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  • Full text of "Kudrun;"
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  • DEUTSCHE CLASSIKER
  • DES
  • MITTELALTERS
  • MIT WORT- UND SACHERKLÄRÜNGEN.
  • BEGRÜNDET
  • VON
  • FBANZ PFEIFFER.
  • ZWEITER BAND.
  • KÜDRÜN.
  • LEIPZIG:
  • F. A. BROCKHAUS.
  • 1880.
  • 12-^5
  • 5 &ua^ruv^
  • K ü D R U N
  • HERAUSGEGEBEN
  • VON
  • KAHL BAKTSCH.
  • VIERTE AUFLAGE.
  • LEIPZIG:
  • F. A. BROCKHAUS.
  • 1880.
  • "»^
  • EINLEITUNG
  • Das Gedicht von Kudrun nimmt in dem Kreise der deut-
  • schen Heldensage, dem es angehört, eine eigentümliche Stel-
  • lung dadurch ein, daß sein Schauplatz nicht das mittlere und
  • südliche Deutschland oder tiefer hinab das nördliche Italien
  • ist, wo einst deutsche Stämme mächtige Reiche gründeten,
  • sondern die Küste des Meeres, die Ufer der Nordsee. Nicht
  • unserm engern Vaterlande allein war die Kudrunsage eigen:
  • wie die deutsche Heldensage ein den germanischen Stämmen
  • gemeinsamer, auf uralten Überlieferungen ruhender Besitz ist,
  • so gehört auch diese den übrigen die Nordsee umwohnenden
  • Germanen ebenso gut an. Zum Teil mythischen Ursprungs,
  • und erst mit der Vermenschlichung der Götter in eine Stamm-
  • sage verwandelt, lokalisierte sie sich in dem deutschen Liede
  • am Ausfluß der Scheide. Aber von Anfang war ihr ein be-
  • stimmtes Lokal nicht zugewiesen; daher wir sie nach der
  • Verschiedenheit der Stämme an verschiedene Stätten geknüpft
  • sehen.
  • Die meisten Berührungen mit einem Teile der deutschen
  • Kudrun, dem Kampfe Hagens von Irland mit Hetel von Hege-
  • lingen, um die entführte Tochter Hilde wieder zu gewinnen,
  • gewähren Sagen des skandinavischen Nordens. Die sogenannte
  • jüngere Edda, welche aus alten Liedern schöpfte, berichtet,
  • jener Kampf sei im Norden so berühmt gewesen, daß die
  • Schlacht in der Skaldensprache geradezu «der Hiadninge
  • (d. h. der deutschen Hetelinge, Hegelinge) Wetter oder Sturm»,
  • die Waffen ihr Feuer genannt wurden. Aus Anlaß dieser
  • Benennungen erzählt sie die Sage selbst.
  • König Högni (der deutsche Hagen) hatte eine Tochter
  • Namens Hilde, die von einem Könige, Hedin, Hiarrandis
  • VI EINLEITUNG.
  • Sohn, wähfend Högni zur Versammlung der Könige geritten
  • war, geraubt wurde. Als er nun hörte, daß in seinem Reiche
  • geheert worden und seine Tochter fortgeführt sei, fuhr er mit
  • seinen Mannen Hedin aufzusuchen, und hörte, daß derselbe
  • nordwärts längs der Küste gesegelt war. Als König Högni
  • nach Norwegen kam, vernahm er, daß Hedin westlich sich
  • gewendet habe. Er segelte ihm bis zu den Orkneys nach,
  • und als er zu der Insel kam, die Haey heißt, da lag Hedin
  • mit seinem Volke davor. Da ging Hilde ihrem Vater ent-
  • gegen und bot ihm ein Halsband in Hedins Namen zur Sühne ;
  • im andern Falle sagte sie, wäre Hedin bereit sich zu schla-
  • gen, und hätte Högni von ihm keine Schonung zu erwarten.
  • Högni antwortete seiner Tochter hart, und als sie Hedin
  • traf, sagte sie ihm, daß Högni keine Sühne wollte, und bat
  • ihn, sich zum Kampfe zu rüsten. Und so thaten sie beide,
  • gingen auf die Insel und ordneten ihre Heere. Da rief He-
  • din seinen Schwäher Högni an und bot ihm Vergleich und
  • viel Gold zur Buße. Da sprach Högni: zu spät bietest du
  • dies, wenn du Versöhnung willst, denn nun habe ich Dains-
  • leif (mein Schwert) gezogen, das Zwerge schmiedeten, das
  • eines Menschen Tod werden muß, so oft es entblößt wird,
  • das beim Hiebe niemals fehlt und Wunden schlägt, die nie-
  • mals heilen. Da sprach Hedin: Des Schwertes rühmst du
  • dich da, noch nicht des Sieges; das Schwert nenne ich gut,
  • das seinem Herrn getreu ist. Da erhüben sie die Schlacht,
  • die Hiadningawig (Kampf der Hiadninge) genannt wird, und
  • schlugen sich den ganzen Tag, und am Abende fuhren die
  • Könige zu den Schiffen. Aber Hilde ging in der Nacht auf
  • den Wahlplatz und weckte mit Zauberkraft auf alle, die tot
  • waren, und am andern Tage gingen die Könige auf das
  • Schlachtfeld und schlugen sich, und ebenso alle die am Tage
  • vorher gefallen waren. So dauerte der Kampf fort einen Tag
  • nach dem andern, und alle, die da fielen, und alle Schwerter,
  • die auf dem Schlachtfelde lagen, und ebenso die Schilde
  • wurden zu Stein. Aber sobald es tagte, standen alle toten
  • Mannen wieder auf und kämpften, und alle Waffen waren
  • wieder brauchbar. So, heißt es in den Liedern, werden die
  • Hiadninge fortfahren bis zur Götterdämmerung.
  • Auch in einem Skaldenliede, der Ragnar-IjodbroJcs-dräpa
  • des Skalden Bragi, wird dieselbe Sage behandelt und erzählt.
  • Die Art, wie Hilde während ihres Vaters Abwesenheit ent-
  • führt wird, stimmt im deutschen Gedicht vielmehr mit dem
  • Raube Kudruns durch die Normannen, denen der zurück-
  • EINLEITUNG. VH
  • gekehrte Vater nachsetzt, und mit denen er in der heißen
  • Schlacht auf dem Wülpensande streitet. Kudruns Schicksal
  • aber ist in dieser Hinsicht nur eine gesteigerte Wiederholung
  • dessen, was ihre Mutter Hilde erfahren: sonach darf nicht
  • befremden, wenn die Namen der Kämpfenden mit der Ent-
  • führungsgeschichte der Mutter, die Einzelheiten der Erzäh-
  • lung mit der der Tochter stimmen. Die nordische Sage ver-
  • leugnet den mythischen Charakter nicht, der in dem deut-
  • schen Liede ähnlich wie in der Nibelungensage ganz in das
  • Gebiet des menschlichen hineingerückt ist. Der ewig sich
  • erneuende Kampf der durch Zauber erweckten Toten, ein
  • Kampf, der seinen Grundzügen nach in der deutschen Kudrun
  • zweimal wiederkehrt, einmal versöhnend, einmal tragisch
  • endet, weist auf die in allen Mythologieen begegnende Vor-
  • stellung des Kampfes zwischen Frühling und Winter, zwischen
  • Licht und Nacht, der sich vor dem Menschenauge jährlich
  • wiederholt und erst mit der Vernichtung der Erde in der
  • Götterdämmerung ein Ende findet.
  • Einen dem nordischen verwandten Bericht hat der däni-
  • sche Geschichtschreiber Saxo Grammaticus. Hithinus, der
  • König eines norwegischen Stammes, der Bimdesgenosse Fro-
  • thos III., des sagenberühmten Dänenkönigs, dem der Fruote
  • der deutschen Kudrun entspricht, wird von Liebe zu der
  • Tochter des Jütenkönigs Hoginus, Hilde, ergriffen, noch ehe
  • er sie gesehen, wie auch zu der Jungfrau schon vorher von
  • ihm Kunde gedrungen war. Als sie sich zum ersten Male
  • sehen, kann keines von dem andern den Blick abwenden, so
  • mächtig hatte die Liebe ihr Herz besessen. Hoginus, der
  • mit Hithinus einen gemeinsamen Raubzug unternimmt, ver-
  • lobt diesem seine Tochter und beide schwören, wer von ihnen
  • den andern überlebe, solle den Tod des Freundes rächen.
  • Nach einiger Zeit wird Hithinus bei Hoginus verleumdet, als
  • habe er verbotenen Umgang mit der Jungfrau vor der Hoch-
  • zeit gepflogen. Hoginus, den Beschuldigungen Glauben schen-
  • kend, greift seinen Schwiegersohn an, wird aber besiegt und
  • muß nach Jütland flüchten. Frotho, der beide wegen der
  • Verletzung des von ihm gebotenen Friedens zur Verantwortung
  • vor sich ladet, sucht, nachdem er die Ursache des Zwistes
  • erfahren, sie zu versöhnen ; da dies nicht gelingt, so gestattet
  • er den Zweikampf. Hoginus, von gewaltiger Körperkraft und
  • Größe, besiegt seinen Gegner, der, schwer verwundet, sein
  • Ende erwartet, als der Anblick der Jugend und Schönheit
  • Hithins das Herz des Siegers erweicht und jenem das Leben
  • VIII EINLEITUNG.
  • rettet. Nach sieben Jahren aber entbrennt bei der Insel
  • Hithins-öe der Kampf von neuem und beide nehmen sich
  • gegenseitig das Leben. Es wird erzählt, fügt Saxo hinzu,
  • Hilde habe ihren Gatten so heiß geliebt, daß sie, um den
  • Kampf zu erneuern, des Nachts durch Zauberlieder die Er-
  • schlagenen wieder erweckte. Auch hier ist die mythische
  • Grundlage in der dämonischen Gewalt der entbrennenden
  • Liebe, der Zaubermacht der Tote belebenden Königstochter,
  • dem immer sich erneuenden Kampfe nicht zu verkennen, wie
  • auch die Namen der drei Hauptpersonen mit der nordischen
  • und deutschen Sage stimmen.
  • Bis ins vorige Jahrhundert hinein lebte die Sage als
  • Ballade auf einer der Shetlandsinseln fort. Hiluge, ein vor-
  • nehmer Mann am norwegischen Königshofe, wirbt um die
  • Königstochter Hildina; sie verschmäht ihn aber, wiewohl der
  • Vater seine Liebe begünstigt. Während der Abwesenheit des
  • Königs und Hiluges entführt der Orkneyjarl Hildina nach
  • den Orkneys. Dorthin verfolgen ihn ihr Vater und Hiluge.
  • Der Jarl geht auf Hildinas Bitte dem Vater entgegen und
  • fleht um Gnade; der König verzeiht, nimmt aber dann auf
  • Hiluges Anstiften alles zurück. Es kommt zum Zweikampf
  • zwischen den Nebenbuhlern, wobei Hiluge den Jarl tötet.
  • Nach Norwegen zurückgekehrt, willigt Hildina in die Ver-
  • mählung mit Hiluge ein, macht aber beim Hochzeitmahl
  • durch gemischten Wein die Gäste schlaftrunken, und zündet,
  • nachdem sie ihren Vater hinausgeschafft, den Saal an, in
  • welchem auch Hiluge untergeht.*)
  • Bei den Angelsachsen lassen sich ebenfalls Spuren der
  • Sage nachweisen. Wir übergehen dieselben und kehren zu
  • der deutschen Kudrun zurück. Hier ist die Göttersage zur
  • reinen Heldensage geworden, und nur in einzelnen Charak-
  • teren, wie in dem alten Wate, dessen Erscheinen und Auf-
  • treten die Natur eines Sturmriesen nicht verleugnet, in ein-
  • zelnen Zügen, wie wenn der junge Hagen das Blut des er-
  • schlagenen Tieres trinkt und dadurch übermenschliche Kraft
  • gewinnt**), tritt verdunkelte Beziehung auf die alte Götter-
  • und Heidenwelt uns entgegen. Daß die Sage, die uns in
  • dem deutschen Liede am vollständigsten, wenn auch nicht
  • *) Vgl. C. Hofmann in den Sitzungsberichten der bairischen Aka-
  • demie 1867, II, 205 fg.
  • **) Doch ist dieser Zug wohl aus einer andern Sage entlehnt ; vgl.
  • S. XV.
  • EINLEITUNG. IX
  • am ursprünglichsten erhalten ist, auch sonst und schon vor
  • dessen Abfassung in Deutschland bekannt war, dafür haben
  • wir bestimmte Zeugnisse.
  • Am berühmtesten war wie im Norden so auch in Deutsch-
  • land jener blutige Kampf um die geraubte Tochter, der den
  • Mittelpunkt der nordischen Erzählungen bildet. Die früheste
  • Erwähnung finden wir in des Pfaffen Lamprecht Alexander,
  • einem Gedichte, das der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
  • angehört. Um die Schlacht am Euphrat zwischen Alexander
  • und den Persern furchtbar darzustellen, vergleicht sie der
  • Dichter mit dem Kampfe vor Troja und auf dem Wülpen-
  • werder :
  • von eime volcwige höre wir sagen,
  • der üf Wulpinwerde gescach,
  • dar Hilden vater tot lach
  • inzwischen Hagenen unde Waten:
  • 5 der ne mohte sich hi zö niht gegaten.
  • Herwich unde Wolfwin
  • ne mohten ime niwit gelich sin,
  • uoh nehein man ander:
  • also freislich was Alexander.
  • Die hierin enthaltenen Beziehungen weichen von unserer Ku-
  • drun ab und beweisen, daß in der dem Dichter bekannten
  • Fassung der Kampf auf dem Wülpenwerder nicht um Kudrun,
  • sondern um Hilde geschlagen wurde : einer Fassung, die dem-
  • nach dem nordischen Berichte näher stand:
  • Unter den Helden des Gedichtes hat keiner größere Volks-
  • tümlichkeit erlangt als Horant, den die nordische Sage als
  • Vater Hedins bezeichnet, während er im deutschen Liede zu
  • einem Vasallen Hetels geworden ist. Seine Sangeskunst, die
  • so wunderbare Wirkung auf die Zuhörer ausübt, wurde ge-
  • radezu sprichwörtlich. Salman und Morolt, das Werk eines
  • Spielmanns aus dem 12. Jahrhundert, stellt Salomons Weis-
  • heit, Absalons Schönheit und Horants süßen Gesang als drei
  • am meisten begehrenswerte Dinge zusammen : und das Gleiche
  • thun Dichter des 13. Jahrhunderts, der Verfasser des Wein-
  • 1 colcwtc, Volkskampf. — 5 sich gegaten, sich vergleichen; hi z6,
  • hierzu , mit diesem Kampfe. — 7 niwit aus niwiht , nicht. — ime , Alexan-
  • dern. — 9 f reinlich , furchtbar.
  • X EINLEITUNG.
  • schwelg, der starke Boppe und ein ungenannter Nachahmer
  • des letztern.*) Der Wartburgkrieg sagt von Wolfram:
  • do sach man den von Eschelbach
  • als man Horanden vor der künigin Hilden sach,
  • wahrscheinlich mit Bezug auf die Scene, wo Horant vor der
  • jungen Hilde in ihrer Kemenate singt und dabei seine Bot-
  • schaft, die Werbung König Hetels, ausrichtet.
  • Aber nicht Zeugnisse der Poesie allein dürfen für die Ver-
  • breitung der Sage geltend gemacht werden, sondern auch das
  • Vorkommen der Namen des Liedes im Leben. Unsere Vor-
  • eltern liebten es, ihren Kindern die Namen von Helden zu
  • geben, die im Liede gefeiert, die dem ganzen Volke teuer
  • waren. Da einige, wie Hagen, auch sonst in Sagen vor-
  • kommen, so ist ihr Nachweis nicht als ein Zeugnis für unser
  • Lied zu betrachten, wohl aber die Namen Hetel, Horant,
  • Irolt, Wate und vor allem der der Heldin Kudrun. Die in
  • Oberdeutschland übliche Form war Kimtrun, Guntrun, Gun-
  • drun, und die Aufnahme der niederdeutschen mit ausgestoße-
  • nem w, wofür Verlängerung des Vokals eintrat, bekundet die
  • niederdeutsche Heimat der Sage. Keine Spur der ursprüng-
  • lichen Sprache zeigt dagegen der Name des Kampfplatzes,
  • der Wülpemvert oder Wülpensant: denn p in wülpe, wül-
  • pinne ist auch hochdeutsch.
  • Auf das nordwestliche Deutschland weisen uns die be-
  • deutendsten poetischen Zeugnisse : dorthin gehört Lamprechts
  • Alexander, dorthin Salman und Morolt. Die späteren fallen
  • zum Teil nach Oberdeutschland, aber in eine Zeit, wo unser
  • Gedicht längst vorhanden war, können mithin auf der Kenntnis
  • desselben beruhen. An der Küste der Nordsee wurde die
  • Sage aus dem ursprünglichen, den deutschen und nordischen
  • Stämmen gemeinsamen Kerne im Volksliede weiter entwickelt.
  • Wandernde Sänger trugen sie nach dem innern Deutschland,
  • und so kam sie nach den entgegengesetzten Grenzen unsers
  • Vaterlandes, aus dem Nordwesten nach dem Südosten, nach
  • Österreich, um hier unter der Hand eines begabten Dichters
  • am Ende des 12. Jahrhunderts zu einem umfassenden Epos
  • gestaltet zu werden. Ein wunderbares Schicksal ließ die
  • *) Die ZeugniBse bei W. Grimm, Heldensage, S.331; das letzterwähnte
  • in meinen Meisterliedern der Kolmarer Handschrift 28, 24.
  • EINLEITUNG. XI
  • Schiffersage norddeutscher Uferlande fern von den Wogen
  • des Meeres zur Entfaltung und Gestaltung kommen durch
  • einen Dichter, der selbst dem Stande wandernder Sänger
  • angehörte, den aus seiner engen Heimat in den tiroli-
  • schen Bergen die altgermanische Wanderlust hinaustrieb,
  • hinaus bis ans Meer, mögen es nun die Wellen der süd-
  • lichen Adria oder der nordischen See gewesen sein; aber
  • nur eigene Anschauung vermag die eigentümliche Welt
  • des Meeres so treu und malerisch zu schildern wie unser
  • Gedicht.
  • Wie weit die Lieder, die der Dichter vernahm, die in
  • ihm den Entschluß hervorriefen, die herrliche Sage als Gan-
  • zes zu gestalten, sich von dem alten Sagenkerne losgelöst
  • und selbständig weiter gebildet hatten, wissen wir nicht zu
  • sagen. So viel jedoch sehen wir, daß unter des Dichters
  • Hand zwar der Hauptinhalt der alten Lieder ungefährdet
  • blieb, das Ganze aber in eine kunstmäßige Form umgegossen
  • wurde. Schon die strophische Form, die er seinem Werke
  • gab, bezeugt das. Nicht die altepische einfache Form ge-
  • paarter Reime, die das Volkslied jener Zeit ohne Zweifel
  • hatte, behielt er bei, sondern er schuf eine Strophe von
  • stolzem, schwungvollem Charakter. Ein Vorbild fand er in
  • nächster Nähe: etwas mehr als ein Menschenalter vor ihm
  • hatte ein Dichter die Lieder von Siegfried und den Nibe-
  • lungen, von dem Untergange der Burgunden an Etzels Hofe
  • zu einem gewaltigen ergreifenden Epos umgedichtet. Auch
  • er hatte sich eine eigene Form dafür geschaffen, und diese
  • war es, die der Sänger der Kudrun, nach dem damals herr-
  • schenden Gesetze, daß ein Dichter die Kunstform eines an-
  • dern sich nicht aneignen durfte, nicht nachahmte, wohl aber
  • zu einer neuen umbildete. Er brachte reichern Wechsel,
  • vollem Klang hinein, indem er neben dem stumpfen (männ-
  • lichen) auch dem klingenden (weiblichen) Reime, der die dritte
  • und vierte Zeile der Kudrunstrophe beherrscht, ein Recht
  • einräumte. Wenn die Nibelungenstrophe in ihrer Einfach-
  • heit der Strenge des epischen Stils entspricht, so hat die
  • Strophenform der Kudrun einen weichern, mehr lyrischen
  • Charakter; und wie im poetischen Gewände, so ist auch in
  • der Behandlung und Darstellung das Verhältnis beider Ge-
  • dichte dasselbe.
  • Das Werk hatte die Bestimmung, die Teilnahme für die
  • deutsche Heldensage in den ritterlich höfischen Kreisen zu
  • beleben; denn auf ihre Gunst war der erwerbsuchende wan-
  • XII EINLEITUNG.
  • deriule Dichter augewiesen. Schon herrschte auf dem Ge-
  • biete der Epik der französische Geschmack; begabte Dichter
  • ritterlichen Standes hatten angefangen, französische Dich-
  • tungen, zumal aus dem Kreise der bretonischen Artussage,
  • nach Deutschland zu verpflanzen. So hohl und inhaltsleer,
  • ja widerwärtig und ekelhaft diese Stoffe uns zum Teil er-
  • scheinen, so fanden sie doch in den Hofkreisen den größten
  • Beifall; man erblickte in ihnen die Verkörperung eines
  • idealen Rittertums, dem die Zeit nachstrebte. Konnte ein
  • für die Schönheit und den Gehalt unserer nationalen Sage
  • begeisterter Dichter auch hoffen, daß seine Dichtung neben
  • jenen ausländischen sich behaupten würde, so war doch auf
  • der andern Seite seine Abhängigkeit von der Gunst der Edeln
  • für ihn ein Anlaß, dem Geschmacke derselben einige Zu-
  • geständnisse zu machen. Als solches könnte man die Ver-
  • pflanzung des Stoffes auf den Boden des ritterlichen Lebens
  • ansehen. Des Dichters Schilderungen von Festen und Tur-
  • nieren, von Waffen und Kleidern, von Schiffen und Wohnun-
  • gen führen uns in die Zeit, in der er selbst lebte, in die
  • ritterlichen Burgen mit ihren höfischen Einrichtungen ein.
  • Uns stört dergleichen den einheitlichen Eindruck des Ganzen;
  • wir kennen die Sage als ein Produkt uralter, noch dem
  • Heidentum angehöriger Verhältnisse und Anschauungen, wir
  • besitzen sie teilweise in älterer Fassung, die jenen alt-
  • germanischen Charakter noch nicht abgestreift hat, uns thut
  • es darum weh, da mitten hinein die Töne ritterlichen höfi-
  • schen Lebens klingen zu hören, während doch daneben alte
  • Sagenzüge unverwischt geblieben sind. Es entstehen durch
  • diese Übertragung eines alten Stoffes in die Sitten einer
  • Jüngern Zeit seltsame Widersprüche zwischen Inhalt und Be-
  • handlung. Wenn der alte Ludewig im Zorne über Kudruns
  • Weigerung die Jungfrau bei den Haaren ins Wasser schleu-
  • dert, so ist das ein Zug altgermanischer Härte und Rau-
  • "~1ieit; wie nimmt es sich nun daneben aus, daß gleich darauf
  • durch den Boten entsendenden Hartmut ein höfischer Empfang
  • der Ankommenden ins Werk gesetzt wird! Des alten Wate
  • riesische Natur wurde schon erwähnt; trotzdem muß er es
  • sich gefallen lassen, daß ihn der Dichter mit goldenen Bor-
  • ten in den Locken auftreten läßt.
  • Doch das sind kaum Zugeständnisse, die der Dichter sei-
  • nen höfischen Zeitgenossen machte, sondern es liegt diese
  • Übertragung in eine moderne Welt in ihm selber. Das Mittel-
  • alter besaß nicht jenen Grad von Objektivität, um die Sitten
  • EINLEITUNG. XIII
  • einer fernen Zeit in einer derselben entsprechenden Weise
  • zu schildern. Für den mittelalterlichen Dichter gewann jedes
  • Zeitalter den Charakter desjenigen, in dem er selbst lebte;
  • die ihn umgebende Welt übertrug er mit kindlicher Naivetät
  • auf alle Länder und Zeitalter; am Sinne für historisches Ko-
  • lorit fehlte es ihm gänzlich. Wenn er Stoffe der biblischen
  • Geschichte, wenn er Sagen der Griechen- und Römerwelt be-
  • handelte, immer sind es Gestalten des 12. und 13. Jahrhun-
  • derts, die uns entgegentreten, ist es eine ritterliche AVeit,
  • in die wir hineinversetzt werden. So naiv und rührend in
  • manchen Fällen diese kindliche harmlose Vermischung ist, so
  • störend und beleidigend für unsern Geschmack ist sie in an-
  • dern. An die Entstellung und Verzerrung der antiken Welt
  • in den Gedichten des Mittelalters haben wir uns seit lange
  • gewöhnt; sollten wir uns nicht darein finden, daß auch un-
  • ser frühes Altertum später in gleicher Weise unverständlich
  • wurde ?
  • Die alte Sage atmet heidnisches Gefühl, heidnische An-
  • schauungen; christliches ist ihr fremd. Die Einflechtung
  • christlicher Elemente in unserm Gedichte beruht auf dem
  • gleichen Mangel an Objektivität, den wir eben bemerkten.
  • Der Dichter fühlte nicht, daß dergleichen schlecht zu dem
  • eigentlichen Gehalt der Sage passe. Aber vielleicht war hier
  • auch schon das Volkslied seiner Zeit vorangegangen, das dem
  • Einflüsse christlicher Anschauungen jedenfalls ebenso nach-
  • gab wie die Kunstpoesie. Wenn der weissagende Vogel der
  • am Strande waschenden Kudrun die nahe Rettung verkündet
  • und dann ein Engel Gottes genannt wird, so fällt das unter
  • den bezeichneten Gesichtspunkt. Das Ursprüngliche war eine
  • Meerfrau, wie sie im Besitze der Weissagung in unsern heid-
  • nischen Mythen gedacht wurden: sie hatte ihr Schwanenhemd
  • angezogen und erschien nun in der Gestalt eines Vogels.
  • Diese uralte Vorstellung war dem 12. Jahrhundert abhanden
  • gekommen oder verdunkelt, vielleicht schon dem Volksliede,
  • vielleicht erst dem Dichter unserer Kudrun. Dem letztern
  • ist die Verflechtung christlicher Elemente sicher erst zuzu-
  • schreiben, wenn nach der blutigen Schlacht auf dem Wülpen-
  • sande die Überlebenden beschließen, an jener Stätte ein Klo-
  • ster zu errichten, um darin für die Seelen der Verstorbenen
  • Messe singen zu lassen. So störend dieser Zug für uns ist,
  • 80 sehr entspricht er dem Geiste der damaligen Zeit, die
  • neben gi'oßer Unsittlichkeit eine äußerliche Frömmigkeit zur
  • Schau trug.
  • XIV EINLEITUNG.
  • Auch hierill wird man eher eine im Geschmacke des Dich-
  • ters liegende als von ihm der Zeitrichtung zugestandene Wan-
  • delung des Stoffes erblicken. Wohl aber werden wir, wenn
  • ganz neue Sagenelemente hineinverwoben werden, darin ein
  • solches Zugeständnis finden. In jenen modernen und christ-
  • lichen Anschauungen war der Dichter unbewußt mit seiner
  • Zeit befangen; vor anderm hätte ihn vielleicht dichterische
  • Begabung bewahrt, wenn er damit nicht größern Beifall der
  • höfischen Kreise gehoift hätte. Er geriet dadurch in einen
  • der größten Fehler, den ein Dichter begehen kann, den
  • Mangel einheitlicher Komposition. Statt uns mitten in die
  • Haupthandlung hineinzusetzen, statt die Heldin, an deren
  • Schicksal unsere Teilnahme haftet, uns sogleich vorzuführen,
  • berichtet er uns von den Geschicken ihrer Voreltern. Er
  • läßt zwei Generationen vorüberziehen, ehe wir zu Kudrun
  • gelangen. Die Analogie der beliebten Ritterromane war es,
  • die ihn leitete: so wird im Parzival und Tristan uns das
  • Leben der Eltern erzählt, der eigentliche Held ist beim Be-
  • ginn des Gedichts noch gar nicht geboren. In einem gewissen
  • innern Zusammenhange mit dem Hauptinhalt stehen diese
  • Vorgeschichten allerdings; sie bilden eine Art Vorspiel, in
  • dem das Schicksal des Helden uns symbolisch schon ent-
  • gegentritt. So geht durch die drei Generationen, die in un-
  • serer Kudrun erscheinen, der gemeinsame Zug, daß die jedes-
  • malige Heldin entführt wird. In den beiden ersten kleinern
  • Teilen des Gedichts hat der Dichter am meisten von dem
  • Seinigen hinzugethan, doch keineswegs alles, denn der Kampf
  • zwischen Hetel und Hagen um Hilde ist gerade durch die
  • nordische Sage beglaubigt. Aber er nahm die Zusätze nicht
  • aus seinem eigenen Kopfe, sondern benutzte Erdichtungen
  • von Sagen, die schon vor ihm Beifall gefunden hatten. Die
  • Entführung des jungen Hagen durch Greifen, sicherlich kein
  • volksmäßiger Zug, ist von dieser Art: die Greifensage war
  • auf gelehrtem AVege in die deutsche Poesie gekommen,
  • wahrscheinlich entnahm sie der Dichter dem alten Gedichte
  • von Herzog Ernst, das um 1180 in deutscher Bearbeitung
  • schon vorhanden war und sich seit jener Zeit großer Beliebt-
  • heit erfreute, wie die zahlreichen Bearbeitungen des 13., 14.
  • und 15. Jahrhunderts beweisen. Auch im weitern Verlaufe
  • des Gedichts mischt er Elemente ähnlichen Ursprungs ein:
  • Hildens Heer kommt an den Magnetberg zu Givers, in dem
  • eine wunderbare Welt lebt. Schon früher war die Poesie
  • der Spielleute in solcher Vermischung vorangegangen: auch
  • EINLEITUNG. XV
  • diese hatten in die volkstümlichen heimischen Sagenstoffe,
  • die sie behandelten, fremdartige Elemente, vorzugsweise
  • orientalische Erfindungen, verwebt, die zu einer Zeit, wo
  • die Kreuzzüge die Herzen begeisterten, wo der Orient wie
  • ein fernes Zauberland winkte, besonders gefallen mußten.
  • In den Orient läßt auch der Kudrundichter seine Phantasie
  • schweifen. Hagens spätere Gemahlin Hilde, welche die
  • Greifen entführt hatten, ist eine Königstochter aus Indien.
  • So bildet namentlich der erste Teil eine Vereinigung fremd-
  • artigen Stoffes, in den dazwischen Züge verflochten sind, die
  • aus andern Kreisen des Volksepos geborgt wurden, um die
  • Erfindung möglichst pikant zu machen. Hagen muß mit
  • einem wunderbaren Tiere, einem gahilün, kämpfen, das auch
  • in einem Spielmannsgedichte (Rother 4938) begegnet. Dieser
  • Kampf ist ersichtlich dem Siegfrieds mit dem Drachen nach-
  • gebildet; Hagen trinkt des Tieres Blut und gewinnt dadurch
  • gi'oße Kraft, wie Siegfried sich im Blute des Drachen badet
  • und unverwundbar wird. Gleich darauf trifft Hagen einen
  • Löwen, der sich ihm wie bittend nähert und von ihm ver-
  • schont bleibt. Derselbe hatte offenbar mit dem Gabilun ge-
  • kämpft und war durch Hagen vom Tode errettet worden :
  • eine Sage also, die an die Überlieferung von Heinrich dem
  • Löwen erinnert und vielleicht auf ein schon damals gesunge-
  • nes Lied von diesem sich stützt, das der Beiname des mäch-
  • tigen Herzogs veranlaßt haben mochte. Alle diese Momente
  • erwogen, kann es nicht wundernehmen, wenn der Eindruck
  • der Einheit, wie wir ihn von einem Kunstwerke verlangen,
  • wesentlich geschwächt wird. Rechnen wir dazu, daß der
  • Mangel an Einheit sich sogar auf die Form erstreckt, indem
  • neben der Kudrunstrophe eine Anzahl Nibelungenstrophen
  • sich finden, die dem mit der Form seines Vorbildes vertrau-
  • ten, der neuen Form noch ungewohnten Dichter zumal im
  • Anfang mit unterliefen, so sehen wir hinreichenden Stoff zu
  • Vorwürfen gegen denselben.
  • Und doch ist der Gesamteindruck, den das Gedicht hinter-
  • läßt, ein schöner, wenn auch nicht immer gleichmäßig groß-
  • artiger. Etwas davon kommt auf Rechnung der nationalen
  • Sage, des tiefpoetischen Gehalts derselben; das Meiste gebührt
  • aber doch der entschiedenen Begabung des Dichters. War
  • seine Fähigkeit nicht groß genug, um etwas dem alten Sagen-
  • stoffe Gleichstehendes hinzuzudichten (und wer wird sich
  • darüber wundern, wenn er bedenkt, daß die Volkssage das
  • Erzeugnis einer ganzen Nation ist, daß der Geist eines
  • XVI EINLEITUNG.
  • Volkes auf ihr ruht?), so verstand er es, das in den Volks-
  • liedern Überlieferte zu ordnen und 7a\ gestalten. Und so hat
  • man bald nach dem ersten Bekanntwerden in diesem Ge-
  • dichte das würdige Seitenstück zum Nibelungenliede gefunden.
  • Mit Recht sind Nibelungen und Kudrun in einem ähnlichen
  • Verhältnis aufgefaßt worden wie Ilias und Odyssee. Der
  • großartige Hintergrund macht jene wie die Nibelungen gewal-
  • tiger und erschütternder; die Schicksale von ganzen Völkern
  • werden mit dem Schwerte entschieden, ein Herrscherhaus,
  • dem edle Helden angehören, geht vor unsern Augen dem
  • Untergange entgegen. Aber auch die Sieger erfreuen sich
  • des Glückes nicht; das Schicksal ist nicht minder über sie
  • hereingebrochen. Das Ganze atmet den Geist einer Tragödie,
  • und mehr noch als in dem griechischen tritt in dem deut-
  • schen Epos dieser zum Tragischen sich gipfelnde Charakter
  • hervor. Alles gewinnt dramatisches Leben: mit fieberhafter
  • Spannung wird der Hörer durch alle Stufen des sicherschrei-
  • tenden Verderbens geführt. «Nach Freude Leid», ist der
  • ernste Klang, der durch das ganze Nibelungenlied hindurch-
  • geht, der auch durch die heiteren sonnigen Scenen klingt und
  • den Schatten künftigen Verhängnisses auf sie wirft. Weicher
  • und versöhnender schließt, wie die Odyssee, das deutsche
  • Lied von Kudrun ab. Zwar vernichtet das erbarmungslose
  • Schicksal durch Tod und Raub das Glück derer, für die der
  • Dichter unsere Teilnahme geweckt hat; zwar werden wir in
  • die größte Tiefe des Elends, des Leides, der Knechtschaft
  • geführt, sehen ein edles Wesen das Schimpflichste dulden;
  • aber aus der Tiefe richtet die Hoifnung empor, für den er-
  • littenen Jammer entschädigt ein beglückendes Ende, aus Leid
  • erwächst Freude, und nur leise klingt am Schlüsse, als
  • Mutter und Tochter scheiden, der Schmerz der erstem über
  • ihre Verlassenheit durch, da ihr der Gemahl gefallen, die
  • einzige Tochter nun dem geliebten Manne in die neue Hei-
  • mat folgt. Und der Dichter weiß uns innerlich gewiß zu
  • machen, daß, wenn wir auch den Ausgang nicht wüßten, wir
  • mit Bestimmtheit ahnen würden, es müsse ein versöhnender,
  • beglückender sein, damit die poetische Gerechtigkeit erfüllt
  • werde.
  • Auf das feinste und sorgfältigste sind alle Charaktere
  • ausgearbeitet, alle in consequenter Behandlung vom Anfang
  • bis zum Ende durchgeführt. Nie begegnet es dem Dichter,
  • daß er sie aus der Rolle fallen, sie anders denken und reden
  • läßt als es jedem von ihnen nach seiner eigensten Anlage
  • EINLEITUNG. XVII
  • zukommt. Die schönsten Züge der germanischen Natur,
  • furchtlose Tapferkeit, unerschütterliche Treue, unbeugsames
  • Rechtsgefühl werden vor uns entfaltet. Der Adel einer weib-
  • lichen Seele, die, erfüllt von reiner Liebe, dem Geliebten
  • Treue hält in der Not und Drangsal einer harten Gefangen-
  • schaft, welche ein kleines Nachgeben ihr in Glanz und Pracht
  • verwandeln könnte, tritt uns vielleicht in keiner Dichtung
  • des deutschen Mittelalters so schön wie in Kudruns Gestalt
  • entgegen. Sie ist nicht die hingebende Dulderin, die, von
  • christlichem Entsagungsgeiste beseelt, alles über sich ergehen
  • läßt; sie ist ungebeugt trotzig, auch wo sie die Gewalt und
  • Roheit sich gegenüber weiß; aber klug und listig versteht
  • sie zu täuschen, als sie die nahe Rettung vernommen, um
  • sich der beschimpfenden Strafe zu entziehen, die sie durch
  • den im Gefühle baldiger Befreiung erwachten Stolz verschul-
  • det hat. Sie täuscht, ohne jedoch ein ihre Ehre verletzen-
  • des Zugeständnis zu machen, und ist bei aller List nicht
  • vorsichtig genug, um nicht ihren Innern Jubel durch Lachen
  • zu verraten. Im modernen Sinne wäre es gewesen, wenn
  • der Dichter in ihre Seele einen Konflikt gelegt hätte, den er
  • anfangs anbahnte, als er Kudrun Gefallen an Hartmut finden
  • läßt, wenn er sie während der Gefangenschaft zwischen
  • ihrer Treue zu Herwig und einer Neigung zu Hartmut hätte
  • kämpfen lassen; aber so konnte nach mittelalterlichem Ge-
  • fühle Kudrun nicht handeln. Hartmut, den der Dichter mit
  • ähnlicher Liebe wie die Ilias Hektor schildert, ist eine edle,
  • wahrhaft ritterliche Natur, der Liebe eines Weibes in jeder
  • Hinsicht wert; Kudrun konnte mit Wohlgefallen auf ihn
  • blicken. Aber von dem Augenblicke an, wo Ludwig ihr den
  • Vater erschlagen hatte, mußte sie das ganze Geschlecht,
  • mußte auch Hartmut hassen. Erst als die Rache an Lud-
  • wig vollzogen, als Kudrun den Ihrigen, dem Glücke wieder-
  • gegeben ist, öffnet ihr Herz sich wieder weicheren Gefühlen ;
  • sie rettet Hartmut das Leben und versöhnt ihn mit ihrer
  • Mutter.
  • Meisterhaft sind des Dichters Schilderungen: das unruhige
  • Wogen des Kampfes weiß er anschaulich und lebendig vor
  • unsere Seele zu zaubern, weiß der Scenerie immer die ent-
  • sprechende Färbung zu geben, mit der Hand des Malers in
  • wenigen Strichen sie vor uns zu entfalten. Wir lauschen mit
  • dem wilden Hagen und den Seinen am stillen Abend dem
  • zauberischen Gesänge Horants, bei dem die Vöglein in den
  • Büschen verstummen, die Tiere ihrer Weide vergessen, die
  • KÜDRVN. b
  • XVIII EINLEITUNG.
  • Fische in den blauen Wogen stille halten. Wie herrlich
  • ist die Scene am Strande, wo Kudrun und ihre treue Jung-
  • frau waschen, wo sie den rettungverkündenden Vogel und
  • am nächsten Tage die Retter selbst begrüßen! Wie dann
  • Kudrun in freudigem Stolze, daß zwei Könige sie geküßt, die
  • Wäsche ins Meer schleudert und frei nach der Burg zurück-
  • kehrt, während die ängstlichere Genossin schwerbeladen dahin-
  • wandelt. So kann nur ein großer Dichter malen; ich stehe
  • nicht an, diese Scene der Landung des Odysseus bei den
  • Phäaken, seinem Zusammentreffen mit Nausikaa an die Seite
  • zu stellen.
  • Der Blütezeit der mittelalterlichen deutschen Poesie ge-
  • hört unser Gedicht an, aber nicht dem Sommer derselben,
  • sondern dem ausgehenden Frühling, der mit der größern
  • Frische, die er vor dem Sommer voraus hat, doch schon
  • dessen Farbenpracht und Fülle verbindet. Es ist der Aus-
  • gang des 12. Jahrhunderts, die Zeit, wo unsere großen höfi-
  • schen Dichter ihre Jugend kaum hinter sich hatten, mit
  • ihren Erstlingswerken vielleicht eben erst hervorzutreten be-
  • gannen. Die Zeit bestimmt sich durch die des Nibelungen-
  • liedes, das dem 12. Jahrhundert angehört und dessen Kennt-
  • nis der Dichter der Kudrun nicht nur in der Nachbildung
  • der Strophenform, sondern auch in zahlreichen Entlehnungen
  • im Ausdruck, in Schilderungen u. s. w. bekundet. Und
  • wiederum muß das Gedicht vor 1200 verfaßt sein, da
  • Wolfram von Eschenbach sein Jugendwerk, das Bruchstück
  • geblieben, Sigune und Schionatulander, kaum später als 1200
  • in einer Stroplienform zu dichten begann, die der Kudrun
  • nachgebildet ist. Mit dieser Zeitbestimmung (1190 — 1200)
  • steht die poetische Form, die teilweise Freiheit der Reime,
  • die noch die im 13. Jahrhundert nicht mehr geduldete Asso-
  • nanz haben, in vollem Einklänge. Ein bestimmterer chrono-
  • logischer Anhaltspunkt liegt, wie mich Schröer aufmerksam
  • macht, vielleicht in 5, 4, was wie eine Hindeutung auf
  • eine das ganze Land betreffende Sorge aussieht, die der
  • Dichter mitempfindet. Er deutet vielleicht auf den bange
  • erwarteten, aber noch nicht eingetretenen Tod Herzog
  • Ottackers VL von Steier hin, der 1192 an einem unheilbaren
  • Aussatz starb.
  • Es darf wamdernehmen, daß ein so bedeutendes Ge-
  • dicht, das bald nach seinem Bekanntwerden die Aufmerksam-
  • keit eines Wolfram auf sich lenkte, nicht größere Verbreitung
  • fand. Im Anfang des 13. Jahrhunderts unterzog sich ein
  • EINLEITUNG. XIX
  • Österreichischer Dichter einer teilweisen Umarbeitung, die
  • sich vorzugsweise auf die Einführung von Keimen in die Cä-
  • sur erstreckte, indem schon das ursprüngliche Gedicht solche
  • in reiner und ungenauer Form gehabt hatte. Von da an
  • aber schweigt jede Kunde. Rechnen wir die Erwähnungen
  • von Horant und Hilde, sowie die des milden Frute ab, die
  • im 13. Jahrhundert begegnen, die aber ebenso gut aus der
  • Tradition wie aus unserm Gedichte stammen können, so wird
  • dieses im ganzen Mittelalter gar nicht mehr erwähnt; der
  • Name der Heldin begegnet in den Zeugnissen kein einziges
  • Mal. Es ist möglich, daß schon gleich bei seiner Veröifent-
  • lichung der Beifall nicht so war, wie der Dichter es ver-
  • diente: der Geschmack der Zeit war nicht für die volks-
  • mäßigen Stoffe, Wolfram bildet gerade darin eine Ausnahme,
  • daß er ihnen Neigung zuwendet, sie öfter erwähnt und der
  • volkstümlichen Poesie Einfluß auf seinen Ausdruck gestattet.
  • Das Nibelungenlied war allerdings sehr verbreitet, wie die
  • zahlreichen Handschriften beweisen, aber die Sage war auch
  • von jeher bekannter als die Kudrunsage, die für das Binnen-
  • land doch etwas Fremdartiges behielt. Auch Dietrich von
  • Bern genoß einer ganz andern Popularität als Hetel oder
  • Wate, ja er wurde allmählich geradezu der Liebling der deut-
  • schen Heldensage.
  • Gleichwohl ist die lebendige Volkssage nicht untergegangen,
  • und hat noch vor wenigen Jahren in Meklenburg fortbestan-
  • den. Leider hatte, als die Thatsache mir bekannt wurde,
  • der vielleicht letzte Mund sich geschlossen, der sie über-
  • lieferte, und nur ein paar Trümmer bewahrt die Erinnerung
  • einer Dame, die in ihrer Jugend davon hatte erzählen hören.
  • Da ward berichtet wie de olle War kam, von der großen
  • Schlacht auf dem Wulx)ensande , und wie die Heldin mit
  • ihrer Freundin an den Meerstrand geht, um die Wäsche zu
  • waschen, und in das Vorzimmer der bösen Herzogin tritt,
  • um zu lauschen, ob sie noch schlafe, und sie um Strümpfe zu
  • bitten, die sie bei der kalten Arbeit anziehen können. Der
  • Name War weist auf die niederdeutsche Form Wade: schon
  • dies wehrt den Gedanken an einen Zusammenhang mit dem
  • mhd. Gedichte ab. Bezeichnend ist auch, daß der vordere
  • Teil der Dichtung in der Volkssage ganz fehlte (vgl. S. XIV*).
  • Eine entstelltere Fassung nach mündlicher Mitteilung eben-
  • ♦) Das Nähere in Pfeiffers «Germania», 12, 220—224 und in meinen
  • „ Sagen aus Meklenburg " 1 , 4C9 ff.
  • b*
  • XX EINLEITUNG.
  • falls aus Meklenburg erzählt, von einem König in «dat
  • Reich» und seiner Frau, die eine einzige Tochter hatten.
  • Achtzehn Jahr alt, wird sie viel umworben, zuerst wirbt der
  • König von Dänemark für seinen Sohn um sie, wird aber
  • wegen alter Feindschaft abgewiesen. Unter den übrigen
  • Freiern gefällt den Eltern am besten der Königssohn «ut
  • Norden» und sie beschließen, ihm die Tochter zu geben.
  • Alles wird fertig gemacht, man schifft sich in Poel ein. Braut
  • und Bräutigam mit Gefolge jedes auf besonderem Schiffe.
  • Ein Sturm verschlägt sie, den Prinzen nach Hause, wo er
  • das hübscheste Hoffräulein der Prinzessin heiratet, die Prin-
  • zessin nach Dänemark, wo König und Königin die Werbung
  • erneuern und sie, da sie sich weigert, schlecht behandeln
  • und in einen Turm sperren. Im Gefolge der Braut war ein
  • junger Gärtner, den sie besonders lieb hatte; er ward auf
  • eine benachbarte Insel verschlagen, wo er von den Leiden
  • der Prinzessin hörte. Er gelangt in den Turm imd will sie
  • befreien, aber sie erklärt, sie lasse sich nicht stehlen. Da
  • geht er gradenwegs zu König und Königin, die erstaunt in
  • dem Gärtner ihren Sohn erkennen. Die Prinzessin, welche
  • ihn liebt, will trotzdem den Turm nicht verlassen, bis die
  • Einwilligung ihrer Eltern da ist. Inzwischen erfährt der
  • König ((Ut Norden» von der Rettung der Prinzessin und be-
  • ansprucht sie für seinen Sohn. Es kommt zum Kriege und
  • zu einer großen Schlacht, die dänische Königsburg wird ein-
  • genommen, die alte Königin verbrennt. Da feuert die Prin-
  • zessin die Dänen aufs neue an und sie schlagen die Nord-
  • länder zurück. Zuletzt wird Frieden geschlossen, die Ein-
  • willigung der Eltern trifft ein und sie heiratet den dänischen
  • Prinzen.*)
  • Auch in deutschen Volksliedern lebt die Sage fort; wie
  • solcher drei aus Gottschee Schröer mitgeteilt hat, in denen
  • namentlich eine Hauptscene, das Waschen am Strande, das
  • Begegnen der schönen «Meererin» mit Bruder und Geliebten,
  • den Inhalt bildet.**)
  • Von diesen Spuren abgesehen, erscheint die Sage ver-
  • gessen, und schon früh vergessen gewesen zu sein, und so
  • erklärt es sich, daß Kudrun nur in einer einzigen Hand-
  • schrift auf uns gekommen ist, die wir keinem Geringeren als
  • dem Kaiser Maximilian L, «dem letzten Ritter», verdanken.
  • *) Vgl. «Germania» 14, 323-327.
  • **) Vgl. Schröer in der «Germania» 14, 327—336.
  • EINLEITUNG.
  • Sein lomantisclier, der Herrlichkeit vergangener Zeiten zu-
  • gewandter Sinn ließ ihn an den Dichtungen des deutschen
  • Mittelalters Freude finden, und auf seine Veranstaltung wurde
  • bald nach 1502 die große umfassende Sammlung von Abschrif-
  • ten älterer Gedichte begonnen, die unter dem Namen der Atn-
  • braser Handschrift bekannt ist, weil sie sich früher nebst an-
  • deren Altertümern auf dem kaiserlichen Schlosse Ambras in
  • Tirol befand. Eine wahre Fundgrube für unsere ältere Lite-
  • ratur, da eine Anzahl größerer und kleinerer Gedichte nur in
  • ihr erhalten ist, besitzt sie die Fehler fast aller jungen Hand-
  • schriften, daß sie nicht nur die mhd. Sprache entstellt und
  • erneuert giebt, sondern auch von Verderbnissen, Auslassungen
  • u. s. w. wimmelt. Wie ein Gemälde eines alten Meisters, das
  • durch die Ungunst der Zeiten mannigfach gelitten, doch nicht
  • so, daß verständige Vorsicht nicht eine Herstellung versuchen
  • könnte, so nimmt sich unser Gedicht, so sich andere der-
  • selben Handschrift aus. Wie viel auch seit dem ersten Be-
  • kanntwerden (182Ö) für die Reinigung dieses schönen Gemäl-
  • des gethan worden, so mußte die Arbeit noch als eine sehr
  • unvollkommene bezeichnet werden, da der allgemeine Charak-
  • ter der Handschrift, wie er in den anderen Gedichten uns
  • entgegentritt, nicht zur Grundlage der Kritik gemacht worden.
  • Sie ein Stück gefördert zu haben, ist das Ziel, welches der
  • Herausgeber zu erreichen wünschte.
  • Da die Einleitung zum ersten Bande dieser Sammlung
  • bereits eine kurze Darstellung der mittelhochdeutschen Vers-
  • kunst gegeben hat, so kann im allgemeinen darauf verwiesen,
  • und brauchen im Nachstehenden nur diejenigen Punkte her-
  • vorgehoben zu werden, in welchen die epische Poesie von der
  • lyrischen abweicht. Hier ist zunächst das in jener ungemein
  • häufige Fehlen der Senkungen zu erwähnen, während in die-
  • ser vom letzten Viertel des 12. Jahrhunderts an ein regel-
  • mäßiger Wechsel von Hebungen und Senkungen vorherrscht,
  • und ausgelassene Senkungen nur selten begegnen.
  • Wenn in einem und demselben Worte zwei Hebungen un-
  • mittelbar aufeinander stoßen sollen, ohne durch eine Senkung
  • geschieden zu sein, so muß die erste Hebung auf eine durch
  • Vokal oder Position lange betonte Silbe fallen: eilende, loei-
  • Qiende, güetWche, äntphdnge, falsch wäre aber klagende, me-
  • gede. Eine Ausnahme hiervon bildet nur das Fremdwort
  • päläs und der Eigenname Hetele, der in dreifacher Weise
  • verwendet erscheint, nämlich zwei Hebungen und eine da-
  • zwischenstehende Senkung bildend, Hetele, oder eine Hebung
  • XXII EINLEITUNG.
  • und dazugehörige Senkung, indem die beiden kurzen ver-
  • schleifbaren Silben Hete- dann die Hebung ausmachen, oder
  • endlich, mit Verlängerung der ersten Silbe, als wenn HetteJe
  • stände, zwei Hebungen mit dazugehöriger Senkung, aber nur
  • in den obliquen Casus, daz Hetelen kint
  • Auch auf ein zweisilbiges Wort können zwei Hebungen
  • fallen, es muß dann wiederum die vorletzte Silbe lang sein,
  • außerdem aber darf auf dasselbe nicht sogleich eine Stamm-
  • oder hochtonige, sondern nur eine tonlose Silbe folgen. Es
  • wäre also unmöglich, zu betonen einem gäbilüne, vielmehr
  • kann auf einem in diesem Falle nur Hebung und Senkung
  • kommen; richtig dagegen ist solden beU'ben immer mere.
  • Ein einsilbiges Wort, zumal wenn es ein Nomen ist, kann
  • eine Hebung ohne darauffolgende Senkung bilden, wenn die
  • nächste Hebung einen logisch niedrigem , höchstens gleichen
  • Ton hat als die vorhergehende: also heim mit im tragen^
  • denn offenbar ist die natürliche Satzbetonung die, daß heim
  • höhern Ton hat als mit. Das einsilbige Wort kann auch
  • eine kurze Stammsilbe haben: man ünde mäge, nicht aber
  • kommt es, wenigstens in der Kudrun, vor, daß ein einsilbiges
  • Wort vor einem höher betonten in der Hebung steht, ohne
  • daß eine Senkung darauf folgt: falsch wäre da wart den
  • helden, in 8men landen, denn dö und in haben einen logisch
  • tiefern Ton als die folgenden Worte; die natürliche Lesung
  • ist dö wärt, in st'nen. Auf diesem logischen Tonverhältnisse
  • der Silben, das sich sofort ergiebt, wenn man den Vers wie
  • einen prosaischen Satz richtig betont, beruht hauptsächlich
  • der mittelhochdeutsche Versbau.
  • Dem Auftakte ist in der Epik ebenfalls größere Freiheit
  • gestattet als in der Lyrik. Jedem Verse und jeder Vers-
  • hälfte kann der Auftakt nach Belieben fehlen. Der zwei-
  • silbige Auftakt ist ungemein. häufig, am häufigsten, wenn er
  • aus zwei verschleif baren kurzen Silben besteht: si bereiten
  • sich zHr verte lobeliche; ja geivimnen sie der arebeite mere;
  • sie gedcehte ie an ir not; aber auch wenn die Silben nicht
  • verschleift werden können: wan getvafent einen man; mich
  • bereite zuo ir lande; in gedrenge man do truoc, und beson-
  • ders schwere Auftakte: sprach von Tenen Horant; sprach
  • der degen Irölt; sehs und ziveinzic manne krdft; doch sind
  • derartige Fälle selten.
  • Sehr häufig ist der zweisilbige Auftakt dadurch zu ver-
  • meiden und in der Aussprache einsilbig zu machen, daß das
  • vor der Cäsur stehende Wort mit einem Vokale schließt, das
  • EINLEITUNG. XXIII
  • die zweite Vershälfte beginnende vokalisch anlautet, sonach
  • eine Verschleifung der beiden Vokale stattfindet: dienden vil
  • der bürge / er het siben fürsten lant, gewissermaßen gespro-
  • chen hürg-er / het; ebenso den wolde er harte gerne / an der
  • zl't hall vershinden ; Hetelen dem degene / er begünde zuo
  • im gähen u. s. w.
  • Der Auftakt ist die einzige Senkung, die mehr als eine
  • Silbe zählen darf; im Übrigen ist das Gesetz der einsilbigen
  • Senkungen in dem Gedichte strenge durchgeführt. Die Ver-
  • kürzungen, welche am häufigsten eintreten, um eine zwei-
  • silbige Senkung zu einer einsilbigen zu machen, sind die
  • Apokope eines e im Prseteritum schwacher Verba (in de, te),
  • wenn das folgende Wort mit einem d oder t anlautet, oder
  • wenn das Pronomen person. darauf folgt: des fragV diu hüni-
  • ginne; wie er rümV daz lant; des muosf man von dem
  • icalde; dö gäliV siu harte balde u. s. w.
  • Zur Erleichterung des Lesens habe ich mich derselben
  • Zeichen bedient, die dem Leser schon aus dem ersten Bande
  • geläufig sein werden. Der unter einen Vokal gesetzte Punkt,
  • z. B. do er, bezeichnet, daß der betreifende Vokal mit dem
  • auslautenden des vorhergehenden Wortes verschleift wird, also
  • dor zu sprechen ist. Ich nehme diese Verschleifung nicht
  • nur an, wo die beiden verschleiften Vokale in den Auftakt
  • fallen, sondern auch wo sie die erste Hebung bilden, wo nach
  • dem Gesetze der logischen Betonung es ungeschickt wäre, die
  • Hebung scharf auf das zweite der zu verschleifenden Wörter
  • oder Silben fallen zu lassen und die erste als Auftakt zu
  • nehmen, do er nach smer nar begunde sinnen, wo do er zu
  • lesen zwar nicht metrisch unrichtig ist, aber doch ein zu
  • starkes Skandieren erfordert, wie es dem Schwanken der
  • Stimme am Anfange des deutschen Verses bei Worten, die
  • sich im logischen Tongewichte des Satzes gar nicht von-
  • einander unterscheiden, wenig entspricht. Der Acut (_l) ist
  • angewendet worden bei zweisilbigem Auftakte, do gesäch, da-
  • mit man nicht zu lesen veranlaßt sei «?o gesäch ; bei unregel-
  • mäßiger Betonung, imbiz, Höränt, und bei ausgelassenen
  • Senkungen. Der Gravis {iJ) bei schwebender oder versetzter
  • Betonung auf Silben mit unbetontem e, namentlich am An-
  • fange des Verses und dessen zweiter Hälfte, z. B. kunnet ir
  • uns bescheiden; ein paarmal auch, wo ein logisch hochbeton-
  • tes Wort in der Senkung steht.
  • Die Strophenform der Kudrun ist, wie schon oben bemerkt
  • wurde, der Nibelungenstrophe nachgebildet, indem die erste
  • XXIV EINLEITUNG.
  • und zweite Zeile ganz beibehalten wurde, die dritte und vierte
  • unterscheidet sich durch den klingenden Reim, die vierte
  • außerdem durch Hinzufügung einer Hebung in der zweiten
  • Halbzeile. Die Kebeneinanderhaltung zweier Strophen wird
  • die Veränderung deutlich machen. Nibelungenstrophe:
  • Do wuohs in Isiderlanden eins edelen küniges kint,
  • des vater der hiez Sigemunt, sin muoter Sigelint,
  • in einer riehen bürge, witen wol bekant,
  • nidene bi dem Eine, diu was ze Sänten genant.
  • Dagegen die Kudrunstrophe :
  • Ez wuohs in Irlande ein richer künic her,
  • geheizen was er Sigebant, sin vater der hiez Ger.
  • sin muoter diu hiez Uote, und was ein küniginne.
  • durch ir hohe tugende so gezam dem riche wol ir minne.
  • Daß in der zweiten Hälfte der vierten Zeile statt vier He-
  • bungen deren fünf gesetzt wurden, dazu veranlaßte den Dich-
  • ter der in der Poesie des 12. Jahrhunderts häufig vorkom-
  • mende Gebrauch, am Schlüsse von Absätzen bei Gedichten,
  • die in der Form der uralten deutscheu Reimpaare von vier
  • Hebungen abgefaßt sind, die letzte Zeile um zwei Hebungen
  • zu verlängern: so in Wernher's Maria:
  • so sih diu sele enbindet
  • von menneschlicher zarge ,
  • so zerget och älliu froude mit arge.
  • Da die vorletzte Zeile vier Hebungen zählen muß, indem auf
  • den klingenden Reim [zarge] zwei Hebungen fallen, zwischen
  • denen nur die Senkung fehlt, so muß die letzte sechs haben.
  • Ist dies auch in der Kudrunstrophe der Fall, so hat schon
  • in der vorletzten Zeile der Strophe, in deren zweiter Hälfte,
  • eine Verlängerung um eine Hebung, in der letzten aber um
  • zwei stattgefunden. Wenn jedoch, was dem mehr lyrischen
  • Charakter der Strophe und des ganzen Gedichts besser ent-
  • spricht, der klingende Endreim nur für eine Hebung mit einer
  • überzähligen Silbe gerechnet ist, was in der Lyrik schon im
  • 12. Jahrhundert sehr üblich ward, dann ist die Zahl der
  • Hebungen in der dritten Zeile gleich der in der entsprechen-
  • den der Nibelungenstrophe, und in der vierten eine Verlänge-
  • rung um nur eine Hebung eingetreten.
  • EINLEITUNG. XXV
  • Die Cäsur, die gewöhnlich wie auch im Nibelungenliede
  • klingend ausgeht, fällt nach der vierten Hebung, oder, anders
  • ausgedrückt, der klingende Ausgang der Cäsur wird für zwei
  • Hebungen gerechnet. Daß dem so ist, geht daraus hervor,
  • daß bei männlichem oder stumpfem Ausgange wirklich volle
  • vier Hebungen vor der Cäsur stehen, wie gleich in der Ein-
  • gangsstrophe die beiden vorderen Vershälften
  • geheizen was er Sigebänt
  • sin müoter diu hiez Uote
  • einander ganz gleich sind, nur daß in dem zweiten Verse die
  • Senkung zwischen dritter und vierter Hebung fehlt. Das
  • Schema der Strophe ist also dieses, daß in jeder vorderen
  • Vershälfte vier Hebungen, in den hinteren Hälften der beiden
  • ersten Zeilen drei Hebungen bei stumpfem, in der dritten bei
  • klingendem, und in der vierten fünf bei ebenfalls klingendem
  • Endreime stehen.
  • Der Wunsch des Herausgebers ist, daß seine Bemühungen
  • um Reinigung und Erklärung des schönen Gedichts dazu bei-
  • tragen möchten, demselben eine größere Verbreitung zu ver-
  • schaffen, als es bisher genoß. Wir haben schon eine Reihe
  • von Übersetzungen der Kudrun, und darunter einige recht
  • gute und lesbare; aber daß sie das Original ersetzen können,
  • wird wohl niemand glauben. Wenn die Schwierigkeiten, die
  • sich dem Verständnis der Originale entgegenstellen, mehr und
  • mehr gehoben werden, dann dürfen wir hoffen, daß unsere
  • ältere Poesie ein Gemeingut der Gebildeten un?ers Volks
  • werde; und diesen Zweck zu fördern, ist der Gesichtspunkt,
  • der bei dem Beginne dieser Sammlung, der auch den Heraus-
  • geber des vorliegenden Gedichts geleitet hat.
  • In dieser zweiten Auflage ist der Text an manchen Stellen
  • noch mehr der Überlieferung genähert worden als in der ersten.
  • Ein Exemplar von Ziemanns «Kutrun», in das E. Sommer
  • Verbesserungen W. Grimms eingetragen, durfte ich durch
  • J. Zachers Gefälligkeit benutzen; dagegen war es mir nicht
  • mehr möglich, von den Bemerkungen E. Martins und C. Hof-
  • manns Gebrauch zu machen.
  • Rostock, im October 1867.
  • XXVI EINLEITUNG.
  • In der dritten Auflage sind Text und Anmerkungen einer
  • gründlichen Kevision unterzogen worden. Die Bemerkungen
  • von E. Martin (Bemerkungen zur Kudrun, Halle 1867), von
  • C. Hofmann (Sitzungsberichte der Münchener Akademie 1867,
  • II, 222 — 230, 357 — 374) und von K. Hildebrand (Zeitschrift
  • für deutsche Philologie, II, 468—478) sind, so weit sie das
  • Richtige zu treffen schienen, benutzt. Für die Anmerkungen
  • habe ich meinem Freunde Schröer manche schöne Bemerkung
  • zu verdanken.
  • Heidelberg, im Juli 1873.
  • Die vierte Auflage ist ein fast unveränderter Abdruck der
  • dritten. Die Ausgabe von E. Martin (Halle 1872) ist, was
  • nur durch ein Versehen in der Vorbemerkung zur dritten
  • Auflage unerwähnt blieb, schon bei dieser benutzt worden.
  • Heidelberg, im Juni 1880.
  • K. Bartsch.
  • INHALT.
  • Seite
  • Einleitung v
  • I. Aventiure 1
  • II. Aventiure, wie Hagene von dem grifen wart hin
  • gefüeret 17
  • III. Aventiure, wie Hagene an den kiel kom .... 26
  • IV. Aventiure, wie Hagene enphangen wart von vater
  • und von muoter . . . . ^ 34
  • V. Aventiure, wie Wate ze Irlande fuor 45
  • VI. Aventiure, wie suoze Horant sanc 77
  • VII. Aventiure, wie die juncfrouwen diu schef schou-
  • weten, und wie sie hin gefüeret wurden .... 90
  • VIII. Aventiure, wie Hagene fuor nach siner tohter. . 100
  • IX. Aventiure, wie Wate Morunc unde Horant ze lande
  • fuoren 115
  • X. Aventiure, wie Hartmuot umbe Kütrünen warp . 120
  • XI. Aventiure, wie Herwic unde Hartmuot umbe Kü-
  • trünen dar komen 126
  • XII. Aventiure, wie Herwic herverte üf Hetelen und
  • im Kütrün gegeben wart 129
  • XIII. Aventiure 136
  • XIV. Aventiure, wie Hetele boten sande üz Herwiges
  • lande 147
  • XV. Aventiure, wie Hartmuot Kütrünen mit gewalde
  • nam 152
  • XVI. Aventiure, wie Hilde boten sande Hetelen und
  • Herwige 163
  • XVII. Aventiure, wie Hetele nach siner tohter kom üf
  • den Wülpensant 170
  • XXVIII INHALT.
  • Seite
  • XVIII. Aventiure, wie Ludewic Hetelen sluoc und bi
  • der naht fuor von dannen 177
  • XIX. Aventiure, wie die Hegelinge heim ze lande
  • fuoren 185
  • XX. Aventiure, wie Hartmuot heim ze lande kom. 191
  • XXI. Aventiure, wie Kütrün muoste waschen . . . 209
  • XXII. Aventiure, wie Hilde herverte nach ir tohter 215
  • XXIII. Aventiure, wie sie komen in die habe und
  • fuoren in Ormanielant . 228
  • XXIV. Aventiure, wie Kütrünen wart ir kunft kunt
  • getan 233
  • XXV. Aventiure, wie Ortwin unde Herwic dar komen 241
  • XXVI. Aventiure, wie Herwic und Ortwin wider zuo
  • dem here komen 265
  • XXVII. Aventiure, wie Hartmuot Ludewige nande der
  • fürsten zeichen 271
  • XXVIII. Aventiure, wie Herwic Ludewigen sluoc . . . 285
  • XXIX. Aventiure, wie Hartmuot gevangen wart . . . 296
  • XXX. Aventiure, wie sie Hilden boten sanden . . . 309
  • XXXI. Aventiure, wie die vier künige in Hilden lande
  • höchziten 329
  • XXXII. Aventiure, wie die andern ze lande fuoren. . 335
  • Wortregister 338
  • Namenverzeichnis 354
  • I. AVENTIÜRE.
  • Sigebant, der Sohn des Königs Ger von Irland und der Ute, vermählt
  • sich nach seines Vaters Tode mit einer norwegischen Fürstentochter, die
  • gleichfalls Ute heißt, die ihm einen Sohn, Hagen, gebiert und ihn zu ritter-
  • lichem Leben anfeuert. Bei einem infolge ihrer Ermahnung veranstalteten
  • Feste vfird der siebenjährige Hagen von einem Greifen entführt.
  • 1 Ez wuohs in Irlande ein richer künic her; Si^d^^^ "^^^
  • geheizen was er Sigebant, sin vater der hiez Ger.
  • sin muoter diu hiez Uote und was ein küniginne.
  • durch ir hohe tugende so gezam dem riche wol ir minne, J-^fTrt.-
  • 2 Gere dem riehen künige, daz ist wol erkant,
  • K^ dienden vil der bürge; er het siben fürsten laut.
  • dar inne het er recken vier tüsent oder mere, ^,^0 v^/^
  • da mite er tegelichen mohte erwerben beide guot und ere.
  • ^" 3 Dem jungen Sigebande man gen hove gebot,
  • ^ da er solde lernen, ob im des wurde not, ^i^
  • 1, 1 Dem Anfange des Nibelungenliedes nachgebildet; vgl. Nib. 2 , l Ez
  • tcitohs in Burgonden ein vil edel magedin; und 20, 1 Do wuohs in Nider-
  • landen eins edelen küneges kint; ebenso 1, 2, 3 nach Nib. 20, 2 des Vater
  • der hiez Sigemunt, sin muoter Sigelint. — rtche, rieh adj., mächtig, gewaltig.
  • her adj., erhaben, von hoher Geburt. — 2 geheizen, genannt. — 3 diu fem.
  • von der; das demonstrative Pronomen wird mhd. sehr oft zur Wieder-
  • aufnahme eines vorausgegangenen Substantivums gebraucht, ebenso
  • der 1, 2. — Uote ist auch sonst der Name von Stammmüttern in der Sage.
  • — vms, war. — ein küniginne, eine Königstochter. — 4 durch, wegen. —
  • so nimmt pleonastisch den vorhergehenden Begriff durch ir hohe tugende
  • nochmals auf. — gezam prset. von gezemen , geziemte, war angemessen.
  • — riche, Reich, steht für das Reichsoberhaupt, Herrscher. — wol, mit
  • Recht. — minne stf., Liebe, geistige und sinnliche, bezeichnend.
  • 2, 1 «das ist wohl bekannt», eine der häufigen vom Dichter eingefügten
  • subjektiven Bemerkungen, durch die er seine Aussagen zu bekräftigen
  • sucht. — 2 der bürge gen. pl. von burc stf. , abhängig von dem sub-
  • stantivisch gebrauchten Neutrum vil. — er het, er hatte; zweisilbiger
  • Auftakt der zweiten Hälfte, der aber durch Elision über die Csesur
  • hinüber einsilbig wird. Sieben Fürsten waren ihm mit ihrem Lande
  • unterthan. — 3 dar inne, darin, in den Landen. — mere, mehr. —
  • 4 da mite, mit welchen, nämlich den Recken. — mohte, konnte, im
  • Stande war; prset. von dem anomalen Praesens mac. — beide guot und
  • ere, sowohl Gut (Besitz, Reichtum) als Ehre, beide— und wie das
  • englische both — and.
  • 3) 1 Man gebot dem jungen Sigebant an den Hof (zu kommen); er war
  • bis dahin (gewöhnlich dem siebenten Jahre, vgl. 24, 1) von Frauen er-
  • zogen worden ; jetzt kam er an die Öffentlichkeit, in die Gesellschaft der
  • Männer. — 2 da , wo, nämlich bei Hofe. — ob im des wurde not, wenn
  • er in den Fall käme, davon Gebrauch machen zu müssen; vgl. 3, 4. —
  • KUDBUK. 1
  • ^
  • 5s I. AVENTIURE.
  • mit dem sper riten, schirmen unde schiezen,
  • so er züo den vinden koeme, daz er's diu bäz möhte
  • geniezen.
  • 4 Er wuohs unz an die stunde daz er wäfen truoc.
  • in beides ahte er künde alles des genuoc,
  • des in solden prisen man iinde mäge.
  • des lie der helt edele sich deheine zi'te betragen.
  • 5 Dar nach in kurzen stunden do schiet sie der tot,
  • so noch den edelen liuten geschiht ze grözer not.
  • ja erstent diu Urkunde in aller fürsten riehen,
  • der wir mit grozen sorgen müezen warten allertegelichen.
  • 6 Diu Sigebandes muoter den witewen stuol besaz.
  • der msere -helt guoter, dar umbe liez er daz.
  • 3 sper stn., Speer. — schirmen, sich beim Kampfe mit dem Schilde decken,
  • verbunden mit schiezen, welches das Speerwerfen bezeichnet, wogegen
  • man schirmt. — 4 so, wenn, im Fall daß. — vinden, zusammengezogen
  • aus vienden, und dies für vtanden, von vtant, vtent, vint , Feind. —
  • koeme conj. preet. von kamen, kommen. — er's=er es, er dessen, was er
  • gelernt hatte. — diu baz, desto besser; diu alte Instrumentalform des
  • Artikels, hier in der Handschrift mit dester vertauscht. Daß er desto
  • mehr, bessern Nutzen davon haben könnte. — geniezen stv. mit gen.
  • der Sache, Nutzen von etwas haben.
  • 1 Dem Nibelungenlied nachgebildet; 25, 1 er was nu so gewahsen, daz er
  • ze hove (vgl. Kudr. 3, 1) reit, und 27, 1 nu was er in der sterke, daz er
  • wol wäfen truoc. — unz, bis. — stunde stf., Zeit, Zeitpunkt. — wäfen
  • truoc, die Waffen zu führen vermochte, zum Kitter geschlagen ward. —
  • 2 ahte stf., Art und Weise ; nach der Weise, wie es einem Helden ziemte,
  • verstand er u. s. w. — künde prset. von kan. — genuoc neutr. des Adj.
  • mit Genetiv, genug von allem dem. — 3 prisen swv., preisen, loben; des,
  • weswegen. — man unde )näge , sehr häufige allitterierende Verbindung.
  • Lehnsmannen und Verwandte; mäc stni., der Verwandte. — 4 lie=lißz,
  • ließ. — mich betraget mit gen. {des, nämlich alles dessen, wodürcli er
  • Preis gewann), mich verdrießt etwas; er ließ sich's nicht verdrießen. —
  • deheine zUe acc. pl. , zu keinen Zeiten, niemals.
  • 1 do, da, temporal; hier ziemlich pleonastisch. — 2 so, wie; noch, noch
  • heutzutage. Das Subjekt von geschiht ist der ganze vorhergehende Satz.
  • ze grozer not, ihnen große Not bereitend. — 3^'«, bekräftigende Par-
  • tikel , fürwahr. — ersten stv. , aufstehen , sich zeigen. — diu Urkunde
  • pl. von daz urkünde , Zeugnis, Beleg. — riehen dat. pl. von rlche stn.,
  • Reich. — 4 der gen. pl., von warten abhängig, bezüglich auf urkünde. —
  • müezen pl. von muoz, ich muß. — allertegelichen, gebildet aus dem gen.
  • pl. aller tage, der von dem Adjectivum (hier Adverbium) lieh, jeglich,
  • abhängt; wörtlich: an jeglichem aller Tage. Der Umlaut e in tege er-
  • klärt sich aus dem i in lieh.
  • 1. Die Zwischenstellung eines Eigennamens im Genetiv zwischen Artikel
  • und Substantivum ist sehr häufig in den Nibelungen und der Kudrun. —
  • witewen gen. von witewe swf. , Witwe. — besaz praet. von besitzen, ein-
  • nehmen; bildliche Umschreibung für: Witwe bleiben. — 2 m adj.,
  • berühmt, herrlich. — guoter in stark flektierter Form dem Substantivum
  • nachgestellt. — liez prset. von läzen: unterließ; es folgt ein negativer
  • Satz mit daz (6, 3), wo wir den positiven Infinitiv mit zu setzen. — dar
  • umbe, darum.
  • X th^A^^ /AavOaa.^ •^'^^■'^
  • J^tcL-
  • I. AVENTIÜEE. ^ 8
  • daz er niht wolde minnen ze rehter siner e.
  • edelen küniginiien was nach Sigebande we.
  • 7 Sin muoter riet dem riehen, daz er im nseme ein wip,
  • da von getiwert wurde sin lant und oueh sin lip. . ^
  • nach so grozem sere, er und ouch sin künne, ■^"^ ^f-"f
  • nach sines vater tode volgte im beide freude und michel
  • wünne.
  • 8 Siner muoter lere diu behaget' im wöl; f- ' ^
  • der begunde er volgen als man Munden sol.
  • er hiez im werben eine die besten von den riehen, , ^
  • diu saz in Norwsege. des hülfen im sin mage vliziclichen^^J^^^
  • 9 Siu wart im gemahelet, also ist uns geseit.
  • do wart ir hovegesinde vil manic schoeniu meit
  • und siben hundert recken von Frideschotten lande,
  • die fuoren mit ir gerne, wan sie den jungen künic wol
  • ^ .. , erkanden. t^J^.'f-^^«' ^^^^^''^ '^'
  • 10 In magetlichen eren, die ir da fuoren mite, '^^^ '' ''
  • sie brähten s' im ze lande nach richem küniges site. r, .:<:^
  • 6, 3 minnen bwv., lieben, — ze rehter siner e, in rechtmäßiger Ehe; er
  • woUte sich nicht verheiraten. — 4 A-w»/, Königstöchtern; die er hätte
  • heiraten können (6, 3). — was we nach — , sie hatten Sehnsucht nach ihm.
  • 7, 1 riet prset. von raten, raten, — im, sich, bekanntlich noch bei Luther
  • für das nhd. sich. — 2 da von, durch welches (Weib). — tiwern, tiiiren
  • 8WV., teuer, wert machen. — sxn Itp, wie mtn, dtn lip, Umschreibung
  • für er, ich, du. — 3. 4 Wechsel des Subjektes; nach er und sin künne
  • erwartet man etwa: erwarb er Freude und Wonne. Statt dessen ein
  • anderes Verbum, durch welches das frühere Subjekt (er) in den Dativ
  • tritt (im).' — 3 ser stn., Schmerz; der Schmerz wird durch die folgende
  • Zeile näher bezeichnet. — künne stn., Geschlecht, Verwandtschaft. —
  • 4 volgte ist Konjunktiv, im Sinne der Mutter. Nähme er ein Weib, so
  • w^ürde ihm nach dem Schmerz Freude zu teil werden. — michel adj., groß.
  • 8, 1 lere stf., Lehre, Bat. — 2 begunde prset, von beginnen, neben began,
  • häufig als Umschreibung des erzählenden Tempus. — als, wie, aus
  • also. — friunt stm. , Freund, Verwandter. — 3 hiez, befahl. — im, für
  • sich. — tverben stv. mit acc. , um etwas werben. — eine die besten, eine
  • von den besten (aus den Reichen, Ländern); man sagt mhd. ein der
  • beste, ein diu beste u. s. w. — 4 dazu (zu dem Werben) halfen ihm. einem
  • eines d. helfen. Über das Helfen der Verwandten vgl. Hildebrand in
  • German. 10, 137 ff,
  • 9, 1 mahelen swv, , verloben. — geseit=gesaget. — 2 hovegesinde stn. , Hof-
  • dienerschaft, aus dienenden Jungfrauen und Rittern bestehend, die ihr
  • von Hause mitgegeben wurden. — vil, vor adj. und adv. zur Verstär-
  • kung, gar, sehr. — meit stf., contrahiert aus maget, Jungfrau, Maid. —
  • 4 wan aus -wände verkürzt, weil, denn. — erkunden prset. von erkennen,
  • kennen: sie hatten von der Trefilichkeit des jungen Königs schon
  • gehört.
  • 10,1 magetlich adj., jungfrätilich, einer Jungfrau zukommend. — die, Re-
  • lativum zu dem nachfolgenden sie. — einem mite (adv.) varn, soviel
  • als mit einem varn (9, 4). — 2 brähten s'=brähten sie (die Jungfrau). —
  • richem gehört genau genommen dem Sinne nach zu küniges; küniges
  • Site muß als ein Begriff aufgefaßt werden; site stm., Sitte, —
  • 4 I. ÄVENTIURE.
  • '*('««
  • , \ die sie da sähen gerne, die begunden ilen.
  • x>^'i. bedecket man die sträze vant vil wol in vierdehalber mile.
  • •>> 11 Gew'eCet allenthalben bi den wegen was tJ--
  • von^der liute krefte bluomen unde gras. '' f^t^^s • •
  • ez was in einen ziten, so diu loup entspringent o«^! lcf-\
  • und daz ouch in dem walde alle vögele ir wi'se beste singent.
  • jjLA 12 Gelpher tumber liute reit mit ir genuoc. ^^--t
  • U>^' vil manic soumsere rieh gewaete truoc, '-^^JL^
  • •^n + daz ir hovegesinde brälite von dem lande.
  • t^^^ der gienc bi ir tüsent geladen mit schätze unde mit
  • ^i^ o<^ u.,^ '/(v- gewande.
  • >A
  • ;,13 Enphangen wart vil schone daz minnicliche kint j^.
  • üf zweier lande marke, da sie der westerwint
  • von des meres imde wsejen abe begunde. ^^^''
  • W**""^ man gab ir herberge; daz der junge künic vil wol ge-
  • ^-^^ ,.?,.ufi ^ schaffen künde. v.aV^^i
  • 14 Mit bühurt wart enphangen diu ritterliche meit:
  • r'" der was nu zergangen mit grozer arebeit. " "'• ' ■'
  • (^ Vii ...--.,,_. ,, yf^XM»^
  • 10, 3 da, dort (im Lande des Königs) ; die beeilten sich, sie zu empfangen,
  • ihr entgegenzugehen. — 4 bedecket, nämlich mit Leuten, Menschen. —
  • vil icol gehört zu vierdehalber; recht gut bis zur Entfernung von
  • 3i'.2 Meilen.
  • 11, 1 weten swv. , niedertreten. — allenthalben: halben dat. pl. von halp,
  • Seite, auf allen Seiten; mit eingeschobenem euphonischen t. — bi den
  • wegen, neben den Straßen; dieselben reichten nicht aus, die Volksmenge
  • aufzunehmen. Das Volk ergoß sich auf die anstoßenden Wiesen. —
  • 2 krefte dat. sing, von kraft, Menge. — 3 in einen ziten, einmal in der
  • Jahreszeit. — diu loup pL von daz loup, Laub. — 4 daz häufig im
  • zweiten Teile eines Nebensatzes, eine andere Konjunktion vertretend,
  • wie das französ. que; also=5(5, wenn, — wise stf., Melodie, Weise. —
  • beste adv. , aufs beste, aufs schönste.
  • 12, 1 gelph, gelf adj., eigentlich hell, strahlend, übertragen heiter, lustig. —
  • tump adj., jung, unerfahren, im Gegensatz zu den erfahrnen, den
  • wtsen. — liute gen., abhängig von genuoc. — 2 sotancere stm. , Saum-
  • tier, Lasttier. — 7'ich , hier prächtig, kostbar. — gewa'te stn. , Ge-
  • wand, Collectivum zu u-cit. — 3 brähte prset. von bringen, anom. verb, —
  • von dem lande, aus ihrer Heimat. — 4 der gen. pl. (auf souma^re be-
  • züglich) von tusent abhängig. — geladen part. won laden stv., beladen.
  • 13, 1 enphangen part. von enphähen, empfangen. — schone adv. von schoene,
  • herrlich. — minniclich adj., lieblich. — kint stn., Jungfrau, junges
  • Mädchen. — 2 marke stf., Grenze. — westerwint stm., Westwind. —
  • 3 ünde stf.. Welle, hier in kollektivem Sinne. — wa;jen abe, herab-
  • wehen, treiben, weil dem am Ufer Stehenden das vor ihm liegende Meer
  • wie eine Erhöhung erscheint, von welcher das Scliiff herabkommt. —
  • 4 man brachte sie in die für ihre Aufnahme bestimmten Käurae. —
  • daz (relat. neutr.) bezieht sich auf den ganzen Satz Juan gab ir her-
  • berge. — geschahen, besorgen, anordnen.
  • 14, 1 buhurt stm., das ritterliche Zusammenrennen zu Pferde; ein Kampf-
  • spiel, das beim Empfange hoher Personen sehr üblich war. — 2 der,
  • nämlich Buhurt. — was zergangen, war auseinander gegangen oder
  • hatte sich zerläzen; die zusammengerannten Ritter hatten sich wieder
  • getrennt, aber mit großer arebeit stf., Anstrengung, Mühe. —
  • J^ojU><^5 ./^-
  • iU'
  • I. AVENTIURE.
  • diu frouwe wart gefüeret in daz Geren lant.
  • [i siu wart da vil gewaldic und sider verre bekant. -^'''
  • • t.b ^^•■■^' ''.^: " . ,-
  • 15 Swaz si ir künden dienen, des was man ir bereit, f*^
  • , ,. den vil guoten moeren diu guoten satelkleit ', A«.^jÄ>.fkfM
  • ^'^ . hiengen für die hüeve nider üf daz gras.
  • ^^ ahi wie Hohes muotes der vogt von Irlande was! f*7*"^
  • 0/jl6 Do er küssen solde die minniclichen meit, . ^,/V
  • bi im wart gedrungen mit grozer arebeit. >' " ^^zL>^
  • da hörte man erdiezen manige buckel riehen ""^
  • r^^^'^c ^'*'^' von ir Schilde stcezen. sie künden ein ander niht entwichen.
  • 17 An dem nsehsten morgen dö wart für gesant,
  • _' wie siu komen solde in des fürsten laut,
  • j^j da siu bi dem recken solde tragen kröne, t^.- • -*"
  • .^^--^ siu wart'sit küniginne und dienet' an dem helde michel Ionen.
  • 18 Daz er sie solde minnen, daz duhte niemen reht; «v^^fif*^^'
  • siu was ein küniginne, dö was "er" dannoch kneht.
  • 14, 3 der Zug setzte sich von dem Landungsplatze aus ins Innere des Lan^
  • des in Bewegung. — 4 gewaldic adj., mächtig. — sider adv., nachher,
  • später, in derselben Bedeutung begegnen stt und sint. — verre adv.,
  • weithin,
  • 15, 1 Swaz neutr. von swer, aus so wer, wer immer; sioaz, in welcher Be-
  • ziehung auch. — einem eines d. bereit wesen, zu etwas im Interesse
  • eines bereit sein. — 2 iiidere pl. von mor stm. , ursprünglich wohl ein
  • schwarzes Roß bezeichnend; dann Roß überhaupt, namentlich Reise-
  • pferd. — satelkleit stn., Roßdecken , die, meist sehr kostbar, das ganze
  • Pferd bedeckten und wie hier bis auf die Erde reichten. — 3 hüeve
  • von fiuof , Huf; bei den Hufen vorbei, bis über die Hufe hinaus. —
  • 4 ahi interject., gleichbedeutend mit dem auch hier vorkommenden
  • hei; beide meist mit wie, waz verbunden. — hohes tnuotes=h6chgernuot,
  • hochgesinnt, freudig. — voget, vogt stm., Vogt, Schirmherr, Beherrscher.
  • 16, 1 1)6, als. — solde, als die Zeit da war. — 2 bt, neben. — wart gedrun-
  • gen, drängte man sich, um sie zu sehen, mit großer Anstrengung, so
  • daß im Gedränge die Schilde aneinander stießen. — 3 horte prset. von
  • hoeren. — erdiezen stv. , ertosen, ertönen. — buckel stf., die Erhöhung
  • in der Mitte des Schildes auf der Außenseite; die Buckel mußten na-
  • türlich bei einem Zusammenstoß der Schilde zunächst erdiezen, —
  • 4 entwichen stv., ausweichen, wegen des Gedränges.
  • 17, 1 für gesant, vorausgesandt; der folgende Satz mit «■<> (der Bedeu-
  • tung nach hier ungefähr gleich daz) ist durch eine Ellipse ange-
  • schlossen: wurden Boten gesandt mit der Nachricht, daß u. s. w. ^
  • 2 solde, im Begrift' wäre; von ich sol, infin. soln. — Z da , wo, mit Be-
  • zug auf lant. — detu recken, dem Helden Sigebant. — i^ stt , nachher;
  • sie wurde später feierlich gekrönt. Die Erzählung davon ist nicht aus-
  • geführt. — Ionen, substantivisch gebrauchter Infinitiv, Belohnung. Sie
  • verdiente dem Helden (d. h. dem Könige) gegenüber (durch ihr Be-
  • nehmen) großen Lohn, erwarb sich ein Recht auf seine Dankbarkeit.
  • 18, 1 minnen, hier in sinnlicher Bedeutung, ihr beiliegen. — duhte prset.
  • von dünken anom. verb., mit dem Accusativ der Person (niemen); das
  • schien niemand passend, — 2 do, dagegen. — dannoch, damals noch. —
  • kneht stm. , der noch nicht zum Ritter geschlagene Knappe. —
  • \\3rM«l\ ~ 'IH^V.»\T U€<
  • I. AVENTIURE.
  • do muost' er tragen kröne ob edelen fürsten riclie:
  • des hülfen im sin mäge.
  • Sit wart er ze künde lobeliche. i^ja^
  • _CiJ i* CImt^
  • r*"
  • 19 Fünf hundert recken nämen bi im swert.
  • alles des sie wolden wurden sie gewert, t/?.,.^
  • von rossen und von kleidern, von maniger hande wsete:
  • der junge künic edele beleip an sinen eren harte staete.
  • 20 Er saz in Irlande sit vil manigen tac ,
  • daz sin hohiu ere ringe nie gelac. ' 'f'' Tji
  • '," er rihte swem er solde und räch der armen anden. -^^üi^
  • er was bevollen milde und was ein tiurer helt ze sinen
  • banden.
  • .r.^>'^*'
  • t-^Uf^rt
  • 21 Im dienden sine hupbe daz kreftige guot.
  • sin wip diu küniglnne diu was ouch so gemuot, ^S»w«»'^
  • der sie gewaldic taete drizic künige länt,
  • -ob siu diu haben solde, diu zergsebe gar ir hant.
  • 3 er mußte vorher zum Könige geweiht werden, was gleichzeitig mit dem
  • Eittersclilage geschah. — ob prsep., über; tragen kröne heißt hier soviel
  • als : König werden. — 4 vgl. 8 , 4. Der Familienrat erhob ihn zum
  • Könige. — wart ze künde, wurde bekannt, machte sich bekannt; vgl.
  • tvart ze schtne, 787, 4. — lobeltche adv., auf löbliche, geziemende "Weise.
  • 19, 1 sxL'ert nemen, der technische Ausdruck für den Ritterschlag. Der
  • Ritterschlag eines jungen Fürsten wurde dadurch noch feierlicher ge-
  • macht , daß eine Anzahl junger Edelleute (hier 500) ihn gleichzeitig
  • mit ihm erhielten. Diese sv:ertdegene (.331, 4) bekamen die Ausrüstung
  • von dem Fürsten geschenkt. — bt im, neben ihm, zugleich mit ihm. —
  • 2 den, Attraktion für daz. — n-ern swv., einen eines dinges, einem etwas
  • gewähren. — 3 von, abhängig von alles des. — hande gen. von hant,
  • in Verbindung mit maniger, aller, Art. — va'te dat. von wat , Kleid,
  • Kleidung. — 4 beleip prset. von beliben, bleiben. — ha7-te adv., sehr;
  • stcete adj., beständig. Er blieb ebenso angesehen wie bisher.
  • 20, 1 saz von sitzen, wohnen, ansässig sein. — 2 vor daz muß ergänzt wer-
  • den: in solcher Weise. — ringe adv., leicht, wertlos. — gelac, da-
  • niederlag; praet. von geligen. Seine hohe Ehre lag nicht wie etwas
  • Wertloses auf der Erde. — 3 rihten swv.. Recht sprechen, mit dem
  • Dativ, swem, wem immer. Zu solde muß rihten nochmals ergänzt wer-
  • den. — räch prset. von rechen stv. , rächen. — ande swra. , Kummer,
  • Leid. — 4 bevollen adv., aus 6t (prsep.) und vol gebildet, in vollem
  • Maße. — milde adj., freigebig. — tiure adj., theuer, selten, daher aus-
  • gezeichnet. — helt ze sinen (oder zen) handen , häufige Verbindung,
  • einen tapfern Helden zu bezeichnen, wie altfr. Chevaliers de sa main,
  • M6on, Fabliaux 3, 478.
  • 21, 1 dienen swv., verdienen, eintragen. — huobe stf., Hufe, Gut. — kreftic
  • adj., hier im Sinne von groß; im Mhd. steht der bestimmte Artikel:
  • das große Gut, das er besaß. — 2 dem so entspricht, wie häufig,
  • kein Satz mit daz; der (21, 3) ist relat. in allgemeinem Sinne: wenn
  • jemand. — gemuot adj. , gesinnt. — 3 eineti gewaldic tuon eines d.,
  • jemand zum Gebieter von etwas machen. Der abhängige Genetiv ist
  • lant (statt lande). — ^ ob, wenn. Der Satz mit ob drückt den Sinn
  • von 21, 3 nochmals aus. — diu, sc. lant. — zergeben stv., verteilen. —
  • gar adv,, vollständig, ganz und gar.
  • 7
  • i. AVENTIURB. 7
  • 22 In den naehsten drien jären, so wir hoeren sagen,
  • si begiinde bi dem künige ein edel kint trägen.
  • %^5^X daz wart do getoufet unde sit genennet -
  • bi sinem namen Hagene: da von man daz msere wol
  • erkennet. '^'»^^* '''"> ^^.
  • r/.;< : ^^-^^-^ ■
  • 23 Man hiez ez ziehen schone und vliziclichen phlegen.
  • ^j^jo^ geriete ez nach dem künne, so wurde ez wol ein degen.
  • ^. sin phlägen wise frouwen und vil schoene meide:
  • ^^ % sin vater und sin muoter sahn an im ir liebten ougen wejde.
  • 24 Do ez was gewahsen ze siben järe tagen, i^.^/""' '''
  • man sach ez dicke recken üf ir banden tragen:
  • »«■ leidet' bi den frouwen und liebet' bi den mannen.
  • ^ ^*' Sit wart ez in fremede; ez wart von in gefüeret verre ^r-Kf
  • ^**^ . ' .' dannen. " v'w,>Cff^«e
  • .a
  • ^
  • 25 Swä daz kint diu wäfen üf dem hove sach u^-^
  • ^ ^„^., (der mohte ez vil bekennen), dicke daz geschach,^*!
  • ^ ^ daz ez ze kleidern gerte heim i'inde ringe. ^-^-^-'^ *-
  • ^y***^"^ daz wart im sit fremede: dö gelac vil gär sin gedinge^/'^^
  • 26 Eines tages Sigebant üf einer greden saz. ' / t*^
  • sin wip diu küniginne mit im redete daz
  • 22, 2 sie gebar in der Ehe mit dem Könige ein Kind. — 4 da von, von dem
  • Kinde kennt man die Erzählung wohl. Vgl. 197, 4.
  • 23, 1 ziehen stv. , erziehen. — tliziclichen adv. , sorgfältig. — phlegen stv,,
  • mit dem Genetiv, der aus dem vorausgegangenen ez (als es, sin) ergänzt
  • werden muß. — 2 geraten stv., arten, nach jemand, nach den Ver-
  • wandten, den Voreltern, die tapfere Helden waren. Das Prset. conj.
  • bezeichnet nicht, daß der Fall nicht eintrat, sondern nur: sollte es
  • arten nach der Verwandtschaft. — 3 phlägen prset. pl. von phlegen. —
  • unse , erfahrne. — 4 liehten adj., leuchtend, mit dem Inbegriff des Er-
  • freuenden. — 07(gen tceide stf., Nahrung der Augen.
  • 24, 1 tagen, Zeit. — 2 nach sieben Jahren gieng es in die Hände von
  • Männern zur Erziehung über (vgl. zu 3, 1). — dicke adv., oftmals. —
  • 3 leiden swv., leid werden ; lieben swv., lieb werden, sein. Das Kind war
  • von nun an nicht mehr gern in der gewohnten Umgebung. — 4 Hin-
  • deutung auf seine Entführung. — von in, natürlich zu verre, fern,
  • weit, gehörig. — dannen, von dannen.
  • 25, 1 Swä, wo immer. — sach prset. von sehen. — 2 der gen. pl., auf wäfen
  • bezüglich, von vil abhängig. — bekennen swv., kennen, erkennen. —
  • 3 ze kleidern, als Kleider. — gerte praet. von gern, begehrte. — ringe,
  • die Panzerringe, sehr oft wie hier für den ganzen King- oder Ketten-
  • panzer des 12. und 13. Jahrhunderts gebraucht. — 4 daz, solches Be-
  • gehren, solche Kleidung. — gedinge swm. , Hoffnung, nämlich auf ein
  • ritterliches Jugendleben,
  • 26, 1 grede swf., die Haupttreppe, namentlich bei größern Gebäuden, Pa-
  • lästen u. s. w. so genannt. — 2 daz, Folgendes. —
  • ,-c-£6_^-'»- )- '
  • 8 I. AVENTIURE.
  • undr einem zederboume: «wir haben eren vil.
  • ^,^A^ ^ mich wundert einer msere, der ich verdagen niht enwil.»
  • 27 Er fragte, waz daz wsere? dö sprach daz edele wip:
  • «des verdriuzet sere min herze und minen lip, ,<< <;t.^ •■«^'^.
  • daz ich dich sihe so seiden, dar umbe so ist mir leide, ^^' ^'
  • bi dinen küenen beiden in der minen liebten ougen
  • weide.» ^ m,m^»0
  • ^
  • 28 Do sprach der küuic edele: «wie solde daz geschehen,
  • daz du mich woldest gerne vor minen recken sehen?
  • daz läz du mich ervinden, küniginne here. / •*
  • durch den dinen willen so hän ich arebeite deste mere.»
  • y tüi \j f>\aüiir f(. ^x '''.,::._ ;\J.ih( ''''t(.** 0*'^''v
  • yj^ 29 Siu sprach: «so riebe niemen ist lebendic erkant, - '""1
  • f^J. der habe so vil der biffge und ouch witiu lant,^''0^ -^
  • Silber und gesteine unde golt daz sjwaere. ' •^^<:'^ c^-
  • ^^' dem tuon wir ungeliche: des ist mir ze lebene vil
  • r^"^""* \ri*«i t?*'^'« ^'^f lit^ i'C" ' unmaere.
  • . Ho^'^^^^' '''^
  • H \)^l^^ I^ö ich magetlichen in Frideschotten saz
  • \flß^* (her künic, miniu msere merket äne haz), - ., ■.
  • ^ dö sach ich tegelichen mines vater man
  • nach hohem prise werben ; des ich hie künde nie gewan.
  • 26, 4 >/iöF/-e stn., eine merkwürdige Thatsache, Geschichte, Erzählung ; hier
  • wo es gen. pl. von wundert abhängig ist, ganz allgemein: Ding. Den
  • Plural einer können wir nhd. nicht anwenden. — der gen. von dem
  • Substantivum niht abhängig. — verdagen swv. , verschweigen. — en,
  • Negation, nicht, immer mit dem Verbum verbunden.
  • 27, 2 verdriezen stv. , mit acc. der Person und gen. der Sache. — 3 sihe
  • 1. pers. prses. von sehen. — so wiederum pleonastisch. — mir ist leide
  • adv. , ich bin traurig. — 4 in der nunen ougen weide: der bestimmte
  • Artikel steht, abweichend vom Nhd., auch vor dem Pronomen possess.
  • und subst., vgl. den dinen willen 28, 4 u. s. w. Die Königin bezeichnet
  • hier ihre Wünsche noch nicht genau und näher.
  • 28, 2 vor, in Gegenwart, an der Spitze meiner Helden. — 3 ervinden stv.,
  • erfahren. — 4 deinem Willen zu genügen , nehme ich gern Mühe auf
  • mich. — hän 1. prses. von haben, hän.
  • 29, 1 so rtche. ebenso so vil, mit der Ergänzung: wie du. — niemen, nie-
  • mand. — lebendic erkant, als lebend erkannt. — 4 dem entspricht un-
  • ser Handeln nicht. — des, deshalb. — unmcere adj., gleichgültig: liegt
  • mir nichts am Leben.
  • 30, 1 magetlichen adv. , in jungfräulicher Weise , als Jungfrau. — 2 herre
  • und frouwe werden vor Eigennamen und Würdebezeichnungen ohne
  • Artikel in verkürzter Form, her und frou, gebraucht. — miniu mcere,
  • was ich sage. — merket, vernehmt, — äne haz. ohne deshalb einen Haß
  • auf mich zu werfen, ohne unwillig zu werden. — 3 vater gen. sing,
  • indeclin. — man acc. pl., Vasallen. — 4 des bezieht sich auf den gan-
  • zen vorherigen Satz: von solchem Ringen nach Ruhme gewann ich
  • hier nie Kunde.
  • ^■A
  • 32
  • ^^^
  • 33
  • 34
  • I. AVENTIUEE.
  • Ein künic so richer solde sich dicker läzen sehen,
  • .als ir Sit genennet und ich in hoere jehen,^Ä»e^ ^^^>'
  • mit den sinen helden ofte bühurdieren, . Va m^^a
  • da er siniu erbe und sich selben solde mite zieren.
  • Ez ist an riehen fürsten ein harte kranker muot, ai., v«^^
  • die zesamene bringent äne mäze guot, ""'^
  • obe si'z mit recken niht willeclichen teilen. V> > . «'a;>V^,'T^'^
  • die sie üz stürmen bringent, tiefe wunden, wie sei man
  • die heilen?» ,
  • Do sprach der künic edele: «frouwe, ir spottet _min.
  • ich wil in dem gedingen vliziclichen sin, ^' -^ •' 'u /"
  • daz sich des min herze nimmer sol verkeren, '■.^r\-^tv
  • man müge mich vil lihte edeler fürsten site noch
  • .\n/l A^U^ WuC geleren.» U\tA'^ Uh.I\j
  • Siu sprach: «so sult ir senden nach recken in, daz lant,
  • und bietet in ze gebene schäz und gewant: * .
  • so wil ich boten senden nach den minen mägen;a/t<-«'^
  • ich enbijite in holden willen : so mag uns deste minner «(vwa/'
  • f,,i tl'f'^ ' ^^^ betragen.» / ;. . ../ , . . :,
  • ,KXl
  • \
  • 31, 1 dicker compar. von dicke, oft. — sich läzen sehen, im ritterlichen
  • Spiele. — 2 bezieht sich auf so richer. — sit 2. pers. pl. , ihr seid. —
  • jehen mit dem Dativ der Person, von jemand aussagen; die Sache steht
  • im Genetiv. — bühurdieren swv. , von buhurt abgeleitet (zu 14, 1). —
  • 4 da ist mit mite zu verbinden, womit, wodurch, — erbe stn., hier pl.,
  • die ererbten Lande. — selben acc. von selbe. — zieren swv., schmücken,
  • Glanz und Ruhm verleihen.
  • 32, \kranc adj., schwach, im moralischen Sinne niedrig u. ähnl. — muot
  • 1., Gesinnung. — 2 äne mäze ist mit guot, Besitz, zu verbinden. —
  • 3 d^ soviel wie ob, wenn. — si'z aus si ez; es bezüglich auf guot. —
  • 4 dj*J der Relativsatz, zu wunden gehörend, steht wieder voraus. —
  • sturriv\siva. , Kampf. — heilen: als Heilung der Wunden, welche die
  • VasaD^n für ihren Fürsten empfangen haben, werden die ausgetheilten
  • Belohnt ngen betrachtet.
  • 33, 1 Der Jipott liegt darin, daß sie ihn zu den Fürsten von so niedriger
  • Gesinnung rechnet. — 2—4 ich gebe mich der Hoffnung hin, mein
  • Herz werde sich nie von dem Bestreben abwenden, die Sitten edler
  • Fürsten gelehrt zu werden, um ihnen nachzuahmen. — 2 vliziclichen
  • adv., eifrig. — 3 sich verkeren mit gen. (des), sich von etwas abkehren.
  • — 4 man müge conj. von mac, für man eninüge, daß man nicht könne.
  • — lihte adv. , leicht. — geleren swv. , lehren , mit dopp. acc.
  • 34, 1 so, durch eine Ellipse zu erklären : wenn ihr solche Gesinnung habt,
  • so u. 8. w. In der dritten Zeile drückt so eine Art Gegensatz aus, der
  • in den Personen liegt: andererseits will ich u. s. w. — daz lant, euer
  • Reich. — 2 schaz stm., Geld. — 4 enbieten stv. , mit dat. der Person,
  • acc. der Sache, jemand etwas durch einen Boten kund thun. — holt
  • adj., wohlwollend. — wille swm,, Gesinnung, Absicht. — so, wiederum
  • elliptisch: wenn wir das thun, das erreichen. — minner a.dv., weniger,
  • minder. — betragen (vgl. zu 4, 4): so wird es uns hier weniger lang-
  • weilig sein als bisher.
  • 10 I. AVENTIURE. , .^
  • 35 Der künic von Irlande zuo sinem wibe sprach:
  • «ich wil iu gerne volgen, als ez mer geschach 'r'-c-
  • daz man nach fromven rate lobeten hochzi'te/ />i>-v-«-vK-u
  • min und iwer mäge wil ich her ze hove heizen riten.»
  • . »■ •• <
  • 36 Do sprach diu kimiginne: «daz ist mir niht leit:
  • so gib' ich besunder fünf hundert frouwen kleit.
  • vier und sehzic meiden den gibe ich guot gewaete.«
  • do daz der künic erhörte, er jach daz er ez willic-
  • ^^H liehen tsete.
  • 37 Do er löbete hochzi'te^ ' dar nach in ahtzehn tagen
  • den friuuden und den mägen hiez er allen sagen,
  • die hin ze Irlande gerne wolden riten,
  • daz sie nach dem sumere von des winters stunden sei- ,
  • den biten. ^"4>^^■t(fv^^1^vv^
  • ■j _
  • 38 Gesidele hiez er werken, so wir beeren sagen;
  • des muost' man von dem wilden walde dar trägen. £^^
  • sehzic tüsent beiden den hiez man allen benken. Il*>>^ L
  • daz künden wol gebrüeven des küniges trühsaezen unde '''
  • schenken. V vit^^J^K^^'
  • 35, 2 hl dat. pl. , euch, — als, wie: wie es schon öfter geschehen ist. —
  • 3 man ist hier nom. pl., Männer. — loben swv. mit acc, etwas geloben,
  • versprechen, verabreden. — liochzit stf., jedes größere Fest, namentlich
  • Turniere u. dgl. Der Singular lautet bisweilen auch hochzite. — 4 min
  • ist gen. von ich, nicht etwa=?/iine.
  • 36, 1 Eeiche Frauen, Fürstinnen u. s. w. schenkten bei Festen ebenso wie
  • die Männer an Frauen und Bitter Kleider. — 2 so kann hier wieder
  • den Gegensatz der Personen bezeichnen, oder auch den Nachsatz zu
  • einem leicht ergänzten Vordersatz einleiten. — gib-^gibe 1. pers. prses.
  • von geben stv. — besunder adv. , besonders; ich für meinen Teil. —
  • kleit stn. , ist hier pl. , Kleider. — 4 erhörte prset. von erhoeren, hören.
  • — jach prset. von jehcn, er sagte.
  • 37, 1 lebete im Sinne des Plusquaraperfectums. Als er den Beschluß gefaßt,
  • ein Fest zu geben. — dar nach in ahtzehn tagen , achtzehn Tage nach-
  • her. — 2 friunde und mäge decken sich beinahe; doch sind in dieser
  • Zusammenstellung auch die Lehnsmannen zu verstehen. — 3 die,
  • vorausgestelltes Kelativum, auf sie bezüglich. — 4 von, von der Zeit
  • des Winters an. — btten stv., warten, hier mit nach verbunden, mit
  • dem Nebenbegriff des Verlangens.
  • 38, 1 Gesidele stn., collect, von sedel, Sitze im Freien, namentlich zum
  • Essen, weil für die große Menge der Gäste die Räumlichkeiten nicht
  • ausreichten. — 2 muost', verkürzte Form für muoste. — vilde, epith.
  • Omans des Waldes. — dar, dahin, herzu. — tragen, das Objekt (Holz)
  • ist zu ergänzen. — 3 benl-pn swv., Bänke bereiten. — 4 brüeven, gebrüeven
  • 8WV. , besorgen, beschaffen. — truhsa-ze swm. , der die Gerichte auf-
  • setzende Hofbeamte. Ihm und d^m Schenken lag die Besorgung der
  • Tische und Stühle am nächsten./— schenke swm., Mundschenk.
  • I. AVENTItTRE. 11
  • 39 Riten sie begunden üf vil manigen wegen
  • I (die ze hove körnen, der hiez man schöne phlegen),
  • .^'
  • unze daz dem künige üzer Irriche
  • heim ze hove körnen sehs und ahzic tüsent lobeliche.
  • --^^^^j
  • j^ 40 Von des wirtes gademe kleider man dö truoc.
  • i allen die ir gerten , den gap man ir genuqc.
  • A--^ dar zuo gap man in schilde und ros von Irlande.
  • diu edele küneginne zieret' ir ouch vil mit gewande.
  • ^Hf^l Siu gap wol tüsent wiben herliche wat,'^^^ - ''
  • ^ unde vil der meide daz kinden rehte stät,' Ut ''--^f^Ju.L
  • « i0^ von borten und gesteine vil manigen phelle riehen. /XS^j i
  • die minneclichen frouwen stuonden in ir wsete sü-
  • r^, berlichen.
  • 42 Alle die es gerten, beten guot gewant.
  • tiC da sach man rös springen den knaben an ir haut,
  • -^ die brähten liebte schilde unde schefte riebe. a^j^*''^
  • Uote diu vil edele säz in den venstern lobeliche.
  • ^, 43 Do erloubte bühurdieren der wirt den gesten sin;
  • des wart da vil-tunkel manic heim schih.
  • die wol gelobeten frouwen säzen also nähen,
  • swes die beide phlägen, daz sie ez bescheidenlichen sähen. ^— ^^
  • 39, 1 Zu riten kann man ergänzen: herzu. — 2 Jcoinen prset. von komen,
  • kamen. — 3 unze, bis. — 4 lobeliche ist adv, , nicht mit tüsent zu ver-
  • binden.
  • 40, 1 gadera stn. , Gemach zu ebener Erde, deren es zu verschiedenen
  • Zwecken mehrere gab, namentlich zu den Vorräthen und zum Schla-
  • fen. — 2 ir gen. pl., bezüglich auf kleider. — 3 dar zuo , außerdem. —
  • 4 ir von vil abhängig, ihrer viele.
  • 41, 1 wj6en dat. pl. von wtp, verheirateten Frauen (früher hieß es /rowtt-?«
  • 36, 2) im Gegensatz zu den Jungfrauen. — 2 vil der meide, vielen
  • Jungfrauen. — daz ist neutr. des Kelativums, was. Der Zw^ischen-
  • satz bezieht sich auf die folgende Zeile. — kinden dat. pl. , jungen
  • Mädchen. — rehte stät, wohl ansteht, ziemt. — 3 phelle stm., kostbarer
  • Seidenstoff, hier wohl die ganzen Gewänder, die mit golddurchwirkten
  • Bändern (borte swm.) und Edelsteinen reich besetzt waren. — 4 stuonden
  • prset. von stän, stehen. — svberltchen adv., säuberlich, nett.
  • 42, 1 es gen., auf gewant zu beziehen. — 2 die noch nicht ritterfähigen jungen
  • Edelleute (knaben) mußten den Rittern die Rosse und Waffen halten.
  • — 3 Schaft stm., der hölzerne Teil des Speers, oft aber wie hier für
  • den ganzen Speer gebraucht.
  • 43, 1 den gesten sin, seinen Gästen; sin ist gen. von er. — 2 des, davon,
  • dadurch. — tunkel adj., dunkel; er verlor seinen Glanz durch Staub
  • und Schwertschläge. — schin adj., glänzend. — 3 wol gelobet, mit Recht
  • gerühmt, hochgerühmt. — 4 swes gen. von srvaz, abhängig \on phlägen
  • mit gen. , etwas treiben. — bescheidenlichen adv. , deutlich , so daß sie
  • es unterscheiden konnten.
  • 12 I. AVENTIURE.
  • 44 Der bühurt werte lange, so dicke ist geschehen,
  • der wirt sich wolde läzen bi sinen gesten sehen,
  • daz lobet' in guoter mäze sin wip diu küniginne,
  • wände siu so nähen saz mit den frouwen obene an
  • der zinne.
  • 45 Do er geriten hete als fürsten wol gezam,
  • ^' do begunde er wenden (daz tet er äne schäm) 'j^-Lj
  • den sinen lieben gesten die starken arebeite. -f.,
  • nach vil grozen eren was er für die frouwen ir geleite.
  • 46 üote diu schoene grüezen dö began
  • die fremeden zuo den friwenden. da von siu gewan
  • manigen gast mit willen, die sie euch gerne sähen,
  • der frouwen Uoten gäbe dorfte ir deheinem niht
  • versmähen. ' •' ' U
  • 47 Ritter unde frouwen man bi ein ander vant.
  • in was des wirtes wille allen wol bekant,
  • , ^ daz er in eren gunde bi siner höchzite.
  • wider äbünde hiez er aber die werden geste riten.
  • c^rr, - - i. '
  • 48 Diu höchgezit werte unz an den niunden tac.
  • swes man mit ritters fuore bi dem künige phlac,
  • ^\{^t\j ^ ^ \^
  • 44, 1 leerte praet, von wem, währen, dauern. — 2 der König wollte auch
  • an dem Buhurt teil nehmen. — 3 daz lobete , dem pflichtete bei. — in
  • guoter mäze, in geziemender Weise. — 4 wände, weil; dies «weil» be-
  • gründet ein leicht ergänztes Zwischenglied: die es sah.
  • 45, 1 rtten stv., hier von dem ritterlichen Zusammenreiten im Turniere ge-
  • braucht. — hete, andere Form des Prseteritums von haben. — 2 wenden
  • swv., umwenden, aufhören machen. Er machte dem Buhurt ein Ende
  • und brauchte sich dessen nicht zu schämen, weil er mitgeritten war, —
  • 3 arebeite kann acc. pl., aber auch sing., Nebenform arebeite, sein. —
  • 4 nach eren, in ehrenvoller Weise. Er führte sie vor die, zu den
  • Frauen. — geleite swm, , Führer.
  • 4«), 2 zuo, zugleich mit; eigentlich nicht mehr bedeutend als und. — 3 durch
  • ihren freundlichen Gruß machte sie sich manchen Gast hold. — mit
  • willen, bereitwillig, willfährig, mit gast zu verbinden. — 4 dorfte praet.
  • von darf, infin. dürfen, dürfen. — deheinem, irgendeinem (auch keinem),
  • davon der gen. pl. ir abhängig. — ver.vnähen swv., geringfügig, ver-
  • ächtlich dünken.
  • 47, 1 Nach Beendigung des Buhurts folgte gesellige Unterhaltung. —
  • 3 gunde praet. von gunnen, gönnen, mit dat. der Person {in, ihnen) und
  • gen. der Sache {eren gen. pl.). — 4 gegen Abend, d, h. vor der Haupt-
  • mahlzeit. — aber, abermals. — werden adj. von wert, wert, hoch-
  • angesehen. — riten, turnieren.
  • 48, 1 höchgezit, Nebenform von hochzit. — niunde adj., neunte. — 2 fuore
  • stf., Lebensw^eise. —
  • X'
  • I. AVENTIXJRE. 13
  • ^^-J^^'^des mohte die varnde diet. lützel da verdriezen.
  • , ^ die heten arebeite, wände si's ouch wolden geniezen. .<-
  • ^49 Pusünen unde trumben vil lüte man veraam,
  • floiten unde harphen, swes man da began'^,
  • rotten unde singen, des vlizzen sie sich sere,>' ^^ ' "'-^^j^^
  • pbifen imde gigen. in wart der guoten kleider deste mere.
  • ■- :^. -^ .. 1. ■:...
  • 50 An dem zehenden morgen ' (nu beeret wunder sagen)
  • nach ir aller wünne muoste ir maniger klagen,
  • von der hochzite hebent sich niuwe msere.
  • nach ir grozen fröweden sie komen in vil herzen-
  • liche swsere.
  • (^^^61 Do der wirt mit fröweden bi sinen gesten saz,
  • ■ t^.., \ dö kouL^er varnden einer. mit vlize künde er daz,
  • ^V daz er nS sie alle (wer möhte des getrouwen?)
  • % da spilte mit gefuoge, daz in werde fürsten muosten
  • ^/ schouwen. -^-^
  • ^'■^' 52 Dar wiste an ir hende ein schoene magetin
  • da üz irlande des wirtes kindelin.
  • da mite giengen frouwen, die sin mit zühten phlägen,
  • und ouch des wirtes friwende: die zugen ez mit vlize
  • sinen mägen.
  • 48, 3 die varnde diet, das herumziehende Volk der Spielleute und Jong-
  • leurs, das sich bei solchen Festen haufenweise einfand. — lützel neutr.,
  • wenig, in adverbialer Bedeutung, — 4 sie gaben sich große Mühe,
  • weil sie auch Nutzen davon haben wollten. — si's-=si es; es gen., von
  • geniezen abhängig.
  • 49, 1 trunibe swf. , Trompete. — lute adv. , laut. — 2 sioes man da. began,
  • was man auch da anfieng. — floiten u. s. w. sind Infinitive, die das
  • Spielen des betreffenden Instrumentes bezeichnen. — 3 rotte, ein Saiten-
  • instrument von keltischem Ursprünge. — sich vlizen stv., sich befleißen,
  • mit gen. — 4 ivart, wurde zu teil. — deste, desto. — mere neutr. des
  • Adjectivums, mit dem Grenetiv verbunden.
  • 50, 3 von hängt von niuwe mcere ab. — sich heben stv., anfangen. — niuioe
  • adj., neu. — A^fröicede, ältere Form, soviel als fröude, freude. — herzen-
  • lich adj., das Herz berührend. — swwre stf., feummer, Leid.
  • 51, 2 kam prset. von komen, kam. — sorgfältig verstand er zu spielen (mhd.
  • ein Satz mit daz). — 3 für , den Vorzug ausdrückend, besser als sie
  • alle. — getrouwen swv., mit gen. der Sache {des, die Person steht im
  • Dativ), einem etwas zutrauen ; ohne Person : Vertrauen auf etwas haben,
  • etwas glauben. — 4 gefuoc stm., Geschicklichkeit. — muosten schouwen,
  • auf ihn sehen, ihre Aufmerksamkeit richten mußten.
  • 52, 1 unsen swv., führen. — hende dat. sing, von hant. — magetin, magedin,
  • megedin, meidin stn., von rnaget abgeleitet, Mägdlein. — 2 da uz Ir-
  • lande gehört zu wirtes, des Wirtes dort aus Irland. — 3 da mite, mit
  • dem Mägdlein. — mit zühten, wie es sich gehörte, in geziemender
  • Weise. — 4 zugen prset. pl. von ziehen, erziehen.
  • 14 I. AVENTIURE.
  • 53 In des wirtes hüse h6rt' man grözen schal.
  • daz Hut begunde lachen allez über al. /^ - ^^ ' ' l
  • des jungen Hagenen magezogen komen gar ze nähen,'
  • daz sie der jungen meide und des kindelines niht ensähen.
  • 54 Des Wirtes ungelücke nähen dö began,
  • da von er und frou Uote groziu leit gewan.
  • ez het der übele tiufel gesant in daz riche
  • sinen boten verre. daz ergieng in allen klagelicbe.
  • 55 Es was ein wilder grife, der kom dar geflogen.
  • daz im der künic Sigebant het ze liebe erzogen, /-^-ö-^
  • sin groz ungelücke mohte er da bi kiesen: >■ tv.
  • sinen sun den jungen muose er von dem starken grifen
  • Vliesen.
  • ^ 56 Er begunde schatewen dar sin gevidere in trüoc,
  • als ez ein wölken wsere. starc was er genuoc.
  • vor ir manigen freuden sie nämen's war vil kleine. ' "^^^^
  • diu maget mit dem kinde stüont vor dem huse vil eine» ,>
  • 57 Vor des grifen krefte der walt da nider brach,
  • dö diu maget edele den vogel fliegen sach,
  • do nerte siu sich selben und lie daz kint beliben.
  • durch ditze starke msere möhte man ez für ein wunder
  • schriben.
  • 53, 1 h6rV verkürzt statt horte. — schal stm. , Lärm, — 2 daz Hut stn. , im
  • Singular auch mhd. nicht häufig, das Volk, die Leute. — allez, zu Hut
  • gehörig. — über al, insgesamt. — 3 magezoge swm. , Erzieher eines
  • Kindes. — ze nähen, nämlich dem Spielmann, um etwas zu hören. —
  • 4 die beiden Genetive hängen von niht ab. — meide ist gen. sing, von
  • maget, statt magede.
  • 54, 1 I)es Wirtes ungelücke, das dem Wirte vom Schicksal bestimmte Un-
  • glück. — 2 da von, wodurch, nämlich durch das Nahen des Unglücks. '
  • — groziu neutr. pl. — 3 übele adj., böse, ein häufiges Beiwort des Teu- ,
  • fels. — gesant, verkürzt aus gesendet; durch das Ausstoßen des flex.
  • e (urspr. i) tritt das ursprüngliche a ein. — 4 verre, von weither. — i
  • ergieng preet. von ergän, er gen, ausgehen, enden. I
  • 55, 1 grife swm., Greif. — 2 daz ist Relativum zu da bt: der König konnte !
  • an dem, was er sich zur Freude erzogen hatte. — liebe stf., Freude,
  • Gefallen an etwas. — 3 kiesen stv. , wahrnehmen , sehen. — 4 muose,
  • Nebenform von viuoste. — Vliesen s,U ., verkürzt aus »eriieaen, verlieren;
  • von bezeichnet dabei den Urheber.
  • 56, 1 schateiven swv.. Schatten machen. — dar steht für da, dar, dort wo-
  • hin. — gevidere stn., Gefieder. — 2 als mit dem Konjunktiv, als ob. —
  • wölken stn. — starc genuoc, mit gewöhnlicher mhd. Ironie statt: sehr
  • stark. — 3 vor, wegen, bezieht sich auf alles zunächst vorher Erzählte. —
  • näinen's=nämen es, aer Genetiv von war abhängig, das Substantivum i
  • ist. — kleine adv. , wenig, soviel als: gar nicht. — 4 eine, allein.
  • 57, 3 nerte prset. von nern, retten, ernähren. — beliben, zurückbleiben. —
  • 4 ditze neutr. des Pronomen demonstr. dirre , dieser. — starc in Ver-
  • I. AVENTIUEE. 15
  • >8 Der grife lie sich nidere und besloz daz kindelin
  • in die sine kläwe. dö tet er groze schin
  • daz er grimmic wiere und übele gemuot.
  • daz muosten sit' beweinen beide küene unde guot.
  • 59 Ez begünde lüte erschrien, ez was sere erschraht.
  • er truog ez harte hohe mit der sinen mäht.
  • d6 kerte er gegen dem lüfte zuo den wölken verre.
  • daz muoste dö beweinen üzer Irlande der herre.
  • '60 Sigebandes friunde frieschen dise not; i^-X^'' ■^"
  • sie klagten harte sere des kindelines tot.
  • des was in unmuote der künic und euch sin wip.
  • sie klagten algemeine des kindes waetlichen lip.
  • 61 Von dem unmuote diu werde Wirtschaft
  • diu muoste sich zerläzen. die het mit siner kraft
  • der grife so zerfüeret, daz sie mit arebeit
  • sich alle muosten scheiden: in was vil inneclichen leit.
  • ,, ßjLL^^
  • f
  • 62 Der wirt weinde sere, sin brüst diu wart im naz.
  • diu edele küniginne mit zühten sprach dö daz,
  • daz er die klage lieze. «Iseg' al daz Hut tot,
  • ez müese sich verenden, als got von himele gebot.»
  • 63 Die geste wolden riten; dö sprach diu künigin:
  • «ja sult ir, edele beide, noch hie ze hove sin,
  • bindung mit ma>re oft, etwas Ungewöhnliches, Merkwürdiges bezeich-
  • nend. — für ein wunder schriben, als ein "Wunder aufschreiben, weil
  • die Sache so merkwürdig war.
  • 58, 1 nidere adv. , nieder. — besloz prset. von besliezen, einschließen, um-
  • schließen, — kläive pl. von klä stf., Klaue. — groze adv., sehr. —
  • schin adj., offenbar, oft mit tuon verbunden, zeigen. — 3 übele adv., böse.
  • 59, 1 erschrten stv., aufschreien. — erschraht part. von erschrecken swv. —
  • 2 hohe adv., hoch, in die Höhe. — mäht, Kraft. — 3 kerte prset. von
  • keren intrans. , sich wenden. — luft, im Mhd. masculinum. — zuo,
  • nach — hin. — üzer, soviel als uz, aus.
  • 60, 1 frieschen prset. pl. \on f reischen, erfahren, vernehmen. — 2 klagen swv.,
  • mit dem Accusativ der Sache. — 3 unrnuot stm., Trauer. — 4 algemeine,
  • sämtlich, alle, — loaitltch, schön, stattlich, von wät abgeleitet, eigent-
  • lich: kleidsam.
  • 61, 1 Wirtschaft stf., Gelage, Test. — 2 zerläzen stv., auseinander lassen;
  • sich zerläzen , auseinander gehen , aufhören. — 3 zerfüeren swv. , zer-
  • reißen, zerstören. — arebeit stf., Mühsal, Kummer. — 4 inneclichen
  • adv., innig, im Innersten. — in was leit, sie waren traurig.
  • 62, 1 naz, von den herabfallenden Thränen. — 2 mit zühten, die wohl er-
  • zogene Frau hielt auch im Klagen Maß. — 4 verenden, zu Ende bringen ;
  • sich^ verenden, zu Ende kommen, enden.
  • 63, 1 rtten, fortreiten. — 2 ze hove, bei Hofe; ze antwortet auf die Frage
  • wo. — sin, verweilen, —
  • 16 I. AVENTIURE.
  • und lät iu niht versmähen silber unde golt:
  • daz haben wir ze gebene. wir sin iu groezlichen holt.«
  • 64 Do nigen ir die recken. sie begunden sagen
  • hohe danken alle. der wirt hiez in tragen
  • manigen riehen phelle, die wären ungesniten.
  • sie wären sumeliche von verren landen dar geriten.
  • 65 Dar zuo gab er in mcere, zeiter unde marc, t^*^^^
  • diu ros üz Irlande, michel hoch und stafc. ' ^^" •
  • man gab in golt daz rote, silber ungewegen.
  • der wirt hiez siner geste schqne und giietlichen phlegen.
  • 66 Do lie diu kimiginne scheiden manic wip
  • und vil der edelen meide, also daz ir lip
  • ir gäbe was getiuret: sie truogen guot gewant.
  • diu hochzi't sich endet: sie rümten Sigebandes lant.
  • 63, 4 wir stn, wir sind. — groezlichen adv. , in hohem Maße, sehr, dasselbe
  • •was groze (58, 2).
  • 64, 1 nigen praet. pl. von nigen stv., sich verneigen, meist mit einem Dativ.
  • — 2 danken hängt von sagen ab, und zu danken gehört das Adverbium
  • hofie, sehr. — tragen, herbeitragen ; in, für sie. — 3 die stellt wegen des
  • kollektiven maniger. — ungesniten, noch nicht zugeschnitten; der Stoff
  • war noch im ganzen Stück. — 4 sumeliche, einige, dabei steht aber
  • kein partitiver Genetiv (ir), sondern derselbe Casus (sie).
  • 65, 1 zeiter stm. , ist vorzugsweise ein Reisepferd, das im Paßgang (zeit)
  • geht; sie wurden meist von Frauen geritten. — marc stn., starkes
  • Pferd, zumal im Kampf und Turnier verwendet. — 3 rot, ein ge-
  • wöhnliches Beiwort des Goldes. — ungewegen, ungewogen; Bezeich-
  • nung der höchsten Freigebigkeit. — 4 güetlichen adv., in guter, gütiger
  • Weise.
  • 66, 3 gäbe ist gen., die Ursache bezeichnend: durch ihre Gabe wert ge-
  • macht ward. — 4 rurnen swv. , räumen , verlassen.
  • II. AVBNTIURE, WIE H. VON DEM GrIfEN WART HIN GEFÜBRET. 17
  • IL AVENTIURE,
  • WIE HAGEN VON DEM GBIFEN W^AKT HIN GEFÜEEET.
  • Einer der jungen Greifen will Hagen zerreißen und flattert mit ihm
  • von Baum zu Baum, wobei das Kind ihm entfällt. Hagen birgt sich im
  • Gesträuch und findet in einer Höhle drei Königstöchter, aus ludia, Por-
  • tugal und Iserland, welche die Greifen gleichfalls entführt hatten. Von
  • ihnen ernährt wächst er auf, findet in einem gescheiterten Schiffe eine
  • Rüstung und Waffen, und erschlägt die Greifen sämtlich. Er erlegt ein
  • Gabilun und trinkt dessen Blut, wodurch er übermenschliche Kraft er-
  • langt. Mit den Jungfrauen wandert er 24 Tage durch den Wald und er-
  • blickt ein Schiff aus Garade, dessen Führer sie bitten, sie aufzunehmen.
  • tA.*-^^^
  • 67 Nu läzen wir beliben wie da gescheiden wart,
  • und grifen an diu msere , welch ein swindiu vart
  • mit dem wilden grifen daz kint dannen treit.
  • ez lieten sine mäge umb' ez vil starkez herzeleit.
  • 68 Ez was noch unerstorben, w^kii ez got gebot;
  • .t <.f-
  • iedoch het ez besunder dar umbe groze not,
  • wan ez der aide grife den sinen jungen truoc.
  • do ez die vor in heten, do het ez arebeit genuoc.
  • 69 Also diu kunft des alden zuo dem neste ergie, ^x^c^^
  • *^'^' daz kint er uz den kläwen zuo den jungen lie.^'
  • do zuhte ez ir einer. daz er ez niht verslant, > >^
  • **^ da wart diu gotes güete vil harte verre an bekant.
  • '"^"^0 Sie wolden'z hän zebrochen, mit kläwen gar zertragen.
  • da beeret michel wimder von sinen sorgen sagen,
  • 67, 1 läzen wir, Konjunktiv. — hellben, auf sich beruhen. — rcie da ge-
  • scheiden wart, wie man sich da trennte. — 2 grifen an ein Ding, etwas
  • angreifen, beginnen, sich zu etwas wenden. — swindiu vart ist Subjekt,
  • daz kint Objekt. — swinde adj., geschwind. — 3 treit=treget, trägt.
  • 68, 1 unerstorben, nicht gestorben. — wan, gekürzt aus wände, weil. —
  • 3 truoc, brachte; den jungen, für die Jungen. — 4 vor in, vor sich. —
  • Das Kind hatte Mühe (arebeit) sich ihrer zu erwehren.
  • 69, 1 Also, sobald als. — kunft stf., Ankunft. — ergie, Nebenform von
  • ergienc, geschah. — 3 zuhte praet. von zucken, zücken, an sich reißen. —
  • verslant prset. von verslinden stv., verschlingen. — 4 verre, sehr; außer-
  • dem noch durch vil und harte verstärkt. — an mit da zu verbinden:
  • daran zeigte sich.
  • 70, 1 zebrochen und zertragen haben ungefähr hier denselben Sinn, zer-
  • reißen, vernichten. — 2 da hat erläuternden Sinn, etwa: nun. —
  • KUDRUN, 2
  • ^'
  • 18 II. AVENTIURB,
  • wie da den lip behielde von irlant der herre..
  • in habt' der jungen einer under sinen kläwen harte verre.
  • 71 Von böume ze boume er mit dem kinde flouc. ^ .
  • den grifen do sin Sterke ein teil ze sere trouc' „' ,
  • er gestuont üf einen ast, dem was er ze swaere.
  • des muoste er üf die erde, do er zuo dem neste gerner
  • waere. '>
  • 72 Von des grifen valle daz kindel im enbrast. ^"-.♦v'^»-«*-
  • sich bare in einem krute der wenige gast. '
  • er was noch übele enbizzen an dem sinem libe.
  • Sit kora er ze tröste in Irlande manigem schoenen wibe.
  • 73 Got tuot michel wunder; des mac man wol verjehen. "^^^^
  • von der grifen Sterke was ouch e geschehen, i ' ?,,. »^
  • daz drier künige töhter wären dar getragen. ^o^
  • sie säzen da vil nähen. nu kan iu niemen gesagen, ^
  • 74 Wie sie den lip nerten ie so manigen tac,
  • wan daz ir got von himele vil gnsediclichen phlac. "t^
  • Hagene da beliben solde niht aleine. '^
  • die minneclichen meide vant daz kint in einem holen
  • steine.
  • 75 Do ez die frouwen slichen sähen an den berc,
  • dö wolden sie des waenen, ez waere ein wildez twerc
  • 70, 3 den itp , das Leben. — 4 haht=haUe prset. von haben, wenn es, -wie
  • hier, festhalten bedeutet.
  • 71, 1 flouc praet. \on fliegen, ebenso trouc von triegen, betrügen, täuschen.
  • — 2 ein teil adv. acc. , zu ze sere gehörig, etwas, mit einem im Mhd.
  • häufigen ironischen Nebensinne. Er täuschte sich über seine Kraft. —
  • 3 gestern stv., sich niederlassen. — dem, dem Aste. — 4 zu muoste und
  • waere sind Verba der Bewegung zu ergänzen, die wir nhd. ebenso aus-
  • lassen können. — gerner, lieber.
  • 72, 1 Von, infolge von. — enbrast praet. von enbresten, losbrechen, hier
  • entkommen. — 2 bare prset. von bergen. — krut stn., Kraut in kol-
  • lektivem Sinne. — wenic adj., klein, schwach, armselig. — gast, weil
  • er hier nicht zu Hause war. — 3 enbizzen part. von enbtzen, essen; er
  • hatte noch schlecht (d. h. noch gar nicht) gegessen : seit drei Tagen,
  • wie er 80, 3 angibt. — 4 kom, gereichte.
  • 73j l verjchen mit gen. der Sache, etwas behaupten, sagen. — 2 e adv.,
  • früher, vorher. — 4 nahen adv., nahe. — gesagen, verstärktes sagen.
  • 74, 1 ie, je, überhaupt. — 2 wan, verkürzt aus wane, nach negativen Sätzen,
  • außer; wan daz, außer daß. — 4 holen steine, hohlen Felsen, Höhle;
  • hol adj., hohl.
  • 75, 1 slichen stv., schleichen. — 2 trogen, Umschreibung des Konjunkt.: moch-
  • ten, — wwnen swv., meinen, mit gen., des, der hier nur den folgenden
  • abhängigen Satz einleitet. — twerc stn. , Zwerg. —
  • WIE HAGENE VON DEM GRIFEN WART HIN GEFÜERET. 19
  • Öder ein merwünder von dem se gegangen.
  • , ^' Sit kom ez in so nahen: ja wart ez von in güetliche
  • t enphangen.
  • t^*76 Hagene wart ir innen, sie wichen in daz hol;
  • j^ alles unmuotes was ir herze vol,
  • e daz sie erfunden, daz ez ein kristen waere.
  • mit siner arebeite schiet er sie sit von maniger herzen
  • swsere.
  • 77 Do sprach diu eltiste: owie getärst du zuo uns gän,
  • sit wir von gote von himele dise herberge hän?
  • ^(1^ nu suoche din genoze in dem wilden se.
  • wir liden doch ärebeit; uns ist hie groezlichen we.»
  • 78 Do sprach daz edele kindel: «lät mich iu wesen bi,
  • j ob ir daz weit gelouben, daz ich ein kristen si.
  • mich truoc der wilden grifen einer zuo dem steine,
  • ich wsere bi iu gerne; ja mag ich hie niht beliben eine.»
  • 79 Do enphiengen s' minneclichen daz wenige kint.
  • sie gewunnen's künde von sinem dienste sint.
  • sie begunden fragen wan ez komen waere. Ljp^\^\c
  • f^^. von sines hungers sorgen verdroz ez harte sere der msere.
  • 80 Do sprach daz edele kindel: «mir maere enbizens not.
