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  Directory : Frauendienst. Erster Teil
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  • Full text of "Ulrich's von Liechtenstein Frauendienst"
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  • ^ÄiUB.^'^"'
  • DEUTSCHE DICHTUNGEN
  • DES
  • MITTELALTERS.
  • MIT WORT- UND SACHERKLÄRUNGEN.
  • HERAUSGEGEBEN
  • VON
  • KARIi BARTSCH.
  • SECHSTEE BAND.
  • ULRICH'S VON LIECHTENSTEIN PRAUENDIENST.
  • ERSTER THEIL.
  • LEIPZIG :
  • F. A. BROCKHAÜS.
  • 1888.
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  • Y05 UEeHTE>STEIS
  • FRACENDIENST.
  • HERAUSGEGEBEN
  • VON
  • BEIHHOLB BECHSTBIH.
  • ERSTER THEIL.
  • I
  • I
  • LEIPZIG :
  • F. A. BROCKHAÜS.
  • 1888.
  • 838
  • L 705 K-
  • B88
  • v.l
  • EINLEITUNG.
  • Mag trotz reicher dichterischer Schönheiten ülrich's .
  • "von Liechtenstein Frauendienst auch gegen die glänzen-
  • den Schöpfungen Hartmann's von Aue, Wolfram's von
  • Eschenbach und Gottfried's von Straßburg in den Schatten
  • treten, so bleibt ihm doch nach übereinstimniendem Ur-
  • theil der unbestreitbare Vorzug, die merkwürdigste und
  • lehrreichste Erzählung unseres Mittelalters zu sein.
  • Ulrich ist geraume Zeit eher als Lyriker bekannt
  • geworden denn als Epiker und Didaktiker. Bereits im
  • Jahre 1759 erschienen die in der Pariser Handschrift
  • enthaltenen Lieder Ulrich's im zweiten Bande von Bod-
  • mer's und Breitinger's Minnesingern. Aus dieser großen
  • Sammlung wählte Ludwig Tieck zwölf Stücke aus für
  • seine a Minnelieder » (1803). Er gibt auch von ihnen
  • eine kurze Charakteristik, er bezeichnet sie als die
  • muthigsten und lustigsten. Aber das erste eigentlich
  • literarisch -ästhetische ürtheil über Ulrich's Liederkunst
  • stammt aus dem Jahre 1812; es rührt von demselben
  • Gelehrten her, welcher auch über Walther von der Vogel-
  • weide jene treffenden Worte gesprochen, deren Ludwig
  • Uhland in der Vorrede zu seiner berühmten Walther-
  • Monographie gedenkt und die denselben zur Abfaßung
  • seiner Schrift angeregt haben mögen: von Friedrich
  • Bouterwek^ Dieses Urtheil ist überaus günstig, Bouter-
  • wek weist Ulrich einen der ersten Plätze unter den deut-
  • schen Liederdichtem zu.
  • In demselben Jahre 1812 kam Ludwig Tieck's Be-
  • ^ Im 9. Bande von Bouterwek's Geschichte der Poesie und
  • Beredsamkeit S. 117 fg.
  • VI EINLEITUNG.
  • arbeitung des Frauendienstes. Sie gab ein schwaches
  • Abbild des Gedichtes und konnte für die literarische Er-
  • kenntniß nur ein Nothbehelf sein. Dennoch haben ein-
  • zelne die Bedeutung dieser ersten dichterischen Selbst-
  • biographie erkannt, wie namentlich Koberstein^ und
  • Uhland^, wenn es ihnen auch nicht möglich war, über
  • den poetischen Werth oder ünwerth der erzählenden
  • Theile ein Urtheil zu fällen. Vielseitig wurde der "Wunsch
  • geäußert, es möchte ein Abdruck des Frauendienstes ver-
  • anstaltet werden, aber erst im Jahre 1841 erschien Lach-
  • mann's Ausgabe.
  • Schon vor dieser Veröffentlichung hatte von der Hagen
  • das Original in seiner großen Sammlung der Minnesinger
  • benutzt und zwar für die Liedertexte und Lesarten so-
  • wie für die im letzten Theile folgende Abhandlung über
  • Ulrich von Liechtenstein.
  • Lachmann^s Ausgabe enthielt auch Ulrich's Frauen-
  • buch, welches kurz vorher auch von Bergmann heraus-
  • gegeben war.
  • Ohne Zweifel haben die ersten Bemühungen der
  • Schweizer und Ludwig Tieck's dazu beigetragen, Ulrich
  • und seine Dichtungen bekannt zu machen, aber eigent-
  • lich erst seit Lachmann's Ausgabe ist er der wißen-
  • schaftlichen Forschung wie auch der populären Literatur-
  • geschichte gewonnen worden. Hätte Jacob Grimm eine
  • solche Ausgabe vor sich gehabt, dann würde er den
  • Frauendienst auch für seine Grammatik mehr ausgebeutet
  • haben. Nur im vierten Theile der Grammatik, in der
  • Syntax vom Jahre 1837, ist ab und zu diese Dichtung
  • herangezogen. ^
  • ^ In seinem Gruiiariß zur Geschichte der deutschen National-
  • Litteratur vom Jahre 1827, §. 48 und §. 55, Anmerkung.
  • * In seiner Abhandlung über den Minnesang, verwerthet
  • in seinen Vorlesungen, die er zu Anfang der dreißiger Jahre an
  • der Tübinger Universität gehalten hat, und die erst längere Zeit
  • nach seinem Tode veröffentlicht sind im 5. Bande von «Uhland's
  • Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage» (Stuttgart
  • 1870) S. 210 fg.
  • ^ Grimm Benutzte den Frauendienst in der ihm von Dr. Emil
  • Braun verehrten Abschrift (s. Lachmann's Ausgabe S. 681). Er
  • citiert nach den Blattzahlen der Handschrift.
  • EINLEITUNG. VII
  • Zwar wird man nicht behaupten wollen, daß sich
  • um Ulrich seit 1841 eine eigentlich reiche Literatur
  • gruppiere, aber kaum ein anderer Dichter zweiten Ranges
  • ist so häufig wie er ein besonderer oder bevorzugter
  • Oegenstand der Forschung und der literarischen Dar-
  • stellung gewesen. ^ Sodann ist er auch außerhalb der
  • eigentlichen Ulrich -Literatur in verschiedener Hinsicht,
  • in sprachlicher^, metrischer^, biographischer* untersucht
  • oder ausgebeutet worden. Die Literaturgeschichten gehen
  • mehr oder weniger auf den Inhalt des Frauendienstes ein,
  • aber auch besondere und ausführlichere Nacherzählungen
  • haben wir erhalten. ^ Und so ist Ulrich eine allbekannte
  • Persönlichkeit geworden, der freilich in der Schätzung
  • der weiteren Kreise eine Art von Curiosität anhaftet.
  • Durch eines aber mußte der Frauendienst besonders
  • wichtig und anziehend werden: er diente als Hauptquelle
  • für culturhistorische Studien und Darstellungen. ^
  • ^ Die Literaturangaben, die sich gegenseitig ergänzen, in
  • den bibliographisch -literarhistorischen Werken von Eoberstein,
  • W. Wackernagel und Goedeke; in den Anmerkungen zu ver-
  • schiedenen darstellenden Literaturgeschichten; in E. Bartschens
  • Deutschen Liederdichtern, Einleitung; in C. H. Herrmann's
  • Bibliotheca germanica.
  • * Namentlich in Karl Weinhold's bairischer Grammatik.
  • ® In Kummer's Herrand -Ausgabe und in Wackernell's Aus-
  • gabe des Hugo von Montfort; auf ülrich's Lyrik nehmen ver-
  • schiedene metrische Abhandlungen von K. Bartsch Bedacht,
  • neuerdings auch die Schrift von R. Weißenfels über den dakty-
  • lischen Rhythmus bei den Minnesängern (Halle 1886).
  • * s. unten. .
  • * Im 1. und 2. Bande von Gustav Freytag's Bildern aus
  • der deutschen Vergangenheit und in Otto Lyon's Schrift «Minne-
  • nnd Meistersang» (Leipzig 1883).
  • * Besonders in Karl Weinhold's schönem Buche über die
  • deutschen Frauen in dem Mittelalter, in Alwin Schultzens Werke
  • über das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger, in San Marte's
  • Waffenkunde des älteren deutschen Mittelalters, in Niedner's
  • Turnier, in Weißens Kostümkunde, in J. Falke's Deutsche Trachten-
  • und Modenwelt. — In den von Ralf von Rettberg (zuletzt schrieb
  • er sich Retberg) hinterlaßenen heraldischen Studien, deren Ver-
  • öffentlichung zu erwarten steht, ist der Frauendienst sehr fleißig
  • benutzt. Dagegen finde ich in der Geschichte der Heraldik von
  • Gustav A. Seyler (inj. Siebmacher's Wappenbuch, bis jetzt 4 Hefte,
  • Vrn EINLEITUNG.
  • Nach der Veröffentlichung des Frauendienstes ist
  • Ulrich — das ist nicht zu leugnen — von der einstigen
  • Höhe, die ihm als Liederdichter eingeräumt wurde, etwas
  • herabgestiegen. Die erzählenden Theile und selbst auch
  • die sogenannten Büchlein kommen nach allgemeinem Ur-
  • theil den Liedern nicht gleich; aber auch im Kreise der
  • Lieder selbst wollen wir nicht mehr das uneingeschränkte
  • Lob gelten laßen, wie es dereinst Bouterwek und Uhland
  • ihnen gespendet haben. Dennoch müßen wir dem Dichter
  • zugestehen, daß er in künstlerischer Beziehung über viele
  • seiner Genoßen weit hervorragt und daß er sogar in
  • einzelnen seiner Liederschöpfungen das classische Ideal
  • erreicht hat.
  • Als Zeitgedicht schließt sich der Frauendienst an
  • eine Reihe realistisch gehaltener Dichtungen an, die dem
  • bairisch-österreichischen Stamm erwachsen sind, wie den
  • didaktischen Dichtungen Heinrichs von Melk^, den po-
  • litischen Sprüchen Walther's von der Vogelweide , dem
  • wälschen Gast Thomasin's von Circlaria, den Liedern Neid-
  • hard's von Reuenthal, Wernher's Erzählung vom Meier Helm-
  • brecht, den Büchlein des sogenannten Seifried Helbling.
  • Inmitten der altdeutschen Zeitgedichte nimmt aber
  • der Frauendienst deshalb eine ganz eigenartige und her-
  • vorragende Stelle ein, weil er die erste Selbstbiographie
  • ist, die wir besitzen. Während die provenzalischen Lieder-
  • sammlungen, worauf Uhländ gleich Eingangs seiner schönen
  • Darstellung hinweist, häufig über die Lebensschicksale der
  • Sänger berichten, fehlen solche Lebensabriße gänzlich in
  • den deutschen H-andschriften, und wir müßen, abgesehen
  • von einzelnen wenigen urkundlichen Nachrichten, das Bio-
  • graphische nur aus zerstreuten Stellen ihrer Gedichte
  • dürftig zusammenlesen. «Was wir aber bei mehreren ent-
  • behren, das ist uns bei Einem — eben unserem Ulrich
  • von Liechtenstein — um so reichlicher gegeben.»
  • Nürnberg 1885 — 1887), die ich erst nach Abschluß dieses ersten
  • Theiles kennen lernte, auf Ulrich verhältnißmäßig selten Bedacht
  • genommen.
  • ^ Der neuen Hypothese von W. Wilmanns , nach welcher
  • Heinrich von Melk erst dem 14. Jahrhundert angehören soll,
  • kann ich nicht beistimmen.
  • EINLEITUNG. IX
  • Ulrich's Erzählung macht einen so treuherzigen Ein-
  • druck, daß wir in seine "Wahrheitsliebe keinen Zweifel
  • setzen können, und um so weniger, als er auch Dinge
  • berichtet, die für ihn keineswegs schmeichelhaft sind.
  • Dennoch fehlt es nicht an Stellen, die uns bedenklich
  • machen, ob der Dichter sich nicht geirrt, ob er nicht
  • renommistisch tibertrieben, ob er, wenn wir uns eines
  • vulgären Ausdrucks bedienen dürfen, nicht Jagdgeschich-
  • ten zum Besten gegeben habe. Daß in einer Selbstbio-
  • graphie unbewußte Irrthümer, auf Vergeßlichkeit beruhende
  • Verwechselungen vorkommen können, wißen wir zur Ge-
  • nüge, aber auch die Uebertreibungen und phantastischen
  • Ausschmückungen werden wir natürlich und verzeihlich
  • finden, wenn wir bedenken, daß solche sogar in ob-
  • jectiv gehaltenen historischen Werken nicht selten an-
  • zutreffen sind. Dichtung und Wahrheit nannte Goethe
  • seine berühmte Selbstbiographie mit gutem Bedacht, wie
  • könnte die Dichtung in einem Memoirenwerke der Vorzeit
  • fehlen, welches ein von Poesie erfülltes Leben schildern
  • sollte? Ulrich suchte als echter Realist die Phantastik
  • der romantischen Ritterdichtung in die Wirklichkeit zu
  • übertragen, da darf es uns nicht Wunder nehmen, daß er
  • einzelne Züge und Motive aus den Erlebnissen der ge-
  • feierten Helden in sein eigenes Leben hineinspielen ließ.
  • Und wenn er nicht alles, was er erzählt, auch wirklich
  • erfahren und vollbracht hat, so ergänzte er es nach seiner
  • Phantasie, als sei es doch so geschehen. Ulrich gehört
  • nach meiner Auffaßung zu den zwiefach gestimmten Na-
  • turen, die an das glauben, was sie sich einreden.^
  • Es konnte nicht fehlen, daß die Literarhistoriker
  • auch über die Persönlichkeit und den Charakter Ulrich's
  • sich äußerten. Da begegnen wir gar manchen ungünstigen
  • und meisternden Urtheileh, die zum Theil einer sittlich
  • ^ Unzutreffend scheint mir Wilhelm Grimm's XJrtheil in
  • seiner Abhandlung über Freidank (1850) S. 35: «Ulrich's Frauen-
  • dienst ist ein von aller Phantasie entblößtes Gedicht.» Ferner:
  • ulch will nicht reden von dem oft widerwärtigen, oft abge-
  • schmackten Inhalt, sondern denke hier nur an die trockene,
  • chronikenartige Frzählung, die es nirgend auch nur zu einem
  • geringen Grad \on Lebendigkeit bringt.»
  • X EINLEITUNG.
  • ernsten, zum Theil einer spießbürgerlichen Anschauungs-
  • weise entsproßen sind. Das Beste, Zutreffendste und Ge-
  • rechteste, was bis jetzt über Ulrich und seine Dichtungen
  • gesagt worden, verdanken wir dem ersten Kenner der
  • Minnepoesie, verdanken wir Ludwig Uhland. Auf seine
  • ebenso wißenschaftliche wie anmuthende Darstellung seien
  • alle verwiesen, die sich literarhistorisch belehren wollen.
  • "Wir haben in dieser Einleitung nur die Leetüre vorzu-
  • bereiten und über unsere Ausgabe das Nöthigste zu sagen.
  • Es ist eigentlich zu verwundern, daß vom Frauen-
  • dienste, in welchem so viele vornehme Persönlichkeilen
  • genannt und meist auch gepriesen werden, sich nur eine
  • einzige Handschrift erhalten hat. Auch Jacob Pütericb
  • von ßeicherzhausen war im Besitze einer Handschrift,
  • wie er uns in seinem Ehrenbriefe erzählt. ^ Es ist diese
  • aber wahrscheinlich nicht die in München vorhandene,
  • wie einst Schmeller annahm, denn die Münchener stammt
  • aus dem Benedictinerkloster Asbach und gelangte von
  • da mit einer Anzahl lateinischer Codices in den Besits
  • der bairischen Herzoge. Eine dritte hat vielleicht den.
  • Schreiber der Pariser Handschrift vorgelegen, der aus
  • ihr die eingestreuten Lieder für seine Liedersammlung
  • entnahm, falls er sich nicht, was weniger wahrscheinlich
  • ist, eines älteren Liederbuchs als Vorlage bediente. Auch
  • vom Frauenbuche' besitzen wir nur eine einzige Ueber-
  • lieferung in der bekannten Ambraser Sammelhandschrift
  • des Heldenbuchs. Daß sich die Lieder einer gi*ößereii
  • Gunst erfreuten als das ganze Werk des Frauendienste::
  • oder als die erzählenden Theile desselben, dürfen wir
  • daraus schließen, daß auch in der Heidelberger Hand-
  • schrift einige Strophen Ulrich's Aufnahme gefunden haben.
  • Von literarischen Zeugnissen über Ulrich besitzen
  • wir außer jenem in Püterich's Ehrenbriefe zunächst nu
  • eines: in einem Schwanke Herrand's von Wildonie. D:
  • ^ Es heißt da in dem Ehrenbriefe (herausg. von Th. voi«
  • Karajan, Haupt's Zeitschr. 6, 1848. S. 31 fg.), Strophe 110
  • Vnnd von dem Liechtenstein Virich ein Ritter zier Von Im ei •
  • Puech 80 Bain gedichtet hat, das hab Ich auch*bei mir.
  • EINLEITUNG. XI
  • berichtet der Dichter, daß er den Stoff zu seiner Er-
  • zählung vom getäuschten Ehemann von Herrn Ulrich von
  • Liechtenstein erhalten habe.^
  • Mehr als bloße literarische Zeugnisse sind die zahl-
  • reichen Stellen in Ottackei*'s österreichischer Reimchronik
  • (geschrieben 1290 — 1318), in denen Ulrich's als histori-
  • scher, politisch thätiger Persönlichkeit gedacht wird. Sie
  • dienen mit den urkundlichen Nachrichten zur Vervoll-
  • ständigung seines Lebensbildes, das er uns in seinem
  • Frauendienst entworfen hat.
  • Daß Ulrich, wenn auch kein Epigone ihn als Dichter
  • nennt und preist, doch für die dichterischen Bestrebungen
  • seiner Tage ein offenes Auge hatte, lehren uns mehrere
  • Stellen seiner Erzählung. Abgesehen von dem Berichte,
  • daß ihn sein vornehmer Herr und Mentor, der Mark-
  • graf Heinrich von Oesterreich ^ , auch in der Dichtkunst
  • untervries, nennt er uns Gottfried von Totzenbach und
  • Zacheus von Himmelberg als bekannte Liederdichter. Die
  • höfische Epik muß sich Ulrich ganz zu eigen gemacht
  • haben, denn er lebt in ihr, er geht in ihr völlig auf.
  • Die phantastischen und märchenhaften Gestalten der alten
  • fremden Sagen will er körperlich Wiederaufleben laßen,
  • und so entsteht die Maskerade der Königin Venus und
  • des Königs Artus mit seiner Tafelrunde. Aber auch in
  • die sonstige Erzählung trägt er, wie bemerkt, Motive
  • aus den bekannten Sagenkreisen und vermischt sie mit
  • den eigenen Erlebnissen. Seine innige Vertrautheit mit
  • den Meistern der Dichtkunst auf epischem wie auf lyri-
  • schem Gebiete offenbart er aber durch die zahlreichen
  • Anklänge, die in seiner Erzählung wie in seinen Liedern
  • hervortönen, bald stärker in wörtlichen Entlehnungen,
  • bald leiser in stilistischer Nachahmung. Aber nicht in
  • eines einzelnen Meisters Schule ist er gegangen; jene
  • Anklänge verrathen uns, daß er sich mit den besten
  • vertraut gemacht und ihre Aussprüche treu im Gedächt-
  • ^ s. Erzählungen und Schwanke herausg. von H. Lambel
  • IV, 17 und Die poetischen Erzählungen von Herrand von Wil-
  • donie herausgegeben von K. F. Kummer II, 17.
  • * oder von Isterrich, Istrien? s. zu 29, 6 fg.
  • XII EINLEITUNG.
  • nisse bewahrt hat. Einmal, bei Abfaßung seines zweiten
  • Tageliedes, fühlt er sich auch gedrungen, gegen seine
  • « Meister » zu polemisieren. Dadurch bekundet er seinen
  • selbstbewußten Dichterstolz.
  • Ulrich erzählt uns treuherzig, ohne jegliche Prah-
  • lerei, daß manche seiner Lieder beifällig aufgenommen,
  • gesungen, zum Teil zum Tanz gesungen worden seien.
  • Da mag er bei solcher Popularität wohl auch auf jüngere
  • Kunstgenoßen eingewirkt haben. In der That finden sich
  • bei einer Keihe von jüngeren Dichtern der österreichi-
  • schen Lande, insbesondere bei dem genannten Herrand
  • von Wildoüie, manigfache Anklänge an Ulrich \ wie auch
  • der jüngere Steinmar auf Ulrich Bezug genommen zu
  • haben scheint. ^ Auch zwischen Ulrich und dem Spruch-
  • dichter Reinniar von Zweter ist eine gegenseitige Be-
  • einflußung wahrzunehmen.^
  • Außer dem Frauendienste und dem Frauenbuche
  • besitzen wir kein Zeugniß von Ulrich's Dichterthätigkeit.
  • Die Annahme Wilhelm Wackernagel's *, Ulrich möchte
  • vielleicht auch die Schlacht an der Leitha besungen
  • haben, stützt sich auf eine Conjectur und ist daher nicht
  • sicher begründet.
  • Bei den meisten Dichtwerken unseres Mittelalters
  • kann die Entstehungszeit nur im Allgemeinen und an-
  • nähernd berechnet werden. Dagegen sind wir in der
  • glücklichen Lage, Ulrich's beide Dichtungen, bestimmt
  • datieren zu können. Der Frauendienst ist 1255, das
  • Frauenbuch 1257 vollendet worden.^ Die Lieder und
  • die Büchlein, die in die Erzählung des Frauendienstes
  • aufgenommen sind, können auch mehr oder weniger ge-
  • nau zeitlich bestimmt werden. Für die Geschieht^ der
  • Lyrik ist dies ein nicht zu unterschätzender Gewinn.
  • ^ nachgewiesen von Kummer in der S. VII Anmerk. 4 ge-
  • nannten Schrift.
  • 2 s. zu 1813, 7.
  • ^ Das Werk von Gustav. Roethe «Die Gedichte Reinmars
  • von Zweter» (Leipzig 1887) kam leider zu spät, um noch für
  • die Anmerkungen berücksichtigt und benutzt werden zu können.
  • * 8. zu 1663, 7.
  • * s. zu 1845, 2.
  • EINLEITUNO. YTTT
  • Der Frauendienst fallt schon in die Periode des
  • Niedergangs der mittelhochdeutschen Poesie. Das gibt
  • uns auch die Sprache und die Form der Dichtung kund.
  • Ulrich macht von seinem heimischen, bairisch - öster-
  • reichischen Dialecte einen weit ausgedehnten Gebrauch,
  • indem er vor allem die Apocope der £ndsilben im Reime
  • sehr häufig durchführt; aber diese Kürzungen der auf -e
  • ausgehenden Wörter und Formen sind andererseits im
  • innem Verse auch nicht angewandt, um der Metrik zu
  • genügen. Somit gewahren wir ein Nebeneinander von
  • Schriftdialect und allgemeiner Schriftsprache. Gerade
  • die Dichtung der Baiem und Oesterreicher gibt uns den
  • vollwichtigen Beweis von der Existenz einer Schrift-
  • sprache oder genauer einer Dichtersprache, weil in ihr
  • Formen zur Geltung kommen und kommen mflßen, welche
  • in der Sprache des Lebens gewiß auch 4ämals schon
  • nicht mehr vorhanden waren. Die Lieder und die Büch-
  • lein, in denen auch klingende Reime verwendet werden
  • und unter ihnen auch zahlreiche, wenn nicht die meisten,
  • auf €, sind im Gegensatz zum erzählenden Theile, der
  • nur stumpfe Reime aufweist, nahezu dialectlos. Nur
  • äußerst selten begegnet jene in den Erzählungsstrophen
  • so häutige Apocope. Wenn in den Liedern innerhalb
  • des Verses ein auslautendes e geopfert wird, so ist dies
  • nicht ein Zeichen des Dialects, sondern geschieht, wie bei
  • allen, auch den besten Dichtem, aus metrischen Gründen.
  • Steht die Sprache der Erzählungsstrophen im Ein-
  • klänge mit der Entstehungszeit des Gedichtes, so zeigt
  • auch der Versbau bereits ein von der früheren Uebung
  • abweichendes Princip, welches aber eng mit der Wahl
  • der Strophen zusammenhängt. Hätte Ulrich für seine
  • Erzählung die kurzen Reimpaare gewählt, so würde er
  • gewiß auch im älteren Stile gedichtet haben. Mit der
  • Strophe, die dpch eine lyrische Form ist, erstrebte er
  • die in der Lyrik schon längst durchgeführte Regelmäßig-
  • keit in Abwechselung von Hebung und Senkung. Aber
  • die Regelmäßigkeit dehnte er nicht auch auf die rhyth-
  • mische Gestaltung aus. Zwar herrscht bei ihm wie vor-
  • her bei Gottfried von Straßburg und nachher bei Konrad
  • von Würzburg der jambische Rhythmus vor, aber er legte
  • XIV EINLEITUNG.
  • sich nicht den Zwang auf, den die jüixgere Lyrik und
  • auch seine eigene zum Gesetz erhob. Er ist darin alter-
  • thümlicher und dem epischen Gebrauche zugeneigt, daß
  • er principiell freien Khythmus walten läßt und unter die
  • vorwiegend jambischen auch trochäisch angelegte Verse
  • mitunter einstreut. Ulrich's Gewandtheit ist außerordent-
  • lich. Die Verse sind meist von tadelloser Glätte und
  • Correctheit, aber manchmal gerathen auch Regelmäßig-
  • keit, Rhythmus und logische Betonung in Widerstreit,
  • und dann kommen auch Versbildungen zum Vorschein,
  • die uns durchaus nicht anmuthen können. ^ Die Regel-
  • mäßigkeit in Abwechselung von Hebung und Senkung
  • erleidet auch manche Ausnahmen; hie und da fehlt in
  • alterthümlicher Weise die' Senkung, auch der zweisilbige
  • Auftact, der nach lyrischem Princip verpönt ist, begeg-
  • net zuweilen, und drittens muß auch zweisilbige Senkung,
  • wenigstens in der Schrift, öfters angenommen werden.
  • Die Frauendienststrophe nimmt in der mittelhoch-
  • deutschen Poesie eine eigenartige Stellung ein. Strophen
  • werden in der Epik zunächst nur bei volksthümlichen
  • Stoffen angewandt, aber sie fehlen auch nicht ganz der
  • Kunstepik. Daß Ulrich seine Strophe mit lauter stumpfen
  • Reimen nach dem Vorbild der Nibelungenstrophe geschaffen
  • habe ^, ist wohl denkbar, allein damit erklären wir noch
  • nicht ihre Wahl und ihre Gestaltung, die doch auch
  • wieder von der der Nibelungenstrophe bedeutend ab-
  • weicht. Nach meinem Dafürhalten hat Ulrich eine Ab-
  • wechselung mit den Liedern und mehr noch mit den
  • Büchlein gesucht, die 4pdi bereits da waren, ehe er seine
  • Memoiren schrieb. Wären die Büchlein nicht vorhanden
  • gewesen, oder hätte er sie nicht mit aufnehmen wollen,
  • dann hätte er sich wohl zweifellos der naheliegenden
  • und naturgemäßen Form der kurzen Reimpaare bedient.
  • Nun hatten aber die Büchlein bereits diese epische Form,
  • darum blieb ihm nichts anderes übrig als eine Strophe.^
  • ^ Dies wird Schönbach zu seinem Urtheil (AUg. Deutsche
  • Biographie 18, 622) veranlaßt haben, die Verse in den Er-
  • zählungsstrophen «steif und holperig» zu nennen.
  • 2 s. Scherer, Deutsche Studien 1, 56 (338).
  • ^ Auch in der Handschrift sind die Strophen kenntlich ge*
  • EINLEITUNG. XV
  • Biese Strophe mußte aber auch wieder von den Liedern
  • abweichen, und so schuf er eine, die sich der Form der
  • kurzen Reimpaare möglichst anschloß. ß(S entschied
  • sich für die alte achtzeilige Strophe Otfried's, wenn ihm
  • natürlich auch ein Zusammenhang gaTf nicht bewußt war.
  • In einem Gegensatz sowohl zu der Weise der Lieder als
  • auch zu der der Büchlein steht die ausschließliche An-
  • wendung der stumpfen Reime, die dem Oesterreicher §l8ö,
  • wie angedeutet, vorbildlich in den Nibelungen gegeben
  • waren, die ihn aber auch zugleich in den Stand setzten,
  • nach Herzenslust reimen zu können. Denn sein Dialect
  • bot ihm außer den von Natur aus sstumpfen Wörtern und
  • Formen alle übrigen auf e ausgehenden auch; (lenh wenn
  • sie nicht stumpf waren, so machte er sie einfach stumpf.
  • Zu den Büchlein, die im älteren epischen Stile abgefaßt
  • sind\ steht nun femer die Erzählungsstrophe mit den
  • von uns berührten modernen Erscheinungen im Gegensatz.
  • Für den Epiker ist die Strophe immer ein gewisses
  • Hinderniß. Ulrich weiß sich in den von ihm selbst ge-
  • zogenen Schranken frei und behaglich zu bewegen, aber
  • öfters überspringt und bricht er sie auch, als habe er
  • kurze Reimpaare vor sich. ^
  • In den Liedern oifenbart sich Ulrich als ein Form-
  • talent ersten Ranges. Nur im Anfang hat er noch mit
  • der Form zu ringen, namentlich macht ihm die Rege-
  • lung des Rhythmus zu schaifen; später quellen ihm Verse
  • und Reime sprudelnd hervor. Er dichtet in den ver-
  • schiedenartigsten und reichsten Tönen, und nur gegen
  • das Ende hin werden die Strophen im Allgemeinen ein-
  • facher und weniger künstlerisch. Er wiederholt sich nicht,
  • er bringt immer neue Versmaße, und zwar sind sie mit
  • Ausnahme eines einzigen Liedes (VII), das er auf Wunsch
  • nach einer fremden Weise dichtet, alle höchst wahr-
  • scheinlich seine eigene Erfindung. Zwar hat man heraus-
  • gebracht, daß ein Ton (XXVI) mit einem Liede Rubin's
  • macht: sie beginnen immer mit rothem Initial. Nur manchmal
  • hat sich der Schreiber in der Stropheneintheilung versehen.
