- The Project Gutenberg EBook of Der Nibelunge liet, by Anonymous
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- Title: Der Nibelunge liet
- Author: Anonymous
- Editor: Karl Simrock
- Release Date: May 5, 2015 [EBook #48888]
- Language: German
- Character set encoding: UTF-8
- *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER NIBELUNGE LIET ***
- Produced by Inka Knirsch, La Monte H.P. Yarroll, Reiner
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- Anmerkungen zur Transkription
- Der vorliegende Text stellt den mittelhochdeutschen Teil des Buches
- „Der Nibelunge liet“ dar, welches 1892 herausgegeben wurde. Die
- neuhochdeutsche Übersetzung sowie die einleitenden und erklärenden
- Anmerkungen des Herausgebers finden sich auf PG unter
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- Die grau hinterlegten Zahlen und Symbole bezeichnen die jeweiligen
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- Verwendung der Anführungszeichen harmonisiert. Folgende offensichtliche
- orthographische Fehler wurden zusätzlich korrigiert (die Angaben in
- Klammern bezeichnen die zugehörige Strophennummer bzw. die Position auf
- der entsprechenden Seite):
- S. 470 (A.1404): „in“ → „ich“
- S. 506 (A.1521): „nnd“ → „und“
- S. 512 (Überschrift): „Âventure“ → „Âventiure“
- S. 518 (A.1549): „ors“ → „ros“
- S. 538 (A.1609): „nnd“ → „und“
- S. 540 (1617): „nnd“ → „und“
- S. 702 (2088): „uud“ → „und“
- S. 754 (Strophennummer): „2620“ → „2260“
- S. 756 (Überschrift): „Àventiure“ → „Âventiure“
- Gesperrte Passagen wurden von Tilden (~) umgeben. Am Anfang des Textes
- wurde der Übersichtlichkeit halber ein Inhaltsverzeichnis eingefügt;
- dessen Seitenzahlen beziehen sich auf die Buchausgabe.
- ###################################################################
- Der Nibelunge liet.
- Vollständig
- ~mit Benutzung aller Handschriften~
- herausgegeben
- von
- ~Karl Simrock~.
- ~Zweite, verbesserte Auflage~.
- [Illustration]
- Stuttgart 1892.
- ~Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung~
- Nachfolger.
- Inhalt
- Âventiure von den Nibelungen. 2
- Âventiure von Sîvride. 8
- Âventiure wie Sîvrit ze Wormße kom. 18
- Âventiure wie Sîvrit mit den Sahsen streit. 48
- Âventiure wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach. 86
- Âventiure wie Gunther gên Isenlande nâch Prünhilt vuor. 104
- Âventiure wie Gunther Prünhilde gewan. 126
- Âventiure wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor. 154
- Âventiure wie Sîvrit ze Wormeß gesant wart. 170
- Âventiure wie Prünhilt ze Wormeß enphangen wart. 186
- Âventiure wie Sîvrit ze lande mit sînem wîbe kom. 220
- Âventiure wie Gunther Sîvriden zuo der hôhzît bat. 232
- Âventiure wie si ze der hôhzît vuoren. 250
- Âventiure wie die küneginne ein ander schulten. 262
- Âventiure wie Sîvrit verrâten wart. 282
- Âventiure wie Sîvrit erslagen wart. 296
- Âventiure wie Sîvrit beklaget und begraben wart. 324
- Âventiure wie Sigmunt wider ze lande vuor. 346
- Âventiure wie der Nibelunge hort ze Wormeß kam. 356
- Âventiure wie künic Etzel ze Burgunden nâch Kriemhilde sande. 372
- Âventiure wie Kriemhilt gein den Hiunen vuor. 416
- Âventiure wie si zen Hiunen wart enphangen. 430
- Âventiure wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen. 446
- Âventiure wie Werbel unde Swemel die botschaft wurben. 458
- Âventiure wie die künege zuo den Hiunen vuoren. 484
- Âventiure wie Dankwart Gelphrâten sluoc. 512
- Âventiure wie si ze Bechelâren kômen. 532
- Âventiure wie Kriemhilt Hagene enphie. 554
- Âventiure wie Hagene und Volkêr vor Kriemhilde sal sâßen. 574
- Âventiure wie si der schiltwaht phlâgen. 594
- Âventiure wie die hêrren ze kirchen giengen. 604
- Âventiure wie Blœdel mit Dancwart an der herberge streit. 628
- Âventiure wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte. 638
- Âventiure wie si die tôten abe wurfen. 656
- Âventiure wie Îrinc erslagen wart. 664
- Âventiure wie diu künegin den sal vereiten ließ. 680
- Âventiure wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart. 698
- Âventiure wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden. 728
- Âventiure wie Gunther unde Hagene unde Kriemhilt wurden
- erslagen. 756
- Âventiure
- von den Nibelungen.
- Uns ist in alten mæren wunders vil geseit A.1
- von helden lobebæren, von grôßer kuonheit,
- von vreude und hôhgezîten, von weinen und von klagen,
- von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen.
- Es wuohs in Burgunden ein edel magedîn, A.2
- daß in allen landen niht schœners mohte sîn;
- Kriemhilt was si geheißen, si wart ein schœne wîp.
- dar umbe muosen degene vil verliesèn den lîp.
- Der minneclîchen meide triuten wol gezam; A.3
- ir muoten küene recken; niemen was ir gram.
- âne mâßen schœne sô was ir edel lîp.
- der juncvrouwen tugende zierten anderiu wîp.
- Ir phlâgen drî künege edel unde rîch, A.4
- Gunther unde Gêrnôt, die recken lobelîch,
- und Gîselhêr der junge, ein ûßerwelter degen.
- diu vrouwe was ir swester, die vürsten hetens in ir phlegen.
- Die hêrren wâren milte, von arte hôch geborn, A.5
- mit krefte unmâßen küene, die recken ûß erkorn.
- dâ zen Burgunden sô was ir lant genant;
- si vrumten starkiu wunder sît in Etzelen lant.
- Ze Wormße bî dem Rîne si wonden mit ir kraft; A.6
- in diende von ir landen vil stolziu rîterschaft
- mit lobelîchen êren unz an ir endes zît.
- sît sturbens jâmerlîche von zweier edelen vrouwen nît.
- Ein rîchiu küneginne vrou Uote ir muoter hieß: A.7
- ir vater hieß Dancrât, der in diu erbe ließ
- sît nâch sînem lebene, ein ellens rîcher man,
- der ouch in sîner jugende grôßer êren vil gewan.
- Die drî künege wâren, als ich gesaget hân, A.8
- von vil hôhem ellen; in wâren undertân
- ouch die besten recken, von den man hât gesaget,
- stark und vil küene, in allen strîten unverzaget.
- Daß was von Troneje Hagene und ouch der bruoder sîn, A.9
- Dancwart der snelle, von Metzen Ortwîn,
- die zwêne marcgrâven Gêre und Eckewart,
- Volkêr von Alzeije, mit ganzen ellen wol bewart,
- Rûmolt der kuchenmeister, ein tiuwerlîcher degen, A.10
- Sindolt und Hûnolt: die hêrren muosen phlegen
- des hoves und der êren, der drîer künege man;
- si heten noch manegen recken, der ich genennen niht enkan.
- Dancwart der was marschalc; dô was der neve sîn A.11
- trúhs̀æße des küneges, von Metzen Ortwîn;
- Sindolt der was schenke, ein wætlîcher degen;
- Hûnolt was kamerære: si kunden hôher êren phlegen.
- Von des hoves koste und von ir wîten kraft, A.12
- von ir vil hôhen werdekeit und von ir rîterschaft,
- der die hêrren phlâgen mit vreuden al ir leben,
- des enkunde iu ze wâre niemen gar ein ende geben.
- B. C. In ir hôhen êren troumde Kríemhildè, 13
- wie si züge einen valken stárc schœn und wíldè, B. C.
- den ir zwên arn erkrummen, daß si daß muose sehen.
- ir enkunde in dirre werlde leider nimmer geschehen.
- Den troum si dô sagete ir muoter Úotèn; 14
- sine kunde in niht bescheiden baß der gúotèn:
- ‚der valke, den du ziuhest, daß ist ein edel man:
- in welle Got behüeten, du muost in schiere vloren hân.‘
- ‚Waß saget ir mir von manne, vil liebiu muoter mîn? 15
- âne recken minne sô wil ich immer sîn.
- sus schœn ich wil belîben unz an mînen tôt,
- daß ich von recken minne sol gewinnen nimmer nôt.‘
- ‚Nu versprich eß niht ze sêre‘, sprach ir muoter dô, 16
- ‚soltu immer herzenlîche zer werlde werden vrô,
- daß geschiht von mannes minne: du wirst ein schœne wîp,
- ob Got dir noch gevüeget eins rehte guoten rîters lîp‘.
- ‚Die rede lât belîben, vil liebiu muoter mîn: A.17
- eß ist an manegen wîben vil dicke worden schîn,
- wie liebe mit leide zu jungest lônen kan:
- ich sol si mîden beide, son kan mir nimmer missegân‘.
- Kriemhilt in ir muote sich minne gar bewac. A.18
- sît lebete diu vil guote vil manegen lieben tac,
- daß si wesse niemen, den minnen wolde ir lîp.
- sît wart si mit êren eins vil werden recken wîp.
- Der was der selbe valke, den si in ir troume sach, A.19
- den ir beschiet ir muoter. wie sêre si daß rach
- an ir næhsten mâgen, die in sluogen sint!
- durch sîn eines sterben starp vil maneger muoter kint.
- Âventiure
- von Sîvride.
- Dô wuohs in Niderlanden eins rîchen küneges kint, 20
- des vater hieß Sigemunt, sîn muoter Sigelint,
- in einer bürge rîche, wîten wol bekant,
- niden bî dem Rîne, diu was ze Santen genant.
- Ich sage iu von dem degene, wie schœnè der wart. 21
- sîn lîp vor allen schanden was vil wol bewart.
- stark unde mære wart sît der küene man.
- hei, waß er grôßer êren ze diser werlde gewan!
- Sîvrit was geheißen der snelle degen guot. 22
- er versuohte vil der recken (b) durch ellenthaften muot.
- durch sînes lîbes sterke reit er in menegiu lant.
- hei, waß er sneller degene sît zen Burgunden vant!
- Ê daß der degen küene vol gewuohs ze man, C.
- dô hete er solhiu wunder mit sîner hant getân,
- dâ von man immer mêre mac singen unde sagen,
- des wir in disen stunden müeßen vil von im gedagen.
- In sînen besten zîten, bî sînen jungen tagen, A.23
- man mohte michel wunder von Sîvride sagen,
- waß êren an im wüehse und wie schœne was sîn lîp;
- des heten in ze minne diu vil wætlîchen wîp.
- Man zôch in mit dem vlîße, als im daß wol gezam: A.24
- von sîn selbes muote waß tugende er an sich nam!
- des wurden sît gezieret sînes vater lant,
- daß man in ze allen dingen sô rehte hêrlîchen vant.
- Er was nu sô gewahsen, daß er ze hove reit. A.25
- die liute in gerne sâhen: manec vrouwe und manec meit
- im wunschten, daß sîn wille in immer trüege dar.
- holt wâren im genuoge: des wart der hêrre wol gewar.
- Vil selten âne huote man rîten lie daß kint. A.26
- in hieß mit kleidern zieren Sigmunt und Sigelint.
- sîn phlâgen ouch die wîsen, den êre was bekant:
- des mohte er wol gewinnen beidiu liute unde lant.
- Nu was er in der sterke, daß er wol wâfen truoc: A.27
- swes er dar zuo bedorfte, des lag an im genuoc.
- dô begunde er sinnen werben schœniu wîp:
- die trûten wol mit êren den sînen wætlîchen lîp.
- Dô hieß sîn vater Sigemunt künden sînen man, A.28
- er wolde hôhgezîte mit lieben vriunden hân.
- diu mære man dô vuorte in ander künege lant.
- den vremden und den kunden gab er ros unt gewant.
- Swâ man vant deheinen, der rîter solde sîn A.29
- von arte der sînen mâge, diu edelen kindelîn
- ladet man zuo dem lande durch die hôhgezît:
- mit dem jungen künege swert genâmen si sît.
- Von der hôhzîte man wunder möhte sagen. A.30
- Sigmunt unde Sigelint die mohten wol bejagen
- mit guote michel êre: des teilte vil ir hant.
- des sach man vil der vremden zuo in rîten in daß lant.
- Vier hundert swertdegene die solten tragen kleit A.31
- mit dem jungen künege; vil manec schœniu meit
- von werke was unmüeßec, wan si im wâren holt.
- vil der edelen steine die vrouwen leiten in daß golt,
- Die si mit borten wolden wurken ûf ir wât A.32
- den jungen stolzen recken; des enwas niht rât.
- der wirt der hieß dô sidelen vil manegem küenen man
- zeinen sunewenden, dâ Sîvrit rîters namen gewan.
- Dô gie zeime münster vil manec rîcher kneht A.33
- und vil der edelen rîter; die wîsen heten reht,
- daß si den tumben dienden, als in was ê getân.
- si heten kurzwîle und ouch vil maneger vreuden wân.
- Gote man dô zen êren eine messe sanc. A.34
- dô huop sich von den liuten vil michel gedranc,
- dô si ze rîter wurden nâch rîterlîcher ê
- mit alsô grôßen êren, daß wætlîch nimmer mêre ergê.
- Si liefen, dâ si vunden gesatelt manec marc. A.35
- in hove Sigmundes der buhurt wart sô starc,
- daß man erdießen hôrte palas unde sal:
- die hôch gemuoten degene heten vrœlîchen schal.
- Von wîsen und von tumben man hôrte manegen stôß, A.36
- daß der schefte brechen gein dem lufte dôß.
- trunzûne sach man vliegen vür den palas dan.
- dâ sâhen kurzwîle beide wîp und ouch die man.
- Der wirt bat eß lâßen: dâ zôch man dan diu marc. A.37
- man sach ouch dâ zebrochen vil manege buckel starc
- und vil der edelen steine gevellet ûf daß gras
- abe liehten schildes spangen; von hurte daß geschehen was.
- Dô giengen swirtes geste, dâ man in sitzen riet. A.38
- vil der edelen spîse si von ir müede schiet
- und wîn der aller beste, des man in vil getruoc.
- den vremden und den kunden bôt man êren dâ genuoc.
- Swie vil si kurzwîle phlâgen al den tac, A.39
- vil der varnden diete ruowe sich bewac:
- si dienden nâch der gâbe, die man dâ rîche vant.
- des wart mit lobe gezieret alleß Sigmundes lant.
- Der hêrre hieß dô lîhen Sîvrit den jungen man A.40
- lant unde bürge, als er hete ê getân.
- sînen swertgenôßen den gap dô vil sîn hant:
- dô liebete in diu reise, daß si kômen in daß lant.
- Diu hôhgezît werte unz an den sibenden tac. A.41
- Siglint diu rîche nâch alten siten phlac
- durch ir sunes liebe teilen rôteß golt.
- si kunde eß wol gedienen, daß im die liute wâren holt.
- Vil lützel der varenden man dâ armen vant. A.42
- ros unde kleider daß stoub in von der hant
- sam si ze lebene hêten niht mêr wan einen tac.
- ich wæn nie ingesinde grœßer milte gephlac.
- Mit lobelîchen êren schiet sich diu hôhzît. A.43
- von den rîchen hêrren hôrte man wol sît,
- daß si den jungen wolden zeime hêrren hân:
- des gerte niht Sîvrit, der vil wætlîche man.
- Sît daß noch beide lebten, Sigmunt und Sigelint, A.44
- niht wolde tragen krône ir beider liebeß kint;
- doch wolde er wesen hêrre vür allen den gewalt,
- des in den landen vorhte der degen küene unde balt.
- In dorfte niemen schelten: sît dô er wâfen nam, C.
- jâ geruowete vil selten der recke lobesam
- suohte niuwan strîten; sîn ellenthaftiu hant
- tet in zallen zîten in vremden rîchen wol bekant.
- Âventiure
- wie Sîvrit ze Wormße kom.
- Den hêrren muoten selten deheiniu herzeleit. 45
- er hôrte sagen mære, wie ein schœniu meit
- wær in Burgunden, ze wunsche wolgetân,
- von der er sît vil vreuden und ouch arbeit gewan.
- Diu ir unmâßen schœne was vil wîten kunt, 46
- und ir hôhgemüete zuo der selben stunt
- an der juncvrouwen sô manec helt ervant:
- eß ladete vil der geste in daß Guntheres lant.
- Swaß man nâch ir minne der werbenden sach, 47
- Kriemhilt in ir sinne ir selber nie verjach,
- daß si deheinen wolde ze triutenne hân.
- er was ir noch vil vremde, dem si wart sider undertân.
- Dô dâhte ûf hôhe minne daß Siglinde kint. A.48
- Eß was ir aller werben wider in ein wint.
- er mohte wol verdienen schœner vrouwen lîp.
- Sît wart diu edel Kriemhilt des küenen Sîvrides wîp.
- Im rieten sîne mâge und ander sîne man, 49
- sît er ûf stæte minne tragen wolde wân,
- daß er dan eine wurbe, diu im möhte zemen.
- Dô sprach der edel Sîvrit: ‚sô wil ich Kriemhilden nemen,
- ‚Die edeln juncvrouwen von Burgunden lant, A.50
- durch ir vil grôßen schœne; daß ist mir wol bekant,
- nie keiser wart sô rîche, der wolde haben wîp,
- im zæme wol ze minne der rîchen küneginne lîp.‘
- Disiu selben mære gehôrte Sigmunt. 51
- eß reiten sîne liute: dâ von wart im kunt
- der wille sînes kindes was im harte leit,
- daß er werben wolde die vil hêrlîchen meit.
- Eß gevriesch ouch Sigelint, des edelen küneges wîp. 52
- si hete grôße sorge umb ir kindes lîp,
- wan si wol erkande Gunthern und sîne man.
- den gewerp man dem degene sêre leiden began.
- Dô sprach der küene Sîvrit: ‚vil lieber vater mîn, 53
- ân edeler vrouwen minne wolde ich immer sîn,
- ich enwurbe dar mîn herze vil grôße liebe hât.‘
- swaß iemen reden kunde, des was deheiner slahte rât.
- ‚Und wiltu niht erwinden,‘ sprach der künic dô, 54
- ‚sô bin ich dînes willen wærlîchen vrô
- und wil dirß helfen enden, so ich aller beste kan:
- doch hât der künic Gunther vil manegen hôhverten man.
- ‚Ob eß anders nieman wære wan Hagene der degen, 55
- der kan mit übermüete wol hôhverte pflegen,
- daß ich des sêre vürhte, eß müge uns werden leit,
- ob wir werben wellen die vil hêrlîchen meit.‘
- ‚Waß mag uns daß gewerren?‘ sprach dô Sîvrit, 56
- ‚swaß ich vriuntlîche niht ab in erbit,
- daß mac sus erwerben mit ellen dâ mîn hant.
- ich trouwe an im ertwingen beidiu liute unde lant.‘
- Dô sprach der vürste Sigemunt: ‚dîn rede ist mir leit. 57
- wan wurden disiu mære ze Rîne geseit,
- dune dörftest nimmer rîten in Guntheres lant.
- Gunther unde Gêrnôt die sint mir lange bekant.
- ‚Mit gewalte niemen erwerben mac die maget,‘ 58
- sô sprach der künic Sigmunt, ‚daß ist mir wol gesaget;
- wil aber du mit recken rîten in daß lant,
- ob wir iht haben vriunde, die werdent schiere besant.‘
- ‚Des enist mir niht ze muote,‘ sprach aber Sîvrit, 59
- ‚daß mir süln ze Rîne recken volgen mit
- durch deheine hervart, daß wære mir vil leit,
- dâ mit ich solde ertwingen die vil hêrlîchen meit.
- ‚Si mac wol sus erwerben dâ mîn eines hant. 60
- ich wil selbe zwelfter in Guntheres lant.
- dar sult ir mir helfen, vater Sigmunt.‘
- dô gab man sînen degenen ze kleidern grâ unde bunt.
- Do vernam ouch disiu mære sîn muoter Siglint. A.61
- si begunde trûren umbe ir liebeß kint:
- daß vorhte si verliesen von Guntheres man.
- diu edel küneginne vil sêre weinen began.
- Sîvrit der hêrre gie, dâ er si sach; A.62
- wider sîne muoter er güetlîchen sprach:
- ‚vrouwe, ir sult niht weinen durch den willen mîn:
- jâ wil ich âne sorge vor allen wîganden sîn.
- ‚Nu helfet mir der reise in Burgunden lant, A.63
- daß ich und mîne recken haben sölch gewant,
- daß also stolze degene mit êren mügen tragen.
- des wil ich iu genâde mit triuwen wærlîchen sagen.‘
- ‚Sît du niht wil erwinden,‘ sprach vrou Siglint, A.64
- ‚sô hilfe ich dir der reise, mîn einigeß kint,
- mit der besten wæte, die rîter ie getruoc,
- dir und den dînen degenen: ir sult ir vüeren genuoc.‘
- Dô neic der küneginne Sîvrit der junge man. A.65
- Er sprach: ‚ich wil zer verte niemen mêre hân
- niuwan zwelef recken: den sol man brüeven wât.
- ich wil daß sehen gerne, wieß umbe Kriemhilde stât.‘
- Dô sâßen schœne vrouwen naht unde tac, A.66
- daß lützel ir deheiniu ruowe gephlac,
- unze man geworhte die Sîvrides wât.
- er wolde sîner reise haben deheiner slahte rât.
- Sîn vater hieß im zieren sîn rîterlîch gewant, A.67
- dâ mite er wolde rûmen daß Sigmundes lant.
- die ir vil liehten brüneje die wurden ouch bereit
- und ir veste helmen, ir schilde schœne unde breit.
- Dô nâhte in ir reise ze den Burgunden dan. 68
- umb si begunde sorgen wîb unde man,
- ob si immer komen solden heim wider in ir lant.
- die helde in hießen soumen beide wâfen und gewant.
- Ir ros diu wâren schœne, ir gereite goldes rôt. A.69
- lebt iemen übermüeter, des enwas niht nôt,
- danne wære Sîvrit und die sîne man.
- urloubes er dô gerte zuo den Burgunden dan.
- In werte trûreclîche der künic und sîn wîp. A.70
- er trôste minneclîche dô ir beider lîp.
- er sprach: ‚ir sult niht weinen durch den willen mîn:
- immer âne sorge sult ir mînes lîbes sîn.‘
- Eß was leit den recken; eß weinte ouch manec meit. 71
- ich wæne, in hete ir herze rehte daß geseit,
- daß in sô vil der vriunde dâ von gelæge tôt.
- von schulden si dô klageten: des gie in wærlîchen nôt.
- An dem sibenden morgen ze Wormeß ûf den sant 72
- riten die vil küenen; alleß ir gewant
- was von rôtem golde, ir gereite wolgetân;
- ir ros in giengen ebene, des küenen Sîvrides man.
- Ir schilde wâren niuwe, lieht unde breit, 73
- und vil schœne ir helmen, dô ze hove reit
- Sîvrit der vil küene in Guntheres lant.
- man gesach an helden nie sô hêrlîch gewant.
- Diu ort der swerte giengen nider ûf die sporn: 74
- eß vuorten scharphe gêren die rîter ûz erkorn.
- Sîvrit der vuorte ir einen wol zweier spannen breit,
- der ze sînen ecken vil harte vreislîchen sneit.
- Die goltvarwen zoume vuortens an der hant, 75
- sîdîniu vürbüege: sus kômens in daß lant.
- daß volc si allenthalben kaphen an began:
- dô liefen in enkegene vil der Guntheres man.
- Die hôch gemuoten recken, rîter unde kneht, 76
- die giengen zuo den hêrren, daß was michel reht,
- und enphiegen die geste in ir hêrren lant;
- si nâmen in die mœre mit den schilden von der hant.
- Diu ros si wolten dannen ziehen an gemach: 77
- Sîvrit der vil küene wie snelle er dô sprach:
- ‚Lât uns noch die mœre eine wîle stân:
- wir wellen schiere hinnen; des ich guoten willen hân.
- ‚Man sol ouch unser schilde ninder von uns tragen; 78
- wâ ich den künic vinde, kan mir daß iemen sagen,
- Gunthern den rîchen ûß Burgunden lant?
- dô sagete eß im einer, dem eß rehte was bekant.
- ‚Welt ir den künic vinden, daß mac vil wol geschehen; 79
- in jenem sale wîten hân ich in gesehen
- bî den sînen helden: dâ sult ir hine gân:
- dâ muget ir bî im vinden manegen hêrlîchen man.‘
- Dô wâren ouch diu mære dem künege geseit, 80
- ûf sînem hove wæren rîter vil gemeit:
- die vuorten liehte brünne und hêrlîch gewant;
- si derkande nieman in der Burgunden lant.
- Den künic nam des wunder, von wannen kœmen dar 81
- die hêrlîchen recken in wæte lieht gevar
- und mit sô guoten schilden niuwe unde breit.
- daß im daß nieman sagete, daß was Gunthere leit.
- Des antwurte dem künege von Metzen Ortwîn; 82
- starc unde küene mohte er vil wol sîn.
- ‚sît wir ir niht erkennen, sô sult ir heißen gân
- nâch mînem œheim Hagenen: den sult ir si sehen lân.
- ‚Dem sint kunt diu rîche und elliu vremdiu lant. 83
- sîn im die hêrren künde, daß tuot er uns bekant.‘
- der künic bat in bringen und die sîne man:
- man sach in hêrlîche mit recken hin ze hove gân.
- Waß sîn der künic wolde, des vrâgte Hagene. 84
- ‚eß sint in mîme hûse unkunde degene,
- die niemen hie bekennet: ob ir si ê gesehen
- habt in vremden landen, des sult ir, Hagene, mir verjehen.‘
- ‚Daß tuon ich,‘ sprach Hagene: zeim venster er dô gie, 85
- sîn ougen er dâ wenken zuo den gesten lie.
- wol behagete im ir geverte und ouch ir gewant:
- si wâren im vil vremde in der Burgunden lant.
- Er sprach, von swannen kœmen die recken an den Rîn, 86
- eß möhten selbe vürsten oder vürsten boten sîn.
- ‚ir ros diu sint schœne, ir kleider harte guot;
- swannen si joch rîten, si sint vil hôhe gemuot.‘
- Alsô sprach dô Hagene: ‚als ich mich kan verstân, 87
- swie ich Sîvriden noch nie gesehen hân,
- sô wil ich wol gelouben, swie eß dar umbe stât,
- daß eß sî der recke, der dort sô hêrlîchen gât.
- ‚Er bringet niuwiu mære her in ditze lant. A.88
- die küenen Niblunge sluoc des heldes hant,
- Schilbunc und Niblungen, des rîchen küneges kint.
- er vrumte starkiu wunder mit sîner grôßen krefte sint.
- ‚Dô der helt aleine ân alle helfe reit, A.89
- er vant vor einem berge, als mir ist geseit,
- bî Niblunges horde vil manegen küenen man:
- die wârn im ê vil vremde, unz er ir künde dâ gewan.
- ‚Hort der Niblunges der was gar getragen A.90
- ûß eime holn berge. nu hœret wunder sagen,
- wie in wolden teilen der Niblunge man.
- daß sach der degen Sîvrit: den helt es wundern began.
- ‚Er kom zuozin sô nâhen, daß er die helde sach A.91
- und ouch in die degene. ir einer drunder sprach:
- ‚hie kumet der starke Sîvrit, der helt von Niderlant.‘
- vil seltsæniu mære er an den Niblungen vant.
- ‚Den recken wol enphiengen Schilbunc und Nibelunc. A.92
- mit gemeinem râte die edelen vürsten junc
- den schaz in bâten teilen den wætlîchen man
- und gerten des mit vlîße, unz erß in loben dô began.
- ‚Er sach sô vil gesteines, sô wir hœren sagen, A.93
- hundert kanzwagene eß heten niht getragen;
- noch mê des rôten goldes von Niblunge lant;
- daß solt in alleß teilen des küenen Sîvrides hant.
- ‚Dô gâben si im ze miete daß Niblunges swert. A.94
- si wâren mit dem dienste vil übele gewert,
- den in dâ leisten solde Sîvrit der helt guot:
- ern kunde eß niht verenden: si wâren zornec gemuot.
- ‚Den schaz er ungeteilet belîben muose lân. C.
- do begunden mit ihm strîten der zweier künege man:
- mit ir vater swerte, daß Balmunc was genant,
- erstreit ab in der küene den hort und Nibelunge lant.
- Si heten dâ ir vriunde zwelf küener man, A.95
- daß starke risen wâren: waß kundeß si vervân?
- die sluoc sît mit zorne diu Sîvrides hant,
- und recken siben hundert twang er von Nibelunge lant
- ‚Mit dem guoten swerte, daß hieß Balmunc. A.96
- durch die starken vorhte vil manec recke junc,
- die si ze dem swerte hêten und an den küenen man,
- daß lant zuo den bürgen si im tâten undertân;
- ‚Dar zuo die rîchen künege die sluog er beide tôt. A.97
- er kom von Albrîche sît in grôße nôt.
- der wânde sîne hêrren rechen dâ zehant,
- unz er die grôßen sterke sît an Sîvride vant.
- ‚Done kunde im niht gestrîten daß starke getwerc. A.98
- alsam die leuwen wilde si liefen an den berc,
- dâ er die tarnkappe sît Albrîche an gewan.
- dô was des hordes hêrre Sîvrit der vreislîche man.
- ‚Die dâ torsten vehten, die lâgen alle erslagen. A.99
- den schaz den hieß er balde vüeren unde tragen,
- dâ in dâ vor nâmen die Niblunges man.
- Albrîch der vil starke dô die kameren gewan.
- ‚Er muos im sweren eide, er diende im sô sîn kneht: A.100
- aller hande dinge was er im gereht.‘
- sô sprach von Tronje Hagene: ‚daß hât er getân;
- alsô grôßer krefte nie mêr recke gewan.
- Noch weiß ich an im mêre, daß mir ist bekant: A.101
- einen lintrachen sluoc des heldes hant;
- er badete in dem bluote: sîn hût wart hurnîn.
- des snîdet in kein wâfen: daß ist dicke worden schîn.
- ‚Wir suln den jungen hêrren enphâhen dester baß, 102
- daß wir iht verdienen des snellen recken haß.
- sîn lîp der ist sô küene, man sol in holden hân;
- er hât mit sîner krefte sô manegiu wunder getân.‘
- Dô sprach der künic rîche: ‚du maht wol haben wâr: B.
- nu sich, wie degenlîche er stêt gein strîtes vâr,
- er und die sînen degene, der vil küene man.
- wir suln im engegene hin nider zuo dem recken gân.‘
- ‚Daß mugt ir,‘ sprach dô Hagene, ‚wol mit êren tuon. B.
- er ist von edelem künne, eins rîchen küneges sun.
- er stêt in der gebære, mich dunket, wißße Krist,
- eß ensîn niht kleiniu mære, dar umber her geriten ist.‘
- Dô sprach der künec des landes: ‚nu sî uns willekomen. 103
- er ist edel und küene: daß hân ich wol vernomen.
- des sol ouch er genießen in Burgunden lant.‘
- dô gie der hêrre Gunther, dâ er Sîvriden vant.
- Der wirt und sîne recken enphiengen sô den gast, 104
- daß in an ir zühten vil lützel iht gebrast.
- des begunde in nîgen der wætlîche man.
- man sach in zühteclîche mit den sînen recken stân.
- ‚Mich wundert dirre mære,‘ sprach der wirt zehant, 105
- ‚von wanne ir, edel Sîvrit, sît komen in ditze lant,
- oder waß ir wellet werben ze Wormeß an den Rîn.‘
- dô sprach der gast ze dem künege: ‚daß sol iuch unverdaget sîn.
- ‚Mir wart gesaget mære in mînes vater lant, 106
- daß hie bî iu wæren, daß hete ich gerne erkant,
- die küenesten recken, des hân ich vil vernomen,
- die ie künec gewünne: dar umbe bin ich her bekomen.
- ‚Ouch hœre ich iu selben der degenheite jehen, 107
- daß man künec deheinen küener hab gesehen.
- des redent vil die liute über elliu disiu lant:
- nune wil ich niht erwinden, unz eß mir werde bekant.
- ‚Ich bin ouch ein recke und solde krône tragen. 108
- ich wil daß gerne vüegen, daß si von mir sagen,
- daß ich habe von rehte liute unde lant;
- dar umbe sol mîn êre und ouch mîn houbet wesen phant.
- ‚Nu ir sît sô küene, als mir ist geseit, 109
- nune ruoche ich, ist eß ieman lieb oder leit:
- ich wil an iu ertwingen, swaß ir muget hân,
- lant unde bürge, daß sol mir werden undertân.‘
- Den künic hete wunder und sîne man alsam A.110
- umbe solhiu mære, als er hie vernam,
- daß er des hete willen, er næme im sîniu lant.
- daß hôrten sîne degene: dô wart in zürnen bekant.
- ‚Wie hete ich daß verdienet,‘ sprach Gunther der degen, A.111
- ‚des mîn vater lange mit êren hât gephlegen,
- daß wir daß solden vliesen von iemannes kraft?
- wir ließen übele schînen, daß wir ouch phlegen rîterschaft.‘
- ‚Ich enwil es niht erwinden,‘ sprach der küene man. A.112
- ‚eß enmüge von dînen ellen dîn lant den vride hân,
- ich wil es alles walten; und ouch diu erbe mîn,
- erwirbest dus mit sterke, diu suln dir undertænec sîn.
- ‚Dîn erbe und ouch daß mîne suln gelîche ligen: A.113
- sweder unser einer ame anderen mac gesigen,
- dem soll eß alleß dienen, die liute und ouch diu lant.‘
- daß widerredet Hagne dâ unde Gêrnôt zehant.
- ‚Wir hân des niht gedingen,‘ sprach dô Gêrnôt, A.114
- ‚daß wir iht lande ertwingen, daß iemen drumbe tôt
- gelige vor heldes handen. wir haben rîchiu lant:
- diu dienent uns ze rehte, ze niemen sint si baß bewant.‘
- Mit grimmegem muote dâ stuonden vriunde sîn. A.115
- dô was ouch dar under von Metzen Ortwîn:
- der sprach: ‚disiu suone ist mir harte leit;
- iu hât der starke Sîvrit unverdienet widerseit.
- ‚Ob ir und iuwer bruoder hetet niht die wer, A.116
- und ob er danne hête ein ganzeß küneges her,
- ich trûte wol erstrîten, daß der küene man
- dise starke übermüete von wâren schulden müese lân.‘
- Daß zurnde harte sêre der helt von Niderlant: A.117
- er sprach: ‚sich sol vermeßßen niht wider mich dîn hant:
- ich bin ein künic rîche, sô bistu küneges man:
- jan dorften mich dîn zweleve mit strîte nimmer bestân.‘
- Nâch swerten rief dô sêre von Metzen Ortwîn: 118
- er mohte Hagnen swestersun von Tronje vil wol sîn.
- daß der sô lange dagete, daß was dem künege leit.
- dô understuont eß Gêrnôt, ein rîter küene und gemeit.
- Er sprach zuo Ortwîne: ‚lât iuwer zürnen stân. 119
- uns hât der hêrre Sîvrit solhes niht getân.
- wir mügenß noch wol scheiden mit zühten, dêst mîn rât,
- und haben in ze vriunde; daß uns noch lobelîcher stât.‘
- Dô sprach der starke Hagene: ‚uns mac wol wesen leit, 120
- allen iuwern degenen, daß er ie gereit
- durch strîten her ze Rîne. er soldeß haben lân:
- im heten mîne hêrren solher leide niht getân.‘
- Dô sprach aber Sîvrit, der kreftige man: 121
- ‚müet iuch daß, hêr Hagene, daß ich gesprochen hân,
- sô sol ich lâßen kiesen, daß die hende mîn
- wellent vil gewaltec hie zen Burgunden sîn.‘
- ‚Daß sol ich eine wenden,‘ sprach dô Gêrnôt. A.122
- allen sînen degenen reden er verbôt
- iht mit übermüete, des im wære leit.
- dô gedâhte ouch Sîvrit an die vil hêrlîchen meit.
- ‚Wie zæme uns mit iu strîten?‘ sprach aber Gêrnôt. 123
- ‚swaß helde nu dar under müesen ligen tôt,
- wir hetens lützel êren und ir vil kleinen vrun.‘
- des antwurte im dô Sîvrit, des küneges Sigmundes sun:
- ‚War umbe bîtet Hagene und ouch Ortwîn, 124
- daß er niht gâhet strîten mit den vriunden sîn,
- der er hie sô manegen ze den Burgunden hât?‘
- si muosen rede vermîden: daß was Gêrnôtes rât.
- ‚Ir sult uns wesen willekomen‘, sô sprach daß Uoten kint, A.125
- ‚und iuwer hergesellen, die hie mit iu sint.
- wir suln iu gerne dienen, ich und die mâge mîn.‘
- dô hieß man den gesten schenken Guntheres wîn.
- Dô sprach der wirt des landes: ‚alleß, daß wir hân, 126
- geruochet irs nâch êren, daß sî iu undertân
- und sî mit iu geteilet lîp unde guot!‘
- dô wart der hêrre Sîvrit ein lützel sanfter gemuot.
- Dô hieß man in behalten alleß ir gewant. 127
- die besten herberge man suohte, die man vant,
- Sîvrides knehten: man schuof in guot gemach.
- den gast man sît vil gerne dâ zen Burgunden sach.
- Man bôt im michel êre dâ nâch ze manegen tagen, A.128
- tûsent stunden mêre, danne ich iu kan gesagen.
- daß hete versolt sîn ellen, ir sult gelouben daß;
- in sach vil lützel iemen, der im wære gehaß.
- Sich vlißßen kurzwîle die künege und ouch ir man, 129
- sô was er ie der beste, swes man dâ began:
- des enkunde im volgen niemen, sô michel was sîn kraft,
- sô si den stein wurfen oder schußßen den schaft.
- Swâ si bî den vrouwen durch ir höfscheit A.130
- kurzwîle phlâgen, die rîter vil gemeit,
- dâ sach man ie vil gerne den helt von Niderlant.
- er hete ûf hôhe minne sîne sinne gewant.
- Ze hove die schœnen vrouwen vrâgèten mærè, C.
- wer der stolze vremde recke wære?
- ‚sîn lîp der ist sô schœne, vil rîch ist sîn gewant!‘
- dô sprâchen ir genuoge; ‚eß ist der künec von Niderlant.‘
- Swes man ie begunde, des was sîn lîp bereit. A.131
- er truog in sîme sinne ein minneclîche meit
- und ouch in ein diu vrouwe, die er noch nie gesach,
- diu im in heimlîche vil dicke güetlîchen sprach.
- Swenn ûfem hove wolden spilen dâ diu kint, A.132
- rîter unde knehte, daß sach vil dicke sint
- Kriemhilt durch diu venster, diu küneginne hêr;
- deheiner kurzwîle bedorfte si in den zîten mêr.
- Wester, daß si in sæhe, die er in herzen truoc, A.133
- dâ het er kurzwîle immer von genuoc.
- sæhen si sîn ougen, ich wil wol wißßen daß,
- daß im in dirre werlde nimmer kunde werden baß.
- Swenne er bî den helden ûf dem hove stuont, A.134
- alsô noch die liute durch kurzewîle tuont,
- sô stuont sô minneclîche daß Siglinde kint,
- daß in von herzeliebe trûte manec vrouwe sint.
- Er gedâht ouch manege zîte: ‚wie sol daß geschehen, A.135
- daß ich die maget edele mit ougen müge sehen,
- die ich von herze minne und lange hân getân?
- diu ist mir noch vil vremede: des muoß ich trûrec gestân.‘
- Sô ie die künege rîche riten in ir lant, A.136
- sô muosen ouch die recken mit in al zehant.
- dâ mite muoste ouch Sîvrit: daß was der vrouwen leit;
- er leit ouch von ir minne dicke michel arbeit.
- Sus wonde er bî den hêrren, daß ist alwâr, A.137
- in Guntheres lande volleclîch ein jâr,
- daß er die minneclîchen die zît nie gesach,
- dâ von im sît vil liebe und ouch vil leide geschach.
- Âventiure
- wie Sîvrit mit den Sahsen streit.
- Dô kômen vremdiu mære in Guntheres lant II.138
- von boten, die in verre wurden dar gesant
- von unkunden recken, die in truogen haß.
- dô si die rede vernâmen, leit was in inneclîche daß.
- Die wil ich iu nennen: eß was Liudgêr 139
- ûßer Sahsen lande, ein rîcher vürste hêr,
- und ouch von Tenemarke der künic Liudgast.
- die brâhten in ir reise vil manegen hêrlîchen gast.
- Ir boten komen wâren in Guntheres lant, 140
- die sîne vîende heten dar gesant.
- dô vrâgte man der mære die unkunden man.
- man hieß die boten balde ze hove vür den künic gân.
- Der künec si gruoßte schône, er sprach: ‚sît willekomen! 141
- wer iuch her habe gesendet, desn hân ich niht vernomen:
- daß sult ir lâßen hœren‘, sprach der künic guot.
- Dô vorhten si vil sêre den grimmen Guntheres muot.
- ‚Welt ir, künec, erlouben daß wir iu mære sagen, 142
- diu wir iu dâ bringen, sone suln wir niht verdagen.
- wir nennen iu die hêrren, die uns her hânt gesant:
- Liudgast und Liudgêr, die welnt iuch suochen inß lant.
- ‚Ir habet ir zorn verdienet: jâ hôrten wir wol daß, 143
- daß iu die hêrren beide tragent grôßen haß.
- si wellent herverten ze Wormeß an den Rîn;
- in hilfet vil der degene: des sult ir gewarnet sîn.
- ‚Inre zwelf wochen diu reise muoß geschehen; 144
- habt ir iht guoter vriunde, daß lâßet balde sehen,
- die iu vriden helfen die bürge und iuriu lant:
- hie wirt von in verhouwen vil manec helme unde rant.
- ‚Oder welt ir mit in dingen, so enbietet eß in dar; 145
- sone rîtent iu sô nâhen niht die manegen schar
- der iuwer starken vînde ûf herzenlîchiu leit,
- dâ von verderben müeßen vil guote rîter gemeit.‘
- ‚Nu bîtet eine wîle (ich kündiu mînen muot), 146
- unz ich mich baß versinne,‘ sprach der künic guot.
- ‚hân ich guoter iemen, die sol ich niht verdagen,
- disiu starken mære sol ich mînen vriunden klagen.‘
- Gunther dem rîchen leide wart genuoc; A.147
- die rede er tougenlîchen in sîme herze truoc.
- er hieß gewinnen Hagenen und ander sîne man
- und bat ouch harte balde ze hove nâch Gêrnôten gân.
- Dô kômen dar die besten, swaß man der dâ vant. A.148
- er sprach: ‚man wil uns suochen her in unser lant
- mit starken herverten; daß lât iu wesen leit.
- eß ist gar âne schulde, daß si uns habent widerseit.‘
- ‚Daß wer ot wir mit swerten,‘ sô sprach Gêrnôt. A.149
- dâ sterbent wan die veigen: die lâßen ligen tôt.
- dar umbe ich niht vergeßßen mac der êren mîn:
- die unser vîende suln uns willekomen sîn.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚daß endunket mich niht guot. A.150
- Liudegast und Liudegêr die tragent übermuot.
- wir mugen uns niht besenden in sô kurzen tagen,‘
- sô sprach der küene recke: ‚ir sult eß Sîvride sagen.‘
- Die boten herbergen hieß man in die stat. 151
- swie vîent man in wære, vil schône ir phlegen bat
- Gunther der rîche, daß was wol getân,
- unz er ervant an vriunden, wer im dâ wolde gestân.
- Dem künege in sînen sorgen was iedoch vil leit. 152
- dô sach in trûrende ein rîter vil gemeit,
- der niht wißßen kunde, waß im was geschehen:
- dô bat er im der mære den künic Gunther verjehen.
- ‚Mich nimt des michel wunder,‘ sprach dô Sîvrit, 153
- ‚wie ir sô habet verkêret die vrœlîchen sit,
- der ir mit uns nu lange habt alher gephlegen.‘
- des antwurte ime dô Gunther, der vil zierlîche degen:
- ‚Jane mac ich allen liuten die swære niht gesagen, 154
- die ich muoß tougenlîche in mîme herzen tragen:
- man sol stæten vriunden klagen herzenôt.‘
- diu Sîvrides varwe wart dô bleich unde rôt.
- Er sprach zuo dem künege: ‚ich hân iu niht verseit. 155
- ich sol iu helfen wenden elliu iuriu leit.
- welt ir vrîunt suochen, der sol ich einer sîn
- und trûwe eß wol volbringen mit êren an daß ende mîn.‘
- ‚Nu lône iu Got, hêr Sîvrit, diu rede mich dunket guot; 156
- und ob mir nimmer helfe iur ellen getuot,
- ich vreu mich doch der mære, daß ir mir sît sô holt.
- lebe ich deheine wîle, eß wirt wol umb iuch versolt.
- ‚Ich wil iuch hœren lâßen, war umbe ich trûric stân. 157
- von boten mîner vînde ich daß vernomen hân,
- daß si mich wellent suochen mit herverte hie;
- daß getâten uns noch degene her zuo disen landen nie.‘
- ‚Daß lât iuch ahten ringe,‘ sprach dô Sîvrit, 158
- ‚senftet iur gemüete, tuot, des ich iuch bit:
- lât mich iu erwerben êre unde vrumen,
- ê daß iuwer vînde her ze disen landen kumen.
- ‚Swenne iuwer starke vînde ze helfe möhten hân A.159
- drîßec tûsent degene, sô woldich si bestân,
- und het ich niht wan tûsent: des lât iuch an mich.‘
- dô sprach der künic Gunther: ‚daß dienich immer umbe dich.‘
- ‚Sô heißet mir gewinnen tûsent iuwer man, 160
- sît daß ich der mînen bî mir niht enhân
- niuwan zwelf recken: sô wer ich iuwer lant.
- iu sol mit triuwen dienen immer Sîvrides hant.
- ‚Des sol uns helfen Hagene und ouch Ortwîn, A.161
- Dancwart und Sindolt, die lieben recken dîn.
- ouch sol dâ mit rîten Volkêr der küene man:
- der sol den vanen vüeren: baß ichs nieman engan.
- ‚Und lât die boten rîten heim in ir hêrren lant; 162
- daß si uns dâ sehen schiere, daß tuo man in bekant,
- sô daß unser bürge müeßen vride hân.‘
- dâ hieß der künec besenden beide mâge unde man.
- Die boten Liudegêres ze hove giengen dô; 163
- daß si ze lande solden, des wâren si vil vrô.
- dô bôt in rîche gâbe Gunther der künic guot
- und schuof in sîn geleite: des stuont in hôhe der muot.
- ‚Nu saget,‘ sprach dô Gunther, ‚den starken vînden mîn, 164
- si mugent mit ir reise wol dâ heime sîn;
- weln aber si mich suochen her in mîniu lant,
- mirn zerinne mîner vriunde, in wirt arbeit bekant.‘
- Den boten rîche gâbe man dô vür truoc: 165
- der het in ze gebene Gunther genuoc.
- dine torsten niht versprechen die Liudgêres man.
- urloub si dô nâmen und vuoren vrœlîche dan.
- Dô die boten wâren ze Tenemarke komen, 166
- und der künic Liudegast hete daß vernomen,
- waß si ze Rîne redeten, als im daß wart geseit,
- ir starkeß übermüeten was im wærlîche leit.
- Si sagten, daß si hêten vil manegen küenen man: 167
- ‚dar under sach man einen vor Gunthere stân,
- der was geheißen Sîvrit, ein helt ûß Niderlant.‘
- eß leidete Liudgaste, dô er daß mære bevant.
- Dô die von Tenemarke ditze hôrten sagen, 168
- dô îlten si der vriunde deste mê bejagen,
- unz daß er Liudegast sîner küenen man
- zweinzec tûsent degene ze sîner reise gewan.
- Do besande ouch sich von Sahsen der künic Liudegêr, 169
- unz si vierzec tûsent heten unde mêr,
- mit den si wolden rîten in Burgunden lant.
- dô hete ouch sich hie heime der künic Gunther besant
- Mit den sînen mâgen und sîner bruoder man, A.170
- die si wolden vüeren durch urliuge dan,
- und ouch die Hagenen recken: des gie den helden nôt.
- dar umbe muosen degene sider kiesen den tôt.
- Si vlißßen sich der reise, dô si wolden dan. A.171
- den vanen muose leiten Volkêr der küene man,
- alsô si wolten rîten von Wormeß über Rîn.
- Hagene von Troneje der muose scharmeister sîn.
- Dâ mite reit ouch Sindolt und der küene Hûnolt, A.172
- die wol gedienen kunden rîcher künege golt.
- Dancwart, Hagnen bruoder, und ouch Ortwîn
- die mohten wol mit êren in der herverte sîn.
- ‚Her künic, sît hie heime,‘ sprach dô Sîvrit. 173
- ‚sît daß mir iuwer recken wellent volgen mit,
- belîbet bî den vrouwen und traget hôhen muot.
- ich trou iu wol behüeten beide êre unde guot.
- ‚Die iuch dâ wolden suochen ze Wormeß an den Rîn, 174
- daß wil ich wol behüeten, daßs iu iht schade sîn.
- wir sulen in gerîten sô nâhen in ir lant,
- daß in ir übermüeten ze sorgen werde bewant.‘
- Von Rîne si durch Hessen mit ir helden riten 175
- gegen Sahsen lande: dâ wart sît gestriten.
- mit roube und mit brande wuosten si daß lant,
- daß eß den vürsten beiden wart mit arbeit bekant.
- Si kômen ûf die marke: die knehte zogten dan. A.176
- Sîvrit der vil starke vrâgen des began:
- ‚wer sol des gesindes uns nu hüeten hie?‘
- jâne wart den Sahsen geriten schedlîcher nie.
- Si sprâchen: ‚lât die tumben hüeten ûf den wegen A.177
- den küenen Dancwarten, der ist ein sneller degen.
- wir vliesen deste minner von Liudgêres man;
- lât in und Ortwînen hie die nâchhuote hân.‘
- ‚Sô wil ich selbe rîten,‘ sprach Sîvrit der degen, 178
- ‚unde wil der warte gein den vînden phlegen,
- unz ich rehte ervinde, wâ die recken sint.‘
- dô wart gewâfent schiere der schœnen Siglinden kint.
- Daß volc bevalher Hagenen, dô er wolde dan, 179
- unde Gêrnôte, dem vil küenen man.
- dô reit er eine danne in der Sahsen lant,
- dâ er diu rehten mære wol mit êren sît ervant.
- Dô sach er her daß grôße, daß ûf dem velde lac, 180
- daß wider sîner helfe mit ungevüege wac:
- des was wol vierzec tûsent oder dannoch baß.
- Sîvrit in hôhem muote sach vil vrœlîchen daß.
- Dô hete sich ouch ein recke von den vînden dar 181
- erhaben ûf die warte, der was ze vlîße gar:
- den sach der hêrre Sîvrit und in der küene man;
- ieweder dô des andern mit nîde hüeten began.
- Ich sagiu, wer der wære, der hie der warte pflac; 182
- ein liehter schilt von golde im vor der hende lac.
- eß was der künic Liudegast: der huote sîner schar.
- dirre gast vil edele sprancte hêrlîchen dar.
- Nu het ouch in hêr Liudegast vîentlîche erkorn: 183
- diu ros si nâmen beide zen sîten mit den sporn;
- si neigten ûf die schilde die schefte mit ir kraft:
- des wart der künic hêre mit grôßen sorgen behaft.
- Diu ros nâch stichen truogen diu rîchen küneges kint 184
- beide vür ein ander, sam si wæte ein wint;
- mit zoumen wart gewendet vil rîterlîchen dan:
- mit swerten eß versuohten die zwêne grimmege man.
- Dô sluoc der hêrre Sîvrit, daß al daß velt erdôß. 185
- dô stoup ûß dem helme, sam von brenden grôß,
- die viuwerrôte vanken von des heldes hant.
- dô streit vil mehteclîchen der küene vogt ûß Niderlant.
- Ouch sluog im hêr Liudegast vil manegen grimmen slac; 186
- ir ieweders ellen ûf schilden vaste lac.
- dô heten dar gehüetet wol drîßec sîner man:
- ê im der helfe kœme, den sic doch Sîvrit gewan
- Mit drin starken wunden, die er dem künege sluoc A.187
- durch eine wîße brünne, diu was guot genuoc.
- daß swert an sînen ecken brâht ûß wunden bluot.
- des gewan der künic Liudegast einen trûregen muot.
- Er bat sich leben lâßen und bôt im sîniu lant 188
- und sagte im, daß er wære Liudegast genant.
- dô kômen sîne recken: die heten wol gesehen,
- waß dâ von in beiden ûf der warte was geschehen.
- Er wolt in vüeren dannen: dô wart er an gerant A.189
- von drîßec sînen mannen: dô werte des heldes hant
- sînen rîchen gîsel mit ungevüegen slegen.
- sît tet schaden mêre der vil zierlîche degen.
- Die drîßec er ze tôde werlîche sluoc. 190
- er ließ ir leben einen: balde er reit genuoc
- und sagte hin diu mære, waß hie was geschehen;
- ouch mohte mans die wârheit an sîme rôten helmen sehen.
- Den von Tenemarke was vil grimme leit, 191
- ir hêrre was gevangen, dô in daß was geseit.
- man sagte eß sînem bruoder: toben er began
- von ungevüegem zorne, wan im was leide getân.
- Liudegast der rîche was gevüeret dan A.192
- von Sîvrides gewalte zuo Guntheres man.
- er bevalch in Hagenen: der küene recke guot,
- dô er vernam diu mære, dô wart er vrœlîch gemuot.
- Man hieß den Burgunden ir vanen binden an. 193
- ‚wol ûf,‘ sprach Sîvrit, ‚hie wirt noch mê getân,
- ê sich der tac verende, sol ich haben den lîp:
- daß gemüet in Sahsen lande vil manec wætlîcheß wîp.
- ‚Ir helde von dem Rîne, ir sult mîn nemen war: 194
- ich kan iuch wol geleiten in Liudgêres schar.
- sô sehet ir helme houwen von guoter helde hant.
- ê daß wir wider wenden, in wirdet sorge bekant.‘
- Zen rossen gâhte Gêrnôt und die sîne man. A.195
- den vanen zucte balde der küene spilman,
- Volkêr der hêrre: dô reit er vor der schar.
- dô was ouch daß gesinde ze strîte êrlîchen gar.
- Si vuorten doch niht mêre niuwan tûsent man, 196
- dar über zwelf recken. stieben dô began
- diu molte von den strâßen: si riten über lant.
- dô sach man von in schînen vil manegen hêrlîchen rant.
- Dô wâren ouch die Sahsen mit ir scharn komen, A.197
- mit swerten wole wahsen, daß hân ich sît vernomen.
- diu swert diu sniten sêre den helden an der hant:
- dô wolten si den gesten weren bürge unde lant.
- Der hêrren scharmeister daß volc dô vuorten dan. 198
- dô was ouch komen Sîvrit mit den zwelef man,
- die er mit im brâhte ûßer Niderlant.
- des tages wart in sturme vil manec bluotegiu hant.
- Sindolt und Hûnolt und ouch Gêrnôt A.199
- die vrumten in dem strîte vil manegen helt tôt,
- ê si rehte ervunden, wie küene was ir lîp:
- daß muose sît beweinen vil manec wætlîcheß wîp.
- Volkêr und Hagene und ouch Ortwîn A.200
- laschten in dem strîte vil maneges helmes schîn
- mit vlißendem bluote, die sturmküene man.
- dô wart von Dancwarten vil michel wunder getân.
- Die von Tenemarke versuohten wol ir hant; 201
- dô hôrte man von hurte erdießen manegen rant
- und ouch von scharphen swerten, der man dâ vil gesluoc.
- die strîtküenen Sahsen tâten schaden ouch genuoc.
- Dô die von Burgunden drungen in den strît, 202
- von in wart erhouwen vil manec wunde wît:
- dô sach man über satele vließen daß bluot;
- sus wurben nâch den êren die rîter küene unde guot.
- Man hôrt dâ lût erhellen den helden an der hant 203
- diu vil scharphen wâsen, dô die von Niderlant
- drungen nâch ir hêrren in die herten schar;
- si kômen degenlîche mit samt Sîvride dar.
- Volgen der von Rîne niemen man im sach. 204
- man mohte kiesen vließen den bluotegen bach
- durch die liehten helme von Sîvrides hant,
- end er Liudgêren vor sînen hergesellen vant.
- Drî widerkêre het er nu genomen A.205
- durch daß her anß ende. nu was ouch Hagene komen:
- der half im wol ervollen in sturme sînen muot.
- des muose dâ ersterben vor in vil manec rîter guot.
- Dô der starke Liudegêr Sîvriden vant, 206
- und daß er alse hôhe truoc an sîner hant
- den guoten Balmungen und ir sô manegen sluoc,
- dar umbe wart der küene vor leide zornec genuoc.
- Dô wart michel dringen und grôßer swerte klanc, 207
- dâ ir ingesinde zuo ein ander dranc.
- do versuohten sich die recken beide deste baß.
- die schar begunden wîchen; sich huob dâ grœßlîcher haß.
- Dem vogte von den Sahsen was daß wol geseit, A.208
- sîn bruoder was gevangen: daß was im harte leit;
- niht wesser, daß eß tæte daß Siglinde kint.
- man zêch es Gêrnôten: wol ervant er eß sint.
- Die slege Liudgêres die wâren alsô starc, 209
- daß Sîvride under satele strûhte daß marc;
- doch sich daß ros erholte: der küene Sîvrit
- der gewan in dem sturme einen vreislîchen sit.
- Des half im Hagene und ouch Gêrnôt, A.210
- Dancwart und Volkêr: des lac ir vil dâ tôt.
- Sindolt und Hûnolt und Ortwîn der degen
- die kunden in dem strîte zem tôde manegen nider legen.
- In sturme ungescheiden wârn die vürsten hêr. A.211
- dô sach man über helme vliegen manegen gêr
- durch die liehten schilde von der helde hant;
- man sach dâ var nâch bluote vil manegen hêrlîchen rant.
- In dem starken sturme erbeißte manec man A.212
- nider von den rossen. ein ander liefens an
- Sîvrit der küene und ouch Liudgêr;
- man sach dâ schefte vliegen und vil manegen scharphen gêr.
- Dô vlouc daß schiltgespenge von Sîvrides hant. A.213
- den sic gedâhte erwerben der helt von Niderlant
- an den küenen Sahsen; die dolten ungemach.
- hei, waß dâ liehter ringe der küene Dancwart zebrach!
- Dô het der hêrre Liudegêr ûf eime schilte erkant 214
- gemâlet eine krône vor Sîvrides hant:
- wol wesser, daß eß wære der kreftige man.
- der helt zuo sînen vriunden lûte ruofen began:
- ‚Geloubet iuch des strîtes, alle mîne man. 215
- sun den Sigmundes ich hie gesehen hân,
- Sîvriden den starken hân ich hie bekant.
- in hât der übel tiuvel ze den Sahsen gesant.‘
- Die vanen hieß er lâßen in dem sturme nider. 216
- vrides er dô gerte; des werte man in sider;
- doch muos er werden gîsel in Guntheres lant:
- daß hete an im ertwungen diu küene Sîvrides hant.
- Mit gemeinem râte sô ließen si den strît. 217
- dürkel vil der helme und der schilte wît
- si leiten von den handen: swaß sô man der vant,
- die truogen bluotes varwe von der Burgunden hant.
- Si viengen, swen si wolden: des heten si gewalt. A.218
- Gêrnôt und Hagene, die recken vil balt,
- die wunden hießen bâren: si vuorten mit in dan
- gevangen zuo dem Rîne fünf hundert wætlîcher man.
- Die siglôsen recken ze Tenemarken riten. 219
- done heten ouch die Sahsen sô hôhe niht gestriten,
- daß man in lobes jæhe: daß was den helden leit.
- dô wurden ouch die veigen von vriunden sêre gekleit.
- Si hießen ir gewæfen soumen an den Rîn. 220
- eß hete wol geworben mit den helden sîn
- Sîvrit der starke der hete eß guot getân,
- des im jehen muosen alle Guntheres man.
- Gegen Wormeß sande der hêrre Gêrnôt: A.221
- heim ze sînem lande den vriunden er enbôt,
- wie gelungen wære im und sînen man:
- eß heten die vil küenen wol nâch êren getân.
- Die garzûne liefen, von den wart eß geseit. 222
- dâ vreuten sich von liebe, die ê heten leit,
- dirre lieben mære, diu in dâ wâren komen.
- dâ wart von edelen vrouwen michel vrâgen vernomen,
- Wie gelungen wære des rîchen küneges man. A.223
- man hieß der boten einen vür Kriemhilde gân.
- daß geschach vil tougen, jan torstes überlût:
- wan si hete dar under ein vil liebeß herzen trût.
- Dô si den boten komende zir kemenâte sach, 224
- Kriemhilt diu schœne vil güetlîchen sprach:
- ‚nu sag an liebiu mære: jâ gib ich dir mîn golt;
- tuostuß âne triegen, ich wil dir immer wesen holt.
- ‚Wie schiet ûß dem strîte mîn bruoder Gêrnôt A.225
- und ander mîne vriunde? ist uns iht maneger tôt?
- oder wer tet daß beste? daß soltu mir sagen.‘
- dô sprach der bote biderbe: ‚wir heten ninder einen zagen.
- ‚Ze vorderst in dem strîte reit niemen alsô wol, 226
- vil edeliu küneginne, sît ich iuß sagen sol,
- sô der gast vil edele ûßer Niderlant:
- dâ worhte michel wunder des küenen Sîvrides hant.
- ‚Swaß die recken alle in strîte hân getân, A.227
- Dancwart und Hagene und ander sküneges man,
- swaß iemen streit nâch êren, daß was gar ein wint
- wan aleine Sîvrit, des künic Sigmundes kint.
- ‚Si vrumten in dem sturme der helde vil derslagen: A.228
- doch möhte iu ditze wunder niemen vol gesagen,
- was dâ worhte Sîvrit, swenne er ze strîte reit.
- den vrouwen an ir mâgen tet er diu grœßlîchen leit.
- ‚Ouch muoste dâ belîben vil maneger vrouwen trût. 229
- sîne slege man hôrte ûf helmen alsô lût,
- daß si von wunden brâhten daß vließende bluot:
- er ist an allen tugenden ein rîter küene unde guot.
- ‚Dô hêt ouch vil begangen von Metzen Ortwîn: A.230
- swaß er ir mohte erlangen mit dem swerte sîn,
- die muosen wunt belîben oder meistec tôt.
- dâ tet iuwer bruoder die aller grœßisten nôt,
- ‚Diu immer in den stürmen kunde sîn geschehen: A.231
- man muoß der wârheite dem ûß derwelten jehen.
- die stolzen Burgunden habent sô gevarn,
- daß si vor allen schanden ir êre kunden bewarn.
- ‚Man sach dâ von ir handen vil manegen satel blôß, A.232
- dâ von liehten swerten daß velt sô lûte erdôß.
- die recken von dem Rîne die habent sô geriten,
- daß eß ir vîenden wære beßßer vermiten.
- ‚Die küenen Tronejære die vrumten grôßiu leit, A.233
- dô mit volkes kreften daß her ze samne reit.
- dâ vrumte manegen tôten des küenen Hagnen hant,
- des vil ze sagene wære her in Burgunden lant.
- ‚Sindolt und Hûnolt, die Gêrnôtes man, A.234
- und Rûmolt der küene die hânt sô vil getân,
- daß eß Liudgêre mag immer wesen leit,
- daß er den mînen hêrren het ze Rîne widerseit.
- ‚Strît den aller hœhsten, der inder dâ geschach 235
- ze jungest und zem êrsten, den iemen dâ gesach,
- den tet vil degenlîchen diu Sîvrides hant.
- er bringet rîche gîsele her in Guntheres lant.
- ‚Die twanc mit sînen ellen der wætlîche man; 236
- des ouch der künic Liudegast muoß den schaden hân
- und ouch von Sahsen landen sîn bruoder Liudgêr.
- nu hœret mîniu mære, edel küneginne hêr.
- ‚Si hât gevangen beide diu Sîvrides hant. 237
- nie sô manegen gîsel man brâhte in ditze lant,
- sô von sînen schulden nu kumt an den Rîn.‘
- ir enkunden disiu mære nimmer lieber gesîn.
- ‚Man bringet der gesunden fünf hundert oder baß A.238
- und der verchwunden, wißßet, vrouwe, daß,
- wol ahzec rôte bâre her in unser lant,
- die meistec hat verhouwen des küenen Sîvrides hant.
- ‚Die durch übermüete widerseiten an den Rîn, A.239
- die müeßen nu gevangen die Guntheres sîn.
- die bringet man mit vreuden her in ditze lant.‘
- do erblüete ir liehte varwe, dô si diu mære rehte ervant.
- Ir schœneß antlütze daß wart rôsenrôt, A.240
- dô mit lîbe was gescheiden ûß sô grôßer nôt
- Sîvrit der junge, der wætlîche man.
- si vreute ouch sich ir vriunde: daß was von schulden getân.
- Dô sprach diu minneclîche: ‚du hâst mir wol geseit. 241
- du solt hân dar umbe ze miete rîchiu kleit,
- und zehen marc von golde die heiß ich dir tragen.‘
- des mac man solhiu mære rîchen vrouwen gerne sagen.
- Man gab im sîne miete, daß golt und ouch diu kleit. 242
- dô gie an diu venster vil manec schœniu meit:
- si warten ûf die strâße: rîten man dô vant
- vil der hôch gemuoten in der Burgunden lant.
- Dâ kômen die gesunden, die wunden tâten sam; 243
- si mohten grüeßen hœren von vriunden âne scham.
- der wirt gên sînen gesten vil vrœlîchen reit:
- mit vreuden was verendet sîn vil grœßlîcheß leit.
- Do enphie er wol die sîne, die vremden tet er sam, 244
- wan dem rîchen künege anders niht enzam
- wan danken güetlîche den, die im wâren komen,
- daß si den sic nâch êren in sturme hêten genomen.
- Gunther bat im mære von sînen vriunden sagen, 245
- wer im an der reise ze tôde wær erslagen:
- dô het er vlorn niemen niuwan sehzec man.
- verklagen man die muose, sô sît vil helde sint getân.
- Die gesunden brâhten zerhouwen manegen rant 246
- und helme vil verschrôten in Guntheres lant.
- daß volk erbeißte nidere vür des küneges sal;
- ze liebem antphange man hôrte vrœlîchen schal.
- Dô hieß man herbergen die recken in die stat. 247
- der künic sîner geste vil schône phlegen bat;
- er hieß der wunden hüeten und schaffen guot gemach.
- wol man sîne tugende an sînen vîenden sach.
- Er sprach zuo Liudegêre: ‚nu sît mir willekomen! 248
- ich hân von iuwern schulden schaden vil genomen:
- der wirt mir nu gebüeßet, ob ich gelücke hân.
- Got lône mînen vriunden: si hânt mir liebe getân.‘
- ‚Ir muget in gerne danken,‘ sprach dô Liudgêr, 249
- alsô hôher gîsel gewan nie künic mêr.
- umbe schœne huote wir bieten michel guot,
- daß ir genædeclîche an mir und mînen vriunden tuot.‘
- ‚Ich wil iuch beide lâßen,‘ sprach er, ‚ledec gên; 250
- daß mîne vîende hie bî mir bestên,
- des wil ich haben bürgen, daß si mîniu lant
- iht rûmen âne hulde.‘ des sichert dô ir beider hant.
- Man brâhte si ze ruowe und schuof in ir gemach. A.251
- den wunden man gebettet vil güetlîchen sach;
- man schancte den gesunden met und guoten wîn:
- dô kunde daß gesinde nimmer vrœlîcher sîn.
- Ir zerhouwen schilde man behalten truoc. A.252
- vil bluoteger setele, der was dâ genuoc:
- die hieß man verbergen, daß weinten niht diu wîp.
- dâ kom vil hermüede maneges guoten rîters lîp.
- Der künec phlac sîner geste vil grœßlîche wol. A.253
- der vremden und der kunden diu lant wâren vol.
- er bat der sêre wunden vil güetlîchen phlegen.
- dô was ir übermüeten vil harte ringe gelegen.
- Die erzenîe kunden, den bôt man rîchen solt, A.254
- silber âne wâge, dar zuo daß liehte golt,
- daß si die helde nerten nâch des strîtes nôt;
- dar zuo der künec den gesten gâbe grœßlîchen bôt.
- Die wider heim ze hûse heten reise muot, A.255
- die bat man noch belîben, sô man vriunden tuot.
- der künic gie ze râte, wie er lônde sînen man:
- si heten sînen willen nâch grôßen êren getân.
- Dô sprach der hêrre Gêrnôt: ‚man sol si rîten lân: A.256
- über sehs wochen sî in daß kunt getân,
- daß si kumen widere zeiner hôhgezît;
- so ist maneger geheilet, der nu vil sêre wunder lît.‘
- Dô gerte ouch urloubes Sîvrit von Niderlant. 257
- dô der künic Gunther den willen sîn ervant,
- er bat in minneclîchen noch bî im bestân.
- niuwan durch sîn swester, sône wæreß niht getân.
- Dar zuo was er ze rîche, daß er iht næme solt; 258
- er heteß wol verdienet. der künic was im holt;
- sam wâren sîne mâgen, die heten daß gesehen,
- waß von sînen handen in dem strîte was geschehen.
- Durch der schœnen willen gedâhte er noch bestân, 259
- ob er si sehen möhte. sît wart eß getân:
- wol nâch sînem willen wart im diu maget bekant.
- sît reit er vrœlîche heim in sînes vater lant.
- Der wirt hieß zallen zîten rîterschefte phlegen: A.260
- daß tet vil willeclîchen dô manec junger degen.
- die wîle hieß er sidelen vor Wormeß an den sant
- den, die im komen solden in der Burgunden lant.
- In den selben zîten, dô si nu solden komen, A.261
- dô hete diu schœne Kriemhilt diu mære wol vernomen,
- er wolde hôhgezîte durch liebe vriunde hân.
- dô wart vil michel vlîßen von schœnen vrouwen getân
- Mit wæte und mit gebende, daß si dâ solten tragen. A.262
- Uote diu vil rîche diu mære hôrte sagen
- von den stolzen recken, die dâ solden komen:
- dô wart ûß der valde vil rîcher kleider genomen.
- Durch ir kinde liebe hieß si bereiten kleit; A.263
- dâ mite wart gezieret vil vroun und manec meit
- und vil der jungen recken ûß Burgunden lant.
- si hieß ouch vil der vremden brüeven hêrlîch gewant.
- Âventiure
- wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach.
- Man sach si tegelîchen nu rîten an den Rîn, III.264
- die zer hôhgezîte gerne wolden sîn.
- die durch der künege liebe kômen in daß lant,
- den bôt man sumelîchen beidiu ros und gewant.
- In was ir gesidele allen wol bereit, 265
- den hôhsten und den besten, als uns daß ist geseit,
- zwein und drîßec vürsten, dâ zer hôhgezît:
- dâ zierten sich engegene alle vrouwen wider strît.
- Eß was dâ vil unmüeßec Gîselher daß kint. 266
- die geste mit den kunden vil güetlîchen sint
- die enphieng er und Gêrnôt und ouch ir beider man:
- jâ gruoßten si die degene, als eß nâch êren was getân.
- Vil goltrôter setele si vuorten in daß lant, 267
- zierlîche schilde und êrlîch gewant
- brâhten si ze Rîne zuo der hôhgezît.
- manegen ungesunden sach man vrœlîchen sît.
- Die in den betten lâgen und heten wunden nôt, 268
- die muosen des vergeßßen, wie herte was der tôt.
- die siechen ungesunden muosen si verklagen:
- si vreuten sich der mære gên der hôhgezîte tagen,
- Wie si leben wolden dâ ze der wirtschaft. A.269
- wünne âne mâße, mit vreuden überkraft
- heten al die liute, swaß man ir dâ vant:
- des huop sich michel wünne über al daß Guntheres lant.
- An einem phingestmorgen sach man vür gân 270
- gekleidet wünneclîche vil manegen küenen man,
- fünf tûsent oder mêre, dâ zer hôhgezît.
- sich huob diu kurzewîle an manegen enden wider strît.
- Der wirt der hete die sinne, im was daß wol erkant, 271
- wie rehte herzenlîche der helt von Niderlant
- sîne swester trûte, die er noch nie gesach,
- der man sô grôßer schœne vor allen juncvrouwen jach.
- Er sprach: ‚nu râtet alle, mâge und mîne man, C.
- wie wir die hôhgezîte sô lobelîche hân,
- daß man uns drumbe iht schelte her nâch dirre zît;
- ein ieslîch lop vil stæte ze jungest an den werken lît.‘
- Dô sprach zuo dem künege der degen Ortwîn: 272
- ‚welt ir mit vollen êren ze der hôhzîte sîn,
- sô sult ir lâßen schouwen diu wünneclîchen kint,
- die mit sô grôßen êren hie zen Burgunden sint.
- ‚Waß wære mannes wünne, wes vreute sich sîn lîp, 273
- eß entæten schœne meide und hêrlîchiu wîp?
- lâßet iuwer swester vür iuwer geste gân!‘
- der rât was ze liebe manegem helde getân.
- ‚Des wil ich gerne volgen,‘ sprach der künic dô. 274
- alle, dieß ervunden, wârens harte vrô.
- ernbôt eß vroun Uoten und ir tohter wolgetân,
- daß si mit ir megeden hin ze hove solde gân.
- Dô wart ûß den schrînen gesuochet guot gewant, 275
- swaß man in der valde der guoten wæte vant,
- die bouge mit den borten; des was in vil bereit.
- sich zierte minneclîche vil manec wætlîchiu meit.
- Vil manec recke tumber des tages hete muot, 276
- daß er an ze sehene den vrouwen wære guot,
- daß er dâ vür niht næme eins rîchen küneges lant.
- si sâhen die vil gerne, die si heten nie bekant.
- Dô hieß der künic rîche mit sîner swester gân, 277
- die ir dienen solden, hundert sîner man,
- ir und sîner muoter: die truogen swert enhant.
- daß was daß hofgesinde in der Burgunden lant.
- Uoten die vil rîchen sach man mit ir komen. 278
- diu hete schœner vrouwen geselleclîch genomen
- hundert oder mêre: die truogen rîchiu kleit.
- ouch gie dâ nâch ir tohter vil manec wætlîchiu meit.
- Von einer kemenâten sach man si alle gân: 279
- dô wart vil michel dringen von helden dar getân,
- die des gedinge hêten, ob kunde daß geschehen,
- daß si die maget edele solden vrœlîche sehen.
- Nu gie diu minneclîche, alsô der morgen rôt 280
- tuot ûß trüeben wolken. dô schiet von maneger nôt,
- der si da truoc in herzen und lange hete getân.
- er sach die minneclîchen nu vil hêrlîchen stân.
- Jâ lûhte ir von ir wæte vil manec edel stein: 281
- ir rôsenrôtiu varwe vil minneclîchen schein.
- ob ieman wünschen solde, der kunde niht gejehen,
- daß er ze dirre werlde hete iht schœners gesehen.
- Sam der liehte mâne vor den sternen stât, 282
- des schîn sô lûterlîche ab den wolken gât,
- dem stuont si nu gelîche vor andern vrouwen guot.
- des wart dâ wol gehœhet den zieren helden der muot.
- Die rîchen kamerære sach man vor ir gân. 283
- die hôch gemuoten degene wolden des niht lân,
- sin drungen, dâ si sâhen die minneclîchen meit.
- Sîvride dem hêrren wart beide lieb unde leit.
- Er dâhte in sînem muote: ‚wie kunde daß ergân, 284
- daß ich dich minnen solde? daß ist ein tumber wân;
- sol aber ich dich vremden, sô wære ich samfter tôt.‘
- er wart von gedanken dicke bleich unde rôt.
- Dô stuont sô minneclîche daß Siglinde kint, 285
- sam er entworfen wære an ein permint
- von guotes meisters listen, sô man im verjach,
- daß man helt neheinen nie sô schœnen gesach.
- Die mit der vrouwen giengen, die hießen von den wegen 286
- wîchen allenthalben: daß leiste manec degen.
- diu hôch tragenden herzen vreuten manegen lîp;
- man sach in grôßen zühten vil manec hêrlîcheß wîp.
- Dô sprach von Burgunden der hêrre Gêrnôt: 287
- ‚der iu sînen dienest sô güetlîchen bôt,
- Gunther, lieber bruoder, dem sult ir tuon alsam
- vor allen disen recken: des râts ich nimmer mich gescham.
- ‚Ir heißet Sîvriden zuo mîner swester kumen, 288
- daß in diu maget grüeße; des habe wir immer vrumen:
- diu nie gegruoßte recken, diu sol in grüeßen phlegen;
- dâ mite wir hân gewunnen den vil zierlîchen degen.‘
- Dô giengen swirtes mâgen, dâ man den helt vant. 289
- si sprâchen zuo dem recken ûßer Niderlant:
- ‚iu hât der künec erloubet, ir sult ze hove gân,
- sîn swester sol iuch grüeßen: daß ist iu zêren getân.‘
- Der hêrre in sînem muote was des vil gemeit. 290
- dô truoc er in dem herzen lieb âne leit,
- daß er sehen solde der schœnen Uoten kint.
- mit minneclîchen tugenden si gruoßte Sîvriden sint.
- Dô si den hôch gemuoten vor ir stênde sach, 291
- do erzunde sich ir varwe; diu schœne meit sprach:
- ‚sît willekomen, er Sîvrit, ein edel rîter guot.‘
- dô wart im von dem gruoße wol gehœhet der muot.
- Er neig ir minneclîchen, genâde er ir bôt. 292
- si twanc gên ein ander der seneden minne nôt;
- mit lieben ougen blicken ein ander sâhen an
- der hêrre und ouch diu vrouwe: daß wart vil tougen getân.
- Wart dâ vriuntlîche getriutet (ir vil) wîßiu hant 293
- von herzen lieber minne, daß ist mir niht bekant.
- doch wil ich niht gelouben, daß eß wurde lân:
- zwei minne gerndiu herze heten anders missetân.
- Bî der sumerzîte und gên des meijen tagen 294
- dorft er niht mêre in sîme herze tragen
- sô vil hôher vreude, sô er dâ gewan,
- dô im diu gie an hende, die er ze trûte gerte hân.
- Dô dâhte manec recke: ‚hei, wær mir sam geschehen, 295
- daß ich ir gienge nebene, als ich in hân gesehen,
- oder bî ze ligene! daß ließe ich âne haß!‘
- eß gediende noch nie recke nâch einer küneginne baß.
- Von swelher künege lande die geste kômen dar, 296
- die nâmen al gelîche niuwan ir zweier war.
- ir wart erloubet küssen den wætlîchen man:
- im wart ze dirre werlde nie sô liebe getân.
- Der künec von Tenemarke sprach dô sâ zestunt: 297
- ‚des vil hôhen gruoßes lît vil maneger wunt,
- des ich dâ wol enphinde, von Sîvrides hant:
- Got lâße in nimmer mêre ze Tenemarke in daß lant!‘
- Man hieß dô allenthalben wîchen von den wegen 298
- der schœnen Kriemhilde; manegen küenen degen
- sach man zühteclîche ze kirche mit ir gân.