  • 75, 3 merwünder stn., wunderbares Meergeschöpf, Seetier. — se stm., be-
  • zeichnet mhd. als masc. auch die See. — gegangen, hervorgekommen;
  • von, aus.
  • 76, 1 innen werden mit gen., wahrnehmen, bemerken. — daz hol stn., die
  • Höhle. — 3 e daz conj. , auch e allein, bevor, ehe. — kristen stm.,
  • Christ. — 4 schiet prset. von scheiden, trennen, befreien. — herzen ist
  • gen. von swocre abhängig; ebenso in herzen leit und ähnlichen.
  • 77, 1 eltiste superl. von alt; i ist altertümlich. — getarst 2. pers. von ich
  • getar, ich wage ; anomales Verbum. — 2 sit, auch stt daz, kausale Kon-
  • junktion, da. — herberge stf., schützender Aufenthalt. — 3 genoze, im
  • Singular ^ewo^, Genosse. — wilde adj., wüste. — 4 doch, ohnedies. —
  • uns ist we, wir dulden Schmerzen, Ungemach, Sehnsucht.
  • 78, 1 iu Wesen bi=bt iu wesen (vgl. 78, 4); im ersten Falle ist bt adv. , im
  • letztern prsep. (vgl. zu 10, 1). — 2 ob, wenn. — weit, ihr wollt; Inf.
  • wellen. — 4 ich kann allein liier nicht existieren.
  • 79, 1 minneclichen adv., liebevoll. — 2 künde gewinnen eines dinges, Kunde
  • erlangen von etwas, etwas kennen lernen, der Genetiv ist hier es (in
  • gewunnen's) und bezieht sich auf kint. — von, durch, oft auch durch
  • wegen zu übersetzen, wie 79, 4. — 3 wan, von wannen, woher : gekürzt
  • aus wannen. — 4 Wegen der Qual seines Hungers. — ez, das Kind. —
  • der maere, des Berichtes ; das Kind hätte lieber gegessen als erzählt.
  • 80, 1 enbizens gen. des Inf. von not abhängig; mir ist not, ich bedarf. Ich
  • bin sehr hungrig. — 2 mir mite teilen, mit mir teilen , mir mitteilen.
  • — trinken subst. Inf. Der Nachsatz fehlt, ist aber leicht «u ergänzen :
  • 2*
  • ,'.'■>..
  • weit ir mir mite teilen trinken unde brot, ^ 7-,*
  • 20 II. AVENTIURE,
  • deist mir gewesen tiure wol drier tage wile,
  • wände mich der grife^ truoc da her wol hundert lange mile.«
  • 81 Do sprach der frouwen einiu: «ez ist so geschehen,
  • daz wir unser schenken seiden haben gesehen,
  • noch unser truhssezen, die uns solden tragen spise.»
  • sie lobeten gotes giiete und wären in ir tumben jären wise.y
  • 82 Si begünden balde suochen würze und ander krüt.
  • sie wolden bi in nerjen den Sigebandes triit. ■oh...^
  • al des sie da lebeten, des brähten s' im genüege.
  • ez was ein fremede spise die im waen' die juncfrouwen
  • trüegen.
  • 83 Diu krüt diu muoste er ni^zen durch des hungers n6t;
  • müelich ist ze liden der bitterliche tot.
  • er wonde bi den frouwen da vil manigen tac,
  • daz er ir güetliche mit sinem dieneste phlac.
  • 84 Ouch beten sMn in hupte, daz wil ich iu sagen,
  • ja wuohs er da mit sorgen in sinen jungen tagen,
  • unze dai den kinden bi ir grozen swsere
  • vor dem holen steine erstuonden aber diu sünderbseren maere.
  • 85 I'ne weiz von weihen enden geflozzen über mer
  • zuo der steinwende kom ein gotes her. ,, .
  • 80 werde ich euch dankbar sein. Das Mhd. steht iu allen solchen
  • Fällen auf dem Boden des lebendigen mündlichen Verkehrs, der vieles
  • verschweigt und zu ergänzen läßt. — 3 deist, contrahiert aus daz ist.
  • — tiure adj., selten. Der Sinn ist: ich habe drei Tage nichts ge-
  • gessen. — ivUe stf. , Zeit.
  • 81, 1 es ist uns so gegangen, es verhält sich so mit uns. — 2 seiden adv.,
  • dem Sinne nach gleich niemals. — 3 tragen, bringen. — 4 lobeten, weil
  • Gott sie erhalten.
  • 82, 1 würze pl. von würz stf.. Pflanze, welche Bedeutung auch nhd. Würz
  • in vielen Zusammensetzungen hat. — 2 nerjen, ältere Form des im
  • Mhd. üblichen nern, ernähren, erhalten. — trut stm., Geliebter, Lieb-
  • ling. — S al steht in unflektierter Form vor dem Artikel, Relativum
  • und Pronomen possessivum. — leben eines dinges, von etwas leben. —
  • genüege stf.. Genüge, hinreichende Menge. — ^fremede adj., unbekannt,
  • ungewohnt. — loain', häufig eingeschaltet statt ich wwne, entweder ohne
  • Einfluß auf die Construction, oder wie hier mit abhängigem Satze.
  • 83, 1 nieten stv., m. acc. genießen. — 2 müelich adj., mühsam, schwer. —
  • liden stv., leiden. — 3 wonen swv., leben. — 4 vor daz muß wieder er-
  • gänzt werden: in solcher "Weise.
  • 84, 1 s'in=si in, sie ihn. — fatote stf., Aufsicht, Hut. — 2 mit sorgen, in
  • Not, Kummer. — 4 diu ist für unsern Sprachgebrauch entbehrlich.
  • — sunderboere adj., seltsam; seltsame Begebenheiten, Erlebnisse.
  • 85, 1 rne=ich ne , ich niclit. — fliezen wird mlid. auch von den auf dem
  • Wasser Fahrenden gebraucht. — 2 steinwende dat. sing, von steimoant
  • stf. — gotes her, Heer von Pilgern. —
  • WIE HAGENB VON DEM GRIFEN WART HIN GEFÜERET. 21
  • die starken gruntwelle kelten sie vil sere.
  • die eilenden meide heten ungemüetes deste mere.^
  • 86 Die kiele in zebrästen, des liutes niht genas, y^^^^i-^^^
  • die alden grifen körnen da daz geschehen was. xi-
  • sie truogen zuo ir neste vil manigen toten man;
  • des manic wip von frage vil der sorgen gewan. ]
  • 87 Do sie den jungen grifen ir spise heten lan,
  • die alden grifen kerten von ir geniste dan,
  • i'ne weiz in weihen ende üf des mores sträze.
  • sie heten üf dem berge einen grimmen nächgebüren läzen.
  • 88 Hagene rat der liute sach ligen bi dem mer,
  • die da ertrunken wären (daz was ein gotes her);
  • dö wände er daz er solde vinden da ir spise.
  • vor den übelen grifen sleich er zuo dem Stade harte lise.
  • 89 Da vant er niemen mere wan gewäfent einen man;
  • des er von den grifen gröze not gewan. * ^
  • er schütte in üz den ringen, er lie'z im niht versmähen,
  • bogen und gewsefen vänt er der siten harte nähen. >.^^^j^ f,
  • 90 Dö gärte sich selbe daz wenige kint. ' ^ ""^
  • da obene in den lüften hörte er einen wint. ^oJ^>ju-^*^" *^
  • dö hete sich versümet der wenige herre. ■>*./. fi ^
  • dö kom der aide grife; Hagene was dem steine gar ze verre.
  • 85, 3 gruntwelle stf., Welle, die den Grund des Meeres bloß legt. — kelten, von
  • kein (=queln), Not bereiten. — 4 eilende adj., aus fremdem Lande, fremd.
  • — ungemüete stu., so viel als unmuot, Traurigkeit; hier wohl Bangen.
  • 86, 1 zebrästen von zebresten (vgl. 72, 1), zerbrechen. — des liutes niht,
  • keiner von der Mannschaft. — 2 dä=dar da, dorthin wo. — 4 dadurch
  • gewann manches Weib von Nachfrage (nach dem ausbleibenden Gatten),
  • viele Sorgen.
  • 87, 1 Idn, Nebenform des Participiums getan; ebenso idzen 4^geläzen. —
  • 2 geniste stn., Collectivum von nest, Nest. — 3 ende, in der altern
  • Sprache auch mascul. , Richtung. — ?// ist mit sträze zu verbinden,.
  • sträze der Accusativ. — 4 nächgebure swm., Nachbar; Hagen heißt so,
  • weil er den Jungen so nahe blieb.
  • 88, 1 ra* stm., Vorrat, Gerätschaften. — 3 wände prset. von warnen. —
  • ir sptse, ihre Nahrungsmittel zur Zehrung unterwegs. — 4 vor, die
  • Vorsicht bezeichnend. — sleich praet. von sltchen. — stat stn., Gestade.
  • 89, 2 durch das Auffinden des Gewaffneten und den daran sich knüpfen-
  • den Kampf gewann er Not von den Greifen. — 3 schütte prset. von
  • schulen, schütteln ; er zog ihm den Harnisch ab. — lie'z=lie ez. — ver-
  • smähen: er ließ sich die Mühe nicht verdrießen. — 4 bogen acc. sing,
  • von böge swm., Bogen. — gewwfen stn., collect, von wäfen, Waffen. —
  • !lte BVf{., Seite; neben dem Toten.
  • 90, 1 garte prset. von gerwen, bereiten, rüsten, anziehen. — selbe, ohne fremde
  • Hilfe. — 2 einen wint, ein Rauschen von den wiederkehrenden Greifen. —
  • 3 sich versümen swv., sich verspäten. — 4 dem steine, der Höhle.
  • 22 II. AVENTIUBB,
  • - 91 Er swanc sich zornicliche nider üf den griez. dji^^
  • \j^ji ■ t-^-'-V den sinen burgaere, den er da heime liez,"
  • den wolde er harte gerne an der zi't han verslunden.
  • dö wart der küene Hagene in vil guotes heldes mäze fanden.
  • 92 Mit siner bloeder krefte het er üf gezogen '
  • raanige starke sträle schoz er üz dem bogen. '
  • er kunde's niht versniden; ' wes mohte er do geniezen?
  • ^px»^ ' do versüochte er'z mit dem swerte. er hört' die frouwen
  • klagen unde riezen.
  • '^■.
  • >\^'' 93 In sinen siten tumben -grimme er was genuoc. J-,,^
  • dem grifen einen vetechen er von der ahsel sluoc,
  • und verhiew in aneme beine starke unde sere,
  • daz er getragen mohte von der stete sinen lip niht mere.
  • s>
  • 94 Ben sie het er erworben. der eine der was tot.
  • >,n schiere kom der ander; des leit er sundernöt.
  • Sit sluog er sie alle , die jungen zuo den alden.
  • des half im got von himele ; ja mohte er solher krefte
  • niht gewalden.
  • 95 Als er daz michel wunder hete da getan,
  • do hiez er sine frouwen von dem steine gän.
  • er sprach : «lät iu erschinen den luft und ouch die sunne,
  • Sit uns got von himele etelicher freuden wil gunnen.»
  • 91, 1 griez stra., der Sand am Meeresufer; dann Ufer. In der Kudrun meist
  • im Plural gebraucht: die grieze, das Ufer. — 2 burgasre stm. , Burgbe-
  • wohner, d. h. Hagen, weil derselbe in seinem Neste gewesen war.
  • Hierin wie in nächgebüre (37, 4) liegt der gleiche Humor. — da heiine,
  • zu Hause. — 3 an der zit, auf der Stelle. — 4 mäze, Weise, Benehmen.
  • — funden partic. von vinden, gefunden, erfunden; im Mhd. hat dies
  • Verbum kein ge im Particip.
  • 92, 1 blaede adj., schwach. — uf gezogen, auf die Sehne gezogen. — 2 ma-
  • nige starke sträle gehört als gemeinsames Objekt zu den beiden Verben,
  • zwischen denen es steht, muß also eigentlich zweimal gedacht werden.
  • — sträle stf., Pfeil. — 3 kunde's-=kunde es; es (gen., abhängig von
  • niht) bezieht sich auf den Greifen (ihn nicht). — versniden stv., durch
  • Schneiden verwunden. — 4 riezen stv. , weinen.
  • 93, 1 Bei, trotz seinem unerfahrenen Wesen, Benehmen. — grimme adj.,
  • grimmig. — 2 veteche swm. , Fittich. — 3 verhiew stv., prset. von ver-
  • houwen, durch Hauen verwunden. — aneme-=an deme, an dem. — starke
  • adv. , gewaltig. — 4 stete dat. von stat stf. , Stelle.
  • 94, 1 sie, auch sige stm., Sieg. — 2 schiere adv., bald. — leit prset. von
  • liden, leiden. — sundernöt, besondere, große Noth. — 3 sluog praet. von
  • slahen, hier wie oft erschlagen. — 4 gewalden stv., mit gen. über etwas
  • gebieten; solher, zu ergänzen ist: daß er ohne Grottes Hilfe es hätte
  • vollenden können.
  • 95, 1 Als, sobald als. — 3 lät imp. plor. von län, lassen. — erschinen, 8^he^-
  • nen, leuchten; iu ist Dativ. — 4 gunnen mit dat. der Person und gen.
  • der Sache, gönnen.
  • r
  • WIE HAGENE VON DEM GBIPEN WART HIN GEPÜEBET. 23
  • 96 Si enphiengen'n güetlichen: dicke bi der stunt
  • wart er von den frouwen geküsset an den munt,
  • •^ ir voget lac da veige; waz mohte in do gewerren, ^
  • si giengen an dem berge nach ir willen nähen oder verren?
  • %' 97 Do in der grozen sorgen von im gar gebrast, -r^-^*-^ " r*^*^
  • ^ dö lernde so wol schiezen der eilende gast,
  • daz im die vögele künden fliegende niht entrinnen.
  • ,äK^_9J^^. errämteswesergerte, do er nach sinernarbegunde sinnen.
  • , j^ ,, 98 Er wart so baldes herzen , so frevele und so zam. ^^r ' "'^
  • hei waz er von tieren sneller spränge nam! '■K^k,^'~*7^ f^^^u,
  • als ein pantel wilde lief er üf die steine. ' '•^''^^^
  • iä zoch er sich selbe: er was aller siner mäge eine.
  • ^^^j
  • 99 Wie dicke er zuo den ünden durch kurzwile gie!
  • er sach in dem wäge die räwen vische ie. "---^
  • die künde er gevähen, möht' er ir iht geniezen.
  • sin kuchen diu rouch seiden; des mohte in alle tage
  • da verdriezen.
  • 100 Von siner herberge gieng er in den walt. , .^j
  • da sach er vil der tiere frevele unde halt. /lA^ -
  • dar under was ir einez, daz wolde in verslinden,
  • daz sluog er mit dem swerte; ez muoste sines zornes
  • harte enphinden.
  • 96, 1 enplHengen'n==.enphiengen in. — 6; der stunt, ia der Zeit, in dem
  • Augenblicke. — 3 voget, Schirmher^ d. h. der Greif, wiederum humo-
  • ristisch. — veige, dem Tode verfallen. — gewerren stv., hinderlich sein,
  • verhindern, mit einem abhängigen Satze im Konjunktiv und beschrän-
  • kendem nc , das auch wegbleiben darf; si oder sine giengen, statt des
  • nhd. Infinitivs mit zu. — 4 nach ir willen, wie es ihnen gefiel. Sie
  • fürchteten die Greifen nicht mehr.
  • 97, 1 von im, durch seine Hilfe. — gebrast, gebrach (vgl. 77, 1) , mit gen.
  • der Sache. — 3 fliegende, im Fluge. — 4 rämen swv. , zielen. — nar
  • stf., Nahrung. — sinnen stv., trachten, streben.
  • 98, 1 baldes adj., von balt, kühn. — frevele adj., kühn , unerschrocken. —
  • zam adj., zahm, vertraut, nach dem Zusammenhange wohl: mit den
  • Tieren. — 2 nam, nahm, lernte; prset. von nemen stv. Der Genetiv
  • snoller sprunge hängt von waz ab. — 3 pantel stn., Panther: nach Nib.
  • 976, 3 sam zwei ivildiu pantel si liefen durch den kle. — 4 eine adj. mit
  • gen., verlassen.
  • 99, 2 wäc stm.,Woge, im kollektiven Sinne, Meer. — rdwen adj., von rä,
  • ro, roh. — 3 gevähen stv., fangen; er konnte sie fangen, hätte er nur
  • etwas Nutzen von ihnen haben (d. h. sie kochen) können. — iht, etwas ;
  • Gegensatz niht. — 4 kuchen stf., Küche. — rouch prset. von riechen stv.,
  • rauchen; vom Feuer.
  • 100, 3 Bei dar under könnte nhd. der partitive Genetiv ir entbehrt wer-
  • den. — 4 enphinden stv., empfinden; mhd. mit dem Genetiv ver-
  • bunden.
  • 24 II. ÄVENTIURE,
  • 101 Einem gabilüne was ez anelich.
  • er begunde ez schiuden; dö wart er krefte rieh.
  • in luste sines bluotes. dö er des vol getranc,
  • do gewän er vil der krefte. er bete manigeu ged^nc. a
  • 102 Mit des tieres hiute der helt sich bewaut. l^' ^y
  • bi im er harte nähen einen lewen vant; P^^ ^
  • der mohte im niht enphliehen. wie schiere er zuo im gie!
  • . rdes beleip er unverhouwen. der (helt in güetliche
  • enphie.
  • 103 Daz tier daz er hete da ze tode erslageu,
  • daz gedähte er ze hüse heim mit im tragen,
  • die frouwen z'aller zite genuzzen siner güete.
  • von der fremeden spise höhte sich ir herze und ir
  • gemüete. ^
  • 104 Fiwer was in tiure, walt beten sie genuoc.
  • üz einem herten vejse er manigen vanken shioc. ' "-^^-^
  • daz in vor was fremede, des wurden "sie beraten, /»-x.,,,^
  • ja tet ez ander niemen; sie muosten'z selbe bi der i^^
  • glüete braten.
  • 105 Dö sie die spise nuzzen, dö merte sich ir kraft,
  • euch kuhten sich ir sinne von gotes meisterschaft.
  • sie wurden an ir liben schcene und lobebaere,
  • sam ir ieclichiu da heime in ir vater lande wsere. tt^
  • — anelich adj., ähnlich. — 2 schinden stv. , die Haut abziehen; da-
  • durch bekam er Lust, das Blut zu trinken und gewann Kraft. Offen-
  • bar ist hier Siegfrieds Drachenkanipf Vorbild. — 3 iuste prset. von
  • lasten, gelüsten. — vol, adverbial mit dem Verbura verbunden: in
  • vollem Maße. Der Genetiv des hängt von getrano ab, davon. — 4 er
  • kam dadurch auf mancherlei Gedanken.
  • 102, 1 hiute dat. sing, von hat, Haut. — bewayU prset. von hewinden. um-
  • winden, umhüllen. — 2 der Löwe w^ar wohl vorher im Kampfe mit
  • dem Drachen gewesen. — lewe swm., Löwe. — 3 enphliehen, entfliehen.
  • — 4 unverhouwen, unverwundet; der Löwe ist gemeint.
  • 103, 3 zUiUenr^ze aller, — genuzzen prset. pl. von geniezen. — 4 fremede adj.,
  • ungewöhnlich. — höhte prset. von hoeken, erhöhen, aufrichten.
  • 104, 1 Fiwer stn., gewöhnlich /i«r, Feuer; sie hatten kein Feuer. — walt,
  • hier Holz. — 2 herte adj., hart; die Form hart ist rahd. seltener. —
  • vanke swm., Funke. — 3 beraten einen eines dinges, jemand mit etwas
  • versehen. — 4 ander niemen, niemand anders : ander ist gen. plur. für
  • anderr. — glüete dat. sing, von gluot, Glut, Feuer.
  • 105, 1 nutzen, genossen hatten. — 2 kuhten prset. von kucken, erquicken,
  • beleben. — meisterschaft stf., Macht. — 3 lobeha;re adj., löblich, lobens-
  • wert. — 4 sam, als ob. — ieclichiu fem., jegliche.
  • WIE HAGENE VON DEM GEIFEN WART HIN GEFÜERET. 25
  • 106 Ouch het der wilde Hagene krefte zwelf man;
  • des er bi sinen ziten hohen lop gewan. ' ' " * '
  • in und die juncfrouwen muot' daz harte sere,
  • daz sie in der wüeste sölden beliben immer mere.
  • ^ 107 Do bäten sie sich wisen zuo des wazzers fluot. -e.^^^^
  • sie giengen schamelichen ; ja wären niht ze guot
  • ir kleider, diu sie truogen. diu strihte ir selber hant, 1^-^
  • da sie der junge Hagene in ir eilende vant. -u^>^-..«,.7
  • 108 Tage vier und zweinzic sie giengen durch den tan. j^ - jjt-^jt^
  • an einem morgen früeje dö sach der junge man
  • ein schif geladen swsere; ez kom von Garade. ^
  • A^ den eilenden frouwen den tet ir arebeit vil we. -^^"^ ''
  • 109 Hagene ruofte lüte, daz in des niht verdroz,
  • swie sere von den winden daz mer mit linden flöz.
  • daz schif begunde krachen. die bi in fuoren nähen,
  • sie Yorhten wildiu merkint, dö sie die frouwen an dem
  • ^LldJ^ , / Stade sähen.
  • 110 Daz schif het einen herren üzer Salme. J^^jri^^
  • ^ü Hagene und sin künne was im vil künt e. /t-K^ -
  • er was ir nächgebüre. da her von Irlande ..v><--
  • sun den Sigebandes der bilgerine einer niht be-
  • kande. .
  • 111 Der gräve sinen schifman zem Stade niht enliez.
  • der eilende recke füeren sich dö hiez
  • ^
  • 106, 1 ztoelf man ist gen. pl., abhängig von krefte. — 2 lop, im Mhd. masc.
  • und neutr. — 3 muote praet. von mücjen, ärgern, kränken. — 4 immer
  • mere, immer fortan.
  • 107, 1 Objekt von bäten ist in (Hagen), was ergänzt werden muß; von
  • wisen ist es sich, was hier wie im Lateinischen für nhd. sie steht. —
  • 2 schamelichen adj., von Scham erfüllt. — niht ze guot, ironisch für
  • sehr schlecht. — 3 strihte prset. von stricken, stricken. — 4 eilende etn.,
  • Aufenthalt in der Fremde, Verlassenheit, Elend.
  • 108, 1 zweinzic, zwanzig. — tan stm. , Wald, ursprünglich Tannenwald. —
  • 2 früeje und fruo adv. , frühe.
  • 109, 1 ruofte und rief, beide Formen des Praeteritums kennt die Kudrun ; im
  • Infinitiv ist rüefen oder ruofen unentschieden. — des, des Rufens. —
  • 2 sivie, wie auch; aus so wie. Er wurde nicht müde trotz des gewal-
  • tigen Wogenlärms au rufen. — 4 merkint etn., Meerweib.
  • 110, 2 kunt adj., bekannt. — 3 rfa her von Irlande gehört zu sun den Sige-
  • bandes, den Sohn Sigebands dort von Irland her. — 4 bilgertn, auch
  • pilgerin stm., Pilger. — bekande praet. von bekennen, erkennen.
  • 111, 1 gräve swm., Graf. — schifman, hier der Steuermann. — enliez, ließ
  • nicht zum Gestade rudern. — 2 gemeint ist Hagen. —
  • 26 III. ÄVENTIÜRE,
  • ,.^j-j^ durch die gotes güete von dem wilden sande.
  • ^* do erbaldet' ir gemüete, do er Krist so frevenliche nande.
  • 'v^A-- x^k- t^jp^^^
  • ^, • 112 Der gräve selbe zwelfte in eine barken spranc.
  • e er diu msere erfüere, diu wile dühte in lanc,
  • i^ ^ j: ob ez schrawaz waeren od wildiu merwunder.
  • er gesäch bi sinen ziten nie niht so herlichiu kunder.
  • ^-
  • M^
  • 113 Er begunde fragen, e er zem Stade gie: ' '^^
  • «Sit ir, kint, getoufet, waz tuot ir danne hie?»
  • er sach ir lip den schoenen in jungen mies gewunden,
  • do bäten sie die geste daz sie in mit in ze varne gunden. ^^
  • III. AYENTIURE,
  • WIE HAGENE AX DEN KIEL KOM.
  • Der Graf, des Schiffes Herr, fragt die Jungfrauen und Hagen nach
  • ihrer Herkunft. Er will Hagen, mit dessen Familie er Krieg geführt, als
  • Geisel behalten. Hagen schleudert gegen dreißig Schiffsleüte in das Meer
  • und zwingt die andern, nach Irland zu fahren. Boten werden voraus-
  • gesendet, die Hagens Kückkehr verkünden und als Wahrzeichen ein
  • goldnes Kreuz auf seiner Brust angeben. Sigebant und Ute reiten den
  • Ankommenden entgegen.
  • 114 £] sie zem schiffe giengen, do bräht' man in gewant,
  • daz die bilgerine fuorten in daz laut.
  • ; swie kiusche sie wseren, daz muosten sie dö tragen.
  • ja schämten sie sich sere; iedoch verendet' sich ir klagen.
  • 111, 3 um der Güte Gottes willen. — 4 erbalden awv., mutig werden; sie
  • sahen jetzt, daß er ein Christ war. — frevenliche adv., unerschrocken.
  • — nande praet. von nennen.
  • 112, 1 selbe zweifle, mit elf andern. — barke swf., Barke. — 3 schrawas
  • 8tm., Waldgeist. — od, verkürzte Form von ode, oder. — i gesach
  • prset. von gesehen, sehen. — kunder stn., Geschöpf. Gemeint sind die
  • drei Frauen, an denen der Graf noch zweifelt.
  • 113, 2 kint pl., gleichlautend mit dem Singular, —danne, dann, alsdann. —
  • imies stm., Moos. — 4 varne dat. des Inf. varn, von se abhängig.
  • 114, 1 gewant, nämlich Männerkleider, daher sie sich schämen. — 3 kiuiclie
  • adj., schamhaft. — 4 schämten prset. von schämen, schämen.
  • WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 27
  • 115 Do sie die schcenen megede brähten üf die fluot,
  • do giengen in engegene die ritter stolz und guot.
  • si enphiengen vlizicliche die fürsten tohter tiure,
  • swie sie sich e versahen daz sie wseren wilde und
  • , ^ ungehiure.
  • 116 Do beliben sie des nahtes bi in üf dem se.
  • diu ungewonheite tet den kinden we. ^ *^«>t ^"
  • ^'^l^y "^ heten si's für wirde, so diuhten sie mich wise.
  • der gräve üz Garadie hiez in allen geben guote spise.
  • 117 Do sie gespiset wären und er bi in gesaz,
  • der gräve üz Garadie bat im sagen daz,
  • wer sie so rehte schoene braehte zuo dem se.
  • den kinden tet sin fragen und ouch ir arebeite we.
  • 118 Do sprach diu eltiste, diu under in da saz:
  • ((ich bin von verren landen, herre, wizzet daz,
  • von Indiä der guoten; da was künic inne ;!.-*_•
  • min vater do er lebte, da ich kröne leider nimmer mer
  • gewinne.«
  • 119 Do sprach diu mitteliste: «ich bin von verren komen.
  • mich hat ein wilder grife ze Portegäl genomen. ^<^
  • der min da jach ze kinde, der was da landes herre;
  • ein voget vil gewaldic hiez er beide nähen unde
  • verre.»
  • 115, 2 engegene, im Schiffe, um sie zu begrüßen. — 3 tohter lautet im altern
  • Mhd. auch der Plural. — tiure adj., angesehen, hochgeboren. — 4 swie,
  • wiewohl. — sich versehen, erwarten, glauben. — ungehiure, Gegensatz
  • von gehiure , unheimlich, grausenerweckend.
  • 116, 2 ungewonheite stf., Nebenform von ungewonheit ; gemeint ist wohl die
  • ungewohnte Umgebung. — 3 wirde stf.. Würde, Ehre; sie würden
  • mir verständig erscheinen, sie wären gescheit gewesen, wenn sie diese
  • ungewohnte Umgebung als eine ihnen angethane Ehre betrachtet
  • hätten. — diuhten conj. von dvhte, däuchte.
  • 117, 1 spisen swv. , mit Speise versehen. — 3 rehte, wie auch noch nhd.,
  • zur Verstärkung dienend; sie, die so sehr schön wären. — braehte,
  • gebracht hätte. — 4 sie waren schüchtern und müde (Martin).
  • 118, 1 under in gehört dem Sinne nach zu eltiste. — 2 ich bin, ich bin her,
  • ich stamme. — verre adj., fern. — 3 India der guoten, Namen von
  • Ländern werden mhd. als Feminina betrachtet. — da inne, darin, in
  • Indien.
  • 119, \ von verren, von fernher. — 2 genomen, geraubt, entführt. — 3 jehen
  • eines Menschen ze etwas, jemand für etwas erklären, als etwas be-
  • trachten, ansehen.
  • 80 ni. AVENTIURE,
  • 120 Diu Jungeste drunder, diu bi dem gräven saz,
  • \fxUf.'": diu sprach gezogenliche : «herre, ich sage iu daz;
  • ^J»JU^^*^* ich bin von Iserlande, da was min vater herre.
  • die mich da ziehen solden, den kom ich doch leider
  • al ze verre.» c.^, '/.. /
  • 121 Do sprach der ritter edele: «got hat vil wol getan,
  • Sit er iuch bi den magen niht beliben wolde lan; ^
  • ir Sit mit genäden üz grozer not enbunden, /ajJ^^-*"-'*^
  • Sit ich iuch so schcene meide hän an disem Stade funden.»
  • 122 Swes er da fragen möhte, des wsere im ünnot, ,^^^^ JUjl^
  • wie daz komen wsere, daz sie den grimmen tot ^'-♦-'-c«^*^
  • niht von den grifen nämen, die sie ze neste truogen.
  • sie liten ser vil manigez, des sie doch nie mere ge-
  • wuogen.
  • 123 Do sprach der riche gräve wider den jungen man:
  • «friunt und geselle, ir sult mich hoeren län;
  • Sit daz mir die frouwen gesaget hänt ir msere,
  • i. nu weste ich harte gerne, \vä iuwer lant oder künne
  • wsere.» . -U Iju
  • 124 Do sprach der wilde Hagene: «daz wil ich iu sagen,
  • mich hat der grifen einer ouch da her getragen,
  • min vater der hiez Sigebant; ich bin von Irriche,
  • und bin bi disen frouwen gewesen hie vil lange kum-
  • berliche.»
  • 125 Do fragten sie alle: «wie möhte daz wesen,
  • daz ir bi den grifen so lange sit genesen?»
  • .J
  • 120, 1 drunder=dar ander. — 2 gezogenliche adv. , in züchtiger, einiger
  • Weiße. — daz, Folgendes. — 4 die mich da ziehen solden, in dieeem
  • Falle die Eltern.
  • 121, 1 wol getan, recht gethan, freundlich gehandelt. — 2 dem Sinne nach
  • ist zu ergänzen: daß er es euch wenigstens so gehen ließ, wie es
  • euch jetzt geht. — 4 die Trennung von Adjectivum und Substantivum
  • durch die Cäsur ist selten.
  • 122, 1 möhte, hätte können. — unnCt, keine Not: das wäre nicht nötig
  • gewesen. — 2 viie schließt sich an fragen an. — komen part. von
  • komen, nicht gekomen. — 3 den tot nemen, getötet werden. — 4 ge-
  • wuogen prset. von gewahen stv. , erwähnen, mit dem Genetiv.
  • 123, 1 sprechen wider einen, zu einem sprechen. — 2 geselle stm. , Genosse,
  • Freund. — 4 weste prset. (hier conj.) von wizzen, prses. weit. Andere
  • Formen in der Kudrun sind wiste, wesse.
  • 134, 4 kumberllche adv. , von Kummer erfüllt , auf kummervolle Weise.
  • 125, 1 Wesen stv., inf., sein. — 2 genesen stv., mit dem Leben davonkommen, —
  • f.^c
  • WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 3Ö
  • dö sprach der junge Hagene: (^daz wolt' diu gotes güete.
  • an in ist wol erküelet beidiu min herze und ouch min
  • gemüete.»
  • 126 Do sprach der Ciz Garade: «daz solt du mir sagen,
  • ^,^^ wie dir geringet si diu not?» «da hän ich erslagen
  • i-^^' die alden zuo den jungen, ir einer niht genas,
  • bi den ich mines libes in harte grozen sorgen was.»
  • 127 Dö sprachen s' algemeine: «so ist starc din lip;
  • dich mugen loben balde man ünde wip.
  • ez möhten unser tüsent nimmer hän getan,
  • daz wir s' erslagen heten. ez ist dir saelicliche ergän.»
  • pj^ 128 Der gräve und sin gesinde vorhten ditze kint.
  • ez het unmäzen Sterke; daz geschadete in sint.
  • man wolde in von den wäfen mit listen hän gescheiden.
  • ^^^''^^'^ daz werte er zornicliche; ja mohte in sin komen balde
  • /^^' " leiden.
  • 129 Do sprach aber der gräve: «mir ist wol geschehen
  • ^^rf nach manigem schaden grozen, den ich hän gesehen.
  • und bist du der mage da her von Irlande
  • des fürsten Sigebandes, so wil ich dich haben mir ze
  • phande.
  • 130 Du bist mir komen rehte, daz si dir geseit.
  • mir habent dine friunde getan so manigiu leit
  • ■ ' IM i i
  • f'
  • 125, 3 wolt'=wolde , wollte. — 4 erküelen swv. , kühlen, in dem Sinne wie
  • wir sagen: sein Mütchen an einem kühlen. Ich habe mich an ihnen
  • versucht. — beidiu neutr. , steht oft für beide , namentlich wenn die
  • beiden durch tcnd verbundenen Begriffe verschiedenes Genus haben.
  • 126, 2 geringet part. von ringen, klein machen, verringern ; wie du aus der
  • Gefangenschaft bei den Greifen entkommen bist. — da hat begrün-
  • denden Sinn, etwa wie: indem ich erschlagen habe. — 4 mines libes
  • hängt von sorgen ab, in Sorge um mein Leben, in Lebensgefahr.
  • 127, 2 balde adv., steht hier seiner ursprünglichen Bedeutung nahe, kühn-
  • lich, wohl. — 4 soeliclkhe adv., glücklich, zum Heile. — ergän part.,
  • Nebenform von ergangen.
  • 128, \ gesinde stn., Gefolge. — vorhten prset. von vürhten. — 2 unmazen,
  • eigentlich dat. pl., in ungewöhnlichem Maße, im Übermaße. — 4 werte
  • von wem, abwehren. — balde hat auch hier den Sinn wie 127, 2, wohl,
  • mit Recht. Namentlich steht es bei mac.
  • 129, 1 sprach aber , antwortete, erwiderte. — mir ist wol geschehen , mir ist
  • Glück widerfahren. — 2 gesehen, erfahren. — 3 der mag« gen. pl., ab-
  • hängig von bist, gehörst du an. — da her von trlande gehört wie oben
  • zu Sigebandes. — 4 phant stn., Unterpfand.
  • 130, 1 r'ehte adv. , gelegen. —
  • 30 III. AVENTIÜHE, ^
  • ze Garade dem lande, daz lit in gar ze nähen. "^*' V»
  • ^ . „sie hiezen mine helde in einer herte slahen unde vähen.»- UJL
  • 131 Do sprach der junge Hagene: «unschüldic ich des bin
  • daz sie iu getäten. nu bringet mich z'in;
  • . , so getröuwe ich wol versiienen ir haz und iuwer striten. c /
  • vU pi^' i^t jnich genendicliche ^ zuo den minen künden erbiten.» ' ^X
  • <^X 132 Der gräve sprach zem kinde: «du muost min giselsin;H^
  • so sin min hovegesinde diu schoenen magedin. K«^
  • ^^''^'*' die wil ich mir ze eren haben in minem lande.» '*^
  • diu rede dühte Hagenen, siu waere im beide schade
  • unde schände.
  • 133 Der recke sprach in zorne: «ich wil niht gisel wesen.
  • des enmuote niemen, der welle genesen.
  • ^^"^ ir guote schifliute, ir bringet mich ze lande;
  • des lone ich iu gerne. ich gilde mit schätze und mit
  • gewande. >;/.
  • 134 Er muotet minen frouwen sin ing^inde wesen; ^Hj
  • äne sine helfe sie mugen wol genesen.
  • si iemen hie so wise, der volge miner lere,
  • wendet iuwer segele, daz man daz schif gein Irlande
  • kere.»
  • 135 Daz liut in wolde vähen; ir herre daz gebot.
  • do stuont er in ze nähen; des kömen sie in not.
  • er holete bi dem häre wol drizic in die ünde.
  • diu kraft sines libes wart den bilgerinen harte künde.
  • 130, 3 lit, contrahiert aus liget, liegt. — 4 herte stf., harter, heftiger Kampf. ' '^^
  • — vähen, fangen.
  • 131, 1 des, an dem (abhängig von unschüldic), daz, was sie u. s. w. —
  • 2 z'in=ze in, zu ihnen. — 3 versüenen swv. , zur Sühne bringen, yer-
  • Böhnen. — 4 genendicliche adv. , getrost. — künden dat. pl. von künde
  • swm., der Bekannte, Verwandte. — erhlten stv. , erwarten, hoffen:
  • laßt mich auf Rückkehr zu den Meinen hoffen.
  • 132, 1 gisel stm., der im Kampf vom Feinde gefangen Genommene oder sich
  • Ergebende, der gegen Lösegeld wieder ausgeliefert werden kann. —
  • 2 s6 , ebenso. — stn, sollen sein. — 3 die, nicht diu, wiewohl auf ma-
  • gedin bezogen, vgl. 169, 2.-4 woere im, gereichte ihm.
  • 133, 2 muoten swv. mit gen., etwas begehren, verlangen. — welle conj. prses.
  • von ich u-il. — 3 ir bringet ist imper. — ze lande, heim. — 4 Ionen mit
  • dat. der Person, gen. der Sache. — gilde 1. pers. prses. von gelden stv.,
  • bezahlen.
  • 134, 1 muoten mit einem Dativ der Person und dem Infinitiv, jemand zu-
  • muten etwas zu thun, zu sein. — 3 si iemen, falls jemand ist.
  • 135, 3 holete, holte, schaffte; von holn swv. — 4 künde adj., kund, bekannt.
  • 4V
  • WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 31
  • 136 Heten'z niht gescheiden diu minniclichen kint,
  • den helt von Garadie biet' er erslagen sint.
  • ,^V sie wären im geliche, die armen zuo den heren.
  • die selben schifliute muosten dö gen Irlande keren.
  • 137 ilen sie begunden, daz sie nibt wurden vloru; ^^ ^
  • wan sie muosten fürbten des jungen Hagenen zorn.
  • tage sibenzebene sie vil unmüezic wären, j^ ^
  • sie vorhten in gemeine, wan sie in sähen übele
  • gebären. ^tA ■. . ^J^y /, ,^ ^^
  • 138 Do er begunde näben in sines vater lant,
  • (die vil witen bürge bet er e bekant),
  • einen palas bobe'n ko^s er bi dem fluote. ö^l
  • driu hundert turne sacb er da vil veste unde guote.
  • 139 Dar inne was ber Sigebant und oucb sin edele wip.
  • 'die bilgerine muosten sorgen umbe ir lip,
  • ob ir wurde innen der üz Irricbe ,
  • daz er sie alle slüege. daz understuont do Hagene
  • lobeliche.
  • 140 Dö sprach zuo den gesten der wsetliche man: ■ •,
  • «ich wil ez gerne süenen. swie ich niht enhän h^f - .
  • gewaldes hie ze lande, ich wil dar boten senden
  • und wil baz den alden mit iu und mit dem künige gar
  • verenden.
  • 136, 1 Meten" z=heten ez; ez scheiden, ohne daß sich ez auf ein bestimmtes
  • Substantivum bezieht , die Sache , namentlich den Streit beilegen. —
  • 2 Met' er, hätte er; Nebenform. — 3 geliche, gleichviel wert; er
  • schonte die Hohen (den Grafen) so wenig wie die Niedern. — 4 die
  • selben, die erwähnten, von denen die Eede war.
  • 137, 1 vlorn ftlr verlorn; Verliesen, zu Grunde richten, vernichten. — 3 ««-
  • mMeztc adj., unausgesetzt thätig. — 4 gemeine adv. , insgemein, sämt-
  • lich. -^ gebären swv., sich benehmen, sich gebärden; übele adv., böse,
  • zornig.
  • 138, 2 bürge kann Burgen, aber auch Städte bedeuten. — bekant, gekannt.
  • 3 palas stm. , der Hauptbau der mittelalterlichen Hofburg, in wel-
  • chem sich gewöhnlich der große Saal befand. — kos praet. von kiesen,
  • sehen. — ßuot als masc. und fem. in der Kudrun. — 4 driu neutr. von
  • dri; hundert ist neutr.
  • 139, 2 sorgen umbe, Sorge, Furcht haben um. — itj), Leben. — 3 der üz Ir-
  • riche, Sigebant. — 4 understän stv. , sich dazwischenstellen , verhin-
  • dern , mit acc.
  • 140, 2 ez, wie oben 136, 1. — 3 gewaldes von niht abhängig, nichts von Ge-
  • walt, keine Gewalt. — 4 haz den alden, nhd. den alten Haß; diese
  • Wortstellung ist in der Kudrun und im Nibelungenlied sehr häufig.
  • — mit , zwischen.
  • 32 III. AVENTIURE,
  • ^^>^141 Der nu welle dienen an mir micliel guot, w^^
  • s-^^^ ^ diu maere, diu'ch enbiute, swer daz gerne tuot, '•■^- ■
  • der diu sage dem künige, dem gibe ich golt daz riche-
  • ja lonet im vil gerne min vater und min muoter ri'li'che.»
  • Der bilgerine zwelve hiez er riten dan.
  • «nu saget daz dem künige», sprach der junge man,
  • «ob er welle Hagenen sinen sün sehen,
  • an dem von einem grifen im herzenleide was geschehen.
  • 143 Ich weiz wol, sin geloubet der edele künic niht. rj,, ju.
  • so fraget mine muoter, ob siu iu des vergibt, .
  • daz siu mich danne welle haben z'einem kinde,
  • ob siu ein guldin kriuze vor an der miner brüste
  • >* vinde.»
  • 144 Die boten riten dannen nähen in daz lant;
  • da saz in einem hüse frou Uote und Sigebant.
  • do erkande er daz sie füeren da her von Garadine.
  • ez wären sine vinde; dar umbe zürnt' der wirt und
  • ouch die sine. ^
  • ^^j^i^ '145 Er iesch, wie sie getörsten komen in daz lant?
  • do sprach ir einer drunder: «da hat uns her gesant
  • din sun der junge Hagene. swer den gerne saehe,
  • der ist hie so nähen, daz daz in kurzer zite wol ge-
  • schsehe.» i *
  • 146 Do sprach der fürste Sigebant: «ir trieget äne not.
  • er ist so hin gescheiden, daz mir des kindes tot
  • 141, 1 Freie Konstruktion. Der relat. , wenn jemand. — dienen swv. , ver-«
  • dienen. — an mir, von mir. — 2 diu'ch=diii ich. — 3 ffiöe 1. pers. prses.
  • von geben. — riliche adv., aus rk/dicfie , reichlich.
  • 142, 1 dan, von dannen. — 4 herzenleide adv., herzlicli leid.
  • 143, 1 gelonben swv., wird mit dem Genetiv wie mit dem Aecusativ verbun-
  • den. — 2 vergiht 3. pera. praes. von verjehen, zugestehen. — 3 haben
  • einen ze, jemand für etwas halten. — z'einem hat in dieser Verbin-
  • dung und ähnlichen die Bedeutung des nhd. z^tm. — 4 ob, hier wenn,
  • in 2 ob. — vor, vorn.
  • 144, 1 dannen, von dem Landungsplatze in das Land hinein. — 4 v'mde,
  • Feinde. — zürnt' praet. von zürnen.
  • 145, 1 iesch prset. von eischen ziv., heischen, erforschen, fragen. — getörsten
  • praet. conj. von getar (zu 77, 1), wagen könnten. — 2 da begründet
  • wieder. — 3 siver , wenn jemand. — 4 rascher Wechsel der Subjekte,
  • swer — der; der bezieht sich auf den.
  • 146, 1 äne not, unnötigerweise. — 2 hin, dahin. —
  • WIE HAGENE AN DEN KIEL KOM. 33
  • dicke hat erwecket mines herzen sirme.»
  • «ob ir's niht geloubet, so fraget iuwer wip die küneginne.
  • 147 Der ist er also dicke gewesen nähen bv.
  • I ob im an siner brüste ein guldin kriuze si,
  • ob man des an dem degene die rehten wärheit vinde,
  • geruochet ir des beide, so muget ir sin wol jehen
  • • Ko^ z'einem kinde.» ' -u./iLjf' -^
  • 148 IJoten der frouwen ditze wart geseit. ^ .
  • siu frewete sich der msere; e was ir dicke leit. ^-^^
  • siu sprach : «wir sulen riten da wir'z ze rehte ervinden.»
  • der Wirt hiez do satelen im und sinen besten ingesinden.
  • 149 Zehant dö sprach ein bilgerin der schoenen IJoten zuo :
  • «wilt du mir, frouwe, volgen, ich rate waz du tuo. >U^
  • du solt bringen kleider den vil schoenen kinden,
  • die koment dir z'allen eren; sie heizent dines jimgen
  • ingesinde.»
  • 150 Man brähte richiu kleider mit der frouwen dan.
  • ouch Voigt' der küniginne vil manic küener man. • ^ -j
  • her Hagene was gestanden nider üf den sant,
  • da man die von Garade bi dem eilenden vant.
  • 146, 3 erwecket von erwecl-en, erregt. — sinne, Gedanken.
  • 147, 1 Die hat so viel mit ihm verkehrt, daß sie das Zeichen, das wir an-
  • geben, wohl wissen wird. — 2 brüste dat. sing, von brt(st. — 3 des,
  • abhängig von varheit, die "Wahrheit dessen, was wir gesagt liaben. —
  • 4 geruochen swv. mit gen., sich etwas angelegen sein lassen, sich um
  • etwas bekümmern, geruhen.
  • 148, 2 frewen swv., freuen. — ^ ez ze rehte, den richtigen Sachverhalt. —
  • 4 das Objekt zu satelen, ros, ist als selbstverständlich zu ergänzen. —
  • besten ingesinden, vornehmsten Dienstmännern; ingesinde swm., einer
  • aus dem gesinde, ingesinde stn., Gefolge.
  • 149, 1 Zehant, sofort. — sprechen zuo, wo zuo adv. , mit dat., zu jemand
  • sprechen. — 2 waz du tuo, eigentümliche mhd. Ausdrucksweise, was
  • du thun sollst ; vgl. das griech. oiuö' (i; r.ocrj jov. — 3 kinden, gemeint
  • sind die Jungfrauen. — 4 die bringen dir in jeder Beziehung Ehre,
  • gereichen deinem Hofe zur Ehre. — dines jungen, deines Sohnes.
  • 150, 3 xcas gestanden, war abgestiegen. — sant stm., das Ufer. — 4 eilenden,
  • dem jungen Hagen, der in der Fremde gewesen.
  • 34 IV. AVENTIURE,
  • IV. AVENTIURE,
  • WIE HAGENE ENPHANGEN WART VON VATER UND
  • VON MUOTER.
  • Hagen wird an dem Kreuze von der Mutter erkannt und versöhnt
  • die von Garade mit seinem Vater, die vierzehn Tage in Baijan verweilen.
  • Er vermählt sich mit einer der drei Jungfrauen, Hilde von Indien, und
  • übernimmt die Herrschaft des Landes. Seine Tapferkeit erwirbt ihm den
  • Beinamen Välant aller künige. Hilde gebiert eine Tochter, die auch Hilde
  • genannt wird. Als sie erwachsen, werben Fürsten um sie; Hagen läßt
  • die Boten der Werber aufhängen und will die Tochter nur einem gleich
  • mächtigen Manne geben.
  • jA^rn
  • 151 Do gesach er riten wi'p ünde man.
  • do wolde in her Hagene hin engegene gän.
  • wer in grüezen tsete, daz wolde er gerne sehen,
  • da muoste ein starkez dringen von sinen friunden ge-
  • schehen.
  • 152 Der künec hiez in willekomen sin in sin lant.
  • er sprach: Ä ir^z der recke der nach uns hat gesant
  • und je^et ze einer muoter der edelen küniginne?
  • und sint war diu maere, so bin ich fro von allen minen
  • sinnen.»
  • 153 Üote diu schoene gezogenlichen sprach:
  • «heiz uns vor den liuten schaffen hie gemach.
  • ich sol in wol erkennen, ob im hie zimt diu kröne.»
  • si ervänt diu wären bilde. do enphiengen sie den jun-
  • gen helt vil schöne.
  • 154 Mit weinenden ougen siu kuste in an den munt.
  • jt, «e west' ich mich siechen, nu bin ich wol gesunt.
  • 151, 1 er, Hagen. — 3 grüezen ist Substantiv. Inf., Objekt zu tccte ; grüezen
  • behält gleichwohl die Verbalrektion bei, daher in.
  • 152, 1 in sin lant, nicht: in seinem Lande, wegen des in willekomen liegen-
  • den Begriffs der Bewegung. — 4 von allen minen sinnen, von Herzens-
  • grunde.
  • 153, 2 vor, Schutz bezeichnend : geschützt vor dem Andränge der Leute. —
  • gemach stm. und stn., Bequemlichkeit, bequeme Gelegenheit; der Be-
  • griff der Absonderung liegt darin. — 3 ich sol, ich werde. — 4 bilde,
  • Kennzeichen; nämlich das goldene Kreuz.
  • 154, 2 siech adj., krank, hier schwache Form des Femininum. —
  • WIE HAGENE ENPHANGEN WAET VON VATEK U. VON MÜOTER. 85
  • ,^s. wis willekomen , Hagene, min einigez kint. ^'-^^'^■'^
  • nu mugen sich din wol troesten die hie bi Sigebande sint.»
  • 155 Der künic trat dar näher, sin freude diu was groz.
  • von sines herzen liebe üz sinen ougen vloz .
  • ime der vil heizen trähene da genuoc. ^
  • dem kinde er holden willen von schulden friuntlichen truoc. '^^^ '^^ '''
  • •
  • 156 Die eilenden fremeden froun Uoten wurden kunt. /
  • siu gap in maniger hande gra ünde bunt, '
  • f uM' phelle ob liebten vederen, daz wol gezam ir libe./ '
  • [ sich ringet' ir gemüete von des künic Sigebandes wibe.
  • 157 Man kleit' die schoenen frouwen als ez in wol gezam.
  • ^jj^A-'die zit sie muosten dulden dar under michel schäm,
  • *- ^ unze sie behangen mit riehen borten giengen.
  • der "wirt und sine beide die jungen meide vliziclich
  • enphiengen.
  • 158 Hagene hiez gensedic den von Garade sin " *^
  • den künic und al die liute durch den willen sin, /«x^-a 4^1
  • daz er in vergsebe schaden unde schulde.
  • Hagene der junge der gewan den bilgerinen hulde. A „
  • /-'V
  • 159 Do der künic mit küsse versupnde sinen zorn,
  • i_,^ do muoste man in gelden swaz sie beten verlorn.
  • /r -; , daz was ir frume vil groziu und was ouch Hagenen ere.
  • ^^^tTi) Sit wurden sie vinde mit dem von Irlande nimmer mere.
  • 154, 3 wis imper. von wesen, sei. — einziges adj., einzig. — 4 sich trcesten,
  • mit gen., sich trösten, Trost fassen in Bezug auf etwas.
  • 155, 1 dar näher, näher herzu. — 2 von, infolge. — liebe stf., ungefähr so-
  • viel als freude. — 3 trähene pl. von der trahen stm.. der Tropfen, die
  • Thräne. — 4 von schulden, mit Kecht. — friuntlichen adv. , in Freun-
  • 156, 1 Die drei fremden Königstöchter. — eilenden, heimatlosen. — wurden
  • kunt, sie bemerkte sie jetzt, sie wurden ihr vorgeführt. — 2 grä, G-rau-
  • werk, eine Art Pelzwerk ; bunt, zweifarbiges Pelzwerk. Romanisch
  • gris et vaire. — 3 ob, über, gezogen über. — vedere stf., Pelzwerk,
  • namentlich zum Futter der Kleider und Mäntel. — ringen swv.,
  • ringe machen, erleichtern, sich ringen, erleichtert werden.
  • 157, 1 kleiV für Meldete. — 2 die zit dar under, in der Zwischenzeit. —
  • 3 behangen part. von behähen stv., behängt, geschmückt. — 4 vliziclich
  • adv., mit Beflissenheit. Noch jetzt in Oesterreich: Grüß von mir
  • fleißig.
  • 158, 2 durch den willen sin, um seinetwillen. — 4 hulde stf., Wohlwollen,
  • günstige Gesinnung, Geneigtheit.
  • 159, 2 bezieht sich auf die früher erlittenen Gewaltthaten, wegen deren
  • sie denen von Irland zürnten. — 3 frume stf., Nutzen, Vorteil. —
  • Hagenen ere, gereichte auch Hagen zur Ehre, nämlich daß ihnen Er-
  • satz für die durch ihn getöteten Leute (135, 3) ward.
  • 3*
  • trvJuJl
  • 36 IV. AVENTIURE,
  • 160 Do hiez man den gesten tragen üf den sant
  • in dem fride Hagenen ir spise und ir gewant,
  • [n^J^- daz sie da ruowen solden ze vierzehen tagen.
  • die stolzen bilgerine im muosten des genäde sagen. /t^jj^Jt.
  • 161 Do riten sie mit schalle von dem mere dan.
  • zuo der biirc ze Baljän kom vil manic man
  • durch diu fremeden msere, daz noch leben solde
  • des vil riehen küniges sun. Kitzel iemen daz gelouben
  • wolde. ^"" ^'S.
  • 162 Nach tagen vierzehenen scheiden man do lie
  • die wazzermüeden helde, die bi in wären hie.
  • do gab in sine gäbe der wirt von liehtem golde.
  • durch sines sunes liebe ze stseten friunden er sie haben
  • wolde.
  • r
  • 163 Hagene sine frouwen niht unberuochet liez.
  • , X baden ze allen ziten er s' vliziclichen hiez.
  • den minneclichen meiden den diende er vil lise.
  • man gab in richiu kleider; er was in sinen jungen
  • jären wise.
  • 164 Wahsen er begunde bevollen z'einem man.
  • _/i do phlag er mit den beiden swes man ie began,
  • I i daz ritter brüeven solde, mit werken und mit banden.
  • *^* ; , Sit wart er gewaldic in sines vater Sigebandes landen.
  • ;>-
  • 165 Der junge Hagene lernde daz helde wol gezam
  • vor so manigem degene, daz er des äne schäm
  • 160, 2 gesichert durch den ihuen von Hagen gewährten Frieden und
  • Schutz. — 3 ruowen awv., ruhen. — ze, auf die Dauer von. — 4 stolz
  • adj., bedeutet mhd. zunächst herrlich , stattlich. — genäde stf., Dank.
  • 161, 2 manic man, aus der Umgegend, aus dem Lande. — 3 um der son-
  • derbaren, merkwürdigen Nachricht willen. — 4 lützel iemen, kaum
  • jemand, kaum einer, niemand.
  • 162, 2 wazzennüede adj., müde von der Fahrt auf dem Wasser. — 4 sta'te
  • adj., beständig, dauernd.
  • 163, 1 frouwen, die Jungfrauen: sie heißen Hagens Gebieterinnen. — un-
  • beruochet, unbeachtet, ungepflegt. — 3 lise adv., mit dem Nebensinn
  • der zarten Aufmerksamkeit.
  • 164, 1 becollen, in vollem Maße, vollständig. — 2 ie, von jeher. — 3 was
  • einen Ritter, wodurch ein Ritter sich erproben sollte.
  • 165, 1 /lelde vor so manigem degene, einem Helden, der über so manchen
  • Degen zu gebieten hatte. — 2 degen stm. , ursprünglich soviel als
  • Mann, basonders aber der tapfere Mann, der Held. — des, in Bezug
  • darauf, was er zu lernen hatte. —
  • WIE HAGENE ENPHANGEN WART VON VATER U. VON MUOTER. 37
  • . - - 'U-
  • müeste beliben. daz lobeten schoene frouwen.
  • er wart so rehte milde, daz es niemen möhte wol ge-
  • trouwen. X*^ O. ^-^
  • 166 Dar zuo wart er so küene, als uns ist geseit,.
  • J, daz er getorste rechen siner friunde leit. '-• --^
  • er behäbete gar sin ere an aller bände dingen,
  • des bort' man in dem lande von dem beide sagen unde
  • singen.
  • 167 Er wuohs in einer wüeste, der edele fürste junc,
  • . bi den wilden tieren. des mobte im einen spruAC Ua.^,,^
  • lA*^ lebendes niht enpblieben, swaz er wolde vähen. ^L^jJ-
  • er wsen' und sine frouwen bi dem mere manic wunder
  • sähen.
  • 168 Sin rehter name hiez Hagene; s]t wart er genant *>^^^
  • Välant aller künige. da bi was er bekant -/^ -^^^ '^h' Juc
  • von der sinen Sterke wol in allen riehen. A^^u^^ - ^--^j^
  • Hagene der küene urborte sinen namen vlizicliche.
  • j^l69 Im rieten sine mäge, er würbe umbe ein wip. '"" ^
  • ^■^^ diu was im da vil nähen, daz ninder schcener lip >^^»^^
  • lebet' in al der werlde üf dem ertriche.
  • diu het erzogen in selben; ja wuohs er bi ir harte
  • sörclrche.
  • 170 Siu was geheizen Hilde und was von Indiän.
  • siu het im dicke liebe in grozer not getan,
  • 165, 3 müezen hat im Mhd, oft den Sinn von dürfen. — 4: daß es wohl nie-
  • mand geglaubt hätte.
  • 166, 2 getorste, sich erkühnen durfte. — 3 behaben swv., festhalten,. behaup-
  • ten. — an aller hande dingen, bei Fällen jeglicher Art, in jeder Hin-
  • sicht. — 4 des, deshalb, daher. — sagen unde singen, in Erzählungen
  • und Liedern reden.
  • 167, 1 Diese Strophe gibt gewissermaßen den Inhalt der Erzählungen und
  • Lieder von Hagens wunderbaren Erlebnissen an. — 2 des, daher kam
  • es, daß. — einen sprunc, einen Sprung weit. — 3 lebendes niht, nichts
  • Lebendiges, kein lebendes Wesen; Tiere sind gemeint, die er an
  • Schnelligkeit übertraf.
  • 168, 2 Välant stm., Teufel. — da bi, bei diesem Namen. — 3 von, wegen. —
  • 4 urborn, etwas als urbor, Grundsteuer, bezahlen, oder Zinserträgnia
  • erwerben : er verdiente den ihm geschenkten Namen reichlich , be-
  • währte ihn durch seine Thaten.
  • 169, 1 er würbe, daß er werben sollte. — 2 diu, mit Bezug auf wtp; solche
  • mehr natürliche als grammatische Beziehung ist im Mhd. sehr häufig.
  • — ninder adv. , nirgend. — schcener compar. — 3 werlt stf., Welt. —
  • 4 sorclichfi, unter vielen Sorgen; mhd. in passivem Sinne, nhd. activ.
  • 170, 2 liebe adv., freundlich. —
  • 38 IV. AVENTIÜRE,
  • ' ' da er sie aller erste vant in einem steine.
  • ■■" üzer allen landen gerte er für sie bezzer deheine.
  • z^ti ^ 171 Sin vater hiez in gäben, daz er nseme swert .
  • mit hundert sinen beiden: tüsent marke wert ^.^^ '>»4Jj»*!
  • gseb' er ie vier gesellen für ros und für gewaete. k>^.^:.,) ,
  • do spracb der degen Hagene, daz er daz vil willic-
  • lichen taete. • t ,^., ^^a. u
  • 172 Do hiez er ez künden in diu fürsten laut. . ^ .^.-y^ {
  • wanne ez wesen solde , daz tet man in bekant '^^ '
  • Sit wart sin groziu milde harte wol befunden. *-^ * *^ *
  • man saget' die hochzite in drien tagen und in järes
  • Stunden.
  • f
  • ^K< ^'-'173 Dar zuo sich vlizzen recken die gerne wolden dar.
  • A^ sie hiezen wiirken Schilde lieht und wol gevar. ^^^^;> '
  • ^^"-^"^ dar zuo man in bereite satele vil riche. ?'*fr
  • 1 i I fürbüege und zoume bruofte man von golde süberltche.
  • '*^*^^^^'^174 Uf einem witen plane herbergen man do hiez 1^, ^ „. • *
  • des riehen küniges geste. wie wenic er des liez
  • des sie an in gerten! da sidelte man vil witen.-''
  • >U, UJ-
  • man sach an allen enden sine geste zuo dem lande riten.
  • 175 Die fremeden, die da wolden wäfen mit im nemen,
  • die hiez er kleiden alle; daz muoste in wol gezemen.
  • 170, 3 da, dort wo. — aller erste adv., zum allerersten Male. — stein stm.,
  • Höhle. — 4 für sie, an ihrer Stelle. — bezzer deheine, keine bessere.
  • 171, 1 gähen swv., eilen. — 2 sinen helden, abweichend vom Nhd. in dem-
  • selben Casus wie hundert, nicht part. Gen. — tüsent marke wert, den
  • Wert von tausend Mark. Die Mark ist ein halbes Pfund. Jedem
  • einzelnen also 250 Mark. — 3 gieb' er, würde er geben; er gab es
  • in Geld, statt wie sonst in Rossen und Kleidern. — 4 williclichen adv.,
  • bereitwillig.
  • 172, 2 tei hekant, machte bekannt; tet praet. von tuon. — 4 man verabredete
  • das Fest auf die Zeit nach Verlauf von einem Jahre und dreien Ta-
  • gen; die Hinzufügung von drei Tagen entspricht der alten germa-
  • nischen Reehtssitte, wonach dem Terrain immer noch eine Nachfrist
  • beigegeben wird.
  • 173, 1 sich vlizzen, beflissen sich, verwendeten ihren Fleiß, dar zuo, darauf
  • hin. — viurken , wiirken swv., anfertigen. — ivul geear adj., schön
  • gefärbt. Die Schilde wurden bemalt. — 3 bereite praet. für bereitete,
  • bereite. — 4 fürbüege stn., der Brustriemen des Pferdes,
  • 174, 1 herbergen swv., beherbergen, unterbringen. — 2 geste ist Objekt von
  • herbergen. Objekt von hiez sind die mit dem Beherbergen beauftragten
  • Beamten, namentlich der Marschall. — 3 toie wenic, d. h. gar nichts.
  • — des liez, davon unterließ. — 3 gern, eines dinges an einen, etwas
  • von jemand begehren. — sidelen swv., gesidele (zu 33, 1) macheu. —
  • feiten adv., in weiter Ausdehnung,
  • 175, 1, 2 Die mit Hagen zugleich Ritter werdenden stattete er aus; es
  • waren hundert seiner eigenen Helden (172, 2) ; dazu kommen hier
  • noch tausend Fremde, — 2 gezemen, gefallen, —
  • WIE HAGENE ENPHANGEN WART VON VATER U. VON MUOTBR. 39
  • ^^^^^'^""die da von fremeden erben komen zuo dem lande,
  • der wären tüsent helde : die zierte er wol mit rosse und
  • mit ge wände.
  • 176 Er sprach zuo sinen friwenden: «nu ratet ir mir daz,
  • daz ich ein künic heize. ez zimt mir deste baz,
  • ob ich von herzen minne diu bi mir trage kröne.
  • ,.i,v ich erwinde nimmer unz ich ir ir arebeit gelone.») /?s^ .
  • 177 Wer diu frouwe wsere, des fragten sine man,
  • diu vor sinen beiden ze hove solde gän.
  • er sprach: «daz ist frou Hilde von Indiä dem lande,
  • der ich und mine friimde ze dirre werlde haben Kitzel
  • schände.»
  • 178 Wol behagete ez smer muoter (sim vater tet ez sam), ^--4*.-^.
  • daz man sie solde kroenen, do siu daz vernam.
  • lJU ^ sitl was wol in der mäze, daz laut het irrere, i A^t^jl, ^"^^^^^^ a
  • p^^ wol sehs hundert degene nämen bi im wäfen oder
  • mere. " «^^-'^-'j*^
  • 179 Nach siten kristenlichen wihen man do hiez
  • beide zuo der kröne. niht langer man dö liez,
  • her Hagene und frou Hilde riten vor in dannen,
  • manigen bühurt riehen sach man getriben da von des
  • küniges mannen.
  • 180 Her Sigebant reit selbe; höhe stuont sin muot.
  • in ahte harte ringe, verzerte er michel guot. «-&--^^ J k^j ^
  • 175, 3 erben, Erbgütern, Ländern. — 4 zieren, ausstatten.
  • 176, 2 ein künec heize, den Königsnamen annehme. — 3 minne diu, die-
  • jenige liebe, die neben mir die Krone tragen soll. — 4 erwinden atv.,
  • ablassen; mit gen. oder einem abhängigen Satze. — gelonen swv.,
  • einem eines dinges, jemand für etwas lohnen.
  • 177, 2 cor, an der Spitze : als ihre Herrin. — 4 ze dirre werlde, auf dieser
  • Welt. — lützel adj., klein; lützel schände, kleine Schande, d. h. nach
  • der mhd. ironischen "Weise : gar keine.
  • 178, 1 tet als Vertretung des vorhergehenden behagete, und mit derselben
  • Konstruktion. — sam, ebenso. — 2 do schließt sich an behagete an;
  • von vernam ist daz abhängig. — 3 in der mäze, von solcher Beschaf-
  • fenheit. — ir ere, Ehre von ihr, durch sie.
  • 179, 1 kristenlichen ist adj., dem Substantiv nachgesetzt. — wtken swv.,
  • weihen, einsegnen. — 2 langer compar. des Adverbs lange. — liez,
  • unterließ. — 3 riten ist conj. mit fehlendem beschränkendem en. —
  • 4 Nib. 584, 1 vil manigen bühurt riehen sach man dan getriben; vgl.
  • auch Kudrun 184, 3.
  • 180, 1 hohe adv, — 2 mich ahtet ringe, ich schätze geringe, schlage nicht
  • hoch an. — verzerte er michel guot, wenn es ihm viel kostete. —:
  • 40 lY. AVENTIURE,
  • .y> dp sie geriten heten wol nach ritters rehte,
  • do wurden vil unmüezic üf des küniges höve die
  • jjlU-^ ^ kämerinehte.
  • \A 181 Sie truogen an gesiäele breit ünde lanc, © ^ , , cu^^-\£*-^^^~^
  • ^ ^ stüele unde tische. do man vol gesanc,*^'' ' ' "^
  • ze hove reit frou Uote, und mit ir vil der frouwen,
  • ^^-'-^ die die jungen helde da vil williclichen mohten
  • schouwen.
  • 182 Do der künic Sigebant bi froun Uoten saz
  • und Hagene bi Hilden, die liute redeten daz,
  • Lu U** wf^^'*^l^w8ere wol gelungen an sinem lieben kinde.
  • den krach von manigem schafte vor den tischen bruofte
  • ir ingesinde.
  • jy^ 183 Do der üz Irlande vol enbizzen was," • •; '>* •
  • rh^^^ i schiere wart ze mplden bluomen unde gras
  • ^i^f"-^ M ^^° sinen manigen gesten; die riten da mit schalle.
  • I ^-!i>^ (^die man gesunde weste, die bühurdierten vor den
  • p» l^ frouwen alle.
  • 184 Vier und zweinzic recken, die wären üf den plan
  • _^^ '■ komen under Schilde. da wart ez wol getan;
  • ^X^jSX* ( manic richiu tjoste wart von in getriben. '
  • ^^ daz sähen schoene frouwen; ja wöer' daz übele beliben. '
  • 185 Sun der Sigebandes den bühurt selbe reit. ^^^'^.ji
  • daz sach sin triutinne; ja was ez ir niht leit.
  • 180, 4 kamerknehte, die Untergebenen des Kämmerers ; ihre Thätigkeit be-
  • zeichnet die nächste Strophe.
  • 181, 1 an tragen, herbeischaffen, gesidele, Sitze; das gesidele besteht aus
  • den in der nächsten Zeile genannten Stühlen, auf denen, und Tischen,
  • an denen man sitzt. — 2 eol gesanc, zu Ende gesungen hatte, näm-
  • lich die Messe. — 4 die (das erste) ist acc, fielde subj. — uillicltcheny
  • gern.
  • 182, ,3 im— gelungen, er hätte Glück gehabt. — 4 während die königlichen
  • Paare zusahen, vergnügte sich das Gesinde, das Gefolge, noch weiter
  • mit ritterlichem Kampfe. — bruofte praet. von brüeven, erproben.
  • 183, 1 vol, vollständig, zu Ende. ^ 2 molde swf., Staub. — 3 von sinen
  • manigen gesten, von seinen zahlreichen Gästen.
  • 184, 2 under schilde, von ihren Schilden bedeckt. — da wart ez wol getan^
  • da wurde wacker gehandelt, gekämpft. — tjoate stf., aus dem franz.
  • joste, vom lat. juxta. das Zusammentreffen, der Zweikampf. — 4 übele
  • adv., mit Unrecht. — beliben, unterblieben.
  • 185, 2 triutinne stf., von trüt, traut, lieb, Geliebte.
  • WIE HAGENE ENPHANGEN WAKT VON VATEK U. VON MUOTEE. 41
  • ■*>A^ ob siu im iht gedienet het in fremedeu landen,
  • des londe er ir gerne; er was ein maerer helt ze sinen "^
  • ^^^— «^^v^rfxv banden.
  • 186 Da vant man under stoube dem wirle nten bi, ^^^^
  • daz ouch künige hiezen, zwelve unde dri,
  • die leben von im beten, kristen unde beiden.
  • Sigebande und Hagenen den dienden sie vil vliziclicben
  • beiden.
  • ^1^187 Diu hocbzit werete lange, diu freude diu was groz. ^^ ^tsf^
  • von burten und von dringen wart ludem unde doz-^*-^'"^
  • ^Q^ der wirt biez sine geste ir arebeite läzen. o^-W^-^^-
  • do wart in daz erloubet, daz sie zuo den frouwen
  • , gesäzen.
  • 188 Vor den sinen gnozen spracb ber Sigebant: " ^/ '
  • («minem sune Hagenen gibe icb miniu laut,
  • die liute mit den bürgen, näben unde verren.
  • alle mine recken sulen in^in baben z'einem berren.»
  • Ate. •^•' r ^
  • AA^SS Dö sieb verzigen bete der fürste Sigebant, j^^^^r.
  • ^ do begünde Hagene liben bürge unde lant
  • mit vil guotem willen. die si nemen solden,
  • I t^ er dühte sie so biderbe, daz si s' von im gerne nemen
  • \ '>f^ ^< <^..-..U LiK.^' golden.
  • 190 Nach l^henlichem rebte gestrabt ir maniges baut V'^t-J
  • wart dem jungen künige. scbaz und ouch gewant
  • gab er sinen gesten, nähen unde verren.
  • so mildes fürsten bochzit möhte noch den armen niht
  • gewerren.
  • 186, 1 under stoube, mit Staub bedeckt. — rtten bt, zur Seite reiten. —
  • 2 daz relat. , abweichend vom Nhd. das Neutrum statt die. Vgl.
  • Nibel. 94, 2.
  • 187, 2 hurten swv., stoßen. — ludein stm., Lärm. — doz, stm., Getöse, von
  • dem starken Verbum diezen, prset. doz (zu 16, 3) abgeleitet. — 3 läzen^
  • aufgeben. — 4 gesäzen, sich niedersetzten; von sitzen stv.
  • 188, 1 Vor, in Gegenwart. — genoze sind die auf gleicher Stufe des Stan-
  • des stehenden, also hier Könige. — 3 nilt , nebst, samt. — 4 in in,
  • das erste ist Objekt, ihn (Hagen), das zweite dat. pl., für sich.
  • 189, 1 verzigen praet. von verzihen; sich eerzthen mit dem Genetiv, verzichten
  • auf etwas. Der Genetiv ist hier nicht besonders ausgedrückt. — 2 vgl.
  • Nib. 39, 1 der herre hiez ithen Stfrit den jungen man lant unde bürge,
  • als er het e getan. — 4 biderbe adj., bieder, vortrefflich.
  • 190, 1 lehenltch adj., zum Lehen gehörig. — gestraht part. von strecken, dar-
  • reichen : der Lehnsherr nahm die Hände des Lehnmanns zwischen
  • die seinen. — ir maniges hant, die Hand von manchem unter ihnen.
  • — 3 nähen unde verren sind als adj. zufassen. — 4 noch, noch heute:
  • könnte noch heute den Armen nichts schaden.
  • 42 IV. AVENTIÜRE,
  • 191 Ze hove wäreu frouwen, die mit im in daz lant . ^ J
  • wären dar gefüeret. nach der einer wart gesant,? '"^ /^
  • die hiez man zuo froim Hilden für den künic gän. '^
  • diu was von Iserlande und was ze wünsche wol getan.
  • 192 Ir gerte ein junger fürste; der hete sie gesehen
  • hi der küniginne. des mohte er wol verjehen, Ä^v^f*-^
  • daz siu von allem rehte solde tragen kröne. ^^"^
  • siu was gespil froun Hilden : sit wart ir ein richez lant
  • ■^ijAv. ' ze lone.
  • 193 Do schieden sich die geste, der künic und sine man.
  • die edelen juncfrouwen füorte man dan
  • gegen Norwsege in des fürsten riche. ' . .
  • nach ir grozer leide so stuont ir dinc vil genendicliche. '
  • ^^_^ 194 1)6 begunde rihten her Hägene in Irlant. cLKj^yjtX. h\jjL
  • 1^^'' swaz er ünbiUiches an den liuten vant, ^ . ■ ' j ^^^^
  • n Vjy^ des muosten sie engelden von im harte sere. X^t^
  • -^ ^ f inner einem iäre enthoubet' er ir ahzic oder mere. , '
  • -^"^ ' .- »?^
  • ^ 195 Sit schuof er herverte in siner vinde lant. J^--^<^^^^^_^
  • ^^ '<;, .durch die armen füeren wolt' er deheinen brant. ^\
  • o./t'**^. '■ ■ Swä ir mit übermüete deheiner wart erfunden, 'r^^^^j^
  • ^ f^jüt ^" den brach er die bürge und räch sich mit den tiefen
  • ' verchwünden. ■^^^cv ;^ , x^*^
  • 191, 2 nach der einer, nach einer von denen; es waren noch zwei. — 4 se
  • wünsche, nach Wunsch, wie man nur wünschen konnte. — wol getan,
  • wohlgebildet, schön, wie altfranz. bien faxt.
  • 192, 1 gerte, begehrte zum Weibe. — 3 von allem rehte, mit vollem Bechte.
  • — 4 gespil swf., Gespielin, Freundin.
  • 193, 1 schieden sich, trennten sich voneinander. — 4 stuont ir dinc, stand,
  • verhielt sich ihre Angelegenheit, ihre Sache, ihr Schicksal. Gewöhn-
  • lich steht noch ein Dativ dabei, hier ir , das nach dinc ausgefallen
  • sein kann. — genendicliche, hoffnungsvoll.
  • 194, 2 unhillich adj., von dem nur in Zusammensetzungen vorkommenden
  • bil, das Kechte, Geziemende, cequum. — 3 engelden stv., mit gen.,
  • Schaden , Nachteil haben von etwas , für etwas bestraft werden ; von
  • im, durch ihn. — 4 inner, innerhalb, mit dem Dativ. — enthoubeten
  • 8WV., enthaupten: hier pra;t. statt enthoubette.
  • 195, 1 hercart, pl. herverte, Heerzug, feindliches Einfallen in ein anderes
  • Gebiet. — 2 um der Armen willen vermied er das sonst dabei übliche
  • Brennen. — füeren, mit sich führen, im Gefolge haben. — 3 über-
  • müete stf., soviel wie übermuot. — deheiner, irgendeiner. — 4 den, mit
  • Bezug auf ir. — verchwunde swf., Wunde, die ans Leben geht, töd-
  • liche Wunde.
  • WIE HAGENE ENPHANaEN WART VON VATER ü. VON MUOTER. 43
  • 196 Swä er kern ze strite, er was ein ritter guot. j /
  • den hocliverten helden swachet' er den muot A^-^---'^-^^ >A*jg-^.
  • mit siner vorgetsene, nälien unde verre,
  • er Välant aller künige: daz molite sinen vinden wol ß-^-«^»s-jc
  • gewerren.
  • nL
  • 197 Der helt lebete schone; fro was er genuoc.
  • von Indiä diu frouwe bi dem recken truoc tu-*/v^^-4>^
  • eine tohter schoene. sit wart diu genennet
  • nach ir muoter Hilde; da von man diu maere wol ^
  • erkennet.
  • 198 Do hiez der wilde Hagene ziehen so daz kint, ^^^y^^^^^
  • ez beschein diu sunne seiden, noch daz ez der wint
  • _iAjuw vil lützel an geruorte. sin hupten edele frouwen. ^J^Kbi
  • sam täten sine mäge, den er beste möhte getrouwen. ;
  • 199 Inner zwelf jären diu herliche meit
  • wart unmäzen schoene. verre ez wart geseit.
  • edele fürsten riche die begunden sinnen,
  • wie sie wolden werben nach des wilden Hagenen tohter
  • minnen. ^Co*
  • 200 Der selben fürsten einer bi Tenemarke saz »t^^-Mioiyv/^
  • ze Wäleis in dem lande. do er gehorte daz,
  • daz siu so schoene wsere, do rang er nach ir sere. .«Xv-r>»^
  • daz versmähte Hagenen; er jach, er nseme im beide »j-^
  • ^^ lip und ere.
  • 196, 2 hochverte adj., übermüthig. — swachen swv., schwach machen, beu-
  • gen. — 3 vorgetcene stf., zweifelhaftes ,' sonst nicht vorkommendes
  • Wort, getaene heißt Beschaffenheit, Gestalt ; vorgetcene vielleicht Vor-
  • bild, mit seinem Beispiel, das er durch seine Tapferkeit gab (etwa
  • vogette?).
  • 197, 2 öl, an der Seite des Recken. — recke ^wm. , ursprünglich ein Ver-
  • bannter, dann jeder Kriegsdienste suchende wandernde Held über-
  • haupt; ein Wort, das fast ausschließlich den Dichtungen der deut-
  • schen Heldensage angehört.
  • 198, 2 im ersten Teile fehlt das dem so entsprechende daz und ist mit
  • direkter Konstruktion vertauscht. — 3 geruorte prset. von gerüeren,
  • rühren. — huoten prset. von hüeten , statt huotten , mit gen., be-
  • wachen.
  • 199, 2 verre, weithin. — 3 sinnen, danach trachten; vgl. Nib. 27, 3 C rfo
  • begunde er sinnen werben schoeniu wtp. Statt des Infinitivs werben
  • steht hier ein Satz mit wie. — 4 minnen dat. pl.
  • 200, 2 gehorte, ein verstärktes horte. — 3 rang stv. von ringen, trachten,
  • mit Anstrengung nach etwas streben. — ^ er jach, er sagte, be-
  • hauptete.
  • 44 IV. AVENTIURE, WIE HAGENE ENPHANGEN WAKT U. S. W.
  • -201 Swaz man ie boten sande nach der megede guot,
  • »-^^^' die liiez her Hagene vliesen durch sinen übermuot. ^
  • ^X^^ er wolde s' geben deheinem der swacher danne 6r wsere. ^
  • do hört' man allenthalben sagen von dem fürsten daz,
  • maere.
  • 202 Boten hiez er haben wol zweinzic oder mer
  • , j^ {^'^ (die'z niht gerochen mohten, den was ez herzen s^r),
  • ^ alle die man sande nach siner tohter hgre. -i i -•- - -/
  • genuoge, den man'z sagete, die gerten ir ze wibe
  • f' ''"■ nimmer mere.
  • ^
  • (M^-*^^
  • 203 Noch beleip ez angeworben von guoten recken niht.
  • ^ hat ir einer übermuot, also man des gibt,
  • da bi man vindet einen, der dunket sich sam here.
  • von ir hohen minne huop sich siner sorgen desto mere.
  • 201, 1 Swaz boten; boten ist gen. pl. — yuot, nachgesetztes Beiwort zu
  • maget. — 2 vltesen=verliesen, verderben, töten. — 3 wolde s'=wolde si.
  • — swacher compar. , geringer an Macht, niedriger. — danne, nach
  • compar., als.
  • 202, 1 hähen stv., aufhängen. — 2 gerechen stv., rächen. Denen war es ein
  • zu Herzen gehender Schmerz. Die Heiligkeit des Botenamtes zu ver-
  • letzen galt im Mittelalter für ein schweres Verbrechen. — 4 genuoge
  • adj., viele.
  • 203, 1 Die Werbung von Seiten guter Helden unterblieb darum noch nicht.
  • — 2. 3 enthalten, wenn auch nicht wörtlich wiedergegeben, ein Sprich-
  • wort. Vgl. unser: Ein Narr macht zehn; oder Freidank 84, 6. —
  • giht, sagt, 3. pers. von jehen. — 3 da bt, daneben. — 4 siner, Hagens..
  • v^
  • V, AVENTIUBE, WIE WATE ZE lELANDE FüOß. 45
  • V. AVENTIURE,
  • WIE WATE ZE IKLANDE FUOE.
  • König Hetel von Hegelingen, der von Hildens Schönheit vernommen,
  • beauftragt zwei seiner Recken, Horant und Frute von Dänemark, sie ihm
  • zu werben. Sie erklären, Waten von Sturmland als den Dritten mit-
  • nehmen zu müssen. Wate wird herbeigeholt und sagt seine Teilnahme
  • zu. Ein Schiff wird ausgerüstet und siebenhundert streitbare Männer
  • darin verborgen; die drei Helden wollen sich für Kaufleute ausgeben, die
  • von Hetel vertrieben seien. In Irland angelangt, bitten sie Hagen um
  • Geleit und Frieden und beschenken den König reichlich. In herrlichen
  • Gewändern kommen sie an den Hof und erregen, vor allen Wate, die Auf-
  • merksamkeit der Frauen. Beim ritterlichen Kampfe fragt Hagen Waten,
  • ob in seiner Heimat auch so gekämpft werde? Wate verstellt sich und
  • antwortet lachend, er habe es nie gesehen, wolle es aber gerne lernen.
  • Dem Lehrmeister und Hagen gegenüber entwickelt Wate seine Fechtkunst
  • und gesteht dann, er habe den König nur versuchen wollen.
  • ^
  • 204 Ein helt der was erwahsen da in Tenelant. }^.^^jjx
  • ze Sturme in einer maj-ke, daz ist wol erkant, ^-i>^--^jj^
  • da säzen sine mäge •, die zugen in nach eren. ^x..-*^ ^ L>^^ -
  • ^■"""^ ime diende oucli Ortlant; ja was er vil gewaldic ^^•'-"^^-^^
  • 205 Einer siner mäge, "Wate was er genant,
  • der hete von dem degene bürge unde lant.
  • durch daz er was sin künne , er zoch in vliziclichen. c • ^ -,
  • er lerte in alle tugende ; er liez in üz der huote niht
  • entwichen. ^ ^Uk ^^^^
  • 206 Ze Tenemarke herre was Waten swester kint, ^^^t
  • U Horant der biderbe. der verdiende sint : a >,.,-/
  • ^ ^ an Hetelen dem künige, daz er im der kröne
  • 1 wol ze tragene gunde; er gäp sie dem helde ze lone.
  • 204, 1 erwahsen stv., aufwachsen; unter dem Helden ist Hetel gemeint. —
  • 2 marke stf., Grenze, Grenzland. — erkant, bekannt. — 3 nach eren,
  • der Ehre gemäß.
  • 205, 2 hete, nämlich zu Lehen. — 3 durch daz, aus dem Grunde weil. —
  • künne stn., sonst Geschlecht, hier Verwandter. — er zoch, Wate erzog.
  • 206, 1 srcester kint, auch swesterkint , Kind der Schwester. — 3 der kröne,
  • abhängig von gunde; wörtlich: gönnte ihm die Krone, (sie) zu tra-
  • gen. — 4 ya}), schenkte; vorher hatte er sie nur zu Lehen. Dem
  • Dichter mochte das Verhältnis Böhmens zum Eeiche vorschweben;
  • vgl. German. 17, 68.
  • 46 V. AVENTIURE,
  • 207 Hetele der riche ze Hegelingen saz
  • bi Ortlande nähen, ich wil in sagen daz;
  • dar inne het er bürge wol ahzic oder mere.
  • C ft>M \»' . die der phlegen solden, die dienden ime tegelich mit er^n.
  • 208 Er was ze Friesen herre, wazzer imde lant;
  • Dietmers iinde Wäleis was in siner hant.
  • ^^^.J..' Hetele der was riche und hete vil der mäge
  • \ er was ouch errimme küene: flip.tf srhnni
  • 44^
  • er was ouch grimme küene; dicke schuof er sinen
  • vinden läge. , ..■Jj-u--'
  • 209 Hetele was ein weise; da von so wart im not,
  • ß »-"^ y^4^^ ob er ein wip hete. im wären beide tot
  • ^' '■ Vater und ouch muoter, die im diu laut da liezen.
  • sus het er vil der friunde; bi den muos' in ze lebene
  • " verdriezen.
  • 0-^
  • ^^^^^^ 210 Do rieten im die besten, er solde minne phlegen,-
  • ^ , . diu im ze mäze koeme. do sprach der junge degen:
  • «ich enweiz deheine, diu zen Hegelingen
  • mit eren wsere frouwe, noch die man mir ze huse
  • ^■'■' möhte bringen.»
  • 211 Do sprach von Niflande Morünc der junge man:
  • «ich weiz ein also edele, als ich vernomen hän,
  • daz deheiniu lebt so schoene ninder üf der erde.
  • •^ y wir suln daz ahten gerne, daz siu iu z'einer triutinne
  • l, ^' werde.»
  • ^^
  • 212 Er fragte wer siu wsere oder wie siu si genant,
  • er sprach: «siu heizet Hilde und ist üz Irlant.
  • 207, 4 diejenigen, denen die Aufsicht über die Städte und Burgen an-
  • empfohlen war, waren seine Dienstmannen.
  • 208, 1 wazzer unde lant steht außer der eigentlichen Konstruktion, und ge-
  • hört nur als erklärende Apposition zu Friesen. Gemeint ist : sowohl
  • das Festland als die Inseln im Meere. Ähnlich bei Walther Liupolt
  • zwir ein fürste, Stire und Osterriche 119, 5; vgl. 117, 4. — 2 in atner
  • hant, in seiner Macht. — 4 yrimme adv., zu küene gehörig, in schreck-
  • licher Weise, sehr kühn. — läge (zu ligen) stf., Hinterhalt, Nach-
  • stellung; gleichbedeutend und gleichgebildet wie säze (von sitzen).
  • 209, 1 weise swm., Waise. — da von, aus dem Grunde. — 2 06 hier soviel
  • wie ein leichteres daz. — 3 liezen, nachließen, zurückließen. — 4 »iis
  • adv., sonst im übrigen. — friunde sind hier Verwandte.
  • 210, 1 die besten, die Vornehmsten. — minne phlegen, sich verheiraten,
  • ein Weib nehmen. — 2 ze mäze kceme, angemessen, passend wäre. —
  • 4 frouwe swf. , Herrin.
  • 211, 2 alt ich vernomen hän gehört dem Sinne nach in den abhängigen
  • Satz mit daz. — 4 ahten swv., streben, zu erreichen suchen.
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 47
  • ir vater heizet Hagene und ist daz Geren künne// '^' ' ** /^
  • ^( kumt siu her ze lande, so hast du immer freude unde
  • wünne.»
  • 213 Do sprach der fürste Hetele: «nu ist mir doch geseit,
  • swer werbe nach ir minne, ez si ir vater leit; t ^--^
  • dar umbe si erstorben vil manic edel man.
  • deheinem minem friunde ich des todes niht engan.»
  • •214 Do sprach aber Morunc: «so sende in sin laut.
  • >.../'' heiz Horanden bringen; dem ist wol erkant
  • alle sit^ Hagenen hat er wol gesehen,
  • äne sine helfe künde ez nimmer geschehen.»
  • 215 Er sprach: «ich wil dir volgen, nu siu so schoene si. y>
  • da man sie sol gewinnen, da muost du wesen bi, '^ (m^^
  • wan ich dir alles guotes von schulden wol getrouwe. «p^^«—
  • du hast es frum und ere, wirdeT'siu ze Hegelingen
  • frouwe.»
  • 216 Do hiez er boten riten hin ze Tenelant,
  • da man Horanden sinen neven vant.
  • i er enbot dem recken, daz er in sehen solde
  • « inner tagen sibenen, ob er'm deheinen dienest leisten
  • wolde.
  • 217 Do die boten komen und daz er die vernamj^
  • getriuwelicher dienste was er im so zam, •'- ""
  • daz er leiste gerne swaz er im gebot.
  • des gewän er sider arebeit unde grdezliche not.
  • 212, ,3 daz Geren künne, das Geschlecht, der Nachkomme von Ger.
  • 213, 4 engan 1. pers. prses. von gunnen, gönnen, mit der Negation en.
  • 214, 1 so schicke doch wenigstens in sein Land, mache den Versuch. — •
  • 2 zu dem Singular ist gehört der Plural alle site, wie oft, namentlich
  • wenn das Verbum vorausgeht; alle site ist aber zugleich Objekt von
  • gesehen. — 4 äne. praep. , ohne.
  • 215, 1 nu, da, weil, hier mit dem Konjunktiv. — 3 ich traue dir alles Gute
  • zu. — 4 frum stf., Nutzen. — wirdet 3. pers. prses., die ursprüngliche
  • Form von wirf. — frouwe , Herrin , Gebieterin.
  • 216, 2 neve swm., hat einen weitern Sinn als das heutige Neffe; es be-
  • zeichnet auch den Oheim, überhaupt jeden nähern Verwandten. — •
  • 3 sehen stv., besuchen. — 4 er'm=er im: wenn er ihm einen Gefallen
  • thun wollte.
  • -17, 2 zam adj., unterthan, gehorsam; der Genetiv dienste bezeichnet das,
  • woran sich der Gehorsam äußert. — 3 leisten swv. , vollziehen, er-
  • füllen. — 4 ö'rce^iicA adj., groß, gewaltig.
  • 48 V. AVENTIUEB,
  • 218 Er reit ze hove schiere mit sehzic siner man.
  • dö der helt da heime ürloup genam, '(<'■- ' ' ' ' •
  • do gähte er deste vaster, daz er diu maere erfunde," '
  • wä.mite er dem degene wol nach ^ren gedienen künde.
  • 219 An dem sibenden morgen kom er in daz lant.
  • er und sin gesellen truogen guot gewant.
  • der künic hin engegene gie den recken guoten.
  • do sach er bi dem degene von Tenemärke den küenen
  • Fruoten.
  • 220 Im was ein liebez msere daz sie wären komen.
  • der künic sach sie gerne; da von im was benomen
  • ein teil siner sorgen, die'r het in sinem muote.
  • do sprach er lächende: «nu wis willekomen, neve
  • Fruote.w
  • 221 Do gienc für den herren Fruote und Horant.
  • er fragte wie ez stüende da heime in Tenelant.
  • i^j do sageten sie im beide : «wir haben in kürzen stunden
  • in den herten stürmen geslagen vil der schedelichen
  • wunden.» U^.jJ.^ '•■^^j
  • 222 Er fragte wä sie wseren durch vehten hin geriten. "^ yp
  • «da ze Portegäle haben wir gestriten. ^>l^~-ü^
  • la-^'-^^ des wolde uns niht erläzen der edele künic riche,
  • er enschadete uns sere in der marke aller tegeliche.»
  • 223 Do sprach der junge Hetele: «nu lät et hine gän.
  • ja wsene ich Wate der aide der welle niht enlän .
  • 218, 1 reit prset. von rtten. — 2 urloup stn., die Erlaubnis fortzugehen, zu
  • reisen. — genam, verstärktes nam, genommen hatte. — 3 vaster compar.
  • von vaste adv. , eifrig.
  • 219, 1 kom praet., pl. kamen, conj. kaeme; in der Kudrun herrschen die For-
  • men mit 0, 6, nicht mit a, ä. — 2 sin für stne. — 4 von Tenemärke
  • gehört zu Fruoten.
  • 220, 2 da von, durch ihr Kommen. — 3 die'r für die er. — 4 willekomen
  • adj., nach WiUen, erwünscht gekommen.
  • 221, 1 gän für einen, vor jemand hintreten. — 2 er, Hetel. — 3 vor kurzer
  • Zeit. — 4 schedelich adj., Schaden, Verderben bringend.
  • 222, 1 durch vehten, um zu fechten. — 3 erläzen mit Acc. der Person, Gen.
  • der Sache, jemand eines Dinges überheben, es ihm erlasäen. Es
  • folgt ein Satz mit en und dem Konjunktiv, der durch des angedeu-
  • tet ist.
  • 223, 1 et, nur; laßt es nur hingehen, es schadet nicht viel; mit Rücksicht
  • auf Wate, der die Mark hütete. — 2 län, loslassen, preisgeben. —
  • WIE WATE ZE lELANDE FUOR. 49
  • die marke da ze Stürmen, da er da sitzet inne.
  • danc hab' er des immer, der im eine biirc an gewinne.»
  • 224 Die beide giengen sitzen in einen palas wit.
  • i mit tumplichen witzen begunden reden sit '"-'
  • ^" von edeler frouwen minnen Horant unde Fruote.
  • der künic horte ez gerne; dar umbe gäp er in miete ^^
  • guote.
  • 225 Hetele Horänden biten dö began:
  • ^\ «ist dir daz msere künde, du solt mich wizzen län,
  • wie stet ez umb' froun Hilden, die jungen küniginne?
  • \ , der wolde ich minen dienest unde mine botschaft hei- ^l/U-^^^^.
  • ' zen bringen.» ^""^^-«
  • 226 Dö sprach der degen küene: «eist mir vil wol erkant. «- ^ "^
  • maget also schoene ich mere nie bevant, - »->-^K>f^ >eju<_-xx-H. .
  • als von irlande Hilde diu riebe,
  • des wilden Hagenen tohter; ja stüende ir ein kröne
  • lobeliche.»
  • 227 Hetele dö fragte: «möhte daz gesin, ^
  • daz mir ir vater gsebe daz schoene magedin?
  • und diuhte ich in so biderbe, so wolde ich sie minnen,
  • und wolde im immer Ionen, der mir die maget hülfe
  • gewinnen.» 'u<- /^Ji^ s
  • 228 «Daz mac sich niht gefüegen», sprach Horant. /^-?^«^/-y
  • ^^r «ze boten ritet niemen in daz Hagenen lant.^
  • des wil ich mich selbe nimmer vergäben. ■'' "^ ii-ju-xJ-
  • den man dar gesendet, den heizet man da slahen oder
  • hä hen.»
  • 223, 3 da er da, das erste da mit inne zu verbinden, das zweite verstär-
  • kend. — 4 danc habe, gepriesen sei. — er, derjenige; für seine große
  • Bitterlichkeit, Tapferkeit. — an yewinnen, einem etwas, jemand etwas
  • abgewinnen.
  • 224, 2 tumpllch adj., jugendlich. — witze stf., Klugheit, Erfahrung. —
  • 4 miete st., Lohn, Bezahlung; auch Bestechung.
  • 225, 3 umb', verkürzt aus umbe; auch um. — 4 bringen swv., überbringen.
  • 226, 1 eist, kontrahiert aus ez ist. — 2 maget also schoene, eine so schöne
  • Jungfrau. — 6eran^, lernte kennen. — 3 zu ergänzen ist.
  • 227, 1 gesln, verstärktes stn, sein, geschehen. — 4 im, demjenigen. — hülfe
  • conj. praet. von helfen.
  • 22S, 1 sich gefüegen swv., bewerkstelligt werden. — i ze boten, als Bote. —
  • 3 sich vergalten swv., zu sehr eilen, sich übereilen: des, darin.
  • V.
  • X/^Tf
  • 50 V. AVENTIURE,
  • 229 D6 sprach aber Hetele: «mir'st nie nach ir so not,
  • hähet er mir einen, dar umbe enmüeze tot
  • geiigen Hagene selbe, der künic von Irriche.
  • . er ist nie so frevele, im kome sin grimmer muot vil
  • " schedeliche. '
  • 230 Do sprach der degen Fruote: «wolde Wate sin
  • gegen Irlande wan der böte din,
  • so möhte uns wol gelingen und brsehten dir die frouwen;
  • oder uns wurden wunden üf daz herze aldurch den lip
  • ^ ; gehouwen.«
  • 231 Hetele der herre sprach: «da wil ich hin ^^^^^t j
  • senden zuo den Stürmen. an' angest ich des bin, xi-a
  • Wate rite gerne swar ich im gebiute.
  • heizet mir von Friesen kömen Irolde und sine liute.»
  • » 232 Die boten riten gähes ze Stürmen in daz laut,
  • ^^"^^ da man Waten den küenen bi sinen beiden vant.
  • man saget' im von dem künige, daz er im komen solde.
  • \ , Waten hete wunder, waz sin der künic von Hegelingen
  • wolde. i,.., ,v, ^ s 'v . ...
  • 233 Er fragte, ob er füeren solde mit im dan
  • jX Tv>^ heim öder brünne und iemen siner man.
  • \ der boten sprach do einer: «des'n horte wir niht,
  • daz er bedörfte iht recken, wan daz er iuch gerne siht.»
  • 229, 1—3 mir"st=mir ist, mir ist nie, kann nie so noth nach ihr sein, ich
  • kann kein solches Verlangen nach ihr fühlen, daß nicht, wenn Hagen
  • mir einen hängt, er selbst tot bleiben müsse. — 4 dieselbe Aus-
  • drucksweise wie in 1—3. — frevele, kühn. — kome für enkome. — kome
  • schedeltche, komme zu Schaden.
  • 230, 2 gegen ist mit böte zu verbinden. — wan, nur, im Wunschsätze. —
  • 3 und brcehten, und wir brächten. — 4 tvurden conj. — üf daz herze,
  • bis ins Herz hinein. — aldurch, gänzlich durch.
  • 231, 1 da ist nicht mit hin zu verbinden , sondern leitet die Bede begrün-
  • dend ein: da sich das so verhält, so. — 3 rUe statt enrtte, nach dem
  • negativen Satze: daß Wate nicht gerne reite, —swar, wohin auch. —
  • gebiute 1. pers. prses. von gebieten; zu ergänzen der Infinitiv riten. —
  • 4. Irolde, Nebenform des Accusativs neben der gewöhnlichen in en.
  • 232, 1 gähes adv. gen., eilig. — 3 von dem künige, von Seiten des Königs. —
  • im komen , zu ihm kommen. — 4 hete wunder mit Acc. der Person
  • (Waten), wunderte, nahm Wunder. — sin, von ihm.
  • 233, 2 brünne stf., Panzer aus Platten zur Bedeckung der Brust. — iemen,
  • jemand; mit gen. — 3 des'n=des en. — hurte=h6rten ; bei nachfolgen-
  • dem wir wird das n oft abgeworfen. — 4 iht recken, etwas von Recken,
  • irgendwelche Recken.
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 51
  • 234 Wate wolde dannen. sine huote er lie > -^^
  • dem lande und den bürgen. do er ze rosse gie,ts>^^>'3^^j\ijL (Ji>^
  • do volgte im niemen mere wan zwelve siner matt;
  • Wate der vil küene ze liove gäben began. -L».>J^
  • /
  • 235 Er kom ze Hegelingen. dö der degen reit
  • hin ze Kampatille, daz was nibt ze leit
  • Hetelen dem degene: er begünde zuo im gäben. ,^ j
  • er gedäbte wie er Waten sinen alden friu|it sölde en-^^^
  • --^ ' pbäben. jl^>-/q i/ö^-^Mt '
  • ^.
  • /
  • 236Er'gruozte in williclicbe. der ftirste lüte spracb:
  • «ber Wate, nu sit willekomen; daz icb iucb nibt ensacb,
  • des ist nu lange zite, daz wir ensamet säzen ^
  • da wir uns urliuges üf unser widerwinjuenj^ermäzen.» /'U.«u«_t.
  • 237 Wate im äntwürte: «ensamet solden wesen
  • gerne guote friunde; so möbten sie genesen jt-^'^^tytu^
  • vor ir starken vinden immer deste baz.»
  • er vieng in bi der bende und tet vil güetlicben daz. ,
  • 238 Sie giengen beide sitzen und ander niemen mer.
  • der künic der was riebe; Wate der was ber i^jt^^,^: >v»^j^^^
  • und oucb übermüete ze allen sinen dingen. N
  • Hetele bete gedanke, wie er in ze Ifrlande solde brin gen -^v.jrAN
  • 239 Dö spracb der junge recke: (dcb bän näcb dir gesant.
  • boten icb bedörfte in des wilden Hagenen lant.
  • 234, huote stf., Bewachung, Schutz. — 2 ze rosse gie , zu Pferde stieg. —
  • 4 ze hove, an den Hof; gemeint ist damit der Hof des Landesherm,
  • dessen Wohnsitz und Hauptstadt.
  • 235, 2 niht ze leit, sehr gewöhnliche leicht ironische Umschreibung für:
  • sehr lieb.
  • 236, 1 Er ist der König; denn dieser grüßt zuerst den Ankommenden: so
  • erheischte es die Sitte. — 2 iuch acc, euch. — 3 des , seit dem. —
  • lange zite pl. — daz hängt ebenso wie das erste daz von des ist ab. —
  • ensamet, beisammen. — 4 urliuge stn. , ursprünglich Schicksal, dann
  • Krieg. — widerwinne swm., der entgegenkämpfende Feind, Gegner. — •
  • vermäzen prset. pl. von vermezzen, sich mit dem Genetiv, sich etwas
  • vornehmen, kühn zu etwas entschlossen sein.
  • 237, 4 vieng prset. von vähen, nahm, ergriff. — güetlichen adv. , in guter,
  • freundlicher Gesinnung, "Weise.
  • 238, 1 ander {==anderr, gen. pl.) niemen, niemand anders, kein anderer. —
  • 3 übermüete adj., übermütig, stolzen Sinnes. — ze allen sinen dingen,
  • in Bezug auf alle seine Angelegenheiten. — 4 hete gedanke, dachte
  • hin und her. gedanc stm.
  • 239, 1 han die gewöhnliche Form der 1. Person prses. , aus haben con-
  • — trahiert. — j
  • 4*
  • 52 V. ÄVENTIURE,
  • nü enweiz ich niemen, der mir dar bezzer wsere,
  • dann ir, Wate, lieber friimt: ir sit zer boteschaft vil
  • redebsere.»
  • ' '■' >" /
  • 240 Do sprach Wate der aide: «swaz ich werben sol
  • iu ze liebe und z'eren, daz tuon ich gerne und wol.
  • des sult ir mir getrouwen, ich bringe ez an ein ende
  • ^JoA^ nach iuwerme willen, ez ensi daz mich's der tot er-
  • wende.»
  • 241 Hetele sprach: «mir rätent al die friunde min,
  • ob mir geben welle die schcenen tohter sin
  • Hagene der starke, daz siu ein kiiniginne
  • werde in minem lande. dar nach Stent vil hohe mine
  • sinne.» • ' '
  • • A
  • 242 Wate sprach mit zorne: «swer dir daz hat geseit,
  • ob ich hiute stürbe, daz wsere im niht ze leit.
  • ja hat dich ander niemen gerei^et des gedingen, - •'
  • wan Fruote üz Tenemarke, daz ich dir die schcenen
  • Hilden bringe.
  • H
  • 243 Ez ist in solher huote diu minnecliche meit. , ^
  • Horant unde Fruote, die ditze hänt geseit, '^^'1'^^^,
  • daz siu si so schcene, ich wil e niht erwinden, ' / j-^
  • du solt mich und sie beide in dinem dienst genendic-
  • lichen vinden.»
  • 244 Er wolde nach in beiden senden an der stuut. ic^Va^
  • jL»"'^*mere siner friunde tete man ez kimt, ^
  • \\f^
  • 239, 3 bezzer, geeigneter, tauglicher; dar, um dorthin Bote zu sein. —
  • 4 redebaere adj., redekundig, oder im AUgemeinen tüchtig, geschickt.
  • 240, 1 werben stv., ausrichten, namentlich als Bote. — 2 wol, mit Recht. —
  • 3. 4 vgl. Nib. 2370, 3 du hast iz nach dtm willen z'einem ende bräht. —
  • 4 iuwerme dat. masc. von iuioer, euer, statt iuwereme, iuwerem.
  • 241, 3 daz hängt von rätent ab, daß ich sie hier zur Königin mache. —
  • 4 dar nach stent, darauf sind gerichtet. — vil hohe, gar sehr.
  • 242, 2 Mute, an diesem Tage, heute. — stürbe praet. conj. von sterben. —
  • 3 reizen awv., antreiben, mit Acc. der Person und Gen. der Sache.
  • 243, 1 in solher huote; ein Satz mit daz ist leicht zu ergänzen. — 2 — 4 wie-
  • derum eine grammatisch etwas lose Konstruktion. — 3 nach erwinden
  • erwartet man einen abhängigen Satz, -mii e daz, unze , oder einen
  • mit en und dem Konjunktiv, statt dessen ein direkter: du solt. —
  • 4 yfinendiclichen adv. , muthig, entschlossen; von genenden swv. , ent-
  • schlossen sein.
  • 244, 1 an der stunt , im Augenblicke, sogleich. — 2 mere , mehreren. —
  • I
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 53
  • daz sie ze liove solden für den künic here.
  • heimli'cher spräche lieteu sie dar umbe keine mere.
  • 245 Wate der vil küene, do er Horanden sacli
  • und euch von Tenen Fruoten, wie schiere er do sprach !
  • «göt lone iu helden beiden, daz ir der minen ere
  • und miner hovereise under wilen muotet also sere. ^^^^ ^u
  • , '- ' r ~^' ■
  • 246 Ja Sit ir's vil gencete daz ich böte bin.
  • nu müezet ir ouch beide mit samet mir da hin: tjj^- ^^
  • so sul wir dem künige dienen wol nach hulden.""" ,„ , ^ L^ L
  • der mins gemaches väret, der sol die selben väre mit
  • mir dulden.» ^-"Nji,
  • 247 Do sprach der Tene Horant: «ich wil dar gerne varn.
  • ob mich's der künic erlieze, s6 wolde ich niht bewarn, ^*^^^
  • i'ne wolde haben arebeit da ich schcene frouwen ssehe, ^/, ,
  • daz mir und minem künne etlichiu freude von in ge-
  • schsehe.»
  • 248 «Wir suln», sprach her Fruote, «siben hundert man
  • die reise mit uns füeren. her Hagene niemen gan /jA*-*^-
  • deheiner voller ere ; er dunket sich vermezzen. / " » - •
  • ob er uns wsenet twingen, so muoz er siner hochvart
  • gar vergezzen.
  • 249 Her künic, ir sult heizen bereiten üf die fluot
  • ein schif von ciperboumen veste unde guot.
  • r
  • 244, 3 solden, kommen sollten. — 4 spräche stf., Unterredung, Besprechung.
  • Der Genetiv hängt von keine mere ab.
  • 245, 4 hovereise stf., Keise an den Hof. — under wilen, manchmal; das
  • Ganze ist ironisch gemeint.
  • 246, 1 gencete adj., eifrig bemüht; die Sache im Genetiv ('e«J. — 2 mit samet,
  • eigentlich ein Pleonasmus, denn samet heißt schon mit. — 3 sul für
  • suln; vgl. zu 233, 3. —nach huhlen, sodaß wir seine Huld gewinnen. —
  • 4 gemach stm. oder stn., Kühe. — vären swv., nachstellen, mit Genetiv.
  • — väre stf., Nachstellung, Gefahr.
  • 247, 2 öewarn swv. , vermeiden, unterlassen; mit einem beschränkenden
  • Satze mit ne statt des nhd. Infinitivs mit zu. — 4 etlichiu fem., irgend-
  • welche, einige.
  • 248, ^die reise acc. , auf der Keise, während der Keise. — 3 vermezzen,
  • eigentlich part. von vermizze, kühn, mutig, ohne den tadelnden
  • Nebensinn des Nhd. — 4 twingen stv., zwingen. — hochvart stf., hoch-
  • strebender Sinn , Hoffart. "Wenn er Gewalt braucht , so werden wir
  • ea^dahin bringen, daß er seinen stolzen Sinn fahren läßt.
  • 249, 1 üf die fluot, um auf die Flut zu gehen. — 2 ciperhoum stm. , Cy-
  • pressenbaum. Diese galten zu Bauten für sehr geeignet. —
  • 54 V. AVENTIÜRE
  • daz iuwer ingesinde müge wol getragen.
  • von silberwizen spangen suln siule werden geslagen. fjt^sj^
  • 250 Und werbet umbe spise, die man haben sol.
  • heizet wurken helme vliziclichen wol
  • und halsperge veste, die wir füeren hinnen.
  • ^'^ des wilden Hagenen tohter muge wir deste baz also
  • gewinnen.
  • 251 Ja sol min neve Horant, der ist ein wiser man,
  • r^ sten in siner krame, des ich im wöl gän,
  • Cw^*^ öuschen unde bouge verköufen den frouwen, \rv/«^-^^
  • \ golt und edel gesteine: so sol man uns deste baz ge-
  • trouwen.
  • Ifjju w 252 Wir suln füeren veile wäfen unde wät. cLM^y\
  • W "^ Sit ez umb' Hagenen tohter so angestlichen stat, «-«^-»^^
  • ' daz si niemen mac erwerben, er'n müeze umb' sie strlten, '
  • nu kiese Wate selbe, weihe er mite welle heizen
  • riten.»
  • 253 Do sprach Wate der aide: «ich kan niht koufes phlegen:
  • jj_f Diiö habe ist vil seiden müezic her gelegen. (- - ,
  • ich teilde s' ie mit beiden, daz ist noch min gedinge. '^''
  • ich bin niht so gefüege, daz ich kleinät schoenen frouwen
  • iJ^^
  • bringe.
  • 254 Sit ez min neve Horant üf mich geraten hat,
  • er weiz in guoter mäze, wie'z umbe Hagenen stät;
  • 249, 4 siule, sing, sul stf., Säule, hier siad wohl die Mastbäume gemeint.
  • 250, 1 werbet umbe, gebt euch Mühe, bemüht euch um. — 2 heim stm., von
  • dem Verbum heln, bergen, schützen. — 3 halsberc stm., die den Hals
  • schützende Rüstung, Panzerhemd, das aber den größten Teil des
  • Leibes bedeckte. — 4 also, auf solche "Weise.
  • a-il, 2 krame stf., Kramladen. — 3 nusche swf., Spange. — bouge pl. von
  • bouc stm. (vom stv. biegen), gewundener Armring.
  • 252, 1 veile adj., verkäuflich; füeren veile, zum Verkauf mit uns führen. —
  • 2 angestlichen adv., Angst bringend, gefährlich. — 4 kiesen stv., wäh-
  • len. — weihe acc. pl. von welch. — mite adv., mit.
  • 253, 1 koufes phlegen, mit Kaufen umgehen. — 2 her, bisher. Ich häufte
  • meinen Besitz nicht ruhig auf, wie ein Kaufmann. — 3 ie, immer. —
  • Das ist noch jetzt mein Denken, meine Lust. — 4 gefüege adj., ge-
  • schickt, gewandt. — kleinät stn., zierliches Geschenk.
  • 254, 1 üf mich geraten, mit seinem Eate auf mich abgesehen, seinen Rat
  • gegen mich gerichtet hat. Der eigentliche Nachsatz fehlt; er ist aber
  • leicht zu ergänzen: so soll er das von mir Abgelehnte thun. — 2 in
  • guoter mäze, im Sinne von: sehr gut. —
  • C WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. :Ö5
  • „ '...^
  • der genozet sich mit Sterke sehs und zweinzic mannen.
  • X gefreischet er daz werben, so komen wir härte sorc-
  • "^ r ^ ^v liehe dannen.
  • 255 Her künic, heizet gähen; decken man uns sol
  • unser schif mit dillen. ja muoz ez unden vol ^■^'
  • wesen guoter recken, die uns helfen striten,
  • ob uns der wilde Hagene niht mit gemache welle läzen «^ />*<<<_
  • riten.
  • 256 Der suln wol hundert degene stri'tlich gewant '^'^^'^'f^^^^rhl ^^
  • mit uns hinnen füeren gegen Irlant; "^
  • so sol min neve Horant mit zwei hundert mannen
  • wesen in der krame; so koment zuo im schcene frouwen
  • danne.
  • 257 Dar zuo sol man wurken guoter kocken dri,
  • die ros unde spise uns nähen tragen bi, ^-i^rxj.. >^.«.^^^ ' .« •
  • daz uns in einem järe der si unzerunnen. i^^ aj^^'- l
  • wir suln sagen Hagenen, daz wir küme üz Stürmen >...,
  • sin entrunnen;
  • 258 Und daz uns ungenäde der künic Hetele tuo. ^^^'*fM.»^. V
  • mit unser grozen gäbe sul wir dicke zuo , vXty
  • ze Hilden und ze Hagenen hin ze hove gän; ^
  • so wirt uns von dem künige fride vil staete getan. ^Lc*j«^
  • 259 Wir suln j eben alle, daz wir in sehte sin. j^- '
  • zehant so vähet gnade der wilde Hagene min. ^^i.^^^ kJb^
  • man heizet herbergen uns eilenden geste: \^J oka^ ' <
  • so lät uns her Hagene in sinem lande lützel iht ge- ;^,, ,
  • bresten.»
  • 254, 3 genozen, sich, swv., sich gleichstellen, gleichkommen. — i gef reischen
  • stv. , erfahren. — er, nämlich Hagen. — sorcliche adv. , mit Sorge,
  • mit Mühe.
  • 255, 2 dille fem., Bret, Planke. — unden adv. , unten. — 4 mit gemache, in
  • Frieden.
  • 256, 1 Der gen. pl. , bezüglich auf recken. — stritlich adj., zum Kampfe
  • geeignet. — 3 so, ebenso, andererseits.
  • 257, 1 kocke swm., eine Art Schiff, vorzugsweise Lastschiff. — 2 nähen adv.,
  • nahe, dicht neben uns. — 3 der, der Speise. — unzerunnen adj., nicht
  • ausgegangen, nicht verbraucht ; der Genetiv (^der) steht bei dem Ver-
  • bum zerinnen immer. — 4 küme adv. , kaum , mit Mühe. — entrunnen
  • part. von entrinnen.
  • 258, 2 gäbe stf., Geschenk, hier in kollektivem Sinne. — zuo mit gän zu
  • verbinden.
  • 259, 1 cehte stf., Verbannung, Acht. — 2 vähet gnade, faßt Erbarmen, hat
  • Mitleid; mit gen. min, mit mir. — 4 gebresten stv., mangeln.
  • 56 V. AVENTIURE,
  • 260 Die helde fragte Hetele: «wanne mac daz sin,
  • daz ir scheidet hinnen, lieben friunde min?»
  • sie sprächen: «swanne ez sumeret, gen des meien ziten,
  • so si wir gekleidet und sulen aber her ze hove riten.
  • 261 Die wile man uns wurket daz man haben sol,
  • segel unde riemen, vliziclichen wol,
  • kocken und galeide, die wir sulen füeren,
  • daz uns die gruntwelle iht ze schaden mügen an ge-
  • rüeren.« ,
  • 262 Herr Hetele sprach: «nu ritet heim in iuwer laut,
  • ir'n dürfet niht verkosten üf rös noch gewant.
  • allen die iu volgent, den gibe ich solch gezouwe,
  • daz iuch wol mit eren mac gesehen ein ieslichiu
  • frouwe.»
  • 263 Do reit mit urloube Wate in Sturmlant.
  • Horant unde Fruote die kerten sä zehant
  • hin ze Tenemarke, da sie hiezen herren.
  • si gedähten sich mit dienste dem ktiuic Hetelen nim-
  • mer geverren. x'uj^^y^^
  • 264 Do tete sinen willen da heime Hetele schin. ;^w
  • ez wurden vil unmüezic die zimberliute sin. ■ "
  • siniu schif sie worhten, so sie beste künden;
  • 1^^^" die wende ze den 'stoezen würden mit silber wol ge-
  • ,. ; bunden.
  • 265 Die masboume wurden veste unde guot.
  • do bewant man diu ruoder, rot alsam ein gluot,
  • tM^i
  • >>"
  • Un
  • 260, 2 hinnen adv., von hier. — 3 swanne, wann. — sumeren swv. intrans.,
  • Sommer werden. — gen, ungefähr um die Zeit. — 7neie swm., Mai. —
  • 4 si wir statt sin wir, woUen wir sein. — gekleidet, mit Kleidern ver-
  • sehen.
  • 361, 1 Die wile, inzwischen. — daz, dasjenige was. — 2 riemen von rieme
  • swm., Ruder, Ruderstange, vom lat. remus. — 3 galeide stf., Galeere,
  • auch zu Lasten und Vorräten verwendet.
  • 262, 2 verkosten swv., verwenden, Ausgaben haben. — 3 gezouwe stn., Aue-
  • rüstung.
  • 263, 2 sä adv., sogleich; sä zehant, sogleich auf der Stelle. — 3 herren,
  • Gebieter; hiezen, genannt wurden. — 4 geverren swv., entfernen, ent-
  • fremden, entziehen.
  • 264, 1 tete— seh in, machte offenbar, zeigte. — sinen willen, seine Gesinnung,
  • seine Absicht. — 3 worhten praet. von wurken, bauen. — so sie beste,
  • wie sie aufs beste, so gut sie nur konnten. — i ze den stoezen, an den
  • Fugen; wo die Balken zusammenstießen. — gebunden, beschlagen.
  • 265, 1 masbouni=mustboum. — 2 bewant von bewinden stv. , umhüllen. —
  • alsam, gleich wie, ganz wie; rot bis gluot gehört zu golde. —
  • T^
  • WIE WATE ZE IrLANDE FÜOR. 57
  • mit dem liebten golde; der herre der was riche. .
  • do sie varn solden, si bereiten sich zer verte lobeliche. ^ ^^^^^
  • 266 Ir ankerseil wurden da her von Arabe '"^^^y /
  • gefüeret harte verre, daz man sit noch e •-.■ . "^^"^ /^'
  • deheiniu also guoten ninder vinden künde.
  • deste baz sie fuoren von Hegelingen üf den tiefen ünden. tjiu^
  • 267 Do worhte man die segele späte unde fruo. ^^^^^
  • der künic hiez des ilen, dö wel^e man dar zuo
  • von Abali der sid,en die besten die sie funden.
  • vil unmüezic wären die sie wurken solden an den ',.^J^
  • stunden. ^--^ *'**->\j,
  • 268 Wer mag uns daz gelouben, daz man üz Silber guot
  • hiez die anker wurken? des küniges gernder muot x>*MJ^u^
  • stuont nach hoher^minne. er machte manigen man
  • vil gar unmüezic, do er sin gäben began.
  • 269 Gedillet und getr^met diu schif man dö vant /^"^''^'"^^ '^'^'^
  • gen wetere und gen strite. schiere wart gesant
  • nach den die varn solden nach der schoenen frouwen.
  • dar zuo bat man niemen, wan den der künec wol
  • möhte getrouwen.
  • 270 Wate reit von Stürmen da er Hetelen vant.
  • sin ros giengen swsere von Silber und gewant.
  • , vier hundert manne fuorte er mit im dan;
  • ^ [V Hetele der biderbe vil küene geste gewan. p^fiy^
  • Hi
  • ^^ '^-'^-^
  • 71 Morünc der snelle da her von Friesen reit,
  • er brähte zwei hundert; dem künige wart geseit,
  • 265, 4 verte dat. von va/t stf.
  • 266, 2 Sit noch e, weder später noch früher, d. h. niemals. — 3 künde, hätte
  • können.
  • 267, 2 ilen mit "gen., mit etwas sich beeilen. — weite prset. von wein, wäh-
  • len. — dar zuo, zu den Segeln. — 3 die besten der stden von Abalt.
  • 268, 2 gernder, strebender, ehrgeiziger. — 4 gähen mit dem Genetiv, wie
  • Uen (267, 2), damit eilen.
  • 269, 1 Gedillet, gebrettert, mit dillen bekleidet (255, 2). — geträmet, mit Bal-
  • ken versehen, von drärne, träme. — 2 weter stn., Unwetter. — 4 dar
  • zuo bat man, dazu, zu der Fahrt lud man ein.
  • 270, 2 swcere adj., schwer beladen. — 4 gewan, bekam, vil küene, nicht:
  • viele kühne , sondern : sehr kühne.
  • 271, 1 snelle; snel heißt nicht immer schnell, sondern auch stark, mutig.
  • 58 V. AVENTIURB,
  • daz sie komen wseren mit helme und mit brünne.
  • vil schiere kom ouch Irolt; ja wären sie Hetelen künne.
  • 272 Dar reit von Tenemarke Horänt der küene man.
  • boten guotes-jfillen Hetele dö gewan
  • tüsent oder mere , die er wolde senden.
  • wsere er niht so riebe, er enkünde ez nimmer verenden.
  • ' • • ■ -f f
  • 273 Irölt von Ortlande bet sieb so bereit,
  • ob im der künic gaebe nimmer siniu kleit,
  • ^^^'^ doch wären sine beide und er so beraten, i
  • swä sie bin gewanden, daz sie lützel lernen abtes bäten. ^ v
  • 274 Der künic sie alle gruozte, als ez wol gezam.
  • Irolden bi der bende er güetlicben nam;
  • er gienc da er sitzen den alden Waten vant.
  • do die beide maere solden rumen daz lant,
  • K-
  • 275 Do biez man allentbalben vil kleine nemen war, ^
  • ,^ . swaz sie füer.en solden, daz si'z beten gar.:,,.^». ^^
  • ^ die beide säben selbe, ir scbef diu wären riebe.
  • V^^r näcb der scboenen Hilden sande er sine boten
  • listeclicbe.
  • 276 Zwo galie niuwe, veste unde guot,
  • lS,..t und oucb zwene kocken, die beten s' bi der fluot,
  • und einen kiel den besten, den bi allen stunden
  • üf des meres linden in dem lande iemen bete funden.
  • 277 Do wolden sie von dannen. ir ros und oucb ir wät
  • daz was üf den schiffen. Wate sinen rät
  • 272, 2 guotes willen, bereitwillig; zu boten gehörig. — 4 verenden, zu Ende
  • führen.
  • 273, 1 bereit part. , synkopiert statt bereitet. — 2 gcebe, gegeben hätte. —
  • 3 beraten stv., mit rät, Vorrat, versehen. — 4 gewanden intrans., von
  • gewenden swv., sich wenden. — lützel iemen, kaum jemand, niemand.
  • — ihtes von iht , um etwas (baten).
  • 274, 4 solden: die zur Abreise bestimmte Zeit war da.
  • 275, 1 kleine adv., sorgfältig. — nemen war, darauf acht haben, dafür sor-
  • gen. — 2 füeren, mit sich nehmen. — gar, vollständig. — 3 schef,
  • Nebenform von schif stn.
  • 276, 1 galie stf., andere Form von galeide (261, 3). — 3 kiel stm., für Schiff
  • überhaupt; gemeint ist das eigentliche Hauptschiff, das die Gewaff-
  • neten selbst trug. .
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 59
  • gap dö dem künic Hetelen, unz sie komen solden,
  • daz er sich wol gehabete, wan sie im alle gerne die-
  • nen wolden.
  • 278 Der künic sprach trurende: «lät iu bevolhen sin
  • die tumben, die von hinnen in dem dienest min
  • varent sorcliche; durch iuwer selber ere
  • aller tegeliche gebet den tumben beiden iuwer lere.» ^^^U.^
  • !r279 Wate sprach zem künige: «swaz man dort getuot, ^
  • nu schaffet so hie heime, daz iu iuwer muot ^
  • ^ niht dar an geswiche, swä man sol haben ere.
  • hüetet uns der^erbe; in gebristet niht an miner lere.» >A_e,_^^^^
  • 280 Früote der küene der kameren do phlac, *^
  • da golt und gesteine und vil dinges inne lac.
  • der künic leiste gerne swes man an in gerte.
  • ^ l des Fruote einez wolde, der künic in ieclichs wol
  • l drizic werte. p,<„^-»^,. :^
  • 281 Hundert man do weite, die da solden sin
  • verborgen in dem scheffe, da man daz magedin
  • mit liste erwerben solde, ob in stri'tes gienge not.
  • sine groze gäbe der künic in williclichen bot ^^ -
  • ^^282 Aller hande Hute fuorten s' mit in dan,
  • ritter unde knehte, drizic hundert man, ^^^^
  • sam sie gerumet heten ir laut mit arebeite. '-"' f^^^^-*"^
  • Hetele sprach zen beiden: «nu gebe iu got von himele ^^
  • sin geleite.» . .
  • 277, 3 bis daß sie zurückkämen. — 4 daz hängt zunächst von gap rät ab ;
  • unz gehört nach gehabete. — sich wol gehabete, fröhlich, heiter wäre.
  • 278, 1 beoolhen part. von bevelhen , anempfehlen.
  • 279, 1 swaz man dort getuot; Wate lehnt damit die Ermahnung der vor-
  • hergehenden Strophe als eine ihm überflüssig scheinende ab ; vgl.
  • 279,4. — 2 schaffet, richtet es ein, besorgt die Angelegenheiten. —
  • 3 dar an ist mit swä zu verbinden: an denjenigen Dingen, wo. —
  • geswtchen stv. (prset. gesweich), im Stiche lassen, mit Dat. (iu). —
  • 4 hüeten mit gen. (der erbe), uns ist dat. — in, den tumben. — gebristet
  • 3. pers. von gebresten , gebrechen, mangeln.
  • 280, 1 kamere swf., die Schatzkammer des Königs ; Fruote ist kameroere. —
  • phlac, hatte die Aufsicht über. — 2 vil dinges, viele Gegenstände. —
  • 4 wovon Fruote eins wollte, der König gewährte ihm von jeglichem
  • wohl dreißig.
  • 281, 3 mir gät not eines Dinges, ich bedarf etwas, bin zu etwas genötigt.
  • List war beabsichtigt, aber auch für den Fall der Gewalt vorgesehen.
  • 282, 1 Aller hande, von jeder Art, nach den verschiedenen Ständen und
  • Stufen. — 2 drizic hundert, dreitausend. — 3 mit arebeite, in ernst-
  • licher Mühe , als ob sie einen ernsten Krieg zu führen hätten. —
  • 4 zen=ze den, zu den; ebenso zem=ze dem, zerz=ze der.
  • 60 V. ÄVENTIURE,
  • 283 Hörant sprach zem künige: «ir sult an' angest sin.
  • swenn' ir uns sehet nähen, so schoeniu magedin
  • ^"" muget ir danne schouwen, die ir gerne sult enphähen.»
  • der künic horte ez gerne; dannoch was ir komen vil
  • unnähen.
  • 284 Mit küsse liez er scheiden manigen von im dan.
  • nach ir arebeite der junge künic gewan
  • truric gemüete; er vorhte ir alle stunde.
  • der künic sich getroesten ir in sineri siten niht enkunde.
  • 285 Do kom in daz ze heile, daz ein nortwint
  • den helden nach ir willen ir segele ruorte sint.
  • 0,^vv ir schif giengen ebene, do si üz dem lande kerten.
  • Z /die ze arebeite künden iht, die tumben sie do lerten.
  • ^ iWa.>^' '" ^^^--■-:
  • ^ 8 286 Wir kunnen'z niht bescheiden noch wizzen'z niht ze
  • ^^ sagen,
  • 6^>'-^^'^ ^_,f, wä sie ir nahtselde ze sehs und drizic tagen
  • üf dem mere nämen. die da bi in fuoren,
  • mit gestabeten eiden ze behalden sie die alle swuoren.
  • ■ *■* '^ '■{' A* ■ ' • ^ A. ■
  • ^., 287 Swie so was ir wille üf den wilden s§,
  • -*^ ^' so was in etewenne von ungemache we. ,«.L>^v^ ^
  • da bi so heten s' ruowe , so daz mohte wesen. -' ^ ^"
  • swer die tinde bouwet, der muoz mit ungemach genesen.
  • ^ ■Um^^- 'l
  • Ol.''
  • 283, 1 an' für ane. — 2 swenn\ •waiin, mit swanne wechselnd, -wie auch nhd.
  • wann und wenn nicht scharf gesondert werden. — 4 dannoch, damal»
  • noch, in jenem Augenblick noch. — komen subst. Inf. — unnähen,
  • adv.j nicht nahe, entfernt.
  • 284, 2 nach ir arebeite, im Hinblick auf ihre Mühsal. — 3 vorfite ir (gen. pl.)^
  • fürchtete für sie, um sie. — 4 in stnen siten, bei seinem Charakter.
  • 285, 2 ruorte priet. von riieren, berühren, erfassen. — 3 ebene adv. , eben,,
  • glatt; vgl. Nib. 380, 4. — kerten, sich wendeten. — 4 ze arebeite, in
  • Bezug auf Arbeit. — künden, verstanden.
  • 286, 1 bescheiden, Bescheid geben, bestimmt angeben. — 2 nahtselde stf.,.
  • Nachtaufenthalt. Hier humoristisch, da sie auf dem Meere fahren. —
  • 3 die da bt in fuoren, namentlich sind die unerfahrenen Leute ge-
  • meint, die Jugend. — 4 den eit einem staben, jemand die Eidesformel
  • vorsagen ; ein gestabeter eit ist ein auf diese Weise geschworener Eid.
  • — behalden stv. , bewahren, am Letien erhalten. — swuoren prset. von
  • swern, schwören.
  • 287, 1 Swie so, wie immer auch-, so verstärkt noch. Wiewohl sie ihren
  • Willen auf die See, die Seefahrt gerichtet hatten, freiwillig zur See
  • gegangen waren. — 2 etewenne adv^, manchmal. — ungemach stm.,
  • auch stn., Unbequemlichkeit. — 3 da bi, daneben. — 4 bouwen, büwen
  • stv, mit Bchw. Prset. , bouwet, baut, bewohnt, zum Aufenthalt liat. —
  • genesen, hier ungefähr soviel als leben.
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOE. 61
  • 288 Sie het wol tüsent mile daz wazzer dan getragen
  • hin ze Hagenen bürge, so wir hoeren sagen,
  • da er herre wsere, ze Baljän, lasterliche. 'c^- =• -
  • sie liegent tobeliche; ez enist dem maere niht geliche.
  • 289 Do die von Hegelingen wären hin bekomen
  • zuo der Hagenen bürge, da wart ir war genomen. /
  • die liute wundert' alle, von welher künige lande
  • sie die ünde trüegen; sie wären wol gezieret mit ge-
  • wande.
  • 290 Ir schif sie schiere banden mit anker üf den grünt,
  • ^fc^ ir segele nider läzen wurden sä zestunt. -/<-^ -^^- — ^^
  • do wert' daz ünlänge, unz daz man sagete maere
  • in der Hagenen bürge, daz in fremede liute komen
  • waeren.
  • ^^^ 291 Sie giengen üz den schiffen und truogen üf den sant
  • swes so man bedorfte, veüe man'z da vant, Zt. j>^iC
  • und swes iemen gerte. ir armuot diu was kleine,
  • swie manige marc sie heten, der sande man nach köufe
  • vil seine.
  • 292 li^ burgsere maze sach man üf Stade stän
  • *" ' ' sehzic oder mere der waetlichen man. u ■'-' ^'
  • von Tenemarke Fruote meister was dar ander,
  • ouch truog er bezzer kleider danne ander iemen da
  • besunder. / , . . .
  • 288, 3 ze Baljän, da er herre wcere lästerliche ; wo, wie man sagt, er auf
  • schimpfliche Weise Herr war. Der Konjunktiv steht im Sinne der
  • 8o Redenden. — 4 liegent, lügen, mit Bezug auf lasterliche, —to-
  • beliche adv., in unvernünftiger Weise. — ist niht geliche, stimmt nicht
  • überein.
  • 289, 1 bekomen part., gekommen. — 2 ir war genomen, sie wurden bemerkt.
  • — 3 wundert' prset. statt wunderte.
  • 290, 1 bunden von binden, befestigen, praet. pl. — 2 zestunt, zur Stunde, im
  • Augenblick. — 3 wert'=werte , dauerte. — unlange adv., nicht lange.
  • — 4 in dat. pl. , ihnen , zu ihnen.
  • 291, 2 swes so, wie oben (287, 1) swie so. — 3 kleine adj., mit leichter Ironie
  • statt: sie waren sehr reich. — 4 seine adv., langsam; hier hat es nur
  • die Bedeutung einer Negation. Ihr Geld ward nicht nach Kaufe aus-
  • gesendet.
  • 292, 1 hurgaere stm. , Bewohner einer Stadt , Kauf leute. — rr^a^e stf. , Art
  • und Weise. — 3 meister, Führer. — 4 besunder, besonders ; zum Ver-
  • bum gehörig.
  • ^J"
  • 62 V. AVENTIURE,
  • 293 Der stete rihtsere von der bürc ze Baljän,
  • durch daz er die geste so riche da gewan,
  • mit sinen burgseren reit er da sie funden
  • ^V, die spaehe koufliute. die gehabeten sich so sie beste
  • ^ künden. , .^
  • 294 Der rihtsere fragte, wannen sie gevarn a^ -'^a -^
  • über se dar waeren. «got müeze iuch bewarn», 'W
  • so sprach der degen Fruote: «unser lant lit verre.
  • wir sin koufliute und haben in dem scheffe riche ^
  • herren.» "j
  • ^«.£'^^295 Her Wate hie^ch gedinges des landes herren biten.
  • ) jfc. A>-'^.« man mohte da wol kiesen an sinen heren siten, ^>'^^^
  • r ^^ den sin gewalt gereichte, daz er da, grimme wsere. j
  • tXJ^ Hagenen dem künige brähte man die geste mit dedtt^
  • 296 Er sprach: «min geleite unde minen fride
  • ^ ^ den wil ich in enbieten. er büezet mit der wide, *.
  • '^-^'^ der an iht beswasret die unkunden herren.
  • fy^»y^- ^gg gjQ ^jjg sorge; in sol in minem lande niht ge-
  • werren.»
  • ^
  • 297 Dem künige sie do gäben wol tüsent marke wert
  • an riehen kleinsten, er hete's niht gegert •^ -^ ^' . ^
  • 1, gen einem phenninge, wan daz sie liezen schouwen/'^^.i^^
  • waz sie da veile heten, daz wol gezaeme rittern unde
  • frouwen.
  • 293, 1 stete gen. von stat, Stadt. — 2 durch daz, weil; darum kam er in
  • eigener Person. — die geste, weil die Gäste, die angekommen, so reich
  • waren. — 4 spähe adj., schlau. — gehabeten sich, benahmen sich.
