die Prinzessin, welche
- ihn liebt, will trotzdem den Turm nicht verlassen, bis die
- Einwilligung ihrer Eltern da ist. Inzwischen erfährt der
- König ((Ut Norden» von der Rettung der Prinzessin und be-
- ansprucht sie für seinen Sohn. Es kommt zum Kriege und
- zu einer großen Schlacht, die dänische Königsburg wird ein-
- genommen, die alte Königin verbrennt. Da feuert die Prin-
- zessin die Dänen aufs neue an und sie schlagen die Nord-
- länder zurück. Zuletzt wird Frieden geschlossen, die Ein-
- willigung der Eltern trifft ein und sie heiratet den dänischen
- Prinzen.*)
- Auch in deutschen Volksliedern lebt die Sage fort; wie
- solcher drei aus Gottschee Schröer mitgeteilt hat, in denen
- namentlich eine Hauptscene, das Waschen am Strande, das
- Begegnen der schönen «Meererin» mit Bruder und Geliebten,
- den Inhalt bildet.**)
- Von diesen Spuren abgesehen, erscheint die Sage ver-
- gessen, und schon früh vergessen gewesen zu sein, und so
- erklärt es sich, daß Kudrun nur in einer einzigen Hand-
- schrift auf uns gekommen ist, die wir keinem Geringeren als
- dem Kaiser Maximilian L, «dem letzten Ritter», verdanken.
- *) Vgl. «Germania» 14, 323-327.
- **) Vgl. Schröer in der «Germania» 14, 327—336.
- EINLEITUNG.
- Sein lomantisclier, der Herrlichkeit vergangener Zeiten zu-
- gewandter Sinn ließ ihn an den Dichtungen des deutschen
- Mittelalters Freude finden, und auf seine Veranstaltung wurde
- bald nach 1502 die große umfassende Sammlung von Abschrif-
- ten älterer Gedichte begonnen, die unter dem Namen der Atn-
- braser Handschrift bekannt ist, weil sie sich früher nebst an-
- deren Altertümern auf dem kaiserlichen Schlosse Ambras in
- Tirol befand. Eine wahre Fundgrube für unsere ältere Lite-
- ratur, da eine Anzahl größerer und kleinerer Gedichte nur in
- ihr erhalten ist, besitzt sie die Fehler fast aller jungen Hand-
- schriften, daß sie nicht nur die mhd. Sprache entstellt und
- erneuert giebt, sondern auch von Verderbnissen, Auslassungen
- u. s. w. wimmelt. Wie ein Gemälde eines alten Meisters, das
- durch die Ungunst der Zeiten mannigfach gelitten, doch nicht
- so, daß verständige Vorsicht nicht eine Herstellung versuchen
- könnte, so nimmt sich unser Gedicht, so sich andere der-
- selben Handschrift aus. Wie viel auch seit dem ersten Be-
- kanntwerden (182Ö) für die Reinigung dieses schönen Gemäl-
- des gethan worden, so mußte die Arbeit noch als eine sehr
- unvollkommene bezeichnet werden, da der allgemeine Charak-
- ter der Handschrift, wie er in den anderen Gedichten uns
- entgegentritt, nicht zur Grundlage der Kritik gemacht worden.
- Sie ein Stück gefördert zu haben, ist das Ziel, welches der
- Herausgeber zu erreichen wünschte.
- Da die Einleitung zum ersten Bande dieser Sammlung
- bereits eine kurze Darstellung der mittelhochdeutschen Vers-
- kunst gegeben hat, so kann im allgemeinen darauf verwiesen,
- und brauchen im Nachstehenden nur diejenigen Punkte her-
- vorgehoben zu werden, in welchen die epische Poesie von der
- lyrischen abweicht. Hier ist zunächst das in jener ungemein
- häufige Fehlen der Senkungen zu erwähnen, während in die-
- ser vom letzten Viertel des 12. Jahrhunderts an ein regel-
- mäßiger Wechsel von Hebungen und Senkungen vorherrscht,
- und ausgelassene Senkungen nur selten begegnen.
- Wenn in einem und demselben Worte zwei Hebungen un-
- mittelbar aufeinander stoßen sollen, ohne durch eine Senkung
- geschieden zu sein, so muß die erste Hebung auf eine durch
- Vokal oder Position lange betonte Silbe fallen: eilende, loei-
- Qiende, güetWche, äntphdnge, falsch wäre aber klagende, me-
- gede. Eine Ausnahme hiervon bildet nur das Fremdwort
- päläs und der Eigenname Hetele, der in dreifacher Weise
- verwendet erscheint, nämlich zwei Hebungen und eine da-
- zwischenstehende Senkung bildend, Hetele, oder eine Hebung
- XXII EINLEITUNG.
- und dazugehörige Senkung, indem die beiden kurzen ver-
- schleifbaren Silben Hete- dann die Hebung ausmachen, oder
- endlich, mit Verlängerung der ersten Silbe, als wenn HetteJe
- stände, zwei Hebungen mit dazugehöriger Senkung, aber nur
- in den obliquen Casus, daz Hetelen kint
- Auch auf ein zweisilbiges Wort können zwei Hebungen
- fallen, es muß dann wiederum die vorletzte Silbe lang sein,
- außerdem aber darf auf dasselbe nicht sogleich eine Stamm-
- oder hochtonige, sondern nur eine tonlose Silbe folgen. Es
- wäre also unmöglich, zu betonen einem gäbilüne, vielmehr
- kann auf einem in diesem Falle nur Hebung und Senkung
- kommen; richtig dagegen ist solden beU'ben immer mere.
- Ein einsilbiges Wort, zumal wenn es ein Nomen ist, kann
- eine Hebung ohne darauffolgende Senkung bilden, wenn die
- nächste Hebung einen logisch niedrigem , höchstens gleichen
- Ton hat als die vorhergehende: also heim mit im tragen^
- denn offenbar ist die natürliche Satzbetonung die, daß heim
- höhern Ton hat als mit. Das einsilbige Wort kann auch
- eine kurze Stammsilbe haben: man ünde mäge, nicht aber
- kommt es, wenigstens in der Kudrun, vor, daß ein einsilbiges
- Wort vor einem höher betonten in der Hebung steht, ohne
- daß eine Senkung darauf folgt: falsch wäre da wart den
- helden, in 8men landen, denn dö und in haben einen logisch
- tiefern Ton als die folgenden Worte; die natürliche Lesung
- ist dö wärt, in st'nen. Auf diesem logischen Tonverhältnisse
- der Silben, das sich sofort ergiebt, wenn man den Vers wie
- einen prosaischen Satz richtig betont, beruht hauptsächlich
- der mittelhochdeutsche Versbau.
- Dem Auftakte ist in der Epik ebenfalls größere Freiheit
- gestattet als in der Lyrik. Jedem Verse und jeder Vers-
- hälfte kann der Auftakt nach Belieben fehlen. Der zwei-
- silbige Auftakt ist ungemein. häufig, am häufigsten, wenn er
- aus zwei verschleif baren kurzen Silben besteht: si bereiten
- sich zHr verte lobeliche; ja geivimnen sie der arebeite mere;
- sie gedcehte ie an ir not; aber auch wenn die Silben nicht
- verschleift werden können: wan getvafent einen man; mich
- bereite zuo ir lande; in gedrenge man do truoc, und beson-
- ders schwere Auftakte: sprach von Tenen Horant; sprach
- der degen Irölt; sehs und ziveinzic manne krdft; doch sind
- derartige Fälle selten.
- Sehr häufig ist der zweisilbige Auftakt dadurch zu ver-
- meiden und in der Aussprache einsilbig zu machen, daß das
- vor der Cäsur stehende Wort mit einem Vokale schließt, das
- EINLEITUNG. XXIII
- die zweite Vershälfte beginnende vokalisch anlautet, sonach
- eine Verschleifung der beiden Vokale stattfindet: dienden vil
- der bürge / er het siben fürsten lant, gewissermaßen gespro-
- chen hürg-er / het; ebenso den wolde er harte gerne / an der
- zl't hall vershinden ; Hetelen dem degene / er begünde zuo
- im gähen u. s. w.
- Der Auftakt ist die einzige Senkung, die mehr als eine
- Silbe zählen darf; im Übrigen ist das Gesetz der einsilbigen
- Senkungen in dem Gedichte strenge durchgeführt. Die Ver-
- kürzungen, welche am häufigsten eintreten, um eine zwei-
- silbige Senkung zu einer einsilbigen zu machen, sind die
- Apokope eines e im Prseteritum schwacher Verba (in de, te),
- wenn das folgende Wort mit einem d oder t anlautet, oder
- wenn das Pronomen person. darauf folgt: des fragV diu hüni-
- ginne; wie er rümV daz lant; des muosf man von dem
- icalde; dö gäliV siu harte balde u. s. w.
- Zur Erleichterung des Lesens habe ich mich derselben
- Zeichen bedient, die dem Leser schon aus dem ersten Bande
- geläufig sein werden. Der unter einen Vokal gesetzte Punkt,
- z. B. do er, bezeichnet, daß der betreifende Vokal mit dem
- auslautenden des vorhergehenden Wortes verschleift wird, also
- dor zu sprechen ist. Ich nehme diese Verschleifung nicht
- nur an, wo die beiden verschleiften Vokale in den Auftakt
- fallen, sondern auch wo sie die erste Hebung bilden, wo nach
- dem Gesetze der logischen Betonung es ungeschickt wäre, die
- Hebung scharf auf das zweite der zu verschleifenden Wörter
- oder Silben fallen zu lassen und die erste als Auftakt zu
- nehmen, do er nach smer nar begunde sinnen, wo do er zu
- lesen zwar nicht metrisch unrichtig ist, aber doch ein zu
- starkes Skandieren erfordert, wie es dem Schwanken der
- Stimme am Anfange des deutschen Verses bei Worten, die
- sich im logischen Tongewichte des Satzes gar nicht von-
- einander unterscheiden, wenig entspricht. Der Acut (_l) ist
- angewendet worden bei zweisilbigem Auftakte, do gesäch, da-
- mit man nicht zu lesen veranlaßt sei «?o gesäch ; bei unregel-
- mäßiger Betonung, imbiz, Höränt, und bei ausgelassenen
- Senkungen. Der Gravis {iJ) bei schwebender oder versetzter
- Betonung auf Silben mit unbetontem e, namentlich am An-
- fange des Verses und dessen zweiter Hälfte, z. B. kunnet ir
- uns bescheiden; ein paarmal auch, wo ein logisch hochbeton-
- tes Wort in der Senkung steht.
- Die Strophenform der Kudrun ist, wie schon oben bemerkt
- wurde, der Nibelungenstrophe nachgebildet, indem die erste
- XXIV EINLEITUNG.
- und zweite Zeile ganz beibehalten wurde, die dritte und vierte
- unterscheidet sich durch den klingenden Reim, die vierte
- außerdem durch Hinzufügung einer Hebung in der zweiten
- Halbzeile. Die Kebeneinanderhaltung zweier Strophen wird
- die Veränderung deutlich machen. Nibelungenstrophe:
- Do wuohs in Isiderlanden eins edelen küniges kint,
- des vater der hiez Sigemunt, sin muoter Sigelint,
- in einer riehen bürge, witen wol bekant,
- nidene bi dem Eine, diu was ze Sänten genant.
- Dagegen die Kudrunstrophe :
- Ez wuohs in Irlande ein richer künic her,
- geheizen was er Sigebant, sin vater der hiez Ger.
- sin muoter diu hiez Uote, und was ein küniginne.
- durch ir hohe tugende so gezam dem riche wol ir minne.
- Daß in der zweiten Hälfte der vierten Zeile statt vier He-
- bungen deren fünf gesetzt wurden, dazu veranlaßte den Dich-
- ter der in der Poesie des 12. Jahrhunderts häufig vorkom-
- mende Gebrauch, am Schlüsse von Absätzen bei Gedichten,
- die in der Form der uralten deutscheu Reimpaare von vier
- Hebungen abgefaßt sind, die letzte Zeile um zwei Hebungen
- zu verlängern: so in Wernher's Maria:
- so sih diu sele enbindet
- von menneschlicher zarge ,
- so zerget och älliu froude mit arge.
- Da die vorletzte Zeile vier Hebungen zählen muß, indem auf
- den klingenden Reim [zarge] zwei Hebungen fallen, zwischen
- denen nur die Senkung fehlt, so muß die letzte sechs haben.
- Ist dies auch in der Kudrunstrophe der Fall, so hat schon
- in der vorletzten Zeile der Strophe, in deren zweiter Hälfte,
- eine Verlängerung um eine Hebung, in der letzten aber um
- zwei stattgefunden. Wenn jedoch, was dem mehr lyrischen
- Charakter der Strophe und des ganzen Gedichts besser ent-
- spricht, der klingende Endreim nur für eine Hebung mit einer
- überzähligen Silbe gerechnet ist, was in der Lyrik schon im
- 12. Jahrhundert sehr üblich ward, dann ist die Zahl der
- Hebungen in der dritten Zeile gleich der in der entsprechen-
- den der Nibelungenstrophe, und in der vierten eine Verlänge-
- rung um nur eine Hebung eingetreten.
- EINLEITUNG. XXV
- Die Cäsur, die gewöhnlich wie auch im Nibelungenliede
- klingend ausgeht, fällt nach der vierten Hebung, oder, anders
- ausgedrückt, der klingende Ausgang der Cäsur wird für zwei
- Hebungen gerechnet. Daß dem so ist, geht daraus hervor,
- daß bei männlichem oder stumpfem Ausgange wirklich volle
- vier Hebungen vor der Cäsur stehen, wie gleich in der Ein-
- gangsstrophe die beiden vorderen Vershälften
- geheizen was er Sigebänt
- sin müoter diu hiez Uote
- einander ganz gleich sind, nur daß in dem zweiten Verse die
- Senkung zwischen dritter und vierter Hebung fehlt. Das
- Schema der Strophe ist also dieses, daß in jeder vorderen
- Vershälfte vier Hebungen, in den hinteren Hälften der beiden
- ersten Zeilen drei Hebungen bei stumpfem, in der dritten bei
- klingendem, und in der vierten fünf bei ebenfalls klingendem
- Endreime stehen.
- Der Wunsch des Herausgebers ist, daß seine Bemühungen
- um Reinigung und Erklärung des schönen Gedichts dazu bei-
- tragen möchten, demselben eine größere Verbreitung zu ver-
- schaffen, als es bisher genoß. Wir haben schon eine Reihe
- von Übersetzungen der Kudrun, und darunter einige recht
- gute und lesbare; aber daß sie das Original ersetzen können,
- wird wohl niemand glauben. Wenn die Schwierigkeiten, die
- sich dem Verständnis der Originale entgegenstellen, mehr und
- mehr gehoben werden, dann dürfen wir hoffen, daß unsere
- ältere Poesie ein Gemeingut der Gebildeten un?ers Volks
- werde; und diesen Zweck zu fördern, ist der Gesichtspunkt,
- der bei dem Beginne dieser Sammlung, der auch den Heraus-
- geber des vorliegenden Gedichts geleitet hat.
- In dieser zweiten Auflage ist der Text an manchen Stellen
- noch mehr der Überlieferung genähert worden als in der ersten.
- Ein Exemplar von Ziemanns «Kutrun», in das E. Sommer
- Verbesserungen W. Grimms eingetragen, durfte ich durch
- J. Zachers Gefälligkeit benutzen; dagegen war es mir nicht
- mehr möglich, von den Bemerkungen E. Martins und C. Hof-
- manns Gebrauch zu machen.
- Rostock, im October 1867.
- XXVI EINLEITUNG.
- In der dritten Auflage sind Text und Anmerkungen einer
- gründlichen Kevision unterzogen worden. Die Bemerkungen
- von E. Martin (Bemerkungen zur Kudrun, Halle 1867), von
- C. Hofmann (Sitzungsberichte der Münchener Akademie 1867,
- II, 222 — 230, 357 — 374) und von K. Hildebrand (Zeitschrift
- für deutsche Philologie, II, 468—478) sind, so weit sie das
- Richtige zu treffen schienen, benutzt. Für die Anmerkungen
- habe ich meinem Freunde Schröer manche schöne Bemerkung
- zu verdanken.
- Heidelberg, im Juli 1873.
- Die vierte Auflage ist ein fast unveränderter Abdruck der
- dritten. Die Ausgabe von E. Martin (Halle 1872) ist, was
- nur durch ein Versehen in der Vorbemerkung zur dritten
- Auflage unerwähnt blieb, schon bei dieser benutzt worden.
- Heidelberg, im Juni 1880.
- K. Bartsch.
- INHALT.
- Seite
- Einleitung v
- I. Aventiure 1
- II. Aventiure, wie Hagene von dem grifen wart hin
- gefüeret 17
- III. Aventiure, wie Hagene an den kiel kom .... 26
- IV. Aventiure, wie Hagene enphangen wart von vater
- und von muoter . . . . ^ 34
- V. Aventiure, wie Wate ze Irlande fuor 45
- VI. Aventiure, wie suoze Horant sanc 77
- VII. Aventiure, wie die juncfrouwen diu schef schou-
- weten, und wie sie hin gefüeret wurden .... 90
- VIII. Aventiure, wie Hagene fuor nach siner tohter. . 100
- IX. Aventiure, wie Wate Morunc unde Horant ze lande
- fuoren 115
- X. Aventiure, wie Hartmuot umbe Kütrünen warp . 120
- XI. Aventiure, wie Herwic unde Hartmuot umbe Kü-
- trünen dar komen 126
- XII. Aventiure, wie Herwic herverte üf Hetelen und
- im Kütrün gegeben wart 129
- XIII. Aventiure 136
- XIV. Aventiure, wie Hetele boten sande üz Herwiges
- lande 147
- XV. Aventiure, wie Hartmuot Kütrünen mit gewalde
- nam 152
- XVI. Aventiure, wie Hilde boten sande Hetelen und
- Herwige 163
- XVII. Aventiure, wie Hetele nach siner tohter kom üf
- den Wülpensant 170
- XXVIII INHALT.
- Seite
- XVIII. Aventiure, wie Ludewic Hetelen sluoc und bi
- der naht fuor von dannen 177
- XIX. Aventiure, wie die Hegelinge heim ze lande
- fuoren 185
- XX. Aventiure, wie Hartmuot heim ze lande kom. 191
- XXI. Aventiure, wie Kütrün muoste waschen . . . 209
- XXII. Aventiure, wie Hilde herverte nach ir tohter 215
- XXIII. Aventiure, wie sie komen in die habe und
- fuoren in Ormanielant . 228
- XXIV. Aventiure, wie Kütrünen wart ir kunft kunt
- getan 233
- XXV. Aventiure, wie Ortwin unde Herwic dar komen 241
- XXVI. Aventiure, wie Herwic und Ortwin wider zuo
- dem here komen 265
- XXVII. Aventiure, wie Hartmuot Ludewige nande der
- fürsten zeichen 271
- XXVIII. Aventiure, wie Herwic Ludewigen sluoc . . . 285
- XXIX. Aventiure, wie Hartmuot gevangen wart . . . 296
- XXX. Aventiure, wie sie Hilden boten sanden . . . 309
- XXXI. Aventiure, wie die vier künige in Hilden lande
- höchziten 329
- XXXII. Aventiure, wie die andern ze lande fuoren. . 335
- Wortregister 338
- Namenverzeichnis 354
- I. AVENTIÜRE.
- Sigebant, der Sohn des Königs Ger von Irland und der Ute, vermählt
- sich nach seines Vaters Tode mit einer norwegischen Fürstentochter, die
- gleichfalls Ute heißt, die ihm einen Sohn, Hagen, gebiert und ihn zu ritter-
- lichem Leben anfeuert. Bei einem infolge ihrer Ermahnung veranstalteten
- Feste vfird der siebenjährige Hagen von einem Greifen entführt.
- 1 Ez wuohs in Irlande ein richer künic her; Si^d^^^ "^^^
- geheizen was er Sigebant, sin vater der hiez Ger.
- sin muoter diu hiez Uote und was ein küniginne.
- durch ir hohe tugende so gezam dem riche wol ir minne, J-^fTrt.-
- 2 Gere dem riehen künige, daz ist wol erkant,
- K^ dienden vil der bürge; er het siben fürsten laut.
- dar inne het er recken vier tüsent oder mere, ^,^0 v^/^
- da mite er tegelichen mohte erwerben beide guot und ere.
- ^" 3 Dem jungen Sigebande man gen hove gebot,
- ^ da er solde lernen, ob im des wurde not, ^i^
- 1, 1 Dem Anfange des Nibelungenliedes nachgebildet; vgl. Nib. 2 , l Ez
- tcitohs in Burgonden ein vil edel magedin; und 20, 1 Do wuohs in Nider-
- landen eins edelen küneges kint; ebenso 1, 2, 3 nach Nib. 20, 2 des Vater
- der hiez Sigemunt, sin muoter Sigelint. — rtche, rieh adj., mächtig, gewaltig.
- her adj., erhaben, von hoher Geburt. — 2 geheizen, genannt. — 3 diu fem.
- von der; das demonstrative Pronomen wird mhd. sehr oft zur Wieder-
- aufnahme eines vorausgegangenen Substantivums gebraucht, ebenso
- der 1, 2. — Uote ist auch sonst der Name von Stammmüttern in der Sage.
- — vms, war. — ein küniginne, eine Königstochter. — 4 durch, wegen. —
- so nimmt pleonastisch den vorhergehenden Begriff durch ir hohe tugende
- nochmals auf. — gezam prset. von gezemen , geziemte, war angemessen.
- — riche, Reich, steht für das Reichsoberhaupt, Herrscher. — wol, mit
- Recht. — minne stf., Liebe, geistige und sinnliche, bezeichnend.
- 2, 1 «das ist wohl bekannt», eine der häufigen vom Dichter eingefügten
- subjektiven Bemerkungen, durch die er seine Aussagen zu bekräftigen
- sucht. — 2 der bürge gen. pl. von burc stf. , abhängig von dem sub-
- stantivisch gebrauchten Neutrum vil. — er het, er hatte; zweisilbiger
- Auftakt der zweiten Hälfte, der aber durch Elision über die Csesur
- hinüber einsilbig wird. Sieben Fürsten waren ihm mit ihrem Lande
- unterthan. — 3 dar inne, darin, in den Landen. — mere, mehr. —
- 4 da mite, mit welchen, nämlich den Recken. — mohte, konnte, im
- Stande war; prset. von dem anomalen Praesens mac. — beide guot und
- ere, sowohl Gut (Besitz, Reichtum) als Ehre, beide— und wie das
- englische both — and.
- 3) 1 Man gebot dem jungen Sigebant an den Hof (zu kommen); er war
- bis dahin (gewöhnlich dem siebenten Jahre, vgl. 24, 1) von Frauen er-
- zogen worden ; jetzt kam er an die Öffentlichkeit, in die Gesellschaft der
- Männer. — 2 da , wo, nämlich bei Hofe. — ob im des wurde not, wenn
- er in den Fall käme, davon Gebrauch machen zu müssen; vgl. 3, 4. —
- KUDBUK. 1
- ^
- 5s I. AVENTIURE.
- mit dem sper riten, schirmen unde schiezen,
- so er züo den vinden koeme, daz er's diu bäz möhte
- geniezen.
- 4 Er wuohs unz an die stunde daz er wäfen truoc.
- in beides ahte er künde alles des genuoc,
- des in solden prisen man iinde mäge.
- des lie der helt edele sich deheine zi'te betragen.
- 5 Dar nach in kurzen stunden do schiet sie der tot,
- so noch den edelen liuten geschiht ze grözer not.
- ja erstent diu Urkunde in aller fürsten riehen,
- der wir mit grozen sorgen müezen warten allertegelichen.
- 6 Diu Sigebandes muoter den witewen stuol besaz.
- der msere -helt guoter, dar umbe liez er daz.
- 3 sper stn., Speer. — schirmen, sich beim Kampfe mit dem Schilde decken,
- verbunden mit schiezen, welches das Speerwerfen bezeichnet, wogegen
- man schirmt. — 4 so, wenn, im Fall daß. — vinden, zusammengezogen
- aus vienden, und dies für vtanden, von vtant, vtent, vint , Feind. —
- koeme conj. preet. von kamen, kommen. — er's=er es, er dessen, was er
- gelernt hatte. — diu baz, desto besser; diu alte Instrumentalform des
- Artikels, hier in der Handschrift mit dester vertauscht. Daß er desto
- mehr, bessern Nutzen davon haben könnte. — geniezen stv. mit gen.
- der Sache, Nutzen von etwas haben.
- 1 Dem Nibelungenlied nachgebildet; 25, 1 er was nu so gewahsen, daz er
- ze hove (vgl. Kudr. 3, 1) reit, und 27, 1 nu was er in der sterke, daz er
- wol wäfen truoc. — unz, bis. — stunde stf., Zeit, Zeitpunkt. — wäfen
- truoc, die Waffen zu führen vermochte, zum Kitter geschlagen ward. —
- 2 ahte stf., Art und Weise ; nach der Weise, wie es einem Helden ziemte,
- verstand er u. s. w. — künde prset. von kan. — genuoc neutr. des Adj.
- mit Genetiv, genug von allem dem. — 3 prisen swv., preisen, loben; des,
- weswegen. — man unde )näge , sehr häufige allitterierende Verbindung.
- Lehnsmannen und Verwandte; mäc stni., der Verwandte. — 4 lie=lißz,
- ließ. — mich betraget mit gen. {des, nämlich alles dessen, wodürcli er
- Preis gewann), mich verdrießt etwas; er ließ sich's nicht verdrießen. —
- deheine zUe acc. pl. , zu keinen Zeiten, niemals.
- 1 do, da, temporal; hier ziemlich pleonastisch. — 2 so, wie; noch, noch
- heutzutage. Das Subjekt von geschiht ist der ganze vorhergehende Satz.
- ze grozer not, ihnen große Not bereitend. — 3^'«, bekräftigende Par-
- tikel , fürwahr. — ersten stv. , aufstehen , sich zeigen. — diu Urkunde
- pl. von daz urkünde , Zeugnis, Beleg. — riehen dat. pl. von rlche stn.,
- Reich. — 4 der gen. pl., von warten abhängig, bezüglich auf urkünde. —
- müezen pl. von muoz, ich muß. — allertegelichen, gebildet aus dem gen.
- pl. aller tage, der von dem Adjectivum (hier Adverbium) lieh, jeglich,
- abhängt; wörtlich: an jeglichem aller Tage. Der Umlaut e in tege er-
- klärt sich aus dem i in lieh.
- 1. Die Zwischenstellung eines Eigennamens im Genetiv zwischen Artikel
- und Substantivum ist sehr häufig in den Nibelungen und der Kudrun. —
- witewen gen. von witewe swf. , Witwe. — besaz praet. von besitzen, ein-
- nehmen; bildliche Umschreibung für: Witwe bleiben. — 2 m adj.,
- berühmt, herrlich. — guoter in stark flektierter Form dem Substantivum
- nachgestellt. — liez prset. von läzen: unterließ; es folgt ein negativer
- Satz mit daz (6, 3), wo wir den positiven Infinitiv mit zu setzen. — dar
- umbe, darum.
- X th^A^^ /AavOaa.^ •^'^^■'^
- J^tcL-
- I. AVENTIÜEE. ^ 8
- daz er niht wolde minnen ze rehter siner e.
- edelen küniginiien was nach Sigebande we.
- 7 Sin muoter riet dem riehen, daz er im nseme ein wip,
- da von getiwert wurde sin lant und oueh sin lip. . ^
- nach so grozem sere, er und ouch sin künne, ■^"^ ^f-"f
- nach sines vater tode volgte im beide freude und michel
- wünne.
- 8 Siner muoter lere diu behaget' im wöl; f- ' ^
- der begunde er volgen als man Munden sol.
- er hiez im werben eine die besten von den riehen, , ^
- diu saz in Norwsege. des hülfen im sin mage vliziclichen^^J^^^
- 9 Siu wart im gemahelet, also ist uns geseit.
- do wart ir hovegesinde vil manic schoeniu meit
- und siben hundert recken von Frideschotten lande,
- die fuoren mit ir gerne, wan sie den jungen künic wol
- ^ .. , erkanden. t^J^.'f-^^«' ^^^^^''^ '^'
- 10 In magetlichen eren, die ir da fuoren mite, '^^^ '' ''
- sie brähten s' im ze lande nach richem küniges site. r, .:<:^
- 6, 3 minnen bwv., lieben, — ze rehter siner e, in rechtmäßiger Ehe; er
- woUte sich nicht verheiraten. — 4 A-w»/, Königstöchtern; die er hätte
- heiraten können (6, 3). — was we nach — , sie hatten Sehnsucht nach ihm.
- 7, 1 riet prset. von raten, raten, — im, sich, bekanntlich noch bei Luther
- für das nhd. sich. — 2 da von, durch welches (Weib). — tiwern, tiiiren
- 8WV., teuer, wert machen. — sxn Itp, wie mtn, dtn lip, Umschreibung
- für er, ich, du. — 3. 4 Wechsel des Subjektes; nach er und sin künne
- erwartet man etwa: erwarb er Freude und Wonne. Statt dessen ein
- anderes Verbum, durch welches das frühere Subjekt (er) in den Dativ
- tritt (im).' — 3 ser stn., Schmerz; der Schmerz wird durch die folgende
- Zeile näher bezeichnet. — künne stn., Geschlecht, Verwandtschaft. —
- 4 volgte ist Konjunktiv, im Sinne der Mutter. Nähme er ein Weib, so
- w^ürde ihm nach dem Schmerz Freude zu teil werden. — michel adj., groß.
- 8, 1 lere stf., Lehre, Bat. — 2 begunde prset, von beginnen, neben began,
- häufig als Umschreibung des erzählenden Tempus. — als, wie, aus
- also. — friunt stm. , Freund, Verwandter. — 3 hiez, befahl. — im, für
- sich. — tverben stv. mit acc. , um etwas werben. — eine die besten, eine
- von den besten (aus den Reichen, Ländern); man sagt mhd. ein der
- beste, ein diu beste u. s. w. — 4 dazu (zu dem Werben) halfen ihm. einem
- eines d. helfen. Über das Helfen der Verwandten vgl. Hildebrand in
- German. 10, 137 ff,
- 9, 1 mahelen swv, , verloben. — geseit=gesaget. — 2 hovegesinde stn. , Hof-
- dienerschaft, aus dienenden Jungfrauen und Rittern bestehend, die ihr
- von Hause mitgegeben wurden. — vil, vor adj. und adv. zur Verstär-
- kung, gar, sehr. — meit stf., contrahiert aus maget, Jungfrau, Maid. —
- 4 wan aus -wände verkürzt, weil, denn. — erkunden prset. von erkennen,
- kennen: sie hatten von der Trefilichkeit des jungen Königs schon
- gehört.
- 10,1 magetlich adj., jungfrätilich, einer Jungfrau zukommend. — die, Re-
- lativum zu dem nachfolgenden sie. — einem mite (adv.) varn, soviel
- als mit einem varn (9, 4). — 2 brähten s'=brähten sie (die Jungfrau). —
- richem gehört genau genommen dem Sinne nach zu küniges; küniges
- Site muß als ein Begriff aufgefaßt werden; site stm., Sitte, —
- 4 I. ÄVENTIURE.
- '*('««
- , \ die sie da sähen gerne, die begunden ilen.
- x>^'i. bedecket man die sträze vant vil wol in vierdehalber mile.
- •>> 11 Gew'eCet allenthalben bi den wegen was tJ--
- von^der liute krefte bluomen unde gras. '' f^t^^s • •
- ez was in einen ziten, so diu loup entspringent o«^! lcf-\
- und daz ouch in dem walde alle vögele ir wi'se beste singent.
- jjLA 12 Gelpher tumber liute reit mit ir genuoc. ^^--t
- U>^' vil manic soumsere rieh gewaete truoc, '-^^JL^
- •^n + daz ir hovegesinde brälite von dem lande.
- t^^^ der gienc bi ir tüsent geladen mit schätze unde mit
- ^i^ o<^ u.,^ '/(v- gewande.
- >A
- ;,13 Enphangen wart vil schone daz minnicliche kint j^.
- üf zweier lande marke, da sie der westerwint
- von des meres imde wsejen abe begunde. ^^^''
- W**""^ man gab ir herberge; daz der junge künic vil wol ge-
- ^-^^ ,.?,.ufi ^ schaffen künde. v.aV^^i
- 14 Mit bühurt wart enphangen diu ritterliche meit:
- r'" der was nu zergangen mit grozer arebeit. " "'• ' ■'
- (^ Vii ...--.,,_. ,, yf^XM»^
- 10, 3 da, dort (im Lande des Königs) ; die beeilten sich, sie zu empfangen,
- ihr entgegenzugehen. — 4 bedecket, nämlich mit Leuten, Menschen. —
- vil icol gehört zu vierdehalber; recht gut bis zur Entfernung von
- 3i'.2 Meilen.
- 11, 1 weten swv. , niedertreten. — allenthalben: halben dat. pl. von halp,
- Seite, auf allen Seiten; mit eingeschobenem euphonischen t. — bi den
- wegen, neben den Straßen; dieselben reichten nicht aus, die Volksmenge
- aufzunehmen. Das Volk ergoß sich auf die anstoßenden Wiesen. —
- 2 krefte dat. sing, von kraft, Menge. — 3 in einen ziten, einmal in der
- Jahreszeit. — diu loup pL von daz loup, Laub. — 4 daz häufig im
- zweiten Teile eines Nebensatzes, eine andere Konjunktion vertretend,
- wie das französ. que; also=5(5, wenn, — wise stf., Melodie, Weise. —
- beste adv. , aufs beste, aufs schönste.
- 12, 1 gelph, gelf adj., eigentlich hell, strahlend, übertragen heiter, lustig. —
- tump adj., jung, unerfahren, im Gegensatz zu den erfahrnen, den
- wtsen. — liute gen., abhängig von genuoc. — 2 sotancere stm. , Saum-
- tier, Lasttier. — 7'ich , hier prächtig, kostbar. — gewa'te stn. , Ge-
- wand, Collectivum zu u-cit. — 3 brähte prset. von bringen, anom. verb, —
- von dem lande, aus ihrer Heimat. — 4 der gen. pl. (auf souma^re be-
- züglich) von tusent abhängig. — geladen part. won laden stv., beladen.
- 13, 1 enphangen part. von enphähen, empfangen. — schone adv. von schoene,
- herrlich. — minniclich adj., lieblich. — kint stn., Jungfrau, junges
- Mädchen. — 2 marke stf., Grenze. — westerwint stm., Westwind. —
- 3 ünde stf.. Welle, hier in kollektivem Sinne. — wa;jen abe, herab-
- wehen, treiben, weil dem am Ufer Stehenden das vor ihm liegende Meer
- wie eine Erhöhung erscheint, von welcher das Scliiff herabkommt. —
- 4 man brachte sie in die für ihre Aufnahme bestimmten Käurae. —
- daz (relat. neutr.) bezieht sich auf den ganzen Satz Juan gab ir her-
- berge. — geschahen, besorgen, anordnen.
- 14, 1 buhurt stm., das ritterliche Zusammenrennen zu Pferde; ein Kampf-
- spiel, das beim Empfange hoher Personen sehr üblich war. — 2 der,
- nämlich Buhurt. — was zergangen, war auseinander gegangen oder
- hatte sich zerläzen; die zusammengerannten Ritter hatten sich wieder
- getrennt, aber mit großer arebeit stf., Anstrengung, Mühe. —
- J^ojU><^5 ./^-
- iU'
- I. AVENTIURE.
- diu frouwe wart gefüeret in daz Geren lant.
- [i siu wart da vil gewaldic und sider verre bekant. -^'''
- • t.b ^^•■■^' ''.^: " . ,-
- 15 Swaz si ir künden dienen, des was man ir bereit, f*^
- , ,. den vil guoten moeren diu guoten satelkleit ', A«.^jÄ>.fkfM
- ^'^ . hiengen für die hüeve nider üf daz gras.
- ^^ ahi wie Hohes muotes der vogt von Irlande was! f*7*"^
- 0/jl6 Do er küssen solde die minniclichen meit, . ^,/V
- bi im wart gedrungen mit grozer arebeit. >' " ^^zL>^
- da hörte man erdiezen manige buckel riehen ""^
- r^^^'^c ^'*'^' von ir Schilde stcezen. sie künden ein ander niht entwichen.
- 17 An dem nsehsten morgen dö wart für gesant,
- _' wie siu komen solde in des fürsten laut,
- j^j da siu bi dem recken solde tragen kröne, t^.- • -*"
- .^^--^ siu wart'sit küniginne und dienet' an dem helde michel Ionen.
- 18 Daz er sie solde minnen, daz duhte niemen reht; «v^^fif*^^'
- siu was ein küniginne, dö was "er" dannoch kneht.
- 14, 3 der Zug setzte sich von dem Landungsplatze aus ins Innere des Lan^
- des in Bewegung. — 4 gewaldic adj., mächtig. — sider adv., nachher,
- später, in derselben Bedeutung begegnen stt und sint. — verre adv.,
- weithin,
- 15, 1 Swaz neutr. von swer, aus so wer, wer immer; sioaz, in welcher Be-
- ziehung auch. — einem eines d. bereit wesen, zu etwas im Interesse
- eines bereit sein. — 2 iiidere pl. von mor stm. , ursprünglich wohl ein
- schwarzes Roß bezeichnend; dann Roß überhaupt, namentlich Reise-
- pferd. — satelkleit stn., Roßdecken , die, meist sehr kostbar, das ganze
- Pferd bedeckten und wie hier bis auf die Erde reichten. — 3 hüeve
- von fiuof , Huf; bei den Hufen vorbei, bis über die Hufe hinaus. —
- 4 ahi interject., gleichbedeutend mit dem auch hier vorkommenden
- hei; beide meist mit wie, waz verbunden. — hohes tnuotes=h6chgernuot,
- hochgesinnt, freudig. — voget, vogt stm., Vogt, Schirmherr, Beherrscher.
- 16, 1 1)6, als. — solde, als die Zeit da war. — 2 bt, neben. — wart gedrun-
- gen, drängte man sich, um sie zu sehen, mit großer Anstrengung, so
- daß im Gedränge die Schilde aneinander stießen. — 3 horte prset. von
- hoeren. — erdiezen stv. , ertosen, ertönen. — buckel stf., die Erhöhung
- in der Mitte des Schildes auf der Außenseite; die Buckel mußten na-
- türlich bei einem Zusammenstoß der Schilde zunächst erdiezen, —
- 4 entwichen stv., ausweichen, wegen des Gedränges.
- 17, 1 für gesant, vorausgesandt; der folgende Satz mit «■<> (der Bedeu-
- tung nach hier ungefähr gleich daz) ist durch eine Ellipse ange-
- schlossen: wurden Boten gesandt mit der Nachricht, daß u. s. w. ^
- 2 solde, im Begrift' wäre; von ich sol, infin. soln. — Z da , wo, mit Be-
- zug auf lant. — detu recken, dem Helden Sigebant. — i^ stt , nachher;
- sie wurde später feierlich gekrönt. Die Erzählung davon ist nicht aus-
- geführt. — Ionen, substantivisch gebrauchter Infinitiv, Belohnung. Sie
- verdiente dem Helden (d. h. dem Könige) gegenüber (durch ihr Be-
- nehmen) großen Lohn, erwarb sich ein Recht auf seine Dankbarkeit.
- 18, 1 minnen, hier in sinnlicher Bedeutung, ihr beiliegen. — duhte prset.
- von dünken anom. verb., mit dem Accusativ der Person (niemen); das
- schien niemand passend, — 2 do, dagegen. — dannoch, damals noch. —
- kneht stm. , der noch nicht zum Ritter geschlagene Knappe. —
- \\3rM«l\ ~ 'IH^V.»\T U€<
- I. AVENTIURE.
- do muost' er tragen kröne ob edelen fürsten riclie:
- des hülfen im sin mäge.
- Sit wart er ze künde lobeliche. i^ja^
- _CiJ i* CImt^
- r*"
- 19 Fünf hundert recken nämen bi im swert.
- alles des sie wolden wurden sie gewert, t/?.,.^
- von rossen und von kleidern, von maniger hande wsete:
- der junge künic edele beleip an sinen eren harte staete.
- 20 Er saz in Irlande sit vil manigen tac ,
- daz sin hohiu ere ringe nie gelac. ' 'f'' Tji
- '," er rihte swem er solde und räch der armen anden. -^^üi^
- er was bevollen milde und was ein tiurer helt ze sinen
- banden.
- .r.^>'^*'
- t-^Uf^rt
- 21 Im dienden sine hupbe daz kreftige guot.
- sin wip diu küniglnne diu was ouch so gemuot, ^S»w«»'^
- der sie gewaldic taete drizic künige länt,
- -ob siu diu haben solde, diu zergsebe gar ir hant.
- 3 er mußte vorher zum Könige geweiht werden, was gleichzeitig mit dem
- Eittersclilage geschah. — ob prsep., über; tragen kröne heißt hier soviel
- als : König werden. — 4 vgl. 8 , 4. Der Familienrat erhob ihn zum
- Könige. — wart ze künde, wurde bekannt, machte sich bekannt; vgl.
- tvart ze schtne, 787, 4. — lobeltche adv., auf löbliche, geziemende "Weise.
- 19, 1 sxL'ert nemen, der technische Ausdruck für den Ritterschlag. Der
- Ritterschlag eines jungen Fürsten wurde dadurch noch feierlicher ge-
- macht , daß eine Anzahl junger Edelleute (hier 500) ihn gleichzeitig
- mit ihm erhielten. Diese sv:ertdegene (.331, 4) bekamen die Ausrüstung
- von dem Fürsten geschenkt. — bt im, neben ihm, zugleich mit ihm. —
- 2 den, Attraktion für daz. — n-ern swv., einen eines dinges, einem etwas
- gewähren. — 3 von, abhängig von alles des. — hande gen. von hant,
- in Verbindung mit maniger, aller, Art. — va'te dat. von wat , Kleid,
- Kleidung. — 4 beleip prset. von beliben, bleiben. — ha7-te adv., sehr;
- stcete adj., beständig. Er blieb ebenso angesehen wie bisher.
- 20, 1 saz von sitzen, wohnen, ansässig sein. — 2 vor daz muß ergänzt wer-
- den: in solcher Weise. — ringe adv., leicht, wertlos. — gelac, da-
- niederlag; praet. von geligen. Seine hohe Ehre lag nicht wie etwas
- Wertloses auf der Erde. — 3 rihten swv.. Recht sprechen, mit dem
- Dativ, swem, wem immer. Zu solde muß rihten nochmals ergänzt wer-
- den. — räch prset. von rechen stv. , rächen. — ande swra. , Kummer,
- Leid. — 4 bevollen adv., aus 6t (prsep.) und vol gebildet, in vollem
- Maße. — milde adj., freigebig. — tiure adj., theuer, selten, daher aus-
- gezeichnet. — helt ze sinen (oder zen) handen , häufige Verbindung,
- einen tapfern Helden zu bezeichnen, wie altfr. Chevaliers de sa main,
- M6on, Fabliaux 3, 478.
- 21, 1 dienen swv., verdienen, eintragen. — huobe stf., Hufe, Gut. — kreftic
- adj., hier im Sinne von groß; im Mhd. steht der bestimmte Artikel:
- das große Gut, das er besaß. — 2 dem so entspricht, wie häufig,
- kein Satz mit daz; der (21, 3) ist relat. in allgemeinem Sinne: wenn
- jemand. — gemuot adj. , gesinnt. — 3 eineti gewaldic tuon eines d.,
- jemand zum Gebieter von etwas machen. Der abhängige Genetiv ist
- lant (statt lande). — ^ ob, wenn. Der Satz mit ob drückt den Sinn
- von 21, 3 nochmals aus. — diu, sc. lant. — zergeben stv., verteilen. —
- gar adv,, vollständig, ganz und gar.
- 7
- i. AVENTIURB. 7
- 22 In den naehsten drien jären, so wir hoeren sagen,
- si begiinde bi dem künige ein edel kint trägen.
- %^5^X daz wart do getoufet unde sit genennet -
- bi sinem namen Hagene: da von man daz msere wol
- erkennet. '^'»^^* '''"> ^^.
- r/.;< : ^^-^^-^ ■
- 23 Man hiez ez ziehen schone und vliziclichen phlegen.
- ^j^jo^ geriete ez nach dem künne, so wurde ez wol ein degen.
- ^. sin phlägen wise frouwen und vil schoene meide:
- ^^ % sin vater und sin muoter sahn an im ir liebten ougen wejde.
- 24 Do ez was gewahsen ze siben järe tagen, i^.^/""' '''
- man sach ez dicke recken üf ir banden tragen:
- »«■ leidet' bi den frouwen und liebet' bi den mannen.
- ^ ^*' Sit wart ez in fremede; ez wart von in gefüeret verre ^r-Kf
- ^**^ . ' .' dannen. " v'w,>Cff^«e
- .a
- ^
- 25 Swä daz kint diu wäfen üf dem hove sach u^-^
- ^ ^„^., (der mohte ez vil bekennen), dicke daz geschach,^*!
- ^ ^ daz ez ze kleidern gerte heim i'inde ringe. ^-^-^-'^ *-
- ^y***^"^ daz wart im sit fremede: dö gelac vil gär sin gedinge^/'^^
- 26 Eines tages Sigebant üf einer greden saz. ' / t*^
- sin wip diu küniginne mit im redete daz
- 22, 2 sie gebar in der Ehe mit dem Könige ein Kind. — 4 da von, von dem
- Kinde kennt man die Erzählung wohl. Vgl. 197, 4.
- 23, 1 ziehen stv. , erziehen. — tliziclichen adv. , sorgfältig. — phlegen stv,,
- mit dem Genetiv, der aus dem vorausgegangenen ez (als es, sin) ergänzt
- werden muß. — 2 geraten stv., arten, nach jemand, nach den Ver-
- wandten, den Voreltern, die tapfere Helden waren. Das Prset. conj.
- bezeichnet nicht, daß der Fall nicht eintrat, sondern nur: sollte es
- arten nach der Verwandtschaft. — 3 phlägen prset. pl. von phlegen. —
- unse , erfahrne. — 4 liehten adj., leuchtend, mit dem Inbegriff des Er-
- freuenden. — 07(gen tceide stf., Nahrung der Augen.
- 24, 1 tagen, Zeit. — 2 nach sieben Jahren gieng es in die Hände von
- Männern zur Erziehung über (vgl. zu 3, 1). — dicke adv., oftmals. —
- 3 leiden swv., leid werden ; lieben swv., lieb werden, sein. Das Kind war
- von nun an nicht mehr gern in der gewohnten Umgebung. — 4 Hin-
- deutung auf seine Entführung. — von in, natürlich zu verre, fern,
- weit, gehörig. — dannen, von dannen.
- 25, 1 Swä, wo immer. — sach prset. von sehen. — 2 der gen. pl., auf wäfen
- bezüglich, von vil abhängig. — bekennen swv., kennen, erkennen. —
- 3 ze kleidern, als Kleider. — gerte praet. von gern, begehrte. — ringe,
- die Panzerringe, sehr oft wie hier für den ganzen King- oder Ketten-
- panzer des 12. und 13. Jahrhunderts gebraucht. — 4 daz, solches Be-
- gehren, solche Kleidung. — gedinge swm. , Hoffnung, nämlich auf ein
- ritterliches Jugendleben,
- 26, 1 grede swf., die Haupttreppe, namentlich bei größern Gebäuden, Pa-
- lästen u. s. w. so genannt. — 2 daz, Folgendes. —
- ,-c-£6_^-'»- )- '
- 8 I. AVENTIURE.
- undr einem zederboume: «wir haben eren vil.
- ^,^A^ ^ mich wundert einer msere, der ich verdagen niht enwil.»
- 27 Er fragte, waz daz wsere? dö sprach daz edele wip:
- «des verdriuzet sere min herze und minen lip, ,<< <;t.^ •■«^'^.
- daz ich dich sihe so seiden, dar umbe so ist mir leide, ^^' ^'
- bi dinen küenen beiden in der minen liebten ougen
- weide.» ^ m,m^»0
- ^
- 28 Do sprach der küuic edele: «wie solde daz geschehen,
- daz du mich woldest gerne vor minen recken sehen?
- daz läz du mich ervinden, küniginne here. / •*
- durch den dinen willen so hän ich arebeite deste mere.»
- y tüi \j f>\aüiir f(. ^x '''.,::._ ;\J.ih( ''''t(.** 0*'^''v
- yj^ 29 Siu sprach: «so riebe niemen ist lebendic erkant, - '""1
- f^J. der habe so vil der biffge und ouch witiu lant,^''0^ -^
- Silber und gesteine unde golt daz sjwaere. ' •^^<:'^ c^-
- ^^' dem tuon wir ungeliche: des ist mir ze lebene vil
- r^"^""* \ri*«i t?*'^'« ^'^f lit^ i'C" ' unmaere.
- . Ho^'^^^^' '''^
- H \)^l^^ I^ö ich magetlichen in Frideschotten saz
- \flß^* (her künic, miniu msere merket äne haz), - ., ■.
- ^ dö sach ich tegelichen mines vater man
- nach hohem prise werben ; des ich hie künde nie gewan.
- 26, 4 >/iöF/-e stn., eine merkwürdige Thatsache, Geschichte, Erzählung ; hier
- wo es gen. pl. von wundert abhängig ist, ganz allgemein: Ding. Den
- Plural einer können wir nhd. nicht anwenden. — der gen. von dem
- Substantivum niht abhängig. — verdagen swv. , verschweigen. — en,
- Negation, nicht, immer mit dem Verbum verbunden.
- 27, 2 verdriezen stv. , mit acc. der Person und gen. der Sache. — 3 sihe
- 1. pers. prses. von sehen. — so wiederum pleonastisch. — mir ist leide
- adv. , ich bin traurig. — 4 in der nunen ougen weide: der bestimmte
- Artikel steht, abweichend vom Nhd., auch vor dem Pronomen possess.
- und subst., vgl. den dinen willen 28, 4 u. s. w. Die Königin bezeichnet
- hier ihre Wünsche noch nicht genau und näher.
- 28, 2 vor, in Gegenwart, an der Spitze meiner Helden. — 3 ervinden stv.,
- erfahren. — 4 deinem Willen zu genügen , nehme ich gern Mühe auf
- mich. — hän 1. prses. von haben, hän.
- 29, 1 so rtche. ebenso so vil, mit der Ergänzung: wie du. — niemen, nie-
- mand. — lebendic erkant, als lebend erkannt. — 4 dem entspricht un-
- ser Handeln nicht. — des, deshalb. — unmcere adj., gleichgültig: liegt
- mir nichts am Leben.
- 30, 1 magetlichen adv. , in jungfräulicher Weise , als Jungfrau. — 2 herre
- und frouwe werden vor Eigennamen und Würdebezeichnungen ohne
- Artikel in verkürzter Form, her und frou, gebraucht. — miniu mcere,
- was ich sage. — merket, vernehmt, — äne haz. ohne deshalb einen Haß
- auf mich zu werfen, ohne unwillig zu werden. — 3 vater gen. sing,
- indeclin. — man acc. pl., Vasallen. — 4 des bezieht sich auf den gan-
- zen vorherigen Satz: von solchem Ringen nach Ruhme gewann ich
- hier nie Kunde.
- ^■A
- 32
- ^^^
- 33
- 34
- I. AVENTIUEE.
- Ein künic so richer solde sich dicker läzen sehen,
- .als ir Sit genennet und ich in hoere jehen,^Ļe^ ^^^>'
- mit den sinen helden ofte bühurdieren, . Va m^^a
- da er siniu erbe und sich selben solde mite zieren.
- Ez ist an riehen fürsten ein harte kranker muot, ai., v«^^
- die zesamene bringent äne mäze guot, ""'^
- obe si'z mit recken niht willeclichen teilen. V> > . «'a;>V^,'T^'^
- die sie üz stürmen bringent, tiefe wunden, wie sei man
- die heilen?» ,
- Do sprach der künic edele: «frouwe, ir spottet _min.
- ich wil in dem gedingen vliziclichen sin, ^' -^ •' 'u /"
- daz sich des min herze nimmer sol verkeren, '■.^r\-^tv
- man müge mich vil lihte edeler fürsten site noch
- .\n/l A^U^ WuC geleren.» U\tA'^ Uh.I\j
- Siu sprach: «so sult ir senden nach recken in, daz lant,
- und bietet in ze gebene schäz und gewant: * .
- so wil ich boten senden nach den minen mägen;a/t<-«'^
- ich enbijite in holden willen : so mag uns deste minner «(vwa/'
- f,,i tl'f'^ ' ^^^ betragen.» / ;. . ../ , . . :,
- ,KXl
- \
- 31, 1 dicker compar. von dicke, oft. — sich läzen sehen, im ritterlichen
- Spiele. — 2 bezieht sich auf so richer. — sit 2. pers. pl. , ihr seid. —
- jehen mit dem Dativ der Person, von jemand aussagen; die Sache steht
- im Genetiv. — bühurdieren swv. , von buhurt abgeleitet (zu 14, 1). —
- 4 da ist mit mite zu verbinden, womit, wodurch, — erbe stn., hier pl.,
- die ererbten Lande. — selben acc. von selbe. — zieren swv., schmücken,
- Glanz und Ruhm verleihen.
- 32, \kranc adj., schwach, im moralischen Sinne niedrig u. ähnl. — muot
- 1., Gesinnung. — 2 äne mäze ist mit guot, Besitz, zu verbinden. —
- 3 d^ soviel wie ob, wenn. — si'z aus si ez; es bezüglich auf guot. —
- 4 dj*J der Relativsatz, zu wunden gehörend, steht wieder voraus. —
- sturriv\siva. , Kampf. — heilen: als Heilung der Wunden, welche die
- VasaD^n für ihren Fürsten empfangen haben, werden die ausgetheilten
- Belohnt ngen betrachtet.
- 33, 1 Der Jipott liegt darin, daß sie ihn zu den Fürsten von so niedriger
- Gesinnung rechnet. — 2—4 ich gebe mich der Hoffnung hin, mein
- Herz werde sich nie von dem Bestreben abwenden, die Sitten edler
- Fürsten gelehrt zu werden, um ihnen nachzuahmen. — 2 vliziclichen
- adv., eifrig. — 3 sich verkeren mit gen. (des), sich von etwas abkehren.
- — 4 man müge conj. von mac, für man eninüge, daß man nicht könne.
- — lihte adv. , leicht. — geleren swv. , lehren , mit dopp. acc.
- 34, 1 so, durch eine Ellipse zu erklären : wenn ihr solche Gesinnung habt,
- so u. 8. w. In der dritten Zeile drückt so eine Art Gegensatz aus, der
- in den Personen liegt: andererseits will ich u. s. w. — daz lant, euer
- Reich. — 2 schaz stm., Geld. — 4 enbieten stv. , mit dat. der Person,
- acc. der Sache, jemand etwas durch einen Boten kund thun. — holt
- adj., wohlwollend. — wille swm,, Gesinnung, Absicht. — so, wiederum
- elliptisch: wenn wir das thun, das erreichen. — minner a.dv., weniger,
- minder. — betragen (vgl. zu 4, 4): so wird es uns hier weniger lang-
- weilig sein als bisher.
- 10 I. AVENTIURE. , .^
- 35 Der künic von Irlande zuo sinem wibe sprach:
- «ich wil iu gerne volgen, als ez mer geschach 'r'-c-
- daz man nach fromven rate lobeten hochzi'te/ />i>-v-«-vK-u
- min und iwer mäge wil ich her ze hove heizen riten.»
- . »■ •• <
- 36 Do sprach diu kimiginne: «daz ist mir niht leit:
- so gib' ich besunder fünf hundert frouwen kleit.
- vier und sehzic meiden den gibe ich guot gewaete.«
- do daz der künic erhörte, er jach daz er ez willic-
- ^^H liehen tsete.
- 37 Do er löbete hochzi'te^ ' dar nach in ahtzehn tagen
- den friuuden und den mägen hiez er allen sagen,
- die hin ze Irlande gerne wolden riten,
- daz sie nach dem sumere von des winters stunden sei- ,
- den biten. ^"4>^^■t(fv^^1^vv^
- ■j _
- 38 Gesidele hiez er werken, so wir beeren sagen;
- des muost' man von dem wilden walde dar trägen. £^^
- sehzic tüsent beiden den hiez man allen benken. Il*>>^ L
- daz künden wol gebrüeven des küniges trühsaezen unde '''
- schenken. V vit^^J^K^^'
- 35, 2 hl dat. pl. , euch, — als, wie: wie es schon öfter geschehen ist. —
- 3 man ist hier nom. pl., Männer. — loben swv. mit acc, etwas geloben,
- versprechen, verabreden. — liochzit stf., jedes größere Fest, namentlich
- Turniere u. dgl. Der Singular lautet bisweilen auch hochzite. — 4 min
- ist gen. von ich, nicht etwa=?/iine.
- 36, 1 Eeiche Frauen, Fürstinnen u. s. w. schenkten bei Festen ebenso wie
- die Männer an Frauen und Bitter Kleider. — 2 so kann hier wieder
- den Gegensatz der Personen bezeichnen, oder auch den Nachsatz zu
- einem leicht ergänzten Vordersatz einleiten. — gib-^gibe 1. pers. prses.
- von geben stv. — besunder adv. , besonders; ich für meinen Teil. —
- kleit stn. , ist hier pl. , Kleider. — 4 erhörte prset. von erhoeren, hören.
- — jach prset. von jehcn, er sagte.
- 37, 1 lebete im Sinne des Plusquaraperfectums. Als er den Beschluß gefaßt,
- ein Fest zu geben. — dar nach in ahtzehn tagen , achtzehn Tage nach-
- her. — 2 friunde und mäge decken sich beinahe; doch sind in dieser
- Zusammenstellung auch die Lehnsmannen zu verstehen. — 3 die,
- vorausgestelltes Kelativum, auf sie bezüglich. — 4 von, von der Zeit
- des Winters an. — btten stv., warten, hier mit nach verbunden, mit
- dem Nebenbegriff des Verlangens.
- 38, 1 Gesidele stn., collect, von sedel, Sitze im Freien, namentlich zum
- Essen, weil für die große Menge der Gäste die Räumlichkeiten nicht
- ausreichten. — 2 muost', verkürzte Form für muoste. — vilde, epith.
- Omans des Waldes. — dar, dahin, herzu. — tragen, das Objekt (Holz)
- ist zu ergänzen. — 3 benl-pn swv., Bänke bereiten. — 4 brüeven, gebrüeven
- 8WV. , besorgen, beschaffen. — truhsa-ze swm. , der die Gerichte auf-
- setzende Hofbeamte. Ihm und d^m Schenken lag die Besorgung der
- Tische und Stühle am nächsten./— schenke swm., Mundschenk.
- I. AVENTItTRE. 11
- 39 Riten sie begunden üf vil manigen wegen
- I (die ze hove körnen, der hiez man schöne phlegen),
- .^'
- unze daz dem künige üzer Irriche
- heim ze hove körnen sehs und ahzic tüsent lobeliche.
- --^^^^j
- j^ 40 Von des wirtes gademe kleider man dö truoc.
- i allen die ir gerten , den gap man ir genuqc.
- A--^ dar zuo gap man in schilde und ros von Irlande.
- diu edele küneginne zieret' ir ouch vil mit gewande.
- ^Hf^l Siu gap wol tüsent wiben herliche wat,'^^^ - ''
- ^ unde vil der meide daz kinden rehte stät,' Ut ''--^f^Ju.L
- « i0^ von borten und gesteine vil manigen phelle riehen. /XS^j i
- die minneclichen frouwen stuonden in ir wsete sü-
- r^, berlichen.
- 42 Alle die es gerten, beten guot gewant.
- tiC da sach man rös springen den knaben an ir haut,
- -^ die brähten liebte schilde unde schefte riebe. a^j^*''^
- Uote diu vil edele säz in den venstern lobeliche.
- ^, 43 Do erloubte bühurdieren der wirt den gesten sin;
- des wart da vil-tunkel manic heim schih.
- die wol gelobeten frouwen säzen also nähen,
- swes die beide phlägen, daz sie ez bescheidenlichen sähen. ^— ^^
- 39, 1 Zu riten kann man ergänzen: herzu. — 2 Jcoinen prset. von komen,
- kamen. — 3 unze, bis. — 4 lobeliche ist adv, , nicht mit tüsent zu ver-
- binden.
- 40, 1 gadera stn. , Gemach zu ebener Erde, deren es zu verschiedenen
- Zwecken mehrere gab, namentlich zu den Vorräthen und zum Schla-
- fen. — 2 ir gen. pl., bezüglich auf kleider. — 3 dar zuo , außerdem. —
- 4 ir von vil abhängig, ihrer viele.
- 41, 1 wj6en dat. pl. von wtp, verheirateten Frauen (früher hieß es /rowtt-?«
- 36, 2) im Gegensatz zu den Jungfrauen. — 2 vil der meide, vielen
- Jungfrauen. — daz ist neutr. des Kelativums, was. Der Zw^ischen-
- satz bezieht sich auf die folgende Zeile. — kinden dat. pl. , jungen
- Mädchen. — rehte stät, wohl ansteht, ziemt. — 3 phelle stm., kostbarer
- Seidenstoff, hier wohl die ganzen Gewänder, die mit golddurchwirkten
- Bändern (borte swm.) und Edelsteinen reich besetzt waren. — 4 stuonden
- prset. von stän, stehen. — svberltchen adv., säuberlich, nett.
- 42, 1 es gen., auf gewant zu beziehen. — 2 die noch nicht ritterfähigen jungen
- Edelleute (knaben) mußten den Rittern die Rosse und Waffen halten.
- — 3 Schaft stm., der hölzerne Teil des Speers, oft aber wie hier für
- den ganzen Speer gebraucht.
- 43, 1 den gesten sin, seinen Gästen; sin ist gen. von er. — 2 des, davon,
- dadurch. — tunkel adj., dunkel; er verlor seinen Glanz durch Staub
- und Schwertschläge. — schin adj., glänzend. — 3 wol gelobet, mit Recht
- gerühmt, hochgerühmt. — 4 swes gen. von srvaz, abhängig \on phlägen
- mit gen. , etwas treiben. — bescheidenlichen adv. , deutlich , so daß sie
- es unterscheiden konnten.
- 12 I. AVENTIURE.
- 44 Der bühurt werte lange, so dicke ist geschehen,
- der wirt sich wolde läzen bi sinen gesten sehen,
- daz lobet' in guoter mäze sin wip diu küniginne,
- wände siu so nähen saz mit den frouwen obene an
- der zinne.
- 45 Do er geriten hete als fürsten wol gezam,
- ^' do begunde er wenden (daz tet er äne schäm) 'j^-Lj
- den sinen lieben gesten die starken arebeite. -f.,
- nach vil grozen eren was er für die frouwen ir geleite.
- 46 üote diu schoene grüezen dö began
- die fremeden zuo den friwenden. da von siu gewan
- manigen gast mit willen, die sie euch gerne sähen,
- der frouwen Uoten gäbe dorfte ir deheinem niht
- versmähen. ' •' ' U
- 47 Ritter unde frouwen man bi ein ander vant.
- in was des wirtes wille allen wol bekant,
- , ^ daz er in eren gunde bi siner höchzite.
- wider äbünde hiez er aber die werden geste riten.
- c^rr, - - i. '
- 48 Diu höchgezit werte unz an den niunden tac.
- swes man mit ritters fuore bi dem künige phlac,
- ^\{^t\j ^ ^ \^
- 44, 1 leerte praet, von wem, währen, dauern. — 2 der König wollte auch
- an dem Buhurt teil nehmen. — 3 daz lobete , dem pflichtete bei. — in
- guoter mäze, in geziemender Weise. — 4 wände, weil; dies «weil» be-
- gründet ein leicht ergänztes Zwischenglied: die es sah.
- 45, 1 rtten stv., hier von dem ritterlichen Zusammenreiten im Turniere ge-
- braucht. — hete, andere Form des Prseteritums von haben. — 2 wenden
- swv., umwenden, aufhören machen. Er machte dem Buhurt ein Ende
- und brauchte sich dessen nicht zu schämen, weil er mitgeritten war, —
- 3 arebeite kann acc. pl., aber auch sing., Nebenform arebeite, sein. —
- 4 nach eren, in ehrenvoller Weise. Er führte sie vor die, zu den
- Frauen. — geleite swm, , Führer.
- 4«), 2 zuo, zugleich mit; eigentlich nicht mehr bedeutend als und. — 3 durch
- ihren freundlichen Gruß machte sie sich manchen Gast hold. — mit
- willen, bereitwillig, willfährig, mit gast zu verbinden. — 4 dorfte praet.
- von darf, infin. dürfen, dürfen. — deheinem, irgendeinem (auch keinem),
- davon der gen. pl. ir abhängig. — ver.vnähen swv., geringfügig, ver-
- ächtlich dünken.
- 47, 1 Nach Beendigung des Buhurts folgte gesellige Unterhaltung. —
- 3 gunde praet. von gunnen, gönnen, mit dat. der Person {in, ihnen) und
- gen. der Sache {eren gen. pl.). — 4 gegen Abend, d, h. vor der Haupt-
- mahlzeit. — aber, abermals. — werden adj. von wert, wert, hoch-
- angesehen. — riten, turnieren.
- 48, 1 höchgezit, Nebenform von hochzit. — niunde adj., neunte. — 2 fuore
- stf., Lebensw^eise. —
- X'
- I. AVENTIXJRE. 13
- ^^-J^^'^des mohte die varnde diet. lützel da verdriezen.
- , ^ die heten arebeite, wände si's ouch wolden geniezen. .<-
- ^49 Pusünen unde trumben vil lüte man veraam,
- floiten unde harphen, swes man da began'^,
- rotten unde singen, des vlizzen sie sich sere,>' ^^ ' "'-^^j^^
- pbifen imde gigen. in wart der guoten kleider deste mere.
- ■- :^. -^ .. 1. ■:...
- 50 An dem zehenden morgen ' (nu beeret wunder sagen)
- nach ir aller wünne muoste ir maniger klagen,
- von der hochzite hebent sich niuwe msere.
- nach ir grozen fröweden sie komen in vil herzen-
- liche swsere.
- (^^^61 Do der wirt mit fröweden bi sinen gesten saz,
- ■ t^.., \ dö kouL^er varnden einer. mit vlize künde er daz,
- ^V daz er nS sie alle (wer möhte des getrouwen?)
- % da spilte mit gefuoge, daz in werde fürsten muosten
- ^/ schouwen. -^-^
- ^'■^' 52 Dar wiste an ir hende ein schoene magetin
- da üz irlande des wirtes kindelin.
- da mite giengen frouwen, die sin mit zühten phlägen,
- und ouch des wirtes friwende: die zugen ez mit vlize
- sinen mägen.
- 48, 3 die varnde diet, das herumziehende Volk der Spielleute und Jong-
- leurs, das sich bei solchen Festen haufenweise einfand. — lützel neutr.,
- wenig, in adverbialer Bedeutung, — 4 sie gaben sich große Mühe,
- weil sie auch Nutzen davon haben wollten. — si's-=si es; es gen., von
- geniezen abhängig.
- 49, 1 trunibe swf. , Trompete. — lute adv. , laut. — 2 sioes man da. began,
- was man auch da anfieng. — floiten u. s. w. sind Infinitive, die das
- Spielen des betreffenden Instrumentes bezeichnen. — 3 rotte, ein Saiten-
- instrument von keltischem Ursprünge. — sich vlizen stv., sich befleißen,
- mit gen. — 4 ivart, wurde zu teil. — deste, desto. — mere neutr. des
- Adjectivums, mit dem Grenetiv verbunden.
- 50, 3 von hängt von niuwe mcere ab. — sich heben stv., anfangen. — niuioe
- adj., neu. — A^fröicede, ältere Form, soviel als fröude, freude. — herzen-
- lich adj., das Herz berührend. — swwre stf., feummer, Leid.
- 51, 2 kam prset. von komen, kam. — sorgfältig verstand er zu spielen (mhd.
- ein Satz mit daz). — 3 für , den Vorzug ausdrückend, besser als sie
- alle. — getrouwen swv., mit gen. der Sache {des, die Person steht im
- Dativ), einem etwas zutrauen ; ohne Person : Vertrauen auf etwas haben,
- etwas glauben. — 4 gefuoc stm., Geschicklichkeit. — muosten schouwen,
- auf ihn sehen, ihre Aufmerksamkeit richten mußten.
- 52, 1 unsen swv., führen. — hende dat. sing, von hant. — magetin, magedin,
- megedin, meidin stn., von rnaget abgeleitet, Mägdlein. — 2 da uz Ir-
- lande gehört zu wirtes, des Wirtes dort aus Irland. — 3 da mite, mit
- dem Mägdlein. — mit zühten, wie es sich gehörte, in geziemender
- Weise. — 4 zugen prset. pl. von ziehen, erziehen.
- 14 I. AVENTIURE.
- 53 In des wirtes hüse h6rt' man grözen schal.
- daz Hut begunde lachen allez über al. /^ - ^^ ' ' l
- des jungen Hagenen magezogen komen gar ze nähen,'
- daz sie der jungen meide und des kindelines niht ensähen.
- 54 Des Wirtes ungelücke nähen dö began,
- da von er und frou Uote groziu leit gewan.
- ez het der übele tiufel gesant in daz riche
- sinen boten verre. daz ergieng in allen klagelicbe.
- 55 Es was ein wilder grife, der kom dar geflogen.
- daz im der künic Sigebant het ze liebe erzogen, /-^-ö-^
- sin groz ungelücke mohte er da bi kiesen: >■ tv.
- sinen sun den jungen muose er von dem starken grifen
- Vliesen.
- ^ 56 Er begunde schatewen dar sin gevidere in trüoc,
- als ez ein wölken wsere. starc was er genuoc.
- vor ir manigen freuden sie nämen's war vil kleine. ' "^^^^
- diu maget mit dem kinde stüont vor dem huse vil eine» ,>
- 57 Vor des grifen krefte der walt da nider brach,
- dö diu maget edele den vogel fliegen sach,
- do nerte siu sich selben und lie daz kint beliben.
- durch ditze starke msere möhte man ez für ein wunder
- schriben.
- 53, 1 h6rV verkürzt statt horte. — schal stm. , Lärm, — 2 daz Hut stn. , im
- Singular auch mhd. nicht häufig, das Volk, die Leute. — allez, zu Hut
- gehörig. — über al, insgesamt. — 3 magezoge swm. , Erzieher eines
- Kindes. — ze nähen, nämlich dem Spielmann, um etwas zu hören. —
- 4 die beiden Genetive hängen von niht ab. — meide ist gen. sing, von
- maget, statt magede.
- 54, 1 I)es Wirtes ungelücke, das dem Wirte vom Schicksal bestimmte Un-
- glück. — 2 da von, wodurch, nämlich durch das Nahen des Unglücks. '
- — groziu neutr. pl. — 3 übele adj., böse, ein häufiges Beiwort des Teu- ,
- fels. — gesant, verkürzt aus gesendet; durch das Ausstoßen des flex.
- e (urspr. i) tritt das ursprüngliche a ein. — 4 verre, von weither. — i
- ergieng preet. von ergän, er gen, ausgehen, enden. I
- 55, 1 grife swm., Greif. — 2 daz ist Relativum zu da bt: der König konnte !
- an dem, was er sich zur Freude erzogen hatte. — liebe stf., Freude,
- Gefallen an etwas. — 3 kiesen stv. , wahrnehmen , sehen. — 4 muose,
- Nebenform von viuoste. — Vliesen s,U ., verkürzt aus »eriieaen, verlieren;
- von bezeichnet dabei den Urheber.
- 56, 1 schateiven swv.. Schatten machen. — dar steht für da, dar, dort wo-
- hin. — gevidere stn., Gefieder. — 2 als mit dem Konjunktiv, als ob. —
- wölken stn. — starc genuoc, mit gewöhnlicher mhd. Ironie statt: sehr
- stark. — 3 vor, wegen, bezieht sich auf alles zunächst vorher Erzählte. —
- näinen's=nämen es, aer Genetiv von war abhängig, das Substantivum i
- ist. — kleine adv. , wenig, soviel als: gar nicht. — 4 eine, allein.
- 57, 3 nerte prset. von nern, retten, ernähren. — beliben, zurückbleiben. —
- 4 ditze neutr. des Pronomen demonstr. dirre , dieser. — starc in Ver-
- I. AVENTIUEE. 15
- >8 Der grife lie sich nidere und besloz daz kindelin
- in die sine kläwe. dö tet er groze schin
- daz er grimmic wiere und übele gemuot.
- daz muosten sit' beweinen beide küene unde guot.
- 59 Ez begünde lüte erschrien, ez was sere erschraht.
- er truog ez harte hohe mit der sinen mäht.
- d6 kerte er gegen dem lüfte zuo den wölken verre.
- daz muoste dö beweinen üzer Irlande der herre.
- '60 Sigebandes friunde frieschen dise not; i^-X^'' ■^"
- sie klagten harte sere des kindelines tot.
- des was in unmuote der künic und euch sin wip.
- sie klagten algemeine des kindes waetlichen lip.
- 61 Von dem unmuote diu werde Wirtschaft
- diu muoste sich zerläzen. die het mit siner kraft
- der grife so zerfüeret, daz sie mit arebeit
- sich alle muosten scheiden: in was vil inneclichen leit.
- ,, ßjLL^^
- f
- 62 Der wirt weinde sere, sin brüst diu wart im naz.
- diu edele küniginne mit zühten sprach dö daz,
- daz er die klage lieze. «Iseg' al daz Hut tot,
- ez müese sich verenden, als got von himele gebot.»
- 63 Die geste wolden riten; dö sprach diu künigin:
- «ja sult ir, edele beide, noch hie ze hove sin,
- bindung mit ma>re oft, etwas Ungewöhnliches, Merkwürdiges bezeich-
- nend. — für ein wunder schriben, als ein "Wunder aufschreiben, weil
- die Sache so merkwürdig war.
- 58, 1 nidere adv. , nieder. — besloz prset. von besliezen, einschließen, um-
- schließen, — kläive pl. von klä stf., Klaue. — groze adv., sehr. —
- schin adj., offenbar, oft mit tuon verbunden, zeigen. — 3 übele adv., böse.
- 59, 1 erschrten stv., aufschreien. — erschraht part. von erschrecken swv. —
- 2 hohe adv., hoch, in die Höhe. — mäht, Kraft. — 3 kerte prset. von
- keren intrans. , sich wenden. — luft, im Mhd. masculinum. — zuo,
- nach — hin. — üzer, soviel als uz, aus.
- 60, 1 frieschen prset. pl. \on f reischen, erfahren, vernehmen. — 2 klagen swv.,
- mit dem Accusativ der Sache. — 3 unrnuot stm., Trauer. — 4 algemeine,
- sämtlich, alle, — loaitltch, schön, stattlich, von wät abgeleitet, eigent-
- lich: kleidsam.
- 61, 1 Wirtschaft stf., Gelage, Test. — 2 zerläzen stv., auseinander lassen;
- sich zerläzen , auseinander gehen , aufhören. — 3 zerfüeren swv. , zer-
- reißen, zerstören. — arebeit stf., Mühsal, Kummer. — 4 inneclichen
- adv., innig, im Innersten. — in was leit, sie waren traurig.
- 62, 1 naz, von den herabfallenden Thränen. — 2 mit zühten, die wohl er-
- zogene Frau hielt auch im Klagen Maß. — 4 verenden, zu Ende bringen ;
- sich^ verenden, zu Ende kommen, enden.
- 63, 1 rtten, fortreiten. — 2 ze hove, bei Hofe; ze antwortet auf die Frage
- wo. — sin, verweilen, —
- 16 I. AVENTIURE.
- und lät iu niht versmähen silber unde golt:
- daz haben wir ze gebene. wir sin iu groezlichen holt.«
- 64 Do nigen ir die recken. sie begunden sagen
- hohe danken alle. der wirt hiez in tragen
- manigen riehen phelle, die wären ungesniten.
- sie wären sumeliche von verren landen dar geriten.
- 65 Dar zuo gab er in mcere, zeiter unde marc, t^*^^^
- diu ros üz Irlande, michel hoch und stafc. ' ^^" •
- man gab in golt daz rote, silber ungewegen.
- der wirt hiez siner geste schqne und giietlichen phlegen.
- 66 Do lie diu kimiginne scheiden manic wip
- und vil der edelen meide, also daz ir lip
- ir gäbe was getiuret: sie truogen guot gewant.
- diu hochzi't sich endet: sie rümten Sigebandes lant.
- 63, 4 wir stn, wir sind. — groezlichen adv. , in hohem Maße, sehr, dasselbe
- •was groze (58, 2).
- 64, 1 nigen praet. pl. von nigen stv., sich verneigen, meist mit einem Dativ.
- — 2 danken hängt von sagen ab, und zu danken gehört das Adverbium
- hofie, sehr. — tragen, herbeitragen ; in, für sie. — 3 die stellt wegen des
- kollektiven maniger. — ungesniten, noch nicht zugeschnitten; der Stoff
- war noch im ganzen Stück. — 4 sumeliche, einige, dabei steht aber
- kein partitiver Genetiv (ir), sondern derselbe Casus (sie).
- 65, 1 zeiter stm. , ist vorzugsweise ein Reisepferd, das im Paßgang (zeit)
- geht; sie wurden meist von Frauen geritten. — marc stn., starkes
- Pferd, zumal im Kampf und Turnier verwendet. — 3 rot, ein ge-
- wöhnliches Beiwort des Goldes. — ungewegen, ungewogen; Bezeich-
- nung der höchsten Freigebigkeit. — 4 güetlichen adv., in guter, gütiger
- Weise.
- 66, 3 gäbe ist gen., die Ursache bezeichnend: durch ihre Gabe wert ge-
- macht ward. — 4 rurnen swv. , räumen , verlassen.
- II. AVBNTIURE, WIE H. VON DEM GrIfEN WART HIN GEFÜBRET. 17
- IL AVENTIURE,
- WIE HAGEN VON DEM GBIFEN W^AKT HIN GEFÜEEET.
- Einer der jungen Greifen will Hagen zerreißen und flattert mit ihm
- von Baum zu Baum, wobei das Kind ihm entfällt. Hagen birgt sich im
- Gesträuch und findet in einer Höhle drei Königstöchter, aus ludia, Por-
- tugal und Iserland, welche die Greifen gleichfalls entführt hatten. Von
- ihnen ernährt wächst er auf, findet in einem gescheiterten Schiffe eine
- Rüstung und Waffen, und erschlägt die Greifen sämtlich. Er erlegt ein
- Gabilun und trinkt dessen Blut, wodurch er übermenschliche Kraft er-
- langt. Mit den Jungfrauen wandert er 24 Tage durch den Wald und er-
- blickt ein Schiff aus Garade, dessen Führer sie bitten, sie aufzunehmen.
- tA.*-^^^
- 67 Nu läzen wir beliben wie da gescheiden wart,
- und grifen an diu msere , welch ein swindiu vart
- mit dem wilden grifen daz kint dannen treit.
- ez lieten sine mäge umb' ez vil starkez herzeleit.
- 68 Ez was noch unerstorben, w^kii ez got gebot;
- .t <.f-
- iedoch het ez besunder dar umbe groze not,
- wan ez der aide grife den sinen jungen truoc.
- do ez die vor in heten, do het ez arebeit genuoc.
- 69 Also diu kunft des alden zuo dem neste ergie, ^x^c^^
- *^'^' daz kint er uz den kläwen zuo den jungen lie.^'
- do zuhte ez ir einer. daz er ez niht verslant, > >^
- **^ da wart diu gotes güete vil harte verre an bekant.
- '"^"^0 Sie wolden'z hän zebrochen, mit kläwen gar zertragen.
- da beeret michel wimder von sinen sorgen sagen,
- 67, 1 läzen wir, Konjunktiv. — hellben, auf sich beruhen. — rcie da ge-
- scheiden wart, wie man sich da trennte. — 2 grifen an ein Ding, etwas
- angreifen, beginnen, sich zu etwas wenden. — swindiu vart ist Subjekt,
- daz kint Objekt. — swinde adj., geschwind. — 3 treit=treget, trägt.
- 68, 1 unerstorben, nicht gestorben. — wan, gekürzt aus wände, weil. —
- 3 truoc, brachte; den jungen, für die Jungen. — 4 vor in, vor sich. —
- Das Kind hatte Mühe (arebeit) sich ihrer zu erwehren.
- 69, 1 Also, sobald als. — kunft stf., Ankunft. — ergie, Nebenform von
- ergienc, geschah. — 3 zuhte praet. von zucken, zücken, an sich reißen. —
- verslant prset. von verslinden stv., verschlingen. — 4 verre, sehr; außer-
- dem noch durch vil und harte verstärkt. — an mit da zu verbinden:
- daran zeigte sich.
- 70, 1 zebrochen und zertragen haben ungefähr hier denselben Sinn, zer-
- reißen, vernichten. — 2 da hat erläuternden Sinn, etwa: nun. —
- KUDRUN, 2
- ^'
- 18 II. AVENTIURB,
- wie da den lip behielde von irlant der herre..
- in habt' der jungen einer under sinen kläwen harte verre.
- 71 Von böume ze boume er mit dem kinde flouc. ^ .
- den grifen do sin Sterke ein teil ze sere trouc' „' ,
- er gestuont üf einen ast, dem was er ze swaere.
- des muoste er üf die erde, do er zuo dem neste gerner
- waere. '>
- 72 Von des grifen valle daz kindel im enbrast. ^"-.♦v'^»-«*-
- sich bare in einem krute der wenige gast. '
- er was noch übele enbizzen an dem sinem libe.
- Sit kora er ze tröste in Irlande manigem schoenen wibe.
- 73 Got tuot michel wunder; des mac man wol verjehen. "^^^^
- von der grifen Sterke was ouch e geschehen, i ' ?,,. »^
- daz drier künige töhter wären dar getragen. ^o^
- sie säzen da vil nähen. nu kan iu niemen gesagen, ^
- 74 Wie sie den lip nerten ie so manigen tac,
- wan daz ir got von himele vil gnsediclichen phlac. "t^
- Hagene da beliben solde niht aleine. '^
- die minneclichen meide vant daz kint in einem holen
- steine.
- 75 Do ez die frouwen slichen sähen an den berc,
- dö wolden sie des waenen, ez waere ein wildez twerc
- 70, 3 den itp , das Leben. — 4 haht=haUe prset. von haben, wenn es, -wie
- hier, festhalten bedeutet.
- 71, 1 flouc praet. \on fliegen, ebenso trouc von triegen, betrügen, täuschen.
- — 2 ein teil adv. acc. , zu ze sere gehörig, etwas, mit einem im Mhd.
- häufigen ironischen Nebensinne. Er täuschte sich über seine Kraft. —
- 3 gestern stv., sich niederlassen. — dem, dem Aste. — 4 zu muoste und
- waere sind Verba der Bewegung zu ergänzen, die wir nhd. ebenso aus-
- lassen können. — gerner, lieber.
- 72, 1 Von, infolge von. — enbrast praet. von enbresten, losbrechen, hier
- entkommen. — 2 bare prset. von bergen. — krut stn., Kraut in kol-
- lektivem Sinne. — wenic adj., klein, schwach, armselig. — gast, weil
- er hier nicht zu Hause war. — 3 enbizzen part. von enbtzen, essen; er
- hatte noch schlecht (d. h. noch gar nicht) gegessen : seit drei Tagen,
- wie er 80, 3 angibt. — 4 kom, gereichte.
- 73j l verjchen mit gen. der Sache, etwas behaupten, sagen. — 2 e adv.,
- früher, vorher. — 4 nahen adv., nahe. — gesagen, verstärktes sagen.
- 74, 1 ie, je, überhaupt. — 2 wan, verkürzt aus wane, nach negativen Sätzen,
- außer; wan daz, außer daß. — 4 holen steine, hohlen Felsen, Höhle;
- hol adj., hohl.
- 75, 1 slichen stv., schleichen. — 2 trogen, Umschreibung des Konjunkt.: moch-
- ten, — wwnen swv., meinen, mit gen., des, der hier nur den folgenden
- abhängigen Satz einleitet. — twerc stn. , Zwerg. —
- WIE HAGENE VON DEM GRIFEN WART HIN GEFÜERET. 19
- Öder ein merwünder von dem se gegangen.
- , ^' Sit kom ez in so nahen: ja wart ez von in güetliche
- t enphangen.
- t^*76 Hagene wart ir innen, sie wichen in daz hol;
- j^ alles unmuotes was ir herze vol,
- e daz sie erfunden, daz ez ein kristen waere.
- mit siner arebeite schiet er sie sit von maniger herzen
- swsere.
- 77 Do sprach diu eltiste: owie getärst du zuo uns gän,
- sit wir von gote von himele dise herberge hän?
- ^(1^ nu suoche din genoze in dem wilden se.
- wir liden doch ärebeit; uns ist hie groezlichen we.»
- 78 Do sprach daz edele kindel: «lät mich iu wesen bi,
- j ob ir daz weit gelouben, daz ich ein kristen si.
- mich truoc der wilden grifen einer zuo dem steine,
- ich wsere bi iu gerne; ja mag ich hie niht beliben eine.»
- 79 Do enphiengen s' minneclichen daz wenige kint.
- sie gewunnen's künde von sinem dienste sint.
- sie begunden fragen wan ez komen waere. Ljp^\^\c
- f^^. von sines hungers sorgen verdroz ez harte sere der msere.
- 80 Do sprach daz edele kindel: «mir maere enbizens not.
- 75, 3 merwünder stn., wunderbares Meergeschöpf, Seetier. — se stm., be-
- zeichnet mhd. als masc. auch die See. — gegangen, hervorgekommen;
- von, aus.
- 76, 1 innen werden mit gen., wahrnehmen, bemerken. — daz hol stn., die
- Höhle. — 3 e daz conj. , auch e allein, bevor, ehe. — kristen stm.,
- Christ. — 4 schiet prset. von scheiden, trennen, befreien. — herzen ist
- gen. von swocre abhängig; ebenso in herzen leit und ähnlichen.
- 77, 1 eltiste superl. von alt; i ist altertümlich. — getarst 2. pers. von ich
- getar, ich wage ; anomales Verbum. — 2 sit, auch stt daz, kausale Kon-
- junktion, da. — herberge stf., schützender Aufenthalt. — 3 genoze, im
- Singular ^ewo^, Genosse. — wilde adj., wüste. — 4 doch, ohnedies. —
- uns ist we, wir dulden Schmerzen, Ungemach, Sehnsucht.
- 78, 1 iu Wesen bi=bt iu wesen (vgl. 78, 4); im ersten Falle ist bt adv. , im
- letztern prsep. (vgl. zu 10, 1). — 2 ob, wenn. — weit, ihr wollt; Inf.
- wellen. — 4 ich kann allein liier nicht existieren.
- 79, 1 minneclichen adv., liebevoll. — 2 künde gewinnen eines dinges, Kunde
- erlangen von etwas, etwas kennen lernen, der Genetiv ist hier es (in
- gewunnen's) und bezieht sich auf kint. — von, durch, oft auch durch
- wegen zu übersetzen, wie 79, 4. — 3 wan, von wannen, woher : gekürzt
- aus wannen. — 4 Wegen der Qual seines Hungers. — ez, das Kind. —
- der maere, des Berichtes ; das Kind hätte lieber gegessen als erzählt.
- 80, 1 enbizens gen. des Inf. von not abhängig; mir ist not, ich bedarf. Ich
- bin sehr hungrig. — 2 mir mite teilen, mit mir teilen , mir mitteilen.
- — trinken subst. Inf. Der Nachsatz fehlt, ist aber leicht «u ergänzen :
- 2*
- ,'.'■>..
- weit ir mir mite teilen trinken unde brot, ^ 7-,*
- 20 II. AVENTIURE,
- deist mir gewesen tiure wol drier tage wile,
- wände mich der grife^ truoc da her wol hundert lange mile.«
- 81 Do sprach der frouwen einiu: «ez ist so geschehen,
- daz wir unser schenken seiden haben gesehen,
- noch unser truhssezen, die uns solden tragen spise.»
- sie lobeten gotes giiete und wären in ir tumben jären wise.y
- 82 Si begünden balde suochen würze und ander krüt.
- sie wolden bi in nerjen den Sigebandes triit. ■oh...^
- al des sie da lebeten, des brähten s' im genüege.
- ez was ein fremede spise die im waen' die juncfrouwen
- trüegen.
- 83 Diu krüt diu muoste er ni^zen durch des hungers n6t;
- müelich ist ze liden der bitterliche tot.
- er wonde bi den frouwen da vil manigen tac,
- daz er ir güetliche mit sinem dieneste phlac.
- 84 Ouch beten sMn in hupte, daz wil ich iu sagen,
- ja wuohs er da mit sorgen in sinen jungen tagen,
- unze dai den kinden bi ir grozen swsere
- vor dem holen steine erstuonden aber diu sünderbseren maere.
- 85 I'ne weiz von weihen enden geflozzen über mer
- zuo der steinwende kom ein gotes her. ,, .
- 80 werde ich euch dankbar sein. Das Mhd. steht iu allen solchen
- Fällen auf dem Boden des lebendigen mündlichen Verkehrs, der vieles
- verschweigt und zu ergänzen läßt. — 3 deist, contrahiert aus daz ist.
- — tiure adj., selten. Der Sinn ist: ich habe drei Tage nichts ge-
- gessen. — ivUe stf. , Zeit.
- 81, 1 es ist uns so gegangen, es verhält sich so mit uns. — 2 seiden adv.,
- dem Sinne nach gleich niemals. — 3 tragen, bringen. — 4 lobeten, weil
- Gott sie erhalten.
- 82, 1 würze pl. von würz stf.. Pflanze, welche Bedeutung auch nhd. Würz
- in vielen Zusammensetzungen hat. — 2 nerjen, ältere Form des im
- Mhd. üblichen nern, ernähren, erhalten. — trut stm., Geliebter, Lieb-
- ling. — S al steht in unflektierter Form vor dem Artikel, Relativum
- und Pronomen possessivum. — leben eines dinges, von etwas leben. —
- genüege stf.. Genüge, hinreichende Menge. — ^fremede adj., unbekannt,
- ungewohnt. — loain', häufig eingeschaltet statt ich wwne, entweder ohne
- Einfluß auf die Construction, oder wie hier mit abhängigem Satze.
- 83, 1 nieten stv., m. acc. genießen. — 2 müelich adj., mühsam, schwer. —
- liden stv., leiden. — 3 wonen swv., leben. — 4 vor daz muß wieder er-
- gänzt werden: in solcher "Weise.
- 84, 1 s'in=si in, sie ihn. — fatote stf., Aufsicht, Hut. — 2 mit sorgen, in
- Not, Kummer. — 4 diu ist für unsern Sprachgebrauch entbehrlich.
- — sunderboere adj., seltsam; seltsame Begebenheiten, Erlebnisse.
- 85, 1 rne=ich ne , ich niclit. — fliezen wird mlid. auch von den auf dem
- Wasser Fahrenden gebraucht. — 2 steinwende dat. sing, von steimoant
- stf. — gotes her, Heer von Pilgern. —
- WIE HAGENB VON DEM GRIFEN WART HIN GEFÜERET. 21
- die starken gruntwelle kelten sie vil sere.
- die eilenden meide heten ungemüetes deste mere.^
- 86 Die kiele in zebrästen, des liutes niht genas, y^^^^i-^^^
- die alden grifen körnen da daz geschehen was. xi-
- sie truogen zuo ir neste vil manigen toten man;
- des manic wip von frage vil der sorgen gewan. ]
- 87 Do sie den jungen grifen ir spise heten lan,
- die alden grifen kerten von ir geniste dan,
- i'ne weiz in weihen ende üf des mores sträze.
- sie heten üf dem berge einen grimmen nächgebüren läzen.
- 88 Hagene rat der liute sach ligen bi dem mer,
- die da ertrunken wären (daz was ein gotes her);
- dö wände er daz er solde vinden da ir spise.
- vor den übelen grifen sleich er zuo dem Stade harte lise.
- 89 Da vant er niemen mere wan gewäfent einen man;
- des er von den grifen gröze not gewan. * ^
- er schütte in üz den ringen, er lie'z im niht versmähen,
- bogen und gewsefen vänt er der siten harte nähen. >.^^^j^ f,
- 90 Dö gärte sich selbe daz wenige kint. ' ^ ""^
- da obene in den lüften hörte er einen wint. ^oJ^>ju-^*^" *^
- dö hete sich versümet der wenige herre. ■>*./. fi ^
- dö kom der aide grife; Hagene was dem steine gar ze verre.
- 85, 3 gruntwelle stf., Welle, die den Grund des Meeres bloß legt. — kelten, von
- kein (=queln), Not bereiten. — 4 eilende adj., aus fremdem Lande, fremd.
- — ungemüete stu., so viel als unmuot, Traurigkeit; hier wohl Bangen.
- 86, 1 zebrästen von zebresten (vgl. 72, 1), zerbrechen. — des liutes niht,
- keiner von der Mannschaft. — 2 dä=dar da, dorthin wo. — 4 dadurch
- gewann manches Weib von Nachfrage (nach dem ausbleibenden Gatten),
- viele Sorgen.
- 87, 1 Idn, Nebenform des Participiums getan; ebenso idzen 4^geläzen. —
- 2 geniste stn., Collectivum von nest, Nest. — 3 ende, in der altern
- Sprache auch mascul. , Richtung. — ?// ist mit sträze zu verbinden,.
- sträze der Accusativ. — 4 nächgebure swm., Nachbar; Hagen heißt so,
- weil er den Jungen so nahe blieb.
- 88, 1 ra* stm., Vorrat, Gerätschaften. — 3 wände prset. von warnen. —
- ir sptse, ihre Nahrungsmittel zur Zehrung unterwegs. — 4 vor, die
- Vorsicht bezeichnend. — sleich praet. von sltchen. — stat stn., Gestade.
- 89, 2 durch das Auffinden des Gewaffneten und den daran sich knüpfen-
- den Kampf gewann er Not von den Greifen. — 3 schütte prset. von
- schulen, schütteln ; er zog ihm den Harnisch ab. — lie'z=lie ez. — ver-
- smähen: er ließ sich die Mühe nicht verdrießen. — 4 bogen acc. sing,
- von böge swm., Bogen. — gewwfen stn., collect, von wäfen, Waffen. —
- !lte BVf{., Seite; neben dem Toten.
- 90, 1 garte prset. von gerwen, bereiten, rüsten, anziehen. — selbe, ohne fremde
- Hilfe. — 2 einen wint, ein Rauschen von den wiederkehrenden Greifen. —
- 3 sich versümen swv., sich verspäten. — 4 dem steine, der Höhle.
- 22 II. AVENTIUBB,
- - 91 Er swanc sich zornicliche nider üf den griez. dji^^
- \j^ji ■ t-^-'-V den sinen burgaere, den er da heime liez,"
- den wolde er harte gerne an der zi't han verslunden.
- dö wart der küene Hagene in vil guotes heldes mäze fanden.
- 92 Mit siner bloeder krefte het er üf gezogen '
- raanige starke sträle schoz er üz dem bogen. '
- er kunde's niht versniden; ' wes mohte er do geniezen?
- ^px»^ ' do versüochte er'z mit dem swerte. er hört' die frouwen
- klagen unde riezen.
- '^■.
- >\^'' 93 In sinen siten tumben -grimme er was genuoc. J-,,^
- dem grifen einen vetechen er von der ahsel sluoc,
- und verhiew in aneme beine starke unde sere,
- daz er getragen mohte von der stete sinen lip niht mere.
- s>
- 94 Ben sie het er erworben. der eine der was tot.
- >,n schiere kom der ander; des leit er sundernöt.
- Sit sluog er sie alle , die jungen zuo den alden.
- des half im got von himele ; ja mohte er solher krefte
- niht gewalden.
- 95 Als er daz michel wunder hete da getan,
- do hiez er sine frouwen von dem steine gän.
- er sprach : «lät iu erschinen den luft und ouch die sunne,
- Sit uns got von himele etelicher freuden wil gunnen.»
- 91, 1 griez stra., der Sand am Meeresufer; dann Ufer. In der Kudrun meist
- im Plural gebraucht: die grieze, das Ufer. — 2 burgasre stm. , Burgbe-
- wohner, d. h. Hagen, weil derselbe in seinem Neste gewesen war.
- Hierin wie in nächgebüre (37, 4) liegt der gleiche Humor. — da heiine,
- zu Hause. — 3 an der zit, auf der Stelle. — 4 mäze, Weise, Benehmen.
- — funden partic. von vinden, gefunden, erfunden; im Mhd. hat dies
- Verbum kein ge im Particip.
- 92, 1 blaede adj., schwach. — uf gezogen, auf die Sehne gezogen. — 2 ma-
- nige starke sträle gehört als gemeinsames Objekt zu den beiden Verben,
- zwischen denen es steht, muß also eigentlich zweimal gedacht werden.
- — sträle stf., Pfeil. — 3 kunde's-=kunde es; es (gen., abhängig von
- niht) bezieht sich auf den Greifen (ihn nicht). — versniden stv., durch
- Schneiden verwunden. — 4 riezen stv. , weinen.
- 93, 1 Bei, trotz seinem unerfahrenen Wesen, Benehmen. — grimme adj.,
- grimmig. — 2 veteche swm. , Fittich. — 3 verhiew stv., prset. von ver-
- houwen, durch Hauen verwunden. — aneme-=an deme, an dem. — starke
- adv. , gewaltig. — 4 stete dat. von stat stf. , Stelle.
- 94, 1 sie, auch sige stm., Sieg. — 2 schiere adv., bald. — leit prset. von
- liden, leiden. — sundernöt, besondere, große Noth. — 3 sluog praet. von
- slahen, hier wie oft erschlagen. — 4 gewalden stv., mit gen. über etwas
- gebieten; solher, zu ergänzen ist: daß er ohne Grottes Hilfe es hätte
- vollenden können.
- 95, 1 Als, sobald als. — 3 lät imp. plor. von län, lassen. — erschinen, 8^he^-
- nen, leuchten; iu ist Dativ. — 4 gunnen mit dat. der Person und gen.
- der Sache, gönnen.
- r
- WIE HAGENE VON DEM GBIPEN WART HIN GEPÜEBET. 23
- 96 Si enphiengen'n güetlichen: dicke bi der stunt
- wart er von den frouwen geküsset an den munt,
- •^ ir voget lac da veige; waz mohte in do gewerren, ^
- si giengen an dem berge nach ir willen nähen oder verren?
- %' 97 Do in der grozen sorgen von im gar gebrast, -r^-^*-^ " r*^*^
- ^ dö lernde so wol schiezen der eilende gast,
- daz im die vögele künden fliegende niht entrinnen.
- ,äK^_9J^^. errämteswesergerte, do er nach sinernarbegunde sinnen.
- , j^ ,, 98 Er wart so baldes herzen , so frevele und so zam. ^^r ' "'^
- hei waz er von tieren sneller spränge nam! '■K^k,^'~*7^ f^^^u,
- als ein pantel wilde lief er üf die steine. ' '•^''^^^
- iä zoch er sich selbe: er was aller siner mäge eine.
- ^^^j
- 99 Wie dicke er zuo den ünden durch kurzwile gie!
- er sach in dem wäge die räwen vische ie. "---^
- die künde er gevähen, möht' er ir iht geniezen.
- sin kuchen diu rouch seiden; des mohte in alle tage
- da verdriezen.
- 100 Von siner herberge gieng er in den walt. , .^j
- da sach er vil der tiere frevele unde halt. /lA^ -
- dar under was ir einez, daz wolde in verslinden,
- daz sluog er mit dem swerte; ez muoste sines zornes
- harte enphinden.
- 96, 1 enplHengen'n==.enphiengen in. — 6; der stunt, ia der Zeit, in dem
- Augenblicke. — 3 voget, Schirmher^ d. h. der Greif, wiederum humo-
- ristisch. — veige, dem Tode verfallen. — gewerren stv., hinderlich sein,
- verhindern, mit einem abhängigen Satze im Konjunktiv und beschrän-
- kendem nc , das auch wegbleiben darf; si oder sine giengen, statt des
- nhd. Infinitivs mit zu. — 4 nach ir willen, wie es ihnen gefiel. Sie
- fürchteten die Greifen nicht mehr.
- 97, 1 von im, durch seine Hilfe. — gebrast, gebrach (vgl. 77, 1) , mit gen.
- der Sache. — 3 fliegende, im Fluge. — 4 rämen swv. , zielen. — nar
- stf., Nahrung. — sinnen stv., trachten, streben.
- 98, 1 baldes adj., von balt, kühn. — frevele adj., kühn , unerschrocken. —
- zam adj., zahm, vertraut, nach dem Zusammenhange wohl: mit den
- Tieren. — 2 nam, nahm, lernte; prset. von nemen stv. Der Genetiv
- snoller sprunge hängt von waz ab. — 3 pantel stn., Panther: nach Nib.
- 976, 3 sam zwei ivildiu pantel si liefen durch den kle. — 4 eine adj. mit
- gen., verlassen.
- 99, 2 wäc stm.,Woge, im kollektiven Sinne, Meer. — rdwen adj., von rä,
- ro, roh. — 3 gevähen stv., fangen; er konnte sie fangen, hätte er nur
- etwas Nutzen von ihnen haben (d. h. sie kochen) können. — iht, etwas ;
- Gegensatz niht. — 4 kuchen stf., Küche. — rouch prset. von riechen stv.,
- rauchen; vom Feuer.
- 100, 3 Bei dar under könnte nhd. der partitive Genetiv ir entbehrt wer-
- den. — 4 enphinden stv., empfinden; mhd. mit dem Genetiv ver-
- bunden.
- 24 II. ÄVENTIURE,
- 101 Einem gabilüne was ez anelich.
- er begunde ez schiuden; dö wart er krefte rieh.
- in luste sines bluotes. dö er des vol getranc,
- do gewän er vil der krefte. er bete manigeu ged^nc. a
- 102 Mit des tieres hiute der helt sich bewaut. l^' ^y
- bi im er harte nähen einen lewen vant; P^^ ^
- der mohte im niht enphliehen. wie schiere er zuo im gie!
- . rdes beleip er unverhouwen. der (helt in güetliche
- enphie.
- 103 Daz tier daz er hete da ze tode erslageu,
- daz gedähte er ze hüse heim mit im tragen,
- die frouwen z'aller zite genuzzen siner güete.
- von der fremeden spise höhte sich ir herze und ir
- gemüete. ^
- 104 Fiwer was in tiure, walt beten sie genuoc.
- üz einem herten vejse er manigen vanken shioc. ' "-^^-^
- daz in vor was fremede, des wurden "sie beraten, /»-x.,,,^
- ja tet ez ander niemen; sie muosten'z selbe bi der i^^
- glüete braten.
- 105 Dö sie die spise nuzzen, dö merte sich ir kraft,
- euch kuhten sich ir sinne von gotes meisterschaft.
- sie wurden an ir liben schcene und lobebaere,
- sam ir ieclichiu da heime in ir vater lande wsere. tt^
- — anelich adj., ähnlich. — 2 schinden stv. , die Haut abziehen; da-
- durch bekam er Lust, das Blut zu trinken und gewann Kraft. Offen-
- bar ist hier Siegfrieds Drachenkanipf Vorbild. — 3 iuste prset. von
- lasten, gelüsten. — vol, adverbial mit dem Verbura verbunden: in
- vollem Maße. Der Genetiv des hängt von getrano ab, davon. — 4 er
- kam dadurch auf mancherlei Gedanken.
- 102, 1 hiute dat. sing, von hat, Haut. — bewayU prset. von hewinden. um-
- winden, umhüllen. — 2 der Löwe w^ar wohl vorher im Kampfe mit
- dem Drachen gewesen. — lewe swm., Löwe. — 3 enphliehen, entfliehen.
- — 4 unverhouwen, unverwundet; der Löwe ist gemeint.
- 103, 3 zUiUenr^ze aller, — genuzzen prset. pl. von geniezen. — 4 fremede adj.,
- ungewöhnlich. — höhte prset. von hoeken, erhöhen, aufrichten.
- 104, 1 Fiwer stn., gewöhnlich /i«r, Feuer; sie hatten kein Feuer. — walt,
- hier Holz. — 2 herte adj., hart; die Form hart ist rahd. seltener. —
- vanke swm., Funke. — 3 beraten einen eines dinges, jemand mit etwas
- versehen. — 4 ander niemen, niemand anders : ander ist gen. plur. für
- anderr. — glüete dat. sing, von gluot, Glut, Feuer.
- 105, 1 nutzen, genossen hatten. — 2 kuhten prset. von kucken, erquicken,
- beleben. — meisterschaft stf., Macht. — 3 lobeha;re adj., löblich, lobens-
- wert. — 4 sam, als ob. — ieclichiu fem., jegliche.
- WIE HAGENE VON DEM GEIFEN WART HIN GEFÜERET. 25
- 106 Ouch het der wilde Hagene krefte zwelf man;
- des er bi sinen ziten hohen lop gewan. ' ' " * '
- in und die juncfrouwen muot' daz harte sere,
- daz sie in der wüeste sölden beliben immer mere.
- ^ 107 Do bäten sie sich wisen zuo des wazzers fluot. -e.^^^^
- sie giengen schamelichen ; ja wären niht ze guot
- ir kleider, diu sie truogen. diu strihte ir selber hant, 1^-^
- da sie der junge Hagene in ir eilende vant. -u^>^-..«,.7
- 108 Tage vier und zweinzic sie giengen durch den tan. j^ - jjt-^jt^
- an einem morgen früeje dö sach der junge man
- ein schif geladen swsere; ez kom von Garade. ^
- A^ den eilenden frouwen den tet ir arebeit vil we. -^^"^ ''
- 109 Hagene ruofte lüte, daz in des niht verdroz,
- swie sere von den winden daz mer mit linden flöz.
- daz schif begunde krachen. die bi in fuoren nähen,
- sie Yorhten wildiu merkint, dö sie die frouwen an dem
- ^LldJ^ , / Stade sähen.
- 110 Daz schif het einen herren üzer Salme. J^^jri^^
- ^ü Hagene und sin künne was im vil künt e. /t-K^ -
- er was ir nächgebüre. da her von Irlande ..v><--
- sun den Sigebandes der bilgerine einer niht be-
- kande. .
- 111 Der gräve sinen schifman zem Stade niht enliez.
- der eilende recke füeren sich dö hiez
- ^
- 106, 1 ztoelf man ist gen. pl., abhängig von krefte. — 2 lop, im Mhd. masc.
- und neutr. — 3 muote praet. von mücjen, ärgern, kränken. — 4 immer
- mere, immer fortan.
- 107, 1 Objekt von bäten ist in (Hagen), was ergänzt werden muß; von
- wisen ist es sich, was hier wie im Lateinischen für nhd. sie steht. —
- 2 schamelichen adj., von Scham erfüllt. — niht ze guot, ironisch für
- sehr schlecht. — 3 strihte prset. von stricken, stricken. — 4 eilende etn.,
- Aufenthalt in der Fremde, Verlassenheit, Elend.
- 108, 1 zweinzic, zwanzig. — tan stm. , Wald, ursprünglich Tannenwald. —
- 2 früeje und fruo adv. , frühe.
- 109, 1 ruofte und rief, beide Formen des Praeteritums kennt die Kudrun ; im
- Infinitiv ist rüefen oder ruofen unentschieden. — des, des Rufens. —
- 2 sivie, wie auch; aus so wie. Er wurde nicht müde trotz des gewal-
- tigen Wogenlärms au rufen. — 4 merkint etn., Meerweib.
- 110, 2 kunt adj., bekannt. — 3 rfa her von Irlande gehört zu sun den Sige-
- bandes, den Sohn Sigebands dort von Irland her. — 4 bilgertn, auch
- pilgerin stm., Pilger. — bekande praet. von bekennen, erkennen.
- 111, 1 gräve swm., Graf. — schifman, hier der Steuermann. — enliez, ließ
- nicht zum Gestade rudern. — 2 gemeint ist Hagen. —
- 26 III. ÄVENTIÜRE,
- ,.^j-j^ durch die gotes güete von dem wilden sande.
- ^* do erbaldet' ir gemüete, do er Krist so frevenliche nande.
- 'v^A-- x^k- t^jp^^^
- ^, • 112 Der gräve selbe zwelfte in eine barken spranc.
- e er diu msere erfüere, diu wile dühte in lanc,
- i^ ^ j: ob ez schrawaz waeren od wildiu merwunder.
- er gesäch bi sinen ziten nie niht so herlichiu kunder.
- ^-
- M^
- 113 Er begunde fragen, e er zem Stade gie: ' '^^
- «Sit ir, kint, getoufet, waz tuot ir danne hie?»
- er sach ir lip den schoenen in jungen mies gewunden,
- do bäten sie die geste daz sie in mit in ze varne gunden. ^^
- III. AYENTIURE,
- WIE HAGENE AX DEN KIEL KOM.
- Der Graf, des Schiffes Herr, fragt die Jungfrauen und Hagen nach
- ihrer Herkunft. Er will Hagen, mit dessen Familie er Krieg geführt, als
- Geisel behalten. Hagen schleudert gegen dreißig Schiffsleüte in das Meer
- und zwingt die andern, nach Irland zu fahren. Boten werden voraus-
- gesendet, die Hagens Kückkehr verkünden und als Wahrzeichen ein
- goldnes Kreuz auf seiner Brust angeben. Sigebant und Ute reiten den
- Ankommenden entgegen.
- 114 £] sie zem schiffe giengen, do bräht' man in gewant,
- daz die bilgerine fuorten in daz laut.
- ; swie kiusche sie wseren, daz muosten sie dö tragen.
- ja schämten sie sich sere; iedoch verendet' sich ir klagen.
- 111, 3 um der Güte Gottes willen. — 4 erbalden awv., mutig werden; sie
- sahen jetzt, daß er ein Christ war. — frevenliche adv., unerschrocken.
- — nande praet. von nennen.
- 112, 1 selbe zweifle, mit elf andern. — barke swf., Barke. — 3 schrawas
- 8tm., Waldgeist. — od, verkürzte Form von ode, oder. — i gesach
- prset. von gesehen, sehen. — kunder stn., Geschöpf. Gemeint sind die
- drei Frauen, an denen der Graf noch zweifelt.
- 113, 2 kint pl., gleichlautend mit dem Singular, —danne, dann, alsdann. —
- imies stm., Moos. — 4 varne dat. des Inf. varn, von se abhängig.
- 114, 1 gewant, nämlich Männerkleider, daher sie sich schämen. — 3 kiuiclie
- adj., schamhaft. — 4 schämten prset. von schämen, schämen.
- WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 27
- 115 Do sie die schcenen megede brähten üf die fluot,
- do giengen in engegene die ritter stolz und guot.
- si enphiengen vlizicliche die fürsten tohter tiure,
- swie sie sich e versahen daz sie wseren wilde und
- , ^ ungehiure.
- 116 Do beliben sie des nahtes bi in üf dem se.
- diu ungewonheite tet den kinden we. ^ *^«>t ^"
- ^'^l^y "^ heten si's für wirde, so diuhten sie mich wise.
- der gräve üz Garadie hiez in allen geben guote spise.
- 117 Do sie gespiset wären und er bi in gesaz,
- der gräve üz Garadie bat im sagen daz,
- wer sie so rehte schoene braehte zuo dem se.
- den kinden tet sin fragen und ouch ir arebeite we.
- 118 Do sprach diu eltiste, diu under in da saz:
- ((ich bin von verren landen, herre, wizzet daz,
- von Indiä der guoten; da was künic inne ;!.-*_•
- min vater do er lebte, da ich kröne leider nimmer mer
- gewinne.«
- 119 Do sprach diu mitteliste: «ich bin von verren komen.
- mich hat ein wilder grife ze Portegäl genomen. ^<^
- der min da jach ze kinde, der was da landes herre;
- ein voget vil gewaldic hiez er beide nähen unde
- verre.»
- 115, 2 engegene, im Schiffe, um sie zu begrüßen. — 3 tohter lautet im altern
- Mhd. auch der Plural. — tiure adj., angesehen, hochgeboren. — 4 swie,
- wiewohl. — sich versehen, erwarten, glauben. — ungehiure, Gegensatz
- von gehiure , unheimlich, grausenerweckend.
- 116, 2 ungewonheite stf., Nebenform von ungewonheit ; gemeint ist wohl die
- ungewohnte Umgebung. — 3 wirde stf.. Würde, Ehre; sie würden
- mir verständig erscheinen, sie wären gescheit gewesen, wenn sie diese
- ungewohnte Umgebung als eine ihnen angethane Ehre betrachtet
- hätten. — diuhten conj. von dvhte, däuchte.
- 117, 1 spisen swv. , mit Speise versehen. — 3 rehte, wie auch noch nhd.,
- zur Verstärkung dienend; sie, die so sehr schön wären. — braehte,
- gebracht hätte. — 4 sie waren schüchtern und müde (Martin).
- 118, 1 under in gehört dem Sinne nach zu eltiste. — 2 ich bin, ich bin her,
- ich stamme. — verre adj., fern. — 3 India der guoten, Namen von
- Ländern werden mhd. als Feminina betrachtet. — da inne, darin, in
- Indien.
- 119, \ von verren, von fernher. — 2 genomen, geraubt, entführt. — 3 jehen
- eines Menschen ze etwas, jemand für etwas erklären, als etwas be-
- trachten, ansehen.
- 80 ni. AVENTIURE,
- 120 Diu Jungeste drunder, diu bi dem gräven saz,
- \fxUf.'": diu sprach gezogenliche : «herre, ich sage iu daz;
- ^J»JU^^*^* ich bin von Iserlande, da was min vater herre.
- die mich da ziehen solden, den kom ich doch leider
- al ze verre.» c.^, '/.. /
- 121 Do sprach der ritter edele: «got hat vil wol getan,
- Sit er iuch bi den magen niht beliben wolde lan; ^
- ir Sit mit genäden üz grozer not enbunden, /ajJ^^-*"-'*^
- Sit ich iuch so schcene meide hän an disem Stade funden.»
- 122 Swes er da fragen möhte, des wsere im ünnot, ,^^^^ JUjl^
- wie daz komen wsere, daz sie den grimmen tot ^'-♦-'-c«^*^
- niht von den grifen nämen, die sie ze neste truogen.
- sie liten ser vil manigez, des sie doch nie mere ge-
- wuogen.
- 123 Do sprach der riche gräve wider den jungen man:
- «friunt und geselle, ir sult mich hoeren län;
- Sit daz mir die frouwen gesaget hänt ir msere,
- i. nu weste ich harte gerne, \vä iuwer lant oder künne
- wsere.» . -U Iju
- 124 Do sprach der wilde Hagene: «daz wil ich iu sagen,
- mich hat der grifen einer ouch da her getragen,
- min vater der hiez Sigebant; ich bin von Irriche,
- und bin bi disen frouwen gewesen hie vil lange kum-
- berliche.»
- 125 Do fragten sie alle: «wie möhte daz wesen,
- daz ir bi den grifen so lange sit genesen?»
- .J
- 120, 1 drunder=dar ander. — 2 gezogenliche adv. , in züchtiger, einiger
- Weiße. — daz, Folgendes. — 4 die mich da ziehen solden, in dieeem
- Falle die Eltern.
- 121, 1 wol getan, recht gethan, freundlich gehandelt. — 2 dem Sinne nach
- ist zu ergänzen: daß er es euch wenigstens so gehen ließ, wie es
- euch jetzt geht. — 4 die Trennung von Adjectivum und Substantivum
- durch die Cäsur ist selten.
- 122, 1 möhte, hätte können. — unnCt, keine Not: das wäre nicht nötig
- gewesen. — 2 viie schließt sich an fragen an. — komen part. von
- komen, nicht gekomen. — 3 den tot nemen, getötet werden. — 4 ge-
- wuogen prset. von gewahen stv. , erwähnen, mit dem Genetiv.
- 123, 1 sprechen wider einen, zu einem sprechen. — 2 geselle stm. , Genosse,
- Freund. — 4 weste prset. (hier conj.) von wizzen, prses. weit. Andere
- Formen in der Kudrun sind wiste, wesse.
- 134, 4 kumberllche adv. , von Kummer erfüllt , auf kummervolle Weise.
- 125, 1 Wesen stv., inf., sein. — 2 genesen stv., mit dem Leben davonkommen, —
- f.^c
- WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 3Ö
- dö sprach der junge Hagene: (^daz wolt' diu gotes güete.
- an in ist wol erküelet beidiu min herze und ouch min
- gemüete.»
- 126 Do sprach der Ciz Garade: «daz solt du mir sagen,
- ^,^^ wie dir geringet si diu not?» «da hän ich erslagen
- i-^^' die alden zuo den jungen, ir einer niht genas,
- bi den ich mines libes in harte grozen sorgen was.»
- 127 Dö sprachen s' algemeine: «so ist starc din lip;
- dich mugen loben balde man ünde wip.
- ez möhten unser tüsent nimmer hän getan,
- daz wir s' erslagen heten. ez ist dir saelicliche ergän.»
- pj^ 128 Der gräve und sin gesinde vorhten ditze kint.
- ez het unmäzen Sterke; daz geschadete in sint.
- man wolde in von den wäfen mit listen hän gescheiden.
- ^^^''^^'^ daz werte er zornicliche; ja mohte in sin komen balde
- /^^' " leiden.
- 129 Do sprach aber der gräve: «mir ist wol geschehen
- ^^rf nach manigem schaden grozen, den ich hän gesehen.
- und bist du der mage da her von Irlande
- des fürsten Sigebandes, so wil ich dich haben mir ze
- phande.
- 130 Du bist mir komen rehte, daz si dir geseit.
- mir habent dine friunde getan so manigiu leit
- ■ ' IM i i
- f'
- 125, 3 wolt'=wolde , wollte. — 4 erküelen swv. , kühlen, in dem Sinne wie
- wir sagen: sein Mütchen an einem kühlen. Ich habe mich an ihnen
- versucht. — beidiu neutr. , steht oft für beide , namentlich wenn die
- beiden durch tcnd verbundenen Begriffe verschiedenes Genus haben.
- 126, 2 geringet part. von ringen, klein machen, verringern ; wie du aus der
- Gefangenschaft bei den Greifen entkommen bist. — da hat begrün-
- denden Sinn, etwa wie: indem ich erschlagen habe. — 4 mines libes
- hängt von sorgen ab, in Sorge um mein Leben, in Lebensgefahr.
- 127, 2 balde adv., steht hier seiner ursprünglichen Bedeutung nahe, kühn-
- lich, wohl. — 4 soeliclkhe adv., glücklich, zum Heile. — ergän part.,
- Nebenform von ergangen.
- 128, \ gesinde stn., Gefolge. — vorhten prset. von vürhten. — 2 unmazen,
- eigentlich dat. pl., in ungewöhnlichem Maße, im Übermaße. — 4 werte
- von wem, abwehren. — balde hat auch hier den Sinn wie 127, 2, wohl,
- mit Recht. Namentlich steht es bei mac.
- 129, 1 sprach aber , antwortete, erwiderte. — mir ist wol geschehen , mir ist
- Glück widerfahren. — 2 gesehen, erfahren. — 3 der mag« gen. pl., ab-
- hängig von bist, gehörst du an. — da her von trlande gehört wie oben
- zu Sigebandes. — 4 phant stn., Unterpfand.
- 130, 1 r'ehte adv. , gelegen. —
- 30 III. AVENTIÜHE, ^
- ze Garade dem lande, daz lit in gar ze nähen. "^*' V»
- ^ . „sie hiezen mine helde in einer herte slahen unde vähen.»- UJL
- 131 Do sprach der junge Hagene: «unschüldic ich des bin
- daz sie iu getäten. nu bringet mich z'in;
- . , so getröuwe ich wol versiienen ir haz und iuwer striten. c /
- vU pi^' i^t jnich genendicliche ^ zuo den minen künden erbiten.» ' ^X
- <^X 132 Der gräve sprach zem kinde: «du muost min giselsin;H^
- so sin min hovegesinde diu schoenen magedin. K«^
- ^^''^'*' die wil ich mir ze eren haben in minem lande.» '*^
- diu rede dühte Hagenen, siu waere im beide schade
- unde schände.
- 133 Der recke sprach in zorne: «ich wil niht gisel wesen.
- des enmuote niemen, der welle genesen.
- ^^"^ ir guote schifliute, ir bringet mich ze lande;
- des lone ich iu gerne. ich gilde mit schätze und mit
- gewande. >;/.
- 134 Er muotet minen frouwen sin ing^inde wesen; ^Hj
- äne sine helfe sie mugen wol genesen.
- si iemen hie so wise, der volge miner lere,
- wendet iuwer segele, daz man daz schif gein Irlande
- kere.»
- 135 Daz liut in wolde vähen; ir herre daz gebot.
- do stuont er in ze nähen; des kömen sie in not.
- er holete bi dem häre wol drizic in die ünde.
- diu kraft sines libes wart den bilgerinen harte künde.
- 130, 3 lit, contrahiert aus liget, liegt. — 4 herte stf., harter, heftiger Kampf. ' '^^
- — vähen, fangen.
- 131, 1 des, an dem (abhängig von unschüldic), daz, was sie u. s. w. —
- 2 z'in=ze in, zu ihnen. — 3 versüenen swv. , zur Sühne bringen, yer-
- Böhnen. — 4 genendicliche adv. , getrost. — künden dat. pl. von künde
- swm., der Bekannte, Verwandte. — erhlten stv. , erwarten, hoffen:
- laßt mich auf Rückkehr zu den Meinen hoffen.
- 132, 1 gisel stm., der im Kampf vom Feinde gefangen Genommene oder sich
- Ergebende, der gegen Lösegeld wieder ausgeliefert werden kann. —
- 2 s6 , ebenso. — stn, sollen sein. — 3 die, nicht diu, wiewohl auf ma-
- gedin bezogen, vgl. 169, 2.-4 woere im, gereichte ihm.
- 133, 2 muoten swv. mit gen., etwas begehren, verlangen. — welle conj. prses.
- von ich u-il. — 3 ir bringet ist imper. — ze lande, heim. — 4 Ionen mit
- dat. der Person, gen. der Sache. — gilde 1. pers. prses. von gelden stv.,
- bezahlen.
- 134, 1 muoten mit einem Dativ der Person und dem Infinitiv, jemand zu-
- muten etwas zu thun, zu sein. — 3 si iemen, falls jemand ist.
- 135, 3 holete, holte, schaffte; von holn swv. — 4 künde adj., kund, bekannt.
- 4V
- WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 31
- 136 Heten'z niht gescheiden diu minniclichen kint,
- den helt von Garadie biet' er erslagen sint.
- ,^V sie wären im geliche, die armen zuo den heren.
- die selben schifliute muosten dö gen Irlande keren.
- 137 ilen sie begunden, daz sie nibt wurden vloru; ^^ ^
- wan sie muosten fürbten des jungen Hagenen zorn.
- tage sibenzebene sie vil unmüezic wären, j^ ^
- sie vorhten in gemeine, wan sie in sähen übele
- gebären. ^tA ■. . ^J^y /, ,^ ^^
- 138 Do er begunde näben in sines vater lant,
- (die vil witen bürge bet er e bekant),
- einen palas bobe'n ko^s er bi dem fluote. ö^l
- driu hundert turne sacb er da vil veste unde guote.
- 139 Dar inne was ber Sigebant und oucb sin edele wip.
- 'die bilgerine muosten sorgen umbe ir lip,
- ob ir wurde innen der üz Irricbe ,
- daz er sie alle slüege. daz understuont do Hagene
- lobeliche.
- 140 Dö sprach zuo den gesten der wsetliche man: ■ •,
- «ich wil ez gerne süenen. swie ich niht enhän h^f - .
- gewaldes hie ze lande, ich wil dar boten senden
- und wil baz den alden mit iu und mit dem künige gar
- verenden.
- 136, 1 Meten" z=heten ez; ez scheiden, ohne daß sich ez auf ein bestimmtes
- Substantivum bezieht , die Sache , namentlich den Streit beilegen. —
- 2 Met' er, hätte er; Nebenform. — 3 geliche, gleichviel wert; er
- schonte die Hohen (den Grafen) so wenig wie die Niedern. — 4 die
- selben, die erwähnten, von denen die Eede war.