- sît wart von ir gescheiden der vil wætlîche man.
- Dô gie si zuo dem münster, ir volgete manec wîp. 299
- dâ was ouch wol gezieret der küneginne lîp,
- daß dô hôher wünsche maneger wart verlorn.
- si was ze ougen weide manegem recken erkorn.
- Vil kûme erbeite Sîvrit, daß man dâ gesanc. 300
- er mohte sînen sælden immer sagen danc,
- daß im diu was sô wæge, die er in herzen truoc:
- ouch was er der schœnen holt von schulden genuoc.
- Dô si kom ûz dem münster, als er hete ê getân, 301
- man sach in vriuntlîche zuo Kriemhilde gân.
- alrêst begunde im danken diu minneclîche meit,
- daß er vor den recken sô rehte wîclîchen streit.
- ‚Nu lôn iu Got, er Sîvrit,‘ sprach daß schœne kint, 302
- ‚daß ir daß habt verdienet, daß iu die recken sint
- sô holt in guoten triuwen, sô ich si hœre jehen.‘
- do begunde er minneclîche an vroun Kriemhilde sehen.
- ‚Ich sol in immer dienen‘, sprach Sîvrit der degen, 303
- ‚und enwil mîn houbet nimmer ê gelegen,
- ich enwerbe nâch ir willen, sol ich mîn leben hân.
- daß muoß iu sîn ze dienste, mîn vrou Kriemhilt, getân.‘
- Inre tage zwelven, der tage al ieslîch, 304
- sach man bî dem degene die maget lobelîch,
- sô si ze hove solde vor ir vriunden gân.
- der dienst wart dem recken durch grôße liebe getân.
- Vreude unde wünne und michelen schal 305
- sach man tegelîche vor Guntheres sal,
- dar ûße und ouch dar inne von manegem küenen man.
- Ortwîn und Hagene vil grôßer wunder began.
- Swes iemen phlegen solde, des wâren si bereit 306
- mit volleclîcher mâße, die helde vil gemeit.
- des wurden von den gesten die recken wol bekant;
- dâ von sô was gezieret alleß Guntheres lant.
- Die ê dâ wunde lâgen, die sach man vüre gân: 307
- si wolden kurzewîle mit dem gesinde hân,
- schirmen mit den schilden und schießen manegen schaft.
- des hulfen in genuoge; si heten michele kraft.
- In der hôhzîte der wirt hieß ir phlegen 308
- mit der besten spîse. er hete sich bewegen
- aller slahte schande, die ie künec gewan.
- man sach in vriuntlîche zuo den sînen gesten gân.
- Er sprach: ‚ir guoten recken, ê daß ir scheidet hin, 309
- sô nemet ir mîne gâbe: alsô stêt mîn sin,
- daß ichß immer diene; versmâhe iu niht mîn guot:
- daß wil ich mit iu teilen: des hân ich willigen muot.‘
- Die von Tenemarken sprâchen sâ zehant: 310
- ‚ê daß wir wider rîten heim in unser lant,
- wir gern stæter suone: des ist uns recken nôt:
- wir hân von iuwern degenen manegen lieben vriunt tôt.‘
- Liudegast geheilet sîner wunden was: 311
- der vogt von den Sahsen nâch strîte wol genas.
- etelîche tôten si ließen dâ ze lant.
- dô gie der künic Gunther, dâ er Sîvriden vant.
- Er sprach zuo dem recken: ‚nu rât, wie ich tuo. 312
- unser geste wellent rîten morgen vruo
- und gerent stæter suone an mich und mîne man:
- nu râtâ, degen küene, waß dich des dünke guot getân.
- ‚Waß mir die hêrren bieten, daß wil ich dir sagen: 313
- swaß vünf hundert mære goldes mügen tragen,
- daß gebent si mir gerne, wil ich si ledic lân.‘
- dô sprach Sîvrit: ‚daß wær übele getân.
- ‚Ir sult si ledeclîchen hinnen lâßen varn: 314
- und daß die recken edele vürbaß bewarn
- vîentlîcheß rîten her in iuwer lant,
- des lât iu sicherheit geben beider hêrren hant.‘
- ‚Des râtes wil ich volgen.‘ dâ mite si giengen dan. 315
- den sînen widerwinnen wart daß kunt getân,
- ir goldes gerte niemen, daß si dâ büten ê.
- dâ heime ir lieben vriunden was nâch den hermüeden wê.
- Manegen schilt vollen man dar schatzes truoc; 316
- er teilt es âne wâge den vriunden genuoc,
- bî vünf hundert marken und eteslîchen baß.
- Gêrnôt der vil küene der riet Gunthere daß.
- Urloup si dô nâmen, alsô si wolden dan. 317
- dô sach man die geste vür Kriemhilde gân
- und ouch, dâ vrou Uote diu küneginne saß.
- eß enwart nie degenen mêre geurloubet baß.
- Herberge wurden lære, dô si dannen riten. 318
- doch bestuont dâ heime mit hêrlîchen siten
- der künic mit den sînen und manec edel man:
- die sach man tegelîche vür vroun Kriemhilde gân.
- Urloup nemen wolde ouch Sîvrit ein helt guot: 319
- er wânde niht erwerben, des er hete muot.
- der künic sagen hôrte, daß er wolde dan:
- Gîselher der junge in von der reise gewan.
- ‚War woldet ir nu rîten, edel Sîvrit? 320
- belîbet bî den recken, tuot, des ich iuch bit,
- bî Gunther dem künege und bî sînen man.
- hie sint vil schœne vrouwen, die man iuch sol sehen lân.‘
- Dô sprach der starke Sîvrit: ‚sô lât diu ros stân. 321
- ich wolde hinne rîten; des wil ich abe gân;
- und traget hin die schilde. jâ wolde ich in mîn lant:
- des hât mich her Gîselher mit grôßen triuwen erwant.‘
- Sus beleip der küene durch vriunde liebe dâ. 322
- jâ wær er in den landen niender anderswâ
- gewesen alse sanfte: dâ von daß geschach,
- daß er nu tegelîche die schœnen Kriemhilde sach.
- Durch ir unmâßen schœne der hêrre dâ beleip. A.323
- mit maneger kurzwîle man nu die zît vertreip;
- wan daß in twanc ir minne: diu gab im dicke nôt;
- dar umbe sît der küene lac vil jæmerlîchen tôt.
- Âventiure
- wie Gunther gên Isenlande nâch Prünhilt vuor.
- Iteniuwiu mære sich huoben über Rîn: A.324
- man seite, daß dâ wære manec magedîn.
- der dâhte im eine werben des künic Gunthers muot.
- daß dûhte sîne recken und die hêrren alle guot.
- Eß was ein küneginne geseßßen über sê, IV.325
- ir gelîche was deheiniu mê.
- si was unmâßen schœne, vil michel was ir kraft;
- si schôß mit snellen degenen umbe minne den schaft.
- Den stein warf si verre, dar nâch si wîten spranc. 326
- swer ir minne gerte, der muose âne wank
- driu spil an gewinnen der vrouwen wol geborn:
- gebrast im an eime, er het daß houbet verlorn.
- Des het diu juncvrouwe unmâßen vil getân, A.327
- do gevriesch eß bî dem Rîne ein rîter wol getân.
- der wande sîne sinne an daß schœne wîp;
- des muosen vil helde sît verliesen den lîp.
- Dô si eines tages sâßen, der künec und sîne man, C.
- manegen ende si eß mâßen beidiu wider unde dan,
- welhe ir hêrre möhte zeinem wîbe nemen,
- diu im ze vrouwen töhte und ouch dem lande möhte zemen.
- Dô sprach der vogt von Rîne: ‚ich wil an den sê 328
- hin zuo Prünhilde, swie eß mir ergê.
- ich wil umbe ir minne wâgen den lîp:
- den wil ich verliesen, sine werde mîn wîp.‘
- ‚Daß wil ich widerrâten,‘ sprach dô Sîvrit. A.329
- ‚jâ hât diu küneginne sô vreislîchen sit,
- swer ir minne wirbet, daß eß im hôhe stât.
- des muget ir der reise haben wærlîchen rât.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚nie geborn wart ein wîp C.
- sô stark und ouch sô küene, ine wolde wol ir lîp
- in strîte betwingen mit mîn selbes hant.‘
- ‚swîget,‘ sprach dô Sîvrit, ‚iu ist ir ellen unbekant.
- ‚Und wæren iuwer viere, dine kunden niht genesen C.
- von ir vil grimmen zorne: ir lât den willen wesen,
- daß rât ich iu mit triuwen; welt ir niht ligen tôt,
- sone lât iuch nâch ir minne niht ze sêre wesen nôt.‘
- ‚Nu sî swie stark si welle, ine lâße der reise niht C.
- hin ze Prünhilde, swaß halt mir geschiht.
- durch ir unmâßen schœne muoß eß gewâget sîn:
- waß, ob mir Got gevüeget, daß si mir volget an den Rîn?‘
- ‚Sô wil ich iu daß râten,‘ sprach dô Hagene, A.330
- ‚ir bitet Sîvride mit iu ze tragene
- die vil starken sorge: daß ist nu mîn rât,
- sît im daß ist sô kündec, wieß umbe Prünhilde stât.‘
- Er sprach: ‚wiltu mir helfen, vil edel Sîvrit, 331
- die minneclîchen werben? tuo, des ich dich bit.
- und wirt mir ze trûte daß hêrlîche wîp,
- ich wil durch dînen willen wâgen êre unde lîp.‘
- Des antwurte Sîvrit, Sigmundes sun: 332
- ‚gîstu mir dîn swester, sô wil ich eß tuon,
- die schœnen Kriemhilde, ein küneginne hêr:
- sô gere ich niht lônes nâch mînen arbeiten mêr.‘
- ‚Daß lobe ich,‘ sprach Gunther, ‚Sîvrit, an dîne hant. 333
- und kumet diu schœne Prünhilt her in ditze lant,
- sô wil ich dir ze wîbe mîne swester geben:
- sô mahtu mit ir immer vrœlîchen leben.‘
- Des swuoren si dô eide, die recken vil hêr. 334
- des wart ir arbeite verre dester mêr,
- ê si die wolgetânen brâhten an den Rîn:
- des muosen die küenen sît in grôßen nœten sîn.
- Von wilden getwergen hân ich gehœret sagen, C.
- si sîn in holen bergen und (daß si) ze scherme tragen
- eineß, heißet tarnkappen, von wunderlîcher art:
- swerß hât an sîme lîbe, der sol vil gar wol sîn bewart
- Vor slegen und vor stichen; in müge ouch niemen sehen, C.
- swenne er sî dar inne; beide hœren unde spehen
- mag er nâch sînem willen, daß in doch niemen siht;
- er sî ouch verre sterker, als uns diu âventiure giht.
- Sîvrit muose vüeren die kappen mit im dan, 335
- die der helt küene mit sorge gewan
- ab eime getwerge, daß hieß Albrîch.
- sich garten zuo der verte die recken küene unde rîch.
- Alsô der starke Sîvrit die tarnkappen truoc, A.336
- sô hete er dar inne krefte genuoc,
- zwelf manne sterke, als uns ist geseit.
- er gewan mit grôßen listen die vil hêrlîchen meit.
- Ouch was diu tarnhût alsô getân, A.337
- daß dar inne worhte ein ieslîcher man,
- swaß er selbe wolde, daß in niemen sach.
- dâ mit gewan er Prünhilt; dâ von im leide geschach.
- ‚Du solt mir sagen, Sîvrit, ê unser vart ergê, A.338
- wie wir mit vollen êren komen an den sê?
- suln wir rîter vüeren in Prünhilde lant?
- drîßec tûsent degene, die werdent schiere besant.‘
- ‚Swie vil wir volkes vüeren,‘ sprach aber Sîvrit, B.
- ‚eß phligt diu küneginne sô vreislîcher sit,
- die müesen doch ersterben von ir übermuot.
- ich wil iuch baß bewîsen, degen küene unde guot.
- ‚Wir suln in recken wîse varn ze tal den Rîn. B.
- die wil ich iu nennen, die daß sulen sîn:
- zuo uns zwein noch zwêne unde niemen mê;
- so erwerben wir die vrouwen, swie eß uns dar nâch ergê.
- ‚Der gesellen bin ich einer, der ander soltu wesen, A.339
- der drite daß sî Hagene: wir suln wol genesen;
- der vierte daß sî Dancwart, der vil küene man.
- uns geturren ander tûsent mit strîte nimmer bestân.‘
- ‚Diu mære wesse ich gerne,‘ sprach der künic dô, A.340
- ‚ê wir hinnen vüeren, des wære ich harte vrô,
- waß wir kleider solden vor Prünhilde tragen,
- diu uns dâ wol zæmen: Sîvrit, daß soltu mir sagen.‘
- ‚Wât die aller beste, die man ie bevant, A.341
- treit man zallen zîten in Prünhilde lant:
- des suln wir rîche kleider vor der vrouwen tragen,
- daß wirs iht haben schande, sô man diu mære hœre sagen.‘
- Dô sprach der degen guoter: ‚sô wil ich selbe gân B.
- ze mîner lieben muoter, ob ich erwerben kan,
- daß uns ir schœnen meide helfen brüeven kleit,
- diu wir tragen mit êren vür die hêrlîchen meit.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene mit hêrlîchen siten: B.
- ‚zwiu welt ir iuwer muoter sölher dienste biten?
- lât iuwer swester hœren, wes ir habet muot:
- si ist sô kunstrîche, daß diu kleider werdent guot.‘
- Do enbôt er sîner swester, daß er se wolde sehen A.342
- und ouch der degen Sîvrit. ê daß was geschehen,
- dô hete sich diu schœne ze lobe wol gekleit.
- daß die hêrren kômen, daß was ir mæßlîchen leit.
- Nu was ouch ir gesinde geziert, als im gezam. A.343
- die vürsten kômen beide: dô si daß vernam,
- dô stuont si von dem sedele: mit zühten si dô gie,
- dâ si den gast vil edele und ouch ir bruoder enphie.
- ‚Sî willekomen, mîn bruoder und der geselle sîn. A.344
- diu mære ich weste gerne,‘ sprach daß meidîn,
- ‚waß ir hêrren woldet, sît ir ze hove gât.
- lât ir mich hœren, wieß iu edelen recken stât.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚vrouwe, ich wilß iu sagen. A.345
- wir müeßen michel sorge bî hôhme muote tragen;
- wir wellen hübschen rîten verre in vremdiu lant:
- wir solden zuo der reise haben zierlîch gewant.‘
- ‚Nu sitzet, lieber bruoder,‘ sprach daß küneges kint. A.346
- ‚lât mich rehte hœren, wer die vrouwen sint,
- der ir gert ze minne in ander künege lant.‘
- die ûßerwelten beide nam diu vrouwe bî der hant.
- Si gie mit den degenen, dâ si ê dâ saß A.347
- ûf matraze rîche, ich wil wißßen daß,
- geworht mit guoten bilden, mit golde wol erhaben.
- si mohten bî der vrouwen guote kurzwîle haben.
- Vriuntlîche blicke und güetlîchen sehen, A.348
- daß mohte von in beiden harte vil geschehen.
- er truoc si in dem herzen, si was im sô der lîp.
- er erwarp mit starkem dienste, daß si sider wart sîn wîp.
- Dô sprach der künic rîche: ‚vil liebiu swester mîn, B.
- âne dîne helfe kunde eß niht gesîn.
- wir wellen kurzwîlen in Prünhilde lant:
- da bedorften wir ze tragene vor vrouwen hêrlîch gewant.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚vil lieber bruoder mîn, B.
- swaß der mînen helfe dar an kan gesîn,
- des bringe ich iuch wol innen, daß ich iu bin bereit.
- versagt iu ander iemen, daß wære Kriemhilde leit.
- ‚Ir sult mich, rîter edele, niht sorgende biten, B.
- ir sult mir gebieten mit hêrlîchen siten:
- swaß iu von mir gevalle, des bin ich iu bereit
- und tuon eß willeclîche,‘ sprach diu wünneclîchiu meit.
- ‚Wir wellen, liebiu swester, tragen guot gewant. B.
- daß sol helfen brüeven iuwer wîßiu hant;
- des vlîßen sich iur megede, daß eß uns rehte stât,
- wande wir der verte hân deheiner slahte rât.‘
- Dô sprach diu juncvrouwe: ‚nu merket, waß ich sage. A.349
- wir hân selbe sîden; nu schaffet, daß man trage
- gestein uns ûf den schilden, sô würken wir diu kleit,
- daß ir si tragt mit êren vür die hêrlîchen meit.‘
- ‚Wer sint die gesellen,‘ sprach diu künegîn, A.350
- ‚die mit iu gekleidet ze hove sulen sîn?‘
- er sprach: ‚ich selbe vierde. zwêne mîne man,
- Dancwart und Hagene, ze hove sulen mit mir gân.
- ‚Nu merket, liebiu swester, rehte, waß wir sagen: A.351
- daß wir vier gesellen ze vier tagen tragen
- ie drîer hande kleider und alsô guot gewant,
- daß wir âne schande rûmen Prünhilde lant!‘
- Daß lobte si den recken; die hêrren schieden dan. A.352
- dô hieß ir juncvrouwen drîßec meide gân
- ûß ir kemenâten Kriemhilt diu künegîn,
- die zuo solhem werke heten grœßlîchen sin.
- Die Arâbischen sîden wîß alsô der snê A.353
- unde von Zazamanc der grüenen sô der klê,
- dar în si leiten steine: des wurden guotiu kleit;
- selbe sneit si Kriemhilt, diu vil hêrlîche meit.
- Von vremder vische hiuten bezoc wolgetân, A.354
- ze sehene vremd den liuten, swaß man der gewan,
- die dacten si mit sîden; golt dar în getragen:
- man mohte michel wunder von der liehten wæte sagen.
- Von Marroch dem lande und ouch von Libîân A.355
- die aller besten sîden, die ie mêr gewan
- deheines küneges künne, der heten si genuoc.
- wol lie daß schînen Kriemhilt, daß si in holden willen truoc.
- Sît sis zer hovereise heten sô gegert, 356
- hermîne vedere dûhten si unwert;
- phelle dar ûfe lâgen swarz alsam ein kol,
- daß noch snellen degenen stüende in hôhzîten wol.
- Ûß Arâbischem golde vil gesteines schein; A.357
- der vrouwen unmuoße was niht ze klein.
- inre siben wochen bereiten si diu cleit;
- dô was ouch gewæfen den guoten recken bereit.
- Dô si bereit wâren, dô was in ûf dem Rîn A.358
- gemachet vlîßeclîchen ein starkeß schiflîn,
- daß si tragen solde nider an den sê.
- den edelen juncvrouwen was von arbeiten wê.
- Dô sagte man den recken, in wæren nu bereit, B.
- diu si dâ vüeren solden, ir zierlîchen kleit.
- alsô si dâ gerten, daß was nu getân:
- done wolden si niht langer bî dem Rîne bestân.
- Nâch den hergesellen wart bote sâ gesant, A.359
- ob si wolden schouwen niuweß ir gewant,
- ob eß den helden wære ze kurz oder ze lanc.
- eß was in rehter mâße: des seiten si den vrouwen danc.
- Vür alle die si kômen, die muosen in des jehen, B.
- daß si zer werlde hêten beßßers niht gesehen.
- des möhten si se gerne dâ ze hove tragen:
- von beßßerr recken wæte kunde niemen niht gesagen.
- Vil michel danken wart dâ niht verdeit. A.360
- dô gerten urloubes die recken vil gemeit;
- in rîterlîchen zühten die hêrren tâten daß.
- des wurden liehtiu ougen von weinen trüebe unde naß.
- Si sprach: ‚vil lieber bruoder, ir möhtet noch bestân A.361
- und wurbet ander vrouwen: daß hieße ich wol getân;
- und dâ iu niht enstünde en wâge sô der lîp.
- ir muget hie nâhen vinden ein als hôch geboren wîp.‘
- Ich wæne, in sagt daß herze, daß in dâ von geschach. A.362
- si weinten al gelîche, swaß ieman gesprach.
- ir golt in vor den brüsten wart vor trähen sal:
- die vielen in genôte von den ougen ze tal.
- Si sprach: ‚hêrre Sîvrit, lât iu bevolhen sîn A.363
- ûf triuwe und ûf genâde den lieben bruoder mîn,
- daß im iht werre in Prünhilde lant.‘
- daß lobte ir der küene mit guotem willen an die hant.
- Dô sprach der degen rîche: ‚ob mir mîn lîp bestât, A.364
- sô sult ir aller sorge, vrouwe, haben rât:
- ich bringen iu gesunden her wider an den Rîn.
- daß habt ûf mîme lîbe.‘ im neic daß schœne magedîn.
- Ir goltvarwen schilde man truoc in ûf den sant 365
- und brâht in zuo dem schiffe alleß ir gewant.
- ir ros hieß man in ziehen: si wolden varn dan.
- dô wart von schœnen vrouwen vil michel weinen getân.
- Dô stuonden in diu venster diu minneclîchen kint. 366
- ir schif mit dem segele ruorte ein hôher wint.
- die stolzen hergesellen sâßen ûf den Rîn;
- dô sprach der künic Gunther: ‚wer sol nu schifmeister sîn?‘
- ‚Daß wil ich,‘ sprach Sîvrit: ‚ich kan iuch ûf der vluot A.367
- hinnen wol gevüeren, daß wißßet, helde guot;
- die rehten waßßerstrâße sint mir wol bekant.‘
- mit vreuden si dô schieden ûß der Burgunden lant.
- Sîvrit dô balde ein schalten gewan, 368
- von stade er schieben vaste began.
- Gunther der küene ein ruoder selbe nam.
- dô huoben sich von lande die snellen rîter lobesam.
- Si vuorten rîche spîse, dar zuo guoten wîn, 369
- den besten, den man kunde vinden umben Rîn.
- ir ros stuonden ebene, si heten guot gemach.
- ir schif gienc ouch ebene: lützel leides in geschach.
- Ir (vil) starken segelseil wurden in gestraht: A.370
- si vuoren zweinzec mîle, end eß wurde naht,
- mit eime guoten winde nider gein dem sê;
- ir starkes arbeiten tet sît schœnen vrouwen wê.
- An dem zwelften morgen, sô wir hœren sagen, 371
- heten si die winde verre dan getragen
- gegen Isensteine in Prünhilde lant;
- daß was niemen mêre wane Sîvride bekant.
- Dô der künic Gunther sô vil der bürge sach A.372
- und ouch der wîten marke, wie balde er dô sprach:
- ‚saget mir, vriunt, hêr Sîvrit, ist iu daß bekant?
- wes sint dise bürge und ouch daß hêrlîche lant?
- ‚Ine hân bî mînen zîten, ine wolde lüge jehen, C.
- sô wol erbouwen bürge mêre nie gesehen
- in deheinem einlande, als ir hie vor uns stât:
- er mac wol wesen rîche, der si hie gebouwen hât.‘
- Des antwurte Sîvrit: ‚eß ist mir wol bekant: A.373
- eß ist Prünhilde, bürge unde lant
- und Isenstein diu veste, als ir mich hœret jehen.
- dâ muget ir noch hiute vil schœner vrouwen gesehen.
- ‚Ich wil iu helden râten, ir habet einen muot, A.374
- ir jehet al gelîche: jâ dunket eß mich guot.
- swenne wir noch hiute vür Prünhilde gân,
- sô müeßen wir mit sorgen vor der küneginne stân.
- ‚Sô wir die minneclîchen bî ir gesinde sehen, A.375
- sô sult ir helde mære wan einer rede jehen:
- Gunther sî mîn hêrre unde ich sîn man;
- des er hât gedingen, daß wirt alleß getân.‘
- Des wâren si bereite, des er si loben hieß: A.376
- durch ir übermüete deheiner eß niht ließ.
- si jâhen, swes er wolde; dâ von in wol geschach,
- dô der künic Gunther die schönen Prünhilde sach.
- ‚Jane lobe ichß niht sô verre durch die liebe dîn, B.
- sô durch dîne swester, daß schœne magedîn.
- diu ist mir sam mîn sêle und sô mîn selbes lîp;
- ich wil daß gerne dienen, daß si werde mîn wîp.‘
- Âventiure
- wie Gunther Prünhilde gewan.
- In der selben zîte dô was ir schif gegân A.377
- der burc alsô nâhen: dô sach der künic stân
- oben in den venstern manec schœne meit.
- daß er si niht erkande, daß was im wærlîche leit.
- Er vrâgte Sîvriden, den gesellen sîn: A.378
- ‚ist iu iht daß künde umb disiu magedîn,
- die dort nider schouwent gên uns ûf die vluot?
- swie ir hêrre geheiße, si sint vil hôhe gemuot.‘
- Dô sprach der küene Sîvrit: ‚nu sult ir tougen spehen A.379
- under den juncvrouwen und sult mir danne jehen,
- welhe ir nemen woldet, hetet irs gewalt.‘
- ‚daß tuon ich,‘ sprach Gunther, ein rîter küene unde balt.
- ‚Sô sihe ich ir eine in jenem venster stân A.380
- in snêwîßer wæte: diu ist sô wol getân:
- die welent mîniu ougen durch ir schœnen lîp:
- ob ich gewalt des hête, si müese werden mîn wîp.‘
- ‚Dir hât erwelt vil rehte dîner ougen schîn: A.381
- eß ist diu edel Prünhilt, daß schœne magedîn,
- nâch der dîn herze ringet, dîn sin und ouch dîn muot.‘
- elliu ir gebærde dûhte Gunthere guot.
- Dô hieß diu küneginne ûz den venstern gân A.382
- ir minneclîchen meide; sine solden dâ niht stân
- den vremden an ze sehene: des wâren si bereit.
- waß dô die vrouwen tâten, daß ist uns sider ouch geseit.
- Gên den unkunden strichen si ir lîp, A.383
- des ie site hêten wætlîchiu wîp.
- an diu engen venster kômen si gegân,
- dâ si die helde sâhen: daß was durch schouwen getân.
- Ir wâren niuwan viere, die kômen in daß lant. B.
- Sîvrit der küene ein ros zôch ûf den sant.
- daß sâhen durch diu venster diu wætlîchen wîp:
- des dûhte sich getiuret des künic Guntheres lîp.
- Er habte im dâ bî zoume daß zierlîche marc, B.
- guot unde schœne, michel unde starc,
- unz der künic Gunther in den satel gesaß.
- alsô diente im Sîvrit, des er doch sider gar vergaß.
- Dô zôch er ouch daß sîne von dem schiffe dan: B.
- er het solhen dienest vil selten ê getân,
- daß er bî stegereife gestüende helde mêr.
- daß sâhen durch diu venster die vrouwen schœn unde hêr.
- Rehte in einer mâße den helden vil gemeit A.384
- von snêblanker varwe ir ros und ouch ir kleit
- wâren vil gelîche, ir schilde wol getân:
- die lûhten von den handen den vil wætlîchen man.
- Ir setele wol gesteinet, ir vürbüege smal: A.385
- si riten hêrlîche vür Prünhilde sal;
- dar an sô hiengen schellen von liehtem golde rôt.
- si kômen zuo dem lande, als eß ir ellen in gebôt,
- Mit spern niuwe sliffen, mit swerten wol getân, B.
- diu ûf die sporen giengen den wætlîchen man.
- diu vuorten die vil küenen scharph unde breit.
- daß sach alleß Prünhilt, diu vil hêrlîche meit.
- Mit in kom dô Dancwart und ouch Hagene: A.386
- wir hœren sagen mære, wie die degene
- von rabenswarzer varwe truogen rîchiu kleit.
- ir schilde wâren niuwe, michel, guot unde breit.
- Von Indîâ dem lande sach man si steine tragen, 387
- die kôs man an ir wæte vil hêrlîchen wagen.
- si ließen âne huote daß schiffel bî der vluot:
- sus riten zuo der bürge die helde küene unde guot.
- Sehs und ahzec türne si sâhen drinne stân, 388
- drî palas wîte und einen sal wol getân
- von edelem marmelsteine grüene alsam ein gras,
- dar inne diu küneginne mit ir ingesinde was.
- Diu burc was entsloßßen, vil wîte ûf getân. 389
- dô liefen in enkegene die Prünhilde man
- und enphiengen die geste in ir vrouwen lant.
- ir ros man hieß behalden und ir schilde vor der hant.
- Dô sprach ein kamerære: ‚gebet uns diu swert A.390
- und die liehten brünne.‘ ‚des sît ir ungewert,‘
- sprach von Troneje Hagene, ‚wir wellens selbe tragen.‘
- dô begunde Sîvrit im den hovesite sagen.
- ‚In dirre burc phliget man, daß wil ich iu sagen, A.391
- daß neheine geste sulen wâfen tragen:
- lât si tragen hinnen, daß ist wol getân.‘
- des volgte ungerne Hagne Guntheres man.
- Man hieß den gesten schenken und schaffen guot gemach. A.392
- manegen snellen recken man ze hove sach
- in vürstlîcher wæte allenthalben gân;
- doch wart michel schouwen an die küenen getân.
- Dô wart vroun Prünhilde gesaget mit mæren, B.
- daß unkunde recken dâ komen wæren
- in hêrlîcher wæte gevloßßen ûf der vluot.
- dâ von begonde vrâgen diu maget schœne unde guot:
- ‚Ir sult mich lâßen hœren,‘ sprach diu künegîn, A.393
- ‚wer die unkunden recken mügen sîn,
- die ich sô hêrlîche dort sihe stân,
- und durch wes liebe die helde her gevarn hân.‘
- Dô sprach ein ir gesinde: ‚vrouwe, ich mac wol jehen, A.394
- daß ich ir deheinen mêre habe gesehen,
- wan Sîvride gelîche einer drunder stât:
- den sult ir wol enphâhen: daß ist mit triuwen mîn rât.‘
- Der ander der gesellen der ist sô lobelîch: B.
- ‚ob er gewalt des hæte, wol wær er künic rîch
- ob wîten vürsten landen und mohte er diu hân.
- man siht in bî den andern sô rehte hêrlîche stân.
- ‚Der drite der gesellen der ist sô gremlîch B.
- und doch mit schœnem lîbe, küneginne rîch,
- von swinden sînen blicken, der er sô vil getuot.
- er ist in sînen sinnen ich wæne grimme gemuot.
- ‚Der jungeste dar under der ist sô lobelîch: B.
- magtlîcher zühte sihe ich den degen rîch
- mit guotem gelæße sô minneclîche stân.
- wir möhtenß alle vürhten, hete im hie iemen iht getân.
- ‚Swie blîde er phlege der zühte und swie schœne sî sîn lîp, B.
- er möhte wol erweinen vil wætlîchiu wîp,
- swenne er begonde zürnen. sîn lîp ist sô gestalt,
- er ist in allen tugenden ein degen küene unde balt.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚Nu brinc mir mîn gewant: A.395
- und ist der starke Sîvrit komen in mîn lant
- durch willen mîner minne, eß gât im an den lîp.
- ich vürhte in niht sô sêre, daß ich werde sîn wîp.‘
- Prünhilt diu schœne wart schiere wol gekleit. A.396
- dô gie mit ir dannen manegiu schœniu meit,
- wol hundert oder mêre; gezieret was ir lîp.
- die geste wolden schouwen diu vil wætlîchen wîp.
- Dâ mite giengen degene ûß Isenlant, A.397
- Prünhilde recken: die truogen swert enhant,
- vünf hundert oder mêre. daß was den gesten leit:
- dô stuonden von dem sedele die küenen helde gemeit.
- Dô diu küneginne Sîvriden sach, 398
- zuo deme gaste si zühteclîchen sprach:
- ‚sît willekomen, hêr Sîvrit, her in ditze lant!
- waß meinet iuwer reise? daß hete ich gerne bekant.‘
- ‚Vil michel genâde, vrou Prünhilt, A.399
- daß ir mich ruochet grüeßen, vürsten tohter milt,
- vor disem edelen recken, der hie vor mir stât:
- wan der ist mîn hêrre; der êren hete ich gerne rât.
- ‚Er ist künec ze Rîne: waß sol ich sagen mêr? A.400
- durch dîne liebe sîn wir gevarn her.
- er wil dich gerne minnen, swaß im dâ von geschiht.
- bedenke dichs bezîte: er enlât dich sîn niht.
- ‚Er ist geheißen Gunther, ein künec rîch unde hêr. 401
- erwurb er dîne minne, sone gerte er niht mêr.
- durch dich mit im ich her gevarn hân;
- wærer niht mîn hêrre, ich heteß nimmer getân.‘
- Si sprach: ‚ist er dîn hêrre unde du sîn man, 402
- wil er mîn geteiltiu spil alsô bestân,
- behabe er die meisterschaft, sô wird ich sîn wîp:
- gewinne aber ich ir eineß, eß gêt iu allen an den lîp.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚vrouwe, lât uns sehen A.403
- iuwer spil geteiltiu. end iu müeste jehen
- Gunther mîn hêrre, dâ mües eß herte sîn.
- er trouwet wol erwerben ein alse schœne magedîn.‘
- ‚Den stein sol er werfen und springen dar nâch, 404
- den gêr mit mir schießen. lât iu niht sîn ze gâch.
- ir muget hie wol verliesen die êre und ouch den lîp:
- des sult ir iuch bedenken,‘ sprach daß minneclîche wîp.
- Sîvrit der snelle zuo dem künege trat, 405
- allen sînen willen er in reden bat
- gên der küneginne: er solde ân angest sîn:
- ‚ich sol dich wol behüeten vor ir mit den listen mîn.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚küneginne hêr, 406
- nu teilt, swaß ir gebietet. und wæres dannoch mêr,
- ich bestüende eß alleß durch iuwern schœnen lîp.
- mîn houbet ich verliuse, ir enwerdet mîn wîp.‘
- Dô diu küneginne sîne rede vernam, 407
- der spile bat si gâhen, als ir daß gezam.
- si hieß ir ze strîte bringen ir gewant,
- ein brünne von golde und einen guoten schildes rant.
- Ein wâfenhemde sîdîn leite an diu meit, A.408
- daß in deheime strîte wâfen nie versneit,
- von phelle ûßer Libîâ; eß was wol getân:
- von borten lieht gewürhte sach man schînen dar an.
- Die zît wart den recken in gelfe vil gedreut. A.409
- Dancwart und Hagene wâren ungevreut.
- wie eß dem künege ergienge, des sorget in der muot.
- si dâhten: ‚unser reise ist uns gesten niht ze guot.‘
- Die wîle was ouch Sîvrit, der listige man, 410
- end eß iemen wesse, zuo dem schiffe gegân,
- dâ er die tarnkappe verborgen ligen vant.
- dar în slouf er schiere: dô was er niemen bekant.
- Er îlte hin widere: dô vant er recken vil, 411
- dâ diu küneginne teilte ir hôhiu spil.
- dâ gie er tougenlîchen, daß in dâ niemen sach
- aller, die dâ wâren, vone listen daß geschach.
- Der rinc was bezeiget, dô soldeß spil geschehen A.412
- vor manegem küenen recken, die daß solden sehen.
- wol siben hundert sach man wâfen tragen:
- swer daß spil gewünne, daß si die wârheit solden sagen.
- Dô was ouch komen Prünhilt: gewâfent man die vant, A.413
- sam ob si wolde strîten umbe elliu küneges lant.
- jâ truoc si ob den sîden manegen goldes zein,
- dar under minneclîchen ir vil liehtiu varwe schein.
- Dô kom ir gesinde und truogen dar zehant A.414
- von alrôtem golde einen schildes rant
- mit stahelherten spangen, michel unde breit,
- dar under spilen wolde diu vil minneclîche meit.
- Der meide schiltveßßel ein edel borte was, A.415
- dar ûfe lâgen steine grüene alsam ein gras:
- der lûhte maneger leije mit schîne widerß golt.
- er müeste wesen küene, dem diu vrouwe wurde holt.
- Der schilt was under buckeln, als uns daß ist geseit, A.416
- drîer spannen dicke, den tragen solt diu meit:
- von stâle und ouch von golde rîch er was genuoc,
- den ir kamerære selp vierde kûme getruoc.
- Alsô der starke Hagene den schilt dar tragen sach, A.417
- in grôßem unmuote der helt von Troneje sprach:
- ‚wâ nu, künic Gunther, wie vliese wir den lîp?
- der ir dâ gert ze minnen, diu ist des tiuveles wîp.‘
- Vernemt noch von ihr wæte: der hæte si genuoc. B.
- von Azagouc der sîden einen wâfenroc si truoc,
- edel unde rîche, ab des varwe schein
- von der küneginne vil manec hêrlîcher stein.
- Dô truoc man der vrouwen swære unde grôß 418
- einen vil scharfen gêr, dens zallen zîten schôß,
- stark und ungevüege, michel unde breit,
- der ze sînen ecken vile vreislîchen sneit.
- Von des gêres swære hœret wunder sagen. A.419
- vierdehalp messe was dar zuo geslagen.
- den truogen kûme drîe Prünhilde man.
- Gunther der edele dar umbe sorge gewan.
- Er dâhte in sînem muote: ‚waß sol ditze wesen? B.
- der tiuvel ûß der helle (wie) kunde er dâ vor genesen?
- wære ich ze Burgunden mit dem lebene mîn,
- si müeste hie vil lange vrî vor mîner minne sîn.‘
- Im was in sînen sorgen, daß wißßet, leit genuoc. C.
- alleß sîn gewæfen man im einen truoc.
- dâ wart der künic rîche wol gewâfent in.
- vor leide hete Hagene vil nâch verwandelt den sin.
- Dô sprach Hagnen bruoder, der küene Dankwart: A.420
- ‚mich riuwet inneclîchen disiu hovevart.
- nu hießen wir ie recken! wie vliese wir den lîp!
- suln uns in disem lande nu verderben diu wîp?
- ‚Mich müet harte sêre, daß ich kom in daß lant. A.421
- hete mîn bruoder Hagene sîn wâfen an der hant
- und ouch ich daß mîne, sô möhten samfte gân
- mit ir übermüete alle Prünhilde man.
- Daß wißßet sicherlîchen, si soldenß wol bewarn. B.
- und hete ich tûsent eide zeinem vride geswarn,
- ê daß ich sterben sæhe den lieben hêrren mîn,
- jâ müesen lîp verliesen daß vil schœne magedîn.‘
- ‚Wir solden ungevangen wol rûmen ditze lant,‘ A.422
- sprach sîn bruoder Hagene, ‚hete wir daß gewant,
- des wir ze nôt bedurfen, und diu swert vil guot,
- sô wurde wol gesenftet der schœnen vrouwen übermuot.‘
- Wol hôrt diu maget edele, waß der degen sprach. A.423
- mit smielendem munde si über ahsel sach:
- ‚nu er dunket sich sô küene, sô traget in ir gewant,
- ir vil scharfen wâfen gebet den helden an die hant.
- ‚Mir ist alse mære, daß si gewâfent sîn, C.
- als ob si blôße stüenden,‘ sô sprach diu künegîn.
- ‚ich envürhte niemens sterke, den ich noch habe bekant:
- ich getrouwe wol gedingen in strîte vor sîn eines hant.‘
- Dô si diu swert gewunnen, sô diu meit gebôt, A.424
- der vil küene Dancwart wart von vreuden rôt:
- ‚nu spilen, swes si wellen,‘ sprach der küene man.
- ‚Gunther ist unbetwungen, sît wir unser wâfen hân.‘
- Prünhilde sterke grœßlîchen schein. 425
- man truog ir zuo dem ringe einen swæren stein,
- grôß und ungevüege, michel unde wel:
- in truogen kûme zweleve der küenen helde unde snel.
- Den warf si zallen zîten, sô si den gêr verschôß. A.426
- der Burgunden sorge was vil harte grôß.
- ‚wâfen!‘ sprach Hagene, ‚waß hât der künec ze trût!
- jâ sol si in der helle sîn des übelen tiuvels brût.‘
- An ir vil wîße arme si die ermel want, 427
- si begunde vaßßen den schilt an der hant,
- den gêr si hôhe zucte: dô gie eß an den strît.
- die ellenden geste vorhten Prünhilde nît.
- Unde wære im Sîvrit niht dâ ze helfe komen, 428
- sô hete si Gunther sînen lîp benomen.
- er gie dar tougenlîche und ruort im sîne hant.
- Gunther sîne liste harte sorclîch ervant.
- ‚Waß hât mich gerüeret?‘ dâht der küene man. B.
- dô sach er allenthalben: er vant dâ niemen stân.
- er sprach: ‚ich pinß, Sîvrit, der liebe vriunt dîn.
- vor der küneginne soltu gar âne angest sîn.‘
- (Er sprach): ‚gip mir von handen den schilt lâ mich tragen, 429
- unde merke rehte, waß du mich hœrest sagen.
- nu habe du die gebærde, diu werk wil ich begân.‘
- dô er in bekande, eß was im liebe getân.
- ‚Nu hil du mîne liste, daß ist uns beiden guot: B.
- sone mac diu küneginne ir starke übermuot
- an dir iht verenden, des si doch willen hât:
- nu sihtu, wie diu vrouwe vor dir unsorclîchen stât.‘
- Dô schôß vil krefteclîchen diu hêrlîche meit 430
- ûf einen schilt niuwen, michel unde breit;
- den truoc an sîner hende daß Siglinde kint.
- daß viur spranc von stahele, sam eß wâte der wint.
- Des starken gêres snîde al durch den schilt gebrach, 431
- daß man daß viuwer lougen ûß den ringen sach.
- des schußßes beide strûchten die kreftige man:
- wan diu tarnkappe, si wæren tôt dâ bestân.
- Sîvride dem küenen von munde brast daß bluot. 432
- vil balde spranc er widere: dô nam der helt guot
- den gêr, den si geschoßßen im hete durch den rant:
- den schôß ir dô hin widere des starken Sîvrides hant.
- Er dâhte: ‚ich wil niht schießen daß schœne magedîn.‘ B.
- er kêrte des gêres snîde hindern rücke sîn;
- mit der gêrstangen er shôß ûf ir gewant,
- daß eß erklanc vil lûte von sîner ellenthaften hant.
- Daß fiuwer stoub ûß ringen, als ob eß tribe der wint. 433
- den gêr schôß mit ellen daß Sigmundes kint:
- sine mohte mit ir kreften des schußßes niht gestân;
- eß enhete der künic Gunther in triuwen nimmer getân.
- Prünhilt diu schœne balde ûf spranc: 434
- ‚edel rîter Gunther, des schußßes habe danc.‘
- si wânde, daß erß hête mit sîner kraft getân;
- nein, si hete gevellet ein verre kreftiger man.
- Dô gie si hin balde, zornec was ir muot: 435
- den stein huop vil hôhe diu edel maget guot.
- si swanc in krefteclîche verre von der hant:
- dô spranc si nâch dem wurfe, daß lûte erklang ir gewant.
- Der stein was gevallen zwelf klâfter dan: 436
- den wurf brach mit sprunge diu maget wol getân.
- dar gie der snelle Sîvrit, dâ der stein gelac:
- Gunther in wegete, der helende werfennes phlac.
- Sîvrit was küene, kreftec unde lanc: 437
- den stein warf er verrer, dar zuo er wîter spranc.
- von sînen schœnen listen het er kraft genuoc,
- daß er mit dem sprunge den künic Gunthere truoc.
- Der sprunc was ergangen, der stein was gelegen: B.
- dô sach man ander niemen wan Gunther den degen.
- Prünhilt diu schœne wart in zorne rôt;
- Sîvrit hete geverret des künic Guntheres tôt.
- Zuo ir ingesinde ein teil si lûte sprach, 438
- dô si ze ende des ringes den helt gesunden sach:
- ‚balde komet her nâher, mâge und mîne man:
- ir sult dem künic Gunther alle werden undertân.‘
- Dô leiten die vil küenen diu wâfen von der hant, 439
- si buten sich ze vüeßen von Burgunden lant
- Gunther dem rîchen, vil manec küener man:
- si wânden, er hête mit sîner kraft diu spil getân.
- Er gruoßtes minneclîche: jâ was er tugende rîch. 440
- dô nam in bî der hende diu maget lobelîch:
- si erloubte im, daß er solde haben dâ gewalt.
- des vreute sich dô Hagene, der degen küene unde balt.
- Si bat den rîter edele mit ir dannen gân A.441
- in den palas wîten: dâ was vil manec man.
- durch vorhte manß dem degene deste baß erbôt.
- von Sîvrides ellen si wâren komen ûßer nôt.
- Sîvrit der snelle, wîse er was genuoc, 442
- sîne tarnkappen er ze behalten truoc.
- dô gie er hin widere, dâ manec vrouwe saß;
- er sprach zuo dem künege und tet vil kündeclîche daß:
- ‚Wes pîtet ir, mîn hêrre, wan beginnet ir der spil, B.
- der iu diu küneginne teilet alsô vil?
- und lât uns balde schouwen, wie diu sîn getân.‘
- sam ers niht enweste, gebârt der listige man.
- Dô sprach diu küneginne: ‚wie ist daß geschehen, B.
- daß ir habt, hêr Sîvrit, der spil niht gesehen,
- diu hie hât errungen diu Guntheres hant?‘
- des antwurte ir Hagene ûßer Burgunden lant:
- Er sprach: ‚dâ het ir, vrouwe, betrüebet uns den muot: B.
- dô was bî dem scheffe Sîvrit der helt guot,
- dô der vogt von Rîne diu spil iu an gewan:
- des ist eß im unkündec,‘ sprach der Guntheres man.
- ‚Sô wol mich dirre mære,‘ sprach Sîvrit der degen, 443
- ‚daß iuwer hôchverten alsô ist gelegen,
- ‚daß iemen lebet, der iuwer meister müge sîn.
- nu sult ir, maget edele, uns hinnen volgen an den Rîn.‘
- Dô sprach diu wol getâne: ‚des mac niht ergân. A.444
- eß müeßen ê bevinden mâge und mîne man.
- jane mag ich alsô lîhte gerûmen niht mîn lant:
- die mîne hôhsten vriunde müeßen werden ê besant.‘
- Dô hieß si boten rîten allenthalben dan: A.445
- si besande ir vriunde, mâg unde man.
- die bat si ze Isensteine komen unerwant,
- und hieß in geben allen rîch und hêrlîch gewant.
- Si riten tegelîche spâte unde vruo A.446
- Prünhilde bürge scharhafte zuo.
- ‚jarîâ,‘ sprach Hagene, ‚waß habe wir getân!
- wir erbeiten hie übele der schœnen Prünhilde man.
- ‚Sô si nu mit ir krefte koment in daß lant, A.447
- der küneginne wille ist uns unbekant:
- waß, ob si alsô zürnet, daß wir sîn verlorn?
- sô ist diu maget edel uns ze grôßen sorgen geborn.‘
- Dô sprach der starke Sîvrit: ‚daß sol ich understên. A.448
- des ir dâ habet sorge, des lâße ich niht ergên.
- ich sol iu helfe bringen her in ditze lant
- von ûß erwelten recken, die sint iu noch unbekant.
- ‚Ir sult nâch mir niht vrâgen: ich wil hinnen varn. A.449
- Got müeße iuwer êre die zît wol bewarn.
- ich kume schiere widere und bringiu tûsent man
- der aller besten degene, der iemen künde gewan.‘
- ‚Sone sît et niht ze lange,‘ sprach der künic dô. A.450
- ‚wir sîn iuwer helfe billîchen vrô‘.
- er sprach: ‚ich kume widere in vil kurzen tagen.
- daß ir mich habet gesendet, sult ir der küneginne sagen.‘
- Âventiure
- wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor.
- ‚Dannen gie dô Sîvrit zer porten ûf den sant A.451
- in sîner tarnkappen, dâ er ein schiffel vant.
- dar an sô stuont vil tougen daß Sigmundes kint:
- er vuorte eß balde dannen, als ob eß wæte der wint.
- Den schifmeister niemen sach; daß schiffel sêre vlôß A.452
- von Sîvrides kreften: die wâren alsô grôß.
- si wânden, daß eß vuorte ein sunder starker wint:
- nein, eß vuorte Sîvrit, der schœnen Siglinde kint.
- Bî des tages zîte und bî der einen naht A.453
- kom er zeime lande mit michelre maht,
- hundert langer raste und dannoch lîhte baß;
- daß hieß Niblunge, dâ er den grôßen hort besaß.
- Der helt vuor aleine ûf einen wert breit: A.454
- daß schif gebant vil balde der rîter vil gemeit.
- er gie zuo eime berge, dar ûfe ein burc stuont,
- und suohte herberge, sô die wegemüede tuont.
- Dô kom er vür die porten: versloßßen im diu stuont: A.455
- jâ huoten si ir êre, sô noch die liute tuont.
- anß tor begunde bôßen der unkunde man:
- daß was wol behüetet; dô vant er innerthalben stân
- Einen ungevüegen, der der burc phlac, A.456
- bî dem zallen zîten sîn gewæfen lac.
- der sprach: ‚wer ist der bôßet sô vaste an daß tor?‘
- dô wandelte sîne stimme der küene Sîvrit dâ vor
- Und sprach: ‚ich bin ein recke: nu sliuß ûf daß tor. A.457
- ich erzürne eteslîchen noch hiute dâ vor,
- der gerne samphte læge und hete sîn gemach.‘
- daß muote den portenære, dô daß Sîvrit gesprach.
- Nu hete der rise küene sîn wæfen an getân, A.458
- sîn helmen ûf sîn houbet: der vil starke man
- den schilt vil balde zucte, daß tor er ûf swief:
- wie rehte gremlîchen er dô an Sîvriden lief!
- Wie er getorste wecken sô manegen küenen man? A.459
- dô wurden slege swinde von sîner hant getân.
- dô begunde im schirmen der hêrlîche gast;
- doch schuof der portenære, daß sîn gespenge zebrast
- Von einer îsenstangen: des gie dem helde nôt. A.460
- ein teil begunde vürhten der helt den grimmen tôt,
- dô der portenære sô krefteclîchen sluoc.
- dar umbe was im wæge sîn hêrre Sîvrit genuoc.
- Si striten alsô sêre, daß al diu burc erschal: A.461
- dô hôrte man daß dießen in Niblunge sal.
- er twanc den portenære, daß er in sît gebant;
- diu mære wurden künde in al der Niblunge lant.
- Dô hôrte daß strîten verre durch den berc A.462
- Albrîch der küene, ein wildeß getwerc.
- Er wâfent sich balde und lief, dâ er dâ vant
- disen gast vil edele, dâ er den risen vaste gebant.
- Albrîch was küene, dar zuo stark genuoc. A.463
- helm unde ringe er an dem lîbe truoc
- und eine geisel swære von golde an sîner hant.
- dô lief er harte swinde, dâ er Sîvriden vant.
- Siben knöphe swære hiengen vor dar an, A.464
- dâ mit er umb die hende den schilt dem küenen man
- sluoc sô bitterlîchen, daß im des vil zebrast.
- des lîbes kom in sorge dô der wætlîche gast.
- Den scherm er von der hende gar zebrochen swanc: A.465
- dô stieß er in die scheide ein wâfen, daß was lanc.
- sînen kamerære wold er niht slahen tôt:
- er schônde sîner liute, als im tugent daß gebôt.
- Mit starken sînen handen lief er Albrîchen an A.466
- und vie bî dem barte den altgrîsen man:
- er zogte in ungevuoge, daß er vil lûte erschrê.
- zuht des jungen heldes diu tet Albrîche wê.
- Lûte rief der küene: ‚nu lâßet mich genesen. A.467
- und möhte ich iemens eigen ân einen recken wesen
- (dem swuor ich des eide, ich wær im undertân),
- ich diente iu, ê ich sturbe,‘ sprach der listige man.
- Er bant ouch Albrîchen sam den risen ê: A.468
- die Sîvrides krefte tâten im vil wê.
- daß twerc begunde vrâgen: ‚wie sît ir genant?‘
- er sprach: ‚ich heiße Sîvrit: ich wânde, ich wære iu wol bekant.‘
- ‚Sô wol mich dirre mære,‘ sprach Albrîch daß getwerc. A.469
- ‚nu hân ich wol ervunden diu hêrlîchen werc,
- daß ir von wâren schulden muget landes hêrre wesen,
- ich tuon, swaß ir gebietet, daß ir lât mich genesen.‘
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚ir sult vil balde gân A.470
- und bringet mir der besten recken, die wir hân,
- tûsent Niblunge, daß mich die hie gesehen:
- sô wil ich iu leides lâßen hie niht geschehen.‘
- Dem risen und Albrîche lôste er dô diu bant. A.471
- dô lief Albrîch balde, dâ er die recken vant:
- sorgende wacter der Niblunge man.
- er sprach: ‚wol ûf, ir helde, ir sult ze Sîvride gân.
- Si sprungen von den betten und wâren vil bereit. A.472
- tûsent rîter snelle die wurden wol gekleit.
- si giengen, dâ si vunden Sîvriden stân.
- dô wart ein schœne grüeßen, ein teil mit werken getân.
- Vil kerzen was enzündet, man schancte im lûtertranc. A.473
- daß si kômen schiere, er seit ins allen danc.
- er sprach: ‚ir sult hinnen mit samt mir über vluot.‘
- des vant er vil bereite die helde küene unde guot.
- Wol drîßec tûsent recken wâren schiere komen: A.474
- ûß den wurden tûsent der besten dô genomen.
- den brâhte man ir helme und ander ir gewant,
- wan er si vüeren wolde in daß Prünhilde lant.
- Er sprach: ‚ir guoten rîter, daß wil ich iu sagen, A.475
- ir sult vil rîchiu kleider dâ ze hove tragen,
- wan uns dâ sehen müeßen vil minneclîchiu wîp.
- dar umbe solt ir zieren mit guoter wæte den lîp.‘
- Nu sprichet lîhte ein tumber: ‚eß mac wol lüge wesen: C.
- wie möhte sô vil rîter bî ein ander sîn genesen?
- wâ nâmen si die spîse, wâ nâmen si gewant?
- sine kundenß niht verenden, und ob in dienten drîßec lant.‘
- Sîvrit was sô rîche, als ir wol habt gehôrt. C.
- im diente daß künecrîche und Nibelunge hort:
- des gaber sînen degenen vil volleclîch genuoc,
- wan sîn wart doch niht minre, swie vil man von dem schatze truoc.
- An einem morgen vrüeje huoben si sich dan: A.476
- waß sneller geverten Sîvrit dô gewan!
- si vuorten ros diu guoten und hêrlîch gewant:
- si kômen weigerlîchen in daß Prünhilde lant.
- Dô stuonden in den zinnen diu minneclîchen kint. A.477
- dô sprach diu küneginne: ‚weiß iemen, wer die sint,
- die ich dort sihe vließen sô verre ûf dem sê?
- si vüerent segel rîche, diu sint noch wîßer danne snê.‘
- Dô sprach der vogt von Rîne: ‚eß sint mîne man; A.478
- die hete ich an der verte hie nâhen bî verlân.
- die hân ich besendet: die sint nu, vrouwe, komen.‘
- der hêrlîchen geste wart mit zühten war genomen.
- Dô sach man Sîvriden vor ime schiffe stân A.479
- in hêrlîcher wæte und ander manegen man.
- dô sprach diu küneginne: ‚her künec, ir sult mir sagen,
- sol ich die geste grüeßen oder sol ich grüeßen si verdagen?‘
- Er sprach: ‚ir sult enkegen in vür daß palas gên, A.480
- ob ir si sehet gerne, daß si daß wol verstên.‘
- dô tete diu küneginne, als ir der künic riet;
- Sîvriden mit dem gruoße si von den anderen schiet.
- Man schuof in herberge und behielt in ir gewant. A.481
- dô was sô vil geste komen in daß lant,
- daß si sich allenthalben drungen mit ir scharn.
- dâ wolden die vil küenen heim zen Burgunden varn.
- Dô sprach diu küneginne: ‚ich wolde im wesen holt, A.482
- der geteilen kunde mîn silber und mîn golt
- mîn und des küneges gesten, des ich sô vil hân.‘
- dô antwurte Dankwart, des küenen Gîselhêres man:
- ‚Vil edel küneginne, lât mich der slüßßel phlegen. A.483
- ich trûweß sô geteilen,‘ sprach der küene degen,
- ‚swaß ich erwerbe schande, die lât mîn eines sîn.‘
- daß er milte wære, daß tete er grœßlîchen schîn.
- Dô sich Hagenen bruoder der slüßßele underwant, A.484
- sô manege rîche gâbe bôt des heldes hant:
- der einer mark gerte, dem wart sô vil gegeben,
- daß die armen alle muosen vrœlîchen leben.
- Wol bî hundert phunden gab er âne zal. A.485
- genuoge in rîcher wæte giengen vor den sal,
- die nie dâ vor getruogen sô hêrlîchiu cleit.
- daß gevriesch diu künegîn: eß was ir swære unde leit.
- Dô sprach diu küneginne: ‚hêr künic, ich het des rât, A.486
- daß iuwer kamerære mir wil mîner wât
- lâßen niht belîben: er swendet gar mîn golt.
- derß noch understüende, dem wolde ich immer wesen holt.‘
- ‚Er gît sô rîche gâbe, jâ wænet des der degen, B.
- ich habe gesant nâch tôde: ich wils noch lenger phlegen.
- ouch trûwe ichß wol verswenden, daß mir mîn vater lie.‘
- sô milten kamerære gewan noch küneginne nie.
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚vrouwe, iu sî geseit, A.487
- eß hât der künic von Rîne golt unde kleit
- alsô vil ze gebene, daß wir des haben rât,
- daß wir von hinnen vüeren iht der Prünhilde wât.‘
- ‚Nein, durch mîne liebe,‘ sprach diu künegîn, A.488
- ‚nu lât mir ervüllen zweinzec leitschrîn
- von golde und ouch sîden, daß geben sol mîn hant,
- sô wir über komen heim in der Burgunden lant.‘
- Mit edelem gesteine ladet man ir diu schrîn. A.489
- ir selber kamerære dâ mite muosen sîn:
- sine wolde es niht getrouwen dem Gîselhêres man.
- Gunther und Hagene dar umbe lachen began.
- Dô sprach diu küneginne: ‚wem lâße ich mîniu lant? A.490
- diu sol ê hie bestiften mîn und iuwer hant.‘
- dô sprach der künic edele: ‚nu heißet her gân,
- der iu dar zuo gevalle, den sul wir voget wesen lân.‘
- Ein ir hôhsten mâge diu vrouwe bî ir sach, A.491
- er was ir muoter bruoder, zuo dem diu maget sprach:
- ‚nu lât iu sîn bevolhen mîn bürge und ouch daß lant,
- unze daß hie rihte des künic Guntheres hant.‘
- Dô welt si ir gesindes zweinzec hundert man, C.
- die mit ir ze Rîne solden varn dan,
- zuo jenen tûsent recken ûß Nibelunge lant.
- si rihten sich zer verte: man sach si rîten ûf den sant.
- Si vuorte mit ir dannen sehs und ahzec wîp, A.492
- dar zuo hundert meide: vil schœne was der lîp.
- sin sûmten sich niht langer, si wolden gâhen dan.
- die si dâ heime ließen, hei, waß der weinen began!
- In tugentlîchen zühten diu vrouwe rûmte ir lant: A.493
- si kuste ir næhsten vriunde, die si bî ir vant.
- mit guotem urloube si kômen ûf den sê;
- zuo ir vater lande kom diu vrouwe nimmer mê.
- Man hôrte ûf ir verte maneger hande spil; A.494
- aller kurzwîle der hêten si vil.
- ouch kom in zuo ir reise ein rehter waßßerwint.
- si vuoren von dem lande: daß beweinde maneger muoter kint.
- Doch wolde si den hêrren niht minnen ûf der vart: A.495
- eß wart ir kurzwîle unz in ir hûs gespart
- ze Wormeß zuo der bürge an eine hôhzît,
- dar si vil vreuden rîche kômen mit ir helden sît.
- Âventiure
- wie Sîvrit ze Wormeß gesant wart.
- Dô si gevarn wâren volle niun tage, 496
- dô sprach von Troneje Hagene: ‚nu hœret, waß ich sage.
- wir sûmen uns mit den mæren ze Wormeß an den Rîn:
- iuwer boten solden nu ze Burgunden sîn.‘
- Dô sprach künic Gunther: ‚ir habet wâr geseit. 497
- uns wære ze der verte niemen sô bereit
- als ir, vriunt Hagene: nu rîtet in mîn lant.
- unser hovereise tuot in nieman baß bekant.‘
- ‚Nu wißßet, lieber hêrre, ich bin niht bote guot: B.
- lât mich phlegen der kamere, belîben ûf der vluot.
- jâ wil ich bî den vrouwen behüeten ir gewant,
- unz wir si bringen in der Burgunde lant.‘
- ‚Nu bitet Sîvriden vüern die botschaft: 498
- der kan si wol gewerben mit ellenhafter kraft.
- verseit er iu die reise, ir sult mit guoten siten
- durch iuwer swester liebe der verte in vriuntlîchen biten.‘
- Er sande nâch dem recken: der kom, dô man in vant. 499
- er sprach: ‚sît wir nâhen heim in mîniu lant,
- sô solde ich boten senden der lieben swester mîn
- und ouch mîner muoter, daß wir nâhen an den Rîn.
- ‚Des ger ich an iu, Sîvrit, daß ir die reise tuot, B.
- daß ich eß immer diene,‘ sprach der degen guot.
- dô widerredetß Sîvrit, der vil küene man,
- unz daß in künic Gunther sêre vlêgen began.
- Er sprach: ‚ir sult rîten durch den willen mîn 500
- und ouch durch Kriemhilde, daß schœne magedîn,
- daß eß mit mir verdiene diu hêrlîche meit.‘
- dô daß erhôrte Sîvrit, dô was der recke vil bereit.
- ‚Enbietet, swaß ir wellet: des wirt niht verdaget. 501
- ich wil eß werben gerne durch die schœne maget.
- zwiu solde ich die verzîhen, die ich in herzen hân?
- durch si, swaß ir gebietet, daß ist alleß getân.‘
- ‚Sô saget Uoten, der rîchen künegîn, 502
- daß wir an dirre verte hôhes muotes sîn.
- lât wißßen mîne bruoder, wie wir geworben hân;
- ir sult ouch unser vriunde disiu mære hœren lân.
- ‚Mîne schœne swester sult ir niht verdagen, 503
- ir sult ir Prünhilde und mînen dienest sagen
- und ouch dem gesinde und allen mînen man.
- dar nâch ie ranc mîn herze, wol ich daß verendet hân.
- ‚Und saget Ortwîne, dem lieben neven mîn, 504
- daß er heiße rihten sidel an dem Rîn,
- und ander mîne mâge die sol man wißßen lân,
- ich wil mit Prünhilde grôße hôhgezîte hân.
- ‚Und saget mîner swester, sô si habe vernomen, 505
- daß ich mit mînen gesten sî ze lande komen,
- daß si wol enphâhe die triutinne mîn:
- daß wil ich immer diende umbe Kriemhilde sîn.‘
- Sîvrit der hêrre balde urloup nam 506
- vrouwen Prünhilde, als im daß wol gezam,
- und zallem ir gesinde: dô reit er an den Rîn.
- eß enkunde in dirre werlde ein bote beßßer niht gesîn.
- Mit vier und zweinzec recken ze Wormeß er dô reit; 507
- des küneges kom er âne: dô daß wart geseit,
- alleß daß gedigene muote jâmers nôt:
- si vorhten, daß ir hêrre dort belîben wære tôt.
- Si erbeißten von den rossen, hôhe stuont ir muot; 508
- schiere kom in Gîselhêr, der junge künic guot,
- und Gêrnôt sîn bruoder: wie balde er dô sprach,
- dô er den künic Gunther niht bî Sîvride sach:
- Sît willekomen, hêr Sîvrit; ir sult mich wißßen lân, 509
- war ir mînen bruoder, den künic, habet getân?
- Prünhilde sterke in wæn uns habe benomen:
- ‚sô wære ir hôhiu minne uns ze grôßen schaden komen.‘
- Die angest lât belîben: iu und den mâgen sîn 510
- enbiutet sînen dienest der hergeselle mîn.
- den lie ich wol gesunden: er hât mich iu gesant,
- daß ich sîn bote wære mit mæren her in iuwer lant.
- ‚Ir sult daß ahten schiere, swie sô daß geschehe, 511
- daß ich die küneginne und iuwer swester sehe.
- die sol ich lâßen hœren, waß iu enboten hât
- Gunther und Prünhilt: ir dinc in beiden hôhe stât.‘
- Dô sprach der junge Gîselher: ‚dâ sult ir zuo ir gân; 512
- dâ habet ir mîner swester liebe an getân.
- si treit michel sorge umbe den bruoder mîn:
- diu meit sihet iuch gerne: des wil ich iuwer bürge sîn.‘
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚swâ ich ir dienen kan, 513
- daß sol willeclîchen mit triuwen sîn getân.
- wer seit nu den vrouwen, daß ich wil dar gân?‘
- des wart dô bote Gîselher, der vil wætlîche man.
- Gîselher der junge zuo sîner muoter sprach 514
- und ouch zuo sîner swester, dâ er si beide sach:
- uns ist komen Sîvrit, der helt ûß Niderlant:
- in hât mîn bruoder Gunther her ze Rîne gesant.
- ‚Er bringet uns diu mære, wieß umbe den künic stê; 515
- nu sult ir im erlouben, daß er ze hove gê:
- er seit diu rehten mære her von Isenlant.‘
- noch was den edelen vrouwen michel sorgen bekant.
- Si sprungen nâch ir wæte und leiten sich an. 516
- si bâten Sîvriden hin ze hove gân:
- daß tete er willeclîchen, wande er si gerne sach.
- Kriemhilt diu edele zuo im vil güetlîchen sprach:
- ‚Sît willekomen, hêr Sîvrit, rîter lobelîch. 517
- wâ ist mîn bruoder Gunther, der edel künic rîch?
- von Prünhilde sterke den wæn wir hân verlorn.
- ouwê mir armer meide, daß ich zer werlde ie wart geborn.‘
- Dô sprach der rîter küene: ‚gebet mir boten brôt: 518
- ir vil schœnen vrouwen weinet âne nôt.
- ich lie in wol gesunden: daß tuon ich iu bekant:
- er hât mich iu beiden mitten mæren her gesant.
- ‚Mit vriuntlîcher liebe, vil edel künegîn, 519
- enbiutet iu ir dienest er und diu wine sîn.
- nu lât iuwer weinen: si wellent schiere komen.‘
- si hete in manegen zîten sô lieber mære niht vernomen.
- Mit snêwîßen gêren ir ougen wol getân B.
- wischte si nâch trehenen. danken si began
- dem boten dirre mære, diu ir dâ wâren komen.
- dô was ir michel trûren unde weinen benomen.
- Si bat den boten sitzen: des was er vil bereit. 520
- dô sprach diu minneclîche: ‚mir wære niht ze leit,
- ob ich ze boten miete iu solte geben mîn golt:
- dar zuo sît ir ze rîche: ich wil iu sust wesen holt.‘
- ‚Ob ich nu eine hête,‘ sprach er, ‚drîßec lant, 521
- so enphienge ich doch gerne gâbe ûß iuwer hant.‘
- dô sprach diu tugentrîche: ‚sô sol eß sîn getân.‘
- si hieß ir kamerære nâch der boten miete gân.
- Vier und zweinzec bouge mit gesteine guot 522
- gap si im ze miete. sô stuont des heldes muot,
- er woldeß niht behalten, er gab eß sâ zehant
- ir vil schœnen meiden, die er ze kemenâten vant.
- ‚Ir muoter bôt ir dienest im güetlîchen an. 523
- ‚ich sol iu sagen mêre,‘ sprach der küene man,
- ‚wes iuch der künic bittet, so er kumet an den Rîn:
- ob ir daß, vrouwe, leistet, er welle iuch immer wæge sîn.
- ‚Sîne rîche geste, hôrte ich in gern, 524
- daß ir die wol enphâhet, und sult in des gewern,
- daß ir gên im rîtet vür Wormeß ûf den sant.
- des sît ir von dem künege mit guoten triuwen gemant.‘
- Dô sprach diu minneclîche: ‚des bin ich bereit. 525
- swaß ich im kan dienen, daß ist im unverseit:
- mit vriuntlîchen triuwen sô sol eß sîn getân.‘
- dô mêrte sich ir varwe, die si vor liebe gewan.
- Eß enwart nie bote enphangen deheines vürsten baß: 526
- getorste si in hân küsset, daß hete si âne haß;
- anders minneclîchen er von der vrouwen schiet.
- dô tâten die Burgunden, als in Sîvrit geriet.
- Sindolt und Hûnolt und Rûmolt der degen B.
- vil grôßer unmuoße muosen si dô phlegen,
- rihten daß gesidele vor Wormeß ûf den sant;
- des küneges schaffære man mit arbeiten vant.
- Ortwîn und Gêre dine wolden daß niht lân, B.
- si sanden nâch den vriunden allenthalben dan
- und kunten in die hôhgezît, diu dâ solde sîn.
- dâ zierten sich engegene diu vil schœnen magedîn.
- Der palas und die wende was alleß über al 527
- gezieret gên den gesten: der Guntheres sal
- wart vil wol bezimbert durch manegen vremden man.
- disiu starke hôhgezît huop sich vil vrœlîchen an.
- Dô riten allenthalben die wege durch daß lant 528
- der drîer künege mâge hete man besant,
- daß si den solden warten, die in dâ solden komen.
- dô wart ûß der valde rîcher wæte vil genomen.
- Dô seite man diu mære, daß man rîten sach 529
- Prünhilde vriunde: dô huop sich ungemach
- von des volkes krefte in Burgunden lant.
- hei, waß man küener degene dâ ze beiden sîten vant!
- Dô sprach diu schœne Kriemhilt: ‚ir, mîne magedîn, B.
- die an dem antphange mit mir wellen sîn,
- die suochen ûß den kisten diu aller besten kleit:
- sô wirt uns von den gesten lob und êre geseit.‘
- Dô kômen ouch die recken und hießen tragen dar 530
- hêrlîche setele von rôtem golde gar,
- die die vrouwen solden rîten ze Wormeß an den Rîn.
- beßßer phertgereite kunde nimmer gesîn.
- Hei, waß dâ liehtes goldes von den mœren schein! 531
- in lûhte von den zoumen vil manec edel stein;
- die guldînen schæmele ob liehtem phelle guot
- die brâhte man den vrouwen: si wâren vrœlîch gemuot.
- Ûf dem hove wâren diu vrouwen phert bereit C.
- den edelen juncvrouwen, als ich iu hân geseit.
- diu smalen vürbüege sach man die mœre tragen
- von den besten sîden, dâ von iu iemen kunde sagen.
- Sehs und ahzec vrouwen sach man vür gân, 532
- die gebende truogen. zuo Kriemhilde dan
- kômen die vil schône und truogen rîchiu kleit;
- dar kom ouch wol gezieret vil manec wætlîchiu meit,
- Funfzec unde viere von Burgunde lant: B.
- eß wâren ouch die besten, die man iender vant.
- die sach man valevahse under liehten porten gân.
- des ê der künic gerte, daß wart mit vlîße getân.
- Si truogen rîche phelle, die besten, die man vant, 533
- vor den vremden recken, sô manec guot gewant,
- daß ir schœnen varwe ze rehte wol gezam.
- er wære in swachem muote, der ir deheiner wære gram.
- Von zobel und von harme vil kleider man dâ vant. 534
- dâ wart vil wol gezieret manec arm unde hant
- mit pougen ob den sîden, die si solden tragen.
- iu enkunde ditze vlîßen ze ende niemen gesagen.
- Vil manegen gürtel spæhe, rîch unde lanc, 535
- über liehtiu kleider manec hant dô swanc
- ûf edel röcke ferrans von phelle ûß Arabîn,
- daß si in al der werlde niht beßßer kunden gesîn.
- Eß wart in vürgespenge manec schœniu meit 536
- genæt vil minneclîche. eß möhte ir wesen leit,
- der ir liehtiu varwe niht lûhte gên der wât.
- sô schœnes ingesindes nu niht küneges künne hât.
- Dô die minneclîchen nu truogen ir gewant, 537
- die si dâ vüeren solden, die kômen dar zehant,
- der hôch gemuoten recken ein vil michel kraft;
- man truoc ouch dar mit schilden manegen eschînen schaft.
- Âventiure
- wie Prünhilt ze Wormeß enphangen wart.
- Anderthalp des Rînes sach man mit manegen scharn 538
- den künec mit sînen gesten zuo dem stade varn.
- man sach ouch dâ bî zoume leiten manec meit.
- die si enphâhen solden, die wâren alle bereit.
- Dô die von Isenlande zen schiffen kômen dan A.539
- und ouch von Niblunge Sîvrides man,
- si gâhten zuo dem lande, unmüeßec was ir hant,
- dâ man des küneges vriunde anderthalp des stades vant.
- Nu hœrt ouch disiu mære von der künegîn, 540
- Uoten der vil rîchen, wie si diu meidîn
- gevrumte von der bürge, dar si dâ selbe reit.
- da gewan ein ander künde vil manec rîter unde meit.
- Der marcgrâve Gêre Kriemhilt zoumte dan B.
- niuwan vür daß bürgetor: Sîvrit der küene man
- der muoste ir vürbaß dienen; si was ein schœne kint.
- des wart im wol gelônet von der juncvrouwen sint.
- Ortwîn der küene bî vroun Uoten reit B.
- und vil geselleclîchen manec rîter unde meit.
- ze solhem antphange, des mac man wol verjehen,
- wart nie sô vil der vrouwen bî ein ander gesehen.
- Vil manegen buhurt rîchen sach man dâ getriben A.541
- von helden lobelîchen (niht wol wær eß beliben)
- vor Kriemhilt der schœnen zuo den schiffen dan.
- dô huob man von den mœren manege vrouwen wol getân.
- Der künec was komen übere und manec werder gast. 542
- hei, waß starker schefte vor den vrouwen brast.
- man hôrt dâ hurtlîchen von schilden manegen stôß.
- hei, waß rîcher buckeln vor gedrange lûte erdôß!
- Die vil minneclîchen stuonden an der habe; 543
- Gunther mit sînen gesten gie von schiffen abe:
- er vuorte Prünhilde selbe an sîner hant.
- dâ lûhte wider ein ander vil liehte steine und gewant.
- Mit vil grôßen zühten vrou Kriemhilt dô gie, 544
- dâ si vroun Prünhilde und ir gesinde enphie.
- man sach dâ schapel rücken mit wîßen henden dan,
- dâ si sich kusten beide: daß wart durch liebe getân.
- Dô sprach gezogenlîchen Kriemhilt daß meidîn: 545
- ‚ir sult zuo disen landen uns willekomen sîn
- mir und mîner muoter und allen, die wir hân
- der getriuwen vriunde.‘ dô wart dâ nîgen getân.
- Die vrouwen sich beviengen mit armen dicke hie. 546
- sô minneclîch enphâhen gehôrte man noch nie,
- sô die vrouwen beide der briute tâten kunt,
- vrou Uote und ir tohter: si kusten dicke ir süeßen munt.
- Dô Prünhilde vrouwen volkômen ûf den sant, 547
- dâ wart minneclîchen genomen bî der hant
- von wætlîchen recken manec wîp wol getân.
- man sach die edelen meide vor vrou Prünhilde stân.
- Ê daß ir gruoß ergienge, daß was ein lengiu stunt. 548
- jâ wart dâ geküsset manec rôter munt.
- noch stuonden bî ein ander die künege tohtre rîch:
- daß liebet an ze sehene manegen recken lobelîch.
- Dô spehten mit den ougen, die ê hôrten jehen, 549
- daß si alsô schœnes heten niht gesehen
- sô die vrouwen beide: des sach man âne lüge.
- man kôs an ir lîbe dâ deheiner slahte trüge.
- Die vrouwen spehen kunden und minneclîchen lîp, 550
- die lobten durch ir schœne daß Guntheres wîp;
- doch sprâchen dâ die wîsen, die hetenß baß besehen,
- man möhte Kriemhilde für vroun Prünhilde jehen.
- Wider ein ander giengen maget unde wîp; 551
- man sach dâ wol gezieret vil manegen schœnen lîp.
- dâ stuonden sîden hütten und manec rîch gezelt:
- der was dâ gar ervüllet vor Wormeß alleß daß velt.
- Von des küneges mâgen wart dringen niht verlân. B.
- man hieß die küneginne beide dannen gân
- und mit in al die vrouwen, dâ man schate vant;
- dar brâhten si die degene ûßer Burgunden lant.
- Nu wâren ouch die geste ze rossen alle komen; 552
- vil manec rîchiu tjoste durch schilde wart genomen.
- daß velt begunde stouben, sam ob al daß lant
- mit louge wære enbrunnen. dâ wurden helde wol bekant.
- Des dâ die recken phlâgen, daß sach vil manec meit. A.553
- mich dunket, daß er Sîvrit mit sînen degen reit
- vil manege widerkêre vür die hütten dan.
- er vuort der Nibelunge tûsent wætlîcher man.
- Dô kom von Troneje Hagene, als im der wirt geriet: 554
- den buhurt minneclîchen dô der helt geschiet,
- daßs ungestoubet ließen diu vil schœnen kint.
- des wart dô von den gesten gevolget güetlîchen sint.
- Dô sprach der hêrre Gêrnôt: ‚diu ros lâßet stân, B.
- unz eß beginne kuolen, sô sul wir ane vân
- dienen schœnen wîben vür den palas wît;
- so der künic welle rîten, daß ir vil bereite sît.‘
- Der buhurt was zergangen über al daß velt. 555
- dô giengen kurzwîlen under manec hôch gezelt
- die rîter zuo den vrouwen ûf hôher vreuden wân.
- da vertriben si die stunde, unz man rîten wolde dan.
- Vor âbende nâhen, dô diu sunne nider gie 556
- und eß begunde kuolen, niht lenger man daß lie,
- sich huoben gên der bürge manec man unde wîp.
- mit ougen wart getriutet vil maneger schœnen vrouwen lîp.
- Dô wart von guoten knehten vil kleider ab geriten 557
- vor den hôch gemuoten nâch des landes siten
- biß vür den palas, da der künic nider stuont.
- dâ wart gedienet vrouwen, sô helde hôch gemuote tuont.
- Dô wurden ouch gescheiden die rîchen künegin. 558
- vrou Uote und ir tohter die giengen beide hin
- mit ir ingesinde in ein vil wîteß gadem.
- dô hôrte man allenthalben ze vreuden grœßlîchen kradem.
- Gerihtet was gesidele: der künic wolde gân 559
- ze tische mit den gesten. dô sach man bî im stân
- die schœnen Prünhilde. krône si dô truoc
- in des küneges lande: jâ was si rîche genuoc.
- Vil manec hêr gesidele mit guoten taveln breit B.
- vol spîse wart gesetzet, als uns daß ist geseit.
- des si dâ haben solden, wie wênec des gebrast!
- dô sach man bî dem künege gar manegen hêrlîchen gast.
- Des wirtes kamerære von golde in pecken rôt 560
- daß waßßer vür truogen. des wære lützel nôt,
- ob iu daß iemen seite, daß man diende baß
- ze vürsten hôhgezîte: ich wolde niht gelouben daß.
- Ê daß der vogt von Rîne waßßer dô genam, 561
- dô tet der hêrre Sîvrit, als im daß gezam,
- er mande in sîner triuwe, wes er im verjach,
- ê daß er Prünhilde dâ heime in Isenlande sach.
- Er sprach: ‚ir sult gedenken, wes mir swuor iuwer hant, 562
- swenne daß vrou Prünhilt kœme in ditze lant,
- ir gæbt mir iuwer swester: war sint die eide komen?