  • 294, 2 müeze in oplativen Sätzen, möge. — betvarn swv, , erhalten, be-
  • schützen; eine einleitende Höflichkeitsformel.
  • 295, 1 hiesch oder ir.sch prtet. von eischen, verlangen, fordern, davon hängt
  • hier der Infinitiv ab. — gedinge stn., Vertrag, Übereinkunft. — 2 heren
  • siten, an seinem stolzen Wesen. — 3 gereichen swv. , erreichen; daß
  • er demjenigen, auf den seine Macht sich erstreckte, ein strenger
  • Herr war.
  • 296, 1 fride stra., Schutz, Sicherheit. — büezen swv., Buße geben, bestraft
  • werden, — wide stf. , Strang aus gedrehten Baumzweigen zum Auf-
  • hängen. — 3 an iht, an irgendetwas. — beswoeren swv., beleidigen,
  • kränken. — unkunt adj., unbekannt, fremd. — 4 sin, sie sollen sein.
  • 297, 3 gen=gegen, im annähernden Werte von, annähernd bis zu. — u-an
  • daz, sie wollten nur sehen lassen, zeigen.
  • WIE WATE ZE lELANDE FUOB.
  • ^
  • L
  • 298 Her Hagene dancte sere; er sprach: «und sol ich leben
  • drier tage stunde, daz sie mir hänt gegeben, > .
  • daz wirt minen gesten also vergojden, .
  • ,\ haben sie gebresten ihtes, daz ich immer bin be-
  • scholden.» '' » .^
  • 299 Der künic begunde teilen daz im was für getragen,
  • bouge drunder lägen, die mohten wol behagen
  • den minniclichen frouwen. die borten also riche, !
  • schapel unde vingerlin, diu teilte do der wirt vil vli-
  • zicliche. o.
  • ■ ' ß
  • 300 Sin wip und ouch sin tohter die heten wol gesehen,
  • daz so richiu gäbe seiden was geschehen
  • von deheinen koufliuten in des küniges lande.
  • ; ^^j Horänt und Wate ir gäbe aller erste hin ze hove sanden. »-/ d /
  • ' ^01 Sehzic richer phelle, die besten die man vant,
  • und vierzic sigejäte truoc man üf den sant. »..-•- ja^^h-^
  • purpur unde baldekin het man da unwert funden.
  • sie gäben hundert sabene, die besten die sie bi in vin-
  • 'l^ den künden.
  • 3051 Nach der phelle mäze, die man ze hove truoc,
  • bezöge die vil riehen, der gap man da genuoc.
  • der mohte werden vierzic "öder dannoch mere.
  • sol iemen lob erkqufen, so muosen sie der gäbe ha-^'
  • ; ._ ben ere. /
  • 303 Dar brähte man gesatelet zwelf kästelän,
  • und ouch manige brünne und helme wol getan
  • 298, 1 und steht häufig am Beginn namentlich von konditionalen Sätzen,
  • für uns entbehrlich. — 2 daz ist relat. ; demonstrat. ist daz 298, 3. —
  • 4 gebreste swm., Mangel. — bescholden von bescheiden, tadeln; daß, wenn
  • ihnen etwas mangelt, ich für alle Zukunft darum getadelt werde.
  • 299, 1 teilen, verteilen. — für getragen, vor ihn gebracht. — 4 schapel
  • stn. , altfranzös. chapel, ursprünglich Kranz ins Haar, dann Kopf-
  • schmuck der Frauen, oft sehr kostbar. — vingerlin stn., Bing für den
  • Finger.
  • 300, 4 aller erste, nun erst, jetzt erst.
  • 301, \ phelle gen. pl. , von sehzic abhängig. — 2 sigelät stm. , ein aus Gold
  • und Seide gewebter kostbarer Stoff. — 3 baldekin stm., von Baldac
  • (d. h. Bagdad) herkommend , ebenfalls ein Stoff aus Gold und Seide,
  • der hier aber an "Wert dem Siglat nachgestellt wird. — unwert adj.,
  • wenig -wert, wertlos. — funden, betrachtet, angesehen. — 4 saben
  • stm.j feine Leinwand. — 6t in, in ihrer Heimat.
  • 302, 1 maze, Verhältnis. — bezoc stm., Unterfutter. — 3 dannoch, noch. —
  • 4 wenn man Lob erkaufen kann.
  • 303, 1 kästelän stn., castilianisches Pferd. —
  • 64 V. AVENTIUEE,
  • hiez man mit in füeren unde zwelf Schilde
  • gevazzet mit golde; des künic Hagenen geste wä-
  • ren milde.
  • 304 Mit der gäbe Horant dar ze hove reit,
  • und irolt der starke. dem künige wart geseit,
  • , man brsehte im aber msere von den gesten sin. ^.n.
  • ^'^^' "v sie waeren landes herren, daz was wol an der gäbe schin/ S
  • v.^*^'
  • daz was wol an der gäbe schin:
  • 305 Ze hove mit in körnen wol vier uiid zweinzic man,
  • die sie mit in fuorten; die wären wol getan.
  • 5jj!.v. jsie wären so gekleidet, ob ez kiesen wolden
  • •? des künic Hagenen recken, sam sie des tages swert
  • nemen solden.
  • 306 Einer sprach zem künige: «herre, ir sult enphän
  • dise gäbe groze, diu iu wirt getan.
  • ir sult ouch ungedanket niht den gesten läzen.»
  • swie riche er selbe wsere, er däncte den gesten äne
  • mäze.
  • 307 Er sprach: (dch danke in's gerne, als ic^i des
  • schulde hän.^) ^-['. ';.C.
  • sine kameraere hiez man dar gä'n.
  • man hiez sie daz gewsete schouwen al besunder.
  • dö si's rehte ersähen, do nam sie der~gäbe michel
  • wunder.
  • 308 Do sprach ein kameraere: «herre, ich sage iu daz,
  • ez lit hie bi von silber und von gölde manic vaz ,
  • 303, 4 gevazzet, angefüllt. — künic zwischen Artikel und Eigennamen wird
  • nicht flektiert.
  • 304, 4 landes herren, Beherrscher eines Landes. — was schin, war offenbar,
  • zeigte sich; davon wceren abhängig.
  • 305, 3 ob, wenn. — ez kiesen, darauf achten, es beobachten. — 4 swert
  • nemen, weil man zu dieser Feierlichkeit besonders prächtige und im-
  • mer neue Kleider anzog.
  • 306, 1 enphän statt enphähen, empfangen. — 2 getan, gegeben. — 3 tin-
  • gedanket , mit der Konstruktion des Verbums (den gesten). — 4 äne
  • mäze, sehr.
  • 307, 1 danken mit Dat. der Person und Gen. der Sache. — als, wie. —
  • schulde stf., Verpflichtung, des, dazu. — 2 kameraere stm., Kämmerer,
  • Aufseher, namentlich der Schatz- und Kleiderkammer. — 3 a/ besun-
  • der, in allen Einzelheiten. — 4 rehte adv. , genau. — ersehen stv. , be-
  • trachten. — mich nimt wunder eines dinges, ich wundere mich über
  • etwas.
  • 308, 2 vaz stn., Gefäß. --
  • ^
  • WIE WATE ZE IeLANDE FUOE. 65
  • mit edelem gesteine, edele unde riebe,
  • ze zweinzic tüsent marken hänt sie iu gegeben sicber-
  • licbe.»
  • 309 Der wirt der spracb: «die geste müezen sselic sin.
  • nu wil icb ez teilen mit den recken min.»
  • der künic gab in allen, swer an in ihtes gerte;
  • ieclicben sunder er nach sinem willen wöl werte.
  • 310 Der wirt hiez zuo im sitzen die zwene junge man,
  • irolde und Höranden. fragen er begau,
  • wannen sie dar wseren komen in daz riebe:
  • «wan mir gäben geste bi minen ziten nie so lobeliehe.»
  • 311 Do sprach der recke Horant: «daz wil ich iu sagen,
  • herre , üf genäde so müezen wir iu klagen : c ^ -
  • wir sin vertribene Hute von unser selber landen,
  • ez hat ein künic riebe an uns gerochen sinen grözeu
  • anden.» ^c.,^„^t '
  • 312 Do sprach der wildene Hagene: «wie ist er genant,
  • ^ durch den ir muoset rümen iwer bürge und iuwer laut? , 'U
  • «TKA^^ 'ich sihe iuch in der mäze, künde er witze walden, H^^f^^^^^Tt^^
  • ■'*' '* ■ ir dunket mich so biderbe, so möhte er iuch gerne hän
  • «_f. i behaiden.»
  • teyi^
  • 313 Er fragte wie er hieze, der sie ze sehte bot, \jl^^^ ^t^
  • i^^c. unde von des schulden sie wären in der not,
  • i daz sie in ir flühte suochten fremediu riebe.
  • dö sprach der degen Horant: «den tuon wir iu bekant v.^ ,.^^
  • sieherliche.» '^°^
  • a
  • 308, 3 mit, besetzt mit. — 4 ze, im Betrage von.
  • 309, 1 müezen soelic sin, mögen glücklich, mit Glück gesegnet sein. —
  • 4 sunder adv., insbesondere; jeden einzelnen. — werte, gewährte.
  • 310, 1 zuo im, an seine Seite. — sitzen stv. , sich setzen. — 4 wan, denn;
  • den Zwischengedanken ergibt das vorige: ihr müßt aus einem ganz
  • besonders reichen Lande sein. — bi minen ztten, während meines
  • Lebens.
  • 311, 2 uf genäde, im Hinblick auf, in Erwartung von Gnade. — 3 von, aus,
  • zu vertribene gehörig. — 4 ande swm., Unwillen, Leid; sinen anden
  • rechen, in der Kudrun ungemein häufig.
  • 312, 1 der wilde heißt Hagen stehend wegen seines unbändigen Sinnes.
  • — 3 in der mäze, so beschaffen. — witze walden, über Verstand ge-
  • bieten {witze ist gen. pl.); verstände er es klug zu sein. — 4 freie
  • Konstruktion. — behaiden, bei sich behalten.
  • 313, 1 2« (jehte bot, in die Acht that. — 2 des, dessen. — Z flühte dat. vou
  • fluht. — suochten, aufsuchten.
  • ^*,-- ^
  • ^U.nM-
  • KxA C
  • 'H
  • 66 V. AVENTIURE,
  • 314 Sin name heizet Hetele von Hegelinge lant.
  • sin kraft und ouch sin eilen sint starc und ouch sin haut,
  • er hat uns geswachet an manigen freuden guot,
  • daz wir sin von schulden deste triieber gemuot.»
  • 315 Do sprach der wilde Hagene: «ez ist iu wol bekomen;
  • ez wirt iu gar vergolden daz er iu hat genomen.
  • t) /^ i " 1 ez'n si daz mir gebreste gärwe des minen, ~ • ';'
  • ■ den künic von Hegelingen sult ir seiden bitten des
  • c sinen.»
  • ■/ ,-
  • 316 Er sprach: «und weit ir recken bi mir hie bestän,
  • so wil ich mit iu teilen diu lant, diu ich da han,
  • , , ^ n daz iu der künic Hetele nie gebot die ere.
  • } swaz er iu genomen hat, ich gibe's iu wol zehen
  • stünt mere.»
  • 317 «Wir beliben bi iu gerne», sprach von Tenen Horänt;
  • «wir fürhten, ob uns freische hie in Irlant
  • üz Hegelingen Hetele (ja sint im kunt die sträze), ^
  • ich sorge z'allen ziten, daz uns der recke ninder
  • leben läze.» ^w
  • ?**
  • 318 Hagene der herre zuo den gesellen sprach: ^^-*-^
  • «vereinet iuch es rehte und schaffet iu gemach. ^ tk^ . '
  • iuch getar her Hetele nimmer hie ze lande
  • ' gesuochen schedeliche; wan daz wsere mir ein groziu
  • schände.»
  • 319 Er hiez sie herbergen balde in die stat.
  • jAjC.4i,i— sin selbes burgsere der wilde Hagene bat,
  • T-^.
  • 314, 2 eilen stn., Kraft, Stärke. — 3 geswachet, geschwächt, verringert; er
  • hat uns mancher Freuden berauht. — 4 trüebe adj., traurig; trüeber
  • comp.
  • 315, 1 wol bekomen, zum Glücke ausgefallen. — 3 garwe adv., vollständig,
  • gänzlich. — 4 auch hier hat seiden den Sinn reiner Negation.
  • 316, 1 bestan, bleiben. — 2 da dient oft nur zur Verstärkung des Kela-
  • tivums. — 3 daz, in der Weise daß. — die ere, die ich euch bieten
  • werde. — 4 gibe's^ der Genetiv es hängt von mere ab. — stunt, mal.
  • 317, 1 beliben prset. conj., würden bleiben. — 2 ob uns freische hie, wenn
  • uns hier vernimmt, erfährt; wenn er erfährt, daß wir hier sind. —
  • 3 der Sinn der Parenthese ist: wenn er es erfährt, so wird er uns
  • schon zu finden wissen; er kennt den Weg nach Irland. — 4 sorge,
  • habe Sorge, Angst.
  • 318, 1 geselle swm., Genosse, Freund. — 2 sich vereitien swv. mit gen., sich
  • zu etwas entschließen. — 4 gesuochen swv., aufsuchen, heimsuchen,
  • in feindlicher Absicht. — schedeliche, daß er euch schade.
  • 319, 1 herbergen, in Herberge, Unterkunft bringen, daher in die stat. —
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR.
  • 67
  • daz si in erbüten ere swä mite so sie künden
  • die wazzermüeden helde sie vil dicke an ir gemache
  • funden.
  • 320 Von der stat die Hute in werten siner bete, /iv^o
  • hüs diu aller besten (mit willen man daz tete)'^'^'*^-«-^^*.v
  • vierzic oder mere wurden in do Isere , ,. ., '
  • den üz Tenelande. dar üz zugen sieb die bÄrgsere.
  • 321 Zuo dem Stade sie brähten daz kreftige guot.
  • die da verborgen lägen, die beten dicke muot, ^ä-* A '
  • daz sie in berten stürmen gerner wolden striten,^-*w.v .
  • danne sie gelückes nach der scboenen Hilden solden
  • " biten.
  • 322 Der künic der hiez fragen die werden geste sin,
  • ob sie wolden niezen sin brot und sinen win,
  • unze sie be^sezen bi im fürsten riebe,
  • do sprach von Tenen Fruote: «daz stüende uns allen
  • harte schemeliche.
  • 323 Ob uns der künic Hetele
  • und ob wir ezzen solden
  • des möhte wir da heime
  • daz wir grozen hunger
  • ze rehte wsere hqlt,/^^,^
  • Silber oder golt, -*
  • wol so vil bevinden,
  • da von ofte möbten über
  • winden.»
  • 324 Fruote hiez üf swingen siner krame dach. '^■^f''^^^^^*^^^
  • von so richem koufe daz wunder nie geschach '
  • 319, 3 erbüten conj. prset von erbieten. — sicä mite so, womit auch immer.
  • — 4 gemach, Bequemlichkeit, dann auch der zurückgezogene Ort, -wo
  • man dieselbe genießt; daraus der nhd. Begriff eines Zimmers.
  • 320, 1 werten, gewährten, willfahrten. — bete stf. , Bitte. — 2 mit willen,
  • gern, bereitwillig. — 3 leere adj., ausgeräumt; in, für sie. — 4 zugen
  • sich, zogen sich zurück.
  • 321, 1 kreftige, sehr große ^ sehr zahlreiche. — 2 hefen muot, hatten den
  • Sinn, dachten. — 4 btten stv. mit gen. , auf etwas warten. — nach,
  • das Ziel bezeichnend, dem man nachgeht.
  • 2 Bezeichnung der Gastfreundschaft. — 3 unze, so lange bis. — be-
  • saezen, innehätten: die ihnen von ihm versprochenen fürstlichen Lehen
  • (316, 2). — 4 schemeliche adv. , schambringend , schimpflich ; stüende
  • uns schemeliche, gereichte uns zur Schande.
  • 323, 1 ze rehte, in rechter "Weise, wie es recht wäre. — 2 hyperbolische
  • Bezeichnung sehr großen Reichtums. Wenn wir in diesem Falle,
  • nämlich dem in 323, 1 angenommenen.
  • 1 üf swingen, aufschlagen. — 2 daz wunder, das Unerhörte. —
  • 322,
  • 324.
  • 68 V. AVBNTIURE,
  • j^^^^^^ al umbe in den landen, däz ie bürgaere
  • ^1 . , , gaeben guot so ringe. sie möhten eines tages wer-
  • \^ den Isere. ^i^' f *;>'/,. -
  • 325 Ez kouften, die ez wolden, steine unde golt.
  • der ktinic was sinen gesten ze guoter mäze holt.
  • -k*«-^.- swer aber äne koufes ir gäbe ihtes gerte,
  • sie wären in dem willen, daz man ir manigen güet-
  • liche werte.
  • 326 Swaz aber iemen sagete von den küenen man,
  • von Waten und von Fruoten, waz da wart getan,
  • i^^^^^^^^^-^v der milde was noch mere dann' iemen möhte trouwen.
  • ^^ sie würben vaste umb' ere, daz sagete man ze hove
  • Q ^ a*LaS ^en schdenen frouwen.
  • 327 Man sach arme Hute tragen ir gewant.
  • xAj^ die sich verzert heten, den wart dicke ir phant A.i*^j^U
  • , gelceset und gefriget. von ir kamersere --4->cA «.*,,'
  • i-^^^'*' diu junge küniginne horte dicke sägen von in daz
  • msere.
  • 328 Siu sprach zuo dem künige: «vil lieber vater min,
  • heiz ze hove riten die werden geste din.
  • man saget, hie si einer, swenne daz geschsehe,
  • Mjj^^^ so wunderliches muotes, daz ich in under wilen gerne
  • ssehe.»
  • 329 Der künic sprach zer meide: «daz mac vil wol ge-
  • schehen,
  • sin Site und sin gebore die läz' ich dich sehen.»
  • 324, 3 al umbe, ringsum. — 4 gaben, hingeben, verkaufen. — ringe adv,,
  • zu geringem Preise. — sie, die burgcere, statt der von ihnen aufge-
  • schlagenen Läden. — eines tages, an diesem Tage. — l adj., aus-
  • verkauft.
  • 325, 2 ze guoter mäze, in rechter Weise, wie sich's gehörte. — 3 ane koufes,
  • ohne zu kaufen; der Genetiv ist selten, aber nicht unerlaubt. — gäbe
  • hängt von ihtes ab. — 4 sie waren so gesonnen.
  • 326, 1 aber hier im Sinne des nhd. aber. — 2 »ras hängt von sagete ab. —
  • 3 milde stf., Freigebigkeit, —trouwen für truwen, soviel als getrouioen,
  • glauben. — 4 sie würben hängt von sagete ab: daß sie würben.
  • 327, 1 ir, Watens und Pruotens. — 2 sich verzert, das Ihrige gänzlich auf-
  • gezehrt. — phant stn., die als Unterpfand gegen eine Summe versetz-
  • ten Gegenstände. — 3 gefrxget von frigen, frten swv., frei machen.
  • 328, 3 swenne daz geschcehe schließt sich dem Sinne nach an sa'he an. —
  • 4 wunderlich adj., wunderbar.
  • 329, 2 gebwre stf., Benehmen, Betragen. —
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOE. 69
  • dannocli was er Hagenen gar in imküüde.
  • die frouwen biten küme imze sie die site an Waten
  • erfunden. ,
  • 330 Der künic "sine geste bat und in gebot,
  • UK^' ob sie von gebresten beten deheine not,
  • ^ daz sie ze hove koemen und nüzzen sine spise. n^^^,;.:.
  • daz riet von Tenen Fruote, der was beide küene
  • ^UTnvi A^.u ,^,r- unde wise.
  • 331 Ze hove sich do vlizzen die von Tenelant, ^-^^^-^.^J
  • daz niemen itewizzen in möhte ir gewant. , / •
  • sam täten ouch von Stürmen die Waten ingesinden. ? ' ^^ i>
  • ja mohte man in selben einen guoten swertdegen vinden
  • ->^ (..,. i.
  • ^
  • 332 Die Morunges recken die truogen mentel guot,
  • . ^ rpcke üz Kampalie. rot alsam ein gluot
  • f^*^ sach man dar üz erschinen golt mit dem gesteine. «-'^— *
  • Irolt der küene der gienc dar ze hove niht alleine.
  • 333 Horant der suelle, des bete niemen strit, y*.^j>i^ , &X^-
  • sach man daz sie truogen, die wären liehtgevar.S^ A-.y«-'' "j-«-^
  • die snellen Tene küene komen herlichen dar. /
  • 334 Swie rieh her Hagene waere und swie hochgemuot, t-^-*-^^
  • er gie in hin engegene. diu küniginne guot
  • stuont üf von gesidele, do siu Waten sach.
  • der bete die gebsere daz im lächens gebrach. U^*j- f~--Jv.^^,^
  • 329, 3 (lannoc?), damals noch. — unkünde stf., Unkenntnis, ünbekannt-
  • schaft; in unkünde, unbekannt. — 4 biten praet. von biten, warten:
  • konnten kaum erwarten. — erfänden, kennen lernten.
  • 330, 4 daz riet, daß man es annähme.
  • 331, 1 Ze hove, um an den Hof zu gehen. — 2 itewizzen swv. , vorwerfen,
  • jemand etwas, oder jemand wegen etwas tadeln. — 3 ingesinden swm.,
  • Begleiter. — 4 swertdegen stm.. Kitter, der mit dem Schwerte umgehen
  • kann. — vinden, erproben als.
  • 332, 3 erschinen stv., leuchten, glänzen.
  • 333, 1 des hete niemen strit, mit dem ließ sich niemand in Streit ein , weil
  • niemand da war, der besser gekleidet gewesen wäre. — 2 tiefe, un-
  • gefähr dasselbe, was weit, umfangreich. — 3 liehtgevar adj., von heller
  • Farbe; dem Mittelalter erschienen die hellen bunten Farben vor-
  • nehmer als dunkle. — 4 herltchen adv., in stattlichem Aufzuge.
  • 334, 1 hochgemuot adj., stolz. — 3 gesidele stn., hier soviel wie sedel, Sitz.
  • — 4 die, ein solches. — lachens gebrach, daß er nicht Zeit oder Lust
  • zum Lachen hatte.
  • 70 V. AVENTIURE,
  • 335 Siu sprach gezogenljche : «nu sit uns willekomen.
  • ich und der künic min herre hän daz wol vernomen,
  • ir Sit vermüete helde von urjiiuge sere.
  • f .s^-A nu sol an iu bedenken der künic sinen lop und ouch
  • ^^^ .-^, ^._y sin ere.»
  • 336 Si nigen algemeine; zühtic was ir muot. f^^^f-^^
  • der künic hiez sie sitzen also man geste tuot.
  • do truoc man in ze trinken den aller besten win,
  • der in allen landen in fürsten hüse mac gesin.
  • j^^_^ 337 Mit schimphlichen Worten säzen s' über al. •' ■"^•'
  • i diu edele küniginne rümte den sal.
  • siu bat den wilden Hagenen, daz er ir gehieze, *
  • daz er die snellen helde durch maere zuo ir keme-
  • näten lieze. y*' - i'/T^^-vtA^j^t,,^
  • y,^dJ 338 Daz lobt' der künic schiere, als uns ist geseit.
  • ' der jungen küniginne was ez niht ze leit. i > ^*:*uMi
  • ^^jj^' do vlizzen sie sich alle mit golde und mit gewaete; ''
  • sie wolden sehen gerne, wie daz fremede Ingesinde taete.
  • 339 Do nu diu aide Hilde bi ir tohter saz,
  • die minniclichen meide vil wol behuoten daz, 6.^-^^^
  • ■ ! daz sie iemen funde da in der gebsere,
  • 1 daz man iht anders sprseche wan daz iecliche ein kü-
  • niginne waere.
  • 340 Do hiez man Waten den alden zuo der meide gän.
  • swie gris er d6 waere, "siu het iedoch den wän, /; ,1
  • M^'' daz siu sich vor im huote in kintlichem sinne.
  • i-ft^' Waten hin engegene mit zühten gie diu junge küniginne.
  • ' K.
  • - • I. u
  • 335, 3 vermüete = oermüedete , von vermüeden swv. , müde machen. — von
  • gehört zu vermüete. — 4 bedenken, bedacht sein, sinen lop, auf seinen
  • Ruhm, an iu, euch gegenüber. — lop mhd. stm., Lob, Buhm.
  • 336, 1 nigen, verneigten sich, zu ergänzen ist ir, vor ihr. — zühtic adj.,
  • der Zucht, dem Anstände angemessen. — 2 tuot, nämlich sitzen heißt,
  • daher der Accusativ geste.
  • 337, 1 schimphlich adj., scherzhaft. — über al, insgesamt. — 3 gehieze von
  • geheizen stv., verheißen, versprechen. — 4 durch moere, um der Unter-
  • haltung willen. — kemenate swf., das heizbare Frauengemach.
  • 338, 1 lobV=lubte, gelobte, versprach. — 3 vlizzen sich, beeiferten sich, wett-
  • eiferten. — 4 tcvte, verführe, sich benähme.
  • 339, 2 behuoten prset. von behüeten, vermeiden; sie suchten sorgfältig zu
  • verhüten, vgl. 492, 1. — 3 iemen hat negativen Sinn.
  • 340, 2 gris adj., grau, alt. — 2. 3 wiewohl er ein alter grauer Mann war,
  • 80 hatte sie doch den Glauben, daß sie sich vor ihm hüten wollte;
  • wie alt er war, so schien er ihr doch nicht ungefährlich.
  • WIE WATE ZE IRLANDE FÜOR. 71
  • 341 Si enphieng in aller erste, ja wsere ir lihte leit, ^^Lj^
  • iu^
  • ob siu in küssen solde. sin bärt was im breit,
  • sin här was im bewunden mit borten den vil guoten.
  • siu hiez sie sitzen beide Waten und von Tenemarke
  • Fruoten.
  • 342 Vor ir gesidele stuonden die waetljchen man, x
  • ^ die manige zuht künden und beten vil getan »,^^ Z^.*.** dxxä^
  • ■ i^^äi-*-*^ jj^ jj, tagen tuende in manigem strite schone, t^ ^ *miL.^u y^.c»wv
  • daz lobet' man an den beiden; man gab in des den
  • pris da ze lone.
  • 343 Frou Hilde und ir tohter durch schimphlichen muot ^■<^^ f):^^
  • begunden Waten fragen, ob in daz diuhte guot,
  • swann' er bi schoenen frouwen also sitzen solde,
  • oder ob er gerner in den herten striten vehten wolde? ' ;
  • 344 Do sprach Wate der aide: «mir zimet einez baz. j^^^u-uJ
  • »^l^üXf wan bi schoenen frouwen so sanfte ich nie gesaz,
  • L» ^^/ ich'n tsete einez lihter, daz ich mit guoten knehten, *> ^^^C
  • **' ß swenne ez wesen solde, in vil herten stürmen wolde
  • vehten.»
  • 345 Des erlachte lüte diu minnecliche meit.
  • siu sach wol daz im waere bi schoenen frouwen leit.
  • da von wart des schimphes mere in der selde. - ^"^"^r
  • frou Hilde und ir tohter redeten do mit Morunges /
  • beiden.
  • 346 Siu fragte von dem alden: «wie ist er genant?
  • hat er inder liute, bürge unde laut?
  • ,V..c
  • 3U, 1 wcere, wäre gewesen. — ithte adv., vielleicht, wahrscheinlich. Die
  • Scene ist der ähnlichen in den Nibelungen nachgebildet, wo die
  • junge Markgräfin sich fürchtet, Hagen zu küssen: Nib. 1665, 1666. —
  • 3 höfische Männer ließen sich Locken wickeln und dieselben mit
  • Borten durchflechten; eine Mode, die der Dichter den alten "Wate
  • mitmachen läßt, wiewohl sein Charakter nicht im geringsten dazu
  • paßt; vgl. 355, 3.
  • 342, 3 tilgende, gen. von vil abhängig: viel tapfere Thaten. — schone, auf
  • herrliche Weise. — 4 den, dafür, darin.
  • 343, 1 durch schimphlichen muot, in scherzhaftem Sinne, zum Spaße.
  • 344, l zimet 3. pers., behagt, gefällt. — 3 wie sanft, wie bequem ich auch
  • immer bei schönen Frauen saß, so that ich eins immer leichter und
  • lieber, nämlich daß ich u. s. w. — knehten heißt hier im allgemeinen:
  • Rittern, Helden; vgl. engl, knight.
  • 345, 1 erlachen swv. , auflachen. — 2 bi, zu verweilen bei. — leit, unange-
  • nehm. — 3 schimph stm., Scherz. — selde stf., Wohnung, von sal ab-
  • geleitet.
  • 346, 1 von, in Bezug auf, lat. de. — inder adv., irgendwo. —
  • ^5^^'
  • wX^l/v^
  • 72 V. AVENTIÜRE,
  • oder hat er in der bürge wip oder kint?
  • ich wsene. sie getrintet in siner heime seiden sint.»
  • 347 Do sprach der recken einer: «kint imde wip
  • hat er in sinen landen. güot ünde lip L
  • daz wäget er durch ere ; deist an im wol erfunden. '^ '
  • er ist ein küener recke gewesen her von allen sinen
  • stunden.« '-1'
  • 348 Irolt sagete m?ere von dem küenen man,
  • daz nie künic deheiner mere noch gewan > - ' ' ,.^i^
  • so rehte küenen recken in den sinen landen. n.
  • «swie sanfte so er gebäre, er ist ein maerer helt ze
  • " sinen banden.»
  • 349 Do sprach diu küniginne: «her Wate, ez ist min rät:
  • Sit iuch von Tenemarke her vertriben hat
  • Hetele der herre, nu sult ir hie beliben. ' ' ' "
  • ez lebet so richer niemen, der iuch wol von hinnen ^*^
  • müge vertriben.»
  • 350 Er sprach zer küniginne: «ja bete ich selbe laut,
  • dö gab ich, swem ich wolde, rös und gewant.
  • solt' ich nu leben dienen, müelichen ich daz tsete.' "■
  • von den minen erben belibe ich nimmer järes frist
  • stsete.»
  • 351 Von dannen sie do giengen. diu schcene Hilde bat,
  • daz sie z'allen ziten ze hove heten stat / v^i
  • 346, 4 tn'uten swv, liebhaben, herzen; vom Adjectivum trüt. — heime stf.,
  • Heimat, Haus.
  • .347, 3 wagen swv., auf die Wage setzen, wagen. — erfunden, erprobt, be-
  • währt. — 4 von allen sinen stunden, all sein Lebtage.
  • 348, 1 sagete inoere, erzählte. — 2 nie mere noch, noch niemals. — 4 ganz
  • ebenso von Hagen in den Nib. 1753, 3 swie bilde er hie gebare, er ist
  • ein grimmer man.
  • 349, 1 ez ist min rät, ich rate euch. — 3 nu, nicht jetzt, sondern begrtln-
  • dend, etwa: darum. — 4 wol gehört zu müge.
  • .3.50, 3 dienen swv., durch Dienst vergelten ; für das mir übertragene Lehen
  • Dienste leisten. — müelichen adv. , mit Mühe, ungern, schwerlich. —
  • 4 von, entfernt von. — erben, ererbten Gütern. — järes frist statte, die
  • Dauer eines Jahres hintereinander, ohne Unterbrechung; von jetzt
  • ab ein volles Jahr. Innerhalb Jahresfrist will ich daheim sein.
  • 351, 2 heten stat, Platz, Erlaubnis hätten; davon der gen. sitzens ab-
  • hängig. —
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 73
  • sitzens bi den frouwen; ez wsere in äne schände. f^ ^^^
  • dö sprach der degen Irolt: «sam bot man'z uns
  • mines herren lande.»
  • ^^ ^^
  • r^
  • 352 Der künic ze allen stunden bot vil micl^el guot.
  • die üz erweiten recken die wären so gemuot, ,^,^.^>a2. c ^k*^
  • daz sie von niemen gerten nemen ze einer marke,
  • her Hagene der was riche: ein teil in muote ir über-
  • müete starke. /-^^^^^^ h-u^ Tf,
  • 353 Für den künic sie giengen: da wären ritter vil. .
  • da funden sie besunder maniger hande s^il, ^j^-^
  • j^^ in dem brete zabelen, schermen under Schilden. ^^ ro .
  • j^jt;ft.o '^*^''sie ahten niht so hohe, als man doch hete, Hagenen
  • ^ :cf,. . den wilden. '^"^ -^
  • ■■■-•j
  • 354 Nach site in Irlande vil dicke man began
  • maniger hande freude; da von Wate gewan
  • den künic z' einem friunde. Horänt von Teneriche,
  • durch der frouwen liebe vant man in vil dicke ge-
  • mellichen.
  • 355 Her "Wate und ouch Fruote, die snellen ritter halt,
  • , j vil nach in einer mäze die recken wären alt.
  • ^^'^ ir beider grise locke sach man in golt gewunden.
  • swä man bedorfte recken, da wurden sie vil ritterlichen
  • funden.
  • 356 Des küniges ingesinde ze hove schilde truoc,
  • jgj. kiule und buckelsere. geschirmet wart da gnuoc, ^..c.^
  • iL
  • '^^
  • 351, 4 bieten ez einem mit einem Adverbium, jemand eine Behandlung (gute
  • oder schlechte) bieten; sam, eine ebensolche Behandlung.
  • 3.W, 2 uz erweit, auserwählt, vortrefflich. — 3 ze, im Betrage von. — 4 muote
  • praet. von müejen, kränken, ärgern. — starke adv., sehr; dazu gehört
  • ein teil, etwas sehr, gar sehr.
  • 353, 2 npil stn., Spiel. — 3 bret stn., Spielbret. — zabelen swv. , auf dem
  • zabel (lat. tabula) spielen. — schermen, andere Form von schirmen. —
  • 4 als man hete, wie man (hoch) hielt.
  • 354, 2 freude , Unterhaltung ; hier Genetiv. — 8 Horant steht außer der
  • "Konstruktion; es wird durch in aufgenommen. — 4 den Frauen zu
  • Liebe, zu Gefallen. — gemellich adj., Scherz treibend, lustig, von-
  • gamen, Scherz; es ist Accusativ des Masculinums.
  • 365, 2 vil nach, beinahe. — in einer mäze alt, in derselben Weise, gleich
  • alt. — 3 locke pl. von loc stm.. Locke.
  • 356, 2 kiule stf., Keule. — buckela're stm., Schild mit einem Buckel, hinter
  • welchem der Kämpfer sich vollständig verbergen konnte. —
  • 74 V. ÄVENTIURE,
  • gevohten mit den swerten, mit gabilot geschozzen > -*^'"
  • vil üf guote Schilde: die jungen helde wären unver,
  • drozzen. A^^jud^^l'^
  • 357 Der fürste Hagene fragte Waten und sine man,
  • ob in in ir lande wsere iht kunt getan i -, -^ ^ - '
  • _^\, schirmen also starke, alsam in Irriche ^
  • die sinen helde phlegeten. des ersmielte Wate ver- -^
  • X^,^ smäheliche. d.. < . - > > M-^
  • 358 Do sprach der helt von Stürmen: «ich gesach ez nie.
  • j a^r^ der aber mich ez lerte, dar umbe waereich hie
  • bevollen z'einem järe, daz ich ez rehte künde,
  • swer des meister wsere, miner miete ich ime gerne ;
  • gunde.»
  • 359 Do sprach der künec zem gaste: «den besten mei-
  • ster min
  • wil ich dich leren heizen durch die liebe din,
  • o^^- daz du doch drie swapke künnest, swä man strite ,^
  • I in herten veitstürmen: ez frumt dir lihte z'etelicher'
  • -J-*^' zite.»
  • . f 360 Do kom ein schirmmeister. leren er began
  • Waten den vil küenen; da von er gewan v!
  • des sines libes sorge. Wate stuont in huote,V
  • ' ' ^ sam er ein kemphe wsere. des erlachte do von Tenen
  • ,V ^ Fruote.
  • 361 Daz half dem schermmeister, daz er witen spranc, '"'^.
  • alsam ein löbart wilde. an Waten hende erklanc
  • 356, 3 gabilot stn., franz. javelot, ein Wurfspieß, namentlich bei der Jagd
  • gebraucht. — 4 vil adv., viel. — unverdrozzen adj., unermüdlich.
  • 357, 2 iht, etwa. — kunt getan, bekannt worden; Subjekt dazu ist schirmen,
  • dazu das Adverbium starke. — 3 also, ebenso ; alsam, wie. — 4 phle-
  • geten swv. , trieben. — ersmielen swv. , lächeln, engl, smile. — ver-
  • smäheliche adv., verächtlich, geringschätzig.
  • 358, 1 "Wate stellt sich, als verstände er das Schirmen nicht. — 2 der, wenn
  • einer. — wcpre ich, wollte ich sein, bleiben.
  • 359, 2 durch die liebe dtn, dir zu Liebe. — 3 swanc stm., Schwung, Hieb. —
  • künnest conj. prses. von kan. — veltsturm stm., Feldschlacht. — frurtien
  • swv., nützen. — z' etelicher zite, manchmal.
  • 360, 1 schirmmeister stm., Meister im Schirmen, der im Schirmen Unter-
  • richt erteilt. — 5 sorge, Angst, des sines libes, für sein Leben. Der
  • Schirmmeister ist gemeint. — stuont in htiote, stand vorsichtig, parierte
  • jeden Schlag. — 4 kemphe swra., Kämpfer, der aus dem Kampf ein
  • Gewerbe macht.
  • 361, 1 Daz deutet das folgende daz an. — \oUen, weithin. — 2 lebart stm.,
  • Leopard. —
  • WIE WATE ZE IRLANDE FUOR. 75
  • vil dicke ein schoene wäfen, daz die fiwervanken
  • j^l dräten uz den Schilden. des mohte er sinem scherm- ? ^
  • '^W^ "'"' knäben gedänken. J^^ '^ 7^
  • 362 Do sprach der wilde Hagene: «gebt mir daz swert
  • enhant! ^- v^-.t
  • ich wil kürzwHen mit dem von Sturmlant, --o-tk,....,«^ .^e.
  • ob ich in müge leren der minen siege viere , . dLU^j.^
  • daz mir's der recke danke.» daz lobete do der aide
  • Wate schiere.
  • 363 Der gast sprach zem künige: «ich sol den fride din ;^>-'-^ A^k.
  • haben, fürste Hagene, daz du iht värest min. f
  • , j^ slüegest du mir wunden, des schämte ich mich vor
  • frouwen.»
  • Wate künde schirmen, deis in der werlde niemen
  • möhte trouwen. .e.^^UL i-^-*^'
  • 364 Hagenen sluoc do sere der künstelose man, .^«.aX-^^-^
  • .^f , .. daz er als ein begozzen brant riechen began, /i*.-'^
  • >Jl*^ der meister vor dem junger, ja was er starc genuoc.
  • der wirt ouch sinem gaste siege unmaezlichen sluoc.
  • 365 Die liute ez sähen gerne durch ir beider kraft.
  • der künic vil schiere erkande die Waten meisterschaft.
  • ein teil begunde er zürnen, weer' ez im niht an' ere.
  • swaz man sach ir sterke, doch het ir Hagene da be-
  • zeiget mere.
  • 361, 3 wä/en stn., Waffe, vorzugsweise das Schwert wird darunter ver-
  • standen. — i dräten praet. von droejen, sich wirbelnd bewegen, empor-
  • wirbeln; vgl. 861, 3. — schermknabe swm., Lehrling im Schirmen; Ge-
  • gensatz von schermmeister. — gedänken, danken; des, dafür; ironisch.
  • — er ist der Meister.
  • 362, 1 enhant, in die Hand ; en geschwächt aus in, wie entriuwen und ähn-
  • liche. — 2 kurzwilen swv., Kurzweil treiben. — 3 siege pl. von slac,
  • Schlag.
  • 363, 1 den fride din, die Sicherheit, das Versprechen von dir. — 2 iht, im
  • negativen Sinne, nicht etwa. Wate will Hinterlist beim Kampfe aus-
  • geschlossen wissen. — 4 deis=daz es, es von trouwen abhängig.
  • 364, 1 künstelos, weil er kein kunstmäßiger Fechter ist. — 2 brant, ein an-
  • gebranntes Stück Holz; begozzen, auf welches man Wasser gießt. —
  • riechen stv., rauchen. — 3 er, Wate. — 4 unmcczlichen adv., unermeß-
  • lich, ungeheuer viel.
  • 365, 1 weil beide so kräftig waren. — 3 an' ere, eine Schande. — 4 sterke
  • gen. von swaz abhängig. — bezeiget, an den Tag gelegt.
  • 76 V. AVENTIÜRE, WIE WATE ZE lELANDE FUOR.
  • 366 Wate sprach zem künige: «läz äne fride sin
  • unser beider schirmen. ich hän der siege din
  • gelernet nu wol viere: ich wil dir's gerne danken.»
  • er lönde im sit so hohe, sam einem wilden Sahsen
  • \, oder Franken.
  • 367 Do sie den fride liezen beliben under wegen,
  • der sal begimde diezen von ir beider siegen,
  • swaz sie anders tseten, in möhte sin gelungen.
  • ir schirmen was so swjnde daz in die swertes knöphe
  • hine Sprüngen.
  • 368 Sie giengen beide sitzen. der wirt zem gaste sprach:
  • «ir jeht, ir wellet lernen? ja wsen' ich nie gesach
  • des junger ich so gerne nach solher künste wsere.
  • swä man phligt der dinge, da sit ir üf dem ringe
  • lobebsere.»
  • 369 irolt sprach zem künige: «herre, ez ist geschehen,
  • daz ir iuch habet versuochet. wir hän ez e gesehen
  • in unsers herren lande. wir haben'z uns ze rehte,
  • , ; deis aller tegeliche phlegent beide ritter unde
  • knehte.»
  • 370 Do sprach aber Hagene: «und het ich daz erkant,
  • so waer' daz schirmwäfen niht komen in mine hant.
  • ich ensach nie junger lernen also swinde.»
  • der rede wart gelachet da von maniger edeler muoter
  • kinde.
  • 366, 1 Das vorhin erbetene Versprechen verlangt er jetzt nicht mehr. —
  • 4 er bezahlte ihm nachher (im Kampfe) so hohen Lohn; natürlich
  • ironisch. — Sahsen oder Franken, einem von fremdem Volksstamme^
  • also einem Feinde. Die Verbindung kehrt formelhaft in Volksliedern
  • ■wieder ; vgl. Uhland, Schriften 3, 262, 356. Vgl. auch Kudrun 1503, 4.
  • 367, 1 liezen beliben under wegen, unterwegs bleiben lassen, aufhören lassen,
  • aufgeben. — 3 anders, sonst noch. — twten, gethan hätten. — 4 swinde
  • adj., stark. — swertes knöphe, die Knaufe am Schvrerte; knoph stm.
  • 368, ^ des junger, emen, dessen Jünger, Schüler. — nach solher künste,
  • nach der Kunst, die ihr hier entwickelt habt. — 4 der dinge, solcher
  • Sachen. — rinc stm., der Kampfring, Kampfplatz.
  • 369, 2 daz, damit. — sich versuochen, wie nhd. auch. — ez, das Schirmen. —
  • 3 wir haben'z uns ze rehte, wir halten es für unser Recht, haben es
  • zur Gewohnheit.
  • 370, 2 schirmwäfen stn., Waffe zum Schirmen. — 3 swinde adv., geschwind,
  • — 4 der rede, über die Rede.
  • VI. AVENTIURE, WIE SUOZE HÖRANT SANC. 77
  • 371 Do erloubet' er den gesten swä mite sie die zit
  • hin getriben möhten. des volgten ime slt
  • die von Nortlande. do sie begunde erdriezen,
  • dö würfen sie die steine und begunden mit den scbef-
  • ten schiezen.
  • VI. AVENTIURE,
  • WIE SUOZE HOEANT SANC.
  • Eines Abends entzückt Horant alle am Hofe durch seinen Gesang.
  • Die junge Königin läßt ihn heimlich nebst Morunc in ihre Kemenate
  • kommen, wo Horant ihr Hetel's Werbung ausrichtet. Sie verabreden,
  • daß an einem der nächsten Tage die Jungfrau mit ihren Eltern das Schiflf
  • besuchen solle, um die Waaren zu schauen. Am vierten Morgen kehren
  • sie wieder, vorgeblich, um Abschied zu nehmen, und bitten Hagen, ihr
  • Schiff nebst der Königin und der Tochter zu besuchen. Er verheißt es
  • für den nächsten Morgen.
  • 372 Daz kom an einen äbent, daz in so gelanc,
  • daz von Tenemarke der küene degen sanc
  • mit so herircber stimme, daz ez wol gevallen
  • muose al den liuten. da von gesweic der vogelline
  • schallen.
  • 373 Daz hört' der künic gerne und alle sine man,
  • da von von Tenen Horant der friunde vil gewan.
  • ouch het ez wol gehoeret diu aide küniginne.
  • da siu ^
  • der zinne.
  • 371, 1 Das Objekt z.u erloubet' liegt in su-a mite , alles womit. — 2 hin ge-
  • triben, sich vertreiben. — des, darin. — 3 erdriezen, langweilig dünken;
  • mit Accusativ der Person, die Sache, hier nicht besonders ausge-
  • drückt, steht im Genetiv. — 4 das Steinwerfen, eine sehr gewöhnliche
  • ritterliche Unterhaltung, bei der es darauf ankam, einen schweren
  • Stein möglichst weit zu schleudern. Dies und das Schießen trieben
  • sie, wenn ihnen anderes langweilig wurde.
  • 372, 1 Es fiel auf einen Abend. — daz in so gelanc, daß es sich ihnen so
  • fügte, daß ihnen das Glück zu teil wurde. Ein Glück war es für
  • Hetels Mannen, weil das Singen Anlaß wurde, ihren Zweck zu er-
  • reichen. — 2 Horant. — 4 gesweic prset. von geswigen, verstummen. —
  • schallen swv. hier substantivisch gebraucht, Lärmen, Schreien.
  • 373, 2 durch das Gefallen an seinem Sänge erwarb sich Horant viele
  • Freunde. — 4 erfial prset. von erhellen, ertönen, erhallen, — da, an
  • der Stelle, wo. — zinne stf., der oberste Teil der Mauer, mit Ein-
  • schnitten versehen.
  • 78 VI. AVENTIURE,
  • 374 D6 sprach diu schoene Hilde: «waz hän ich vernomen?
  • diu aller beste wise ist in min oren komen,
  • die ich ze dirre werlde von iemen hän erfunden,
  • daz wolde got von himele daz sie mine kamersere
  • künden!»
  • 375 Siu hiez ir gewinnen der so schone sanc.
  • do siu sach den recken, siu sagete im's grozen danc,
  • daz ir der äbent wsere mit freuden hin gegangen,
  • von froun Hilden wiben wart der helt härte wol en-
  • phangen.
  • 376 Do sprach diu küniginne: «ir sult uns beeren län
  • die wise, die ich hinte von iu vernomen hän.
  • daz gebt mir z' einer gäbe ze allen äbunden,
  • daz ich iuch hoere singen: so wirt iuwer Ion wöl er-
  • funden.»
  • 377 «Frouwe, ob ir's geruochet, ^ weit ir mir's sagen danc,
  • ich singe iu z'allen ziten also guotez sanc,
  • swer ez rehte erhoeret, daz im sin leit verswindet
  • und minnert gar sin sorgen, der mine süeze wise rehte
  • ervindet.»
  • 378 Er sprach, er diende ir gerne.^ da mite schiet er dan.
  • sin singen Ion so grozez ze Irlant gewan,
  • daz man im nie da heime gelonet' also verre.
  • also diende Hetelen üzer Tenemärke der herre.
  • 379 Do sich diu naht verendet' und ez begunde tagen,
  • Horänt begunde singen, daz da bi in den hagen <
  • geswigen alle vögele von sinem süezen sänge.
  • die liute, die da sliefen, die enläg^n dö niht ze lange.
  • ~ Y^- ■: .;•
  • 374, 3 ze dirre werlde, auf dieser Welt. — erfunden, kennen gelernt. —
  • 4 daz wolde, wünBchend : o wollte das.
  • 375, 1 gewinnen, herbeischaffen. — der =: den der.
  • 376, 2 hinte, heute Nacht, in dieser Nacht. — 3 z'einer gäbe, als Geschenk.
  • — äbunden, altertümliche Form statt äbenden. — 4 so wird euer
  • Lohn gut, reichlich befunden, werdet ihr reichen Lohn bekommen.
  • 377, 1 geruochet, geruhet. — 2 sanc stn., Gesang. — 4 minnert von minnern
  • swv. , wird geringer, vermindert sich. — sorgen subst. Inf.
  • 378, 1 da mite, mit diesen Worten. — 2 Ion im Mhd. stm. und stn. —
  • 3 verre adv., sehr reichlich.
  • 879, 1 sich verendet', zu Ende gieng; von verenden. - 2 da bi, in der Nähe.
  • — hagen von hac stm., Busch. — 3 von, infolge von. — 4 niht ze lange,
  • gar nicht lange: standen sofort auf.
  • WIE SUOZE HORANT SANC. 79
  • 380 Sin liet erklang im schone, ie hoher und ie baz.
  • Hägene ez selbe horte; bi sinem wibe er saz.
  • -* üz der kemenäten muosten s' in die zinne.
  • der gast wart wol beraten. ez horte ez diu junge kü-
  • niginne.
  • 381 Des wilden Hagenen tohter und ouch ir magedin
  • die säzen unde loseten, da diu vogellin
  • vergäzen ir doene " üf dem ho ve fröne.
  • wol horten ouch die helde, daz der von Tenemarke
  • sanc so schone.
  • 382 Do wart im gedanket von wiben und von man.
  • do sprach von Tenen Fruote: «min neve möhte län
  • sin ungefüege doene, die ich in hoere singen,
  • wem mag er ze dienste als ungefüege tagewise ^i-
  • bringen?»
  • 383 Do sprächen Hagenen helde: «herre, lät vernemen:
  • niemen lebet so siecher, im 'möhte wol gezemen
  • beeren sine stimme, diu get üz sinem munde.»
  • «daz wolde got von himele», sprach der künic, «daz
  • ich sie selbe künde.»
  • 384 Do er drie doene sunder vol gesanc,
  • alle die ez hörten, dühte ez niht so lanc,
  • sie heten'z niht geahtet einer hande wile,
  • obe er solde singen, daz einer möhte riten tüsent mile.
  • 380, 3 in die zinne, die Zinnen bilden einen zackigen Mauervorsprung, in
  • den man hineintreten kann. — 4 wol beraten, etwa mit Zuhörern;
  • oder allgemeiner : dem Gaste gieng alles nach "Wunsch.
  • 381, 2 loseten von losen swv., lauschen. — da, indem dabei. — 3 frone,
  • dem Herrn gehörig; hove frone, Herrnhofe. — 4 die helde, die Ritter
  • am Hofe.
  • 382, 1 man ist dat. pl. — 3 ungefüege adj. ,1^ ungeschickt. — [4 als, so. —
  • tagewise stf., Morgenlied.
  • 383, 1 lät vernemen, laßt eure Meinung hören; seid ihr nicht auch der
  • Meinung? — 2 siech adj., krank; niemand kann noch so krank sein.
  • — möhte=enmöhte, es könnte denn, daß nicht könnte. — qezemen, ae-
  • faUen.
  • 384, 1 drie Nebenform von dri. — dcene pl. von don stm., Lied, Melodie. —
  • sunder, jede besonders. — vol gesanc, zu Ende gesungen hatte. —
  • 2 nach so folgt wiederum kein Satz mit daz. — 3 einer hande wile,
  • die Zeit, die man zum Handumdrehen braucht. — 4 so lange, daß
  • einer während der Zeit tausend Meilen reiten könnte.
  • 80 VI. AVENTIUEE,
  • 385 Do er nu het gesungea und er voe sedele gie, -^^^
  • diu junge künigiune froeliclier nie
  • wider morgen wart gekleidet mit liehtem ir gewande.
  • diu junge maget edele, nach ir vater Hagenen siu do
  • sande.
  • 386 Der herre gie bälde da er die maget vant
  • u , in trüriclicher wise. do was der megede hant
  • V an ir vater kinne. siu bat in vil sere.
  • siu sprach: «liebez veterlin, heiz in singen hie ze
  • hove mere.» >
  • 387 Er sprach: «liebiu tohter, ze äbende stunt,
  • j wolde er dir singen, ich gsebe im tüsent phunt.
  • nu sint so hochverte die werden geste mine,
  • 'f' daz uns wol erklingen hie ze hove niht die doene sine.»
  • X^- 388 Swaz siu gebiten künde, der künic dannen gie.
  • , des vleiz sich aber wise Horant, daz er nie
  • ^"■^^ gesanc so ritterliche. die siechen zen gesunden
  • sich niht wöl dannen mit ir sinnen gescheiden künden.
  • 389 Diu tier in dem walde ir weide liezen sten.
  • die Wurme, die da solden in dem grase gen,
  • die vische, die da solden in dem wage vliezen,
  • die liezen ir geverte. ja künde er siner fuoge wolge-
  • niezen.
  • •390 Swaz er da doenen mohte, daz dühte niemen laue,
  • sin unmärt' in koeren da von der phaffe sanc.
  • 385, 2 froslicher compar. des Adverbiums, zu ergänzen : als an dem Tage.
  • — wider morgen, gegen Morgen.
  • 386, 2 truriclich, hier nicht traurig, sondern nachdenklich. — was, lag,
  • ruhte; sie faßte ihn aclimeichelnd am Kinn. — 4 mere, noch mehr.
  • 387, 1 stunt stf., Zeit, acc. ; ze abend»', am Abend. — 3 hochverte adj., stol-
  • zen Sinnes. — 4 daß es nicht passend erscheint, wenn er hier bei
  • Hofe singt wie ein gewöhnlicher Spielmann.
  • 388, 1 gebiten, bitten. — 2 des vleiz sich aber wUe, deswegen bemühte sich,
  • befliß sich wiederum solcher Melodie Horant. — 3 zen, samt den
  • (■=ze den). — 4 sie konnten ihre Gedanken nicht gut davon ablenken,
  • trennen.
  • 389, 1 weide stf., die Nahrung. — 2 wünne, alle kriechenden Tiere. —
  • 4 geverte stn., Fahrt, Weg. — fuoge ati., Geschicklichkeit: er verstand
  • gar wohl seine Geschicklichkeit sich zu Nutze zu machen.
  • 390, 1 duenen swv., singen. — 2 unmdrte praet. von uninucren, gleichgültig
  • dünken; stn, seinetwegen. — kor stm., der Chor in der Kirche. —
  • da von, dasjenige wovon. —
  • WIE SUOZE HÖKANT SANC. 81
  • die glocken niht enklungen so wol alsam e.
  • allez daz in horte, dem was nach Horande we.
  • 391 Do bat in ir gewinnen daz schoene magedin,
  • deiz äne ir vater wizzen vil tougen solde sin, .,
  • noch daz ir muoter Hilden niemen sagt' daz maere,
  • daz er so tougenliche bi ir in ir kemenäten waere.
  • 392 Ein gefiieger kamersere der erärnde den solt. ;- - ^
  • daz siu im gap ze miete, daz was rot golt,^'^^^
  • ^^ lieht ünde tiure zwelf böuge swsere, • ^^^
  • daz der sanges meister ze äbende in ir kemenäten waere.
  • ^ 393 Er warp ez tougenlichen. ja frewete sich der man,
  • daz er so guoten willen da ze hove gewan.
  • er was von fremeden landen gevarn nach ir minne.
  • , . durch die sine fuoge truoc siu im wol von schulden
  • fi^* ' holde sinne.
  • 394 Siu hiez ir kamersere vor dem hüse stän,
  • daz niemen ensolde nach im dar in gän,
  • unz siu Yol gehorte die wise die er sunge.
  • da was manne niemen wan er ünde Morunc der junge.
  • o95 Den helt bat siu sitzen. «ir sult mich hoeren län»,
  • sprach diu maget edele, «deich e vernomen hän. :
  • des lustet mich vil sere, wände iuwer stimme
  • diu ist vor aller fröwede ob aller hande kurzwile ein
  • gimme.»
  • 396 «Getörste ich iu singen, vil schoenez magedin,
  • daz mir dar umbe nseme niht daz houbet min
  • 3aO, 3 Sie schienen neben dem Gesänge keinen so schönen Klang wie
  • sonst zu haben.
  • 391, 2 tougen adv., geheim ; ebenso tougenliche 391, 4.-3 sagt' statt sagte
  • conj. prset.
  • 392, 1 gefiieger, gewandter. — erarnde prset. von erarnen , verdienen. —
  • solt stm., Belohnung. — 4 daz, unter der Bedingung, daß.
  • 393, 1 warp, richtete aus; von werben. — der man, Horant. — 2 guoten
  • willen, willfährige, freundliche Gesinnung,
  • 394, 2 dar in, da hinein. — 3 toi gehorte, bis zu Ende hörte. — 4 manne
  • gen. pl., niemand von Männern, kein Mann.
  • 395, 2 deich, dasjenige was ich. — 4 ob, über. — gimme (lat. gemma) stf.,
  • Edelstein, .Juwel; bildlich das Höchste, Herrlichste bezeichnend.
  • freude und kurzicile sind sich koordiniert.
  • 82 VI. AVENTIURE
  • iwer väter, der künic Hagene, mir solde niht versmähen
  • swä ich iu möhte dienen, wseret ir mins herren lande
  • nähen.»
  • f^. 397 Do huob er eine wise, diu was von Amile,
  • die nie kristen mensche gelernde sit noch e,
  • wan daz er sie horte üf dem wilden fluote.
  • da mite diende ze hove Horänt der snelle degen guote.
  • 398 Do er die süezen wise ze hove vol gesanc,
  • dö sprach diu maget schoene: «friunt, du habe danc.»
  • siu gab im abe ir hende, niht goldes was so guotes.
  • siu sprach: «ich lone iu gerne; des bin ich iu vil wil-
  • liges muotes.»
  • , • -r 399 Siu gab im des ir triuwe mit willen an die hant:
  • getrüege s' immer kröne und daz siu gewunne laut,
  • daz man in niht verrer kimde vertriben,
  • niwan zuo ir bürge. da möhte er mit eren wol beliben.
  • 400 Swaz im büte diu frouwe, des enwolde er niht,
  • * ^ niwan eine gürtel: «des man mir vergibt,
  • daz ich sie beholde, maget vil minnecliche.
  • die bringe ich minem herren; so ist er miner maere
  • freuden riebe.»
  • 401 Siu sprach: «wer ist din herre oder wie ist er genant?
  • mag er haben kröne oder hat er eigen lant?
  • 396, 3 das Subjekt zu versmähen ist der Satz mit swä.
  • 397, 1 huob prset. von heben, fieng an , begann. — 3 wenn er sie nicht ge-
  • hört hätte auf dem wilden (draußen auf dem den Menschen) unbe-
  • kannten Meer, vluot, mhd. stm. — 4 dienen ist hier wie das romani-
  • sche servir von dem höfischen Dienst des geselligen Verkehrs ge-
  • braucht. — ze hove, bei Hofe.
  • 398, 3 abe prsep., von; sie nahm es von ihrer Hand ab, wohl ein Arm-
  • band von Gold. Kein Gold war so gut, wie das, was sie ihm gab. —
  • 4 den hängt von williges ab: dazu habe ich gegen euch sehr bereit-
  • willige Gesinniing; ich bin gern bereit, euch zu belohnen.
  • 399, 1 triuwe stf., Versprechen. — mit willen, bereitwillig. — an die hant,
  • gelobte es in seine Hand, gab ihm die Hand darauf. — 2 immer,
  • jemals. — daz(==ob) im zweiten Teile, wiewohl im ersten die Be-
  • dingungspartikel (ob) nicht ausdrücklich steht. — 3 verrer compar.
  • des Adverbiums verre. — 4 niwan, außer, aus niht wan, steht zuweilen,
  • wie auch wan, nach Komparativen statt danne.
  • 400, 1 büte prset. conj. von bieten. — 2 gürtel im Mhd. auch stf. — des, in-
  • folge dessen, alsdann. — man mir vergiht, sagt man von mir auSj wird
  • man von mir sagen. — 3 beholde von beholn swv., erwerben, erringen.
  • — 4 miner macre, über meine Kunde.
  • 401, 2 mag er, vermag er, hat er so viel Macht, daß er selbst eine Krone
  • besitzt.
  • WIE SUOZE HORANT SANC. 83
  • ich bin im durch din liebe holt vil sicherlichen.»
  • dö sprach von Tenen der küene : «ich gesach nie künic
  • also riehen.»
  • r>^02 Er sprach: «und melde uns niemen, vil schoene magedin,
  • so saget' ich dir gerne, wie uns der herre min
  • von im scheiden lieze, do er uns her sande
  • durch dinen willen, frouwe, zuo dines vater bürge
  • unde lande.»
  • 403 Siu sprach: «läz mich beeren, waz mir der herre din
  • ^ Uij üz iwerm lande enbiete. ist ez der wille min.
  • r
  • L.
  • /^: des bringe ich dich wol innen, e daz wir uns gescheiden.»
  • Horant vorhte Hagenen; im begunde da ze hove leiden.
  • 404 Er sprach zuo der frouwen: «so enbiutet er dir daz,
  • :e,» daz dich sin herze minnet an' aller slahte haz. '
  • nu läz in geniezen, frouwe, diner güete.
  • er hat durch dich eine genömen von allen frouwen
  • sin gemüete.»
  • 405 Siu sprach: «got müeze im Ionen, daz er mir waege si. /m-.
  • kome er mir ze mäze, ich wolde im ligen bi,
  • ob du mir woldest singen den äbent und den morgen.»
  • er sprach: «ich tuon ez gerne, des sit ir an' aller ^
  • slahte sorge.»
  • 406 Er sprach zer schoenen Hilden: «vil edelez magedin,
  • min herre tegeliche hat in dem hove sin
  • zwelve, die ze prise für mich singent verre.
  • swie süeze si ir wise, doch singet aller beste min herre.»
  • 402, 1 melden bwv., verraten: vorausgesetzt, daß uns niemand verrät-
  • im Nachsatz folgt das Prseteritum conj., ebenso 405, 2.-2 wie, mit
  • welcher Botschaft, welchen Aufträgen. — 3 lieze im Nhd. der Indi-
  • kativ. — durch dtnen willen, um deinetwillen.
  • 403, 2 ist das, was er mir entbietet, meine Absicht, stimmt es mit meinen
  • Wtlnschen überein. — 3 innen bringen (jemand einer Sache), jemand
  • etwas merken lassen. — 4 da ze hove, bei Hilden: es ward ihm un-
  • behaglich.
  • 404, 1 der Vordersatz von so muß, wie häufig, ergänzt werden: wenn ich
  • es denn sagen soll. — 2 slahte stf., Art. — 4 genomen, weggenommen,
  • abgewendet.
  • 405, 1 woege adj., gewogen, hold. — 2 kome er mir ze mäze, kommt er mit
  • mir in Vergleichung, ist er mir ebenbürtig. — im ligen bi, seine Gattin
  • werden. — 4 sit ir, imp.
  • 406, 3 ze prise, was den Preis betrifft, preismäßig. — für mich, mir voraus
  • besser als ich. — verre, bei weitem.
  • 84 VI. AVENTIURE,
  • ^ 407 Siu sprach: «nu so gefüege din lieber herre si,
  • ^^ ich wil gen im nimmer des willen werden fri,
  • ich gelone im der gedanke, die er hat nach minen
  • minnen.
  • getörste ich vor dem vater min, so wolde ich iu gerne
  • volgen hinnen.»
  • 408 Do sprach der degen Mörunc: «froiiwe, uns sint bereit
  • siben hundert recken, die liep ünde leit
  • gerne mit uns dulden. komet ir üf die sträze, / ^. vc*.
  • so Sit an' alle sorge, daz wir iuch dem wilden Ha-
  • genen läzen.»
  • 409 Er sprach: «wir wellen hinnen ürloubes gern.
  • SO sult ir Hagenen bitten, daz er iuch müeze wern,
  • junge maget edele, er und iuwer muoter
  • sül unser kiele schouwen und ir selbe», sprach der
  • degen guoter.
  • 410 «Daz tuon ich vaste gerne, ob mir's min vater gan.
  • dar zuo sult ir bitten den künic und sine man,
  • /iu daz ich und die megede riten zuo den ünden.
  • \\ ob iu'z min vater geheize, so sult ir mir'z drier tage e
  • V, künden.»
  • 411 Der hoehste kameraere hete des gewalt,
  • daz er dicke bi ir waere. der selbe degen halt
  • 'iKü>-,v^4 der gieng an der wile durch msere für die frouwen.
  • die beide vant er beide : do mohten sie ir lebenes niht
  • getrouwen.
  • 412 Er sprach zuo froun Hilden: «wer sint die sitzent hie?»
  • do wart den snellen beiden so rehte leide nie.
  • 407, 1 nu, da nun. — 2 gen im, ihm gegenüber. — werden frt , ablassen,
  • von der Absicht, daß. — 4 vor, wegen.
  • 408, 2 liep stn. , Freude. — 3 dulden, dulden wollen. — uf die sträze, in
  • die Weite des Meeres hinaus.
  • 409, 1 hinnen urloubes, Erlaubnis zur Abreise von hier. — 2 müeze, möge.
  • — wern, gewähren, erlauben. — 4 sül conj. von suln, solle.
  • 410, 2 dar zuo, zu dem Zwecke, daß er's uns erlaube. — 3 riten, reiten
  • dürfen. — zuo den ünden, an den Strand. — 4 drter tage e , um drei
  • Tage früher, vorher.
  • 411, 1 hcehste, oberste. — gewalt, Erlaubnis, das Recht; des, dazu. —
  • 3 an der wile, in der Zeit, wo dies Gespräch geschah. — dnrch moere,
  • der Unterhaltung wegen. — 4 beide, Horant und Morunc. — ir lebenes
  • getrouwen , Zutrauen haben zu ihrem Leben, sich verlassen auf ihr
  • Leben, ihres Lebens sicher sein; da konnten sie für ihr Leben zittern.
  • 412, 2 so leide, wie in diesem Augenblicke. —
  • WIE SUOZE HÖBANT SANC. B5
  • er sprach: «wer hiesch iucli bede gen ze kemenäten?
  • swer iu daz gefuogte, der hat iuch entriuwen gar ver-
  • ^-»^ raten.». '
  • 413 Siu sprach: «nu lä din zürnen, sie mügen wol genesen,
  • ob du mit ungemache niht immer wellest wesen,
  • du solt sie tougenlichen zuo ir gemache bringen,
  • ja hülfe in anders übele daz er so ritterlichen kan ge-
  • singen.»
  • 414 Er sprach: «ist ez der recke, der so wol singen kan?
  • der selben weiz ich einen, daz künic nie gewan
  • bezzeren recken (min vater und sin muoter
  • diu wären eines vater kint); wan er was ein zierer "icj^
  • degen guoter.»
  • 415 Diu maget begunde fragen: «wie was der genant?»
  • er sprach: «er hiez Horant und was von Tenelant.
  • swie er niht kröne trüege, er dienet' im die kröne,
  • swie sie mir sin fremede, wir lebten ie bi Hetelen
  • schöne.»
  • 416 Dö Mörunc den erkande, den man in sehte bot - ^ '- -
  • da heime in sinem lande, dö gienc dem recken not,
  • ' im erwielen siniu ougen , truoben er began.
  • dö sach diu küniginne den recken güetlichen an.
  • 417 Ouch sach der kamersere der recken ougen naz.
  • er sprach: «liebiu frouwe, ich wil iu sagen daz,
  • 412, 3 hiesch, forderte auf. — bede Nebenform von beide. — 4 gefuogte, ins
  • Werk setzte, verschaffte. — entriuwen aus in und dem Dativ pl., in
  • Treuen, fürwahr, traun. — verraten, einen falschen, treulosen Rat
  • gegeben.
  • 413, 2 wenn du nicht immer in Unbequemlichkeit leben willst, dir nicht
  • dein Leben verbittern willst; indem du dir meine Ungnade zuziehst.
  • — 4 anders, sonst: sonst hätte ihnen schlechte Hilfe gebracht der
  • Umstand, daß.
  • 414, 2 der selben, von eben solchen, die so gut singen können, kenne ich.
  • — einen, einen von solcher Beschaffenheit. — 4 diu, neutr. , weil auf
  • Personen verschiedenen Geschlechts bezüglich. — ziere adj., schmuck,
  • schön.
  • 415, 3 er dienet' im, er hätte sich verdient. Vgl. zu 206, 4. — 4 ein Zwischen-
  • glied zu ergänzen: wiewohl sie mir fremd sind, muß ich doch sagen.
  • — swie, obgleich, mit conj. — ie, immer.
  • 416, 1 in achte bieten, ächten : bot im Sinne des Plusqpf. — 2 gienc not, nur
  • soviel als notgedrungen. — 3 erwielen prset. von er wallen, überwallen,
  • überfließen. — truoben swv., trübe, traurig werden.
  • 86 VI. AVENTIURE,
  • \
  • f^f^M^^ ez sint mäge mine: nu helfet, daz genesen
  • dise helde beide. ich wil ir hüetaere wesen.» ;
  • 418 Den recken wart in sorge ein teil ir herze wunt.
  • «törsf ich vor miner frouwen, ich kuste s' an ir munt,
  • dise recken beide. des ist nu langiu stunde,
  • daz ich von Hegelingen nach dem künic Hetelen fra-
  • gen kuude.» ' /^^
  • 419 Do sprach diu juncfrouwe: «sint sie die neven din,
  • mir suln deste lieber dise geste sin:
  • so solt du die helde minem herren künden,
  • daz sie also gähes niht enkomen zuo des meres
  • ünden.»
  • ^ib) ^^^ 1^0 giengen sundersprächen die zwene ritter guot.
  • ^■*^^^ Morünc dem kameraere sagete sinen muot,
  • . daz sie durch froun Hilden koemen zuo dem lande ,
  • und wie der künic Hetele sie nach der frouwen Hilden
  • dar sände.
  • JjLK-^
  • 421 Do sprach der kameraere: «mir'st beidenthalben not,
  • nach des küniges ere, und wie ich iu den tot
  • ^^ gefremede von dem künige. und wirdet er des inne, •
  • daz ir gert der megede, so enkumt ir nimmer mere
  • hinnen.»
  • 422 Do sprach der degen Horant; «hcere waz ich sage.
  • wir gern ürlöubes an dem vierden tage
  • daz wir wellen scheiden hine von dem lande:
  • . ^ i so muotet uns ze gebene der künic mit schätze unde
  • \^ '' mit gewande.
  • 417, 4 hüetvcre stm., Bewacher, Beschützer.
  • 418, 2 vor bezeichnet das, waa ihn verhindert ea zu thun. — 3 des iat nu,
  • seitdem iat nun vergangen. — stunde stf., Zeit.
  • 419, 3 künden awv. , bekannt machen, wer sie sind: meinem Vater; vgl.
  • 433, 3.-4 i/ähes, schnell, bald.
  • 420, 1 sunderxprachen awv., sich beaonders, heimlich besprechen. — zwene,
  • Horant und Morunc, mit dem Kämmerer. — 3 koemen, gekommen
  • wären. — 4 wie, entweder etwa soviel als daz, oder wie 402, 2.
  • 421, 1 mir'iit beidenthalben not, ich habe auf beiden Seiten Not, dringendes
  • Verlangen, Bedürfnis. — 3 ffe/reineden awv., fern halten. — von, der
  • euch droht von Seiten des Königs.
  • 432, 3 scheiden hine, hinscheiden; der Begriff «von» ist noch besonders
  • ausgedrückt. — 4 muotet, verlangt, begehrt. - gebene hier swv., geben
  • einem mit etwas, jemand mit etwas beschenken. Das Geben ist hier
  • im Sinne des herkömmlichen Gastgeschenkgebens zu verstehen , das
  • etwas Selbstverständliches ist.
  • WIE SUOZE HORANT SANC. 87
  • ^ 423 So muoten wir niht mere (des solt du uns helfen biten)
  • ^y^ wan däz uns wer her Hagene mit vil guoten siten
  • ' riten zuo dem schejFe, er und min frouwe,
  • sin wip diu küniginne, und unseren kiel da be-
  • schouwen.
  • 424 Mag uns dar an gelingen, so swindet unser leit,
  • und ist wol bewendet unser arebeit.
  • ob diu maget edele ritet zuo den griezen,
  • des muge wir da heime wider den künic Hetelen wol
  • geniezen.» ^-t? i .;'
  • 425 Do brähte s' üz dem hüse der listige man,
  • also daz der msere der künic sich nie versan, 4-
  • do sie z'ir herberge balde solden gäben,
  • also getriuwer dienest dorfte in da ze hove niht ver-
  • Aj.jA ,»j^A-^^^^ smähen.
  • 426 Sie sagten heimlichen dem alden Waten daz ,
  • daz diu maget edele minnet' äne haz
  • den ir friunt Hetelen von den Hegelingen.
  • L: ■' do rieten s' mit dem degene, wie si s' mit in ze hüse
  • solden bringen.
  • 427 Do sprach Wate der aide: «koeme s' üz dem tor,
  • daz ich sie wan eines gessehe da vor, , ,., Ijf
  • swie halt wir gerungen mit den von dem hüse/^ ' ^ • o
  • diu junge küniginne koeme nimmer zuo ir vater klüse.»
  • 423, 1 des hängt von öften ab. — 2 loer, gewähre. — mit vil guoten siten,
  • in sehr freundlicher Weise. — 3 min frouwe, meine Herrin, d. h. die
  • Mutter; vgl. 437, 1.
  • 424, 2 bewenden awv., anwenden, anbringen. — 4 wider, gegenüber.^
  • 425, 2 der moere gen. pl. , der Sache, des G-eachehenen. — sich versmnen
  • mit gen., sich eines Dinges bewußt werden, es bemerken. — nie,
  • häufig ein verstärktes niht, durchaus nicht. — 3 als sie bald zu ihrer
  • Herberge eilen sollten, als sie ihrer Herberge schon nahe waren,
  • merkte der König noch nichts, daß sie da gewesen.
  • 426, 2 äne haz, aufrichtig. — 3 ir ist wohl auf die Jungfrau zu beziehen ;
  • ir friunt greift dem Gegenwärtigen vor. — 4 rieten s', berieten
  • sie sich.
  • 427, 2 wan eines, nur ein einzig mal ; eines genetiv. adverb. — da vor, vor
  • dem Thore. — 3 halt adv., zur Verstärkung von swie, wie sehr auch
  • immer. — gerungen praet. conj. von geringen, kämpfen müßten. — den
  • von dem huse, denen von der Burg, im Gegensatz zu den Fremden. —
  • 4 kluse stf., Klause, Wohnung; vielleicht hier weil sie der Vater eifer-
  • süchtig verschlossen hält.
  • 88 VI. AVENTIURE,
  • 428 Ditze starke msere gar verholen wart.
  • sie rillten sich vil tougen zuo ir widervart.
  • sie sagten'z ouch den degenen, die in den schiffen
  • lägen,
  • die horten'z niht ungerne; ja mohte sie nu lange da
  • betragen. a^wrir|£* /^ ,/, ■
  • 429 Sie brähten zuo ein ander die sie mohten hän.
  • do wart ein gerinne under in getan ,
  • daz in Irlande klagten gnuoge sere.
  • swie leit ez Hagenen waere, die Hegelinge würben vaste
  • umb' ere. ^^-^--^J'^y
  • 430 An dem vierden morgen ze hove sie do riten.
  • iteniuwiu kleider, ze wünsche wol gesniten,
  • truogen an die geste. sie wolden scheiden dannen.
  • sie gerten urloubes von dem künige und allen sinen
  • mannen.
  • 431 Her Hagene sprach zen gesten: awie lät ir miniu laut?
  • alle mine sinne ich dar zuo hete gewant,
  • wie ich iu geliebet' min lant und min riebe,
  • nu weit ir hinnen scheiden unde lät mich ungesel-
  • licliche.»
  • 432 D6 sprach Wate der aide: «nach uns gesendet hat
  • der vogt von Hegelingen, und wil niht haben rät, '
  • er'n bringe ez z'einer suone. ouch jämert nach
  • uns sere
  • die wir da heime liezen. da von gäben wir vil deste
  • mere.»
  • 428, 1 Litze starke moere, diese wichtige Sache. — verholen part. von ver-
  • heln, verbergen, geheim halten. — 2 rihten, sich, swv. , sich rüsten^
  • anschicken. — widervart stf., Rückkehr, Heimreise. — 4 rfa betragen,
  • verdrießen dort zu verweilen.
  • 429, 1 brähten zuo ein ander, brachten zusammen, versammelten. — 2 ge-
  • rinne stn., von runen, heimliches Keden, Flüstern. — 3 daz bezieht
  • sich auf gerinne. Die Verschwörung gab später Anlaß zu bitterer
  • Klage.
  • 430, 2 iteniuwe adj., ganz neu. — 3 truogen an, hatten angezogen.
  • 431, 1 wie lät ir, wie könnt ihr so verlassen. — 3 gelieben swv., lieb, an-
  • genehm machen. — 4 ungesellicliche adv., in ungeselliger, unfreund-
  • licher Weise.
  • 432, 2 haben rät, entraten, entbehren, hier mit einem konjunktivischen
  • Satze. — Z jämert, verlangt, unpersönlich gebraucht; es verlangt nach
  • uns diejenigen, die. — i da von, deshalb.
  • WIE SUOZE HOKANT SANC. OV
  • 433 Do sprach der wilde Hagene: «so ist mir uäcli iu leit.
  • ,- nu ruocliet nemen ze minne ros und miniu kleit,
  • '*^'' golt und gesteine. ich sol iu also gelden
  • iüwer groze gäbe, daz mich die liute drumbe iht dür-
  • fen scheiden.» aL>^/v«
  • 434 Do sprach Wate der aide: «ze riche ich dar zuo bin, Vo
  • daz ich iuwers goldes mit mir iht füere hin.
  • ji^ an dem uns unser mage erworben habent hulde,
  • Hetele der riche der vergsebe uns nimmer unser
  • schulde.
  • 435 Wir haben eines dinges, her künic, an iuch muot
  • M- £>-*-^^
  • j^ ^ (daz dünket uns ere , ob ir daz gerne tuot),
  • / .^/ daz ir daz sehet selbe, wie wir uns mügen verkosten,
  • biderber liute spise wser' uns in drien jären niht ge-
  • -'"•' ~' brosten.
  • 436 Wir geben'z swer es ruochet, sit wir hinnen varn.
  • got müeze iu iuwer ere und iuch selben hie bewarn,
  • ja scheiden wir uns hinnen, wir mugen niht langer biten.
  • daz hdehste geleite söl mit uns züo den scheflfen riten.
  • 437 Iuwer schoene tohter und min fröuwe iuwer wip
  • sol unser habe schouwen. des ist uns der lip
  • getiuret an ein ende. geschiht uns diu ere,
  • edeler künic Hagene, so bite wir iuch deheiner gäbe
  • 438 Der wirt sprach den gesten gezogenlichen zuo:
  • -j «nu ir niht weit erwinden, so heize ich morgen fruo
  • 433, 1 näcfi, das sehnsüchtige Verlangen bezeichnend. — 2 minne stf., hier
  • im ursprünglichen Sinne , Andenken , Erinnerung. — 4 dürfen, Ur-
  • sache haben.
  • 434, 1 Ebenso von Siegfried, Nib. 259, 1: dar zuo was er ze rtche, daz er
  • iht naeme solt. — i an dem, auf Hetele bezüglich, der Kelativsatz
  • vorausgestellt; Hetel, bei dem. — 2 unser schulde, die wir damit be-
  • giengen, daß wir Geschenke annähmen.
  • 435, 1 haben muot=muoten , eines Dinges, begehren, mit an, von. — eines
  • dinges, eins. — 3 verkosten swv. , mit Kost, Zehrung versehen. —
  • 4 gebrosten part. von gebresten, mangeln, ausgehen.
  • 436, 1 es ruochet, darauf achtet, darauf reflektiert. — 3 scheiden uns, uhd.,
  • hier nur scheiden. — 4 daz hoehste, der König und seine Familie.
  • 437, 2 uns der lip, wir. — 3 getiuret, geehrt. — an ein ende, in vollstän-
  • diger "Weise.
  • 438, 2 erwinden stv., ablassen von euerm Entschlüsse.
  • 90 VII. AVENTIURE,
  • satelen hundert nioere megeden unde frouwen.
  • ich wil ouch mit in selbe und wil iuwer schef gerne
  • schouwen.»
  • 439 Die naht mit urloube sie riten zuo der fluot.
  • do truoc man zuo der erde win, der was vil guot
  • gelegen in den kocken, und dar zuo vil der spise.
  • ir schif wurden ringe: von Tenemarke Fruote was
  • vil wise.
  • VIL AVENTIURE,
  • WIE DIE JUNCFROUWEN DIU SCHEF SOHOUWETEN, UND WIE
  • SIE HIN GEFÜERET WUBDEN.
  • Während der König ein Lastschiff betrachtet, lichtet das Hauptschiff,
  • auf dem die junge Hilde sich befindet , die Anker ; die verborgenen Ge-
  • waffneten springen auf und stoßen die am Bord gebliebenen Männer ins
  • Wasser. Hagen läßt, da seine Schiffe nicht in gutem Stande sind, neue
  • bauen und setzt den Abfahrenden nach. Diese senden Boten an Heteln,
  • welcher der Jungfrau entgegeneilt. In Waleis, auf Hetels Gebiete, landet
  • das Schiff. Nach festlichem Empfange ruhen sie fröhlich aus.
  • 440 An dem naehsten morgen nach fruomesse zit
  • dö kleiten sich meide und wip wider strit,
  • die Hagene füeren wolde zuo des meres sande.
  • hie mite riten schone wol tüsent recken guot üz
  • irlande.
  • 441 Die geste heten messe ze Baljän vernomen.
  • der künic niht enwesse, daz ez im möhte komen
  • ze schedelichem leide. ez was im gar an' ere
  • der fremeden recken scheiden. da von verlos er sine
  • tohter here.
  • 439, 1 Die naht, für die Dauer der Nacht. — 2 erde stf., das trockene Land.
  • — 2. 3 guot gelegen, nicht : gut gelegen, sondern : von sehr guter Be-
  • schaffenheit, gelegen. — 4 ringe adj., erleichtert. — Frute verwaltete
  • die Vorratskammer (280, 1) in freigebiger Weise.
  • 440, \ fruomesne stf., die Messe am frühen Morgen. — 2 wider strit, im
  • Wettstreit, Wetteifer. — 4 hie mite, mit diesen.
  • 441, 2 wesse dritte Form neben tueste und wiate. — komen, ausfallen, aus-
  • gehen. — 3 an' ere, brachte ihm keine Ehre. — 4 verlos prset. von
  • Verliesen, verlieren.
  • WIE DIE JUNCFKOUWEN DIU SCHEF SCHOITSVETEN. 91
  • 442 Do sie nu komen wären da er diu schef vänt,
  • froun Hilden und ir frouwen die huop man üf den sant.
  • dö solden zuo den scheffen die minneclichen frouwen.
  • die krame stuonden offen : da moht' diu küniginne wun-
  • der scliouwen.
  • 443 Her Hagene sach ouch selbe swaz üf der krame lac,
  • vil manic kleinät riche, diu man vil hohe wac.
  • dö er und sin gesellen daz geschouwet hieten,
  • duo lie man'z sehen die megede, den sie ir guote bouge
  • nemen rieten.
  • 444 Der künic üf einen kocken durch schouwen was gegän.
  • e diu tür der krame vol wurde üf getan,
  • die Waten anker wären alle von dem gründe.
  • do schiet man die frouwen so man aller gseheste künde.
  • 445 Niemens ungemüete Waten hohe wac.
  • er'n mochte war daz koeme daz üf der kräme lac.
  • die alden küniginne schiet man von der meide,
  • üf Sprüngen die da lägen: dö was dem künic Hagenen
  • grimme leide.
  • 446 Üf zuhten sie die segele, die liute sähen daz.
  • die si üz dem scheffe stiezen, der wart vil maniger naz.
  • sJe swebeten sam die vögele in dem wäzzer bi dem
  • sande.
  • der alden küniginne wart nach ir vil lieben tohter ande.
  • 447 Dö der wilde Hagene die gewafenden sach,
  • wie rehte grimmecliche der helt mit zorne sprach!
  • 442, 2 huop man, nämlich von den Koasen. — 3 solden, sollten gehen. —
  • 4 die alte Königin ist gemeint.
  • 443, 1 kräme, hier der Ladentisch (Martin). — 2 hohe wac von wegen, hoch
  • wog, schätzte. — 4 sie, die im Kramladen verkaufenden.
  • 444, 1 durch schouwen, um sich alles anzusehen. — 2 vol, vollständig. —
  • 3 von dem gründe, aus dem Meeresgrunde gelöst. — 4 geeheste, auf die
  • schnellste Weise; so schnell man konnte.
  • 445, 1 mich wiget hohe, ich schätze, achte hoch. Waten ist acc. — 2 war,
  • wohin. — 4 lägen, verborgen im Schiffe. — grimme leide, grimmig
  • leid, sehr leid ; grimme ist adv,
  • 446, 1 Uf zuhten praet. von zücken, aufziehen. — 3 wie die Wasservögel ;
  • dieselben Worte braucht das Nibelungenlied von den Meerweibern:
  • si swebeten sam die vögele vor im uf der fluot 1536, 1; vgl. Kudr. 1179, 1.
  • — 4 ande swm., Leid, Sehnsucht; vgl. 484, 4: mir wirt, mir ist ande,
  • nach — , ich sehne mich nach etwas; noch in süddeutschen Mund-
  • arten (and).
  • 92 VII. AVENTIUBB,
  • («nu bringet mir vil dräte die minen gerstangen.
  • sie müezen alle sterben, die ich mit der miner hende
  • erlange.«
  • 448 Schone sprach her Morunc: «nu si iu niht ze gäch.
  • swaz ir uns durch striten immer ilet nach,
  • da mite wol gewäfent tüsent iuwer beide,
  • die kel wir in der flüete: wir gebisn in die wazzer-
  • küelen selde.»
  • 449 Do wolden es niht läzen des küenen Hagenen man.
  • der grünt begunde erglizen: striten wart getan,
  • erzogen sach man wäfen und ouch mit spern schiezen.
  • sie würfen in diu ruoder: man sach die kocken von
  • dem Stade vliezen.
  • 450 Wate der vil küene von dem Stade spranc
  • in eine galie, daz im diu brünne erklanc.
  • mit fünfzic siner beide er ilde Hilden nach,
  • den stolzen burgseren den was ze urliuge gäch.
  • 451 Do kom der degen Hagene. gewaefen er do truoc
  • und ein swert vil scharphez, swsere genuoc.
  • sich bete Wate der aide gesümet nach ze lange,
  • der helt was vil grimme: er truoc vil hohe sine ger-
  • stangen. X
  • 452 Er ruofte harte lüte. ilen er do hiez,
  • daz liut allenthalben er ungeruowet liez,
  • ob er sine geste möhte noch ergäben,
  • die täten im vil leide, er wolde s' alle slahen unde vähen.
  • 4.47, 3 drate adv., schnell, von drcejen abgeleitet. — gerstange swf., Stange
  • des Wurfspießes, dann der Wurfspieß selbst, der mit einer Stange
  • versehen ist. Stangen sind die gewöhnlichen Waffen von Kiesen.
  • 448, 1 Schone adv., ruhig, freundlich. — mir ist gdch, ich habe es eilig. —
  • 2 swaz adv. Acc. , wie viel, wie sehr. — immer, überhaupt. — 'i da
  • mite, zugleich mit euch. — 4 kel wir statt kein wir, von kein, queln
  • 8WV., bedrängen, zusetzen; die stoßen wir ins Wasser. — wazzerküele
  • adj., kühl wie Wasser, naßkalt. — selde, hier ironisch.
  • 449, 2 grünt stm., der Meeresgrund; er leuchtet von den sich im Wasser
  • spiegelnden Büstungen. — erglizen stv., erglänzen. — 3 erzogen pari,
  • von erziehen, herausziehen. — wäfen, Schwerter. — 4 würfen in,
  • stießen hinein (in) ins Wasser. — vliezen, schwimmen.
  • 451, 3 sich süiiien swv., sich versäumen, aufhalten. — nach, beinahe. —
  • 4 der helt, Hagen.
  • 452, 2 daz liui . die Mannschaft. — ungeruowet , ohne Ruhe und Rast. —
  • 3 ob, ob vielleicht, in der Hoffnung, daß. — ergähen swv., durcli Eilen
  • erreichen.
  • WIE DIE JUNCFEOÜWEN DIU SCHEF SCHOUWETEN. 93
  • 453 Yil schiere er het gewunnen ein vil micliel her.
  • do künde er'n niht gevolgen üf dem wilden mer.
  • diu schif diu wären dürkel und vil unbereite,
  • do sie gähen solden. dem wilden Hagenen man den
  • schaden do seite.
  • 454 Do enweste er ^\ie gebären, wan daz er üf den griez
  • mit ander sim' gesinde die wercliute hiez
  • iteniuwer schiffe gähen zuo dem fluote.
  • im komen die da mohten: er gewan vil ziere degene
  • guote.
  • 455 An dem sibenden morgen rümten s' Irlant.
  • die der künic Hetele nach Hilden het gesant,
  • der enwas niht mere wan tüsent siner manne.
  • da wider brähte Hagene drizic hundert helde nach ir
  • dannen.
  • 456 Die küenen Tenen heten nach Hetelen gesant.
  • sie künden im diu msere, daz sie im in sin laut
  • die Hagenen tohter brsehten nach grozen sinen eren.
  • swie sie des niht gedähten, ja gewunnen sie der are-
  • beite mere.
  • 457 Hetele der herre vil froeliche sprach:
  • «min sorge ist mir nu verre. mir'st liep daz ie ge-
  • schach
  • arebeit miner helde in dem Hagenen lande,
  • die rümten mine selde, nach den was mir z'allen
  • ziten ande.
  • 453, 2 er'n=er in, er ihnen. — 3 dürkel adj., durchlöchert, von durch
  • abgeleitet. — unbereite adj. , nicht vorbereitet. — 4 seite contra-
  • hiert aus sagete. — den schaden, die Beschädigung, den schadhaften
  • Zustand.
  • 454, 2 mit ander sim' gesinde, mit seinem übrigen Gefolge. — ivercliute,
  • Handwerker, Zimmerleute. — 3 gähen mit gen. der Sache, mit etwas
  • eilen, um es zu vollenden ; aul^erdem hängt von gähen noch ab ü/ den
  • griez. — zuo dem fluote , die für die Flut bestimmt waren. — 4 im
  • kämen, kamen ihm herbei.
  • 455, 4 da wider, dagegen. — nach ir, nach Hilden, um sie zu erreichen.
  • 456, 2 künden praet. von künden. — 3 in einer für ihn sehr ehrenvollen
  • Weise.
  • 457, 2 geschach, unternommen wurde. — 4 die ist relat., die meine Wohnung
  • verließen, nach denen u. 8. w.
  • 94 VII. AVENTIURE,
  • 458 Ob du mich nilit triegest, vil lieber böte min,
  • und mir daz niht liegest, bäst du daz magedin
  • bi den minen friunden gesehen in disen riehen,
  • so wil ich dir Ionen dirre meere harte lobelichen.»
  • 459 «Ich sage dir äne triegen, daz ich die maget sach.
  • daz siu ir vorhte sere, diu küniginne sprach, -•
  • swie sie von dannen wseren nu vil manige mile:
  • des bin ich in swsere, ob min väter mit schiffen nach
  • uns ile.»
  • 460 Dem boten hiez er gäben wol hundert marke wert,
  • die ritter die da wären, heim ünde swert
  • brähte man den beiden und manigen schilt guoten.
  • üz den Hetelen seiden begunden sie der hovereise
  • muoten.
  • 4G1 Alle die er künde bringen mit im dan,
  • des het er gedingen, daz er sine man
  • so ze velde brsehte, mit so grozer ere,
  • daz man küniges tohter enphienge nie so lobe-
  • liche mere.
  • 462 Swie harte sie sin gähten, die mit im solden dan,
  • lützel sie des nähten e er daz volc gewan,
  • des sie dar zuo bedorften. ez muote sie vil sere.
  • doch brähte er siner friwende gegen Hilden tüsent
  • oder mere.
  • 463 Gekleidet vliziclichen (des enwas niht rät)
  • die armen zuo den riehen in liebte sarwät.
  • 458, 4 lobelichen adv., so daß man mich deswegen loben soll.
  • 459, 2 diu küniginne sprach ist voranszunehmen. — 4 er geht in direkte
  • Bede Hildens über.
  • 460, 1 gäben swv., Geschenke geben. — 2. 3 wieder eine freie Konstruktion,
  • das Subjekt wechselt. — 4 hovereise, mit leichtem Humor, weil sie
  • der Braut, einem Feste entgegenziehen.
  • 461, 1 Alle die u. s. w. schließt sich an sine man an. — 2 des het er gedingen,
  • das hoffte er. — 3 «e velde, hinaus aus seiner Burg ins Freie.
  • 462, 2 nähten von nähen swv., ungeschickte Ausdrucksweise des Innern
  • Heims wegen: so nahten sie doch wenig diesem Ziele. Vielleicht
  • hieß es ursprünglich lützel in des zogete, es gieng ihnen wenig damit
  • vorwärts. — 4 gegen Hilden, Hilden entgegen.
  • 463, 1 des enwas niht rät, das war nicht zu umgehen, konnte nicht anders
  • sein. — 2 sarwät stf., Rüstung. —
  • WIE DIE JTNCFROUWEN DIU SCHEF SCHOUWETEN. 95
  • wolden sie die frouwen heim ze lande bringen,
  • die stolzen beide ziere beten zuo der verte hoch
  • gedinge.
  • 464 Do sie von hüse wolden, man horte grozen schal,
  • dö sie binnen solden, ze berge und ouch ze tal
  • mohte man vil liiite da bi dem wege schouwen.
  • Hetele dar zuo gähte, wie er gessebe sine schoene
  • frouwen.
  • 465 Nu was Wate der aide, der helt von Sturmlant,
  • ze Wäleis in der marke komen üf den sant.
  • die wazzermüeden beide, ze Stade &ie do giengen.
  • an den friuntselden froun Hilden sie do herberge
  • viengen.
  • 466 Sie biezen nider spannen bütten zuo der fluot (467)
  • des alden Waten mannen. ir leben daz wart guot.
  • do erstuonden in vil schiere iteniuwiu maere.
  • man saget den beiden ziere, von Hegelingen Hetele
  • komen waere,
  • 467 Unde rite engegene der triutinne sin, (468)
  • er und sine degene. diu schoenen magedin
  • beten des gedingen, daz man sie mit 6ren
  • zuo ir lande brsebte. si versähen sich debeines strites
  • mere.
  • 468 Sie beten swes sie gerten, spise unde win. (469)
  • die lantliute werten, die mite solden sin.
  • 463, 4 hoch gedinge, feste Hoffnung, Zuversicht.
  • 464, 2 ze berge — ze tal, auf den Bergen und im Thale, oben und unten.
  • 465, 4 friuntselde stf., die einem Freunde gehörige Wohnung, "Wohnstatt.
  • Sie waren jetzt auf befreundetem Gebiete. — froun Hilden, für Frau
  • Hilden. — herberge vähen, Herberge bereiten.
  • 466, 1 nider, weil die Zeltstangen am Boden mit Pflöcken befestigt wur-
  • den. — hütte, eine Art Zelt. — 2 mannen dat., für die Mannen. —
  • 4 daz fehlt vor von, von sagete abhängig.
  • 467, 4 zuo ir lande, nicht: in ihre Heimat, sondern: in das Land, wo Hilde
  • künftig Herrin sein sollte, in ihre künftige Heimat.
  • 468, 2 lantliute, die Bewohner des Landes, die ihnen zur Begleitung dienen
  • sollten. —
  • 96 VII. ÄVENTIURE,
  • (He geste swes sie mohten. des sie solden bringen
  • und des sie haben wolden, dar ane liezen s' in niht
  • misselingen.
  • 469 Hetele dö nähen zuo in in daz lant (470)
  • mit dem begunde gäben nach den e was gesant
  • zuo sines vater erbe. die komen ouch so riebe
  • mit liehter sarwsete, daz sie die geste sähen willecliche.
  • 470 Die von Hegelingen riten üf den plan. (47i)
  • von den snellen beiden ein bühurt wart getan
  • nach der tumben muote ze ritterlichem prise.
  • dö kom von Tenen Fruote ; mit im reit ouch Wate der
  • vil wise.
  • 471 Von verren sach sie Hetele, er wart hochgemuot. (472)
  • er sprancte dar durch liebe, der msere helt guot,
  • da er zwene sach die besten, die er hin ze Irlande
  • mit den werden gesten nach des wilden Hagenen tohter
  • sande.
  • 472 Dö sähen ouch sie gerne den helt vil lobelich. (473)
  • sie muosten freude lernen aller tegelich.
  • sie beten kumber grözen da vor in fremeden landen,
  • Wate mit sinen gnözen; den buozt' der künic Hetele
  • nu ir andeu.
  • 473 Mit lachendem muote vor den friunden sin (474)
  • sprach der künic Hetele: «ir liebe boten min,
  • 468, 3. 4 des stellt beidemal durch Attraktion für daz; man muß nämlich
  • zu nifit noch ein des ergänzen, welches der Dichter wenigstens im
  • Sinne hatte; aber er änderte wie oft die Konstruktion und wählte
  • ein anderes Verbum. Er hatte etwa im Sinne gehabt: daran (des)
  • hatten sie keinen Mangel. — 4 mir inissel'uifjet an etwas, es geht mir
  • schlecht mit etwas.
  • 469, 2 mit den, mit denen, die man zugleich mit ihm hatte durch Boten
  • benachrichtigen lassen. — 3 rtche, reichgeschmückt. — 4 sie ist accus.
  • — die ijeste heißen hier die Ankommenden, Heimkehrenden, wenn sie
  • auch hier zu Hause sind. — willecliche adv., gern.
  • 470, 2 buhurt, wiederum zum Empfange hoher Gäste ; als solche worden
  • die Heimkehrenden betrachtet. — 3 ze, in ritterlichem Preise.
  • 471, 1 hochgemuot adj., freudigen Sinnes. — 2 sprancte prset. von sprengen,
  • ließ springen, sprengte, nämlich daz ras.
  • 472, 2 freude lernen, wieder ein gesuchter Ausdruck, durch den innern
  • Reim veranlaßt: Freude kennen lernen, Freudiges erfahren. — 4 den,
  • denen. — öuozt'—buozte prset. von hüezen, machte gut, vergalt.
  • 473, 1 Mit lachendem muote, mit lachendem Herzen, wie Nib. 1166, 4 von
  • Rüdigers Tochter. — vor, in Gegenwart. —
  • WIE DIE JÜNCFEOUWEN DIU SCHEF SCHOUWETEN. 97
  • ich hete nach iu heldea groze und michel swsere,
  • daz in den Hagenen seiden al min volc in väncnüsse
  • wsere.»
  • 474 Vor liebe kuste er beide die altgrise man. (475)
  • lieber ougen weide der künic hie gewan
  • dann' er in langen ziten waetlich ie gessehe.
  • ich gelöube daz dem degene in kurzer zite lieber nie
  • geschsehe.
  • 475 Do sprach Wate der aide: «des ist niht geschehen. (47
  • von so grozem gwalde horte ich nie gejehen,
  • als der starke Hagene phliget in sinem lande,
  • sin volc ist übermüete, selbe ist er ein helt ze sinen
  • banden.
  • 476 Ez was ein sselic stunde, daz sin ie wart gedäht, (47?)
  • swer dir daz raten künde, daz wir dir haben bräht
  • die schoenesten frouwen, daz ist äne lougen,
  • geloube mir der maere, die ich ie gesach mit minen
  • ougen.»
  • 477 Do sprach der ritter edele: «swie schiere ez mac ge-
  • schehen <478)
  • (die vinde die sint frevele), ir sult umbe sehen,
  • daz uns iht ergäbe hie in dirre marke
  • Hagene der grimme: so gemtiejet uns sin übermüete
  • starke.»
  • 478 Wate und ouch her Fruote, die fuorten mit in dan, (479)
  • die küene beide guote, des künic Hetelen man,
  • 473, 4 väncnüsse stf., Gefangenschaft.
  • 474, 1 altgris adj., vor Alter grau. — 3 wcetltch adv., schwerlich, in nega-
  • tiven Sätzen; auch hier ist der Sinn negativ.
  • 475, 2 gewalt ist im Mhd. Masculinum. — gejehen stv., sagen. — 3 als steht
  • eigentlich für als des.
  • 476, 1 sin — gedäht, daß man je auf den Gedanken kam. — 2 bräht part.
  • von bringen, mhd. nicht gebräht. — 3 daz ist äne lougen gehört zu
  • schoenesten; äne lougen, ohne Leugnen, wirklich wahr.
  • 477, \ swie schiere, sobald nur immer. — 2 frevele, verwegen, — umbe
  • sehen, euch umschauen, auf der Hut sein. — 4 5o, zu ergänzen ist:
  • denn wenn er uns erreicht. — übermüete stf., stolzer Sinn.
  • 478, 2 vian acc. pl., Mannen. Gemeint ist Hetel und seine Mannen. —
  • ^8 VII. AVENTIURE,
  • da, sie die schoenen Hilden des tages solden schouwen.
  • ob den vil liebten scbilden wart sit der belme vil von
  • in verbouwen.
  • 479 Undr einem scboeneu buote diu edele maget gie. (480)
  • die von Hegelingen bi dem künige hie
  • wären nu von rosse komen üf daz gras.
  • mit frcelichem muote das edel ingesinde was.
  • 480 irölt von Ortriche und Morünc von Friesen lant, (48i)
  • der recken ietwedere gieng ir an der bant,
  • Hilden der scboenen, da sie den künic ersäben.
  • ir lop man möhte kroenen. do gedäbte siu den belt
  • enphäben.
  • 481 Mit ir gi engen meide zweinzic oder baz (482)
  • samt in wizen sabenen, ich wil gelouben daz.
  • die aller besten siden, die man mohte vinden
  • (daz moliten sie wol liden), die sacb man an den tu-
  • gentllcben kinden.
  • 482 In guoteu siten schone grüezen dö began, (483)
  • die Sit bi im truoc kröne, der wsetliche man ,
  • die maget minuecliche, des in wol gelüste,
  • er besloz mit armen der schcenen lip vil süezeclich
  • er kuste.
  • 483 Do enphie er albesunder diu schoenen magedin. (484)
  • da was einiu under, diu mohte vil wol sin
  • 478, 3 des tages , an dem Tage, noch an demselben Tage. — 4 ob, über ;
  • weil die Helme über die Schilde herausragen.
  • 479, 1 Undr, den Kopf bedeckt mit. — huot stm., Hut. — 2 die Hegelinge,
  • die bei dem Könige geblieben, nicht mit den andern, um Hilden zu
  • sehen, vorausgeeilt waren. — 4 mit frcelichem muote tvas, befand sich
  • in fröhlicher Stimmung.
  • 480, 2 ietwedere adj., jeder von zweien; einer auf jeder Seite von ihr, sie
  • bei der Hand führend. —^ 3 sie giengen dorthin, wo sie den König
  • erblickten. — 4 ir, Hildens. — krcenen swv., verherrlichen.
  • 481, 1 oder baz, oder noch mehr. — 2 üaint adv., zusammen, sämtlich. —
  • 4 liden: das konnten sie sich wohl gefallen lassen.
  • 482, 1 /« ffuoten siten, mit passendem Benehmen. — 3 des, auf den ganzen
  • vorhergehenden Satz zu beziehen. — 4 der schcenen lip ist gemein-
  • sames Objekt von besloz und kuste. — süezeclich adv., lieblich, innig.
  • 483, 1 albesunder, jede besonders; vgl. 980, 1. — 2 da mit tmder zu ver-
  • binden, darunter.
  • WIE DIE JCNCFROirWEN DIU SCHEF SCHOüWETEN. 99
  • geborn von küniges künne. siu was von riehen mägen.
  • siu was der frouwen einiu, die da lange bi den grifen
  • lägen.
  • 484 Diu was geheizen Hildeburc. frou Hilde, Hagenen wip, (485)
  • diu bet erzogen nach eren ir tugenthaften lip.
  • siu was von Portegäle geborn üz dem lande,
  • siu sach vil fremeder diete; da von was ir nach ir
  • friunden ande.
  • 485 Hetele het gegrüezet mit zuht diu magedin. (486)
  • noch was in ungebüezet. do sie wänden sin
  • komen von arebeite, an dem naehsten morgen,
  • do ez aller erste tagete, dö komen aber sie zuo grozen
  • sorgen.
  • 486 Daz edel ingesinde wart gegrüezet über al. (487)
  • bi dem Hagenen kinde säzen sie zetal
  • an die liebten bluomen under guoten siden.
  • Hagene was nu nähen: da von muosen s' groze arbeit
  • liden.
  • 484, 3 von schließt sich an uz dem lande, gewöhnlicher wäre ze. — 4 diet
  • stf., Volk; viel fremdes Volk, fremde Leute. — was ir ande nach,
  • sehnte sie sich nach.
  • 485, 1 irät zuht, in feiner, höflicher Weise. — 2 ungebüezet, e^wa ihr Kum-
  • mer, ihr Leid. Sie hatten noch keinen Ersatz für das ausgestandene
  • Leid und die Angst; es war noch nicht vorüber. — wänden praet.
  • pl. von ivcenen, glauben. — 4 aller erste adv., eben erst. — aber, aufs
  • neue.
  • 486, 1 ingesinde stn., die Begleiterinnen Hildens. — 2 säzen sie zetal, setzten
  • sie sich nieder. — 3 an, auf. — under guoten siden, unter schönen
  • seidenen Zelten.
  • '^ta«^H#6.^,Zt-«^ •'
  • 7*
  • 100 VIII. AVENTIURE,
  • VIII. AVENTIURE,
  • WIE HAGENE FÜOR NACH SINEß TOHTBR.
  • Bei Anbruch des nächsten Tages sehen die Hegelinge Hagen dem
  • Strande nahen. Nach der Landung beginnt ein heftiger Kampf, in wel-
  • chem Hagen Heteln verwundet und selbst von Waten verwundet wird.
  • Auf Hildens Bitte scheidet Hetel den Kampf zwischen Waten und Hagen^
  • gibt sich diesem zu erkennen und schließt Frieden mit ihm. Wates
  • Kunst heilt die Verwundeten. Hagen begleitet die Tochter in Hetels
  • Land und verweilt daselbst bis zum zwölften Tage. Er berichtet seiner
  • Gemahlin nach der Heimkehr, daß ihre Tochter glücklich verheiratet
  • sei. Hildeburg, die Königstochter aus Portugal, die mit der alten Hilde
  • bei den Greifen gewesen, und mit der jungem entführt wurde, bleibt bei
  • dieser in Hegelingen.
  • 487 Do ez tagen begunde, do sach von Tenelant (488)
  • Horänt der degen küene (ez was im wol bekant)
  • ein kriuze in einem segele; bilde lägen drinne.
  • solher bilgerine hete Wate der aide lützel minne.
  • 488 Lüte ruoft' do Morunc irolde zuo: (489)
  • «nu sage dem künic Hetelen, waz er dar umbe tuo.
  • ich sihe diu Hagenen wäfen in einem segele riehen,
  • wir haben ze vil gesläfen. ja scheide wir von im un-
  • senfticlichen.»
  • 489 Hetelen saget' man msere, daz von Irlant (490)
  • sin sweher her gefüeret zuo im üf den sant
  • vil manigen kocken hete und ouch vil galeide.
  • raten mit dem künige begünden dö Wate und Fruote
  • beide.
  • 490 Ez wolden niht gelouben die von Tenelant, (466)
  • si'n saehen'z mit ir ougen, ze Wäleis üf den sant
  • 487, 3 bilde, Wappenbilder. — 4 bilgerine, Pilger, ironisch, weil Pilger
  • ein Kreuz im Segel zu führen fpflegten. — hete lützel minne, liebte
  • wenig.
  • 488, 2 sage, waz er tuo, verkürzte Ausdrucksweise : sage dem König Hetel,
  • er möge bedenken, was er in Bezug darauf thun wolle. — 3 wäfen
  • neutr. pl., Wappen. — 4 wahrlich wir werden von ihm nicht auf
  • freundliche Weise scheiden.
  • 489, 2 sweher stm., Schwiegervater. — 4 raten, sich beraten.
  • 490, 2 wenn sie es nicht mit ihren Augen sähen, oder gesehen hätten. —
  • WIE HAGENE FUOR NACH SINER TOHTEB. 101
  • Hagenen helde koemen nach Hilden der riehen.
  • die von Ortlande die lägen üf dem Stade gemenlichen.
  • 491 Do horte ez frou Hilde, daz schoene magedin.
  • diu edele und diu milde sprach: «der Yater min,
  • kumt er her ze lande, maniger schoenen frouwen
  • er tuot mit sinen handen des ze der werlde niemen
  • mac getrouwen.»
  • 492 «Daz sul wir wol hehüeten», sprach der degen Irölt.
  • «ob er begunde wüeten, und wsere ein berc golt,
  • den nseme ich niht dar umbe, so der strit geschsehe,
  • deich Waten minen ceheim bi dem wilden Hagenen
  • niht enssehe.»
  • 493 Do weinden unde klageten diu wsetlichen kint.
  • diu schif vil sere wägeten. ez het ein äbentwint
  • ze Wäleis in die marke gefüeret vil der beide.
  • in den herten stürmen gäben s' in die bluotvarwen selde.
  • 494 Wate hiez froun Hilden üf einem kocken sin.
  • begäben mit den Schilden für diu magedin
  • was in allen enden daz schef behüetet sere.
  • ez was bi den frouwen ze huote hundert ritter oder
  • mere.
  • 495 Do rihten sich ze strite al die üf den sant
  • mit Hilden komen wären und die von Irlant
  • die maget beten gefüeret dem künige ze leide.
  • vil maniger gesunder gestuont sines libes an der freide.
  • 490, 3 koemen, daß sie gekommen -wären, — nach, um Hilde zu holen. —
  • 4 gemenlichen adv., lustig, vergnügt.
  • 491, 3 maniger schoenen frouwen, indem er ihre Männer tötet.
  • 492, 2 wüeten sw., toben, wie ein Wahnsinniger sich benehmen. Die Kon-
  • struktion des Nachsatzes ist frei. — und woere, und böte man mir
  • einen Berg von Gold an. — 3 dar umbe, deich — enscehe. dafür, daß
  • ich nicht sehen wollte. Er freut sich auf diesen Anblick.
  • 493, 2 wägeten von wagen swv., sich bewegen, schaukeln, schwanken. —
  • äbentwint stm., Westwind. — 3 zu verbinden: in die marke ze Wäleis,
  • in die Mark von Waleis, walisische Mark. — 4 bluotvarwen von bluot-
  • var adj., blutig gefärbt: blutig gefärbte Wohnung, auf dem Kampf-
  • platze.
  • 494, 1 sin, sich auflialten, bleiben, — 2 begähen, aus 6t und dem dat. pl.
  • des adj. gäch, in Eile, schnell. — für, zum Schutze für.
  • 495, 2 von Irlant mit dem künige zu verbinden. — 4 gestuont, stand. —
  • freide stf., Gefahr: stand in Gefahr seines Lebens.
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  • 102 VIII. AVENTIÜRE,
  • i
  • 496 Hetelen hört' man ruofen vaste an sine man:
  • «nu wert iuch, snelle degene! der nie golt gewan,
  • dem heize ich ez mezzen mit vollen äne wäge,
  • ir sult des niht vergezzen, ir stet den Irlenden hie
  • ze läge.»
  • 497 Mit ir stritgeziuge ^ sie sprangen an den sant.
  • gemüet mit urliuge Wäleis al daz lant
  • wart in den selben ziten von den guoten helden.
  • die vinde mit den friunden wolden alle sin an einer selde.
  • 498 Nu was ouch komen Hagene zuo in an den sant.
  • da wurden sper geschozzen von guoter helde haut,
  • die üf dem sande stuonden, die werten sich vil sere
  • der von Irlande; da von geschach der wunden deste
  • mere.
  • 499 Wie gar seiden iemen gaebe dar sin kint,
  • da man so künde dienen, daz man des fiures wint
  • slüege üz herten helmen ze sehene schoenen frouwen!
  • ir reise mit den gesten het die schoenen Hilden ge-
  • rouwen.
  • 500 Da stuonden under wehsei mit den herten spern
  • die linder den Schilden ein ander wolden wern
  • der vil tiefen wunden durch halsberge guote.
  • geverwet was daz wasser mit dem älroten verchblüote.
  • 496, 1 ruofen an einen, jemand anrufen. — 3 mit vollen, mit vollen Händen.
  • — ane wage, ohne^daß man es ihm zuwägt; vgl. 65, ^3. — 4 ir stet für
  • ir endet. — den Irlenden, den Irländern; nom. der Irlende swm. — ze
  • läge sten, auflauern, nachstellen.
  • 497, 1 stritgeziuc oder stritgeziuge stn. , Kampfgerät. — 2 gemüet von
  • müejen, in Arbeit versetzt, mit, durch. — 4 selde, Aufenthaltsort;
  • alle an einem und demselben Orte, alle drängten nach demselbeo.
  • Platze hin.
  • 498, 3 werten sich, wehrten sich, verteidigten sich, der, gegen die (gen. pl.).
  • 499, 1 Es möchte selten vorkommen, daß jemand sein Kind einem Manne
  • gäbe, von dem er als Lohn gewissermaßen Schwertschläge empfienge.
  • — dar, dorthin. — 2 des fiures wint, feurigen "Wind. — 3 ze sehene, im
  • Angesicht, in Gegenwart ; so daß sie's sehen konnten. — frouwen ist
  • dat. pl. — 4 gerouwen mundartl. part. von riuwen, reuen.
  • 500, 1 under wehsei mit den spern, soviel als in sperwehsel, im Kampfe mit
  • Speeren, wo Speere hin- und herfliegen, gewechselt werden. — 2 we^n,
  • gewähren. — 3 durch, die Wunden werden durch die Halsberge hin-
  • dnrchgehauen. — 4 geverwet von verwen swv., gefärbt. — alrCt adj.,
  • ganz rot, dunkelrot. — verchbluot stn., Lebensblut.
  • Juji^^ '' z;-^^
  • WIE HAGENE FÜOR NACH slxER TOHTEE. l03
  • 501 Hagene ruofte lüte, daz im der wäc erdoz,
  • an die sine trute (sin sterke diu was groz),
  • daz s' im erwerben hülfen daz lant mit tiefen wunden,
  • daz täten sie vil gerne; des wurden wäfen an der
  • herte funden.
  • 502 Hagene hete gedrungen vil nähen an den sänt.
  • diu swert vil lüte erklungen. Hagene Hetelen vant
  • ze nähest bi dem wazzer an dem Stade stän.
  • er het ez lobeliche mit sinen eilen da getan.
  • 503 Hagene in grozem zorne spranc üz in die fluot.
  • der degen üz erkorne zuo dem Stade wuot.
  • do sach man üf den recken sam snewes flocken swinde
  • geschiezen da mit philen. daz tet von Hegelingen daz
  • gesinde.
  • 504 Da wart ouch von den swerten ein vil michel klanc.
  • die in da slahen gerten, die muosten manigen wanc
  • vor sinen siegen wenken. Hetele der vil here
  • kom ze sinem swehere.' daz weint' diu schoene Hilde
  • vil sere.
  • 505 Ez was ein michel wunder, als diu büoch uns künt
  • tüont
  • wie Stare Hagene wsere, daz vor im ie gestuont
  • der Hegelinge herre. do sie begunden dringen
  • mit strite zuo ein ander, man horte guoter helme vil
  • erklingen.
  • 506 Ez wart doch niht gescheiden in so kurzer stunt.
  • Hetele der küene wart von Hagenen wunt.
  • 501, 1 im, vor ihm, ihm entgegenklang, wiederhallte. — 2 trute von triit
  • 8tm., Freund. — 3 erweröen, erreiclien. — 4 infolge ihrer Bereitwillig-
  • keit wurden Schwerter im Kampfe erprobt.
  • 502, 3 ze nähest, zunächst, dicht. — 4 ez lobeliche getan, löbliche Thaten
  • vollbracht. — sinen: entweder eWe« pl., oder sinen, geschwächte Form
  • statt sinem.
  • 503, 1 vz adv., hinaus, nämlich aus dem Schiffe. — 2 wuot praet. von waten,
  • waten. — 3 snewes gen. von sne, Schnee. — 4 geschiezen verstärktes
  • schiezen.
  • 504, 2 in, Hagen. — 2. 3 n-anc vjenken, auswe^hen. — 4 iceinen, beweinen.
  • 505, 1 diu fjuoch neutr. pl., die Bücher, die Quelle. — 2 wie hängt von
  • kunt tuont ab : da die Quelle uns berichtet, wie stark Hagen gewesen.
  • — gestuont, stand hielt.
  • 506, 1 Ez, die Sache, der Kampf. — gescheiden^ beendigt. —
  • ' ^'-t-v^^ V f^l^ . ^^ . Jltu^.
  • 104 VIII. AVENTITTRE,
  • do körnen sine mäge mit Waten von Stürmlande,
  • irolt unde Morunc warn vil guote recken zuo ir banden«
  • 507 Do kom der degen Fruote und Wate mit siner schar,
  • tüsent helde guote drungen mit in dar.
  • von den Hegelingen die Hetelen mäge
  • die sluogen vil der wunden. die geste bedenthalp ge-
  • strewet lägen.
  • 508 Do beten oucb mit eilen erworben nu daz lant ,
  • die Hagenen gesellen. duo körnen üf den sant V ""'
  • mit disen werden gesten die von Irricbe.
  • da muosten belme bresten. sie würben nach den frou-
  • wen grimmiclicbe.
  • 509 Hagene gefriesch bi im Hetelen daz kint,
  • manigen ungesunden frumten sie da sint,
  • die von Tenelanden und die von Hegelingen.
  • ze Hagenen dem wilden hiezen sie Waten den alden
  • dringen.
  • 510 Hagene der starke durch die schar brach,
  • sin swert daz sneit sere; willeclich er räch,
  • daz im enphüeret wären die minneclichen meide,
  • da wart gereret manic rinc. im was harte groezliche
  • leide.
  • 511 Er trouwet' mit dem swerte gerechen niht den haz.
  • von siner gerstangen hinder sich gesaz
  • 506, 4 recken zuo ir handen, dasselbe, was gewöhnlich helt ze stnen handen
  • (20, 4) im Singular bedeutet: tapfere Kecken.
  • 507, 2 dar, dort hinzu.— 3 zu verbinden: die Verwandten Hetels von den
  • Hegelingen. — 4 bedenthalp, auf beiden Seiten. — gestrewet, nieder-
  • gestreckt, von strewen swv., streuen.
  • 508, 1 erworben, erreicht. — 3 werden gesten, die Anhänger Hetels. —
  • 4 bresten stv., brechen.
  • 509, 1 gefriesch bi im, vernahm, gewahrte, daß er in seiner Nähe sich be-
  • fand. — daz kint, als Bezeichnung des im jugendlichen Alter stehen-
  • den Mannes. — 2 frumten von frümen swv., machen; machten man-
  • chen ungesund, verwundet.
  • 510, 1 Er arbeitete sich durch die Kämpfer hindurch. — 2 sneit prset. von
  • sntden stv. , schneiden, verwunden. — 4 rinc stm., Panzerring. —
  • reren swv., niederfallen machen (zum stv. risen); auf die Erde ge-
  • fällt, gestreut.
  • 511, 1 Er hielt das Schwert nicht für genügend. — 2 hinder sich gesaz,
  • setzte sich nach hinten über, stürzte rückwärts. Er warf manchen
  • kopfüber. —
  • WIE HAGENE EUOR NACH SINER TOHTER. 105
  • vil manic ritter edele , der nimmer mer diu msere
  • gesagte in sinem lande, wie im in dem strit gelungen
  • wsere.
  • 512 Do kom Wate schiere, ein edel ritter guot,
  • da er üz den liehten ringen daz fliezende bluot
  • sach rinnen von den swerten den sinen lieben mägen.
  • die im da helfen gerten, fünf hundert der bi im da
  • veige lägen.
  • 513 Do hete sich gesamenet daz volc über al,
  • die fremeden zuo den künden, do huop sich michel schal.
  • Wate unde Hagene zno ein ander drungen.
  • die in da mohten wichen, die bedühte in wsere wol
  • gelungen.
  • 514 Do gieng üf Waten den alden der künic mit grozen
  • siegen,
  • wol mohte er Sterke walden. da sach manic degeu
  • daz fiwer üz helmen stieben sam die rostbrende.
  • sie künden helme klieben beide mit vil manhafter hende.
  • 515 Do sluoc Wate der aide, daz im erwaget' der wert,
  • ez wurden vor gewalde die frouwen küme ernert.
  • dö was dem künic Hetelen gebunden sin wunde.
  • er begunde fragen wä er sinen neven hern Waten funde.
  • 516 Bi Välande aller künige er sinen neven do vant.
  • des wert' sich in der mäze der von Sturmlant,
  • daz man von in beiden sagen möhte msere,
  • wie Wate der vil küene bi Hagenen in dem herten
  • strite wsere.
  • 511, 3 diu moere, die Kunde, die Nachricht; vgl. Nib. 2272, 4.
  • 512, 1 ein gebraucht das Volksepos auch von schon oft erwähnten Per-
  • sonen. — 3 von, herab von. — den mägen, das Blut seiner Verwandten.
  • 4 der, derer.
  • 513, 1 samenen swv., sammeln ; sich samenen, zusammenkommen. — über al,
  • insgesamt. — 2 die künden sind die Einheimischen, die im Lande be-
  • kannt sind. — huop sich, erhob sich. — 4 wichen stv., aus dem "Wege
  • gehen. — bedühte von bedunken, bedtinken.
  • 514, 1 üf, auf ihn los. — 3 rostbrant stm., Feuerbrand, ein angebranntes
  • Stück Holz. — 4 klieben stv. (prset. kloup), spalten.
  • 515, 1 erwaget' statt erwagete prset. von erwägen, sich bewegen, erheben,
  • erzittern; im wie 501, 1. — wert stm., Werder, Insel. — 2 ernert, be-
  • wahrt, geschützt.
  • 516, 2 in der mäze, in solcher Weise. — 3 sagen möhte ma:re, erzählen
  • könnte; daß er ein Gegenstand des Liedes wäre.
  • JjuJi
  • 106 VIII. ÄVENTIÜRE,
  • 517 Hagenen brast diu stauge, die er in dem strite truoc,
  • üf dem Waten Schilde, der was starc genuoc.
  • ouch künde baz vehten in deheinen riehen
  • recken al deheiner: Wate wolde Hagenen niht ent-
  • wichen.
  • 518 Do sluog er durch daz houbet des künic Hetelen man,
  • Waten den vil küenen, daz üz dem helme ran
  • daz bhiot von siner wunden. do kuolden nu die winde,
  • ez was gen äbunde. man sach striten allez daz gesinde.
  • 519 Wate galt mit zorne den grimmen verchslac,
  • daz blüotiger zehere so vil üf im lac.
  • er sluoc den wilden Hagenen, daz von des helmes
  • bouge
  • daz swert sere erglaste. im gebrast des tages vor den
  • ougen.
  • 520 Do was ouch wunt Irolt, der helt von Ortlant.
  • swie vil der toten laege gestreut von siner hant,
  • er künde Waten den alden da niht von im bringen,
  • die frouwen weinden sere, do sie horten swerte so vil
  • klingen.
  • 521 Hilde diu vil schoene rief trüreclichen an
  • Hetelen den recken, daz er braehte dan
  • ir vater üz den noeten vor Waten dem ältgrisen.
  • er hiez nach sinem vanre daz volc zuo dem herten
  • Sturme wisen.
  • 522 Hetel^ der herre vil herlichen streit.
  • er kom zuo Waten dem alden; daz was dem helde leit.
  • 517, 1 brast prset. von bresten. — i al deheiner, von allen keiner.
  • 518, 3 kuolden von kuolen, kühl werden. Es wurde Abend.
  • 519, 1 verchslac stm., tödlicher Schlag. — 2 daz von galt abhängig. —
  • zehere von zäher stm., Zähre, Tropfen. — 3 bouc , der Stahlreif am
  • Helme. — 4 erglaste prset. von erglesten, erglänzen, infolge der heraus-
  • springenden Feuerfunken. — gebrast prset. von gebresten, gebrach: es
  • wurde ihm dunkel vor den Augen.
  • 520, 3 von im, von Hagen. — bringen, trennen, auseinander bringen. —
  • 4 swerte gen. pl., von vil abhängig.
  • 521, 3 vor, Schutz bezeichnend. —4 ra«re stm., Fahnenträger; ndc//, hinter-
  • her. — Visen swv., ftlhren, leiten.
  • 522, 1 streit prset. von striten, streiten. — 2 leit, weil er noch gern länger
  • gestritten hätte. —
  • WIE HAGENE FÜOR NACH SINER TOHTER. 107
  • der recke ruofte an Hagenen: «durch iuwer selbes ere
  • lät sich den haz verenden, daz unser friunde niht
  • sterben mere.»
  • 523 Hagene fragte lüte (grimme was sin muot),
  • durch wen er'z scheiden solde. dö sprach der helt guot:
  • «ditze bin ich Hetele von Hegelinge lande,
  • der sine liebe mäge so verre nach froun Hilden ge-
  • sande.»
  • 524 D6 sprach der übermüete: «sit ich hän vernomen,
  • daz sie mit maniger güete wären nach ir komen,
  • .^ — Sit ist iu von beiden groz ere unzerunnen. t--.-«o> -^-^
  • ir habt mit schcenen listen mine lieben töhter ge-
  • wunnen.»
  • 625 Hetele spranc dar näher, so noch maniger tuot,
  • der strit wsenet scheiden. swie harte grimmen muot
  • hete Wate der küene, doch wichen sie von dannen.
  • do stuont balde üf hoher Hagene mit allen sinen
  • mannen.
  • «
  • 526 Hetele der fürste den heim abe gebaut.
  • den fride hört' man rüefen da über al daz laut,
  • do sprach vater der Hilden, daz ez gescheiden waere.
  • do horten in die frouwen in maniger zite nie so liebez
  • msere.
  • 527 Do engarten sie sich alle, die strites phlägen e.
  • genuoge in schuofen ruowe ; manigem was ouch we
  • 522, 4 von niere hängt der Genetiv unser friunde ab.
  • 523, 2 durch wen, um wessen wiUen. — ez scheiden, dem Kampfe ein Ende
  • machen. — 4 gesunde prset. von gesenden, senden.
  • 524, 2 güete, Tapferkeit; vgl. das adj. guot. — 3 Sit — sit, seit — seitdem,
  • oder causal : weil — darum. — von helden, von Seiten tapferer Männer.
  • — 4 Schlauheit galt schon im frühen Altertume den Germanen als
  • etwas sehr Empfehlendes und Löbliches.
  • 525, 1 dar näher, näher herzu. — 3 sie. Wate und Hagen. — 4 «/ hoher,
  • höher zurück, weiter zurück; stuont vf hoher, trat zurück.
  • 526, 2 rüefen, ausrufen. — 3 der ist nachgestellter Artikel zu vater. —
  • 4 horten in — in gehört zu liebez, eine ihnen so liebe Kunde. — in
  • maniger ztte, innerhalb langer Zeit, seit langer Zeit.
  • 527, 1 engarten von engerwen swv., ausziehen, namentlich die Rüstung. —
  • 2 in, ihnen, sich. —
  • 108 VIII. AVENTIUKE,
  • von den tiefen wunden, die sie üz strite blähten,
  • maniger wart da funden, der der noete nimmer mer
  • gedähte.
  • 528 Do gienc der künic Hetele mit dem wilden Hagenen dan.
  • er sprach zuo dem recken: «sit ich eren gan
  • Hilden iuwer tohter, so sult ouch ir der gunnen,
  • daz siu trage kröne da siu hat manigen zieren helt
  • gewannen. ))
  • 529 Hetele boten sande; do hiez er Waten komen.
  • sie heten in langer zite da vor wol vernomen,
  • daz Wate arzät wsere von einem wilden wibe.
  • Wate der vil msere manigem gefrumte an dem libe.
  • 530 Do er sich entwäfent' und selben sich gebant,
  • eine guote würzen nam er in die haut
  • und eine bühsen wsehe, da was phlaster inne.
  • d6 viel im für die füeze Hilde diu schoene küniginne.
  • 531 Siu sprach: «Wate, lieber friunt, nere den vater min
  • (swie du mir gebiutest, so wil ich immer sin)
  • und hilf sinen recken, die da ligent in der molden,
  • und wer diner künste die da minem vater helfen
  • weiden.
  • 532 Du solt ouch niht vergezzen von Hegelinge laut
  • der Hetelen friunde. ja habent sie den sant
  • genetzet mit ir bluote, sam ez ein regen wsere.
  • ich mac von dirre reise sagen immer mere leidiu
  • maere.))
  • 527, 4 der— gedähte , bei dem es mit der Not des Kampfes für immer
  • aus -war.
  • 528, 3 der, derselben, nämlich eurer Tochter. — 4 gewunnen, erworben,
  • indem sie ihre Gebieterin geworden.
  • 529, 2 in langer zite da vor, lange vorher. — 3 arzät stm., Arzt. — von, mit
  • Hilfe, durch. — wilden wibe, wahrscheinlich eine Meerfrau. — 4 ge-
  • frumte, half, nützte; gefrumen swv.
  • 530, 1 entwäfent'=entwäfente, entwaffnet hatte. — gebant, verbunden hatte.
  • — 2 würze Bwf., Wurzel, Kraut. — 3 bühse swf., Büchse.— waihe adj.,
  • kunstvoll, zierlich.
  • 531, 1 nere imper., errette. — 2 Ausdruck der unbedingten Hingebung und
  • Unterwerfung. Nib. 613, 2 ja wil ich immer sin, swie ir mir gebietet. —
  • 4 gewähre deine Kunst denjenigen, die.
  • 532, 4 reise stf., Heerfahrt, Heerzug. — leidiu adj., traurige.
  • WIE HAGENE FÜOR NACH SINEß TOHTEß. 109
  • 533 Do sprach Wate der aide: «ich bin arzät niht
  • (ich wer ez mit gewalde) unze daz geschiht
  • deiz redet üf eine suone Hagene der vil riche
  • mit Hetelen minem herren. die wile ich sie mide
  • schuldicliche.»
  • 534 Do sprach diu maget edele: «getörste ich dar gan!
  • ich hän ab leider verre wider mihen vater getan,
  • daz ich minen besten friunt niht getar enphähen! ^Cm"^^^^
  • a' min gruo;
  • versmähen.»
  • im und ouch den sinen wsen' min gruoz harte müge '^■^"'^
  • 535 Hagene wart gefräget: «helt, mac daz geschehen?
  • ob iuch des niht betraget, iuch wolde gerne sehen
  • iuwer schceniu tohter, diu junge küniginne.
  • diu wolde helfen iuwern wunden, hetet ir'z ze
  • minne.»
  • 536 «Ich wii sie sehen gerne, swie siu habe getan.
  • ich minne ouch ir enphähen; war umbe solde ich'z län
  • hie in fremeden landen, ich ennseme ir grüezen?
  • mir und miner tohter mac der ktinic Hetele wol ge-
  • büezen.»
  • 537 Horänt von Tenemarke wiste s' bi der hant,
  • und ouch der degen Fruote, da siu den künic vant,
  • niwan mit einer megede, ir vater wunden schouwen.
  • ir was leit umb' ir friunde, swes halt ir Hetele mohte
  • getrouwen.
  • 533, 1 icA bin arzät niht, ich übe meine Kunst als Arzt nicht aus, bis u. s. w.
  • — 2 ich wer ez, ich wehre ea ab, weise es von mir, — 3 deiz redet
  • vf eine suone, daß eg bespricht zum Zwecke einer Versöhnung. —
  • 4 die uile, so lange. — schuldicltche=von schulden adv., von Kechts
  • wegen.
  • 534, 1 getörste, dürfte ich nur wagen. — 2 ab, verkürzt aus abe, aber.
  • — verre adv., sehr. — 3 meinen besten Freund, meinen Vater;
  • doch kann friunt auch Verwandter bedeuten : meinen nächsten Ver-
  • wandten.
  • 535, 4 hetet ir'z ze minne, wenn ihr's gerne sähet.
  • 536, 2 minne, sehe gern. — län, unterlassen mit nachfolgendem en und
  • dem Konjunktiv. — 4 mac, vermag. — gebüezen swv., Ersatz geben.
  • 537, 3 niu-an, nur. — schouwen, um zu besehen. — 4 swes halt, was auch
  • Hetel ihr zutrauen mochte, sie konnte doch den Schmerz um die
  • Ihrigen nicht unterdrücken.
  • 110 VIII. AVENTIURE,
  • 538 Do er sie und Hildeburge zuo im komen sach,
  • do spranc von dem gesidele her Hagene also sprach:
  • «willekomen, tohter, Hilde diu vil riche.
  • ich kan des niht geläzen, ich engriieze iuch vil wil-
  • licliche.»
  • 539 Er wolde sine wunden diu kint niht sehen län.
  • die wurden im gebunden. üf hoher hiez er gän
  • die edelen juncfrouwen. Wate gähte sere
  • wie er den künic heilte, daz diu maget weinde do
  • niht mere.
  • 540 Do er die erzenie, würze und krüt genoz,
  • er wart der sorgen frie nach sinem schaden groz.
  • als er bestreich mit phlaster des künic Hagenen
  • wunden ,
  • sin tohter gienc hin widere. do vant siu ir vater wol
  • gesunden.
  • 541 Der erzenie meister vil unmüezic wart,
  • solde er guot verdienen in grozer herevart,
  • so kunden'z olbende niht von stat getragen.
  • von so grozer ktinste horte ich nie man gesagen.
  • 542 Zehant dö heilt' er Hetelen von Hegelinge lant,
  • dar nach die andern alle, swaz man der da vant.
  • die mit deheinen listen heilen iemen künde,
  • die mohte ouch er gefristen. er machte vor dem tode
  • wol gesunde.
  • 543 Do wolden sie die megede niht langer läzen da.
  • Hagene sprach ze Hilden: «wir suln anderswä
  • 538, 1 Hildeburge acc. von Hüdeburc. — 2 her Hagene gemeinsames Sub-
  • jekt von spranc und sprach. — 4 geläzen, verstärktes läzen, unter-
  • lassen.
  • 539, 1 diu kint, die jungen Mädchen. — 2 «/ hoher gän, zurücktreten. —
  • 4 wie er heilte, zu heilen.