  • ^ s. die Vorbemerkung zum ersten Büchlein.
  • * s. zu 2, 6 fg.
  • XVI EINLEITUNG.
  • tibereinstimmt, aber das mag Zufall sein. Wenn Ulrich
  • sich einer schon vorhandenen Form bedienen wollte,
  • dann hätte sie künstlicher sein müßen als eben diese,
  • auch hatte der gewandte Ulrich nicht nöthig, bei einem
  • Epigonen ein Anlehen zu machen. Geradezu seltsam ist
  • es, daß wir in einem Liede (XXX), einer Tanz weise,
  • den Ton des ein^n Kreuzliedes Walter's von der Vogel-
  • weide wiederfinden. Sonst werden umgekehrt weltliche
  • Weisen zu geistlichen benutzt. Ich glaube nicht, daß hier
  • von Seite Ulrich's eine directe Entlehnung stattgefunden hat.
  • Ulrich nennt uns selbst die Zahl seiner Töne und
  • Weisen (1846, 1). Die Zahl 58 bekommen wir aber nur
  • dann heraus, wenn wir den Leich, der nur in der Frauen-
  • diensthandschrift überliefert ist, hinzurechnen und drei
  • Lieder, die in dieser Handschrift ganz oder theilweise
  • fehlen — es sind die beiden letzten und Lied XXXVII —
  • aus der Pariser Handschrift ergänzen. Mir scheint aber
  • doch die Annahme bedenklich, einen Leich einfach als
  • Ton zu bezeichnen. Jedenfalls aber gehört das nach einer
  • schon vorliegenden Melodie verfaßte Lied nicht unter
  • Ulrich's freie Schöpfungen.- Somit wird wenigstens ein
  • Lied jener großen Lücke des Frauendienstes zuzutheilen
  • sein, durch die wir den Anfang der Artusfahrt entbehren.
  • Von nicht geringem Werthe für die Erkenntniß der
  • mittelhochdeutschen Lyrik sind die Benennungen der ein-
  • zelnen Stücke wie sincwise oder sanctotse, tanzwtse,
  • langiu wtse, tagewise, üzreise, rege. Gegen das Ende
  • hin werden sie unterlaßen, auch ist in der Handschrift
  • die Zählung manchmal ungenau oder unzutreffend.
  • Auf die Strophenzahl der Lieder verdient ebenfalls
  • aufmerksam gemacht zu werden. Weitaus die meisten
  • Lieder haben nämlich fünf oder sieben Strophen. Ver-
  • schwindend wenige weisen vier öder sechs Strophen auf.
  • Nur dreimal begegnen Lieder mit drei Strophen. Ob
  • wohl die Zahlen fünf und sieben auf Zufall beruhen?
  • Ob nicht die Zahl abhängig ist von der Composition, zu-
  • mal wenn es sich um Tanz weisen handelt?
  • Größeres Gewicht ist aber zu legen auf ein bishei*
  • noch allzuwenig beachtetes Moment : auf den Rhythmus
  • der Lieder. Die Geschichte des Rhythmus in der Lyrik
  • EINLEITUNG. XVU
  • ist noch nicht geschrieben, dennoch vermögen wir schon
  • jetzt die Hauptentwickelungsphasen zu ei^kennen, und ge-
  • rade in den datierbaren, nach der Zeitfolge geordneten
  • Liedern Ulrich's spiegelt sich so sicher und so lehrreich
  • wie sonst nirgends die Geschichte des Rhythmus ab, wo-
  • bei freilich die wenigen im daktylischen Rhythmus ver-
  • faßten Gedichte zunächst nicht in Betracht kommen.
  • Aber auch der daktylische Rhythmus erscheint bei Ulrich
  • zuerst nur in Verbindung mit andern Rhythmen, ehe er
  • einheitlich auftritt. ^
  • Wie in der Epik so ist auch in der Lyrik der
  • Rhythmus anfänglich durchaus frei.. Die zweite Station
  • bezeichnet der verschiedenartige, bald jambische, bald
  • trochäische Rhythmus in gesetzmäßiger, in den einzelnen
  • Strophen durchgeführter Abwechselung. Auf der dritten
  • Station haben wir den durchaus einheitlichen Rhythmus.
  • Daß zwischen den einzelnen Stationen auch Uebergänge
  • stattfinden, daß zunächst zwischen der ersten und zweiten
  • die Dichter erst durch Uebung zu der geregelten Ab-
  • wechselung gelangen und nicht sofort die alte Freiheit
  • abstreifen können, das ist a priori anzunehmen und zeigt
  • sich in der Praxis darin, daß die Ueberlieferungen sich
  • nicht leicht tiberall den Gesetzen eines bestimmt beab-
  • sichtigten Rhythmus fügen wollen. Der Uebergang von
  • der zweiten zur dritten Station vollzieht sich einfacher.
  • Hier widerstreben die Ueberlieferungen nicht, oder wenn
  • sie zu widerstreben scheinen, findet sich die Heilung
  • leichter. Die Dichter schränken die Abwechselung nach
  • und nach immer mehr ein, zuletzt bis auf eine einzelne
  • Zeile, bis schließlich ein und derselbe Rhythmus durch-
  • geftihrt ist. Während in der epischen Spruchform schon
  • seit Gottfried von Straßburg der jambische Rhythmus
  • bevorzugt wird, bis er schließlich zu voller Herrschaft
  • gelangt, tiberwiegt in der Lyrik mit der Zeit umgekehrt
  • der trochäische.
  • Daß die Dichter, wenn sie auch schon in der dritten
  • ^ Das wird auch in der genannten Monographie von
  • Richard Weißenfels nachgewiesen, deren Ausführungen im Ein-
  • zelnen ich aber nicht immer beistimmen kann.
  • XTltBICB yON LlBOHTXlTBTBIN. I. h
  • XVin EINLEITUNO.
  • Art gedichtet hatten, auch hie und da zur alterthtim-
  • licheren Weise der geregelten Abwechselung zurückkehr-
  • ten, darf uns nicht Wunder nehmen. Im Ganzen aber
  • muß als literarhistorisches Ergebniß festgehalten werden,
  • daß die Einheitlichkeit des Rhythmus es verbietet, ein
  • Lied in die Frühzeit des Minnesangs zu setzen, wo-
  • gegen bis jetzt vielfach gefehlt worden ist.
  • Die Dichter selbst mögen das letzte Ziel, den ein-
  • heitlichen Rhythmus, auch als die höchste Vollendung
  • angesehen haben, wir aber müßen in der geregelt ab-
  • wechselnden Rhythmik den formalen Höhepunkt der
  • mittelhochdeutschen Lyrik erkennen, wie ihn die Neu-
  • zeit nie wieder erreicht hat. ^ Der einheitliche Rhythmus
  • ist für die Technik ohne Zweifel eine Erleichterung, da-
  • für konnten dann im Vers- und Strophenbau andere
  • Schwierigkeiten gesucht werden.
  • Als Ulrich im Anfang der zwanziger Jahre des
  • 13. Jahrhunderts sich in der Liederdichtung versuchte,
  • war jene erste Station der Ungebundenheit schon lange
  • überwunden, war die Abwechselung schon anerkanntes
  • Kunstprincip, ja auch der einheitliche Rhythmus war
  • schon mehrfach von bedeutenden Meistern angewendet
  • worden. XJlrich's erste Dichtungen laßen deutlich die
  • künstlerische Absicht der Abwechselung erscheinen, aber
  • es gelingt ihm noch nicht völlig, die Theorie praktisch
  • auszuführen. Aber innerhalb Jahresfrist hat er sich so
  • vervollkommnet, daß er bereits ein Lied in einheitlichem
  • trochäischen Rhythmus dichten kann, das classische: In
  • dem walde süeze dcene singent Meine vogelin. Die folgen-
  • den Lieder sind wieder gemischt, dazwischen hinein kom-
  • men, abgesehen von einigen daktylischen, auch einzelne
  • trochäische und jambische vor. Dann vom XX. Liede
  • an wird das Verhältniß anders. Die einheitlichen und
  • zwar die trochäischen überwiegen weitaus bis zum Scbluße,
  • und nur vereinzelt werden rhythmisch gemischte Lieder,
  • darunter die absichtlich alterthümlicher gehaltenen zwei
  • ^ Die Versuche der Dichter des 17. Jahrhunderts, abwech-
  • selnden Rhythmus eintreten zu laßen und durchzufuhren, sind
  • nur vereinzelt und haben der Eintönigkeit keinen Einhalt gethan.
  • EINLEITtJNG. XIX
  • Tageweisen, eingestreut, und da sieht man deutlich, wie
  • dem verwöhnten Dichter diese Rückkehr manchmal schwer,
  • selbst unmöglich wird. ^
  • Auch nach ihrem Inhalte sind die Lieder innerhalb
  • des Frauendienstes von Bedeutung. Sie lagen dem Dich-
  • ter vor, als er seine Erzählung verfaßte, sie bildeten im
  • Verein mit den Büchlein gleichsam den Grund, auf
  • dem sich das Memoirenwerk aufbaute. Da lag es
  • nahe, daß Ulrich aus diesen früheren Bestandtheilen
  • gar manches in seine Erzählungsstrophen herübernahm.
  • Besonders wo es sich um Gefühle und Anschauungen
  • handelte, mußten sich Entlehnungen einstellen, aber auch
  • in die eigentliche Erzählung flocht der Dichter Stellen
  • ein, die uns später in den Liedern und Büchlein be-
  • gegnen oder die uns umgekehrt in ihnen vorher schon
  • begegnet sind. Namentlich gegen das Ende hin mehren
  • sich solche Wiederholungen.
  • Schließlich dürfen wir in der Betrachtung der im
  • Frauendienst vereinten Gattungen der Litteratur der
  • Prosastücke nicht vergeßen. Sie sind wichtige Zeugnisse
  • vom Gebrauch der prosaischen Rede zu einer Zeit, die
  • für die betreffenden Zwecke entweder deutsche Poesie
  • oder lateinische Prosa bereit hatte. ^
  • Bietet uns der Gesammtinhalt des Frauendienstes die
  • Selbstbiographie Ulrich's, so ist sie doch trotz ihres Um-
  • fanges und ihrer Genauigkeit keine vollständige. Denn
  • ihr Verfaßer begann und vollendete sie keineswegs in
  • hohem Greisenalter, . und wie wir wißen, hat er sich
  • noch geraume Zeit des Lebens erfreut. Auch ist sie
  • stofflich beschränkt. Ulrich erzählt uns ja nur sein Liebe-
  • leben und seine Ritterthaten, soweit sie mit seinem
  • Frauendienst zusammenhängen. Nur bei Gelegenheit
  • spricht er von seinen Privatverhältnissen. Vielleicht hätte
  • er auch seine Gefangenschaft auf seiner eigenen Burg,
  • der Frauenburg, nicht so weitläufig erzählt, wenn seine
  • unfreiwillige Muße ihn nicht veranlaßt hätte, ein Lied
  • 1 8. die Bemerkungen zu Lied XXVII. XXXVI.
  • * 8. die Vorbemerkung za A und B,
  • XX EINLEITUNG.
  • ZU dichten. Ebenso werden politische Angelegenheiten
  • und Vorkommnisse so gut wie gar nicht und nur neben-
  • bei erwähnt.
  • Es wäre wohl denkbar, daß wir uns für die Bio-
  • graphie Ulrich's mit seinem Frauendienst begnügen
  • müßten. Glücklicherweise haben wir aber auch noch
  • andere Nachrichten über ihn, und diese zeigen uns eine
  • ganz andere Persönlichkeit, als die meisten sich ihn
  • nach seiner eigenen Schilderung vorzustellen geneigt
  • sind. Daß er sich bei seinen Standesgenoßen einer
  • großen Achtung erfreute, daß er auch in naher Beziehung
  • zu den fürstlichen Hennen der österreichischen Lande
  • stand, das lesen wir wohl aus dem Frauendienst heraus,
  • aber wir wißen, wie bereits angedeutet, aus Ottacker's
  • Chronik und aus zahlreichen Urkunden, die neuerdings
  • vollständig in Kegestenform zusammengestellt sind ^, daß
  • er ein äußerst thatkräftiger, politisch einflußreicher Mann
  • gewesen ist. Diesen historischen Zeugnissen können wir
  • hier nicht allesammt und im Einzelnen nachgehen; nur
  • das Wichtigste soll hervorgehoben werden.
  • Ulrich ist ein Ahnherr des jetzt noch blühenden
  • fürstlichen Hauses Liechtenstein.^ Er führt seinen Na-
  • men von dem Schloße Liechtenstein bei Judenburg in
  • der Obersteiermark. Er entstammte der sogenannten
  • Murauer Linie seines Geschlechtes, das damals noch zu
  • den Ministerialen gehörte. Sein Vater, den er nur ein-
  • mal im Frauendienste ohne Namen erwähnt (35, 6),
  • ist Dietmar IIL Ulrich begegnet zuerst 1227 in einer
  • Urkunde als Zeuge zugleich mit seinem Bruder Dietmar.
  • Bereits 1241 wird er als dapifer Stirie, als Truchseß
  • der Steiermark, bezeichnet. Im Namen Herzogs Fried-
  • rich des Streitbaren ,von Oesterreich fungiert er 1245
  • ^ von Schonbach in der Zöitschr. für deutsches Alterthum
  • 26, 1882, 320 fg.
  • 2 Liechtenstein ist im Anschluß an die Ueberlieferung und
  • an die Etymologie des Namens die rechte und gültige Schreibung.
  • Tieck und Lachmann schrieben: Lichtenstein, wie man auch
  • vielfach in literarhistorischen Werken findet. Dies im Anchluß
  • an die neue Schreibung und Aussprache der Wörter Licht und
  • licht.
  • EINLEITUNG. XXI
  • als Landesrichter. Später erscheint er sogar als Marschall
  • der Steiermark. An den Kämpfen des Adels mit den
  • Landesherren betheiligt er sich lebhaft, auch in die Kämpfe
  • der Steiermark und Böhmens gegen Ungarn ist er verwickelt.
  • Einmal hat er auch für seine Parteinahme zu büßen gehabt.
  • Seine Gemahlin, die er im Frauendienste viermal
  • ohne Namen erwähnt (s. Namenverzeichniß) , ist Bertha
  • von Weitzenstein, Tochter Alrams von W. Von ihr be-
  • saß er zwei Söhne und zwei Töchter. Auch dieser Kinder
  • gedenkt er mehrmals im Frauendienste, ohne sie zu nennen.
  • Die Söhne sind Ulrich und Otto; eine Tochter Bertha
  • ist mit Herrand IL von Wildonie vermählt worden. Der
  • Name der zweiten Tochter, die Wülfing von Treuenstein
  • verlobt wird, ist nicht bekannt. Dagegen wißen wir, daß
  • seine Enkelin Leukardis Nonne zu Admont war. Sein
  • Sohn Ulrich heirathete Kunigunde, Tochter des Salz-
  • burger Ministerialen Konrad von Groldecke. Seine
  • Schwester war an Heinrich von Waßerberg verheirathet,
  • der auch im Frauendienst eine Rolle spielt.
  • Ulrich's Geburtsjahr ist urkundlich nicht bezeugt, da- ,'
  • g:egen schließen wir aus einer Stiftung seines Sohnes Otto f i^-i,
  • vom Jahre 1277, daß er 1275 oder 1276 verstorben ist.
  • Ein sehr interessanter Fund ist im Jahre 1871 im
  • Pfarrhofe von St. Jacob am Frauenberge unweit der Liech-
  • tensteinischen Burg, der Frauenburg, gemacht worden: ein
  • Grabstein mit der achtzeiligen Inschrift: HIG. | LGIT.
  • VLRI I Ch.DI I ses. hO | VSGS. RGh | TTGR. GR. |
  • BG. ^ Dieser Stein war ehemals ein römischer Grabstein;
  • von der einstigen Inschrift zeigen sich noch die Spuren.
  • Unterhalb der Schrift findet sich ein Wappenschild mit zwei
  • nach links geneigten Querbalken, darüber ein Kreuz. Der
  • Fundort, der Name Ulrich, das Wappen, das mit dem
  • sonst bekannten, auch im Frauendienst (996,4) von Ulrich
  • selbst beschriebenen tibereinstimmt, legen es nahe, in
  • diesem Grabstein den unseres Ulrich zu vermuthen; Dem
  • würde nicht entgegenstehen, daß auf dem Steine von
  • einem rechten Erben die Rede ist. Mit Recht macht
  • L. von Beckh-Widmannstetter, dem wir die erste Publication
  • ^ Von diesem Grabstein findet sich ein Gipsabguß in der
  • XXn EINLEITUNG.
  • und Deutung des Grabsteins verdanken, geltend, daß
  • rehter erbe im Mittelalter den thatsächlichen Besitzer
  • bezeichne. Der Ausdruck würde also dem modernen
  • « Erbherr » entsprechen. Dagegen will Schönbach in dem
  • genannten Ulrich den gleichnamigen Sohn des Dichters
  • erblicken, weil rehter erbe ebenso gut auch den zum
  • Besitze gesetzlich Berechtigten bedeuten könne. Auch
  • das hat seine Richtigkeit; rehter erbe würde also dem
  • Erbherrn entsprechen im Sinne von Erbgraf, Erbprinz.
  • Jene Bezeichnung kann somit weder für noch gegen
  • den alten Ulrich entscheiden.
  • Wenn der Stein echt ist^, woran ich nicht zweifle,
  • so hätten wir in ihm das erste Zeugniß einer deutschen
  • Inschrift. Auffallend ist, daß vor dem Namen die
  • Bezeichnung her (Herr) fehlt. Der Steinmetz hätte zu
  • diesen drei Buchstaben immer noch Platz gehabt. Nun
  • ist ferner auffallend, worauf Schönbach nicht weiter
  • zu sprechen kommt, daß Ulrich senior öfters in seinen
  • letzten Lebensjahren mit seinem Sohne Otto zugleich
  • als Zeuge erscheint, nicht auch mit seinem Sohne
  • Ulrich. In einer Urkunde des alten Ulrich begegnen
  • wir nur seinem Sohne Otto als Zeugen. Besonders merk-
  • würdig ist aber, daß in einer Urkunde Herrand's von
  • Wildonie vom Jahre 1260, in der Ulrich ausdrücklich
  • als Schwiegervater des Ausstellers genannt wird, Güter
  • von Ulrich's Sohne Otto als Pfand dienen. Das scheint
  • doch zu beweisen, daß Ulrich junior damals nicht mehr
  • am Leben war. Also ihm wird der Grabstein errichtet
  • sein. Und nun wird sich auch die deutsche Inschrift
  • erklären. Ulrich, der deutsche Dichter, der eigenartige
  • Charakter, fügt sich nicht dem herrschenden Gebrauche,
  • er widmet dem erstgeborenen Sohne, dem Erben seines
  • Sammlung von Grabdenkmälern im Kreuzgang des germani-
  • schen Museums zu Nürnberg. — Eine Abbildung nach der ersten
  • nicht allgemein zugänglichen Publication jetzt auch in Gustav
  • Könnecke*8 Bilderatlas zur Geschichte der deutschen National-
  • litteratur (Marburg 1887) S. 43. (Auf dieser Abbildung sind die
  • Puncte nach hie und leit nicht recht sichtbar.)
  • 1 Alwin Schultz (Hof. Leben 2, 411) erscheint dieser merk-
  • würdige Grabstein «noch immer nicht ganz unverdächtig.»
  • EINLEITUNG. XXIII
  • Geschlechtes, eine Inschrift nicht in lateinischer, sondern
  • in deutscher Sprache. Darum fehlt auch das her vor
  • dem Namen, denn ein Herr, ein Herr des Geschlechtes,
  • war Ulrich junior noch nicht, so lange der Vater lebte.
  • Vielleicht war er selbst noch nicht Ritter, wenn er sich
  • auch verheirathet hatte. Des jungen Ulrich Vermählung
  • fällt in's Jahr 1250, nachher begegnet er nicht weiter
  • in Urkunden. Er wird also in jungen Jahren gestorben
  • sein. Dagegen spricht nicht, daß es Idt^ nicht lit, houseSy
  • nicht küses in der Inschrift heißt, denn ei und ou hatten
  • sich damals (nach 1250) schon durchgesetzt, wenn auch
  • die Schriftsprache in der Dichtung an den alten i und ü
  • noch festhielt.
  • Daß die Inschrift auf einen andern jüngeren Ulrich,
  • den Sohn Otto's, gehe, ist nicht wohl denkbar. Da würde
  • wahrscheinlich nicht geschrieben sein houses und rehtter,
  • sondern haitses und rechter.
  • Dem Sohne des Hauses gebührte, wenn ihm auch
  • der Titel her vorenthalten war, das Geschlechtswappen,
  • das Zeichen der Ritterbürtigkeit, auf dem Gedenksteine
  • unter allen Umständen.
  • Das Liechtensteinische Wappen kennen wir auch
  • aus den Siegeln unseres Ulrich: aus seinem PrivatsiegeU,
  • seinem Rosensiegel sowie aus dem andern, welches er als
  • Marschall der Steiermark führte.^ Dagegen ist das ihm
  • zugetheilte Wappen auf seinem Bilde in der Pariser Hand-
  • schrift, einer Art allegorischer Illustration, anders geartet.*
  • Der Schild ist hier nicht schräg-, sondern quergetheilt, oben
  • roth, unten golden, das untere Feld hat zwei blaue Sparren.
  • Auf dem Bilde erscheint der Dichter auf verdecktem
  • Rosse in voller Rüstung, ein Schwert in der Hand, durch
  • Wogen sprengend, in denen Seeungeheuer mit einander
  • * s. zu 1001, 4.
  • * s. Sphragistische Aphorismen von Friedrich Karl Fnrst
  • zu Hohenlohe -Waidenburg (Heilbronn 1882), Tafel 9: Das
  • eckige Siegel hat einen springenden heraldischen Panther, das
  • Wappenthier der Steiermark, rechts unten das Liechtensteinische
  • Wappenschild; die Inschrift S.(igillum) Vlrici d. Liechtenst : (ein)
  • Stvr,(ie, = Sti/rie, SHrie) Mar8cha.(lcv8).
  • ' Abbildung in Eonneck e's Bilderatlas , S. 43.
  • XXIV EINLEITUNG.
  • kämpfen. Das Helmzimier zeigt eine gekrönte Frau mit
  • Pfeil und Flammen in den Händen. Es liegt nahe, hierin
  • eine Andeutung auf die von Venedig aus begonnene Venus-
  • fahrt zu finden. Auch geht man wohl nicht fehl, wenn
  • man in dem Helmschmuck das Bild der Königin Venus
  • erkennt. ^ Diese zu den Liedern gegebene Abbildung
  • scheint doch darauf zu deuten, daß dem Schreiber eine
  • Handschrift des ganzen Frauendienstes, nicht blos ein
  • Liederbuch vorgelegen habe.
  • Treten die historischen Zeugnisse über ülrich's Leben
  • ergänzend zu den Berichten der Selbstbiographie, so bietet
  • uns diese allein den Anhalt zur Bestimmung seines Ge-
  • burtsjahrs. Eine sicher datierbare Begebenheit, die uns
  • nicht allein hierzu in den Stand setzt, sondern die uns
  • überhaupt die Chronologie der Erzählung ermöglicht, ist
  • die gleich zu Anfang erwähnte Vermählung der Tochter
  • des Herzogs Leopold von Oesterreich mit einem Herzog
  • von Sachsen, bei welcher Gelegenheit Ulrich Kitter wurde.
  • Dies Ereigniß vom Jahre 1222 in Verbindung mit einigen
  • vorhergehenden, das eigene Leben betreffenden Zeitangaben
  • führt uns auf das Jahr 1198 als das Geburtsjahr Ülrich's.^
  • Nur noch zwei sichere historische Daten bringt uns
  • ülrich's Frauendienst: die Schlacht an der Leitha im
  • Jahre 1246, in der Herzog Friedrich der Streitbare den
  • Tod fand (1659 fg.), und die Entsendung des Grafen
  • Meinhart von Görz als Statthalter in die Steiermark
  • Seitens des Kaisers (1729, 7). Dagegen ist die Er-
  • zählung von einer Fehde zwischen Markgraf Heinrich
  • von Istrien und Herzog Bernhard von Kärnten und von
  • der zwischen ihnen zu Friesach gestifteten Versöhnung
  • durch Herzog Leopold von Oesterreich bis jetzt noch
  • nicht historisch erwiesen. Sollte Ulrich diese Geschichte
  • rein erfunden haben? Die Erzählung vom Friesacher
  • Turnier, welches bei Gelegenheit dieser Ftirstenzusammen-
  • kunft stattfand, ist so frisch und lebendig und macht
  • einen so wahrheitsgetreuen Eindruck, daß sie unmöglich
  • 1 Von der Hagen deutete Mlnnes. 4, 394 diese Figur als
  • Amor.
  • * s. zu 40, 1.
  • EINLEITUNG. XXV
  • als ein reines Phantasiegebilde angesehen werden kann.
  • Es ist aber wohl denkbar, daß sich der Dichter nach
  • Verlauf von 30 Jahren in den Motiven jener glänzenden
  • Zasammenkunft geirrt, daß er einen andern ähnlichen
  • Vorgang mit einem Friesacher Turnier, das möglicher-
  • weise auch zu anderer* Zeit abgehalten wurde, in Zu-
  • sammenhang gebracht hat.
  • Auch eine Einzelheit in der Erzählung vom Frie-
  • sacher Turnier hat zu Zweifeln an der geschichtlichen
  • Treue des dargestellten Ereignisses Anlaß gegeben. Ulrich
  • gedenkt auch eines zum Turnier erschienenen Dienst-
  • m^innen Hertnid von Wildonie (192, 5). Nun ist aber
  • dieser Hertnid zur Zeit, als nach XJlrich's Erzählung das
  • Turnier stattgefunden haben muß, nämlich im Jahre 1224,
  • bereits verstorben, wie K. F. Kummer nachgeiYiesen hat^
  • Zur Auflösung dieses Widerspruches bieten sich nach
  • Kummer zwei Wege: «entweder hat Liechtenstein einen
  • andern Hertnid von Wildonie gekannt, oder sein Bericht
  • vom Turniere zu Friesach kann nicht Anspruch erheben,
  • als historische Quelle zu gelten.» Letzteres ist zuzugeben,
  • wenn man «historische Quelle» in strengem Sinne faßt.
  • Denn das ist, wie wir schon angedeutet haben, ein Me-
  • moirenwerk niemals. Was den ersteren Punkt anlangt,
  • so hat Ulrich möglicherweise auch einen andern Wildonier
  • gemeint und sich in dessen Vornamen geirrt, oder er
  • kann, da der Name Hertnid öfterö in den österreichischen
  • Adelsgeschlechtem begegnet, einen andern Herrn dieses
  • Namens mit dem Wildonier verwechselt haben. ^
  • ^ s. die Schrift «Das Ministerialengeschlecht von Wildonie»
  • (Wien 1879, ans dem Archiv für österr. Geschichte 59. Band,
  • 1. Hälfte, S. 177), S. 32 fg. ^
  • ^ Kummer modificiert übrigens sein strenges Urtheil über
  • Ulrich später wieder. Er sagt in seiner genannten Ausgabe der
  • poetischen Erzählungen Herrand's von Wildonie Einl. S. 25,
  • Anmerkung : « Es darf . . . nicht verschwiegen werden , daß die
  • historische Glaubwürdigkeit Ulrich's von Liechtenstein in Bezug
  • auf einzelne Namen in Verbindung mit bestimmten Thatsachen
  • seines Lebens manchen Zweifeln unterliegt; mein Ministerialen-
  • geschlecht hat einige Belege für diese Behauptung geliefert.
  • Aber in den Hauptsachen läßt sich ihm keine Unrichtigkeit
  • nachweisen, und wenn er in seiner Phantastik auch mit Personen
  • XXVI EINLEITUNG.
  • Auch die Erzählung von seiner Gefangenschaft ist
  • bezweifelt worden. Diese Gefangenschaft fällt nach Lach-
  • mann's höchst wahrscheinlicher Berechnung in die Jahre
  • 1248 — 49 (1696, 1 fg. — 1729, 1 fg.). Durch den ge-
  • nannten Grafen Meinhart wird er daraus befreit. Nun
  • hat Schönbach ^ dagegen gelten* gemacht, daß in die-
  • selbe Zeit eine Anzahl Urkunden gehören, die Ulrich's
  • Namen als Zeugen tragen. Dieser Einwand gründet sich
  • auf eine früher allgemeine, nach den epochemachenden
  • Untersuchungen Gustav's von Buchwald nicht mehr halt-
  • bare und bereits veraltete Anschauung, nach welcher die
  • Zeugen auch wirklich gegenwärtig gedacht werden, wäh-
  • rend sie gemeinhin nicht Zeugen in modernem Sinne
  • des Wortes sind, sondern nur testes, die etwas zu testieren,
  • zu beglaubigen, sich für den Aussteller und für sein
  • Vorhaben und seine Verpflichtung zu verbürgen haben.
  • Dazu bedurfte es nicht des persönlichen Erscheinens.
  • Wenn es in der Urkunde nicht ausdrücklich bemerkt ist,
  • daß die Betreffenden wirklich praesentes waren, kann
  • mit den Namen nur noch' in beschränkter Weise historisch
  • und chronologisch operiert werden. ^ Solange Ulrich in
  • jenen Urkunden nicht als wirklich gegenwärtiger Zeuge
  • erwiesen wird, ist sein Name unter den Zeugen allein
  • kein Beleg gegen seine Gefangenschaft. Die erste von
  • Schönbach angezogene Urkunde vom 3. März 1247 setzt
  • allerdings die persönliche Betheiligung Ulrich's an einem
  • Gelöbnisse voraus, allein diese Urkunde gehört in die
  • Zeit vor der Gefangenschaft. Somit ist vorderhand an
  • der Wahrheit von Ulrich's Berichte festzuhalten.^
  • und Orten frei schaltet, so können wir ihm doch nicht nach-
  • weisen, daß er Personen frei erfindet; seine Freiheit besteht nur
  • in der unbekümmerten Anordnung von Persönlichkeiten und
  • Namen.»