- ich hân an iuwer reise vil michel arbeit genomen.‘
- Dô sprach der künec zem gaste: ‚ir habt mich rehte ermant. 563
- jane sol niht meineide werden des mîn hant:
- ich wilß iu helfen vüegen, sô ich beste kan.‘
- dô hieß man Kriemhilde ze hove vür den künic gân.
- Mit ir vil schœnen meiden si kom vür den sal. A.564
- dô spranc von einer stiegen Gîselher ze tal:
- ‚Nu heißet wider wenden disiu magedîn:
- niuwan mîn swester eine sol hie bî dem künege sîn.‘
- Dô brâht man Kriemhilde, dâ man den künic vant: A.565
- dô stuonden rîter edele von maneger vürsten lant.
- in dem sal enmitten man hieß si stille stân;
- ouch was Prünhilt nu zuo tische gegân.
- Sine wesse niht der mære, waß man dô wolde tuon. C.
- dô sprach zuo sînen mâgen der Dankrâtes sun:
- ‚helft mir, daß mîn swester Sîvriden neme ze man.‘
- si sprachen al gelîche: ‚si mag in wol mit êren hân.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚swester vil gemeit, 566
- durch dîn selber tugende lœse mînen eit.
- ich swuor dich eime recken, und wirdet er dîn man,
- sô hâstu mînen willen mit grôßen triuwen getân.‘
- Dô sprach diu maget edele: ‚lieber bruoder mîn, 567
- irn sult mich niht vlêgen: jâ wil ich immer sîn,
- swie ir mir gebietet: daß sol sîn getân.
- ich wil in loben gerne, den ir mir, hêrre, gebt ze man.‘
- Von liebe und ouch von vreuden wart Sîvrides varwe rôt. 568
- ze dienste sich der recke vroun Kriemhilde bôt.
- man hieß si zuo ein ander an dem ringe stân:
- man vrâgt si, ob si wolde den vil wætlîchen man.
- In meitlîchen zühten si schamte sich ein teil; 569
- doch sô was gelücke und Sîvrides heil,
- daß si in niht versprechen wolde dâ zehant;
- ouch lobte si ze wîbe der edel künec von Niderlant.
- Dô er si gelobete und ouch in diu meit, 570
- güetlîchen umbevâhen was dâ vil bereit
- von Sîvrides armen daß minneclîche kint.
- vor helden wart geküsset diu edel küneginne sint.
- Sich teilte daß gesinde, alsô daß geschach; A.571
- an daß gegensidele man Sîvriden sach
- sitzen mit Kriemhilde. im diende manec man.
- man sach die Niblunge mit Sîvrit an den sedel gân.
- Der künic was geseßßen und Prünhilt diu meit. V.572
- dô sach si Kriemhilde (ir wart nie sô leit)
- bî Sîvride sitzen: weinen si began,
- ir vielen heiße trähene über liehtiu wange dan.
- Dô sprach der wirt des landes: ‚waß ist iu, vrouwe mîn, 573
- daß ir sô lâßet truoben liehter ougen schîn?
- ir sult iuch vreuwen balde: iu ist undertân
- mîn lant und rîche bürge unde manec wætlîch man.‘
- ‚Ich mac wol weinen balde,‘ sprach diu schœne meit. 574
- ‚umbe dîne swester ist mir von herzen leit.
- die sihe ich sitzen nâhen dem eigen holden dîn:
- daß muoß ich immer weinen, sol si sô verderbet sîn.
- Dô sprach der künic Gunther: ‚ir sult des stille dagen, 575
- ich wil iu zandern zîten disiu mære sagen,
- war umbe ich mîne swester Sîvride hân gegeben.
- jâ mac si mit dem recken immer vrœlîche leben.‘
- Si sprach: ‚mich riuwet immer ir schœne und ouch ir zuht. A.576
- wessich, war ich mehte, ich hete gerne vluht,
- daß ich iu nimmer wolde geligen nâhen bî,
- irn saget mir, wâ von Kriemhilt wine Sîvrides sî.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚ich tuonß iu wol bekant. A.577
- er hât als ich wol bürge unde wîtiu lant.
- daß wißßet sicherlîchen, er ist ein künic rîch:
- des gan ich im ze minnen die schœnen magt lobelîch.‘
- Swaß ir der künic seite, doch hete si trüeben muot. A.578
- dô gâhte von den tischen manec rîter guot:
- ir buhurt wart sô herte, daß al diu burc erdôß.
- den wirt bî sînen gesten harte sêre verdrôß.
- Er dâhte: ‚ich læge sanfter der schœnen vrouwen bî.‘ A.579
- dô was er des gedingen niht gar in herzen vrî,
- im müese von ir minne liebe vil geschehen.
- er begunde vriuntlîchen an vrou Prünhilde sehen.
- Rîterschaft die geste bat man abe lân: A.580
- der künec mit sîme wîbe ze bette wolde gân.
- vor des sales stiegen gesamden sich dô sît
- Kriemhilt und Prünhilt; noch was eß ân ir beider nît.
- Dô kom ir ingesinde: die sûmten sich des niht, 581
- ir rîche kamerære die brâhten in diu lieht.
- sich teilten dô die recken, der zweier künege man.
- dô sach man vil degene dan mit Sîvride gân.
- Die hêrren kômen beide, dâ si solden ligen. 582
- dô dâhte ir iewedere mit minnen an gesigen
- den wætlîchen vrouwen, daß senftet in den muot.
- Sîvrides kurzwîle diu wart grœßlîchen guot.
- Dô der hêrre Sîvrit bî Kriemhilde lac B.
- und er sô minneclîche der juncvrouwen phlac
- mit sîner edelen minne, si wart im sô sîn lîp:
- er næme vür si eine niht tûsent anderiu wîp.
- Ich sage iu niht mêre, wie er der vrouwen phlac. 583
- nu hœret disiu mære, wie Gunther gelac
- bî vrouwen Prünhilde: der zierlîche degen
- hæte dicke sanfter bî anderen wîben gelegen.
- Daß volc was im entwichen, vrouwen unde man: B.
- dô wart diu kemenâte balde zuo getân.
- er wânde, er solde triuten ir minneclîchen lîp:
- jâ was eß noch unnâhen, ê si wurde sîn wîp.
- In sabenwîßen hemede si an daß bette gie. 584
- dô dâhte der rîter edele: ‚nu hân ichß alleß hie,
- des ich ie dâ gerte in allen mînen tagen.‘
- si muos im durch ir schœne von grôßen schulden behagen.
- Diu lieht begunde bergen des edelen küneges hant. 585
- dô gie der degen küene, dâ er die vrouwen vant.
- er leite sich ir nâhen: sîn vreude diu was grôß,
- die vil minneclîchen der helt mit armen umbeslôß.
- Minneclîche triuten des kunder vil begân, B.
- ob in diu edele vrouwe hete lâßen daß getân:
- dô zurnde si sô sêre, daß in gemuote daß:
- er wânde vinden vreude, dô vant er vîntlîchen haß.
- Si sprach: ‚rîter edele, ir sult eß lâßen stân. A.586
- des ir dâ habet gedingen, jane mages niht ergân.
- ich wil noch meit belîben, ir sult wol merken daß,
- unz ich diu mære ervinde.‘ des wart ir Gunther gehaß.
- Dô rang er nâch ir minne und zervuorte ir diu kleit. 587
- dô greif nâch eime gürtel diu hêrlîche meit,
- eime starken borten, dens umbe ir sîten truoc:
- dô tet si dem künege grôßer leide genuoc.
- Die vüeße und ouch die hende si im zesamne bant, 588
- si truog in zeime nagele und hieng in an die want.
- dô er si slâfes irte, minne si im verbôt.
- jâ hete er von ir krefte nâch gewunnen den tôt.
- Dô begunde vlêgen, der meister solde sîn. 589
- ‚nu lœset mîn gebende, vil edel künegîn:
- ine trouwiu, schœne vrouwe, nimmer an gesigen
- und sol ouch harte selten iu sô nâhen bî geligen.‘
- Sine ruohte, wie im wære, want si vil sanfte lac. B.
- dort muoste er alleß hangen die naht unz an den tac,
- unz der liehte morgen durch diu venster schein.
- ob er ie kraft gewünne, diu was an sîme lîbe klein.
- ‚Nu saget mir, er Gunther, ist iu daß iht leit, A.590
- ob iuch gebunden vindent,‘ sprach diu schœne meit,
- ‚iuwer kamerære von einer vrouwen hant?‘
- dô sprach der rîter edele: ‚daß wurde iu übele bewant.
- ‚Ouch hete ichs wênec êre,‘ sprach der edel man: A.591
- ‚durch iuwer tugende lât mich nu zuoziu gân.
- sît iu mîne minne sint sô starke leit,
- ich sol mit mînen handen selten rüeren iuwer kleit.‘
- Dô lôste si in balde, ûf si in verlie. 592
- wider an daß bette er zuo der vrouwen gie.
- er leite sich sô verre, daß er ir schœne wât
- dar nâch selten ruorte: ouch wolde si des haben rât.
- Dô kom ouch ir gesinde: die brâhten niuwe kleit: 593
- der was in an dem morgen harte vil bereit.
- swie wol man dâ gebârte, trûrec was genuoc
- der edel wirt des landes, swie er des tages krône truoc.
- Nâch siten, der si phlâgen und man durch reht begie, 594
- Gunther unde Prünhilt niht langer daß verlie:
- si giengen zuo dem münster, dâ man die messe sanc.
- dar kom ouch er Sîvrit: dô huop sich michel gedranc.
- Nâch küneclîchen êren was in dar bereit, 595
- swaß si haben solden, ir krône und ouch ir kleit.
- dô wurden si gewîhet. dô daß was getân,
- dô sach man under krône elliu vieriu schône stân.
- Vil degen swert dâ nâmen, sehs hundert oder baß, 596
- den künigen ze êren, ir sult wißßen daß.
- sich huop michel vreude in Burgunden lant:
- man hôrte schefte bresten an der swertdegen hant.
- Dô sâßen in den venstern diu schœnen magedîn. 597
- si sâhen vor in liuhten maneges schildes schîn.
- dô hete sich gesundert der künec von sînen man:
- swes iemen dâ begunde, man sach in trûrende gân.
- Im unde Sîvride ungelîche stuont der muot; 598
- wol wiste, waß im würre, der edel rîter guot.
- er gie zuo dem künege, vrâgen er began:
- ‚wie ist iu hînt gelungen? daß sult ir mich wißßen lân.‘
- Dô sprach der wirt zem gaste: ‚laster unde schaden 599
- hân ich an mîner vrouwen ze hûse heim geladen.
- dô ich se wânde minnen, vil sêre si mich bant:
- si truoc mich zeime nagele und hienc mich hôch an die want.
- ‚Dâ hieng ich angestlîchen die naht unz an den tac, 600
- ê si mich enbunde: wie sanfte si dô lac!
- daß sol dir vriuntlîchen tougen sîn gekleit.‘
- dô sprach der starke Sîvrit: ‚daß ist mir wærlîchen leit.
- ‚Des bringe ich iuch wol innen, lât irß âne nît. 601
- ich schaffe, daß si hînaht sô nâhen bî iu lît,
- daß si iuch ir minne gesûmet nimmer mêr.‘
- der rede was dô Gunther nâch sînen arbeiten hêr.
- ‚Nu schouwe mîne hende, wie die geswollen sint: C.
- die twanc si mir sô sêre, als ob ich wære ein kint,
- daß mir bluot zen nagelen allenthalben dranc.
- ich hete ze mîme lebene harte kleinen gedanc.‘
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚du maht wol genesen, B.
- ich wæne, uns ungelîche hînaht sî gewesen.
- mir ist dîn swester Kriemhilt lieber danne der lîp.
- eß muoß diu vrouwe Prünhilt noch hînte werden dîn wîp.‘
- Er sprach: ‚ich kume noch hînte zer kemenâten dîn 602
- alsô tougenlîche in der tarnkappe mîn,
- daß sich mîner liste niemen mac verstên.
- sô lâ die kamerære zuo den herbergen gên.
- ‚Sô lesche ich den kinden diu lieht an der hant: 603
- bî disem wortzeichen sol dir sîn bekant,
- daß ich bî dir sî nâhen. jâ twing ich dir dîn wîp,
- daß du si hînte minnest, oder ich verliuse den lîp.‘
- ‚Ane daß du iht triutest,‘ sprach der künic dô, 604
- ‚mîne lieben vrouwen; anders bin ichs vrô:
- sô tuo ir, swaß du wellest; und næmestu ir den lîp,
- daß solde ich wol verkiesen: si ist ein angestlîcheß wîp.‘
- ‚Daß nim ich,‘ sprach Sîvrit, ‚ûf die triuwe mîn, A.605
- daß ich ir niht enminne: diu liebe swester dîn
- ist mir vor in allen, die ich noch ie gesach.‘
- vil wol geloubetß Gunther, swaß dô Sîvrit gesprach.
- Dâ was von kurzewîle vreude unde nôt. A.606
- buhurt unde schallen man alleß verbôt.
- dô die vrouwen solden gegen dem sale gân,
- dô hießen kamerære die liute von den wegen stân.
- Von rossen und von liuten gerûmet wart der hof. A.607
- der vrouwen ieslîche vuorte ein bischof,
- dô si vor den künegen ze tische solden gân.
- in volgte an daß gesidele vil manec wætlîcher man.
- Der künic in guotem wâne dô vroelîchen saß: B.
- daß im gelobte Sîvrit, wol dâhte er ane daß.
- der eine tac in dûhte wol drîßec tage lanc:
- an Prünhilde minne stuont im aller sîn gedanc.
- Der künic erbeite kûme, daß man von tische gie. 608
- die schœnen Prünhilde man dô komen lie
- und ouch Kriemhilde, beide an ir gemach:
- hei, waß man küener degene vor den küneginnen sach!
- Sîvrit der hêrre vil minneclîchen saß 609
- bî sîme schœnen wîbe mit vreuden âne haß.
- si trûte sîne hende mit ir vil wîßen hant,
- unz er ir vor den ougen sine wesse wenne verswant.
- Dô si mit im spilte und si sîn niht ensach, 610
- zuo sîme ingesinde diu küneginne sprach:
- ‚mich hât des michel wunder: war ist der künic komen?
- wer hât die sînen hende ûß den mînen genomen?‘
- Die rede si lie belîben. dô was er hin gegân, 611
- dâ er die kamerære vant mit liehten stân:
- diu begunde er leschen den kinden an der hant:
- daß eß wære Sîvrit, daß was dô Gunther bekant.
- Wol wesser, waß er wolde: dô hieß er dannen gân 612
- meide unde vrouwen. dô daß was getân,
- der edel künic dô selbe vil wol beslôß die tür:
- starker rigele zwêne warf er balde dervür.
- Diu lieht verbarg er schiere under die bettewât. 613
- eines spils begunde, des enwas niht rât,
- Sîvrit der starke und ouch diu schœne meit:
- daß was dem künege Gunther beide lieb unde leît.
- Sîvrit sich dô leite der küneginne bî. A.614
- si sprach: ‚nu lâtß, er Gunther, als liep iu daß sî,
- daß ir iht arbeite lîdet alsam ê,
- oder iu geschihet hie von mînen handen wider wê.‘
- Dô hal er sîne stimme, daß er niht ensprach. A.615
- Gunther wol hôrte, swie er si niht ensach,
- daß dâ heimlîche von in niht geschach;
- si heten an dem bette harte kleinen gemach.
- Er gebârte, sam eß wære Gunther der künic rîch; 616
- er umbeslôß mit armen die maget lobelîch.
- si warf in ûß dem bette dâ bî ûf eine banc,
- daß sîn houbet lûte an eime schamel im erklanc.
- Wider ûf mit kreften spranc der küene man: 617
- er woldeß baß versuochen: dô er des began,
- daß er si wolde twingen, dar umbe wart im wê.
- solich wer an vrouwen ich wæne nimmer ergê.
- Dô er niht wolde erwinden, diu maget ûf spranc: A.618
- ‚iu zimet niht zefüeren mîn hemde sô blanc.
- ir sît ungevüege: daß sol iu werden leit.
- des bringe ich iuch wol innen,‘ sprach diu wætlîche meit.
- Si beslôß mit armen den tiuwerlîchen degen 619
- und wold in gebunden alsam den künic legen,
- daß si an dem bette hete guot gemach.
- daß er ir wât zervuorte, diu vrouwe eß grœßlîchen rach.
- Waß half dô sîn sterke und ouch sîn kraft? 620
- wan si im erzeigte ir lîbes meisterschaft.
- si truoc in mit gewalte, daß muos et alsô sîn,
- und dructe in ungevuoge bî dem bette an einen schrîn.
- ‚Ouwê,‘ gedâht der recke, ‚sol ich nu mînen lîp 621
- von einer meit verliesen, sô mugen elliu wîp
- dar nâch immer mêre tragen gelphen muot
- gegen ir manne, diu sus eß nimmer getuot.‘
- Der künic eß wol hôrte; er angstete umbe den man. 622
- Sîvrit sich schamte, zürnen er began.
- mit ungevüeger krefte satzter ir sich wider;
- versuochende angestlîchen an vroun Prünhilde sider.
- Swie vaste si ûf im læge, sîn zorn in dô twanc C.
- und ouch sîn starkeß ellen, daß er âne ir danc
- sich wider ûf gerihte; sîn angest diu was grôß.
- si tâten in dem gademe her und dar vil manegen stôß.
- Ouch was der künic Gunther niht âne angest gar: C.
- er muose dicke wenken vor in her und dar.
- si rungen alsô starke, daß eß grôß wunder was,
- daß ir ieslîcheß vor dem andern ie genas.
- Den künic muote sêre beidenthalp diu nôt; C.
- doch vorhte er michels mêre den Sîvrides tôt.
- wand si het dem degene den lîp nâch benomen:
- wan daß er niht getorste, er wær ze helfe im gerne komen.
- Jâ werte harte lange under in der strît; C.
- doch brâhte er die vrouwen wider an daß bette sît:
- swie vaste si sich werte, ir wer wart (ze iungest) kranc.
- der künec in sînen sorgen hete manegen gedanc.
- In dûhte harte lange, unz er si betwanc. A.623
- si druhte sîne hende, daß ûß den nagelen spranc
- daß bluot von ir krefte: daß was dem helde leit.
- dâ brâhte er an ein lougen die vil hêrlîchen meit
- Ir ungevüeges willen, des si ê dâ jach. A.624
- der künic eß alleß hôrte, swie er niht ensprach.
- er dructes an daß bette, daß si es vil lûte erschrê;
- ir tâten sîne krefte harte grœßlîchen wê.
- Dô greif si zuo der sîten, dâ si den porten vant, 625
- und wolde in hân gebunden: dô werteß sô sîn hant,
- daß ir diu lit erkrachten, dar zuo al der lîp.
- des wart der kriec gescheiden: dô wart si Guntheres wîp.
- Si sprach: ‚künic edele, du solt mich leben lân: 626
- eß wirt wol versüenet, swaß ich dir hân getân.
- ich were mich nimmer mêre der edelen minne dîn:
- ich hân wol ervunden, daß du kanst vrouwen meister sîn.‘
- Sîvrit der stuont dannen, ligen lie er die meit, 627
- sam ober von im ziehen wolde sîniu kleit.
- er zôch ir ab der hende ein guldîn vingerlîn,
- daß es dâ nie wart innen diu vil edel künegîn.
- Dar zuo nam er ir gürtel: daß was ein borte guot. 628
- ich enweiß, ob er daß tæte durch sînen hôhen muot.
- er gab in sînem wîbe: daß wart im sider leit.
- dô lâgen bî ein ander der künic und diu schœne meit.
- Er phlac ir minneclîchen, als im daß gezam: B.
- dâ muose si verkiesen ir zorn und ouch ir sham.
- von sîner heimlîche si wart ein lützel bleich.
- Hei, waß ir von der minne ir vil grôßen krefte entweich!
- Done was ouch si niht sterker danne ein ander wîp. 629
- er trûte minneclîchen ir vil schœnen lîp;
- ob siß versuochte mêre, waß kunde eß si vervân?
- daß het ir alleß Gunther mit sînen minnen getân.
- Wie rehte minneclîche er bî der vrouwen lac A.630
- mit vriuntlîcher liebe biß an den liehten tac!
- nu was der hêrre Sîvrit wider ûß gegân,
- dâ er wart wol enphangen von einer vrouwen wol getân.
- Er understuont ir vrâge, der si hete gedâht; A.631
- er hal si sît vil lange, daß er ir hete brâht.
- diz kleinœt er dâ heime ir doch ze jungest gap:
- daß vrumte vil der degene mit samt im selben in daß grap.
- Der wirt wart an dem morgen verre baß gemuot, A.632
- danner vore wære: des wart diu vreude guot
- in allen den landen von manegem edelen man.
- die er ze hûse ladete, den wart vil dienste getân.
- Diu hôhzît diu werte den vierzehenden tac, A.633
- daß in al der wîle der schal nie gelac
- von aller hande vreuden, der iemen solde phlegen.
- dâ wart des küneges koste vil harte hôhe gewegen.
- Des edelen wirtes mâge, als eß der künic gebôt, A.634
- gâben durch sîn êre kleider und golt rôt,
- ros und dar zuo silber manegem vremden man.
- die gâbe nemen wolden, die schieden vrœlîchen dan.
- Ouch der hêrre Sîvrit ûßer Niderlant A.635
- mit tûsent sînen mannen, alleß daß gewant,
- daß si ze Rîne brâhten, daß wart gar hin gegeben,
- schœniu ros mit setelen: si kunden hêrlîchen leben.
- Ê man die rîchen gâbe alle dâ verswanc, A.636
- die wider ze lande wolden, die dûhte des ze lanc.
- eß enwart nie gesindes mêre baß gephlegen.
- sô endete sich diu hôhgezît: eß schiet von dannen manec degen.
- Âventiure
- wie Sîvrit ze lande mit sînem wîbe kom.
- Dô die geste wâren alle dan gevarn, A.637
- dô sprach zuo sîm gesinde Sigmundes barn:
- ‚wir suln ouch uns bereiten heim in unser lant.‘
- liep was eß sînem wîbe, dô eß diu mære rehte ervant.
- Si sprach zuozir manne: ‚wenne sul wir varn? B.
- daß ich sô harte gâhe, daß heiße ich wol bewarn:
- mir suln ê mîne bruoder teilen mit diu lant.‘
- leit was eß Sîvride, dô erß an Kriemhilt ervant.
- Die vürsten zuozim giengen und sprâchen alle drî: A.638
- ‚nu wißßet daß, hêr Sîvrit, daß iu immer sî
- mit triuwen unser dienest bereit unz in den tôt.‘
- dô neiger den hêrren, dô man imß sô wol erbôt.
- ‚Wir suln ouch mit iu teilen,‘ sprach Gîselher daß kint, A.639
- ‚lant unde bürge, die unser eigen sint:
- swaß der wîten rîche uns ist undertân,
- der sult ir teil vil guoten mit samt Kriemhilde hân.‘
- Sun der Sigmundes zuo den vürsten sprach, A.640
- dô er den guoten willen an den hêrren sach:
- ‚Got lâße iu iuwer erbe immer sælec sîn
- und ouch die liute drinne; ja getuot diu liebe wine mîn
- ‚Des teiles wol ze râte, den ir ir woldet geben: B.
- dâ si sol tragen krône, und sul wir daß geleben,
- si muoß werden rîcher, dan iemen lebender sî.
- swaß ir sus gebietet, des bin ich iu dienstlîchen bî.‘
- Dô sprach diu vrouwe Kriemhilt: ‚habet ir der erbe rât, A.641
- umb Burgunden degene eß niht sô lîhte stât,
- si müge ein künic gerne vüeren in sîn lant:
- jâ sol si mit mir teilen mîner lieben bruoder hant.‘
- Dô sprach der hêrre Gêrnôt: ‚nim dir, swen du wil. A.642
- die gerne mit dir rîten, der vindestu hie vil.
- ûß drîßec hundert recken nim dir tûsent man:
- die sîn dîn heimgesinde.‘ Kriemhilt senden began
- Nâch Hagenen von Troneje und nâch Ortwîn, A.643
- ob die und ir mâge Kriemhilde wolden sîn.
- do gewan dar umbe Hagene ein zornlîcheß leben:
- er sprach: ‚jâ mag uns Gunther zer werlde niemen gegeben.
- ‚Ander ingesinde lât iu volgen mite, A.644
- wan ir wol bekennet der Tronejære site:
- wir müeßen bî den künegen hie ze hove bestân.
- wir suln in langer dienen, den wir her gevolget hân.‘
- Daß ließen si belîben und bereiten sich dan. A.645
- ir edel ingesinde vrou Kriemhilt zir gewan,
- zwô und drîßec meide und fünf hundert man;
- Eckewart der grâve volgete Kriemhilde dan.
- Urloup si dô nâmen, rîter unde kneht, A.646
- meide unde vrouwen: daß was vil michel reht.
- gescheiden küssende wurden si zehant:
- si rûmten vrœlîchen des künic Guntheres lant.
- Do beleiten si ir mâge verre ûf den wegen. A.647
- man hieß in allenthalben ir nahtselde legen,
- swâ sis gerne nâmen, durch der künege lant.
- boten wurden balde Sigemunde dan gesant,
- Daß er wißßen solde und ouch vrou Sigelint, A.648
- daß sîn sun komen wolde und vrou Uoten kint,
- Kriemhilt diu vil schœne, von Wormeß über Rîn.
- done kunden in diu mære nimmer lieber gesîn.
- ‚Wol mich,‘ sprach dô Sigemunt, ‚daß ich gelebet hân, A.649
- daß diu schœne Kriemhilt sol hie gekrônet gân:
- des müeßen wol getiuret sîn diu erbe mîn.
- mîn sun Sîvrit sol hie selbe künic sîn.‘
- Dô gap diu vrouwe Sigelint manegen samît rôt, A.650
- silber und golt swære was ir botenbrôt.
- si vreute sich der mære, diu si dô vernam.
- alleß ir gesinde mit vlîße kleiden sich began.
- Man seite, wer dâ kœme mit Sîvride in daß lant. A.651
- dô hieß si gesidele rihten sâ zehant,
- dar zuo er under krône vor vriunden solde gân.
- dô riten in engegene des künic Sigmundes man.
- Ist iemen baß enphangen, dêst mir unbekant, A.652
- danne die helde in Sigmundes lant.
- Siglint diu schœne Kriemhilde gegen reit
- mit maneger schœnen vrouwen unde rîtern gemeit
- In einer tageweide, dâ man die geste sach. A.653
- die kunden und die vremden liten ungemach,
- unze si kômen zeiner bürge wît,
- diu was geheißen Santen, dâ si krône truogen sît.
- Mit lachendem munde Siglint und Sigmunt A.654
- kusten Kriemhilde durch liebe manege stunt
- und ouch Sîvriden: in was ir leit benomen.
- alleß ir gesinde was in grôße willekomen.
- Dô brâhte man die geste vür Sigmundes sal. A.655
- die schœnen juncvrouwen huop man dâ ze tal
- nider von den mœren. dâ was manec man,
- der den schœnen wîben mit vlîße dienen began.
- Swie grôß ir hôhzîte bî Rîne was bekant, B.
- noch gap man hie den helden vil beßßer gewant,
- denne si ie getrüegen noch bî allen ir tagen.
- man mohte michel wunder von ir rîcheite sagen.
- Dôs in ir grôßen êren sâßen und heten genuoc, A.656
- waß goltvarwer gêren ir ingesinde truoc,
- borten und edel gesteine verwieret wol dar în!
- sus phlac vlîßeclîchen ir diu edel künegîn.
- Dô sprach vor sînen vriunden der hêrre Sigmunt: A.657
- ‚allen mînen vriunden sol daß wesen kunt,
- daß Sîvrit mîne krône hinnen vür sol tragen.‘
- diu mære hôrten gerne die von Niderlanden sagen.
- Er bevalch im sîne krône, gerihte unde lant: A.658
- sît was er ir hêrre. die er ze rehte vant
- und dar er rihten solde, daß wart alsô getân,
- daß man sêre vorhte der schœnen Kriemhilde man.
- In disen hôhen êren lebter, daß ist wâr, A.659
- und rihte ouch under krône unz in daß zehende jâr,
- daß diu schœne vrouwe einen sun gewan:
- daß was des küneges mâgen nâch ir willen wol ergân.
- Den îlte man dô toufen und gab im einen namen, A.660
- Gunther, nâch sînem œheim; des dorfte er sich niht schamen.
- geriet er nâch den mâgen, er wurde ein küene man.
- dô zôch man in mit vlîße: daß was von schulden getân.
- In den selben zîten starp vrou Sigelint: A.661
- dô nam den gwalt mit alle der edelen Uoten kint,
- der sô rîcher vrouwen ob landen wol gezam.
- daß klageten genuoge, dô si der tôt von in genam.
- Nu hete ouch dort bî Rîne, sô wir hœren sagen, A.662
- bî Gunther dem rîchen einen sun getragen
- Prünhilt diu schœne in Burgunden lant.
- durch des heldes liebe wart er Sîvrit genant.
- Wie rehte vlîßeclîche man sîn hüeten hieß! B.
- Gunther der edele im magezogen ließ,
- dieß kunden lêren tugende, gewüehseß zeinem man.
- hei, waß im ungelücke sît der vriunde an gewan!
- Mære zallen zîten wart sô vil geseit, VI.663
- wie rehte lobelîchen die recken vil gemeit
- lebten zallen stunden in Sigmundes lant.
- alsam tet ouch Gunther mit sînen mâgen ûß erkant.
- Daß lant ze Niblunge Sîvride diende hie, 664
- rîcher sîner mâge wart deheiner nie,
- und Schilbunges recken und ir beider guot.
- des truoc der vil küene deste hôher den muot.
- Hort den aller meisten, den ie helt gewan, 665
- âne dies ê phlâgen, hete der küene man,
- den er vor eime berge mit sîner hende erstreit,
- dar umbe er sluoc ze tôde manegen rîter gemeit.
- Er hete den wunsch der êren, und wær des niht geschehen, 666
- sô müese man von schulden dem edelen recken jehen,
- daß er wær der beste, der ie ûf ors gesaß.
- man vorhte sîne sterke und tet vil billîchen daß.
- Âventiure
- wie Gunther Sîvriden zuo der hôhzît bat.
- Dô dâhte ouch alle zîte daß Guntheres wîp: 667
- ‚wie treit et alsô hôhe vrou Kriemhilt den lîp?
- nu ist doch unser eigen Sîvrit ir man:
- er hât uns nu lange lützel dienste getân.‘
- Daß truoc si in ir herzen und wart ouch wol verdeit; 668
- daß si ir vremde wâren, daß was der vrouwen leit.
- daß si niht zinses hête von des vürsten lant,
- wâ von daß wære, daß hete si gerne bekant.
- Si versuochte eß an dem künege, ob daß möhte geschehen, 669
- daß si Kriemhilde solde noch gesehen.
- si reite eß heimlîche, des si dâ hete muot.
- dô dûhte den hêrren diu rede mæßlîchen guot.
- ‚Wie möhten wir si bringen,‘ sprach der künic rîch, 670
- ‚her zuo disem lande? daß wær unmügelîch.
- si sitzent uns ze verre: ich getarses niht gebiten.‘
- des antwurt im Prünhilt in vil hôhverten siten:
- ‚Swie hôhe rîche wære deheines küneges man, 671
- swaß im gebüte sîn hêrre, daß solde er doch niht lân.‘
- des ersmielte Gunther, dô si daß gesprach:
- ern jachs im niht ze dienste, swie dicke er Sîvriden sach.
- Si sprach: ‚lieber hêrre, durch den willen mîn, 672
- hilf mir, daß Sîvrit und diu swester dîn
- komen zuo dem lande, daß wir si hie gesehen:
- sone kunde mir ze wâre nimmer lieber geschehen.
- ‚Dîner swester zühte, ir wol gezogen muot, 673
- sô ich dar an gedenke, wie sanfte mir daß tuot;
- wie wir ensament sâßen, dô ich wart dîn wîp!
- si mac mit êren minnen des küenen Sîvrides lîp.‘
- Si gertes alsô lange, unz der künic sprach: 674
- ‚nu wißßet, daß ich geste sô gerne nie gesach.
- ir muget mich sanfte vlêgen: ich wil die boten mîn
- nâch in beiden senden, daß si her komen an den Rîn.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚sô sult ir mir sagen, A.675
- wenne ir si welt besenden, oder in welhen tagen
- unser liebe vriunde suln komen in daß lant.
- die ir dar welt senden, die lât mir werden bekant.‘
- ‚Daß tuon ich,‘ sprach der fürste: ‚drîßec mîner man 676
- wil ich dar lân rîten.‘ die hieß er vür sich gân:
- bî den enbôt er mære in Sîvrides lant.
- ze liebe gab in Prünhilt vil harte hêrlîch gewant.
- Dô sprach der künec: ‚ir recken sult von mir sagen, 677
- daß ich dar enbiete, des sult ir niht verdagen,
- dem starken Sîvride und der swester mîn,
- daß in darf zer werlde niemen holder gesîn.
- ‚Und bitet, daß si beidiu uns komen an den Rîn: 678
- daß welle ich und mîn vrouwe immer diende sîn.
- vor disen sunewenden sol er und sîne man
- sehen hie vil manegen, der in grôßer êren gan.
- ‚Dem künic Sigmunde saget den dienst mîn, 679
- daß ich und mîne vriunde im immer wæge sîn,
- und saget ouch mîner swester, daß si niht lâße daß,
- sine rîte zuo ir vriunden: ir zaeme nie hôhzîte baß.‘
- Prünhilt und Uote und swaß man vrouwen vant, 680
- die enbuten ir dienest in Sîvrides lant
- den minneclîchen vrouwen und manegem küenen man.
- mit des küneges râte die boten huoben sich dan.
- Si vuoren reislîche; ir phert und ir gewant 681
- daß was in komen allen: dô rûmten si daß lant.
- in zogte wol ir verte, dar si dâ wolden varn.
- der künic mit geleite bat die boten wol bewarn.
- Inre tagen zwelven si kômen in daß lant, 682
- ze Niblunges bürge: dar wâren si gesant.
- ze Norweg in der marke vunden si den degen.
- ros und liute wâren müede von den langen wegen.
- Sîvride und Kriemhilde wart beiden dô geseit, 683
- daß rîter komen wæren, die trüegen solhiu kleit,
- sam man zen Burgunden dâ der site phlac.
- si spranc von eime bette dâ si ruowende lac.
- Dô bat si zeime venster eine maget gân. 684
- diu sach den küenen Gêren an dem hove stân,
- in und die gesellen, die wâren dar gesant.
- gegen ir herzeleide wie liebiu mære si bevant!
- Si sprach zuo dem künege: ‚seht ir, wâ si stênt, 685
- die mit dem starken Gêren ûf dem hove gênt,
- die uns mîn bruoder Gunther sendet nider Rîn.‘
- dô sprach der starke Sîvrit: ‚der sol uns willekomen sîn.‘
- Alleß daß gesinde lief, dâ man si sach. 686
- ir ieslîch besunder vil güetlîche sprach
- daß beste, daß si kunden, zuo den boten dô.
- Sigmunt der hêrre was ir künfte harte vrô.
- Dô wart geherberget Gêre und sîne man; 687
- diu ros man hieß behalten. die boten giengen dan,
- dâ hêr Sîvrit bî Kriemhilde saß.
- si sâhen in vil gerne, daß sult ir wißßen, âne haß.
- Der wirt mit sînem wîbe stuont ûf sâ zehant. 688
- wol wart enphangen Gêre ûß Burgunden lant
- und sîne hergesellen, Guntheres man,
- Gêren den vil rîchen bat man an den sedel gân.
- ‚Erloubet uns die botschaft, ê wir sitzen gên, 689
- uns wegemüede geste lât uns die wîle sten.
- wir suln iu sagen mære, waß iu enboten hât
- Gunther und Prünhilt, der dinc vil zierlîche stât,
- ‚Unde waß vrou Uote, iur muoter, her enbôt, A.690
- Gîselher der junge und ouch er Gêrnôt
- und iuwer besten mâge habent uns her gesant:
- die enbietent iu ir dienest ûßer Burgunden lant.‘
- ‚Nu lôn in Got,‘ sprach Sîvrit, ‚ich getrûwe in wol A.691
- triuwen unde guotes, alsô man vriunden sol.
- sam tuot ouch ir swester; man sol uns mêre sagen,
- ob unser lieben vriunde daheim iht hôhes muotes tragen.
- ‚Sît wir von in schieden, hât man in iht getân A.692
- mînen kone mâgen? daß lâßet mich verstân.
- daß wil ich in mit triuwen immer helfen tragen,
- unz daß ir vîende mînen dienst müeßen klagen.‘
- Dô sprach der marcgrâve Gêre, ein rîter guot: 693
- ‚si sint in allen tugenden mit vreuden wol gemuot.
- si ladent iuch ze Rîne zeiner hôhgezît.
- si sæhen iuch vil gerne, daß ir des âne zwîvel sît.
- ‚Si bitent mîne vrouwen, si sül mit iu dar komen. 694
- swenne der winder ein ende habe genomen,
- vor disen sunewenden wolden si iuch sehen.‘
- dô sprach der starke Sîvrit: ‚daß kunde müelîch geschehen.‘
- Dô sprach aber Gêre von Burgunden lant: A.695
- ‚iuwer muoter Uote diu hât iuch gemant,
- Gêrnôt unde Gîselher, ir sült in niht versagen.
- daß ir in sît sô verre, daß hœre ich tegelîche klagen.
- Prünhilt mîn vrouwe und ir magedîn 696
- vreuwent sich der mære: ob daß mehte sîn,
- daß si iuch noch sæhen, daß gæbe in hôhen muot.‘
- dô dûhten disiu mære die schœnen Kriemhilde guot.
- Gêre was ir sippe: der wirt in sitzen hieß; 697
- den gesten hieß er schenken: niht langer man daß ließ.
- dô kom ouch dar Sigmunt, dâ er die boten sach:
- der hêrre vriuntlîche zuo den Burgunden sprach:
- ‚Sît willekomen, ir recken, Guntheres man. 698
- sît daß Kriemhilde ze wîbe gewan
- mîn sun Sîvrit, man solde iuch dicker sehen
- hie in disem lande, wolt ir uns vriuntschefte jehen.‘
- Si sprâchen, swenne er wolde, si solden gerne komen. 699
- in wart michel müede mit vreuden benomen.
- die boten bat man sitzen, spîse man in truoc:
- der hieß dô geben Sîvrit den lieben gesten genuoc.
- Si muosen dâ belîben bevollen niun tage. 700
- des heten endelîchen die snellen rîter klage,
- daß si niht wider rîten solden in ir lant.
- dô hete der künic Sîvrit nâch sînen vriunden gesant.
- Er vrâgte, waß si rieten: er sold an den Rîn. 701
- ‚eß hât nâch mir gesendet Gunther der vriunt mîn,
- er und sîne mâge, durch eine hôhzît:
- nu kœm ich im vil gerne, wan daß sîn lant ze verre lît.
- ‚Si bitent Kriemhilde, daß si mit mir var. 702
- nu râtet, lieben vriunde, wie sol si komen dar?
- sold ich herverten durch si in drîßec lant,
- dâ müese in dienen gerne hin diu Sîvrides hant.‘
- Dô sprâchen sîne recken: ‚habet ir der reise muot 703
- hin zer hôhzîte, wir râten, waß ir tuot:
- ir sult mit tûsent recken rîten an den Rîn:
- sô muget ir wol mit êren dâ zen Burgunden sîn.‘
- Dô sprach von Niderlanden der hêrre Sigmunt: 704
- ‚welt ir zer hôhzîte, wan tuot ir mir daß kunt?
- obeß iu niht versmâhet, sô rîte ich mit iu dar.
- ich vüere hundert degene, dâ mite mêre ich iuwer schar.‘
- ‚Welt ir mit uns rîten, lieber vater mîn,‘ 705
- sprach der küene Sîvrit, ‚vil vrô sol ich des sîn.
- inre tagen zwelfen sô rûme ich mîniu lant.‘
- alle, die es gerten, den gap man ros und ouch gewant.
- Dô der künic edele der reise hete muot, 706
- dô hieß man wider rîten die snellen degne guot.
- sînen konemâgen enbôt er an den Rîn,
- er wolde harte gerne bî ir hôhgezîte sîn.
- Sîvrit und Kriemhilt, sô wir hœren sagen, 707
- sô vil den boten gâben, daß eß niht mohten tragen
- ir mœre heim ze lande: er was ein rîcher man.
- ir starken soumære treip man vrœlîchen dan.
- Ir volk kleidete Sîvrit und ouch Sigemunt. 708
- Eckewart der grâve der hieß an der stunt
- vrouwen kleider suochen, diu besten, die man vant
- oder inder kunde erwerben über Sîvrides lant.
- Die setel zuo den schilden bereiten man began. 709
- rîtern und vrouwen, die mit im solden dan,
- den gap man, swaß si wolden, daß in niht gebrast.
- er brâhte sînen vriunden manegen hêrlîchen gast.
- Die boten zogten sêre ze lande ûf den wegen. 710
- dô kom zen Burgunden Gêre der degen.
- er wart vil wol enphangen: do erbeißten si ze tal
- von rossen und von mœren vür den Guntheres sal.
- Die tumben zuo den wîsen giengen, sô man tuot, 711
- vrâgen umbe mære. sô sprach der rîter guot:
- ‚swenne ich si sage dem künege, dâ hœrt ir si zehant.‘
- er gie mit den gesellen, dâ er Guntheren vant.
- Der künic von liebe von dem sedel spranc. 712
- daß si sô snelle kômen, des seite in dô danc
- Prünhilt diu schœne. Gunther zen boten sprach:
- ‚wie gehabet sich Sîvrit, von dem mir liebe vil geschach?‘
- Dô sprach der küene Gêre: ‚dâ wart er vreuden rôt, 713
- er und iuwer swester. nie vriunden baß enbôt
- sô getriuwe mære deheiner slahte man,
- als iu der hêrre Sîvrit und ouch sîn vater hât getân.‘
- Dô sprach zem marcgrâven des rîchen küneges wîp: 714
- ‚nu sagt mir, kumt uns Kriemhilt? hât noch ir schœner lîp
- behalten iht der zühte, der si kunde phlegen?‘
- er sprach: ‚si koment beide und mit in maneger küene degen.‘
- Uote bat dô drâte die boten vür sich gên. 715
- man moht an ir vrâge harte wol verstên,
- daß si hôrte gerne: ‚was Kriemhilt noch gesunt?‘
- er seite, wier si vunde und daß si kœme in kurzer stunt.
- Eß wart von in diu gâbe ze hove niht verdeit, 716
- die in gap er Sîvrit: golt und ouch diu kleit
- brâhte man ze sehene der drîer künege man.
- ir vil grôßer milte wart dâ danken getân.
- ‚Er mac,‘ sprach dô Hagene, ‚von im sanfte geben: 717
- ern kundeß niht verswenden, sold er immer leben.
- hort der Niblunge besloßßen hât sîn hant;
- hei, sold er immer komen in Burgunden lant!‘
- Alleß daß gedigene vreute sich dar zuo, 718
- daß si komen solden. spâte unde vruo
- wâren vil unmüeßec der drîer künege man.
- manec hêr gesidele man dô rihten began.
- Hûnolt der küene und Sindolt der degen A.719
- heten vil unmuoße. die zît muosen phlegen
- truhsæßen unde schenken, ze rihten manege banc.
- des half in ouch Ortwîn; des seite in Gunthere danc.
- Rûmolt der kuchenmeister, wie wol er rihte sît A.720
- sîne undertâne! manegen keßßel wît,
- haven unde phannen: hei, waß man der dâ vant!
- do bereite man den spîse, die dâ kômen in daß lant.
- Der vrouwen arbeiten was ouch niht kleine, C.
- dô si bereiten ir kleider. die edelen steine
- mit glanze verre glesten, verwieret in daß golt,
- dô si si ane leiten, daß in die liute wurden holt.
- Âventiure
- wie si ze der hôhzît vuoren.
- Alle ir unmuoße lâßen wir nu sîn 721
- und sagen, wie vrou Kriemhilt und ir magedîn
- hin gên Rîne vuoren von Niblunge lant.
- nie getruogen mœre sô manec hêrlîch gewant.
- Vil der soumschrîne man schihte zuo den wegen. 722
- dô reit mit sînen vriunden Sîvrit der degen
- und diu küneginne, dar si heten vreuden wân;
- sît wart eß in allen ze grôßem leide getân.
- Dâ heime si dô ließen Sîvrides kindelîn 723
- und sun den Kriemhilde; daß muos et alsô sîn.
- von ir hovereise wuohs vil michel sêr:
- sînen vater und sîn muoter gesach daß kindel nimmer mêr.
- Dô reit ouch mit in dannen der hêrre Sigmunt. 724
- solde er rehte wißßen, wie eß nâch der stunt
- zer hôhzît ergienge, er het ir niht gesehen:
- im kunde an lieben vriunden leider nimmer geschehen.
- Boten man vür sande, die mære seiten dar. 725
- dô reit ouch in enkegene mit wünneclîcher schar
- vil der Uoten vriunde und der Guntheres man.
- der wirt gên sînen gesten sich sêre vlîßen began.
- Er gie zuo Prünhilde, dâ er si sitzen vant. 726
- ‚wie enphieng iuch mîn swester, do ir kômet in daß lant?
- sam sult ir enphâhen Sîvrides wîp.‘
- ‚daß tuon ich,‘ sprach si, ‚gerne: von schulden holt ist ir mîn lîp.‘
- Dô sprach der künic rîche: ‚si koment uns morgen vruo. A.727
- welt ir si enphâhen, dâ grîfet balde zuo,
- daß wir ir niht bîten in der burc hie.
- mir sint in allen zîten lieber geste komen nie.‘
- Ir meide und ir vrouwen hieß si sâ zehant 728
- suochen guotiu kleider, diu besten, diu man vant,
- diu ir ingesinde vor gesten solde tragen.
- daß tâten si doch gerne: daß mac man lîhte gesagen.
- Ouch îlten in dô dienen die Guntheres man. A.729
- alle sîne recken der wirt zuo im gewan.
- dô reit diu küneginne hêrlîchen dan.
- dâ wart vil michel grüeßen die lieben geste getân.
- Mit wie getânen êren man die geste enphie! 730
- si dûhte, daß vrou Kriemhilt vroun Prünhilde nie
- sô rehte wol enphienge in Burgunden lant.
- die eß ie gesâhen, den wart vil hôher muot bekant.
- Nu was ouch komen Sîvrit mit den sînen man. 731
- man sach die helde wenden wider unde dan
- des veldes allenthalben mit ungevüegen scharn.
- dringen unde stouben kunde niemen dâ bewarn.
- Dô der wirt des landes Sîvriden sach 732
- und ouch Sigmunden, wie güetlîch er sprach!
- ‚nu sît mir grôße willekomen und al den vriunden mîn;
- iuwer hovereise sul wir hôhes muotes sîn.‘
- ‚Nu lône iu got,‘ sprach Sigmunt, der êre gernde man. 733
- ‚sît daß iuch Sîvrit ze vriunde gewan,
- dô rieten mîne sinne, daß ich iuch wolde sehen.‘
- dô sprach der künic Gunther: ‚nu ist mir liebe dran geschehen.‘
- Sîvrit wart enphangen, als im daß wol gezam, A.734
- mit vil grôßen êren; niemen was im gram.
- des half mit grôßen zühten Gîselher und Gêrnôt.
- nie lieben gesten manß sô güetlîch erbôt.
- Nu nâheten ze ein ander der zweier künege wîp. 735
- dâ wart vil setel lære, maneger vrouwen lîp
- wart von helde handen erhaben ûf daß gras.
- die vrouwen gerne dienden, waß der dâ unmüeßec was!
- Dô giengen zuo ein ander diu minneclîchen wîp. 736
- des was in grôßen vreuden maneges rîters lîp,
- daß ir beider grüeßen sô minneclîch ergie.
- dô sach man vil der recken, der dienen vrouwen dâ niht lie.
- Daß hêrlîch gesinde vie sich bî der hant; 737
- in zühten grôße nîgen des man vil dâ vant
- und küssen minneclîchen von vrouwen wol getân.
- daß was liep ze sehene Gunthers und Sîvrides man.
- Si biten dâ niht langer, si riten zuo der stat. 738
- der wirt sînen gesten wol erzeigen bat,
- daß man si gerne sæhe in Burgunden lant.
- manegen puneiß rîchen man vor den juncvrouwen vant.
- Ûßer Troneje Hagene und ouch Ortwîn, A.739
- daß si gewaltec wæren, daß tâten si wol schîn.
- swaß si gebieten wolden, des torste man niht lân.
- von in wart michel dienest den lieben gesten getân.
- Vil schilde hôrt man hellen dâ ze dem bürge tor 740
- von stichen und von stôßen. lange habete dâ vor
- der wirt mit sînen gesten, ê si kômen drin.
- jâ gie in diu stunde mit grôßer kurzwîle hin.
- Vür den palas wîten mit vreuden si dô riten. 741
- manegen phelle spæhe, guot und wol gesniten,
- sach man über setele den vrouwen wol getân
- allenthalben hangen. dô kômen Guntheres man:
- Die hießen si dô vüeren balde an ir gemach. 742
- under wîlen blicken man Prünhilde sach
- an vrouwen Kriemhilde, diu schœne was genuoc.
- ir varwe gên dem golde den glanz vil hêrlîchen truoc.
- Allenthalben schallen ze Wormeß in der stat A.743
- hôrte manß gesinde. Gunther dô bat
- Dancwarten sînen marschalc, daß er ir solde phlegen.
- do begunde er daß gesinde harte güetlîchen legen.
- Dar ûße und ouch dar inne spîsen man si lie. 744
- jâ wart vremder geste baß gephlegen nie.
- alles, des si gerten, des was man in bereit.
- der künic was sô rîche, daß niemen dâ niht wart verseit.
- Man diende in vriuntlîche und ân allen haß. 745
- der wirt dâ ze tische mit sînen gesten saß.
- dô muose sitzen Sîvrît, als er ê hete getân.
- dô gie mit im ze tische vil manec wætlîcher man.
- Zwelf hundert recken an dem ringe sîn 746
- dâ ze tische sâßen. Prünhilt diu künegîn
- gedâht, daß eigen holde niht rîcher kunde wesen.
- si was im noch sô wæge, daß si in gerne lie genesen.
- An jenem âbende, dâ der künic saß, 747
- vil der rîchen kleider wart von wîne naß,
- dâ die schenken solden zuo den tischen gân:
- dâ wart vil voller dienest mit grôßem vlîße getân.
- Sô man ze hôhgezîten lange hât gephlegen, 748
- vrouwen unde meide hieß man schône legen.
- swannen si dar kômen, der wirt in willen truoc;
- in güetlîchen êren man gap in allen genuoc.
- Dô diu naht het ende und der tac erschein, 749
- ûß den soumschrînen manec edel stein
- erlûhte in guoter wæte, die ruorte vrouwen hant.
- dô wart ervür gesuochet manec hêrlîch gewant.
- Ê eß vol ertagete, dô kômen vür den sal 750
- vil rîter unde knehte: dô huop sich aber schal
- vor einer vruomesse, die man dem künege sanc.
- dâ riten junge helde, daß ins der künic seite danc.
- Manec pusûne lûte vil krefteclîch erdôß. 751
- von trumben und von vloiten der schal wart sô grôß,
- daß Wormeß diu vil wîte dar nâch lûte erschal.
- die hôch gemuoten helde ze rossen kômen über al.
- Dô huop sich in dem lande harte hôch ein spil 752
- von manegem guoten recken: der sach man dâ vil,
- den ir tumbiu herze gâben hôhen muot;
- dô sach man under schilde manegen zieren rîter guot.
- In diu venster sâßen diu hêrlîchen wîp 753
- und vil der schœnen meide; gezieret was ir lîp.
- si sâhen kurzewîle von manegem küenen man.
- der wirt mit sînen vriunden selbe rîten dâ began.
- Sus vertriben si die wîle: diu dûhte si niht lanc. 754
- man hôrte dâ zem tuome maneger glocken klanc:
- dô kômen in die mœre: die vrouwen riten dan;
- den edelen küneginnen volgete manec küene man.
- Si stuonden vor dem münster nider ûf daß gras. 755
- Prünhilt ir gesten dannoch wæge was.
- si giengen under krône in daß münster wît.
- diu liebe wart gescheiden: daß vrumte grœßlîcher nît.
- Dô si gehôrten messe, si vuoren wider dan 756
- mit vil manegen êren. man sach si sider gân
- ze tische vrœlîche. ir vreude nie gelac
- dâ zer hôhgezîte unz an den einliften tac.
- Do gedâht diu küneginne: ‚ine mac niht langer dagen. C.
- swie ich daß gevüege, Kriemhilt muoß mir sagen,
- war umbe uns alsô lange den zins verseßßen hât
- ir man, derst unser eigen: der vrâge hân ich keinen rât.‘
- Sus warte si der wîle, als eß der tiuvel riet: C.
- die vreude und ouch die hôhgezît mit leide si dô schiet.
- daß ir lac amme herzen, ze liehte eß muose komen.
- des wart in manegen landen von ir jâmers vil vernomen.
- Âventiure
- wie die küneginne ein ander schulten.
- Vor einer vesperzîte huop sich grôß ungemach, 757
- daß von manegem recken ûf dem hove geschach:
- si phlâgen rîterschefte durch kurzwîle wân.
- dô liefen dar durch schouwen manec wîp unde man.
- Ze samne dô gesâßen die küneginne rîch: 758
- si gedâhten zweier recken, die wâren lobelîch.
- dô sprach diu schœne Kriemhilt: ‚ich hân einen man,
- daß elliu disiu rîche zuo sînen handen solden stân.‘
- Dô sprach diu vrouwe Prünhilt: ‚wie kunde daß gesîn? 759
- ob ander nieman lebete wan dîn unde sîn,
- sô möhten im diu rîche wol wesen undertân:
- die wîle daß lebet Gunther, sô kundeß nimmer ergân.‘
- Dô sprach aber Kriemhilt: ‚sihestu, wie er stât, 760
- wie rehte hêrlîche er vor den recken gât,
- sam der liehte mâne vor den sternen tuot!
- des muoß ich von schulden tragen vrœlîchen muot.‘
- Dô sprach diu vrouwe Prünhilt: ‚swie wætlîch sî dîn man, 761
- swie biderbe und swie schœne, sô soltu vor im lân
- Gunther den recken, den edelen bruoder dîn:
- der muoß vor allen künegen, daß wißße, wærlîche sîn.‘
- Dô sprach aber Kriemhilt: ‚sô tiuwer ist mîn man, 762
- daß ich in âne schulde niht gelobet hân.
- an vil manegen dingen ist sîn êre grôß.
- geloubestu daß, Prünhilt, er ist wol Gunthers genôß.‘
- ‚Jane soltu mirß, Kriemhilt, ze arge niht verstân, 763
- wan ich ouch âne schulde niht die rede hân getân:
- ich hôrtes jehen beide, dô ichs êrste sach,
- und dâ des küneges wille an mîme lîbe geschach,
- ‚Und dâ er mîne minne sô rîterlîch gewan, 764
- dô jach Sîvrit, er wære sküneges man:
- des hân ich in vür eigen, sît ich ins hôrte jehen.‘
- dô sprach diu schœne Kriemhilt: ‚sô wær mir übele geschehen.
- ‚Wie heten sô geworben die edelen bruoder mîn, 765
- daß ich eigenmannes wine solde sîn?
- des wil ich dich, Prünhilt, vil vriuntlîchen biten,
- daß du die rede lâßest durch mich mit güetlîchen siten.‘
- ‚Ich mag ir niht gelâßen,‘ sprach des küneges wîp: 766
- ‚zwiu sold ich verkiesen sô maneges rîters lîp,
- der uns mit dem degene dienstlîch ist undertân?‘
- Kriemhilt diu vil schœne daß sêre zürnen began.
- ‚Du muost in verkiesen, daß er dir immer bî 767
- wone deheiner dienste. erst tiurer, danne sî
- Gunther mîn bruoder, der vil edel man.
- du solt mich des erlâßen, daß ich von dir vernomen hân.
- ‚Und nimt mich immer wunder, sît er dîn eigen ist 768
- und du über uns beidiu sô gewaltec bist,
- daß er dir sô lange den zins verseßßen hât.
- dîner übermüete solde ich von rehte haben rât.‘
- ‚Du ziuhest dich ze hôhe,‘ sprach dô des küneges wîp. 769
- ‚nu wil ich sehen gerne, ob man dînen lîp
- habe ze solhen êren, sô man den mînen tuot.‘
- die vrouwen wurden beide vil sêre zornec gemuot.
- Dô sprach diu vrouwe Kriemhilt: ‚daß muoß et nu geschehen: 770
- sît du mînes mannes vür eigen hâst gejehen,
- sô müeßen hiute kiesen der beider künege man,
- ob ich vor küneges wîbe ze kirche türre gegân.
- ‚Du muost daß hiute schouwen, daß ich bin edelvrî, A.771
- und daß mîn man ist tiuwerer, danne der dîn sî.
- dâ mite wil ich selbe niht bescholden sîn.
- du solt noch hiute kiesen, wie diu eigen diu dîn
- ‚Ze hove gê vor recken in Burgunden lant. A.772
- ich wil wesen tiuwerer, danne ieman habe bekant
- deheine küneginne, diu krôn her ie getruoc.‘
- dô huop sich undern vrouwen grôßes nîdes genuoc.
- Dô sprach aber Prünhilt: ‚wiltu niht eigen sîn, 773
- sô muostu dich scheiden mit den vrouwen dîn
- von mînem ingesinde, dâ wir ze münster gân.‘
- des antwurte Kriemhilt: ‚triuwen, daß sol sîn getân.‘
- ‚Nu kleidet iuch, mîn meide,‘ sprach Sîvrides wîp. 774
- ‚eß muoß âne schande belîben hie mîn lîp.
- ir sult daß lâßen schouwen, habt ir iht rîche wât.
- si mac sîn gerne lougen, des si hie verjehen hât.‘
- Man mohte in lîhte râten, si suochten rîchiu kleit. 775
- dâ wart vil wol gezieret manec vrouwe unde meit.
- dô gie mit ir gesinde des edelen wirtes wîp;
- ze wunsche wart gekleidet der schœnen Kriemhilde lîp
- Mit drin und vierzec meiden: die brâhtes an den Rîn; A.776
- die truogen liehte phelle, geworht in Arâbîn.
- sus kômen zuo dem münster die meide wol getân.
- ir warten vor dem hûse alle Sîvrides man.
- Die liute nam des wunder, wâ von daß geschach, 777
- daß man die küneginne alsô gescheiden sach,
- daß si bî ein ander niht giengen alsam ê.
- dâ von wart manegem degene sît vil sorclîchen wê.
- Nu stuont vor dem münster Guntheres wîp. 778
- dô hete kurzwîle vil maneges rîters lîp
- mit den schœnen vrouwen, der si dâ nâmen war.
- dô kom diu edel Kriemhilt mit maneger hêrlîchen schar.
- Swaß kleider ie getruogen edeler rîter kint, 779
- wider ir gesinde daß was gar ein wint.
- si was sô rîch des guotes, daß drîßec küneges wîp
- eß möhten niht erziugen, daß eine erziuget ir lîp.
- Ob ieman wünschen solde, der kunde niht gesagen, 780
- daß man sô rîcher kleider gesæhe ie mê getragen,
- sô dâ ze stunde truogen ir meide wol getân.
- wan Prünhilde ze leide, eß hete Kriemhilt verlân.
- Ze samene si dô kômen vor dem münster wît. 781
- eß tet diu hûsvrouwe durch einen grôßen nît,
- si hieß vil übellîche Kriemhilde stân:
- ‚jâ sol vor küneges wîbe nimmer eigen diu gegân.‘
- Dô sprach diu schœne Kriemhilt, zornec was ir muot: 782
- ‚kundestu noch swîgen, daß wær dir lîhte guot.
- duo hâst geschendet dînen schœnen lîp.
- wie mohte mannes kebse immer werden küneges wîp?‘
- ‚Wen hâstu hie verkebeset?‘ sprach des küneges wîp. 783
- ‚daß tuon ich dich,‘ sprach Kriemhilt: ‚dînen schœnen lîp
- minnete êrste Sîvrit, mîn vil lieber man.
- jâ was eß niht mîn bruoder, der dînen meituom gewan.
- ‚War kômen dîne sinne? eß was ein arger list, 784
- daß du in ließe minnen, sît er dîn eigen ist.
- ich hœre dich,‘ sprach Kriemhilt, ‚âne schulde klagen.‘
- ‚triuwen,‘ sprach dô Prünhilt, ‚daß wil ich Gunthere sagen.‘
- ‚Waß mac mir daß gewerren? dîn übermuot dich hât betrogen: 785
- du hâst mich ze dienste mit rede dich an gezogen.
- daß wißße an rehten triuwen, eß ist mir immer leit:
- getriuwer heinlîche sol ich dir wesen unbereit.‘
- Prünhilt dô weinde: Kriemhilt niht lenger lie, 786
- vor des küneges wîbe inß münster si dô gie
- mit ir ingesinde. dâ huop sich grôßer haß:
- des wurden liehtiu ougen starke trüebe unde naß.
- Swie vil man Gote diende oder ieman dâ sanc, 787
- des dûhte Prünhilde diu wîle gar ze lanc,
- wand ir was vil trüebe der lîp und ouch der muot.
- des muoste sît enkelten manec helt küene unde guot.
- Prünhilt mit ir vrouwen gie vür daß münster stân. 788
- si dâhte: ‚mich muoß Kriemhilt mêre hœren lân,
- des mich sô lûte zîhet daß wortræße wîp.
- hât er sichs gerüemet, eß gêt im wærlîch an den lîp.‘
- Nu kom diu edel Kriemhilt mit manegem küenen man. 789
- dô sprach diu vrouwe Prünhilt: ‚ir sult noch stille stân.
- ir jâhet mîn ze kebesen: daß sult ir lâßen sehen:
- mir ist von iuwern sprüchen, daß wißßet, leide geschehen.‘
- Dô sprach diu schœne Kriemhilt: ‚ir möht mich lâßen gân. 790
- ich erziugeß mit dem golde, deich an der hende hân:
- daß brâhte mir Sîvrit, dô er bî iu lac.‘
- nie gelebte Prünhilt deheinen leideren tac.
- Si sprach: diz golt vil edele daß wart mir verstoln 791
- und ist mich harte lange übele verholn:
- ich kum es an ein ende, wer mirß hât genomen.‘
- die vrouwen wâren beide in grôß ungemüete komen.
- Dô sprach aber Kriemhilt: ‚ine wils niht wesen diep. 792
- du möhtest gedaget hân, wær dir êre liep.
- ich erziugeß mit dem gürtel, den ich umbe hân,
- daß ich niht enliuge: jâ wart Sîvrit dîn man.‘
- Von Ninnivê der sîden si den borten truoc 793
- mit edelem gesteine; jâ was er guot genuoc.
- dô den gesach Prünhilt, weinen si began:
- daß muoste vreischen Gunther, dar zuo alle sîne man.
- Dô sprach diu küneginne: ‚heißet here gân 794
- den vürsten von Rîne: ich wil in hœren lân,
- wie mich hât gehœnet sîner swester lîp.
- si seit hie offenlîche, ich sî Sîvrides wîp.‘
- Der künic kom mit recken: weinen er dô sach 795
- sîne triutinne: güetlîch er dô sprach:
- ‚saget mir, liebiu vrouwe, wer hât iu iht getân?‘
- si sprach zuo dem künege: ‚ich muoß unvrœlîchen stân.
- ‚Von allen mînen êren mich diu swester dîn 796
- gerne wolde scheiden: dir sol geklaget sîn,
- si giht, mich habe gekebeset Sîvrit ir man.‘
- dô sprach der künic Gunther: ‚sô hetes übele getân.‘
- ‚Si treit hie mînen gürtel, den ich hân verlorn, 797
- und mîn golt daß rôte. daß ich ie wart geborn,
- daß riuwet mich vil sêre. dun entredest, künic, mich
- der vil grôßen schanden, ich minne nie mêre dich.‘
- Dô sprach künic Gunther: ‚er sol her vüre gân: 798
- hât er sichs gerüemet, daß sol er hœren lân,
- oder sîn muoß lougenen der helt ûß Niderlant.‘
- dô wart der küene Sîvrit harte balde dar besant.
- Dô der hêrre Sîvrit die ungemuoten sach, 799
- ern weste niht der mære, balde er dô sprach:
- ‚waß weinent dise vrouwen? daß hete ich gerne erkant,
- oder von welhen schulden ich dâ her sî besant.‘
- Dô sprach künic Gunther: mir ist harte leit. 800
- mir hât mîn vrouwe Prünhilt ein mære hie geseit:
- du hâst dich gerüemet, du wærst ir êrster man.
- sô seit dîn wîp Kriemhilt: hâstu, degen, daß getân?
- ‚Nein ich,‘ sprach dô Sîvrit. ‚und hât si daß geseit, 801
- end ich erwinde, daß muoß ir werden leit,
- und wil dirß gerihten vor allen dînen man
- mit mînen hôhen eiden, daß ich irß niht gesaget hân.‘
- Dô sprach der künec von Rîne: ‚daß soltu lâßen sehen: A.802
- den eit, den du biutest, mac der hie geschehen,
- aller valschen dinge wil ich dich ledec lân.‘
- man sach zuo dem ringe dô die von Burgunden stân.
- Sîvrit der vil küene zem eide bôt die hant. A.803
- dô sprach der künic rîche: ‚mir ist sô wol bekant
- iuwer grôß unschulde: ich wil iuch ledec lân,
- des iuch mîn swester zîhet, daß ir des niht habet getân.‘
- Dô sprach aber Sîvrit: ‚und genießet des ir lîp, 804
- daß si hât ertrüebet dîn vil schœne wîp,
- daß ist mir sicherlîchen âne mâße leit.‘
- dô sâhen zuo ein ander die küenen rîter gemeit.
- ‚Man sol sô vrouwen ziehen,‘ sprach Sîvrit der degen, 805
- ‚daß si üppege sprüche lâßen under wegen.
- verbiut eß dînem wîbe, der mînen tuon ich sam.
- solher übermüete ich mich wærlîchen scham.‘
- Mit rede wart gescheiden manec schœne wîp. VII.806
- dô trûrte alsô sêre Prünhilde ir lîp,
- daß eß erbarmen muose die Guntheres man.
- dô kom von Troneje Hagene zuo sîner vrouwen gegân.
- Er vrâgte, waß ir wære: weinende er si vant. A.807
- dô seite si im diu mære. er lobte ir sâ zehant,
- daß eß erarnen müese Kriemhilde man,
- oder er wolde nimmer dar umbe vrœlîch gestân.
- Zuo der rede kômen Ortwîn und Gêrnôt, 808
- dâ die helde rieten den Sîvrides tôt.
- dar zuo kom ouch Gîselher, der schœnen Uoten kint;
- dô er ir rede gehôrte, er sprach getriulîchen sint:
- ‚Ouwê, ir guoten knehte, war umbe tuot ir daß? 809
- jane gediende Sîvrit nie alsolhen haß,
- daß er dar umbe solde verliesen sînen lîp:
- jâ ist des harte lîhte, dar umbe zürnent diu wîp.‘
- ‚Suln wir gouche ziehen?‘ sprach aber Hagene: 810
- ‚des habent lützel êre sô guote degene.
- daß er sich hât gerüemet der lieben vrouwen mîn,
- dar umbe wil ich sterben, eß engê im an daß leben sîn.‘
- Dô sprach der künic selbe: ‚ern hât uns niht getân A.811
- niuwan guot und êre: man sol in leben lân.
- waß touc, ob ich dem recken wære nu gehaß?
- er was ie getriuwe und tet vil willeclîchen daß.‘
- Dô sprach ûßer Metzen der degen Ortwîn: 812
- ‚jane kan in niht gehelfen diu grôße sterke sîn.
- erloubet mirß mîn hêrre, ich tuon im alleß leit.‘
- dô heten im die helde âne schulde widerseit.
- Sîn gevolgte niemen, niuwan daß Hagene 813
- riet in allen zîten Gunther dem degene,
- ob Sîvrit niht enlebte, sô wurde im undertân
- vil der künege lande. der helt des trûren began.
- Dô ließen siß belîben: spiln man dô sach. A.814
- hei, waß man starker schefte vor dem münster brach
- vor Sîvrides wîbe al zuo dem sale dan!
- dô wâren in unmuote genuoge Guntheres man.
- Der künic sprach: ‚lât belîben den mortlîchen zorn. 815
- er ist uns ze sælden unt ze êren geborn;
- ouch ist sô stark grimme der wundernküene man,
- wurde er sîn innen, sô torst in nieman bestân.‘
- ‚Nein er,‘ sprach dô Hagene. ‚lât iu eß wol behagen: 816
- ich trouwe eß heinlîche alsô an getragen,
- daß Prünhilde weinen sol im werden leit.
- jâ sol im von Hagenen immer wesen widerseit.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚wie möhte daß ergân?‘ 817
- des antwurte Hagene: ‚ich wil iuchß hœren lân:
- heißen boten rîten zuo uns in daß lant
- widersagen offenlîche, die hie niemen sîn bekant.
- Sô jehet ir vor den gesten, daß ir und iuwer man 818
- wellent herverten. alsô daß ist getân,
- sô lobet er iu dar dienen: des vliuset er den lîp,
- ervare ich uns diu mære an des küenen recken wîp.‘
- Der künic übel volgte Hagnen sînem man. 819
- die starken untriuwe begunden tragen an,
- ê ieman daß ervunde, die rîter ûß erkorn.
- von zweier vrouwen bâgen wart vil manec helt verlorn.
- Âventiure
- wie Sîvrit verrâten wart.
- An dem vierden morgen zwên und drîßec man 820
- sach man ze hove rîten. daß wart dô kunt getân
- Gunther dem rîchen, im wære widerseit.
- von lüge wuohs den vrouwen grôßer jâmer unde leit.
- Urloup si gewunnen, daß si vür solden gân, 821
- und jâhen, daß siß wæren Liudgêres man,
- den ê dâ hete betwungen Sîvrides hant
- und in ze gîsel bræhte in daß Guntheres lant.
- Die boten er dô gruoßte und hieß si sitzen gân. 822
- einer sprach dar under: hêrre, lât uns stân,
- unz wir gesagen mære, diu iu enboten sint.
- jâ habet ir ze vînde, daß wißßet, maneger muoter kint.
- ‚Iu widerseit Liudegast unde Liudgêr, 823
- den ir dâ wîlen tâtet gremlîchiu sêr:
- die wellent zuo iu rîten mit her in ditze lant.‘
- der künic begunde zürnen, als ob eß wære im unbekant.
- Man hieß die meinræten zen herbergen varn. 824
- wie möhte sich Sîvrit dâ vor dô bewarn,
- er oder ander ieman, daß si dô truogen an?
- daß wart sît in selben ze grôßem leide getân.
- Der künic mit sînen vriunden rûnende gie. 825
- Hagne von Troneje in nie geruowen lie.
- noch heten eß gescheiden genuoge sküneges man;
- dône wolde et Hagene nie des râtes abe gân.
- Eines tages si Sîvrit rûnende vant. 826
- dô begunde vrâgen der helt von Niderlant:
- ‚wie gât sô trûreclîchen der künic und sîne man?‘
- daß hilfe ich immer rechen, hât in iemen iht getân.‘
- Dô sprach künic Gunther: ‚mir ist von schulden leit: 827
- Liudgast und Liudegêr habent mir widerseit:
- si wellen offenlîche rîten in mîn lant.‘
- dô sprach der degen küene: ‚daß sol Sîvrides hant
- ‚Nâch allen iuwern êren mit vlîße understân; 828
- ich tuon noch den degenen, als ich hân ê getân.
- ich lege in wüeste ir bürge und ouch ir lant,
- ê daß ich erwinde: des sî mîn houbet iuwer phant.
- ‚Ir und iuwer recken sult hie heime bestân 829
- und lât mich zuo in rîten mit den, die ich hân.
- daß ich iu gerne diene, daß lâße ich iuch sehen:
- von mir sol iuwern vînden, daß wißßet, leide geschehen.‘
- ‚Sô wol mich dirre mære,‘ sprach der künic dô, 830
- als ob er ernslîche der helfe wære vrô.
- in valsche neig im tiefe der ungetriuwe man.
- dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚ir sult kleine sorge hân.‘
- Dô schikten si die reise mit den knehten dan: 831
- Sîvride und den sînen ze sehene eß was getân.
- dô hieß er sich bereiten die von Niderlant:
- Sîvrides recken suohten strîtlîch gewant.
- Dô sprach der starke Sîvrit: ‚mîn vater Sigmunt, 832
- ir sult hie belîben: wir komen in kurzer stunt,
- gît uns Got gelücke, her wider an den Rîn.
- ir sult bî dem künege hie vil vrœlîchen sîn.‘
- Diu zeichen si ane bunden, alsô si wolden dan. 833
- dô wâren dâ genuoge Guntheres man,
- dine wessen niht der mære, wâ von eß was geschehen.
- man mohte grôß gesinde dô bî Sîvride sehen.
- Ir helme und ouch ir brünne si bunden ûf diu marc; 834
- dô wolde von dem lande vil manec recke starc.
- dô gie von Troneje Hagene, da er Kriemhilde vant,
- und bat im geben urloup: si wolden rûmen daß lant.
- ‚Wol mich,‘ sprach Kriemhilt, deich ie den man gewan, 835
- der mînen lieben vriunden sô wol tar vor stân,
- alse mîn hêr Sîvrit tuot den vriunden mîn:
- des wil ich hôhes muotes,‘ sprach diu küneginne, ‚sîn.‘
- ‚Lieber vriunt, er Hagene, gedenket an daß, 836
- daß ich iu gerne diene und noch nie wart gehaß.
- des lâßet mich genießen an mînem lieben man:
- er sol des niht enkelten, hân ich Prünhilt iht getân.
- ‚Des hât mich sît gerouwen,‘ sprach daß edel wîp, A.837
- ‚ouch hât er sô zerblouwen dar umbe mînen lîp:
- daß ichß ie gereite, daß beswârte ir den muot,
- daß hât vil wol errochen der degen küene unde guot.‘
- ‚Ir werdet wol versüenet,‘ sprach er, ‚nâch disen tagen. 838
- Kriemhilt, liebiu vrouwe, jâ sult ir mir sagen,
- wie ich iu müge dienen an Sîvride iuwerm man.
- daß tuon ich gerne, vrouwe: baß ichs nieman engan.‘
- ‚Ich wære ân alle sorge,‘ sprach dô daß edel wîp, 839
- ‚daß im ieman næme in sturme sînen lîp,
- ob er niht wolde volgen sîner übermuot:
- sô wær immer sicher der degen küene unde guot.‘
- ‚Vrouwe,‘ sprach dô Hagene, ‚und habet ir des wân, 840
- daß man in müge versnîden, ir sult mich wißßen lân,
- mit wie getânen listen sol ichß understên?
- ich wil im ze huote immer rîten unde gên.‘
- Si sprach: ‚du bist mîn mâc, sô bin ich der dîn. 841
- ich bevilhe dir ûf triuwe den lieben wine mîn,
- daß du wol behüetest mir den lieben man.‘
- si seit im kundiu mære, diu beßßer wæren verlân.
- Si sprach: ‚mîn man ist küene, dar zuo stark genuoc. 842
- dô er den lintdrachen an dem berge sluoc,
- jâ badet sich in dem bluote der recke vil gemeit,
- dâ von in sît in stürmen dehein wâfen nie versneit.
- ‚Jedoch bin ich in sorgen, swenne er in strîte stât 843
- und vil der gêrschüßße von helde handen gât,
- daß ich dâ verliese den mînen lieben man.
- hei, waß ich grôßer sorge dicke umb Sîvriden hân!
- ‚Ich melde eß ûf genâde, vil lieber vriunt, dir, 844
- daß du dîne triuwe behaltest ane mir,
- dâ man dâ mac verhouwen den mînen lieben man.
- daß lâße ich dich hœren: dêst ûf genâde getân.
- ‚Dô von des trachen wunden vlôß daß heiße bluot 845
- und dar inne badete sich der rîter guot,
- dô viel im zwischen herten ein linden blat vil breit.
- dâ mac man in versnîden: des hân ich sorge unde leit.‘
- Dô sprach von Tronje Hagene: ‚ûf daß sîn gewant 846
- næt ein kleineß zeichen. dâ bî ist mir bekant,
- wâ ich in müge behüeten, sô wir in stürmen stân.‘
- si wânde den helt vristen; eß was ûf sînen tôt getân.
- Si sprach: ‚mit kleinen sîden næ ich ûf sîn gewant 847
- ein tougenlîcheß criuze. dâ sol, helt, dîn hant
- mînen man behüeten, so eß an die herte gât,
- und er in starken stürmen vor sînen vîenden stât.‘
- ‚Daß tuon ich,‘ sprach dô Hagene, ‚vil liebiu vrouwe mîn.‘ 848
- dô wând ouch diu vrouwe, eß sold im vrume sîn:
- dô was dâ mite verrâten der Kriemhilde man.
- urloup nam dô Hagene: dô gie er vrœlîchen dan.
- Daß er revarn hête, bat im sîn hêrre sagen. C.849
- ‚mugt ir die reise wenden, sô suln wir rîten jagen.
- ich hân nu gar diu mære, wie ich in gewinnen sol.
- muget ir daß gevüegen?‘ ‚daß tuon ich,‘ sprach der künic, ‚wol‘.
- Des küneges ingesinde was alleß wol gemuot. 850
- ich wæne, nimmer recke deheiner mêr getuot
- sô grôße meinræte, sô dâ von im ergie,
- dô sich an sîne triuwe diu schœne künegîn verlie.
- Des anderen morgens mit tûsent sîner man 851
- reit der hêrre Sîvrit vil vrœlîchen dan.
- er wânde, er solde rechen sîner vriunde leit.
- Hagene im reit sô nâhen, daß er geschouwet diu kleit.
- Als er gesach daß bilde, dô schikte er tougen dan, 852
- die seiten andriu mære, zwêne sîner man:
- mit vride solde belîben daß Guntheres lant,
- und si hete Liudegêr zuo dem künige gesant.
- Wie ungerne Sîvrit dô hin wider reit, 852
- er enhete ê gerochen sîner vriunde leit!
- wan in der reise erwanden vil kûme Gunthers man.
- er reit zuo dem künege: der wirt im danken began.
- ‚Nu lône iu Got des willen, vriunt, hêr Sîvrit, 853
- daß ir sô willeclîchen tuot, des ich iuch bit:
- daß wil ich immer dienen, als ich von rehte sol.
- vür alle mîne vriunde sô getrouwe ich iu wol.
- ‚Nu wir der herverte ledec worden sîn, 854
- sô wil ich jagen rîten bern unde swîn
- hin zuo dem Oten walde, als ich vil dicke hân.‘
- daß hete gerâten Hagene, der vil ungetriuwe man.
- ‚Allen mînen gesten sol man daß nu sagen, 855
- ich welle vruo rîten: die wellen mit mir jagen,
- daß sich die bereiten; die wellen hie bestân,
- hübschen mit den vrouwen: daß sî liep mir getân.‘
- Dô sprach der starke Sîvrit mit hêrlîchem site: 856
- ‚swenne ir jagen rîtet, sô wil ich gerne mite.