  • 540, 1 erzenie stf., Arzenei. — genoz, genossen hatte: selten wie hier mit
  • acc, meist mit gen. — 2 er, Hagen. — der sorgen frie, derjenige, ein
  • solcher, der von Sorgen frei ist; der gehört zu frie. — 3 bestreich
  • prset. von bestrichen, bestrichen hatte. — 4 gienc hin widere, kam
  • wieder hin.
  • 541, 3 ez, das erworbene Gut. — kunden'z, hätten es können. — olbende
  • pl. von olbent stm., Kamel. — stat stf., Stelle. — 4 nie man, nie einen
  • Mann.
  • 542, 3 list stm., Kunst. — 4 gefristen swv. , beim Leben erhalten. — vor
  • dem tode, sie vor dem Tode bewahrend.
  • 543, 2 anderswä adv., anderswo, an einem andern Platze. —
  • WIE HAGENE FUOR NACH sInER TÜHTER. 111
  • in der zit beliben, unz man daz velt gerüme
  • von den manigen toten, sie habent ir tages erbiten her
  • vil küme.»
  • 544 Hetele bat do Hagenen mit im in sin lant.
  • ein teil lobete er'z träge, wan daz er wol ervant,
  • daz der von Hegelingen het lant diu vil riehen,
  • mit siner lieben tohter fuor er ze hüse sit vil lobe-
  • lichen.
  • 545 Die jungen beide sungen, do sie wolden dan.
  • den lebenden was gelungen. sie beten dort verlän
  • armer unde richer wol driu hundert tote.
  • sie lägen jsemerlichen mit den scharphen swerten gar
  • verschroten.
  • 546 Die hermüeden beide die fuoren in daz lant,
  • daz man die liute drinne vil frceliche vant.
  • iedoch jener mäge, die dort lägen tot,
  • die freuten sich vil träge; des gieng in wserlichen not.
  • 547 Diu Hilden heimreise mit Hetelen geschach.
  • 'y "da weinde manic weise. dar nach ir gemach
  • sich fuogte in den landen. von dem künige here
  • gekrcenet wart frou Hilde: daz was den Hegelingen
  • gar ein ere.
  • 548 Hetelen was gelungen als er bete gegert.
  • die alden zuo den jungen ze hove truogen swert.
  • 543, 3 gerumen swv., räumen, frei machen. — 4 manigen, vielen. — sie, die
  • Toten. — ir tages, ihrer Zeit, ihres Zieles; sie haben ihr Ziel kaum
  • erwarten können. Das ersehnte Ziel ist das Grab, die Toten ver-
  • langen Bestattung.
  • 044, 2 ein teil lobete er'z trage, er versprach es etwas langsam, willigte
  • laugsam, ungern ein. — wan daz, nur deshalb willigte er ein,
  • weil.
  • 545, 2 verlän part., zurückgelassen. — 4 verschroten part. von verschroten,
  • zerschneiden, zerhauen.
  • 546, 1 hermüede adj., kampfesmüde. — 2 daz, in solcher Weise, daß. —
  • frceliche ist adj. — 4 vil träge adv., sehr langsam, sehr wenig. — wcer-
  • lichen adv., wahrlich.
  • 547, 2 manic weise, manche Waise, welcher der Vater geraubt war. —
  • 3 sich fuogte, bereitete sich, wurde bereitet, geschafft; dann schufen
  • sie ihre Bequemlichkeit, machten sich's bequem.
  • 112
  • VIII. AVENTIURE,
  • sam täten ouch die geste bi dem fürsten riehen.
  • die hochzit froun Hilden lobte ir vater Hagene billi'chen.
  • 649 Mit wie getaner ere ime brütstuole saz
  • daz magedin vil here! ja saget man uns daz,
  • daz da wäfen nämen fünf hundert ritter guote.
  • da was ab kameraere von Tenemärke der wise Fruote.
  • 550 Die richeite groze het Hagene wor gesehen,
  • die Hetelen genoze heten e dort verjehen,
  • daz er herre waere ob siben riehen landen.
  • die armen sie do alle mit freuden heim ze herberge
  • sanden.
  • 551 Do gap der künic Hetele silber und gewant,
  • ros und golt daz rote den von Irlant,
  • daz si's niht mohten füeren von sinem hüse mere.
  • er gewän sie im ze friunde. des het diu frouwe Hilde
  • michel ere.
  • 552 An dem zwelften morgen rümten sie diu laut.
  • diu ros von Tenemärke diu zoch man üf den sant,
  • den die mane verre üf die hüeve giengen.
  • liep was ez den gesten, daz sie Hetelen künde ie ge-
  • viengen.
  • 553 Truhsseze unde marschalc mit Hagenen riten dan,
  • schenke und kamersere. swaz er der ie gewan,
  • man diende im nie so schone bi sin selbes guote.
  • daz Hilde truoc da kröne, des was dem wilden Ha-
  • genen wol ze muote.
  • 548, 3 die geste, Hagen und die Seinen. — dem fürsten, Hagen. Daß sie
  • bei Hofe Schwert trugen, wird als etwas Besonderes, als eine Aus-
  • nahme erwähnt; es war es auch, denn bei aolchen Gelegenheiten
  • wurden sonst die Schwerter abgelegt.
  • 549, 1 wie getan, wie beschaifeu, welch. — brütstuol stm,, Brautstuhl. —
  • 3 wäfen nämen, zu Rittern geschlagen wurden.
  • 550, 1 richeite pl. von rtcheit stf., Reichtümer. — 2 dort, in Hagens Lande.
  • — 4 ze herberge geht man abends ; die Armen kehrten reich am Abend
  • iu die ihnen bereitete Herberge zurück.
  • 551, 3 si's niht mere, sie nicht mehr davon. — füeren, mit sich nehmen.
  • 552, 2 zoch prset. von ziehen, herbeiführen. — 3 mane stf., Mähne. — verre,
  • weit. — 4 künde geviengen, Kunde gewannen.
  • 553, 1 marschalc stm., ursprünglich der die Pferde besorgende Diener,
  • Marschall. — 2 der, solcher Hofbeamten; die vier genannten haben
  • für Zehrung u. s. w. unterwegs zu sorgen. — S bt sin selbes guote, auf
  • seine eignen Kosten (Martin). — 4 tvol ze muote, er war fröhlich, froh
  • gestimmt.
  • ' i-^^f^^
  • WIE HAGENE FUOR NACH SINER TOHTER. 113
  • 554 Imbiz und nahtselde nämen s' üf den wegen.
  • Hagnen und siner helde wart also gephlegen,
  • daz sie ez da heime wol gesagen künden,
  • die Hetelen Munde, daz sie in wol aller eren gunden.
  • 555 Hagene Hildeburgen mit armen umbesloz.
  • er sprach: «nu phlic Hilden durch dine triuwe groz.
  • ez wirret lihte frouwen an so grozem ingesinde.
  • nu tuo gensediclichen, daz man dine züht an dir
  • vinde.»
  • 556 «Herre, ich tuen ez gerne. ez ist iu wol geseit,
  • do ich bi ir muoter hete vil manic leit,
  • daz ich sie z'einer wile ze friunde nie verlos,
  • ir volgte ich manige mile e si iuch ze friedel ie
  • erkös.»
  • 557 Die andern hiez er alle für sich ze hove gän.
  • do mohten die schoenen ir weinen niht verlän.
  • er enphälch sie dem wirte alle bi der hende.
  • er sprach: «sit in gensedic. ja sint diu schoenen kiut
  • hie eilende.»
  • 558 Er sprach zuo siner tohter: «ir sult so kröne tragen,
  • daz ich und iuwer muoter lernen beeren sagen,
  • daz iuch iemen hazze. ir sit so guotes riebe,
  • liezet ir iuch scheiden, daz stüende iwerm namen un-
  • lobeliche.»
  • >>-^
  • 554, 1 Iiabiz stm., Essen, besonders Frühstück. — «/ den wegen, während
  • der Reise, unterwegs. — 4 die Hetelen friunde gehört in den Satz
  • mit daz.
  • 555, 2 phlie imper. von phlegen. — 3 e« wirret, es geschieht Schaden, Ver-
  • druß; iVite, leicht. — 4 dine zuht, deine gute Lebensart.
  • 556, 2 bi ir muoter, der alten Hilde, als sie bei den Greifen waren. —
  • 3 z'einer wUe nie, zu keiner Zeit, keinen Augenblick. — sie ze friunde
  • verlos, die Freundschaft gegen sie aus den Augen verlor. — 4 friedel
  • stm., Geliebter. — erkos praet. von erkiesen, erwählen.
  • 557, 1 Die andern, die übrigen Jungfrauen. — für sich gän, vor sich kom-
  • men. — 3 enphälch prset. von enphelhen , empfehlen. — bt der hende,
  • in seine Hand; er führte sie ihm zu.
  • 'VS, 1 kröne tragen, herrschen, regieren. — 2. 3 das doppelte iemen ist
  • nicht gerade Pleonasmus: daß wir niemand sagen hören, es hasse
  • euch jemand. — 4 stüende unlobeltche, gereichte nicht zum Lobe, zum
  • Ruhme.
  • KUDRUN. .;-/.'(* 9
  • 114 VIII. AVENTIÜRE, WIE HAGENE FUOR NACH SINER TOHTER.
  • 559 Hagenen kuste Hilde und neic dem künige hör.
  • er und sin gesinde gesähen nimmer mer
  • daz laut ze Hegelingen; sie körnen in ze verre.
  • gegen Baljäne schifte sich Hagene der herre.
  • 560 Sit do er da heime bi ir muoter saz,
  • der alden küniginne Hagene sagete daz,
  • er künde ze niemen sin tohter baz bewenden,
  • hete er ir noch mere, er wolde s' hin ze Hegelingen
  • senden.
  • 561 Des lobt' diu schoene Hilde den waldenden Krist:
  • ('daz uns mit unser tohter so wol gelungen ist,
  • des freunt sich mine sinne, daz herze mit dem muote.
  • wie gehabet sich ir gesinde da und euch frou Hilde-
  • burc diu guote?»
  • 562 Do sprach der herre Hagene: «liute unde lant,
  • des habent sie sich getrcestet. also guot gewant
  • bi uns nie getruogen unser tohter juncfrouwen.
  • wir muosen s' län beliben. durch ir willen wart der
  • brünnen vil verhouwen.»
  • 559, 1 neic, prset. von nigen. — 4 schifte sich, schiffte sich ein.
  • 560, 1 SU do, nachher als.— 3 baz bewenden ze niemen, bei niemand besser
  • anbringen. — 4 ir, der Töchter.
  • 561, 1 waldenden, herrschenden, allgewaltigen.
  • 562, 1 liute unde lant, ein außer der Konstruktion stehender, an die Spitze
  • des Satzes gestellter Begriff. — 4 muosen s', mußten sie. — durch ir
  • willen, ihretwegen.
  • IX. AVENTIUEE, WIE WA E MÖRUKC UNDE HOEANT U. S. W. 115
  • IX. AVENTIURE,
  • WIE WATE MÖEUNC UNDE HOEANT ZE LANDE EUOREN.
  • Hilde gebiert Heteln einen Sohn, Ortwin, und eine Tochter, Kudrun,
  • die ihre Mutter an Schönheit übertrifft. Der König Siegfried von Morland
  • wirbt um sie und sucht durch ritterliche Tapferkeit der Jungfrau zu ge-
  • fallen. Hetel versagt sie ihm und Siegfried zieht drohend ab.
  • I
  • 563 Nu läzen disiu msere. ich wil iu sagen daz,
  • daz Hetelen künne, daz in dem lande saz,
  • wie sie im muosten Zinsen die bürge zuo dem lande,
  • ze hove körnen s' alle, als Hetele und frou Hilde nach
  • in Sauden.
  • 564 Wate reit zen Stürmen, Morünc in Niflant.
  • Horänt von Tenemarke, ze Givers üf den saut
  • brähte er sine beide, wan si in da hiezen herre.
  • si erwerten da ir selde; man erkande ir vogetes na-
  • men verre.
  • 565 irplt ze Ortlande gewaldeclichen saz.
  • er was da landes herre; des mähte er deste baz
  • Hetelen gedienen nähen und verren.
  • der künic was so biderbe, man gefriesch nie bezzer
  • landes herren.
  • 566 Swä Hetele in den landen diu schoenen magedin
  • gefriesch von edelem künne, getiuret wolde er sin,
  • so er die ze hüse brsehte im ze ingesinde.
  • als des siu willen habete, daz dienden sie des wilden
  • Hagenen kinde.
  • 563, 1 Idzen, wollen wir lassen. — 2 gehört in den Satz mit wie. — 3 Zinsen,
  • einem etwas, jemand Zins von etwas geben. — zuo dem lande, samt
  • dem flachen Lande, im Gegensatz zu den Städten. — 4 als, sobald.
  • 564, 2 zu verbinden : uf den sant ze Givers. — 4 erwerten prset. von erwern,
  • verteidigen.
  • 565, 1 gewaldeclichen adv. , mächtig. — 2 mähte Nebenform von mohte. —
  • 4 gefriesch mit acc. einer Person, vernahm von. — bezzer gehört nicht
  • unmittelbar zu herren, sonst müßte es bezzern heißen; sondern: als
  • besser.
  • 566, 2 getiuret wolde er sin, so wollte er wert gemacht sein, wollte seinem
  • Hofe größern Wert und Glanz verleihen: durch sie. — 3 so, wenn,
  • indem. Die edelsten Jungfrauen des Landes mußten an den Hof, um
  • der Königin zu dienen. — 4 siu, Hilde. — habete, ältere Form für häte
  • — daz dienden si, in Bezug darauf, darin dienten sie.
  • 8*
  • 116 IX. AVENTIURE,
  • 567 Der kiinic mit sinem wibe vil froeliclien saz.
  • sam was sit ir übe, die liute westen daz,
  • daz er die werlt alle verkür durch sie eine.
  • alle sine mäge gesähen schoener frouwen nie deheine.
  • 568 Dar nach in siben jären drie stürme vaht
  • Hetele ze wäre. die tac unde naht
  • värten siner eren, swä si'z gefüegen künden,
  • von Hetelen dem degene wurden s' dicke an grozem
  • schaden funden.
  • 569 Sine bürge er stifte und fridete sin lant
  • wol nach küniges rehte. dicke tet sin hant,
  • daz man diu msere sagete verre in fremediu riebe,
  • daz er nie verzagete; er trüege sinen namen lobeliche,
  • 570 Wol ze hohem prise her Hetele gesaz.
  • Wate der vil wise, seiden liez er daz,
  • dri stunt in dem järe, er'n saehe sinen herren.
  • ja diende er im ze wäre mit triuwen beide nähen
  • unde verren.
  • 571 Horänt von Tenemarke ze hove ouch dicke reit.
  • ■ er brähte dem gesinde steine unde kleit,
  • golt unde siden. daz frouwen tragen soldeu,
  • daz fuort' er von Tenelant und gab ez den die'z gerne
  • nemen wolden.
  • 572 Der gemeiner dienest, den des küniges mau
  • dem künic Hetelen täten, da von er gewan
  • 567, 2 sam, zuweilen mit folgendem daz, so. — was ir llbe , stand es mit
  • ihrem Leben, mit ihnen. — 3 verkür prset. conj. von verkiesen, auf-
  • geben, verzichten auf etwas; daß er um ihretwillen auf die ganze
  • Welt verzichtet hätte.
  • 568, 1 vaht prset. von vehten. — 2 «e wäre, fürwahr. — 3 gefüegen swv., ins
  • Werk setzen, vollenden. — 4 von, durch. — an, in. Die seiner Ehre
  • nachstellten, wo sie konnten, die kamen durch ihn zu großem
  • Schaden.
  • .569, 1 stifte prset. von stiften, befestigen. — fridete, brachte in Frieden,
  • machte friedlich, sicher. — 2 tet, vollbrachte solche Thaten. — 3 verre
  • in fremediu rtche , weit in fremde Reiche hinaus. — 4 sinen namen,
  • seine Königswürde.
  • 570, 1 ze hohem prUe , in hohem Ruhme. — 3 dri stunt, dreimal. — sa'hc,
  • besuchte.
  • 571, 2 dein gesinde, den Leuten am Hofe, namentlich den Frauen. — steine,
  • Edelsteine. — 3 daz, Relativum. — 4 fuort' er, brachte er.
  • 572, 1 gemeine adj., allgemein. — 2 da von, Nachsatz. —
  • WIE WATE MORUNC UNDE HÖRANT ZE LANDE FUOREN. 117
  • vor anderen degenen also micliel ere;
  • des volzoch fron Hilde, ein richiu küniginue unde here.
  • 573 Hilde Hagenen toliter zwei kindelin gewau
  • bi Hetelen dem kimige. do daz was getan,
  • diu hiez man schone ziehen, daz niht an' erben wseren
  • länt ünde bürge, man sagete harte wite disiu msere.
  • 574 Daz eine wart ein recke und hiez Ortwin.
  • den enphälch er Waten dem alden. er zoch daz kindelin,
  • daz er an hohe tugende sine sinne wände,
  • man lerte in die von jugende. er wart ein maerer helt
  • ze sinen banden.
  • 575 Diu vil schoene tohter bi namen wart genant
  • Kutrijin diu schoene. von Hegelinge lant
  • sant' er s' ze Tenemarke durch zuht ir nsehsten mägen.
  • dar an sie dienden Hetelen, des enliezen sie sich niht
  • betragen.
  • 576 Nu wuohs diu maget junge. schoene wart ir lip,
  • daz sie loben muose man ünde wip,
  • wände man sie verre von ir lande erkande.
  • siu was geheizen Kütrün unde wart erzogen in Tene-
  • lande.
  • 577 Siu wuohs ouch in der mäze, daz siu wol trüege swert,
  • ob siu ein ritter wsere. da von wart gegert
  • nach ir edelen minnen von fürsten harte riehen,
  • genuoge die ez würben, den ergieng ez vil Schede-
  • __________ liehen.
  • 572, 3 vor, Vorzug bezeichnend. — 4 colziehen stv. mit gen., etwas voll-
  • enden. — des ist entweder auf dienest oder den ganzen Satz zu be-
  • ziehen.
  • 573, 2 do daz was yetän, als dieselben geboren waren. — 3 daz, abhängig
  • von sagete mcere, verkündete. — 4 wtte, weithin.
  • 574, 2 enphälch er, vertraute er an. — 3 sine sinne wände an, seine G-edan"
  • ken wendete, richtete auf. — 4 die, nämlich tugende. — von jugende>
  • von Jugend auf.
  • •'•75, 3 er s'=er si. — durch zuht, um der Erziehung willen. — 4 dar an,
  • Relativura, worin sie Heteln dienen konnten.
  • 576, 2 man unde wip, beides kann trotz des Singulars muose Plural sein. —
  • 3 wände, weil. — sie erkande, ihren Ruhm, den Ruhm ihrer Schön-
  • heit kannte.
  • 577, 1. 2 daß sie wohl zum Ritter geschlagen worden wäre, wenn sie ein
  • Mann gewesen; sie erreichte das Alter, in dem ein Knappe Ritter
  • ward. — 3 minnen ist pl. — i ez wurben, es ausrichteten.
  • 118 IX. AVENTIURE,
  • 578 Swie sclioene waere Hilde, daz Hetelen wip,
  • noch wart michel schoener der Kütrünen lip,
  • oder dänne ir ane Hilde da her von Irriche.
  • für ander schoene frouwen lobt' man Kütrünen tege-
  • liche.
  • 579 Er versägete si einem künige, der saz in Alzabe.
  • do er im verzihen horte, daz tet im vil we.
  • der düht' sich also riche, daz deheiner wsere
  • der mit siner tugende ie gebarte also lobebsere,
  • 580 Sin name der hiez Sifrit, er saz in Morlant.
  • mit siten eilenthaften verre er was bekant.
  • er was ein künic gewaldic siben künige here.
  • er muote Hilden tohter, durch daz man saget' von ir
  • so michel ere.
  • 581 Mit den sinen gnozen üz Ikärja,
  • manigen pris grozen si erwürben dicke da,
  • die sinen hergesellen, da sie die frouwen sähen,
  • vor der Hetelen bürge sie täten dicke ritterschaft vil
  • nähen.
  • 582 Do Hilde und ir tohter giengen in den sal,
  • vor Wigäleises hüse sie horten dicke schal,
  • da die von Morlande mit ritterlicher krefte
  • wol riten in ze sehenne. des erhuUen dicke Schilde
  • und schefte.
  • 583 Ez künde ein ritter edele gevarn nimmer baz.
  • siu truog im holden willen (dicke tet sin daz),
  • 578, 2 michel adv., viel. — 3 ane swf., Ahne, Großmutter.
  • 579, 2 verzihen stv., verweigern, abschlagen. — 3 dühte sich, kam sich vor,
  • erschien sich.
  • 580, 2 mit siten ellenthaften, durch sein tapferes Benehmen, seinen kühnen
  • Charakter. — ellenthaft adj., von eilen abgeleitet, kräftig, stark. —
  • 3 gewaldic konstruiert wie das Verbum ivalden, mit gen., gebietend
  • über; vgl. 21, 3. — 4 muote, begehrte. — durch daz, weil.
  • 581, 1 Mit den sinen gnozen, er und seine Genossen. — 3 hergeselle swm.,
  • Kampfgenosse. — da, dort wo die Frauen (subj.) sie (obj.) sähe». —
  • 4 täten ritterschaft, zeigten ihre ritterliche Kunst, sei es im Turniere
  • oder im ernsten Kampfe.
  • 582, 1 in den sal, aus der Kemenate. — 2 Wigäleis, einer von Hetels Man-
  • nen, der also in der Nähe wohnte. — 4 in ze sehenne, so daß sie es
  • sehen konnten. — erhullen prset. pl. von erhellen, ertönen, erklingen.
  • 583, 1 gevarn stv., handeln, sich benehmen. —
  • WIE WATE MÖBUNC UNDE HÖRANT ZE LANDE FUOBEK. 119
  • swie salwer varwe er wsere ze sehenne an sinem Übe,
  • er phlsege ir minne gerne: do gab im sie niemen
  • ze wibe.
  • 584 Daz klagete er äne mäze und was im vil zorn,
  • daz riten manige sträze, solt' er daz hän verlorn,
  • dar umbe drote er Hetelen ze brennen al sin riebe,
  • die von Morlande gebabeten drumbe [sich vil trü-
  • ricliche.
  • 585 Hetelen hochgemüete versagete im sin kint.
  • friuntlicher dienste schieden sie sich sint.
  • er sprach, ob ez im immer koeme an die stunde,
  • daz gelieze er nimmer, daz man in uf Hetelen scha-
  • den funde.
  • 586 Von Hegelinge lande kerten sie do dan.
  • da von ein ritter edele schaden vil gewan
  • Sit in langer wile nach den selben stunden:
  • sie täten Herwige swaz sie gefüegen sines schaden
  • künden.
  • 533, 3 sal adj., gen. salwes, schmuzig, dunkel. — varwe stf., Farbe. —
  • sehenne flektierter Infinitiv (dat.), von ze abhängig. — 4 phlaege ir
  • minne, hätte sie geliebt, mit sinnlicher Nebenbedeutung. — do be-
  • zeichnet wie oft einen G-egensatz,
  • 584, 1 mir ist zorn, erregt meinen Unwillen, Zorn. — 2 manige sträze ist
  • acc. , von riten abhängig. — 3 drote prset. von drouioen, drohen. —
  • brennen swv., durch Brand verwüsten, vernichten. — 4 truricliche
  • adv., nicht wegen der Drohung, sondern weil ihr Herr nicht zu sei-
  • nem Ziele gelangte.
  • 585, 1 hochgemüete stn., stolzer, hochstrebender Sinn. — 2 sich scheiden
  • eines Dinges, sich voneinander lossagen in Bezug auf etwas. Sie er-
  • wiesen sich von nun an keine freundlichen Dienste mehr. — 3 er,
  • Siegfried. — immer, je. — an die stunde, dahin. — 4 gelieze, unter-
  • ließe. — uf, auf Hetelens Schaden sinnend, trachtend.
  • 586, 2 ein ritter, Herwig. — 3 lange Zeit nachher, nach eben dieser Zeit.
  • 120 X. ÄVENTIURE,
  • X. ÄVENTIURE,
  • WIE HAKTMUOT UMBE KUTKUNEN WAKP.
  • Auf Rat seiner Mutter Gerlind beschließt Hartmut von Ormanie, um
  • Kudrun zu werben. Boten mit Briefen werden abgesendet, erhalten aber
  • abschlägige Antwort, weil Hartmut als der Sohn Ludwigs, der einst von
  • Hildens Vater Hagen belehnt worden, nicht als ebenbürtig betrachtet
  • wird. Mit diesem Bescheide kehren die Boten zurück.
  • 587 Do gefriesch mau diu msere iu Ormauie laut,
  • daz uiemeu schoeuer wsere danne was erkant
  • Hetelen tohter, Kütrüu diu here.
  • ein künic der hiez Hartmuot; nach ir wände er sine
  • minne sere.
  • 588 Daz riet im sin muoter, diu liiez Gerliut.
  • do völget' ir lere der junge voget sint.
  • sin vater der hiez Ludewic von Normandie lande,
  • do si's ze rate wurden, nach dem alden künige man
  • do sande.
  • 589 Ludewic der aide ze Hartmuote reit.
  • des er willen hete, des wart in niht verdeit.
  • do er hört' diu msere von dem jungen Hartmuote,
  • diu wären sorgebsere, iedoch priste im sie der degen
  • guote.
  • 590 «Wer saget iu daz«, sprach Ludewic, «daz siu so
  • schoene si?
  • waer' si aller lande frouwe, si ist uns so nähen bi
  • mit hüse niht gesezzen, daz wir sie möhten werben,
  • boten under wilen möhten durch ir liebe vil verderben.»
  • ."»87, 2 danne was erkannt, als dafür bekannt war.
  • .')88, 4 si, Hartmuot und Gerlind. — es ze rate wurden, sich darüber be-
  • raten hatten, darin übereingekommen waren.
  • 589, 2 er, Hartmut, in, Ludwig. — verdeit = verdaget; verdagen ewv. mit
  • doppeltem Accusativ, jemand etwas verschweigen. — 4 sorgebeere adj.^
  • Borgebringend. — priste, lobte, sie bezieht sich auf ina;re.
  • .590, 3 mit huse sitzen, gesezzen sin, wohnen. — werben stv. mit acc, um sie
  • werben. — 4 under wtlen, von Zeit zu Zeit. — verderben, verloren
  • gehen, zu Grunde gehen auf der weiten unsichern Meerfahrt.
  • WIE HARTMUOT TJMBE KUTRUNEN WARF. 121
  • 591 »'Ez sol niht sin ze verre», sprach dö Hartmuot,
  • «swä eines landes herre lip linde guot
  • wirbet im ze staete, daz wert unz an daz ende,
  • nu volget miner rsete; ich wil daz man boten ziio ir
  • sende.»
  • 592 Do sprach diu aide Gerlint von Ormanie lant:
  • unu heizet brieve schriben. schäz und gewant
  • gib' ich den boten gerne, die solhiu msere bringen,
  • man sol die sträze lernen nach Küdrimen der küni-
  • ginne.»
  • 593 Dö sprach aber Ludewic: «ist iu daz erkant,
  • wie ir muoter Hilde kom üz Irlant,
  • oder wäz den guoten recken an ir reise geschaehe?
  • daz volc ist übermüete. Küdriinen mägen wsene si wir
  • smsehe.»
  • 594 Do sprach aber Hartmuot: «ob ich ein michel her
  • nach ir füeren solde erde unde mer,
  • daz taete ich willicliche. ich bin in dem sinne,
  • ich erwinde nimmer, unz ich die Hilden töhter ge-
  • winne.»
  • 595 "Ich hüte ez gerne füegen», sprach Ludewic der degen.
  • «lät iuch des genüegen, daz ich iu zuo den wegen
  • mit minem silber sende zwelf söumsere,
  • ob sich iht nach eren deste senfter künde ditze msere.»
  • 596 Hartmuot dö weite, die er wolde dan
  • nach der frouwen senden, sehzic siner man.
  • 591, 1 niht, nichts; es soll keine zu große Entfernung geben. — 3 ;e stoete
  • stf., zu stetem Besitz, Eigentum. — wert, dauert. — 4 volgen, mit
  • gen. der Sache, in Bezug auf etwas folgen; der Dativ mir ist zu er-
  • gänzen.
  • 592, 4 lernen swv., kennen lernen. — nach mit strdze zu verbinden.
  • 593, 3 den guoten recken, Hagen und die Seinen sind gemeint. — 4 smoEhe
  • adj., verächtlich, geringe. — st wir=sin wir, sind wir.
  • 594, 2 erde unde mer, zu Lande und zu Meere, über Land und Meer. —
  • 3 in dem sinne, in der Absicht; ich habe die Absicht, bin so gesinnt.
  • 595, 2 mich genüeget eines Dinges, ich habe genug an etwas, — zuo den
  • wegen, zu der Reise. — 3 mit, beladen mit. — 4 sich künden, sich be-
  • kannt machen, bekannt werden: ob vielleicht etwa diese Sache in
  • ehrebringender Weise dann um so leichter zum Ziele geführt wird.
  • 122 X. AVENTIURE,
  • die wurden wol bereitet mit wsete und mit spise
  • unde wol beleitet. Ludewic der aide der was wise.
  • 597 Do sie bereitet wären des sie solden hän,
  • mit versigelten brieven sach man zuo in gän
  • den snellen Hartmuoten und froun Gerlinde.
  • sie frumten von dem lande schiere do daz stolze In-
  • gesinde.
  • 598 Sie riten swaz sie mohten, die näht zuo den tagen,
  • unze daz sie funden da sie solden sagen
  • daz in enboten wsere von Ormanie lande.
  • die wile Hartmuote was mit gedanken liebe und ouch
  • ande.
  • 599 Wol hundert tageweide, wazzer unde lant,
  • was ir arebeite, e in wurde erkant,
  • weihen ende Isege daz lant ze Hegelingen.
  • diu ros wurden trsege e sie die brieve mohten vol-
  • bringen.
  • 600 Doch komen si's ze ende, daz sie abe dem se
  • ze Tenemarke fuoren. in was dicke we,
  • e sie die erkunden und den künic gesähen.
  • do gerten sie geleites; do hiez man in die wsegisten nähen.
  • 601 Man sagete ez Horande; der was wol gezogen.
  • sie frieschen ouch daz msere (daz was niht gelogen),
  • daz man gesaget hete von Hetelen und von Hilden,
  • man sach ir landes Hute dicke varn mit helme und
  • mit Schilde.
  • 596, 4 beleitet, mit Geleit versehen, begleitet.
  • 597, 1 bereitet des, damit ausgerüstet , versehen , was. — 4 frumten prset.
  • von frümen, befördern.
  • 598, 2 funden, die Stätte, das Ziel fanden. — 3 in, denen, an die sie die
  • Botschaft bestellten. — 4 die wile, in der Zwischenzeit. — liebe und
  • ande; er hatte freudige und traurige Gedanken, bei der Unsicherheit
  • des Erfolges. — ouch bezeichnet einen Gegensatz.
  • 599, 1 tageweide stf., Tagereise. — 2 ir arebeite ist gen., war ihrer Arbelt.
  • — Z'toelhen ende acc, nach welcher Kichtung; vgl. 37, 3. — 4 t»oi-
  • bringen, an das Ziel bringen.
  • 600, 1 si's ze ende, sie damit zu Ende; es hängt von ende ab. — 2 was we,
  • sie hatten Beschwerden zu erdulden. — 3 die, uämlich Tenemarke;
  • marke ist fem. — erkunden praet. von erkunnen, erforschen. — 4 wa'-
  • ffisten superl. von wa'ge, angemessen, tauglich.
  • 601, 2 sie erprobten durch Augenschein, daß das, was man von Heteln
  • und Hilden gesagt hatte, wahr war. — 4 ir landes Hufe, die Bewohner
  • ihres (Hetels und Hildens) Landes.
  • WIE HARTMUOT ÜMBE KUTRUNEN WARP. 123
  • 602 Sin geleite wisen hiez dö Horant
  • die eilenden geste da her von Tenelant,
  • unze daz sie brsehten die Hartmuotes mäge
  • da sie ze hove koemen. sie liezen sich der arebeit niht
  • betragen.
  • 603 Do man ze Hegelingen die boten komen sach,
  • sie fuoren in der mäze, daz ieclicher sprach,
  • daz sie wseren riche, swie sie dar komen waeren.
  • man begiinde ez dem künige ze hove bringen mit vil
  • ganzen maeren.
  • 604 Geherberget wurden die von Normendi.
  • man hiez in vliziclichen mit dienste wesen bi.
  • er enweste waz sie würben in dem sinem lande,
  • an dem zwelften morgen der künic nach Hartmuotes
  • boten sande.
  • 605 Ein gräve was dar under, wie schoener zühte erphlac!
  • ir wät, die sie truogen, vil hohe man die wac,
  • sie riten ros diu besten, diu man hete funden.
  • sie kömen zuo dem künige ze hove so sie aller beste
  • kimden.
  • 606 Der wirt sie gruozte schone und ouch sine man.
  • Sit wart in ze lone, dö er sich versan
  • daz sie nach minne füeren, do het man sie vil smaehe.
  • ich waen' der künic Hetele Hartmüote guotes willen
  • niht verjaehe.
  • 607 Als einer, der daz künde, die brieve gelas,
  • der künic in übele gunde, daz ir geleite was
  • 602, 1 Sin geleite hängt von hiez, geste von wtsen ab. — 2 da her von Tene-
  • lant mit Horant zu verbinden.
  • 603, 2 fuoren, zogen einher. — 3 swie, wie auch, in welcher Absicht auch.
  • — 4 ganz, vollständig; man brachte dem Könige den vollständigen
  • Bericht davon an den Hof.
  • 604, 2 wesen bt, beiwohnen. — 3 würben, ausrichten sollten. — 4 es war
  • Sitte, daß man Boten und jeden Ankommenden nicht gleich nach
  • dem Zwecke des Kommens fragte.
  • 605, 4 aller beste adv., aufs Beste geschmückt.
  • 606, 1 sine man nom. pl. — 2 sich versan, bemerkte. — 3 het man sie vil
  • srncehe, behandelte man sie sehr verächtlich; das wurde nachher ihr
  • Lohn. — 4 verja'he, zugestehen; die Sache steht im Genetiv.
  • 607, 1 der daz künde, der das Lesen verstand; denn das war in der ritter-
  • lichen Gesellschaft nicht jedermanns Sache. — 2 übele gunde, miß-
  • gönnte. — . ^ ; .4
  • 124 X. ÄVENTIURB,
  • Horant der biderbe, ein sneller degeu riebe,
  • sie müesten anders widere scheiden von dem künige
  • schedeliche.
  • 608 Do sprach der künic Hetele: (cez was iu niht ze giiot^,
  • daz iuch her hat gesendet der künic Hartmuot.
  • des müezet ir engelden, guote boten here.
  • der gedinge Hartmuotes müet mich imd froun Hilden
  • vil sere.')
  • 609 Do sprach ir einer drunder: «ja heizet er iu sagen,
  • liebet er der meide und wil siu bi im tragen
  • vor den sinen friunden kröne in Ormanie,
  • daz mac vil wol verdienen Hartmuot der helt vor schän-
  • den gar der frie.»
  • 610 Do sprach diu frouwe Hilde: <(wie laege siu im bi?
  • ez lech min vater Hagene hundert unde dri
  • sinem vater bürge da ze Karadine.
  • diu leben nsemen übele von Ludewiges haut die mäge
  • mine.
  • 611 Er gesäz in Frideschotten ; dö gediende er daz,
  • daz im des küniges Otten bruoder wart gehaz,
  • der ouch diu leben bete von Hagenen minem herren.
  • der fremedet' sich im sere; des muoste im von dem
  • künige harte werren.
  • 612 Nu saget Hartmuote: siu wirdet niht sin wip;
  • daz der helt guote immer sinen lip
  • 607, 4 anders, sonst; wenn Horant nicht ihr Geleit gewesen wäre. —
  • schedeliche adv., mit Schaden.
  • 608, 1 niht ze guot , ironisch statt: sehr schlimm, verderbenbringend. —
  • 4 gedinge swm., die Zuversicht, hier in tadelndem Nebensinne.
  • 609, 2 liebet er, ist er angenehm. — 3 vor, in Gegenwart, an der Spitze
  • von. — 4 verdienen, durch Dienste vergelten. — vor schänden gar der
  • frte, der sich gänzlich frei vor Schande erhält.
  • 610, 2 lech prset. von lihen, als Lehen erteilen, belehnen. — hundert unde
  • dr% mit bürge zu verbinden. — 4 es wäre nicht passend, wenn meine
  • Familie aus Ludwigs Hand die Lehen empfienge , die er von meinem
  • Vater erhielt.
  • 611, 1 Er, Ludwig. — gediende, zog sich zu, verschuldete. — 2 Otten: da
  • sich Sagen und Lieder von König Otto und seinem Bruder Heinrich
  • von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzten (Uhland , Schriften 7^
  • .'J69 — 581), so könnte eine Erinnerung daran hier durchschimmern. —
  • gehaz adj., feindlich gesinnt. — 4 der, Ottos Bruder. — fremeden,
  • sich, sich jemand entfremden, jemandes Feind werden. — werren stv.,.
  • Hindernis, Schade entstehen.
  • 612, 2 daz von taget abhängig. — immer— nimmer. —
  • WIE HARTMUOT UMBE KüTRUNEN WARF. 125
  • dar üf dürfe prisen, daz in mia tohter minne.
  • ir sult in anders wisen, wa er sinem lande werbe ein
  • kimiginne.»
  • €13 Den boten den was leide, diu swaere in niht gezam,
  • daz sie so manige mile in sorgen und in schäm
  • muosten wider riten ze Ormanie verre.
  • ir arebeit harte erkomen Ludewic und Härtmüot der
  • herre.
  • 614 Do sprach der junge Hartmuot: «muget ir mir verjehen,
  • ob ir daz Hagenen künne inder habt ersehen?
  • ist Kütrün so schoene so man mir sagt ze maere?
  • daz Hetelen got gehcene, daz er mir ie so arges wil-
  • ^r*^-w Yen wsere!»
  • 615 Do sprach der gräve riche: «ich kan iu wol gesagen,
  • swer gesiht die minnicliche, dem muoz siu wol behagen,
  • durch daz si ir tugende prisent vor meiden und vor
  • wiben.»
  • dö sprach der herre Hartmuot : «so wil ich äne sie
  • niht beliben.»
  • 616 Do klagete weinunde diu frouwe Gerlint;
  • siu sprach sä ze stunde: «owe, vil liebez kint,
  • daz wir unser boten hinnen nach ir ie gesanden!
  • wie gerne ich daz gelebete, daz ich sie noch saehe in
  • disen landen!»
  • 612, 3 prUen swv., schmücken. — dar vf, zu dem Zwecke, in Erwartung
  • dessen. — 4 anders, anderswohin.
  • 613, \ swaere stf., Beschwerde, Mühsal. — gezam, gefiel. — ^erkomen
  • praet. pl. von erkomen stv. , erschrecken ; arebeit ist gen. : über ihre
  • Mühsal.
  • (;14, 2 künne stn., Sprößling, Kind; hier Enkelin. — inder, irgendwo. —
  • 3 sagt ze mane, berichtet. — 4 daz, o daß doch. — gehcene swv., de-
  • mütige. — arc adj. , böse. — tcaere, sein konnte.
  • 615, 3 prisen swv., verherrlichen. — vor, melir als andere. — 4 $6; ergänze:
  • wenn sich das so verhält.
  • 616, 1 weinunde altertümliche Form statt iceinende. — 3 Gerlind beklagt
  • nicht, daß man überhaupt die Jungfrau zu erringen gesucht, sondern
  • daß man es so angefangen. — 4 geleben swv., erleben.
  • 126 XI. AVENTIURE.
  • XL AVENTIURE,
  • WIE HERWIG UNDE HARTMUOT UMBE KUTRUNEN DAR KÖMEN.
  • Auch Herwig von Seeland wirbt um Kudrun, wird aber ebenfalls
  • abgewiesen. Nach Verlauf einiger Jahre kommt Hartmut ungekannt an
  • Hetela Hof und gibt sich Kudrun zu erkennen, die, ihm wohlwollend
  • gesinnt, ihm entbietet, er möge, wenn ihm sein Leben lieb sei, den Hof
  • verlassen. Er kehrt nach Ormanie zurück, entschlossen, die Jungfrau mit
  • Gewalt zu erwerben.
  • 617 Die boteschaft beliben sie liezen manic jär.
  • sich huoben ander msere (diu rede ist älwar),
  • von einem künige jungen: Herwic was er genennet,
  • den sach man dicke in prise; da von man noch den
  • recken wol erkennet.
  • 618 Der begunde werben, ob in diu schoene meit
  • ze friwende nemen wolde. mit grözer arebeit
  • versuochte er ez dicke und mit sinem guote.
  • ob ez diu maget nu tsete, es was dem künic Hetelen
  • niht ze muote.
  • 619 Swie der helt gebarte, swaz boten drumbe reit,
  • daz man der da värte, daz was im grimme leit.
  • des was sin stolzez herze gebunden mit swaere.
  • er tet dem wol geliche, daz er bi Kütrünen gerne wsere.
  • 620 Ez hete sich gefüeget, swie ez was geschehen,
  • daz da zen Hegelingen müosten gesehen
  • ritter unde megede und euch schoene frouwen
  • den stolzen Hartmuoten. des enmohte Hetele niht ge-
  • trouwen.
  • 617, 2 vielleicht eher sich hebent, jetzt fängt an. — alwdr adj., gänzlich,
  • vollkommen wahr. — 4 in prise, Ruhm erwerbend.
  • 618, 2 friwende =friunde; friunt stm., Geliebter. — 3 mit guote, mit Ge-
  • schenken. — 4 wenn es die Jungfrau nun auch wirklich gethan hätte,
  • der König Hetel dachte nicht daran.
  • 619 1 boten gen. pl., von swaz abhängig. — 2 der värte, denen nach dem
  • ' Leben trachtete. — 4 tet dem geltche, daz er, er benahm sich wie
  • einer, der, wie derjenige, der.
  • 620, 1 swie ez was geschehen; der Dichter läßt die Art und Weise, wie
  • Hartmut hinkam, unerzählt; er fand entweder in seiner Quelle nichts
  • Näheres darüber oder wollte abkürzen.
  • WIE HEKWic U. HARTMTJOT ÜMBE KUTRUNEN DAR KOMEN. 127
  • 621 Nu was der notveste komen in daz lant.
  • die vil werden geste beliben unerkant.
  • Hartmüote und sinen mägen den beiden dient' man
  • schone,
  • er hete des gedingen daz diu maget noch trüege mit
  • im kröne.
  • 622 In sähen frouwen edele da er was gegän
  • in sinen hohen zühten für froun Hilden stän.
  • man sach in der gebsere Hartmüoten den riehen,
  • daz er edeler minne an hohe frouwen gerte billichen.
  • 623 Sin lip was wol gewahsen, schoene unde halt,
  • milde unde küene. ich'n weiz wes er engalt,
  • daz in versprochen bete diu schoene tohter here
  • Hetelen und froun Hilden: daz muote Hartmüoten
  • harte sere.
  • 624 Der sin herze gerte, die het er nu gesehen,
  • tougenre ougen blicke was da vil geschehen,
  • er enböt ir heimliche, daz siu daz erkande,
  • daz er hieze Hartmuot unde waer' von Ormanie lande.
  • 625 Do künde siu dem degene, daz ez ir wsere leit
  • (siu gunde im wol ze lebene, diu herliche meit),
  • daz er gäben solde von dem bove dannen,
  • obe er leben wolde vor Hetelen und vor allen sinen
  • mannen.
  • 626 Siu sach in also schoenen,- daz ir'z ir herze riet,
  • swie sin böte gehcenet üz dem lande schiet.
  • 621, 1 noteeste adj., fest in der Noth des Kampfes, kampfesmutig. —
  • 3 dient' man, die Bewohner des Landes, die in ihnen keine Feinde
  • ahnten.
  • 622, 2 in sinen hohen zühten, mit seiner edeln Bildung, seinem feinen Be-
  • nehmen. — 3 in der gebcere, sich so benehmend. — 4 billichen adv.,
  • mit Becht.
  • 623, 1 Stn lip, wie häufig, Umschreibung von er. — 2 wes er engalt, für
  • welche Sache, wofür er den Schaden zu leiden hatte. — 3 versprechen
  • stv., einen, sprechend ablehnen, abweisen, verreden. — 4 Hetelen und
  • Hilden, abhängig von tohter.
  • 624, 2 tougenre gen. pl. von tougen, heimlich. — 3 erkande, wissen sollte.
  • 625, 2 sie wollte nicht seinen Tod; daher die heimliche Botschaft.
  • 626, 1 ir'z, ihr riet, so zu handeln; ihn durch einen Boten warnen zu
  • lassen. — 2 gehcenet, mit Hohn bedeckt. —
  • 128 XI. AVBNTIURE, WIE HERWIG U, HARTMUOT U. K. DAR KOMEN.
  • siu was im doch geneedic der er in herzen gerte,
  • swie siu Hartmuoteu sins willen vil lützel iht gewerte.
  • 627 Also schiet von dannen der wol gezogene gast,
  • daz er über rücke truoc den grozen last,
  • wie er sich gerseche an Hetelen der leide,
  • und daz er doch dar ander niht vlür die hulde der
  • vil schoenen meide.
  • 628 Sus rümte Hegelinge der degen Hartmuot.
  • ja was sin gedinge übel unde guot,
  • wie er verenden künde daz werben nach der frouwen.
  • ja wart nach der stunde vil helme durch ir willen
  • verhouwen.
  • 629 Do er kom ze lande da er hete verlän
  • vater unde muoter, rihten sich began
  • ze starkem urliuge Hartmuot der vil grimme.
  • daz riet im z'allen ziten Gerlint diu aide välentinue.
  • 626, 4 vil lützel iht, gar wenig etwas, durchaus nicht.
  • 627, 2 über rücke truoc, auf dem Rücken trug. — last im Mhd. stm., Last,
  • Sorge. — 3 der leide gen. pl. , für das Leid. — 4 dar under, dabei.
  • — vlür=verlür, verlöre.
  • 623, 1 Hegelinge, eigentlich statt Hegelinge lant, das Volk statt des Landes.
  • — 2 er hatte schlechte und gute Hoffnung; er schwankte zwischen
  • Zweifel und Hoffen des Gelingens. — 3 ivie, auf welche VS^eise.
  • 629, 1 ze lande, heim, nach Hause. — 4 välenfinne stf., Teufeliu, zur Be-
  • zeichnung eines bösen Weibes.
  • XII. AVENTIUBE, WIE HERWIG HEHVEETE l&F HETELEN. 129
  • Xn. ÄVENTIURE,
  • WIE HERWIG HERVERTE ÜF HETELEN UND IM KUTRUN
  • GEGEBEN WART.
  • luzwischen fällt Herwig mit dreitausend Mann in Hetela Land ein.
  • Ein heftiger Kampf erhebt sich, bis Kiidrun, die ihm zusieht, sie zu einem
  • Wafifenstillstande veranlaßt. Herwig wirbt um Kudruns Liebe, und als
  • er deren gewiss, hält er bei den Eltern an. Die Verlobung wird gefeiert;
  • aber die Jungfrau soll noch ein Jahr zu Hause bleiben.
  • €30 Nu läzen wir beliben wie ez im erge.
  • dem küenen Herwige was wol also we
  • alse Hartmuote nach Kütrün der riehen,
  • mit allen sinen mägen versuochte er'z an die maget
  • vliziclichen.
  • 631 Er was ir nächgebüre und hete bi ir lant.
  • het er tüsent stunde eins tages dar gesant,
  • er vunde da niht anders wan hochvart und versmahen.
  • swie sere sie iin.'z wereten, sit gelag er Kütrünen nähen.
  • 632 Hetele bat in läzen, er würbe iht um sin kint.
  • do enbot er dem künige zorniclichen sint,
  • er wolde niht erwinden, er'n ssehe in da mit Schilden,
  • daz ez im schade wsere und ouch der küniginne froun
  • Hilden.
  • 633 Ich'n weiz wer im daz riete: driu tüsent küener man,
  • die er ze friunde biete, Herwic duo gewan.
  • da mite spilte er leide da zen Hegelingen
  • der die er in sin dienest mit aller hande liebe wolde
  • bringen.
  • 630, 1 läzen wir beliben, wir wollen bei Seite lassen, zu erzählen. — 2 also
  • — alsf, ebenso — wie. — tce, er hatte Sehnsucht. — i ez versuochen,
  • an einen. Versuche bei jemand machen, um etwas von ihm zu er-
  • reichen: er warb um sie.
  • 631, 1 6i //•, in ihrer Nähe. — 2 stunde, mal. — eins tages, an einem und
  • demselben Tage. — 3 versmähen swv., verschmähen, im trans. Sinne.
  • — 4 wem, einem etwas, wie nhd. wehreu.
  • 632, 1 läzen, unterlassen, aufhören. — er würbe iht, daß er nicht femer
  • würbe, zu werben. — 3 er'n, daß er (Herwig) ihn (Hetelen) saehe,
  • besuchte, heimsuchte, mit Schilden, mit Krieg.
  • 633, 3 spilte leide, spielte ein unangenehmes Spiel, der, derjenigen, die
  • (Kudrun) u. s. w. — 4 die er sich mit jeglicher Art von Freundlich-
  • keit hatte unterthan machen wollen. — leide und liebe stehen in ab-
  • sichtlichem Gegensatze.
  • KÜDBUK. 9
  • 130 XII. AVENTIURE,
  • 634 Do wolden's niht getrouwen die von Sturmlaut.
  • den von Tenemarke was ez ouch unerkant.
  • Sit gefriesch ez Irolt da her von Ortriche,
  • daz Herwic der küene Hetelen suochte vil gewaldicliche.
  • 635 Do ez nu Hetele weste, daz er mit siner schar
  • zogete äne vorhte under wegen dar,
  • er sagte ez sinen mannen und ouch der küniginne.
  • er sprach: «waz redet ir danne? ich hoere uns geste
  • ze hüse bringen.»
  • 636 «Waz sol ich dar zuo sprechen niwan allez guot?
  • ez'n dunket mich unbillich, obe ein ritter tuot
  • mit liebe und ouch mit leide daz man üf ere prise.
  • wie möhte im misselingen ? Herwic ist biderbe unde
  • wise.
  • 637 Ja sul wir daz behüeten», sprach daz edele wip,
  • «daz er iht beswsere den beiden hie ir lip.
  • ich hän des jehen beeren, daz er an iuwer schranken
  • kum also mit beiden, daz im's iuwer tohter müeze
  • danken.»
  • 638 Ein teil sich dö ze lange der künic und sine man
  • versümten, des dö Herwic des hazzes hie began.
  • in einer morgenküele er und sine geste
  • für Hetelen burc bekomen. er tet in strite sit daz
  • aller beste.
  • 639 Dö noch die recken sliefen in Hetelen sal,
  • dö ruofte ein wähtaere für die burc ze tal:
  • 634, 2 unerkant adj., uubekaunt. — 4 suochte, heimsuchte. — gewaldiclk/ia
  • adv., mit Heeresmacht.
  • 635, 2 zogen swv., einherziehen. — vorftte stf., Furcht. — 4 //• wendet sich
  • zunächst an die Königin: was sagt ihr dazu? — geste, eine gewöhn-
  • liche ironische Bezeichnung für die Feinde (vgl. lat. hostis). Auch
  • in ze hüse bringen ist das Bild fortgesetzt.
  • 636, 3 mit liebe und ouch mit leide, in dem was er Freundliches und Feind-
  • liches thut. — daz man üf ere prUe , dasjenige, was man in Bezug,
  • im Hinblick auf die Ehre preisen kann.
  • 037, 2 iht, nicht etwa. — desi^ore, Beschwerde, Sorge bereite. — 3 schranke
  • ßwf., Schutzwehr unmittelbar vor der Burg.
  • 638, 2 des, infolge dessen. — des hazzes, die Feindseligkeiten. — 4 bekomen,
  • kamen, waren gekommen. — tet daz aller beste, zeichnete sich vor
  • allen aus.
  • 639, 2 wahtaere stm., Wächter. — für die burc ze tal. hinab vor die Burg. —
  • WIE HEB wie HEBVEBTE UF HETELEN. 131
  • «wol üf in der selde ! wir haben fremede geste ,
  • und wäfent iuch, ir helde. ich sihe manigen liehten
  • heim glesten.»
  • 640 Sie Sprüngen von den betten und lägen dö niht mh\
  • swer da inne wsere, armer oder her,
  • der muoste haben sorge der ere und ouch des libes.
  • also gerte Herwic in dem herten stürme sines wibes.
  • 641 Hetele und frou Hilde in daz venster wären komen.
  • Herwic der hete ein volc an sich genomeu,
  • daz saz vor einem berge ze Gäleis in dem lande,
  • die der starke Morunc ze Wäleis an der marke wol
  • erkande.
  • 642 Hetele sach ir dringen vaste gen dem tor.
  • ja wsere er ungerne gewesen dö dar vor,
  • vater der Kütrünen, swie küene er doch wsere.
  • ja erzurnden in die geste. im hülfen sider sine bürgsere.
  • 643 Gewäfent wart dar inne ein hundert oder baz.
  • der wirt der streit selbe; mit willen tete er daz.
  • sin volc daz was küene; daz mohte in niht gewerren.
  • man vant da schaden starken, den Hetelen tete Her-
  • wic der herre.
  • 644 Dicke sluog üz helmen den fiwerheizen wint
  • Herwic der herre. daz sach des wirtes kint,
  • Kütrün diu schoene; daz het siu z'ougen weide.
  • der helt der düht' sie biderbe; daz was ir beide liebe
  • unde leide.
  • 639, 4 yle-iten swv., glänzen.
  • C41, 2 an sich, zu sich, mit sich, — 3 in dem lande ze Gäleis, in dem Lande
  • Galeis. — 4 Wäleis, die westliche Grenze von Hetels Reich, berührt
  • sich mit Herwigs Lande, das als Hetels Nachbarland geschildert
  • wird, und zwar mit dessen östlichem Teile, der Galeis heißt. Daher
  • kennt Morung die Helden von Galeis recht gut.
  • €42, 1 ir dringen vaste, ihr heftiges Drängen. — 2 dar vor, außerhalb des
  • Thores. — 4 erzurnden praet, von erzürnen, zornig machen.
  • 64:^, 1 dar inne, innerhalb, in der Stadt. — 2 mit willen, gerne. — 3 in, den
  • Gästen. — gewerren, hinderlich sein, schaden; trotz der Tapferkeit
  • von Hetels Mannen gewannen sie, und nicht Herwig, den Schaden.
  • 644, 1 fiwerheiz adj., heiß wie Feuer. — 3 het sie z'ougen weide, hatte sie für
  • Augenweide, daran hatte sie ihre Augenweide. — 4 liebe, weil sie ihm
  • gewogen war, leid^, weil es den Ihrigen zu Schaden kam ; beides sind
  • Adverbia.
  • 9*
  • 132 XII. AVENTIUBB,
  • 645 Hetele grimmes muotes selbe wäfen tnioc.
  • libes unde guotes was er biderbe gauoc.
  • der wirt der tet unrehte. er kom im slt so nähen,
  • daz sie abe der bürge den strit vil bescheidenlichea
  • sähen.
  • 646 Do sie heten gerne die porten zuo getan,
  • dö muosten sie daz lernen durch schumphentiure län.
  • si begünden mit den gesten in die porten dringen,
  • üf schoener frouwen Ionen stuont Herwige aller sin
  • gedinge.
  • 647 Hetele unde Herwic, für ir beider man
  • die guoten ritter Sprüngen. liuhten in began
  • der louc üz gespenge, daz in da hie vor banden,
  • daz werte vil unlange unz sie bede ein ander wol be-
  • kanden.
  • 648 Dö der künic Hetele so rehte küenen sach
  • den stolzen Herwigen, in dem strite er sprach:
  • «die mir ze einem friwende des recken niht engimden,
  • die enwisten wer er waere. er houwet durch daz verch
  • die tiefen wunden.»
  • 649 Küdrün diu schoene diu sach und hört' den schal,
  • gelücke daz ist sinewel dicke alsam ein bal,
  • dö ez diu frouwe anders mohte niht gescheiden,
  • ir vater und dem gaste siu wünschte des sie in ge-
  • dähten beide.
  • 645, 2 liOes unde yaotes , was den Leib, die körperliche Stärke, und die
  • Macht, den Besitz, betraf. — 3 unrehte adv. , weil er gegen den-
  • jenigen kämpfte, der in freundlicher Absicht sich ihm hatte nähern
  • wollen. — 4 besehe ide'nlkhen, deutlich.
  • 646, 1 porte awf. , Pforte. — 2 sie mußten lernen , das (Schließen der
  • Pforte) wegen der Niederlage zu unterlassen. — schumphentiure stf.
  • von altfr. desconßture, Unfall, Niederlage. — 4 Ionen; der Minnelohn
  • ist gemeint.
  • 647, 1 für, vor sie voraus. — 3 louc atm., Flamme. — yespenye stn., Spangeu-
  • werk. — hie = hienc , hieng. Das Spangenwerk der Rüstung hieug
  • ihnen vor den Händen, d. h. die Hände waren damit bedeckt. —
  • 4 vil unlanye adv., nicht sehr lauge. Sie lernten bald gegenseitig ihr©
  • Tapferkeit kennen.
  • 648, 2 in dem strite, während des Kampfes, während sie miteinander strit-
  • ten. — 4 verch. Sitz des Lebens, lieben.
  • 649, 1 schal, Kampflärm; für Kampf, wozu sach paßt. — 2 sinewel adj.,
  • ganz rund : die alte Vorstellung von der Glückskugel. — 4 des sie in
  • yedahten beide, dasjenige, was sie beide im Sinne hatten. Sie wünschte
  • ihnen Erfüllung ihrer beiderseitigen Gedanken.
  • I
  • WIE HERWIG HERVERTE UF HETELEN. 133
  • 650 Sie beguude rüefen ziio im über den sal:
  • «Hetele, vater here, nu fliuzet ze tal
  • daz bluot durch halsberge. da von sint uns die müre
  • besprungen allenthalben. Herwic ist ein übel nach-
  • gebure.
  • 651 Durch den minen willen so sult ir'z beide friden.
  • nu schaffet eine wile dem herzen und den liden
  • ruowe in dem strite, unz ich iuch beide frage,
  • wä der fürste Herwic habende si die aller beste mage.»
  • 652 Do sprach der ritter edele: «der fride ist ungetan,
  • ir'n lät mich ungewäfent, frouwe, für iuch gän.
  • so wil ich iu künden von minen besten mägen.
  • hän ich fride die zite, swes ir weit, so muget ir mich
  • wol fragen.»
  • 653 Durch der frouwen liebe gescheideu wart der strit.
  • sich schütten üz den ringen die stuimmüeden sit.
  • nach harnasches räme sie wuoschen sich mit brunuen.
  • do wären s' wol getane. man mohte in ze lebene wol
  • gunnen.
  • 654 Mit hundert siner helde gieug er da er vant
  • gezweiet in ir muote von Hegelinge laut
  • Kütrün enphieng in mit änderen frouwen.
  • der ritter edel unde guot mohte in voUiclichen niht
  • getrouwen.
  • 655 Die geste hiez dö sitzen daz waetliche kint.
  • daz Herwiges eilen geliebet' sich sint.
  • 650, 1 im, dem Vater. — über den sal, über den Saal hinüber, von dem
  • aus die Frauen zusahen. — 4 besprungen prset. von bespringen, be-
  • sprengt, benetzt.
  • 651, 2^ eine wile, eine Zeit lang. — liden pl. von lit, Gliedern. — 4 habende
  • si=habe. Sie will sich nach seiner Macht und Herrschaft erkundigen.
  • 652, 1 ungetan, unausgeführt. — 2 ir'n lät, es sei denn, daß ihr laßt. —
  • 4 die ztte, während der Zeit.
  • 653, 2 einen uz den ringen schäten, jemand das Panzerhemd abziehen. —
  • sturmmüfide adj., vom Kampfe ermüdet. — 3 räm stm., Schmuz. Der
  • eiserne Harnisch färbte das Gesicht, daher beim Ablegen desselben
  • der Ritter sich wusch. — brunnen von brunne, "Wasser.
  • 654, 2 geziueiet praet. von zweien, in zwei Theile spalten; sie schwankte
  • zwischen den Eltern und dem Geliebten. Die Stelle erinnert an Nib.
  • 1683, 2 manic sn^ller jungeUnc in gezweietem muote ir zegegene stuont, C.
  • — 3 Kutrün ist zugleich Objekt von vant und Subjekt von enphieng.
  • 655, 2 geliebet' sich, machte sich beliebt. —
  • 134 XII. AVEJJTIURE,
  • durch sine groze zühte behaget' er wol iu beiden.
  • Hilden und ir tohter riet man ez an' alle twäle scheiden.
  • 656 Herwic sprach zer frouwen: «mir ist daz geseit
  • (doch het ez iuch gerouwen von miner arebeit)
  • daz ich iu versmähe durch min lihtez künne.
  • dicke bi den armen habent riebe Hute guote wiinne.»
  • 657 Siu sprach: «wer wser' diu frouwe, der versmähte daz,
  • der ein helt so diende, daz siu dem trtiege haz?
  • geloubet mir», sprach Kütrün, «daz ez mir niht ver-
  • smähet.
  • holder danne i'u wsere ist dehein maget die ir ie ge-
  • sähet.
  • 658 Wolden mir des gunnen die nsehsten friunde mib,
  • nach iuwer selbes willen wolde ich bi iu sin.»
  • mit lieplichen blicken er sach ir under ougen.
  • siu trüege in ime herzen, daz redet' siu vor den Hüten
  • äne lougen.
  • 659 Urlöubes gerte ze werben um daz kint
  • der recke vil küene. daz erloubte sint
  • Hetele unde Hilde. die wolden hcBren beide,
  • ob ir tohter wsere liep der gewerp oder leide.
  • 660 Yil schiere wart er innen wie siu was gemuot.
  • vor der juncfrouwen stuont der helt guot,
  • sam er üz meisters bände wol entworfen waere
  • an einer wizen wende. dem geliche stuont der degen
  • mgere.
  • 655, 3 beiden, der Mutter und der Tochter. — 4 twäle stf., Zögeruug.
  • 656, 2 gehört als Zwischengedanke in den abhängigen Satz mit daz. Eure
  • Äußerung, ich sei euch zu gering, hätte euch gereut infolge meiner
  • Anstrengung (im Kampfe); ihr hättet bereut, sie gethan zu haben,
  • wenn ihr den ernsten Ausgang gesehen hättet. — 3 Wite adj., nicht
  • schwer wiegend, unbedeutend.
  • 657, 1 versmähte daz; dazu stimmt genau der folgende Satz mit das nicht;
  • daz siu schließt sich vielmehr an diu frowre an. — 4 t'u=iich iu.
  • 658, 3 under ougen, ins Gesicht. — 4 äne lougen, ohne Leugnen, offen-
  • kundig.
  • 659, 1 Urlöubes, Erlaubnis. — um verkürzt aus umbe. — 4 der gewerp stm.,
  • die Werbung.
  • 660, 3 entworfen prset. von entwerfen, malen. — 4 rcende dat. sing, von
  • 7>-ant. Die Stelle schließt sich an Nib. 286, 1 : du stuont s6 minneclkhe
  • daz Sigemundes kint, sam er entworfen woere an ein permint von guotes
  • meisters listen. Vgl. auch Kudr. 1601, 3. 4.
  • i
  • WIE HEBWic HERVEKTE ÜF HETELEN. 135
  • 661 «Geruochet ir mich minnen, vil schoenez magedin,
  • mit allen mlnen sinnen so wil ich immer sin
  • swie ir mir gebietet. min bürge und mine mäge
  • daz sol iu allez dienen, daz mich des, frouwe, hin z'iu
  • niht betrage.»
  • 662 Siu sprach: «ich gihe iu gerne, daz ich iu wese holt,
  • du hast mit dieneste hiute hie versolt,
  • daz ich den haz wil scheiden von dir und minem künne.
  • daz mac mir niemen leiden. du solt immer haben mit
  • mir wünne.»
  • 663 Hetelen hiez man bringen (des endet' sich der strit)
  • zuo der küniginne. nach im komen sit
  • die aller besten degene von Hegelinge lande,
  • die der künic hete. do verendet' sich al sin ande.
  • 664 Fragen sie begunde nach rate siner man
  • Hetele do ze stunde, obe siu z'einem man
  • wolde Herwigen, den edelen ritter guoten.
  • do sprach diu maget schoene: «ich wil mir niht bez-
  • zers friundes muoten.»
  • 665 Do vestent' man die schcenen dem recken an der stunt,
  • der sie da solde kroenen. von ir wart im kunt
  • freude und ungemüete. daz man s' im gap ze wibe,
  • des geschäch in kurzen ziten in stürme we vil guoter
  • recken libe.
  • 666 Er wände mit im füeren die juncfrouwen dan.
  • des gunde im niht ir muoter. da von er gewan
  • 661, 2 so iät nicht das «so» des Nachsatzes, sondern vertritt mit allen
  • riimen sinnen. — 4 daz (das zweite), so daß. — hin z'iu = hin ze iu,
  • euch gegenüber, in Bezug auf euch.
  • 662, 1 f/i/ie 1. pers. praes. \onjefien, gestehen. — wese con.i. prses. von toesen,
  • sein. — 2 versoln swv., verschulden, verdienen. — 3 von, zwischen. —
  • 4 leiden swv., leid machen, verleiden.
  • 663, 2 der küniginne, Kudmn. — nach im, hinter ihm her.
  • 664, 1 sie, Kudrunen. — 4 niht bezzers, keines bessern, — friundes, Gelieb-
  • ten. — mir, für mich.
  • 665, 1 vestent' praet. von vesten (=ve»tenen), befestigen, verloben. — an der
  • stunt, auf der Stelle. — 2 kroenen, zur Königin in seinem Lande
  • machen. — 3 ungemüete, Leid. — 4 des, davon, dadurch. — in kurzen
  • ziten, bald darauf.
  • 136 XIII. ÄVENTIURE.
  • von unkuüden recken michel arebeite.
  • Hilde sprach zem künige, siu wolde s' zuo der kröne
  • baz bereiten.
  • C67 Man riet Herwige, daz er sie lieze da,
  • daz er mit schoenen wiben vertribe anderswa
  • die zit und sine stunde dar nach in einem järe.
  • daz frieschen die von Alzabe. sie rieten Herwige d6
  • ze väre.
  • XIII. AVENTIURE.
  • Siegfried von Morland fällt in Herwigs Land ein. Herwig läßt es
  • Kudrun melden, die ihren Yater veranlaßt, ihm zu Hilfe zu eilen. Mit
  • Hetelß Unterstützung werden die Mohren in eine Feste an einem großen
  • Flusse gedrängt, wo sie von ihren Gegnern belagert werden.
  • 668 Do besände sich Sifrit, der künic von Morlant.
  • nach schiffen hiez er werben. swä so er diu vant,
  • diu hiez er vaste rüsten mit wäfen und mit spise,
  • ze schaden Herwige. er besände sich mit friunden
  • harte lise.
  • 6Ö9 Zweinzic starke kiele zimbern er dö hiez.
  • ez wsen' den niht geviele, die er'z wizzen liez,
  • daz er hin ze Selande wolde herverten.
  • gelobet wart diu reise, so sich verendet' der winter
  • herte.
  • 666, 3 unkunt adj., unbekannt, fremd. — 4 wolde s\ wollte sie, Kudrunen.
  • — bereiten bwv. , vorbereiten, ausrüsten. — zuo der kröne , für ihre
  • königliche Würde.
  • 667, 3 die Zeit von da ab während eines Jahres. — 4 Das erfuhren Sieg-
  • fried und die Seinen. — rieten ze väre, beratschlagten zum Zweck
  • eines Hinterhaltes, sannen auf einen Hinterhalt gegen Herwig.
  • 668, 1 sich lesenden swv. , seine Dienstmannen holen lassen, zusammen-
  • rufen. — 2 werben, nach, sich um etwas bemühen. — 4 mit bei sich
  • besenden, den durch mit bezeichneten holen lassen. — lise adv. , still,
  • heimlich.
  • 669, 1 zimbern swv., zimmern, bauen. — 3 herverten swv. , eine Heerfahrt
  • unternehmen. — 4 xerendcV prset. conj., geendet haben würde.
  • i
  • XIII. AVENTIURE. 137
  • 670 Mit ahzic tüsent helden het er sich besant.
  • von liuten wart dö Isere ze Alzabe daz lant.
  • die künige von den Moeren herverten swuoreu.
  • sie beliben sumeliche, die andern nach des küniges
  • willen fuoren.
  • C71 Hin ze Selande hiez er widersagen.
  • daz was dem fürsten ande. von schulden mohte er'z
  • klagen ,
  • wan er nie verdiende der riehen künige haz.
  • der marke und siner bürge hiez er hüeten deste baz.
  • 672 Er klaget' ez sinen friunden, swä so er die vant,
  • daz man im brennen wolde und wüesten sin lant.
  • swaz er ze gebenne hete, daz was nach dienest veile.
  • die geiTie solt enphiengen, den kom ez sumelichen gar
  • ze heile.
  • 673 Gen des meien ziten sie kömen über se,
  • die beide iiz Abakie und die von Alzabe,
  • sam sie gewaldiclichen der werlde z'ende wolden.
  • vil gelpher fuor dar under, die man sider quelte mit
  • der molden.
  • 674 In lant daz Herwiges würfen sie den brant.
  • swaz er do helfe hete an friunden besant,
  • die bat er mit im riten. sie huoben stürme grimme,
  • sie kouften'z mit dem verhe swaz man in gap, golt,
  • Silber oder gimme.
  • 675 Dem üz Selande was sin schade leit.
  • er was ein helt zen banden, ahi wie er streit.
  • Ö70, iswuoren mit m{., eidlich geloben etwas zu thun. — 4 sie — sumeliche,
  • einige von ihnen. — beliben, blieben zurück, zu Hause.
  • 671, 1 Widersaffen swv., Krieg erklären, den Frieden aufkündigen. — 2 dem
  • fürsten, Herwig.
  • C72, 3 nach dienest, nachdem ihm einer gedient hatte, konnte er es er-
  • werben.
  • 67:5, 3 der werlde z'ende wolden, an das Ende der Welt ziehen wollten. —
  • 4 vil gelpher fuor, viele Lustige fuhren. — quelte mit der molden,
  • eigentlich : mit dem Staube fesselte, in den Staub niederwarf.
  • €74, 1 lant daz Herwiges, Herwigs Land. — brant stm., Verwüstung eines
  • Landes durch Feuer. — 4 kouften'z, erkauften, verdienten es. — verch,
  • gen. verhes stn., Leben.
  • 138 XIII. AVENTIURE.
  • unze er gär tüngte daz velt mit den toten.
  • die älden ez jungte. da wart gesunder houbte vil ver-
  • schroten.
  • 676 Der strit werete lange; des lac da maniger tot.
  • Herwic der edele kern in groze not,
  • daz er üf sine marke muoste sit entrinnen.
  • daz lant rouch allenthalben, daz embot er der küniginne.
  • 677 Die boten hiez er riten in daz Hetelen lant.
  • mit manigem trahene fuoren die er dar het gesant,
  • da sie diu msere sageten und Hetelen gesähen,
  • dem vil riehen künige sie alles leides äne frume ver-
  • jähen.
  • 678 Swie er sie sach gebären, so enphieng er s' also ^ol
  • als man in fremeden landen liebe friunde sol.
  • er fragte wie sie koemen von ir herren lande,
  • Sit man im brach die bürge und im die marke in allen
  • enden brande.
  • 679 Sie sprächen do: «mit sorgen si wir gevarn dan.
  • äbent unde morgen die Herwiges man
  • die urborent sere die gäbe mit ir libe.
  • sie werbent vaste umb' ere. des hoert man bi in wei-
  • nen vil der wibe.«
  • 680 Do sprach der künic Hetele: «get für die frouwen min.
  • swaz diu iu geblutet, daz sol allez sin.
  • bite siu uns rechen den schaden in dem lande,
  • so dienen wir iu gerne. ez wirt vil wol gerochen gar
  • sin ande.»
  • 681 E daz die boten giengen für die schoenen meit,
  • dö sähen da die liute wol ir herzen leit.
  • 675, 3 tunfjen swv., düngen. — 4 die alden ez jungte, die Alten machte der
  • Kampf wieder jung.
  • 676, 4 rouch prset. von riechen, rauchen, brennen.
  • 677, 3 da ist mit fuoren zu verbinden : fuhren dorthin , wo sie. dar be-
  • zieht sich auf Hetelen lauf. — 3 (lesühen, aufsuchten. — 4 leiden änc
  • frume, Leid, bei welchem kein Nutzen, keine Hülfe ist; vgl. 707, 2.
  • 678, 3 k(Pmen, fortgekommen wären. — 4 ,ti'^ da.
  • 679, 1 st u-ü-=.ttn wir, sind wir. — 3 sie bezahlen, verdienen die ihnen
  • geschenkten Gaben mit ihrem Leibe, mit ihrem Leben.
  • 680, 1 Kudrun ist gemeint. — 2 xtn, geschehen. — 3 öite sin, vorausgesetzt,
  • daß sie uns bittet. — 4 sin, Herwigs.
  • XIII. AVENTIURE. 139
  • des trouwet' niht erbeiten Kütrün diu here.
  • dö hiez siu nach in senden. siu klagete vlorn ir lant
  • und ir ere.
  • ■682 Die boten für sie körnen. mit triuwen tet siu daz,
  • daz diu maget vil edele weinende saz.
  • siu fragte wie sie schieden von ir lieben manne:
  • ob sie in lebenden liezen, do sie von ir lande schie-
  • den dannen.
  • 683 Do sprach dar under einer: «wir liezen in gesunt.
  • Sit wir fuoren dannen, uns enist niht kunt,
  • wie mit im haben geworben die von Mörlande.
  • ir was vil verdorben; sie täten niht wan rouben mit
  • dem brande.
  • •684 Nu hoere, maget edele, waz dir min herre enbot.
  • er und sine helede sint in grozer not.
  • sie fürhtent tegelichen Verliesen lip und ere.
  • nu wil min herre Herwic versuochen dine triuwe,
  • frouwe here.»
  • •685 Von sedele stuont dö Kütrun, diu vil schoene meit.
  • die schaden wurden beide dem künige geseit,
  • man slüege ir die liute und braeche ir bürge witen.
  • siu bat ir vater Hetelen ze des künic Herwiges helfe
  • riten.
  • I
  • 686 Mit weinenden ougen si ir vater umbeslöz.
  • «hilfä, künic here! min schade wirt älze groz,
  • ez'n wellen dine degene mit willigen henden
  • helfen minen friwenden. ja kan ez ander niemen so
  • wol genden.»
  • •631, 3 des, darauf, trouveet' niht erbeiten, getraute sich nicht zu warten, bis
  • sie von selbst zu ihr kämen. — 4 klanete vlorn, beklagte als verloren.
  • ^82, 1 mit triuwen, in treuer, aufrichtiger Gesinnung weinte sie. — 3 schie-
  • den, geschieden wären.
  • •683, 2 Sit, seitdem. — 3 werben, mit einem, mit jemand umgehen, verfahren.
  • — 4 ir, derer von Mörlande waren viele gefallen. — niht wan, nichts
  • als. — rouben mit dem brande; mit steht häufig geradezu für und.
  • Statt dessen könnte es auch heißen : rouben tinde brennen, oder roup
  • unde brant.
  • €84, 2 helede die altertümliche Form von helde. — 4 frouioe hier im Sinne
  • von Herrin : erhabene Herrin.
  • 685, 1 spdel stra., Sitz. — 3 wUen adv., weithin, in weiter Ausdehnung.
  • 686, 2 hilfä imper. mit der Interjektion «, die zur Verstärkung des Im-
  • perativs dient. — 2 alze , allzu. — 3 ez'n, es sei denn, daß. — 4 »o
  • v;oU so gut wie sie. — genden^=geenden gwv., zu Ende führen.
  • 140 Xm. AVENTIUEE.
  • 687 «Baz läze ich durch niemen, daz wil ich dir sagen,
  • i'ne wege Herwige in vil kurzen tagen.
  • ich wil den schaden grozen, so ich beste mac, verenden
  • und wil nach Waten dem alden unde nach den änderen
  • senden.
  • 688 Der bringet von den Stürmen alle die er hat.
  • gefreischet ez her Mörunc, wie'z in dem lande stät,
  • der mag uns guoter helde wol tü'sent gefüeren.
  • die vinde werdent inne daz wir uns under helme tür-^
  • ren rüeren.
  • 689 Horant von Tenemarke sql uns üf den wegen
  • driu tüsent ritter füereu. Irolt der degen
  • der sol daz gesinde nach dem vanen wisen;
  • ouch kumt ir bruoder Ortwin : so mac min tohter unser
  • helfe prisen.»
  • 690 Boten riten gähes die da sant' diu meit.
  • sie Westen niht so nahes: alle die ir leit
  • mit helfe wolden büezeu, den bot siu michel ere.
  • ßiu künde helde grüezen; des kom der recken vil
  • deste mere.
  • 691 Der meide muoter Hilde diu sprach wol dar zuo:
  • «swer under sinem schilde williclichen tuo
  • helfe dinen friunden, so sie riten hinnen,
  • im sol sin mite geteilet swaz wir immer mere ge-
  • winnen.»
  • 692 D6 slöz mau üf die kisten. hin ze hove mau truoc,
  • der sie dar inne wisten, härnäsche gnuoc,
  • 687, 1 Ich unterlasse es um niemandes willen. — 2 wegen stv. mit dat.,
  • helfen. — in vil kurzen tagen, in sehr kurzer Zeit.
  • 688, S ge/üeren »yfv. , herbeischaffen, bringen. — Starren, wagen. Vgl.
  • Wolframs Titurel I, 1.
  • 689, 1 uf den wegen, auf der Fahrt, auf dem Kriegszuge. — 3 der van swm.,,
  • die Fahne; nach, hiuter-her. — 4 ir, Kudruns.
  • 690, 2 sie westen niht so nahes, wieder eine durch den innern Reim herbei-
  • geführte ungeschickte Ausdrucksweise. Der Sinn scheint zu sein :
  • sie wußten keine Hilfe in der Nähe, sie mußten sie in der Weite
  • suchen. - - 4 vil deste mere, bei weitem desto mehr ; ihr freundlicher^
  • holdseliger Gruß hatte sie beliebt gemacht.
  • 691, 1 sprach ivol, äußerte sich beifällig. — 4 im sol stn mite geteilet, mit
  • ihm soll geteilt sein. — immer mere, je noch in Zukunft.
  • 692, 2 harnasche ist gen.. von gnuoc abhängig; darum steht durch Attrak-
  • tion der für die: die sie darin wußten, von denen sie wußten, daß
  • sie darin waren. — harnasch stm., Harnisch. —
  • XIII. AVENTIURE. 141
  • genagelet wol mit stäle. der silberwizen ringe
  • bräht' man vil den beiden, des frewete sich diu junge
  • ktmiginne.
  • 693 Der wirt wol tüsent beiden gap rös ünde wät.
  • diu zugen sie üz den seiden, so sie der ofte bat,
  • der vebten wolde riten zuo den langen sträzen.
  • swaz ir der künic bete, der wolde er Wl wenic verläzen.
  • 694 Der wirt urlöubes gerte von sinem wibe dan.
  • Hilde und ir tobter weinen do began.
  • docb säben sie vil gerne beide mit im riten.
  • sie sprächen: «got von bimele läze iuch beide lob und
  • ere erstriten.»)
  • 695 Do sie nu komen wären für daz bürgetor,
  • vil singender knappen borte man der vor,
  • die sich in berten striten röubes versähen.
  • sie muosten verre riten. ja wären in die vinde niht ze
  • nähen.
  • 696 An dem dritten morgen do kom in harte fruo
  • Wate der vil aide mit tüsent beiden zuo.
  • an dem sibenden morgen do kom von Tenelande
  • Horänt mit vierzic hundert, nach den Kiidrun diu
  • schoene sande.
  • 697 Von Wäleis der marke kom Morunc der degen.
  • durch schoener frouwen liebe wolde er strites phlegen.
  • er bräbte sunder twäle zweinzic hundert manne.
  • die fuoren wol gewäfent und riten alle frdelicbe dannen.
  • 692, 3 fjenai/elet] die Hamiaclie waren mit einer Decke von edelm MetaU
  • überzogen, die vermittelst kleiner Nägel befestigt war. — gtdle aus
  • stahele ; stahel stm. — silberwiz adj., weiß wie Silber.
  • 693, 2 diu, nämlich die Rosse. — zugen sie, führten sie heraus. — so —
  • hat, wie derjenige sie (die Rosse) oft hat (gezogen). — 3 zuo, auf die
  • weiten Wege. — 4 verläzen, zurücklassen, zu Hause lassen; die Rosse
  • sind noch gemeint.
  • 694, 4 beide gehört zu lob und ere. — erstrtten stv., durch Kampf erwerben.
  • 695, 2 der, geschwächte Form von dar; der vor, davor, vor dem Thore.
  • — 3 sich roubes versähen, auf Raub, auf Beute hofften.
  • 696, 1 kom in — zuo adv., stieß zu ihnen. — fruo, frühe.
  • 697, 2 strites phlegen, Streit treiben, kämpfen.
  • 142 XIII. AVENTIÜRE.
  • 698 Der küniginne bruoder, der degen Ortwiii,
  • üf des wazzers fluote fuort' er der swester sin
  • wol vierzic hundert recken oder dannoch mere.
  • westen'z die von Alzabe, so möhten sie in fürhten
  • harte sere.
  • 699 Do si im ze helfe komen, Herwige und sinen man,
  • dö was im misselungen. swes er ie began,
  • dar an er schaden grozen vil dicke muoste enphähen
  • mit sinen stritgenozen. sie riten sinem bürgetor vil
  • nähen.
  • 700 Sich huop von küniges künne vil groz ungemach.
  • daz man da die porten und vesten bürge brach,
  • daz kom von untriuwen und grözem übermuote.
  • swen man dar an ervindet, dem vervähet man ez niht
  • ze guote.
  • 701 Die boten gähes füeren, Herwige sagt' man daz.
  • die viende ez versuochten vil vaste durch ir haz
  • vil manigen äbent späte unde manigen morgen.
  • dö sigen allenthalben Herwiges helfe zuo vil unver-
  • borgen.
  • 702 Do ez die von Karadie gefrieschen, in was leit.
  • daz wären zwene künige, den ir arebeit
  • kom ze unsenfte, do Hetele der herre
  • mit sinen beiden mseren gestrichen was nach in vil
  • harte verre.
  • 703 Durch daz sie friunde wären, sie rihten sich ze wer.
  • man sach so gebären von Mörlant daz her.
  • 698, 2 fuort' er, brachte er. — 4 westen'z, hätten es gewußt. — in fürhten,
  • für sich fürchten; in ist dat. pl.
  • 699, 2 was im misselungen, war es ihm schlecht ergangen. — 4 sie, die
  • Feinde.
  • 700, 1 küniges künne, Königsgeschlecht, Könige. — ungemach, Leid. —
  • 3 untriuwe stf., Treulosigkeit, Verrat. —- 4 dar an, bei Untreue und
  • Übermut. — tertähen ze guote, einem etwas, jemand etwas zum Gu-
  • ten anrechnen, auslegen.
  • 701, 1 füeren, der Konjunktiv hängt von sagt' ab. —2ez versuochten, mach-
  • ten verschiedene Angriffsversuche. — 4 sigen zu» prset. pl. von stgen,
  • zogen herbei. — helfe mit pl. des Verbums, für die helfenden Ritter.
  • — unverborgen, offenkundig.
  • 702, 3 kom ze unsenfte, zur Unbequemlichkeit ausschlug; unsenfte stf. —
  • 4 gestrichen was von strichen stv. , gezogen war. — nach in, um sie zu
  • erreichen.
  • 703, 1 Durch daz, weil. — wer stf., Verteidigung. —
  • XIII. AVENTIURE.
  • 143
  • sam sie durch vehten wolden niemen dau entwichen,
  • die's mit in phlegen solden, die muose ez maniger
  • arebeite riehen.
  • 704 Wate der vil küene kom mit grozer kraft,
  • ez hete dar gefüeget groze ritterschaft
  • Küdrün diu schoene Herwige ir manne.
  • swie so sie da würben, sie riten sit vil froeliche dannen.
  • 705 Swie sie beiden hiezen, die von Mörlant
  • dringen sich niht liezen. an in was wol erkant,
  • ez wseren ie die besten von allem ertliche.
  • sie gäben andern gesten vil dicke herberge schedeliche.
  • 706 Herwic von Sewen wolde sich erholn
  • an den von Alzabie. dar umbe muosten dolu
  • diu her ze beiden siten. wunden vil ir mäge
  • gewunnen z'allen ziten. sin moht' den künic Hetelen
  • wol betragen.
  • 707 Do sie zesamene wären, von den ich hän geseit,
  • komen mit ir kreften, äne freude leit
  • heten z'allen ziten die recken unde sorge,
  • waz in die naht geschsehe. sie dähten: «wie geleben
  • wir den morgen?«
  • 708 Drie veitstürme sie mit den Meeren striten.
  • do heten fride die bürge nach ritterlichen siten.
  • sie teilten'z mit den sw^erten und mit den spern sere.
  • frides sie niht gerten: da von sie heten der wunden
  • deste mere.
  • 703, 3 niemen ist Dat., vor niemand. — dan, von der Stelle. — 4 die's, es
  • bezieht sich auf vehten, ebenso ez. — riehen swv., reich machen.
  • 704, 1 Icraft stf., Menge. — 2 dar gefüeget, dorthin zu Wege gebracht. —
  • ritterschaft stf., Menge von Rittern. — 4 swie — lourben, wie es ihnen
  • dort auch ergehen mochte.
  • 705, 2 dringen mit acc, zurückdrängen. — 4 andern gesten, Feinden, die
  • sie sonst schon gehabt hatten. — Herberge, in der Durchführung des
  • gewählten ironischen Bildes von Gästen.
  • 706, 1 sich erholn swv., seine Versäumnis, seinen Schaden wieder einholen,
  • gut machen. — 2 doln swv., dulden; etwa zu ergänzen schaden. —
  • 3 diu her pl. von daz her, Heer. — ir mäge, die Verwandten, Ange-
  • hörigen beider Parteien.
  • 707, 2 äne freude leit, Leid, das von keiner Freude begleitet war; vgl. 677, 4.
  • 708, 2 do, während der Zeit. Ritterlichem Gebrauche wäre es zuwider-
  • gelaufen, wenn, während das Heer im Felde lag, man die^ unvertei-
  • digten Städte inzwischen überrumpelt hätte. — 3 teilten'z, entschieden
  • die Sache, den Streit. — 4 der wunden, der Verwundeten.
  • 144 XIII. AVENTIURE.
  • 709 Die geste zuo den künden komen des niht abe,
  • si enstriteu ze allen stunden. des muoste ir bestiu habe
  • der krefte da beliben, dö si's niht wolden läzen.
  • daz saget' man schoenen wiben; die begimden weinen
  • äne mäze.
  • 710 Waz da Wate der küene in stürme gestreit!
  • er was vil harte wise, daz er diu herzen leit
  • dicke fremeden gesten mit schaden frumte nähen;
  • wan sie in z'allen ziten mit sinen beiden bi den besten
  • sähen.
  • 711 Horänt von Tenemarke, frum was er genuoc.
  • waz er der starken helme mit siner hant durchsluoc!
  • ouch vergaz er seiden der vil liebten brünne,
  • si'n müesten sin engelden. er tet den vinden dicke
  • schar vil dünne.
  • 712 Morunc der snelle, dicke über rant
  • mit ellenthaftem muote strahte er sine hant.
  • er wolde niht entwenken den von Morlande,
  • den edelen künigen riehen. an den räch er den Her-
  • wiges anden.
  • 713 Hetele der riebe durch daz in dar gesant
  • bete sin schoeniu tohter in Herwiges lant,
  • daz er'z friden solde, sit tet er'z in der mäze,
  • der gerne leben wolde, der mohte im sine marke ligen
  • läzen.
  • 714 Herwic streit da selbe, daz niemen künde baz,
  • vor porten und an velde. da von vil dicke naz
  • 709, 1 körnen des niht abe, ließen nicht davon .ab. — 2 ir bestiu habe der
  • krefte, ihr beater Besitz an Kräften, an kräftiger Mannschaft. — ^ da
  • beliben, dort auf dem Kampfplatz bleiben. — 4 daz, daß so viele
  • Männer gefallen wären.
  • 710, 1 gestreit prset. von gestrtten. — 3 frumte nähen, nahe brachte. — 4 hl
  • den besten, bei den Tapfersten.
  • 711, 1 frum adj., tapfer. — 4 si'n müesten stn engelden, daß sie nicht Schaden
  • durch ihn leiden mußten. — schar ist acc. pl. — dünne adj., gelichtet.
  • 712, 1 über rant, über den Schildrand hinaus. — 2 er streckte die Hand,
  • um mit dem Schwerte zu schlagen. — 3 entwenken swv., ausweichen,
  • aus dem Wege gehen.
  • 713, ;{ er'z friden ] ez kann auf lant bezogen, aber auch allgemein gefaßt
  • werden: ez friden heißt Frieden stiften. — in der maze, in solcher
  • Weise, in solchem Maße. — 4 ligen läzen, in Ruhe, in Frieden lassen.
  • 714, 1 künde baz, nämlich striten. — 2 vor porten, beim Ausfall aus einer
  • belagerten Stadt; an velde, auf offenem Schlachtfelde. —
  • XIII. AVENTIURE. 145
  • wart im daz sin houbet von sweize under ringen.
  • ir wart da vil betoubet, die in wänden hin hinder dringen.
  • 715 Wigäleis der guote tet den gesten leit.
  • von Tenelant her Fruote so ritterlichen streit,
  • daz man im's danken mohte von schulden wol nach eren.
  • in Sturme er wol getohte. man gefriesch nie alden
  • recken also heren.
  • 716 Ortwin der junge, der helt üz Ortlant,
  • des jach im manic zunge, daz küener beides haut
  • uiemen in den striten so vollicliche trüege.
  • man sagete z'allen ziten, daz er die ungefüege wunden
  • slüege.
  • 717 Sie beten tage zwelve mit sorgen nu gestriten.
  • die Hetelen beide sach man in berten siten
  • dicke vor dem künige liebte Schilde houwen.
  • da von die stolzen Moere ir herverte mohte hän ge-
  • rouwen.
  • 718 Arne dri'zebenden morgen vor fruomesse zit
  • sprach Sifrit mit sorgen: «sehet waz hie lit
  • unser guoten recken. der künic von Selande
  • nach vil hoher minne lät im ez also sere enblanden.»
  • 719 Er begunde raten mit den von Garade
  • (wie gerne sie ez täten und die von Alzabe!)
  • riten in ein veste, da sie genesen künden,
  • daz sie die werden geste al gemeine nibt erslagen funden.
  • 714, 3 su-eiz stm., Blut. — under ringen, unter dem Panzer. — 4 betäuben
  • 8WV., betäuben, euphemistisch für töten; ebenso 808, 4. — hin hinder
  • adv., zurück.
  • 715, 3 nach eren, der Ehre gemäß. — 4 getollte, taugte, nützte; inf. tugen,
  • prses. touc.
  • 716, 2 küener heldes haut ist acc. — 3 «o rollicllche, in so vollem Maße. —
  • 4 ungefüege adj., ungeschlacht, ungeheuer.
  • 717, 2 in herten siten, in hartnäckiger "Weise. — 3 hourven, zerhauen. —
  • 4 mohte hän gerouicen, konnte gereut haben; herve)'te ist Gen.
  • 718, 1 Ame=an deine, an dem. — 2 lU, erschlagen liegt. — 4 lät im ez
  • enblanden, läßt es sich zur Anstrengung, zur Arbeit werden ; er wendet
  • alle seine Kräfte an. enblanden ist Part, prset. von enblande, enblient
  • (redupl. verb.), und dazu ist wesen zu ergänzen. — nach bezeichnet
  • das Ziel der Ansti-engung.
  • 719, 1 rätt'n, sich beraten, den Entschluß fassen. — 3 riten von raten
  • abhängig. — veste stf., befestigte Stätte. — 4 geste kann nach dem
  • Sprachgebrauch nur die bezeichnen, die in fremdes Land eingefallen
  • sind. Lag die veste noch in Herwigs Lande, wie anzunehmen, so
  • sind die geste (acc.) die Mohrländer.
  • KUDBUN. 10
  • 346 XIII. AVENTIURE.
  • 720 Sie wichen von dem strite ze einer veste dan,
  • da ze einer site ein grozer plilüm ran.
  • do sie begimden riten dar sie entwiclien solden,
  • do sacli man mit in striten die in gemaches niht en-
  • gimnen wolden.
  • 721 Der künic von den Moeren ze Hetelen gereit,
  • man mohte daz wol hceren, swaz er ie gestreit,
  • daz was ein anegenge, sit er nu hete fanden
  • der im siner mäge so manigen lazte mit vil tiefen
  • wunden.
  • 722 Von Hegelingen Hetele und her Sifrit
  • die täten daz sie künden in hochvertem sit.
  • durchhouwen liehte Schilde sach man vor ir hendeu.
  • der künic von den Meeren der muose von dem Tene-
  • lender wenden.
  • 723 Da schuofen ir geligere die von TeneLant.
  • da ist niht rede widere, da von man sit bevant
  • die vil küene geste in vil maniger sw^ere.
  • swie guot in was ir veste, ieclich doch da heime gcr-
  • ner waere.
  • 724 Duo wären da besezzen mit der vinde kraft
  • die helde so vermezzen, daz sie ritterschaft ,
  • so man es an sie gerte, niht wol gegeben kimden.
  • sie werten ir herberge so sie aller bezziste künden.
  • 720, 2 phlum stm., Fluß, Strom. — 3 dar, dorthin, wohin. — 4 die, Herwig
  • und die Seinen.
  • 721, 3 aneyenye stn., Anfang : sein bisheriges Streiten war nur ein geringer
  • Anfang, mit dem jetzigen verglichen. — 4 lazte prset. von letzen, ver-
  • letzen, verwunden.
  • 722, 2 Sit verkürzt statt site. — 3 den Schild trug man vor der Hand, weil
  • der eine Arm durch den Schildriemen an ihm befestigt war. —
  • 4 wenden swv., sich abwenden, zur Flucht nämlich.
  • 723, 1 geligere stn., Lager, zum Zweck der Belagerung. — 2 es ist ohne
  • Widerrede, sicherlich wahr. — 4 guot, nützlich.
  • 724, 1 besitzen stv., belagern. — 2 ritterschaft geben, sich auf Kampf ein-
  • lassen; derjenige, mit dem man kämpft, steht im Dativ. — 3 es ver-
  • tritt den Begriff ritterschaft geben. — 4 bezziste, die ursprüngliche
  • Form des Superlativs statt beste, hier Adverbium.
  • XIV. AVENTIURE, WIE HETELE BOTEN SANDE. 147
  • XIV. AVENTIURE,
  • WIE HETELE BOTEN SANDE UZ HERWIGES LANDE.
  • Hetel sendet Boten nach Haus, um den glücklichen Erfolg zu mel-
  • den. Hartmuts Späher berichten, daß Hetel und Herwig durch Krieg
  • fern gehalten seien. Ludwig und Hartmut rüsten ein mächtiges Heer
  • und fahren nach Hegelingen.
  • 725 Do enbot hin heim Hetele, daz sie niht solden klagen,
  • den schoenen frouwen edele hiez er daz sagen,
  • in wsere wol gelungen in stürmen und in striten,
  • alden unde jungen. sie solden ir genendicliche biten.
  • 726 Und hiez in daz künden, daz in gesseze lac
  • er mit al den sinen, da man dienen phlac
  • der schoenen Küdrünen und dem üz Selande.
  • sie treten daz sie künden aller tegeliche mit fr handen.
  • 727 Hilde diu schoene wünschen do began
  • gelückes Herwige und allen sinen man,
  • daz in nach ir eren müeste wol gelingen.
  • «daz gebe got», sprach Küdürn, «daz si unser friunt
  • gesunde wider bringen.»
  • 728 Do liezen die von Stürmen ninder üf den se
  • die von Morlande und die von Alzabe.
  • sie muosten angestlichen bi' in da tiiren.
  • an Waten und an Fruoten heten sie vil übele näch-
  • gebüren.
  • 729 Hetele swuor des eide, er koeme nimmer dan
  • und rümte in niht die beide, uuz er und sine man
  • 725, 1 hin heim, nach Hause hin. — 4 genendicliche adv., mutig, ver-
  • trauensvoll.
  • 726, 1 gesoize stn., Belagerung. — 2 dienen phlac, beständig diente. —
  • 4 tagten, noch im Sinne der Botschaft. — handen und henden, beide
  • Formen des Dativ pl. kommen vor.
  • 727, 1 ivünschen swv. , einem eines Dinges, jemand etwas wünschen. —
  • 3 nach ir eren, wie es ihrer Ehre geziemte. — müeste, im optativischen
  • Sinne. — 4 friunt ist hier Pluralis.
  • 728, 1 uf den se, auf den See hinauskommen. — 3 angestlichen adv., in
  • großer Angst. — turen swv., ausdauern.
  • 729, 2 rumen swv., einem etwas , sich vor jemand von etwas zurückziehen,
  • ihm etwas überlassen. —
  • 10*
  • 148 XIV. AVENTIURE,
  • ze gisel da gewuune die von Morriche.
  • sie wären unversunnen; sit kom in ir hervart scliedeliclie.
  • 730 Diu spelie Hartmuotes diu was dar gesant
  • (sie goumten da niht guotes) von Ormanielant.
  • sie speheten z'alleu ziten, waz da wurde erfunden,
  • in stürmen und in striten Hetelen sie delieines guotes
  • gunden.
  • 731 Sie sälien, sunder scheiden hie besezzen lac
  • (daz mohte im vil wol leiden) naht ünde tac
  • der künic üz Karadine, der edelen Meere herre.
  • im kom vil lützel helfe. sin laut diu lägen von im gar
  • ze verre.
  • 732 Die boten ilden widere in Ormanielant,
  • die Ludewic und Hartmuot heten dar gesant.
  • die sageten in da heime diu vil lieben msere,
  • daz Hetele unde Herwic vil unmüezic in dem strite
  • 733 Der lieben msere in dancte der voget von Ormandin.
  • «kunnet ir mir bescheiden, wie lange mac daz sin,
  • daz die von Karadine sin in Selande
  • bi ir widerwinnen, od wanne sie volrechen da ir anden?»
  • 734 Do sprach der boten einer : «her künic, diu rede ist war.
  • - sie müezen da beliben langer danne ein jär.
  • die von Hegelinge wellent sie niht läzen.
  • sie hänt sie so besezzen, daz sie ninder mügen zuo
  • den sträzen.»
  • 729, 4 sie, die von Morlaud. — unversunnen adj., uubesouuen, tliöricht.
  • 730, 1 spehe stf., der Inbegriff, die Gesamtheit der Späher, der Spione;
  • daher auch 730, 2 sie gournteii. — 2 gournen swv. , wahrnehmen, be-
  • merken. — 3 tcaz da u-urdc erfunden, was dort ans Tageslicht käme,
  • geschähe.
  • 731, 1 sunder scheiden, daß an ein Scheiden, ein Ende nicht zu denken
  • war. — 2 im, dem Könige der Mohren.
  • 732, 1 widere adv., zurück. — 4 vil unmüezic, vollauf beschäftigt.
  • 733, 2 bescheiden stv., bestimmt angeben. — 3 sin, noch sein können. —
  • 4 volrechen stv., vollständig rächen.
  • 734, 1 diu rede, was ich euch jetzt sagen werde. — 4 mügen zuo den Stra-
  • ten, auf die Straßen, ins Freie hinaus, auf die hohe See kommen
  • können.
  • WIE HETELE BOTEN SANDE ÜZ HERWIGES LANDE. 149
  • 735 Do sprach von Ormanie der snelle Hartmuot:
  • «hei waz mich sorgen frien höchgedinge tuot!
  • Sit sie so sint besezzen, daz sie müezen striteu,
  • e Hetele wider kceme, wir solden hin ze Hegelingen
  • riten.»
  • 736 Ludewic und Hartmuot vereinden sich sä,
  • ob sie helde heten zehen tüsent da,
  • daz sie Küdrünen wol dannen möhten bringen,
  • e Hetele wider koeme mit den sinen hin ze Hegelingen.
  • 737 Des was da vil genoete diu alte Gerlint,
  • wie siu daz rechen möhte, daz Hetele sin kint
  • versagete smäheliche ir sune Hartmuote.
  • siu wünschte, daz sie haben solden beide Waten unde
  • Fruoten.
  • 738 Do sprach diu tiuvelinne: «nu habet ir grözen solt.
  • weit ir riten hinnen, min silber und min golt
  • daz wil ich geben recken und wil'z entsagen frouwen.
  • ja enruochte ich, ob ez Hetelen unde Hilden hete nu
  • gerouwen.»
  • 739 Do sprach der herre Ludewic: «wir suln von Ormandin
  • brüeven herverten mit den recken min.
  • ich trouwe wol gewinnen zweinzic tüsent manne
  • in vil kurzen ziten. da mite so füeren Küdrünen dannen.»
  • 740 Do sprach der junge Hartmuot: «und möhte daz ge-
  • schehen ,
  • daz ich die Hilden tohter solde hie gesehen.
  • 735, 2 waz, wie sehr. — tuot mich sorgen frien, macht mich zum sorgen-
  • freien. — höchgedinge swm. ist Subjekt: kühne, hochfliegende Hoff-
  • nung. — 3 unter beiden sie verschiedene Subjekte zu verstehen ver-
  • hindert nichts.
  • 736, 1 vereinden xich, kamen überein, waren eins. — 3 dannen bringen, fort-
  • bringen, entführen.
  • 737, 3 smäheliche adv., schmählich, auf schimpfliche Weise.
  • 738, 1 tiuvelinne stf., Teufelin, Bezeichnung eines bösen "Weibes, wie vä-
  • lentinne. ~ nu begründet: ihr selbst besitzt doch viel Geld; außerdem
  • will ich euch unterstützen. — 3 entsagen swv., vorenthalten. — 4 ge-
  • rouwen, nämlich die erteilte Absage.
  • 739, 2 herverten substantivisch gebrauchter Infinitiv = Ä«rparr. — 4 da
  • iitite, mit diesen Mannen. — füeren, wollen wir führen.
  • 150 XIV. ÄVENTIÜRE,
  • da für ich niht ennserae ein witez fürsten riclie,
  • daz uns beiden zseme bi ein ander wesen friuntlichel»
  • 741 Räten alle stunde mit flize man began,
  • wie man'z gefüegen künde. Ludewic gewan
  • ein her, daz wolde er füeren hin zen Hegelingen,
  • wie solt' daz Hilde wizzen, daz ir da von solde misse -
  • lingen?
  • 742 Swä mite und immer mähte daz Ludewiges wip,
  • siu hete in ir ahte, der Küdrünen lip
  • solde z'Ormanie bi Hartmuote erwarmen,
  • siu fleiz sich des ze wäre, er umbeslüzze sie mit sinen
  • armen.
  • 743 Ludwic ze Hartmuote sinem sune sprach:
  • «nu gedenke, degen guoter, wir müezen ungemach
  • haben, e wir bringen die liute von den seiden,
  • sun, gib et du den gesten, so gib' ich hie heime minen
  • beiden.»
  • 744 Sie teilden groze gäbe wider unde dan,
  • daz man da ze Swäben solhez nie gewan
  • von rossen und von soumen, von satelen und von
  • Schilden,
  • ich wsen' si'z gerne täten, ja vant man Ludewigen nie
  • so milden.
  • 745 Si bereiten sich dräte zuo ir verte dan.
  • die guoten schifliute Ludewic gewan.
  • 740, 3 da für bezieht sich sowohl auf das vorausgegaugeue, wie auf das
  • folgende daz. — 4 zwme, gefiele. — friuntliche adv., in Liebe.
  • 741, 4 daz ir — misaelingen, daß ihr von diesem Heere Schaden geschehen
  • sollte, daß es zu diesem Zwecke gesammelt wäre.
  • 742, 1 Swä mite und, womit auch; und hat relativen Sinn. — mähte =
  • mo/tte, konnte. — 2 ahte stf., Überlegung; sie gieng darauf aus, daß.
  • — 3 er warmen swv. , warm werden; mit Bezug auf das Beilager. —
  • 4 fleiz prset. von fltzen: sie strebte danach.
  • 743 3 bringen, fortbringen. — \ et namentlich vor dem Pronomen, nur:
  • ' gib du nur den Gästen, d. h. den von auswärts Gekommenen.
  • 744 1 teilen swv., verteilen. — v)ider unde dan, hin und her, nach allen
  • ' Seiten. — 2 aolhez, etwas von der Beschaffenheit. — 3 soumen dat. pl.
  • von somit stm., Saumtier, Lasttier.
  • 745, 1 dan gehört zu verte: zu ihrer Abreise von dort. — 2 die, gute
  • Schiffsleute von solcher Beschaffenheit. —
  • WIE HETELE BOTEN SANDE ÜZ HERWIGES LANDE. 151
  • den die mersträze ze rehte wären künde,
  • sie muosten arebeiten nach dem hohen solde durch
  • die ünde.
  • 746 Etelicher mäze wurden sie bereit.
  • länt ünde sträze, da wart ez hin geseit,
  • daz Ludewic und Hartmuot von ir lande wolden.
  • sie heten doch groze sorge, wie sie hin zen Hegelingen
  • solden.
  • 7-47 Do sie zem Stade kojnen. bereite man da vant
  • diu schef, diu sie da solden tragen üf den sant.
  • geworht siu wären veste von Gerlinde guote.
  • des alles niht enweste her Wate der aide noch von
  • Tenen Fruote.
  • 748 Mit dri und zweinzic tüsent sie fuoren über se.
  • ez was nach Kütrünen Hartmuote we;
  • dem tet er wol geliche mit allen sinen mägen.
  • er begän dem künic Hetelen mit ürliuge grdezliche
  • lägen.
  • 749 Si enwisten wie sie möhten dar bekomen sint.
  • des kom in arebeite maniger muoter kint.
  • ja truogen sie die ünde neben Ortlande,
  • ß Hetele ez erfünde, da sie die Hilden bürc wol er-
  • kanden.
  • 750 Wol inner zwelf milen kom Hartmuotes her
  • in den selben wilen abe dem tiefen mer
  • ze Hegelinge lande die mäze wol so nähen,
  • daz si pälas unde turne in der schoenen Hilden bürge
  • sähen.
  • 745, 3 ze rehte. in rechter W'eise, genau. — 4 arebeiten swv., sie?» anstren-
  • gen. — nach, um zu gewinnen.
  • 746, 1 Etelicher mäze, einigermaßen, so ziemlich. Sie kamen so ziemlich
  • zustande. — 2 da hin, dahin wvirde es berichtet, lant unde sträze
  • gehen wieder als einzelne Begriffe der Konstruktion voran. — 3 von,
  • abreisen von.
  • 747, 3 geworht part. von wurken, bauen. — von Gerlinde guote, von Ger-
  • lindens Vermögen, Gelde.
  • 748, 3 das zeigte er wohl durch sein Benehmen, danach handelte er.
  • 749, 1 dar, nach Hegelingeu; vgl. 746, 4. — 4 erfände, erfuhr, erfahren
  • konnte. — da, dorthin wo.
  • 750, 1 inner, in einem Zwischenraum von etwa zwölf Meilen. — 3 die mute
  • ti'ol so nähen, etwa so weit nahe. — 4 turn stm., Turm.
  • 152 XV. AVENTIURE,
  • 751 Ludwi'c von Ormaudiue der liiez üf den sant
  • die anker nider läzeu. dö bat er s' alle sant,
  • daz sie nider gähten, so si beldiste künden.
  • ez was da bi so nähen, sie vorhten deiz die Hegelinge
  • erfunden.
  • 752 D6 sie nu getriiogen und fuorten abe der fluot,
  • vil Schilde sie besluogen und manigen heim guot;
  • sie rihten sich ze strite. ir boten sie dö sandeu
  • versuochen ob si iht friwende fundeu in dem Hetelen
  • lande.
  • XV. AVENTIURE,
  • WIE HARTMUOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM.
  • Hartmut läßt durch Boten nochmals Kudriinen seine Minne antragen ;
  • willige sie nicht ein, so werde er Gewalt gebrauchen. Die Boten werden,
  • in Matelane, Hetels Burg, freundlich aufgenommen; Kudrun erklärt die
  • Unmöglichkeit, Hartmuts Wunsch zu erhören, da sie Herwig verlobt
  • sei. Auf diesen Bescheid hin brechen die Normannen zum Augriff auf.
  • Nach tapferer Gegenwehr wird die Burg erobert und zerstört. Kudrun
  • mit 62 Jungfrauen, worunter Hildeburg, wird entführt; Hilde blickt den
  • Abfahrenden traurig nach.
  • 753 Hartmuot hiez riten sine boten dan.
  • do wart der schoenen Hilden schiere kunt getan
  • und ir lieben tohter: mölite ez sich gefüegen,
  • so taete er nach ir minne des sie wol beide mühte
  • genüegen.
  • 751, 2 alle sant = alle samt, alle zusammen. — 3 nider, von den Schiffen
  • herab. — so si beldiste künden, sobald, so schnell als möglich. —
  • 4 da bi, dem Lande. — erfunden, es erftlhren uud Vorkehrungen
  • träfen.
  • 752, 1 Das Objekt ist zu ergänzen : die im Folgenden genannten Waffen.
  • — 2 besluogen, schlugen Decken darauf, vielleicht um sich durch den
  • Glanz nicht sofort zu verraten. Oder schlugen fest was unterwegs
  • lose geworden (Hildebrand). — 4 versuochen, um zu versuchen.
  • 753, 3 wenn es sich maclieu ließe, wenn es möglich wäre. — 4 nach, um
  • ihre Minne zu erreichen. — beide, Mutter und Tochter.
  • WIE HARTML'OT KÜTEUNEN MIT GEWALDE NAM. 15S
  • 754 Ob siu in miniieu wolde als er ir e enbot
  • (im was mit getlanken vil dicke nach ir not),
  • daz wolde er immer dienen die wile er möhte leben,
  • sines vater erbe wolde er Kütrünen geben.
  • 755 Ob siu des niht entaete, so wsere er ir gehaz.
  • daz er die maget bsete, da von versuochte er daz,
  • daz er an' urliuge ze lande wolde bringen
  • die sclicenen juncfrouwen. des het der küene Härtmüot
  • gedingen.
  • 756 «Widerredet si'z daune», sprach do Hartmuot,
  • «so saget daz ich niht nseme deheiner slahte guot,
  • i'ne bringe ez üf die zite, e ich hinnen scheide,
  • daz ich der schoenen Küdrim machen wil mit recken
  • ougen weide.
  • 757 Mine boten biderbe, ir siilt ir sagen me:
  • ich kume nimmer widere üf den breiten se,
  • ich welle mich läzen e ze stücken houwen,
  • mir envolge hinnen von Hegelinge lant diu juncfrouwe.
  • 758 Ob si'z gar verspreche, daz si'z niht entuo,
  • siu sol mich sehen riten mit minen recken zuo.
  • zweinzic tüsent helde wil ich beliben läzen
  • vor Hegelinge bürge veige beidenthälben der sträze.
  • 759 Daz Hetele Wigäleise des gevolget hat
  • unde Wate dem alden, daz wir niht haben rät
  • 754, 2 not, er hatte Sehnsucht nach ihr. — 3 dienen swv. , durch Dienst
  • vergelten. — die wile, so lange.
  • 755, 2 fjwte, im Nhd. der Indicativ. — da von, aus dem Grunde, weil (da^ 3) :
  • er versuchte es darum noch einmal mit Bitten, weil er u. s. w. —
  • 4 schoenen ist schwache Form des Adjektivs; juncfrouwen acc. sing.
  • 756, 1 u-iderreden swv., eine Sache, ihr widersprechen. — 2 daß ich durch
  • keine Art Gut dahin zu bringen wäre, daß ich kein Gut dafür, an
  • Stelle dessen nehmen wollte. — A vf die zite, zu dem Zeitpunkt, da-
  • hin: ohne es dahin zu bringen. — 4 ^naclien wil u. s. w. , ihr Auge
  • erfreuen durch Recken, die zum Kriege mit den Ihren bereit sind.
  • Ironisch.
  • 757, 1 int'=tuer, noch melir, ferner. — 4 mir envolge, es sei denn, daß mir
  • folge. — fiinnen, von hier. — von Ilegelinge lernt ist mit juncfrouwe zu
  • verbinden : die junge Herrin.
  • 75H, 1 ver.sprec/ie, verrede. Wenn sie durchaus nicht will. — 2 riten zuo,
  • heranreiten, hier in feindlicher Absicht. — 4 beidenthälben mit gen.,
  • auf beiden Seiten von.
  • 759, 2 haben rät, entbehren, vermeiden können; mit dem Genetiv. Daß
  • wir gezwungen sind zu. —
  • 154 XV. ÄVENTIUßE,
  • SO maniger langen reise her ze Hegeliugen,
  • des wirt vil manic weise. ich wil'z au ein ende gerne
  • bringen.»
  • 760 Die boten riten vil dräte dannen (des was zit)
  • nach Hartmuotes rate für eine burc wit;
  • diu hiez ze Mateläne. frou Hilde saz dar inne
  • und diu vil wol getane, ir töhter diu junge küniginne.
  • 761 Zwene riche gräven het er dar gesaut
  • (die brähte er mit im übere üz Ormanielant) , *
  • daz sie sageten Hilden sin dienest vliziclichen.
  • er wolde niht erwinden, er wolde ir dienestes niht
  • entwichen.
  • 762 Daz si im der maget gunde, wan er die frouAven guot
  • hete vor in allen (dannoch im der muot
  • stuont üf hohe minne): sin solde's wol geniezen,
  • daz siu so edel waere. in solde ir dienen nimmer ver-
  • driezen.
  • 763 Die der frouwen phlägen, den wart daz geseit,
  • daz daz Ingesinde von Ormanie reit
  • durch gewerbes willen hin ze Mateläne.
  • frou Hilde sie geswigen hiez: des erschrac diu wol
  • getane.
  • 764 Die Hilden schäffsere sluzzen üf daz tor,
  • swer dar komen wsere, daz man den der vor
  • niht langer solde läzen. man entsloz die porten witen.
  • die boten Hartmuotes hiez man do in Mateläne riten.
  • 759, 4 den, davon.
  • 760, 3 ze Mateläne, im Nhd. nur: Mateläne.
  • 761, 2 übere adv., über Meer, wie auch die Hs. schreibt. — 3 sageten Hilden
  • sin dienest, daß sie Hilden seiner Dienstwilligkeit, Dienstbeflissenheit
  • versicherten. — 4 wolde conj., im Sinne Hartrauts. — dienestes, in
  • Bezug auf, mit seinem Dienst.
  • 762, 1 er ließ ihr sagen, daß. — 2 /lete vor in allen, allen andern vorzöge.
  • — dannoch, damals noch. — 3 stuont, war gerichtet. — siu, Kudrun.
  • — 4 ?V dienen, ihr zu dienen, von verdriezen abhängig.
  • 763, 1 phlugen , sie bewachten, für sie sorgten. — 3 gewerbes von gewerj)
  • stm. , das Geschäft des Werbens , die auszurichtende Botschaft. —
  • 4 diu icol getane, Kudrun.
  • 764, 1 schaffwre stm., Schaffner, Amtmann. — 3 entsloz proet. von entsliezen,
  • aufschließen.
  • WIE HARTMUOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM. 155
  • 765 Sehen sie do gerten claz Hetelen wip.
  • die helde sie des werten, die ir schoenen lip
  • sölden behüeten nach des küniges eren.
  • man liez sie seiden eine, Hilden und ouch Kiidrun die
  • heren.
  • 766 Do nu ze hove körnen die Hartmuotes man,
  • Hilde diu schoene grüezen sie began.
  • sam tete in hohem muote frou Küdrün diu here.
  • diu edele und diu guote minnt' den küenen Herwigen
  • sere.
  • 767 SM'ie erbolgen sie in wseren, schenken man in hiez
  • den boten vor den mseren. Hilde sie sitzen liez
  • vor ir und vor ir tohter. waz sie dar wölden,
  • des fragt' diu küniginne, wände sie si's niht verdagen
  • solden.
  • 768 Vil gezogenliche von dem sedele stuont
  • allez daz gesinde, so noch boten tuont.
  • sie sageten, waz sie wolden ze Hegelinge lande:
  • daz sie ir herre Hartmuot nach der schoenen Küdrün
  • dar sände.
  • 769 Do sprach diu maget edele: «ich wil des haben rät,
  • daz der küene Hartmuot bi mir niht enstät,
  • vor unser beider friunden under küniges kröne,
  • er ist geheizen Herwic, dem ich sins guoten willen
  • gerne löne.
  • 765, 3 nach des künif/es eren, wie es des Köuigs Ehre geziemte; eren ist
  • Dat. pl. — 4 eine adj., allein.
  • 766, 1 komen, gekommen waren. — 4 minnV verkürztes Prseteritum statt
  • rninnete.
  • 767, 1 erholgen part. prset. von erbeigen, erzürnt, feindlich gesinnt. —
  • schenken swv., einschenken zum Trinken. — in greift den folgenden
  • Begriff den boten andeutend voraus. — 2 vor den mceren, ehe sie ihre
  • Botschaft herichteten. — 3 dar wolden: in dem Verbum liegt ein Be-
  • griff der Bewegung. — 4 si's, ihr davon; für sie es.
  • 768, 1 stuont, stand auf; es war allgemeine Sitte, daß Boten stehend ihre
  • Botschaft ausrichteten. — 2 daz gesinde, die Dienstmannen Hartmuts.
  • 769, 1 ich wil des haben rät, ich will dessen entbehren, nichts davon wis-
  • sen. — 2 die Negation ist im Nhd. überflüssig; das Mhd. setzt sie,
  • weil der ganze Satz negativen Sinn hat. — 4 er, derjenige. — guoten
  • willen, freundliche Gesinnung.
  • 1^ XV. AVENTIURE,
  • 770 Dem bin ich bevestent: ich lobete in z'einem man,
  • er nam mich ze wibe. dem recken ich wol gan
  • swaz im immer künde geschehen grozer eren.
  • alle mine stnnde ger ich üf minne keines friundes mere.*
  • 771 Do sprach der boten einer: «iu hiez her Hartnmot
  • sagen, des er dinget, ob ir des niht entiiot,
  • daz ir in mit recken sehet ze Mateläne
  • an dem dritten morgen.» des erlachte diu vil wol getane.
  • 772 Die boten wolden dannen ürlöubes gern,
  • die zwene riche gräven. fron Hilde hiez sie wern,
  • swie fremede sie ir waeren, ir gäbe harte riche,
  • der sie doch niht ennämen. die boten würben ez vil
  • listicliche.
  • 773 Die Hetelen recken, den boten saget' man daz,
  • daz sie vorhten kleine ir zorn und ir haz.
  • ob sie niht wolden trinken des künic Hetelen win,
  • man schanete in mit dem bluote, ime und oucli den
  • recken sin.
  • 774 Do brähten disiu maere die boten an die stat
  • hin widere, da sie Hartmuot von im riten bat.
  • do lief er in engegene und fragte, wie'z ergienge;
  • ob sie diu edele Küdrün durch siniu mtere iht froeliche
  • enphienge.
  • 775 Der einer sprach zem recken: «iu ist also verseit,
  • ez habe einen friedel diu herliche meit,
  • 770, 1 becestent, verlobt. — ich lohete in z'finem man, ich gelobte, ihn zum
  • Manne zu nehmen: doch ist mhd. kein neinen zu ergänzen. — 2 er
  • nam mich zp. u-ibfi, die Ehe ist noch nicht vollzogen ; also : er wählte
  • mich zu seiner Frau. — 3 künde conj., könnte. — 4 alle inine stunde,.
  • all mein Lebtag. — lif minne, zur Liebe. — friundes, Geliebten.
  • 771, 2 des er dinget, worauf er hofft, was er erwartet, gehört in den Satz
  • mit oh. — 4 erlachen swv., zu lachen anfangen, auflachen.
  • 772, 1 dannen itrlniihes (jern, um Erlaubnis bitten, von dort fortgehen zu
  • dürfen. — 3 gäbe ist Gen.
  • 773, 1 Die Hetelen recken gehört in den abhängigen Satz mit da:. — 2 kleine
  • adv. , wenig; soviel als: durchaus nicht. — 3 trinken, als Freunde,
  • als befreundete Gäste. — 4 schanete prset. von schenken, hier conj.,
  • ein häufiges von der Bewirtung auf die Schlacht übertragenes Bild,
  • das mit dem von gesten zusammenhängt; vgl. Nibel. 1981, 4.
  • 774, 1 »tat stf., Stätte, Platz. — 3 wie'z ergienge, wie es ausgefallen wäre.
  • 775, 1 iu ist also verseit, euch ist aus dem Grunde abgeschlagen worden. —
  • WIE HARTMUOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM. 157
  • den siu in herzen miune vor aller slalite diete.
  • weit ir ir win niht trinken, so schenke man iu heize..
  • bluot ze miete.»
  • 776 «Ach we ininer schände!» so sprach Hartmuot,
  • ((in minem herzen ande mir disiu rede tuot.
  • nach bezzerme friunde endarf ich nimmer fragen
  • wan der mir helfe striten.» do Sprüngen üf die hi dem
  • Stade lägen.
  • 777 Ludewic und Hartmuot sich huoben mit ir schar
  • mit vanen üf gerihtet vil zorniclichen dar.
  • man kos üf Mateläne ir zeichen schinen verre.
  • do sprach diu wol getane: «wol mich! da kumet Hc-
  • tele und min herre.»
  • 778 Si bekänden, daz ez waere des wirtes zeichen niht.
  • «ach we grozer swsere, diu hiute hie geschiht!
  • uns koment grimme geste nach Küdrün der frouwen.
  • manigen heim vesten siht man vor äbende noch ver-
  • hcuwen.»
  • 779 Die von Hegelingen sprächen Hilden zuo:
  • «swaz hiute Hartmuotes gesinde hie tüo,
  • des sul wir sie letzen mit vil tiefen wunden.»
  • do hiez diu küniginne diu bürgetor versliezen an den
  • stunden.
  • 780 Des wolden niht envolgen die küenen Hetelen man.
  • die des landes huoten, die hiezen binden an
  • 3 vor aller slahte diete, vor jeglicher Art Menschen, mehr als jeder-
  • mann.
  • 2 ande tuot, thut weh, kränkt. — 3 warum soll ich mich weiter nach
  • Freunden iimsehenV Die hesten, nämlich die mir im Kampfe helfen,
  • habe ich ja bei mir.
  • 1 .iic/i hdohen dar, brachen dahin auf. — 2 mit vanen uf gerihtet, mit
  • emporgerichteter Fahne, die vorangetragen wurde. — 3 zeichen stn.,
  • Fahne, Banner, lat. Signum, altfr. enseigne. — 4 diu wol getane, Ku-
  • drun. — nun herre, Herwig.
  • 1 bekunden, erkannten. — des wirtes, desjenigen, der Herr im Hause
  • und Lande ist, d. h. Hetel. — 3 nach, um sie zu holen. — 2 — 1 "Worte
  • der Becken im allgemeihen.
  • 3 (/''.* sid wir sie letzen, daran sollen, wollen wir sie verhindern. —
  • 4 an den stunden, sofort.
  • 2 binden an, das Anbinden des Banners an den Schaft ist Zeichen
  • des Bereitseins zum Kampfe. —
  • 158 XV. AVENTIURE,
  • ir herren lierzeicheu. zuo in üz der veste
  • die Hetelen degene wolden slahen die vil werden geste-
  • 781 Die schranken, die man solde alle nider län,
  • durch ir übermüete wurden üf getiin.
  • daz goumen Hartmuotes liezen s' in versmähen,
  • do die ersten in drüngen, do körnen in die lesten ouch
  • ze nähen.
  • 782 Mit üf geworfen swerten vant man dö dar vor
  • wol tüsent oder mere, die habten vor dem tor.
  • do was ouch komen Hartmuot wol mit tüsent mannen,
  • si erbeizten an die beide; man hiez diu ros schiere
  • ziehen dannen.
  • 783 Sie truogen schefte enhende mit snidenden spern.
  • wer moht' den strit da wenden? sie begunden wern
  • die stolzen burgaere mit den tiefen wunden.
  • dö kom von Ormanie Ludewic mit beiden sä ze stunde.
  • 784 Des heten frouwen sorge, dö er dort her reit,
  • sie sähen unverborgen siniu zeichen breit,
  • bi der ieclichem wol driu tüsent manne
  • kömen dar mit zorne, swie die küenen recken schie-
  • den dannen.
  • 785 Sie wurden alle unmüezic dort ünde hie.
  • man gesäch von einem lande küener recken nie.
  • 780, 3 her zeichen stu., dasselbe was zeichen. — zuo in — wolden, sie wollten
  • zu ihnen (den Feinden hinaus), slahen, um zu erschlagen.
  • 781, 1 schranken, Balken, die zur Versperrung der Thore dienten. — 3 gou-
  • men swv. , spähen; Hartraut hatte schon auf diesen Augenblick ge-
  • wartet, um mit den Seinen in die Stadt zu dringen. — 4 mit den
  • letzten, die herauskamen, gleichzeitig drangen die ersten hinein.
  • 782, 1 vf geworfen, hoch erhobenen, hoch geschwungenen; statt ^eit'or-
  • fenen. — 2 habten inti'ans. , hielten. — 4 erheizen swv. , absteigen. —
  • ziehen dannen, fortbringen. Beim Kampfe am Thore waren sie besser
  • zu Fuße als zu Rosse dran.
  • 783, 1 enhende, in der Hand. — spern"] sper stn. ist die eiserne Spitze, mit
  • welcher der Schaft beschlagen ist. — 2 wenden swv., abwenden. —
  • wern swv., einen mit etwas, soviel als einen eines d. tcern.
  • 784, 4 swie, wie auch immer sie von dort abzogen; wiewohl sie große Ver-
  • luste erlitten.
  • 785, 1 dort unde hie, auf beiden Seiten. —
  • WIE HARTMUOT KUTRüNEN MIT GEWALDE NAM. 159
  • danne ouch dise wären in den Hetelen seiden,
  • sie künden wunden vären; sie täten'z w^ol mit Hart-
  • muotes helden.
  • 786 Ludewic der küene, der voget üz Ormandin,
  • üz herten Schildes spangen sluog er roten schin
  • mit sinem starken eilen, daz er in brüsten truoc.
  • die sinen spilgesellen wären küene genuoc.
  • 787 Do die bürgsere wänden fride hän,
  • do kom mit helden msere näher dar gegän
  • der vater Hartmuotes da her von Ormandine.
  • dem beide gunde er guotes: daz wart des tages dicke
  • ze schine.
  • 788 Den stolzen burgseren leiden do began,
  • daz sie den rät liezen, den Hilde het getan,
  • diu vil schcene frouwe, daz Hetelen wip.
  • des sach man dürkel Schilde und vlos ouch maniger
  • da den lip.
  • 789 Ludewic und Hartmuot beide wären komen
  • so nähen zuo ein ander; sie beten wol vernomen,
  • daz man die burc froun Hilden wölde versliezen.
  • do giengen s' mit den Schilden, daz sie diu zeichen in
  • die burc stiezen.
  • 790 Swie vil man von der müre warf und geschoz,
  • des nam sie vil untüre: ir eilen daz was groz.
  • 785, 3 ouch dient zur Hervorhebung von dise. — 4 u-unden vären, nach
  • Wunden trachten, trachten zu verwunden ; eine durch den Inreim
  • veranlaßte gesuchte Ausdrucksweise. — täten'z u-ol mit, benahmen
  • sich tapfer gegenüber, kämpften tapfer mit.
  • 786, 4 spilgesellen, Kampfgenossen ; der Kampf wird sehr häufig unter dem
  • Bilde eines Spieles dargestellt. — küene genuoc, d. h. sehr kühn, mit
  • der gewöhnlichen leichten Ironie der mhd. Dichter.
  • 787, 1 glaubten sicher zu sein. — 2 gegän part. prset., gegangen. — 4 dem
  • helde. nämlich Hartmut. — wart ze schine, seltnere Ausdrucksweise
  • für wart schtn, zeigte sich.
  • 78?, 2 rät, nämlich die Thore zu verschließen.
  • 789, 2 zuo ein ander, indem sie von entgegengesetzten Seiten in die Feinde
  • eingedrungen waren und sich durch dieselben zueinander durch-
  • arbeiteten. — vernomen, bemerkt. — 4 in die burc stiezen, in die Stadt
  • hineinbrächten.
  • 790, 2 des nam sie unture; unture stf. nur in dieser Verbindung: das dünkte
  • ihnen gering, das achteten sie nicht. —
  • 160 XV. ÄVENTIURE,
  • sie ahte harte kleine swaz man da sach der veigen.
  • mit grözen lassteinen sach man vil der helde geneigen.
  • 791 Ludewic und Hartmuot körnen in daz tor.
  • vil manigen sere wunden liezen sie dar vor.
  • des begunde weinen ein juncfrouwe sere.
  • in der Hetelen bürge wart des grozen schaden dan-
  • nocli mere.
  • 792 Der künic von Ormanie der was fro genuoc,
  • do er und ouch die sine sins landes wäfen truoc
  • für den säl Hetelen. obene durch die zinne
  • liez man den vanen weihen. des trürte diu vil here
  • küniginne.
  • 793 Mich wundert, waz doch wtere den gesten da ge-
  • schehen ,
  • ob Wate der vil grimme hete daz gesehen,
  • daz Hartmuotes helde durch den sal so giengen
  • mit samet Ludewige, da sie die schcenen Küdrünen
  • viengen.
  • 794 Wate und ouch Hetele heten'z so gewert,
  • der iu'z gesaget hete, üf helme so gebert
  • mit den guoteu swerten, deiz nimmer waere ergangen,
  • daz sie Küdrünen ze Ormanie brachten gevangen.
  • 795 Swaz man da vant der liute, die wären ungemuot;
  • sam taete man noch hiute. maniger hande guot,
  • die daz wolden rouben, die fuorten'z üz der selde.
  • daz muget ir gelouben: rieh wurden alle Hartmuotes
  • helde.
  • 790, 4 lasstein statt last.ftein stm., Stein von großem Gewiclite. — rjeneigen
  • swv., zu Falle bringen, niederwerfen.
  • 791, 2 sere icunden, tödlich verwundeten. — 3 des, darüber, daß sie in die
  • Stadt drangen. — ein juncfrouwe, Kudrun.
  • 792, 2 n-äfen, Wappen. — 4 iceibcn swv., flattern, wehen.
  • 793, 1 Mich wundert, ich wäre gespannt zu wissen.
  • 794, 2 der, wenn jemand. — gebert part. von bern, schlagen. — 3 deiz, daß
  • es, nämlich das folgende, daz. — ergangen, geschehen, ausgeführt
  • worden. — 4 bra'hten, hätten gebracht.
  • 795, 1 ungemuot adj., traurig. — 2 sam täte adj., ebenso würde man noch
  • heute thun, d. li. ungemuot wesen. — maniger hande guot steht wieder
  • als einzelner Begriff voran.
  • WIE HARTMÜOT KUTRUNEN MIT GEWALDE NAM. 161
  • 796 Hartmuot der snelle ze Küdrünen gie.
  • er sprach: «maget edele, ich versmähte tu ie.
  • mir und minen friunden sohle ouch nu versmähen,
  • daz wir hie niemen viengen. wir solden s' alle slahen
  • unde hähen.»
  • 797 Do redete siu niht mere wan: «owe vater min,
  • soldest du daz wizzen, daz man die tohter din
  • gewaldiclichen füeret hin üz dinem lande,
  • mir armen küniginne geschehe niht der schade noch
  • diu schände.»
  • 798 Do sie genomen heten schaz und ouch gewant,
  • dar zuo man Hilden wiste bi ir wizen hant.
  • die guoten Mateläne wolden sie verbrennen.
  • swaz in da von geschaehe, des'n wolden die von Or-
  • manie erkennen.
  • 799 Hartmuot hiez dö läzen die burc unverbrant.
  • des ilde er äne mäze wie er rümt' daz laut,
  • e daz ez erfunden die mit heres krefte lägen
  • ze Wäleis bi der marke, des künic Hetelen man und
  • sine mäge.
  • 800 «Lät den roup beliben», also sprach Hartmuot.
  • «ich gibe iu da heime mines vater guot.
  • uns ist ouch deste lihter ze varne üf dem se.«
  • gewalt der Ludewiges tete Küdrünen we.
  • 801 Diu burc diu Avas zerbrochen, diu stat diu was verbrant.
  • do hete man gevangen die besten die man vant.
  • zwo und sehzic frouweu vil minniclicher meide,
  • die fuorten sie von dannen. do was der edelen Hilden
  • herzenleide.
  • 796, 2 ie, immer, von jeher. Ich war euch zu gering. — 4 daz mit der
  • Negation (niemen) an SteUe des nhd. positiven Infinitivs mit zu.
  • 797, 3 füeret hin, dahinführt, fortführt.
  • 798, 2 dar zuo, dazu hin, wo der Raub aufgehäuft lag. Man führte sie
  • aus der Stadt oder Burg heraus, weil man die Absicht hatte, dieselbe
  • zu verbrennen. — 4 davon wollten sie nichts wissen, danach fragten
  • sie nicht.
  • 799, 2 des, damit eilte er sehr, auf welche Weise er das Land verließe. —
  • 3 heres krefte, großem Heere.
  • 800, 4 gewalt der Ludewiges, die von Ludwig verübte Gewaltthätigkeit,
  • ausgeübte Macht.
  • 801, 3 zweiundsechzig Frauen, weibliche Wesen, die aus sehr lieblichen
  • Jungfrauen bestanden, die Jungfrauen waren, meide ist Gen. pl.
  • • KtTDRUN. 11
  • 162 XV. AVENTIÜRE, WIE HARTMUOT K. MIT GE WALDE NAM.
  • 802 Wie trüric sie dö liezen des wirtes wine sten!
  • du ilt' diu küniginne in ein venster gen,
  • daz siu nach den megeden her nider möhte schouwen.
  • noch liezen s' in dem lande klagende vil manige schoene
  • frouwen.
  • 803 Wüefen unde weinen vil lüte man da vaut.
  • fro was ir deheine, do man über lant
  • mit der Hilden tohter fuorte ir ingesinde.
  • daz geschädete sit in alter dar nach mauiges werden
  • ritters kinde.
  • 804 Hartmuot der bräht' die gisel mit im üf den sant.
  • verbrennet und zerfüeret liez er des fürsten lant.
  • ez was nach sinem willen die zit wol ergangen.
  • Küdrim unde Hildeburc fuort' er mit im dännen ge-
  • vangen.