  • 1 a. a. O. S. 309 fg.
  • 2 Und Hunderte von solchen Beweisen und Ergebnissen
  • müßen revidiert, beziehungsweise gestrichen werden.
  • ^ Hier sei auch der unannehmbaren Hypothese August
  • Silberstein's gedacht (Denksäulen im Gebiete der Cultur und
  • Literatur, Wien 1879, S. 150 fg.), die dahin geht, daß zwei
  • Partien, «die beim nächtlichen Abenteuer, und die spätere beim
  • EINLEITUNG. XXVH
  • lieber die geringfügigsten Dinge äußert sich Ulrich
  • oft ebenso ausftlhrlich wie über die großen und wichtigen.
  • Aber eines hat er seinen Lesern geflißentlich verschwiegen :
  • die Namen seiner beiden geliebten Herrinnen. Das war,
  • wie wir aus zahlreichen Literaturstellen, namentlich aus
  • Ijrrischen erfahren, ganz im Geiste der höfischen Sitte,
  • die es als einen Verstoß ansah, wenn ein Mann die Er-
  • korene seines Herzens nennen wollte. Den Zeitgenoßen
  • und nächsten Nachkommen Ulrich's werden wohl jene
  • beiden vielgefeierten Damen nicht ganz unbekannt ge-
  • blieben sein, aber was für die ersten Leser ein sogenanntes
  • öffentliches Geheimniß war, ist für uns ein wirkliches ge-
  • worden: wir sind bis jetzt wenigstens noch völlig im Un-
  • klaren, und alle Vermuthungen haben kein feststehendes
  • Ergebniß erzielt. Darin mußten alle Forscher einig sein,
  • daß die erste Geliebte, die allein überhaupt das Interesse
  • gefangen nahm, von hoher fürstlicher Geburt gewesen ist.
  • Hier können unmöglich alle vorgebrachten Meinungen
  • erwogen werden, es mag genügen, wenn wir sie nur ein-
  • fach aufzählen.
  • Hormayr vermuthete (in seinem Taschenbuch von
  • 1822) Agnes von Meran, die dritte Gemahlin Friedrich's
  • des Streitbaren. Dieser Vermuthung, die nach einer An-
  • gabe Ludwig Uhland's M. von CoUin (in den Wiener
  • Jahrbüchern) widerlegt hat, setzt auch von der Hagen
  • (Minnesinger 4, 325) Bedenken entgegen, ohne selbst sich
  • zu entscheiden. Bergmann sucht (in der Einleitung zum
  • Frauenbuch) wahrscheinlich zu machen, daß Ulrich's vroutve
  • Beatrix, des Pfalzgrafen Otto IL von Burgund Tochter,
  • Kaiser Friedrich's I. Enkelin gewesen sei; sie wurde 1208
  • mit Otto L, Herzog von Meran aus dem Hause Andechs
  • vermählt. Kummer stimmt (in der Einleitung zur Herrand-
  • Ausgabe) diesem Nachweise zu. Schönbach endlich ver-
  • Glücke, das U. von seiner Frauen genießt», gefälscht seien.
  • Die Behauptung, einem spätem Fälscher sei es «nicht unschwer»
  • (soll heißen schwer) gewesen, «in der leicht gefügigen Strophe
  • nachzudichten», ist nur ein Auskunftsmittel, das der Wißen-
  • schaft nicht genügen kann. Die Interpolationen zu erweisen,
  • könnte nur auf Grund der Sprache, der Metrik und des Stils
  • geschehen.
  • XXVni EINLEITUNG.
  • muthet (in seinem Aufsatze in der Zeitschr. und in der
  • Allg. D. Biographie) eine Pfannbergische Gräfin, «die etwa
  • auf einem Schloße in Niederösterreich (denn außerhalb
  • Steiermarks müßte es doch gelegen sein, mit dem nieder-
  • österreichischen Adel war der Verkehr am intimsten)
  • gewöhnlich lebte. ^
  • Ein Irrthum, der sich fast bei allen findet, die sich
  • mit dieser Frage beschäftigt haben, scheint es mir zu
  • sein, die unbekannte Herrin in der Nähe von Bozen zu
  • suchen.^ In der betreffenden Stelle des Frauendienstes
  • wird uns von einer Verehrerin Ulrich's berichtet, die ihm
  • vier Büchlein sendet, ihn auffordert, auf eine fremde Weise
  • ein Lied zu dichten, und ihm zur Belohnung ein Hund-»
  • lein zum Geschenk macht. Hätte Ulrich gewußt oder
  • selbst nur vermuthet, daß ihm diese Gunstbezeugungen
  • von seiner Geliebten kämen, so würde er seiner Freude
  • viel lebhafteren Ausdruck gegeben haben. Auch wäre
  • das nach jener Weise verfaßte Lied (VH) gewiß viel
  • individueller ausgefallen. Auch Uhland hat in der un-
  • bekannten Geberin Ulrich's Geliebte gesehen, denn er
  • sagt (Schriften 5, 243): «auch jene Geschenke von un-
  • benannter Hand rühren von ihr her.» Nach dieser An-
  • nahme müßten auch die Gaben von ihr stammen, die
  • Ulrich auf seiner Venusfahrt in Villach und in Neustadt,
  • beidemal mit poetischer Zuschrift (d. e) erhält. Warum
  • aber sträubte er sich so sehr, sie anzunehmen, warum
  • will er nur von der Geliebten beschenkt sein (Str. 743),
  • warum erblickt er in der Annahme eine Untreue (742,8)?
  • Sollte er sich nur verstellt haben, weil er schließlich die
  • Gaben doch behält und weil ihm diese Aufmerksamkeiten
  • geschmeichelt haben? Warum ist er denn in Bozen weniger
  • spröde? Ich vermuthe, daß ihm die Gaben alle, da und
  • dort, von einer Verehrerin zukommen, die seine Gunst
  • erwerben will, und daß diese schließlich auch die zw^eite
  • vrouwe geworden ist. Er zeigt sich aber wohl deshalb
  • vor der Dienerschaft so ungehalten über die ihm erwiesene
  • Ehre, weil er das erstemal so unvorsichtig gewesen ist,
  • mit erhaltenen Geschenken zu prahlen und sie als Tur-
  • 1 s. zu 358, 3.
  • EINLEITUNG. XXIX
  • nierpreis zu bestimmen, ja sogar außer dem erhaltenen
  • Hündlein noch Kleinodien aus eigenen Mitteln hinzuzu-
  • fügen und vorzugeben, er handele im Auftrage einer Dame.
  • Das mußte doch der Geliebten zu Ohren kommen. Und
  • darum hatte diese ganz recht, wenn sie ihm als Grund
  • ihrer Unerbittlichkeit, nachdem sie ihn zuerst mit seiner
  • Jugend, mit seinem übelstehenden Mund, mit seiner Zag-
  • haftigkeit, mit seinem verkrüppelten Finger, mit seiner
  • Unebenbürtigkeit gequält, ihm auch seine Untreue vor-
  • wirft (1019, 5. 1021, 1 fg.). Sie mag auch von seinem
  • Auftreten in Feldsberg (Str. 934 fg.) vernommen haben
  • und mit ihrer Beschuldigung zunächst darauf hindeuten.
  • Aber sie spricht doch nicht von einem Falle allein, aus-
  • drücklich wird er «mangerlei» Untreue geziehen.
  • Welche «Unthat» die erste Geliebte an Ulrich be-
  • ging, daß er sie aufgab und sich einer andern zuwandte,
  • hat er zartfühlend verschwiegen. Wahrscheinlich ist
  • sie seiner Zudringlichkeit in leidenschaftlichem Zorne
  • (1364. 1365) begegnet, hat ihn vielleicht vor Zeugen ab-
  • gewiesen, so daß er es seiner Ehre schuldig war, aus
  • ihrem Dienste zu scheiden.
  • Das Lob, das Ulrich der zweiten Herrin spendet,
  • ist sehr allgemein. Nach der Schilderung ihres Aeußeren
  • scheint sie eine Brünette gewesen zu sein (1619,4. 1620,3);
  • sodann deuten mehrere Stellen darauf hin, daß sie hei-
  • teren Temperaments war (z. B. 1733, 1). Von Adel ist
  • sie gewesen, denn Ulrich nennt sie vrouwe von gehurt,
  • gibt ihr das Epitheton wert^ selbst höchgeborn, aber wenn
  • sie höher als er selbst gestanden hätte, so würde Ulrich
  • sicher nicht unterlaßen haben, dies mit stolzer Genug-
  • thuung hervorzuheben, oder mindestens anzudeuten, weil
  • er sich ihrer Gunst erfreute. Die eine Stelle, in der er
  • mit Beziehung auf sie von dem Glück des Mannes spricht,
  • der sich des freundlichen Blickes eines hochgeborenen
  • Weibes erfreut (1777, 5), ist doch zu allgemein gehalten,
  • als daß sie als eine sichere Hinweisung gelten könnte,
  • zumal sich Ulrich selbst zu den Hochgebornen rechnet.^
  • * s. zu 991, 1 fg.
  • XXX EINLEITUNG.
  • Dasselbe gilt dann auch von andern ebenfalls allgemeinen
  • Aussprüchen (z. B. 1795, 1).
  • Die zweite vrouwe verhält sich durchaus passiv, sie
  • wird von Ulrich nur angesungen und gepriesen. Des-
  • halb kann es nicht Wunder nehmen, daß man sich weiter
  • nicht um sie bekümmert hat. Aber wenn sie auch viel
  • geringeres Interesse erwecken kann als ihre hohe Vor-
  • gängerin, so dürfen wir nicht vergeßen, daß sie es ge-
  • wesen ist, die Ulrich von Liechtenstein den Auftrag er-
  • theilte, seinen Frauendienst zu verfaßen (Str. 1848).
  • Also ihrer Anregung verdanken wir dieses merkwürdigste
  • und lehrreichste Gedicht des deutschen Mittelalters. Auch
  • das Frauenbuch, das keine unbedeutende Stelle in der
  • didaktischen Poesie einnimmt, hat Ulrich für sie gedichtet.
  • Diese Ausgabe enthält den zweiten Abdruck von
  • Ulrich's von Liechtenstein Frauendienst. Karl Lachmann
  • veröffentlichte, wie bemerkt, das Gedicht zuerst zugleich
  • mit dem Frauenbuch im Jahre 1841. Docen hatte früher
  • eine Ausgabe geplant, führte sie aber nicht aus. Lach-
  • mann's Ausgabe gründete sich auf eine von Emil Braun
  • gefertigte zierliche Abschrift^ sowie auf eine nach dieser
  • genommene, nicht minder zierliche Abschrift Wilhelm
  • Wackernagers. Lachmann bietet außer dem Texte die Les-
  • arten nebst Vorbericht und ein Verzeichniß der Namen. Im
  • Texte ist auf die Seitenzahlen sowohl der Münchener Hand-
  • schrift als auch der Tieck'schen Bearbeitung hingewiesen,
  • bei den Liedern überdies auf die Stellen der Bodmer'schen
  • Ausgabe der Minnesinger. Ein bedeutendes Verdienst er-
  • warb sich Lachmann durch Beifügung der chronologischen
  • Bestimmungen am Rande und in den Columnenüber-
  • schriften. Lachmann's Berechnung der Daten hat sich
  • bei Nachprüfung glänzend bewährt. Eine wichtige und
  • willkommene Zugabe steuerte Theodor von Karajan bei:
  • seine historischen und topographischen Anmerkungen,
  • wenn auch «ohne besondere Vorbereitung hingeworfen
  • un4 nur einen Anfang der historischen Erläuterung gebend»,
  • 8. Lachmann's Ausgabe S. 681.
  • EINLEITUNG. XXXI
  • sind auch heute noch von hohem Werthe trotz einzehier
  • Berichtigungen, die sich den Specialforschern ergeben
  • haben.
  • In keiner seiner Ausgaben hat sich Lachmann so
  • genau an die handschriftliche Ueberlieferung gehalten wie
  • in dieser Frauendienst -Ausgabe. Auch in den Liedern,
  • für die ihm noch eine zweite, beziehungsweise eine dritte
  • Ueberlieferung zu Gebote stand, und die er demgemäß
  • kritisch behandeln konnte, ist die Schreibweise des Mtin-
  • chener Codex bevorzugt. Gegen die Handschrift mußte
  • Lachmann zunächst den Yocalismus regeln, denn der
  • bairisch-österreichische Schreiber hat neben altem t und
  • n bereits ei und om, selbst au. Im Consonantismus war
  • namentlich für ch das gemeindeutsche Je einzuführen. Um
  • der Metrik zu ihrem Rechte zu verhelfen, nahm Lach-
  • mann zum Theil stillschweigend, ohne weitere Angabe
  • in den Lesarten mancherlei Aenderungen vor, insbeson-.
  • dere galt es unnöthige oder störende e zu tilgen, fehlende e
  • zu ergänzen. Auch Berichtigungen des Textes durch Um-
  • stellungen, Ergänzungen und andere kritische Maßnahmen
  • danken wir seinem Scharfsinne. Daß er nicht immer
  • streng cousequent verfuhr, hat er in seinem Vorberichte
  • angedeutet: «vielleicht ist auch hie und da ein fehler
  • stehen geblieben oder ein mahl verändert, was ein ander
  • mahl geduldet ist » ; « daß ich die Schreibweise nur
  • erträglich, nicht gleichmäßig und gut, zu machen gesucht
  • habe, wird ein kundiger leser bald selbst bemerken.»
  • In dieser Sammlung deutscher Dichtungen des Mittel-
  • alters konnte Ulrich's Frauendienst nicht fehlen. Ich
  • übernahm die Arbeit nicht, wie es bei der vorhergehenden
  • Ausgabe von Heinrich's Tristan der Fall war, aus literari-
  • schem und sprachlichem Interesse, sondern zunächst wegen
  • ihrer anreizenden Wichtigkeit für die Alterthumskunde.
  • Gerade weil Lachmann's Ausgabe keine Erklärungen der
  • Realien darbot, war für eine Wiederholung des Textes
  • noch eine Aufgabe übrig gelaßen, wie es andererseits
  • nicht undankbar schien, den in gelehrten Werken schon
  • vielfach verwertheten culturhistorischen Stoff des Frauen-
  • dienstes durch die Anmerkungen weiteren Kreisen zu
  • vermitteln. Daß auch für die Lieder, besonders hin-
  • XXXn EINLEITUNG.
  • sichtlich ilirer strophischen und rhythmischen Gestaltung
  • noch gar mancherlei zu thun sei, ergah sich mir sofort
  • nach Beginn der Arbeit.
  • Lachmann's Anschluß an die Handschrift war mir bei
  • der Textherstellung a priori Vorbild. Aber ich erkannte
  • bald bei der Collation des Codex, die ich in den Sommer-
  • ferien des Jahres 1880 zu München vornahm, daß Lach-
  • mann doch mehr normalisiert hatte, als ich nach seiner
  • Angabe in den Lesarten vermuthen konnte. Auch ergab
  • sich eine überraschende Menge von Inconsequenzen. Eine
  • noch größere Schonung der Ueberlieferung schien mir
  • darum geboten, weil die einzige Handschrift noch dem
  • 13. Jahrhundert angehört, weil sie trotz manigfacher Fehler
  • und Willkürlichkeiten, von denen keiner unserer altdeut-
  • schen Codices frei ist, sich als eine der besten Hand-
  • schriften erweist, die wir überhaupt besitzen, und weil
  • endlich der Schreiber demselben Dialectgebiet entstammt
  • wie der Dichter. Wenn Lachmann das bairisch- öster-
  • reichische a vor r = (wie dartj urbarn), das ai = ei
  • bewahrte, wo es vereinzelt vorkam, so mußten auch au
  • für ou, eu für iu in ihr Recht eingesetzt werden. Das-
  • selbe gilt von y, von der Doppelconsonanz nach langem
  • Vöcal. Bewahrt ist von mir auch das Endungs -e in
  • offener oder in geschloßener Silbe, wenn es in zweisilbiger
  • Senkung steht, sowie das auslautende Endungs- e, wenn
  • es ein Wort in der Senkung beschließt. Statt es mit
  • Lachmann zu tilgen, habe ich es wie vorher in meinem
  • Heinrich von Freiberg mit Punkt versehen. Umgekehrt
  • sind wie dort alle c- Laute, welche der Schreiber gegen
  • die Metrik nach seinem Dialecte wegfallen ließ, mit Lach-
  • mann ergänzt und durch cursiven Druck ausgezeichnet
  • worden, wie überhaupt auch alle andern Zuthaten zu der
  • handschriftlichen Ueberlieferung in solcher Weise kenntlich
  • gemacht sind. Oefters ist von der Ergänzung des e ab-
  • gesehen, wenn der Vers nach dem silbenzählenden Princip
  • auch ohne diese Ergänzung zu lesen war. Umgekehrt hat
  • auch die Ergänzung stattgefunden, wo sie Lachmann nicht
  • nöthig schien, namentlich in zusammengesetzten Wörtern.
  • Manche der Verbeßerungen Lachmann's lagen nahe, bei
  • andern ist seines Vorgangs dankbar zu gedenken.
  • EINLEITUNG. XXXIIl
  • Zwei Fälle sind besonders zu erwähnen, wo das
  • eigene Princip verlaßen und Lachmann's Herstellung vor-
  • gezogen wurde: gegen und äaz ist in der Senkung sind
  • nicht gegen und daz ist geschrieben worden, sondern gein
  • und dest, weil diese Contractionen auch ab und zu in
  • der Handschrift begegnen. Oefters aber ist gegen Lach-
  • mann daz ist beibehalten, wenn der Vers eine andere
  • Kürzung ermöglichte.
  • Neben dem Punkt als einem metrischen Zeichen
  • ist der Accent nur höchst selten angewandt worden.
  • Auch hier habe ich zwischen si und s^, du und du, nu
  • und nü unterschieden wie in meinen vorhergehenden Aus-
  • gaben. In der Handschrift findet sich si, wogegen Ul-
  • rich's Sprache in der Regel sie aufweist. ^ Ich habe
  • mich nicht entschließen können, in den Erzählungs-
  • strophen und in den Büchlein sie gegen si einzuführen,
  • zumal er als Nebenform auch s% gebraucht. ^ Auch darin
  • bin ich Lachmann gefolgt, daß ich iw, ow nicht in iuw,
  • ouw verwandelt habe.
  • Schwierig ist die Entscheidung, wie sich der Heraus-
  • geber bei dem sonstigen Grundsatz äußerster Schonung
  • in der Schreibung des handschriftlichen ch zu verhalten
  • habe, wo es gemeindeutschem h entspricht und nicht
  • allein entspricht, sondern wo es in Oberdeutschland ein
  • conventionelles Schriftbild für k ist. Ich habe mich im
  • Allgemeinen an Lachmann angeschloßen trotz des Reimes
  • gesmach (= gesmac): gebrach 1782, 7 (568, 13) und habe
  • k gesetzt. Auch sonst ist ch im Inlaut vor kurzem Vocal
  • in ch, im Auslaut in c verwandelt worden, ebenso letz-
  • teres vor Consonauten. Nur in den Femininum auf -ic-heit
  • ist der Vorsicht wegen cheit und nicht keit gesetzt wor-
  • den, weil dieses nur höchst vereinzelt vorkommt.
  • Wegen des engen Anschlußes meines Textes an die
  • Handschrift, der auch in der wechselnden Schreibung
  • berechtigter Nebenformen wie wünne und wunne, fünfzic
  • und funfzic principiell gefolgt werden mußte, wäre mir
  • bei der Correctur die Handschrift sehr erwünscht ge-
  • ^ s. Bartsch, Liederdichter, Anmerkungen XXXIII, 15.
  • * s. zu XIV, 5.
  • UlBICH ton LlBCHTBKBTEIir. I. p
  • XXXIV EINLEITUNG.
  • wesen. Sie wurde mir aber verweigert, wie sie einst
  • auch Lachmaim verweigert worden ist; dafür konnte ich
  • drei getreue Abschriften des Frauendienstes benutzen, die
  • mir höchst willkommen waren. Alle drei sind von der Hand
  • des genannten Dr. Emil Braun. Zwei dieser Abschriften
  • erhielt ich durch Herrn Hofbibliothekar Dr. Baumann
  • aus der fürstl. Fürstenbergischen Bibliothek zu Donau-
  • eschingen, die dritte aus Jacob Grimm's Nachlaße stam-
  • mende durch Herrn Bibliotheksdirector Dr. Valentin Rose
  • aus der königl. Bibliothek zu Berlin zu längerer Benutzung
  • zugesandt, wofür ich den genannten Herren auch hier
  • meinen Dank auszusprechen mich gedrungen fühle.*
  • Ist für die erzählenden Theile, die Büchlein, die
  • eingestreuten Prosastücke und poetischen Briefe der mög-
  • lichste Anschluß an die einzige Handschrift erstrebt wor-
  • den, so mußte für die Lieder ein anderer Grundsatz auf-
  • gestellt werden. Hier war die kritische Normalisierung
  • nothwendig. Denn die Lieder liegen in mehreren Ueber-
  • lieferungen vor, in den Liedern tritt Ulrich's Dialect zu-
  • rück, im Gesänge schwindet überhaupt mundartliche Aus-
  • sprache. Darum wäre ein Festhalten an der zufälligen
  • Niederschrift der Hauptquelle, soweit sie das Dialectische
  • der jüngeren Zeit berührt, von Uebel gewesen.
  • Lachmann's Ausgabe wird nach den zufälligen Seiten-
  • und Zeilenzahlen citiert. Darum mußte neben der neu
  • einzuführenden natürlichen Zählung auch diese erste Aus-
  • gabe berücksichtigt werden. Die Hinweise auf die Blatt-
  • zahlen der Handschrift, auf Bodmer's Minnesinger und
  • auf Tieck sind aber weggeblieben, und von den chrono-
  • logischen Bestimmungen ist in den Columnenüberschriften
  • nur bisweilen Gebrauch gemacht. Wer sich näher mit
  • Ulrich beschäftigen will, kann schon der Lesarten wegen
  • Lachmann's Ausgabe nicht entrathen.
  • In den Anmerkungen habe ich im Allgemeinen das
  • Verfahren der Heinrich -Ausgabe beobachtet. Metrisches
  • mußte aber in ausgedehnterem Maße, als es dort nöthig
  • ^ Näheres über diese Abschriften in den kritischen An-
  • merkungen zu Ulrich's Frauendienst, die ich in der Germania
  • in nicht ferner Zeit geben werde.
  • EINLEITUNG. XXXV
  • war, Berücksichtigung finden. Dem aufmerksamen Leser
  • wird es nicht entgehen, daß ich den Realien eine be-
  • sondere Sorgfalt zugewendet habe. Für diesen Theil der
  • Erklärung hat mir zunächst das mittelhochdeutsche Wör-
  • terbuch, dann aber auch Lexer's mhd. Handwörterbuch,
  • welches viele neue Belege aus Ulrich bringt, treffliche
  • Dienste geleistet. Aber besondere Hinweise auf diese
  • lexicalischen Hülfsmittel schienen nicht nöthig, nur in
  • seltenen und schwierigen Fällen ist es geschehen. Da-
  • gegen habe ich im Interesse der Leser, die solchen Studien
  • nachgehen wollen, auch auf culturhistorische Werke ver-
  • wiesen, namentlich auf das höfische Leben von Alwin
  • Schultz. Für das Turnierwesen bot besonders die kleine
  • Schrift von Niedner «Das deutschie Turnier im XH. und
  • Xni. Jahrhundert» (Berlin 1881) schätzbare Fingerzeige.
  • Da auf diesem Gebiete der Realien auch Abbildungen sehr
  • wichtig sind, schien mir das genannte Buch von Schultz
  • besonders deshalb zu Hinweisungen geeignet, weil es all-
  • gemein zugänglich und weil es stofflich umfaßend und
  • zeitlich beschränkt ist. Von andern Bildwerken, die mir
  • zu Gebote standen, habe ich wegen ihrer Seltenheit im
  • Allgemeinen abgesehen und nur ausnahmsweise auf das
  • eine oder andere verwiesen.
  • Auf Karajan's Anmerkungen mußte ich selbstver-
  • ständlich durchgehends Bedacht nehmen. Nachträge habe
  • ich nur im Anfang, beim Friesacher Turnier, gegeben, wie
  • sie mir in Haupt's Handexemplar vorlagen. Es konnte bei
  • dem literarischen Zwecke dieser Ausgabe meine Verpflich-
  • tung durchaus nicht sein, alle die im Gedichte auftretenden
  • Persönlichkeiten geschichtlich und urkundlich zu verfolgen.
  • Sollte einmal der Frauendienst in einer Sammlung öster-
  • reichischer Geschichtsquellen veröffentlicht werden — und
  • dies wäre doch denkbar, ja selbst erwünscht, — dann hätte
  • der Herausgeber die Aufgabe, gerade über diese special-
  • historischen Elemente mit besonderem Fleiße zu belehren.
  • Im Uebrigen mußte ich nach allen und verschiedenen
  • Richtungen hin das Buch von Knorr über Ulrich von
  • Liechtenstein^ die einzige Monographie, die unserm Dich-
  • ter bis jetzt gewidmet wurde, theils der Begründung, theils
  • der Ergänzung wegen heranziehen.
  • c *
  • XXXVI EINLEITUNG.
  • Die Autoren, die sonst noch in den Anmerkungen
  • genannt sind, weil sie sich um die Ulrich-Forschung be-
  • müht haben, brauchen hier nicht im Voraus namhaft ge-
  • macht zu werden.
  • Bei der ausgedehnten Berücksichtigung, die Ulrich's
  • Frauendienst in den lexicalischen Werken gefunden hat,
  • soll das Wörterbu^ch vorzugsweise und im Wesentlichen
  • ein Verzeichniß zu den Anmerkungen sein. Ein aus-
  • führlicheres Specialwörterbuch, selbst in der Beschränkung,
  • wie ich sie mir beim Heinrich von Freiberg auferlegen
  • mußte, hätte bei diesem über noch einmal so starken
  • Dichtwerke den zu Gebote stehenden Raum weit über-
  • schritten. Andererseits mußte aber auch für die Leser,
  • welche nicht aus philologischem, .sondern aus cultur-
  • historischem Interesse mein Buch begehren und zur Hand
  • nehmen, ausreichend gesorgt werden. Und so ist das
  • Wörterbuch doch ziemlich umfangreich ausgefallen. Das
  • IJamenverzeichniß ist im Anschluß an das der Lach-
  • mann'schen Ausgabe genau gearbeitet, ja noch genauer
  • insofern, als auch die Vornamen mit eingereiht worden sind,
  • die auch öfters in den Anmerkungen besprochen werden.
  • Capiteleintheilungen mit besonderen Ueberschriften
  • und mit kurzen Inhaltsangaben habe ich diesmal nicht
  • vorgenommen. Es hätte das den Text, in dessen Original
  • ohnehin so viele Ueberschriften stehen, geradezu zer-
  • rißen. Zur Orientierung habe ich aber Columnenüber-
  • schriften gesetzt, die dann auch in den Inhaltsübersichten
  • zu den beiden Theilen wiederholt werden.
  • Leider war der Herausgeber dieser Sammlung durch
  • eine längere und schwere Erkrankung verhindert, meiner
  • Arbeit seine Fürsorge angedeihen zu laßen, dagegen habe
  • ich meinem Freunde Fedor Bech aufs neue für seine
  • treue Beihülfe innigst zu danken.
  • Nachdem es mir vergönnt war, das anmuthigste
  • Dichtwerk unseres Mittelalters herauszugeben, gereicht
  • es mir zur Freude und Befriedigung, daß ich auch dem
  • wichtigsten Zeitgedichte aus den Tagen des Minnesangs
  • meine Bemühung habe widmen dürfen.
  • Rostock, im October 1887.
  • Reinhold Beckstein.
  • Inhalt des ersten Theils.
  • Seite
  • Einleitung t
  • FROWEN DIENST.
  • Strophe 1 — 67 j(Eingang. Kindheit. Jugend. Erster Dienst.
  • Stille Minne. Zweiter Dienst. Ritterlehre. Ritter 1212.
  • Erste Ritterschaft. Geständnis.) 1
  • I. DaZ ist bin TANZWiSB, DIU ERSTE 23
  • Strophe 68 — 110 (Botschaften. Mundoperation.) .... 24
  • n. DaZ ist diu ander TANZWiSB 35
  • Strophe 111—114 (Botschaft.) - 37
  • (A) Brief (der Niftel. Prosa.) 38
  • Aventiure, wie der herre uolrich mit siner vrowbn
  • WART ÄEBT REDEHAFT 38
  • Strophe 115 — 161 (Erste Begegnung. Kümmemil^. Er-
  • klärung. Abweisung. Ritterschaft. Dichtung.)
  • HlB HEBT SICH DAZ £b8TE BÜBCHiJn .-^f^. ^'t 50
  • Strophe 162—165 (Botschaft) 64
  • III. Ein lanoiü wisE, und ist diu dritte 65
  • Strophe 166—171 (Antwort) 66
  • (a) Poetisches Antwortschreiben (der Herrin.) 68
  • Strophe 172—176 (Antwort.) 69
  • Aventiure von dem turnay ze frisach 70
  • Strophe 177—315 (Turnier zu Friesach 1224.)
  • rV. Ein TANZwisE, und ist diu vierde wise 111
  • Strophe 316—320 (Botschaft der Niftel.) 113
  • (b) Poetischer Brief (der Niftel an die Herrin.) 114
  • Strophe 321—323 (Botschaft der Niftel. Turnier zu Leib-
  • . nitz.) ■ 115
  • (c) Poetische Antwort (der Herrin an die Niftel.) .... 116
  • Strophe 324—333 (Unterhandlungen.) 116
  • V. Ein TANzwisE, und ist diu fünfte wfsB 119
  • Strophe 334—339 (Ritterfahrten. Triest. Brixen.). ... 120
  • XXXVIII INHALT.