- 137, 1 vlorn ftlr verlorn; Verliesen, zu Grunde richten, vernichten. — 3 ««-
- mMeztc adj., unausgesetzt thätig. — 4 gemeine adv. , insgemein, sämt-
- lich. -^ gebären swv., sich benehmen, sich gebärden; übele adv., böse,
- zornig.
- 138, 2 bürge kann Burgen, aber auch Städte bedeuten. — bekant, gekannt.
- 3 palas stm. , der Hauptbau der mittelalterlichen Hofburg, in wel-
- chem sich gewöhnlich der große Saal befand. — kos praet. von kiesen,
- sehen. — ßuot als masc. und fem. in der Kudrun. — 4 driu neutr. von
- dri; hundert ist neutr.
- 139, 2 sorgen umbe, Sorge, Furcht haben um. — itj), Leben. — 3 der üz Ir-
- riche, Sigebant. — 4 understän stv. , sich dazwischenstellen , verhin-
- dern , mit acc.
- 140, 2 ez, wie oben 136, 1. — 3 gewaldes von niht abhängig, nichts von Ge-
- walt, keine Gewalt. — 4 haz den alden, nhd. den alten Haß; diese
- Wortstellung ist in der Kudrun und im Nibelungenlied sehr häufig.
- — mit , zwischen.
- 32 III. AVENTIURE,
- ^^>^141 Der nu welle dienen an mir micliel guot, w^^
- s-^^^ ^ diu maere, diu'ch enbiute, swer daz gerne tuot, '•■^- ■
- der diu sage dem künige, dem gibe ich golt daz riche-
- ja lonet im vil gerne min vater und min muoter ri'li'che.»
- Der bilgerine zwelve hiez er riten dan.
- «nu saget daz dem künige», sprach der junge man,
- «ob er welle Hagenen sinen sün sehen,
- an dem von einem grifen im herzenleide was geschehen.
- 143 Ich weiz wol, sin geloubet der edele künic niht. rj,, ju.
- so fraget mine muoter, ob siu iu des vergibt, .
- daz siu mich danne welle haben z'einem kinde,
- ob siu ein guldin kriuze vor an der miner brüste
- >* vinde.»
- 144 Die boten riten dannen nähen in daz lant;
- da saz in einem hüse frou Uote und Sigebant.
- do erkande er daz sie füeren da her von Garadine.
- ez wären sine vinde; dar umbe zürnt' der wirt und
- ouch die sine. ^
- ^^j^i^ '145 Er iesch, wie sie getörsten komen in daz lant?
- do sprach ir einer drunder: «da hat uns her gesant
- din sun der junge Hagene. swer den gerne saehe,
- der ist hie so nähen, daz daz in kurzer zite wol ge-
- schsehe.» i *
- 146 Do sprach der fürste Sigebant: «ir trieget äne not.
- er ist so hin gescheiden, daz mir des kindes tot
- 141, 1 Freie Konstruktion. Der relat. , wenn jemand. — dienen swv. , ver-«
- dienen. — an mir, von mir. — 2 diu'ch=diii ich. — 3 ffiöe 1. pers. prses.
- von geben. — riliche adv., aus rk/dicfie , reichlich.
- 142, 1 dan, von dannen. — 4 herzenleide adv., herzlicli leid.
- 143, 1 gelonben swv., wird mit dem Genetiv wie mit dem Aecusativ verbun-
- den. — 2 vergiht 3. pera. praes. von verjehen, zugestehen. — 3 haben
- einen ze, jemand für etwas halten. — z'einem hat in dieser Verbin-
- dung und ähnlichen die Bedeutung des nhd. z^tm. — 4 ob, hier wenn,
- in 2 ob. — vor, vorn.
- 144, 1 dannen, von dem Landungsplatze in das Land hinein. — 4 v'mde,
- Feinde. — zürnt' praet. von zürnen.
- 145, 1 iesch prset. von eischen ziv., heischen, erforschen, fragen. — getörsten
- praet. conj. von getar (zu 77, 1), wagen könnten. — 2 da begründet
- wieder. — 3 siver , wenn jemand. — 4 rascher Wechsel der Subjekte,
- swer — der; der bezieht sich auf den.
- 146, 1 äne not, unnötigerweise. — 2 hin, dahin. —
- WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 33
- dicke hat erwecket mines herzen sirme.»
- «ob ir's niht geloubet, so fraget iuwer wip die küneginne.
- 147 Der ist er also dicke gewesen nähen bv.
- I ob im an siner brüste ein guldin kriuze si,
- ob man des an dem degene die rehten wärheit vinde,
- geruochet ir des beide, so muget ir sin wol jehen
- • Ko^ z'einem kinde.» ' -u./iLjf' -^
- 148 IJoten der frouwen ditze wart geseit. ^ .
- siu frewete sich der msere; e was ir dicke leit. ^-^^
- siu sprach : «wir sulen riten da wir'z ze rehte ervinden.»
- der Wirt hiez do satelen im und sinen besten ingesinden.
- 149 Zehant dö sprach ein bilgerin der schoenen IJoten zuo :
- «wilt du mir, frouwe, volgen, ich rate waz du tuo. >U^
- du solt bringen kleider den vil schoenen kinden,
- die koment dir z'allen eren; sie heizent dines jimgen
- ingesinde.»
- 150 Man brähte richiu kleider mit der frouwen dan.
- ouch Voigt' der küniginne vil manic küener man. • ^ -j
- her Hagene was gestanden nider üf den sant,
- da man die von Garade bi dem eilenden vant.
- 146, 3 erwecket von erwecl-en, erregt. — sinne, Gedanken.
- 147, 1 Die hat so viel mit ihm verkehrt, daß sie das Zeichen, das wir an-
- geben, wohl wissen wird. — 2 brüste dat. sing, von brt(st. — 3 des,
- abhängig von varheit, die "Wahrheit dessen, was wir gesagt liaben. —
- 4 geruochen swv. mit gen., sich etwas angelegen sein lassen, sich um
- etwas bekümmern, geruhen.
- 148, 2 frewen swv., freuen. — ^ ez ze rehte, den richtigen Sachverhalt. —
- 4 das Objekt zu satelen, ros, ist als selbstverständlich zu ergänzen. —
- besten ingesinden, vornehmsten Dienstmännern; ingesinde swm., einer
- aus dem gesinde, ingesinde stn., Gefolge.
- 149, 1 Zehant, sofort. — sprechen zuo, wo zuo adv. , mit dat., zu jemand
- sprechen. — 2 waz du tuo, eigentümliche mhd. Ausdrucksweise, was
- du thun sollst ; vgl. das griech. oiuö' (i; r.ocrj jov. — 3 kinden, gemeint
- sind die Jungfrauen. — 4 die bringen dir in jeder Beziehung Ehre,
- gereichen deinem Hofe zur Ehre. — dines jungen, deines Sohnes.
- 150, 3 xcas gestanden, war abgestiegen. — sant stm., das Ufer. — 4 eilenden,
- dem jungen Hagen, der in der Fremde gewesen.
- 34 IV. AVENTIURE,
- IV. AVENTIURE,
- WIE HAGENE ENPHANGEN WART VON VATER UND
- VON MUOTER.
- Hagen wird an dem Kreuze von der Mutter erkannt und versöhnt
- die von Garade mit seinem Vater, die vierzehn Tage in Baijan verweilen.
- Er vermählt sich mit einer der drei Jungfrauen, Hilde von Indien, und
- übernimmt die Herrschaft des Landes. Seine Tapferkeit erwirbt ihm den
- Beinamen Välant aller künige. Hilde gebiert eine Tochter, die auch Hilde
- genannt wird. Als sie erwachsen, werben Fürsten um sie; Hagen läßt
- die Boten der Werber aufhängen und will die Tochter nur einem gleich
- mächtigen Manne geben.
- jA^rn
- 151 Do gesach er riten wi'p ünde man.
- do wolde in her Hagene hin engegene gän.
- wer in grüezen tsete, daz wolde er gerne sehen,
- da muoste ein starkez dringen von sinen friunden ge-
- schehen.
- 152 Der künec hiez in willekomen sin in sin lant.
- er sprach: Ä ir^z der recke der nach uns hat gesant
- und je^et ze einer muoter der edelen küniginne?
- und sint war diu maere, so bin ich fro von allen minen
- sinnen.»
- 153 Üote diu schoene gezogenlichen sprach:
- «heiz uns vor den liuten schaffen hie gemach.
- ich sol in wol erkennen, ob im hie zimt diu kröne.»
- si ervänt diu wären bilde. do enphiengen sie den jun-
- gen helt vil schöne.
- 154 Mit weinenden ougen siu kuste in an den munt.
- jt, «e west' ich mich siechen, nu bin ich wol gesunt.
- 151, 1 er, Hagen. — 3 grüezen ist Substantiv. Inf., Objekt zu tccte ; grüezen
- behält gleichwohl die Verbalrektion bei, daher in.
- 152, 1 in sin lant, nicht: in seinem Lande, wegen des in willekomen liegen-
- den Begriffs der Bewegung. — 4 von allen minen sinnen, von Herzens-
- grunde.
- 153, 2 vor, Schutz bezeichnend : geschützt vor dem Andränge der Leute. —
- gemach stm. und stn., Bequemlichkeit, bequeme Gelegenheit; der Be-
- griff der Absonderung liegt darin. — 3 ich sol, ich werde. — 4 bilde,
- Kennzeichen; nämlich das goldene Kreuz.
- 154, 2 siech adj., krank, hier schwache Form des Femininum. —
- WIE HAGENE ENPHANGEN WAET VON VATEK U. VON MÜOTER. 85
- ,^s. wis willekomen , Hagene, min einigez kint. ^'-^^'^■'^
- nu mugen sich din wol troesten die hie bi Sigebande sint.»
- 155 Der künic trat dar näher, sin freude diu was groz.
- von sines herzen liebe üz sinen ougen vloz .
- ime der vil heizen trähene da genuoc. ^
- dem kinde er holden willen von schulden friuntlichen truoc. '^^^ '^^ '''
- •
- 156 Die eilenden fremeden froun Uoten wurden kunt. /
- siu gap in maniger hande gra ünde bunt, '
- f uM' phelle ob liebten vederen, daz wol gezam ir libe./ '
- [ sich ringet' ir gemüete von des künic Sigebandes wibe.
- 157 Man kleit' die schoenen frouwen als ez in wol gezam.
- ^jj^A-'die zit sie muosten dulden dar under michel schäm,
- *- ^ unze sie behangen mit riehen borten giengen.
- der "wirt und sine beide die jungen meide vliziclich
- enphiengen.
- 158 Hagene hiez gensedic den von Garade sin " *^
- den künic und al die liute durch den willen sin, /«x^-a 4^1
- daz er in vergsebe schaden unde schulde.
- Hagene der junge der gewan den bilgerinen hulde. A „
- /-'V
- 159 Do der künic mit küsse versupnde sinen zorn,
- i_,^ do muoste man in gelden swaz sie beten verlorn.
- /r -; , daz was ir frume vil groziu und was ouch Hagenen ere.
- ^^^tTi) Sit wurden sie vinde mit dem von Irlande nimmer mere.
- 154, 3 wis imper. von wesen, sei. — einziges adj., einzig. — 4 sich trcesten,
- mit gen., sich trösten, Trost fassen in Bezug auf etwas.
- 155, 1 dar näher, näher herzu. — 2 von, infolge. — liebe stf., ungefähr so-
- viel als freude. — 3 trähene pl. von der trahen stm.. der Tropfen, die
- Thräne. — 4 von schulden, mit Kecht. — friuntlichen adv. , in Freun-
- 156, 1 Die drei fremden Königstöchter. — eilenden, heimatlosen. — wurden
- kunt, sie bemerkte sie jetzt, sie wurden ihr vorgeführt. — 2 grä, G-rau-
- werk, eine Art Pelzwerk ; bunt, zweifarbiges Pelzwerk. Romanisch
- gris et vaire. — 3 ob, über, gezogen über. — vedere stf., Pelzwerk,
- namentlich zum Futter der Kleider und Mäntel. — ringen swv.,
- ringe machen, erleichtern, sich ringen, erleichtert werden.
- 157, 1 kleiV für Meldete. — 2 die zit dar under, in der Zwischenzeit. —
- 3 behangen part. von behähen stv., behängt, geschmückt. — 4 vliziclich
- adv., mit Beflissenheit. Noch jetzt in Oesterreich: Grüß von mir
- fleißig.
- 158, 2 durch den willen sin, um seinetwillen. — 4 hulde stf., Wohlwollen,
- günstige Gesinnung, Geneigtheit.
- 159, 2 bezieht sich auf die früher erlittenen Gewaltthaten, wegen deren
- sie denen von Irland zürnten. — 3 frume stf., Nutzen, Vorteil. —
- Hagenen ere, gereichte auch Hagen zur Ehre, nämlich daß ihnen Er-
- satz für die durch ihn getöteten Leute (135, 3) ward.
- 3*
- trvJuJl
- 36 IV. AVENTIURE,
- 160 Do hiez man den gesten tragen üf den sant
- in dem fride Hagenen ir spise und ir gewant,
- [n^J^- daz sie da ruowen solden ze vierzehen tagen.
- die stolzen bilgerine im muosten des genäde sagen. /t^jj^Jt.
- 161 Do riten sie mit schalle von dem mere dan.
- zuo der biirc ze Baljän kom vil manic man
- durch diu fremeden msere, daz noch leben solde
- des vil riehen küniges sun. Kitzel iemen daz gelouben
- wolde. ^"" ^'S.
- 162 Nach tagen vierzehenen scheiden man do lie
- die wazzermüeden helde, die bi in wären hie.
- do gab in sine gäbe der wirt von liehtem golde.
- durch sines sunes liebe ze stseten friunden er sie haben
- wolde.
- r
- 163 Hagene sine frouwen niht unberuochet liez.
- , X baden ze allen ziten er s' vliziclichen hiez.
- den minneclichen meiden den diende er vil lise.
- man gab in richiu kleider; er was in sinen jungen
- jären wise.
- 164 Wahsen er begunde bevollen z'einem man.
- _/i do phlag er mit den beiden swes man ie began,
- I i daz ritter brüeven solde, mit werken und mit banden.
- *^* ; , Sit wart er gewaldic in sines vater Sigebandes landen.
- ;>-
- 165 Der junge Hagene lernde daz helde wol gezam
- vor so manigem degene, daz er des äne schäm
- 160, 2 gesichert durch den ihuen von Hagen gewährten Frieden und
- Schutz. — 3 ruowen awv., ruhen. — ze, auf die Dauer von. — 4 stolz
- adj., bedeutet mhd. zunächst herrlich , stattlich. — genäde stf., Dank.
- 161, 2 manic man, aus der Umgegend, aus dem Lande. — 3 um der son-
- derbaren, merkwürdigen Nachricht willen. — 4 lützel iemen, kaum
- jemand, kaum einer, niemand.
- 162, 2 wazzennüede adj., müde von der Fahrt auf dem Wasser. — 4 sta'te
- adj., beständig, dauernd.
- 163, 1 frouwen, die Jungfrauen: sie heißen Hagens Gebieterinnen. — un-
- beruochet, unbeachtet, ungepflegt. — 3 lise adv., mit dem Nebensinn
- der zarten Aufmerksamkeit.
- 164, 1 becollen, in vollem Maße, vollständig. — 2 ie, von jeher. — 3 was
- einen Ritter, wodurch ein Ritter sich erproben sollte.
- 165, 1 /lelde vor so manigem degene, einem Helden, der über so manchen
- Degen zu gebieten hatte. — 2 degen stm. , ursprünglich soviel als
- Mann, basonders aber der tapfere Mann, der Held. — des, in Bezug
- darauf, was er zu lernen hatte. —
- WIE HAGENE ENPHANGEN WART VON VATER U. VON MUOTER. 37
- . - - 'U-
- müeste beliben. daz lobeten schoene frouwen.
- er wart so rehte milde, daz es niemen möhte wol ge-
- trouwen. X*^ O. ^-^
- 166 Dar zuo wart er so küene, als uns ist geseit,.
- J, daz er getorste rechen siner friunde leit. '-• --^
- er behäbete gar sin ere an aller bände dingen,
- des bort' man in dem lande von dem beide sagen unde
- singen.
- 167 Er wuohs in einer wüeste, der edele fürste junc,
- . bi den wilden tieren. des mobte im einen spruAC Ua.^,,^
- lA*^ lebendes niht enpblieben, swaz er wolde vähen. ^L^jJ-
- er wsen' und sine frouwen bi dem mere manic wunder
- sähen.
- 168 Sin rehter name hiez Hagene; s]t wart er genant *>^^^
- Välant aller künige. da bi was er bekant -/^ -^^^ '^h' Juc
- von der sinen Sterke wol in allen riehen. A^^u^^ - ^--^j^
- Hagene der küene urborte sinen namen vlizicliche.
- j^l69 Im rieten sine mäge, er würbe umbe ein wip. '"" ^
- ^■^^ diu was im da vil nähen, daz ninder schcener lip >^^»^^
- lebet' in al der werlde üf dem ertriche.
- diu het erzogen in selben; ja wuohs er bi ir harte
- sörclrche.
- 170 Siu was geheizen Hilde und was von Indiän.
- siu het im dicke liebe in grozer not getan,
- 165, 3 müezen hat im Mhd, oft den Sinn von dürfen. — 4: daß es wohl nie-
- mand geglaubt hätte.
- 166, 2 getorste, sich erkühnen durfte. — 3 behaben swv., festhalten,. behaup-
- ten. — an aller hande dingen, bei Fällen jeglicher Art, in jeder Hin-
- sicht. — 4 des, deshalb, daher. — sagen unde singen, in Erzählungen
- und Liedern reden.
- 167, 1 Diese Strophe gibt gewissermaßen den Inhalt der Erzählungen und
- Lieder von Hagens wunderbaren Erlebnissen an. — 2 des, daher kam
- es, daß. — einen sprunc, einen Sprung weit. — 3 lebendes niht, nichts
- Lebendiges, kein lebendes Wesen; Tiere sind gemeint, die er an
- Schnelligkeit übertraf.
- 168, 2 Välant stm., Teufel. — da bi, bei diesem Namen. — 3 von, wegen. —
- 4 urborn, etwas als urbor, Grundsteuer, bezahlen, oder Zinserträgnia
- erwerben : er verdiente den ihm geschenkten Namen reichlich , be-
- währte ihn durch seine Thaten.
- 169, 1 er würbe, daß er werben sollte. — 2 diu, mit Bezug auf wtp; solche
- mehr natürliche als grammatische Beziehung ist im Mhd. sehr häufig.
- — ninder adv. , nirgend. — schcener compar. — 3 werlt stf., Welt. —
- 4 sorclichfi, unter vielen Sorgen; mhd. in passivem Sinne, nhd. activ.
- 170, 2 liebe adv., freundlich. —
- 38 IV. AVENTIÜRE,
- ' ' da er sie aller erste vant in einem steine.
- ■■" üzer allen landen gerte er für sie bezzer deheine.
- z^ti ^ 171 Sin vater hiez in gäben, daz er nseme swert .
- mit hundert sinen beiden: tüsent marke wert ^.^^ '>»4Jj»*!
- gseb' er ie vier gesellen für ros und für gewaete. k>^.^:.,) ,
- do spracb der degen Hagene, daz er daz vil willic-
- lichen taete. • t ,^., ^^a. u
- 172 Do hiez er ez künden in diu fürsten laut. . ^ .^.-y^ {
- wanne ez wesen solde , daz tet man in bekant '^^ '
- Sit wart sin groziu milde harte wol befunden. *-^ * *^ *
- man saget' die hochzite in drien tagen und in järes
- Stunden.
- f
- ^K< ^'-'173 Dar zuo sich vlizzen recken die gerne wolden dar.
- A^ sie hiezen wiirken Schilde lieht und wol gevar. ^^^^;> '
- ^^"-^"^ dar zuo man in bereite satele vil riche. ?'*fr
- 1 i I fürbüege und zoume bruofte man von golde süberltche.
- '*^*^^^^'^174 Uf einem witen plane herbergen man do hiez 1^, ^ „. • *
- des riehen küniges geste. wie wenic er des liez
- des sie an in gerten! da sidelte man vil witen.-''
- >U, UJ-
- man sach an allen enden sine geste zuo dem lande riten.
- 175 Die fremeden, die da wolden wäfen mit im nemen,
- die hiez er kleiden alle; daz muoste in wol gezemen.
- 170, 3 da, dort wo. — aller erste adv., zum allerersten Male. — stein stm.,
- Höhle. — 4 für sie, an ihrer Stelle. — bezzer deheine, keine bessere.
- 171, 1 gähen swv., eilen. — 2 sinen helden, abweichend vom Nhd. in dem-
- selben Casus wie hundert, nicht part. Gen. — tüsent marke wert, den
- Wert von tausend Mark. Die Mark ist ein halbes Pfund. Jedem
- einzelnen also 250 Mark. — 3 gieb' er, würde er geben; er gab es
- in Geld, statt wie sonst in Rossen und Kleidern. — 4 williclichen adv.,
- bereitwillig.
- 172, 2 tei hekant, machte bekannt; tet praet. von tuon. — 4 man verabredete
- das Fest auf die Zeit nach Verlauf von einem Jahre und dreien Ta-
- gen; die Hinzufügung von drei Tagen entspricht der alten germa-
- nischen Reehtssitte, wonach dem Terrain immer noch eine Nachfrist
- beigegeben wird.
- 173, 1 sich vlizzen, beflissen sich, verwendeten ihren Fleiß, dar zuo, darauf
- hin. — viurken , wiirken swv., anfertigen. — ivul geear adj., schön
- gefärbt. Die Schilde wurden bemalt. — 3 bereite praet. für bereitete,
- bereite. — 4 fürbüege stn., der Brustriemen des Pferdes,
- 174, 1 herbergen swv., beherbergen, unterbringen. — 2 geste ist Objekt von
- herbergen. Objekt von hiez sind die mit dem Beherbergen beauftragten
- Beamten, namentlich der Marschall. — 3 toie wenic, d. h. gar nichts.
- — des liez, davon unterließ. — 3 gern, eines dinges an einen, etwas
- von jemand begehren. — sidelen swv., gesidele (zu 33, 1) macheu. —
- feiten adv., in weiter Ausdehnung,
- 175, 1, 2 Die mit Hagen zugleich Ritter werdenden stattete er aus; es
- waren hundert seiner eigenen Helden (172, 2) ; dazu kommen hier
- noch tausend Fremde, — 2 gezemen, gefallen, —
- WIE HAGENE ENPHANGEN WART VON VATER U. VON MUOTBR. 39
- ^^^^^'^""die da von fremeden erben komen zuo dem lande,
- der wären tüsent helde : die zierte er wol mit rosse und
- mit ge wände.
- 176 Er sprach zuo sinen friwenden: «nu ratet ir mir daz,
- daz ich ein künic heize. ez zimt mir deste baz,
- ob ich von herzen minne diu bi mir trage kröne.
- ,.i,v ich erwinde nimmer unz ich ir ir arebeit gelone.») /?s^ .
- 177 Wer diu frouwe wsere, des fragten sine man,
- diu vor sinen beiden ze hove solde gän.
- er sprach: «daz ist frou Hilde von Indiä dem lande,
- der ich und mine friimde ze dirre werlde haben Kitzel
- schände.»
- 178 Wol behagete ez smer muoter (sim vater tet ez sam), ^--4*.-^.
- daz man sie solde kroenen, do siu daz vernam.
- lJU ^ sitl was wol in der mäze, daz laut het irrere, i A^t^jl, ^"^^^^^^ a
- p^^ wol sehs hundert degene nämen bi im wäfen oder
- mere. " «^^-'^-'j*^
- 179 Nach siten kristenlichen wihen man do hiez
- beide zuo der kröne. niht langer man dö liez,
- her Hagene und frou Hilde riten vor in dannen,
- manigen bühurt riehen sach man getriben da von des
- küniges mannen.
- 180 Her Sigebant reit selbe; höhe stuont sin muot.
- in ahte harte ringe, verzerte er michel guot. «-&--^^ J k^j ^
- 175, 3 erben, Erbgütern, Ländern. — 4 zieren, ausstatten.
- 176, 2 ein künec heize, den Königsnamen annehme. — 3 minne diu, die-
- jenige liebe, die neben mir die Krone tragen soll. — 4 erwinden atv.,
- ablassen; mit gen. oder einem abhängigen Satze. — gelonen swv.,
- einem eines dinges, jemand für etwas lohnen.
- 177, 2 cor, an der Spitze : als ihre Herrin. — 4 ze dirre werlde, auf dieser
- Welt. — lützel adj., klein; lützel schände, kleine Schande, d. h. nach
- der mhd. ironischen "Weise : gar keine.
- 178, 1 tet als Vertretung des vorhergehenden behagete, und mit derselben
- Konstruktion. — sam, ebenso. — 2 do schließt sich an behagete an;
- von vernam ist daz abhängig. — 3 in der mäze, von solcher Beschaf-
- fenheit. — ir ere, Ehre von ihr, durch sie.
- 179, 1 kristenlichen ist adj., dem Substantiv nachgesetzt. — wtken swv.,
- weihen, einsegnen. — 2 langer compar. des Adverbs lange. — liez,
- unterließ. — 3 riten ist conj. mit fehlendem beschränkendem en. —
- 4 Nib. 584, 1 vil manigen bühurt riehen sach man dan getriben; vgl.
- auch Kudrun 184, 3.
- 180, 1 hohe adv, — 2 mich ahtet ringe, ich schätze geringe, schlage nicht
- hoch an. — verzerte er michel guot, wenn es ihm viel kostete. —:
- 40 lY. AVENTIURE,
- .y> dp sie geriten heten wol nach ritters rehte,
- do wurden vil unmüezic üf des küniges höve die
- jjlU-^ ^ kämerinehte.
- \A 181 Sie truogen an gesiäele breit ünde lanc, © ^ , , cu^^-\£*-^^^~^
- ^ ^ stüele unde tische. do man vol gesanc,*^'' ' ' "^
- ze hove reit frou Uote, und mit ir vil der frouwen,
- ^^-'-^ die die jungen helde da vil williclichen mohten
- schouwen.
- 182 Do der künic Sigebant bi froun Uoten saz
- und Hagene bi Hilden, die liute redeten daz,
- Lu U** wf^^'*^l^w8ere wol gelungen an sinem lieben kinde.
- den krach von manigem schafte vor den tischen bruofte
- ir ingesinde.
- jy^ 183 Do der üz Irlande vol enbizzen was," • •; '>* •
- rh^^^ i schiere wart ze mplden bluomen unde gras
- ^i^f"-^ M ^^° sinen manigen gesten; die riten da mit schalle.
- I ^-!i>^ (^die man gesunde weste, die bühurdierten vor den
- p» l^ frouwen alle.
- 184 Vier und zweinzic recken, die wären üf den plan
- _^^ '■ komen under Schilde. da wart ez wol getan;
- ^X^jSX* ( manic richiu tjoste wart von in getriben. '
- ^^ daz sähen schoene frouwen; ja wöer' daz übele beliben. '
- 185 Sun der Sigebandes den bühurt selbe reit. ^^^'^.ji
- daz sach sin triutinne; ja was ez ir niht leit.
- 180, 4 kamerknehte, die Untergebenen des Kämmerers ; ihre Thätigkeit be-
- zeichnet die nächste Strophe.
- 181, 1 an tragen, herbeischaffen, gesidele, Sitze; das gesidele besteht aus
- den in der nächsten Zeile genannten Stühlen, auf denen, und Tischen,
- an denen man sitzt. — 2 eol gesanc, zu Ende gesungen hatte, näm-
- lich die Messe. — 4 die (das erste) ist acc, fielde subj. — uillicltcheny
- gern.
- 182, ,3 im— gelungen, er hätte Glück gehabt. — 4 während die königlichen
- Paare zusahen, vergnügte sich das Gesinde, das Gefolge, noch weiter
- mit ritterlichem Kampfe. — bruofte praet. von brüeven, erproben.
- 183, 1 vol, vollständig, zu Ende. ^ 2 molde swf., Staub. — 3 von sinen
- manigen gesten, von seinen zahlreichen Gästen.
- 184, 2 under schilde, von ihren Schilden bedeckt. — da wart ez wol getan^
- da wurde wacker gehandelt, gekämpft. — tjoate stf., aus dem franz.
- joste, vom lat. juxta. das Zusammentreffen, der Zweikampf. — 4 übele
- adv., mit Unrecht. — beliben, unterblieben.
- 185, 2 triutinne stf., von trüt, traut, lieb, Geliebte.
- WIE HAGENE ENPHANGEN WAKT VON VATEK U. VON MUOTEE. 41
- ■*>A^ ob siu im iht gedienet het in fremedeu landen,
- des londe er ir gerne; er was ein maerer helt ze sinen "^
- ^^^— «^^v^rfxv banden.
- 186 Da vant man under stoube dem wirle nten bi, ^^^^
- daz ouch künige hiezen, zwelve unde dri,
- die leben von im beten, kristen unde beiden.
- Sigebande und Hagenen den dienden sie vil vliziclicben
- beiden.
- ^1^187 Diu hocbzit werete lange, diu freude diu was groz. ^^ ^tsf^
- von burten und von dringen wart ludem unde doz-^*-^'"^
- ^Q^ der wirt biez sine geste ir arebeite läzen. o^-W^-^^-
- do wart in daz erloubet, daz sie zuo den frouwen
- , gesäzen.
- 188 Vor den sinen gnozen spracb ber Sigebant: " ^/ '
- («minem sune Hagenen gibe icb miniu laut,
- die liute mit den bürgen, näben unde verren.
- alle mine recken sulen in^in baben z'einem berren.»
- Ate. •^•' r ^
- AA^SS Dö sieb verzigen bete der fürste Sigebant, j^^^^r.
- ^ do begünde Hagene liben bürge unde lant
- mit vil guotem willen. die si nemen solden,
- I t^ er dühte sie so biderbe, daz si s' von im gerne nemen
- \ '>f^ ^< <^..-..U LiK.^' golden.
- 190 Nach l^henlichem rebte gestrabt ir maniges baut V'^t-J
- wart dem jungen künige. scbaz und ouch gewant
- gab er sinen gesten, nähen unde verren.
- so mildes fürsten bochzit möhte noch den armen niht
- gewerren.
- 186, 1 under stoube, mit Staub bedeckt. — rtten bt, zur Seite reiten. —
- 2 daz relat. , abweichend vom Nhd. das Neutrum statt die. Vgl.
- Nibel. 94, 2.
- 187, 2 hurten swv., stoßen. — ludein stm., Lärm. — doz, stm., Getöse, von
- dem starken Verbum diezen, prset. doz (zu 16, 3) abgeleitet. — 3 läzen^
- aufgeben. — 4 gesäzen, sich niedersetzten; von sitzen stv.
- 188, 1 Vor, in Gegenwart. — genoze sind die auf gleicher Stufe des Stan-
- des stehenden, also hier Könige. — 3 nilt , nebst, samt. — 4 in in,
- das erste ist Objekt, ihn (Hagen), das zweite dat. pl., für sich.
- 189, 1 verzigen praet. von verzihen; sich eerzthen mit dem Genetiv, verzichten
- auf etwas. Der Genetiv ist hier nicht besonders ausgedrückt. — 2 vgl.
- Nib. 39, 1 der herre hiez ithen Stfrit den jungen man lant unde bürge,
- als er het e getan. — 4 biderbe adj., bieder, vortrefflich.
- 190, 1 lehenltch adj., zum Lehen gehörig. — gestraht part. von strecken, dar-
- reichen : der Lehnsherr nahm die Hände des Lehnmanns zwischen
- die seinen. — ir maniges hant, die Hand von manchem unter ihnen.
- — 3 nähen unde verren sind als adj. zufassen. — 4 noch, noch heute:
- könnte noch heute den Armen nichts schaden.
- 42 IV. AVENTIÜRE,
- 191 Ze hove wäreu frouwen, die mit im in daz lant . ^ J
- wären dar gefüeret. nach der einer wart gesant,? '"^ /^
- die hiez man zuo froim Hilden für den künic gän. '^
- diu was von Iserlande und was ze wünsche wol getan.
- 192 Ir gerte ein junger fürste; der hete sie gesehen
- hi der küniginne. des mohte er wol verjehen, Ä^v^f*-^
- daz siu von allem rehte solde tragen kröne. ^^"^
- siu was gespil froun Hilden : sit wart ir ein richez lant
- ■^ijAv. ' ze lone.
- 193 Do schieden sich die geste, der künic und sine man.
- die edelen juncfrouwen füorte man dan
- gegen Norwsege in des fürsten riche. ' . .
- nach ir grozer leide so stuont ir dinc vil genendicliche. '
- ^^_^ 194 1)6 begunde rihten her Hägene in Irlant. cLKj^yjtX. h\jjL
- 1^^'' swaz er ünbiUiches an den liuten vant, ^ . ■ ' j ^^^^
- n Vjy^ des muosten sie engelden von im harte sere. X^t^
- -^ ^ f inner einem iäre enthoubet' er ir ahzic oder mere. , '
- -^"^ ' .- »?^
- ^ 195 Sit schuof er herverte in siner vinde lant. J^--^<^^^^^_^
- ^^ '<;, .durch die armen füeren wolt' er deheinen brant. ^\
- o./t'**^. '■ ■ Swä ir mit übermüete deheiner wart erfunden, 'r^^^^j^
- ^ f^jüt ^" den brach er die bürge und räch sich mit den tiefen
- ' verchwünden. ■^^^cv ;^ , x^*^
- 191, 2 nach der einer, nach einer von denen; es waren noch zwei. — 4 se
- wünsche, nach Wunsch, wie man nur wünschen konnte. — wol getan,
- wohlgebildet, schön, wie altfranz. bien faxt.
- 192, 1 gerte, begehrte zum Weibe. — 3 von allem rehte, mit vollem Bechte.
- — 4 gespil swf., Gespielin, Freundin.
- 193, 1 schieden sich, trennten sich voneinander. — 4 stuont ir dinc, stand,
- verhielt sich ihre Angelegenheit, ihre Sache, ihr Schicksal. Gewöhn-
- lich steht noch ein Dativ dabei, hier ir , das nach dinc ausgefallen
- sein kann. — genendicliche, hoffnungsvoll.
- 194, 2 unhillich adj., von dem nur in Zusammensetzungen vorkommenden
- bil, das Kechte, Geziemende, cequum. — 3 engelden stv., mit gen.,
- Schaden , Nachteil haben von etwas , für etwas bestraft werden ; von
- im, durch ihn. — 4 inner, innerhalb, mit dem Dativ. — enthoubeten
- 8WV., enthaupten: hier pra;t. statt enthoubette.
- 195, 1 hercart, pl. herverte, Heerzug, feindliches Einfallen in ein anderes
- Gebiet. — 2 um der Armen willen vermied er das sonst dabei übliche
- Brennen. — füeren, mit sich führen, im Gefolge haben. — 3 über-
- müete stf., soviel wie übermuot. — deheiner, irgendeiner. — 4 den, mit
- Bezug auf ir. — verchwunde swf., Wunde, die ans Leben geht, töd-
- liche Wunde.
- WIE HAGENE ENPHANaEN WART VON VATER ü. VON MUOTER. 43
- 196 Swä er kern ze strite, er was ein ritter guot. j /
- den hocliverten helden swachet' er den muot A^-^---'^-^^ >A*jg-^.
- mit siner vorgetsene, nälien unde verre,
- er Välant aller künige: daz molite sinen vinden wol ß-^-«^»s-jc
- gewerren.
- nL
- 197 Der helt lebete schone; fro was er genuoc.
- von Indiä diu frouwe bi dem recken truoc tu-*/v^^-4>^
- eine tohter schoene. sit wart diu genennet
- nach ir muoter Hilde; da von man diu maere wol ^
- erkennet.
- 198 Do hiez der wilde Hagene ziehen so daz kint, ^^^y^^^^^
- ez beschein diu sunne seiden, noch daz ez der wint
- _iAjuw vil lützel an geruorte. sin hupten edele frouwen. ^J^Kbi
- sam täten sine mäge, den er beste möhte getrouwen. ;
- 199 Inner zwelf jären diu herliche meit
- wart unmäzen schoene. verre ez wart geseit.
- edele fürsten riche die begunden sinnen,
- wie sie wolden werben nach des wilden Hagenen tohter
- minnen. ^Co*
- 200 Der selben fürsten einer bi Tenemarke saz »t^^-Mioiyv/^
- ze Wäleis in dem lande. do er gehorte daz,
- daz siu so schoene wsere, do rang er nach ir sere. .«Xv-r>»^
- daz versmähte Hagenen; er jach, er nseme im beide »j-^
- ^^ lip und ere.
- 196, 2 hochverte adj., übermüthig. — swachen swv., schwach machen, beu-
- gen. — 3 vorgetcene stf., zweifelhaftes ,' sonst nicht vorkommendes
- Wort, getaene heißt Beschaffenheit, Gestalt ; vorgetcene vielleicht Vor-
- bild, mit seinem Beispiel, das er durch seine Tapferkeit gab (etwa
- vogette?).
- 197, 2 öl, an der Seite des Recken. — recke ^wm. , ursprünglich ein Ver-
- bannter, dann jeder Kriegsdienste suchende wandernde Held über-
- haupt; ein Wort, das fast ausschließlich den Dichtungen der deut-
- schen Heldensage angehört.
- 198, 2 im ersten Teile fehlt das dem so entsprechende daz und ist mit
- direkter Konstruktion vertauscht. — 3 geruorte prset. von gerüeren,
- rühren. — huoten prset. von hüeten , statt huotten , mit gen., be-
- wachen.
- 199, 2 verre, weithin. — 3 sinnen, danach trachten; vgl. Nib. 27, 3 C rfo
- begunde er sinnen werben schoeniu wtp. Statt des Infinitivs werben
- steht hier ein Satz mit wie. — 4 minnen dat. pl.
- 200, 2 gehorte, ein verstärktes horte. — 3 rang stv. von ringen, trachten,
- mit Anstrengung nach etwas streben. — ^ er jach, er sagte, be-
- hauptete.
- 44 IV. AVENTIURE, WIE HAGENE ENPHANGEN WAKT U. S. W.
- -201 Swaz man ie boten sande nach der megede guot,
- »-^^^' die liiez her Hagene vliesen durch sinen übermuot. ^
- ^X^^ er wolde s' geben deheinem der swacher danne 6r wsere. ^
- do hört' man allenthalben sagen von dem fürsten daz,
- maere.
- 202 Boten hiez er haben wol zweinzic oder mer
- , j^ {^'^ (die'z niht gerochen mohten, den was ez herzen s^r),
- ^ alle die man sande nach siner tohter hgre. -i i -•- - -/
- genuoge, den man'z sagete, die gerten ir ze wibe
- f' ''"■ nimmer mere.
- ^
- (M^-*^^
- 203 Noch beleip ez angeworben von guoten recken niht.
- ^ hat ir einer übermuot, also man des gibt,
- da bi man vindet einen, der dunket sich sam here.
- von ir hohen minne huop sich siner sorgen desto mere.
- 201, 1 Swaz boten; boten ist gen. pl. — yuot, nachgesetztes Beiwort zu
- maget. — 2 vltesen=verliesen, verderben, töten. — 3 wolde s'=wolde si.
- — swacher compar. , geringer an Macht, niedriger. — danne, nach
- compar., als.
- 202, 1 hähen stv., aufhängen. — 2 gerechen stv., rächen. Denen war es ein
- zu Herzen gehender Schmerz. Die Heiligkeit des Botenamtes zu ver-
- letzen galt im Mittelalter für ein schweres Verbrechen. — 4 genuoge
- adj., viele.
- 203, 1 Die Werbung von Seiten guter Helden unterblieb darum noch nicht.
- — 2. 3 enthalten, wenn auch nicht wörtlich wiedergegeben, ein Sprich-
- wort. Vgl. unser: Ein Narr macht zehn; oder Freidank 84, 6. —
- giht, sagt, 3. pers. von jehen. — 3 da bt, daneben. — 4 siner, Hagens..
- v^
- V, AVENTIUBE, WIE WATE ZE lELANDE FüOß. 45
- V. AVENTIURE,
- WIE WATE ZE IKLANDE FUOE.
- König Hetel von Hegelingen, der von Hildens Schönheit vernommen,
- beauftragt zwei seiner Recken, Horant und Frute von Dänemark, sie ihm
- zu werben. Sie erklären, Waten von Sturmland als den Dritten mit-
- nehmen zu müssen. Wate wird herbeigeholt und sagt seine Teilnahme
- zu. Ein Schiff wird ausgerüstet und siebenhundert streitbare Männer
- darin verborgen; die drei Helden wollen sich für Kaufleute ausgeben, die
- von Hetel vertrieben seien. In Irland angelangt, bitten sie Hagen um
- Geleit und Frieden und beschenken den König reichlich. In herrlichen
- Gewändern kommen sie an den Hof und erregen, vor allen Wate, die Auf-
- merksamkeit der Frauen. Beim ritterlichen Kampfe fragt Hagen Waten,
- ob in seiner Heimat auch so gekämpft werde? Wate verstellt sich und
- antwortet lachend, er habe es nie gesehen, wolle es aber gerne lernen.
- Dem Lehrmeister und Hagen gegenüber entwickelt Wate seine Fechtkunst
- und gesteht dann, er habe den König nur versuchen wollen.
- ^
- 204 Ein helt der was erwahsen da in Tenelant. }^.^^jjx
- ze Sturme in einer maj-ke, daz ist wol erkant, ^-i>^--^jj^
- da säzen sine mäge •, die zugen in nach eren. ^x..-*^ ^ L>^^ -
- ^■"""^ ime diende oucli Ortlant; ja was er vil gewaldic ^^•'-"^^-^^
- 205 Einer siner mäge, "Wate was er genant,
- der hete von dem degene bürge unde lant.
- durch daz er was sin künne , er zoch in vliziclichen. c • ^ -,
- er lerte in alle tugende ; er liez in üz der huote niht
- entwichen. ^ ^Uk ^^^^
- 206 Ze Tenemarke herre was Waten swester kint, ^^^t
- U Horant der biderbe. der verdiende sint : a >,.,-/
- ^ ^ an Hetelen dem künige, daz er im der kröne
- 1 wol ze tragene gunde; er gäp sie dem helde ze lone.
- 204, 1 erwahsen stv., aufwachsen; unter dem Helden ist Hetel gemeint. —
- 2 marke stf., Grenze, Grenzland. — erkant, bekannt. — 3 nach eren,
- der Ehre gemäß.
- 205, 2 hete, nämlich zu Lehen. — 3 durch daz, aus dem Grunde weil. —
- künne stn., sonst Geschlecht, hier Verwandter. — er zoch, Wate erzog.
- 206, 1 srcester kint, auch swesterkint , Kind der Schwester. — 3 der kröne,
- abhängig von gunde; wörtlich: gönnte ihm die Krone, (sie) zu tra-
- gen. — 4 ya}), schenkte; vorher hatte er sie nur zu Lehen. Dem
- Dichter mochte das Verhältnis Böhmens zum Eeiche vorschweben;
- vgl. German. 17, 68.
- 46 V. AVENTIURE,
- 207 Hetele der riche ze Hegelingen saz
- bi Ortlande nähen, ich wil in sagen daz;
- dar inne het er bürge wol ahzic oder mere.
- C ft>M \»' . die der phlegen solden, die dienden ime tegelich mit er^n.
- 208 Er was ze Friesen herre, wazzer imde lant;
- Dietmers iinde Wäleis was in siner hant.
- ^^^.J..' Hetele der was riche und hete vil der mäge
- \ er was ouch errimme küene: flip.tf srhnni
- 44^
- er was ouch grimme küene; dicke schuof er sinen
- vinden läge. , ..■Jj-u--'
- 209 Hetele was ein weise; da von so wart im not,
- ß »-"^ y^4^^ ob er ein wip hete. im wären beide tot
- ^' '■ Vater und ouch muoter, die im diu laut da liezen.
- sus het er vil der friunde; bi den muos' in ze lebene
- " verdriezen.
- 0-^
- ^^^^^^ 210 Do rieten im die besten, er solde minne phlegen,-
- ^ , . diu im ze mäze koeme. do sprach der junge degen:
- «ich enweiz deheine, diu zen Hegelingen
- mit eren wsere frouwe, noch die man mir ze huse
- ^■'■' möhte bringen.»
- 211 Do sprach von Niflande Morünc der junge man:
- «ich weiz ein also edele, als ich vernomen hän,
- daz deheiniu lebt so schoene ninder üf der erde.
- •^ y wir suln daz ahten gerne, daz siu iu z'einer triutinne
- l, ^' werde.»
- ^^
- 212 Er fragte wer siu wsere oder wie siu si genant,
- er sprach: «siu heizet Hilde und ist üz Irlant.
- 207, 4 diejenigen, denen die Aufsicht über die Städte und Burgen an-
- empfohlen war, waren seine Dienstmannen.
- 208, 1 wazzer unde lant steht außer der eigentlichen Konstruktion, und ge-
- hört nur als erklärende Apposition zu Friesen. Gemeint ist : sowohl
- das Festland als die Inseln im Meere. Ähnlich bei Walther Liupolt
- zwir ein fürste, Stire und Osterriche 119, 5; vgl. 117, 4. — 2 in atner
- hant, in seiner Macht. — 4 yrimme adv., zu küene gehörig, in schreck-
- licher Weise, sehr kühn. — läge (zu ligen) stf., Hinterhalt, Nach-
- stellung; gleichbedeutend und gleichgebildet wie säze (von sitzen).
- 209, 1 weise swm., Waise. — da von, aus dem Grunde. — 2 06 hier soviel
- wie ein leichteres daz. — 3 liezen, nachließen, zurückließen. — 4 »iis
- adv., sonst im übrigen. — friunde sind hier Verwandte.
- 210, 1 die besten, die Vornehmsten. — minne phlegen, sich verheiraten,
- ein Weib nehmen. — 2 ze mäze kceme, angemessen, passend wäre. —
- 4 frouwe swf. , Herrin.
- 211, 2 alt ich vernomen hän gehört dem Sinne nach in den abhängigen
- Satz mit daz. — 4 ahten swv., streben, zu erreichen suchen.
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 47
- ir vater heizet Hagene und ist daz Geren künne// '^' ' ** /^
- ^( kumt siu her ze lande, so hast du immer freude unde
- wünne.»
- 213 Do sprach der fürste Hetele: «nu ist mir doch geseit,
- swer werbe nach ir minne, ez si ir vater leit; t ^--^
- dar umbe si erstorben vil manic edel man.
- deheinem minem friunde ich des todes niht engan.»
- •214 Do sprach aber Morunc: «so sende in sin laut.
- >.../'' heiz Horanden bringen; dem ist wol erkant
- alle sit^ Hagenen hat er wol gesehen,
- äne sine helfe künde ez nimmer geschehen.»
- 215 Er sprach: «ich wil dir volgen, nu siu so schoene si. y>
- da man sie sol gewinnen, da muost du wesen bi, '^ (m^^
- wan ich dir alles guotes von schulden wol getrouwe. «p^^«—
- du hast es frum und ere, wirdeT'siu ze Hegelingen
- frouwe.»
- 216 Do hiez er boten riten hin ze Tenelant,
- da man Horanden sinen neven vant.
- i er enbot dem recken, daz er in sehen solde
- « inner tagen sibenen, ob er'm deheinen dienest leisten
- wolde.
- 217 Do die boten komen und daz er die vernamj^
- getriuwelicher dienste was er im so zam, •'- ""
- daz er leiste gerne swaz er im gebot.
- des gewän er sider arebeit unde grdezliche not.
- 212, ,3 daz Geren künne, das Geschlecht, der Nachkomme von Ger.
- 213, 4 engan 1. pers. prses. von gunnen, gönnen, mit der Negation en.
- 214, 1 so schicke doch wenigstens in sein Land, mache den Versuch. — •
- 2 zu dem Singular ist gehört der Plural alle site, wie oft, namentlich
- wenn das Verbum vorausgeht; alle site ist aber zugleich Objekt von
- gesehen. — 4 äne. praep. , ohne.
- 215, 1 nu, da, weil, hier mit dem Konjunktiv. — 3 ich traue dir alles Gute
- zu. — 4 frum stf., Nutzen. — wirdet 3. pers. prses., die ursprüngliche
- Form von wirf. — frouwe , Herrin , Gebieterin.
- 216, 2 neve swm., hat einen weitern Sinn als das heutige Neffe; es be-
- zeichnet auch den Oheim, überhaupt jeden nähern Verwandten. — •
- 3 sehen stv., besuchen. — 4 er'm=er im: wenn er ihm einen Gefallen
- thun wollte.
- -17, 2 zam adj., unterthan, gehorsam; der Genetiv dienste bezeichnet das,
- woran sich der Gehorsam äußert. — 3 leisten swv. , vollziehen, er-
- füllen. — 4 ö'rce^iicA adj., groß, gewaltig.
- 48 V. AVENTIUEB,
- 218 Er reit ze hove schiere mit sehzic siner man.
- dö der helt da heime ürloup genam, '(<'■- ' ' ' ' •
- do gähte er deste vaster, daz er diu maere erfunde," '
- wä.mite er dem degene wol nach ^ren gedienen künde.
- 219 An dem sibenden morgen kom er in daz lant.
- er und sin gesellen truogen guot gewant.
- der künic hin engegene gie den recken guoten.
- do sach er bi dem degene von Tenemärke den küenen
- Fruoten.
- 220 Im was ein liebez msere daz sie wären komen.
- der künic sach sie gerne; da von im was benomen
- ein teil siner sorgen, die'r het in sinem muote.
- do sprach er lächende: «nu wis willekomen, neve
- Fruote.w
- 221 Do gienc für den herren Fruote und Horant.
- er fragte wie ez stüende da heime in Tenelant.
- i^j do sageten sie im beide : «wir haben in kürzen stunden
- in den herten stürmen geslagen vil der schedelichen
- wunden.» U^.jJ.^ '•■^^j
- 222 Er fragte wä sie wseren durch vehten hin geriten. "^ yp
- «da ze Portegäle haben wir gestriten. ^>l^~-ü^
- la-^'-^^ des wolde uns niht erläzen der edele künic riche,
- er enschadete uns sere in der marke aller tegeliche.»
- 223 Do sprach der junge Hetele: «nu lät et hine gän.
- ja wsene ich Wate der aide der welle niht enlän .
- 218, 1 reit prset. von rtten. — 2 urloup stn., die Erlaubnis fortzugehen, zu
- reisen. — genam, verstärktes nam, genommen hatte. — 3 vaster compar.
- von vaste adv. , eifrig.
- 219, 1 kom praet., pl. kamen, conj. kaeme; in der Kudrun herrschen die For-
- men mit 0, 6, nicht mit a, ä. — 2 sin für stne. — 4 von Tenemärke
- gehört zu Fruoten.
- 220, 2 da von, durch ihr Kommen. — 3 die'r für die er. — 4 willekomen
- adj., nach WiUen, erwünscht gekommen.
- 221, 1 gän für einen, vor jemand hintreten. — 2 er, Hetel. — 3 vor kurzer
- Zeit. — 4 schedelich adj., Schaden, Verderben bringend.
- 222, 1 durch vehten, um zu fechten. — 3 erläzen mit Acc. der Person, Gen.
- der Sache, jemand eines Dinges überheben, es ihm erlasäen. Es
- folgt ein Satz mit en und dem Konjunktiv, der durch des angedeu-
- tet ist.
- 223, 1 et, nur; laßt es nur hingehen, es schadet nicht viel; mit Rücksicht
- auf Wate, der die Mark hütete. — 2 län, loslassen, preisgeben. —
- WIE WATE ZE lELANDE FUOR. 49
- die marke da ze Stürmen, da er da sitzet inne.
- danc hab' er des immer, der im eine biirc an gewinne.»
- 224 Die beide giengen sitzen in einen palas wit.
- i mit tumplichen witzen begunden reden sit '"-'
- ^" von edeler frouwen minnen Horant unde Fruote.
- der künic horte ez gerne; dar umbe gäp er in miete ^^
- guote.
- 225 Hetele Horänden biten dö began:
- ^\ «ist dir daz msere künde, du solt mich wizzen län,
- wie stet ez umb' froun Hilden, die jungen küniginne?
- \ , der wolde ich minen dienest unde mine botschaft hei- ^l/U-^^^^.
- ' zen bringen.» ^""^^-«
- 226 Dö sprach der degen küene: «eist mir vil wol erkant. «- ^ "^
- maget also schoene ich mere nie bevant, - »->-^K>f^ >eju<_-xx-H. .
- als von irlande Hilde diu riebe,
- des wilden Hagenen tohter; ja stüende ir ein kröne
- lobeliche.»
- 227 Hetele dö fragte: «möhte daz gesin, ^
- daz mir ir vater gsebe daz schoene magedin?
- und diuhte ich in so biderbe, so wolde ich sie minnen,
- und wolde im immer Ionen, der mir die maget hülfe
- gewinnen.» 'u<- /^Ji^ s
- 228 «Daz mac sich niht gefüegen», sprach Horant. /^-?^«^/-y
- ^^r «ze boten ritet niemen in daz Hagenen lant.^
- des wil ich mich selbe nimmer vergäben. ■'' "^ ii-ju-xJ-
- den man dar gesendet, den heizet man da slahen oder
- hä hen.»
- 223, 3 da er da, das erste da mit inne zu verbinden, das zweite verstär-
- kend. — 4 danc habe, gepriesen sei. — er, derjenige; für seine große
- Bitterlichkeit, Tapferkeit. — an yewinnen, einem etwas, jemand etwas
- abgewinnen.
- 224, 2 tumpllch adj., jugendlich. — witze stf., Klugheit, Erfahrung. —
- 4 miete st., Lohn, Bezahlung; auch Bestechung.
- 225, 3 umb', verkürzt aus umbe; auch um. — 4 bringen swv., überbringen.
- 226, 1 eist, kontrahiert aus ez ist. — 2 maget also schoene, eine so schöne
- Jungfrau. — 6eran^, lernte kennen. — 3 zu ergänzen ist.
- 227, 1 gesln, verstärktes stn, sein, geschehen. — 4 im, demjenigen. — hülfe
- conj. praet. von helfen.
- 22S, 1 sich gefüegen swv., bewerkstelligt werden. — i ze boten, als Bote. —
- 3 sich vergalten swv., zu sehr eilen, sich übereilen: des, darin.
- V.
- X/^Tf
- 50 V. AVENTIURE,
- 229 D6 sprach aber Hetele: «mir'st nie nach ir so not,
- hähet er mir einen, dar umbe enmüeze tot
- geiigen Hagene selbe, der künic von Irriche.
- . er ist nie so frevele, im kome sin grimmer muot vil
- " schedeliche. '
- 230 Do sprach der degen Fruote: «wolde Wate sin
- gegen Irlande wan der böte din,
- so möhte uns wol gelingen und brsehten dir die frouwen;
- oder uns wurden wunden üf daz herze aldurch den lip
- ^ ; gehouwen.«
- 231 Hetele der herre sprach: «da wil ich hin ^^^^^t j
- senden zuo den Stürmen. an' angest ich des bin, xi-a
- Wate rite gerne swar ich im gebiute.
- heizet mir von Friesen kömen Irolde und sine liute.»
- » 232 Die boten riten gähes ze Stürmen in daz laut,
- ^^"^^ da man Waten den küenen bi sinen beiden vant.
- man saget' im von dem künige, daz er im komen solde.
- \ , Waten hete wunder, waz sin der künic von Hegelingen
- wolde. i,.., ,v, ^ s 'v . ...
- 233 Er fragte, ob er füeren solde mit im dan
- jX Tv>^ heim öder brünne und iemen siner man.
- \ der boten sprach do einer: «des'n horte wir niht,
- daz er bedörfte iht recken, wan daz er iuch gerne siht.»
- 229, 1—3 mir"st=mir ist, mir ist nie, kann nie so noth nach ihr sein, ich
- kann kein solches Verlangen nach ihr fühlen, daß nicht, wenn Hagen
- mir einen hängt, er selbst tot bleiben müsse. — 4 dieselbe Aus-
- drucksweise wie in 1—3. — frevele, kühn. — kome für enkome. — kome
- schedeltche, komme zu Schaden.
- 230, 2 gegen ist mit böte zu verbinden. — wan, nur, im Wunschsätze. —
- 3 und brcehten, und wir brächten. — 4 tvurden conj. — üf daz herze,
- bis ins Herz hinein. — aldurch, gänzlich durch.
- 231, 1 da ist nicht mit hin zu verbinden , sondern leitet die Bede begrün-
- dend ein: da sich das so verhält, so. — 3 rUe statt enrtte, nach dem
- negativen Satze: daß Wate nicht gerne reite, —swar, wohin auch. —
- gebiute 1. pers. prses. von gebieten; zu ergänzen der Infinitiv riten. —
- 4. Irolde, Nebenform des Accusativs neben der gewöhnlichen in en.
- 232, 1 gähes adv. gen., eilig. — 3 von dem künige, von Seiten des Königs. —
- im komen , zu ihm kommen. — 4 hete wunder mit Acc. der Person
- (Waten), wunderte, nahm Wunder. — sin, von ihm.
- 233, 2 brünne stf., Panzer aus Platten zur Bedeckung der Brust. — iemen,
- jemand; mit gen. — 3 des'n=des en. — hurte=h6rten ; bei nachfolgen-
- dem wir wird das n oft abgeworfen. — 4 iht recken, etwas von Recken,
- irgendwelche Recken.
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 51
- 234 Wate wolde dannen. sine huote er lie > -^^
- dem lande und den bürgen. do er ze rosse gie,ts>^^>'3^^j\ijL (Ji>^
- do volgte im niemen mere wan zwelve siner matt;
- Wate der vil küene ze liove gäben began. -L».>J^
- /
- 235 Er kom ze Hegelingen. dö der degen reit
- hin ze Kampatille, daz was nibt ze leit
- Hetelen dem degene: er begünde zuo im gäben. ,^ j
- er gedäbte wie er Waten sinen alden friu|it sölde en-^^^
- --^ ' pbäben. jl^>-/q i/ö^-^Mt '
- ^.
- /
- 236Er'gruozte in williclicbe. der ftirste lüte spracb:
- «ber Wate, nu sit willekomen; daz icb iucb nibt ensacb,
- des ist nu lange zite, daz wir ensamet säzen ^
- da wir uns urliuges üf unser widerwinjuenj^ermäzen.» /'U.«u«_t.
- 237 Wate im äntwürte: «ensamet solden wesen
- gerne guote friunde; so möbten sie genesen jt-^'^^tytu^
- vor ir starken vinden immer deste baz.»
- er vieng in bi der bende und tet vil güetlicben daz. ,
- 238 Sie giengen beide sitzen und ander niemen mer.
- der künic der was riebe; Wate der was ber i^jt^^,^: >v»^j^^^
- und oucb übermüete ze allen sinen dingen. N
- Hetele bete gedanke, wie er in ze Ifrlande solde brin gen -^v.jrAN
- 239 Dö spracb der junge recke: (dcb bän näcb dir gesant.
- boten icb bedörfte in des wilden Hagenen lant.
- 234, huote stf., Bewachung, Schutz. — 2 ze rosse gie , zu Pferde stieg. —
- 4 ze hove, an den Hof; gemeint ist damit der Hof des Landesherm,
- dessen Wohnsitz und Hauptstadt.
- 235, 2 niht ze leit, sehr gewöhnliche leicht ironische Umschreibung für:
- sehr lieb.
- 236, 1 Er ist der König; denn dieser grüßt zuerst den Ankommenden: so
- erheischte es die Sitte. — 2 iuch acc, euch. — 3 des , seit dem. —
- lange zite pl. — daz hängt ebenso wie das erste daz von des ist ab. —
- ensamet, beisammen. — 4 urliuge stn. , ursprünglich Schicksal, dann
- Krieg. — widerwinne swm., der entgegenkämpfende Feind, Gegner. — •
- vermäzen prset. pl. von vermezzen, sich mit dem Genetiv, sich etwas
- vornehmen, kühn zu etwas entschlossen sein.
- 237, 4 vieng prset. von vähen, nahm, ergriff. — güetlichen adv. , in guter,
- freundlicher Gesinnung, "Weise.
- 238, 1 ander {==anderr, gen. pl.) niemen, niemand anders, kein anderer. —
- 3 übermüete adj., übermütig, stolzen Sinnes. — ze allen sinen dingen,
- in Bezug auf alle seine Angelegenheiten. — 4 hete gedanke, dachte
- hin und her. gedanc stm.
- 239, 1 han die gewöhnliche Form der 1. Person prses. , aus haben con-
- — trahiert. — j
- 4*
- 52 V. ÄVENTIURE,
- nü enweiz ich niemen, der mir dar bezzer wsere,
- dann ir, Wate, lieber friimt: ir sit zer boteschaft vil
- redebsere.»
- ' '■' >" /
- 240 Do sprach Wate der aide: «swaz ich werben sol
- iu ze liebe und z'eren, daz tuon ich gerne und wol.
- des sult ir mir getrouwen, ich bringe ez an ein ende
- ^JoA^ nach iuwerme willen, ez ensi daz mich's der tot er-
- wende.»
- 241 Hetele sprach: «mir rätent al die friunde min,
- ob mir geben welle die schcenen tohter sin
- Hagene der starke, daz siu ein kiiniginne
- werde in minem lande. dar nach Stent vil hohe mine
- sinne.» • ' '
- • A
- 242 Wate sprach mit zorne: «swer dir daz hat geseit,
- ob ich hiute stürbe, daz wsere im niht ze leit.
- ja hat dich ander niemen gerei^et des gedingen, - •'
- wan Fruote üz Tenemarke, daz ich dir die schcenen
- Hilden bringe.
- H
- 243 Ez ist in solher huote diu minnecliche meit. , ^
- Horant unde Fruote, die ditze hänt geseit, '^^'1'^^^,
- daz siu si so schcene, ich wil e niht erwinden, ' / j-^
- du solt mich und sie beide in dinem dienst genendic-
- lichen vinden.»
- 244 Er wolde nach in beiden senden an der stuut. ic^Va^
- jL»"'^*mere siner friunde tete man ez kimt, ^
- \\f^
- 239, 3 bezzer, geeigneter, tauglicher; dar, um dorthin Bote zu sein. —
- 4 redebaere adj., redekundig, oder im AUgemeinen tüchtig, geschickt.
- 240, 1 werben stv., ausrichten, namentlich als Bote. — 2 wol, mit Recht. —
- 3. 4 vgl. Nib. 2370, 3 du hast iz nach dtm willen z'einem ende bräht. —
- 4 iuwerme dat. masc. von iuioer, euer, statt iuwereme, iuwerem.
- 241, 3 daz hängt von rätent ab, daß ich sie hier zur Königin mache. —
- 4 dar nach stent, darauf sind gerichtet. — vil hohe, gar sehr.
- 242, 2 Mute, an diesem Tage, heute. — stürbe praet. conj. von sterben. —
- 3 reizen awv., antreiben, mit Acc. der Person und Gen. der Sache.
- 243, 1 in solher huote; ein Satz mit daz ist leicht zu ergänzen. — 2 — 4 wie-
- derum eine grammatisch etwas lose Konstruktion. — 3 nach erwinden
- erwartet man einen abhängigen Satz, -mii e daz, unze , oder einen
- mit en und dem Konjunktiv, statt dessen ein direkter: du solt. —
- 4 yfinendiclichen adv. , muthig, entschlossen; von genenden swv. , ent-
- schlossen sein.
- 244, 1 an der stunt , im Augenblicke, sogleich. — 2 mere , mehreren. —
- I
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 53
- daz sie ze liove solden für den künic here.
- heimli'cher spräche lieteu sie dar umbe keine mere.
- 245 Wate der vil küene, do er Horanden sacli
- und euch von Tenen Fruoten, wie schiere er do sprach !
- «göt lone iu helden beiden, daz ir der minen ere
- und miner hovereise under wilen muotet also sere. ^^^^ ^u
- , '- ' r ~^' ■
- 246 Ja Sit ir's vil gencete daz ich böte bin.
- nu müezet ir ouch beide mit samet mir da hin: tjj^- ^^
- so sul wir dem künige dienen wol nach hulden.""" ,„ , ^ L^ L
- der mins gemaches väret, der sol die selben väre mit
- mir dulden.» ^-"Nji,
- 247 Do sprach der Tene Horant: «ich wil dar gerne varn.
- ob mich's der künic erlieze, s6 wolde ich niht bewarn, ^*^^^
- i'ne wolde haben arebeit da ich schcene frouwen ssehe, ^/, ,
- daz mir und minem künne etlichiu freude von in ge-
- schsehe.»
- 248 «Wir suln», sprach her Fruote, «siben hundert man
- die reise mit uns füeren. her Hagene niemen gan /jA*-*^-
- deheiner voller ere ; er dunket sich vermezzen. / " » - •
- ob er uns wsenet twingen, so muoz er siner hochvart
- gar vergezzen.
- 249 Her künic, ir sult heizen bereiten üf die fluot
- ein schif von ciperboumen veste unde guot.
- r
- 244, 3 solden, kommen sollten. — 4 spräche stf., Unterredung, Besprechung.
- Der Genetiv hängt von keine mere ab.
- 245, 4 hovereise stf., Keise an den Hof. — under wilen, manchmal; das
- Ganze ist ironisch gemeint.
- 246, 1 gencete adj., eifrig bemüht; die Sache im Genetiv ('e«J. — 2 mit samet,
- eigentlich ein Pleonasmus, denn samet heißt schon mit. — 3 sul für
- suln; vgl. zu 233, 3. —nach huhlen, sodaß wir seine Huld gewinnen. —
- 4 gemach stm. oder stn., Kühe. — vären swv., nachstellen, mit Genetiv.
- — väre stf., Nachstellung, Gefahr.
- 247, 2 öewarn swv. , vermeiden, unterlassen; mit einem beschränkenden
- Satze mit ne statt des nhd. Infinitivs mit zu. — 4 etlichiu fem., irgend-
- welche, einige.
- 248, ^die reise acc. , auf der Keise, während der Keise. — 3 vermezzen,
- eigentlich part. von vermizze, kühn, mutig, ohne den tadelnden
- Nebensinn des Nhd. — 4 twingen stv., zwingen. — hochvart stf., hoch-
- strebender Sinn , Hoffart. "Wenn er Gewalt braucht , so werden wir
- ea^dahin bringen, daß er seinen stolzen Sinn fahren läßt.
- 249, 1 üf die fluot, um auf die Flut zu gehen. — 2 ciperhoum stm. , Cy-
- pressenbaum. Diese galten zu Bauten für sehr geeignet. —
- 54 V. AVENTIÜRE
- daz iuwer ingesinde müge wol getragen.
- von silberwizen spangen suln siule werden geslagen. fjt^sj^
- 250 Und werbet umbe spise, die man haben sol.
- heizet wurken helme vliziclichen wol
- und halsperge veste, die wir füeren hinnen.
- ^'^ des wilden Hagenen tohter muge wir deste baz also
- gewinnen.
- 251 Ja sol min neve Horant, der ist ein wiser man,
- r^ sten in siner krame, des ich im wöl gän,
- Cw^*^ öuschen unde bouge verköufen den frouwen, \rv/«^-^^
- \ golt und edel gesteine: so sol man uns deste baz ge-
- trouwen.
- Ifjju w 252 Wir suln füeren veile wäfen unde wät. cLM^y\
- W "^ Sit ez umb' Hagenen tohter so angestlichen stat, «-«^-»^^
- ' daz si niemen mac erwerben, er'n müeze umb' sie strlten, '
- nu kiese Wate selbe, weihe er mite welle heizen
- riten.»
- 253 Do sprach Wate der aide: «ich kan niht koufes phlegen:
- jj_f Diiö habe ist vil seiden müezic her gelegen. (- - ,
- ich teilde s' ie mit beiden, daz ist noch min gedinge. '^''
- ich bin niht so gefüege, daz ich kleinät schoenen frouwen
- iJ^^
- bringe.
- 254 Sit ez min neve Horant üf mich geraten hat,
- er weiz in guoter mäze, wie'z umbe Hagenen stät;
- 249, 4 siule, sing, sul stf., Säule, hier siad wohl die Mastbäume gemeint.
- 250, 1 werbet umbe, gebt euch Mühe, bemüht euch um. — 2 heim stm., von
- dem Verbum heln, bergen, schützen. — 3 halsberc stm., die den Hals
- schützende Rüstung, Panzerhemd, das aber den größten Teil des
- Leibes bedeckte. — 4 also, auf solche "Weise.
- a-il, 2 krame stf., Kramladen. — 3 nusche swf., Spange. — bouge pl. von
- bouc stm. (vom stv. biegen), gewundener Armring.
- 252, 1 veile adj., verkäuflich; füeren veile, zum Verkauf mit uns führen. —
- 2 angestlichen adv., Angst bringend, gefährlich. — 4 kiesen stv., wäh-
- len. — weihe acc. pl. von welch. — mite adv., mit.
- 253, 1 koufes phlegen, mit Kaufen umgehen. — 2 her, bisher. Ich häufte
- meinen Besitz nicht ruhig auf, wie ein Kaufmann. — 3 ie, immer. —
- Das ist noch jetzt mein Denken, meine Lust. — 4 gefüege adj., ge-
- schickt, gewandt. — kleinät stn., zierliches Geschenk.
- 254, 1 üf mich geraten, mit seinem Eate auf mich abgesehen, seinen Rat
- gegen mich gerichtet hat. Der eigentliche Nachsatz fehlt; er ist aber
- leicht zu ergänzen: so soll er das von mir Abgelehnte thun. — 2 in
- guoter mäze, im Sinne von: sehr gut. —
- C WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. :Ö5
- „ '...^
- der genozet sich mit Sterke sehs und zweinzic mannen.
- X gefreischet er daz werben, so komen wir härte sorc-
- "^ r ^ ^v liehe dannen.
- 255 Her künic, heizet gähen; decken man uns sol
- unser schif mit dillen. ja muoz ez unden vol ^■^'
- wesen guoter recken, die uns helfen striten,
- ob uns der wilde Hagene niht mit gemache welle läzen «^ />*<<<_
- riten.
- 256 Der suln wol hundert degene stri'tlich gewant '^'^^'^'f^^^^rhl ^^
- mit uns hinnen füeren gegen Irlant; "^
- so sol min neve Horant mit zwei hundert mannen
- wesen in der krame; so koment zuo im schcene frouwen
- danne.
- 257 Dar zuo sol man wurken guoter kocken dri,
- die ros unde spise uns nähen tragen bi, ^-i^rxj.. >^.«.^^^ ' .« •
- daz uns in einem järe der si unzerunnen. i^^ aj^^'- l
- wir suln sagen Hagenen, daz wir küme üz Stürmen >...,
- sin entrunnen;
- 258 Und daz uns ungenäde der künic Hetele tuo. ^^^'*fM.»^. V
- mit unser grozen gäbe sul wir dicke zuo , vXty
- ze Hilden und ze Hagenen hin ze hove gän; ^
- so wirt uns von dem künige fride vil staete getan. ^Lc*j«^
- 259 Wir suln j eben alle, daz wir in sehte sin. j^- '
- zehant so vähet gnade der wilde Hagene min. ^^i.^^^ kJb^
- man heizet herbergen uns eilenden geste: \^J oka^ ' <
- so lät uns her Hagene in sinem lande lützel iht ge- ;^,, ,
- bresten.»
- 254, 3 genozen, sich, swv., sich gleichstellen, gleichkommen. — i gef reischen
- stv. , erfahren. — er, nämlich Hagen. — sorcliche adv. , mit Sorge,
- mit Mühe.
- 255, 2 dille fem., Bret, Planke. — unden adv. , unten. — 4 mit gemache, in
- Frieden.
- 256, 1 Der gen. pl. , bezüglich auf recken. — stritlich adj., zum Kampfe
- geeignet. — 3 so, ebenso, andererseits.
- 257, 1 kocke swm., eine Art Schiff, vorzugsweise Lastschiff. — 2 nähen adv.,
- nahe, dicht neben uns. — 3 der, der Speise. — unzerunnen adj., nicht
- ausgegangen, nicht verbraucht ; der Genetiv (^der) steht bei dem Ver-
- bum zerinnen immer. — 4 küme adv. , kaum , mit Mühe. — entrunnen
- part. von entrinnen.
- 258, 2 gäbe stf., Geschenk, hier in kollektivem Sinne. — zuo mit gän zu
- verbinden.
- 259, 1 cehte stf., Verbannung, Acht. — 2 vähet gnade, faßt Erbarmen, hat
- Mitleid; mit gen. min, mit mir. — 4 gebresten stv., mangeln.
- 56 V. AVENTIURE,
- 260 Die helde fragte Hetele: «wanne mac daz sin,
- daz ir scheidet hinnen, lieben friunde min?»
- sie sprächen: «swanne ez sumeret, gen des meien ziten,
- so si wir gekleidet und sulen aber her ze hove riten.
- 261 Die wile man uns wurket daz man haben sol,
- segel unde riemen, vliziclichen wol,
- kocken und galeide, die wir sulen füeren,
- daz uns die gruntwelle iht ze schaden mügen an ge-
- rüeren.« ,
- 262 Herr Hetele sprach: «nu ritet heim in iuwer laut,
- ir'n dürfet niht verkosten üf rös noch gewant.
- allen die iu volgent, den gibe ich solch gezouwe,
- daz iuch wol mit eren mac gesehen ein ieslichiu
- frouwe.»
- 263 Do reit mit urloube Wate in Sturmlant.
- Horant unde Fruote die kerten sä zehant
- hin ze Tenemarke, da sie hiezen herren.
- si gedähten sich mit dienste dem ktiuic Hetelen nim-
- mer geverren. x'uj^^y^^
- 264 Do tete sinen willen da heime Hetele schin. ;^w
- ez wurden vil unmüezic die zimberliute sin. ■ "
- siniu schif sie worhten, so sie beste künden;
- 1^^^" die wende ze den 'stoezen würden mit silber wol ge-
- ,. ; bunden.
- 265 Die masboume wurden veste unde guot.
- do bewant man diu ruoder, rot alsam ein gluot,
- tM^i
- >>"
- Un
- 260, 2 hinnen adv., von hier. — 3 swanne, wann. — sumeren swv. intrans.,
- Sommer werden. — gen, ungefähr um die Zeit. — 7neie swm., Mai. —
- 4 si wir statt sin wir, woUen wir sein. — gekleidet, mit Kleidern ver-
- sehen.
- 361, 1 Die wile, inzwischen. — daz, dasjenige was. — 2 riemen von rieme
- swm., Ruder, Ruderstange, vom lat. remus. — 3 galeide stf., Galeere,
- auch zu Lasten und Vorräten verwendet.
- 262, 2 verkosten swv., verwenden, Ausgaben haben. — 3 gezouwe stn., Aue-
- rüstung.
- 263, 2 sä adv., sogleich; sä zehant, sogleich auf der Stelle. — 3 herren,
- Gebieter; hiezen, genannt wurden. — 4 geverren swv., entfernen, ent-
- fremden, entziehen.
- 264, 1 tete— seh in, machte offenbar, zeigte. — sinen willen, seine Gesinnung,
- seine Absicht. — 3 worhten praet. von wurken, bauen. — so sie beste,
- wie sie aufs beste, so gut sie nur konnten. — i ze den stoezen, an den
- Fugen; wo die Balken zusammenstießen. — gebunden, beschlagen.
- 265, 1 masbouni=mustboum. — 2 bewant von bewinden stv. , umhüllen. —
- alsam, gleich wie, ganz wie; rot bis gluot gehört zu golde. —
- T^
- WIE WATE ZE IrLANDE FÜOR. 57
- mit dem liebten golde; der herre der was riche. .
- do sie varn solden, si bereiten sich zer verte lobeliche. ^ ^^^^^
- 266 Ir ankerseil wurden da her von Arabe '"^^^y /
- gefüeret harte verre, daz man sit noch e •-.■ . "^^"^ /^'
- deheiniu also guoten ninder vinden künde.
- deste baz sie fuoren von Hegelingen üf den tiefen ünden. tjiu^
- 267 Do worhte man die segele späte unde fruo. ^^^^^
- der künic hiez des ilen, dö wel^e man dar zuo
- von Abali der sid,en die besten die sie funden.
- vil unmüezic wären die sie wurken solden an den ',.^J^
- stunden. ^--^ *'**->\j,
- 268 Wer mag uns daz gelouben, daz man üz Silber guot
- hiez die anker wurken? des küniges gernder muot x>*MJ^u^
- stuont nach hoher^minne. er machte manigen man
- vil gar unmüezic, do er sin gäben began.
- 269 Gedillet und getr^met diu schif man dö vant /^"^''^'"^^ '^'^'^
- gen wetere und gen strite. schiere wart gesant
- nach den die varn solden nach der schoenen frouwen.
- dar zuo bat man niemen, wan den der künec wol
- möhte getrouwen.
- 270 Wate reit von Stürmen da er Hetelen vant.
- sin ros giengen swsere von Silber und gewant.
- , vier hundert manne fuorte er mit im dan;
- ^ [V Hetele der biderbe vil küene geste gewan. p^fiy^
- Hi
- ^^ '^-'^-^
- 71 Morünc der snelle da her von Friesen reit,
- er brähte zwei hundert; dem künige wart geseit,
- 265, 4 verte dat. von va/t stf.
- 266, 2 Sit noch e, weder später noch früher, d. h. niemals. — 3 künde, hätte
- können.
- 267, 2 ilen mit "gen., mit etwas sich beeilen. — weite prset. von wein, wäh-
- len. — dar zuo, zu den Segeln. — 3 die besten der stden von Abalt.
- 268, 2 gernder, strebender, ehrgeiziger. — 4 gähen mit dem Genetiv, wie
- Uen (267, 2), damit eilen.
- 269, 1 Gedillet, gebrettert, mit dillen bekleidet (255, 2). — geträmet, mit Bal-
- ken versehen, von drärne, träme. — 2 weter stn., Unwetter. — 4 dar
- zuo bat man, dazu, zu der Fahrt lud man ein.
- 270, 2 swcere adj., schwer beladen. — 4 gewan, bekam, vil küene, nicht:
- viele kühne , sondern : sehr kühne.
- 271, 1 snelle; snel heißt nicht immer schnell, sondern auch stark, mutig.
- 58 V. AVENTIURB,
- daz sie komen wseren mit helme und mit brünne.
- vil schiere kom ouch Irolt; ja wären sie Hetelen künne.
- 272 Dar reit von Tenemarke Horänt der küene man.
- boten guotes-jfillen Hetele dö gewan
- tüsent oder mere , die er wolde senden.
- wsere er niht so riebe, er enkünde ez nimmer verenden.
- ' • • ■ -f f
- 273 Irölt von Ortlande bet sieb so bereit,
- ob im der künic gaebe nimmer siniu kleit,
- ^^^'^ doch wären sine beide und er so beraten, i
- swä sie bin gewanden, daz sie lützel lernen abtes bäten. ^ v
- 274 Der künic sie alle gruozte, als ez wol gezam.
- Irolden bi der bende er güetlicben nam;
- er gienc da er sitzen den alden Waten vant.
- do die beide maere solden rumen daz lant,
- K-
- 275 Do biez man allentbalben vil kleine nemen war, ^
- ,^ . swaz sie füer.en solden, daz si'z beten gar.:,,.^». ^^
- ^ die beide säben selbe, ir scbef diu wären riebe.
- V^^r näcb der scboenen Hilden sande er sine boten
- listeclicbe.
- 276 Zwo galie niuwe, veste unde guot,
- lS,..t und oucb zwene kocken, die beten s' bi der fluot,
- und einen kiel den besten, den bi allen stunden
- üf des meres linden in dem lande iemen bete funden.
- 277 Do wolden sie von dannen. ir ros und oucb ir wät
- daz was üf den schiffen. Wate sinen rät
- 272, 2 guotes willen, bereitwillig; zu boten gehörig. — 4 verenden, zu Ende
- führen.
- 273, 1 bereit part. , synkopiert statt bereitet. — 2 gcebe, gegeben hätte. —
- 3 beraten stv., mit rät, Vorrat, versehen. — 4 gewanden intrans., von
- gewenden swv., sich wenden. — lützel iemen, kaum jemand, niemand.
- — ihtes von iht , um etwas (baten).
- 274, 4 solden: die zur Abreise bestimmte Zeit war da.
- 275, 1 kleine adv., sorgfältig. — nemen war, darauf acht haben, dafür sor-
- gen. — 2 füeren, mit sich nehmen. — gar, vollständig. — 3 schef,
- Nebenform von schif stn.
- 276, 1 galie stf., andere Form von galeide (261, 3). — 3 kiel stm., für Schiff
- überhaupt; gemeint ist das eigentliche Hauptschiff, das die Gewaff-
- neten selbst trug. .
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 59
- gap dö dem künic Hetelen, unz sie komen solden,
- daz er sich wol gehabete, wan sie im alle gerne die-
- nen wolden.
- 278 Der künic sprach trurende: «lät iu bevolhen sin
- die tumben, die von hinnen in dem dienest min
- varent sorcliche; durch iuwer selber ere
- aller tegeliche gebet den tumben beiden iuwer lere.» ^^^U.^
- !r279 Wate sprach zem künige: «swaz man dort getuot, ^
- nu schaffet so hie heime, daz iu iuwer muot ^
- ^ niht dar an geswiche, swä man sol haben ere.
- hüetet uns der^erbe; in gebristet niht an miner lere.» >A_e,_^^^^
- 280 Früote der küene der kameren do phlac, *^
- da golt und gesteine und vil dinges inne lac.
- der künic leiste gerne swes man an in gerte.
- ^ l des Fruote einez wolde, der künic in ieclichs wol
- l drizic werte. p,<„^-»^,. :^
- 281 Hundert man do weite, die da solden sin
- verborgen in dem scheffe, da man daz magedin
- mit liste erwerben solde, ob in stri'tes gienge not.
- sine groze gäbe der künic in williclichen bot ^^ -
- ^^282 Aller hande Hute fuorten s' mit in dan,
- ritter unde knehte, drizic hundert man, ^^^^
- sam sie gerumet heten ir laut mit arebeite. '-"' f^^^^-*"^
- Hetele sprach zen beiden: «nu gebe iu got von himele ^^
- sin geleite.» . .
- 277, 3 bis daß sie zurückkämen. — 4 daz hängt zunächst von gap rät ab ;
- unz gehört nach gehabete. — sich wol gehabete, fröhlich, heiter wäre.
- 278, 1 beoolhen part. von bevelhen , anempfehlen.
- 279, 1 swaz man dort getuot; Wate lehnt damit die Ermahnung der vor-
- hergehenden Strophe als eine ihm überflüssig scheinende ab ; vgl.
- 279,4. — 2 schaffet, richtet es ein, besorgt die Angelegenheiten. —
- 3 dar an ist mit swä zu verbinden: an denjenigen Dingen, wo. —
- geswtchen stv. (prset. gesweich), im Stiche lassen, mit Dat. (iu). —
- 4 hüeten mit gen. (der erbe), uns ist dat. — in, den tumben. — gebristet
- 3. pers. von gebresten , gebrechen, mangeln.
- 280, 1 kamere swf., die Schatzkammer des Königs ; Fruote ist kameroere. —
- phlac, hatte die Aufsicht über. — 2 vil dinges, viele Gegenstände. —
- 4 wovon Fruote eins wollte, der König gewährte ihm von jeglichem
- wohl dreißig.
- 281, 3 mir gät not eines Dinges, ich bedarf etwas, bin zu etwas genötigt.
- List war beabsichtigt, aber auch für den Fall der Gewalt vorgesehen.
- 282, 1 Aller hande, von jeder Art, nach den verschiedenen Ständen und
- Stufen. — 2 drizic hundert, dreitausend. — 3 mit arebeite, in ernst-
- licher Mühe , als ob sie einen ernsten Krieg zu führen hätten. —
- 4 zen=ze den, zu den; ebenso zem=ze dem, zerz=ze der.
- 60 V. ÄVENTIURE,
- 283 Hörant sprach zem künige: «ir sult an' angest sin.
- swenn' ir uns sehet nähen, so schoeniu magedin
- ^"" muget ir danne schouwen, die ir gerne sult enphähen.»
- der künic horte ez gerne; dannoch was ir komen vil
- unnähen.
- 284 Mit küsse liez er scheiden manigen von im dan.
- nach ir arebeite der junge künic gewan
- truric gemüete; er vorhte ir alle stunde.
- der künic sich getroesten ir in sineri siten niht enkunde.
- 285 Do kom in daz ze heile, daz ein nortwint
- den helden nach ir willen ir segele ruorte sint.
- 0,^vv ir schif giengen ebene, do si üz dem lande kerten.
- Z /die ze arebeite künden iht, die tumben sie do lerten.
- ^ iWa.>^' '" ^^^--■-:
- ^ 8 286 Wir kunnen'z niht bescheiden noch wizzen'z niht ze
- ^^ sagen,
- 6^>'-^^'^ ^_,f, wä sie ir nahtselde ze sehs und drizic tagen
- üf dem mere nämen. die da bi in fuoren,
- mit gestabeten eiden ze behalden sie die alle swuoren.
- ■ *■* '^ '■{' A* ■ ' • ^ A. ■
- ^., 287 Swie so was ir wille üf den wilden s§,
- -*^ ^' so was in etewenne von ungemache we. ,«.L>^v^ ^
- da bi so heten s' ruowe , so daz mohte wesen. -' ^ ^"
- swer die tinde bouwet, der muoz mit ungemach genesen.
- ^ ■Um^^- 'l
- Ol.''
- 283, 1 an' für ane. — 2 swenn\ •waiin, mit swanne wechselnd, -wie auch nhd.
- wann und wenn nicht scharf gesondert werden. — 4 dannoch, damal»
- noch, in jenem Augenblick noch. — komen subst. Inf. — unnähen,
- adv.j nicht nahe, entfernt.
- 284, 2 nach ir arebeite, im Hinblick auf ihre Mühsal. — 3 vorfite ir (gen. pl.)^
- fürchtete für sie, um sie. — 4 in stnen siten, bei seinem Charakter.
- 285, 2 ruorte priet. von riieren, berühren, erfassen. — 3 ebene adv. , eben,,
- glatt; vgl. Nib. 380, 4. — kerten, sich wendeten. — 4 ze arebeite, in
- Bezug auf Arbeit. — künden, verstanden.
- 286, 1 bescheiden, Bescheid geben, bestimmt angeben. — 2 nahtselde stf.,.
- Nachtaufenthalt. Hier humoristisch, da sie auf dem Meere fahren. —
- 3 die da bt in fuoren, namentlich sind die unerfahrenen Leute ge-
- meint, die Jugend. — 4 den eit einem staben, jemand die Eidesformel
- vorsagen ; ein gestabeter eit ist ein auf diese Weise geschworener Eid.
- — behalden stv. , bewahren, am Letien erhalten. — swuoren prset. von
- swern, schwören.
- 287, 1 Swie so, wie immer auch-, so verstärkt noch. Wiewohl sie ihren
- Willen auf die See, die Seefahrt gerichtet hatten, freiwillig zur See
- gegangen waren. — 2 etewenne adv^, manchmal. — ungemach stm.,
- auch stn., Unbequemlichkeit. — 3 da bi, daneben. — 4 bouwen, büwen
- stv, mit Bchw. Prset. , bouwet, baut, bewohnt, zum Aufenthalt liat. —
- genesen, hier ungefähr soviel als leben.
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOE. 61
- 288 Sie het wol tüsent mile daz wazzer dan getragen
- hin ze Hagenen bürge, so wir hoeren sagen,
- da er herre wsere, ze Baljän, lasterliche. 'c^- =• -
- sie liegent tobeliche; ez enist dem maere niht geliche.
- 289 Do die von Hegelingen wären hin bekomen
- zuo der Hagenen bürge, da wart ir war genomen. /
- die liute wundert' alle, von welher künige lande
- sie die ünde trüegen; sie wären wol gezieret mit ge-
- wande.
- 290 Ir schif sie schiere banden mit anker üf den grünt,
- ^fc^ ir segele nider läzen wurden sä zestunt. -/<-^ -^^- — ^^
- do wert' daz ünlänge, unz daz man sagete maere
- in der Hagenen bürge, daz in fremede liute komen
- waeren.
- ^^^ 291 Sie giengen üz den schiffen und truogen üf den sant
- swes so man bedorfte, veüe man'z da vant, Zt. j>^iC
- und swes iemen gerte. ir armuot diu was kleine,
- swie manige marc sie heten, der sande man nach köufe
- vil seine.
- 292 li^ burgsere maze sach man üf Stade stän
- *" ' ' sehzic oder mere der waetlichen man. u ■'-' ^'
- von Tenemarke Fruote meister was dar ander,
- ouch truog er bezzer kleider danne ander iemen da
- besunder. / , . . .
- 288, 3 ze Baljän, da er herre wcere lästerliche ; wo, wie man sagt, er auf
- schimpfliche Weise Herr war. Der Konjunktiv steht im Sinne der
- 8o Redenden. — 4 liegent, lügen, mit Bezug auf lasterliche, —to-
- beliche adv., in unvernünftiger Weise. — ist niht geliche, stimmt nicht
- überein.
- 289, 1 bekomen part., gekommen. — 2 ir war genomen, sie wurden bemerkt.
- — 3 wundert' prset. statt wunderte.
- 290, 1 bunden von binden, befestigen, praet. pl. — 2 zestunt, zur Stunde, im
- Augenblick. — 3 wert'=werte , dauerte. — unlange adv., nicht lange.
- — 4 in dat. pl. , ihnen , zu ihnen.
- 291, 2 swes so, wie oben (287, 1) swie so. — 3 kleine adj., mit leichter Ironie
- statt: sie waren sehr reich. — 4 seine adv., langsam; hier hat es nur
- die Bedeutung einer Negation. Ihr Geld ward nicht nach Kaufe aus-
- gesendet.
- 292, 1 hurgaere stm. , Bewohner einer Stadt , Kauf leute. — rr^a^e stf. , Art
- und Weise. — 3 meister, Führer. — 4 besunder, besonders ; zum Ver-
- bum gehörig.
- ^J"
- 62 V. AVENTIURE,
- 293 Der stete rihtsere von der bürc ze Baljän,
- durch daz er die geste so riche da gewan,
- mit sinen burgseren reit er da sie funden
- ^V, die spaehe koufliute. die gehabeten sich so sie beste
- ^ künden. , .^
- 294 Der rihtsere fragte, wannen sie gevarn a^ -'^a -^
- über se dar waeren. «got müeze iuch bewarn», 'W
- so sprach der degen Fruote: «unser lant lit verre.
- wir sin koufliute und haben in dem scheffe riche ^
- herren.» "j
- ^«.£'^^295 Her Wate hie^ch gedinges des landes herren biten.
- ) jfc. A>-'^.« man mohte da wol kiesen an sinen heren siten, ^>'^^^
- r ^^ den sin gewalt gereichte, daz er da, grimme wsere. j
- tXJ^ Hagenen dem künige brähte man die geste mit dedtt^
- 296 Er sprach: «min geleite unde minen fride
- ^ ^ den wil ich in enbieten. er büezet mit der wide, *.
- '^-^'^ der an iht beswasret die unkunden herren.
- fy^»y^- ^gg gjQ ^jjg sorge; in sol in minem lande niht ge-
- werren.»
- ^
- 297 Dem künige sie do gäben wol tüsent marke wert
- an riehen kleinsten, er hete's niht gegert •^ -^ ^' . ^
- 1, gen einem phenninge, wan daz sie liezen schouwen/'^^.i^^
- waz sie da veile heten, daz wol gezaeme rittern unde
- frouwen.
- 293, 1 stete gen. von stat, Stadt. — 2 durch daz, weil; darum kam er in
- eigener Person. — die geste, weil die Gäste, die angekommen, so reich
- waren. — 4 spähe adj., schlau. — gehabeten sich, benahmen sich.
- 294, 2 müeze in oplativen Sätzen, möge. — betvarn swv, , erhalten, be-
- schützen; eine einleitende Höflichkeitsformel.
- 295, 1 hiesch oder ir.sch prtet. von eischen, verlangen, fordern, davon hängt
- hier der Infinitiv ab. — gedinge stn., Vertrag, Übereinkunft. — 2 heren
- siten, an seinem stolzen Wesen. — 3 gereichen swv. , erreichen; daß
- er demjenigen, auf den seine Macht sich erstreckte, ein strenger
- Herr war.
- 296, 1 fride stra., Schutz, Sicherheit. — büezen swv., Buße geben, bestraft
- werden, — wide stf. , Strang aus gedrehten Baumzweigen zum Auf-
- hängen. — 3 an iht, an irgendetwas. — beswoeren swv., beleidigen,
- kränken. — unkunt adj., unbekannt, fremd. — 4 sin, sie sollen sein.
- 297, 3 gen=gegen, im annähernden Werte von, annähernd bis zu. — u-an
- daz, sie wollten nur sehen lassen, zeigen.
- WIE WATE ZE lELANDE FUOB.
- ^
- L
- 298 Her Hagene dancte sere; er sprach: «und sol ich leben
- drier tage stunde, daz sie mir hänt gegeben, > .
- daz wirt minen gesten also vergojden, .
- ,\ haben sie gebresten ihtes, daz ich immer bin be-
- scholden.» '' » .^
- 299 Der künic begunde teilen daz im was für getragen,
- bouge drunder lägen, die mohten wol behagen
- den minniclichen frouwen. die borten also riche, !
- schapel unde vingerlin, diu teilte do der wirt vil vli-
- zicliche. o.
- ■ ' ß
- 300 Sin wip und ouch sin tohter die heten wol gesehen,
- daz so richiu gäbe seiden was geschehen
- von deheinen koufliuten in des küniges lande.
- ; ^^j Horänt und Wate ir gäbe aller erste hin ze hove sanden. »-/ d /
- ' ^01 Sehzic richer phelle, die besten die man vant,
- und vierzic sigejäte truoc man üf den sant. »..-•- ja^^h-^
- purpur unde baldekin het man da unwert funden.
- sie gäben hundert sabene, die besten die sie bi in vin-
- 'l^ den künden.
- 3051 Nach der phelle mäze, die man ze hove truoc,
- bezöge die vil riehen, der gap man da genuoc.
- der mohte werden vierzic "öder dannoch mere.
- sol iemen lob erkqufen, so muosen sie der gäbe ha-^'
- ; ._ ben ere. /
- 303 Dar brähte man gesatelet zwelf kästelän,
- und ouch manige brünne und helme wol getan
- 298, 1 und steht häufig am Beginn namentlich von konditionalen Sätzen,
- für uns entbehrlich. — 2 daz ist relat. ; demonstrat. ist daz 298, 3. —
- 4 gebreste swm., Mangel. — bescholden von bescheiden, tadeln; daß, wenn
- ihnen etwas mangelt, ich für alle Zukunft darum getadelt werde.
- 299, 1 teilen, verteilen. — für getragen, vor ihn gebracht. — 4 schapel
- stn. , altfranzös. chapel, ursprünglich Kranz ins Haar, dann Kopf-
- schmuck der Frauen, oft sehr kostbar. — vingerlin stn., Bing für den
- Finger.
- 300, 4 aller erste, nun erst, jetzt erst.
- 301, \ phelle gen. pl. , von sehzic abhängig. — 2 sigelät stm. , ein aus Gold
- und Seide gewebter kostbarer Stoff. — 3 baldekin stm., von Baldac
- (d. h. Bagdad) herkommend , ebenfalls ein Stoff aus Gold und Seide,
- der hier aber an "Wert dem Siglat nachgestellt wird. — unwert adj.,
- wenig -wert, wertlos. — funden, betrachtet, angesehen. — 4 saben
- stm.j feine Leinwand. — 6t in, in ihrer Heimat.
- 302, 1 maze, Verhältnis. — bezoc stm., Unterfutter. — 3 dannoch, noch. —
- 4 wenn man Lob erkaufen kann.
- 303, 1 kästelän stn., castilianisches Pferd. —
- 64 V. AVENTIUEE,
- hiez man mit in füeren unde zwelf Schilde
- gevazzet mit golde; des künic Hagenen geste wä-
- ren milde.
- 304 Mit der gäbe Horant dar ze hove reit,
- und irolt der starke. dem künige wart geseit,
- , man brsehte im aber msere von den gesten sin. ^.n.
- ^'^^' "v sie waeren landes herren, daz was wol an der gäbe schin/ S
- v.^*^'
- daz was wol an der gäbe schin:
- 305 Ze hove mit in körnen wol vier uiid zweinzic man,
- die sie mit in fuorten; die wären wol getan.
- 5jj!.v. jsie wären so gekleidet, ob ez kiesen wolden
- •? des künic Hagenen recken, sam sie des tages swert
- nemen solden.
- 306 Einer sprach zem künige: «herre, ir sult enphän
- dise gäbe groze, diu iu wirt getan.
- ir sult ouch ungedanket niht den gesten läzen.»
- swie riche er selbe wsere, er däncte den gesten äne
- mäze.
- 307 Er sprach: (dch danke in's gerne, als ic^i des
- schulde hän.^) ^-['. ';.C.
- sine kameraere hiez man dar gä'n.
- man hiez sie daz gewsete schouwen al besunder.
- dö si's rehte ersähen, do nam sie der~gäbe michel
- wunder.
- 308 Do sprach ein kameraere: «herre, ich sage iu daz,
- ez lit hie bi von silber und von gölde manic vaz ,
- 303, 4 gevazzet, angefüllt. — künic zwischen Artikel und Eigennamen wird
- nicht flektiert.
- 304, 4 landes herren, Beherrscher eines Landes. — was schin, war offenbar,
- zeigte sich; davon wceren abhängig.
- 305, 3 ob, wenn. — ez kiesen, darauf achten, es beobachten. — 4 swert
- nemen, weil man zu dieser Feierlichkeit besonders prächtige und im-
- mer neue Kleider anzog.
- 306, 1 enphän statt enphähen, empfangen. — 2 getan, gegeben. — 3 tin-
- gedanket , mit der Konstruktion des Verbums (den gesten). — 4 äne
- mäze, sehr.
- 307, 1 danken mit Dat. der Person und Gen. der Sache. — als, wie. —
- schulde stf., Verpflichtung, des, dazu. — 2 kameraere stm., Kämmerer,
- Aufseher, namentlich der Schatz- und Kleiderkammer. — 3 a/ besun-
- der, in allen Einzelheiten. — 4 rehte adv. , genau. — ersehen stv. , be-
- trachten. — mich nimt wunder eines dinges, ich wundere mich über
- etwas.
- 308, 2 vaz stn., Gefäß. --
- ^
- WIE WATE ZE IeLANDE FUOE. 65
- mit edelem gesteine, edele unde riebe,
- ze zweinzic tüsent marken hänt sie iu gegeben sicber-
- licbe.»
- 309 Der wirt der spracb: «die geste müezen sselic sin.
- nu wil icb ez teilen mit den recken min.»
- der künic gab in allen, swer an in ihtes gerte;
- ieclicben sunder er nach sinem willen wöl werte.
- 310 Der wirt hiez zuo im sitzen die zwene junge man,
- irolde und Höranden. fragen er begau,
- wannen sie dar wseren komen in daz riebe:
- «wan mir gäben geste bi minen ziten nie so lobeliehe.»
- 311 Do sprach der recke Horant: «daz wil ich iu sagen,
- herre , üf genäde so müezen wir iu klagen : c ^ -
- wir sin vertribene Hute von unser selber landen,
- ez hat ein künic riebe an uns gerochen sinen grözeu
- anden.» ^c.,^„^t '
- 312 Do sprach der wildene Hagene: «wie ist er genant,
- ^ durch den ir muoset rümen iwer bürge und iuwer laut? , 'U
- «TKA^^ 'ich sihe iuch in der mäze, künde er witze walden, H^^f^^^^^Tt^^
- ■'*' '* ■ ir dunket mich so biderbe, so möhte er iuch gerne hän
- «_f. i behaiden.»
- teyi^
- 313 Er fragte wie er hieze, der sie ze sehte bot, \jl^^^ ^t^
- i^^c. unde von des schulden sie wären in der not,
- i daz sie in ir flühte suochten fremediu riebe.
- dö sprach der degen Horant: «den tuon wir iu bekant v.^ ,.^^
- sieherliche.» '^°^
- a
- 308, 3 mit, besetzt mit. — 4 ze, im Betrage von.
- 309, 1 müezen soelic sin, mögen glücklich, mit Glück gesegnet sein. —
- 4 sunder adv., insbesondere; jeden einzelnen. — werte, gewährte.
- 310, 1 zuo im, an seine Seite. — sitzen stv. , sich setzen. — 4 wan, denn;
- den Zwischengedanken ergibt das vorige: ihr müßt aus einem ganz
- besonders reichen Lande sein. — bi minen ztten, während meines
- Lebens.
- 311, 2 uf genäde, im Hinblick auf, in Erwartung von Gnade. — 3 von, aus,
- zu vertribene gehörig. — 4 ande swm., Unwillen, Leid; sinen anden
- rechen, in der Kudrun ungemein häufig.
- 312, 1 der wilde heißt Hagen stehend wegen seines unbändigen Sinnes.
- — 3 in der mäze, so beschaffen. — witze walden, über Verstand ge-
- bieten {witze ist gen. pl.); verstände er es klug zu sein. — 4 freie
- Konstruktion. — behaiden, bei sich behalten.
- 313, 1 2« (jehte bot, in die Acht that. — 2 des, dessen. — Z flühte dat. vou
- fluht. — suochten, aufsuchten.
- ^*,-- ^
- ^U.nM-
- KxA C
- 'H
- 66 V. AVENTIURE,
- 314 Sin name heizet Hetele von Hegelinge lant.
- sin kraft und ouch sin eilen sint starc und ouch sin haut,
- er hat uns geswachet an manigen freuden guot,
- daz wir sin von schulden deste triieber gemuot.»
- 315 Do sprach der wilde Hagene: «ez ist iu wol bekomen;
- ez wirt iu gar vergolden daz er iu hat genomen.
- t) /^ i " 1 ez'n si daz mir gebreste gärwe des minen, ~ • ';'
- ■ den künic von Hegelingen sult ir seiden bitten des
- c sinen.»
- ■/ ,-
- 316 Er sprach: «und weit ir recken bi mir hie bestän,
- so wil ich mit iu teilen diu lant, diu ich da han,
- , , ^ n daz iu der künic Hetele nie gebot die ere.
- } swaz er iu genomen hat, ich gibe's iu wol zehen
- stünt mere.»
- 317 «Wir beliben bi iu gerne», sprach von Tenen Horänt;
- «wir fürhten, ob uns freische hie in Irlant
- üz Hegelingen Hetele (ja sint im kunt die sträze), ^
- ich sorge z'allen ziten, daz uns der recke ninder
- leben läze.» ^w
- ?**
- 318 Hagene der herre zuo den gesellen sprach: ^^-*-^
- «vereinet iuch es rehte und schaffet iu gemach. ^ tk^ . '
- iuch getar her Hetele nimmer hie ze lande
- ' gesuochen schedeliche; wan daz wsere mir ein groziu
- schände.»
- 319 Er hiez sie herbergen balde in die stat.
- jAjC.4i,i— sin selbes burgsere der wilde Hagene bat,
- T-^.
- 314, 2 eilen stn., Kraft, Stärke. — 3 geswachet, geschwächt, verringert; er
- hat uns mancher Freuden berauht. — 4 trüebe adj., traurig; trüeber
- comp.
- 315, 1 wol bekomen, zum Glücke ausgefallen. — 3 garwe adv., vollständig,
- gänzlich. — 4 auch hier hat seiden den Sinn reiner Negation.
- 316, 1 bestan, bleiben. — 2 da dient oft nur zur Verstärkung des Kela-
- tivums. — 3 daz, in der Weise daß. — die ere, die ich euch bieten
- werde. — 4 gibe's^ der Genetiv es hängt von mere ab. — stunt, mal.
- 317, 1 beliben prset. conj., würden bleiben. — 2 ob uns freische hie, wenn
- uns hier vernimmt, erfährt; wenn er erfährt, daß wir hier sind. —
- 3 der Sinn der Parenthese ist: wenn er es erfährt, so wird er uns
- schon zu finden wissen; er kennt den Weg nach Irland. — 4 sorge,
- habe Sorge, Angst.
- 318, 1 geselle swm., Genosse, Freund. — 2 sich vereitien swv. mit gen., sich
- zu etwas entschließen. — 4 gesuochen swv., aufsuchen, heimsuchen,
- in feindlicher Absicht. — schedeliche, daß er euch schade.
- 319, 1 herbergen, in Herberge, Unterkunft bringen, daher in die stat. —
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR.
- 67
- daz si in erbüten ere swä mite so sie künden
- die wazzermüeden helde sie vil dicke an ir gemache
- funden.
- 320 Von der stat die Hute in werten siner bete, /iv^o
- hüs diu aller besten (mit willen man daz tete)'^'^'*^-«-^^*.v
- vierzic oder mere wurden in do Isere , ,. ., '
- den üz Tenelande. dar üz zugen sieb die bÄrgsere.
- 321 Zuo dem Stade sie brähten daz kreftige guot.
- die da verborgen lägen, die beten dicke muot, ^ä-* A '
- daz sie in berten stürmen gerner wolden striten,^-*w.v .
- danne sie gelückes nach der scboenen Hilden solden
- " biten.
- 322 Der künic der hiez fragen die werden geste sin,
- ob sie wolden niezen sin brot und sinen win,
- unze sie be^sezen bi im fürsten riebe,
- do sprach von Tenen Fruote: «daz stüende uns allen
- harte schemeliche.
- 323 Ob uns der künic Hetele
- und ob wir ezzen solden
- des möhte wir da heime
- daz wir grozen hunger
- ze rehte wsere hqlt,/^^,^
- Silber oder golt, -*
- wol so vil bevinden,
- da von ofte möbten über
- winden.»
- 324 Fruote hiez üf swingen siner krame dach. '^■^f''^^^^^*^^^
- von so richem koufe daz wunder nie geschach '
- 319, 3 erbüten conj. prset von erbieten. — sicä mite so, womit auch immer.
- — 4 gemach, Bequemlichkeit, dann auch der zurückgezogene Ort, -wo
- man dieselbe genießt; daraus der nhd. Begriff eines Zimmers.
- 320, 1 werten, gewährten, willfahrten. — bete stf. , Bitte. — 2 mit willen,
- gern, bereitwillig. — 3 leere adj., ausgeräumt; in, für sie. — 4 zugen
- sich, zogen sich zurück.
- 321, 1 kreftige, sehr große ^ sehr zahlreiche. — 2 hefen muot, hatten den
- Sinn, dachten. — 4 btten stv. mit gen. , auf etwas warten. — nach,
- das Ziel bezeichnend, dem man nachgeht.
- 2 Bezeichnung der Gastfreundschaft. — 3 unze, so lange bis. — be-
- saezen, innehätten: die ihnen von ihm versprochenen fürstlichen Lehen
- (316, 2). — 4 schemeliche adv. , schambringend , schimpflich ; stüende
- uns schemeliche, gereichte uns zur Schande.
- 323, 1 ze rehte, in rechter "Weise, wie es recht wäre. — 2 hyperbolische
- Bezeichnung sehr großen Reichtums. Wenn wir in diesem Falle,
- nämlich dem in 323, 1 angenommenen.
- 1 üf swingen, aufschlagen. — 2 daz wunder, das Unerhörte. —
- 322,
- 324.
- 68 V. AVBNTIURE,
- j^^^^^^ al umbe in den landen, däz ie bürgaere
- ^1 . , , gaeben guot so ringe. sie möhten eines tages wer-
- \^ den Isere. ^i^' f *;>'/,. -
- 325 Ez kouften, die ez wolden, steine unde golt.
- der ktinic was sinen gesten ze guoter mäze holt.
- -k*«-^.- swer aber äne koufes ir gäbe ihtes gerte,
- sie wären in dem willen, daz man ir manigen güet-
- liche werte.
- 326 Swaz aber iemen sagete von den küenen man,
- von Waten und von Fruoten, waz da wart getan,
- i^^^^^^^^^-^v der milde was noch mere dann' iemen möhte trouwen.
- ^^ sie würben vaste umb' ere, daz sagete man ze hove
- Q ^ a*LaS ^en schdenen frouwen.
- 327 Man sach arme Hute tragen ir gewant.
- xAj^ die sich verzert heten, den wart dicke ir phant A.i*^j^U
- , gelceset und gefriget. von ir kamersere --4->cA «.*,,'
- i-^^^'*' diu junge küniginne horte dicke sägen von in daz
- msere.
- 328 Siu sprach zuo dem künige: «vil lieber vater min,
- heiz ze hove riten die werden geste din.
- man saget, hie si einer, swenne daz geschsehe,
- Mjj^^^ so wunderliches muotes, daz ich in under wilen gerne
- ssehe.»
- 329 Der künic sprach zer meide: «daz mac vil wol ge-
- schehen,
- sin Site und sin gebore die läz' ich dich sehen.»
- 324, 3 al umbe, ringsum. — 4 gaben, hingeben, verkaufen. — ringe adv,,
- zu geringem Preise. — sie, die burgcere, statt der von ihnen aufge-
- schlagenen Läden. — eines tages, an diesem Tage. — l adj., aus-
- verkauft.
- 325, 2 ze guoter mäze, in rechter Weise, wie sich's gehörte. — 3 ane koufes,
- ohne zu kaufen; der Genetiv ist selten, aber nicht unerlaubt. — gäbe
- hängt von ihtes ab. — 4 sie waren so gesonnen.
- 326, 1 aber hier im Sinne des nhd. aber. — 2 »ras hängt von sagete ab. —
- 3 milde stf., Freigebigkeit, —trouwen für truwen, soviel als getrouioen,
- glauben. — 4 sie würben hängt von sagete ab: daß sie würben.
- 327, 1 ir, Watens und Pruotens. — 2 sich verzert, das Ihrige gänzlich auf-
- gezehrt. — phant stn., die als Unterpfand gegen eine Summe versetz-
- ten Gegenstände. — 3 gefrxget von frigen, frten swv., frei machen.
- 328, 3 swenne daz geschcehe schließt sich dem Sinne nach an sa'he an. —
- 4 wunderlich adj., wunderbar.
- 329, 2 gebwre stf., Benehmen, Betragen. —
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOE. 69
- dannocli was er Hagenen gar in imküüde.
- die frouwen biten küme imze sie die site an Waten
- erfunden. ,
- 330 Der künic "sine geste bat und in gebot,
- UK^' ob sie von gebresten beten deheine not,
- ^ daz sie ze hove koemen und nüzzen sine spise. n^^^,;.:.
- daz riet von Tenen Fruote, der was beide küene
- ^UTnvi A^.u ,^,r- unde wise.
- 331 Ze hove sich do vlizzen die von Tenelant, ^-^^^-^.^J
- daz niemen itewizzen in möhte ir gewant. , / •
- sam täten ouch von Stürmen die Waten ingesinden. ? ' ^^ i>
- ja mohte man in selben einen guoten swertdegen vinden
- ->^ (..,. i.
- ^
- 332 Die Morunges recken die truogen mentel guot,
- . ^ rpcke üz Kampalie. rot alsam ein gluot
- f^*^ sach man dar üz erschinen golt mit dem gesteine. «-'^— *
- Irolt der küene der gienc dar ze hove niht alleine.
- 333 Horant der suelle, des bete niemen strit, y*.^j>i^ , &X^-
- sach man daz sie truogen, die wären liehtgevar.S^ A-.y«-'' "j-«-^
- die snellen Tene küene komen herlichen dar. /
- 334 Swie rieh her Hagene waere und swie hochgemuot, t-^-*-^^
- er gie in hin engegene. diu küniginne guot
- stuont üf von gesidele, do siu Waten sach.
- der bete die gebsere daz im lächens gebrach. U^*j- f~--Jv.^^,^
- 329, 3 (lannoc?), damals noch. — unkünde stf., Unkenntnis, ünbekannt-
- schaft; in unkünde, unbekannt. — 4 biten praet. von biten, warten:
- konnten kaum erwarten. — erfänden, kennen lernten.
- 330, 4 daz riet, daß man es annähme.
- 331, 1 Ze hove, um an den Hof zu gehen. — 2 itewizzen swv. , vorwerfen,
- jemand etwas, oder jemand wegen etwas tadeln. — 3 ingesinden swm.,
- Begleiter. — 4 swertdegen stm.. Kitter, der mit dem Schwerte umgehen
- kann. — vinden, erproben als.
- 332, 3 erschinen stv., leuchten, glänzen.
- 333, 1 des hete niemen strit, mit dem ließ sich niemand in Streit ein , weil
- niemand da war, der besser gekleidet gewesen wäre. — 2 tiefe, un-
- gefähr dasselbe, was weit, umfangreich. — 3 liehtgevar adj., von heller
- Farbe; dem Mittelalter erschienen die hellen bunten Farben vor-
- nehmer als dunkle. — 4 herltchen adv., in stattlichem Aufzuge.
- 334, 1 hochgemuot adj., stolz. — 3 gesidele stn., hier soviel wie sedel, Sitz.
- — 4 die, ein solches. — lachens gebrach, daß er nicht Zeit oder Lust
- zum Lachen hatte.
- 70 V. AVENTIURE,
- 335 Siu sprach gezogenljche : «nu sit uns willekomen.
- ich und der künic min herre hän daz wol vernomen,
- ir Sit vermüete helde von urjiiuge sere.
- f .s^-A nu sol an iu bedenken der künic sinen lop und ouch
- ^^^ .-^, ^._y sin ere.»
- 336 Si nigen algemeine; zühtic was ir muot. f^^^f-^^
- der künic hiez sie sitzen also man geste tuot.
- do truoc man in ze trinken den aller besten win,
- der in allen landen in fürsten hüse mac gesin.
- j^^_^ 337 Mit schimphlichen Worten säzen s' über al. •' ■"^•'
- i diu edele küniginne rümte den sal.
- siu bat den wilden Hagenen, daz er ir gehieze, *
- daz er die snellen helde durch maere zuo ir keme-
- näten lieze. y*' - i'/T^^-vtA^j^t,,^
- y,^dJ 338 Daz lobt' der künic schiere, als uns ist geseit.
- ' der jungen küniginne was ez niht ze leit. i > ^*:*uMi
- ^^jj^' do vlizzen sie sich alle mit golde und mit gewaete; ''
- sie wolden sehen gerne, wie daz fremede Ingesinde taete.
- 339 Do nu diu aide Hilde bi ir tohter saz,
- die minniclichen meide vil wol behuoten daz, 6.^-^^^
- ■ ! daz sie iemen funde da in der gebsere,
- 1 daz man iht anders sprseche wan daz iecliche ein kü-
- niginne waere.
- 340 Do hiez man Waten den alden zuo der meide gän.
- swie gris er d6 waere, "siu het iedoch den wän, /; ,1
- M^'' daz siu sich vor im huote in kintlichem sinne.
- i-ft^' Waten hin engegene mit zühten gie diu junge küniginne.
- ' K.
- - • I. u
- 335, 3 vermüete = oermüedete , von vermüeden swv. , müde machen. — von
- gehört zu vermüete. — 4 bedenken, bedacht sein, sinen lop, auf seinen
- Ruhm, an iu, euch gegenüber. — lop mhd. stm., Lob, Buhm.
- 336, 1 nigen, verneigten sich, zu ergänzen ist ir, vor ihr. — zühtic adj.,
- der Zucht, dem Anstände angemessen. — 2 tuot, nämlich sitzen heißt,
- daher der Accusativ geste.
- 337, 1 schimphlich adj., scherzhaft. — über al, insgesamt. — 3 gehieze von
- geheizen stv., verheißen, versprechen. — 4 durch moere, um der Unter-
- haltung willen. — kemenate swf., das heizbare Frauengemach.
- 338, 1 lobV=lubte, gelobte, versprach. — 3 vlizzen sich, beeiferten sich, wett-
- eiferten. — 4 tcvte, verführe, sich benähme.
- 339, 2 behuoten prset. von behüeten, vermeiden; sie suchten sorgfältig zu
- verhüten, vgl. 492, 1. — 3 iemen hat negativen Sinn.
- 340, 2 gris adj., grau, alt. — 2. 3 wiewohl er ein alter grauer Mann war,
- 80 hatte sie doch den Glauben, daß sie sich vor ihm hüten wollte;
- wie alt er war, so schien er ihr doch nicht ungefährlich.
- WIE WATE ZE IRLANDE FÜOR. 71
- 341 Si enphieng in aller erste, ja wsere ir lihte leit, ^^Lj^
- iu^
- ob siu in küssen solde. sin bärt was im breit,
- sin här was im bewunden mit borten den vil guoten.
- siu hiez sie sitzen beide Waten und von Tenemarke
- Fruoten.
- 342 Vor ir gesidele stuonden die waetljchen man, x
- ^ die manige zuht künden und beten vil getan »,^^ Z^.*.** dxxä^
- ■ i^^äi-*-*^ jj^ jj, tagen tuende in manigem strite schone, t^ ^ *miL.^u y^.c»wv
- daz lobet' man an den beiden; man gab in des den
- pris da ze lone.
- 343 Frou Hilde und ir tohter durch schimphlichen muot ^■<^^ f):^^
- begunden Waten fragen, ob in daz diuhte guot,
- swann' er bi schoenen frouwen also sitzen solde,
- oder ob er gerner in den herten striten vehten wolde? ' ;
- 344 Do sprach Wate der aide: «mir zimet einez baz. j^^^u-uJ
- »^l^üXf wan bi schoenen frouwen so sanfte ich nie gesaz,
- L» ^^/ ich'n tsete einez lihter, daz ich mit guoten knehten, *> ^^^C
- **' ß swenne ez wesen solde, in vil herten stürmen wolde
- vehten.»
- 345 Des erlachte lüte diu minnecliche meit.
- siu sach wol daz im waere bi schoenen frouwen leit.
- da von wart des schimphes mere in der selde. - ^"^"^r
- frou Hilde und ir tohter redeten do mit Morunges /
- beiden.
- 346 Siu fragte von dem alden: «wie ist er genant?
- hat er inder liute, bürge unde laut?
- ,V..c
- 3U, 1 wcere, wäre gewesen. — ithte adv., vielleicht, wahrscheinlich. Die
- Scene ist der ähnlichen in den Nibelungen nachgebildet, wo die
- junge Markgräfin sich fürchtet, Hagen zu küssen: Nib. 1665, 1666. —
- 3 höfische Männer ließen sich Locken wickeln und dieselben mit
- Borten durchflechten; eine Mode, die der Dichter den alten "Wate
- mitmachen läßt, wiewohl sein Charakter nicht im geringsten dazu
- paßt; vgl. 355, 3.
- 342, 3 tilgende, gen. von vil abhängig: viel tapfere Thaten. — schone, auf
- herrliche Weise. — 4 den, dafür, darin.
- 343, 1 durch schimphlichen muot, in scherzhaftem Sinne, zum Spaße.
- 344, l zimet 3. pers., behagt, gefällt. — 3 wie sanft, wie bequem ich auch
- immer bei schönen Frauen saß, so that ich eins immer leichter und
- lieber, nämlich daß ich u. s. w. — knehten heißt hier im allgemeinen:
- Rittern, Helden; vgl. engl, knight.
- 345, 1 erlachen swv. , auflachen. — 2 bi, zu verweilen bei. — leit, unange-
- nehm. — 3 schimph stm., Scherz. — selde stf., Wohnung, von sal ab-
- geleitet.
- 346, 1 von, in Bezug auf, lat. de. — inder adv., irgendwo. —
- ^5^^'
- wX^l/v^
- 72 V. AVENTIÜRE,
- oder hat er in der bürge wip oder kint?
- ich wsene. sie getrintet in siner heime seiden sint.»
- 347 Do sprach der recken einer: «kint imde wip
- hat er in sinen landen. güot ünde lip L
- daz wäget er durch ere ; deist an im wol erfunden. '^ '
- er ist ein küener recke gewesen her von allen sinen
- stunden.« '-1'
- 348 Irolt sagete m?ere von dem küenen man,
- daz nie künic deheiner mere noch gewan > - ' ' ,.^i^
- so rehte küenen recken in den sinen landen. n.
- «swie sanfte so er gebäre, er ist ein maerer helt ze
- " sinen banden.»
- 349 Do sprach diu küniginne: «her Wate, ez ist min rät:
- Sit iuch von Tenemarke her vertriben hat
- Hetele der herre, nu sult ir hie beliben. ' ' ' "
- ez lebet so richer niemen, der iuch wol von hinnen ^*^
- müge vertriben.»
- 350 Er sprach zer küniginne: «ja bete ich selbe laut,
- dö gab ich, swem ich wolde, rös und gewant.
- solt' ich nu leben dienen, müelichen ich daz tsete.' "■
- von den minen erben belibe ich nimmer järes frist
- stsete.»
- 351 Von dannen sie do giengen. diu schcene Hilde bat,
- daz sie z'allen ziten ze hove heten stat / v^i
- 346, 4 tn'uten swv, liebhaben, herzen; vom Adjectivum trüt. — heime stf.,
- Heimat, Haus.
- .347, 3 wagen swv., auf die Wage setzen, wagen. — erfunden, erprobt, be-
- währt. — 4 von allen sinen stunden, all sein Lebtage.
- 348, 1 sagete inoere, erzählte. — 2 nie mere noch, noch niemals. — 4 ganz
- ebenso von Hagen in den Nib. 1753, 3 swie bilde er hie gebare, er ist
- ein grimmer man.
- 349, 1 ez ist min rät, ich rate euch. — 3 nu, nicht jetzt, sondern begrtln-
- dend, etwa: darum. — 4 wol gehört zu müge.
- .3.50, 3 dienen swv., durch Dienst vergelten ; für das mir übertragene Lehen
- Dienste leisten. — müelichen adv. , mit Mühe, ungern, schwerlich. —
- 4 von, entfernt von. — erben, ererbten Gütern. — järes frist statte, die
- Dauer eines Jahres hintereinander, ohne Unterbrechung; von jetzt
- ab ein volles Jahr. Innerhalb Jahresfrist will ich daheim sein.
- 351, 2 heten stat, Platz, Erlaubnis hätten; davon der gen. sitzens ab-
- hängig. —
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 73
- sitzens bi den frouwen; ez wsere in äne schände. f^ ^^^
- dö sprach der degen Irolt: «sam bot man'z uns
- mines herren lande.»
- ^^ ^^
- r^
- 352 Der künic ze allen stunden bot vil micl^el guot.
- die üz erweiten recken die wären so gemuot, ,^,^.^>a2. c ^k*^
- daz sie von niemen gerten nemen ze einer marke,
- her Hagene der was riche: ein teil in muote ir über-
- müete starke. /-^^^^^^ h-u^ Tf,
- 353 Für den künic sie giengen: da wären ritter vil. .
- da funden sie besunder maniger hande s^il, ^j^-^
- j^^ in dem brete zabelen, schermen under Schilden. ^^ ro .
- j^jt;ft.o '^*^''sie ahten niht so hohe, als man doch hete, Hagenen
- ^ :cf,. . den wilden. '^"^ -^
- ■■■-•j
- 354 Nach site in Irlande vil dicke man began
- maniger hande freude; da von Wate gewan
- den künic z' einem friunde. Horänt von Teneriche,
- durch der frouwen liebe vant man in vil dicke ge-
- mellichen.
- 355 Her "Wate und ouch Fruote, die snellen ritter halt,
- , j vil nach in einer mäze die recken wären alt.
- ^^'^ ir beider grise locke sach man in golt gewunden.
- swä man bedorfte recken, da wurden sie vil ritterlichen
- funden.
- 356 Des küniges ingesinde ze hove schilde truoc,
- jgj. kiule und buckelsere. geschirmet wart da gnuoc, ^..c.^
- iL
- '^^
- 351, 4 bieten ez einem mit einem Adverbium, jemand eine Behandlung (gute
- oder schlechte) bieten; sam, eine ebensolche Behandlung.
- 3.W, 2 uz erweit, auserwählt, vortrefflich. — 3 ze, im Betrage von. — 4 muote
- praet. von müejen, kränken, ärgern. — starke adv., sehr; dazu gehört
- ein teil, etwas sehr, gar sehr.
- 353, 2 npil stn., Spiel. — 3 bret stn., Spielbret. — zabelen swv. , auf dem
- zabel (lat. tabula) spielen. — schermen, andere Form von schirmen. —
- 4 als man hete, wie man (hoch) hielt.