  • 805 Er weste wol, daz Hetele in daz vierde lant
  • durch urliuge wsere. des rümte er den sant.
  • er was niht so gähes von den Hegelingen,
  • fron Hilde hiez diu msere Hetelen unde sinen friunden
  • bringen.
  • 806 Wie rehte klageliche siu dem künige enbot,
  • daz im da heime Isegen sine ritter tot.
  • sie biete Hartmuot läzen in dem bluote touwen.
  • sin tohter wser' gevangen; da mite fuorte er manige
  • schoene frouwen.
  • 807 «Ir boten, saget dem künige, daz ich vil eine bin.
  • ez ist mir komen übele. mit hochverte hin
  • 802, 1 wine stf., Geliebte, Gattin. — 4 noc/i, außerdem, außer der Königiu.
  • 803, 1 Wüefen swv., wehklagen. — 3 ir ingesinde, wohl das Gesinde, Ge-
  • folge der Tochter. — 4 in alter, im Alter; es schadete manchem der
  • Normannen , indem die inzwischen herangewachsene Jugend der He-
  • gelinge die Bache vollzog; jene waren indessen alt geworden.
  • 804, 2 zerfüeren swv., zerstören. — 3 die :tt , während der Zeit bis dahin.
  • 805, 1 in daz vierde lant, eigentlich vier Länder weit, dann zur Bezeich-
  • nung jeder weiten Entfernung. Vgl. Freidank 96 , 16 und Gesammt-
  • abent. I, 106, 55. — 2 wwre, gezogen wäre. — ^ er was niht so gähes,
  • er war noch nicht so schnell fort, er war kaum erst fort.
  • 806, 3 touwen swv., sterben, das Stammwort von tot. — 4 fuorte ist natür-
  • lich auch Konjunktiv.
  • 807, 2 mir komen übel'', mir schlecht ergangen. — mit hochverte, in stolzem
  • Mute.
  • XVI. AVENTIÜRE, WIE HILDE BOTEN SANDE H. UND H. 163
  • vert ze sinem lande Ludewic der riche.
  • tüsent oder mere ligent vor der porten jaemerliche.»
  • 808 Hartmuot sich dö schifte snelle in drien tagen
  • wider üf die kiele. swaz die mohten tragen,
  • daz heten sine recken genomen und geroubet.
  • des künic Hetelen degene wären hie vil schedelich be-
  • toubet.
  • 809 Wie sie nu gefüeren, wer möhte iu daz gesagen?
  • man horte in ir segele diezen imde wagen,
  • do sie gewendet wären von des küniges lande
  • zuo einem wilden werde, der was geheizen da zem
  • Wülpensande.
  • XVI. AVENTIÜRE,
  • WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN UND HERWIGE.
  • Hildens Boten berichten Heteln und Herwig das Geschehene. Auf
  • Watens Eat rüstet man sich am andern Morgen wie zum Kampfe, ent-
  • bietet aber den Moren einen ehrenvollen Frieden , den diese annehmen.
  • Jetzt teilt Hetel Siegfrieden seinen Verlust mit; dieser ist bereit ihm zu
  • helfen. Pilgern, die Wate in der Nähe weiß, nehmen sie Schiffe ab und
  • fahren ihren Feinden nach.
  • 810 Hilde diu vil here ir herze und ouch ir sin
  • dar zuo wände sere, wie siu gefrumte hin
  • ir boten dem künic Hetelen. diu herzenliche leide
  • geschach von Hartmuote: der liez ir mit jämer ougen
  • weide.
  • 808, 4 schedeltch adv., auf schadenbringende Weise.
  • 809, 2 in, ihnen; dat. comm. , daraus die nhd. vulgäre Ausdrucksweise:
  • «das ist Ihnen Ihr Rock». — 3 gewendet uären, die Segel nämlich. —
  • 4 u-ilde adj., bezeichnet das Unbewohnte. — da zem Wülpensande, nhd.
  • der Wülpensand.
  • 810, 2 gefrumte hin, fortschaffte, fortbeförderte. -^ 3 leide stf., Leid; her-
  • zenliche, welches das Herz berührt, trifft. — 4 ougen weide, Anblick;
  • mit jämer, am Jammer, den er ihr bereitet hatte.
  • 11*
  • 164 XVI. AVENTIÜRE,
  • 811 Ir manne und Herwige diu frouwe do enbot,
  • ir tohter waer' gevangen, ir helde wseren tot
  • und beten sie al eine mit ungemüete läzen.
  • ir golt und ir gesteine die von Örmanie fuorten an den
  • sträzen.
  • 812 Die boten riten gähes und ilden über laut.
  • sie bete in grozen sorgen diu frouwe dar gesant.
  • an dem sibenden morgen sie komen da sie sähen
  • die von Hegelingen bi den Moeren ligen harte nähen.
  • 813 Sie gäben tegeliche ritterschefte vil,
  • ouch mohte man da beeren maniger bände spil,
  • daz sie an dem legere dürfte niht verdriezen.
  • man sach sie loufen springen unde dicke mit den
  • scheften scbiezen.
  • 814 Do sach von Tenemarke der degen Horant
  • die Hilden boten riten zuo in in daz lant.
  • er sprach zuo dem künige: «uns kument niuwiu maere.
  • got gebe, daz uns beiden da heime niht geschehen si
  • schade swaere.»
  • 815 Der künic gie in engegene selbe da er sie sach.
  • zen boten ungemuoten gezogenliche er sprach:
  • «Sit willekomen, ir berren, her zuo disem lande.
  • wie gehabet sich min frou Hilde? saget uns wer iuch
  • da her sände.»
  • 816 Er sprach: «daz tet min frouwe, diu hat uns her gesant.
  • din bürge sint zerbrochen, verbrennet ist din lant.
  • Küdrün ist gefüeret hin mit ir gesinde.
  • schaden also grozen ich wsene din lant niht überwinde.»
  • 811, 4 fuoHen ist Prset. conj.
  • 813, 1 gaben ritterschefte vil, trieben ritterlichen Kampf; indem die Belager-
  • ten Ausfälle machten. — 2 spil stn. , Unterhaltung ; es kann auch
  • vom Spielen musikalischer Instrumente allein gesagt sein. — 3 daz,
  • damit. — an dem legere, in dem Lager, während der Belagerung. —
  • verdriezen stv., Langeweile haben. — 4 laufen und springen, Wettlauf
  • und Springen nach einem bestimmton Ziele, beides häufige ritterliche
  • Übung und Unterhaltung.
  • 814, 3 niuwe adj., neu. Man kann auch Mmicem^cre als ein "Wort schreiben :
  • Neuigkeiten.
  • 815, 3 her, wegen des in willekomen liegenden Begriffs der Bewegung.
  • 816, 1 min frouwe, meine Herrin. Einer der Boten ergreift für alle das
  • Wort. — 4 nach ich warne steht meist der Konjunktiv ohne daz.
  • 1
  • WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN UND HERWIGE. 165
  • 817 Er sprach: «ich klage dir mere, des get uns michel not.
  • mäge und diner manne lit wol tüsent tot.
  • diu schaz ist gefüeret zuo fremeden künicrichen.
  • din hört ist an gerüeret: daz stet so guoten helden
  • lasterlichen.))
  • 818 Er fragte wie er hieze, der ez liet getan.
  • do sprach zuo dem künige ein des recken man:
  • «der eine heizet Ludevric von Ormanieriche,
  • der ander heizet Hartmuot. die komen uns mit helden
  • schedeliche.))
  • 819 Do sprach der fürste Hetele: «durch daz ich im verzech
  • mine schoene tohter: wol weste ich daz im lech
  • dem künige üz Ormanie Hagene sin laut.
  • dar umbe wsere Küdrun hin z'im nach eren niht bewant.
  • 820 Man sol unser vinde disiu m^ere gar verdagen.
  • man sol sie unsern friunden heimlichen klagen,
  • nu heizet uns die mäge balde her bringen.
  • ez'n dörfte guoten recken da heime nimmer wirser
  • gelingen.»
  • 821 Do hiez man Herwige hin ze hove gän,
  • friunde unde mäge und ander 's küniges man.
  • do dise guote recken ze hove komen wären,
  • man sach den künic Hetelen in sinem muote trüobe
  • gebären.
  • 822 Der voget von Hegelingen sprach: «ich wil iu klagen
  • und muoz iu üf genäde minen kumber sagen ,
  • 817, 1 Der Bote fährt fort. — 2 zu mäge ist das folgende diner zu ergän-
  • zen. — 4 hört stm., Schatz; während schaz im allgemeinen Geld und
  • Gut hezeichnet, ist kort der gesammelte Schatz, der im tresem, in der
  • triskamer aufbewahrt wurde.
  • 818, 2 ein, einer, man ist Nom. sing., nicht Gen. pl. , aber zu übersetzen:
  • einer von den Dienstmannen des Helden.
  • 819, 1 durch daz, aus folgendem Grunde. — ich im verzech, versagte ich
  • ihm; von verzihen stv. Vgl. 610. — 4 Am z'im — bewant, bei ihm an-
  • gebracht.
  • M'O, 4 ez'n dörfte, es könnte nicht, es dürfte schwerlich. — wimer adv.,
  • schlechter; wirser gelingen, schlimmer ergehen, ausfallen.
  • 821, 1 Herwige acc. — 2 's küniges = des küniges. — 4 truobe adv. , trübe,
  • traurig.
  • 822, 2 uf genäde, im Hinblick, im Vertrauen ai:f eure freundliche Gesin-
  • nung. —
  • 166 XVI. AVENTIURE,
  • waz uns min fron Hilde her enboten hat,
  • daz ez zen Hegelingen so rehte unfrcfelichen stät.
  • 823 Min lant ist verbrennet, min burc gebrochen nider.
  • uns ist gehüetet übele da heime leider sider.
  • min tohter ist gevangen, erslagen mine mäge,
  • die mir mines landes und miner ere da heime phlägen.»
  • 824 Do trehenden Herwige diu ougen umbe daz,
  • daz diu Hetelen ougen von weinen wurden naz.
  • sam täten d'andern alle, do si s' weinen sähen.
  • der was fro deheiner, die dem künige stuonden also
  • nähen.
  • 825 Do sprach Wate der aide: «nu vermeldet niht.
  • swaz uns an den friunden schaden nu geschiht,
  • des muge wir uns ergetzen her nach mit maniger wünne.
  • vil trüric wir gesetzen Hartmüotes unde Ludewiges
  • künne.»
  • 826 Hetele do fragte: «wie sol daz ergän?»
  • do sprach Wate der aide: «da sul wir fride län
  • den von Morlande, dem künige und sim' gesinde.
  • so füeren wir die degene nach der schoenen Küdrün
  • dinem kinde.»
  • 827 Wate wislichen raten künde duo:
  • «wir suln mit den gesten werben morgen fruo
  • und ouch in der mäze, daz sie werden inne,
  • ob wir's niht enläzen, daz sie ir volc nimmer bringen
  • hinnen.»
  • 822, 4 zfiyi Hegelinffen, in Hegelingen. — so rehte unfroelxchen, so gar sehr
  • traurig.
  • 823, 2 man hat leider daheim schlecht Wache gehalten für uns. — sider,
  • nachher, seitdem wir abgereist sind.
  • 824, 1 trehenden, prset. von trehenen, von Thränen überfließen, feucht wer-
  • den. — umbe daz, daz, deswegen weil. — 3 d' andern = die andern. —
  • si s' = sie sie.
  • 825, 1 vermeldet swv. , verratet; niht, nichts. — 3 sich ergetzen swv. , eines
  • dinyes, sich entschädigen für etwas. — 4 gesetzen swv., machen.
  • 826, 2 da, begründend: indem. — 4 .»«, wenn das geschehen ist, so.
  • 827, 1 Wisltchen adv. , verständig, klug. — duo, Nebenform von do. —
  • 2 werben, verfahren. — 3 und auch, und zwar. ~ A ob tcir's niht en-
  • läzen, wenn wir es nicht gestatten.
  • I
  • WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN UND HERwIgE. 167
  • 828 Do sprach der küene Herwic: «hie ist geraten wol.
  • bereitet iuch so hiute, wie man morgen sol
  • gebären mit den vinden, daz wir daz läzen schouwen.
  • swie wir hinnen scheiden, mir ist unmäzen leit nach
  • den frouwen.»
  • 529 Sie rihten sich ze strite mit rossen und mit wät.
  • sie liezen vil ungerne des alden AVaten rät.
  • dö in erschein der morgen, si versüochten'z vil sere
  • au die von Abakine. da mite sie würben beide lob
  • und ere.
  • 530 Die banier allenthalben in gedrenge man dö truoc.
  • der vil wol gesunden vil manigen man dö sluoc.
  • die von Sturmlande lüte ruoften: «näher!»
  • die sie da twingen wolden, den was zuo dem strite
  • desto gäher.
  • 831 Irolt begunde rüefen über Schildes rant:
  • «weit ir'z mit uns süenen, ir helde üz Mörlant?
  • des heizet iuch min herre der künic Hetele fragen,
  • iwer länt sint iu ze verre. ir vlieset beide güot ünde
  • mäge.»
  • 832 Des antwurte Sifrit, der künic üz Mörlant:
  • oswenn' ir den sig erwerbet, so habt ir guotiu phant.
  • ich wil mit niemen dingen wan nach minen eren.
  • wsenet ir uns twingen, ir verderbent beidenthalp diu
  • niere.»
  • 828, 2 von so hängt der Satz mit daz ab, von schouwen der Satz mit icie. —
  • 3 gebären mit, verfahren mit, sich benehmen gegenüber. — 4 swie,
  • auf welche Weise auch. — leit nach, das schmerzliche Verlangen nach
  • etwas bezeichnend.
  • 829, 2 liezen, conj., im Sinne des Plusquampf. : sie hätten unterlassen
  • (Martin). — 3 versüochten'z, mit an und dem Accusativ, einen Versuch
  • machen auf jemand, namentlich einen Angriff versuchen. — 4 nnrben,
  • erwarben.
  • 830, 1 banier, baniere stf., Banner. — gedrenge stn. , Gedränge. — 3 näher,
  • näher heran, drauf los !^ — 4 die ist Acc. und bezieht sich auf die
  • Moren; ebenso den. — gäher compar. von gäch.
  • 831, 2 süenen, ez, mit einem, sich mit jemand versöhnen. — 4 //• vlieset, mit
  • dem Nebengedanken : wenn ihr auf unsern Vorschlag nicht eingeht.
  • 832, 1 Des, darauf. — antwurte praet. statt antwurtete, aber mhd. immer so
  • verkürzt. — 2 phant, Unterpfänder, an den Gefangenen, die ihr
  • maclieu werdet. — 3 dingen stv., mit einem, einen Vertrag schließen;
  • unterhandeln. — 4 ir (das zweite), ihrer, von diu inere, desto mehr,
  • abhängig.
  • 168 XVI. AVENTIURE,
  • 833 Do sprach der recke Fruote: «nu sichert ir uns bi
  • ze wesene dienestliche , so läze wir iuch fri
  • urliuges immer mere üz mines herren landen.»
  • die von Karadine strahten dar den fride mit ir banden.
  • 834 Also kom ez ze suone, als icb iu bän geseit.
  • do giengen zuo ein ander die recken vil gemeit.
  • ein ander buten dienest die e vinde wären.
  • ir baz der was versüenet: sie rieten den von Ormanin
  • ze väre.
  • 835 Nu saget' alrerste Hetele dem künige üz Morlant,
  • waz er leider maere von sinen boten ervant.
  • ob er im helfen wolde, daz diende er an sin ende,
  • daz er hern Hartmuote mit im gelonde dirre misse-
  • wende.
  • 836 Do sprach der herre Sifrit da her üz Alzabe:
  • «Westen wir sie vinden, so müese in werden we.»
  • do sprach Wate der aide: «ich weiz hie bi vil nähen
  • ir rehte wazzersträze. wir mugen s' üf dem mer vil wol
  • ergäben.»
  • 837 Hetele sprach z'in allen: «wä solde ich kiele hän?
  • ob ich in gerne schatte., wie möhte daz ergän?
  • ez'n wsere ob ich da heime mich bereite zuo ir lande,
  • daz ich sie da gestehe, so geraeche ich an in beide
  • schaden und anden.»
  • 838 Do sprach Wate der aide: «sin mac wol werden rät.
  • got tuot mit gewalde al daz in bestät.
  • 833, 1 sichert ir imper., versprecht. — uns bi ze wesene, uns beizustehen. —
  • 2 dienestliche adv. , dienstwillig. — fri ist nur mit urliuges zu verbin-
  • den ; läzen dagegen mit vz. — 'Ä immer infre, für alle Zukunft. —
  • 4 strahten prset. von strecken, darbieten, darreichen; boten zum Frie-
  • den die Hände dar.
  • 834, 2 gemeit adj., fröhlich, frohgfemut und Ähnliches. — 3 buten prset. pl.
  • von bieten. — 4 rieten te rare, vgl. 6ß7, 4.
  • 835, 1 Am alrerste, jetzt erst; alrerste, verkürzt aus aller erste. — 2 ervant,.
  • erfahren hatte. — 3 an sin ende, bis zu seinem Tode. — 4 missewende
  • stf., schändliche, tadelnswerthe Handlung.
  • 886, 2 so müese in werden ice, so müßte es ihnen schlecht gehen. — 4 rehte,
  • die sie nehmen müssen oder gewöhnlich nehmen.
  • 837, 1 z'in, zu ihnen. — u'ä , wo sollte ich hernehmen, bekommen. —
  • 2 schatte contrahiert aus schadete. — 3 zuo ir lande, um in ihr Land
  • zu fahren. — 4 fjesiehe, besuchte, aufsuchte, in feindlicher Absicht.
  • 838, 1 sin mac wol werden rät, dafür kann wolil Hülfe werden, dem kann
  • abgeholfen werden. — 2 ai daz in bestät, alles was ihm zu thun zu-
  • kommt, mich bestät etwas, mir gehört etwas, kommt etwas /.u.
  • WIE HILDE BOTEN SANDE HETELEN TND HERWIGE. 169
  • ja weiz ich hie vil nähen bi uns in dem lande
  • wol sibenzic guoter kiele; die stent mit guoter spise
  • iif einem sande.
  • 839 Die habent bilgerine gefüeret üf den se.
  • die müezen wir gewinnen, swie'z uns dar nach erge.
  • sie suln geduldiclichen üf dem sande erbiten,
  • unz wir mit unsern vinden uns versüenen oder aber
  • gestriten.»
  • 840 Waten dem vil küenen dem wart dannen gäch
  • wol mit hundert recken; die andern zogeten nach,
  • er sprach, er wolde koufen, heten sie iht veile.
  • des starp im vil der mäge; im selben kom ez ouch ze
  • iinheile.
  • 841 Die si an dem Stade funden, für war so weiz ich daz,
  • der was drizic hundert, ich wsene, und dannoch baz.
  • die moliten niht so gähes gerihten sich ze strite.
  • do kom in dar näher der künic mit vil maniger schär
  • wi'ten.
  • 812 Swie so sie gebarten, man truog in üf den sant,
  • des Wate niht enwolde, ir silber und gewant.
  • die spise hiez er läzen beliben üf den ünden.
  • er jach, man solde in'z gelden, so si aller nsehest her
  • wider wunden.
  • 843 Die bilgerine klageten, des gieng in michel not.
  • swaz si im ir dinges sageten, er ahte ez niht ein brot.
  • Wate der vil küene trabte äne smielen,
  • daz sie im läzen müesten ze phande beide kocken
  • unde kiele.
  • 839, 1 Die ist Accuaativ, bilgerine Subjekt. — 4 oder aber, oder andeTerseits.
  • 840, 3 /lelen sie iht veile, wenn sie etwas verkäuflich hätten.
  • 841, 2 dannoch baz, noch mehr. — 3 f/eri/iten »-wv., rüsten. —4 sdiar witen,
  • großen Schar.
  • 842, 1 Swie — gebarten, was sie auch thun mochten; sie konnten es nicht
  • verhindern. — vf den sant, ans Ufer aus den Schiffen. — 2 des, mit
  • Bezug auf silber und gewant: wovon Wate nichts haben wollte. —
  • 3 uf den ünden, in den Schiffen. — 4 gelden, ersetzen. — so si aller
  • wehest, wenn sie nächstens, sobald sie. — her wider wunden proet.
  • conj. von winden, zurückkehren.
  • 843, 2 ir dinges, von ihren Angelegenheiten und Verhältnissen. — niht ein
  • brot, nicht im geringsten; brot zur Bezeichnung von etwas Gering-
  • fügigem, als Verstärkung der Negation. — 3 trahte prjet. von trahten
  • statt trahtete. — smielen swv., lächeln.
  • 170 XVII. AVENTIURE,
  • 844 Hetele der enruoclite, ob si immer üf daz mer
  • mit ir kriuze koemen. er nam üz ir her
  • fünf hundert oder mere der besten, die sie fanden,
  • der brähten sie vil lützel ze Hegelinge lande der ge-
  • sunden.
  • 845 I'ne Meiz, ob des engulde Hetele und sine man,
  • daz ditze volc eilende das herzen leit gewan,
  • daz sie sich muosten scheiden in den fremeden landen,
  • ich wsene got von himele rseche da selbe sinen anden.
  • 846 Sie fuoren so sie mohten beldiste dan.
  • Hetele und die sine guoten luft gewan.
  • sie begunden segelen nach ir vianden,
  • swä sie die befunden, und wolden an in rechen ir anden.
  • XVn. AVENTIURE,
  • WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM UF DEN WÜLPENSANT.
  • Auf einer Insel, dem Wülpensande, ruhen die Normannen aus und
  • erblicken die Schiffe, die sie anfangs für Pilgerschiffe halten, aber bald
  • erkennen. Ein grimmiger Kampf erhebt sich , nachdem die Hegelinge
  • und ihre Bundesgenossen ans Land gedrungen, und währt vom frühen
  • Morgen bis zur einbrechenden Nacht.
  • 847 Nu was der künic liudewic und ouch her Hartmuot
  • mit ir landes volke bi des meres fluot
  • beliben durch ir ruowe üf den wilden griezeu.
  • swie vil sie liute heten, des mohten sie doch lützel
  • geniezen.
  • 844, 1 enruochte , kümmerte sich nicht darum. — immer, jemals. — 4 der,
  • unter denen. — lützel der t/esunden, wenig Gesunde.
  • 845, 1 enffulde, dafür büßen mußte ; mit Bezug auf den traurigen Ausgang
  • des Kampfes. — 3 .lich scheiden, sich voneinander trennen, indem
  • Hetel einen Teil mitnahm. — 4 amen anden, das Leid, das ihm au
  • seinen Getreuen geschehen war.
  • 846, 1 so sie mohten beldiste, gehört zusammen : sobald als möglicli. beldiste
  • Superlativ des Adverbiums balde. — 2 lit/t stm.. Wind.
  • 847, 3 durch ir ruowe, um sich auszuruhen. — 4 des — geniezen, das half
  • ihnen nicht viel.
  • WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM. 171
  • 848 Ez was ein wert vil breiter und hiez der Wülpensant,
  • J da die von Ormanie üz Ludewiges lant
  • i gemach gefüeget heten ir rossen und in selben,
  • da sich ir schade muose nach ir gemache grimmicliche
  • melden.
  • 849 Die vil edele gisel von Hegelinge lant
  • die hete man gewiset üf den wilden sant.
  • die mäze und sie da mohten und kimdeu gebären,
  • die minnecliche meide, bi den vinden truric sie wären.
  • 850 Diu fiwer man allenthalben bi dem sande sach.
  • die von verren landen schuofen in gemach.
  • sie wänden da beliben (daz kom in al ze sere)
  • mit den schcenen wiben ze siben nahten oder dannoch
  • 851 Do dise recken lägen an einer wilden habe,
  • Hartmüot mit sinen mägen muoste läzen abe
  • gedingen, den sie heten, daz sie da beliben
  • ze siben tagen soldeu an ir gemache mit den schoenen
  • wiben.
  • 852 Ez was von Mateläne nu so verre dan
  • Küdrün diu wol getane, daz Ludewiges man
  • heten an ir gemache deheinen den gedingen,
  • daz Wate und sine friunde ez in ie ze schaden möhten
  • bringen.
  • 853 Do sach der marnsere üf den ünden wagen
  • ein schif mit riehen segelen. dem künige hiez er'z sagen.
  • ¥
  • 848, 4 grimmicliche adv., iu furchtbarer, schrecklicher Weise. — sich melden
  • 8WV., zu Tage treten.
  • 849, 1 fjUel ist PI. — 3 die mäze, in der Weise, in dem Maße; und, in
  • welchem, und vertritt mhd. häufig ein Relativum; sie waren traurig,
  • wie es nicht anders sein konnte.
  • 850, \ fiwer stn. , Feuer. — 3 ze sere, zum Schmerze, zum Schaden und
  • Verluste. — 4 nahten'] die alte germanische Zählung ist nach Näch-
  • ten, nicht nach Tagen.
  • 851, 1 habe stf., Hafen: an einer unbesuchten Landungsstelle. — 3 gedingen
  • ist Gen. (Nom. yedinge swm.), abhängig von läzeyi abe, ablassen von
  • der Hoffnung.
  • 852, 1 vas dan, war fort. — 3 gedinge, hier: Erwartung. — 4 ze schaden
  • bringen, einem etwas, jemand in Bezug auf etwas Schaden zufügen,
  • 853, 1 marna^re stm., mittellat. marinarius, franz. marinier, Schiffer. — tra-
  • gen swv., sich bewegen. —
  • 172 XVII. AVENTIURE,
  • dö daz gesach her Hartmuot und oucli al die sine,
  • in den segelen wseren kriuze, sie jähen ez waeren bil-
  • gerine.
  • 854 Schiere sähen s' vliezen drie kiele guot
  • und niwen kocken riche; die truogen üf der fluot
  • manigen, der daz kriuze durch gotes ere seiden
  • truoc an sinen kleiden. des muosten die üz Ormanie
  • engelden.
  • 855 Sie körnen nu so nähen, daz man die lielme sach
  • abe den schiffen schinen. sich huob ir ungemach
  • unde schadete sere Ludwige und den sinen.
  • «wol üf'), sprach dö Hartmuot; «hie koment die grim-
  • men widerwarten mine.»
  • 856 Sie gähten zuo dem lande, daz man wol vernam
  • diu ruoder an den banden krachen manigem man.
  • die üf dem Stade wären, die alden zuo den jungen,
  • die enwesten wie gebären, wan daz sie werliche dar
  • Sprüngen.
  • 857 Ludewic und Hartmuot truogen schilt enhant.
  • sie wären e vil sanfter komen in ir laut,
  • wan daz sie ir ruowe troug ein teil ze sere.
  • sie versähen sich z'ir vinden, Hetele het der mäge
  • niht mere.
  • 858 Lüte ruoft' dö Ludewic an alle sine man
  • (ez was gar ein kindes spil swes er e began):
  • 853, 4 woereti, daß— wären.
  • 854, 2 niwen, neun, die altertümliche Form des Zahlworts.
  • 855, 1 komen, waren gekommen. — 2 ir ///i ; ir, nicht anf sie, son-
  • dern auf das folgende Luduuge und shyii zu beziehen. —4 (c/rZe/--
  • warte 8wm.,.der Widerwärtige, der Kciiid.
  • 856, 1 vernam, hörte. — 4 enwesten " /• ■irhayn. wußten nicht, wie sie sich
  • benehmen sollten. — werlichr ^^{y. . kuniiifbcreit , gerüstet. — dar,
  • herbei.
  • 857, 2 vil sanfter, viel bequemer, vgl. Nibel. 630, 4. — '.Uniu da:, ein Mittel-
  • glied ist zu ergänzen : und würden auch diesmal bequem nacli Hause
  • gekommen sein, außer daß, wenn nicht u. s. w. — troug prtet. von
  • triegen, betrügen. — 4 si versahen sich z'ir vtnden, sie erwarteten von
  • ihren Feinden, daß : sie dachten daß.
  • 858, 2 kindes spil, Kinderspiel, etwas Unbedeutendes, Geringfügiges, Scherz-
  • haftes gegen den nun beginnenden Ernst des Kampfes. —
  • WIE HETELE NACH sInER TOHTER KOM. 173
  • «nu muoz ich aller erste mit guoten beiden striten.
  • ich geriche in immer, der ir tar under minem vanen
  • erbiten.»
  • 859 Hartmuotes zeichen truoc man üf den sant.
  • diu schif so nähen wären, daz si s' mit der hant
  • mit scheften mohten langen, bi in an dem grieze.
  • ich wsen' her Wate der aide sinen schilt niht müezic
  • enlieze.
  • 860 So rehte grimmicliche werte man nie lant.
  • die von Hegelingen drungen üf den sant.
  • mit spern und mit swerten striten s' also sere.
  • ein ander sie do werten daz sie des koufes sit niht
  • gerten mere.
  • 861 Sie wären allenthalben an daz stat gestän.
  • nach winden von den alben sach man nie sne gän
  • so dicke so da drseten die schüzze von den henden.
  • ob si'z nu gerne taeten, so möht' den schaden niemen
  • wol erwTnden.
  • 862 Man vant ein sperwehsel: diu wile diu was lanc,
  • e sie daz lant gewunnen. der aide ^yate spranc
  • zuo den vinden sere; sie wären im so nähen.
  • er was so grimmes muotes, daz sie sinen willen wol
  • gesähen.
  • 863 Ludwic von Ormanie der lief Waten an.
  • mit einem sper vil scharphen schoz er üf den man,
  • daz diu stücke hohe Sprüngen in die winde.
  • Ludewic der was küeue. dö kom ouch daz Waten in-
  • gesinde.
  • 858, 4 geriehen swv. , reich machen. — in, denjenigen. — ir gen. pl. , ab-
  • hängig von erbiten. — tar 3. pers. prses. von turren, wagen.
  • 859, 3 sie waren nur noch Speereslänge entfernt.
  • 860, 1 werte man nie lant, verteidigte man nie ein Land, wie hier die
  • Normannen gegen die landenden Hegelinge. — 4 koufes^ ein neues
  • Bild für den Kampf, entlehnt von dem Kaufmann, der seine Waare
  • (hier die Schwertstreiche) zu sehr billigem Preise, beinahe umsonst
  • hergiebt.
  • 861, 2 nach winden, hinter dem Winde her. — albe stf., Alpe, Berg. —
  • 3 dicke adv. , dicht. — i ob si'z nu gerne tieten, wenn sie jetzt auch
  • gewollt hätten, nämlich den Schaden rückgängig machen.
  • 862, 1 sperwehsel stm. oder stn., Speerkampf. — 2 gewunnen, erreichten. —
  • 4 uillen, Absicht.
  • 863, 1 a« laufen, mit acc. der Person, gegen jemand anrennen, in feind-
  • licher Absicht.
  • 174 XVII. AVENTIURE,
  • 864 Wate Ludewigen durch den heim sluoc,
  • daz des swertes ecke üf daz houbet truoc.
  • ouch hete er under brünne von vil guoten siden
  • von Abalie ein hemede; anders müeste er nu daz ende
  • liden.
  • 865 Ludewic im vil küme mit sinem libe enbrast.
  • die stat muoste er rümen. ez was ein übel gast
  • Wate da er solde bi vinden sie erwerben.
  • man sach von siner hende manigen guoten recken da,
  • sterben.
  • 866 Hartrauot und Irolt zuo ein ander spranc.
  • ir ietwederes wäfen üf dem helme erklanc,
  • daz man ez mohte hoeren durch die schar verre.
  • irolt was vil biderbe; küene was euch Hartmuot der
  • herre.
  • 867 Herwic von Sewen, ein mserer helt guot,
  • der enmohte vollangen. ja sprang er in die fluot.
  • er stuont unz an die üehsen tiefe in einer ünde.
  • herter frouwen dienest wart da dem küenen Herwige
  • künde.
  • 868 Disen recken guoten wolden in der fluot
  • ertrenken sine vinde. manigen schaft vil guot
  • sach man üf im zebrechen. im was gäch zem sande
  • nach sinen vi'enden. da wart gerochen maniges recken
  • ande.
  • 869 Als sie daz stat erwürben, man sach des mores fluot
  • von den, die da stürben, gevar als daz bluot
  • bi in allenthalben in roter varwe vliezen
  • so wite, daz ez niemen mit einem sper wol möhte
  • überschiezen.
  • 864, 2 ecke stf., Spitze. — tragen, durchdringen. — 3 er, Ludwig. — 4 von
  • Abalte gehört zu sulen: ein Hemde von guter Seide aus Abalie.
  • 865, 1 enbrast von enbresten, entkommen. — 2 stat, den Platz , auf dem sie
  • gekämpft.
  • 866, 1 spranc statt des Plurals sprungen. — 2 ietwedere, jeder von beiden:
  • das Schwert von jedem von ihnen. — dem helme, sc. des Gegners
  • (Martin).
  • 867, 2 vollangen, vollständig erreichen; vom Schiffe aus konnte er nicht
  • bis ans Land reichen. — 3 üehsen pl. von uohsp, Achselhöhle.
  • 868, 3 «/ im, an ihm, an seiner Küstung brachen sich die Schäfte.
  • 869, 1 erwürben, erreicht hatten. — 2 gevar adj. , gefärbt. — 4 überschiezen
  • 8tv., über die Strecke, die vom Blute rot gefärbt war, hinausschießen.
  • WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM. 175
  • 870 Groezer arebeite wart nie beiden kunt.
  • ez wart nie belt so maniger gedrücket an den grünt.'
  • ein lant sie möhten erben, die äne wunden stürben,
  • die in da schaden täten, ich w?en' sie allenthalben da
  • verdürben.
  • 871 Nach sinem lieben kinde der künic Hetele streit,
  • er und sin gesinde. schaden unde leit
  • täten allenthalben die fremeden zuo den künden,
  • des wart vil maniger veige üf dem Wülpensände da
  • funden.
  • 872 Mit ungefüegem dienste urbörten sie ir haut,
  • die von Ormanie und von Hegelinge lant.
  • man sach die Tene küene so herlichen striten;
  • swer genesen wolde, der endorfte ir nimmer da en-
  • biten.
  • 873 Ortwin und Morunc die böuten daz lant
  • nach also grozen eren, daz man ir lützel vant,
  • die baz gefüegen künden schaden mit ir eilen,
  • sie sluogen vil der wunden, die zwene beide und ir
  • hergesellen.
  • 874 Die vil stolzen Moere, als ich hän vernomen,
  • die wären von ir schiffen zuo ir vinden komen.
  • der wände in den sorgen Hetele wol geniezen.
  • sie wären beide küene. man sach daz bluot durch veste
  • helme vliezeu.
  • 875 Ir voget, den sie beten, wie möht' der küener sin?
  • des tages frumte er sweizic maniger brünne schin.
  • 870, 2 ged rücket , in dem Gedränge der Kämpfenden; nicht Tote sind da-
  • mit gemeint. — 3 sie hätten ein Land erben können, die ohne Wun-
  • den starben: d. h. derjenigen, die ohne verwundet zu sein erdrückt
  • wurden und so starben , waren so viele , daß sie zur Besitznahme
  • eines ganzen Landes ausgereicht hätten. — 4 die, die Normannen.
  • -71, 1 Nach, um es wiederzugewinnen. — 3 die fremeden zuo deri künden,
  • die Bundesgenossen und die eigenen Mannen Hetels.
  • >72, 1 Mit ungestümem Dienste versteuerten sie ihre Hand; sie gaben
  • Steuer von ihrer Hand , die aber dem Empfänger nicht angenehm
  • war. — 4 enhtten stv. mit gen., harren, warten.
  • -73, 1 honten prset. von buieen, boiiiven, bewohnen, inne haben. — 2 näcfi^
  • gemäß, mit. — 3 gefüe'jen, zufügen.
  • -74, 3 1« den sorgen, in "der Not des Kampfes. — geniezen, Nutzen haben,
  • der, von ihnen.
  • 87.'), 1 wie möht' der küener sin, wie hätte der kühner sein können ? — 2 des
  • tages, an diesem Tage. — sweizic adj., blutig. — schin stm., Glanz. —
  • 176 XVII. AVENTIUEE, WIE HETELE NACH SINER TOHTER KOM.
  • er was in starken stürmen ein inserer helt vil guote.
  • wie künden s' wesen küener, der aide Wate und ouch
  • von Tenen Fruote?
  • 876 Diu sper verschozzen wären dort und ouch hie.
  • Ortwin mit sin gesellen froelichen gie.
  • des wart des tages helme vil von in verhouwen.
  • grimme weinde Küdrün; sam täten ouch bi' ir ander
  • frouwen.
  • 877 Der herte strit der werte des selben tages lanc.
  • daz volc ein ander gerte; gröz was der gedranc.
  • da muoste snellen heleden sere misselingen,
  • da die Hetelen friunde wolden sine tohter wider ge-
  • winnen.
  • 878 Der äbent seig ie näher. da von der künic geAvan
  • schaden deste mere. die Ludewiges man
  • täten swaz sie solden. si enwesten war entrinnen.
  • sie sluogen tiefe wunden: also werten sie die küniginne.
  • 879 Ditze werte in sorgen, unz in'z diu naht benam,
  • fruo von einem morgen. sie täten äne schäm
  • allez daz sie künden, die alden zuo den jungen,
  • e daz der künic Hetele zuo dem von Ormanie kom ge-
  • drungen.
  • 875, 4 vgl. 875, 1.
  • 876, 3 c/e«, infolge dessen. — 4 grimme adv., heftig, sehr.
  • 877, 1 des selben tages abhängig von lanc. — 2 ein ander gerte, verlangte
  • nach einander, um miteinander zu kämpfen.
  • 878, 1 seig pr£Et. von sigen stv. , sinken. — ie näher, immer näher. — der
  • künic, Hetel; indem in der Nacht die Tochter entführt wurde. —
  • 3 swaz sie solden, was ihre Pflicht war. — war, wohin. — 4 werten,
  • verteidigten.
  • 879 1 Ditze, dieser Kampf. — um in'z diu naht benam, bis ihnen die Nacht
  • denselben unmöglich machte. — 2 fruo — morgen, von frühem Mor-
  • gen an. — äne schäm, ohne daß sie sich hätten ihres Thuns schämen
  • müssen.
  • WIE LUDEWic HETELEN SLUOC. 177
  • XVIII. ÄVENTIURE,
  • WIE LUDEWIC HETELEN SLUOC UND BI DER NAHT FUOE
  • VON DANNEN.
  • Ludwig erschlägt Heteln; seine Mannen wollen ihn rächen, schlagen
  • aber in der Dunkelheit ihre eigenen Leute. Sie machen dem Kampf daher
  • ein Ende. In der Nacht entrinnen die Normannen heimlich mit den ge-
  • fangenen Frauen. Die Hegelinge überzeugen sich am Morgen, es sei un-
  • möglich sie einzuholen. Die Toten, auch die erschlagenen Feinde, wer-
  • den begraben, und zum Gedächtnis der Gefallenen von deren Angehörigen
  • ein Kloster gestiftet, das man reich beschenkt.
  • 880 Hetele unde Ludewic die tmogen hoch enhant
  • ir vil scharphiu wäfen. ir ietweder vant
  • mit kreften aneme andern rehte wer er wsere.
  • Ludewic sluoc do Hetelen. des würden do herzenleidiu
  • msere.
  • 881 Do von Mateläne der wirt wart erslagen,
  • daz gefriesch diu wol getane, ja horte man do klagen
  • die schoenen Küdrünen und ouch alle ir meide.
  • ez wart gescheiden küme. den liuten wärt beident-
  • halben leide.
  • 882 Do Wate der vil gi-imme gefriesch des küniges tot,
  • er begunde limmen. sam ein äbentrot
  • sach man helme schinen von sinen siegen swinden.
  • in und al die sine die muoste man vil zornige vinden.
  • 883 Swaz die helde täten, waz mohte helfen daz?
  • von dem heizen bluote der wert wärt vil naz.
  • des frides niht engerten die von Hegelingen.
  • üf dem "VVülpenwerde wolden s' Küdrün gerne wider
  • bringen.
  • 880, 3 aneme = an deine, an dem. — teer er wa;re, wie tapfer der andere
  • war. — 4 sluoc, erschlug. — des u-urden, daraus entstanden.
  • 881, 2 diu wol getane : so wird Kudrun sehr häufig genannt. — i. ez wart
  • gescheiden küme, Kudrun und ihre 7/ jammerten , es nahm kein
  • Ende, sie waren nicht loszureißen, so daß es Freund und Feind er-
  • barmte. Vgl. 952.
  • 882, 2 limmen atv. (prset. lam), brummen wie ein wildes Tier; namentlich
  • vom Bären und Eber gesagt. — 4 zornige das flektierte Adjektiv, ab-
  • weichend vom nhd. Gebrauche.
  • 883, 1 es konnte nichts helfen, weil Hetel einmal tot war. — Z des frides,
  • der Versöhnung; sie waren zum äußersten entschlossen. — 4 wider
  • bringen , wieder in ihre Gewalt bringen und nach Hause führen.
  • KUDBUN. 12
  • 178 XVIII. AVENTIURE,
  • 884 Die Wäleis' in dem stürme rächen 's küniges tot.
  • die von Tenemarke wären in der not
  • bi den Hegelingen und den von Ortlande,
  • den vil zieren beiden brästen guotiu wäfen an den
  • banden.
  • 885 Sinen väter wolde reeben der küene Ortwin.
  • dö kom mit menige Horant und die beide sin.
  • der tac was verendet, naliten ez begunde.
  • dö wart alrerst erhouwen von den beiden mänic vil
  • tiefiu wunde.
  • 886 Ir ein von Tenemarke ze Horande spranc.
  • sin swert im barte lüte an der bende erklanc.
  • er wände er wser' der vinde: do frumte im an den
  • stunden
  • Horant schaden grozen; der degen küene sluog im eine
  • wunden.
  • 887 Do er den neven sinen bet ze tode erslagen,
  • den vanen biez er schiere nach sinem vanen tragen,
  • do erkande er bi der stimme den er da bete verschroten
  • mit sinem starken eilen. Horant klagete sere do den
  • toten.
  • 888 Lüte ruofte Herwic: «hie wirdet mort getan.
  • Sit daz wir nibt langer des tages mugen hän,
  • wir slaben alle ein ander, die fremeden zuo den künden,
  • swie'z wer unz an den morgen, hie wirdet nibt der
  • dritte lebende funden.»
  • 884, 1 's küniges =^ des küniges. — 2 wären in der not bt, standen in der
  • Not des Kampfes zur Seite ; aber 6t ist Präposition. — 4 brästen preet.
  • pl. von bresten, brechen.
  • 885, 2 mit menige, begleitet von einer Schar. — 3 nahten swv., Nacht wer-
  • den. — 4 erhouwen stv., eigentlich heraushauen; hauen.
  • 886, 1 Ir ein, einer von ihnen, einer von denen ; ein = einer. — 3 er wcer'
  • der vtnde, er (Horant) gehörte zu den Feinden.
  • 887, 2 er befahl, die Fahne, die der Erschlagene geführt, als Siegstrophäe
  • hinter seinem eigenen Banner zu führen. — 3 bt, an.
  • 888, 1 mort stn. , nicht das Töten im ehrlichen Kampfe ist gemeint, son-
  • dern die durch das Dunkel verschuldete Niedermetzelung von Be-
  • freundeten. — 2 des tages, Tageslicht. — 4 swie'z wer, wenn das, auf
  • welche Weise auch, dauert, währt.
  • i
  • WIE LUDEWic HETELEN SLUOC. 179
  • 889 Swä man Waten den küenen in stürmen ie vernam,
  • niemen zuo im dringen in der not gezam.
  • sin ungefüegez zürnen niemen bi im dolde.
  • er brähte ir vil manigen da hin da er immer wesen
  • solde.
  • 890 Ouch mohten si'z wol scheiden unze ez wurde tac.
  • ir volc da beidenthalben mit verchwunden lac
  • erslagen von den fremeden. in gebrast des mänen schinen.
  • der tac der was zergangen; des vlos den sie der gast
  • mit al den sinen.
  • 891 Die glimme müelichen liezen dö den strit.
  • mit vil müeden banden schieden sie sich sit.
  • si beliben bi ein ander dannoch also nähen,
  • swä diu fiwer brunnen, daz sie ir helme und ouch ir
  • Schilde sähen.
  • 892 Ludewic und Hartmuot üzer Ormandin
  • giengen sundersprächen. daz gesinde sin
  • liez der künic beeren, wes er beliben solde
  • bi Waten dem vil küenen, wände der in gerne sterbei»
  • wolde.
  • 893 Er riet in sinen listen: «nu leget iuch zetal,
  • iwer höubet üf die Schilde, und habet grözen schal;
  • so mugen niht enwsenen die von Hegelingen,
  • ob ich'z kan gefüegen, daz ich iuch von hinnen also
  • bringe.))
  • 894 Do volgte Ludewige mäge unde man.
  • trumben und pusünen lüte man vernam,
  • 889, 2 gezam, stand an, war geraten. — 3 dolde prset. von doln.
  • 890, 1 Auch hätten sie es wohl zu Ende bringen können, bis es Tag gewor-
  • den wäre, wenn sie die ganze Nacht hindurch gekämpft hätten. —
  • 3 von den fremeden, von den gegenseitigen Feinden. — mäne swm.,
  • Mond. — sckine swm., Glanz. — 4 der gast, die Hegelinge-, diese wer-
  • den, weil später gekommen, als Gäste bezeichnet.
  • 891, 1 Die grimme, die Grimmigen. — müelichen adv., mit Mühe, ungern. —
  • 4 brunnen prset. pl. von brinnen, brennen.
  • 892, 3 liez der künic hoßren, er sagte ihnen. — wes, warum. — 4 sterben
  • 8wv. mit acc, sterben machen, töten.
  • 893, 1 in sinen listen, mit seiner Schlauheit. —2 habet schal, machet Lärm.
  • — 4 der Satz mit ob gehört als Zwischensatz in den mit daz.
  • 894, 1 volgte Singular des Verbums bei nachfolgendem Plural des Sub-
  • jekts.—
  • 12*
  • 180 , XVIII. AVENTIURE,
  • sam daz lant da waere gewaldiclich ir eigen,
  • sine starke liste die begunde Ludewic dö zeigen.
  • 895 Man hört' da allenthalben gebrehte unde wuof.
  • do verbot man den kinden den weinenden ruof:
  • die des niht wolden läzen, daz man die alle ertrancte;
  • swelhe man gehorte, daz man die in die ünde sancte.
  • .896 Swaz sie gehaben mohten, daz wart in üf getragen,
  • sie liezen da die toten, die wäj-en in erslagen.
  • in gebrast vil friunde; daz was in vil swaere.
  • des liezen sie ir kocken hinder in da vil vil manigen Isere.
  • 897 Mit also grozen listen kömen s' üf den se,
  • die von Ormanie. den frouwen den was we,
  • daz sie verswigen muosten daz varn von ir mägen.
  • des westen niht die beide, die noch üf dem Wülpen-
  • werde lägen.
  • 898 !fi in der tac bekoeme, do wären s' üf den wegen,
  • mit den die Tenemarken strites wänden phlegen.
  • Wate der hiez lüte sin herhorn erschellen.
  • dö wolde er zuo in gäben, die er mit tiefen wunden
  • wolde vellen.
  • 899 Ze rosse und ouch ze fuoze von Hegeliuge lant
  • daz volc sach man allez sigen über sant
  • nach den von Ormanie, Ludwige und sinen mannen,
  • mit den sie wolden striten. do wären sie gevaren verre
  • dannen.
  • 894, 3 gewaldiclich adv., mit Gewalt errungen, beherrscht. — ir eigen stn.,
  • ihr Eigentum; sie thaten als ob sie Herren im Lande wären.
  • 895, 1 gebrehte stn., Lärm, von braht abgeleitet: das laute Durcheinander-
  • reden. — wuof stm. , Wehklage. — 2 kinden, Jungfrauen. — 3 zu er-
  • gänzen: man sagte.
  • 896, 1 daz wart in vf getragen, das wurde ihnen, für sie, auf die Schiffe
  • getragen. — 4 hinder in, hinter sich, zurück.
  • 897, 2 den ivas we, die schmerzte es. — 4 des westen niht, davon wußten
  • nichts.
  • 898, 1 bekoeme, herankam, erschien. — üf den wegen, unterwegs, fort. —
  • 3 herhorn stn., Schlachttrompete. — erschellen swv. , ertönen machen,
  • blasen. — 4 vellen swv., fäUen, töten.
  • 899, 1 Verbinde : daz volc von Hegelinge lant. — 2 sigen stv. , sinken ; be-
  • sonders von dem einherziehenden Heere gebrauciit. — 3 nach , hinter
  • — her.
  • WIE LUDEWic HETELEN SLUOC. 181
  • 900 Diu schif sie fanden Isere, gestrewet ir gewant;
  • daz sach man allez ligende iif dem Wülpensant.
  • der herrenlosen wäfen wart da vil fünden.
  • sie heten daz versläfen, daz sie in nimmer geschadea
  • künden.
  • 901 Do man daz Waten sagete, des gieng im michel not:
  • wie angestliche er klagete des künic Hetelen tot,
  • daz er'z niht liet erroclien an Ludewiges libe.
  • vil helme lac zerbrochen, daz klaget' da heime vil der
  • schoenen wibe.
  • 902 Wie rehte jsemerlichen durch zornigen muot
  • Ortwin dö klagete die sinen recken guot!
  • er sprach: «wol üf, ir helde, ob wir sie mügen ergäben,
  • e si rumen die selde. ja sint sie dem Stade noch vil nähen.»
  • 903 Des wolt' dö gerne volgen Wate der aide man.
  • Fruote bi dem lüfte kiesen dö began.
  • er sprach zuo den recken: «waz hilfet, ob man ile?
  • merket mich vil ebene: sie sint von hinnen wol dri-
  • zic mile.
  • 904 Ouch mugen wir der Hute die State niht gehän,
  • daz in iht schade werde von unser vart getan.
  • nu lät iu mine lere», sprach Fruote, «niht versmähen-
  • waz weit ir rede mere? ja muget ir sie nimmer vol
  • ergäben.
  • 905 Nu heizet die wunden zuo den schiffen tragen
  • und suochet ouch die töten, die uns sint erslagen,
  • 900, 1 gestrewet, zerstreut. — 3 herrenlosen , weil ihre Besitzer gefallen
  • waren,
  • 901, 1 des bezieht sich auf das Folgende : da hatte er volle Ursache, guten
  • Grund zu klagen. Mau könnte auch schreiben: Do man daz Waten
  • sagete (des gieng im michel not) , wie angestliche ; auch dann bezieht
  • sich die Parenthese auf klagete. — 2 angestliche adv. , gewaltsam,
  • heftig. — 3 er'z, ez, mit Bezug auf einen ganzen Satz, der in tot liegt :
  • daß er gefallen war. — errechen stv., voUständig rächen.
  • 902, 4 die selde, den Lagerplatz; es war noch nicht völlig Tag geworden,
  • daher man sich über die Entfernung noch täuschen konnte.
  • 903, 2 6t dem lüfte kiesen, prüfen an der Luft; Frute wird hier als mit be-
  • sonders scharfen Sinnen begabt dargestellt. — 4 merket mich, merkt
  • was ich sage. — ebene adv., genau, sorgfältig.
  • 904, 1 State stf., hinreichende Menge; ähnlich sagt man heute: Stand, Be-
  • stand der Truppen. — gehän, was hän, haben. — 2 iht, in irgendwel-
  • cher Weise. — 4 vol ergähen, vollständig einholen.
  • 905, 1 die wunden, die Verwundeten. —
  • 182 XVIII. AVENTIÜRE,
  • und heizet die bestategen üf den wilden griezen.
  • sie liabent hie vil der friunde; war umbe solden sie
  • des niht geniezen?»
  • 906 Sie stuonden algemeine mit windender hant.
  • obe in niwan eine der schade wurde erkant,
  • daz sie verlorn heten die jungen küniginne:
  • waz msere sie nu möhten der frouwen Hilden wider ze
  • hüse bringen.
  • 907 Do sprach der degen Morunc: «und wurde es nu
  • niht mer,
  • wan daz wir selbe liden leit und herzen ser.
  • wir dienen swache gäbe, so wir ir bringen msere,
  • daz Hetele lit erstorben. noch sanfter ich von froun
  • Hilden wsere.»
  • 908 Do suochte man die töten über al den sant.
  • die da wären kristen, swaz man der da vant,
  • die hiez der helt von Stürmen zuo ein ander bringen,
  • wä sie beliben solden, daz ähten sie mit den junge-
  • lingen.
  • 909 Do riet der degen Ortwin: «da sul wir sie begraben,
  • daz sul wir ahten danne, daz si Urkunde haben
  • mit einem riehen kloster immer nach ir ende
  • und daz ein teil guotes iegelichez künne dar zuo sende.»
  • 910 «Daz hast du wol geraten», sprach der von Sturmlant.
  • «ja sol man verkoufen ir ros und ir gewant,
  • 905, 3 bestategen swv., bestatten, begraben,
  • 906, 1 mit windender hant, mit gerungenen Händen ; das Participium prse-
  • aentis in passivem Sinne. — 2 der Nachsatz zu obe muß ergänzt wer-
  • den: wenn sie bloß den einen Schaden, den Verlust der Königin,
  • hätten, so wäre das schon genug: welche Kunde sollten sie jetzt, wo
  • so viele gefallen, Hilden bringen? Die drei letzten Zeilen geben den
  • Inhalt ihrer Klagen.
  • 907, 1 7t nd wurde, Bedingungssatz, dem der Nachsatz fehlt: würde dessen
  • nicht mehr, als daß wir u. s. w., so wäre das schon hinreichend. —
  • 3 swache, geringe, spärliche. — 4 noch sanfter: es würde mir leichter
  • sein mich von ihr zu entfernen, gar nicht vor ihr zu erscheinen.
  • 908, 1 über, ausgebreitet über— hin. — 4 beltben , untergebracht werden. —
  • ahten statt ahi>'ten, überlegten.
  • 909, 1 da hat wiederum begründenden Sinn. — 2 daz ahten, darauf bedacht
  • sein. — danne, alsdann. — urkünde stn., bleibendes Gedächtnis.
  • 910, 2 ir ros die, die Rosse derjenigen, die. —
  • WIE LIJDEWic HETELEN SLUOC. 183
  • die da ligent töte, daz man der armen diete
  • nach ir libes ende von ir guote disen frumen biete.»
  • 911 Do sprach der degen Irolt: «sol man ouch die begraben,
  • die uns den schaden täten, od sol man sie die raben
  • und die wilden wolve üf dem werde läzen niezen?»
  • do rieten daz die wisen, daz sie der einen ligen niht
  • enliezen.
  • 912 Do sie do müezic wurden nach ir maniger not,
  • den künic sie begruoben, der den werden tot
  • durch friunde liebe hete genomen üf dem sande.
  • swie sie geheizen wseren, sam tet man die von iec-
  • lichem lande.
  • 913 Die Meere man besunder ir ieclichen vant.
  • sam tet man da die degene von Hegelinge laut,
  • den von Ormanie wart ir stat bescheiden;
  • die legete man besunder. sie wären beide kristen unde
  • beiden.
  • 914 Unmüezic sie wären unz an den sehsten tac.
  • sie heten niht der wile (daz gesinde nie gelac),
  • wie sie ze gotes hulden die von Hegelingen
  • von ir grözen schulden und von ir missetaete möhten
  • bringen.
  • 915 Lesen unde singen hört' man so vil da,
  • daz man bi sturmtoten ninder anderswä
  • 910, 4 frume awm., Nutzen, Vorteil.
  • 911, 3 niezen stv., genießen, verzehren. — 4 der einen niht, keinen von
  • denen; gemeint sind natürlich die Normannen.
  • 912, 1 müezic, unbeschäftigt. — maniger, mannigfaltigen, mancherlei. —
  • 2 tcerden, würdigen, ehrenvollen. — 3 genomen, erworben, gefunden.
  • — 4 swie — woeren, mochten sie Normannen, Moren oder Hegelinge
  • heißen. — sam tet man, ebenso that (d. h. begrub) man.
  • 913, 1 besunder adv., abgesondert. Man fand die Moren, jeden unter ihnen,
  • abgesondert begraben. — 3 bescheiden part., zugewiesen. — 4 sie, nicht
  • die von Ormanie, sondern die Begrabenen: Heiden waren wohl nur
  • die Moren.
  • 914, 2 sie heten niht der vUe, sie hatten während der sechs Tage nicht so
  • viel Zeit übrig, um dafür zu sorgen, um daran zu denken, wie u. s. w. —
  • — nie gelac, war keinen Augenblick müßig. — 4 von, aus.
  • 915, 1 Lesen stv., Messe lesen. — 2 sturmtöte, im Kampfe Gebliebene. —
  • 184 XVIII. AVENTIURE, WIE LUDEWIC HETELEN SLUOC.
  • gote SO schone diende in deheinem lande.
  • Sit lie man bi den veigen vil der phaffen da uf dem
  • sande.
  • 916 Ouch muosen da beliben die ir solden phlegen.
  • die hiez man ane schriben daz in da wart gegeben,
  • wol driu hundert huobe; ez wurden spitälsere.
  • die msere erschullen verre, wie daz kloster da gestiftet
  • wsere.
  • 917 Alle die ir mäge heten da verlän,
  • die gäben dar ir stiure, wip ünde man,
  • durch willen der sele, der lieh sie begruoben.
  • Sit wart ez also riebe, daz dar dienden wol driu hun-
  • dert huobe.
  • 918 Nu ruoche in got genäden, die da sint gelegen
  • und den in dem lande. nu fuoren after wegen
  • die noch gesunt wären üf dem Wülpensande.
  • die körnen nach ir sorgen ieslicher heim zuo ir her-
  • ren lande.
  • 915, 4 die veigen hier nicht: die zum Tode Bestimmten, sondern die wirk-
  • lich Gefallenen, Toten.
  • 916, 1 ir, der Pfaffen. — 2 ane schrtöen, aufschreiben ; daz, dasjenige, was.
  • — 3 spitaleere stm. , Hospitaliter. — 4 erschullen prset. pl. von er-
  • sehenen, erklingen, ertönen. — wie, etwa soviel wie daz.
  • 917, 2 dar, dahin, an das Kloster. — stiure stf., Unterstützung. — 3 durch
  • willen der sele, um der Seele derjenigen willen. — lieh stf., Leichnam.
  • — 4 dar dienden, dorthin dienstlich gehörten, steuerten.
  • 918, 1 genäden swv. , gnädig sein. — 2 den in dem lande y den Bewohnern
  • des Landes, den Klosterbrüdern. — after wegen ^ ihrem Wege nach,
  • hinweg. — 4 ieslicher, mancher.
  • XIX. AVENTIURE, WIE DIE H. HEIM ZE LANDE FÜOREN. 185
  • XIX. AVENTIURE,
  • WIE DIE HEGELINGE HEIM ZE LANDE FUOREN.
  • Wate allein wagt Hilden die Botschaft zu hinterbringen; an seinem-
  • traurigen Einzüge errät man schon das Geschehene. Den Pilgern werdeik
  • die Schiffe zurückgegeben und reicher Ersatz für das Geraubte gewährt.^
  • Am andern Tage kommen auch Herwig, Ortwin und die Mannen. Man
  • beschließt, wenn die Kinder herangewachsen, einen Heerzug nach Orma-
  • nie, an dem auch Siegfried teilnehmen zu wollen erklärt. Das Kloster
  • auf dem Wülpensande beschenkt Hilde reichlich und baut Münster und
  • Spital.
  • 919 Die Hetelen mäge heten läzen hie
  • in des tödes läge, daz guote recken nie
  • mit so grozen sorgen me körnen zuo ir lande.
  • Sit sach man schoene frouwen weinen mit windenden
  • banden.
  • 920 Ez getörste üz Ortlande der degen Ortwin
  • nach schaden und nach schänden die lieben muoter sin^
  • Hilden die schoenen, vor jämer nie beschouwen.
  • diu warte tegeliche, obe sie braehten Küdrün die frouwen.
  • 921 Wate reit mit vorhten in daz Hilden laut.
  • die andern niht getorsten. sin kraft und ouch sin hant
  • het übele gehüetet in volcstürmen grimmen,
  • er entrouwet' niht so gähes die Hilden hulde widere
  • gewinnen.
  • 922 Do die Hute sageten, "Wate wsere komen,
  • genuoge des verzageten. sie heten e vernomen,
  • swanne er reit üz strite, so fuor er ie mit schalle,
  • daz tete er z'allen ziten. sie swigen nu gemeinlichen alle^
  • 919, 2 läge stf., Hinterhalt, Schlinge. — da:, zu ergänzen: so viele Tote,
  • daß.
  • 920, 2 nach schaden, nachdem er solchen Schaden erlitten. — 3 beschouwen
  • swv., ansehen ; er wagte nicht vor ihr zu erscheinen. — 4 warte prset^
  • statt wartete.
  • 921, 3 übele gehüetet, schlecht bewacht, beschirmt, denjenigen, den er hüten
  • sollte, nämlich den König. — volcstunn stm., Volkskampf, Kampf, an
  • dem sich ganze Völker beteiligen.
  • 922, 2 verzageten, weil seine Ankunft von seiner gewöhnlichen Art so ab-
  • wich. — 3 mit schalle, unter Lärm, lärmend. — 4 sie, Wate und die
  • Seinen. — gemeinlkhen adv., insgesamt.
  • 186 XIX. AVENTIURE,
  • ^23 «Owe», sprach frou Hilde, «wie ist ez nu ergän?
  • ez füerent dürkel Schilde des alden Waten man.
  • unsanfte gänt die moere geladen harte swsere.
  • sie gehabent sich übele. ich weste gerne wä der künic
  • waere.»
  • ■^24 Dar nach in kurzer wile, do siu daz gesprach,
  • do sach man manigen ilen da man Waten sach,
  • die von ir lieben friunden gerne wolden fragen,
  • do saget' er in diu msere, der ieslichen mohte wol
  • betragen.
  • "925 Do sprach Wate von Stürmen: «ich mag iuch niht
  • verdagen
  • noch sol iuch niht betriegen. sie sint alle erslagen.»
  • des erschräken sere die alden zuo den kinden.
  • man künde nimmer mere so rehte trüric ingesinde
  • vinden.
  • ^26 «Owe miner leide», sprach des küniges wip.
  • «wie ist von mir gescheiden mines herren lip,
  • Hetelen des riehen! wie swindet min ere!
  • wie hän ich vloren beide! ja gesihe ich Küdrünen
  • nimmer mere.»
  • 927 Ritter unde meide quelten do den lip
  • von ungefüegem leide. do des küniges wip
  • y. , ir man so sere klagete, man hört' den sal erdiezen.
  • «owe mir», sprach frou Hilde, «und sol's der künic
  • Härtmüot geniezen.»
  • 928 Do sprach Wate der küene: «frouwe, lät daz klagen,
  • sie koment niht her widere. idoch nach disen tagen,
  • 923, 3 unsanfte adv., mit Beschwerde. — geladen^ die Rüstungen der Er-
  • schlagenen waren den Lasttieren aufgeladen. — 4 der künic, Hetel.
  • 934, 1 gesprach, gesprochen hatte. — 3 fragen von , sich erkundigen nach.
  • — 4 der, die manchen verdrießen mochten, der seine Verwandten ver-
  • loren.
  • ?925, 3 kinden was sonst jungen, Jünglinge.
  • :926, 1 Owe mit dem Genetiv, wehe über. — mtner leide gen. pl. — 4 beide,
  • Mann und Tochter.
  • 927, 1 quelten praet. von queln , martern. — 4 und soVs, Bedingungssatz:
  • wehe mir, wenn Hartmut Nutzen davon haben soll, wenn es nicht
  • an ihm gerochen wird.
  • .928, 2 sie, die Toten. — idoch, jedoch. — nach disen tagen, später. —
  • WIE DIE HEGELINGE HEIM ZE LANDE FUOREN. 187
  • SO uns die liute erwahsent hie in disem lande,
  • so tuo wir Ludewige unde Hartmuote euch alsam ande.»
  • 929 Do sprach diu triirende: «hei, solde ich daz geleben!
  • allez daz ich hete wolde ich drumbe geben,
  • daz ich errochen wurde, swie so daz geschsehe,
  • daz ich vil gotes armiu mine tohter Kiidrün gessehe.»
  • 930 Wate sprach ze Hilden: «frouwe, lät daz klagen,
  • wir suln uns besenden in disen zwelf tagen
  • mit allen iuwern recken, swaz wir der mugen bringen,
  • und raten eine reise; so muoz in z'Ormanie misse-
  • lingen.»
  • 931 Er sprach: «min freu Hilde, ez ist also komen:
  • ich hän bilgerinen niwen schif genomen.
  • diu sul wir den armen dar umbe wider bringen,
  • ob wir mere striten, daz uns danne bäz müge gelingen.»
  • 932 Do sprach diu jämerhafte: «daz rate ich daz man tuo,
  • daz man ir schaden büeze, da hän ich willen zuo.
  • swer iht nimt bilgerinen, der hat des Sünde starke,
  • man sol ie wider eine in mines Silbers geben drie
  • marke.»
  • 933 Diu schef bräht' man widere, als diu frouwe riet.
  • ^ daz dehein bilgerin von dem Stade schiet,
  • do wart ez in allen also wol vergolden,
  • daz sie da fluochten niemen. daz Hagenen kint beleip
  • ünbescholden.
  • 934 Dar nach des naehsten morgens do kom von Selant
  • Herwic der küene da er froun Hilden vant
  • 928, 4 ande tuon, einem, jemand Leid zufügen. — alsam, ebenso.
  • 929, 4 gotes armiu , ganz arme ; der Genetiv gotes dient nur zur Verstär-
  • kung des Begriffs.
  • 930, 2 disen, den nächsten. — 3 bringen, zusammenbringen. — 4 reise stf.,
  • Kriegszug. — in z' Ormanie, denen in Ormanie.
  • 931, 1 min frou , vor Eigennamen ein ehrendes Prädikat, genau wie das
  • franz. rnadame. — 4 mere, in Zukunft.
  • 932, 1 jamerhaft adj., mit Jammer behaftet, befangen. — Das erste daz ist
  • Objekt von tuo. — 2 büeze, gut mache, ersetze. — da hän ich willen
  • zuo, dazu bin ich willig, gern bereit. — 3 sünde hän, eines d., mit
  • etwas eine Sünde begehen. — 4 ie wider eine, gegen je eine Mark.
  • 933, 4 daz Hagenen kint, Hilde. — ünbescholden, ungescholten.
  • 188
  • XIX. AVENTIUEE,
  • nach ir mannes ende weinen grimmiciiche.
  • mit windenden henden enphienc siu doch den helt vil
  • lobeliche.
  • 935 Von der frouwen weinen trehenen do began
  • Herwic der edele. do sprach der junge man:
  • «sie sint niht alle erstorben, die iu da helfen solden
  • und ez gerne täten. des habent sumeliche sere en-
  • golden.
  • 936 Ez geruowet nimmer min herze und ouch min lip,
  • ez muoz erarnen Hartmuot, daz er mir ie min wip
  • getorste hin gefüeren und slahen unser helde.
  • ich rite im noch so nähen daz ich im gesitze üf siner
  • selde.»
  • 937 Swie leide in allen wsere, sie riten gegen der stat,
  • hin ze Mateläne. diu küniginne bat,
  • swaz iu geschehen wsere, die triuwe haben wolden,
  • daz sie die küniginne doch dar umbe niht enmiden solden.
  • 938 Do komen die von Friesen und die von Sturmlant.
  • nach den Tenemarken het siu ouch gesant.
  • von Wäleis dar komen die Morunges helde.
  • do riten die Hegelinge mit in zuo der schoenen Hil-
  • den selde.
  • 939 Do kom von Ortlande ir sun Ortwin.
  • sie klageten, als sie solden, den lieben vater sin.
  • 934, 3 grimmiciiche adv, , heftig, sehr. — 4 wiewohl sie ihre Hände wand,
  • empfing sie doch.
  • 935, 1 Von, infolge von. — trehenen swv. , hier: weinen. — 4 des, dessen,
  • daß sie euch gerne geholfen haben. — sumeliche, einige, so manche,
  • nämlich der Feinde.
  • 936, 2 bis Hartmut dafür seinen Lohn empfängt. — ie, jemals, überhaupt.
  • — 3 hin gefüeren, entführen. — 4 im (das zweite) dat. incommodi,
  • ihm zum Schaden.
  • 987, 1 gegen der stat, nach der Stadt hin. — 2 bat, daß diejenigen, die ihre
  • Treue bewahren wollten, die Anspruch auf Treue machen wollten,
  • was ihnen auch möchte geschehen sein, die Königin aus dem Grunde
  • nicht meiden sollten.
  • 938, 2 der Tenemarke swm., der Dänemärker, einer aus Tenemarke. — 4 die
  • Hegelinge empfingen die Ankommenden und begleiteten sie zur
  • Königin.
  • 939, 2 klageten, Hilde und Ortwin. — als sie svlden , wie es ihnen
  • zukam. —
  • WIE DIE HEGELINGE HEIM ZE LANDE FÜOREN. 189
  • die lielde sunderspräclie mit ir frouwen täten.
  • ez wart ein urliuge mit den starken beiden geraten.
  • 940 Do sprach Wate der aide: «ez kan niht e geschehen,
  • die wir da hän ze kinden, unze wir gesehen,
  • daz sie sint swertmsezic, vil manic edel weise,
  • si gedenkent an ir mäge und helfent uns vil gerne zuo
  • der reise.»
  • 941 Do sprach diu küniginne: «wanne möht' daz sin?
  • sol allez bi den vinden diu liebe tohter min
  • aldort in fremeden landen sitzen gevangen,
  • ich armiu küniginne, so ist mir min freude gar zer-
  • gangen.»
  • 942 Do sprach von Tenen Fruote: «ez mac niht e ergän,
  • e wir die State der liute mugen vol gehän,
  • daz wir in herverte ri'ten von hinnen,
  • swaz halt die viende gi'ozes schaden von uns dort ge-
  • winnen.»
  • 943 Do sprach diu küniginne: «daz läze uns got geleben,
  • mir vil armer frouwen ist langer tac gegeben.
  • swer an mich gedenke und an Kudrun die armen,
  • dem wil i's wol getrouwen der sich über uns lat er-
  • barmen.»
  • 944 Sie gerten urloubes. do sprach daz edele wip:
  • «swer an mich gedenke, sselic si sin lip.
  • ja sult ir, küene recken, gerne zuo mir riten
  • und schaffet unser reise so ir beste kunnet in den ziten.»
  • 939, 3 sunderspräche stf., heimliche Besprechung. — rnit ir frouwen, mit
  • ihrer Herrin. — 4 geraten, beschlossen.
  • 940, 2 Zu verbinden: bis wir sehen, daß diejenigen, die wir zu Kindern
  • haben, erwachsen sind. — 3 swertma-zic adj., dem Schwerte geziemend,
  • reif für den Ritterschlag. — edel adj., aus edler Familie.
  • 941, 2 allez adv. acc. des Neutrums, beständig, fortwährend; vgl. 1431, 3.
  • 1644, 3.-3 aldort, verstärktes dort. — 4 zergangen, verschwunden,
  • zerstört.
  • 942, 1 ergan, vor sich gehen. — 2 vol adv., vollständig. — 4 swaz halt,
  • wenn dann auch die Feinde großen Schaden von uns dort gewinnen ;
  • auch bei dieser Aussicht müssen wir doch so lange warten.
  • 943, 2 langer tac , lange Frist , ein in weiter Ferne liegender Termin. —
  • 4 i's=ic?i es. — der=daz er. — erbarmen swv. , zum Erbarmen be-
  • wegen, rühren.
  • 944, 4 schaffet, besorgt. — so ir beste ki/nnet, so gut ihr könnt. — in den
  • zUen, in der Zwischenzeit, inzwischen.
  • 190
  • XIX. AVENTIURE, WIE DIE H. HEIM ZE LANDE FÜOREN.
  • 945 Do sprach Wate mit listen, der aide helt balt:
  • «frouwe, man sol wenden da zem Westerwalt.
  • Sit wir ze herverte haben guot gedinge,
  • von ieclichem lande heizet ir iu vierzic kocken
  • gwinnen.»
  • 946 Siu sprach: «so sol ich wurken heizen bi der fliiot
  • zweinzic veste kiele, stärc ünde guot,
  • und wil die heizen rüsten (des hän ich guot gedinge),
  • daz sie mine friwende mit staten zuo den vi'enden
  • bringen.»
  • 947 Do wolden sie sich scheiden. der voget üz Mörlant
  • der gie gezogenliche da er die frouwen vant.
  • er sprach : «man sol mir künden der zit ein rehtez ende,
  • so sie hinnen wellen, daz man nimmer nach mir ge-
  • sende.»
  • 948 Güetliche scheiden liez siu dö geschehen,
  • man mohte nach ir leiden trürende sehen
  • dise guote geste und euch die schoenen frouwen.
  • sie rieten z'allen stunden des die von Ormanin niht
  • möhten trouwen.
  • 949 Do sie dannen wären geriten in ir lant
  • mit trüeben gebären, üf den Wülpensant
  • der töten beteliuten hiez man füeren spise,
  • daz sie ir gedsehten gegen gote. frou Hilde was vil wise.
  • 945, 2 wenden, sich hinwenden, hinbegeben. Er rät dorthin zu gehen, um
  • die nötigen Schiffe zimmern zu lassen. — 3 gedinge stn. , Hoffnung,
  • was sonst der yedinge swm. — 4 heizet ir imper.
  • 946, 1 so: wenn sich das so verhält, so, — wurken, bauen. — 3 rüsten
  • Bwv., ausrüsten, ausstatten. — 4 sie Subjekt. — mit staten, mit Be-
  • quemlichkeit.
  • 947, 3 der zit ein rehtez ende, den genauen Zeitpunkt. — 4 s6 gehört in den
  • Satz mit daz. — nach inir gesende, nach mir zu senden braucht.
  • 948, 1 Güetliche adv. , auf freundliche Weise. — liez geschehen , nicht i^ ge-
  • stattete, sondern: setzte ins Werk, vollbrachte. — 4 des — mohten
  • trouwen, sie berieten, ersannen fortwährend Pläne, welche die von O.
  • nicht erwarten konnten.
  • 949, 2 gebäre stn.. Aussehen, Gebärde. — 3 beteliute, diejenigen Leute, die
  • für jemand beten. — 4 gegen gote, Gott gegenüber, vor Gott.
  • XX. AVENTIURE, WIE HARTMÜOT HEIM ZE LANDE KOM. 191'
  • 950 Dar zuo hiez siu müren ein münster, daz was wit.
  • klöster und spitäle hiez siu wurken sit.
  • mich dunket daz ez wurde erkant in manigem lande
  • von den die da lägen. sit nande man ez da zem^
  • Wülpensande.
  • XX. AVENTIURE,
  • WIE HAETMUOT HEIM ZE LANDE KOM.
  • Als die Normannen sich der Heimat nähern, macht Ludwig Kudruneu-
  • auf ihr künftiges Land aufmerksam. Auf ihre ablehnende Antwort wird
  • sie von ihm bei den Haaren ins Wasser geschleudert, von Hartmut aber-
  • gerettet. Boten benachrichtigen Gerlind und ihre Tochter Ortrun von
  • der Ankunft. Mutter und Tochter eilen mit Gefolge den Gästen entgegen;
  • Ortrun küßt Kudrunen, Gerlind, die das Gleiche thun will, wird zurück-
  • gewiesen. Kudrun wird auf eine Burg gebracht und der alten Gerlind
  • überlassen, die, nachdem sie es mit Güte vergeblich versucht, sie mißhan-
  • delt, von ihren Jungfrauen trennt und zu niederer Arbeit zwingt. Nach-
  • viertehalb Jahren, als Hartmut von drei Heerzügen heimkehrt, findet er
  • Kudrunen in solchem Zustande, daß er der Mutter zürnt und bessere Be-
  • handlung empfiehlt. Aber auch das hilft nichts; sie muß die Stuben aus-
  • kehren und den Ofen heizen. Im neunten Jahre rät man Hartmut, Kudrun
  • sich willig zu macheu. Aber er steht von Gewalt ab, weil es damals Sitte
  • war, daß Mann und Frau einstimmen mußten, wenn eine Heirat vollzogen
  • wurde. Man versucht es daher noch einmal mit Güte, indem man Ortrun.
  • veranlaßt, Kudrun zu überreden.
  • 951 Nu läzen wir beliben, wie'z umbe sie gestä,
  • oder wäz die klosterliute ze schaifen heten da.
  • wir suln läzen beeren umbe Hartmuote,
  • wie er ze lande brähte manige maget edele unde guote.
  • 952 Do sie gescheiden wären, als wir iu sageten e,
  • von vil manigem recken, den was von wunden we,
  • 950, 1 muren swv. , mauern, bauen. — 3 ez, das Münster. — 4 von den,
  • durch die. — lagen, begraben waren.
  • 951, 1 gestä conj. pras., stehe. — 3 Hartmuote acc. ; umbe, in Bezug
  • auf, von.
  • 952, 1 Vgl. 881, 4.-2 den pl. mit Bezug auf das kollektive manigem.
  • 192 XX. AVENTIURE,
  • die sie in den stürmen wunde heten läzen,
  • daz muosten sit die weisen beweinen in ir landen äne
  • mäze.
  • ■953 Mit vil grozen sorgen körnen s' über fluot.
  • äbent unde morgen vil manic degen guot
  • schämten sich vil sere, die alden zuo den jungen,
  • daz sie entrunnen wären, swie wol in anders wsere
  • gelungen.
  • S54 Sie nähten z'Ormanie, Ludewiges lant.
  • den guoten schifliuten was dö freude erkant,
  • do sie in ir sorgen ir heimwesen sähen,
  • do sprach ir einer drunder: «wir sin der Hartmuotes
  • bürge nähen.»
  • ■955 Do hülfen in die winde in des fürsten lant.
  • daz liut üz Ormanie freute sich zehant,
  • daz sie noch komen solden z'ir kinden und z'ir wiben,
  • die e wsenen wolden daz sie dort tot müesten beliben.
  • 956 Do Ludewic der frie sine bürge sach,
  • der von Ormanie ze Küdrünen sprach:
  • «seht ir die bürge, frouwe? ir muget iuch freude nieten,
  • weit ir uns sin gensedic, wir wellen iuch mit richem
  • lande mieten.»
  • 957 D6 sprach vil truricliche daz adele magedin:
  • «wem möhte ich sin gensedic? wan diu genäde min,
  • von der bin ich so verre leider nu gescheiden,
  • ich wsen' mit herter werre: des belibe ich alle tage
  • in leide.»
  • S53, 1 über fluot, über Meer. — 4 entrunnen, entflohen. — anders, im übri-
  • gen, weil sie die Frauen glücklicli entführt hatten : wiewohl es ihnen
  • im übrigen gut ausgefallen war.
  • 954, 1 nähen swv., bei Ortsbestimmungen mhd. mit ze. — 2 was freude er-
  • kant, wurde Freude bekannt; sie freuten sich. — 3 heimwesen stn.,
  • Heimat.
  • 955, 1 helfen, einem, wohin: jemand behilflich sein, um wohin zu gelangen.
  • — 4 die, bezieht sich auf sie, nicht auf kinden und wiben: sie hatten
  • selbst nicht auf ihre Kückkehr gehofft.
  • 956, 1 der fr'ie, hier wohl im Sinne: fröhlich. — 3 «icä nieten, eines Dinges,
  • sich befleißigen, bedacht sein auf etwas. — 4 mieten swv. , erkaufen,
  • belohnen.
  • 957, 2 diu genäde, vorausgestellter einzelner Begriff. — 4 mit herter werre,
  • mit schwerem, schwer überwindlichem Hindernis; werre stf. von
  • werren abgeleitet. — des, deshalb.
  • WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 193
  • 958 Do sprach aber Ludewic: «lät iu nilit wesen leit.
  • minnet Hartmuoten , den recken gemeit.
  • al daz wir sin habende, daz wellen wir iu bieten,
  • ir muget iuch mit dem degene beidiu ere unde wünne
  • nieten.»
  • 959 Do sprach diu Hilden tohter: «wan lät ir mich an' not?
  • e ich Hartmuoten nseme, ich wolde e wesen tot.
  • im enwsere ez von dem vater geslaht daz er mich solde
  • minnen,
  • den lip wil ich Verliesen, e ich in ze friunde gewinne.»
  • 960 Dem künic Ludewige tet diu rede we.
  • er vienc sie bi dem häre, er warf sie üf den se.
  • Hartmuot der küene, wie balde er daz werte,
  • daz er die maget edele von den starken linden vor im
  • nerte.
  • 961 Do siu nu wolde sinken, dö kom her Hartmuot.
  • siu möhte wol ertrinken, wan daz der degen guot
  • ir valwe zophe erreichte mit den sinen henden;
  • da mite zoch er sie widere, anders möhte ir sterben
  • niht erwenden.
  • 962 Sie brähte in eine barken Hartmuot der degen.
  • Ludewic künde unsanfte schoener frouwen phlegen.
  • siu saz in dem hemede, do er s' üz dem wäge brähte.
  • diu zuht diu was ir fremede. hei wie rehte leide si ir
  • gedähte !
  • 958, 1 lät iu niht wesen leit, seid nicht traurig. — 3 sin habende, Umschrei-
  • bung für haben. — 4 iuch ere timie wünne nieten, Ehre und Wonne ge-
  • nießen.
  • 959, 1 wan, warum nicht. — an' not, unbelästigt, ungeschoren. — 3 geslaht
  • adj., angestammt; es müßte denn sein, daß seine Abstammung vom
  • Vater her ihm erlaubte, mich zu minnen. Sie weiß aber, daß dies
  • nicht der Fall ist; vgl. 610, 2.
  • 960, 1 tet we, verdroß. — 2 vienc, faßte. — war/ sie vf den se, schleuderte
  • sie in die Wellen hinaus. — 3 daz werte, daz, das verhinderte, da-
  • durch daß. — 4 von — nerte, aus den mächtigen Wogen vor ihm
  • rettete.
  • 961, 3 valwe adj. von val, fahl, blond. — 4 zoch widere, zog zurück. —
  • sterben erwenden, den Tod abwehren. — niht, nichts, ist Subjekt, ir
  • Dativ.
  • 962, 2 unsanfte phlegen, nicht sanft umgehen. — 4 diu zuht, eine solche
  • Behandlung. — leide si ir gedähte, sie hatte traurige Gedanken.
  • KÜDBUN. 13
  • 194 XX. AVENTIURE,
  • 963 Dö weinden algemeine diu schoene magedin.
  • fro was ir deheine. wie künde in leider sin,
  • do man des küniges tohter strafte also sere?
  • si gedähten in ir muote: «man tüot uns der leide noch
  • mere.»
  • 964 Dö sprach der herre Hartmuot: «zwiu ertrenket ir
  • min wip,
  • die schoenen Küdrünen? diu ist mir als der lip.
  • taete ez ander iemen, so zurnde ich also sere,
  • dan Ludewic der vater min, ich nseme im beide lip
  • und die ere.»
  • 965 Do sprach aber Ludewic: «unbeschölden ich noch bin
  • komen in min alder, und wolde ouch also hin
  • nach den minen eren leben unz an min ende.
  • nu bite Küdrünen, daz siu ir zörn niht an mir verende.»
  • 966 Die boten komen wären froelich gemuot.
  • do enbot man froun Gerlinde liep unde guot
  • und willigen dienest von ir süne Hartmuote,
  • und daz si enphähen solde üf dem Stade vil manigen
  • ritter guoten.
  • 967 Er hiez ouch ir daz künden, ez kume über se .
  • diu maget von Hegelingen, nach der dicke we
  • wsere Hartmuote e daz er sie gesaehe.
  • dö daz gehörte Gerlint, ja waen' ich ir lieber nie ge-
  • schsehe.
  • 968 Dö sprach der böte biderbe: «frouwe, ir sult sin
  • vor der burc da nidene, da, ir diu magedin
  • 963, 1 algemeine, alle insgemein, alle zusammen. — 2 wie künde in leider
  • sin, es hätte ihnen kein größeres Leid geschehen können.
  • 964, 1 zwiu aus ze und iviu, dem Instrumentalis von waz, zu welchem
  • Zwecke, warum. — 2 diu ist mir als der lip, die ist mir so lieb wie
  • mein eigenes Leben. — 3 ander iemen, dan, jemand anders als. —
  • also, das dazu nötige daz steckt in ich nceme.
  • 965, 2 hin, fortan. — 4 verende, zu Ende führe; daß sie nicht bei ihrem
  • Zorne beharre.
  • 966, 1 Von Absendung der Boten war nichts gesagt; vielleicht ist nach
  • 954 etwas ausgefallen. — 2 liep unde guot. Freundliches und Gutes. —
  • 3 von, von Seiten; Hartmut selbst ist es, der ihr das entbieten läßt.
  • 967, 1 ouch ir, ihr auch ; ouch gehört nicht zu ir, wird aber gern im Mhd.
  • vor die Pronomina person. gestellt. — 3 waere, gewesen sei.
  • 968, 2 da nidene, da unten. — da, wo.
  • WIE HAKTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 195
  • mit minniclichem gruoze enphähet in ir leide.
  • ir und iuwer tohter ir sult jiten zuo dem Stade beide.
  • 969 Ouch sult ir mit iu füeren hin nider zuo der fluot
  • megede unde frouwen und ouch ritter guot,
  • da man die eilende in der habe vinde.
  • mit minneclichem gruoze sult ir enphähen daz ir in-
  • gesinde.»
  • 970 «Daz tuon ich williclichen», sprach frou Gerlint.
  • «ez sol mich freuden riehen hie daz Hetelen kint,
  • kumt siu her ze lande mit ir ingesinde.
  • ich wil Hartmuoten dicke bi ir froelichen vinden.»
  • 971 Diu ros hiez man gewinnen, dar zuo diu satelkleit.
  • diu junge küniginne was fro und gemeit,
  • wanne daz geschsehe, daz si in ir vater lande
  • Küdrün gessehe, die man vil dicke in hohem prise nande.
  • 972 Do suochten s' üz den kisten die aller besten wät,
  • die sie dar inne wisten und die ouch iemen hat.
  • mit vlize hiez man kleiden die Hartmuotes helde.
  • des küniges ingesinde reit schone mit vil zierde üz:
  • der selde.
  • 973 An dem dritten morgen wi'p ünde man,
  • swaz man Gerlinde gesindes gewan,
  • daz was wol bereitet ze fröwem antphange.
  • sie riten üz der bürge unde biten da ze hove niht lange,
  • 974 Do wären ouch die geste komen in die habe,
  • allez daz sie brähten, daz wart gefüeret abe.
  • 969, 2 frouwen sind hier, wie der Gegensatz megede ergiebt, verheiratete
  • Frauen. — 3 die eilende, die Fremde, Kudrun. — 4 daz^ Artikel vor
  • dem Possessivum ir.
  • 970, 2 mich freuden riehen, mich reich an Freuden machen. — 4 wil, ich
  • glaube, ich denke.
  • 971, 2 diu junge küniginne, die Königstochter, Ortrun. — 3 wanne schließt
  • sich an gemeit durch ein Zwischenglied an : froh in der Erwartung,
  • wann das geschehen sollte, daß das bald geschehen sollte.^
  • 972, 1 suochten s', suchten sie hervor. — 2 und die ouch iemen hat, und die
  • überhaupt jemand besitzt. — 3 mit vlize, sorgfältig. — 4 mit vil zierde^
  • mit vielem Schmuck, reich geschmückt.
  • 973, 2 was man von dem Gefolge Gerlindens zusammenbrachte. — 3 frö-
  • wem dat. von fro, froh. — antphanc stm., Empfang.
  • 974, 1 geste sind hier nicht nur die fremden Frauen, sondern alle Ankom-
  • menden, wiewohl sie hier zu Hause sind. — 2 gefüeret abe, von den
  • Schiffen abgeladen. —
  • 13*
  • 196 XX. AVENTIURE,
  • sie wären zuo ir lande komen froelichen.
  • Küdrün und ir gesinde die fuoren eine dö vil trüric-
  • lichen.
  • 975 Hartmuot der snelle sie fuorte bi der hant.
  • möhte ez sich gefüegen, siu hete ez gerne erwant.
  • ja nam ouch diu arme den dienst von im durch ere.
  • do tet ab er'z vil gerne unde swaz er dienen künde
  • mere.
  • 976 Mit ir giengen dannen wol sehzic magedin,
  • dem gelich, sie solden in hohen zühten sin
  • komen üz ir lande. sie wären e vil msere
  • in manigen künicrichen. done liez sie freude haben ir
  • groziu swsere.
  • 977 Diu Hartmuotes s wester bi zwein fürsten gie
  • da siu die Hilden tohter vliziclich enphie.
  • mit weinenden ougen die maget eilende
  • kust' des Wirtes tohter. do nam sie Ortrün bi ir wizen
  • hende.
  • 978 Küssen sie do wolde daz Ludewiges wip.
  • des was in unmuote der juncfrouwen lip.
  • siu sprach ze Gerlinde: «wes get ir mir so nähen?
  • wie üngeme ich iuch kuste! ir endürfet mich niht en-
  • phähen.
  • 979 Ez wären iuwer rsete, daz ich vil armiu meit
  • üf michel unstsete vil manigiu herzen leit
  • mit Schanden hän geduldet. es wirt noch leider mere.»
  • do begünde nach ir hulden diu küniginne ringen harte
  • sere.
  • 974, 4: fuvren, benahmen sich, waren.
  • 975, 1 sie, Kudriin. — 2 erwant, abgewendet, vermieden. — 3 oucft, wieder
  • eine Art Gegensatz : im Gegenteil sie nahm den Dienst von ihm an,
  • nur der Etikette (ere) wegen. — 4 ab er, er dagegen.
  • 976, 2 dem gelich, so aussehend, so beschaffen als wenn. — in hohen zühten,
  • in anständiger "Weise, d. h. nicht als Gefangene. — 3 ma-re adj., hier
  • wohl nicht berühmt, sondern lieb, wert.
  • 977, 1 bi zvmn, einer zu jeder Seite, — 3 mit tveinemlen ougen, Ortrun
  • weinte aus Mitgefühl.
  • 978, 1 sie ist Accusativ. — 2 was in unmuote, war unmutig, unwillig. —
  • 4 wie ungerne, äußerst ungern würde ich euch küssen ; der eigentliche
  • Sinn ist: nun und nimmermehr.
  • 979, 2 vf michel nnsta-te, in Erwartung von großer Unbeständigkeit, eines
  • unsichem, dem Wechsel preisgegebenen Lebens. — Z es , dessen was
  • ich geduldet habe.
  • WIE HARTMÜOT HEIM ZE LANDE KOM. 197
  • 980 Siu gruozte ouch albesimder die frouwen über al.
  • dö kom Hute ein wunder; da von was micliel schal,
  • dö hiez man üf den griezen manige hütten spannen
  • mit sidinen snüeren dem lierren Hartmuote und sinen
  • mannen.
  • 981 Die liute unmüezic wären e daz sie abe dem se
  • brähten daz sie fuorten. Küdrünen tete we,
  • daz die von Ormanie bi ir menige wären,
  • man sach sie wider niemen wan gegen Ortrünen wol
  • gebären.
  • 982 Sie muosten üf den griezen beliben al den tac.
  • ir ougen sach man riezen, swes ander iemen phlac;
  • diu wurden seiden trucken unde ir liebten wange.
  • Hartmüot sie dicke tröste; doch muoste ir ungemüete
  • weren lange.
  • 983 Ortrün was alles arges gegen ir tugende fri.
  • swaz ander iemen tsete, siu was ir gerne bi
  • und liebet' ir ze wesene in ir vater lande.
  • der armen juncfrouwen was nach ir friunden beide leit
  • und ande.
  • 984 Frö si s' da heime funden (daz was michel reht),
  • den sie erzeigen künden, ritter oder kneht,
  • waz sie von Hegelingen heim ze lande brähten.
  • wie froelich si s' enphiengen, wan s' ir dar ze lande
  • niht gedähten!
  • 980, 2 ein wunder, eine große Menge. — 4 snüeren pl, von snuor; gemeint
  • Bind die Schnüre oder Stricke, mittels deren die Zeltstangen befestigt
  • ■wurden.
  • 981, 3 menige stf., Menge, Gefolge. — 4 wol adv., freundlich.
  • 982, 1 vf den griezen, am Strande. — 2 swes ander iemen phlac, was auch
  • irgend jemand anders treiben mochte. — 3 trucken adj., trocken. —
  • wange stn., Wange.
  • 983, 1 arc stm.. Böses, böse, falsche Gesinnung. — gegen ir tugende, ihrer
  • tugendhaften Beständigkeit gegenüber; ir bezieht sich auf Kudrun.
  • — 3 liebet' ir ze wesene, machte ihr lieb , angenehm den Aufenthalt.
  • 984, 1 si s'=si si; Subjekt ist ritter oder kneht, durch si im voraus ange-
  • deutet; Objekt das zweite sie, bezüglich auf den, diejenigen, denen.
  • — michel reht, sehr recht, mit Bezug auf fro. — 2 erzeigen swv., zeigen.
  • — 4 wan — gedähten, weil sie nicht gedacht hatten, daß sie dorthin
  • ins Land (d. h. heim) kehren würden.
  • 198 XX. AVENTIUEE,
  • 985 Do sie gemuozet heten abe dem wilden mer,
  • swaz do die liute töeten, daz Hartmuotes her
  • daz wart do gescheiden des landes manigen ende,
  • etliche sach man lachen, sumeliche winden die hende.
  • 986 Do fuor ouch von dem lande der degen Hartmuot.
  • er brähte Küdrünen ze einer bürge guot.
  • da muoste siu sit langer beliben danne wsere
  • der juncfrouwen wille. siu leit da michel angest unde
  • swsere.
  • 987 Do diu maget edele in der bürge saz,
  • die man da solde kroenen, der wirt der riet in daz,
  • daz sie ir algemeine dienden vlizicliche ;
  • so lieze siu deheinen, siu machte s' allesant mit guote
  • riche.
  • 988 Do sprach diu alte Gerlint, daz Ludewiges wip:
  • «wanne sol nu Küdrün den Hartmuotes lip,
  • den jungen künic riehen, mit armen umbesliezen?
  • er mac sich ir geliehen. wolde siu, si endörfte es niht
  • verdriezen.»
  • 989 Ditze erhörte Küdrün, diu eilende meit.
  • siu sprach: «min frou Gerlint, ez wsere iu lihte leit,
  • der iuch eines note, von dem ir iuwer mäge
  • so manigen vlorn hetet. ja möhte iuch im dienen wol
  • betragen.»
  • 990 «Daz niemen mac erwenden», sprach do des küniges wip,
  • «mit triuwen sol man'z enden. nu minne sinen lip;
  • 985, 1 muozen swv., iinthätig sein, ausruhen. — abe, nachdem sie von dem
  • Meere herunter waren. — 2 die liute, die Bewohner des Landes, im
  • Gegensatze zu den Heimkehrenden. — 3 manigen ende acc. sing., nach
  • mancher Richtung, davon des landes abhängig.
  • 986, 1 von dem lande, er fuhr von dem Lande nach einem andern Punkte
  • der Küste, der aber auch zu seinem Lande gehörte.
  • 987, 2 der wirt, der Besitzer, Hartmut. — in, denen, die in der Burg waren.
  • — 4 lieze, ausließe, überginge. — siu (das zweite) statt sine; sine
  • machte s', ohne sie zu machen.
  • 988, 4 geliehen, sich einein, swv., sicli mit jemand vergleichen, sich jemand
  • gleichstellen.
  • 989, 2 lihte adv. , sehr leicht, wahrscheinlich; euch würde es wahrschein-
  • lich auch wehe thun. — 3 der, wenn jemand. — note prset. von noeten,
  • mit acc. der Person und gen. der Sache, jemand zu etwas zwingen.
  • Der Genetiv ist hier auch eine Person : zu einem Manne, einen Mann
  • zu nehmen. — iuwer mäge ist Gen. pl., von manigen abhängig.
  • 990, 2 mit triuwen, aufrichtig, ernstlich. —
  • WIE HAKTMÜOT HEIM ZE LANDE KOM. 199
  • daz habe üf minem houbte, ich wil dir's immer Ionen,
  • wiltu heizen künigin, ich wil dir gerne geben mine
  • kröne.»
  • 991 1)6 sprach diu ungemuote: «der wil ich niht tragen,
  • von sinem grozen guote mäht du mir niht gesagen,
  • daz ich den recken immer gerne welle minnen.
  • ich ger hie niht ze wesene. ja muote ich aller tegeliche
  • hinnen.»
  • 992 Der junge wirt des landes, der degen Hartmuot,
  • diu rede was im ande und dühte in niht ze guot.
  • er sprach: «sol ich erwerben niht die edelen frouwen,
  • so sol ouch mir diu schoene deheines guoten willen
  • niht getrouwen.»
  • 993 Do sprach ze Hartmuote diu übele Gerlint:
  • «die wisen suln ziehen also diu tumben kint.
  • weit et ir, her Hartmuot, mich sie ziehen läzen,
  • ich trouwe ez wol gefüegen, daz siu sich ir hochverte
  • mäze.»
  • 994 «Ich gan iu wol der dinge», sprach do Hartmuot,
  • «swie halt mir gelinge, daz ir die maget guot
  • habet in iuwer zühte nach ir und iuwern eren.
  • diu maget ist eilende. frouwe, ir sult sie güetlichen
  • leren.»
  • 995 Die schoenen Küdrünen, e daz er dannen gie,
  • der junge künic ze zühte siner muoter lie.
  • 990, 3 daz habe vf -nunem houbte, dessen sei gewiß bei meinem Haupte; die
  • Versicherung gehört zu Ionen.
  • 991, 2 mäht du mir niht gesagen, kannst du mir nicht (so viel) sagen , daß ;
  • wieviel du mir auch von seinen Keichtümern erzählst, ich werde ihn
  • doch nicht lieben. — 4 muote hinnen, trachte von hier (fortzukommen,
  • zu entfliehen).
  • 992, 2 niht ze guot, ironisch; der Sinn: nichts weniger als gut. — ifrouue,
  • eine Frau von hoher Abkunft, ohne Kücksicht ob verheiratet oder
  • nicht.
  • 993, 2 die wtsen, die Alten, die Erfahrenen; diu tumben kint, die unerfahre-
  • nen, jungen Leute. — 4 sich mäzen swv. eines dinges, sich in etwas
  • mäßigen.
  • 994, 1 der dinge soviel als des, mit Bezug auf das folgende daz. — 2 wie
  • auch für mich der Erfolg ausfallen möge. — 3 ir, nämlich auch eren.
  • 995, 2 ze zühte, zur Erziehung, zur Behandlung. —
  • 200 XX. AVENTIURE,
  • die junge küniginne gemuote ez harte sere.
  • sich wolde ir niht gelieben, swie siu taete, Gerlinde
  • lere.
  • 996 Do sprach diu tiuvelinne wider die schoenen meit:
  • «wilt du niht haben freude, so muost du haben leit.
  • nu sich et allenthalben, wer dir däz wende.
  • du muost min phiesel eiten und muost schüren selbe
  • die brende.»
  • 997 Do sprach diu maget edele: «da kan ich wöl züo,
  • swaz ir mir gebietet, daz ich daz allez tuo,
  • unz mir got von himele mine sorge wende,
  • iedoch hat miner muoter tohter seiden geschürt die
  • brende.»
  • 998 Siu sprach: «du muost beginnen, ob ich daz leben hän,
  • des ander küniginne seiden hänt getan.
  • dine michel hochvart trouw' ich dir wol geleiden,
  • ö morgen äbent werde, du muost von dinen megeden
  • sin gescheiden.
  • 999 Du dunkest dich so tiure, als ich beere jehen;
  • da von dir arebeite dicke muoz geschehen,
  • dinen muot vil grimmen trouw' ich dir wol geleiden,
  • von allen hohen dingen wil ich dich beide swachen
  • unde scheiden.»
  • 995, 3 die junge hiiniginne'] Kudrun ist gemeint als die bestimmte Braut
  • des künftigen Herrschers. — gemuote prset. von gemüejen, kränken. —
  • 4 sich gelieben swv. mit dat., sich jemand angenehm machen, angenehm
  • •werden, sein. — »im, Gerlind.
  • 996, 1 wider, zu. — .3 sich et allenthalben, sieh nur nach allen Seiten um-
  • her. — tcende , abwende; dir, von dir. — 4 phiesel stn. (wenn nicht
  • mtn=minen), heizbares Gemach, namentlich der Frauen. — eiten swv.,
  • anzünden , heizen. — schüren swv. , das Feuer unterhalten. — brende
  • pl. von brant, Feuerbrand.
  • 997, 1 da kan ich wol zuo, darauf verstehe ich mich recht gut. — 4 miner
  • muoter tohter, ich.
  • 998, 1 ob ich daz leben hän, wenn ich das Leben behalte. — 2 des statt des
  • daz , Attraktion. — 3 geleiden swv. , leid machen , verleiden. — 4 vgl.
  • 1372, 4.
  • 999, 1 tiure adj., ausgezeichnet, vornehm. — so ist nicht mit als zu ver-
  • binden : so tiure, so sehr, so gar vornehm. — 4 hohen dingen, wohl so-
  • viel als hochgedinge , hohe stolze Erwartung, wenn nicht von allen
  • hochgedingen zu lesen ist. — ton bezieht sich dem Sinne nach nur auf
  • scheiden; bei -iwachen, erniedrigen, würde an stehen.
  • WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 201
  • 1000 Ze hove gienc mit zorne diu übele Gerlint.
  • siu sprach ze Hartmuote: «daz Hetelen kint
  • wil dich und dine friunde haben also smsehe,
  • e ich daz hceren wolde, ich wolde e daz ich s' nimmer
  • bepsehe.»
  • 1001 Do sprach ze siner muoter Hartmuot der degen:
  • «swie daz kint gebäre, frouwe, ir sult sin phlegen
  • also güetliche, daz ich iu's müge gedanken.
  • ich hän ir getan s6 leide, siu mac wol von minem
  • dienste wanken.»
  • 1002 Do sprach diu küniginne: «swaz ir iemen tuot,
  • siu volget niemanne. siu ist so gemuot,
  • man enwende si's mit übele, siu kumt dir z'einem wibe
  • ze rehter mäze nimmer. daz tuon ouch e si's ane-
  • belibe.»
  • 1003 Do sprach von Ormanie der üz erweite degen:
  • «frouwe, nu lät schinen und ruochet ir so phlegen,
  • ob ir mir triuwe leistet: ir ziehet si in der mäze,
  • daz mich diu küniginne niht gär uz der friuntschefte
  • läze.»
  • 1004 Diu übele tiuvelinne zornicliche gie
  • da siu daz ingesinde von Hegelingen lie.
  • siu sprach: «ir juncfrouwen, ir sult wurken gän.
  • daz ich iu gebiute, daz sol deheiniu verlän.»
  • 1005 Do wurden da gescheiden diu schoene magedin,
  • daz sie ein ander lange muosten fremede sin.
  • 1000, 3 haben srnoshe , geringschätzig behandeln: — 4 besehen, zu Gesicht
  • bekommen.
  • 1001, 3 iu's, hl es, euch dafür. — ^wanken swv., entweichen; es ist natür-
  • lich, wenn sie von meinem Dienste nichts wissen will.
  • 1002, 3 man enwende, wenn man sie nicht im Bösen davon (von ihrer Ge-
  • sinnung) abbringt. — kumt dir z'einem wibe , so wird sie niemals so
  • wie sich's gehört, auf rechtmäßige Weise, dein Weib. — 4 tuon für
  • tuon wir (conj.), nämlich si's mit übele wenden. — äne beltben , eines
  • dinges, von etwas verschont bleiben.
  • 1003, 2 lät schinen, laßt offenbar werden, mit ob zu verbinden. — 4 das
  • hängt gleichzeitig von so (2) und in der mäze, in der Weise, ab. —
  • uz der friuntschefte läze, daß sie mir nicht gänzlich feind werde.
  • 1004, 2 lie, gelassen hatte. — 3 wurken swv., arbeiten; namentlich von
  • weiblichen Arbeiten gebraucht.
  • 202
  • XX. AVENTIURE,
  • die mit grözen eren herzoginne wseren,
  • die muosten garn winden. sie säzen sit in ungefüeger
  • swaere.
  • 1006 Sumliche muosten spinnen und bürsten ir den har.
  • die von höhen dingen wären komen dar.
  • und die wol legen künden daz golt in die siden,
  • mit edelem gesteine, die muosten michel arebeite liden.
  • 1007 Diu diu beste drunder ze hove solde sin,
  • der gebot man sunder, daz siu diu magedin
  • z'Ortrünen kemenäte daz wazzer tragen hieze.
  • diu was geheizen Heregart. ja mohte siu ir adeles
  • niht geniezen.
  • 1008 Ouch was ir einiu drunder von Galizen laut,
  • die hete ir ungelücke von Portegäl gesant.
  • siu was von Irlande komen mit Hagenen kinde
  • hin ze Hegelingen, sit wart siu z'Ormanie Ingesinde.
  • 1009 Siu was eins fürsten tohter, der hete bürge und laut,
  • siu muost' den oven eiten mit ir wizen haut,
  • so Gerlinde frouwen in die Stuben giengen.
  • daz siu in also diende, daz sie ir'z zem besten niht
  • ver VI engen
  • 1010 Nu muget ir beeren wunder umb' dise gröze not.
  • diu swächeste drunder, swaz ir diu gebot,
  • daz müose siu leisten, swaz sie diu wurken hieze.
  • siu mohte ir edelen mäge da ze Ormanie niht ge-
  • niezen.
  • 1005, 3 woBren, sein könnten. — 4 ungefüeger , sehr großer.
  • 1006, 1 ir, der Gerlinde. — har stm., Flachs. — 2 von hohen dingen, aus
  • hohen Verhältnissen. — 3 Cxold in Seide legen, Seide mit Gold durch-
  • wirken, war eine Hauptbeschäftigung adeliger Frauen.
  • 1007, 2 sunder adv. , besonders. — 4 adel stn. , edle Abkunft.
  • 1008, 2 vgl. 118, 2.-3 mit Hagenen kinde, mit Hilden, als diese von Ho-
  • tels Mannen entführt wurde.
  • 1009, 3 wenn Gerlindens Gesinde von der Arbeit im Freien in die Stube
  • kam. — Stube swf. , Stube. — 4 das erste daz hängt von verviengen
  • ab, das zweite ist ein Ausruf. — ir'z zem besten niht rerciengen, es ihr
  • nicht zum Besten auslegten, ihr nicht dafür erkenntlich waren,
  • dankten.
  • 1010, 2 diu swächeste, die niedrigste. — drunder, unter Gerlindens Frauen.
  • — ir, der Jungfrau aus Portugal.
  • WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 203
  • 1011 Werc diu vil smsehen, däz ist älwär,
  • der phlagen die frouwen vierdehalbez jär,
  • unze daz her Hartmuot üz drien herreisen
  • was komen heim ze lande. dannoch dienden allez da
  • die weisen.
  • 1012 Hartmuot hiez im zeigen die triutinne sin.
  • an der edelen frouwen was daz worden schin,
  • daz siu hete vil seiden gemach und guote spise.
  • man lie sie des engelden daz siu lebte in tugentlicher
  • wise.
  • 1013 Do siu im gie engegene, der junge künic sprach:
  • «Kudrun, schoene frouwe, welch ist din gemach,
  • Sit ich und mine degene schieden von dem lande?»
  • siu sprach: «da muose ich dienen, daz ir sin habet
  • Sünde und ich schände.»
  • 1014 Do sprach aber Hartmuot: «wie habet ir so getan,
  • Gerlint, liebiu muoter? ich het in s' doch verlän
  • ze huote üf die genäde, daz ir diu groze swsere
  • an aller hande dingen geringet in disem lande wsere.»
  • 1015 Do sprach diu wülpinne: «wie möhte ich ziehen baz
  • die Hetelen tohter? du solt wizzen daz:
  • ich künde nie gewinnen, gebiten noch gebieten,
  • daz sie dich und dinen vater, dar zuo din mäge niht
  • bescholden biete.»
  • 1016 Do sprach aber Hartmuot: «des get ir michel not.
  • I wir sluogen ir der mäge so manigen ritter tot.
  • 1011, 1 Werc stn., Arbeit. — smoche adj., schmählich, niedrig. — 3 herreise
  • stf., Heerfahrt, Kriegszug.
  • 1012, 4 in tugentlicher wise, mit Bezug auf ihr tugendhaftes Festhalten an
  • ihrer Liebe; vgl, 983, 1.
  • 1013, 2 welch, von welcher Beschaffenheit. — din gemach, deine Bequem-
  • lichkeit, dein behagliches Leben: wie steht es mit deiner Bequem-
  • lichkeit.
  • lOU, 2 iu s' = iu sie. — 3 ze huote, zur Behütung. — uf die genäde, in Er-
  • wartung von gnädiger Gesinnung. — 4 an aller hande dingen, in
  • jeglicher Beziehung. — geringet, verringert, vermindert.
  • 1015, 1 «)ü;/>mne stf. , Wölfin, zur Bezeichnung einer bösen, unmensch-
  • lichen Frau. — 3 gewinnen, erlangen. — gebiten noch gebieten, ich
  • konnte nie soviel bitten und befehlen ; wieviel ich auch bitten und
  • befehlen mochte.
  • 1016, 2 der mäge s6 manigen ritter, so manchen Bitter unter ihren Ver-
  • wandten, der zu ihrer Verwandtschaft gehörte. —
  • 204 XX. AVENTIURE,
  • wir mächten ze weisen Küdrün die heren,
  • min vater ir den vater sluoc: ja. mac man sie mit
  • lihter rede geseren.»
  • 1017 Do sprach aber sin muoter: «sün, daz ist war:
  • ob wir Küdrünen vlegten drizic jär,
  • ich möhte s' niht mit besemen od geisel dar zuo bringen
  • daz siu bi dir Isege. anders kan ir'z niemen an er-
  • twingen.»
  • 1018 Siu sprach ze Hartmuote: uie baz unde baz
  • wil ich sie haben gerne.» do enweste daz
  • niht der recke küene, daz si s' in allen ende
  • wirs dan da vor hete. daz moht' der armen leider
  • niemen wenden.
  • 1019 Do gie siu hin widere da siu sie sitzen vant.
  • siu sprach ze Küdrünen von Hegeliuge laut:
  • «ob du dich, maget schoene, niht baz wilt verdenken,
  • du muost mit dinem häre strichen stoup von schämel
  • und von benken.
  • 1020 Mine kemenäten, daz wil ich dir sagen,
  • die muost du dri stunde ze ieclichem tage
  • keren unde zünden mir daz fiur dar inne.»
  • siu sprach: «daz tuon ich allez, e ich für minen frie-
  • del iemen minne.»
  • 1021 Siu leiste güetlichen allez daz man hiez
  • tuon die maget edele. wie lützel siu des liez!
  • 1016, 4 mit lihter rede, mit einem geringfügigen "Worte. — geseren swr.,
  • verwunden , reizen.
  • 1017, 1 daz ^ was ich dir jetzt sagen werde. — 2 vlegen oder vlehen swv.,
  • einem, jemand bitten. — 3 beseme swm., Zuchtrute. — geisel stm. und
  • 8wf., Geißel, Peitsche. — 4 a« ertwingen, einem etwas, jemand etwas
  • abnötigen, jemand wozu zwingen: mit Zwang richtet man bei ihr
  • nichts aus.
  • 1018, 1 baz haben, besser behandeln; ie baz unde baz, immer besser, desto
  • besser. — 3 st s', sie (Gerlind) sie (Kudrun, acc). — in allen ende,
  • in jeder Beziehung. — 4 wirs hete, schlimmer behandelte.
  • 1019, 3 sich bat verdenken, sich eines Bessern besinnen. — 4 strichen stv.,
  • abwischen. — schämel stm. , Schemel.
  • 1020, 2 dri stunde, dreimal. — 3 keren swv., auskehren. — zünden swv., an-
  • zünden. — 4 für, an Stelle von.
  • 1021, 1 güetlichen adv. , bereitwillig. — 2 des liez, davon unterließ. —
  • WIE HAETMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 205
  • siben jär bevollen leit siu in fremedem riebe
  • die grozen arebeite. man bet sie küniges kinde niht
  • gelicbe.
  • 1022 Do ez dem niunden järe nahen began
  • (Hartmuot der was wise), der belt sich versan,
  • daz im und sinen friunden wsere gar ein schände
  • daz er niht kröne trüege und doch herre hieze ob
  • küniges lande.
  • 1023 Er kom geriten üz strite, er und sine man.
  • mit vil hohem eilen pri's er gewan.
  • do wände er Küdrünen die schcenen minnen solde,
  • die er vor allen meiden z'einem liebe gerne haben
  • wolde.
  • 1024 Do er nu was gesezzen, bringen er si im hiez.
  • deheiniu guote kleider tragen sie enliez
  • Gerlint diu übele. swie der helt nu taete,
  • die maget ez ahte ringe, wan siu was an eren vil
  • staete.
  • 1025 De rieten sine friunde, ez liep oder leit
  • siner muoter wsere, daz er die schoene meit
  • in sinen willen brsehte, swä mite und er künde,
  • er möhte mit der frouwen geleben noch vil manige
  • liebe stunde.
  • 1026 Nach siner mäge rate gie er da er sie vant
  • in einer kemenäten. er nam sie bi der hant.
  • er sprach : «ir sult mich minnen, vil edele maget riebe,
  • und Sit ein küniginne. iu dienent mine beide lobe-
  • liche.»
  • 1021, 4 het sie geliche, behandelte sie wie.
  • 1022, 2 Die Parenthese bezieht sich auf sich versan; er bedachte bei sich,
  • überlegte.
  • 1023, 3 Nach wände er ist zu ergänzen daz er, das bei gleichem Subjekte
  • in Haupt- und Nebensatz fehlen darf. — 4 z'einem liebe, zur Gelieb-
  • ten; daz liep stn.
  • 1024, 3 übel adj., böse. — swie der helt nu tcete, wie er sich auch benehmen,
  • ihr zureden mochte. — 4 die maget ist acc. — an eren, in Bezug auf
  • ihre Ehre.
  • 1025, 1 Vor ez zu ergänzen ob, es möchte nun sein. — 3 in sinen willen
  • broihte, seinem Willen fügsam machte. — swä mite und, womit auch;
  • vgl. 742, 1.
  • 1026, 4 stt, sollt sein, sollt werden.
  • 206 XX. AVENTIURE,
  • 1027 Do sprach diu maget schoene: «des hän ich ninder
  • muot,
  • wan mir diu übele Gerlint so vil ze leide tuot,
  • daz mich niht mac gelüsten deheines recken minne.
  • ir und al ir künne bin ich vint von allen minen sinnen.»
  • 1028 «Daz ist mir leito, sprach Hartmuot. «ob ich'z ge-
  • dienen kan,
  • swaz iu min muoter Gerlint ze leide hat getan,
  • des wil ich iuch ergetzen nach unser beider eren.»
  • dö sprach diu maget edele: «ich wil iu getrouwen
  • nimmer mere.»
  • 1029 Dö sprach von Ormanie Hartmuot daz kint:
  • (dr wizzet daz wol, Küdrün, daz min eigen sint
  • diu lant und die bürge und ouch al die Hute.
  • wer hienge mich dar umbe, ob ich iuch mir gewünne
  • z'einer briute?»
  • 1030 Dö sprach diu Hetelen tohter : «daz hieze ich missetän.
  • dar zuo ich keine sorge entriuwen nie gewan.
  • ez sprsechen ander fürsten, so sie des hörten msere,
  • daz daz Hagenen künne in Hartmuotes lande kebese
  • wsere.»
  • 1031 «Waz mochte ich waz sie reiten?» sprach dö Hartmuot.
  • «ob et ez iuch, frouwe, eine diuhte guot,
  • so wolde ich künic werden und ouch ir küniginne.»
  • siu sprach: «sit äne sorge, daz ich iuch immer gerne
  • welle minnen.
  • 1027, 1 des hän ich ninder muot, dazu habe ich keineswegs Lust. — 4 vint
  • adj., feindlich gesinnt.
  • 1028, 1 gedienen swv., durch Dienst erreichen ; der Nachsatz zu ob liegt in
  • des wil ich, so will ich euch dafür entschädigen, was. — 4 sie glaubt
  • ihm nicht mehr, weil er schon früher seine Mutter zu besserer Be-
  • handlung aufgefordert und das doch nichts geholfen hatte.
  • 1029, 1 daz kint, der junge Mann. — 4 wer hienge mich, wer würde mich
  • aufhängen. — z'einer briute, zur Beischläferin; brut stf. (dat. briute),
  • bezeichnet oft die Concubine im Gegensatz zur ehelichen Gemahlin.
  • 1030, 1 missetän, unrecht gethan. — 2 dar zuo, deswegen. — sorge stf., Be-
  • sorgnis, Angst. — 4 künne, Abkömmling, hier die Enkelin. — kebese
  • 8tf. , Kebsweib.
  • 1031, 1 reiten=redeten. — 2 et gehört zu iuch, nur euch allein. — 4 sU äne
  • sorge , davor habt keine Angst; ironisch. — immer, jemals.
  • WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM. 207
  • 1032 Ir wizzet wol, her Hartmuot, wie'z dar umbe stät,
  • waz iuwer baldez eilen mir geschadet hat,
  • do ir mich dort vienget und mich fuortet dannen,
  • waz schaden iuwer recken täten an mines vater mannen.
  • 1033 Nu ist iu wol künde (daz ist mir leit genuoc),
  • daz iuwer vater Ludewic minen vater sluoc.
  • oh ich ein ritter wsere, er dörfte äne wäfen
  • zuo mir komen seiden. war umbe solde ich danne bi
  • iu släfen?»
  • 1034 Ez was noch her der zite ein site also getan,
  • daz kein frouwe solde nemen nimmer man,
  • ez'n wsere ir beider wille; daz was ein michel ere.
  • Küdrün diu schoene klagete nach ir vater harte sere»
  • 1035 Do sprach vil zornicliche der recke Hartmuot:
  • «mir ist vil unmsere swaz man iu getuot,
  • Sit ir niht enruochet tragen mit mir kröne,
  • ir vindet daz ir suochet; ja git man iu daz tegelich
  • ze lone.»
  • 1036 «Den Ion wil ich dienen, als ich hän her getan,
  • swaz ich gewurken künde den Hartmuotes man
  • und Gerlinde wiben, sit min hat got vergezzen,
  • daz leit ich allez gerne, ich bin mit manigem kümber
  • besezzen.»
  • 1037 Sie wolden'z baz versuochen; ze hove hiez man gän
  • die schoenen Ortrünen, ein maget wol getan.
  • 1032, 3 vienget, gefangen nahmt. — 4 was schaden, welchen, wie vielen
  • Schaden.
  • 1033, 1 Die Parenthese gehört zu sluoc. — 3 er, Ludwig: er dürfte nicht
  • ohne Waffen vor ihr erscheinen, weil er vor ihr nicht sicher wäre.
  • — 4 seiden, soviel als niemals. — danne, unter solchen Verhältnissen.
  • 1034, 1 her, bisher; dazu der Genetiv der zite, bis zu der damaligen Zeit. —
  • Site stm. — also getan, so beschaffen, solch. Der Dichter macht eine
  • Bemerkung, die der Sitte seiner eigenen Zeit nicht mehr entsprach.
  • 1035, 4 suochet, nämlich Mühe und Arbeit, ein mühseliges Leben.
  • 1036, 2 gewurken swv. , arbeiten. — den man dat. pl. , für die Mannen. —
  • 3 da Gott nun doch einmal mich vergessen hat. — 4 besezzen part.,.
  • belastet.
  • 1037, 1 baz, noch weiter. —
  • ■208 XX. AVENTIURE, WIE HARTMUOT HEIM ZE LANDE KOM.
  • diu solde mit ir zühten, siu mit ir gesinde,
  • eines guoten willen die arme Küdrünen überwinden.
  • 1038 Do sprach offenlichen der degen Hartmuot:
  • «ich wil iuch immer riehen, swester, obe ir'z tuet
  • daz ir mir des gehelfet, daz Küdrun diu here
  • vergezze ir grözen leides, daz siu doch enklage niht
  • so sere.»
  • 1039 Do sprach üz Ormanie Ortrün daz kint:
  • sol ir immer dienen, und alle die da sint,
  • daz siu vergezze ir leides. min houbet ich ir neige,
  • ich und mine meide suln ir immer dienen hie für
  • eigen.»
  • 1040 Des sagte ir do genäde diu maget wol getan,
  • «daz ir mich so gerne gekroenet saehet stän
  • bl Hartmuot dem künige und daz ich lebte in eren,
  • des lone ich iu mit triuwen. doch müejet mich min
  • eilende sere.»
  • 1037, 3 mit ir zühteri, durch ihr feines Wesen. — 4 überwinden stv., einen
  • eines dinges, jemand zu etwas bringen, überreden.
  • 1038, 2 tr'2] ez deutet nur den folgenden Satz mit daz an. — 3 mir des ge-
  • helfet , mir darin helft, dazu verhelft. — 4 doch, doch wenigstens.
  • 1039, 2 ich sol, ich werde, ich will. — 3 ich ir neige, ich beuge vor ihr;
  • zum Zeichen der Ergebenheit. — 4 dienen für eigen, dienen, als wenn
  • wir leibeigen wären.
  • 1040, 1 sagte genäde, sagte Dank; für den guten Willen und die Ergeben-
  • heit. Kudrun bezieht die letztere mit Kecht auf die ihr zugedachte
  • Krone. — 4 mit triuwen, durch treue Gesinnung. — doch: euer guter
  • Wille kann mir nichts helfen ; das Gefühl des Ereradseins bleibt mir.
  • XXI. AVENTIURE, WIE KUTRÜN MUOSTE WASCHEN. 209
  • XXI. AVENTIURE,
  • WIE KÜTKÜN MUOSTE WASCHEN.
  • Trotz besserer Behandlung und freundlichen Zuredens beharrt Ku-
  • drun bei ihrer Treue. Da beginnt die frühere Härte ; auf Gerlindens Be-
  • fehl muß sie täglich am Strande die Kleider waschen. Hildeburg erreicht
  • durch Bitten, daß sie an dieser Arbeit teilnehmen darf. So waschen sie
  • fünf und ein halbes Jahr.
  • 1041 Do bot man Küdrünen bürge unde lant.
  • do siu des niht enwolde, sit muoste siu gewant
  • I waschen tegeliche von morgen an die naht.
  • des vlos her Ludewic den sie, do er mit Herwige vaht.
  • 1042 Do bat man Küdrimen von dem sedele sten
  • I und hiez die maget edele mit Ortrünen gen,
  • I daz siu gemaches phlsege und trunke guoten win.
  • do sprach diu eilende: «ich wil niht küniginne sin.
  • 1043 Ir wizzet wol, her Hartmuot, swie iuwer wille stät,
  • daz man mich bevestent einem künige hat
  • mit vil Staaten eiden z'eim' elichen wibe.
  • ez'n si daz er sterbe, ich gelige nimmer bi recken libe.»
  • 1044 Do sprach der fürste Hartmuot : «ir sent iuch äne not.
  • uns enscheidet niemen, ez entuo der tot.
  • ir sult mit siten guoten sin bi miner frouwen;
  • diu senfte iu iuwer swsere : des wil ich ir ze vlize wol
  • getrouwen.»
  • 1045 Hartmuot wsenen wolde, daz sich ir stseter site
  • da mite senften solde, daz ir sin swester mite
  • 1041, 1 Der Dichter greift mit dieser Strophe schon dem voraus, was iu
  • den nächsten erzählt wird. — 3 an, bis in. — 4 des , weil das Wa-
  • schen am Strande den ersten Anlaß zu dem Befreiungskampfe gab.
  • Vgl. 1445. * *
  • 1042, 3 gemaches phla-ge , für ihre Bequemlichkeit sorgte.
  • 1043, 1 swie iuwer wille stät, wenn auch eure W^ünsche auf mich gerichtet
  • sind. — 3 viit stceten eiden, mit unverbrüchlichen Schwüren. —
  • z'eim^ = ze einem. — 4 ich werde nie eines (andern) Mannes Frau, es
  • müßte denn sein, daß Herwig stirbt.
  • 1044, 1 sich senen swv., sich schmerzliche Gedanken machen. Es hilft euch
  • nichts, daß ihr euch abhärmt; ihr kommt einmal nicht fort von hier.
  • — ?l mit siten guoten, in freundlicherweise. — miner frouwen, Ortrun.
  • — 4 senften swv., beschwichtigen, stillen. — ze vltze , nur zur Ver-
  • stärkung von wol.
  • 1045, 1 wcrnen wolde, war geneigt zu glauben. —
  • KÜDRUN. 14
  • 210 XXI. AVENTIUKE,
  • al geliclie teilte swaz si mölite bringen,
  • ja gedähten sie in beide, daz in möhte noch an ir
  • gelingen.
  • 1046 Sin begunde enphähen swer ir dienest bot.
  • Ortrun saz zuo ir nähen. ir varwe rosenrot
  • wart in kurzen ziten von trinken und von spise.
  • des wart ir vil bereite. done was diu arme niht so
  • wise.
  • 1047 So sie der künic ie gruozte und ir'z schone bot,
  • wie lützel daz ir buozte, si gedeehte ie an ir not,
  • die siu mit ir gesinde dulde in fremeden landen,
  • mit rede harte swinde räch siu an Härtmüote ir anden.
  • 1048 Daz tet siu also lange daz sin den künic verdroz.
  • er sprach: «min frou Küdrün, ich wsere wol genöz
  • des fürsten HerAviges, den ir für michel ere
  • nemet iu ze friunde. ja strafet ir mich dicke alze sere.
  • 1049 Woldet ir daz läzen, daz wsere uns beiden guot.
  • mir ist leit unmäzen, swer iu iht leides tuot,
  • da mite er iu beswseret daz herze und ouch die sinne,
  • swie vient ir mir wseret, ich wolde iuch gerne wesen
  • län küniginne.»
  • 1050 Von dannen gie do Hartmuot da er die sinen man
  • vlegte, daz sie solden des landes huote hän
  • 1045, 3 al gellche adv. , auf ganz gleiche Weise. — bringen, zustande
  • bringen. — 4 beide, Hartmut und Ortrun. — an ir gelingen, daß sie
  • noch ihren Zweck bei ihr erreichen könnten.
  • 1046, 1 Siu, Kudrun. — 2 saz zuo ir, setzte sich zu ihr. — 4 des, mit Bezug
  • auf trinken und spUe. — niht so wtse, nicht so besonnen, daß sie, um
  • dieses guten Lebens ferner teilhaft zu werden , eine etwas freund-
  • lichere Miene angenommen hätte.
  • 1047, 1 So — ie, immer wenn, so oft. — ir'z schone bot, ihr freundliche An-
  • erbietungen machte, freundlich gegen sie war. — 2 daz ist Subjekt:
  • das freundliche Grtißen. — buozte, vergütete, entschädigte. — si statt
  • sine, daß sie nicht. — 4 swinde adj. , heftig.
  • 1048, 2 genoz st. subst. , ein Ebenbürtiger. — 3 für, an Stelle von: der
  • großen Ehre, die euch bei mir geboten wird. — 4 strafen swv.,
  • schelten, mit Scheltworten kränken.
  • 1049, 2 swer, wenn jemand. — 4 ich wollte euch gern zur Königin machen,
  • selbst wenn ich wüßte, daß ihr mich noch haßtet.
  • 1050, 2 vlegte hier mit dem Accusativ. — des landes und ander siner eren,
  • des Landes und der übrigen Dinge , an denen seine Ehre hieng. —
  • WIE KÜTRÜN JIUOSTE WASCHEN. 211
  • und ander siner eren. er gedähte im under stunden:
  • «man liazzet mich so sere, daz ich an dem schaden
  • iht werde erfunden.»
  • 1051 Gerlint diu übele dienen ir dö hiez
  • die siu an sedele räwen harte seiden liez.
  • die man von allem rehte bi den fürsten kiuden
  • solt' alle zite suochen, die muoste man da bi den
  • swachen vinden.
  • 1052 Diu aide wülpinne sprach ir vintli'chen zuo:
  • «ich wil daz mir den dienest diu Hilden tohter tuo.
  • nu siu sich durch ir übele dunket also staete,
  • nu muoz siu mir dienen, daz siu mir sus nimmer
  • geteete.»
  • 1053 Do sprach diu maget edele: «swaz ich dienen mac
  • mit willen und mit henden, näht ünde tac,
  • daz sol ich vliziclichen tuon in allen stunden,
  • Sit mir min ungelücke bi miuen friundeu niht ze \ve-
  • sene gunde.»
  • 1054 Dö sprach diu übele Gerlint: «du solt min gewant
  • tragen tegeliche hin nider üf den sant,
  • unde solt daz waschen mir und mim' gesinde,
  • und solt daz behüeten, daz man dich keine wile müe-
  • zic vinde.»
  • 1055 Dö sprach diu maget edele: «vil riches küniges wip,
  • so schaffet daz man lere mich, daz ich den lip
  • 1050, 3 under stunden, zuweilen. — 4 daz, mit einer Ellipse : ich will dafür
  • Sorge tragen, daß ich u. s. w., weil ich so viele Feinde habe. Nicht
  • ist so sere mit daz zu verbinden.
  • lO.H, 2 die, diejenige, welche: Kudrun. — räwen swv. , andere Form von
  • ruovoen , ruhen. — 3 von allem rehte, von Rechts wegen. — 4 fet den
  • swachen, bei den niedrigen.
  • 1052, 1 vtntlichen adv. , feindlich , gehässig. — 3 nu, da. — durch ir übele
  • stf., infolge ihrer bösartigen Gesinnung. — stcete a,dj., beständig,
  • standhaft. — 4 sus, sonst.
  • 1053, 2 mit willen und mit henden, mit gutem Willen und mit der That.
  • 1054, 3 mim' statt mtnem, mime. — 4 daz behüeten, sich davor in acht
  • nehmen.
  • 10Ö5, 2 schaffet, tragt Sorge. — den lip dar zuo bringen, dahin gelangen. —
  • 14*
  • 212 XXI. ÄVENTIURE,
  • dar zuo bringen künne, daz ich iu wasche kleider.
  • ich sol niht haben Müune. ich wolde daz ir mir noch
  • tsetet leider.
  • 1056 Nu heizet mich ez leren, sit ich waschen sol.
  • ich weiz mich niht so here, ich künde ez gerne wol,
  • Sit ich da mite dienen sol die mine spise.
  • ich versage ez niemen.» Küdrün diu arme was vil wise.
  • 1057 Do hiez siu eine weschen tragen daz gewant,
  • diu sie da leren solde, mit ir üf den sant.
  • alrerst begunde s' dienen mit sorgen angestlichen.
  • daz understuont do niemen. Gerlint quelt' do Küdrün
  • die riehen.
  • 1058 Vor Ludewiges seiden lerte man sie daz,
  • daz siu so diende beiden, daz niemen künde baz
  • gewaschen in diu kleider in Ormanielande.
  • ir megeden wart nie leider, dö sie sie sähen dienen
  • üf dem sande.
  • 1059 Do was ir einiu drunder, diu was ouch küniges kint.
  • swaz sie alle klageteu, daz was gar ein wint.
  • disiu arebeite diu gieng in allen nähen,
  • do sie ir edelen frouwen also jämerlichen waschen
  • sähen.
  • 1060 Do sprach in ir triuwen Hildeburc diu meit:
  • «ez mac sie alle riuwen (gote si ez gekleit),
  • die mit Küdrünen komen her ze lande;
  • die erbeitent reste küme. nu stet siu selbe waschende
  • üf dem Saude.»
  • 1055, 4 ich sol, es ist mir vom Schicksal bestimmt. Sie sehnt sich nach
  • noch größerem Leide, um den Becher des Elends ganz zu leeren.
  • 1056, 2 ich kenne mich niclit als eine so Hochgeborene, ich halte mich
  • nicht für so hochgeboren. — ich künde , daß ich nicht könnte. —
  • 3 sptse stf., Lebensunterhalt. — 4 wiise, weil sie sich in die Verhält-
  • nisse so zu schicken verstand.
  • 1057, 1 vesche swf., Wäscherin. — 4 understäyi stv., verhindern, abwehren.
  • 1058, 2 diende helden, Dienstleistungen für Männer verrichtete. — 4 wart
  • nie leider, do, empfanden nie größeres Leid als damals, als.
  • 1059, 1 einiu, Hildeburg. — 2 ein wint, etwas Geringes, gar nichts, gegen
  • ihre Klage.
  • 1060, 1 in ir triuwen, in ihrer treuen Gesinnung. — 2 gpkleit = geklaget. —
  • 4 reste stf., Ruhe; die können die Ruhe, das Ausruhen von der Ar-
  • beit kaum erwarten. — mt , nicht genug damit, daß die andern ein
  • so geplagtes Leben führen , nun.
  • WIE KÜTRÜN MUOSTE WASCHEN. 213
  • 1061 Ditz gehorte Gerlint. siu sprach ir übele zuo:
  • «wiltu, daz din frouwe der dienste niht entuo,
  • so solt du dich vervähen der dienste z'allen stunden. '>
  • «ich tsete ez für sie gerne», sprach Hildeburc, «ob
  • mir's iemen gunde.
  • 1062 Ir sult durch got den riehen, min fron Gerlint,
  • sie niht eine läzen: siu ist ein küniges kint.
  • ouch truoc min vater kröne. daz wil ich noch vol-
  • bringen ,
  • lät mich mit ir waschen , swie uns übele oder wol ge-
  • linge.
  • 1063 Si erbarmet mir so sere, swie ich selbe lide not,
  • durch ir hohen ere, die got an ir gebot,
  • riebest' aller künige daz wären vor ir mäge.
  • ir dienest zimt hie übele, doch läze ich mich niht bi
  • ir betragen.»
  • 1064 Do sprach diu übele Gerlint: «so wirt dir dicke we.
  • swie herte si der winter, du muost üf den sne
  • und muost diu kleider waschen in den küelen winden,
  • so du dich dicke gerne in dem phieselgademe liezest
  • vinden.»
  • 1065 Si erbeite harte küme, deiz äbenden began.
  • da von diu edele Küdrün einen tröst gewan.
  • zuo ir gie fron Hildeburc in eine kemenäten.
  • klagen sie do beide von ir dienste herzeliche täten.
  • 1061, 1 übele adv, , in böser Absicht, — 1 frouvoe, Herriu. — 3 sich ver-
  • vähen stv. mit gen., sich einem Dinge unterziehen. — 4 gunde, ver-
  • gönnte, erlaubte.
  • 1062, 1 durch got, um Gottes willen. — 3 ich bin auch ein Königskind;
  • gleichwohl schäme ich mich der Arbeit nicht, wenn Kudrun, die
  • ebenso Hochgeborene, sie auch verrichtet. — toWringen'] man er-
  • wartet einen Satz mit daz: daß ich mit ihr wasche. Statt dessen die
  • erneute direkte Bitte. — 4 swie — gelinge, wie es für uns auch aus-
  • falle, ob böse oder gut.