  • ^ Seite
  • AyENTIÜBE, wie der herbe UOLRIcH SINEN FINGER VERLOS 121
  • Strophe 340—351 (Verlust des Fingers.)
  • VI. Ein TANZwisE, und ist diu sehste wfsE 125
  • Strophe 352—359 (Heilung. Vier Büchlein als Gabe.). . 126
  • VII. Ein siNCwisE, und ist diu sibende wise 129
  • Strophe 360 — 403 (Hündlein als Gabe. Vereiteltes Turnier
  • zu Friesach. Neue HojQTnung.) 130
  • VIII. Daz ist ein tanzwIse, und ist diu ahte wise . 141
  • Strophe 404—417 (Neue Hoffnung. Romfahrt.) 143
  • IX. Ein sincwise, und ist diu neunte wise 147
  • Strophe 418—426 (Ritterschaft in Steierland. , Neue Bot-
  • schaft.) 14&
  • X. Ein TANZWISE, und ist diu zehende wise 150
  • Strophe 427—436 (Zweifel der Herrin.) 15^
  • AVENTIURE, WIE DER HERBE UOLBIcH SINEN VINOEB ABE
  • SLUOC UND SANT IN sInEB FBOWEN ........ 155
  • Strophe 437 — 449 (Der abgeschlagene Finger.)
  • Daz ist ein büechlIn, daz andeb .^?3 v- 159
  • Strophe 450 — 469 (Der abgeschlagene Finger. Entschlul^
  • zur Venusfahrt.) 172
  • Aventiube, wie deb hebre uolbIch küneginne wise
  • FÜOB DUBCH diu LANT MIT BITTEBSCHEFTE 177
  • Strophe 470-479 (Venusfahrt 1227: Venedig.)
  • (B) Einladungsbrief. 181
  • Strophe 480—604 (Venusfahrt 1227: Mestre. Treviso. Piave.
  • Sacile. Odorico. Gemona. Chiusa. Thörl. Villach.) . 183
  • (d) Poetischer Brief (der Unbekannten) 217
  • Strophe 605—746 (Venusfahrt 1227: Feldkirchen. St. Veit.
  • Friesach. Scheifling. Judenburg. Knittelfeld. Leoben.
  • Kapfenberg. Kindberg. Mürzzuschlag. Gloggnit;!. Neun-
  • kirchen. Neustadt. [Kehrbach].) 217
  • (e) Poetischer Brief (der Unbekannten) 253
  • Strophe 747—776 (Venusfahrt 1227 : In Oesterreich [Piesting].
  • Traiskirchen. Nach Wien. [Möllersdorf.J) 254
  • (/; Walther's Lied (^.^«^-«J^'.' t<.* "/t '^ . . • 'J. ... 262
  • Strophe 777— 985 (Venusfahrt 1227: Nach W^ien [Möllers-
  • dorf.] Wien. Kornneuburg. Mistelbach. Feldsberg.
  • Thaya. Böhmen. Ende der Venusfahrt. Zurück nach
  • Wien. Das Gefolge bleibt zurück. Das Gefolge zurück
  • nach Oesterreich. Preis der Venusfahrt.) 262
  • ULßlCH'S VON LIECHTENSTEIN
  • FßAUENDIENST.
  • ERSTER THEIL.
  • FROWEN DIENST.
  • 1 Den guoten wiben si genigen (1,1)
  • von mir, swie si mich doch verzigen
  • nach dienest ofte ir lones hänt.
  • her, waz si tugent doch begänt!
  • der werlde heil gar an in stät. (5)
  • ich wsen, got niht so guotes hat
  • als ein guot wip. daz ist also:
  • des stät ir lop von schulden ho.
  • 1,1 Den guoten wiben: wip gebraucht der Dichter hier und
  • im Folgenden zur Bezeichnung des weiblichen Geschlechtes, aber
  • nicht im Gegensatz zu vrouwej sondern synonym mit vromoe^
  • wie namentlich aus den Strophen 8, 9 und 10 sowie aus der
  • Schlußstrophe des ganzen Gedichtes hervorgeht. Er wechselt
  • zwischen beiden Wörtern, um eintöniger Wiederholung vorzu-
  • beugen und um der metrischen Technik willen. Besonders häufig
  • ist bei wtp das Epitheton guot^ welches, etwa unserm: edel ent-
  • sprechend, wie dieses den Doppelbegriff des Adels und des Edel-
  • sinns in sich schließt. — 3 nach praep., wohl nicht zeitlich nach
  • («nach meinem Dienen», Tieck), sondern: im Verhältniß zu
  • [vgl. nach Verdienst, nach Würdigkeit, nach Alter]. — 4 solche
  • rhetorische Wendungen in den Erzählungsstrophen ungemein
  • selten, auch die Fragen sind .«"elten; vgl. 2, 5. 860, 2. — her =
  • kerre, Ausruf; Docen vermuthete dafür die Interjection hei, ach !
  • — 7 daz ist also: eine der öfters wiederkehrenden, zur Aus-
  • füllung des Verses und Reimes dienenden Wendungen; s. z. B.
  • 860, 5. 981, 3. 1044, 8. 1213, 7. nu st also 138, 8. vgl. zu 12,1.
  • 16, 1. 62, 5. — S hö adv. = hohe, hoch von U. als gefüges Reim-
  • wort sehr häufig angewandt, namentlich in Wendungen wie hier
  • bei 8tdn z. B. 156, 8. 1. Büchl. 9h 170, 8; kamen ho 175, 7;
  • mich hebt unho 225, 5 (diese Wendung sehr oft); sttgen ho 304, 4;
  • mich freut ho IV, 13 u. s. w. Dieses ho vorzugsweise dem mitteld.
  • Ulbich voh Liechtenstein. I. 2
  • EINGANG.
  • 2 Man muoz mirs jehen, wan ez ist war,
  • daz wibes güete niemen gar (lO)
  • voUoben an ein ende mac.
  • ir lop sich breitet als der tac.
  • wä endet sich der sunnen schin?
  • swer mir daz üf die triwe sin
  • kan gesagen, dem muoz ich jelien, (15)
  • daz er vil verre hab gesehen.
  • 3 Ir schin durchliuhtet elliu lant:
  • da von ist mir vil unbekant
  • ir schines sprunc, ir schines ort.
  • sich endent sanfter elliu wort, (20)
  • und swindent lihter elliu jär, (2,1)
  • e daz der wibe güete gar
  • und ouch ir hohe werdekeit
  • mit Worten werde gar volseit.
  • 4 Wie sol man des vol ze ende komen, (5)
  • des ende nimmer wirt vernomen
  • und daz für yfkr niht endes hat?
  • also diu werlt nu gar zergät,
  • Dialect eigen und systematisch angemeßen, begegnet doch auch
  • bei den Oberdeutschen, s. Weinhold A. Gr. §. 236 B. Gr. §. 15i).
  • Möglich, daß für diese die Form ho nur eine literarische war,
  • da sie eigentlich nur im Reime vorkommt. Nach Paul Mbd. Gr. ^,
  • §. 7*2 beruhen diese Formen mit abgefallenem h (ch) wahrschein-
  • lich nur auf Anlehnung an solche, in d^nen es im Inlaut zwischen
  • Vocalen stehen würde.
  • 2, 1 fg. Der Gedanke kehrt wieder im Anfang des ersten
  • Liedes; auch 4, 1 fg., 6,1 fg. stimmen dazu. — 4 solche Ver-
  • gleiche aus der Natur hat Knorr gesammelt S. 19. — 6 fg. das
  • Enjambement, von Knorr nicht berücksichtigt, ist von U. außer-
  • ordentlich häufig angewandt worden; schon vorher 1, 1 — 2.
  • 6—7, ferner z. B. 6, 3. 44, 5. 44, 6. 45, 2. 66, 1. 71, 2. 81, 1.
  • 82, 7. 90, 3. 104, 5. 268, 7. (s. die Bemerk.), in Str. 1373 drei-
  • mal hintereinander; wichtig besonders zwischen zwei Strophen,
  • was zugleich Strophenbrechung in sich schließt, z. B. 109 — 10.
  • 348 — 49. 421 — 22. 444 — 45. (Hier sei zugleich hingewiesen auf
  • die ebenfalls nicht seltene Stropbenbrechung ohne Enjambement,
  • z. B. 49^—98. 607. 610. 615. 623. 629. 668. 676. 678.) Auch
  • in den Liedern Enjambement, z. B. II, 13. 24; zwischen Auf-
  • gesang und Abgesang VII, 12. 20. 28.
  • 4, 3 fg. die Reimbrechung, ebenfalls bei Knorr unerwähnt
  • gelaßen, von V. nicht minder häufig angewandt; in den Er-
  • EINGANG. Ö
  • daiinocli ist der wibe bris
  • ze himel und in paradls; (lO)
  • da von min sin und min gedanc
  • in lop ze sprechen ist ze kranc.
  • 5 Wip sint rein^, wip sint guot,
  • wip sint schoene und wol gemuot,
  • wip sint guot für senediu leit, (15)
  • wip die füegent werdecheit,
  • wip die machent werden man.
  • wol im, der daz verdienen kan,
  • daz si im bietent vriundes gruozl
  • dem wirt vil maniger sorgen puoz. (20)
  • 6 Wip sint hoher sselden rieh,
  • den engein nie niht so gelich
  • wart alsam ir schoener lip.
  • ein tugentriche reine wip,
  • diu sich vor wandel hat behuot, (25)
  • diu hat für war w^ol engeis muot:
  • ir lip hat ouch wol engeis schin:
  • daz nim ich üf die triwe min.
  • 7 Nach disem lob so heb ich an
  • ein msere, als ich beste kan. (3o)
  • in gotes namen ich ez hebe
  • und wünsche des, daz er iu gebe
  • gein mir s6 ztihtoichen muot, (3,1)
  • daz ez iuch alle dunke guot.
  • so wirt min arbeit niht verlorn.
  • ich hab daz liegen dran versworn.
  • zählnngsstropben weniger als in den Büchlein, wo sie mit zum
  • Stil gehört. — 3 endes gen. abh. von nihtf kein Ende.
  • 5, 5 machent werden man, machen den Mann werth (unflect.) ;
  • solche Wendungen mit flectierten attributiven Adjectiven ohne
  • Artikel nur noch im Plural gebräuchlich.
  • 7, 2 als ich beste kan, so gut ich kann, beliebte mhd. Wen-
  • dung, von U. auch öfters zur Ausfüllung des Verses gebraucht;
  • vgl. 11, 3. — 4 des schwerlich Object zu wünschen, welches
  • neben dem Acc. auch den Gen. bei sich hat, weil das Object
  • schon im Nebensatz mit daz ausgedrückt liegt; des vielleicht
  • eher adv., deshalb: mit Beziehung auf seine Berufung auf Gott,
  • in dessen Namen er sein Werk beginnt. — 8 xier Dichter will
  • also nur Wahres berichten.
  • 1 *
  • KINDHEIT.
  • m
  • 8 Do ich ein cleinez kindel was, (ö)
  • (16 hört ich ofte, daz man las,
  • und hört ouch die wisen sagen,
  • daz niemen wol bi sinen tagen
  • erwerben möhte werdecheit,
  • wan der ze dienest wser bereit (lO)
  • guoten wiben sunder wanc:
  • die heten höhen habedanc.
  • 9 Die wisen hört ich sprechen so,
  • daz niemen wsere rehte frö
  • noch in der werlte wolgemuot, (15)
  • wan der ein reine vrowen guot,
  • diu wol von lügenden hiez ein wip,
  • hete liep als sin selbes lip:
  • daz heten alle die getan,
  • die gern ere wolden hän. (20)
  • 10 Dö ich daz hört, ich was ein kint
  • und tump, als noch die jungen sint,
  • so tump, daz ich die gerten reit;
  • und gedäht doch in der tumpheit:
  • „sit daz diu reinen süezen wip (25)
  • so höhe tiurent mannes lip,
  • 8, 1 kindel: der Dicliter gebraucht mit Vorliebe diese
  • apocopierten Diminutiva (die fränkischen und alemannischen
  • Formen auf -a, -e [kindla, kindW] sind für die höhere Litera-
  • tur seltener benutzt worden); ferner z. B. hiiechel 444, 7. heftel
  • 731, 8. röckel 473, 2; dahin gehört auch vingerl 367, 2. — 2 daz
  • ist fraglich, entweder relat. : was, oder conj.: daß. Lachmann
  • scheint das erstere anzunehmen, weil er vor daz kein Komma
  • setzt; die Wendung wäre dann nur eine Umschreibung für den
  • Infinitiv iesen. Dieses iesen bezieht sich auf die literarische
  • Unterhaltung, auf den Vortrag von Gedichten.
  • 9, 5 hie:: conj. = hieze. heizen hat hier nicht den Begriff:
  • heißen, genannt werden, sondern den des Verbum substantivum
  • mit dem leisen Nebenbegriff: gelten ; die wegen ihrer Vorzüge
  • als ein Weib, als eine Vertreterin ihres Geschlechts gelten würde.
  • 10, 5 die Jungen pl. entweder von junc adj. subst. oder von
  • junge swm., der Junge, Knabe, Jüngling. — 3 gerte swf., Gerte,
  • Ruthe, Stecken; die Stelle angeführt von Zingerle, d. d. Kinder-
  • spiel im Mittelalter S. 23, auch von Schultz, höfisches Leben
  • S. 118; in beiden Werken werden die Gerten (und Stäbe) als
  • Steckenpferde bezeichnet. Das mag sein, wenn die Vorstellung
  • KINDHEIT. 5
  • SO wil ich dienen immer me
  • den vrowen, swie so ez mir erge.
  • 11 Lip, guot, muot und dar zuo daz leben
  • wil ich den vrowen allez geben » (30)
  • und dienen, als ich beste kan.
  • und wird ich immer ze einem man,
  • min dienst muoz an in geligen, (4,1)
  • da mit verderben oder gesigen:
  • ich wil in immer dienend stn."
  • sus riet mir daz herze mtn.
  • 12 In den gedanken, daz ist war, (5)
  • wuohs ich unz in daz zwelfte jär.
  • ich gedähte her, ich gedähte hin
  • nach mines jungen herzen sin.
  • mit vräge fuor ich durch diu laut:
  • swä iemen werde vrowen vant, (lO)
  • nicht damit verbunden wird, die wir heute vom Steckenpferd,
  • einem in einen Stecken auslaufenden Pferdekopf hegen. Aus
  • dem Mittelalter habe ich keine Abbildung eines solchen Stecken-
  • pferdes ausfindig machen können; sie erscheinen erst in der
  • Renaissancezeit; so in den bekannten Sandzeichnungen Durer's
  • auf Blatt 21. Andere Abbildungen führt Zingerle an.
  • 11, 5. 6 geligen: gesigen: den erweiterten Reim verschiedener
  • Gattung braucht U. mit Vorliebe; nur wenige sind von Grimm,
  • Gesch. d. Reims S. 86 (606) verzeichnet. — muoz geligen y ge-
  • sigen (hier wäre auch das einfache sigen möglich) : bei den Ver-
  • ben 2. Anomalie steht auch bei U. das Compositum mit ge-
  • überaus häufig, aber keineswegs immer. Es scheint bei ihm
  • dieses ge- mehr technische als syntactische Bedeutung zu haben ;
  • vgl. zu 79, 2. 113, 6. — 7 dienend{e) stn: solche Umschreibungen
  • des Verbums durch das Verbum substantivum mit dem Parti-
  • cipium praesentis (s. Gr. 4, 6) hat U. recht häufig angewandt;
  • ferner dienende stn z. B. 356, 5. 2. Büchl., 380. 646, 8. 813, 2.
  • dankent Bin 413, 7. sagende stn 978, 4. vallent «m 427, 8. volgende
  • 8in 942, 1. 975, 2. werhent sin 372, 6 u. a. m.
  • 12, 1 daz ist war: auch dies eine der versausfüllenden
  • öfters angebrachten Phrasen ; femer daz was ouch war, du hast
  • war, ir habt daz war, s. z. B. 198, 3. 314, 7. 137, 3. 184, 1. 152, 1 ;
  • vgl. zu 1, 7. 16, 1. 62, 5. — 2 hier die erste Zeitbestimmung.
  • Mit zwölf Jahren pflegten die jungen Adligen als Pagen in den
  • Hofdienst zu treten. Vor Vollendung des zwölften Jahres sieht
  • sich IT., wie die folgenden Strophen lehren, nach einem Dienst
  • bei einer vornehmen Dame, einer Fürstin (von hoher art 15, 2)
  • 6 JUGEND. ERSTER DIENST.
  • der Site, der lip, der inuot, der tugent
  • erfuor ich gar in miner jugent.
  • 13 Swer lop von guoten wiben sprach,
  • dem sleich ich allez smidend nach.
  • 4
  • ir lop daz tet mir also wol, (15)
  • daz ich da von wart vreuden vol.
  • mir tet vil manic wiser munt
  • ir lop und ouch ir ere kunt:
  • sie lobten jene, sie lobten die,
  • sie lobten dort, sie lobten hie. (20)
  • 14 Ir aller lobes vernam ich vil:
  • von einer ich doch sagen wil.
  • der lop was in die hoehe komen:
  • ir lop sich beten an genomen
  • die besten gar über elliu lant. (25)
  • swem rehte wart ir tugent bekant,
  • und künde der iht tugende spehen,
  • der muost ir hoher tugende jehen.
  • 15 Si was zer besten üz erkorn,
  • si was von hoher art geborn, (30)
  • si was schoene, si was guot,
  • si was reiniclich gemuot,
  • si was kiusche, senfte gar, (5,1)
  • si was minneclich gevar:
  • von ir vil tugende wart vernomen:
  • si was an tugenden gar volcomen.
  • um; in deren Dienst wird er aufgenommen und verbleibt da
  • 4: — 5 Jahre (16, 3), war demnach, als er den Dienst verließ, im
  • 17. Jahre; vgl. zu 40, 1 fg. — 7 der vor den vier Subst. ist
  • gen. plur. demonstr., deren.
  • 13, 4 dieser Vers wird öfters wiederholt, z. B. 776, 4, wie
  • denn solche Wiederholungen recht häufig sind, auf die alle-
  • sammt unmöglich aufmerksam gemacht werden kann. — 7 sie
  • plural nach dem Sinne bez. auf manic wiser munt, — j^ne^ die,
  • nicht jeniu, diu (wip), weil im Mhd. nach toip das natürliche
  • Geschlecht, das Femininum steht; Gr. 4, 268; vgl. z.B. I, 10.
  • 100, 7 fg. 175, 5 fg.
  • 15, 7 fraglich, ob hier wie vorher 14, 7. 8 tugende sing, oder
  • plural; hier wohl plural wegen an tugenden 15, 8.
  • ERSTER DIEXST. T
  • 16 Man lobt si hohe, daz was reht. (5)
  • ich was der selben vrowen kneht
  • vil nach unz in daz fünfte jär.
  • daz ich iu sage, daz ist Avär.
  • min ougen künden nie ersehen
  • an ir unwipheit noch erspeben: (lo)
  • si was ouch ze allen ziten guot,
  • in wibes zühten wol gemuot.
  • 17 D6 sprach min herze wider mich:
  • «guot vriunt, geselle, wil du dich
  • für eigen einer vrowen geben (15)
  • und ir ze dienest immer leben,
  • daz sol disiu vrowe sin:
  • daz rät ich üf die triwe min.
  • diu ist gar alles wandeis vri:
  • der sül wir sin mit triwen bi.» (20)
  • 18 «Ich volge dir, herze, swes du wil.
  • doch ist uns beiden gar ze vil,
  • daz wir ir dienen umb den solt,
  • den man von guoten wiben holt.
  • ja ist diu guote vrowe min (25)
  • vil hoher denn wir beidiu sin,
  • si ist ze hohe gar uns geborn:
  • des mac der dienst werden vlorn.»
  • 19 «Swic, lip, und hoere, ich wil dir sagen:
  • ez wart nie wip bi iemens tagen (30)
  • so hoch, so rieh noch also wert,
  • ist daz ein edel ritter gert
  • 16, 1 daz was reht: auch diese versfüllende Wendung öfters
  • z. B. 188, 4. 193, 4; vgl. zu 1, 7. 12, 1. 62, 5.-3 zweite Zeit-
  • bestimmung, s. zu 12, 2.
  • 17, 1 solche Zwiegespräche zwischen Herz und Leib oder
  • der eigenen Person ziehen sich durch das ganze Gedicht.
  • 18, 6 fg. hier noch deutlicher als in 15, 2 ausgesprochen,
  • daß die vrowe, die Herrin, die Geliebte, von hoher, nämlich
  • fürstlicher Geburt war. Der Dichter nennt sie nie und durfte
  • sie nicht nennen, selbst Andeutungen vermeidet er. lieber die
  • verschiedeneu Vermuthungen, wer diese unbekannte Heldin des
  • Frauendienstes wohl gewesen sein möchte, s. die Einleitung.
  • 19, 3 fg. auf «(5, also sollte daz folgen; grammatisch correct
  • müßte V. 8 statt des Hauptsatzes der Nebensatz stehen daz im
  • ERSTER DIENST. STILLE MINNE.
  • ir ze dienen sine zit, (6,i)
  • 80 daz er herze, lip, guot git
  • in ir dienest, als er sol:
  • im müge an ir gelingen wol.»
  • 20 «Herze, ich swer dir einen eit (5)
  • üf alle minc saelicheit,
  • daz si mir ist für elliu wip
  • und lieber danne min selbes lip.
  • üf den minneclichen wän,
  • den ich gein ir vil guoten hän, (lO)
  • so wil ich hiut und immer m^
  • ir dienen, swie so ez mir ergo.»
  • 21 D6 sich bewäc herze ünde lip
  • ze werben umb daz werde wip,
  • d6 gie ich für die guoten stän (15)
  • und sach si minneclichen an.
  • ich gedäht: «wol mich, sol si daz sin,
  • diu werde süeze vrowe min,
  • bi der ich immer mer muoz wesen,
  • bi ir verderben oder genesen.» (20)
  • enmüge u. s. w. ; der Conditional-Zwischensat/. V. 4 mit ist daz,
  • von dem wieder ein Consecutivsatz abhängt (6. 7), wird aber
  • zum directen Vordei:ßatz gemacht, und dann wird in freier Con-
  • struction fortgefahren. Solche Constmctionen , die namentlich
  • bei Hartmann von Aue sehr häufig sind, hat auch U. mehrfach
  • aufzuweisen; vgl. z. B. 38, 4. 2. Bücbl. 81 fg.; ja der dictierende
  • Dichter fällt auch einmal völlig aus der Construction ; s. zu 636, 2 fg.
  • 20, 6 ir vil guoten ; es könnte auch mhd. wie heute heißen
  • der vil guoten ^ aber das Personalpronomen auch der dritten
  • Person wie das der ersten und zweiten verbindet sich mit folg.
  • Substantiv im Mhd., jetzt wird dafür das Demonstrativ gesetzt,
  • das dann wie ein Artikel erscheint; vgl. Gr. 4, 349. 565, wo
  • aber die neue Weise nicht weiter entwickelt wird; vgl. ferner
  • z. B. IV, 17. X, 49. 67. 1. Büchl. 44. 45. 79.
  • 21, 2 ungesnchte hübsche Alliteration ; in der Schrift von
  • Zingerle, Alliteration bei mhd. Dichtern, in der auf ü. Rücksicht
  • genommen ist, S. 61 nachzutragen. Schon aus diesen Zusammen-
  • stellungen, die aber lange nicht alle Fälle berücksichtigen, ist er-
  • sichtlich, daß U. die Alliteration mit Vorliebe angebracht hat. Sie
  • ist bei ihm z. Th. volksthümlich, z. Th. rein künstlerisch. In letz-
  • terer Hinsicht scheint Gottfried's Einfluß wirksam gewesen zu sein.
  • — 8 Reminiscenz an Gottfried's Tristan 66. Knorr hat Gottfried's
  • EBSTEB DIENST. STILLE MINNE. 9
  • 22 Ich gedäht: c«waz sol ich dienen ir,
  • daz sich rehte füege mir^
  • für vil manic edel kint,
  • die bi ir hie in dienest sint?
  • der dienet ir Itht einez baz: (25)
  • s6 wirt min vrowe mir gehaz.
  • nu enweiz ich, waz ich anders tiio:
  • ich dien ir spät, ich dien ir fruo.
  • 23 Tr mac wol einez dienen me:
  • ich waen, dem doch sin herze iht ste (30)
  • gein ir, alsam daz mine stät,
  • und wsen si ouch iht s6 liebe hat,
  • als ich si in mlnem herzen hän. (7,1)
  • des einen wil ich in vor gän
  • und allen leuten miniu jär.
  • daz weiz ich endellchen war.»
  • 24 Einez ofte mir geschach. (5)
  • swenne ich iht schoener pluomen brach
  • des sumers, so daz solde sin,
  • die truog ich sä der vrowen min.
  • nam si die in ir wtze hant,
  • so wart mir freuden vil bekant: (lO)
  • Einwirkung ganz übersehen. Auf Gottfried sind besonders aller-
  • lei französierende Wendungen und Spielereien zurückzuführen;
  • vgl. 2. B. 38, 1 fg. 70, 7 fg. 1. Büchl. 375 fg. 295, 5. 315, 5. V, 21.
  • 22 fg. 2. Büchl. 81. 161 fg. (s. d. Bern.). 506, 3 fg. (s. d. Bern.) ;
  • besonders charakteristisch Str. 1744, auch Str. 1746. 1747.
  • 22, 2 daz eher conj. als relat. — füegen refl. ohne ez. — 3 kint
  • Singular, nach dem Sinn wegen manic mit dem Plur. fortgefahren.
  • — 4 grammatisch correct sollte diu stehen, zumal im folg. Verse
  • auch einest, nicht nach dem Sinn einer gesagt ist; dennoch war
  • nicht zu ändern. — 8 lose Construction, die besser herauskommt,
  • wenn nach V. 7 Doppelpunkt als mit L. Komma gesetzt wird.
  • 23» 4 zu waen ist aus dem vorherg. dem zu erganzen : daz
  • oder ez, — liehe acc. flect. (caram) statt des gewöhnl. unflect.
  • liep; vgl. Gr. 4, 626.
  • 24, 5 icize nach der Hs. ; wizen mit L. zu schreiben zumal
  • für U.'s Zeit nicht nöthig; vgl. Gr. 4, 540. — Eine wize Hand
  • galt für schön; vgl. Schultz, h5f. L. 1, 166; bei U. öfters wiz
  • als schmückendes Beiwort zu hanf z. B. 25, 4. 1. Büchl. 186.
  • 165, 1. 320, 1. 784, 4. 830, 6; auch linde inze h. 534, 5 (s. die
  • Bemerk.).
  • 10 ERSTER DIENST. STILLE' MINNE.
  • ich gedaht: «da du si griffest an,
  • da hän ich in alsam getan.»
  • 25 Min vreude was vil ofte gröz,
  • swenne ich kom, da man wazer goz
  • der herzenlieben vrowen min (i5)
  • üf ir vil wizen hendelin.
  • daz wazer, da mit si sich twuoc,
  • verholn ich daz von danne truoc:
  • vor liebe ich ez gar üz tranc.
  • da von so wart min trüren cranc. (20)
  • 26 Kintlich ich ir diente vil,
  • daz ich nu hie verswigen wil.
  • swaz so ein kint gedienen mac,
  • daz dient ich ir unz üf den tac,
  • daz mich min vater von ir nam. (25)
  • da wart mir senlich trüren zajn:
  • mir wart der minne kraft bekant
  • in minem herzen sä zehant.
  • 25, "A fg. es ist von dem Waßer die Rede, welches vor oder
  • nach der Tafel genomen, auf die Hände der Speisenden gegoßen
  • wurde, worauf diese sich an einem Tuche abtrockneten; vgl.
  • Schultz, hof. L. 1, 326, zu Heinrich von Freiberg 607. Aus
  • unserer Stelle geht hervor, daß die Schüßel, welche das über
  • die Hände gegoßene Waßer auffing, nicht auch andern Tisch-
  • gästen diente, sondern der Fürstin allein. Wenn twahen hier
  • mit «waschen» wiedergegeben wird, wie Schultz a. a. O. (das
  • Waßer, in dem sie sich die Hände gewaschen) und auch Lyon
  • (Waschwaßer) sich, ausdrücken, so kommt leicht ein grober und
  • falscher Zug hinein; man denkt dann unwillkürlich an ein mit
  • Schmutzwaßer gefülltes Waschbecken; zarter und richtiger bei
  • Tieck : so nahm ich das Waßer, das sie angerührt hatte, twahen
  • ist auch «netzen» und dient zu edlen Bildern; auch heißt es
  • nicht vom Waßer: du in, sondern damit; die Reinigung wurde
  • mehr durch das Tuch als durch das Waßer bewirkt. — 8 cranc :
  • im Wolfram'schen Stile, vgl. Kinzel, Charakt. d. Wolfr. Stils
  • S. 3. Bötticher, Eigenth. d. Spr. W.'s S. 70. Starck, Darstellungs-
  • mittel d. W. 'sehen Humors S. 20. Bei Knorr S. 43 nur einige
  • Entlehnungen nachgewiesen. Wolframisch sind u. a. auch die
  • Wendungen mit zam 26, 6, mit pfliht 2. Büchl. 48, 6, mit ze laz
  • 2. Büchl. 23 und pns bejagen öfters.
  • 26, 1 kintlich adv., nicht: kindlich, sondern terminologisch:
  • als kiiitj Page. — 2 daz relat.
  • STILLE MINNE. ZWEITER DIENST. 11
  • 27 Min lip der schiet von danne sa:
  • daz herze min beleib aldä, (3o)
  • daz wolde mit mir danne niht.
  • daz was ein wunderlich geschiht,
  • daz man den lip von danne treip (8,0
  • und daz min herze aldä beleip:
  • daz was bi ir naht unde tac,
  • daz ez vil selten ruowe pflac.