- 354, 2 freude , Unterhaltung ; hier Genetiv. — 8 Horant steht außer der
- "Konstruktion; es wird durch in aufgenommen. — 4 den Frauen zu
- Liebe, zu Gefallen. — gemellich adj., Scherz treibend, lustig, von-
- gamen, Scherz; es ist Accusativ des Masculinums.
- 365, 2 vil nach, beinahe. — in einer mäze alt, in derselben Weise, gleich
- alt. — 3 locke pl. von loc stm.. Locke.
- 356, 2 kiule stf., Keule. — buckela're stm., Schild mit einem Buckel, hinter
- welchem der Kämpfer sich vollständig verbergen konnte. —
- 74 V. ÄVENTIURE,
- gevohten mit den swerten, mit gabilot geschozzen > -*^'"
- vil üf guote Schilde: die jungen helde wären unver,
- drozzen. A^^jud^^l'^
- 357 Der fürste Hagene fragte Waten und sine man,
- ob in in ir lande wsere iht kunt getan i -, -^ ^ - '
- _^\, schirmen also starke, alsam in Irriche ^
- die sinen helde phlegeten. des ersmielte Wate ver- -^
- X^,^ smäheliche. d.. < . - > > M-^
- 358 Do sprach der helt von Stürmen: «ich gesach ez nie.
- j a^r^ der aber mich ez lerte, dar umbe waereich hie
- bevollen z'einem järe, daz ich ez rehte künde,
- swer des meister wsere, miner miete ich ime gerne ;
- gunde.»
- 359 Do sprach der künec zem gaste: «den besten mei-
- ster min
- wil ich dich leren heizen durch die liebe din,
- o^^- daz du doch drie swapke künnest, swä man strite ,^
- I in herten veitstürmen: ez frumt dir lihte z'etelicher'
- -J-*^' zite.»
- . f 360 Do kom ein schirmmeister. leren er began
- Waten den vil küenen; da von er gewan v!
- des sines libes sorge. Wate stuont in huote,V
- ' ' ^ sam er ein kemphe wsere. des erlachte do von Tenen
- ,V ^ Fruote.
- 361 Daz half dem schermmeister, daz er witen spranc, '"'^.
- alsam ein löbart wilde. an Waten hende erklanc
- 356, 3 gabilot stn., franz. javelot, ein Wurfspieß, namentlich bei der Jagd
- gebraucht. — 4 vil adv., viel. — unverdrozzen adj., unermüdlich.
- 357, 2 iht, etwa. — kunt getan, bekannt worden; Subjekt dazu ist schirmen,
- dazu das Adverbium starke. — 3 also, ebenso ; alsam, wie. — 4 phle-
- geten swv. , trieben. — ersmielen swv. , lächeln, engl, smile. — ver-
- smäheliche adv., verächtlich, geringschätzig.
- 358, 1 "Wate stellt sich, als verstände er das Schirmen nicht. — 2 der, wenn
- einer. — wcpre ich, wollte ich sein, bleiben.
- 359, 2 durch die liebe dtn, dir zu Liebe. — 3 swanc stm., Schwung, Hieb. —
- künnest conj. prses. von kan. — veltsturm stm., Feldschlacht. — frurtien
- swv., nützen. — z' etelicher zite, manchmal.
- 360, 1 schirmmeister stm., Meister im Schirmen, der im Schirmen Unter-
- richt erteilt. — 5 sorge, Angst, des sines libes, für sein Leben. Der
- Schirmmeister ist gemeint. — stuont in htiote, stand vorsichtig, parierte
- jeden Schlag. — 4 kemphe swra., Kämpfer, der aus dem Kampf ein
- Gewerbe macht.
- 361, 1 Daz deutet das folgende daz an. — \oUen, weithin. — 2 lebart stm.,
- Leopard. —
- WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 75
- vil dicke ein schoene wäfen, daz die fiwervanken
- j^l dräten uz den Schilden. des mohte er sinem scherm- ? ^
- '^W^ "'"' knäben gedänken. J^^ '^ 7^
- 362 Do sprach der wilde Hagene: «gebt mir daz swert
- enhant! ^- v^-.t
- ich wil kürzwHen mit dem von Sturmlant, --o-tk,....,«^ .^e.
- ob ich in müge leren der minen siege viere , . dLU^j.^
- daz mir's der recke danke.» daz lobete do der aide
- Wate schiere.
- 363 Der gast sprach zem künige: «ich sol den fride din ;^>-'-^ A^k.
- haben, fürste Hagene, daz du iht värest min. f
- , j^ slüegest du mir wunden, des schämte ich mich vor
- frouwen.»
- Wate künde schirmen, deis in der werlde niemen
- möhte trouwen. .e.^^UL i-^-*^'
- 364 Hagenen sluoc do sere der künstelose man, .^«.aX-^^-^
- .^f , .. daz er als ein begozzen brant riechen began, /i*.-'^
- >Jl*^ der meister vor dem junger, ja was er starc genuoc.
- der wirt ouch sinem gaste siege unmaezlichen sluoc.
- 365 Die liute ez sähen gerne durch ir beider kraft.
- der künic vil schiere erkande die Waten meisterschaft.
- ein teil begunde er zürnen, weer' ez im niht an' ere.
- swaz man sach ir sterke, doch het ir Hagene da be-
- zeiget mere.
- 361, 3 wä/en stn., Waffe, vorzugsweise das Schwert wird darunter ver-
- standen. — i dräten praet. von droejen, sich wirbelnd bewegen, empor-
- wirbeln; vgl. 861, 3. — schermknabe swm., Lehrling im Schirmen; Ge-
- gensatz von schermmeister. — gedänken, danken; des, dafür; ironisch.
- — er ist der Meister.
- 362, 1 enhant, in die Hand ; en geschwächt aus in, wie entriuwen und ähn-
- liche. — 2 kurzwilen swv., Kurzweil treiben. — 3 siege pl. von slac,
- Schlag.
- 363, 1 den fride din, die Sicherheit, das Versprechen von dir. — 2 iht, im
- negativen Sinne, nicht etwa. Wate will Hinterlist beim Kampfe aus-
- geschlossen wissen. — 4 deis=daz es, es von trouwen abhängig.
- 364, 1 künstelos, weil er kein kunstmäßiger Fechter ist. — 2 brant, ein an-
- gebranntes Stück Holz; begozzen, auf welches man Wasser gießt. —
- riechen stv., rauchen. — 3 er, Wate. — 4 unmcczlichen adv., unermeß-
- lich, ungeheuer viel.
- 365, 1 weil beide so kräftig waren. — 3 an' ere, eine Schande. — 4 sterke
- gen. von swaz abhängig. — bezeiget, an den Tag gelegt.
- 76 V. AVENTIÜRE, WIE WATE ZE lELANDE FUOR.
- 366 Wate sprach zem künige: «läz äne fride sin
- unser beider schirmen. ich hän der siege din
- gelernet nu wol viere: ich wil dir's gerne danken.»
- er lönde im sit so hohe, sam einem wilden Sahsen
- \, oder Franken.
- 367 Do sie den fride liezen beliben under wegen,
- der sal begimde diezen von ir beider siegen,
- swaz sie anders tseten, in möhte sin gelungen.
- ir schirmen was so swjnde daz in die swertes knöphe
- hine Sprüngen.
- 368 Sie giengen beide sitzen. der wirt zem gaste sprach:
- «ir jeht, ir wellet lernen? ja wsen' ich nie gesach
- des junger ich so gerne nach solher künste wsere.
- swä man phligt der dinge, da sit ir üf dem ringe
- lobebsere.»
- 369 irolt sprach zem künige: «herre, ez ist geschehen,
- daz ir iuch habet versuochet. wir hän ez e gesehen
- in unsers herren lande. wir haben'z uns ze rehte,
- , ; deis aller tegeliche phlegent beide ritter unde
- knehte.»
- 370 Do sprach aber Hagene: «und het ich daz erkant,
- so waer' daz schirmwäfen niht komen in mine hant.
- ich ensach nie junger lernen also swinde.»
- der rede wart gelachet da von maniger edeler muoter
- kinde.
- 366, 1 Das vorhin erbetene Versprechen verlangt er jetzt nicht mehr. —
- 4 er bezahlte ihm nachher (im Kampfe) so hohen Lohn; natürlich
- ironisch. — Sahsen oder Franken, einem von fremdem Volksstamme^
- also einem Feinde. Die Verbindung kehrt formelhaft in Volksliedern
- ■wieder ; vgl. Uhland, Schriften 3, 262, 356. Vgl. auch Kudrun 1503, 4.
- 367, 1 liezen beliben under wegen, unterwegs bleiben lassen, aufhören lassen,
- aufgeben. — 3 anders, sonst noch. — twten, gethan hätten. — 4 swinde
- adj., stark. — swertes knöphe, die Knaufe am Schvrerte; knoph stm.
- 368, ^ des junger, emen, dessen Jünger, Schüler. — nach solher künste,
- nach der Kunst, die ihr hier entwickelt habt. — 4 der dinge, solcher
- Sachen. — rinc stm., der Kampfring, Kampfplatz.
- 369, 2 daz, damit. — sich versuochen, wie nhd. auch. — ez, das Schirmen. —
- 3 wir haben'z uns ze rehte, wir halten es für unser Recht, haben es
- zur Gewohnheit.
- 370, 2 schirmwäfen stn., Waffe zum Schirmen. — 3 swinde adv., geschwind,
- — 4 der rede, über die Rede.
- VI. AVENTIURE, WIE SUOZE HÖRANT SANC. 77
- 371 Do erloubet' er den gesten swä mite sie die zit
- hin getriben möhten. des volgten ime slt
- die von Nortlande. do sie begunde erdriezen,
- dö würfen sie die steine und begunden mit den scbef-
- ten schiezen.
- VI. AVENTIURE,
- WIE SUOZE HOEANT SANC.
- Eines Abends entzückt Horant alle am Hofe durch seinen Gesang.
- Die junge Königin läßt ihn heimlich nebst Morunc in ihre Kemenate
- kommen, wo Horant ihr Hetel's Werbung ausrichtet. Sie verabreden,
- daß an einem der nächsten Tage die Jungfrau mit ihren Eltern das Schiflf
- besuchen solle, um die Waaren zu schauen. Am vierten Morgen kehren
- sie wieder, vorgeblich, um Abschied zu nehmen, und bitten Hagen, ihr
- Schiff nebst der Königin und der Tochter zu besuchen. Er verheißt es
- für den nächsten Morgen.
- 372 Daz kom an einen äbent, daz in so gelanc,
- daz von Tenemarke der küene degen sanc
- mit so herircber stimme, daz ez wol gevallen
- muose al den liuten. da von gesweic der vogelline
- schallen.
- 373 Daz hört' der künic gerne und alle sine man,
- da von von Tenen Horant der friunde vil gewan.
- ouch het ez wol gehoeret diu aide küniginne.
- da siu ^
- der zinne.
- 371, 1 Das Objekt z.u erloubet' liegt in su-a mite , alles womit. — 2 hin ge-
- triben, sich vertreiben. — des, darin. — 3 erdriezen, langweilig dünken;
- mit Accusativ der Person, die Sache, hier nicht besonders ausge-
- drückt, steht im Genetiv. — 4 das Steinwerfen, eine sehr gewöhnliche
- ritterliche Unterhaltung, bei der es darauf ankam, einen schweren
- Stein möglichst weit zu schleudern. Dies und das Schießen trieben
- sie, wenn ihnen anderes langweilig wurde.
- 372, 1 Es fiel auf einen Abend. — daz in so gelanc, daß es sich ihnen so
- fügte, daß ihnen das Glück zu teil wurde. Ein Glück war es für
- Hetels Mannen, weil das Singen Anlaß wurde, ihren Zweck zu er-
- reichen. — 2 Horant. — 4 gesweic prset. von geswigen, verstummen. —
- schallen swv. hier substantivisch gebraucht, Lärmen, Schreien.
- 373, 2 durch das Gefallen an seinem Sänge erwarb sich Horant viele
- Freunde. — 4 erfial prset. von erhellen, ertönen, erhallen, — da, an
- der Stelle, wo. — zinne stf., der oberste Teil der Mauer, mit Ein-
- schnitten versehen.
- 78 VI. AVENTIURE,
- 374 D6 sprach diu schoene Hilde: «waz hän ich vernomen?
- diu aller beste wise ist in min oren komen,
- die ich ze dirre werlde von iemen hän erfunden,
- daz wolde got von himele daz sie mine kamersere
- künden!»
- 375 Siu hiez ir gewinnen der so schone sanc.
- do siu sach den recken, siu sagete im's grozen danc,
- daz ir der äbent wsere mit freuden hin gegangen,
- von froun Hilden wiben wart der helt härte wol en-
- phangen.
- 376 Do sprach diu küniginne: «ir sult uns beeren län
- die wise, die ich hinte von iu vernomen hän.
- daz gebt mir z' einer gäbe ze allen äbunden,
- daz ich iuch hoere singen: so wirt iuwer Ion wöl er-
- funden.»
- 377 «Frouwe, ob ir's geruochet, ^ weit ir mir's sagen danc,
- ich singe iu z'allen ziten also guotez sanc,
- swer ez rehte erhoeret, daz im sin leit verswindet
- und minnert gar sin sorgen, der mine süeze wise rehte
- ervindet.»
- 378 Er sprach, er diende ir gerne.^ da mite schiet er dan.
- sin singen Ion so grozez ze Irlant gewan,
- daz man im nie da heime gelonet' also verre.
- also diende Hetelen üzer Tenemärke der herre.
- 379 Do sich diu naht verendet' und ez begunde tagen,
- Horänt begunde singen, daz da bi in den hagen <
- geswigen alle vögele von sinem süezen sänge.
- die liute, die da sliefen, die enläg^n dö niht ze lange.
- ~ Y^- ■: .;•
- 374, 3 ze dirre werlde, auf dieser Welt. — erfunden, kennen gelernt. —
- 4 daz wolde, wünBchend : o wollte das.
- 375, 1 gewinnen, herbeischaffen. — der =: den der.
- 376, 2 hinte, heute Nacht, in dieser Nacht. — 3 z'einer gäbe, als Geschenk.
- — äbunden, altertümliche Form statt äbenden. — 4 so wird euer
- Lohn gut, reichlich befunden, werdet ihr reichen Lohn bekommen.
- 377, 1 geruochet, geruhet. — 2 sanc stn., Gesang. — 4 minnert von minnern
- swv. , wird geringer, vermindert sich. — sorgen subst. Inf.
- 378, 1 da mite, mit diesen Worten. — 2 Ion im Mhd. stm. und stn. —
- 3 verre adv., sehr reichlich.
- 879, 1 sich verendet', zu Ende gieng; von verenden. - 2 da bi, in der Nähe.
- — hagen von hac stm., Busch. — 3 von, infolge von. — 4 niht ze lange,
- gar nicht lange: standen sofort auf.
- WIE SUOZE HORANT SANC. 79
- 380 Sin liet erklang im schone, ie hoher und ie baz.
- Hägene ez selbe horte; bi sinem wibe er saz.
- -* üz der kemenäten muosten s' in die zinne.
- der gast wart wol beraten. ez horte ez diu junge kü-
- niginne.
- 381 Des wilden Hagenen tohter und ouch ir magedin
- die säzen unde loseten, da diu vogellin
- vergäzen ir doene " üf dem ho ve fröne.
- wol horten ouch die helde, daz der von Tenemarke
- sanc so schone.
- 382 Do wart im gedanket von wiben und von man.
- do sprach von Tenen Fruote: «min neve möhte län
- sin ungefüege doene, die ich in hoere singen,
- wem mag er ze dienste als ungefüege tagewise ^i-
- bringen?»
- 383 Do sprächen Hagenen helde: «herre, lät vernemen:
- niemen lebet so siecher, im 'möhte wol gezemen
- beeren sine stimme, diu get üz sinem munde.»
- «daz wolde got von himele», sprach der künic, «daz
- ich sie selbe künde.»
- 384 Do er drie doene sunder vol gesanc,
- alle die ez hörten, dühte ez niht so lanc,
- sie heten'z niht geahtet einer hande wile,
- obe er solde singen, daz einer möhte riten tüsent mile.
- 380, 3 in die zinne, die Zinnen bilden einen zackigen Mauervorsprung, in
- den man hineintreten kann. — 4 wol beraten, etwa mit Zuhörern;
- oder allgemeiner : dem Gaste gieng alles nach "Wunsch.
- 381, 2 loseten von losen swv., lauschen. — da, indem dabei. — 3 frone,
- dem Herrn gehörig; hove frone, Herrnhofe. — 4 die helde, die Ritter
- am Hofe.
- 382, 1 man ist dat. pl. — 3 ungefüege adj. ,1^ ungeschickt. — [4 als, so. —
- tagewise stf., Morgenlied.
- 383, 1 lät vernemen, laßt eure Meinung hören; seid ihr nicht auch der
- Meinung? — 2 siech adj., krank; niemand kann noch so krank sein.
- — möhte=enmöhte, es könnte denn, daß nicht könnte. — qezemen, ae-
- faUen.
- 384, 1 drie Nebenform von dri. — dcene pl. von don stm., Lied, Melodie. —
- sunder, jede besonders. — vol gesanc, zu Ende gesungen hatte. —
- 2 nach so folgt wiederum kein Satz mit daz. — 3 einer hande wile,
- die Zeit, die man zum Handumdrehen braucht. — 4 so lange, daß
- einer während der Zeit tausend Meilen reiten könnte.
- 80 VI. AVENTIUEE,
- 385 Do er nu het gesungea und er voe sedele gie, -^^^
- diu junge künigiune froeliclier nie
- wider morgen wart gekleidet mit liehtem ir gewande.
- diu junge maget edele, nach ir vater Hagenen siu do
- sande.
- 386 Der herre gie bälde da er die maget vant
- u , in trüriclicher wise. do was der megede hant
- V an ir vater kinne. siu bat in vil sere.
- siu sprach: «liebez veterlin, heiz in singen hie ze
- hove mere.» >
- 387 Er sprach: «liebiu tohter, ze äbende stunt,
- j wolde er dir singen, ich gsebe im tüsent phunt.
- nu sint so hochverte die werden geste mine,
- 'f' daz uns wol erklingen hie ze hove niht die doene sine.»
- X^- 388 Swaz siu gebiten künde, der künic dannen gie.
- , des vleiz sich aber wise Horant, daz er nie
- ^"■^^ gesanc so ritterliche. die siechen zen gesunden
- sich niht wöl dannen mit ir sinnen gescheiden künden.
- 389 Diu tier in dem walde ir weide liezen sten.
- die Wurme, die da solden in dem grase gen,
- die vische, die da solden in dem wage vliezen,
- die liezen ir geverte. ja künde er siner fuoge wolge-
- niezen.
- •390 Swaz er da doenen mohte, daz dühte niemen laue,
- sin unmärt' in koeren da von der phaffe sanc.
- 385, 2 froslicher compar. des Adverbiums, zu ergänzen : als an dem Tage.
- — wider morgen, gegen Morgen.
- 386, 2 truriclich, hier nicht traurig, sondern nachdenklich. — was, lag,
- ruhte; sie faßte ihn aclimeichelnd am Kinn. — 4 mere, noch mehr.
- 387, 1 stunt stf., Zeit, acc. ; ze abend»', am Abend. — 3 hochverte adj., stol-
- zen Sinnes. — 4 daß es nicht passend erscheint, wenn er hier bei
- Hofe singt wie ein gewöhnlicher Spielmann.
- 388, 1 gebiten, bitten. — 2 des vleiz sich aber wUe, deswegen bemühte sich,
- befliß sich wiederum solcher Melodie Horant. — 3 zen, samt den
- (■=ze den). — 4 sie konnten ihre Gedanken nicht gut davon ablenken,
- trennen.
- 389, 1 weide stf., die Nahrung. — 2 wünne, alle kriechenden Tiere. —
- 4 geverte stn., Fahrt, Weg. — fuoge ati., Geschicklichkeit: er verstand
- gar wohl seine Geschicklichkeit sich zu Nutze zu machen.
- 390, 1 duenen swv., singen. — 2 unmdrte praet. von uninucren, gleichgültig
- dünken; stn, seinetwegen. — kor stm., der Chor in der Kirche. —
- da von, dasjenige wovon. —
- WIE SUOZE HÖKANT SANC. 81
- die glocken niht enklungen so wol alsam e.
- allez daz in horte, dem was nach Horande we.
- 391 Do bat in ir gewinnen daz schoene magedin,
- deiz äne ir vater wizzen vil tougen solde sin, .,
- noch daz ir muoter Hilden niemen sagt' daz maere,
- daz er so tougenliche bi ir in ir kemenäten waere.
- 392 Ein gefiieger kamersere der erärnde den solt. ;- - ^
- daz siu im gap ze miete, daz was rot golt,^'^^^
- ^^ lieht ünde tiure zwelf böuge swsere, • ^^^
- daz der sanges meister ze äbende in ir kemenäten waere.
- ^ 393 Er warp ez tougenlichen. ja frewete sich der man,
- daz er so guoten willen da ze hove gewan.
- er was von fremeden landen gevarn nach ir minne.
- , . durch die sine fuoge truoc siu im wol von schulden
- fi^* ' holde sinne.
- 394 Siu hiez ir kamersere vor dem hüse stän,
- daz niemen ensolde nach im dar in gän,
- unz siu Yol gehorte die wise die er sunge.
- da was manne niemen wan er ünde Morunc der junge.
- o95 Den helt bat siu sitzen. «ir sult mich hoeren län»,
- sprach diu maget edele, «deich e vernomen hän. :
- des lustet mich vil sere, wände iuwer stimme
- diu ist vor aller fröwede ob aller hande kurzwile ein
- gimme.»
- 396 «Getörste ich iu singen, vil schoenez magedin,
- daz mir dar umbe nseme niht daz houbet min
- 3aO, 3 Sie schienen neben dem Gesänge keinen so schönen Klang wie
- sonst zu haben.
- 391, 2 tougen adv., geheim ; ebenso tougenliche 391, 4.-3 sagt' statt sagte
- conj. prset.
- 392, 1 gefiieger, gewandter. — erarnde prset. von erarnen , verdienen. —
- solt stm., Belohnung. — 4 daz, unter der Bedingung, daß.
- 393, 1 warp, richtete aus; von werben. — der man, Horant. — 2 guoten
- willen, willfährige, freundliche Gesinnung,
- 394, 2 dar in, da hinein. — 3 toi gehorte, bis zu Ende hörte. — 4 manne
- gen. pl., niemand von Männern, kein Mann.
- 395, 2 deich, dasjenige was ich. — 4 ob, über. — gimme (lat. gemma) stf.,
- Edelstein, .Juwel; bildlich das Höchste, Herrlichste bezeichnend.
- freude und kurzicile sind sich koordiniert.
- 82 VI. AVENTIURE
- iwer väter, der künic Hagene, mir solde niht versmähen
- swä ich iu möhte dienen, wseret ir mins herren lande
- nähen.»
- f^. 397 Do huob er eine wise, diu was von Amile,
- die nie kristen mensche gelernde sit noch e,
- wan daz er sie horte üf dem wilden fluote.
- da mite diende ze hove Horänt der snelle degen guote.
- 398 Do er die süezen wise ze hove vol gesanc,
- dö sprach diu maget schoene: «friunt, du habe danc.»
- siu gab im abe ir hende, niht goldes was so guotes.
- siu sprach: «ich lone iu gerne; des bin ich iu vil wil-
- liges muotes.»
- , • -r 399 Siu gab im des ir triuwe mit willen an die hant:
- getrüege s' immer kröne und daz siu gewunne laut,
- daz man in niht verrer kimde vertriben,
- niwan zuo ir bürge. da möhte er mit eren wol beliben.
- 400 Swaz im büte diu frouwe, des enwolde er niht,
- * ^ niwan eine gürtel: «des man mir vergibt,
- daz ich sie beholde, maget vil minnecliche.
- die bringe ich minem herren; so ist er miner maere
- freuden riebe.»
- 401 Siu sprach: «wer ist din herre oder wie ist er genant?
- mag er haben kröne oder hat er eigen lant?
- 396, 3 das Subjekt zu versmähen ist der Satz mit swä.
- 397, 1 huob prset. von heben, fieng an , begann. — 3 wenn er sie nicht ge-
- hört hätte auf dem wilden (draußen auf dem den Menschen) unbe-
- kannten Meer, vluot, mhd. stm. — 4 dienen ist hier wie das romani-
- sche servir von dem höfischen Dienst des geselligen Verkehrs ge-
- braucht. — ze hove, bei Hofe.
- 398, 3 abe prsep., von; sie nahm es von ihrer Hand ab, wohl ein Arm-
- band von Gold. Kein Gold war so gut, wie das, was sie ihm gab. —
- 4 den hängt von williges ab: dazu habe ich gegen euch sehr bereit-
- willige Gesinniing; ich bin gern bereit, euch zu belohnen.
- 399, 1 triuwe stf., Versprechen. — mit willen, bereitwillig. — an die hant,
- gelobte es in seine Hand, gab ihm die Hand darauf. — 2 immer,
- jemals. — daz(==ob) im zweiten Teile, wiewohl im ersten die Be-
- dingungspartikel (ob) nicht ausdrücklich steht. — 3 verrer compar.
- des Adverbiums verre. — 4 niwan, außer, aus niht wan, steht zuweilen,
- wie auch wan, nach Komparativen statt danne.
- 400, 1 büte prset. conj. von bieten. — 2 gürtel im Mhd. auch stf. — des, in-
- folge dessen, alsdann. — man mir vergiht, sagt man von mir auSj wird
- man von mir sagen. — 3 beholde von beholn swv., erwerben, erringen.
- — 4 miner macre, über meine Kunde.
- 401, 2 mag er, vermag er, hat er so viel Macht, daß er selbst eine Krone
- besitzt.
- WIE SUOZE HORANT SANC. 83
- ich bin im durch din liebe holt vil sicherlichen.»
- dö sprach von Tenen der küene : «ich gesach nie künic
- also riehen.»
- r>^02 Er sprach: «und melde uns niemen, vil schoene magedin,
- so saget' ich dir gerne, wie uns der herre min
- von im scheiden lieze, do er uns her sande
- durch dinen willen, frouwe, zuo dines vater bürge
- unde lande.»
- 403 Siu sprach: «läz mich beeren, waz mir der herre din
- ^ Uij üz iwerm lande enbiete. ist ez der wille min.
- r
- L.
- /^: des bringe ich dich wol innen, e daz wir uns gescheiden.»
- Horant vorhte Hagenen; im begunde da ze hove leiden.
- 404 Er sprach zuo der frouwen: «so enbiutet er dir daz,
- :e,» daz dich sin herze minnet an' aller slahte haz. '
- nu läz in geniezen, frouwe, diner güete.
- er hat durch dich eine genömen von allen frouwen
- sin gemüete.»
- 405 Siu sprach: «got müeze im Ionen, daz er mir waege si. /m-.
- kome er mir ze mäze, ich wolde im ligen bi,
- ob du mir woldest singen den äbent und den morgen.»
- er sprach: «ich tuon ez gerne, des sit ir an' aller ^
- slahte sorge.»
- 406 Er sprach zer schoenen Hilden: «vil edelez magedin,
- min herre tegeliche hat in dem hove sin
- zwelve, die ze prise für mich singent verre.
- swie süeze si ir wise, doch singet aller beste min herre.»
- 402, 1 melden bwv., verraten: vorausgesetzt, daß uns niemand verrät-
- im Nachsatz folgt das Prseteritum conj., ebenso 405, 2.-2 wie, mit
- welcher Botschaft, welchen Aufträgen. — 3 lieze im Nhd. der Indi-
- kativ. — durch dtnen willen, um deinetwillen.
- 403, 2 ist das, was er mir entbietet, meine Absicht, stimmt es mit meinen
- Wtlnschen überein. — 3 innen bringen (jemand einer Sache), jemand
- etwas merken lassen. — 4 da ze hove, bei Hilden: es ward ihm un-
- behaglich.
- 404, 1 der Vordersatz von so muß, wie häufig, ergänzt werden: wenn ich
- es denn sagen soll. — 2 slahte stf., Art. — 4 genomen, weggenommen,
- abgewendet.
- 405, 1 woege adj., gewogen, hold. — 2 kome er mir ze mäze, kommt er mit
- mir in Vergleichung, ist er mir ebenbürtig. — im ligen bi, seine Gattin
- werden. — 4 sit ir, imp.
- 406, 3 ze prise, was den Preis betrifft, preismäßig. — für mich, mir voraus
- besser als ich. — verre, bei weitem.
- 84 VI. AVENTIURE,
- ^ 407 Siu sprach: «nu so gefüege din lieber herre si,
- ^^ ich wil gen im nimmer des willen werden fri,
- ich gelone im der gedanke, die er hat nach minen
- minnen.
- getörste ich vor dem vater min, so wolde ich iu gerne
- volgen hinnen.»
- 408 Do sprach der degen Mörunc: «froiiwe, uns sint bereit
- siben hundert recken, die liep ünde leit
- gerne mit uns dulden. komet ir üf die sträze, / ^. vc*.
- so Sit an' alle sorge, daz wir iuch dem wilden Ha-
- genen läzen.»
- 409 Er sprach: «wir wellen hinnen ürloubes gern.
- SO sult ir Hagenen bitten, daz er iuch müeze wern,
- junge maget edele, er und iuwer muoter
- sül unser kiele schouwen und ir selbe», sprach der
- degen guoter.
- 410 «Daz tuon ich vaste gerne, ob mir's min vater gan.
- dar zuo sult ir bitten den künic und sine man,
- /iu daz ich und die megede riten zuo den ünden.
- \\ ob iu'z min vater geheize, so sult ir mir'z drier tage e
- V, künden.»
- 411 Der hoehste kameraere hete des gewalt,
- daz er dicke bi ir waere. der selbe degen halt
- 'iKü>-,v^4 der gieng an der wile durch msere für die frouwen.
- die beide vant er beide : do mohten sie ir lebenes niht
- getrouwen.
- 412 Er sprach zuo froun Hilden: «wer sint die sitzent hie?»
- do wart den snellen beiden so rehte leide nie.
- 407, 1 nu, da nun. — 2 gen im, ihm gegenüber. — werden frt , ablassen,
- von der Absicht, daß. — 4 vor, wegen.
- 408, 2 liep stn. , Freude. — 3 dulden, dulden wollen. — uf die sträze, in
- die Weite des Meeres hinaus.
- 409, 1 hinnen urloubes, Erlaubnis zur Abreise von hier. — 2 müeze, möge.
- — wern, gewähren, erlauben. — 4 sül conj. von suln, solle.
- 410, 2 dar zuo, zu dem Zwecke, daß er's uns erlaube. — 3 riten, reiten
- dürfen. — zuo den ünden, an den Strand. — 4 drter tage e , um drei
- Tage früher, vorher.
- 411, 1 hcehste, oberste. — gewalt, Erlaubnis, das Recht; des, dazu. —
- 3 an der wile, in der Zeit, wo dies Gespräch geschah. — dnrch moere,
- der Unterhaltung wegen. — 4 beide, Horant und Morunc. — ir lebenes
- getrouwen , Zutrauen haben zu ihrem Leben, sich verlassen auf ihr
- Leben, ihres Lebens sicher sein; da konnten sie für ihr Leben zittern.
- 412, 2 so leide, wie in diesem Augenblicke. —
- WIE SUOZE HÖBANT SANC. B5
- er sprach: «wer hiesch iucli bede gen ze kemenäten?
- swer iu daz gefuogte, der hat iuch entriuwen gar ver-
- ^-»^ raten.». '
- 413 Siu sprach: «nu lä din zürnen, sie mügen wol genesen,
- ob du mit ungemache niht immer wellest wesen,
- du solt sie tougenlichen zuo ir gemache bringen,
- ja hülfe in anders übele daz er so ritterlichen kan ge-
- singen.»
- 414 Er sprach: «ist ez der recke, der so wol singen kan?
- der selben weiz ich einen, daz künic nie gewan
- bezzeren recken (min vater und sin muoter
- diu wären eines vater kint); wan er was ein zierer "icj^
- degen guoter.»
- 415 Diu maget begunde fragen: «wie was der genant?»
- er sprach: «er hiez Horant und was von Tenelant.
- swie er niht kröne trüege, er dienet' im die kröne,
- swie sie mir sin fremede, wir lebten ie bi Hetelen
- schöne.»
- 416 Dö Mörunc den erkande, den man in sehte bot - ^ '- -
- da heime in sinem lande, dö gienc dem recken not,
- ' im erwielen siniu ougen , truoben er began.
- dö sach diu küniginne den recken güetlichen an.
- 417 Ouch sach der kamersere der recken ougen naz.
- er sprach: «liebiu frouwe, ich wil iu sagen daz,
- 412, 3 hiesch, forderte auf. — bede Nebenform von beide. — 4 gefuogte, ins
- Werk setzte, verschaffte. — entriuwen aus in und dem Dativ pl., in
- Treuen, fürwahr, traun. — verraten, einen falschen, treulosen Rat
- gegeben.
- 413, 2 wenn du nicht immer in Unbequemlichkeit leben willst, dir nicht
- dein Leben verbittern willst; indem du dir meine Ungnade zuziehst.
- — 4 anders, sonst: sonst hätte ihnen schlechte Hilfe gebracht der
- Umstand, daß.
- 414, 2 der selben, von eben solchen, die so gut singen können, kenne ich.
- — einen, einen von solcher Beschaffenheit. — 4 diu, neutr. , weil auf
- Personen verschiedenen Geschlechts bezüglich. — ziere adj., schmuck,
- schön.
- 415, 3 er dienet' im, er hätte sich verdient. Vgl. zu 206, 4. — 4 ein Zwischen-
- glied zu ergänzen: wiewohl sie mir fremd sind, muß ich doch sagen.
- — swie, obgleich, mit conj. — ie, immer.
- 416, 1 in achte bieten, ächten : bot im Sinne des Plusqpf. — 2 gienc not, nur
- soviel als notgedrungen. — 3 erwielen prset. von er wallen, überwallen,
- überfließen. — truoben swv., trübe, traurig werden.
- 86 VI. AVENTIURE,
- \
- f^f^M^^ ez sint mäge mine: nu helfet, daz genesen
- dise helde beide. ich wil ir hüetaere wesen.» ;
- 418 Den recken wart in sorge ein teil ir herze wunt.
- «törsf ich vor miner frouwen, ich kuste s' an ir munt,
- dise recken beide. des ist nu langiu stunde,
- daz ich von Hegelingen nach dem künic Hetelen fra-
- gen kuude.» ' /^^
- 419 Do sprach diu juncfrouwe: «sint sie die neven din,
- mir suln deste lieber dise geste sin:
- so solt du die helde minem herren künden,
- daz sie also gähes niht enkomen zuo des meres
- ünden.»
- ^ib) ^^^ 1^0 giengen sundersprächen die zwene ritter guot.
- ^■*^^^ Morünc dem kameraere sagete sinen muot,
- . daz sie durch froun Hilden koemen zuo dem lande ,
- und wie der künic Hetele sie nach der frouwen Hilden
- dar sände.
- JjLK-^
- 421 Do sprach der kameraere: «mir'st beidenthalben not,
- nach des küniges ere, und wie ich iu den tot
- ^^ gefremede von dem künige. und wirdet er des inne, •
- daz ir gert der megede, so enkumt ir nimmer mere
- hinnen.»
- 422 Do sprach der degen Horant; «hcere waz ich sage.
- wir gern ürlöubes an dem vierden tage
- daz wir wellen scheiden hine von dem lande:
- . ^ i so muotet uns ze gebene der künic mit schätze unde
- \^ '' mit gewande.
- 417, 4 hüetvcre stm., Bewacher, Beschützer.
- 418, 2 vor bezeichnet das, waa ihn verhindert ea zu thun. — 3 des iat nu,
- seitdem iat nun vergangen. — stunde stf., Zeit.
- 419, 3 künden awv. , bekannt machen, wer sie sind: meinem Vater; vgl.
- 433, 3.-4 i/ähes, schnell, bald.
- 420, 1 sunderxprachen awv., sich beaonders, heimlich besprechen. — zwene,
- Horant und Morunc, mit dem Kämmerer. — 3 koemen, gekommen
- wären. — 4 wie, entweder etwa soviel als daz, oder wie 402, 2.
- 421, 1 mir'iit beidenthalben not, ich habe auf beiden Seiten Not, dringendes
- Verlangen, Bedürfnis. — 3 ffe/reineden awv., fern halten. — von, der
- euch droht von Seiten des Königs.
- 432, 3 scheiden hine, hinscheiden; der Begriff «von» ist noch besonders
- ausgedrückt. — 4 muotet, verlangt, begehrt. - gebene hier swv., geben
- einem mit etwas, jemand mit etwas beschenken. Das Geben ist hier
- im Sinne des herkömmlichen Gastgeschenkgebens zu verstehen , das
- etwas Selbstverständliches ist.
- WIE SUOZE HORANT SANC. 87
- ^ 423 So muoten wir niht mere (des solt du uns helfen biten)
- ^y^ wan däz uns wer her Hagene mit vil guoten siten
- ' riten zuo dem schejFe, er und min frouwe,
- sin wip diu küniginne, und unseren kiel da be-
- schouwen.
- 424 Mag uns dar an gelingen, so swindet unser leit,
- und ist wol bewendet unser arebeit.
- ob diu maget edele ritet zuo den griezen,
- des muge wir da heime wider den künic Hetelen wol
- geniezen.» ^-t? i .;'
- 425 Do brähte s' üz dem hüse der listige man,
- also daz der msere der künic sich nie versan, 4-
- do sie z'ir herberge balde solden gäben,
- also getriuwer dienest dorfte in da ze hove niht ver-
- Aj.jA ,»j^A-^^^^ smähen.
- 426 Sie sagten heimlichen dem alden Waten daz ,
- daz diu maget edele minnet' äne haz
- den ir friunt Hetelen von den Hegelingen.
- L: ■' do rieten s' mit dem degene, wie si s' mit in ze hüse
- solden bringen.
- 427 Do sprach Wate der aide: «koeme s' üz dem tor,
- daz ich sie wan eines gessehe da vor, , ,., Ijf
- swie halt wir gerungen mit den von dem hüse/^ ' ^ • o
- diu junge küniginne koeme nimmer zuo ir vater klüse.»
- 423, 1 des hängt von öften ab. — 2 loer, gewähre. — mit vil guoten siten,
- in sehr freundlicher Weise. — 3 min frouwe, meine Herrin, d. h. die
- Mutter; vgl. 437, 1.
- 424, 2 bewenden awv., anwenden, anbringen. — 4 wider, gegenüber.^
- 425, 2 der moere gen. pl. , der Sache, des G-eachehenen. — sich versmnen
- mit gen., sich eines Dinges bewußt werden, es bemerken. — nie,
- häufig ein verstärktes niht, durchaus nicht. — 3 als sie bald zu ihrer
- Herberge eilen sollten, als sie ihrer Herberge schon nahe waren,
- merkte der König noch nichts, daß sie da gewesen.
- 426, 2 äne haz, aufrichtig. — 3 ir ist wohl auf die Jungfrau zu beziehen ;
- ir friunt greift dem Gegenwärtigen vor. — 4 rieten s', berieten
- sie sich.
- 427, 2 wan eines, nur ein einzig mal ; eines genetiv. adverb. — da vor, vor
- dem Thore. — 3 halt adv., zur Verstärkung von swie, wie sehr auch
- immer. — gerungen praet. conj. von geringen, kämpfen müßten. — den
- von dem huse, denen von der Burg, im Gegensatz zu den Fremden. —
- 4 kluse stf., Klause, Wohnung; vielleicht hier weil sie der Vater eifer-
- süchtig verschlossen hält.
- 88 VI. AVENTIURE,
- 428 Ditze starke msere gar verholen wart.
- sie rillten sich vil tougen zuo ir widervart.
- sie sagten'z ouch den degenen, die in den schiffen
- lägen,
- die horten'z niht ungerne; ja mohte sie nu lange da
- betragen. a^wrir|£* /^ ,/, ■
- 429 Sie brähten zuo ein ander die sie mohten hän.
- do wart ein gerinne under in getan ,
- daz in Irlande klagten gnuoge sere.
- swie leit ez Hagenen waere, die Hegelinge würben vaste
- umb' ere. ^^-^--^J'^y
- 430 An dem vierden morgen ze hove sie do riten.
- iteniuwiu kleider, ze wünsche wol gesniten,
- truogen an die geste. sie wolden scheiden dannen.
- sie gerten urloubes von dem künige und allen sinen
- mannen.
- 431 Her Hagene sprach zen gesten: awie lät ir miniu laut?
- alle mine sinne ich dar zuo hete gewant,
- wie ich iu geliebet' min lant und min riebe,
- nu weit ir hinnen scheiden unde lät mich ungesel-
- licliche.»
- 432 D6 sprach Wate der aide: «nach uns gesendet hat
- der vogt von Hegelingen, und wil niht haben rät, '
- er'n bringe ez z'einer suone. ouch jämert nach
- uns sere
- die wir da heime liezen. da von gäben wir vil deste
- mere.»
- 428, 1 Litze starke moere, diese wichtige Sache. — verholen part. von ver-
- heln, verbergen, geheim halten. — 2 rihten, sich, swv. , sich rüsten^
- anschicken. — widervart stf., Rückkehr, Heimreise. — 4 rfa betragen,
- verdrießen dort zu verweilen.
- 429, 1 brähten zuo ein ander, brachten zusammen, versammelten. — 2 ge-
- rinne stn., von runen, heimliches Keden, Flüstern. — 3 daz bezieht
- sich auf gerinne. Die Verschwörung gab später Anlaß zu bitterer
- Klage.
- 430, 2 iteniuwe adj., ganz neu. — 3 truogen an, hatten angezogen.
- 431, 1 wie lät ir, wie könnt ihr so verlassen. — 3 gelieben swv., lieb, an-
- genehm machen. — 4 ungesellicliche adv., in ungeselliger, unfreund-
- licher Weise.
- 432, 2 haben rät, entraten, entbehren, hier mit einem konjunktivischen
- Satze. — Z jämert, verlangt, unpersönlich gebraucht; es verlangt nach
- uns diejenigen, die. — i da von, deshalb.
- WIE SUOZE HOKANT SANC. OV
- 433 Do sprach der wilde Hagene: «so ist mir uäcli iu leit.
- ,- nu ruocliet nemen ze minne ros und miniu kleit,
- '*^'' golt und gesteine. ich sol iu also gelden
- iüwer groze gäbe, daz mich die liute drumbe iht dür-
- fen scheiden.» aL>^/v«
- 434 Do sprach Wate der aide: «ze riche ich dar zuo bin, Vo
- daz ich iuwers goldes mit mir iht füere hin.
- ji^ an dem uns unser mage erworben habent hulde,
- Hetele der riche der vergsebe uns nimmer unser
- schulde.
- 435 Wir haben eines dinges, her künic, an iuch muot
- M- £>-*-^^
- j^ ^ (daz dünket uns ere , ob ir daz gerne tuot),
- / .^/ daz ir daz sehet selbe, wie wir uns mügen verkosten,
- biderber liute spise wser' uns in drien jären niht ge-
- -'"•' ~' brosten.
- 436 Wir geben'z swer es ruochet, sit wir hinnen varn.
- got müeze iu iuwer ere und iuch selben hie bewarn,
- ja scheiden wir uns hinnen, wir mugen niht langer biten.
- daz hdehste geleite söl mit uns züo den scheflfen riten.
- 437 Iuwer schoene tohter und min fröuwe iuwer wip
- sol unser habe schouwen. des ist uns der lip
- getiuret an ein ende. geschiht uns diu ere,
- edeler künic Hagene, so bite wir iuch deheiner gäbe
- 438 Der wirt sprach den gesten gezogenlichen zuo:
- -j «nu ir niht weit erwinden, so heize ich morgen fruo
- 433, 1 näcfi, das sehnsüchtige Verlangen bezeichnend. — 2 minne stf., hier
- im ursprünglichen Sinne , Andenken , Erinnerung. — 4 dürfen, Ur-
- sache haben.
- 434, 1 Ebenso von Siegfried, Nib. 259, 1: dar zuo was er ze rtche, daz er
- iht naeme solt. — i an dem, auf Hetele bezüglich, der Kelativsatz
- vorausgestellt; Hetel, bei dem. — 2 unser schulde, die wir damit be-
- giengen, daß wir Geschenke annähmen.
- 435, 1 haben muot=muoten , eines Dinges, begehren, mit an, von. — eines
- dinges, eins. — 3 verkosten swv. , mit Kost, Zehrung versehen. —
- 4 gebrosten part. von gebresten, mangeln, ausgehen.
- 436, 1 es ruochet, darauf achtet, darauf reflektiert. — 3 scheiden uns, uhd.,
- hier nur scheiden. — 4 daz hoehste, der König und seine Familie.
- 437, 2 uns der lip, wir. — 3 getiuret, geehrt. — an ein ende, in vollstän-
- diger "Weise.
- 438, 2 erwinden stv., ablassen von euerm Entschlüsse.
- 90 VII. AVENTIURE,
- satelen hundert nioere megeden unde frouwen.
- ich wil ouch mit in selbe und wil iuwer schef gerne
- schouwen.»
- 439 Die naht mit urloube sie riten zuo der fluot.
- do truoc man zuo der erde win, der was vil guot
- gelegen in den kocken, und dar zuo vil der spise.
- ir schif wurden ringe: von Tenemarke Fruote was
- vil wise.
- VIL AVENTIURE,
- WIE DIE JUNCFROUWEN DIU SCHEF SOHOUWETEN, UND WIE
- SIE HIN GEFÜERET WUBDEN.
- Während der König ein Lastschiff betrachtet, lichtet das Hauptschiff,
- auf dem die junge Hilde sich befindet , die Anker ; die verborgenen Ge-
- waffneten springen auf und stoßen die am Bord gebliebenen Männer ins
- Wasser. Hagen läßt, da seine Schiffe nicht in gutem Stande sind, neue
- bauen und setzt den Abfahrenden nach. Diese senden Boten an Heteln,
- welcher der Jungfrau entgegeneilt. In Waleis, auf Hetels Gebiete, landet
- das Schiff. Nach festlichem Empfange ruhen sie fröhlich aus.
- 440 An dem naehsten morgen nach fruomesse zit
- dö kleiten sich meide und wip wider strit,
- die Hagene füeren wolde zuo des meres sande.
- hie mite riten schone wol tüsent recken guot üz
- irlande.
- 441 Die geste heten messe ze Baljän vernomen.
- der künic niht enwesse, daz ez im möhte komen
- ze schedelichem leide. ez was im gar an' ere
- der fremeden recken scheiden. da von verlos er sine
- tohter here.
- 439, 1 Die naht, für die Dauer der Nacht. — 2 erde stf., das trockene Land.
- — 2. 3 guot gelegen, nicht : gut gelegen, sondern : von sehr guter Be-
- schaffenheit, gelegen. — 4 ringe adj., erleichtert. — Frute verwaltete
- die Vorratskammer (280, 1) in freigebiger Weise.
- 440, \ fruomesne stf., die Messe am frühen Morgen. — 2 wider strit, im
- Wettstreit, Wetteifer. — 4 hie mite, mit diesen.
- 441, 2 wesse dritte Form neben tueste und wiate. — komen, ausfallen, aus-
- gehen. — 3 an' ere, brachte ihm keine Ehre. — 4 verlos prset. von
- Verliesen, verlieren.
- WIE DIE JUNCFKOUWEN DIU SCHEF SCHOITSVETEN. 91
- 442 Do sie nu komen wären da er diu schef vänt,
- froun Hilden und ir frouwen die huop man üf den sant.
- dö solden zuo den scheffen die minneclichen frouwen.
- die krame stuonden offen : da moht' diu küniginne wun-
- der scliouwen.
- 443 Her Hagene sach ouch selbe swaz üf der krame lac,
- vil manic kleinät riche, diu man vil hohe wac.
- dö er und sin gesellen daz geschouwet hieten,
- duo lie man'z sehen die megede, den sie ir guote bouge
- nemen rieten.
- 444 Der künic üf einen kocken durch schouwen was gegän.
- e diu tür der krame vol wurde üf getan,
- die Waten anker wären alle von dem gründe.
- do schiet man die frouwen so man aller gseheste künde.
- 445 Niemens ungemüete Waten hohe wac.
- er'n mochte war daz koeme daz üf der kräme lac.
- die alden küniginne schiet man von der meide,
- üf Sprüngen die da lägen: dö was dem künic Hagenen
- grimme leide.
- 446 Üf zuhten sie die segele, die liute sähen daz.
- die si üz dem scheffe stiezen, der wart vil maniger naz.
- sJe swebeten sam die vögele in dem wäzzer bi dem
- sande.
- der alden küniginne wart nach ir vil lieben tohter ande.
- 447 Dö der wilde Hagene die gewafenden sach,
- wie rehte grimmecliche der helt mit zorne sprach!
- 442, 2 huop man, nämlich von den Koasen. — 3 solden, sollten gehen. —
- 4 die alte Königin ist gemeint.
- 443, 1 kräme, hier der Ladentisch (Martin). — 2 hohe wac von wegen, hoch
- wog, schätzte. — 4 sie, die im Kramladen verkaufenden.
- 444, 1 durch schouwen, um sich alles anzusehen. — 2 vol, vollständig. —
- 3 von dem gründe, aus dem Meeresgrunde gelöst. — 4 geeheste, auf die
- schnellste Weise; so schnell man konnte.
- 445, 1 mich wiget hohe, ich schätze, achte hoch. Waten ist acc. — 2 war,
- wohin. — 4 lägen, verborgen im Schiffe. — grimme leide, grimmig
- leid, sehr leid ; grimme ist adv,
- 446, 1 Uf zuhten praet. von zücken, aufziehen. — 3 wie die Wasservögel ;
- dieselben Worte braucht das Nibelungenlied von den Meerweibern:
- si swebeten sam die vögele vor im uf der fluot 1536, 1; vgl. Kudr. 1179, 1.
- — 4 ande swm., Leid, Sehnsucht; vgl. 484, 4: mir wirt, mir ist ande,
- nach — , ich sehne mich nach etwas; noch in süddeutschen Mund-
- arten (and).
- 92 VII. AVENTIUBB,
- («nu bringet mir vil dräte die minen gerstangen.
- sie müezen alle sterben, die ich mit der miner hende
- erlange.«
- 448 Schone sprach her Morunc: «nu si iu niht ze gäch.
- swaz ir uns durch striten immer ilet nach,
- da mite wol gewäfent tüsent iuwer beide,
- die kel wir in der flüete: wir gebisn in die wazzer-
- küelen selde.»
- 449 Do wolden es niht läzen des küenen Hagenen man.
- der grünt begunde erglizen: striten wart getan,
- erzogen sach man wäfen und ouch mit spern schiezen.
- sie würfen in diu ruoder: man sach die kocken von
- dem Stade vliezen.
- 450 Wate der vil küene von dem Stade spranc
- in eine galie, daz im diu brünne erklanc.
- mit fünfzic siner beide er ilde Hilden nach,
- den stolzen burgseren den was ze urliuge gäch.
- 451 Do kom der degen Hagene. gewaefen er do truoc
- und ein swert vil scharphez, swsere genuoc.
- sich bete Wate der aide gesümet nach ze lange,
- der helt was vil grimme: er truoc vil hohe sine ger-
- stangen. X
- 452 Er ruofte harte lüte. ilen er do hiez,
- daz liut allenthalben er ungeruowet liez,
- ob er sine geste möhte noch ergäben,
- die täten im vil leide, er wolde s' alle slahen unde vähen.
- 4.47, 3 drate adv., schnell, von drcejen abgeleitet. — gerstange swf., Stange
- des Wurfspießes, dann der Wurfspieß selbst, der mit einer Stange
- versehen ist. Stangen sind die gewöhnlichen Waffen von Kiesen.
- 448, 1 Schone adv., ruhig, freundlich. — mir ist gdch, ich habe es eilig. —
- 2 swaz adv. Acc. , wie viel, wie sehr. — immer, überhaupt. — 'i da
- mite, zugleich mit euch. — 4 kel wir statt kein wir, von kein, queln
- 8WV., bedrängen, zusetzen; die stoßen wir ins Wasser. — wazzerküele
- adj., kühl wie Wasser, naßkalt. — selde, hier ironisch.
- 449, 2 grünt stm., der Meeresgrund; er leuchtet von den sich im Wasser
- spiegelnden Büstungen. — erglizen stv., erglänzen. — 3 erzogen pari,
- von erziehen, herausziehen. — wäfen, Schwerter. — 4 würfen in,
- stießen hinein (in) ins Wasser. — vliezen, schwimmen.
- 451, 3 sich süiiien swv., sich versäumen, aufhalten. — nach, beinahe. —
- 4 der helt, Hagen.
- 452, 2 daz liui . die Mannschaft. — ungeruowet , ohne Ruhe und Rast. —
- 3 ob, ob vielleicht, in der Hoffnung, daß. — ergähen swv., durcli Eilen
- erreichen.
- WIE DIE JUNCFEOÜWEN DIU SCHEF SCHOUWETEN. 93
- 453 Yil schiere er het gewunnen ein vil micliel her.
- do künde er'n niht gevolgen üf dem wilden mer.
- diu schif diu wären dürkel und vil unbereite,
- do sie gähen solden. dem wilden Hagenen man den
- schaden do seite.
- 454 Do enweste er ^\ie gebären, wan daz er üf den griez
- mit ander sim' gesinde die wercliute hiez
- iteniuwer schiffe gähen zuo dem fluote.
- im komen die da mohten: er gewan vil ziere degene
- guote.
- 455 An dem sibenden morgen rümten s' Irlant.
- die der künic Hetele nach Hilden het gesant,
- der enwas niht mere wan tüsent siner manne.
- da wider brähte Hagene drizic hundert helde nach ir
- dannen.
- 456 Die küenen Tenen heten nach Hetelen gesant.
- sie künden im diu msere, daz sie im in sin laut
- die Hagenen tohter brsehten nach grozen sinen eren.
- swie sie des niht gedähten, ja gewunnen sie der are-
- beite mere.
- 457 Hetele der herre vil froeliche sprach:
- «min sorge ist mir nu verre. mir'st liep daz ie ge-
- schach
- arebeit miner helde in dem Hagenen lande,
- die rümten mine selde, nach den was mir z'allen
- ziten ande.
- 453, 2 er'n=er in, er ihnen. — 3 dürkel adj., durchlöchert, von durch
- abgeleitet. — unbereite adj. , nicht vorbereitet. — 4 seite contra-
- hiert aus sagete. — den schaden, die Beschädigung, den schadhaften
- Zustand.
- 454, 2 mit ander sim' gesinde, mit seinem übrigen Gefolge. — ivercliute,
- Handwerker, Zimmerleute. — 3 gähen mit gen. der Sache, mit etwas
- eilen, um es zu vollenden ; aul^erdem hängt von gähen noch ab ü/ den
- griez. — zuo dem fluote , die für die Flut bestimmt waren. — 4 im
- kämen, kamen ihm herbei.
- 455, 4 da wider, dagegen. — nach ir, nach Hilden, um sie zu erreichen.
- 456, 2 künden praet. von künden. — 3 in einer für ihn sehr ehrenvollen
- Weise.
- 457, 2 geschach, unternommen wurde. — 4 die ist relat., die meine Wohnung
- verließen, nach denen u. 8. w.
- 94 VII. AVENTIURE,
- 458 Ob du mich nilit triegest, vil lieber böte min,
- und mir daz niht liegest, bäst du daz magedin
- bi den minen friunden gesehen in disen riehen,
- so wil ich dir Ionen dirre meere harte lobelichen.»
- 459 «Ich sage dir äne triegen, daz ich die maget sach.
- daz siu ir vorhte sere, diu küniginne sprach, -•
- swie sie von dannen wseren nu vil manige mile:
- des bin ich in swsere, ob min väter mit schiffen nach
- uns ile.»
- 460 Dem boten hiez er gäben wol hundert marke wert,
- die ritter die da wären, heim ünde swert
- brähte man den beiden und manigen schilt guoten.
- üz den Hetelen seiden begunden sie der hovereise
- muoten.
- 4G1 Alle die er künde bringen mit im dan,
- des het er gedingen, daz er sine man
- so ze velde brsehte, mit so grozer ere,
- daz man küniges tohter enphienge nie so lobe-
- liche mere.
- 462 Swie harte sie sin gähten, die mit im solden dan,
- lützel sie des nähten e er daz volc gewan,
- des sie dar zuo bedorften. ez muote sie vil sere.
- doch brähte er siner friwende gegen Hilden tüsent
- oder mere.
- 463 Gekleidet vliziclichen (des enwas niht rät)
- die armen zuo den riehen in liebte sarwät.
- 458, 4 lobelichen adv., so daß man mich deswegen loben soll.
- 459, 2 diu küniginne sprach ist voranszunehmen. — 4 er geht in direkte
- Bede Hildens über.
- 460, 1 gäben swv., Geschenke geben. — 2. 3 wieder eine freie Konstruktion,
- das Subjekt wechselt. — 4 hovereise, mit leichtem Humor, weil sie
- der Braut, einem Feste entgegenziehen.
- 461, 1 Alle die u. s. w. schließt sich an sine man an. — 2 des het er gedingen,
- das hoffte er. — 3 «e velde, hinaus aus seiner Burg ins Freie.
- 462, 2 nähten von nähen swv., ungeschickte Ausdrucksweise des Innern
- Heims wegen: so nahten sie doch wenig diesem Ziele. Vielleicht
- hieß es ursprünglich lützel in des zogete, es gieng ihnen wenig damit
- vorwärts. — 4 gegen Hilden, Hilden entgegen.
- 463, 1 des enwas niht rät, das war nicht zu umgehen, konnte nicht anders
- sein. — 2 sarwät stf., Rüstung. —
- WIE DIE JTNCFROUWEN DIU SCHEF SCHOUWETEN. 95
- wolden sie die frouwen heim ze lande bringen,
- die stolzen beide ziere beten zuo der verte hoch
- gedinge.
- 464 Do sie von hüse wolden, man horte grozen schal,
- dö sie binnen solden, ze berge und ouch ze tal
- mohte man vil liiite da bi dem wege schouwen.
- Hetele dar zuo gähte, wie er gessebe sine schoene
- frouwen.
- 465 Nu was Wate der aide, der helt von Sturmlant,
- ze Wäleis in der marke komen üf den sant.
- die wazzermüeden beide, ze Stade &ie do giengen.
- an den friuntselden froun Hilden sie do herberge
- viengen.
- 466 Sie biezen nider spannen bütten zuo der fluot (467)
- des alden Waten mannen. ir leben daz wart guot.
- do erstuonden in vil schiere iteniuwiu maere.
- man saget den beiden ziere, von Hegelingen Hetele
- komen waere,
- 467 Unde rite engegene der triutinne sin, (468)
- er und sine degene. diu schoenen magedin
- beten des gedingen, daz man sie mit 6ren
- zuo ir lande brsebte. si versähen sich debeines strites
- mere.
- 468 Sie beten swes sie gerten, spise unde win. (469)
- die lantliute werten, die mite solden sin.
- 463, 4 hoch gedinge, feste Hoffnung, Zuversicht.
- 464, 2 ze berge — ze tal, auf den Bergen und im Thale, oben und unten.
- 465, 4 friuntselde stf., die einem Freunde gehörige Wohnung, "Wohnstatt.
- Sie waren jetzt auf befreundetem Gebiete. — froun Hilden, für Frau
- Hilden. — herberge vähen, Herberge bereiten.
- 466, 1 nider, weil die Zeltstangen am Boden mit Pflöcken befestigt wur-
- den. — hütte, eine Art Zelt. — 2 mannen dat., für die Mannen. —
- 4 daz fehlt vor von, von sagete abhängig.
- 467, 4 zuo ir lande, nicht: in ihre Heimat, sondern: in das Land, wo Hilde
- künftig Herrin sein sollte, in ihre künftige Heimat.
- 468, 2 lantliute, die Bewohner des Landes, die ihnen zur Begleitung dienen
- sollten. —
- 96 VII. ÄVENTIURE,
- (He geste swes sie mohten. des sie solden bringen
- und des sie haben wolden, dar ane liezen s' in niht
- misselingen.
- 469 Hetele dö nähen zuo in in daz lant (470)
- mit dem begunde gäben nach den e was gesant
- zuo sines vater erbe. die komen ouch so riebe
- mit liehter sarwsete, daz sie die geste sähen willecliche.
- 470 Die von Hegelingen riten üf den plan. (47i)
- von den snellen beiden ein bühurt wart getan
- nach der tumben muote ze ritterlichem prise.
- dö kom von Tenen Fruote ; mit im reit ouch Wate der
- vil wise.
- 471 Von verren sach sie Hetele, er wart hochgemuot. (472)
- er sprancte dar durch liebe, der msere helt guot,
- da er zwene sach die besten, die er hin ze Irlande
- mit den werden gesten nach des wilden Hagenen tohter
- sande.
- 472 Dö sähen ouch sie gerne den helt vil lobelich. (473)
- sie muosten freude lernen aller tegelich.
- sie beten kumber grözen da vor in fremeden landen,
- Wate mit sinen gnözen; den buozt' der künic Hetele
- nu ir andeu.
- 473 Mit lachendem muote vor den friunden sin (474)
- sprach der künic Hetele: «ir liebe boten min,
- 468, 3. 4 des stellt beidemal durch Attraktion für daz; man muß nämlich
- zu nifit noch ein des ergänzen, welches der Dichter wenigstens im
- Sinne hatte; aber er änderte wie oft die Konstruktion und wählte
- ein anderes Verbum. Er hatte etwa im Sinne gehabt: daran (des)
- hatten sie keinen Mangel. — 4 mir inissel'uifjet an etwas, es geht mir
- schlecht mit etwas.
- 469, 2 mit den, mit denen, die man zugleich mit ihm hatte durch Boten
- benachrichtigen lassen. — 3 rtche, reichgeschmückt. — 4 sie ist accus.
- — die ijeste heißen hier die Ankommenden, Heimkehrenden, wenn sie
- auch hier zu Hause sind. — willecliche adv., gern.
- 470, 2 buhurt, wiederum zum Empfange hoher Gäste ; als solche worden
- die Heimkehrenden betrachtet. — 3 ze, in ritterlichem Preise.
- 471, 1 hochgemuot adj., freudigen Sinnes. — 2 sprancte prset. von sprengen,
- ließ springen, sprengte, nämlich daz ras.
- 472, 2 freude lernen, wieder ein gesuchter Ausdruck, durch den innern
- Reim veranlaßt: Freude kennen lernen, Freudiges erfahren. — 4 den,
- denen. — öuozt'—buozte prset. von hüezen, machte gut, vergalt.
- 473, 1 Mit lachendem muote, mit lachendem Herzen, wie Nib. 1166, 4 von
- Rüdigers Tochter. — vor, in Gegenwart. —
- WIE DIE JÜNCFEOUWEN DIU SCHEF SCHOUWETEN. 97
- ich hete nach iu heldea groze und michel swsere,
- daz in den Hagenen seiden al min volc in väncnüsse
- wsere.»
- 474 Vor liebe kuste er beide die altgrise man. (475)
- lieber ougen weide der künic hie gewan
- dann' er in langen ziten waetlich ie gessehe.
- ich gelöube daz dem degene in kurzer zite lieber nie
- geschsehe.
- 475 Do sprach Wate der aide: «des ist niht geschehen. (47)
- von so grozem gwalde horte ich nie gejehen,
- als der starke Hagene phliget in sinem lande,
- sin volc ist übermüete, selbe ist er ein helt ze sinen
- banden.
- 476 Ez was ein sselic stunde, daz sin ie wart gedäht, (47?)
- swer dir daz raten künde, daz wir dir haben bräht
- die schoenesten frouwen, daz ist äne lougen,
- geloube mir der maere, die ich ie gesach mit minen
- ougen.»
- 477 Do sprach der ritter edele: «swie schiere ez mac ge-
- schehen <478)
- (die vinde die sint frevele), ir sult umbe sehen,
- daz uns iht ergäbe hie in dirre marke
- Hagene der grimme: so gemtiejet uns sin übermüete
- starke.»
- 478 Wate und ouch her Fruote, die fuorten mit in dan, (479)
- die küene beide guote, des künic Hetelen man,
- 473, 4 väncnüsse stf., Gefangenschaft.
- 474, 1 altgris adj., vor Alter grau. — 3 wcetltch adv., schwerlich, in nega-
- tiven Sätzen; auch hier ist der Sinn negativ.
- 475, 2 gewalt ist im Mhd. Masculinum. — gejehen stv., sagen. — 3 als steht
- eigentlich für als des.
- 476, 1 sin — gedäht, daß man je auf den Gedanken kam. — 2 bräht part.
- von bringen, mhd. nicht gebräht. — 3 daz ist äne lougen gehört zu
- schoenesten; äne lougen, ohne Leugnen, wirklich wahr.
- 477, \ swie schiere, sobald nur immer. — 2 frevele, verwegen, — umbe
- sehen, euch umschauen, auf der Hut sein. — 4 5o, zu ergänzen ist:
- denn wenn er uns erreicht. — übermüete stf., stolzer Sinn.
- 478, 2 vian acc. pl., Mannen. Gemeint ist Hetel und seine Mannen. —
- ^8 VII. AVENTIURE,
- da, sie die schoenen Hilden des tages solden schouwen.
- ob den vil liebten scbilden wart sit der belme vil von
- in verbouwen.
- 479 Undr einem scboeneu buote diu edele maget gie. (480)
- die von Hegelingen bi dem künige hie
- wären nu von rosse komen üf daz gras.
- mit frcelichem muote das edel ingesinde was.
- 480 irölt von Ortriche und Morünc von Friesen lant, (48i)
- der recken ietwedere gieng ir an der bant,
- Hilden der scboenen, da sie den künic ersäben.
- ir lop man möhte kroenen. do gedäbte siu den belt
- enphäben.
- 481 Mit ir gi engen meide zweinzic oder baz (482)
- samt in wizen sabenen, ich wil gelouben daz.
- die aller besten siden, die man mohte vinden
- (daz moliten sie wol liden), die sacb man an den tu-
- gentllcben kinden.
- 482 In guoteu siten schone grüezen dö began, (483)
- die Sit bi im truoc kröne, der wsetliche man ,
- die maget minuecliche, des in wol gelüste,
- er besloz mit armen der schcenen lip vil süezeclich
- er kuste.
- 483 Do enphie er albesunder diu schoenen magedin. (484)
- da was einiu under, diu mohte vil wol sin
- 478, 3 des tages , an dem Tage, noch an demselben Tage. — 4 ob, über ;
- weil die Helme über die Schilde herausragen.
- 479, 1 Undr, den Kopf bedeckt mit. — huot stm., Hut. — 2 die Hegelinge,
- die bei dem Könige geblieben, nicht mit den andern, um Hilden zu
- sehen, vorausgeeilt waren. — 4 mit frcelichem muote tvas, befand sich
- in fröhlicher Stimmung.
- 480, 2 ietwedere adj., jeder von zweien; einer auf jeder Seite von ihr, sie
- bei der Hand führend. —^ 3 sie giengen dorthin, wo sie den König
- erblickten. — 4 ir, Hildens. — krcenen swv., verherrlichen.
- 481, 1 oder baz, oder noch mehr. — 2 üaint adv., zusammen, sämtlich. —
- 4 liden: das konnten sie sich wohl gefallen lassen.
- 482, 1 /« ffuoten siten, mit passendem Benehmen. — 3 des, auf den ganzen
- vorhergehenden Satz zu beziehen. — 4 der schcenen lip ist gemein-
- sames Objekt von besloz und kuste. — süezeclich adv., lieblich, innig.
- 483, 1 albesunder, jede besonders; vgl. 980, 1. — 2 da mit tmder zu ver-
- binden, darunter.
- WIE DIE JCNCFROirWEN DIU SCHEF SCHOüWETEN. 99
- geborn von küniges künne. siu was von riehen mägen.
- siu was der frouwen einiu, die da lange bi den grifen
- lägen.
- 484 Diu was geheizen Hildeburc. frou Hilde, Hagenen wip, (485)
- diu bet erzogen nach eren ir tugenthaften lip.
- siu was von Portegäle geborn üz dem lande,
- siu sach vil fremeder diete; da von was ir nach ir
- friunden ande.
- 485 Hetele het gegrüezet mit zuht diu magedin. (486)
- noch was in ungebüezet. do sie wänden sin
- komen von arebeite, an dem naehsten morgen,
- do ez aller erste tagete, dö komen aber sie zuo grozen
- sorgen.
- 486 Daz edel ingesinde wart gegrüezet über al. (487)
- bi dem Hagenen kinde säzen sie zetal
- an die liebten bluomen under guoten siden.
- Hagene was nu nähen: da von muosen s' groze arbeit
- liden.
- 484, 3 von schließt sich an uz dem lande, gewöhnlicher wäre ze. — 4 diet
- stf., Volk; viel fremdes Volk, fremde Leute. — was ir ande nach,
- sehnte sie sich nach.
- 485, 1 irät zuht, in feiner, höflicher Weise. — 2 ungebüezet, e^wa ihr Kum-
- mer, ihr Leid. Sie hatten noch keinen Ersatz für das ausgestandene
- Leid und die Angst; es war noch nicht vorüber. — wänden praet.
- pl. von ivcenen, glauben. — 4 aller erste adv., eben erst. — aber, aufs
- neue.
- 486, 1 ingesinde stn., die Begleiterinnen Hildens. — 2 säzen sie zetal, setzten
- sie sich nieder. — 3 an, auf. — under guoten siden, unter schönen
- seidenen Zelten.
- '^ta«^H#6.^,Zt-«^ •'
- 7*
- 100 VIII. AVENTIURE,
- VIII. AVENTIURE,
- WIE HAGENE FÜOR NACH SINEß TOHTBR.
- Bei Anbruch des nächsten Tages sehen die Hegelinge Hagen dem
- Strande nahen. Nach der Landung beginnt ein heftiger Kampf, in wel-
- chem Hagen Heteln verwundet und selbst von Waten verwundet wird.
- Auf Hildens Bitte scheidet Hetel den Kampf zwischen Waten und Hagen^
- gibt sich diesem zu erkennen und schließt Frieden mit ihm. Wates
- Kunst heilt die Verwundeten. Hagen begleitet die Tochter in Hetels
- Land und verweilt daselbst bis zum zwölften Tage. Er berichtet seiner
- Gemahlin nach der Heimkehr, daß ihre Tochter glücklich verheiratet
- sei. Hildeburg, die Königstochter aus Portugal, die mit der alten Hilde
- bei den Greifen gewesen, und mit der jungem entführt wurde, bleibt bei
- dieser in Hegelingen.
- 487 Do ez tagen begunde, do sach von Tenelant (488)
- Horänt der degen küene (ez was im wol bekant)
- ein kriuze in einem segele; bilde lägen drinne.
- solher bilgerine hete Wate der aide lützel minne.
- 488 Lüte ruoft' do Morunc irolde zuo: (489)
- «nu sage dem künic Hetelen, waz er dar umbe tuo.
- ich sihe diu Hagenen wäfen in einem segele riehen,
- wir haben ze vil gesläfen. ja scheide wir von im un-
- senfticlichen.»
- 489 Hetelen saget' man msere, daz von Irlant (490)
- sin sweher her gefüeret zuo im üf den sant
- vil manigen kocken hete und ouch vil galeide.
- raten mit dem künige begünden dö Wate und Fruote
- beide.
- 490 Ez wolden niht gelouben die von Tenelant, (466)
- si'n saehen'z mit ir ougen, ze Wäleis üf den sant
- 487, 3 bilde, Wappenbilder. — 4 bilgerine, Pilger, ironisch, weil Pilger
- ein Kreuz im Segel zu führen fpflegten. — hete lützel minne, liebte
- wenig.
- 488, 2 sage, waz er tuo, verkürzte Ausdrucksweise : sage dem König Hetel,
- er möge bedenken, was er in Bezug darauf thun wolle. — 3 wäfen
- neutr. pl., Wappen. — 4 wahrlich wir werden von ihm nicht auf
- freundliche Weise scheiden.
- 489, 2 sweher stm., Schwiegervater. — 4 raten, sich beraten.
- 490, 2 wenn sie es nicht mit ihren Augen sähen, oder gesehen hätten. —
- WIE HAGENE FUOR NACH SINER TOHTEB. 101
- Hagenen helde koemen nach Hilden der riehen.
- die von Ortlande die lägen üf dem Stade gemenlichen.
- 491 Do horte ez frou Hilde, daz schoene magedin.
- diu edele und diu milde sprach: «der Yater min,
- kumt er her ze lande, maniger schoenen frouwen
- er tuot mit sinen handen des ze der werlde niemen
- mac getrouwen.»
- 492 «Daz sul wir wol hehüeten», sprach der degen Irölt.
- «ob er begunde wüeten, und wsere ein berc golt,
- den nseme ich niht dar umbe, so der strit geschsehe,
- deich Waten minen ceheim bi dem wilden Hagenen
- niht enssehe.»
- 493 Do weinden unde klageten diu wsetlichen kint.
- diu schif vil sere wägeten. ez het ein äbentwint
- ze Wäleis in die marke gefüeret vil der beide.
- in den herten stürmen gäben s' in die bluotvarwen selde.
- 494 Wate hiez froun Hilden üf einem kocken sin.
- begäben mit den Schilden für diu magedin
- was in allen enden daz schef behüetet sere.
- ez was bi den frouwen ze huote hundert ritter oder
- mere.
- 495 Do rihten sich ze strite al die üf den sant
- mit Hilden komen wären und die von Irlant
- die maget beten gefüeret dem künige ze leide.
- vil maniger gesunder gestuont sines libes an der freide.
- 490, 3 koemen, daß sie gekommen -wären, — nach, um Hilde zu holen. —
- 4 gemenlichen adv., lustig, vergnügt.
- 491, 3 maniger schoenen frouwen, indem er ihre Männer tötet.
- 492, 2 wüeten sw., toben, wie ein Wahnsinniger sich benehmen. Die Kon-
- struktion des Nachsatzes ist frei. — und woere, und böte man mir
- einen Berg von Gold an. — 3 dar umbe, deich — enscehe. dafür, daß
- ich nicht sehen wollte. Er freut sich auf diesen Anblick.
- 493, 2 wägeten von wagen swv., sich bewegen, schaukeln, schwanken. —
- äbentwint stm., Westwind. — 3 zu verbinden: in die marke ze Wäleis,
- in die Mark von Waleis, walisische Mark. — 4 bluotvarwen von bluot-
- var adj., blutig gefärbt: blutig gefärbte Wohnung, auf dem Kampf-
- platze.
- 494, 1 sin, sich auflialten, bleiben, — 2 begähen, aus 6t und dem dat. pl.
- des adj. gäch, in Eile, schnell. — für, zum Schutze für.
- 495, 2 von Irlant mit dem künige zu verbinden. — 4 gestuont, stand. —
- freide stf., Gefahr: stand in Gefahr seines Lebens.
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- 102 VIII. AVENTIÜRE,
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- 496 Hetelen hört' man ruofen vaste an sine man:
- «nu wert iuch, snelle degene! der nie golt gewan,
- dem heize ich ez mezzen mit vollen äne wäge,
- ir sult des niht vergezzen, ir stet den Irlenden hie
- ze läge.»
- 497 Mit ir stritgeziuge ^ sie sprangen an den sant.
- gemüet mit urliuge Wäleis al daz lant
- wart in den selben ziten von den guoten helden.
- die vinde mit den friunden wolden alle sin an einer selde.
- 498 Nu was ouch komen Hagene zuo in an den sant.
- da wurden sper geschozzen von guoter helde haut,
- die üf dem sande stuonden, die werten sich vil sere
- der von Irlande; da von geschach der wunden deste
- mere.
- 499 Wie gar seiden iemen gaebe dar sin kint,
- da man so künde dienen, daz man des fiures wint
- slüege üz herten helmen ze sehene schoenen frouwen!
- ir reise mit den gesten het die schoenen Hilden ge-
- rouwen.
- 500 Da stuonden under wehsei mit den herten spern
- die linder den Schilden ein ander wolden wern
- der vil tiefen wunden durch halsberge guote.
- geverwet was daz wasser mit dem älroten verchblüote.
- 496, 1 ruofen an einen, jemand anrufen. — 3 mit vollen, mit vollen Händen.
- — ane wage, ohne^daß man es ihm zuwägt; vgl. 65, ^3. — 4 ir stet für
- ir endet. — den Irlenden, den Irländern; nom. der Irlende swm. — ze
- läge sten, auflauern, nachstellen.
- 497, 1 stritgeziuc oder stritgeziuge stn. , Kampfgerät. — 2 gemüet von
- müejen, in Arbeit versetzt, mit, durch. — 4 selde, Aufenthaltsort;
- alle an einem und demselben Orte, alle drängten nach demselbeo.
- Platze hin.
- 498, 3 werten sich, wehrten sich, verteidigten sich, der, gegen die (gen. pl.).
- 499, 1 Es möchte selten vorkommen, daß jemand sein Kind einem Manne
- gäbe, von dem er als Lohn gewissermaßen Schwertschläge empfienge.
- — dar, dorthin. — 2 des fiures wint, feurigen "Wind. — 3 ze sehene, im
- Angesicht, in Gegenwart ; so daß sie's sehen konnten. — frouwen ist
- dat. pl. — 4 gerouwen mundartl. part. von riuwen, reuen.
- 500, 1 under wehsei mit den spern, soviel als in sperwehsel, im Kampfe mit
- Speeren, wo Speere hin- und herfliegen, gewechselt werden. — 2 we^n,
- gewähren. — 3 durch, die Wunden werden durch die Halsberge hin-
- dnrchgehauen. — 4 geverwet von verwen swv., gefärbt. — alrCt adj.,
- ganz rot, dunkelrot. — verchbluot stn., Lebensblut.
- Juji^^ '' z;-^^
- WIE HAGENE FÜOR NACH slxER TOHTEE. l03
- 501 Hagene ruofte lüte, daz im der wäc erdoz,
- an die sine trute (sin sterke diu was groz),
- daz s' im erwerben hülfen daz lant mit tiefen wunden,
- daz täten sie vil gerne; des wurden wäfen an der
- herte funden.
- 502 Hagene hete gedrungen vil nähen an den sänt.
- diu swert vil lüte erklungen. Hagene Hetelen vant
- ze nähest bi dem wazzer an dem Stade stän.
- er het ez lobeliche mit sinen eilen da getan.
- 503 Hagene in grozem zorne spranc üz in die fluot.
- der degen üz erkorne zuo dem Stade wuot.
- do sach man üf den recken sam snewes flocken swinde
- geschiezen da mit philen. daz tet von Hegelingen daz
- gesinde.
- 504 Da wart ouch von den swerten ein vil michel klanc.
- die in da slahen gerten, die muosten manigen wanc
- vor sinen siegen wenken. Hetele der vil here
- kom ze sinem swehere.' daz weint' diu schoene Hilde
- vil sere.
- 505 Ez was ein michel wunder, als diu büoch uns künt
- tüont
- wie Stare Hagene wsere, daz vor im ie gestuont
- der Hegelinge herre. do sie begunden dringen
- mit strite zuo ein ander, man horte guoter helme vil
- erklingen.
- 506 Ez wart doch niht gescheiden in so kurzer stunt.
- Hetele der küene wart von Hagenen wunt.
- 501, 1 im, vor ihm, ihm entgegenklang, wiederhallte. — 2 trute von triit
- 8tm., Freund. — 3 erweröen, erreiclien. — 4 infolge ihrer Bereitwillig-
- keit wurden Schwerter im Kampfe erprobt.
- 502, 3 ze nähest, zunächst, dicht. — 4 ez lobeliche getan, löbliche Thaten
- vollbracht. — sinen: entweder eWe« pl., oder sinen, geschwächte Form
- statt sinem.
- 503, 1 vz adv., hinaus, nämlich aus dem Schiffe. — 2 wuot praet. von waten,
- waten. — 3 snewes gen. von sne, Schnee. — 4 geschiezen verstärktes
- schiezen.
- 504, 2 in, Hagen. — 2. 3 n-anc vjenken, auswe^hen. — 4 iceinen, beweinen.
- 505, 1 diu fjuoch neutr. pl., die Bücher, die Quelle. — 2 wie hängt von
- kunt tuont ab : da die Quelle uns berichtet, wie stark Hagen gewesen.
- — gestuont, stand hielt.
- 506, 1 Ez, die Sache, der Kampf. — gescheiden^ beendigt. —
- ' ^'-t-v^^ V f^l^ . ^^ . Jltu^.
- 104 VIII. AVENTITTRE,
- do körnen sine mäge mit Waten von Stürmlande,
- irolt unde Morunc warn vil guote recken zuo ir banden«
- 507 Do kom der degen Fruote und Wate mit siner schar,
- tüsent helde guote drungen mit in dar.
- von den Hegelingen die Hetelen mäge
- die sluogen vil der wunden. die geste bedenthalp ge-
- strewet lägen.
- 508 Do beten oucb mit eilen erworben nu daz lant ,
- die Hagenen gesellen. duo körnen üf den sant V ""'
- mit disen werden gesten die von Irricbe.
- da muosten belme bresten. sie würben nach den frou-
- wen grimmiclicbe.
- 509 Hagene gefriesch bi im Hetelen daz kint,
- manigen ungesunden frumten sie da sint,
- die von Tenelanden und die von Hegelingen.
- ze Hagenen dem wilden hiezen sie Waten den alden
- dringen.
- 510 Hagene der starke durch die schar brach,
- sin swert daz sneit sere; willeclich er räch,
- daz im enphüeret wären die minneclichen meide,
- da wart gereret manic rinc. im was harte groezliche
- leide.
- 511 Er trouwet' mit dem swerte gerechen niht den haz.
- von siner gerstangen hinder sich gesaz
- 506, 4 recken zuo ir handen, dasselbe, was gewöhnlich helt ze stnen handen
- (20, 4) im Singular bedeutet: tapfere Kecken.
- 507, 2 dar, dort hinzu.— 3 zu verbinden: die Verwandten Hetels von den
- Hegelingen. — 4 bedenthalp, auf beiden Seiten. — gestrewet, nieder-
- gestreckt, von strewen swv., streuen.
- 508, 1 erworben, erreicht. — 3 werden gesten, die Anhänger Hetels. —
- 4 bresten stv., brechen.
- 509, 1 gefriesch bi im, vernahm, gewahrte, daß er in seiner Nähe sich be-
- fand. — daz kint, als Bezeichnung des im jugendlichen Alter stehen-
- den Mannes. — 2 frumten von frümen swv., machen; machten man-
- chen ungesund, verwundet.
- 510, 1 Er arbeitete sich durch die Kämpfer hindurch. — 2 sneit prset. von
- sntden stv. , schneiden, verwunden. — 4 rinc stm., Panzerring. —
- reren swv., niederfallen machen (zum stv. risen); auf die Erde ge-
- fällt, gestreut.
- 511, 1 Er hielt das Schwert nicht für genügend. — 2 hinder sich gesaz,
- setzte sich nach hinten über, stürzte rückwärts. Er warf manchen
- kopfüber. —
- WIE HAGENE EUOR NACH SINER TOHTER. 105
- vil manic ritter edele , der nimmer mer diu msere
- gesagte in sinem lande, wie im in dem strit gelungen
- wsere.
- 512 Do kom Wate schiere, ein edel ritter guot,
- da er üz den liehten ringen daz fliezende bluot
- sach rinnen von den swerten den sinen lieben mägen.
- die im da helfen gerten, fünf hundert der bi im da
- veige lägen.
- 513 Do hete sich gesamenet daz volc über al,
- die fremeden zuo den künden, do huop sich michel schal.
- Wate unde Hagene zno ein ander drungen.
- die in da mohten wichen, die bedühte in wsere wol
- gelungen.
- 514 Do gieng üf Waten den alden der künic mit grozen
- siegen,
- wol mohte er Sterke walden. da sach manic degeu
- daz fiwer üz helmen stieben sam die rostbrende.
- sie künden helme klieben beide mit vil manhafter hende.
- 515 Do sluoc Wate der aide, daz im erwaget' der wert,
- ez wurden vor gewalde die frouwen küme ernert.
- dö was dem künic Hetelen gebunden sin wunde.
- er begunde fragen wä er sinen neven hern Waten funde.
- 516 Bi Välande aller künige er sinen neven do vant.
- des wert' sich in der mäze der von Sturmlant,
- daz man von in beiden sagen möhte msere,
- wie Wate der vil küene bi Hagenen in dem herten
- strite wsere.
- 511, 3 diu moere, die Kunde, die Nachricht; vgl. Nib. 2272, 4.
- 512, 1 ein gebraucht das Volksepos auch von schon oft erwähnten Per-
- sonen. — 3 von, herab von. — den mägen, das Blut seiner Verwandten.
- 4 der, derer.
- 513, 1 samenen swv., sammeln ; sich samenen, zusammenkommen. — über al,
- insgesamt. — 2 die künden sind die Einheimischen, die im Lande be-
- kannt sind. — huop sich, erhob sich. — 4 wichen stv., aus dem "Wege
- gehen. — bedühte von bedunken, bedtinken.
- 514, 1 üf, auf ihn los. — 3 rostbrant stm., Feuerbrand, ein angebranntes
- Stück Holz. — 4 klieben stv. (prset. kloup), spalten.
- 515, 1 erwaget' statt erwagete prset. von erwägen, sich bewegen, erheben,
- erzittern; im wie 501, 1. — wert stm., Werder, Insel. — 2 ernert, be-
- wahrt, geschützt.
- 516, 2 in der mäze, in solcher Weise. — 3 sagen möhte ma:re, erzählen
- könnte; daß er ein Gegenstand des Liedes wäre.
- JjuJi
- 106 VIII. ÄVENTIÜRE,
- 517 Hagenen brast diu stauge, die er in dem strite truoc,
- üf dem Waten Schilde, der was starc genuoc.
- ouch künde baz vehten in deheinen riehen
- recken al deheiner: Wate wolde Hagenen niht ent-
- wichen.
- 518 Do sluog er durch daz houbet des künic Hetelen man,
- Waten den vil küenen, daz üz dem helme ran
- daz bhiot von siner wunden. do kuolden nu die winde,
- ez was gen äbunde. man sach striten allez daz gesinde.
- 519 Wate galt mit zorne den grimmen verchslac,
- daz blüotiger zehere so vil üf im lac.
- er sluoc den wilden Hagenen, daz von des helmes
- bouge
- daz swert sere erglaste. im gebrast des tages vor den
- ougen.
- 520 Do was ouch wunt Irolt, der helt von Ortlant.
- swie vil der toten laege gestreut von siner hant,
- er künde Waten den alden da niht von im bringen,
- die frouwen weinden sere, do sie horten swerte so vil
- klingen.
- 521 Hilde diu vil schoene rief trüreclichen an
- Hetelen den recken, daz er braehte dan
- ir vater üz den noeten vor Waten dem ältgrisen.
- er hiez nach sinem vanre daz volc zuo dem herten
- Sturme wisen.
- 522 Hetel^ der herre vil herlichen streit.
- er kom zuo Waten dem alden; daz was dem helde leit.
- 517, 1 brast prset. von bresten. — i al deheiner, von allen keiner.
- 518, 3 kuolden von kuolen, kühl werden. Es wurde Abend.
- 519, 1 verchslac stm., tödlicher Schlag. — 2 daz von galt abhängig. —
- zehere von zäher stm., Zähre, Tropfen. — 3 bouc , der Stahlreif am
- Helme. — 4 erglaste prset. von erglesten, erglänzen, infolge der heraus-
- springenden Feuerfunken. — gebrast prset. von gebresten, gebrach: es
- wurde ihm dunkel vor den Augen.
- 520, 3 von im, von Hagen. — bringen, trennen, auseinander bringen. —
- 4 swerte gen. pl., von vil abhängig.
- 521, 3 vor, Schutz bezeichnend. —4 ra«re stm., Fahnenträger; ndc//, hinter-
- her. — Visen swv., ftlhren, leiten.
- 522, 1 streit prset. von striten, streiten. — 2 leit, weil er noch gern länger
- gestritten hätte. —
- WIE HAGENE FÜOR NACH SINER TOHTER. 107
- der recke ruofte an Hagenen: «durch iuwer selbes ere
- lät sich den haz verenden, daz unser friunde niht
- sterben mere.»
- 523 Hagene fragte lüte (grimme was sin muot),
- durch wen er'z scheiden solde. dö sprach der helt guot:
- «ditze bin ich Hetele von Hegelinge lande,
- der sine liebe mäge so verre nach froun Hilden ge-
- sande.»
- 524 D6 sprach der übermüete: «sit ich hän vernomen,
- daz sie mit maniger güete wären nach ir komen,
- .^ — Sit ist iu von beiden groz ere unzerunnen. t--.-«o> -^-^
- ir habt mit schcenen listen mine lieben töhter ge-
- wunnen.»
- 625 Hetele spranc dar näher, so noch maniger tuot,
- der strit wsenet scheiden. swie harte grimmen muot
- hete Wate der küene, doch wichen sie von dannen.
- do stuont balde üf hoher Hagene mit allen sinen
- mannen.
- «
- 526 Hetele der fürste den heim abe gebaut.
- den fride hört' man rüefen da über al daz laut,
- do sprach vater der Hilden, daz ez gescheiden waere.
- do horten in die frouwen in maniger zite nie so liebez
- msere.
- 527 Do engarten sie sich alle, die strites phlägen e.
- genuoge in schuofen ruowe ; manigem was ouch we
- 522, 4 von niere hängt der Genetiv unser friunde ab.
- 523, 2 durch wen, um wessen wiUen. — ez scheiden, dem Kampfe ein Ende
- machen. — 4 gesunde prset. von gesenden, senden.
- 524, 2 güete, Tapferkeit; vgl. das adj. guot. — 3 Sit — sit, seit — seitdem,
- oder causal : weil — darum. — von helden, von Seiten tapferer Männer.
- — 4 Schlauheit galt schon im frühen Altertume den Germanen als
- etwas sehr Empfehlendes und Löbliches.
- 525, 1 dar näher, näher herzu. — 3 sie. Wate und Hagen. — 4 «/ hoher,
- höher zurück, weiter zurück; stuont vf hoher, trat zurück.
- 526, 2 rüefen, ausrufen. — 3 der ist nachgestellter Artikel zu vater. —
- 4 horten in — in gehört zu liebez, eine ihnen so liebe Kunde. — in
- maniger ztte, innerhalb langer Zeit, seit langer Zeit.
- 527, 1 engarten von engerwen swv., ausziehen, namentlich die Rüstung. —
- 2 in, ihnen, sich. —
- 108 VIII. AVENTIUKE,
- von den tiefen wunden, die sie üz strite blähten,
- maniger wart da funden, der der noete nimmer mer
- gedähte.
- 528 Do gienc der künic Hetele mit dem wilden Hagenen dan.
- er sprach zuo dem recken: «sit ich eren gan
- Hilden iuwer tohter, so sult ouch ir der gunnen,
- daz siu trage kröne da siu hat manigen zieren helt
- gewannen. ))
- 529 Hetele boten sande; do hiez er Waten komen.
- sie heten in langer zite da vor wol vernomen,
- daz Wate arzät wsere von einem wilden wibe.
- Wate der vil msere manigem gefrumte an dem libe.
- 530 Do er sich entwäfent' und selben sich gebant,
- eine guote würzen nam er in die haut
- und eine bühsen wsehe, da was phlaster inne.
- d6 viel im für die füeze Hilde diu schoene küniginne.
- 531 Siu sprach: «Wate, lieber friunt, nere den vater min
- (swie du mir gebiutest, so wil ich immer sin)
- und hilf sinen recken, die da ligent in der molden,
- und wer diner künste die da minem vater helfen
- weiden.
- 532 Du solt ouch niht vergezzen von Hegelinge laut
- der Hetelen friunde. ja habent sie den sant
- genetzet mit ir bluote, sam ez ein regen wsere.
- ich mac von dirre reise sagen immer mere leidiu
- maere.))
- 527, 4 der— gedähte , bei dem es mit der Not des Kampfes für immer
- aus -war.
- 528, 3 der, derselben, nämlich eurer Tochter. — 4 gewunnen, erworben,
- indem sie ihre Gebieterin geworden.
- 529, 2 in langer zite da vor, lange vorher. — 3 arzät stm., Arzt. — von, mit
- Hilfe, durch. — wilden wibe, wahrscheinlich eine Meerfrau. — 4 ge-
- frumte, half, nützte; gefrumen swv.
- 530, 1 entwäfent'=entwäfente, entwaffnet hatte. — gebant, verbunden hatte.
- — 2 würze Bwf., Wurzel, Kraut. — 3 bühse swf., Büchse.— waihe adj.,
- kunstvoll, zierlich.
- 531, 1 nere imper., errette. — 2 Ausdruck der unbedingten Hingebung und
- Unterwerfung. Nib. 613, 2 ja wil ich immer sin, swie ir mir gebietet. —
- 4 gewähre deine Kunst denjenigen, die.
- 532, 4 reise stf., Heerfahrt, Heerzug. — leidiu adj., traurige.
- WIE HAGENE FÜOR NACH SINEß TOHTEß. 109
- 533 Do sprach Wate der aide: «ich bin arzät niht
- (ich wer ez mit gewalde) unze daz geschiht
- deiz redet üf eine suone Hagene der vil riche
- mit Hetelen minem herren. die wile ich sie mide
- schuldicliche.»
- 534 Do sprach diu maget edele: «getörste ich dar gan!
- ich hän ab leider verre wider mihen vater getan,
- daz ich minen besten friunt niht getar enphähen! ^Cm"^^^^
- a' min gruo;
- versmähen.»
- im und ouch den sinen wsen' min gruoz harte müge '^■^"'^
- 535 Hagene wart gefräget: «helt, mac daz geschehen?
- ob iuch des niht betraget, iuch wolde gerne sehen
- iuwer schceniu tohter, diu junge küniginne.
- diu wolde helfen iuwern wunden, hetet ir'z ze
- minne.»
- 536 «Ich wii sie sehen gerne, swie siu habe getan.
- ich minne ouch ir enphähen; war umbe solde ich'z län
- hie in fremeden landen, ich ennseme ir grüezen?
- mir und miner tohter mac der ktinic Hetele wol ge-
- büezen.»
- 537 Horänt von Tenemarke wiste s' bi der hant,
- und ouch der degen Fruote, da siu den künic vant,
- niwan mit einer megede, ir vater wunden schouwen.
- ir was leit umb' ir friunde, swes halt ir Hetele mohte
- getrouwen.
- 533, 1 icA bin arzät niht, ich übe meine Kunst als Arzt nicht aus, bis u. s. w.
- — 2 ich wer ez, ich wehre ea ab, weise es von mir, — 3 deiz redet
- vf eine suone, daß eg bespricht zum Zwecke einer Versöhnung. —
- 4 die uile, so lange. — schuldicltche=von schulden adv., von Kechts
- wegen.
- 534, 1 getörste, dürfte ich nur wagen. — 2 ab, verkürzt aus abe, aber.
- — verre adv., sehr. — 3 meinen besten Freund, meinen Vater;
- doch kann friunt auch Verwandter bedeuten : meinen nächsten Ver-
- wandten.
- 535, 4 hetet ir'z ze minne, wenn ihr's gerne sähet.
- 536, 2 minne, sehe gern. — län, unterlassen mit nachfolgendem en und
- dem Konjunktiv. — 4 mac, vermag. — gebüezen swv., Ersatz geben.
- 537, 3 niu-an, nur. — schouwen, um zu besehen. — 4 swes halt, was auch
- Hetel ihr zutrauen mochte, sie konnte doch den Schmerz um die
- Ihrigen nicht unterdrücken.
- 110 VIII. AVENTIURE,
- 538 Do er sie und Hildeburge zuo im komen sach,
- do spranc von dem gesidele her Hagene also sprach:
- «willekomen, tohter, Hilde diu vil riche.
- ich kan des niht geläzen, ich engriieze iuch vil wil-
- licliche.»
- 539 Er wolde sine wunden diu kint niht sehen län.
- die wurden im gebunden. üf hoher hiez er gän
- die edelen juncfrouwen. Wate gähte sere
- wie er den künic heilte, daz diu maget weinde do
- niht mere.
- 540 Do er die erzenie, würze und krüt genoz,
- er wart der sorgen frie nach sinem schaden groz.
- als er bestreich mit phlaster des künic Hagenen
- wunden ,
- sin tohter gienc hin widere. do vant siu ir vater wol
- gesunden.
- 541 Der erzenie meister vil unmüezic wart,
- solde er guot verdienen in grozer herevart,
- so kunden'z olbende niht von stat getragen.
- von so grozer ktinste horte ich nie man gesagen.
- 542 Zehant dö heilt' er Hetelen von Hegelinge lant,
- dar nach die andern alle, swaz man der da vant.
- die mit deheinen listen heilen iemen künde,
- die mohte ouch er gefristen. er machte vor dem tode
- wol gesunde.
- 543 Do wolden sie die megede niht langer läzen da.
- Hagene sprach ze Hilden: «wir suln anderswä
- 538, 1 Hildeburge acc. von Hüdeburc. — 2 her Hagene gemeinsames Sub-
- jekt von spranc und sprach. — 4 geläzen, verstärktes läzen, unter-
- lassen.
- 539, 1 diu kint, die jungen Mädchen. — 2 «/ hoher gän, zurücktreten. —
- 4 wie er heilte, zu heilen.
- 540, 1 erzenie stf., Arzenei. — genoz, genossen hatte: selten wie hier mit
- acc, meist mit gen. — 2 er, Hagen. — der sorgen frie, derjenige, ein
- solcher, der von Sorgen frei ist; der gehört zu frie. — 3 bestreich
- prset. von bestrichen, bestrichen hatte. — 4 gienc hin widere, kam
- wieder hin.
- 541, 3 ez, das erworbene Gut. — kunden'z, hätten es können. — olbende
- pl. von olbent stm., Kamel. — stat stf., Stelle. — 4 nie man, nie einen
- Mann.
- 542, 3 list stm., Kunst. — 4 gefristen swv. , beim Leben erhalten. — vor
- dem tode, sie vor dem Tode bewahrend.
- 543, 2 anderswä adv., anderswo, an einem andern Platze. —
- WIE HAGENE FUOR NACH sInER TÜHTER. 111
- in der zit beliben, unz man daz velt gerüme
- von den manigen toten, sie habent ir tages erbiten her
- vil küme.»
- 544 Hetele bat do Hagenen mit im in sin lant.
- ein teil lobete er'z träge, wan daz er wol ervant,
- daz der von Hegelingen het lant diu vil riehen,
- mit siner lieben tohter fuor er ze hüse sit vil lobe-
- lichen.
- 545 Die jungen beide sungen, do sie wolden dan.
- den lebenden was gelungen. sie beten dort verlän
- armer unde richer wol driu hundert tote.
- sie lägen jsemerlichen mit den scharphen swerten gar
- verschroten.
- 546 Die hermüeden beide die fuoren in daz lant,
- daz man die liute drinne vil frceliche vant.
- iedoch jener mäge, die dort lägen tot,
- die freuten sich vil träge; des gieng in wserlichen not.
- 547 Diu Hilden heimreise mit Hetelen geschach.
- 'y "da weinde manic weise. dar nach ir gemach
- sich fuogte in den landen. von dem künige here
- gekrcenet wart frou Hilde: daz was den Hegelingen
- gar ein ere.
- 548 Hetelen was gelungen als er bete gegert.
- die alden zuo den jungen ze hove truogen swert.
- 543, 3 gerumen swv., räumen, frei machen. — 4 manigen, vielen. — sie, die
- Toten. — ir tages, ihrer Zeit, ihres Zieles; sie haben ihr Ziel kaum
- erwarten können. Das ersehnte Ziel ist das Grab, die Toten ver-
- langen Bestattung.
- 044, 2 ein teil lobete er'z trage, er versprach es etwas langsam, willigte
- laugsam, ungern ein. — wan daz, nur deshalb willigte er ein,
- weil.
- 545, 2 verlän part., zurückgelassen. — 4 verschroten part. von verschroten,
- zerschneiden, zerhauen.
- 546, 1 hermüede adj., kampfesmüde. — 2 daz, in solcher Weise, daß. —
- frceliche ist adj. — 4 vil träge adv., sehr langsam, sehr wenig. — wcer-
- lichen adv., wahrlich.
- 547, 2 manic weise, manche Waise, welcher der Vater geraubt war. —
- 3 sich fuogte, bereitete sich, wurde bereitet, geschafft; dann schufen
- sie ihre Bequemlichkeit, machten sich's bequem.
- 112
- VIII. AVENTIURE,
- sam täten ouch die geste bi dem fürsten riehen.
- die hochzit froun Hilden lobte ir vater Hagene billi'chen.
- 649 Mit wie getaner ere ime brütstuole saz
- daz magedin vil here! ja saget man uns daz,
- daz da wäfen nämen fünf hundert ritter guote.
- da was ab kameraere von Tenemärke der wise Fruote.
- 550 Die richeite groze het Hagene wor gesehen,
- die Hetelen genoze heten e dort verjehen,
- daz er herre waere ob siben riehen landen.
- die armen sie do alle mit freuden heim ze herberge
- sanden.
- 551 Do gap der künic Hetele silber und gewant,
- ros und golt daz rote den von Irlant,
- daz si's niht mohten füeren von sinem hüse mere.
- er gewän sie im ze friunde. des het diu frouwe Hilde
- michel ere.
- 552 An dem zwelften morgen rümten sie diu laut.
- diu ros von Tenemärke diu zoch man üf den sant,
- den die mane verre üf die hüeve giengen.
- liep was ez den gesten, daz sie Hetelen künde ie ge-
- viengen.
- 553 Truhsseze unde marschalc mit Hagenen riten dan,
- schenke und kamersere. swaz er der ie gewan,
- man diende im nie so schone bi sin selbes guote.
- daz Hilde truoc da kröne, des was dem wilden Ha-
- genen wol ze muote.
- 548, 3 die geste, Hagen und die Seinen. — dem fürsten, Hagen. Daß sie
- bei Hofe Schwert trugen, wird als etwas Besonderes, als eine Aus-
- nahme erwähnt; es war es auch, denn bei aolchen Gelegenheiten
- wurden sonst die Schwerter abgelegt.
- 549, 1 wie getan, wie beschaifeu, welch. — brütstuol stm,, Brautstuhl. —
- 3 wäfen nämen, zu Rittern geschlagen wurden.
- 550, 1 richeite pl. von rtcheit stf., Reichtümer. — 2 dort, in Hagens Lande.
- — 4 ze herberge geht man abends ; die Armen kehrten reich am Abend
- iu die ihnen bereitete Herberge zurück.
- 551, 3 si's niht mere, sie nicht mehr davon. — füeren, mit sich nehmen.
- 552, 2 zoch prset. von ziehen, herbeiführen. — 3 mane stf., Mähne. — verre,
- weit. — 4 künde geviengen, Kunde gewannen.
- 553, 1 marschalc stm., ursprünglich der die Pferde besorgende Diener,
- Marschall. — 2 der, solcher Hofbeamten; die vier genannten haben
- für Zehrung u. s. w. unterwegs zu sorgen. — S bt sin selbes guote, auf
- seine eignen Kosten (Martin). — 4 tvol ze muote, er war fröhlich, froh
- gestimmt.
- ' i-^^f^^
- WIE HAGENE FUOR NACH SINER TOHTER. 113
- 554 Imbiz und nahtselde nämen s' üf den wegen.
- Hagnen und siner helde wart also gephlegen,
- daz sie ez da heime wol gesagen künden,
- die Hetelen Munde, daz sie in wol aller eren gunden.
- 555 Hagene Hildeburgen mit armen umbesloz.
- er sprach: «nu phlic Hilden durch dine triuwe groz.
- ez wirret lihte frouwen an so grozem ingesinde.
- nu tuo gensediclichen, daz man dine züht an dir
- vinde.»
- 556 «Herre, ich tuen ez gerne. ez ist iu wol geseit,
- do ich bi ir muoter hete vil manic leit,
- daz ich sie z'einer wile ze friunde nie verlos,
- ir volgte ich manige mile e si iuch ze friedel ie
- erkös.»
- 557 Die andern hiez er alle für sich ze hove gän.
- do mohten die schoenen ir weinen niht verlän.
- er enphälch sie dem wirte alle bi der hende.
- er sprach: «sit in gensedic. ja sint diu schoenen kiut
- hie eilende.»
- 558 Er sprach zuo siner tohter: «ir sult so kröne tragen,
- daz ich und iuwer muoter lernen beeren sagen,
- daz iuch iemen hazze. ir sit so guotes riebe,
- liezet ir iuch scheiden, daz stüende iwerm namen un-
- lobeliche.»
- >>-^
- 554, 1 Iiabiz stm., Essen, besonders Frühstück. — «/ den wegen, während
- der Reise, unterwegs. — 4 die Hetelen friunde gehört in den Satz
- mit daz.
- 555, 2 phlie imper. von phlegen. — 3 e« wirret, es geschieht Schaden, Ver-
- druß; iVite, leicht. — 4 dine zuht, deine gute Lebensart.
- 556, 2 bi ir muoter, der alten Hilde, als sie bei den Greifen waren. —
- 3 z'einer wUe nie, zu keiner Zeit, keinen Augenblick. — sie ze friunde
- verlos, die Freundschaft gegen sie aus den Augen verlor. — 4 friedel
- stm., Geliebter. — erkos praet. von erkiesen, erwählen.
- 557, 1 Die andern, die übrigen Jungfrauen. — für sich gän, vor sich kom-
- men. — 3 enphälch prset. von enphelhen , empfehlen. — bt der hende,
- in seine Hand; er führte sie ihm zu.
- 'VS, 1 kröne tragen, herrschen, regieren. — 2. 3 das doppelte iemen ist
- nicht gerade Pleonasmus: daß wir niemand sagen hören, es hasse
- euch jemand. — 4 stüende unlobeltche, gereichte nicht zum Lobe, zum
- Ruhme.
- KUDRUN. .;-/.'(* 9
- 114 VIII. AVENTIÜRE, WIE HAGENE FUOR NACH SINER TOHTER.
- 559 Hagenen kuste Hilde und neic dem künige hör.
- er und sin gesinde gesähen nimmer mer
- daz laut ze Hegelingen; sie körnen in ze verre.
- gegen Baljäne schifte sich Hagene der herre.
- 560 Sit do er da heime bi ir muoter saz,
- der alden küniginne Hagene sagete daz,
- er künde ze niemen sin tohter baz bewenden,
- hete er ir noch mere, er wolde s' hin ze Hegelingen
- senden.
- 561 Des lobt' diu schoene Hilde den waldenden Krist:
- ('daz uns mit unser tohter so wol gelungen ist,
- des freunt sich mine sinne, daz herze mit dem muote.
- wie gehabet sich ir gesinde da und euch frou Hilde-
- burc diu guote?»
- 562 Do sprach der herre Hagene: «liute unde lant,
- des habent sie sich getrcestet. also guot gewant
- bi uns nie getruogen unser tohter juncfrouwen.
- wir muosen s' län beliben. durch ir willen wart der
- brünnen vil verhouwen.»
- 559, 1 neic, prset. von nigen. — 4 schifte sich, schiffte sich ein.
- 560, 1 SU do, nachher als.— 3 baz bewenden ze niemen, bei niemand besser
- anbringen. — 4 ir, der Töchter.
- 561, 1 waldenden, herrschenden, allgewaltigen.
- 562, 1 liute unde lant, ein außer der Konstruktion stehender, an die Spitze
- des Satzes gestellter Begriff. — 4 muosen s', mußten sie. — durch ir
- willen, ihretwegen.
- IX. AVENTIUEE, WIE WA E MÖRUKC UNDE HOEANT U. S. W. 115
- IX. AVENTIURE,
- WIE WATE MÖEUNC UNDE HOEANT ZE LANDE EUOREN.
- Hilde gebiert Heteln einen Sohn, Ortwin, und eine Tochter, Kudrun,
- die ihre Mutter an Schönheit übertrifft. Der König Siegfried von Morland
- wirbt um sie und sucht durch ritterliche Tapferkeit der Jungfrau zu ge-
- fallen. Hetel versagt sie ihm und Siegfried zieht drohend ab.
- I
- 563 Nu läzen disiu msere. ich wil iu sagen daz,
- daz Hetelen künne, daz in dem lande saz,
- wie sie im muosten Zinsen die bürge zuo dem lande,
- ze hove körnen s' alle, als Hetele und frou Hilde nach
- in Sauden.
- 564 Wate reit zen Stürmen, Morünc in Niflant.
- Horänt von Tenemarke, ze Givers üf den saut
- brähte er sine beide, wan si in da hiezen herre.
- si erwerten da ir selde; man erkande ir vogetes na-
- men verre.
- 565 irplt ze Ortlande gewaldeclichen saz.
- er was da landes herre; des mähte er deste baz
- Hetelen gedienen nähen und verren.
- der künic was so biderbe, man gefriesch nie bezzer
- landes herren.
- 566 Swä Hetele in den landen diu schoenen magedin
- gefriesch von edelem künne, getiuret wolde er sin,
- so er die ze hüse brsehte im ze ingesinde.
- als des siu willen habete, daz dienden sie des wilden
- Hagenen kinde.
- 563, 1 Idzen, wollen wir lassen. — 2 gehört in den Satz mit wie. — 3 Zinsen,
- einem etwas, jemand Zins von etwas geben. — zuo dem lande, samt
- dem flachen Lande, im Gegensatz zu den Städten. — 4 als, sobald.
- 564, 2 zu verbinden : uf den sant ze Givers. — 4 erwerten prset. von erwern,
- verteidigen.
- 565, 1 gewaldeclichen adv. , mächtig. — 2 mähte Nebenform von mohte. —
- 4 gefriesch mit acc. einer Person, vernahm von. — bezzer gehört nicht
- unmittelbar zu herren, sonst müßte es bezzern heißen; sondern: als
- besser.
- 566, 2 getiuret wolde er sin, so wollte er wert gemacht sein, wollte seinem
- Hofe größern Wert und Glanz verleihen: durch sie. — 3 so, wenn,
- indem. Die edelsten Jungfrauen des Landes mußten an den Hof, um
- der Königin zu dienen. — 4 siu, Hilde. — habete, ältere Form für häte
- — daz dienden si, in Bezug darauf, darin dienten sie.
- 8*
- 116 IX. AVENTIURE,
- 567 Der kiinic mit sinem wibe vil froeliclien saz.
- sam was sit ir übe, die liute westen daz,
- daz er die werlt alle verkür durch sie eine.
- alle sine mäge gesähen schoener frouwen nie deheine.
- 568 Dar nach in siben jären drie stürme vaht
- Hetele ze wäre. die tac unde naht
- värten siner eren, swä si'z gefüegen künden,
- von Hetelen dem degene wurden s' dicke an grozem
- schaden funden.
- 569 Sine bürge er stifte und fridete sin lant
- wol nach küniges rehte. dicke tet sin hant,
- daz man diu msere sagete verre in fremediu riebe,
- daz er nie verzagete; er trüege sinen namen lobeliche,
- 570 Wol ze hohem prise her Hetele gesaz.
- Wate der vil wise, seiden liez er daz,
- dri stunt in dem järe, er'n saehe sinen herren.
- ja diende er im ze wäre mit triuwen beide nähen
- unde verren.
- 571 Horänt von Tenemarke ze hove ouch dicke reit.
- ■ er brähte dem gesinde steine unde kleit,
- golt unde siden. daz frouwen tragen soldeu,
- daz fuort' er von Tenelant und gab ez den die'z gerne
- nemen wolden.
- 572 Der gemeiner dienest, den des küniges mau
- dem künic Hetelen täten, da von er gewan
- 567, 2 sam, zuweilen mit folgendem daz, so. — was ir llbe , stand es mit
- ihrem Leben, mit ihnen. — 3 verkür prset. conj. von verkiesen, auf-
- geben, verzichten auf etwas; daß er um ihretwillen auf die ganze
- Welt verzichtet hätte.
- 568, 1 vaht prset. von vehten. — 2 «e wäre, fürwahr. — 3 gefüegen swv., ins
- Werk setzen, vollenden. — 4 von, durch. — an, in. Die seiner Ehre
- nachstellten, wo sie konnten, die kamen durch ihn zu großem
- Schaden.
- .569, 1 stifte prset. von stiften, befestigen. — fridete, brachte in Frieden,
- machte friedlich, sicher. — 2 tet, vollbrachte solche Thaten. — 3 verre
- in fremediu rtche , weit in fremde Reiche hinaus. — 4 sinen namen,
- seine Königswürde.
- 570, 1 ze hohem prUe , in hohem Ruhme. — 3 dri stunt, dreimal. — sa'hc,
- besuchte.
- 571, 2 dein gesinde, den Leuten am Hofe, namentlich den Frauen. — steine,
- Edelsteine. — 3 daz, Relativum. — 4 fuort' er, brachte er.
- 572, 1 gemeine adj., allgemein. — 2 da von, Nachsatz. —
- WIE WATE MORUNC UNDE HÖRANT ZE LANDE FUOREN. 117
- vor anderen degenen also micliel ere;
- des volzoch fron Hilde, ein richiu küniginue unde here.
- 573 Hilde Hagenen toliter zwei kindelin gewau
- bi Hetelen dem kimige. do daz was getan,
- diu hiez man schone ziehen, daz niht an' erben wseren
- länt ünde bürge, man sagete harte wite disiu msere.
- 574 Daz eine wart ein recke und hiez Ortwin.
- den enphälch er Waten dem alden. er zoch daz kindelin,
- daz er an hohe tugende sine sinne wände,
- man lerte in die von jugende. er wart ein maerer helt
- ze sinen banden.
- 575 Diu vil schoene tohter bi namen wart genant
- Kutrijin diu schoene. von Hegelinge lant
- sant' er s' ze Tenemarke durch zuht ir nsehsten mägen.
- dar an sie dienden Hetelen, des enliezen sie sich niht
- betragen.
- 576 Nu wuohs diu maget junge. schoene wart ir lip,
- daz sie loben muose man ünde wip,
- wände man sie verre von ir lande erkande.
- siu was geheizen Kütrün unde wart erzogen in Tene-
- lande.
- 577 Siu wuohs ouch in der mäze, daz siu wol trüege swert,
- ob siu ein ritter wsere. da von wart gegert
- nach ir edelen minnen von fürsten harte riehen,
- genuoge die ez würben, den ergieng ez vil Schede-
- __________ liehen.
- 572, 3 vor, Vorzug bezeichnend. — 4 colziehen stv. mit gen., etwas voll-
- enden. — des ist entweder auf dienest oder den ganzen Satz zu be-
- ziehen.
- 573, 2 do daz was yetän, als dieselben geboren waren. — 3 daz, abhängig
- von sagete mcere, verkündete. — 4 wtte, weithin.
- 574, 2 enphälch er, vertraute er an. — 3 sine sinne wände an, seine G-edan"
- ken wendete, richtete auf. — 4 die, nämlich tugende. — von jugende>
- von Jugend auf.
- •'•75, 3 er s'=er si. — durch zuht, um der Erziehung willen. — 4 dar an,
- Relativura, worin sie Heteln dienen konnten.
- 576, 2 man unde wip, beides kann trotz des Singulars muose Plural sein. —
- 3 wände, weil. — sie erkande, ihren Ruhm, den Ruhm ihrer Schön-
- heit kannte.
- 577, 1. 2 daß sie wohl zum Ritter geschlagen worden wäre, wenn sie ein
- Mann gewesen; sie erreichte das Alter, in dem ein Knappe Ritter
- ward. — 3 minnen ist pl. — i ez wurben, es ausrichteten.
- 118 IX. AVENTIURE,
- 578 Swie sclioene waere Hilde, daz Hetelen wip,
- noch wart michel schoener der Kütrünen lip,
- oder dänne ir ane Hilde da her von Irriche.
- für ander schoene frouwen lobt' man Kütrünen tege-
- liche.
- 579 Er versägete si einem künige, der saz in Alzabe.
- do er im verzihen horte, daz tet im vil we.
- der düht' sich also riche, daz deheiner wsere
- der mit siner tugende ie gebarte also lobebsere,
- 580 Sin name der hiez Sifrit, er saz in Morlant.
- mit siten eilenthaften verre er was bekant.
- er was ein künic gewaldic siben künige here.
- er muote Hilden tohter, durch daz man saget' von ir
- so michel ere.
- 581 Mit den sinen gnozen üz Ikärja,
- manigen pris grozen si erwürben dicke da,
- die sinen hergesellen, da sie die frouwen sähen,
- vor der Hetelen bürge sie täten dicke ritterschaft vil
- nähen.
- 582 Do Hilde und ir tohter giengen in den sal,
- vor Wigäleises hüse sie horten dicke schal,
- da die von Morlande mit ritterlicher krefte
- wol riten in ze sehenne. des erhuUen dicke Schilde
- und schefte.
- 583 Ez künde ein ritter edele gevarn nimmer baz.
- siu truog im holden willen (dicke tet sin daz),
- 578, 2 michel adv., viel. — 3 ane swf., Ahne, Großmutter.
- 579, 2 verzihen stv., verweigern, abschlagen. — 3 dühte sich, kam sich vor,
- erschien sich.
- 580, 2 mit siten ellenthaften, durch sein tapferes Benehmen, seinen kühnen
- Charakter. — ellenthaft adj., von eilen abgeleitet, kräftig, stark. —
- 3 gewaldic konstruiert wie das Verbum ivalden, mit gen., gebietend
- über; vgl. 21, 3. — 4 muote, begehrte. — durch daz, weil.
- 581, 1 Mit den sinen gnozen, er und seine Genossen. — 3 hergeselle swm.,
- Kampfgenosse. — da, dort wo die Frauen (subj.) sie (obj.) sähe». —
- 4 täten ritterschaft, zeigten ihre ritterliche Kunst, sei es im Turniere
- oder im ernsten Kampfe.
- 582, 1 in den sal, aus der Kemenate. — 2 Wigäleis, einer von Hetels Man-
- nen, der also in der Nähe wohnte. — 4 in ze sehenne, so daß sie es
- sehen konnten. — erhullen prset. pl. von erhellen, ertönen, erklingen.
- 583, 1 gevarn stv., handeln, sich benehmen. —
- WIE WATE MÖBUNC UNDE HÖRANT ZE LANDE FUOBEK. 119
- swie salwer varwe er wsere ze sehenne an sinem Übe,
- er phlsege ir minne gerne: do gab im sie niemen
- ze wibe.
- 584 Daz klagete er äne mäze und was im vil zorn,
- daz riten manige sträze, solt' er daz hän verlorn,
- dar umbe drote er Hetelen ze brennen al sin riebe,
- die von Morlande gebabeten drumbe [sich vil trü-
- ricliche.
- 585 Hetelen hochgemüete versagete im sin kint.
- friuntlicher dienste schieden sie sich sint.
- er sprach, ob ez im immer koeme an die stunde,
- daz gelieze er nimmer, daz man in uf Hetelen scha-
- den funde.
- 586 Von Hegelinge lande kerten sie do dan.
- da von ein ritter edele schaden vil gewan
- Sit in langer wile nach den selben stunden:
- sie täten Herwige swaz sie gefüegen sines schaden
- künden.
- 533, 3 sal adj., gen. salwes, schmuzig, dunkel. — varwe stf., Farbe. —
- sehenne flektierter Infinitiv (dat.), von ze abhängig. — 4 phlaege ir
- minne, hätte sie geliebt, mit sinnlicher Nebenbedeutung. — do be-
- zeichnet wie oft einen G-egensatz,
- 584, 1 mir ist zorn, erregt meinen Unwillen, Zorn. — 2 manige sträze ist
- acc. , von riten abhängig. — 3 drote prset. von drouioen, drohen. —
- brennen swv., durch Brand verwüsten, vernichten. — 4 truricliche
- adv., nicht wegen der Drohung, sondern weil ihr Herr nicht zu sei-
- nem Ziele gelangte.
- 585, 1 hochgemüete stn., stolzer, hochstrebender Sinn. — 2 sich scheiden
- eines Dinges, sich voneinander lossagen in Bezug auf etwas. Sie er-
- wiesen sich von nun an keine freundlichen Dienste mehr. — 3 er,
- Siegfried. — immer, je. — an die stunde, dahin. — 4 gelieze, unter-
- ließe. — uf, auf Hetelens Schaden sinnend, trachtend.
- 586, 2 ein ritter, Herwig. — 3 lange Zeit nachher, nach eben dieser Zeit.
- 120 X. ÄVENTIURE,
- X. ÄVENTIURE,
- WIE HAKTMUOT UMBE KUTKUNEN WAKP.
- Auf Rat seiner Mutter Gerlind beschließt Hartmut von Ormanie, um
- Kudrun zu werben. Boten mit Briefen werden abgesendet, erhalten aber
- abschlägige Antwort, weil Hartmut als der Sohn Ludwigs, der einst von
- Hildens Vater Hagen belehnt worden, nicht als ebenbürtig betrachtet
- wird. Mit diesem Bescheide kehren die Boten zurück.
- 587 Do gefriesch mau diu msere iu Ormauie laut,
- daz uiemeu schoeuer wsere danne was erkant
- Hetelen tohter, Kütrüu diu here.
- ein künic der hiez Hartmuot; nach ir wände er sine
- minne sere.
- 588 Daz riet im sin muoter, diu liiez Gerliut.
- do völget' ir lere der junge voget sint.
- sin vater der hiez Ludewic von Normandie lande,
- do si's ze rate wurden, nach dem alden künige man
- do sande.
- 589 Ludewic der aide ze Hartmuote reit.
- des er willen hete, des wart in niht verdeit.
- do er hört' diu msere von dem jungen Hartmuote,
- diu wären sorgebsere, iedoch priste im sie der degen
- guote.
- 590 «Wer saget iu daz«, sprach Ludewic, «daz siu so
- schoene si?
- waer' si aller lande frouwe, si ist uns so nähen bi
- mit hüse niht gesezzen, daz wir sie möhten werben,
- boten under wilen möhten durch ir liebe vil verderben.»
- ."»87, 2 danne was erkannt, als dafür bekannt war.
- .')88, 4 si, Hartmuot und Gerlind. — es ze rate wurden, sich darüber be-
- raten hatten, darin übereingekommen waren.
- 589, 2 er, Hartmut, in, Ludwig. — verdeit = verdaget; verdagen ewv. mit
- doppeltem Accusativ, jemand etwas verschweigen. — 4 sorgebeere adj.^
- Borgebringend. — priste, lobte, sie bezieht sich auf ina;re.
- .590, 3 mit huse sitzen, gesezzen sin, wohnen. — werben stv. mit acc, um sie
- werben. — 4 under wtlen, von Zeit zu Zeit. — verderben, verloren
- gehen, zu Grunde gehen auf der weiten unsichern Meerfahrt.
- WIE HARTMUOT TJMBE KUTRUNEN WARF. 121
- 591 »'Ez sol niht sin ze verre», sprach dö Hartmuot,
- «swä eines landes herre lip linde guot
- wirbet im ze staete, daz wert unz an daz ende,
- nu volget miner rsete; ich wil daz man boten ziio ir
- sende.»
- 592 Do sprach diu aide Gerlint von Ormanie lant:
- unu heizet brieve schriben. schäz und gewant
- gib' ich den boten gerne, die solhiu msere bringen,
- man sol die sträze lernen nach Küdrimen der küni-
- ginne.»
- 593 Dö sprach aber Ludewic: «ist iu daz erkant,
- wie ir muoter Hilde kom üz Irlant,
- oder wäz den guoten recken an ir reise geschaehe?
- daz volc ist übermüete. Küdriinen mägen wsene si wir
- smsehe.»
- 594 Do sprach aber Hartmuot: «ob ich ein michel her
- nach ir füeren solde erde unde mer,
- daz taete ich willicliche. ich bin in dem sinne,
- ich erwinde nimmer, unz ich die Hilden töhter ge-
- winne.»
- 595 "Ich hüte ez gerne füegen», sprach Ludewic der degen.
- «lät iuch des genüegen, daz ich iu zuo den wegen
- mit minem silber sende zwelf söumsere,
- ob sich iht nach eren deste senfter künde ditze msere.»
- 596 Hartmuot dö weite, die er wolde dan
- nach der frouwen senden, sehzic siner man.