- sô sult ir mir lîhen einen suochman
- und etelîchen bracken: sô wil ich mit iu in den tan.‘
- ‚Welt ir niht wan einen?‘ sprach der künic zehant. 857
- ‚ich lîhe iu, welt ir, viere, den wol ist bekant
- der walt und ouch die stîge, swâ diu tier gânt,
- die iuch niht urwîse wider heim rîten lânt.‘
- Dô reit zuo sînem wîbe der rîter vil gemeit. 858
- schiere hete Hagene dem künige geseit,
- wie er gewinnen wolde den tiuwerlîchen degen.
- sus grôßer untriuwe solde nimmer man gephlegen.
- Dô die vil ungetriuwen ûf geleiten sînen tot, C.
- si wistenß al gemeine; Gîselher und Gêrnôt
- wolden niht jagen rîten. ineweiß, durch welhen nît
- daß si in niht enwarenden; iedoch erarneten siß sît.
- Âventiure
- wie Sîvrit erslagen wart.
- Gunther und Hagene die recken vil balt VIII.859
- lobeten mit untriuwen ein pirsen in den walt.
- mit ir scharphen gêren si wolden jagen swîn,
- beren unde wisende: waß kunde küeners gesîn?
- Dâ mite reit ouch Sîvrit in êrlîchem site. A.860
- maneger hande spîse die vuorte man in mite.
- zuo eime kalten brunnen verlôs er sît den lîp.
- daß hete gerâten Prünhilt, künic Guntheres wîp.
- Dô gie der degen küene, da er Kriemhilde vant. A.861
- dô was nû ûf gesoumet sîn edel pirsgewant
- und ouch der gesellen: si wolden über Rîn.
- do endorfte Kriemhilde nimmer leider gesîn.
- Sîne triutinne kust er an den munt: A.862
- ‚Got lâße mich dich, vrouwe, gesehen noch gesunt
- und mich ouch dîniu ougen. mit holden mâgen dîn
- soltu kurzwîlen: ine mac heime niht gesîn.‘
- Dô dâhtes an diu mære, si entorste ir niht sagen, A.863
- diu si Hagenen seite: dô begunde klagen
- diu edel küneginne, daß si ie gewan den lîp.
- dô weinde âne mâße daß vil wunderschœne wîp.
- Si sprach zuo dem recken: ‚lât iuwer jagen sîn. A.864
- mir troumde hînt leide, wie iuch zwei wildiu swîn
- jageten über heide: dâ wurden bluomen rôt.
- daß ich sô sêre weine, des gêt mir armen wîbe nôt.
- ‚Jâ vürhte ich harte sêre etelîchen rât, A.865
- ob man der deheinen missedienet hât,
- die uns gevüegen kunnen vîentlîchen haß.
- belîbet, lieber hêrre, mit triuwen râte ich iu daß.‘
- ‚Mîn liebiu triutinne, ich kume in kurzen tagen. A.866
- ine weiß hie niht der liute, die mir iht haßßes tragen.
- alle dîne mâge sint mir gemeine holt;
- ouch hân ich an den degenen hie niht anders versolt.‘
- ‚Neinâ, hêrre Sîvrit, jâ vürhtich dînen val. A.867
- mir troumde hînt leide, wie obe dir ze tal
- vielen zwêne berge: ine sach dich nimmer mê.
- wiltu von mir scheiden, daß tuot mir inneclîchen wê.‘
- Er umbevie mit armen daß tugentrîche wîp, A.868
- mit minneclîchem küssen er trûte ir schœnen lîp.
- mit urloube er dannen schiet in kurzer stunt.
- sine gesach in leider dar nâch nimmer mêr gesunt.
- Dô riten si von dannen in einen tiefen walt A.869
- durch kurzewîle willen; vil manec rîter balt
- riten mit dem wirte; man vuorte ouch mit in dan
- vil der edelen spîse, die die helden solden hân.
- Geladen vil der rosse kom vor in über Rîn, A.870
- diu den jeitgesellen truogen brôt unt wîn,
- vleisch mit den vischen und ander manegen rât,
- den ein künic sô rîche harte billîchen hât.
- Si hießen herbergen vür den grüenen walt 871
- gêns wildes abeloufe die stolzen jegere balt,
- dâ si dâ jagen solden, ûf einen wert vil breit.
- dô was ouch komen Sîvrit: daß wart dem künige geseit.
- Von den jeitgesellen wurden dô bestân 872
- die warte an allen ende. dô sprach der küene man,
- Sîvrit der vil starke: ‚wer sol uns in den walt
- wîsen nâch dem wilde, ir degne küene unde balt?‘
- ‚Welle wir uns scheiden,‘ sprach dô Hagene, 873
- ‚ê daß wir beginnen hie ze jagene:
- dâ bî mugen bekennen ich und der hêrre mîn,
- wer die besten jegere an diser waltreise sîn.
- ‚Liute unde hunde suln wir teilen gar: 874
- sô kêre ieslîcher, dar er gerne var.
- der danne jage beste, der sol des haben danc.‘
- dô was der jeger bîten bî ein ander niht lanc.
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚ich hân der hunde rât 875
- wan einen bracken, der sô genoßßen hât,
- daß er die verte erkenne der tiere durch den tan.
- wir komen wol ze jeide,‘ sprach der Kriemhilde man.
- Dô nam ein alter jegere einen spürhunt: 876
- er brâhte den hêrren in einer kurzen stunt,
- dâ si vil tiere vunden: swaß der von leger stuont,
- diu erjeiten die gesellen, sô noch guote jeger tuont.
- Swaß ir der bracke ersprancte, diu sluoc mit sîner hant A.877
- Sîvrit der küene, der helt von Niderlant.
- sîn ros lief sô sêre, daß ir im niht entran.
- den lop er vor in allen an dem gejeide gewan.
- Er was an allen dingen biderbe genuoc. A.878
- sîn tier daß êrste, daß er ze tôde sluoc,
- was ein starkeß halpswuol, mit der sîner hant;
- dar nâch er vil schiere einen grimmen leuwen vant.
- Der bracke den ersprancte: er schôß in mit dem bogen. A.879
- eine scharfe strâle hete er dar in gezogen:
- der leuw lief nâch dem schußße wan drîer sprünge lanc.
- sîne jeitgesellen die seiten Sîvride danc.
- Dar nâch sluoc er schiere einen wisent und einen elch, A.880
- starker ûre viere und einen grimmen schelch.
- sîn ros truoc in sô balde, daß im niht entran.
- hirße oder hinde kunde im wênec enkân.
- Einen eber grôßen vant der spürhunt. 881
- als er begunde vliehen, dô kom an der stunt
- des gejeides meister bestuont in ûf der slâ.
- daß swîn zorneclîchen lief an den küenen degen sâ.
- Dô sluoc in mit dem swerte Kriemhilde man: 882
- eß hete ein ander jegere sô sanfte niht getân.
- dô ern hete ervellet, man vie den spürhunt.
- dô wart sîn rîch gejeide allen Burgunden kunt.
- Dô sprâchen sîne jegere: ‚mag eß mit vuoge wesen, B.
- sô lât uns, hêr Sîvrit, der tier ein teil genesen:
- ir tuot uns hiute lære den berc und ouch den walt.‘
- des begonde smielen der degen küene unde balt.
- Si hôrten allenthalben ludem unde dôß. 883
- von liuten und von hunden der schal was sô grôß,
- daß in dâ von antwurte der berc und ouch der tan.
- vier und zweinzec ruore die jeger hêten verlân.
- Dô muosen vil der tiere verliesen dâ daß leben. 884
- dô wânden si vüegen, daß man solde geben
- in den prîs des jeides: des kunde niht geschehen,
- dô der starke Sîvrit wart zer viurstat gesehen.
- Daß jeit was ergangen unde doch niht gar. 885
- die zer viurstat wolden, die brâhten mit in dar
- vil maneger hande hiute und wildes genuoc.
- hei, waß des ze kuchen des küneges ingesinde truoc!
- Dô hieß der künic künden den jegern wol geborn, 886
- daß er enbîßen wolde. dô wart lûte ein horn
- zeiner stunt geblâsen: dâ mite wart erkant,
- daß man den vürsten edele dâ zen herbergen vant.
- Dô sprach ein Sîvrides jegere: ‚hêrre, ich hân vernomen B.
- von eines hornes dußße, daß wir nu suln komen
- zuo den herbergen: antwurten ich des wil.‘
- dô wart nâch den gesellen gevrâget blâsende vil.
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚nu rûme wir den tan!‘ 887
- sîn ros truoc in ebene: si îlten mit im dan.
- si ersprancten mit ir schalle ein tier gremelich,
- einen bern wilden. dô sprach der degen hinder sich:
- ‚Ich wil uns hergesellen kurzwîle wern. 888
- ir solt den bracken lâßen: ich sihe einen bern;
- der sol mit uns hinnen zen herbergen varn.
- ern vliehe danne sêre, ern kan sichs nimmer bewarn.‘
- Der bracke wart verlâßen, der ber spranc von dan. 889
- dô wolde in errîten Kriemhilde man.
- er kom in ein gevelle: done kunde eß niht wesen;
- daß starke tier dô wânde vor den jegeren genesen.
- Dô spranc von sîme rosse der stolze rîter guot, 890
- er begunde nâch loufen. daß tier was unbehuot,
- eß enkunde im niht entrinnen: dô vie erß sâ zehant;
- ân alle wunden der helt eß schiere gebant.
- Krazen noch gebîßen kunde eß niht den man. 891
- er band eß zuo dem satele: ûf saß der snelle sân,
- er brâhte eß an die viuwerstat durch sînen hôhen muot
- zeiner kurzwîle, der degen küene unde guot.
- Wie rehte hêrlîche er ze herbergen reit! A.892
- sîn gêr was vil michel, starc unde breit;
- im hie ein zier wâfen nider ûf den sporn.
- von rôteme golde der hêrre vuorte ein schœne horn.
- Von beßßerm pirsgewæte hôrte ich nie gesagen. A.893
- einen roc swarz phellîn sach man in tragen
- und einen huot von zobele, der rîche was genuoc.
- hei, waß er borten an sîme kochære truoc!
- Von eineme pantel dar über was gezogen A.894
- ein hût durch die süeße. ouch vuorter einen bogen,
- den man mit antwerke muose ziehen dan,
- der in spannen wolde, ern heteß selbe getân.
- Von einer ludmes hiute was alleß sîn gewant; A.895
- von houbet unz anß ende gestreut man drûfe vant.
- ûß der liehten riuhe vil manec goldes zein
- ze beiden sînen sîten dem küenen jegermeister schein.
- Ouch vuorte er Balmungen, ein ziere wâfen breit: A.896
- daß was alsô scherphe, daß eß nie vermeit,
- swâ manß sluoc ûf helme: sîn ecke wâren guot.
- der hêrlîche jegere was vil hôhe gemuot.
- Sît ich iu diu mære gar bescheiden sol, A.897
- im was sîn edel kocher guoter strâle vol,
- von guldînen tüllen, diu sahs wol hende breit.
- eß muoste balde ersterben, swaß er dâ mit versneit.
- Dô reit der rîter edele vil weidenlîche dan. A.898
- in sâhen zuo in komende Guntheres man:
- si liefen im enkegene und enphiengen im daß marc:
- dô vuorte er bî dem satele den beren grôß unde starc.
- Als er gestuont von rosse, dô lôste er im diu bant 899
- von vuoße und ouch von munde. do erlûte sâ zehant
- vil lûte daß gehünde, swaß es den bern sach.
- daß tier ze walde wolde: die liute hetens ungemach.
- Der ber von dem schalle durch die kuche geriet: 900
- hei, waß er kuchenknehte von dem viuwer schiet!
- vil keßßele wart gerüeret, zervüeret manec brant;
- hei, waß man guoter spîse in dem aschen ligen vant!
- Dô sprungen von dem sedele die hêrren und ir man. 901
- der ber begunde zürnen; der künic hieß dô lân
- alleß daß gehünde, daß an seilen lac;
- und wære eß wol verendet, si heten vrœlîchen tac.
- Mit bogen und mit spießen, niht langer man daß lie, 902
- dar liefen dô die snellen, dâ der bere gie.
- dô was sô vil der hunde, daß dâ nieman schôß.
- von des liutes schalle daß gebirge alleß erdôß.
- Der ber begunde vliehen vor den hunden dan: 903
- im kunde niht gevolgen wan Kriemhilde man.
- er erlief in mit dem swerte, ze tôde er in dô sluoc.
- hin zuo dem viure man den beren wider truoc.
- Dô sprâchen, die daß sâhen, er wære ein kreftec man. 904
- die stolzen jeitgesellen hieß man ze tische gân.
- ûf einen schœnen anger saß ir dâ genuoc.
- hei, waß man rîterspîse dô den stolzen jegern truoc!
- Die schenken kômen seine, die tragen solden wîn; A.905
- eß enkunde baß gedienet nimmer helden sîn.
- heten si dar under niht sô valschen muot,
- sô wæren wol die recken vor allen schanden behuot.
- Done hete niht der sinne der küene veige man, C.
- daß er ir untriuwe kunde sich verstân.
- er was in ganzen tugenden alles valsches blôß;
- sîns tôdes muose engelten sît, der sîn nie niht genôß.
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚wunder mich des hât, 906
- sît man uns von kuchen gît sô manegen rât,
- war umbe uns die schenken dar zuo niht bringen wîn:
- man phlege baß der jegere, ich wil niht jeitgeselle sîn.
- ‚Ich hete wol verdienet, daß man mîn næme war.‘ A.907
- der künic von dem tische sprach in valsche dar:
- ‚man sol iu gerne büeßen, swes wir gebresten hân.
- eß ist von Hagnen schulde: der wil uns erdürsten lân.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚lieber hêrre mîn, A.908
- ich wânde, daß pirsen solde hiute sîn
- dâ zem Spehtsharte: den wîn den sande ich dar.
- sîn wir hiut ungetrunken, wie wol ich mêre daß bewar.‘
- Dô sprach der hêrre Sîvrit: ‚ir lîp der habe undanc. 909
- man sold mir siben soume met und lûtertranc
- haben her gevüeret. dô des niht mohte sîn,
- dô sold man uns gesidelet haben nâher an den Rîn.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚ir edelen rîter balt, 910
- ich weiß hie vil nâhen einen brunnen kalt:
- daß ir niht enzürnet: dâ sul wir hine gân.‘
- der rât wart manegem degene ze grôßen sorgen getân.
- Sîvriden den recken twanc des durstes nôt; A.911
- den tisch er deste zîter ruken dan gebôt:
- er wolde vür die berge zuo dem brunnen gân.
- dô was der rât mit meine von den degenen getân.
- Diu tier hieß man ûf wägenen und vüeren in daß lant, A.912
- diu dâ hete verhouwen Sîvrides hant.
- man jach im grôßer êren, swer eß ie gesach.
- Hagne sîne triuwe sêre an Sîvride brach.
- Dô si wolden dannen zuo der linden breit, 913
- dô sprach von Troneje Hagene: ‚mir ist des vil geseit,
- daß niht gevolgen kunde dem Kriemhilde man,
- swenne er welle gâhen; hei! wolde er uns daß sehen lân!‘
- Dô sprach von Niderlande der küene Sîvrit: 914
- ‚daß muget ir wol versuochen, welt ir mir volgen mit
- ze wette zuo dem brunnen. sô daß ist getân,
- dem sol man jehen danne, den man siht ze vorderst stân.‘
- ‚Nu welle wirß versuochen,‘ sprach Hagne der degen. 915
- dô sprach der starke Sîvrit: ‚sô wil ich mich legen
- vür iuwer vüeße nider an daß gras.‘
- dô er daß gehôrte, wie liep daß Gunthere was!
- Dô sprach der degen küene: ‚ich wil iu mêre sagen: 916
- alleß mîn gewæte wil ich mit mir tragen,
- den gêr zuo dem schilde und mîn pirsgewant.‘
- den kocher zuo dem swerte vil schier er umbe gebant.
- Dô zugen si diu kleider von dem lîbe dan: 917
- in zwein wîßen hemden sach man si beide stân.
- sam zwei wildiu pantel si liefen durch den klê;
- doch sach man bî dem brunnen den küenen Sîvriden ê.
- Den prîs an allen dingen truoc er vor manegem man. 918
- daß swert lôste er schiere, den kocher leit er dan,
- den starken gêr er leinde an der linden ast:
- bî des brunnen vlußße stuont der hêrlîche gast.
- Die Sîvrides tugende wâren harte grôß. 919
- den schilt er leite nidere, dâ der brunne vlôß:
- swie harte sô in durste, der helt doch niht entranc,
- ê der künec getrunke: des seit er im vil bœsen danc.
- Der brunne was küele, lûter unde guot. 920
- Gunther sich dô neigete nider zuo der vluot.
- als er hete getrunken, dô rihte er sich von dan:
- alsam het ouch gerne der küene Sîvrit getân.
- Do engalt er sîner zühte. den bogen und daß swert 921
- daß truoc alleß Hagene von im danwert
- und spranc dâ hin widere, da er den gêre vant.
- er sach nâch einem bilde an des küenen gewant.
- Dô der hêrre Sîvrit ob dem brunnen tranc, 922
- er schôß in durch daß kriuze, daß von der wunden spranc
- daß bluot von dem herzen vaste an Hagnen wât.
- solher missewende ein helt nu nimmer begât.
- Den gêr im gên dem herzen stecken er dô lie. A.923
- alsô grimmeclîche ze flühte Hagne nie
- gelief in der werlde vor deheinem man.
- dô sich der starke Sîvrit der grôßen wunden versan,
- Der hêrre tobelîchen von dem brunnen spranc; 924
- im ragete von den herten ein gêrstange lanc.
- der vürste wânde vinden bogen oder swert:
- sô müese wesen Hagene nâch sîme dienste gewert.
- Dô der sêre wunde des swertes niht envant, 925
- done het et er niht mêre wan des schildes rant:
- er zuct in von dem brunnen, dô lief er Hagnen an:
- done kunde im niht entrinnen des künic Guntheres man.
- Swie wunt er was zem tôde, sô krefteclîch er sluoc, 926
- daß ûßer dem schilde dræte genuoc
- des edelen gesteines; der schilt vil gar zerbrast.
- sich hete gerne errochen der vil hêrlîche gast.
- Hagene muose strûchen vor sîner hant ze tal; 927
- von des slages krefte der wert vil lûte erhal.
- het er sîn swert enhende, sô wær eß Hagenen tôt.
- sêre zurnde der wunde, des twanc in êhaftiu nôt.
- Erblichen was sîn varwe: ern mohte niht gestên. 928
- sînes lîbes sterke muoste gar zergên,
- wande er des tôdes zeichen in liehter varwe truoc.
- sît wart er beweinet von schœnen vrouwen genuoc.
- Dô viel in die bluomen der Kriemhilde man. 929
- daß bluot von sîner wunden sach man vaste gân.
- dô begunder schelten, des twanc in grôßiu nôt,
- die ûf in gerâten heten ungetriuwe den tôt.
- Dô sprach der verchwunde: ‚jâ ir bœsen zagen, 930
- waß helfent mîniu dienest, sît ir mich habet erslagen?
- ich was iu ie getriuwe: des ich enkolten hân.
- ir habt an iuwern vriunden leider übele getân.
- ‚Die sint dâ von bescholden, swaß ir wirt geborn A.931
- her nâch disen zîten. ir habt iuwern zorn
- gerochen al ze sêre an dem lîbe mîn.
- mit laster gescheiden sult ir von guoten recken sîn.‘
- Die rîter liefen alle, dâ er erslagen lac. 932
- eß was ir genuogen ein vreudelôser tac.
- die iht triuwe hêten, von den wart er gekleit:
- daß het ouch wol gedienet umb alle liute der helt gemeit.
- Der künec von Burgunden klagte ouch sînen tôt. 933
- dô sprach der verchwunde: ‚daß ist âne nôt,
- daß der nâch schaden weinet, der in dâ hât getân:
- der dienet michel schelten: eß wære beßßer verlân.‘
- Dô sprach der grimme Hagene: ‚jane weiß ich, waß ir kleit. 934
- eß hat nu alleß ende an uns, sorge unde leit.
- wir vinden ir nu wênec, die getürren uns bestân;
- wol mich, deich sîner hêrschaft hân ze râte getân.‘
- ‚Ir muget iuch lîhte rüemen,‘ sprach dô Sîvrit. 935
- ‚het ich an iu erkunnet den mortlîchen sit,
- ich hete wol behalten vor iu mînen lîp.
- mich riuwet niht sô sêre sô vrou Kriemhilt mîn wîp.
- ‚Nu müeße Got erbarmen, deich ie gewan den sun, 936
- dem man itewîßen sol daß her nâch tuon,
- daß sîne mâge ieman mortlîch hânt erslagen.
- möhte ichß verenden, daß solde ich pillîche klagen.
- ‚Zer werlde wart nie mêre grœßer mort begân,‘ C.
- sprach er zuo dem künege, ‚denne an mir ist getân.
- ich behielt iu lîp und êre in angestlîcher nôt;
- ich hâns engolten sêre, daß ichß iu ie sô wol erbôt.‘
- Dô sprach jæmerlîche der verchwunde man: 937
- ‚welt ir, künic edele, triuwen iht began
- in der werlde an iemen, lât iu bevolhen sîn
- ûf iuwer genâde die lieben triutinne mîn.
- ‚Lât si des genießen, daß si iuwer swester sî: 938
- durch aller vürsten tugende wont ir mit triuwen bî.
- mir müeßen warten lange mîn vater und mîne man:
- eß enwart nie vrouwen leider an liebem vriunde getân.‘
- Er ramph sich bitterlîche, als im diu nôt gebôt, C.
- und sprach dô jæmerlîche: ‚der mortlîche tôt
- mag iuch wol geriuwen her nâch disen tagen:
- geloubt an rehten triuwen, daß ir iuch selben habt erslagen.‘
- Die bluomen allenthalben von bluote wâren naß. 939
- dô ranger mit dem tôde, unlange tet er daß,
- wan des tôdes wâfen ie ze sêre sneit.
- dô mohte reden niht mêre der recke küene unde gemeit.
- Dô die hêrren sâhen, daß der helt was tôt, 940
- si leiten in ûf einen schilt, der was von golde rôt,
- und wurden des ze râte, wie daß solde ergân,
- daß man eß verhæle, daß eß Hagne hete getân.
- Dô sprâchen ir genuoge: ‚uns ist übel geschehen. 941
- ir sult eß heln alle und sult gelîche jehen:
- da er jagen rite aleine, Kriemhilde man,
- in slüegen schâchære, dâ er vüere durch den tan.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚ich bring in in daß lant. 942
- mir ist vil unmære, wirt eß ir bekant,
- diu sô hât betrüebet den Prünhilde muot.
- eß ahtet mich vil ringe, swaß si nu weinen getuot.‘
- Von dem selben brunnen, dâ Sîvrit wart erslagen, C.
- sult ir die rehten wârheit von mir hœren sagen:
- vor dem Otenwalde ein dorf lît, Otenheim:
- dâ vliußet noch der brunne, des ist zwîvel dehein.
- Âventiure
- wie Sîvrit beklaget und begraben wart.
- Dô biten si der nahte und vuoren über Rîn: 943
- von helden kunde nimmer wirs gejaget sîn.
- ein tier, daß si dâ sluogen, daß weinden edeliu wîp:
- jâ muosen sîn enkelten vil guoter wîgande lîp.
- Von grôßer übermüete muget ir hœren sagen IX.944
- und eislîcher râche. eß hieß Hagne tragen
- Sîvriden alsô tôten von Niblunge lant
- vür eine kemenâten, dâ man Kriemhilde vant.
- Er hieß in tougenlîche legen an die tür, 945
- daß si in dâ vinden solde, sô si gienge dervür
- hin ze mettîne, ê daß eß wurde tac,
- der diu vrouwe Kriemhilt vil selten eine verlac.
- Man lûte dâ zem münster nâch gewoneheit: 946
- Kriemhilt diu vil schœne wacte manege meit.
- ein lieht bat si ir bringen und ouch ir gewant;
- dô kom ein kamerære, dâ er Sîvriden vant.
- Er sach in bluotes rôten, sîn wât was elliu naß. 947
- daß eß sîn hêrre wære, niht enwesser daß.
- hin ze der kemenâten daß lieht er truoc enhant,
- bî dem vil leide mære vrouwe Kriemhilt ervant.
- Dô si mit ir vrouwen ze kirche wolde gân, 948
- dô sprach der kamerære: ‚vrouwe, ir sult stille stân:
- eß lît vor dem gademe ein rîter tôt erslagen.‘
- ‚Ouwê,‘ sprach vrou Kriemhilt, ‚waß wiltu solher mære sagen?‘
- Ê si rehte ervunde, daß eß wære ir man, A.949
- an die Hagenen vrâge denken si began,
- wie er solde in vristen: êrst dô wart ir leit.
- von ir was allen vreuden mit sîme tôde widerseit.
- Si seic zuo der erden, daß si niht ensprach: A.950
- die schœnen vreudelôsen ligen man dô sach.
- Kriemhilde jâmer wart unmâßen grôß.
- dô schrei si nâch unkreften, daß al diu kemenâte erdôß.
- Dô sprach daß gesinde: ‚waß, obeß ist ein gast?‘ 951
- daß bluot ir ûß dem munde vor herzen jâmer brast.
- A. (si sprach): ‚nein, eß ist Sîvrit, mîn vil lieber man:
- eß hât gerâten Prünhilt, daß eß Hagne hât getân.‘
- Diu vrouwe bat sich wîsen, dâ si den helt vant. 952
- si huop sîn schœne houbet mit ir vil wîßen hant. A.
- swie rôt er was von bluote, si hete in schiere erkant.
- dô lac vil jæmerlîche der helt von Nibelunge lant.
- Dô rief trûreclîchen diu küneginne milt: 953
- ‚wê mir dises leides: nu ist dir doch dîn schilt
- mit swerten niht verhouwen: du lîst ermorderôt.
- wesse ich, wer eß het getân, ich riete im immer sînen tôt.‘
- Alleß ir gesinde klagete unde schrê 954
- mit ir lieben vrouwen, wande in was vil wê
- umb ir edelen hêrren, der dâ was verlorn.
- gerochen hete Hagene vil übele Prünhilde zorn.
- Dô sprach diu jâmerhafte: ‚ir sult hine gân 955
- und wecket harte balde die Sîvrides man.
- ir sult ouch Sigmunde mînen jâmer sagen,
- ob er mir helfen welle den küenen Sîvriden klagen.‘
- Dô lief ein bote balde, dâ er ligen vant 956
- Sîvrides helde von Niblunge lant.
- mit den vil leiden mæren ir vreude er in benam;
- si woldenß niht gelouben, ê man daß weinen vernam.
- Der bote kom ouch schiere, dâ der künic lac. A.957
- Sigmunt der hêrre des slâfes niene phlac:
- ich wæn, sîn herze im seite, daß im was geschehen,
- daz er sînen lieben sun nimmer solde mêr gesehen.
- ‚Wachet, hêrre Sigmunt! mich bat nâch iu gân 958
- Kriemhilt mîn vrouwe: der ist ein leit getân,
- daß ir vor allen leiden an ir herze gât:
- daß sult ir klagen helfen, wan eß sêre iuch bestât.‘
- Ûf rihte sich dô Sigemunt, er sprach: ‚waß sint diu leit 959
- der schœnen Kriemhilde, sô du hâst geseit?‘
- der bote sprach mit weinen: ‚si muoß von schulden klagen:
- jâ ist von Niderlanden der küene Sîvrit erslagen.‘
- Dô sprach der künic Sigemunt: ‚lât daß schimpfen sîn 960
- und alsô bœsiu mære von dem sune mîn,
- daß ir saget ieman, daß er sî erslagen,
- wan ich enkunde in nimmer unz an mîn ende verklagen.‘
- ‚Und welt irß niht gelouben, daß ir mich hœret sagen, 961
- sô vernemet selbe Kriemhilde klagen
- und alleß ir gesinde den Sîvrides tôt.‘
- vil sêre schrac dô Sigmunt: des gie im wærlîchen nôt.
- Mit hundert sîner manne er von dem bette spranc. 962
- si zucten zuo den handen diu scharphen wâfen lanc:
- si liefen zuo dem wuofe jâmerlîchen dan.
- dô kômen tûsent recken, des küenen Sîvrides man.
- Dô si sô jâmerlîche die vrouwen hôrten klagen, A.963
- dô wânden sumelîche, si solden kleider tragen.
- jane mohten si der sinne vor leide niht gehaben:
- in was michel swære in ir herze begraben.
- Dô kom der künic Sigemunt, da er Kriemhilde vant. 964
- er sprach: ‚ouwê der reise her in ditze lant.
- wer hât mich mînes kindes und iuch des iuwern man
- bî alsô guoten vriunden sus mortlîch âne getân?‘
- ‚Solde ich den bekennen,‘ sprach daß vil edel wîp, 965
- ‚holt wurde im nimmer mîn herze noch mîn lîp:
- ich riete im alse leides, daß al die vriunde sîn
- mit jâmer müesen weinen, daß wißßet, von den schulden mîn.‘
- Sigemunt mit armen den vürsten umbeslôß. 966
- dô wart von sînen vriunden der jâmer alsô grôß,
- daß von dem starken wuofe palas unde sal
- und diu stat ze Wormße von ir weinen erschal.
- Done kunde nieman trœsten Sîvrides wîp. 967
- man zôch ûß den kleidern sînen schœnen lîp
- und wuosch im sîne wunde, man leite in ûf den rê.
- dô was sînen liuten von starkem jâmer vil wê.
- Eß sprâchen sîne recken ûß Niblunge lant: 968
- ‚in sol immer rechen mit willen unser hant.
- er ist in disem hûse, der eß hât getân.‘
- dô ilten sich wâfenen alle Sîvrides man.
- Die ûß erwelten degene mit schilden kômen dar, 969
- einlif hundert recken: die hete an sîner schar
- Sigmunt der rîche. sînes sunes tôt
- wolde er gerne rechen, als im sîn triuwe daß gebôt.
- Sine wessen, wen si solden mit strîte dô bestân, 970
- si entæten Guntheren und ouch sîne man,
- mit den der hêrre Sîvrit an daß gejeide reit.
- Kriemhilt sach si gewâfent; daß was ir grœßlîche leit.
- Swie michel wær ir jâmer und wie starc ir nôt, 971
- doch vorhte si sô harte der Niblunge tôt
- von ir bruoder mannen, daß si eß understuont.
- si warnt si güetlîche, sô vriunde liebe vriunde tuont.
- Dô sprach diu jâmers rîche: ‚mîn hêr Sigmunt, 972
- wes welt ir beginnen? iu ist niht rehte kunt.
- jâ hât künic Gunther sô manegen küenen man:
- ir welt iuch alle vliesen, welt ir die recken bestân.‘
- Mit ûf erburten schilden was in ze strîte nôt. 973
- diu edel küneginne si bat und ouch gebôt,
- daß eß mîden solden die recken vil gemeit.
- daß wolden si niht lâßen, daß was ir wærlîche leit.
- Si sprach: ‚mîn hêr Sigmunt, ir sult eß lâßen stân, 974
- unz eß sich baß vüege: sô wil ich mînen man
- immer mit iu rechen. der mir in hât benomen,
- wird ich des bewîset, eß muoß im schedlîchen komen.
- ‚Eß ist der übermüeten hie bî Rîne vil, 975
- dâ von ich iu des strîtes râten niht enwil.
- si habent wider einen ie wol drîßec man;
- Got lâß in gelingen, als si umb uns gedienet hân.
- ‚Ir sult hie belîben und dolt mit mir diu leit, 976
- unz eß tagen beginne, ir helde vil gemeit:
- sô helfet mir beserken mînen lieben man.‘
- dô sprâchen die degene: ‚vrouwe liep, daß sî getân.‘
- Iu enkunde nieman daß wunder volsagen 977
- von rîtern und von vrouwen, wie man die hôrte klagen,
- sô daß man des wuofes wart in der stat gewar.
- die edelen burgære kômen gâhende dar.
- Si klagten mit den gesten, wan in was harte leit. 978
- Sîvrides schulde in wâren niht geseit,
- durch waß der edel recke verlôs dâ sînen lîp.
- dô weinden mit den vrouwen der guoten burgære wîp.
- Smide hieß man gâhen wurken einen sarc 979
- von silber und von golde, michel unde starc,
- und hieß in vaste spengen mit stahel, der was guot.
- dô was al den liuten harte trûrec der muot.
- Diu naht was ergangen: man seite, eß wolde tagen. 980
- dô hieß diu edel vrouwe zuo dem münster tragen
- den vil edelen tôten, ir vil lieben man.
- swaß er dâ vriunde hête, die sach man weinende gân.
- Dô si in zem münster brâhten, wie vil dâ glocken klanc! A.981
- man hôrte allenthalben maneges phaphen sanc.
- dô kom der künic Gunther dar mit sînen man
- und ouch der grimme Hagene; daß wære beßßer verlân.
- Er sprach: ‚liebiu swester, wê der leide dîn. A.982
- daß wir niht mohten âne sô grôßes schaden sîn.
- wir müeßen klagen immer Sîvrides lîp.‘
- ‚daß tuot ir âne schulde,‘ sprach daß jâmerhafte wîp.
- ‚Wær iu dar umbe leide, sone wær es niht geschehen. A.983
- ir hetet mîn vergeßßen, des mag ich wol jehen,
- dâ ich dâ wart gescheiden von mîme lieben man.
- daß wolde Got von himele, wær eß mir selber getân.‘
- Si buten vaste ir lougenen; Kriemhilt begunde jehen: A.984
- ‚swelher sî unschuldec, der lâße daß besehen.
- der sol zuo der bâre vor den liuten gân:
- dâ mac man die wârheit harte schiere bî verstân.‘
- Daß ist ein michel wunder: dicke eß noch geschiht, A.985
- swâ man den mortmeilen bî dem tôten siht,
- sô bluotent im die wunden; sam ouch dâ geschach;
- dâ von man die schulde dâ ze Hagenen gesach.
- Die wunden vlußßen sêre, alsam si tâten ê. A.986
- die ê dâ sêre klageten, des wart nu michel mê.
- dô sprach künic Gunther: ‚ich wilß iuch wißßen lân.
- in sluogen schâchære: Hagene hât es niht getân.‘
- ‚Mir sint die schâchære,‘ sprach si, ‚vil wol bekant. A.987
- nu lâße eß Got errechen noch sîner vriunde hant.
- Gunther und Hagene, jâ habet irß getân.‘
- die Sîvrides degene hêten dô zuo strîte wân.
- Dô sprach aber Kriemhilt: ‚nu dolt mit mir die nôt.‘ A.988
- dô kômen dise beide, dâ si in vunden tôt,
- Gêrnôt ir bruoder und Gîselher daß kint.
- mit triuwen si in klageten; ir ougen wurden naßßes blint.
- Si weinden inneclîche Kriemhilde man. A.989
- man wolde messe singen: zuo dem münster dan
- giengen allenthalben man unde wîp.
- die sîn doch lîhte enbâren, die weinden Sîvrides lîp.
- Gêrnôt unde Gîselher sprâchen: ‚swester mîn, A.990
- nu trœste dich nâch tôde, als eß iedoch muoß sîn.
- wir wellen dichs ergetzen, die wîle wir leben.‘
- dône kunde ir nieman trôst neheinen gegeben.
- Sîn sarc was bereitet wol umbe mitten tac; A.991
- man huob in von der bâre, dâ er ûfe lac.
- in wolde noch diu vrouwe lâßen niht begraben:
- des muosen al die liute michel arbeite haben.
- In einen rîchen phelle man den tôten want. A.992
- ich wæne, man dâ ieman âne weinen vant.
- dô klagte herzenlîche Uote, ein edel wîp,
- und al ir ingesinde Sîvrides wætlîchen lîp.
- Dô man gehôrte, daß man zem münster sanc 993
- und in besarket hête, dâ huop sich grôß gedranc:
- durch willen sîner sêle waß man ophers truoc!
- er hete bî den vînden doch guoter vriunde genuoc.
- Kriemhilt diu arme zir kameræren sprach: 994
- ‚ir sult durch mîne liebe lîden ungemach:
- die im guotes günnen und mir wesen holt,
- durch Sîvrides sêle sol man in teilen sîn golt.‘
- Dehein kint was sô kleine, daß witze mohte haben, 995
- eß muose gên zem opher, ê er wurde begraben.
- wol hundert messe man des tages sanc.
- von Sîvrides vriunden wart dô grôßer gedranc.
- Dô man het gesungen, daß volc sich huop von dan. 996
- dô sprach vrou Kriemhilt: ‚irn sult niht eine lân
- hînte mich bewachen den ûß erwelten degen.
- eß ist an sîme lîbe al mîn vreude gelegen.
- ‚Drî tac und drî nahte wil ich in lâßen stân, A.997
- unz ich mich geniete mîns vil lieben man.
- waß, ob Got gebiutet, daß mich ouch nimt der tôt?
- sô wære wol verendet mîn armer Kriemhilde nôt.‘
- Ze herbergen giengen die liute von der stat. 998
- phaffen unde müniche si belîben bat
- und alleß sîn gesinde, daß des heldes phlac.
- si heten naht vil arge und vil müelîchen tac.
- Ân eßßen und ân trinken beleib dâ manec man. A.999
- die eß nemen wolden, den wart daß kunt getân,
- man gæbes in den vollen: daß schuof er Sigmunt.
- dô was den Niblungen vil michel arbeite kunt.
- Die drîe tagezîte, sô wir hœren sagen, B.
- die dâ kunden singen, daß si muosen tragen
- vil der arbeite: waß man in ophers truoc!
- die dâ arme wâren, die wurden rîche genuoc.
- Swaß man vant der armen, die es niht mohten hân, 1000
- die hieß man doch zem opher mit dem golde gân
- ûß sîn selbes kamere: dô er niht solde leben,
- umbe sîne sêle wart manec tûsent marc gegeben.
- Urbor ûf der erden teiltes in diu lant, 1001
- swâ sô man klôster und guote liute vant.
- silber gap man unde wât den armen dâ genuoc.
- si tet dem wol gelîche, daß sim holden willen truoc.
- An dem dritten morgen ze rehter messezît 1002
- sô was bî dem münster der kirchhof alsô wît
- von den lantliuten weinennes alsô vol:
- si dienden im nâch tôde, als man lieben vriunden sol.
- In den tagen vieren, man hât gesaget daß, A.1003
- ze drîßec tûsent marken oder dannoch baß
- wart durch sîne sêle den armen dâ gegeben.
- dô was gelegen ringe sîn grôßiu schœne und ouch sîn leben.
- Dô Gote wart gedienet und man vol gesanc, 1004
- mit ungevüegem leide vil des volkes ranc.
- man hieß in ûß dem münster zuo dem grabe tragen.
- man vant dâ niht anders wan ein weinen unde klagen.
- Lûte schrîende daß liut gie mit im dan: 1005
- vrô enwas dô niemen weder wîp noch man.
- ê man in begrüebe, man sanc unde las:
- hei, waß guoter phaffen bî sîner bevilde was!
- Ê ze dem grâbe kœme Sîvrides wîp, 1006
- dô ranc mit solhem jâmer ir getriuwer lîp,
- daß man si mit dem brunnen dicke dâ begôß.
- eß was ir ungemüete vil harte unmæßlîchen grôß.
- Eß was michel wunder, daß si ie genas. 1007
- mit klage ir helfende dâ manec vrouwe was.
- dô sprach diu küneginne: ‚ir Sîvrides man,
- ir sult durch iuwer triuwe an mir genâde begân.
- ‚Lât mir nâch mîme leide ein kleine liep geschehen, 1008
- daß ich sîn schœne houbet noch eins müeße sehen.‘
- dô bat sis alsô lange mit jâmers sinnen starc,
- daß man zebrechen muose den vil hêrlîchen sarc.
- Dô brâhte man die vrouwen, dâ si in ligen vant. 1009
- si huop sîn schœneß houbet mit ir vil wîßen hant
- und kuste in alsô tôten, den edelen rîter guot:
- ir vil liehten ougen von leide weinden dô bluot.
- Ein jæmerlîcheß scheiden wart dô dâ getân. 1010
- dô truoc man si von dannen: sine kunde niht gegân.
- dô vant man sinnelôse daß hêrlîche wîp.
- von leide möht ersterben ir vil wünneclîcher lîp.
- Dô man den edelen hêrren hete nu begraben, 1011
- leit âne mâße sach man die alle haben,
- die mit im komen wâren von Niblunge lant.
- vil selten vrœlîchen man dô Sigmunden vant.
- Dô was etelîcher, der drîer tage lanc 1012
- vor dem grôßen leide niht aß noch entranc.
- dô mohten si dem lîbe sô geswîchen niht:
- si nerten sich nâch sorgen, sô noch genuogen geschiht.
- Kriemhilt unversunnen in unkreften lac C.
- den tac und den âbent unz an den andern tac.
- swaß iemen sprechen kunde, daß was ir gar unkunt.
- in den selben nœten lag ouch der künic Sigemunt.
- Vil kûme wart der hêrre wider ze sinnen brâht. C.
- von dem starken leide kranc was gar sîn maht:
- daß enwas niht wunder. dô sprâchen sîne man:
- ‚hêrre, ir sult ze lande: wir mugen niht langer hie bestân.‘
- Âventiure
- wie Sigmunt wider ze lande vuor.
- Der sweher Kriemhilde gie, dâ er si vant. X.1013
- er sprach ze der küneginne: ‚wir suln in unser lant.
- wir wæne unmære geste bî dem Rîne sîn.
- Kriemhilt, vil liebiu vrouwe, nu vart ir zuo dem lande mîn.
- ‚Sît daß uns untriuwe âne hât getân A.1014
- hie in disen landen des iuwern edelen man:
- des sult ir niht enkelten: ich tuon iu triuwen schîn
- durch iuwers mannes liebe unde des edelen kindes sîn.
- ‚Ir sult ouch haben, vrouwe, allen den gewalt, 1015
- den iu tet ê Sîvrit kunt, der degen balt.
- daß lant und ouch diu krône sî iu undertân.
- iu suln gerne dienen alle Sîvrides man.‘
- Dô seite man den knehten, si solden rîten dan: 1016
- dô wart michel gâhen nâch rossen getân.
- bî ir starken vînden was in daß leben leit.
- vrouwen unde meiden hieß man suochen diu kleit.
- Dô der künic Sigemunt wolde sîn geriten, 1017
- dô begunde ir muoter Kriemhilde biten,
- daß si bî ir mâgen solde dâ bestân.
- dô sprach diu vreuden arme: ‚daß kunde müelîch ergân.
- ‚Wie möht ich den immer mit ougen an gesehen, 1018
- von dem mir armen wîbe sô leide ist geschehen?‘
- dô sprach der junge Gîselher: ‚liebiu swester mîn,
- du solt durch dîne triuwe hie bî dîner muoter sîn.
- ‚Die dir hânt beswæret und betrüebet dînen muot, 1019
- der bedarftu niht ze dienste, du zere mîn eines guot.‘
- si sprach zuo dem recken: ‚jane mag es niht geschehen.
- von leide müese ich sterben, swenne ich Hagene solde sehen.‘
- ‚Des tuon ich dir ze râte, vil liebiu swester mîn. 1020
- du solt bî dînem bruoder Gîselhere sîn.
- jâ wil ich dich ergetzen dînes mannes tôt.‘
- dô sprach diu Gotes arme: ‚des wære Kriemhilde nôt.‘
- Dô eß ir der junge sô güetlîch erbôt, A.1021
- dô begunde ouch vlêgen Uote und Gêrnôt
- und ir getriuwe mâge, si bâtens dâ bestân,
- si hete lützel künnes under Sîvrides man.
- ‚Si sint iu alle vremede,‘ sô sprach Gêrnôt. A.1022
- ‚niemen lebt sô starker, ern müeße ligen tôt.
- daß bedenket, liebiu swester, und trœstet iuwern muot,
- belîbet bî den vriunden; eß wirt iu wærlîchen guot.‘
- Si lobete Gîselhere, si wolde dâ bestân. 1023
- diu ros gezogen wâren Sigmundes man,
- als si wolden rîten ze Niblunge lant;
- dô was ouch ûf gesoumet al der recken gewant.
- Dô gie hêr Sigemunt vür Kriemhilde stân: 1024
- er sprach zuo der vrouwen: ‚Sîvrides man
- wartent bî den rossen, nu suln wir rîten hin,
- wan ich vil ungerne hie bî den Burgunden bin.‘
- Dô sprach vrou Kriemhilt: ‚mir râtent vriunde mîn, 1025
- swaß der ist getriuwe, ich sul hie bî in sîn:
- ich habe niemen mâge in Niblunge lant.‘
- leit was eß Sigmunde, dô erß an Kriemhilde vant.
- Dô sprach künic Sigemunt: ‚lât iuß nieman sagen: 1026
- vor allen mînen mâgen sult ir krône tragen
- vil gewalteclîchen, als ir habt ê getân:
- irn sult des niht enkelten, daß wir den helt verlorn hân.
- ‚Und vart mit uns widere durch iuwer kindelîn; 1027
- daß ensult ir niht verweiset, vrouwe, lâßen sîn,
- swenn iuwer sun gewahset, der trœstet iu den muot.
- die wîle sol iu dienen manec küene degen guot.‘
- Si sprach: ‚mîn hêr Sigemunt, jane mag ich rîten niht. 1028
- ich muoß hie belîben, swaß halt mir geschiht,
- bî mînen mâgen, die mir helfen klagen.‘
- do begunden disiu mære den guoten recken missehagen.
- Si sprâchen al gelîche: ‚sô möhten wir wol jehen, 1029
- daß uns êrste wære leide geschehen,
- woldet ir belîben bî unsern vînden hie:
- so geriten hovereise noch helde sorclîcher nie.‘
- ‚Ir sult âne sorge Got bevolhen varn: 1030
- man gît iu guot geleite, ich heiß iuch wol bewarn
- zuo iuwerme lande; mîn liebeß kindelîn
- daß sol ûf genâde iu recken wol bevolhen sîn.‘
- Dô si wol vernâmen, daß si niht wolde dan, A.1031
- dô weinden al gelîche Sigmundes man.
- wie rehte jæmerlîche schiet dô Sigmunt
- von vrouwen Kriemhilde! dô was im ungemüete kunt.
- ‚Sô wê der hôhzîte,‘ sprach der künic hêr. 1032
- ‚eß geschiht von kurzwîle vürbaß nimmer mêr
- künege noch sînen mâgen, daß uns ist geschehen.
- man sol uns nimmer mêre hie zen Burgunden sehen.‘
- Dô sprâchen offenlîche Sîvrides man: 1033
- ‚eß möhte noch diu reise in ditz lant ergân,
- sô wir den noch vunden, der uns den hêrren sluoc.
- si hânt von sînen mâgen starker vînde genuoc.‘
- Er kuste Kriemhilde: jæmerlîch er sprach, 1034
- dô si belîben wolde und er daß rehte ersach:
- ‚nu rîten vreuden âne heim in unser lant!
- alle mîne sorge sint mir êrste nu bekant.‘
- Si riten ân geleite von Wormeß über Rîn: 1035
- si mohten wol des muotes sicherlîchen sîn,
- ob si in vîentschefte wurden an gerant,
- daß sich weren wolde der küenen Niblunge hant.
- Sine gerten urloubes dâ ze keinem man. A.1036
- dô sach man Gêrnôten und Gîselheren gân
- zuo im minneclîchen: in was sîn schade leit:
- des brâhten in wol inne die helde küene unt gemeit.
- Dô sprach gezogenlîche der fürste Gêrnôt: A.1037
- ‚Got weiß wol von himele, an Sîvrides tôt
- gewan ich nie schulde: ich hôrte ouch nie gesagen,
- wer im hie vîent wære: ich soll in billîche klagen.‘
- Dô gab im guot geleite Gîselher daß kint. A.1038
- er brâhte sorgen âne, die noch bî leide sint,
- den künec bî sînen recken heim ze Niderlant.
- wie lützel man der mâge dar inne vrœlîche vant!
- Wie si nu gevüeren, des kan ich niht gesagen. 1039
- man hôrte zallen zîten hie Kriemhilde klagen,
- daß ir niemen trôste daß herze noch den muot,
- eß entæte Gîselher: der was getriuwe unde guot.
- Prünhilt diu schœne mit übermüete saß. A.1040
- swaß geweinde Kriemhilt, ummære was ir daß.
- sine wart ir guoter triuwen nimmer mê bereit;
- sît tet ouch ir vrou Kriemhilt diu vil herzenlîchen leit.
- Âventiure
- wie der Nibelunge hort ze Wormeß kam.
- Dô diu edel Kriemhilt alsô verwitwet wart A.1041
- bî ir inme lande der grâve Eckewart
- beleip mit sînen mannen: sîn triuwe im daß gebôt.
- er diende sîner vrouwen mit willen unz an sînen tôt.
- Ze Wormeß bî dem münster ein gezimber man ir slôß, A.1042
- wît und vil michel, rîch unde grôß,
- dâ si mit ir gesinde sît âne vreude saß.
- si was ze kirchen gerne und tet vil willeclîchen daß.
- Dô man begruob ir vriedel, wie selten si daß lie! 1043
- mit trûrigem muote si alle zît dar gie
- und bat Got den rîchen sîner sêle phlegen.
- vil dicke wart beweinet mit grôßen triuwen der degen.
- Uote und ir gesinde trôstens alle stunt; A.1044
- dô was ir daß herze sô grœßlîchen wunt,
- eß kunde niht vervâhen, swaß man ir trôstes bôt.
- si het nâch ir vriunde die aller grœßisten nôt,
- Die nâch liebem manne ie mê wîp gewan. A.1045
- man moht ir michel tugende kiesen wol dar an.
- si klagete unz an ir ende, die wîle werte ir lîp.
- sît rach sich wol mit ellen in grôßen triuwen daß wîp.
- Sus saß si nâch ir leide, daß ist alwâr, 1046
- nâch ir mannes tôde unz in daß vierde jâr,
- daß si ze Gunthere nie kein wort gesprach,
- und ouch ir vîent Hagenen in der zîte nie gesach.
- Dô sprach von Tronje Hagene: ‚muget ir daß tragen an, A.1047
- daß ir iuwer swester ze vriunt möhtet hân?
- sô kœm zuo disem lande der Niblunge golt:
- des möht ir vil gewinnen, wurde uns diu küneginne holt.‘
- ‚Daß suln wir versuochen,‘ sprach der künic sân. A.1048
- ‚ich wil eß mîne bruoder hin zir werben lân,
- daß si mir daß vüegen, daß si daß gerne sehe.‘
- ‚ine trouwes niht,‘ sprach Hagene, ‚daß eß immer geschehe.‘
- Dô hieß er Ortwînen hin ze hove gân A.1049
- und den marcgrâven Gêren. dô daß was getân,
- man brâhte ouch Gêrnôte und Gîselher daß kint.
- si versuohtens vriuntlîchen an vrouwen Kriemhilde sint.
- Dô sprach von Burgunden der küene Gêrnôt: A.1050
- ‚vrouwe, ir klaget ze lange den Sîvrides tôt.
- iu wil der künic rihten, daß ern niht hât erslagen.
- man hœrt iuch zallen zîten sô rehte grœßlîchen klagen.‘
- Si sprach: ‚des zîht in nieman: in sluoc Hagnen hant, A.1051
- wâ man in verhouwen solde, do er daß an mir ervant.
- wie moht ich des getrouwen, daß er im trüege haß?
- ich hete wol behüetet,‘ sprach diu küneginne, ‚daß,
- ‚Daß ich vermeldet hête sînen schœnen lîp. A.1052
- sô ließe ich nu mîn weinen, ich vil armeß wîp.
- holt wird ich in nimmer, die eß dâ hânt getân.‘
- do begunde vlêgen Gîselher, der vil wætlîche man.
- Si sprach: ‚ich muoß in grüeßen, irn welts mich niht erlân: C.
- des habt ir grôße sünde. der künec hât mir getân
- sô vil der herzen swære gar âne mîne scholt:
- mîn munt im giht der suone, im wirt daß herze nimmer holt.‘
- ‚Dar nâch wirt eß beßßer,‘ sprâchen ir vriunde dô. C.
- ‚waß, ob er ir an verdienet, daß si noch wirdet vrô.‘
- ‚er mac si wol ergetzen,‘ sprach Gêrnôt der helt.
- dô sprach diu jâmers rîche: ‚seht, nu tuon ich, swaß ir welt.
- ‚Ich wil den künic grüeßen.‘ dô si im des verjach, A.1053
- mit sînen besten vriunden man in vor ir sach.
- dô getorste Hagene vür si niht gegân:
- wol weste er sîne schulde: er hete ir leide getân.
- Dô si verkiesen wolde ûf Gunther den haß, A.1054
- ob er si küssen solde, eß zæme im deste baß.
- wær ir von sîme râte leide niht getân,
- sô möhte er vrevellîche dicke sîn zuo ir gegân.
- Eß enwart nie suone mit sô vil trehen mê 1055
- gevüeget under vriunden. ir tet ir schade vil wê;
- si verkôs ûf si alle wan ûf den einen man:
- in hete erslagen niemen, het eß Hagene niht getân.
- Dar nâch vil unlange dô truogen si daß an, 1056
- daß diu vrouwe Kriemhilt den grôßen hort gewan
- von Niblunges lande und vuorte in an den Rîn:
- eß was ir morgengâbe, er solde ir billîchen sîn.
- Dar nâch vuor dô Gîselher und ouch Gêrnôt. A.1057
- ahtzec hundert mannen Kriemhilt dô gebôt,
- daß si in holen solden, dâ er verborgen lac,
- dâ sîn der degen Alberîch mit sînen besten vriunden phlac.
- Dô man die von Rîne nâch dem schatze komen sach, 1058
- Albrîch der vil küene zuo sînen vriunden sprach:
- ‚wir turren ir des hortes vor gehaben niht,
- sît sîn ze morgengâbe diu edel küneginne giht.
- ‚Doch enwurdeß nimmer,‘ sprach Alberîch, ‚getân, 1059
- niuwan daß wir übele dâ verlorn hân
- mit samet Sîvride die guoten tarnhût:
- wan die truoc alle zîte der schœnen Kriemhilde trût.
- ‚Nu ist eß Sîvride leider übel komen, 1060
- daß uns die tarnkappen der helt hete benomen
- und daß im muose dienen alleß ditze lant.‘
- dô gie der kamerære, dâ er die slüßßele vant.
- Eß stuonden vor dem berge Kriemhilde man 1061
- und ouch ein teil ir mâge: den schaz sie truogen dan
- zuo dem sêwe an diu schiffelîn.
- den vuorte man ûf ünden unz ze berge an den Rîn.
- Ir muget von dem horte wunder hœren sagen: A.1062
- swaß zwelf kanzwegene meist mohten tragen
- in vier tagen und nahten von dem berge dan;
- ouch muos ir ieslîcher des tages drîstunde gân.
- Eß was ouch niht anders wan gestein unde golt. A.1063
- und ob man al die welte hête versolt,
- sîn wære minner niht einer marke wert.
- jâne hetes Hagene âne schulde niht gegert.
- Der wunsch lac dar under, von golde ein rüetelîn. A.1064
- der daß hete erkunnet, der möhte meister sîn
- wol in al der werlde über ieslîchen man.
- der Albrîches mâge kom vil mit Gêrnôte dan.
- Dô sich der hêrre Gêrnôt und Gîselher daß kint C.
- des hortes underwunden, do underwunden si sich sint
- des landes und der burge und maneges recken balt:
- die muosen im sît dienen bêdiu durch vorhte und ouch gewalt.
- Dô si den hort behielten in Guntheres lant, 1065
- und sich diu küneginne des alles underwant,
- kamere unde türne die wurden vol getragen;
- man gehôrte nie daß wunder von guote mêre gesagen.
- Unde wær sîn tûsent stunt noch alse vil gewesen, 1066
- unde solde Sîvrit gesunder sîn genesen,
- bî im wære Kriemhilt hemdeblôß bestân.
- getriuwer wîbes künne ein helt nie mêre gewan.
- Dô si den hort nu hête, dô brâhtes in daß lant, A.1067
- vil unkunder recken; jâ gap der vrouwen hant,
- daß man sô grôßer milte mêre nie gesach.
- si phlac vil grôßer tugende; des man der küneginne jach.
- Den armen und den rîchen begunde si nu geben, 1068
- daß dô reite Hagene, obe si solde leben
- noch deheine wîle, daß si sô manegen man
- in ir dienst gewünne, daß eß in leide müeste ergân.
- Dô sprach künic Gunther: ‚ir ist lîp unde guot: 1069
- zwiu sol ich daß wenden, daß si dâ mite tuot?
- ja erwarb ich daß vil kûme, daß si mir wart holt;
- nu enruochen, war si teile ir steine unde ir rôteß golt.‘
- Hagene sprach zem künege: ‚eß sold ein vrumer man 1070
- deheineme wîbe niht des hortes lân.
- si bringet eß mit gâbe noch unz ûf den tac,
- deiß vil wol geriuwen die küenen Burgunden mac.‘
- Dô sprach künic Gunther: ‚ich swuor ir einen eit, 1071
- daß ich ir getæte nimmer mêre leit,
- und wils vürbaß hüeten: si ist diu swester mîn.‘
- dô sprach aber Hagene: ‚lât mich den schuldigen sîn.‘
- Ir sumelîcher eide wâren unbehuot. 1072
- dô nâmen si der witewen daß kreftige guot.
- Hagene sich der slüßßele aller underwant.
- daß zurnde ir bruoder Gêrnôt, dô er daß rehte bevant.
- Dô sprach der hêrre Gîselher: ‚Hagene hât getân 1073
- vil leides mîner swester; ich soldeß understân:
- wær er niht mîn mâc, eß gienge im an den lîp.
- iteniuweß weinen tete dô Sîvrides wîp.
- Dô sprach der hêrre Gêrnôt: ‚ê wir immer sîn A.1074
- gemüet mit dem golde, wir soldenß in den Rîn
- alleß heißen senken, deiß wurde nieman.‘
- si gie vil klegelîche vür Gîselher ir bruoder stân.
- Si sprach: ‚lieber bruoder, du solt gedenken mîn, 1075
- lîbes unde guotes soltu mîn voget sîn.‘
- dô sprach er zuo der vrouwen: ‚daß sol sîn getân,
- als wir komen widere: wir haben rîtennes wân.‘
- Der künec und sîne mâgen die rûmten daß lant, 1076
- die aller besten drunder, die man iender vant;
- niuwan eine Hagene beleip durch den haß,
- den er truoc Kriemhilde, und tet vil schedelîchen daß.
- Ê der rîche künic wider wære komen, 1077
- die wîle hete Hagene den schatz vil gar genomen:
- er sancte in dâ ze Lôche allen in den Rîn.
- er wânde, er sold in nießen: des enkunde dô niht gesîn.
- Ê daß von Troneje Hagene den schatz alsô verbarc, 1078
- dô heten siß gevestent mit eiden alsô starc,
- daß er verholen wære, unz ir einer möhte leben:
- so enkunden sis in selben noch ander niemen gegeben.
- Die vürsten kômen widere, mit in vil manec man. 1079
- Kriemhilt ir schaden grôßen klagen dô began
- mit vrouwen und mit meiden; in was harte leit.
- do gebârten die degene, sam si im hêten widerseit.
- Dô sprâchen si gemeine: ‚er hât übele getân.‘ 1080
- er entweich der vürsten zorne alsô lange dan,
- unz er gewan ir hulde: si ließen in genesen;
- doch enkunde im Kriemhilt nimmer vînder sîn gewesen.
- Mit iteniuwen leiden beswæret was ir muot 1081
- umb ir mannes ende und dô si ir daß guot
- Alsô gar benâmen. dô gestuont ir klage
- des lîbes nimmer mêre unz an ir jungisten tage.
- Nâch Sîvrides tôde, daß ist al wâr, A.1082
- si wonde in manegem sêre driuzehen jâr,
- daß si des recken tôdes vergeßßen kunde niht.
- si was im ie getriuwe; des ir diu meiste menege giht.
- Ein rîche vürsten abtei stifte vrou Uote C.
- nâch Dankrâtes tôde von ir guote
- mit starken rîchen urborn, als eß noch hiute hât,
- daß klôster dâ ze Lôrse, des dinc vil hôhe an êren stât.
- Dar zuo gab ouch Kriemhilt sît ein michel teil C.
- durch Sîvrides sêle und umb aller sêlen heil,
- golt und edel steine, mit williger hant;
- getriuwer wîp deheine ist uns selten ê bekant.
- Sît daß diu vrouwe Kriemhilt ûf Gunther verkôs C.
- und doch von sînen schulden den grôßen hort verlôs,
- dô wart ir herzenleide tûsent stunde mêr:
- dô wære gerne dannen diu vrouwe edel unde hêr.
- Dô was der vrouwen Uoten ein sedelhof bereit C.
- ze Lôrse bî ir klôster mit grôßer rîcheit:
- dar zôch sich diu witewe von ir kinden sît,
- dâ noch diu vrouwe hêre begraben in eime sarke lît.
- Dô sprach diu küneginne: ‚vil liebiu tohter mîn, C.
- sît du hie niht maht belîben, sô soltu bî mir sîn
- ze Lôrse in mîme hûse und solt dîn weinen lân.‘
- Des antwurt ir Kriemhilt: ‚wem ließe ich danne mînen man?‘
- ‚Den lâß et hie belîben,‘ sprach vrou Uote. C.
- ‚nune welle Got von himele,‘ sprach ab diu guote.
- ‚mîn vil liebiu muoter, daß sol ich wol bewarn,
- wand er muoß von hinnen mit mir wærlîche varn.‘
- Dô schuof diu jâmers rîche, daß er wart ûf erhaben; C.
- sîn edeleß gebeine wart anderstunt begraben
- ze Lôrse bî dem münster vil werdeclîchen sît,
- dâ der helt vil küene in einem langen sarke lît.
- In den selben zîten, dâ Kriemhilt solde C.
- varn mit ir muoter, dar si doch wolde,
- dô muoste si belîben, als eß solde sîn.
- daß unterstuonden mære, vil verre komen über Rîn.
- Âventiure
- wie künic Etzel ze Burgunden nâch Kriemhilde sande.
- Daß was in enen zîten, dô vrou Helche erstarp XI.1083
- und der künic Etzel umb ander vrouwen warp,
- dô rieten sîne vriunde in Burgunden lant
- zuo einer stolzen witwen, diu was vrou Kriemhilt genant.
- Sît daß erstorben wære der schœnen Helchen lîp, A.1084
- si sprâchen: ‚welt ir immer gewinnen edel wîp,
- die hôhsten und die besten, die künic ie gewan,
- sô nemt die selben vrouwen; der starke Sîvrit was ir man.‘
- Dô sprach der künic rîche: ‚wie möhte daß ergân, A.1085
- sît ich bin heiden und des toufes niht enhân?
- sô ist diu vrouwe kristen: des enlobt siß niht.
- eß müese sîn ein wunder, ob eß immer geschiht.‘
- Dô sprâchen die snellen: ‚waß, ob siß lîhte tuot A.1086
- durch iuwern namen hôhen und iuwer michel guot.
- sô sol manß doch versuochen an daß vil edel wîp.
- ir mugt vil gerne minnen ir vil wünneclîchen lîp.‘
- Dô sprach der künic edele: ‚wem ist nu bekant 1087
- under iu bî Rîne die liute und ouch daß lant?‘
- dô sprach von Bechlâren der guote Rüedegêr:
- ‚ich hân erkant von kinde die vil edele künege hêr.
- ‚Gunther unde Gêrnôt, die edelen rîter guot: A.1088
- der dritte heißet Gîselher, ir ieslîcher tuot,
- swaß er bester êren und tugende mac begân:
- ouch habent ir alte mâge noch daß selbe her getân.‘
- Dô sprach aber Etzel: ‚vriunt, du solt mir sagen, 1089
- ob si in mîme lande krône solde tragen.
- und ist ir lîp sô schœne, sô mir ist geseit,
- mînen besten vriunden sol eß nimmer werden leit.‘
- ‚Si gelîchet sich mit schœne wol der vrouwen mîn, 1090
- Helchen der vil rîchen. jane kunde niht gesîn
- in diser werlde schœner deheines küneges wîp:
- den si lopt ze vriunde, der mac wol trœsten sînen lîp!‘
- Er sprach: ‚Sô wirb eß, Rüedegêr, als liep ich dir sî. 1091
- und sol ich Kriemhilde geligen immer bî,
- des wil ich dir lônen, sô ich beste kan,
- und hâst ouch mînen willen mit grôßen triuwen getân.
- ‚Ûßer mîner kamere sô heiß ich dir geben, 1092
- daß du und dîne gesellen vrœlîchen mügen leben,
- von rossen und von kleidern alleß, daß du wil;
- des heiße ich iu bereiten zuo der boteschefte vil.‘
- Des antwurte Rüedegêr, der markgrâve rîch: 1093
- ‚gerte ich dînes guotes, daß wære unlobelîch.
- ich wil dîn bote gerne wesen an den Rîn
- mit mîn selbes guote, daß ich hân von den henden dîn.‘
- Dô sprach der künic rîche: ‚nu wenne welt ir varn A.1094
- nâch der minneclîchen? Got sol iuch bewarn
- der reise an allen êren und ouch die vrouwen mîn.
- des helfe mir gelücke, daß si uns genædec müeße sîn.‘
- Dô sprach aber Rüedegêr: ‚ê wir rûmen daß lant, A.1095
- wir müeßen ê bereiten wâfen und gewant,
- Alsô daß wirs êre vor vürsten mügen hân:
- ich wil ze Rîne vüeren vünf hundert wætlîcher man.
- Swâ man ze Burgunden mich und die mîne sehe, A.1096
- daß ir ieslîcher danne wol des jehe,
- daß nie künec deheiner alsô manegen man
- sô verre baß gesande, dan du ze Rîne habst getân.
- ‚Und ob duß, künic edele, dar umbe niht wil lân, A.1097
- si was dem besten manne, Sîvride undertân,
- dem Sigmundes kinde; den hâstu hie gesehen:
- man mohte im grôßer êren wol mit wârheite jehen.‘
- Dô sprach künic Etzel: ‚was si des recken wîp, A.1098
- sô was wol alsô tiuwer des edelen vürsten lîp,
- daß ich niht versmæhen die küneginne sol.
- durch ir vil grôße schœne sô gevellet si mir wol.‘
- Dô sprach der marcgrâve: ‚sô wil ich iu daß sagen, A.1099
- daß wir uns heben hinnen in vier und zweinzec tagen.
- ich enbiuteß Gotelinde, der lieben vrouwen mîn,
- daß ich nâch Kriemhilde selbe bote welle sîn.‘
- Hin ze Bechelâren dô sande Rüedegêr 1100
- boten sînem wîbe, der marcgrâvinne hêr.
- er enbôt ir, daß er solde dem künege werben wîp.
- si gedâhte vriuntlîche an der guoten Helchen lîp.
- Dô diu marcgrâvinne die botschaft vernam, 1101
- ein teil was eß ir leide, weinens si gezam,
- ob si gewinnen solde vrouwen alsô ê.
- sô si dâhte an Helchen, daß tet ir inneclîchen wê.
- Rüedegêr von Ungern in siben tagen reit: A.1102
- des was künic Etzel vrô und ouch gemeit.
- dâ ze der stat ze Wiene bereite man im die wât.
- dâ mohte er niht langer sîner reise haben rât.
- Dâ ze Bechlâren warte im Gotelint, 1103
- und diu junge marcgrâvîn, Rüedegêres kint,
- sach ir vater gerne und die sîne man:
- dô wart ein liebeß bîten von schœnen vrouwen getân.
- Ê der edel Rüedegêr ze Bechlâren reit 1104
- ûß der stat ze Wiene, dô wâren im diu kleit
- rehte volleclîchen ûf den soumen komen.
- si vuoren in der mâße, daß in wart wênic iht genomen.
- Dô si ze Bechlâren kômen in die stat, 1105
- die sînen reisegesellen herbergen bat
- der wirt vil minneclîche und schuof in guot gemach.
- A. Gotlint diu rîche den wirt si gerne komen sach.
- Als tet sîn liebiu tohter, diu junge marcgrâvîn: 1106
- derne kunde nimmer sîn komen lieber sîn.
- die helde ûß Hiunen lande wie gerne si si sach! A.
- mit lachendem muote diu edle juncvrouwe sprach:
- ‚Sî uns grôße willekomen mîn vater und sîne man.‘ 1107
- dô wart ein schœne danken mit vlîße dâ getân
- der jungen marcgrâvinne von manegem rîter guot.
- wol weste Gotlint des hêrren Rüedegêres muot.
- Dô si des nahtes bî Rüedegêre lac, 1108
- wie güetlîche vrâgen diu marcgrâvinne phlac,
- war in gesendet hête der künec von Hiunen lant?
- er sprach: ‚mîn vrou Gotelint, ich tuonß iu gerne bekant.
- ‚Dâ sol ich mîme hêrren werben ein wîp, 1109
- sît diu ist derstorben der schönen Helchen lîp.
- ich wil nâch Kriemhilde rîten an den Rîn:
- diu sol hie zen Hiunen vrouwe vil gewaltec sîn.‘
- ‚Daß wolde Got,‘ sprach Gotelint, ‚möhte daß geschehen! 1110
- sît wir ir sô maneger êren hœren jehen.
- si ergezt uns mîner vrouwen lîhte in alten tagen:
- wir möhten si zen Hiunen gerne lâßen krône tragen.‘
- Dô sprach der marcgrâve: ‚triutinne mîn, A.1111
- die mit mir suln rîten hinnen an den Rîn,
- den sult ir minneclîche bieten iuwer guot:
- sô helde varnt rîche, sô sint si hôhe gemuot.‘
- Si sprach: ‚eß ist neheiner, derß gerne von mir nimt, A.1112
- ich engebe ieslîchem, daß im wol gezimt,
- ê ir hinnen scheidet und ouch iuwer man.‘
- dô sprach der marcgrâve: ‚daß ist mir liebe getân.‘
- Hei, waß man rîcher phelle von ir kameren truoc! A.1113
- der wart den edelen recken ze teile dô genuoc,
- ervüllet vlîßeclîchen von halse unz ûf die sporn.
- die im dar ab gevielen, die het im Rüedegêr erkorn.
- An dem siebenden morgen von Bechlâren reit 1114
- der wirt mit sînen degenen: wâfen unde kleit
- vuorten si den vollen durch der Beire lant.
- si wurden ûf der strâße durch rouben selten an gerant.
- Inre tagen zwelfen si riten an den Rîn. 1115
- done kunden disiu mære niht verholen sîn.
- A. man seite eß dem künege und den sînen man,
- dâ kœmen vremde geste. der wirt dô vrâgen began,
- Ob ieman si bekande, daß manß im solde sagen. 1116
- man sach ir soumære harte swære tragen: A.
- daß si vil rîche wâren, daß wart dâ wol bekant.
- man schuof in herberge in der wîten stat zehant.
- Dô die vil unkunden wâren in bekomen, 1117
- dô wart ir geverte vaste war genomen.
- si wundert, wannen vüeren die recken an den Rîn.
- der wirt Hagenen vrâgte, wer die hêrren möhten sîn?
- Dô sprach der helt von Troneje: ‚ich hân ir niht gesehen, A.1118
- als wir si nu geschouwen, ich kan iu wol verjehen,
- von swannen si rîten her in ditze lant.
- si suln sîn vil vremde, ine habe si schiere bekant.‘
- Den gesten herberge wâren nu genomen. A.1119
- in vil rîchiu kleider was der bote komen
- und sîne hergesellen: ze hove si dô riten.
- si vuorten guotiu kleider, vil harte spæhe gesniten.
- Dô sprach der snelle Hagene: ‚als ich mich kan verstân, 1120
- wand ich den hêrren lange niht gesehen hân,
- si varnt wol dem gelîche, sam eß si Rüedegêr,
- von Hiunischen landen der degen küene unde hêr.‘
- ‚Wie sol ich daß gelouben,‘ sprach der künec zehant, 1121
- ‚daß der von Bechelâren kœme in ditze lant?‘
- als der künic Gunther die rede volsprach,
- Hagene der küene den guoten Rüedegêren sach.
- Er und sîne vriunde si liefen alle dan. 1122
- dô sach man von den rossen fünf hundert rîter stân.
- dô wurden wol enphangen die von Hiunen lant.
- boten nie getruogen alsô hêrlîch gewant.
- Dô sprach harte lûte von Tronje Hagene: 1123
- ‚nu sîn Gote willekomen dise degene,
- der vogt von Bechelâren und alle sîne man.‘
- der antphanc wart mit êren den snellen Hiunen getân.
- Des küneges næhsten mâge dringen dar man sach. A.1124
- Ortwîn von Metze zuo Rüedegêre sprach:
- ‚wir haben in aller wîle mêre nie gesehen
- geste hie sô gerne: des wil ich wærlîche jehen.‘
- Des gruoßes si dô dankten den recken über al. 1125
- mit den hergesinden si giengen in den sal,
- dâ si den künic vunden bî manegem küenen man.
- der hêrre stuont von sedele: daß was durch grôße zuht getân.
- Wie rehte vriuntlîche er zuo den boten gie! A.1126
- Gunther unde Gêrnôt vil vlîßeclîch enphie
- den gast mit sînen mannen, als im wol gezam.
- den guoten Rüedegêre er bî der hende genam.
- Er brâhte in zuo dem sedele, dâ er selbe saß: 1127
- den gesten hieß er schenken, vil gerne tet man daß,
- mete den vil guoten und den besten wîn,
- den man kunde vinden in dem lande al umben Rîn.
- Gîselher und Gêre die wâren beide komen, A.1128
- Dancwart und Volkêr, die heten schiere vernomen
- von den werden gesten: si wâren vrô gemuot,
- si enphiengen vor dem künege die rîter edele unde guot.
- Dô sprach zuo sîme hêrren von Troneje Hagene: A.1129
- ‚eß solden immer dienen dise degene,
- daß uns der marcgrâve zuo liebe hât getân:
- des solte lôn enphâhen der schœnen Gotelinde man.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚ine kan daß niht verdagen: 1130
- wie sich gehaben beide, daß sult ir mir sagen,
- Etzel unde Helche ûß der Hiunen lant.‘
- dô sprach der marcgrâve: ‚ich tuonß iu gerne bekant.‘
- Dô stuont er von dem sedele mit allen sînen man. 1131
- er sprach zuo dem künege: ‚lât mich urloup hân
- ze sagene solhiu mære, dar umbe ich bin gesant
- von dem künic Etzele her zuo der Burgunden lant.‘
- Er sprach: ‚swaß man uns mære bî iu enboten hât, 1132
- diu erloube ich iu ze sagene âne vriunde rât.
- ir sult si lâßen hœren mich und mîne man,
- wan ich iu aller êren hie ze werbenne gan.‘
- Dô sprach der bote biderbe: ‚iu enbiutet an den Rîn 1133
- getriuwelîchen dienest der grôße voget mîn,
- dar zuo allen vriunden, die ir muget hân;
- ouch ist disiu botschaft mit grôßen triuwen getân.
- ‚Iu bat der künic edele klagen sîne nôt: 1134
- sîn volc ist âne vreude, mîn vrouwe diu ist tôt,
- Helche diu vil rîche, mînes hêrren wîp:
- an der ist nu verweiset vil maneger juncvrouwen lîp,
- ‚Kint der edelen vürsten, diu si gezogen hât, A.1135
- dâ von eß inme lande vil jæmerlîchen stât:
- diu enhânt nu leider niemen, der ir mit triuwen phlege.
- des wæn ouch sich vil seine des küneges sorge gelege.‘
- ‚Nu lône im Got,‘ sprach Gunther, ‚daß er den dienst sîn A.1136
- sô willeclîch enbiutet mir und den vriunden mîn.
- den sînen gruoß ich gerne hie vernomen hân;
- daß suln gerne dienen beide mâge und mîne man.‘
- Dô sprach von Burgunden der hêrre Gêrnôt: A.1137
- ‚die welt mac immer riuwen der schœnen Helchen tôt
- durch ir vil manec tugende, der si kunde phlegen.‘
- der rede gestuont im Hagene, dar zuo manec ander degen.
- Dô sprach aber Rüedegêr, der edel bote hêr: 1138
- ‚sît ir mir, künec, erloubet, ich sol iu sagen mêr,
- waß iu mîn lieber hêrre her enboten hât,
- sît im sîn dinc nâch Helchen sô rehte kumberlîchen stât.
- ‚Man sagete mînem hêrren, Kriemhilt sî âne man, 1139
- hêr Sîvrit ist erstorben. und ist daß sô getân,
- welt ir ir des gunnen, sô sol si krône tragen
- vor Etzelen recken: daß hieß ir mîn hêrre sagen.‘
- Dô sprach der künic rîche, wol gezogen was sîn muot: 1140
- ‚si hœret mînen willen, ob si eß gerne tuot.
- daß wil ich iu künden in disen drîen tagen:
- ê ich eß an ir vunde, zwiu solde ich Etzeln versagen?‘
- Die wîle man den gesten hieß schaffen guot gemach. A.1141
- in wart dâ sô gedienet, daß Rüedegêr des jach,
- daß er dâ hete vriunde under Gunthers man.
- Hagene im diende gerne: er hete im ê alsam getân.
- Alsus beleip dô Rüedegêr unz an den driten tac. 1142
- der künec nâch râte sande, wie wîslîch er phlac,
- vrâgen sîne vriunde, ob si dûhte guot getân,
- daß Kriemhilt nemen solde den künic Etzelen ze man.
- Si rietenß al gemeine niuwan Hagene, 1143
- der sprach zuo Gunther, dem küenen degene:
- ‚habt ir rehte sinne, sô wirt eß wol behuot,
- und ob sis volgen wolte, daß irß doch nimmer getuot.‘
- ‚War umbe,‘ sprach dô Gunther, ‚solt ichs volgen niht? 1144
- swaß der küneginne liebes noch geschiht,
- des sol ich ir wol gunnen: si ist diu swester mîn.
- wir soldenß selbe werben, ob eß ir êre möhte sîn.‘
- Dô sprach aber Hagene: ‚nu lât die rede stân. 1145
- het ir Etzelen künde, als ich sîn künde hân,
- sol si in danne minnen, als ich iu hœre jehen,
- sô ist iu alrêste von schulden sorgen geschehen.‘
- ‚War umbe?‘ sprach dô Gunther, ‚ich kan bewarn daß, 1146
- daß ich im kom sô nâhe, daß ich deheinen haß
- von im dulden müese, und wurde si sîn wîp.‘
- dô sprach aber Hagene: ‚daß gerætet nimmer mîn lîp.‘
- Man hieß nâch Gêrnôte und Gîselhere gân, A.1147
- ob die hêrren beide dûhte guot getân,
- daß Kriemhilt nemen solde den rîchen künic hêr.
- noch widerreiteß Hagene unde ouch ander niemen mêr.
- Dô sprach von Burgunden Gîselher der degen: 1148
- ‚nu muget ir, vriunt Hagene, noch der triuwen phlegen:
- ergetzet si der leide, und ir ir habet getân.
- an swiu ir wol gelunge, daß solt ir ungevêhet lân.‘
- ‚Jâ habet ir mîner swester getân sô menegiu leit,‘ A.1149
- sô sprach aber Gîselher, der recke vil gemeit,
- ‚daß si des hete schulde, daß si iu wære gram.