  • 28 Swä so min lip reit oder gie, (5)
  • min herze daz kom von ir nie:
  • ez wsere tac, ez waere naht,
  • min liebe hete gein ir die mäht,
  • daz ich si ze allen ziten sach.
  • von herzenliebe daz geschach. (lo)
  • swie verre ich was, ir liehter schin
  • schein nahtes in daz herze niin.
  • ,29 Ich wil da von niht sprechen me:
  • mir was von gedanken w^.
  • in disen dingen daz ergie, (15)
  • daz man mich einem herren lie:
  • der was vil hoher tugende rich.^
  • der hiez der margräve Heinrich:
  • 28, 2 daz ergänzt nach Lachmann, wie überhaupt alle Er-
  • «^änzimgen äusgelaßener Wörter anf L. zurückgehen, wenn nichts
  • weiter darüber bemerkt ist.
  • 29, 6 ig. der margrdve Heinrich von (Esterrick nach der Hs. ;
  • bis die Streitfrage entschieden ist, ob die Ueberlieferung Recht
  • hat oder L. mit seiner Aenderuiig Ysterr'ich, scheint es gerathen,
  • die erstere vorderhand unangetastet zu laßen. Karajan, erst ge-
  • geneigt, «Oesterreich der Hs. zu dulden und das Ganze auf
  • Markgraf Heinrich von Oesterreich-Mödling zu beziehen», stimmt
  • Lachmann zu und bringt auch S. 665 Urkunden über Heinrich
  • von Ystrien bei, doch haben seine Auseinandersetzungen etwas
  • Gezwungenes. Falke sieht in dem Genannten den Markgrafen
  • Heinrich von Oesterreich (f 1223), Bruder Herzog Leopold's V.,
  • «welcher auf Schloß Mödling Hof hielt und dort der Gäste,
  • namentlich der Sänger und Dichter viele um sich sah.» In
  • einer Anmerkung (S. 63) erklärt er sich ausdrücklich gegen
  • Lachmann's Conjectur, weil Heinrich von Istrien, « auf welchem
  • die Mitschuld an dem Morde König Philipp's lastete, gerade
  • damals, als Ulrich hätte bei ihm sein müßen, unstet und flüchtig
  • war, sich für die erste Zeit in Ungarn aufhielt und sodann 1217
  • \
  • \
  • 12 ZWEITER DIENST.
  • von (Esterrich was er genant,
  • von stnen tugenden w!t erkant. (-20)
  • 30 Er was der vroweu dienestman,
  • mit rehten triuwen undertän:
  • er was in holt, er sprach in wol,
  • also ein icslich ritter sol.
  • er was miltc, er was guot, (25)
  • er was küene, hoch gemuot,
  • mit tumpen tump, mit wtsen wis:
  • da von s6 het er lobes pris.
  • 31 Er het umb ^re ungemach,
  • sin munt nie boesez wort gesprach, (30)
  • er was blide, er was palt,
  • sin zuht diu was manicvalt,
  • nach Palästina zog, von wo er wahrscheinlich zurückkehrte, als
  • Ulrich's Vater starb» (Verweis auf Meiller, Regg. 258. Anm. 391).
  • Knorr geht auf die Frage nicht ein. Scherer, der auch frühere
  • Aeußerungen Uhland's und v. d. Hagen's heranzieht, erklärt sich
  • in seiner Besprechung des Knorr'schen Buches (Anzeiger 1,
  • 248 fg.) für Lachmann's Conjectur. Sein Hauptgrund die Er-
  • wägung, daß Heinrich von Modling in den Urkunden nie Mark-
  • graf genannt wird; wenn er überhaupt einen Titel erhält, so
  • heißt er dux de Medlico, de Mediich. Scherer sucht auch die
  • andern Beweisgründe Falke's zu widerlegen. Schönbach in
  • seinem Aufsatze «Zu Ulrich von Lichtenstein» (Zeitschrift 26,
  • 307 fg.) gedenkt des Markgrafen Heinrich mit keiner Silbe und
  • in seinem Artikel in der Allgemeinen Deutscnen Biographie
  • (18, 620 fg.) entscheidet er sich nicht bestimmt, indem er zu
  • dem Namen des Markgrafen Heinrich von Istrien, an dessen
  • Hofe Ulrich erzogen wurde, «oder Oesterreich» in Klammer
  • hinzusetzt mit Verweis auf Bd. IX (lies XI), S. 526, wo v. Oefele
  • in seinem Artikel «Heinrich, Markgraf von Istrien» Lachmann's
  • Conjectur als richtig voraussetzt. Ebenso Kummer in der Einl.
  • zu der Ausgabe der poetischen Erzählungen des Herrand von
  • Wildonie (Wien 1880), S. 25.
  • 30, 1 vrowen plur. der vrowen dienestmanj der Dienstmann
  • der Damen, soviel wie vrowenritter ; ebenso z. B. 354, 5.
  • 1550, 5. s. zu 158, 7. — 2 zu ergänzen nach dem Sinn t», ihnen:
  • vgl. 32. 8.
  • 31, 2 gesprach: hier hat ge- die Perfect- Function des
  • Pflegens, des Gewohntseins; ferner z. B. 1. Büchl. 261; s. zu
  • 79, 2. —
  • ZWEITER DIENST. 13
  • er was staete, er was getriu, (9,1)
  • den vriunden. sieht, niht itcniu,
  • er minnet got von herzen gar;
  • BUS lebt der fürste siniu jär.
  • 32 Der selbe werde herre min (5)
  • sagt mir daz üf die triwe sin:
  • swer werdecUche wolde leben,
  • der solde sich für eigen geben
  • einer reinen vrowen guot;
  • da von s6 würd er höchgemuot. (10)
  • er sprach: «ez wart nie werder man, i^^^
  • er waere den vrowen undertän. »
  • 33 Er sagt mir in mtner jugent
  • vor vil der stnen süezen tugent:
  • er l^rt mich sprechen wider diu wip, (15)
  • üf örsen riten minen lip,
  • an prieven tihten süeziu wort. ^
  • er jach, ez wser der tugend hört,
  • «ez tiuret junges mannes lip,
  • der suoze sprichet wider diu wip. (20)
  • 6 die Bedeutung, die iteniuwe hier haben muß, = launisch,
  • wankelmüthig, ist weder im mhd. Wh. nocli im mhd. Handwb.
  • hervorgehoben; vgl. ez schuqf ir untriuwe: si ist gerne iteniuwe»
  • ir stceten vrinnt die alten der kan sie niht behalten undn behaltet
  • auch niht die jungen, mit disen Wandelungen lebet ie vrou Minne
  • Ulr. Tristan 503, 22 fg. ; ebenso auch das einfache niuwe : s. Bech,
  • Germania 29, 12. 13.
  • 32, 7 werder nicht conipar., sondern stark flectierf, wie noch
  • im Plural: nie ein Mann werth.
  • 33, 2 vor schwerlich richtig, wohl von zu lesen. — 4 mhien
  • lip z= mich. Diese Umschreibung bei U. noch überaus oft, nament-
  • lich in der Formel: sm selbes lip, er selbst 9, 6. ferner min l.
  • = ich 74, 1. 76, 3. 89, 7. 100, 5 u. s. w. din l. = du 107, 4.
  • iwer l. = iV 538, 6. iwern l. = iuch 148, 7. des L = der 195, 8.
  • ritters L = ritter 11 ^ 7. 184, 7. der hochgemuoten l. = die hoch-
  • getnuoten 642, 4. Es gehört dies mit zu seinem Stil und ist
  • wichtig für die Technik, die stumpfe Reime brauchte. — 7 lip^
  • hier etwas anders, nicht geradezu = jungen man, sondern: das
  • Leben, das Wesen, wie in 10, 6. — 5 an prieven : hier steht brief
  • wie Trist. 8143 terminologisch, wohl in der Bedeutung, die tonst
  • bei U. büechel hat, abgesehen von der Form. Von diesen beiden
  • Dichtungen ist uns leider nichts erhalten.
  • 14 RITTERLEHRE.
  • 34 Süeziu wort mit werken war
  • sin^ guot gein werden wiben gar.
  • du solt für war geläuben mir,
  • daz nimmer kan gelingen dir
  • an guoten wiben, wil du in (25)
  • liegen, schmeichen: d^st ein sin,
  • der dir gein wiben selten frumt
  • und dir für war ze schaden kumt.»
  • S 35 Swaz er mir sagt, und het ich daz
  • ^ervoUet mit den wercken baz, (30)
  • Ijch waire werder, denne ich pin.
  • bi im gie miner järe hin
  • vieriu mit senecllcher not. (10,1)
  • indes lac min vater tot:
  • dö muost ich hetm, als maniger tuot,
  • dem sine vordem läzent guot.
  • '36 Mir gab urloup der herre min (5)
  • also, daz al diu tugende sin
  • an mir vil volleclichen schein.
  • dö reit ich gegen Liehtenstein
  • hin heim sä in daz Stirelant,
  • da ich vil turnirens vant * (lO)
  • von knehten. daz was dö der sit:
  • si lernten riterschaft da mit.
  • 37 Dö ich da turniren vant,
  • des underwant ich mich zehant
  • durch die vil lieben vrowen min. (16)
  • ich gedäht: «wil ich ir ze dienste sin,
  • daz muoz mit riterschaft geschehen:
  • man muoz mich under helme sehen
  • jir ze dienest mine tage.
  • got geb, daz ich ir gunst bejage! (20)
  • 38 Und sol mir immer pris geschehen,
  • des muoz ich ir ze prise jehen:
  • 35,4 gie singiilar statf^des nothigen Plurals; vgl. Gr. 4,
  • 197 , wo außer dieser Stelle noch eine aus U. angeführt ist,
  • nämlich 42, 2; vgl. zu 482, 1. zu 790, 6 und s. ferner 1528, 1.
  • — 5 dritte Zeitbestimmung: U. war also (s. zu 12,2) beim Ver-
  • laßen des zweiten Dienstes im 21. Jahre. — 6 s. Einleitung.
  • 38, 1 fg. Die ganze Strophe findet sich nochmals im
  • KITTER 1222. 15
  • wan er wirt durch si bejaget.
  • ouch bin ich des vil unverzaget,
  • swaz vrowen gnade si genant, (25)
  • ez müg an ir min dientiu hant
  • bi minen jugentlichen tagen
  • noch vil sseliclich bejagen. »
  • ,39" Do fuor ich turniren knehtes wis,
  • durch lernen und durch knehtes pris, (30)
  • allenthalben reht driu jär.
  • dö wart ich ritter, daz ist war.
  • ze Wiene ze einer höchzit, (11,1)
  • daz ich da vor noch immer sit
  • so schoene hochzit nie gesach.
  • da was von dringen ungemacli.
  • 40 Der fürst Liupolt üz a^stericli (5)
  • gap da sin tohter minneclich
  • von Sahsen einem fürsten wert:
  • der het ir ze einer konen begert.
  • diu höhzit wart so schoene da,
  • daz ich sit niender anderswä (lO)
  • so schoene höchzit hab gesehen:
  • des muoz ich von der wärheit jchen.
  • 1. Büchl. 375 — 382 fast wörtlich .wieder. — 4 nach unverzaget
  • freie Construction : Nebensatz vorausgenommen, dann ohne daz
  • fortgefahren. — 5 solche den Vers füllende Wendungen für
  • bestimmte Substantive (hier für vrowen gnade) bei Knorr nicht
  • als solche zusammengestellt; sie sind bei U. ziemlich häufig;
  • derselbe Ausdruck (Reinmarisch) noch im 1. Büchl. 379. daz
  • in der sunne vert (Wolframisch) 1. Büchl. 130; s. ferner 1. Büchl.
  • 363. 399,8. 618,6 (s. die Bemerk.); daz sie heizent klagende
  • not XIX, 5; s. ferner 1372,3. 1375, 5.
  • 39, 3 vierte Zeitbestimmung: drei Jahre verbrachte U. in
  • Knappendienst und Ritterlehre; Ritter wurde er also nach den
  • vorausgegangenen Angaben im 24. Jahre.
  • 40, 1 fg. Der hier nicht mit Namen genannte Herzog von
  • Sachsen ist Herzog Albert, nicht Herzog Bernhard; vgl. Knorr
  • S. 64. Auch V. Zeißberg, Allg. D. Biogr. 18, 389 nennt Albert.
  • Das Jahr der Vermählung ist bestimmt 1222 (nicht 1223). Daraus
  • ergibt sich, da U. nach den verschiedenen Angaben (s. zu 12, 2.
  • 16, 3. 35, 5 und 39, 3) damals im 24. Jahre gestanden hat, daß
  • er im Jahre 1198 geboren ist. — 3 mhd. Wortstellung = einem f.
  • von S,; y^\, 1046, 2. — 7 hah conj., abh. von da:.
  • 16 ERSTE RITTERSCHAFT.
  • 41 Da gap der edel fürste wert
  • wol drithalphundert knappen swert:
  • daz was ftirstenlich getan. (15)
  • gräven, vrien, dienestman,
  • wol tüsent rittern oder mer,
  • den gab der edel fürste her
  • Silber, golt, ros unde kleit
  • durch sine höhe werdecheit. (20)
  • 42 Fünf tüsent ritter oder baz
  • des werden ftirsten brot da az.
  • da was puhurt, tanzes vil ^
  • und ander vil manjc ritters spil.
  • da was diu herzoginne rieh (25)
  • und ir tohter minneclich
  • und ander vil manic vrowe guot:
  • die gäben uns da höhen muot.
  • 43 Da was ouch miner freuden schin,
  • diu reine, süeze vrowe min. (30)
  • die tugentrichen ich da, sach,
  • doch so, daz ich nie wort gesprach
  • wider si ze der höchzit: (12,1)
  • des was ich trüric lange sit.
  • die merker liezen ez niht gescheÄen:
  • ich meid ez durch ir kranckez spehen.
  • 44 Dö si mich under schilde sach, (5)
  • diu reine, guote, süeze sprach
  • wider einen minen vriund also:
  • «döswär ich pin des harte vrö,
  • daz her Uolrich ist ritter hie
  • warden. dö man mir den He (lO)
  • ze knehte, dö was er vil klein.
  • ich meine den von Liehtenstein. »
  • 41, 2 swert geben, das Ritterschwert und damit die Ritter-
  • würde geben. Diese Ceremonie geschah meist bei Gelegenheit
  • hoher Feste; s. Schultz, höf. L. 1, 144 fg.
  • 42, 5 diu herzoginne, die Gemahlin Leopold's des Glor-
  • reichen, ist Theodora, eine griechische Prinzessin, Nichte der
  • Gemahlin König Philipp's. — 6 unter der tochter wird doch
  • U. keine andere als die 40, 2 genannte Braut (Agnes) verstan-
  • den haben.
  • ERSTE ItlTTERSCHAFT. 17
  • 45 Do min vriuut daz sagte mir,
  • claz min ritterschaft was ir
  • liep, des freut min herze sich, (15)
  • und gedäht also: «waz ob si dich
  • mit willen wil ze ritter hän ? »
  • der selbe tumbe höher wän
  • der was süeze, der was guot
  • und machte mich vil höchgemuot. (20)
  • 46 Diu höchzit nam ende dö.
  • von danne schiet vil maniger vrö
  • allenthalben in diu laut,
  • turniren huob man alzehant
  • durch die vrowen dort unde hie: (25)
  • der versaz ich einen nie,
  • ich wolde da ze in allen sin
  • durch die vil lieben vrowen min.
  • 47 Mir wart daz turniren kunt
  • des einen sumers wol zwelf stunt. (30)
  • man sach mich ouch tiustirens wern
  • vil manigen ritter mit den spern,
  • des lip het ganzes mannes kraft (13,1)
  • und ouch wol konde ritterschaft,
  • daz mir den sumer nie misselanc.
  • des sagt ich miner vrowen danc.
  • 48 Der sumer mit vreuden ende nam: (5)
  • sa der kalte winder quam.
  • dö muost ich minnesiecher man
  • durch not daz turniren län:
  • wan ich vant sin leider niht.
  • des het mit mir vil trürens pflilit. (lO)
  • 45 , 6 hoher nach der Hs. , Aenderung Lachmann's hohe
  • nicht geboten. Die starke Flexion des Adj. nach bestimmtem
  • Artikel an sich ist vielfach belegt, vgl. Gr. 4, 417. 487. 540;
  • selten allerdings ist der vorliegende Fall, aber doch nicht ohne
  • Beispiel ; s. Gr. 4, 542 y.
  • 47, 5 des relat.
  • 48, 6 die Wendung phliht, phlichte haben mit einem, beliebt
  • bei U. und wohl auf Wolfram's Einfluß zurückzuführen, Ge-
  • meinschaft haben, einen in Beschlag nehmen, beherrschen.
  • Ulbich vos Liechtbkstein. I. 2
  • 18 EaSTE RITTERSCHAFT.
  • senlich trüren was mir bi:
  • des wart min herze selten vri.
  • 49 Min trüren und min senedez clagen
  • muost min lip verholne tragen:
  • des was ich ofte vil ungemuot. (15)
  • min vrowe was also behuot,
  • daz ich ir nie ze keiner stunt
  • mohte gemachen rehte kunt,
  • daz si mir was für elliu wlp
  • und lieber dann min selbes lip. (20)
  • 50 Mich lie si leider niemen sehen:
  • da von so künde des niht geschehen,
  • daz ich ir sagt den willen min.
  • da, von so muos ich trüric sin
  • reht als ein minne unsselic man. (25)
  • ich enmoht ouch niht die boten hän,
  • die daz rehte sagten ir,
  • daz si so herzenliep wöer mir.
  • 51 Ich wil iu kürzelichen sagen
  • und die wärheit niht verdagen. (30)
  • si west sin niht als umb ein här,
  • daz ich ir diente miniu jar.
  • des muost ich durch not trürens pflegen, (14,l)
  • mich oft in sorgen nider legen,
  • in hohen sorgen frno üf sten,
  • in sorgen sitzen unde gen.
  • 52 Ich leit von sorgen ungemach; (5)
  • nu hoeret, waz mir d6 geschach:
  • ich kom üf ein burc geriten.
  • der wirt mich da nach vriundes siten
  • nach sinen eren wol enpfie:
  • sin wip, min niftel, ouch des niht lie, (10)
  • 50, 1 si acc, niemen noni., stillschweigend verstanden : keiner
  • der Hüter. — minne unsoeliCj obwohl in zwei Worten geschrieben,
  • ist doch wie eine eigentliche Zusammensetzung anfzufaßen, das
  • Gegenthell von minnescelic, durch Liebe beglückt.
  • 51, 1 kijrzelichen adv. scheint hier die Bedeutung :. bündig,
  • genau zu haben; sonst immer von der Zeit: kürzlich, bald.
  • 52, 6 wer Ulrich's Niftel, Verwandte, war, wißen wir nicht.
  • — niht lie: die ältere Sprache würde im Folgenden verlangen:
  • GESTÄNDNI8S. * 19
  • si sprach: «vil lieber neve min,
  • du solt willekoriien stn!»
  • 53 Min niftel nam 7tüch bi der hant
  • und wiste mich von dan zehant
  • sitzen, da uns niemen sach. (15)
  • nu beeret, wie diu guote sprach:
  • «mir ist vil liebe dran geschehen,
  • neve, daz ich dich hän gesehen.
  • nu sag an, wie gehabestu dich?
  • und bistu vr6, des vreu ich mich.» (20)
  • 54 Si smielte und sprach: «ich lache din.
  • ez sol von dir verswigen sin:
  • ich wil dir vrowen rede sagen.
  • ich was bi vil kürzlichen tagen
  • gevarcn zuo der vrowen min. (25)
  • si und ich gedähten din.
  • si vrä-gte, waz du wserest mir:
  • daz du mir pist, daz sagt ich ir. '^
  • 55 Sie sprach: «mir ist von im gesagot
  • (30)
  • er spreche von uns vrowen wol,
  • also von rehte ein ritter sol.
  • von im ist mir nach m^r geseit, (15,0
  • daz er ze dienste si bereit
  • einer vrow^en sunderlich.
  • ob er daz tuot, d^st ritterlich.»
  • 56 Ich sprach: «ich hän ez ouch vernomen, (5)
  • er hab ein vrowen im genomen:
  • si ensprceche (nhd. unterließ nicht zu mit Inf.); U. fährt nach
  • solchen negativen Wendungen meist in directer Rede fort, oder
  • wenn in abhängiger, immer ohne Negation en-; ferner z. B.
  • 58, 2. 66, 1. 72, 6. 456, 3. 480, 6. 507, 6. 532, C.
  • 54, 3 vrowen rede, die Aeußerung einer Dame; vrowe im
  • Folgenden wieder anders: Herrin, Fürstin, und in 55, 3 noch-
  • mals anders: Frauen wie im Nhd. — 7 bezieht sich auf das
  • Yerwandtschaftsverhältniß. — 8 daz, nhd. was.
  • 55, 7 sunderlwh kaum adv., sondern nachgesetztes flexions-
  • loses Adjectiv: einer auserwählten Dame; im Folgenden 56, 2
  • ist vrowe in gleichem Sinne als Herzensdame, Gebieterin, der
  • der Minnedienst geweiht wird, genommen.
  • 20. • GESTÄNDNISS.
  • (Uli si im liep also der lip
  • und lieber vil denne elliu wip.
  • und wer diu si, des weiz ich niht;
  • wan daz er ze allen ziten gilit, (10)
  • si si schoene , si si guot,
  • si si reiniclich gemuot. »
  • 57 Alzehant dö pat si mich
  • vil vliziclichen , daz ich dich
  • bsete, daz du nantest mir (15)
  • die vrowen din. daz lobt ich ir;
  • und daz ich ir denne saget,
  • wer sie wsere, und niht verdag^t.
  • daz soltü tuon, neve min:
  • sag mir ir namen, der vrowen din.» (20)
  • 58 «Dir ist min vro'we ungenant
  • und von mir immer unbekant
  • und sicherlichen ungeseit,
  • du wellest mir sweren einen eit,
  • daz si von dir verswigen si. (25)
  • du solt mir loben ouch da bi,
  • daz din stieze redenter munt
  • mache minen dienest kunt. »
  • 59 cdch wil gein ir niht sin din bot:
  • ich swer aber dir des wol bi got (30)
  • üf alle mine saelicheit,
  • daz si von mir ist ungeseit.
  • ich bin dir vil wol schuldic des: (I67O
  • du solt vil rehte merken wes:
  • swä ich dir iht gedienen kan,
  • daz wirt vil willeclich getan.»
  • 60 aNu nenne ich dir die vrowen min (5)
  • vil verre üf die genäde din.
  • 57, 6 verdaget coordiniert mit saget, sagete; wer si wcere
  • ist wohl auf beide Verba zu beziehen.
  • 58, 2 unbekant nicht participiales Adj., sondern wirkliches
  • Part, (wie die beiden andern ungenant und ungeseit) von be-
  • kennen: nicht bekannt, unverrathen. — 4 gemeint ist: enwellest;
  • vgl. zu 52, 6. — 7 süeze, hier = suoze adv., von L. nicht ge-
  • ändert; vgl. zu 80,6. 1331,2. — redenter — redender; so öfters
  • t für d; z. B. 80, 6. 1. Büchl. 380. 1806, 3. friunte 3. Büchl. 5.
  • GESTÄNDNISS. * 21
  • du bist bi ir niulich gewesen,
  • mit der min freude muoz genesen
  • und diu für war min herze h(it.
  • diu dich mich des vrägen bat, (lO)
  • wer min liebiu vrowe si,
  • si ist ez selbe, diu falsches vri. »
  • 61 «Der red ich niht gelouben wil:
  • friunt, dir waer sin gar ze vil.
  • si ist ze höhe dir geborn. (15)
  • wirt si sin inne, ez ist ir zorn:
  • din dienst nimmer da vervät.
  • da von ist daz vil wol min rät,
  • und volge mir: daz ist dir guot:
  • nim von ir dienst dinen muot. » (20)
  • 62 aEz kom ze frum, ez kom ze schaden,
  • ich bin gein ir so überladen
  • mit lieb und ouch mit seneder not,
  • daz ich für war muoz ligen tot
  • in ir dienest sunder wanc. (25)
  • ez ist min muot und min gedanc,
  • daz ich ir immer dienen wil •
  • mit triwen an min endes zil.
  • 63 Ob du mir gegen ir niht enfrumest
  • und mir niht ze staten kumest, (30)
  • so muoz min vreud ein ende hä-n
  • und ouch min leben schier zergän.
  • wil du mich vor dem töde norn, (17,1)
  • so soltu ir von mir des swern,
  • daz si mir gar äne argen list
  • diu liebest in minem herzen ist.»
  • 60, 8 vrt apocopierte Form = vne; diu falsches vri häufig
  • z. B. 133, 1.
  • 61, 5 vervät 3. pers. praet. ind. (= verväht, vercuhet), für
  • U/s Dialect lediglich literarische Form. — 8 nennen swv., in
  • älterer Sprache weit häufiger: lenke dein Herz ab von ihrem
  • Dienst.
  • 62, 1 vgl. die umgekehrte Wendung 332 ,5. — 5 sunder
  • wanc, wörtl. : ohne Wanken, dann: zweifellos; ferner z. B. noch
  • 78, 7. 152, 7. 333, 3; andere ähnliche Wendungen sind z. B.
  • 22 GESTÄNDNISS.
  • 64 «Neve, waz sol ich sprechen nie? (5)
  • got gebe, daz ez dir wol erge,
  • so daz ez si dunke guot!
  • ich sage ir allen dinen muot:
  • des wil ich si verswigen niht.
  • in kurzen ziten daz geschiht, (lO)
  • daz ich endeliche sage
  • gein ir din seneliche clage. »
  • 65 «Ich nige dir, vrowe, unz üf den fuoz.
  • von reht ich immer danken muoz
  • des, daz din vil getriwer munt (lö)
  • wil machen mtner vrowen kunt,
  • daz ich ir eigen ritter bin,
  • so daz min herze, lip unde sin
  • ir immer m^r ist undertän,
  • die wile ich lip und leben hän. (20)
  • 66 Guot niuwe liet ich von ir hän
  • gesungen, des soltü niht län,
  • du bringest si ze Oven ir:
  • und sage schier her wider mir,
  • ob si ir gevallen wol. (25)
  • ich lob si immer, als ich sol
  • und als ich si ie ze loben pflac.
  • ir gtiete voUoben niemen mac.
  • 67 Niftel, got gesegen dich!»
  • «vil lieber mä,c, sam tuo er dich!» (30)
  • «nu lä mich dir enpfolhen sin.»
  • «ja, daz hab üf die triwe min.»
  • «ich wil mit dinen hulden varn.» (18?
  • «guot vriunt, nu müez dich got bewarn!»
  • sunder not une strit 149, 6. lin argen list 63, 7. an allen spot
  • 92, 2. sunder kranc 3. Büchl. 23.
  • 65, 1 Dankesformel. — 5 eigen ritter zwei getrennte Worter
  • nach der Hs.; vielleicht ist eigenritter, leibeigener, durchaus er-
  • gebener Ritter, als Znsammensetzung gemeint wie eigenherre,
  • eigenschalc, eigenkneht, eigenman n. a.
  • 66, 1 niuice mit L. in niuwiu zu ändern, ist nicht geboten.
  • — 5 gevallen conj.
  • I. LIED. 23
  • sus ich von miner niftel schiet
  • und sande hin bi ir diu liet:
  • L
  • DaZ ist ein TANZWiSE, DIU lÄRSTE.
  • W ibes gtiete niemen mac (5)
  • -voUoben an ein ende gar.
  • ' Min herz bittet nu mangen tac:
  • - sie machet mich gar sorgen bar,
  • d ^ Swenn ich sie sihe gekleidet stän
  • und also schoene vor mir gän (lo)
  • V. alsam ein engel wol getan.
  • Ein wip mich des betwungen hä,t,
  • daz ich ir immer dienen muoz,
  • 10 Der lip vil wol ze wünsche stät:
  • ir röter munt gibt reinen gruoz. (15)
  • Ich hän den wünsch an ir gesehen,
  • daz man ir muoz des besten jehen:
  • odr ich enkan niht vrouwen spehen.
  • 15 Diner reine troest ich mich
  • noch baz, den» ich gedienet hän. (20)
  • 67, 8 diu liet hier deutlich : die Strophen, das Lied ; vorher
  • 6€, 1 nicht so bestimmt; vgl. zu 1084, 2.
  • I Ueberschrift tanzwUe s. zu 1359, 1. Die Herstellung des
  • Liedes macht Schwierigkeiten. L. nahm Cäsurreim an in der
  • 1. und 3. Zeile jeder Strophe, die beide im Gegensatz zu den
  • andern jambischen trochaisch angelegt sind, mit Ausnahme der
  • 2. Strophe, die auch diese Zeilen in der hsl. Ueberlieferung
  • jambisch zeigt. Die Cäsurreime laßen sich aber nicht durch-
  • führen. Somit ist vorderhand nur correspondierender Binnen-
  • reim anzunehmen. Verbeßerungsvorschläge im Einzelnen können,
  • weil zu weit führend, hier nicht gegeben werden. — 6 schcene
  • nach der Hs., richtig und poetischer als das von L. gesetzte
  • Adverbium schone. — 10 der, relat., nicht grammatisch correct
  • des; wtp hat immer nach dem Sinn das Femininum nach sich;
  • vgl. Gr. 4, 268. — 15 fg. In dieser 3. Strophe geht der Dichter
  • in die 2. Person über; ebenso V, 4. Strophe; VI, 3. Strophe
  • XL. öfters. — 16 gedienet part. von dienen oder von gedienen:
  • verdienen; zu beachten, daß kein Object steht (nicht ichz); es
  • steckt in denn. —
  • 24 I. LIKD. BOTSCHAFTEN.
  • Du bist eine, der wil ich
  • mit triuwen wesen undertäii.
  • Des tages, swenn ich dich sehen sol,
  • 20 so wai't nie manne mer so wol,
  • und ist min herze freuden vol. (25)
  • H^hen muot ich von dir hän:
  • des weiz ich niemen mere danc.
  • Du bist guot an argen wän:
  • 25 ich dien dir immer äne wanc.
  • Nu sprich, daz ez din wille si: (19,0
  • son wird ich nimmer mere vri
  • und wone dir mit dienste bi.