- 591, 1 niht, nichts; es soll keine zu große Entfernung geben. — 3 ;e stoete
- stf., zu stetem Besitz, Eigentum. — wert, dauert. — 4 volgen, mit
- gen. der Sache, in Bezug auf etwas folgen; der Dativ mir ist zu er-
- gänzen.
- 592, 4 lernen swv., kennen lernen. — nach mit strdze zu verbinden.
- 593, 3 den guoten recken, Hagen und die Seinen sind gemeint. — 4 smoEhe
- adj., verächtlich, geringe. — st wir=sin wir, sind wir.
- 594, 2 erde unde mer, zu Lande und zu Meere, über Land und Meer. —
- 3 in dem sinne, in der Absicht; ich habe die Absicht, bin so gesinnt.
- 595, 2 mich genüeget eines Dinges, ich habe genug an etwas, — zuo den
- wegen, zu der Reise. — 3 mit, beladen mit. — 4 sich künden, sich be-
- kannt machen, bekannt werden: ob vielleicht etwa diese Sache in
- ehrebringender Weise dann um so leichter zum Ziele geführt wird.
- 122 X. AVENTIURE,
- die wurden wol bereitet mit wsete und mit spise
- unde wol beleitet. Ludewic der aide der was wise.
- 597 Do sie bereitet wären des sie solden hän,
- mit versigelten brieven sach man zuo in gän
- den snellen Hartmuoten und froun Gerlinde.
- sie frumten von dem lande schiere do daz stolze In-
- gesinde.
- 598 Sie riten swaz sie mohten, die näht zuo den tagen,
- unze daz sie funden da sie solden sagen
- daz in enboten wsere von Ormanie lande.
- die wile Hartmuote was mit gedanken liebe und ouch
- ande.
- 599 Wol hundert tageweide, wazzer unde lant,
- was ir arebeite, e in wurde erkant,
- weihen ende Isege daz lant ze Hegelingen.
- diu ros wurden trsege e sie die brieve mohten vol-
- bringen.
- 600 Doch komen si's ze ende, daz sie abe dem se
- ze Tenemarke fuoren. in was dicke we,
- e sie die erkunden und den künic gesähen.
- do gerten sie geleites; do hiez man in die wsegisten nähen.
- 601 Man sagete ez Horande; der was wol gezogen.
- sie frieschen ouch daz msere (daz was niht gelogen),
- daz man gesaget hete von Hetelen und von Hilden,
- man sach ir landes Hute dicke varn mit helme und
- mit Schilde.
- 596, 4 beleitet, mit Geleit versehen, begleitet.
- 597, 1 bereitet des, damit ausgerüstet , versehen , was. — 4 frumten prset.
- von frümen, befördern.
- 598, 2 funden, die Stätte, das Ziel fanden. — 3 in, denen, an die sie die
- Botschaft bestellten. — 4 die wile, in der Zwischenzeit. — liebe und
- ande; er hatte freudige und traurige Gedanken, bei der Unsicherheit
- des Erfolges. — ouch bezeichnet einen Gegensatz.
- 599, 1 tageweide stf., Tagereise. — 2 ir arebeite ist gen., war ihrer Arbelt.
- — Z'toelhen ende acc, nach welcher Kichtung; vgl. 37, 3. — 4 t»oi-
- bringen, an das Ziel bringen.
- 600, 1 si's ze ende, sie damit zu Ende; es hängt von ende ab. — 2 was we,
- sie hatten Beschwerden zu erdulden. — 3 die, uämlich Tenemarke;
- marke ist fem. — erkunden praet. von erkunnen, erforschen. — 4 wa'-
- ffisten superl. von wa'ge, angemessen, tauglich.
- 601, 2 sie erprobten durch Augenschein, daß das, was man von Heteln
- und Hilden gesagt hatte, wahr war. — 4 ir landes Hufe, die Bewohner
- ihres (Hetels und Hildens) Landes.
- WIE HARTMUOT ÜMBE KUTRUNEN WARP. 123
- 602 Sin geleite wisen hiez dö Horant
- die eilenden geste da her von Tenelant,
- unze daz sie brsehten die Hartmuotes mäge
- da sie ze hove koemen. sie liezen sich der arebeit niht
- betragen.
- 603 Do man ze Hegelingen die boten komen sach,
- sie fuoren in der mäze, daz ieclicher sprach,
- daz sie wseren riche, swie sie dar komen waeren.
- man begiinde ez dem künige ze hove bringen mit vil
- ganzen maeren.
- 604 Geherberget wurden die von Normendi.
- man hiez in vliziclichen mit dienste wesen bi.
- er enweste waz sie würben in dem sinem lande,
- an dem zwelften morgen der künic nach Hartmuotes
- boten sande.
- 605 Ein gräve was dar under, wie schoener zühte erphlac!
- ir wät, die sie truogen, vil hohe man die wac,
- sie riten ros diu besten, diu man hete funden.
- sie kömen zuo dem künige ze hove so sie aller beste
- kimden.
- 606 Der wirt sie gruozte schone und ouch sine man.
- Sit wart in ze lone, dö er sich versan
- daz sie nach minne füeren, do het man sie vil smaehe.
- ich waen' der künic Hetele Hartmüote guotes willen
- niht verjaehe.
- 607 Als einer, der daz künde, die brieve gelas,
- der künic in übele gunde, daz ir geleite was
- 602, 1 Sin geleite hängt von hiez, geste von wtsen ab. — 2 da her von Tene-
- lant mit Horant zu verbinden.
- 603, 2 fuoren, zogen einher. — 3 swie, wie auch, in welcher Absicht auch.
- — 4 ganz, vollständig; man brachte dem Könige den vollständigen
- Bericht davon an den Hof.
- 604, 2 wesen bt, beiwohnen. — 3 würben, ausrichten sollten. — 4 es war
- Sitte, daß man Boten und jeden Ankommenden nicht gleich nach
- dem Zwecke des Kommens fragte.
- 605, 4 aller beste adv., aufs Beste geschmückt.
- 606, 1 sine man nom. pl. — 2 sich versan, bemerkte. — 3 het man sie vil
- srncehe, behandelte man sie sehr verächtlich; das wurde nachher ihr
- Lohn. — 4 verja'he, zugestehen; die Sache steht im Genetiv.
- 607, 1 der daz künde, der das Lesen verstand; denn das war in der ritter-
- lichen Gesellschaft nicht jedermanns Sache. — 2 übele gunde, miß-
- gönnte. — . ^ ; .4
- 124 X. ÄVENTIURB,
- Horant der biderbe, ein sneller degeu riebe,
- sie müesten anders widere scheiden von dem künige
- schedeliche.
- 608 Do sprach der künic Hetele: (cez was iu niht ze giiot^,
- daz iuch her hat gesendet der künic Hartmuot.
- des müezet ir engelden, guote boten here.
- der gedinge Hartmuotes müet mich imd froun Hilden
- vil sere.')
- 609 Do sprach ir einer drunder: «ja heizet er iu sagen,
- liebet er der meide und wil siu bi im tragen
- vor den sinen friunden kröne in Ormanie,
- daz mac vil wol verdienen Hartmuot der helt vor schän-
- den gar der frie.»
- 610 Do sprach diu frouwe Hilde: <(wie laege siu im bi?
- ez lech min vater Hagene hundert unde dri
- sinem vater bürge da ze Karadine.
- diu leben nsemen übele von Ludewiges haut die mäge
- mine.
- 611 Er gesäz in Frideschotten ; dö gediende er daz,
- daz im des küniges Otten bruoder wart gehaz,
- der ouch diu leben bete von Hagenen minem herren.
- der fremedet' sich im sere; des muoste im von dem
- künige harte werren.
- 612 Nu saget Hartmuote: siu wirdet niht sin wip;
- daz der helt guote immer sinen lip
- 607, 4 anders, sonst; wenn Horant nicht ihr Geleit gewesen wäre. —
- schedeliche adv., mit Schaden.
- 608, 1 niht ze guot , ironisch statt: sehr schlimm, verderbenbringend. —
- 4 gedinge swm., die Zuversicht, hier in tadelndem Nebensinne.
- 609, 2 liebet er, ist er angenehm. — 3 vor, in Gegenwart, an der Spitze
- von. — 4 verdienen, durch Dienste vergelten. — vor schänden gar der
- frte, der sich gänzlich frei vor Schande erhält.
- 610, 2 lech prset. von lihen, als Lehen erteilen, belehnen. — hundert unde
- dr% mit bürge zu verbinden. — 4 es wäre nicht passend, wenn meine
- Familie aus Ludwigs Hand die Lehen empfienge , die er von meinem
- Vater erhielt.
- 611, 1 Er, Ludwig. — gediende, zog sich zu, verschuldete. — 2 Otten: da
- sich Sagen und Lieder von König Otto und seinem Bruder Heinrich
- von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzten (Uhland , Schriften 7^
- .'J69 — 581), so könnte eine Erinnerung daran hier durchschimmern. —
- gehaz adj., feindlich gesinnt. — 4 der, Ottos Bruder. — fremeden,
- sich, sich jemand entfremden, jemandes Feind werden. — werren stv.,.
- Hindernis, Schade entstehen.
- 612, 2 daz von taget abhängig. — immer— nimmer. —
- WIE HARTMUOT UMBE KüTRUNEN WARF. 125
- dar üf dürfe prisen, daz in mia tohter minne.
- ir sult in anders wisen, wa er sinem lande werbe ein
- kimiginne.»
- €13 Den boten den was leide, diu swaere in niht gezam,
- daz sie so manige mile in sorgen und in schäm
- muosten wider riten ze Ormanie verre.
- ir arebeit harte erkomen Ludewic und Härtmüot der
- herre.
- 614 Do sprach der junge Hartmuot: «muget ir mir verjehen,
- ob ir daz Hagenen künne inder habt ersehen?
- ist Kütrün so schoene so man mir sagt ze maere?
- daz Hetelen got gehcene, daz er mir ie so arges wil-
- ^r*^-w Yen wsere!»
- 615 Do sprach der gräve riche: «ich kan iu wol gesagen,
- swer gesiht die minnicliche, dem muoz siu wol behagen,
- durch daz si ir tugende prisent vor meiden und vor
- wiben.»
- dö sprach der herre Hartmuot : «so wil ich äne sie
- niht beliben.»
- 616 Do klagete weinunde diu frouwe Gerlint;
- siu sprach sä ze stunde: «owe, vil liebez kint,
- daz wir unser boten hinnen nach ir ie gesanden!
- wie gerne ich daz gelebete, daz ich sie noch saehe in
- disen landen!»
- 612, 3 prUen swv., schmücken. — dar vf, zu dem Zwecke, in Erwartung
- dessen. — 4 anders, anderswohin.
- 613, \ swaere stf., Beschwerde, Mühsal. — gezam, gefiel. — ^erkomen
- praet. pl. von erkomen stv. , erschrecken ; arebeit ist gen. : über ihre
- Mühsal.
- (;14, 2 künne stn., Sprößling, Kind; hier Enkelin. — inder, irgendwo. —
- 3 sagt ze mane, berichtet. — 4 daz, o daß doch. — gehcene swv., de-
- mütige. — arc adj. , böse. — tcaere, sein konnte.
- 615, 3 prisen swv., verherrlichen. — vor, melir als andere. — 4 $6; ergänze:
- wenn sich das so verhält.
- 616, 1 weinunde altertümliche Form statt iceinende. — 3 Gerlind beklagt
- nicht, daß man überhaupt die Jungfrau zu erringen gesucht, sondern
- daß man es so angefangen. — 4 geleben swv., erleben.
- 126 XI. AVENTIURE.
- XL AVENTIURE,
- WIE HERWIG UNDE HARTMUOT UMBE KUTRUNEN DAR KÖMEN.
- Auch Herwig von Seeland wirbt um Kudrun, wird aber ebenfalls
- abgewiesen. Nach Verlauf einiger Jahre kommt Hartmut ungekannt an
- Hetela Hof und gibt sich Kudrun zu erkennen, die, ihm wohlwollend
- gesinnt, ihm entbietet, er möge, wenn ihm sein Leben lieb sei, den Hof
- verlassen. Er kehrt nach Ormanie zurück, entschlossen, die Jungfrau mit
- Gewalt zu erwerben.
- 617 Die boteschaft beliben sie liezen manic jär.
- sich huoben ander msere (diu rede ist älwar),
- von einem künige jungen: Herwic was er genennet,
- den sach man dicke in prise; da von man noch den
- recken wol erkennet.
- 618 Der begunde werben, ob in diu schoene meit
- ze friwende nemen wolde. mit grözer arebeit
- versuochte er ez dicke und mit sinem guote.
- ob ez diu maget nu tsete, es was dem künic Hetelen
- niht ze muote.
- 619 Swie der helt gebarte, swaz boten drumbe reit,
- daz man der da värte, daz was im grimme leit.
- des was sin stolzez herze gebunden mit swaere.
- er tet dem wol geliche, daz er bi Kütrünen gerne wsere.
- 620 Ez hete sich gefüeget, swie ez was geschehen,
- daz da zen Hegelingen müosten gesehen
- ritter unde megede und euch schoene frouwen
- den stolzen Hartmuoten. des enmohte Hetele niht ge-
- trouwen.
- 617, 2 vielleicht eher sich hebent, jetzt fängt an. — alwdr adj., gänzlich,
- vollkommen wahr. — 4 in prise, Ruhm erwerbend.
- 618, 2 friwende =friunde; friunt stm., Geliebter. — 3 mit guote, mit Ge-
- schenken. — 4 wenn es die Jungfrau nun auch wirklich gethan hätte,
- der König Hetel dachte nicht daran.
- 619 1 boten gen. pl., von swaz abhängig. — 2 der värte, denen nach dem
- ' Leben trachtete. — 4 tet dem geltche, daz er, er benahm sich wie
- einer, der, wie derjenige, der.
- 620, 1 swie ez was geschehen; der Dichter läßt die Art und Weise, wie
- Hartmut hinkam, unerzählt; er fand entweder in seiner Quelle nichts
- Näheres darüber oder wollte abkürzen.
- WIE HEKWic U. HARTMTJOT ÜMBE KUTRUNEN DAR KOMEN. 127
- 621 Nu was der notveste komen in daz lant.
- die vil werden geste beliben unerkant.
- Hartmüote und sinen mägen den beiden dient' man
- schone,
- er hete des gedingen daz diu maget noch trüege mit
- im kröne.
- 622 In sähen frouwen edele da er was gegän
- in sinen hohen zühten für froun Hilden stän.
- man sach in der gebsere Hartmüoten den riehen,
- daz er edeler minne an hohe frouwen gerte billichen.
- 623 Sin lip was wol gewahsen, schoene unde halt,
- milde unde küene. ich'n weiz wes er engalt,
- daz in versprochen bete diu schoene tohter here
- Hetelen und froun Hilden: daz muote Hartmüoten
- harte sere.
- 624 Der sin herze gerte, die het er nu gesehen,
- tougenre ougen blicke was da vil geschehen,
- er enböt ir heimliche, daz siu daz erkande,
- daz er hieze Hartmuot unde waer' von Ormanie lande.
- 625 Do künde siu dem degene, daz ez ir wsere leit
- (siu gunde im wol ze lebene, diu herliche meit),
- daz er gäben solde von dem bove dannen,
- obe er leben wolde vor Hetelen und vor allen sinen
- mannen.
- 626 Siu sach in also schoenen,- daz ir'z ir herze riet,
- swie sin böte gehcenet üz dem lande schiet.
- 621, 1 noteeste adj., fest in der Noth des Kampfes, kampfesmutig. —
- 3 dient' man, die Bewohner des Landes, die in ihnen keine Feinde
- ahnten.
- 622, 2 in sinen hohen zühten, mit seiner edeln Bildung, seinem feinen Be-
- nehmen. — 3 in der gebcere, sich so benehmend. — 4 billichen adv.,
- mit Becht.
- 623, 1 Stn lip, wie häufig, Umschreibung von er. — 2 wes er engalt, für
- welche Sache, wofür er den Schaden zu leiden hatte. — 3 versprechen
- stv., einen, sprechend ablehnen, abweisen, verreden. — 4 Hetelen und
- Hilden, abhängig von tohter.
- 624, 2 tougenre gen. pl. von tougen, heimlich. — 3 erkande, wissen sollte.
- 625, 2 sie wollte nicht seinen Tod; daher die heimliche Botschaft.
- 626, 1 ir'z, ihr riet, so zu handeln; ihn durch einen Boten warnen zu
- lassen. — 2 gehcenet, mit Hohn bedeckt. —
- 128 XI. AVBNTIURE, WIE HERWIG U, HARTMUOT U. K. DAR KOMEN.
- siu was im doch geneedic der er in herzen gerte,
- swie siu Hartmuoteu sins willen vil lützel iht gewerte.
- 627 Also schiet von dannen der wol gezogene gast,
- daz er über rücke truoc den grozen last,
- wie er sich gerseche an Hetelen der leide,
- und daz er doch dar ander niht vlür die hulde der
- vil schoenen meide.
- 628 Sus rümte Hegelinge der degen Hartmuot.
- ja was sin gedinge übel unde guot,
- wie er verenden künde daz werben nach der frouwen.
- ja wart nach der stunde vil helme durch ir willen
- verhouwen.
- 629 Do er kom ze lande da er hete verlän
- vater unde muoter, rihten sich began
- ze starkem urliuge Hartmuot der vil grimme.
- daz riet im z'allen ziten Gerlint diu aide välentinue.
- 626, 4 vil lützel iht, gar wenig etwas, durchaus nicht.
- 627, 2 über rücke truoc, auf dem Rücken trug. — last im Mhd. stm., Last,
- Sorge. — 3 der leide gen. pl. , für das Leid. — 4 dar under, dabei.
- — vlür=verlür, verlöre.
- 623, 1 Hegelinge, eigentlich statt Hegelinge lant, das Volk statt des Landes.
- — 2 er hatte schlechte und gute Hoffnung; er schwankte zwischen
- Zweifel und Hoffen des Gelingens. — 3 ivie, auf welche VS^eise.
- 629, 1 ze lande, heim, nach Hause. — 4 välenfinne stf., Teufeliu, zur Be-
- zeichnung eines bösen Weibes.
- XII. AVENTIUBE, WIE HERWIG HEHVEETE l&F HETELEN. 129
- Xn. ÄVENTIURE,
- WIE HERWIG HERVERTE ÜF HETELEN UND IM KUTRUN
- GEGEBEN WART.
- luzwischen fällt Herwig mit dreitausend Mann in Hetela Land ein.
- Ein heftiger Kampf erhebt sich, bis Kiidrun, die ihm zusieht, sie zu einem
- Wafifenstillstande veranlaßt. Herwig wirbt um Kudruns Liebe, und als
- er deren gewiss, hält er bei den Eltern an. Die Verlobung wird gefeiert;
- aber die Jungfrau soll noch ein Jahr zu Hause bleiben.
- €30 Nu läzen wir beliben wie ez im erge.
- dem küenen Herwige was wol also we
- alse Hartmuote nach Kütrün der riehen,
- mit allen sinen mägen versuochte er'z an die maget
- vliziclichen.
- 631 Er was ir nächgebüre und hete bi ir lant.
- het er tüsent stunde eins tages dar gesant,
- er vunde da niht anders wan hochvart und versmahen.
- swie sere sie iin.'z wereten, sit gelag er Kütrünen nähen.
- 632 Hetele bat in läzen, er würbe iht um sin kint.
- do enbot er dem künige zorniclichen sint,
- er wolde niht erwinden, er'n ssehe in da mit Schilden,
- daz ez im schade wsere und ouch der küniginne froun
- Hilden.
- 633 Ich'n weiz wer im daz riete: driu tüsent küener man,
- die er ze friunde biete, Herwic duo gewan.
- da mite spilte er leide da zen Hegelingen
- der die er in sin dienest mit aller hande liebe wolde
- bringen.
- 630, 1 läzen wir beliben, wir wollen bei Seite lassen, zu erzählen. — 2 also
- — alsf, ebenso — wie. — tce, er hatte Sehnsucht. — i ez versuochen,
- an einen. Versuche bei jemand machen, um etwas von ihm zu er-
- reichen: er warb um sie.
- 631, 1 6i //•, in ihrer Nähe. — 2 stunde, mal. — eins tages, an einem und
- demselben Tage. — 3 versmähen swv., verschmähen, im trans. Sinne.
- — 4 wem, einem etwas, wie nhd. wehreu.
- 632, 1 läzen, unterlassen, aufhören. — er würbe iht, daß er nicht femer
- würbe, zu werben. — 3 er'n, daß er (Herwig) ihn (Hetelen) saehe,
- besuchte, heimsuchte, mit Schilden, mit Krieg.
- 633, 3 spilte leide, spielte ein unangenehmes Spiel, der, derjenigen, die
- (Kudrun) u. s. w. — 4 die er sich mit jeglicher Art von Freundlich-
- keit hatte unterthan machen wollen. — leide und liebe stehen in ab-
- sichtlichem Gegensatze.
- KÜDBUK. 9
- 130 XII. AVENTIURE,
- 634 Do wolden's niht getrouwen die von Sturmlaut.
- den von Tenemarke was ez ouch unerkant.
- Sit gefriesch ez Irolt da her von Ortriche,
- daz Herwic der küene Hetelen suochte vil gewaldicliche.
- 635 Do ez nu Hetele weste, daz er mit siner schar
- zogete äne vorhte under wegen dar,
- er sagte ez sinen mannen und ouch der küniginne.
- er sprach: «waz redet ir danne? ich hoere uns geste
- ze hüse bringen.»
- 636 «Waz sol ich dar zuo sprechen niwan allez guot?
- ez'n dunket mich unbillich, obe ein ritter tuot
- mit liebe und ouch mit leide daz man üf ere prise.
- wie möhte im misselingen ? Herwic ist biderbe unde
- wise.
- 637 Ja sul wir daz behüeten», sprach daz edele wip,
- «daz er iht beswsere den beiden hie ir lip.
- ich hän des jehen beeren, daz er an iuwer schranken
- kum also mit beiden, daz im's iuwer tohter müeze
- danken.»
- 638 Ein teil sich dö ze lange der künic und sine man
- versümten, des dö Herwic des hazzes hie began.
- in einer morgenküele er und sine geste
- für Hetelen burc bekomen. er tet in strite sit daz
- aller beste.
- 639 Dö noch die recken sliefen in Hetelen sal,
- dö ruofte ein wähtaere für die burc ze tal:
- 634, 2 unerkant adj., uubekaunt. — 4 suochte, heimsuchte. — gewaldiclk/ia
- adv., mit Heeresmacht.
- 635, 2 zogen swv., einherziehen. — vorftte stf., Furcht. — 4 //• wendet sich
- zunächst an die Königin: was sagt ihr dazu? — geste, eine gewöhn-
- liche ironische Bezeichnung für die Feinde (vgl. lat. hostis). Auch
- in ze hüse bringen ist das Bild fortgesetzt.
- 636, 3 mit liebe und ouch mit leide, in dem was er Freundliches und Feind-
- liches thut. — daz man üf ere prUe , dasjenige, was man in Bezug,
- im Hinblick auf die Ehre preisen kann.
- 037, 2 iht, nicht etwa. — desi^ore, Beschwerde, Sorge bereite. — 3 schranke
- ßwf., Schutzwehr unmittelbar vor der Burg.
- 638, 2 des, infolge dessen. — des hazzes, die Feindseligkeiten. — 4 bekomen,
- kamen, waren gekommen. — tet daz aller beste, zeichnete sich vor
- allen aus.
- 639, 2 wahtaere stm., Wächter. — für die burc ze tal. hinab vor die Burg. —
- WIE HEB wie HEBVEBTE UF HETELEN. 131
- «wol üf in der selde ! wir haben fremede geste ,
- und wäfent iuch, ir helde. ich sihe manigen liehten
- heim glesten.»
- 640 Sie Sprüngen von den betten und lägen dö niht mh\
- swer da inne wsere, armer oder her,
- der muoste haben sorge der ere und ouch des libes.
- also gerte Herwic in dem herten stürme sines wibes.
- 641 Hetele und frou Hilde in daz venster wären komen.
- Herwic der hete ein volc an sich genomeu,
- daz saz vor einem berge ze Gäleis in dem lande,
- die der starke Morunc ze Wäleis an der marke wol
- erkande.
- 642 Hetele sach ir dringen vaste gen dem tor.
- ja wsere er ungerne gewesen dö dar vor,
- vater der Kütrünen, swie küene er doch wsere.
- ja erzurnden in die geste. im hülfen sider sine bürgsere.
- 643 Gewäfent wart dar inne ein hundert oder baz.
- der wirt der streit selbe; mit willen tete er daz.
- sin volc daz was küene; daz mohte in niht gewerren.
- man vant da schaden starken, den Hetelen tete Her-
- wic der herre.
- 644 Dicke sluog üz helmen den fiwerheizen wint
- Herwic der herre. daz sach des wirtes kint,
- Kütrün diu schoene; daz het siu z'ougen weide.
- der helt der düht' sie biderbe; daz was ir beide liebe
- unde leide.
- 639, 4 yle-iten swv., glänzen.
- C41, 2 an sich, zu sich, mit sich, — 3 in dem lande ze Gäleis, in dem Lande
- Galeis. — 4 Wäleis, die westliche Grenze von Hetels Reich, berührt
- sich mit Herwigs Lande, das als Hetels Nachbarland geschildert
- wird, und zwar mit dessen östlichem Teile, der Galeis heißt. Daher
- kennt Morung die Helden von Galeis recht gut.
- €42, 1 ir dringen vaste, ihr heftiges Drängen. — 2 dar vor, außerhalb des
- Thores. — 4 erzurnden praet, von erzürnen, zornig machen.
- 64:^, 1 dar inne, innerhalb, in der Stadt. — 2 mit willen, gerne. — 3 in, den
- Gästen. — gewerren, hinderlich sein, schaden; trotz der Tapferkeit
- von Hetels Mannen gewannen sie, und nicht Herwig, den Schaden.
- 644, 1 fiwerheiz adj., heiß wie Feuer. — 3 het sie z'ougen weide, hatte sie für
- Augenweide, daran hatte sie ihre Augenweide. — 4 liebe, weil sie ihm
- gewogen war, leid^, weil es den Ihrigen zu Schaden kam ; beides sind
- Adverbia.
- 9*
- 132 XII. AVENTIUBB,
- 645 Hetele grimmes muotes selbe wäfen tnioc.
- libes unde guotes was er biderbe gauoc.
- der wirt der tet unrehte. er kom im slt so nähen,
- daz sie abe der bürge den strit vil bescheidenlichea
- sähen.
- 646 Do sie heten gerne die porten zuo getan,
- dö muosten sie daz lernen durch schumphentiure län.
- si begünden mit den gesten in die porten dringen,
- üf schoener frouwen Ionen stuont Herwige aller sin
- gedinge.
- 647 Hetele unde Herwic, für ir beider man
- die guoten ritter Sprüngen. liuhten in began
- der louc üz gespenge, daz in da hie vor banden,
- daz werte vil unlange unz sie bede ein ander wol be-
- kanden.
- 648 Dö der künic Hetele so rehte küenen sach
- den stolzen Herwigen, in dem strite er sprach:
- «die mir ze einem friwende des recken niht engimden,
- die enwisten wer er waere. er houwet durch daz verch
- die tiefen wunden.»
- 649 Küdrün diu schoene diu sach und hört' den schal,
- gelücke daz ist sinewel dicke alsam ein bal,
- dö ez diu frouwe anders mohte niht gescheiden,
- ir vater und dem gaste siu wünschte des sie in ge-
- dähten beide.
- 645, 2 liOes unde yaotes , was den Leib, die körperliche Stärke, und die
- Macht, den Besitz, betraf. — 3 unrehte adv. , weil er gegen den-
- jenigen kämpfte, der in freundlicher Absicht sich ihm hatte nähern
- wollen. — 4 besehe ide'nlkhen, deutlich.
- 646, 1 porte awf. , Pforte. — 2 sie mußten lernen , das (Schließen der
- Pforte) wegen der Niederlage zu unterlassen. — schumphentiure stf.
- von altfr. desconßture, Unfall, Niederlage. — 4 Ionen; der Minnelohn
- ist gemeint.
- 647, 1 für, vor sie voraus. — 3 louc atm., Flamme. — yespenye stn., Spangeu-
- werk. — hie = hienc , hieng. Das Spangenwerk der Rüstung hieug
- ihnen vor den Händen, d. h. die Hände waren damit bedeckt. —
- 4 vil unlanye adv., nicht sehr lauge. Sie lernten bald gegenseitig ihr©
- Tapferkeit kennen.
- 648, 2 in dem strite, während des Kampfes, während sie miteinander strit-
- ten. — 4 verch. Sitz des Lebens, lieben.
- 649, 1 schal, Kampflärm; für Kampf, wozu sach paßt. — 2 sinewel adj.,
- ganz rund : die alte Vorstellung von der Glückskugel. — 4 des sie in
- yedahten beide, dasjenige, was sie beide im Sinne hatten. Sie wünschte
- ihnen Erfüllung ihrer beiderseitigen Gedanken.
- I
- WIE HERWIG HERVERTE UF HETELEN. 133
- 650 Sie beguude rüefen ziio im über den sal:
- «Hetele, vater here, nu fliuzet ze tal
- daz bluot durch halsberge. da von sint uns die müre
- besprungen allenthalben. Herwic ist ein übel nach-
- gebure.
- 651 Durch den minen willen so sult ir'z beide friden.
- nu schaffet eine wile dem herzen und den liden
- ruowe in dem strite, unz ich iuch beide frage,
- wä der fürste Herwic habende si die aller beste mage.»
- 652 Do sprach der ritter edele: «der fride ist ungetan,
- ir'n lät mich ungewäfent, frouwe, für iuch gän.
- so wil ich iu künden von minen besten mägen.
- hän ich fride die zite, swes ir weit, so muget ir mich
- wol fragen.»
- 653 Durch der frouwen liebe gescheideu wart der strit.
- sich schütten üz den ringen die stuimmüeden sit.
- nach harnasches räme sie wuoschen sich mit brunuen.
- do wären s' wol getane. man mohte in ze lebene wol
- gunnen.
- 654 Mit hundert siner helde gieug er da er vant
- gezweiet in ir muote von Hegelinge laut
- Kütrün enphieng in mit änderen frouwen.
- der ritter edel unde guot mohte in voUiclichen niht
- getrouwen.
- 655 Die geste hiez dö sitzen daz waetliche kint.
- daz Herwiges eilen geliebet' sich sint.
- 650, 1 im, dem Vater. — über den sal, über den Saal hinüber, von dem
- aus die Frauen zusahen. — 4 besprungen prset. von bespringen, be-
- sprengt, benetzt.
- 651, 2^ eine wile, eine Zeit lang. — liden pl. von lit, Gliedern. — 4 habende
- si=habe. Sie will sich nach seiner Macht und Herrschaft erkundigen.
- 652, 1 ungetan, unausgeführt. — 2 ir'n lät, es sei denn, daß ihr laßt. —
- 4 die ztte, während der Zeit.
- 653, 2 einen uz den ringen schäten, jemand das Panzerhemd abziehen. —
- sturmmüfide adj., vom Kampfe ermüdet. — 3 räm stm., Schmuz. Der
- eiserne Harnisch färbte das Gesicht, daher beim Ablegen desselben
- der Ritter sich wusch. — brunnen von brunne, "Wasser.
- 654, 2 geziueiet praet. von zweien, in zwei Theile spalten; sie schwankte
- zwischen den Eltern und dem Geliebten. Die Stelle erinnert an Nib.
- 1683, 2 manic sn^ller jungeUnc in gezweietem muote ir zegegene stuont, C.
- — 3 Kutrün ist zugleich Objekt von vant und Subjekt von enphieng.
- 655, 2 geliebet' sich, machte sich beliebt. —
- 134 XII. AVEJJTIURE,
- durch sine groze zühte behaget' er wol iu beiden.
- Hilden und ir tohter riet man ez an' alle twäle scheiden.
- 656 Herwic sprach zer frouwen: «mir ist daz geseit
- (doch het ez iuch gerouwen von miner arebeit)
- daz ich iu versmähe durch min lihtez künne.
- dicke bi den armen habent riebe Hute guote wiinne.»
- 657 Siu sprach: «wer wser' diu frouwe, der versmähte daz,
- der ein helt so diende, daz siu dem trtiege haz?
- geloubet mir», sprach Kütrün, «daz ez mir niht ver-
- smähet.
- holder danne i'u wsere ist dehein maget die ir ie ge-
- sähet.
- 658 Wolden mir des gunnen die nsehsten friunde mib,
- nach iuwer selbes willen wolde ich bi iu sin.»
- mit lieplichen blicken er sach ir under ougen.
- siu trüege in ime herzen, daz redet' siu vor den Hüten
- äne lougen.
- 659 Urlöubes gerte ze werben um daz kint
- der recke vil küene. daz erloubte sint
- Hetele unde Hilde. die wolden hcBren beide,
- ob ir tohter wsere liep der gewerp oder leide.
- 660 Yil schiere wart er innen wie siu was gemuot.
- vor der juncfrouwen stuont der helt guot,
- sam er üz meisters bände wol entworfen waere
- an einer wizen wende. dem geliche stuont der degen
- mgere.
- 655, 3 beiden, der Mutter und der Tochter. — 4 twäle stf., Zögeruug.
- 656, 2 gehört als Zwischengedanke in den abhängigen Satz mit daz. Eure
- Äußerung, ich sei euch zu gering, hätte euch gereut infolge meiner
- Anstrengung (im Kampfe); ihr hättet bereut, sie gethan zu haben,
- wenn ihr den ernsten Ausgang gesehen hättet. — 3 Wite adj., nicht
- schwer wiegend, unbedeutend.
- 657, 1 versmähte daz; dazu stimmt genau der folgende Satz mit das nicht;
- daz siu schließt sich vielmehr an diu frowre an. — 4 t'u=iich iu.
- 658, 3 under ougen, ins Gesicht. — 4 äne lougen, ohne Leugnen, offen-
- kundig.
- 659, 1 Urlöubes, Erlaubnis. — um verkürzt aus umbe. — 4 der gewerp stm.,
- die Werbung.
- 660, 3 entworfen prset. von entwerfen, malen. — 4 rcende dat. sing, von
- 7>-ant. Die Stelle schließt sich an Nib. 286, 1 : du stuont s6 minneclkhe
- daz Sigemundes kint, sam er entworfen woere an ein permint von guotes
- meisters listen. Vgl. auch Kudr. 1601, 3. 4.
- i
- WIE HEBWic HERVEKTE ÜF HETELEN. 135
- 661 «Geruochet ir mich minnen, vil schoenez magedin,
- mit allen mlnen sinnen so wil ich immer sin
- swie ir mir gebietet. min bürge und mine mäge
- daz sol iu allez dienen, daz mich des, frouwe, hin z'iu
- niht betrage.»
- 662 Siu sprach: «ich gihe iu gerne, daz ich iu wese holt,
- du hast mit dieneste hiute hie versolt,
- daz ich den haz wil scheiden von dir und minem künne.
- daz mac mir niemen leiden. du solt immer haben mit
- mir wünne.»
- 663 Hetelen hiez man bringen (des endet' sich der strit)
- zuo der küniginne. nach im komen sit
- die aller besten degene von Hegelinge lande,
- die der künic hete. do verendet' sich al sin ande.
- 664 Fragen sie begunde nach rate siner man
- Hetele do ze stunde, obe siu z'einem man
- wolde Herwigen, den edelen ritter guoten.
- do sprach diu maget schoene: «ich wil mir niht bez-
- zers friundes muoten.»
- 665 Do vestent' man die schcenen dem recken an der stunt,
- der sie da solde kroenen. von ir wart im kunt
- freude und ungemüete. daz man s' im gap ze wibe,
- des geschäch in kurzen ziten in stürme we vil guoter
- recken libe.
- 666 Er wände mit im füeren die juncfrouwen dan.
- des gunde im niht ir muoter. da von er gewan
- 661, 2 so iät nicht das «so» des Nachsatzes, sondern vertritt mit allen
- riimen sinnen. — 4 daz (das zweite), so daß. — hin z'iu = hin ze iu,
- euch gegenüber, in Bezug auf euch.
- 662, 1 f/i/ie 1. pers. praes. \onjefien, gestehen. — wese con.i. prses. von toesen,
- sein. — 2 versoln swv., verschulden, verdienen. — 3 von, zwischen. —
- 4 leiden swv., leid machen, verleiden.
- 663, 2 der küniginne, Kudmn. — nach im, hinter ihm her.
- 664, 1 sie, Kudrunen. — 4 niht bezzers, keines bessern, — friundes, Gelieb-
- ten. — mir, für mich.
- 665, 1 vestent' praet. von vesten (=ve»tenen), befestigen, verloben. — an der
- stunt, auf der Stelle. — 2 kroenen, zur Königin in seinem Lande
- machen. — 3 ungemüete, Leid. — 4 des, davon, dadurch. — in kurzen
- ziten, bald darauf.
- 136 XIII. ÄVENTIURE.
- von unkuüden recken michel arebeite.
- Hilde sprach zem künige, siu wolde s' zuo der kröne
- baz bereiten.
- C67 Man riet Herwige, daz er sie lieze da,
- daz er mit schoenen wiben vertribe anderswa
- die zit und sine stunde dar nach in einem järe.
- daz frieschen die von Alzabe. sie rieten Herwige d6
- ze väre.
- XIII. AVENTIURE.
- Siegfried von Morland fällt in Herwigs Land ein. Herwig läßt es
- Kudrun melden, die ihren Yater veranlaßt, ihm zu Hilfe zu eilen. Mit
- Hetelß Unterstützung werden die Mohren in eine Feste an einem großen
- Flusse gedrängt, wo sie von ihren Gegnern belagert werden.
- 668 Do besände sich Sifrit, der künic von Morlant.
- nach schiffen hiez er werben. swä so er diu vant,
- diu hiez er vaste rüsten mit wäfen und mit spise,
- ze schaden Herwige. er besände sich mit friunden
- harte lise.
- 6Ö9 Zweinzic starke kiele zimbern er dö hiez.
- ez wsen' den niht geviele, die er'z wizzen liez,
- daz er hin ze Selande wolde herverten.
- gelobet wart diu reise, so sich verendet' der winter
- herte.
- 666, 3 unkunt adj., unbekannt, fremd. — 4 wolde s\ wollte sie, Kudrunen.
- — bereiten bwv. , vorbereiten, ausrüsten. — zuo der kröne , für ihre
- königliche Würde.
- 667, 3 die Zeit von da ab während eines Jahres. — 4 Das erfuhren Sieg-
- fried und die Seinen. — rieten ze väre, beratschlagten zum Zweck
- eines Hinterhaltes, sannen auf einen Hinterhalt gegen Herwig.
- 668, 1 sich lesenden swv. , seine Dienstmannen holen lassen, zusammen-
- rufen. — 2 werben, nach, sich um etwas bemühen. — 4 mit bei sich
- besenden, den durch mit bezeichneten holen lassen. — lise adv. , still,
- heimlich.
- 669, 1 zimbern swv., zimmern, bauen. — 3 herverten swv. , eine Heerfahrt
- unternehmen. — 4 xerendcV prset. conj., geendet haben würde.
- i
- XIII. AVENTIURE. 137
- 670 Mit ahzic tüsent helden het er sich besant.
- von liuten wart dö Isere ze Alzabe daz lant.
- die künige von den Moeren herverten swuoreu.
- sie beliben sumeliche, die andern nach des küniges
- willen fuoren.
- C71 Hin ze Selande hiez er widersagen.
- daz was dem fürsten ande. von schulden mohte er'z
- klagen ,
- wan er nie verdiende der riehen künige haz.
- der marke und siner bürge hiez er hüeten deste baz.
- 672 Er klaget' ez sinen friunden, swä so er die vant,
- daz man im brennen wolde und wüesten sin lant.
- swaz er ze gebenne hete, daz was nach dienest veile.
- die geiTie solt enphiengen, den kom ez sumelichen gar
- ze heile.
- 673 Gen des meien ziten sie kömen über se,
- die beide iiz Abakie und die von Alzabe,
- sam sie gewaldiclichen der werlde z'ende wolden.
- vil gelpher fuor dar under, die man sider quelte mit
- der molden.
- 674 In lant daz Herwiges würfen sie den brant.
- swaz er do helfe hete an friunden besant,
- die bat er mit im riten. sie huoben stürme grimme,
- sie kouften'z mit dem verhe swaz man in gap, golt,
- Silber oder gimme.
- 675 Dem üz Selande was sin schade leit.
- er was ein helt zen banden, ahi wie er streit.
- Ö70, iswuoren mit m{., eidlich geloben etwas zu thun. — 4 sie — sumeliche,
- einige von ihnen. — beliben, blieben zurück, zu Hause.
- 671, 1 Widersaffen swv., Krieg erklären, den Frieden aufkündigen. — 2 dem
- fürsten, Herwig.
- C72, 3 nach dienest, nachdem ihm einer gedient hatte, konnte er es er-
- werben.
- 67:5, 3 der werlde z'ende wolden, an das Ende der Welt ziehen wollten. —
- 4 vil gelpher fuor, viele Lustige fuhren. — quelte mit der molden,
- eigentlich : mit dem Staube fesselte, in den Staub niederwarf.
- €74, 1 lant daz Herwiges, Herwigs Land. — brant stm., Verwüstung eines
- Landes durch Feuer. — 4 kouften'z, erkauften, verdienten es. — verch,
- gen. verhes stn., Leben.
- 138 XIII. AVENTIURE.
- unze er gär tüngte daz velt mit den toten.
- die älden ez jungte. da wart gesunder houbte vil ver-
- schroten.
- 676 Der strit werete lange; des lac da maniger tot.
- Herwic der edele kern in groze not,
- daz er üf sine marke muoste sit entrinnen.
- daz lant rouch allenthalben, daz embot er der küniginne.
- 677 Die boten hiez er riten in daz Hetelen lant.
- mit manigem trahene fuoren die er dar het gesant,
- da sie diu msere sageten und Hetelen gesähen,
- dem vil riehen künige sie alles leides äne frume ver-
- jähen.
- 678 Swie er sie sach gebären, so enphieng er s' also ^ol
- als man in fremeden landen liebe friunde sol.
- er fragte wie sie koemen von ir herren lande,
- Sit man im brach die bürge und im die marke in allen
- enden brande.
- 679 Sie sprächen do: «mit sorgen si wir gevarn dan.
- äbent unde morgen die Herwiges man
- die urborent sere die gäbe mit ir libe.
- sie werbent vaste umb' ere. des hoert man bi in wei-
- nen vil der wibe.«
- 680 Do sprach der künic Hetele: «get für die frouwen min.
- swaz diu iu geblutet, daz sol allez sin.
- bite siu uns rechen den schaden in dem lande,
- so dienen wir iu gerne. ez wirt vil wol gerochen gar
- sin ande.»
- 681 E daz die boten giengen für die schoenen meit,
- dö sähen da die liute wol ir herzen leit.
- 675, 3 tunfjen swv., düngen. — 4 die alden ez jungte, die Alten machte der
- Kampf wieder jung.
- 676, 4 rouch prset. von riechen, rauchen, brennen.
- 677, 3 da ist mit fuoren zu verbinden : fuhren dorthin , wo sie. dar be-
- zieht sich auf Hetelen lauf. — 3 (lesühen, aufsuchten. — 4 leiden änc
- frume, Leid, bei welchem kein Nutzen, keine Hülfe ist; vgl. 707, 2.
- 678, 3 k(Pmen, fortgekommen wären. — 4 ,ti'^ da.
- 679, 1 st u-ü-=.ttn wir, sind wir. — 3 sie bezahlen, verdienen die ihnen
- geschenkten Gaben mit ihrem Leibe, mit ihrem Leben.
- 680, 1 Kudrun ist gemeint. — 2 xtn, geschehen. — 3 öite sin, vorausgesetzt,
- daß sie uns bittet. — 4 sin, Herwigs.
- XIII. AVENTIURE. 139
- des trouwet' niht erbeiten Kütrün diu here.
- dö hiez siu nach in senden. siu klagete vlorn ir lant
- und ir ere.
- ■682 Die boten für sie körnen. mit triuwen tet siu daz,
- daz diu maget vil edele weinende saz.
- siu fragte wie sie schieden von ir lieben manne:
- ob sie in lebenden liezen, do sie von ir lande schie-
- den dannen.
- 683 Do sprach dar under einer: «wir liezen in gesunt.
- Sit wir fuoren dannen, uns enist niht kunt,
- wie mit im haben geworben die von Mörlande.
- ir was vil verdorben; sie täten niht wan rouben mit
- dem brande.
- •684 Nu hoere, maget edele, waz dir min herre enbot.
- er und sine helede sint in grozer not.
- sie fürhtent tegelichen Verliesen lip und ere.
- nu wil min herre Herwic versuochen dine triuwe,
- frouwe here.»
- •685 Von sedele stuont dö Kütrun, diu vil schoene meit.
- die schaden wurden beide dem künige geseit,
- man slüege ir die liute und braeche ir bürge witen.
- siu bat ir vater Hetelen ze des künic Herwiges helfe
- riten.
- I
- 686 Mit weinenden ougen si ir vater umbeslöz.
- «hilfä, künic here! min schade wirt älze groz,
- ez'n wellen dine degene mit willigen henden
- helfen minen friwenden. ja kan ez ander niemen so
- wol genden.»
- •631, 3 des, darauf, trouveet' niht erbeiten, getraute sich nicht zu warten, bis
- sie von selbst zu ihr kämen. — 4 klanete vlorn, beklagte als verloren.
- ^82, 1 mit triuwen, in treuer, aufrichtiger Gesinnung weinte sie. — 3 schie-
- den, geschieden wären.
- •683, 2 Sit, seitdem. — 3 werben, mit einem, mit jemand umgehen, verfahren.
- — 4 ir, derer von Mörlande waren viele gefallen. — niht wan, nichts
- als. — rouben mit dem brande; mit steht häufig geradezu für und.
- Statt dessen könnte es auch heißen : rouben tinde brennen, oder roup
- unde brant.
- €84, 2 helede die altertümliche Form von helde. — 4 frouioe hier im Sinne
- von Herrin : erhabene Herrin.
- 685, 1 spdel stra., Sitz. — 3 wUen adv., weithin, in weiter Ausdehnung.
- 686, 2 hilfä imper. mit der Interjektion «, die zur Verstärkung des Im-
- perativs dient. — 2 alze , allzu. — 3 ez'n, es sei denn, daß. — 4 »o
- v;oU so gut wie sie. — genden^=geenden gwv., zu Ende führen.
- 140 Xm. AVENTIUEE.
- 687 «Baz läze ich durch niemen, daz wil ich dir sagen,
- i'ne wege Herwige in vil kurzen tagen.
- ich wil den schaden grozen, so ich beste mac, verenden
- und wil nach Waten dem alden unde nach den änderen
- senden.
- 688 Der bringet von den Stürmen alle die er hat.
- gefreischet ez her Mörunc, wie'z in dem lande stät,
- der mag uns guoter helde wol tü'sent gefüeren.
- die vinde werdent inne daz wir uns under helme tür-^
- ren rüeren.
- 689 Horant von Tenemarke sql uns üf den wegen
- driu tüsent ritter füereu. Irolt der degen
- der sol daz gesinde nach dem vanen wisen;
- ouch kumt ir bruoder Ortwin : so mac min tohter unser
- helfe prisen.»
- 690 Boten riten gähes die da sant' diu meit.
- sie Westen niht so nahes: alle die ir leit
- mit helfe wolden büezeu, den bot siu michel ere.
- ßiu künde helde grüezen; des kom der recken vil
- deste mere.
- 691 Der meide muoter Hilde diu sprach wol dar zuo:
- «swer under sinem schilde williclichen tuo
- helfe dinen friunden, so sie riten hinnen,
- im sol sin mite geteilet swaz wir immer mere ge-
- winnen.»
- 692 D6 slöz mau üf die kisten. hin ze hove mau truoc,
- der sie dar inne wisten, härnäsche gnuoc,
- 687, 1 Ich unterlasse es um niemandes willen. — 2 wegen stv. mit dat.,
- helfen. — in vil kurzen tagen, in sehr kurzer Zeit.
- 688, S ge/üeren »yfv. , herbeischaffen, bringen. — Starren, wagen. Vgl.
- Wolframs Titurel I, 1.
- 689, 1 uf den wegen, auf der Fahrt, auf dem Kriegszuge. — 3 der van swm.,,
- die Fahne; nach, hiuter-her. — 4 ir, Kudruns.
- 690, 2 sie westen niht so nahes, wieder eine durch den innern Reim herbei-
- geführte ungeschickte Ausdrucksweise. Der Sinn scheint zu sein :
- sie wußten keine Hilfe in der Nähe, sie mußten sie in der Weite
- suchen. - - 4 vil deste mere, bei weitem desto mehr ; ihr freundlicher^
- holdseliger Gruß hatte sie beliebt gemacht.
- 691, 1 sprach ivol, äußerte sich beifällig. — 4 im sol stn mite geteilet, mit
- ihm soll geteilt sein. — immer mere, je noch in Zukunft.
- 692, 2 harnasche ist gen.. von gnuoc abhängig; darum steht durch Attrak-
- tion der für die: die sie darin wußten, von denen sie wußten, daß
- sie darin waren. — harnasch stm., Harnisch. —
- XIII. AVENTIURE. 141
- genagelet wol mit stäle. der silberwizen ringe
- bräht' man vil den beiden, des frewete sich diu junge
- ktmiginne.
- 693 Der wirt wol tüsent beiden gap rös ünde wät.
- diu zugen sie üz den seiden, so sie der ofte bat,
- der vebten wolde riten zuo den langen sträzen.
- swaz ir der künic bete, der wolde er Wl wenic verläzen.
- 694 Der wirt urlöubes gerte von sinem wibe dan.
- Hilde und ir tobter weinen do began.
- docb säben sie vil gerne beide mit im riten.
- sie sprächen: «got von bimele läze iuch beide lob und
- ere erstriten.»)
- 695 Do sie nu komen wären für daz bürgetor,
- vil singender knappen borte man der vor,
- die sich in berten striten röubes versähen.
- sie muosten verre riten. ja wären in die vinde niht ze
- nähen.
- 696 An dem dritten morgen do kom in harte fruo
- Wate der vil aide mit tüsent beiden zuo.
- an dem sibenden morgen do kom von Tenelande
- Horänt mit vierzic hundert, nach den Kiidrun diu
- schoene sande.
- 697 Von Wäleis der marke kom Morunc der degen.
- durch schoener frouwen liebe wolde er strites phlegen.
- er bräbte sunder twäle zweinzic hundert manne.
- die fuoren wol gewäfent und riten alle frdelicbe dannen.
- 692, 3 fjenai/elet] die Hamiaclie waren mit einer Decke von edelm MetaU
- überzogen, die vermittelst kleiner Nägel befestigt war. — gtdle aus
- stahele ; stahel stm. — silberwiz adj., weiß wie Silber.
- 693, 2 diu, nämlich die Rosse. — zugen sie, führten sie heraus. — so —
- hat, wie derjenige sie (die Rosse) oft hat (gezogen). — 3 zuo, auf die
- weiten Wege. — 4 verläzen, zurücklassen, zu Hause lassen; die Rosse
- sind noch gemeint.
- 694, 4 beide gehört zu lob und ere. — erstrtten stv., durch Kampf erwerben.
- 695, 2 der, geschwächte Form von dar; der vor, davor, vor dem Thore.
- — 3 sich roubes versähen, auf Raub, auf Beute hofften.
- 696, 1 kom in — zuo adv., stieß zu ihnen. — fruo, frühe.
- 697, 2 strites phlegen, Streit treiben, kämpfen.
- 142 XIII. AVENTIÜRE.
- 698 Der küniginne bruoder, der degen Ortwiii,
- üf des wazzers fluote fuort' er der swester sin
- wol vierzic hundert recken oder dannoch mere.
- westen'z die von Alzabe, so möhten sie in fürhten
- harte sere.
- 699 Do si im ze helfe komen, Herwige und sinen man,
- dö was im misselungen. swes er ie began,
- dar an er schaden grozen vil dicke muoste enphähen
- mit sinen stritgenozen. sie riten sinem bürgetor vil
- nähen.
- 700 Sich huop von küniges künne vil groz ungemach.
- daz man da die porten und vesten bürge brach,
- daz kom von untriuwen und grözem übermuote.
- swen man dar an ervindet, dem vervähet man ez niht
- ze guote.
- 701 Die boten gähes füeren, Herwige sagt' man daz.
- die viende ez versuochten vil vaste durch ir haz
- vil manigen äbent späte unde manigen morgen.
- dö sigen allenthalben Herwiges helfe zuo vil unver-
- borgen.
- 702 Do ez die von Karadie gefrieschen, in was leit.
- daz wären zwene künige, den ir arebeit
- kom ze unsenfte, do Hetele der herre
- mit sinen beiden mseren gestrichen was nach in vil
- harte verre.
- 703 Durch daz sie friunde wären, sie rihten sich ze wer.
- man sach so gebären von Mörlant daz her.
- 698, 2 fuort' er, brachte er. — 4 westen'z, hätten es gewußt. — in fürhten,
- für sich fürchten; in ist dat. pl.
- 699, 2 was im misselungen, war es ihm schlecht ergangen. — 4 sie, die
- Feinde.
- 700, 1 küniges künne, Königsgeschlecht, Könige. — ungemach, Leid. —
- 3 untriuwe stf., Treulosigkeit, Verrat. —- 4 dar an, bei Untreue und
- Übermut. — tertähen ze guote, einem etwas, jemand etwas zum Gu-
- ten anrechnen, auslegen.
- 701, 1 füeren, der Konjunktiv hängt von sagt' ab. —2ez versuochten, mach-
- ten verschiedene Angriffsversuche. — 4 sigen zu» prset. pl. von stgen,
- zogen herbei. — helfe mit pl. des Verbums, für die helfenden Ritter.
- — unverborgen, offenkundig.
- 702, 3 kom ze unsenfte, zur Unbequemlichkeit ausschlug; unsenfte stf. —
- 4 gestrichen was von strichen stv. , gezogen war. — nach in, um sie zu
- erreichen.
- 703, 1 Durch daz, weil. — wer stf., Verteidigung. —
- XIII. AVENTIURE.
- 143
- sam sie durch vehten wolden niemen dau entwichen,
- die's mit in phlegen solden, die muose ez maniger
- arebeite riehen.
- 704 Wate der vil küene kom mit grozer kraft,
- ez hete dar gefüeget groze ritterschaft
- Küdrün diu schoene Herwige ir manne.
- swie so sie da würben, sie riten sit vil froeliche dannen.
- 705 Swie sie beiden hiezen, die von Mörlant
- dringen sich niht liezen. an in was wol erkant,
- ez wseren ie die besten von allem ertliche.
- sie gäben andern gesten vil dicke herberge schedeliche.
- 706 Herwic von Sewen wolde sich erholn
- an den von Alzabie. dar umbe muosten dolu
- diu her ze beiden siten. wunden vil ir mäge
- gewunnen z'allen ziten. sin moht' den künic Hetelen
- wol betragen.
- 707 Do sie zesamene wären, von den ich hän geseit,
- komen mit ir kreften, äne freude leit
- heten z'allen ziten die recken unde sorge,
- waz in die naht geschsehe. sie dähten: «wie geleben
- wir den morgen?«
- 708 Drie veitstürme sie mit den Meeren striten.
- do heten fride die bürge nach ritterlichen siten.
- sie teilten'z mit den sw^erten und mit den spern sere.
- frides sie niht gerten: da von sie heten der wunden
- deste mere.
- 703, 3 niemen ist Dat., vor niemand. — dan, von der Stelle. — 4 die's, es
- bezieht sich auf vehten, ebenso ez. — riehen swv., reich machen.
- 704, 1 Icraft stf., Menge. — 2 dar gefüeget, dorthin zu Wege gebracht. —
- ritterschaft stf., Menge von Rittern. — 4 swie — lourben, wie es ihnen
- dort auch ergehen mochte.
- 705, 2 dringen mit acc, zurückdrängen. — 4 andern gesten, Feinden, die
- sie sonst schon gehabt hatten. — Herberge, in der Durchführung des
- gewählten ironischen Bildes von Gästen.
- 706, 1 sich erholn swv., seine Versäumnis, seinen Schaden wieder einholen,
- gut machen. — 2 doln swv., dulden; etwa zu ergänzen schaden. —
- 3 diu her pl. von daz her, Heer. — ir mäge, die Verwandten, Ange-
- hörigen beider Parteien.
- 707, 2 äne freude leit, Leid, das von keiner Freude begleitet war; vgl. 677, 4.
- 708, 2 do, während der Zeit. Ritterlichem Gebrauche wäre es zuwider-
- gelaufen, wenn, während das Heer im Felde lag, man die^ unvertei-
- digten Städte inzwischen überrumpelt hätte. — 3 teilten'z, entschieden
- die Sache, den Streit. — 4 der wunden, der Verwundeten.
- 144 XIII. AVENTIURE.
- 709 Die geste zuo den künden komen des niht abe,
- si enstriteu ze allen stunden. des muoste ir bestiu habe
- der krefte da beliben, dö si's niht wolden läzen.
- daz saget' man schoenen wiben; die begimden weinen
- äne mäze.
- 710 Waz da Wate der küene in stürme gestreit!
- er was vil harte wise, daz er diu herzen leit
- dicke fremeden gesten mit schaden frumte nähen;
- wan sie in z'allen ziten mit sinen beiden bi den besten
- sähen.
- 711 Horänt von Tenemarke, frum was er genuoc.
- waz er der starken helme mit siner hant durchsluoc!
- ouch vergaz er seiden der vil liebten brünne,
- si'n müesten sin engelden. er tet den vinden dicke
- schar vil dünne.
- 712 Morunc der snelle, dicke über rant
- mit ellenthaftem muote strahte er sine hant.
- er wolde niht entwenken den von Morlande,
- den edelen künigen riehen. an den räch er den Her-
- wiges anden.
- 713 Hetele der riebe durch daz in dar gesant
- bete sin schoeniu tohter in Herwiges lant,
- daz er'z friden solde, sit tet er'z in der mäze,
- der gerne leben wolde, der mohte im sine marke ligen
- läzen.
- 714 Herwic streit da selbe, daz niemen künde baz,
- vor porten und an velde. da von vil dicke naz
- 709, 1 körnen des niht abe, ließen nicht davon .ab. — 2 ir bestiu habe der
- krefte, ihr beater Besitz an Kräften, an kräftiger Mannschaft. — ^ da
- beliben, dort auf dem Kampfplatz bleiben. — 4 daz, daß so viele
- Männer gefallen wären.
- 710, 1 gestreit prset. von gestrtten. — 3 frumte nähen, nahe brachte. — 4 hl
- den besten, bei den Tapfersten.
- 711, 1 frum adj., tapfer. — 4 si'n müesten stn engelden, daß sie nicht Schaden
- durch ihn leiden mußten. — schar ist acc. pl. — dünne adj., gelichtet.
- 712, 1 über rant, über den Schildrand hinaus. — 2 er streckte die Hand,
- um mit dem Schwerte zu schlagen. — 3 entwenken swv., ausweichen,
- aus dem Wege gehen.
- 713, ;{ er'z friden ] ez kann auf lant bezogen, aber auch allgemein gefaßt
- werden: ez friden heißt Frieden stiften. — in der maze, in solcher
- Weise, in solchem Maße. — 4 ligen läzen, in Ruhe, in Frieden lassen.
- 714, 1 künde baz, nämlich striten. — 2 vor porten, beim Ausfall aus einer
- belagerten Stadt; an velde, auf offenem Schlachtfelde. —
- XIII. AVENTIURE. 145
- wart im daz sin houbet von sweize under ringen.
- ir wart da vil betoubet, die in wänden hin hinder dringen.
- 715 Wigäleis der guote tet den gesten leit.
- von Tenelant her Fruote so ritterlichen streit,
- daz man im's danken mohte von schulden wol nach eren.
- in Sturme er wol getohte. man gefriesch nie alden
- recken also heren.
- 716 Ortwin der junge, der helt üz Ortlant,
- des jach im manic zunge, daz küener beides haut
- uiemen in den striten so vollicliche trüege.
- man sagete z'allen ziten, daz er die ungefüege wunden
- slüege.
- 717 Sie beten tage zwelve mit sorgen nu gestriten.
- die Hetelen beide sach man in berten siten
- dicke vor dem künige liebte Schilde houwen.
- da von die stolzen Moere ir herverte mohte hän ge-
- rouwen.
- 718 Arne dri'zebenden morgen vor fruomesse zit
- sprach Sifrit mit sorgen: «sehet waz hie lit
- unser guoten recken. der künic von Selande
- nach vil hoher minne lät im ez also sere enblanden.»
- 719 Er begunde raten mit den von Garade
- (wie gerne sie ez täten und die von Alzabe!)
- riten in ein veste, da sie genesen künden,
- daz sie die werden geste al gemeine nibt erslagen funden.
- 714, 3 su-eiz stm., Blut. — under ringen, unter dem Panzer. — 4 betäuben
- 8WV., betäuben, euphemistisch für töten; ebenso 808, 4. — hin hinder
- adv., zurück.
- 715, 3 nach eren, der Ehre gemäß. — 4 getollte, taugte, nützte; inf. tugen,
- prses. touc.
- 716, 2 küener heldes haut ist acc. — 3 «o rollicllche, in so vollem Maße. —
- 4 ungefüege adj., ungeschlacht, ungeheuer.
- 717, 2 in herten siten, in hartnäckiger "Weise. — 3 hourven, zerhauen. —
- 4 mohte hän gerouicen, konnte gereut haben; herve)'te ist Gen.
- 718, 1 Ame=an deine, an dem. — 2 lU, erschlagen liegt. — 4 lät im ez
- enblanden, läßt es sich zur Anstrengung, zur Arbeit werden ; er wendet
- alle seine Kräfte an. enblanden ist Part, prset. von enblande, enblient
- (redupl. verb.), und dazu ist wesen zu ergänzen. — nach bezeichnet
- das Ziel der Ansti-engung.
- 719, 1 rätt'n, sich beraten, den Entschluß fassen. — 3 riten von raten
- abhängig. — veste stf., befestigte Stätte. — 4 geste kann nach dem
- Sprachgebrauch nur die bezeichnen, die in fremdes Land eingefallen
- sind. Lag die veste noch in Herwigs Lande, wie anzunehmen, so
- sind die geste (acc.) die Mohrländer.
- KUDBUN. 10
- 346 XIII. AVENTIURE.
- 720 Sie wichen von dem strite ze einer veste dan,
- da ze einer site ein grozer plilüm ran.
- do sie begimden riten dar sie entwiclien solden,
- do sacli man mit in striten die in gemaches niht en-
- gimnen wolden.
- 721 Der künic von den Moeren ze Hetelen gereit,
- man mohte daz wol hceren, swaz er ie gestreit,
- daz was ein anegenge, sit er nu hete fanden
- der im siner mäge so manigen lazte mit vil tiefen
- wunden.
- 722 Von Hegelingen Hetele und her Sifrit
- die täten daz sie künden in hochvertem sit.
- durchhouwen liehte Schilde sach man vor ir hendeu.
- der künic von den Meeren der muose von dem Tene-
- lender wenden.
- 723 Da schuofen ir geligere die von TeneLant.
- da ist niht rede widere, da von man sit bevant
- die vil küene geste in vil maniger sw^ere.
- swie guot in was ir veste, ieclich doch da heime gcr-
- ner waere.
- 724 Duo wären da besezzen mit der vinde kraft
- die helde so vermezzen, daz sie ritterschaft ,
- so man es an sie gerte, niht wol gegeben kimden.
- sie werten ir herberge so sie aller bezziste künden.
- 720, 2 phlum stm., Fluß, Strom. — 3 dar, dorthin, wohin. — 4 die, Herwig
- und die Seinen.
- 721, 3 aneyenye stn., Anfang : sein bisheriges Streiten war nur ein geringer
- Anfang, mit dem jetzigen verglichen. — 4 lazte prset. von letzen, ver-
- letzen, verwunden.
- 722, 2 Sit verkürzt statt site. — 3 den Schild trug man vor der Hand, weil
- der eine Arm durch den Schildriemen an ihm befestigt war. —
- 4 wenden swv., sich abwenden, zur Flucht nämlich.
- 723, 1 geligere stn., Lager, zum Zweck der Belagerung. — 2 es ist ohne
- Widerrede, sicherlich wahr. — 4 guot, nützlich.
- 724, 1 besitzen stv., belagern. — 2 ritterschaft geben, sich auf Kampf ein-
- lassen; derjenige, mit dem man kämpft, steht im Dativ. — 3 es ver-
- tritt den Begriff ritterschaft geben. — 4 bezziste, die ursprüngliche
- Form des Superlativs statt beste, hier Adverbium.
- XIV. AVENTIURE, WIE HETELE BOTEN SANDE. 147
- XIV. AVENTIURE,
- WIE HETELE BOTEN SANDE UZ HERWIGES LANDE.
- Hetel sendet Boten nach Haus, um den glücklichen Erfolg zu mel-
- den. Hartmuts Späher berichten, daß Hetel und Herwig durch Krieg
- fern gehalten seien. Ludwig und Hartmut rüsten ein mächtiges Heer
- und fahren nach Hegelingen.
- 725 Do enbot hin heim Hetele, daz sie niht solden klagen,
- den schoenen frouwen edele hiez er daz sagen,
- in wsere wol gelungen in stürmen und in striten,
- alden unde jungen. sie solden ir genendicliche biten.
- 726 Und hiez in daz künden, daz in gesseze lac
- er mit al den sinen, da man dienen phlac
- der schoenen Küdrünen und dem üz Selande.
- sie treten daz sie künden aller tegeliche mit fr handen.
- 727 Hilde diu schoene wünschen do began
- gelückes Herwige und allen sinen man,
- daz in nach ir eren müeste wol gelingen.
- «daz gebe got», sprach Küdürn, «daz si unser friunt
- gesunde wider bringen.»
- 728 Do liezen die von Stürmen ninder üf den se
- die von Morlande und die von Alzabe.
- sie muosten angestlichen bi' in da tiiren.
- an Waten und an Fruoten heten sie vil übele näch-
- gebüren.
- 729 Hetele swuor des eide, er koeme nimmer dan
- und rümte in niht die beide, uuz er und sine man
- 725, 1 hin heim, nach Hause hin. — 4 genendicliche adv., mutig, ver-
- trauensvoll.
- 726, 1 gesoize stn., Belagerung. — 2 dienen phlac, beständig diente. —
- 4 tagten, noch im Sinne der Botschaft. — handen und henden, beide
- Formen des Dativ pl. kommen vor.
- 727, 1 ivünschen swv. , einem eines Dinges, jemand etwas wünschen. —
- 3 nach ir eren, wie es ihrer Ehre geziemte. — müeste, im optativischen
- Sinne. — 4 friunt ist hier Pluralis.
- 728, 1 uf den se, auf den See hinauskommen. — 3 angestlichen adv., in
- großer Angst. — turen swv., ausdauern.
- 729, 2 rumen swv., einem etwas , sich vor jemand von etwas zurückziehen,
- ihm etwas überlassen. —
- 10*
- 148 XIV. AVENTIURE,
- ze gisel da gewuune die von Morriche.
- sie wären unversunnen; sit kom in ir hervart scliedeliclie.
- 730 Diu spelie Hartmuotes diu was dar gesant
- (sie goumten da niht guotes) von Ormanielant.
- sie speheten z'alleu ziten, waz da wurde erfunden,
- in stürmen und in striten Hetelen sie delieines guotes
- gunden.
- 731 Sie sälien, sunder scheiden hie besezzen lac
- (daz mohte im vil wol leiden) naht ünde tac
- der künic üz Karadine, der edelen Meere herre.
- im kom vil lützel helfe. sin laut diu lägen von im gar
- ze verre.
- 732 Die boten ilden widere in Ormanielant,
- die Ludewic und Hartmuot heten dar gesant.
- die sageten in da heime diu vil lieben msere,
- daz Hetele unde Herwic vil unmüezic in dem strite
- 733 Der lieben msere in dancte der voget von Ormandin.
- «kunnet ir mir bescheiden, wie lange mac daz sin,
- daz die von Karadine sin in Selande
- bi ir widerwinnen, od wanne sie volrechen da ir anden?»
- 734 Do sprach der boten einer : «her künic, diu rede ist war.
- - sie müezen da beliben langer danne ein jär.
- die von Hegelinge wellent sie niht läzen.
- sie hänt sie so besezzen, daz sie ninder mügen zuo
- den sträzen.»
- 729, 4 sie, die von Morlaud. — unversunnen adj., uubesouuen, tliöricht.
- 730, 1 spehe stf., der Inbegriff, die Gesamtheit der Späher, der Spione;
- daher auch 730, 2 sie gournteii. — 2 gournen swv. , wahrnehmen, be-
- merken. — 3 tcaz da u-urdc erfunden, was dort ans Tageslicht käme,
- geschähe.
- 731, 1 sunder scheiden, daß an ein Scheiden, ein Ende nicht zu denken
- war. — 2 im, dem Könige der Mohren.
- 732, 1 widere adv., zurück. — 4 vil unmüezic, vollauf beschäftigt.
- 733, 2 bescheiden stv., bestimmt angeben. — 3 sin, noch sein können. —
- 4 volrechen stv., vollständig rächen.
- 734, 1 diu rede, was ich euch jetzt sagen werde. — 4 mügen zuo den Stra-
- ten, auf die Straßen, ins Freie hinaus, auf die hohe See kommen
- können.
- WIE HETELE BOTEN SANDE ÜZ HERWIGES LANDE. 149
- 735 Do sprach von Ormanie der snelle Hartmuot:
- «hei waz mich sorgen frien höchgedinge tuot!
- Sit sie so sint besezzen, daz sie müezen striteu,
- e Hetele wider kceme, wir solden hin ze Hegelingen
- riten.»
- 736 Ludewic und Hartmuot vereinden sich sä,
- ob sie helde heten zehen tüsent da,
- daz sie Küdrünen wol dannen möhten bringen,
- e Hetele wider koeme mit den sinen hin ze Hegelingen.
- 737 Des was da vil genoete diu alte Gerlint,
- wie siu daz rechen möhte, daz Hetele sin kint
- versagete smäheliche ir sune Hartmuote.
- siu wünschte, daz sie haben solden beide Waten unde
- Fruoten.
- 738 Do sprach diu tiuvelinne: «nu habet ir grözen solt.
- weit ir riten hinnen, min silber und min golt
- daz wil ich geben recken und wil'z entsagen frouwen.
- ja enruochte ich, ob ez Hetelen unde Hilden hete nu
- gerouwen.»
- 739 Do sprach der herre Ludewic: «wir suln von Ormandin
- brüeven herverten mit den recken min.
- ich trouwe wol gewinnen zweinzic tüsent manne
- in vil kurzen ziten. da mite so füeren Küdrünen dannen.»
- 740 Do sprach der junge Hartmuot: «und möhte daz ge-
- schehen ,
- daz ich die Hilden tohter solde hie gesehen.
- 735, 2 waz, wie sehr. — tuot mich sorgen frien, macht mich zum sorgen-
- freien. — höchgedinge swm. ist Subjekt: kühne, hochfliegende Hoff-
- nung. — 3 unter beiden sie verschiedene Subjekte zu verstehen ver-
- hindert nichts.
- 736, 1 vereinden xich, kamen überein, waren eins. — 3 dannen bringen, fort-
- bringen, entführen.
- 737, 3 smäheliche adv., schmählich, auf schimpfliche Weise.
- 738, 1 tiuvelinne stf., Teufelin, Bezeichnung eines bösen "Weibes, wie vä-
- lentinne. ~ nu begründet: ihr selbst besitzt doch viel Geld; außerdem
- will ich euch unterstützen. — 3 entsagen swv., vorenthalten. — 4 ge-
- rouwen, nämlich die erteilte Absage.
- 739, 2 herverten substantivisch gebrauchter Infinitiv = Ä«rparr. — 4 da
- iitite, mit diesen Mannen. — füeren, wollen wir führen.
- 150 XIV. ÄVENTIÜRE,
- da für ich niht ennserae ein witez fürsten riclie,
- daz uns beiden zseme bi ein ander wesen friuntlichel»
- 741 Räten alle stunde mit flize man began,
- wie man'z gefüegen künde. Ludewic gewan
- ein her, daz wolde er füeren hin zen Hegelingen,
- wie solt' daz Hilde wizzen, daz ir da von solde misse -
- lingen?
- 742 Swä mite und immer mähte daz Ludewiges wip,
- siu hete in ir ahte, der Küdrünen lip
- solde z'Ormanie bi Hartmuote erwarmen,
- siu fleiz sich des ze wäre, er umbeslüzze sie mit sinen
- armen.
- 743 Ludwic ze Hartmuote sinem sune sprach:
- «nu gedenke, degen guoter, wir müezen ungemach
- haben, e wir bringen die liute von den seiden,
- sun, gib et du den gesten, so gib' ich hie heime minen
- beiden.»
- 744 Sie teilden groze gäbe wider unde dan,
- daz man da ze Swäben solhez nie gewan
- von rossen und von soumen, von satelen und von
- Schilden,
- ich wsen' si'z gerne täten, ja vant man Ludewigen nie
- so milden.
- 745 Si bereiten sich dräte zuo ir verte dan.
- die guoten schifliute Ludewic gewan.
- 740, 3 da für bezieht sich sowohl auf das vorausgegaugeue, wie auf das
- folgende daz. — 4 zwme, gefiele. — friuntliche adv., in Liebe.
- 741, 4 daz ir — misaelingen, daß ihr von diesem Heere Schaden geschehen
- sollte, daß es zu diesem Zwecke gesammelt wäre.
- 742, 1 Swä mite und, womit auch; und hat relativen Sinn. — mähte =
- mo/tte, konnte. — 2 ahte stf., Überlegung; sie gieng darauf aus, daß.
- — 3 er warmen swv. , warm werden; mit Bezug auf das Beilager. —
- 4 fleiz prset. von fltzen: sie strebte danach.
- 743 3 bringen, fortbringen. — \ et namentlich vor dem Pronomen, nur:
- ' gib du nur den Gästen, d. h. den von auswärts Gekommenen.
- 744 1 teilen swv., verteilen. — v)ider unde dan, hin und her, nach allen
- ' Seiten. — 2 aolhez, etwas von der Beschaffenheit. — 3 soumen dat. pl.
- von somit stm., Saumtier, Lasttier.
- 745, 1 dan gehört zu verte: zu ihrer Abreise von dort. — 2 die, gute
- Schiffsleute von solcher Beschaffenheit. —
- WIE HETELE BOTEN SANDE ÜZ HERWIGES LANDE. 151
- den die mersträze ze rehte wären künde,
- sie muosten arebeiten nach dem hohen solde durch
- die ünde.
- 746 Etelicher mäze wurden sie bereit.
- länt ünde sträze, da wart ez hin geseit,
- daz Ludewic und Hartmuot von ir lande wolden.
- sie heten doch groze sorge, wie sie hin zen Hegelingen
- solden.
- 7-47 Do sie zem Stade kojnen. bereite man da vant
- diu schef, diu sie da solden tragen üf den sant.
- geworht siu wären veste von Gerlinde guote.
- des alles niht enweste her Wate der aide noch von
- Tenen Fruote.
- 748 Mit dri und zweinzic tüsent sie fuoren über se.
- ez was nach Kütrünen Hartmuote we;
- dem tet er wol geliche mit allen sinen mägen.
- er begän dem künic Hetelen mit ürliuge grdezliche
- lägen.
- 749 Si enwisten wie sie möhten dar bekomen sint.
- des kom in arebeite maniger muoter kint.
- ja truogen sie die ünde neben Ortlande,
- ß Hetele ez erfünde, da sie die Hilden bürc wol er-
- kanden.
- 750 Wol inner zwelf milen kom Hartmuotes her
- in den selben wilen abe dem tiefen mer
- ze Hegelinge lande die mäze wol so nähen,
- daz si pälas unde turne in der schoenen Hilden bürge
- sähen.
- 745, 3 ze rehte. in rechter W'eise, genau. — 4 arebeiten swv., sie?» anstren-
- gen. — nach, um zu gewinnen.
- 746, 1 Etelicher mäze, einigermaßen, so ziemlich. Sie kamen so ziemlich
- zustande. — 2 da hin, dahin wvirde es berichtet, lant unde sträze
- gehen wieder als einzelne Begriffe der Konstruktion voran. — 3 von,
- abreisen von.
- 747, 3 geworht part. von wurken, bauen. — von Gerlinde guote, von Ger-
- lindens Vermögen, Gelde.
- 748, 3 das zeigte er wohl durch sein Benehmen, danach handelte er.
- 749, 1 dar, nach Hegelingeu; vgl. 746, 4. — 4 erfände, erfuhr, erfahren
- konnte. — da, dorthin wo.
- 750, 1 inner, in einem Zwischenraum von etwa zwölf Meilen. — 3 die mute
- ti'ol so nähen, etwa so weit nahe. — 4 turn stm., Turm.
- 152 XV. AVENTIURE,
- 751 Ludwi'c von Ormaudiue der liiez üf den sant
- die anker nider läzeu. dö bat er s' alle sant,
- daz sie nider gähten, so si beldiste künden.
- ez was da bi so nähen, sie vorhten deiz die Hegelinge
- erfunden.
- 752 D6 sie nu getriiogen und fuorten abe der fluot,
- vil Schilde sie besluogen und manigen heim guot;
- sie rihten sich ze strite. ir boten sie dö sandeu
- versuochen ob si iht friwende fundeu in dem Hetelen
- lande.
- XV. AVENTIURE,
- WIE HARTMUOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM.
- Hartmut läßt durch Boten nochmals Kudriinen seine Minne antragen ;
- willige sie nicht ein, so werde er Gewalt gebrauchen. Die Boten werden,
- in Matelane, Hetels Burg, freundlich aufgenommen; Kudrun erklärt die
- Unmöglichkeit, Hartmuts Wunsch zu erhören, da sie Herwig verlobt
- sei. Auf diesen Bescheid hin brechen die Normannen zum Augriff auf.
- Nach tapferer Gegenwehr wird die Burg erobert und zerstört. Kudrun
- mit 62 Jungfrauen, worunter Hildeburg, wird entführt; Hilde blickt den
- Abfahrenden traurig nach.
- 753 Hartmuot hiez riten sine boten dan.
- do wart der schoenen Hilden schiere kunt getan
- und ir lieben tohter: mölite ez sich gefüegen,
- so taete er nach ir minne des sie wol beide mühte
- genüegen.
- 751, 2 alle sant = alle samt, alle zusammen. — 3 nider, von den Schiffen
- herab. — so si beldiste künden, sobald, so schnell als möglich. —
- 4 da bi, dem Lande. — erfunden, es erftlhren uud Vorkehrungen
- träfen.
- 752, 1 Das Objekt ist zu ergänzen : die im Folgenden genannten Waffen.
- — 2 besluogen, schlugen Decken darauf, vielleicht um sich durch den
- Glanz nicht sofort zu verraten. Oder schlugen fest was unterwegs
- lose geworden (Hildebrand). — 4 versuochen, um zu versuchen.
- 753, 3 wenn es sich maclieu ließe, wenn es möglich wäre. — 4 nach, um
- ihre Minne zu erreichen. — beide, Mutter und Tochter.
- WIE HARTML'OT KÜTEUNEN MIT GEWALDE NAM. 15S
- 754 Ob siu in miniieu wolde als er ir e enbot
- (im was mit getlanken vil dicke nach ir not),
- daz wolde er immer dienen die wile er möhte leben,
- sines vater erbe wolde er Kütrünen geben.
- 755 Ob siu des niht entaete, so wsere er ir gehaz.
- daz er die maget bsete, da von versuochte er daz,
- daz er an' urliuge ze lande wolde bringen
- die sclicenen juncfrouwen. des het der küene Härtmüot
- gedingen.
- 756 «Widerredet si'z daune», sprach do Hartmuot,
- «so saget daz ich niht nseme deheiner slahte guot,
- i'ne bringe ez üf die zite, e ich hinnen scheide,
- daz ich der schoenen Küdrim machen wil mit recken
- ougen weide.
- 757 Mine boten biderbe, ir siilt ir sagen me:
- ich kume nimmer widere üf den breiten se,
- ich welle mich läzen e ze stücken houwen,
- mir envolge hinnen von Hegelinge lant diu juncfrouwe.
- 758 Ob si'z gar verspreche, daz si'z niht entuo,
- siu sol mich sehen riten mit minen recken zuo.
- zweinzic tüsent helde wil ich beliben läzen
- vor Hegelinge bürge veige beidenthälben der sträze.
- 759 Daz Hetele Wigäleise des gevolget hat
- unde Wate dem alden, daz wir niht haben rät
- 754, 2 not, er hatte Sehnsucht nach ihr. — 3 dienen swv. , durch Dienst
- vergelten. — die wile, so lange.
- 755, 2 fjwte, im Nhd. der Indicativ. — da von, aus dem Grunde, weil (da^ 3) :
- er versuchte es darum noch einmal mit Bitten, weil er u. s. w. —
- 4 schoenen ist schwache Form des Adjektivs; juncfrouwen acc. sing.
- 756, 1 u-iderreden swv., eine Sache, ihr widersprechen. — 2 daß ich durch
- keine Art Gut dahin zu bringen wäre, daß ich kein Gut dafür, an
- Stelle dessen nehmen wollte. — A vf die zite, zu dem Zeitpunkt, da-
- hin: ohne es dahin zu bringen. — 4 ^naclien wil u. s. w. , ihr Auge
- erfreuen durch Recken, die zum Kriege mit den Ihren bereit sind.
- Ironisch.
- 757, 1 int'=tuer, noch melir, ferner. — 4 mir envolge, es sei denn, daß mir
- folge. — fiinnen, von hier. — von Ilegelinge lernt ist mit juncfrouwe zu
- verbinden : die junge Herrin.
- 75H, 1 ver.sprec/ie, verrede. Wenn sie durchaus nicht will. — 2 riten zuo,
- heranreiten, hier in feindlicher Absicht. — 4 beidenthälben mit gen.,
- auf beiden Seiten von.
- 759, 2 haben rät, entbehren, vermeiden können; mit dem Genetiv. Daß
- wir gezwungen sind zu. —
- 154 XV. ÄVENTIUßE,
- SO maniger langen reise her ze Hegeliugen,
- des wirt vil manic weise. ich wil'z au ein ende gerne
- bringen.»
- 760 Die boten riten vil dräte dannen (des was zit)
- nach Hartmuotes rate für eine burc wit;
- diu hiez ze Mateläne. frou Hilde saz dar inne
- und diu vil wol getane, ir töhter diu junge küniginne.
- 761 Zwene riche gräven het er dar gesaut
- (die brähte er mit im übere üz Ormanielant) , *
- daz sie sageten Hilden sin dienest vliziclichen.
- er wolde niht erwinden, er wolde ir dienestes niht
- entwichen.
- 762 Daz si im der maget gunde, wan er die frouAven guot
- hete vor in allen (dannoch im der muot
- stuont üf hohe minne): sin solde's wol geniezen,
- daz siu so edel waere. in solde ir dienen nimmer ver-
- driezen.
- 763 Die der frouwen phlägen, den wart daz geseit,
- daz daz Ingesinde von Ormanie reit
- durch gewerbes willen hin ze Mateläne.
- frou Hilde sie geswigen hiez: des erschrac diu wol
- getane.
- 764 Die Hilden schäffsere sluzzen üf daz tor,
- swer dar komen wsere, daz man den der vor
- niht langer solde läzen. man entsloz die porten witen.
- die boten Hartmuotes hiez man do in Mateläne riten.
- 759, 4 den, davon.
- 760, 3 ze Mateläne, im Nhd. nur: Mateläne.
- 761, 2 übere adv., über Meer, wie auch die Hs. schreibt. — 3 sageten Hilden
- sin dienest, daß sie Hilden seiner Dienstwilligkeit, Dienstbeflissenheit
- versicherten. — 4 wolde conj., im Sinne Hartrauts. — dienestes, in
- Bezug auf, mit seinem Dienst.
- 762, 1 er ließ ihr sagen, daß. — 2 /lete vor in allen, allen andern vorzöge.
- — dannoch, damals noch. — 3 stuont, war gerichtet. — siu, Kudrun.
- — 4 ?V dienen, ihr zu dienen, von verdriezen abhängig.
- 763, 1 phlugen , sie bewachten, für sie sorgten. — 3 gewerbes von gewerj)
- stm. , das Geschäft des Werbens , die auszurichtende Botschaft. —
- 4 diu icol getane, Kudrun.
- 764, 1 schaffwre stm., Schaffner, Amtmann. — 3 entsloz proet. von entsliezen,
- aufschließen.
- WIE HARTMUOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM. 155
- 765 Sehen sie do gerten claz Hetelen wip.
- die helde sie des werten, die ir schoenen lip
- sölden behüeten nach des küniges eren.
- man liez sie seiden eine, Hilden und ouch Kiidrun die
- heren.
- 766 Do nu ze hove körnen die Hartmuotes man,
- Hilde diu schoene grüezen sie began.
- sam tete in hohem muote frou Küdrün diu here.
- diu edele und diu guote minnt' den küenen Herwigen
- sere.
- 767 SM'ie erbolgen sie in wseren, schenken man in hiez
- den boten vor den mseren. Hilde sie sitzen liez
- vor ir und vor ir tohter. waz sie dar wölden,
- des fragt' diu küniginne, wände sie si's niht verdagen
- solden.
- 768 Vil gezogenliche von dem sedele stuont
- allez daz gesinde, so noch boten tuont.
- sie sageten, waz sie wolden ze Hegelinge lande:
- daz sie ir herre Hartmuot nach der schoenen Küdrün
- dar sände.
- 769 Do sprach diu maget edele: «ich wil des haben rät,
- daz der küene Hartmuot bi mir niht enstät,
- vor unser beider friunden under küniges kröne,
- er ist geheizen Herwic, dem ich sins guoten willen
- gerne löne.
- 765, 3 nach des künif/es eren, wie es des Köuigs Ehre geziemte; eren ist
- Dat. pl. — 4 eine adj., allein.
- 766, 1 komen, gekommen waren. — 4 minnV verkürztes Prseteritum statt
- rninnete.
- 767, 1 erholgen part. prset. von erbeigen, erzürnt, feindlich gesinnt. —
- schenken swv., einschenken zum Trinken. — in greift den folgenden
- Begriff den boten andeutend voraus. — 2 vor den mceren, ehe sie ihre
- Botschaft herichteten. — 3 dar wolden: in dem Verbum liegt ein Be-
- griff der Bewegung. — 4 si's, ihr davon; für sie es.
- 768, 1 stuont, stand auf; es war allgemeine Sitte, daß Boten stehend ihre
- Botschaft ausrichteten. — 2 daz gesinde, die Dienstmannen Hartmuts.
- 769, 1 ich wil des haben rät, ich will dessen entbehren, nichts davon wis-
- sen. — 2 die Negation ist im Nhd. überflüssig; das Mhd. setzt sie,
- weil der ganze Satz negativen Sinn hat. — 4 er, derjenige. — guoten
- willen, freundliche Gesinnung.
- 1^ XV. AVENTIURE,
- 770 Dem bin ich bevestent: ich lobete in z'einem man,
- er nam mich ze wibe. dem recken ich wol gan
- swaz im immer künde geschehen grozer eren.
- alle mine stnnde ger ich üf minne keines friundes mere.*
- 771 Do sprach der boten einer: «iu hiez her Hartnmot
- sagen, des er dinget, ob ir des niht entiiot,
- daz ir in mit recken sehet ze Mateläne
- an dem dritten morgen.» des erlachte diu vil wol getane.
- 772 Die boten wolden dannen ürlöubes gern,
- die zwene riche gräven. fron Hilde hiez sie wern,
- swie fremede sie ir waeren, ir gäbe harte riche,
- der sie doch niht ennämen. die boten würben ez vil
- listicliche.
- 773 Die Hetelen recken, den boten saget' man daz,
- daz sie vorhten kleine ir zorn und ir haz.
- ob sie niht wolden trinken des künic Hetelen win,
- man schanete in mit dem bluote, ime und oucli den
- recken sin.
- 774 Do brähten disiu maere die boten an die stat
- hin widere, da sie Hartmuot von im riten bat.
- do lief er in engegene und fragte, wie'z ergienge;
- ob sie diu edele Küdrün durch siniu mtere iht froeliche
- enphienge.
- 775 Der einer sprach zem recken: «iu ist also verseit,
- ez habe einen friedel diu herliche meit,
- 770, 1 becestent, verlobt. — ich lohete in z'finem man, ich gelobte, ihn zum
- Manne zu nehmen: doch ist mhd. kein neinen zu ergänzen. — 2 er
- nam mich zp. u-ibfi, die Ehe ist noch nicht vollzogen ; also : er wählte
- mich zu seiner Frau. — 3 künde conj., könnte. — 4 alle inine stunde,.
- all mein Lebtag. — lif minne, zur Liebe. — friundes, Geliebten.
- 771, 2 des er dinget, worauf er hofft, was er erwartet, gehört in den Satz
- mit oh. — 4 erlachen swv., zu lachen anfangen, auflachen.
- 772, 1 dannen itrlniihes (jern, um Erlaubnis bitten, von dort fortgehen zu
- dürfen. — 3 gäbe ist Gen.
- 773, 1 Die Hetelen recken gehört in den abhängigen Satz mit da:. — 2 kleine
- adv. , wenig; soviel als: durchaus nicht. — 3 trinken, als Freunde,
- als befreundete Gäste. — 4 schanete prset. von schenken, hier conj.,
- ein häufiges von der Bewirtung auf die Schlacht übertragenes Bild,
- das mit dem von gesten zusammenhängt; vgl. Nibel. 1981, 4.
- 774, 1 »tat stf., Stätte, Platz. — 3 wie'z ergienge, wie es ausgefallen wäre.
- 775, 1 iu ist also verseit, euch ist aus dem Grunde abgeschlagen worden. —
- WIE HARTMUOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM. 157
- den siu in herzen miune vor aller slalite diete.
- weit ir ir win niht trinken, so schenke man iu heize..
- bluot ze miete.»
- 776 «Ach we ininer schände!» so sprach Hartmuot,
- ((in minem herzen ande mir disiu rede tuot.
- nach bezzerme friunde endarf ich nimmer fragen
- wan der mir helfe striten.» do Sprüngen üf die hi dem
- Stade lägen.
- 777 Ludewic und Hartmuot sich huoben mit ir schar
- mit vanen üf gerihtet vil zorniclichen dar.
- man kos üf Mateläne ir zeichen schinen verre.
- do sprach diu wol getane: «wol mich! da kumet Hc-
- tele und min herre.»
- 778 Si bekänden, daz ez waere des wirtes zeichen niht.
- «ach we grozer swsere, diu hiute hie geschiht!
- uns koment grimme geste nach Küdrün der frouwen.
- manigen heim vesten siht man vor äbende noch ver-
- hcuwen.»
- 779 Die von Hegelingen sprächen Hilden zuo:
- «swaz hiute Hartmuotes gesinde hie tüo,
- des sul wir sie letzen mit vil tiefen wunden.»
- do hiez diu küniginne diu bürgetor versliezen an den
- stunden.
- 780 Des wolden niht envolgen die küenen Hetelen man.
- die des landes huoten, die hiezen binden an
- 3 vor aller slahte diete, vor jeglicher Art Menschen, mehr als jeder-
- mann.
- 2 ande tuot, thut weh, kränkt. — 3 warum soll ich mich weiter nach
- Freunden iimsehenV Die hesten, nämlich die mir im Kampfe helfen,
- habe ich ja bei mir.
- 1 .iic/i hdohen dar, brachen dahin auf. — 2 mit vanen uf gerihtet, mit
- emporgerichteter Fahne, die vorangetragen wurde. — 3 zeichen stn.,
- Fahne, Banner, lat. Signum, altfr. enseigne. — 4 diu wol getane, Ku-
- drun. — nun herre, Herwig.
- 1 bekunden, erkannten. — des wirtes, desjenigen, der Herr im Hause
- und Lande ist, d. h. Hetel. — 3 nach, um sie zu holen. — 2 — 1 "Worte
- der Becken im allgemeihen.
- 3 (/''.* sid wir sie letzen, daran sollen, wollen wir sie verhindern. —
- 4 an den stunden, sofort.
- 2 binden an, das Anbinden des Banners an den Schaft ist Zeichen
- des Bereitseins zum Kampfe. —
- 158 XV. AVENTIURE,
- ir herren lierzeicheu. zuo in üz der veste
- die Hetelen degene wolden slahen die vil werden geste-
- 781 Die schranken, die man solde alle nider län,
- durch ir übermüete wurden üf getiin.
- daz goumen Hartmuotes liezen s' in versmähen,
- do die ersten in drüngen, do körnen in die lesten ouch
- ze nähen.
- 782 Mit üf geworfen swerten vant man dö dar vor
- wol tüsent oder mere, die habten vor dem tor.
- do was ouch komen Hartmuot wol mit tüsent mannen,
- si erbeizten an die beide; man hiez diu ros schiere
- ziehen dannen.
- 783 Sie truogen schefte enhende mit snidenden spern.
- wer moht' den strit da wenden? sie begunden wern
- die stolzen burgaere mit den tiefen wunden.
- dö kom von Ormanie Ludewic mit beiden sä ze stunde.
- 784 Des heten frouwen sorge, dö er dort her reit,
- sie sähen unverborgen siniu zeichen breit,
- bi der ieclichem wol driu tüsent manne
- kömen dar mit zorne, swie die küenen recken schie-
- den dannen.
- 785 Sie wurden alle unmüezic dort ünde hie.
- man gesäch von einem lande küener recken nie.
- 780, 3 her zeichen stu., dasselbe was zeichen. — zuo in — wolden, sie wollten
- zu ihnen (den Feinden hinaus), slahen, um zu erschlagen.
- 781, 1 schranken, Balken, die zur Versperrung der Thore dienten. — 3 gou-
- men swv. , spähen; Hartraut hatte schon auf diesen Augenblick ge-
- wartet, um mit den Seinen in die Stadt zu dringen. — 4 mit den
- letzten, die herauskamen, gleichzeitig drangen die ersten hinein.
- 782, 1 vf geworfen, hoch erhobenen, hoch geschwungenen; statt ^eit'or-
- fenen. — 2 habten inti'ans. , hielten. — 4 erheizen swv. , absteigen. —
- ziehen dannen, fortbringen. Beim Kampfe am Thore waren sie besser
- zu Fuße als zu Rosse dran.
- 783, 1 enhende, in der Hand. — spern"] sper stn. ist die eiserne Spitze, mit
- welcher der Schaft beschlagen ist. — 2 wenden swv., abwenden. —
- wern swv., einen mit etwas, soviel als einen eines d. tcern.
- 784, 4 swie, wie auch immer sie von dort abzogen; wiewohl sie große Ver-
- luste erlitten.
- 785, 1 dort unde hie, auf beiden Seiten. —
- WIE HARTMUOT KUTRüNEN MIT GEWALDE NAM. 159
- danne ouch dise wären in den Hetelen seiden,
- sie künden wunden vären; sie täten'z w^ol mit Hart-
- muotes helden.
- 786 Ludewic der küene, der voget üz Ormandin,
- üz herten Schildes spangen sluog er roten schin
- mit sinem starken eilen, daz er in brüsten truoc.
- die sinen spilgesellen wären küene genuoc.
- 787 Do die bürgsere wänden fride hän,
- do kom mit helden msere näher dar gegän
- der vater Hartmuotes da her von Ormandine.
- dem beide gunde er guotes: daz wart des tages dicke
- ze schine.
- 788 Den stolzen burgseren leiden do began,
- daz sie den rät liezen, den Hilde het getan,
- diu vil schcene frouwe, daz Hetelen wip.
- des sach man dürkel Schilde und vlos ouch maniger
- da den lip.
- 789 Ludewic und Hartmuot beide wären komen
- so nähen zuo ein ander; sie beten wol vernomen,
- daz man die burc froun Hilden wölde versliezen.
- do giengen s' mit den Schilden, daz sie diu zeichen in
- die burc stiezen.
- 790 Swie vil man von der müre warf und geschoz,
- des nam sie vil untüre: ir eilen daz was groz.
- 785, 3 ouch dient zur Hervorhebung von dise. — 4 u-unden vären, nach
- Wunden trachten, trachten zu verwunden ; eine durch den Inreim
- veranlaßte gesuchte Ausdrucksweise. — täten'z u-ol mit, benahmen
- sich tapfer gegenüber, kämpften tapfer mit.
- 786, 4 spilgesellen, Kampfgenossen ; der Kampf wird sehr häufig unter dem
- Bilde eines Spieles dargestellt. — küene genuoc, d. h. sehr kühn, mit
- der gewöhnlichen leichten Ironie der mhd. Dichter.
- 787, 1 glaubten sicher zu sein. — 2 gegän part. prset., gegangen. — 4 dem
- helde. nämlich Hartmut. — wart ze schine, seltnere Ausdrucksweise
- für wart schtn, zeigte sich.
- 78?, 2 rät, nämlich die Thore zu verschließen.
- 789, 2 zuo ein ander, indem sie von entgegengesetzten Seiten in die Feinde
- eingedrungen waren und sich durch dieselben zueinander durch-
- arbeiteten. — vernomen, bemerkt. — 4 in die burc stiezen, in die Stadt
- hineinbrächten.
- 790, 2 des nam sie unture; unture stf. nur in dieser Verbindung: das dünkte
- ihnen gering, das achteten sie nicht. —
- 160 XV. ÄVENTIURE,
- sie ahte harte kleine swaz man da sach der veigen.
- mit grözen lassteinen sach man vil der helde geneigen.
- 791 Ludewic und Hartmuot körnen in daz tor.
- vil manigen sere wunden liezen sie dar vor.
- des begunde weinen ein juncfrouwe sere.
- in der Hetelen bürge wart des grozen schaden dan-
- nocli mere.
- 792 Der künic von Ormanie der was fro genuoc,
- do er und ouch die sine sins landes wäfen truoc
- für den säl Hetelen. obene durch die zinne
- liez man den vanen weihen. des trürte diu vil here
- küniginne.
- 793 Mich wundert, waz doch wtere den gesten da ge-
- schehen ,
- ob Wate der vil grimme hete daz gesehen,
- daz Hartmuotes helde durch den sal so giengen
- mit samet Ludewige, da sie die schcenen Küdrünen
- viengen.
- 794 Wate und ouch Hetele heten'z so gewert,
- der iu'z gesaget hete, üf helme so gebert
- mit den guoteu swerten, deiz nimmer waere ergangen,
- daz sie Küdrünen ze Ormanie brachten gevangen.
- 795 Swaz man da vant der liute, die wären ungemuot;
- sam taete man noch hiute. maniger hande guot,
- die daz wolden rouben, die fuorten'z üz der selde.
- daz muget ir gelouben: rieh wurden alle Hartmuotes
- helde.
- 790, 4 lasstein statt last.ftein stm., Stein von großem Gewiclite. — rjeneigen
- swv., zu Falle bringen, niederwerfen.
- 791, 2 sere icunden, tödlich verwundeten. — 3 des, darüber, daß sie in die
- Stadt drangen. — ein juncfrouwe, Kudrun.
- 792, 2 n-äfen, Wappen. — 4 iceibcn swv., flattern, wehen.
- 793, 1 Mich wundert, ich wäre gespannt zu wissen.
- 794, 2 der, wenn jemand. — gebert part. von bern, schlagen. — 3 deiz, daß
- es, nämlich das folgende, daz. — ergangen, geschehen, ausgeführt
- worden. — 4 bra'hten, hätten gebracht.
- 795, 1 ungemuot adj., traurig. — 2 sam täte adj., ebenso würde man noch
- heute thun, d. li. ungemuot wesen. — maniger hande guot steht wieder
- als einzelner Begriff voran.
- WIE HARTMÜOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM. 161
- 796 Hartmuot der snelle ze Küdrünen gie.
- er sprach: «maget edele, ich versmähte tu ie.
- mir und minen friunden sohle ouch nu versmähen,
- daz wir hie niemen viengen. wir solden s' alle slahen
- unde hähen.»
- 797 Do redete siu niht mere wan: «owe vater min,
- soldest du daz wizzen, daz man die tohter din
- gewaldiclichen füeret hin üz dinem lande,
- mir armen küniginne geschehe niht der schade noch
- diu schände.»
- 798 Do sie genomen heten schaz und ouch gewant,
- dar zuo man Hilden wiste bi ir wizen hant.
- die guoten Mateläne wolden sie verbrennen.
- swaz in da von geschaehe, des'n wolden die von Or-
- manie erkennen.
- 799 Hartmuot hiez dö läzen die burc unverbrant.
- des ilde er äne mäze wie er rümt' daz laut,
- e daz ez erfunden die mit heres krefte lägen
- ze Wäleis bi der marke, des künic Hetelen man und
- sine mäge.
- 800 «Lät den roup beliben», also sprach Hartmuot.
- «ich gibe iu da heime mines vater guot.
- uns ist ouch deste lihter ze varne üf dem se.«
- gewalt der Ludewiges tete Küdrünen we.
- 801 Diu burc diu Avas zerbrochen, diu stat diu was verbrant.
- do hete man gevangen die besten die man vant.
- zwo und sehzic frouweu vil minniclicher meide,
- die fuorten sie von dannen. do was der edelen Hilden
- herzenleide.
- 796, 2 ie, immer, von jeher. Ich war euch zu gering. — 4 daz mit der
- Negation (niemen) an SteUe des nhd. positiven Infinitivs mit zu.
- 797, 3 füeret hin, dahinführt, fortführt.
- 798, 2 dar zuo, dazu hin, wo der Raub aufgehäuft lag. Man führte sie
- aus der Stadt oder Burg heraus, weil man die Absicht hatte, dieselbe
- zu verbrennen. — 4 davon wollten sie nichts wissen, danach fragten
- sie nicht.
- 799, 2 des, damit eilte er sehr, auf welche Weise er das Land verließe. —
- 3 heres krefte, großem Heere.
- 800, 4 gewalt der Ludewiges, die von Ludwig verübte Gewaltthätigkeit,
- ausgeübte Macht.
- 801, 3 zweiundsechzig Frauen, weibliche Wesen, die aus sehr lieblichen
- Jungfrauen bestanden, die Jungfrauen waren, meide ist Gen. pl.
- • KtTDRUN. 11
- 162 XV. AVENTIÜRE, WIE HARTMUOT K. MIT GE WALDE NAM.
- 802 Wie trüric sie dö liezen des wirtes wine sten!
- du ilt' diu küniginne in ein venster gen,
- daz siu nach den megeden her nider möhte schouwen.
- noch liezen s' in dem lande klagende vil manige schoene
- frouwen.
- 803 Wüefen unde weinen vil lüte man da vaut.
- fro was ir deheine, do man über lant
- mit der Hilden tohter fuorte ir ingesinde.
- daz geschädete sit in alter dar nach mauiges werden
- ritters kinde.
- 804 Hartmuot der bräht' die gisel mit im üf den sant.
- verbrennet und zerfüeret liez er des fürsten lant.
- ez was nach sinem willen die zit wol ergangen.
- Küdrim unde Hildeburc fuort' er mit im dännen ge-
- vangen.
- 805 Er weste wol, daz Hetele in daz vierde lant
- durch urliuge wsere. des rümte er den sant.
- er was niht so gähes von den Hegelingen,
- fron Hilde hiez diu msere Hetelen unde sinen friunden
- bringen.
- 806 Wie rehte klageliche siu dem künige enbot,
- daz im da heime Isegen sine ritter tot.
- sie biete Hartmuot läzen in dem bluote touwen.
- sin tohter wser' gevangen; da mite fuorte er manige
- schoene frouwen.
- 807 «Ir boten, saget dem künige, daz ich vil eine bin.
- ez ist mir komen übele. mit hochverte hin
- 802, 1 wine stf., Geliebte, Gattin. — 4 noc/i, außerdem, außer der Königiu.
- 803, 1 Wüefen swv., wehklagen. — 3 ir ingesinde, wohl das Gesinde, Ge-
- folge der Tochter. — 4 in alter, im Alter; es schadete manchem der
- Normannen , indem die inzwischen herangewachsene Jugend der He-
- gelinge die Bache vollzog; jene waren indessen alt geworden.
- 804, 2 zerfüeren swv., zerstören. — 3 die :tt , während der Zeit bis dahin.
- 805, 1 in daz vierde lant, eigentlich vier Länder weit, dann zur Bezeich-
- nung jeder weiten Entfernung. Vgl. Freidank 96 , 16 und Gesammt-
- abent. I, 106, 55. — 2 wwre, gezogen wäre. — ^ er was niht so gähes,
- er war noch nicht so schnell fort, er war kaum erst fort.
- 806, 3 touwen swv., sterben, das Stammwort von tot. — 4 fuorte ist natür-
- lich auch Konjunktiv.
- 807, 2 mir komen übel'', mir schlecht ergangen. — mit hochverte, in stolzem
- Mute.
- XVI. AVENTIÜRE, WIE HILDE BOTEN SANDE H. UND H. 163
- vert ze sinem lande Ludewic der riche.
- tüsent oder mere ligent vor der porten jaemerliche.»
- 808 Hartmuot sich dö schifte snelle in drien tagen
- wider üf die kiele. swaz die mohten tragen,
- daz heten sine recken genomen und geroubet.
- des künic Hetelen degene wären hie vil schedelich be-
- toubet.
- 809 Wie sie nu gefüeren, wer möhte iu daz gesagen?
- man horte in ir segele diezen imde wagen,
- do sie gewendet wären von des küniges lande
- zuo einem wilden werde, der was geheizen da zem
- Wülpensande.
- XVI. AVENTIÜRE,
- WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN UND HERWIGE.
- Hildens Boten berichten Heteln und Herwig das Geschehene. Auf
- Watens Eat rüstet man sich am andern Morgen wie zum Kampfe, ent-
- bietet aber den Moren einen ehrenvollen Frieden , den diese annehmen.
- Jetzt teilt Hetel Siegfrieden seinen Verlust mit; dieser ist bereit ihm zu
- helfen. Pilgern, die Wate in der Nähe weiß, nehmen sie Schiffe ab und
- fahren ihren Feinden nach.
- 810 Hilde diu vil here ir herze und ouch ir sin
- dar zuo wände sere, wie siu gefrumte hin
- ir boten dem künic Hetelen. diu herzenliche leide
- geschach von Hartmuote: der liez ir mit jämer ougen
- weide.
- 808, 4 schedeltch adv., auf schadenbringende Weise.
- 809, 2 in, ihnen; dat. comm. , daraus die nhd. vulgäre Ausdrucksweise:
- «das ist Ihnen Ihr Rock». — 3 gewendet uären, die Segel nämlich. —
- 4 u-ilde adj., bezeichnet das Unbewohnte. — da zem Wülpensande, nhd.
- der Wülpensand.
- 810, 2 gefrumte hin, fortschaffte, fortbeförderte. -^ 3 leide stf., Leid; her-
- zenliche, welches das Herz berührt, trifft. — 4 ougen weide, Anblick;
- mit jämer, am Jammer, den er ihr bereitet hatte.
- 11*
- 164 XVI. AVENTIÜRE,
- 811 Ir manne und Herwige diu frouwe do enbot,
- ir tohter waer' gevangen, ir helde wseren tot
- und beten sie al eine mit ungemüete läzen.
- ir golt und ir gesteine die von Örmanie fuorten an den
- sträzen.
- 812 Die boten riten gähes und ilden über laut.
- sie bete in grozen sorgen diu frouwe dar gesant.
- an dem sibenden morgen sie komen da sie sähen
- die von Hegelingen bi den Moeren ligen harte nähen.
- 813 Sie gäben tegeliche ritterschefte vil,
- ouch mohte man da beeren maniger bände spil,
- daz sie an dem legere dürfte niht verdriezen.
- man sach sie loufen springen unde dicke mit den
- scheften scbiezen.
- 814 Do sach von Tenemarke der degen Horant
- die Hilden boten riten zuo in in daz lant.
- er sprach zuo dem künige: «uns kument niuwiu maere.
- got gebe, daz uns beiden da heime niht geschehen si
- schade swaere.»
- 815 Der künic gie in engegene selbe da er sie sach.
- zen boten ungemuoten gezogenliche er sprach:
- «Sit willekomen, ir berren, her zuo disem lande.
- wie gehabet sich min frou Hilde? saget uns wer iuch
- da her sände.»
- 816 Er sprach: «daz tet min frouwe, diu hat uns her gesant.
- din bürge sint zerbrochen, verbrennet ist din lant.
- Küdrün ist gefüeret hin mit ir gesinde.
- schaden also grozen ich wsene din lant niht überwinde.»
- 811, 4 fuoHen ist Prset. conj.
- 813, 1 gaben ritterschefte vil, trieben ritterlichen Kampf; indem die Belager-
- ten Ausfälle machten. — 2 spil stn. , Unterhaltung ; es kann auch
- vom Spielen musikalischer Instrumente allein gesagt sein. — 3 daz,
- damit. — an dem legere, in dem Lager, während der Belagerung. —
- verdriezen stv., Langeweile haben. — 4 laufen und springen, Wettlauf
- und Springen nach einem bestimmton Ziele, beides häufige ritterliche
- Übung und Unterhaltung.
- 814, 3 niuwe adj., neu. Man kann auch Mmicem^cre als ein "Wort schreiben :
- Neuigkeiten.
- 815, 3 her, wegen des in willekomen liegenden Begriffs der Bewegung.
- 816, 1 min frouwe, meine Herrin. Einer der Boten ergreift für alle das
- Wort. — 4 nach ich warne steht meist der Konjunktiv ohne daz.
- 1
- WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN UND HERWIGE. 165
- 817 Er sprach: «ich klage dir mere, des get uns michel not.
- mäge und diner manne lit wol tüsent tot.
- diu schaz ist gefüeret zuo fremeden künicrichen.
- din hört ist an gerüeret: daz stet so guoten helden
- lasterlichen.))
- 818 Er fragte wie er hieze, der ez liet getan.
- do sprach zuo dem künige ein des recken man:
- «der eine heizet Ludevric von Ormanieriche,
- der ander heizet Hartmuot. die komen uns mit helden
- schedeliche.))
- 819 Do sprach der fürste Hetele: «durch daz ich im verzech
- mine schoene tohter: wol weste ich daz im lech
- dem künige üz Ormanie Hagene sin laut.
- dar umbe wsere Küdrun hin z'im nach eren niht bewant.
- 820 Man sol unser vinde disiu m^ere gar verdagen.
- man sol sie unsern friunden heimlichen klagen,
- nu heizet uns die mäge balde her bringen.
- ez'n dörfte guoten recken da heime nimmer wirser
- gelingen.»
- 821 Do hiez man Herwige hin ze hove gän,
- friunde unde mäge und ander 's küniges man.
- do dise guote recken ze hove komen wären,
- man sach den künic Hetelen in sinem muote trüobe
- gebären.
- 822 Der voget von Hegelingen sprach: «ich wil iu klagen
- und muoz iu üf genäde minen kumber sagen ,
- 817, 1 Der Bote fährt fort. — 2 zu mäge ist das folgende diner zu ergän-
- zen. — 4 hört stm., Schatz; während schaz im allgemeinen Geld und
- Gut hezeichnet, ist kort der gesammelte Schatz, der im tresem, in der
- triskamer aufbewahrt wurde.
- 818, 2 ein, einer, man ist Nom. sing., nicht Gen. pl. , aber zu übersetzen:
- einer von den Dienstmannen des Helden.
- 819, 1 durch daz, aus folgendem Grunde. — ich im verzech, versagte ich
- ihm; von verzihen stv. Vgl. 610. — 4 Am z'im — bewant, bei ihm an-
- gebracht.
- M'O, 4 ez'n dörfte, es könnte nicht, es dürfte schwerlich. — wimer adv.,
- schlechter; wirser gelingen, schlimmer ergehen, ausfallen.
- 821, 1 Herwige acc. — 2 's küniges = des küniges. — 4 truobe adv. , trübe,
- traurig.
- 822, 2 uf genäde, im Hinblick, im Vertrauen ai:f eure freundliche Gesin-
- nung. —
- 166 XVI. AVENTIURE,
- waz uns min fron Hilde her enboten hat,
- daz ez zen Hegelingen so rehte unfrcfelichen stät.
- 823 Min lant ist verbrennet, min burc gebrochen nider.
- uns ist gehüetet übele da heime leider sider.
- min tohter ist gevangen, erslagen mine mäge,
- die mir mines landes und miner ere da heime phlägen.»
- 824 Do trehenden Herwige diu ougen umbe daz,
- daz diu Hetelen ougen von weinen wurden naz.
- sam täten d'andern alle, do si s' weinen sähen.
- der was fro deheiner, die dem künige stuonden also
- nähen.
- 825 Do sprach Wate der aide: «nu vermeldet niht.
- swaz uns an den friunden schaden nu geschiht,
- des muge wir uns ergetzen her nach mit maniger wünne.
- vil trüric wir gesetzen Hartmüotes unde Ludewiges
- künne.»
- 826 Hetele do fragte: «wie sol daz ergän?»
- do sprach Wate der aide: «da sul wir fride län
- den von Morlande, dem künige und sim' gesinde.
- so füeren wir die degene nach der schoenen Küdrün
- dinem kinde.»
- 827 Wate wislichen raten künde duo:
- «wir suln mit den gesten werben morgen fruo
- und ouch in der mäze, daz sie werden inne,
- ob wir's niht enläzen, daz sie ir volc nimmer bringen
- hinnen.»
- 822, 4 zfiyi Hegelinffen, in Hegelingen. — so rehte unfroelxchen, so gar sehr
- traurig.
- 823, 2 man hat leider daheim schlecht Wache gehalten für uns. — sider,
- nachher, seitdem wir abgereist sind.
- 824, 1 trehenden, prset. von trehenen, von Thränen überfließen, feucht wer-
- den. — umbe daz, daz, deswegen weil. — 3 d' andern = die andern. —
- si s' = sie sie.
- 825, 1 vermeldet swv. , verratet; niht, nichts. — 3 sich ergetzen swv. , eines
- dinyes, sich entschädigen für etwas. — 4 gesetzen swv., machen.
- 826, 2 da, begründend: indem. — 4 .»«, wenn das geschehen ist, so.
- 827, 1 Wisltchen adv. , verständig, klug. — duo, Nebenform von do. —
- 2 werben, verfahren. — 3 und auch, und zwar. ~ A ob tcir's niht en-
- läzen, wenn wir es nicht gestatten.
- I
- WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN UND HERwIgE. 167
- 828 Do sprach der küene Herwic: «hie ist geraten wol.
- bereitet iuch so hiute, wie man morgen sol
- gebären mit den vinden, daz wir daz läzen schouwen.
- swie wir hinnen scheiden, mir ist unmäzen leit nach
- den frouwen.»
- 529 Sie rihten sich ze strite mit rossen und mit wät.
- sie liezen vil ungerne des alden AVaten rät.
- dö in erschein der morgen, si versüochten'z vil sere
- au die von Abakine. da mite sie würben beide lob
- und ere.
- 530 Die banier allenthalben in gedrenge man dö truoc.
- der vil wol gesunden vil manigen man dö sluoc.
- die von Sturmlande lüte ruoften: «näher!»
- die sie da twingen wolden, den was zuo dem strite
- desto gäher.
- 831 Irolt begunde rüefen über Schildes rant:
- «weit ir'z mit uns süenen, ir helde üz Mörlant?
- des heizet iuch min herre der künic Hetele fragen,
- iwer länt sint iu ze verre. ir vlieset beide güot ünde
- mäge.»
- 832 Des antwurte Sifrit, der künic üz Mörlant:
- oswenn' ir den sig erwerbet, so habt ir guotiu phant.
- ich wil mit niemen dingen wan nach minen eren.
- wsenet ir uns twingen, ir verderbent beidenthalp diu
- niere.»
- 828, 2 von so hängt der Satz mit daz ab, von schouwen der Satz mit icie. —
- 3 gebären mit, verfahren mit, sich benehmen gegenüber. — 4 swie,
- auf welche Weise auch. — leit nach, das schmerzliche Verlangen nach
- etwas bezeichnend.
- 829, 2 liezen, conj., im Sinne des Plusquampf. : sie hätten unterlassen
- (Martin). — 3 versüochten'z, mit an und dem Accusativ, einen Versuch
- machen auf jemand, namentlich einen Angriff versuchen. — 4 nnrben,
- erwarben.
- 830, 1 banier, baniere stf., Banner. — gedrenge stn. , Gedränge. — 3 näher,
- näher heran, drauf los !^ — 4 die ist Acc. und bezieht sich auf die
- Moren; ebenso den. — gäher compar. von gäch.
- 831, 2 süenen, ez, mit einem, sich mit jemand versöhnen. — 4 //• vlieset, mit
- dem Nebengedanken : wenn ihr auf unsern Vorschlag nicht eingeht.
- 832, 1 Des, darauf. — antwurte praet. statt antwurtete, aber mhd. immer so
- verkürzt. — 2 phant, Unterpfänder, an den Gefangenen, die ihr
- maclieu werdet. — 3 dingen stv., mit einem, einen Vertrag schließen;
- unterhandeln. — 4 ir (das zweite), ihrer, von diu inere, desto mehr,
- abhängig.
- 168 XVI. AVENTIURE,
- 833 Do sprach der recke Fruote: «nu sichert ir uns bi
- ze wesene dienestliche , so läze wir iuch fri
- urliuges immer mere üz mines herren landen.»
- die von Karadine strahten dar den fride mit ir banden.
- 834 Also kom ez ze suone, als icb iu bän geseit.
- do giengen zuo ein ander die recken vil gemeit.
- ein ander buten dienest die e vinde wären.
- ir baz der was versüenet: sie rieten den von Ormanin
- ze väre.
- 835 Nu saget' alrerste Hetele dem künige üz Morlant,
- waz er leider maere von sinen boten ervant.
- ob er im helfen wolde, daz diende er an sin ende,
- daz er hern Hartmuote mit im gelonde dirre misse-
- wende.
- 836 Do sprach der herre Sifrit da her üz Alzabe:
- «Westen wir sie vinden, so müese in werden we.»
- do sprach Wate der aide: «ich weiz hie bi vil nähen
- ir rehte wazzersträze. wir mugen s' üf dem mer vil wol
- ergäben.»
- 837 Hetele sprach z'in allen: «wä solde ich kiele hän?
- ob ich in gerne schatte., wie möhte daz ergän?
- ez'n wsere ob ich da heime mich bereite zuo ir lande,
- daz ich sie da gestehe, so geraeche ich an in beide
- schaden und anden.»
- 838 Do sprach Wate der aide: «sin mac wol werden rät.
- got tuot mit gewalde al daz in bestät.
- 833, 1 sichert ir imper., versprecht. — uns bi ze wesene, uns beizustehen. —
- 2 dienestliche adv. , dienstwillig. — fri ist nur mit urliuges zu verbin-
- den ; läzen dagegen mit vz. — 'Ä immer infre, für alle Zukunft. —
- 4 strahten prset. von strecken, darbieten, darreichen; boten zum Frie-
- den die Hände dar.
- 834, 2 gemeit adj., fröhlich, frohgfemut und Ähnliches. — 3 buten prset. pl.
- von bieten. — 4 rieten te rare, vgl. 6ß7, 4.
- 835, 1 Am alrerste, jetzt erst; alrerste, verkürzt aus aller erste. — 2 ervant,.
- erfahren hatte. — 3 an sin ende, bis zu seinem Tode. — 4 missewende
- stf., schändliche, tadelnswerthe Handlung.
- 886, 2 so müese in werden ice, so müßte es ihnen schlecht gehen. — 4 rehte,
- die sie nehmen müssen oder gewöhnlich nehmen.
- 837, 1 z'in, zu ihnen. — u'ä , wo sollte ich hernehmen, bekommen. —
- 2 schatte contrahiert aus schadete. — 3 zuo ir lande, um in ihr Land
- zu fahren. — 4 fjesiehe, besuchte, aufsuchte, in feindlicher Absicht.
- 838, 1 sin mac wol werden rät, dafür kann wolil Hülfe werden, dem kann
- abgeholfen werden. — 2 ai daz in bestät, alles was ihm zu thun zu-
- kommt, mich bestät etwas, mir gehört etwas, kommt etwas /.u.
- WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN TND HERWIGE. 169
- ja weiz ich hie vil nähen bi uns in dem lande
- wol sibenzic guoter kiele; die stent mit guoter spise
- iif einem sande.
- 839 Die habent bilgerine gefüeret üf den se.
- die müezen wir gewinnen, swie'z uns dar nach erge.
- sie suln geduldiclichen üf dem sande erbiten,
- unz wir mit unsern vinden uns versüenen oder aber
- gestriten.»
- 840 Waten dem vil küenen dem wart dannen gäch
- wol mit hundert recken; die andern zogeten nach,
- er sprach, er wolde koufen, heten sie iht veile.
- des starp im vil der mäge; im selben kom ez ouch ze
- iinheile.
- 841 Die si an dem Stade funden, für war so weiz ich daz,
- der was drizic hundert, ich wsene, und dannoch baz.
- die moliten niht so gähes gerihten sich ze strite.
- do kom in dar näher der künic mit vil maniger schär
- wi'ten.
- 812 Swie so sie gebarten, man truog in üf den sant,
- des Wate niht enwolde, ir silber und gewant.
- die spise hiez er läzen beliben üf den ünden.
- er jach, man solde in'z gelden, so si aller nsehest her
- wider wunden.
- 843 Die bilgerine klageten, des gieng in michel not.
- swaz si im ir dinges sageten, er ahte ez niht ein brot.
- Wate der vil küene trabte äne smielen,
- daz sie im läzen müesten ze phande beide kocken
- unde kiele.
- 839, 1 Die ist Accuaativ, bilgerine Subjekt. — 4 oder aber, oder andeTerseits.
- 840, 3 /lelen sie iht veile, wenn sie etwas verkäuflich hätten.
- 841, 2 dannoch baz, noch mehr. — 3 f/eri/iten »-wv., rüsten. —4 sdiar witen,
- großen Schar.
- 842, 1 Swie — gebarten, was sie auch thun mochten; sie konnten es nicht
- verhindern. — vf den sant, ans Ufer aus den Schiffen. — 2 des, mit
- Bezug auf silber und gewant: wovon Wate nichts haben wollte. —
- 3 uf den ünden, in den Schiffen. — 4 gelden, ersetzen. — so si aller
- wehest, wenn sie nächstens, sobald sie. — her wider wunden proet.
- conj. von winden, zurückkehren.
- 843, 2 ir dinges, von ihren Angelegenheiten und Verhältnissen. — niht ein
- brot, nicht im geringsten; brot zur Bezeichnung von etwas Gering-
- fügigem, als Verstärkung der Negation. — 3 trahte prjet. von trahten
- statt trahtete. — smielen swv., lächeln.
- 170 XVII. AVENTIURE,
- 844 Hetele der enruoclite, ob si immer üf daz mer
- mit ir kriuze koemen. er nam üz ir her
- fünf hundert oder mere der besten, die sie fanden,
- der brähten sie vil lützel ze Hegelinge lande der ge-
- sunden.
- 845 I'ne Meiz, ob des engulde Hetele und sine man,
- daz ditze volc eilende das herzen leit gewan,
- daz sie sich muosten scheiden in den fremeden landen,
- ich wsene got von himele rseche da selbe sinen anden.
- 846 Sie fuoren so sie mohten beldiste dan.
- Hetele und die sine guoten luft gewan.
- sie begunden segelen nach ir vianden,
- swä sie die befunden, und wolden an in rechen ir anden.
- XVn. AVENTIURE,
- WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM UF DEN WÜLPENSANT.
- Auf einer Insel, dem Wülpensande, ruhen die Normannen aus und
- erblicken die Schiffe, die sie anfangs für Pilgerschiffe halten, aber bald
- erkennen. Ein grimmiger Kampf erhebt sich , nachdem die Hegelinge
- und ihre Bundesgenossen ans Land gedrungen, und währt vom frühen
- Morgen bis zur einbrechenden Nacht.
- 847 Nu was der künic liudewic und ouch her Hartmuot
- mit ir landes volke bi des meres fluot
- beliben durch ir ruowe üf den wilden griezeu.
- swie vil sie liute heten, des mohten sie doch lützel
- geniezen.