- nie man deheiner vrouwen vreude mêre benam.‘
- ‚Daß ich daß wol bekenne, daß tuon ich iu kunt. A.1150
- und sol si nemen Etzele, und gelebt si an die stunt,
- si getuot uns vil leide, swie siß getraget an.
- jâ wirt ir dâ dienende vil manec wætlîcher man.‘
- Des antwurte Hagenen der küene Gêrnôt: A.1151
- ‚eß mac alsô belîben unz an ir beider tôt,
- daß wir komen nimmer in Etzelen lant.
- wir suln ir sîn getriuwe: deist uns zen êren gewant.‘
- Dô sprach aber Hagene: ‚mir mac daß nieman gesagen; A.1152
- und sol diu edel Kriemhilt Helchen krône tragen,
- si getuot uns leide, swie si gevüege daß.
- ir sult eß lân belîben: daß zimt iu recken michel baß.‘
- Mit zorne sprach dô Gîselher, der schœnen Uote sun: 1153
- ‚wir suln doch niht alle meinlîchen tuon.
- swaß liebes ir geschæhe, vrô solden wir des sîn.
- swaß ir geredet, Hagene, ich diene ir durch die triuwe mîn.‘
- Dô daß gehôrte Hagene, dô wart er ungemuot. 1154
- Gêrnôt und Gîselher, die stolzen rîter guot,
- und Gunther der rîche ze jungist reiten daß,
- ob eß lobete Kriemhilt, si woltenß lâßen âne haß.
- Dô sprach der vürste Gêre: ‚ich wilß der vrouwen sagen, 1155
- daß si ir den künic Etzel lâße wol behagen.
- dem ist sô manec recke mit vorhten undertân:
- er mac si noch ergetzen, swaß si leides ie gewan.
- Dô gie der snelle recke, da er Kriemhilde sach. 1156
- si enphie in güetlîche: wie balde er dô sprach:
- ‚ir muget mich gerne grüeßen und geben botenbrôt.
- iuch wil gelücke scheiden ûß aller iuwerre nôt.
- ‚Eß hât durch iuwer minne, vrouwe, her gesant 1157
- ein der aller beste, der ie küneges lant
- gewan mit vollen êren oder krône solde tragen:
- eß werbent rîter edele: daß hieß iu iuwer bruoder sagen.‘
- Dô sprach diu jâmers rîche: ‚iu sol verbieten Got 1158
- und allen mînen vriunden, daß si deheinen spot
- an mir armer üeben: waß sold ich einem man,
- der ie herzeliebe von guotem wîbe gewan?‘
- Si widerreit eß sêre. dô kômen aber sint A.1159
- Gêrnôt ir bruoder und Gîselher daß kint.
- si bâten minneclîche trœsten si den muot:
- ob si den künec genæme, daß wær ir wærlîchen guot.
- Ueberwinden kunde nieman dô daß edele wîp, 1160
- daß si minnen wolde deheines mannes lîp.
- dô bâten si die degene: ‚nu lâßet doch geschehen,
- ob ir anders niht entuot, daß ir den boten ruochet sehen.‘
- ‚Daß wil ich niht versprechen,‘ sô sprach daß edele wîp, 1161
- ‚ich ensehe gerne den Rüedegêres lîp
- durch sîne manege tugende; wær er her niht gesant,
- swerß ander boten wære, dem wær ich immer unbekant.‘
- Si sprach: ‚ir sulten morgen heißen her gân 1162
- zuo mîner kemenâten: ich wil in hœren lân,
- wes ich mich habe berâten, wil ich im denne sagen.‘
- ir wart eriteniuwet daß ir vil grœßlîcheß klagen.
- Dô gert ouch niht anders der edele Rüedegêr, 1163
- wan daß er gesæhe die küneginne hêr:
- er weste sich sô wîsen, ob eß immer kunde ergân,
- daß si sich den recken überreden müese lân.
- Des anderen morgens vrüeje, dô man die messe sanc, 1164
- die edelen boten kâmen. dô wart dâ grôß gedranc.
- die mit Rüedegêre ze hove solden gân,
- der sach man dâ gekleidet vil manegen hêrlîchen man.
- Kriemhilt diu vil arme, diu trûrec gemuot, 1165
- si warte Rüedegêre, dem edelen boten guot.
- der vant si in der wæte, die si alle tage truoc;
- dâ bî het ir gesinde rîcher kleider genuoc.
- Si gie im engegene zuo der türe stân 1166
- und enphienc vil güetlîche den Etzelen man.
- niuwan selbe zwelfter er dar in zuo ir gie.
- man bot im grôßen dienest: ir kômen hôher boten nie.
- Man hieß den hêrren sitzen unt die sîne man. 1167
- die zwêne marcgrâven sach man vor ir stân,
- Eckewart und Gêre, die edelen rîter guot.
- durch die hûsvrouwen si sâhen nieman wol gemuot.
- Si sâhen vor ir sitzen vil manec schœne wîp. A.1168
- dô phlac niuwan jâmers der Kriemhilde lîp.
- ir wât was vor den brüsten von heißen trehen naß.
- daß sach der marcgrâve; der helt niht langer dô dâ saß.
- Er sprach in grôßen zühten: ‚vil edel küneges kint, 1169
- mir und den geverten, die mit mir komen sint,
- sult ir, vrouwe, erlouben, daß wir vor iu stân
- und iu sagen diu mære, war nâch wir her geriten hân.‘
- ‚Nu sî iu erloubet,‘ sprach diu künegin, 1170
- ‚swaß ir reden wellet. alsô stât mîn sin,
- daß ich eß gerne hœre: ir sît ein bote guot.‘
- die andern dô wol hôrten ir ungewilligen muot.
- Dô sprach von Bechelâren der vürste Rüedegêr: 1171
- ‚mit triuwen grôße liebe Etzel ein künic hêr
- hât iu enboten, vrouwe, her in ditze lant.
- er hât nâch iuwer minne vil guote recken gesant.
- ‚Er enbiut iu minneclîche lieb âne leit. 1172
- stæter vriuntschefte sî er iu bereit,
- als er ê tet vroun Helchen, diu im ze herzen lac:
- ir sult nu tragen krône, der mîn vrouwe wîlen phlac.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚marcgrâve Rüedegêr, 1173
- wær ieman, der bekande mînen scharphen sêr,
- der riete mir niht triuten noch deheinen man:
- wan ich vlôs ein der besten, den ie vrouwe mêr gewan.‘
- ‚Waß mac ergetzen leides,‘ sprach der vil küene man, 1174
- ‚wan vriuntlîche liebe? swer die kan begân,
- und der dan einen kiuset, der im ze herze kumt,
- vür herzenlîche swære niht sô grœßlîche vrumt.
- ‚Und geruochet ir ze minnen den edelen hêrren mîn, 1175
- zwelf rîcher krône sult ir gewaltec sîn.
- dar zuo gît iu mîn hêrre wol drîßec vürsten lant,
- diu elliu hât betwungen sîn vil ellenthaftiu hant.
- ‚Ir sult ouch werden vrouwe über manegen werden man, 1176
- die mîner vrouwen Helchen wâren undertân,
- und vil der schœnen megede, der si hete gewalt,
- von hôher vürsten künne,‘ sprach der küene degen balt.
- ‚Dar zuo gît iu mîn hêrre, heißet er iu sagen 1177
- ob ir geruochet krône bî dem künege tragen,
- gewalt den aller hœhisten, den Helche ie gewan:
- den sult ir gwalteclîchen haben vor Etzelen man.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚wie möhte mînen lîp 1178
- immer des gelüsten, deich wurde heldes wîp?
- mir hât der tôt an eineme sô rehte leit getân,
- des ich unz an mîn ende muoß unvrœlîche stân.‘
- Dô sprâchen ab die Hiunen: ‚küneginne rîch, 1179
- iur leben wirt bî Etzele sô rehte lobelîch,
- daß iuch immer wünnet, ist, daß eß ergât,
- wan der künic rîche vil manegen zieren degen hât.
- ‚Helchen juncvrouwen und iuriu magedîn, 1180
- solten die bî ein ander ein gesinde sîn,
- dâ bî möhten recken werden wol gemuot.
- lât eß iu, vrouwe, râten: eß wirt iu wærlîchen guot.‘
- Si sprach in ir zühten: ‚nu lât die rede stân 1181
- unz morgen vrüeje: sô sult ir her gân:
- sô wil ich iu antworten, des ir dâ habet muot.‘
- des muosen dô gevolgen die recken küene unde guot.
- Dô si zen herbergen alle kômen dan, A.1182
- dô hieß diu edele vrouwe nâch Gîselhere gân
- und ouch nâch ir muoter: den bêden sagt si daß,
- daß si gezæme weinens unde niht anders baß.
- Dô sprach ir bruoder Gîselher: ‚swester, mirst geseit 1183
- und wilß ouch wol gelouben, daß elliu dîniu leit
- der künic Etzel wende; und nimes dun zeinem man,
- swaß ander ieman râte, sô dunket eß mich guot getân.‘
- ‚Er mac dich wol ergetzen,‘ sprach aber Gîselher. 1184
- ‚vome Roten zuo dem Rîne, von der Elbe unz an daß mer,
- sô ist künec deheiner sô gewaltec niht.
- du maht dich vreuwen balde, sô er dîn ze konen giht.‘
- Si sprach: ‚lieber bruoder, zwiu râtestu mir daß? 1185
- klagen unde weinen mir immer zæme baß.
- wie sold ich vor recken dâ ze hove gân?
- wart mîn lîp ie schœne, des bin ich âne getân.‘
- Dô sprach diu vrouwe Uote ir lieben tohter zuo: 1186
- ‚swaß dîne bruoder râten, liebeß kint, daß tuo.
- volge dînen vriunden: sô mac dir wol geschehen.
- ich hân dich doch sô lange mit grôßem jâmer gesehen.‘
- Dô bat si Got den rîchen vüegen ir den rât: 1187
- ob si ze geben hête golt, silber unde wât
- sam ê bî ir manne, dô er noch was gesunt,
- si gelebte doch niht mêre sît sô vrœlîche stunt.
- Si gedâhte in ir sinne: ‚und sol ich mînen lîp 1188
- geben eime heidenen? ich bin ein kristen wîp:
- des müese ich zer werlte immer schande hân;
- gît er mir elliu rîche, eß ist immer ungetân.‘
- Dâ mit siß lie belîben. die naht unz an den tac 1189
- diu vrouwe an ir bette mit vil gedanken lac.
- diu ir vil liehten ougen getruckenten nie,
- unz si aber den morgen hin ze mettîne gie.
- Ze rehter messezîte die künege wâren komen. 1190
- si heten aber ir swester under hende genomen:
- jâ rietens ir ze minnen den künec ûß Hiunen lant.
- die vrouwen ir deheiner ein lützel vrœlîcher vant.
- Dô hieß man dar gewinnen die Etzelen man, 1191
- die nu mit urloube gerne wæren dan,
- geworben oder gescheiden, A.swie eß dô möhte sîn.
- ze hove kom dô Rüedegêr: die helde reiten wider in,
- Daß man rehte ervüere des edelen vürsten muot, 1192
- und tæten daß bî zîte: daß diuhtes alle guot;
- ir wege wæren verre A.wider in ir lant.
- man brâhte Rüedegêren, dâ man Kriemhilde vant.
- Vil minneclîchen bitten der recke dô began 1193
- die edelen küneginne, si solde in hœren lân,
- waß si enbieten wolde in Etzelen lant.
- er wæn an ir niht anders niuwan lougen envant,
- Daß si nimmer minnen wolde mêr deheinen man. A.1194
- dô sprach der marcgrâve: ‚daß wære missetân.
- zwiu woldet ir verderben alsô schœnen lîp?
- ir muget noch mit êren werden guotes mannes wîp.‘
- Niht half, daß si gebâten, unz daß Rüedegêr 1195
- gesprach heinlîche die küneginne hêr,
- er wolde si ergetzen, swaß ir ie geschach.
- ein teil begunde ir senften dô ir grôßer ungemach.
- Er sprach zer küneginne: ‚lât iuwer weinen sîn. 1196
- ob ir zen Hiunen hêtet nieman danne mîn,
- getriuwer mîner mâge und ouch der mînen man,
- er mües es sêre engelten, und het iu ieman iht getân.‘
- Dâ von wart dô geringet wol der vrouwen muot. 1197
- si sprach: ‚sô swert mir eide, swaß mir iemen tuot,
- daß ir sît der næhste, der büeße mîniu leit.‘
- dô sprach der marcgrâve: ‚des bin ich, vrouwe, vil bereit.‘
- Mit allen sînen mannen swuor ir dô Rüedegêr 1198
- mit triuwen immer dienen, und daß die recken hêr
- ir nimmer niht versageten in Etzelen lant,
- des si êre haben solte: des sichert ir Rüedegêres hant.
- Do gedâhte diu getriuwe: ‚sît ich vriunde kan 1199
- alsô vil gewinnen, sô sol ich reden lân
- die liute, swaß si wellen, ich jâmerhafteß wîp:
- waß, ob noch wirt errochen mîns vil lieben mannes lîp?‘
- Si gedâhte: ‚sît daß Etzel der recken hât sô vil, 1200
- sol ich den gebieten, sô tuon ich, swaß ich wil.
- er ist ouch wol sô rîche, daß ich ze gebene hân;
- mich hât der leidege Hagen mînes guotes âne getân.‘
- Si sprach ze Rüedegêre: ‚het ich daß vernomen, 1201
- daß er niht wære ein heiden, sô wolde ich gerne komen,
- swar er hete willen, und næme in zeinem man.‘
- dô sprach der marcgrâve: ‚die rede solt ir, vrouwe, lân.
- ‚Ern ist niht gar ein heiden, des sult ir sicher sîn, C.
- jâ was vil wol bekêret der liebe hêrre mîn,
- wan daß er sich widere vernoijieret hât.
- welt ir in, vrouwe, minnen, sô mac sîn noch werden rât.
- ‚Er hât sô vil der recken in kristenlîcher ê, 1202
- aß iu bî dem künege nimmer wirdet wê.
- ir muget ouch lîhte erwerben, daß der vürste guot
- wider ze Gote wendet beide sêle unde muot.‘
- Dô sprâchen aber ir bruoder: ‚nu lobetß, swester mîn, 1203
- iuwer ungemüete daß sult ir lâßen sîn.‘
- si bâtens alsô lange, unz doch ir trûrec lîp
- lobete vor den helden, si wurde Etzelen wîp.
- Si sprach: ‚ich wil iu volgen, ich armiu künegîn! 1204
- daß ich var zen Hiunen, sô daß nu mac gesîn,
- swenne ich hân die vriunde, die mich vüeren in sîn lant.‘
- des bôt dô vor den helden diu schœne Kriemhielt die hant.
- Dô sprach der marcgrâve: ‚habet ir zwêne man, 1205
- dar zuo hân ich ir mêre: eß wirdet wol getân,
- daß wir iuch nâch êren bringen über Rîn.
- ine lâße iuch nu niht langer hie zen Burgunden sîn.
- ‚Ich hân fünf hundert manne und ouch der mâge mîn: 1206
- die suln iu hie dienen und ouch dâ heime sîn,
- swie ir in gebietet; ich tuon iu selbe alsam,
- swenn ir mich mant der mære, daß ich michs nimmer gescham.
- ‚Nu heißet iu bereiten iuwer phertkleit, 1207
- die Rüedegêres ræte iu nimmer werdent leit,
- und saget eß iuwern mageden, die ir dâ vüeren welt:
- jâ kumet uns ûf der strâße vil maneger ûß erwelter helt.‘
- Si heten noch gesmîde, daß man dâ vor reit 1208
- bî Sîvrides zîten, daß si vil manege meit
- mit êren mohte vüeren, sô si wolde dan.
- hei, waß man guoter setele den schœnen vrouwen gewan!
- Ob si ie getrüegen deheiniu rîchiu kleit, 1209
- der wart zuo zir verte vil manegeß nu bereit,
- wan in von dem künege sô vil gesaget wart;
- si slußßen ûf die kisten, die ê stuonden wol bespart.
- Si wâren vil unmüeßec wol vünftehalben tac, A.1210
- si suochten ûß der valden, des vil dar inne lac.
- Kriemhilt ir kameren ensließen began,
- si wolde machen rîche al die Rüedegêres man.
- Si hete noch des goldes von Niblunge lant: A.1211
- si wânde, eß zen Hiunen teilen solde ir hant.
- eß enkunden hundert miule dannen niht getragen.
- diu mære hôrte Hagene dô von Kriemhilde sagen.
- Er sprach: ‚Sît mir vrou Kriemhilt nimmer wirdet holt, A.1212
- sô muoß ouch hie belîben daß Sîvrides golt.
- zwiu solde ich mînen vînden lân sô michel guot?
- ich weiß vil wol, waß Kriemhilt mit disme schatze getuot.
- ‚Ob si in bræhte hinnen, ich wil gelouben daß, 1213
- er wurde doch zerteilet niuwan ûf mînen haß.
- sin habent ouch niht der rosse, diu in solden tragen:
- in wil behalten Hagene, daß sol man Kriemhilde sagen.‘
- Dô si gehôrt diu mære, daß was ir grimme leit. 1214
- eß wart ouch den künegen allen drin geseit:
- si woldenß gerne wenden. dô des niht geschach,
- Rüedegêr der edele harte vrœlîchen sprach:
- ‚Rîchiu küneginne, zwiu klaget ir daß golt? 1215
- iu ist der künic Etzel sô grœßlîchen holt:
- gesehent iuch sîniu ougen, er gît iu alsô vil,
- daß irß verswendet nimmer; des ich iuch, vrouwe, weren wil.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚vil edel Rüedegêr, 1216
- eß gewan nie küneges tohter rîcheite mêr,
- danne der mich Hagene âne hât getân.‘
- dô kom ir bruoder Gêrnôt hin zer kameren gegân.
- Mit gewalt des küngs en slüßßel stieß er an die tür. 1217
- golt daß Kriemhilde reichte man dervür,
- ze drîßec tûsent marken oder dannoch baß.
- er hieß eß nemen die geste: liep was Gunthere daß.
- Dô sprach von Bechlâren der Gotelinde man: 1218
- ‚ob eß mîn vrouwe Kriemhilt alleß möhte hân,
- swaß sîn ie wart gevüeret von Niblunge lant,
- sîn solde lützel rüeren mîn oder der küneginne hant.
- Nu heißet eß behalten, wand ich sîn niht enwil. 1219
- jâ vuort ich von lande des mînen alsô vil,
- daß wirs ûf der strâßen haben guoten rât
- und unser koste hinnen harte hêrlîche stât.‘
- Dâ vor in allen wîlen gefüllet zwelf schrîn 1220
- des aller besten goldes, daß iender mohte sîn,
- heten die ir magede: daß vuorten si von dan
- und gezierde vil der vrouwen, daß si zer verte solten hân.
- Gewalt des grimmen Hagene dûhte si ze starc. A.1221
- si het des ophergoldes wol noch tûsent marc:
- si teilteß sîner sêle, ir vil lieben man.
- daß dûhte Rüedegêren mit grôßen triuwen getân.
- Dô sprach diu klagende künegin: ‚wâ nu vriunde mîn, 1222
- die durch mîne liebe welnt ellende sîn?
- die suln mit mir rîten in der Hiunen lant:
- die nemen schatz mînen und koufen ros und gewant.
- Des antwurte ir schiere der marcgrâve Eckewart: 1223
- ‚sît daß ich aller êrste iuwer gesinde wart,
- sô hân ich iuch mit triuwen gedienet,‘ sprach der degen,
- ‚und wil unz an mîn ende des selben immer bî iu phlegen.
- ‚Ich wil ouch mit mir vüeren vünf hundert mîner man, 1224
- der ich iu ze dienste mit rehten triuwen gan.
- wir sîn vil ungescheiden, eß entuo der tôt.‘
- der rede neic im Kriemhilt, daß irß der helt sô wol erbôt.
- Dô zôch man dar die mœre: si wolden varn dan. 1225
- dâ wart vil michel weinen von vriunden getân.
- A. Uote diu vil rîche und manec schœne meit
- die zeigten, daß in wære nâch vrouwen Kriemhilde leit.
- Hundert rîcher megede vuort si mit ir dan: A.1226
- die wurden sô gekleidet, als in daß wol gezam. A.
- dô vielen in die trehene von liehten ougen nider;
- si gelebten vil der vreuden ouch bî Etzelen sider.
- Dô kom der hêrre Gîselher und ouch Gêrnôt A.1227
- mit ir ingesinde, als in ir zuht gebôt.
- dô wolden si beleiten ir lieben swester dan:
- dô vuorten si ir recken wol tûsent wætlîcher man.
- Dô kom der snelle Gêre und ouch Ortwîn: A.1228
- Rûmolt der kuchenmeister dâ mite muose sîn.
- si schuofen die nahtselde C. der vrouwen ûf den wegen;
- Volkêr was ir marschalc, der solde ir herberge phlegen.
- Nâch küssen michel weinen wart dâ vil vernomen, C.
- ê daß si von der bürge ze velde wæren komen.
- ûß riten unde giengen, die sis nie gebat. C.
- dô reit der künic Gunther wan ein lützel vür die stat.
- Ê si von Rîne vuoren, si heten vür gesant A.1229
- ir boten harte snelle in der Hiunen lant,
- die dem künege sageten, daß im Rüedegêr
- ze wîbe hete erworben die edelen küneginne hêr.
- Die boten strichen sêre: in was der reise nôt C.
- durch die grôßen êre und durch rîchiu botenbrôt.
- dô si ze lande wâren mit den mæren komen,
- dô het der künic Etzel nie sô liebes niht vernomen.
- Durch disiu lieben mære hieß der künic geben C.
- den boten solhe gâbe, daß si wol mohten leben
- mit vreuden immer mêre dar nâch unz an ir tôt:
- mit liebe was verschwunden des küneges kumber unde nôt.
- Âventiure
- wie Kriemhilt gein den Hiunen vuor.
- Die boten lâßen rîten: wir suln iu tuon bekant, A.1230
- wie diu küneginne gevuor durch diu lant
- oder wâ von ir schieden Gîselher und Gêrnôt.
- sie heten ir gedienet, als in ir triuwe daß gebôt.
- Unz an die Tuonouwe ze Vergen si dô riten. A.1231
- si begunden urloubes die küneginne biten,
- wan si wider wolden rîten an den Rîn.
- done mohteß âne weinen von guoten vriunden niht gesîn.
- Gîselher der snelle sprach zer swester sîn: 1232
- ‚swenne daß du, vrouwe, bedürfen welles mîn,
- ob dir iht gewerre, daß tuo mir bekant:
- sô rîte ich dir ze dieneste in daß Etzelen lant.‘
- Die ir mâge wâren, kustes an den munt. A.1233
- vil minneclîchen scheiden sach man an der stunt
- die snellen Burgunden von Rüedegêres man.
- dô vuort diu küneginne vil manege meit wol getân,
- Hundert und viere: die truogen rîchiu kleit A.1234
- von gemâlt rîchen phellen. vil der schilte breit
- vuort man bî der vrouwen nâhen ûf den wegen.
- dô nam ouch urloup Volkêr, der vil zierlîche degen.
- Dô si über Tuonouwe kômen in Beier lant, A.1235
- dô sagte man diu mære, dâ wæren vür gerant
- vil unkunder geste. dâ noch ein klôster stât
- und dâ daß In mit vlußße in die Tuonouwe gât,
- In der stat ze Paßßouwe saß ein bischof. A.1236
- herberge wurden lære und ouch des vürsten hof:
- si îlten gein den gesten ûf in Beier lant,
- dâ der bischof Pilgerîn die schœnen Kriemhilde vant.
- Den recken von dem lande was dô niht ze leit, A.1237
- dô si ir volgen sâhen sô manege schœne meit.
- dâ trûte man mit ougen der edelen rîter kint.
- guote herberge gab man den gesten allen sint.
- Dâ ze Pledelinge schuof man in gemach. C.
- daß volc man allenthalben zuozin rîten sach.
- man gap in willeclîche, des si bedorften dâ:
- si nâmenß wol mit êren; als tet man sider anderswâ.
- Der bischof mit der niftel ze Paßßouwe reit. A.1238
- dô daß den burgæren von der stat wart geseit,
- daß dô kœme Kriemhilt, des vürsten swester kint:
- diu wart wol enphangen von den koufliuten sint.
- Daß si belîben solden, der bischof het des wân. A.1239
- dô sprach der hêrre Eckewart: ‚daß ist ungetân.
- wir müeßen varn nidere in Rüedegêres lant:
- uns wartent vil der degene: eß ist in allen wol bekant.‘
- Diu mære nu wol wesse diu schœne Gotelint: A.1240
- si bereite sich mit vlîße und ir vil edel kint.
- ir het enboten Rüedegêr, daß in daß dûhte guot,
- daß si der küneginne dâ mit trôste den muot,
- Daß si ir rite engegene und alle sîne man A.1241
- ûf zuo der Ense. dô daß wart getân,
- dô sach man allenthalben die wege unmüeßec stên:
- si begunden gegen den gesten beide rîten unde gên.
- Nu was diu küneginne ze Everdingen komen. 1242
- gnuoge ûß Beier lande solden hân genomen
- den roub ûf der strâßen nâch ir gewoneheit:
- sô heten si den gesten dâ getân vil lîhte leit.
- Daß hete wol understanden der edel Rüedegêr: 1243
- er vuorte tûsent rîter unde dannoch mêr.
- dô was ouch komen Gotelint, Rüedegêres wîp:
- mit ir kom hêrlîche vil maneges küenen recken lîp.
- Dô si über die Trûne kômen bî Ense ûf daß velt, 1244
- dô sach man ûf gespannen hütten und gezelt,
- dâ die geste solden die nahtselde hân.
- diu kost diu was den recken dâ von Rüedegêr getân.
- Gotelint diu schœne die herberge lie 1245
- hinder ir belîben. ûf den wegen gie
- mit klingenden zoumen manec pfert wol getân.
- der antphanc wart vil schœne: liep was eß Rüedegêr getân.
- Die in ze beiden sîten kômen ûf den wegen, 1246
- die riten lobelîche: der was vil manec degen.
- si phlâgen rîterschefte: daß sach vil manec meit.
- eß was den schœnen vrouwen der rîter dienest niht leit.
- Dô zuo den gesten kômen die Rüedegêres man, 1247
- vil der trunzûne sach man ze berge gân
- von der recken hende mit rîterlîchen siten.
- dô wart wol ze prîse vor den vrouwen geriten.
- Daß ließen si belîben. dô gruoßte manec man 1248
- vil güetlîche ein ander. dô vuorten si von dan
- die schœnen Gotelinde, dâ si Kriemhilt sach.
- die vrouwen dienen kunden, die heten kleinen gemach.
- Der vogt von Bechelâren ze sîme wîbe reit. 1249
- der edelen marcgrâvinne was daß niht ze leit,
- daß er sô wol gesunder von Rîne was komen.
- ir was ein teil ir swære mit grôßen vreuden benomen.
- Dô sin hete enphangen, er ließ si ûf daß gras 1250
- erbeißen mit den vrouwen, swaß ir dâ mit ir was.
- dâ wart vil unmüeßec manec edel man:
- den vrouwen wart dô dienest mit grôßem vlîße getân.
- Dô sach diu vrouwe Kriemhilt die markgrâvinne stên 1251
- mit dem ir gesinde: si lie niht nâher gên:
- daß phert mit dem zoume zucken si began
- und bat sich snelleclîchen von dem satele heben dan.
- Den bischof sach man wîsen sîner swester kint, A.1252
- in und Eckewarten, zuo Gotelinde sint.
- dâ wart vil michel wîchen an der selben stunt.
- dô kuste diu ellende an der marcgrâvinne munt.
- Dô sprach vil minneclîchen daß Rüedegêres wîp: 1253
- ‚nu wol mich, liebe vrouwe, deich iuwern schœnen lîp
- hân in disme lande mit ougen mîn gesehen:
- mir enkunde an disen zîten nimmer lieber geschehen.‘
- ‚Nu lôn iu Got,‘ sprach Kriemhilt, ‚vil edele Gotelint. 1254
- sol ich gesunt belîben mit Botlunges kint,
- eß mac iu komen ze liebe, daß ir mich habt gesehen.‘
- in beiden was unkunde, daß sider muose geschehen.
- Mit zühten zuo ein ander gie vil manec meit. 1255
- dô wâren in die recken mit dienste vil bereit.
- si sâßen nâch dem gruoße nider ûf den klê.
- si gewannen maneger künde, die in vil vremde wâren ê.
- Man hieß den vrouwen schenken. eß was wol mitter tac; 1256
- daß edel ingesinde dâ niht lenger lac.
- si riten, dâ si vunden manege hütten breit:
- dâ was den edelen gesten vil michel dienest bereit.
- Die naht si heten ruowe unz an den morgen vruo. 1257
- die von Bechelâren bereiten sich dar zuo,
- wie si behalten solden vil manegen werden gast.
- wol hete gehandelt Rüedegêr, daß in dâ wênec iht gebrast.
- Diu venster an den mûren sach man offen stân; 1258
- diu burc ze Bechelâren diu was ûf getân.
- dô riten dar in die geste, die man vil gerne sach.
- den hieß der wirt vil edele schaffen guoten gemach.
- Diu Rüedegêres tohter mit ir gesinde gie, 1259
- dâ si die küneginne vil minneclîch enphie.
- dâ was ouch ir muoter, des marcgrâven wîp;
- mit liebe wart gegrüeßet vil maneger juncvrouwen lîp.
- Si viengen sich behanden unde giengen dan 1260
- in einen palas wîten: der was vil wol getân,
- dâ diu Tuonouwe under hine vlôß.
- si sâßen gên dem lufte und heten kurzwîle grôß.
- Wes si dâ mêre phlâgen, desn kan ich niht gesagen. A.1261
- daß in sô übel zogete, daß hôrte man dô klagen
- die Kriemhilde recken: wand eß was in leit.
- hei, waß dô guoter recken mit in von Bechlâren reit!
- Vil minneclîchen dienest Rüedegêr in bôt. 1262
- dô gap diu küneginne zwelf armbouge rôt
- der Gotlinde tohter und alsô guot gewant,
- daß si niht beßßers brâhte in daß Etzelen lant.
- Swie ir genomen wære der Niblunge golt, 1263
- alle, die si gesâhen, die mahte si ir holt
- noch mit dem kleinen guote, daß si dâ mohte hân.
- des wirtes ingesinde dem wart grôßiu gâbe getân.
- Dâ wider bôt dô êre diu vrouwe Gotlint 1264
- den gesten von dem Rîne sô güetlîche sint,
- daß man der vremden harte wênec vant,
- sine trüegen ir gesteine oder ir hêrlîch gewant.
- Dô si enbißßen wâren und daß si solden dan, 1265
- von der hûsvrouwen wart geboten an
- getriuwelîcher dienest daß Etzelen wîp.
- dô wart ouch vil getriutet der schœnen juncvrouwen lîp.
- Si sprach zer küneginne: ‚swenne iuch nu dunket guot, 1266
- ich weiß wol, daß eß gerne mîn lieber vater tuot,
- daß er mich zuo ziu sendet in der Hiunen lant.‘
- daßs ir getriuwe wære, wie wol daß Kriemhilt ervant!
- Diu ros bereitet wâren vür Bechlâren komen: 1267
- dô het diu edel künegin urloup nu genomen
- von Rüedegêres wîbe und der tohter sîn;
- dô schiet ouch sich mit gruoße vil manec schœne magedîn.
- Ein ander si vil selten gesâhen nâch den tagen. 1268
- ûßer Medelicke ûf handen wart getragen
- manec goltvaß rîche, dar inne brâht man wîn
- den gesten zuo der strâße: si muosen willekomen sîn.
- Ein wirt was dâ geseßßen, Astolt genant: 1269
- der wîsete si die strâße in daß Ôsterlant
- gegen Mûtâren die Tuonouwe nider.
- dâ wart vil wol gedienet der rîchen küneginne sider.
- Der bischof vriuntlîche von sîner nifteln schiet. A.1270
- daß si sich wol gehabete, wie vaste er ir daß riet,
- und daß si ir êre koufte, als Helche het getân.
- hei, waß si grôßer êren sît dâ zen Hiunen gewan!
- Zuo der Treisem brâhte man die geste dan. 1271
- ir phlâgen vlîßeclîchen die Rüedegêres man,
- unz daß die Hiunen riten über lant!
- dô wart der küneginne vil michel êre bekant.
- Bî der Treisem hête der künec ûß Hiunen lant A.1272
- eine burc wîte, diu was wol bekant,
- geheißen Treisenmûre: vrou Helke saß dâ ê
- und phlac sô grôßer tugende, daß wætlîch nimmer mêr ergê,
- Eßen tæte danne Kriemhilt, diu alsô kunde geben. A.1273
- si mohte nâch ir leide daß liep wol geleben,
- daß ir ouch jâhen êre die Etzelen man,
- der si sît grôßen vollen bî den helden gewan.
- Etzelen hêrschaft was wîten erkant, XII.1274
- daß man ze allen zîten in sîme hove vant
- die küenesten recken, von den ie wart vernomen
- under kristen unde heiden: die wâren mit im alle komen.
- Bî im was alle zîte, daß wætlîch mêr ergê, 1275
- kristenlîcher orden und ouch der heiden ê.
- in swie getânem lebene sich ieslîcher truoc,
- daß schuof des küneges milte, daß man in allen gap genuoc.
- Âventiure
- wie si zen Hiunen wart enphangen.
- Si was ze Treisenmûre unz an den vierden tac. 1276
- diu molte ûf der strâße die wîle nie gelac,
- si enstübe, sam eß brünne, allenthalben dan.
- dâ riten durch Ôsterrîche des künic Etzelen man.
- Dô was ouch dem künege vil rehte nu geseit, 1277
- des im von gedanken swunden sîniu leit,
- wie hêrlîchen Kriemhilt kœme durch diu lant.
- der künec begunde gâhen, dâ er die minneclîchen vant.
- Von vil maneger sprâche sach man ûf den wegen 1278
- vor Etzelen rîten manegen küenen degen,
- von kristen und von heiden manege wîte schar.
- dâ si die vrouwen vunden, si kômen hêrlîchen dar.
- Von Riußen und von Kriechen reit dâ manec man; 1279
- den Pœlân unde Vlâchen sach man swinde gân
- ros diu vil guoten si mit kreften riten.
- swaß si site hêten, der wart vil wênec vermiten.
- Von dem lant ze Kiewen reit dâ manec degen 1280
- und die wilden Pesnære; dâ wart vil gephlegen
- mit dem bogen schießen zuo vogelen, dâ si vlugen;
- die phîle si sêre mit kraft unz an die wende zugen.
- Ein stat bî Tuonouwe lît in Ôsterlant, A.1281
- diu ist geheißen Tulnâ: dâ wart ir bekant
- vil manec site vremde, den si ê nie gesach.
- si enphiengen dâ genuoge, den sît vil leit von ir geschach.
- Vor Etzelen dem künege ein ingesinde reit, 1282
- vrô und vil rîche, hübsch und gemeit,
- wol vier und zweinzec vürsten rîch unde hêr.
- daß si ir vrouwen sâhen, dâ von engerten si niht mêr.
- Der herzoge Râmunc ûßer Vlâchen lant 1283
- mit siben hundert mannen kom er vür si gerant.
- sam vliegende vogele sach man si alle varn.
- dô kom der vürste Gibeke mit vil hêrlîchen scharn.
- Hornboge der snelle wol mit tûsent man 1284
- kêrte von dem künege gein sîner vrouwen dan.
- vil lûte wart geschallet nâch des landes siten.
- von der Hiunen mâgen wart ouch dâ sêre geriten.
- Dô kom von Tenemarke der küene Hâwart 1285
- und Irinc der vil snelle, vor valsche wol bewart,
- Irnvrit von Dürengen, ein wætlîcher man:
- si enphiengen Kriemhilde, daß sis êre muose hân,
- Mit zwelf hundert mannen: die vuortens in ir schar. A.1286
- dô kom der hêrre Blœdel mit drin tûsent dar,
- der Etzelen bruoder ûßer Hiunen lant:
- der kom vil hêrlîche, dâ er die küneginne vant.
- Dô kom der künic Etzel und ouch hêr Dietrîch 1287
- mit allen sînen degenen. dâ was vil lobelîch
- manec rîter edele, biderbe unde guot.
- des wart vroun Kriemhilde ein teil gehœhet ir muot.
- Dô sprach zer küneginne der hêrre Rüedegêr: A.1288
- ‚vrouwe, iu wil enphâhen hie der künic hêr.
- swen ich iuch heiße küssen, daß sol sîn getân:
- jane mugt ir niht gelîche grüeßen al die Etzeln man.‘
- Dô huop man von dem mœre die küneginne hêr. 1289
- Etzel der vil rîche enbeite dô niht mêr,
- er stuont von sîme rosse mit manegem küenen man.
- man sach in vrœlîche gegen Kriemhilde gân.
- Zwêne vürsten rîche, als uns daß ist geseit, 1290
- bî der vrouwen giengen und habten ir diu kleit,
- dô ir der künic Etzele hin engegen gie,
- dâ si den vürsten edele mit küssen güetlîch enphie.
- Ûf ructes ir gebende: ir varwe wol getân A.1291
- diu lûhte ir ûß dem golde. dâ was vil manec man,
- si jâhen, daß vrou Helche niht schœner kunde gesîn.
- dâ bî sô stuont vil nâhen des küneges bruoder Blœdelîn.
- Den hieß si küssen Rüedegêr, der marcgrâve rîch, A.1292
- und den künic Gibeken. dô stuont ouch Dieterîch;
- der recken kuste zwelfe daß Etzelen wîp.
- do enphie si sus mit gruoße vil manges rîtæres lîp.
- Al die wîle und Etzel bî Kriemhilde stuont, 1293
- dô tâten die tumben, als noch die liute tuont:
- vil manegen puneiß rîchen sach man dâ geriten;
- daß tâten kristen helde und ouch die heiden nâch ir siten.
- Wie rehte rîterlîchen die Dietrîches man A.1294
- die schefte ließen vliegen mit trunzûnen dan
- hôch über schilde von guoter rîter hant!
- vor den tiuschen gesten wart dürkel maneges schiltes rant.
- Dâ wart von schefte brechen vil michel dôß vernomen. 1295
- dô wâren von dem lande die recken alle komen
- und ouch des küneges geste, vil manec edel man:
- dô gie der künic rîche mit der küneginne dan.
- Si sâhen bî in stênde ein hêrlîch gezelt. 1296
- von hütten was ervüllet alumbe daß velt,
- dâ si solden ruowen nâch ir arebeit.
- von helden wart gewîset dar under manec schœniu meit
- Mit der küneginne, dâ si sît gesaß A.1297
- ûf rîche stuolgewæte; der marcgrâve daß
- hete wol geschaffet, daß man eß vant vil guot.
- dô stuont dem künege Etzelen harte hôhe der muot.
- Waß si zesamne redeten, daß ist mir unbekant; A.1298
- in der sînen zeswen lac ir wîßiu hant.
- si gesâßen minneclîche, dâ Rüedegêr der degen
- den künec niht wolde lâßen Kriemhilde heimlîche phlegen.
- Dô hieß man lân belîben den buhurt über al; 1299
- mit êren wart verendet dâ der grôße schal.
- dô giengen zuo den hütten die Etzelen man;
- man gab in herberge vil wîten allenthalben dan.
- Den abent zuo der nahte si heten guot gemach, 1300
- unz man den liehten morgen aber schînen sach.
- dô was zuo den rossen komen manec man:
- hei, waß man kurzewîle dem künege zêren began!
- Der künec eß nâch den êren die Hiunen schaffen bat. 1301
- dô riten si von Tulne ze Wiene zuo der stat.
- dâ vunden si gezieret vil maneger vrouwen lîp:
- si enphiengen wol mit êren des künic Etzelen wîp.
- Mit harte grôßem vollen sô wart in bereit, 1302
- swaß si haben solden. vil manec helt gemeit
- sich vreute gên dem schalle. herbergen man began.
- des küneges hôhgezîte huop sich vil vrœlîchen an.
- Sine mohten niht alle geherbergen in der stat. A.1303
- die niht geste wâren, Rüedegêr die bat,
- daß si herberge næmen in daß lant.
- ich wæn, man alle zîte den künec bî Kriemhilde vant.
- Dietrîch der hêrre und ander manec degen A.1304
- die heten sich der ruowe mit arbeit bewegen,
- durch daß si den gesten trôsten wol den muot.
- Rüedgêr und sîne vriunde heten kurzwîle guot.
- Diu hôhzît was gevallen an einen phingestac, 1305
- dâ der künic Etzel bî Kriemhilde lac
- in der stat ze Wiene. si wæn sô manegen man
- bî ir êrsten manne nie ze dienste gewan.
- Si kunte sich mit gâbe dem, der si nie gesach. 1306
- vil maneger dar under zuo den gesten sprach:
- ‚wir wânden, daß vrou Kriemhilt guotes niht möhte hân:
- nu ist hie mit ir gâbe vil manec wunder getân.‘
- Diu hôhzît diu werte sibenzehen tage. 1307
- ich wæn, man von deheinem künege mêre sage,
- des hôhzît grœßer wære: daß ist uns gar verdeit.
- alle, die dâ wâren, truogen iteniuwe kleit.
- Si wæn in Niderlande dâ vor nie gesaß 1308
- mit sô manegem recken: dâ bî geloube ich daß,
- was Sîvrit rîch des guotes, daß er doch nie gewan
- sô manegen recken edele, sô si sach vor Etzeln stân.
- Ouch gap nie künec neheiner zuo sîn selbes hôhgezît 1309
- sô manegen rîchen mantel tief unde wît,
- noch sô guoter kleider, der si vil mohten hân,
- die Kriemhilde willen wurden alle vertân.
- Ir vriunde und ouch ir geste heten einen muot, 1310
- daß si dâ niht ensparten deheiner slahte guot.
- swes ieman an si gerte, des wâren si bereit.
- des gestuont dô vil der degene von milte blôß und âne kleit.
- Wie si ze Rîne sæße, gedâhte si ane daß, 1311
- bî ir edelem manne, ir ougen wurden naß.
- si hetes vaste hæle, daß eß ieman kunde sehen.
- ir was nâch manegem leide sô vil der êren geschehen.
- Swaß ieman tet mit milte, daß was gar ein wint A.1312
- unz an Dietrîche: swaß Botlunges kint
- im gegeben hête, daß was nu gar verswant.
- ouch begie dâ michel wunder des milten Rüedegêres hant.
- Ûßer Ungerlande der vürste Blœdelîn A.1313
- der hieß dâ lære machen vil manec leitschrîn
- von silber und von golde dâ wart hin gegeben.
- man sach des küneges helde sô rehte vrœlîche leben.
- Werbel unde Swemelîn, des küneges spilman, A.1314
- ich wæn, ir ieglîcher zer hôhzît gewan
- wol ze tûsent marke oder dannoch baß,
- dâ diu schœne Kriemhilt bî Etzele under krône saß.
- An dem ahtzehenden morgen von Wiene si dô riten. 1315
- dô wart in rîterscheften schilde vil versniten
- von speren, die dâ vuorten die recken an der hant.
- sus kom der künic Etzel mit vreuden in der Hiunen lant.
- Ze Heimburg der alten si wâren über naht. 1316
- done kunde niemen wißßen wol des volkes aht,
- mit wie getâner krefte si riten über lant.
- hei, waß man schœner vrouwen in sîme heimuote vant.
- Ze Misenburc der rîchen dâ schiften si sich an. 1317
- daß waßßer wart verdecket von ros und ouch von man,
- alsam eß erde wære, swaß man sîn vließen sach.
- die wegemüeden vrouwen die heten semfte und ouch gemach.
- Ze samne was gefloßßen manec schef vil guot, 1318
- daß in niht enschadete die ünde noch diu vluot;
- dar über was gespannen manec guot gezelt,
- sam ob si noch hêten beide lant unde velt.
- Dô kômen disiu mære ze Etzelenburc von dan, 1319
- dô vreuten sich dar inne wîp unde man.
- Etzelen ingesinde, des ê vrou Helche phlac,
- gelebte bî Kriemhilde sît manegen vrœlîchen tac.
- Dô stuont dâ wartende vil manec edel meit, 1320
- Die nâch Helchen tôde heten manegiu leit.
- siben künege tohter Kriemhilt noch dâ vant:
- von den was gezieret wol alleß Etzelen lant.
- Diu juncvrouwe Herrât noch des gesindes phlac, 1321
- diu Helchen swester tohter, an der vil tugende lac,
- diu gemahele Dietrîches, eins edelen küneges kint,
- diu tohter Nentwînes: diu hete vil der êren sint.
- Gegen der geste kümfte vreute sich ir muot; 1322
- ouch was dar zuo bereitet vil kreftigeß guot.
- wer kunde iu daß bescheiden, wie sît der künec gesaß?
- si gelebten dâ zen Hiunen nie mit küneginne baß.
- Do der künec mit sîme wîbe von dem stade reit, A.1323
- wer ieglîche vuorte, daß wart dô wol geseit
- der edelen Kriemhilde: si gruoßtes deste baß.
- hei, wie gewalteclîchen si sît an Helchen stat gesaß!
- Getriulîches dienstes wart ir vil bekant. A.1324
- dô teilte diu küneginne golt und ouch gewant,
- silber und gesteine: swaß si des über Rîn
- mit ir zen Hiunen brâhte, daß muose gar zergeben sîn.
- Ouch wurden ir mit dienste sider undertân 1325
- al des küneges mâge und alle sîne man,
- daß diu vrouwe Helche nie so gewalteclîch gebôt,
- sô si ir muosen dienen unz an den Kriemhilde tôt.
- Dô stuont mit solhen êren der hof und ouch daß lant, 1326
- daß man dâ zallen zîten die kurzwîle vant,
- swar nâch ieglîchem daß herze truoc den muot,
- durch des küneges liebe und der küneginne guot.
- Âventiure
- wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen.
- In alsô hôhen êren, daß ist alwâr, A.1327
- wontens mit ein ander unz an daß sibende jâr.
- die zît diu küneginne eins suns was genesen:
- des kunde der künic Etzel nimmer vrœlîcher wesen.
- Sine wolde niht erwinden, sine wurbe sint, A.1328
- daß getoufet wurde daß Etzelen kint
- nâch kristenlîchem rehte: Ortliep wart eß genant.
- des wart vil michel vreude über al deß Etzelen lant.
- Swaß ie guoter tugende an vroun Helchen lac, XIII.1329
- der vleiß sich vrou Kriemhilt dar nâch vil manegen tac.
- A. die site si lêrte Herrât, diu ellende meit.
- diu hete tougenlîche nâch Helchen grœßlîchiu leit.
- Den vremden und den kunden was si vil wol bekant; A.1330
- die jâhen, daß nie vrouwe besæße küneges lant
- beßßer unde milter: daß heten si vür wâr.
- daß lop si truoc zen Hiunen unz an daß driuzehende jâr.
- Nu het si wol erkunnet, daß ir niemen widerstuont, A.1331
- alsô noch vürsten wîbe küneges recken tuont,
- und daß si alle zîte zwelf künege vor ir sach.
- si gedâht ouch maneger leide, der ir dâ heime geschach.
- Si dâhte ouch maneger êren von Niblunge lant, A.1332
- der si was gewaltec und die ir Hagenen hant
- mit Sîvrides tôde hete gar benomen,
- und ob im daß ouch immer noch ze leide möhte komen.
- ‚Daß geschæhe, ob ich in bringen möhte in ditze lant.‘ A.1333
- ir troumde, daß ir gienge vil dicke an der hant
- Gîselher ir bruoder: si kusten zaller stunt
- vil ofte in semftem slâfe. sît wart in arbeite kunt.
- Ich wæn, der übel vâlant Kriemhilde daß geriet, A.1334
- daß si mit vriuntschefte von Gunthere schiet,
- den si durch suone kuste in Burgunden lant.
- do begunde ir aber salwen von heißen trehen ir gewant.
- Eß lac ir an dem herzen spât unde vruo, A.1335
- wie man si âne schulde bræhte dar zuo,
- daß si muose minnen einen heidenischen man:
- die nôt die hete ir Hagene unde Gunther getân.
- Daß si daß rechen möhte, des wunschtes alle tage. A.1336
- si gedâht: ‚ich bin sô rîche unt hân sô grôße habe,
- daß ich mînen vînden gevüege noch ein leit:
- des wær et ich von Troneje Hagnen gerne bereit.
- ‚Nâch den getriuwen jâmert dicke eß herze mîn: A.1337
- die mir dâ leide tâten, möhte ich bî den sîn,
- sô wurde wol errochen mînes vriundes lîp.
- des ich kûme erbeite,‘ sprach daß jâmerhafte wîp.
- Ze liebe si dô hêten alle sküneges man, A.1338
- die Kriemhilde recken: daß was vil wol getân. A.
- der kameren phlac Eckewart, dâ von er vriunt gewan.
- Kriemhilde willen kunde nieman understân.
- Si dâhte zallen zîten: ‚ich will den künic biten,‘ 1339
- daß er ir des gunde mit güetlîchen siten,
- daß man ir vriunde bræhte in der Hiunen lant.
- den argen willen niemen an der küneginne vant.
- Dô si eines nahtes bî dem künege lac, A.1340
- mit armen umbevangen het er si, als er phlac
- die edelen vrouwen triuten, si was im sô sîn lîp:
- dô gedâhte ir vînde daß vil hêrlîche wîp.
- Si sprach zuo dem künege: ‚vil lieber hêrre mîn, 1341
- ich wolde iuch biten gerne, möhteß mit hulden sîn,
- daß ir mich sehen ließet, ob ich daß het versolt,
- daß ir den mînen vriunden wæret inneclîchen holt.‘
- Dô sprach der künic rîche, getriuwe was sîn muot: A.1342
- ‚ich bringe iuch des wol innen, swâ liep unde guot
- den helden widervüere, des müese ich vreude hân,
- wand ich von wîbes minne nie beßßer vriunde gewan.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚iu ist daß wol geseit, 1343
- ich hân vil hôhe mâge: dar umbe ist mir sô leit,
- daß mich die sô selten ruochent hie gesehen:
- ich hœre, mîn die liute niuwan vür ellende jehen.‘
- Dô sprach der künic Etzel: ‚vil liebiu vrouwe mîn, A.1344
- diuht eß si niht ze verre, sô lüede ich über Rîn,
- swelhe ir dâ gerne sæhet, her in mîniu lant.‘
- des vreute sich diu vrouwe, dô si den willen sîn ervant.
- (Si sprach:) ‚welt ir mir triuwe leisten, hêrre mîn, 1345
- sô sult ir boten senden ze Wormeß über Rîn.
- so enbiute ich mînen vriunden, des ich dâ habe muot:
- sô kumt uns her ze lande vil manec edel rîter guot.‘
- Er sprach: ‚swenne ir gebietet, sô lâß et eß geschehen. A.1346
- irn kundet iuwer vriunde sô gerne niht gesehen,
- als ich si gesæhe, der edelen Uoten kint.
- mich müet daß harte sêre, daß si uns sô lange vremde sint.
- ‚Ob eß dir wol gevalle, vil liebiu vrouwe mîn, 1347
- wolde ich ze boten senden nâch den vriunden dîn
- die mînen videlære in Burgunden lant.‘
- die guoten videlære hieß er bringen sâ zehant.
- Si îlten harte balde, dâ der künic saß 1348
- bî der küneginne. er saget in beiden daß,
- si solden boten werden in Burgunden lant.
- dô hieß er in bereiten harte hêrlîch gewant.
- Vier und zweinzec recken bereite man dô kleit. A.1349
- ouch wart in von dem künege diu botschaft geseit,
- wie si dar laden solden Gunther und sîne man.
- Kriemhilt diu vrouwe si sunder sprechen began.
- Dô sprach der künic rîche: ‚ich sag iu, wie ir tuot: 1350
- ich enbiute mînen vriunden lieb und alleß guot,
- daß si geruochen rîten her in mîniu lant.
- ich hân sô lieber geste harte wênec noch bekant.
- ‚Und ob si mînes willen wellen iht begân, 1351
- die Kriemhilde mâge, daß si des niht enlân,
- sine komen mir ze liebe zuo mîner hôhgezît,
- wan vil der mînen wünne an mînen konemâgen lît.‘
- Dô sprach der videlære, der stolze Swemelîn: 1352
- ‚wenne sol iuwer hôhzît in disen landen sîn?
- daß wir iuwern vriunden daß künnen dort gesagen.‘
- dô sprach der künic Etzel: ‚zen næhsten sunwenden tagen.‘
- ‚Wir tuon, swaß ir gebietet,‘ sprach dô Werbelîn. 1353
- in ir kemenâten bat diu künegîn
- bringen tougenlîchen die boten si gesprach;
- dâ von vil manegem degene sît wênec liebes geschach.
- Si sprach zen boten beiden: ‚nu dienet michel guot, 1354
- daß ir mînen willen vil güetlîchen tuot,
- und sagt, swaß ich enbiete heim in unser lant:
- ich mache iuch guotes rîche und gib iu hêrlîch gewant.
- ‚Swaß ir der mîner vriunde immer muget gesehen 1355
- ze Wormeß bî dem Rîne, den sult ir niht verjehen,
- daß ir noch ie gesæhet betrüebet mînen muot;
- und saget mînen dienest den helden küene unde guot.
- ‚Bitet, daß si leisten, swaß in der künec enbôt, 1356
- und mich dâ mite scheiden von aller mîner nôt.
- die Hiunen wellent wænen, deich âne vriunde sî.
- ob ich ein rîter hieße, ich kœme in etwenne bî.
- ‚Und saget ouch Gêrnôte, dem edelen bruoder mîn, 1357
- daß im zer werlde niemen holder müge sîn.
- bitet, daß er mir bringe her in ditze lant
- unser besten vriunde, deiß uns zen êren sî gewant.
- ‚Sô saget ouch Gîselhere, daß er gedenke dran, A.1358
- daß ich von sînen schulden nie leides niht gewan:
- des sæhen in vil gerne hie diu ougen mîn
- des wolde ich immer mêre hinz im dienende sîn.
- ‚Saget ouch mîner muoter die êre, die ich hân, A.1359
- und ob von Troneje Hagene welle dort bestân,
- wer si danne wîsen solde durch diu lant:
- dem sint die wege von kinde her zen Hiunen wol bekant.‘
- Die boten niene wessen, wâ von daß was getân, A.1360
- daß si von Troneje Hagenen niht ensolden lân
- belîben bî dem Rîne. eß wart in sider leit:
- mit im was manegem degene zem grimmen tôde widerseit.
- Brieve unde botschaft was in nu gegeben. 1361
- si vuoren guotes rîche und mohten schône leben.
- urloup gap in Etzel und ouch sîn schœne wîp;
- in was von guoter wæte vil wol gezieret der lîp.
- Âventiure
- wie Werbel unde Swemel die botschaft wurben.
- Dô Etzel sîne boten zuo dem Rîne sande, A.1362
- dô vlugen disiu mære von lande ze lande:
- mit boten harte snellen er bat und ouch gebôt
- zuo sîner hôhgezîte; des holte maneger dâ den tôt.
- Die boten dannen vuoren ûßer Hiunen lant A.1363
- zuo den Burgunden: dar wâren si gesant
- nâch drin edelen künegen und ouch nâch ir man:
- si solten komen Etzelen; des man dô gâhen began.
- Hin ze Bechlâren kômen si geriten: 1364
- dâ diende man in gerne, daßn wart dâ niht vermiten.
- Rüedgêr sînen dienest enbôt und Gotelint
- bî in hin ze Rîne und ouch des marcgrâven kint.
- Sine ließens âne gâbe von in niht scheiden dan, A.1365
- daß deste baß gevüeren die Etzelen man.
- Uoten und ir kinden enbôt dô Rüedegêr,
- sine heten in sô wægen deheinen marcgrâven mêr.
- Si enbuten ouch Prünhilde dienest unde guot, A.1366
- stætelîche triuwe und willigen muot.
- dô si die rede vernâmen, die boten wolden varn:
- si bat diu marcgrâvinne Got von himele bewarn.
- Ê daß die boten kœmen vol durch Beier lant, A.1367
- Werbel der vil snelle den guoten bischof vant.
- waß der dô sînen vriunden hin ze Rîne enbôt,
- daß ist mir niht gewißßen: niuwan sîn golt alsô rôt
- Gab er den boten ze minnen. rîten er si lie. A.1368
- dô sprach der bischof Pilgerîn: ‚und solde ichs sehen hie,
- mir wære wol ze muote, die swester süne mîn:
- ich mac leider selten zuozin komen an den Rîn.‘
- Welhe wege si vüeren ze Rîne durch diu lant, 1369
- des kan ich niht bescheiden. ir silber und gewant
- des ennam in nieman: man vorhte ir hêrren zorn:
- jâ was vil gewaltec der edele künic wol geborn.
- Inre tagen zwelfen kômens an den Rîn, 1370
- ze Wormeß zuo dem lande, Werbel und Swemelîn.
- A. dô sagte man diu mære den künegen und ir man,
- dâ kœmen boten vremede: Gunther dô vrâgen began.
- Dô sprach der vogt von Rîne: ‚wer tuot uns daß bekant, A.1371
- von wannen dise vremeden riten in daß lant?‘
- daß enwesse nieman, unze daß si sach
- Hagene von Troneje dô ze Gunthere sprach:
- ‚Uns koment niuwe mære, des wil ich iu verjehen: A.1372
- die Etzelen videlære die hân ich hie gesehen;
- si hât iuwer swester gesendet an den Rîn:
- si suln uns durch ir hêrren grôße willekomen sîn.‘
- Si riten al bereite vür den palas dan: A.1373
- eß gevuoren hêrlîcher nie vürsten spileman. A.
- des küneges ingesinde enphie si sâ zehant:
- man gab in herberge und hieß behalten ir gewant.
- Ir reiskleider wâren rîch und sô wolgetân, A.1374
- jâ mohten si mit êren vür den künic gân;
- sine wolden ir niht mêre dâ ze hove tragen.
- ob ir ieman geruohte, die boten hießen daß sagen.
- In der selben mâße man ouch liute vant, A.1375
- die eß vil gerne nâmen: den wart eß gesant.
- dô leiten an die geste verre rîcher wât,
- als eß boten küneges ze tragene hêrlîche stât.
- Dô gie mit urloube, dâ der künic saß, A.1376
- daß Etzelen gesinde: gerne sach man daß.
- Hagene von dem sedele gein den boten spranc
- und enphie si minneclîche: des sagten im die knappen danc.
- Durch diu kunden mære vrâgen er began, A.1377
- wie sich Etzele gehabete und die sîne man.
- dô sprach der videlære: ‚daß lant gestuont nie baß,
- noch sô vrô die liute: nu wißßet endelîche daß.‘
- Er brâhtes zuo dem wirte; der palas der was vol: 1378
- do enphie man die geste, sô man boten sol
- güetlîchen grüeßen in ander künege lant.
- Werbel vil der recken dâ bî Gunthere vant.
- Der künec gezogenlîche grüeßen si began: 1379
- ‚sît willekomen beide, ir Etzelen spileman,
- und iuwer hergesellen. wes hât iuch her gesant
- Etzele der rîche zuo der Burgunden lant?‘
- Si nigen dô dem künege. dô sprach Werbelîn: 1380
- ‚iu enbiutet sînen dienest der liebe hêrre mîn
- und Kriemhilt iuwer swester her in ditze lant:
- si habent uns iu recken ûf guote triuwe her gesant.‘
- Dô sprach der vürste rîche: ‚der mære bin ich vrô. A.1381
- wie gehabt sich Etzele,‘ vrâgte der degen dô,
- ‚und Kriemhilt mîn swester ûßer Hiunen lant?‘
- dô sprach der videlære: ‚diu mære tuon ich iu bekant.
- ‚Sich gehabten künege, ir sult wol wißßen daß, A.1382
- in deheinem lande vrœlîcher noch baß,
- und alleß daß gedigene, die mâge und ouch ir man,
- si vreuten sich der verte, dô wir schieden von dan.‘
- ‚Genâde sîner dienste, die er mir enboten hât, A.1383
- unde mîner swester, sît eß alsô stât,
- daß si lebent mit vreuden, der künec und sîne man,
- wande ich doch der mære gevrâget sorgende hân.‘
- Die zwêne jungen künege die wâren ouch nu komen: A.1384
- si heten disiu mære alrêste dô vernomen.
- durch sîner swester liebe die boten gerne sach
- Gîselher der junge zuo zin dô minneclîchen sprach:
- ‚Ir boten sult uns grôße willekomen sîn; 1385
- ob ir dicker woldet her rîten an den Rîn,
- ir vündet hie die vriunde, die ir gerne möhtet sehen.
- iu solte hie ze lande vil wênec leides geschehen.‘
- ‚Wir triuwen iu aller êren,‘ sprach dô Swemlîn; 1386
- ‚ine kunde iu niht bediuten mit den sinnen mîn,
- wie rehte minneclîche iu Etzel enboten hât
- und iuwer edele swester, der dinc in hôhen êren stât.
- ‚Genâde unde triuwen mant iuch des küneges wîp, 1387
- und daß ir ie was wæge iur herze und iuwer lîp.
- und ze vordrest dem künege sî wir her gesant,
- daß ir geruochet rîten zuo zin in Etzelen lant.
- ‚Eß sol ouch mit iu rîten der hêrre Gêrnôt. A.1388
- Etzel der rîche iu allen daß enbôt,
- ob ir iuch iuwer swester niht sehen woldet lân,
- sô wolde er gerne wißßen, waß er iu hête getân,
- ‚Daß ir in alsô vremdet und ouch sîniu lant. A.1389
- ob iu diu küneginne wær nie mêr bekant,
- sô möhte er doch verdienen, daß ir in geruochet sehen:
- swenne daß ergienge, sô wær im liebe geschehen.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚über dise siben naht 1390
- sô künde ich iu diu mære, wes ich mich hân bedâht
- mit den mînen vriunden: die wîle sult ir gân
- in iuwer herberge und sult vil guote ruowe hân.‘
- Dô sprach aber Werbelîn: ‚und möhte daß geschehen, A.1391
- daß wir mîne vrouwen kunden ê gesehen,
- Uoten die vil rîchen, ê wir schüefen uns gemach?‘
- Gîselher der edele vil harte zühteclîchen sprach:
- ‚Daß ensol iu niemen wenden; und welt ir vür si gân, A.1392
- ir habet mîner muoter willen gar getân;
- wan si siht iuch gerne durch die swester mîn,
- vroun Kriemhilde: ir sult ir willekomen sîn.‘
- Gîselher si brâhte, dâ er die vrouwen vant. A.1393
- die boten sach si gerne ûß der Hiunen lant:
- si gruoßtes minneclîche durch tugenthaften muot.
- dô sagten ir diu mære die boten hövisch unde guot.
- ‚Mîn vrou iu her enbiutet,‘ sô sprach Swemelîn, A.1394
- ‚ir dienst in grôßen triuwen, und möhte daß gesîn,
- daß si iuch dicke sæhe, ir sult gelouben daß,
- sô wær ir in der werlte mit deheinen vreuden baß.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚des mac nu niht gesîn. A.1395
- swie gerne ich dicke sæhe die lieben tohter mîn,
- so ist leider mir ze verre des edelen küneges wîp.
- nu sî immer sælec ir und Etzelen lîp.
- ‚Ir sult mich lâßen wißßen, ê irß gerûmet hie, A.1396
- swenne ir wider wendet: ine gesach sô gerne nie
- boten in langen zîten, danne ich iuch hân gesehen.‘
- die knappen ir dô lobeten, daß si daß ließen geschehen.
- Zen herbergen vuoren die von Hiunen lant. 1397
- dô hete der künic rîche nâch vriunden sîn gesant.
- Gunther der edele vrâgte sîne man,
- wie in diu rede geviele? vil maneger sprechen dô began,
- Daß er wol möhte rîten in Etzelen lant. 1398
- daß rieten im die besten, die er dar under vant,
- niuwan Hagen eine: dem was eß grimme leit.
- er sprach zem künege tougen: ‚ir habt iu selben widerseit.
- ‚Nu ist iu doch gewißßen, waß wir haben getân: 1399
- wir mugen immer sorge zuo Kriemhilde hân,
- wan ich sluoc ze tode ir man mit mîner hant:
- wie getorsten wir gerîten in daß Etzelen lant?‘
- Dô sprach der künic rîche: ‚mîn swester lie den zorn. 1400
- mit kusse minneclîche si hât ûf uns verkorn,
- daß wir ir ie getâten, ê daß si hinnen reit,
- eß ensî et, Hagene, iu eime von ir widerseit.‘
- ‚Nu lât iuch niht betriegen,‘ sprach Hagene, ‚swes si jehen, 1401
- die boten von den Hiunen. welt ir Kriemhilde sehen,
- ir mugt wol dâ verliesen die êre und ouch den lîp:
- eß ist vil lancræche des küneges Etzelen wîp.‘
- Dô sprach zuo dem râte der vürste Gêrnôt: 1402
- ‚sît ir von schulden vürhtet dâ den tôt
- in Hiunischen rîchen; solt wirß dar umbe lân,
- wirn sæhen unser swester, daß wær vil übele getân.‘
- Dô sprach der hêrre Gîselher zuo dem degene: A.1403
- ‚sît ir iuch schuldec wißßet, vriunt Hagene,
- sô sult ir hie belîben und iuch vil wol bewarn
- und lâßet die getürstigen mit uns zuo den Hiunen varn.‘
- Dô begunde zürnen von Tronje der degen: A.1404
- ‚ich wil niht, daß ir vüeret iemen ûf den wegen,
- der getürre rîten mit iu ze hove baß.
- sît ir niht welt erwinden, ich sol iu wol erzeigen daß.‘
- Dô sprach der kuchenmeister Rûmolt der degen: 1405
- ‚der vremden und der kunden mugt ir wol heißen phlegen
- nâch iuwer selbes willen, wand ir habt vollen rât.
- ich wæne niht, daß Hagene iuch noch vergîselet hât.
- ‚Welt ir niht volgen Hagenen, iu rætet Rûmolt, 1406
- wand ich iu bin mit triuwen dienstlîchen holt,
- daß ir hie sult belîben durch den willen mîn,
- und lât den künic Etzelen dort bî Kriemhilde sîn.
- ‚Wie kund iu in der werlte immer samfter wesen? 1407
- ir muget vor iuwern vînden hie heime wol genesen.
- ir sult mit guoten kleidern zieren wol den lîp,
- trinket wîn, den besten, und minnet wætlîchiu wîp.
- ‚Dar zuo gît man iu spîse, die besten, die ie hât A.1408
- in der werlte künec deheiner. iur lant vil schône stât:
- ir mugt iuch Etzelen hôhgezît mit êren wol bewegen
- und mugt mit iuwern vriunden vil guoter kurzwîle phlegen.
- ‚Ob ir niht anders hêtet, daß ir möht geleben, C.
- ich wolde iu einer spîse den vollen immer geben,
- sniten in öl gebrouwen. deist Rûmoldes rât,
- sît eß sô angestlîchen, ir hêrren, dâ zen Hiunen stât.
- ‚Ich weiß, daß mîn vrou Kriemhilt iu nimmer wirdet holt; C.
- ouch habt ir unde Hagene zir anders niht versolt.
- des sult ir belîben, eß mac iu werden leit:
- ir kumet es an ein ende, daß ich iu niht hân misseseit.
- ‚Des rât ich iu belîben. rîch sint iuwer lant: 1409
- man mac iu baß erlœsen hie heime diu phant
- danne dâ zen Hiunen: wer weiß, wie eß dâ stât?
- ir sult belîben, hêrren: daß ist der Rûmoldes rât.
- ‚Wir wellen niht belîben,‘ sprach dô Gêrnôt. 1410
- ‚sît daß uns mîn swester sô vriuntlîche enbôt
- und Etzele der rîche, zwiu solde wir daß lân?
- der dar niht gerne welle, der mac hie heime bestân.‘
- ‚Entriuwen,‘ sprach dô Rûmolt, ‚ich solß der eine sîn, C.
- der durch Etzelen hôhgezît kumt nimmer über Rîn.
- zwiu solde ich daß wâgen, daß ich wæger hân?
- die wîle ich mag immer, wil ich mich selbe leben lân.‘
- ‚Des selben wil ich volgen,‘ sprach Ortwîn der degen: C.
- ‚ich wil des geschäftes hie heime mit iu phlegen.‘
- dô sprâchen ir genuoge, si woldenß ouch bewarn:
- ‚Got lâße iuch, liebe hêrren, dâ zen Hiunen wol gevarn.‘
- Der künec begunde zürnen, dô er daß gesach, C.
- daß si dâ heime wolden schaffen ir gemach:
- ‚dar umbe wirß niht lâßen, wir müeßen an die vart:
- eß waldet guoter sinne, der sich alle zît bewart.‘
- Des antwurte Hagene: ‚lât iuch unbilden niht 1411
- mîne rede dar umbe; swie halt iu geschiht,
- ich rât iu an den triuwen, welt ir iuch wol bewarn,
- sô sult ir zuo den Hiunen vile werlîchen varn.
- ‚Sît ir niht welt erwinden, so besendet iuwer man, A.1412
- die besten, die ir vindet oder inder muget hân,
- sô wel ich ûß in allen tûsent rîter guot:
- sone mag iu niht gewerren der argen Kriemhilde muot.‘
- ‚Des wil ich gerne volgen,‘ sprach der künec zehant. 1413
- dô hieß er boten rîten wîte in sîn lant:
- dô brâhte man der helde driu tûsent oder mêr.
- sin wânden niht erwerben alsô gremlîchiu sêr.
- Si riten vrœlîche in Guntheres lant. A.1414
- man hieß in geben allen ros und ouch gewant,
- die dâ varen solden zuo den Hiunen dan.
- der künec mit guotem willen der vil manegen gewan.
- Dô hieß von Tronje Hagene Dancwart den bruoder sîn 1415
- ir beider recken ahzec vüeren an den Rîn.
- die kômen rîterlîche: harnas und gewant
- vuorten die vil snellen in daß Guntheres lant.
- Dô kom der küene Volkêr, ein edel spilman, 1416
- zuo der hovereise mit drîßec sîner man:
- die heten sölch gewæte, eß möhte ein künic tragen.
- daß er zen Hiunen wolde, daß ließ er Gunthere sagen.
- Wer der Volkêr wære, daß wilch iuch wißßen lân. 1417
- er was ein edel hêrre: im was ouch undertân
- vil der guoten recken in Burgunden lant.
- durch daß er videlen kunde, was er spilman genant.
- Hagne welte tûsent: die het er wol bekant; A.1418
- waß in starken stürmen hete gevrumet ir hant,
- oder swaß si ie begiengen, des het er vil gesehen:
- in kunde ouch anders nieman niuwan vrümekeite jehen.
- Die boten Kriemhilde vil sêre dâ verdrôß: 1419
- wan ir vorht zir hêrren diu was harte grôß:
- si gerten tegelîche urloubes von dan.
- des engunde in niht Hagene: daß was durch liste getân.
- Er sprach zuo sîme hêrren: ‚wir suln daß wol bewarn, 1420
- daß wir si lâßen rîten, ê daß wir selbe varn
- dar nâch in siben nahten in Etzelen lant.
- treit uns iemen argen muot, daß wirt uns dester baß erkant.
- ‚Sone mac ouch sich vrou Kriemhilt bereiten niht dar zuo, 1421
- daß uns durch ir ræte ieman schaden tuo.
- hât aber si den willen, eß mag ir leide ergân:
- wir vüern mit uns zen Hiunen sô manegen ûß erwelten man.‘
- Schilde unde setele und alleß ir gewant, 1422
- daß si vüeren wolden in Etzelen lant,
- daß was nu gar bereitet vil manegem küenen man.
- die boten Kriemhilde hieß man vür Guntheren gân.
- Dô die boten kômen, dô sprach Gêrnôt: 1423
- ‚der künic wil des volgen, daß uns Etzel her enbôt.
- wir wellen komen gerne zuo sîner hôhgezît
- und sehen unser swester; daß ir des âne zwîvel sît.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚kunnet ir uns gesagen, 1424
- wenne sî diu hôhgezît, oder in welhen tagen
- wir dar komen solden?‘ dô sprach Swemelîn:
- ‚zen næhsten sunewenden sol si vil wærlîchen sîn.‘
- Der künic in erloubte, des was noch niht geschehen, A.1425
- ob si wolden gerne vroun Prünhilde sehen,
- daß si vür si solten mit sînem willen gân.
- daß understuont dô Volkêr: daß was ir liebe getân.
- ‚Jane ist mîn vrouwe Prünhilt nu niht sô wol gemuot, A.1426
- daß ir si muget schouwen,‘ sprach der rîter guot.
- bîtet unz morgen: sô lât man si iuch sehen.‘
- dô si wânden schouwen, dône kundes niht geschehen.
- Dô ließ der vürste rîche, er was den boten holt, 1427
- durch sîn selbes tugende tragen dar sîn golt
- ûf den breiten schilten: des mohter vil gehân.
- ouch wart in rîchiu gâbe von sînen vriunden getân.
- Gîselher und Gêrnôt, Gêre und Ortwîn, A.1428
- daß si ouch milte wâren, daß tâten si wol schîn.
- alsô rîche gâbe si die boten buten an,
- daß sis vor ir hêrren niht getorsten enphân.
- Dô sprach zuo dem künege der bote Werbelîn: A.1429
- ‚her künec, lât iuwer gâbe hie ze lande sîn.
- wir mugen ir doch niht vüeren, mîn hêrre eß uns verbôt,
- daß wir iht gâbe næmen: ouch ist es harte lützel nôt.‘
- Dô wart der vogt von Rîne dâ von vil ungemuot, A.1430
- daß si versprechen wolden sô rîches küneges guot:
- dô muosen si enphâhen sîn golt und sîn gewant,
- daß si mit in vuorten sît in Etzelen lant.
- Si wolden sehen Uoten, ê daß si schieden dan. A.1431
- Gîselher der junge brâht die spileman
- vür sîne muoter Uoten; diu vrouwe enbôt dô dan,
- swaß si êren hête, daß wære ir liebe getân.
- Dô hieß diu küneginne ir borten und ir golt A.1432
- geben durch Kriemhilde, wan der was si holt,
- und durch den künic Etzelen den selben spilman.
- si mohtenß gerne enphâhen: eß was mit triuwen getân.
- Urloup genomen hêten die boten nu von dan 1433
- von mannen und von wîben; mit vreuden si dô dan
- vuoren unz in Swâben: dar hieß si Gêrnôt
- beleiten sîne helde, daß eß in niemen missebôt.
- Dô sich die von in schieden, die ir dâ solden phlegen, 1434
- diu Etzelen hêrschaft si vridete ûf den wegen:
- des ennam in nieman ros noch ir gewant.
- si begunden vaste gâhen wider in der Hiunen lant.
- Swâ si vriunde westen, daß tâten si den kunt, A.1435
- daß die von Burgunden in vil kurzer stunt
- kœmen her von Rîne in der Hiunen lant.
- dem Bischof Piligrîne wart ouch daß mære bekant.
- Dô si vür Bechlâren die strâße nider riten, 1436
- man seit eß Rüedegêre, desn wart niht vermiten,
- und vroun Gotelinde, des marcgrâven wîp.
- daß si si sehen solden, des wart vil vrœlîch ir lîp.
- Gâhen mit den mœren sach man die spilman. 1437
- Etzelen si vunden in sîner stat ze Gran.
- dienst über dienste, der man im vil enbôt,
- seiten si dem künege: vor liebe wart er vreuden rôt.
- Dô diu küneginne diu mære rehte ervant, 1438
- daß ir bruoder solden komen in daß lant,
- dô was ir wol ze muote. si lônde den spilman
- mit vil grôßer gâbe: daß was ir êre getân.
- Si sprach: ‚nu saget beide, Werbel und Swemlîn, A.1439
- welhe mîne vriunde zer hôhzît wellen sîn,
- der besten, die wir ladeten her in ditze lant.
- nu saget, waß redet Hagene, dô er diu mære bevant?‘
- ‚Er kom zuo der sprâche an einem morgen vruo: A.1440
- lützel guoter sprüche redet er der zuo,
- dô si die reise lobeten her in Hiunen lant:
- daß was dem grimmen Hagene gar zem tôde genant.
- ‚Eß kument iuwer bruoder die künege alle drî A.1441
- in hêrlîchem muote. swer mêr dar mite sî,
- der mære ich endelîchen wißßen niene kan.
- eß lobte mit in rîten Volkêr der küene spilman.‘
- ‚Des enbær ich harte lîhte,‘ sprach des küneges wîp, 1442
- ‚daß ich immer hie gesæhe den Volkêres lîp:
- Hagnen bin ich wæge, der ist ein helt guot:
- daß wirn hie sehen müeßen, des stât mir hôhe der muot.‘
- Dô gie diu küneginne, dâ si den künic sach. 1443
- wie rehte minneclîche vrou Kriemhilt dô sprach:
- ‚wie gevallent iu diu mære, vil lieber hêrre mîn?
- des ie mîn wille gerte, daß sol nu gar verendet sîn.‘
- ‚Dîn wille derst mîn vreude,‘ sprach der künic dô. 1444
- ‚ine wart mîn selbes mâge nie sô rehte vrô,
- ob si immer komen solden her in mîniu lant.
- durch liebe dîner vriunde sô ist mîn sorge verswant.‘
- Des küneges amptliute die hießen über al 1445
- mit gesidelen rihten palas unde sal
- gên den lieben gesten, die in dâ solden komen.
- sît wart von in dem künege vil michel wünne benomen.
- Âventiure
- wie die künege zuo den Hiunen vuoren.
- Nu lâßen daß belîben, wie si gebâren hie. A.1446
- hôch gemuoter recken die gevuoren nie
- sô rehte hêrlîchen in deheines küneges lant.
- si heten, swaß si wolden, beide wâfen und gewant.
- Der vogt von dem Rîne kleidete sîne man XIV.1447
- sehzec unde tûsent, als ich vernomen hân,
- und niun tûsent knehte gên der hôhzît.
- die si dâ heime ließen, die beweinden eß sît.
- Dô truoc man daß gereite ze Wormeß über den hof. 1448
- dô sprach dâ von Spîre ein alter bischof
- zuo der schœnen Uoten: ‚unser vriunde wellent varn
- gên der hôhzîte: Got müeße si dâ bewarn.‘
- Dô sprach zuozir kinden diu edele Uote: 1449
- ‚ir soldet hie belîben, helde guote.
- mir ist getroumet hînte von engestlîcher nôt,
- wie alleß daß gevügele in disme lande wære tôt.‘
- ‚Swer sich an troume wendet,‘ sprach dô Hagene, 1450
- ‚der enweiß der rehten mære niht ze sagene,
- wenne eß im zen êren volleclîchen stê.
- ich wil, daß mîn hêrre ze hove nâch urloube gê.
- ‚Wir suln vil gerne rîten in Etzelen lant: 1451
- dâ mac wol dienen künege guoter helde hant,
- dâ wir dâ schouwen müeßen Kriemhilde hôhzît.‘
- Hagne riet die reise; iedoch gerouw eß in sît.
- Er heteß widerrâten, wan daß Gêrnôt 1452
- mit ungevüege im alsô missebôt.