  • 68 Sus schied ich hohes muotes dau
  • und gedäht also: «sit daz ich hän (5)
  • nach minem willen ir gesant
  • einen boten, der bekant
  • ir tuot al den willen min,
  • so wil ich hohes muotes sin
  • und wil min trüren gar üf geben (10)
  • und wil in hohem muote leben.»
  • 69 Min wesen was von dann unlanc:
  • hin wider stuont gar min gedanc.
  • fünf Wochen reit ich vrowen sehen. ^ '■' ^
  • in der zit was daz geschehen, (15)
  • daz min niftel hin und her
  • was gevarn nach miner ger
  • zuo mtner vrowen und von dan :
  • daz wart zehant mir kunt getan.
  • 70 Des freut ich mich und reit zehant (20)
  • hin, da ich min niftel vant.
  • diu guot enpfie mich also wol,
  • als vriunt den vriunt enphähen sol.
  • si sprach: «ich hän dir getan,
  • daz ich vil pillich hete län , (25)
  • 17 Wortstellung wil ich durch das Vers- und Reimbedürfniß statt
  • ich wil.
  • 70, 2 mbd. Redewendung: da,.. vant zur Bezeichnung des
  • Ortes oder Zieles; bei U. sehr häufig.
  • BOTSCHAFTEN. 25
  • und daz dich doch vil kleine frumt
  • und lützel dir ze frumen kumt.
  • 71 Nu sitze nider her zuo mir:
  • so sag ich endelichen dir
  • gar, waz din vrowe wider mich (30)
  • hat geredet und waz ouch ich
  • wider si geredet hän. (20,1)
  • ich hän ir für war kunt getan,
  • daz si dir ist für elliu wip
  • und lieber dann din selbes lip.
  • 72 Ich sagt ir von dir dannoch nie, (5)
  • dir waere nach ir hulden wo,
  • so daz du lip, guot unde leben
  • ir betest üf genäde ergeben;
  • si waere diner freuden trost:
  • din herze nimmer würd erlost (lO)
  • von senelicher minne bant,
  • dir würd ir wiplich güete ei'kant.
  • 73 Ich sprach: «frowe, geloubet daz,
  • nie mannes herze ein wip besaz
  • so rehte gar gewalticlich. (15)
  • und sold er haben elliu rieh,
  • die gseb er, vrowe, umb iur^n gruoz.
  • Sit ich die wärheit sprechen muoz,
  • des swuor er mir vil manigen eit
  • üf s^lle sine ss&licheit.» (20)
  • 74 £ daz min lip von danne schiet,
  • ich las ir diniu niuwen liet.
  • do sprach diu reine, wol gemuot:
  • «diu liet diu sint ze wäre guot.
  • 71, 5 wider mit acc. auch bei U. im Ganzen seltener als
  • mit dat.
  • 73, 2 herze acc, wip nom.
  • 74,2 die Niftel ist also des Lesens kundig, während es
  • U. nicht ist; s. zu 169, 1. — 3 wol gemuot, hier nach Hs. in
  • 2 Worten, schwerlich adv., sondern adj. = gemuote (vgl. der wol
  • gemuot, guot 252, 1. diu wol gem. 360, 5. der hochgem, 510, 1),
  • darum Komma vorher, welches L. nicht zu setzen pflegt bei
  • asyndettschen Adjectiven.
  • 26 BOTSCHAFTEN.
  • ich wil aber mich ir niht au nemeii: (25)
  • sin dienst mac mir niht gezemen.
  • du solt der rede gar gedag^n
  • und mir von im niht mere sagen.
  • 75 Wan wirt din neve ein biderb man,
  • daz ist ein dinc, des ich im gan. (30)
  • des hän ich von den dingen reht:
  • er ist gewesen ß min kneht.
  • da von gan ich im ßren wol, (21,i)
  • deswär, als ich von rehte sol:
  • er sol aber solhe rede verbem,
  • der ich in nimmer wil gewern.
  • 76 Ist daz er sölher tumpheit gert, (5)
  • des ist er immer ungewert,
  • daz min lip nem den dienest sin.
  • daz gienge mir üf die ere min,
  • ouch waers im weizgot gar ze vil.
  • durch zuht ich nimer sprechen wil: (lO)
  • ich habs ouch von im guoten rät:
  • diu rede mich beswseret hat.»
  • 77 Dö sprach ich: «vrowe, enzürnet niht!
  • alsölher dinge vil geschiht,
  • daz ein junc man so höhe gert, (15)
  • des er ist immer ungewert.
  • si werbent höhe durch höhen muot.
  • si jehent, ez st gar ze eren guot,
  • daz hoch gemuotes ritters lip
  • diene unde werbe umb werdiu wip. (20)
  • 78 Ir Sit im gar ze höhe geborn.
  • nu waz dar umb? er hat erkom
  • iuch ze frowen sine zit.
  • ir Sit, an der sin wunne lit,
  • ir Sit, an der sin sselde stM, (25)
  • ir Sit, diu sinen dienest hat
  • immer mör gar sunder wanc:
  • daz ist sin muot und sin gedanc.»
  • 76, 8 rede braucht hier nicht direct auf die Rede der Niftel
  • zu gehen, wie in 70, 1, sondern ist wohl allgemein: die Sache.
  • BOTSCHAFTEN. 27
  • 79 «Nu swic: der rede sol sin genuoc!
  • nie man s6 hohez lop getruoc, (30)
  • und nsem min lip den dienest sin,
  • er müest es wol getiuret sin;
  • des ich nie willen noch gewan. (22,1}
  • ja enwart noch nie so biderb man,
  • der wol verdienen möhte mich:
  • da von sol ers gelouben sich.
  • 80 Nu läze aber in sin gar volkomen (5)
  • (des ich von im niht hän vernomen)
  • an aller hande werdecheit:
  • iedoch so müest wol wesen leit
  • einem wibe ze aller stunt
  • sin ungefüege stenter munt. (10)
  • ob ichz mit urloub sprechen sol,
  • der stät im übel, daz weistu wol.»
  • 81 Si wolt von dir mit mir niht mer
  • reden, nu ist daz wol min ger
  • gein dir und ouch min vriundes rät^ (15)
  • Sit daz ir muot s6 hohe stät,
  • daz du si läzest dienstes vri,
  • als liep so dir din ere si.
  • du solt ir dienest gar üf geben
  • und anders hohes muotes leben.» (20)
  • 82 «Niftel, des volg ich dir niht,
  • daz ich der werden zuoversiht,
  • die ich gein miner frowen hän,
  • durch iemens rät welle ab gestän.
  • des rätes soltu mir niht geben. (25)
  • ich wil ze dienst ir immer leben:
  • von ir so kan mich nimmer not
  • vertriben wan der grimme tot.»
  • 79, 2 getruoc: hier bewirkt ge- Perfectbedeutung ; feraer
  • z. B. 113, 8 (s. die Bemerk.). 114, 7. 2. Büchl. 343. 462, 4. 527, 7.
  • 908, 8 (s. die Bemerk.); vgl. zu 11, 5. 31, 2. 113, 6.
  • 80, 6 ungefüege (Hs. -gefäge, nicht -ge/uege wie L. in den
  • Lesarten angibt) als Adverbialform aus Gründen beibehalten
  • und nicht mit L. theoretisch in ungefuoge geändert: vgl. zu 58, 7.
  • 28 BOTSCHAFTEN.
  • 83 «S6 wil ich niht wesen bot.»
  • «nein, liebiu niftel mtn, durch got, (30)
  • du solt an mir noch niht verzagen.
  • nu hoere mich, ich wil dir sagen:
  • ich wil in vil kürzlicher stunt (23,1)
  • mir heizen sniden minen munt,
  • swie halt ez mir stil ergen,
  • Sit er si dunket übel sten. "
  • 84 Du solt für war gelouben daz, (5)
  • ir muoz min munt gevallen baz
  • oder wirs wol tüsentvalt.
  • Sit er so übel ist gestalt,
  • daz in min vrowe ungern siht,
  • so läz ich des benamen niht, (lO)
  • ich snid ez drab, swaz missestät:
  • in kurzen ziten daz ergät. »
  • 85 «Mit rehten triuwen so rät ich,
  • daz du so iht verderbest dich.
  • leb, als dich got hab heizen leben, (15)
  • und hab, daz er dir- hab gegeben,
  • von im vil willeclich für guot.
  • ob du daz tuost, dest rehter muöt.
  • wil du dich anders, dann er wil,
  • des muotes ist dir al ze vil.» (2o
  • 86 «Niftel, daz dich got gesegen!
  • wiz , ich hän mich sin gar bewegen,
  • swie mir gelinget oder geschiht,
  • des wil ich dich verswigen niht:
  • ich enbiut ez endelichen dir (25)
  • und bite dich, daz du ez ir
  • enbietest durch die triwe din,
  • der herzenlieben frowen min.»
  • 83, 1 A.Mi So ruht der Nachdruck: mit einer solchen Nach-
  • richt; L. ergänzt unnöthig nach wil ein doch.
  • 85, 2 man erwartet im Nhd. niht; es steht aber iht, weil
  • raten vorhergeht (wie nach wcenen, trüwen, wcetlich, vermuthlich),
  • in dem eine Negation verborgen Sein kann in der Bedeutung
  • des Abrathens; vgl. Paul, mhd. Gr.*, §. 372. — 8 dann bist du
  • übermüthig.
  • MUNDOPERATION. 29
  • 87 «Daz lob ich dir üf minen eit:
  • und wiz, neve, ez ist mir leit, (3o)
  • daz du sin niht wil abe gestän. »
  • sus reit ich von der guoten dan
  • ze Graez sä in daz Stirelant, (24, i)
  • da ich vil guote meister vant.
  • dem besten tet ich alzestunt
  • gar allen minen willen kunt.
  • 88 Er sprach: «ez ist nu gar oiiwilit: (5)
  • ich snid iuch vor dem maien niht.
  • kumt ir mir in dem maien her,
  • bi minen triwen ich iuch wer:
  • ich mach iu iwern munt also,
  • daz ir sin sit von schulden vrö. (lO)
  • der dinge ich gar ein meister bin:
  • ich hän dar zuo vil ganzen sin.»
  • 89 Do reit ich aber frowen sehen. ' ^^
  • den winder gar daz was geschehen,
  • biz daz der süeze sumer quam (15)
  • und daz der winder ende nam.
  • dö hört ich singen vogelin:
  • ich gedäht: «sin mac zit sin,
  • daz min lip sol ze Graeze varn.
  • got müeze mich aldä bewarn !» (20)
  • 90 Sä, reit ich hin in^gotes pflege,
  • mir wdderfuor üf minem wege,
  • seht, miner vrowen kneht, den ich
  • erkande wol: er bekand ouch mich.
  • er fragte, wä ich wolde hin, (25)
  • und war ze den ziten waer min sin.
  • 87,5 in Hs. immer Grmzy Groeze und so überhaupt in der
  • altem Zeit die vorwiegende literarische Namenform ; erst neuer-
  • dings ist Graz bevorzugt, welches der Etymologie und zugleich
  • der österreichischen Mundart entspricht; in Windischgrätz der
  • Umlaut erbalten; vgl. die Schrift von Adalbert Jeitteles «Graz
  • oder Graz?» (Graz 1872).
  • 89, 6 geddht sonst immer im zweisilbigen Auftact; vielleicht
  • ich geddhte: sin mac zit gesin.
  • 30 MÜNDOPEKATIOK.
  • «geselle, daz wil ich dir sagen,
  • vremdiu msere niht verdagen.
  • 91 Nu wize, ich pin vil wol gesunt
  • und wil mich machen gerne wunt. (30)
  • man sol ze Graeze sniden mich.»
  • der knappe guot der segent sich
  • und sprach: «nu herre, sagt mir wä. » (25, i)
  • ich sprach: «geselle min, sich, da.
  • . der lefs, der ich driö hän,
  • der wil ich einen sniden dan.»
  • ^2 «Und ist ez war, s6 helf iu got! (5)
  • so sprich ich wol äne allen spot,
  • ez ist ein wunderlich geschiht.
  • sin weiz, ich wsen, min frowe niht:
  • der wil ich ez sagen durch wunder gröz.
  • got weiz wol, ir sit sinne bloz, (lO)
  • daz ir iuch wäget sunder not:
  • ir müget da von geligen tot.»
  • 93 «Nu sag ez, swem du wil, für war:
  • ich bin sin in dem willen gar:
  • ez muoz üf dirre vart geschehen.» (15)
  • «entriwen s6 wil ich ez sehen,
  • mag ez in iuren hulden sin;
  • und wil ouch sagen der vrowen min,
  • daz ir mich weit da bi iu hän
  • ze ^schowen, wie iu wirt getan.» (20)
  • 94^ D6 reit ich hin, und reit ouch er,
  • hin ze Grsez: dar stuont min ger;
  • da ich sä minen meister vant.
  • der underwant sich min zehant.
  • eins mäntagen morgens harte fruo (25)
  • greif er mit sinem sniden zuo.
  • 90, 7 geselle j Freund, in vertraulicher duzender Anrede
  • von Seite eines höher Stehenden; der kneht tituliert U. nach
  • Gebühr mit herre und ihrzt ihn.
  • 91, 4 segent = segente und so noch überaus oft die Apo-
  • cope im schw^achen Präteritum, die nicht verführen darf, histo-
  • risches Präsens anzunehmen. Nur ab und zu kann im Folgenden
  • auf die volle Form hingewiesen werden.
  • 94, 5 zu beachten zweierlei in muntagen; daneben begegnet
  • MÜNDOPEBATION. 31
  • er wolt mich binden, ich wolte niht.
  • er sprach: «da von iu schad geschiht.
  • 95 Und rüert ir iuch als umb ein här,
  • ir nemt sin schaden, daz ist war.» (3o)
  • ich sprach: «dax wirt von mir vermiten.
  • ich pin da her zuo iu geriten
  • vil willeclichen durch m!n not: (26,1)
  • und sold ich von iu ligen tot,
  • däswär man siht mich wenken niht,
  • swie^we so mir von iu geschiht.«
  • (96^ Min vorhte was ze wäre kranc. (5)
  • ich^saz vor im üf einer banc;
  • er nam ein scharsach in die haut
  • und sneit den munt mir alzehant.
  • hin ob den cenden er durchsneit,
  • daz ich vil senftecltchen leit. (lo)
  • daz sniden also gar ergie,
  • daz ich da von gewancte nie.
  • 97 Er het mich meisterlich gesniten:
  • daz het ouch ich manltch erliten.
  • der munt mir alzehant geswal (15)
  • grözer vil denn ein sleipal.
  • mcentages 255, 1, also Umlaut und die gewöhnliche starke Flexion;
  • die schwache -tagen in der Zus^Rnmensetzung wird nirgends in
  • den Wörterbüchern besonders hervorgehoben, wenn auch Citate
  • beigebracht werden, dagegen zählt Weinhold in der mhd. Gr. ^
  • §. 290 Tiele einzelne Zusammensetzungen auf, in denen die
  • schwache Form erscheint, darunter aber keine Benennung eines
  • Wochentags. Bei U. ferner vritagen (ohne Artikel), des sun-
  • fagen,
  • 96, 5 durchsneit: das Verbum mit untrennbarer Partikel
  • erfordert eigentlich einen Accusativ ; man könnte stillschweigend
  • le/s oder munt ergänzen. Beßer würde aber Umstellung sein :
  • durch er sneit, — 6 daz rel., was ; L. setzt vorher Semicolon und
  • faßt demnach daz demonstrativ. — 8 gewancte praet. von ge-
  • wanken oder von gewenken mit Rückumlaut; bei U. vom letz-
  • tem, da vorher 95, 7 wenken steht.
  • 97, 4 grozer nach Hs. (grcezer L.) adv. zu geswal. — slei-
  • pal wird in den Wörterbüchern erklärt als slegepal, slegebal,
  • Schlageball ; im mhd. Wb. allerdings mit Fragezeichen. Wenn
  • U. auch mitunter seltsame Vergleiche bringt (vgl. die teigen
  • Birnen 300, 4), so ist dieser mit dem Schlageball, der im Ball-
  • 32 MUNDOPERATION.
  • der wunden tet er dö ihr reht.
  • daz sach dö gar miner vrowen kneht.
  • er sprach zuo mir: «mügt ir genesen,
  • so pin ich gerne hie gewesen. (20)
  • 98 Dö ich nähste von iu reit,
  • und daz ich miner vrowen seit,
  • daz man iuch wolde sijiden hie,
  • daz wolt si mir gelouben nie.
  • si sprach also: «er tuot sin niht: (25)
  • min munt für wärheit dir des giht.
  • ez deuht mich tumplich gar getan,
  • wold er sich also sniden län. »
  • 99 Nu hab ich ez allez reht gesehen,
  • waz an iu Wunders ist geschehen: (30)
  • nu wil ich hinne von iu varn.
  • der riche got müez iuch bewarn
  • und mache iuch kürzlich wol gesunt! (27,1)
  • ich wil tuon miner vrowen kunt,
  • daz man den munt iu hat gesniten,
  • und ir daz manlich habt erliten. »
  • 100 «Du solt von mir der vrowen din (5)
  • niht sagen wan den dienest min:
  • ichn getar niht mer enbieten ir.
  • wan swem du wil, dem sag von mir,
  • swaz hie erliten hat min lip,
  • daz si geschehen durch ein wip, (10)
  • diu sprach, mir stüend min munt niht wol;
  • di\ von ich disen smerzen dol.
  • 101 Der diene ich also miniu jär
  • (daz sag von mir wol offenpär),
  • swaz so ir an mir missehaget, (15)
  • dem ist von mir gar widersaget.
  • spiel geschlagen wird, nicht allein weither geholt, sondern nicht
  • einmal gan7. zutreffend, weil nur die Gestalt und Größe des
  • angeschwollenen Mundes verglichen würde, nicht das An-
  • schwellen selbst. Ich vermuthe eine Bildung mit at, Aal.
  • Sollte der Blutegel gemeint sein? Oder liegt ein slavisches
  • Wort vor?
  • 98, 2 daz rel.
  • MUNDOPERATION. 33
  • geviel ir niht min zeswiu hant,
  • ich slüeg si ab bi got zehant.
  • ich wil da von niht sprechen vil:
  • ich wil doch niht, wan daz si wil.» (20)
  • 102 Sus reit der knappe von mir dan.
  • hie lag ich als ein wunde man
  • wol sehstÄalp wochen oder m^.
  • mir was wol, mir was we:
  • we da von, min lip was wunt: (25)
  • so was min herze wol gesunt.
  • der minne twingen twanc mich s6,
  • daz mir was w^, und was doch frö.
  • ij03j Ich was ^t vrö, swaz mir geschach.
  • von hunger grözen ungemach (30)
  • und ouch von durste den leid ich.
  • ich künde pringen niht in mich,
  • zend unde munt mir täten we. (28,1)
  • ein salbe noch grüener denn der kl^
  • streich man mir in minen munt:
  • diu stanc alsam ein fAler hunt.
  • 104 Do mich des libes not betwanc, (5)
  • daz ich az oder daz ich tranc,
  • diu salbe gar dann in mich gie,
  • da von min lip den smac gevie.
  • 102, 4 ausnahmsweise fehlende Senkung zwischen zwei
  • Wörtern; ähnlich Mute liep, morgen leit; vgl. Knorr S. 64. —
  • 7 twingen = twanc stm.; auch ü. liebt den für die Technik so
  • wichtigen substantivischen Infinitiv in concreter Bedeutung; vgl.
  • ferner z. B. küssen p= kus 1. ßüchl. 193. 934,4, vrotcenkiissen
  • 539, 4 (s. die Bemerk.), danken — danc 643, 1. 775, 2. losen
  • =» losheit AZQ^l. sterben = tot 450,4. geben 746, 8 (s. die Bemerk.).
  • — 8 und was doch fro: Pronominalellipse.
  • 103, 6 Schultz spricht hof. L. 1, 158. 2, 256 über die Salben
  • als Curmittel, aber nur im Allgemeinen ; die von U.'s Arzt an-
  • gewandte grüne Salbe ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die
  • grüne Majoransalbe, auch nicht unguentum Aegyptiacum ^ son-
  • dern die noch heute, freilich mehr als Hausmittel gebräuchliche
  • grüne Pappelsalbe, unguentum populeum. Diese ist nicht stinkend,
  • der Gestank wird wohl von dem alten ranzigen Schmalz ge-
  • kommen sein.
  • UL.BICH VON LiECHTEKSTEIK. I. ^
  • 34 GENESUNG.
  • daz trinken, ezen widerstuont
  • mir: s6 tet ich, als die tuont, (lO)
  • die vor siechtum ouch ezent nilit:
  • des wart min Itp vil gar enwiht.
  • 105 Ich hän iu nü genuoc geseit,
  • wie ich durch mine frowen sneit
  • minen munt: nu sült ir me (15)
  • hoeren, wie ez fürbaz erge.
  • ze Gra?z ich also lange was,
  • unz daz min lip vil wol genas:
  • d6 rait ich danne sä zehant
  • mit freuden, da ich min niftel vant. (20)
  • 106 D6 mich diu aller verrest sach,
  • nu sült ir hoeren, wie si sprach:
  • «den munt dir niemen mere sol
  • verwizen: er stät dir nu wol.
  • sich hat din dinc gefüeget so, (25)
  • daz ich sin pin von herzen frö;
  • ouch ist mir endelich geseit
  • gar dines libes arebeit.
  • 107 Ouch ist daz von mir niht beliben,
  • ich hab ez allez an geschriben, (30)
  • und wil ez senden an die stat,
  • da din lip ie gnaden bat.
  • ich mein die lieben frowen din: (29, i)
  • der wil ich üf die triwe min
  • und ouch üf mine saelde jehcn,
  • daz ez gar von ir ist geschehen,
  • 108 Von einem werte, daz si sprach, (5)
  • diu guote, do ich si nähste sach,
  • daz ir din munt ge viele -niht.
  • min brief sol ouch verswigen niht
  • din manicfalden ar6?beit
  • und ouch diu wernde staetecheit, (lo)
  • di du mit triwen gegen ir hast,
  • und ouch ir nimmer ab gestäst.»
  • 107, 2 abhängiger Satz; habe conj.: daß ich es habe.
  • 8 von ir, durch sie, auf ihre Veranlaßung.
  • n. LIED. 35
  • 100 öNiftel min, nu Ion dir got,
  • vil süeze wip, getriwer bot!
  • du tuost mir als rehte wol, (15)
  • daz ich ez von rehte dienen sol.
  • du hast mir so wol getan,
  • daz ich sin niht verdienen kan.
  • gein mir din herze ie triwe riet,
  • ich hab et aber niwiu liet (20)
  • 110 Gesungen: diu soM von mir
  • durch minen willen senden ir.
  • dö ich ze Grseze siech lac,
  • die wile ich si ze rihten pflac.
  • ir lop mir ofte sanfte tuot, (25)
  • ir lop mir gibt vil höhen muot,
  • ir lop mich ofte machet vrö.
  • nu hoere diu liet! diu sprechent so:»
  • IL
  • DAZ IST DIU ANDER TANZWlSE.
  • lehn weiz, waz ich singe (30, i)
  • von der naht: diu gibt mir freude niht.
  • Min hohgedinge
  • der ligt an dem tage: wan er ist lieht.
  • Ouch ist sin schin (5)
  • der vrouwen min
  • vil gelich. dez müez er saelic sin!
  • 110, 3 Aenderung siech gelac liegt nahe: metrisch und
  • functionell (gelegen habe) ; s. zu 79, 2. — 4 L. änderte unnöthig
  • rihten in tihten; rihten, einrichten, fertig machen, wird auch von
  • der dichterischen Thätigkeit gesagt ; es ist hier um so treffender,
  • als es vorher heißt gesungen, es sich also auch um die Er-
  • findung der Melodie handelt,
  • II Die Herstellung hat mit Ausnahme der 1. Zeile keine
  • Schwierigkeiten. Gemischter Rhythmus: Vers 1, 3, 5, G jam
  • bisch, 2, 4, 7 trochäisch. — 1 Für das hsl. ichne weiz {ich en-
  • weiz) waz ich schreibt L. neiz waz ich: das geht nicht; neiz
  • steht nie so im Anfang von Sätzen, vgl. Bartsch, Germ. 6, 206,
  • und zu Konrad's Trojanerkrieg 8952. Bartsch will lesen ichn
  • 3*
  • 36 II. LIED.
  • Er mac von schulden
  • loben die naht, der saeliclichen lit.
  • 10 So muoz ich dulden (lo)
  • senediu leit: da von trag ich ir nit;
  • Und lobe den tac,
  • swenn ich sie mac
  • sehen, diu mir wol heilet sorgen slac.
  • 15 Den tac ich ere, (15)
  • dö ich die vil guoten erste sach.
  • Sit immer m^re
  • gab diu naht mir leit und ungemach.
  • Sie ist mir gram
  • 20 und ich ir sam. (20)
  • wol dir tac, vil sajlic si din nam!
  • So mich besezzen
  • nahtes habent die sorge alsam die schar,
  • Des wirt vergezzen
  • 25 sä, so mir der tac erschinet klär. (25)
  • So kumet ein wän,
  • daz ich Stil gän,
  • die vil schoenen tougen sehen an.
  • Vil gerne ich wolde (31,1)
  • 30 loben die naht, ergieng ez immer so,
  • Daz ich ir solde
  • nähen ligen, diu mich nu tuot unvro.
  • Wer wser ich dan, (5)
  • ich sselic man!
  • 35 we, daz mirs diu guote niht engan!
  • weiz wa' ich, aber weich wie deich = da:: ich ist nur theoretische
  • Form. So bleibt vorderhand nichts übrig als waz ich = icazch
  • zu schreiben, um zwei Hebungen und jambischen Rhythmus
  • herauszubekommen oder, worauf Bech mit Verweis auf Herb.
  • Troj. 9765 aufmerksam macht, ich zu streichen und Pronominal-
  • ellipse anzunehmen — 11 ir dat. = der naht, darum hege ich
  • Haß gegen sie. — 23 alsam die schar: im mhd. Wb. II*, 152, 8
  • hinter die ein Fragezeichen. Die Stelle ist allerdings nicht ohne
  • Weiteres klar. Steht die schar sing. = ein schar oder die schar
  • plur. = schar plur. ohne Artikel, wie eine Schaar, wie Schaaren,
  • sc haaren weise, in Menge? (so faßt es auch Tieck: mit großer
  • Schaar) oder ist die schar ein Ausdruck für der helle schar oder
  • etwas ähnliches, die schar etwa = Gespenster?
  • BOTSCHAFT. 37
  • 111 «Liet unde brief send ich ir dar
  • und wil ir endelichen gar
  • anbieten, swes du hast verjehen, (lO)
  • und daz ich dich hän gesehen.
  • ich wil ouch ir daz machen kunt,
  • daz dir als rehte stät der munt
  • für war als einem andern man:
  • da wil ich ir niht liegen an. (15)
  • 112 Den brief, den si her wider mir
  • sendet, friunt, den wil ich dir
  • senden, ob er dir ist guot. »
  • «ja, liebiu niftel wol gemuot.
  • dinbot mich vindet bi der Muor. » (20)
  • mit sölher rede ich von ir fuor
  • vrö unde hohes muotes hein,
  • den rehten wec gein Liehtenstein.
  • 113 Sä dö ich von danne quam,
  • liet unde brief min niftel nam (25)
  • und sand diu willeclich zehant
  • hin, da man mtn vrowen vant.
  • der bot unlange bi ir was:
  • wan sä do si den brief gelas
  • und ouch diu liet, dö schreip si wider, (30)
  • seht, einen brief, der gefreut mich sider.
  • 114 Dö der brief koin der nifteln min, (32,i)
  • zehant dö muost ein bot üf sin:
  • bi dem so sande si in mir.
  • des neig ich willeclichen ir.
  • 111, 1 Liet plur. von Ulrich, brief, der Niftel eigener Brief,
  • Begleitschreiben, Die Bedeutung von brief ist hier deutlich die
  • beute geltende, und so noch überaus oft in der Literatur. Watten-
  • bach's Bemerkung (Schriftwesen S. 124) «der moderne Sprach-
  • gebrauch (im Gegensatz zu der weiteren Bedeutung = Urkunde)
  • ist von neuem Ursprung» verstehe ich nicht.
  • 112, 5 im Heime immer die apocopierte Form Muor (ifuor),
  • im innern Vers Muore 520, 5. 669, 3. — 7 zu der Form hein
  • = heim vgl. Weinhold, bair. Gr. §. 169 und Knorr S. 128.
  • 113, 6 gelas: hier wie sehr oft hat ge- die Function des
  • Plusquamperfects ; ferner z. B. 162, 1. 171, 5. 345, 4. 360, 2. 5.
  • 598, 5. 611, 1; vgl. zu 11, 5. 79, 2. — 8 gefreut (L. unnöthig
  • freut) = gefreute: Perfectbedeutung.
  • .•]8 BOTSCHAFT. BRIEF.
  • der brief, der tet min herze vrö, (5)
  • min muot der stuont von schulden hö.
  • so gern ich ^ nie brief gesach.
  • nu stilt ir hoeren, wie er sprach:
  • (A) Min huld und ouch den dienest
  • min enbiut ich dir vil willeclichen und (lo)
  • tuon dir kunt, daz ich mich hebe von dem
  • nähsten mäntage von dem hüse, da ich
  • alzan üf bin, und var hinze dem hüse, als
  • du wol weist, und bin über naht in dem
  • market, der bt dir lit. Nu bit ich dich, (15)
  • da^ du des iht last, du komest dar zuo
  • mir: so wil ich dir alles des antwürten,
  • des du mir enboten hast, wil ouch din
  • neve dar komen, den sihe ich gern: durch
  • sinen munt, wie im der ste, und durch (20)
  • anders niht.
  • •
  • AVENTIUR WIE DER HERRE ÜOLrIcH MIT SINER VROWEN
  • WART ifiRST REDEHAFT.
  • 115 Do mir der brief gelesen wart,
  • ich huob mich zuo ir an di vart.
  • mir was vil liebe dran geschehen,
  • daz ich die guoten solde sehen.