- 844, 1 enruochte , kümmerte sich nicht darum. — immer, jemals. — 4 der,
- unter denen. — lützel der t/esunden, wenig Gesunde.
- 845, 1 enffulde, dafür büßen mußte ; mit Bezug auf den traurigen Ausgang
- des Kampfes. — 3 .lich scheiden, sich voneinander trennen, indem
- Hetel einen Teil mitnahm. — 4 amen anden, das Leid, das ihm au
- seinen Getreuen geschehen war.
- 846, 1 so sie mohten beldiste, gehört zusammen : sobald als möglicli. beldiste
- Superlativ des Adverbiums balde. — 2 lit/t stm.. Wind.
- 847, 3 durch ir ruowe, um sich auszuruhen. — 4 des — geniezen, das half
- ihnen nicht viel.
- WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM. 171
- 848 Ez was ein wert vil breiter und hiez der Wülpensant,
- J da die von Ormanie üz Ludewiges lant
- i gemach gefüeget heten ir rossen und in selben,
- da sich ir schade muose nach ir gemache grimmicliche
- melden.
- 849 Die vil edele gisel von Hegelinge lant
- die hete man gewiset üf den wilden sant.
- die mäze und sie da mohten und kimdeu gebären,
- die minnecliche meide, bi den vinden truric sie wären.
- 850 Diu fiwer man allenthalben bi dem sande sach.
- die von verren landen schuofen in gemach.
- sie wänden da beliben (daz kom in al ze sere)
- mit den schcenen wiben ze siben nahten oder dannoch
- 851 Do dise recken lägen an einer wilden habe,
- Hartmüot mit sinen mägen muoste läzen abe
- gedingen, den sie heten, daz sie da beliben
- ze siben tagen soldeu an ir gemache mit den schoenen
- wiben.
- 852 Ez was von Mateläne nu so verre dan
- Küdrün diu wol getane, daz Ludewiges man
- heten an ir gemache deheinen den gedingen,
- daz Wate und sine friunde ez in ie ze schaden möhten
- bringen.
- 853 Do sach der marnsere üf den ünden wagen
- ein schif mit riehen segelen. dem künige hiez er'z sagen.
- ¥
- 848, 4 grimmicliche adv., iu furchtbarer, schrecklicher Weise. — sich melden
- 8WV., zu Tage treten.
- 849, 1 fjUel ist PI. — 3 die mäze, in der Weise, in dem Maße; und, in
- welchem, und vertritt mhd. häufig ein Relativum; sie waren traurig,
- wie es nicht anders sein konnte.
- 850, \ fiwer stn. , Feuer. — 3 ze sere, zum Schmerze, zum Schaden und
- Verluste. — 4 nahten'] die alte germanische Zählung ist nach Näch-
- ten, nicht nach Tagen.
- 851, 1 habe stf., Hafen: an einer unbesuchten Landungsstelle. — 3 gedingen
- ist Gen. (Nom. yedinge swm.), abhängig von läzeyi abe, ablassen von
- der Hoffnung.
- 852, 1 vas dan, war fort. — 3 gedinge, hier: Erwartung. — 4 ze schaden
- bringen, einem etwas, jemand in Bezug auf etwas Schaden zufügen,
- 853, 1 marna^re stm., mittellat. marinarius, franz. marinier, Schiffer. — tra-
- gen swv., sich bewegen. —
- 172 XVII. AVENTIURE,
- dö daz gesach her Hartmuot und oucli al die sine,
- in den segelen wseren kriuze, sie jähen ez waeren bil-
- gerine.
- 854 Schiere sähen s' vliezen drie kiele guot
- und niwen kocken riche; die truogen üf der fluot
- manigen, der daz kriuze durch gotes ere seiden
- truoc an sinen kleiden. des muosten die üz Ormanie
- engelden.
- 855 Sie körnen nu so nähen, daz man die lielme sach
- abe den schiffen schinen. sich huob ir ungemach
- unde schadete sere Ludwige und den sinen.
- «wol üf'), sprach dö Hartmuot; «hie koment die grim-
- men widerwarten mine.»
- 856 Sie gähten zuo dem lande, daz man wol vernam
- diu ruoder an den banden krachen manigem man.
- die üf dem Stade wären, die alden zuo den jungen,
- die enwesten wie gebären, wan daz sie werliche dar
- Sprüngen.
- 857 Ludewic und Hartmuot truogen schilt enhant.
- sie wären e vil sanfter komen in ir laut,
- wan daz sie ir ruowe troug ein teil ze sere.
- sie versähen sich z'ir vinden, Hetele het der mäge
- niht mere.
- 858 Lüte ruoft' dö Ludewic an alle sine man
- (ez was gar ein kindes spil swes er e began):
- 853, 4 woereti, daß— wären.
- 854, 2 niwen, neun, die altertümliche Form des Zahlworts.
- 855, 1 komen, waren gekommen. — 2 ir ///i ; ir, nicht anf sie, son-
- dern auf das folgende Luduuge und shyii zu beziehen. —4 (c/rZe/--
- warte 8wm.,.der Widerwärtige, der Kciiid.
- 856, 1 vernam, hörte. — 4 enwesten " /• ■irhayn. wußten nicht, wie sie sich
- benehmen sollten. — werlichr ^^{y. . kuniiifbcreit , gerüstet. — dar,
- herbei.
- 857, 2 vil sanfter, viel bequemer, vgl. Nibel. 630, 4. — '.Uniu da:, ein Mittel-
- glied ist zu ergänzen : und würden auch diesmal bequem nacli Hause
- gekommen sein, außer daß, wenn nicht u. s. w. — troug prtet. von
- triegen, betrügen. — 4 si versahen sich z'ir vtnden, sie erwarteten von
- ihren Feinden, daß : sie dachten daß.
- 858, 2 kindes spil, Kinderspiel, etwas Unbedeutendes, Geringfügiges, Scherz-
- haftes gegen den nun beginnenden Ernst des Kampfes. —
- WIE HETELE NACH sInER TOHTER KOM. 173
- «nu muoz ich aller erste mit guoten beiden striten.
- ich geriche in immer, der ir tar under minem vanen
- erbiten.»
- 859 Hartmuotes zeichen truoc man üf den sant.
- diu schif so nähen wären, daz si s' mit der hant
- mit scheften mohten langen, bi in an dem grieze.
- ich wsen' her Wate der aide sinen schilt niht müezic
- enlieze.
- 860 So rehte grimmicliche werte man nie lant.
- die von Hegelingen drungen üf den sant.
- mit spern und mit swerten striten s' also sere.
- ein ander sie do werten daz sie des koufes sit niht
- gerten mere.
- 861 Sie wären allenthalben an daz stat gestän.
- nach winden von den alben sach man nie sne gän
- so dicke so da drseten die schüzze von den henden.
- ob si'z nu gerne taeten, so möht' den schaden niemen
- wol erwTnden.
- 862 Man vant ein sperwehsel: diu wile diu was lanc,
- e sie daz lant gewunnen. der aide ^yate spranc
- zuo den vinden sere; sie wären im so nähen.
- er was so grimmes muotes, daz sie sinen willen wol
- gesähen.
- 863 Ludwic von Ormanie der lief Waten an.
- mit einem sper vil scharphen schoz er üf den man,
- daz diu stücke hohe Sprüngen in die winde.
- Ludewic der was küeue. dö kom ouch daz Waten in-
- gesinde.
- 858, 4 geriehen swv. , reich machen. — in, denjenigen. — ir gen. pl. , ab-
- hängig von erbiten. — tar 3. pers. prses. von turren, wagen.
- 859, 3 sie waren nur noch Speereslänge entfernt.
- 860, 1 werte man nie lant, verteidigte man nie ein Land, wie hier die
- Normannen gegen die landenden Hegelinge. — 4 koufes^ ein neues
- Bild für den Kampf, entlehnt von dem Kaufmann, der seine Waare
- (hier die Schwertstreiche) zu sehr billigem Preise, beinahe umsonst
- hergiebt.
- 861, 2 nach winden, hinter dem Winde her. — albe stf., Alpe, Berg. —
- 3 dicke adv. , dicht. — i ob si'z nu gerne tieten, wenn sie jetzt auch
- gewollt hätten, nämlich den Schaden rückgängig machen.
- 862, 1 sperwehsel stm. oder stn., Speerkampf. — 2 gewunnen, erreichten. —
- 4 uillen, Absicht.
- 863, 1 a« laufen, mit acc. der Person, gegen jemand anrennen, in feind-
- licher Absicht.
- 174 XVII. AVENTIURE,
- 864 Wate Ludewigen durch den heim sluoc,
- daz des swertes ecke üf daz houbet truoc.
- ouch hete er under brünne von vil guoten siden
- von Abalie ein hemede; anders müeste er nu daz ende
- liden.
- 865 Ludewic im vil küme mit sinem libe enbrast.
- die stat muoste er rümen. ez was ein übel gast
- Wate da er solde bi vinden sie erwerben.
- man sach von siner hende manigen guoten recken da,
- sterben.
- 866 Hartrauot und Irolt zuo ein ander spranc.
- ir ietwederes wäfen üf dem helme erklanc,
- daz man ez mohte hoeren durch die schar verre.
- irolt was vil biderbe; küene was euch Hartmuot der
- herre.
- 867 Herwic von Sewen, ein mserer helt guot,
- der enmohte vollangen. ja sprang er in die fluot.
- er stuont unz an die üehsen tiefe in einer ünde.
- herter frouwen dienest wart da dem küenen Herwige
- künde.
- 868 Disen recken guoten wolden in der fluot
- ertrenken sine vinde. manigen schaft vil guot
- sach man üf im zebrechen. im was gäch zem sande
- nach sinen vi'enden. da wart gerochen maniges recken
- ande.
- 869 Als sie daz stat erwürben, man sach des mores fluot
- von den, die da stürben, gevar als daz bluot
- bi in allenthalben in roter varwe vliezen
- so wite, daz ez niemen mit einem sper wol möhte
- überschiezen.
- 864, 2 ecke stf., Spitze. — tragen, durchdringen. — 3 er, Ludwig. — 4 von
- Abalte gehört zu sulen: ein Hemde von guter Seide aus Abalie.
- 865, 1 enbrast von enbresten, entkommen. — 2 stat, den Platz , auf dem sie
- gekämpft.
- 866, 1 spranc statt des Plurals sprungen. — 2 ietwedere, jeder von beiden:
- das Schwert von jedem von ihnen. — dem helme, sc. des Gegners
- (Martin).
- 867, 2 vollangen, vollständig erreichen; vom Schiffe aus konnte er nicht
- bis ans Land reichen. — 3 üehsen pl. von uohsp, Achselhöhle.
- 868, 3 «/ im, an ihm, an seiner Küstung brachen sich die Schäfte.
- 869, 1 erwürben, erreicht hatten. — 2 gevar adj. , gefärbt. — 4 überschiezen
- 8tv., über die Strecke, die vom Blute rot gefärbt war, hinausschießen.
- WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM. 175
- 870 Groezer arebeite wart nie beiden kunt.
- ez wart nie belt so maniger gedrücket an den grünt.'
- ein lant sie möhten erben, die äne wunden stürben,
- die in da schaden täten, ich w?en' sie allenthalben da
- verdürben.
- 871 Nach sinem lieben kinde der künic Hetele streit,
- er und sin gesinde. schaden unde leit
- täten allenthalben die fremeden zuo den künden,
- des wart vil maniger veige üf dem Wülpensände da
- funden.
- 872 Mit ungefüegem dienste urbörten sie ir haut,
- die von Ormanie und von Hegelinge lant.
- man sach die Tene küene so herlichen striten;
- swer genesen wolde, der endorfte ir nimmer da en-
- biten.
- 873 Ortwin und Morunc die böuten daz lant
- nach also grozen eren, daz man ir lützel vant,
- die baz gefüegen künden schaden mit ir eilen,
- sie sluogen vil der wunden, die zwene beide und ir
- hergesellen.
- 874 Die vil stolzen Moere, als ich hän vernomen,
- die wären von ir schiffen zuo ir vinden komen.
- der wände in den sorgen Hetele wol geniezen.
- sie wären beide küene. man sach daz bluot durch veste
- helme vliezeu.
- 875 Ir voget, den sie beten, wie möht' der küener sin?
- des tages frumte er sweizic maniger brünne schin.
- 870, 2 ged rücket , in dem Gedränge der Kämpfenden; nicht Tote sind da-
- mit gemeint. — 3 sie hätten ein Land erben können, die ohne Wun-
- den starben: d. h. derjenigen, die ohne verwundet zu sein erdrückt
- wurden und so starben , waren so viele , daß sie zur Besitznahme
- eines ganzen Landes ausgereicht hätten. — 4 die, die Normannen.
- -71, 1 Nach, um es wiederzugewinnen. — 3 die fremeden zuo deri künden,
- die Bundesgenossen und die eigenen Mannen Hetels.
- >72, 1 Mit ungestümem Dienste versteuerten sie ihre Hand; sie gaben
- Steuer von ihrer Hand , die aber dem Empfänger nicht angenehm
- war. — 4 enhtten stv. mit gen., harren, warten.
- -73, 1 honten prset. von buieen, boiiiven, bewohnen, inne haben. — 2 näcfi^
- gemäß, mit. — 3 gefüe'jen, zufügen.
- -74, 3 1« den sorgen, in "der Not des Kampfes. — geniezen, Nutzen haben,
- der, von ihnen.
- 87.'), 1 wie möht' der küener sin, wie hätte der kühner sein können ? — 2 des
- tages, an diesem Tage. — sweizic adj., blutig. — schin stm., Glanz. —
- 176 XVII. AVENTIUEE, WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM.
- er was in starken stürmen ein inserer helt vil guote.
- wie künden s' wesen küener, der aide Wate und ouch
- von Tenen Fruote?
- 876 Diu sper verschozzen wären dort und ouch hie.
- Ortwin mit sin gesellen froelichen gie.
- des wart des tages helme vil von in verhouwen.
- grimme weinde Küdrün; sam täten ouch bi' ir ander
- frouwen.
- 877 Der herte strit der werte des selben tages lanc.
- daz volc ein ander gerte; gröz was der gedranc.
- da muoste snellen heleden sere misselingen,
- da die Hetelen friunde wolden sine tohter wider ge-
- winnen.
- 878 Der äbent seig ie näher. da von der künic geAvan
- schaden deste mere. die Ludewiges man
- täten swaz sie solden. si enwesten war entrinnen.
- sie sluogen tiefe wunden: also werten sie die küniginne.
- 879 Ditze werte in sorgen, unz in'z diu naht benam,
- fruo von einem morgen. sie täten äne schäm
- allez daz sie künden, die alden zuo den jungen,
- e daz der künic Hetele zuo dem von Ormanie kom ge-
- drungen.
- 875, 4 vgl. 875, 1.
- 876, 3 c/e«, infolge dessen. — 4 grimme adv., heftig, sehr.
- 877, 1 des selben tages abhängig von lanc. — 2 ein ander gerte, verlangte
- nach einander, um miteinander zu kämpfen.
- 878, 1 seig pr£Et. von sigen stv. , sinken. — ie näher, immer näher. — der
- künic, Hetel; indem in der Nacht die Tochter entführt wurde. —
- 3 swaz sie solden, was ihre Pflicht war. — war, wohin. — 4 werten,
- verteidigten.
- 879 1 Ditze, dieser Kampf. — um in'z diu naht benam, bis ihnen die Nacht
- denselben unmöglich machte. — 2 fruo — morgen, von frühem Mor-
- gen an. — äne schäm, ohne daß sie sich hätten ihres Thuns schämen
- müssen.
- WIE LUDEWic HETELEN SLUOC. 177
- XVIII. ÄVENTIURE,
- WIE LUDEWIC HETELEN SLUOC UND BI DER NAHT FUOE
- VON DANNEN.
- Ludwig erschlägt Heteln; seine Mannen wollen ihn rächen, schlagen
- aber in der Dunkelheit ihre eigenen Leute. Sie machen dem Kampf daher
- ein Ende. In der Nacht entrinnen die Normannen heimlich mit den ge-
- fangenen Frauen. Die Hegelinge überzeugen sich am Morgen, es sei un-
- möglich sie einzuholen. Die Toten, auch die erschlagenen Feinde, wer-
- den begraben, und zum Gedächtnis der Gefallenen von deren Angehörigen
- ein Kloster gestiftet, das man reich beschenkt.
- 880 Hetele unde Ludewic die tmogen hoch enhant
- ir vil scharphiu wäfen. ir ietweder vant
- mit kreften aneme andern rehte wer er wsere.
- Ludewic sluoc do Hetelen. des würden do herzenleidiu
- msere.
- 881 Do von Mateläne der wirt wart erslagen,
- daz gefriesch diu wol getane, ja horte man do klagen
- die schoenen Küdrünen und ouch alle ir meide.
- ez wart gescheiden küme. den liuten wärt beident-
- halben leide.
- 882 Do Wate der vil gi-imme gefriesch des küniges tot,
- er begunde limmen. sam ein äbentrot
- sach man helme schinen von sinen siegen swinden.
- in und al die sine die muoste man vil zornige vinden.
- 883 Swaz die helde täten, waz mohte helfen daz?
- von dem heizen bluote der wert wärt vil naz.
- des frides niht engerten die von Hegelingen.
- üf dem "VVülpenwerde wolden s' Küdrün gerne wider
- bringen.
- 880, 3 aneme = an deine, an dem. — teer er wa;re, wie tapfer der andere
- war. — 4 sluoc, erschlug. — des u-urden, daraus entstanden.
- 881, 2 diu wol getane : so wird Kudrun sehr häufig genannt. — i. ez wart
- gescheiden küme, Kudrun und ihre 7/ jammerten , es nahm kein
- Ende, sie waren nicht loszureißen, so daß es Freund und Feind er-
- barmte. Vgl. 952.
- 882, 2 limmen atv. (prset. lam), brummen wie ein wildes Tier; namentlich
- vom Bären und Eber gesagt. — 4 zornige das flektierte Adjektiv, ab-
- weichend vom nhd. Gebrauche.
- 883, 1 es konnte nichts helfen, weil Hetel einmal tot war. — Z des frides,
- der Versöhnung; sie waren zum äußersten entschlossen. — 4 wider
- bringen , wieder in ihre Gewalt bringen und nach Hause führen.
- KUDBUN. 12
- 178 XVIII. AVENTIURE,
- 884 Die Wäleis' in dem stürme rächen 's küniges tot.
- die von Tenemarke wären in der not
- bi den Hegelingen und den von Ortlande,
- den vil zieren beiden brästen guotiu wäfen an den
- banden.
- 885 Sinen väter wolde reeben der küene Ortwin.
- dö kom mit menige Horant und die beide sin.
- der tac was verendet, naliten ez begunde.
- dö wart alrerst erhouwen von den beiden mänic vil
- tiefiu wunde.
- 886 Ir ein von Tenemarke ze Horande spranc.
- sin swert im barte lüte an der bende erklanc.
- er wände er wser' der vinde: do frumte im an den
- stunden
- Horant schaden grozen; der degen küene sluog im eine
- wunden.
- 887 Do er den neven sinen bet ze tode erslagen,
- den vanen biez er schiere nach sinem vanen tragen,
- do erkande er bi der stimme den er da bete verschroten
- mit sinem starken eilen. Horant klagete sere do den
- toten.
- 888 Lüte ruofte Herwic: «hie wirdet mort getan.
- Sit daz wir nibt langer des tages mugen hän,
- wir slaben alle ein ander, die fremeden zuo den künden,
- swie'z wer unz an den morgen, hie wirdet nibt der
- dritte lebende funden.»
- 884, 1 's küniges =^ des küniges. — 2 wären in der not bt, standen in der
- Not des Kampfes zur Seite ; aber 6t ist Präposition. — 4 brästen preet.
- pl. von bresten, brechen.
- 885, 2 mit menige, begleitet von einer Schar. — 3 nahten swv., Nacht wer-
- den. — 4 erhouwen stv., eigentlich heraushauen; hauen.
- 886, 1 Ir ein, einer von ihnen, einer von denen ; ein = einer. — 3 er wcer'
- der vtnde, er (Horant) gehörte zu den Feinden.
- 887, 2 er befahl, die Fahne, die der Erschlagene geführt, als Siegstrophäe
- hinter seinem eigenen Banner zu führen. — 3 bt, an.
- 888, 1 mort stn. , nicht das Töten im ehrlichen Kampfe ist gemeint, son-
- dern die durch das Dunkel verschuldete Niedermetzelung von Be-
- freundeten. — 2 des tages, Tageslicht. — 4 swie'z wer, wenn das, auf
- welche Weise auch, dauert, währt.
- i
- WIE LUDEWic HETELEN SLUOC. 179
- 889 Swä man Waten den küenen in stürmen ie vernam,
- niemen zuo im dringen in der not gezam.
- sin ungefüegez zürnen niemen bi im dolde.
- er brähte ir vil manigen da hin da er immer wesen
- solde.
- 890 Ouch mohten si'z wol scheiden unze ez wurde tac.
- ir volc da beidenthalben mit verchwunden lac
- erslagen von den fremeden. in gebrast des mänen schinen.
- der tac der was zergangen; des vlos den sie der gast
- mit al den sinen.
- 891 Die glimme müelichen liezen dö den strit.
- mit vil müeden banden schieden sie sich sit.
- si beliben bi ein ander dannoch also nähen,
- swä diu fiwer brunnen, daz sie ir helme und ouch ir
- Schilde sähen.
- 892 Ludewic und Hartmuot üzer Ormandin
- giengen sundersprächen. daz gesinde sin
- liez der künic beeren, wes er beliben solde
- bi Waten dem vil küenen, wände der in gerne sterbei»
- wolde.
- 893 Er riet in sinen listen: «nu leget iuch zetal,
- iwer höubet üf die Schilde, und habet grözen schal;
- so mugen niht enwsenen die von Hegelingen,
- ob ich'z kan gefüegen, daz ich iuch von hinnen also
- bringe.))
- 894 Do volgte Ludewige mäge unde man.
- trumben und pusünen lüte man vernam,
- 889, 2 gezam, stand an, war geraten. — 3 dolde prset. von doln.
- 890, 1 Auch hätten sie es wohl zu Ende bringen können, bis es Tag gewor-
- den wäre, wenn sie die ganze Nacht hindurch gekämpft hätten. —
- 3 von den fremeden, von den gegenseitigen Feinden. — mäne swm.,
- Mond. — sckine swm., Glanz. — 4 der gast, die Hegelinge-, diese wer-
- den, weil später gekommen, als Gäste bezeichnet.
- 891, 1 Die grimme, die Grimmigen. — müelichen adv., mit Mühe, ungern. —
- 4 brunnen prset. pl. von brinnen, brennen.
- 892, 3 liez der künic hoßren, er sagte ihnen. — wes, warum. — 4 sterben
- 8wv. mit acc, sterben machen, töten.
- 893, 1 in sinen listen, mit seiner Schlauheit. —2 habet schal, machet Lärm.
- — 4 der Satz mit ob gehört als Zwischensatz in den mit daz.
- 894, 1 volgte Singular des Verbums bei nachfolgendem Plural des Sub-
- jekts.—
- 12*
- 180 , XVIII. AVENTIURE,
- sam daz lant da waere gewaldiclich ir eigen,
- sine starke liste die begunde Ludewic dö zeigen.
- 895 Man hört' da allenthalben gebrehte unde wuof.
- do verbot man den kinden den weinenden ruof:
- die des niht wolden läzen, daz man die alle ertrancte;
- swelhe man gehorte, daz man die in die ünde sancte.
- .896 Swaz sie gehaben mohten, daz wart in üf getragen,
- sie liezen da die toten, die wäj-en in erslagen.
- in gebrast vil friunde; daz was in vil swaere.
- des liezen sie ir kocken hinder in da vil vil manigen Isere.
- 897 Mit also grozen listen kömen s' üf den se,
- die von Ormanie. den frouwen den was we,
- daz sie verswigen muosten daz varn von ir mägen.
- des westen niht die beide, die noch üf dem Wülpen-
- werde lägen.
- 898 !fi in der tac bekoeme, do wären s' üf den wegen,
- mit den die Tenemarken strites wänden phlegen.
- Wate der hiez lüte sin herhorn erschellen.
- dö wolde er zuo in gäben, die er mit tiefen wunden
- wolde vellen.
- 899 Ze rosse und ouch ze fuoze von Hegeliuge lant
- daz volc sach man allez sigen über sant
- nach den von Ormanie, Ludwige und sinen mannen,
- mit den sie wolden striten. do wären sie gevaren verre
- dannen.
- 894, 3 gewaldiclich adv., mit Gewalt errungen, beherrscht. — ir eigen stn.,
- ihr Eigentum; sie thaten als ob sie Herren im Lande wären.
- 895, 1 gebrehte stn., Lärm, von braht abgeleitet: das laute Durcheinander-
- reden. — wuof stm. , Wehklage. — 2 kinden, Jungfrauen. — 3 zu er-
- gänzen: man sagte.
- 896, 1 daz wart in vf getragen, das wurde ihnen, für sie, auf die Schiffe
- getragen. — 4 hinder in, hinter sich, zurück.
- 897, 2 den ivas we, die schmerzte es. — 4 des westen niht, davon wußten
- nichts.
- 898, 1 bekoeme, herankam, erschien. — üf den wegen, unterwegs, fort. —
- 3 herhorn stn., Schlachttrompete. — erschellen swv. , ertönen machen,
- blasen. — 4 vellen swv., fäUen, töten.
- 899, 1 Verbinde : daz volc von Hegelinge lant. — 2 sigen stv. , sinken ; be-
- sonders von dem einherziehenden Heere gebrauciit. — 3 nach , hinter
- — her.
- WIE LUDEWic HETELEN SLUOC. 181
- 900 Diu schif sie fanden Isere, gestrewet ir gewant;
- daz sach man allez ligende iif dem Wülpensant.
- der herrenlosen wäfen wart da vil fünden.
- sie heten daz versläfen, daz sie in nimmer geschadea
- künden.
- 901 Do man daz Waten sagete, des gieng im michel not:
- wie angestliche er klagete des künic Hetelen tot,
- daz er'z niht liet erroclien an Ludewiges libe.
- vil helme lac zerbrochen, daz klaget' da heime vil der
- schoenen wibe.
- 902 Wie rehte jsemerlichen durch zornigen muot
- Ortwin dö klagete die sinen recken guot!
- er sprach: «wol üf, ir helde, ob wir sie mügen ergäben,
- e si rumen die selde. ja sint sie dem Stade noch vil nähen.»
- 903 Des wolt' dö gerne volgen Wate der aide man.
- Fruote bi dem lüfte kiesen dö began.
- er sprach zuo den recken: «waz hilfet, ob man ile?
- merket mich vil ebene: sie sint von hinnen wol dri-
- zic mile.
- 904 Ouch mugen wir der Hute die State niht gehän,
- daz in iht schade werde von unser vart getan.
- nu lät iu mine lere», sprach Fruote, «niht versmähen-
- waz weit ir rede mere? ja muget ir sie nimmer vol
- ergäben.
- 905 Nu heizet die wunden zuo den schiffen tragen
- und suochet ouch die töten, die uns sint erslagen,
- 900, 1 gestrewet, zerstreut. — 3 herrenlosen , weil ihre Besitzer gefallen
- waren,
- 901, 1 des bezieht sich auf das Folgende : da hatte er volle Ursache, guten
- Grund zu klagen. Mau könnte auch schreiben: Do man daz Waten
- sagete (des gieng im michel not) , wie angestliche ; auch dann bezieht
- sich die Parenthese auf klagete. — 2 angestliche adv. , gewaltsam,
- heftig. — 3 er'z, ez, mit Bezug auf einen ganzen Satz, der in tot liegt :
- daß er gefallen war. — errechen stv., voUständig rächen.
- 902, 4 die selde, den Lagerplatz; es war noch nicht völlig Tag geworden,
- daher man sich über die Entfernung noch täuschen konnte.
- 903, 2 6t dem lüfte kiesen, prüfen an der Luft; Frute wird hier als mit be-
- sonders scharfen Sinnen begabt dargestellt. — 4 merket mich, merkt
- was ich sage. — ebene adv., genau, sorgfältig.
- 904, 1 State stf., hinreichende Menge; ähnlich sagt man heute: Stand, Be-
- stand der Truppen. — gehän, was hän, haben. — 2 iht, in irgendwel-
- cher Weise. — 4 vol ergähen, vollständig einholen.
- 905, 1 die wunden, die Verwundeten. —
- 182 XVIII. AVENTIÜRE,
- und heizet die bestategen üf den wilden griezen.
- sie liabent hie vil der friunde; war umbe solden sie
- des niht geniezen?»
- 906 Sie stuonden algemeine mit windender hant.
- obe in niwan eine der schade wurde erkant,
- daz sie verlorn heten die jungen küniginne:
- waz msere sie nu möhten der frouwen Hilden wider ze
- hüse bringen.
- 907 Do sprach der degen Morunc: «und wurde es nu
- niht mer,
- wan daz wir selbe liden leit und herzen ser.
- wir dienen swache gäbe, so wir ir bringen msere,
- daz Hetele lit erstorben. noch sanfter ich von froun
- Hilden wsere.»
- 908 Do suochte man die töten über al den sant.
- die da wären kristen, swaz man der da vant,
- die hiez der helt von Stürmen zuo ein ander bringen,
- wä sie beliben solden, daz ähten sie mit den junge-
- lingen.
- 909 Do riet der degen Ortwin: «da sul wir sie begraben,
- daz sul wir ahten danne, daz si Urkunde haben
- mit einem riehen kloster immer nach ir ende
- und daz ein teil guotes iegelichez künne dar zuo sende.»
- 910 «Daz hast du wol geraten», sprach der von Sturmlant.
- «ja sol man verkoufen ir ros und ir gewant,
- 905, 3 bestategen swv., bestatten, begraben,
- 906, 1 mit windender hant, mit gerungenen Händen ; das Participium prse-
- aentis in passivem Sinne. — 2 der Nachsatz zu obe muß ergänzt wer-
- den: wenn sie bloß den einen Schaden, den Verlust der Königin,
- hätten, so wäre das schon genug: welche Kunde sollten sie jetzt, wo
- so viele gefallen, Hilden bringen? Die drei letzten Zeilen geben den
- Inhalt ihrer Klagen.
- 907, 1 7t nd wurde, Bedingungssatz, dem der Nachsatz fehlt: würde dessen
- nicht mehr, als daß wir u. s. w., so wäre das schon hinreichend. —
- 3 swache, geringe, spärliche. — 4 noch sanfter: es würde mir leichter
- sein mich von ihr zu entfernen, gar nicht vor ihr zu erscheinen.
- 908, 1 über, ausgebreitet über— hin. — 4 beltben , untergebracht werden. —
- ahten statt ahi>'ten, überlegten.
- 909, 1 da hat wiederum begründenden Sinn. — 2 daz ahten, darauf bedacht
- sein. — danne, alsdann. — urkünde stn., bleibendes Gedächtnis.
- 910, 2 ir ros die, die Rosse derjenigen, die. —
- WIE LIJDEWic HETELEN SLUOC. 183
- die da ligent töte, daz man der armen diete
- nach ir libes ende von ir guote disen frumen biete.»
- 911 Do sprach der degen Irolt: «sol man ouch die begraben,
- die uns den schaden täten, od sol man sie die raben
- und die wilden wolve üf dem werde läzen niezen?»
- do rieten daz die wisen, daz sie der einen ligen niht
- enliezen.
- 912 Do sie do müezic wurden nach ir maniger not,
- den künic sie begruoben, der den werden tot
- durch friunde liebe hete genomen üf dem sande.
- swie sie geheizen wseren, sam tet man die von iec-
- lichem lande.
- 913 Die Meere man besunder ir ieclichen vant.
- sam tet man da die degene von Hegelinge laut,
- den von Ormanie wart ir stat bescheiden;
- die legete man besunder. sie wären beide kristen unde
- beiden.
- 914 Unmüezic sie wären unz an den sehsten tac.
- sie heten niht der wile (daz gesinde nie gelac),
- wie sie ze gotes hulden die von Hegelingen
- von ir grözen schulden und von ir missetaete möhten
- bringen.
- 915 Lesen unde singen hört' man so vil da,
- daz man bi sturmtoten ninder anderswä
- 910, 4 frume awm., Nutzen, Vorteil.
- 911, 3 niezen stv., genießen, verzehren. — 4 der einen niht, keinen von
- denen; gemeint sind natürlich die Normannen.
- 912, 1 müezic, unbeschäftigt. — maniger, mannigfaltigen, mancherlei. —
- 2 tcerden, würdigen, ehrenvollen. — 3 genomen, erworben, gefunden.
- — 4 swie — woeren, mochten sie Normannen, Moren oder Hegelinge
- heißen. — sam tet man, ebenso that (d. h. begrub) man.
- 913, 1 besunder adv., abgesondert. Man fand die Moren, jeden unter ihnen,
- abgesondert begraben. — 3 bescheiden part., zugewiesen. — 4 sie, nicht
- die von Ormanie, sondern die Begrabenen: Heiden waren wohl nur
- die Moren.
- 914, 2 sie heten niht der vUe, sie hatten während der sechs Tage nicht so
- viel Zeit übrig, um dafür zu sorgen, um daran zu denken, wie u. s. w. —
- — nie gelac, war keinen Augenblick müßig. — 4 von, aus.
- 915, 1 Lesen stv., Messe lesen. — 2 sturmtöte, im Kampfe Gebliebene. —
- 184 XVIII. AVENTIURE, WIE LUDEWIC HETELEN SLUOC.
- gote SO schone diende in deheinem lande.
- Sit lie man bi den veigen vil der phaffen da uf dem
- sande.
- 916 Ouch muosen da beliben die ir solden phlegen.
- die hiez man ane schriben daz in da wart gegeben,
- wol driu hundert huobe; ez wurden spitälsere.
- die msere erschullen verre, wie daz kloster da gestiftet
- wsere.
- 917 Alle die ir mäge heten da verlän,
- die gäben dar ir stiure, wip ünde man,
- durch willen der sele, der lieh sie begruoben.
- Sit wart ez also riebe, daz dar dienden wol driu hun-
- dert huobe.
- 918 Nu ruoche in got genäden, die da sint gelegen
- und den in dem lande. nu fuoren after wegen
- die noch gesunt wären üf dem Wülpensande.
- die körnen nach ir sorgen ieslicher heim zuo ir her-
- ren lande.
- 915, 4 die veigen hier nicht: die zum Tode Bestimmten, sondern die wirk-
- lich Gefallenen, Toten.
- 916, 1 ir, der Pfaffen. — 2 ane schrtöen, aufschreiben ; daz, dasjenige, was.
- — 3 spitaleere stm. , Hospitaliter. — 4 erschullen prset. pl. von er-
- sehenen, erklingen, ertönen. — wie, etwa soviel wie daz.
- 917, 2 dar, dahin, an das Kloster. — stiure stf., Unterstützung. — 3 durch
- willen der sele, um der Seele derjenigen willen. — lieh stf., Leichnam.
- — 4 dar dienden, dorthin dienstlich gehörten, steuerten.
- 918, 1 genäden swv. , gnädig sein. — 2 den in dem lande y den Bewohnern
- des Landes, den Klosterbrüdern. — after wegen ^ ihrem Wege nach,
- hinweg. — 4 ieslicher, mancher.
- XIX. AVENTIURE, WIE DIE H. HEIM ZE LANDE FÜOREN. 185
- XIX. AVENTIURE,
- WIE DIE HEGELINGE HEIM ZE LANDE FUOREN.
- Wate allein wagt Hilden die Botschaft zu hinterbringen; an seinem-
- traurigen Einzüge errät man schon das Geschehene. Den Pilgern werdeik
- die Schiffe zurückgegeben und reicher Ersatz für das Geraubte gewährt.^
- Am andern Tage kommen auch Herwig, Ortwin und die Mannen. Man
- beschließt, wenn die Kinder herangewachsen, einen Heerzug nach Orma-
- nie, an dem auch Siegfried teilnehmen zu wollen erklärt. Das Kloster
- auf dem Wülpensande beschenkt Hilde reichlich und baut Münster und
- Spital.
- 919 Die Hetelen mäge heten läzen hie
- in des tödes läge, daz guote recken nie
- mit so grozen sorgen me körnen zuo ir lande.
- Sit sach man schoene frouwen weinen mit windenden
- banden.
- 920 Ez getörste üz Ortlande der degen Ortwin
- nach schaden und nach schänden die lieben muoter sin^
- Hilden die schoenen, vor jämer nie beschouwen.
- diu warte tegeliche, obe sie braehten Küdrün die frouwen.
- 921 Wate reit mit vorhten in daz Hilden laut.
- die andern niht getorsten. sin kraft und ouch sin hant
- het übele gehüetet in volcstürmen grimmen,
- er entrouwet' niht so gähes die Hilden hulde widere
- gewinnen.
- 922 Do die Hute sageten, "Wate wsere komen,
- genuoge des verzageten. sie heten e vernomen,
- swanne er reit üz strite, so fuor er ie mit schalle,
- daz tete er z'allen ziten. sie swigen nu gemeinlichen alle^
- 919, 2 läge stf., Hinterhalt, Schlinge. — da:, zu ergänzen: so viele Tote,
- daß.
- 920, 2 nach schaden, nachdem er solchen Schaden erlitten. — 3 beschouwen
- swv., ansehen ; er wagte nicht vor ihr zu erscheinen. — 4 warte prset^
- statt wartete.
- 921, 3 übele gehüetet, schlecht bewacht, beschirmt, denjenigen, den er hüten
- sollte, nämlich den König. — volcstunn stm., Volkskampf, Kampf, an
- dem sich ganze Völker beteiligen.
- 922, 2 verzageten, weil seine Ankunft von seiner gewöhnlichen Art so ab-
- wich. — 3 mit schalle, unter Lärm, lärmend. — 4 sie, Wate und die
- Seinen. — gemeinlkhen adv., insgesamt.
- 186 XIX. AVENTIURE,
- ^23 «Owe», sprach frou Hilde, «wie ist ez nu ergän?
- ez füerent dürkel Schilde des alden Waten man.
- unsanfte gänt die moere geladen harte swsere.
- sie gehabent sich übele. ich weste gerne wä der künic
- waere.»
- ■^24 Dar nach in kurzer wile, do siu daz gesprach,
- do sach man manigen ilen da man Waten sach,
- die von ir lieben friunden gerne wolden fragen,
- do saget' er in diu msere, der ieslichen mohte wol
- betragen.
- "925 Do sprach Wate von Stürmen: «ich mag iuch niht
- verdagen
- noch sol iuch niht betriegen. sie sint alle erslagen.»
- des erschräken sere die alden zuo den kinden.
- man künde nimmer mere so rehte trüric ingesinde
- vinden.
- ^26 «Owe miner leide», sprach des küniges wip.
- «wie ist von mir gescheiden mines herren lip,
- Hetelen des riehen! wie swindet min ere!
- wie hän ich vloren beide! ja gesihe ich Küdrünen
- nimmer mere.»
- 927 Ritter unde meide quelten do den lip
- von ungefüegem leide. do des küniges wip
- y. , ir man so sere klagete, man hört' den sal erdiezen.
- «owe mir», sprach frou Hilde, «und sol's der künic
- Härtmüot geniezen.»
- 928 Do sprach Wate der küene: «frouwe, lät daz klagen,
- sie koment niht her widere. idoch nach disen tagen,
- 923, 3 unsanfte adv., mit Beschwerde. — geladen^ die Rüstungen der Er-
- schlagenen waren den Lasttieren aufgeladen. — 4 der künic, Hetel.
- 934, 1 gesprach, gesprochen hatte. — 3 fragen von , sich erkundigen nach.
- — 4 der, die manchen verdrießen mochten, der seine Verwandten ver-
- loren.
- ?925, 3 kinden was sonst jungen, Jünglinge.
- :926, 1 Owe mit dem Genetiv, wehe über. — mtner leide gen. pl. — 4 beide,
- Mann und Tochter.
- 927, 1 quelten praet. von queln , martern. — 4 und soVs, Bedingungssatz:
- wehe mir, wenn Hartmut Nutzen davon haben soll, wenn es nicht
- an ihm gerochen wird.
- .928, 2 sie, die Toten. — idoch, jedoch. — nach disen tagen, später. —
- WIE DIE HEGELINGE HEIM ZE LANDE FUOREN. 187
- SO uns die liute erwahsent hie in disem lande,
- so tuo wir Ludewige unde Hartmuote euch alsam ande.»
- 929 Do sprach diu triirende: «hei, solde ich daz geleben!
- allez daz ich hete wolde ich drumbe geben,
- daz ich errochen wurde, swie so daz geschsehe,
- daz ich vil gotes armiu mine tohter Kiidrün gessehe.»
- 930 Wate sprach ze Hilden: «frouwe, lät daz klagen,
- wir suln uns besenden in disen zwelf tagen
- mit allen iuwern recken, swaz wir der mugen bringen,
- und raten eine reise; so muoz in z'Ormanie misse-
- lingen.»
- 931 Er sprach: «min freu Hilde, ez ist also komen:
- ich hän bilgerinen niwen schif genomen.
- diu sul wir den armen dar umbe wider bringen,
- ob wir mere striten, daz uns danne bäz müge gelingen.»
- 932 Do sprach diu jämerhafte: «daz rate ich daz man tuo,
- daz man ir schaden büeze, da hän ich willen zuo.
- swer iht nimt bilgerinen, der hat des Sünde starke,
- man sol ie wider eine in mines Silbers geben drie
- marke.»
- 933 Diu schef bräht' man widere, als diu frouwe riet.
- ^ daz dehein bilgerin von dem Stade schiet,
- do wart ez in allen also wol vergolden,
- daz sie da fluochten niemen. daz Hagenen kint beleip
- ünbescholden.
- 934 Dar nach des naehsten morgens do kom von Selant
- Herwic der küene da er froun Hilden vant
- 928, 4 ande tuon, einem, jemand Leid zufügen. — alsam, ebenso.
- 929, 4 gotes armiu , ganz arme ; der Genetiv gotes dient nur zur Verstär-
- kung des Begriffs.
- 930, 2 disen, den nächsten. — 3 bringen, zusammenbringen. — 4 reise stf.,
- Kriegszug. — in z' Ormanie, denen in Ormanie.
- 931, 1 min frou , vor Eigennamen ein ehrendes Prädikat, genau wie das
- franz. rnadame. — 4 mere, in Zukunft.
- 932, 1 jamerhaft adj., mit Jammer behaftet, befangen. — Das erste daz ist
- Objekt von tuo. — 2 büeze, gut mache, ersetze. — da hän ich willen
- zuo, dazu bin ich willig, gern bereit. — 3 sünde hän, eines d., mit
- etwas eine Sünde begehen. — 4 ie wider eine, gegen je eine Mark.
- 933, 4 daz Hagenen kint, Hilde. — ünbescholden, ungescholten.
- 188
- XIX. AVENTIUEE,
- nach ir mannes ende weinen grimmiciiche.
- mit windenden henden enphienc siu doch den helt vil
- lobeliche.
- 935 Von der frouwen weinen trehenen do began
- Herwic der edele. do sprach der junge man:
- «sie sint niht alle erstorben, die iu da helfen solden
- und ez gerne täten. des habent sumeliche sere en-
- golden.
- 936 Ez geruowet nimmer min herze und ouch min lip,
- ez muoz erarnen Hartmuot, daz er mir ie min wip
- getorste hin gefüeren und slahen unser helde.
- ich rite im noch so nähen daz ich im gesitze üf siner
- selde.»
- 937 Swie leide in allen wsere, sie riten gegen der stat,
- hin ze Mateläne. diu küniginne bat,
- swaz iu geschehen wsere, die triuwe haben wolden,
- daz sie die küniginne doch dar umbe niht enmiden solden.
- 938 Do komen die von Friesen und die von Sturmlant.
- nach den Tenemarken het siu ouch gesant.
- von Wäleis dar komen die Morunges helde.
- do riten die Hegelinge mit in zuo der schoenen Hil-
- den selde.
- 939 Do kom von Ortlande ir sun Ortwin.
- sie klageten, als sie solden, den lieben vater sin.
- 934, 3 grimmiciiche adv, , heftig, sehr. — 4 wiewohl sie ihre Hände wand,
- empfing sie doch.
- 935, 1 Von, infolge von. — trehenen swv. , hier: weinen. — 4 des, dessen,
- daß sie euch gerne geholfen haben. — sumeliche, einige, so manche,
- nämlich der Feinde.
- 936, 2 bis Hartmut dafür seinen Lohn empfängt. — ie, jemals, überhaupt.
- — 3 hin gefüeren, entführen. — 4 im (das zweite) dat. incommodi,
- ihm zum Schaden.
- 987, 1 gegen der stat, nach der Stadt hin. — 2 bat, daß diejenigen, die ihre
- Treue bewahren wollten, die Anspruch auf Treue machen wollten,
- was ihnen auch möchte geschehen sein, die Königin aus dem Grunde
- nicht meiden sollten.
- 938, 2 der Tenemarke swm., der Dänemärker, einer aus Tenemarke. — 4 die
- Hegelinge empfingen die Ankommenden und begleiteten sie zur
- Königin.
- 939, 2 klageten, Hilde und Ortwin. — als sie svlden , wie es ihnen
- zukam. —
- WIE DIE HEGELINGE HEIM ZE LANDE FÜOREN. 189
- die lielde sunderspräclie mit ir frouwen täten.
- ez wart ein urliuge mit den starken beiden geraten.
- 940 Do sprach Wate der aide: «ez kan niht e geschehen,
- die wir da hän ze kinden, unze wir gesehen,
- daz sie sint swertmsezic, vil manic edel weise,
- si gedenkent an ir mäge und helfent uns vil gerne zuo
- der reise.»
- 941 Do sprach diu küniginne: «wanne möht' daz sin?
- sol allez bi den vinden diu liebe tohter min
- aldort in fremeden landen sitzen gevangen,
- ich armiu küniginne, so ist mir min freude gar zer-
- gangen.»
- 942 Do sprach von Tenen Fruote: «ez mac niht e ergän,
- e wir die State der liute mugen vol gehän,
- daz wir in herverte ri'ten von hinnen,
- swaz halt die viende gi'ozes schaden von uns dort ge-
- winnen.»
- 943 Do sprach diu küniginne: «daz läze uns got geleben,
- mir vil armer frouwen ist langer tac gegeben.
- swer an mich gedenke und an Kudrun die armen,
- dem wil i's wol getrouwen der sich über uns lat er-
- barmen.»
- 944 Sie gerten urloubes. do sprach daz edele wip:
- «swer an mich gedenke, sselic si sin lip.
- ja sult ir, küene recken, gerne zuo mir riten
- und schaffet unser reise so ir beste kunnet in den ziten.»
- 939, 3 sunderspräche stf., heimliche Besprechung. — rnit ir frouwen, mit
- ihrer Herrin. — 4 geraten, beschlossen.
- 940, 2 Zu verbinden: bis wir sehen, daß diejenigen, die wir zu Kindern
- haben, erwachsen sind. — 3 swertma-zic adj., dem Schwerte geziemend,
- reif für den Ritterschlag. — edel adj., aus edler Familie.
- 941, 2 allez adv. acc. des Neutrums, beständig, fortwährend; vgl. 1431, 3.
- 1644, 3.-3 aldort, verstärktes dort. — 4 zergangen, verschwunden,
- zerstört.
- 942, 1 ergan, vor sich gehen. — 2 vol adv., vollständig. — 4 swaz halt,
- wenn dann auch die Feinde großen Schaden von uns dort gewinnen ;
- auch bei dieser Aussicht müssen wir doch so lange warten.
- 943, 2 langer tac , lange Frist , ein in weiter Ferne liegender Termin. —
- 4 i's=ic?i es. — der=daz er. — erbarmen swv. , zum Erbarmen be-
- wegen, rühren.
- 944, 4 schaffet, besorgt. — so ir beste ki/nnet, so gut ihr könnt. — in den
- zUen, in der Zwischenzeit, inzwischen.
- 190
- XIX. AVENTIURE, WIE DIE H. HEIM ZE LANDE FÜOREN.
- 945 Do sprach Wate mit listen, der aide helt balt:
- «frouwe, man sol wenden da zem Westerwalt.
- Sit wir ze herverte haben guot gedinge,
- von ieclichem lande heizet ir iu vierzic kocken
- gwinnen.»
- 946 Siu sprach: «so sol ich wurken heizen bi der fliiot
- zweinzic veste kiele, stärc ünde guot,
- und wil die heizen rüsten (des hän ich guot gedinge),
- daz sie mine friwende mit staten zuo den vi'enden
- bringen.»
- 947 Do wolden sie sich scheiden. der voget üz Mörlant
- der gie gezogenliche da er die frouwen vant.
- er sprach : «man sol mir künden der zit ein rehtez ende,
- so sie hinnen wellen, daz man nimmer nach mir ge-
- sende.»
- 948 Güetliche scheiden liez siu dö geschehen,
- man mohte nach ir leiden trürende sehen
- dise guote geste und euch die schoenen frouwen.
- sie rieten z'allen stunden des die von Ormanin niht
- möhten trouwen.
- 949 Do sie dannen wären geriten in ir lant
- mit trüeben gebären, üf den Wülpensant
- der töten beteliuten hiez man füeren spise,
- daz sie ir gedsehten gegen gote. frou Hilde was vil wise.
- 945, 2 wenden, sich hinwenden, hinbegeben. Er rät dorthin zu gehen, um
- die nötigen Schiffe zimmern zu lassen. — 3 gedinge stn. , Hoffnung,
- was sonst der yedinge swm. — 4 heizet ir imper.
- 946, 1 so: wenn sich das so verhält, so, — wurken, bauen. — 3 rüsten
- Bwv., ausrüsten, ausstatten. — 4 sie Subjekt. — mit staten, mit Be-
- quemlichkeit.
- 947, 3 der zit ein rehtez ende, den genauen Zeitpunkt. — 4 s6 gehört in den
- Satz mit daz. — nach inir gesende, nach mir zu senden braucht.
- 948, 1 Güetliche adv. , auf freundliche Weise. — liez geschehen , nicht i^ ge-
- stattete, sondern: setzte ins Werk, vollbrachte. — 4 des — mohten
- trouwen, sie berieten, ersannen fortwährend Pläne, welche die von O.
- nicht erwarten konnten.
- 949, 2 gebäre stn.. Aussehen, Gebärde. — 3 beteliute, diejenigen Leute, die
- für jemand beten. — 4 gegen gote, Gott gegenüber, vor Gott.
- XX. AVENTIURE, WIE HARTMÜOT HEIM ZE LANDE KOM. 191'
- 950 Dar zuo hiez siu müren ein münster, daz was wit.
- klöster und spitäle hiez siu wurken sit.
- mich dunket daz ez wurde erkant in manigem lande
- von den die da lägen. sit nande man ez da zem^
- Wülpensande.
- XX. AVENTIURE,
- WIE HAETMUOT HEIM ZE LANDE KOM.
- Als die Normannen sich der Heimat nähern, macht Ludwig Kudruneu-
- auf ihr künftiges Land aufmerksam. Auf ihre ablehnende Antwort wird
- sie von ihm bei den Haaren ins Wasser geschleudert, von Hartmut aber-
- gerettet. Boten benachrichtigen Gerlind und ihre Tochter Ortrun von
- der Ankunft. Mutter und Tochter eilen mit Gefolge den Gästen entgegen;
- Ortrun küßt Kudrunen, Gerlind, die das Gleiche thun will, wird zurück-
- gewiesen. Kudrun wird auf eine Burg gebracht und der alten Gerlind
- überlassen, die, nachdem sie es mit Güte vergeblich versucht, sie mißhan-
- delt, von ihren Jungfrauen trennt und zu niederer Arbeit zwingt. Nach-
- viertehalb Jahren, als Hartmut von drei Heerzügen heimkehrt, findet er
- Kudrunen in solchem Zustande, daß er der Mutter zürnt und bessere Be-
- handlung empfiehlt. Aber auch das hilft nichts; sie muß die Stuben aus-
- kehren und den Ofen heizen. Im neunten Jahre rät man Hartmut, Kudrun
- sich willig zu macheu. Aber er steht von Gewalt ab, weil es damals Sitte
- war, daß Mann und Frau einstimmen mußten, wenn eine Heirat vollzogen
- wurde. Man versucht es daher noch einmal mit Güte, indem man Ortrun.
- veranlaßt, Kudrun zu überreden.
- 951 Nu läzen wir beliben, wie'z umbe sie gestä,
- oder wäz die klosterliute ze schaifen heten da.
- wir suln läzen beeren umbe Hartmuote,
- wie er ze lande brähte manige maget edele unde guote.
- 952 Do sie gescheiden wären, als wir iu sageten e,
- von vil manigem recken, den was von wunden we,
- 950, 1 muren swv. , mauern, bauen. — 3 ez, das Münster. — 4 von den,
- durch die. — lagen, begraben waren.
- 951, 1 gestä conj. pras., stehe. — 3 Hartmuote acc. ; umbe, in Bezug
- auf, von.
- 952, 1 Vgl. 881, 4.-2 den pl. mit Bezug auf das kollektive manigem.
- 192 XX. AVENTIURE,
- die sie in den stürmen wunde heten läzen,
- daz muosten sit die weisen beweinen in ir landen äne
- mäze.
- ■953 Mit vil grozen sorgen körnen s' über fluot.
- äbent unde morgen vil manic degen guot
- schämten sich vil sere, die alden zuo den jungen,
- daz sie entrunnen wären, swie wol in anders wsere
- gelungen.
- S54 Sie nähten z'Ormanie, Ludewiges lant.
- den guoten schifliuten was dö freude erkant,
- do sie in ir sorgen ir heimwesen sähen,
- do sprach ir einer drunder: «wir sin der Hartmuotes
- bürge nähen.»
- ■955 Do hülfen in die winde in des fürsten lant.
- daz liut üz Ormanie freute sich zehant,
- daz sie noch komen solden z'ir kinden und z'ir wiben,
- die e wsenen wolden daz sie dort tot müesten beliben.
- 956 Do Ludewic der frie sine bürge sach,
- der von Ormanie ze Küdrünen sprach:
- «seht ir die bürge, frouwe? ir muget iuch freude nieten,
- weit ir uns sin gensedic, wir wellen iuch mit richem
- lande mieten.»
- 957 D6 sprach vil truricliche daz adele magedin:
- «wem möhte ich sin gensedic? wan diu genäde min,
- von der bin ich so verre leider nu gescheiden,
- ich wsen' mit herter werre: des belibe ich alle tage
- in leide.»
- S53, 1 über fluot, über Meer. — 4 entrunnen, entflohen. — anders, im übri-
- gen, weil sie die Frauen glücklicli entführt hatten : wiewohl es ihnen
- im übrigen gut ausgefallen war.
- 954, 1 nähen swv., bei Ortsbestimmungen mhd. mit ze. — 2 was freude er-
- kant, wurde Freude bekannt; sie freuten sich. — 3 heimwesen stn.,
- Heimat.
- 955, 1 helfen, einem, wohin: jemand behilflich sein, um wohin zu gelangen.
- — 4 die, bezieht sich auf sie, nicht auf kinden und wiben: sie hatten
- selbst nicht auf ihre Kückkehr gehofft.
- 956, 1 der fr'ie, hier wohl im Sinne: fröhlich. — 3 «icä nieten, eines Dinges,
- sich befleißigen, bedacht sein auf etwas. — 4 mieten swv. , erkaufen,
- belohnen.
- 957, 2 diu genäde, vorausgestellter einzelner Begriff. — 4 mit herter werre,
- mit schwerem, schwer überwindlichem Hindernis; werre stf. von
- werren abgeleitet. — des, deshalb.
- WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 193
- 958 Do sprach aber Ludewic: «lät iu nilit wesen leit.
- minnet Hartmuoten , den recken gemeit.
- al daz wir sin habende, daz wellen wir iu bieten,
- ir muget iuch mit dem degene beidiu ere unde wünne
- nieten.»
- 959 Do sprach diu Hilden tohter: «wan lät ir mich an' not?
- e ich Hartmuoten nseme, ich wolde e wesen tot.
- im enwsere ez von dem vater geslaht daz er mich solde
- minnen,
- den lip wil ich Verliesen, e ich in ze friunde gewinne.»
- 960 Dem künic Ludewige tet diu rede we.
- er vienc sie bi dem häre, er warf sie üf den se.
- Hartmuot der küene, wie balde er daz werte,
- daz er die maget edele von den starken linden vor im
- nerte.
- 961 Do siu nu wolde sinken, dö kom her Hartmuot.
- siu möhte wol ertrinken, wan daz der degen guot
- ir valwe zophe erreichte mit den sinen henden;
- da mite zoch er sie widere, anders möhte ir sterben
- niht erwenden.
- 962 Sie brähte in eine barken Hartmuot der degen.
- Ludewic künde unsanfte schoener frouwen phlegen.
- siu saz in dem hemede, do er s' üz dem wäge brähte.
- diu zuht diu was ir fremede. hei wie rehte leide si ir
- gedähte !
- 958, 1 lät iu niht wesen leit, seid nicht traurig. — 3 sin habende, Umschrei-
- bung für haben. — 4 iuch ere timie wünne nieten, Ehre und Wonne ge-
- nießen.
- 959, 1 wan, warum nicht. — an' not, unbelästigt, ungeschoren. — 3 geslaht
- adj., angestammt; es müßte denn sein, daß seine Abstammung vom
- Vater her ihm erlaubte, mich zu minnen. Sie weiß aber, daß dies
- nicht der Fall ist; vgl. 610, 2.
- 960, 1 tet we, verdroß. — 2 vienc, faßte. — war/ sie vf den se, schleuderte
- sie in die Wellen hinaus. — 3 daz werte, daz, das verhinderte, da-
- durch daß. — 4 von — nerte, aus den mächtigen Wogen vor ihm
- rettete.
- 961, 3 valwe adj. von val, fahl, blond. — 4 zoch widere, zog zurück. —
- sterben erwenden, den Tod abwehren. — niht, nichts, ist Subjekt, ir
- Dativ.
- 962, 2 unsanfte phlegen, nicht sanft umgehen. — 4 diu zuht, eine solche
- Behandlung. — leide si ir gedähte, sie hatte traurige Gedanken.
- KÜDBUN. 13
- 194 XX. AVENTIURE,
- 963 Dö weinden algemeine diu schoene magedin.
- fro was ir deheine. wie künde in leider sin,
- do man des küniges tohter strafte also sere?
- si gedähten in ir muote: «man tüot uns der leide noch
- mere.»
- 964 Dö sprach der herre Hartmuot: «zwiu ertrenket ir
- min wip,
- die schoenen Küdrünen? diu ist mir als der lip.
- taete ez ander iemen, so zurnde ich also sere,
- dan Ludewic der vater min, ich nseme im beide lip
- und die ere.»
- 965 Do sprach aber Ludewic: «unbeschölden ich noch bin
- komen in min alder, und wolde ouch also hin
- nach den minen eren leben unz an min ende.
- nu bite Küdrünen, daz siu ir zörn niht an mir verende.»
- 966 Die boten komen wären froelich gemuot.
- do enbot man froun Gerlinde liep unde guot
- und willigen dienest von ir süne Hartmuote,
- und daz si enphähen solde üf dem Stade vil manigen
- ritter guoten.
- 967 Er hiez ouch ir daz künden, ez kume über se .
- diu maget von Hegelingen, nach der dicke we
- wsere Hartmuote e daz er sie gesaehe.
- dö daz gehörte Gerlint, ja waen' ich ir lieber nie ge-
- schsehe.
- 968 Dö sprach der böte biderbe: «frouwe, ir sult sin
- vor der burc da nidene, da, ir diu magedin
- 963, 1 algemeine, alle insgemein, alle zusammen. — 2 wie künde in leider
- sin, es hätte ihnen kein größeres Leid geschehen können.
- 964, 1 zwiu aus ze und iviu, dem Instrumentalis von waz, zu welchem
- Zwecke, warum. — 2 diu ist mir als der lip, die ist mir so lieb wie
- mein eigenes Leben. — 3 ander iemen, dan, jemand anders als. —
- also, das dazu nötige daz steckt in ich nceme.
- 965, 2 hin, fortan. — 4 verende, zu Ende führe; daß sie nicht bei ihrem
- Zorne beharre.
- 966, 1 Von Absendung der Boten war nichts gesagt; vielleicht ist nach
- 954 etwas ausgefallen. — 2 liep unde guot. Freundliches und Gutes. —
- 3 von, von Seiten; Hartmut selbst ist es, der ihr das entbieten läßt.
- 967, 1 ouch ir, ihr auch ; ouch gehört nicht zu ir, wird aber gern im Mhd.
- vor die Pronomina person. gestellt. — 3 waere, gewesen sei.
- 968, 2 da nidene, da unten. — da, wo.
- WIE HAKTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 195
- mit minniclichem gruoze enphähet in ir leide.
- ir und iuwer tohter ir sult jiten zuo dem Stade beide.
- 969 Ouch sult ir mit iu füeren hin nider zuo der fluot
- megede unde frouwen und ouch ritter guot,
- da man die eilende in der habe vinde.
- mit minneclichem gruoze sult ir enphähen daz ir in-
- gesinde.»
- 970 «Daz tuon ich williclichen», sprach frou Gerlint.
- «ez sol mich freuden riehen hie daz Hetelen kint,
- kumt siu her ze lande mit ir ingesinde.
- ich wil Hartmuoten dicke bi ir froelichen vinden.»
- 971 Diu ros hiez man gewinnen, dar zuo diu satelkleit.
- diu junge küniginne was fro und gemeit,
- wanne daz geschsehe, daz si in ir vater lande
- Küdrün gessehe, die man vil dicke in hohem prise nande.
- 972 Do suochten s' üz den kisten die aller besten wät,
- die sie dar inne wisten und die ouch iemen hat.
- mit vlize hiez man kleiden die Hartmuotes helde.
- des küniges ingesinde reit schone mit vil zierde üz:
- der selde.
- 973 An dem dritten morgen wi'p ünde man,
- swaz man Gerlinde gesindes gewan,
- daz was wol bereitet ze fröwem antphange.
- sie riten üz der bürge unde biten da ze hove niht lange,
- 974 Do wären ouch die geste komen in die habe,
- allez daz sie brähten, daz wart gefüeret abe.
- 969, 2 frouwen sind hier, wie der Gegensatz megede ergiebt, verheiratete
- Frauen. — 3 die eilende, die Fremde, Kudrun. — 4 daz^ Artikel vor
- dem Possessivum ir.
- 970, 2 mich freuden riehen, mich reich an Freuden machen. — 4 wil, ich
- glaube, ich denke.
- 971, 2 diu junge küniginne, die Königstochter, Ortrun. — 3 wanne schließt
- sich an gemeit durch ein Zwischenglied an : froh in der Erwartung,
- wann das geschehen sollte, daß das bald geschehen sollte.^
- 972, 1 suochten s', suchten sie hervor. — 2 und die ouch iemen hat, und die
- überhaupt jemand besitzt. — 3 mit vlize, sorgfältig. — 4 mit vil zierde^
- mit vielem Schmuck, reich geschmückt.
- 973, 2 was man von dem Gefolge Gerlindens zusammenbrachte. — 3 frö-
- wem dat. von fro, froh. — antphanc stm., Empfang.
- 974, 1 geste sind hier nicht nur die fremden Frauen, sondern alle Ankom-
- menden, wiewohl sie hier zu Hause sind. — 2 gefüeret abe, von den
- Schiffen abgeladen. —
- 13*
- 196 XX. AVENTIURE,
- sie wären zuo ir lande komen froelichen.
- Küdrün und ir gesinde die fuoren eine dö vil trüric-
- lichen.
- 975 Hartmuot der snelle sie fuorte bi der hant.
- möhte ez sich gefüegen, siu hete ez gerne erwant.
- ja nam ouch diu arme den dienst von im durch ere.
- do tet ab er'z vil gerne unde swaz er dienen künde
- mere.
- 976 Mit ir giengen dannen wol sehzic magedin,
- dem gelich, sie solden in hohen zühten sin
- komen üz ir lande. sie wären e vil msere
- in manigen künicrichen. done liez sie freude haben ir
- groziu swsere.
- 977 Diu Hartmuotes s wester bi zwein fürsten gie
- da siu die Hilden tohter vliziclich enphie.
- mit weinenden ougen die maget eilende
- kust' des Wirtes tohter. do nam sie Ortrün bi ir wizen
- hende.
- 978 Küssen sie do wolde daz Ludewiges wip.
- des was in unmuote der juncfrouwen lip.
- siu sprach ze Gerlinde: «wes get ir mir so nähen?
- wie üngeme ich iuch kuste! ir endürfet mich niht en-
- phähen.
- 979 Ez wären iuwer rsete, daz ich vil armiu meit
- üf michel unstsete vil manigiu herzen leit
- mit Schanden hän geduldet. es wirt noch leider mere.»
- do begünde nach ir hulden diu küniginne ringen harte
- sere.
- 974, 4: fuvren, benahmen sich, waren.
- 975, 1 sie, Kudriin. — 2 erwant, abgewendet, vermieden. — 3 oucft, wieder
- eine Art Gegensatz : im Gegenteil sie nahm den Dienst von ihm an,
- nur der Etikette (ere) wegen. — 4 ab er, er dagegen.
- 976, 2 dem gelich, so aussehend, so beschaffen als wenn. — in hohen zühten,
- in anständiger "Weise, d. h. nicht als Gefangene. — 3 ma-re adj., hier
- wohl nicht berühmt, sondern lieb, wert.
- 977, 1 bi zvmn, einer zu jeder Seite, — 3 mit tveinemlen ougen, Ortrun
- weinte aus Mitgefühl.
- 978, 1 sie ist Accusativ. — 2 was in unmuote, war unmutig, unwillig. —
- 4 wie ungerne, äußerst ungern würde ich euch küssen ; der eigentliche
- Sinn ist: nun und nimmermehr.
- 979, 2 vf michel nnsta-te, in Erwartung von großer Unbeständigkeit, eines
- unsichem, dem Wechsel preisgegebenen Lebens. — Z es , dessen was
- ich geduldet habe.
- WIE HARTMÜOT HEIM ZE LANDE KOM. 197
- 980 Siu gruozte ouch albesimder die frouwen über al.
- dö kom Hute ein wunder; da von was micliel schal,
- dö hiez man üf den griezen manige hütten spannen
- mit sidinen snüeren dem lierren Hartmuote und sinen
- mannen.
- 981 Die liute unmüezic wären e daz sie abe dem se
- brähten daz sie fuorten. Küdrünen tete we,
- daz die von Ormanie bi ir menige wären,
- man sach sie wider niemen wan gegen Ortrünen wol
- gebären.
- 982 Sie muosten üf den griezen beliben al den tac.
- ir ougen sach man riezen, swes ander iemen phlac;
- diu wurden seiden trucken unde ir liebten wange.
- Hartmüot sie dicke tröste; doch muoste ir ungemüete
- weren lange.
- 983 Ortrün was alles arges gegen ir tugende fri.
- swaz ander iemen tsete, siu was ir gerne bi
- und liebet' ir ze wesene in ir vater lande.
- der armen juncfrouwen was nach ir friunden beide leit
- und ande.
- 984 Frö si s' da heime funden (daz was michel reht),
- den sie erzeigen künden, ritter oder kneht,
- waz sie von Hegelingen heim ze lande brähten.
- wie froelich si s' enphiengen, wan s' ir dar ze lande
- niht gedähten!
- 980, 2 ein wunder, eine große Menge. — 4 snüeren pl, von snuor; gemeint
- Bind die Schnüre oder Stricke, mittels deren die Zeltstangen befestigt
- ■wurden.
- 981, 3 menige stf., Menge, Gefolge. — 4 wol adv., freundlich.
- 982, 1 vf den griezen, am Strande. — 2 swes ander iemen phlac, was auch
- irgend jemand anders treiben mochte. — 3 trucken adj., trocken. —
- wange stn., Wange.
- 983, 1 arc stm.. Böses, böse, falsche Gesinnung. — gegen ir tugende, ihrer
- tugendhaften Beständigkeit gegenüber; ir bezieht sich auf Kudrun.
- — 3 liebet' ir ze wesene, machte ihr lieb , angenehm den Aufenthalt.
- 984, 1 si s'=si si; Subjekt ist ritter oder kneht, durch si im voraus ange-
- deutet; Objekt das zweite sie, bezüglich auf den, diejenigen, denen.
- — michel reht, sehr recht, mit Bezug auf fro. — 2 erzeigen swv., zeigen.
- — 4 wan — gedähten, weil sie nicht gedacht hatten, daß sie dorthin
- ins Land (d. h. heim) kehren würden.
- 198 XX. AVENTIUEE,
- 985 Do sie gemuozet heten abe dem wilden mer,
- swaz do die liute töeten, daz Hartmuotes her
- daz wart do gescheiden des landes manigen ende,
- etliche sach man lachen, sumeliche winden die hende.
- 986 Do fuor ouch von dem lande der degen Hartmuot.
- er brähte Küdrünen ze einer bürge guot.
- da muoste siu sit langer beliben danne wsere
- der juncfrouwen wille. siu leit da michel angest unde
- swsere.
- 987 Do diu maget edele in der bürge saz,
- die man da solde kroenen, der wirt der riet in daz,
- daz sie ir algemeine dienden vlizicliche ;
- so lieze siu deheinen, siu machte s' allesant mit guote
- riche.
- 988 Do sprach diu alte Gerlint, daz Ludewiges wip:
- «wanne sol nu Küdrün den Hartmuotes lip,
- den jungen künic riehen, mit armen umbesliezen?
- er mac sich ir geliehen. wolde siu, si endörfte es niht
- verdriezen.»
- 989 Ditze erhörte Küdrün, diu eilende meit.
- siu sprach: «min frou Gerlint, ez wsere iu lihte leit,
- der iuch eines note, von dem ir iuwer mäge
- so manigen vlorn hetet. ja möhte iuch im dienen wol
- betragen.»
- 990 «Daz niemen mac erwenden», sprach do des küniges wip,
- «mit triuwen sol man'z enden. nu minne sinen lip;
- 985, 1 muozen swv., iinthätig sein, ausruhen. — abe, nachdem sie von dem
- Meere herunter waren. — 2 die liute, die Bewohner des Landes, im
- Gegensatze zu den Heimkehrenden. — 3 manigen ende acc. sing., nach
- mancher Richtung, davon des landes abhängig.
- 986, 1 von dem lande, er fuhr von dem Lande nach einem andern Punkte
- der Küste, der aber auch zu seinem Lande gehörte.
- 987, 2 der wirt, der Besitzer, Hartmut. — in, denen, die in der Burg waren.
- — 4 lieze, ausließe, überginge. — siu (das zweite) statt sine; sine
- machte s', ohne sie zu machen.
- 988, 4 geliehen, sich einein, swv., sicli mit jemand vergleichen, sich jemand
- gleichstellen.
- 989, 2 lihte adv. , sehr leicht, wahrscheinlich; euch würde es wahrschein-
- lich auch wehe thun. — 3 der, wenn jemand. — note prset. von noeten,
- mit acc. der Person und gen. der Sache, jemand zu etwas zwingen.
- Der Genetiv ist hier auch eine Person : zu einem Manne, einen Mann
- zu nehmen. — iuwer mäge ist Gen. pl., von manigen abhängig.
- 990, 2 mit triuwen, aufrichtig, ernstlich. —
- WIE HAKTMÜOT HEIM ZE LANDE KOM. 199
- daz habe üf minem houbte, ich wil dir's immer Ionen,
- wiltu heizen künigin, ich wil dir gerne geben mine
- kröne.»
- 991 1)6 sprach diu ungemuote: «der wil ich niht tragen,
- von sinem grozen guote mäht du mir niht gesagen,
- daz ich den recken immer gerne welle minnen.
- ich ger hie niht ze wesene. ja muote ich aller tegeliche
- hinnen.»
- 992 Der junge wirt des landes, der degen Hartmuot,
- diu rede was im ande und dühte in niht ze guot.
- er sprach: «sol ich erwerben niht die edelen frouwen,
- so sol ouch mir diu schoene deheines guoten willen
- niht getrouwen.»
- 993 Do sprach ze Hartmuote diu übele Gerlint:
- «die wisen suln ziehen also diu tumben kint.
- weit et ir, her Hartmuot, mich sie ziehen läzen,
- ich trouwe ez wol gefüegen, daz siu sich ir hochverte
- mäze.»
- 994 «Ich gan iu wol der dinge», sprach do Hartmuot,
- «swie halt mir gelinge, daz ir die maget guot
- habet in iuwer zühte nach ir und iuwern eren.
- diu maget ist eilende. frouwe, ir sult sie güetlichen
- leren.»
- 995 Die schoenen Küdrünen, e daz er dannen gie,
- der junge künic ze zühte siner muoter lie.
- 990, 3 daz habe vf -nunem houbte, dessen sei gewiß bei meinem Haupte; die
- Versicherung gehört zu Ionen.
- 991, 2 mäht du mir niht gesagen, kannst du mir nicht (so viel) sagen , daß ;
- wieviel du mir auch von seinen Keichtümern erzählst, ich werde ihn
- doch nicht lieben. — 4 muote hinnen, trachte von hier (fortzukommen,
- zu entfliehen).
- 992, 2 niht ze guot, ironisch; der Sinn: nichts weniger als gut. — ifrouue,
- eine Frau von hoher Abkunft, ohne Kücksicht ob verheiratet oder
- nicht.
- 993, 2 die wtsen, die Alten, die Erfahrenen; diu tumben kint, die unerfahre-
- nen, jungen Leute. — 4 sich mäzen swv. eines dinges, sich in etwas
- mäßigen.
- 994, 1 der dinge soviel als des, mit Bezug auf das folgende daz. — 2 wie
- auch für mich der Erfolg ausfallen möge. — 3 ir, nämlich auch eren.
- 995, 2 ze zühte, zur Erziehung, zur Behandlung. —
- 200 XX. AVENTIURE,
- die junge küniginne gemuote ez harte sere.
- sich wolde ir niht gelieben, swie siu taete, Gerlinde
- lere.
- 996 Do sprach diu tiuvelinne wider die schoenen meit:
- «wilt du niht haben freude, so muost du haben leit.
- nu sich et allenthalben, wer dir däz wende.
- du muost min phiesel eiten und muost schüren selbe
- die brende.»
- 997 Do sprach diu maget edele: «da kan ich wöl züo,
- swaz ir mir gebietet, daz ich daz allez tuo,
- unz mir got von himele mine sorge wende,
- iedoch hat miner muoter tohter seiden geschürt die
- brende.»
- 998 Siu sprach: «du muost beginnen, ob ich daz leben hän,
- des ander küniginne seiden hänt getan.
- dine michel hochvart trouw' ich dir wol geleiden,
- ö morgen äbent werde, du muost von dinen megeden
- sin gescheiden.
- 999 Du dunkest dich so tiure, als ich beere jehen;
- da von dir arebeite dicke muoz geschehen,
- dinen muot vil grimmen trouw' ich dir wol geleiden,
- von allen hohen dingen wil ich dich beide swachen
- unde scheiden.»
- 995, 3 die junge hiiniginne'] Kudrun ist gemeint als die bestimmte Braut
- des künftigen Herrschers. — gemuote prset. von gemüejen, kränken. —
- 4 sich gelieben swv. mit dat., sich jemand angenehm machen, angenehm
- •werden, sein. — »im, Gerlind.
- 996, 1 wider, zu. — .3 sich et allenthalben, sieh nur nach allen Seiten um-
- her. — tcende , abwende; dir, von dir. — 4 phiesel stn. (wenn nicht
- mtn=minen), heizbares Gemach, namentlich der Frauen. — eiten swv.,
- anzünden , heizen. — schüren swv. , das Feuer unterhalten. — brende
- pl. von brant, Feuerbrand.
- 997, 1 da kan ich wol zuo, darauf verstehe ich mich recht gut. — 4 miner
- muoter tohter, ich.
- 998, 1 ob ich daz leben hän, wenn ich das Leben behalte. — 2 des statt des
- daz , Attraktion. — 3 geleiden swv. , leid machen , verleiden. — 4 vgl.
- 1372, 4.
- 999, 1 tiure adj., ausgezeichnet, vornehm. — so ist nicht mit als zu ver-
- binden : so tiure, so sehr, so gar vornehm. — 4 hohen dingen, wohl so-
- viel als hochgedinge , hohe stolze Erwartung, wenn nicht von allen
- hochgedingen zu lesen ist. — ton bezieht sich dem Sinne nach nur auf
- scheiden; bei -iwachen, erniedrigen, würde an stehen.
- WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 201
- 1000 Ze hove gienc mit zorne diu übele Gerlint.
- siu sprach ze Hartmuote: «daz Hetelen kint
- wil dich und dine friunde haben also smsehe,
- e ich daz hceren wolde, ich wolde e daz ich s' nimmer
- bepsehe.»
- 1001 Do sprach ze siner muoter Hartmuot der degen:
- «swie daz kint gebäre, frouwe, ir sult sin phlegen
- also güetliche, daz ich iu's müge gedanken.
- ich hän ir getan s6 leide, siu mac wol von minem
- dienste wanken.»
- 1002 Do sprach diu küniginne: «swaz ir iemen tuot,
- siu volget niemanne. siu ist so gemuot,
- man enwende si's mit übele, siu kumt dir z'einem wibe
- ze rehter mäze nimmer. daz tuon ouch e si's ane-
- belibe.»
- 1003 Do sprach von Ormanie der üz erweite degen:
- «frouwe, nu lät schinen und ruochet ir so phlegen,
- ob ir mir triuwe leistet: ir ziehet si in der mäze,
- daz mich diu küniginne niht gär uz der friuntschefte
- läze.»
- 1004 Diu übele tiuvelinne zornicliche gie
- da siu daz ingesinde von Hegelingen lie.
- siu sprach: «ir juncfrouwen, ir sult wurken gän.
- daz ich iu gebiute, daz sol deheiniu verlän.»
- 1005 Do wurden da gescheiden diu schoene magedin,
- daz sie ein ander lange muosten fremede sin.
- 1000, 3 haben srnoshe , geringschätzig behandeln: — 4 besehen, zu Gesicht
- bekommen.
- 1001, 3 iu's, hl es, euch dafür. — ^wanken swv., entweichen; es ist natür-
- lich, wenn sie von meinem Dienste nichts wissen will.
- 1002, 3 man enwende, wenn man sie nicht im Bösen davon (von ihrer Ge-
- sinnung) abbringt. — kumt dir z'einem wibe , so wird sie niemals so
- wie sich's gehört, auf rechtmäßige Weise, dein Weib. — 4 tuon für
- tuon wir (conj.), nämlich si's mit übele wenden. — äne beltben , eines
- dinges, von etwas verschont bleiben.
- 1003, 2 lät schinen, laßt offenbar werden, mit ob zu verbinden. — 4 das
- hängt gleichzeitig von so (2) und in der mäze, in der Weise, ab. —
- uz der friuntschefte läze, daß sie mir nicht gänzlich feind werde.
- 1004, 2 lie, gelassen hatte. — 3 wurken swv., arbeiten; namentlich von
- weiblichen Arbeiten gebraucht.
- 202
- XX. AVENTIURE,
- die mit grözen eren herzoginne wseren,
- die muosten garn winden. sie säzen sit in ungefüeger
- swaere.
- 1006 Sumliche muosten spinnen und bürsten ir den har.
- die von höhen dingen wären komen dar.
- und die wol legen künden daz golt in die siden,
- mit edelem gesteine, die muosten michel arebeite liden.
- 1007 Diu diu beste drunder ze hove solde sin,
- der gebot man sunder, daz siu diu magedin
- z'Ortrünen kemenäte daz wazzer tragen hieze.
- diu was geheizen Heregart. ja mohte siu ir adeles
- niht geniezen.
- 1008 Ouch was ir einiu drunder von Galizen laut,
- die hete ir ungelücke von Portegäl gesant.
- siu was von Irlande komen mit Hagenen kinde
- hin ze Hegelingen, sit wart siu z'Ormanie Ingesinde.
- 1009 Siu was eins fürsten tohter, der hete bürge und laut,
- siu muost' den oven eiten mit ir wizen haut,
- so Gerlinde frouwen in die Stuben giengen.
- daz siu in also diende, daz sie ir'z zem besten niht
- ver VI engen
- 1010 Nu muget ir beeren wunder umb' dise gröze not.
- diu swächeste drunder, swaz ir diu gebot,
- daz müose siu leisten, swaz sie diu wurken hieze.
- siu mohte ir edelen mäge da ze Ormanie niht ge-
- niezen.
- 1005, 3 woBren, sein könnten. — 4 ungefüeger , sehr großer.
- 1006, 1 ir, der Gerlinde. — har stm., Flachs. — 2 von hohen dingen, aus
- hohen Verhältnissen. — 3 Cxold in Seide legen, Seide mit Gold durch-
- wirken, war eine Hauptbeschäftigung adeliger Frauen.
- 1007, 2 sunder adv. , besonders. — 4 adel stn. , edle Abkunft.
- 1008, 2 vgl. 118, 2.-3 mit Hagenen kinde, mit Hilden, als diese von Ho-
- tels Mannen entführt wurde.
- 1009, 3 wenn Gerlindens Gesinde von der Arbeit im Freien in die Stube
- kam. — Stube swf. , Stube. — 4 das erste daz hängt von verviengen
- ab, das zweite ist ein Ausruf. — ir'z zem besten niht rerciengen, es ihr
- nicht zum Besten auslegten, ihr nicht dafür erkenntlich waren,
- dankten.
- 1010, 2 diu swächeste, die niedrigste. — drunder, unter Gerlindens Frauen.
- — ir, der Jungfrau aus Portugal.
- WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 203
- 1011 Werc diu vil smsehen, däz ist älwär,
- der phlagen die frouwen vierdehalbez jär,
- unze daz her Hartmuot üz drien herreisen
- was komen heim ze lande. dannoch dienden allez da
- die weisen.
- 1012 Hartmuot hiez im zeigen die triutinne sin.
- an der edelen frouwen was daz worden schin,
- daz siu hete vil seiden gemach und guote spise.
- man lie sie des engelden daz siu lebte in tugentlicher
- wise.
- 1013 Do siu im gie engegene, der junge künic sprach:
- «Kudrun, schoene frouwe, welch ist din gemach,
- Sit ich und mine degene schieden von dem lande?»
- siu sprach: «da muose ich dienen, daz ir sin habet
- Sünde und ich schände.»
- 1014 Do sprach aber Hartmuot: «wie habet ir so getan,
- Gerlint, liebiu muoter? ich het in s' doch verlän
- ze huote üf die genäde, daz ir diu groze swsere
- an aller hande dingen geringet in disem lande wsere.»
- 1015 Do sprach diu wülpinne: «wie möhte ich ziehen baz
- die Hetelen tohter? du solt wizzen daz:
- ich künde nie gewinnen, gebiten noch gebieten,
- daz sie dich und dinen vater, dar zuo din mäge niht
- bescholden biete.»
- 1016 Do sprach aber Hartmuot: «des get ir michel not.
- I wir sluogen ir der mäge so manigen ritter tot.
- 1011, 1 Werc stn., Arbeit. — smoche adj., schmählich, niedrig. — 3 herreise
- stf., Heerfahrt, Kriegszug.
- 1012, 4 in tugentlicher wise, mit Bezug auf ihr tugendhaftes Festhalten an
- ihrer Liebe; vgl, 983, 1.
- 1013, 2 welch, von welcher Beschaffenheit. — din gemach, deine Bequem-
- lichkeit, dein behagliches Leben: wie steht es mit deiner Bequem-
- lichkeit.
- lOU, 2 iu s' = iu sie. — 3 ze huote, zur Behütung. — uf die genäde, in Er-
- wartung von gnädiger Gesinnung. — 4 an aller hande dingen, in
- jeglicher Beziehung. — geringet, verringert, vermindert.
- 1015, 1 «)ü;/>mne stf. , Wölfin, zur Bezeichnung einer bösen, unmensch-
- lichen Frau. — 3 gewinnen, erlangen. — gebiten noch gebieten, ich
- konnte nie soviel bitten und befehlen ; wieviel ich auch bitten und
- befehlen mochte.
- 1016, 2 der mäge s6 manigen ritter, so manchen Bitter unter ihren Ver-
- wandten, der zu ihrer Verwandtschaft gehörte. —
- 204 XX. AVENTIURE,
- wir mächten ze weisen Küdrün die heren,
- min vater ir den vater sluoc: ja. mac man sie mit
- lihter rede geseren.»
- 1017 Do sprach aber sin muoter: «sün, daz ist war:
- ob wir Küdrünen vlegten drizic jär,
- ich möhte s' niht mit besemen od geisel dar zuo bringen
- daz siu bi dir Isege. anders kan ir'z niemen an er-
- twingen.»
- 1018 Siu sprach ze Hartmuote: uie baz unde baz
- wil ich sie haben gerne.» do enweste daz
- niht der recke küene, daz si s' in allen ende
- wirs dan da vor hete. daz moht' der armen leider
- niemen wenden.
- 1019 Do gie siu hin widere da siu sie sitzen vant.
- siu sprach ze Küdrünen von Hegeliuge laut:
- «ob du dich, maget schoene, niht baz wilt verdenken,
- du muost mit dinem häre strichen stoup von schämel
- und von benken.
- 1020 Mine kemenäten, daz wil ich dir sagen,
- die muost du dri stunde ze ieclichem tage
- keren unde zünden mir daz fiur dar inne.»
- siu sprach: «daz tuon ich allez, e ich für minen frie-
- del iemen minne.»
- 1021 Siu leiste güetlichen allez daz man hiez
- tuon die maget edele. wie lützel siu des liez!
- 1016, 4 mit lihter rede, mit einem geringfügigen "Worte. — geseren swr.,
- verwunden , reizen.
- 1017, 1 daz ^ was ich dir jetzt sagen werde. — 2 vlegen oder vlehen swv.,
- einem, jemand bitten. — 3 beseme swm., Zuchtrute. — geisel stm. und
- 8wf., Geißel, Peitsche. — 4 a« ertwingen, einem etwas, jemand etwas
- abnötigen, jemand wozu zwingen: mit Zwang richtet man bei ihr
- nichts aus.
- 1018, 1 baz haben, besser behandeln; ie baz unde baz, immer besser, desto
- besser. — 3 st s', sie (Gerlind) sie (Kudrun, acc). — in allen ende,
- in jeder Beziehung. — 4 wirs hete, schlimmer behandelte.
- 1019, 3 sich bat verdenken, sich eines Bessern besinnen. — 4 strichen stv.,
- abwischen. — schämel stm. , Schemel.
- 1020, 2 dri stunde, dreimal. — 3 keren swv., auskehren. — zünden swv., an-
- zünden. — 4 für, an Stelle von.
- 1021, 1 güetlichen adv. , bereitwillig. — 2 des liez, davon unterließ. —
- WIE HAETMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 205
- siben jär bevollen leit siu in fremedem riebe
- die grozen arebeite. man bet sie küniges kinde niht
- gelicbe.
- 1022 Do ez dem niunden järe nahen began
- (Hartmuot der was wise), der belt sich versan,
- daz im und sinen friunden wsere gar ein schände
- daz er niht kröne trüege und doch herre hieze ob
- küniges lande.
- 1023 Er kom geriten üz strite, er und sine man.
- mit vil hohem eilen pri's er gewan.
- do wände er Küdrünen die schcenen minnen solde,
- die er vor allen meiden z'einem liebe gerne haben
- wolde.
- 1024 Do er nu was gesezzen, bringen er si im hiez.
- deheiniu guote kleider tragen sie enliez
- Gerlint diu übele. swie der helt nu taete,
- die maget ez ahte ringe, wan siu was an eren vil
- staete.
- 1025 De rieten sine friunde, ez liep oder leit
- siner muoter wsere, daz er die schoene meit
- in sinen willen brsehte, swä mite und er künde,
- er möhte mit der frouwen geleben noch vil manige
- liebe stunde.
- 1026 Nach siner mäge rate gie er da er sie vant
- in einer kemenäten. er nam sie bi der hant.
- er sprach : «ir sult mich minnen, vil edele maget riebe,
- und Sit ein küniginne. iu dienent mine beide lobe-
- liche.»
- 1021, 4 het sie geliche, behandelte sie wie.
- 1022, 2 Die Parenthese bezieht sich auf sich versan; er bedachte bei sich,
- überlegte.
- 1023, 3 Nach wände er ist zu ergänzen daz er, das bei gleichem Subjekte
- in Haupt- und Nebensatz fehlen darf. — 4 z'einem liebe, zur Gelieb-
- ten; daz liep stn.
- 1024, 3 übel adj., böse. — swie der helt nu tcete, wie er sich auch benehmen,
- ihr zureden mochte. — 4 die maget ist acc. — an eren, in Bezug auf
- ihre Ehre.
- 1025, 1 Vor ez zu ergänzen ob, es möchte nun sein. — 3 in sinen willen
- broihte, seinem Willen fügsam machte. — swä mite und, womit auch;
- vgl. 742, 1.
- 1026, 4 stt, sollt sein, sollt werden.
- 206 XX. AVENTIURE,
- 1027 Do sprach diu maget schoene: «des hän ich ninder
- muot,
- wan mir diu übele Gerlint so vil ze leide tuot,
- daz mich niht mac gelüsten deheines recken minne.
- ir und al ir künne bin ich vint von allen minen sinnen.»
- 1028 «Daz ist mir leito, sprach Hartmuot. «ob ich'z ge-
- dienen kan,
- swaz iu min muoter Gerlint ze leide hat getan,
- des wil ich iuch ergetzen nach unser beider eren.»
- dö sprach diu maget edele: «ich wil iu getrouwen
- nimmer mere.»
- 1029 Dö sprach von Ormanie Hartmuot daz kint:
- (dr wizzet daz wol, Küdrün, daz min eigen sint
- diu lant und die bürge und ouch al die Hute.
- wer hienge mich dar umbe, ob ich iuch mir gewünne
- z'einer briute?»
- 1030 Dö sprach diu Hetelen tohter : «daz hieze ich missetän.
- dar zuo ich keine sorge entriuwen nie gewan.
- ez sprsechen ander fürsten, so sie des hörten msere,
- daz daz Hagenen künne in Hartmuotes lande kebese
- wsere.»
- 1031 «Waz mochte ich waz sie reiten?» sprach dö Hartmuot.
- «ob et ez iuch, frouwe, eine diuhte guot,
- so wolde ich künic werden und ouch ir küniginne.»
- siu sprach: «sit äne sorge, daz ich iuch immer gerne
- welle minnen.
- 1027, 1 des hän ich ninder muot, dazu habe ich keineswegs Lust. — 4 vint
- adj., feindlich gesinnt.
- 1028, 1 gedienen swv., durch Dienst erreichen ; der Nachsatz zu ob liegt in
- des wil ich, so will ich euch dafür entschädigen, was. — 4 sie glaubt
- ihm nicht mehr, weil er schon früher seine Mutter zu besserer Be-
- handlung aufgefordert und das doch nichts geholfen hatte.
- 1029, 1 daz kint, der junge Mann. — 4 wer hienge mich, wer würde mich
- aufhängen. — z'einer briute, zur Beischläferin; brut stf. (dat. briute),
- bezeichnet oft die Concubine im Gegensatz zur ehelichen Gemahlin.
- 1030, 1 missetän, unrecht gethan. — 2 dar zuo, deswegen. — sorge stf., Be-
- sorgnis, Angst. — 4 künne, Abkömmling, hier die Enkelin. — kebese
- 8tf. , Kebsweib.
- 1031, 1 reiten=redeten. — 2 et gehört zu iuch, nur euch allein. — 4 sU äne
- sorge , davor habt keine Angst; ironisch. — immer, jemals.
- WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 207
- 1032 Ir wizzet wol, her Hartmuot, wie'z dar umbe stät,
- waz iuwer baldez eilen mir geschadet hat,
- do ir mich dort vienget und mich fuortet dannen,
- waz schaden iuwer recken täten an mines vater mannen.
- 1033 Nu ist iu wol künde (daz ist mir leit genuoc),
- daz iuwer vater Ludewic minen vater sluoc.
- oh ich ein ritter wsere, er dörfte äne wäfen
- zuo mir komen seiden. war umbe solde ich danne bi
- iu släfen?»
- 1034 Ez was noch her der zite ein site also getan,
- daz kein frouwe solde nemen nimmer man,
- ez'n wsere ir beider wille; daz was ein michel ere.
- Küdrün diu schoene klagete nach ir vater harte sere»
- 1035 Do sprach vil zornicliche der recke Hartmuot:
- «mir ist vil unmsere swaz man iu getuot,
- Sit ir niht enruochet tragen mit mir kröne,
- ir vindet daz ir suochet; ja git man iu daz tegelich
- ze lone.»
- 1036 «Den Ion wil ich dienen, als ich hän her getan,
- swaz ich gewurken künde den Hartmuotes man
- und Gerlinde wiben, sit min hat got vergezzen,
- daz leit ich allez gerne, ich bin mit manigem kümber
- besezzen.»
- 1037 Sie wolden'z baz versuochen; ze hove hiez man gän
- die schoenen Ortrünen, ein maget wol getan.
- 1032, 3 vienget, gefangen nahmt. — 4 was schaden, welchen, wie vielen
- Schaden.
- 1033, 1 Die Parenthese gehört zu sluoc. — 3 er, Ludwig: er dürfte nicht
- ohne Waffen vor ihr erscheinen, weil er vor ihr nicht sicher wäre.
- — 4 seiden, soviel als niemals. — danne, unter solchen Verhältnissen.
- 1034, 1 her, bisher; dazu der Genetiv der zite, bis zu der damaligen Zeit. —
- Site stm. — also getan, so beschaffen, solch. Der Dichter macht eine
- Bemerkung, die der Sitte seiner eigenen Zeit nicht mehr entsprach.
- 1035, 4 suochet, nämlich Mühe und Arbeit, ein mühseliges Leben.
- 1036, 2 gewurken swv. , arbeiten. — den man dat. pl. , für die Mannen. —
- 3 da Gott nun doch einmal mich vergessen hat. — 4 besezzen part.,.
- belastet.
- 1037, 1 baz, noch weiter. —
- ■208 XX. AVENTIURE, WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM.
- diu solde mit ir zühten, siu mit ir gesinde,
- eines guoten willen die arme Küdrünen überwinden.
- 1038 Do sprach offenlichen der degen Hartmuot:
- «ich wil iuch immer riehen, swester, obe ir'z tuet
- daz ir mir des gehelfet, daz Küdrun diu here
- vergezze ir grözen leides, daz siu doch enklage niht
- so sere.»
- 1039 Do sprach üz Ormanie Ortrün daz kint:
- sol ir immer dienen, und alle die da sint,
- daz siu vergezze ir leides. min houbet ich ir neige,
- ich und mine meide suln ir immer dienen hie für
- eigen.»
- 1040 Des sagte ir do genäde diu maget wol getan,
- «daz ir mich so gerne gekroenet saehet stän
- bl Hartmuot dem künige und daz ich lebte in eren,
- des lone ich iu mit triuwen. doch müejet mich min
- eilende sere.»
- 1037, 3 mit ir zühteri, durch ihr feines Wesen. — 4 überwinden stv., einen
- eines dinges, jemand zu etwas bringen, überreden.
- 1038, 2 tr'2] ez deutet nur den folgenden Satz mit daz an. — 3 mir des ge-
- helfet , mir darin helft, dazu verhelft. — 4 doch, doch wenigstens.
- 1039, 2 ich sol, ich werde, ich will. — 3 ich ir neige, ich beuge vor ihr;
- zum Zeichen der Ergebenheit. — 4 dienen für eigen, dienen, als wenn
- wir leibeigen wären.
- 1040, 1 sagte genäde, sagte Dank; für den guten Willen und die Ergeben-
- heit. Kudrun bezieht die letztere mit Kecht auf die ihr zugedachte
- Krone. — 4 mit triuwen, durch treue Gesinnung. — doch: euer guter
- Wille kann mir nichts helfen ; das Gefühl des Ereradseins bleibt mir.
- XXI. AVENTIURE, WIE KUTRÜN MUOSTE WASCHEN. 209
- XXI. AVENTIURE,
- WIE KÜTKÜN MUOSTE WASCHEN.
- Trotz besserer Behandlung und freundlichen Zuredens beharrt Ku-
- drun bei ihrer Treue. Da beginnt die frühere Härte ; auf Gerlindens Be-
- fehl muß sie täglich am Strande die Kleider waschen. Hildeburg erreicht
- durch Bitten, daß sie an dieser Arbeit teilnehmen darf. So waschen sie
- fünf und ein halbes Jahr.
- 1041 Do bot man Küdrünen bürge unde lant.
- do siu des niht enwolde, sit muoste siu gewant
- I waschen tegeliche von morgen an die naht.
- des vlos her Ludewic den sie, do er mit Herwige vaht.
- 1042 Do bat man Küdrimen von dem sedele sten
- I und hiez die maget edele mit Ortrünen gen,
- I daz siu gemaches phlsege und trunke guoten win.
- do sprach diu eilende: «ich wil niht küniginne sin.
- 1043 Ir wizzet wol, her Hartmuot, swie iuwer wille stät,
- daz man mich bevestent einem künige hat
- mit vil Staaten eiden z'eim' elichen wibe.
- ez'n si daz er sterbe, ich gelige nimmer bi recken libe.»
- 1044 Do sprach der fürste Hartmuot : «ir sent iuch äne not.
- uns enscheidet niemen, ez entuo der tot.
- ir sult mit siten guoten sin bi miner frouwen;
- diu senfte iu iuwer swsere : des wil ich ir ze vlize wol
- getrouwen.»
- 1045 Hartmuot wsenen wolde, daz sich ir stseter site
- da mite senften solde, daz ir sin swester mite
- 1041, 1 Der Dichter greift mit dieser Strophe schon dem voraus, was iu
- den nächsten erzählt wird. — 3 an, bis in. — 4 des , weil das Wa-
- schen am Strande den ersten Anlaß zu dem Befreiungskampfe gab.
- Vgl. 1445. * *
- 1042, 3 gemaches phla-ge , für ihre Bequemlichkeit sorgte.
- 1043, 1 swie iuwer wille stät, wenn auch eure W^ünsche auf mich gerichtet
- sind. — 3 viit stceten eiden, mit unverbrüchlichen Schwüren. —
- z'eim^ = ze einem. — 4 ich werde nie eines (andern) Mannes Frau, es
- müßte denn sein, daß Herwig stirbt.
- 1044, 1 sich senen swv., sich schmerzliche Gedanken machen. Es hilft euch
- nichts, daß ihr euch abhärmt; ihr kommt einmal nicht fort von hier.
- — ?l mit siten guoten, in freundlicherweise. — miner frouwen, Ortrun.
- — 4 senften swv., beschwichtigen, stillen. — ze vltze , nur zur Ver-
- stärkung von wol.
- 1045, 1 wcrnen wolde, war geneigt zu glauben. —
- KÜDRUN. 14
- 210 XXI. AVENTIUKE,
- al geliclie teilte swaz si mölite bringen,
- ja gedähten sie in beide, daz in möhte noch an ir
- gelingen.
- 1046 Sin begunde enphähen swer ir dienest bot.
- Ortrun saz zuo ir nähen. ir varwe rosenrot
- wart in kurzen ziten von trinken und von spise.
- des wart ir vil bereite. done was diu arme niht so
- wise.
- 1047 So sie der künic ie gruozte und ir'z schone bot,
- wie lützel daz ir buozte, si gedeehte ie an ir not,
- die siu mit ir gesinde dulde in fremeden landen,
- mit rede harte swinde räch siu an Härtmüote ir anden.
- 1048 Daz tet siu also lange daz sin den künic verdroz.
- er sprach: «min frou Küdrün, ich wsere wol genöz
- des fürsten HerAviges, den ir für michel ere
- nemet iu ze friunde. ja strafet ir mich dicke alze sere.
- 1049 Woldet ir daz läzen, daz wsere uns beiden guot.
- mir ist leit unmäzen, swer iu iht leides tuot,
- da mite er iu beswseret daz herze und ouch die sinne,
- swie vient ir mir wseret, ich wolde iuch gerne wesen
- län küniginne.»
- 1050 Von dannen gie do Hartmuot da er die sinen man
- vlegte, daz sie solden des landes huote hän
- 1045, 3 al gellche adv. , auf ganz gleiche Weise. — bringen, zustande
- bringen. — 4 beide, Hartmut und Ortrun. — an ir gelingen, daß sie
- noch ihren Zweck bei ihr erreichen könnten.
- 1046, 1 Siu, Kudrun. — 2 saz zuo ir, setzte sich zu ihr. — 4 des, mit Bezug
- auf trinken und spUe. — niht so wtse, nicht so besonnen, daß sie, um
- dieses guten Lebens ferner teilhaft zu werden , eine etwas freund-
- lichere Miene angenommen hätte.
- 1047, 1 So — ie, immer wenn, so oft. — ir'z schone bot, ihr freundliche An-
- erbietungen machte, freundlich gegen sie war. — 2 daz ist Subjekt:
- das freundliche Grtißen. — buozte, vergütete, entschädigte. — si statt
- sine, daß sie nicht. — 4 swinde adj. , heftig.
- 1048, 2 genoz st. subst. , ein Ebenbürtiger. — 3 für, an Stelle von: der
- großen Ehre, die euch bei mir geboten wird. — 4 strafen swv.,
- schelten, mit Scheltworten kränken.
- 1049, 2 swer, wenn jemand. — 4 ich wollte euch gern zur Königin machen,
- selbst wenn ich wüßte, daß ihr mich noch haßtet.
- 1050, 2 vlegte hier mit dem Accusativ. — des landes und ander siner eren,
- des Landes und der übrigen Dinge , an denen seine Ehre hieng. —
- WIE KÜTRÜN JIUOSTE WASCHEN. 211
- und ander siner eren. er gedähte im under stunden:
- «man liazzet mich so sere, daz ich an dem schaden
- iht werde erfunden.»
- 1051 Gerlint diu übele dienen ir dö hiez
- die siu an sedele räwen harte seiden liez.
- die man von allem rehte bi den fürsten kiuden
- solt' alle zite suochen, die muoste man da bi den
- swachen vinden.
- 1052 Diu aide wülpinne sprach ir vintli'chen zuo:
- «ich wil daz mir den dienest diu Hilden tohter tuo.
- nu siu sich durch ir übele dunket also staete,
- nu muoz siu mir dienen, daz siu mir sus nimmer
- geteete.»
- 1053 Do sprach diu maget edele: «swaz ich dienen mac
- mit willen und mit henden, näht ünde tac,
- daz sol ich vliziclichen tuon in allen stunden,
- Sit mir min ungelücke bi miuen friundeu niht ze \ve-
- sene gunde.»
- 1054 Dö sprach diu übele Gerlint: «du solt min gewant
- tragen tegeliche hin nider üf den sant,
- unde solt daz waschen mir und mim' gesinde,
- und solt daz behüeten, daz man dich keine wile müe-
- zic vinde.»
- 1055 Dö sprach diu maget edele: «vil riches küniges wip,
- so schaffet daz man lere mich, daz ich den lip
- 1050, 3 under stunden, zuweilen. — 4 daz, mit einer Ellipse : ich will dafür
- Sorge tragen, daß ich u. s. w., weil ich so viele Feinde habe. Nicht
- ist so sere mit daz zu verbinden.
- lO.H, 2 die, diejenige, welche: Kudrun. — räwen swv. , andere Form von
- ruovoen , ruhen. — 3 von allem rehte, von Rechts wegen. — 4 fet den
- swachen, bei den niedrigen.
- 1052, 1 vtntlichen adv. , feindlich , gehässig. — 3 nu, da. — durch ir übele
- stf., infolge ihrer bösartigen Gesinnung. — stcete a,dj., beständig,
- standhaft. — 4 sus, sonst.
- 1053, 2 mit willen und mit henden, mit gutem Willen und mit der That.
- 1054, 3 mim' statt mtnem, mime. — 4 daz behüeten, sich davor in acht
- nehmen.
- 10Ö5, 2 schaffet, tragt Sorge. — den lip dar zuo bringen, dahin gelangen. —
- 14*
- 212 XXI. ÄVENTIURE,
- dar zuo bringen künne, daz ich iu wasche kleider.
- ich sol niht haben Müune. ich wolde daz ir mir noch
- tsetet leider.
- 1056 Nu heizet mich ez leren, sit ich waschen sol.
- ich weiz mich niht so here, ich künde ez gerne wol,
- Sit ich da mite dienen sol die mine spise.
- ich versage ez niemen.» Küdrün diu arme was vil wise.
- 1057 Do hiez siu eine weschen tragen daz gewant,
- diu sie da leren solde, mit ir üf den sant.
- alrerst begunde s' dienen mit sorgen angestlichen.
- daz understuont do niemen. Gerlint quelt' do Küdrün
- die riehen.
- 1058 Vor Ludewiges seiden lerte man sie daz,
- daz siu so diende beiden, daz niemen künde baz
- gewaschen in diu kleider in Ormanielande.
- ir megeden wart nie leider, dö sie sie sähen dienen
- üf dem sande.
- 1059 Do was ir einiu drunder, diu was ouch küniges kint.
- swaz sie alle klageteu, daz was gar ein wint.
- disiu arebeite diu gieng in allen nähen,
- do sie ir edelen frouwen also jämerlichen waschen
- sähen.
- 1060 Do sprach in ir triuwen Hildeburc diu meit:
- «ez mac sie alle riuwen (gote si ez gekleit),
- die mit Küdrünen komen her ze lande;
- die erbeitent reste küme. nu stet siu selbe waschende
- üf dem Saude.»
- 1055, 4 ich sol, es ist mir vom Schicksal bestimmt. Sie sehnt sich nach
- noch größerem Leide, um den Becher des Elends ganz zu leeren.
- 1056, 2 ich kenne mich niclit als eine so Hochgeborene, ich halte mich
- nicht für so hochgeboren. — ich künde , daß ich nicht könnte. —
- 3 sptse stf., Lebensunterhalt. — 4 wiise, weil sie sich in die Verhält-
- nisse so zu schicken verstand.
- 1057, 1 vesche swf., Wäscherin. — 4 understäyi stv., verhindern, abwehren.
- 1058, 2 diende helden, Dienstleistungen für Männer verrichtete. — 4 wart
- nie leider, do, empfanden nie größeres Leid als damals, als.
- 1059, 1 einiu, Hildeburg. — 2 ein wint, etwas Geringes, gar nichts, gegen
- ihre Klage.
- 1060, 1 in ir triuwen, in ihrer treuen Gesinnung. — 2 gpkleit = geklaget. —
- 4 reste stf., Ruhe; die können die Ruhe, das Ausruhen von der Ar-
- beit kaum erwarten. — mt , nicht genug damit, daß die andern ein
- so geplagtes Leben führen , nun.
- WIE KÜTRÜN MUOSTE WASCHEN. 213
- 1061 Ditz gehorte Gerlint. siu sprach ir übele zuo:
- «wiltu, daz din frouwe der dienste niht entuo,
- so solt du dich vervähen der dienste z'allen stunden. '>
- «ich tsete ez für sie gerne», sprach Hildeburc, «ob
- mir's iemen gunde.
- 1062 Ir sult durch got den riehen, min fron Gerlint,
- sie niht eine läzen: siu ist ein küniges kint.
- ouch truoc min vater kröne. daz wil ich noch vol-
- bringen ,
- lät mich mit ir waschen , swie uns übele oder wol ge-
- linge.
- 1063 Si erbarmet mir so sere, swie ich selbe lide not,
- durch ir hohen ere, die got an ir gebot,
- riebest' aller künige daz wären vor ir mäge.
- ir dienest zimt hie übele, doch läze ich mich niht bi
- ir betragen.»
- 1064 Do sprach diu übele Gerlint: «so wirt dir dicke we.
- swie herte si der winter, du muost üf den sne
- und muost diu kleider waschen in den küelen winden,
- so du dich dicke gerne in dem phieselgademe liezest
- vinden.»
- 1065 Si erbeite harte küme, deiz äbenden began.
- da von diu edele Küdrün einen tröst gewan.
- zuo ir gie fron Hildeburc in eine kemenäten.
- klagen sie do beide von ir dienste herzeliche täten.
- 1061, 1 übele adv, , in böser Absicht, — 1 frouvoe, Herriu. — 3 sich ver-
- vähen stv. mit gen., sich einem Dinge unterziehen. — 4 gunde, ver-
- gönnte, erlaubte.
- 1062, 1 durch got, um Gottes willen. — 3 ich bin auch ein Königskind;
- gleichwohl schäme ich mich der Arbeit nicht, wenn Kudrun, die
- ebenso Hochgeborene, sie auch verrichtet. — toWringen'] man er-
- wartet einen Satz mit daz: daß ich mit ihr wasche. Statt dessen die
- erneute direkte Bitte. — 4 swie — gelinge, wie es für uns auch aus-
- falle, ob böse oder gut.
- 1063, 2 die got an ir gebot, welche Gott über sie verhängte ; nach Nib.
- 2153, 2: aller nitner eren der rttuoz ich abe stän, triuwen unde zühte,
- der got an mir gebot. — 3 richesV ^= richeste , mächtigste. — vor adv.,
- in alter Zeit. — 4 es paßt schlecht, daß sie hier dient.
- 1064, 2 vf den sne, auf den Schnee gehen. — 4 phieselgadem stn., heizbares
- Gemach.
- 1065, 1 Si, Hildeburg. — äbrnden swv.. Abend werden. — 2 da von, da-
- durch, daß es Abend wurde. — 4 klagen täten, sie klagten; klagen
- ist substantivischer Infinitiv. — von, wegen.
- 214 XXI. AVENTIURE, WIE KUTRÜN MüOSTE WASCHEN.
- 1066 Hildeburc diu liere weinende sprach:
- "ja riuwet mich vil sere din grozer uugemach.
- ich hän die tievelinne erbeten, daz du niht eine
- waschest üf dem grieze. ich trage mit dir die swsere
- gemeine.»
- 1067 Do sprach diu eilende: «des lone dir Krist.
- daz du also trüric mines leides bist.
- wiltu mit mir waschen, daz git uns freude guote
- und kürzet uns die wile. uns ist ouch deste baz da
- von ze muote.»
- 1068 Do ir daz was erloubet, daz siu daz gewant,
- diu freuden was beroubet, mit ir üf den sant
- ze waschen tragen müese in ir grozem leide,
- swaz ander iemen tsete, noch muosten mere waschen
- dise beide.
- 1069 So ir ingesinde die muoze mohte hän,
- sie weinden harte swinde, so sie sie sähen stän
- waschen an dem grieze. daz klagten s' alle sere,
- und heten sie doch arebeit, daz ir het in der werlde
- niemen mere.
- 1070 Daz werete also lange, daz ist älwar,
- daz sie waschen muosen wol sehstehalbez jär,
- bereiten wiziu kleider den Hartmuotes beiden,
- ez wart nie frouwen leider. man vant sie jämerliche
- vor der selde.
- 1066, 3 erbeten part., durch Bitten bewogen, — ^gemeine adv., gemeinsam.
- 1067, 2 trüric mit gen., betrübt über etwas. — 3 git aus gibet , giebt.
- 1068, 2 diu freuden was beroubet, kann sich auf siu (Hildeburg) wie auf ir
- (Kudrun) beziehen ; wohl letzteres. — 3 müese, dürfte. — 4 noch mere,
- auch ferner noch.
- 1069, 2 swinde adv., sehr, heftig. — 4 orebeit , daz, so viel Mühsal, daß
- niemand auf der Welt ihrer mehr hatte; sie hatten doch selbst ein
- kummervolles Leben.
- 1070, A jämerliche ist Adj., mit Jammer behaftet.
- XXII. AVENTIURE, WIE H. HERVERTE NACH IR TOHTER. 215
- XXII. AVENTIURE,
- WIE HILDE HERVEKTE NACH IR TOHTER.
- Dreizehn Jahre nach der Entführimg rüstet Hilde ein Heer gegen
- die Normannen. Herwig, dem sie es zuerst verkündet, Horant , Frute,
- Wate u. s. w. kommen hex'bei. Auch Ortwin wird aus Ortland besendet,
- und, weil es seine erste Heerreise ist, den Genossen zum Schutze em-
- pfohlen. Unter Horants Führung segeln sie ab. Auf dem Wülpensande,
- wo die Söhne der Väter Grab besuchen , treffen sie mit den Moren zu-
- sammen. Südwinde treiben sie an den Magnetberg Givers , in dessen In-
- nern ein wunderbar reiches Volk lebt. Durch veränderten Wind von dort
- erlöst, gelangen sie nach Ormanie und landen bei einem Berge, vor dem
- ein Wald sich ausdehnt.
- 1071 Nu läzen wir beliben, wie sie dienden hie
- mannen unde wiben. frou Hilde hete nie
- läzen üz gedanken, wie siu dar nach gesuune,
- wie siu ir lieben tohter üz Ormanielände gewunne.
- 1072 Siu hete heizen wurken bi des meres fluot
- starker kiele sibene veste unde guot,
- zwene und zweinzic kocken niuwe unde riebe,
- swaz die haben solden, des wären sie berihtet vli-
- zicliche.
- 1073 Vierzic galeide het siu üf dem mer;
- daz was ir ougen weide. siu warte einem her,
- daz siu senden solde. dem hete siu ir spise
- erworben swä siu künde. siu londe ir beiden rehte
- wol ze prise.
- 1074 Ez nähent' zuo den ziten, daz sie zuo dem se
- niht langer wolden biten nach jenen, den vil we
- 1071, 3 gewinnen stv. , denken, trachten; gesiinne praet. conj. — 4 V)ie, auf
- welche Weise.
- 1072, 4 Aa6e» 8WV. , enthalten, in sich schließen. — berihten swv. , einen
- einen dingen, jemand mit etwas versehen.
- 1073, 2 warten swv. mit dat., nach etwas ausschauen, auf etwas warten. —
- 3 dem, für dasselbe. — spise , die Zehrung unterwegs. — i ze prise,
- daß man sie rühmen mußte.
- 1074, 1 nähen (nähenen) swv., praet. nähente, hier verkürzt; mit zuo verbun-
- den, nhd. Dativ. — zuo dem se, um auf die See zu gehen, zur See-
- fahrt. — 2 nach jenen, um jene zu holen.
- 216 XXII. AVENTIURE,
- was in fremeden landen mit starken arebeiten.
- do hiez diu schoene Hilde mit kleidern ir boten wol
- bereiten.
- 1075 Daz was zen wihen nehten, dö künde siu den tac
- den die daz solden rechen, daz Hetele tot gelac.
- dö bat si'z allen künden ir friunden und ir mannen,
- daz man ir liebe tohter üz Ormanie wider faorte
- dannen.
- 1076 Do sande si aller erste Herwige dan
- ir boten, daz er weste unde sine mau,
- wie si in gesworn beten lange herreise,
- von den in was bestanden zen Hegelingen manic
- richer weise.
- 1077 Die Hilden boten ilten in Herwiges laut.
- er weste wol war umbe sie wseren dar gesaut,
- do gieng er hin engegene da sie sie komen sähen,
- duo gruozte er s' vliziclichen do sie im Hilden bote-
- schaft verjähen.
- 1078 «Ir wizzet wol, herre, wie'z dar umbe stät,
- wie zen Hegelingen daz volc gesworn hat.
- des getröuwet iu frou Hilde baz dann' ander iemen.
- Küdrünen eilende daz erbarmet billi'cher niemen.»
- 1079 Do sprach der ritter edele: «ich weiz wie'z drumbe stät,
- daz Hartmuot mit frevele min trüt gevangen hat
- durch daz siu im versagete und mich ze friunde erkos.
- dar umbe ouch min frou Küdrun ir vater Hetelen
- verlos.
- 107Ö, 1 wthen nehten, wörtlich: heiligen Nächten, von wich adj., heilig. —
- künde prset. von künden. — 3 ir friunden, ihren Verwandten.
- 1076, 1 aller erste adv. , am ersten unter allen. — 3 in, denjenigen: den
- Normannen. Sie hatten es ihnen geschworen, sie mit einem Heer zu
- überziehen. — lan^e adv., vor langer Zeit. — 4 bestän stv. , zurück-
- bleiben; von, durch. — rtcher, aus edler Familie.
- 1077, 4 vliziclichen adv., mit Aufmerksamkeit. — verjähen, sagten: boteschaft
- ist Genetiv.
- 1078, 3 des, darin. — ander iemen ist Dat. — 4 erbarmet, rührt, bewegt zur
- Teilnahme. — billicher adv. compar. , mit größerem Rechte.
- 1079, 2 frevele dat. von freoel stm. oder stf., Kühnheit; hier schon mit
- dem Nebensinne des Nhd. — trfit stn., Geliebte. — 3 durch daz, weil.
- WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER.
- 217
- 1080 Nu solt du, böte guote, ir miu dienest sagen,
- ja wirt ez Hartmuote nimmer vertragen
- daz er mine frouwen so lange hat gevangen.
- baz dann' ander iemen so mac mich der arebeit be-
- langen.
- 1081 Ir und ir gesinde solt du, böte, sagen,
- daz ich nach -wihen nahten in sehs und zweinzic tagen
- zen Hegelingen rite mit dri tüsent mannen.»
- dö biten sie niht mere. der frouwen Hilden boten
- schieden dannen.
- 1082 Do rihte sich Herwic üf stri'tennes wän
- mit den die ez vil dicke heten guot getan.
- do bereite er zuo der verte die mit im varn wolden
- in einem winter herte, die urliuges mit im phlegen
- solden.
- 1083 Hilden der schoenen helfe waere not.
- hin ze Tenemarke ir friunden si'z enböt,
- daz die vil snellen recken niht langer solden biten,
- die z'Ormanie wolden nach der schoenen Küdrünen
- riten.
- 1084 Siu hiez ez sägen Horande, daz er gedrehte dran,
- er waere 's küniges künne, er und sine man,
- daz sie ir lieben tohter in liezen erbarmen,
- siu wolde e selbe ersterben e siu gelaege an Hart-
- muotes armen.
- 1085 Do sprach der degen küene: «froun Hilden solt du
- sagen ,
- daz ich'z also süene mit maniges wibes klage.
- 1080, 1 //•, Hilden. — 2 vertragen stv. , einem etwas, jemand etwas durch-
- gehen lassen, es von ihm ertragen. — 3 hat gecangen, gefangen ge-
- halten hat. — 4 baz, mehr. — belangen swv.: mich belanget mit gen.,
- mich verlangt nach etwas.
- 1081, 4 biten pra;t. pl. von biten, warten.
- 1082, 1 vf strttennes wän, auf die Erwartung, die Gedanken des Streitens
- hin; xtrttenne.s gen. des Infinitivs. — 2 ez guot getan, tapfer gekämpft.
- — 3 bereite statt bereitete, rüstete aus.
- 1083, 1 helfe stf., seltener hil/e, Hilfe. — 2 si'z] ez deutet nur den folgen-
- den Satz mit an.
- 1084, 2 '.s künigen künne, des Königs (Hetel) Verwandter. — 4 siu, Kudrun.
- 1085, 2 also bezieht sich auf das folgende mit. — ez süene, es wieder gut
- mache. —
- "218 XXII. AVENTIUKE,
- ich kume zuo ir gerne und allez min gesinde.
- man beeret drumbe. weinen ime lande uocb von ma.
- niger miioter kiude.
- 1086 Dar zuo sult ir mere miner frouwen sagen,
- daz ich ir vil gerne kume in kurzen tagen,
- und wie ze urliuge ste min gedinge,
- daz ich zehen tüsent miner lielde iiz Tenemarke
- bringe.»
- 1087 Die boten urloubes gerten von im dan
- ze Wäleis in die marke, da sie mit sinen man
- Morüngen funden, den marcgräveu riehen,
- er sach die boten gerne und enphie sie liarte min-
- niclichen.
- 1088 Do sprach der degen Irolt: «wan mir ist wol erkant,
- daz ich in siben wochen ze Hegelinge laut
- mit recken solde riten, swaz ich der möhte bringen.
- daz tuon ich vil gerne, swie joch minen recken da
- gelinge.»
- 1089 Do hiez daz Morunc künden in Holzäne laut,
- daz nach ir friunden hete frou Hilde gesant.
- man solde herverten, daz künde man den guoten.
- do sagete man diu msere von Tenemurke dem küenen
- Fruoten.
- 1090 Do sprach der ritter biderbe: «ich kum vil gerne dar
- da wir s' gewinnen widere. des ist driuzehen jär,
- daz wir herverten ze Ormanie swuoren,
- do Hartmuotes friuude von uns hin mit Küdrünen
- fuoren.»
- 1085, 3 liUine ist Konjunktiv.
- 1086, 1 mere, noch weiter. — 2 »V, zu ihr; vgl. 1085, 3. — in kurzen tagen,
- bald. — 3 sten :e, gerichtet sein auf.
- 1087, 1 Urlaubes, Erlaubnis, riaii, von dort zu gehen, in die tnarke ze Wä-
- leis, in die Mark (von) Waleis.
- 1088, 1 wan, weil; da ich jetzt einmal weiß, erfahi-en habe, oder: weil
- man mich benachrichtigt hat, daher im abhängigen Sinne solde
- (nicht sol oder sül) im Sinne desjenigen, der die Botschaft gesendet.
- — 3 soviel ich deren aufbringen könnte. — 4 swie joch, wie- auch;
- es möge meinen Kecken daraus Glück oder Unglück erwachsen.
- 1089, 1 lant ist Acc, in das Land der Holsteiner. Vgl. 1374, 3. — 3 den
- guoten, den Tapfern.
- 1090, 2 wir s', wir sie (Kudrun). — des, seitdem, ist, ist verflossen.
- i
- WIE HILDE HEEVERTE NACH IR TOHTEE. 219
- 1091 Wate oiicli wol gedähte, der helt üz Sturmlant;
- sine helfe er brähte. swie im nilit wart bekant
- der böte der küniginne von den Hegelingen,
- doch ilte er swaz er kimde, waz er guoter ritter
- möhte bringen.
- 1092 Do vlizzen sie sich alle zuo der hervart.
- wol mit tusent beiden wol bereitet wart
- Wate da zen Stürmen von mannen und von mägen,
- da mite er Hartmuote üzer Ormanie w^olde lägen.
- 1093 Die eilenden frouwen übele bewart
- bi Gerlinde wären, wan fron Heregart
- (so hiez ir einiu drunder), diu phlac hoher minne
- mit des küniges schenken. siu wolde wesen gewaldic
- herzoginne.
- 1094 Daz weinde vil dicke der schcenen Hilden kint.
- ouch geschädete ez se're der selben frouwen sint,
- daz siu mit in da wolde tragen niht die swaere.
- swaz ir da von geschoehe, daz was Kudrunen ünmsere.
- 1095 Daz Hut was vil unmüezic, als ich iu hän geseit.
- vil lützel wart gebüezet doch der arebeit,
- der sie vil dicke phlägen in Hegelinge lande,
- die beide do daz rieten daz man nach Kudrunen bruo-
- der sande.
- 1096 Die boten riten balde gegen Nortlant,
- da man üf dem plane den jungen degen vant
- bi einem breiten phlüme, der was vögele riebe,
- mit sinem valkenaere beizte da der künic vil kün-
- dicliche.
- 1091, 1 wol gedähte, hatte gute, wohlwollende Gesinnung, nämlich in Be-
- zug auf die Heerfahrt. — 2 wart bekant, bekannt geworden war; an
- ihn war der Bote nicht direkt gesendet. — 4 er eilte , so sehr er
- konnte, zusammenzubringen so viel Ritter er vermöchte.
- 1092, 2 Das erste wol bezieht sich axif tusent , mit gut tausend, das zweite
- auf bereitet, trefflich. — 3 con, abhängig von beiden, bestehend aus.
- 1093, 2 wan, mit Ausnahme von: Gegensatz zu Hildeburg. — 3 hoher
- minne, hochstrebende Liebe, weil sie dadurch Herzogin zu werden
- hoffte.
- 1094, 2 sint, später; sie wurde von Waten erschlagen; vgl. l.')28 , 4.
- 1095, 1 Daz Hut, das Volk in Hegelingen. — 2 gebüezet, Ersatz geschafft.
- — 4 Kudrunen hruoder, Ortwin.
- 1096, 2 plan stm. , Ebene. — 3 vögele rtche , reich an Vögeln. — 4 valke-
- n stm., Falkner. — beizen swv. , mit Falken jagen. — kündicliche
- adv., geschickt.