  • 1063, 2 die got an ir gebot, welche Gott über sie verhängte ; nach Nib.
  • 2153, 2: aller nitner eren der rttuoz ich abe stän, triuwen unde zühte,
  • der got an mir gebot. — 3 richesV ^= richeste , mächtigste. — vor adv.,
  • in alter Zeit. — 4 es paßt schlecht, daß sie hier dient.
  • 1064, 2 vf den sne, auf den Schnee gehen. — 4 phieselgadem stn., heizbares
  • Gemach.
  • 1065, 1 Si, Hildeburg. — äbrnden swv.. Abend werden. — 2 da von, da-
  • durch, daß es Abend wurde. — 4 klagen täten, sie klagten; klagen
  • ist substantivischer Infinitiv. — von, wegen.
  • 214 XXI. AVENTIURE, WIE KUTRÜN MüOSTE WASCHEN.
  • 1066 Hildeburc diu liere weinende sprach:
  • "ja riuwet mich vil sere din grozer uugemach.
  • ich hän die tievelinne erbeten, daz du niht eine
  • waschest üf dem grieze. ich trage mit dir die swsere
  • gemeine.»
  • 1067 Do sprach diu eilende: «des lone dir Krist.
  • daz du also trüric mines leides bist.
  • wiltu mit mir waschen, daz git uns freude guote
  • und kürzet uns die wile. uns ist ouch deste baz da
  • von ze muote.»
  • 1068 Do ir daz was erloubet, daz siu daz gewant,
  • diu freuden was beroubet, mit ir üf den sant
  • ze waschen tragen müese in ir grozem leide,
  • swaz ander iemen tsete, noch muosten mere waschen
  • dise beide.
  • 1069 So ir ingesinde die muoze mohte hän,
  • sie weinden harte swinde, so sie sie sähen stän
  • waschen an dem grieze. daz klagten s' alle sere,
  • und heten sie doch arebeit, daz ir het in der werlde
  • niemen mere.
  • 1070 Daz werete also lange, daz ist älwar,
  • daz sie waschen muosen wol sehstehalbez jär,
  • bereiten wiziu kleider den Hartmuotes beiden,
  • ez wart nie frouwen leider. man vant sie jämerliche
  • vor der selde.
  • 1066, 3 erbeten part., durch Bitten bewogen, — ^gemeine adv., gemeinsam.
  • 1067, 2 trüric mit gen., betrübt über etwas. — 3 git aus gibet , giebt.
  • 1068, 2 diu freuden was beroubet, kann sich auf siu (Hildeburg) wie auf ir
  • (Kudrun) beziehen ; wohl letzteres. — 3 müese, dürfte. — 4 noch mere,
  • auch ferner noch.
  • 1069, 2 swinde adv., sehr, heftig. — 4 orebeit , daz, so viel Mühsal, daß
  • niemand auf der Welt ihrer mehr hatte; sie hatten doch selbst ein
  • kummervolles Leben.
  • 1070, A jämerliche ist Adj., mit Jammer behaftet.
  • XXII. AVENTIURE, WIE H. HERVERTE NACH IR TOHTER. 215
  • XXII. AVENTIURE,
  • WIE HILDE HERVEKTE NACH IR TOHTER.
  • Dreizehn Jahre nach der Entführimg rüstet Hilde ein Heer gegen
  • die Normannen. Herwig, dem sie es zuerst verkündet, Horant , Frute,
  • Wate u. s. w. kommen hex'bei. Auch Ortwin wird aus Ortland besendet,
  • und, weil es seine erste Heerreise ist, den Genossen zum Schutze em-
  • pfohlen. Unter Horants Führung segeln sie ab. Auf dem Wülpensande,
  • wo die Söhne der Väter Grab besuchen , treffen sie mit den Moren zu-
  • sammen. Südwinde treiben sie an den Magnetberg Givers , in dessen In-
  • nern ein wunderbar reiches Volk lebt. Durch veränderten Wind von dort
  • erlöst, gelangen sie nach Ormanie und landen bei einem Berge, vor dem
  • ein Wald sich ausdehnt.
  • 1071 Nu läzen wir beliben, wie sie dienden hie
  • mannen unde wiben. frou Hilde hete nie
  • läzen üz gedanken, wie siu dar nach gesuune,
  • wie siu ir lieben tohter üz Ormanielände gewunne.
  • 1072 Siu hete heizen wurken bi des meres fluot
  • starker kiele sibene veste unde guot,
  • zwene und zweinzic kocken niuwe unde riebe,
  • swaz die haben solden, des wären sie berihtet vli-
  • zicliche.
  • 1073 Vierzic galeide het siu üf dem mer;
  • daz was ir ougen weide. siu warte einem her,
  • daz siu senden solde. dem hete siu ir spise
  • erworben swä siu künde. siu londe ir beiden rehte
  • wol ze prise.
  • 1074 Ez nähent' zuo den ziten, daz sie zuo dem se
  • niht langer wolden biten nach jenen, den vil we
  • 1071, 3 gewinnen stv. , denken, trachten; gesiinne praet. conj. — 4 V)ie, auf
  • welche Weise.
  • 1072, 4 Aa6e» 8WV. , enthalten, in sich schließen. — berihten swv. , einen
  • einen dingen, jemand mit etwas versehen.
  • 1073, 2 warten swv. mit dat., nach etwas ausschauen, auf etwas warten. —
  • 3 dem, für dasselbe. — spise , die Zehrung unterwegs. — i ze prise,
  • daß man sie rühmen mußte.
  • 1074, 1 nähen (nähenen) swv., praet. nähente, hier verkürzt; mit zuo verbun-
  • den, nhd. Dativ. — zuo dem se, um auf die See zu gehen, zur See-
  • fahrt. — 2 nach jenen, um jene zu holen.
  • 216 XXII. AVENTIURE,
  • was in fremeden landen mit starken arebeiten.
  • do hiez diu schoene Hilde mit kleidern ir boten wol
  • bereiten.
  • 1075 Daz was zen wihen nehten, dö künde siu den tac
  • den die daz solden rechen, daz Hetele tot gelac.
  • dö bat si'z allen künden ir friunden und ir mannen,
  • daz man ir liebe tohter üz Ormanie wider faorte
  • dannen.
  • 1076 Do sande si aller erste Herwige dan
  • ir boten, daz er weste unde sine mau,
  • wie si in gesworn beten lange herreise,
  • von den in was bestanden zen Hegelingen manic
  • richer weise.
  • 1077 Die Hilden boten ilten in Herwiges laut.
  • er weste wol war umbe sie wseren dar gesaut,
  • do gieng er hin engegene da sie sie komen sähen,
  • duo gruozte er s' vliziclichen do sie im Hilden bote-
  • schaft verjähen.
  • 1078 «Ir wizzet wol, herre, wie'z dar umbe stät,
  • wie zen Hegelingen daz volc gesworn hat.
  • des getröuwet iu frou Hilde baz dann' ander iemen.
  • Küdrünen eilende daz erbarmet billi'cher niemen.»
  • 1079 Do sprach der ritter edele: «ich weiz wie'z drumbe stät,
  • daz Hartmuot mit frevele min trüt gevangen hat
  • durch daz siu im versagete und mich ze friunde erkos.
  • dar umbe ouch min frou Küdrun ir vater Hetelen
  • verlos.
  • 107Ö, 1 wthen nehten, wörtlich: heiligen Nächten, von wich adj., heilig. —
  • künde prset. von künden. — 3 ir friunden, ihren Verwandten.
  • 1076, 1 aller erste adv. , am ersten unter allen. — 3 in, denjenigen: den
  • Normannen. Sie hatten es ihnen geschworen, sie mit einem Heer zu
  • überziehen. — lan^e adv., vor langer Zeit. — 4 bestän stv. , zurück-
  • bleiben; von, durch. — rtcher, aus edler Familie.
  • 1077, 4 vliziclichen adv., mit Aufmerksamkeit. — verjähen, sagten: boteschaft
  • ist Genetiv.
  • 1078, 3 des, darin. — ander iemen ist Dat. — 4 erbarmet, rührt, bewegt zur
  • Teilnahme. — billicher adv. compar. , mit größerem Rechte.
  • 1079, 2 frevele dat. von freoel stm. oder stf., Kühnheit; hier schon mit
  • dem Nebensinne des Nhd. — trfit stn., Geliebte. — 3 durch daz, weil.
  • WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER.
  • 217
  • 1080 Nu solt du, böte guote, ir miu dienest sagen,
  • ja wirt ez Hartmuote nimmer vertragen
  • daz er mine frouwen so lange hat gevangen.
  • baz dann' ander iemen so mac mich der arebeit be-
  • langen.
  • 1081 Ir und ir gesinde solt du, böte, sagen,
  • daz ich nach -wihen nahten in sehs und zweinzic tagen
  • zen Hegelingen rite mit dri tüsent mannen.»
  • dö biten sie niht mere. der frouwen Hilden boten
  • schieden dannen.
  • 1082 Do rihte sich Herwic üf stri'tennes wän
  • mit den die ez vil dicke heten guot getan.
  • do bereite er zuo der verte die mit im varn wolden
  • in einem winter herte, die urliuges mit im phlegen
  • solden.
  • 1083 Hilden der schoenen helfe waere not.
  • hin ze Tenemarke ir friunden si'z enböt,
  • daz die vil snellen recken niht langer solden biten,
  • die z'Ormanie wolden nach der schoenen Küdrünen
  • riten.
  • 1084 Siu hiez ez sägen Horande, daz er gedrehte dran,
  • er waere 's küniges künne, er und sine man,
  • daz sie ir lieben tohter in liezen erbarmen,
  • siu wolde e selbe ersterben e siu gelaege an Hart-
  • muotes armen.
  • 1085 Do sprach der degen küene: «froun Hilden solt du
  • sagen ,
  • daz ich'z also süene mit maniges wibes klage.
  • 1080, 1 //•, Hilden. — 2 vertragen stv. , einem etwas, jemand etwas durch-
  • gehen lassen, es von ihm ertragen. — 3 hat gecangen, gefangen ge-
  • halten hat. — 4 baz, mehr. — belangen swv.: mich belanget mit gen.,
  • mich verlangt nach etwas.
  • 1081, 4 biten pra;t. pl. von biten, warten.
  • 1082, 1 vf strttennes wän, auf die Erwartung, die Gedanken des Streitens
  • hin; xtrttenne.s gen. des Infinitivs. — 2 ez guot getan, tapfer gekämpft.
  • — 3 bereite statt bereitete, rüstete aus.
  • 1083, 1 helfe stf., seltener hil/e, Hilfe. — 2 si'z] ez deutet nur den folgen-
  • den Satz mit an.
  • 1084, 2 '.s künigen künne, des Königs (Hetel) Verwandter. — 4 siu, Kudrun.
  • 1085, 2 also bezieht sich auf das folgende mit. — ez süene, es wieder gut
  • mache. —
  • "218 XXII. AVENTIUKE,
  • ich kume zuo ir gerne und allez min gesinde.
  • man beeret drumbe. weinen ime lande uocb von ma.
  • niger miioter kiude.
  • 1086 Dar zuo sult ir mere miner frouwen sagen,
  • daz ich ir vil gerne kume in kurzen tagen,
  • und wie ze urliuge ste min gedinge,
  • daz ich zehen tüsent miner lielde iiz Tenemarke
  • bringe.»
  • 1087 Die boten urloubes gerten von im dan
  • ze Wäleis in die marke, da sie mit sinen man
  • Morüngen funden, den marcgräveu riehen,
  • er sach die boten gerne und enphie sie liarte min-
  • niclichen.
  • 1088 Do sprach der degen Irolt: «wan mir ist wol erkant,
  • daz ich in siben wochen ze Hegelinge laut
  • mit recken solde riten, swaz ich der möhte bringen.
  • daz tuon ich vil gerne, swie joch minen recken da
  • gelinge.»
  • 1089 Do hiez daz Morunc künden in Holzäne laut,
  • daz nach ir friunden hete frou Hilde gesant.
  • man solde herverten, daz künde man den guoten.
  • do sagete man diu msere von Tenemurke dem küenen
  • Fruoten.
  • 1090 Do sprach der ritter biderbe: «ich kum vil gerne dar
  • da wir s' gewinnen widere. des ist driuzehen jär,
  • daz wir herverten ze Ormanie swuoren,
  • do Hartmuotes friuude von uns hin mit Küdrünen
  • fuoren.»
  • 1085, 3 liUine ist Konjunktiv.
  • 1086, 1 mere, noch weiter. — 2 »V, zu ihr; vgl. 1085, 3. — in kurzen tagen,
  • bald. — 3 sten :e, gerichtet sein auf.
  • 1087, 1 Urlaubes, Erlaubnis, riaii, von dort zu gehen, in die tnarke ze Wä-
  • leis, in die Mark (von) Waleis.
  • 1088, 1 wan, weil; da ich jetzt einmal weiß, erfahi-en habe, oder: weil
  • man mich benachrichtigt hat, daher im abhängigen Sinne solde
  • (nicht sol oder sül) im Sinne desjenigen, der die Botschaft gesendet.
  • — 3 soviel ich deren aufbringen könnte. — 4 swie joch, wie- auch;
  • es möge meinen Kecken daraus Glück oder Unglück erwachsen.
  • 1089, 1 lant ist Acc, in das Land der Holsteiner. Vgl. 1374, 3. — 3 den
  • guoten, den Tapfern.
  • 1090, 2 wir s', wir sie (Kudrun). — des, seitdem, ist, ist verflossen.
  • i
  • WIE HILDE HEEVERTE NACH IR TOHTEE. 219
  • 1091 Wate oiicli wol gedähte, der helt üz Sturmlant;
  • sine helfe er brähte. swie im nilit wart bekant
  • der böte der küniginne von den Hegelingen,
  • doch ilte er swaz er kimde, waz er guoter ritter
  • möhte bringen.
  • 1092 Do vlizzen sie sich alle zuo der hervart.
  • wol mit tusent beiden wol bereitet wart
  • Wate da zen Stürmen von mannen und von mägen,
  • da mite er Hartmuote üzer Ormanie w^olde lägen.
  • 1093 Die eilenden frouwen übele bewart
  • bi Gerlinde wären, wan fron Heregart
  • (so hiez ir einiu drunder), diu phlac hoher minne
  • mit des küniges schenken. siu wolde wesen gewaldic
  • herzoginne.
  • 1094 Daz weinde vil dicke der schcenen Hilden kint.
  • ouch geschädete ez se're der selben frouwen sint,
  • daz siu mit in da wolde tragen niht die swaere.
  • swaz ir da von geschoehe, daz was Kudrunen ünmsere.
  • 1095 Daz Hut was vil unmüezic, als ich iu hän geseit.
  • vil lützel wart gebüezet doch der arebeit,
  • der sie vil dicke phlägen in Hegelinge lande,
  • die beide do daz rieten daz man nach Kudrunen bruo-
  • der sande.
  • 1096 Die boten riten balde gegen Nortlant,
  • da man üf dem plane den jungen degen vant
  • bi einem breiten phlüme, der was vögele riebe,
  • mit sinem valkenaere beizte da der künic vil kün-
  • dicliche.
  • 1091, 1 wol gedähte, hatte gute, wohlwollende Gesinnung, nämlich in Be-
  • zug auf die Heerfahrt. — 2 wart bekant, bekannt geworden war; an
  • ihn war der Bote nicht direkt gesendet. — 4 er eilte , so sehr er
  • konnte, zusammenzubringen so viel Ritter er vermöchte.
  • 1092, 2 Das erste wol bezieht sich axif tusent , mit gut tausend, das zweite
  • auf bereitet, trefflich. — 3 con, abhängig von beiden, bestehend aus.
  • 1093, 2 wan, mit Ausnahme von: Gegensatz zu Hildeburg. — 3 hoher
  • minne, hochstrebende Liebe, weil sie dadurch Herzogin zu werden
  • hoffte.
  • 1094, 2 sint, später; sie wurde von Waten erschlagen; vgl. l.')28 , 4.
  • 1095, 1 Daz Hut, das Volk in Hegelingen. — 2 gebüezet, Ersatz geschafft.
  • — 4 Kudrunen hruoder, Ortwin.
  • 1096, 2 plan stm. , Ebene. — 3 vögele rtche , reich an Vögeln. — 4 valke-
  • n stm., Falkner. — beizen swv. , mit Falken jagen. — kündicliche
  • adv., geschickt.
  • 220 XXII. AVENTIURE,
  • 1097 Die boten sach er gäben; do spracb er sä zehant:
  • «dort ritent liute näben, die bat näcb uns gesant
  • Hilde min frouwe, ir beide vil vermezzen.
  • nii wil siu des waenen, daz wir der berverte baben
  • vergezzen.»
  • 1098 Die valken liez er vliegen: do reit er balde dan
  • da er in kurzen ziten triieben muot gewan.
  • die boten er do gruozte. wie scbiere si im das künden,
  • daz sie die küniginne ze allen ziten weinende funden.
  • 1099 Sie sageten im ir dienest, triuwe unde guot:
  • wie da der recke umbe wsere gemuot
  • oder wen er siner manne dar wölde bringen.
  • sie solden berverten bin z'Ormanie von den Hegelingen.
  • 1100 Do spracb der degen Ortwin: «du bäst mir war geseit.
  • icb wil von binnen füeren micbel unde breit
  • ein ber mit guoten beiden mit zweinzic tüsent mannen,
  • die wil icb dar füeren, ob ir debeiner nimmer koeme
  • dannen.»
  • 1101 Man sacb in allen enden riten in daz laut
  • näcb den diu frouwe Hilde bete gesant.
  • wie sie der wol gedienden, des vlizzen sieb durcb ere
  • die beide; die ir komen, der was sebzic tüsent oder
  • mere.
  • 1102 Von Wäleis ber Morunc der bet üf der fluot
  • wol sebzic kocken starlie veste unde guot.
  • 1097, 2 nahen, nahe heran. ~ 4 wil .siu des warnen, nhd. etwa: sie scheint
  • zu glauijen.
  • 1098, 2 trüeben muot, wegen der Botschaft-, vgl. 1098, 4.
  • 1099, 1 Sie entboten ihm von ihrer Seite Dienstbereitwilligkeit, treue und
  • wohlwollende Gesinnung: es ist das die einleitende Formel einer
  • Botschaft wie eines Briefes. — 2 zu ergänzen: sie ließe ihm sagen,
  • ihn fragen. — da — umhe, in Bezug darauf.
  • IIOÜ, 1 du hast mir war geseit, du hast recht. — 4 selbst wenn keiner von
  • ihnen mit dem Leben davonkäme.
  • 1101, 1 in daz lant, nach Hegelingenland. — 2 nach den, diejenigen, nach
  • denen. — 3 der, Hilden. — 4 die ir körnen, die zu ihr stießen, ihr zu
  • Hilfe kamen.
  • WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER. 221
  • swaz die liute mohten hin zen Hegelingen
  • getragen üf der flüete, die wolde er nach froim Kü-
  • drünen bringen.
  • 1103 Man brähte ouch schif diu riehen da her von Nortlant.
  • harte lobelichen ir ros und ir gewant
  • allez was gezieret gen dem urliuge,
  • ir helme und ir wäfen. sie fuorten harte ritterlich
  • geziuge.
  • 1104 Man ahte bi den Schilden, wie vil ir möhte sin,
  • die der schoenen Hilden daz edele magedin
  • solden helfen bringen üz Ormanieriche!
  • der wurden sibenzic tüsent. in gap frou Hilde ir gäbe
  • kosteliche.
  • 1105 Swelhe bekomen wären od swer ze hove gie,
  • diu freudenlose frouwe seiden daz verlie,
  • si engienge in engegene und gruozte sie besunder.
  • den üz erweiten degenen gap man von richer wsete
  • manic wunder.
  • 1106 Die Hilden kiele wären wol bereit dar zuo,
  • ob sie varn solden des nsehsten tages fruo,
  • ez zseme wol ze mäzen den lobelichen gesten.
  • dö wolde si's niht läzen unz sie heten deheiner slahte
  • bresten.
  • 1107 Diu wäfen hiez frou Hilde zuo den schiffen tragen
  • und helme vil guote üz stahele geslagen.
  • 1102, 3 swaz, was, soviel. rf/V, diese Kocken, Hute, von Leuten. — i flüete
  • dat. von fluot. — nach, um Kudrun wieder zu holen.
  • 1103, 3 gen, zu, für. — 4 geziuge stn., Küstung.
  • 1104, 1 Man ahte, man schätzte ab, bi, nach. — 4 wurden, kamen heraus.
  • — kosteliche adv., in freigebiger "Weise, mit großem Aufwände.
  • 1105, 1 Swelhe^ welche immer; wenn irgendwelche. — swer, wenn jemand.
  • — 2 seiden, nie. — 4 wunder, wundererregender Gegenstand: man
  • gab ihnen viele durch ihren Reichtum erstaunenerweckende Kleider.
  • 1106, 1 dar zuo, nämlich zu fahren; ob, im Falle daß. — 3 ez, die Zuberei-
  • tung, die Ausrtlstung. — zwme, hätte gepaßt. — ze mäzen, in ange-
  • messener Weise. — lobelich adj., löblich, ruhmwürdig. — 4 sie war
  • mit der allem Anschein nach angemessenen Ausrüstung noch nicht
  • zufrieden. — breste swm. , Mangel.
  • 222 XXII. AVENTIURE,
  • hälsberge wize wol fünfhundert mannen
  • über allez daz sie lieten liiez siu die recken mit iu
  • füeren dannen.
  • 1103 Ir ankerseil diu wären von vesten siden guot,
  • ir segele harte riche, da mite sie über fluot
  • von Hegelinge lande ze Ormanie solden,
  • die der frouweu Hilden Küdrünen gerne wider bringen
  • wolden.
  • 1109 Ir änker die wären von isen niht geslagen,
  • von glocken spise gozzen, so wir beeren sagen,
  • von spanischem messe wären sie gebunden,
  • daz den guoten beiden die magneten niht gescbaden
  • künden.
  • 1110 Hilde diu schoene vil mauigen bouc bot
  • Waten und den sinen. da von muosten tot
  • geligen vil der helde, do er mit den Hegelingen
  • üz Hartmuotes bürge die schoenen frouwen solde wider
  • bringen.
  • 1111 Hilde vliziclichen do beguiide biteu
  • die von Teuelande: «swaz ir her habt gestriteu
  • in herten volcstürmen, des lone ich iu nach eren.
  • volget minem vanre, der kan iuch daz beste wol ge-
  • leren.»
  • 1112 Sie fragten, wer der wsere; daz tete si in bekant.
  • siu sprach: «daz ist Horant da her von Tenelant.
  • sin muoter diu was swester Hetelen des riehen.
  • , weit ir's im getrouwen, so sult ir'm in dem stürme
  • niht entM'ichen.
  • 1107, 3. 4 sie gab ihnen außer den Waffen, die sie schon hatten, noch
  • fünfhundert Panzer als Reserve. — 4 über, außer, zu.
  • 1108, 1 ankerseil stn.. Seil, an welchem der Anker niedergelassen wird. —
  • 2 da mite, mit welchen.
  • 1109, 2 glockensjHse stf., Glockenspeise ; die Metallmischung, aus der Glocken
  • gegossen werden. — gozzen part. statt gegozzen. — 3 iiu-.shc stn., Mes-
  • sing, eine Mischung von Metallen. — gebunden, beschlagen. — 4 man
  • dachte sich Magnetfelsen im Meere, die alles Eisen der Schiffe an
  • sich und aus dem Schiffe herauszögen; daher ist hier statt Eisens
  • Messing verwendet.
  • 1110, 2 da von, weil durch diese Geschenke die Anhänglichkeit und der
  • Diensteifer der Kämpfer wuchs.
  • IUI, 1 vliziclichen adv., sehr innig. — 2 her, bisher.
  • 1112, 1 tete bekant, verkündete. — 4 ir'm, ihr ihm: nicht von ihm weichen.
  • WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER.
  • 223-
  • 1113 Ir sult ouch niht vergezzen des lieben sunes min,
  • ir helde vil vermezzen; der ist der tage sin
  • kCime in zweinzic jären gewahsen z'einem manne,
  • beginne's iemen vären, so helfet ir im, guote recken^
  • dannen.o
  • 1114 Daz sie daz gerne taeten, und wseren sie da bi,
  • daz sprachen sie gemeine; er koeme schaden fri
  • wol heim ze sinem lande, ob er in wolde volgen.
  • des was der helt Ortwin in sinen jungen siten un-
  • erbolgen,
  • 1115 Ez wart zuo den schiffen gefüeret und getragen,
  • daz iu daz wunder niemen künde vol gesagen.
  • sie gerten urloubes gen ir arebeite.
  • den riehen Krist von himele bat sie diu schoene Hilde
  • wol beleiten.
  • 1116 Genuoge mit in fuoren, der vater was erslagen.
  • die biderbe weisen wolden ir schaden niht vertragen,
  • joch weinde vil der frouwen da ze Hegelingen,
  • wanne in got von himele ir liebiu kint sölde wider
  • bringen.
  • 1117 Sie mohten'z in ir sinne allez niht getragen
  • und wolden hie die liute niht langer läzen klagen,
  • sie hüoben sich daunen mit freuden und mit schalle,
  • dö sie zen schiffen giengen, die guoten ritter hort^
  • man singen alle.
  • 1118 Do nu gescheiden wären hie die liute dan,
  • dö sach man vil der frouwen in den venstern stän.
  • 1113, 2 der (äffe stn , seines Alters. — 3 kutne in zweinzic jären, bei seinen
  • kaum zwanzig Jahren. — gewahsen, herangewachsen. — 4 beginne's
  • = beginne es, im Falle, daß ihm (gen. masc.) jemand nachstellt. —
  • dannen, von dannen.
  • 1114, 1 und wa-ren sie da bi , im Falle, daß sie dabei wären. — 4 in sinen.
  • jungen siten, bei seinem jugendlichen Charakter, bei seiner Jugend.
  • — unerbolgen, nicht erzürnt.
  • 1115, 2 da:, soviel daß. — daz wunder, die Menge. — vol, vollständig. —
  • 3 gen, um entgegenzueilen.
  • 1116, 1 der, deren. — ^ joch, betheuemd, fürwahr. — 4 wanne, bei dem
  • Gedanken, in der Ungewißheit, wann.
  • 1117, 1 Sie, die Abfahrenden, konnten den Schmerz und Jammer nicht
  • mehr ertragen. — 4 singen] der Dichter hat die Kreuzfahrer im Sinne,,
  • die beim Abfahren ein Kreuzlied anzustimmen pflegten ; das bekann-
  • teste war: In Gottes Namen fahren wir.
  • 224 XXII. AVENTIURE ,
  • si beleiten s' mit den ougen so si verriste künden
  • von der bürc ze Mateläne, dö die beide dannen varn
  • begunden.
  • 1119 Ir masboume erkrachten, in kom ein rehter wint.
  • vil segele sich erstrahten. maniger muoter kint
  • fuor üf den gedingen, daz sie würben ere.
  • der kom in vil ze banden; dar näcb sie muosten are-
  • beiten sere.
  • 1120 Ja enweiz ich es niht allez, wie ir dinc erge,
  • wan der künic des landes da her von Karade
  • der fuor mit sinem volke den recken hin engegene.
  • er brähte üz sinem lande wol zehen tüsent sneller
  • dietdegene.
  • 1121 Üf dem Wülpensande, da e was der strit,
  • von ieclichem lande da heten sie sich sit
  • vermezzen algeliche einer samenunge.
  • ir kloster daz was riche; dar gegap der aide und
  • der junge.
  • 1122 Die abe den schiffen wären gegangen von der habe,
  • der schiet nu vil maniger von sines vater grabe
  • mit solhem ungemüete, daz ez wart jenen swsere,
  • an den sie daz erkanden, der in schedelich in strite
  • wsere.
  • 1123 Der künic von den Moeren wart enphangen wol.
  • vier und zweinzic kocken brähte er liutes vol,
  • 1118, 3 verriste adv. superl. von verre: so weit sie nur konnten.
  • 1119, 1 masboume für mastboume. — rehter, günstiger. — 2 sich erstrahten,
  • dehnten sich aus; von erstrecken swv. — 3 m/ den gedingen, auf die
  • Hoffnung hin, in der Hoffnung. — 4 der, nämlich ere. — kom in ze
  • handen, begegnete ihnen. — dar nach, nach der Ehre, um sie zu er-
  • ringen. — arebeiten swv., sich bemühen.
  • 1120, 2 wan, außer; nur soviel weiß ich. — 4 dietdegen stm. , Volksdegen,
  • ein im ganzen Volke berühmter Held.
  • 1121, 2 von ieclichem lande gehört zu sie; die Leute aus allen Ländern. —
  • 3 sich vermezzen mit gen., sich entschließen zu, beschließen. — sa-
  • menunge stf., Versammlung. — 4 dar gegap, dahin (an das Kloster)
  • schenkte; gegeben stv.
  • 1122, 3 jenen, den Feinden. — swaire adj., verderblich. — 4 derz=daz er;
  • er steht hier in kollektivem Sinne von einer. — wcere, gewesen wäre.
  • WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER. 225
  • dar zuo vil der spise, daz in in zweinzic jären
  • niht gebresten solde. sie wolden der von Ormanie
  • vären.
  • 1124 Von Stade sie sich do huoben so si aller beste dan
  • mit ir scheflPen künden. sit wart von in getan
  • michel arebeiten üf dem breiten fluote.
  • waz half daz sie nu wiste der aide Wate und von
  • Tenen Fruote?
  • 1125 In komen sunderwinde, die sluogen üf den se
  • daz edele ingesinde (da von wart in we),
  • daz sie mit tüsent seilen den grünt niht heten funden.
  • ir beste schifliute aller meiste weinen do begunden.
  • 1126 Ze Givers vor dem berge lac daz Hilden her.
  • swie guot ir anker wseren, an daz vinster mer
  • magneten die steine heten sie gezogen.
  • ir guote segelboume stuonden alle gebogen.
  • 1127 Do daz volc mit jämer weinde über al,
  • do sprach Wate der aide: «lät vallen hin ze tal
  • in die grüntlosen ünde die unser anker swsere.
  • man saget von manigen dingen, da bi ich under
  • wilen gerner wsere.
  • 1128 Sit hie lit versigelet unser frouwen her
  • und wir sin komen so verre üf daz vinster mer,
  • 1123, 4 der von Ormanie vdren, denen von Ormanie nachstellen: sie sannen
  • auf ihr Verderben.
  • 1124, 1 so si aller beste, so gut sie. — dan, nämlich sich heben. — 2. 3 getan
  • arebeiten, Anstrengung vollbracht: sie strengten sich an. — 4 ihre
  • Anstrengung half ihnen nichts gegen die feindlichen Elemente.
  • 1125, 1 sunderwinde, Südwinde. — sluogen, verschlugen, trieben. — vf den
  • se, ins offene Meer hinaus; sie hielten sich an der Küste. — 3 wo
  • das Meer so tief war, daß.
  • 1126, 2 vinster mer, dunkle Meer; Bezeichnung eines bestimmten Meeres;
  • vgl. 1128, 2. 1134, 3. In mittellateinischen Quellen 7nare caligans. —
  • 4 segelboum stm., Mastbaum.
  • 1127, 2 hin ze tat, abwärts, hinab. — 4 es giebt mancherlei Dinge, bei
  • denen ich lieber wäre als hier.
  • 1128, 1 versigplen swv. , irre segeln, sich auf dem Meere verirren. —
  • KUDRUN. 15
  • Jfflb XXII. AVENTIURE,
  • ich horte ie sagen von kinde für ein wazzermsere,
  • da ze Gi'vers in dem berge ein witez künicriche er-
  • bouwen waere.
  • 1129 Da leben die liute schone; so riche si ir lant,
  • da diu wazzer vliesen, da si silberin der sant:
  • da mite müren s' bürge, daz sie da habent für steine,
  • daz ist golt daz beste, ja ist ir armüete harte kleine.
  • 1130 Und horte sagen mere (got wurket manigiu werc):
  • swen die mägneten bringen für den berc,
  • daz lant hat die winde, swer ir mac erbiten,
  • der ist immer riche mit allem sinem künne nach den
  • ziten.
  • 1131 Ezzen wir die spise, ob uns gelinge wol»,
  • sprach Wate der vil wise: «so sul wir vazzen vol
  • unser schif diu guoten mit edelem gesteine.
  • kom wir da mite widere, wir gesitzen froelich noch
  • da heime.»
  • 1132 Do sprach von Tenen Fruote: «^ mir diu galin^
  • an minen vartgenozen tsete hie so we,
  • ich swüere e tüsent eide, deich nimmer guot gewunne,
  • daz ich vor disem berge mit guoten winden üzer not
  • entrunne.»
  • 1133 Die da, kristen hiezen, die gefrümten ir gebet,
  • dö diu schif da stuonden vaste an einer stet
  • 1128, 3 ein Mittelglied zu ergänzen: so will ich euch zum Troate mit-
  • teilen, was ich sagen hörte. — von kinde, von Kindesbeinen an. —
  • für, als. — wazzerrnoure stn. , Seemärchen. — 4 daz ist vor da zu er-
  • gänzen. — erbouwen stv. , anbauen, bewohnen.
  • 1129, 1 leben conj. — 2 vUesen=verliesen, aufhören, sich verlieren; d. h. im
  • der Tiefe. — 3 habent für steine , als Steine ansehen , verwenden, —
  • 4 armüete, Armut.
  • 1130, 1 Die Parenthese soll die Wunderbarkeit des Erzählten glaublicher
  • machen. — 3 die winde, solche Winde, daß derjenige, der sie er-
  • warten kann, für immer reich ist. Man kann hier reich werden,
  • wenn man sich nur die Zeit nimmt zu warten , bis der veränderte
  • Wind wieder von dem Lande forttreibt.
  • 1131, 1 ob uns gelinge wol, vielleicht fällt alles gut für uns aus. — 2 «o,
  • wenn das geschehen, dann. — vazzen vol, anfüllen.
  • 1132, 1 galine, Windstille (griech. -joiXtiwt]): ehe ich so lange durch die
  • Windstille gezwungen hier liegen wollte. — 2 vartgenoz stm. , Reise-
  • gefährte. — 3 gewunne, gewinnen wollte. — 4 daz, unter der Be-
  • dingung daß, vorausgesetzt daß.
  • 1133, 1 gefrümten, vollbrachten. —
  • WIE HILDE HERVERTE NACH IR TOHTER. 227
  • viere tage lange, ich wsene, und dannoch mere,
  • daz si nimmer dannen koemen, des vorhten in die
  • Hegelinge sere.
  • 1134 Daz genibele zoch sich hoher, als ez got gebot.
  • do verwägen ouch die ünde; des körnen s' üzer not.
  • durch die grozen vinster sähen sie die sunnen.
  • dö kom in ein westerwint; do was in ir ärebeit gär
  • zerrunnen.
  • 1135 Der treip si in einer wile ze Givers für den bere
  • wol sehs und zweinzic mile, da sie diu gotes werc
  • und ouch sine helfe bescheidenlichen sähen.
  • Wate mit sim' gesinde was den magneten komen alze
  • nähen.
  • 1136 Ze vliezenden ünden wären sie nu komen.
  • si engulden niht ir Sünden. ja was in benomen
  • ein michel teil ir sorgen ; der wolde in got niht gunnen.
  • diu schif diu wären rehte gen Ormanielande nu ge-
  • runnen.
  • 1137 Do huop sich aber schiere ein iteniuwez klagen,
  • die schifwende krachten. do begunden wagen
  • von den grüntwellen ir kiele harte sere.
  • do sprach der degen Ortwin: «wir müezen tiure kou-
  • fen unser ere.»
  • 1138 Do ruofte ein marnsere: «ach ach dirre not,
  • daz wir ze Givers lägen niht vor dem berge tot!
  • swes got wil vergezzen, wie sol sich der behüeten?
  • ir helde vil vermezzen, daz mer wil aber toben unde
  • wüeten.»
  • 1133, 4 des vorhten in, davor fürchteten sich, das fürchteten für sich.
  • 1134, 1 genibele stn., Nebel, Gewölk. — 2 verwägen prset. pl. von verwegen,
  • aufhören sich zu bewegen. — 3 vinster stf., Finsternis. — 4 arebeit
  • ist Gen.
  • 1135, 1 in einer wUe , in einer kurzen Zeit , in einem Augenblicke. — für,
  • vorüber an.
  • 1136, 1 Ze vliezenden ünden, zu fließendem Wasser, denn der Magnetberg
  • befand sich im Lebermeer, wo das "Wasser wie geronnen war und
  • nicht floß. — 4 rehte adv., geradewegs. — gerunnen part. von rinnen,
  • laufen.
  • 1137, 1 aber schiere, bald wieder. — 2 schif want stf., die Außenwand des
  • Schiffes. — 4 koufen swv. , erkaufen; tiure adv., teuer, zu hohem
  • Preise.
  • 1138, 4 aber, wiederum.
  • 15*
  • 228 XXIII. AVENTIUKE,
  • 1139 Do rief von Tenemarke der küene Hörant:
  • «gehabet iuch wol, ir degene: mir ist wol erkant,
  • der luft schadet hie niemen, ez sint westerwinde.»
  • do freute sich der maere der künic von Karadie und
  • daz gesinde.
  • 1140 Horänt der snelle obene in die keibe gie.
  • er sach manige wellen, wenken er do lie
  • siniu ougen witen. dö sprach der selbe herre:
  • «ir muget sanfte erbiten; wir sin Ormanie vil unverre.«
  • 1141 Die segele hiez man läzen nider in al dem her.
  • einen berc sie sähen vor in in dem mer
  • und ouch vor dem berge einen walt vil witen.
  • da hin begunde raten Wate sinen beiden an den ziten.
  • XXIII. AVENTIURE,
  • WIE SIE KOMEN IN DIE HABE UND FUOKEN IN OKMANIELANT.
  • Waffen und Kosse werden ans Land gebracht. Am andern Morgen
  • erbieten sich Ortwin und Herwig als Kundschafter vorauszufahren. Sie
  • lassen ihre Mannen geloben, falls sie gefangen würden, sie zu lösen;
  • wenn sie fielen, sie zu rächen.
  • 1142 Sie fuoren vor dem berge an den selben walt.
  • mit listen muosten werben do die recken halt,
  • ir anker sie do schuzzen zuo des meres gründe,
  • sie lägen in der wilde, daz daz niemen merken niht
  • enkunde.
  • 1139, 2 gehabet iuch wol, seid gutes Mutes. — 4 Siegfried, der mit ihm
  • 1120 zusammen getroffen war.
  • 1140, 1 keibe stf., Mastkorb. — 2 welle swf. , Welle. — wenken swv. , sich
  • rückwärts bewegen, hier überhaupt sich bewegen, schweifen; Nib.
  • 84, 2 sin ouge er do wenken zuo den gesten lie. — 4 sanfte erbiten,
  • ruhig abwarten. — unverre adv. , unfern, nahe.
  • 1141, 3 witen gehört zu walt: einen weit sich ausdehnenden Wald. — 4 da
  • hin, dorthin zu fahren. — an den ztten, in der Zeit, nunmehr.
  • 1142, 2 werben stv. , verfahren. — 3 schuzzen, senkten schnell hinab. —
  • i wilde stf., Wildnis, unbebautes Land. — daz, daß sie gelandet
  • waren.
  • i
  • WIE SIE KÖMEN IN DIE HABE U. FÜOREN IN ORMANIELANT. 229
  • 1143 Durch gemach sie fuoren von schiffen iif den sant.
  • guoter dinge gnüege hei waz man der da vant!
  • frische kalte brunnen die fluzzen in dem tanne
  • nider von dem berge. des freuten sich die wazzer-
  • müeden manne.
  • 1144 Da die liute solden mit gemache ligen,
  • da was der degen Irolt üf einen boum gestigen,
  • der was unmäzen hoher. da warte er vlizicliche,
  • war sie dannen solden. do sach er z'Ormanie in daz
  • riche.
  • 1145 «Nu freut iuch, jungelinge», so sprach der junge man.
  • «min sorge ist nu ringe, sit ich gesehen hän
  • wol siben palas riche und einen sal vil witen.
  • wir sin in Ormanie morgen wol vor mittes tages ziten.»
  • 1146 Do sprach Wate der wise: «so traget uns üf den sant
  • Schilde unde wäfen und iuwer wicgewant.
  • tuot iuch selbe unmüezic, die knehte heizet dienen,
  • diu rös sol man bäneken; ir heizet halsberge und
  • helme riemen.
  • 1147 Ob iuwer etelichem daz kleit niht rehte stät,
  • daz zuo den wäfen beeret, so habt des minen rät.
  • ez hat min frou Hilde fünf hundert brünne
  • mit uns her gesendet; die geben wir der guoten ritter
  • künne.»
  • 1148 Diu ros zoch man schiere zuo in üf den sant.
  • swaz man guoter decken und kovertiure vant,
  • 1143, 1 Durch gemach, tim auszuruhen. — schiffen, im Gegensatz zu den
  • Barken, die sie ans Land bringen. — 2 gnüege. Genüge, Fülle. —
  • 3 brunne swm., Quelle.
  • 1144, \ Da, an der Stelle, wo. — 3 hoher, die flektierte Form des Adjec-
  • tivums, nhd. hoch. — warten swv., schauen. — 4 war, wohin; dan-
  • nen, von da.
  • 1145, 4 mittes tages, Mittags; mittes von dem Adjectivum m.itte.
  • 1146, 2 wicgewant stn. , Kampfgewand. — 3 tuot, macht: sputet euch. —
  • dienen swv., Ihre Dienste verrichten, — 4 baneken swv., in Bewegung
  • setzen, namentlich zur Erholung, umherreiten. Die Pferde waren
  • vom langen Stehen in den Schiffen steif geworden. — riemen swv.,
  • mit Kiemen versehen, um sie anzuziehen.
  • 1147, 2 wäfen stn., Rüstung. — so habt des minen rät, so empfangt Abhilfe
  • dafür von mir,
  • 1148, 2 decke stf., Pferdedecke; dasselbe bezeichnet das französ. kovertiure^
  • eine Decke, die das ganze Pferd bedeckt; gewöhnlich von pracht-
  • vollen Stoffen. —
  • 230 XXIII. AVENTIURE,
  • die versüochten üf ir rossen ritter iinde knehte,
  • welhez in gezseme. dö nam ir ieclicher im daz rehte.
  • 1149 Diu ros hiez man ersprengen witen üf den sant
  • die breite und die lenge. manigez man do vant,
  • diu da traege wären und springen niht enkunden;
  • diu heten sich verstanden. Wate hiez sie kelen an
  • den stunden.
  • 1150 Ir fiwer sie do zünden. riche spise guot,
  • die besten die sie funden bi des meres fluot,
  • die hiez man do bereiten den eilenden gesten,
  • wände sie so nähen ir gemaches in niht enwesten.
  • 1151 Die naht sie heten ruowe unz an den nsehsten tac.
  • Wate und ouch her Fruote des küniges rätes phlac.
  • die giengen sund ersprächen üf dem wilden sande,
  • die ir bürge brächen, wie sie den gelonden in ir lande.
  • 1152 «Wir solden boten senden», sprach do Ortwin,
  • «die uns erfüeren maere von der swester min
  • und von den eilenden, ob lebeten noch die meide,
  • swann' ich an sie gedenke, so ist mir dicke herzen-
  • liche leide.»
  • 1153 Sie rieten, wer der wsere, der böte möhte sin
  • und der in braehte msere, wä man diu magedin
  • vil bescheidenliche in dem lande funde,
  • und ouch die sinen frage vor den vinden wol gehelen
  • künde.
  • 1154 Do sprach von Ortlande der degen Ortwin,
  • ein helt ze sinen banden: «ich wil böte sin.
  • 1148, 4 ini, sich. — daz rehte, das was ihm paßte.
  • 1149, 1 ersprengen swv. , springen lassen, der Bewegung halber. — 2 die
  • breite und die lemje , nach verschiedenen Bichtungen. — 4 nich ver-
  • xtanden, hatten zu lange gestanden, waren dadurch steif geworden.
  • — kelen swv., töten.
  • 1150, 4 well sie wußten, daß sie keine Bequemlichkeit in der Nähe hatten.
  • 1151, 2 des küniges, der junge Ortwin ist gemeint. — rätes phlac, beriet
  • sich mit. — 4 die mit Bezug auf den; der Belativsatz steht voraus.
  • 1152, 2 ron, in Bezug auf.
  • 1153, 1 rieten, berieten. — 3 bescheidenliche adv., bestimmt, mit Sicherheit.
  • — 4 und ouch, und der auch. — frage stf., Nachforschung. — ge-
  • helen stv., verhehlen.
  • WIE SIE KOMEN IN DIE HABE U. FÜOKEN IN ORMANIELANT. 231
  • Küdrün ist min swester von vater und von muoter.
  • unter allem dem gedigene so ist dehein böte niht so
  • guoter.»
  • 1155 Do sprach der künic Herwic: «ich wil der ander wesen.
  • ich wil bi dir sterben oder aber genesen.
  • was diu maget din swester, man gap mir sie ze wibe.
  • üz ir dieneste einen tac ich nimmer belibe.»
  • 1 1 56 Do sprach Wate in zorne : «daz wsere ein kindes muot,
  • ir beide üz erkorne. daz ir des niht entuot,
  • daz rate ich iu mit triuwen. lät ez iu niht versmähen,
  • wirt iuwer Hartmuot innen, er heizet iuch an einen
  • galgen bähen.»
  • 1157 Do sprach der künic Herwic: «erge ez übele od wol,
  • Sit daz friunt friunde gestän mit dienste sol,
  • ich und min friunt Ortwin sulen niht erwinden,
  • swie halt uns gelinge, wir enmüezen Küdrünen vinden.»
  • 1158 Do sie beide wolden in boteschefte dan,
  • do hiezen s' in gewinnen ir mäge und ir man,
  • daz sie mit in redeten, daz sie ir besten eide
  • nimmer mere solden vergezzen an den küenen recken
  • beiden.
  • 1159 «Ich man iuch iuwer triuwe», sprach do Ortwin,
  • «werde man unser inne, ob wir gevangen sin,
  • daz sie uns wellen läzen loesen mit dem guote,
  • so verköufet lant und bürge. dar umbe si iu leide
  • niht ze muote.
  • 1154, 3 von, von — her. — 4 gedigene stn., Kollektivbegriff der degene,
  • Ritterschaft. — guoter, geeignet.
  • 1155, 3 wenn du den Anspruch als Bruder hast, so habe ich den als ihr
  • Verlobter. — 4 üz, außerhalb, fern von.
  • 1156, 1 ein kindes mitot , eine kindische, thörichte Gesinnung. — 3 lät ez
  • iu niht versmähen, verachtet meinen Rat nicht. — i^ galge ^-vrca..,
  • Galgen.
  • 1157, 1 möge es gut oder schlecht ausfallen. — 2 gestän stv. , beistehen,
  • helfen; vgl. Nib. 1801, 2 sicä so friunt friunde friuntltch gestät C. —
  • 3 sulen, wir sollen, werden, wollen. — 4 wir en, daß wir nicht.
  • 1158, 1 in boteschefte, als Boten. — 3 ir besten eide, ihrer heiligsten Eide,
  • gen. pl. — 4 an, gegenüber.
  • 1159, 1 iuwer triuwe gen. sing. — 2 werde — innen, falls man uns entdeckt.
  • — ob, wenn wir infolge der Entdeckung gefangen werden. — 3 daz,
  • auf solche Weise, daß. — loesen swv. , freimachen, auslösen. —
  • 4 leide ze muote, laßt es euch nicht leid sein, Land und Burgen zu
  • verkaufen.
  • 232 XXIII. AVENTIÜRE, WIE SIE KOMEN IN DIE HABE.
  • 1160 Nu hoeret, guote degene, waz wir iu mere sagen,
  • erbünne man uns lebenes oder werden wir erslagen,
  • so sult ir niht vergezzen, ir'n rechet iwern anden,
  • ir beide vil vermezzen, mit swerten in Härtmüotes
  • lande.
  • 1161 Ouch biten wir iuch mere, ir edelen ritter guot,
  • mit swelhen arebeiten ir beide daz getuot,
  • daz ir bie iht läzet die eilenden frouwen,
  • e ir iuch strites mäzet, sit sie iu alles guotes wol ge-
  • trouwen »
  • 1162 Des gäben siu ir triuwe den fürsten an ir haut,
  • die aller besten drunder, daz sie ir eigen lant
  • mit willen noch mit muote niht wölden beschouwen,
  • si'n brsehten mit in widere üz Ormanin die eilenden
  • frouwen.
  • 1163 Die in getriuwe wären, die weinden umbe daz
  • (sie vorhten alle harte den Ludewiges haz),
  • daz sie niht boten ander von in möhten senden,
  • si gedähten sumeliche: «nu kan ir ende niemen er-
  • wenden.»
  • 1164 Sie heten mit dem rate gestriten al den tac.
  • ez was nu worden späte, der sunne schin gelac
  • verborgen hinder wölken ^ ze Gulsträte verre.
  • des muoste noch beliben Örtwi'n und Herwi'c der herre.
  • 1160, 2 erbünne conj. prses. von erbunnen, prses. erban, mißgönnen, nicht
  • gönnen; mit dat. der Person, gen. der Sache.
  • 1161, 2 mit sivelhen arebeiten, mit wie viel Mühen auch. — getuot, voll-
  • bringt. — 3 iht, nicht etwa. — 4 iuch strites mäzet, euch im Kampfe
  • mäßigt, vom Kampfe ablaßt.
  • 1162, 1 triuwe stf., Versprechen. — 3 mit willen noch mit muote, bereit-
  • willig, freudig, gern. — beschouwen swv. , ansehen, in Anschlag
  • bringen.
  • 1163, 1 getriuwe adj., aufrichtig zugethan. — 3 von in, aus ihrer Mitte. —
  • 4 ende, Tod.
  • 1164, 1 mit dem rate gestriten, bei dieser Beratung hin- und hergestritten.
  • — 4 des, deshalb.
  • XXIV. AVENTIURE, WIE K. WART IR KUNFT KUNT GETAN. 233
  • XXIV. AVENTIURE,
  • WIE KüTRüNEN WART IK KUNFT KUNT GETAN.
  • Ein -weissagender Vogel, von Gott gesandt, verkündet Kudruu und
  • Hildeburg, die am Strande waschen, die nahe Ankunft der Eetter. In-
  • folge der frohen Kunde waschen sie wenig und werden von Gerlind ge-
  • scholten. Am andern Morgen war Schnee gefallen: sie bitten Gerlinden
  • um Schuhe, daß ihnen die Füße nicht erfrieren, werden aber abgewiesen
  • und gehen barfuß an den Strand.
  • 1165 Nu swigen wir der degene; ich wil iuch län vernemen,
  • die wol mit freuden waeren, wie den daz mac gezemen,
  • daz sie müezen waschen in den fremeden landen.
  • Küdrün unde Hildeburc die wiioschen alle zit üf
  • einem sande.
  • 1166 Ez was in einer vasten umb' einen mitten tach.
  • ein vogel kom geflozzen. Küdrün do sprach:
  • «owe, vogel schoene, du erbarmest mir so sere,
  • daz du so vil gefliuzest üf disem fluote», sprach diu
  • maget here.
  • 1167 In menschlicher stimme antwürten ir began
  • der gotes engel here, sam ez waere ein man:
  • «ich bin ein böte dir von gote; und kanst du mich
  • gefrägen ,
  • vil here maget edele, so sage ich dir von allen dinen
  • mägen.»
  • 1168 Do diu juncfrouwe die stimme do vernam,
  • do wolde s' niht getrouwen daz immer älsäm
  • der wilde vogel wurde daz er reden künde.
  • siu horte sine stimme, sam siu gienge üz eines men-
  • schen munde.
  • 1165, 1 swigen wir, wollen wir schweigen; mit gen. der Sache. — 2 die,
  • das Relativum geht dem Demonstrativum (den) voraus: die mit
  • gutem Grunde in Freuden leben würden oder sollten.
  • 1166, 1 raste swf., Fastenzeit. — tach mundartliche Form für tac. — 2 ge-
  • ßozzen, geschwommen.
  • 1167, 2 man, Mensch. — 3 dir, für dich, dir gesendet. — kamt du, ver-
  • stehst du. — 4 sage ich dir, gebe ich dir Nachricht.
  • 1168, 2 immer, jemals. — alsam, von solcher Beschaffenheit, mit folgendem
  • daz. — 3 wurde, werden könnte. — 4 gienge, käme.
  • 234 XXIV. AVENTIÜRE,
  • 1169 Do sprach der engel here: «du mäht dich wol versehen,
  • maget vil eilende: dir sol groz liep geschehen.
  • wilt du mich gefrägen von diner mäge lande,
  • ich bin böte der dine, wan mich got ze tröste dir her
  • sande.»
  • 1170 Küdrün diu edele viel üf den griez ze tal,
  • als siu gen gote ir venie taete enkriuzestal.
  • siu sprach ze Hildeburge: «so wol uns dirre ere,
  • daz unser got ruochet. jäne sul wir trüren nu niht
  • 1171 Do sprach diu gotes arme: «sit dich hat Krist gesant
  • uns vil eilenden ze tröste in ditze laut,
  • du solt mich läzen hoeren, böte du vil guoter,
  • lebet noch inder Hilde ? diu was der armen Küdrünen
  • muoter.»
  • 1172 Do sprach der vil here: «ich wil dir verjehen:
  • Hilden dine muoter hau ich gesunt gesehen,
  • dö siu dir her daz groezest frumte her ze lande,
  • daz witewe oder künne durch lieber friunde willen ie
  • gesande.»
  • 1173 Dö sprach diu maget edele: «böte du vil her,
  • lä dich des niht verdriezen: ich wil dich fragen mer.
  • lebet noch inder Ortwin, der künic von Ortlande,
  • und Herwic min friedel? disiu msere ich harte gerne
  • erkande.»
  • 1174 Dö sprach der engel here: «daz tuon ich dir kunt.
  • Ortwin und Herwic die sint wol gesunt.
  • 1169, 1 dich versehen, erwarten, hoffen; statt des Satzes mit daz, den man
  • erwartet, folgt aber ein direkter: dir sol. — 2 groz liep, große An-
  • nehmlichkeit , große Freude , liej) stn. — 3 von , wegen , nach. —
  • 4 ein böte der dine, ein dir gehöriger, für dich bestimmter Bote ; vgl.
  • 1167, 3.
  • 1170, 2 als, als ob. — gen gote, Gott gegenüber, — veiiie stf. (lat. venia),
  • fußfälliges Gebet. — enkriuzestal, in kreuzförmiger Stellung, mit aus-
  • gestreckten Armen. — 3 so wol, ausrufend; so ist in diesem Falle
  • kaum übersetzbar.
  • 1171, 4 inder, irgendwo, überhaupt.
  • 1172, 3 her das groezest , das größte Heer. — /r/ante , beförderte , schickte.
  • — her ze lande, in dieses Land. — 4 Jiiinne, "Verwandter, Kind.
  • 1173, 2 mir, noch mehr, noch weiter. — 4 erkande conj. prset., wüßte ich.
  • WIE KUTRUNEN WART IR KUNFT KUNT GETAN. 235
  • die sach ich in den imden üf des meres muoder.
  • die ellenthaften degene zugen vil geliche an einem
  • ruoder.»
  • 1175 Siu sprach: «nu sage mere, ist dir daz bekant,
  • ob irolt und Morunc komen in ditze lant,
  • böte du vil here. gerne ich dich des frage.
  • die saehe ich ouch vil gerne; sie wären mines vater
  • Hetelen mäge.«
  • 1176 Do sprach der böte here: «des wil ich dir verjehen.
  • irölde und Morungen die hän ich gesehen.
  • die dienent williclichen iu vil schoenen frouwen.
  • koment sie her ze lande, von in wirt der helme vil
  • verhouwen.»
  • 1177 Do sprach der engel here: «ich wil scheiden hin
  • (got phlege iuwer ere), wan ich unmüezic bin.
  • eist über minen orden, ich sol niht reden mere.»
  • er verswänt in vor den ougen. daz klagten do die
  • juncfrouwen sere.
  • 1178 Do sprach diu Hilden tohter; «mir ist unmäzen leit,
  • des ich da wolde fragen, daz mich daz ist verdeit.
  • ich gebiute dir bi Kriste, e daz du scheidest hinnen,
  • daz du üz den sorgen loesest mich vil armen küniginne.»
  • 1179 Er swebet' ir vor den ougen aber alsam e.
  • «e daz unser scheiden, min und din, erge,
  • swaz ich dir mac gedienen, des sol mich niht betragen.
  • Sit du'z bi Krist gebiutest, so sage ich dir von allen
  • dinen mägen »
  • 1174, 3 muoder stn. , ein Kleidungsstück, nhd. Mieder; hier allgemeiner
  • und bildlich , das Bedeckende , die Decke , Oberfläche. — 4 vil ge-
  • Itcfie adv., ganz gleichmäßig. — an einem ruoder, d. h. jeder von
  • ihnen an einem Ruder.
  • 1176, 2 Irolde acc. von Irolt.
  • 1177, 1 hin, von hier. — 2 wan ich unmüezic bin, weil ich noch viel zu
  • thun habe. — 3 eiist=ez ist. — über, über — hinaus. — orden stm., Be-
  • ruf, Befehl, Auftrag. — 4 verswänt prset. von verswinden stv.
  • 1178, 2 des ist Relativum. — verdeit = rerdaget, mit doppeltem Accusativ
  • (der Person und Sache), im Passiv acc. der Person, nom. der Sache.
  • 1179, 1 aber, wiederum.— 2 mm und dtn sind Genetive der Pronom. person.
  • — erge, vor sich gehe.
  • 236 XXIV. AVENTIURE,
  • 1180 Siu sprach: «so hörte ich gerne, hast du daz vernomen,
  • sol von Tenemarke Horant her körnen
  • mit den sinen helden die mich in sorgen liezen?
  • den weiz ich also biderben deich's armiu maget möhte
  • wol geniezen.»
  • 1181 «Dir kamt von Tenemarke Höränt der neve din
  • üf urliuge starke, er und die recken sin.
  • er sol daz Hilden zeichen tragen in sinen banden,
  • so die Hegelinge koment zuo dem Härtmüotes lande.»
  • 1182 Dö sprach aber Küdrün: «kanst du mir gesagen,
  • lebet noch Wate von Stürmen? so wolde ich niht
  • klagen,
  • des freuten wir uns alle, swenne daz geschaehe,
  • deich öuch den alden Fruoten bi miner muoter zei-
  • chen gessehe.»
  • 1183 Dö sprach aber der engel: «dir kumt in ditze lant
  • Wate von den Stürmen. der hat an siner haut
  • ein starkez stierruoder in einem kiel bi Fruoten.
  • bezzer friunde keiner darftu niht bi urliuge muoten.»
  • 1184 Dö wolde aber der engel von in scheiden hin.
  • dö sprach diu gotes arme: «in sorgen ich noch bin.
  • ich wiste harte gerne, wanne daz geschaehe,
  • daz ich vil eilende miner muoter Hilden boten ssehe.»
  • 1185 Des antwurt' ir der engel: «dir get freude zuo.
  • dir koment boten zwene morgen vil fruo.
  • die sint wol so biderbe, daz sie dich niht triegent,
  • swaz dir die sagent msere, daz sie dir der deheinez
  • niht enliegent.»
  • 1180, 1 so, elliptisch: wenn du das willst, so. — fiortfi conj. praet. — 4 den
  • weiz ich, den kenne ich als. — deich's=daz ich e.i , daß ich von ihm.
  • 1181, 1 Dir, zu deiner Hilfe. Horant, Hetels Schwestersohn, wäre genau
  • genommen Kudruns Vetter, jedoch bezeichnet nere oft nur im allge-
  • meinen ein Verwandtschaftsverhältuis. — 2 «/, zum Zwecke von.
  • 1182, 2 so, wenn das der Fall wäre, so. — 3 swenne, wann auch, wann
  • immer. o i..~.
  • 1183, 3 stiernwder stu., Steuerruder. — »/» einem kiel, in demselben Schiffe;
  • bi, neben, mit. — 4 bezzer friunde keiner, nach keinen bessern Freun-
  • den. — bt, bei Gelegenheit von, in. — muoten, verlangen.
  • 1185, 1 get zuo, nahet. — 4 daz hängt ebenfalls noch von so ab. — der,
  • nämlich m(trp. — liegent stv. , erlügen, erfinden: sie werden dir nur
  • wahre Nachrichten mitteilen.
  • WIE KÜTKÜNEN WART IR KUNFT KÜNT GETAN. 237
  • 1186 Do muoste von in scheiden hin der böte vil her.
  • die eilenden frouwen fragten do niht mer.
  • ja was in mit gedanken liep ünde swaere,
  • die in da helfen solden, wä daz vil werde ingesin d
  • wsere.
  • 1187 Sie wuoschen deste seiner des tages daz gewant.
  • sie redeten von den helden, die in dar gesant
  • het üz Hegelingen Hilde diu riche.
  • der Küdrünen mäge erbiten diu mägedin vil angestliche.
  • 1188 Der tac der het ende; ze hüse solden gän
  • die magedin eilende. da wart in getan
  • zornlichez strafen von der übelen Gerlinde.
  • daz liez siu vil seiden, si'n zurnde mit dem edelen
  • ingesinde.
  • 1189 Siu sprach zuo den frouwen: «wer git iu den rät,
  • daz ir so seine waschet die säbene und ander wät?
  • mine wize phelle die bleichet ir ze seine.
  • diu ez niht behüeten welle, ich wil daz ez etelichiu
  • weine.»
  • 1190 Do sprach diu frouwe Hildeburc: «wir tuon swaz wir
  • gemügen.
  • ouch sult ir iuwer zühte, frouwe, an uns gehügen.
  • uns armez ingesinde friuset dicke sere.
  • wseren warme winde, wir wüeschen iu vil deste mere.»
  • 1191 Do sprach aber Gerlint in übellichen zuo:
  • «ja sult ir iuch niht sümen, swie daz weter tuo,
  • 1186, 3 in was liep und swoere , sie waren froh und traurig, mit gedanken,
  • in ihren Gedanken. — 4 Das Eelativum die gehört zu dem kollek-
  • tiven ingesinde. — v<ä schließt sich an gedanken.
  • 1187, 1 seiner compar. von seine, langsam. — des tages, an jenem Tage. —
  • 4 vil angestliche adv., mit großer Angst und Sorge.
  • 1188, 2 da, zu Haus. — wart in getan, geschah ihnen, ward ihnen zuteil.
  • — 4 liez, unterließ, si'n zurnde, zu zürnen, zu zanken.
  • 1189, 4 diu gehört zu etelichiu. — ez behüeten, sich in acht nehmen, darauf
  • acht haben. — ich wil, ich glaube.
  • 1190, 1 gemügen, vermögen. — 2 zühte gen. , rücksichtsvolles "Wesen , Zart-
  • gefühl. — gehügen swv. mit gen., gedenken : ihr sollt euer Zartgefühl
  • uns gegenüber walten lassen. — 3 friuset prses. von friesen, frieren.
  • 1191, 1 übellichen adv. , boshaft. — 2 sn-ie daz iceter tuo , wie auch das
  • Wetter beschaffen sei. —
  • 238 XXIV. AVENTIURE ,
  • ir'n waschet mine sabene früo ünde späte,
  • als ez betaget morgen, so sult ir gen von miner ke-
  • menäten.
  • 1192 Uns nähent hochzite, daz habet ir wol vernomen.
  • der palmetac ist nähen, uns sulen geste komen.
  • und gebet ir minen beiden wiziu niht ir kleider,
  • so geschäch nie weschen mere in küniges selde noch
  • zer werlde leider.»
  • 1193 Von ir sie dö giengen. sie legten von in naz
  • die wät die sie truogen; man solde ir phlegen baz.
  • ja was in gar der triuwen leider da zerunnen;
  • daz mohte sie geriuwen. ir spise was von rocken und
  • von brunnen.
  • 1194 Daz arme ingesinde wolde släfen gän.
  • ir bette was niht linde. beide truogen s' an
  • niwan zwei salwiu hemede. sus künde sie bedenken
  • Gerlint diu vil übele liez si äne küsse ligen üf herten
  • benken.
  • 1195 Küdrün diu arme vil unsanfte lac.
  • si erbiten beide küme, wanne ez wurde tac,
  • und sliefen deste minner. sie wsen' dar an gedaehten,
  • wanne in die vögele guote ritter dar ze lande braehten.
  • 1196 Dö ez erste tagete, an ein venster gie,
  • diu durch die naht unsanfte was gelegen ie,
  • Hildeburc diu edele von Galizen lande.
  • do was ein sne gevallen ; daz was den armen leit und
  • vil ande.
  • 1191, 4 als, sobald. — hetagen swv. , Tag werden.
  • 1192, 2 palmetac stm., der Palmsonntag. — 3 wiziu, in weißgewaschenem
  • Zustande. — 4 zu verbinden nie mere noch zer werlde, noch niemals
  • auf der Welt.
  • 1193, 2 truogen, an hatten. — 3 in da, denen dort, den Bewohnern de»
  • Landes. — der triuwen zerunnen, die Treue war ihnen ausgegangen.
  • — 4 ir, der Frauen. — rocke swm. , Koggenmehl , Roggenbrot ; was
  • ton, bestand aus.
  • 1194, 2 linde adj., sanft, weich, —truogen s' an, trugen sie an sich. — 3 sie
  • bedenken, für sie sorgen; ironisch. — 4 Gerlint ist gemeinsames Sub-
  • jekt zweier Sätze. — küssen atn., Kissen.
  • 1195, 2 erbiten küme, konnten kaum erwarten. — 4 dar ze lande, dorthin
  • ins Land. — broehten, bringen würden.
  • 1196, 1 erste adv., kaum erst. — 2 durch die naht, die Nacht hindurch. —
  • ie, immer, fortwährend.
  • WIE KÜTRÜNEN WART IR KUNFT KÜNT GETAN. 23^
  • 1197 Do sprach diu eilende: «wir soldeu waschen gän.
  • ez'n si daz ez got wende, daz weter ist so getan,
  • sul wir hiute waschen, vor äbendes stunden,
  • also barfüeze, wir werden vil lihte töte funden.»
  • 1198 Sie freute iedoch gedinge, swie'z sölde geschehen,
  • daz sie boten die Hilden des tages solden sehen,
  • so sie dar an gedähten, die minniclichen meide,
  • die in trost und freude brähten, do was in niht so
  • herzenlichen leide.
  • 1199 Do sprach diu Hilden tohter: «gespil, du solt daz
  • sagen
  • der übelen Gerlinde, daz si uns erloube tragen
  • schuohe zuo dem sewe. siu mac daz selbe kiesen,
  • gen wir dar barfüeze, so müeze wir üf den tot er-
  • friesen.»
  • 1200 Sie giengen da sie funden den künic und ouch sin wip.
  • da het umbevangen den Ludewiges lip
  • Gerlint diu übele. sie sliefen dannoch beide,
  • si getörsten sie niht wecken; daz was der armen
  • Küdrünen leide.
  • 1201 Klagende in ir släfe horte siu sie stän.
  • sie begunde strafen die maget wol getan.
  • siu sprach: «nu saget, war umbe get ir niht zuo dem
  • grieze
  • und waschet wät die mine, daz daz lüter wazzer nider
  • vlieze?»
  • 1202 Do sprach diu eilende: «ja enweiz ich war ich ge.
  • hinaht ist gevallen ein krefticlicher sne.
  • 1197, 2 wende, a,hyvende, verhüte. — so getan, so beschaffen. — 3 sul=suln^
  • — 4 also barfüeze gehört zu waschen, vor äbendes stunden zu tote
  • funden.
  • 1198, 1 swie'z, auf welche Weise auch es sich erfüllen sollte. — 2 boten die
  • Hilden = die Hilden boten. — 3 dar an, die, an diejenigen, die.
  • 1199, 1 gespil , vgl. 192, 4.-3 sewe dat. von se. — kiesen stv. , sehen , be-
  • urteilen. — 4 w/ den tot, zu Tode.
  • 1200, 2 umbevangen part. von unibevähen, umfangen, umarmen.
  • 1201, 1 siu (Gerlind) sie (Kudrunen). — 2 strafen swv., schelten. — 4 luter
  • adj., lauter, klar. Daß beim Nachspülen nicht mehr die geringste
  • Unreinheit zu merken ist.
  • 1202, 2 hinaht, heute Nacht. — krefticlicher, starker. —
  • 240 XXIV. AVENTIUEE, WIE K. WAET IR KÜNFT KUNT GETAN.
  • ir enwelt uns danne des todes gerne büezen,
  • wir müezen hiute sterben, tragen wir niht schuohe an
  • den füezen.»
  • 1203 Do sprach diu wülpinne: «ich waene ez niht erge.
  • ir müezet also hinnen, iu si sanfte od we.
  • ir waschet vil genote oder ich tuon iu so leide,
  • waz werret ir mir tote?» dö weinden die vil armen
  • frouwen beide.
  • 1204 Do nämen sie diu kleider und giengen also dan.
  • «nu gebe ez got«, sprach Küdrün, «daz ich iuch's
  • geman.»
  • mit den baren füezen sie wuoten durch den sne.
  • den vil edelen meiden tete ir eilende we.
  • 1205 Nach ir gewonheite giengen s' üf den sant.
  • sie stuonden unde wuoschen aber daz gewant,
  • daz sie getragen heten nider zuo den griezen.
  • ir hohes gedingen mohten sie vil übele geniezen.
  • 1206 Sie täten harte dicke für sich üf den fluot
  • senli'che blicke, wä die boten guot
  • zuo in komen solden, die von ir vater lande
  • diu riebe küniginne dem edelen ingesinde dar sände.
  • 1202, 3 ir enwelt uns danne, es sei denn, daß ihr uns wollt; danne steht
  • neben en, wie das nhd. denn, kann aber auch entbehrt werden. —
  • des todes büezen, uns (dat.), uns Hilfe, Befreiung schaffen von dem
  • Tode.
  • 1203, 2 also, so wie ihr seid. — 3 genote adv. zu genahte, eifrig. — so leide,
  • ein Satz mit daz ist leicht dazu zu ergänzen. — 4 einem werren,
  • einem hinderlich, anstößig sein: was stoße ich mich daran, wenn
  • ihr tot seid? mir ist es gleichgültig.
  • 1204, 2 daz ich iuch's geman, daß ich euch daran (an eure jetzt bewiesene
  • Härte) erinnere; genianen swv. — 4 eilende stn., Aufenthalt in frem-
  • dem Lande, Verlassenheit.
  • 1205, 4 ir hohes gedingen, ihrer stolzen Hoffnung. — vil übele geniezen, gar
  • schlechten Nutzen haben: sie half ihnen nicht zur Verbesserung
  • ihrer Lage. ^
  • 1206, 1 täten blicke, sie blickten, —für sich, vor sich hinaus. — 2 senlich
  • adj., sehnsüchtig. — u-ä, wo etwa. — 4 ingesinde heißen Kudrun und
  • Hildeburg, weil sie dienen mußten; vgl. 1209, 4.
  • XXV. AVENTIÜRE , WIE ORTWIN UNDE HERwic DAR KOMEN. 241
  • XXV. AVENTIÜRE,
  • WIE ORTWIN UXDE HERWIC DAR KOMEN.
  • In einer Barke sehen sie zwei Männer herankommen. Sie entfliehen,
  • um sich nicht in solchem Schimpfe sehen zu lassen. Bei der jungfräu-
  • lichen Ehre beschworen, kehren sie zurück. Herwig und Ortwin erkun-
  • digen sich nach den Landesherren und bieten den vor Frost bebenden
  • Mädchen ihre Mäntel, was aber abgelehnt wird. Weiter fragen sie nach
  • den Gefangenen; Herwig findet Kudrun seiner Braut ähnlich. Indem er
  • Ortwins Namen nennt, erkennt Kudrun ihre Retter und erzählt, um Her-
  • wigs Treue zu prüfen, Kudrun sei gestorben. Herwig giebt sich als ihr
  • Verlobter zu erkennen und zeigt den Brautring, worauf auch Kudrun den
  • von Herwig erhaltenen weist. Ortwin glaubt, daß die Schwester nicht
  • Treue gehalten, wird aber von der Weinenden eines Bessern belehrt.
  • Herwig will die Jungfrauen sogleich mitnehmen, Ortwin, auf die Rettung
  • auch des übrigen Gesindes bedacht, verwehrt es; er hält heimliche Ent-
  • führung für unwürdig. In ihrer Freude und.mit erwachtem Stolze schleu-
  • dert Kudrun die Wäsche ins Meer und soll von Gerlind gezüchtigt wer-
  • den , da geht sie, sich verstellend , auf Hartmuts Wünsche ein. Man läßt
  • den froh Erstaunten holen. Sie und ihre Mägde werden gebadet und ge-
  • schmückt. Sie rät Hartmut, um die Burg wehrlos zu machen, Boten
  • nach seinen Mannen zu senden. Den Mägden verkündet sie, als sie allein
  • sind, die frohe Märe.
  • 1207 Do sie gewarten lange, do sähen s' üf dem se
  • zwene in einer barken und ander niemen me.
  • do sprach diu frouwe Hildeburc ze Kudrun der riehen:
  • «dort sihe ich fliezen zwene, die mugen dinen boten
  • wol geliehen.»
  • 1208 Do sprach diu jämers riebe: «owe ich armiu meit!
  • mir ist innecliehe beide liep und leit.
  • sint ez boten die Hilden, suln mich die sus hie vinden
  • waschen üf dem grieze, daz laster künde ich nimmer
  • überwinden.
  • 1209 Ich vil gotes armiu, ja enweiz ich waz ich tuo.
  • trütgespil Hildeburc, rät mir dar zuo:
  • 1207, 1 gewarten, geschaut hatten; inf. warten. — 2 ander niemen, sonst
  • niemand. Daß die Beiden ganz allein auf dem weiten Meere auf-
  • tauchen, ist malerisch und spannend. — 4 die sehen so aus wie
  • deine Boten.
  • 1208, 2 innecliehe adv., innig, im Innersten. — 3 sind es Hildens Boten. —
  • sus, so, in diesem Zustande. — 4 laster stn., Schande. — überwinden
  • stv., verwinden.
  • 1209, 2 trütgespil, liebe Freundin. —
  • KÜDEU». 16
  • 242 XXV. AYENTIURE,
  • sol ich hinnen wichen od läzen mich hie vinden
  • in disen grozen schänden ? e wolde ich immer heizea
  • ingesinde.»
  • 1210 Do sprach diu frouwe Hildeburc: «ir sehet wol wie
  • ez stät.
  • ir sult an mich niht läzen also hohen rät.
  • ich leiste mit iu gerne allez daz ir tuot.
  • ich wil bi iu beliben und liden übel unde guot.»
  • 1211 Do kerten sie sich umbe und giengen beide dan.
  • dö wären ouch so nähen dise zwene man,
  • daz sie die schoenen weschen bi dem Stade sähen,
  • sie wurden des wol innen, daz sie wolden von deu
  • kleidem gäben.
  • 1212 Sie Sprüngen üz der barken und ruoften in hin nach:
  • «ir vil schoenen weschen, war ist iu so gäch?
  • wir sin fremede liute, daz muget ir an uns kiesen,
  • scheidet ir von hinnen, so muget ir die vil riebe sa-
  • bene vliesen.»
  • 1213 Sie täten dem geliche sam si's niht beten vernomen.
  • doch was in diu stimme wol zen oren komen.
  • Herwic der herre sprach ein teil ze lüte.
  • er wiste niht der msere, daz er so nähen stüende
  • siuem trüte.
  • 1214 Dö sprach der vogt von Sewen: «ir minniclichiu kint,
  • ir sult uns läzen hoeren, wes disiu kleider sint.
  • wir biten iuch valsches äne durch aller megede ere,
  • ir minniclichen frouwen, ja sult ir wider zuo dem
  • Stade kören.»
  • 1209, 3 wichen stv. , entfliehen. — 4 e, ehe ich das letztere thäte.
  • 1210, 2 läzen stv., etwas an einen, jemand etwas überlassen, namentlich
  • zur Entscheidung. — höhen, wichtigen.
  • 1211, 2 ouch, ein Gegensatz: auch ihrerseits, andererseits. — 4 gdhen voity
  • hinwegeilen von: die Kleider im Stiche lassen; vgl. 1212, 4.
  • 1212, 1 in hin nach, hinter ihnen her. — 3 das könnt ihr un^ ansehen. —
  • 4 Vliesen, verlieren, indem wir sie uns aneignen.
  • 1213, 1 täten dem geliche, thaten gerade so. — 3 ein teil, = viel. — 4 nilit der
  • mccre, er hatte keine Kunde davon.
  • 1214, 3 valsches äne, ohne Falsch, in aufrichtiger Gesinnung; valsch stm.,
  • Falschheit. — durch, beschwörend, bei der Ehre aller Jungfrauen,
  • bei der jungfräulichen Ehre.
  • WIE ORTWiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 243
  • 1215 Do sprach diu frouwe Küdrün: «so diuhte ich mich
  • geschant,
  • Sit ich ein raaget heize, und ir mich habet geraant
  • durch aller megede ere. des müezet ir geniezen»,
  • sprach diu frouwe here, «swie des müesen miniu
  • ougen riezen.«
  • 1216 Sie gi engen in ir hemeden, diu wären beidiu naz.
  • den vil edelen frouwen was e gewesen baz.
  • dö bidemte von dem froste daz arme ingesinde.
  • sie wären swacher koste; ja wurren in die merzischen
  • winde.
  • 1217 Ez was in den ziten, der winter sich zerlie,
  • und daz in widerstrite die vögele wolden hie
  • singen aber ir wise nach des merzen stunden.
  • in snewe und ouch in ise wurden die vil armen wei-
  • sen funden.
  • 1218 Mit strübendem häre sähen sie sie gän.
  • swie in diu houbet wären beiden wol getan,
  • ir vahs was in zerfüeret von merzischen winden,
  • ez regente oder ez snite, harte we was den vil edelen
  • kinden.
  • 1219 Der se allenthalben mit dem ise floz;
  • daz hete sich zerläzen. ir sorge diu was gröz.
  • in schein durch diu hemede wiz alsam der sne
  • ir lip der minnicliche. in tet diu unkünde we.
  • 1215, 1 so, -wenn ich auf diese Beschwörung nicht merkte. — geschant pai:t.
  • ▼on sehenden, beschimpfen. — 2 geinant, aufgefordert. — 4 swie des
  • müesen, selbst wenn auch müßten. — riezen, über die daraus ent-
  • stehenden unangenehmen Folgen.
  • 1216, 2 was e gewesen baz, hatten früher sich in besserer Lage befunden.
  • — 3 bidemen swv., beben, — 4 swacher koste, von geringem Kostenauf-
  • wand; man hatte wenig auf sie verwendet. — wurren prset. pl. von
  • werren, waren ihnen beschwerlich, thaten ihnen weh. — merzisch adj.
  • von merze, März (1217, 3).
  • 1217, 1 der winter, als der Winter; das ausgelassene do wird durch da:
  • fortgesetzt. — sich zerlie von sich zerläzen stv. , aufhören. — 2 in
  • widerstrite, um die Wette. — 3 aber, wieder. Der Winter war im
  • Schwinden, es stand die Zeit bevor, wo nach den Märztagen die
  • Vögel wieder ihren Wettgesang beginnen wollten. — 4 weisen, Ver-
  • lassenen.
  • 1218, 1 strüben swv., sich sträuben, starren. — 3 vahs stn., Haar. — zer-
  • füeret, verwirrt; nach allen Seiten geweht. — 4 sntVe praet. von smen:
  • es mochte regnen oder schneien.
  • 1219, 1 mit dem iseftoz, ging mit Eise. — 2 sich zerläzen, sich aufgelöst.
  • — 4 diu unkünde stf., der Aufenthalt unter Fremden; vgl. 1204, 4.
  • 244. XXV. ÄVENTlüRE,
  • 1220 Herwic der edele in guoten morgen bot,
  • den eilenden kinden. des wsere in dicke not,
  • wan ir meisterinne diu was vil ungehiure.
  • «guoten morgen, guoten äbent» was den minniclichen
  • meiden tiure.
  • 1221 (dr sult läzen beeren», sprach her Ortwin,
  • «wes disiu riehen kleider üf dem sande sin
  • oder wem ir waschet. ir beide sit so schoene.
  • wie tuot er'z iu ze leide? daz in got von himele
  • gehoene !
  • 1222 Ir Sit so rehte schoene, ir möhtet kröne tragen,
  • ob ez iu wol möhte von erbe her behagen,
  • ir soldet landes frouwen sin mit grozer ere.
  • dem ir so swache dienet, hat er so schoener weschen
  • noch iht mere ? »
  • 1223 Do sprach vil trüriclichen daz schoene magedin:
  • «er hat noch manige schoener dan wir mügen sin.
  • nu fraget swes ir wellet. wir haben ein meisterinne,
  • ez kumt uns niht vergebene, siht siu uns mit iu spre-
  • chen abe der zinne.»
  • 1224 «Lät iuch niht _verdriezen und nemet unser golt.
  • guoter bouge viere daz si iuwer solt,
  • daz ir, schoene frouwen, iuch niht lät betragen,
  • (die geben wir iu gerne) daz ir uns säget des vv^ir
  • iuch wellen fragen.»
  • 1225 «Got läze iu iuwer bouge beiden saelic sin.
  • wir nemen von iu niht miete», sprach daz magedin.
  • 1220, 2 des wcere in dicke not, so freundlichen Gruß hätten sie oft nötig
  • gehabt. — 3 meisterinne stf., Erzieherin, Aufseherin; Gerlind. — un-
  • gehiure adj., unmenschlich, — 4 tiure adj., selten vorkommend.
  • 1221, 3 wem, für wen. — 4 wie tuot er'z iu ze leide, wie kann er euch sol-
  • ches Leid anthun?
  • 1222, 2 von erbe her, durch Erbschaft, durch Geburt. — behagen swv., pas-
  • sen, zukommen. — d frouwen, Gebieterinnen. — 4 swache adv. , in
  • niedriger Weise.
  • 1223, 2 dan für danne, als. — 3 ein, eine von solcher Beschaffenheit; statt
  • daz wieder ein direkter Satz. — 4 ez kumt uns niht vergebene, wir
  • haben es nicht umsonst, es kommt uns teuer zu stehen.
  • 1224, 3 daz, dafür daß, vorausgesetzt daß. — 4 daz ir uns saget, von be-
  • tragen abhängig: uns zu sagen.
  • 1225, l Gott erhalte euch eure Bauge (Armringe) : Formel des ablehnenden
  • Dankes. Vgl. 1233 , 1 ; Ernst 4991 B ; Walther 121 , 6 Pf. — 2 miete,
  • Lohn. —
  • WIE ORTWIN TJNDE HERWIG DAR KOMEN. 245
  • «nu fraget swes ir wellet: wir müezen scheiden hinnen,
  • siht man uns bi iu beiden , daz ist mir leit von allen
  • minen sinnen.»
  • 1226 «Wes sint disiu erbe und ditze riche lant
  • und ouch die guoten bürge? wie ist er genant,
  • daz er iuch äne kleider lät so swache dienen?
  • wolt' er iht haben ere, so solde im'z für guot ver-
  • vähen niemen.»
  • 1227 Siu sprach: «der fürsten einer heizet Hartmuot:
  • dem dienent lant diu witen und veste bürge guot.
  • der ander heizet Ludewic von Ormanieriche.
  • im dienent vil der beide; die sitzent in ir lande lobe-
  • liche.«
  • 1228 «Wir ssehen sie vil gerne», sprach Örtwin.
  • «muget ir uns bescheiden, vil schceniu magedin,
  • wä wir die fürsten beide in ir lande vinden?
  • wir sin zuo in gesendet; ja si wir eines küniges in-
  • gesinden.»
  • 1229 Küdrün diu here sprach den beiden zuo:
  • «ich lie sie in der bürge hiute morgen fruo
  • ligende an ir bette wol mit vierzic hundert mannen,
  • daz ist mir ungewizzen, sint si in der zit geriten
  • inder dannen.»
  • 1230 Do sprach der künic Herwic: «muget ir uns gesagen,
  • von wiu die küenen recken so groze swsere tragen,
  • daz sie mit so vil beiden sitzent z'allen ziten?
  • het ich s' in miner selde, ich troute wol ein küniges
  • lant bestriten.»
  • 1225, 4 von allen minen sinnen, in meiner innersten Seele.
  • 1226, 3 daz durch eine Ellipse erklärlich: sie denken in seinem Namen
  • die Erklärung dafür zu finden, daß er seine Dienstleute so behan-
  • delt. Sie erwarten einen als grausam bekannten Mann zu hören. —
  • 4 wäre ihm etwas an Ehre gelegen, wollte er Anspruch auf Ehre
  • machen, so sollte man ihn heftig darum tadeln.
  • 1228, 2 uns bescheiden, uns auseinandersetzen, augeben. — 4 ingesinden
  • pl. von Ingesinde, Dienstmänner, Gefolgsleute.
  • 1229, 4 der Vordersatz ist sint si, wenn sie sind; der Nachsatz daz ist. —
  • ungewizzen adj., unbewußt, unbekannt. — in der zit, inzwischen.
  • 1230, 2 ron wiu, aus welchem Grunde; wiu instrument. von waz. — sware,
  • Beschwerde, Last; nämlich so viel Gefolge um mich zu haben. —
  • 4 ich s\ ich sie, diese Helden. — troute = trouwete, getraute mich. —
  • bestriten stv., bekämpfen, erobern.
  • 246 XXV. AVENTIURE,
  • 1231 «Uns ist niht kunt dar umbe», sprächen dö diu kint.
  • «wir enwizzen weihen enden der fursten erbe sint.
  • ein lant, daz liget witen, daz heizet Hegelinge:
  • die fürhtent si alle zite, daz si in dar üz herte vinde
  • bringen.»
  • 1232 Do bidemten vor der kelde diu schoenen meidin.
  • do sprach der fürste Herwic: «möhte daz gesin,
  • daz ez iuch minniclichen diuhte niht ein schände,
  • ob ir, edele meide, unser mentel trüeget üf dem
  • sande ? »
  • 1233 Do sprach diu Hilden tohter: «got läze iu saelic sin
  • iuwer beider mentel. an dem libe min
  • suln nimmer iemens ougen gesehen mannes kleider.»
  • möhten s' sich erkennen, so wsere in dicke geschehen
  • leider.
  • 1234 Dicke erblihte Herwic die juncfrouwen an.
  • siu dühte in so schoene und ouch so wol getan,
  • deiz im in sinem herzen harte siuften brähte.
  • er geliebte sie ze einer der er vil dicke güetlich ge-
  • dähte.
  • 1235 Do sprach aber Ortwin, der künic von Ortlant:
  • «ich frage iuch megede beide, ist iu iht bekant
  • umbe ein hergesinde, daz kom in ditze lant?
  • einiu was dar under, diu was Küdrün genant.»
  • 1236 Do sprach diu juncfrouwe: «daz ist mir wol kunt.
  • her kom ein gesinde, des ist nu langiu stunt.
  • 1231, 1 dar umbe, in Bezug daraxif. — 2 weihen enden, in welcher Rich-
  • tung. — 3 nur so viel wissen wir: ein Land. — 4 die, Hegelinge,
  • weil Name des "Volkes und Landes hier identisch sind.
  • 1232, 2 möhte daz gesin, wäre das möglich, thunlich.
  • 1233, 1 wieder dieselbe Form des Dankes, wie 1225, 1. — 4 möhten s' sich
  • erkennen, wenn sie ihre Lage hätten beurteilen können, so wäre
  • ihnen oft schlimmeres Leid widerfahren, so wäre das nicht das
  • Schlimmste gewesen, daß sie jetzt Manneskleider tragen sollten.
  • 123t, 1 Dicke, wiederholt. — erblihte praet. von erblicken; erblihte an, sah
  • an. — 3 siuften swv. , seufzen. — brähte, hervorbrachte, erweckte.
  • — 4 gelichte sie ze einer, verglich sie mit einer, er fand sie ähnlich
  • einer.
  • 1235, 2 ist iu bekant umbe, wißt ihr von. — 3 hergesinde stn. , Gefolge, das
  • zum Heere gehört; die Gefangenen kamen als Gefolge des feind-
  • lichen Heeres.
  • 1236, 2 ein gesinde, eine Dienerschar. —
  • WIE ORTwiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 247
  • in starker herverte bräht' man s' in ditze riche.
  • die eilenden frouwen körnen her ze lande jämerllche.»
  • 1237 Siu sprach: «die ir da suochet, die hän ich wol gesehen
  • in grozen arebeiten; des wil ich iu verjehen.»
  • ja was si'z der einiu, die Hartmuot dar brähte:
  • ez was selbe Küdrdn. siu wsen' der msere deste baz
  • gedähte.
  • 1238 Do sprach der fürste Herwic: «nu seht, her Ortwin,
  • sol iuwer swester Küdrün inder lebende sin
  • in deheinem lande üf al dem ertriche,
  • so ist daz diu selbe, ich gesäch ir nie deheine so ge-
  • liche.«
  • 1239 Do sprach der künic Ortwin: «siu ist vil minniclich
  • und doch miner swester ninder anelich.
  • von unser beider jugende gedenke ich noch der stunde,
  • daz man in al der werlde so schcene maget hete nin-
  • der funden.«
  • 1240 Do sich also nande der vil küene man,
  • daz er Ortwin hieze, dö sach in wider an
  • Küdrün diu arme. ob ez ir bruoder waere,
  • daz wiste s' harte gerne: so hete gar ein ende al ir
  • swoere.
  • 1241 «Swie ir sit geheizen, ir sit lobelich.
  • einen ich erkande, dem sit ir anelich,
  • der was geheizen Herwic und was von Selande.
  • ob der helt noch lebte, so erlöste er uns von disen
  • starken banden.
  • 1236, 3 in starker herverte, in einem großen Kriege.
  • 1237, 3 si'z, sie es; ez ist für den nhd. Sprachgebrauch pleonastisch; wir
  • sagen: ich bin's, aber ohne prädikativen Beisatz (einiu). — 4 deste
  • baz gedähte, hatte um so besser im Gedächtnis.
  • 1238, 2 sol, ist es vom Schicksal bestimmt. — 4 diu selbe, ebendieselbe, die
  • ihr hier seht.
  • 1239, 2 ninder, durchaus nicht. — 3 von, seit — her. — beider, meiner und
  • der Schwester. — der stunde, der Zeit. — 4 «o schaene maget, wie
  • meine Schwester.
  • 1240, 1 Er nannte sich, weil er auf die Anrede her Ortwin (1238, 1) ant-
  • wortete.
  • 1241, 1 Kudrun redet. — 4 banden von barU stu., Gefangenschaft.
  • 248 XXV. AVENTIURE,
  • 1242 Ich bin ouch der einiu, die Hartmuotes her
  • in strite gevangen gefuorte über mer.
  • ir suochet Küdrünen; daz tuot ir äne not.
  • diu maget von Hegelingen ist in arebeiten tot.»
  • 1243 Do trabenden Örtwihe siniu ougen lieht,
  • ouch enliez ez Herwic ungeweinet nicht,
  • do si in gesaget bete, daz erstorben wsere
  • Küdrün diu schcene, do heten die beide groze swaere.
  • 1244 Do siu sie weinende beide vor ir sach,
  • diu maget eilende zuo in siu dö sprach:
  • «ir tuot dem geliche und sit in der gebsere, ;
  • sam diu edele Küdrün iu vil guoten beiden sippe
  • wsere.»
  • 1245 Do sprach der fürste Herwic: «ja riuwet mich ir lip
  • üf mines lebenes ende. diu maget was min wip.
  • siu was mir bevestent mit eiden also staeten.
  • Sit muoste ich sie Verliesen durch des alden Lude-
  • wiges raete.»
  • 1246 «Nu wellet ir mich triegen», sprach diu arme meit.
  • «von Herwiges tode ist mir vil geseit.
  • al der werlde wünne die solde ich gewinnen,
  • wsere er inder lebende : so bete er mich gefüeret von
  • hinnen.»
  • 1247 Dö sprach der ritter edele: «nu seht an mine hant,
  • ob ir daz golt erkennet: so bin ich genant.
  • 1242, 3 äne not, unnötiger-weise, vergebens. — 4 ist tot, ist gestorben.
  • 1243, 1 trähenden dasselbe was trehenden. — 2 ungeweinet, unbeweint; er
  • unterliel^ nicht darüber zu weinen. — nieht dialektische Nebenform
  • von niht.
  • 1244, 3 sit in der gebcere, benehmt euch so. — 4 sippe adj., verwandt, mit
  • dem Dativ, iu helden.
  • 1245, 1 riuwet mich, ich betraure. — ir itp, Ihr Leben, sie. — 2 uf, bis zm.
  • — wip auch hier noch nicht von der Ehefrau gebraucht. — 4 sit^
  • seitdem, später.
  • 1246, 3 al gehört zu werlde: die Wonne, die es auf der ganzen Welt giebt.
  • 1247, 1 an ist Prsep., nicht Adv., seht her auf meine Hand. — 2 golt stn.,
  • goldener Bing. — so, wie ihr da gesagt habt. Weniger wahrschein-
  • lich ist die Annahme, daß der Name in den King eingegraben war :
  • so, wie dort auf dem Binge steht. —
  • WIE OBTWIN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 249
  • da mite ich wart gemahelet Küdrün ze minnen.
  • Sit ir dann' min frouwe, so füere ich iuch minnicliche
  • hinnen.))
  • 1248 Siu sach im nach der hende; ein rinc dar an erschein,
  • da lac in dem golde von Abali der stein,
  • der beste den ir ougen zer werlde ie bekanden.
  • den het diu frouwe Küdrün diu schoene e getragen
  • an ir banden.
  • 1249 Si ersmielte in ir freuden. do sprach daz magedin:
  • «daz golt ich wol erkande; hie vor dö was ez min.
  • nu sult ir sehen ditze, daz mir min friedel sande,
  • do ich vil armez magedin mit freuden was in mines
  • vater lande.»
  • 1250 Er blihte ir nach der hende. do er daz golt ersach^
  • Herwic der edele ze Küdrünen sprach:
  • «dich truoc ouch ander niemen, ez'n wsere küniges
  • künne.
  • nu hän ich nach manigem leide gesehen miue freude
  • und mine wünne.»
  • 1251 Er umbesloz mit armen die herlichen meit.
  • in was ir beider msere liep unde leit.
  • er kuste, i'n weiz wie dicke, die küniginne riebe,
  • sie und Hildeburgen die eilenden maget minnicliche.
  • 1252 Ortwih begunde fragen die herlichen meit
  • (des schämte siu sich sere, wan ir was harte leit),
  • ob siu niht anders künde dienen in dem lande,
  • niwan daz siu kleider wüesche z'allen ziten an dem
  • sande.
  • 1247, 3 ze minnen, zur Erinnerung; der Ring ein Erinnerungszeichen an
  • die Verlobung, — 4 sU ir danne , wenn ihr denn seid.
  • 1248, 3 zer werlde, auf der Welt. — 4 sie gab den Ring bei der Verlobung
  • an Herwig.
  • 1249, 1 ersmielen, vgl. S.")?, 4.
  • 1250, 1 blihte prset. von blicken. — 3 dich, Kudrun , truoc, gebar. — ez'n
  • wäre, der nicht wäre eines Königs Sprößling.
  • 1251, 2 ir heider rnosre, die Nachricht, die sie voneinander erhalten hatten.
  • — 3 Vn weiz, icli weiß nicht. — 4 minnicliche ist Adj. zu maget.
  • 1252, 2 leit, nämlich die Frage. — 3 anders, auf andere Weise ; man kann
  • aber auch verbinden niht anders dienen, keinen andern Dienst leisten.
  • 250 XXV. ÄVENTIURE,
  • 1253 «Kit saget mir, frou swester, wä sint iuwer kint,
  • diu ir bi Hartmuote habet getragen sint,
  • daz sie iuch eine läzent waschen an den griezen?
  • sult ir werden künigin, des lät man iuch hie übele
  • geniezen.»
  • 1254 Siu sägete im weinende: «wä solde ich nemen kint?
  • eist allen den wol künde, die bi Härtmüote sint,
  • daz er mir nie enkunde solhes iht gebieten,
  • daz ich in minnen wolde; des muose ich mich der
  • arebeit sit nieten.»
  • 1255 Do sprach der herre Herwic: «des muge wir wol jehen,
  • daz uns an dirre verte ist also wol geschehen,
  • daz uns nimmer künde baz dar an gelingen.
  • nu sul wir des gäben, daz wir sie von der veste hin-
  • nen bringen.»
  • 1256 Do sprach der degen Ortwin : «ich wsen' des niht erge.
  • und hete ich hundert swester, die lieze ich sterben e,
  • e daz ich mich ab starke in fremeden landen haele,
  • die man mir mit stürme nam, daz ich die minen grim-
  • men vinden stsele.»
  • 1257 Do sprach der helt von Sewen: «daz ist diu angest min,
  • wirt man unser innen, daz man diu magedin
  • enphüere also verre (des si wir bi in tougen),
  • man lät uns ir deheine nimmer mer gesehen mit un-
  • sern ougen.»
  • 1253, 1 In dieser Strophe spricht Ortwin deutlicher aus , was er mit an-
  • dern Dienstleistungen meint. — 3 daz, habt ihr keine Kinder von
  • Hartmut, die euch hier helfen könnten? wie kommt es, daß man
  • euch allein waschen läßt?
  • 1254, 1 solde, hätte sollen. — 2 eist z= es ist. — 3 solhes iht, etwa der Art,
  • nämlich daß u. 8. w. — 4 minnen, in sinnlicher Bedeutung. — nieten,
  • befleißen.
  • 1255, 2 uns ist also wol geschehen, wir haben so guten Erfolg gehabt.
  • 1256, 3 starke adv., sehr, sorgfältig. — mich hcele , mich verbergen sollte;
  • prset. conj. von heln , hehlen. — 4 daz, abhängig von so. — die —
  • stale, die stehlen sollte, die man u. s. w.
  • 1257 3 enphüeren swv. , entführen, fortführen. — dps s? toir bi in tougen,
  • ' darum wollen wir heimlich, verborgen bei ihnen bleiben, oder:
  • ihnen heimlich helfen (nämlich von hinnen). — 4 statt eines Satze»
  • mit daz.
  • WIE ORTwiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 251
  • 1258 Do sprach aber Ortwin: owie lieze wir hie
  • daz edele ingesinde? daz hat gebiten ie
  • in disem fremeden riebe deis sie mac verdriezen.
  • miner swester Küdrün sulen alle ir meide wol ge-
  • niezen.»
  • 1259 Do sprach der degenHerwic: «war tuost du dinen sin?
  • die mine triutinne die wil ich füeren hin.
  • werben, swie wir kunnen, über unser frouwen.»
  • dö sprach der degen Ortwin: «e lieze ich mich mit
  • swerten zerhouwen.»
  • 1260 Do sprach diu ungemuoter «waz hän ich dir getan,
  • lieber bruoder Ortwin? wan ich nie gewan
  • deheine die gebsere, daz man mich möhte scheiden,
  • i'ne weiz welher dinge du mich, edele fürste, last
  • engelden.w
  • 1261 «Ja tuon ich'z, liebe swester, niht durch dinen haz.
  • dine schoene meide genesent deste baz.
  • ich kan dich niht von hinnen geziehen wan nach eren.
  • du solt haben holden Herwigen dinen friedel heren.»
  • 1262 Sie giengen zuo dem schiffe, do klaget' diu schoene meit.
  • siu sprach: «owe mir armen, nu ist endelos min leit.
  • der ich mich ie getroste, sol ich den nu versmähen,
  • daz mich ir helfe loste? mir ist min gelticke vil un-
  • nähen.)!
  • 1263 Den eilenthaften degenen was von dem Stade gäch.
  • Küdrün diu arme rief Herwige nach:
  • 1258, 1 u-ie lieze wir hie, wie sollten wir hier zurücklassen. — 2 ingesinde,
  • die übrigen geraubten Jungfrauen. — 3 deiit = daz es; es, des War-
  • tens. — 4 geniezen stv. , Nutzen, Vorteil haben; davon, daß sie mit
  • Kudrun zusammen duldeten.
  • 1259, 3 u-et-ben conj. prses., mit ausgelassenem u-ir, laß uns handeln; über,
  • mit, in Bezug auf. — 4 zerhouiven stv., in Stücke hauen.
  • 1260, 1 diu ungemuote, die Bekümmerte; vgl. 775, 1. 991, 1. — 3 deheine die
  • gebcere, kein Benehmen der Art.
  • 1261, l durch dinen haz, weil ich dich etwa haßte: nicht aus Lieblosigkeit
  • gegen dich. — 3 geziehen, fortführen. — 4 haben holden, lieb , zum
  • Geliebten haben: ich verspreche dir, daß du dich der Liebe deines
  • Herwig noch erfreuen sollst.
  • 1262, 3 der — getroste , auf die ich immer hoffte. — 4 daz , von getroste ab-
  • hängig.
  • 252 XXV. AVENTIURE,
  • «e was ich diu beste, nu hat man mich zer boesten.
  • wem last du mich arme oder wes sol ich weise mich
  • getrcesten?»
  • 1264 «Du bist niht diu bceste, du muost diu beste sin.
  • vil edele küuiginne, verhil die reise min.
  • e des morgens schine ich bin vor disen seiden,
  • daz habe ti minen triuwen, mit ahzic tüsent miner
  • küenen helde.»
  • 1265 Sie fuoren so sie künden beldiste dan.
  • dö wart ein herter scheiden von friunden getan,
  • dan noch friunde tseten, daz weiz ich äne lougen.
  • so si verriste künden, beleiten sie die boten mit den
  • ougen.
  • 1266 Der wesche do vergäzen diu herlichen kint.
  • des hete wol gegoumet diu übele Gerlint,
  • daz sie stuonden müezic da nidene üf dem sande.
  • daz zurnde siu vil sere; ez was ir an ir wesche leit
  • und ande.
  • 1267 Dö sprach diu frouwe Hildeburc, diu maget üz Irlant:
  • «wes lät ir, küniginne, ligen ditz gewant,
  • daz ir niht enwaschet Ludwiges man diu kleider?
  • und wirt des Gerlint innen, so getet siu uns mit sie-
  • gen noch nie leider.«
  • 1268 Dö sprach diu Hilden tohter: «dar zuo bin ich ze her,
  • daz ich Gerlinde wasche immer mer.
  • dienest also swachez sol mir nu versmähen,
  • mich kusten zwene künige und ruochten mich mit
  • armen umbevähen.»
  • 1263, 3 beste, Edelste, Vornehmste; bceste. Niedrigste; vgl. 1276, 3. 1631, 2.
  • — hat mich zer, behandelt mich als die. — 4 wem last du mich, wem
  • überlassest du mich zum Schutze.
  • 1264, 1 Her-wig antwortet. — 2 verhil imper. von verheln. — 3 e prsep. mit
  • dat., vor (schine). — 4 daz habe üf minen triuwen, dessen sei bei
  • meiner Treue sicher.
  • 1265, 2 herter comp., ein härteres Scheiden. — 3 noch, noch jemals. — ane
  • lougen, in Wahrheit.
  • 1266, 1 wesche stf., Wäsche. — 2 goumen swv. mit gen., wahrnehmen. —
  • 4 zürnen swv. mit acc. , über etwas zürnen. — an, wegen.
  • 1267, 3 man dat. pl. — 4 noch nie leider, noch niemals größeres Leid , als
  • sie uns dann thun wird.
  • 1268, 2 immer mer, jemals mehr.
  • WIE ORTWiN UNDE HERWic DAR KÖMEN. 253
  • 12G9 Do sprach aber Hildeburc: «lät iu niht wesen leit,
  • daz ich iuch daz lere, wir bleichen baz diu kleit,
  • daz wir siu iht so salwiii tragen ze kemenäten.
  • anders wirt uns beiden der rücke mit siegen wol be-
  • raten.»
  • 1270 Do sprach daz Hagenen künne: «mir get freude zuo,
  • trost ünde wünne. der mich unz morgen fruo
  • die zit mit besemen slüege, ich trouwet' niht ersterben,
  • die uns da tuont so leide, der muoz etelicher e ver-
  • derben.
  • 1271 Nu wil ich disiu kleider tragen zuo der fluot.
  • siu suln des wol geniezen», sprach diu maget guot,
  • «daz ich mac geliehen einer küniginne.
  • ich wirfe si üf die ünde, daz siu vriliche vliezen
  • hinnen.»
  • 1272 Swaz Hildeburc geredete, Küdrün trüoc dän
  • die Gerlinde sabene. zürnen siu began.
  • siu swanc sie von den banden verre zuo den ünden.
  • sie swebeten eine wile; i'ne weiz ob si s' immer mere
  • fünden,
  • 1273 Do nähent' ez der nahte, daz in des tages zeran.
  • Hildeburc gie swaere zuo der bürge dan.
  • ßiu truoc ander kleider und siben sabene riebe,
  • diu Ortwines swester gienc bi Hildeburge ledicliche.
  • 1274 Ez was nu harte späte; sie komen hin gegän
  • ze Ludewiges bürge. da funden s' vor stän
  • 1269, 2 wir bleichen statt des grammatisch genauem rfaj wir bleichen. — baz,
  • noch mehr. — 3 iht, nicht etwaT — 4 beraten part. , versehen, reich-
  • lich hedacht.
  • 1270, 2 der, wenn jemand. — 3 die zit, während der ganzen Zeit. An den
  • Schlägen , die ich in der Zeit von jetzt an bis morgen früh erhalte,
  • getraue ich mich (glaube ich) nicht zu sterben. Ausdruck höchster
  • Entschlossenheit. — 4 rfa gehört als Verstärkung zu die.
  • 1271, 2 siu wohl auf die Kleider zu beziehen. Da ich eine Königin statt
  • einer Sklavin geworden, will ich ihnen auch die Freiheit geben. —
  • 4 vriliche adv., frei, unbehindert.
  • 1272, 1 geredete, reden mochte; inf. gereden. — 3 von den handen, aus den
  • Händen. — 4 sie swebeten, sie schwammen auf dem Wasser.
  • 1273, 1 daz in des tages zeran, daß ihnen vom Tage nichts mehr übrig
  • blieb. — 2 swcere adj., schwer beladen. — 4 ledicliche adv., frei, ohne
  • etwas zu tragen.
  • 254 XXV. AVENTirRE,
  • Gerlint die übelen; diu warte ir ingesinde.
  • die vil edelen weschen gruozte siu mit worten harte
  • swinden.
  • 1275 «Wer hat iu daz erloubet?» sprach des küniges wlp.
  • <(ez sol sere erarnen iuwer beider lip ,
  • daz ir get den äbent über wert vil späte,
  • ez zimt niht küniges wibe, daz siu iuch sehe in ir
  • kemenäten.»
  • 1276 Siu sprach: «nu saget mir balde, war umbe tuot ir daz?
  • ir versprechet riebe künige, den sit ir gehaz,
  • und koset gegen äbent wider boese knehte.
  • weit ir erwerben ere, so enkumet ez iu niht ze rehte.»
  • 1277 Do sprach diu maget here: «wes lieget ir mich an?
  • wan ich vil gotes armiu den willen nie gewan,
  • daz iemen lebe so tiure, mit dem ich sprechen wolde,
  • ez enwseren mine mäge, mit den ich von rehte reden
  • solde.»>
  • 1278 «Nu swic, du übele galle; du heizest liegen mich?
  • daz sol ich hinte rechen also über dich,
  • daz dir din zorn erhillet so lüte nimmer mere.
  • e daz ich erwinde, so gemüet ez dinen rugge sere.»
  • 1279 «Daz wil ich widerraten», sprach diu maget her,
  • «daz ir mich mit besemen gesträfet nimmer mer.
  • ja bin ich verre tiurer dann' ir mit iuwern mägen.
  • als ungefüeger zühte der möhte iuch vil li'hte betragen.»
  • 1274, 3 warte mit dat., wie oben. — 4 swinde adj., heftig.
  • 1275, 3 über wert; wert bezeichnet hier nicht wie früher eine Insel, son-
  • dern Strand. Daß ihr euch am späten Abend am Strande herumtreibt.
  • 1276, 2 schlagt die Bewerbung mächtiger Könige aus; vgl. 623, 3. — 3 kosen
  • 8WV., plaudern. — wider, zu, mit. — 4 kumet iu ze rehte , paßt euch ;
  • wenn euch am Besitz von Ehre gelegen ist, so paßt ein solches Be-
  • nehmen schlecht dazu.
  • 1277, 1 lieget ir mich an, verlüget, verleumdet ihr mich. — 2 den willen nie
  • gewan, nie so gesinnt war. — 3 tiüre , hochgeboren : daß es irgend
  • jemand, er sei noch so hochgeboren, geben könnte. — 4 eine ver-
  • deckte Anspielung, daß sie wirklich mit ihren Verwandten gesprochen.
  • 1278, 1 galle stf., Galle; zur Bezeichnung eines bösen Menschen gebraucht,
  • ein Schimpfwort. — du heizest liegen mich, du sagst, daß ich lüge?
  • — 2 hinte— hinaht. — über dich, an dir. — 3 erhillet 3. prtes. von er-
  • hellen, ertönen : laut ausbricht (Martin). — 4 erwinde, davon ablasse,
  • was ich gesagt habe.
  • 1279, 2 nimmer mir, weil der Sinn des ganzen Satzes negativ ist; nhd.
  • etwa. — 3 bin ich doch bei weitem höher an Bang.
  • WIE OKTWIN UNDE HERWIG DAR KÖMEN. 255
  • 1280 Do sprach diu wülpinne: «wä sint die sabene min,
  • daz du also gewunden hast die hende din
  • so rehte müezicliche in den dinen geren?
  • leb' ich deheine wile, ich wil dich änderen dienest
  • leren.))
  • 1281 Do sprach dazHagenen künne: «ich hän sie ligen län
  • da nidene bi der flüete. dö ich sie wolde dan
  • mit mir her ze hove tragen, sie wären mir ze swsere.
  • beschouwet ir sie nimmer, daz ist mir üf min triuwe
  • vil unmaere.»
  • 1282 Do sprach diu tiuvelinne: «ja geniuzest du sin niht.
  • e daz ich entsläfe, wie leide dir geschiht!»
  • dö hiez si üz ziunen brechen unde besemen binden,
  • der ungefüegen zühte wolde duo frou Gerlint niht er-
  • winden.
  • 1283 Ze einem bettestalle binden siu sie hiez.
  • in der kemenäten niemän siu bi ir liez.
  • siu wolde ir hüt die schoenen slahen von den beinen.
  • die frouwen die daz westen, die begunden krefticlichen
  • weinen.
  • 1284 Mit listen sprach do Küdrün: «daz wil ich iu sagen:
  • wird' ich mit disem besemen hinte hie geslagen,
  • gesiht mich immer ouge gesten bi künigen riehen,
  • da ich trage kröne, es wirt iu gelönet sicherlichen.
  • 1285 Dar umbe ir mich der zühte muget vil gerne erlän;
  • so wil ich e minnen den ich versprochen hän.
  • 1280, 2 daz: in der Frage uä sint die sabene mtn liegt zugleich: warum
  • trägst du sie nicht, warum gehst du ledig, wie kommt es, daß du
  • die Hände so müßig hast. — gewunden, eingewickelt. — 3 gere swm.,
  • der Teil des Kleides unter den Hüften, Schoß. — 4 leb' ich deheine
  • wUe , wenn ich noch eine Zeit lang am Leben bleibe.
  • 1281, 4 beschouwen swv. , erblicken. — iif nun triuwe, meiner Treue.
  • 1282, 3 uz ziunen, aus Zäxmen (zun stm.); die Zäune waren aus dornigen
  • Buten geflochten. Als Objekt ist «Ruten» zu ergänzen.
  • 1283, 1 bettestal stn., Bettstelle. — binden, ze, binden an. — 3 ir kann Dativ,
  • aber auch Pronomen possess. sein. — 4 krefticlichen adv. , sehr.
  • 1284, 3 immer, jemals. — ouge, ein Auge, eines Menschen Auge. — 4 es,
  • dafür.
  • 1285, 1 zühte gen., Behandlung, Züchtigung. — 2 e, eher, lieber. — ver-
  • sprochen, abgewiesen, ausgeschlagen. —
  • 256 XXV. ÄVENTIÜRE ,
  • ich wil daz künicriche ze Ormanie bouwen.
  • wird' ich gewaldic immer, so tuon ich des niemen
  • mac getrouwen.»
  • 1286 Do sprach diu frouwe Gerlint: «so lieze ich minen zorn.
  • und ob du tüsent sabene betest mir verlorn,
  • die wolde ich verkiesen. ez koeme ouch dir ze guote,
  • ob du von Ormanie minnen wilt den fürsten Hartmuote.»
  • 1287 Do sprach diu maget schoene: «ja wil ich mich erholn,
  • dise manige quäle mag ich niht verdoln.
  • heizet mir gewinnen den künic üz Ormanin.
  • swie er mir geblutet, so wil ich immer mere sin.»
  • 1288 Die d6 die rede horten, die liefen balde dan.
  • dem snellen Hartmuote wart ez kunt getan,
  • bi im säzen mere der sines vater manne.
  • do saget' im einer msere, daz er ze Küdrünen gienge
  • dannen.
  • 1289 Der saget' im offenlichen: «gebt mir daz botenbröt.
  • der schoenen Hilden tohter ir dienest iu enböt,
  • daz ir komen ruochet zuo ir kemenäten.
  • siu wil iuch nimmer fremeden. siu hat sich bezzer
  • dinge sit beraten.»
  • 1290 Do sprach der ritter edele: «du liugest äne not.
  • waeren war din maere, ich gaebe botenbröt
  • guoter bürge drie und dar zuo huobe riebe
  • und sehzic bouge goldes. ja wolde ich immer leben
  • wünnicliche.»
  • 1285, 3 bouwen, bewohnen; ich will Königin in Ormanie werden; vgl. 1291,4.
  • — 4 die letzten Worte enthalten eine Drohung; vielleicht auch schon
  • eine versteckte Hinweisung auf ihre Befreiung.
  • 1286, 1 lieze ich, ließe ich sein. — 3 verkiesen stv. mit acc, auf etwas ver-
  • zichten. — ouch drückt wieder eine Art Gegensatz aus und steht
  • wieder beim Pronomen, ohne zu diesem zu gehören.
  • 1287, 1 mich erholn, das Versäumte nachholen, es besser machen. — 2 ver-
  • doln Bwv. , erdulden, vertragen.
  • 1288, 3 er saß nicht allein; es waren mehr von seines Vaters Mannen bei
  • ihm. — 4 gienge, gehen sollte.
  • 1289, 1 botenbröt stn. , Belohnung des Boten. — 4 fremeden swv. mit acc.
  • der Person, jemand meiden, sich fern von ihm halten. — sich be-
  • raten swv. mit gen., sich entschließen zu etwas; sie ist zu einem
  • bessern Entschlüsse seitdem gelangt.
  • 1290, 2 botenbröt, als Botenbrot. — ^ ja — wünnicliche begründet den rei-
  • chen Botenlohn.
  • WIE OETWIN UNDE HEEWIC DAR KOMEN. 257
  • 1291 Do sprach ein sin geselle: «ich hän ez ouch ver-
  • nomen.
  • die gäbe wil ich teilen. ir sult ze hove komen.
  • ez sprach diu maget edele, daz siu iuch gerne minne ;
  • ob ir des geruochet, siu werde hie ze lande küniginne.»
  • 1292 Hartmuot der sagete do dem boten danc.
  • wie rehte froelichen er von dem sedele spranc!
  • er wände daz in minne hete got beraten.
  • in froelichem sinne gieng er zuo der meide kemenäten.
  • 1293 Da stuont in nazzem hemede daz herliche kint.
  • mit weinenden ougen gruozte siu in sint.
  • siu gieng im hin engegene und stuont im also nähen,
  • daz er mit sinen armen wolde Küdrünen umbevähen.
  • 1294 Siu sprach: «neinä, Hartmuot, des entuot noch niht.
  • ja wizent iu'z die liute, swer so daz ersiht.
  • ich bin ein armiu wesche: ez mag iu wol versmähen,
  • ir Sit ein künic riche; wie zseme ich iu mit armen
  • umbevähen?
  • 1295 Ich erlöube ez iu danne vil wol, Hartmuot,
  • swann' ich sten under kröne vor iwern recken guot.
  • so heize ich küniginne, so sol i'u niht versmähen;
  • so zimt ez wol uns beiden, so sult ir mich mit armen
  • umbevähen.»
  • 1296 In sinen grozen zühten er stuont üf hoher dan.
  • er sprach ze Küdrünen: «maget vil wol getan,
  • nu du mich ruochest minnen, ich wil dich höhe mieten,
  • mir und minen friunden mäht du swaz du selbe wilt
  • gebieten.»
  • 1291, 1 ein sin geselle, ein Genosse von dem, der zuerst geredet hatte. —
  • 2 teilen'^ er beansprucht die Hälfte des versprocheuen Botenlohnes.
  • 1292, 3 daß Gott ihn mit Liebe versehen hätte, ihm die ersehnte Liebe
  • des Mädchens beschieden hätte.
  • 1293, 3 stuont nähen, trat nahe herzu.
  • 1294, 1 neinä verstärktes nein, nein doch. — 2 wizen stv. mit dat. der Per-
  • son, acc. der Sache, jemand etwas zum Vorwurfe machen. — swer
  • so, wenn irgendjemand. — 3 ez , mich zu umarmen. — 4 wie paßte
  • ich für euch, mich zu umarmen, oder: umarmt zu werden.
  • 1295, 3. 4 viermal so nacheinander, alle vier elliptische Nachsätze; etwa zu
  • Übersetzen durch: alsdann. — 3 i'u = ich tu, ich euch.
  • 1296, 1 stuont üf hoher dan, trat von dort zurück. — 3 hohe mieten, reich
  • belohnen. — ^ du wilt, du willst.
  • KÜDRUN. 17
  • 258 XXV. AVENTIURE,
  • 1297 Do sprach diu juncfrouwe: «mir wart sanfter nie.
  • sol ich vil gotes armiu nu gebieten hie,
  • so ist min gebot daz erste nach grozer arebeite,
  • e daz ich hinte släfe, daz man mir ein schcenez bat
  • bereite.
  • 1298 Min gebot daz ander daz sol ditze sin,
  • daz man mir balde bringe miniu magedin,
  • swä so man sie vinde under Gerlinde wiben.
  • in ir phieselgademe ensöl ir deheiniu beliben.»
  • 1299 » schaffe ich willicliche», sprach her Hartmuot.
  • dö suocht' man üz dem gademe manige maget guot,
  • die mit strubendem häre und in swachen kleiden
  • hin ze hove giengen. diu übele Gerlint was umbe-
  • scheiden.
  • 1300 Dö komen dri und sehzic da Hartmuot sie sach.
  • Küdrün diu edele gezogenliche sprach:
  • cnu schouwet, künic riebe, weit ir daz hän für ere?
  • wie sint erzogen die meide?» do sprach er: «ez ge-
  • schiht in nimmer mere.«
  • 1301 "Tuot mir'z ze liebe, Hartmuot», sprach daz edele kint,
  • «alle mine meide, die hie verderbet sint,
  • daz man sie bade hinte. volget miner raete.
  • ir sult sie sehen selbe da sie sten in wünniclicher
  • wsete.»
  • 1302 Des antwurte Hartmuot, der ritter üz erkorn:
  • «liebiu min frou Küdrün, ist iht der kleider vlorn,
  • diu mit in her brähten iuwer ingesinden,
  • so gibet man in diu besten, diu man in der werlde
  • inder vinde.
  • 1297, 1 sanfter adv. compar. , angenehmer zu Mute, als in diesem Augen-
  • blicke.
  • 1298, 1 ander, zweite. — 3 under, gemischt unter.
  • 1299, 1 schaffe, besorge. — 3 swach adj., armselig, schlecht. — kleiden dat.
  • pl. von kleit, daneben kleidern. — 4 urnbescheiden {um statt un wegen
  • des folgenden 6) adj., rücksichtslos, daß sie nämlich die Mädchen
  • so behandelte.
  • 1300, 3 rechnet ihr euch das für Ehre? ist das eine ehrenvolle Behand-
  • lung ? — 4 erzogen, behandelt.
  • 1-301, 2 verderbt:n swv. , zu Grunde richten, zu Schaden bringen.
  • 1302, 2 tlorn, zu Grunde gegangen. — i iuwer ingesinden, eure Dienerinnen.
  • WIE ORT WIN TJNDE HER^vic DAR KÖMEN. 259
  • 1303 Ich sol sie sehen gerne bi iu gekleidet stän.»
  • bades vliziclichen gäben man began.
  • Hartmuotes künnes wart maniger kamersere.
  • sie ilden alle ir dienen durch daz siu in dar nach ge-
  • nsedic wsere.
  • 1304 Do wart gebadet schöne diu herliche meit
  • mit ir juncfrouwen. diu aller besten kleit,
  • diu iemen haben künde, brähte man in allen.
  • diu swächeste drunder diu möhte einem künige wol
  • gevallen.
  • 1305 Do sie gebadet wären, dö brähte man in win,
  • daz in Ormanie niht bezzer mohte sin.
  • mete den vil guoten brähte man den frouwen.
  • wie's im gedanket wurde, wie solde des her Härtmüot
  • getrouwen?
  • 1306 In einen sal gesäzen diu minniclichen kint.
  • ir tohter Ortrünen hiez frou Gerlint
  • daz siu sich dar zuo kleite mit ir juncfrouwen,
  • ob siu die Hilden tohter wolde mit ir ingesinde
  • schouwen.
  • 1307 Ortrün diu edele kleite sich zehant.
  • siu gienc vil froelichen da si Kü'drunen vant.
  • do gienc ir hin engegene des wilden Hagenen künne.
  • do sie ensamet wären, dö sach man beide freude
  • unde wünne.
  • 1308 Sie iusten beide ein ander under rotem golde guot;
  • dar zuo schein ir varwe. gezweiet was ir muot.
  • 1303, 2 bades gahen, mit dem Bade sich beeilen. — vliziclichen adv. , an-
  • gelegentlich, eifrig. — 3 künnes von maniger abhängig : mancher aus
  • der Verwandtschaft Hartmuts.
  • 1304, 4 diu swächeste drunder, die geringste, unscheinbarste darunter.
  • 1305, 2 daz, von solcher Beschaffenheit, daß. — 3 mete stm, , Met, ein
  • künstliches Getränk, mit Honig gemischt. — 4 wie's, wie dafür. —
  • getrouwen , ihnen zutrauen,
  • 1306, 1 gesäzen, setzten sich. — 2 heizen stv. mit acc. der Person nicht
  • häufig, befehlen. — 3 dar zuo, zu dem Zwecke, mit Bezug auf das
  • folgende ob. — kleite = kleidete.
  • 1307, 4 ensamet, beisammen; vgl. 236, 3.
  • 1308, 1 unter rotem golde'] sie hatten beide goldene Reife auf dem Haupte.
  • — 2 dar zuo, zu dem Golde. — gezweiet, geteilt; ihre Freude ent-
  • sprang nicht aus einem und demselben Gefühle.
  • 17*
  • 260 XXV. AVENTIURE,
  • liep was Ortrünen, der küuigiuue riche,
  • daz siu die edelen wesclien sach gekleidet also wün-
  • nicUche.
  • 1309 Do frewete sich diu arme, als wir han verjehen,
  • daz siu ir edelez künne so schiere solde sehen,
  • spilnde bi ein ander säzen die vil heren.
  • swar sie dicke ssehen, ez möhte ein trüric herze freude
  • leren.
  • 1310 «Wol mich», sprach frou Ortrün, «daz ich gelebet hän,
  • daz du bi Hartmuote wilt alhie bestän.
  • des dinen guoten willen gibe ich dir ze löne,
  • die ich tragen solde, miner muoter Gerlinde kröne.»
  • 1311 «Nu 16n' dir got, Ortrun», sprach daz magedin.
  • «swie du mir gebiutest, so wil ich gerne sin.
  • du hast beweinet dicke mines herzen leide,
  • getriuwelicher dienste wil ich mich nimmer täc v6n
  • dir scheiden.»
  • 1312 In kintlichen listen sprach diu raaget guot:
  • «ir sult boten senden, min her Hartmuot,
  • in Ormanieriche , ob ez in wol gevalle,
  • nach iwern besten friunden, daz sie her ze hove kö-
  • rnen alle.
  • 1313 Gestent mit fride diu erbe, daz wil ich iu sagen,
  • so wil ich bi iu kröne vor den beiden tragen,
  • daz ich daz müge erkennen, wer min ger ze frouwen.
  • mich und mine mäge läze ich iuwer recken danne
  • schon wen.»
  • 1309, 1 Do, dagegen. — .3 spilnde., scherzend ; inf. spiln swv. — 4 wenn sie
  • irgendwohin ihre Blicke oft richteten, könnte davon ein Trauriger
  • froh werden.
  • 1310, 1 gelebet hän, das erlebt habe. — 3 des willen abhängig von lone. —
  • 4 rfie] der Relativsatz geht voraus, zu kröne gehörig.
  • 1311, 4 zu treuem Dienste will ich dir immer bereit sein. — nimmer tac,
  • niemals einen Tag, keinen Augenblick.
  • 1312, \ kintlich , mädchenhaft. — 3 vorausgesetzt, daß es ihnen (eueru
  • Freunden) gefällt. — 4 daz hängt von boten senden ab. Kudrun will
  • durch die Absendung von Boten die Zahl der kampffähigen Männer
  • in der Burg vermindern; vgl. 1314, 3.
  • 1313, 1 Ge*tent mit fride, befinden sich in friedlichem Zustande. — 3 damit
  • ich weiß, wie mächtig mein Gatte ist; und dies ermißt sich nach
  • der Zahl der Dienstmannen. — 4 Verwandte hat Kudrun unter den
  • Gefangenen nicht ; sie verheißt also eine Versöhnung mit ihrer Fa-
  • milie, wenn sie eingewilligt. Zugleich aber spielt sie versteckt wie-
  • der auf die kommenden Ereignisse an.
  • WIE ORTwIn TJNDE HERWic DAR KOMEN. 261
  • 1314 Ez was ein list so wiser. swaz er der boten vant,
  • wol hundert oder mere wurden üz gesant.
  • diu minner was der vinde, do die Hegelinge
  • suocliten Hartmuoten. daz was ouch der meide ge-
  • dinge.
  • 1315 Do sprach diu frouwe Gerlint: «liebiu tohter min,
  • nu sult ir iuch scheiden. so ez aber morgen si,
  • s6 Sit bi ein ander mit gezogenheite.»
  • do neic siu Küdrunen unde bat göt sin ir geleite.
  • 1316 Von dannen gienc do Hartmuot. schenken man ir schuof
  • unde truhssezen. da was vil kleiner ruof;
  • man hiez da haben goume der stolzen meide riche.
  • mit trinken und mit spise phlac man der eilenden
  • vlizicliche.
  • 1317 Do sprach von Hegelingen ein vil schoeniu meit:
  • «so wir dar an gedenken, so wirt uns dicke leit,
  • sul wir bi den beliben, die uns her brähten,
  • uns selben äne wünne; des wir uns doch seiden ie
  • gedähten.»
  • 1318 Siu begunde weinen da ir frouwe saz.
  • do der kinde mere gesehen heten daz
  • (si gedähten in ir sorgen ir ungemaches mere),
  • sie weinden sumeliche. des erlachte Küdrün diu here.
  • 1319 Sie wänden, daz sie solden immer da bestän.
  • do was der frouwen wille ninder so getan,
  • daz siu belibe gerne bi in tage viere.
  • do kom ez an die zite, daz si'z Gerlinden runden
  • schiere.
  • 1314, 3 diu minner, desto weniger. — 4 gedinge, Absicht.
  • 1315, 2 ir iuch, Kudrun und Hartmut. — so ez aber, -wenn es wiederum.
  • — 3 gezogenheit stf., Anstand, feines Benehmen.
  • 1316, 1 schuof, bestellte. — 2 man hatte nicht nötig, viel nach Bedienung
  • zu rufen; sie war aufmerksam zur Stelle. — 3 haben goume, acht
  • haben, mit gen., auf etwas.
  • 1317, 3 sul wir, statt: daü wir sollen. — 4 uns selben äne wünne, zu beliben
  • gehörig: zu unserm Leidwesen, ohne Freude für uns selbst. — des,
  • daß wir hier bleiben sollen. — seiden ie, niemals.
  • 1318, 1 in Gegenwart ihrer Herrin. — 3 mere, dachten noch mehr darüber
  • nach.
  • 1319, 2 do, Gegensatz. — so getan, so beschaffen. — 4 an die zlie, dahin,
  • soweit. — sVz, man es. — rünen swv. mit dat. , jemand zuflüstern.
  • 262 XXV. AVENTIÜRE,
  • 1320 Ein teil üz ir züliten lachen siu began,
  • diu in vierzehn jären freude nie gewan.
  • daz hete wol gehoeret diu übele tiuvelinne;
  • diu wincte Ludewige. ez was ir leit von allen ir sinnen.
  • 1321 Do gienc siu vil schiere da si Härtmüoten vant.
  • siu sprach: «sun der mine, über ä,llez ditze laut
  • mtiezen haben arebeit die liute dar inne.
  • ich enweiz wes gelachet hat Küdrün diu schoene kü-
  • niginne.
  • 1322 Swie'z sich habe gefüeget od swie si'z habe vemomen,
  • ir sint von ir friunden heimliche boten komen.
  • da von solt du dich hüeten, edel ritter here,
  • daz du von ir friunden iht vliesest beide lip und euch
  • die ere.»
  • 1323 Er sprach: «lät ez beliben. ich gan ir harte wol,
  • swaz siu bi ir wiben freude haben sol.
  • mir sint ir naehste mäge gesezzen also verre;
  • wä koerae ich in ir läge? ja waen' mir von in immer
  • iht gewerre.»
  • 1324 Küdrün ir gesinde fragen do began,
  • ob ir gebettet waere; siu wolde släfen gä,n.
  • siu was die naht al eine gescheiden von ir swaere.
  • do giengen mit der meide des künic Hartmuotes ka-
  • meraere.
  • 1325 Diu kint von Ormanie diu truogen ir diu lieht,
  • sie heten ir gedienet da vor vil seiden ieht.
  • 1320, 1 uz ir zühten, über ihr gewohntes anständiges Wesen hinaus ; lautes
  • Lachen wehrte den Frauen die Sitte. — siu, Kudrun.
  • 1321, 2 sun der mine voc. , im Mhd. abweichend mit dem Artikel. — Ü6er,
  • über — hin, die Ausbreitung bezeichnend. — 3 müezen, ea muß so
  • kommen. — 4 sie schließt es aus dem Lachen, auch wenn sie den
  • Grund nicht kennt.
  • J.322, 3 da von, darum.
  • 1323, 1 beliben, auf sich beruhen. — 2 swaz freude , ich gönne ihr jede
  • Freude, die. — 4 mir~gewerre, daß mir von ihnen niemals etwas zu
  • Leide geschieht, ein Hindernis bereitet wird.
  • 1324, 2 betten swv. einem, jemand das Bett bereiten. — 3 die naht al eine,
  • diese einzige Nacht ; vgl. 1328 ,3.-4 die Kämmerer begleiteten
  • Kudrun bis in das Schlafgemach.
  • 1325, 1 Diu kint, Pagen sind geraeint. — 2 da vor, vorher. — seiden ieht,
  • niemals, ieht mundartliche, aber ältere Form von iht. —
  • WIE ORTWiN UNDE HERWIG DAR KOMEN. 263
  • man vant da gerihtet wol drizic oder mere
  • \il süberlicher bette, da solden ligen der ritter toh-
  • ter here.
  • 1326 Dar üfe lägen golter da her von Arabe
  • vil maniger hande varwe, und grüene alsam der kle,
  • von listen harte tiure diu deckelachen riche.
  • rot von dem fiure schein gölt uz den siden süberliche-
  • 1327 An den liebten phellen. von maniger vische htit
  • bezöge wären drunder. Hartmuot was ir trüt,
  • der minniclichen meide da her von Hegelingen.
  • ''^'- er weste niht der msere, waz im ir künne leides möhte
  • bringen.
  • 1328 Do sprach diu maget edele: «ja sult ir släfen gän,
  • ir Hartmuotes helede. wir wellen ruowe hän,
  • ich und mine frouwen, doch dise naht al eine.
  • Sit wir her bekomen, so gewünne wir mer deheine.»
  • 1329 Swaz da was der fremeden, die sach man dannen gän,
  • die wisen mit den tumben. die Hartmuotes man
  • die ilden z'ir gemache üz der kemenäten.
  • von mete und ouch von wine die armen wären vli-
  • ziclich beraten.
  • 1330 Do sprach diu Hilden tohter: «besliezet mir die tür.»
  • starker rigele viere schoz man der für.
  • 1325, 3 rihten 8wv., zurecht machen. — \ suberlich adj., reinlich, schmuck.
  • 1326, 1 Hier und in der folgenden Strophe hat der Dichter ofifenbar die
  • Schilderung der Betten der burgundischen Könige an Etzels Hofe
  • (Nib. 1825. 1826) vor Augen gehabt. — golter, auch kolter, kulter, lat.
  • culcitra, stm. , Polster. — 3 liste stf., Leiste, Borte. — deckelachen
  • 8tn. , Deckbette. — 4 rot von dem ßure soll wohl nicht heißen, daß
  • der rote Glanz des Goldes der Wirkung des schmelzenden Feuers
  • beigelegt wird, sondern was sonst nach dem ßure heißt, rot wie
  • Feuer.
  • 1327, 1 Die Pfeile waren aus Gold und Seide gewirkt. — 2 bezoc stm.,
  • Unterfutter; solche, aus Fischhäuten gemacht, kennt ebenfalls das
  • Nib. 363, 1: von vremder visce hinten bezoc wol getan. — ir trüt, ihr
  • Liebhaber, nicht : ihr Geliebter.
  • 1328, 2 helede die ursprüngliche Form von helde. — 4 mer deheine, keine
  • mehr.
  • 1329, 2 die wisen sind die Kämmerer, die tumben die Pagen. — 4 beraten
  • von, versehen mit.
  • 1330, 1 besliezen stv., zuschließen. — 2 schoz man, trieb man, stieß man. —
  • 264 XXV. AVENTIURE, WIE ORTWIN UNDE HERWIG DAR KÖMEN.
  • ouch was daz gädem s6 veste, swes man da begunde,
  • deiz üz der kemenäten bescheidenlichen meinen beeren
  • künde.
  • 1331 Do säzen s' alrerste und trunken guoten win.
  • do sprach diu aller berste: «fro muget ir wol sin,
  • alle mine frouwen, näcb starkem jwerm leide,
  • ich läze iuch morgen schouwen an iwern friunden liebe
  • ougen weide.
  • 1332 Ich hän geküsset hiute Herwige minen man
  • und Ortwin minen bruoder. da sult ir denken an:
  • swelhiu wil werden riebe von mir an' allez sorgen,
  • diu si des genoete, daz siu uns künde nach der naht
  • den morgen.