  • A Der Anfang dieses in seiner Art seltenen Stückes, dieses
  • ersten Prosabriefes in deutscher Sprache, klingt rhythmisch, als
  • sollte das Mitgetheilte ein Gedicht werden. — n/ihsten bairisch-
  • österreich. = mehsten. — äw«, hier in der selten erhaltenen
  • Bedeutung von : Schloß, Burg. — des nach antworten Attraction ;
  • man erwartet sonst daz bei enbieten.
  • üeberschrift : der Uolrich der Hs. kann nicht richtig sein,
  • wiewohl es noch öfters so vorkommt, denn der Artikel vor
  • Eigennamen ist in alter Zeit nicht gebräuchlich ; vgl. Gr. 4, 405.
  • Daß der demonstrativ stehe = diser, ist kaum anzunehmen, es
  • muß also entweder der für her verschrieben oder herre ausge-
  • laßen sein, oder der Schreiber folgt dem Gebrauche seiner jüngeren
  • Zeit. Ich entschied mich für Ergänzung, nicht für Aenderung.
  • (In 922, 2 schreibt der Schreiber auch Der für hei', vorher 920, 1
  • richtig.)
  • 115, 3 liehe nicht subst., gen. abh. von vil, viel der Freude,
  • EBSTB BEGEGNUNG. 39
  • ich reit zuo ir vil hochgemuot: (25)
  • du Avas si leider so behuot,
  • daz ich si den äbent nie gesach,
  • dar an vil leide mir geschach.
  • 116 Mtn lip entslief des nahtes nie. (33,i)
  • des morgens, dö diu sunne üf gie,
  • dö stuont ich üf und gie zehant
  • hin, da ich ir gesinde vant,
  • ritter und vil manigen kneht. (5)
  • die gruozt ich wol: daz was min reht.
  • ir danken daz was zühterich
  • und ir gebaerde minneclich.
  • 117 Dar nach vil schiere was unlanc,
  • ir caplän eine messe sanc, (lo)
  • da. mir vil liebe von geschach,
  • wan ich dö mine vrowen sach.
  • mit grözen vorhten ich dar gie,
  • dö mich diu tugentrich enpfie.
  • dö si mich sach, diu guot mir neic; (l5)
  • den gruoz mit worten si versweic.
  • JL18 Diu messe gar ze kurz mir was.
  • swaz man da sanc oder las,
  • des vernam ich alles niht:
  • mir tet so wol diu angesiht (20)
  • an daz vil reine süeze wip,
  • daz lützel hörte da min lip,
  • swaz man da. sanc oder swaz man sprach:
  • ich was ßt wan der si an sach.
  • 119 Diu messe kurzlich endet sich. (25)
  • alzehant dö hiez man mich
  • viel Freude, sondern adv. ; vgl. im Folgenden vil leide (nicht
  • ril leides). Daneben auch liep geschehen; z. B. 124, 3: hier
  • Schwanken zwischen Adj. und Subst.
  • 116, 1 entslafen stv. red. jetzt ausschließlich in der ver-
  • engten Bedeutung des sanften Sterbens, früher allgemein: ein-
  • schlafen.*
  • 118, 2 wenig guter Vers: entweder fehlende Senkung (seine
  • oder) oder gezwungene Betonung (swaz man da) ; vielleicht nach
  • V. 7 zu ändern stcaz man da sanc odr swaz man las.
  • 40 ERSTE BEGEGNUNG.
  • und ander man gar alle üz gen:
  • man lie uns da niht langer sten.
  • min vrowe enbeiz und reit zehant:
  • ich gie hin, da ich mine niftel vant. (30)
  • diu lachet und sach mich güetlich an:
  • si sprach: «du bist ein sselic man.
  • 120 Min vrowe hat erloubet dir, (34,1)
  • daz du hiut selbe solt mit ir
  • reden, swaz dich dunket guot.
  • si ist gein dir niht ungemuot.
  • du solt zuo ir hiut üf dem wege (5)
  • riten, so ez sich fliegen mege,
  • und rede mit ir, swaz du wil,
  • und mach ez iedoch niht ze vil.»
  • 121 Des was ich vrö und vil gemeit:
  • zehant ich nach der werden reit. (10)
  • dö ich si vor mir riten sach,
  • daz herze min üz freuden sprach:
  • «nu dar! nu soltu reden mit ir
  • allez, daz gevalle dir.
  • si rltet vor dir sunder huot: (15)
  • rede mit ir, swaz dich dunke guot.»
  • 122 Sä rait ich paltlich zuo ir dar.
  • do si min bi ir wart gewar,
  • si kert sich von mir umbe hin;
  • da von so zaghaft wart min sin, (20)
  • daz mir erstumbet an der stunt
  • diu zunge min und ouch der munt,
  • und mir daz houbet nider seic:
  • min lip reht als ein st umbe sweic.
  • 123 Ein ander riter zuo ir reit; (25)
  • do habt ich üf und was verzeit,
  • in vorhten reit ich hinten nach.
  • daz herze min 6t aber sprach:
  • «ja, du vil gar verzagter lip,
  • und fürhtestü ein so guot wip? (30)
  • 122, 8 als ein stumbe steigen öfters wiederkehrender Ver-
  • gleich in der mhd. Lyrik; s. Q. u. F. 4, 19.
  • ERSTE BEGEGNUNG. 41
  • si het dir weizgot niht getan,
  • we, daz din munt niht reden kan!
  • 124 Lip, nu hoere, waz icb sage! (35, i)
  • wil du mit worten sin ein zage,
  • so kan dir nimmer liep geschehen:
  • des wil ich üf min saelde jehen,
  • und scheidestü also von ir, (5)
  • daz si nimmer mere dir
  • Wirt holt bi allen dtnen tagen:
  • si muoz dich hän für einen zagen.»
  • 125 Min herze vil gestrafte mich:
  • da von ermannet 6t aber ich (lo)
  • x/' und rait zuo ir. dö daz geschach,
  • diu reine, süeze mich an sach.
  • von ir ansehen min lip erschrac,
  • daz ich et aber swigens pflac:
  • der Minnen kraft mir alzehant (15)
  • den minen munt zesamen bant.
  • 126 Ir sült für war gelauben daz,
  • daz ich niht weste, wä ich saz.
  • «lip», sprach aber daz herze min,
  • «daz du unsailic müezest sin! (20)
  • du bist zwäre ein boese man,
  • ^ dö si dich sach so güetlich an,
  • daz du spraeche gegen ir niht:
  • des muostu immer sin enwiht. »
  • 127 «Sich, herze min, got weiz ez wol, (25)
  • swenne ich gein ir iht sprechen sol,
  • ich weiz niht, wä von ez geschiht,
  • daz ich ein wort mac sprechen niht.
  • mir wirt versperret so der munt,
  • daz ich zewäre sä an der stunt (30)
  • ein wort her für niht pringen kan.
  • des pin ich ein unsselic man. »
  • 128 «Lip, du solt gelouben mir, (36,1)
  • du schaffest gröz unsaelde dir.
  • ich wil dirs üf min triwe jehen:
  • mir und dir muoz vil we geschehen
  • und nimmer wol deheine stunt, (5)
  • und tuot ir niht din boeser munt
  • V,
  • 42 ERSTE BEGEGNUNG.
  • mit Worten kunt den willen min:
  • ez muoz din und min ende sin.
  • 129 Nu sich, du vil boeser lip,
  • vor dir dort ritet daz werde wip, (lo)
  • vil gar eine, unbehuot:
  • wie bistu also ungemuot,
  • daz du niht ritest zuo ir dar?
  • und sag ir dinen willen gar.
  • nu dar! ez ist für war min rät. (15)
  • dir wirt sin liht nimmere stat. »
  • 130 Ich rait et aber zuo ir dar.
  • von vorhten was ich ungevar:
  • min angest was ze sprechen groz.
  • daz herze min mir mangen stöz . (20)
  • mit Sprüngen stiez an mine brüst:
  • ze reden was gar sin gdust.
  • ez sprach: «nu sprich, nu sprich, nu sprich,
  • sit daz nu niemen irret dich ! »
  • 131 Ich tet für war wol zehenstunt (25)
  • gein ir ze sprechen üf den munt:
  • dö was diu zunge mir gelegen,
  • si wolde deheines wertes pflegen.
  • ich wil da von niht sprechen me :
  • ich schiet öt aber von ir als e, ^ (30)
  • daz ich gein ir nie wort gesprach.
  • des tages mir fünfstunt daz geschach.
  • 132 Diu tageweid ein ende nam. (37,i)
  • diu reine, süeze, guote quam,
  • da si des nahtes solde sin.
  • des was unvrö daz herze min.
  • die vrowen hiez man do abe heben. (5)
  • ich bat mir daz hebisen geben:
  • 129, 4 ungemuot adj., vonU. öfters in der gewöhnl. Bedeutung :
  • verdrießlich, widerwärtig gebraucht, hier vielleicht nach Bech
  • mit Verweis auf Flore 7183 = muthlos, zaghaft (selten, in den
  • mhd. Wbb. nicht angeführt).
  • 132, 6 hebisen stn. nur an unserer Stelle in der Bedeutung
  • eines Instrumentes nachgewiesen, mit dem die Damen vom Pferde
  • herabgehoben wurden. Im mhd. Wb. keine materielle Erklärung
  • versucht. Lexer im - mhd. Handwb. 1,1200: «Bügel, in den
  • KÜMMEBNISS. 43
  • ich huob die vrowen abe vil gar.
  • ^ir was vil maugia drunder clär.
  • 133 i^och habt si dort, diu va/sches vri,
  • üf ir pferde. ir stuonden bi (lO)
  • ritter unde knappen vil:
  • mit den het si ir Schimpfes spil.
  • daz hebtsen ich dar truoc.
  • si sprach: «ir sit niht starc genuoc:
  • ir mügt mich abe geheben niht; (15)
  • ir sit kranc, dar zuo enwiht. »
  • 134 Des Schimpfes wart gelachet da.
  • do trat si üf daz hebisen sä.
  • dö si her von dem satel sleif,
  • bi minem här si mich begreif, (20)
  • verholne, daz ez niemen sach.
  • diu guot mir einen loc üz prach.
  • «daz habet iu, des ir sit verzagt!
  • mir ist niht war von iu gesagt.«
  • 135 Diu guote zuo ir vrowen gie: (25)
  • min lip der stuont altrüric hie.
  • ich gedäht: «we, wie ist mir geschehen!
  • ich muoz des wol von schulden jehen,
  • daz nie man also boeser wart.
  • wie hän ich mich gein ir bewart! (30)
  • si wirt mir nimmer mere holt:
  • des hat si reht, ich hän ez versolt.»
  • man die Frauen treten laßt, um ihnen vom Pferde zu helfen. »
  • (Danach auch die Erklärung bei Lyon) Schultz, höf. L. 1, 303
  • vermuthet eine Art eiserner Schaufel, die nur ein starker Mann
  • regieren konnte; auf diese trete die Dame und laße sich sanft
  • auf den Boden hinabgleiten, indem sie sich dabei auf ihren
  • Cayalier stütze. Das Instrument muß nach 134, 2 eine Platte als
  • Tritt gehabt haben, zugleich aber einen Griff, eine Handhabe für
  • den hülfreichen Ritter, es wird also weniger einer Schaufel als
  • einer Kelle ähnlich gewesen sein. Abbildungen fehlen leider.
  • 134, 4 fg. literarischer Beweis von der langen Haartracht
  • der Männer in damaliger Zeit; loc stm. (Locke stf.) V, G deutet
  • zudem auf die Lockenmode, doch kann loc auch im Allgemeinen
  • einen Haarbüschel bezeichnen.
  • 135, 5 6ff«erstarke Flexion des Positivs; 6«8e hier wie 1070, 1 fg.
  • ^Qm biderben entgegengesetzt: untüchtig, unnütz; ebenso hosheit
  • 141, 8, Untüchtigkeit. — 6 zu toie hinzugedacht: übel, elend.
  • 4
  • I
  • 44 kCmmerxiss.
  • 136 In den j^edanken so stuond ich. (38,1)
  • ein ritter der hiez balde mich
  • varn: man sold die vrowen län
  • an ir gemach, do reit ich dan
  • ze herbergen in die stat. (5)
  • got ich vil vliziclicheii pat,
  • daz er mir schiere naem daz leben,
  • und swaz er liet mir ie gegeben.
  • 137 Abwege ich in ein kamer fuor:
  • den leuten ich vil tiure swuor, (lO)
  • ich waere siech, daz was ouch war.
  • der lip mich allenthalben swar:
  • herze min het michel not,
  • ez was vil nach vor leide tot.
  • ich want mich her, ich want mich hin, (l5)
  • ich het verwandelt nach den sin.
  • 138 Ich sprach: «ouwe, ouwe, ouwe!
  • we, we mir hiut und immer me!
  • ouwe, daz ich ie wart geborn!
  • wie hän ich vreud und ere verlorn! (20)
  • wie hat unsa'ldo mir vergeben!
  • und sold ich tüsent jär nu leben,
  • ich würde nimmer mere vrö.
  • daz ist min reht: nuo si also!
  • 139 Min lip ist wol unsaelden wert: (25)
  • der pin ich volleclich gewert.
  • ich muoz nu immer haben leit:
  • daz leit min lip von schulden treit.
  • swaz leides immer mir geschiht,
  • des hän ich für übel niht, (30)
  • wan ichz vil wol verdienet hän:
  • ich sol von reht unsaide hän.
  • 140 Owe, we und immer we! (39,l)
  • zwiu sol ich armer immer me.
  • 137, 1 Abwega (nach Hs. in einem Wort; L. Abwege) ad-
  • verbial = ab wege, von dem Wege; vgl. abseit. S. Abweg
  • 1). Wb. 1, 449.
  • 138, 5 unscelde hier halb personificiert, im Folgenden nicht.
  • — 8 nuo nach Hs. (nu): diese Nebenform in der Regel sonst nur
  • im Reim gebräuchlich.
  • KÜMMERNIS S. 45
  • Sit daz ich pin so gar enwiht,
  • daz ich getorste sprechen niht
  • wider miner vreuden hört (5)
  • mines willen doch ein wort?
  • des müez min munt unsselic sin
  • immer und diu zunge mini
  • ^ 141 Mir wsere liep, und waer ich tot,
  • sit daz ich in senelicher not (lo)
  • nu immer mer beliben muoz.
  • mir wirdet nimmer sorgen puoz:
  • ich muoz in sorgen immer sin,
  • sit daz ich hän die vrowen min,
  • die ich ze freuden het erkorn, (15)
  • von miner bosheit so verlorn.»
  • 142 Waz weit ir, daz ich mere sage?
  • ich was die naht in maniger clage,
  • unz daz mir kom der ander tac.
  • iczuo ich saz, iezuo ich lac, (20)
  • i^zuo ich stuont, iezuo ich gie,
  • ich want mich dort, ich want mich hie,
  • die hende min ich ofte want.
  • miner mäge mich einer also vant.
  • 143 Der gie des morgens vruo zuo mir: (25)
  • er sprach zuo mir: «waz wirret dir?»
  • ich jach: «mir ist an dem herzen we,
  • und wirt des ie me unde me:
  • ich waene, ez welle mir presten abe;
  • da von ich hän dise ungehabe. (•>(^)
  • ich mac gesitzen noch gesten:
  • mir tuot öt niht so wol so gen.»
  • 144 Er sprach: «ez ist ein arzet hie.» (4/,i)
  • «den princ mir!» zehant er gie
  • hin nach dem meister in die stat.
  • ein pferd ich mir gewinnen pat
  • und einen kneht, der mit mir reit. (5)
  • zehant ich langer da niht peit,
  • ich ran alsam ein tobender man
  • hin, da ich die guoten hete län.
  • 144, 7 ran hat L. in ranty rannte geändert; ran praet. von
  • 46 BEKIiÄßüNG.
  • 145 D6 ich dar quam, geloubet daz,
  • min vrowe dort üffe ir pferde saz (lo)
  • imd reit die sträze gegen mir her
  • nach mines seneden herzen ger.
  • nach vrowen siten si her reit
  • in einer capen wol gecleit.
  • dö si mich sach, mir wart genigen: (15)
  • von mir wart ouch niht mer geswigen.
  • 146 Ich sprach: «gnäde, vrowe min:
  • ir sült durch got genaedic sin
  • mir unde durch die werdicheit,
  • der got an iuch hat vil geleit. (20)
  • gnäde, vrowe gnäderich:
  • genädet mir gensedicHch !
  • ir Sit, an der min freude lit,
  • gar miner freuden höchgezit.
  • 147 Ir sült gelouben mir für war, (25)
  • ich hän iu elliu miniu jär
  • gedienet, sit der süezen stunt,
  • daz ir alr^st mir wurdet kunt.
  • ich bin iu dienstes undertän
  • mit triwen, als ich peste kan: (30)
  • min dienst ist an iüch geleit
  • mit lütterlicher stseticheit.
  • rinnen ist aber ganz richtig, denn rinnen wird auch von der
  • freiwilligen Bewegung gebraucht (s. mhd. Wb. II, 716, 8) und steht
  • synonym mit laufen.
  • 145, 5 fg. die Frauenart bezieht sich wohl nicht auf den
  • Sitz beim Reiten, sondern auf die cape (vgl. auch 528, 8);
  • dies ist ein mantelartiges, mit Kapuze versehenes Kleid, das aber
  • auch von Männern getragen wurde. Aus unserer Stelle würde
  • dann hervorgehen, daß dies Kleidungsstück, trotz der allgemeinen
  • Uebereinstimmung in der Form, in der Tracht der Frauen doch
  • anders geartet war als in der der Männer; vgl. Stellen' in den
  • Wörterbüchern und bei Schultz, höf. L. 1, 202, 226. Im Frauen-
  • dienst begegnet die kappe ziemlich häufig.
  • 147, 7 iüch mit L. nach der Hs. (iüch); diese öfters (z. B.
  • 584, 6) wiederkehrende Schreibung würde der von mir ange-
  • nommenen Aussprache von iu = iü entsprechen; vgl. Aussprache
  • des Mhd. (Halle 1858) S. 32 fg. und Germ. 5 (1860), 403; daß
  • die Oesterreicher zum Theil schon zu U.'s Zeiten von der all-
  • EBKLÄBÜNG. 47
  • 148 Vrowe ob al den fi-emlen min, (41,1)
  • uu lät mich iuren ritter sin,
  • so daz ir dienest erloubet mir.
  • durch iwer tugent so sült ir
  • gedenken, daz ich nie gewan (5)
  • noch immer m^r gewinnen kan
  • so liebez niht so iwern lip,
  • vil reine, süeze, sselic wip.
  • 149 Bedenket mich durch iwer tugent,
  • durch iwer hoch gelobte jugent, (10)
  • durch iwer höhe saelicheit,
  • bedenket mine staeticheit,
  • lät mich geniezen, daz ir sit
  • diu liebestiu mir gar äne strit.
  • tuot mir, swie iwer genäde si: (15)
  • iu ist min dienst immer bi.
  • 150 Ich wil durch iuch, vil werdcz wip,
  • gerne wägen minen lip:
  • mit ritterlicher arcbeit
  • min dienst wirt an iuch geleit. (20)
  • swä mit ein ritter dienen sol,
  • da mit kan ich iu dienen wol.
  • ich sol, ich muoz , ich gern wil
  • iu dienen an min endes zil.»
  • 151 «Swiget! ir sit gar ze kint (-25)
  • und gegen so höhen dingen blint.
  • ir sült die rede läzen sin,
  • als lieb iu sin die hulde min, '
  • und ritet von mir palde hin!
  • iu ist noch gar ze tump der sin; (3o)
  • iu mac diu rede ze schaden komen:
  • si kan iu nimmer niht gefrumen.»
  • gemeinen Aussprache abgewichen waren , beweist die vielfach
  • vorkommende Schreibart eu {— eü).
  • 148, 7 wäre niht die einzige Negation im Satze und nicht
  • blos Verstärkung, dann würde L.'s Aenderung iiebes eher ge-
  • rechtfertigt sein; liebez acc. steht in Congruenz mit dem Acc.
  • iwern lip,
  • 151 kint hier adj., kindisch, jung. (Wie Adj. zu Substan-
  • tiven, so können Subst. adjectivisch werden; s. Gr. 4, 256.)
  • / '-
  • 48 ERKLÄRUNG. ABWEISUNG.
  • 152 «Vil liebiu vrowe, ir habt daz war: (42,l)
  • ich bin ze tump noch dar zuo gar,
  • daz ich mit iu so niht enkan
  • gereden, als ich willen hän.
  • anders pin ich wol so wis, (5)
  • daz ich behalt wol riters pris
  • iu ze dienest sunder wanc:
  • dar zuo so bin ich niht ze kranc. »
  • 153^' «Vart von mir, daz ist min rät,
  • ob iwer lip iht sinne hat, (lO)
  • lät mit mir iwer rünen sin:
  • Ir wizet wol, man hüetet min.
  • hat lernen iwer rede vernomen
  • mit mir, daz mac ze schaden komen.
  • ir sült mich mit gemache län: (15)
  • deswärjr sit ein müelich man.»
  • 154 Diu guote sä hin umbe sach,
  • zuo einem ritter si dö sprach:
  • «ir sult zuo mir ouch riten her.
  • sol bi mir niemen riten mer (20)
  • niwan ein riter, daz ist niht guot.
  • seht, daz irz immer mer getuot.
  • ez stät iu allen übel an,
  • sol mit mir riten wan ein man. »
  • 155 Ich sprach: «si hat iu reht geseit: (25)
  • ez ist zewär ein unhübscheit.
  • ich weiz daz wol, ez missestät,
  • daz irs selbander riten lät.
  • nu heizet m^r ritter riten her,
  • Sit dazs an iuch min vrowe ger. » (30)
  • mer danne sehse ir sä dar riten,
  • der sus, der so, nach ritters siten.
  • 156 Min rede muost mit ir ein ende hän: (43,l)
  • ich nam urloup und reit von dan.
  • ich was von herzen hoch gemuot:
  • mich düht min geling« wsere guot,
  • daz ich het miner vreuden schin (5)
  • geseit ein teil den willen min.
  • des was ich innecltche vrö:
  • min muot gestuont e nie so hö.
  • ■\
  • BITTERSCHAFT. DICHTUNG. 49
  • 157 Do sucht ich ritterschaft zehant:
  • swä man die in dem lande vant, (lo)
  • da muost man mich zewäre sehen
  • und euch für einen ritter spehen.
  • des sumers mir so wol geschach,
  • daz ich ze rehter tyoste stach
  • einen werden ritter nider: (15)
  • des dancte mir min vrowe sider.
  • 158 Ich sagt iu miner sselden m^r,
  • wan daz ich fürhte, der unde der
  • so spreche, ich rüeme mich ze vil;
  • da von ichs vil verswlgen wil. (20)
  • ich was 6t hohes muotes rieh:
  • den sumer fuor ich ritterlich,
  • reht als ein frowen ritter sol:
  • des muost mir gelingen wol.
  • 159 Der winder was 6t aber komen, (25)
  • der sumer het ouch end genomen.
  • do muost man läzen ritterschaft:
  • dö tiht ich liet und ein botschaft
  • und sant ez sä der nifteln min,
  • diu immer sselic müeze sin. (3o)
  • diu sand si beidiu balde dar,
  • da ich hin diente miniu jär.
  • ^160 Der bot wart balde dar gesant. (44, i)
  • er was der guoten wol bekant:
  • 158, 1 fg. sagt conj. praet., fürhte conj. praes., nhd. wenn
  • ich nicht fürchtete. — 7 frowen ritter, vielfach auch zusammen
  • in einem Wort frowenritter, ist ein bestimmter Terminus für die ~'
  • Ritter, die im Dienste einer Dame stehen und sich äußerlich
  • durch reiche und elegante Tracht auszeichnen. Oefters trugen
  • sie die erhaltenen Gunstgeschenke wie Kranze, Schleier, Aermel,
  • Bänder, Ringe äußerlich zur Schau, auf dem Helm, am Speer
  • oder am Schild. Im Frauendienst werden uns verschiedene
  • Frauenritter vorgeführt, wie der Domvogt von Regensbarg
  • (852, 8), Wolfger von Gors (227, 3), Otte von Spengenberg (559, 4),
  • Kadolt Weise (1588, 8); vgl. auch zu 30, 1.
  • 159, 1 fg. im Winter ist die Zeit der Muße, in der ge-
  • dichtet wird; aber U. dichtet auch zur Sommerszeit; vgl. Knorr
  • S. 15. — 4 botschaft steht hier und so noch zweimal 443, 3.
  • 1330, 3 terminologisch, den Ausdruck büechlin «specialisierend»;
  • 8. Knorr S. 28 Anmerk.
  • Ulrich yo^ LixcHTSirfTnx. I. A.
  • 50 ERSTES BÜCHLEIN.
  • si hiez in willekomen sin.
  • «gnade» sprach er, «vrowe min!
  • ich hän ein btiechelin iu bräht: (5)
  • daz sült ir lesen gegen der naht:
  • da stet an ein vil guot gepet.
  • vil tugentlichiu vrowe, set!»
  • -161 Daz püechel sä diu süeze nam,
  • als ez ir tagenden wol gezam. (lo)
  • si wände, da stüend an ein gepet:
  • diu reine, guote ez M tet,
  • si schouwet ez hie, si schouwet ez dort:
  • da stuonden an vil süeziu wort,
  • dort unde hie siez gar gesach. (15)
  • nu hoeret, wie daz püechel sprach!
  • ■ 9 ■
  • HIE HEBT SICH DAZ :fiKSTE BtTECHLIN.
  • Dins gelükes walde got,
  • vil kleinez puoch, getreuwer bot,
  • 160, 8 sei pl. zur Interj. se, ecce, sieh da! {set würde, wenn
  • = seht, mitteld. und für U. nur literarische Form sein.)
  • 161 püechel stn. hier neben büechelin, büechlin. Diese Be-
  • zeichnung, die uns im Frauendienst an vielen Stellen überliefert
  • ist, hat bekanntlich die Wahl des Terminus für den mittelalter-
  • lichen Liebesbrief in poetischer Form veranlaßt. Der Ausdruck
  • an sich besagt, daß diese Erzeugnisse nicht in Briefform, son-
  • dern in Buchform und zwar kleinen Formats geschrieben und
  • übersandt wurden; im Einzelnen belehrt uns U. genauer beim
  • zweiten Büchlein ; s. Str. 444 fg.
  • ( 1. Büchlein^^ Die Form der Büchlein ist durchgehends die
  • der kurzen Keimpaare. Ueber die Büchlein U.'s hat in metrischer
  • Hinsicht gehandelt Knorr S. 49 fg., aber nicht weiter eingehend,
  • sodann genauer W. Scherer in der Hecension des Knorr'sohen
  • Buches im Anzeiger 1 (1876), S. 252 fg., und dem fügte M. Rö-
  • diger einiges in der Zeitschr. 22 (1878), 380 hinzu. Einzeln-
  • heiten sollen an den betreffenden Stellen erwähnt werden. Im
  • Allgemeinen ist Scherer's Betrachtung auf den Nachweis ge-
  • richtet, daß in den Büchlein die Metrik des 12. Jahrhunderts
  • vorliege. Dies zugegeben, hätten wir in den Büchlein im Gegen-
  • satz zu den modernen Formen der epischen und lyrischen
  • Strophen eine Alterthümlichkeit vor uns. Eins aber ist auch
  • in den Büchlein echt modern, was Scherer nicht hervorhebt,
  • nämlich die sehr häufige Anwendung der Reimbrechung.
  • 2 im Einklang mit der Benennung botschaft wird den Buch-
  • ERSTES BÜCHLEIN. 51
  • daz du sseliclich gevarst
  • unde din zuht wol bewarst (20)
  • 5 mit rede, als man ze hove sol!
  • und kanstu da- gepären wol,
  • des hän ich frum, du ere
  • : äne zwivel immer mere./5
  • ze als sseliclicher arcbeit (25)
  • 10 mäht du gerne sin bereit.
  • wol dinen spehenden ougen,
  • der heimlich und der tougen,
  • die man dich lät ze hove sehen! (45,1)
  • und kanstu vrowen rehte spehen,
  • 15 so ist si, der ich dich hän gesant,
  • der immer dienen muoz min hant,
  • diu rein, diu süeze, diu guot genant (5)
  • und zer besten üz erkant,
  • die ich erkenne über elliu laut:
  • 20 des sl vor got min saelde pfant.
  • Owe wan gestörsfestü von mir
  • genendiclichen künden ir ' (10)
  • gruoz und al den dienest min!
  • möht ez wol mit fuogen sin,
  • 25 und waer sin niht ein tail ze vil
  • und* über miner mäze zil ,
  • so soldes du ez der guoten sagen, (i5)
  • wie nähen ich si hän getragen
  • lein die Rolle eines Boten ziigetheilt, und solchergestalt wird es
  • personificlert. — 5 hier am Schlußo der Zeile erster Fall der
  • Reimbrechung im Büchlein. — 11 die Hs. liest: wol dienen gern
  • den spehen ougen, L. ändert : wol diu gern spehenden ougen (L. faßt
  • dtn jedenfalls = dinen), Rödiger denkt, wefl U. gernde liebt,
  • zunächst an gernden spehenden y doch wird gern wohl aus der
  • vorigen Zeile eingedrungen sein, darum beßer zu streichen; die
  • Verkürzung dm dann nicht mehr nothig, also wol dinen spehenden
  • ougen, womit ich übereinstimme. — 12 wol aas der vorher-
  • gehenden Zeile zu ergänzen, der heimlich = heimliche dat.,
  • der tougen, tougene stf., Geheimniß: Heil der Heimlichkeit, Freude
  • über die H.! vgl. unten V. 162 fg. — 15 fg. die Absätze in
  • den Büchlein enden in der Regel mit Drei^/reim, stumpf oder
  • klingend, in freiem Wechsel. Hier sogar C Reime, 3 gleichge-
  • artete Reimpaare.
  • 4*
  • 52 pmSTES BÜCHLEIN.