- 220 XXII. AVENTIURE,
- 1097 Die boten sach er gäben; do spracb er sä zehant:
- «dort ritent liute näben, die bat näcb uns gesant
- Hilde min frouwe, ir beide vil vermezzen.
- nii wil siu des waenen, daz wir der berverte baben
- vergezzen.»
- 1098 Die valken liez er vliegen: do reit er balde dan
- da er in kurzen ziten triieben muot gewan.
- die boten er do gruozte. wie scbiere si im das künden,
- daz sie die küniginne ze allen ziten weinende funden.
- 1099 Sie sageten im ir dienest, triuwe unde guot:
- wie da der recke umbe wsere gemuot
- oder wen er siner manne dar wölde bringen.
- sie solden berverten bin z'Ormanie von den Hegelingen.
- 1100 Do spracb der degen Ortwin: «du bäst mir war geseit.
- icb wil von binnen füeren micbel unde breit
- ein ber mit guoten beiden mit zweinzic tüsent mannen,
- die wil icb dar füeren, ob ir debeiner nimmer koeme
- dannen.»
- 1101 Man sacb in allen enden riten in daz laut
- näcb den diu frouwe Hilde bete gesant.
- wie sie der wol gedienden, des vlizzen sieb durcb ere
- die beide; die ir komen, der was sebzic tüsent oder
- mere.
- 1102 Von Wäleis ber Morunc der bet üf der fluot
- wol sebzic kocken starlie veste unde guot.
- 1097, 2 nahen, nahe heran. ~ 4 wil .siu des warnen, nhd. etwa: sie scheint
- zu glauijen.
- 1098, 2 trüeben muot, wegen der Botschaft-, vgl. 1098, 4.
- 1099, 1 Sie entboten ihm von ihrer Seite Dienstbereitwilligkeit, treue und
- wohlwollende Gesinnung: es ist das die einleitende Formel einer
- Botschaft wie eines Briefes. — 2 zu ergänzen: sie ließe ihm sagen,
- ihn fragen. — da — umhe, in Bezug darauf.
- IIOÜ, 1 du hast mir war geseit, du hast recht. — 4 selbst wenn keiner von
- ihnen mit dem Leben davonkäme.
- 1101, 1 in daz lant, nach Hegelingenland. — 2 nach den, diejenigen, nach
- denen. — 3 der, Hilden. — 4 die ir körnen, die zu ihr stießen, ihr zu
- Hilfe kamen.
- WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER. 221
- swaz die liute mohten hin zen Hegelingen
- getragen üf der flüete, die wolde er nach froim Kü-
- drünen bringen.
- 1103 Man brähte ouch schif diu riehen da her von Nortlant.
- harte lobelichen ir ros und ir gewant
- allez was gezieret gen dem urliuge,
- ir helme und ir wäfen. sie fuorten harte ritterlich
- geziuge.
- 1104 Man ahte bi den Schilden, wie vil ir möhte sin,
- die der schoenen Hilden daz edele magedin
- solden helfen bringen üz Ormanieriche!
- der wurden sibenzic tüsent. in gap frou Hilde ir gäbe
- kosteliche.
- 1105 Swelhe bekomen wären od swer ze hove gie,
- diu freudenlose frouwe seiden daz verlie,
- si engienge in engegene und gruozte sie besunder.
- den üz erweiten degenen gap man von richer wsete
- manic wunder.
- 1106 Die Hilden kiele wären wol bereit dar zuo,
- ob sie varn solden des nsehsten tages fruo,
- ez zseme wol ze mäzen den lobelichen gesten.
- dö wolde si's niht läzen unz sie heten deheiner slahte
- bresten.
- 1107 Diu wäfen hiez frou Hilde zuo den schiffen tragen
- und helme vil guote üz stahele geslagen.
- 1102, 3 swaz, was, soviel. rf/V, diese Kocken, Hute, von Leuten. — i flüete
- dat. von fluot. — nach, um Kudrun wieder zu holen.
- 1103, 3 gen, zu, für. — 4 geziuge stn., Küstung.
- 1104, 1 Man ahte, man schätzte ab, bi, nach. — 4 wurden, kamen heraus.
- — kosteliche adv., in freigebiger "Weise, mit großem Aufwände.
- 1105, 1 Swelhe^ welche immer; wenn irgendwelche. — swer, wenn jemand.
- — 2 seiden, nie. — 4 wunder, wundererregender Gegenstand: man
- gab ihnen viele durch ihren Reichtum erstaunenerweckende Kleider.
- 1106, 1 dar zuo, nämlich zu fahren; ob, im Falle daß. — 3 ez, die Zuberei-
- tung, die Ausrtlstung. — zwme, hätte gepaßt. — ze mäzen, in ange-
- messener Weise. — lobelich adj., löblich, ruhmwürdig. — 4 sie war
- mit der allem Anschein nach angemessenen Ausrüstung noch nicht
- zufrieden. — breste swm. , Mangel.
- 222 XXII. AVENTIURE,
- hälsberge wize wol fünfhundert mannen
- über allez daz sie lieten liiez siu die recken mit iu
- füeren dannen.
- 1103 Ir ankerseil diu wären von vesten siden guot,
- ir segele harte riche, da mite sie über fluot
- von Hegelinge lande ze Ormanie solden,
- die der frouweu Hilden Küdrünen gerne wider bringen
- wolden.
- 1109 Ir änker die wären von isen niht geslagen,
- von glocken spise gozzen, so wir beeren sagen,
- von spanischem messe wären sie gebunden,
- daz den guoten beiden die magneten niht gescbaden
- künden.
- 1110 Hilde diu schoene vil mauigen bouc bot
- Waten und den sinen. da von muosten tot
- geligen vil der helde, do er mit den Hegelingen
- üz Hartmuotes bürge die schoenen frouwen solde wider
- bringen.
- 1111 Hilde vliziclichen do beguiide biteu
- die von Teuelande: «swaz ir her habt gestriteu
- in herten volcstürmen, des lone ich iu nach eren.
- volget minem vanre, der kan iuch daz beste wol ge-
- leren.»
- 1112 Sie fragten, wer der wsere; daz tete si in bekant.
- siu sprach: «daz ist Horant da her von Tenelant.
- sin muoter diu was swester Hetelen des riehen.
- , weit ir's im getrouwen, so sult ir'm in dem stürme
- niht entM'ichen.
- 1107, 3. 4 sie gab ihnen außer den Waffen, die sie schon hatten, noch
- fünfhundert Panzer als Reserve. — 4 über, außer, zu.
- 1108, 1 ankerseil stn.. Seil, an welchem der Anker niedergelassen wird. —
- 2 da mite, mit welchen.
- 1109, 2 glockensjHse stf., Glockenspeise ; die Metallmischung, aus der Glocken
- gegossen werden. — gozzen part. statt gegozzen. — 3 iiu-.shc stn., Mes-
- sing, eine Mischung von Metallen. — gebunden, beschlagen. — 4 man
- dachte sich Magnetfelsen im Meere, die alles Eisen der Schiffe an
- sich und aus dem Schiffe herauszögen; daher ist hier statt Eisens
- Messing verwendet.
- 1110, 2 da von, weil durch diese Geschenke die Anhänglichkeit und der
- Diensteifer der Kämpfer wuchs.
- IUI, 1 vliziclichen adv., sehr innig. — 2 her, bisher.
- 1112, 1 tete bekant, verkündete. — 4 ir'm, ihr ihm: nicht von ihm weichen.
- WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER.
- 223-
- 1113 Ir sult ouch niht vergezzen des lieben sunes min,
- ir helde vil vermezzen; der ist der tage sin
- kCime in zweinzic jären gewahsen z'einem manne,
- beginne's iemen vären, so helfet ir im, guote recken^
- dannen.o
- 1114 Daz sie daz gerne taeten, und wseren sie da bi,
- daz sprachen sie gemeine; er koeme schaden fri
- wol heim ze sinem lande, ob er in wolde volgen.
- des was der helt Ortwin in sinen jungen siten un-
- erbolgen,
- 1115 Ez wart zuo den schiffen gefüeret und getragen,
- daz iu daz wunder niemen künde vol gesagen.
- sie gerten urloubes gen ir arebeite.
- den riehen Krist von himele bat sie diu schoene Hilde
- wol beleiten.
- 1116 Genuoge mit in fuoren, der vater was erslagen.
- die biderbe weisen wolden ir schaden niht vertragen,
- joch weinde vil der frouwen da ze Hegelingen,
- wanne in got von himele ir liebiu kint sölde wider
- bringen.
- 1117 Sie mohten'z in ir sinne allez niht getragen
- und wolden hie die liute niht langer läzen klagen,
- sie hüoben sich daunen mit freuden und mit schalle,
- dö sie zen schiffen giengen, die guoten ritter hort^
- man singen alle.
- 1118 Do nu gescheiden wären hie die liute dan,
- dö sach man vil der frouwen in den venstern stän.
- 1113, 2 der (äffe stn , seines Alters. — 3 kutne in zweinzic jären, bei seinen
- kaum zwanzig Jahren. — gewahsen, herangewachsen. — 4 beginne's
- = beginne es, im Falle, daß ihm (gen. masc.) jemand nachstellt. —
- dannen, von dannen.
- 1114, 1 und wa-ren sie da bi , im Falle, daß sie dabei wären. — 4 in sinen.
- jungen siten, bei seinem jugendlichen Charakter, bei seiner Jugend.
- — unerbolgen, nicht erzürnt.
- 1115, 2 da:, soviel daß. — daz wunder, die Menge. — vol, vollständig. —
- 3 gen, um entgegenzueilen.
- 1116, 1 der, deren. — ^ joch, betheuemd, fürwahr. — 4 wanne, bei dem
- Gedanken, in der Ungewißheit, wann.
- 1117, 1 Sie, die Abfahrenden, konnten den Schmerz und Jammer nicht
- mehr ertragen. — 4 singen] der Dichter hat die Kreuzfahrer im Sinne,,
- die beim Abfahren ein Kreuzlied anzustimmen pflegten ; das bekann-
- teste war: In Gottes Namen fahren wir.
- 224 XXII. AVENTIURE ,
- si beleiten s' mit den ougen so si verriste künden
- von der bürc ze Mateläne, dö die beide dannen varn
- begunden.
- 1119 Ir masboume erkrachten, in kom ein rehter wint.
- vil segele sich erstrahten. maniger muoter kint
- fuor üf den gedingen, daz sie würben ere.
- der kom in vil ze banden; dar näcb sie muosten are-
- beiten sere.
- 1120 Ja enweiz ich es niht allez, wie ir dinc erge,
- wan der künic des landes da her von Karade
- der fuor mit sinem volke den recken hin engegene.
- er brähte üz sinem lande wol zehen tüsent sneller
- dietdegene.
- 1121 Üf dem Wülpensande, da e was der strit,
- von ieclichem lande da heten sie sich sit
- vermezzen algeliche einer samenunge.
- ir kloster daz was riche; dar gegap der aide und
- der junge.
- 1122 Die abe den schiffen wären gegangen von der habe,
- der schiet nu vil maniger von sines vater grabe
- mit solhem ungemüete, daz ez wart jenen swsere,
- an den sie daz erkanden, der in schedelich in strite
- wsere.
- 1123 Der künic von den Moeren wart enphangen wol.
- vier und zweinzic kocken brähte er liutes vol,
- 1118, 3 verriste adv. superl. von verre: so weit sie nur konnten.
- 1119, 1 masboume für mastboume. — rehter, günstiger. — 2 sich erstrahten,
- dehnten sich aus; von erstrecken swv. — 3 m/ den gedingen, auf die
- Hoffnung hin, in der Hoffnung. — 4 der, nämlich ere. — kom in ze
- handen, begegnete ihnen. — dar nach, nach der Ehre, um sie zu er-
- ringen. — arebeiten swv., sich bemühen.
- 1120, 2 wan, außer; nur soviel weiß ich. — 4 dietdegen stm. , Volksdegen,
- ein im ganzen Volke berühmter Held.
- 1121, 2 von ieclichem lande gehört zu sie; die Leute aus allen Ländern. —
- 3 sich vermezzen mit gen., sich entschließen zu, beschließen. — sa-
- menunge stf., Versammlung. — 4 dar gegap, dahin (an das Kloster)
- schenkte; gegeben stv.
- 1122, 3 jenen, den Feinden. — swaire adj., verderblich. — 4 derz=daz er;
- er steht hier in kollektivem Sinne von einer. — wcere, gewesen wäre.
- WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER. 225
- dar zuo vil der spise, daz in in zweinzic jären
- niht gebresten solde. sie wolden der von Ormanie
- vären.
- 1124 Von Stade sie sich do huoben so si aller beste dan
- mit ir scheflPen künden. sit wart von in getan
- michel arebeiten üf dem breiten fluote.
- waz half daz sie nu wiste der aide Wate und von
- Tenen Fruote?
- 1125 In komen sunderwinde, die sluogen üf den se
- daz edele ingesinde (da von wart in we),
- daz sie mit tüsent seilen den grünt niht heten funden.
- ir beste schifliute aller meiste weinen do begunden.
- 1126 Ze Givers vor dem berge lac daz Hilden her.
- swie guot ir anker wseren, an daz vinster mer
- magneten die steine heten sie gezogen.
- ir guote segelboume stuonden alle gebogen.
- 1127 Do daz volc mit jämer weinde über al,
- do sprach Wate der aide: «lät vallen hin ze tal
- in die grüntlosen ünde die unser anker swsere.
- man saget von manigen dingen, da bi ich under
- wilen gerner wsere.
- 1128 Sit hie lit versigelet unser frouwen her
- und wir sin komen so verre üf daz vinster mer,
- 1123, 4 der von Ormanie vdren, denen von Ormanie nachstellen: sie sannen
- auf ihr Verderben.
- 1124, 1 so si aller beste, so gut sie. — dan, nämlich sich heben. — 2. 3 getan
- arebeiten, Anstrengung vollbracht: sie strengten sich an. — 4 ihre
- Anstrengung half ihnen nichts gegen die feindlichen Elemente.
- 1125, 1 sunderwinde, Südwinde. — sluogen, verschlugen, trieben. — vf den
- se, ins offene Meer hinaus; sie hielten sich an der Küste. — 3 wo
- das Meer so tief war, daß.
- 1126, 2 vinster mer, dunkle Meer; Bezeichnung eines bestimmten Meeres;
- vgl. 1128, 2. 1134, 3. In mittellateinischen Quellen 7nare caligans. —
- 4 segelboum stm., Mastbaum.
- 1127, 2 hin ze tat, abwärts, hinab. — 4 es giebt mancherlei Dinge, bei
- denen ich lieber wäre als hier.
- 1128, 1 versigplen swv. , irre segeln, sich auf dem Meere verirren. —
- KUDRUN. 15
- Jfflb XXII. AVENTIURE,
- ich horte ie sagen von kinde für ein wazzermsere,
- da ze Gi'vers in dem berge ein witez künicriche er-
- bouwen waere.
- 1129 Da leben die liute schone; so riche si ir lant,
- da diu wazzer vliesen, da si silberin der sant:
- da mite müren s' bürge, daz sie da habent für steine,
- daz ist golt daz beste, ja ist ir armüete harte kleine.
- 1130 Und horte sagen mere (got wurket manigiu werc):
- swen die mägneten bringen für den berc,
- daz lant hat die winde, swer ir mac erbiten,
- der ist immer riche mit allem sinem künne nach den
- ziten.
- 1131 Ezzen wir die spise, ob uns gelinge wol»,
- sprach Wate der vil wise: «so sul wir vazzen vol
- unser schif diu guoten mit edelem gesteine.
- kom wir da mite widere, wir gesitzen froelich noch
- da heime.»
- 1132 Do sprach von Tenen Fruote: «^ mir diu galin^
- an minen vartgenozen tsete hie so we,
- ich swüere e tüsent eide, deich nimmer guot gewunne,
- daz ich vor disem berge mit guoten winden üzer not
- entrunne.»
- 1133 Die da, kristen hiezen, die gefrümten ir gebet,
- dö diu schif da stuonden vaste an einer stet
- 1128, 3 ein Mittelglied zu ergänzen: so will ich euch zum Troate mit-
- teilen, was ich sagen hörte. — von kinde, von Kindesbeinen an. —
- für, als. — wazzerrnoure stn. , Seemärchen. — 4 daz ist vor da zu er-
- gänzen. — erbouwen stv. , anbauen, bewohnen.
- 1129, 1 leben conj. — 2 vUesen=verliesen, aufhören, sich verlieren; d. h. im
- der Tiefe. — 3 habent für steine , als Steine ansehen , verwenden, —
- 4 armüete, Armut.
- 1130, 1 Die Parenthese soll die Wunderbarkeit des Erzählten glaublicher
- machen. — 3 die winde, solche Winde, daß derjenige, der sie er-
- warten kann, für immer reich ist. Man kann hier reich werden,
- wenn man sich nur die Zeit nimmt zu warten , bis der veränderte
- Wind wieder von dem Lande forttreibt.
- 1131, 1 ob uns gelinge wol, vielleicht fällt alles gut für uns aus. — 2 «o,
- wenn das geschehen, dann. — vazzen vol, anfüllen.
- 1132, 1 galine, Windstille (griech. -joiXtiwt]): ehe ich so lange durch die
- Windstille gezwungen hier liegen wollte. — 2 vartgenoz stm. , Reise-
- gefährte. — 3 gewunne, gewinnen wollte. — 4 daz, unter der Be-
- dingung daß, vorausgesetzt daß.
- 1133, 1 gefrümten, vollbrachten. —
- WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER. 227
- viere tage lange, ich wsene, und dannoch mere,
- daz si nimmer dannen koemen, des vorhten in die
- Hegelinge sere.
- 1134 Daz genibele zoch sich hoher, als ez got gebot.
- do verwägen ouch die ünde; des körnen s' üzer not.
- durch die grozen vinster sähen sie die sunnen.
- dö kom in ein westerwint; do was in ir ärebeit gär
- zerrunnen.
- 1135 Der treip si in einer wile ze Givers für den bere
- wol sehs und zweinzic mile, da sie diu gotes werc
- und ouch sine helfe bescheidenlichen sähen.
- Wate mit sim' gesinde was den magneten komen alze
- nähen.
- 1136 Ze vliezenden ünden wären sie nu komen.
- si engulden niht ir Sünden. ja was in benomen
- ein michel teil ir sorgen ; der wolde in got niht gunnen.
- diu schif diu wären rehte gen Ormanielande nu ge-
- runnen.
- 1137 Do huop sich aber schiere ein iteniuwez klagen,
- die schifwende krachten. do begunden wagen
- von den grüntwellen ir kiele harte sere.
- do sprach der degen Ortwin: «wir müezen tiure kou-
- fen unser ere.»
- 1138 Do ruofte ein marnsere: «ach ach dirre not,
- daz wir ze Givers lägen niht vor dem berge tot!
- swes got wil vergezzen, wie sol sich der behüeten?
- ir helde vil vermezzen, daz mer wil aber toben unde
- wüeten.»
- 1133, 4 des vorhten in, davor fürchteten sich, das fürchteten für sich.
- 1134, 1 genibele stn., Nebel, Gewölk. — 2 verwägen prset. pl. von verwegen,
- aufhören sich zu bewegen. — 3 vinster stf., Finsternis. — 4 arebeit
- ist Gen.
- 1135, 1 in einer wUe , in einer kurzen Zeit , in einem Augenblicke. — für,
- vorüber an.
- 1136, 1 Ze vliezenden ünden, zu fließendem Wasser, denn der Magnetberg
- befand sich im Lebermeer, wo das "Wasser wie geronnen war und
- nicht floß. — 4 rehte adv., geradewegs. — gerunnen part. von rinnen,
- laufen.
- 1137, 1 aber schiere, bald wieder. — 2 schif want stf., die Außenwand des
- Schiffes. — 4 koufen swv. , erkaufen; tiure adv., teuer, zu hohem
- Preise.
- 1138, 4 aber, wiederum.
- 15*
- 228 XXIII. AVENTIUKE,
- 1139 Do rief von Tenemarke der küene Hörant:
- «gehabet iuch wol, ir degene: mir ist wol erkant,
- der luft schadet hie niemen, ez sint westerwinde.»
- do freute sich der maere der künic von Karadie und
- daz gesinde.
- 1140 Horänt der snelle obene in die keibe gie.
- er sach manige wellen, wenken er do lie
- siniu ougen witen. dö sprach der selbe herre:
- «ir muget sanfte erbiten; wir sin Ormanie vil unverre.«
- 1141 Die segele hiez man läzen nider in al dem her.
- einen berc sie sähen vor in in dem mer
- und ouch vor dem berge einen walt vil witen.
- da hin begunde raten Wate sinen beiden an den ziten.
- XXIII. AVENTIURE,
- WIE SIE KOMEN IN DIE HABE UND FUOKEN IN OKMANIELANT.
- Waffen und Kosse werden ans Land gebracht. Am andern Morgen
- erbieten sich Ortwin und Herwig als Kundschafter vorauszufahren. Sie
- lassen ihre Mannen geloben, falls sie gefangen würden, sie zu lösen;
- wenn sie fielen, sie zu rächen.
- 1142 Sie fuoren vor dem berge an den selben walt.
- mit listen muosten werben do die recken halt,
- ir anker sie do schuzzen zuo des meres gründe,
- sie lägen in der wilde, daz daz niemen merken niht
- enkunde.
- 1139, 2 gehabet iuch wol, seid gutes Mutes. — 4 Siegfried, der mit ihm
- 1120 zusammen getroffen war.
- 1140, 1 keibe stf., Mastkorb. — 2 welle swf. , Welle. — wenken swv. , sich
- rückwärts bewegen, hier überhaupt sich bewegen, schweifen; Nib.
- 84, 2 sin ouge er do wenken zuo den gesten lie. — 4 sanfte erbiten,
- ruhig abwarten. — unverre adv. , unfern, nahe.
- 1141, 3 witen gehört zu walt: einen weit sich ausdehnenden Wald. — 4 da
- hin, dorthin zu fahren. — an den ztten, in der Zeit, nunmehr.
- 1142, 2 werben stv. , verfahren. — 3 schuzzen, senkten schnell hinab. —
- i wilde stf., Wildnis, unbebautes Land. — daz, daß sie gelandet
- waren.
- i
- WIE SIE KÖMEN IN DIE HABE U. FÜOREN IN ORMANIELANT. 229
- 1143 Durch gemach sie fuoren von schiffen iif den sant.
- guoter dinge gnüege hei waz man der da vant!
- frische kalte brunnen die fluzzen in dem tanne
- nider von dem berge. des freuten sich die wazzer-
- müeden manne.
- 1144 Da die liute solden mit gemache ligen,
- da was der degen Irolt üf einen boum gestigen,
- der was unmäzen hoher. da warte er vlizicliche,
- war sie dannen solden. do sach er z'Ormanie in daz
- riche.
- 1145 «Nu freut iuch, jungelinge», so sprach der junge man.
- «min sorge ist nu ringe, sit ich gesehen hän
- wol siben palas riche und einen sal vil witen.
- wir sin in Ormanie morgen wol vor mittes tages ziten.»
- 1146 Do sprach Wate der wise: «so traget uns üf den sant
- Schilde unde wäfen und iuwer wicgewant.
- tuot iuch selbe unmüezic, die knehte heizet dienen,
- diu rös sol man bäneken; ir heizet halsberge und
- helme riemen.
- 1147 Ob iuwer etelichem daz kleit niht rehte stät,
- daz zuo den wäfen beeret, so habt des minen rät.
- ez hat min frou Hilde fünf hundert brünne
- mit uns her gesendet; die geben wir der guoten ritter
- künne.»
- 1148 Diu ros zoch man schiere zuo in üf den sant.
- swaz man guoter decken und kovertiure vant,
- 1143, 1 Durch gemach, tim auszuruhen. — schiffen, im Gegensatz zu den
- Barken, die sie ans Land bringen. — 2 gnüege. Genüge, Fülle. —
- 3 brunne swm., Quelle.
- 1144, \ Da, an der Stelle, wo. — 3 hoher, die flektierte Form des Adjec-
- tivums, nhd. hoch. — warten swv., schauen. — 4 war, wohin; dan-
- nen, von da.
- 1145, 4 mittes tages, Mittags; mittes von dem Adjectivum m.itte.
- 1146, 2 wicgewant stn. , Kampfgewand. — 3 tuot, macht: sputet euch. —
- dienen swv., Ihre Dienste verrichten, — 4 baneken swv., in Bewegung
- setzen, namentlich zur Erholung, umherreiten. Die Pferde waren
- vom langen Stehen in den Schiffen steif geworden. — riemen swv.,
- mit Kiemen versehen, um sie anzuziehen.
- 1147, 2 wäfen stn., Rüstung. — so habt des minen rät, so empfangt Abhilfe
- dafür von mir,
- 1148, 2 decke stf., Pferdedecke; dasselbe bezeichnet das französ. kovertiure^
- eine Decke, die das ganze Pferd bedeckt; gewöhnlich von pracht-
- vollen Stoffen. —
- 230 XXIII. AVENTIURE,
- die versüochten üf ir rossen ritter iinde knehte,
- welhez in gezseme. dö nam ir ieclicher im daz rehte.
- 1149 Diu ros hiez man ersprengen witen üf den sant
- die breite und die lenge. manigez man do vant,
- diu da traege wären und springen niht enkunden;
- diu heten sich verstanden. Wate hiez sie kelen an
- den stunden.
- 1150 Ir fiwer sie do zünden. riche spise guot,
- die besten die sie funden bi des meres fluot,
- die hiez man do bereiten den eilenden gesten,
- wände sie so nähen ir gemaches in niht enwesten.
- 1151 Die naht sie heten ruowe unz an den nsehsten tac.
- Wate und ouch her Fruote des küniges rätes phlac.
- die giengen sund ersprächen üf dem wilden sande,
- die ir bürge brächen, wie sie den gelonden in ir lande.
- 1152 «Wir solden boten senden», sprach do Ortwin,
- «die uns erfüeren maere von der swester min
- und von den eilenden, ob lebeten noch die meide,
- swann' ich an sie gedenke, so ist mir dicke herzen-
- liche leide.»
- 1153 Sie rieten, wer der wsere, der böte möhte sin
- und der in braehte msere, wä man diu magedin
- vil bescheidenliche in dem lande funde,
- und ouch die sinen frage vor den vinden wol gehelen
- künde.
- 1154 Do sprach von Ortlande der degen Ortwin,
- ein helt ze sinen banden: «ich wil böte sin.
- 1148, 4 ini, sich. — daz rehte, das was ihm paßte.
- 1149, 1 ersprengen swv. , springen lassen, der Bewegung halber. — 2 die
- breite und die lemje , nach verschiedenen Bichtungen. — 4 nich ver-
- xtanden, hatten zu lange gestanden, waren dadurch steif geworden.
- — kelen swv., töten.
- 1150, 4 well sie wußten, daß sie keine Bequemlichkeit in der Nähe hatten.
- 1151, 2 des küniges, der junge Ortwin ist gemeint. — rätes phlac, beriet
- sich mit. — 4 die mit Bezug auf den; der Belativsatz steht voraus.
- 1152, 2 ron, in Bezug auf.
- 1153, 1 rieten, berieten. — 3 bescheidenliche adv., bestimmt, mit Sicherheit.
- — 4 und ouch, und der auch. — frage stf., Nachforschung. — ge-
- helen stv., verhehlen.
- WIE SIE KOMEN IN DIE HABE U. FÜOKEN IN ORMANIELANT. 231
- Küdrün ist min swester von vater und von muoter.
- unter allem dem gedigene so ist dehein böte niht so
- guoter.»
- 1155 Do sprach der künic Herwic: «ich wil der ander wesen.
- ich wil bi dir sterben oder aber genesen.
- was diu maget din swester, man gap mir sie ze wibe.
- üz ir dieneste einen tac ich nimmer belibe.»
- 1 1 56 Do sprach Wate in zorne : «daz wsere ein kindes muot,
- ir beide üz erkorne. daz ir des niht entuot,
- daz rate ich iu mit triuwen. lät ez iu niht versmähen,
- wirt iuwer Hartmuot innen, er heizet iuch an einen
- galgen bähen.»
- 1157 Do sprach der künic Herwic: «erge ez übele od wol,
- Sit daz friunt friunde gestän mit dienste sol,
- ich und min friunt Ortwin sulen niht erwinden,
- swie halt uns gelinge, wir enmüezen Küdrünen vinden.»
- 1158 Do sie beide wolden in boteschefte dan,
- do hiezen s' in gewinnen ir mäge und ir man,
- daz sie mit in redeten, daz sie ir besten eide
- nimmer mere solden vergezzen an den küenen recken
- beiden.
- 1159 «Ich man iuch iuwer triuwe», sprach do Ortwin,
- «werde man unser inne, ob wir gevangen sin,
- daz sie uns wellen läzen loesen mit dem guote,
- so verköufet lant und bürge. dar umbe si iu leide
- niht ze muote.
- 1154, 3 von, von — her. — 4 gedigene stn., Kollektivbegriff der degene,
- Ritterschaft. — guoter, geeignet.
- 1155, 3 wenn du den Anspruch als Bruder hast, so habe ich den als ihr
- Verlobter. — 4 üz, außerhalb, fern von.
- 1156, 1 ein kindes mitot , eine kindische, thörichte Gesinnung. — 3 lät ez
- iu niht versmähen, verachtet meinen Rat nicht. — i^ galge ^-vrca..,
- Galgen.
- 1157, 1 möge es gut oder schlecht ausfallen. — 2 gestän stv. , beistehen,
- helfen; vgl. Nib. 1801, 2 sicä so friunt friunde friuntltch gestät C. —
- 3 sulen, wir sollen, werden, wollen. — 4 wir en, daß wir nicht.
- 1158, 1 in boteschefte, als Boten. — 3 ir besten eide, ihrer heiligsten Eide,
- gen. pl. — 4 an, gegenüber.
- 1159, 1 iuwer triuwe gen. sing. — 2 werde — innen, falls man uns entdeckt.
- — ob, wenn wir infolge der Entdeckung gefangen werden. — 3 daz,
- auf solche Weise, daß. — loesen swv. , freimachen, auslösen. —
- 4 leide ze muote, laßt es euch nicht leid sein, Land und Burgen zu
- verkaufen.
- 232 XXIII. AVENTIÜRE, WIE SIE KOMEN IN DIE HABE.
- 1160 Nu hoeret, guote degene, waz wir iu mere sagen,
- erbünne man uns lebenes oder werden wir erslagen,
- so sult ir niht vergezzen, ir'n rechet iwern anden,
- ir beide vil vermezzen, mit swerten in Härtmüotes
- lande.
- 1161 Ouch biten wir iuch mere, ir edelen ritter guot,
- mit swelhen arebeiten ir beide daz getuot,
- daz ir bie iht läzet die eilenden frouwen,
- e ir iuch strites mäzet, sit sie iu alles guotes wol ge-
- trouwen »
- 1162 Des gäben siu ir triuwe den fürsten an ir haut,
- die aller besten drunder, daz sie ir eigen lant
- mit willen noch mit muote niht wölden beschouwen,
- si'n brsehten mit in widere üz Ormanin die eilenden
- frouwen.
- 1163 Die in getriuwe wären, die weinden umbe daz
- (sie vorhten alle harte den Ludewiges haz),
- daz sie niht boten ander von in möhten senden,
- si gedähten sumeliche: «nu kan ir ende niemen er-
- wenden.»
- 1164 Sie heten mit dem rate gestriten al den tac.
- ez was nu worden späte, der sunne schin gelac
- verborgen hinder wölken ^ ze Gulsträte verre.
- des muoste noch beliben Örtwi'n und Herwi'c der herre.
- 1160, 2 erbünne conj. prses. von erbunnen, prses. erban, mißgönnen, nicht
- gönnen; mit dat. der Person, gen. der Sache.
- 1161, 2 mit sivelhen arebeiten, mit wie viel Mühen auch. — getuot, voll-
- bringt. — 3 iht, nicht etwa. — 4 iuch strites mäzet, euch im Kampfe
- mäßigt, vom Kampfe ablaßt.
- 1162, 1 triuwe stf., Versprechen. — 3 mit willen noch mit muote, bereit-
- willig, freudig, gern. — beschouwen swv. , ansehen, in Anschlag
- bringen.
- 1163, 1 getriuwe adj., aufrichtig zugethan. — 3 von in, aus ihrer Mitte. —
- 4 ende, Tod.
- 1164, 1 mit dem rate gestriten, bei dieser Beratung hin- und hergestritten.
- — 4 des, deshalb.
- XXIV. AVENTIURE, WIE K. WART IR KUNFT KUNT GETAN. 233
- XXIV. AVENTIURE,
- WIE KüTRüNEN WART IK KUNFT KUNT GETAN.
- Ein -weissagender Vogel, von Gott gesandt, verkündet Kudruu und
- Hildeburg, die am Strande waschen, die nahe Ankunft der Eetter. In-
- folge der frohen Kunde waschen sie wenig und werden von Gerlind ge-
- scholten. Am andern Morgen war Schnee gefallen: sie bitten Gerlinden
- um Schuhe, daß ihnen die Füße nicht erfrieren, werden aber abgewiesen
- und gehen barfuß an den Strand.
- 1165 Nu swigen wir der degene; ich wil iuch län vernemen,
- die wol mit freuden waeren, wie den daz mac gezemen,
- daz sie müezen waschen in den fremeden landen.
- Küdrün unde Hildeburc die wiioschen alle zit üf
- einem sande.
- 1166 Ez was in einer vasten umb' einen mitten tach.
- ein vogel kom geflozzen. Küdrün do sprach:
- «owe, vogel schoene, du erbarmest mir so sere,
- daz du so vil gefliuzest üf disem fluote», sprach diu
- maget here.
- 1167 In menschlicher stimme antwürten ir began
- der gotes engel here, sam ez waere ein man:
- «ich bin ein böte dir von gote; und kanst du mich
- gefrägen ,
- vil here maget edele, so sage ich dir von allen dinen
- mägen.»
- 1168 Do diu juncfrouwe die stimme do vernam,
- do wolde s' niht getrouwen daz immer älsäm
- der wilde vogel wurde daz er reden künde.
- siu horte sine stimme, sam siu gienge üz eines men-
- schen munde.
- 1165, 1 swigen wir, wollen wir schweigen; mit gen. der Sache. — 2 die,
- das Relativum geht dem Demonstrativum (den) voraus: die mit
- gutem Grunde in Freuden leben würden oder sollten.
- 1166, 1 raste swf., Fastenzeit. — tach mundartliche Form für tac. — 2 ge-
- ßozzen, geschwommen.
- 1167, 2 man, Mensch. — 3 dir, für dich, dir gesendet. — kamt du, ver-
- stehst du. — 4 sage ich dir, gebe ich dir Nachricht.
- 1168, 2 immer, jemals. — alsam, von solcher Beschaffenheit, mit folgendem
- daz. — 3 wurde, werden könnte. — 4 gienge, käme.
- 234 XXIV. AVENTIÜRE,
- 1169 Do sprach der engel here: «du mäht dich wol versehen,
- maget vil eilende: dir sol groz liep geschehen.
- wilt du mich gefrägen von diner mäge lande,
- ich bin böte der dine, wan mich got ze tröste dir her
- sande.»
- 1170 Küdrün diu edele viel üf den griez ze tal,
- als siu gen gote ir venie taete enkriuzestal.
- siu sprach ze Hildeburge: «so wol uns dirre ere,
- daz unser got ruochet. jäne sul wir trüren nu niht
- 1171 Do sprach diu gotes arme: «sit dich hat Krist gesant
- uns vil eilenden ze tröste in ditze laut,
- du solt mich läzen hoeren, böte du vil guoter,
- lebet noch inder Hilde ? diu was der armen Küdrünen
- muoter.»
- 1172 Do sprach der vil here: «ich wil dir verjehen:
- Hilden dine muoter hau ich gesunt gesehen,
- dö siu dir her daz groezest frumte her ze lande,
- daz witewe oder künne durch lieber friunde willen ie
- gesande.»
- 1173 Dö sprach diu maget edele: «böte du vil her,
- lä dich des niht verdriezen: ich wil dich fragen mer.
- lebet noch inder Ortwin, der künic von Ortlande,
- und Herwic min friedel? disiu msere ich harte gerne
- erkande.»
- 1174 Dö sprach der engel here: «daz tuon ich dir kunt.
- Ortwin und Herwic die sint wol gesunt.
- 1169, 1 dich versehen, erwarten, hoffen; statt des Satzes mit daz, den man
- erwartet, folgt aber ein direkter: dir sol. — 2 groz liep, große An-
- nehmlichkeit , große Freude , liej) stn. — 3 von , wegen , nach. —
- 4 ein böte der dine, ein dir gehöriger, für dich bestimmter Bote ; vgl.
- 1167, 3.
- 1170, 2 als, als ob. — gen gote, Gott gegenüber, — veiiie stf. (lat. venia),
- fußfälliges Gebet. — enkriuzestal, in kreuzförmiger Stellung, mit aus-
- gestreckten Armen. — 3 so wol, ausrufend; so ist in diesem Falle
- kaum übersetzbar.
- 1171, 4 inder, irgendwo, überhaupt.
- 1172, 3 her das groezest , das größte Heer. — /r/ante , beförderte , schickte.
- — her ze lande, in dieses Land. — 4 Jiiinne, "Verwandter, Kind.
- 1173, 2 mir, noch mehr, noch weiter. — 4 erkande conj. prset., wüßte ich.
- WIE KUTRUNEN WART IR KUNFT KUNT GETAN. 235
- die sach ich in den imden üf des meres muoder.
- die ellenthaften degene zugen vil geliche an einem
- ruoder.»
- 1175 Siu sprach: «nu sage mere, ist dir daz bekant,
- ob irolt und Morunc komen in ditze lant,
- böte du vil here. gerne ich dich des frage.
- die saehe ich ouch vil gerne; sie wären mines vater
- Hetelen mäge.«
- 1176 Do sprach der böte here: «des wil ich dir verjehen.
- irölde und Morungen die hän ich gesehen.
- die dienent williclichen iu vil schoenen frouwen.
- koment sie her ze lande, von in wirt der helme vil
- verhouwen.»
- 1177 Do sprach der engel here: «ich wil scheiden hin
- (got phlege iuwer ere), wan ich unmüezic bin.
- eist über minen orden, ich sol niht reden mere.»
- er verswänt in vor den ougen. daz klagten do die
- juncfrouwen sere.
- 1178 Do sprach diu Hilden tohter; «mir ist unmäzen leit,
- des ich da wolde fragen, daz mich daz ist verdeit.
- ich gebiute dir bi Kriste, e daz du scheidest hinnen,
- daz du üz den sorgen loesest mich vil armen küniginne.»
- 1179 Er swebet' ir vor den ougen aber alsam e.
- «e daz unser scheiden, min und din, erge,
- swaz ich dir mac gedienen, des sol mich niht betragen.
- Sit du'z bi Krist gebiutest, so sage ich dir von allen
- dinen mägen »
- 1174, 3 muoder stn. , ein Kleidungsstück, nhd. Mieder; hier allgemeiner
- und bildlich , das Bedeckende , die Decke , Oberfläche. — 4 vil ge-
- Itcfie adv., ganz gleichmäßig. — an einem ruoder, d. h. jeder von
- ihnen an einem Ruder.
- 1176, 2 Irolde acc. von Irolt.
- 1177, 1 hin, von hier. — 2 wan ich unmüezic bin, weil ich noch viel zu
- thun habe. — 3 eiist=ez ist. — über, über — hinaus. — orden stm., Be-
- ruf, Befehl, Auftrag. — 4 verswänt prset. von verswinden stv.
- 1178, 2 des ist Relativum. — verdeit = rerdaget, mit doppeltem Accusativ
- (der Person und Sache), im Passiv acc. der Person, nom. der Sache.
- 1179, 1 aber, wiederum.— 2 mm und dtn sind Genetive der Pronom. person.
- — erge, vor sich gehe.
- 236 XXIV. AVENTIURE,
- 1180 Siu sprach: «so hörte ich gerne, hast du daz vernomen,
- sol von Tenemarke Horant her körnen
- mit den sinen helden die mich in sorgen liezen?
- den weiz ich also biderben deich's armiu maget möhte
- wol geniezen.»
- 1181 «Dir kamt von Tenemarke Höränt der neve din
- üf urliuge starke, er und die recken sin.
- er sol daz Hilden zeichen tragen in sinen banden,
- so die Hegelinge koment zuo dem Härtmüotes lande.»
- 1182 Dö sprach aber Küdrün: «kanst du mir gesagen,
- lebet noch Wate von Stürmen? so wolde ich niht
- klagen,
- des freuten wir uns alle, swenne daz geschaehe,
- deich öuch den alden Fruoten bi miner muoter zei-
- chen gessehe.»
- 1183 Dö sprach aber der engel: «dir kumt in ditze lant
- Wate von den Stürmen. der hat an siner haut
- ein starkez stierruoder in einem kiel bi Fruoten.
- bezzer friunde keiner darftu niht bi urliuge muoten.»
- 1184 Dö wolde aber der engel von in scheiden hin.
- dö sprach diu gotes arme: «in sorgen ich noch bin.
- ich wiste harte gerne, wanne daz geschaehe,
- daz ich vil eilende miner muoter Hilden boten ssehe.»
- 1185 Des antwurt' ir der engel: «dir get freude zuo.
- dir koment boten zwene morgen vil fruo.
- die sint wol so biderbe, daz sie dich niht triegent,
- swaz dir die sagent msere, daz sie dir der deheinez
- niht enliegent.»
- 1180, 1 so, elliptisch: wenn du das willst, so. — fiortfi conj. praet. — 4 den
- weiz ich, den kenne ich als. — deich's=daz ich e.i , daß ich von ihm.
- 1181, 1 Dir, zu deiner Hilfe. Horant, Hetels Schwestersohn, wäre genau
- genommen Kudruns Vetter, jedoch bezeichnet nere oft nur im allge-
- meinen ein Verwandtschaftsverhältuis. — 2 «/, zum Zwecke von.
- 1182, 2 so, wenn das der Fall wäre, so. — 3 swenne, wann auch, wann
- immer. o i..~.
- 1183, 3 stiernwder stu., Steuerruder. — »/» einem kiel, in demselben Schiffe;
- bi, neben, mit. — 4 bezzer friunde keiner, nach keinen bessern Freun-
- den. — bt, bei Gelegenheit von, in. — muoten, verlangen.
- 1185, 1 get zuo, nahet. — 4 daz hängt ebenfalls noch von so ab. — der,
- nämlich m(trp. — liegent stv. , erlügen, erfinden: sie werden dir nur
- wahre Nachrichten mitteilen.
- WIE KÜTKÜNEN WART IR KUNFT KÜNT GETAN. 237
- 1186 Do muoste von in scheiden hin der böte vil her.
- die eilenden frouwen fragten do niht mer.
- ja was in mit gedanken liep ünde swaere,
- die in da helfen solden, wä daz vil werde ingesin d
- wsere.
- 1187 Sie wuoschen deste seiner des tages daz gewant.
- sie redeten von den helden, die in dar gesant
- het üz Hegelingen Hilde diu riche.
- der Küdrünen mäge erbiten diu mägedin vil angestliche.
- 1188 Der tac der het ende; ze hüse solden gän
- die magedin eilende. da wart in getan
- zornlichez strafen von der übelen Gerlinde.
- daz liez siu vil seiden, si'n zurnde mit dem edelen
- ingesinde.
- 1189 Siu sprach zuo den frouwen: «wer git iu den rät,
- daz ir so seine waschet die säbene und ander wät?
- mine wize phelle die bleichet ir ze seine.
- diu ez niht behüeten welle, ich wil daz ez etelichiu
- weine.»
- 1190 Do sprach diu frouwe Hildeburc: «wir tuon swaz wir
- gemügen.
- ouch sult ir iuwer zühte, frouwe, an uns gehügen.
- uns armez ingesinde friuset dicke sere.
- wseren warme winde, wir wüeschen iu vil deste mere.»
- 1191 Do sprach aber Gerlint in übellichen zuo:
- «ja sult ir iuch niht sümen, swie daz weter tuo,
- 1186, 3 in was liep und swoere , sie waren froh und traurig, mit gedanken,
- in ihren Gedanken. — 4 Das Eelativum die gehört zu dem kollek-
- tiven ingesinde. — v<ä schließt sich an gedanken.
- 1187, 1 seiner compar. von seine, langsam. — des tages, an jenem Tage. —
- 4 vil angestliche adv., mit großer Angst und Sorge.
- 1188, 2 da, zu Haus. — wart in getan, geschah ihnen, ward ihnen zuteil.
- — 4 liez, unterließ, si'n zurnde, zu zürnen, zu zanken.
- 1189, 4 diu gehört zu etelichiu. — ez behüeten, sich in acht nehmen, darauf
- acht haben. — ich wil, ich glaube.
- 1190, 1 gemügen, vermögen. — 2 zühte gen. , rücksichtsvolles "Wesen , Zart-
- gefühl. — gehügen swv. mit gen., gedenken : ihr sollt euer Zartgefühl
- uns gegenüber walten lassen. — 3 friuset prses. von friesen, frieren.
- 1191, 1 übellichen adv. , boshaft. — 2 sn-ie daz iceter tuo , wie auch das
- Wetter beschaffen sei. —
- 238 XXIV. AVENTIURE ,
- ir'n waschet mine sabene früo ünde späte,
- als ez betaget morgen, so sult ir gen von miner ke-
- menäten.
- 1192 Uns nähent hochzite, daz habet ir wol vernomen.
- der palmetac ist nähen, uns sulen geste komen.
- und gebet ir minen beiden wiziu niht ir kleider,
- so geschäch nie weschen mere in küniges selde noch
- zer werlde leider.»
- 1193 Von ir sie dö giengen. sie legten von in naz
- die wät die sie truogen; man solde ir phlegen baz.
- ja was in gar der triuwen leider da zerunnen;
- daz mohte sie geriuwen. ir spise was von rocken und
- von brunnen.
- 1194 Daz arme ingesinde wolde släfen gän.
- ir bette was niht linde. beide truogen s' an
- niwan zwei salwiu hemede. sus künde sie bedenken
- Gerlint diu vil übele liez si äne küsse ligen üf herten
- benken.
- 1195 Küdrün diu arme vil unsanfte lac.
- si erbiten beide küme, wanne ez wurde tac,
- und sliefen deste minner. sie wsen' dar an gedaehten,
- wanne in die vögele guote ritter dar ze lande braehten.
- 1196 Dö ez erste tagete, an ein venster gie,
- diu durch die naht unsanfte was gelegen ie,
- Hildeburc diu edele von Galizen lande.
- do was ein sne gevallen ; daz was den armen leit und
- vil ande.
- 1191, 4 als, sobald. — hetagen swv. , Tag werden.
- 1192, 2 palmetac stm., der Palmsonntag. — 3 wiziu, in weißgewaschenem
- Zustande. — 4 zu verbinden nie mere noch zer werlde, noch niemals
- auf der Welt.
- 1193, 2 truogen, an hatten. — 3 in da, denen dort, den Bewohnern de»
- Landes. — der triuwen zerunnen, die Treue war ihnen ausgegangen.
- — 4 ir, der Frauen. — rocke swm. , Koggenmehl , Roggenbrot ; was
- ton, bestand aus.
- 1194, 2 linde adj., sanft, weich, —truogen s' an, trugen sie an sich. — 3 sie
- bedenken, für sie sorgen; ironisch. — 4 Gerlint ist gemeinsames Sub-
- jekt zweier Sätze. — küssen atn., Kissen.
- 1195, 2 erbiten küme, konnten kaum erwarten. — 4 dar ze lande, dorthin
- ins Land. — broehten, bringen würden.
- 1196, 1 erste adv., kaum erst. — 2 durch die naht, die Nacht hindurch. —
- ie, immer, fortwährend.
- WIE KÜTRÜNEN WART IR KUNFT KÜNT GETAN. 23^
- 1197 Do sprach diu eilende: «wir soldeu waschen gän.
- ez'n si daz ez got wende, daz weter ist so getan,
- sul wir hiute waschen, vor äbendes stunden,
- also barfüeze, wir werden vil lihte töte funden.»
- 1198 Sie freute iedoch gedinge, swie'z sölde geschehen,
- daz sie boten die Hilden des tages solden sehen,
- so sie dar an gedähten, die minniclichen meide,
- die in trost und freude brähten, do was in niht so
- herzenlichen leide.
- 1199 Do sprach diu Hilden tohter: «gespil, du solt daz
- sagen
- der übelen Gerlinde, daz si uns erloube tragen
- schuohe zuo dem sewe. siu mac daz selbe kiesen,
- gen wir dar barfüeze, so müeze wir üf den tot er-
- friesen.»
- 1200 Sie giengen da sie funden den künic und ouch sin wip.
- da het umbevangen den Ludewiges lip
- Gerlint diu übele. sie sliefen dannoch beide,
- si getörsten sie niht wecken; daz was der armen
- Küdrünen leide.
- 1201 Klagende in ir släfe horte siu sie stän.
- sie begunde strafen die maget wol getan.
- siu sprach: «nu saget, war umbe get ir niht zuo dem
- grieze
- und waschet wät die mine, daz daz lüter wazzer nider
- vlieze?»
- 1202 Do sprach diu eilende: «ja enweiz ich war ich ge.
- hinaht ist gevallen ein krefticlicher sne.
- 1197, 2 wende, a,hyvende, verhüte. — so getan, so beschaffen. — 3 sul=suln^
- — 4 also barfüeze gehört zu waschen, vor äbendes stunden zu tote
- funden.
- 1198, 1 swie'z, auf welche Weise auch es sich erfüllen sollte. — 2 boten die
- Hilden = die Hilden boten. — 3 dar an, die, an diejenigen, die.
- 1199, 1 gespil , vgl. 192, 4.-3 sewe dat. von se. — kiesen stv. , sehen , be-
- urteilen. — 4 w/ den tot, zu Tode.
- 1200, 2 umbevangen part. von unibevähen, umfangen, umarmen.
- 1201, 1 siu (Gerlind) sie (Kudrunen). — 2 strafen swv., schelten. — 4 luter
- adj., lauter, klar. Daß beim Nachspülen nicht mehr die geringste
- Unreinheit zu merken ist.
- 1202, 2 hinaht, heute Nacht. — krefticlicher, starker. —
- 240 XXIV. AVENTIUEE, WIE K. WAET IR KÜNFT KUNT GETAN.
- ir enwelt uns danne des todes gerne büezen,
- wir müezen hiute sterben, tragen wir niht schuohe an
- den füezen.»
- 1203 Do sprach diu wülpinne: «ich waene ez niht erge.
- ir müezet also hinnen, iu si sanfte od we.
- ir waschet vil genote oder ich tuon iu so leide,
- waz werret ir mir tote?» dö weinden die vil armen
- frouwen beide.
- 1204 Do nämen sie diu kleider und giengen also dan.
- «nu gebe ez got«, sprach Küdrün, «daz ich iuch's
- geman.»
- mit den baren füezen sie wuoten durch den sne.
- den vil edelen meiden tete ir eilende we.
- 1205 Nach ir gewonheite giengen s' üf den sant.
- sie stuonden unde wuoschen aber daz gewant,
- daz sie getragen heten nider zuo den griezen.
- ir hohes gedingen mohten sie vil übele geniezen.
- 1206 Sie täten harte dicke für sich üf den fluot
- senli'che blicke, wä die boten guot
- zuo in komen solden, die von ir vater lande
- diu riebe küniginne dem edelen ingesinde dar sände.
- 1202, 3 ir enwelt uns danne, es sei denn, daß ihr uns wollt; danne steht
- neben en, wie das nhd. denn, kann aber auch entbehrt werden. —
- des todes büezen, uns (dat.), uns Hilfe, Befreiung schaffen von dem
- Tode.
- 1203, 2 also, so wie ihr seid. — 3 genote adv. zu genahte, eifrig. — so leide,
- ein Satz mit daz ist leicht dazu zu ergänzen. — 4 einem werren,
- einem hinderlich, anstößig sein: was stoße ich mich daran, wenn
- ihr tot seid? mir ist es gleichgültig.
- 1204, 2 daz ich iuch's geman, daß ich euch daran (an eure jetzt bewiesene
- Härte) erinnere; genianen swv. — 4 eilende stn., Aufenthalt in frem-
- dem Lande, Verlassenheit.
- 1205, 4 ir hohes gedingen, ihrer stolzen Hoffnung. — vil übele geniezen, gar
- schlechten Nutzen haben: sie half ihnen nicht zur Verbesserung
- ihrer Lage. ^
- 1206, 1 täten blicke, sie blickten, —für sich, vor sich hinaus. — 2 senlich
- adj., sehnsüchtig. — u-ä, wo etwa. — 4 ingesinde heißen Kudrun und
- Hildeburg, weil sie dienen mußten; vgl. 1209, 4.
- XXV. AVENTIÜRE , WIE ORTWIN UNDE HERwic DAR KOMEN. 241
- XXV. AVENTIÜRE,
- WIE ORTWIN UXDE HERWIC DAR KOMEN.
- In einer Barke sehen sie zwei Männer herankommen. Sie entfliehen,
- um sich nicht in solchem Schimpfe sehen zu lassen. Bei der jungfräu-
- lichen Ehre beschworen, kehren sie zurück. Herwig und Ortwin erkun-
- digen sich nach den Landesherren und bieten den vor Frost bebenden
- Mädchen ihre Mäntel, was aber abgelehnt wird. Weiter fragen sie nach
- den Gefangenen; Herwig findet Kudrun seiner Braut ähnlich. Indem er
- Ortwins Namen nennt, erkennt Kudrun ihre Retter und erzählt, um Her-
- wigs Treue zu prüfen, Kudrun sei gestorben. Herwig giebt sich als ihr
- Verlobter zu erkennen und zeigt den Brautring, worauf auch Kudrun den
- von Herwig erhaltenen weist. Ortwin glaubt, daß die Schwester nicht
- Treue gehalten, wird aber von der Weinenden eines Bessern belehrt.
- Herwig will die Jungfrauen sogleich mitnehmen, Ortwin, auf die Rettung
- auch des übrigen Gesindes bedacht, verwehrt es; er hält heimliche Ent-
- führung für unwürdig. In ihrer Freude und.mit erwachtem Stolze schleu-
- dert Kudrun die Wäsche ins Meer und soll von Gerlind gezüchtigt wer-
- den , da geht sie, sich verstellend , auf Hartmuts Wünsche ein. Man läßt
- den froh Erstaunten holen. Sie und ihre Mägde werden gebadet und ge-
- schmückt. Sie rät Hartmut, um die Burg wehrlos zu machen, Boten
- nach seinen Mannen zu senden. Den Mägden verkündet sie, als sie allein
- sind, die frohe Märe.
- 1207 Do sie gewarten lange, do sähen s' üf dem se
- zwene in einer barken und ander niemen me.
- do sprach diu frouwe Hildeburc ze Kudrun der riehen:
- «dort sihe ich fliezen zwene, die mugen dinen boten
- wol geliehen.»
- 1208 Do sprach diu jämers riebe: «owe ich armiu meit!
- mir ist innecliehe beide liep und leit.
- sint ez boten die Hilden, suln mich die sus hie vinden
- waschen üf dem grieze, daz laster künde ich nimmer
- überwinden.
- 1209 Ich vil gotes armiu, ja enweiz ich waz ich tuo.
- trütgespil Hildeburc, rät mir dar zuo:
- 1207, 1 gewarten, geschaut hatten; inf. warten. — 2 ander niemen, sonst
- niemand. Daß die Beiden ganz allein auf dem weiten Meere auf-
- tauchen, ist malerisch und spannend. — 4 die sehen so aus wie
- deine Boten.
- 1208, 2 innecliehe adv., innig, im Innersten. — 3 sind es Hildens Boten. —
- sus, so, in diesem Zustande. — 4 laster stn., Schande. — überwinden
- stv., verwinden.
- 1209, 2 trütgespil, liebe Freundin. —
- KÜDEU». 16
- 242 XXV. AYENTIURE,
- sol ich hinnen wichen od läzen mich hie vinden
- in disen grozen schänden ? e wolde ich immer heizea
- ingesinde.»
- 1210 Do sprach diu frouwe Hildeburc: «ir sehet wol wie
- ez stät.
- ir sult an mich niht läzen also hohen rät.
- ich leiste mit iu gerne allez daz ir tuot.
- ich wil bi iu beliben und liden übel unde guot.»
- 1211 Do kerten sie sich umbe und giengen beide dan.
- dö wären ouch so nähen dise zwene man,
- daz sie die schoenen weschen bi dem Stade sähen,
- sie wurden des wol innen, daz sie wolden von deu
- kleidem gäben.
- 1212 Sie Sprüngen üz der barken und ruoften in hin nach:
- «ir vil schoenen weschen, war ist iu so gäch?
- wir sin fremede liute, daz muget ir an uns kiesen,
- scheidet ir von hinnen, so muget ir die vil riebe sa-
- bene vliesen.»
- 1213 Sie täten dem geliche sam si's niht beten vernomen.
- doch was in diu stimme wol zen oren komen.
- Herwic der herre sprach ein teil ze lüte.
- er wiste niht der msere, daz er so nähen stüende
- siuem trüte.
- 1214 Dö sprach der vogt von Sewen: «ir minniclichiu kint,
- ir sult uns läzen hoeren, wes disiu kleider sint.
- wir biten iuch valsches äne durch aller megede ere,
- ir minniclichen frouwen, ja sult ir wider zuo dem
- Stade kören.»
- 1209, 3 wichen stv. , entfliehen. — 4 e, ehe ich das letztere thäte.
- 1210, 2 läzen stv., etwas an einen, jemand etwas überlassen, namentlich
- zur Entscheidung. — höhen, wichtigen.
- 1211, 2 ouch, ein Gegensatz: auch ihrerseits, andererseits. — 4 gdhen voity
- hinwegeilen von: die Kleider im Stiche lassen; vgl. 1212, 4.
- 1212, 1 in hin nach, hinter ihnen her. — 3 das könnt ihr un^ ansehen. —
- 4 Vliesen, verlieren, indem wir sie uns aneignen.
- 1213, 1 täten dem geliche, thaten gerade so. — 3 ein teil, = viel. — 4 nilit der
- mccre, er hatte keine Kunde davon.
- 1214, 3 valsches äne, ohne Falsch, in aufrichtiger Gesinnung; valsch stm.,
- Falschheit. — durch, beschwörend, bei der Ehre aller Jungfrauen,
- bei der jungfräulichen Ehre.
- WIE ORTWiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 243
- 1215 Do sprach diu frouwe Küdrün: «so diuhte ich mich
- geschant,
- Sit ich ein raaget heize, und ir mich habet geraant
- durch aller megede ere. des müezet ir geniezen»,
- sprach diu frouwe here, «swie des müesen miniu
- ougen riezen.«
- 1216 Sie gi engen in ir hemeden, diu wären beidiu naz.
- den vil edelen frouwen was e gewesen baz.
- dö bidemte von dem froste daz arme ingesinde.
- sie wären swacher koste; ja wurren in die merzischen
- winde.
- 1217 Ez was in den ziten, der winter sich zerlie,
- und daz in widerstrite die vögele wolden hie
- singen aber ir wise nach des merzen stunden.
- in snewe und ouch in ise wurden die vil armen wei-
- sen funden.
- 1218 Mit strübendem häre sähen sie sie gän.
- swie in diu houbet wären beiden wol getan,
- ir vahs was in zerfüeret von merzischen winden,
- ez regente oder ez snite, harte we was den vil edelen
- kinden.
- 1219 Der se allenthalben mit dem ise floz;
- daz hete sich zerläzen. ir sorge diu was gröz.
- in schein durch diu hemede wiz alsam der sne
- ir lip der minnicliche. in tet diu unkünde we.
- 1215, 1 so, -wenn ich auf diese Beschwörung nicht merkte. — geschant pai:t.
- ▼on sehenden, beschimpfen. — 2 geinant, aufgefordert. — 4 swie des
- müesen, selbst wenn auch müßten. — riezen, über die daraus ent-
- stehenden unangenehmen Folgen.
- 1216, 2 was e gewesen baz, hatten früher sich in besserer Lage befunden.
- — 3 bidemen swv., beben, — 4 swacher koste, von geringem Kostenauf-
- wand; man hatte wenig auf sie verwendet. — wurren prset. pl. von
- werren, waren ihnen beschwerlich, thaten ihnen weh. — merzisch adj.
- von merze, März (1217, 3).
- 1217, 1 der winter, als der Winter; das ausgelassene do wird durch da:
- fortgesetzt. — sich zerlie von sich zerläzen stv. , aufhören. — 2 in
- widerstrite, um die Wette. — 3 aber, wieder. Der Winter war im
- Schwinden, es stand die Zeit bevor, wo nach den Märztagen die
- Vögel wieder ihren Wettgesang beginnen wollten. — 4 weisen, Ver-
- lassenen.
- 1218, 1 strüben swv., sich sträuben, starren. — 3 vahs stn., Haar. — zer-
- füeret, verwirrt; nach allen Seiten geweht. — 4 sntVe praet. von smen:
- es mochte regnen oder schneien.
- 1219, 1 mit dem iseftoz, ging mit Eise. — 2 sich zerläzen, sich aufgelöst.
- — 4 diu unkünde stf., der Aufenthalt unter Fremden; vgl. 1204, 4.
- 244. XXV. ÄVENTlüRE,
- 1220 Herwic der edele in guoten morgen bot,
- den eilenden kinden. des wsere in dicke not,
- wan ir meisterinne diu was vil ungehiure.
- «guoten morgen, guoten äbent» was den minniclichen
- meiden tiure.
- 1221 (dr sult läzen beeren», sprach her Ortwin,
- «wes disiu riehen kleider üf dem sande sin
- oder wem ir waschet. ir beide sit so schoene.
- wie tuot er'z iu ze leide? daz in got von himele
- gehoene !
- 1222 Ir Sit so rehte schoene, ir möhtet kröne tragen,
- ob ez iu wol möhte von erbe her behagen,
- ir soldet landes frouwen sin mit grozer ere.
- dem ir so swache dienet, hat er so schoener weschen
- noch iht mere ? »
- 1223 Do sprach vil trüriclichen daz schoene magedin:
- «er hat noch manige schoener dan wir mügen sin.
- nu fraget swes ir wellet. wir haben ein meisterinne,
- ez kumt uns niht vergebene, siht siu uns mit iu spre-
- chen abe der zinne.»
- 1224 «Lät iuch niht _verdriezen und nemet unser golt.
- guoter bouge viere daz si iuwer solt,
- daz ir, schoene frouwen, iuch niht lät betragen,
- (die geben wir iu gerne) daz ir uns säget des vv^ir
- iuch wellen fragen.»
- 1225 «Got läze iu iuwer bouge beiden saelic sin.
- wir nemen von iu niht miete», sprach daz magedin.
- 1220, 2 des wcere in dicke not, so freundlichen Gruß hätten sie oft nötig
- gehabt. — 3 meisterinne stf., Erzieherin, Aufseherin; Gerlind. — un-
- gehiure adj., unmenschlich, — 4 tiure adj., selten vorkommend.
- 1221, 3 wem, für wen. — 4 wie tuot er'z iu ze leide, wie kann er euch sol-
- ches Leid anthun?
- 1222, 2 von erbe her, durch Erbschaft, durch Geburt. — behagen swv., pas-
- sen, zukommen. — d frouwen, Gebieterinnen. — 4 swache adv. , in
- niedriger Weise.
- 1223, 2 dan für danne, als. — 3 ein, eine von solcher Beschaffenheit; statt
- daz wieder ein direkter Satz. — 4 ez kumt uns niht vergebene, wir
- haben es nicht umsonst, es kommt uns teuer zu stehen.
- 1224, 3 daz, dafür daß, vorausgesetzt daß. — 4 daz ir uns saget, von be-
- tragen abhängig: uns zu sagen.
- 1225, l Gott erhalte euch eure Bauge (Armringe) : Formel des ablehnenden
- Dankes. Vgl. 1233 , 1 ; Ernst 4991 B ; Walther 121 , 6 Pf. — 2 miete,
- Lohn. —
- WIE ORTWIN TJNDE HERWIG DAR KOMEN. 245
- «nu fraget swes ir wellet: wir müezen scheiden hinnen,
- siht man uns bi iu beiden , daz ist mir leit von allen
- minen sinnen.»
- 1226 «Wes sint disiu erbe und ditze riche lant
- und ouch die guoten bürge? wie ist er genant,
- daz er iuch äne kleider lät so swache dienen?
- wolt' er iht haben ere, so solde im'z für guot ver-
- vähen niemen.»
- 1227 Siu sprach: «der fürsten einer heizet Hartmuot:
- dem dienent lant diu witen und veste bürge guot.
- der ander heizet Ludewic von Ormanieriche.
- im dienent vil der beide; die sitzent in ir lande lobe-
- liche.«
- 1228 «Wir ssehen sie vil gerne», sprach Örtwin.
- «muget ir uns bescheiden, vil schceniu magedin,
- wä wir die fürsten beide in ir lande vinden?
- wir sin zuo in gesendet; ja si wir eines küniges in-
- gesinden.»
- 1229 Küdrün diu here sprach den beiden zuo:
- «ich lie sie in der bürge hiute morgen fruo
- ligende an ir bette wol mit vierzic hundert mannen,
- daz ist mir ungewizzen, sint si in der zit geriten
- inder dannen.»
- 1230 Do sprach der künic Herwic: «muget ir uns gesagen,
- von wiu die küenen recken so groze swsere tragen,
- daz sie mit so vil beiden sitzent z'allen ziten?
- het ich s' in miner selde, ich troute wol ein küniges
- lant bestriten.»
- 1225, 4 von allen minen sinnen, in meiner innersten Seele.
- 1226, 3 daz durch eine Ellipse erklärlich: sie denken in seinem Namen
- die Erklärung dafür zu finden, daß er seine Dienstleute so behan-
- delt. Sie erwarten einen als grausam bekannten Mann zu hören. —
- 4 wäre ihm etwas an Ehre gelegen, wollte er Anspruch auf Ehre
- machen, so sollte man ihn heftig darum tadeln.
- 1228, 2 uns bescheiden, uns auseinandersetzen, augeben. — 4 ingesinden
- pl. von Ingesinde, Dienstmänner, Gefolgsleute.
- 1229, 4 der Vordersatz ist sint si, wenn sie sind; der Nachsatz daz ist. —
- ungewizzen adj., unbewußt, unbekannt. — in der zit, inzwischen.
- 1230, 2 ron wiu, aus welchem Grunde; wiu instrument. von waz. — sware,
- Beschwerde, Last; nämlich so viel Gefolge um mich zu haben. —
- 4 ich s\ ich sie, diese Helden. — troute = trouwete, getraute mich. —
- bestriten stv., bekämpfen, erobern.
- 246 XXV. AVENTIURE,
- 1231 «Uns ist niht kunt dar umbe», sprächen dö diu kint.
- «wir enwizzen weihen enden der fursten erbe sint.
- ein lant, daz liget witen, daz heizet Hegelinge:
- die fürhtent si alle zite, daz si in dar üz herte vinde
- bringen.»
- 1232 Do bidemten vor der kelde diu schoenen meidin.
- do sprach der fürste Herwic: «möhte daz gesin,
- daz ez iuch minniclichen diuhte niht ein schände,
- ob ir, edele meide, unser mentel trüeget üf dem
- sande ? »
- 1233 Do sprach diu Hilden tohter: «got läze iu saelic sin
- iuwer beider mentel. an dem libe min
- suln nimmer iemens ougen gesehen mannes kleider.»
- möhten s' sich erkennen, so wsere in dicke geschehen
- leider.
- 1234 Dicke erblihte Herwic die juncfrouwen an.
- siu dühte in so schoene und ouch so wol getan,
- deiz im in sinem herzen harte siuften brähte.
- er geliebte sie ze einer der er vil dicke güetlich ge-
- dähte.
- 1235 Do sprach aber Ortwin, der künic von Ortlant:
- «ich frage iuch megede beide, ist iu iht bekant
- umbe ein hergesinde, daz kom in ditze lant?
- einiu was dar under, diu was Küdrün genant.»
- 1236 Do sprach diu juncfrouwe: «daz ist mir wol kunt.
- her kom ein gesinde, des ist nu langiu stunt.
- 1231, 1 dar umbe, in Bezug daraxif. — 2 weihen enden, in welcher Rich-
- tung. — 3 nur so viel wissen wir: ein Land. — 4 die, Hegelinge,
- weil Name des "Volkes und Landes hier identisch sind.
- 1232, 2 möhte daz gesin, wäre das möglich, thunlich.
- 1233, 1 wieder dieselbe Form des Dankes, wie 1225, 1. — 4 möhten s' sich
- erkennen, wenn sie ihre Lage hätten beurteilen können, so wäre
- ihnen oft schlimmeres Leid widerfahren, so wäre das nicht das
- Schlimmste gewesen, daß sie jetzt Manneskleider tragen sollten.
- 123t, 1 Dicke, wiederholt. — erblihte praet. von erblicken; erblihte an, sah
- an. — 3 siuften swv. , seufzen. — brähte, hervorbrachte, erweckte.
- — 4 gelichte sie ze einer, verglich sie mit einer, er fand sie ähnlich
- einer.
- 1235, 2 ist iu bekant umbe, wißt ihr von. — 3 hergesinde stn. , Gefolge, das
- zum Heere gehört; die Gefangenen kamen als Gefolge des feind-
- lichen Heeres.
- 1236, 2 ein gesinde, eine Dienerschar. —
- WIE ORTwiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 247
- in starker herverte bräht' man s' in ditze riche.
- die eilenden frouwen körnen her ze lande jämerllche.»
- 1237 Siu sprach: «die ir da suochet, die hän ich wol gesehen
- in grozen arebeiten; des wil ich iu verjehen.»
- ja was si'z der einiu, die Hartmuot dar brähte:
- ez was selbe Küdrdn. siu wsen' der msere deste baz
- gedähte.
- 1238 Do sprach der fürste Herwic: «nu seht, her Ortwin,
- sol iuwer swester Küdrün inder lebende sin
- in deheinem lande üf al dem ertriche,
- so ist daz diu selbe, ich gesäch ir nie deheine so ge-
- liche.«
- 1239 Do sprach der künic Ortwin: «siu ist vil minniclich
- und doch miner swester ninder anelich.
- von unser beider jugende gedenke ich noch der stunde,
- daz man in al der werlde so schcene maget hete nin-
- der funden.«
- 1240 Do sich also nande der vil küene man,
- daz er Ortwin hieze, dö sach in wider an
- Küdrün diu arme. ob ez ir bruoder waere,
- daz wiste s' harte gerne: so hete gar ein ende al ir
- swoere.
- 1241 «Swie ir sit geheizen, ir sit lobelich.
- einen ich erkande, dem sit ir anelich,
- der was geheizen Herwic und was von Selande.
- ob der helt noch lebte, so erlöste er uns von disen
- starken banden.
- 1236, 3 in starker herverte, in einem großen Kriege.
- 1237, 3 si'z, sie es; ez ist für den nhd. Sprachgebrauch pleonastisch; wir
- sagen: ich bin's, aber ohne prädikativen Beisatz (einiu). — 4 deste
- baz gedähte, hatte um so besser im Gedächtnis.
- 1238, 2 sol, ist es vom Schicksal bestimmt. — 4 diu selbe, ebendieselbe, die
- ihr hier seht.
- 1239, 2 ninder, durchaus nicht. — 3 von, seit — her. — beider, meiner und
- der Schwester. — der stunde, der Zeit. — 4 «o schaene maget, wie
- meine Schwester.
- 1240, 1 Er nannte sich, weil er auf die Anrede her Ortwin (1238, 1) ant-
- wortete.
- 1241, 1 Kudrun redet. — 4 banden von barU stu., Gefangenschaft.
- 248 XXV. AVENTIURE,
- 1242 Ich bin ouch der einiu, die Hartmuotes her
- in strite gevangen gefuorte über mer.
- ir suochet Küdrünen; daz tuot ir äne not.
- diu maget von Hegelingen ist in arebeiten tot.»
- 1243 Do trabenden Örtwihe siniu ougen lieht,
- ouch enliez ez Herwic ungeweinet nicht,
- do si in gesaget bete, daz erstorben wsere
- Küdrün diu schcene, do heten die beide groze swaere.
- 1244 Do siu sie weinende beide vor ir sach,
- diu maget eilende zuo in siu dö sprach:
- «ir tuot dem geliche und sit in der gebsere, ;
- sam diu edele Küdrün iu vil guoten beiden sippe
- wsere.»
- 1245 Do sprach der fürste Herwic: «ja riuwet mich ir lip
- üf mines lebenes ende. diu maget was min wip.
- siu was mir bevestent mit eiden also staeten.
- Sit muoste ich sie Verliesen durch des alden Lude-
- wiges raete.»
- 1246 «Nu wellet ir mich triegen», sprach diu arme meit.
- «von Herwiges tode ist mir vil geseit.
- al der werlde wünne die solde ich gewinnen,
- wsere er inder lebende : so bete er mich gefüeret von
- hinnen.»
- 1247 Dö sprach der ritter edele: «nu seht an mine hant,
- ob ir daz golt erkennet: so bin ich genant.
- 1242, 3 äne not, unnötiger-weise, vergebens. — 4 ist tot, ist gestorben.
- 1243, 1 trähenden dasselbe was trehenden. — 2 ungeweinet, unbeweint; er
- unterliel^ nicht darüber zu weinen. — nieht dialektische Nebenform
- von niht.
- 1244, 3 sit in der gebcere, benehmt euch so. — 4 sippe adj., verwandt, mit
- dem Dativ, iu helden.
- 1245, 1 riuwet mich, ich betraure. — ir itp, Ihr Leben, sie. — 2 uf, bis zm.
- — wip auch hier noch nicht von der Ehefrau gebraucht. — 4 sit^
- seitdem, später.
- 1246, 3 al gehört zu werlde: die Wonne, die es auf der ganzen Welt giebt.
- 1247, 1 an ist Prsep., nicht Adv., seht her auf meine Hand. — 2 golt stn.,
- goldener Bing. — so, wie ihr da gesagt habt. Weniger wahrschein-
- lich ist die Annahme, daß der Name in den King eingegraben war :
- so, wie dort auf dem Binge steht. —
- WIE OBTWIN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 249
- da mite ich wart gemahelet Küdrün ze minnen.
- Sit ir dann' min frouwe, so füere ich iuch minnicliche
- hinnen.))
- 1248 Siu sach im nach der hende; ein rinc dar an erschein,
- da lac in dem golde von Abali der stein,
- der beste den ir ougen zer werlde ie bekanden.
- den het diu frouwe Küdrün diu schoene e getragen
- an ir banden.
- 1249 Si ersmielte in ir freuden. do sprach daz magedin:
- «daz golt ich wol erkande; hie vor dö was ez min.
- nu sult ir sehen ditze, daz mir min friedel sande,
- do ich vil armez magedin mit freuden was in mines
- vater lande.»
- 1250 Er blihte ir nach der hende. do er daz golt ersach^
- Herwic der edele ze Küdrünen sprach:
- «dich truoc ouch ander niemen, ez'n wsere küniges
- künne.
- nu hän ich nach manigem leide gesehen miue freude
- und mine wünne.»
- 1251 Er umbesloz mit armen die herlichen meit.
- in was ir beider msere liep unde leit.
- er kuste, i'n weiz wie dicke, die küniginne riebe,
- sie und Hildeburgen die eilenden maget minnicliche.
- 1252 Ortwih begunde fragen die herlichen meit
- (des schämte siu sich sere, wan ir was harte leit),
- ob siu niht anders künde dienen in dem lande,
- niwan daz siu kleider wüesche z'allen ziten an dem
- sande.
- 1247, 3 ze minnen, zur Erinnerung; der Ring ein Erinnerungszeichen an
- die Verlobung, — 4 sU ir danne , wenn ihr denn seid.
- 1248, 3 zer werlde, auf der Welt. — 4 sie gab den Ring bei der Verlobung
- an Herwig.
- 1249, 1 ersmielen, vgl. S.")?, 4.
- 1250, 1 blihte prset. von blicken. — 3 dich, Kudrun , truoc, gebar. — ez'n
- wäre, der nicht wäre eines Königs Sprößling.
- 1251, 2 ir heider rnosre, die Nachricht, die sie voneinander erhalten hatten.
- — 3 Vn weiz, icli weiß nicht. — 4 minnicliche ist Adj. zu maget.
- 1252, 2 leit, nämlich die Frage. — 3 anders, auf andere Weise ; man kann
- aber auch verbinden niht anders dienen, keinen andern Dienst leisten.
- 250 XXV. ÄVENTIURE,
- 1253 «Kit saget mir, frou swester, wä sint iuwer kint,
- diu ir bi Hartmuote habet getragen sint,
- daz sie iuch eine läzent waschen an den griezen?
- sult ir werden künigin, des lät man iuch hie übele
- geniezen.»
- 1254 Siu sägete im weinende: «wä solde ich nemen kint?
- eist allen den wol künde, die bi Härtmüote sint,
- daz er mir nie enkunde solhes iht gebieten,
- daz ich in minnen wolde; des muose ich mich der
- arebeit sit nieten.»
- 1255 Do sprach der herre Herwic: «des muge wir wol jehen,
- daz uns an dirre verte ist also wol geschehen,
- daz uns nimmer künde baz dar an gelingen.
- nu sul wir des gäben, daz wir sie von der veste hin-
- nen bringen.»
- 1256 Do sprach der degen Ortwin : «ich wsen' des niht erge.
- und hete ich hundert swester, die lieze ich sterben e,
- e daz ich mich ab starke in fremeden landen haele,
- die man mir mit stürme nam, daz ich die minen grim-
- men vinden stsele.»
- 1257 Do sprach der helt von Sewen: «daz ist diu angest min,
- wirt man unser innen, daz man diu magedin
- enphüere also verre (des si wir bi in tougen),
- man lät uns ir deheine nimmer mer gesehen mit un-
- sern ougen.»
- 1253, 1 In dieser Strophe spricht Ortwin deutlicher aus , was er mit an-
- dern Dienstleistungen meint. — 3 daz, habt ihr keine Kinder von
- Hartmut, die euch hier helfen könnten? wie kommt es, daß man
- euch allein waschen läßt?
- 1254, 1 solde, hätte sollen. — 2 eist z= es ist. — 3 solhes iht, etwa der Art,
- nämlich daß u. 8. w. — 4 minnen, in sinnlicher Bedeutung. — nieten,
- befleißen.
- 1255, 2 uns ist also wol geschehen, wir haben so guten Erfolg gehabt.
- 1256, 3 starke adv., sehr, sorgfältig. — mich hcele , mich verbergen sollte;
- prset. conj. von heln , hehlen. — 4 daz, abhängig von so. — die —
- stale, die stehlen sollte, die man u. s. w.
- 1257 3 enphüeren swv. , entführen, fortführen. — dps s? toir bi in tougen,
- ' darum wollen wir heimlich, verborgen bei ihnen bleiben, oder:
- ihnen heimlich helfen (nämlich von hinnen). — 4 statt eines Satze»
- mit daz.
- WIE ORTwiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 251
- 1258 Do sprach aber Ortwin: owie lieze wir hie
- daz edele ingesinde? daz hat gebiten ie
- in disem fremeden riebe deis sie mac verdriezen.
- miner swester Küdrün sulen alle ir meide wol ge-
- niezen.»
- 1259 Do sprach der degenHerwic: «war tuost du dinen sin?
- die mine triutinne die wil ich füeren hin.
- werben, swie wir kunnen, über unser frouwen.»
- dö sprach der degen Ortwin: «e lieze ich mich mit
- swerten zerhouwen.»
- 1260 Do sprach diu ungemuoter «waz hän ich dir getan,
- lieber bruoder Ortwin? wan ich nie gewan
- deheine die gebsere, daz man mich möhte scheiden,
- i'ne weiz welher dinge du mich, edele fürste, last
- engelden.w
- 1261 «Ja tuon ich'z, liebe swester, niht durch dinen haz.
- dine schoene meide genesent deste baz.
- ich kan dich niht von hinnen geziehen wan nach eren.
- du solt haben holden Herwigen dinen friedel heren.»
- 1262 Sie giengen zuo dem schiffe, do klaget' diu schoene meit.
- siu sprach: «owe mir armen, nu ist endelos min leit.
- der ich mich ie getroste, sol ich den nu versmähen,
- daz mich ir helfe loste? mir ist min gelticke vil un-
- nähen.)!
- 1263 Den eilenthaften degenen was von dem Stade gäch.
- Küdrün diu arme rief Herwige nach:
- 1258, 1 u-ie lieze wir hie, wie sollten wir hier zurücklassen. — 2 ingesinde,
- die übrigen geraubten Jungfrauen. — 3 deiit = daz es; es, des War-
- tens. — 4 geniezen stv. , Nutzen, Vorteil haben; davon, daß sie mit
- Kudrun zusammen duldeten.
- 1259, 3 u-et-ben conj. prses., mit ausgelassenem u-ir, laß uns handeln; über,
- mit, in Bezug auf. — 4 zerhouiven stv., in Stücke hauen.
- 1260, 1 diu ungemuote, die Bekümmerte; vgl. 775, 1. 991, 1. — 3 deheine die
- gebcere, kein Benehmen der Art.
- 1261, l durch dinen haz, weil ich dich etwa haßte: nicht aus Lieblosigkeit
- gegen dich. — 3 geziehen, fortführen. — 4 haben holden, lieb , zum
- Geliebten haben: ich verspreche dir, daß du dich der Liebe deines
- Herwig noch erfreuen sollst.
- 1262, 3 der — getroste , auf die ich immer hoffte. — 4 daz , von getroste ab-
- hängig.
- 252 XXV. AVENTIURE,
- «e was ich diu beste, nu hat man mich zer boesten.
- wem last du mich arme oder wes sol ich weise mich
- getrcesten?»
- 1264 «Du bist niht diu bceste, du muost diu beste sin.
- vil edele küuiginne, verhil die reise min.
- e des morgens schine ich bin vor disen seiden,
- daz habe ti minen triuwen, mit ahzic tüsent miner
- küenen helde.»
- 1265 Sie fuoren so sie künden beldiste dan.
- dö wart ein herter scheiden von friunden getan,
- dan noch friunde tseten, daz weiz ich äne lougen.
- so si verriste künden, beleiten sie die boten mit den
- ougen.
- 1266 Der wesche do vergäzen diu herlichen kint.
- des hete wol gegoumet diu übele Gerlint,
- daz sie stuonden müezic da nidene üf dem sande.
- daz zurnde siu vil sere; ez was ir an ir wesche leit
- und ande.
- 1267 Dö sprach diu frouwe Hildeburc, diu maget üz Irlant:
- «wes lät ir, küniginne, ligen ditz gewant,
- daz ir niht enwaschet Ludwiges man diu kleider?
- und wirt des Gerlint innen, so getet siu uns mit sie-
- gen noch nie leider.«
- 1268 Dö sprach diu Hilden tohter: «dar zuo bin ich ze her,
- daz ich Gerlinde wasche immer mer.
- dienest also swachez sol mir nu versmähen,
- mich kusten zwene künige und ruochten mich mit
- armen umbevähen.»
- 1263, 3 beste, Edelste, Vornehmste; bceste. Niedrigste; vgl. 1276, 3. 1631, 2.
- — hat mich zer, behandelt mich als die. — 4 wem last du mich, wem
- überlassest du mich zum Schutze.
- 1264, 1 Her-wig antwortet. — 2 verhil imper. von verheln. — 3 e prsep. mit
- dat., vor (schine). — 4 daz habe üf minen triuwen, dessen sei bei
- meiner Treue sicher.
- 1265, 2 herter comp., ein härteres Scheiden. — 3 noch, noch jemals. — ane
- lougen, in Wahrheit.
- 1266, 1 wesche stf., Wäsche. — 2 goumen swv. mit gen., wahrnehmen. —
- 4 zürnen swv. mit acc. , über etwas zürnen. — an, wegen.
- 1267, 3 man dat. pl. — 4 noch nie leider, noch niemals größeres Leid , als
- sie uns dann thun wird.
- 1268, 2 immer mer, jemals mehr.
- WIE ORTWiN UNDE HERWic DAR KÖMEN. 253
- 12G9 Do sprach aber Hildeburc: «lät iu niht wesen leit,
- daz ich iuch daz lere, wir bleichen baz diu kleit,
- daz wir siu iht so salwiii tragen ze kemenäten.
- anders wirt uns beiden der rücke mit siegen wol be-
- raten.»
- 1270 Do sprach daz Hagenen künne: «mir get freude zuo,
- trost ünde wünne. der mich unz morgen fruo
- die zit mit besemen slüege, ich trouwet' niht ersterben,
- die uns da tuont so leide, der muoz etelicher e ver-
- derben.
- 1271 Nu wil ich disiu kleider tragen zuo der fluot.
- siu suln des wol geniezen», sprach diu maget guot,
- «daz ich mac geliehen einer küniginne.
- ich wirfe si üf die ünde, daz siu vriliche vliezen
- hinnen.»
- 1272 Swaz Hildeburc geredete, Küdrün trüoc dän
- die Gerlinde sabene. zürnen siu began.
- siu swanc sie von den banden verre zuo den ünden.
- sie swebeten eine wile; i'ne weiz ob si s' immer mere
- fünden,
- 1273 Do nähent' ez der nahte, daz in des tages zeran.
- Hildeburc gie swaere zuo der bürge dan.
- ßiu truoc ander kleider und siben sabene riebe,
- diu Ortwines swester gienc bi Hildeburge ledicliche.
- 1274 Ez was nu harte späte; sie komen hin gegän
- ze Ludewiges bürge. da funden s' vor stän
- 1269, 2 wir bleichen statt des grammatisch genauem rfaj wir bleichen. — baz,
- noch mehr. — 3 iht, nicht etwaT — 4 beraten part. , versehen, reich-
- lich hedacht.
- 1270, 2 der, wenn jemand. — 3 die zit, während der ganzen Zeit. An den
- Schlägen , die ich in der Zeit von jetzt an bis morgen früh erhalte,
- getraue ich mich (glaube ich) nicht zu sterben. Ausdruck höchster
- Entschlossenheit. — 4 rfa gehört als Verstärkung zu die.
- 1271, 2 siu wohl auf die Kleider zu beziehen. Da ich eine Königin statt
- einer Sklavin geworden, will ich ihnen auch die Freiheit geben. —
- 4 vriliche adv., frei, unbehindert.
- 1272, 1 geredete, reden mochte; inf. gereden. — 3 von den handen, aus den
- Händen. — 4 sie swebeten, sie schwammen auf dem Wasser.
- 1273, 1 daz in des tages zeran, daß ihnen vom Tage nichts mehr übrig
- blieb. — 2 swcere adj., schwer beladen. — 4 ledicliche adv., frei, ohne
- etwas zu tragen.
- 254 XXV. AVENTirRE,
- Gerlint die übelen; diu warte ir ingesinde.
- die vil edelen weschen gruozte siu mit worten harte
- swinden.
- 1275 «Wer hat iu daz erloubet?» sprach des küniges wlp.
- <(ez sol sere erarnen iuwer beider lip ,
- daz ir get den äbent über wert vil späte,
- ez zimt niht küniges wibe, daz siu iuch sehe in ir
- kemenäten.»
- 1276 Siu sprach: «nu saget mir balde, war umbe tuot ir daz?
- ir versprechet riebe künige, den sit ir gehaz,
- und koset gegen äbent wider boese knehte.
- weit ir erwerben ere, so enkumet ez iu niht ze rehte.»
- 1277 Do sprach diu maget here: «wes lieget ir mich an?
- wan ich vil gotes armiu den willen nie gewan,
- daz iemen lebe so tiure, mit dem ich sprechen wolde,
- ez enwseren mine mäge, mit den ich von rehte reden
- solde.»>
- 1278 «Nu swic, du übele galle; du heizest liegen mich?
- daz sol ich hinte rechen also über dich,
- daz dir din zorn erhillet so lüte nimmer mere.
- e daz ich erwinde, so gemüet ez dinen rugge sere.»
- 1279 «Daz wil ich widerraten», sprach diu maget her,
- «daz ir mich mit besemen gesträfet nimmer mer.
- ja bin ich verre tiurer dann' ir mit iuwern mägen.
- als ungefüeger zühte der möhte iuch vil li'hte betragen.»
- 1274, 3 warte mit dat., wie oben. — 4 swinde adj., heftig.
- 1275, 3 über wert; wert bezeichnet hier nicht wie früher eine Insel, son-
- dern Strand. Daß ihr euch am späten Abend am Strande herumtreibt.
- 1276, 2 schlagt die Bewerbung mächtiger Könige aus; vgl. 623, 3. — 3 kosen
- 8WV., plaudern. — wider, zu, mit. — 4 kumet iu ze rehte , paßt euch ;
- wenn euch am Besitz von Ehre gelegen ist, so paßt ein solches Be-
- nehmen schlecht dazu.
- 1277, 1 lieget ir mich an, verlüget, verleumdet ihr mich. — 2 den willen nie
- gewan, nie so gesinnt war. — 3 tiüre , hochgeboren : daß es irgend
- jemand, er sei noch so hochgeboren, geben könnte. — 4 eine ver-
- deckte Anspielung, daß sie wirklich mit ihren Verwandten gesprochen.
- 1278, 1 galle stf., Galle; zur Bezeichnung eines bösen Menschen gebraucht,
- ein Schimpfwort. — du heizest liegen mich, du sagst, daß ich lüge?
- — 2 hinte— hinaht. — über dich, an dir. — 3 erhillet 3. prtes. von er-
- hellen, ertönen : laut ausbricht (Martin). — 4 erwinde, davon ablasse,
- was ich gesagt habe.
- 1279, 2 nimmer mir, weil der Sinn des ganzen Satzes negativ ist; nhd.
- etwa. — 3 bin ich doch bei weitem höher an Bang.
- WIE OKTWIN UNDE HERWIG DAR KÖMEN. 255
- 1280 Do sprach diu wülpinne: «wä sint die sabene min,
- daz du also gewunden hast die hende din
- so rehte müezicliche in den dinen geren?
- leb' ich deheine wile, ich wil dich änderen dienest
- leren.))
- 1281 Do sprach dazHagenen künne: «ich hän sie ligen län
- da nidene bi der flüete. dö ich sie wolde dan
- mit mir her ze hove tragen, sie wären mir ze swsere.
- beschouwet ir sie nimmer, daz ist mir üf min triuwe
- vil unmaere.»
- 1282 Do sprach diu tiuvelinne: «ja geniuzest du sin niht.
- e daz ich entsläfe, wie leide dir geschiht!»
- dö hiez si üz ziunen brechen unde besemen binden,
- der ungefüegen zühte wolde duo frou Gerlint niht er-
- winden.
- 1283 Ze einem bettestalle binden siu sie hiez.
- in der kemenäten niemän siu bi ir liez.
- siu wolde ir hüt die schoenen slahen von den beinen.
- die frouwen die daz westen, die begunden krefticlichen
- weinen.
- 1284 Mit listen sprach do Küdrün: «daz wil ich iu sagen:
- wird' ich mit disem besemen hinte hie geslagen,
- gesiht mich immer ouge gesten bi künigen riehen,
- da ich trage kröne, es wirt iu gelönet sicherlichen.
- 1285 Dar umbe ir mich der zühte muget vil gerne erlän;
- so wil ich e minnen den ich versprochen hän.
- 1280, 2 daz: in der Frage uä sint die sabene mtn liegt zugleich: warum
- trägst du sie nicht, warum gehst du ledig, wie kommt es, daß du
- die Hände so müßig hast. — gewunden, eingewickelt. — 3 gere swm.,
- der Teil des Kleides unter den Hüften, Schoß. — 4 leb' ich deheine
- wUe , wenn ich noch eine Zeit lang am Leben bleibe.
- 1281, 4 beschouwen swv. , erblicken. — iif nun triuwe, meiner Treue.
- 1282, 3 uz ziunen, aus Zäxmen (zun stm.); die Zäune waren aus dornigen
- Buten geflochten. Als Objekt ist «Ruten» zu ergänzen.
- 1283, 1 bettestal stn., Bettstelle. — binden, ze, binden an. — 3 ir kann Dativ,
- aber auch Pronomen possess. sein. — 4 krefticlichen adv. , sehr.
- 1284, 3 immer, jemals. — ouge, ein Auge, eines Menschen Auge. — 4 es,
- dafür.
- 1285, 1 zühte gen., Behandlung, Züchtigung. — 2 e, eher, lieber. — ver-
- sprochen, abgewiesen, ausgeschlagen. —
- 256 XXV. ÄVENTIÜRE ,
- ich wil daz künicriche ze Ormanie bouwen.
- wird' ich gewaldic immer, so tuon ich des niemen
- mac getrouwen.»
- 1286 Do sprach diu frouwe Gerlint: «so lieze ich minen zorn.
- und ob du tüsent sabene betest mir verlorn,
- die wolde ich verkiesen. ez koeme ouch dir ze guote,
- ob du von Ormanie minnen wilt den fürsten Hartmuote.»
- 1287 Do sprach diu maget schoene: «ja wil ich mich erholn,
- dise manige quäle mag ich niht verdoln.
- heizet mir gewinnen den künic üz Ormanin.
- swie er mir geblutet, so wil ich immer mere sin.»
- 1288 Die d6 die rede horten, die liefen balde dan.
- dem snellen Hartmuote wart ez kunt getan,
- bi im säzen mere der sines vater manne.
- do saget' im einer msere, daz er ze Küdrünen gienge
- dannen.
- 1289 Der saget' im offenlichen: «gebt mir daz botenbröt.
- der schoenen Hilden tohter ir dienest iu enböt,
- daz ir komen ruochet zuo ir kemenäten.
- siu wil iuch nimmer fremeden. siu hat sich bezzer
- dinge sit beraten.»
- 1290 Do sprach der ritter edele: «du liugest äne not.
- waeren war din maere, ich gaebe botenbröt
- guoter bürge drie und dar zuo huobe riebe
- und sehzic bouge goldes. ja wolde ich immer leben
- wünnicliche.»
- 1285, 3 bouwen, bewohnen; ich will Königin in Ormanie werden; vgl. 1291,4.
- — 4 die letzten Worte enthalten eine Drohung; vielleicht auch schon
- eine versteckte Hinweisung auf ihre Befreiung.
- 1286, 1 lieze ich, ließe ich sein. — 3 verkiesen stv. mit acc, auf etwas ver-
- zichten. — ouch drückt wieder eine Art Gegensatz aus und steht
- wieder beim Pronomen, ohne zu diesem zu gehören.
- 1287, 1 mich erholn, das Versäumte nachholen, es besser machen. — 2 ver-
- doln Bwv. , erdulden, vertragen.
- 1288, 3 er saß nicht allein; es waren mehr von seines Vaters Mannen bei
- ihm. — 4 gienge, gehen sollte.
- 1289, 1 botenbröt stn. , Belohnung des Boten. — 4 fremeden swv. mit acc.
- der Person, jemand meiden, sich fern von ihm halten. — sich be-
- raten swv. mit gen., sich entschließen zu etwas; sie ist zu einem
- bessern Entschlüsse seitdem gelangt.
- 1290, 2 botenbröt, als Botenbrot. — ^ ja — wünnicliche begründet den rei-
- chen Botenlohn.
- WIE OETWIN UNDE HEEWIC DAR KOMEN. 257
- 1291 Do sprach ein sin geselle: «ich hän ez ouch ver-
- nomen.
- die gäbe wil ich teilen. ir sult ze hove komen.
- ez sprach diu maget edele, daz siu iuch gerne minne ;
- ob ir des geruochet, siu werde hie ze lande küniginne.»
- 1292 Hartmuot der sagete do dem boten danc.
- wie rehte froelichen er von dem sedele spranc!
- er wände daz in minne hete got beraten.
- in froelichem sinne gieng er zuo der meide kemenäten.
- 1293 Da stuont in nazzem hemede daz herliche kint.
- mit weinenden ougen gruozte siu in sint.
- siu gieng im hin engegene und stuont im also nähen,
- daz er mit sinen armen wolde Küdrünen umbevähen.
- 1294 Siu sprach: «neinä, Hartmuot, des entuot noch niht.
- ja wizent iu'z die liute, swer so daz ersiht.
- ich bin ein armiu wesche: ez mag iu wol versmähen,
- ir Sit ein künic riche; wie zseme ich iu mit armen
- umbevähen?
- 1295 Ich erlöube ez iu danne vil wol, Hartmuot,
- swann' ich sten under kröne vor iwern recken guot.
- so heize ich küniginne, so sol i'u niht versmähen;
- so zimt ez wol uns beiden, so sult ir mich mit armen
- umbevähen.»
- 1296 In sinen grozen zühten er stuont üf hoher dan.
- er sprach ze Küdrünen: «maget vil wol getan,
- nu du mich ruochest minnen, ich wil dich höhe mieten,
- mir und minen friunden mäht du swaz du selbe wilt
- gebieten.»
- 1291, 1 ein sin geselle, ein Genosse von dem, der zuerst geredet hatte. —
- 2 teilen'^ er beansprucht die Hälfte des versprocheuen Botenlohnes.
- 1292, 3 daß Gott ihn mit Liebe versehen hätte, ihm die ersehnte Liebe
- des Mädchens beschieden hätte.
- 1293, 3 stuont nähen, trat nahe herzu.
- 1294, 1 neinä verstärktes nein, nein doch. — 2 wizen stv. mit dat. der Per-
- son, acc. der Sache, jemand etwas zum Vorwurfe machen. — swer
- so, wenn irgendjemand. — 3 ez , mich zu umarmen. — 4 wie paßte
- ich für euch, mich zu umarmen, oder: umarmt zu werden.
- 1295, 3. 4 viermal so nacheinander, alle vier elliptische Nachsätze; etwa zu
- Übersetzen durch: alsdann. — 3 i'u = ich tu, ich euch.
- 1296, 1 stuont üf hoher dan, trat von dort zurück. — 3 hohe mieten, reich
- belohnen. — ^ du wilt, du willst.
- KÜDRUN. 17
- 258 XXV. AVENTIURE,
- 1297 Do sprach diu juncfrouwe: «mir wart sanfter nie.
- sol ich vil gotes armiu nu gebieten hie,
- so ist min gebot daz erste nach grozer arebeite,
- e daz ich hinte släfe, daz man mir ein schcenez bat
- bereite.
- 1298 Min gebot daz ander daz sol ditze sin,
- daz man mir balde bringe miniu magedin,
- swä so man sie vinde under Gerlinde wiben.
- in ir phieselgademe ensöl ir deheiniu beliben.»
- 1299 » schaffe ich willicliche», sprach her Hartmuot.
- dö suocht' man üz dem gademe manige maget guot,
- die mit strubendem häre und in swachen kleiden
- hin ze hove giengen. diu übele Gerlint was umbe-
- scheiden.
- 1300 Dö komen dri und sehzic da Hartmuot sie sach.
- Küdrün diu edele gezogenliche sprach:
- cnu schouwet, künic riebe, weit ir daz hän für ere?
- wie sint erzogen die meide?» do sprach er: «ez ge-
- schiht in nimmer mere.«
- 1301 "Tuot mir'z ze liebe, Hartmuot», sprach daz edele kint,
- «alle mine meide, die hie verderbet sint,
- daz man sie bade hinte. volget miner raete.
- ir sult sie sehen selbe da sie sten in wünniclicher
- wsete.»
- 1302 Des antwurte Hartmuot, der ritter üz erkorn:
- «liebiu min frou Küdrün, ist iht der kleider vlorn,
- diu mit in her brähten iuwer ingesinden,
- so gibet man in diu besten, diu man in der werlde
- inder vinde.
- 1297, 1 sanfter adv. compar. , angenehmer zu Mute, als in diesem Augen-
- blicke.
- 1298, 1 ander, zweite. — 3 under, gemischt unter.
- 1299, 1 schaffe, besorge. — 3 swach adj., armselig, schlecht. — kleiden dat.
- pl. von kleit, daneben kleidern. — 4 urnbescheiden {um statt un wegen
- des folgenden 6) adj., rücksichtslos, daß sie nämlich die Mädchen
- so behandelte.
- 1300, 3 rechnet ihr euch das für Ehre? ist das eine ehrenvolle Behand-
- lung ? — 4 erzogen, behandelt.
- 1-301, 2 verderbt:n swv. , zu Grunde richten, zu Schaden bringen.
- 1302, 2 tlorn, zu Grunde gegangen. — i iuwer ingesinden, eure Dienerinnen.
- WIE ORT WIN TJNDE HER^vic DAR KÖMEN. 259
- 1303 Ich sol sie sehen gerne bi iu gekleidet stän.»
- bades vliziclichen gäben man began.
- Hartmuotes künnes wart maniger kamersere.
- sie ilden alle ir dienen durch daz siu in dar nach ge-
- nsedic wsere.
- 1304 Do wart gebadet schöne diu herliche meit
- mit ir juncfrouwen. diu aller besten kleit,
- diu iemen haben künde, brähte man in allen.
- diu swächeste drunder diu möhte einem künige wol
- gevallen.
- 1305 Do sie gebadet wären, dö brähte man in win,
- daz in Ormanie niht bezzer mohte sin.
- mete den vil guoten brähte man den frouwen.
- wie's im gedanket wurde, wie solde des her Härtmüot
- getrouwen?
- 1306 In einen sal gesäzen diu minniclichen kint.
- ir tohter Ortrünen hiez frou Gerlint
- daz siu sich dar zuo kleite mit ir juncfrouwen,
- ob siu die Hilden tohter wolde mit ir ingesinde
- schouwen.
- 1307 Ortrün diu edele kleite sich zehant.
- siu gienc vil froelichen da si Kü'drunen vant.
- do gienc ir hin engegene des wilden Hagenen künne.
- do sie ensamet wären, dö sach man beide freude
- unde wünne.
- 1308 Sie iusten beide ein ander under rotem golde guot;
- dar zuo schein ir varwe. gezweiet was ir muot.
- 1303, 2 bades gahen, mit dem Bade sich beeilen. — vliziclichen adv. , an-
- gelegentlich, eifrig. — 3 künnes von maniger abhängig : mancher aus
- der Verwandtschaft Hartmuts.
- 1304, 4 diu swächeste drunder, die geringste, unscheinbarste darunter.
- 1305, 2 daz, von solcher Beschaffenheit, daß. — 3 mete stm, , Met, ein
- künstliches Getränk, mit Honig gemischt. — 4 wie's, wie dafür. —
- getrouwen , ihnen zutrauen,
- 1306, 1 gesäzen, setzten sich. — 2 heizen stv. mit acc. der Person nicht
- häufig, befehlen. — 3 dar zuo, zu dem Zwecke, mit Bezug auf das
- folgende ob. — kleite = kleidete.
- 1307, 4 ensamet, beisammen; vgl. 236, 3.
- 1308, 1 unter rotem golde'] sie hatten beide goldene Reife auf dem Haupte.
- — 2 dar zuo, zu dem Golde. — gezweiet, geteilt; ihre Freude ent-
- sprang nicht aus einem und demselben Gefühle.
- 17*
- 260 XXV. AVENTIURE,
- liep was Ortrünen, der küuigiuue riche,
- daz siu die edelen wesclien sach gekleidet also wün-
- nicUche.
- 1309 Do frewete sich diu arme, als wir han verjehen,
- daz siu ir edelez künne so schiere solde sehen,
- spilnde bi ein ander säzen die vil heren.
- swar sie dicke ssehen, ez möhte ein trüric herze freude
- leren.
- 1310 «Wol mich», sprach frou Ortrün, «daz ich gelebet hän,
- daz du bi Hartmuote wilt alhie bestän.
- des dinen guoten willen gibe ich dir ze löne,
- die ich tragen solde, miner muoter Gerlinde kröne.»
- 1311 «Nu 16n' dir got, Ortrun», sprach daz magedin.
- «swie du mir gebiutest, so wil ich gerne sin.
- du hast beweinet dicke mines herzen leide,
- getriuwelicher dienste wil ich mich nimmer täc v6n
- dir scheiden.»
- 1312 In kintlichen listen sprach diu raaget guot:
- «ir sult boten senden, min her Hartmuot,
- in Ormanieriche , ob ez in wol gevalle,
- nach iwern besten friunden, daz sie her ze hove kö-
- rnen alle.
- 1313 Gestent mit fride diu erbe, daz wil ich iu sagen,
- so wil ich bi iu kröne vor den beiden tragen,
- daz ich daz müge erkennen, wer min ger ze frouwen.
- mich und mine mäge läze ich iuwer recken danne
- schon wen.»
- 1309, 1 Do, dagegen. — .3 spilnde., scherzend ; inf. spiln swv. — 4 wenn sie
- irgendwohin ihre Blicke oft richteten, könnte davon ein Trauriger
- froh werden.
- 1310, 1 gelebet hän, das erlebt habe. — 3 des willen abhängig von lone. —
- 4 rfie] der Relativsatz geht voraus, zu kröne gehörig.
- 1311, 4 zu treuem Dienste will ich dir immer bereit sein. — nimmer tac,
- niemals einen Tag, keinen Augenblick.
- 1312, \ kintlich , mädchenhaft. — 3 vorausgesetzt, daß es ihnen (eueru
- Freunden) gefällt. — 4 daz hängt von boten senden ab. Kudrun will
- durch die Absendung von Boten die Zahl der kampffähigen Männer
- in der Burg vermindern; vgl. 1314, 3.
- 1313, 1 Ge*tent mit fride, befinden sich in friedlichem Zustande. — 3 damit
- ich weiß, wie mächtig mein Gatte ist; und dies ermißt sich nach
- der Zahl der Dienstmannen. — 4 Verwandte hat Kudrun unter den
- Gefangenen nicht ; sie verheißt also eine Versöhnung mit ihrer Fa-
- milie, wenn sie eingewilligt. Zugleich aber spielt sie versteckt wie-
- der auf die kommenden Ereignisse an.
- WIE ORTwIn TJNDE HERWic DAR KOMEN. 261
- 1314 Ez was ein list so wiser. swaz er der boten vant,
- wol hundert oder mere wurden üz gesant.
- diu minner was der vinde, do die Hegelinge
- suocliten Hartmuoten. daz was ouch der meide ge-
- dinge.
- 1315 Do sprach diu frouwe Gerlint: «liebiu tohter min,
- nu sult ir iuch scheiden. so ez aber morgen si,
- s6 Sit bi ein ander mit gezogenheite.»
- do neic siu Küdrunen unde bat göt sin ir geleite.
- 1316 Von dannen gienc do Hartmuot. schenken man ir schuof
- unde truhssezen. da was vil kleiner ruof;
- man hiez da haben goume der stolzen meide riche.
- mit trinken und mit spise phlac man der eilenden
- vlizicliche.
- 1317 Do sprach von Hegelingen ein vil schoeniu meit:
- «so wir dar an gedenken, so wirt uns dicke leit,
- sul wir bi den beliben, die uns her brähten,
- uns selben äne wünne; des wir uns doch seiden ie
- gedähten.»
- 1318 Siu begunde weinen da ir frouwe saz.
- do der kinde mere gesehen heten daz
- (si gedähten in ir sorgen ir ungemaches mere),
- sie weinden sumeliche. des erlachte Küdrün diu here.
- 1319 Sie wänden, daz sie solden immer da bestän.
- do was der frouwen wille ninder so getan,
- daz siu belibe gerne bi in tage viere.
- do kom ez an die zite, daz si'z Gerlinden runden
- schiere.
- 1314, 3 diu minner, desto weniger. — 4 gedinge, Absicht.
- 1315, 2 ir iuch, Kudrun und Hartmut. — so ez aber, -wenn es wiederum.
- — 3 gezogenheit stf., Anstand, feines Benehmen.
- 1316, 1 schuof, bestellte. — 2 man hatte nicht nötig, viel nach Bedienung
- zu rufen; sie war aufmerksam zur Stelle. — 3 haben goume, acht
- haben, mit gen., auf etwas.
- 1317, 3 sul wir, statt: daü wir sollen. — 4 uns selben äne wünne, zu beliben
- gehörig: zu unserm Leidwesen, ohne Freude für uns selbst. — des,
- daß wir hier bleiben sollen. — seiden ie, niemals.
- 1318, 1 in Gegenwart ihrer Herrin. — 3 mere, dachten noch mehr darüber
- nach.
- 1319, 2 do, Gegensatz. — so getan, so beschaffen. — 4 an die zlie, dahin,
- soweit. — sVz, man es. — rünen swv. mit dat. , jemand zuflüstern.
- 262 XXV. AVENTIÜRE,
- 1320 Ein teil üz ir züliten lachen siu began,
- diu in vierzehn jären freude nie gewan.
- daz hete wol gehoeret diu übele tiuvelinne;
- diu wincte Ludewige. ez was ir leit von allen ir sinnen.
- 1321 Do gienc siu vil schiere da si Härtmüoten vant.
- siu sprach: «sun der mine, über ä,llez ditze laut
- mtiezen haben arebeit die liute dar inne.
- ich enweiz wes gelachet hat Küdrün diu schoene kü-
- niginne.
- 1322 Swie'z sich habe gefüeget od swie si'z habe vemomen,
- ir sint von ir friunden heimliche boten komen.
- da von solt du dich hüeten, edel ritter here,
- daz du von ir friunden iht vliesest beide lip und euch
- die ere.»
- 1323 Er sprach: «lät ez beliben. ich gan ir harte wol,
- swaz siu bi ir wiben freude haben sol.
- mir sint ir naehste mäge gesezzen also verre;
- wä koerae ich in ir läge? ja waen' mir von in immer
- iht gewerre.»
- 1324 Küdrün ir gesinde fragen do began,
- ob ir gebettet waere; siu wolde släfen gä,n.
- siu was die naht al eine gescheiden von ir swaere.
- do giengen mit der meide des künic Hartmuotes ka-
- meraere.
- 1325 Diu kint von Ormanie diu truogen ir diu lieht,
- sie heten ir gedienet da vor vil seiden ieht.
- 1320, 1 uz ir zühten, über ihr gewohntes anständiges Wesen hinaus ; lautes
- Lachen wehrte den Frauen die Sitte. — siu, Kudrun.
- 1321, 2 sun der mine voc. , im Mhd. abweichend mit dem Artikel. — Ü6er,
- über — hin, die Ausbreitung bezeichnend. — 3 müezen, ea muß so
- kommen. — 4 sie schließt es aus dem Lachen, auch wenn sie den
- Grund nicht kennt.
- J.322, 3 da von, darum.
- 1323, 1 beliben, auf sich beruhen. — 2 swaz freude , ich gönne ihr jede
- Freude, die. — 4 mir~gewerre, daß mir von ihnen niemals etwas zu
- Leide geschieht, ein Hindernis bereitet wird.
- 1324, 2 betten swv. einem, jemand das Bett bereiten. — 3 die naht al eine,
- diese einzige Nacht ; vgl. 1328 ,3.-4 die Kämmerer begleiteten
- Kudrun bis in das Schlafgemach.
- 1325, 1 Diu kint, Pagen sind geraeint. — 2 da vor, vorher. — seiden ieht,
- niemals, ieht mundartliche, aber ältere Form von iht. —
- WIE ORTWiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 263
- man vant da gerihtet wol drizic oder mere
- \il süberlicher bette, da solden ligen der ritter toh-
- ter here.
- 1326 Dar üfe lägen golter da her von Arabe
- vil maniger hande varwe, und grüene alsam der kle,
- von listen harte tiure diu deckelachen riche.
- rot von dem fiure schein gölt uz den siden süberliche-
- 1327 An den liebten phellen. von maniger vische htit
- bezöge wären drunder. Hartmuot was ir trüt,
- der minniclichen meide da her von Hegelingen.
- ''^'- er weste niht der msere, waz im ir künne leides möhte
- bringen.
- 1328 Do sprach diu maget edele: «ja sult ir släfen gän,
- ir Hartmuotes helede. wir wellen ruowe hän,
- ich und mine frouwen, doch dise naht al eine.
- Sit wir her bekomen, so gewünne wir mer deheine.»
- 1329 Swaz da was der fremeden, die sach man dannen gän,
- die wisen mit den tumben. die Hartmuotes man
- die ilden z'ir gemache üz der kemenäten.
- von mete und ouch von wine die armen wären vli-
- ziclich beraten.
- 1330 Do sprach diu Hilden tohter: «besliezet mir die tür.»
- starker rigele viere schoz man der für.
- 1325, 3 rihten 8wv., zurecht machen. — \ suberlich adj., reinlich, schmuck.
- 1326, 1 Hier und in der folgenden Strophe hat der Dichter ofifenbar die
- Schilderung der Betten der burgundischen Könige an Etzels Hofe
- (Nib. 1825. 1826) vor Augen gehabt. — golter, auch kolter, kulter, lat.
- culcitra, stm. , Polster. — 3 liste stf., Leiste, Borte. — deckelachen
- 8tn. , Deckbette. — 4 rot von dem ßure soll wohl nicht heißen, daß
- der rote Glanz des Goldes der Wirkung des schmelzenden Feuers
- beigelegt wird, sondern was sonst nach dem ßure heißt, rot wie
- Feuer.
- 1327, 1 Die Pfeile waren aus Gold und Seide gewirkt. — 2 bezoc stm.,
- Unterfutter; solche, aus Fischhäuten gemacht, kennt ebenfalls das
- Nib. 363, 1: von vremder visce hinten bezoc wol getan. — ir trüt, ihr
- Liebhaber, nicht : ihr Geliebter.
- 1328, 2 helede die ursprüngliche Form von helde. — 4 mer deheine, keine
- mehr.
- 1329, 2 die wisen sind die Kämmerer, die tumben die Pagen. — 4 beraten
- von, versehen mit.
- 1330, 1 besliezen stv., zuschließen. — 2 schoz man, trieb man, stieß man. —
- 264 XXV. AVENTIURE, WIE ORTWIN UNDE HERWIG DAR KÖMEN.
- ouch was daz gädem s6 veste, swes man da begunde,
- deiz üz der kemenäten bescheidenlichen meinen beeren
- künde.
- 1331 Do säzen s' alrerste und trunken guoten win.
- do sprach diu aller berste: «fro muget ir wol sin,
- alle mine frouwen, näcb starkem jwerm leide,
- ich läze iuch morgen schouwen an iwern friunden liebe
- ougen weide.
- 1332 Ich hän geküsset hiute Herwige minen man
- und Ortwin minen bruoder. da sult ir denken an:
- swelhiu wil werden riebe von mir an' allez sorgen,
- diu si des genoete, daz siu uns künde nach der naht
- den morgen.
- 1333 Ir miete wirt niht ringe. uns nähent freuden zit.
- ja gibe ich ir ze miete guote bürge wit,
- dar ZUG vil der huoben. die mac ich wol gewinnen,
- gelebe ich an die stunde, daz man mich nennet eine
- küniginne.»
- 1334 Do legten sie sich släfen; frö was in der muot.
- sie Westen daz in koeme manic ritter guot,
- die in gehelfen möhten von ir grozen sorgen,
- dar zuo stuont ir gedinge, daz si s' saehen an dem
- naehsten morgen.
- 1330, 3 swes hegunde gehört in den Satz mit daz (4).
- 1331, 1 säzen s' alrerste, nun erst setzten sie sich. — 2 diu aller herste, die
- höchste unter allen, Kudrun.
- 1332, 3 swelhiu, welche immer (unter euch). — an' allez sorgen, ohne alle
- Mühe. — 4 des genahte, eifrig darauf bedacht, beflissen.
- 1333, 1 nähent 3. pers. sing, prses. von nähen = nähenen. — 4 an die stunde^
- bis zu der Zeit, so lange.
- 1334, 4 dar zuo stuont, darauf war gerichtet.
- XXVI. i-VENTlURE , WIE HERwic UND ORTWIN U. S. W. • 265
- XXVI. AVENTIURE,
- WIE HERWIG UND ORTWIN WIDER ZUO DEM HERE KOMEN,
- Herwig und Ortwin berichten den Erfolg ihrer Fahrt. Auf Watens
- Rat segeln sie des Nachts bei Mondschein vor Ludwigs Burg. Eine von
- Kadruns Mägden erblickt, früh aufstehend, die befreundeten Scharen.
- Der Wächter verkündet die Nähe der Feinde. Ludwig hält sie für Pilger
- und befragt Hartmuten.
- 1335 Nu beeren wir ein maere, des habe wir nibt vernomen^
- Ortwin imde Herwic waren nu komen
- da sie ir recken fanden nocb üf dem wilden sande.
- d6 liefen in engegene die beide üzer Hegelinge lande.
- 1336 Die boten sie wol enpbiengen und bäten in daz sagen^
- waz sie msere brsebten; sie solden s' nibt verdagen.
- Ortwin den küenen, den man dar umbe sande,
- sie fragten: (debet noch Küdrün in des künic Lude-
- wiges lande?»
- 1337 Do sprach der ritter edele: «ich mag iu nibt gesagen,
- allen besunder; ja muoz ich iuch verdagen,
- unz unser beste friunde bi mir gestent vil nähen:
- so läze wir iuch beeren, waz wir vor Hartmuotes bürge
- sähen.»
- 1338 De sagete man'z den beiden; der kom ein michel kraft,
- dö wurden s' umbestanden mit grozer ritterschaft.
- d6 sprach der degen Ortwin: «nu bringe ich iu msere,
- möhte ez sich gefüegen, der ich mit minen friunden
- gerne enbsere.
- 1335, 1 hoeren, wollen hören. — habe wir statt haben icir. Was wir noch
- nicht wissen. Die Erzählung war Kudrun gefolgt und wir wissen
- nicht, was mit Ortwin und Herwig geschehen ist!
- 1336, 1 sie ist Subjekt. — 2 soldens kann sein solden s', sollten ihnen nicht
- verschweigen; das Objekt ist dann zu ergänzen, etwa diu mcere.
- Doch ebenso gut ist solden's niht , sollten nichts davon.
- 1337, 1 gesayen, erzählen. — 2 allen besunder, jedem einzelnen. — 4 so, wenn
- das geschehen, dann.
- 1338, 1 deren kam eine große Menge. — 2 umbestanden, umringt. —
- 4 möhte ez sich gefüegen gehört in den Relativsatz : solche Nachricht,
- deren ich, wenn es möglich wäre, gern entbehren wollte.
- 266 XXVI. AVENTIURE,
- 1339 Nu beeret michel wunder, daz hie ist geschehen.
- Küdrün mine swester die hän ich gesehen
- unde Hildeburge, die maget üz Irriche.»
- do er in daz sagete, do heten ez für lüge sumeliche.
- 1340 Do sprachen sumeliche: «den spot mugt ir wol län,
- wan wir nach ir gesinnet nu lange zite hän,
- wie wir sie wider brachten von Ludewiges lande.
- Ortwih und sine degene die sint noch üf dem schaden
- und üf der schände.»
- 1341 «Nu fraget Herwigen, der hat sie ouch gesehen,
- und also daz uns künde leider niht geschehen.
- nu gedenket, alle ir mäge, ob uns daz si ein schände :
- wir funden Hildeburgen und Küdrünen waschen üf dem
- sande.»
- 1342 Do weinden alle mäge, die man da gesach.
- Wate der vil aide zoruicliche sprach:
- «ir gebäret alle wiben vil geliche,
- ir enwizzet niht war umbe. ja stet ez beiden niht ze
- lobeliche.
- 1343 Welt ir Küdrünen helfen üz der not,
- so sult ir nach der wize diu kleider machen rot,
- diu da habent gewaschen ir vil wize hende.
- da mite sult ir ir dienen; so mac siu komen üz ir
- eilende.»
- 1344 Do sprach von Tenen Fruote: «wie viengen wir daz an,
- daz wir ze ir lande koemen, e Ludewiges man
- und Hartmuotes helde erfunden disiu maere,
- daz Hilden ingesinde bi in in Ormanieriche waere?»
- 1339, 4 heten ez für lüge , hielten es für eine Lüge.
- 1340, 2 sinnen hier swv. , nach einem , nach jemand streben. — 4 sint noch
- vf, stehen noch auf dem Boden des Schadens und der Schande, die
- ihnen die Feinde gethan; die Schande ist noch nicht gerochen.
- 1341, 2 also, und zwar in solchem Zustande. — leider niht, kein größeres
- Leid. — 3 daz, das Folgende.
- 1342, 4 ir enwizzet niht ivar umbe, ihr wißt selbst keinen rechten Grund
- für 80 weibisches "Wesen anzugeben. — ez, das Weinen.
- 1343, 2 diu wtze stf., die Weiße, die ihnen die Wäsche Kudruns verliehen
- hat.
- 1344, 2 ir, Kudruns. — 4 daz kann Konjunktion, aber auch Artikel sein;
- in letzterm Falle wäre die Konjunktion zu ergänzen.
- A\'IE HER-S^ic UND ORTWIN WIDER ZÜO DEM HERE KOMEN. 267
- 1345 Do sprach Wate der aide: «da kau ich raten wol.
- ich getrouwe in vor der selde gedienen als ich sol,
- gelebe ich noch die zite, daz ich in kum so nähen,
- ir helde, ir sult'z hie rümen und sult gegen Ormanie
- gähen.
- 1346 Der luft ist so heiter, so riche und so breit
- der mäne schinet hinte: des bin ich gemeit.
- nu gäbet von dem sande, ir tiwerlichen helde,
- e ez tage morgen, daz wir sin ze Ludewiges selde.»
- 1347 Sie wurden harte unmüezic durch den Waten rät,
- e sie zen schiffen braehten ir ros und ir wät.
- sie ilden, swaz sie mohten, des nahtes zuo dem lande,
- e daz ez tagen begunde, sie wären vor der bürge üf
- dem sande.
- 1348 Wate der bat swigen daz here über al,
- daz sie sich sanfte legten den griez hin ze tal.
- den wazzermüeden beiden den wart daz erloubet:
- sie strahten nider die Schilde, dar üf legten sumeliche
- ir houbet.
- 1349 «Swer an dem morgen früeje gerne welle sigen»,
- so sprach Wate der aide, «der sol sich niht verligen,
- ja hän wir dirre verte erbiten harte küme,
- so wir den morgen kiesen, daz iuch güote recken ihtes
- iht dann' süme.
- 1350 Und wil iuch warnen mere: üf und ouch ze tal
- swer so beere diezen mines hornes schal,
- I
- 134J, 2 selde, Wohnuug, Königsburg: die Hs. setzt des iauern Reimes
- wegen halde. — gedienen, den Feinden; ironisch. — A ez hie rümen,
- den Platz hier verlassen.
- 1346, 2 gemeit adj., froh. — 3 tiwerlich, tiurlich adj., ausgezeichnet, tapfer.
- — 4: ze , bei, in.
- 1347, l durch den Waten rät, bewogen durch Watens Rat.
- 1348, 2 daz auch noch von bat abhängig. — 4 sie strahten statt des gram-
- matisch genauem: daß sie streckten.
- 1349, 2 verligen stv., sich, zu lange liegen. — 3 verte gen. von vart. Fahrt.
- — 4 sobald wir das Morgenrot gewahr werden. — daz, durch ein
- Mittelglied erklärlich : drum seid darauf bedacht , daß. — ihtes iht,
- ein verstärktes iht (hier in negativem Siune) , durchaus nichts. —
- süme, aufhalte.
- 1350, 1 warnen swv., aufmerksam machen. — üf und ze tal, aufwärts und
- abwärts. — 2 diezen stv., tönen.
- 268 XXVI. AVENTIURE,
- daz der sich sä ze stunde rihte gen dem strite,
- künde ich iu den morgen, daz iuwer keiner da iht
- langer bite.
- 1351 So ich ander stunt gebläse, des sult ir niht län,
- iu ensi gesatelet. zen rossen sult ir gän
- und stet da bereite, unz ich den tac erkiese,
- ze rehter Sturmes zite daz niemen da sin arebeit Ver-
- liese.»
- 1352 Sie jähen daz si'z gerne tseten swaz er riet.
- waz er da schoener frouwen von ir fröweden schiet
- mit verchtiefen wunden in dem herten strite!
- sie warten algemeine niewan gen des naehsten tages ziten.
- 1353 «So ich dri stunt gebläse, ir lieben friunde min,
- so sult ir wol gewäfent üf den rossen sin.
- dannoch sult ir degene min da gerne biten,
- unz ir mich sehet gewäfent nach der schoenen Hilden
- zeichen riten.»