- er mant in Sîvrides, vroun Kriemhilde man:
- er sprach: ‚dâ von wil Hagene die grôßen hovereise lân.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚durch vorhte ich niht entuo. 1453
- swenne ir gebietet, helde, sô sult ir grîfen zuo:
- jâ rîte ich mit iu gerne in Etzelen lant.‘
- sît wart von im verhouwen manec helm unde rant.
- Diu schif bereitet wâren den künegen und ir man; A.1454
- swaß si kleider hêten, diu truoc man dar an.
- si wâren vil unmüeßec vor âbendes zît;
- si huoben sich von hûse vil harte vrœlîche sît.
- Gezelt unde hütten spien man an daß gras A.1455
- anderhalp des Rînes, dâ daß gesæße was.
- den künec bat noch belîben sîn vil schœneß wîp:
- si trûte noch des nahtes den sînen wætlîchen lîp.
- Pusûnen, vloitieren houp sich des morgens vruo, 1456
- daß si varn solden: dô griffen si dô zuo.
- swer liep hete an arme, der trûte vriundes lîp;
- des schiet sît vil mit leide des küneges Etzelen wîp.
- Diu kint der schœnen Uoten die heten einen man 1457
- küenen und getriuwen: dô si dô wolten dan,
- dô sagete er dem künege tougen sînen muot.
- er sprach: ‚des muoß ich trûren, daß ir die hovereise tuot.‘
- Er was geheißen Rûmolt und was ein helt zer hant. 1458
- er sprach: ‚wem welt ir lâßen liute und ouch diu lant?
- daß nieman kan erwenden iu recken iuwern muot!
- Kriemhilde mære nie gedûhten mich guot.‘
- ‚Daß lant sî dir bevolhen und ouch mîn kindelîn; 1459
- und diene wol den vrouwen: daß ist der wille mîn.
- swen du sehest weinen, dem trœste sînen lîp;
- jâ tuot uns nimmer leide des künîc Etzelen wîp!‘
- Ê daß si schieden dannen, der künec ze râte gie C.
- mit sînen hôhsten mannen: unberihtet er niht lie
- lant unde bürge: die der solden phlegen,
- den ließ er ze huote vil manegen ûß erwelten degen.
- Diu ros bereitet wâren den künegen und ir man. 1460
- mit minneclîchem kusse schiet vil maneger dan,
- dem in hôhem muote lebete dô der lîp.
- daß muose sît beweinen vil manec wætlîcheß wîp.
- Wuofen unde weinen des hôrte man genuoc. C.
- ir kint diu küneginne zem künec ûf armen truoc:
- ‚wie welt ir nu verweisen unser beider lîp!
- ir sult durch uns belîben,‘ sô sprach daß jâmerhafte wîp.
- ‚Ir sult niht, vrouwe, weinen durch den willen mîn, C.
- ir sult in hôhem muote hie heime ân angest sîn:
- wir kumen schiere widere mit vreuden wol gesunt.‘
- si schieden minneclîchen von ir vriunden sâ ze stunt.
- Dô man die snellen recken sach zen rossen gân, 1461
- dô kôs man vil der vrouwen trûreclîchen stân.
- daß ir vil langeß scheiden seite in wol der muot:
- ûf grôßen schaden ze komene, daß herze niene samphte tuot.
- Die snellen Burgunden sich ûß huoben, 1462
- dô wart in dem lande ein michel uoben:
- beidenthalp der berge weinde wîp und man.
- swie dort ir volc tæte, si vuoren vrœlîche dan.
- Die Niblunges helde kômen mit in dan A.1463
- in tûsent halspergen; die heime heten lân
- manege schœne vrouwen, gesâhens nimmer mê;
- Sîvrides wunde tâten Kriemhilde wê.
- In den selben zîten was noch der gloube kranc; C.
- doch vrumtens einen kapelân, der in messe sanc:
- der kom gesunder widere, swie er vil kûm entran;
- die andern muosen alle dâ zen Hiunen bestân.
- Dô schicten si ir reise gên dem Möune dan, 1464
- ûf durch Ôstervranken, die Guntheres man.
- dar leitete si Hagene, dem was eß wol bekant.
- ir marschalc was Dankwart, der helt von Burgunden lant.
- Dô si von Ôstervranken gên Swalevelde riten, 1465
- dô mohte man si kiesen an hêrlîchen siten,
- die vürsten und ir mâge, die helde lobesam.
- an dem zwelften morgen der künec zer Tuonouwe kam.
- Dô reit von Tronje Hagene zaller vorderôst: 1466
- er was den Niblungen ein helflîcher trôst.
- do erbeißte der degen küene nider ûf den sant:
- sîn ros er harte balde zuo eime boume gebant.
- Daß waßßer was engoßßen, diu schif verborgen: 1467
- eß ergie den Niblungen zuo grôßen sorgen,
- wie si kœmen übere: der wâc was in ze breit.
- do erbeißte zuo der erden vil manec rîter gemeit.
- ‚Leide,‘ sprach dô Hagene, ‚mac dir hie wol geschehen, A.1468
- vogt von dem Rîne; nu mahtu selbe sehen,
- daß waßßer ist engoßßen, vil starc ist im sîn vluot:
- jâ wæn wir hie verliesen noch hiute manegen recken guot.‘
- ‚Waß wîßet ir mir, Hagene?‘ sprach der künic hêr, A.1469
- ‚durch iuwer selbes tugende untrœstet uns niht mêr.
- den vurt sult ir uns suochen hin über an daß lant,
- daß wir von hinnen bringen beide ros und ouch gewant.‘
- ‚Ja enist mir,‘ sprach Hagene, ‚mîn leben niht sô leit, A.1470
- daß ich mich welle ertrenken in disen ünden breit:
- ê sol von mînen handen ersterben manec man
- in Etzelen landen, des ich vil guoten willen hân.
- ‚Belîbet bî dem waßßer, ir stolzen rîter guot. 1471
- ich wil die vergen suochen selbe bî der vluot,
- die uns bringen übere in Gelphrâtes lant.‘
- dô nam der starke Hagene sînen guoten schildes rant.
- Er was wol gewâfent. den schilt er dannen truoc, 1472
- den helm ûf gebunden; lieht was er genuoc.
- dô truoc er ob der brünne ein wâfen alsô breit,
- daß ze beiden ecken vil harte vreislîchen sneit.
- Dô suohte er nâch den vergen wider unde dan. 1473
- er hôrte waßßer gießen: losen er began.
- in einem schœnen brunnen tâten daß wîsiu wîp:
- diu wolden sich dâ küelen unde badeten ir lîp.
- Hagene wart ir innen, er sleich in tougen nâch. 1474
- dô si daß versunnen, dô was in dannen gâch.
- daß si im entrunnen, des wâren si vil hêr.
- er nam in ir gewæte: der helt enschadete in niht mêr.
- Dô sprach daß eine merwîp, Hadburc was si genant: 1475
- ‚edel rîter Hagene, wir tuon iu hie bekant,
- swenne ir uns widere gebet unser wât,
- wie iu zuo den Hiunen iuwer hovereise ergât.‘
- Si swebten sam die vogele vor im ûf der vluot. 1476
- des dûhten in ir sinne starc unde guot:
- swaß si im sagen wolden, er geloubte in dester baß.
- daß er dô hinze in gerte, wol beschieden si im daß.
- Si sprach: ‚ir mugt wol rîten in Etzelen lant. 1477
- des setze ich iu ze bürgen mîn triuwe hie zehant,
- daß helde nie gevuoren in deheiniu rîche baß
- nâch alsô grôßen êren; nu geloubet wærlîchen daß.‘
- Der rede was dô Hagene in sîme herzen hêr: 1478
- dô gab er in ir kleider und sûmte sich niht mêr.
- dô si an geleiten ir wunderlîch gewant,
- dô sageten sim rehte die reise in Etzelen lant.
- Dô sprach daß ander merwîp, diu hieß Siglint: 1479
- ‚ich wil dich warnen, Hagene, Aldrîânes kint.
- durch der wæte liebe hât mîn muome dir gelogen:
- und kumestu zen Hiunen, sô bistu sêre betrogen.
- ‚Jâ soltu kêren widere, daß ist an der zît: 1480
- wan ir helde küene alsô geladet sît,
- daß ir sterben müeßet in Etzelen lant:
- swelhe dar gerîtent, die hânt den tôt an der hant.‘
- Dô sprach aber Hagene: ‚ir trieget âne nôt. A.1481
- wie möhte eß sich gevüegen, daß wir alle tôt
- solden dâ belîben durch iemannes haß?‘
- si begunden im diu mære sagen kuntlîcher baß.
- Dô sprach aber diu eine: ‚eß muoß alsô wesen, A.1482
- daß dâ iuwer einer niht enkan genesen
- niuwan des küneges kapelân: daß ist uns wol bekant:
- der kumt gesunder widere in daß Guntheres lant.‘
- Dô sprach in grimmem muote der küene Hagene: 1483
- ‚daß wære mînen hêrren müelîch ze sagene,
- daß wir zen Hiunen solden verliesen alle en lîp.
- nu zeig uns überß waßßer, aller wîseste wîp.‘
- Si sprach: ‚Sît du der verte niht wellest haben rât, 1484
- wâ oben bî dem waßßer ein herberge stât,
- dar inne ist ein verge und niender anderswâ.‘
- der mære, der er vrâgte, der geloubete er sich dâ.
- Dem ungemuoten recken sprach diu eine nâch: 1485
- ‚nu bîtet noch, er Hagene: jâ ist iu gar ze gâch.
- vernemet noch baß diu mære, (A. wie ir kumet über sant.
- dirre marke hêrre der ist Else genannt.
- ‚Sîn bruoder derst geheißen der degen Gelphrât, A.1486
- ein hêrre in Beier lande: vil müelîch eß iu stât,
- welt ir durch sîne marke A). ir sult iuch wol bewarn
- und sult ouch mit dem vergen vil bescheidenlîchen varn.
- ‚Der ist sô grimmes muotes, er lât iuch niht genesen, 1487
- irn welt mit guoten sinnen bî dem helde wesen.
- welt ir, daß er iuch vüere, sô gebet ir im den solt.
- er hüetet dises landes und ist Gelphrâte holt.
- ‚Und kume er niht bezîte, sô rüefet über vluot 1488
- und jehet, ir heißet Amelrîch. der was ein helt guot,
- der durch vîentschefte rûmte ditze lant.
- sô kumet iu der verge, swenne im der name wirt erkant.‘
- Der übermüete Hagene den vrouwen dô neic 1489
- des râtes und der lêre; der helt vil stille sweic.
- dô gie er bî dem waßßer hôher an den sant,
- dâ er anderthalben eine herberge vant.
- Er begunde ruofen vaste über vluot: A.1490
- ‚nu hol mich hie, verge,‘ sprach der degen guot,
- ‚sô gib ich dir ze miete von golde ein bouc vil rôt;
- jâ ist mir dirre verte, daß wißßest, wærlîche nôt.‘
- Der verge was sô rîche, daß im niht dienen zam: A.1491
- dâ von er lôn vil selten von ieman dâ genam;
- ouch wâren sîne knehte vil hôhe gemuot.
- noch stuont alleß Hagene eine dishalp der vluot.
- Dô ruofte er mit der krefte, daß al der wâc erdôß 1492
- von des heldes sterke: diu was michel unde grôß:
- ‚nu hol mich Amelrîchen: ich bin der Elsen man,
- der durch starke vîntschaft von disen landen entran.‘
- Vil hôch anme swerte en bouc er im dô bôt, 1493
- lieht unde schœne was er von golde rôt,
- daß man in über fuorte in Gelphrâtes lant.
- der übermüete verge nam selbe deß ruoder an die hant.
- Ouch was der selbe schifman niulîch gesît. 1494
- diu gir nâch grôßem guote vil bœseß ende gît.
- dô wolt er verdienen daß Hagnen golt vil rôt:
- des leit er von dem degene den swertgrimmegen tôt.
- Der verge zôch genôte hin über an den sant. A.1495
- den er dâ nennen hôrte, do er des niht envant,
- dô zurnde er ernslîchen; dô er Hagenen sach,
- vil harte grimmeclîchen zuo dem helde er dô sprach:
- ‚Ir muget wol sîn geheißen bî namen Amelrîch; 1496
- des ich mich hie verwæne, dem sît ir ungelîch.
- von vater und von muoter was er der bruoder mîn:
- nu ir mich betrogen hât, ir müeßet dishalben sîn.‘
- ‚Nein, durch Got den rîchen,‘ sprach dô Hagene. 1497
- ‚ich bin ein vremder recke und sorge ûf degene.
- nu nemet vriuntlîche hin mînen solt,
- daß ir mich über vüeret: ich bin iu wærlîchen holt.‘
- Dô sprach aber der verge: ‚desn mac niht gesîn. A.1498
- eß habent vîende die lieben hêrren mîn.
- dar umbe ich niemen vremden vüer in ditze lant:
- sô liep dir sî ze lebene, sô trit balde ûß an den sant.‘
- ‚Nune tuot des niht,‘ sprach Hagene. ‚trûrec ist mîn muot. A.1499
- nemt von mir ze minnen ditze golt vil guot
- und vüert uns über tûsent ros und alsô manegen man.‘
- dô sprach der grimme verge, ‚daß wirdet nimmer getân.‘
- Er huop ein starkeß ruoder, michel unde breit, 1500
- er sluog eß ûf Hagenen, des wart er ungemeit,
- daß er in dem schiffe strûhte an sîniu knie.
- sô rehte grimmer verge kom dem Tronjære nie.
- Dô wolde er baß erzürnen den übermüeten gast: A.1501
- er sluoc im eine schalten, daß diu gar zebrast,
- Hagnen über houbet; er was ein starker man:
- dâ von der Elsen verge grôßen schaden dâ gewan.
- Mit grimmigem muote greif Hagene zehant 1502
- vil balde zeiner scheide, dâ er ein wâfen vant:
- er sluoc im ab daß houbet und warf eß an den grunt.
- diu mære wurden schiere den stolzen Burgunden kunt.
- In den selben stunden, dô er den schifman sluoc, 1503
- daß schif vlôß enouwe: daß was im leit genuoc.
- ê erß gerihte widere, müeden er began:
- dô zôch vil krefteclîche des künic Guntheres man.
- Mit zügen harte swinden kêrte eß der gast, 1504
- unz im daß starke ruoder an sîner hant zebrast.
- er wolde zuo den recken ûß an einen sant.
- dô was dâ heinß mêre: hei, wie schiere erß gebant
- Mit eime schiltveßßel! daß was ein borte smal. A.1505
- gegen eime walde kêrte er hin ze tal.
- dô vant er sînen hêrren an dem stade stân:
- dô gie im hin enkegene manec wætlîcher man.
- Mit gruoße in wol enphiengen die edelen rîter guot. 1506
- dô sâhens in dem schiffe riechen daß bluot
- von einer starken wunden, die er dem vergen sluoc:
- dâ von sô muose Hagene hœren vrâgen genuoc.
- Dô der künic Gunther daß heiße bluot ersach A.1507
- sweben in dem schiffe, balde er dô sprach:
- ‚wan saget ir mir, Hagene, war ist der verge komen?
- iuwer starkeß ellen wæn im den namen hât benomen.‘
- Dô sprach er lougenlîche: ‚dâ ich daß schif vant 1508
- bî einer wilden wîden, dâ lôste eß mîne hant.
- ich hân deheinen vergen hiute hie gesehen;
- eß ist ouch niemen leide von mînen schulden geschehen.‘
- Dô sprach von Burgunden der hêrre Gêrnôt: 1509
- ‚hiute muoß ich sorgen ûf lieber vriunde tôt,
- sît wir der schifliute bereite niene hân.
- wie wir komen übere, des muoß ich trûrende stân.‘
- Lûte rief dô Hagene: ‚leit nider ûf daß gras, 1510
- ir knehte, daß gereite: ich gedenke, daß ich was
- der aller beste verge, den man bî Rîne vant:
- jâ trouwe ich iuch wol bringen über in Gelphrâtes lant.‘
- Daß si deste balder kœmen über vluot, 1511
- diu ros si an sluogen: der swimmen daß wart guot,
- wan diu starke ünde deheinß in dâ benam.
- etlîcheß ouwete, als im diu müede gezam.
- Dô truogen si ze schiffe ir golt und ouch ir wât, 1512
- sît si der verte niht mohten haben rât.
- Hagene der was meister: des vuorte er ûf den sant
- vil manegen zieren recken in daß unkunde lant.
- Zem êrsten brâht er übere tûsent rîter hêr, 1513
- dar zuo sîne recken. dannoch was ir mêr:
- niun tûsent knehte vuorte er an daß lant.
- des tages was unmüeßec des küenen Tronjæres hant.
- Daß schif was ungevüege, starc und wît genuoc: C.
- fünf hundert unde mêre eß wol ze mâle truoc
- ir gesindes mit ir spîse und gewæfen über vluot.
- an riemen muose ziehen des tages manec rîter guot.
- Dô er si wol gesunde brâhte über vluot, A.1514
- do gedâhte vremder mære der snelle degen guot,
- diu im ê seiten diu wilden merwîp:
- des hete des küneges kapelân nâch verloren sînen lîp.
- Bî dem kapelsoume er den phaffen vant; A.1515
- ob dem heilictuome er leinde an sîner hant.
- des mohte er niht genießen: dâ in Hagne sach,
- der Gotes arme priester muose lîden ungemach.
- Er swanc in ûß dem schiffe, dar zuo was im gâch. A.1516
- dô riefen ir genuoge: ‚nu vâhâ, hêrre, vâch.‘
- Gîselher der junge zürnen erß began:
- ern wolde eß doch niht lâßen, er enhete im leide getân.
- Dô sprach von Burgunden der starke Gêrnôt: A.1517
- ‚waß hilfet iuch nu, Hagene, des kapelânes tôt?
- tæte eß ander ieman, eß solde im wesen leit.
- umbe welhe schulde habet ir dem priester widerseit?‘
- Der phaffe swam genôte: er wolde sîn genesen, A.1518
- sô im ieman hülfe: des mohte dô niht wesen,
- wan der starke Hagene, vil zornec was sîn muot,
- er stieß in zuo dem grunde; daß endûhte nieman guot.
- Dô der arme phaffe der helfe niht ensach, A.1519
- dô kêrte er wider übere: des leit er ungemach.
- swie er niht swimmen kunde, im half diu Gotes hant,
- daß er kom gesunder hin wider ûß an daß lant.
- Dô stuont der arme priester und schutte sîne wât. A.1520
- dâ bî sach wol Hagene, daß sîn niht wære rât,
- daß im vür mære sagten diu wilden merwîp.
- er dâhte: ‚dise degene die müeßen vliesen den lîp.‘
- Dô si daß schif entluoden und gar getruogen dan, A.1521
- swaß dar ûfe hêten der drîer künege man,
- Hagne eß sluoc ze stucken und warf eß an die vluot.
- des hete michel wunder die recken küene unde guot.
- ‚Zwiu tuot ir daß, bruoder?‘ sô sprach Dancwart: 1522
- ‚wie suln wir komen übere, sô wir die widervart
- rîten von den Hiunen ze lande an den Rîn?‘
- sît dô sagte im Hagene, daß des kunde niht gesîn.
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚ich tuonß ûf den wân, A.1523
- ob wir an diser reise deheinen zagen hân,
- der uns entrinnen welle durch zegelîche nôt,
- der muoß an disem wâge lîden schemlîchen tôt.‘
- Si vuorten mit in einen ûß Burgunden lant, A.1524
- zuo sînen handen einen helt: der was Volkêr genant:
- der redete spæhelîche allen sînen muot:
- swaß ie begie Hagene, daß dûhte den videlære guot.
- Dô des küneges kapelân daß schef zerhouwen sach, C.
- hin wider überß waßßer er ze Hagene sprach:
- ‚ir morder âne triuwe, waß hete ich iu getân,
- daß ir mich âne schulde hie ertrenket woldet hân?‘
- Des antwurte im Hagene: ‚nu lât die rede wesen. C.
- mir ist leit ûf mîne triuwe, daß ir sît genesen
- hie von mînen handen, daß wißßet sunder spot.‘
- dô sprach der arme kapelân: ‚des wil ich immer loben Got.
- ‚Ich vürht iuch nu vil kleine, des sult ir sicher sîn. C.
- nu vart ir zuo den Hiunen, sô wil ich an den Rîn.
- Got enlâß iuch nimmer ze Rîne wider komen,
- des wünsch ich iu vil sêre: ir het mir nâch den lîp benomen.‘
- Dô sprach der künic Gunther ze sînem kapelân: C.
- ‚eß wirt iu wol gebüeßet, swaß iu hât getân
- Hagene in sînem zorne, und kum ich an den Rîn
- wider mit mîme lebene, des sult ir âne angest sîn.
- ‚Vart wider heim ze lande, wan eß muoß nu sîn. C.
- ich enbiute mînen dienest der lieben vrouwen mîn
- und andern mînen mâgen, als ich von rehte sol:
- ir sagt in liebiu mære, daß wir noch alle varn wol.
- Ir ros bereitet wâren, ir soumer wol geladen. A.1525
- si heten an der verte noch deheinen schaden
- genomen, der si muote, wan sküneges kapelân:
- der muose ûf sînen vüeßen hin wider zuo dem Rîne gân.
- Âventiure
- wie Dankwart Gelphrâten sluoc.
- Dô si nu wâren alle komen ûf den sant, A.1526
- der künec begunde vrâgen: ‚wer sol uns durch diu lant
- die rehten wege wîsen, daß wir niht irre varn?‘
- dô sprach der küene Volkêr: ‚daß sol ich eine bewarn.‘
- ‚Nu enthalt iuch,‘ sprach Hagene, ‚rîter unde kneht. 1527
- man sol vriunden volgen: jâ dunket eß mich reht.
- vil ungevüegiu mære diu tuon ich iu bekant:
- wirn komen nimmer mêre wider in Burgunden lant.
- ‚Daß sagten mir zwei merwîp hiute morgen vruo, A.1528
- daß wir niht kœmen widere. nu râte ich, waß man tuo:
- daß ir iuch wâfent, helde. ir sult iuch wol bewarn,
- wir haben hie starke vînde, daß wir gewerlîchen varn.
- ‚Ich wânde an lüge vinden diu wîsen merwîp: A.1529
- si jâhen, daß gesunder unser deheines lîp
- nimmêr ze lande kœme niuwan der kapelân;
- dar umbe ich in sô gerne wolde hiute ertrenket hân.‘
- Dô vlugen disiu mære von schare baß ze schar. 1530
- des wurden snelle helde vor leide missevar,
- dô si begunden sorgen ûf den herten tôt
- an dirre hovereise, des gie in wærlîchen nôt.
- Dâ ze Mœringen si wâren über komen, A.1531
- dâ dem Elsen vergen der lîp was benomen.
- dô sprach aber Hagene: ‚sît daß ich vînde hân
- verdienet ûf der strâße, wir werden schierlîch bestân.
- ‚Ich sluoc den selben vergen hiute morgen vruo; A.1532
- si wißßen wol diu mære. nu grîfet balde zuo,
- sô Gelphrât und Else hiute hie bestê
- unser ingesinde, daß eß in schedelîch ergê.
- ‚Ich erkenne si sô küene, eß wirdet niht verlân. A.1533
- diu ros sult ir lâßen dester samfter gân,
- daß des iemen wæne, wir vliehen ûf den wegen.‘
- ‚des râtes wil ich volgen,‘ sô sprach Gîselher der degen.
- ‚Wer sol nu daß gesinde wîsen über lant?‘ A.1534
- si sprâchen: ‚daß sol Volkêr, dem ist hie wolbekant
- stîge unde strâße, dem küenen spilman.‘
- ê daß mans vollen gerte, man sach wol gewâfent stân
- Den snellen videlære. den helm er ûf gebant; A.1535
- in hêrlîcher varwe was sîn wîcgewant:
- er bant ouch zeinem schafte ein zeichen, daß was rôt.
- sît kom er mit den künegen in eine vreislîche nôt.
- Dô was tôt des vergen Gelphrâte komen A.1536
- mit gewissen mæren; dô hete eß ouch vernomen
- Else der vil starke: eß was in beiden leit.
- si sanden nâch ir helden: die wâren schiere bereit.
- In vil kurzen zîten, ich wil iuch hœren lân, A.1537
- sach man zuo zin rîten, den schaden was getân,
- in starken urliugen vil ungevüegiu her:
- der kômen Gelphrâten wol siben hundert oder mêr.
- Dô si ir grimmen vînden begunden rîten nâch, A.1538
- jâ leiten si ir hêrren. den was ein teil ze gâch
- nâch den küenen gesten: si wolden anden zorn:
- des wart der hêrren vriunde sider mêre verlorn.
- Dô het von Tronje Hagene wol gevüeget daß A.1539
- (wie möhte sîner mâge ein helt gehüeten baß?),
- er phlac der nâchhuote mit den sînen man
- und Dancwart sîn bruoder: daß was vil wîslîch getân.
- In was des tages zerrunnen: desn heten si niht mêr. A.1540
- er vorhte an sînen vriunden leit unde sêr.
- si riten under schilden durch der Beier lant.
- dar nâch in kurzer wîle die helde wurden an gerant.
- Beidenthalp der strâße und hinden vaste nâch A.1541
- si hôrten hüeve klaffen; dem liute was sô gâch.
- dô sprach der küene Dancwart: ‚man wil uns hie bestân:
- nu binden ûf die helme: daß ist rætlîch getân.‘
- Si hielten ab ir verte, als eß muose sîn. A.1542
- si sâhen in der vinster der liehten schilde schîn.
- dône wolde Hagene niht langer si verdagen:
- ‚wer jagt uns ûf der strâße?‘ daß muos im Gelphrât dô sagen.
- Dô sprach der marcgrâve ûßer Beier lant: A.1543
- ‚wir suochen unser vînde und haben her nâch gerant.
- ich enweiß niht, wer mir hiute mînen vergen sluoc.
- der was ein helt zen handen: des ist mir leide genuoc.‘
- Dô sprach von Tronje Hagene: ‚was der verge dîn? A.1544
- der wolde uns niht vüeren; des ist diu schulde mîn:
- dô sluoc ich den recken; deiswâr, des gie mir nôt:
- ich het von sînen handen nâch den grimmegen tôt.
- ‚Ich bôt im ze miete golt und ouch gewant, A.1545
- daß er uns über vuorte, helt, in dîn lant.
- daß zurnder sô sêre, daß er mich dô sluoc
- mit einer starken schalten: des wart ich grimme genuoc.
- ‚Dô kom ich zuo dem swerte und wert im sînen zorn A.1546
- mit einer starken wunden: des wart der helt verlorn.
- daß bringe ich iu ze suone, swie iuch dunket guot.‘
- dô gie eß an ein strîten: si wâren herte gemuot.
- ‚Ich wesse wol,‘ sprach Gelphrât, ‚dô hie vür gereit A.1547
- Gunther und sîn gesinde, daß uns geschæhe leit
- von Hagenen übermüete. nu sol er niht genesen:
- vür des vergen ende muoß der helt hie bürge wesen.‘
- Si neicten über schilte ze stichen nu diu sper, A.1548
- Gelphrât und Hagene: in was ze ein ander ger.
- Else unde Dancwart vil hêrlîchen riten;
- si versuohten, wer si wâren: dâ wart vil grimme gestriten.
- Wie möhten sich versuochen immer helde baß? A.1549
- von einer starken tioste hinderß ros gesaß
- Hagne der küene von Gelphrâtes hant.
- im brast daß vürbüege: des wart im vallen bekant.
- Von ir ingesinde der krach der schefte schal. A.1550
- do erholte ouch sich dort Hagene, dâ er was ze tal
- komen von dem stiche nider ûf daß gras.
- er wæne unsamphtes muotes wider Gelphrâten was.
- Wer in diu ros behielte, daß ist mir unbekant. A.1551
- si wâren zuo der erden komen ûf den sant,
- Hagne unde Gelphrât, ein ander liefens an.
- des hulfen ir gesellen, daß in wart strîten kunt getân.
- Swie bitterlîchen Hagene zuo Gelphrâte spranc, A.1552
- der edele marcgrâve des schiltes hin im swanc
- wol gegen einer ellen, daßß viur drâte dan.
- des was vil nâch erstorben des künic Guntheres man.
- Do begunde er Dancwarten vil vaste ruofen an: A.1553
- ‚hilfâ, lieber bruoder. jâ hât mich bestân
- ein helt zuo sînen handen: der enlât mich niht genesen.‘
- dô sprach der küene Dancwart: ‚des sol ich scheidære wesen.‘
- Der helt dô spranc dar nâher und sluoc im einen slac, A.1554
- dâ von der hêrre Gelphrât vor im tôt gelac.
- Else wolde gerne rechen dô den man:
- er und sîn gesinde si schieden schedelîchen dan.
- Im was erslagen der bruoder, selbe wart er wunt. A.1555
- wol ahzec sîner degene beliben dâ zestunt
- mit dem grimmen tôde: der hêrre muose dan
- vlühteclîchen wenden von den Guntheres man.
- Dô die von Beier lande wichen ûß dem wege, A.1556
- dô hôrt man nâch hellen die vreislîchen slege:
- dô jagten die von Troneje ir vîenden nâch;
- die es niht enkelten wânden, den was allen ze gâch.
- Dô sprach an ir vlühte Dancwart der degen: A.1557
- ‚wir suln wider wenden balde ûf disen wegen,
- und lâße wir si rîten: si sint von bluote naß.
- gâhen wir zen vriunden: in triuwen rât ich iu daß.‘
- Dô si hin wider kômen, da der schade was geschehen, A.1558
- dô sprach von Tronje Hagene: ‚helde, ir sult besehen,
- wes uns hie gebreste oder wen wir hân verlorn
- hie in disme strîte durch den Gelphrâtes zorn.‘
- Si heten vlorn viere; die muosen si verklagen, A.1559
- si wâren wol vergolten; dâ wider was erslagen
- der von Beier lande hundert oder baß.
- des wâren den von Troneje ir schilde trüebe und bluotes naß.
- Ein teil schein ûß wolken des liehten mânen brehen. A.1560
- dô sprach aber Hagene: ‚niemen sol verjehen
- den mînen lieben hêrren, waß wir hie haben getân:
- lât si unz morgen âne sorge bestân.‘
- Dô si nu nâch in kômen, die dort striten ê, A.1561
- dô tete dem ingesinde diu müede harte wê.
- ‚wie lange sul wir rîten?‘ des vrâget manec man.
- dô sprach der küene Dancwart: ‚wir mugen niht herbergen hân.
- ‚Ir müeßet alle rîten, unz eß werde tac.‘ A.1562
- Volkêr der snelle, der des gesindes phlac,
- bat den marschalc vrâgen: ‚wâ sul wir hînte sîn,
- da gerasten unser mære und ouch die lieben hêrren mîn?‘
- Dô sprach der küene Dancwart: ‚ich enkans iu niht gesagen: A.1563
- wir mugen niht geruowen, endß beginne tagen;
- swâ wirß danne vinden, dâ legen uns an ein gras.‘
- dô si diu mære hôrten, wie leit in sümelîchen was!
- Si beliben unvermeldet des heißen bluotes rôt, A.1564
- unz daß diu sunne ir liehteß schînen bôt
- dem morgen über berge, daß eß der künec gesach,
- daß si gestriten hêten; der helt vil zorneclîchen sprach:
- ‚Wie nu, vriunt Hagene? iu wæne versmâhet daß, A.1565
- daß ich iu bî wære, dâ iu die ringe naß
- sus wurden von dem bluote. wer hât iu daß getân?‘
- er sprach: ‚daß tet Else: der hete uns nehten bestân.
- ‚Durch sînen vergen wir wurden an gerant. A.1566
- dô sluoc Gelphrâten mînes bruoder hant.
- sît entran uns Else: des twanc in michel nôt:
- in hundert und uns viere beliben dâ in strîte tôt.‘
- Wir kunnen niht bescheiden, wâ si sich leiten nider. A.1567
- al die lantliute die gevrieschen sider,
- daß ze hove vüeren der edelen Uoten kint.
- si wurden wol enphangen dâ ze Paßßouwe sint.
- Der edelen künege œheim, der bischof Pilgrîn, A.1568
- dem wart vil wol ze muote, dô die neven sîn
- mit alsô vil recken kômen in daß lant.
- daß er in willec wære, daß wart in schiere bekant.
- Si wurden wol enphangen von vriunden ûf den wegen. A.1569
- dâ ze Paßßouwe man kunder niht gephlegen;
- si muosen über waßßer, dâ si vunden velt:
- dâ sluogen ûf die knehte hütten unde rîch gezelt.
- Si muosen dâ belîben allen einen tac A.1570
- und ouch die naht mit vollen. wie schône man ir phlac!
- dar nâch si muosen rîten in Rüedegêres lant:
- dem kâmen ouch diu mære, daß was im liebe bekant.
- Dô die wegemüeden ruowe genâmen 1571
- unde si dem lande nu nâher quâmen,
- dô vundens ûf der marke slâfende einen man,
- dem von Tronje Hagene ein starkeß wâfen an gewan.
- Jâ was geheißen Eckewart der selbe rîter guot. A.1572
- er gewan dar umbe vil trûrigen muot,
- daß er verlôs daß wâfen von der helde vart.
- die Rüedegêres marke vundens übele bewart.
- ‚Ouwê mir dirre schande,‘ sprach dô Eckewart. 1573
- ‚jâ riuwet mich vil sêre der Burgunden vart.
- sît ich verlôs Sîvriden, sît was mîn vreude ergân;
- ouwê, hêrre Rüedegêr, wie hân ich wider dich getân.‘
- Wol hôrte Hagene des edelen recken nôt: 1574
- er gab im wider sîn wâfen und sehs bouge rôt.
- ‚die habe dir, helt, ze minnen, daß du mîn vriunt sîst;
- du bist ein degen küene, wie eine du hie gelîst.‘
- ‚Got lône iu iuwer bouge,‘ sprach dô Eckewart; 1575
- ‚doch riuwet mich vil sêre zen Hiunen iuwer vart.
- ir sluoget Sîvriden; man ist iu hie gehaß:
- daß ir iuch wol hüetet, in triuwen rât ich iu daß.‘
- ‚Nu müeße uns Got behüeten,‘ sprach dô Hagene. 1576
- ‚jan hânt niht mêre sorge dise degene,
- wan umb die herberge, die künege und ir man,
- wâ wir in disme lande noch hînte nahtselde hân.
- ‚Diu ros sint uns vermüedet ûf den verren wegen 1577
- und spîse zerunnen,‘ sprach Hagene der degen:
- ‚wir vindenß ninder veile: uns wære wirtes nôt,
- der uns hînte gæbe durch sîne milte daß brôt.‘
- Dô sprach aber Eckewart: ‚ich zeige iu einen wirt, 1578
- daß ir zuo hûse selten baß komen birt,
- in deheime lande, als iu hie mac geschehen,
- ob ir snelle degene wellet Rüedegêren sehen.
- ‚Der sitzet bî der strâße und ist der beste wirt, 1579
- der ie kom ze hûse. sîn herze tugende birt
- alsam der liehte meie daß gras mit bluomen tuot.
- sô er sol helden dienen, sô ist er vrœlîch gemuot.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚welt ir mîn bote sîn, 1580
- ob uns welle behalten durch den willen mîn
- mîn lieber vriunt Rüedegêr, mîn mâge und unser man?
- daß wil ich immer dienen, sô ich aller beste kan.‘
- ‚Der bote bin ich gerne,‘ sprach dô Eckewart. 1581
- mit vil guotem willen houb er sich an die vart
- und seite Rüedegêre, als er hete vernomen.
- im was in langen zîten niht sô lieber mære komen.
- Man sach ze Bechlâren îlen einen degen. XVa.1582
- selbe erkant in Rüedegêr; er sprach: ‚ûf disen wegen
- dort her gâhet Eckewart, ein Kriemhilde man.‘
- er wânde, daß die vînde im heten leide getân.
- Dô gie er vür die porte, dâ er den boten vant. 1583
- daß swert er abe gurte und leite eß von der hant.
- er sprach zuo dem degene: ‚waß habt ir vernomen,
- daß ir alsô gâhet? hât uns ieman iht genomen?‘
- ‚Uns hat geschadet niemen,‘ sprach Eckewart zehant; 1584
- ‚mich habent drî künege her zuoziu gesant:
- Gunther von Burgunden, Gîselher und Gêrnôt:
- der recken ieslîcher iu sînen dienest her enbôt.
- ‚Daß selbe hât ouch Hagene, dar zuo Volkêr 1585
- mit triuwen vlîßeclîchen; noch sage ich iu mêr,
- daß iu des küneges marschalc Dancwart daß enbôt,
- daß den guoten knehten wær iuwer herberge nôt.‘
- Mit lachendem munde sprach dô Rüedegêr: 1586
- ‚nu wol mich dirre mære, daß die künege hêr
- geruochent mîner dienste; der wirt in niht verseit.
- koment si mir ze hûse, des bin ich vrœlîch gemeit.‘
- ‚Dancwart der marschalc hieß iuch wißßen lân, 1587
- wen ir ze hûse mit in soldet hân:
- sehzec sneller recken und tûsent rîter guot
- und niun tûsent knehte.‘ dô wart er vrœlîch gemuot.
- ‚Nu wol mich dirre geste,‘ sprach dô Rüedegêr, 1588
- ‚daß mir koment ze hûse dise recken hêr,
- den ich noch vil selten iht gedienet hân.
- nu rîtet in enkegene, beide mâge unde man.‘
- Dô îlten zuo den rossen rîter unde kneht: 1589
- swaß in gebôt ir hêrre, daß dûhtes alle reht.
- dô ließens in der dienste zogen deste baß.
- eß wesse niht vrou Gotelint, diu in ir kemenâten saß.
- Âventiure
- wie si ze Bechelâren kômen.
- Dô gie der marcgrâve, dâ er die vrouwen vant, 1590
- sîn wîp und sîne tohter, und seite in zehant
- diu lieben mære, diu er hete vernomen,
- daß in ir vrouwen bruoder dar ze hûse solden komen.
- ‚Vil liebe triutinne,‘ sprach dô Rüedegêr, 1591
- ‚ir sult vil wol enphâhen die edelen künege hêr,
- sô si mit ir gesinde her ze hove gân.
- ir sult ouch schône grüeßen Hagenen Guntheres man.
- ‚Mit in kumt ouch einer, der heißet Dancwart; 1592
- der ander heißet Volkêr, an zühten wol bewart.
- die sehse sult ir küssen und diu tohter mîn
- und sult ouch bî den recken in zühten güetlîchen sîn.‘
- Daß lobten dô die vrouwen und wâren sîn bereit: 1593
- si suohten ûß den kisten diu hêrlîchen kleit,
- dar inne si begegene den recken wolden gân.
- dâ wart vil michel vlîßen von schœnen wîben getân.
- Gevelschet vrouwen varwe vil lützel man dâ vant. 1594
- si truogen ûf ir houbten von golde liehtiu bant,
- daß wâren schapel rîche, daß in ir schœne hâr
- zervuorten niht die winde; si wâren hübsch unde clâr.
- In solhen unmuoßen sul wir die vrouwen lân. 1595
- hie wart vil michel gâhen über velt getân
- von Rüedegêres vriunden, dâ man die vürsten vant.
- si wurden wol enphangen in des marcgrâven lant.
- Dô si der marcgrâve zuo im komen sach, 1596
- ze sînen lieben gesten vrœlîch er dô sprach:
- ‚sît willekomen, ir hêrren und al iuwer man.
- hie in mîme lande vil gerne ich iuch gesehen hân.‘
- Dô nigen im die recken mit triuwen âne haß. 1597
- daß er in willec wære, wol erzeigte er daß.
- besunder gruoßter Hagenen: den het er ê bekant;
- sam tet er Volkêren ûßer Burgunden lant.
- Er enphie ouch Dancwarten. dô sprach der küene degen: 1598
- ‚sît ir uns welt beruochen, wer sol danne phlegen
- unseres ingesindes von Wormeß über Rîn?‘
- dô sprach der marcgrâve: ‚die angest sult ir lâßen sîn.
- ‚Eß wirdet wol behalten, swaß ir in daß lant B.
- habt mit iu gevüeret, ros, silber und gewant,
- dem shaffe ich solhe huote, daß sîn niht wirt verlorn,
- daß iu ze schaden bringe gegen einem halben sporn.
- ‚Spannet ûf, ir knehte, die hütten an daß velt; 1599
- swaß ir hie verlieset, des wil ich wesen gelt:
- ziehet ab die zoume, diu ros lâßet gân.‘
- daß het in wirt deheiner dâ vor vil selten getân.
- Des vreuten sich die geste. dô daß geschaffet was, 1600
- die hêrren riten dannen. sich leiten in daß gras
- über al die knehte: si heten guot gemach.
- ich wæn, in an der verte nie sô samfte geschach.
- Diu edel marcgrâvinne vür die burc was gegân 1601
- mit ir schœnen tohter. dô sach man bî ir stân
- minneclîche vrouwen und manec schœne meit:
- die truogen vil der bouge unde hêrlîchiu kleit.
- Daß edele gesteine lûhte verre dan 1602
- ûß ir vil rîchen wæte: si wâren wol getân.
- dô kômen ouch die geste und erbeißten sâ zehant.
- hei, waß man grôßer zühte an den von Burgunden vant!
- Sehs und drîßec meide und ander manec wîp, 1603
- den was wol ze wunsche geschaffen der lîp:
- die giengen in enkegene mit manegem küenen man.
- dô wart schône grüeßen von edelen wîben getân.
- Diu marcgrâvinne kuste die künege alle drî: 1604
- alsam tet ir tohter. dô stuont Hagene bî.
- ir vater hieß in küssen: dô blicte si in an:
- er dûhte si sô vorhtlîch, daß siß vil gerne hete lân.
- Doch muoste si dâ leisten, daß ir der wirt gebôt. 1605
- gemischet wart ir varwe, bleich unde rôt.
- si kuste ouch Dancwarten, dar nâch den spilman:
- durch sînes lîbes ellen wart im daß grüeßen getân.
- Diu junge marcgrâvinne nam bî der hant 1606
- Gîselher den jungen von Burgunden lant:
- alsam tet ir muoter Gunther den küenen man.
- si giengen mit den helden vil harte vrœlîchen dan.
- Der wirt gie bî Gêrnôte in einen wîten sal. 1607
- rîter unde vrouwen gesâßen dâ ze tal.
- dô hieß man balde schenken den gesten guoten wîn.
- jâ endorften nimmer helde baß gehandelt sîn.
- Mit lieben ougen blicken wart gesehen an 1608
- Rüedegêres tohter: diu was sô wol getân.
- jâ trûtes in den sinnen vil manec rîter guot;
- daß kunde ouch si verdienen: si was vil hôhe gemuot.
- Si gedâhten, swes si wolden; des enmoht ab niht geschehen. A.1609
- hin und her widere wart dâ vil gesehen
- an meide und an vrouwen: der saß dâ genuoc.
- der edele videlære dem wirte holden willen truoc.
- Nâch gewonheite sô schieden si sich dâ: 1610
- rîter unde vrouwen die giengen anderswâ.
- dô rihte man die tische in dem sale wît;
- den unkunden gesten man diende willeclîche sît.
- Durch der geste liebe hin ze tische gie 1611
- diu edele marcgrâvinne; ir tohter si dô lie
- belîben bî den kinden, dâ si von rehte saß.
- die geste ir niht ensâhen: si muote wærlîchen daß.
- Dô si getrunken hêten und geßßen über al, 1612
- dô wîsete man die schœnen wider in den sal.
- gemelîcher sprüche wart dâ niht verdeit:
- der reite vil dô Volkêr, ein degen küene und gemeit.
- Dô sprach offenlîchen der selbe spilman: 1613
- ‚vil rîcher marcgrâve, Got hât an iu getân
- vil genædeclîchen, wan er iu hât gegeben
- ein wîp sô rehte schœne, dar zuo ein wünneclîcheß leben.
- ‚Ob ich ein vürste wære,‘ sprach der spilman, 1614
- ‚und solde tragen krône, ze wîbe wolde ich hân
- iuwer schœne tohter: des wünschete mir der muot.
- diu ist minneclîch ze sehene, dar zuo edel unde guot.‘
- Dô sprach der marcgrâve: ‚wie möhte daß gesîn, B.
- daß immer künic gerte der lieben tohter mîn?
- wir sîn hie ellende beide, ich und mîn wîp,
- und haben niht ze gebene: waß hilfet danne ir schœner lîp?‘
- Des antwurte Gêrnôt, der wol gezogene man: A.1615
- ‚und solde ich triutinne nâch mîme willen hân,
- sô wolde ich solhen wîbes immer werden vrô.‘
- des antwurte Hagene harte zühteclîchen dô:
- ‚Nu sol mîn hêrre Gîselher nemen doch ein wîp: 1616
- eß ist sô hôher mâge der marcgrâvinne lîp,
- daß wir ir gerne dienden, ich und sîne man,
- und soldes under krône dâ zen Burgunden gân.‘
- Diu rede Rüedegêren dûhte harte guot 1617
- und ouch Gotelinde: jâ vreute si in den muot.
- sît truogen an die helede, daß si ze wîbe nam
- Gîselher der edele, als eß künege wol gezam.
- Swaß sich sol gevüegen, wer mac daß understên? A.1618
- man bat die juncvrouwen hin ze hove gên:
- dô swuor man im ze gebene daß wünneclîche wîp:
- dâ lobte ouch er ze minnen ir vil minneclîchen lîp.
- Man beschiet der juncvrouwen bürge unde lant. A.1619
- des sichert dâ mit eiden des edelen küneges hant
- und der hêrre Gêrnôt, daß wurde daß getân.
- dô sprach der marcgrâve: ‚sît ich der bürge niht enhân,
- ‚Sô sol ich iu mit triuwen immer wesen holt. A.1620
- ich gibe zuo mîner tohter silber unde golt,
- sô hundert soumære meist mügen tragen,
- daß eß iu helden nâch êren müge wol behagen.‘
- Dô hieß man si beide stên an einen rinc 1621
- nâch gewonheite. vil manec jungelinc
- in vrœlîchem muote ir zegagene stuont:
- si gedâhten in ir sinnen, sô noch die tumben gerne tuont.
- Dô man begunde vrâgen die minneclîchen meit, 1622
- ob si den recken wolde, ein teil was eß ir leit;
- doch dâhte si ze nemene den wætlîchen man.
- si schamte sich der vrâge, sô manec meit hât getân.
- Ir riet ir vater Rüedegêr, daß si spræche jâ 1623
- und daß si in gerne næme: vil schiere dô was dâ
- mit sînen wîßen handen, der si umbeslôß,
- Gîselher der junge; swie lützel si sîn doch genôß.
- Dô sprach der marcgrâve: ‚ir edelen künege rîch, 1624
- als ir nu wider rîtet, daß ist gewonlîch,
- heim zuo ziuren landen, sô gib ich iu mîn kint,
- daß ir si mit iu vüeret,‘ daß gelobten si sint.
- Swaß man dâ schalles hôrte, den muosen si doch lân. 1625
- man hieß die juncvrouwen ze kemenâten gân
- und ouch die geste slâfen mit ruowe an den tac.
- do bereite man die spîse; der wirt ir güetlîche phlac.
- Dô si enbißßen wâren, si wolden dannen varn 1626
- gên der Hiunen lande, ‚daß hieß ich wol bewarn,‘
- sprach der wirt edele, ‚ir sult noch hie bestân,
- wan ich sô lieber geste selten iht gewunnen hân.‘
- Des antwurte Dancwart: ‚des mac niht gesîn: 1627
- wâ næmet ir die spîse, daß brôt und ouch den wîn,
- daß ir sô manegen recken noch hînte müeßet hân?‘
- dô daß der wirt erhôrte, er sprach: ‚ir sult die rede lân.
- ‚Mîne vil lieben hêrren, ir sult mir niht versagen; 1628
- jâ gib ich iu die spîse ze vierzehen tagen
- mit allem dem gesinde, daß mit iu her ist komen.
- mir hât der künic Etzel noch vil wênic iht genomen.‘
- Swie sêre si sich werten, si muosen dâ bestân 1629
- unz an den vierden morgen. dô wart dâ getân
- von des wirtes milte, daß verre wart geseit:
- er gap sînen gesten beidiu ros unde kleit.
- Eß kunde langer niht gewern, si muosen dannen varn. 1630
- Rüedegêr der kunde wênic iht gesparn
- von sîner milte: swes iemen gerte nemen,
- daß verseiter niemen: eß muose in allen wol gezemen.
- Ir edel ingesinde brâhte vür daß tor 1631
- gesatelt vil der mœre. dô kom zuo in dâ vor
- vil vremder recken: die truogen schilt enhant,
- wan si wolten rîten in daß Etzelen lant.
- Der wirt dô sîne gâbe bôt über al, 1632
- ê die edelen geste kœmen vür den sal.
- er kunde miltlîche mit grôßen êren leben:
- sîne tohter schœne het er Gîselher gegeben.
- Dô gab er Gêrnôte ein wâfen guot genuoc, 1633
- daß er sît in stürmen vil hêrlîchen truoc.
- der gâbe im wol gunde des marcgrâven wîp;
- dâ von der guote Rüedegêr sît muose vliesen den lîp.
- Dô gab er Guntheren, dem helde lobelîch, A.1634
- daß wol truoc mit êren der edel künic rîch,
- swie er selten gâbe enphienge, ein wâfenlîch gewant.
- dar nâch neic Gunther des edelen Rüedegêres hant.
- Gotelint bôt Hagenen, als ir wol gezam, A.1635
- ir minneclîche gâbe, sît si der künic nam,
- daß er âne ir stiure zuo der hôhgezît
- von ir niht varn solde: doch widerreite er eß sît.
- ‚Alles, des ich ie gesach,‘ sprach dô Hagene, 1636
- ‚so engerte ich hinnen mêre niht zuo tragene
- niuwan jenes schildes dort an der want:
- den wolde ich gerne vüeren in Etzelen lant.‘
- Dô diu marcgrâvinne Hagenen rede vernam, 1637
- eß mande si ir leide: weinens si gezam.
- dô dâhte si vil tiure an Nuodunges tôt,
- den hete erslagen Witege: dâ von het si jâmers nôt.
- Si sprach zuo dem degene: ‚den schilt wil ich iu geben. 1638
- daß wolde Got von himele, daß er noch solde leben,
- der in dâ truoc enhende! der lac in sturme tôt.
- den muoß ich immer weinen: des gât mir armen wîbe nôt.‘
- Diu edel marcgrâvinne von dem sedele gie, 1639
- mit ir vil wîßen handen si den schilt gevie:
- diu vrouwe truoc in Hagenen; er nam in an die hant.
- diu gâbe was mit êren an den recken gewant.
- Ein hulft von liehtem phelle ob sîner varwe lac. 1640
- beßßern schilt deheinen belûhte nie der tac.
- von edelem gesteine, der sîn hete begert
- ze koufen, an der koste was er wol tûsent marke wert.
- Den schilt hieß dô Hagene von im tragen dan. A.1641
- dô begunde Dancwart hin ze hove gân.
- dem gab vil rîchiu kleider des marcgrâven kint,
- diu er dâ zen Hiunen truoc vil vrœlîchen sint.
- Alleß, daß der gâbe von in wart genomen, 1642
- in ir deheines hende wær ir niht bekomen
- wan durch des wirtes liebe, derß in sô schône bôt.
- sît wurden si im sô vîent, daß si in slahen muosen tôt.
- Volkêr der vil snelle mit sîner videlen dan 1643
- gie gezogenlîchen vür Gotelinde stân.
- er videlte süeße dœne und sanc ir sîniu liet:
- dâ mit nam er urloup, dô er von Bechlâren schiet.
- Ir hieß diu marcgrâvinne eine lade tragen, 1644
- von vriuntlîcher gâbe muget ir hœren sagen:
- dar ûß nam si zwelf bouge und spien ims an die hant:
- ‚die sult ir hinnen vüeren in daß Etzelen lant
- ‚Und sult durch mînen willen si ze hove tragen: 1645
- swenne ir wider wendet, daß man mir müge sagen,
- wie ir mir habet gedienet dâ ze der hôhzît.‘
- des diu vrouwe gerte, vil wol leistete er daß sît.
- Dô sprach der wirt zen gesten: ‚ir sult dest samfter varn: 1646
- ich wil iuch selbe leiten und heißen wol bewarn,
- daß iu ûf der straße niemen müge schaden.‘
- dô wurden sîne soume harte schiere geladen.
- Der wirt wart wol bereitet mit vünf hundert man, 1647
- mit rossen und mit kleidern: die vuorte er mit im dan
- vil harte vrœlîchen zuo der hôhgezît;
- der einer mit dem lîbe kom nie ze Bechlâren sît.
- Mit kusse minneclîchen der wirt dô dannen schiet: 1648
- alsô tet ouch Gîselher, als im diu liebe riet.
- mit umbesloßßen armen si trûten schœniu wîp;
- daß muose sît beweinen vil maneger juncvrouwen lîp.
- Dô wurden allenthalben diu venster ûf getân. 1649
- der wirt mit sînen mannen ze rossen wolde gân.
- ich wæn, ir herze in seite diu krefteclîchen leit:
- dâ weinde manec vrouwe und manec wætlîchiu meit.
- Nâch ir lieben vriunden genuoge heten sêr, 1650
- die si ze Bechelâren gesâhen nimmer mêr.
- doch riten si mit vreuden nider über sant
- ze tal bî Tuonouwe in daß Hiunische lant.
- Dô sprach zen Burgunden der rîter vil gemeit, 1651
- Rüedegêr der edele: ‚jâ suln niht verdeit
- wesen unser mære, daß wir zen Hiunen komen.
- im hât der künic Etzel nie so liebes niht vernomen.‘
- Ze tal durch Ôsterrîche vil manec bote reit: 1652
- den liuten allenthalben wart daß wol geseit,
- daß die helde kœmen von Wormeß über Rîn.
- des küneges ingesinde kunde eß niht lieber gesîn.
- Die boten vür strichen mit den mæren, XVIa.1653
- daß die Niblungen zuo den Hiunen wæren:
- ‚du solt si wol enphâhen, Kriemhilt, vrouwe mîn:
- dir koment nâch grôßen êren die vil lieben bruoder dîn.‘
- Dô diu küneginne vernam diu mære, C.1654
- ir begunde entwîchen ein teil ir swære:
- von ir vater lande kom ir vil manec man,
- dâ von der künic Etzel vil manegen jâmer sît gewan.
- ‚Nu wol mich mîner vreuden,‘ sô sprach Kriemhilt. 1655
- ‚hie bringent mîne mâge vil manegen niuwen schilt
- und halsperge wîße: swer nemen welle golt,
- der denke mîner leide: ich wil im immer wesen holt.‘
- Si gedâhte tougenlîche: ‚noch möhte es werden rât. C.
- der mich an mînen vreuden alsô gephendet hât,
- mag ich daß gevüegen, eß sol im leide ergân
- ze dirre hôhgezîte, des ich vil guoten willen hân.
- ‚Ich solß alsô schaffen, daß mîn râche ergê C.
- in dirre hôhgezîte, swieß dar nâch gestê,
- an sînem argen lîbe, der mir hât genomen
- vil der mînen wünne: des sol ich nu ze gelte komen.‘
- Âventiure
- wie Kriemhilt Hagene enphie.
- Dô die Burgunden kômen ûf daß velt, b.
- ûf sluoc man drî künegen sô hêrlîch gezelt.
- si stießen ûf ir vanen, die wârn von golde rôt.
- dô wessen niht die hêrren, daß in sô nâhent was der tôt.
- Dô gienc diu vrouwe Kriemhilt an ein zinnen stân, b.
- dô sach si ûf dem velde rîten manegen man.
- des vreut sich tougenlîchen daß wunderschœne wîp:
- ‚alrêrst sô wirt gerochen des küenen Sîvrides lîp,
- ‚Der mir sô mortlîchen ze tôde wart erslagen; b.
- unz an mîn ende kan ich in nimmer mê verklagen.
- ouwê der grôßen êre, die ich verloren hân;
- eß gelac an vrouwen arme nie sô tugenthafter man.
- ‚Sîn vil grôße tugende macht mir herzeleit: b.
- swenne ich dar an gedenke, als er von mir reit
- mit sô gar gesundem lîp, sô mêrt sich mîn klage:
- mir darf niemen wîßen, swaß ich grôßes leides trage.
- ‚Got het mir in zeinem man ûß aller welt erkorn. b.
- wær tûsent manne tugende an einem man geborn,
- dannoch was ir mêre, die Sîvrit eine truoc.‘
- diu vrouwe klagt vil sêre, zuo dem herzen si sich sluoc.
- Schier wurden dem Bernære diu mære kunt getân. b.
- dô sach man in vil drâte über den hof gân,
- mit im Hilpranden nâch rîterlîchen siten:
- ‚vil edeliu küneginne, daß sult ir lâßen vermiten,
- ‚Daß man iuch siht weinen zuo dirre hôhgezît. b.
- und habt her besendet ûß vremden landen wît
- vil manegen werden recken und manegen biderben man:
- daß man iuch siht weinen, daß stêt iu vil übel an.‘
- ‚Ich mane dich dîner triuwe,‘ sprach si, ‚hêr Hildebrant, b.
- ob du ie gâbe enphienge von mîner gebenden hant,
- sô rich mich an Hagene: jâ gib ich dir mîn golt
- und bin mit guoten triuwen unz an mîn ende dir holt.‘
- Dô sprach der Bernære: ‚ir sît ein übel wîp, b.
- daß ir iuwern mâgen râtent an den lîp
- und habt sô manegen boten ze Rîne nâch in gesant:
- sô sint si iu komen ze hûse mit vil werlîcher hant.
- ‚Neinâ, hêrre Hildebrant, sô liep ich iu sî, b.
- nu enphâch mir von dem Rîne die künege alle drî
- und heiß si ligen ze velde, unz sô eß werde tac,
- sô warne ich si mit triuwe des aller besten, sô ich mac.‘
- Hart gezogenlîchen reit meister Hildebrant, b.
- dâ er die drî künege von dem Rîne vant:
- er enbeißt vil rîterlîchen und lie sich ûf diu knie,
- daß er die drî künege von dem Rîne dâ enphie;
- ‚Bis willekomen hêr Gunther, künic von dem Rîn: b.
- sam sî hêr Gêrnôt, der liebe bruoder dîn,
- und Gîselher der junge und Hagen ein starker man
- und manec sneller recke, der ich aller niht genennen kan.
- ‚Iu enpiut der Bernære, der liebe hêrre mîn, b.
- vriuntschaft und hulde und ganzen dienest sîn
- und heißt iuch ligen ze velde, unz eß werde tac:
- sô warnt er iuch mit triuwen des aller besten, sô er mac.
- ‚Got müeße iuch behüeten vor aller slahte nôt: b.
- vor vierthalbem jâre was iu bereit der tôt.
- eß hat iur swester Kriemhilt gesworn vil manegen eit,
- daß si an iu wil rechen ir vil grôßiu herzeleit.
- ‚Er enpiut iu, daß ir mîdet, als lieb iu sî daß leben, b.
- daß niuwe hûs bî der Tuonouwe ist iu herberge geben:
- daß sult ir mir gelouben, und kœme iur dar ein her,
- ir müestent al ersterben und kœm iur keiner ze wer.
- ‚Dâ ligent in drî rôre, diu sint innân hol, b.
- diu sint geworht schône mit swebel und mit kol:
- diu sol man anzünden, sô die dische sint bereit.
- dâ vor solt ir iuch hüeten, ir stolzen helde vil gemeint.‘
- Des erschrac der künic sêre, diu rede was im leit. b.
- ‚nu lôn dir Got, Hildebrant, daß du uns hâst geseit,
- daß du hâst gewarnet uns ellende man:
- ich sich, wir hie zen Hiunen lützel triuwe vunden hân.‘
- Des erlachten die jungen und hielten eß vür spot. b.
- dô sprâchen die wîsen: ‚dâ vor behüete uns Got.
- wir sîn durch grôße triuwe geriten in daß lant;
- si hât vil manegen boten hin nâch uns ze Rîne gesant.‘
- Nu sprach gezogenlîche der hêrre Gêrnôt: b.
- ‚uns hât mîn swester Kriemhilt geladen in den tôt.
- wir sîn durch grôße triuwe geriten zuo der stat,
- wan uns mîn schœne swester von dem Rîn ze hûse bat.‘
- Dô sprach der videlære, der küene Volkêr: b.
- ‚ich bin von dem Rîne durch gâbe geriten her.
- des wil ich mich verßîhen,‘ sô sprach der spilman;
- ‚ich videle mit dem swerte daß allerbeste, daß ich kan.
- ‚Ich erzeige in mîne dœne, si müeßen ûf hôher stân: b.
- und welnt si niht erwinden, eß mac in sô ergân,
- ich slahe in eteslîchem einen swinden gîgenslac,
- und hât er liebe mâge, daß er eß wol klagen mac.‘
- Dô Hildebrant der alte wolte dannen gân, b.
- Gîselher der junge bat in stille stân:
- er gab im einen mantel, den er im zêren truoc:
- vür drîßec marc goldes hete er phandes genuoc.
- Dô zim genam den mantel meister Hildebrant, b.
- er reit gezogenlîchen, da er den von Berne vant:
- ‚seht den rîchen mantel, den ich an mir hân,
- den gap mir Gîselher der junge, dâ ich von im wolde gân.‘
- Dô die Burgunden kômen in daß lant, XVb.1656
- do gevriesch eß von Berne der alte Hildebrant.
- er seite eß sîme hêrren; eß was im harte leit:
- er bat in wol enphâhen die rîter küene und gemeit.
- Wolfhart der snelle hieß bringen diu marc. 1657
- dô reit mit Dietrîche vil manec degen starc,
- dâ er si grüeßen wolde, zuo in an daß velt.
- dâ hetens ûf gebunden vil manec hêrlîch gezelt.
- Dô si von Tronje Hagene verrist rîten sach, 1658
- zuo den sînen hêrren gezogenlîch er sprach:
- ‚nu sult ir snelle recken von dem sedele stân
- und gêt in hin enkegene, die iuch hie wellent enphân.
- ‚Dort kumt ein hergesinde, daß ist mir wol bekant. 1659
- eß sint vil snelle degene von Amelunge lant.
- si vüeret der von Berne: si sint vil hôch gemuot.
- nu lât iu niht versmâhen, swaß man iu dienest getuot.‘
- Dô stuonden von den rossen, daß was michel reht, 1660
- neben Dietrîche manc rîter unde kneht.
- si giengen zuo den gesten, dâ man die helde vant:
- si gruoßten minneclîche die von Burgunden lant.
- Dô si der hêrre Dietrîch gên im komen sach, 1661
- lieb unde leide im dar an geschach.
- er weste wol diu mære, ir reise was im leit;
- er wânde, eß weste Rüedegêr, daß erß in hête geseit.
- ‚Sît willekomen, ir hêrren, Gunther und Gîselher, 1662
- Gêrnôt unde Hagene; sam sî hêr Volkêr
- und Dancwart der snelle. ist iu daß niht bekant?
- Kriemhilt noch sêre weinet den helt von Niblunge lant.‘
- ‚Si mac vil lange weinen,‘ sprach dô Hagene: 1663
- ‚er lît vor manegem jâre ze tôde erslagene.
- den künic von den Hiunen sol si nu holden haben:
- Sîvrit kumt niht widere, er ist nu lange begraben.‘
- ‚Die Sîvrides wunden lâßen wir nu stên: 1664
- sol leben mîn vrou Kriemhilt, sô mac schade ergên.‘
- sô redete von Berne der hêrre Dietrich.
- ‚trôst der Niblunge, dâ vor behüete du dich.‘
- ‚Wie sol ich mich behüeten?‘ sprach der künic hêr. 1665
- ‚Etzel uns boten sande, waß sold ich vrâgen mêr?
- daß wir zuo im solden rîten in daß lant:
- ouch hât uns manec mære mîn swester Kriemhilt gesant.‘
- ‚Sô wil ich iu gerâten,‘ sprach aber Hagene, 1666
- ‚bitet iu diu mære baß ze sagene
- den hêrren Dietrîchen und sîne helde guot,
- daß si iuch lâßen wißßen der vrouwen Kriemhilde muot.‘
- Dô giengen sunder sprâchen die drî künege rîch, 1667
- Gunther unde Gêrnôt und ouch hêr Dietrîch.
- ‚nu sag uns, von Berne vil edel rîter guot,
- wie dir sî gewißßen umb der küneginne muot.‘
- Dô sprach der vogt von Berne: ‚waß sol ich iu sagen? 1668
- wan daß ich alle morgen weinen hœr unt klagen
- mit jæmerlîchen sinnen daß Etzelen wîp
- dem rîchen Got von himele des starken Sîvrides lîp.‘
- ‚Eß ist et unerwendet,‘ sprach der küene man, 1669
- Volkêr der videlære, ‚daß wir vernomen hân.
- wir suln ze hove rîten und suln daß besehen,
- waß uns snellen degenen müge zen Hiunen geschehen.‘
- Die küenen Burgunden hin ze hove riten: XVIb.1670
- si kômen hêrlîchen nâch ir landes siten.
- dô wundert dâ zen Hiunen vil manegen küenen man
- umb Hagnen von Troneje, wie der wære getân.
- Durch daß man seite mære, des was im genuoc, 1671
- daß er von Niderlanden Sîvriden sluoc,
- sterkest aller recken, vroun Kriemhilde man:
- des wart michel vrâgen ze hove nâch Hagenen getân.
- Der helt was wol gewahsen, daß ist alwâr, 1672
- grôß was er zen brüsten, gemischet was sîn hâr
- mit einer grîsen varwe, diu bein wârn im lanc,
- eislîch sîn gesiune, er hete hêrlîchen ganc.
- Dô hieß man herbergen die Burgunden man. 1673
- Gunthers gesinde wart gesundert dan.
- daß riet diu küneginne, diu im vil haßßes truoc:
- dâ von man sît die knehte an der herberge sluoc.
- Dancwart, Hagenen bruoder, der was marschalch; 1674
- der künec im sîn gesinde vlîßeclîch bevalch,
- daß er ir volleclîche mit spîse solde phlegen.
- daß tet dô willeclîche mit triuwe der vil küene degen.
- Kriemhilt diu schœne mit ir gesinde gie, XVIIa.1675
- dâ si die Niblunge mit valschem muote enphie.
- si kuste Gîselheren und nam in bî der hant.
- daß sach von Tronje Hagene: den helm er vester gebant.
- ‚Nâch sus getânem gruoße,‘ sô sprach Hagene, 1676
- ‚mugen sich verdenken snelle degene;
- man grüeßet sunderlîchen die künege und ir man:
- wir haben niht guoter reise zuo dirre hôhzît getân.‘
- Si sprach: ‚nu sît willekomen, swem iuch gerne siht: 1677
- durch iuwer selbes vriuntschaft grüeße ich iuch niht.
- saget, waß ir mir bringet von Wormeß über Rîn,
- dar umbe ir mir sô grôße soldet willekomen sîn?‘
- ‚Waß sint disiu mære,‘ sprach dô Hagene, 1678
- ‚daß iu gâbe solden bringen degene?
- ich wære wol sô rîche, het ich mich baß verdâht,
- daß ich iu mîne gâbe her zen Hiunen hete brâht.‘
- ‚Nu sult ir mich der mære mêre wißßen lân, 1679
- hort der Niblunge, war habt ir den getân?
- der was doch mîn eigen: daß ist iu wol bekant:
- den soldet ir mir bringen in daß Etzelen lant.‘
- ‚Entriuwen, mîn vrou Kriemhilt, des ist manec tac, 1680
- daß ich der Niblunge hortes nie gephlac.
- den hießen mîne hêrren senken in den Rîn:
- dâ muoß er wærlîche unz an daß jungiste sîn.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚ich hâns ouch wol gedâht. A.1681
- ir habt mirs noch vil kleine her ze lande brâht,
- swie er mîn eigen wære und ich sîn wîlent phlac;
- nach im und sîme hêrren hân ich manegen leiden tac.‘
- ‚Ich bringe iu den tiuvel,‘ sprach aber Hagene, 1682
- ‚ich hân an mîme schilde sô vil ze tragene
- und an mîner brünne: mîn helme der ist lieht,
- daß swert an mîner hende: des enbringe ich iu niht.‘
- ‚Jane rede ichß niht dar umbe, deich mêre goldes welle gern. C.
- ich hâns sô vil ze gebene, deich iuwer gâbe mac enbern.
- ein mort und zwêne roube die mir sint genomen,
- des möhte ich vil arme noch ze liebem gelte komen.‘
- Dô sprach diu küneginne zen recken über al: 1683
- ‚man sol deheiniu wâfen tragen in den sal;
- ir helde, ir sult mirs ûf geben: ich wils behalten lân.‘
- ‚entriuwen,‘ sprach dô Hagene, ‚daß wirdet nimmer getân.
- ‚Jane ger ich niht der êren, vürsten tohter milt, 1684
- daß ir zen herbergen traget mînen schilt
- und ander mîn gewæfen. ir sît ein künegîn.
- daß enlêrte mich mîn vater niht: ich wil selbe kamerære sîn.‘
- ‚Ouwê mîner leide,‘ sprach vrou Kriemhilt: 1685
- ‚war umbe wil mîn bruoder und Hagne sînen schilt
- niht lâßen behalten? si sint gewarnôt.
- und wesse ich, wer daß tæte, ich riete im immer sînen tôt.‘
- Des antwurte ir mit zorne der hêrre Dietrîch: 1686
- ‚ich binß, der hât gewarnet die edelen vürsten rîch
- und Hagnen den küenen, den Burgunden man.
- nu zuo, vâlandinne, du solt michs niht genießen lân.‘
- Des schamte sich vil sêre daß Etzelen wîp: 1687
- si vorhte bitterlîchen Dietrîches lîp.
- si gie von im balde, daß si niht ensprach,
- wan daß si swinde blicke an ir vîende sach.
- Bî henden sich dô viengen zwêne degene: XVIc.1688
- daß eine was hêr Dietrîch, daß ander Hagene.
- dô sprach gezogenlîchen der recke vil gemeit:
- ‚iur komen ze den Hiunen ist mir wærlîchen leit,
- ‚Durch daß diu küneginne alsô gesprochen hât.‘ A.1689
- dô sprach von Troneje Hagen: ‚des wirt wol alles rât.‘
- sus reiten mit ein ander die zwêne küene man.
- daß sach der künic Etzel; dar umbe er vrâgen began:
- ‚Diu mære ich weste gerne,‘ sprach der künic rîch, 1690
- ‚wer jener recke wære, den dort hêr Dietrîch
- sô vriuntlîch enphâhet. er treit vil hôhen muot:
- swer sîn vater wære, er mac wol sîn ein recke guot.‘
- Des antwurte dem künege ein Kriemhilde man: 1691
- ‚er ist geborn von Troneje, sîn vater hieß Aldrîân.
- swie blîde er hie gebâre, er ist ein grimmec man:
- ich lâß iuch daß beschouwen, daß ich gelogen niene hân.‘
- ‚Wie sol ich daß erkennen, daß er sô grimmec ist?‘ 1692
- dannoch er niht weste sô manegen argen list,
- den sît diu küneginne an ir mâgen begie,
- daß si ir nie deheinen von den Hiunen komen lie.
- ‚Wol erkande ich Hagenen: wan er was mîn man. 1693
- lop und michel êre er hie bî mir gewan.
- ich machte in ze rîter und gab im mîn golt.
- durch daß er getriuwe was, des muose ich im wesen holt.
- ‚Dâ von ich wol erkenne alleß Hagnen sint. 1694
- eß wâren mîne gîsel zwei wætlîchiu kint,
- er und von Spâne Walther: die wuohsen hie ze man.
- Hagne sand ich wider heim; Walther mit Hiltegunde entran.‘
- Er gedâhte lieber mære, diu wâren ê geschehen. 1695
- sînen vriunt von Troneje hete er reht ersehen,
- der im in sîner jugende vil starkiu dienest bôt;
- sît vrumt er im in alter vil manegen lieben vriunt tôt.
- Âventiure
- wie Hagene und Volkêr vor Kriemhilde sal sâßen.
- Dô schieden sich die zwêne recken lobelîch, 1696
- Hagene von Troneje und ouch hêr Dietrîch.
- dô blikte über ahsel der Guntheres man
- nâch eime hergesellen, den er vil schiere gewan.
- Dô sach er Volkêren bî Gîselhere stên, 1697
- den spæhen videlære: er bat in mit im gên,
- wan er vil wol erkande sînen grimmen muot.
- er was an allen tugenden ein rîter küene unde guot.
- Noch ließen si die hêrren ûf dem hove stân. 1698
- niuwan si zwêne aleine sach man dannen gân
- über den hof vil verre vür einen palas wît.
- die ûß erwelten degene vorhten niemannes nît.
- Si gesâßen vor dem hûse gein eime sal, 1699
- der was Kriemhilde, ûf eine banc ze tal.
- dô lûhte in vor dem lîbe ir hêrlîch gewant.
- genuoge, die daß sâhen, hetens gerne bekant.
- Alsam tier diu wilden gekaphet wurden an 1700
- die übermüeten helde von den Hiunen man.
- si ersach durch ein venster daß Etzelen wîp:
- des wart aber betrüebet der schœnen Kriemhilde lîp.
- Eß mande si ir leide, weinen si began. 1701
- des hete michel wunder die Etzelen man,
- waß ir sô rehte swære verrihtet hete ir muot.
- si sprach: ‚daß hât Hagene, ir helde küene unde guot.
- Si sprâchen zuo der vrouwen: ‚wie ist daß geschehen? 1702
- wan wir iuch niulîche haben vrô gesehen.
- nie niemen wart sô küene, derß iu hât getân,
- heißet irß uns rechen, eß sol im an sîn leben gân.‘
- ‚Daß wolde ich immer dienen, swer ræche mîniu leit: 1703
- alles, deß er gerte, des wær ich im bereit.
- ich biut mich iu ze vüeßen,‘ sprach des küneges wîp:
- ‚rechet mich an Hagenen, daß er verliese den lîp.‘
- Dô garten sich vil balde sehzec küener man: 1704
- durch Kriemhilde willen si wolden hin gân
- und wolden slahen Hagenen, den vil küenen man,
- und ouch den videlære. daß wart mit râte getân.
- Dô diu küneginne ir schar sô kleine sach, A.1705
- in einem grimmen muote si ze den helden sprach:
- ‚des ir dâ habet gedinge, des sult ir abe gân:
- ja endurfet ir sô ringe Hagenen nimmer bestân.
- ‚Swie stark und swie küene von Troneje Hagne sî, A.1706
- noch ist verre sterker, der im dâ sitzet bî,
- Volkêr der videlære: der ist ein übel man.
- ja ensult ir die helde niht sô lîhte bestân.‘
- Dô si daß gehôrten, dô garte sich ir mêr, A.1707
- vier hundert recken. diu küneginne hêr
- was des vil genœte, daß si in tæte leit.
- dâ von wart sît den degenen michel sorge bereit.
- Dô si wol gewâfent ir gesinde sach, 1708
- zuo den snellen recken diu küneginne sprach:
- ‚nu bîtet eine wîle: jâ sult ir stille stân.
- ich wil under krône ze mînen vîenden gân.
- ‚Und hœret itewîße, waß mir hât getân 1709
- Hagene von Troneje, Guntheres man:
- ich weiß in sô gemuoten, daß er mir lougent niht;
- sô ist ouch mir unmære, swaß im dar umbe geschiht.‘
- Dô sach der videlære, ein küene spilman, 1710
- die edelen küneginne ab einer stiegen gân
- nider abeme hûse. dô er daß ersach,
- Volkêr der küene zuo sîme hergesellen sprach:
- ‚Nu schouwet, vriunt Hagene, wâ si dort here gât, 1711
- diu uns âne triuwe inß lant geladet hât.
- in gesach mit küneges wîbe nie sô manegen man,
- die swert enhende trüegen, alsô strîtlîchen gân.
- ‚Wißßet ir, vriunt Hagene, ob si iu sîn gehaß? 1712
- sô wil ich iu daß râten, ir hüetet deste baß
- des lîbes und der êren; jâ dunket eß mich guot.
- als ich mich versinne, si sint vil zornec gemuot,
- ‚Und sint ouch sumelîche zen brusten alsô wît, 1713
- swer sîn selbes hüeten wil, der tuo daß enzît.
- ich wæn, si under sîden die vesten prünne tragen.
- waß si dâ mite meinen, daß enhœr ich niemen sagen.‘
- Dô sprach in zornes muote Hagne der küene man: 1714
- ‚ich weiß wol, daß eß alleß ist ûf mich getân,
- daß si diu liehten wâfen tragent an der hant;
- vor den möht ich gerîten noch in der Burgunden lant.
- ‚Nu saget mir, vriunt Volkêr, welt ir mir gestân, 1715
- ob mit mir wellent strîten Kriemhilde man?
- daß lâßet ir mich hœren, als liep als ich iu sî.
- ich won iu immer mêre mit triuwen dienstlîchen bî.‘
- ‚Ich hilfe iu sicherlîchen,‘ sô sprach der spilman. 1716
- ‚ob ich uns hie engegene sæhe den künic gân
- mit allen sînen recken, die wîle ich leben muoß,
- so entwîche ich iu durch vorhte ûß helfe nimmer einen vuoß.‘
- ‚Nu lôn iu Got von himele, vil edel Volkêr. 1717
- ob si mit mir strîten, wes bedarf ich danne mêr?
- sît ir mir helfen wellet, als ich hân vernomen,
- sô suln dise recken vil gewerlîchen komen.‘
- ‚Nu stê wir von dem sedele,‘ sprach der spilman: 1718
- ‚si ist ein küneginne: und lât si vür gân.
- bieten ir die êre: si ist ein edel wîp.
- dâ mite ist ouch getiuwert unser ietweders lîp.‘
- ‚Nein, durch mîne liebe,‘ sprach dô Hagene. 1719
- ‚sô wolden sich versinnen dise degene,
- daß ichß durch vorhte tæte, und solde ich hin gên.
- ine wil durch ir deheinen nimmer von dem sedel stên.
- ‚Jâ zimet eß uns beiden zwâre lâßen baß. 1720
- zwiu sold ich den êren, der mir ist gehaß?
- daß getuon ich nimmer, die wîl ich hân den lîp:
- jane ruoche ich, waß mich nîdet des künic Etzelen wîp.‘
- Der übermüete Hagene leit über sîniu bein 1721
- ein vil liehteß wâfen, ûß des knophe schein
- ein vil liehter jaspis grüener denne ein gras.
- wol erkande eß Kriemhilt, daß eß Sîvrides was.
- Dô si daß swert erkande, dô gie ir trûrens nôt. 1722
- daß gehilz was guldîn, diu scheide ein borte rôt,
- eß mande si ir leide: weinen si began;
- ich wæne, eß hete dar umbe der küene Hagne getân.
- Volkêr der snelle zôch nâher ûf der banc 1723
- einen videlbogen starken, michel unde lanc,
- gelîch eime swerte, scharph unde breit.
- dô sâßen unervorhten die zwêne recken gemeit.
- Nu dûhten sich sô hêre die zwêne küene man, 1724
- daß si niht enwolden von dem sedel stân
- durch niemannes vorhte. des gieng in an den vuoß
- diu edele küneginne und bôt in vîntlîchen gruoß.
- Si sprach: ‚nu saget, hêr Hagene, wer hât nâch iu gesant, 1725
- daß ir getorstet rîten her in ditze lant,
- und ir daß wol erkandet, waß ir mir habet getân?