  • 1333 Ir miete wirt niht ringe. uns nähent freuden zit.
  • ja gibe ich ir ze miete guote bürge wit,
  • dar ZUG vil der huoben. die mac ich wol gewinnen,
  • gelebe ich an die stunde, daz man mich nennet eine
  • küniginne.»
  • 1334 Do legten sie sich släfen; frö was in der muot.
  • sie Westen daz in koeme manic ritter guot,
  • die in gehelfen möhten von ir grozen sorgen,
  • dar zuo stuont ir gedinge, daz si s' saehen an dem
  • naehsten morgen.
  • 1330, 3 swes hegunde gehört in den Satz mit daz (4).
  • 1331, 1 säzen s' alrerste, nun erst setzten sie sich. — 2 diu aller herste, die
  • höchste unter allen, Kudrun.
  • 1332, 3 swelhiu, welche immer (unter euch). — an' allez sorgen, ohne alle
  • Mühe. — 4 des genahte, eifrig darauf bedacht, beflissen.
  • 1333, 1 nähent 3. pers. sing, prses. von nähen = nähenen. — 4 an die stunde^
  • bis zu der Zeit, so lange.
  • 1334, 4 dar zuo stuont, darauf war gerichtet.
  • XXVI. i-VENTlURE , WIE HERwic UND ORTWIN U. S. W. • 265
  • XXVI. AVENTIURE,
  • WIE HERWIG UND ORTWIN WIDER ZUO DEM HERE KOMEN,
  • Herwig und Ortwin berichten den Erfolg ihrer Fahrt. Auf Watens
  • Rat segeln sie des Nachts bei Mondschein vor Ludwigs Burg. Eine von
  • Kadruns Mägden erblickt, früh aufstehend, die befreundeten Scharen.
  • Der Wächter verkündet die Nähe der Feinde. Ludwig hält sie für Pilger
  • und befragt Hartmuten.
  • 1335 Nu beeren wir ein maere, des habe wir nibt vernomen^
  • Ortwin imde Herwic waren nu komen
  • da sie ir recken fanden nocb üf dem wilden sande.
  • d6 liefen in engegene die beide üzer Hegelinge lande.
  • 1336 Die boten sie wol enpbiengen und bäten in daz sagen^
  • waz sie msere brsebten; sie solden s' nibt verdagen.
  • Ortwin den küenen, den man dar umbe sande,
  • sie fragten: (debet noch Küdrün in des künic Lude-
  • wiges lande?»
  • 1337 Do sprach der ritter edele: «ich mag iu nibt gesagen,
  • allen besunder; ja muoz ich iuch verdagen,
  • unz unser beste friunde bi mir gestent vil nähen:
  • so läze wir iuch beeren, waz wir vor Hartmuotes bürge
  • sähen.»
  • 1338 De sagete man'z den beiden; der kom ein michel kraft,
  • dö wurden s' umbestanden mit grozer ritterschaft.
  • d6 sprach der degen Ortwin: «nu bringe ich iu msere,
  • möhte ez sich gefüegen, der ich mit minen friunden
  • gerne enbsere.
  • 1335, 1 hoeren, wollen hören. — habe wir statt haben icir. Was wir noch
  • nicht wissen. Die Erzählung war Kudrun gefolgt und wir wissen
  • nicht, was mit Ortwin und Herwig geschehen ist!
  • 1336, 1 sie ist Subjekt. — 2 soldens kann sein solden s', sollten ihnen nicht
  • verschweigen; das Objekt ist dann zu ergänzen, etwa diu mcere.
  • Doch ebenso gut ist solden's niht , sollten nichts davon.
  • 1337, 1 gesayen, erzählen. — 2 allen besunder, jedem einzelnen. — 4 so, wenn
  • das geschehen, dann.
  • 1338, 1 deren kam eine große Menge. — 2 umbestanden, umringt. —
  • 4 möhte ez sich gefüegen gehört in den Relativsatz : solche Nachricht,
  • deren ich, wenn es möglich wäre, gern entbehren wollte.
  • 266 XXVI. AVENTIURE,
  • 1339 Nu beeret michel wunder, daz hie ist geschehen.
  • Küdrün mine swester die hän ich gesehen
  • unde Hildeburge, die maget üz Irriche.»
  • do er in daz sagete, do heten ez für lüge sumeliche.
  • 1340 Do sprachen sumeliche: «den spot mugt ir wol län,
  • wan wir nach ir gesinnet nu lange zite hän,
  • wie wir sie wider brachten von Ludewiges lande.
  • Ortwih und sine degene die sint noch üf dem schaden
  • und üf der schände.»
  • 1341 «Nu fraget Herwigen, der hat sie ouch gesehen,
  • und also daz uns künde leider niht geschehen.
  • nu gedenket, alle ir mäge, ob uns daz si ein schände :
  • wir funden Hildeburgen und Küdrünen waschen üf dem
  • sande.»
  • 1342 Do weinden alle mäge, die man da gesach.
  • Wate der vil aide zoruicliche sprach:
  • «ir gebäret alle wiben vil geliche,
  • ir enwizzet niht war umbe. ja stet ez beiden niht ze
  • lobeliche.
  • 1343 Welt ir Küdrünen helfen üz der not,
  • so sult ir nach der wize diu kleider machen rot,
  • diu da habent gewaschen ir vil wize hende.
  • da mite sult ir ir dienen; so mac siu komen üz ir
  • eilende.»
  • 1344 Do sprach von Tenen Fruote: «wie viengen wir daz an,
  • daz wir ze ir lande koemen, e Ludewiges man
  • und Hartmuotes helde erfunden disiu maere,
  • daz Hilden ingesinde bi in in Ormanieriche waere?»
  • 1339, 4 heten ez für lüge , hielten es für eine Lüge.
  • 1340, 2 sinnen hier swv. , nach einem , nach jemand streben. — 4 sint noch
  • vf, stehen noch auf dem Boden des Schadens und der Schande, die
  • ihnen die Feinde gethan; die Schande ist noch nicht gerochen.
  • 1341, 2 also, und zwar in solchem Zustande. — leider niht, kein größeres
  • Leid. — 3 daz, das Folgende.
  • 1342, 4 ir enwizzet niht ivar umbe, ihr wißt selbst keinen rechten Grund
  • für 80 weibisches "Wesen anzugeben. — ez, das Weinen.
  • 1343, 2 diu wtze stf., die Weiße, die ihnen die Wäsche Kudruns verliehen
  • hat.
  • 1344, 2 ir, Kudruns. — 4 daz kann Konjunktion, aber auch Artikel sein;
  • in letzterm Falle wäre die Konjunktion zu ergänzen.
  • A\'IE HER-S^ic UND ORTWIN WIDER ZÜO DEM HERE KOMEN. 267
  • 1345 Do sprach Wate der aide: «da kau ich raten wol.
  • ich getrouwe in vor der selde gedienen als ich sol,
  • gelebe ich noch die zite, daz ich in kum so nähen,
  • ir helde, ir sult'z hie rümen und sult gegen Ormanie
  • gähen.
  • 1346 Der luft ist so heiter, so riche und so breit
  • der mäne schinet hinte: des bin ich gemeit.
  • nu gäbet von dem sande, ir tiwerlichen helde,
  • e ez tage morgen, daz wir sin ze Ludewiges selde.»
  • 1347 Sie wurden harte unmüezic durch den Waten rät,
  • e sie zen schiffen braehten ir ros und ir wät.
  • sie ilden, swaz sie mohten, des nahtes zuo dem lande,
  • e daz ez tagen begunde, sie wären vor der bürge üf
  • dem sande.
  • 1348 Wate der bat swigen daz here über al,
  • daz sie sich sanfte legten den griez hin ze tal.
  • den wazzermüeden beiden den wart daz erloubet:
  • sie strahten nider die Schilde, dar üf legten sumeliche
  • ir houbet.
  • 1349 «Swer an dem morgen früeje gerne welle sigen»,
  • so sprach Wate der aide, «der sol sich niht verligen,
  • ja hän wir dirre verte erbiten harte küme,
  • so wir den morgen kiesen, daz iuch güote recken ihtes
  • iht dann' süme.
  • 1350 Und wil iuch warnen mere: üf und ouch ze tal
  • swer so beere diezen mines hornes schal,
  • I
  • 134J, 2 selde, Wohnuug, Königsburg: die Hs. setzt des iauern Reimes
  • wegen halde. — gedienen, den Feinden; ironisch. — A ez hie rümen,
  • den Platz hier verlassen.
  • 1346, 2 gemeit adj., froh. — 3 tiwerlich, tiurlich adj., ausgezeichnet, tapfer.
  • — 4: ze , bei, in.
  • 1347, l durch den Waten rät, bewogen durch Watens Rat.
  • 1348, 2 daz auch noch von bat abhängig. — 4 sie strahten statt des gram-
  • matisch genauem: daß sie streckten.
  • 1349, 2 verligen stv., sich, zu lange liegen. — 3 verte gen. von vart. Fahrt.
  • — 4 sobald wir das Morgenrot gewahr werden. — daz, durch ein
  • Mittelglied erklärlich : drum seid darauf bedacht , daß. — ihtes iht,
  • ein verstärktes iht (hier in negativem Siune) , durchaus nichts. —
  • süme, aufhalte.
  • 1350, 1 warnen swv., aufmerksam machen. — üf und ze tal, aufwärts und
  • abwärts. — 2 diezen stv., tönen.
  • 268 XXVI. AVENTIURE,
  • daz der sich sä ze stunde rihte gen dem strite,
  • künde ich iu den morgen, daz iuwer keiner da iht
  • langer bite.
  • 1351 So ich ander stunt gebläse, des sult ir niht län,
  • iu ensi gesatelet. zen rossen sult ir gän
  • und stet da bereite, unz ich den tac erkiese,
  • ze rehter Sturmes zite daz niemen da sin arebeit Ver-
  • liese.»
  • 1352 Sie jähen daz si'z gerne tseten swaz er riet.
  • waz er da schoener frouwen von ir fröweden schiet
  • mit verchtiefen wunden in dem herten strite!
  • sie warten algemeine niewan gen des naehsten tages ziten.
  • 1353 «So ich dri stunt gebläse, ir lieben friunde min,
  • so sult ir wol gewäfent üf den rossen sin.
  • dannoch sult ir degene min da gerne biten,
  • unz ir mich sehet gewäfent nach der schoenen Hilden
  • zeichen riten.»
  • 1354 Do legten sich die müeden üf den wert ze tal.
  • sie wären dö vil nähen vor Ludewiges sal.
  • swie'z bi der naht wsere, den sähen sie doch alle.
  • die stolzen beiden msere lägen da mit wenigem schalle.
  • 1355 Nu was der morgensterne hohe üf gegän.
  • do kom ein maget schcene in ein venster stän.
  • siu spehete, wanne ez waere daz ez tagen solde,
  • da mite siu groze miete an froun Kudrü'nen dienea
  • wolde
  • 1351, 1 ander stunt, zum zweiten male. — des— län, so soUt ihr das nicht
  • unterlassen. — 2 iu ensi gesatelet, daß euch (nicht) gesattelt sei, dafr
  • man euch gesattelt habe. — 3 da , bei den Rossen. — erkiese conj.
  • prses. von erkiesen, sehen. — 4 sin arebeit Verliese, zu spät komme,
  • die Zeit verpasse.
  • 1352, 2 fröweden = frvuden , Freuden; indem er ihre Männer tötete. —
  • 3 verchtief adj., tief ins Leben eindringend, tödlich. — 4 warten gen^
  • eigentlich schauen nach — hin ; warten auf. — niewan , gewöhnlich
  • niwan, nur.
  • 1353, 1 dri stunt, drei mal; zum dritten mal. — 3 dannoch, nicht: dennoch,
  • sondern: dann noch. — 4 näcfi, hinter — her. Das zeichen, die
  • Pahne der Königin, trug Horant.
  • 1354, 1 wert, wohl derselbe Landvoreprung, auf dem Kudrun und Hilde-
  • burg gewaschen. — 3 der Mond schien. — den , den Saal. — 4 mif
  • wenigem, mit geringem.
  • 1355, 2 in ein venster stän, um in ein Fenster zu treten. — 3 wanne ez
  • wcere, wann der Zeitpunkt wäre. — 4 dd mite, wodurch; nämlich
  • durch das Spähen. — dienen an, sich verdienen von.
  • WIE HERWIG UND ORTwIn WIDER ZUO DEM HERE KOMEN. 269
  • 1356 Do kos diu maget edele ein teil des morgens schin.
  • gen des wazzers brehene, als ez solde sin,
  • sach siu liuhten helme und vil der liebten scbilde.
  • diu burc was besezzen; von gewsefen lübte al das ge-
  • vilde.
  • 1357 Do gienc siu bin widere da siu ir frouwen vant.
  • «wacbet, maget edele, allez ditze lant
  • und disiu burc veste mit vinden ist besezzen.
  • unser friunt da heime babent unser armen nibt ver-
  • gezzen.»
  • 1358 Küdrün diu bere üz dem bette spranc.
  • gäcb was ir an daz venster. siu saget' der meide danc
  • dirre boteschefte; da von wart siu riebe,
  • von ir grozen swaere siu goumte nach ir friunden vli-
  • ziclicbe.
  • 1359 Do sacb siu riebe segele wagen üf dem se.
  • dö spracb diu maget edele: «nu ist mir erste we.
  • owe icb gotes armiu, deich ie den lip gewan!
  • man sibt hie biute sterben manigen wsetlicben man.»
  • 1360 Do siu daz geredete, daz Hut noch meistec slief.
  • Ludwi'ges wabtsere krefticlicben rief:
  • «wol üf, ir stolzen recken! wäfen, herre, wäfen!
  • her künic von Ormanie, ja waene icb ir ze lange habt
  • gesläfen.»
  • 1361 Ditze erborte Gerlint, daz Ludewiges wip.
  • do liez siu ligen släfen des alden küniges lip.
  • 1356, 1 kos praet. von kiesen, sehen. — ein teil, ein wenig. — 2 gen praep.,
  • gegenüber; im Wasser sich spiegelnd. — bre.hen swv. , glänzen; hier
  • der substantivisch gebrauchte Infinitiv im Dativ. — als ez solde sin,
  • wie es natürlich war. — 4 luhte praet. von liuhten, leuchten (1356, 3).
  • 1357, 3 besezzen mit, besetzt mit, belagert von. — 4 friunt nom, pl. — unser
  • armen, unser der Armen.
  • 1358, 3 siu, die Jungfrau, die ihr das gesagt. — 4 von, wegen oder aus. —
  • goumen swv. nach einem, nach jemand spähen.
  • 1359, 3 ie den lip gewan, jemals geboren wurde.
  • 1360, 1 meistec adj. , zum größten Teile. — 3 wäfen, ursprünglich: zu den
  • Waffen, was hier noch paßt; gewöhnlich ein Weheruf.
  • 1361, 2 von liez hängt zunächst ligen ab. —
  • 270 XXVI. AVENTIURE, WIE HERWIG ü. ORTWIN WIDER KÖMEN.
  • do gäbt' sin harte balde selbe in eine zinne.
  • da sacb siu vil der geste. unmäzen leit was do der
  • tiuveliime.
  • 1362 Siu i'lde hin widere da siu den künic vant.
  • «wachä, berre Ludewic! din burc und oucb din lant
  • daz ist umbemüret von gesten ungehiure.
  • daz lachen Küdrunen koufent dine recken hiute tiure.»
  • 1363 «Swiget», sprach do Ludewic, «ich wil sie selbe sehen,
  • wir müezen's alle erbiten swaz uns nu mac geschehen.»
  • do gienc er harte snelle in sin palas schouwen.
  • er het des tages geste, der er übele möhte getrouwen.
  • 1364 Do sach er vanen breite vor siner bürge wagen,
  • dö sprach der künic Ludewic: «ja sul wir ez sagen
  • mim' sune Hartmuote. ez sint li'hte bilgerine
  • und ligent hie durch koufen vor der stat und vor der
  • bürge mine.»
  • 1365 Man wahte Hartmuote. do ez im wart geseit,
  • do sprach der degen guote: «lät iu niht wesen leit.
  • ich erkenne fürsten zeichen wol in zweinzic landen,
  • ich wsen' die vinde wellen rechen an uns ir alden
  • anden.»
  • 1361, 4 geste, im Sinne Ton Feinde, wie mehrfach.
  • 1362, 2 wachä imper. wache mit der yeretärkenden Partikel ä. — 3 um-
  • bemüret, ummauert, umringt. — ungehiure adj., unheimlich. — 4 kou-
  • fent thcre, kommt teuer zu stehen.
  • 1363, 2 der Zwischengedanke ist: euer Lärmen hilft nichts, es läßt sich
  • dadurch nichts ändern. — müezen's, müssen darauf. — 4 des tages,.
  • an diesem Tage. — übele adv., soviel als : nicht ; die er nicht erwar-
  • ten konnte, auf die er nicht gefaßt war.
  • 1364, 3 ithte adv., es kann leicht sein.
  • 136'), 1 wahte prset. von wecken. — 2 lät — leit, habt keine Sorge und
  • Angst. — 3 zeichen, Fahnen mit ihren Wappen.
  • XXVII. AVENTIURE, WIE HAETMUOT LUDEWIGE NANDE ü. S. W. 271
  • XXVII. AVENTIURE,
  • WIE HABTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN.
  • Hartmut nennt seinem Vater die Wappen der einzelnen Heerscharen.
  • Beide -waffnen sich. Gerlind rät eine Belagerung abzuwarten und nicht
  • auszufallen; Hartmut -will nichts von solchem Rate -wissen. Der Kampf
  • beginnt. Hartmut verwundet Ortwinen und Horanden, der jenem zu Hilfe
  • eilt. Herwig dringt auf Ludewigen ein, kommt aber zu Falle und wird
  • von seinen Mannen beiseite geschafft.
  • 1366 Do liez er ligen släfen alle sine man.
  • Ludewic und Hartmuot die zwene giengen dan
  • schouwen in diu venster. do sie diu here sähen,
  • scüiere sprach do Hartmuot: «sie ligent miner bürge
  • ein teil ze nähen.
  • 1367 Ez sint niht bilgerine, vil lieber vater min.
  • Wate und ouch die sine mugen ez vil wol sin,
  • der helt von Sturmlanden und der von Ortriche.
  • dort sihe ich wagen ein zeichen, daz mac sich dem
  • maere wol geliehen.
  • 1368 Ez ist ein bruner phelle da her von Karade.
  • e daz sich der geneige, da bi wirt beiden we.
  • dar inne swebet ein houbet, daz ist von rotem golde.
  • also ktiener geste ich hie ze land'e gerne enbern
  • wolde.
  • 1369 Uns bringet der von Moeren wol zweinzic tüsent man.
  • daz sint vil küene degene, als ich gesehen kan.
  • die wellen an uns werben mit strite michel ere.
  • noch sihe ich dort ein zeichen, da bi lit der beide
  • noch mere.
  • 1366, 4 ein teil, ein wenig, mit der gewöhnlichen mhd. Ironie.
  • 1367, 4 daz — geliehen , das kann dieser Nachricht, daß es nämlich Wate
  • und die Seinen sind, wohl gleichen, stimmt wohl damit überein.
  • Vgl. 1207, 4.
  • 1368, 1 örün adj., braun. — phelle, der Stoff, aus dem die Fahne gemacht
  • war. Es ist das Zeichen (1367, 4) Siegfrieds von Morland, aus brau-
  • nem j&AeHe geschnitten. — 2 geneigen ev/\.j sich, sich beugen, als
  • Zeichen des verlorenen Sieges. — da bt, bei dem Beugen. — 3 swebet,
  • flattert. Das Haupt ist wohl von Gold eingewirkt zu denken.
  • 1369, 3 werben stv. , erwerben, an uns, bei uns, von uns.
  • 272 XXVII. AVENTIÜBE,
  • 1370 Der van ist Horandes da her von Tenelant.
  • da bi sih' ich hern Fruoten, der ist mir erkant,
  • und hern Morüngen von Wäleis dem lande,
  • der hat uns vil der vinde gefüeret wider morgen zuo
  • dem sande.
  • 1371 Noch sihe ich ir einen mit liehten Sparren rot:
  • da Stent örter inne. des koment helde in not.
  • der ist Ortwines da her von Ortriche,
  • dem wir den vater sluogen; der enkumt uns niht ze
  • friuntli'che.
  • 1372 Dort sihe ich vanen einen, der'st wizer danne ein
  • swan.
  • güldi'niu bilde muget ir kiesen dran,
  • den hat min swiger Hilde gesendet über ünde.
  • der haz der Hegelinge wirt e morgen äbent vil wol
  • künde.
  • 1373 Noch sihe ich hie bt weihen einen vanen breit
  • von wolkenbläwen siden. daz si iu geseit:
  • den bringet uns her Herwic da her von Selande.
  • sebleter swebent dar inne. er wil hie vaste rechen
  • siuen anden.
  • 1374 Ouch kumt uns her Irolt, des mag ich wol jehen.
  • er bringet vil der Friesen, als ich mich kan versehen,
  • und ouch der Holzsaezen; daz sint ziere helde.
  • ez nähet z'einem stürme. nu wäfent iuch, ir recken,
  • in der selde.»
  • 1370, 4 wider morgen, gegen Morgen, bei Tagesanbruch.
  • 1371, 1 ir, der Fahnen, — sparre swm., Balken, im heraldischen Sinne. —
  • 2 örter pl. von ort, Spitzen, namentlich von Waffen; offenbar mit
  • Beziehung auf den Namen Ortlant und Ortwtn. — des, dadurch,
  • durch die Fahne und den um sie geführten Kampf; vgl. 1368, 2. —
  • 4 niht ze friuntllche, ironisch.
  • 1372, 1 der' st = der ist. — swan swm. (statt swane), Schwan. — 2 bilde,
  • Wappenbilder. — 3 swiger stf., Schwiegermutter: so nennt Hartmut
  • Hilden ironisch, denn jetzt zweifelt er wohl nicht mehr daran, daß
  • Gerlind recht hatte, als sie schon Tags zuvor über das Lachen Ku-
  • druus erschrak und gewiß war, daß ihr eine Nachricht aus der Hei-
  • mat gekommen. Vgl. 1322, 2. — 4 e morgen äbent, vor morgen Abend.
  • 1373, 2 wulkenbld adj. , himmelblau. — 3 da her gehört nicht zu bringet,
  • sondern zu Herwic. — 4 sebleter pl. von seblat, Blatt einer Seepflanze,
  • der Seerose V Wieder mit Anschluß an den Namen SelatU. Vgl.
  • Haupts Zeitschrift 12, 314. Germania 4, 53. 17, 66.
  • 1374, 2 als ich mich kan versehen, wie ich erwarten kann.
  • WIE HARTMÜOT LÜDEwioE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 273
  • 1375 «Nu wol üf», sprach Hartmuot, «alle mine man,
  • wan ich den grimmen gesten der ere niht engan,
  • daz sie ze miner bürge geriten sint so nähen.
  • wir suln sie vor der porten mit den swertslegen wol
  • enphähen.»
  • 1376 Do Sprüngen von den betten die man noch ligende vant.
  • sie ruoften, daz man braehte ir liehtez wicgewant.
  • sie wölden dem künige helfen wern daz riche.
  • wol vierzic hundert degene garten sich dar inne sü-
  • berliche.
  • 1377 Do wafent' sich Ludewic und ouch Hartmuot.
  • die frouwen eilende dühte ez übele guot.
  • sie heten in der bürge ganzen tröst deheinen.
  • do sprach ir einiu drunder: «der vert lachte, den lät
  • hiure weinen.»
  • 1378 Vil schiere kom frou Gerlint, daz Ludewiges wip.
  • «waz weit ir tuon, her Hartmuot ? zwiu weit ir den lip
  • selbe hie Verliesen und alle dise helde?
  • ja slahent iuch die vinde, kumt ir zuo in dar liz den
  • seiden.»
  • 1379 Do sprach der ritter edele: «muoter, get hin dan.
  • ir muget niht bewisen mich und mine man.
  • ratet iwern frouwen, die mugen'z sanfte liden,
  • wie sie daz gesteine legen mit dem golde in die siden.
  • 1380 Nu sult ir», sprach Hartmuot, «waschen heizen gän
  • Küdrün mit ir meiden, als ir e habt getan.
  • 1375, 2 der ere, daß sie uns auf den Leib gerückt sind und den ersten
  • Angriff gewagt haben. Er will ihnen zuvorkommen.
  • 1376, 3 wem swr., verteidigen. — 4 garten sich, waffneten sich; von ger-
  • wen 8WV.
  • 1377, 2 übele guot; übele ist Adv. , hier beinahe in der Bedeutung einer
  • Negation: wenig gut, durchaus nicht gut; vgl. 1363, 4. Warum sie
  • sich unbehaglich fühlten, sagt die folgende Zeile, — 3 ganzen, festen,
  • zuverlässigen. — 4 werf adv., vergangenes Jahr; hiure adv., in diesem
  • Jahre: ein Sprichwort.
  • 1378, 4 dar, dorthin; mit zuo in zu verbinden.
  • 1379, 2^ bewtsen swv. , anleiten , Anweisung geben. — 3 die mugen'z sanfte
  • liden, die können sich das wohl gefallen lassen.
  • 1380, 1 Der Rat ist ironisch. -
  • KUDRUN. 18
  • 274 XXVII. AVENTIURE,
  • ir wändet siu enhete niht friunt noch Ingesinde,
  • ir müget noch hiute schouwen, daz uns die geste ge-
  • dankent swinde.«
  • 1381 Do sprach diu tiuvelinne: «da mite diende ich dir,
  • daz ich sie wände twingen. nu solt du volgen mir.
  • din burc ist so veste, heiz diniu tor besliezen;
  • so mugen dise geste ir reise harte lützel her ge-
  • niezen.
  • 1382 Du weist vil wol, Hartmuot, daz sie dir sint gehaz,
  • den du ir mäge slüege; nu hüete dich diu baz.
  • du hast vor der bürge gesippen friunt deheinen.
  • die stolzen Hegelinge bringent ir ie zweinzic wider
  • einen.
  • 1383 Ir sult euch daz bedenken, vil lieber sun min:
  • ir habt in disem hüse brot ünde win
  • unde guote spise vollen z'einem järe.
  • swer hie wirt gevangen, ja läzent sie den loesen harte
  • undäre.»
  • 1384 Do riet aber dem recken daz Ludewiges wip:
  • (•behüetet iuwer ere, verlieset niht den lip.
  • mit armbrusten heizet uz den venstern schiezen
  • die grimmen verchwunden, daz ez ir friunt da heime
  • beriezen.
  • 1385 Autwerc diu besten heizet seilen wol
  • gegen disen gesten. diu burc ist recken vol.
  • 1380, 3 ihr glaubtet sie freund- und hilflos, und behandeltet sie darum
  • Bchleciit. Für diese Behandlung wird die Rache um so schlimmer
  • werden. — 4 gedankent, für die gute Behandlung der Frauen; eben-
  • falls ironisch.
  • 1381, 4 her gehört zu reise: ihrer Fahrt, ihres Kriegszuges hierher.
  • 1382, 2 du slüege 2. pers. prset., du schlugst. — diu baz, um so besser, um
  • BD mehr. — 3 gesippe adj., verwandt.
  • 1383, 2 in disem huse, in dieser Burg. — 3 vollen z'einem järe , in vollem
  • Maße, reichlich für ein Jahr. — 4 undäre adv. , unansehnlich; Um-
  • schreibung der Negation, wenig oder gar nicht. Die Gefangenen
  • würde man in diesem Falle nicht auslösen, sondern töten; darum
  • widerrät Gerlind, sich in einen Kampf auf freiem Felde einzulassen.
  • 1384, 1 dem recken, Hartmut. — 3 annbru*t stn., aus arcubalista, durch
  • Umdeutschung. — 4 beriezen stv., bew^einen.
  • 1385, 1 Antwerc stn., Belagerungsmaschine, Wurfmaschine, den romischen
  • Katapulten ähnlich. — seilen swv., mit Seilen versehen. —
  • WIE HARTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 275
  • e ich iiich mit den vinden swerte läze brüchen,
  • ich und inine meide tragen iu die steine in wizen
  • stüchen.»
  • I 1386 Do sprach in zorne Hartmuot: «frouwe, nu get hin.
  • waz muget ir mir geraten? zwiu solde mir min sin?
  • e man mich beslozzen in dirre bürge vinde,
  • e wolt' ich ersterben da uzen bi dem Hilden in-
  • i gesinde.»
  • 1387 D6 sprach weinende des alden küniges wip:
  • I «ja tuon ich'z dar umbe, daz du dinen lip
  • P deste baz behüetest. swer sich lät hiute schouwen
  • under dinem zeichen, der mag uns alles guotes wol
  • getrouwen.»
  • I
  • ^ 1388 «Nu wäfent iuch», sprach Gerlint. «bi dem sune min
  • houwet üz den helmen den heizen fiures schin.
  • ir sult bi dem recken hiute wesen nähen.
  • ja sult ir die geste mit den tiefen wunden wol en-
  • phähen.»
  • 1389 "Min frouwe saget iu rehte», sprach do Hartmuot,
  • «ir vil guote knehte. swer ez mit willen tuot,
  • I und mir ez mit den vinden hiute hilfet tichen,
  • r swaz der alden stirbet, den wil ich die weisen alle
  • riehen.»
  • 1390 Gewäfent wart dar inne der Ludewiges man
  • t tüsent unde hundert. e daz sie füeren dan
  • 1385, 3 swerte brüchen, die Schwerter brauchen, im offenen Feldkampf. —
  • 4 die steine, die aus den Maschinen oder von ..den Mauern herab-
  • geschleudert werden. — stüche masc. oder fem., Ärmel.
  • 1386, 2 zwiu solde mir min sin, wozu hätte ich meinen Verstand, wenn ich
  • mir nicht selbst raten könnte? — 3 beslozzen, eingeschlossen. — i uzen
  • adv., außen.
  • 1387, 3 hiermit wendet sich Gerlind an die Dienetmannen und verheißt
  • ihnen Belohnung; noch bestimmter in der folgenden Strophe.
  • 1388, 2 den heizen fiures schin, heißen Feuerglanz , feurige Funken.
  • 1389, 1 Hartmut hat erkannt, daß die Mutter in seinem Interesse rede
  • und rate, und ist etwas sanfter; er schließt an 1387, 3. 4 an. —
  • 3 tichen stv., fördern; ndt , an, bei. — 4 er verheißt, wenn sie selbst
  • faUen, für ihre Kinder zu sorgen. Deren Waisen will ich versorgen,
  • soviel auch der Väter fallen.
  • 18*
  • 276 XXVII. AVENTIÜRE,
  • üz des küniges porte, der bürge schuof er huote.
  • noch liezen sie dar inne wol fünf hundert snelle ritter
  • guote.
  • 1391 Do sloz man üf die rigele ze vieren bürge torn.
  • sie heten niht gebresten gen einigem sporn.
  • die dem jungen künige wolden helfen striten,
  • mit helmen üf gebimden sach man der drizic hundert
  • nach im riten.
  • 1392 Nu nähent ez dem strite. der helt üz Sturmlant
  • begunde ein hörn blasen, daz man'z über sant
  • wol von sinen kreften horte drizic mile.
  • die von Hegelingen begunden zuo dem Hilden zeichen
  • ilen.
  • 1393 Do blies er ander stunde; daz tet er umbe daz,
  • daz ieclicher recke in den satel saz
  • und ir schar schihten dar sie wolden keren.
  • man gefriesch in den striten nie älden recken also
  • heren.
  • 1394 Er blies ze dritten stunden mit einer krefte groz,
  • daz im der wert erwagete und im der wäc erdöz.
  • Ludwiges eckesteine üz der miire möhten risen.
  • dö hiez er Höranden der schoenen Hilden zeichen
  • dannen wisen.
  • 1395 Sie vorhten Waten sere. da wart niemen lüt.
  • man horte ein ros ergrinen. daz Herwiges trüt
  • 1390, 3 er sorgte für Bewachung der Burg; nicht alle Kampffähigen zogen
  • hinaus.
  • 1391, 1 ze, bei. — 2 gen einigem sporn, bis zum Betrage von einem einzigen
  • Sporen; nach Nib. 1659, 4 daz iuch ze scaden bringe gegen einigem
  • sporn. — 4 «/ gebunden, aufs Haupt gesetzt. Der Helm wurde unter
  • dem Kinne mit Bändern (helmbant) zugebunden. — der, derer.
  • 1392, 3 von sinen kreften, wegen, infolge seiner Stärke. — drizic utile, drei-
  • ßig Meilen weit. — 4 scharten sich um Horant.
  • 1393, 3 schihten praet. conj. von schicken, bereit machen; dar, nach der
  • Richtung hin , wohin. — 4 also heren, sc. als Wate.
  • 1394, 1 ze dritten stunden, zum dritten male. — 2 im, vor ihm. — der wert
  • erwagete, der Strand erbebte. Vgl. hlb, 1. — 3 eckesteine, Ecksteine,
  • die ein Gebäude hauptsächlich stützen. — risen stv. , fallen. —
  • 4 dannen wisen, vorwärts führen.
  • 1395, 2 ergrinen stv., knurren, wiehern; hörte ist conj., man hätte hören
  • können: so still war es (Martin). —
  • WIE HAETMUOT LUDEWIGE NANDE DEE FÜESTEN ZEICHEN. 277
  • stuont obene in der zinne. stateliche riten
  • sach man die küenen recken, die mit Hartmuote wei-
  • den striten
  • 1396 Nu was ouch komen Hartmuot unde sine man,
  • ze vlize wol gewäfent, üz der porten dan.
  • von fremeden und von künden durch die venstersteine
  • erglasten in die helme. ja enwas ouch Hartmuot da
  • niht eine.
  • 1397 Der bürge in vieren enden giengen zuo die schar,
  • allez ir gewsete was nach silber var.
  • dar zuo sach man schinen gespenge ab liebten
  • Schilden,
  • sie vorhten Waten den alden alsam einen grimmen
  • lewen wilden.
  • 1398 Die beide von den Meeren man sunder riten sach,
  • schiezen starke schefte. vil trunzen da zerbrach.
  • do sie den strit erhuoben mit den von Ormandine, .
  • do sach man üz ir wäfen und üz ir brünne fiures
  • blicke erschinen.
  • 1399 Die von Tenemarke zer bürge riten dan.
  • irolt der vil starke wisen do began
  • der müre an ein ende sehs tüsent oder mere;
  • daz wären guote helde. ez schadete Ludewige harte
  • sere.
  • 1400 Do reit mit sinen mannen sunder Ortwin.
  • er fuorte ir ahzic hundert; daz muose schade sin
  • dem lande z'Ormanie und ouch den liuten drinne.
  • Gerlint und Ortrün weinende stuonden an der zinne.
  • 1395, 3 stateliche adv., gemach.
  • 1396, 3 von fremeden und von künden gehört zu helme: von Feinden und
  • Freunden. — venstersteine , die steinernen Feneterrahmen. — 4 er-
  • glasten praet. von erglesten, leuchten.
  • 1397, 1 in vieren enden, auf vier Seiten; der bürge gehört zu giengen zuo,
  • giengen los auf. — 2 nach silber var, wie Silber gefärbt.
  • 1398, 1 sunder adv. , besonders , abgesondert. — 2 trumen geschwächt aus
  • trunzün stm. , Lanzensplitter; franz. trongon. — 4 blicke pl. von blic
  • stm., Blitz.
  • 1399, 3 der mure an ein ende, an das Ende der Mauer.
  • 1400, 2 schade sin, zum Schaden gereichen, schaden.
  • 278 XXVII. AVENTIURE,
  • 1401 Do kom oiicli her Herwic, froua Küdrimen man,
  • des vil manic frouwe grozen schaden gewan,
  • da er begunde striten nach sines herzen trüte.
  • von den starken wäfen hört' man die helme erdiezen
  • harte lüte.
  • 1402 Nu was ouch Wate der aide mit sinen recken komen
  • der helt was grimmes muotes, daz heten sie vernomen.
  • mit speren ungeneigten reit er unz an die schranken,
  • leit was ez Gerlinde; dö mohte ab ez Küdrün im ge-
  • danken.
  • 1403 Do sach man Hartmuoten riten vor der schar,
  • ob er ein keiser waere, so künde er nimmer gar
  • vliziclicher werben, ez lühte gön der sunnen
  • allez sin gewsete. im was noch hohes muotes un-
  • zerunnen.
  • 1404 Do ersach in Ortwin, der künic von Ortlant.
  • er sprach: «und saget uns iemen, dem ez si erkant,
  • wer ist jener recke? er vert dem wol geliche,
  • sara er mit siner hende an uns erdienen welle ein
  • künicriche.»
  • 1405 Dö sprach ir einer drunder: «daz ist Hartmuot.
  • da man sol beide kiesen, da ist er ein ritter guot.
  • ja ist ez der selbe, der dinen vater sluoc.
  • er ist in allen striten küene und biderbe genuoc.»
  • 1401, 1 man, im Sinne von Verlobter, Geliebter; in der Lyrik des 12. Jahr-
  • hunderts häufig in diesem Sinne. — 2 des, von dem (Herwig). —
  • 4 wäfen, Schwertern.
  • 1402, 2 sie, die in der Burg. — .3 mit speren ungeneigten: die Speere wur-
  • den geneigt beim Angriff; soweit aber war ea noch nicht; Tgl. 1410, 1.
  • — 4 ab=aber, andererseits, dagegen.
  • 1403, 2 keiser, die höchste Bezeichnung, das Ideal weltlicher Macht und
  • Herrlichkeit; in vielen sprichwörtlichen Redensarten. — künde, hätte
  • können. — nimmer gar, durchaus nicht. — .3 vliziclicher werben, mit
  • größerer Sorgfalt verfahren , in Bezug auf seine Rüstung. — 4 sein
  • hochstrebender Mut war ihm noch nicht ausgegangen.
  • 1404, 2 und, für den nhd. Sprachgebrauch entbehrlich. — saget uns iemen,
  • kann uns jemand sagen. — 3 er vert dem wol geliche, er sieht wohl
  • 80 aus. — 4 erdienen, durch Dienst erwerben; an uns, bei uns,
  • von uns.
  • 1405, 2 kiesen stv. , beurteilen , auswählen.
  • WIE HARTMUOT LUDEwIgE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 279
  • 1406 In zorne sprach Ortwin: «so ist er min geschol.
  • er muoz mir sicherliche hiute gelden wol.
  • swaz wir von im verlorn hän, daz sul wir hie gewinnen,
  • des hilfet im niht Gerlint, daz er immer lebende kome
  • hinnen.»
  • 1407 Do het Ortwinen Härtmüot erkorn.
  • swie er sin niht erkande, doch hiew er mit den sporn
  • sin ros, deiz spranc vil wite. er reit üf Ortwinen.
  • ir sper sie neigten bede; da von sach man lichte
  • brünne erschinen.
  • 1408 Ir ietweder des andern mit Stiche niht vergaz.
  • Ortwines ros daz guote üf die hehsen saz.
  • der künige ungemüete sie mohten niht verdoln.
  • do sach man ouch strüchen des künic Hartmuotes voln.
  • 1409 Diu ros üf gesprungen. do huop sich michel klanc
  • von der künige swerten. man mohte in's sagen danc,
  • daz sie den strit erhuoben so rehte ritterlichen.
  • sie wären beide küene; sie wölden ein ander niht ent-
  • wichen.
  • 1410 Ir beider ingesinde kom mit geneigten spern.
  • daz geschädete manigem kinde. ein ander sach man
  • wern
  • mit hurte tiefer wunden die guoten ritter sere.
  • sie wären alle biderbe uude würben vil vaste umb' ere.
  • 1411 Tüsent wider tüsent der Hartmuotes man
  • ze Waten ingesinde dringen do began.
  • 140B, 1 geschol swm. , Schuldner. — 4 immer, je, überhaupt.
  • 1407, 1 erkorn, ersehen, wahrgenommen. — 2 sin von niht abhängig, ihn
  • nicht. — hiew prset. von houwen. — 3 deiz ^ daß es. — vf, auf — zu.
  • — 4 die Panzer leuchten, indem die Speere Funken aus ihnen
  • treiben.
  • 1408, 1 des andern mit stiche niht vergaz, vergaß nicht den andern zu
  • stechen; sie verstachen ihre Speere aufeinander. — 2 hehsen pl. von
  • hahse swf., Kniebug an den Hinterfüßen der Pferde; uf die hehsen
  • saz, stürzte in die Knie mit den Hinterfüßen. — 4 strüchen swv.,
  • straucheln. — voln acc. von vol swm., Fohlen.
  • 1409, 1 Der Schwertkampf fand hier, abweichend von der Gewohnheit,
  • auch zu Rosse statt. — gesprungen praet. plur. von gespringen. —
  • 3 erhuoben, anfiengen ; sie waren die ersten Kämpfer.
  • 1410, 2 manigem kinde, entweder: manchem jungen Manne, oder soviel
  • als: maniger muoter kinde. — 3 mit hurte, im Zusammenstoß; uom.
  • hurt stm. — wunden wern, Wunden gewähren, austeilen.
  • 1411, 1 wider tüsent, gegen tausend von Watena Mannen. —
  • 280 XXVII. AVENTIURE,
  • der hene von den Stürmen leidet' in so sere:
  • swer im kom so nähen, der gedähte dringens nimmer
  • mere.
  • 1412 Do was underschüttet diu Herwiges schar
  • mit zehen tüsent mannen; die kömen zornic dar.
  • e daz sie iemen solde von dem lande triben,
  • sie wären in dem muote, daz sie wolden tot da be-
  • liben.
  • 1413 Herwic was ein recke; wie weigerliche er streit!
  • er diende vliziclichen, daz im diu schcene meit
  • deste holder wsere. wie im da gelunge,
  • wie möhte er des getrouwen? ez sach allez KüdrüQ
  • diu junge.
  • 1414 Do hete sich gesamenet mit den von Tenelant
  • Ludewic der aide. der truog an siner haut
  • ein vil starkez wäfen. er stuont alsam ein herre.
  • er und sine degene kömen für die schränken ze verre.
  • 1415 Mit den Holzssezen manigen ersluoc
  • Früote der küene; frum was er genuoc.
  • von Wäleis üz dem lande Morünc den degen jungen
  • vor Ludewiges bürge sach man die erde mit den to-
  • ten tungen.
  • 1416 irolt der junge was ein ritter guot.
  • der hiew üz den ringen daz heize walbluot.
  • bi dem Hilden zeichen streit daz Waten künne.
  • ja täten sie die dicken
  • schar vil dünne.
  • 1411, 3 leidet' in, wurde ihnen leid, verhaßt. — i so nähen, daß er ihn er-
  • reichen konnte.
  • 1412, 1 underschüttet, untermischt; zehntausend Mann der Feinde warea
  • zwischen Herwigs Schar geschüttet, gemischt, gedrängt. — 4 sie^
  • die zehntausend Mann.
  • 1413, 1 weigerliche adv., stattlich. — 2 diende, verdiente. — 3. 4 wie hätte
  • er glauben können solches Glück zu haben, nämlich daß Kudrua
  • ihn sah.
  • 1414, 1 hete sich gesamenet, war zusammengetroffen. — 3 alsam ein herrer
  • wie ein Herrscher, Gebieter. — 4 die schranken sind hier die Burg-
  • thore. — ze verre, zu weit vor.
  • 1416, 2 walbluot stn., Blut der Walstatt, Kampfblut. — 3 daz Waten künngy
  • Watens Verwandter, Horant. — 4 bleichen swv. , bleich werden, die
  • Häupter der Gefalleneu. — dicken, dichten-, die adj.
  • WIE HÄBTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜKSTEN ZEICHEN. 281
  • 1417 Do samende sich her Hartmuot und Ortwin alsam e.
  • die winde wseten verre so dicke nie den sne,
  • so die helde täten diu swert an den handen.
  • do wart aber Hartmuot von dem kimige üz Ortlant
  • bestanden.
  • 1418 Ortwin der junge biderbe was genuoc.
  • Hartmuot der starke in durch den heim sluoc,
  • daz im sin liehtiu brünne mit blüote gar heran.
  • daz sähen vil ungerne des küenen Ortwines man.
  • 1419 Do wart ein michel dringen; gemischet wart der strit.
  • die sluogen durch die ringe vil manige wunden wit.
  • do sach man mit den swerten geneiget maniges houbet.
  • der Tot tet dem geliche, daz er die Hute guoter friunde
  • roubet.
  • 1420 Do sach von Tenen Horant Ortwinen wunt.
  • do begunde er fragen, wer iht ungesunt
  • gemachet' in dem strite sinen lieben herren.
  • Hartmuot der lachte; ja wären s' von ein ander vil
  • unverre.
  • 1421 Ortwin sagete im selbe: «daz tet her Hartmuot.»
  • do gap daz Hilden zeichen von im der degen guot,
  • daz er wol künde bringen nach maniger grozen ere
  • ze schaden sinen vinden. des dräng er nach Hart-
  • muote sere.
  • 1422 Hartmuot bi im horte ungefüegen schal.
  • er sach daz bluot rilichen vliezen hin ze tal
  • 1417, 2 wceten prset. von woejen, wehten, trieben. — dicke adv., dicht. Die
  • Schwertschläge fielen dichter als die Schneeflocken. — 3 täten ver-
  • tritt waeten. — 4 bestanden, bekämpft.
  • 1418, 3 heran prset. von herinnen, überströmt werden.
  • 1419, 1 gerniscket wart der strit , die Streitenden geriethen untereinander,
  • die Heere wurden handgemein. — 4 Tot hier persönlich gefaßt, wie
  • sehr häufig bei mhd. Dichtern. — tet dem geltche, benahm sich so
  • wie einer, der; wie derjenige, welcher. — rouhen swv. mit acc. und
  • gen. , jemand eines Dinges berauben.
  • 1420, 2 wer iht, wer etwa. — ungesunt adj., verwundet. — 3 gemachet' prset.
  • conj., gemacht hätte. — 4 Hartmut hatte die Frage gehört.
  • 1421, 2 der degen, Horant. — 3 hringen , führen. — nach maniger grozen
  • ere, mit vieler großen Ehre, auf sehr ehrenhafte Weise. — 4 nach,
  • um ihn zu erreichen.
  • 282 XXVII. AVENTIÜRE,
  • vil manigen üz den wunden nider zuo den füezen.
  • do sprach der degen küene: «den schaden sol ich
  • minen beiden büezen.«
  • 1423 Do kerte er sich hin umbe da er Horanden sach.
  • von ir beider eilen balde daz geschach:
  • daz fiwer von den ringen in dräte für diu ougen.
  • sich bugen swertes ecke von ir banden üf den helm-
  • böugen.
  • 1424 Er -wiindet' Höranden, als ouch e geschach
  • dem küenen Ortwine, daz im ein roter bach
  • floz üz sinen ringen von Hartmuotes banden.
  • er was so rehte biderbe; wer solde muoten do nach
  • sinen landen?
  • 1425 Gescheidet wart mit strite von ir beider man
  • in angestlicher zite vil Schilde wol getan
  • mit den guoten swerten, diu si üf ein ander sere
  • vliziclichen sluogen. Hartmuot werte sich nach gro-
  • 1426 Ortwi'ns und Horandes friunde huoten sit
  • daz si üz der schar wichen, daz man ir wunden wit
  • frümte gebunden; des gähten sie vil sere.
  • do riten sie hin widere, von in wart gestriten sider
  • mere.
  • 1427 Nu läze wir sie muoten swes sie nu gezeme.
  • wer da frume gewinne oder wer da schaden neme,
  • daz ist hie unverscheiden vor Ludewiges veste.
  • sin volc daz wert' sich grimme: da würben wol nach
  • ere die geste.
  • 1422, 3 manigen dat. pl.
  • 1423, 2 daz, was folgt. — 3 in dräte für diu ougen, sprang ihnen vor die
  • Augen. — 4 ecke, vgl. 864, 2. — helmbouc stra. , Helmspange.
  • 1424, 1 wunden swv. , verwunden. — 4 er, Hartmut. — muoten nach, ver-
  • langen nach, Anspruch machen auf.
  • 1425, 1 Gescheidet part. von scheiden swv., geteilt, zerhauen. — 2 in angest-
  • licher zite, in einer gefahrvollen Stunde. — 3 diu si vf ein ander
  • sluogen, mit denen sie aufeinander losschlugen.
  • 1426, 1 huoten, waren darauf bedacht, gaben acht. — i si , Ortwin und
  • Horant. — 3 frumte gebunden, verbunden machte ; daß man das Ver-
  • binden ihrer Wunden besorgte. — 4 als das Verbinden ihrer Wun-
  • den geschehen war , ritten Ortwin und Horant.
  • 1427, \ muoten, hier: unternehmen, anstreben, thun. — 3 unverscheiden
  • adj., unentschieden. — 4 rfä , andererseits; ein Gegensatz.
  • WIE HARTMUOT LUDEWIGE NANDE DER FÜRSTEN ZEICHEN. 283
  • 1428 Man künde iu von in allen geliche nilit gesagen.
  • der man da gedenket, der wart da vil erslagen.
  • man horte in vieren enden der swerte vil erschellen.
  • man mohte da zen stunden gescheiden niht die trae-
  • gen noch die snellen.
  • 1429 "Wate stuont niht müezic, daz ich gelouben wil.
  • er het ir vil gegrüezet des libes an ein zil,
  • die von sinen handen vor im verhouwen lägen.
  • daz wolden rechen gerne üz Ormanin der guoten ritter
  • mäge.
  • 1430 Ku was komen Hei-wic, als uns ist geseit,
  • gegen Ludewige mit einer schar breit,
  • aldä er sach striten Ludwigen den alden,
  • da er und sine degene wunder vil der guoten recken
  • valden.
  • 1431 Lüte ruoft' do Herwic: «ist iemen daz erkant,
  • wer ist jener aide? der hat mit siner hant
  • so vil der tiefen wunden allez hie gehouwen
  • von sinem starken eilen, daz ez beweinen müezen
  • schcene frouwen.
  • 1432 Daz erhörte Ludewic, der voget üz Ormanin.
  • «wer ist der in der herte hat gefräget min?
  • ich bin geheizen Ludewic von Ormanieriche.
  • möhte ich mit den vinden gestri'ten, daz tsete ich
  • sicherliche.»
  • 1433 Do sprach der künic Herwic : «du hast verdienet daz,
  • nu du heizest Ludewic, daz ich dir bin gehaz,
  • 1428, 2 der man da gedenket, deren Andenken auf uns gekommen ist. —
  • 3 in vieren enden, in vier Richtungen; an den vier Thoren. — er-
  • sehenen ist wohl das starke Verbum erschallen. — 4 zen stunden, in
  • dem Augenblick.
  • 1429, 2 ir vil gegrüezet des libes an ein zil, ihrer Viele an das Ende ihres
  • Lebens getrieben. Die seltene Ausdrucksweise ist wieder durch den
  • innern Reim veranlaßt.
  • 1430, 3 aldä, dorthin, wo. — 4 wunder vil, unendlich viele. — valden praet.
  • von vellen, fällen, töten.
  • 1431, 4 von, durch, mit.
  • 1432, 2 herte , der Zusammenstoß in der Schlacht , das Treffen. — gefräget
  • min, nach mir gefragt.
  • 1433, 2 nu, da. —
  • 284 XXVII. AVENTIURE, WIE HARTMUOT L. NANDE U. S. W.
  • wan du uns vil der helde slüege üf einem sande.
  • von dir erstarp ouch Hetele ; der was ein küener helt
  • ze sinen banden.
  • 1434 Du tsete uns schaden mere, e daz du schiedest dan.
  • den klage wir noch vil sere. da von ich gewan
  • s6 vil der herzen swsere. du staele mir min frouwen
  • üf dem Wülpensande und lieze miner helde vil ver-
  • houwen.
  • 1435 Ich bin gebeizen Herwic: du nseme mir min wlp;
  • die muost du geben widere, ode linser eines lip
  • muoz dar umbe sterben, dar zuo der recken mere.»
  • do sprach der künic Ludewic: «du dröwest mir in
  • minem laut ze sere.
  • 1436 Du hast mir dine bihte äne not getan.
  • ir ist hie noch mere, den ich genomen hän
  • ir guot und ir mäge. des solt du mir getrouwen:
  • ich sol ez also schaffen, daz du nimmer küssest dine
  • frouwen.»
  • 1437 Nach dem selben worte ein ander liefen an
  • die zwene riebe künige. swer ez da guot gewan,
  • der holde ez unsanfte von ir jungelingen.
  • von ir beider zeichen sach man manigen guoten zuo
  • in springen.
  • 1438 Herwic was biderbe und küene genuoc.
  • der vater Hartmuotes den jungen künic sluoc,
  • 1433, 3 «/ einem sande, auf dem Wülpensande. - 4 von dir erstarp, durch
  • dich fiel.
  • 1434, 1 toite 2. pers. sing, prset. von tuon. — schaden gen. sing, von mere
  • abhängig. — dan , von dem Wülpensande. — 2 da ton . dadurch ;
  • durch den Schaden. — 3 stcele 2. pers. sing, prset. von stein, stehlen.
  • 1435, 3 dar zuo, außerdem. — mere. noch mehr; recken gen. pl.
  • 1436, 1 bXhte stf., Beichte, Bekenntnis; ironisch: es hat dich niemand auf-
  • gefordert zu bekennen, wer du bist, und was man dir gethan hat.
  • — 3 des deutet auf ein folgendes daz, statt dessen direkt ich sol: du
  • sollst mir das zutrauen , daß ich es so besorgen werde u. s. w.
  • 1437, 2 swer ez da guot geican, wer da den Vorteil erlangte, die Oberhand
  • gewann.— 'i holde prset. von holn: der erreichte diesen Vorteil nicht
  • auf leichte, bequeme Weise von den Kämpfern heider Parteien. —
  • 4 aus dem Zweikampfe wurde bald ein allgemeiner.
  • 1438, 2 sluoc, hier nicht im Sinne von erschlug. —
  • XXVIII. AVENTIUKE, WIE HEEWIC LÜDEW-IGEN SLÜOC. 285
  • daz er begunde strüchen vor Ludewiges banden,
  • er wolde in bän gescbeiden von sinem libe und von
  • sinen landen.
  • 1439 Wseren nibt so näben die Herwiges man,
  • die im mit vlize bulfen, so kund' er nimmer dan
  • äne sin ende von im sin gescbeiden.
  • also künde Ludewic der aide sieb den kinden bi im
  • leiden.
  • 1440 Die bulfen Herwige, daz er da genas,
  • do er sines valles wider komen was,
  • do blibte er barte scbiere ze berge gegen der zinne,
  • ob er Inder saebe dar inne sten sins berzen triutinne.
  • XXVIII. AVENTIÜRE,
  • WIE HEEWIC LUDEWIGEN SLUOC.
  • Herwig schämt sich, daß Kudrun vom Fenster aus seine Niederlage
  • gesehen, eilt wieder in den Kampf und erschlägt Ludwigen. Hartmuten,
  • der sich zurückziehen will, verhindert Wate. Gerlind will Kudruneu
  • töten lassen; Hartmut, der es sieht, scheucht den Mörder drohend zurück.
  • Auf Ortruns Bitte versucht Kudrun den Kampf zwischen Hartmut und
  • Waten zu scheiden. Herwig, der es unternimmt sie zu trennen, wird
  • von Waten zu Boden geschlagen.
  • 1441 Er gedäbte in sinem muote: «ach wie ist mir ge-
  • scbeben?
  • ob min frouwe Küdrün ditze bat geseben,
  • gelebe wir daz immer deich sie sol umbeväben,
  • siu tuot mir itewize, so ich bi miner frouwen lige
  • nähen.
  • 1438, 3 strüchen, hier: fallen, wie schon 1408, 4. Vgl. 1442, 1. 1446, 3. —
  • 4 scheiden, einen von, jemand von etwas trennen, eines Dinges be-
  • rauben.
  • 1439, 3 dan sin gescheiden, von dort fortgekommen sein; äne sin ende,
  • außer tot. — 4 sich leiden swv. , sich leid, verhaßt machen.
  • 1440, 1 Die, die kint; das grammatisch genaue diu ist hier nicht nötig. —
  • 2 wider komen stv. mit gen., sich erholen von etwas. — i ze berge,
  • aufwärts, empor.
  • 1441, 3 immer, jemals. — 4 itewize stf., Schelte, Vorwurf; sie tadelt mich
  • deswegen.
  • 9ttß.'
  • XXVIII. AVENTIURE,
  • 1442 Daz mich der altgrise hie nider hat geslagen,
  • des schäm ich mich vil sere.« sin zeichen hiez er
  • tragen
  • hin nach Ludewige mit den sinen mannen,
  • sie drangen nach den vinden; sine wolden in niht
  • läzen dannen.
  • 1443 Ludewic der horte hinder im den schal,
  • do kerte er wider umbe gegen im ze tal.
  • do hörte er üf den helmen swerte vil erdiezen.
  • die da bi in wären, die mohte ir beider grimmes wol
  • verdriezen.
  • 1444 Sie sprangen zuo ein ander durch strit in daz wal,
  • da herte wider herte in dem stürme ergal.
  • waz da Hute erstürbe, wer kunde's wizzen aht?
  • des vlös Ludewic den sie, do er mit Herwige vaht.
  • 1445 Der Küdrünen friedel under helme über rant
  • erreichte Ludewigen mit ellenthafter hant.
  • er wundet' in so sere, daz er niht mohte striten.
  • da von muoste Ludewic des grimmen todes da vor
  • im erbiten.
  • 1446 Er sluog im ander stunde einen vesten swanc,
  • daz des küniges houbet von der ahsel spranc.
  • er het im wol vergolden, daz er was gevallen.
  • der künic was erstorben; des muosten schoeniu ougea
  • überwallen.
  • 1447 Die Ludewiges helde daz zeichen wolden tragen
  • wider zuo der selde, als er wart erslagen.
  • 1442, 3 mit den sinen mannen, die Fahne begleitet Ton seinen Mannen. . -
  • 4 in, Ludwig.
  • 1443, 2 m, Herwig. — 4 grim stm. , Grimm.
  • 1444, 1 durch strit, nm zu kämpfen. — wal stn., Schlachtfeld, Schlacht. —
  • 2 herte stf., Kampf, hier gesondert von stürm; stürm ist die ganze
  • Schlacht, fierte hier die einzelnen Kämpfe. — ergal prffit. von er-
  • gellen, tönen, hallen. — 3 wizzen aht, die ungefähre, mutmaßliche
  • Zahl kennen, angeben.
  • 1445, 1 under helme, unterhalb des Helmes. — über rant, über den Schild
  • hinaus. — 4 vor im, vor Herwig, zu seinen Füßen. — erbiten, war-
  • ten, bis er kam.
  • 1446, 1 ander stunde, zum zweiten male. — 3 daß er vorher gefallen war.
  • — 4 überwallen stv. , überfließen.
  • 1447, 1 da der König gefallen, wollten die Seinen das Banner retten. —
  • WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 287
  • dö wären sie der porten komen gar ze verre.
  • do nam man in daz zeichen, ir muoste vil beliben bi
  • ir herren.
  • 1448 Do sach der bürge huote, wie er verlos den lip.
  • do hört' man lüte weinen man ünde wip.
  • sie Westen wol erstorben den alden künic riehen.
  • Küdrun und ir gesinde stuonden da ze hove angest-
  • lichen.
  • 1449 Do weste niht der maere der degen Hartmuot,
  • daz erslagen wsere mit manigem ritter guot
  • sin vater und manic tumbe, die ir mäge wären,
  • do horte er in der bürge schrien lüte und angestlicb
  • gebären.
  • 1450 Dö sprach zuo sinen mannen Hartmuot der degen:
  • «nu wendet mit mir dannen. ir ist hie vil gelegen,
  • die uns slahen wolden in dem herten strite.
  • nu keret zuo der bürge, unze daz wir bezzer wile er-
  • biten.»
  • 1451 Des wolden sie im volgen; sie kerten da er reit,
  • sie heten'z tiberhouwen mit grözer arebeit
  • da sie gewesen wären bi grimmen vianden.
  • daz bluot floz witen nidere von Härtmuotes und siner
  • recken banden.
  • 1452 «Ir habt mir s6 gedienet, ir mäge und mine man,
  • daz ich iu miner erbe mit mir ze habene gan.
  • nu sul wir riten ruowen zuo der veste min.
  • man tuot uns üf die porten und schenket uns mete
  • unde win.»
  • 1447, 4 beliben, auf der Walstatt tot bleiben,
  • 1448, 1 Jiuote f., für hüetcjure, der Burgwächter. — 3 Westen erstorben, ■wuß-
  • ten, daß er gestorben war. — 4 da ze hoce, in der Königsburg.
  • 1449, 3 manic tumbe, mancher junge Mann. — ir, seiner und seines Va-
  • ters. — 4 angestüch adv. ; er hörte schreien und angstvoll sich be-
  • nehmen.
  • 1450, 2 wendet dannen, kehrt zurück, geht fort. — gelegen part. von ligen,
  • gefallen. — 4 bezzer wtle, bessere Zeit, günstigere Stunde.
  • 1451, 2 ez überhouwen, die Walstatt hauend überschreiten.
  • 1452, 2 miner erbe hängt von gan ab: daß ich euch mein Erbe gönne, es
  • mit mir zu besitzen.
  • 288
  • XXVIII. AVENTIÜRE,
  • 1453 Sie heten vil der degene hinder in verlän.
  • wser' daz lant ir eigen, sin' kunden'z hän getan
  • bezzer in dem strite. sie wolden zuo der selde.
  • Wate sie sümte starke unde mit im tüsent siner helde.
  • 1454 Er was unz an die porte mit grozer kraft gegän,
  • da Hartmuot hin wolde mit den sinen mau.
  • sie kunden'z niht verenden; in zöget' es harte kleine
  • sie sähen abe der müre werfen mit mänigem lässteine.
  • 1455 Üf Waten und sine helde so grimme man da schoz,
  • sam von dem lüfte nidere gienge ein schür groz.
  • wer lebete oder stürbe, daz ahte Waten ringe.
  • wie er den sie erwürbe, dar nach stuont im aller sin
  • gedinge.
  • 1456 Do sach in her Hartmuot vor dem bürgetor.
  • er sprach: «daz wir verdienet haben hie bevor,
  • daz wil sich waerliche hiute an uns erzeigen,
  • die gesunden haben sorge; ja lit uns hie vil der re-
  • veigen.
  • 1457 Daz ich der starken vinde ie so vil gewan,
  • daz müet mich nu vil sere. Waten und sine man
  • den sihe ich an dem bürgetor dort mit swerten houwen.
  • sol er sin portensere, so mag i'm keines guotes niht
  • getrouwen.
  • 1458 Ir recken, schouwet selbe: die müre und ouch diu tor
  • sint vaste umbezimbert; da ist vil der helde vor.
  • in allen vieren enden bouwent sie die sträze.
  • Küdrünen friunde werbent nach dem sige äne mäze.
  • 1453, 1 Verlan, zurückgelassen, nämlich tot. — 2 wenn das Land Hart-
  • muts Recken zu eigen gehört hätte, wenn sie für ihren eigenen
  • Besitz gestritten. — 4 sie sümte, hielt sie auf.
  • 1454, 1 kraft, Menge. — 2 da hin, mit Bezug auf porte. — 3 in zöget' es,
  • ihnen ging es damit vorwärts, ihnen glückte es,
  • 1455, 2 schür stra., Regenschauer, Gewitterschauer. — 3 ahte ringe, war
  • gleichgültig.
  • 1456, 2 hie bevor, durch unsern frühern Raubzug. — 3 sich erzeigen, ofiFen-
  • bar werden. — 4 haben, mögen haben; sorge, für ihr Leben. — re-
  • veige adj., dem Tode verfallen, tot.
  • 1457, 4 portena're stm., Pförtner. — i'm=ich im.
  • 1458, 2 umbezimbert part., umbaut, umringt. — 3 bouwent sie die straze,
  • haben sie die Straße besetzt. — 4 äne mäze, auf maßlose Weise, mit
  • übermäßiger Anstrengung.
  • WIE HERWIG LÜDEWIGEN SLUOC. 289
  • 1459 Daz muget ir selbe kiesen, als ich hau gesehen,
  • wir müezen friunde vliesen; swie daz si geschehen,
  • vor der üzeru porten sih' ich von Morrichen
  • wagen des landes zeichen. daz wereut mine helde
  • vliziclichen.
  • 1460 Da bi in der naehsten sih' ich die vinde min.
  • der wint diu örter rüeret. da ist her Ortwiu,
  • froun Küdrünen bruoder; der wil hie dienen frouweu.
  • e im der muot erkuolet, so wirt mere helme hie ver-
  • houwen.
  • 1461 So sihe ich bi der dritten Herwigen stau;
  • dem habent dar gevolget wol siben tüsent man.
  • er dienet ritterliche nach sines herzen wünne.
  • daz siht hiute gerne frou Küdrün und ouch der me-
  • gede künne.
  • 1462 Nu hat sich versümet miues herzen sin.
  • nu enweiz ich wä ich wende mit mineu recken hin,
  • Sit daz Wate der aide zer vierden porten stritet.
  • min gesinde drinne daz waen' et siner friunde lange
  • bitet.
  • 1463 Ich mac niht gefliegen, vedere hau ich niht.
  • ich enmac ouch under d'erde, swaz anders mir ge-
  • schiht.
  • wir mugen ouch vor den vinden niht keren zuo den
  • ünden.
  • den besten minen willen wil ich iu bescheidenlichen
  • künden.
  • 1459, 2 swie daz st geschehen, wie das auch gekommen sein mag, daß die
  • Moren bis dahin vorgedrungen sind. — 4 daz, nämlich daß die Mo-
  • ren zur äußern Pforte hereingekommen.
  • 1460, 1 nashsten, nämlich porten. — 2 diu örter, das JFahnenwappen Ortwins,
  • für die ganze Fahne. — rüeret, setzt in Bewegung. — 4 erkuolen awv.,
  • kühl werden, abkühlen. — mere helme, noch mehr Helme.
  • 1461, 2 volgen im Mhd. häufiger mit haben verbunden. — 3 nach, um sie
  • zu erreichen. — sines herzen wünne, Kudrun. — 4 der megede künne,
  • die Jungfrauen, die mit Kudrun gefangen sind.
  • 1462, 1 Die Gedanken meines Herzens haben sich versäumt, kommen zu
  • spät; ich hätte eher an den Kückzug denken sollen, ehe die Thore
  • besetzt waren. — 3 zer, bei der. — ^ et hier nur zur Verstärkung
  • von lange, kaum zu übersetzen.
  • 1463, 2 d'erde = die erde. — sivaz — geschiht , es möge mit mir werden was
  • wolle; Unmögliches kann ich nicht. — 4 den besten minen willen,
  • meinen Entschluß, den ich als den besten betrachte. — bescheiden-
  • lichen, klar, deutlich.
  • KUDBUN, 19
  • 290 XXVIII. AVENTIUKE,
  • 1464 Sin kau niht anders werden, ir edele ritter guot.
  • erbeizet zuo der erden und houwet heizez bluot
  • uz den liebten ringen; des lät iuch nibt verdriezen.»
  • sie stuonden von den satelen; diu ros sie binder sich
  • ze rugge stiezen.
  • 1465 "Nu zuo, ir mseren beide», spracb do Hartmuot.
  • «get näber zuo der selde. ez si übel oder guot,
  • ich muoz ze Waten dem alden. swie mir da gelinge,
  • ich wil doch versuochen, ob ich in höber von der
  • porten bringe.»
  • 1466 Mit üf geworfen swerten begunden sie do gän,
  • Hartmuot der küene und ouch sine man.
  • do bestüont er Waten den grimmen ; daz was dem beide
  • ein ere.
  • do bort' man swert erklingen. do starp guoter ritter
  • deste mere.
  • 1467 Do Wate Hartmuoten zuo im dringen sach
  • (den vanen truoc her Fruote), der helt mit zorne spracb :
  • «ja beere ich zuo uns vaste vil guoter swerte erklingen.
  • vil lieber neve Fruote, lät iuch niemen von der por-
  • ten dringen.»
  • 1468 Wate vil zorniclichen lief Hartmuoten an.
  • do wolde im nibt entwichen der waetlicbe man.
  • der melm gen der sunnen truobte harte sere.
  • ir kraft was unzerunnen. Hartmuot und Wate würben
  • vaste umb' ere.
  • 1469 Waz half daz man sagete, sehs und zweinzic manne kraft
  • hete Wate der aide? doch gab im ritterschaft
  • 1464, 1 Sin, von niht abhängig, es. — 4 stuonden, stiegen ab.
  • 1465, 2 ez si übel oder guot, möge es mir nun schlecht oder gut bekom-
  • men; dasselbe nochmals in swie mir da gelinge. — 4 hoher adv. , zu-
  • rück von dem Eingangsthore. Vgl. 1494, 2.
  • 1466, 1 uf geworfen=uf geworfenen, geschwungenen. — gän, vorwärts zu
  • gehen. — 3 dem helde, Hartmut; daß er den Mut dazu hatte.
  • 1467, 3 zuo uns, in der Richtung auf uns zu. — 4 dringen stv., verdrängen.
  • 1468, 3 7nelm stm.. Staub. — truobte prset. von trüeben, trübe machen. Der
  • Staub machte trübe (die Luft) nach der Sonne hin. — 4 unzerunnen,
  • noch nicht ausgegangen.
  • 1469, 1 Wate besaß die Stärke von 26 gewöhnlichen Männern; das half
  • hier nichts, er erwies sich nicht stärker als Hartmut. — 2 gab im
  • ritterschaft, nahm es in ritterlichem Kampfe mit ihm auf. —
  • WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 291
  • Hartmuot der junge da her von Ormanine.
  • swie die geste tseten , er versuochte ez vaste mit den
  • sinen.
  • 1470 Er was ouch ein recke und tet in strite wol.
  • der berc von den toten lac allenthalben vol.
  • ez was ein michel wunder, daz da Hartmuot
  • von Waten niht muoste sterben; vil grimme was der
  • gemuot.
  • 1471 Er horte lüte erschrien daz Ludewiges wip.
  • sin muoter Gerlint klagete des edelen küniges lip.
  • siu bot vil groze miete, daz man'z iht vertrüege;
  • daz man Küdrünen mit allem ir ingesinde slüege.
  • 1472 Do lief ein ungetriuwer, dem was liep daz guot,
  • daz er beswärte sere der schcenen frouwen muot,
  • da bi ein ander säzen diu kint von Hegelingen,
  • durch die vil hohen miete wolt' er sie alle von dem
  • lebene bringen.
  • 1473 Als diu Hilden tohter sach blöz ein wäfen tragen
  • gegen ir zornicliche, siu mohte balde klagen,
  • daz siu so verre wsere von ir friunden komen.
  • und ssehe ez niht her Hartmuot, ir wsere ir houbet
  • da benomen.
  • 1474 Si vergaz ein teil ir zühte; wie lü'te siu schre,
  • I als siu ersterben solde! diu angest tet ir we.
  • sam täten d'andern frouwen, die da bi ir wären
  • I in den witen venstern. ja sach man sie vil iibele ge-
  • bären.
  • 1469, 4 tceten, kämpften.
  • 1470, 1 recke ist hier gebraucht wie unser Held. — 2 der berc] von einem
  • Berge war nicht die Kede. Es kann daher nur der Berg gemeint
  • sein, der erst durch die aufgehäuften Leichname entstand, wenn
  • nicht (Hu hure zu lesen ist. — 4 der, nämlich "Wate.
  • 1471, 1 Er, Hartraut. — 2 küniges, Ludwigs. — 3 iht vertrüege, nicht dul-
  • dete, nicht so hingehen ließe.
  • 1472, 2 daz, damit, um zu. — besicärte conj. prset. von beswceren. — .3 da
  • mit lief zu verbinden: dorthin, wo.
  • 1473, 1 bloz adj., entblößt. — 2 c/egen ir, auf sie zu. — siu mohte balde kla-
  • gen, da hatte sie guten Grund zu klagen.
  • 1474, 1 Sie vergaß ihre Zucht, den Anstand, der lautes Schreien den Frauen
  • verwehrte. — 2 als, als ob. — 4 übele gebären, sich jämmerlich ge-
  • bärden,
  • 19*
  • 292 XXVIII. AVENTIÜRE ,
  • 1475 Si erkande bi ir stimme der recke Hartmuot.
  • in wundert' waz ir waere. do sach der helt guot
  • einen ungezogenen mit dem swerte stän,
  • als er sie slahen wolde. der helt do rüefen began:
  • 1476 «Wer sit ir, zage boese? waz twiuget iuch des not,
  • daz ir die juncfrouwen wellet slahen tot?
  • und slüeget ir ir eine, iwer leben wasr' zergangen,
  • allez iuwer künne müese sicherlichen drumbe hangen.»
  • 1477 Jener spranc üf hoher; er vorhte sinen zorn.
  • do het der künic selbe nach den lip verlorn,
  • daz er die gotes arme durch sine triuwe tröste,
  • do er selbe stuont in sorge, daz er sie von dem grim-
  • men tode erloste.
  • 1478 Schiere kom Ortrün von Ormanielant
  • diu junge küniginne mit windender hant
  • züo froun Kü'drünen, diu junge maget here.
  • siu viel ir für die füeze; siu klagete ir vater Lude-
  • wigen sere.
  • 1479 Siu sprach: «lä dich erbarmen, edelez fürsten kint,
  • so vil miner mäge, die hie erstorben sint,
  • und gedenke wie dir waere, do man slüoc den vater
  • dinen.
  • edele küniginne, nu hän ich hiute vloren hie den
  • 1480 Nu sich, maget edele: ditz ist ein groziu not.
  • min vater und mine mäge sint aller meiste tot.
  • 1475, 3 ungezogen adj., einer, der keine feine Sitte kennt, — i aU, als ob.
  • 1476, 1 zage swm., zaghafter Mensch, als Schimpfwort gebraucht: schlech-
  • ter Kerl, Schurke, Feigling. Vgl. Nib. 2143, 1. — waz— not, warum,
  • inwiefern zwingt euch die Not dazu. — 3 zergangen von zergän, ein
  • Ende nehmen, aus sein. — 4 eure ganze Sippe sollte wahrlich dafür
  • hängen.
  • 1477, 1 vf tioher, zurück. — 3 durch sine triuwe, infolge seiner treuen Ge-
  • sinnung. — tröste, ihr Trost brachte; davon hängt das folgende
  • daz ab.
  • 1478, Vor dieser Strophe ist eine Lücke anzunehmen. So lange Kudruu
  • in Gefahr und im Schutze Hartmutes steht, kann Ortrun nicht zu
  • ihr geflohen kommen. — 1 von Ormanielant kann zu Ortrun wie zu
  • küniginne gezogen werden.
  • 1479, 2 so vil ist als Accusativ aufzufassen.
  • 1480, 2 aller meiste adj., zum größten Teile. —
  • WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 293
  • DU Stet der recke Hartmuot vor Waten in grozer freise.
  • verliuse ich den bruoder, so muoz ich immer mere
  • sin ein weise.
  • 1481 Und läz mich des geniezen», sprach daz edele kint,
  • «so dich niemen klagete aller die hie sint,
  • du hetest niht friunde mere danne mich vil eine,
  • swaz dir iemen tsete, so muoste ich z' allen ziten umb'
  • dich weinen.»
  • 1482 Do sprach diu Hilden tohter: «des hast du vil getan,
  • ich enweiz niht wie ich müge den strit understän,
  • ich enwjsre ein recke, daz ich wäfen trüege:
  • so schiede ich ez gerne, daz dir dinen bruoder nie-
  • men slüege.»
  • 1483 Siu weinde angestliche. wie tiure siu sie bat,
  • unze daz frou Küdrün in daz venster trat.
  • siu wincte mit der hende und fragte sie der msere,
  • ob von ir vater lande iemen recken dar körnen wsere.
  • 1484 Des antwurte Herwic, ein edel ritter guot:
  • «wer Sit ir, juncfrouwe, diu uns fragen tuot?
  • hie ist von Hegelingen nähen bi iu niemen.
  • wir sin her von Sewen. nu säget uns, mäget, waz sul
  • wir iu dienen?»
  • 1485 Do sprach daz küniges künne: «ich wolde iuch gerne
  • biten ,
  • möhtet ir'z gescheiden (hie ist doch vil gestriten),
  • daz wolde ich immer dienen, swer mich des getroste,
  • daz er mir Hartmuoten üz strite von dem alten Wa-
  • ten erlöste.»
  • 1480, 3 freiie stf. , Schrecken , Angst.
  • 1481, 1 Nach des erwartet man einen Satz mit daz; statt dessen du hetest.
  • — 2 klagete, bemitleidete.
  • 1482, 2 understän stv. , verhindern, hemmen. — 3 ich enwcere, es müßte
  • denn sein, daß ich wäre. — 4 «o, alsdann. — schiede ich ez, würde
  • ich den Streit beilegen.
  • 1483, 1 angestliche adv. , heftig. — tiure adv. , hoch und teuer, sehr. —
  • 3 fragte sie, diejenigen, die ihr Winken bemerkt hatten. — 4 iemen
  • recken, jemand von Kecken, irgendwelche Recken; recken ist Gen. pl.
  • 1484, 2 diu uns fragen tuot ist nicht etwa wie das Nhd. im Volke übliche:
  • fragen thut = fragt, zu verstehen; sondern /raye» tuon, ein Fragen
  • thun, und von fragen hängt der Accusativ uns ab. — 4 waz, in wel-
  • cher Beziehung, womit.
  • 1465, 3 sicer, wenn jemand. — mich des getroste, mir die Beruhigung ver-
  • schaffte. — 4 erloste prtet. von erlassen, befreien.
  • 294 XXVIII. AVENTIURE,
  • 1486 Do sprach gezogeuliclieu der helt von Selant:
  • «nu saget mir, maget edele, wie sit ir genant?»
  • siu sprach: «ich heize Küdrün und bin daz Hagenen
  • künne.
  • swie riche ich vor wsere, so sihe ich hie vil lützel
  • keine wünne.»
  • 1487 Er sprach: «sit ir'z Küdrün, diu liebe frouwe min,
  • so sol ich iu gerne immer diende sin:
  • so bin ich'z Herwic und kos iuch mir ze tröste,
  • und läze iuch daz wol schouwen, deich iuch von allen
  • sorgen gerne löste.»
  • 1488 Siu sprach: «weit ir mir dienen, ritter üz erkorn,
  • so sult ir uns vervähen daz für deheinen zorn.
  • mich bitent vlizicliche hie die schoenen meide,
  • daz man Hartmuoten üz strite von dem alden Waten
  • scheide.»
  • 1489 «Daz sol ich gerne leisten, vil liebiu frouwe min.w
  • lüte ruoft' dö Herwic zuo den recken sin:
  • «nu bringet miniu zeichen Waten hin engegene.»
  • dö sach man sere dringen Herwige und alle sine
  • degene.
  • 1490 Ein herter frouwen dienest wart von im getan.
  • Herwic ruoft' dö lüte den alden Waten an.
  • er sprach: «Wate, lieber friunt, gunnet daz man
  • scheide
  • disen strit vil swinden; des bitent iuch die minnic-
  • liche meide.»
  • 1491 Wate sprach mit zorne: «her Herwic, nu get hin!
  • solt' ich frouwen volgen, war tsete ich minen sin?
  • i486, 4 vor adv., vormals. — vü lützel, gar wenig, gehört zu keine; durch-
  • aus keine, ist der Siun.
  • 1487, 2 diende •pa.rt.= dienende. — Z so, andererseits. — kos prset. voa
  • kiesen, wählte, erkor. — 4 laze iuch schouwen, werde euch be-
  • weisen.
  • 1488, 2 vervähen für deheinen zorn, ihr sollt es uns nicht gehässig, schlimm
  • auslegen.
  • 1489, 4 Herwige acc, gewöhnlich Herwigen.
  • 1490, 1 herter, schwieriger. — 3 gunnet imper. , vergönnt, erlaubt.
  • WIE HERWIG LUDEWIGEN SLUOC. 295
  • solde ich sparn die vinde, daz tsete ich üf mich selben,
  • des volge ich iu nimmer. Härtmüot muoz siner frevele
  • engelden.»
  • 1492 Durch Küdrünen liebe zuo in beiden spranc
  • Herwic der küene. der swerte vil erklanc.
  • Wate was erzürnet; er künde daz wol leiden,
  • daz in strite niemen in von sinen vinden torste
  • scheiden.
  • 1493 Do sluog er Herwige einen tiureu slac,
  • der da wolde scheiden, daz er vor im lac.
  • dar Sprüngen sine recken und hülfen im von dannen.
  • genomen wart do Hartmuot vor Herwige und vor allen
  • sinen mannen.
  • 1491, 3 sparri swv. , schonen. — daz tcete ich vf mich selben, das tliäte ich
  • gegen mich selbst, zu meinem eigenen Verderben. — frevele stf.,
  • Kühnheit.
  • 1492, 3 daz leiden swv., das leid machen, verleiden. — 4 niemen, nhd. je-
  • mand ; im Mhd. die Negation, weil der Sinn des Ganzen negativ ist.
  • — forste, praet. von turren, wagte.
  • 1493, 1 tiuren, ausgezeichneten. — 2 der entweder zu Herwige oder zu er,
  • daß derjenige, welcher. — 3 dar sprtmgen, sprangen herbei. — 4 ge-
  • nomen, gefangen, weggeführt. — vor, ohne daß sie es verhindern
  • konnten.
  • 296 XXIX. AVENTIURE,
  • XXIX. AVENTIURE,
  • WIE HARTMUOT GEVANGEX WART.
  • Hartmut wird gefangen und auf ein Schiff gebracht. Wate wütet in
  • der eroberten Burg und verschont nicht einmal die Kinder in den Wie-
  • gen. Ortrun mit ihren Jungfrauen flüchtet sich in Kudruns Schutz.
  • Auch Gerlind sucht bei ihr Hülfe, wird aber durch eine Dienerin dem
  • spähenden Wate verraten und getötet. Hergart, die im fremden Lande
  • ein Verhältnis mit dem Schenken angeknüpft, schlägt er das Haupt ab.
  • Während Horant mit den Frauen und Geiseln in der Burg bleibt, ziehen
  • die andern verheerend durch das Land. Mit dem Raube, den Gefangenen
  • und den befreiten Frauen kehren sie nach Hegelingen zurück; Horant
  • und Morunc bleiben.
  • 1494 Wate tobete sere; dö gieng er für den sal
  • gegen der porten hoher. manigen enden schal
  • horte man von weinen und von swerte klingen.
  • Hartmuot was gevangen. dö muoste ouch sinen helden
  • misselingen.
  • 1495 Dö vienc man bi dem künige ahzic ritter guot.
  • die andern sluoc man alle. dö wart Hartmuot
  • üf ir schif gefüeret und beslozzen sere.
  • ez hete noch niht ende; sie muosten liden arbeit
  • dannoch mere.
  • 1496 Swie dicke man sie schiede von der bürge dan
  • mit würfen und mit schüzzen, Wate doch gewan
  • die burc mit grimmen stürmen. sit wurden üf gehouwen
  • die rigele üz der müre. daz beweinden dö die schce-
  • nen frouwen.
  • 1497 Horant von Tenemarke daz Hilden zeichen truoc.
  • im volgte vil der recken (der het er da genuoc)
  • 1494, 1 für den sal] die Pforte war gegenüber dem Hauptgebäude, in dem
  • der Rittersaal sich befand. — 2 gegen der porten höher: vgl. 1465, 4.
  • — manigen enden dat.pl., in manchen Richtungen, auf verschiedenen
  • Seiten.
  • 1495, 3 beslozzen, gefesselt. Vgl. Nib. 2356, 2.
  • 14%, 1 Wie oft man sie auch von der Burg zurücktrieb. — 3 mit grimmen
  • stürmen, mit heftigen Angriffen. — 4 die rigele üz der müre, die
  • Riegel, welche die Thore verschlossen, griffen in die Mauern; sie
  • mußten also aus der Mauer herausgehauen werden.
  • WIE HAKTMUOT GEVANGEN WART. 2ft7
  • für einen palas witen üf den turn aller besten,
  • den die Hegelinge in der bürge inder da westen.
  • 1498 Diu burc was gewunnen, als ich iu bän geseit.
  • die sie da inne funden, den was grimme leit.
  • do sach man näcb gewinne dringen vil der recken,
  • dö sprach Wate der grimme: uwä sint nu die knehte
  • mit den secken?»
  • 1499 Do wart üf gehouwen vil manic richez gadem.
  • do hörte man dar inne vil ungefüegen kradem.
  • joch wären da die geste niht in einem muote.
  • genuoge sluogen wunden, die andern würben vaste
  • nach dem guote.
  • 1500 Sie fuorten üz der bürge, so wir beeren sagen,
  • daz ez zwene kiele künden niht getragen,
  • von phelle und ouch von siden, von silber und von
  • golde ,
  • der üf tiefer flüete siniu schef da mite laden wolde.
  • 1501 In der bürge niemen deheiner freude zam.
  • daz volc von dem lande grozen schaden nam.
  • dö sluoc man dar inne man ünde wip.
  • der kindel in den wiegen verlos da manigez sinen lip.
  • 1502 irolt der starke ruofte Waten an:
  • «ja habent iu den tiuvel diu jungen kint getan,
  • sie habent an unsern mägen deheiner slahte schulde,
  • durch die gotes ere so lät die armen weisen haben
  • hulde.»
  • 1497, 3 für, Yorüber an. — vf den turn , um dort die Fahne aufzupflan-
  • zen. — den turn aller besten, d. h. den Hauptturm.
  • 1498, 3 geivin, Be\xte. — 4 secken pl. von sac, die Säcke, in welche die
  • Beute gethan werden soll.
  • 1499, 2 kradem stm., Lärm. — 3 joch, fürwahr, was sonst ja. — niht in
  • einem muote, waren nicht eines Sinnes; die Verschiedenheit be-
  • stätigt die folgende Zeile.
  • 1500, 2 daz, soviel daß. — künden, conj. — 4 der, wenn jemand; an-
  • schließend an Zeile 2.
  • 1501, 1 zam prset. von zemen, ziemen; mich zimt eines dinges, mir steht
  • etwas an. — 2 daz volc von dem lande, die Bewohner des Landes. —
  • 3 dar inne, in der Burg.
  • 1502, 2 den tiuvel, nicht das Geringste; auch dieser Ausdruck ist dem Nibe-
  • lungenliede entlehnt, ir habt den tiuvel getan, 1993, 4; vgl. 1744, 1. —
  • 4 Idt haben hulde, seid gnädig, erbarmt euch.
  • 298 XXIX. AVENTIURE,
  • 1503 Do sprach Wate der aide: «du hast kiudes muot.
  • die in den wiegen weinent, diuhte dich daz giiot,
  • daz ich sie leben lieze? soldeu die erwahsen,
  • so wolde ich in niht mere getrouweu danne einem
  • wilden Sahsen.»
  • 1504 Bluot in nianigen ende üz den gademen fioz.
  • ir friunde die daz sähen, wie sei-e si's verdroz!
  • do kom vil sorcliche Ortrim diu here
  • da siu sach Küdrimen. ja vorhte siu des schaden
  • dannoch mere.
  • 1505 Do neigte siu ir houbet für die schoenen meit.
  • siu sprach: «min frou Küdrün, läz dir wesen leit
  • minen starken jämer und lä mich niht verderben,
  • ez'n ste an dinen lügenden, ich muoz von dinen Mun-
  • den hie ersterben.»
  • 1506 «Ich wil dich neren gerne, ob ich mit rehte kan,
  • wan ich dir aller eren und alles guotes gan.
  • ich wil dir fride gewinnen; du mäht wol beliben.
  • so stant mir deste näher her mit dinen meiden unde
  • wiben.»
  • 1507 «Daz tuon ich harte gerne», sprach Ortrim daz kint.
  • mit dri und drizic meiden ernerte siu sie sint.
  • zweue und sehzic degene stuonden bi den frouwen.
  • wseren die entwichen, sie wseren von den gesten gar
  • verhouwen.
  • 1508 Do kom ouch dar gegähet diu übele Gerlint.
  • diu bot sich für eigen für daz Hilden kint:
  • 1503, 4 vgl. 366, 4.
  • 1504, 1 in manigen ende , nach verschiedenen Eichtungen. — 2 ir friunde,
  • die Freunde, die Verwandten derer, deren Blut floß. — 3 sorcliche
  • adv. , sorgenvoll, angstvoll.
  • 1505, 1 für die'i nhd. vor der ; das Mhd. wahrt den Begriff der Bewegung.
  • — 2 läz dir wesen leit, laß dich erbarmen. — 4 ez'n ste an, wenn es
  • nicht steht bei, abhängt von; vgl. 1508, 4.
  • 1506, 1 neren swv., retten. — mit rehte, auf rechte Weise. — 3 beliben stv.,
  • verschont bleiben. — 4 stant imper., stehe, tritt. — her, herzu.
  • 1507, 3 degene, die zum Schutze der Frauen hingestellt waren, vermut-
  • lich von Herwig.
  • 1508, 2 bot sich für eigen, bot sich als leibeigen an. — für daz Hilden kint,
  • weil das für eigen bieten mit einem Fußfalle verbunden war. —
  • WIE HAETMUOT GEVANGEN WART. 299
  • anu uer uns, küniginne, vor Waten und sinen mannen,
  • ez'u ste an dir alleine, icli wsene ez si' ümbe mich er-
  • gangen.»
  • 1509 Do sprach diu Hilden tohter: «nu beere ich iuch gern,
  • daz ich iu si genaedic. wie möhte ich iuch gewern?
  • ich bat iuch nie zer werlde des ir mir woldet volgen.
  • ir wärt mir ungensedic; des muoz ich iu von herzen
  • sin erbolgen.»
  • 1510 Do wart ir Wate der aide in der zit gewar.
  • mit grisgramenden zenden hüop er sich dar,
  • mit schihenden ougen, mit ellenbreitem harte.
  • alle die da Avären vorhten den helt von Stürmen harte.
  • 1511 Mit bluote er was berunnen, näz was sin wät.
  • swie gerne in ssehe Küdrün, doch hete siu des rät,
  • daz er so tobeliche gegen ir iht gienge.
  • ja waen' ich ir deheiniu vor vorhten in iht minnicliche
  • enphienge.
  • 1512 Wan Küdrün diu frouwe gienc da siu Waten sach.
  • diu reine Hilden tohter sorgende sprach:
  • «nu wis willekomen, Wate! wie gerne ich dich saehe,
  • ob so vil der diete hie niht leide von dir geschsehe.»
  • 1513 «Genäde, maget edele! sit ir daz Hilden kint?
  • wer sint dise frouwen, die iu so nähen sint?»
  • do sprach diu frouwe Küdrün: «deist Ortrün diuhere;
  • der soltu. Wate, schonen. ja fürhtent dich die frou-
  • wen harte sere.
  • 1514 Daz ander sint die armen, die mit mir über mer
  • von Hegelingen brähte daz Ludewiges her.
  • 1508, 4 ez si urnbe mich ergangen, daß es um mich geschehen ist.
  • 1509, 1 gern swv., bitten. — 3 nie zer werlde des, niemals in der Welt um
  • etwas, worin.
  • 1510, 2 grisgramen swv. , knirschen. — zenden dat. pl. von zant, Zahn. —
  • huop sich, machte sich auf. — 3 schtnen stv. , funkeln.
  • 1511, 1 berinnen stv., überströmen, übergießen. — 2 doch hete siu des rat,
  • so hätte sie das doch entbehren können, gerne entbehrt. — 3 tobe-
  • liche adv. , wütend, rasend. — iht hat nach dem mhd. Gebrauche
  • negativen Sinn.
  • 1512, 1 Wan, nur. — 2 sorgende part., mit Besorgnis, ängstlich. — 4 »o vil
  • der diete, so viel Menschen; vil ist Dat.
  • 1513, 4 schonen swv. mit gen.
  • 300 XXIX. AVENTIURE,
  • ir Sit von bluote sweizic; nii get ims niht so nähen,
  • swaz ir uns dann' gedienet, daz läze wir uns armen
  • niht versmähen.»
  • 1515 Wate gienc üf hoher, da er Herwigen vant
  • und ouch Ortwinen, den künic von Ortlant,
  • Irolde und Morungen und von Tenen Fruoten.
  • die wären vil unmüezic; sie shiogen do vil manigen
  • ritter guoten.
  • 1516 Vil schiere kom Hergart, diu junge herzogin.
  • «Küdrün vil edele, du solt gensedic sin
  • mir vil armen wibe. gedenke, daz wir hiezen
  • und sin noch din gesinde; des läz mich, edele fröuwe,
  • geniezen.»
  • 1517 In zorne sprach frou Küdrün: «ir sult üf hoher stän.
  • allez daz uns armen leides wart getan,
  • daz klagetet ir vil kleine und ahte ez iuch ringe,
  • nu ist ouch mir unmsere, ob iu übele oder wol gelinge.
  • 1518 ledoch stet mir dar näher under diu magedin.»
  • noch suochte Wate der aide die widerwarten sin,
  • wä er vinden solde die übelen Gerlinde.
  • bi froun Küdrünen was diu tiuvelinne mit ir ingesind e.
  • 1519 Wate grimmicliche gienc hin für den sal.
  • er sprach: «min frou Küdrün, gebt mir her ze tal
  • Gerlint mit ir friunden, die iuch der wesche noten,
  • und der selben künne, die uns da heime manigen
  • recken toten.»
  • 1520 Do sprach diu minnicliche: «der ist deheiniu hie.»
  • Wate in sinem zorne do dar näher gie.
  • 1514, 3 sweizic adj., naß. — 4 dann', wenn ihr unsern Wunsch erfüllt habt,
  • — läze wir uns niht versmähen, das wird uns nicht klein erscheinen,
  • das nehmen wir dankbar an.
  • 1518, 1 Jedoch] damit bezeigt Kudrun ihr Erbarmen und ihre Absicht,
  • Hergart zu retten. — dar näher, tretet näher dorthin zu mir. —
  • 2 die ividerwarten hier swf. , diu widerwarte, Feindin.
  • 1519, 1 In dem Saale stand Kudrun mit den Jungfrauen; vgl. 1523, 1. —
  • 3 noten, nötigten, von noeten. — 4 der selben künne, die Verwandten
  • derjenigen. — da heime, bei dem Überfall in Hegelingen.
  • WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 301
  • er sprach: «weit ir niht balde mir die relitea zeigen,
  • die fremeden zuo den friunden müezen alle wesen hie
  • die veigen.»
  • 1521 Er zurnde harte sere, des wurden sie gewar.
  • im wincte ein maget schoene mit den ougen dar.
  • da von er bekande die übelen tiuvelinne.
  • «saget mir, frou Gerlint, weit ir der weschen mere
  • gewinnen ? »
  • 1522 Er vienc sie bi der hende und zoch sie von in dan.
  • Gerlint diu übele trüren dö began.
  • er sprach in tobeheite: «küniginne here,
  • iu sol min juncfrouwe iuwer kleider waschen nimmer
  • mere.»
  • 1523 Als er sie wsene brsehte für des sales tür,
  • wes er mit ir gedsehte, des goumten sie hin für.
  • er vienc sie bi dem häre. wer het im daz erloubet?
  • sin zürnen was vil swsere ; er sluoc der küniginne abe
  • daz houbet.
  • 1524 Die frouwen schrirn alle; des twanc sie michel ser.
  • dö gienc er hin widere. er sprach: «wä ist ir mer,
  • die ir da heizent sippe? die sult ir mir zeigen.
  • ir deheiniu ist so tiure, i'ne getürre ir houbet wol
  • geneigen.»
  • 1525 Do sprach weinende daz Hetelen kint:
  • «nu lät min geniezen die durch fride sint
  • 1521, 1 Jir zurnde hängt \on a.h und ist als Konjunktiv aufzufassen:
  • daß er zürnte, zornig wäre. — 2 dar, dorthin; zu kommen. — 4 der
  • u-eschen, der Wäscherinnen: wollt ihr auch ferner noch solche Wä-
  • scherinnen haben?
  • 1522, 1 vienc , faßte. — 2 truren swv. scheint hier der ursprünglichen Be-
  • deutung des Wortes, das mit gothischem driusan stv., fallen, zusam-
  • menhängt, nahe zu stehen: sie begann niedergeschlagen zu werden,
  • zu verzagen. — 3 tobeheit stf., Raserei, Wut. — 4= junofroiiwe stf.,
  • junge Herrin.
  • 1523, 1 brochtel der Konjunktiv hängt von wcene ab. — 2 wes—gedoehte, was
  • er mit ihr zu thun gedachte. — des — hinfür, danach spähten sie
  • hinaus (vor die Thür). — 3 einer Erlaubnis bedurfte er nicht, er
  • fragte nicht danach.
  • 1524, 1 schrirn praet. pl. von schrien, mit eingeschobenem r. — 3 ir dat.,
  • der Gerlinde. — 4 i'ne getürre, daß ich nicht wagen sollte.
  • 1525, 2 die, diejenigen, welche. — durch fride, um Frieden zu erlangen.
  • 302 XXIX. AVENTIURE,
  • her ze mir gegangen und bi mir gestanden,
  • deist Ortrün diu edele und ir gesinde üz Ormanie-
  • lande.»
  • 1526 Den siu het fride gewunnen, die hiez man liölier stän.
  • Wate ungüetliche fragen began:
  • <(wä ist min fron Hergart, diu junge herzoginne,
  • diu in disem lande des küniges schenken nam durch
  • hohe minne?»
  • 1527 Sie woklen sie niht zeigen; do trat er aber dar.
  • er sprach: «ob ir für eigen hetet diu riche gar,
  • solher höchverte, wer möhte iu der getrouwen?
  • ir habet gedienet kleine in disem lande Küdrim iuwer
  • frouwen.»
  • 1528 Sie ruoften algemeine: sie noch genesen.»
  • dö sprach Wate der aide: «des enmac niht wesen.
  • ich bin kamersere; sus kan ich frouwen ziehen.»
  • er sluog ir abe daz houbet; si begünden hinder Kü-
  • drunen fliehen.
  • 1529 Sie heten nu gemuozet des strites über al.
  • do kom der künic Herwic ze Ludewiges sal
  • mit sinen walgenözen nach bluote var gegangen.
  • als in ersach fron Küdrün, dö wart er von ir minnec-
  • liche enphangen.
  • 1530 Sin swert der degen schiere von der siten baut,
  • do schütte er sin gewaefen in des Schildes rant.
  • do gie er isenvarwer da sten zuo der frouwen.
  • er hete durch ir liebe daz wal des tages dicke durch-
  • houwen.
  • 1526, 1 hi'jher stän, zurücktreten. — 2 ungüetliche adv. , unfreundlich.
  • 1527, 2 Er redet Hergart an, die er inzwischen selbst erkannt hat. —
  • 3 solher höchverte gen., von getrouwen abhängig; aber dem Fragwort
  • vorangestellt und darum nochmals dxxrch der wiederholt.
  • 1528, 3 sus, mit Beziehung auf die folgende Zeile.
  • 1529, 1 gemuozet des strites, ausgeruht von dem Streite. — 3 iralgenöz stm.,
  • Kampfgenoß. — nach Oluote var, wie Blut gefärbt, blutfarbig.
  • 1530, 2 geworfen ist hier der Kettenpanzer. — 3 tsenear adj., eisenfarbig:
  • die dunkele Farbe des Eisens, vermischt mit dem Schweiße, prägte
  • sich auf seinem Gesichte und Händen ab. — 4 daz wal durchhouiven,
  • hauend den Kampfplatz durchschreiten.
  • WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 303
  • 1531 Do kom ouch her Ortwin, der künic von Ortlant.
  • irolt imcle Morimc diu zügen ab ir gewant,
  • durch daz sie erkuolten üzerhalp der ringe,
  • sie wolden zuo den frouwen; die beide beten des vil
  • guot gedinge.
  • 1552 Do sich erhouwen heten die helde üz Tenelant,
  • ir Schilde und ouch ir wäfen legten s' üz der hant.
  • ir helme si abe gebunden und giengen zuo den meiden,
  • ein gruoz vil minneclicher wart von Kudrunen in
  • beiden.
  • 1533 irolt unde Morunc nigen sä zehant
  • der minniclichen meide, wie schiere man bevant,
  • daz siu gerne saehe daz edele ingesinde !
  • do was wol ze muote üz Hegelinge laut dem Hilden
  • kinde.
  • 1534 Do wurden des ze rate die herren und ir man,
  • Sit man Kassiäne die guoten burc gewan,
  • da mite betwungen wseren die bürge zuo den landen,
  • do riet Wate der aide, daz man tüme unde palas
  • brande.
  • 1535 Do sprach von Tenen Fruote: «des enmac niht sin.
  • hie inne muoz beliben diu liebe frouwe min.
  • nu heizet ir die toten tragen üz den seiden,
  • es mac diu min gewerren hie ze lande allen disen
  • beiden.
  • 1536 Diu burc ist vil veste, wit unde guot.
  • heizet abe den wenden waschen daz bluot,
  • 1531, 3 durch daz. damit. — erkuolten praet. voo erkuolen, sich abkühlen.
  • Vgl. Nib. 1849, 1.
  • 1532, 1 erhouwen stv., sich, sich mit Hauen abmühen, sich müde hauen. —
  • die helde üz Tenelant, Horant und Frute. — 3 gebunden prset. pl. von
  • gebinden.
  • 1533, 2 bevant, erkannte, bemerkte.
  • 1534, 1 wurden des ze rate, kamen darin überein. — 3 Nachsatz: so wäre
  • damit das ganze Land unterworfen. — 4 brande praet. conj. von
  • brennen, verbrennen, in Brand stecken.
  • 1535, 4 diu min, desto weniger; dadurch kann um so weniger Schaden
  • erwachsen hier im Lande unsern Helden, weil sie an der Burg eine
  • feste Stätte und Zuflucht haben.
  • 304 XXIX. AVENTIURE,
  • daz iht verdrieze hinne die minniclichen frouwen.
  • daz Hartmuotes erbe sul wir baz mit herverte
  • scliouweu.»
  • 1537 Des wart gevolget Fruoten; wise er was genuoc.
  • vil manigen ritter guoten man iiz der bürge truoc
  • sere verhouwen mit tiefen verchwunden.
  • do fuorten s' zuo den ünden die sie erslagen vor der
  • porten funden.
  • 1538 Der bevülhen sie dem wäge vier tüseut oder baz.
  • daz was ein ungenäde; Fruote riet in daz.
  • des sie phlegen solden, daz was noch unergangen.
  • in Ludewiges bürge wart Ortrün diu künigin ge-
  • vangen ,
  • 1539 Mit zwein und sehzic degenen und drizic meidin;
  • die wurden mit ir gisel. do sprach diu künigin:
  • «der meide wil ich hüeten; sie nämen fride den minen.
  • nu tuo et, swaz er welle. Wate mit den gi'selen sinen.«
  • 1540 Der künic von den Moeren der wart enphangen wol,
  • als man guote recken nach arebeite sol.
  • gedanket von den frouwen wart dö dem guoten herren,
  • daz er von Karadine het gehervertet also verre.
  • 1541 Do bevälch man Horande, dem beide üz Tenelant,
  • swaz man da der gisel ze Kassiäne vant.
  • man bevälch im Küdrünen, sie und alle ir frouwen.
  • er was ir naehstez künne; man mohte ime deste baz
  • getrouwen.
  • 1536, 3 hinne, hier innen, zu ergänzen: zu sein, zu bleiben. — 4 mit ?ter-
  • verte sckouwen, mit Krieg besuchen, kriegend durchziehen.
  • 1537, 3 sere adv., in seiner ursprünglichen Bedeutung, schmerzhaft, tötlich.
  • 1538, 1 Der, deren, die sie erschlagen hatten, — bevülhen praet. pl. von be-
  • velhen, anvertrauen, übergeben. — 2 ungenäde stf., Unruhe, Plage. —
  • 3 j^ner^ran^e«, unerfüllt, unvollendet; sie waren noch nicht fertig mit
  • dem, was sie zu thun hatten.
  • 1539, 3 nämen, empfingen. — fride stm., Schutz, Sicherheit. — 4 mit den
  • giselen sinen, mit den 62 Bittern.
  • 1540, Diese Strophe stände vielleicht besser etwa nach 1532. — 3 guoten,
  • tapfem.
  • 1541, 4 ir noehstez künne war wohl ihr Bruder Ortwiu.
  • WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 305
  • 1542 Man hiez in wesen meister vierzic turne guot
  • und sehs sale witer, die stuondeu bi der fluot,
  • und dri palas riche. ein herre er was dar inne.
  • da muoste noch beliben bi im frou Küdrün diu kü-
  • niginne.
  • 1543 Do hiez man schaffen huote den schiffen bi der fluot.
  • hin wider wart gefüeret der degen Hartmuot
  • üfe Kassiäne zuo andern sineu mägen,
  • da die schoenen frouwen ouch bi den beiden do ge-
  • vangen lägen.
  • 1544 Man hiez ir also liüeten, daz niemen in entran,
  • und liez ouch da beliben tüsent küener man,
  • die mit dem Tenemarken huoten da der frouwen.
  • Wate und der küene Fruote wolden noch der Schilde
  • mer verhouwen.
  • 1545 Do schihten s' ir reise mit drizic tüsent man.
  • daz liwer allenthalben hiez man werfen an.
  • do begunde ir erbe an manigen enden brinnen.
  • dem edelen Hartmuote wart erste leit von allen sinen
  • sinnen.
  • 1546 Die helde von den Stürmen und die von Tenelant,
  • die brächen guote bürge, swaz man der da vant.
  • sie nämen roup den meisten, den iemen möhte bringen,
  • vil manic schceniu frouwe wart dö gevangen von den
  • Hegelingen.
  • 1547 E daz die Hilden friunde ir reise kerten wider,
  • sehs und zweinzic bürge brächen sie der nider.
  • 1542, 1 meister stm. , G-ebieter ; dazu vierzic turne gen. pl. , über vierzig
  • Türme. — 3 drl palas steht nicht mehr in der Abhängigkeit von
  • meister, die durch den Zwischensatz, die stuonden, unterbrochen ist;
  • sondern freier angeknüpft: und ebenso. — herre swm., Herr, G^
  • Meter.
  • 1543, 3 vfe praep., Nebenform von uf. — 4 6t den helden, samt den nor-
  • mannischen Rittern.
  • 1544, 3 dem Tenemarken, nom. der Tenemarke, Horant.
  • 1545, 1 schihten s', rüsteten sie. — reise, Kriegszug; sie ziehen nunmehr
  • durch das eroberte Land. — 2 werfen an, hineinwerfen. — 3 ir erbe,
  • das Erbland der Besiegten. — brinnen stv. , brennen. — 4 erste leit,
  • nun erst recht leid.
  • 1546, 3 den meisten, den größten. — bringen, davon bringen.
  • 1547, 1 reise gen. , von ihrem Zuge heimkehrten. —
  • KUDRUN. 20
  • 306
  • XXIX. AVENTIURE.
  • sie wären ir urliuges stolz ünde liere.
  • Sit brähten sie froun Hilden tüsent gisel oder dan-
  • noch mere.
  • 1548 Man sach daz Hilden zeichen durch Ormanielant
  • füeren unverirret hin wider üf den sant,
  • da sie heten läzen die edelen maget here.
  • sie wolden dannen scheiden ; sie muoten da ze wesene
  • niht mere.
  • 1549 Die sie da heten läzen in Hartmuotes sal,
  • die riten gen ir friunden iiz der burc ze tal.
  • sie gruozten willicliche die alden zuo den jungen,
  • do sprächen die von Tenelant : «wie ist iu jungelingen
  • dort gelungen?»
  • 1550 Do sprach der künic Ortwin: «daz ist die mäze wol,
  • daz ich's minen friunden immer danken sol.
  • wir haben in vergolden mit strite also sere:
  • swaz sie uns ie getäten, wir nämen in wol tüsent
  • stunde mere.»
  • 1551 Do sprach Wate der aide: «wen wellen wir hie län,
  • der uns phlege der lande? mi heizet abe gän
  • die schcenen Küdrünen. wir suln gen Hegelingen
  • und läzen da froun Hilden sehen waz wir ir ze lande
  • bringen.»
  • 1552 Do sprächen s' algemeine alt ünde junc:
  • «daz tuon die Tene Hörant unde Mörunc.
  • die suln hie beliben mit tüsent küener manne.«
  • do muosten sie in volgen. die herren fuorten manigen
  • gisel dannen.
  • 1547, 3 here mit gen., froh.
  • 1548, 2 füeren, im Sinne von geführt werden ; der Accusativ des Subjekts
  • ist ausgelassen. — unverirret, ungehindert.
  • 1549, 2 gen ir friunden, ihren Freunden entgegen. — 4 dort, in dem
  • Lande.
  • 155), 1 daz ist vertritt uns ist gelungen. — die mäze acc, in dem Maße. —
  • 4 wir nämen, statt daß wir nahmen. — tüsent stunde, tausendmal.
  • 1561, 2 ahe gän, herunterkommen. — 3 wir suln, wir wollen aufbrechen. —
  • 4 läzen conj., wir wollen lassen. — ze lande, heim, nach Haus.
  • 1552, 2 daz tuon zur Vertretung von phlegen der lande. — 4 sie, Horant
  • und Morunc.
  • WIE HARTMUOT GEVANGEN WART. 307
  • 1553 Do sie ze Hegelingen der verte lieten muot,
  • sie bräliten zuo den schiffen maniger slahte guot,
  • daz sie genomen heteu, und daz was ir eigen,
  • die fremedez gerne brähten, die mohten ez da heinre
  • vil wol zeigen.
  • 1554 Do hiez man Hartmuoten üz dem sale gän,
  • den recken vil guoten, mit fünf hundert man,
  • die alle gisel hiezen und wären da gevangen.
  • sie gewünnen bi ir vinden sider manigen zsehen tac
  • vil langen.
  • 1555 Man brähte euch Ortrünen, die herlichen meit,
  • mit ir Ingesinde ze grozer arebeit.
  • do sie von dem lande und von friunden muosten
  • scheiden,
  • do mohten s' wol gelouben wie Küdrünen waere und
  • al ir meiden.
  • 1556 Die gevangen Hute füorten sie dan.
  • die gewünnen bürge wurden undertän
  • Morunge und Horande, do sie fuoren dannen,
  • si beliben in Ormanie wol mit tüsent ir vil küenen
  • manne.
  • 1557 «Nu biete ich iuch gerne», sprach do Hartmuot,
  • «dar umbe wolde ich setzen li'p ünde guot,
  • daz ir mich ledic liezet in mines vater riebe.»
  • do sprach Wate der aide: «ja behälden wir iuch sel-
  • ben vlizicliche.
  • 1553, 1 heten muot, Lust hatten, entschlossen waren, der verte (gen. von
  • i7iuot abhängig), zu der Fahrt. — 3 teils erbeutetes , teils das ihnen
  • schon gehört hatte. — 4 brähten, mitbrachten.
  • 1554, 4 zcehe adj., zäh; übertragen: manchen Tag, der sich unendlich aus-
  • dehnte, kein Ende nahm.
  • 1555, 1 Man brähte, man brachte herbei; ze grozer arebeit ist nicht zu-
  • nächst damit zu verbinden, sondern: die für große Mühsale be-
  • stimmt waren , um große Mühsal zu erdulden. — 4 gelouben, sich
  • vorstellen. — lowre, zu Mute gewesen war.
  • 1556, 2 geicunnen synkopiert aus gewunnenen, ebenso gevangen=gevangenen.
  • — 3. 4 sie, si verschiedene Subjekte.
  • 1557, 2 Als Parenthese aufzufassen. — setzen swv., zu Pfände setzen. —
  • 3 ledic liezet, frei ziehen ließet.
  • 20*
  • 308 XXIX. AVENTIURE, WIE HARTMÜOT GEVANGEN WART.
  • 1558 I'ne weiz von wellieu schulden ez min neve tuot,
  • der im gerne nseme lip unde guot,
  • daz er den heizet füeren heim ze sinem lande,
  • wolt' er, ich schliefe ez schiere, daz er gesorgte nim-
  • mer in den banden.»
  • 1559 «Waz hülfe, ob ir sie alle», sprach her Ortwin,
  • «hie ze tode slüeget in dem lande sin?
  • Hartmüot und sin gesinde die suln baz gedingen.
  • ich wil sie lobeliche ze lande miner muoter Hilden
  • bringen.»
  • 1560 Sie brähten zuo den schiffen den kreftigen rat,
  • mit golde und mit gesteine ros ünde wät.
  • des sie gedingen heten, dar an was in gelungen,
  • die vor vil harte klageten, man horte daz sie sume-
  • liche sungen.
  • 1558, 1 Hier scheint etwas ausgefallen; es muß jemand, etwa Horant, der
  • Watens Neffe ist, zu Gunsten Hartmuts gesprochen haben. — von
  • tvelfiPH schulden, mit welchem Kechte, aus welchen Gründen. — 2 der
  • gehört zu den in Z. 3. — nceme, genommen hätte. — 4 ich würde
  • bald machen, daß er (Hartmut) keine Angst und Sorge mehr in der
  • Gefangenschaft hätte. Wate hat Lust, Hartmut zu töten.
  • 1559, 3 baz gedingen, bessere Hoffnung haben.
  • 1560, 1 den kreftigen rät, den Ungeheuern Vorrat. — 2 mit, samt.
  • XXX. AVENTIÜEE, WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 309
  • XXX. AVENTIURE,
  • WIE SIE HILDEN BOTEX SANDEN.
  • Hilde, durch Boten benachrichtigt, empfängt die Heimkehrenden
  • fröhlich. Sie umarmt ihre Tochter, die sie nicht erkennt, und gewährt
  • auf Kudruns Bitten auch Ortrun ihre Huld. Gleichfalls werden Hartmut
  • und die Seinen gegen das Versprechen, nicht zu entfliehen, von den Fes-
  • seln befreit. Herwig will heimkehren, bleibt aber, von Hilden gebeten,
  • noch. Kudrun rät Ortwin, sich mit Ortrun zu vermählen, worein auch
  • Hilde willigt; dann wird Hartmut besendet und ihm Hildeburg als Braut
  • empfohlen. Endlich wird dem König von Morlande Herwigs Schwester
  • zum Weibe bestimmt, die Wate und Frute in zwölf Tagen herbeiholen.
  • Auch diese Verbindung wird vollzogen.
  • 1561 Sich huop mit freuden widere daz Hegelinge her.
  • die sie mit in heten gefüeret über mer,
  • der muoste da beliben, toter unde wunder,
  • driu tüsent unde mere. sie klagten ir friunde be-
  • sunder.
  • 1562 Ir schif giengen ebene, ir winde wären guot.
  • die den roup da brähten, die wären hochgemuot.
  • swie sie daz gefuogten, ir boten sie für sanden.
  • die bräbten disiu msere den frouwen heim ze Hege-
  • linge lande.
  • 1563 Sie gähten swaz sie mohten, daz wil ich iu sagen,
  • sie körnen heim ze lande in neizwie manigen tagen,
  • ir gehorte frou Hilde nie so liebiu msere,
  • dö sie ir daz sagten, der künic Ludewic erslagen
  • wsere.
  • 1564 Siu sprach: «wie lebet min tohter und ir magedin?»
  • «da bringet iu her Herwic die triutinne sin.
  • 1561, 1 Sich huop widere, machte sich auf zur Rückkehr. — 4 driu neutr.
  • von drt; tüsent stn. — sie, ist Acc. ; um sie, die Erschlagenen, klag-
  • ten. — besunder adv. , um jeden einzelnen.
  • 1562, 1 ebene, wasserrecht, gleichmäßig, nicht vom Sturm geschaukelt. —
  • 3 wie sie das auch ins Werk setzen mochten: dem Dichter erscheint
  • es rätselhaft, wie sie auf dem Meere Boten vorausschicken konnten;
  • aber an der Thatsache zweifelt er darum nicht. — für, voraus.
  • 1563, 2 neizwie aus i' ne weiz wie: in ich weiß nicht wie viel Tagen. —
  • 3 ir gehört zu liebiu. — 4 rfer] die Konjunktion daz fehlt.
  • 1564, 2 da, eine Begründung, Bestätigung, Erklärung enthaltend. —
  • 310 XXX. AVENTIURE,
  • ez darf niht baz gelingen beiden also guoten.
  • sie bringen! Ortrünen gevangen und ir briioder Härt-
  • müoten.»
  • 1565 «Daz sint mir liebiu nisere», sprach daz adele wip.
  • «ez was von in bekumbert min herze und ouch
  • min lip.
  • ich sol in'z itewizzen, gesehen! sie min ougen.
  • michel ungemüete leit ich offenlichen unde tougen.
  • 1566 Ir boten, ich sol iu Ionen, daz ir mir habt geseit
  • da von mir ist entwichen min ungefüegez leit.
  • ich gibe iu golt daz mine und tuon daz billichen.»
  • sie sprächen: «frouwe here, ja muget ir uns sanfte
  • geriehen.
  • 1567 Daz wir da hän geroubet, des bringen wir so vil.
  • wir tuon'z niht durch versraähen, swer'z iuwer niht
  • enwil.
  • ja sint unser kocken von liehtem golde swaere.
  • wir haben üf unser verte lazen vil guote kamersere.»
  • 1568 Frou Hilde hiez bereiten, so si'z het vernomen,
  • gen ir vil lieben gesten, die ir da solden komen,
  • trinken unde spise, stüele zuo den benken,
  • da sie da sitzen solden. ja künde si'z nach eren wol
  • bedenken.
  • 1569 Die ze Mateläne unmüezic man do vant.
  • da nidene üf dem plane und ouch üf dem sant
  • 1564, 3 darf, es ist nicht nötig, um zufrieden zu sein. Es ist gelungen, wie
  • es solchen Helden nur immer gelingen kann.
  • 1565, 2 bekumbert, bekümmert, betrübt; von in, durch sie, Ortrun und
  • Hartmut. — 3 itewizzen, in'z, es ihnen zum Vorwurf machen, sie
  • dafür strafen. Sobald ich sie sehe.
  • 1566, 1 daz, dafür daß. — 2 da von, solches, solche Botschaft, durch die.
  • — 3 billichen adv. , von Kechts wegen. — 4 sanfte adv. , leicht , mit
  • leichter Mühe, weil sie schon reich sind, also nichts bedürfen.
  • 1567, 2 durch versmähen, aus Verachtung. — swer'z=swer daz, wenn einer
  • unter uns das Eurige nicht will. — 4 kameroere, die die Schätze für
  • uns hüten.
  • 1568, 1 so, sobald. — 2 gen, entgegen ; in Erwartung ihrer vielen Gäste. —
  • 3 zuo, samt. — 4 da sie da, das zweite da zur Verstärkung des ersten,
  • relativen; wie man sagt der da, so auch da da. — si'z nach eren be-
  • denken, sie es anordnen, wie es der Ehre gemäß war.
  • 1569, 1 unmüezic, in großer Thätigkeit.
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 311
  • schuof man zimberliute ; die ilden des vil sere,
  • wie da nach eren seeze Herwi'c und Kudrun diu here.
  • 1570 Ich kan iu niht bescheiden, ob sie Cif dem mer
  • heten iht der leide. daz Ortwines her
  • was in sehs wochen hin ze Mateläne.
  • sie brähten dar die frouwen unde mauige maget wol
  • getane.
  • 1571 Do sie nu komen wären (daz saget man uns für war),
  • do het ir herverten geweret wol ein jär.
  • ez was in einem meien, dö sie ir gisel brähten.
  • nu fuoren sie mit schalle, swie sie maniger arebeit
  • gedähten.
  • 1572 Do man in ir kocken vor Mateläne sach,
  • von trumben und püsünen hört' man manigen krach,
  • floiten unde blasen, uf sumber sere bozen.
  • Waten schif des alden wären nü in eine habe ge-
  • stozen.
  • 1573 Do komen ouch die degene üzer Ortlant.
  • do reit in hin engegene nider üf den sant
  • frou Hilde und ir gesinde üz der bürc ze Mateläne.
  • do was ouch komen Küdrün; da sach man vor ir
  • frouwen wol getane.
  • 1574 Sie wären von den rossen gestanden üf den sant,
  • frou Hilde und ir gesinde. dö fuorte an siner haut
  • die schoenen Küdrunen Irolt der msere.
  • swie sie Hilde erkande, sin weste niht wer ir deheiniu
  • wsere.
  • 1569, 3 schuof man, stellte man an. — 4 damit da, ^ie es ihrer Würde
  • zukommt, Sitze bereit seien für Herwig und Kudrun.
  • 1570, 1 bescheiden stv., einen oder einem, angeben. — 2 iht der leide, irgend-
  • welche Unannehmlichkeiten. — 3 ivas hin, war hingekommen. —
  • 4 die frouwen, die Herrin, Kudrun.
  • 1571, 1 für, als. — 4 nu, jetzt, bei der Heimkehr. — 7nit schalle, mit Lärm,
  • als Zeichen der Freude. — swie, wiewohl.
  • 1572, 1 in dat. commodi. — 2 Irach stra. , Schall. — 3 blasen stv. , Hörn
  • blasen. — sumber stm. und stn., Pauke. — bozen stv., schlagen. —
  • 4 gestozen nicht passivisch, sondern intrans. , waren gelandet.
  • 1573, 3 Hilde als Wirthin, da kein Wirth da ist, erfüllt die Pflichten des-
  • selben beim Empfang von Gästen; sie reitet ihnen entgegen. —
  • A^ frouwen, ihren Hofstaat.
  • 1574, 1 gestanden, abgestiegen. — 4 erkande, kannte, nicht: erkannte. — ir
  • deheiniu, irgendeine von ihnen.
  • 312
  • XXX. AVENTIURE.
  • 1575 Siu sacli mit ir gesinde wol hundert frouwen gän.
  • «nu enweiz ich», sprach fron Hilde, «wen ich sol
  • enphän
  • für mine lieben tohter; die ist mir gar unkünde.
  • willekömen sin min friunde, die getreten sint äbe der
  • ünde.»
  • 1576 «Daz ist iuwer tohter», sprach Irolt der degen.
  • do gienc siu ir dar näher, wer möhte in widerwegen
  • mit guote dise freude, die sie do gewunnen,
  • do sie ein ander kusten? do was in ir leides zerunnen.
  • 1577 Frou Hilde enphienc Irölden und alle sine man.
  • Waten siu vil tiefe ni'gen began:
  • "willekömen, helt von Stürmen! du hast gedienet
  • schone,
  • wer möhte dich versolden, man engebe dir laut und
  • eine kröne?»
  • 1578 Do sprach er zuo der frouwen: «swa ich iu ge-
  • dienen mac,
  • des bin ich iu vil willic unz an den lösten tac.»
  • dö kuste si in vor liebe; sam tet siu Ortwinen.
  • dö was ouch komen Herwic mit den stolzen werden
  • recken sinen.
  • 1579 Der fuorte an siner hende Ortrün daz kint.
  • Küdrün bat ir muoter güetlichen sint:
  • «nu küsset, liebiu frouwe, dise maget here.
  • in minem eilende bot siu mir manigen dienest und ere.»
  • 1580 «Ich wil hie niemen küssen, er'n si mir bekant.
  • wer sint der frouwen mäge, oder wie ist sie genant,
  • löTf), 1 mit ir gesinde, mit ihren eigenen Leuten. — 3 für, ala. — 4 sin,
  • seien, sollen sein. — fjetreten sint, ausgestiegen sind; abe der ünde,
  • aus den Wellen, aus den Schiffen.
  • 1576, 2 ir dar näher, näher heran zu ihr. — widerwegen stv., aufwägen. —
  • 3 mit guote, mit Gel de.
  • 1577, 4 versolden swv., einen, durch Sold belohnen; wer könnte deine Ver-
  • dienste durch Bezahlung belohnen, außer wenn man dir gibt.
  • 1578, 2 leste adj,, letzte; superl. von laz, aus lezzeste , wie beste aus
  • bezzeste.
  • 1579, 1 daz kint, das junge Mädchen. — 3 küssen ist zugleich das Unter-
  • pfand des Friedens, des Schutzes, der Versöhnung.
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 313
  • die du mich heizest küssen so rehte friuntliche ? »
  • siu sprach: «ez ist Ortrün, • diu junge maget von Or-
  • manieriche.»
  • 1581 «Ich sol ir niht küssen; zwiu raetest du mir daz?
  • daz ich sie hieze tceten, daz zaeme mir vil baz.
  • ja habent mir ir mäge getan so vil der leide.
  • swaz ich hän her geweinet, daz was ir künden bestiu
  • ougen weide.»
  • 1582 ((Frouwe, dir riet seiden disiu schcene meit»,
  • so sprach aber Kütrün, «dehein herzen leit.
  • gedenke, liebiu muoter, waz ich des biete schulde,
  • swen slüegeu mine mäge. läz die armen haben dine
  • hulde.»
  • 1583 Siu wolde es ir niht volgen. weinende allez an
  • Küdrün ir muoter flehen do began.
  • siu sprach : «ich wil dich langer niht sehen also riezen.
  • hat siu dir iht gedienet, des muoz si in disem lande
  • geniezen.»
  • 1584 Do kust' diu schcene Hilde daz Ludewiges kint.
  • siu gruozte ouch mer der frouwen durch Küdrünen sint.
  • do kom ouch frou Hildeburc üzer fremeden landen,
  • diu mit ir het gewaschen; die füorte her Fruote an
  • siner bände.
  • 1585 Do sprach aber Küdrün: «vil liebiu muoter min,
  • nu grüezet Hildeburgen. möhte iht bezzer sin,
  • dan friuntlichiu triuwe? golt oder gesteine,
  • swaz des ein riebe bete, daz solt' man Hildeburgen
  • geben eine.»
  • 1580, Z friuntliche gehört zu küssen, nicht zu heizest: küssen in Freundes
  • Weise.
  • 1581, 4 künden gen. pl., ihrer Verwandten; nom. der künde swm.
  • 1582, 1 seiden, niemals; sie riet gegen dich, zu deinem Schaden niemals
  • irgendetwas Böses; das Leid Kudruns trifft auch Hilden. — 3 hiete,
  • haben würde. — 4 swen, wenn irgendjemand.
  • 1583, 1 es, darin. — allez an (Martin), in einem fort. — 3 siu, Hilde. Ich
  • kann dein Gewinsel nicht länger anhören; hat sie es um dich ver-
  • dient, so soll sie belohnt werden.
  • 1584, 2 mer der frouwen, außer den beiden noch mehrere der Frauen.
  • 1585, 2 könnte es irgendetwas Besseres geben. — 3 friuntlichiu triuwe',
  • Freundestreue. — 3 stn., Edelsteine.
  • 314 XXX. AVENTIURE,
  • 1586 Do sprach diu künigiune: «ez ist mir wol geseit,
  • wie siu mit dir getragen hat liep ünde leit.
  • ich gesitze nimmer froelich under kröne,
  • des siu dir hat gedienet, unze ich ir's mit triuwen
  • gelöne.»
  • 1587 Do siu die maget kuste (die andern tat siu sam),
  • fron Hilde sprach ze Fruoten: «daz ist mir äue schäm,
  • daz ich dir gienc engegene und dinen wiganden.
  • Sit willekomen ir degene alle her ze Hegelinge lande.»
  • 1588 Sie nigen ir vliziclichen. dö ir gruoz geschach,
  • den künic von den Meeren komen man do sach
  • mit den sinen recken üf den griez mit schalle,
  • ein wise von Aräbe sungen do die bezzisten alle.
  • 1589 Frou Hilde do gebeite, daz er zem Stade gie.
  • den voget von Karadie siu vliziclich enphie:
  • «Sit willekomen, her Sifrit, ein künic üz Morlande.
  • ich sol ez immer dienen, daz ir hülfet rechen minen
  • anden.
  • 1590 «Frouwe, ich tuon ez gerne, swa ich iu gedienen mac.
  • so ich in diu laut nu kume, diu min vil manigen tac
  • sint her gewesen von jugende, sit ich begunde riten
  • üf schaden Herwiges, nu wil ich nimmer mer mit im
  • gestriten.»
  • 1591 Do entluoden sie die kocken und truogen üf den sant
  • vil dinges, des sie brähten mit in in daz lant.
  • 1586, 4 des Attraktion für daz, zu ir's, ihr es, ihr dafür, gehörig.
  • 1587, 1 Jcuste, geküßt hatte. — tet statt ktiste. — sam, gleichfalls. — 2 da:
  • ist mir äne schäm, das gereicht mir nicht zur Schande, dessen
  • brauche ich mich nicht zu schämen. Ungewöhnlich war es aller-
  • dings, daß eine Frau Männern entgegenritt. — 3 wigant atm. , altes
  • Participium, der Kämpfende, Kämpfer, Held.
  • 1588, 1 ir (iruoz geschach, ihre Begrüßung vorüber war. — 4 die bezzisten,
  • die Vornehmsten, statt die besten.
  • 1589, 1 gebeite prset. von gebeiten, abwarten. — 3 ein beim Vokativ in der
  • altern Sprache häufig. — 4 dienen swv. , durch Dienst vergelten.
  • 1590, 3 sit, seit der Zeit, daß. — 4 uf schaden Hertvtges, um Herwig zu
  • schaden.
  • 1591, 1 entluoden praet. von entladen, ausladen. — 2 vil dinges, vielerlei
  • Gegenstände. — des Attraktion. —
  • WIE SIE HILDEN BOTEN S ANDEN. 315
  • do ez begunde kuolen vor äbende nähen,
  • sie biten da niht langer; man sach sie gegen herberge
  • gäben.
  • 1592 Freu Hilde mit ir gesten reit uf daz velt.
  • > man sach vor Mateläne hätten und gezelt
  • von gölde gezieret; manic sedel riebe
  • heten sie da fanden. dar inne phläc man ir vlizicliche.
  • 1593 Frou Hilde hete heizen füeren in ir lant,
  • daz sie da niht liezeu ir bürgen noch ir phant.
  • ez wart in allen riehen ein wirt nie so guoter
  • sam diu edele witewe. ir geste gülden weder win noch
  • fuoter.
  • 1594 Da ruoweten die müeden unz an den fünften tac.
  • swie wol man doch ir aller mit handelunge phlac,
  • dar ünder wart Hartmuot mit sorgen doch beraten,
  • unz daz die schcenen meide froun Hilden umb' einen
  • fride bäten.
  • 1595 Ir töhter und Ortwin giengen da siu saz.
  • siu sprach: «vil liebiu muoter, gedenket an daz,
  • daz niemen sol mit übele deheines hazzes Ionen,
  • ir sult iuwer tagende an dem künic Hartmuote
  • schonen.»
  • 1596 Siu sprach: «vil liebiu tohter, des solt du mich niht
  • biten.
  • ich hän von sinen schulden grozen schaden erliten.
  • 1591, 4 gegen herberge, in die für sie bereitete Unterkunft.
  • 1592, 2 gezelt stn. , Zelt. — 4 dar inne, in den Zelten.
  • 1593, 2 daz, so viel daß; sie hatte so viel Geld mitnehmen lassen, daß
  • Bürgen und Pfänder damit ausgelöst werden konnten. — bürge swm.,
  • der für jemand Bürgschaft leistet, gutsagt. — 4 gülden prset. pl. von
  • gelden, bezahlen. — fuoter stn., Futter, hier wohl Speise; sie zahlten
  • weder Essen noch Trinken.
  • 1594, 2 handelunge stf., Behandlung, namentlich diejenige, die der Wirt
  • seinen Gästen zu teil werden läßt; gastliche Aufnahme und Bewir-
  • tung. — 3 dar under, dazwischen; bei aller dieser guten Behand-
  • lung. — mit sorgen beraten , von Sorgen erfüllt. — 4 fride stm.,
  • Friede, Versöhnung, für Hartmut.
  • 1595, 3 übel substantivisch gebrauchtes Neutrum , das Böse. — 4 iuwer
  • tugende schonen, Rücksicht nehmen auf eure Tugend.
  • 1596, 2 von stnen schulden, durch ihn. —
  • 316 XXX. AVENTIURE,
  • im sol min kerkaere sins übermuotes büezen.»
  • wol mit sehzic meiden vielen ir die frouwen do zen
  • füezen.
  • 1597 Do sprach diu frouwe Ortrün: «lät et in genesen;
  • daz er iu gerne diene, des wil ich bürge wesen.
  • ir sult genaediclichen minen bruoder halden.
  • ez kumt iu z'allen eren, sol er noch der siner kröne
  • walden.»
  • 1598 Sie weinden algemeine daz er gevangen saz
  • in vil starken banden. ir ougen wurden naz
  • umbe Hartmuoten, den künic von Ormandine.
  • die vil grözen boien lägen an im und an den sinen.
  • 1599 Do sprach diu küniginne: «ir sult daz weinen län.
  • ich wil sie ungebunden ze hove läzen gän.
  • sie müezen mir erstseten, daz sie uns niht entrinnen,
  • und müezen swern eide, daz si äne min gebot iht
  • riten hinnen.»
  • 1600 Die vil edele gisel man üz den banden liez.
  • Küdrün die helde tougen baden hiez
  • unde schone kleiden und hin ze hove bringen,
  • sie wären guote degene; des muoste in deste bäz da
  • gelingen.
  • 1601 Do man Hartmuoten sach bi den recken stän,
  • man vant w^tlicher nie deheinen man.
  • in allen sinen sorgen stuont er in der gebsere,
  • als er mit einem pensei an ein permint wol entworfen
  • wcere.
  • 1602 D6 sähen in die frouwen güetlichen an;
  • da von er heimliche bezzer sit gewan.
  • 1596, 3 kerkcure stm., Kerker. — büezen, Strafe geben.
  • 1597, 1 laßt ihn nur mit dem Leben davonkommen. — 3 halden stv. , be-
  • handeln, — 4 es gereicht euch in jeder Beziehung zur Ehre, ihr
  • werdet alle Ehre davon haben. — walden stv. , gebieten über.
  • 1598, 4 boie swf. , Kette, Fessel,
  • 1599, 3 erstceten swv., fest machen (von stccte), versichern. — 4 swern stv.,
  • schwören.
  • 1600, 4 da, nämlich bei Hofe.
  • 1601, 3 in, bei, trotz, — 4 pensei stm., Pinsel. — permint stn,, Pergament;
  • vgl, 660, 3,
  • 1602, 2 heimliche stf,, Vertraulichkeit, —
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 317
  • mit vollen wart versüenet der haz, den sie da truogen,
  • daz sie des gar vergäzen, daz ir recken e ein ander
  • sluogen.
  • 1603 Herwic do gedälite, wie er Hegelinge lant
  • mit eren möhte rümen. wäfen und gewaut
  • hiez er zen rossen bringen. man luot sine soume.
  • daz gefriesch frou Hilde; siu werte in der reise harte
  • kourae.
  • 1604 Siu sprach: «min her Herwic, ir sult hie bestän.
  • mir ist so vil der liebe von iuwer schult getan,
  • daz ich'z immer diene, ja sult ir ninder riten.
  • e sich die geste scheiden, ich wil mit minen friunden
  • hochzi'ten.»