- 1354 Do legten sich die müeden üf den wert ze tal.
- sie wären dö vil nähen vor Ludewiges sal.
- swie'z bi der naht wsere, den sähen sie doch alle.
- die stolzen beiden msere lägen da mit wenigem schalle.
- 1355 Nu was der morgensterne hohe üf gegän.
- do kom ein maget schcene in ein venster stän.
- siu spehete, wanne ez waere daz ez tagen solde,
- da mite siu groze miete an froun Kudrü'nen dienea
- wolde
- 1351, 1 ander stunt, zum zweiten male. — des— län, so soUt ihr das nicht
- unterlassen. — 2 iu ensi gesatelet, daß euch (nicht) gesattelt sei, dafr
- man euch gesattelt habe. — 3 da , bei den Rossen. — erkiese conj.
- prses. von erkiesen, sehen. — 4 sin arebeit Verliese, zu spät komme,
- die Zeit verpasse.
- 1352, 2 fröweden = frvuden , Freuden; indem er ihre Männer tötete. —
- 3 verchtief adj., tief ins Leben eindringend, tödlich. — 4 warten gen^
- eigentlich schauen nach — hin ; warten auf. — niewan , gewöhnlich
- niwan, nur.
- 1353, 1 dri stunt, drei mal; zum dritten mal. — 3 dannoch, nicht: dennoch,
- sondern: dann noch. — 4 näcfi, hinter — her. Das zeichen, die
- Pahne der Königin, trug Horant.
- 1354, 1 wert, wohl derselbe Landvoreprung, auf dem Kudrun und Hilde-
- burg gewaschen. — 3 der Mond schien. — den , den Saal. — 4 mif
- wenigem, mit geringem.
- 1355, 2 in ein venster stän, um in ein Fenster zu treten. — 3 wanne ez
- wcere, wann der Zeitpunkt wäre. — 4 dd mite, wodurch; nämlich
- durch das Spähen. — dienen an, sich verdienen von.
- WIE HERWIG UND ORTwIn WIDER ZUO DEM HERE KOMEN. 269
- 1356 Do kos diu maget edele ein teil des morgens schin.
- gen des wazzers brehene, als ez solde sin,
- sach siu liuhten helme und vil der liebten scbilde.
- diu burc was besezzen; von gewsefen lübte al das ge-
- vilde.
- 1357 Do gienc siu bin widere da siu ir frouwen vant.
- «wacbet, maget edele, allez ditze lant
- und disiu burc veste mit vinden ist besezzen.
- unser friunt da heime babent unser armen nibt ver-
- gezzen.»
- 1358 Küdrün diu bere üz dem bette spranc.
- gäcb was ir an daz venster. siu saget' der meide danc
- dirre boteschefte; da von wart siu riebe,
- von ir grozen swaere siu goumte nach ir friunden vli-
- ziclicbe.
- 1359 Do sacb siu riebe segele wagen üf dem se.
- dö spracb diu maget edele: «nu ist mir erste we.
- owe icb gotes armiu, deich ie den lip gewan!
- man sibt hie biute sterben manigen wsetlicben man.»
- 1360 Do siu daz geredete, daz Hut noch meistec slief.
- Ludwi'ges wabtsere krefticlicben rief:
- «wol üf, ir stolzen recken! wäfen, herre, wäfen!
- her künic von Ormanie, ja waene icb ir ze lange habt
- gesläfen.»
- 1361 Ditze erborte Gerlint, daz Ludewiges wip.
- do liez siu ligen släfen des alden küniges lip.
- 1356, 1 kos praet. von kiesen, sehen. — ein teil, ein wenig. — 2 gen praep.,
- gegenüber; im Wasser sich spiegelnd. — bre.hen swv. , glänzen; hier
- der substantivisch gebrauchte Infinitiv im Dativ. — als ez solde sin,
- wie es natürlich war. — 4 luhte praet. von liuhten, leuchten (1356, 3).
- 1357, 3 besezzen mit, besetzt mit, belagert von. — 4 friunt nom, pl. — unser
- armen, unser der Armen.
- 1358, 3 siu, die Jungfrau, die ihr das gesagt. — 4 von, wegen oder aus. —
- goumen swv. nach einem, nach jemand spähen.
- 1359, 3 ie den lip gewan, jemals geboren wurde.
- 1360, 1 meistec adj. , zum größten Teile. — 3 wäfen, ursprünglich: zu den
- Waffen, was hier noch paßt; gewöhnlich ein Weheruf.
- 1361, 2 von liez hängt zunächst ligen ab. —
- 270 XXVI. AVENTIURE, WIE HERWIG ü. ORTWIN WIDER KÖMEN.
- do gäbt' sin harte balde selbe in eine zinne.
- da sacb siu vil der geste. unmäzen leit was do der
- tiuveliime.
- 1362 Siu i'lde hin widere da siu den künic vant.
- «wachä, berre Ludewic! din burc und oucb din lant
- daz ist umbemüret von gesten ungehiure.
- daz lachen Küdrunen koufent dine recken hiute tiure.»
- 1363 «Swiget», sprach do Ludewic, «ich wil sie selbe sehen,
- wir müezen's alle erbiten swaz uns nu mac geschehen.»
- do gienc er harte snelle in sin palas schouwen.
- er het des tages geste, der er übele möhte getrouwen.
- 1364 Do sach er vanen breite vor siner bürge wagen,
- dö sprach der künic Ludewic: «ja sul wir ez sagen
- mim' sune Hartmuote. ez sint li'hte bilgerine
- und ligent hie durch koufen vor der stat und vor der
- bürge mine.»
- 1365 Man wahte Hartmuote. do ez im wart geseit,
- do sprach der degen guote: «lät iu niht wesen leit.
- ich erkenne fürsten zeichen wol in zweinzic landen,
- ich wsen' die vinde wellen rechen an uns ir alden
- anden.»
- 1361, 4 geste, im Sinne Ton Feinde, wie mehrfach.
- 1362, 2 wachä imper. wache mit der yeretärkenden Partikel ä. — 3 um-
- bemüret, ummauert, umringt. — ungehiure adj., unheimlich. — 4 kou-
- fent thcre, kommt teuer zu stehen.
- 1363, 2 der Zwischengedanke ist: euer Lärmen hilft nichts, es läßt sich
- dadurch nichts ändern. — müezen's, müssen darauf. — 4 des tages,.
- an diesem Tage. — übele adv., soviel als : nicht ; die er nicht erwar-
- ten konnte, auf die er nicht gefaßt war.
- 1364, 3 ithte adv., es kann leicht sein.
- 136'), 1 wahte prset. von wecken. — 2 lät — leit, habt keine Sorge und
- Angst. — 3 zeichen, Fahnen mit ihren Wappen.
- XXVII. AVENTIURE, WIE HAETMUOT LUDEWIGE NANDE ü. S. W. 271
- XXVII. AVENTIURE,
- WIE HABTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN.
- Hartmut nennt seinem Vater die Wappen der einzelnen Heerscharen.
- Beide -waffnen sich. Gerlind rät eine Belagerung abzuwarten und nicht
- auszufallen; Hartmut -will nichts von solchem Rate -wissen. Der Kampf
- beginnt. Hartmut verwundet Ortwinen und Horanden, der jenem zu Hilfe
- eilt. Herwig dringt auf Ludewigen ein, kommt aber zu Falle und wird
- von seinen Mannen beiseite geschafft.
- 1366 Do liez er ligen släfen alle sine man.
- Ludewic und Hartmuot die zwene giengen dan
- schouwen in diu venster. do sie diu here sähen,
- scüiere sprach do Hartmuot: «sie ligent miner bürge
- ein teil ze nähen.
- 1367 Ez sint niht bilgerine, vil lieber vater min.
- Wate und ouch die sine mugen ez vil wol sin,
- der helt von Sturmlanden und der von Ortriche.
- dort sihe ich wagen ein zeichen, daz mac sich dem
- maere wol geliehen.
- 1368 Ez ist ein bruner phelle da her von Karade.
- e daz sich der geneige, da bi wirt beiden we.
- dar inne swebet ein houbet, daz ist von rotem golde.
- also ktiener geste ich hie ze land'e gerne enbern
- wolde.
- 1369 Uns bringet der von Moeren wol zweinzic tüsent man.
- daz sint vil küene degene, als ich gesehen kan.
- die wellen an uns werben mit strite michel ere.
- noch sihe ich dort ein zeichen, da bi lit der beide
- noch mere.
- 1366, 4 ein teil, ein wenig, mit der gewöhnlichen mhd. Ironie.
- 1367, 4 daz — geliehen , das kann dieser Nachricht, daß es nämlich Wate
- und die Seinen sind, wohl gleichen, stimmt wohl damit überein.
- Vgl. 1207, 4.
- 1368, 1 örün adj., braun. — phelle, der Stoff, aus dem die Fahne gemacht
- war. Es ist das Zeichen (1367, 4) Siegfrieds von Morland, aus brau-
- nem j&AeHe geschnitten. — 2 geneigen ev/\.j sich, sich beugen, als
- Zeichen des verlorenen Sieges. — da bt, bei dem Beugen. — 3 swebet,
- flattert. Das Haupt ist wohl von Gold eingewirkt zu denken.
- 1369, 3 werben stv. , erwerben, an uns, bei uns, von uns.
- 272 XXVII. AVENTIÜBE,
- 1370 Der van ist Horandes da her von Tenelant.
- da bi sih' ich hern Fruoten, der ist mir erkant,
- und hern Morüngen von Wäleis dem lande,
- der hat uns vil der vinde gefüeret wider morgen zuo
- dem sande.
- 1371 Noch sihe ich ir einen mit liehten Sparren rot:
- da Stent örter inne. des koment helde in not.
- der ist Ortwines da her von Ortriche,
- dem wir den vater sluogen; der enkumt uns niht ze
- friuntli'che.
- 1372 Dort sihe ich vanen einen, der'st wizer danne ein
- swan.
- güldi'niu bilde muget ir kiesen dran,
- den hat min swiger Hilde gesendet über ünde.
- der haz der Hegelinge wirt e morgen äbent vil wol
- künde.
- 1373 Noch sihe ich hie bt weihen einen vanen breit
- von wolkenbläwen siden. daz si iu geseit:
- den bringet uns her Herwic da her von Selande.
- sebleter swebent dar inne. er wil hie vaste rechen
- siuen anden.
- 1374 Ouch kumt uns her Irolt, des mag ich wol jehen.
- er bringet vil der Friesen, als ich mich kan versehen,
- und ouch der Holzsaezen; daz sint ziere helde.
- ez nähet z'einem stürme. nu wäfent iuch, ir recken,
- in der selde.»
- 1370, 4 wider morgen, gegen Morgen, bei Tagesanbruch.
- 1371, 1 ir, der Fahnen, — sparre swm., Balken, im heraldischen Sinne. —
- 2 örter pl. von ort, Spitzen, namentlich von Waffen; offenbar mit
- Beziehung auf den Namen Ortlant und Ortwtn. — des, dadurch,
- durch die Fahne und den um sie geführten Kampf; vgl. 1368, 2. —
- 4 niht ze friuntllche, ironisch.
- 1372, 1 der' st = der ist. — swan swm. (statt swane), Schwan. — 2 bilde,
- Wappenbilder. — 3 swiger stf., Schwiegermutter: so nennt Hartmut
- Hilden ironisch, denn jetzt zweifelt er wohl nicht mehr daran, daß
- Gerlind recht hatte, als sie schon Tags zuvor über das Lachen Ku-
- druus erschrak und gewiß war, daß ihr eine Nachricht aus der Hei-
- mat gekommen. Vgl. 1322, 2. — 4 e morgen äbent, vor morgen Abend.
- 1373, 2 wulkenbld adj. , himmelblau. — 3 da her gehört nicht zu bringet,
- sondern zu Herwic. — 4 sebleter pl. von seblat, Blatt einer Seepflanze,
- der Seerose V Wieder mit Anschluß an den Namen SelatU. Vgl.
- Haupts Zeitschrift 12, 314. Germania 4, 53. 17, 66.
- 1374, 2 als ich mich kan versehen, wie ich erwarten kann.
- WIE HARTMÜOT LÜDEwioE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 273
- 1375 «Nu wol üf», sprach Hartmuot, «alle mine man,
- wan ich den grimmen gesten der ere niht engan,
- daz sie ze miner bürge geriten sint so nähen.
- wir suln sie vor der porten mit den swertslegen wol
- enphähen.»
- 1376 Do Sprüngen von den betten die man noch ligende vant.
- sie ruoften, daz man braehte ir liehtez wicgewant.
- sie wölden dem künige helfen wern daz riche.
- wol vierzic hundert degene garten sich dar inne sü-
- berliche.
- 1377 Do wafent' sich Ludewic und ouch Hartmuot.
- die frouwen eilende dühte ez übele guot.
- sie heten in der bürge ganzen tröst deheinen.
- do sprach ir einiu drunder: «der vert lachte, den lät
- hiure weinen.»
- 1378 Vil schiere kom frou Gerlint, daz Ludewiges wip.
- «waz weit ir tuon, her Hartmuot ? zwiu weit ir den lip
- selbe hie Verliesen und alle dise helde?
- ja slahent iuch die vinde, kumt ir zuo in dar liz den
- seiden.»
- 1379 Do sprach der ritter edele: «muoter, get hin dan.
- ir muget niht bewisen mich und mine man.
- ratet iwern frouwen, die mugen'z sanfte liden,
- wie sie daz gesteine legen mit dem golde in die siden.
- 1380 Nu sult ir», sprach Hartmuot, «waschen heizen gän
- Küdrün mit ir meiden, als ir e habt getan.
- 1375, 2 der ere, daß sie uns auf den Leib gerückt sind und den ersten
- Angriff gewagt haben. Er will ihnen zuvorkommen.
- 1376, 3 wem swr., verteidigen. — 4 garten sich, waffneten sich; von ger-
- wen 8WV.
- 1377, 2 übele guot; übele ist Adv. , hier beinahe in der Bedeutung einer
- Negation: wenig gut, durchaus nicht gut; vgl. 1363, 4. Warum sie
- sich unbehaglich fühlten, sagt die folgende Zeile, — 3 ganzen, festen,
- zuverlässigen. — 4 werf adv., vergangenes Jahr; hiure adv., in diesem
- Jahre: ein Sprichwort.
- 1378, 4 dar, dorthin; mit zuo in zu verbinden.
- 1379, 2^ bewtsen swv. , anleiten , Anweisung geben. — 3 die mugen'z sanfte
- liden, die können sich das wohl gefallen lassen.
- 1380, 1 Der Rat ist ironisch. -
- KUDRUN. 18
- 274 XXVII. AVENTIURE,
- ir wändet siu enhete niht friunt noch Ingesinde,
- ir müget noch hiute schouwen, daz uns die geste ge-
- dankent swinde.«
- 1381 Do sprach diu tiuvelinne: «da mite diende ich dir,
- daz ich sie wände twingen. nu solt du volgen mir.
- din burc ist so veste, heiz diniu tor besliezen;
- so mugen dise geste ir reise harte lützel her ge-
- niezen.
- 1382 Du weist vil wol, Hartmuot, daz sie dir sint gehaz,
- den du ir mäge slüege; nu hüete dich diu baz.
- du hast vor der bürge gesippen friunt deheinen.
- die stolzen Hegelinge bringent ir ie zweinzic wider
- einen.
- 1383 Ir sult euch daz bedenken, vil lieber sun min:
- ir habt in disem hüse brot ünde win
- unde guote spise vollen z'einem järe.
- swer hie wirt gevangen, ja läzent sie den loesen harte
- undäre.»
- 1384 Do riet aber dem recken daz Ludewiges wip:
- (•behüetet iuwer ere, verlieset niht den lip.
- mit armbrusten heizet uz den venstern schiezen
- die grimmen verchwunden, daz ez ir friunt da heime
- beriezen.
- 1385 Autwerc diu besten heizet seilen wol
- gegen disen gesten. diu burc ist recken vol.
- 1380, 3 ihr glaubtet sie freund- und hilflos, und behandeltet sie darum
- Bchleciit. Für diese Behandlung wird die Rache um so schlimmer
- werden. — 4 gedankent, für die gute Behandlung der Frauen; eben-
- falls ironisch.
- 1381, 4 her gehört zu reise: ihrer Fahrt, ihres Kriegszuges hierher.
- 1382, 2 du slüege 2. pers. prset., du schlugst. — diu baz, um so besser, um
- BD mehr. — 3 gesippe adj., verwandt.
- 1383, 2 in disem huse, in dieser Burg. — 3 vollen z'einem järe , in vollem
- Maße, reichlich für ein Jahr. — 4 undäre adv. , unansehnlich; Um-
- schreibung der Negation, wenig oder gar nicht. Die Gefangenen
- würde man in diesem Falle nicht auslösen, sondern töten; darum
- widerrät Gerlind, sich in einen Kampf auf freiem Felde einzulassen.
- 1384, 1 dem recken, Hartmut. — 3 annbru*t stn., aus arcubalista, durch
- Umdeutschung. — 4 beriezen stv., bew^einen.
- 1385, 1 Antwerc stn., Belagerungsmaschine, Wurfmaschine, den romischen
- Katapulten ähnlich. — seilen swv., mit Seilen versehen. —
- WIE HARTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 275
- e ich iiich mit den vinden swerte läze brüchen,
- ich und inine meide tragen iu die steine in wizen
- stüchen.»
- I 1386 Do sprach in zorne Hartmuot: «frouwe, nu get hin.
- waz muget ir mir geraten? zwiu solde mir min sin?
- e man mich beslozzen in dirre bürge vinde,
- e wolt' ich ersterben da uzen bi dem Hilden in-
- i gesinde.»
- 1387 D6 sprach weinende des alden küniges wip:
- I «ja tuon ich'z dar umbe, daz du dinen lip
- P deste baz behüetest. swer sich lät hiute schouwen
- under dinem zeichen, der mag uns alles guotes wol
- getrouwen.»
- I
- ^ 1388 «Nu wäfent iuch», sprach Gerlint. «bi dem sune min
- houwet üz den helmen den heizen fiures schin.
- ir sult bi dem recken hiute wesen nähen.
- ja sult ir die geste mit den tiefen wunden wol en-
- phähen.»
- 1389 "Min frouwe saget iu rehte», sprach do Hartmuot,
- «ir vil guote knehte. swer ez mit willen tuot,
- I und mir ez mit den vinden hiute hilfet tichen,
- r swaz der alden stirbet, den wil ich die weisen alle
- riehen.»
- 1390 Gewäfent wart dar inne der Ludewiges man
- t tüsent unde hundert. e daz sie füeren dan
- 1385, 3 swerte brüchen, die Schwerter brauchen, im offenen Feldkampf. —
- 4 die steine, die aus den Maschinen oder von ..den Mauern herab-
- geschleudert werden. — stüche masc. oder fem., Ärmel.
- 1386, 2 zwiu solde mir min sin, wozu hätte ich meinen Verstand, wenn ich
- mir nicht selbst raten könnte? — 3 beslozzen, eingeschlossen. — i uzen
- adv., außen.
- 1387, 3 hiermit wendet sich Gerlind an die Dienetmannen und verheißt
- ihnen Belohnung; noch bestimmter in der folgenden Strophe.
- 1388, 2 den heizen fiures schin, heißen Feuerglanz , feurige Funken.
- 1389, 1 Hartmut hat erkannt, daß die Mutter in seinem Interesse rede
- und rate, und ist etwas sanfter; er schließt an 1387, 3. 4 an. —
- 3 tichen stv., fördern; ndt , an, bei. — 4 er verheißt, wenn sie selbst
- faUen, für ihre Kinder zu sorgen. Deren Waisen will ich versorgen,
- soviel auch der Väter fallen.
- 18*
- 276 XXVII. AVENTIÜRE,
- üz des küniges porte, der bürge schuof er huote.
- noch liezen sie dar inne wol fünf hundert snelle ritter
- guote.
- 1391 Do sloz man üf die rigele ze vieren bürge torn.
- sie heten niht gebresten gen einigem sporn.
- die dem jungen künige wolden helfen striten,
- mit helmen üf gebimden sach man der drizic hundert
- nach im riten.
- 1392 Nu nähent ez dem strite. der helt üz Sturmlant
- begunde ein hörn blasen, daz man'z über sant
- wol von sinen kreften horte drizic mile.
- die von Hegelingen begunden zuo dem Hilden zeichen
- ilen.
- 1393 Do blies er ander stunde; daz tet er umbe daz,
- daz ieclicher recke in den satel saz
- und ir schar schihten dar sie wolden keren.
- man gefriesch in den striten nie älden recken also
- heren.
- 1394 Er blies ze dritten stunden mit einer krefte groz,
- daz im der wert erwagete und im der wäc erdöz.
- Ludwiges eckesteine üz der miire möhten risen.
- dö hiez er Höranden der schoenen Hilden zeichen
- dannen wisen.
- 1395 Sie vorhten Waten sere. da wart niemen lüt.
- man horte ein ros ergrinen. daz Herwiges trüt
- 1390, 3 er sorgte für Bewachung der Burg; nicht alle Kampffähigen zogen
- hinaus.
- 1391, 1 ze, bei. — 2 gen einigem sporn, bis zum Betrage von einem einzigen
- Sporen; nach Nib. 1659, 4 daz iuch ze scaden bringe gegen einigem
- sporn. — 4 «/ gebunden, aufs Haupt gesetzt. Der Helm wurde unter
- dem Kinne mit Bändern (helmbant) zugebunden. — der, derer.
- 1392, 3 von sinen kreften, wegen, infolge seiner Stärke. — drizic utile, drei-
- ßig Meilen weit. — 4 scharten sich um Horant.
- 1393, 3 schihten praet. conj. von schicken, bereit machen; dar, nach der
- Richtung hin , wohin. — 4 also heren, sc. als Wate.
- 1394, 1 ze dritten stunden, zum dritten male. — 2 im, vor ihm. — der wert
- erwagete, der Strand erbebte. Vgl. hlb, 1. — 3 eckesteine, Ecksteine,
- die ein Gebäude hauptsächlich stützen. — risen stv. , fallen. —
- 4 dannen wisen, vorwärts führen.
- 1395, 2 ergrinen stv., knurren, wiehern; hörte ist conj., man hätte hören
- können: so still war es (Martin). —
- WIE HAETMUOT LUDEWIGE NANDE DEE FÜESTEN ZEICHEN. 277
- stuont obene in der zinne. stateliche riten
- sach man die küenen recken, die mit Hartmuote wei-
- den striten
- 1396 Nu was ouch komen Hartmuot unde sine man,
- ze vlize wol gewäfent, üz der porten dan.
- von fremeden und von künden durch die venstersteine
- erglasten in die helme. ja enwas ouch Hartmuot da
- niht eine.
- 1397 Der bürge in vieren enden giengen zuo die schar,
- allez ir gewsete was nach silber var.
- dar zuo sach man schinen gespenge ab liebten
- Schilden,
- sie vorhten Waten den alden alsam einen grimmen
- lewen wilden.
- 1398 Die beide von den Meeren man sunder riten sach,
- schiezen starke schefte. vil trunzen da zerbrach.
- do sie den strit erhuoben mit den von Ormandine, .
- do sach man üz ir wäfen und üz ir brünne fiures
- blicke erschinen.
- 1399 Die von Tenemarke zer bürge riten dan.
- irolt der vil starke wisen do began
- der müre an ein ende sehs tüsent oder mere;
- daz wären guote helde. ez schadete Ludewige harte
- sere.
- 1400 Do reit mit sinen mannen sunder Ortwin.
- er fuorte ir ahzic hundert; daz muose schade sin
- dem lande z'Ormanie und ouch den liuten drinne.
- Gerlint und Ortrün weinende stuonden an der zinne.
- 1395, 3 stateliche adv., gemach.
- 1396, 3 von fremeden und von künden gehört zu helme: von Feinden und
- Freunden. — venstersteine , die steinernen Feneterrahmen. — 4 er-
- glasten praet. von erglesten, leuchten.
- 1397, 1 in vieren enden, auf vier Seiten; der bürge gehört zu giengen zuo,
- giengen los auf. — 2 nach silber var, wie Silber gefärbt.
- 1398, 1 sunder adv. , besonders , abgesondert. — 2 trumen geschwächt aus
- trunzün stm. , Lanzensplitter; franz. trongon. — 4 blicke pl. von blic
- stm., Blitz.
- 1399, 3 der mure an ein ende, an das Ende der Mauer.
- 1400, 2 schade sin, zum Schaden gereichen, schaden.
- 278 XXVII. AVENTIURE,
- 1401 Do kom oiicli her Herwic, froua Küdrimen man,
- des vil manic frouwe grozen schaden gewan,
- da er begunde striten nach sines herzen trüte.
- von den starken wäfen hört' man die helme erdiezen
- harte lüte.
- 1402 Nu was ouch Wate der aide mit sinen recken komen
- der helt was grimmes muotes, daz heten sie vernomen.
- mit speren ungeneigten reit er unz an die schranken,
- leit was ez Gerlinde; dö mohte ab ez Küdrün im ge-
- danken.
- 1403 Do sach man Hartmuoten riten vor der schar,
- ob er ein keiser waere, so künde er nimmer gar
- vliziclicher werben, ez lühte gön der sunnen
- allez sin gewsete. im was noch hohes muotes un-
- zerunnen.
- 1404 Do ersach in Ortwin, der künic von Ortlant.
- er sprach: «und saget uns iemen, dem ez si erkant,
- wer ist jener recke? er vert dem wol geliche,
- sara er mit siner hende an uns erdienen welle ein
- künicriche.»
- 1405 Dö sprach ir einer drunder: «daz ist Hartmuot.
- da man sol beide kiesen, da ist er ein ritter guot.
- ja ist ez der selbe, der dinen vater sluoc.
- er ist in allen striten küene und biderbe genuoc.»
- 1401, 1 man, im Sinne von Verlobter, Geliebter; in der Lyrik des 12. Jahr-
- hunderts häufig in diesem Sinne. — 2 des, von dem (Herwig). —
- 4 wäfen, Schwertern.
- 1402, 2 sie, die in der Burg. — .3 mit speren ungeneigten: die Speere wur-
- den geneigt beim Angriff; soweit aber war ea noch nicht; Tgl. 1410, 1.
- — 4 ab=aber, andererseits, dagegen.
- 1403, 2 keiser, die höchste Bezeichnung, das Ideal weltlicher Macht und
- Herrlichkeit; in vielen sprichwörtlichen Redensarten. — künde, hätte
- können. — nimmer gar, durchaus nicht. — .3 vliziclicher werben, mit
- größerer Sorgfalt verfahren , in Bezug auf seine Rüstung. — 4 sein
- hochstrebender Mut war ihm noch nicht ausgegangen.
- 1404, 2 und, für den nhd. Sprachgebrauch entbehrlich. — saget uns iemen,
- kann uns jemand sagen. — 3 er vert dem wol geliche, er sieht wohl
- 80 aus. — 4 erdienen, durch Dienst erwerben; an uns, bei uns,
- von uns.
- 1405, 2 kiesen stv. , beurteilen , auswählen.
- WIE HARTMUOT LUDEwIgE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 279
- 1406 In zorne sprach Ortwin: «so ist er min geschol.
- er muoz mir sicherliche hiute gelden wol.
- swaz wir von im verlorn hän, daz sul wir hie gewinnen,
- des hilfet im niht Gerlint, daz er immer lebende kome
- hinnen.»
- 1407 Do het Ortwinen Härtmüot erkorn.
- swie er sin niht erkande, doch hiew er mit den sporn
- sin ros, deiz spranc vil wite. er reit üf Ortwinen.
- ir sper sie neigten bede; da von sach man lichte
- brünne erschinen.
- 1408 Ir ietweder des andern mit Stiche niht vergaz.
- Ortwines ros daz guote üf die hehsen saz.
- der künige ungemüete sie mohten niht verdoln.
- do sach man ouch strüchen des künic Hartmuotes voln.
- 1409 Diu ros üf gesprungen. do huop sich michel klanc
- von der künige swerten. man mohte in's sagen danc,
- daz sie den strit erhuoben so rehte ritterlichen.
- sie wären beide küene; sie wölden ein ander niht ent-
- wichen.
- 1410 Ir beider ingesinde kom mit geneigten spern.
- daz geschädete manigem kinde. ein ander sach man
- wern
- mit hurte tiefer wunden die guoten ritter sere.
- sie wären alle biderbe uude würben vil vaste umb' ere.
- 1411 Tüsent wider tüsent der Hartmuotes man
- ze Waten ingesinde dringen do began.
- 140B, 1 geschol swm. , Schuldner. — 4 immer, je, überhaupt.
- 1407, 1 erkorn, ersehen, wahrgenommen. — 2 sin von niht abhängig, ihn
- nicht. — hiew prset. von houwen. — 3 deiz ^ daß es. — vf, auf — zu.
- — 4 die Panzer leuchten, indem die Speere Funken aus ihnen
- treiben.
- 1408, 1 des andern mit stiche niht vergaz, vergaß nicht den andern zu
- stechen; sie verstachen ihre Speere aufeinander. — 2 hehsen pl. von
- hahse swf., Kniebug an den Hinterfüßen der Pferde; uf die hehsen
- saz, stürzte in die Knie mit den Hinterfüßen. — 4 strüchen swv.,
- straucheln. — voln acc. von vol swm., Fohlen.
- 1409, 1 Der Schwertkampf fand hier, abweichend von der Gewohnheit,
- auch zu Rosse statt. — gesprungen praet. plur. von gespringen. —
- 3 erhuoben, anfiengen ; sie waren die ersten Kämpfer.
- 1410, 2 manigem kinde, entweder: manchem jungen Manne, oder soviel
- als: maniger muoter kinde. — 3 mit hurte, im Zusammenstoß; uom.
- hurt stm. — wunden wern, Wunden gewähren, austeilen.
- 1411, 1 wider tüsent, gegen tausend von Watena Mannen. —
- 280 XXVII. AVENTIURE,
- der hene von den Stürmen leidet' in so sere:
- swer im kom so nähen, der gedähte dringens nimmer
- mere.
- 1412 Do was underschüttet diu Herwiges schar
- mit zehen tüsent mannen; die kömen zornic dar.
- e daz sie iemen solde von dem lande triben,
- sie wären in dem muote, daz sie wolden tot da be-
- liben.
- 1413 Herwic was ein recke; wie weigerliche er streit!
- er diende vliziclichen, daz im diu schcene meit
- deste holder wsere. wie im da gelunge,
- wie möhte er des getrouwen? ez sach allez KüdrüQ
- diu junge.
- 1414 Do hete sich gesamenet mit den von Tenelant
- Ludewic der aide. der truog an siner haut
- ein vil starkez wäfen. er stuont alsam ein herre.
- er und sine degene kömen für die schränken ze verre.
- 1415 Mit den Holzssezen manigen ersluoc
- Früote der küene; frum was er genuoc.
- von Wäleis üz dem lande Morünc den degen jungen
- vor Ludewiges bürge sach man die erde mit den to-
- ten tungen.
- 1416 irolt der junge was ein ritter guot.
- der hiew üz den ringen daz heize walbluot.
- bi dem Hilden zeichen streit daz Waten künne.
- ja täten sie die dicken
- schar vil dünne.
- 1411, 3 leidet' in, wurde ihnen leid, verhaßt. — i so nähen, daß er ihn er-
- reichen konnte.
- 1412, 1 underschüttet, untermischt; zehntausend Mann der Feinde warea
- zwischen Herwigs Schar geschüttet, gemischt, gedrängt. — 4 sie^
- die zehntausend Mann.
- 1413, 1 weigerliche adv., stattlich. — 2 diende, verdiente. — 3. 4 wie hätte
- er glauben können solches Glück zu haben, nämlich daß Kudrua
- ihn sah.
- 1414, 1 hete sich gesamenet, war zusammengetroffen. — 3 alsam ein herrer
- wie ein Herrscher, Gebieter. — 4 die schranken sind hier die Burg-
- thore. — ze verre, zu weit vor.
- 1416, 2 walbluot stn., Blut der Walstatt, Kampfblut. — 3 daz Waten künngy
- Watens Verwandter, Horant. — 4 bleichen swv. , bleich werden, die
- Häupter der Gefalleneu. — dicken, dichten-, die adj.
- WIE HÄBTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜKSTEN ZEICHEN. 281
- 1417 Do samende sich her Hartmuot und Ortwin alsam e.
- die winde wseten verre so dicke nie den sne,
- so die helde täten diu swert an den handen.
- do wart aber Hartmuot von dem kimige üz Ortlant
- bestanden.
- 1418 Ortwin der junge biderbe was genuoc.
- Hartmuot der starke in durch den heim sluoc,
- daz im sin liehtiu brünne mit blüote gar heran.
- daz sähen vil ungerne des küenen Ortwines man.
- 1419 Do wart ein michel dringen; gemischet wart der strit.
- die sluogen durch die ringe vil manige wunden wit.
- do sach man mit den swerten geneiget maniges houbet.
- der Tot tet dem geliche, daz er die Hute guoter friunde
- roubet.
- 1420 Do sach von Tenen Horant Ortwinen wunt.
- do begunde er fragen, wer iht ungesunt
- gemachet' in dem strite sinen lieben herren.
- Hartmuot der lachte; ja wären s' von ein ander vil
- unverre.
- 1421 Ortwin sagete im selbe: «daz tet her Hartmuot.»
- do gap daz Hilden zeichen von im der degen guot,
- daz er wol künde bringen nach maniger grozen ere
- ze schaden sinen vinden. des dräng er nach Hart-
- muote sere.
- 1422 Hartmuot bi im horte ungefüegen schal.
- er sach daz bluot rilichen vliezen hin ze tal
- 1417, 2 wceten prset. von woejen, wehten, trieben. — dicke adv., dicht. Die
- Schwertschläge fielen dichter als die Schneeflocken. — 3 täten ver-
- tritt waeten. — 4 bestanden, bekämpft.
- 1418, 3 heran prset. von herinnen, überströmt werden.
- 1419, 1 gerniscket wart der strit , die Streitenden geriethen untereinander,
- die Heere wurden handgemein. — 4 Tot hier persönlich gefaßt, wie
- sehr häufig bei mhd. Dichtern. — tet dem geltche, benahm sich so
- wie einer, der; wie derjenige, welcher. — rouhen swv. mit acc. und
- gen. , jemand eines Dinges berauben.
- 1420, 2 wer iht, wer etwa. — ungesunt adj., verwundet. — 3 gemachet' prset.
- conj., gemacht hätte. — 4 Hartmut hatte die Frage gehört.
- 1421, 2 der degen, Horant. — 3 hringen , führen. — nach maniger grozen
- ere, mit vieler großen Ehre, auf sehr ehrenhafte Weise. — 4 nach,
- um ihn zu erreichen.
- 282 XXVII. AVENTIÜRE,
- vil manigen üz den wunden nider zuo den füezen.
- do sprach der degen küene: «den schaden sol ich
- minen beiden büezen.«
- 1423 Do kerte er sich hin umbe da er Horanden sach.
- von ir beider eilen balde daz geschach:
- daz fiwer von den ringen in dräte für diu ougen.
- sich bugen swertes ecke von ir banden üf den helm-
- böugen.
- 1424 Er -wiindet' Höranden, als ouch e geschach
- dem küenen Ortwine, daz im ein roter bach
- floz üz sinen ringen von Hartmuotes banden.
- er was so rehte biderbe; wer solde muoten do nach
- sinen landen?
- 1425 Gescheidet wart mit strite von ir beider man
- in angestlicher zite vil Schilde wol getan
- mit den guoten swerten, diu si üf ein ander sere
- vliziclichen sluogen. Hartmuot werte sich nach gro-
- 1426 Ortwi'ns und Horandes friunde huoten sit
- daz si üz der schar wichen, daz man ir wunden wit
- frümte gebunden; des gähten sie vil sere.
- do riten sie hin widere, von in wart gestriten sider
- mere.
- 1427 Nu läze wir sie muoten swes sie nu gezeme.
- wer da frume gewinne oder wer da schaden neme,
- daz ist hie unverscheiden vor Ludewiges veste.
- sin volc daz wert' sich grimme: da würben wol nach
- ere die geste.
- 1422, 3 manigen dat. pl.
- 1423, 2 daz, was folgt. — 3 in dräte für diu ougen, sprang ihnen vor die
- Augen. — 4 ecke, vgl. 864, 2. — helmbouc stra. , Helmspange.
- 1424, 1 wunden swv. , verwunden. — 4 er, Hartmut. — muoten nach, ver-
- langen nach, Anspruch machen auf.
- 1425, 1 Gescheidet part. von scheiden swv., geteilt, zerhauen. — 2 in angest-
- licher zite, in einer gefahrvollen Stunde. — 3 diu si vf ein ander
- sluogen, mit denen sie aufeinander losschlugen.
- 1426, 1 huoten, waren darauf bedacht, gaben acht. — i si , Ortwin und
- Horant. — 3 frumte gebunden, verbunden machte ; daß man das Ver-
- binden ihrer Wunden besorgte. — 4 als das Verbinden ihrer Wun-
- den geschehen war , ritten Ortwin und Horant.
- 1427, \ muoten, hier: unternehmen, anstreben, thun. — 3 unverscheiden
- adj., unentschieden. — 4 rfä , andererseits; ein Gegensatz.
- WIE HARTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 283
- 1428 Man künde iu von in allen geliche nilit gesagen.
- der man da gedenket, der wart da vil erslagen.
- man horte in vieren enden der swerte vil erschellen.
- man mohte da zen stunden gescheiden niht die trae-
- gen noch die snellen.
- 1429 "Wate stuont niht müezic, daz ich gelouben wil.
- er het ir vil gegrüezet des libes an ein zil,
- die von sinen handen vor im verhouwen lägen.
- daz wolden rechen gerne üz Ormanin der guoten ritter
- mäge.
- 1430 Ku was komen Hei-wic, als uns ist geseit,
- gegen Ludewige mit einer schar breit,
- aldä er sach striten Ludwigen den alden,
- da er und sine degene wunder vil der guoten recken
- valden.
- 1431 Lüte ruoft' do Herwic: «ist iemen daz erkant,
- wer ist jener aide? der hat mit siner hant
- so vil der tiefen wunden allez hie gehouwen
- von sinem starken eilen, daz ez beweinen müezen
- schcene frouwen.
- 1432 Daz erhörte Ludewic, der voget üz Ormanin.
- «wer ist der in der herte hat gefräget min?
- ich bin geheizen Ludewic von Ormanieriche.
- möhte ich mit den vinden gestri'ten, daz tsete ich
- sicherliche.»
- 1433 Do sprach der künic Herwic : «du hast verdienet daz,
- nu du heizest Ludewic, daz ich dir bin gehaz,
- 1428, 2 der man da gedenket, deren Andenken auf uns gekommen ist. —
- 3 in vieren enden, in vier Richtungen; an den vier Thoren. — er-
- sehenen ist wohl das starke Verbum erschallen. — 4 zen stunden, in
- dem Augenblick.
- 1429, 2 ir vil gegrüezet des libes an ein zil, ihrer Viele an das Ende ihres
- Lebens getrieben. Die seltene Ausdrucksweise ist wieder durch den
- innern Reim veranlaßt.
- 1430, 3 aldä, dorthin, wo. — 4 wunder vil, unendlich viele. — valden praet.
- von vellen, fällen, töten.
- 1431, 4 von, durch, mit.
- 1432, 2 herte , der Zusammenstoß in der Schlacht , das Treffen. — gefräget
- min, nach mir gefragt.
- 1433, 2 nu, da. —
- 284 XXVII. AVENTIURE, WIE HARTMUOT L. NANDE U. S. W.
- wan du uns vil der helde slüege üf einem sande.
- von dir erstarp ouch Hetele ; der was ein küener helt
- ze sinen banden.
- 1434 Du tsete uns schaden mere, e daz du schiedest dan.
- den klage wir noch vil sere. da von ich gewan
- s6 vil der herzen swsere. du staele mir min frouwen
- üf dem Wülpensande und lieze miner helde vil ver-
- houwen.
- 1435 Ich bin gebeizen Herwic: du nseme mir min wlp;
- die muost du geben widere, ode linser eines lip
- muoz dar umbe sterben, dar zuo der recken mere.»
- do sprach der künic Ludewic: «du dröwest mir in
- minem laut ze sere.
- 1436 Du hast mir dine bihte äne not getan.
- ir ist hie noch mere, den ich genomen hän
- ir guot und ir mäge. des solt du mir getrouwen:
- ich sol ez also schaffen, daz du nimmer küssest dine
- frouwen.»
- 1437 Nach dem selben worte ein ander liefen an
- die zwene riebe künige. swer ez da guot gewan,
- der holde ez unsanfte von ir jungelingen.
- von ir beider zeichen sach man manigen guoten zuo
- in springen.
- 1438 Herwic was biderbe und küene genuoc.
- der vater Hartmuotes den jungen künic sluoc,
- 1433, 3 «/ einem sande, auf dem Wülpensande. - 4 von dir erstarp, durch
- dich fiel.
- 1434, 1 toite 2. pers. sing, prset. von tuon. — schaden gen. sing, von mere
- abhängig. — dan , von dem Wülpensande. — 2 da ton . dadurch ;
- durch den Schaden. — 3 stcele 2. pers. sing, prset. von stein, stehlen.
- 1435, 3 dar zuo, außerdem. — mere. noch mehr; recken gen. pl.
- 1436, 1 bXhte stf., Beichte, Bekenntnis; ironisch: es hat dich niemand auf-
- gefordert zu bekennen, wer du bist, und was man dir gethan hat.
- — 3 des deutet auf ein folgendes daz, statt dessen direkt ich sol: du
- sollst mir das zutrauen , daß ich es so besorgen werde u. s. w.
- 1437, 2 swer ez da guot geican, wer da den Vorteil erlangte, die Oberhand
- gewann.— 'i holde prset. von holn: der erreichte diesen Vorteil nicht
- auf leichte, bequeme Weise von den Kämpfern heider Parteien. —
- 4 aus dem Zweikampfe wurde bald ein allgemeiner.
- 1438, 2 sluoc, hier nicht im Sinne von erschlug. —
- XXVIII. AVENTIUKE, WIE HEEWIC LÜDEW-IGEN SLÜOC. 285
- daz er begunde strüchen vor Ludewiges banden,
- er wolde in bän gescbeiden von sinem libe und von
- sinen landen.
- 1439 Wseren nibt so näben die Herwiges man,
- die im mit vlize bulfen, so kund' er nimmer dan
- äne sin ende von im sin gescbeiden.
- also künde Ludewic der aide sieb den kinden bi im
- leiden.
- 1440 Die bulfen Herwige, daz er da genas,
- do er sines valles wider komen was,
- do blibte er barte scbiere ze berge gegen der zinne,
- ob er Inder saebe dar inne sten sins berzen triutinne.
- XXVIII. AVENTIÜRE,
- WIE HEEWIC LUDEWIGEN SLUOC.
- Herwig schämt sich, daß Kudrun vom Fenster aus seine Niederlage
- gesehen, eilt wieder in den Kampf und erschlägt Ludwigen. Hartmuten,
- der sich zurückziehen will, verhindert Wate. Gerlind will Kudruneu
- töten lassen; Hartmut, der es sieht, scheucht den Mörder drohend zurück.
- Auf Ortruns Bitte versucht Kudrun den Kampf zwischen Hartmut und
- Waten zu scheiden. Herwig, der es unternimmt sie zu trennen, wird
- von Waten zu Boden geschlagen.
- 1441 Er gedäbte in sinem muote: «ach wie ist mir ge-
- scbeben?
- ob min frouwe Küdrün ditze bat geseben,
- gelebe wir daz immer deich sie sol umbeväben,
- siu tuot mir itewize, so ich bi miner frouwen lige
- nähen.
- 1438, 3 strüchen, hier: fallen, wie schon 1408, 4. Vgl. 1442, 1. 1446, 3. —
- 4 scheiden, einen von, jemand von etwas trennen, eines Dinges be-
- rauben.
- 1439, 3 dan sin gescheiden, von dort fortgekommen sein; äne sin ende,
- außer tot. — 4 sich leiden swv. , sich leid, verhaßt machen.
- 1440, 1 Die, die kint; das grammatisch genaue diu ist hier nicht nötig. —
- 2 wider komen stv. mit gen., sich erholen von etwas. — i ze berge,
- aufwärts, empor.
- 1441, 3 immer, jemals. — 4 itewize stf., Schelte, Vorwurf; sie tadelt mich
- deswegen.
- 9ttß.'
- XXVIII. AVENTIURE,
- 1442 Daz mich der altgrise hie nider hat geslagen,
- des schäm ich mich vil sere.« sin zeichen hiez er
- tragen
- hin nach Ludewige mit den sinen mannen,
- sie drangen nach den vinden; sine wolden in niht
- läzen dannen.
- 1443 Ludewic der horte hinder im den schal,
- do kerte er wider umbe gegen im ze tal.
- do hörte er üf den helmen swerte vil erdiezen.
- die da bi in wären, die mohte ir beider grimmes wol
- verdriezen.
- 1444 Sie sprangen zuo ein ander durch strit in daz wal,
- da herte wider herte in dem stürme ergal.
- waz da Hute erstürbe, wer kunde's wizzen aht?
- des vlös Ludewic den sie, do er mit Herwige vaht.
- 1445 Der Küdrünen friedel under helme über rant
- erreichte Ludewigen mit ellenthafter hant.
- er wundet' in so sere, daz er niht mohte striten.
- da von muoste Ludewic des grimmen todes da vor
- im erbiten.
- 1446 Er sluog im ander stunde einen vesten swanc,
- daz des küniges houbet von der ahsel spranc.
- er het im wol vergolden, daz er was gevallen.
- der künic was erstorben; des muosten schoeniu ougea
- überwallen.
- 1447 Die Ludewiges helde daz zeichen wolden tragen
- wider zuo der selde, als er wart erslagen.
- 1442, 3 mit den sinen mannen, die Fahne begleitet Ton seinen Mannen. . -
- 4 in, Ludwig.
- 1443, 2 m, Herwig. — 4 grim stm. , Grimm.
- 1444, 1 durch strit, nm zu kämpfen. — wal stn., Schlachtfeld, Schlacht. —
- 2 herte stf., Kampf, hier gesondert von stürm; stürm ist die ganze
- Schlacht, fierte hier die einzelnen Kämpfe. — ergal prffit. von er-
- gellen, tönen, hallen. — 3 wizzen aht, die ungefähre, mutmaßliche
- Zahl kennen, angeben.
- 1445, 1 under helme, unterhalb des Helmes. — über rant, über den Schild
- hinaus. — 4 vor im, vor Herwig, zu seinen Füßen. — erbiten, war-
- ten, bis er kam.
- 1446, 1 ander stunde, zum zweiten male. — 3 daß er vorher gefallen war.
- — 4 überwallen stv. , überfließen.
- 1447, 1 da der König gefallen, wollten die Seinen das Banner retten. —
- WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 287
- dö wären sie der porten komen gar ze verre.
- do nam man in daz zeichen, ir muoste vil beliben bi
- ir herren.
- 1448 Do sach der bürge huote, wie er verlos den lip.
- do hört' man lüte weinen man ünde wip.
- sie Westen wol erstorben den alden künic riehen.
- Küdrun und ir gesinde stuonden da ze hove angest-
- lichen.
- 1449 Do weste niht der maere der degen Hartmuot,
- daz erslagen wsere mit manigem ritter guot
- sin vater und manic tumbe, die ir mäge wären,
- do horte er in der bürge schrien lüte und angestlicb
- gebären.
- 1450 Dö sprach zuo sinen mannen Hartmuot der degen:
- «nu wendet mit mir dannen. ir ist hie vil gelegen,
- die uns slahen wolden in dem herten strite.
- nu keret zuo der bürge, unze daz wir bezzer wile er-
- biten.»
- 1451 Des wolden sie im volgen; sie kerten da er reit,
- sie heten'z tiberhouwen mit grözer arebeit
- da sie gewesen wären bi grimmen vianden.
- daz bluot floz witen nidere von Härtmuotes und siner
- recken banden.
- 1452 «Ir habt mir s6 gedienet, ir mäge und mine man,
- daz ich iu miner erbe mit mir ze habene gan.
- nu sul wir riten ruowen zuo der veste min.
- man tuot uns üf die porten und schenket uns mete
- unde win.»
- 1447, 4 beliben, auf der Walstatt tot bleiben,
- 1448, 1 Jiuote f., für hüetcjure, der Burgwächter. — 3 Westen erstorben, ■wuß-
- ten, daß er gestorben war. — 4 da ze hoce, in der Königsburg.
- 1449, 3 manic tumbe, mancher junge Mann. — ir, seiner und seines Va-
- ters. — 4 angestüch adv. ; er hörte schreien und angstvoll sich be-
- nehmen.
- 1450, 2 wendet dannen, kehrt zurück, geht fort. — gelegen part. von ligen,
- gefallen. — 4 bezzer wtle, bessere Zeit, günstigere Stunde.
- 1451, 2 ez überhouwen, die Walstatt hauend überschreiten.
- 1452, 2 miner erbe hängt von gan ab: daß ich euch mein Erbe gönne, es
- mit mir zu besitzen.
- 288
- XXVIII. AVENTIÜRE,
- 1453 Sie heten vil der degene hinder in verlän.
- wser' daz lant ir eigen, sin' kunden'z hän getan
- bezzer in dem strite. sie wolden zuo der selde.
- Wate sie sümte starke unde mit im tüsent siner helde.
- 1454 Er was unz an die porte mit grozer kraft gegän,
- da Hartmuot hin wolde mit den sinen mau.
- sie kunden'z niht verenden; in zöget' es harte kleine
- sie sähen abe der müre werfen mit mänigem lässteine.
- 1455 Üf Waten und sine helde so grimme man da schoz,
- sam von dem lüfte nidere gienge ein schür groz.
- wer lebete oder stürbe, daz ahte Waten ringe.
- wie er den sie erwürbe, dar nach stuont im aller sin
- gedinge.
- 1456 Do sach in her Hartmuot vor dem bürgetor.
- er sprach: «daz wir verdienet haben hie bevor,
- daz wil sich waerliche hiute an uns erzeigen,
- die gesunden haben sorge; ja lit uns hie vil der re-
- veigen.
- 1457 Daz ich der starken vinde ie so vil gewan,
- daz müet mich nu vil sere. Waten und sine man
- den sihe ich an dem bürgetor dort mit swerten houwen.
- sol er sin portensere, so mag i'm keines guotes niht
- getrouwen.
- 1458 Ir recken, schouwet selbe: die müre und ouch diu tor
- sint vaste umbezimbert; da ist vil der helde vor.
- in allen vieren enden bouwent sie die sträze.
- Küdrünen friunde werbent nach dem sige äne mäze.
- 1453, 1 Verlan, zurückgelassen, nämlich tot. — 2 wenn das Land Hart-
- muts Recken zu eigen gehört hätte, wenn sie für ihren eigenen
- Besitz gestritten. — 4 sie sümte, hielt sie auf.
- 1454, 1 kraft, Menge. — 2 da hin, mit Bezug auf porte. — 3 in zöget' es,
- ihnen ging es damit vorwärts, ihnen glückte es,
- 1455, 2 schür stra., Regenschauer, Gewitterschauer. — 3 ahte ringe, war
- gleichgültig.
- 1456, 2 hie bevor, durch unsern frühern Raubzug. — 3 sich erzeigen, ofiFen-
- bar werden. — 4 haben, mögen haben; sorge, für ihr Leben. — re-
- veige adj., dem Tode verfallen, tot.
- 1457, 4 portena're stm., Pförtner. — i'm=ich im.
- 1458, 2 umbezimbert part., umbaut, umringt. — 3 bouwent sie die straze,
- haben sie die Straße besetzt. — 4 äne mäze, auf maßlose Weise, mit
- übermäßiger Anstrengung.
- WIE HERWIG LÜDEWIGEN SLUOC. 289
- 1459 Daz muget ir selbe kiesen, als ich hau gesehen,
- wir müezen friunde vliesen; swie daz si geschehen,
- vor der üzeru porten sih' ich von Morrichen
- wagen des landes zeichen. daz wereut mine helde
- vliziclichen.
- 1460 Da bi in der naehsten sih' ich die vinde min.
- der wint diu örter rüeret. da ist her Ortwiu,
- froun Küdrünen bruoder; der wil hie dienen frouweu.
- e im der muot erkuolet, so wirt mere helme hie ver-
- houwen.
- 1461 So sihe ich bi der dritten Herwigen stau;
- dem habent dar gevolget wol siben tüsent man.
- er dienet ritterliche nach sines herzen wünne.
- daz siht hiute gerne frou Küdrün und ouch der me-
- gede künne.
- 1462 Nu hat sich versümet miues herzen sin.
- nu enweiz ich wä ich wende mit mineu recken hin,
- Sit daz Wate der aide zer vierden porten stritet.
- min gesinde drinne daz waen' et siner friunde lange
- bitet.
- 1463 Ich mac niht gefliegen, vedere hau ich niht.
- ich enmac ouch under d'erde, swaz anders mir ge-
- schiht.
- wir mugen ouch vor den vinden niht keren zuo den
- ünden.
- den besten minen willen wil ich iu bescheidenlichen
- künden.
- 1459, 2 swie daz st geschehen, wie das auch gekommen sein mag, daß die
- Moren bis dahin vorgedrungen sind. — 4 daz, nämlich daß die Mo-
- ren zur äußern Pforte hereingekommen.
- 1460, 1 nashsten, nämlich porten. — 2 diu örter, das JFahnenwappen Ortwins,
- für die ganze Fahne. — rüeret, setzt in Bewegung. — 4 erkuolen awv.,
- kühl werden, abkühlen. — mere helme, noch mehr Helme.
- 1461, 2 volgen im Mhd. häufiger mit haben verbunden. — 3 nach, um sie
- zu erreichen. — sines herzen wünne, Kudrun. — 4 der megede künne,
- die Jungfrauen, die mit Kudrun gefangen sind.
- 1462, 1 Die Gedanken meines Herzens haben sich versäumt, kommen zu
- spät; ich hätte eher an den Kückzug denken sollen, ehe die Thore
- besetzt waren. — 3 zer, bei der. — ^ et hier nur zur Verstärkung
- von lange, kaum zu übersetzen.
- 1463, 2 d'erde = die erde. — sivaz — geschiht , es möge mit mir werden was
- wolle; Unmögliches kann ich nicht. — 4 den besten minen willen,
- meinen Entschluß, den ich als den besten betrachte. — bescheiden-
- lichen, klar, deutlich.
- KUDBUN, 19
- 290 XXVIII. AVENTIUKE,
- 1464 Sin kau niht anders werden, ir edele ritter guot.
- erbeizet zuo der erden und houwet heizez bluot
- uz den liebten ringen; des lät iuch nibt verdriezen.»
- sie stuonden von den satelen; diu ros sie binder sich
- ze rugge stiezen.
- 1465 "Nu zuo, ir mseren beide», spracb do Hartmuot.
- «get näber zuo der selde. ez si übel oder guot,
- ich muoz ze Waten dem alden. swie mir da gelinge,
- ich wil doch versuochen, ob ich in höber von der
- porten bringe.»
- 1466 Mit üf geworfen swerten begunden sie do gän,
- Hartmuot der küene und ouch sine man.
- do bestüont er Waten den grimmen ; daz was dem beide
- ein ere.
- do bort' man swert erklingen. do starp guoter ritter
- deste mere.
- 1467 Do Wate Hartmuoten zuo im dringen sach
- (den vanen truoc her Fruote), der helt mit zorne spracb :
- «ja beere ich zuo uns vaste vil guoter swerte erklingen.
- vil lieber neve Fruote, lät iuch niemen von der por-
- ten dringen.»
- 1468 Wate vil zorniclichen lief Hartmuoten an.
- do wolde im nibt entwichen der waetlicbe man.
- der melm gen der sunnen truobte harte sere.
- ir kraft was unzerunnen. Hartmuot und Wate würben
- vaste umb' ere.
- 1469 Waz half daz man sagete, sehs und zweinzic manne kraft
- hete Wate der aide? doch gab im ritterschaft
- 1464, 1 Sin, von niht abhängig, es. — 4 stuonden, stiegen ab.
- 1465, 2 ez si übel oder guot, möge es mir nun schlecht oder gut bekom-
- men; dasselbe nochmals in swie mir da gelinge. — 4 hoher adv. , zu-
- rück von dem Eingangsthore. Vgl. 1494, 2.
- 1466, 1 uf geworfen=uf geworfenen, geschwungenen. — gän, vorwärts zu
- gehen. — 3 dem helde, Hartmut; daß er den Mut dazu hatte.
- 1467, 3 zuo uns, in der Richtung auf uns zu. — 4 dringen stv., verdrängen.
- 1468, 3 7nelm stm.. Staub. — truobte prset. von trüeben, trübe machen. Der
- Staub machte trübe (die Luft) nach der Sonne hin. — 4 unzerunnen,
- noch nicht ausgegangen.
- 1469, 1 Wate besaß die Stärke von 26 gewöhnlichen Männern; das half
- hier nichts, er erwies sich nicht stärker als Hartmut. — 2 gab im
- ritterschaft, nahm es in ritterlichem Kampfe mit ihm auf. —
- WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 291
- Hartmuot der junge da her von Ormanine.
- swie die geste tseten , er versuochte ez vaste mit den
- sinen.
- 1470 Er was ouch ein recke und tet in strite wol.
- der berc von den toten lac allenthalben vol.
- ez was ein michel wunder, daz da Hartmuot
- von Waten niht muoste sterben; vil grimme was der
- gemuot.
- 1471 Er horte lüte erschrien daz Ludewiges wip.
- sin muoter Gerlint klagete des edelen küniges lip.
- siu bot vil groze miete, daz man'z iht vertrüege;
- daz man Küdrünen mit allem ir ingesinde slüege.
- 1472 Do lief ein ungetriuwer, dem was liep daz guot,
- daz er beswärte sere der schcenen frouwen muot,
- da bi ein ander säzen diu kint von Hegelingen,
- durch die vil hohen miete wolt' er sie alle von dem
- lebene bringen.
- 1473 Als diu Hilden tohter sach blöz ein wäfen tragen
- gegen ir zornicliche, siu mohte balde klagen,
- daz siu so verre wsere von ir friunden komen.
- und ssehe ez niht her Hartmuot, ir wsere ir houbet
- da benomen.
- 1474 Si vergaz ein teil ir zühte; wie lü'te siu schre,
- I als siu ersterben solde! diu angest tet ir we.
- sam täten d'andern frouwen, die da bi ir wären
- I in den witen venstern. ja sach man sie vil iibele ge-
- bären.
- 1469, 4 tceten, kämpften.
- 1470, 1 recke ist hier gebraucht wie unser Held. — 2 der berc] von einem
- Berge war nicht die Kede. Es kann daher nur der Berg gemeint
- sein, der erst durch die aufgehäuften Leichname entstand, wenn
- nicht (Hu hure zu lesen ist. — 4 der, nämlich "Wate.
- 1471, 1 Er, Hartraut. — 2 küniges, Ludwigs. — 3 iht vertrüege, nicht dul-
- dete, nicht so hingehen ließe.
- 1472, 2 daz, damit, um zu. — besicärte conj. prset. von beswceren. — .3 da
- mit lief zu verbinden: dorthin, wo.
- 1473, 1 bloz adj., entblößt. — 2 c/egen ir, auf sie zu. — siu mohte balde kla-
- gen, da hatte sie guten Grund zu klagen.
- 1474, 1 Sie vergaß ihre Zucht, den Anstand, der lautes Schreien den Frauen
- verwehrte. — 2 als, als ob. — 4 übele gebären, sich jämmerlich ge-
- bärden,
- 19*
- 292 XXVIII. AVENTIÜRE ,
- 1475 Si erkande bi ir stimme der recke Hartmuot.
- in wundert' waz ir waere. do sach der helt guot
- einen ungezogenen mit dem swerte stän,
- als er sie slahen wolde. der helt do rüefen began:
- 1476 «Wer sit ir, zage boese? waz twiuget iuch des not,
- daz ir die juncfrouwen wellet slahen tot?
- und slüeget ir ir eine, iwer leben wasr' zergangen,
- allez iuwer künne müese sicherlichen drumbe hangen.»
- 1477 Jener spranc üf hoher; er vorhte sinen zorn.
- do het der künic selbe nach den lip verlorn,
- daz er die gotes arme durch sine triuwe tröste,
- do er selbe stuont in sorge, daz er sie von dem grim-
- men tode erloste.
- 1478 Schiere kom Ortrün von Ormanielant
- diu junge küniginne mit windender hant
- züo froun Kü'drünen, diu junge maget here.
- siu viel ir für die füeze; siu klagete ir vater Lude-
- wigen sere.
- 1479 Siu sprach: «lä dich erbarmen, edelez fürsten kint,
- so vil miner mäge, die hie erstorben sint,
- und gedenke wie dir waere, do man slüoc den vater
- dinen.
- edele küniginne, nu hän ich hiute vloren hie den
- 1480 Nu sich, maget edele: ditz ist ein groziu not.
- min vater und mine mäge sint aller meiste tot.
- 1475, 3 ungezogen adj., einer, der keine feine Sitte kennt, — i aU, als ob.
- 1476, 1 zage swm., zaghafter Mensch, als Schimpfwort gebraucht: schlech-
- ter Kerl, Schurke, Feigling. Vgl. Nib. 2143, 1. — waz— not, warum,
- inwiefern zwingt euch die Not dazu. — 3 zergangen von zergän, ein
- Ende nehmen, aus sein. — 4 eure ganze Sippe sollte wahrlich dafür
- hängen.
- 1477, 1 vf tioher, zurück. — 3 durch sine triuwe, infolge seiner treuen Ge-
- sinnung. — tröste, ihr Trost brachte; davon hängt das folgende
- daz ab.
- 1478, Vor dieser Strophe ist eine Lücke anzunehmen. So lange Kudruu
- in Gefahr und im Schutze Hartmutes steht, kann Ortrun nicht zu
- ihr geflohen kommen. — 1 von Ormanielant kann zu Ortrun wie zu
- küniginne gezogen werden.
- 1479, 2 so vil ist als Accusativ aufzufassen.
- 1480, 2 aller meiste adj., zum größten Teile. —
- WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 293
- DU Stet der recke Hartmuot vor Waten in grozer freise.
- verliuse ich den bruoder, so muoz ich immer mere
- sin ein weise.
- 1481 Und läz mich des geniezen», sprach daz edele kint,
- «so dich niemen klagete aller die hie sint,
- du hetest niht friunde mere danne mich vil eine,
- swaz dir iemen tsete, so muoste ich z' allen ziten umb'
- dich weinen.»
- 1482 Do sprach diu Hilden tohter: «des hast du vil getan,
- ich enweiz niht wie ich müge den strit understän,
- ich enwjsre ein recke, daz ich wäfen trüege:
- so schiede ich ez gerne, daz dir dinen bruoder nie-
- men slüege.»
- 1483 Siu weinde angestliche. wie tiure siu sie bat,
- unze daz frou Küdrün in daz venster trat.
- siu wincte mit der hende und fragte sie der msere,
- ob von ir vater lande iemen recken dar körnen wsere.
- 1484 Des antwurte Herwic, ein edel ritter guot:
- «wer Sit ir, juncfrouwe, diu uns fragen tuot?
- hie ist von Hegelingen nähen bi iu niemen.
- wir sin her von Sewen. nu säget uns, mäget, waz sul
- wir iu dienen?»
- 1485 Do sprach daz küniges künne: «ich wolde iuch gerne
- biten ,
- möhtet ir'z gescheiden (hie ist doch vil gestriten),
- daz wolde ich immer dienen, swer mich des getroste,
- daz er mir Hartmuoten üz strite von dem alten Wa-
- ten erlöste.»
- 1480, 3 freiie stf. , Schrecken , Angst.
- 1481, 1 Nach des erwartet man einen Satz mit daz; statt dessen du hetest.
- — 2 klagete, bemitleidete.
- 1482, 2 understän stv. , verhindern, hemmen. — 3 ich enwcere, es müßte
- denn sein, daß ich wäre. — 4 «o, alsdann. — schiede ich ez, würde
- ich den Streit beilegen.
- 1483, 1 angestliche adv. , heftig. — tiure adv. , hoch und teuer, sehr. —
- 3 fragte sie, diejenigen, die ihr Winken bemerkt hatten. — 4 iemen
- recken, jemand von Kecken, irgendwelche Recken; recken ist Gen. pl.
- 1484, 2 diu uns fragen tuot ist nicht etwa wie das Nhd. im Volke übliche:
- fragen thut = fragt, zu verstehen; sondern /raye» tuon, ein Fragen
- thun, und von fragen hängt der Accusativ uns ab. — 4 waz, in wel-
- cher Beziehung, womit.
- 1465, 3 sicer, wenn jemand. — mich des getroste, mir die Beruhigung ver-
- schaffte. — 4 erloste prtet. von erlassen, befreien.
- 294 XXVIII. AVENTIURE,
- 1486 Do sprach gezogeuliclieu der helt von Selant:
- «nu saget mir, maget edele, wie sit ir genant?»
- siu sprach: «ich heize Küdrün und bin daz Hagenen
- künne.
- swie riche ich vor wsere, so sihe ich hie vil lützel
- keine wünne.»
- 1487 Er sprach: «sit ir'z Küdrün, diu liebe frouwe min,
- so sol ich iu gerne immer diende sin:
- so bin ich'z Herwic und kos iuch mir ze tröste,
- und läze iuch daz wol schouwen, deich iuch von allen
- sorgen gerne löste.»
- 1488 Siu sprach: «weit ir mir dienen, ritter üz erkorn,
- so sult ir uns vervähen daz für deheinen zorn.
- mich bitent vlizicliche hie die schoenen meide,
- daz man Hartmuoten üz strite von dem alden Waten
- scheide.»
- 1489 «Daz sol ich gerne leisten, vil liebiu frouwe min.w
- lüte ruoft' dö Herwic zuo den recken sin:
- «nu bringet miniu zeichen Waten hin engegene.»
- dö sach man sere dringen Herwige und alle sine
- degene.
- 1490 Ein herter frouwen dienest wart von im getan.
- Herwic ruoft' dö lüte den alden Waten an.
- er sprach: «Wate, lieber friunt, gunnet daz man
- scheide
- disen strit vil swinden; des bitent iuch die minnic-
- liche meide.»
- 1491 Wate sprach mit zorne: «her Herwic, nu get hin!
- solt' ich frouwen volgen, war tsete ich minen sin?
- i486, 4 vor adv., vormals. — vü lützel, gar wenig, gehört zu keine; durch-
- aus keine, ist der Siun.
- 1487, 2 diende •pa.rt.= dienende. — Z so, andererseits. — kos prset. voa
- kiesen, wählte, erkor. — 4 laze iuch schouwen, werde euch be-
- weisen.
- 1488, 2 vervähen für deheinen zorn, ihr sollt es uns nicht gehässig, schlimm
- auslegen.
- 1489, 4 Herwige acc, gewöhnlich Herwigen.
- 1490, 1 herter, schwieriger. — 3 gunnet imper. , vergönnt, erlaubt.
- WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 295
- solde ich sparn die vinde, daz tsete ich üf mich selben,
- des volge ich iu nimmer. Härtmüot muoz siner frevele
- engelden.»
- 1492 Durch Küdrünen liebe zuo in beiden spranc
- Herwic der küene. der swerte vil erklanc.
- Wate was erzürnet; er künde daz wol leiden,
- daz in strite niemen in von sinen vinden torste
- scheiden.
- 1493 Do sluog er Herwige einen tiureu slac,
- der da wolde scheiden, daz er vor im lac.
- dar Sprüngen sine recken und hülfen im von dannen.
- genomen wart do Hartmuot vor Herwige und vor allen
- sinen mannen.
- 1491, 3 sparri swv. , schonen. — daz tcete ich vf mich selben, das tliäte ich
- gegen mich selbst, zu meinem eigenen Verderben. — frevele stf.,
- Kühnheit.
- 1492, 3 daz leiden swv., das leid machen, verleiden. — 4 niemen, nhd. je-
- mand ; im Mhd. die Negation, weil der Sinn des Ganzen negativ ist.
- — forste, praet. von turren, wagte.
- 1493, 1 tiuren, ausgezeichneten. — 2 der entweder zu Herwige oder zu er,
- daß derjenige, welcher. — 3 dar sprtmgen, sprangen herbei. — 4 ge-
- nomen, gefangen, weggeführt. — vor, ohne daß sie es verhindern
- konnten.
- 296 XXIX. AVENTIURE,
- XXIX. AVENTIURE,
- WIE HARTMUOT GEVANGEX WART.
- Hartmut wird gefangen und auf ein Schiff gebracht. Wate wütet in
- der eroberten Burg und verschont nicht einmal die Kinder in den Wie-
- gen. Ortrun mit ihren Jungfrauen flüchtet sich in Kudruns Schutz.
- Auch Gerlind sucht bei ihr Hülfe, wird aber durch eine Dienerin dem
- spähenden Wate verraten und getötet. Hergart, die im fremden Lande
- ein Verhältnis mit dem Schenken angeknüpft, schlägt er das Haupt ab.
- Während Horant mit den Frauen und Geiseln in der Burg bleibt, ziehen
- die andern verheerend durch das Land. Mit dem Raube, den Gefangenen
- und den befreiten Frauen kehren sie nach Hegelingen zurück; Horant
- und Morunc bleiben.
- 1494 Wate tobete sere; dö gieng er für den sal
- gegen der porten hoher. manigen enden schal
- horte man von weinen und von swerte klingen.
- Hartmuot was gevangen. dö muoste ouch sinen helden
- misselingen.
- 1495 Dö vienc man bi dem künige ahzic ritter guot.
- die andern sluoc man alle. dö wart Hartmuot
- üf ir schif gefüeret und beslozzen sere.
- ez hete noch niht ende; sie muosten liden arbeit
- dannoch mere.
- 1496 Swie dicke man sie schiede von der bürge dan
- mit würfen und mit schüzzen, Wate doch gewan
- die burc mit grimmen stürmen. sit wurden üf gehouwen
- die rigele üz der müre. daz beweinden dö die schce-
- nen frouwen.
- 1497 Horant von Tenemarke daz Hilden zeichen truoc.
- im volgte vil der recken (der het er da genuoc)
- 1494, 1 für den sal] die Pforte war gegenüber dem Hauptgebäude, in dem
- der Rittersaal sich befand. — 2 gegen der porten höher: vgl. 1465, 4.
- — manigen enden dat.pl., in manchen Richtungen, auf verschiedenen
- Seiten.
- 1495, 3 beslozzen, gefesselt. Vgl. Nib. 2356, 2.
- 14%, 1 Wie oft man sie auch von der Burg zurücktrieb. — 3 mit grimmen
- stürmen, mit heftigen Angriffen. — 4 die rigele üz der müre, die
- Riegel, welche die Thore verschlossen, griffen in die Mauern; sie
- mußten also aus der Mauer herausgehauen werden.
- WIE HAKTMUOT GEVANGEN WART. 2ft7
- für einen palas witen üf den turn aller besten,
- den die Hegelinge in der bürge inder da westen.
- 1498 Diu burc was gewunnen, als ich iu bän geseit.
- die sie da inne funden, den was grimme leit.
- do sach man näcb gewinne dringen vil der recken,
- dö sprach Wate der grimme: uwä sint nu die knehte
- mit den secken?»
- 1499 Do wart üf gehouwen vil manic richez gadem.
- do hörte man dar inne vil ungefüegen kradem.
- joch wären da die geste niht in einem muote.
- genuoge sluogen wunden, die andern würben vaste
- nach dem guote.
- 1500 Sie fuorten üz der bürge, so wir beeren sagen,
- daz ez zwene kiele künden niht getragen,
- von phelle und ouch von siden, von silber und von
- golde ,
- der üf tiefer flüete siniu schef da mite laden wolde.
- 1501 In der bürge niemen deheiner freude zam.
- daz volc von dem lande grozen schaden nam.
- dö sluoc man dar inne man ünde wip.
- der kindel in den wiegen verlos da manigez sinen lip.
- 1502 irolt der starke ruofte Waten an:
- «ja habent iu den tiuvel diu jungen kint getan,
- sie habent an unsern mägen deheiner slahte schulde,
- durch die gotes ere so lät die armen weisen haben
- hulde.»
- 1497, 3 für, Yorüber an. — vf den turn , um dort die Fahne aufzupflan-
- zen. — den turn aller besten, d. h. den Hauptturm.
- 1498, 3 geivin, Be\xte. — 4 secken pl. von sac, die Säcke, in welche die
- Beute gethan werden soll.
- 1499, 2 kradem stm., Lärm. — 3 joch, fürwahr, was sonst ja. — niht in
- einem muote, waren nicht eines Sinnes; die Verschiedenheit be-
- stätigt die folgende Zeile.
- 1500, 2 daz, soviel daß. — künden, conj. — 4 der, wenn jemand; an-
- schließend an Zeile 2.
- 1501, 1 zam prset. von zemen, ziemen; mich zimt eines dinges, mir steht
- etwas an. — 2 daz volc von dem lande, die Bewohner des Landes. —
- 3 dar inne, in der Burg.
- 1502, 2 den tiuvel, nicht das Geringste; auch dieser Ausdruck ist dem Nibe-
- lungenliede entlehnt, ir habt den tiuvel getan, 1993, 4; vgl. 1744, 1. —
- 4 Idt haben hulde, seid gnädig, erbarmt euch.
- 298 XXIX. AVENTIURE,
- 1503 Do sprach Wate der aide: «du hast kiudes muot.
- die in den wiegen weinent, diuhte dich daz giiot,
- daz ich sie leben lieze? soldeu die erwahsen,
- so wolde ich in niht mere getrouweu danne einem
- wilden Sahsen.»
- 1504 Bluot in nianigen ende üz den gademen fioz.
- ir friunde die daz sähen, wie sei-e si's verdroz!
- do kom vil sorcliche Ortrim diu here
- da siu sach Küdrimen. ja vorhte siu des schaden
- dannoch mere.
- 1505 Do neigte siu ir houbet für die schoenen meit.
- siu sprach: «min frou Küdrün, läz dir wesen leit
- minen starken jämer und lä mich niht verderben,
- ez'n ste an dinen lügenden, ich muoz von dinen Mun-
- den hie ersterben.»
- 1506 «Ich wil dich neren gerne, ob ich mit rehte kan,
- wan ich dir aller eren und alles guotes gan.
- ich wil dir fride gewinnen; du mäht wol beliben.
- so stant mir deste näher her mit dinen meiden unde
- wiben.»
- 1507 «Daz tuon ich harte gerne», sprach Ortrim daz kint.
- mit dri und drizic meiden ernerte siu sie sint.
- zweue und sehzic degene stuonden bi den frouwen.
- wseren die entwichen, sie wseren von den gesten gar
- verhouwen.
- 1508 Do kom ouch dar gegähet diu übele Gerlint.
- diu bot sich für eigen für daz Hilden kint:
- 1503, 4 vgl. 366, 4.
- 1504, 1 in manigen ende , nach verschiedenen Eichtungen. — 2 ir friunde,
- die Freunde, die Verwandten derer, deren Blut floß. — 3 sorcliche
- adv. , sorgenvoll, angstvoll.
- 1505, 1 für die'i nhd. vor der ; das Mhd. wahrt den Begriff der Bewegung.
- — 2 läz dir wesen leit, laß dich erbarmen. — 4 ez'n ste an, wenn es
- nicht steht bei, abhängt von; vgl. 1508, 4.
- 1506, 1 neren swv., retten. — mit rehte, auf rechte Weise. — 3 beliben stv.,
- verschont bleiben. — 4 stant imper., stehe, tritt. — her, herzu.
- 1507, 3 degene, die zum Schutze der Frauen hingestellt waren, vermut-
- lich von Herwig.
- 1508, 2 bot sich für eigen, bot sich als leibeigen an. — für daz Hilden kint,
- weil das für eigen bieten mit einem Fußfalle verbunden war. —
- WIE HAETMUOT GEVANGEN WART. 299
- anu uer uns, küniginne, vor Waten und sinen mannen,
- ez'u ste an dir alleine, icli wsene ez si' ümbe mich er-
- gangen.»
- 1509 Do sprach diu Hilden tohter: «nu beere ich iuch gern,
- daz ich iu si genaedic. wie möhte ich iuch gewern?
- ich bat iuch nie zer werlde des ir mir woldet volgen.
- ir wärt mir ungensedic; des muoz ich iu von herzen
- sin erbolgen.»
- 1510 Do wart ir Wate der aide in der zit gewar.
- mit grisgramenden zenden hüop er sich dar,
- mit schihenden ougen, mit ellenbreitem harte.
- alle die da Avären vorhten den helt von Stürmen harte.
- 1511 Mit bluote er was berunnen, näz was sin wät.
- swie gerne in ssehe Küdrün, doch hete siu des rät,
- daz er so tobeliche gegen ir iht gienge.
- ja waen' ich ir deheiniu vor vorhten in iht minnicliche
- enphienge.
- 1512 Wan Küdrün diu frouwe gienc da siu Waten sach.
- diu reine Hilden tohter sorgende sprach:
- «nu wis willekomen, Wate! wie gerne ich dich saehe,
- ob so vil der diete hie niht leide von dir geschsehe.»
- 1513 «Genäde, maget edele! sit ir daz Hilden kint?
- wer sint dise frouwen, die iu so nähen sint?»
- do sprach diu frouwe Küdrün: «deist Ortrün diuhere;
- der soltu. Wate, schonen. ja fürhtent dich die frou-
- wen harte sere.
- 1514 Daz ander sint die armen, die mit mir über mer
- von Hegelingen brähte daz Ludewiges her.
- 1508, 4 ez si urnbe mich ergangen, daß es um mich geschehen ist.
- 1509, 1 gern swv., bitten. — 3 nie zer werlde des, niemals in der Welt um
- etwas, worin.
- 1510, 2 grisgramen swv. , knirschen. — zenden dat. pl. von zant, Zahn. —
- huop sich, machte sich auf. — 3 schtnen stv. , funkeln.
- 1511, 1 berinnen stv., überströmen, übergießen. — 2 doch hete siu des rat,
- so hätte sie das doch entbehren können, gerne entbehrt. — 3 tobe-
- liche adv. , wütend, rasend. — iht hat nach dem mhd. Gebrauche
- negativen Sinn.
- 1512, 1 Wan, nur. — 2 sorgende part., mit Besorgnis, ängstlich. — 4 »o vil
- der diete, so viel Menschen; vil ist Dat.
- 1513, 4 schonen swv. mit gen.
- 300 XXIX. AVENTIURE,
- ir Sit von bluote sweizic; nii get ims niht so nähen,
- swaz ir uns dann' gedienet, daz läze wir uns armen
- niht versmähen.»
- 1515 Wate gienc üf hoher, da er Herwigen vant
- und ouch Ortwinen, den künic von Ortlant,
- Irolde und Morungen und von Tenen Fruoten.
- die wären vil unmüezic; sie shiogen do vil manigen
- ritter guoten.
- 1516 Vil schiere kom Hergart, diu junge herzogin.
- «Küdrün vil edele, du solt gensedic sin
- mir vil armen wibe. gedenke, daz wir hiezen
- und sin noch din gesinde; des läz mich, edele fröuwe,
- geniezen.»
- 1517 In zorne sprach frou Küdrün: «ir sult üf hoher stän.
- allez daz uns armen leides wart getan,
- daz klagetet ir vil kleine und ahte ez iuch ringe,
- nu ist ouch mir unmsere, ob iu übele oder wol gelinge.
- 1518 ledoch stet mir dar näher under diu magedin.»
- noch suochte Wate der aide die widerwarten sin,
- wä er vinden solde die übelen Gerlinde.
- bi froun Küdrünen was diu tiuvelinne mit ir ingesind e.
- 1519 Wate grimmicliche gienc hin für den sal.
- er sprach: «min frou Küdrün, gebt mir her ze tal
- Gerlint mit ir friunden, die iuch der wesche noten,
- und der selben künne, die uns da heime manigen
- recken toten.»
- 1520 Do sprach diu minnicliche: «der ist deheiniu hie.»
- Wate in sinem zorne do dar näher gie.
- 1514, 3 sweizic adj., naß. — 4 dann', wenn ihr unsern Wunsch erfüllt habt,
- — läze wir uns niht versmähen, das wird uns nicht klein erscheinen,
- das nehmen wir dankbar an.
- 1518, 1 Jedoch] damit bezeigt Kudrun ihr Erbarmen und ihre Absicht,
- Hergart zu retten. — dar näher, tretet näher dorthin zu mir. —
- 2 die ividerwarten hier swf. , diu widerwarte, Feindin.
- 1519, 1 In dem Saale stand Kudrun mit den Jungfrauen; vgl. 1523, 1. —
- 3 noten, nötigten, von noeten. — 4 der selben künne, die Verwandten
- derjenigen. — da heime, bei dem Überfall in Hegelingen.
- WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 301
- er sprach: «weit ir niht balde mir die relitea zeigen,
- die fremeden zuo den friunden müezen alle wesen hie
- die veigen.»
- 1521 Er zurnde harte sere, des wurden sie gewar.
- im wincte ein maget schoene mit den ougen dar.
- da von er bekande die übelen tiuvelinne.
- «saget mir, frou Gerlint, weit ir der weschen mere
- gewinnen ? »
- 1522 Er vienc sie bi der hende und zoch sie von in dan.
- Gerlint diu übele trüren dö began.
- er sprach in tobeheite: «küniginne here,
- iu sol min juncfrouwe iuwer kleider waschen nimmer
- mere.»
- 1523 Als er sie wsene brsehte für des sales tür,
- wes er mit ir gedsehte, des goumten sie hin für.
- er vienc sie bi dem häre. wer het im daz erloubet?
- sin zürnen was vil swsere ; er sluoc der küniginne abe
- daz houbet.
- 1524 Die frouwen schrirn alle; des twanc sie michel ser.
- dö gienc er hin widere. er sprach: «wä ist ir mer,
- die ir da heizent sippe? die sult ir mir zeigen.
- ir deheiniu ist so tiure, i'ne getürre ir houbet wol
- geneigen.»
- 1525 Do sprach weinende daz Hetelen kint:
- «nu lät min geniezen die durch fride sint
- 1521, 1 Jir zurnde hängt \on a.h und ist als Konjunktiv aufzufassen:
- daß er zürnte, zornig wäre. — 2 dar, dorthin; zu kommen. — 4 der
- u-eschen, der Wäscherinnen: wollt ihr auch ferner noch solche Wä-
- scherinnen haben?
- 1522, 1 vienc , faßte. — 2 truren swv. scheint hier der ursprünglichen Be-
- deutung des Wortes, das mit gothischem driusan stv., fallen, zusam-
- menhängt, nahe zu stehen: sie begann niedergeschlagen zu werden,
- zu verzagen. — 3 tobeheit stf., Raserei, Wut. — 4= junofroiiwe stf.,
- junge Herrin.
- 1523, 1 brochtel der Konjunktiv hängt von wcene ab. — 2 wes—gedoehte, was
- er mit ihr zu thun gedachte. — des — hinfür, danach spähten sie
- hinaus (vor die Thür). — 3 einer Erlaubnis bedurfte er nicht, er
- fragte nicht danach.
- 1524, 1 schrirn praet. pl. von schrien, mit eingeschobenem r. — 3 ir dat.,
- der Gerlinde. — 4 i'ne getürre, daß ich nicht wagen sollte.
- 1525, 2 die, diejenigen, welche. — durch fride, um Frieden zu erlangen.
- 302 XXIX. AVENTIURE,
- her ze mir gegangen und bi mir gestanden,
- deist Ortrün diu edele und ir gesinde üz Ormanie-
- lande.»
- 1526 Den siu het fride gewunnen, die hiez man liölier stän.
- Wate ungüetliche fragen began:
- <(wä ist min fron Hergart, diu junge herzoginne,
- diu in disem lande des küniges schenken nam durch
- hohe minne?»
- 1527 Sie woklen sie niht zeigen; do trat er aber dar.
- er sprach: «ob ir für eigen hetet diu riche gar,
- solher höchverte, wer möhte iu der getrouwen?
- ir habet gedienet kleine in disem lande Küdrim iuwer
- frouwen.»
- 1528 Sie ruoften algemeine: sie noch genesen.»
- dö sprach Wate der aide: «des enmac niht wesen.
- ich bin kamersere; sus kan ich frouwen ziehen.»
- er sluog ir abe daz houbet; si begünden hinder Kü-
- drunen fliehen.
- 1529 Sie heten nu gemuozet des strites über al.
- do kom der künic Herwic ze Ludewiges sal
- mit sinen walgenözen nach bluote var gegangen.
- als in ersach fron Küdrün, dö wart er von ir minnec-
- liche enphangen.
- 1530 Sin swert der degen schiere von der siten baut,
- do schütte er sin gewaefen in des Schildes rant.
- do gie er isenvarwer da sten zuo der frouwen.
- er hete durch ir liebe daz wal des tages dicke durch-
- houwen.
- 1526, 1 hi'jher stän, zurücktreten. — 2 ungüetliche adv. , unfreundlich.
- 1527, 2 Er redet Hergart an, die er inzwischen selbst erkannt hat. —
- 3 solher höchverte gen., von getrouwen abhängig; aber dem Fragwort
- vorangestellt und darum nochmals dxxrch der wiederholt.
- 1528, 3 sus, mit Beziehung auf die folgende Zeile.
- 1529, 1 gemuozet des strites, ausgeruht von dem Streite. — 3 iralgenöz stm.,
- Kampfgenoß. — nach Oluote var, wie Blut gefärbt, blutfarbig.
- 1530, 2 geworfen ist hier der Kettenpanzer. — 3 tsenear adj., eisenfarbig:
- die dunkele Farbe des Eisens, vermischt mit dem Schweiße, prägte
- sich auf seinem Gesichte und Händen ab. — 4 daz wal durchhouiven,
- hauend den Kampfplatz durchschreiten.
- WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 303
- 1531 Do kom ouch her Ortwin, der künic von Ortlant.
- irolt imcle Morimc diu zügen ab ir gewant,
- durch daz sie erkuolten üzerhalp der ringe,
- sie wolden zuo den frouwen; die beide beten des vil
- guot gedinge.
- 1552 Do sich erhouwen heten die helde üz Tenelant,
- ir Schilde und ouch ir wäfen legten s' üz der hant.
- ir helme si abe gebunden und giengen zuo den meiden,
- ein gruoz vil minneclicher wart von Kudrunen in
- beiden.
- 1533 irolt unde Morunc nigen sä zehant
- der minniclichen meide, wie schiere man bevant,
- daz siu gerne saehe daz edele ingesinde !
- do was wol ze muote üz Hegelinge laut dem Hilden
- kinde.
- 1534 Do wurden des ze rate die herren und ir man,
- Sit man Kassiäne die guoten burc gewan,
- da mite betwungen wseren die bürge zuo den landen,
- do riet Wate der aide, daz man tüme unde palas
- brande.
- 1535 Do sprach von Tenen Fruote: «des enmac niht sin.
- hie inne muoz beliben diu liebe frouwe min.
- nu heizet ir die toten tragen üz den seiden,
- es mac diu min gewerren hie ze lande allen disen
- beiden.
- 1536 Diu burc ist vil veste, wit unde guot.
- heizet abe den wenden waschen daz bluot,
- 1531, 3 durch daz. damit. — erkuolten praet. voo erkuolen, sich abkühlen.
- Vgl. Nib. 1849, 1.
- 1532, 1 erhouwen stv., sich, sich mit Hauen abmühen, sich müde hauen. —
- die helde üz Tenelant, Horant und Frute. — 3 gebunden prset. pl. von
- gebinden.
- 1533, 2 bevant, erkannte, bemerkte.
- 1534, 1 wurden des ze rate, kamen darin überein. — 3 Nachsatz: so wäre
- damit das ganze Land unterworfen. — 4 brande praet. conj. von
- brennen, verbrennen, in Brand stecken.
- 1535, 4 diu min, desto weniger; dadurch kann um so weniger Schaden
- erwachsen hier im Lande unsern Helden, weil sie an der Burg eine
- feste Stätte und Zuflucht haben.
- 304 XXIX. AVENTIURE,
- daz iht verdrieze hinne die minniclichen frouwen.
- daz Hartmuotes erbe sul wir baz mit herverte
- scliouweu.»
- 1537 Des wart gevolget Fruoten; wise er was genuoc.
- vil manigen ritter guoten man iiz der bürge truoc
- sere verhouwen mit tiefen verchwunden.
- do fuorten s' zuo den ünden die sie erslagen vor der
- porten funden.
- 1538 Der bevülhen sie dem wäge vier tüseut oder baz.
- daz was ein ungenäde; Fruote riet in daz.
- des sie phlegen solden, daz was noch unergangen.
- in Ludewiges bürge wart Ortrün diu künigin ge-
- vangen ,
- 1539 Mit zwein und sehzic degenen und drizic meidin;
- die wurden mit ir gisel. do sprach diu künigin:
- «der meide wil ich hüeten; sie nämen fride den minen.
- nu tuo et, swaz er welle. Wate mit den gi'selen sinen.«
- 1540 Der künic von den Moeren der wart enphangen wol,
- als man guote recken nach arebeite sol.
- gedanket von den frouwen wart dö dem guoten herren,
- daz er von Karadine het gehervertet also verre.
- 1541 Do bevälch man Horande, dem beide üz Tenelant,
- swaz man da der gisel ze Kassiäne vant.
- man bevälch im Küdrünen, sie und alle ir frouwen.
- er was ir naehstez künne; man mohte ime deste baz
- getrouwen.
- 1536, 3 hinne, hier innen, zu ergänzen: zu sein, zu bleiben. — 4 mit ?ter-
- verte sckouwen, mit Krieg besuchen, kriegend durchziehen.
- 1537, 3 sere adv., in seiner ursprünglichen Bedeutung, schmerzhaft, tötlich.
- 1538, 1 Der, deren, die sie erschlagen hatten, — bevülhen praet. pl. von be-
- velhen, anvertrauen, übergeben. — 2 ungenäde stf., Unruhe, Plage. —
- 3 j^ner^ran^e«, unerfüllt, unvollendet; sie waren noch nicht fertig mit
- dem, was sie zu thun hatten.
- 1539, 3 nämen, empfingen. — fride stm., Schutz, Sicherheit. — 4 mit den
- giselen sinen, mit den 62 Bittern.
- 1540, Diese Strophe stände vielleicht besser etwa nach 1532. — 3 guoten,
- tapfem.
- 1541, 4 ir noehstez künne war wohl ihr Bruder Ortwiu.
- WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 305
- 1542 Man hiez in wesen meister vierzic turne guot
- und sehs sale witer, die stuondeu bi der fluot,
- und dri palas riche. ein herre er was dar inne.
- da muoste noch beliben bi im frou Küdrün diu kü-
- niginne.
- 1543 Do hiez man schaffen huote den schiffen bi der fluot.
- hin wider wart gefüeret der degen Hartmuot
- üfe Kassiäne zuo andern sineu mägen,
- da die schoenen frouwen ouch bi den beiden do ge-
- vangen lägen.
- 1544 Man hiez ir also liüeten, daz niemen in entran,
- und liez ouch da beliben tüsent küener man,
- die mit dem Tenemarken huoten da der frouwen.
- Wate und der küene Fruote wolden noch der Schilde
- mer verhouwen.
- 1545 Do schihten s' ir reise mit drizic tüsent man.
- daz liwer allenthalben hiez man werfen an.
- do begunde ir erbe an manigen enden brinnen.
- dem edelen Hartmuote wart erste leit von allen sinen
- sinnen.
- 1546 Die helde von den Stürmen und die von Tenelant,
- die brächen guote bürge, swaz man der da vant.
- sie nämen roup den meisten, den iemen möhte bringen,
- vil manic schceniu frouwe wart dö gevangen von den
- Hegelingen.
- 1547 E daz die Hilden friunde ir reise kerten wider,
- sehs und zweinzic bürge brächen sie der nider.
- 1542, 1 meister stm. , G-ebieter ; dazu vierzic turne gen. pl. , über vierzig
- Türme. — 3 drl palas steht nicht mehr in der Abhängigkeit von
- meister, die durch den Zwischensatz, die stuonden, unterbrochen ist;
- sondern freier angeknüpft: und ebenso. — herre swm., Herr, G^
- Meter.
- 1543, 3 vfe praep., Nebenform von uf. — 4 6t den helden, samt den nor-
- mannischen Rittern.
- 1544, 3 dem Tenemarken, nom. der Tenemarke, Horant.
- 1545, 1 schihten s', rüsteten sie. — reise, Kriegszug; sie ziehen nunmehr
- durch das eroberte Land. — 2 werfen an, hineinwerfen. — 3 ir erbe,
- das Erbland der Besiegten. — brinnen stv. , brennen. — 4 erste leit,
- nun erst recht leid.
- 1546, 3 den meisten, den größten. — bringen, davon bringen.
- 1547, 1 reise gen. , von ihrem Zuge heimkehrten. —
- KUDRUN. 20
- 306
- XXIX. AVENTIURE.
- sie wären ir urliuges stolz ünde liere.
- Sit brähten sie froun Hilden tüsent gisel oder dan-
- noch mere.
- 1548 Man sach daz Hilden zeichen durch Ormanielant
- füeren unverirret hin wider üf den sant,
- da sie heten läzen die edelen maget here.
- sie wolden dannen scheiden ; sie muoten da ze wesene
- niht mere.
- 1549 Die sie da heten läzen in Hartmuotes sal,
- die riten gen ir friunden iiz der burc ze tal.
- sie gruozten willicliche die alden zuo den jungen,
- do sprächen die von Tenelant : «wie ist iu jungelingen
- dort gelungen?»
- 1550 Do sprach der künic Ortwin: «daz ist die mäze wol,
- daz ich's minen friunden immer danken sol.
- wir haben in vergolden mit strite also sere:
- swaz sie uns ie getäten, wir nämen in wol tüsent
- stunde mere.»
- 1551 Do sprach Wate der aide: «wen wellen wir hie län,
- der uns phlege der lande? mi heizet abe gän
- die schcenen Küdrünen. wir suln gen Hegelingen
- und läzen da froun Hilden sehen waz wir ir ze lande
- bringen.»
- 1552 Do sprächen s' algemeine alt ünde junc:
- «daz tuon die Tene Hörant unde Mörunc.
- die suln hie beliben mit tüsent küener manne.«
- do muosten sie in volgen. die herren fuorten manigen
- gisel dannen.
- 1547, 3 here mit gen., froh.
- 1548, 2 füeren, im Sinne von geführt werden ; der Accusativ des Subjekts
- ist ausgelassen. — unverirret, ungehindert.
- 1549, 2 gen ir friunden, ihren Freunden entgegen. — 4 dort, in dem
- Lande.
- 155), 1 daz ist vertritt uns ist gelungen. — die mäze acc, in dem Maße. —
- 4 wir nämen, statt daß wir nahmen. — tüsent stunde, tausendmal.
- 1561, 2 ahe gän, herunterkommen. — 3 wir suln, wir wollen aufbrechen. —
- 4 läzen conj., wir wollen lassen. — ze lande, heim, nach Haus.
- 1552, 2 daz tuon zur Vertretung von phlegen der lande. — 4 sie, Horant
- und Morunc.
- WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 307
- 1553 Do sie ze Hegelingen der verte lieten muot,
- sie bräliten zuo den schiffen maniger slahte guot,
- daz sie genomen heteu, und daz was ir eigen,
- die fremedez gerne brähten, die mohten ez da heinre
- vil wol zeigen.
- 1554 Do hiez man Hartmuoten üz dem sale gän,
- den recken vil guoten, mit fünf hundert man,
- die alle gisel hiezen und wären da gevangen.
- sie gewünnen bi ir vinden sider manigen zsehen tac
- vil langen.
- 1555 Man brähte euch Ortrünen, die herlichen meit,
- mit ir Ingesinde ze grozer arebeit.
- do sie von dem lande und von friunden muosten
- scheiden,
- do mohten s' wol gelouben wie Küdrünen waere und
- al ir meiden.
- 1556 Die gevangen Hute füorten sie dan.
- die gewünnen bürge wurden undertän
- Morunge und Horande, do sie fuoren dannen,
- si beliben in Ormanie wol mit tüsent ir vil küenen
- manne.
- 1557 «Nu biete ich iuch gerne», sprach do Hartmuot,
- «dar umbe wolde ich setzen li'p ünde guot,
- daz ir mich ledic liezet in mines vater riebe.»
- do sprach Wate der aide: «ja behälden wir iuch sel-
- ben vlizicliche.
- 1553, 1 heten muot, Lust hatten, entschlossen waren, der verte (gen. von
- i7iuot abhängig), zu der Fahrt. — 3 teils erbeutetes , teils das ihnen
- schon gehört hatte. — 4 brähten, mitbrachten.
- 1554, 4 zcehe adj., zäh; übertragen: manchen Tag, der sich unendlich aus-
- dehnte, kein Ende nahm.
- 1555, 1 Man brähte, man brachte herbei; ze grozer arebeit ist nicht zu-
- nächst damit zu verbinden, sondern: die für große Mühsale be-
- stimmt waren , um große Mühsal zu erdulden. — 4 gelouben, sich
- vorstellen. — lowre, zu Mute gewesen war.
- 1556, 2 geicunnen synkopiert aus gewunnenen, ebenso gevangen=gevangenen.
- — 3. 4 sie, si verschiedene Subjekte.
- 1557, 2 Als Parenthese aufzufassen. — setzen swv., zu Pfände setzen. —
- 3 ledic liezet, frei ziehen ließet.
- 20*
- 308 XXIX. AVENTIURE, WIE HARTMÜOT GEVANGEN WART.
- 1558 I'ne weiz von wellieu schulden ez min neve tuot,
- der im gerne nseme lip unde guot,
- daz er den heizet füeren heim ze sinem lande,
- wolt' er, ich schliefe ez schiere, daz er gesorgte nim-
- mer in den banden.»
- 1559 «Waz hülfe, ob ir sie alle», sprach her Ortwin,
- «hie ze tode slüeget in dem lande sin?
- Hartmüot und sin gesinde die suln baz gedingen.
- ich wil sie lobeliche ze lande miner muoter Hilden
- bringen.»
- 1560 Sie brähten zuo den schiffen den kreftigen rat,
- mit golde und mit gesteine ros ünde wät.
- des sie gedingen heten, dar an was in gelungen,
- die vor vil harte klageten, man horte daz sie sume-
- liche sungen.
- 1558, 1 Hier scheint etwas ausgefallen; es muß jemand, etwa Horant, der
- Watens Neffe ist, zu Gunsten Hartmuts gesprochen haben. — von
- tvelfiPH schulden, mit welchem Kechte, aus welchen Gründen. — 2 der
- gehört zu den in Z. 3. — nceme, genommen hätte. — 4 ich würde
- bald machen, daß er (Hartmut) keine Angst und Sorge mehr in der
- Gefangenschaft hätte. Wate hat Lust, Hartmut zu töten.
- 1559, 3 baz gedingen, bessere Hoffnung haben.
- 1560, 1 den kreftigen rät, den Ungeheuern Vorrat. — 2 mit, samt.
- XXX. AVENTIÜEE, WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 309
- XXX. AVENTIURE,
- WIE SIE HILDEN BOTEX SANDEN.
- Hilde, durch Boten benachrichtigt, empfängt die Heimkehrenden
- fröhlich. Sie umarmt ihre Tochter, die sie nicht erkennt, und gewährt
- auf Kudruns Bitten auch Ortrun ihre Huld. Gleichfalls werden Hartmut
- und die Seinen gegen das Versprechen, nicht zu entfliehen, von den Fes-
- seln befreit. Herwig will heimkehren, bleibt aber, von Hilden gebeten,
- noch. Kudrun rät Ortwin, sich mit Ortrun zu vermählen, worein auch
- Hilde willigt; dann wird Hartmut besendet und ihm Hildeburg als Braut
- empfohlen. Endlich wird dem König von Morlande Herwigs Schwester
- zum Weibe bestimmt, die Wate und Frute in zwölf Tagen herbeiholen.
- Auch diese Verbindung wird vollzogen.
- 1561 Sich huop mit freuden widere daz Hegelinge her.
- die sie mit in heten gefüeret über mer,
- der muoste da beliben, toter unde wunder,
- driu tüsent unde mere. sie klagten ir friunde be-
- sunder.
- 1562 Ir schif giengen ebene, ir winde wären guot.
- die den roup da brähten, die wären hochgemuot.
- swie sie daz gefuogten, ir boten sie für sanden.
- die bräbten disiu msere den frouwen heim ze Hege-
- linge lande.
- 1563 Sie gähten swaz sie mohten, daz wil ich iu sagen,
- sie körnen heim ze lande in neizwie manigen tagen,
- ir gehorte frou Hilde nie so liebiu msere,
- dö sie ir daz sagten, der künic Ludewic erslagen
- wsere.
- 1564 Siu sprach: «wie lebet min tohter und ir magedin?»
- «da bringet iu her Herwic die triutinne sin.
- 1561, 1 Sich huop widere, machte sich auf zur Rückkehr. — 4 driu neutr.
- von drt; tüsent stn. — sie, ist Acc. ; um sie, die Erschlagenen, klag-
- ten. — besunder adv. , um jeden einzelnen.
- 1562, 1 ebene, wasserrecht, gleichmäßig, nicht vom Sturm geschaukelt. —
- 3 wie sie das auch ins Werk setzen mochten: dem Dichter erscheint
- es rätselhaft, wie sie auf dem Meere Boten vorausschicken konnten;
- aber an der Thatsache zweifelt er darum nicht. — für, voraus.
- 1563, 2 neizwie aus i' ne weiz wie: in ich weiß nicht wie viel Tagen. —
- 3 ir gehört zu liebiu. — 4 rfer] die Konjunktion daz fehlt.
- 1564, 2 da, eine Begründung, Bestätigung, Erklärung enthaltend. —
- 310 XXX. AVENTIURE,
- ez darf niht baz gelingen beiden also guoten.
- sie bringen! Ortrünen gevangen und ir briioder Härt-
- müoten.»
- 1565 «Daz sint mir liebiu nisere», sprach daz adele wip.
- «ez was von in bekumbert min herze und ouch
- min lip.
- ich sol in'z itewizzen, gesehen! sie min ougen.
- michel ungemüete leit ich offenlichen unde tougen.
- 1566 Ir boten, ich sol iu Ionen, daz ir mir habt geseit
- da von mir ist entwichen min ungefüegez leit.
- ich gibe iu golt daz mine und tuon daz billichen.»
- sie sprächen: «frouwe here, ja muget ir uns sanfte
- geriehen.
- 1567 Daz wir da hän geroubet, des bringen wir so vil.
- wir tuon'z niht durch versraähen, swer'z iuwer niht
- enwil.
- ja sint unser kocken von liehtem golde swaere.
- wir haben üf unser verte lazen vil guote kamersere.»
- 1568 Frou Hilde hiez bereiten, so si'z het vernomen,
- gen ir vil lieben gesten, die ir da solden komen,
- trinken unde spise, stüele zuo den benken,
- da sie da sitzen solden. ja künde si'z nach eren wol
- bedenken.
- 1569 Die ze Mateläne unmüezic man do vant.
- da nidene üf dem plane und ouch üf dem sant
- 1564, 3 darf, es ist nicht nötig, um zufrieden zu sein. Es ist gelungen, wie
- es solchen Helden nur immer gelingen kann.
- 1565, 2 bekumbert, bekümmert, betrübt; von in, durch sie, Ortrun und
- Hartmut. — 3 itewizzen, in'z, es ihnen zum Vorwurf machen, sie
- dafür strafen. Sobald ich sie sehe.
- 1566, 1 daz, dafür daß. — 2 da von, solches, solche Botschaft, durch die.
- — 3 billichen adv. , von Kechts wegen. — 4 sanfte adv. , leicht , mit
- leichter Mühe, weil sie schon reich sind, also nichts bedürfen.
- 1567, 2 durch versmähen, aus Verachtung. — swer'z=swer daz, wenn einer
- unter uns das Eurige nicht will. — 4 kameroere, die die Schätze für
- uns hüten.
- 1568, 1 so, sobald. — 2 gen, entgegen ; in Erwartung ihrer vielen Gäste. —
- 3 zuo, samt. — 4 da sie da, das zweite da zur Verstärkung des ersten,
- relativen; wie man sagt der da, so auch da da. — si'z nach eren be-
- denken, sie es anordnen, wie es der Ehre gemäß war.
- 1569, 1 unmüezic, in großer Thätigkeit.
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 311
- schuof man zimberliute ; die ilden des vil sere,
- wie da nach eren seeze Herwi'c und Kudrun diu here.
- 1570 Ich kan iu niht bescheiden, ob sie Cif dem mer
- heten iht der leide. daz Ortwines her
- was in sehs wochen hin ze Mateläne.
- sie brähten dar die frouwen unde mauige maget wol
- getane.
- 1571 Do sie nu komen wären (daz saget man uns für war),
- do het ir herverten geweret wol ein jär.
- ez was in einem meien, dö sie ir gisel brähten.
- nu fuoren sie mit schalle, swie sie maniger arebeit
- gedähten.
- 1572 Do man in ir kocken vor Mateläne sach,
- von trumben und püsünen hört' man manigen krach,
- floiten unde blasen, uf sumber sere bozen.
- Waten schif des alden wären nü in eine habe ge-
- stozen.
- 1573 Do komen ouch die degene üzer Ortlant.
- do reit in hin engegene nider üf den sant
- frou Hilde und ir gesinde üz der bürc ze Mateläne.
- do was ouch komen Küdrün; da sach man vor ir
- frouwen wol getane.
- 1574 Sie wären von den rossen gestanden üf den sant,
- frou Hilde und ir gesinde. dö fuorte an siner haut
- die schoenen Küdrunen Irolt der msere.
- swie sie Hilde erkande, sin weste niht wer ir deheiniu
- wsere.
- 1569, 3 schuof man, stellte man an. — 4 damit da, ^ie es ihrer Würde
- zukommt, Sitze bereit seien für Herwig und Kudrun.
- 1570, 1 bescheiden stv., einen oder einem, angeben. — 2 iht der leide, irgend-
- welche Unannehmlichkeiten. — 3 ivas hin, war hingekommen. —
- 4 die frouwen, die Herrin, Kudrun.
- 1571, 1 für, als. — 4 nu, jetzt, bei der Heimkehr. — 7nit schalle, mit Lärm,
- als Zeichen der Freude. — swie, wiewohl.
- 1572, 1 in dat. commodi. — 2 Irach stra. , Schall. — 3 blasen stv. , Hörn
- blasen. — sumber stm. und stn., Pauke. — bozen stv., schlagen. —
- 4 gestozen nicht passivisch, sondern intrans. , waren gelandet.
- 1573, 3 Hilde als Wirthin, da kein Wirth da ist, erfüllt die Pflichten des-
- selben beim Empfang von Gästen; sie reitet ihnen entgegen. —
- A^ frouwen, ihren Hofstaat.
- 1574, 1 gestanden, abgestiegen. — 4 erkande, kannte, nicht: erkannte. — ir
- deheiniu, irgendeine von ihnen.
- 312
- XXX. AVENTIURE.
- 1575 Siu sacli mit ir gesinde wol hundert frouwen gän.
- «nu enweiz ich», sprach fron Hilde, «wen ich sol
- enphän
- für mine lieben tohter; die ist mir gar unkünde.
- willekömen sin min friunde, die getreten sint äbe der
- ünde.»
- 1576 «Daz ist iuwer tohter», sprach Irolt der degen.
- do gienc siu ir dar näher, wer möhte in widerwegen
- mit guote dise freude, die sie do gewunnen,
- do sie ein ander kusten? do was in ir leides zerunnen.
- 1577 Frou Hilde enphienc Irölden und alle sine man.
- Waten siu vil tiefe ni'gen began:
- "willekömen, helt von Stürmen! du hast gedienet
- schone,
- wer möhte dich versolden, man engebe dir laut und
- eine kröne?»
- 1578 Do sprach er zuo der frouwen: «swa ich iu ge-
- dienen mac,
- des bin ich iu vil willic unz an den lösten tac.»
- dö kuste si in vor liebe; sam tet siu Ortwinen.
- dö was ouch komen Herwic mit den stolzen werden
- recken sinen.
- 1579 Der fuorte an siner hende Ortrün daz kint.
- Küdrün bat ir muoter güetlichen sint:
- «nu küsset, liebiu frouwe, dise maget here.
- in minem eilende bot siu mir manigen dienest und ere.»
- 1580 «Ich wil hie niemen küssen, er'n si mir bekant.
- wer sint der frouwen mäge, oder wie ist sie genant,
- löTf), 1 mit ir gesinde, mit ihren eigenen Leuten. — 3 für, ala. — 4 sin,
- seien, sollen sein. — fjetreten sint, ausgestiegen sind; abe der ünde,
- aus den Wellen, aus den Schiffen.
- 1576, 2 ir dar näher, näher heran zu ihr. — widerwegen stv., aufwägen. —
- 3 mit guote, mit Gel de.
- 1577, 4 versolden swv., einen, durch Sold belohnen; wer könnte deine Ver-
- dienste durch Bezahlung belohnen, außer wenn man dir gibt.
- 1578, 2 leste adj,, letzte; superl. von laz, aus lezzeste , wie beste aus
- bezzeste.
- 1579, 1 daz kint, das junge Mädchen. — 3 küssen ist zugleich das Unter-
- pfand des Friedens, des Schutzes, der Versöhnung.
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 313
- die du mich heizest küssen so rehte friuntliche ? »
- siu sprach: «ez ist Ortrün, • diu junge maget von Or-
- manieriche.»
- 1581 «Ich sol ir niht küssen; zwiu raetest du mir daz?
- daz ich sie hieze tceten, daz zaeme mir vil baz.
- ja habent mir ir mäge getan so vil der leide.
- swaz ich hän her geweinet, daz was ir künden bestiu
- ougen weide.»
- 1582 ((Frouwe, dir riet seiden disiu schcene meit»,
- so sprach aber Kütrün, «dehein herzen leit.
- gedenke, liebiu muoter, waz ich des biete schulde,
- swen slüegeu mine mäge. läz die armen haben dine
- hulde.»
- 1583 Siu wolde es ir niht volgen. weinende allez an
- Küdrün ir muoter flehen do began.
- siu sprach : «ich wil dich langer niht sehen also riezen.
- hat siu dir iht gedienet, des muoz si in disem lande
- geniezen.»
- 1584 Do kust' diu schcene Hilde daz Ludewiges kint.
- siu gruozte ouch mer der frouwen durch Küdrünen sint.
- do kom ouch frou Hildeburc üzer fremeden landen,
- diu mit ir het gewaschen; die füorte her Fruote an
- siner bände.
- 1585 Do sprach aber Küdrün: «vil liebiu muoter min,
- nu grüezet Hildeburgen. möhte iht bezzer sin,
- dan friuntlichiu triuwe? golt oder gesteine,
- swaz des ein riebe bete, daz solt' man Hildeburgen
- geben eine.»
- 1580, Z friuntliche gehört zu küssen, nicht zu heizest: küssen in Freundes
- Weise.
- 1581, 4 künden gen. pl., ihrer Verwandten; nom. der künde swm.
- 1582, 1 seiden, niemals; sie riet gegen dich, zu deinem Schaden niemals
- irgendetwas Böses; das Leid Kudruns trifft auch Hilden. — 3 hiete,
- haben würde. — 4 swen, wenn irgendjemand.
- 1583, 1 es, darin. — allez an (Martin), in einem fort. — 3 siu, Hilde. Ich
- kann dein Gewinsel nicht länger anhören; hat sie es um dich ver-
- dient, so soll sie belohnt werden.
- 1584, 2 mer der frouwen, außer den beiden noch mehrere der Frauen.
- 1585, 2 könnte es irgendetwas Besseres geben. — 3 friuntlichiu triuwe',
- Freundestreue. — 3 stn., Edelsteine.
- 314 XXX. AVENTIURE,
- 1586 Do sprach diu künigiune: «ez ist mir wol geseit,
- wie siu mit dir getragen hat liep ünde leit.
- ich gesitze nimmer froelich under kröne,
- des siu dir hat gedienet, unze ich ir's mit triuwen
- gelöne.»
- 1587 Do siu die maget kuste (die andern tat siu sam),
- fron Hilde sprach ze Fruoten: «daz ist mir äue schäm,
- daz ich dir gienc engegene und dinen wiganden.
- Sit willekomen ir degene alle her ze Hegelinge lande.»
- 1588 Sie nigen ir vliziclichen. dö ir gruoz geschach,
- den künic von den Meeren komen man do sach
- mit den sinen recken üf den griez mit schalle,
- ein wise von Aräbe sungen do die bezzisten alle.
- 1589 Frou Hilde do gebeite, daz er zem Stade gie.
- den voget von Karadie siu vliziclich enphie:
- «Sit willekomen, her Sifrit, ein künic üz Morlande.
- ich sol ez immer dienen, daz ir hülfet rechen minen
- anden.
- 1590 «Frouwe, ich tuon ez gerne, swa ich iu gedienen mac.
- so ich in diu laut nu kume, diu min vil manigen tac
- sint her gewesen von jugende, sit ich begunde riten
- üf schaden Herwiges, nu wil ich nimmer mer mit im
- gestriten.»
- 1591 Do entluoden sie die kocken und truogen üf den sant
- vil dinges, des sie brähten mit in in daz lant.
- 1586, 4 des Attraktion für daz, zu ir's, ihr es, ihr dafür, gehörig.
- 1587, 1 Jcuste, geküßt hatte. — tet statt ktiste. — sam, gleichfalls. — 2 da:
- ist mir äne schäm, das gereicht mir nicht zur Schande, dessen
- brauche ich mich nicht zu schämen. Ungewöhnlich war es aller-
- dings, daß eine Frau Männern entgegenritt. — 3 wigant atm. , altes
- Participium, der Kämpfende, Kämpfer, Held.
- 1588, 1 ir (iruoz geschach, ihre Begrüßung vorüber war. — 4 die bezzisten,
- die Vornehmsten, statt die besten.
- 1589, 1 gebeite prset. von gebeiten, abwarten. — 3 ein beim Vokativ in der
- altern Sprache häufig. — 4 dienen swv. , durch Dienst vergelten.
- 1590, 3 sit, seit der Zeit, daß. — 4 uf schaden Hertvtges, um Herwig zu
- schaden.
- 1591, 1 entluoden praet. von entladen, ausladen. — 2 vil dinges, vielerlei
- Gegenstände. — des Attraktion. —
- WIE SIE HILDEN BOTEN S ANDEN. 315
- do ez begunde kuolen vor äbende nähen,
- sie biten da niht langer; man sach sie gegen herberge
- gäben.
- 1592 Freu Hilde mit ir gesten reit uf daz velt.
- > man sach vor Mateläne hätten und gezelt
- von gölde gezieret; manic sedel riebe
- heten sie da fanden. dar inne phläc man ir vlizicliche.
- 1593 Frou Hilde hete heizen füeren in ir lant,
- daz sie da niht liezeu ir bürgen noch ir phant.
- ez wart in allen riehen ein wirt nie so guoter
- sam diu edele witewe. ir geste gülden weder win noch
- fuoter.
- 1594 Da ruoweten die müeden unz an den fünften tac.
- swie wol man doch ir aller mit handelunge phlac,
- dar ünder wart Hartmuot mit sorgen doch beraten,
- unz daz die schcenen meide froun Hilden umb' einen
- fride bäten.
- 1595 Ir töhter und Ortwin giengen da siu saz.
- siu sprach: «vil liebiu muoter, gedenket an daz,
- daz niemen sol mit übele deheines hazzes Ionen,
- ir sult iuwer tagende an dem künic Hartmuote
- schonen.»
- 1596 Siu sprach: «vil liebiu tohter, des solt du mich niht
- biten.
- ich hän von sinen schulden grozen schaden erliten.
- 1591, 4 gegen herberge, in die für sie bereitete Unterkunft.
- 1592, 2 gezelt stn. , Zelt. — 4 dar inne, in den Zelten.
- 1593, 2 daz, so viel daß; sie hatte so viel Geld mitnehmen lassen, daß
- Bürgen und Pfänder damit ausgelöst werden konnten. — bürge swm.,
- der für jemand Bürgschaft leistet, gutsagt. — 4 gülden prset. pl. von
- gelden, bezahlen. — fuoter stn., Futter, hier wohl Speise; sie zahlten
- weder Essen noch Trinken.
- 1594, 2 handelunge stf., Behandlung, namentlich diejenige, die der Wirt
- seinen Gästen zu teil werden läßt; gastliche Aufnahme und Bewir-
- tung. — 3 dar under, dazwischen; bei aller dieser guten Behand-
- lung. — mit sorgen beraten , von Sorgen erfüllt. — 4 fride stm.,
- Friede, Versöhnung, für Hartmut.
- 1595, 3 übel substantivisch gebrauchtes Neutrum , das Böse. — 4 iuwer
- tugende schonen, Rücksicht nehmen auf eure Tugend.
- 1596, 2 von stnen schulden, durch ihn. —
- 316 XXX. AVENTIURE,
- im sol min kerkaere sins übermuotes büezen.»
- wol mit sehzic meiden vielen ir die frouwen do zen
- füezen.
- 1597 Do sprach diu frouwe Ortrün: «lät et in genesen;
- daz er iu gerne diene, des wil ich bürge wesen.
- ir sult genaediclichen minen bruoder halden.
- ez kumt iu z'allen eren, sol er noch der siner kröne
- walden.»
- 1598 Sie weinden algemeine daz er gevangen saz
- in vil starken banden. ir ougen wurden naz
- umbe Hartmuoten, den künic von Ormandine.
- die vil grözen boien lägen an im und an den sinen.
- 1599 Do sprach diu küniginne: «ir sult daz weinen län.
- ich wil sie ungebunden ze hove läzen gän.
- sie müezen mir erstseten, daz sie uns niht entrinnen,
- und müezen swern eide, daz si äne min gebot iht
- riten hinnen.»
- 1600 Die vil edele gisel man üz den banden liez.
- Küdrün die helde tougen baden hiez
- unde schone kleiden und hin ze hove bringen,
- sie wären guote degene; des muoste in deste bäz da
- gelingen.
- 1601 Do man Hartmuoten sach bi den recken stän,
- man vant w^tlicher nie deheinen man.
- in allen sinen sorgen stuont er in der gebsere,
- als er mit einem pensei an ein permint wol entworfen
- wcere.
- 1602 D6 sähen in die frouwen güetlichen an;
- da von er heimliche bezzer sit gewan.
- 1596, 3 kerkcure stm., Kerker. — büezen, Strafe geben.
- 1597, 1 laßt ihn nur mit dem Leben davonkommen. — 3 halden stv. , be-
- handeln, — 4 es gereicht euch in jeder Beziehung zur Ehre, ihr
- werdet alle Ehre davon haben. — walden stv. , gebieten über.
- 1598, 4 boie swf. , Kette, Fessel,
- 1599, 3 erstceten swv., fest machen (von stccte), versichern. — 4 swern stv.,
- schwören.
- 1600, 4 da, nämlich bei Hofe.
- 1601, 3 in, bei, trotz, — 4 pensei stm., Pinsel. — permint stn,, Pergament;
- vgl, 660, 3,
- 1602, 2 heimliche stf,, Vertraulichkeit, —
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 317
- mit vollen wart versüenet der haz, den sie da truogen,
- daz sie des gar vergäzen, daz ir recken e ein ander
- sluogen.
- 1603 Herwic do gedälite, wie er Hegelinge lant
- mit eren möhte rümen. wäfen und gewaut
- hiez er zen rossen bringen. man luot sine soume.
- daz gefriesch frou Hilde; siu werte in der reise harte
- kourae.
- 1604 Siu sprach: «min her Herwic, ir sult hie bestän.
- mir ist so vil der liebe von iuwer schult getan,
- daz ich'z immer diene, ja sult ir ninder riten.
- e sich die geste scheiden, ich wil mit minen friunden
- hochzi'ten.»
- 1605 Do sprach der fürste Herwic: «frouwe, ez ist wol
- erkant ,
- die ir mäge sendent in ander künige lant,
- daz ir eteslicher die sine gerne ssehe.
- si erbeitent des vil küme, wann' unser widervart hin
- heim geschsehe.»
- 1606 Do sprach aber Hilde: «ir sult mir gunnen hie
- der eren und der freude; so wart mir sanfter nie.
- vil edel künic Herwic, nu gebet mir daz ze lone,
- daz min liebiu tohter bi mir armen frouwen trage
- kröne.»
- 1607 Er volgte's ungerne. siu bat und ouch gebot;
- da mite die eilenden komen sit üz not.
- 1602, 3 mit vollen, vollständig.
- 1603, 3 luot prset. von laden. — 4 werte in der reise, gewährte ihm die
- Reise. — koume adv. , dialektische Nebenform von kunie.
- 1604, 1 min her, wie min frou, vor Eigennamen, wie franz. monsieur. —
- 2 von iuwer schult, durch euch, — 3 ninder, verstärktes niht. —4 hoch-
- ziten swv. , ein Fest feiern.
- 1605, 1 erkant, bekannt : man weiß wohl. — 2 die bezieht sich auf ir, daß
- mancher von denjenigen, die. — mäge ist Subjekt — 4 hin heim, nach
- Hause hin.
- 1606, 1 hie gehört zu eren und freude. — 2 so — nie, wenn ihr das thut, so
- ist mir niemals behaglicher gewesen als jetzt. — 4 trage kröne, ge-
- krönt werde.
- 1607, 1 biten und gebieten allitterierende Formel; hier nur zur Bezeichnung
- des dringenden Bittens. — 2 die eilenden, die Gefangenen. Durch
- die veranstalteten Festlichkeiten kamen die Gefangenen aus ihrer
- traurigen Lage, indem ihre vornehmsten, Hartmut und Ortrun, sich
- vermählten und alle frei machten. —
- 318 XXX. AVENTIURE ,
- do er verjeheu hete, daz er'z gerne tsete,
- dö wart diu frouwe Hilde in ir hohen freuden harte
- stsete.
- 1608 Den helden hiez siu sidelen ie baz unde baz
- da Sit vil manic recke mit eren bi ir saz
- ze einer hochzite, die erkande man sit verre.
- die schcenen Küdrünen hiez do kroenen Herwi'c der
- herre.
- 1609 Die mit in komen wären, der schiet e niemen dan,
- unz man vor Mateläne der hochzit began.
- dar zuo kleidet' Hilde wol sehzic oder mere
- minniclicher meide. vil liep was ir ir lop und ouch
- ir ere.
- 1610 Wol hundert schcenen wiben gap man guot gewant.
- man liez der niht beliben, die man in daz lant
- dar ze gisel brähte; die kleidet' man besunder.
- diu vil schoene Hilde tete mit ir gäbe michel wunder.
- 1611 irölt wart kamersere; der degen in ir lant
- muoste komen gsehes. vil schiere man den vant.
- Wate wart trühsgeze, der helt von Sturmlande,
- nach dem starken Fruoten von Tenemarke man dö
- schiere sande.
- 1612 Man hiez in wesen schenke. der helt sprach ir zuo:
- «ich leiste ez gerne, frouwe, weit ir daz ich'z tuo.
- diu lehen sult ir lihen mit zwelf vanen riehen;
- so wirde ich herre in Tenelant.» des lachte dö frou
- Hilde minneclichen.
- 1607, 4 stcEte adj., befestigt, sicher.
- 1608, 1 sidelen swv. , Sitze bereiten. — 3 ze, bei, auf. Die weit und breit
- gepriesen wurde.
- 1609, 3 dar zuo, zu dem Feste. — sehzic waren der in Normandie gefangen
- gewesenen Jungfrauen. — 4 ir lop und ir ere, ihr eigenes Lob und
- Ehre; sie hielt darauf, daß beides nicht sank.
- 1610, 2 beliben stv. , zurückbleiben, nämlich im Beschenken.
- 1611, 2 ycehes adv. gen., jäh, schnell; dasselbe was gähes.
- 1612, 3 lehen stn. , Lehen. — mit zwei/ vanen: mit der Fahne wurde die
- Belehnung vollzogen; es scheint aus manchen SteUen hervorzu-
- gehen, daß der Vasall dem Lehnsherrn die Fahne darbrachte und
- dieser sie ihm nachher wieder bot. Schenke war Horant und in
- diesem Amte mit Dänemark belehnt; Frute glaubt nun, scherz-
- weise, weil er hier den Schenken spielen soll, auch das Lehen zu
- erhalten.