- hetet ir guote sinne, ir soldetß billîchen lân.‘
- ‚Nâch mir ensande niemen,‘ sprach dô Hagene. 1726
- ‚man ladete her ze lande drîe degene,
- die heißent mîne hêrren: sô bin ich ir man;
- deheiner hovereise bin ich hinder in gestân.‘
- Si sprach: ‚nu saget mir mêre, zwiu tâtet ir daß, 1727
- daß ir daß habt verdienet, daß ich iu bin gehaß?
- ir sluoget Sîvriden, mînen lieben man,
- des ich unz an mîn ende immer mêr ze weinne hân.‘
- Er sprach: ‚waß sol des mêre? der rede ist nu genuoc. 1728
- ich binß et aber Hagene, der Sîvriden sluoc,
- den helt ze sînen handen: wie sêre er des enkalt,
- daß diu vrouwe Kriemhilt die schœnen Prünhilde schalt!
- ‚Eß ist et âne lougen, küneginne rîch, 1729
- ich hân des alles schulde, des schaden schedelîch.
- nu reche eß, swer sô welle, eß sî wîp oder man.
- ich enwolde iu danne liegen, ich hân iu leides vil getân.‘
- Si sprach: ‚daß hœret, recken, wâ er mir lougent niht 1730
- aller mîner leide. swaß im dâ von geschiht,
- daß ist mir vil unmære, ir Etzelen man.‘
- die übermüeten degene sâhen alle ein ander an.
- Swer den strît dâ hüebe, sô wære dâ geschehen, 1731
- daß man den zwein gesellen der êren müeße jehen,
- wan siß in stürmen hêten vil dicke wol getân.
- des sich jene vermâßen, durch vorhte muosen si daß lân.
- Dô sprach ein der recken: ‚wes seht ir mich an? 1732
- daß ich ê dâ lobete, des wil ich abe gân,
- durch niemannes gâbe verliesen mînen lîp.
- jâ wil uns verleiten des künic Etzelen wîp.‘
- Dô sprach dâ bî ein ander: ‚des selben hân ich muot. 1733
- der mir gæbe türne von rôtem golde guot,
- disen videlære wolde ich niht bestân
- durch sîne swinde blicke, die ich an im gesehen hân.
- ‚Ouch erkenne ich Hagenen von sînen jungen tagen: 1734
- des mac man von dem recken lîhte mir gesagen.
- in zwein und zweinzec stürmen hân ich in gesehen,
- dâ vil maneger vrouwen ist herzeleit von im geschehen.
- ‚Er und der von Spâne trâten manegen stîc, 1735
- dô si hie bî Etzel vâhten manegen wîc
- ze êren dem künege: des ist vil geschehen:
- dar umbe sol man Hagenen der êren billîchen jehen.
- ‚Dannoch was der recke sîner jâre ein kint, 1736
- daß dô die tumben wâren, wie grîse die nu sint.
- nu ist er komen ze witzen und ist ein grimmec man;
- ouch treit er Balmungen, daß er übele gewan.‘
- Dâ mite was gescheiden, daß niemen dâ enstreit. 1737
- dô wart der küneginne vil herzenlîchen leit.
- die helden kêrten dannen; jâ vorhten si den tôt
- von dem videlære: des gie in sicherlîchen nôt.
- Wie dicke man durch vorhte manegiu dinc verlât, 1738
- swâ sô vriunt bî vriunde güetlîchen stât!
- und hât er guote sinne, daß er sîn niht entuot,
- schade vil maneges mannes wirt von sinnen wol behuot.
- Dô sprach der küene Volkêr: ‚wir hân daß wol ersehen, 1739
- daß wir hie vinden vînde, als wir ê hôrten jehen.
- wir suln zuo den künegen hin ze hove gân,
- so entar unser hêrren mit strîte niemen bestân.‘
- ‚Nu wil ich iu volgen,‘ sprach dô Hagene. 1740
- si giengen, dâ si vunden vil der degene
- in grôßem antphange noch an dem hove stân.
- Volkêr der küene vil lûte sprechen began.
- Er sprach zuo sînen hêrren: ‚wie lange welt ir stên, 1741
- daß ir iuch lâßet dringen? ir sult ze hove gên
- und hœret an dem künege, wie der sî gemuot.‘
- dô sach man sich gesellen die helde küene unde guot.
- Der vürste von Berne der nam an die hant 1742
- Gunthern den vil rîchen von Burgunden lant;
- Irnvrit nam Gêrnôten, den vil küenen man;
- dô sach man Gîselheren ze hove mit sînem sweher gân.
- Swie iemen sich gesellete und ouch ze hove gie, 1743
- Volkêr und Hagene geschieden sich nie
- niuwan in eime sturme unz an ir endes zît.
- daß muosen edele vrouwen beweinen grœßlîchen sît.
- Dô sach man mit den künegen hin ze hove gân 1744
- ir edelen ingesindes tûsent küener man,
- dar über sehzec recken: die wâren mit in komen,
- die hete in sîme lande der küene Hagene genomen.
- Hâwart und Îrinc, zwêne ûß erwelte man, A.1745
- sach man geselleclîchen bî den künegen gân.
- Dancwart und Wolfhart, ein tiuwerlîcher degen,
- die sach man grôßer tugende vor den anderen phlegen.
- Dô der vogt von Rîne in den palas gie, 1746
- Etzel der rîche daß langer niht enlie,
- er spranc von sîme sedele, als er in komen sach.
- ein gruoß sô rehte schœne von künege nie mêr geschach.
- ‚Sît willekomen, hêr Gunther und ouch hêr Gêrnôt 1747
- und iuwer bruoder Gîselher, mîn dienst ich iu enbôt
- mit triuwen willeclîchen ze Wormeß über Rîn,
- und alleß daß gedigene daß sol mir willekomen sîn.
- ‚Nu sît uns grôße willekomen, ir zwêne degene, 1748
- Volkêr der vil küene und ouch Hagene,
- mir und mîner vrouwen her in ditze lant:
- si hât iu boten manegen hin ze Rîne gesant.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚des hân ich vil vernomen. 1749
- wær ich durch mîne hêrren zen Hiunen niht enkomen,
- sô wær ich iu zen êren geriten in daß lant.‘
- dô nam der wirt edele die lieben geste bî der hant.
- Er brâhte si zem sedele, dâ er ê selbe saß. 1750
- dô schancte man den gesten, mit vlîße tet man daß,
- in wîten goldes schâlen met, môraß unde wîn
- und bat die ellenden grôße willekomen sîn.
- Dô sprach der künic Etzele: ‚daß wil ich iu verjehen, 1751
- mir enkunde in dirre werlde lieber niht geschehen
- danne an iu helden, daß ir mir sît bekomen.
- des ist der küneginne vil michel trûren benomen.
- ‚Mich nimt des immer wunder, waß ich iu habe getân, 1752
- sô manegen gast vil edele, den ich gewunnen hân,
- daß ir nie geruohtet komen in mîniu lant.
- daß ich iuch nu gesehen hân, deist mir ze vreuden gewant.‘
- Des antwurte Rüedegêr, ein rîter hôch gemuot: 1753
- ‚ir mugt si sehen gerne, ir triuwe diu ist guot,
- der mîner vrouwen mâge sô schône kunnen phlegen.
- si bringent iu ze hûse manegen wætlîchen degen.‘
- An sunewenden âbent die hêrren wâren komen 1754
- in Etzeln hof des rîchen. vil selten ist vernomen
- von alsô hôhem gruoße, als er die helde enphie.
- dar nâch er zuo den tischen mit in vil vrœlîche gie.
- Ein wirt bî sînen gesten schôner nie gesaß. 1755
- man gab in volleclîchen trinken unde maß:
- alles, des si gerten, des was man in bereit.
- man hete von den helden vil michel wunder geseit.
- Etzel der rîche het an bou geleit C.
- sînen vlîß kostenlîche mit grôßer arebeit:
- palas unde türne, kemenâten âne zal
- in einer wîten bürge und einen hêrlîchen sal.
- Den het er heißen bouwen lanc, hôch und wît, C.
- durch daß sô vil der recken in suohte zaller zît,
- ân ander sîn gesinde zwelf rîche künege hêr
- und vil der werden degene het er zallen zîten mêr,
- Denne künic ie gewünne, als ich vernomen hân. C.
- er lebte in hôher wünne von mâgen unde man.
- schallen unde dringen het der vürste guot
- von manegem snellen degene: des stuont im hôhe der muot.
- Âventiure
- wie si der schiltwaht phlâgen.
- Der tac hete nu ende und nâhet in diu naht. 1756
- die wegemüeden recken ir sorge an vaht,
- wanne si solden ruowen und an ir bette gân.
- daß bereite Hagene: eß wart in schiere kunt getân.
- Gunther sprach ze dem wirte: ‚Got lâße iuch wol geleben; 1757
- wir wellen varn slâfen: ir sult uns urloup geben.
- swenne ir daß gebietet, sô kome wir morgen vruo.‘
- er schiet von sînen gesten harte vrœlîchen duo.
- Dringen allenthalben die geste man dô sach. 1758
- Volkêr der küene zuo den Hiunen sprach:
- ‚wie geturret ir den recken vür die vüeße gân?
- und welt ir iuchs niht mâßen, sô wirt iu leide getân.
- ‚Sô slah ich eteslîchem sô swæren gîgen slac, 1759
- hât er getriuwen iemen, daß erß beweinen mac.
- wan wîchet ir uns recken? jâ dunket eß mich guot.
- eß heißent alleß degene und sint gelîche niht gemuot.‘
- Dô der videlære sô zorneclîchen sprach, 1760
- Hagene der küene über ahsel sach.
- er sprach: ‚iu râtet rehte der küene spilman.
- ir Kriemhilde helde sult ze herberge gân.
- ‚Des ir dâ habt gedingen, ich wæne, eß ieman tuo. 1761
- welt ir iht beginnen, sô kumet uns morgen vruo
- und lât uns wegemüeden hînte haben gemach:
- jâ wæn eß von helden mit solhem willen ie geschach.‘
- Dô brâhte man die geste in einen wîten sal, 1762
- den vunden si berihtet den recken über al
- mit vil rîchen betten lanc unde breit.
- in riet diu küneginne diu aller grœßisten leit.
- Manegen kolter spæhe von Arraß man dâ sach 1763
- von vil liehten phellen und manec bette dach
- von Arâbischen sîden, sô si beste kunden sîn;
- dar ûfe lâgen lîsten, die gaben hêrlîchen schîn.
- Declachen hermîn vil manegiu man dâ sach 1764
- und von swarzem zobele, dar under si ir gemach
- des nahtes schaffen solden unz an den liehten tac.
- ein künec mit sîme gesinde nie sô hêrlîch gelac.
- ‚Ouwê der nahtselde,‘ sprach Gîselher daß kint, 1765
- ‚und ouwê mîner vriunde, die mit uns komen sint.
- swie eß uns mîn swester sô güetlîch erbôt,
- ich vürhte, wir müeßen alle von ir schulden ligen tôt.‘
- ‚Nu lât iuwer sorgen,‘ sprach Hagene der degen. 1766
- ‚ich wil der schiltwache noch hînte selbe phlegen.
- ich trouwe iuch wol behüeten, unz uns kumet der tac.
- des sît gar ân angest: sô genese, swer der mac.‘
- Dô nigen si im alle und seiten im des danc. 1767
- si giengen zuo den betten. diu wîle was niht lanc,
- daß sich geleit hêten die wætlîchen man.
- Hagene der küene der helt sich wâfen began.
- Dô sprach der videlære, Volkêr der degen: 1768
- ‚versmâhetß iu niht, Hagene, sô wold ich mit iu phlegen
- hînt der schiltwache unz morgen vruo.‘
- der helt vil minneclîchen dancte Volkêre duo.
- ‚Nu lône iu Got von himele, vil lieber Volkêr. 1769
- zallen mînen sorgen sone gerte ich niemen mêr
- niuwan iuch aleine, swâ ich hete nôt.
- ich sol eß wol verdienen, mich enwendes der tôt.‘
- Dô garten si sich bêde in liehteß ir gewant. 1770
- dô nam ir ietwedere den schilt an sîne hant
- und giengen ûß dem hûse vür die tür stân.
- dô phlâgen si der geste: daß was mit triuwen getân.
- Volkêr der snelle zuo des sales want 1771
- sînen schilt den guoten leint er von der hant.
- dô gie er hin widere, sîn gîgen er genam:
- dô diende er sînen vriunden, als eß dem helde gezam.
- Under die tür des hûses saß er ûf den stein. 1772
- küener videlære wart noch nie dehein.
- dô im der seiten dœnen sô süeßlîch erklanc,
- die stolzen ellenden die seitens Volkêre danc.
- Dô klungen sîne seiten, daß al daß hûs erdôß: 1773
- sîn ellen zuo der vuoge diu wâren beidiu grôß.
- süeßer unde senfter gîgen er began:
- do enswebete er an den betten vil manegen sorgenden man.
- Dô si entslâfen wâren und er daß ervant, 1774
- dô nam der degen widere den schilt an die hant
- und gie ûß dem gademe vür die türe stân
- und huote sîner vriunde vor den Kriemhilde man.
- Des nahtes wol enmitten, ine weiß, eß ê geschach, 1775
- Volkêr der vil küene schînen helmen sach
- verre ûß einer vinster: die Kriemhilde man
- wolden an den gesten schaden gerne hân getân.
- Ê Kriemhilt dise recken hete dan gesant, C.
- si sprach: ‚ob irs sô vindet, durch Got sô sît gemant,
- daß ir dâ slahet niemen wan den einen man,
- den ungetriuwen Hagenen; die andern sult ir leben lân.‘
- Dô sprach der videlære: ‚vriunt, her Hagene, 1776
- uns zimt disiu sorge ensamt ze tragene.
- ich sihe gewâfent liute vor dem hûse stên:
- als ich mich versinne, ich wæne, si wellent uns bestên.‘
- ‚Nu swîget,‘ sprach dô Hagene, ‚lât si her nâher baß. 1777
- ê si unser werden innen, sô wirt hie helmevaß
- verrucket mit den swerten von unser zweier hant:
- si werdent Kriemhilde hin wider übele gesant.‘
- Ein der Hiunen recken vil schiere daß gesach, 1778
- diu tür was behüetet: wie balde er dô sprach:
- ‚des wir dâ heten willen, jane mag es niht ergân:
- ich sihe den videlære an der schiltwache stân.
- ‚Der treit ûf sîme houbte einen helmen glanz, 1779
- lûter unde herte, starc unde ganz.
- ouch lohent im die ringe, sam daß viuwer tuot.
- bî im stêt ouch Hagene: des sint die geste wol behuot.‘
- Zehant si kêrten widere. dô Volkêr daß ersach, 1780
- wider sînen gesellen er zorneclîchen sprach:
- ‚nu lât mich zuo den recken von dem hûse gân:
- ich wil vrâgen mære der vrouwen Kriemhilde man.‘
- ‚Nein, durch mîne liebe,‘ sprach dô Hagene, 1781
- ‚komt ir von dem hûse, die snellen degene
- bringent iuch mit swerten lîhte in solhe nôt,
- daß ich iu müese helfen, wærß aller mîner mâge tôt.
- ‚Sô wir danne beide kœmen in den strît, 1782
- ir zwêne oder viere in einer kurzen zît
- sprungen zuo dem hûse und tæten uns diu leit
- an den slâfenden, diu nimmer wurden verkleit.‘
- Dô sprach aber Volkêr: ‚sô lât daß geschehen, 1783
- daß wir si bringen innen, daß wir si hân gesehen;
- daß des iht mugen lougenen Kriemhilde man,
- daß si ungetriulîche vil gerne hêten getân.‘
- Zehant dô rief in Volkêr hin entgegene: 1784
- ‚wes gêt ir sus gewâfenet, snelle degene?
- welt ir schâchen rîten, Kriemhilde man?
- dar sult ir mich ze helfe und mînen hergesellen hân.‘
- Des antwurte im niemen. zornec was sîn muot: 1785
- ‚phî, ir zagen bœse,‘ sprach der helt guot,
- ‚wolt ir slâfende uns ermordert hân?
- daß ist sô guoten helden noch vil selten her getân.‘
- Dô wart der küneginne vil rehte daß geseit, 1786
- daß ir boten niht enwurben: von schulden was ir leit.
- dô vuogte si eß anders: vil grimme was ir muot.
- des muosen sît verderben helde küene unde guot.
- Âventiure
- wie die hêrren ze kirchen giengen.
- ‚Mir kuolent sô die ringe,‘ sô sprach Volkêr: 1787
- ‚jâ wæn diu naht welle uns niht wern mêr.
- ich kiuseß an dem lufte, eß ist vil schiere tac.‘
- dô wacten si der manegen, der noch slâfende lac.
- Dô schein der liehte morgen den gesten in den sal. A.1788
- Hagne begunde vrâgen die Recken über al,
- ob si zuo dem münster ze messe wolden gân?
- nâch siten kristenlîchen man vil liuten began.
- Si sungen ungelîche, daß dâ vil wol schein, A.1789
- kristen unde heiden zugen niht enein.
- dô wolden zuo der kirchen Guntheres man:
- si wâren von den betten al gelîche gestân.
- Dô næten sich die recken in alsô guot gewant, 1790
- daß nie helde mêre in deheines küneges lant
- ie beßßer kleider brâhten. daß was Hagnen leit:
- er sprach: ‚jâ sult ir helde hie tragen anderiu kleit.
- ‚Jâ sint iu doch genuogen diu mære wol bekant. 1791
- nu traget vür die rôsen diu wâfen an der hant,
- vür schapel wol gesteinet die liehten helme guot,
- sît wir wol erkennen der argen Kriemhilde muot.
- ‚Wir müeßen hiute strîten, daß wil ich iu sagen. 1792
- ir sult vür sîden hemde halsperge tragen
- und vür die rîchen mentel guote schilde wît:
- ob ieman mit iu zürne, daß ir vil werlîchen sît.
- ‚Mîne vil lieben hêrren, dar zuo mâge unt man, A.1793
- ir sult vil willeclîchen zuo der kirchen gân
- und klaget Got dem rîchen sorge und iuwer nôt
- und wißßet sicherlîchen, daß uns nâhet der tôt.
- ‚Irn sult ouch niht vergeßßen, swaß ir habt getân, A.1794
- und sult vil vlîßeclîche dâ gein Gote stân.
- ir sult sîn gewarnet, recken alsô hêr:
- eß enwelle Got von himele, ir vernemet messe nimmer mêr.‘
- Sus giengen zuo dem münster die vürsten und ir man. 1795
- ûf dem vrônen vrîthove dâ hieß si stille stân
- Hagene der küene, daß si sich schieden niht.
- er sprach: ‚jâ weiß noch niemen, waß von den Hiunen geschiht.
- ‚Leget, mîne vriunde, die schilde vür den vuoß A.1796
- und geltet, ob iu iemen biete valschen gruoß,
- mit tiefen verchwunden: daß ist der Hagnen rât,
- daß ir sô werdet vunden, sam eß iu lobelîchen stât.‘
- Volkêr unde Hagene die zwêne giengen stân 1797
- vür daß wîte münster: daß wart durch daß getân,
- daß si daß wolden vüegen, daß des küneges wîp
- mit in müese dringen; jâ was vil grimmec ir lîp.
- Dô kom der wirt des landes und ouch sîn schœne wîp; 1798
- mit rîchem gewande gezieret was ir lîp
- und der vil snellen recken, die man sach mit ir varn.
- dô kôs man hôhe stouben von der küneginne scharn.
- Dô der künic rîche alsus gewâfent sach 1799
- die künege und ir gesinde, wie balde er dô sprach:
- ‚wie sihe ich vriunde mîne under helmen gân?
- mir ist leit ûf mîne triuwe, und hât in iemen iht getân.
- ‚Ich solß in gerne büeßen, swie si dunket guot. 1800
- hât iemen in beswæret daß herze und ouch den muot,
- des bringe ich si wol innen, daß eß mir ist vil leit:
- swaß si mir gebietent, des bin ich alles in bereit.‘
- Des antwurte Hagene: ‚uns hât niemen niht getân. 1801
- eß ist site mîner hêrren, daß si gewâfent gân
- zallen hôhgezîten ze vollen drin tagen.
- waß man uns hie tæte, wir soldenß Etzelen klagen.‘
- Vil wol gehôrte Kriemhilt, waß Hagne gesprach. 1802
- wie rehte vîentlîche si im under dougen sach!
- sine wolde doch niht melden den site von ir lant,
- swie lange si den hête ze den Burgunden erkant.
- Swie grimme und swie starke si in vîent wære, 1803
- het iemen geseit Etzelen diu rehten mære,
- er het wol understanden, daß doch sît geschach:
- durch ir vil starken übermuot ir deheiner ims verjach.
- Dô gie diu küneginne mit grôßer menege dan. 1804
- done wolden dise zwêne iedoch niht hôher stân
- zweier hande breite: daß was den Hiunen leit.
- jâ muose si sich dringen mit den helden vil gemeit.
- Etzeln kamerære die endûhte daß niht guot: 1805
- jâ heten si den recken erzürnet dô den muot,
- wan daß si entorsten vor dem künege hêr.
- dâ was vil michel dringen und doch niht anderes mêr.
- Dô man dô Gote gediende und daß si wolden dan, 1806
- vil balde kom ze rossen manec Hiunen man.
- dô was bî Kriemhilde vil manec schœniu meit;
- wol siben tûsent degene bî der küneginne reit.
- Kriemhilt mit ir vrouwen in diu venster gesaß 1807
- zuo Etzeln dem rîchen: liep was im daß.
- si wolden schouwen rîten helde vil gemeit.
- hei, waß vremder recken vor in ûf dem hove reit!
- Dô was ouch der marschalc mit den rossen komen: A.1808
- Dancwart der vil küene hete ze im genomen
- sîns hêrren ingesinde von Burgunden lant.
- diu ros man wol gesatelet den küenen Niblungen vant.
- Dô ze rosse kômen die künege und ir man, 1809
- Volkêr der küene râten daß began,
- si solden buhurdieren nâch ir landes siten.
- des wart von den helden sît vil hêrlîch geriten.
- Der helt het in gerâten, des si doch niht verdrôß; 1810
- der buhurt unt daß schallen wurden beide grôß.
- ûf den hof vil wîten kom vil manec man.
- Etzel unde Kriemhilt daß selbe schouwen began.
- Ûf den buhurt kômen sehs hundert degene, 1811
- Dietrîches recken, den gesten zegegene.
- si wolden kurzwîle mit den Burgunden hân:
- het er ins gegunnen, si hetenß gerne getân.
- Hei, waß guoter recken in dâ nâch reit! 1812
- dem hêrren Dietrîche wart daß geseit.
- mit Guntheres mannen daß spil er in verbôt.
- er vorhte sîner manne: des gie im sicherlîchen nôt.
- Dô die von Berne gescheiden wâren dan, 1813
- dô kômen von Bechlâren Rüedegêres man
- fünf hundert under schilden vür den sal geriten.
- liep wære dem marcgrâven, daß siß hêten vermiten.
- Er kom zuo zin vil balde gedrungen durch die schar 1814
- und seite sînen mannen, si wæren des gewar,
- daß in unmuote wæren Guntheres man:
- ob si den buhurt ließen, eß wær im liebe getân.
- Dô von in geschieden die helde vil gemeit, 1815
- dô kômen die von Dürengen, als uns daß ist geseit,
- und der von Tenemarken wol tûsent küener man.
- von stichen sach man vliegen vil der trunzûne dan.
- Irnvrit unde Hâwart in den buhurt riten; A.1816
- ir heten die von Rîne vil stolzlîch erbiten.
- si buten manege tjoste den von Dürengen lant:
- des wart von stichen dürkel manec hêrlîcher rant.
- Dô kom der hêrre Blœdelîn mit drin tûsent dar. 1817
- Etzel unde Kriemhilt nâmen sîn wol war,
- wan vor in beiden diu rîterschaft geschach.
- diu künegin eß gerne durch leit der Burgunde sach.
- Si gedâht in ir muote, als eß was nâch geschehen: C.
- ‚geschæhe iemen leide, sô möhte ich mich versehen,
- daß eß erhaben würde: an den vînden mîn
- wurde ich wol errochen, des wolde ich gar ân angest sîn.‘
- Schrûtân unde Gibeke ûf den buhurt riten, 1818
- Râmunc und Hornboge, nâch Hiunischen siten.
- si hielten gein den helden von Burgunden lant.
- die schefte dræten hôhe über des küneges sales want.
- Swes dâ iemen phlæge, sô was eß niuwan schal. B.
- man hôrte von schilde stœßen palas unde sal
- harte lût erdießen von Guntheres man.
- den lop daß sîn gesinde mit grôßen êren gewan.
- Dô was ir kurzwîle sô michel unde grôß, 1819
- daß durch die covertiure der blanke sweiß dô vlôß
- von den guoten rossen, diu die helde riten.
- si versuochtenß an den Hiunen mit vil hôhverten siten.
- Dô sprach der küene Volkêr, ein edel spilman: 1820
- ‚ich wæne, uns dise recken türren niht bestân.
- ich hôrte ie sagen mære, si wæren uns gehaß:
- nu enkunde eß sich gevüegen zwâre niender in baß.‘
- ‚Zen herbergen vüeren,‘ sprach der künic hêr, 1821
- ‚sol man uns die mœre und rîten danne mêr
- hin gein âbende, sô es wirdet zît.
- waß, ob diu küneginne den lop den Burgunden gît?‘
- Dô sâhens einen rîten sô weigerlîchen hie, 1822
- daß eß al der Hiunen getet neheiner nie.
- jâ moht er in den venstern wol haben herzen trût:
- er vuor sô wol gekleidet sam eins vil werden rîters brût.
- Dô sprach aber Volkêr: ‚wie möht ich daß verlân? 1823
- jener trût der vrouwen muoß ein gepiuße hân.
- eß kan nieman gescheiden, eß gât im an den lîp:
- ja enruoch ich, ob eß zürnet des künic Etzelen wîp.‘
- ‚Nein, durch mîne liebe,‘ sprach der künic sân. A.1824
- ‚eß wîßent uns die liute, ob wir si bestân.
- lât eß heben die Hiunen: daß vüeget sich noch baß.‘
- dannoch der künic Etzel bî der küneginne saß.
- ‚Ich wil den buhurt mêren,‘ sprach dô Hagene. A.1825
- ‚lât die vrouwen schouwen und die degene,
- wie wir künnen rîten: daß ist guot getân;
- man gît doch lop deheinen des künic Guntheres man.‘
- Volkêr der vil snelle den buhurt wider reit. 1826
- daß wart sît maneger vrouwen grœßlîchen leit.
- er stach dem rîchen Hiunen daß sper durch den lîp:
- daß sach man sît beweinen beide meit unde wîp.
- Dô rukte hurteclîche Hagne nâch im dan: A.1827
- mit sehzec sîner degene rîten er began
- nâch dem videlære, dâ daß spil geschach.
- Etzel unde Kriemhilt eß bescheidenlîchen sach.
- Done wolden die drî künege den küenen spilman A.1828
- bî den vîenden niht âne huote lân.
- dâ wart von tûsent helden vil kunstlîch geriten.
- si tâten, daß si wolden in vil hôhverten siten.
- Dô der rîche Hiune ze tôde was erslagen, 1829
- man hôrte sîne mâge rüefen unde klagen.
- dô vrâgte al daß gesinde: ‚wer hât eß getân?‘
- ‚daß hât der videlære, Volkêr der küene spilman.‘
- Nâch swerten unde schilden riefen dâ zehant A.1830
- des marcgrâven mâge von der Hiunen lant:
- si wolden Volkêren ze tôde erslagen hân.
- der wirt ûß eime venster vil harte gâhen began.
- Dô huop sich von den Hiunen allenthalben schal. 1831
- die künege und ir gesinde erbeißten vür den sal.
- diu ros ze rucke stießen die Burgunden man.
- dô kom künic Etzel: der hêrre eß scheiden began.
- Ein des Hiunen mâge, den er bî im vant, A.1832
- ein vil scharfeß wâfen brach erm ûß der hant:
- dô sluog ers alle widere, wan im was vil zorn.
- ‚wie hete ich mînen dienest an disen helden verlorn!
- ‚Ob ir nu disen spileman hêt dar umbe erslagen, 1833
- ich hieß iuch alle hâhen, daß wil ich iu sagen.
- ich sach vil wol sîn rîten, dô er den Hiunen stach,
- daß eß âne sînen willen von eime strûche geschach.
- ‚Ir müeßet mîne geste vride lâßen hân.‘ A.1834
- dô wart er ir geleite. diu ros zôch man dan
- zuo den herbergen. si heten manegen kneht,
- die in mit vlîße wâren ze allem dienste gereht.
- Der wirt mit sînen vriunden in den palas gie: 1835
- zorn er mêr deheinen dâ niht werden lie.
- dô rihte man die tische, daß waßßer man in truoc.
- dô heten die von Rîne der starken vînde genuoc.
- Swie leit eß Etzeln wære, gewâfent manege schar C.
- sach man nâch vürsten dringen und wol ze vlîße gar,
- dâ si zen tischen giengen, durch der geste haß.
- ir mâc si wolden rechen, ob sich gevüegen kunde daß.
- ‚Sît ir gewâfent gerner eßßet danne blôß,‘ C.
- sprach der wirt des landes, ‚diu unzuht ist ze grôß;
- swer aber mînen gesten hie tuot deheiniu leit,
- eß gêt im an sîn houbet: daß sî iu Hiunen geseit.‘
- Ê die hêrren gesæßen, des wart harte lanc. 1836
- diu Kriemhilde sorge si ze sêre twanc.
- (si sprach:) ‚vürste von Berne, ich suoche dînen rât,
- helfe und genâde: mîn dinc mir angestlîche stât.‘
- Des antwurte ir Hildebrant, ein recke lobelîch: 1837
- ‚swer sleht die Nibelunge, der tuot eß âne mich,
- durch deheines schatzes liebe; eß mac im werden leit.
- si sint noch unbetwungen die snellen rîter gemeit.‘
- ‚Ich wolt et niuwan Hagenen, der mir hât leit getân, C.
- er morte Sîvriden, den mînen lieben man.
- der in ûß den andern schiede, dem wær mîn golt bereit.
- engult es anders iemen, daß wær mir inneclîchen leit.‘
- Dô sprach aber Hildebrant: ‚wie kunde daß geschehen, C.
- daß man in bî in slüege? ich ließe iuch daß gesehen:
- ob man den helt bestüende, sich hüebe lîhte ein nôt,
- daß arme unde rîche dar umbe müesen ligen tôt.‘
- Dô sprach in sînen zühten dar zuo hêr Dietrîch: 1838
- ‚die rede lât belîben, küneginne rîch;
- mir habent iuwer mâge der leide niht getân,
- daß ich die degne küene mit strîte welle bestân.
- ‚Diu bete iuch lützel êret, vil edel vürsten wîp, 1839
- daß ir iuwern mâgen râtet an den lîp.
- si kômen ûf genâde her in ditze lant;
- Sîvrit ist unerrochen vone Dietrîches hant.‘
- Dô si der untriuwe an dem Berner niene vant, 1840
- dô lobete si alsô balde in Blœdelînes hant
- eine wîte marke, die Nuodunc ê besaß;
- sît dô sluog in Dancwart, daß er der gâbe gar vergaß.
- Si sprach: ‚du solt mir helfen, hêrre Blœdelîn. 1841
- jâ sint in disem hûse die vîende mîn,
- die Sîvriden sluogen, den mînen lieben man:
- swer mir daß hilfet rechen, dem bin ich immer undertân.‘
- Des antwurte ir Blœdel, dâ er bî ir saß: 1842
- ‚jane getar ich dînen mâgen gerâten keinen haß,
- wan si mîn bruoder bî im gerne siht:
- ob ich si bestüende, der künec vertrüege mir sîn niht.‘
- ‚Neinâ, hêrre Blœdel, ich bin dir immer holt: 1843
- jâ gib ich dir ze miete silber unde golt
- und eine schœne vrouwen, daß Nuodunges wîp:
- sô maht du gerne triuten ir vil minneclîchen lîp.
- ‚Daß lant zuo den bürgen wil ich dir alleß geben, 1844
- sô mahtu, rîter edele, mit vreuden immer leben,
- gewinnestu die marke, dâ Nuodunc inne saß.
- swaß ich dir lobe hiute, mit triuwen leiste ich dir daß.‘
- Dô der hêrre Blœdel die miete vernam, 1845
- und daß im durch ir schœne diu vrouwe wol gezam,
- mit strîte wânde er dienen daß minneclîche wîp.
- dar umbe muose der recke dô verliesen den lîp.
- Er sprach zer küneginne: ‚gêt wider in den sal. A.1846
- ê es iemen werde inne, sô heb ich einen schal.
- eß muoß erarnen Hagene, daß er iu hât getân:
- ich antwurte iu gebunden des künic Guntheres man.‘
- ‚Nu wâfent iuch,‘ sprach Blœdel, ‚alle, die ich hân. 1847
- wir suln den vîenden in die herberge gân.
- des wil mich niht erlâßen daß Etzelen wîp:
- dar umbe suln wir helde alle wâgen den lîp.‘
- Dô diu küneginne Blœdelînen lie 1848
- in des strîtes willen, ze tische si dô gie
- mit Etzeln dem künege und ouch mit sînen man.
- si hete swinde ræte an die geste getân.
- Wie si ze tische giengen, daß wil ich iu sagen: C.
- man sach dâ künege rîche krône vor ir tragen.
- vil manegen hôhen vürsten und manegen werden degen
- die sach man grôßer zühte vor der küneginne phlegen.
- Der künic schuof den gesten den sedel überal, C.
- den hôhsten und den besten zuozim in den sal.
- den kristen und den heiden ir spîse er underschiet;
- man gap genuoc in beiden, als eß der wîse künec beriet.
- Ir ander ingesinde zen herbergen âßen: C.
- den wâren truhsæßen ze dieneste lâßen,
- die muosen ir spîse wol ze vlîße phlegen.
- ir wirtschaft und ir vreude wart sît mit jâmer widerwegen.
- Dô der strît niht anders kunde sîn erhaben, 1849
- Kriemhilt leit daß alte in ir herzen was begraben,
- dô hieß sie tragen ze tische den Etzelen sun.
- wie kund ein wîp durch râche immer vreislîcher tuon?
- Dô giengen an der stunde vier Etzelen man: 1850
- si truogen Ortlieben, den jungen künic, dan
- zuo der vürsten tische, dâ ouch Hagene saß.
- des muoseß kint ersterben durch sînen mortlîchen haß.
- Dô der künic rîche sînen sun ersach, 1851
- zuo sînen konemâgen er güetlîchen sprach:
- ‚nu sehet, vriunde mîne, daß ist mîn einec sun
- und ouch iurer swester: daß mac iu allen wesen vrun.
- ‚Gevâht er nâch dem künne, er wirt ein küene man, 1852
- rîch und vil edele, starc und wol getân.
- lebe ich deheine wîle, ich gib im zwelf lant:
- sô mag iu wol gedienen des jungen Ortliebes hant.
- ‚Dar umbe bite ich gerne iuch, lieben vriunde mîn, 1853
- swenne ir ze lande widere rîtet an den Rîn,
- sô sult ir mit iu vüeren iuwer swester sun
- und sult ouch an dem kinde vil genædeclîchen tuon.
- ‚Und ziehet in zen êren, unz er werde man: 1854
- hât iu in den landen iemen iht getân,
- daß hilfet er iu rechen, gewahset im sîn lîp.‘
- die rede hôrte ouch Kriemhilt, des künic Etzelen wîp.
- ‚Im solden wol getrouwen dise degene, 1855
- gewüehse er ze manne,‘ sô sprach Hagene:
- ‚doch ist der künic junge sô veiclîch getân:
- man sol mich sehen selten ze hove nâch Ortliebe gân.‘
- Der künec an Hagnen blicte: diu rede was im leit. 1856
- swie niht dar umbe redete der vürste gemeit,
- eß truobte im daß herze und swârte im den muot.
- dô was Hagenen wille niht ze kurzwîle guot.
- Eß tet den vürsten allen mit dem künege wê, 1857
- daß Hagne von dem kinde hete gesprochen ê.
- daß siß vertragen solden, daß was in ungemach;
- sin wessen niht der mære, waß von dem recken sît geschach.
- Genuoge, die eß hôrten und im doch wâren gram, C.
- in hêten gern bestanden; ouch hete der künec alsam,
- torster von sînen êren, sô wær ers komen in nôt.
- sît tet im Hagene mêre, er sluogn vor sînen ougen tôt.
- Âventiure
- wie Blœdel mit Dancwart an der herberge streit.
- Blœdelînes recken die wâren alle gar. XVIII.1858
- mit tûsent halspergen huoben si sich dar,
- dâ Dancwart mit den knehten ob den tischen saß.
- dâ huop sich under helden der aller grœßiste haß.
- Alsô der hêrre Blœdel vür die tische gie, 1859
- Dancwart der marschalc in vlîßeclîch enphie.
- ‚willekomen her ze hûse, mîn hêr Blœdelîn:
- jâ wundert mich der mære: waß sol disiu rede sîn?‘
- ‚Jane darftu mich niht grüeßen,‘ sô sprach Blœdelîn, 1860
- ‚wan ditze komen mîneß muoß dîn ende sîn
- durch Hagenen dînen bruoder, der Sîvriden sluoc.
- des enkiltestu zen Hiunen und ander degene genuoc.‘
- ‚Neinâ, hêrre Blœdel,‘ sprach dô Dancwart. 1861
- ‚sô möht uns balde riuwen disiu hovevart.
- ich was ein wênic kindel, dô Sîvrit vlôs den lîp:
- ine weiß niht, waß mir wîßet des künic Etzelen wîp.‘
- ‚Ja enweiß ich dir der mære niht mê ze sagene; 1862
- eß tâten dîne mâge Gunther und Hagene.
- nu wert iuch vil ellenden: ir kunnet niht genesen,
- ir müeßet mit dem tôde phant daß Kriemhilde wesen.‘
- ‚So enwelt ir niht erwinden?‘ sprach dô Dancwart. 1863
- ‚sô riuwet mich mîn vlêgen, daß wære baß gespart!‘
- der snelle degen küene von dem tische spranc,
- er zôch ein scharpheß wâfen, daß was michel unde lanc.
- Dô sluoc er Blœdelîne einen swinden swertes slac, 1864
- daß im daß houbt mit helme vor den vüeßen lac.
- ‚daß sî dîn morgengâbe,‘ sprach Dancwart der degen,
- ‚zuo Nuodunges briute, die du mit minne woldest phlegen.
- ‚Man mac si morgen mehelen einem andern man: 1865
- wil er die brûtmiete, dem wirt alsam getân.‘
- ein vil getriuwer Hiune hete im daß geseit,
- daß in diu küneginne riet sô grœßlîchiu leit.
- Dô sâhen Blœdelînes man, ir hêrre lac erslagen; 1866
- done wolden si den gesten niht langer daß vertragen.
- mit ûferbürten swerten si sprungen vür diu kint
- in grimmem muote: daß gerou vil manegen sint.
- Lûte rief dô Dancwart al die knappen an: 1867
- ‚ir seht wol, edel knehte, wie eß umb uns wil gân.
- nu wert iuch ellenden, als iuch des twinget nôt,
- daß ir vrumeclîche âne schanden liget tôt.‘
- Die niht swert enhêten, die reihten vür die banc: 1868
- si huoben von den vüeßen vil manegen schamel lanc.
- der Burgunden knehte wolden niht vertragen:
- dâ wart von swæren stüelen durch helme biulen vil geslagen.
- Wie grimme sich dô werten diu ellenden kint! 1869
- si triben ûß dem hûse die gewâfenden sint:
- doch beleip ir tôt dar inne fünf hundert oder baß.
- dô was daß ingesinde von bluote rôt unde naß.
- Disiu starken mære wurden dan geseit 1870
- Etzelen recken: eß was in grimme leit,
- daß erslagen wære Blœdel und sîne man;
- daß hete Hagenen bruoder mit den knehten getân.
- Ê eß der künec ervünde, die Hiunen durch ir haß, 1871
- der garten sich zwei tûsent oder dannoch baß.
- si giengen zuo den knehten, daß muos et alsô wesen,
- und ließen des gesindes ninder einen genesen.
- Die ungetriuwen brâhten vürß hûs ein michel her. 1872
- die ellenden knehte stuonden wol ze wer.
- waß half ir baldeß ellen? si muosen ligen tôt;
- dar nâch in kurzen stunden sich huop ein vreislîcher nôt.
- Hie mugt ir hœren wunder bî ungevüege sagen: 1873
- niun tûsent knehte die lâgen tôt erslagen,
- dar über rîter zwelfe der Dancwartes man.
- man sach in alterseine noch bî den vîenden stân.
- Der schal was geswiftet, der dôß was gelegen. 1874
- dô blicte über ahsel Dancwart der degen:
- er sprach: ‚ouwê der vriunde, die ich verloren hân.
- nu muoß ich leider eine bî mînen vîenden stân.‘
- Diu swert genôte vielen ûf sîn eines lîp: 1875
- daß muose sît beweinen vil maneges heldes wîp.
- den schilt den ructe er hôher, den veßßel nider baß:
- dô vrumte er vil der ringe von bluote vließende naß.
- ‚Sô wê mir dirre leide,‘ sprach Aldrîânes kint. 1876
- ‚nu wîchet, Hiunen recken, ir lât mich an den wint,
- daß der luft erküele mich sturmmüeden man.‘
- do begunder ân ir willen in strîte gegen der türe gân.
- Alsô der strîtemüede ûß dem hûse spranc, 1877
- waß iteniuwer swerte ûf sîme helme erklanc!
- die niht gesehen hêten, waß wunders tet sîn hant,
- die sprungen hin enkegene dem von Burgunden lant.
- ‚Nu wolde Got,‘ sprach Dancwart, ‚möht ich den boten hân, 1878
- der mînen bruoder Hagenen kunde wißßen lân,
- daß ich vor disen recken stên in sölher nôt!
- er hulfe mir von hinnen oder er gelæge bî mir tôt.‘
- Dô sprâchen Hiunen recken: ‚der bote muostu sîn, 1879
- sô wir dich tragen tôten vür den bruoder dîn.
- sô sihet im êrste leide der Guntheres man.
- du hâst dem künege Etzel sô grôßen schaden hie getân.‘
- Er sprach: ‚nu lât daß dröuwen und wîchet hôher baß: 1880
- ja getuon ich eteslîchem noch die ringe naß.
- ich wil diu mære selbe hin ze hove tragen
- und wil ouch mînen hêrren mînen grôßen kumber klagen.‘
- Er leidete sich sô sêre den Etzelen man, 1881
- daß si in mit den swerten torsten niht bestân:
- dô schußßen si der gêre sô vil in sînen rant,
- daß er in durch die swære muose lâßen von der hant.
- Dô wândens in betwingen, dô er niht schildes truoc. 1882
- hei, waß er tiefer wunden durch die helme sluoc!
- des muose vor im strûchen manec küener man,
- dar umbe lop vil grôßen der küene Dancwart gewan.
- Ze beiden sînen sîten sprungen si im zuo. 1883
- jâ kom ir eteslîcher in den strît ze vruo.
- dô gie er vor den vînden, alsam ein eberswîn
- ze walde tuot vor hunden: wie möht er küener gesîn?
- Sîn vart diu wart erniuwet von heißem bluote naß. 1884
- wie kund ein einec recke gestrîten immer baß
- mit sînen vîenden, danne er het getân?
- man sach Hagenen bruoder ze hove hêrlîchen gân.
- Truhsæßen unde schenken die hôrten swerte klanc: 1885
- vil maneger dô daß trinken von der hende swanc
- und etelîche spîse, die man ze hove truoc.
- dô kom im vor der stiegen der starken vînde genuoc.
- ‚Wie nu, ir truhsæßen?‘ sprach der müede degen, 1886
- ‚jâ soldet ir der geste vil güetlîchen phlegen
- und soldet den hêrren guote spîse tragen
- und ließet mich diu mære mînen lieben hêrren sagen.‘
- Swelher durch sîn ellen im vür die stiegen spranc, 1887
- der sluog er etelîchem sô swæren swertes swanc,
- daß si durch die vorhte ûf hôher muosen stân.
- eß het sîn starkeß ellen vil michel wunder getân.
- Âventiure
- wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte.
- Alsô der küene Dancwart under die tür getrat, 1888
- daß Etzeln gesinde er hôher wîchen bat.
- mit bluote was berunnen alleß sîn gewant;
- ein vil scharfeß wâfen truog er blôß an sîner hant.
- Eß was reht in der wîle, do er kom vür die tür, C.
- daß man Ortlieben truoc wider unde vür
- von tische zuo tischen den vürsten wol geborn:
- von disen starken mæren wart daß kindelîn verlorn.
- Vil lûte rief dô Dancwart einem degene: 1889
- ‚ir sitzet alze lange, bruoder Hagene.
- iu und Got von himele klage ich unser nôt:
- rîter unde knehte sint an den herbergen tôt.‘
- Er rief im hin enkegene: ‚wer hât daß getân?‘ 1890
- ‚daß hât der hêrre Blœdel unde sîne man.
- ouch hât ers sêre enkolten, daß wil ich iu sagen:
- ich hân mit mînen handen im sîn houbet ab geslagen.‘
- ‚Daß ist ein schade kleine,‘ sprach dô Hagene, 1891
- ‚swâ man solhiu mære saget von degene,
- ob er von recken henden verliuset sînen lîp:
- in suln deste ringer klagen wætlîchiu wîp.
- ‚Nu saget mir, lieber bruoder, wie sît ir sô rôt? A.1892
- ich wæne, ir von wunden lîdet grôße nôt.
- ist er inder inme lande, der eß iu hât getân,
- in erner der übel tiuvel, eß muoß im an sîn leben gân.‘
- ‚Ir sehet mich wol gesunden: mîn wât ist bluotes naß. A.1893
- von ander manne wunden ist mir geschehen daß,
- der ich alsô manegen hiute hân erslagen,
- ob ich des swern solde, ine kundeß nimmer gesagen.‘
- Er sprach: ‚bruoder Dancwart, sô hüetet uns der tür, 1894
- lât der Hiunen einen komen niht dervür.
- ich wil reden mit den recken, als uns des twinget nôt:
- unser ingesinde lît von in unverdienet tôt.‘
- ‚Sol ich sîn kamerære,‘ sprach der küene man, 1895
- ‚alsô rîchen künegen ich wol gedienen kan:
- sô phlige ich der stiegen nâch den êren mîn.‘
- den Kriemhilde degenen kunde leider niht gesîn.
- ‚Mich nimt des michel wunder,‘ sprach aber Hagene, 1896
- ‚waß nu hie inne rûnen die Hiunen degene.
- si wæn des lîhte enbæren, der an der tür dâ stât
- und diu hovemære geseit den Burgunden hât.
- ‚Ich hân vernomen lange von Kriemhilde sagen, 1897
- daß si ir herzeleide wolde niht vertragen.
- nu trinken wir die minne und gelten sküneges wîn:
- der junge voit der Hiunen der muoß der aller êrste sîn.‘
- Dô sluoc daß kint Ortlieben Hagne der helt guot, 1898
- daß im gein der hende anme swerte vlôß das bluot
- und der küneginne eß houbet sprang in die schôß.
- dô huop sich under degenen ein mort vil grimme unde grôß.
- Er sluog deme meizogen einen swinden swertes slac 1899
- mit beiden sînen henden, der des kindes phlac,
- daß im daß houbet schiere vor tische nider lac.
- eß was ein jæmerlîcheß lôn, daß er dem meizogen wac.
- Er sach vor Etzeln tische einen spilman: 1900
- Hagne in sîme zorne gâhen dar began.
- er sluoc im ûf der gîgen abe die zeswen hant:
- ‚daß habe dir der botschefte in der Burgunden lant.‘
- ‚Sô wê mir mîner hende,‘ sprach Werbel sân. 1901
- ‚hêr Hagene von Troneje, waß hân ich iu getân?
- ich kom ûf grôße triuwe in iuwer hêrren lant.
- wie klenk ich nu die dœne, sît ich verlorn hân die hant?‘
- Hagne ahte ringe, gevidelter nimmer mêr. A.1902
- dô vrumt er inme hûse diu verchgrimmen sêr
- an den Etzeln recken, der er sô vil ersluoc.
- dô brâhte er in dem gademe ze tôde recken genuoc.
- Volkêr der vil snelle von dem tische spranc: 1903
- ein videlboge im lûte an sîner hant erklanc.
- dô videlte ungevuoge Gunthers spilman.
- hei, waß er im ze vînde der küenen Hiunen gewan!
- Ouch sprungen von den tischen die drîe künege hêr. 1904
- si woldenß gerne scheiden, ê schade geschæhe mêr.
- sine mohtenß mit ir sinnen dô niht understân,
- dô Volkêr unde Hagene sô sêre wüeten began.
- Dô sach der voit von Rîne ungescheiden den strît: 1905
- dô sluoc der vürste selbe manege wunden wît
- durch die liehten ringe den vîenden sîn.
- eß was ein helt zen handen, daß wart dâ grœßlîche schîn.
- Dô kom ouch zuo dem strîte der starke Gêrnôt: 1906
- jâ vrumte er der Hiunen vil manegen helt tôt
- mit eime scharfen swerte, daß im gap Rüedegêr.
- den Etzelen recken tet er diu gremlîchen sêr.
- Der junge sun vroun Uoten zuo dem strîte spranc: 1907
- sîn wâfen hêrlîchen durch die helme ranc
- den Etzelen recken ûßer Hiunen lant;
- dâ tet vil michel wunder des küenen Gîselheres hant.
- Swie vrum si alle wâren, die künege und ouch ir man, 1908
- doch sach man vor in allen Volkêren stân
- gein den vîenden; eß was ein helt guot:
- er vrumte mit wunden manegen vallen in daß bluot.
- Ouch werten sich vil sêre die Etzelen man. 1909
- dô sach man die geste houwende gân
- mit den vil liehten swerten durch des küneges sal.
- man hôrte allenthalben von wuofe grœßlîchen schal.
- Dô wolden die dar ûße zir vriunden sîn dar in: 1910
- die nâmen an den türen vil kleinen gewin.
- dô wæren die dar inne vil gerne vür den sal:
- Dancwart ließ ir deheinen die stiegen ûf noch ze tal.
- Des huop sich vor den türen vil starker gedranc 1911
- und ouch von den swerten grôßer helmklanc.
- des kom der küene Dancwart in eine grôße nôt:
- daß besorgete sîn bruoder, als im sîn triuwe gebôt.
- Vil lûte rief dô Hagene Volkêren an: 1912
- ‚seht ir dort, geselle, mînen bruoder stân
- vor Hiunischen recken under starken slegen?
- vriunt, nert mir den bruoder: wir verliesen den degen.‘
- ‚Daß tuon ich sicherlîchen,‘ sprach der spilman. 1913
- er begunde videlunde durch den palas gân:
- ein herteß swert im ofte an sîner hant erklanc.
- die recken von Rîne im seiten grœßlîchen danc.
- Volkêr der küene zuo Dancwarte sprach: 1914
- ‚ir habt erliten hiute vil grôßen ungemach.
- mich bat iuwer bruoder durch helfe zuo iu gân.
- welt ir nu sîn dar ûße, sô wil ich innerthalben stân.‘
- Dancwart der snelle stuont ûßerhalb der tür: 1915
- dô werte er in ir stiegen, swaß ir kom der vür.
- des hôrt man wâfen hellen den helden an der hant.
- sam tet ouch innerthalben Volkêr von Burgunden lant.
- Der küene videlære rief über menege: 1916
- ‚daß hûs ist wol besloßßen, vriunt her Hagene,
- jâ ist alsô verschrenket diu Etzelen tür
- von zweier helde handen: dâ gênt wol tûsent rigel vür.‘
- Dô von Troneje Hagene die tür sach sô behuot, A.1917
- den schilt warf dô ze rucke der mære helt guot:
- dô êrst begund er rechen sîner vriunde leit.
- sîns zornes muose engelten vil manec rîter gemeit.
- Dô der voit von Berne daß wunder rehte ersach, A.1918
- daß Hagene der starke sô manegen helm brach,
- der künec von Amelunge spranc ûf eine banc.
- er sprach: ‚hie schenket Hagene daß aller wirseste tranc.‘
- Der wirt het grôße sorge, sîn wîp diu het alsam: A.1919
- waß man im lieber vriunde vor sînen ougen nam!
- wan er vor sînen vînden vil kûme dâ genas.
- er saß vil angestlîche: waß half im, daß er künic was?
- Kriemhilt diu rîche rief Dietrîchen an: A.1920
- ‚hilf mir, rîter edele, mit dem lîbe dan,
- durch aller vürsten tugende ûß Amelunge lant:
- wan erreicht mich Hagene, ich hân den tôt an der hant.‘
- ‚Wie sol ich iu gehelfen,‘ sprach hêr Dieterîch, A.1921
- ‚edel küneginne? nu sorge ich umbe mich.
- eß sint sô sêr erzürnet Guntheres man,
- daß ich an disen zîten gevriden nieman enkan.‘
- ‚Neinâ, hêrre Dietrîch, vil edel rîter guot, A.1922
- lâßâ hiute schînen dînen tugentlîchen muot,
- daß du mir helfest hinnen, oder ich belîbe tôt.
- nu hilf mir und dem künege ûß dirre angeslîcher nôt.‘
- ‚Daß wil ich versuochen, ob ich iu helfen kan, A.1923
- wand ich in langen zîten niht gesehen hân
- sô bitterlîch erzürnet manegen rîter guot.
- jâ sich ich durch die helme von swerten springen daß bluot.‘
- Mit kraft begunde rüefen der rîter ûß erkorn, A.1924
- daß sîn stimme erhlûte sam ein wisntes horn,
- und daß diu burc vil wîte von sîner kraft erdôß.
- diu sterke Dietrîches was unmæßlîchen grôß.
- Dô gehôrte rüefen Gunther disen man A.1925
- in dem vil herten sturme: hlosen er began.
- er sprach: ‚Dietrîches stimme ist in mîn ôre komen.
- ich wæne, im unser degene haben etwen benomen.
- ‚Ich sich in ûf dem tische winken mit der hant. A.1926
- vriunt unde mâge von Burgunden lant,
- habet ûf des strîtes, lât hœren unde sehen,
- waß hie Dietrîche von uns ze schaden sî geschehen.‘
- Dô der künic Gunther bat und ouch gebôt, A.1927
- si habten ûf mit swerten in des strîtes nôt.
- daß was gewalt vil grôßer, daß dâ niemen sluoc.
- er vrâgte den von Berne der mære schiere genuoc.
- Er sprach: ‚vil edel Dietrîch: waß ist iu hie getân A.1928
- vone mînen vriunden? willen ich des hân,
- buoße und suone der bin ich iu bereit.
- swaß iu iemen tæte, daß wær mir inneclîchen leit.‘
- Dô sprach der hêrre Dietrîch: ‚mir ist niht getân. A.1929
- lât mich ûß dem hûse mit iurme vride gân
- von disem herten strîte mit dem gesinde mîn.
- daß wil ich umbe iuch degene immer dienende sîn.‘
- ‚Waß vlêhet ir sô sêre?‘ sprach hêr Wolfhart, A.1930
- ‚jane hât der videlære die tür nie sô verspart,
- wir entsließen si sô wîte, daß wir dar vür gân.‘
- ‚nu swîc,‘ sprach hêr Dietrîch, ‚du hast den tievel getân.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚erlouben ich iu wil: A.1931
- vüert ûß dem hûse wênec oder vil
- âne mîne vînde: die suln hie bestân.
- si hânt mir zen Hiunen sô rehte leide getân.‘
- Dô er daß erhôrte, under arm er beslôß A.1932
- die edelen küneginne; ir sorge was vil grôß:
- dô vuorte er anderthalben Etzeln mit im dan.
- ouch gie mit Dietrîche sechs hundert wætlîcher man.
- Dô sprach der marcgrâve, der edel Rüedegêr: A.1933
- ‚sol aber ûß dem hûse iemen komen mêr,
- die iu doch gerne dienent, daß lât uns vernemen:
- sô sol vride stæte guoten vriunden gezemen.‘
- Des antwurte Gîselher sîme sweher zehant: A.1934
- ‚vride unde suone sî iu von uns bekant,
- sît ir sît triuwen stæte, ir und iuwer man.
- ir sult unangestlîchen mit iuren vriunden hinnen gân.‘
- Dô der hêrre Rüedegêr gerûmte den sal, 1935
- vünf hundert oder mêre im volgten über al.
- daß was von den hêrren durch triuwe getân,
- von den der künic Gunther grôßen schaden sît gewan.
- Dô sach ein Hiunen recke Etzelen gân A.1936
- bî Dietrîche nâhen: genoßßen wolde ers hân.
- dem gap der videlære einen sölhen slac,
- daß im daß houbet schiere vor Etzeln vüeßen gelac.
- Dô der wirt des landes kom vür daß hûs gegân, A.1937
- dô kêrt er sich hin widere und sach Volkêren an.
- ‚ouwê mir dirre geste: ditz ist ein grimmiu nôt,
- daß alle mîne recken vor in sulen ligen tôt!‘
- ‚Ach wê der hôhzîte!‘ sprach der künic hêr. 1938
- ‚dâ vihtet einer inne, der heißet Volkêr,
- alsam ein eber wilde und ist ein spilman.
- ich dankes mîme heile, daß ich dem tievel entran.
- ‚Sîn leiche lûtent übele, sîn züge sint rôt. A.1939
- jâ vellent sîne dœne manegen helt tôt.
- ine weiß niht, waß uns wîße der selbe spilman,
- wan ich gast nie einen sô rehte leiden gewan.‘
- Zir herbergen giengen die recken alsô hêr, C.
- der hêrre von Berne und ouch Rüedegêr.
- sine wolden mit dem strîte niht ze schaffen hân
- und gebuten ouch ir degenen, daß sis mit vride solden lân.
- Und heten si getrouwet alsolher swære, C.
- daß in diu von in beiden sô künftec wære,
- sine wæren von dem hûse niht sô sanfte komen,
- si heten eine stroufe an den vil küenen ê genomen.
- Si heten, die si wolden, lâßen vür den sal: A.1940
- dô huob sich innerhalben grœßlîcher schal.
- die geste sêre râchen, daß in ê geschach.
- Volkêr der vil küene, hei, waß er helme zebrach!
- Sich kêrte gein dem schalle Gunther der künic hêr: A.1941
- ‚hœrt ir die dœne, Hagene, die dort Volkêr
- videlt mit den Hiunen, swer zuo den türen gât?
- eß ist ein rôter anstrich, den er zem videlbogen hât.‘
- ‚Mich riuwet âne mâße,‘ sô sprach Hagene, A.1942
- ‚daß ich mich hân gescheiden von dem degene.
- ich was sîn geselle und ouch er der mîn:
- kome wir immer wider heim, daß sul wir noch mit triuwen sîn.
- ‚Nu schouwe, künic hêre, Volkêr ist dir holt: A.1943
- er dient willeclîchen dîn silber und dîn golt!
- sîn videlboge snîdet durch den herten stâl,
- er brichet ûß den helmen diu liehte schînenden mâl.
- ‚In gesach nie videlære sô hêrlîche stân, A.1944
- alsô der degen Volkêr hiute hât getân.
- sîne leiche hellent durch helm und durch rant:
- jâ sol er rîten guotiu ros und tragen hêrlîch gewant.‘
- Swaß der Hiunen mâge in dem sale was gewesen, A.1945
- der enwas nu deheiner dar inne mê genesen.
- des was der schal geswiftet, daß niemen mit in streit:
- diu swert von handen leiten die küenen recken gemeit.
- Âventiure
- wie si die tôten abe wurfen.
- Die hêrren nâch ir müede gesâßen dô ze tal. A.1946
- Volkêr unde Hagene die giengen vür den sal.
- sich leinden über schilde die übermüeten man:
- dô wart dâ rede spæhe von in beiden vil getân.
- Dô sprach von Burgunden Gîselher der degen: A.1947
- ‚jane muget ir, lieben vriunde, noch ruowe niht gephlegen:
- ir sult die tôten liute ûß dem hûse tragen:
- wir werden noch bestanden, ich wilß iu wærlîchen sagen.
- ‚Si suln uns under vüeßen hie niht langer ligen. A.1948
- ê daß uns die Hiunen mit sturme an gesigen,
- wir houwen noch die wunden, diu mir vil sanfte tuot.
- des hân ich,‘ sprach dô Gîselher, ‚einen stætigen muot.‘
- ‚Sô wol mich solhes hêrren,‘ sprach dô Hagene. 1949
- ‚der rât enzæme nieman wan eime degene,
- den uns mîn junger hêrre hiute hât getân.
- des mugt ihr Burgunden alle vrœlîche stân.‘
- Dô volgten si dem râte und truogen vür die tür A.1950
- siben tûsent tôten wurfen si dervür.
- vor des sâles stiegen vielen si ze tal.
- dô huop sich von ir mâgen ein vil klagelîcher schal.
- Eß was ir etlîcher sô mæßlîchen wunt, A.1951
- der sîn sanfter phlæge, er wurde noch gesunt,
- der von dem hôhen valle muose ligen tôt.
- daß klagten al ir vriunde: des gie in wærlîchen nôt.
- Dô sprach der videlære Volkêr, ein helt gemeit: A.1952
- ‚nu kiuse ich des die wârheit, als mir ist geseit:
- die Hiunen sint bœse, si klagent sam diu wîp:
- si solden wan beruochen der vil sêre wunden lîp.‘
- Dô wând ein marcgrâve, er reiteß durch guot: A.1953
- er sach einen sînen mâc gevallen in daß bluot.
- er beslôß in mit den armen und wolde in tragen dan.
- den schôß ob im ze tôde der vil küene spilman.
- Dô die anderen daß sâhen, diu vluht huop sich von dan: A.1954
- si begunden alle vluochen dem selben spilman.
- einen gêr er ûf zucte vil scharf unde hart,
- der von eime Hiunen zuo im dar ûf geschoßßen wart.
- Den schôß er krefteclîchen durch die burc dan A.1955
- über daß volk verre. den Etzelen man
- gab er herberge hôher von dem sal.
- sîn vil starkeß ellen die liute vorhten über al.
- Dô stuonden vor dem hûse Etzel und sîne man. A.1956
- Volkêr unde Hagene reden dô began
- mit der Hiunen künege allen ir muot.
- des kômen sît in sorge die helden küene unde guot.
- ‚Eß zæme,‘ sô sprach Hagene, ‚vil wol volkes trôst, XIX.1957
- daß die hêrren væhten ze aller vorderôst,
- alsô der mînen hêrren hie ieslîcher tuot:
- die houwen durch die helme, daß nâch den swerten vliußet bluot.‘
- Etzel was der küene, er vaßte sînen schilt. 1958
- ‚nu vart gewerlîche,‘ sprach vrou Kriemhilt,
- ‚und bietet ir den recken daß golt über rant.
- wan erreicht iuch Hagene, ir habt den tôt an der hant.‘
- Der künic was sô küene, er wolde erwinden niht, 1959
- daß von sô rîchen vürsten selden nu geschiht.
- man muos in bî dem veßßel ziehen wider dan.
- Hagene der grimme in aber hœnen began:
- ‚Eß was ein nâhiu sippe,‘ sprach Hagene der degen, 1960
- ‚die Sîvrit unde Etzele ze samne hânt gephlegen:
- er minnete Kriemhilden, ê si gesæhe dich:
- künic vil bœse, war umbe râtest ane mich?‘
- Dise rede hôrte des edelen küneges wîp. 1961
- des wart in ungemüete Kriemhilde lîp.
- daß er si torste schelden vor Etzelen man.
- dar umbe si aber râten an die geste began.
- Si sprach: ‚der von Troneje Hagenen flüege 1962
- unde mir sîn houbet her vür mich trüege,
- dem vult ich rôtes goldes den Etzelen rant;
- dar zuo gæb ich im ze miete vil guote bürge unde lant.‘
- ‚Nu enweiß ich, wes si bîtent,‘ sprach der spilman. 1963
- ‚ine gesach nie helde mê sô zagelîchen stân,
- dâ man hôrte bieten alsô hôhen solt.
- jâ ensold in Etzel dar umbe nimmer werden holt.
- ‚Die hie sô lasterlîchen eßßent des küneges brôt A.1964
- und im nu geswîchent in der grœßisten nôt,
- der sihe ich hie manegen vil zagelîchen stân,
- und wellent doch sîn küene: si müeßens immer schande hân.‘
- Etzele der vil rîche hete jâmer unde nôt: C.
- er klagte bitterlîche mâge unde manne tôt.
- dâ stuont von manegen landen vil recken gemeit:
- die weinten mit dem künege sîniu kreftegen leit.
- Des begunde spotten der küene Volkêr: C.
- ‚ich sihe hie sêre weinen vil manegen recken hêr.
- si gestênt ir hêrren übele in sîner starken nôt.
- jâ eßßent si mit schanden nu vil lange hie sîn brôt.‘
- Do gedâhten in die besten: ‚er hât uns wâr geseit.‘ C.
- doch enwas eß dâ niemen sô herzenlîche leit
- als ouch Îringe, dem helde ûß Tenelant,
- daß man in kurzen zîten mit der wârheit wol bevant.
- Âventiure
- wie Îrinc erslagen wart.
- Dô rief von Tenemarke der marcgrâve Îrinc: 1965
- ‚ich hân ûf êre lâßen nu lange mîniu dinc
- und hân in volkes stürmen des besten vil getân:
- bringet mir mîn gewæfen: jâ wil ich Hagene bestân.‘
- ‚Daß wil ich widerrâten,‘ sprach dô Hagene. 1966
- ‚so gewinnent iuwer mâge mêr ze klagene.
- gespringent iuwer zwêne oder drî in den sal,
- die send ich ungesunde die stiegen widere ze tal.‘
- ‚Dar umbe ichß niht enlâße,‘ sprach aber Îrinc. 1967
- ‚ich hân ouch ê versuochet sam sorclîchiu dinc.
- jâ wil ich mit dem swerte eine dich bestân,
- ob du mit strîte hêtest mêr danne iemen getân.‘
- Dô wart gewâfent balde der degen Îrinc 1968
- unde Irnvrit von Dürengen, ein küener jungelinc,
- und Hâwart der starke wol mit tûsent man:
- swes Îrinc begunde, si woldens alle im gestân.
- Dô sach der videlære ein vil grôße schar, 1969
- die mit Îringe gewâfent kômen dar.
- si truogen ûf gebunden manegen helm guot.
- dô wart der küene Volkêr ein teil vil zornec gemuot.
- ‚Sehet ir, vriunt Hagene, dort Îringen gân, 1970
- der iuch mit dem swerte lobete eine bestân?
- wie zimet helde liegen? ich wil unprîsen daß.
- eß gênt mit im gewâfent tûsent recken oder baß.‘
- ‚Nu heißet mich niht liegen,‘ sprach Hâwartes man. A.1971
- ‚ich wil gerne leisten, daß ich gelobet hân.
- durch deheine vorhte wil ichs abe gân:
- swie griulîch nu sî Hagene, ich wil in eine bestân.‘
- Ze vüeßen bôt sich Îrinc mâgen unde man, 1972
- daß si in eine ließen den recken bestân.
- daß tâten si ungerne, wan in was wol bekant
- der übermüete Hagene ûßer Burgunden lant.
- Doch bat er si sô lange, daß eß sît geschach. A.1973
- dô daß ingesinde den sînen willen sach,
- daß er warp nâch êren, dô ließens in gân.
- des wart von in beiden ein grimmeß strîten getân.
- Îrinc von Tenemarken hôhe truoc den gêr, 1974
- sich tacte mit dem schilde der tiuwer degen hêr:
- dô lief er ûf zuo Hagenen vaste vür den sal:
- dô huop sich von den degenen ein vil grœßlîcher schal.
- Dô schußßen si die gêre mit krefte von der hant 1975
- durch die vesten schilte ûf liehteß ir gewant,
- daß die gêrstangen vil hôhe dræten dan.
- dô griffen zuo den swerten die zwêne grimküene man.
- Des küenen Hagenen ellen was unmâßen grôß; 1976
- doch sluoc ûf in Îrinc, daß al daß hûs erdôß.
- palas unde türne hullen nâch ir slegen.
- done kunde niht verenden sînes willen der degen.
- Îrinc lie Hagenen unverwundet stân: 1977
- zuo dem videlære gâhen er began.
- er wânde in mugen twingen mit sînen grimmen slegen.
- daß kunde wol beschermen der vil zierlîche degen.
- Dô sluoc der videlære, daß über des schildes rant 1978
- dræte daß gespenge von Volkêres hant.
- den lie er dô belîben: er was ein übel man:
- dô lief er Guntheren, den Burgunden künic, an.
- Dô was ir ietwedere ze strîte starc genuoc. 1979
- swaß Gunther und Îrinc ûf ein ander sluoc,
- daß brâhte niht von wunden vließendeß bluot.
- daß behuote ir gewæfen: daß was starc unde guot.
- Gunthern er lie belîben und lief Gêrnôten an. 1980
- daß viuwer ûß den ringen houwen erm began.
- dô hete von Burgunden der künic Gêrnôt
- den küenen Îringen erslagen næhlîchen tôt.
- Dô spranc er von dem vürsten; snel er was genuoc. 1981
- der Burgunden viere der helt vil balde sluoc,
- des edelen ingesindes von Wormeß über Rîn.
- dô enkunde Gîselher nimmer zorner gesîn.
- ‚Got weiß, hêr Îrinc,‘ sprach Gîselher daß kint, 1982
- ‚ir müeßet mir die gelten, die veige vor iu sint
- gelegen an den stunden.‘ dô lief er in an.
- er sluoc den Tenelender, daß er strûchen began.
- Er schôß vor sînen handen nider in daß bluot, 1983
- daß si alle wânden, daß der helt guot
- ze strîte nimmer mêre geslüege keinen slac.
- Îrinc doch âne wunden hie vor Gîselhere lac.
- Von des helmes dôße und von des swertes klanc 1984
- wâren sîne witze worden harte kranc,
- daß sich der degen küene des lebens niht versan.
- daß hete mit sînen kreften der küene Gîselher getân.
- Dô im begund entwîchen von houpte der dôß, 1985
- den er ê dâ dolte von dem slage grôß,
- er dâhte: ‚ich bin noch lebendec und ouch ninder wunt:
- nu ist mir alêrste daß ellen Gîselheres kunt.‘
- Er hôrte beidenthalben die vîende stân. 1986
- wessen si diu mære, im wære mê getân.
- ouch het er Gîselheren dâ bî im vernomen:
- er dâhte, wie er solde von den vîenden komen.
- Wie rehte tobelîchen er ûß dem bluote spranc. 1987
- sîner snelheite er mahte sagen danc.
- dô lief er ûß dem hûse, dâ er Hagenen vant,
- und sluoc im slege swinde mit sîner ellenthafter hant.
- Dô gedâhte Hagene: ‚du muost des tôdes wesen. 1988
- dich envride der tievel, dune kanst niht genesen.‘
- doch wundet Îrinc Hagenen durch den helmehuot.
- daß tet der helt mit Wasken; daß was ein wâfen vil guot.
- Dô der hêrre Hagene der wunden enphant, 1989
- dô erwagte im ungevuoge daß swert an sîner hant.
- al dâ muoste im entwîchen der Hâwartes man;
- abe von der stiegen im Hagne volgen began.
- Îrinc über houbet den schilt vil balde swanc. 1990
- und wær diu selbe stiege drîer stiegen lanc,
- die wîle lie in Hagene nie slahen einen slac.
- hei, waß rôter vanken ob sîme helme gelac!
- Wider zuo den sînen kom Îrinc wol gesunt. 1991
- dô wurden disiu mære Kriemhilde kunt,
- waß er von Tronje Hagenen in strîte het getân;
- des im diu küneginne vil hôhe danken began.
- ‚Nu lône dir Got, Îrinc, vil mære helt guot, 1992
- du hâst mir wol getrœstet daß herze und ouch den muot:
- nu sihe ich rôt von bluote Hagnen sîn gewant.‘
- Kriemhilt nam im selbe den schilt vor liebe von der hant.
- ‚Ir muget im mâßen danken,‘ sô sprach Hagene, 1993
- ‚jâ ist noch harte kleine dâ von ze sagene:
- und wolde erß noch versuochen, sô wær er küen ein man.
- diu wunde vrumt iu kleine, die ich von im gewunnen hân.
- ‚Daß ir von mîner wunden die ringe sehet rôt, 1994
- daß hât mich erreißet ûf maneges mannes tôt.
- ich bin alrêrste erzürnet ûf in und manegen man.
- mir hât der degen Îrinc noch vil kleine getân.‘
- Dô stuont gein dem winde Îrinc von Tenelant. 1995
- er kuolte sich in ringen, den helm er abe gebant.
- dô sprâchen al die liute, sîn ellen wære guot:
- des hete der marcgrâve einen rîch hôhen muot.
- Aber sprach dô Îrinc: ‚mîne vriunt, wißßet daß, 1996
- daß ir mich wâfent schiere, ich wilß versuochen baß,
- ob ich müge betwingen den übermüeten man.‘
- sîn schilt was verhouwen, einen beßßern er gewan.
- Vil schiere wart der recke dô gewâfent baß. 1997
- einen gêr vil starken nam er durch den haß,
- dâ mite er aber wolde Hagnen dort bestân.
- eß wær im vrum und êre, ob erß hete nu verlân.
- Sîn mohte niht erbîten Hagene der degen. 1998
- er lief im hin entgegene mit schüßßen unde slegen
- die stiegen an ein ende: sîn zürnen daß was grôß.
- Îrinc sîner sterke dô vil wênic genôß.
- Si sluogen durch die schilde, daß eß lougen began 1999
- von viuwerrôten winden. der Hâwartes man
- wart von Hagenen swerte krefteclîche wunt
- durch schilt unde helmen; des er wart nimmer mê gesunt.
- Dô der degen Îrinc der wunden enphant, 2000
- den schilt er baß dô ructe über diu helmbant.
- der schade in dûhte der volle, den er dâ gewan;
- sît tet im aber mêre des künic Guntheres man.
- Hagene vor sînen vüeßen einen gêr ligen vant: 2001
- er schôß ûf Îringen, den helt von Tenelant.
- daß im von houbte diu stange ragte dan.
- im hete der übermüete den grimmen ende getân.
- Îrinc muoste entwîchen zuo den von Tenelant. 2002
- ê man dô dem degene den helm ab gebant,
- man brach den gêr von houbte: dô nâhte im der tôt.
- daß weinden sîne mâge: des gie si wærlîche nôt.
- Dô kom diu küneginne über in gegân: 2003
- den starken Îringen klagen si began.
- si weinde sîne wunden; eß was ir grimme leit.
- dô sprach vor sînen mâgen der küene recke gemeit:
- ‚Lât die klage belîben, vil hêrlîcheß wîp. 2004
- waß hilfet iuwer weinen? jâ muoß ich mînen lîp
- verliesen von den wunden, die ich enphangen hân.
- der tôt wil mich niht langer iu und Etzelen lân.‘
- Er sprach zuo den von Dürengen und den von Tenelant: 2005
- ‚die gâbe sol enphâhen iuwer deheines hant
- von der küneginne, ir liehteß golt vil rôt:
- und bestêt ir Hagenen, ir müeßet kiesen den tôt.‘
- Sîn varwe was erblichen, des tôdes zeichen truoc 2006
- Irinc der vil küene: daß was in leit genuoc.
- genesen niht enmohte der Hâwartes man:
- dô muos eß an ein strîten von den von Tenemarke gân.
- Irnvrit und Hâwart sprungen vür daß gadem 2007
- mit tûsent helden. vil ungevüegen kradem
- hôrt man allenthalben, kreftec unde grôß.
- hei, waß man scharfer gêre zuo den Burgunden schôß!
- Irnvrit der küene lief an den spilman, 2008
- des er schaden grôßen von sîner hant gewan.
- der edel videlære den lantgrâven sluoc
- durch einem helm vesten: jâ was er grimme genuoc.
- Dô sluoc der hêrre Irnvrit den küenen spilman, 2009
- daß im muosen bresten diu ringes gespan
- und daß sich beschutte diu brünne viuwerrôt.
- doch viel der lantgrâve vor dem videlære tôt.
- Hâwart unde Hagene zesamene wâren komen. 2010
- er möhte wunder kiesen, ders hete war genomen.
- diu swert genôte vielen den helden an der hant:
- Hâwart muoste sterben von dem von Burgunden lant.
- Die Tenen und die Dürenge ir hêrren sâhen tôt. 2011
- dô huop sich vor dem hûse ein vreislîcher nôt,
- ê si die tür gewunnen mit ellenthafter hant.
- des wart dâ verhouwen manec helm unde rant.
- ‚Wîchet,‘ sprach dô Volkêr, ‚und lât si her in gân: 2012
- eß ist sus unverendet, des si dâ habent wân.
- si müeßen drinne sterben in vil kurzer zît:
- si arnent mit dem tôde, daß in diu küneginne gît.‘
- Dô die übermüeten kômen in den sal, 2013
- vil manegem wart daß houbet geneiget sô ze tal,
- daß er muost ersterben vor ir swinden slegen.
- wol streit der küene Gêrnôt; sam tet ouch Gîselher der degen.
- Tûsent unde viere kômen in daß hûs: 2014
- von swerten sach man blicken vil manegen swinden sûs.
- sît wurden doch die recken alle drinne erslagen:
- man möhte michel wunder von den Burgunden sagen.
- Dar nâch wart ein stille, dô der schal verdôß. 2015
- daß bluot allenthalben durch diu löcher vlôß
- und dâ zen rigelsteinen von den tôten man.
- daß heten die von Rîne mit starkem ellen getân.
- Dô sâßen aber râwen die von Burgunden lant; 2016
- diu wâfen mit den schilden si leiten von der hant.
- dô stuont noch vor dem hûse der küene spilman:
- er warte, ob iemen wolde noch zuo in mit strîte gân.
- Der künic klagte sêre: sam tet ouch sîn wîp; 2017
- meide unde vrouwen quelten dâ den lîp.
- ich wæne des, daß hête der tôt ûf si gesworn:
- des wart noch vil der recken von den gesten dâ verlorn.
- Âventiure
- wie diu künegin den sal vereiten ließ.
- ‚Nu bindet ab die helme,‘ sprach Hagne der degen, 2018
- ‚ich und mîn geselle suln iuwer phlegen.
- und wellent eß versuochen noch die Etzeln man,
- sô warn ich mîne hêrren, sô ich aller schierest kan.
- Do entwâfende daß houbet manec rîter guot. 2019
- si sâßen ûf die wunden, die vor in in daß bluot
- wâren zuo dem tôde von ir handen komen.
- dô wart der edelen geste vil bœse goume genomen.
- Noch vor dem âbende schuof der künic daß 2020
- und ouch diu küneginne, daß eß versuohten baß
- die Hiunischen recken. der sach man vor in stân
- noch wol zweinzec tûsent: die muosen dâ ze strîte gân.
- Sich huop ein sturm herte zuo den gesten sân. A.2021
- Dancwart, Hagenen bruoder, der vil snelle man,
- spranc von sînen hêrren zen vînden vür die tür.
- man wând, er wær erstorben; er kom gesunt wol dervür.
- Der herte strît werte, unz in diu naht benam. 2022
- dô werten sich die geste, sô guoten helden zam,
- der Etzelen manne den sumerlangen tac.
- hei, waß guoter degene vor in veige gelac!