  • 1605 Do sprach der fürste Herwic: «frouwe, ez ist wol
  • erkant ,
  • die ir mäge sendent in ander künige lant,
  • daz ir eteslicher die sine gerne ssehe.
  • si erbeitent des vil küme, wann' unser widervart hin
  • heim geschsehe.»
  • 1606 Do sprach aber Hilde: «ir sult mir gunnen hie
  • der eren und der freude; so wart mir sanfter nie.
  • vil edel künic Herwic, nu gebet mir daz ze lone,
  • daz min liebiu tohter bi mir armen frouwen trage
  • kröne.»
  • 1607 Er volgte's ungerne. siu bat und ouch gebot;
  • da mite die eilenden komen sit üz not.
  • 1602, 3 mit vollen, vollständig.
  • 1603, 3 luot prset. von laden. — 4 werte in der reise, gewährte ihm die
  • Reise. — koume adv. , dialektische Nebenform von kunie.
  • 1604, 1 min her, wie min frou, vor Eigennamen, wie franz. monsieur. —
  • 2 von iuwer schult, durch euch, — 3 ninder, verstärktes niht. —4 hoch-
  • ziten swv. , ein Fest feiern.
  • 1605, 1 erkant, bekannt : man weiß wohl. — 2 die bezieht sich auf ir, daß
  • mancher von denjenigen, die. — mäge ist Subjekt — 4 hin heim, nach
  • Hause hin.
  • 1606, 1 hie gehört zu eren und freude. — 2 so — nie, wenn ihr das thut, so
  • ist mir niemals behaglicher gewesen als jetzt. — 4 trage kröne, ge-
  • krönt werde.
  • 1607, 1 biten und gebieten allitterierende Formel; hier nur zur Bezeichnung
  • des dringenden Bittens. — 2 die eilenden, die Gefangenen. Durch
  • die veranstalteten Festlichkeiten kamen die Gefangenen aus ihrer
  • traurigen Lage, indem ihre vornehmsten, Hartmut und Ortrun, sich
  • vermählten und alle frei machten. —
  • 318 XXX. AVENTIURE ,
  • do er verjeheu hete, daz er'z gerne tsete,
  • dö wart diu frouwe Hilde in ir hohen freuden harte
  • stsete.
  • 1608 Den helden hiez siu sidelen ie baz unde baz
  • da Sit vil manic recke mit eren bi ir saz
  • ze einer hochzite, die erkande man sit verre.
  • die schcenen Küdrünen hiez do kroenen Herwi'c der
  • herre.
  • 1609 Die mit in komen wären, der schiet e niemen dan,
  • unz man vor Mateläne der hochzit began.
  • dar zuo kleidet' Hilde wol sehzic oder mere
  • minniclicher meide. vil liep was ir ir lop und ouch
  • ir ere.
  • 1610 Wol hundert schcenen wiben gap man guot gewant.
  • man liez der niht beliben, die man in daz lant
  • dar ze gisel brähte; die kleidet' man besunder.
  • diu vil schoene Hilde tete mit ir gäbe michel wunder.
  • 1611 irölt wart kamersere; der degen in ir lant
  • muoste komen gsehes. vil schiere man den vant.
  • Wate wart trühsgeze, der helt von Sturmlande,
  • nach dem starken Fruoten von Tenemarke man dö
  • schiere sande.
  • 1612 Man hiez in wesen schenke. der helt sprach ir zuo:
  • «ich leiste ez gerne, frouwe, weit ir daz ich'z tuo.
  • diu lehen sult ir lihen mit zwelf vanen riehen;
  • so wirde ich herre in Tenelant.» des lachte dö frou
  • Hilde minneclichen.
  • 1607, 4 stcEte adj., befestigt, sicher.
  • 1608, 1 sidelen swv. , Sitze bereiten. — 3 ze, bei, auf. Die weit und breit
  • gepriesen wurde.
  • 1609, 3 dar zuo, zu dem Feste. — sehzic waren der in Normandie gefangen
  • gewesenen Jungfrauen. — 4 ir lop und ir ere, ihr eigenes Lob und
  • Ehre; sie hielt darauf, daß beides nicht sank.
  • 1610, 2 beliben stv. , zurückbleiben, nämlich im Beschenken.
  • 1611, 2 ycehes adv. gen., jäh, schnell; dasselbe was gähes.
  • 1612, 3 lehen stn. , Lehen. — mit zwei/ vanen: mit der Fahne wurde die
  • Belehnung vollzogen; es scheint aus manchen SteUen hervorzu-
  • gehen, daß der Vasall dem Lehnsherrn die Fahne darbrachte und
  • dieser sie ihm nachher wieder bot. Schenke war Horant und in
  • diesem Amte mit Dänemark belehnt; Frute glaubt nun, scherz-
  • weise, weil er hier den Schenken spielen soll, auch das Lehen zu
  • erhalten.
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 319
  • 1C13 Do sprach diu küniginne: «des mac niht gesin.
  • in Tenelant ist herre Horänt der neve din.
  • du solt in friundes mäze an siner stat schenken,
  • swie er si z'Ormanie, so solt du doch hie heime in
  • bedenken.))
  • 1614 Daz liut hiez man berihten, wes sie solden phlegen.
  • frou Hilde hiez zerfüeren, daz lange was gelegen
  • in kisten und in kameren, manigen phelle riehen,
  • die truogen kamersere; die teilde man den gesten
  • williclichen.
  • 1615 Da was so swacher niemen, man gsebe im guot gewant.
  • ob sie noch fremeder iemen brähten in daz laut,
  • daz ist mir ungewizzen, wes sie da mite gedähten.
  • der was wol drizic tüsent die sie von Ormanie dar
  • brahten.
  • 1616 Der si alle wolde kleiden, wä solde er daz hän?
  • ob z'Aräbi' daz riche im wrere undertän,
  • so waene ich drinne niemen funde bezzer waete,
  • dan man da gap den gesten. daz wären ouch froun
  • Küdrünen rsete.
  • 1617 Do diu vil minnicliche bi den gesten saz,
  • nach Ortwin siu sande. dar umbe tet siu daz,
  • daz siu im raten wolde nach Ortrunen minne.
  • diu Ludewiges tohter saz bi Küdrünen ouch dar inne.
  • 1618 Der helt von Nortriche z'ir kemenäten gie.
  • Ortwinen vlizicliche vil manec maget enphie.
  • 1613, 3 in friundes mäze, in Freundes Weise. — 4 in bedenken, an ihn
  • denken, für ihn Sorge tragen.
  • 1614, 1 berihten swv., einen, auf den rechten Weg bringen, unterweisen;
  • daz liut, die Diener. — 2 zerfüeren swv., verteilen, — daz, dasjenige
  • was: die phelle sind gemeint. — i teilde den gesten, verteilte unter die
  • Gäste.
  • 1615, 1 man ga^be im, dem man nicht gegeben *ätte. — 2 fremeder gen. pl.
  • von iemen abhängig. — 3 was sie damit beabsichtigten ; es war durch-
  • aus unnötig, weil schon eine so große Anzahl zugegen war. — 4 dri-
  • zic tüsent, vgl. 1545, 1.
  • 1616, 1 Der, wenn jemand. — wä — hän, woher sollte er das nehmen? —
  • 3 wcete ist Gen. sing. , als wenn dastände niht bezzer wcete. — 4 dan
  • verkürzt aus danne; nach compar. , denn, als. Auch das geschah
  • auf Kudruns Bat.
  • 1617, 3 nach, das Ziel bezeichnend, das man erreichen will.
  • dUSÜ XXX. AVENTIUßE, ^
  • siü swester stuont von sedele und nam in bi der hende.
  • Küdrün diu edele gie mit im des hoves an ein ende.
  • 1619 Siu sprach: «vil lieber bruoder, nu solt duvolgenmir.
  • mit vil rehten triuwen so wil ich raten dir.
  • wilt du bi dinem lebene freuden iht gewinnen,
  • swie du daz gefüegest, so solt du Hartmuotes swester
  • minnen.»
  • 1620 Do sprach der ritter küene: «diuhte dich daz guot?
  • wir sin niht so gefriunde, ich und Hartmuot.
  • wir sluogen Ludewigen. so siu dar an gedaehte,
  • und siu bi mir laege, ir wseu' ez under wilen siuften
  • braehte.»
  • 1621 «Da solt du daz verdienen, daz siu des niht entuo.
  • an minen besten triuwen so rate ich dir dar zuo,
  • die ich zer w^erlde z'iemen bi miner zit gewünne.
  • sol siu dir ze frouwen
  • 1622 Do sprach der ritter edele: «ist siu dir so bekant,
  • daz ir suleu dienen Hute unde lant,
  • weist du s' in den zühten, ich wil sie gerne minnen.»
  • dö sprach aber Küdrün: «jane kanst du bi ir leiden
  • tac gewinnen.»
  • 1623 Er sagete ez sinen friunden. frou Hilde ez wider-
  • sprach,
  • unz er sin Herwige dem recken ouch verjach,
  • der riet ez im mit triuwen. ouch sagete er ez Fruoten.
  • der sprach: «du solt sie minnen; du hast von ir ma-
  • nigen recken guoteu.
  • 1618, 4 des hoves an ein ende, an das Ende des Hofes ; hof bezeichnet hier
  • die Gesellschaft bei Hofe; sie nahm ihn von der übrigen Gesell-
  • schaft beiseite.
  • 1619, 3 bi; während der Daiier. — freuden gen. pl. von iht abhängig. —
  • 4 swie— gefüegest gehört zu minnen; wie du das auch bewerkstelligen
  • magst, um ihre Liebe zu erlangen.
  • 1620, 2 gefriunt adj., befreundet. — 4 ir wcen' ez, ich glaube, daß es ihr.
  • 1621, 1 verdienen swv., duröh Dienstleistungen erreichen. — 2 an, bei, in;
  • aus aufrichtigster Gesinnung. — 3 z'iemen=ze iemen, gegen irgend-
  • jemand. — die ich — gewünne, die (Treue) ich besaß.
  • 1622, 1 so bekant, als eine solche bekannt. — 3 teeist du s' in den zühten,
  • kennst du sie als eine mit so feiner Bildung Begabte. — 4 leiden
  • tac, keinen einzigen traurigen Tag.
  • 1623, 1 ez widersprach, sprach dagegen. — 2 «m, es; von verjach abhängig.
  • — 4 von ir, durch sie gewinnst du viele Recken, sie werden dir
  • unterthan.
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 321
  • 1624 Man sol den liaz versüenen, den wir liän getragen,
  • mit wie getanen dingen, daz wil ich dir sagen.»
  • also redete üz Tenelant der snelle degen Fruote.
  • «da sul wir Hildeburge gemalielen dem künic Hart-
  • muote.»
  • 1625 Herwic der biderbe mit triuwen sprach dar zuo :
  • «ich wil ez gerne raten daz ez diu maget tiio.
  • vor Hartmuotes lande ist siu frouwe riche.
  • under sinen banden hat er wol tüsent bürge berliche.»
  • 1626 Küdrün diu schoene in heimliche sprach
  • die edelen Hildeburgen, siu fuogte ir gemach,
  • siu sprach: «trütgespile min, wilt du daz ich dir lone
  • des du mir hast gedienet, so wirt dir z'Ormanie ein
  • richiu kröne.»
  • 1627 Do sprach diu schoene Hildeburc: (-unsanfte mir daz
  • tuot ,
  • sol ich einen minnen, der herze noch den muot
  • nie an mich gewande zuo deheinen stunden,
  • sol ich mit im alden, wir werden etewenne in zorne
  • funden.»
  • 1628 Do sprach diu frouwe Küdrun: «daz solt du understen.
  • ich wil nach Hartmuote balde heizen gen,
  • ob im daz gevalle, daz ich in üz banden
  • loese mit den recken, und in sende heim ze sinen
  • landen.
  • 1629 So saget er mir genäde; zehant rate ich daz,
  • daz er'z immer gerne diene deste baz;
  • 1624, 2 7nit — dingen, auf welche Weise. — 4 da, begründend; nhd. etwa:
  • indem, dadurch daß.
  • 1625, 1 dar zuo, in Bezug auf diese Sache. — 3 vor, das Vorstehen, Ge-
  • bieten bezeichnend; über, vor hängt \on frouwe , Gebieterin, ab.
  • 1626, 1 in heimliche, in Vertraulichkeit, insgeheim. — sprach mit acc,
  • sprach mit ihr. — 2 siu fuogte conj., daß sie ihr ein bequemes Leben
  • bereiten wollte. — 4 des , für das , womit.
  • 1627, 3 an mich gewande, auf mich lenkte; gewande praet. von gewenden. —
  • 4 alden swv. , alt werden. — etewenne adv. , manchmal; sie fürchtet,
  • es könnte das eine unglückliche Ehe geben.
  • 1628, 1 understen stv. , verhindern, verhüten. — 3 od», durch eine leichte
  • Ellipse erklärlich: ich will ihn fragen lassen.
  • 1629, 1 So, wenn ich ihm das sagen lasse. — zehant, sofort, wenn er es
  • mit Dank angenommen hat. — 2 dietie deste baz, es um so mehr
  • durch Dienste zu vergelten suche. —
  • KUDKUN. 21
  • 322 XXX. AVENTIUEE,
  • SO wil ich in fragen, ob er welle minnen,
  • da mite er mine mäge unde mich ze friunde gewinne.»
  • 1630 Man brähte Hartmiioten den ktinic von Normandin.
  • mit im gie dö Fruote da stolziu magedin
  • vor der Hilden tohter ze kemenäten säzen,
  • die Sit vil maniges leides von der frouwen rate ver-
  • gäzen.
  • 1631 Do sim der Ludewiges durch den palas gie,
  • diu beste noch diu boeste deheiniu daz verlie,
  • sie täten'z im ze liebe und stuonden von dem sedele.
  • er was bevollen küene; dar zuo was er beide rieh
  • und edele.
  • 1632 Do bat in sitzen Küdrün diu minnicliche meit.
  • ez hete niht ir grüezen deheiniu im verseit.
  • do sprach diu Hilden tohter: «zuo der gespilen minen
  • solt du sitzen, Hartmuot, diu e mit mir wuosch den
  • beiden dinen.»
  • 1633 "Ir weit mir'z itewizzen, küniginne her.
  • swaz man iu tet ze leide, daz wären miniu ser.
  • ja hiez mich'z alle zite heln diu frouwe mine,
  • daz ich'z iht erfunde noch min vater und al die
  • beide sine.»
  • 1634 Do sprach diu juucfrouwe: «ich kan des niht verlän;
  • ich muoz mit iu, Hartmuot, sundersprächen gän.
  • daz sol niemen beeren wan ich und ir eine.»
  • do gedähte im Hartmuot: «nu gebiete ir got daz si'z
  • mit triuwen meine.»
  • 1629, 4 da mite, wodurch, nämlich durch das minnen; das "Wort bezeichnet
  • hier : eine Frau nehmen.
  • 1630, 4 die auf magedin bezüglich, ohne daß man diu zu schreiben braucht.
  • — von, durch, infolge von. — der frouicen, Kudrun; gemeint sind
  • zunächst unter den magedin Ortrun und Hildeburg.
  • 1631, 2beste — ba!ste, höchste — geringste. — verlie, unterließ; die Kon-
  • struktion des Folgenden -wäre genauer sine stüenden, aufzustehen.
  • 1632, 2 den Gruß jemand versagen ist Zeichen mangelnder Huld und un-
  • freundlicher Gesinnung.
  • 1633, 2 miniu svr, meine Schmerzen; das that auch mir wehe. — 3 kein
  • stv. mit acc. der Person und Sache; mich'z, es vor mir. — diu frouwe
  • mine, meine Mxitter.
  • 1634, 3 eine adj. , allein. — 4 im, bei sich. — mit triutcen, aufrichtig.
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 323
  • 1635 Dar zuo hiez siu niemen mwan Fruoten gän.
  • (16 sprach zuo dem künige diu maget wol getan:
  • «weit ir des volgen, Hartmuot, also icli iuch lere,
  • tuot ir daz willicliche, so scheidet ir von aller hande
  • sere.»
  • 1636 «Ich weiz iuch in den tugenden», sprach dö Hartmuot,
  • «daz ir mir niht enrätet wan ere unde guot.
  • ich weiz in minem herzen niht alsölher sinne,
  • i'ne tuo swaz ir mir ratet harte gerne, edele kü-
  • niginne.»
  • 1637 Siu sprach: «so rate ich gerne dir fristen dinen lip.
  • ich und mine mäge wir geben dir ein wip,
  • da mite wirt hehalden diu laut und ouch din ere,
  • und ouch der vientschefte wirt da von gewähenet
  • nimmer mere.»
  • 1638 «So lät mich wizzen, frouwe, wen weit ir mir geben?
  • e daz ich also minnet', e lieze ich min leben,
  • daz ez mine mäge da heime diuhte smsehe:
  • so wolde ich waerliche, daz man mich e veigen gessehe.»
  • 1639 «Da wil ich Ortrünen, die schcenen swester din,
  • geben hie ze wibe dem lieben bruoder min.
  • so nim du Hildeburgen, die edelen küniginne.
  • du kanst in der werkle tiurer maget ninder gewinnen.»
  • 1640 «Muget ir daz gefüegen, als ir mir habt geseit,
  • daz iuwer bruoder Ortwin Ortrun die schcenen meit
  • nimet wserlichen hie ze einem wibe,
  • so nim ich Hildeburgen, daz ez immer äne haz belibe.»
  • 1635, 1 Dar zuo, zu dem Gespräche, der Beratung. — 3 also, sowie.
  • 1636, 1 Ich weiz iuch in den tugenden, ich kenne euch als so tugendhaft. —
  • 3 alsölher sinne, Gedanken von solcher Beschaffenheit. — 4 i'ne tuo,
  • daß ich nicht thun sollte.
  • 1637, 1 fristen dinen lip, dein Lehen zu erhalten; ich gebe dir einen Kat,
  • der zur Erhaltung deines Lebens führt. — '6 da mite, durch welches.
  • — 4 da von, infolge dessen. — gewähenen swv. mit gen., erwähnen,
  • gedenken.
  • 1638, 2 also minnet', zu einer solchen Liebe mich verstehen würde. —
  • 4 veigen acc. des Adjektivs veige, tot.
  • 1639, 4 tiurer maget, eine vornehmere Jungfrau.
  • 1640, 4 ez, die Sache, unser Verhältnis. — ane haz beliOe, kein Haß darauf
  • ruhe, daß es für immer gesühnt werde.
  • 21*
  • 324 XXX. AVENTIUEE,
  • 1641 Siu sprach: uicli häu'z gefüeget, daz er'z gelobet hat.
  • ob dich des geuüeget, daz er dir wider lät
  • din lant und diu erbe und ouch die bürge drinne,
  • so mac dich des wol lusten daz Hildeburc da werde
  • küniginne.»
  • 1642 Er sprach: «daz lobe ich gerne», und lobete ez an ir haut,
  • cswie schiere so min swester bi dem von Ortlant
  • stet linder kröne, so wil ich niht verzihen
  • die schoenen Hildeburge, si enmüeze mit mir geben
  • imde lihen.»
  • 1643 Do er'z gelobet hete, do sprach diu maget her:
  • eich wil der friuntschefte gerne machen mer,
  • daz siu mit uns staete immer mer belibe.
  • wir geben ouch dem von Karade Herwi'ges swester
  • z'einem wibe.»
  • 1644 Ich waene als groziu süene nie wart als tet daz kint.
  • die tiure beide küene zesamene komen sint.
  • daz riet allez Fruote üzer Tenelande,
  • daz man nach Ortwine unde nach der Meere künige sande.
  • 1645 Ze hove sie do giengen und truogen guot gewant.
  • do schuof daz frou Küdrün, daz ez Wate ervant.
  • man hiez ouch Irolde sagen diu selben maere.
  • sie giengen sundersprächen; do wart der beide rät
  • vil lobebaere.
  • 1646 Do sprach Wate der aide: «wer möhte ez süenen e,
  • unz Ortrün und Hartmuot für froun Hilden ge
  • und biete sich ze füezen der edelen küniginne.
  • wände lobet si'z eine, so muge wir s' alle wol ze hul-
  • den bringen.»
  • 1641, 2 wider lat , wieder überläßt. — 4 da, in deinem Lande.
  • 1642, 2 swie schiere so, sobald. — 3 verzihen stv. mit acc. der Person, ver-
  • schmähen, sich von jemand lossagen; mit abhängigem Satze (en und
  • dem Konjunktiv), verweigern, abschlagen jemand, etwas zu thun. —
  • Ageben unde lihen, fürstliche Gewalt ausüben, schenken und belehnen.
  • 1643, 3 mit uns, zwischen uns. — immer mer, fortan immer. — 4 wir geben
  • conj., wir wollen geben.
  • 1644, 1 als — als, so — wie, als. — daz lint, die Jungfrau, Kudrun. — i allez,
  • beständig.
  • 1645, 1 sie, Ortwin und Siegfried. — giengen, kamen. — 2 ervant, erfuhr.
  • 1646, 1 ez süenen, die Sache zum Austrag bringen. — 3 bieten sich ze füezen
  • mit dat., jemand zu Füßen fallen. — 4 toande, denn. — lobet si'z eine,
  • stimmt sie allein damit überein, billigt sie es nur.
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 325
  • 1647 Do sprach diu edele Küdrün: «daz wil ich iu sagen:
  • si ist in niht ungensedic. nu sehet ir sie doch tragen
  • diu kleider, diu min muoter gap mir und minen
  • frouwen.
  • ich wil ez gerne süenen •, des mügen die eilenden mir
  • getrouwen.»
  • 1648 Do hiez man Ortrünen zuo dem ringe gän
  • und ouch Hildeburge, die maget wol getan.
  • Ortwin und Hartmuot die nämen sie ze wibe.
  • «nu wil ich», sprach frou Hilde, «daz ez immer mit
  • fride belibe.»
  • 1649 Ortwin von dem ringe ze im daz magedin
  • zuhte minniclichen. ein guldin vingerlin
  • gab er der küniginne in ir vil wizen hende.
  • da mite was verdrungen gar von ir daz michel
  • eilende.
  • 1650 Do umbesloz ouch Hartmuot die meit üz Irlant.
  • ir ietweder dem andern daz golt stiez an die haut,
  • siu hete niht untugende, diu sich im mehte leiden.
  • Hartmuot und Hildeburc die wären sit mit triuwen
  • ungescheiden.
  • 1651 Do sprach diu Hilden tohter: «Herwic, herre min,
  • mugen diniu erbe hie so nähen sin,
  • daz man dine swester, swie man daz bedsehte,
  • dem künige üz Käradie her ze miner muoter lande
  • brsehte ?»
  • 1652 Do sprach der künic Herwic: «daz wil ich dir sagen,
  • der sin wolde gäben, ez geschsehe in zwelf tagen.
  • 1647, 2 sie doch tragen] sie ist Ortrun ; sie hat von Hilde ebensolche Klei-
  • der erhalten wie Kudrun und ihr G-esinde.
  • 1648, 1 Bei einer Verlobung wurde ein Kreis (rinc) gebildet, in den die
  • Braut trat. — 3 sie holten sie aus dem Kreise heraus; vgl. 1649, 1.
  • 1649, 2 zuhte prset. von zücken, ziehe-a. ~ i verdrungen part. von rerdrjwflren,
  • verdrängen, verbannen.
  • 1650, 2 stiez, steckte. — 3 keine Untugend, die sich ihm unangenehm
  • hätte machen können. — mehte conj. von mähte, der Nebenform von
  • mohte; die Form mit a ist die ursprüngliche.
  • 1651, 2 dtniu erbe, dein Land. — hie so nähen, in solcher Nähe von hier.
  • — 3 sivie—bed gehört dem Sinne nach zu br echte , auf welche
  • Weise man auch das sich ausdächte ; sie ist über die Art und Weise
  • der Herbeischaffung noch im Unklaren.
  • 1652, 2 der, wenn jemand damit sich beeilen wollte. —
  • 326' XXX. AVENTIURE ,
  • der die maget junge brsehte her ze lande,
  • er müeste es hän arebeit, e ich ir miu geleite dar
  • sände.»
  • 1653 Do sprach diu Hilden tohter: «wie gerne ich's biten
  • wil!
  • so brüevet ir iu selben maniger hande spil.
  • dar zuo git iu min muoter kleider unde spise.
  • nn bringet uns die frouwen, daz ich iu'z mit rehten
  • triuwen prise.»
  • 1654 Do sprach ^er fürste Herwic : «wä nseme siu gewant?
  • der von Karadie wuoste mir min lant
  • und brande mine bürge. do vlös ich ir gewaete.«
  • do sprach der kiinic von Meeren, daz er ir wan in
  • einem hemede bsete.
  • 1655 Herwic hundert recken nach ir sande dan.
  • do hiez er üf der verte gäben sine man.
  • Waten er mit in riten bat und den snellen Fruoten.
  • daz was in ein arebeit; iedoch werten sie den degen
  • guoten.
  • 1656 Sie strichen, swaz sie künden, die tage zuo der naht,
  • do sie die maget funden, daz Wate do niht vaht,
  • daz understuonden küme die Herwiges beide.
  • mit vier und zweinzic frouwen brähten sie die recken
  • von der selde.
  • 1657 Wate was ir geleite von der bürge unz üf den sant,
  • da er zwo galeide und zwene kocken vant.
  • 1652, 3 der, wenn jemand. — 4 die Jungfrau würde nicht kommen, wenn
  • sie nicht von Herwig selbst aufgefordert würde.
  • 1653, 1 ich's, ich darum. — 2 wenn ihr es thut, so bereitet ihr euch selbat
  • große Freude. — 3 Hilde wird die Boten mit Kleidern und Zehrung
  • ausrüsten. — 4 ich iu'z prise , ich euch darum lobe; mit rehten triu-
  • wen , aufrichtig , aus ToUem Herzen.
  • 1654, 2 wuoste prset. von wüesten swv. , verwüsten. — 4 er würde um sie
  • anhalten, auch wenn sie nichts als ein Hemde hätte.
  • 1655, 4 werten den degen , gewährten es dem Degen.
  • 1656, 1 strichen stv. , eilen, namentlich von Boten gesagt. — 2 Wate wäre
  • bei seiner Streitlust beinahe in Kampf mit den Männern des Lan-
  • des, das ihm doch befreundet war, geraten.
  • 16.'>7, Die Hinfahrt war, wie es scheint, zu Lande geschehen, worauf der
  • Ausdruck strichen deutet; die Rückkehr erfolgte zu Wasser. —
  • WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN. 327
  • der nämen sie den einen; sie begunden ilen.
  • des hülfen in die winde. sie komen wider in zwelf
  • tagewilen.
  • 1658 Do sie die maget brähten ze Hegelinge lant,
  • die ritter des gedäliten, wie sie über sant
  • ilden gen der schoenen. mit banieren sie fuoren.
  • si behielden wol ir eide, die nach der edelen frou-
  • wen minnen swuoren.
  • 1659 Wie möhte ein gruoz iht schoener von edelen kin-
  • den sin?
  • ir fuoren hin engegene diu schoenen magedin
  • und Hilde diu edele mit frouwen vil gemeine,
  • swie ir lant verbrennet wsere, Herwi'ges swester fuor
  • niht eine.
  • 1660 Ir volget' üz dem hüse wol driu hundert man.
  • do ir der künic Herwic nähen nu began,
  • manigen puneiz riehen reit er durch ir ere.
  • sam täten d'andern alle; man hörte Schilde stozen
  • helde sere.
  • 1661 Die vier künige riche ir hin engegene riten.
  • do sie zesamene körnen, von beiden wart gestriten
  • umbe ir aller schoene, wer diu beste wsere.
  • man lobte ir aller tugende. hie mite so gestuonden
  • disiu maere.
  • 1662 Do kuste sie frou Küdrün und d'andern al zehant.
  • sie giengen üf dem grieze da man ein hütte vant
  • 1657, 4 tagewile stf., Dauer eines Tages.
  • 1658, 2 die ritter, die Hegelinge. — 4 behielden ir erde, hielten ihren Eid;
  • diejenigen, die geschworen hatten, um die Liebe der edeln Frau zu
  • erreichen, hielten ihr Wort. Man hatte inzwischen nicht die Ge-
  • sinnung verändert und empfing sie daher freudig.
  • 1659, 1 gruoz, Begrüßung. — iht, irgendwie. — kinden, Jungfrauen. — 3 mit
  • frouwen vil gemeine , gemeinsam , zusammen mit vielen Frauen. —
  • 4 wiewohl ihr Land verwüstet war, so waren ihr doch noch genug
  • Begleiter geblieben , sie war nicht verlassen.
  • 1660, 1 Ir, Hilden; in der zweiten Zeile ist ir die Schwester Herwigs. —
  • 3 puneiz stm. , ritterliches Zusammenrennen in vollem Laufe der
  • Pferde. — 4 helde ist Objekt von stozen; die Schilde der Zusammen-
  • rennenden stießen die Kitter.
  • 1661, 3 diu beste, die Vorzüglichste an Schönheit. — 4 hie mite — mcere,
  • damit ließ man diesen Streit, diese Sache auf sich beruhen.
  • 328 XXX. AVENTIÜKE, WIE SIE HILDEN BOTEN SANDEN.
  • von vil riehen siden, da sie gestuonden under.
  • wes man da phlegen wolde, des nam Herwiges swe-
  • ster wunder.
  • 1663 Den künic von Karadie hiez man dar gän.
  • sie sprächen zuo der frouwen: «weit ir disen man?
  • der machet iiich gewaldic niwen künicriche.»
  • bi dem sach siu salwen sten vil manigen ritter lobe-
  • lichen.
  • 1664 Sin vater und sin muoter die wären niht enein.
  • sin varwe kristenliche an dem helde schein.
  • sin här lac üf dem houbte als ein golt gespunuen.
  • siu waere gar unwise, solde s' im ir minne niht en-
  • gunnen.
  • 1665 Doch lobete siu in träge, als dicke ein maget tuot.
  • dö bot man im ir minne; dö sprach der degen guot:
  • «si behaget mir in der mäze, daz ich niht erwinde,
  • i'n gediene so der frouwen, daz man mich an der
  • schcenen bette vinde.»>
  • 1666 Do lobeten sie ein ander der ritter und daz kint.
  • si erbiten alle küme der naht des tages sint.
  • ir aller heimliche fuogt' sich also schone,
  • vierer künige tohter die wiht' man vor den beiden zuo
  • der kröne.
  • 1G62, 3 da sie gestuonden under, tinter -welche sie traten. — 4 Herwigs
  • Schwester war von der beabsichtigten Verlobung noch nicht unter-
  • richtet.
  • 1663, 3 niiven künicriche ist Gen. pl. abhängig von fjewaUUc. — 4 salicen
  • adj. von sal, schmutzig, dunkel; die dunkle Hautfarbe derMorenist
  • gemeint.
  • 1664, 1 Seine Eltern waren, der eine Teil christlich, der andere heidnisch.
  • — 2 er hatte christliche, d. h. weiße Farbe. — 4 u'a;re, wäre gewesen.
  • 1665, 1 trage adj., langsam, zögernd; lobete siu in, nämlich ze manne, ge-
  • lobte, ihn zum Manne zu nehmen. — 4 Humoristisch faßt er das Bei-
  • lager als einen Dienst auf.
  • 1666, 2 des tages, an jenem Tage. — 3 heimliche stf., vertrauliches Bei-
  • sammensein: fügte sich schön, d.h. fiel in eine Nacht zusammen. —
  • 4 wihV praet. von wihen, einsegnen: dies geschieht bei der Trauung
  • ■wie bei der Krönung. Wenn die Frau durch die Trauung Königin
  • wird, kann beides auf einmal geschehen. Vgl. Nib. 645, 3. 4. — vor
  • den helden, in Gegenwart der Ritter.
  • XXXI. AVENTIUEE, WIE DIE VIER KÜNIGE HÖCHzItEN. 329
  • XXXI. AVENTIURE,
  • WIE DIE VIER KÜNIGE IN HILDEN LANDE HOCHZITEN.
  • Ein glänzendes Fest erfolgt, bei dem die Fürsten sicli in Freigebig-
  • keit überbieten. Hartmut und Hildeburg nehmen Abschied und kehren,
  • von Irolt begleitet, nach Ormanie zurück, das Horant, von dem Geschehe-
  • nen unterrichtet, verläßt, um sich nach Dänemark zu begeben.
  • 3 667 Do wären ouch die künige gewihet nach ir e.
  • da wurden swertdegene fünf hundert oder me.
  • diu werde hochzite geschach in Hilden lande,
  • ez was ze Mateläne vor der bürge da ü'f dem sande.
  • 1668 Do gap diu schoene Hilde al ir gesten kleit.
  • hei wie vor dem gesidele der aide AVate reit,
  • irolt unde Fruote, die helde üz Tenelande!
  • vil schefte hört' man brechen, die da die recken neig-
  • ten mit ir banden,
  • 1669 Swie lützel windes wsete, der stoup wart sam diu naht,
  • die helde lobebsere heten's lützel aht,
  • ob da an schcenen frouwen iht salwet' guoter wsete.
  • sie nämen bühurt mauigen vor dem gesidele in^ Ma-
  • teläne stsete.
  • 1670 Man w^olde da niht läzen beliben do diu kint.
  • mit der schoenen Hilden brähte man sie sint
  • in diu witen venster den recken z'ougen weide.
  • do sach man bi den vieren wol hundert megede in
  • wünniclichem kleide.
  • 1667, 1 nach ir e, ihrem Rechte gemäß, wie es sich gebührte. — 2 wurden
  • swertdegene , -wurden zu Rittern geschlagen. — 4 zu verbinden vor
  • der bürge ze ^Mateläne.
  • 1668, 2 reit, das ritterliche Reiten im Turnier ist gemeint.
  • 1669, 1 Windes von lützel abhängig; lützel ist Neutrum. — sam diu naht,
  • 60 dicht, so diinkel -wie die Nacht. — 2 heten's, hatten darauf, ob, —
  • 3 salwen swv., schmutzig werden. — 4 stccte adj., ohne Unterbrechung,
  • hintereinander, zu bühurt gehörig.
  • 1670, 4 den vieren, Kudrun , Ortrun, Hildeburg und Herwigs Schwester;
  • Hilde ist hier nicht mitgerechnet, sie steht mit jenen nicht auf einer
  • Stufe.
  • 330 XXXI. AVENTIURE ,
  • 1671 Der varnden kuust muoste scliinen den täc.
  • swaz ieclicher künde, wie gerne er des phlac!
  • an dem andern morgen, nach fruomesse zite,
  • dö da wart gote gedienet, do sähen s' aber die swert-
  • degene riten.
  • 1672 Waz möhte da sin mere dan freude unde schal?
  • von maniger hande done der palas dicke erhal.
  • daz werte voUicliche unz an den vierden tac.
  • daz edele Ingesinde seiden müezic da gelac.
  • 1673 D6 was der milden einer hin ze hove komen.
  • der hete von den varnden daz vil wol vernomen,
  • daz si alle wurden riche, dar nach stüend' ir gedinge.
  • do erhuob er'z willicliche. daz in möhte deste baz
  • gelingen.
  • 1674 Ez was der voget von Sewen, der die erste gäbe swanc
  • so williclich von hende, daz im des sagten danc
  • alle die ez sähen unde sit erfunden.
  • des sinen roten goldes gap da her Herwic wol ze
  • tüsent phunden.
  • 1675 Dar zuo gäben kleider sin mäge und sine man.
  • ros mit guoten satelen maniger do gewan,
  • der sie seiden hete geriten vor den ziten.
  • do daz säch Ortwin, sie begunden mit der milde
  • striten.
  • 1676 Der künic von Ortlande gap so riche wät,
  • ob iemen bezzer keine sit getragen hat,
  • 1671, 1 die varnden, die herumziehenden Spielleute. — schinen stv. , sich
  • zeigen, sich sehen lassen.
  • 1672, 2 done dat. von don, Ton, namentlich der Ton musikalischer Instru-
  • mente ; auch Melodie.
  • 1673, 1 einer, Herwig. — 2 von, in Bezug auf, lat. de. — von vernomen
  • hängt ab dar nach stüende , daß darauf gerichtet wäre, und davon
  • daz sie u. s. w. — 4 erhuob er'z, fing er es an, fing er damit an. —
  • in, den varnden.
  • 1674, 1 swanc prset. von Swing en , schleudern, werfen, austeilen. — A: ze
  • tüsent phunden, bis zum Betrage von tausend Pfunden.
  • 1675, 3 seiden, niemals. — 4 sie, Ortwin und Herwig. — Straten, wetteifern.
  • 1676, 2 bezzer keine, irgendein besseres. —
  • WIE DIE VIER KÜNIGE IN HILDEN LANDE HÖCHZITEN. 331
  • des wizzeü wir niht msere noch haben's niht erfunden,
  • er und sine degene gestuonden kleider bloz in kurzen
  • stunden.
  • 1677 Ez künde erahten niemen, wie manige riclie wät
  • die von Morlande, als man uns gesaget hat,
  • liezen da beliben zuo rossen den vil guoten.
  • den sie da geben wolden, die dörften da hoehers niht
  • enmuoten.
  • 1678 Die jungen zuo den alden die wurden guotes rieh,
  • do sach man Hartinuoten; der tet dem wol gelich,
  • als niht verheret waere der junge künic here.
  • den wiste man so milden, daz deheiner hete niht ge-
  • geben mere.
  • 1679 Er und sine friunde, die im volgten dan,
  • die da gisel hiezen, wie sanfte man gewan
  • swaz sie haben mohten und iemen an sie gerte!
  • Hartmuot mit den sinen die liute des güetlichen werte.
  • 1680 Küdrün diu schoene diu was holt genuoc
  • Hiltbürge üz Irlande, diu dicke mit ir truoc
  • diu kleider zuo dem grieze, da sie waschen solden.
  • siu waen' des ouch niht lieze, sine gewünne ir Hart-
  • muoten holden.
  • 1681 Dem hiez siu von ir kameren der mäze guotes tragen,
  • swem siu daz geben wolde, daz man daz möhte sagen,
  • dem diu küniginne so guotes willen wsere,
  • daz siu ze gebene hete silber unde wät und golt daz
  • swaere.
  • 1676, 3 des — moere, davon haben wir keine Kunde. — 4 kleider bloz, ent-
  • blößt von Kleidern ; sie hatten alle verschenkt.
  • 1677, 1 erahten swv. , abschätzen, berechnen. — 3 zuo, nebst. — 4 muoten,
  • erwarten.
  • 1678, 2 tet dem gelich, benahm sich so. — 3 als, als ob. — verhern swv.,
  • einen, durch Krieg jemand berauben.
  • 1679, 1 dan, von dort, aus seinem Lande. — 2 sanfte adv. , mit leichter
  • Mtlhe. — 3 swaz sie haben mohten, was sie selbst besaßen.
  • 1680, 1 holt genuoc, sehr wohlwollend gesinnt. — 4 sie unterließ auch
  • nicht, sich Hartmuten freundlich gesinnt zu machen; sie beschenkte
  • Hartmut und die Seinigen, um dadurch ihn ftlr ihre Freundin noch
  • günstiger zu stimmen.
  • 1681, 1 der mäze gen., in dem Maße, so viel. — 2 — 4 daß man das sagen
  • könnte, wenn die Königin jemand beschenken wollte, dem sie
  • freundlich gesinnt wäre, daß sie Gold und Silber genug hätte.
  • 332 XXXI. AVENTIURE,
  • 1682 Man sacli den von den Stürmen von dem sedele stiin
  • in so guoter wsete, daz künic noch küniges man
  • bezzer nie getruogen in delieinen ziten.
  • die da ir gäbe wolden, die liezen sie dar nach niht
  • langer biten.
  • 1683 Wate der gap eine also guot gewant,
  • daz man an küniges libe bezzer nie bevant.
  • von golde und von gesteine was ez überhangen
  • mit einem netze riebe, da mite kom der helt ze hove
  • gegangen.
  • 1684 In ieclichem stricke lac ein edel stein,
  • swie sin name hieze. da bi daz wol schein,
  • daz sie verslozzen wären ze Abali dem lande.
  • Waten und sine holden nämen do die helde bi ir
  • banden.
  • 1685 Sie muosten algeliche, die'z beten da gesehen,
  • Waten dem küenen degene der wärheite jehen,
  • daz für küniges gäbe sin gäbe reichte verre.
  • dem siu da kom ze banden, der was von hohem guote
  • lange ein herre.
  • 1686 Irolt der liez schouwen willic sinen muot,
  • daz im niht erbarmte deheiner slahte guot.
  • von Tenemarke Fruote was Hilden kamersere.
  • er diende siner frouwen, daz man da von lange sagte
  • msere.
  • 1682, 2 küniges man. eines Königs Vasall. — 4 ir gäbe, mit Bezug auf alle
  • anwesenden Fürsten; daran knüpft das Folgende an: Wate allein.
  • 1683, 3 von golde und von gesteine geliört zu netze, mit einem prächtigen
  • Netze aus Gold und Edelsteinen.
  • 1684, 1 stric stm., Masche. — 2 da bt, daran zeigte sich, daß die Edelsteine
  • in Abali in das Netz verwebt waren; man erkannte es an den Edel-
  • steinen, die dorther stammten. — 4 holden pl. von der holde, An-
  • hänger.
  • 1685, 2 der wärheite jehen, die Wahrheit einräumen, das wahre Bekenntnis
  • machen. — 3 reichte für, übertraf; von reichen swv. — 4 von Jn'hrm
  • guote, durch gewaltigen Besitz, großen Reichtum.
  • 1686, 2 im niht erbarmte, ihm nicht leid that, es hinzugeben. — 3 ab-
  • weichend von 1612, 1 heißt hier Frute Kämmerer. — 4 Frute war
  • wegen seiner Milde, Freigebigkeit, in deutscher Sage sprichwörtlich
  • berühmt.
  • WIE DIE VIER KÜNIGE IN HILDEN LANDE HÖCHZITEN. 333
  • 1687 Do woldeu sie sicli scheiden; diu höclizit ende nam.
  • dö liez man Hartmuoten die mäze als im gezam
  • gedingen mit den vinden in fride siner frouwen.
  • sie komen sit ze lande baz danne es lernen möhte
  • getreu wen.
  • 1688 Frou Hüte minniclichen sie scheiden von ir lie.
  • siu und ir tohter mit Hildeburge gie
  • und allez daz gesinde von der bürge verre.
  • do sie dannen wolden, urloup nam dö Hartmuot der
  • herre,
  • 1689 Frou Hilde in gap geleite üf erde und üf dem mer.
  • sie gewunnen sunder ein süberlichez her,
  • die Ortwin und her Herwic hin wider mit in sanden.
  • die ir gesinde hiezen, der brähten sie wol tüsent zuo
  • den landen.
  • 1690 Küssen manigen enden man sich die frouwen sach.
  • ir sumelicher scheiden also da geschach,
  • daz sie dar nach gesähen ein ander seiden mere.
  • si beleite unz üf ir kocken Örtwih und Herwic der
  • here.
  • 1691 Ir geleite muoste werden Irolt unz an ir laut.
  • den hiez der künic so werben, daz er ez tsete erkant
  • Hörände üz Tenemarke, wie sie gescheiden wseren.
  • Sit fuorte er ze lande mit im heim vil manigen degen
  • maere.
  • 1692 l'ne weiz in welher zite, späte oder fruo,
  • daz sie begunden segelen Kassiänen zuo.
  • 1687, 2 die luäze als, in der Weise wie. — 3 gedingen swv., Vertrag schlie-
  • ßen. — in fride siner frouwen , unter dem Schutze seiner Herrin,
  • Kudruns. — 4 sie, er und die Seinen.
  • 1689, 1 geleite, Geleit, Begleiter, zu Lande und zu Wasser ; vgl. 1691, 1. —
  • 2 sunder adv., besonders, außerdem. — 4 die zu ihrem Gefolge ge-
  • hörten (zu Hartmuts und Hildeburgs Dienerschaft) und die mit
  • Hartmut gefangen waren.
  • 1690, 4 beleite praet. statt beleitte, beleitete, begleitete.
  • 1691, 2 werben, verfahren. — toete erkant, berichtete, mitteilte. — 3 wie sie
  • gescheiden wceren , wie sie sich auseinander gesetzt hätten. — 4 er,
  • Irolt.
  • 1692, 1 in welher zite, in welchem Zeitraum; spa^e oder fruo , ob sie früh
  • oder spät ankamen. Der Dichter eilt dem Schlüsse zu. —
  • 334 XXXI. AVENTIURE, WIE DIE VIER KÜNIGE HOCHZITEN.
  • sich freuten willicliche alle die diete.
  • ich wsen' nach arebeite got vil manigen freuden dö
  • beriete.
  • 1693 Irolt säget' Horände in Normanielant,
  • wie in die küuige heten mit in dar gesant.
  • er sprach: «so ist ez billich daz man'z den recken
  • rüme.
  • sie sint hie heime gerne ; so erbite ouch ich ze minen
  • landen küme.»
  • 1694 Si enphiengen Hartmuoten und rüniten im sin lant.
  • wie er der lande phlaege, daz ist mir unbekant.
  • Horänt und sine friunde gähten des vil starke,
  • do sie dannen schieden, daz sie koemen schiere in
  • Tenemarke.
  • 1695 Ir vart wir län beliben und wellen ahten daz,
  • daz von hochgezite nie geschieden baz
  • recken al deheine noch deheine ir mäge.
  • dannoch hochverte die von Karade dem lande phlagen.
  • 1692, 3 alle die diete pl. , alle Leute.
  • 1693, 3 er, Horant. — man'z den recken rüme, man den Platz vor den
  • Hecken räume. — 4 so, ebenso. — erbite ze minen landen küme, kann
  • es kaum erwarten, in meine Lande zu kommen.
  • 1694, 2 der lande phlwge , die Lande verwaltete.
  • 1695, 1 ahten swv. , denken, glauben. — 2 ba:, auf bessere "Weise. — 3 al
  • deheine, unter allen keine, durchaus keine. — 4 hochverte hier in
  • gutem Sinne: Hochherzigkeit, hohes Streben; sie waren die einzigen
  • Fremden, die noch auf dem Feste geblieben waren und sich der
  • frohen Stimmung desselben noch überließen.
  • XXXII. AVENTIUEE, WIE DIE ANDEKN ZE LANDE FUOREN. 335
  • XXXII. AVENTIURE,
  • WIE DIE ANDEEN ZE LANDE FUOREN.
  • Der König von Morland mit Herwigs Schwester kehrt heim. End-
  • lich scheidet auch Kudrun von ihrer Mutter mit dem Versprechen, ihr
  • dreimal im Jahre Boten zu senden. Ortwin und Herwig machen ein
  • Schutz- und Trutzbündnis miteinander, und ziehen, jeder mit seinem
  • "Weibe, in ihr Land.
  • 1696 Da ze Hegelingen biten sie niht me.
  • Herwiges s wester gegen Alzabe
  • fuorten sie mit schalle. in was da wol gelungen,
  • dö si üf der sträze wären, die stolzen ritter froelichen
  • sungen.
  • 1697 Frou Hüte liez sie alle minniclichen dan.
  • »wie riebe sie ir koemen, Herwiges man,
  • siu liez sie äne ir gäbe dannoch niht beliben.
  • der nu so milde wsere, ja müeste man im'z für ein
  • wunder schriben.
  • 1698 Frou Küdrün sprach z'ir muoter: «nu solt du
  • sselic sin.
  • getroeste dich der veigen. ich und der herre min
  • suln dir also dienen, daz seiden din gemüete
  • belibe in keiner swsere. du solt geniezen Herwiges
  • güete.»
  • 1699 Dö sprach diu küniginne: «vil liebiu tohter min,
  • wil du mir sin gensedic, mich suln die boten din
  • 1696, 4 uf der sträze, unterwegs, auf der hohen See.
  • 1697, 2 wiewohl sie schon reich zu ihr gekommen waren. — 3 dannoch,
  • dennoch. — 4 der, wenn jemand. — schriben für, aufschreiben als
  • etwas Wunderbares, ihm als ein Wunder anrechnen.
  • 1698, Iscelic, glücklich; Formel 4es Abschieds. — 2 getroeste dich, beruhige
  • dich, der veigen, wegen der Gefallenen.
  • 1699, 2 icil du = wilt du: willst du mich erfreuen. Sie wünscht, dreimal
  • im Jahre von ihrer Tochter durch Boten Nachricht zu erhalten.
  • Ob die Boten ihr auch den Besuch der Tochter ankündigen sollen,
  • bleibt dahingestellt. —
  • ööb XXXII. AVENTIUEE,
  • dri stunt sehen des järes liie zeu Hegeliugeii.
  • an' michel imgemüete getroiuve ich süs nimmer hie
  • gedingen.»
  • 1700 Do sprach diu edele Kiidrün: «muoter, daz sol sin.«
  • mit lachen und mit weinen siu und ir magedin
  • verwendicliche giengen üzer Mateläne.
  • ir sorge hete nu ende. man gesach nie niht so wol
  • getanes.
  • 1701 Do brähte man gesatelet. diu solden tragen dan
  • sie und ouch ir meide, diu ros vil wol getan
  • mit goltroten zoumen, mit smaleu fürbüegen.
  • langer da ze wesene ich wsen' die frouwen do iht ge-
  • wüegen.
  • 1702 Die ir ungebunden under golde riten bi,
  • ich wsene die des hazzes iht beliben fri,
  • duo sie von Ortrünen schieden und ir meiden,
  • ob iemen schöner lebete, daz wsere Küdrün der frou-
  • wen leide.
  • 1703 Diu triutinne Ortwines danken do began
  • der edelen Kütrünen, daz von ir schult gewan
  • Hartmuot ir bruoder daz lant ze Xormandie.
  • «des Ion' dir got, Küdrün; des bin ich immer mer
  • diu sorgen frie.»
  • 1704 Des begünde s' ouch genäde ir muoter Hilden sagen,
  • daz siu ze Nortlande kröne solde tragen
  • 1699, 3 s'-licn, aufsuchen, besuchen. — 4 $us, sonst, wenn das nicht ge-
  • schieht. — gedingen swv. , eine Sache zu Ende führen, zunächst vor
  • Gericht; hier allgemeiner: bis zu Ende bleiben, ausharren.
  • 1700, 3 verwendicliche adv. , mit rückwärts gedrehtem Halse, zurück-
  • schauend. — i s6 wol getanes, wie Kudrun und ihre Jungfrauen"
  • waren: gen. von niht abhängig.
  • 1701, 3 goltrot adj., rot von Gold, goldglänzend. — 4 gewüegen von ge-
  • wahen, prset. gewuoc, gedenken; der Konjunktiv hängt von ich woene
  • ab; iht = niht.
  • 1702, 1 ungebunden, ohne gebende, den Kopfputz der verheirateten Frauen ;
  • unverheiratet. — under golde, mit Gold bedeckt , oder mit goldenem
  • Reif auf dem Haupte. — 2 hazzes, Zornes; sie blieben nicht frei
  • von Zorn, weil sie scheiden mußten ; sie zürnten ihrem Schicksal. —
  • 4 schöner adv. , als Ortrun.
  • 1703, 2 von ir schult, auf ihren Anlaß, durch sie.
  • 1704, 1 ouch gehört zum ganzen Satze, oder, wenn zu einem Worte, zu
  • Bilden. —
  • WIE DIE ANDERN ZE LANDE FÜOBEN. 337
  • bi Ortwin dem kimige, daz siu da frouwe hieze.
  • do sprach diu küniginne, daz si'z immer ungeniten
  • lieze.
  • 1705 Ortwin und Herwic die swuoren beide samt
  • mit triuwen staete ein ander, daz sie ir fürsten amt
  • näcb ir höhen eren vil lobeliche trüegen;
  • swelhe in schaden wolden, daz sie die beide viengen
  • unde slüegen.
  • 1704, 4 ungeniten adj., unbeneidet, von niden stv. ; daß sie ihr es gönnte.
  • 1705, 2 mit triuwen sta'te , mit beständiger Treue, mit festem Versprechen.
  • — 3 nach— eren, wie es ihrer hohen Ehre zukäme. — 4 swelhe, wenn
  • jemand, wenn irgendwelche Feinde. — beide gehört zu viengen unde
  • slüegen.
  • 22
  • WORTREGISTER.
  • ä 686, 2.
  • ander 238, 1. 964, 3. 1298, 1.
  • ab 975, 4. 1402, 4
  • anders 367, 3. 413, 4. 612, 4. 953, 4.
  • ab« 974, 2.
  • 1252, 3.
  • äbenden 1065, 1.
  • anderswä 544, 2.
  • äbent, äbunt 376,
  • 3.
  • ane 578, 3.
  • äbentwint 493, 2.
  • äne prcep. 214, 4. 1214, 3.
  • aber 47, 4. 326, 1
  • 839, 4.
  • äne adj. 1002, 4. 1439, 3.
  • adel 1007, 4.
  • anegenge 321, 3.
  • after 918, 3.
  • anelich 101, 3.
  • ahl 15, 4.
  • angestliche 252, 2. 728, 3. 901, 2
  • aht 1444, 3.
  • 1187, 4. 14»3, 1.
  • ahte 4, 2. 742, 2.
  • ankerseil 1108, 1.
  • ahten 180, 2. 211,
  • 4. 908,4.
  • m, 2.
  • antphanc 973, 3.
  • 1104, 1. 1695, 1.
  • antwerc 1385, 1.
  • «hte 259, 1.
  • antwurten 832, 1.
  • albe 861, 2.
  • arbeit, arebeit, arebeite 14, 2. 45, 3
  • albesunder 483, 1.
  • 61, 3.
  • al deheiu 1695, 3.
  • arbeiten, arebeiten 745, 4. 1119, 4.
  • alden 1627, 4.
  • arc adj. 614, 4.
  • aldort 941, 3.
  • arc stm. 983, 1.
  • aldurch 230, 4.
  • armbrust 1384, 3.
  • algemeiue 963, 1.
  • armüete 1129, 4.
  • allenthalben 11, 1.
  • arzät 529, 3.
  • aller ferste 170, 3.
  • 300, 4. 485
  • , 4.
  • 1076, 1.
  • allez 941, 2.
  • balde 127, 2.
  • allezan 1583, 1.
  • baldekin 301, 3.
  • alrßrste 835, 1.
  • balt 98, 1.
  • alröt 500, 4.
  • baneken 1146, 4.
  • als 8, 2. 382, 4.
  • )63, 4. 1170
  • 2.
  • baniere 830, 1.
  • alsam 265, 2. 928,
  • 4. 1168, 2.
  • bant 1241, 4.
  • also 69, 2. 357, 3.
  • 1635, 3.
  • baz 3, 4. 481, 1. 1037, 1. 1080, 4
  • alsolh 1636, 3.
  • 1269, 2.
  • altgris 475, 1.
  • bedenken 1194, 3.
  • alwär 617, 2.
  • bfedenthalp 507, 4.
  • alze 686, 2.
  • bedanken 513, 4.
  • ande 311, 4. 446,
  • 4. 776, 2. 928, 4.
  • begäben 494, 2.
  • BEGINNEN - BUHURT
  • 339
  • beginnen 8, 2.
  • behabeu 166, 3.
  • behagen 1222, 2.
  • behalden 286, 4. 1658, 4.
  • beholn 400, 3.
  • behüeten 339, 2. 1054, 4. 1189, 4.
  • beide 2, 4.
  • beidenthalben 758, 4.
  • beizen 1096, 4.
  • bekennen 25, 2. 110, 4. 138, 2. 778, 1.
  • bekomen 289, 1. 315, 1, 898, 1.
  • belangen 1080, 4.
  • beldiste 751, 3. 846, 1.
  • beleiten 596, 4. 1690, 4.
  • beliben 19, 4. 184, 4. 367, 1. 670, 4.
  • 709, 3. 908, 4. 1323, 1. 1506, 3.
  • 1610, 2.
  • benken 38, 3.
  • beraten 104, 3. 273, 3. 1269, 4.
  • 1289, 4. 1329, 4.
  • berc 1440, 3.
  • bereit 15, 1.
  • bereiten 597, 2. 666, 4.
  • beriezen 1384, 4.
  • berihten 1072, 4. 1614, 1.
  • berinnen 1418, 3, 1511, 1.
  • bern 794, 2.
  • bescheiden 286, 1. 733, 2. 913, 3.
  • 1570, 1.
  • bescheidenliche 43, 4. 1153, 3.
  • bescheiden 298, 4.
  • beschouwen 920, 3. 1162,3. 1281,4.
  • besehen 1000, 4.
  • beseme 1017, 3.
  • besenden 668, 1.
  • besitzen 6, 1. 322, 3. 724, 1. 1036, 4.
  • 1357, 3.
  • beslahen 752, 2.
  • besliezen 58, 1. 1330, 1. 1386, 3.
  • 1495, 3.
  • bespringen 650, 4.
  • bestäu, besten 316, 1. 838, 2. 1076, 4.
  • 1417, 4.
  • bestategen 905, 3.
  • beste 148, 4. 210, 1. 1158, 3. 1263, 3.
  • beste adv. 264, 3. 1124, 1.
  • bestriten 1230, 4.
  • beaunder 36, 3. 292, 4. 913, 1.
  • beswseren 296, 3. 637, 2.
  • betagen 1191, 4.
  • bete 320, 1.
  • beteliute 949, 3.
  • betouben 808, 4.
  • betragen 4, 4.
  • betten 1324, 2.
  • bettestal 1283, 1.
  • bevelhen 278, 1. 1538, 1.
  • bevesten 770, 1.
  • bevinden 226, 2. 1533, 2.
  • bevollen 20, 4.
  • bewarn 247, 2. 294, 2.
  • bewenden 424, 2. 560, 3. 819, 4,
  • bewinden 102, 1. 265, 2.
  • bewisen 1379, 2.
  • bezoc 302, 2. 1327, 2.
  • bezzer 239, 3.
  • bezziste 1588, 4.
  • bezziste adv. 724, 4.
  • bl 1104, 1. 1183, 4. 1619, 3.
  • bidemen 1216, 3.
  • biderbe 189, 4.
  • bieten 1047, 1. 1616, 3.
  • bihte 1436, 1.
  • bilde 153, 4. 487, 3. 1372, 2.
  • bilgerin 110, 4. 487, 4.
  • billiche 1566, 3.
  • binden 1109, 3.
  • biten 37, 4. 321, 4.
  • blasen 1572, 3.
  • bleichen 1416, 4.
  • blic 1398, 4.
  • blcede 92, 1.
  • blöz 1473, 1. 1676, 4.
  • bluotvar 493, 4.
  • böge 89, 4.
  • boie 1598, 4.
  • boese 1263, 3.
  • botenbröt 1289, 1.
  • bouc 251, 3. 519, 3.
  • bözen 1572, 3.
  • brant 364, 2. a74, 1.
  • brehen 1356, 2.
  • brennen 584, 3. 1534, 4.
  • breste 1106, 4.
  • bresten 508, 4. 884, 4.
  • bret 353, 3.
  • bringen 225, 4. 403,3. 520,4. 743,3.
  • 883, 4. 930, 3. 1045, 3. 1234, 3.
  • 1421, 3. 1546, 3. 1553, 4.
  • brinnen 891, 4. 1545, 3.
  • brot 843, 2.
  • brüchen 1385, 3.
  • brüeven 38, 4. 182, 4.
  • brün 1368, 1.
  • brunne 653, 4. 1143, 3.
  • brünne 233, 2.
  • brüt 1029, 4.
  • brütstuol 549, 1.
  • buckel 16, 3.
  • buckelsere 356, 2.
  • büezen 296, 2. 472, 4. 932, 2. 1047, 2.
  • 1095, 2. 1202, 3.
  • bühurdieren 31, 3.
  • bühurt 14, 1.
  • 22*
  • 340
  • BUNT — EßBUNNEN
  • bunt 156, 2.
  • buoch 505, 1.
  • burc 138, 2.
  • burgsere 91, 2. 292, 1.
  • bürge 1593, 2.
  • büwen, bouwen 287, 4. 873,1. 1285,3.
  • da 3, 2. 18, 2.
  • dan 1616, 4.
  • dau 142, 1. 703, 3.
  • danne 909, 2.
  • dannen 24, 4.
  • dannoch 18, 2. 302, 3. 1353, 3.
  • 1697, 3.
  • dar 39, 4. 499, 1. 856, 4.
  • daz 11, 4. 1224, 3.
  • decke 1148, 2.
  • deckelacheu 1326, 3.
  • degen 165, 2.
  • dehein 46, 3. 216, 4.
  • deich 395, 2.
  • deis 363, 4.
  • deist 80, 3.
  • deiz 794, 4.
  • der 695, 2.
  • der relat. 141, 1. 1270, 2.
  • d§r 943, 4.
  • des 29, 4. 165 , 2. 1078, 3. 109U, 2.
  • deste 49, 4.
  • die 1416, 4.
  • dicke 24, 2.
  • dienen 21, 1. 350, 3. 566, 4. 754, 3.
  • 917, 4. 1146, 3. 1355, 4. 1413, 2.
  • 1589, 4.
  • dienest 761, 3.
  • dienestliche 833, 2.
  • diet 484, 4. 775, 3. 1512, 4. 1692, 3.
  • dietdegen 1120, 4.
  • diezen 1350, 2.
  • diUe 255, 2.
  • dillen 69, 1.
  • dinc 193, 4. 280, 2. 843, 2. 994, 1.
  • 999, 4. 1006, 2.
  • dingen 771, 2. 832, 3.
  • ditze 57, 3.
  • diu 3, 4.
  • dö 5, 1. 16, 1.
  • doch 77, 4. 1038, 4.
  • doln 706, 2.
  • dön 384, 1. 1672, 2.
  • doenen 390, 1.
  • d6z 187, 2.
  • drsejen 361, 4.
  • drAte 447, 3.
  • dringen 16, 1. 705, 2. 1467, 4.
  • dröuwen 584, 3.
  • danken 18, 1. 579, 3.
  • dünne 712, 4.
  • duo 827, 1.
  • durch 1, 4. 205, 3. 222, 1. 1214, 3.
  • durchhouwen 1530, 4.
  • dürkel 453, 3.
  • 6 prcep. 1372, 4.
  • e conj. 73, 2. 76, 3. 1285, 2.
  • 6 stf. 6, 3. 1667, 1.
  • ebene 903, 4.
  • ecke 864, 2.
  • eckestein 1394, 3.
  • eigen 1039, 4.
  • eine 56, 4. 98, 4. 765, 4. 1634, 3.
  • einec 154, 3. 1391, 2.
  • eischen 145, 1. 295, 1. 412, 3.
  • eist 1177, 3.
  • eiten 996, 4.
  • eilen 314, 2.
  • eilende adj. 85, 4.
  • eilende stn. 107, 4.
  • ellenthaft 580, 2.
  • en 26, 4.
  • enbieten 34, 4.
  • enbiten 872, 4.
  • enbizen 72, 3.
  • enblanden 718, 4.
  • enbresten 72, 1. 865, 1.
  • ende 87, 3 437, 3. 985, 3. 1018, 3.
  • 1439, 3.
  • engelden 194, 3. 623, 2. 711, 4. 845, 1.
  • engerweu 527, 1.
  • enhant 362, 2.
  • enphellien 557, 3.
  • enphinden 100, 4.
  • enphüeren 1257, 3.
  • ensamet 236, 3.
  • entladen 1591, 1.
  • entriuwen 412, 4.
  • entsagen 738, 3.
  • entsliezen 764, 3.
  • eutwenken 712, 3.
  • entwerfen 660, 3.
  • er 769, 4.
  • erahten 1677, 1.
  • erarnen 392, 1.
  • erbalden 111, 4.
  • erbarmen 943, 4. 1078, 4. 1686, 2.
  • erbe 31, 4. 1222, 3.
  • erheizen 782, 4.
  • erbeigen 767, 1.
  • erbiten 1066, 3.
  • erbiten 131, 4. 1693, 4.
  • erblicken 1234, 1.
  • erbunneu 1160, 2.
  • ERBÜWEN — GELICH
  • 341
  • erbüwen, erbouwen 1128, 4.
  • erde 439, 2.
  • erdienen 1404, 4.
  • erdiezen 16, 3.
  • erdriezen 371, 3.
  • 6re 45, 4.
  • ergäben 452, 3.
  • ergän, erg6n 54, 3. 69, 2. 794, 4.
  • 942, 1. 1179, 2. 1508, 4.
  • ergetzen 825, 2.
  • erglesten 519, 4.
  • ergllzen 449, 2.
  • ergrinen 1395, 2.
  • erheben 1409, 3. 1673, 4.
  • erhellen 582, 4. 1278, 3.
  • erholn 706, 1.
  • erhceren 36, 4.
  • erhouwen 885, 4. 1532, 1.
  • erkennen 9, 4. 1691, 2.
  • erkiesen 556, 4. 1351, 3. 1407, 1.
  • erkomen 613, 4.
  • erküelen 125, 4.
  • erkunnen 600, 3.
  • erkuolen 1460, 4. 1531, 3.
  • erlachen 345, 1. 771, 4.
  • erläzen 222, 3.
  • ernern 515, 2.
  • errechen 901, 3.
  • erschellen sto. 916, 4.
  • ersehenen swv. 898, 3.
  • erscbinen 95, 3. 332, 3.
  • erschrecken 59, 1.
  • ersehrlen 59, 1.
  • ersraielen 357, 4.
  • ersprengen 1149, 1.
  • erstän, erstSn 5, 3.
  • erstseten 1599, 3.
  • erste 1196, 1. 1545, 4.
  • erstrecken 1119, 2.
  • erstriten 694, 4.
  • ertwingen 1017, 4.
  • ervinden 28, 3. 329, 4. 347, 3, 374, 3.
  • erwägen 515, 1.
  • erwallen 416, 3.
  • erwenden 240, 4. 975, 2.
  • erwerben 869, 1.
  • erwern 564, 4.
  • erwinden 176, 4. 438, 2. 1278, 4.
  • erzeigen 984, 4. 1456, 3.
  • erzenle 540, 1.
  • erziehen 449, 3. 1300, 4.
  • erzürnen 642, 4.
  • et 223, 1. 743, 4. 1462, 4.
  • etellch 247, 4.
  • etewenne 287, 2.
  • f. ». T.
  • gäben 460, 1.
  • gabilöt 356, 3.
  • gabilün 101, 1.
  • gäch 448, 1.
  • gadem 40, 1.
  • gäben 171, 1. 454, 3.
  • gäher 830, 4,
  • gähes 232, 1.
  • gsehes 1611, 2.
  • gseheste 444, 4.
  • galeide 261, 3,
  • gälie 276, 1.
  • galine 1132, 1.
  • galle 1278, 1.
  • gän, g«n 221, 1.
  • ganz 603, 4. 1377, 3.
  • gar 21, 4.
  • garwe 315, 3.
  • garwen 90, 1. 1376, 4.
  • gebäre 949, 2.
  • gebjere 329, 2. 622, 3.
  • gebären 137, 4. 828, 3.
  • gebeiten 1589, 1.
  • geben stv. 324, 4.
  • geben swv. 422, 4.
  • gebieten 1063, 2.
  • gebinden 530, 1.
  • gebrehte 895, 1.
  • gebresten 97, 1. 259, 4. 435, 4,
  • gebüezen 536, 4.
  • gedenken 649, 4. 1091, 1. 1237, 4.
  • 1523, 2.
  • gedienen 611, 1. 1028, 1.
  • gedigene 1154, 4.
  • gedinge stn. 295, 1.
  • gedinge swm. 25, 4. 608, 4.
  • gedingen 1687, 3. 1699, 4.
  • gedingen 1559, 3.
  • gedrenge 830, 1.
  • gegeben 1123, 4.
  • gehaben 293, 4. 1139, 2.
  • gehaz 611, 2.
  • geheizen 337, 3.
  • gehelfen 1038, 3.
  • gehcenen 614, 4.
  • gehceren 200, 2.
  • gehügen 1190, 2.
  • geisel 1017, 3.
  • gejehen 474, 2.
  • geläzen 538, 4.
  • gelden 133, 4. 842, 4.
  • geleben 616, 4.
  • geleiden 998, 3.
  • geleite 45, 4.
  • geleite 1689, 1.
  • gel§ren 33, 4.
  • gelich 136, 3. 288, 4.
  • 342
  • GELICHE — GLOCKENSPISE
  • geliche 619, 4.
  • geliehen 988, 4. 1234, 4.
  • gelieben 431, 3. 655, 2. 995, 4.
  • geligen 20, 2.
  • geligere 723, 1.
  • gelingen 182, 3. 1045, 4.
  • gelph 12, 1.
  • gemach 153, 2. 246, 4. 319, 4. 1013, 2.
  • gemanen 1204, 2.
  • gemeine 572, 1.
  • gemeine 137, 4. 1066, 4.
  • gemeinlichen 922, 4.
  • gemeit 834, 2. 1346, 2.
  • geraellich 354, 4.
  • gemenlichen 490, 4.
  • gemüejen 995, 3.
  • gemügen 1190, 1.
  • gemuot 21, 2.
  • gen 260, 3. 297, 3. 1103, 3. 1356, 2.
  • 1391, 2.
  • genäde 160, 4.
  • genäden 918, 1.
  • genden 686, 4.
  • geneigen 790, 4. 1368, 2.
  • genendiclichen 131, 4. 243, 4. 725, 4.
  • genesen 125, 2. 287, 4.
  • genibele 1134, 1.
  • geniezen 3, 4.
  • geniste 87, 2.
  • genöte 1203, 3.
  • genoete 246, 1. 1332, 4.
  • genöz 77, 4. 1048, 2.
  • genözen 254, 3.
  • genüegen 595, 2.
  • genuoc 202, 4. 1143, 2.
  • genuoc 4, 2. 56, 2. 786, 4.
  • geraten 23, 2,
  • gßre 1280, 3.
  • gerechen 202, 2.
  • gereichen 295, 3.
  • geriehen 858, 4.
  • geringen 427, 3.
  • gerinne 429, 2.
  • gern 25, 3. 268, 2. 877, 2.
  • gerner 71, 4.
  • gerstange 447, 3.
  • gerümen 544, 3.
  • geruochen 147, 4.
  • gesseze 726, 1.
  • geschaffen 13, 4.
  • geschol 1406, 1.
  • gesehen 112, 4. 837, 4.
  • geselle 123, 2. 318, 1.
  • geseren 1016, 4.
  • gesetzen 825, 4.
  • gesidele 38, 1. 334, 3.
  • gestn 227, 1.
  • gesinde 128, 1.
  • gesinnen 1071, 3,
  • gesippe 1382, 3.
  • gesitzen 511, 2. 1306, 1.
  • geslaht 959, 3.
  • gespenge 647, 3.
  • gespil 192, 4.
  • gestän, gesten 71, 3. 505, 2. 1157, 2.
  • 1313, 1. 1662, 3.
  • gesteine 1585, 3.
  • gesuochen 318, 4.
  • geswiehen 279, 3.
  • geswigen 372, 4.
  • getrlben 371, 2.
  • getriuwe 1163, 1.
  • getroesten J262, 3. 1485, 3. 1698, 2.
  • getrüwen, getrouwen 51, 3.
  • geturren 145, 1.
  • gevähen 99, 3.
  • gevar 173, 2.
  • gevarn 583, 1.
  • geverreu 263, 4.
  • geverte 389, 4.
  • gevidere 56, 1.
  • gevreischen 254, 4. 565, 2.
  • gevremeden 421, 4.
  • gevristen 543, 4.
  • gevriunt 1620, 2.
  • gevrumen 529, 4.
  • gevrümen 810, 2. 1133, 1.
  • gevüege 253, 4.
  • gevüegen 228, 1. 412, 4. 568, 3,
  • gevüeren 688, 3.
  • gevuoe 51, 4.
  • gewsefen 89, 4.
  • gewahen 122, 4. 1701, 4.
  • gewähenen 1637, 4.
  • gewalden 94, 4.
  • gewaldic 14, 4. 21, 3.
  • gewaldicliehe 634, 4.
  • gewalt 411, 1.
  • gewarten 1207, 1.
  • gewsete 12, 2.
  • gewenden 273, 4. 1627, 3.
  • gewerp 659, 4. 763, 3.
  • gewerren 96, 3. 643, 3. 1323, 4.
  • gewinnen 223, 4. 375, 1. 1015, 3.
  • gezemen 1, 4. 175, 2. 889, 2.
  • geziugc 1103, 4.
  • gezogenheit 1315, 3.
  • gezogenlich 120, 2.
  • gezouwe 262, 3.
  • giezen 1109, 2.
  • gimme 395, 4.
  • git 1067, 3.
  • glesten 639, 4.
  • glockensplse 1109, 2.
  • GLUOT — HUETEN
  • 343
  • gluot 104, 4.
  • golt 1247, 2. 1702, 4.
  • golter 1326, 1.
  • goltrot 1701, 3.
  • got 929, 4.
  • goume 1316, 3.
  • goumen 730, 2. 781, 3. 1266, 2.
  • 1358, 4.
  • grä 156, 2.
  • grede 26, 1.
  • griez 91, 1.
  • grimme adj. 891, 1.
  • grimme adv. 208, 4. 445, 4. 876, 4.
  • grimmecllche 848, 4.
  • gris 340, 4.
  • grisgramen 1510, 2.
  • gröze 58, 2.
  • groezlich 217, 4.
  • grcezliche 63, 1.
  • grüezen 1429, 2.
  • gruntwelle 85, 3.
  • gruoz 1659, 2.
  • güete 524, 2.
  • güetliche 65, 4. 237, 4. 1021, 1.
  • gunnen 47, 3. 95, 4. 1061, 4.
  • guot adj. 1089, 3. 1437, 2.
  • guot stn. 747, 3.
  • habe 709, 2.
  • habe 851, 1.
  • haben 45, 1. 70, .4. 142, 3. 762, 2.
  • 782, 2. 990, 3. 1018, 1. 1021, 4.
  • 1072, 4. 1263, 3.
  • hac 379, 2.
  • hähen 202, 1.
  • hsihse 1408, 2,
  • halde 1345, 2.
  • halden 1597, 3.
  • halsberc 250, 3.
  • halt 427, 3.
  • handelunge 1594, 2.
  • hant 19, 3. 1119, 4.
  • har 1006, 1.
  • harnasch 692, 2.
  • harte 19, 4.
  • haz 426, 2. 638, 2. 1702, 2.
  • heben 50, 3. 397, 1. 777, 1. 1510, 2.
  • hei 15, 4.
  • heime 346, 4.
  • heimliche 1602, 2. 1626, 1. 1666, 3.
  • heimwesen 954, 3.
  • heischen s. eischen,
  • heizen 1, 2. 8, 3. 1306, 2.
  • helfe 1083, 1.
  • helfen 8, 4.
  • helmbouc 1423, 4.
  • heln 1256, 3. 1633, 3.
  • helt 20, 4.
  • her = herre 30, 2. 1604, 1.
  • her adv. 253, 2. 1034, 1.
  • her 1, 1. 640, 2. 1331, 2. 1547, 3.
  • herbergen 319, 1.
  • hergeselle 581, 3.
  • hergesinde 1235, 3.
  • herhorn 898, 3.
  • herliche 333, 4.
  • hermüede 546, 1.
  • herreise 1011, 3.
  • herte ade. 104, 2. 1490, 1.
  • herte stf. 130, 3. 1432, 2. 1444, 2.
  • hervart 195, 1.
  • herverten 669, 3.
  • herzeichen 780, 3.
  • herzenllch 50, 4.
  • biete 136, 2.
  • hin 965, 2.
  • hinaht 1202, 2.
  • hinder 714, 4.
  • hinne 1536, 3.
  • hinnen 260, 1.
  • hinte 376, 2.
  • hinre 1377, 4.
  • hiute 242, 2.
  • hoch 1093, 3.
  • hochgedinge 735, 2.
  • hochgemüete 585, 1.
  • höchgemuot 334, 1. 471, 1.
  • hochgezit 48, 1.
  • höchvart 248, 4. 1695, 4.
  • höchverte 196, 2. 387, 3.
  • höchzit 35, 3.
  • hochziten 1604, 4.
  • hof 1618, 4.
  • hohe 64, 2.
  • hoehen 103, 4.
  • höher 525, 4. 1465, 4. 1526, 1.
  • hol 74, 4.
  • hol stn. 76, 1.
  • holde 1684, 4.
  • holn 935, 3.
  • holt 34, 4. 1261, 4.
  • hcenen 626, 2.
  • hört 817, 4.
  • hovegesinde 9, 2,
  • hovereise 245, 4.
  • hüetsere 417, 4.
  • hüeten 1426, 1.
  • hulde 158, 4.
  • huobe 21, 1.
  • huote 84, 1. 234, 1. 360, 3. 1014, 3.
  • 1448, 1.
  • hurt 1410, 3.
  • hurten 187, 2.
  • 344
  • HUT — LAZEN
  • hAt 102, 1.
  • hütte 466, 1.
  • ie 74, 1. 164, 2. 796, 2. 878, 1.
  • 932, 4.
  • iecllch 105, 4.
  • iemen 1483, 4.
  • iestlich 918, 4.
  • ietweder 480, 2.
  • iht 99, 3. 137, 1. 357, 2. 1350, 4.
  • ilen 267, 2.
  • imbiz 554, 1.
  • immer 399, 2. 1643, 3.
  • inder 346, 2. 1171, 4.
  • i'ne 85, 1.
  • ingesinde stn. 486, 1.
  • ingesinde swm. 148,4. 331,3. 1228,4.
  • innecliche 1208, 4.
  • innen 76, 1.
  • inner 129, 4. 750, 1.
  • isenvar 1530, 3.
  • iteniuwe 430, 2.
  • itewize 1441, 4.
  • itewlzzen 331, 2.
  • j4 5, 3.
  • jämerhaft 932, 1.
  • jaemerllch 1070, 4.
  • jämern 432, 3.
  • jehen 31, 2. 36, 4, 119, 3.
  • joch 1088, 4. 1116, 3. 1499, 3.
  • junc 149, 4.
  • juncvrouwe 1522, 4.
  • jungen 675, 4.
  • junger 368, 3.
  • kamerkneht 180, 4.
  • kastelän 303, 1.
  • kebese 1030, 4.
  • keibe 1140, 1.
  • kein s. queln.
  • kemenäte 337, 4.
  • kemphe 360, 4.
  • keren 1020, 3.
  • kören 285, 3.
  • kerksere 1596, 3.
  • kiel 276, 3.
  • kiesen 55, 3. 252, 4. 305, 3. 903, 2-
  • 1199, 3. 1356, 1.
  • kint 113, 2. 509, 1. 539, 1. 1128, 3.
  • 1325, 1.
  • kintlich 1312, 1.
  • kiule 356, 2.
  • kiusche 114, 3.
  • kl4 58, 2.
  • klagen 60, 4.
  • kleiden 260, 4.
  • kleinät 253, 4.
  • kleine 56, 3. 275, 1. 291, 3. 773, 2.
  • klieben 514, 4.
  • klüse 427, 4.
  • knabe 42, 2.
  • kneht 18, 2. 344, 3.
  • knoph 367, 4.
  • kocke 257, 1.
  • komen 441, 2. 709,1. 1002,3.
  • kosen 1276, 3.
  • koste 1216, 4.
  • kosteliche 1104, 4.
  • koufen 674, 4. 1137, 4.
  • kovertiure 1148, 2.
  • krach 1572, 2.
  • kradem 1499, 2.
  • kraft 11, 2.
  • kräme 251, 2. 443, 1.
  • kranc 32, 1.
  • kreftic 321, 1. 1560, 1.
  • krefticlich 1202, 2.
  • krefticllchen 1283, 4.
  • kriuzestal 1170, 2.
  • kroenen 480, 4.
  • kuchen 99, 4.
  • kucken 105, 2.
  • kumberlich 124, 4.
  • küme 257, 4.
  • künde 131, 4. 513, 2. 871, 3.
  • künde adj. 135, 4.
  • künde stf. 79, 2.
  • künden 419, 3. 595, 4.
  • kunder 112, 4.
  • kündicliche 1096, 4.
  • künic, König.
  • küniginne 1, 3.
  • künne 7, 3. 205, 3. 614, 2. 1030, 4.
  • kunnen 997, 1.
  • künstelös 364, 1.
  • kuolen 518, 3.
  • kurz 1086, 2.
  • kurzwilen 362, 2.
  • küsse 1194, 4.
  • laden 12, 4.
  • läge 208, 4. 496, 4. 919, 2.
  • lange 1076, 3.
  • lantliute 468, 2.
  • l«re 320, 3. 324, 4.
  • lasstein 790, 4.
  • laster 1208, 4.
  • läzen 6, 2. 209,3. 223,2. 536,2.
  • 632, 1. 827, 4. 948, 1. 987, 4.
  • 1210, 2. 1263, 4.
  • LEBART — MOR
  • 345
  • lebart 361, 2.
  • leben 82, 3.
  • ledecliche 1273, 4.
  • leger 813, 3.
  • lehenllch 190, 1.
  • leide 962, 4.
  • leiden 24, 3. 662, 4. 1411, 3. 1492, 4.
  • leider 1058, 4. 1267, 4. 1341, 2.
  • leisten 217, 3.
  • leit 532, 1. 828, 4.
  • lernen 592, 4.
  • lesen 915, 1.
  • leste 1578, 2.
  • letzen 721, 4. 779, 3.
  • lieh 917, 3.
  • liden 481, 4.
  • lie 4, 4.
  • liebe 155, 2.
  • lieben 24, 3. 609, 2. 983, 3.
  • liegen 1277, 1.
  • lieht 23, 4.
  • liep 408, 2. 966, 2. 1023, 4. 1169, 2.
  • ligen 1450, 2.
  • lihen 610, 2.
  • lihte adj. 656, 3. 1016, 4.
  • lihte ad». 33, 4. 341, 1. 989, 2.
  • 1364, 3.
  • Hmmen 882, 2.
  • linde 1194, 2.
  • lip 7, 2. 139, 2. 964, L>.
  • lise 668, 4.
  • list 543, 3.
  • liste 1326, 3.
  • lit 651, 2.
  • lit 130, 3.
  • liuhten 1356, 4.
  • liut 53, 2.
  • loben 35, 3. 338, 1. 770, 1. 1646, 4.
  • 1665, 1.
  • lobebsere 105, 3.
  • lobellch 1106, 3.
  • lobeliche 18, 4. 458, 4.
  • loc 355, 3.
  • lönen 17, 4.
  • lop 335, 4.
  • losen 381, 2.
  • louc 647, 3.
  • loufen 813, 4. 863, 1.
  • lougen 476, 3. 658, 4.
  • loup 11, 3.
  • ludern 187, 2.
  • luft 846, 2.
  • lüsten 101, 3.
  • lüter 1201, 4.
  • lützel 48, 3. 161, 4. 626, 4.
  • mac 4, 3.
  • magedin 52, 1.
  • maget 9, 2.
  • magetlich 10, 1.
  • magetlichen 30, 1.
  • magezoge 53, 3.
  • mahelen 9, 1.
  • man 1682, 2.
  • mane 552, 3.
  • mäne 890, 3.
  • manec 912, 1.
  • manen 1215, 2.
  • marc 65, 1.
  • msere stn. 26, 4. 337, 4. 425, 2.
  • 511, 3. 767, 2. 1251, 2.
  • maere adj. 6, 1. 976, 3.
  • marke 13, 2. 304, 2.
  • marnaere 853, 1.
  • marschalc 553, 1.
  • masboum 1119, 1.
  • mäze 44, 3. 91, 4. 210, 2. 302, 1.
  • 405, 2. 746, 1. 750, 3. 1106, 3.
  • 1550, 1.
  • mäzen 993, 4.
  • mS 757, 1.
  • meist 1546, 3.
  • meistec 1360, 1.
  • meister 292, 3. 1542, 1.
  • meisterinne 1220, 3.
  • meisterschaft 105, 2.
  • melden 402, 1. 848, 4.
  • melm 1468, 3.
  • menege 981, 3.
  • mSre 691, 1. 931, 4. 1068, 4.
  • merkint 109, 4.
  • merwunder 75, 3.
  • merzisch 1216, 4.
  • messe 1109, 3.
  • mete 1305, 3.
  • michel adj. 7, 4.
  • michel adv. 578, 2.
  • mies 113, 3.
  • miete 224, 4.
  • mieten 956, 4.
  • milde adj. 20, 4.
  • milde stf. 326, 3.
  • min 1535, 4.
  • minne 433, 2. 535, 4.
  • minnen 18, 1. 1254, 4.
  • minner 34, 4.
  • minnern 377, 4.
  • misselingen 468, 4. 699, 2.
  • missetuon 1030, 1.
  • missewende 835, 4.
  • mitte 1145, 4.
  • molde 183, 2.
  • mör 15, 2.
  • 346
  • MORT — EICHEN
  • mort 888, 1.
  • müejen 106, 3. 497, 2.
  • müelich 83, 2.
  • müeliche 350, 3.
  • müezec 912, 1.
  • mtiezen 165, 3. 294, 2. 1068, 3,
  • miigen 2, 4.
  • muoder 1174, 3.
  • muot 32, 1. 435, 1. 1027, 1. 1553, 1,
  • muoten 133, 2. 134, 1. 422, 4. 991, 4.
  • 1424, 4. 1427, 1.
  • muozen 985, 1.
  • müren 950, 1.
  • nach adv. 451, 3.
  • nach prcep. 246, 3. 689, 3. 1074, 2.
  • 1397, 2.
  • nächgebüre 87, 4.
  • nagelen 692, 3.
  • nähen swv. 954, 1.
  • nähen adv. 73, 4. 1097, 2.
  • nähen = nähenen 1074, 1.
  • näher 155, 1. 830, 3.
  • nähest 502, 3.
  • nseheste 842, 4.
  • nahten 885, 3.
  • nahtselde 286, 2.
  • nar 97, 4.
  • neigen 1039, 2.
  • neinä 1294, 1.
  • neizwie 1563, 1.
  • nemen 98, 2. 404, 4. 912, 3.
  • nerjen 82, 2.
  • nern 57, 3.
  • neve 216, 2,
  • nidene 968, 2.
  • nidere 58, 1.
  • nie 425, 2.
  • nieten 956, 3. 958, 4.
  • niezen 83, 1. 911, 3.
  • nigen 64, 1.
  • niht 825, 1.
  • ninder 169, 2. 1239, 2.
  • niunde 48, 1.
  • niuwe 50, 3.
  • niwan 399, 4. 537, 3.
  • niwen 854, 2.
  • noch 802, 4. 1265, 3.
  • not 146, 1. 281, 3. 416, 2. 754, 2.
  • 959, 1. 1242, 3.
  • noeten 989, 3.
  • nötveste 621, 1.
  • nu 215, 1. 738, 1.
  • nusche 251, 3.
  • ob conj. 21, 4. 1106, 1.
  • ob, obe prcep. 18, 3. 478, 4.
  • od 112, 3.
  • olbende 541, 3.
  • orden 1177, 3.
  • ort 1371, 2.
  • ouch 972, 2. 975, 3. 1211, 2.
  • ougen weide 23, 4.
  • palas 138, 3.
  • palmetac 1192, 2.
  • pantel 98, 3.
  • pensei 1601, 4.
  • permint 1601, 4.
  • phant 327, 2.
  • phelle 41, 3.
  • phiesel 996, 4.
  • phieselgadem 1064, 4.
  • phlegen stv. 763, 1.
  • phlegen sicr. 357, 4.
  • phlüm 720, 2.
  • plan 1096, 2.
  • portenaere 1457, 4.
  • pris 570, 1. 1073, 4.
  • prisen 4, 3. 589, 4. 612, 3. 615, 3.
  • 636, 3. 1653, 4.
  • puneiz 1660, 3.
  • queln, kein 85, 3. 448, 4. 673, 4.
  • 927, 1. 1149, 4.
  • räm 653, 3.
  • rämen 97, 4.
  • rant 712, 1.
  • rät 88, 1. 432, 2. 463, 1. 588, 4.
  • 769, 1. 838, 1. 1147, 2. 1511, 2.
  • raten 254, 1. 426, 4.
  • räwen adj., von rä 99, 2.
  • räwen 1051, 2.
  • rechen 20, 3.
  • recke 197, 2,
  • redebsere 239, 4.
  • reden 1031, 1.
  • reht stn. 323, 1. 745, 3. 1052, 3.
  • 1276, 4.
  • reht adj. 947, 3. 1119, 1. 1148, 4.
  • rehte 117, 3. 307, 4. 1136, 4.
  • reichen 1685, 3.
  • reise 532, 1.
  • reizen 242, 3.
  • rßren 510, 4.
  • reste 1060, 4.
  • r^veige 1456, 4.
  • rieh, riebe 1, 1. 12, 1. 1096, 3.
  • rlcheit 550, 1.
  • riehen 703, 4.
  • BLECHEN — SIGEN
  • 347
  • riechen 99, 4. 364, 2. 676, 4.
  • rieme 261, 2.
  • riemen 1146, 4.
  • riezen 92, 4.
  • rihten 20, 3. 428, 2. 1325, 3.
  • riliche 141, 4.
  • rinc 25, 3. 368, 4. 510, 4. 714, 3.
  • ringe adj. 439, 4.
  • ringe adv. 20, 2. 324, 4. 1455, 3.
  • ringen swv. 126, 2. 156, 4.
  • ringen stv. 200, 3.
  • rinnen 1136, 4.
  • risen 1394, 3.
  • riten 45, 1.
  • ritterlich 14, 1.
  • ritterschaft 581, 4. 704, 2. 724, 2.
  • riuwen 499, 2. 1245, 1.
  • rocke 1193, 4.
  • röstbrant 514, 3.
  • rotten 49, 3.
  • rouben 1419, 4.
  • rüeren 285, 2. 1460, 2.
  • rümen 66, 4, 729, 2.
  • ruochen 436, 1. 844, 1.
  • ruofen 109, 1. 526, 2.
  • ruowen 160, 3.
  • rüsten 946, 3.
  • sä 263, 2.
  • saben 301, 4.
  • aal 583, 3. 1663, 4.
  • sffilec 309, 1. 1698, 1.
  • saelecliche 127, 4.
  • salwen 1664, 3.
  • sam 105, 4. 178, 1. 567, 2.
  • samenen 513, 1.
  • samenunge 1121, 3.
  • samt 481, 2.
  • sanfte 857, 2. 907, 4. 1140, 4. 1247, 1.
  • 1566, 4.
  • sant stm. 150, 3.
  • sant == samt 751, 2.
  • sarwät 463, 2.
  • satelkeit 15, 2.
  • schaffsere 764, 1.
  • schaffen 279, 2. 944, 4. 1055, 2.
  • 1316, 1.
  • Schaft 42, 3.
  • schal 53, 1.
  • schämel 1019, 4.
  • scharaelich 107, 2.
  • schämen 114, 4.
  • schapel 299, 4.
  • schatewen 56, 1.
  • schätz 34, 2. 817, 4.
  • schedeliche 229, 4. 607, 4.
  • schef 275, 3.
  • scheiden stv. 76 , 4. 136 , 1. 585 , 2.
  • 682, 3. 1438, 4. 1691, 3.
  • scheiden swv. 1425, 1.
  • schemelich 322, 4.
  • sehenden 1215, 1.
  • sckenken 767, 1. 773, 4.
  • schermen 1353, 3.
  • schicken 1393, 2. 1545, 1.
  • schiere 94, 2.
  • schiezen 3, 3. 1142, 3. 1330, 2.
  • schiffen 559, 4.
  • schifman 111, 1.
  • schifwant 1137, 2.
  • schimph 345, 3.
  • schimphliöh 337, 1.
  • schin adj. 43, 2. 58, 2. 304, 4.
  • schin stm. 787, 4. 875, 2.
  • schinen 1003, 2. 1510, 3. 1671, 1.
  • schirmen 3, 3.
  • schirmknabe 361, 4.
  • Schirmmeister 360, 1.
  • schirmwäfen 370, 2.
  • schöne 13, 1. 448, 1.
  • schönen 1595, 4.
  • schranke 637, 3. 781, 1. 1414, 4.
  • schrawaz 112, 3.
  • schriben 1697, 4.
  • schrien 1524, 1.
  • schuldicliche 533, 4.
  • schult, schulde 155, 4. 307, 1. 1558, 1.
  • 1703, 2.
  • schumphentiure 646, 2.
  • schür 1455, 2.
  • schüten 89, 3.
  • se 1125, 1.
  • seblat 1373, 4.
  • sedel 685, 1.
  • segelboum 1126, 4.
  • sehen 216, 3. 582, 4. 632, 3.
  • seilen 1385, 1.
  • seine 291, 4. 1187, 1.
  • selde 345, 3. 497, 4. 902, 4.
  • seiden 81, 2.
  • selp 112, 1. 136, 4.
  • senen 1044, 1.
  • senften 1044, 4.
  • ser 7, 3.
  • s6re 791, 2. 1537, 3.
  • setzen 1557, 2,
  • sie 94, 1.
  • sichern 833, 1.
  • sidelen 174, 3.
  • sider 14, 4.
  • siech 154, 2.
  • sigelät 301, 2.
  • slgen 701, 4. 878, 1. 899, 2.
  • 348
  • SIN
  • SWEBEN
  • 8in 146, 3. 594, 3.
  • Binewel 649, 2.
  • sinnen siv. 97, 4. 199, 3.
  • sinnen swv. 1340, 2.
  • sint 14, 4,
  • sippe 1244, 4.
  • Sit 14, 4. 77, 2. 524, 3.
  • Site 10, 2. 284, 4. 423, 2. 1044, 3.
  • 1114, 4.
  • Site 89, 4.
  • sitzen 187, 4.
  • siuften 1234, 3.
  • slahen 94, 3. 1125, 1.
  • Blähte 404, 2.
  • suchen 75, 1.
  • smfEhe 593, 4. 1000, 3. 1011, 1.
  • smähelichen 737, 3.
  • smielen 843, 3.
  • snel 271, 1.
  • sn§ 503, 3.
  • snlen 1218, 4.
  • snuor 980, 4.
  • BÖ 1, 4. 3, 4. 5, 2. 132, 2.
  • solt 392, 1.
  • sorcllche 169, 4. 254, 4. 1504, 3.
  • sorge 360, 3. 874, 3.
  • sorgeh«re 589, 4. 1332, 3. 1512, 2.
  • sorgen 317, 4.
  • soum 744, 3.
  • soumsere 12, 2.
  • spsehe 293, 4.
  • sparn 1491, 3.
  • sparre 1371, 1.
  • spehe 730, 1.
  • sper 3, 3. 783, 1.
  • spilgeselle 786, 4.
  • spiln 633, 3. 1309, 3.
  • spise 1056, 3. 1073, 3.
  • spisen 117, 1,
  • spitälsere 916, 3.
  • spräche 244, 4.
  • sprechen 691, 1.
  • sprengen 471, 2.
  • springen 813, 4.
  • stahen 286, 4.
  • stän, stön 160, 3. 241, 4. 762, 3.
  • 768,1, 1086,3. 1355,2. 1505,4.
  • 1506, 4.
  • Stare 428, 1.
  • starke 93, 3.
  • stat stn. 88, 4.
  • stat stf., Statt 93, 4. 352, 2.
  • stat stf., Stadt 293, 1.
  • State 904, 1, 946, 4.
  • stateliche 1395, 3.
  • staete 19, 4. 1043, 3. 1052, 3. 1607, 4.
  • 1669, 4.
  • Btsete 591, 3.
  • stein 90, 4. 571, 2.
  • sterben 892, 4.
  • stierruoder 1183, 3.
  • stiften 569, 1.
  • stiure 917, 2.
  • stolz 160, 4.
  • stözen 789, 4. 1572, 4. 1650, 2.
  • strafen 1048, 4.
  • sträle 92, 2. .
  • Bträze 1696, 4.
  • strecken 190, 1. 833, 4.
  • strewen 507, 4. 900, 1.
  • stric 1684, 1.
  • strichen 702, 4. 1019, 4. 1656, 1.
  • stricken 107, 3.
  • strlt 333, 1.
  • stritgeziuc 497,^1.
  • stritlich 256, 1.
  • Btrüben 1218, 1.
  • ströchen 1408, 4.
  • stüche 1385, 4.
  • stunde 4, 1. 631,2. 770,4. 779,4.
  • 1333, 4.
  • stunt 96, 1. 244, 1. 290, 2. 316, 4.
  • Sturm 32, 4.
  • sturmmüede 653, 2.
  • sturmtöt 915, 2.
  • süberlich 1325, 4.
  • süberliche 41, 4.
  • süenen 831, 2.
  • süezecliche 482, 4.
  • sül 249, 4.
  • suln 17, 2. 1039, 2. 1238, 2.
  • sumher 1572, 3.
  • sumelich 64, 4.
  • sümen 451, 3. 1349, 4.
  • sumeren 260, 3.
  • Sünde 933, 3.
  • sunder 309, 4, 1007, 2. 1398, 1.
  • 1689, 2.
  • Bundernöt 94, 2.
  • sunderspräche 939, 3.
  • sunderspr&chen 420, 1.
  • sunderwint 1125, 1.
  • suochen 313, 3. 634, 4. 972, 1.
  • BUS 209, 4.
  • swä. 25, 1.
  • swach 201, 3. 907, 3. lülO, 2. 1299, 3.
  • swache 1222, 4.
  • Bwachen 196, 2. 314, 3. 999, 4.
  • swanc 359, 3.
  • swanne, swenne 260, 3,
  • Bwar 231, 3.
  • swsere adj. 270, 2. 1122, 3.
  • swffire stf. 50, 4. 613, 1. 1230, 2.
  • Bweben 1272, 4. 1368, 3.
  • SWEHER — UNGEHIURE
  • 349
  • sweher 489, 2.
  • sweiz 714, 3.
  • sweizic 875, 2. 1514, 3.
  • swelch 1105, 1.
  • swer 15, 1. 145, 3.
  • swern 1599, 4.
  • swert 19, 1.
  • swertdegen 331, 4.
  • awertmsezic 940, 3.
  • swie 35, 2. 603, 3. 828, 4.
  • swiger 1372, 3.
  • swinde adj. 67, 2. 367, 4. 1047, 4.
  • swinde adv. 370, 3. 1069, 2.
  • awingen 324, 1. 1647, 1.
  • tac 544, 4. 687, 2. 888, 3. 1113, 2.
  • tageweide 599, 1.
  • tagewile 1657, 4.
  • tagewiae 382, 4.
  • tan 108, 1.
  • tegellch 5, 4.
  • teil 71, 2.
  • teilen 708, 3. 744, 1, 1614, 4.
  • tlchen 1389, 3.
  • tiure adj. 20, 4. 80, 3. 999, 1. 1493, 1.
  • tiure arfp. 1137, 4. 1483, 1.
  • tiuren 7, 2,
  • tiurllch 1347, 3.
  • tiuvel 1502, 2.
  • tiuvelinne 738, 1.
  • tjoste 183, 3.
  • tobeheit 1522, 3.
  • tobeliche 288, 4. 1511, 3.
  • tougen adj. 624, 2.
  • tougen adv. 391, 2.
  • touwen 806, 3.
  • träge 546, 4. 1665, 1.
  • tragen 64, 2. 864, 2. 1250, 3.
  • traben 155, 3.
  • trabten 843, 3.
  • trämen 269, 1.
  • trehenen 824, 1. 935, 1.
  • treten 1575, 4.
  • triegen 857, 3.
  • triuten 346, 4.
  • triutinne 185, 2.
  • triuwe 399, 1. 682,1. 990,2. 1281,4.
  • 1653, 4.
  • troesten 154, 4. 1477, 3.
  • trüebe 314, 4.
  • trubsseze 38, 4.
  • trumbe 49, 1.
  • trunze 1398, 2.
  • truobe 821, 4.
  • truoben 416, 3.
  • trüren 1522, 2.
  • trüric 1067, 2.
  • trüt 82, 1. 501, 2. 1079, 2. 1327, 2.
  • trütgespil 1209, 2.
  • trüwen, trouwen 948, 4.
  • tugen 715, 4.
  • tump 12, 1.
  • tumplich 224, 2.
  • tungen 675, 3.
  • tuon 178, 1. 183, 2. 549, 1. 735, 2.
  • 1065, 4. 1082, 1. 1124, 2. 1484, 2.
  • türen 728, 3.
  • turn 750, 4.
  • turren 77, 1. 686, 4.
  • twäle 655, 4.
  • twerc 75, 2.
  • twingen 248, 4.
  • übel 1595, 3.
  • übele stf. 1052, 3.
  • tibele adv. 58, 3. 137, 4. 184, 4.
  • 607, 2. 1061, 1. 1377, 2. 1474, 4.
  • übellichen 1191, 1.
  • über 53, 2. 337, 1. 1107, 4. 1177, 3,
  • 1254, 3.
  • übere 761, 2.
  • überhouwen 1451, 2.
  • übermüete adj. 238, 3.
  • übermüete stf. 195, 3. 477, 4.
  • überschiezen 869, 4.
  • überwallen 1446, 4.
  • überwinden 1037, 4. 1208, 4,
  • Üf3ll,2. 585,4. 979,2. 990,3.
  • 1181, 2. 1245, 2. 1340, 4. 1407, 3
  • 1491, 3.
  • üfe 1543, 3.
  • umbe 951, 3.
  • umbemüret 1362, 3.
  • umbeatanden 1338, 2.
  • umbezimbert 1458, 1.
  • iinbereite 453, 3.
  • unberuocbet 163, 1.
  • unbescheiden 1299, 4.
  • unbeacholden 933, 4.
  • undäre 1383, 4.
  • unde 298, 1. 849, 3.
  • ünde 13, 3.
  • under 627, 4. 1298, 3. 1594, 3.
  • underachüten 1412, 1.
  • understän 139, 4.
  • unerbolgen 1114, 4.
  • unergangen 1538, 3.
  • unerkant 634, 2.
  • unerstorben 68, 1.
  • ungebunden 1702, 1.
  • ungedanket 306, 3.
  • ungehiure 115, 4. 1220, 3.
  • 360
  • UNGEMACH — VEREISTE
  • nngemach 287, 2. 700, 1.
  • ungemüete 85, 4.
  • ungemuot 795, 1.
  • ungenäde 1538, 2.
  • ungeniten 1704, 4.
  • ungeruowet 452, 2.
  • ungesellicliche 431, 4.
  • ungesniten 64, 3.
  • ungesunt 1420, 2.
  • ungetan 652, 1.
  • Tingevüege 382, 3. 716, 4. 1005, 4.
  • ungewegen 65, 3.
  • tingeweinet 1243, 2.
  • ungewizzen 1229, 4.
  • ungezogen 1475, 3.
  • ungüetllche 1526, 2.
  • unkünde 329, 3. 1219, 4.
  • unkunt 296, 4. 666, 3.
  • tinlange 290, 3.
  • unlobeliche 558, 4.
  • unmsere 29, 4.
  • unmaeren 390, 2.
  • unämzen 128, 2.
  • unmsezllchen 364, 4.
  • unmüezic 137, 3.
  • unmuot 60, 3. 978, 2.
  • unmuoze 1569, 1.
  • unnähen 283, 4.
  • unnöt 122, 1.
  • unsanfte 923, 3. 962, 2.
  • unsenfte 702, 3.
  • unstaete 979, 2.
  • untriuwe 700, 3.
  • untüre 790, 2.
  • unverborgen 701, 4.
  • unverdrozzen 356, 4.
  • unverhou-wen 102, 4.
  • unverirret 1548, 2.
  • unverscheiden 1027, 3.
  • unversunnen 729, 4.
  • unwert 301, 3.
  • unze 39, 3. 322, 3.
  • unzerunnen 257, 3.
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  • var 1397, 2.
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  • varnde 48,3.
  • vartgenöz 1132, 2.
  • varwe 583, 3.
  • vaste ade. 218, 3.
  • vaste subst. 1166, 1.
  • vaz 308, 2.
  • vazzeu 303, 4. 1131, 2.
  • vedere 156, 3.
  • veige 96, 3. 915, 4.
  • veile 252, 1.
  • vellen 898, 4. 1430, 4.
  • veltsturm 359, 4.
  • venje 1170, 2.
  • vensterstein 1395, 3.
  • verch 674, 4.
  • verchbluot 500, 4.
  • verchslac 519, 1.
  • verchtief 1352, 3,
  • verchwunde 195, 4.
  • verdagen 26, 4. 589, 2.
  • verdenken 1019, 3.
  • verderben stv. 590, 4.
  • verderben sicv. 1301, 2.
  • verdienen 609, 4. 1621, 4.
  • verdoln 1287, 2.
  • verdriezen 27, 2. 813, 3.
  • verdringen 1649, 4.
  • vereinen 318, 2. 736, 1.
  • verenden 62, 4. 114, 4. 272, 4.
  • vergäben 228, 3.
  • vergebene 1223, 4.
  • verheln 428, 1.
  • verhern 1678, 3.
  • verhouwen 93, 3.
  • verjehen 73, 1. 400 2. 606, 4. 1077, 4.
  • verkeren 33, 3.
  • verkiesen 567, 3. 1286, 3.
  • verkosten 262, 2. 435, 3.
  • verlAzeu 545, 2. 693, 4. 1631, 2.
  • Verliesen 137,1. 201,2. 1129,2. 1302,2.
  • verligen 1350, 2.
  • vermelden 825, 1.
  • vermezzen .stv. 236, 4. 1121, 3.
  • vermezzen adj. 248, 3.
  • vermüeden 335, 3.
  • verre adj. 118, 2.
  • verre ade. 14, 4. 69, 4. 406, 3.
  • verriete 1118, 3.
  • VEKSAGEN — WAFEN
  • 351
  • versagen 775, 1.
  • verschroten 545, 4.
  • versehen 115, 4. 695, 3. 857, 4. 1169, 1.
  • versigelen 1128, 1.
  • versinnen 425, 2.
  • verslinden 69, 3.
  • versmäheliche 357, 4.
  • versmähen 46, 4. 631, 3.
  • versniden 92, 3.
  • versolden 1577, 4.
  • versoln 662, 2.
  • versprechen 623, 3.
  • verstän 1149, 4.
  • versüenen 131, 3.
  • versümen 90, 3.
  • versuochen 630, 4. 701, 2. 829, 3.
  • vert 1377, 4.
  • vertragen 1080, 2. 1471, -3.
  • vervähen 700, 4. 1008, 4. 1061, 3.
  • 1488, 2.
  • verwegen 1134, 2.
  • verwen 500, 4.
  • verwendicllche 1700, 3.
  • verzern 327, 2.
  • verzihen 189, 1. 579, 2. 1642, 3.
  • veste 719, 3.
  • vesten = vestenen 665, 1.
  • vetech 93, 2.
  • viant, vient, vint 3, 4. 1027, 4.
  • vil 9, 2.
  • vinden 331, 4,
  • vingerlin 299, 4.
  • vinster 1134, 3.
  • viur, viwer 850, 1.
  • viwerheiz 644, 1.
  • viwervanke 361, 3.
  • vlßhen, vlggen 1017, 2. 1050, 2.
  • vliegen 71, 1.
  • Vliesen 55, 3.
  • vliezen 85, 1. 1166, 2.
  • vliz 972, 3. 1044, 4.
  • vllzen 49, 3. 173, 1, 338, 3.
  • vlizicliche 23, 1. 32, 2. 157, 4.
  • 1111, 1. 1303, 2.
  • vloiten 49, 2.
  • vluot 953, 1. 1102, 4.
  • voget 15, 4.
  • vol swm. 1408, 4,
  • vol adj. 496, 3. 1602, 3.
  • vol ado. 101, 3. 394, 4. 444, 2.
  • 942, 2. 1115, 2.
  • volbringen 599, 4.
  • volcsturm 921, 3.
  • volgen 591, 4.
  • volgesingen 181, 2. 384, 1.
  • vollangen 867, 2.
  • volleclich 716, 3.
  • vollen 1383, 3.
  • volrechen 733, 4.
  • volziehen 572, 4.
  • von 966, 3. 1154, 3. 1169, 3.
  • 1322, 3.
  • vor adv. 143, 4. 177, 2. 1063, 3.
  • vor proep. 407, 4. 609, 3. 1493, 4.
  • 1625, 3.
  • vorgetsene 196, 3.
  • vräge 1153, 4.
  • vrägen 924, 3. 1432, 2.
  • vreide 495, 4.
  • vreischen 60, 1. 317, 2.
  • vreise 1480, 3.
  • vremede 103, 4.
  • vremeden 611, 4. 1289, 4.
  • vrevele adj. 98, 1.
  • vrevele subst. 1079, 2. 1491, 4.
  • vrevenliche 111, 4.
  • vrl 407, 1. 956, 1.
  • vride 296, 1. 363, 1. 1539, 3.
  • vriden 569, 1. 713, 3.
  • vriedel 556, 4.
  • vrien 327, 3.
  • vriesen 1190, 3.
  • vriliche 1271, 4.
  • vristen 1637, 1.
  • vriunt 8, 2. 209, 4. 618, 2. 1075, 3.
  • vriuntliche 740, 4.
  • vriuntselde 465, 4.
  • vrone 381, 3.
  • vrou 931, 1.
  • vrouwe 210, 4. 215, 4. 669, 2.
  • vröwede 50, 4.
  • vrüeje 108, 2.
  • vrum 711, 1,
  • vrume 215, 4. 677, 4,
  • vrumen 359, 4.
  • vrümen509, 2. 597,4. 710, 3. 1426, 3.
  • vruo 108, 2,
  • vruomesse 440, 1.
  • vüegen 547, 3. 704, 2. 1626, 2.
  • vüeren 551, 3. 698, 2.
  • vuoge 389, 4.
  • vuore 48, 2.
  • vuoter 1593, 4.
  • vür adv. 1562, 3.
  • vür prcep. 51, 3. 494, 2. 647, 1.
  • 1048, 3. 1128, 3. 1497, 3.
  • vürbüege 173, 4.
  • vürhten 284, 3. 698, 4.
  • wäc 91, 2.
  • wäfen stn. 361, 3.
  • 1147, 2.
  • wftfen interj. 1360, 3.
  • 488, 3. 549, 3.
  • 352
  • W^GE — wiZEN
  • w£Ege 405, 1, 600, 4.
  • wagen 493, 2.
  • waehe 530, 3.
  • ■wahsen 1113, 2.
  • wahtsere 639, 2.
  • wffijen 13, 3. 1417, 2.
  • wa] 1444, 1.
  • walbluot 1416, 2.
  • walden 312, 3. 561, 1.
  • walgenöz 1529, 3.
  • walt 104, 1.
  • wan 74, 2. 959, 1.
  • wan =: wände 68, 1.
  • wan = wannen 79, 3.
  • wan 1082, 1.
  • wanc 504, 2.
  • wände 9, 4.
  • wsenen 75, 2. 82, 4.
  • wanken 1001, 4.
  • war 445, 2.
  • warnen 1350, 1.
  • warten 1073, 2. 1144, 2. 1352, 4.
  • wät 19, 3.
  • waten 503, 2.
  • wsetlich 60, 4.
  • wsetliche 475, 3.
  • wazzerküele 448, 4.
  • wazzermsere 1128, 3.
  • wazzermüede 162, 2.
  • wß 6, 4. 836, 2. 897, 2.
  • wec 554, 1. 595, 2. 689, 1.
  • wegen 443, 2. 445, 1. 687, 2.
  • wehsei 500, 1.
  • weiben 792, 4.
  • weide 389, 1.
  • weigerliche 1413, 1.
  • weinen 504, 4.
  • weise 209, 1.
  • wellen 75, 2. 78, 2.
  • wein 267, 2.
  • wenden 45, 2. 722, 4. 783, 2. 945, 2.
  • 1002, 3. 1197. 2. 1450, 2.
  • wfinec 72, 2. 1354, 4.
  • wenken 504, 3. 1140, 2.
  • wer 703, 1.
  • werben 8, 3. 240, 1. 250, 1. 577, 4.
  • 590, 3. 668, 2. 683, 3. 704, 4,
  • 767, 3. 829, 4. 1142, 2. 1369, 3.
  • werc 1011, 1.
  • werden 18, 4. 880, 4. 1104, 4.
  • werfen 782, 1. 1543, 2.
  • werliche 856, 4.
  • werlt 169, 3.
  • wem, wehren 128, 4, 498, 1. 878, 4.
  • wem, währen 44, 1. 290, 3. wem,
  • gewähren 19, 2. 409, 2. 783, 2.
  • werre 957, 4.
  • werren 555, 3. 611, 4. 1203, 4.
  • 1216, 4.
  • wert adj. 912, 2.
  • wert stnt. 515, 1. 1275, 3.
  • wes 892, 3.
  • wesche swf. 1057, 1.
  • wesche stf. 1266, 1.
  • wesen 1, 3. 134, 1. 604, 2. 833, 1.
  • 886, 3. 1193, 4.
  • westerwinj; 13, 2.
  • weten swv. 11, 1.
  • weter 269, 2.
  • wicgewant 1146, 2.
  • wich 1075, 1.
  • wichen 513, 4. 1209, 3.
  • Wide 296, 2.
  • wider adv. 744, 1.
  • vfider prcep. 385, 3. 424, 4. 996, 1.
  • widere 540, 4.
  • wider komen 1440, 2.
  • wider län 1641, 2.
  • Widerreden 756, 1.
  • widersagen 671, 1.
  • widersprechen 1623, 1.
  • wider strit 440, 2. 1217, 2.
  • widervart 428, 2.
  • widerwarte swrn. 855, 4.
  • widerwarte sicf. 1518, 3.
  • widerwegen 1576, 2.
  • widerwinne 236, 4.
  • wigant 1587, 3.
  • wihen 179, 1.
  • wilde adj. 77, 3. 809, 4.
  • wilde stf. 1142, 4.
  • wlle 80, 3. 261, 1. 384, 3. 533, 4.
  • 590, 4. 651, 2. 1135, 1.
  • Wille 34, 4. 320, 2. 393, 2.
  • willecliche 171, 4.
  • willekomen 220, 4.
  • winden 842, 4. 906, 1. 1280, 2.
  • wine 802, 1.
  • wint 1089, 2.
  • wirde 116, 3.
  • wirs 1018, 4.
  • wirser 820, 4.
  • Wirtschaft 61, 1.
  • wise stf. 11, 4.
  • wise adj. 993, 2.
  • wisen 52, 1. 521, 4.
  • wisUch 827, 1.
  • wit 841, 4.
  • wite 573, 4.
  • witen 361, 1.
  • witze 224, 2.
  • wiu 1230, 2.
  • wlze 1343, 2.
  • wizen 1294, 2.
  • WIZZEN — ZWIU
  • 353
  • wizzen 123, 4. 1180, 4.
  • wol 1, 4. 785, 4. 981, 4.
  • wol getan 191, 4.
  • wölken 56, 2.
  • wolkenblä 1373, 2.
  • wüefen 803, 1.
  • -vvüesten 1654, 2.
  • wüeten 492, 2.
  • Avülpinne 1015, 1.
  • wunden 1424, 1. • .
  • wunder 232, 4. 324, 2. 980, 2. 1105, 4.
  • 1430, 4.
  • wunderlich 328, 4.
  • wundern 793, 1.
  • wünsch 191, 4.
  • wünschen 727, 1.
  • wuof 895, 1.
  • wuofen s. wüefen.
  • wurken 173, 2. 747, 3. 1004, 3.
  • zabelen 353, 3.
  • zage 1476, 1.
  • zaehe 1534, 4.
  • zäher 519, 2.
  • zam 98, 1. 217, 2.
  • zant 1510, 2.
  • ze 160, 3. 308, 4. 1283,
  • zebresten 86, 1.
  • zehant 149, 1.
  • zeichen 777, 3,
  • zeiter 65, 1.
  • zemen 344, 1. 740, 4. 1106, 3. 1501, 1.
  • zergän, zergßn 14, 2. 941, 4.
  • zergehen 21, 4.
  • zerinnen 1273, 1.
  • zerläzen 61, 2. 1217, 1. 1219, 2,
  • zertragen 70, 1.
  • zetal 464, 2. 486, 2.
  • zevüeren 61, 3. 1218, 3. 1614, 2.
  • ziehen 23, 1. 552, 2, 782, 4.
  • Zierde 972, 4.
  • ziere 414, 4.
  • zieren 31, 4. 175, 4.
  • zimbern 669, 1.
  • zinne 373, 4.
  • Zinsen 563, 3.
  • ziperboum 249, 2.
  • zit 4, 4. 665, 4. 804, 3. 944, 4.
  • 1319, 4. 1692, 1.
  • zogen 635, 2. 1454, 3.
  • zom 584, 1.
  • zücken 69, 3. 446, 1. 1649, 2.
  • zuht 555, 4. 575, 3. 962, 4. 976, 2.
  • 995, 2. 1190, 2. 1282, 4. 1320, 1.
  • zühtic 336, 1.
  • zünden 1020, 4.
  • zuo 46, 2.
  • zürnen 1266, 4.
  • zweien 654, 2. 1308, 2.
  • zwiu 964, 1.
  • 2.1
  • MMENVERZEICHNIS.
  • Abakie, Abaktne, ein im Orient ge-
  • legen gedachtes, dem Morenkönig
  • Siegfried untergebenes Land 673, 2.
  • 829, 4.
  • Abalie, Abali, ebenfalls ein östliches
  • Land, durch kostbare Kleiderstoffe
  • und Edelsteine berühmt 267, 3.
  • 864, 4. 1248, 2. 1684, 3.
  • Alzabe , wahrscheinlich das Haupt-
  • land von Morland ; der Sitz Sieg-
  • frieds 579, 1; daher unter die von
  • Alzabe (667, 4. 673, 2. 719, 2 u. s. w.)
  • schlechthin die Moren zu ver-
  • stehen sind.
  • Atnile, wahrscheinlich im Orient zu
  • denken ; die Weise , die Melodie
  • von Amile (397 , 1) ist wohl ein
  • Lied von Meerfrauen.
  • Aräbe, Aräbt , Aräbe, Arabien, als
  • die Heimat großer Schätze, na-
  • mentlich kostbarer Stoffe bezeich-
  • net 266, 1. 1326, 1. 1616, 2; die
  • Moren singen eine arabische Me-
  • lodie 1588, 4.
  • Baljän, die Hauptstadt Hagens von
  • Irland 161, 1. 288, 3. 293, 1. 441, 1.
  • 559, 4. Ballijghan ist in Irland häu-
  • figer Ortsname.
  • Dietmers, Dietmarsen, dem König
  • Hetel von Hegelingen untertan
  • 208, 2.
  • Galeis, ein Land, dessen Bewohner
  • Herwig unterstützen 641, 2.
  • Galizen laut, Galicien, der nord-
  • westliche Teil von Spanien, als
  • Heimat Hildeburgens bezeichnet
  • 1009, 1. 1196, 3.
  • Garade, unbestimmbares Land, in der
  • Nähe von Irland gedacht (130, 3),
  • auch Garadle, Garadine; ein Schiff
  • daher unter Leitung eines Grafen
  • 108, 3. 116, 4. 117, 2. 126, 1.
  • 136, 2. 144, 3. 1.50, 4. 158, 1.
  • Vgl. Kar ade.
  • Ger, König von Irland, Vater des
  • Sigebant 1,2. 2, 1. 14, 3. 212, 3,
  • Gerlint, Königin in Ormanie, Ge-
  • mahlin Ludwigs , Mutter Hart-
  • muts und Ortruns ; sie heißj; die
  • alte 592, 1. 737, 1. 988, 1 ; nament-
  • lich aber die übele 993, 1. 1000, 1.
  • 1027, 2. 1051, 1.- 1054, 1 u. s. w.
  • Gtvers, fabelhaftes Land, Horand
  • unterthänig 564, 2; wohl kaum
  • dasselbe wie der Berg zu Givers,
  • der Magnetberg, in dessen Inne-
  • rem eine wunderbare Welt lebt
  • 1126, 1. 1128, 4. 1135, 1. 1138, 2.
  • Gulsträte, eine im Westen gelegene
  • Örtlichkeit; =guldsträte d. h. Gold-
  • straße, Ort des Sonnenuntergangs,
  • Hagene, der Sohn Königs Sigebant
  • von Irland; heißt der wilde 124, 1.
  • 198, 2. 199, 4. 226, 4. 239, 2. 250, 4
  • u. s. w. Seine Frau ist Hilde, ebenso
  • heißt seine Tochter.
  • Hartmuot, der Sohn Ludwigs und
  • Gerlindens von Ormanie.
  • Hegelinge, Volksname ; Hegelinge lant
  • der Landesname; wahrscheinlich
  • entstellt aus Hedelinge , von He.
  • dene (= Hetele) abgeleitet. Die
  • Lage haben wir uns an der deut-
  • schen Nordseeküste zu denken.
  • Herr des Landes ist Hetel.
  • Hergart, eine der mit Kudrun ge-
  • raubten Jungfrauen , als Herzo-
  • gin bezeichnet (1516, 1. 1.526, 3)
  • 1007, 4. 1093, 2.
  • HERWIG — MORLANT
  • 355
  • Herwic, König von Seeland, der
  • Verlobte Kudruns.
  • Hetele, König der Hegelinge, ver-
  • mählt mit Hagens Tochter Hilde,
  • die er entführen ließ. Ihre Kin-
  • der sind Ortwin und Kudrun.
  • Hilde, 1) Tochter des Königs von
  • Indien, von den Greifen entführt,
  • durch Hagen befreit und mit ihm
  • vermählt. 2) Tochter der erwähn-
  • ten Hilde und Hagens, die Ge-
  • mahlin Hetels.
  • Hildeburc, Tochter des Königs von
  • Portugal (auch Galicien wird als
  • ihre Heimat bezeichnet), eben-
  • falls von Greifen entführt, und
  • durch Hagen gerettet ; Kudruns
  • Genossin im Elend, und zuletzt
  • mit Hartmut vermählt.
  • Holzäne ian^, Holstein; hochdeutsch
  • der HolzsoBzen lant (1374, 3. 1415, 1)
  • 1089, 1. Die Holsteiner erscheinen
  • teils Irolt, teils Ernten unter-
  • geben.
  • Horant, mit unorganischer Verlän-
  • gerung der vorletzten Silbe, Herr
  • in Dänemark, Neffe von Hetel
  • wie von Waten, ursprünglich mit
  • Dänemark belehnt und in dieser
  • Eigenschaft Schenke, später aber
  • damit begabt; berühmt als Sänger.
  • Jkarjä, fabelhaftes Land, dessen Be-
  • wohner als Bundesgenossen Sieg-
  • frieds von Morland auftreten
  • 581, 1.
  • Indiä, auch Indian (170, 1), die
  • Heimat der altern Hilde 118, 3.
  • ^ 177, 3. 197, 2.
  • Irlant , Irland, in welchem nach-
  • einander herrschen Ger, Sigebant,
  • Hagen. Auch unter diesem Na-
  • men ist ursprünglich eine hollän-
  • dische Localität verstanden : ein
  • Teil von Texel heißt noch Eijer-
  • ^ land.
  • Jrlende, Irländer 496, 4.
  • Irolt, heißt Herr von Ortland (273, 1.
  • 481, 1. 520, 1), dessen Herr spä-
  • ter Ortwin ist, und Gebieter der
  • Friesen und Holsteiner; Hetels
  • Vasall. Der größere Teil der cim-
  • brischen Halbinsel wird ihm unter-
  • ^ geben gedacht werden müssen.
  • Irrtche, dasselbe was Irlant 124, 3.
  • 139, 3. 229, 3. 357, 3. 578, 3.
  • 1339, 3.
  • Iserlant: eine nicht mit Namen ge-
  • nannte Tochter des Herrn von
  • Iserlande (120, 3), war von den
  • Greifen entführt und von Hagen
  • befreit worden; sie vermählt sich
  • später einem jungen Fürsten 191,4.
  • Kampalte: Röcke aus Kampalie tra-
  • gen Morungs Helden, als sie vor
  • Hagen erscheinen 332, 2.
  • Kampatille , Hetels Burg, die sonst
  • Mateläne heißt 235, 2.
  • Karade, ein zu Siegfrieds von Mor-
  • lande Reiche gehöriges Land; auch
  • Karadie, Karadtne genannt; der
  • Name wird ganz identisch mit
  • Morland gebraucht (731, 3. 1139, 4).
  • Ursprünglich jedoch lag das Land
  • im Norden und gehörte Hagen,
  • der Ludwig von Normandie da-
  • mit belehnte (610, 3); heut Kar-
  • digan , ein schmaler Landstrich
  • von Wales, Irland gegenüber.
  • Kassiane, die Hauptstadt von Or-
  • manie, der Wohnsitz Ludwigs
  • und Hartmuts 1534, 2. 1541, 2.
  • 1543, 3. 1692, 2.
  • Kutrvn, Kiidrun (erstere Form die
  • strenger hochdeutsche), Tochter
  • Hetels von Hegelingen und Hil-
  • dens, Schwester Ortwins, Verlobte
  • Herwigs.
  • Ludewtc, König von Normandie oder
  • Ormanie, Gemahl Gerlindens, Va-
  • ter Hartmuts und Ortruns.
  • Mateläne, die Burg Hetels 760, 3.
  • 763, 3. 764, 4. 771, 3. 777, 3.
  • 798, 3. 852, 1. 881, 1 u. s. w.
  • Wahrscheinlich Matlinge in Süd-
  • holland, oder Mattenburg in der
  • Nähe von Bergen-op-Zoora.
  • Meere , die , nur im Plural , Volks-
  • name ; ihr Herrscher ist Siegfried
  • von Morland ; einmal (670, 3) heißt
  • es die künige von den Maaren, ohne
  • daß neben Siegfried, der künic von
  • den Moeren heißt (721, 1. 722, 4),
  • ein zweiter genannt würde.
  • Morlant, Siegfrieds Reich; vom
  • Dichter als ein wirkliches Land
  • der Mohren betrachtet, aber ur-
  • sprünglich eine der Nordsee nahe-
  • liegende Gegend. Die Vertau-
  • schung geschah nach der Vorliebe
  • der höfischen Zeit für das Phan-
  • 23*
  • 356
  • MOEKICHE — SWABE
  • tastische und Fernliegende. Man
  • hat an Moor, Sumpf, zu denken:
  • mehrere damit zusammengesetzte
  • Namen sind nachweislich.
  • Morrtche, dasselbe was Morlant,
  • 1459, 3.
  • Morunc , Herr in der Mark zu Wa-
  • leis, Hetels Vasall. In der ur-
  • sprünglichen Gestalt der Sage ge-
  • hörte er wohl mit Morlant zusam-
  • men, wie die Allitteration wahr-
  • scheinlich macht. Einmal heißt
  • er von Niflande 211, 1.
  • Niflant ^ NebeUand, wohl das Land
  • der Nibelunge , am Niederrhein,
  • das einen Teil von Morungs Ge-
  • biete bildet 211, 1. 564, 1. Doch
  • kann man auch Nlflant schreiben ;
  • das wäre Livland.
  • Normanie s. Ormanle.
  • ^orwoege, Norwegen, ist die Heimat
  • von Sigebants Mutter 8,4; ein
  • junger norwegischer Fürst hei-
  • ratet Hildens Freundin 193, 3.
  • Ormanie, auch Ormanine, Ormanin,
  • Ormandin, in der Hs. öfter mit H,
  • Nebenform ist Normanie, Norman-
  • dte, Nomiendt, Normandie, das
  • Land Ludwigs und Hartmuts.
  • Onnanteriche, dasselbe was Ormanie,
  • 813,3. 1104,3. 1227,3. 1312,3.
  • 1432, 3.
  • Ortlant, in der Handschrift meist
  • Hortlant, auch Nortlant (1096, 1.
  • 1103, 1) geschrieben, aber durch
  • Ortivin, den Beherrscher des Lan-
  • des, ist die vocalische Form ge-
  • sichert. Der Name bezeichnet
  • Land mit einer Spitze, daher Ort-
  • wins "Wappen auch örter sind.
  • Wahrscheinlich ist Jütland ge-
  • meint. Ehe Ortwin erwachsen ist,
  • erscheint Irolt mit Ortlant belehnt.
  • Ortrtc/ie, in der Handschrift Jlort-
  • riche, auch Nortrlche (1618, 1), das-
  • selbe was Ortlant.
  • Ortrün, Tochter Ludwigs und Ger-
  • lindens von Ormanie, Schwester
  • Hartmuts; sie vermählt sich
  • schließlich mit Ortwin.
  • Ortunn, Sohn Hetels von Hegelin-
  • gen und der Jüngern Hilde, Bru-
  • der Kudruns. Er heißt Herr von
  • Ortlant ; auch nach dem Tode des
  • Gatten bleibt Hilde Königin der
  • Hegelinge.
  • Otte, König ; sein Bruder in Feind-
  • schaft mit Ludwig von Ormanie,
  • und von Hagen belehnt 611, 2.
  • Portegäl, Portugal, als Heimat Hil-
  • deburgeiis bezeichnet, deren Va-
  • ter König in Portugal ist 119, 2.
  • 485, 3. 1009, 2. Mit dem König
  • von Portugal führen Frute und
  • Horant Krieg 222, 2.
  • Sahse, Sachse, Volksname 366, 4.
  • 1503, 4, beidemal mit dem Beiwort
  • wilde.
  • Salme; ein Graf aus Salme führt
  • das Schiff, das aus Garade kommt
  • 110, 1.
  • Selant, das Keich Herwigs, der See-
  • blätter im Wappen führt (1373, 4) ;
  • nicht die dänische Insel Seeland,
  • sondern wahrscheinlich die friesi-
  • schen Seelande.
  • Sewen, eigentlich dat. pl. von se,
  • dasselbe was Selant; Herwig hat
  • öfter den Beinamen von Sewen
  • 706, 1. 867, 1. 1214, 1. 1257, 1.
  • 1674, 1.
  • Stfrit , Siegfried, König von Mor-
  • land, zum Heiden geworden, als
  • man Morland als Mohrenland auf-
  • fasste; er stammt aus einer ge-
  • mischten Ehe 1664, 1. 2.
  • Sigebant, König von Irland, Sohn
  • des Königs Ger; er vermählt sich
  • mit einer norwegischen Fürsten-
  • tochter; sein Sohn ist Hagen.
  • Spänisch; von spänischem messe ge-
  • bunden sind die Anker der Hege-
  • linge 1109, 3.
  • Stürmen, wie Sewen, dat. pl. , die
  • Waten untergebene Mark; sie
  • stößt an Herwigs Land, und ist
  • wahrscheinlich mit dem Lande
  • der alten Sturmi identisch, die
  • als Nachbarn der Friesen bezeich-
  • net werden.
  • Sturmlant , dasselbe was Stürmen
  • 262, 1. 362, 2. 465, 1 u. s. w.
  • Swäbe, Schwaben ; 744,2 werden Hart-
  • muts und Ludwigs Geschenke ge-
  • rühmt und es heißt, daß man von
  • solchen in Schwaben nie vernom-
  • men. Wenn der Name nicht bloß
  • durch den vielleicht spätem In-
  • reim veranlasst ist, kann man auf
  • TENE — WÜLPENWERT
  • 357
  • einen Aufenthalt des Dichters in
  • Schwaben daraus schließen.
  • Tp.ne, Däne; als Herren der Dänen
  • werden Horant und Frute be-
  • zeichnet; von Tenen Horant 317,1,
  • der Tenp Horant 373, 2, von Tenen
  • Fruote M2, 4 und oft.
  • Tenelant, Dänemark ; wir haben dar-
  • unter nicht das heutige Dänemark
  • zu verstehen, sondern die alten
  • Sitze der Dänen in Friesland und
  • an der Scheldeniündung im 9. Jahr-
  • hundert.
  • Tenelender, Däneländer, Bewohner
  • von Tenelant 722, 4.
  • Tenemarhe, Dänemark; vgl. Tene-
  • lant. In Dänemark herrschen
  • Frute und Horant.
  • Tenemarke, der, schwach flectiert;
  • der Dänemärker 898, 2. 938, 2.
  • 1544, 3.
  • Teneriche, dasselbe was Tenemarke
  • 354, 3.
  • Uote, Gemahlin Gers von Irland,
  • Mutter Sigebants.
  • Uofe, so heißt auch die norwegische
  • Fürstentochter, mit der Sigebant
  • sich vermählt; sie heißt diu
  • ■schcene 46, 1. 149, 1. 15.^, 1.
  • Välant aller küni'je , Teufel aller
  • Könige, Beiname Hagens von
  • Irland 168, 2. 196, 4. 516, 1.
  • Franke, Franke, Volksname 366, 4.
  • Fr ideschotten, Schottland, das zu
  • Norwegen gehörig gedacht wird
  • 9, 3; daher Sigebants Gemahlin
  • sagen kann (30, 1), daß sie als
  • Mädchen in Fr. gesessen. Auch
  • Ludwig von Normandie wird in
  • Frideschotteu seßhaft gedacht, zur
  • Zeit als Hagen noch lebte, wahr-
  • scheinlich von diesem belehnt
  • 611, 1.
  • Friesen, Friesland; Herr daselbst
  • ist Hetel (203, 1). Mit Friesland
  • belehnt scheint Irolt (231, 4);
  • aber auch Morunc kommt von
  • Friesen (271, 1) iind heißt von
  • Friesenland (481, 1). Das hollän-
  • dische Friesland ist gemeint.
  • Fruote von Dänemark, von Dänen
  • genannt, und nebst Horant da-
  • selbst seßhaft, auch als Hetels
  • Vasall. Er ist verwandt mit He-
  • tel, der ihn neve anredet (220, 4),
  • wie mit Wate, der ihn ebenso be-
  • zeichnet (1467, 4). Im Mittelalter
  • war er durch seine Freigebigkeit
  • (milde) sprichwörtlich bekannt.
  • Waleis, die westliche Grenze von
  • Hetels Keich , nicht Wales , son-
  • dern von dem Flußnamen Waal
  • (Holland) abzuleiten. Morunc ist
  • damit belehnt.
  • Wäleis heißt auch ein Bewohner von
  • Wäleis; pl. die Wäleise 884, 1.
  • Wate, gewöhnlich mit dem Bei-
  • namen der aide, auch der wise,
  • was beinahe dasselbe bedeutet
  • (471, 4. 570, 2. 1131, 2. 1146, 1),
  • Horants Oheim , Herr in Stür-
  • men, womit ihn König Hetel be-
  • lehnt hat.
  • Weiter walt , Bezeichnung eines im
  • Westen von Hetels Reiche ge-
  • legenen großen Waldes, aus des-
  • sen Holz Schiffe gezimmert wer-
  • den 945, 2.
  • Wigäleis, ein Vasall Hetels, vor
  • dessen Hause die Moren turnie-
  • ren 582, 2, er erscheint im Kampfe
  • 715, 1, und als Ratgeber Hetels
  • 759, 1.
  • Wülpensant, eine Insel an der Schei-
  • demündung, auf der der große
  • Kampf zwischen Hetel und den
  • Normannen gekämpft wird; zum
  • Gedächtnis der erschlagenen He-
  • gelinge wird ein Kloster daselbst
  • gestiftet.
  • Wülpenwert, von wert, Insel, das-
  • selbe was Wülpensant 883, 4.
  • Druck vou F. A. Bruckhaus in Leipzig.
  • University of Toronto
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