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 319
- 1C13 Do sprach diu küniginne: «des mac niht gesin.
- in Tenelant ist herre Horänt der neve din.
- du solt in friundes mäze an siner stat schenken,
- swie er si z'Ormanie, so solt du doch hie heime in
- bedenken.))
- 1614 Daz liut hiez man berihten, wes sie solden phlegen.
- frou Hilde hiez zerfüeren, daz lange was gelegen
- in kisten und in kameren, manigen phelle riehen,
- die truogen kamersere; die teilde man den gesten
- williclichen.
- 1615 Da was so swacher niemen, man gsebe im guot gewant.
- ob sie noch fremeder iemen brähten in daz laut,
- daz ist mir ungewizzen, wes sie da mite gedähten.
- der was wol drizic tüsent die sie von Ormanie dar
- brahten.
- 1616 Der si alle wolde kleiden, wä solde er daz hän?
- ob z'Aräbi' daz riche im wrere undertän,
- so waene ich drinne niemen funde bezzer waete,
- dan man da gap den gesten. daz wären ouch froun
- Küdrünen rsete.
- 1617 Do diu vil minnicliche bi den gesten saz,
- nach Ortwin siu sande. dar umbe tet siu daz,
- daz siu im raten wolde nach Ortrunen minne.
- diu Ludewiges tohter saz bi Küdrünen ouch dar inne.
- 1618 Der helt von Nortriche z'ir kemenäten gie.
- Ortwinen vlizicliche vil manec maget enphie.
- 1613, 3 in friundes mäze, in Freundes Weise. — 4 in bedenken, an ihn
- denken, für ihn Sorge tragen.
- 1614, 1 berihten swv., einen, auf den rechten Weg bringen, unterweisen;
- daz liut, die Diener. — 2 zerfüeren swv., verteilen, — daz, dasjenige
- was: die phelle sind gemeint. — i teilde den gesten, verteilte unter die
- Gäste.
- 1615, 1 man ga^be im, dem man nicht gegeben *ätte. — 2 fremeder gen. pl.
- von iemen abhängig. — 3 was sie damit beabsichtigten ; es war durch-
- aus unnötig, weil schon eine so große Anzahl zugegen war. — 4 dri-
- zic tüsent, vgl. 1545, 1.
- 1616, 1 Der, wenn jemand. — wä — hän, woher sollte er das nehmen? —
- 3 wcete ist Gen. sing. , als wenn dastände niht bezzer wcete. — 4 dan
- verkürzt aus danne; nach compar. , denn, als. Auch das geschah
- auf Kudruns Bat.
- 1617, 3 nach, das Ziel bezeichnend, das man erreichen will.
- dUSÜ XXX. AVENTIUßE, ^
- siü swester stuont von sedele und nam in bi der hende.
- Küdrün diu edele gie mit im des hoves an ein ende.
- 1619 Siu sprach: «vil lieber bruoder, nu solt duvolgenmir.
- mit vil rehten triuwen so wil ich raten dir.
- wilt du bi dinem lebene freuden iht gewinnen,
- swie du daz gefüegest, so solt du Hartmuotes swester
- minnen.»
- 1620 Do sprach der ritter küene: «diuhte dich daz guot?
- wir sin niht so gefriunde, ich und Hartmuot.
- wir sluogen Ludewigen. so siu dar an gedaehte,
- und siu bi mir laege, ir wseu' ez under wilen siuften
- braehte.»
- 1621 «Da solt du daz verdienen, daz siu des niht entuo.
- an minen besten triuwen so rate ich dir dar zuo,
- die ich zer w^erlde z'iemen bi miner zit gewünne.
- sol siu dir ze frouwen
- 1622 Do sprach der ritter edele: «ist siu dir so bekant,
- daz ir suleu dienen Hute unde lant,
- weist du s' in den zühten, ich wil sie gerne minnen.»
- dö sprach aber Küdrün: «jane kanst du bi ir leiden
- tac gewinnen.»
- 1623 Er sagete ez sinen friunden. frou Hilde ez wider-
- sprach,
- unz er sin Herwige dem recken ouch verjach,
- der riet ez im mit triuwen. ouch sagete er ez Fruoten.
- der sprach: «du solt sie minnen; du hast von ir ma-
- nigen recken guoteu.
- 1618, 4 des hoves an ein ende, an das Ende des Hofes ; hof bezeichnet hier
- die Gesellschaft bei Hofe; sie nahm ihn von der übrigen Gesell-
- schaft beiseite.
- 1619, 3 bi; während der Daiier. — freuden gen. pl. von iht abhängig. —
- 4 swie— gefüegest gehört zu minnen; wie du das auch bewerkstelligen
- magst, um ihre Liebe zu erlangen.
- 1620, 2 gefriunt adj., befreundet. — 4 ir wcen' ez, ich glaube, daß es ihr.
- 1621, 1 verdienen swv., duröh Dienstleistungen erreichen. — 2 an, bei, in;
- aus aufrichtigster Gesinnung. — 3 z'iemen=ze iemen, gegen irgend-
- jemand. — die ich — gewünne, die (Treue) ich besaß.
- 1622, 1 so bekant, als eine solche bekannt. — 3 teeist du s' in den zühten,
- kennst du sie als eine mit so feiner Bildung Begabte. — 4 leiden
- tac, keinen einzigen traurigen Tag.
- 1623, 1 ez widersprach, sprach dagegen. — 2 «m, es; von verjach abhängig.
- — 4 von ir, durch sie gewinnst du viele Recken, sie werden dir
- unterthan.
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 321
- 1624 Man sol den liaz versüenen, den wir liän getragen,
- mit wie getanen dingen, daz wil ich dir sagen.»
- also redete üz Tenelant der snelle degen Fruote.
- «da sul wir Hildeburge gemalielen dem künic Hart-
- muote.»
- 1625 Herwic der biderbe mit triuwen sprach dar zuo :
- «ich wil ez gerne raten daz ez diu maget tiio.
- vor Hartmuotes lande ist siu frouwe riche.
- under sinen banden hat er wol tüsent bürge berliche.»
- 1626 Küdrün diu schoene in heimliche sprach
- die edelen Hildeburgen, siu fuogte ir gemach,
- siu sprach: «trütgespile min, wilt du daz ich dir lone
- des du mir hast gedienet, so wirt dir z'Ormanie ein
- richiu kröne.»
- 1627 Do sprach diu schoene Hildeburc: (-unsanfte mir daz
- tuot ,
- sol ich einen minnen, der herze noch den muot
- nie an mich gewande zuo deheinen stunden,
- sol ich mit im alden, wir werden etewenne in zorne
- funden.»
- 1628 Do sprach diu frouwe Küdrun: «daz solt du understen.
- ich wil nach Hartmuote balde heizen gen,
- ob im daz gevalle, daz ich in üz banden
- loese mit den recken, und in sende heim ze sinen
- landen.
- 1629 So saget er mir genäde; zehant rate ich daz,
- daz er'z immer gerne diene deste baz;
- 1624, 2 7nit — dingen, auf welche Weise. — 4 da, begründend; nhd. etwa:
- indem, dadurch daß.
- 1625, 1 dar zuo, in Bezug auf diese Sache. — 3 vor, das Vorstehen, Ge-
- bieten bezeichnend; über, vor hängt \on frouwe , Gebieterin, ab.
- 1626, 1 in heimliche, in Vertraulichkeit, insgeheim. — sprach mit acc,
- sprach mit ihr. — 2 siu fuogte conj., daß sie ihr ein bequemes Leben
- bereiten wollte. — 4 des , für das , womit.
- 1627, 3 an mich gewande, auf mich lenkte; gewande praet. von gewenden. —
- 4 alden swv. , alt werden. — etewenne adv. , manchmal; sie fürchtet,
- es könnte das eine unglückliche Ehe geben.
- 1628, 1 understen stv. , verhindern, verhüten. — 3 od», durch eine leichte
- Ellipse erklärlich: ich will ihn fragen lassen.
- 1629, 1 So, wenn ich ihm das sagen lasse. — zehant, sofort, wenn er es
- mit Dank angenommen hat. — 2 dietie deste baz, es um so mehr
- durch Dienste zu vergelten suche. —
- KUDKUN. 21
- 322 XXX. AVENTIUEE,
- SO wil ich in fragen, ob er welle minnen,
- da mite er mine mäge unde mich ze friunde gewinne.»
- 1630 Man brähte Hartmiioten den ktinic von Normandin.
- mit im gie dö Fruote da stolziu magedin
- vor der Hilden tohter ze kemenäten säzen,
- die Sit vil maniges leides von der frouwen rate ver-
- gäzen.
- 1631 Do sim der Ludewiges durch den palas gie,
- diu beste noch diu boeste deheiniu daz verlie,
- sie täten'z im ze liebe und stuonden von dem sedele.
- er was bevollen küene; dar zuo was er beide rieh
- und edele.
- 1632 Do bat in sitzen Küdrün diu minnicliche meit.
- ez hete niht ir grüezen deheiniu im verseit.
- do sprach diu Hilden tohter: «zuo der gespilen minen
- solt du sitzen, Hartmuot, diu e mit mir wuosch den
- beiden dinen.»
- 1633 "Ir weit mir'z itewizzen, küniginne her.
- swaz man iu tet ze leide, daz wären miniu ser.
- ja hiez mich'z alle zite heln diu frouwe mine,
- daz ich'z iht erfunde noch min vater und al die
- beide sine.»
- 1634 Do sprach diu juucfrouwe: «ich kan des niht verlän;
- ich muoz mit iu, Hartmuot, sundersprächen gän.
- daz sol niemen beeren wan ich und ir eine.»
- do gedähte im Hartmuot: «nu gebiete ir got daz si'z
- mit triuwen meine.»
- 1629, 4 da mite, wodurch, nämlich durch das minnen; das "Wort bezeichnet
- hier : eine Frau nehmen.
- 1630, 4 die auf magedin bezüglich, ohne daß man diu zu schreiben braucht.
- — von, durch, infolge von. — der frouicen, Kudrun; gemeint sind
- zunächst unter den magedin Ortrun und Hildeburg.
- 1631, 2beste — ba!ste, höchste — geringste. — verlie, unterließ; die Kon-
- struktion des Folgenden -wäre genauer sine stüenden, aufzustehen.
- 1632, 2 den Gruß jemand versagen ist Zeichen mangelnder Huld und un-
- freundlicher Gesinnung.
- 1633, 2 miniu svr, meine Schmerzen; das that auch mir wehe. — 3 kein
- stv. mit acc. der Person und Sache; mich'z, es vor mir. — diu frouwe
- mine, meine Mxitter.
- 1634, 3 eine adj. , allein. — 4 im, bei sich. — mit triutcen, aufrichtig.
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 323
- 1635 Dar zuo hiez siu niemen mwan Fruoten gän.
- (16 sprach zuo dem künige diu maget wol getan:
- «weit ir des volgen, Hartmuot, also icli iuch lere,
- tuot ir daz willicliche, so scheidet ir von aller hande
- sere.»
- 1636 «Ich weiz iuch in den tugenden», sprach dö Hartmuot,
- «daz ir mir niht enrätet wan ere unde guot.
- ich weiz in minem herzen niht alsölher sinne,
- i'ne tuo swaz ir mir ratet harte gerne, edele kü-
- niginne.»
- 1637 Siu sprach: «so rate ich gerne dir fristen dinen lip.
- ich und mine mäge wir geben dir ein wip,
- da mite wirt hehalden diu laut und ouch din ere,
- und ouch der vientschefte wirt da von gewähenet
- nimmer mere.»
- 1638 «So lät mich wizzen, frouwe, wen weit ir mir geben?
- e daz ich also minnet', e lieze ich min leben,
- daz ez mine mäge da heime diuhte smsehe:
- so wolde ich waerliche, daz man mich e veigen gessehe.»
- 1639 «Da wil ich Ortrünen, die schcenen swester din,
- geben hie ze wibe dem lieben bruoder min.
- so nim du Hildeburgen, die edelen küniginne.
- du kanst in der werkle tiurer maget ninder gewinnen.»
- 1640 «Muget ir daz gefüegen, als ir mir habt geseit,
- daz iuwer bruoder Ortwin Ortrun die schcenen meit
- nimet wserlichen hie ze einem wibe,
- so nim ich Hildeburgen, daz ez immer äne haz belibe.»
- 1635, 1 Dar zuo, zu dem Gespräche, der Beratung. — 3 also, sowie.
- 1636, 1 Ich weiz iuch in den tugenden, ich kenne euch als so tugendhaft. —
- 3 alsölher sinne, Gedanken von solcher Beschaffenheit. — 4 i'ne tuo,
- daß ich nicht thun sollte.
- 1637, 1 fristen dinen lip, dein Lehen zu erhalten; ich gebe dir einen Kat,
- der zur Erhaltung deines Lebens führt. — '6 da mite, durch welches.
- — 4 da von, infolge dessen. — gewähenen swv. mit gen., erwähnen,
- gedenken.
- 1638, 2 also minnet', zu einer solchen Liebe mich verstehen würde. —
- 4 veigen acc. des Adjektivs veige, tot.
- 1639, 4 tiurer maget, eine vornehmere Jungfrau.
- 1640, 4 ez, die Sache, unser Verhältnis. — ane haz beliOe, kein Haß darauf
- ruhe, daß es für immer gesühnt werde.
- 21*
- 324 XXX. AVENTIUEE,
- 1641 Siu sprach: uicli häu'z gefüeget, daz er'z gelobet hat.
- ob dich des geuüeget, daz er dir wider lät
- din lant und diu erbe und ouch die bürge drinne,
- so mac dich des wol lusten daz Hildeburc da werde
- küniginne.»
- 1642 Er sprach: «daz lobe ich gerne», und lobete ez an ir haut,
- cswie schiere so min swester bi dem von Ortlant
- stet linder kröne, so wil ich niht verzihen
- die schoenen Hildeburge, si enmüeze mit mir geben
- imde lihen.»
- 1643 Do er'z gelobet hete, do sprach diu maget her:
- eich wil der friuntschefte gerne machen mer,
- daz siu mit uns staete immer mer belibe.
- wir geben ouch dem von Karade Herwi'ges swester
- z'einem wibe.»
- 1644 Ich waene als groziu süene nie wart als tet daz kint.
- die tiure beide küene zesamene komen sint.
- daz riet allez Fruote üzer Tenelande,
- daz man nach Ortwine unde nach der Meere künige sande.
- 1645 Ze hove sie do giengen und truogen guot gewant.
- do schuof daz frou Küdrün, daz ez Wate ervant.
- man hiez ouch Irolde sagen diu selben maere.
- sie giengen sundersprächen; do wart der beide rät
- vil lobebaere.
- 1646 Do sprach Wate der aide: «wer möhte ez süenen e,
- unz Ortrün und Hartmuot für froun Hilden ge
- und biete sich ze füezen der edelen küniginne.
- wände lobet si'z eine, so muge wir s' alle wol ze hul-
- den bringen.»
- 1641, 2 wider lat , wieder überläßt. — 4 da, in deinem Lande.
- 1642, 2 swie schiere so, sobald. — 3 verzihen stv. mit acc. der Person, ver-
- schmähen, sich von jemand lossagen; mit abhängigem Satze (en und
- dem Konjunktiv), verweigern, abschlagen jemand, etwas zu thun. —
- Ageben unde lihen, fürstliche Gewalt ausüben, schenken und belehnen.
- 1643, 3 mit uns, zwischen uns. — immer mer, fortan immer. — 4 wir geben
- conj., wir wollen geben.
- 1644, 1 als — als, so — wie, als. — daz lint, die Jungfrau, Kudrun. — i allez,
- beständig.
- 1645, 1 sie, Ortwin und Siegfried. — giengen, kamen. — 2 ervant, erfuhr.
- 1646, 1 ez süenen, die Sache zum Austrag bringen. — 3 bieten sich ze füezen
- mit dat., jemand zu Füßen fallen. — 4 toande, denn. — lobet si'z eine,
- stimmt sie allein damit überein, billigt sie es nur.
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 325
- 1647 Do sprach diu edele Küdrün: «daz wil ich iu sagen:
- si ist in niht ungensedic. nu sehet ir sie doch tragen
- diu kleider, diu min muoter gap mir und minen
- frouwen.
- ich wil ez gerne süenen •, des mügen die eilenden mir
- getrouwen.»
- 1648 Do hiez man Ortrünen zuo dem ringe gän
- und ouch Hildeburge, die maget wol getan.
- Ortwin und Hartmuot die nämen sie ze wibe.
- «nu wil ich», sprach frou Hilde, «daz ez immer mit
- fride belibe.»
- 1649 Ortwin von dem ringe ze im daz magedin
- zuhte minniclichen. ein guldin vingerlin
- gab er der küniginne in ir vil wizen hende.
- da mite was verdrungen gar von ir daz michel
- eilende.
- 1650 Do umbesloz ouch Hartmuot die meit üz Irlant.
- ir ietweder dem andern daz golt stiez an die haut,
- siu hete niht untugende, diu sich im mehte leiden.
- Hartmuot und Hildeburc die wären sit mit triuwen
- ungescheiden.
- 1651 Do sprach diu Hilden tohter: «Herwic, herre min,
- mugen diniu erbe hie so nähen sin,
- daz man dine swester, swie man daz bedsehte,
- dem künige üz Käradie her ze miner muoter lande
- brsehte ?»
- 1652 Do sprach der künic Herwic: «daz wil ich dir sagen,
- der sin wolde gäben, ez geschsehe in zwelf tagen.
- 1647, 2 sie doch tragen] sie ist Ortrun ; sie hat von Hilde ebensolche Klei-
- der erhalten wie Kudrun und ihr G-esinde.
- 1648, 1 Bei einer Verlobung wurde ein Kreis (rinc) gebildet, in den die
- Braut trat. — 3 sie holten sie aus dem Kreise heraus; vgl. 1649, 1.
- 1649, 2 zuhte prset. von zücken, ziehe-a. ~ i verdrungen part. von rerdrjwflren,
- verdrängen, verbannen.
- 1650, 2 stiez, steckte. — 3 keine Untugend, die sich ihm unangenehm
- hätte machen können. — mehte conj. von mähte, der Nebenform von
- mohte; die Form mit a ist die ursprüngliche.
- 1651, 2 dtniu erbe, dein Land. — hie so nähen, in solcher Nähe von hier.
- — 3 sivie—bed gehört dem Sinne nach zu br echte , auf welche
- Weise man auch das sich ausdächte ; sie ist über die Art und Weise
- der Herbeischaffung noch im Unklaren.
- 1652, 2 der, wenn jemand damit sich beeilen wollte. —
- 326' XXX. AVENTIURE ,
- der die maget junge brsehte her ze lande,
- er müeste es hän arebeit, e ich ir miu geleite dar
- sände.»
- 1653 Do sprach diu Hilden tohter: «wie gerne ich's biten
- wil!
- so brüevet ir iu selben maniger hande spil.
- dar zuo git iu min muoter kleider unde spise.
- nn bringet uns die frouwen, daz ich iu'z mit rehten
- triuwen prise.»
- 1654 Do sprach ^er fürste Herwic : «wä nseme siu gewant?
- der von Karadie wuoste mir min lant
- und brande mine bürge. do vlös ich ir gewaete.«
- do sprach der kiinic von Meeren, daz er ir wan in
- einem hemede bsete.
- 1655 Herwic hundert recken nach ir sande dan.
- do hiez er üf der verte gäben sine man.
- Waten er mit in riten bat und den snellen Fruoten.
- daz was in ein arebeit; iedoch werten sie den degen
- guoten.
- 1656 Sie strichen, swaz sie künden, die tage zuo der naht,
- do sie die maget funden, daz Wate do niht vaht,
- daz understuonden küme die Herwiges beide.
- mit vier und zweinzic frouwen brähten sie die recken
- von der selde.
- 1657 Wate was ir geleite von der bürge unz üf den sant,
- da er zwo galeide und zwene kocken vant.
- 1652, 3 der, wenn jemand. — 4 die Jungfrau würde nicht kommen, wenn
- sie nicht von Herwig selbst aufgefordert würde.
- 1653, 1 ich's, ich darum. — 2 wenn ihr es thut, so bereitet ihr euch selbat
- große Freude. — 3 Hilde wird die Boten mit Kleidern und Zehrung
- ausrüsten. — 4 ich iu'z prise , ich euch darum lobe; mit rehten triu-
- wen , aufrichtig , aus ToUem Herzen.
- 1654, 2 wuoste prset. von wüesten swv. , verwüsten. — 4 er würde um sie
- anhalten, auch wenn sie nichts als ein Hemde hätte.
- 1655, 4 werten den degen , gewährten es dem Degen.
- 1656, 1 strichen stv. , eilen, namentlich von Boten gesagt. — 2 Wate wäre
- bei seiner Streitlust beinahe in Kampf mit den Männern des Lan-
- des, das ihm doch befreundet war, geraten.
- 16.'>7, Die Hinfahrt war, wie es scheint, zu Lande geschehen, worauf der
- Ausdruck strichen deutet; die Rückkehr erfolgte zu Wasser. —
- WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 327
- der nämen sie den einen; sie begunden ilen.
- des hülfen in die winde. sie komen wider in zwelf
- tagewilen.
- 1658 Do sie die maget brähten ze Hegelinge lant,
- die ritter des gedäliten, wie sie über sant
- ilden gen der schoenen. mit banieren sie fuoren.
- si behielden wol ir eide, die nach der edelen frou-
- wen minnen swuoren.
- 1659 Wie möhte ein gruoz iht schoener von edelen kin-
- den sin?
- ir fuoren hin engegene diu schoenen magedin
- und Hilde diu edele mit frouwen vil gemeine,
- swie ir lant verbrennet wsere, Herwi'ges swester fuor
- niht eine.
- 1660 Ir volget' üz dem hüse wol driu hundert man.
- do ir der künic Herwic nähen nu began,
- manigen puneiz riehen reit er durch ir ere.
- sam täten d'andern alle; man hörte Schilde stozen
- helde sere.
- 1661 Die vier künige riche ir hin engegene riten.
- do sie zesamene körnen, von beiden wart gestriten
- umbe ir aller schoene, wer diu beste wsere.
- man lobte ir aller tugende. hie mite so gestuonden
- disiu maere.
- 1662 Do kuste sie frou Küdrün und d'andern al zehant.
- sie giengen üf dem grieze da man ein hütte vant
- 1657, 4 tagewile stf., Dauer eines Tages.
- 1658, 2 die ritter, die Hegelinge. — 4 behielden ir erde, hielten ihren Eid;
- diejenigen, die geschworen hatten, um die Liebe der edeln Frau zu
- erreichen, hielten ihr Wort. Man hatte inzwischen nicht die Ge-
- sinnung verändert und empfing sie daher freudig.
- 1659, 1 gruoz, Begrüßung. — iht, irgendwie. — kinden, Jungfrauen. — 3 mit
- frouwen vil gemeine , gemeinsam , zusammen mit vielen Frauen. —
- 4 wiewohl ihr Land verwüstet war, so waren ihr doch noch genug
- Begleiter geblieben , sie war nicht verlassen.
- 1660, 1 Ir, Hilden; in der zweiten Zeile ist ir die Schwester Herwigs. —
- 3 puneiz stm. , ritterliches Zusammenrennen in vollem Laufe der
- Pferde. — 4 helde ist Objekt von stozen; die Schilde der Zusammen-
- rennenden stießen die Kitter.
- 1661, 3 diu beste, die Vorzüglichste an Schönheit. — 4 hie mite — mcere,
- damit ließ man diesen Streit, diese Sache auf sich beruhen.
- 328 XXX. AVENTIÜKE, WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN.
- von vil riehen siden, da sie gestuonden under.
- wes man da phlegen wolde, des nam Herwiges swe-
- ster wunder.
- 1663 Den künic von Karadie hiez man dar gän.
- sie sprächen zuo der frouwen: «weit ir disen man?
- der machet iiich gewaldic niwen künicriche.»
- bi dem sach siu salwen sten vil manigen ritter lobe-
- lichen.
- 1664 Sin vater und sin muoter die wären niht enein.
- sin varwe kristenliche an dem helde schein.
- sin här lac üf dem houbte als ein golt gespunuen.
- siu waere gar unwise, solde s' im ir minne niht en-
- gunnen.
- 1665 Doch lobete siu in träge, als dicke ein maget tuot.
- dö bot man im ir minne; dö sprach der degen guot:
- «si behaget mir in der mäze, daz ich niht erwinde,
- i'n gediene so der frouwen, daz man mich an der
- schcenen bette vinde.»>
- 1666 Do lobeten sie ein ander der ritter und daz kint.
- si erbiten alle küme der naht des tages sint.
- ir aller heimliche fuogt' sich also schone,
- vierer künige tohter die wiht' man vor den beiden zuo
- der kröne.
- 1G62, 3 da sie gestuonden under, tinter -welche sie traten. — 4 Herwigs
- Schwester war von der beabsichtigten Verlobung noch nicht unter-
- richtet.
- 1663, 3 niiven künicriche ist Gen. pl. abhängig von fjewaUUc. — 4 salicen
- adj. von sal, schmutzig, dunkel; die dunkle Hautfarbe derMorenist
- gemeint.
- 1664, 1 Seine Eltern waren, der eine Teil christlich, der andere heidnisch.
- — 2 er hatte christliche, d. h. weiße Farbe. — 4 u'a;re, wäre gewesen.
- 1665, 1 trage adj., langsam, zögernd; lobete siu in, nämlich ze manne, ge-
- lobte, ihn zum Manne zu nehmen. — 4 Humoristisch faßt er das Bei-
- lager als einen Dienst auf.
- 1666, 2 des tages, an jenem Tage. — 3 heimliche stf., vertrauliches Bei-
- sammensein: fügte sich schön, d.h. fiel in eine Nacht zusammen. —
- 4 wihV praet. von wihen, einsegnen: dies geschieht bei der Trauung
- ■wie bei der Krönung. Wenn die Frau durch die Trauung Königin
- wird, kann beides auf einmal geschehen. Vgl. Nib. 645, 3. 4. — vor
- den helden, in Gegenwart der Ritter.
- XXXI. AVENTIUEE, WIE DIE VIER KÜNIGE HÖCHzItEN. 329
- XXXI. AVENTIURE,
- WIE DIE VIER KÜNIGE IN HILDEN LANDE HOCHZITEN.
- Ein glänzendes Fest erfolgt, bei dem die Fürsten sicli in Freigebig-
- keit überbieten. Hartmut und Hildeburg nehmen Abschied und kehren,
- von Irolt begleitet, nach Ormanie zurück, das Horant, von dem Geschehe-
- nen unterrichtet, verläßt, um sich nach Dänemark zu begeben.
- 3 667 Do wären ouch die künige gewihet nach ir e.
- da wurden swertdegene fünf hundert oder me.
- diu werde hochzite geschach in Hilden lande,
- ez was ze Mateläne vor der bürge da ü'f dem sande.
- 1668 Do gap diu schoene Hilde al ir gesten kleit.
- hei wie vor dem gesidele der aide AVate reit,
- irolt unde Fruote, die helde üz Tenelande!
- vil schefte hört' man brechen, die da die recken neig-
- ten mit ir banden,
- 1669 Swie lützel windes wsete, der stoup wart sam diu naht,
- die helde lobebsere heten's lützel aht,
- ob da an schcenen frouwen iht salwet' guoter wsete.
- sie nämen bühurt mauigen vor dem gesidele in^ Ma-
- teläne stsete.
- 1670 Man w^olde da niht läzen beliben do diu kint.
- mit der schoenen Hilden brähte man sie sint
- in diu witen venster den recken z'ougen weide.
- do sach man bi den vieren wol hundert megede in
- wünniclichem kleide.
- 1667, 1 nach ir e, ihrem Rechte gemäß, wie es sich gebührte. — 2 wurden
- swertdegene , -wurden zu Rittern geschlagen. — 4 zu verbinden vor
- der bürge ze ^Mateläne.
- 1668, 2 reit, das ritterliche Reiten im Turnier ist gemeint.
- 1669, 1 Windes von lützel abhängig; lützel ist Neutrum. — sam diu naht,
- 60 dicht, so diinkel -wie die Nacht. — 2 heten's, hatten darauf, ob, —
- 3 salwen swv., schmutzig werden. — 4 stccte adj., ohne Unterbrechung,
- hintereinander, zu bühurt gehörig.
- 1670, 4 den vieren, Kudrun , Ortrun, Hildeburg und Herwigs Schwester;
- Hilde ist hier nicht mitgerechnet, sie steht mit jenen nicht auf einer
- Stufe.
- 330 XXXI. AVENTIURE ,
- 1671 Der varnden kuust muoste scliinen den täc.
- swaz ieclicher künde, wie gerne er des phlac!
- an dem andern morgen, nach fruomesse zite,
- dö da wart gote gedienet, do sähen s' aber die swert-
- degene riten.
- 1672 Waz möhte da sin mere dan freude unde schal?
- von maniger hande done der palas dicke erhal.
- daz werte voUicliche unz an den vierden tac.
- daz edele Ingesinde seiden müezic da gelac.
- 1673 D6 was der milden einer hin ze hove komen.
- der hete von den varnden daz vil wol vernomen,
- daz si alle wurden riche, dar nach stüend' ir gedinge.
- do erhuob er'z willicliche. daz in möhte deste baz
- gelingen.
- 1674 Ez was der voget von Sewen, der die erste gäbe swanc
- so williclich von hende, daz im des sagten danc
- alle die ez sähen unde sit erfunden.
- des sinen roten goldes gap da her Herwic wol ze
- tüsent phunden.
- 1675 Dar zuo gäben kleider sin mäge und sine man.
- ros mit guoten satelen maniger do gewan,
- der sie seiden hete geriten vor den ziten.
- do daz säch Ortwin, sie begunden mit der milde
- striten.
- 1676 Der künic von Ortlande gap so riche wät,
- ob iemen bezzer keine sit getragen hat,
- 1671, 1 die varnden, die herumziehenden Spielleute. — schinen stv. , sich
- zeigen, sich sehen lassen.
- 1672, 2 done dat. von don, Ton, namentlich der Ton musikalischer Instru-
- mente ; auch Melodie.
- 1673, 1 einer, Herwig. — 2 von, in Bezug auf, lat. de. — von vernomen
- hängt ab dar nach stüende , daß darauf gerichtet wäre, und davon
- daz sie u. s. w. — 4 erhuob er'z, fing er es an, fing er damit an. —
- in, den varnden.
- 1674, 1 swanc prset. von Swing en , schleudern, werfen, austeilen. — A: ze
- tüsent phunden, bis zum Betrage von tausend Pfunden.
- 1675, 3 seiden, niemals. — 4 sie, Ortwin und Herwig. — Straten, wetteifern.
- 1676, 2 bezzer keine, irgendein besseres. —
- WIE DIE VIER KÜNIGE IN HILDEN LANDE HÖCHZITEN. 331
- des wizzeü wir niht msere noch haben's niht erfunden,
- er und sine degene gestuonden kleider bloz in kurzen
- stunden.
- 1677 Ez künde erahten niemen, wie manige riclie wät
- die von Morlande, als man uns gesaget hat,
- liezen da beliben zuo rossen den vil guoten.
- den sie da geben wolden, die dörften da hoehers niht
- enmuoten.
- 1678 Die jungen zuo den alden die wurden guotes rieh,
- do sach man Hartinuoten; der tet dem wol gelich,
- als niht verheret waere der junge künic here.
- den wiste man so milden, daz deheiner hete niht ge-
- geben mere.
- 1679 Er und sine friunde, die im volgten dan,
- die da gisel hiezen, wie sanfte man gewan
- swaz sie haben mohten und iemen an sie gerte!
- Hartmuot mit den sinen die liute des güetlichen werte.
- 1680 Küdrün diu schoene diu was holt genuoc
- Hiltbürge üz Irlande, diu dicke mit ir truoc
- diu kleider zuo dem grieze, da sie waschen solden.
- siu waen' des ouch niht lieze, sine gewünne ir Hart-
- muoten holden.
- 1681 Dem hiez siu von ir kameren der mäze guotes tragen,
- swem siu daz geben wolde, daz man daz möhte sagen,
- dem diu küniginne so guotes willen wsere,
- daz siu ze gebene hete silber unde wät und golt daz
- swaere.
- 1676, 3 des — moere, davon haben wir keine Kunde. — 4 kleider bloz, ent-
- blößt von Kleidern ; sie hatten alle verschenkt.
- 1677, 1 erahten swv. , abschätzen, berechnen. — 3 zuo, nebst. — 4 muoten,
- erwarten.
- 1678, 2 tet dem gelich, benahm sich so. — 3 als, als ob. — verhern swv.,
- einen, durch Krieg jemand berauben.
- 1679, 1 dan, von dort, aus seinem Lande. — 2 sanfte adv. , mit leichter
- Mtlhe. — 3 swaz sie haben mohten, was sie selbst besaßen.
- 1680, 1 holt genuoc, sehr wohlwollend gesinnt. — 4 sie unterließ auch
- nicht, sich Hartmuten freundlich gesinnt zu machen; sie beschenkte
- Hartmut und die Seinigen, um dadurch ihn ftlr ihre Freundin noch
- günstiger zu stimmen.
- 1681, 1 der mäze gen., in dem Maße, so viel. — 2 — 4 daß man das sagen
- könnte, wenn die Königin jemand beschenken wollte, dem sie
- freundlich gesinnt wäre, daß sie Gold und Silber genug hätte.
- 332 XXXI. AVENTIURE,
- 1682 Man sacli den von den Stürmen von dem sedele stiin
- in so guoter wsete, daz künic noch küniges man
- bezzer nie getruogen in delieinen ziten.
- die da ir gäbe wolden, die liezen sie dar nach niht
- langer biten.
- 1683 Wate der gap eine also guot gewant,
- daz man an küniges libe bezzer nie bevant.
- von golde und von gesteine was ez überhangen
- mit einem netze riebe, da mite kom der helt ze hove
- gegangen.
- 1684 In ieclichem stricke lac ein edel stein,
- swie sin name hieze. da bi daz wol schein,
- daz sie verslozzen wären ze Abali dem lande.
- Waten und sine holden nämen do die helde bi ir
- banden.
- 1685 Sie muosten algeliche, die'z beten da gesehen,
- Waten dem küenen degene der wärheite jehen,
- daz für küniges gäbe sin gäbe reichte verre.
- dem siu da kom ze banden, der was von hohem guote
- lange ein herre.
- 1686 Irolt der liez schouwen willic sinen muot,
- daz im niht erbarmte deheiner slahte guot.
- von Tenemarke Fruote was Hilden kamersere.
- er diende siner frouwen, daz man da von lange sagte
- msere.
- 1682, 2 küniges man. eines Königs Vasall. — 4 ir gäbe, mit Bezug auf alle
- anwesenden Fürsten; daran knüpft das Folgende an: Wate allein.
- 1683, 3 von golde und von gesteine geliört zu netze, mit einem prächtigen
- Netze aus Gold und Edelsteinen.
- 1684, 1 stric stm., Masche. — 2 da bt, daran zeigte sich, daß die Edelsteine
- in Abali in das Netz verwebt waren; man erkannte es an den Edel-
- steinen, die dorther stammten. — 4 holden pl. von der holde, An-
- hänger.
- 1685, 2 der wärheite jehen, die Wahrheit einräumen, das wahre Bekenntnis
- machen. — 3 reichte für, übertraf; von reichen swv. — 4 von Jn'hrm
- guote, durch gewaltigen Besitz, großen Reichtum.
- 1686, 2 im niht erbarmte, ihm nicht leid that, es hinzugeben. — 3 ab-
- weichend von 1612, 1 heißt hier Frute Kämmerer. — 4 Frute war
- wegen seiner Milde, Freigebigkeit, in deutscher Sage sprichwörtlich
- berühmt.
- WIE DIE VIER KÜNIGE IN HILDEN LANDE HÖCHZITEN. 333
- 1687 Do woldeu sie sicli scheiden; diu höclizit ende nam.
- dö liez man Hartmuoten die mäze als im gezam
- gedingen mit den vinden in fride siner frouwen.
- sie komen sit ze lande baz danne es lernen möhte
- getreu wen.
- 1688 Frou Hüte minniclichen sie scheiden von ir lie.
- siu und ir tohter mit Hildeburge gie
- und allez daz gesinde von der bürge verre.
- do sie dannen wolden, urloup nam dö Hartmuot der
- herre,
- 1689 Frou Hilde in gap geleite üf erde und üf dem mer.
- sie gewunnen sunder ein süberlichez her,
- die Ortwin und her Herwic hin wider mit in sanden.
- die ir gesinde hiezen, der brähten sie wol tüsent zuo
- den landen.
- 1690 Küssen manigen enden man sich die frouwen sach.
- ir sumelicher scheiden also da geschach,
- daz sie dar nach gesähen ein ander seiden mere.
- si beleite unz üf ir kocken Örtwih und Herwic der
- here.
- 1691 Ir geleite muoste werden Irolt unz an ir laut.
- den hiez der künic so werben, daz er ez tsete erkant
- Hörände üz Tenemarke, wie sie gescheiden wseren.
- Sit fuorte er ze lande mit im heim vil manigen degen
- maere.
- 1692 l'ne weiz in welher zite, späte oder fruo,
- daz sie begunden segelen Kassiänen zuo.
- 1687, 2 die luäze als, in der Weise wie. — 3 gedingen swv., Vertrag schlie-
- ßen. — in fride siner frouwen , unter dem Schutze seiner Herrin,
- Kudruns. — 4 sie, er und die Seinen.
- 1689, 1 geleite, Geleit, Begleiter, zu Lande und zu Wasser ; vgl. 1691, 1. —
- 2 sunder adv., besonders, außerdem. — 4 die zu ihrem Gefolge ge-
- hörten (zu Hartmuts und Hildeburgs Dienerschaft) und die mit
- Hartmut gefangen waren.
- 1690, 4 beleite praet. statt beleitte, beleitete, begleitete.
- 1691, 2 werben, verfahren. — toete erkant, berichtete, mitteilte. — 3 wie sie
- gescheiden wceren , wie sie sich auseinander gesetzt hätten. — 4 er,
- Irolt.
- 1692, 1 in welher zite, in welchem Zeitraum; spa^e oder fruo , ob sie früh
- oder spät ankamen. Der Dichter eilt dem Schlüsse zu. —
- 334 XXXI. AVENTIURE, WIE DIE VIER KÜNIGE HOCHZITEN.
- sich freuten willicliche alle die diete.
- ich wsen' nach arebeite got vil manigen freuden dö
- beriete.
- 1693 Irolt säget' Horände in Normanielant,
- wie in die küuige heten mit in dar gesant.
- er sprach: «so ist ez billich daz man'z den recken
- rüme.
- sie sint hie heime gerne ; so erbite ouch ich ze minen
- landen küme.»
- 1694 Si enphiengen Hartmuoten und rüniten im sin lant.
- wie er der lande phlaege, daz ist mir unbekant.
- Horänt und sine friunde gähten des vil starke,
- do sie dannen schieden, daz sie koemen schiere in
- Tenemarke.
- 1695 Ir vart wir län beliben und wellen ahten daz,
- daz von hochgezite nie geschieden baz
- recken al deheine noch deheine ir mäge.
- dannoch hochverte die von Karade dem lande phlagen.
- 1692, 3 alle die diete pl. , alle Leute.
- 1693, 3 er, Horant. — man'z den recken rüme, man den Platz vor den
- Hecken räume. — 4 so, ebenso. — erbite ze minen landen küme, kann
- es kaum erwarten, in meine Lande zu kommen.
- 1694, 2 der lande phlwge , die Lande verwaltete.
- 1695, 1 ahten swv. , denken, glauben. — 2 ba:, auf bessere "Weise. — 3 al
- deheine, unter allen keine, durchaus keine. — 4 hochverte hier in
- gutem Sinne: Hochherzigkeit, hohes Streben; sie waren die einzigen
- Fremden, die noch auf dem Feste geblieben waren und sich der
- frohen Stimmung desselben noch überließen.
- XXXII. AVENTIUEE, WIE DIE ANDEKN ZE LANDE FUOREN. 335
- XXXII. AVENTIURE,
- WIE DIE ANDEEN ZE LANDE FUOREN.
- Der König von Morland mit Herwigs Schwester kehrt heim. End-
- lich scheidet auch Kudrun von ihrer Mutter mit dem Versprechen, ihr
- dreimal im Jahre Boten zu senden. Ortwin und Herwig machen ein
- Schutz- und Trutzbündnis miteinander, und ziehen, jeder mit seinem
- "Weibe, in ihr Land.
- 1696 Da ze Hegelingen biten sie niht me.
- Herwiges s wester gegen Alzabe
- fuorten sie mit schalle. in was da wol gelungen,
- dö si üf der sträze wären, die stolzen ritter froelichen
- sungen.
- 1697 Frou Hüte liez sie alle minniclichen dan.
- »wie riebe sie ir koemen, Herwiges man,
- siu liez sie äne ir gäbe dannoch niht beliben.
- der nu so milde wsere, ja müeste man im'z für ein
- wunder schriben.
- 1698 Frou Küdrün sprach z'ir muoter: «nu solt du
- sselic sin.
- getroeste dich der veigen. ich und der herre min
- suln dir also dienen, daz seiden din gemüete
- belibe in keiner swsere. du solt geniezen Herwiges
- güete.»
- 1699 Dö sprach diu küniginne: «vil liebiu tohter min,
- wil du mir sin gensedic, mich suln die boten din
- 1696, 4 uf der sträze, unterwegs, auf der hohen See.
- 1697, 2 wiewohl sie schon reich zu ihr gekommen waren. — 3 dannoch,
- dennoch. — 4 der, wenn jemand. — schriben für, aufschreiben als
- etwas Wunderbares, ihm als ein Wunder anrechnen.
- 1698, Iscelic, glücklich; Formel 4es Abschieds. — 2 getroeste dich, beruhige
- dich, der veigen, wegen der Gefallenen.
- 1699, 2 icil du = wilt du: willst du mich erfreuen. Sie wünscht, dreimal
- im Jahre von ihrer Tochter durch Boten Nachricht zu erhalten.
- Ob die Boten ihr auch den Besuch der Tochter ankündigen sollen,
- bleibt dahingestellt. —
- ööb XXXII. AVENTIUEE,
- dri stunt sehen des järes liie zeu Hegeliugeii.
- an' michel imgemüete getroiuve ich süs nimmer hie
- gedingen.»
- 1700 Do sprach diu edele Kiidrün: «muoter, daz sol sin.«
- mit lachen und mit weinen siu und ir magedin
- verwendicliche giengen üzer Mateläne.
- ir sorge hete nu ende. man gesach nie niht so wol
- getanes.
- 1701 Do brähte man gesatelet. diu solden tragen dan
- sie und ouch ir meide, diu ros vil wol getan
- mit goltroten zoumen, mit smaleu fürbüegen.
- langer da ze wesene ich wsen' die frouwen do iht ge-
- wüegen.
- 1702 Die ir ungebunden under golde riten bi,
- ich wsene die des hazzes iht beliben fri,
- duo sie von Ortrünen schieden und ir meiden,
- ob iemen schöner lebete, daz wsere Küdrün der frou-
- wen leide.
- 1703 Diu triutinne Ortwines danken do began
- der edelen Kütrünen, daz von ir schult gewan
- Hartmuot ir bruoder daz lant ze Xormandie.
- «des Ion' dir got, Küdrün; des bin ich immer mer
- diu sorgen frie.»
- 1704 Des begünde s' ouch genäde ir muoter Hilden sagen,
- daz siu ze Nortlande kröne solde tragen
- 1699, 3 s'-licn, aufsuchen, besuchen. — 4 $us, sonst, wenn das nicht ge-
- schieht. — gedingen swv. , eine Sache zu Ende führen, zunächst vor
- Gericht; hier allgemeiner: bis zu Ende bleiben, ausharren.
- 1700, 3 verwendicliche adv. , mit rückwärts gedrehtem Halse, zurück-
- schauend. — i s6 wol getanes, wie Kudrun und ihre Jungfrauen"
- waren: gen. von niht abhängig.
- 1701, 3 goltrot adj., rot von Gold, goldglänzend. — 4 gewüegen von ge-
- wahen, prset. gewuoc, gedenken; der Konjunktiv hängt von ich woene
- ab; iht = niht.
- 1702, 1 ungebunden, ohne gebende, den Kopfputz der verheirateten Frauen ;
- unverheiratet. — under golde, mit Gold bedeckt , oder mit goldenem
- Reif auf dem Haupte. — 2 hazzes, Zornes; sie blieben nicht frei
- von Zorn, weil sie scheiden mußten ; sie zürnten ihrem Schicksal. —
- 4 schöner adv. , als Ortrun.
- 1703, 2 von ir schult, auf ihren Anlaß, durch sie.
- 1704, 1 ouch gehört zum ganzen Satze, oder, wenn zu einem Worte, zu
- Bilden. —
- WIE DIE ANDERN ZE LANDE FÜOBEN. 337
- bi Ortwin dem kimige, daz siu da frouwe hieze.
- do sprach diu küniginne, daz si'z immer ungeniten
- lieze.
- 1705 Ortwin und Herwic die swuoren beide samt
- mit triuwen staete ein ander, daz sie ir fürsten amt
- näcb ir höhen eren vil lobeliche trüegen;
- swelhe in schaden wolden, daz sie die beide viengen
- unde slüegen.
- 1704, 4 ungeniten adj., unbeneidet, von niden stv. ; daß sie ihr es gönnte.
- 1705, 2 mit triuwen sta'te , mit beständiger Treue, mit festem Versprechen.
- — 3 nach— eren, wie es ihrer hohen Ehre zukäme. — 4 swelhe, wenn
- jemand, wenn irgendwelche Feinde. — beide gehört zu viengen unde
- slüegen.
- 22
- WORTREGISTER.
- ä 686, 2.
- ander 238, 1. 964, 3. 1298, 1.
- ab 975, 4. 1402, 4
- anders 367, 3. 413, 4. 612, 4. 953, 4.
- ab« 974, 2.
- 1252, 3.
- äbenden 1065, 1.
- anderswä 544, 2.
- äbent, äbunt 376,
- 3.
- ane 578, 3.
- äbentwint 493, 2.
- äne prcep. 214, 4. 1214, 3.
- aber 47, 4. 326, 1
- 839, 4.
- äne adj. 1002, 4. 1439, 3.
- adel 1007, 4.
- anegenge 321, 3.
- after 918, 3.
- anelich 101, 3.
- ahl 15, 4.
- angestliche 252, 2. 728, 3. 901, 2
- aht 1444, 3.
- 1187, 4. 14»3, 1.
- ahte 4, 2. 742, 2.
- ankerseil 1108, 1.
- ahten 180, 2. 211,
- 4. 908,4.
- m, 2.
- antphanc 973, 3.
- 1104, 1. 1695, 1.
- antwerc 1385, 1.
- «hte 259, 1.
- antwurten 832, 1.
- albe 861, 2.
- arbeit, arebeit, arebeite 14, 2. 45, 3
- albesunder 483, 1.
- 61, 3.
- al deheiu 1695, 3.
- arbeiten, arebeiten 745, 4. 1119, 4.
- alden 1627, 4.
- arc adj. 614, 4.
- aldort 941, 3.
- arc stm. 983, 1.
- aldurch 230, 4.
- armbrust 1384, 3.
- algemeiue 963, 1.
- armüete 1129, 4.
- allenthalben 11, 1.
- arzät 529, 3.
- aller ferste 170, 3.
- 300, 4. 485
- , 4.
- 1076, 1.
- allez 941, 2.
- balde 127, 2.
- allezan 1583, 1.
- baldekin 301, 3.
- alrßrste 835, 1.
- balt 98, 1.
- alröt 500, 4.
- baneken 1146, 4.
- als 8, 2. 382, 4.
- )63, 4. 1170
- 2.
- baniere 830, 1.
- alsam 265, 2. 928,
- 4. 1168, 2.
- bant 1241, 4.
- also 69, 2. 357, 3.
- 1635, 3.
- baz 3, 4. 481, 1. 1037, 1. 1080, 4
- alsolh 1636, 3.
- 1269, 2.
- altgris 475, 1.
- bedenken 1194, 3.
- alwär 617, 2.
- bfedenthalp 507, 4.
- alze 686, 2.
- bedanken 513, 4.
- ande 311, 4. 446,
- 4. 776, 2. 928, 4.
- begäben 494, 2.
- BEGINNEN - BUHURT
- 339
- beginnen 8, 2.
- behabeu 166, 3.
- behagen 1222, 2.
- behalden 286, 4. 1658, 4.
- beholn 400, 3.
- behüeten 339, 2. 1054, 4. 1189, 4.
- beide 2, 4.
- beidenthalben 758, 4.
- beizen 1096, 4.
- bekennen 25, 2. 110, 4. 138, 2. 778, 1.
- bekomen 289, 1. 315, 1, 898, 1.
- belangen 1080, 4.
- beldiste 751, 3. 846, 1.
- beleiten 596, 4. 1690, 4.
- beliben 19, 4. 184, 4. 367, 1. 670, 4.
- 709, 3. 908, 4. 1323, 1. 1506, 3.
- 1610, 2.
- benken 38, 3.
- beraten 104, 3. 273, 3. 1269, 4.
- 1289, 4. 1329, 4.
- berc 1440, 3.
- bereit 15, 1.
- bereiten 597, 2. 666, 4.
- beriezen 1384, 4.
- berihten 1072, 4. 1614, 1.
- berinnen 1418, 3, 1511, 1.
- bern 794, 2.
- bescheiden 286, 1. 733, 2. 913, 3.
- 1570, 1.
- bescheidenliche 43, 4. 1153, 3.
- bescheiden 298, 4.
- beschouwen 920, 3. 1162,3. 1281,4.
- besehen 1000, 4.
- beseme 1017, 3.
- besenden 668, 1.
- besitzen 6, 1. 322, 3. 724, 1. 1036, 4.
- 1357, 3.
- beslahen 752, 2.
- besliezen 58, 1. 1330, 1. 1386, 3.
- 1495, 3.
- bespringen 650, 4.
- bestäu, besten 316, 1. 838, 2. 1076, 4.
- 1417, 4.
- bestategen 905, 3.
- beste 148, 4. 210, 1. 1158, 3. 1263, 3.
- beste adv. 264, 3. 1124, 1.
- bestriten 1230, 4.
- beaunder 36, 3. 292, 4. 913, 1.
- beswseren 296, 3. 637, 2.
- betagen 1191, 4.
- bete 320, 1.
- beteliute 949, 3.
- betouben 808, 4.
- betragen 4, 4.
- betten 1324, 2.
- bettestal 1283, 1.
- bevelhen 278, 1. 1538, 1.
- bevesten 770, 1.
- bevinden 226, 2. 1533, 2.
- bevollen 20, 4.
- bewarn 247, 2. 294, 2.
- bewenden 424, 2. 560, 3. 819, 4,
- bewinden 102, 1. 265, 2.
- bewisen 1379, 2.
- bezoc 302, 2. 1327, 2.
- bezzer 239, 3.
- bezziste 1588, 4.
- bezziste adv. 724, 4.
- bl 1104, 1. 1183, 4. 1619, 3.
- bidemen 1216, 3.
- biderbe 189, 4.
- bieten 1047, 1. 1616, 3.
- bihte 1436, 1.
- bilde 153, 4. 487, 3. 1372, 2.
- bilgerin 110, 4. 487, 4.
- billiche 1566, 3.
- binden 1109, 3.
- biten 37, 4. 321, 4.
- blasen 1572, 3.
- bleichen 1416, 4.
- blic 1398, 4.
- blcede 92, 1.
- blöz 1473, 1. 1676, 4.
- bluotvar 493, 4.
- böge 89, 4.
- boie 1598, 4.
- boese 1263, 3.
- botenbröt 1289, 1.
- bouc 251, 3. 519, 3.
- bözen 1572, 3.
- brant 364, 2. a74, 1.
- brehen 1356, 2.
- brennen 584, 3. 1534, 4.
- breste 1106, 4.
- bresten 508, 4. 884, 4.
- bret 353, 3.
- bringen 225, 4. 403,3. 520,4. 743,3.
- 883, 4. 930, 3. 1045, 3. 1234, 3.
- 1421, 3. 1546, 3. 1553, 4.
- brinnen 891, 4. 1545, 3.
- brot 843, 2.
- brüchen 1385, 3.
- brüeven 38, 4. 182, 4.
- brün 1368, 1.
- brunne 653, 4. 1143, 3.
- brünne 233, 2.
- brüt 1029, 4.
- brütstuol 549, 1.
- buckel 16, 3.
- buckelsere 356, 2.
- büezen 296, 2. 472, 4. 932, 2. 1047, 2.
- 1095, 2. 1202, 3.
- bühurdieren 31, 3.
- bühurt 14, 1.
- 22*
- 340
- BUNT — EßBUNNEN
- bunt 156, 2.
- buoch 505, 1.
- burc 138, 2.
- burgsere 91, 2. 292, 1.
- bürge 1593, 2.
- büwen, bouwen 287, 4. 873,1. 1285,3.
- da 3, 2. 18, 2.
- dan 1616, 4.
- dau 142, 1. 703, 3.
- danne 909, 2.
- dannen 24, 4.
- dannoch 18, 2. 302, 3. 1353, 3.
- 1697, 3.
- dar 39, 4. 499, 1. 856, 4.
- daz 11, 4. 1224, 3.
- decke 1148, 2.
- deckelacheu 1326, 3.
- degen 165, 2.
- dehein 46, 3. 216, 4.
- deich 395, 2.
- deis 363, 4.
- deist 80, 3.
- deiz 794, 4.
- der 695, 2.
- der relat. 141, 1. 1270, 2.
- d§r 943, 4.
- des 29, 4. 165 , 2. 1078, 3. 109U, 2.
- deste 49, 4.
- die 1416, 4.
- dicke 24, 2.
- dienen 21, 1. 350, 3. 566, 4. 754, 3.
- 917, 4. 1146, 3. 1355, 4. 1413, 2.
- 1589, 4.
- dienest 761, 3.
- dienestliche 833, 2.
- diet 484, 4. 775, 3. 1512, 4. 1692, 3.
- dietdegen 1120, 4.
- diezen 1350, 2.
- diUe 255, 2.
- dillen 69, 1.
- dinc 193, 4. 280, 2. 843, 2. 994, 1.
- 999, 4. 1006, 2.
- dingen 771, 2. 832, 3.
- ditze 57, 3.
- diu 3, 4.
- dö 5, 1. 16, 1.
- doch 77, 4. 1038, 4.
- doln 706, 2.
- dön 384, 1. 1672, 2.
- doenen 390, 1.
- d6z 187, 2.
- drsejen 361, 4.
- drAte 447, 3.
- dringen 16, 1. 705, 2. 1467, 4.
- dröuwen 584, 3.
- danken 18, 1. 579, 3.
- dünne 712, 4.
- duo 827, 1.
- durch 1, 4. 205, 3. 222, 1. 1214, 3.
- durchhouwen 1530, 4.
- dürkel 453, 3.
- 6 prcep. 1372, 4.
- e conj. 73, 2. 76, 3. 1285, 2.
- 6 stf. 6, 3. 1667, 1.
- ebene 903, 4.
- ecke 864, 2.
- eckestein 1394, 3.
- eigen 1039, 4.
- eine 56, 4. 98, 4. 765, 4. 1634, 3.
- einec 154, 3. 1391, 2.
- eischen 145, 1. 295, 1. 412, 3.
- eist 1177, 3.
- eiten 996, 4.
- eilen 314, 2.
- eilende adj. 85, 4.
- eilende stn. 107, 4.
- ellenthaft 580, 2.
- en 26, 4.
- enbieten 34, 4.
- enbiten 872, 4.
- enbizen 72, 3.
- enblanden 718, 4.
- enbresten 72, 1. 865, 1.
- ende 87, 3 437, 3. 985, 3. 1018, 3.
- 1439, 3.
- engelden 194, 3. 623, 2. 711, 4. 845, 1.
- engerweu 527, 1.
- enhant 362, 2.
- enphellien 557, 3.
- enphinden 100, 4.
- enphüeren 1257, 3.
- ensamet 236, 3.
- entladen 1591, 1.
- entriuwen 412, 4.
- entsagen 738, 3.
- entsliezen 764, 3.
- eutwenken 712, 3.
- entwerfen 660, 3.
- er 769, 4.
- erahten 1677, 1.
- erarnen 392, 1.
- erbalden 111, 4.
- erbarmen 943, 4. 1078, 4. 1686, 2.
- erbe 31, 4. 1222, 3.
- erheizen 782, 4.
- erbeigen 767, 1.
- erbiten 1066, 3.
- erbiten 131, 4. 1693, 4.
- erblicken 1234, 1.
- erbunneu 1160, 2.
- ERBÜWEN — GELICH
- 341
- erbüwen, erbouwen 1128, 4.
- erde 439, 2.
- erdienen 1404, 4.
- erdiezen 16, 3.
- erdriezen 371, 3.
- 6re 45, 4.
- ergäben 452, 3.
- ergän, erg6n 54, 3. 69, 2. 794, 4.
- 942, 1. 1179, 2. 1508, 4.
- ergetzen 825, 2.
- erglesten 519, 4.
- ergllzen 449, 2.
- ergrinen 1395, 2.
- erheben 1409, 3. 1673, 4.
- erhellen 582, 4. 1278, 3.
- erholn 706, 1.
- erhceren 36, 4.
- erhouwen 885, 4. 1532, 1.
- erkennen 9, 4. 1691, 2.
- erkiesen 556, 4. 1351, 3. 1407, 1.
- erkomen 613, 4.
- erküelen 125, 4.
- erkunnen 600, 3.
- erkuolen 1460, 4. 1531, 3.
- erlachen 345, 1. 771, 4.
- erläzen 222, 3.
- ernern 515, 2.
- errechen 901, 3.
- erschellen sto. 916, 4.
- ersehenen swv. 898, 3.
- erscbinen 95, 3. 332, 3.
- erschrecken 59, 1.
- ersehrlen 59, 1.
- ersraielen 357, 4.
- ersprengen 1149, 1.
- erstän, erstSn 5, 3.
- erstseten 1599, 3.
- erste 1196, 1. 1545, 4.
- erstrecken 1119, 2.
- erstriten 694, 4.
- ertwingen 1017, 4.
- ervinden 28, 3. 329, 4. 347, 3, 374, 3.
- erwägen 515, 1.
- erwallen 416, 3.
- erwenden 240, 4. 975, 2.
- erwerben 869, 1.
- erwern 564, 4.
- erwinden 176, 4. 438, 2. 1278, 4.
- erzeigen 984, 4. 1456, 3.
- erzenle 540, 1.
- erziehen 449, 3. 1300, 4.
- erzürnen 642, 4.
- et 223, 1. 743, 4. 1462, 4.
- etellch 247, 4.
- etewenne 287, 2.
- f. ». T.
- gäben 460, 1.
- gabilöt 356, 3.
- gabilün 101, 1.
- gäch 448, 1.
- gadem 40, 1.
- gäben 171, 1. 454, 3.
- gäher 830, 4,
- gähes 232, 1.
- gsehes 1611, 2.
- gseheste 444, 4.
- galeide 261, 3,
- gälie 276, 1.
- galine 1132, 1.
- galle 1278, 1.
- gän, g«n 221, 1.
- ganz 603, 4. 1377, 3.
- gar 21, 4.
- garwe 315, 3.
- garwen 90, 1. 1376, 4.
- gebäre 949, 2.
- gebjere 329, 2. 622, 3.
- gebären 137, 4. 828, 3.
- gebeiten 1589, 1.
- geben stv. 324, 4.
- geben swv. 422, 4.
- gebieten 1063, 2.
- gebinden 530, 1.
- gebrehte 895, 1.
- gebresten 97, 1. 259, 4. 435, 4,
- gebüezen 536, 4.
- gedenken 649, 4. 1091, 1. 1237, 4.
- 1523, 2.
- gedienen 611, 1. 1028, 1.
- gedigene 1154, 4.
- gedinge stn. 295, 1.
- gedinge swm. 25, 4. 608, 4.
- gedingen 1687, 3. 1699, 4.
- gedingen 1559, 3.
- gedrenge 830, 1.
- gegeben 1123, 4.
- gehaben 293, 4. 1139, 2.
- gehaz 611, 2.
- geheizen 337, 3.
- gehelfen 1038, 3.
- gehcenen 614, 4.
- gehceren 200, 2.
- gehügen 1190, 2.
- geisel 1017, 3.
- gejehen 474, 2.
- geläzen 538, 4.
- gelden 133, 4. 842, 4.
- geleben 616, 4.
- geleiden 998, 3.
- geleite 45, 4.
- geleite 1689, 1.
- gel§ren 33, 4.
- gelich 136, 3. 288, 4.
- 342
- GELICHE — GLOCKENSPISE
- geliche 619, 4.
- geliehen 988, 4. 1234, 4.
- gelieben 431, 3. 655, 2. 995, 4.
- geligen 20, 2.
- geligere 723, 1.
- gelingen 182, 3. 1045, 4.
- gelph 12, 1.
- gemach 153, 2. 246, 4. 319, 4. 1013, 2.
- gemanen 1204, 2.
- gemeine 572, 1.
- gemeine 137, 4. 1066, 4.
- gemeinlichen 922, 4.
- gemeit 834, 2. 1346, 2.
- geraellich 354, 4.
- gemenlichen 490, 4.
- gemüejen 995, 3.
- gemügen 1190, 1.
- gemuot 21, 2.
- gen 260, 3. 297, 3. 1103, 3. 1356, 2.
- 1391, 2.
- genäde 160, 4.
- genäden 918, 1.
- genden 686, 4.
- geneigen 790, 4. 1368, 2.
- genendiclichen 131, 4. 243, 4. 725, 4.
- genesen 125, 2. 287, 4.
- genibele 1134, 1.
- geniezen 3, 4.
- geniste 87, 2.
- genöte 1203, 3.
- genoete 246, 1. 1332, 4.
- genöz 77, 4. 1048, 2.
- genözen 254, 3.
- genüegen 595, 2.
- genuoc 202, 4. 1143, 2.
- genuoc 4, 2. 56, 2. 786, 4.
- geraten 23, 2,
- gßre 1280, 3.
- gerechen 202, 2.
- gereichen 295, 3.
- geriehen 858, 4.
- geringen 427, 3.
- gerinne 429, 2.
- gern 25, 3. 268, 2. 877, 2.
- gerner 71, 4.
- gerstange 447, 3.
- gerümen 544, 3.
- geruochen 147, 4.
- gesseze 726, 1.
- geschaffen 13, 4.
- geschol 1406, 1.
- gesehen 112, 4. 837, 4.
- geselle 123, 2. 318, 1.
- geseren 1016, 4.
- gesetzen 825, 4.
- gesidele 38, 1. 334, 3.
- gestn 227, 1.
- gesinde 128, 1.
- gesinnen 1071, 3,
- gesippe 1382, 3.
- gesitzen 511, 2. 1306, 1.
- geslaht 959, 3.
- gespenge 647, 3.
- gespil 192, 4.
- gestän, gesten 71, 3. 505, 2. 1157, 2.
- 1313, 1. 1662, 3.
- gesteine 1585, 3.
- gesuochen 318, 4.
- geswiehen 279, 3.
- geswigen 372, 4.
- getrlben 371, 2.
- getriuwe 1163, 1.
- getroesten J262, 3. 1485, 3. 1698, 2.
- getrüwen, getrouwen 51, 3.
- geturren 145, 1.
- gevähen 99, 3.
- gevar 173, 2.
- gevarn 583, 1.
- geverreu 263, 4.
- geverte 389, 4.
- gevidere 56, 1.
- gevreischen 254, 4. 565, 2.
- gevremeden 421, 4.
- gevristen 543, 4.
- gevriunt 1620, 2.
- gevrumen 529, 4.
- gevrümen 810, 2. 1133, 1.
- gevüege 253, 4.
- gevüegen 228, 1. 412, 4. 568, 3,
- gevüeren 688, 3.
- gevuoe 51, 4.
- gewsefen 89, 4.
- gewahen 122, 4. 1701, 4.
- gewähenen 1637, 4.
- gewalden 94, 4.
- gewaldic 14, 4. 21, 3.
- gewaldicliehe 634, 4.
- gewalt 411, 1.
- gewarten 1207, 1.
- gewsete 12, 2.
- gewenden 273, 4. 1627, 3.
- gewerp 659, 4. 763, 3.
- gewerren 96, 3. 643, 3. 1323, 4.
- gewinnen 223, 4. 375, 1. 1015, 3.
- gezemen 1, 4. 175, 2. 889, 2.
- geziugc 1103, 4.
- gezogenheit 1315, 3.
- gezogenlich 120, 2.
- gezouwe 262, 3.
- giezen 1109, 2.
- gimme 395, 4.
- git 1067, 3.
- glesten 639, 4.
- glockensplse 1109, 2.
- GLUOT — HUETEN
- 343
- gluot 104, 4.
- golt 1247, 2. 1702, 4.
- golter 1326, 1.
- goltrot 1701, 3.
- got 929, 4.
- goume 1316, 3.
- goumen 730, 2. 781, 3. 1266, 2.
- 1358, 4.
- grä 156, 2.
- grede 26, 1.
- griez 91, 1.
- grimme adj. 891, 1.
- grimme adv. 208, 4. 445, 4. 876, 4.
- grimmecllche 848, 4.
- gris 340, 4.
- grisgramen 1510, 2.
- gröze 58, 2.
- groezlich 217, 4.
- grcezliche 63, 1.
- grüezen 1429, 2.
- gruntwelle 85, 3.
- gruoz 1659, 2.
- güete 524, 2.
- güetliche 65, 4. 237, 4. 1021, 1.
- gunnen 47, 3. 95, 4. 1061, 4.
- guot adj. 1089, 3. 1437, 2.
- guot stn. 747, 3.
- habe 709, 2.
- habe 851, 1.
- haben 45, 1. 70, .4. 142, 3. 762, 2.
- 782, 2. 990, 3. 1018, 1. 1021, 4.
- 1072, 4. 1263, 3.
- hac 379, 2.
- hähen 202, 1.
- hsihse 1408, 2,
- halde 1345, 2.
- halden 1597, 3.
- halsberc 250, 3.
- halt 427, 3.
- handelunge 1594, 2.
- hant 19, 3. 1119, 4.
- har 1006, 1.
- harnasch 692, 2.
- harte 19, 4.
- haz 426, 2. 638, 2. 1702, 2.
- heben 50, 3. 397, 1. 777, 1. 1510, 2.
- hei 15, 4.
- heime 346, 4.
- heimliche 1602, 2. 1626, 1. 1666, 3.
- heimwesen 954, 3.
- heischen s. eischen,
- heizen 1, 2. 8, 3. 1306, 2.
- helfe 1083, 1.
- helfen 8, 4.
- helmbouc 1423, 4.
- heln 1256, 3. 1633, 3.
- helt 20, 4.
- her = herre 30, 2. 1604, 1.
- her adv. 253, 2. 1034, 1.
- her 1, 1. 640, 2. 1331, 2. 1547, 3.
- herbergen 319, 1.
- hergeselle 581, 3.
- hergesinde 1235, 3.
- herhorn 898, 3.
- herliche 333, 4.
- hermüede 546, 1.
- herreise 1011, 3.
- herte ade. 104, 2. 1490, 1.
- herte stf. 130, 3. 1432, 2. 1444, 2.
- hervart 195, 1.
- herverten 669, 3.
- herzeichen 780, 3.
- herzenllch 50, 4.
- biete 136, 2.
- hin 965, 2.
- hinaht 1202, 2.
- hinder 714, 4.
- hinne 1536, 3.
- hinnen 260, 1.
- hinte 376, 2.
- hinre 1377, 4.
- hiute 242, 2.
- hoch 1093, 3.
- hochgedinge 735, 2.
- hochgemüete 585, 1.
- höchgemuot 334, 1. 471, 1.
- hochgezit 48, 1.
- höchvart 248, 4. 1695, 4.
- höchverte 196, 2. 387, 3.
- höchzit 35, 3.
- hochziten 1604, 4.
- hof 1618, 4.
- hohe 64, 2.
- hoehen 103, 4.
- höher 525, 4. 1465, 4. 1526, 1.
- hol 74, 4.
- hol stn. 76, 1.
- holde 1684, 4.
- holn 935, 3.
- holt 34, 4. 1261, 4.
- hcenen 626, 2.
- hört 817, 4.
- hovegesinde 9, 2,
- hovereise 245, 4.
- hüetsere 417, 4.
- hüeten 1426, 1.
- hulde 158, 4.
- huobe 21, 1.
- huote 84, 1. 234, 1. 360, 3. 1014, 3.
- 1448, 1.
- hurt 1410, 3.
- hurten 187, 2.
- 344
- HUT — LAZEN
- hAt 102, 1.
- hütte 466, 1.
- ie 74, 1. 164, 2. 796, 2. 878, 1.
- 932, 4.
- iecllch 105, 4.
- iemen 1483, 4.
- iestlich 918, 4.
- ietweder 480, 2.
- iht 99, 3. 137, 1. 357, 2. 1350, 4.
- ilen 267, 2.
- imbiz 554, 1.
- immer 399, 2. 1643, 3.
- inder 346, 2. 1171, 4.
- i'ne 85, 1.
- ingesinde stn. 486, 1.
- ingesinde swm. 148,4. 331,3. 1228,4.
- innecliche 1208, 4.
- innen 76, 1.
- inner 129, 4. 750, 1.
- isenvar 1530, 3.
- iteniuwe 430, 2.
- itewize 1441, 4.
- itewlzzen 331, 2.
- j4 5, 3.
- jämerhaft 932, 1.
- jaemerllch 1070, 4.
- jämern 432, 3.
- jehen 31, 2. 36, 4, 119, 3.
- joch 1088, 4. 1116, 3. 1499, 3.
- junc 149, 4.
- juncvrouwe 1522, 4.
- jungen 675, 4.
- junger 368, 3.
- kamerkneht 180, 4.
- kastelän 303, 1.
- kebese 1030, 4.
- keibe 1140, 1.
- kein s. queln.
- kemenäte 337, 4.
- kemphe 360, 4.
- keren 1020, 3.
- kören 285, 3.
- kerksere 1596, 3.
- kiel 276, 3.
- kiesen 55, 3. 252, 4. 305, 3. 903, 2-
- 1199, 3. 1356, 1.
- kint 113, 2. 509, 1. 539, 1. 1128, 3.
- 1325, 1.
- kintlich 1312, 1.
- kiule 356, 2.
- kiusche 114, 3.
- kl4 58, 2.
- klagen 60, 4.
- kleiden 260, 4.
- kleinät 253, 4.
- kleine 56, 3. 275, 1. 291, 3. 773, 2.
- klieben 514, 4.
- klüse 427, 4.
- knabe 42, 2.
- kneht 18, 2. 344, 3.
- knoph 367, 4.
- kocke 257, 1.
- komen 441, 2. 709,1. 1002,3.
- kosen 1276, 3.
- koste 1216, 4.
- kosteliche 1104, 4.
- koufen 674, 4. 1137, 4.
- kovertiure 1148, 2.
- krach 1572, 2.
- kradem 1499, 2.
- kraft 11, 2.
- kräme 251, 2. 443, 1.
- kranc 32, 1.
- kreftic 321, 1. 1560, 1.
- krefticlich 1202, 2.
- krefticllchen 1283, 4.
- kriuzestal 1170, 2.
- kroenen 480, 4.
- kuchen 99, 4.
- kucken 105, 2.
- kumberlich 124, 4.
- küme 257, 4.
- künde 131, 4. 513, 2. 871, 3.
- künde adj. 135, 4.
- künde stf. 79, 2.
- künden 419, 3. 595, 4.
- kunder 112, 4.
- kündicliche 1096, 4.
- künic, König.
- küniginne 1, 3.
- künne 7, 3. 205, 3. 614, 2. 1030, 4.
- kunnen 997, 1.
- künstelös 364, 1.
- kuolen 518, 3.
- kurz 1086, 2.
- kurzwilen 362, 2.
- küsse 1194, 4.
- laden 12, 4.
- läge 208, 4. 496, 4. 919, 2.
- lange 1076, 3.
- lantliute 468, 2.
- l«re 320, 3. 324, 4.
- lasstein 790, 4.
- laster 1208, 4.
- läzen 6, 2. 209,3. 223,2. 536,2.
- 632, 1. 827, 4. 948, 1. 987, 4.
- 1210, 2. 1263, 4.
- LEBART — MOR
- 345
- lebart 361, 2.
- leben 82, 3.
- ledecliche 1273, 4.
- leger 813, 3.
- lehenllch 190, 1.
- leide 962, 4.
- leiden 24, 3. 662, 4. 1411, 3. 1492, 4.
- leider 1058, 4. 1267, 4. 1341, 2.
- leisten 217, 3.
- leit 532, 1. 828, 4.
- lernen 592, 4.
- lesen 915, 1.
- leste 1578, 2.
- letzen 721, 4. 779, 3.
- lieh 917, 3.
- liden 481, 4.
- lie 4, 4.
- liebe 155, 2.
- lieben 24, 3. 609, 2. 983, 3.
- liegen 1277, 1.
- lieht 23, 4.
- liep 408, 2. 966, 2. 1023, 4. 1169, 2.
- ligen 1450, 2.
- lihen 610, 2.
- lihte adj. 656, 3. 1016, 4.
- lihte ad». 33, 4. 341, 1. 989, 2.
- 1364, 3.
- Hmmen 882, 2.
- linde 1194, 2.
- lip 7, 2. 139, 2. 964, L>.
- lise 668, 4.
- list 543, 3.
- liste 1326, 3.
- lit 651, 2.
- lit 130, 3.
- liuhten 1356, 4.
- liut 53, 2.
- loben 35, 3. 338, 1. 770, 1. 1646, 4.
- 1665, 1.
- lobebsere 105, 3.
- lobellch 1106, 3.
- lobeliche 18, 4. 458, 4.
- loc 355, 3.
- lönen 17, 4.
- lop 335, 4.
- losen 381, 2.
- louc 647, 3.
- loufen 813, 4. 863, 1.
- lougen 476, 3. 658, 4.
- loup 11, 3.
- ludern 187, 2.
- luft 846, 2.
- lüsten 101, 3.
- lüter 1201, 4.
- lützel 48, 3. 161, 4. 626, 4.
- mac 4, 3.
- magedin 52, 1.
- maget 9, 2.
- magetlich 10, 1.
- magetlichen 30, 1.
- magezoge 53, 3.
- mahelen 9, 1.
- man 1682, 2.
- mane 552, 3.
- mäne 890, 3.
- manec 912, 1.
- manen 1215, 2.
- marc 65, 1.
- msere stn. 26, 4. 337, 4. 425, 2.
- 511, 3. 767, 2. 1251, 2.
- maere adj. 6, 1. 976, 3.
- marke 13, 2. 304, 2.
- marnaere 853, 1.
- marschalc 553, 1.
- masboum 1119, 1.
- mäze 44, 3. 91, 4. 210, 2. 302, 1.
- 405, 2. 746, 1. 750, 3. 1106, 3.
- 1550, 1.
- mäzen 993, 4.
- mS 757, 1.
- meist 1546, 3.
- meistec 1360, 1.
- meister 292, 3. 1542, 1.
- meisterinne 1220, 3.
- meisterschaft 105, 2.
- melden 402, 1. 848, 4.
- melm 1468, 3.
- menege 981, 3.
- mSre 691, 1. 931, 4. 1068, 4.
- merkint 109, 4.
- merwunder 75, 3.
- merzisch 1216, 4.
- messe 1109, 3.
- mete 1305, 3.
- michel adj. 7, 4.
- michel adv. 578, 2.
- mies 113, 3.
- miete 224, 4.
- mieten 956, 4.
- milde adj. 20, 4.
- milde stf. 326, 3.
- min 1535, 4.
- minne 433, 2. 535, 4.
- minnen 18, 1. 1254, 4.
- minner 34, 4.
- minnern 377, 4.
- misselingen 468, 4. 699, 2.
- missetuon 1030, 1.
- missewende 835, 4.
- mitte 1145, 4.
- molde 183, 2.
- mör 15, 2.
- 346
- MORT — EICHEN
- mort 888, 1.
- müejen 106, 3. 497, 2.
- müelich 83, 2.
- müeliche 350, 3.
- müezec 912, 1.
- mtiezen 165, 3. 294, 2. 1068, 3,
- miigen 2, 4.
- muoder 1174, 3.
- muot 32, 1. 435, 1. 1027, 1. 1553, 1,
- muoten 133, 2. 134, 1. 422, 4. 991, 4.
- 1424, 4. 1427, 1.
- muozen 985, 1.
- müren 950, 1.
- nach adv. 451, 3.
- nach prcep. 246, 3. 689, 3. 1074, 2.
- 1397, 2.
- nächgebüre 87, 4.
- nagelen 692, 3.
- nähen swv. 954, 1.
- nähen adv. 73, 4. 1097, 2.
- nähen = nähenen 1074, 1.
- näher 155, 1. 830, 3.
- nähest 502, 3.
- nseheste 842, 4.
- nahten 885, 3.
- nahtselde 286, 2.
- nar 97, 4.
- neigen 1039, 2.
- neinä 1294, 1.
- neizwie 1563, 1.
- nemen 98, 2. 404, 4. 912, 3.
- nerjen 82, 2.
- nern 57, 3.
- neve 216, 2,
- nidene 968, 2.
- nidere 58, 1.
- nie 425, 2.
- nieten 956, 3. 958, 4.
- niezen 83, 1. 911, 3.
- nigen 64, 1.
- niht 825, 1.
- ninder 169, 2. 1239, 2.
- niunde 48, 1.
- niuwe 50, 3.
- niwan 399, 4. 537, 3.
- niwen 854, 2.
- noch 802, 4. 1265, 3.
- not 146, 1. 281, 3. 416, 2. 754, 2.
- 959, 1. 1242, 3.
- noeten 989, 3.
- nötveste 621, 1.
- nu 215, 1. 738, 1.
- nusche 251, 3.
- ob conj. 21, 4. 1106, 1.
- ob, obe prcep. 18, 3. 478, 4.
- od 112, 3.
- olbende 541, 3.
- orden 1177, 3.
- ort 1371, 2.
- ouch 972, 2. 975, 3. 1211, 2.
- ougen weide 23, 4.
- palas 138, 3.
- palmetac 1192, 2.
- pantel 98, 3.
- pensei 1601, 4.
- permint 1601, 4.
- phant 327, 2.
- phelle 41, 3.
- phiesel 996, 4.
- phieselgadem 1064, 4.
- phlegen stv. 763, 1.
- phlegen sicr. 357, 4.
- phlüm 720, 2.
- plan 1096, 2.
- portenaere 1457, 4.
- pris 570, 1. 1073, 4.
- prisen 4, 3. 589, 4. 612, 3. 615, 3.
- 636, 3. 1653, 4.
- puneiz 1660, 3.
- queln, kein 85, 3. 448, 4. 673, 4.
- 927, 1. 1149, 4.
- räm 653, 3.
- rämen 97, 4.
- rant 712, 1.
- rät 88, 1. 432, 2. 463, 1. 588, 4.
- 769, 1. 838, 1. 1147, 2. 1511, 2.
- raten 254, 1. 426, 4.
- räwen adj., von rä 99, 2.
- räwen 1051, 2.
- rechen 20, 3.
- recke 197, 2,
- redebsere 239, 4.
- reden 1031, 1.
- reht stn. 323, 1. 745, 3. 1052, 3.
- 1276, 4.
- reht adj. 947, 3. 1119, 1. 1148, 4.
- rehte 117, 3. 307, 4. 1136, 4.
- reichen 1685, 3.
- reise 532, 1.
- reizen 242, 3.
- rßren 510, 4.
- reste 1060, 4.
- r^veige 1456, 4.
- rieh, riebe 1, 1. 12, 1. 1096, 3.
- rlcheit 550, 1.
- riehen 703, 4.
- BLECHEN — SIGEN
- 347
- riechen 99, 4. 364, 2. 676, 4.
- rieme 261, 2.
- riemen 1146, 4.
- riezen 92, 4.
- rihten 20, 3. 428, 2. 1325, 3.
- riliche 141, 4.
- rinc 25, 3. 368, 4. 510, 4. 714, 3.
- ringe adj. 439, 4.
- ringe adv. 20, 2. 324, 4. 1455, 3.
- ringen swv. 126, 2. 156, 4.
- ringen stv. 200, 3.
- rinnen 1136, 4.
- risen 1394, 3.
- riten 45, 1.
- ritterlich 14, 1.
- ritterschaft 581, 4. 704, 2. 724, 2.
- riuwen 499, 2. 1245, 1.
- rocke 1193, 4.
- röstbrant 514, 3.
- rotten 49, 3.
- rouben 1419, 4.
- rüeren 285, 2. 1460, 2.
- rümen 66, 4, 729, 2.
- ruochen 436, 1. 844, 1.
- ruofen 109, 1. 526, 2.
- ruowen 160, 3.
- rüsten 946, 3.
- sä 263, 2.
- saben 301, 4.
- aal 583, 3. 1663, 4.
- sffilec 309, 1. 1698, 1.
- saelecliche 127, 4.
- salwen 1664, 3.
- sam 105, 4. 178, 1. 567, 2.
- samenen 513, 1.
- samenunge 1121, 3.
- samt 481, 2.
- sanfte 857, 2. 907, 4. 1140, 4. 1247, 1.
- 1566, 4.
- sant stm. 150, 3.
- sant == samt 751, 2.
- sarwät 463, 2.
- satelkeit 15, 2.
- schaffsere 764, 1.
- schaffen 279, 2. 944, 4. 1055, 2.
- 1316, 1.
- Schaft 42, 3.
- schal 53, 1.
- schämel 1019, 4.
- scharaelich 107, 2.
- schämen 114, 4.
- schapel 299, 4.
- schatewen 56, 1.
- schätz 34, 2. 817, 4.
- schedeliche 229, 4. 607, 4.
- schef 275, 3.
- scheiden stv. 76 , 4. 136 , 1. 585 , 2.
- 682, 3. 1438, 4. 1691, 3.
- scheiden swv. 1425, 1.
- schemelich 322, 4.
- sehenden 1215, 1.
- sckenken 767, 1. 773, 4.
- schermen 1353, 3.
- schicken 1393, 2. 1545, 1.
- schiere 94, 2.
- schiezen 3, 3. 1142, 3. 1330, 2.
- schiffen 559, 4.
- schifman 111, 1.
- schifwant 1137, 2.
- schimph 345, 3.
- schimphliöh 337, 1.
- schin adj. 43, 2. 58, 2. 304, 4.
- schin stm. 787, 4. 875, 2.
- schinen 1003, 2. 1510, 3. 1671, 1.
- schirmen 3, 3.
- schirmknabe 361, 4.
- Schirmmeister 360, 1.
- schirmwäfen 370, 2.
- schöne 13, 1. 448, 1.
- schönen 1595, 4.
- schranke 637, 3. 781, 1. 1414, 4.
- schrawaz 112, 3.
- schriben 1697, 4.
- schrien 1524, 1.
- schuldicliche 533, 4.
- schult, schulde 155, 4. 307, 1. 1558, 1.
- 1703, 2.
- schumphentiure 646, 2.
- schür 1455, 2.
- schüten 89, 3.
- se 1125, 1.
- seblat 1373, 4.
- sedel 685, 1.
- segelboum 1126, 4.
- sehen 216, 3. 582, 4. 632, 3.
- seilen 1385, 1.
- seine 291, 4. 1187, 1.
- selde 345, 3. 497, 4. 902, 4.
- seiden 81, 2.
- selp 112, 1. 136, 4.
- senen 1044, 1.
- senften 1044, 4.
- ser 7, 3.
- s6re 791, 2. 1537, 3.
- setzen 1557, 2,
- sie 94, 1.
- sichern 833, 1.
- sidelen 174, 3.
- sider 14, 4.
- siech 154, 2.
- sigelät 301, 2.
- slgen 701, 4. 878, 1. 899, 2.
- 348
- SIN
- SWEBEN
- 8in 146, 3. 594, 3.
- Binewel 649, 2.
- sinnen siv. 97, 4. 199, 3.
- sinnen swv. 1340, 2.
- sint 14, 4,
- sippe 1244, 4.
- Sit 14, 4. 77, 2. 524, 3.
- Site 10, 2. 284, 4. 423, 2. 1044, 3.
- 1114, 4.
- Site 89, 4.
- sitzen 187, 4.
- siuften 1234, 3.
- slahen 94, 3. 1125, 1.
- Blähte 404, 2.
- suchen 75, 1.
- smfEhe 593, 4. 1000, 3. 1011, 1.
- smähelichen 737, 3.
- smielen 843, 3.
- snel 271, 1.
- sn§ 503, 3.
- snlen 1218, 4.
- snuor 980, 4.
- BÖ 1, 4. 3, 4. 5, 2. 132, 2.
- solt 392, 1.
- sorcllche 169, 4. 254, 4. 1504, 3.
- sorge 360, 3. 874, 3.
- sorgeh«re 589, 4. 1332, 3. 1512, 2.
- sorgen 317, 4.
- soum 744, 3.
- soumsere 12, 2.
- spsehe 293, 4.
- sparn 1491, 3.
- sparre 1371, 1.
- spehe 730, 1.
- sper 3, 3. 783, 1.
- spilgeselle 786, 4.
- spiln 633, 3. 1309, 3.
- spise 1056, 3. 1073, 3.
- spisen 117, 1,
- spitälsere 916, 3.
- spräche 244, 4.
- sprechen 691, 1.
- sprengen 471, 2.
- springen 813, 4.
- stahen 286, 4.
- stän, stön 160, 3. 241, 4. 762, 3.
- 768,1, 1086,3. 1355,2. 1505,4.
- 1506, 4.
- Stare 428, 1.
- starke 93, 3.
- stat stn. 88, 4.
- stat stf., Statt 93, 4. 352, 2.
- stat stf., Stadt 293, 1.
- State 904, 1, 946, 4.
- stateliche 1395, 3.
- staete 19, 4. 1043, 3. 1052, 3. 1607, 4.
- 1669, 4.
- Btsete 591, 3.
- stein 90, 4. 571, 2.
- sterben 892, 4.
- stierruoder 1183, 3.
- stiften 569, 1.
- stiure 917, 2.
- stolz 160, 4.
- stözen 789, 4. 1572, 4. 1650, 2.
- strafen 1048, 4.
- sträle 92, 2. .
- Bträze 1696, 4.
- strecken 190, 1. 833, 4.
- strewen 507, 4. 900, 1.
- stric 1684, 1.
- strichen 702, 4. 1019, 4. 1656, 1.
- stricken 107, 3.
- strlt 333, 1.
- stritgeziuc 497,^1.
- stritlich 256, 1.
- Btrüben 1218, 1.
- ströchen 1408, 4.
- stüche 1385, 4.
- stunde 4, 1. 631,2. 770,4. 779,4.
- 1333, 4.
- stunt 96, 1. 244, 1. 290, 2. 316, 4.
- Sturm 32, 4.
- sturmmüede 653, 2.
- sturmtöt 915, 2.
- süberlich 1325, 4.
- süberliche 41, 4.
- süenen 831, 2.
- süezecliche 482, 4.
- sül 249, 4.
- suln 17, 2. 1039, 2. 1238, 2.
- sumher 1572, 3.
- sumelich 64, 4.
- sümen 451, 3. 1349, 4.
- sumeren 260, 3.
- Sünde 933, 3.
- sunder 309, 4, 1007, 2. 1398, 1.
- 1689, 2.
- Bundernöt 94, 2.
- sunderspräche 939, 3.
- sunderspr&chen 420, 1.
- sunderwint 1125, 1.
- suochen 313, 3. 634, 4. 972, 1.
- BUS 209, 4.
- swä. 25, 1.
- swach 201, 3. 907, 3. lülO, 2. 1299, 3.
- swache 1222, 4.
- Bwachen 196, 2. 314, 3. 999, 4.
- swanc 359, 3.
- swanne, swenne 260, 3,
- Bwar 231, 3.
- swsere adj. 270, 2. 1122, 3.
- swffire stf. 50, 4. 613, 1. 1230, 2.
- Bweben 1272, 4. 1368, 3.
- SWEHER — UNGEHIURE
- 349
- sweher 489, 2.
- sweiz 714, 3.
- sweizic 875, 2. 1514, 3.
- swelch 1105, 1.
- swer 15, 1. 145, 3.
- swern 1599, 4.
- swert 19, 1.
- swertdegen 331, 4.
- awertmsezic 940, 3.
- swie 35, 2. 603, 3. 828, 4.
- swiger 1372, 3.
- swinde adj. 67, 2. 367, 4. 1047, 4.
- swinde adv. 370, 3. 1069, 2.
- awingen 324, 1. 1647, 1.
- tac 544, 4. 687, 2. 888, 3. 1113, 2.
- tageweide 599, 1.
- tagewile 1657, 4.
- tagewiae 382, 4.
- tan 108, 1.
- tegellch 5, 4.
- teil 71, 2.
- teilen 708, 3. 744, 1, 1614, 4.
- tlchen 1389, 3.
- tiure adj. 20, 4. 80, 3. 999, 1. 1493, 1.
- tiure arfp. 1137, 4. 1483, 1.
- tiuren 7, 2,
- tiurllch 1347, 3.
- tiuvel 1502, 2.
- tiuvelinne 738, 1.
- tjoste 183, 3.
- tobeheit 1522, 3.
- tobeliche 288, 4. 1511, 3.
- tougen adj. 624, 2.
- tougen adv. 391, 2.
- touwen 806, 3.
- träge 546, 4. 1665, 1.
- tragen 64, 2. 864, 2. 1250, 3.
- traben 155, 3.
- trabten 843, 3.
- trämen 269, 1.
- trehenen 824, 1. 935, 1.
- treten 1575, 4.
- triegen 857, 3.
- triuten 346, 4.
- triutinne 185, 2.
- triuwe 399, 1. 682,1. 990,2. 1281,4.
- 1653, 4.
- troesten 154, 4. 1477, 3.
- trüebe 314, 4.
- trubsseze 38, 4.
- trumbe 49, 1.
- trunze 1398, 2.
- truobe 821, 4.
- truoben 416, 3.
- trüren 1522, 2.
- trüric 1067, 2.
- trüt 82, 1. 501, 2. 1079, 2. 1327, 2.
- trütgespil 1209, 2.
- trüwen, trouwen 948, 4.
- tugen 715, 4.
- tump 12, 1.
- tumplich 224, 2.
- tungen 675, 3.
- tuon 178, 1. 183, 2. 549, 1. 735, 2.
- 1065, 4. 1082, 1. 1124, 2. 1484, 2.
- türen 728, 3.
- turn 750, 4.
- turren 77, 1. 686, 4.
- twäle 655, 4.
- twerc 75, 2.
- twingen 248, 4.
- übel 1595, 3.
- übele stf. 1052, 3.
- tibele adv. 58, 3. 137, 4. 184, 4.
- 607, 2. 1061, 1. 1377, 2. 1474, 4.
- übellichen 1191, 1.
- über 53, 2. 337, 1. 1107, 4. 1177, 3,
- 1254, 3.
- übere 761, 2.
- überhouwen 1451, 2.
- übermüete adj. 238, 3.
- übermüete stf. 195, 3. 477, 4.
- überschiezen 869, 4.
- überwallen 1446, 4.
- überwinden 1037, 4. 1208, 4,
- Üf3ll,2. 585,4. 979,2. 990,3.
- 1181, 2. 1245, 2. 1340, 4. 1407, 3
- 1491, 3.
- üfe 1543, 3.
- umbe 951, 3.
- umbemüret 1362, 3.
- umbeatanden 1338, 2.
- umbezimbert 1458, 1.
- iinbereite 453, 3.
- unberuocbet 163, 1.
- unbescheiden 1299, 4.
- unbeacholden 933, 4.
- undäre 1383, 4.
- unde 298, 1. 849, 3.
- ünde 13, 3.
- under 627, 4. 1298, 3. 1594, 3.
- underachüten 1412, 1.
- understän 139, 4.
- unerbolgen 1114, 4.
- unergangen 1538, 3.
- unerkant 634, 2.
- unerstorben 68, 1.
- ungebunden 1702, 1.
- ungedanket 306, 3.
- ungehiure 115, 4. 1220, 3.
- 360
- UNGEMACH — VEREISTE
- nngemach 287, 2. 700, 1.
- ungemüete 85, 4.
- ungemuot 795, 1.
- ungenäde 1538, 2.
- ungeniten 1704, 4.
- ungeruowet 452, 2.
- ungesellicliche 431, 4.
- ungesniten 64, 3.
- ungesunt 1420, 2.
- ungetan 652, 1.
- Tingevüege 382, 3. 716, 4. 1005, 4.
- ungewegen 65, 3.
- tingeweinet 1243, 2.
- ungewizzen 1229, 4.
- ungezogen 1475, 3.
- ungüetllche 1526, 2.
- unkünde 329, 3. 1219, 4.
- unkunt 296, 4. 666, 3.
- tinlange 290, 3.
- unlobeliche 558, 4.
- unmsere 29, 4.
- unmaeren 390, 2.
- unämzen 128, 2.
- unmsezllchen 364, 4.
- unmüezic 137, 3.
- unmuot 60, 3. 978, 2.
- unmuoze 1569, 1.
- unnähen 283, 4.
- unnöt 122, 1.
- unsanfte 923, 3. 962, 2.
- unsenfte 702, 3.
- unstaete 979, 2.
- untriuwe 700, 3.
- untüre 790, 2.
- unverborgen 701, 4.
- unverdrozzen 356, 4.
- unverhou-wen 102, 4.
- unverirret 1548, 2.
- unverscheiden 1027, 3.
- unversunnen 729, 4.
- unwert 301, 3.
- unze 39, 3. 322, 3.
- unzerunnen 257, 3.
- uohse 867, 3.
- urborn 168, 4.
- Urkunde 5, 3. 909, 2.
- urliuge 236, 4.
- urloup 218, 2. 659, 1. 1087, 1.
- üzer 59, 3.
- üzerwelt 351, 2.
- vähen 259, 2. 465, 4. 960, 2. 1032, 3,
- vahs 1218, 3.
- val 961, 3.
- v&lant 168, 2.
- välentinne 629, 4.
- valkensere 1096, 4.
- van 689, 3.
- vancnisse 473, 4.
- vanke 104, 2.
- vanre 521, 4,
- var 1397, 2.
- väre 246, 4. 667, 4. 834, 4.
- vären 246, 4. 785, 4.
- varn 603, 2.
- varnde 48,3.
- vartgenöz 1132, 2.
- varwe 583, 3.
- vaste ade. 218, 3.
- vaste subst. 1166, 1.
- vaz 308, 2.
- vazzeu 303, 4. 1131, 2.
- vedere 156, 3.
- veige 96, 3. 915, 4.
- veile 252, 1.
- vellen 898, 4. 1430, 4.
- veltsturm 359, 4.
- venje 1170, 2.
- vensterstein 1395, 3.
- verch 674, 4.
- verchbluot 500, 4.
- verchslac 519, 1.
- verchtief 1352, 3,
- verchwunde 195, 4.
- verdagen 26, 4. 589, 2.
- verdenken 1019, 3.
- verderben stv. 590, 4.
- verderben sicv. 1301, 2.
- verdienen 609, 4. 1621, 4.
- verdoln 1287, 2.
- verdriezen 27, 2. 813, 3.
- verdringen 1649, 4.
- vereinen 318, 2. 736, 1.
- verenden 62, 4. 114, 4. 272, 4.
- vergäben 228, 3.
- vergebene 1223, 4.
- verheln 428, 1.
- verhern 1678, 3.
- verhouwen 93, 3.
- verjehen 73, 1. 400 2. 606, 4. 1077, 4.
- verkeren 33, 3.
- verkiesen 567, 3. 1286, 3.
- verkosten 262, 2. 435, 3.
- verlAzeu 545, 2. 693, 4. 1631, 2.
- Verliesen 137,1. 201,2. 1129,2. 1302,2.
- verligen 1350, 2.
- vermelden 825, 1.
- vermezzen .stv. 236, 4. 1121, 3.
- vermezzen adj. 248, 3.
- vermüeden 335, 3.
- verre adj. 118, 2.
- verre ade. 14, 4. 69, 4. 406, 3.
- verriete 1118, 3.
- VEKSAGEN — WAFEN
- 351
- versagen 775, 1.
- verschroten 545, 4.
- versehen 115, 4. 695, 3. 857, 4. 1169, 1.
- versigelen 1128, 1.
- versinnen 425, 2.
- verslinden 69, 3.
- versmäheliche 357, 4.
- versmähen 46, 4. 631, 3.
- versniden 92, 3.
- versolden 1577, 4.
- versoln 662, 2.
- versprechen 623, 3.
- verstän 1149, 4.
- versüenen 131, 3.
- versümen 90, 3.
- versuochen 630, 4. 701, 2. 829, 3.
- vert 1377, 4.
- vertragen 1080, 2. 1471, -3.
- vervähen 700, 4. 1008, 4. 1061, 3.
- 1488, 2.
- verwegen 1134, 2.
- verwen 500, 4.
- verwendicllche 1700, 3.
- verzern 327, 2.
- verzihen 189, 1. 579, 2. 1642, 3.
- veste 719, 3.
- vesten = vestenen 665, 1.
- vetech 93, 2.
- viant, vient, vint 3, 4. 1027, 4.
- vil 9, 2.
- vinden 331, 4,
- vingerlin 299, 4.
- vinster 1134, 3.
- viur, viwer 850, 1.
- viwerheiz 644, 1.
- viwervanke 361, 3.
- vlßhen, vlggen 1017, 2. 1050, 2.
- vliegen 71, 1.
- Vliesen 55, 3.
- vliezen 85, 1. 1166, 2.
- vliz 972, 3. 1044, 4.
- vllzen 49, 3. 173, 1, 338, 3.
- vlizicliche 23, 1. 32, 2. 157, 4.
- 1111, 1. 1303, 2.
- vloiten 49, 2.
- vluot 953, 1. 1102, 4.
- voget 15, 4.
- vol swm. 1408, 4,
- vol adj. 496, 3. 1602, 3.
- vol ado. 101, 3. 394, 4. 444, 2.
- 942, 2. 1115, 2.
- volbringen 599, 4.
- volcsturm 921, 3.
- volgen 591, 4.
- volgesingen 181, 2. 384, 1.
- vollangen 867, 2.
- volleclich 716, 3.
- vollen 1383, 3.
- volrechen 733, 4.
- volziehen 572, 4.
- von 966, 3. 1154, 3. 1169, 3.
- 1322, 3.
- vor adv. 143, 4. 177, 2. 1063, 3.
- vor proep. 407, 4. 609, 3. 1493, 4.
- 1625, 3.
- vorgetsene 196, 3.
- vräge 1153, 4.
- vrägen 924, 3. 1432, 2.
- vreide 495, 4.
- vreischen 60, 1. 317, 2.
- vreise 1480, 3.
- vremede 103, 4.
- vremeden 611, 4. 1289, 4.
- vrevele adj. 98, 1.
- vrevele subst. 1079, 2. 1491, 4.
- vrevenliche 111, 4.
- vrl 407, 1. 956, 1.
- vride 296, 1. 363, 1. 1539, 3.
- vriden 569, 1. 713, 3.
- vriedel 556, 4.
- vrien 327, 3.
- vriesen 1190, 3.
- vriliche 1271, 4.
- vristen 1637, 1.
- vriunt 8, 2. 209, 4. 618, 2. 1075, 3.
- vriuntliche 740, 4.
- vriuntselde 465, 4.
- vrone 381, 3.
- vrou 931, 1.
- vrouwe 210, 4. 215, 4. 669, 2.
- vröwede 50, 4.
- vrüeje 108, 2.
- vrum 711, 1,
- vrume 215, 4. 677, 4,
- vrumen 359, 4.
- vrümen509, 2. 597,4. 710, 3. 1426, 3.
- vruo 108, 2,
- vruomesse 440, 1.
- vüegen 547, 3. 704, 2. 1626, 2.
- vüeren 551, 3. 698, 2.
- vuoge 389, 4.
- vuore 48, 2.
- vuoter 1593, 4.
- vür adv. 1562, 3.
- vür prcep. 51, 3. 494, 2. 647, 1.
- 1048, 3. 1128, 3. 1497, 3.
- vürbüege 173, 4.
- vürhten 284, 3. 698, 4.
- wäc 91, 2.
- wäfen stn. 361, 3.
- 1147, 2.
- wftfen interj. 1360, 3.
- 488, 3. 549, 3.
- 352
- W^GE — wiZEN
- w£Ege 405, 1, 600, 4.
- wagen 493, 2.
- waehe 530, 3.
- ■wahsen 1113, 2.
- wahtsere 639, 2.
- wffijen 13, 3. 1417, 2.
- wa] 1444, 1.
- walbluot 1416, 2.
- walden 312, 3. 561, 1.
- walgenöz 1529, 3.
- walt 104, 1.
- wan 74, 2. 959, 1.
- wan =: wände 68, 1.
- wan = wannen 79, 3.
- wan 1082, 1.
- wanc 504, 2.
- wände 9, 4.
- wsenen 75, 2. 82, 4.
- wanken 1001, 4.
- war 445, 2.
- warnen 1350, 1.
- warten 1073, 2. 1144, 2. 1352, 4.
- wät 19, 3.
- waten 503, 2.
- wsetlich 60, 4.
- wsetliche 475, 3.
- wazzerküele 448, 4.
- wazzermsere 1128, 3.
- wazzermüede 162, 2.
- wß 6, 4. 836, 2. 897, 2.
- wec 554, 1. 595, 2. 689, 1.
- wegen 443, 2. 445, 1. 687, 2.
- wehsei 500, 1.
- weiben 792, 4.
- weide 389, 1.
- weigerliche 1413, 1.
- weinen 504, 4.
- weise 209, 1.
- wellen 75, 2. 78, 2.
- wein 267, 2.
- wenden 45, 2. 722, 4. 783, 2. 945, 2.
- 1002, 3. 1197. 2. 1450, 2.
- wfinec 72, 2. 1354, 4.
- wenken 504, 3. 1140, 2.
- wer 703, 1.
- werben 8, 3. 240, 1. 250, 1. 577, 4.
- 590, 3. 668, 2. 683, 3. 704, 4,
- 767, 3. 829, 4. 1142, 2. 1369, 3.
- werc 1011, 1.
- werden 18, 4. 880, 4. 1104, 4.
- werfen 782, 1. 1543, 2.
- werliche 856, 4.
- werlt 169, 3.
- wem, wehren 128, 4, 498, 1. 878, 4.
- wem, währen 44, 1. 290, 3. wem,
- gewähren 19, 2. 409, 2. 783, 2.
- werre 957, 4.
- werren 555, 3. 611, 4. 1203, 4.
- 1216, 4.
- wert adj. 912, 2.
- wert stnt. 515, 1. 1275, 3.
- wes 892, 3.
- wesche swf. 1057, 1.
- wesche stf. 1266, 1.
- wesen 1, 3. 134, 1. 604, 2. 833, 1.
- 886, 3. 1193, 4.
- westerwinj; 13, 2.
- weten swv. 11, 1.
- weter 269, 2.
- wicgewant 1146, 2.
- wich 1075, 1.
- wichen 513, 4. 1209, 3.
- Wide 296, 2.
- wider adv. 744, 1.
- vfider prcep. 385, 3. 424, 4. 996, 1.
- widere 540, 4.
- wider komen 1440, 2.
- wider län 1641, 2.
- Widerreden 756, 1.
- widersagen 671, 1.
- widersprechen 1623, 1.
- wider strit 440, 2. 1217, 2.
- widervart 428, 2.
- widerwarte swrn. 855, 4.
- widerwarte sicf. 1518, 3.
- widerwegen 1576, 2.
- widerwinne 236, 4.
- wigant 1587, 3.
- wihen 179, 1.
- wilde adj. 77, 3. 809, 4.
- wilde stf. 1142, 4.
- wlle 80, 3. 261, 1. 384, 3. 533, 4.
- 590, 4. 651, 2. 1135, 1.
- Wille 34, 4. 320, 2. 393, 2.
- willecliche 171, 4.
- willekomen 220, 4.
- winden 842, 4. 906, 1. 1280, 2.
- wine 802, 1.
- wint 1089, 2.
- wirde 116, 3.
- wirs 1018, 4.
- wirser 820, 4.
- Wirtschaft 61, 1.
- wise stf. 11, 4.
- wise adj. 993, 2.
- wisen 52, 1. 521, 4.
- wisUch 827, 1.
- wit 841, 4.
- wite 573, 4.
- witen 361, 1.
- witze 224, 2.
- wiu 1230, 2.
- wlze 1343, 2.
- wizen 1294, 2.
- WIZZEN — ZWIU
- 353
- wizzen 123, 4. 1180, 4.
- wol 1, 4. 785, 4. 981, 4.
- wol getan 191, 4.
- wölken 56, 2.
- wolkenblä 1373, 2.
- wüefen 803, 1.
- -vvüesten 1654, 2.
- wüeten 492, 2.
- Avülpinne 1015, 1.
- wunden 1424, 1. • .
- wunder 232, 4. 324, 2. 980, 2. 1105, 4.
- 1430, 4.
- wunderlich 328, 4.
- wundern 793, 1.
- wünsch 191, 4.
- wünschen 727, 1.
- wuof 895, 1.
- wuofen s. wüefen.
- wurken 173, 2. 747, 3. 1004, 3.
- zabelen 353, 3.
- zage 1476, 1.
- zaehe 1534, 4.
- zäher 519, 2.
- zam 98, 1. 217, 2.
- zant 1510, 2.
- ze 160, 3. 308, 4. 1283,
- zebresten 86, 1.
- zehant 149, 1.
- zeichen 777, 3,
- zeiter 65, 1.
- zemen 344, 1. 740, 4. 1106, 3. 1501, 1.
- zergän, zergßn 14, 2. 941, 4.
- zergehen 21, 4.
- zerinnen 1273, 1.
- zerläzen 61, 2. 1217, 1. 1219, 2,
- zertragen 70, 1.
- zetal 464, 2. 486, 2.
- zevüeren 61, 3. 1218, 3. 1614, 2.
- ziehen 23, 1. 552, 2, 782, 4.
- Zierde 972, 4.
- ziere 414, 4.
- zieren 31, 4. 175, 4.
- zimbern 669, 1.
- zinne 373, 4.
- Zinsen 563, 3.
- ziperboum 249, 2.
- zit 4, 4. 665, 4. 804, 3. 944, 4.
- 1319, 4. 1692, 1.
- zogen 635, 2. 1454, 3.
- zom 584, 1.
- zücken 69, 3. 446, 1. 1649, 2.
- zuht 555, 4. 575, 3. 962, 4. 976, 2.
- 995, 2. 1190, 2. 1282, 4. 1320, 1.
- zühtic 336, 1.
- zünden 1020, 4.
- zuo 46, 2.
- zürnen 1266, 4.
- zweien 654, 2. 1308, 2.
- zwiu 964, 1.
- 2.1
- MMENVERZEICHNIS.
- Abakie, Abaktne, ein im Orient ge-
- legen gedachtes, dem Morenkönig
- Siegfried untergebenes Land 673, 2.
- 829, 4.
- Abalie, Abali, ebenfalls ein östliches
- Land, durch kostbare Kleiderstoffe
- und Edelsteine berühmt 267, 3.
- 864, 4. 1248, 2. 1684, 3.
- Alzabe , wahrscheinlich das Haupt-
- land von Morland ; der Sitz Sieg-
- frieds 579, 1; daher unter die von
- Alzabe (667, 4. 673, 2. 719, 2 u. s. w.)
- schlechthin die Moren zu ver-
- stehen sind.
- Atnile, wahrscheinlich im Orient zu
- denken ; die Weise , die Melodie
- von Amile (397 , 1) ist wohl ein
- Lied von Meerfrauen.
- Aräbe, Aräbt , Aräbe, Arabien, als
- die Heimat großer Schätze, na-
- mentlich kostbarer Stoffe bezeich-
- net 266, 1. 1326, 1. 1616, 2; die
- Moren singen eine arabische Me-
- lodie 1588, 4.
- Baljän, die Hauptstadt Hagens von
- Irland 161, 1. 288, 3. 293, 1. 441, 1.
- 559, 4. Ballijghan ist in Irland häu-
- figer Ortsname.
- Dietmers, Dietmarsen, dem König
- Hetel von Hegelingen untertan
- 208, 2.
- Galeis, ein Land, dessen Bewohner
- Herwig unterstützen 641, 2.
- Galizen laut, Galicien, der nord-
- westliche Teil von Spanien, als
- Heimat Hildeburgens bezeichnet
- 1009, 1. 1196, 3.
- Garade, unbestimmbares Land, in der
- Nähe von Irland gedacht (130, 3),
- auch Garadle, Garadine; ein Schiff
- daher unter Leitung eines Grafen
- 108, 3. 116, 4. 117, 2. 126, 1.
- 136, 2. 144, 3. 1.50, 4. 158, 1.
- Vgl. Kar ade.
- Ger, König von Irland, Vater des
- Sigebant 1,2. 2, 1. 14, 3. 212, 3,
- Gerlint, Königin in Ormanie, Ge-
- mahlin Ludwigs , Mutter Hart-
- muts und Ortruns ; sie heißj; die
- alte 592, 1. 737, 1. 988, 1 ; nament-
- lich aber die übele 993, 1. 1000, 1.
- 1027, 2. 1051, 1.- 1054, 1 u. s. w.
- Gtvers, fabelhaftes Land, Horand
- unterthänig 564, 2; wohl kaum
- dasselbe wie der Berg zu Givers,
- der Magnetberg, in dessen Inne-
- rem eine wunderbare Welt lebt
- 1126, 1. 1128, 4. 1135, 1. 1138, 2.
- Gulsträte, eine im Westen gelegene
- Örtlichkeit; =guldsträte d. h. Gold-
- straße, Ort des Sonnenuntergangs,
- Hagene, der Sohn Königs Sigebant
- von Irland; heißt der wilde 124, 1.
- 198, 2. 199, 4. 226, 4. 239, 2. 250, 4
- u. s. w. Seine Frau ist Hilde, ebenso
- heißt seine Tochter.
- Hartmuot, der Sohn Ludwigs und
- Gerlindens von Ormanie.
- Hegelinge, Volksname ; Hegelinge lant
- der Landesname; wahrscheinlich
- entstellt aus Hedelinge , von He.
- dene (= Hetele) abgeleitet. Die
- Lage haben wir uns an der deut-
- schen Nordseeküste zu denken.
- Herr des Landes ist Hetel.
- Hergart, eine der mit Kudrun ge-
- raubten Jungfrauen , als Herzo-
- gin bezeichnet (1516, 1. 1.526, 3)
- 1007, 4. 1093, 2.
- HERWIG — MORLANT
- 355
- Herwic, König von Seeland, der
- Verlobte Kudruns.
- Hetele, König der Hegelinge, ver-
- mählt mit Hagens Tochter Hilde,
- die er entführen ließ. Ihre Kin-
- der sind Ortwin und Kudrun.
- Hilde, 1) Tochter des Königs von
- Indien, von den Greifen entführt,
- durch Hagen befreit und mit ihm
- vermählt. 2) Tochter der erwähn-
- ten Hilde und Hagens, die Ge-
- mahlin Hetels.
- Hildeburc, Tochter des Königs von
- Portugal (auch Galicien wird als
- ihre Heimat bezeichnet), eben-
- falls von Greifen entführt, und
- durch Hagen gerettet ; Kudruns
- Genossin im Elend, und zuletzt
- mit Hartmut vermählt.
- Holzäne ian^, Holstein; hochdeutsch
- der HolzsoBzen lant (1374, 3. 1415, 1)
- 1089, 1. Die Holsteiner erscheinen
- teils Irolt, teils Ernten unter-
- geben.
- Horant, mit unorganischer Verlän-
- gerung der vorletzten Silbe, Herr
- in Dänemark, Neffe von Hetel
- wie von Waten, ursprünglich mit
- Dänemark belehnt und in dieser
- Eigenschaft Schenke, später aber
- damit begabt; berühmt als Sänger.
- Jkarjä, fabelhaftes Land, dessen Be-
- wohner als Bundesgenossen Sieg-
- frieds von Morland auftreten
- 581, 1.
- Indiä, auch Indian (170, 1), die
- Heimat der altern Hilde 118, 3.
- ^ 177, 3. 197, 2.
- Irlant , Irland, in welchem nach-
- einander herrschen Ger, Sigebant,
- Hagen. Auch unter diesem Na-
- men ist ursprünglich eine hollän-
- dische Localität verstanden : ein
- Teil von Texel heißt noch Eijer-
- ^ land.
- Jrlende, Irländer 496, 4.
- Irolt, heißt Herr von Ortland (273, 1.
- 481, 1. 520, 1), dessen Herr spä-
- ter Ortwin ist, und Gebieter der
- Friesen und Holsteiner; Hetels
- Vasall. Der größere Teil der cim-
- brischen Halbinsel wird ihm unter-
- ^ geben gedacht werden müssen.
- Irrtche, dasselbe was Irlant 124, 3.
- 139, 3. 229, 3. 357, 3. 578, 3.
- 1339, 3.
- Iserlant: eine nicht mit Namen ge-
- nannte Tochter des Herrn von
- Iserlande (120, 3), war von den
- Greifen entführt und von Hagen
- befreit worden; sie vermählt sich
- später einem jungen Fürsten 191,4.
- Kampalte: Röcke aus Kampalie tra-
- gen Morungs Helden, als sie vor
- Hagen erscheinen 332, 2.
- Kampatille , Hetels Burg, die sonst
- Mateläne heißt 235, 2.
- Karade, ein zu Siegfrieds von Mor-
- lande Reiche gehöriges Land; auch
- Karadie, Karadtne genannt; der
- Name wird ganz identisch mit
- Morland gebraucht (731, 3. 1139, 4).
- Ursprünglich jedoch lag das Land
- im Norden und gehörte Hagen,
- der Ludwig von Normandie da-
- mit belehnte (610, 3); heut Kar-
- digan , ein schmaler Landstrich
- von Wales, Irland gegenüber.
- Kassiane, die Hauptstadt von Or-
- manie, der Wohnsitz Ludwigs
- und Hartmuts 1534, 2. 1541, 2.
- 1543, 3. 1692, 2.
- Kutrvn, Kiidrun (erstere Form die
- strenger hochdeutsche), Tochter
- Hetels von Hegelingen und Hil-
- dens, Schwester Ortwins, Verlobte
- Herwigs.
- Ludewtc, König von Normandie oder
- Ormanie, Gemahl Gerlindens, Va-
- ter Hartmuts und Ortruns.
- Mateläne, die Burg Hetels 760, 3.
- 763, 3. 764, 4. 771, 3. 777, 3.
- 798, 3. 852, 1. 881, 1 u. s. w.
- Wahrscheinlich Matlinge in Süd-
- holland, oder Mattenburg in der
- Nähe von Bergen-op-Zoora.
- Meere , die , nur im Plural , Volks-
- name ; ihr Herrscher ist Siegfried
- von Morland ; einmal (670, 3) heißt
- es die künige von den Maaren, ohne
- daß neben Siegfried, der künic von
- den Moeren heißt (721, 1. 722, 4),
- ein zweiter genannt würde.
- Morlant, Siegfrieds Reich; vom
- Dichter als ein wirkliches Land
- der Mohren betrachtet, aber ur-
- sprünglich eine der Nordsee nahe-
- liegende Gegend. Die Vertau-
- schung geschah nach der Vorliebe
- der höfischen Zeit für das Phan-
- 23*
- 356
- MOEKICHE — SWABE
- tastische und Fernliegende. Man
- hat an Moor, Sumpf, zu denken:
- mehrere damit zusammengesetzte
- Namen sind nachweislich.
- Morrtche, dasselbe was Morlant,
- 1459, 3.
- Morunc , Herr in der Mark zu Wa-
- leis, Hetels Vasall. In der ur-
- sprünglichen Gestalt der Sage ge-
- hörte er wohl mit Morlant zusam-
- men, wie die Allitteration wahr-
- scheinlich macht. Einmal heißt
- er von Niflande 211, 1.
- Niflant ^ NebeUand, wohl das Land
- der Nibelunge , am Niederrhein,
- das einen Teil von Morungs Ge-
- biete bildet 211, 1. 564, 1. Doch
- kann man auch Nlflant schreiben ;
- das wäre Livland.
- Normanie s. Ormanle.
- ^orwoege, Norwegen, ist die Heimat
- von Sigebants Mutter 8,4; ein
- junger norwegischer Fürst hei-
- ratet Hildens Freundin 193, 3.
- Ormanie, auch Ormanine, Ormanin,
- Ormandin, in der Hs. öfter mit H,
- Nebenform ist Normanie, Norman-
- dte, Nomiendt, Normandie, das
- Land Ludwigs und Hartmuts.
- Onnanteriche, dasselbe was Ormanie,
- 813,3. 1104,3. 1227,3. 1312,3.
- 1432, 3.
- Ortlant, in der Handschrift meist
- Hortlant, auch Nortlant (1096, 1.
- 1103, 1) geschrieben, aber durch
- Ortivin, den Beherrscher des Lan-
- des, ist die vocalische Form ge-
- sichert. Der Name bezeichnet
- Land mit einer Spitze, daher Ort-
- wins "Wappen auch örter sind.
- Wahrscheinlich ist Jütland ge-
- meint. Ehe Ortwin erwachsen ist,
- erscheint Irolt mit Ortlant belehnt.
- Ortrtc/ie, in der Handschrift Jlort-
- riche, auch Nortrlche (1618, 1), das-
- selbe was Ortlant.
- Ortrün, Tochter Ludwigs und Ger-
- lindens von Ormanie, Schwester
- Hartmuts; sie vermählt sich
- schließlich mit Ortwin.
- Ortunn, Sohn Hetels von Hegelin-
- gen und der Jüngern Hilde, Bru-
- der Kudruns. Er heißt Herr von
- Ortlant ; auch nach dem Tode des
- Gatten bleibt Hilde Königin der
- Hegelinge.
- Otte, König ; sein Bruder in Feind-
- schaft mit Ludwig von Ormanie,
- und von Hagen belehnt 611, 2.
- Portegäl, Portugal, als Heimat Hil-
- deburgeiis bezeichnet, deren Va-
- ter König in Portugal ist 119, 2.
- 485, 3. 1009, 2. Mit dem König
- von Portugal führen Frute und
- Horant Krieg 222, 2.
- Sahse, Sachse, Volksname 366, 4.
- 1503, 4, beidemal mit dem Beiwort
- wilde.
- Salme; ein Graf aus Salme führt
- das Schiff, das aus Garade kommt
- 110, 1.
- Selant, das Keich Herwigs, der See-
- blätter im Wappen führt (1373, 4) ;
- nicht die dänische Insel Seeland,
- sondern wahrscheinlich die friesi-
- schen Seelande.
- Sewen, eigentlich dat. pl. von se,
- dasselbe was Selant; Herwig hat
- öfter den Beinamen von Sewen
- 706, 1. 867, 1. 1214, 1. 1257, 1.
- 1674, 1.
- Stfrit , Siegfried, König von Mor-
- land, zum Heiden geworden, als
- man Morland als Mohrenland auf-
- fasste; er stammt aus einer ge-
- mischten Ehe 1664, 1. 2.
- Sigebant, König von Irland, Sohn
- des Königs Ger; er vermählt sich
- mit einer norwegischen Fürsten-
- tochter; sein Sohn ist Hagen.
- Spänisch; von spänischem messe ge-
- bunden sind die Anker der Hege-
- linge 1109, 3.
- Stürmen, wie Sewen, dat. pl. , die
- Waten untergebene Mark; sie
- stößt an Herwigs Land, und ist
- wahrscheinlich mit dem Lande
- der alten Sturmi identisch, die
- als Nachbarn der Friesen bezeich-
- net werden.
- Sturmlant , dasselbe was Stürmen
- 262, 1. 362, 2. 465, 1 u. s. w.
- Swäbe, Schwaben ; 744,2 werden Hart-
- muts und Ludwigs Geschenke ge-
- rühmt und es heißt, daß man von
- solchen in Schwaben nie vernom-
- men. Wenn der Name nicht bloß
- durch den vielleicht spätem In-
- reim veranlasst ist, kann man auf
- TENE — WÜLPENWERT
- 357
- einen Aufenthalt des Dichters in
- Schwaben daraus schließen.
- Tp.ne, Däne; als Herren der Dänen
- werden Horant und Frute be-
- zeichnet; von Tenen Horant 317,1,
- der Tenp Horant 373, 2, von Tenen
- Fruote M2, 4 und oft.
- Tenelant, Dänemark ; wir haben dar-
- unter nicht das heutige Dänemark
- zu verstehen, sondern die alten
- Sitze der Dänen in Friesland und
- an der Scheldeniündung im 9. Jahr-
- hundert.
- Tenelender, Däneländer, Bewohner
- von Tenelant 722, 4.
- Tenemarhe, Dänemark; vgl. Tene-
- lant. In Dänemark herrschen
- Frute und Horant.
- Tenemarke, der, schwach flectiert;
- der Dänemärker 898, 2. 938, 2.
- 1544, 3.
- Teneriche, dasselbe was Tenemarke
- 354, 3.
- Uote, Gemahlin Gers von Irland,
- Mutter Sigebants.
- Uofe, so heißt auch die norwegische
- Fürstentochter, mit der Sigebant
- sich vermählt; sie heißt diu
- ■schcene 46, 1. 149, 1. 15.^, 1.
- Välant aller küni'je , Teufel aller
- Könige, Beiname Hagens von
- Irland 168, 2. 196, 4. 516, 1.
- Franke, Franke, Volksname 366, 4.
- Fr ideschotten, Schottland, das zu
- Norwegen gehörig gedacht wird
- 9, 3; daher Sigebants Gemahlin
- sagen kann (30, 1), daß sie als
- Mädchen in Fr. gesessen. Auch
- Ludwig von Normandie wird in
- Frideschotteu seßhaft gedacht, zur
- Zeit als Hagen noch lebte, wahr-
- scheinlich von diesem belehnt
- 611, 1.
- Friesen, Friesland; Herr daselbst
- ist Hetel (203, 1). Mit Friesland
- belehnt scheint Irolt (231, 4);
- aber auch Morunc kommt von
- Friesen (271, 1) iind heißt von
- Friesenland (481, 1). Das hollän-
- dische Friesland ist gemeint.
- Fruote von Dänemark, von Dänen
- genannt, und nebst Horant da-
- selbst seßhaft, auch als Hetels
- Vasall. Er ist verwandt mit He-
- tel, der ihn neve anredet (220, 4),
- wie mit Wate, der ihn ebenso be-
- zeichnet (1467, 4). Im Mittelalter
- war er durch seine Freigebigkeit
- (milde) sprichwörtlich bekannt.
- Waleis, die westliche Grenze von
- Hetels Keich , nicht Wales , son-
- dern von dem Flußnamen Waal
- (Holland) abzuleiten. Morunc ist
- damit belehnt.
- Wäleis heißt auch ein Bewohner von
- Wäleis; pl. die Wäleise 884, 1.
- Wate, gewöhnlich mit dem Bei-
- namen der aide, auch der wise,
- was beinahe dasselbe bedeutet
- (471, 4. 570, 2. 1131, 2. 1146, 1),
- Horants Oheim , Herr in Stür-
- men, womit ihn König Hetel be-
- lehnt hat.
- Weiter walt , Bezeichnung eines im
- Westen von Hetels Reiche ge-
- legenen großen Waldes, aus des-
- sen Holz Schiffe gezimmert wer-
- den 945, 2.
- Wigäleis, ein Vasall Hetels, vor
- dessen Hause die Moren turnie-
- ren 582, 2, er erscheint im Kampfe
- 715, 1, und als Ratgeber Hetels
- 759, 1.
- Wülpensant, eine Insel an der Schei-
- demündung, auf der der große
- Kampf zwischen Hetel und den
- Normannen gekämpft wird; zum
- Gedächtnis der erschlagenen He-
- gelinge wird ein Kloster daselbst
- gestiftet.
- Wülpenwert, von wert, Insel, das-
- selbe was Wülpensant 883, 4.
- Druck vou F. A. Bruckhaus in Leipzig.
- University of Toronto
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