- Zeinen sunewenden der grôße mort geschach, XX.2023
- daß diu vrouwe Kriemhilt ir herzeleit errach
- an ir næhsten mâgen und an vil manegem man,
- dâ von der künic Etzel vreude nimmer mê gewan.
- Sine het der grôßen slahte alsô niht gedâht. C.
- si hete eß in ihr ahte vil gerne dar zuo brâht,
- daß niuwan Hagene aleine den lîp dâ hete lân.
- do geschuof der übel tiuvel, deiß übers alle muose ergân.
- In was des tags zerrunnen, dô gie in sorge nôt. 2024
- si dâhten, daß in beßßer wær ein kurzer tôt
- danne lange dâ ze quelne ûf ungevüegiu leit.
- eines vrides dô gerten die stolzen rîter gemeit.
- Sie bâten, daß man bræhte den künic zuo in dar. 2025
- die bluotvarwen helde und ouch harnaschvar
- trâten ûß dem hûse und die drî künege hêr.
- si enwessen wem ze klagene ir vil grœßlîchiu sêr.
- Etzel unde Kriemhilt kômen beidiu dar; 2026
- daß lant was ir eigen: des mêrte sich ir schar.
- er sprach zuo den gesten: ‚nu sagt, waß welt ir mîn?
- ir wænt vride gewinnen: daß kunde müelîch gesîn
- ‚Ûf schaden alsô grôßen, als ir mir habt getân. 2027
- ir sult es niht genießen, sol ich mîn leben hân:
- mîn kint, daß ir mir sluoget, und vil der mâge mîn,
- vride unde suone sol iu vil gar versaget sîn.‘
- Sus antwurte Gunther: ‚des twang uns grôßiu nôt. 2028
- alleß mîn gesinde lac vor dînen helden tôt
- an der herberge: wie hete ich daß versolt?
- ich kom zuo dir ûf triuwe, ich wând, daß du mir wærest holt.‘
- Dô sprach von Burgunden Gîselher daß kint: 2029
- ‚ir Etzelen helde, die noch lebende sint,
- waß wîßet ir mir recken? waß het ich iu getân?
- wan ich vriuntlîche in ditze lant geriten hân.‘
- Si sprâchen: ‚dîner güete ist al diu burc vol 2030
- mit jâmer zuo dem lande. jâ gunde wir dir wol,
- daß du nie komen wærest von Wormeß über Rîn.
- daß lant hât ir verweiset, du und ouch die bruoder dîn.‘
- Dô sprach in zornes muote Gunther der degen: 2031
- ‚welt ir ditz starke haßßen zeiner suone legen
- mit uns ellenden, deist beidenthalben guot;
- eß ist gar âne schulde, swaß uns Etzel getuot.‘
- Dô sprach der wirt zen gesten: ‚mîn und iuwer leit 2032
- diu sint ungelîche: diu michel arebeit
- des schaden zuo den schanden, die ich hie hân genomen,
- des sol iur deheiner mit dem lîbe hinnen komen.‘
- Dô sprach zuo dem künege der starke Gêrnôt: 2033
- ‚sô sol iu Got gebieten, daß ir vriuntlîchen tuot:
- wîchet von dem hûse und lât uns zuo ziu gân,
- sît wir zuo dem lebene haben alsô kleinen wân.
- ‚Swaß uns geschehen künne, daß lât dâ kurz ergân: 2034
- ir habt sô vil gesunder, und türrens uns bestân,
- daß si uns sturmmüede lâßent niht genesen:
- wie lange sul wir recken in disen arbeiten wesen?‘
- Die Etzelen recken die hetenß nâch getân, 2035
- daß si si wolden lâßen vür den palas gân.
- daß gehôrte Kriemhilt, eß was ir grimme leit.
- des wart den ellenden vride gâhes widerseit.
- ‚Neinâ, Hiunen recken, des ir dâ habet muot, 2036
- ich râte an rehten triuwen, daß ir des niht entuot,
- daß ir die mortræßen lâßet für den sal;
- sô müeßen iuwer mâge lîden tœtlîchen val.
- ‚Ob ir nu nieman lebte wan diu Uoten kint, 2037
- die mînen edelen bruoder, und kœmens an den wint,
- erkuolent in die ringe, sô sît ir alle vlorn.
- eßn wurden küener degene nie zer werlde geborn.‘
- Dô sprach der junge Gîselher: ‚vil schœniu swester mîn, 2038
- des getrout ich vil übele, daß du mich über Rîn
- ladetes her ze lande in dise grôße nôt:
- wie hân ich an den Hiunen hie verdienet den tôt?
- ‚Ich was dir ie getriuwe, nie tet ich dir leit: 2039
- ûf solhen gedingen her ze hove ich reit,
- daß du mir holt wærest, vil liebiu swester mîn.
- bedenke an uns genâde: eß mac niht anders gesîn.‘
- ‚Ich enmag iu niht genâden: ungenâde ich hân. 2040
- mir hât von Troneje Hagene sô grôßiu leit getân
- dâ heime, und hie ze lande sluog er mir mîn kint:
- des müeßen sêre entgelten, die mit iu her komen sint.
- ‚Welt ab ir mir Hagenen ze gîsel einen geben, 2041
- sone wil ich niht versprechen, ichn welle iuch lâßen leben.
- wan ir sît mîne bruoder und einer muoter kint:
- sô rede ichß zeiner suone mit den helden, die hie sint.‘
- ‚Nune welle Got von himele,‘ sprach dô Gêrnôt. 2042
- ‚ob unser tûsent wæren, wir lægen alle tôt
- der sippe dîner mâge, ê wir den einen man
- gæben hie ze gîsel: eß wirt nimmer getân.‘
- ‚Wir müesen doch ersterben,‘ sprach dô Gîselher. 2043
- ‚uns enscheidet nieman von rîterlîcher wer.
- swer gerne mit uns vehte, wir sîn et aber hie:
- wan ich deheinen mînen vriunt an den triuwen nie verlie.‘
- Dô sprach der küene Dancwart, im zæme niht ze dagene: 2044
- ‚jâ enstêt niht eine noch mîn bruoder Hagene.
- die hie den vride versprechent, eß mac in werden leit;
- des bringe wir iuch inne: daß sî iu wærlîch geseit.‘
- Dô sprach diu küneginne: ‚ir helde vil gemeit, 2045
- nu gêt der stiege nâher und rechet unser leit.
- daß wil ich immer dienen, als ich von rehte sol:
- der Hagenen übermüete der gelône ich im wol.
- ‚Lât einen ûß dem gademe niht komen über al: 2046
- sô heiß ich vieren enden zünden an den sal.
- sô werdent wol errochen elliu mîniu leit.‘
- die Etzelen recken die wurden schiere bereit.
- Die noch hie ûßen stuonden, die tribens in den sal 2047
- mit slegen und mit schüßßen: des wart grôß der schal.
- sich wolden nie gescheiden die vürsten und ir man:
- sine kunden von ir triuwe an ein ander niht gelân.
- Den sal hieß dô zünden daß Etzelen wîp. 2048
- dô qualte man mit viure den helden dâ den lîp.
- daß hûs von einem winde vil balde al erbran:
- ich wæne, volk enheineß grœßer angest ie gewan.
- Genuoge riefen drinne: ‚ouwê dirre nôt! 2049
- wir mehten michel gerner sîn in sturme tôt.
- eß meht Got derbarmen: wie sî wir alle vlorn!
- nu richet ungevuoge an uns diu küneginne ir zorn.‘
- Ir einer sprach dar inne: ‚wir müeßen ligen tôt 2050
- vor rouch und ouch vor viure: deist ein grimmiu nôt!
- mir tuot vor starker hitze der durst sô rehte wê,
- daß wæn mîn leben schiere in disen sorgen zergê.‘
- Dô sprach von Tronje Hagene: ‚ir edelen rîter guot, 2051
- swen twinge dürstennes nôt, der trinke hie daß bluot.
- daß ist an solher hitze beßßer denne wîn;
- eßn mac et niht beßßer an disen zîten gesîn.‘
- Dô gie der recken einer, da er einen tôten vant: 2052
- er kniet im zuo der wunden, den helm er abe gebant.
- dô begunde er trinken daß vließende bluot.
- swie ungewon ers wære, eß dûhte in grœßlîchen guot.
- ‚Nu lôn iu Got, hêr Hagene,‘ sprach der müede man, 2053
- ‚daß ich von iuwer lêre sô wol getrunken hân.
- mir ist noch vil selten geschenket beßßer wîn.
- lebe ich deheine wîle, ich sol iu immer wæge sîn.‘
- Do die andern daß gehôrten, daß eß in dûhte guot, 2054
- dô wart ir michels mêre, die trunken ouch daß bluot.
- dâ von begunde kreften der guoten recken lîp:
- des engalt an lieben vriunden vil manec wætlîcheß wîp.
- Daß viur viel genôte ûf si in den sal; 2055
- dô leiten siß mit schilden von in hin ze tal.
- der rouch und ouch diu hitze in tâten beidiu wê.
- ich wæn, sô grôßer jâmer an helden nimmer ergê.
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚stêt zuo des sales want; 2056
- lât niht die brende vallen ûf iuwer helmbant,
- tret si mit den vüeßen tiefer in daß bluot.
- eß ist ein übel hôhgezît, die uns diu küneginne tuot.‘
- In sus getânem leide in doch der naht zeran. 2057
- noch stuont vor dem hûse der küene spilman
- und Hagene sîn geselle geleint über rant:
- si warten schaden mêre von den ûß Etzelen lant.
- Den gesten half daß sêre, daß der sal gewelbet was: C.
- dâ von ir deste mêre in der nôt genas,
- wan daß si zen venstern von viure liten nôt.
- dô nerten sich die degene, als in ir ellen daß gebôt.
- Dô sprach der videlære: ‚nu gê wir in den sal: 2058
- sô wænent des die Hiunen, daß wir sîn über al
- tôt von dirre quâle, diu an uns ist getân:
- si sehent uns noch begegene in strîte ir eteslîchen gân.‘
- Dô sprach von Burgunden Gîselher daß kint: 2059
- ‚ich wæne, eß tagen welle: sich hebet ein küeler wint.
- nu lâß uns Got von himele noch lieber zît geleben.
- uns hât mîn swester Kriemhilt ein arge hôhgezît gegeben.‘
- Dô sprach aber einer: ‚ich kiuse nu den tac. 2060
- sît daß eß uns nu beßßer wesen niene mac,
- sô wâfent ir iuch, recken, ze strîte, deist uns nôt,
- wir komen doch nimmer hinnen, daß wir mit êren ligen tôt.‘
- Der künec wolde wænen, die geste wæren tôt 2061
- von ir arbeite und von des viurs nôt:
- dô lebte ir noch dar inne sehs hundert küener man,
- daß nie künec deheiner beßßer degene gewan.
- Der ellenden huote hete wol ersehen, 2062
- daß noch die geste lebten, swie vil in was geschehen
- ze schaden und ze leide, den hêrren und ir man.
- man sach si in dem gademe noch vil wol gesunde gân.
- Man sagte Kriemhilde, ir wære vil genesen. 2063
- dô sprach diu küneginne: ‚daß möhte nimmer wesen,
- daß ir deheiner lebte von des viurs nôt:
- ich wil des baß getrouwen, daß si alle ligen tôt.‘
- Noch genæsen gerne die vürsten und ir man, 2064
- ob noch iemen wolde genâde an in begân.
- des enkunden si niht vinden an den von Hiunen lant:
- dô râchen si ir sterben mit vil williger hant.
- Des tages wider morgen grüeßen man in bôt 2065
- mit hertem urliuge: des kômen helde in nôt.
- dô wart zuo in geschoßßen vil manec starker gêr:
- noch vunden si dar inne ze wer die recken alsô hêr.
- Dem Etzeln gesinde erweget was der muot, 2066
- daß si wolden dienen daß Kriemhilde guot;
- dar zuo si wolden leisten, daß in der künec gebôt:
- dâ muose maneger schiere von in kiesen den tôt.
- Von geheiße und ouch von gâbe man möhte wunder sagen. 2067
- si hieß golt daß rôte dar mit schilden tragen:
- si gab eß, swer sîn ruohte und eß wolde enphân.
- jane wart nie grœßer solden mêr ûf vînde getân.
- Ein michel kraft der recken dar zuo gewâfent gie. 2068
- dô sprach der videlære: ‚wir sîn et aber hie:
- ine gesach ûf vehten nie helde gerner komen,
- wan die daß golt des küneges uns ze vâre hânt genomen.‘
- Dô riefen ir genuoge: ‚nâher, helde, baß. 2069
- daß wir dâ suln verenden, nu tuon bizîte daß.
- hie belîbet niemen, wan der doch sterben sol.‘
- dô sach man schier ir schilde stecken gêrschüßße vol.
- Waß sol ich sagen mêre? wol zwelf hundert man 2070
- die versuochten eß vil sêre wider unde dan.
- dô kuolten mit den wunden die geste wol ir muot.
- eßn mohte nieman scheiden: des sach man vließen daß bluot
- Von verchtiefen wunden: der wart dâ vil geslagen. A.2071
- ieslîchen nâch den vriunden hôrte man dô klagen.
- die biderben sturben alle dem rîchen künege hêr:
- des heten holde mâge nâch in grœßlîchiu sêr.
- Âventiure
- wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart.
- Eß heten die ellende wider morgen guot getân. 2072
- wine der Gotlinde kom ze hove gegân,
- dô sach er beidenthalben diu groeßlîchen sêr:
- daß weinte inneclîche der vil getriuwe Rüedegêr.
- ‚Sô wê mich,‘ sprach der recke, ‚daß ich den lîp gewan; 2073
- daß disen grôßen jâmer kan niemen understân.
- swie gerne ichß vriden wolde, der künec entuot es niht,
- wand er der sînen leide ie mêr und mêre gesiht.‘
- Dô sande an Dietrîche der guote Rüedegêr, 2074
- ob siß noch kunden wenden an dem künege hêr?
- do enbôt im der von Berne: ‚wer möht eß understân?
- eß enwil der künec Etzel scheiden nieman enlân.‘
- Dô sach ein Hiunen recke Rüedegêren stân 2075
- mit weinunden ougen, und hetes vil getân.
- der sprach zer küneginne: ‚nu seht ir, wie er stât,
- der doch gewalt den meisten hie bî Etzelen hât
- ‚Und dem eß alleß dienet, liut unde lant. 2076
- wie ist sô vil der bürge an Rüedegêr gewant,
- der er von dem künege vil manege haben mac!
- er sluoc in disem sturme noch nie loblîchen slac.
- ‚Mich dunket, er enruoche, wie eß hier umbe gât, 2077
- sît et er den vollen nâch sînem willen hât.
- man giht im, er sî küener, danne ieman müge sîn:
- daß ist in disen sorgen worden bœslîchen schîn.‘
- Mit trûregem muote der vil getriuwe man, 2078
- den er daß reden hôrte, der helt der blicte in an.
- er gedâht: ‚du solt eß arnen: du gihst, ich sî verzagt:
- du hâst diu dînen mære ze hove ze lûte gesagt.‘
- Die vûst begunder twingen: dô lief er in an 2079
- und sluoc sô krefteclîche den Hiunischen man,
- daß er im vor den vüeßen lac vil schiere tôt.
- dô was aver gemêret des künic Etzelen nôt.
- ‚Hin, du zage mære,‘ sprach dô Rüedegêr, 2080
- ‚ich hân doch genuoge leit unde sêr.
- daß ich hie niht envihte, zwiu wîßest du mir daß?
- jâ wær ich den gesten von grôßen schulden gehaß,
- ‚Und alleß, daß ich mehte, daß hete ich in getân, 2081
- niuwan daß ich die recken her gevüeret hân.
- ich was ir geleite in mînes hêrren lant:
- des ensol mit in niht strîten mîn vil ellendes hant.‘
- Dô sprach zem marcgrâven Etzel der künic hêr: 2082
- ‚wie habt ir uns geholfen, vil edel Rüedegêr!
- wan wir sô vil der veigen hie ze lande hân,
- wir bedurfen ir niht mêre: ir habt vil übele getân.‘
- Dô sprach der rîter edele: ‚ja beswârt er mir den muot A.2083
- und hât mir geitewîßet êre unde guot,
- des ich von dînen handen sô vil hân genomen:
- daß ist dem lügenære ein teil ze unstaten komen.‘
- Dô kom diu küneginne und heteß ouch gesehen, 2084
- daß von des heldes zorne dem Hiune was geschehen.
- si klagte eß ungevuoge: ir ougen wurden naß.
- si sprach zuo Rüedegêre: ‚wie habe wir verdienet daß,
- ‚Daß ir mir und dem künege mêret unser leit? 2085
- nu habt ir, edel Rüedegêr, uns alleß her geseit,
- ir woldet durch uns wâgen die êre und daß leben.
- ich hôrt iu vil der recken den prîs vil grœßlîchen geben.
- ‚Ich mane iuch der genâden, und ir mir hânt gesworn, 2086
- do ir mir zuo Etzeln rietet, rîter ûßerkorn,
- daß ir mir woldet dienen an unser eines tôt.
- des wart mir armen wîbe nie sô grœßlîchen nôt.‘
- ‚Daß ist âne lougen, ich swuor iu, edel wîp, 2087
- daß ich durch iuch wâgte die êre und ouch den lîp;
- daß ich die sêle vliese, desn hân ich niht gesworn.
- zuo dirre hôhgezîte brâht ich die vürsten wol geborn.‘
- Si sprach: ‚gedenke, Rüedegêr, der grôßen triuwe dîn, 2088
- der stæte und ouch der eide, daß du den schaden mîn
- immer woldest rechen und elliu mîniu leit.‘
- dô sprach der marcgrâve: ‚ich hân iu selten iht verseit.‘
- Etzel der rîche vlêgen ouch began: 2089
- dô buten si sich beidiu ze vüeßen vür den man.
- den guoten marcgrâven unmuotes man dô sach:
- der vil getriuwe recke harte jæmerlîchen sprach:
- ‚Ouwê mich Gotes armen, daß ich ditz gelebet hân. 2090
- aller mîner êren der muoß ich abe stân,
- triuwen unde zühte, die Got an mir gebôt.
- ouwê, Got von himele, daß michs niht wendet der tôt!
- ‚Swelheß ich nu lâße und daß ander begân, 2091
- sô hân ich bœslîche und vil übele getân:
- lâß aber ich si beide, mich schendet elliu diet.
- nu ruoche mich bewîsen, der mir ze lebene geriet.‘
- Dô bâten si genôte, der künec und ouch sîn wîp. 2092
- des muosen sider recken vliesen den lîp
- von Rüedegêres hende, dâ ouch der helt erstarp.
- ir mugt daß hie wol hœren, daß er vil jæmerlîchen warp.
- Er weste schaden gewinnen und ungevüegiu leit. 2093
- er hête dem künege vil gerne verseit
- und ouch der küneginne: vil sêre vorhte er daß,
- ob er ir einen slüege, diu werlt trüege im drumbe haß.
- Dô sprach zuo dem künege der vil küene man: 2094
- ‚hêr künec, nu nemt hin widere, swaß ich von iu hân,
- daß lant mit den bürgen: der sol mir niht bestên.
- ich wil ûf mînen vüeßen in daß ellende gên.
- ‚Alles guotes âne sô rûme ich iu diu lant, C.
- mîn wîp und mîne tohter nim ich an mîne hant,
- ê daß ich âne triuwe belîben müese tôt.
- ich hete genomen übele iuwer golt alsô rôt.‘
- Dô sprach der künic Etzel: ‚wer hulfe danne mir? 2095
- daß lant zuo den liuten daß gibich alleß dir,
- daß du mich rechest, Rüedegêr, an den vînden mîn.
- du solt ein künec gewaltic bî neben Etzelen sîn.‘
- Dô sprach aber Rüedegêr: ‚wie sol ichß ane vân? 2096
- heim ze mînem hûse ich si geladen hân,
- trinken unde spîse ich in güetlîchen bôt
- und gab in mîne gâbe: sol ich si dar zuo slahen tôt?
- ‚Die liute wænent lîhte, daß ich sî verzagt: 2097
- deheinen mînen dienest hân ich in versagt;
- solde ich nu mit in strîten, daß wære missetân.
- sô rouwe mich diu vriuntschaft, die ich mit in geworben hân.
- ‚Gîselher dem degene gab ich die tohter mîn: 2098
- sine kunde in dirre werlde niht baß verwendet sîn
- ûf zuht und ouch ûf êre, ûf triuwe und ûf guot.
- ine gesach nie künic jungen sô rehte tugentlîch gemuot.‘
- Dô sprach aber Kriemhilt: ‚vil edel Rüedegêr: 2099
- ‚nu lâ dich erbarmen unser beider sêr,
- mîn und ouch des küneges; gedenke wol dar an,
- daß nie wirt deheiner sô leide geste mêr gewan.‘
- Dô sprach der marcgrâve wider daß edel wîp: 2100
- ‚eß muoß hiute gelten der Rüedegêres lîp,
- swaß ir und ouch mîn hêrre mir liebes habt getân:
- dar umbe muoß ich sterben; daß enmac niht langer gestân.
- ‚Ich weiß wol, daß noch hiute mîn bürge und mîniu lant 2101
- iu müeßen ledec werden von ir eteslîches hant.
- ich bevilhe iu ûf genâde mîn wîp und mîn kint
- und die vil ellenden, die ze Bechelâren sint.‘
- ‚Nu lôn dir Got, Rüedegêr,‘ sprach der künic dô. 2102
- er und diu küneginne si wurden beidiu vrô.
- ‚uns suln dîne liute vil wol bevolhen wesen:
- ouch trouwe ich mînem heile, daß du maht selbe wol genesen.‘
- Dô ließ er an die wâge sêle unde lîp. 2103
- dô begunde weinen daß Etzelen wîp.
- er sprach: ‚ich muoß iu leisten, als ich gelobt hân.
- ouwê der mînen vriunde, die ich vil ungerne bestân.‘
- Man sach in von dem künege vil trûreclîchen gân. 2104
- dô vant er sîne recken vil nâhen bî im stân:
- er sprach: ‚ir sult iuch wâfenen, alle mîne man:
- die küenen Burgunden muoß ich leider bestân.‘
- Si hießen balde springen, dâ man ir wâfen vant. 2105
- eß der helm wære od des schildes rant,
- von ir ingesinde wart eß in dar getragen.
- sît hôrten leidiu mære die stolzen ellende sagen.
- Gewâfent wart dô Rüedegêr mit fünf hundert man, 2106
- dar über zwelf recken sach man mit im gân.
- die wolden prîs erwerben in des sturmes nôt:
- si enwessen niht der mære, daß in sô nâhent der tôt.
- Dô sach man Rüedegêre under helme gân. 2107
- eß truogen swert diu scharphen des marcgrâven man,
- dar zuo vor ir handen die liehte schilde breit.
- daß sach der videlære: eß was im grœßlîchen leit.
- Dô sach der junge Gîselher sînen sweher gên 2108
- mit ûf gebundem helme. wie moht er dô verstên,
- waß er dâ mite meinte niuwan alleß guot?
- des wart der künic edele sô rehte vrœlîch gemuot.
- ‚Nu wol mich solher vriunde!‘ sprach Gîselher der degen, 2109
- ‚die wir hân gewunnen nu ûf disen wegen.
- wir suln mînes wîbes vil wol genießen hie:
- mir ist liep ûf mîne triuwe, daß ie der hîrât ergie.‘
- ‚Ine weiß, wes ir iuch trœstet,‘ sprach der spilman. 2110
- ‚wâ sâht ir ie durch suone sô manegen helt gân
- mit ûf gebunden helmen, die trüegen swert enhant?
- an uns wil dienen Rüedegêr sîne bürge und sîniu lant.‘
- Bedaß der videlære die rede vol sprach, 2111
- Rüdegêr den edelen man vor dem hûse sach.
- sînen schilt den guoten satzt er vür den vuoß:
- dô muos er sînen vriunden versagen dienst unde gruoß.
- Der edel marcgrâve rief dô in den sal: 2112
- ‚ir küene Nibelunge, nu wert iuch über al.
- ir soldet mîn genießen, ir enkeltet mîn.
- ê dô wâr wir vriunde, der triuwe wil ich ledec sîn.‘
- Do erschrahten dirre mære die nôthaften man: 2113
- in was der trôst enphallen, den si dâ wânden hân,
- dô mit in wolde strîten, dem si dâ wâren holt.
- si heten doch von vînden vil michel arbeit gedolt.
- ‚Nune welle Got von himele,‘ sprach Gunther der degen, 2114
- ‚daß ir iuch genâden sült an uns bewegen
- und der vil grôßen triuwe, der wir doch heten muot:
- ich wil iu des getrouwen, daß ir eß nimmer getuot.‘
- ‚Jane mac ichs niht gelâßen,‘ sprach der küene man: 2115
- ‚ich muoß mit iu strîten, wan ichß gelobt hân.
- nu wert iuch, küene degene, sô liep iu sî der lîp.
- mich enwoldes niht erlâßen des künic Etzelen wîp.‘
- ‚Ir widersagt uns nu ze spâte,‘ sprach der künic hêr. 2116
- ‚nu müeß iu Got vergelten, vil edel Rüedegêr,
- triuwe unde minne, die ir uns habt getân,
- ob ir eß an dem ende woldet güetlîcher lân.
- ‚Wir soltenß immer dienen, daß ir uns habt gegeben, 2117
- ich und mîne mâge, ob ir uns ließet leben,
- der hêrlîchen gâbe, dô ir uns brâhtet her
- in Etzeln lant mit triuwen; des gedenket, edel Rüedegêr.‘
- ‚Wie wol ich iu des gunde,‘ sprach Rüedegêr der degen, 2118
- ‚daß ich iu mîne gâbe mit vollen solde wegen
- alsô willeclîche, als ich des hete wân.
- sone wurde mir dar umbe nimmer schelten getân.‘
- ‚Erwindet, edel Rüedegêr,‘ sprach dô Gêrnôt, 2119
- ‚wan eß wirt deheiner gesten nie erbôt
- sô rehte minneclîchen, als ir uns habt getân.
- des sult ir wol genießen, ob wir bî lebene bestân.‘
- ‚Daß wolde Got,‘ sprach Rüedegêr, ‚vil edel Gêrnôt, 2120
- daß ir ze Rîne wæret und ich wære tôt
- mit etlîchen êren, sît ich iuch sol bestân!
- eß wart an ellenden von vriunden noch nie wirs getân.‘
- ‚Nu lône iu Got, hêr Rüedegêr,‘ sprach dô Gêrnôt, 2121
- ‚der vil rîchen gâbe. mich riuwet iuwer tôt,
- sol an iu verderben sô tugentlîcher muot.
- hie trag ich iuwer wâfen, daß ir mir gâbet, helt guot.
- ‚Daß ist mir nie geswichen in aller dirre nôt: 2122
- under sînen ecken lît manec rîter tôt.
- eß ist lûter unde stæte, hêrlîch unde guot.
- ich wæne, sô rîcher gâbe ein recke nimmer mê getuot.
- ‚Und welt ir niht erwinden, irn welt uns bestân, 2123
- slaht ir mir iht der vriunde, die ich hinne hân,
- mit iuwer selbes swerte nim ich iu den lîp!
- sô riuwet ir mich, Rüedegêr, und iuwer hêrlîcheß wîp.‘
- ‚Daß wolde Got, hêr Gêrnôt, und meht eß ergân, 2124
- daß aller iuwer wille wære hie getân
- und daß genesen wære iuwer vriunde lîp!
- jâ sold iu wol getrûwen beidiu mîn tohter und mîn wîp.‘
- Dô sprach von Burgunden der schœnen Uoten kint: 2125
- ‚wie tuot ir sô, hêr Rüedegêr? die mit mir komen sint,
- si sint iu alle wæge: ir grîfet übel zuo:
- die iuwer schœne tohter welt ir verwitwen ze vruo.
- ‚Swenne ir und iuwer recken mit strîte mich bestât, 2126
- wie reht unvriuntlîche ir daß schînen lât,
- daß ich iu wol getrûwe vür alle ander man,
- dâ von ich ze wîbe iuwer tohter mir gewan.‘
- ‚Gedenket iuwer triuwen, vil edel künic hêr, 2127
- gesende iuch Got von hinne,‘ sô sprach Rüedegêr,
- ‚lât die juncvrouwen niht enkelten mîn:
- durch iuwer selbes tugende sô ruochet ir genædec sîn.‘
- ‚Daß tæt ich billîche,‘ sprach Gîselher daß kint: 2128
- ‚die hôhen mîne mâge, die noch hier inne sint,
- suln die von iu sterben, sô muoß gescheiden sîn
- diu vil stæte vriuntschaft zuo dir und der tohter dîn.‘
- ‚Nu müeß uns Got genâden,‘ sprach der küene man. 2129
- dô huoben si die schilde, alsô si wolden dan
- strîten zuo den gesten in Kriemhilde sal.
- dô rief vil lûte Hagene von der stiege hin ze tal:
- ‚Belîbet eine wîle, vil edel Rüedegêr.‘ 2130
- alsô sprach dô Hagene: ‚wir wolden reden mêr,
- ich und mîne hêrren, als uns des twinget nôt.
- waß mac gehelfen Etzeln unser ellender tôt?
- ‚Ich stên in grôßen sorgen,‘ sprach aber Hagene, 2131
- ‚den schilt, den mir vrou Gotelint gap zuo tragene,
- den habent mir die Hiunen zerhouwen von der hant.
- ich vuort in vriuntlîche in daß Etzelen lant.
- ‚Daß des Got von himele ruochen wolde, 2132
- daß ich schilt sô guoten noch tragen solde,
- sô den du hâst vor hende, vil edel Rüedegêr!
- so bedorfte ich in dem sturme deheiner halsperge mêr.‘
- ‚Vil gerne wær ich dir guot mit mînem schilde, 2133
- getörst ich dirn gebieten vor Kriemhilde.
- doch nim du in hin, Hagene, und trag in an der hant.
- hei, soldest du in vüeren in der Burgunden lant!‘
- Do er im sô willeclîchen den schilt ze gebene bôt, 2134
- dô wart genuoger ougen von heißen trehen rôt.
- eß was diu leste gâbe, die sider immer mêr
- bôt deheinem degene von Bechlâren Rüedegêr.
- Swie grimme Hagne wære und wie herte gemuot, 2135
- ja erbarmet in diu gâbe, die der helt guot
- bî sînen lesten zîten sô nâhen het getân.
- vil manec rîter edele mit im trûren began.
- ‚Nu lôn iu Got von himele, vil edel Rüedegêr. 2136
- eß wirt iur gelîche deheiner nimmer mêr,
- der ellenden recken sô hêrlîchen gebe.
- sô sol daß Got gebieten, daß iuwer tugende immer lebe.‘
- ‚Sô wê mich dirre mære,‘ sô sprach ab Hagene. 2137
- ‚wir heten ander swære sô vil ze tragene:
- suln wir mit vriunden strîten, daß sî Got gekleit.‘
- dô sprach der marcgrâve: daß ist mir inneclîche leit.‘
- ‚Nu lôn ich iu der gâbe, vil edel Rüedegêr. 2138
- swie halt gein iu gebâren dise recken hêr,
- daß nimmer iuch gerüeret mit strîte hie mîn hant,
- ob ir si alle slüeget die von Burgunden lant.‘
- Des neig im mit zühten der guote Rüedegêr. 2139
- si weinten allenthalben: daß disiu herzen sêr
- niemen scheiden kunde, daß was ein michel nôt.
- vater aller tugende lac an Rüedegêre tôt.
- Dô sprach von dem hûse Volkêr der spileman: 2140
- ‚sît mîn geselle Hagene den vride hât getân,
- den sult ir alsô stæte hân von mîner hant.
- daß habt ir wol verdienet, dô wir kômen in daß lant.
- ‚Vil edel marcgrâve, ir sult mîn bote sîn. 2141
- dise rôte bouge gab mir diu marcgrâvîn,
- daß ich si tragen solde hie zer hôhgezît:
- die mugt ihr selbe schouwen, daß ir des mîn geziuge sît.‘
- ‚Daß wolde Got von himele,‘ sprach dô Rüedegêr, 2142
- ‚daß iu diu marcgrâvinne noch solde geben mêr.
- diu mære sage ich gerne der triutinne mîn,
- gesihe ich si gesunder: des sult ir âne zwîvel sîn.‘
- Als er im daß gelobete, den schilt huop Rüedegêr: 2143
- des muotes er ertobete: do enbeit er dâ niht mêr.
- dô lief er zuo den gesten, einem degen gelîch,
- manegen slac vil swinden sluoc der marcgrâve rîch.
- Die zwêne stuonden hôher, Volkêr und Hagene, 2144
- wan eß im ê gelobten die zwêne degene.
- noch vant er als küenen bî den türen stân,
- daß Rüedegêr des strîtes mit grôßen sorgen began.
- Durch mortræßen willen sô ließen in dar in 2145
- Gunther und Gêrnôt: si heten helde sin.
- dô stuont hôher Gîselher: zwâre eß was im leit.
- er versach sich noch des lebenes: dâ von er Rüedegêre meit.
- Dô sprungen zuo den vînden des marcgrâven man. 2146
- man sach si nâch ir hêrren vil degenlîche gân.
- diu snîdunde wâfen si truogen an der hant:
- des brast dâ vil der helme und manec hêrlîcher rant.
- Dô sluogen die vil müeden vil manegen swinden slac 2147
- den von Bechelâren, der eben und tiefe wac,
- durch die vesten ringe vast unz ûf daß verch.
- si tâten in dem sturme diu vil hêrlîchen werch.
- Daß edel ingesinde was nu komen in. 2148
- Volkêr und Hagene die sprungen balde hin.
- sine gâben vride niemen wan dem einen man.
- von ir beider hende daß bluot durch helme nider ran.
- Wie rehte gremlîche vil swerte drinne erklanc! 2149
- vil der schiltspange ûß von slegen spranc:
- des reis ir schiltsteine nider in daß bluot:
- si vâhten alsô grimme, daß manß nimmer mê getuot.
- Der vogt von Bechelâren gie wider unde dan, 2150
- alsô der mit ellen in sturme werben kan.
- dem tet des tages Rüedegêr harte wol gelîch,
- daß er ein recke wære vil küene unde lobelîch.
- Hie stuonden dise recken, Gunther und Gêrnôt, A.2151
- si sluogen in dem strîte vil manegen helt tôt.
- Gîselher und Dancwart die zwêne eß ringe wac:
- des vrumten si vil manegen hinz ûf den jungisten tac.
- Vil wol zeigte Rüedegêr, daß er was starc genuoc, 2152
- küene und wol gewâfent: hei, waß er helde sluoc!
- daß sach ein Burgunde: dô twang in zornes nôt.
- dâ von begunde nâhen des guoten Rüedegêres tôt.
- Gêrnôt der starke den helt ruofte er an. 2153
- er sprach zem marcgrâven: ‚ir welt mir mîner man
- niht genesen lâßen, vil edel Rüedegêr.
- daß müet mich âne mâße: ichn kans niht an gesehen mêr.
- ‚Nu mag iu iuwer gâbe wol ze schaden komen, 2154
- sît ir mîner vriunde mir habt sô vil genomen.
- nu wendet iuch her umbe, vil edel küene man:
- iur gâbe wirt verdienet, sô ichß aller hoehste kan.‘
- Ê daß der marcgrâve zuo im vol kœme dar, 2155
- des muosen liehte ringe werden missevar.
- dô sprungen zuo ein ander die êre gernde man.
- ir ietweder schermen vür starke wunden began.
- Ir swert sô scharph wâren, eß enkunde in niht gewegen. 2156
- dô sluoc Gêrnôten Rüedegêr der degen
- durch helmen vlinsherten, daß nider vlôß daß bluot:
- daß vergalt im schiere der rîter küene unde guot.
- Die Rüedegêres gâbe an hende er hôhe erwac: 2157
- swie wunt er wær zem tôde, er sluog im einen slac
- durch den schilt vil guoten unz ûf diu helmgespan:
- dâ von muose ersterben dô der Gotlinden man.
- Jane wart nie wirs gelônet sô rîcher gâbe mêr. 2158
- dô vielen beide erslagene, Gêrnôt und Rüedegêr,
- gelîch in dem sturme von ir beider hant.
- alrêst erzurnde Hagene, dô er den grôßen schaden bevant.
- Dô sprach der helt von Troneje: ‚eß ist uns übel komen. 2159
- wir haben an in beiden sô grôßen schaden genomen,
- den wir nimmer überwinden, ir liut und ouch ir lant.
- die Rüedegêres helde sint unser ellenden phant.‘
- Dane wolde ir deheiner dem andern niht vertragen: C.
- vil maneger âne wunden dar nider wart geslagen,
- der wol genesen wære: ob im wart solch gedranc,
- swie gesunt er anders wære, dêr in dem bluote doch ertranc.
- ‚Ouwê mich mînes bruoder, der tôt ist hie gevrumt. 2160
- waß mir der leiden mære ze allen zîten kumt!
- ouch muoß mich immer riuwen mîn sweher Rüedegêr:
- der schade ist beidenthalben und diu grœßlîchen sêr.‘
- Dô der junge Gîselher sach sînen bruoder tôt, 2161
- die dô dar inne wâren, die muosen lîden nôt.
- der tôt der suohte sêre, dâ sîn gesinde was.
- der von Bechelâren dô langer einer niht genas.
- Gunther unde Gîselher und ouch Hagene, A.2162
- Dancwart unde Volkêr, die guoten degene,
- die giengen, dâ si vunden ligen die zwêne man:
- dô wart dâ von den helden mit jâmer weinen begân.
- ‚Der tôt uns sêre roubet,‘ sprach Gîselher daß kint. 2163
- ‚nu lâßet iuwer weinen, und gê wir an den wint,
- daß uns die ringe erkuolent, uns strîtmüeden man.
- jâ wæn Got uns langer hie ze lebene niht engan.‘
- Den sitzen, den sich leinen sach man dâ manegen degen. 2164
- si wâren aber müeßec. dâ wâren tôt gelegen
- die Rüedegêres helde: vergangen was der dôß.
- sô lange wert diu stille, daß sîn Etzeln erdrôß.
- ‚Ouwê mir dirre swære,‘ sprach des küneges wîp, 2165
- ‚si sprechent al ze lange. unser vînde lîp
- mac nu wol vrî belîben vor Rüedegêres hant:
- er wil si wider bringen in der Burgunde lant.
- ‚Waß hilfet, künic Etzel, daß wir geteilet hân 2166
- mit im, swaß er wolde? der helt hât missetân.
- der uns dâ solde rechen, der wil der suone phlegen.
- des antwurte ir dô Volkêr, der vil zierlîche degen:
- ‚Der rede enist sô niht leider, vil edel küneges wîp. 2167
- getörste ich heißen liegen alsus edelen lîp,
- sô het ir tievellîchen an Rüedegêr gelogen.
- er und die sîne degene sint an der suone gar betrogen.
- ‚Er tet sô willeclîche, daß im der künec gebôt, 2168
- daß er und sîn gesinde ist hie gelegen tôt.
- nu seht al umbe, Kriemhilt, wem ir gebieten welt:
- iu hât unz an den ende gedienet Rüedegêr der helt.
- ‚Welt ir es niht gelouben, man solß iuch sehen lân.‘ 2169
- durch ir herzen sêre sô wart duo daß getân:
- man truoc den helt verhouwen, dâ in der künic sach.
- den Etzelen degenen sô rehte leide nie geschach.
- Dô si den marcgrâven tôten sâhen tragen, 2170
- eß enkunde ein schrîber gebrieven noch gesagen
- die manegen ungebærde von wîbe und ouch von man,
- diu sich von herzen jâmer aldâ zeigen began.
- Der Etzelen jâmer der wart alsô grôß, 2171
- als eines leuwen stimme der rîche künec erdôß
- mit herzeleidem wuofe: alsam tet ouch sîn wîp.
- si klagten ungevuoge des guoten Rüedegêres lîp.
- Âventiure
- wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden.
- Dô hôrt man allenthalben jâmer alsô grôß, 2172
- daß palas unde türne von dem wuof erdôß.
- dô hôrte eß ouch von Berne ein Dietrîches man:
- durch disiu starken mære wie balde er gâhen began!
- Dô sprach er zuo dem vürsten: ‚hœrt, mîn hêr Dietrîch. 2173
- swaß ich noch her gelebet hân, sô rehte unmügelîch
- gehôrte ich klage nie mêre, als ich nu hân vernomen.
- ich wæne, der künic selbe ist zuo der hôhgezîte komen.
- ‚Wie mehtens anders alle haben solhe nôt? 2174
- der künic oder Kriemhilt, ir eineß daß ist tôt
- von den küenen gesten durch ir nît gelegen.
- eß weinet ungevuoge vil manec ûßerwelter degen.‘
- Dô sprach der vogt von Berne: ‚mîne vil liebe man, 2175
- nu gâhet niht sô sêre. swaß hie hânt getân
- die ellenden recken, des gât in michel nôt:
- und lât si des genießen, daß ich in mînen vride enbôt.‘
- Dô sprach der küene Wolfhart: ‚ich wil dar gân 2176
- und wil der mære vrâgen, waß si haben getân,
- und wilß iu sagen denne, vil lieber hêrre mîn,
- als ich eß dort ervinde, waß diu rede müge sîn.‘
- Dô sprach der hêrre Dieterîch: ‚swa man zornes sich versiht, 2177
- ob ungevüegiu vrâge danne dâ geschiht,
- daß betrüebet recken lîhte ir muot.
- ich enwil niht, Wolfhart, daß ir die vrâge getuot.‘
- Dô bat er Helfrîche balde dar gân, 2178
- und hieß daß ervinden an Etzelen man
- oder an den gesten, waß wære dâ geschehen.
- done het er nie von liuten sô grôßen jâmer gesehen.
- Der bote begunde vrâgen; ‚waß ist hie getân?‘ 2179
- dô sprach dar under einer: ‚dâ ist vil gar zergân,
- swaß wir vreuden hêten in der Hiunen lant:
- hie ligt erslagen Rüedegêr von der Burgunden hant.
- ‚Die mit im dar in kômen, derst einer niht genesen.‘ 2180
- do enkunde Helfrîche nimmer leider wesen.
- jâ sagte er sîniu mære sô rehte ungerne nie.
- der bote dô hin widere vil sêre weinende gie.
- ‚Waß habt ir uns ervunden?‘ sprach dô Dietrîch: 2181
- ‚wie weinet ir sô sêre, degen Helferîch?‘
- dô sprach der edel recke: ‚ich mac wol balde klagen:
- den guoten Rüedegêre hânt die Burgunde erslagen.‘
- Dô sprach der helt von Berne: ‚desn sol niht wellen Got. 2182
- daß wær ein starkiu râche und ouch des tievels spot.
- wâ mit hete Rüedegêr an in daß versolt?
- jâ ist mir daß wol künde, er ist den ellenden holt.‘
- Des antwurte Wolfhart: ‚und heten siß getân, 2183
- sô solt eß in allen an daß leben gân.
- ob wir inß vertrüegen, des wær wir geschant.
- jâ hât uns vil gedienet des guoten Rüedegêres hant.‘
- Der vogt der Amelunge hieß eß ervarn baß. 2184
- vil harte senelîche er in ein venster saß:
- dô bat er Hilprande zuo den gesten gân,
- daß er an in ervüere, waß dâ wære getân.
- Der sturmküene recke, meister Hilprant, 2185
- weder schilt noch wâfen truoger an der hant:
- er wolde in sînen zühten zuo den gesten gân;
- von sîner swester kinde wart im ein strâfen getân.
- Dô sprach der grimme Wolfhart: ‚welt ir dar blôßer gân, 2186
- sô mag eß ân ein schelten nimmer wol gestân:
- sô müeßt ir lesterlîche tuon die widervart;
- komt ir dar gewâfent, daß eteslîcher wol bewart.‘
- Dô garte sich der wîse durch des tumben rât. 2187
- ê eß ervunde Hildebrant, dô wâren in ir wât
- alle Dietrîches recken und truogen swert enhant.
- dem helde was eß leide: vil gerne het erß erwant.
- Er vrâgte, war si wolden. ‚wir wellen mit iu dar. 2188
- waß, ob von Tronje Hagene deste wirs getar
- gein iu mit spotte sprechen, des er wol kan gephlegen?‘
- dô er die rede gehôrte, dô gestuont ins der degen.
- Dô sach der küene Volkêr wol gewâfent gân 2189
- die recken von Berne, die Dietrîches man,
- begürtet mit den swerten; si truogen schilt enhant:
- er sagteß sînen hêrren ûßer Burgunde lant.
- Dô sprach der videlære: ‚ich sihe dort here gân 2190
- sô rehte vîentlîche die Dietrîches man,
- gewâfent under helme: si wellent uns bestân.
- ich wæne, eß an daß übele uns ellenden welle gân.‘
- In den selben zîten kom ouch Hildebrant. 2191
- dô satzter vür die vüeße sînes schiltes rant.
- er begunde vrâgen die Guntheres man:
- ‚ouwê, ir guote helde, waß hete iu Rüedegêr getân?
- ‚Mich hât mîn hêrre Dieterîch her zuo iu gesant: 2192
- ob erslagen hête iuwer deheines hant
- den edelen marcgrâven, als uns daß ist geseit?
- wir enkunden überwinden niht diu grœßlîchen leit.‘
- Dô sprach von Troneje Hagene: ‚daß mær ist ungelogen, 2193
- wie wol ich iu des gunde, het iuch der bote betrogen,
- durch Rüedegêres liebe, daß lebte noch sîn lip,
- den immer mugen weinen beidiu man unde wîp.‘
- Dô si daß rehte erhôrten, daß er wære tôt, 2194
- dô klagten in die recken: ir triuwe in daß gebôt.
- den Dietrîches mannen sach man trehne gân
- über bart und über kinne: in was vil leide getân.
- Der herzoge ûßer Berne Sigestap dô sprach: 2195
- ‚nu hât gar ein ende genomen der gemach,
- den uns hie vuogte Rüedegêr nâch unsern leiden tagen:
- vreude ellender diete lît von iu helden hie erslagen.‘
- Dô sprach von Amelunge der degen Wolfwîn: 2196
- ‚und ob ich hiute sæhe tôt den vater mîn,
- mir enwurde nimmer leider denn umbe sînen lîp.
- ouwê, wer sol nu trœsten des guoten marcgrâven wîp?‘
- Dô sprach in zornes muote der degen Wolfhart: 2197
- ‚wer wîset nu die recken sô manege hervart,
- alsô der marcgrâve vil dicke hât getân?
- ouwê, vil edel Rüedegêr, daß wir dich sus verloren hân!‘
- Wolfbrant und Helferîch und ouch Helmnôt 2198
- mit allen ir vriunden weinden sînen tôt.
- vor siuften mohte vrâgen niht mêre Hildebrant:
- er sprach: ‚nu tuot, ir degene, dar nâch mîn hêrre hât gesant.
- ‚Gebt uns Rüedegêren sô tôten ûß dem sal, 2199
- an dem gar mit jâmer lît unser vreuden val,
- und lât uns an im dienen, daß er ie hât getan
- an uns vil grôßer triuwe und an manegem vremden man.
- ‚Wir sîn ouch ellende als Rüedegêr der degen. 2200
- wes lâßet ir uns bîten? lât in uns after wegen
- tragen, daß wir nâch tôde lônen noch dem man;
- wir hetenß vil billîche bî sînem lebene getân.‘
- Dô sprach der künic Gunther: ‚nie dienest wart sô guot, 2201
- sô den ein vriunt vriunde nâch dem tôde tuot.
- daß heiße ich stæte triuwe, swer die kan begân.
- ir lônet im von schulden: er hât iu liebe getân.‘
- ‚Wie lange sul wir vlêgen?‘ sprach Wolfhart der degen. 2202
- ‚sît unser trôst der beste von iu ist tôt gelegen,
- und wir sîn leider mêre megen niht gehaben,
- lât uns in tragen hinnen, dâ wir den recken begraben.‘
- Des antwurte im Volkêr: ‚niemen iu in gît. 2203
- nu nemt in in dem hûse, dâ der degen lît
- mit starken verchwunden gevallen in daß bluot:
- so ist eß ein voller dienest, den ir hie Rüedegêre tuot.‘
- Dô sprach der küene Wolfhart: ‚Got weiß wol, hêr spilman, 2204
- irn durft uns nicht reißen: ir habt uns übele getân.
- törst ich vor mînem hêrren, sô kœmet irs in nôt.
- des müeße wirß lâßen, wan er uns strîten hie verbôt.‘
- Dô sprach der videlære: ‚der vorht ist al ze vil, 2205
- swaß man im verbiutet, derß alleß lâßen wil:
- daß kan ich niht geheißen rehten heldes muot.‘
- diu rede dûhte Hagenen von sînem hergesellen guot.
- ‚Welt ir den spot niht lâßen,‘ sprach aber Wolfhart, 2206
- ‚ich entrihte iu lîht die seiten, swenne ir die widervart
- rîtet gegen Rîne, daß irß wol muget gesagen.
- iuwer übermüeten mag ich mit êren niht vertragen.‘
- Dô sprach der videlære; ‚swenn ir die seiten mîn 2207
- verirret guoter dœne, der iuwer helmschîn
- muoß vil trüebe werden von der mînen hant,
- swie halt ich gerîte in der Burgunde lant.‘
- Dô wolt er zuo im springen, wan daß in niht enlie 2208
- Hildebrant sîn œheim in vaste zim gevie.
- ‚ich wæn, du woldest wüeten durch dînen tumben zorn;
- mînes hêrren hulde wir heten immer mêr verlorn.‘
- ‚Lât ab den leuwen, meister, er ist sô grimme gemuot; 2209
- kumt abe er mir ze handen,‘ sprach Volkêr der degen guot,
- ‚het er die werlt alle mit sîner hant erslagen,
- ich slahe in, daß erß widerspel nimmer mêre darf gesagen.‘
- Des wart vil sêre erzürnet der Bernære muot, 2210
- den schilt gezucte Wolfhart, ein sneller helt guot:
- alsam ein leuwe wilde lief er vor in dan.
- im wart ein gæheß volgen von sînen vriunden getân.
- Swie wîter sprünge er phlæge vür des sales want, 2211
- doch ergâhte in vor der stiege der alte Hildebrant:
- er wolde in vor im lâßen niht komen in den strît.
- si vunden, daß si suohten, an den ellenden sît.
- Dô spranc zuo Hagene meister Hilprant: 2212
- diu swert man hôrt erklingen an ir beider hant.
- si wâren sêre erzürnet, vil wol erkôs manß sint:
- von ir zweier wâfen gie der viurrôte wint.
- Die wurden dô gescheiden in des strîtes nôt: 2213
- daß tâten die von Berne, als in ir kraft gebôt.
- zehant dô meister Hildebrant want von Hagene dan,
- dô lief der starke Wolfhart den küenen Volkêren an.
- Er sluoc den videlære ûf den helmehuot, 2214
- daß des swertes ecke unz ûf die spange wuot.
- daß vergalt mit ellen der küene spilman:
- dô sluog er Wolfharten, daß er stieben began.
- Des viurs ûß den ringen hiuwen si genuoc: 2215
- haß ir ieslîcher dem anderen truoc.
- die schiet dô von Berne der degen Wolfwîn.
- ob eß ein helt niht wære, daß kunde nimmer gesîn.
- Gunther der vil küene mit williger hant 2216
- enphie die helde mære von Amelunge lant.
- Gîselher der hêrre diu liehten helmvaß
- der vrumte er dâ vil manegeß von bluote rôt unde naß.
- Dancwart, Hagenen bruoder, was ein grimmec man: A.2217
- swaß er dâ vor hête in strîte getân
- den Etzelen recken, daß was gar ein wint:
- alrêst vaht tobelîche des küenen Aldrîânes kint.
- Ritschart unde Gêrbart, Helfrîch und Wîchart 2218
- die heten in manegen stürmen selten sich gespart:
- des brâhten si wol inne die Guntheres man.
- dô sach man Wolfprande in sturme hêrlîchen gân.
- Dô vaht, alsam er wuote, der alte Hildebrant. 2219
- vil der guoten recken vor Wolfhartes hant
- mit tôde muose vallen von swerten in daß bluot:
- sus râchen Rüedegêren die recken küene unde guot.
- Dô vaht der hêrre Sigestap, als im sîn ellen riet. 2220
- hei, waß er in dem sturme der herten helme schriet
- den sînen vîenden, Dietrîches swester sun.
- er kunde in dem sturme nimmer beßßers niht getuon.
- Volkêr der starke, dô er daß ersach, 2221
- daß Sigestap der küene den bluotegen bach
- hiu ûß herten ringen, daß was dem helde zorn:
- er spranc im hin engegene. dô hete Sigstap verlorn
- Von dem videlære vil schiere daß leben: 2222
- er begunde im sîner künste al solhen teil dâ geben,
- daß er von sînem swerte muose ligen tôt.
- daß rach der alte Hildebrant, als im sîn ellen daß gebôt.
- ‚Ouwê liebes hêrren,‘ sprach meister Hildebrant, 2223
- ‚der hie lît erstorben vor Volkêres hant.
- nune sol der videlære lenger niht genesen.‘
- Hildebrant der küene wie kunder grimmer sîn gewesen.
- Dô sluog er Volkêren, daß im diu helmbant 2224
- stuben allenthalben zuo des sales want
- von helm und ouch von schilte dem küenen spilman;
- dâ von der starke Volkêr dô den ende dâ gewan.
- Dô drungen zuo dem strîte die Dietrîches man. 2225
- si sluogen, daß die ringe vil verre dræten dan
- und daß man ort der swerte vil hôhe vliegen sach.
- si holten ûß den helmen den heiße vließenden bach.
- Dô sach von Troneje Hagene Volkêren tôt: 2226
- daß was zer hôhgezîte sîn aller meistiu nôt,
- die er dâ hete gewunnen an mâge und ouch an man.
- ouwê, wie harte Hagene den helt dô rechen began!
- ‚Nu ensol sîn niht genießen der alte Hildebrant: 2227
- mîn helfe lît erslagene von des heldes hant,
- der beste hergeselle, den ich ie gewan.‘
- den schilt den ructer hôher: dô gie er houwende dan.
- Helfrîch der starke Dancwarten sluoc. A.2228
- Gunther unde Gîselher den was eß leit genuoc,
- dô si in sâhen vallen in der starken nôt.
- er het mit sînen handen wol vergolten sînen tôt.
- Swie vil von manegen landen gesamnet wære dar, C.
- vil vürsten krefteclîche gegen ir kleinen schar,
- wæren die kristen liute wider si niht gewesen,
- si wæren mit ir ellen vor allen heiden wol genesen.
- Die wîle gie ouch Wolfhart beidiu wider unde dan, 2229
- alleß houwende die Guntheres man.
- er was die driten kêre nu komen durch daß wal:
- dâ viel von sînen handen vil manec recke ze tal.
- Dô rief der starke Gîselher Wolfharten an: 2230
- ‚ouwê, daß ich sô grimmen vîent ie gewan!
- edel rîter küene, nu wendet gegen mîn.
- ich wil eß helfen enden, eß enmac niht lenger gesîn.‘
- Ze Gîselhere kêrte Wolfhart in den strît. 2231
- dô sluoc ir ietwedere vil manege wunden wît.
- sô rehte krefteclîche er zuo dem künege dranc,
- daß imß bluot undern vüeßen al überß houbet gespranc.
- Mit swinden slegen grimme der schœnen Uoten kint 2232
- enphie Wolfharten den küenen recken sint.
- swie stark der degen wære, er kunde niht genesen.
- eßn dorfte künec sô junger nimmer küener sîn gewesen.
- Dô sluoger Wolfharten durch eine brünne guot, 2233
- daß im von der wunde nider schôß daß bluot:
- er wunte zuo dem tôde den Dietrîches man.
- eßn hete âne einen recken zwâre niemen getân.
- Alsô der küene Wolfhart der wunden enphant, 2234
- den schilt ließ er vallen: hôher an der hant
- huob er ein starkeß wâfen, daß was scharf genuoc:
- durch helm und durch ringe der helt dô Gîselheren sluoc.
- Si heten bêde ein ander den grimmen tôt getân. 2235
- do enlebte ouch nu niht mêre der Dietrîches man.
- Hildebrant der alte Wolfharten vallen sach:
- im wæn vor sînem tôde sô rehte leide nie geschach.
- Dô wâren gar erstorben die Guntheres man 2236
- und ouch die Dietrîches. Hilprant was gegân,
- dâ Wolfhart was gevallen nider in daß bluot.
- er umbeslôß mit armen den recken küene unde guot.
- Er wolde in ûß dem hûse mit im tragen dan; 2237
- er was ein teil ze swære: er muose in ligen lân.
- dâ blicte ûß dem bluote der rêwunde man:
- er sach wol, daß im gerne sîn neve het geholfen dan.
- Dô sprach der tôtwunde: ‚vil lieber œheim mîn, 2238
- irn mugt an disen zîten mir niht vrum gesîn.
- nu hüetet iuch vor Hagene: jâ dunket eß mich guot:
- er treit in sînem herzen einen grimmigen muot.
- ‚Und ob mich mîne mâge nâch tôde wellen klagen, 2239
- den næhsten und den besten den sult ir von mir sagen,
- daß si nâch mir iht weinen, daß sî âne nôt:
- von eines küneges handen lig ich hie hêrlîchen tôt.
- ‚Ich hân ouch hier inne sô vergolten mînen lîp, 2240
- daß eß wol mugen beweinen der guoten rîter wîp.
- ob iuch des iemen vrâge, sô mugt ir balde sagen:
- vor mîn eines handen lît wol hundert erslagen.‘
- Dô gedâht ouch Hagene an den spilman, 2241
- dem der alte Hildebrant sîn leben an gewan:
- dô sprach er zuo dem degene: ‚ir geltet mîniu leit.
- ir habt uns hinne erbunnen vil maneges recken gemeit.‘
- Er sluog ûf Hildebrande, daß man wol vernam 2242
- Palmunge dießen, den Sîvride nam
- Hagene der vil küene, dâ er den helt sluoc.
- dô werte sich der alte: er was ouch küene genuoc.
- Der Wolfhartes œheim sluog ein wâfen breit 2243
- ûf Hagenen von Troneje, daß ouch vil sêre sneit.
- done kunder niht verwunden den Guntheres man.
- dô sluog aber in Hagene durch eine brünne wol getân.
- Alsô meister Hildebrant der wunden reht enphant, 2244
- dô vorhte er schaden mêre von der Hagenen hant.
- den schilt warf über rucke der Dietrîches man:
- mit der starken wunden der helt dô Hagenen entran.
- Dâ was nu nieman lebender al der degene, 2245
- niuwan die zwêne aleine, Gunther und Hagene.
- mit bluote gie berunnen der alte Hildebrant:
- er brâhte leidiu mære, dâ er Dietrîchen vant.
- Dô sach er trûreclîchen sitzen hie den man: 2246
- der leide michels mêre der vürste dô gewan.
- er sach ouch Hilprande in sîner brünne rôt:
- dô vrâgter in der mære, als im diu sorge gebôt.
- ‚Nu sagt mir, meister Hildebrant, wie sît ir sô naß 2247
- von dem verchbluote? oder wer tet iu daß?
- ich wæne, ir mit den gesten zem hûse habt gestriten:
- ich verbôt eß iu sô sêre: dô het irß billîch vermiten.‘
- Dô sagte er sînem hêrren: ‚eß tet Hagene: 2248
- der sluoc mir dise wunden in dem gademe,
- dô ich von dem recken wolde wenden dan.
- mit mînem lebene dem tiuvel kûme ich entran.‘
- Dô sprach der Bernære: ‚vil reht ist iu geschehen, 2249
- dô ir mich vriuntschefte den recken hôrtet jehen,
- daß ir den vride dâ brâchent, den ich in hete gegeben:
- het ichs niht immer schande, ir soldet vliesen daß leben.‘
- ‚Nu erzürnet niht sô sêre, mîn hêr Dietrîch: 2250
- an mir und mînen vriunden der schade ist alze rîch.
- wir wolden Rüedegêren hân getragen dan:
- des enwolden uns niht gunnen des künic Guntheres man.‘
- ‚Sô wê mir dirre leide! ist Rüedegêr doch tôt? 2251
- daß muoß mir sîn ein jâmer vor aller mîner nôt.
- Gotelint diu edele ist mîner basen kint:
- ach wê der armen weisen, die dâ ze Bechlâren sint!‘
- Riuwen unde leides mant in dô sîn tôt. 2252
- er begunde weinen: des gie dem helde nôt.
- ‚ouwê getriuwer helfe, die ich verlorn hân:
- jane überwinde ich nimmer mê des künic Etzelen man.
- ‚Megt ir mir, meister Hildebrant, diu rehten mære sagen, 2253
- wer der recke wære, der in dâ hât erslagen?‘
- er sprach: ‚daß tet mit kreften der starke Gêrnôt:
- von Rüedegêres handen ist ouch der helt gelegen tôt.‘
- Er sprach zuo Hildebrande: ‚nu sagt mînen man, 2254
- daß si sich balde wâfenen, wan ich wil dar gân,
- und heißet mir gewinnen mîn liehteß wîcgewant:
- ich wil selbe vrâgen die helde ûß Burgunde lant.‘
- Dô sprach meister Hildeprant: ‚wer sol zuo iu gên? 2255
- swaß ir habt der lebenden, die seht ir bî iu stên:
- daß bin ich alters eine: die andern die sint tôt.‘
- do erschricte er dirre mære: des gie im wærlîchen nôt,
- Wan er leit sô grôßeß zer werlde nie gewan. 2256
- er sprach: ‚und sint erstorben alle mîne man,
- sô hât mîn Got vergeßßen, ich armer Dietrîch!
- ich was ein künec gewaltec, vile hêr unde rîch.‘
- ‚Wie kunde eß sich gevüegen,‘ sprach aber hêr Dietrîch, 2257
- ‚daß si alle sint erstorben, die helde lobelîch,
- von den strîtmüeden, die doch heten nôt?
- wan durch mîn ungelücke, in wær noch vremde der tôt!
- ‚Sît daß es mîn unsælde niht langer wolde entwesen, 2258
- sô sagt mir, ist der geste noch iemen dâ genesen?‘
- dô sprach meister Hildebrant: ‚daß weiß Got, nieman mêr
- niuwan Hagene aleine und Gunther der künic hêr.‘
- ‚Ouwê, lieber Wolfhart, sol ich dich hân verlorn, 2259
- sô mac mich balde riuwen, daß ich ie wart geborn;
- Sigstab unde Wolfwîn und ouch Wolfbrant:
- wer sol mir denne helfen in der Amelunge lant?
- ‚Helfrîch der vil küene, und ist mir der erslagen, 2260
- Gêrbart unde Wîchart, wie solde ich die verklagen?
- daß ist an mînen vreuden mir der leste tac.
- ouwê, daß vor leide nieman wol sterben mac.‘
- Âventiure
- wie Gunther unde Hagene unde Kriemhilt wurden erslagen.
- Dô nam der hêrre Dietrîch selbe sîn gewant; 2261
- im half, daß er sich wâfente, der alte Hildebrant.
- dô klagte alsô sêre der kreftige man,
- daß daß hûs erdießen von sîner stimme began.
- Do gewan er aber widere rehten heldes muot. 2262
- in grimme wart gewâfenet dô der degen guot.
- einen schilt vil vesten den nam er an die hant:
- si giengen balde danne, er unde meister Hildebrant.
- Dô sprach von Tronje Hagene: ‚ich sihe dort her gân 2263
- den hêrren Dietrîche: der wil uns bestân
- nâch sînem starken leide, daß im ist hie geschehen.
- man sol daß hiute kiesen, wem man des besten müge jehen.
- ‚Jane dunket sich von Berne der hêrre Dietrîch 2264
- nie sô stark des lîbes und sô gremlîch,
- und wil erß an uns rechen, daß im ist getân,‘
- alsô redete Hagene, ‚ich getar in harte wol bestân.‘
- Dise rede hôrte Dietrîch und Hildebrant. 2265
- er kom, dâ er die recken beide stênde vant
- ûßen vor dem hûse geleinet an den sal.
- sînen schilt den guoten satzt hêr Dietrîch ze tal.
- In leitlîchen sorgen sprach hêr Dietrîch: 2266
- ‚wie habt ir sô geworben, Gunther, künic rîch,
- wider mich ellenden? waß het ich iu getân?
- alles mînes trôstes des bin ich eine bestân.
- ‚Iuch endûhte niht der volle an der grôßen nôt, 2267
- dô ir uns Rüedegêre den helet sluoget tôt:
- nu habt ir mir erbunnen aller mîner man.
- jane het ich iu helden solher leide niht getân.
- ‚Gedenket an iuch selben und an iuwer leit, 2268
- tôt der iuwer vriunde und ouch diu arbeit,
- ob eß iu guoten recken beswârt iht den muot.
- ouwê, wie rehte unsanfte mir tôt der Rüedegêres tuot!
- ‚Eß geschach ze dirre werlde nie manne leider mêr. 2269
- ir gedâhtet übele an mîn und iuwer sêr.
- swaß ich vreuden hête, diu liget von iu erslagen:
- ja enkan ich nimmer mêre die mîne mâge verklagen.‘
- ‚Jane sî wir niht sô schuldec,‘ sprach dô Hagene. 2270
- ‚eß giengen ze dem hûse die iuwer degene
- gewâfent wol ze vlîße mit einer schar sô breit.
- mich dunket, daß diu mære iu niht rehte sint geseit.‘
- ‚Waß sol ich mêr gelouben? mir sagt Hildebrant: 2271
- dô mîne recken gerten von Amelunge lant,
- daß ir in Rüedegêre gæbet ûß dem sal,
- dô bütet ir niuwan spotten den mînen recken her ze tal.‘
- Dô sprach der vogt von Rîne: ‚si jâhen, wolden tragen 2272
- Rüedegêr von hinne: den hieß ich in versagen
- Etzeln ze leide und niht den dînen man,
- unz daß dô Wolfhart dar umbe schelten began.‘
- Dô sprach der helt von Berne: ‚eß muose et alsô sîn. 2273
- Gunther, künic edele, durch die zühte dîn
- ergetze mich der leide, die mir sint getân,
- und süene eß, rîter küene, sô wil ich gar die schulde lân.
- ‚Ergip dich mir ze gîsel, du und dîn man: 2274
- sô wil ich iuch behüeten, so ich aller beste kan,
- daß dir hie zen Hiunen niemen niht entuot.
- du solt an mir niht vinden niuwan triuwe und alleß guot.‘
- ‚Daß enwelle Got von himele,‘ sprach dô Hagene, 2275
- ‚daß sich dir ergæben zwêne degene,
- die du sô werlîche noch sihest gewâfent stân.
- daß hieße ein michel schande und wær ouch übele getân.‘
- ‚Irn sult eß niht versprechen,‘ sprach aber Dietrich. 2276
- ‚Gunther unde Hagene, jâ habt ir beide mich
- sô sêre beswæret, daß herze und ouch den muot,
- und welt ir michs ergetzen, daß irß vil billîchen tuot.
- ‚Ich gibs iu mîne triuwe und sicherlîche hant, 2277
- daß ich mit iu wider heim rîte in iuwer lant.
- ich geleite iuch nâch den êren oder ich gelige tôt
- und wil durch iuch vergeßßen der mînen grœßlîchen nôt.‘
- ‚Nu enmuotet sîn niht mêre,‘ sprach aber Hagene. 2278
- ‚von uns enzimt daß mære niht wol ze sagene,
- daß sich iu ergæben zwên alsô küene man.
- nu siht man bî iu niemen wan eine Hildebrande stân.‘
- Des antwurte Hildebrant: ‚iuch möhte wol gezemen 2279
- den vride mînes hêrren ob ir den ruochtet nemen:
- eß kumt noch an die stunde vil lîhte in kurzer zît,
- daß ir in gerne næmet und in iu danne niemen gît.‘
- ‚Jâ næme ich ê die suone,‘ sprach ab Hagene, 2280
- ‚ê ich sô lesterlîche von eime degene
- vlühe, meister Hildebrant, als ir hie habt getân:
- ich wânde ûf mîne triuwe, ir kundet baß gein vînden stân.‘
- Dô sprach meister Hildebrant: ‚zwiu verwîßet ir mir daß? 2281
- nu wer was, der ûfme schilde vor dem Wasgensteine saß,
- dô im von Spâne Walther sô vil der mâge sluoc?
- ouch habt ir noch ze zeigen an iu selben genuoc.‘
- Dô sprach der hêrre Dieterîch: ‚daß enzimt niht helde lîp, 2282
- daß si suln schelden sam diu alten wîp.
- ich verbiute iu, meister Hildebrant, daß ir iht sprechet mêr.
- mich ellenden recken twinget grœßlîchiu sêr.
- ‚Lât hœren, vriunt Hagene,‘ sprach dô Dietrîch, 2283
- ‚waß ir ê redetet, ir recken lobelîch,
- dô ir mich gewâfent zuo iu sâhet gân?
- ir jâhet, daß ir eine mit strîte woldet mich bestân.‘
- ‚Jane lougent iu des niemen,‘ sprach Hagene der degen, 2284
- ‚ich enwelleß hie versuochen mit den starken slegen,
- eß ensî, daß mir zebreste daß Niblunges swert.
- mir ist zorn, daß unser beider hie ze gîsel ist gegert.‘
- Dô Dietrîch gehôrte den grimmen Hagnen muot, 2285
- den schilt vil balde zucte der snelle degen guot.
- wie balde gein im Hagene von der stiegen spranc!
- Niblunges swert daß guote vil lûte ûf Dietrîch erklanc.
- Dô wesse wol hêr Dieterîch, daß der küene man 2286
- vil grimmes muotes wære: schirmen im began
- der hêrre von Berne vor angestlîchen slegen.
- vil wol erkander Hagenen: er was ein ûßerwelter degen.
- Ouch vorht er Balmunge, ein wâfen starc genuoc. 2287
- under wîlen Dietrîch mit listen wider sluoc,
- unz daß er Hagenen mit strîte doch betwanc.
- er sluog im eine wunden, diu was tief unde lanc.
- Do gedâht der hêrre Dieterîch: ‚du bist in nôt erwigen; 2288
- ich hâns lützel êre, soltu nu tôt geligen.
- ich wil eß sus versuochen, ob ich entwingen kan
- dich mir zeinem gîsel.‘ daß wart mit sorgen getân.
- Den schilt ließ er vallen: sîn sterke diu was grôß; 2289
- Hagnen von Troneje mit armen er beslôß.
- des wart dô betwungen von im der küene man.
- Gunther der edele dar umbe trûren began.
- Hagene bant dô Dieterîch und vuorte in, dâ er vant 2290
- die edelen küneginne, und gab ir bî der hant
- den küenisten recken, der ie swert getruoc.
- nâch ir vil starkem leide dô wart si vrœlîch genuoc.
- Vor liebe neic dem degene daß Etzelen wîp: 2291
- ‚immer sî dir sælec dîn herze und ouch dîn lîp.
- du hâst mich wol ergetzet aller mîner nôt:
- daß sol ich immer dienen, mich ensûme der tôt.‘
- Dô sprach der hêrre Dieterîch: ‚ir sult in lân genesen, 2292
- vil edeliu küneginne. eß mac vil wol noch wesen,
- daß iuch sîn dienst ergetzet, daß er iu hât getân:
- er sol des niht enkelten, daß irn gebunden sehet stân.‘
- Dô hieß si vüeren Hagenen an sînen ungemach, 2293
- dâ er lac besloßßen und dâ in niemen sach.
- Gunther der künic edele rüefen dô began.
- ‚war kom der helt von Berne? der hât mir leide getân.‘
- Dô gie im hin engegene der hêrre Dietrîch. 2294
- Guntheres ellen daß was vil lobelîch;
- do enbeit ouch er niht mere, er lief her vür den sal.
- von ir beiden swerten huob sich ein grœßlîcher schal.
- Swie vil der hêrre Dieterîch lange was gelobt, 2295
- Gunther was sô sêre erzürnet und ertobt:
- wan er nâch starkem leide dô sîn vîent was.
- man sagt eß noch ze wunder, daß dô hêr Dietrîch genas.
- Ir ellen und ir sterke beide wâren grôß. 2296
- palas und türne von ir slegen dôß,
- dô si mit swerten hiuwen ûf die helme guot.
- eß hete der künic Gunther einen hêrlîchen muot.
- Sît twanc in der von Berne, als Hagnen ê geschach. 2297
- daß bluot man durch die ringe dem helde vließen sach
- von einem starken swerte, daß truoc hêr Dietrîch.
- doch het gewert hêr Gunther nâch müede loblîchen sich.
- Der hêrre wart gebunden von Dietrîches hant, 2298
- swie künege niene solden lîden solhiu bant.
- er dâht, ob er si ließe, den künec und sînen man,
- alle, die si vünden, die müesen tôt vor in bestân.
- Dietrîch von Berne der nam in bî der hant: 2299
- dô vuorte er in gebunden, da er Kriemhilde vant.
- dô was mit sîme leide ir sorge ein teil benomen.
- si sprach: ‚künic Gunther, sît mir grôße willekomen.‘
- Er sprach: ‚ich sold iu nîgen, vil edel swester mîn, 2300
- ob iuwer grüeßen mehte genædeclîcher sîn.
- ich weiß iuch, küneginne, sô zornec gemuot,
- daß ir mich und Hagenen vil swacheß grüeßen getuot.‘
- Dô sprach der helt von Berne: ‚vil edel küneges wîp, 2301
- eß enwart nie gîsel mêre sô guoter rîter lîp,
- als ich iu, vrouwe hêre, an in gegeben hân.
- nu solt ir die ellenden mîn vil wol genießen lân.‘
- Si jach, si tæte eß gerne. dô gie hêr Dietrîch 2302
- mit weinenden ougen von den helden lobelîch.
- sît rach sich grimmeclîche daß Etzelen wîp:
- den ûß erwelten degenen nam si beiden den lîp.
- Si lie si ligen sunder durch ir ungemach, 2303
- daß ir sît dewedere den andern nie gesach.
- unz si ir bruder houbet hin vür Hagenen truoc.
- der Kriemhilde râche wart an in beiden genuoc.
- Dô gie diu küneginne, dâ si Hagnen sach; 2304
- wie rehte vîntlîche si zuo dem recken sprach:
- ‚welt ir mir geben widere, daß ir mir habt genomen,
- sô megt ir noch wol lebende heim zuo den Burgunden komen.‘
- Dô sprach der grimme Hagene: ‚diu rede ist gar verlorn, 2305
- vil edeliu küneginne. jâ hân ich des gesworn,
- daß ich den hort iht zeige: die wîle daß si leben,
- deheiner mîner hêrren, so enwirt er nieman gegeben.‘
- ‚Ich bringeß an ein ende,‘ sô sprach daß edel wîp. 2306
- dô hieß si ir bruoder nemen dâ den lîp.
- man sluoc im ab daß houbet: bî hâre si eß truoc
- vür den helt von Troneje: dô wart im leide genuoc.
- Alsô der ungemuote sîns hêrren houbet sach, 2307
- widre Kriemhilde dô der recke sprach:
- ‚du hâst eß zeinem ende nâch dîme willen brâht,
- und ist ouch rehte ergangen, als ich mir hête gedâht.
- ‚Nu ist von Burgunde der edel künic tôt, 2308
- Gîselher der junge und ouch Gêrnôt.
- den schatz weiß nu nieman wan Got unde mîn:
- der sol dich vâlentinne immer gar verholn sîn.‘
- Si sprach: ‚sô habt ir übele geltes mich gewert; 2309
- sô wil ich doch behalten daß Sîvrides swert.
- daß truoc mîn holder vriedel, dô ich in jungist sach,
- an dem mir herzen leide vor allem leide geschach.‘
- Si zôch eß von der scheide: daß kunder niht erwern. 2310
- dô dâhte si den recken des lebenes behern.
- si huob eß mit ir handen, daß houbet si im abe sluoc.
- daß sach der künic Etzele: dô was im leide genuoc.
- ‚Wâfen,‘ sprach der vürste, ‚wie ist nu tôt gelegen 2311
- von eines wîbes handen der aller beste degen,
- der ie kom ze sturme oder ie schilt getruoc!
- swie vîent ich im wære, eß ist mir leide genuoc.‘
- Dô sprach meister Hildebrant: ‚ja geniußet si es niht, 2312
- daß si in slahen torste; swaß halt mir geschiht,
- swie er mich selben brâhte in angestlîche nôt,
- iedoch sô wil ich rechen des küenen Tronjæres tôt.‘
- Hildebrand mit zorne ze Kriemhilde spranc: 2313
- er sluoc der küneginne eines swertes swanc.
- jâ tet ir diu sorge von dem degene wê;
- waß maht si gehelfen, daß si vil grœßlîchen schrê?
- Dô was gelegen über al dâ der veigen lîp: 2314
- ze stucken lac gehouwen dô daß edel wîp.
- Etzel unde Dietrîch weinen dô began:
- si klageten jæmerlîche beide mâge unde man.
- Diu vil mîchel êre was dâ gelegen tôt: 2315
- die liute heten alle jâmer unde nôt.
- mit leide was verendet des küneges hôhgezît,
- als ie diu liebe leide an dem ende gerne gît.
- Ine kan iu niht bescheiden, waß sider dâ geschach, 2316
- C. wan kristen unde heiden weinen man dâ sach,
- wîb unde knehte und manege schœne meit:
- die heten nâch ir vriunden diu allergrœßisten leit.
- Ine sage iu nu niht mêre von der grôßen nôt; C.
- die dâ erslagen wâren, die lâßen ligen tot --
- wie ir dinc aneviengen sît der Hiunen diet,
- hie hât daß mære ein ende: daß ist ~der Nibelunge liet~.
- * * * * *
- Statt der letzten fünf Strophen hat b folgende sechs, die beiden
- letzten übereinstimmend mit A.
- Hilprant mit zorne ze Kriemhilden spranc.
- er sluoc der küneginne einen swæren swertes swanc,
- enmitten dâ der borte ir den lîp het umbegeben.
- dô muose diu küneginne verliesen dâ ir werdeß leben.
- Daß swert daß sneit sô drâte, daß si sîn niht enphant,
- daß si het gerüeret unsanft; si sprach zehant:
- ‚dîn wâfen ist verplawen: du solteß von dir legen;
- eß zimt niht wol ze tragene eim als zierlîchen degen.‘
- Dô zôch er von dem vinger einen rinc rôt guldîn;
- er warf in ir vor die vüeße: ‚hebt ir daß vingerlîn
- ûf von der erden, sô habt ir wâr, edel wîp.‘
- si neic sich nâch dem golde: dô viel entzwei ir werder lîp.
- Nu ist ouch gelegen Kriemhilt, ouwê der nôt:
- wie rehte gar unmüeßec was dâ der tôt!
- Dietrîch und Etzel sêre weinen dô began:
- si klagten inneclîche beide wîp unde man.
- Diu vil michel êre was dâ gelegen tôt.
- die liute heten alle jâmer unde nôt.
- mit leide was verendet des küneges hôchzît,
- als ie diu liebe leide ze aller jungiste gît.
- Ich enkan iu niht bescheiden, waß sider dâ geschach,
- wan rîter unde knehte weinen man dâ sach,
- dar zuo die edeln knehte, ir lieben vriunde tôt.
- hie hât daß mær ein ende: ditze ist ~der Nibelunge nôt~.
- End of the Project Gutenberg EBook of Der Nibelunge liet, by Anonymous
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