  • im lange in minem muote
  • 30 (got gebe mirz ze guote!);
  • und wie gar ich für elliu wip
  • daz herze min und al den lip, (20)
  • den muot, die sinne und al min leben
  • ir ze l^hene hän gegeben;
  • 35 ' ^nd wie gern ich ir hulden,
  • geruochet siz verdulden,
  • guot, lip und ere (25)
  • ze dienest immer k^re,
  • diu min herz alrerst entsloz
  • 40 und dar in alr^rste schöz
  • die gedanke der minne
  • und sere senede sinne. (30)
  • daz tet si aleine,
  • si süeze, si reine,
  • 45 si höhe, si werde, (46,1)
  • diu werdest üf der erde
  • von rehter wibes werdicheit.
  • daz nim ich wol üf minen eit,
  • daz si gar äne argen list (5)
  • 50 mit manegen werden tugenden ist
  • werder, denne ich gesprechen mtige
  • und mir von ir ze sprechen tüge.
  • ouch mahtu wol der guoten sagen
  • und nimmer dar an verzagen, (lO)
  • 55 daz ich üf ir genäde gar
  • hoch in freuden vliegend var,
  • Sit der sseliclichen stunt,
  • daz ich ir tet ein lützel kunt
  • (doch minner denne ich solde (15)
  • 60 und danne min wille wolde)
  • mins gernden willen, den ich trage
  • gein ir genäden mange tage;
  • 40 schüz: mit versteckter Anspielung auf Amors Pfeil. —
  • 44. 45 s. zu 20, 6. — Scherer (Anz. 1, 252) macht aufmerksam,
  • daü im 2. Büchlein 35 ein ähnlich gebauter Vers der hohen, der
  • werden vorkomme. —
  • ERSTES BÜCHLEIN. 53
  • und daz ich üf ir genäden gewin
  • ir ritter immer gerne bin. (20)
  • €5 daz mac ir güet erlouben wol,
  • • deswär, als si von rehte sol.
  • Sit ich von kinde her ir kneht
  • bin gewesen, so hat si reht,
  • daz si mich läze ir ritter sin. (25)
  • 70 ich tuon ir den dienest schin,
  • des sich ir prts niht darf geschamen.
  • ez muoz in ir vil werden namen
  • immer mere sin getan,
  • swaz dienstes ich gedienen kan. (30)
  • 75 dar zuo dien ir min niwer sanc.
  • dunk aber ich si dar zuo kranc
  • von minen tumben jungen tagen, (47,4)
  • daz ich die bürde niht müg getragen,
  • als si vil guote mir verjach
  • 80 nähest, dö ich si jungest sach,
  • durch mlnen willen ir doch sage, (5)
  • swie tumb ich doch si (Jer tage,
  • ich si doch wol so sinne gris,
  • daz ich behalt wol ritters pris,
  • 85 ob sis ze dienst geruochen wil.
  • bot, ichn getar dir niht s6 vil (lO)
  • enpfelhen, als ich wolde,
  • ob ich mit hulden solde,
  • w^an reht als ich getrüwe dir.
  • 90 und j)ringestu liebiu maere mir,
  • so stät für war min freude ho, • - (15)
  • und pin ouch immer m^re vro.
  • lieber bot, nu wirbe also!
  • «Swaz ir gebiet, daz si getan.
  • 95 ktlnd ich, als ich willen hä,n,
  • 93 wirbe zweisilbige Form des Imperativs eines starken Ver-
  • bums; vgl. Weinhold mhd. Gr. ^ §. 371: hier metrisch gleich-
  • gültig wegen der Elision. Zum Verse selbst vgl. Q. u. F. 4, 118.
  • 94 gebiet = gebietet, dem Verse entsprechend; solche Syn-
  • kope in Hs. noch öfters ; nur ab und zu kann darauf aufmerk-
  • sam gemacht werden; vgl. zu 1. Büchl. 276. 289.
  • 54 ■ ERSTES BÜCHLEIN.
  • iwer botschaft erwerben, (-^o)
  • ich enliez si niht verderben.
  • möht ich si wol volenden,
  • mich möht sin niht erwenden
  • 100 weiz got kein unmuoze min.
  • nu lät in iwern hnlden sin, (25)
  • daz ich iu min angest sage,
  • die ich gein disen dingen trage.
  • ich weiz wol, wie ez ze hove stät,
  • 105 da frow Melde spehent gät
  • und nimet 6t aller dinge war. ^30)
  • da würd ich ze spote gar:
  • wan ich bin unhovebaere.
  • ditz ist min meistiu swaere. (48,1)
  • 110 s6 rehte reines wibes hant,
  • die ir mir ofte vor habt genant,
  • wie getorst ich die gereichen an?
  • und waere ich als ir ein man (5)
  • (des ich leider niht enpin),
  • 115 und het ich tüsent manne sin,
  • ich müest die vart besorgen wol.
  • niemen mir daz wizen sol.
  • wan zürnet si die botcschaft, (lo)
  • si hat den gewalt und ouch di kraft
  • 120 (so wol erkenne ich vrowen zorn),
  • daz ich daz leben hän verlorn.
  • si gepiutet über mich zehant
  • in ir zorn, daz ich verbrant (15)
  • werde üf einem roste.
  • 125 wer kumt mir da ze tröste?
  • 105 frou Melde, die Personification von melde stf., Verrath, An-
  • geberei, Fama, in der mhd. Poesie nicht gerade häufig. Von
  • den Classikern hat sie nur Hartmann, und dieser nur im Erec ;
  • bei ü. nur an dieser Stelle. — 107 wurd im Einklang mit den
  • vorhergehenden Conjunctiven praet. in V. 95 fg., Aenderung L.'s
  • wird nicht nothig und weniger angemeßen. — 113 Hiatus vor
  • ich wird im Mhd. meist, aber nicht immer vermieden, Aenderung
  • L.'s und wcer ich nicht nothig, weil Ü. auch sonst sich diesen
  • Hiatus gestattet z. B. im Frauenbuch 659, 25 ; an unserer Stelle
  • um so weniger bedenklich, als ich nicht blos metrisch, sondern
  • auch logisch betont ist. —
  • ERSTES BÜCHLEIN. 55
  • oder mir geschiht ze liden
  • von ir ein solhez sniden,
  • daz nimmer geheilet. (20)
  • baz dann gevierteilet,
  • 130 klein als daz in der sunne vert,
  • ist mir vil liht aldä beschert.
  • sol aber ez mir so wol ergän
  • (des ich niht gedingen hän), (25)
  • daz st sich zornes mäze
  • 135 und mich ze rede läze,
  • als ich ir min rede gesage,
  • sä von dem selben tage
  • muoz ich die vinster büwen. (30)
  • ich mac des wol getrüwen,
  • 140 ez heize lade, ez heize schrin,
  • daz ich da muoz verslozen sin (49,1)
  • als in dem karksere.
  • von susgetäner swaere
  • mag ich wol verderben:
  • 145 und daz ich solde werben, (5)
  • daz ist da von verdarben gar^»
  • Nein, so ich immer wol gevar:
  • din angest ist gar äne alle not.
  • wer solde ouch gern in den tot
  • 150 sinen lieben boten senden? (10)
  • min houbt wold ich verpfenden,
  • het ich wider si missetän
  • (des ich willen nie gewan),
  • 126 mir geschiht ze mit Inf., mir begegnet, ich muß. — 127 sniden
  • stn. subst. inf. , Schneiden, Zerstückelung. — 128 daz relat. —
  • 129 haz, hier: mehr. — 130 diese Umschreibung für den Sonnen-
  • staub (wohl Reminiscenz an Wolfram's Parz. IV, 578) schließt
  • sich an die vorhergehende Zeile an; vielleicht steht klein als
  • für als klein als: so klein wie. — 138 die Hs. schreibt viel-
  • fach für u (ü) : ouy ovo ; hier kein Grund, die Correctur zu unter-
  • laßen, wenn auch bouwen und trouwen als berechtigte Neben-
  • formen gelten.
  • 147 so ich immer wol gevar y Betheuernngsformel : vgl. so
  • ich immer fro geste 174, 4. —
  • 56 ERSTES BÜCHLEIN.
  • daz si ir zuht iht braeclie,
  • 155 daz si dir iht arges spraeche. (15)
  • du solt mir gelouben daz:
  • cz wirt dir erboten baz,
  • danne ob du wserst des keisers kint:
  • so rehte groz ir tugent sint.
  • 160 waz solt dir groezer ere, (20)
  • waz woldestu saelden mere
  • danne die heinlich, als dir
  • wirt erscheinet von ir?
  • ' und sold ich dir glich^ nähen sin
  • 165 der lieben, werden vrowen min, (25)
  • da für naem ich niht den gräl,
  • den der küene, werde Parcifäl
  • mit ritterlicher arcbeit
  • also kumberlich erstreit.
  • 170 ich naem die selben wird aldä (3o)
  • für ein küncriche anderswä,
  • und het für war ir minne solt
  • lieber denn al der beiden golt; (50,i)
  • [ daz aber du verswigen solt. ,
  • 175 Owe kundestü verdagen,
  • ich solde dir noch ein tougen sagen
  • umb ein wünschen, daz ich hän (5)
  • nü vil mange zit getan
  • mit herzen und mit munde
  • 180 von getriwes herzen gründe.
  • !
  • 158 es ist gesucht, in dem bildlichen Ausdrack de& keisers kint
  • eine Beziehung auf eine bestimmte historische Persönlichkeit
  • anzunehmen. — 166 grul stm., hier im Bilde: das Höchste und
  • Vollkommenste der Welt, ferner dasselbe Bild in gleicher Aus-
  • führung 398, 3 fg. Hier steht nur den der werde Parcifal,
  • darum wird an unserer Stelle im Büchl. V. 167 küene Zusatz
  • sein, der den Vers belastet und hier zweisilbigen Auftact nöthig
  • macht. — 174 ebenfalls nach Reinmar, Q. u. F. 4, 118.
  • 176 fg. ein tougen kann zwar = eine tougene stf. sein, wie
  • in V. 12, eher aber ein tougen stn., Geheimniß; wegen des folg.
  • ein wünschen subst. inf., Wunsch, läßt sich auch an das Verbum
  • tougen, tougenen swv., verheimlichen, denken; ein tougen im
  • »Sinne = Heimlichkeit.
  • ERSTES BÜCHLEIN. 57
  • des kund ich mich niht mäzen
  • noch deheine zit verläzen, (lo)
  • Sit ich ze boten gedähte din:
  • ich wünschet, daz ichz du solde sin.
  • 185 zehant als du kumst aldar,
  • und dich ir wize hande clär
  • beginnent ze wenden (i5)
  • vor gtiete in mangen enden,
  • und an dich kert dicke
  • 190 ir tougen spilnde plicke
  • und an dich gewendet ir röten munt,
  • f sä an der selben stunt (20)
  • Yiolt ich dar ab ein küssen stein.
  • daz solt aber du mit triwen heln.
  • 195 sold ich ez mit heile pringen dan,
  • wer waer ich danne, ich sselic man!
  • ijch waer 6t freuden riebe, (25)
  • den engein vil geliche
  • äne zwivel immer me.
  • 200 ow^ des und immer we,
  • daz ich die vart beliben sol:
  • daz t'uot mir anders denne wol. (30)
  • doch strichent äne lougen dar
  • min herz und all min sinne gar
  • 205 und redent mines willen vil, (r)l,l)
  • doch niender über rehtez zil,
  • wan als ir eren wol gezimt.
  • min herz im fürbaz niht nimt
  • deheinen wünsch durch minne rät, (5)
  • 210 wan als ir ^ren rehte stät.
  • hat aber mich min tumber gedanc
  • an stein oder an deheinen kranc
  • 184 ichz: im Nhd. wird das der Verdeutlichung wegen hinzu-
  • gefügte neutrale Pronomen ez wieder weggelaßen : daß ich du s. s. ;
  • vgl. Gr. 4, 222. — 185 also würde den Vers glatter machen. —
  • 1 86 hande alterthümlicher, dem österr. Dialect angemeßener Plural
  • (vgl. nhd. zu Händen, vorhanden). — 189 Pronominal ellipse:
  • 81 ans tV 186 zu ergänzen. — 190 tougen kann hier nur adv. zu
  • »pilende sein. — 201 die vart beliben^ die Fahrt über , während
  • dieser Reise (abs. acc.) zurückbleiben; vgl. 980,4. —
  • 58 ERSTES BÜCHLEIN.
  • verleitet gegen der vrowen min,
  • [ bot, daz sol verswigen sin (lo)
  • 215 und niht ze maere werden bräht,
  • wan ich sin weiz got nie gedäht.
  • mir waer der gedanke alze vil:
  • nimmer ich so tumben wil
  • noch min fuoge gekrenken, (15)
  • 220 mit wünschen noch mit denken
  • mich nimmer vergäben
  • in ir heinlich ze nähen
  • äne urloup vrävellich.
  • t(Herre, ist si so tugentrich, (20)
  • 225 als ir mir ofte habt geseit,
  • so bin ich des vil unverzeit,
  • ich versuoche, swie so ez mir erge,
  • wie ez umbe ir genäde st^,
  • und wil di vart niht langer sparn. (25)
  • 230 got müez iwer gelücke an mir bewarn!
  • wünscht mir heils und glückes nä!
  • vind ich niht groz genäde da,
  • so kan ich nein, so kan ich ja.
  • Gnade, vrowe gnädenrich: (3o)
  • 235 gnadet mir genädiclich!
  • gnäde bi gewalte wol gezimt.
  • ob iwer gnäde güetlich vemimt, (52,1)
  • swaz ich iwern gnaden sagen sol,
  • so ist iwer güete gnaden vol.
  • 222 heinlich stf., hier concret: das vertraute Gemach, Boudoir;
  • ebenso 165, 5.
  • 231 nd für U. literarische Form = nach ad 7. zu wünschen
  • mit gen. und dat. (nhd. mit acc. und dat.), nachwünschen, auf
  • die Reise wünschen. — 233 Reminiscenz an Walther; s. Q. u. F.
  • 4, 119; vgl. die ähnliche Wendung 387, 8.
  • 235 genädiclich nach Hs. (statt gemeinmhd. gencßdicltck,
  • was aber Hs. auch bietet), dem Dialect U.*s entsprechend und
  • sich dem Wortspiel in Gottfriedischer Manier gut anfügend. — .
  • 237 güetlich statt gencediclich der Hs. Yerbeßerung von L. nach
  • V. 239. Die Aenderung war um so unbedenklicher, als güetlich
  • adv. ein Lieblings wort U.'s ist, z. B. 119, 7. 126, 6.
  • ERSTES BÜCHLEIN. 59
  • 240 mich hat üf genäde her gesant,
  • der gnaden gert von iwer hant, (5)
  • und enbiut iu, h^riu vrowe min,
  • gruoz und al den dienest sin
  • üf iwer gnäde vil verre,
  • 245 iwer eigen man, min herre,
  • und giht iu, frowe, für elliu wip, (lo)
  • daz ir ze reht über sinen lip
  • vrowe und gebieterinne sit.
  • da. wider hat sin herze strit
  • 250 und wil des nimmer ab gestän,
  • ez si iu gern undertän (15)
  • mit der reinen eigenschaft,
  • die man da heizet triwen kraft.
  • der jtrit ist ungescheiden
  • 255 immer zwischen in beiden,
  • dem herzen und dem übe, (2o)
  • daz nie deheinem wibe
  • so gerne noch s6 schöne
  • nach minneclichem löne
  • 260 ein herze und ein lip
  • , gedient als er iu, saelic wip. (25)
  • ich hän den muot an im erkant,
  • der mich ze boten hat gesant,
  • und erkenne in des hercen wol,
  • 265 swä mit ein ritter immer sol
  • sin meinclichez meinen (30)
  • lütterliche erscheinen
  • so rehte reinem wibe,
  • ir herzen und ir libe: (53,1)
  • 270 des hat er willen unde muot
  • 260 der Vers hat nur drei Hebungen; herz9 und Hiatus. —
  • 262 den demonstr. , diese, solche Gesinnung. — 264 erkennen
  • mit scc. und gen. (der aber wohl nicht direct abhängig ist,
  • sondern mehr selbständig steht), von einem eine üeberzeugung
  • gewinnen hinsichtlich einer Sache; des ebenfalls demonstrativ,
  • worauf daz folgen sollte. Es folgt aber in Hartmannischem
  • Stile freie Construction ; zunächst ein Nebensatz, daz wird ver-
  • geben und das Ganze durch das Pronomen des in Y. 270 in
  • directem Satze aufgenommen ; vgl. zu 38, 4. — 268. 69 in H*.
  • 60 ERSTES BÜCHLEIN.
  • iu ze leisten, frowe guot.
  • ouch liän ich des sin Sicherheit,
  • die hoehsten wirde und sselicheit, (5)
  • der er von al der werlte gert,
  • 275 daz er der wser da mit gewert,
  • ob ir geruochen wolt
  • daz er iu dienen solt.
  • der genäden waer doch niht ze vil (lo)
  • (mit hulden ich daz sprechen wil):
  • •280 ez entrüempt iuch, vrowe reine,
  • lützel unde deine,
  • und minnert iwer gnaden hört
  • minner vil denne umb ein ort. (15)
  • nu lät in einen beiden sin, =/. 2. C^<=iji., ./. 23^
  • 285 den getrivven lieben herren min:
  • najmt ir sines getriwen willen war,
  • den er äne valsch so rehte gar
  • iu ze dienest hat gewant, (20)
  • het ir den ze rehte erkant^
  • 290 er deuht iwch wol genäden wert
  • in der mäze, als er ie gert,
  • und belibe doch iwer werder nam
  • äne schaden und äne schäm. (25)
  • ! waz schadet der bluomenrichen beide
  • in umgekehrter Ordnung. Dies Sehreibversehen ist vielleicht
  • mit einem weiteren verbunden gewesen: die Verse folgten beßer
  • gleich nach 265 und nach ihnen V. 267. 66. — 276 fg. nur drei
  • Hebungen, wolt = looltet (Synkope), solt = solte (Apokope).
  • Die Verse machen den Eindruck, als seien sie Schreiberzusatz.
  • — 285 keineswegs irregulär, wie Scherer annimmt; zweisilbiger
  • Auftact leicht und unbedenklich, ebenso vorher 180, nachher
  • oll. — 286 ebenfalls zweisilbiger Auftact, allerdings etwas
  • schwer, darum ncemt statt ncBmet der Hs. zu schreiben. Viel-
  • leicht ist getriwen aus dem vorhergehenden Verse unnöthig wieder-
  • holt, dann zu lesen ncemet ir eines willen war, — 288 es steht
  • beßer an iuch, denn wenden mit dat. und acc. heißt: etwas von
  • einem abw^enden, hier'aber das Gegenteil: hinwenden, zuwenden.
  • — 289 Asyndeton; tmc/wäre deutlicher. — 289 het = hetet; diese
  • volle Form auch metrisch möglich. — 294 L. ändert, um drei
  • Hebungen herauszubekommen, bluomenrichen inblüemegen ; blüemic,
  • blumig, ist aber kein mhd. Wort, es gibt nur blüemm, bluomeht.
  • ERSTES BÜCHLEIN. 61
  • 295 / an ir ougen weide
  • und an ir liebten glänze,
  • ob man ze einem kränze
  • ein teil ir bluomen bricbet? (30)
  • oueh wsen icb niemen wiser spricbet,
  • 300 daz ez schade müge sin,
  • 2. SW81 einem fiwer ein fiwerlin (54, i)
  • wan durch leubten wirt genomen:
  • ez schadet niht und mac gefromen.
  • 3 nu erschinet im, reiniu vrowe guot,
  • 305 als ouch diu sunne den mänen tuot: (5)
  • den entzündet s! alsam ein lieht,
  • f^nd schadet doch ir schine niht. /
  • Sit ez in s6 höhe frumet
  • und ez iu niht ze schaden kumet,
  • 310 ob ir iuch underwindet sin, (lo)
  • des getriwen lieben herren min,
  • und sol daz iwer genMe sin,
  • so ist iwer gnäde wol der schin,
  • den er für war wol heizen mac
  • 315 freuden schin und saelden tac. (15)
  • nu lät mich, sselic vrowe guot,
  • durch iwern reinen, stiezen muot
  • minem herren pringen hin
  • von iwern gnaden den gewin,
  • 320 daz ich gein siner frage sä (2o)
  • Neben letztere Bildung, die allgemach seltener wurde, trat im
  • 18. Jahrhundert als Neubildung blumig, die jetzt die herrschende
  • ist. Die mhd. Wbb. haben mit Recht von L.'s ungegründeter
  • Aenderung kefine Notiz genommen. Vielleicht schrieb ü. bluomen-
  • heide, gebildet wie pluomenvelt 1420, 2. Sonst ist Annahme von
  • vier und drei Hebungen in den beiden Heimzeilen ohne Schwierig-
  • keit. — 298 fg. dies ist hier der Fall, nur umgekehrt. L. hat
  • hier, um auch im ersten Verse vier Hebungen zu erhalten, gegen
  • die Hs. abe vor brichet ergänzt; bluomen brechen, nicht ahe
  • brechen ist aber die typische Wendung. — 299 wiser gen. pl.,
  • abhängig von niemen. — 305 den nach Hs. bei tuon, dem Er-
  • satzverbum ; der Acc. ist nicht auf erschinet zu beziehen , wes-
  • halb L. dem ändert, sondern auf entzündet 306; in erschtnet
  • steckt ein Theil transitiver Bedeutung. —
  • t^
  • 62 ERSTES BÜCHLEIN.
  • mit freudeu müeze sprechen: ccjä!
  • gnäde ist endelichen da!»
  • Gnade, frowe, ob ich hän
  • gein iwern gnaden iht missetän,
  • 325 daz ich iu bi fremder hant (25)
  • und äne urloup hän gesant
  • minen muot und min botschaft.
  • daz geb6t mir der liebe craft
  • und diu triwe, die ich trage
  • 330 gein iwern hulden mange tage. (3o)
  • hat min bot unreht gepeten,
  • ich wil in nimmer des vertreten,
  • er enlide puoze darumbe (55,l)
  • ' als von rehte ein tumbe.
  • 335 hat er sölhes iht gegert,
  • des ich iuch niht duncke wert,
  • beidiu ze nider oder ze kranc, (5)
  • hat er äne minen danc
  • gemuotet, saelic vrowe min,
  • 340 daz ir mich lät ze dienste iu sin,
  • getorst er ie so hohe gepiten
  • ein wip mit also reinen siten, (lo)
  • sprseche ich, frowe, «daz ist mir leit»,
  • dran begienge ich groze unstseticheit.
  • 345 wan sold ich ez bi dem eide sagen
  • und die wärheit niht verdagen,
  • so seit ich, daz mir wsere (15)
  • lip unde guot unm^re,
  • het er halt die bet vermiten:
  • 350 wan ich wil ir selbe piten
  • immer, al die wil ich lebe.
  • ich erwerbe an iu die selben gebe: (2o)
  • ez ist min immer werndiu ger.
  • sol ich mit Schilde und mit sper
  • 322 Keminiscenz an Reinmar, s. Q. u. F. 4, 117.
  • 342 fg. ähnlich bei Reinmar, s. Q. n. F. 4, 118. — 347, fg.
  • ähnlich bei Reinmar, s. Q. u. F. 4, 118. — 350 ir = bet, gen.
  • bei biten, um etwas bitten. —
  • ERSTES BÜCHLEIN. 63
  • 355 immer riters pris bejagen,
  • wirt immer fiwer üz heim geslagen
  • und verhowen Schildes rant (25)
  • mit swertes swanc von miner hant,
  • wirt immer so von mir gestriten,
  • 360 daz der boinder wirt geriten
  • mit rehter hurt aldar gezilt,
  • wirt sölhes iht von mir gespilt, (30)
  • daz ritterschaft geheizen mac:
  • so geleb ich nimmer lieben tac,
  • 365 ob daz anders iht geschehe, (56, i)
  • wan daz ich des prises jehe,
  • vrowe, iwern hulden,
  • und wil ouch gerne dulden
  • durch iwers prises ere (5)
  • 370 die wäge immer mere,
  • swä man nach prise ringet.
  • swie mir dar an gelinget,
  • ich erwerbe wird oder schäm,
  • des si getiwert iwer nam. (lO)
  • 375 sol mir immer pris geschehen,
  • des muoz ich iu ze prise jehen:
  • wan er wirt durch iuch bejagt.
  • ouch bin ich des vil unverzagt,
  • swaz frowen gnäde si genant, (15)
  • 380 ez müg an iu min dientiu hant
  • bi minen jugentlichen tagen
  • vil sselicliche noch bejagen.
  • ez ligt an iu aleine
  • der tröst, den ich da meine, (20)
  • 385 und aller miner freuden bejac,
  • dar zuo min österlicher tac.
  • daz weiz er wol, dem niemen nilit geliegen mac.
  • 375 fg. vgl. zu 38, 1 fg. — 386. 87 ebenfalls Reinmar'sche Re-
  • miniscenz, s. Q. u. F. 4, 117. Metrisch wichtig ist, daß der
  • letzte aus R. entlehnte Vers mit sechs Hebungen zum Schluß-
  • vers des ganzen Büchleins dienen konnte. Solche Erweiterungen
  • der Schlußverse in den Dichtungen des 12. Jhds. häufig, fast
  • die Regel. Im 2. Büchlein keine Erweiterung, wohl aber im
  • dritten und hierauch eine Variation im Versmaß, s. die Bemerkung.
  • 64 BOTSCHAFT.
  • 162 Do si gelas daz büechelin,
  • diu tugeutriche frowe min, (25)
  • si sprach ze dem boten alzehant:
  • «sag an, wer Mt dich her gesant?
  • daz soltu mir vil rehte sagen
  • und die wärheit niht verdagen.
  • durch wen bistü geriten her?» (3o)
  • «durch raine frowen», so sprach er.
  • 163 «Sit dich din frowe zuo mir hat (57,1)
  • gesant, weistü, waz hie an stät?
  • daz sag mir üf die triwe din!»
  • «vil hochgelobtiu frowe min,
  • ez ist mir weizgot unbekant: (5)
  • des si vor got min saelde pfant!
  • min frowe mir anders niht kunt tet,
  • si jach, da stüend an ein gepet.
  • 164 «Si hat ouch iu bi mir gesant
  • einen brief, daz unbekant (lO)
  • ist mir gar, swaz dar an stät,
  • wan daz si mich in iu geben bat.
  • nu nemt in, vrowe, von mir hin
  • und wizet daz, swie junc ich bin,
  • ich kan ein botschaft werben wol (15)
  • und ouch verswigen, swaz ich sol.»
  • 165 Den brief enpfie ir wiziu hant:
  • si sprach ze dem boten sä. zehant:
  • «friunt, du solt beliben hie!»
  • diu wol gemuote danne gie (20)
  • in ir heimlich, da si las,
  • swaz an dem brief geschriben was.
  • 163, 2 fg. die Dame will wißen, ob der Bote in das Ge-
  • heimnis eingeweiht ist oder ob er lesen kann. Er kann es
  • nicht, sonst hätte ihm die Niftel nicht das Märchen von dem
  • Gebet im Büchlein aufgebunden. Er gibt sich den Anschein,
  • als sei er discret und nicht neugierig gewesen.
  • 164, 2 daz kann verschieden gefaßt werden: entweder =
  • indem, oder = so daß, mit der stillschweigenden Voraussetzung
  • eines «verschloßenen» Briefes. Das Büchlein ist offen.
  • III. LIED. 65
  • den brief diu süeze, wol getan
  • las: da stuonden diu liet an:
  • III.
  • EIN LANGIU wiSE, UND IST DIU DRITTE.
  • V^rouwe, liebiu vrouwe min, (25)
  • an dinem dienst ich niht verzage.
  • Swie du wilt, s6 wil ich sin:
  • da bi s6 merke, waz ich sage. (58,1)
  • 5 Frouwe, ich weiz wol, ob mir dinen friundes gruoz
  • niht verdienent mine jungen besten tage,
  • daz ich in sorgen alten muoz.
  • Min herz gibt mir wisen rät, (5)
  • swie tumb ez von den jären si,
  • 165, 7 wol getan = wol getane; vgl. zu 74, 3. — 8 das
  • Lied bildete den Inhalt d Briefes, üeber die Form ist uns
  • nichts gesagt. Das Schriftstück kann in Briefform, einseitig
  • geschrieben, gefaltet und durch Siegel geschloßen gewesen sein,
  • möglicherweise aber auch gerollt in einer verschlo^enen Kapsel
  • sich befunden haben. Diesen Brief resp. das Lied erhält U.'s
  • Herrin, das Büchlein sendet sie zurück, wie im Folgenden er-
  • zählt wird.
  • III Noch ein Lied, das 15. wird als «lange Weise» be-
  • bezeichnet; letzteres mit beßerem Rechte, denn es hat in der
  • Strophe 12 Zeilen ; dieses dritte (dies kann nur und ist diu dritte
  • sc. w%8e besagen, nicht die dritte langiu wise; vgl. die folgenden
  • Ueberschriften) zählt nur 7 Zeilen. Scherer meint (Deutsche
  • Studien I, 48 [330]), es könne der Ausdruck außer auf die
  • gröü^ere Anzahl der Zeilen auch auf die vielen Füße der ein-
  • zelnen Zeilen gehen. Das würde hier insofern zutreffen, als die
  • 5. und 6. Zeile sechs Hebungen haben. — Der Khythmus ist ge-
  • mischt; doch müßen öfters Aendernugen gegen die Ue|;er-
  • licferungen vorgenommen werden, um diese Mischung zu er-
  • zielen. Einige ergeben sich leicht und sind auch versucht worden.
  • Andere sind gewagter und können nur als Vorschläge in die
  • Anmerkungen kommen. — Zeile 1, 3 trochäisch: vier Hebungen,
  • Z. 2, 4, 7 jambisch: vier Hebungen, Z. 5, 6 trochäisch: sechs
  • Hebungen. Reime alle stumpf.
  • 3 vgl. Q. u. F. 4,. 119. — 5 ob Conj. des Zwischensatzes,
  • conditional: wenn. — 6 verdienen swv., hier: erlangen, er-
  • werben.
  • Ul>BICH von LiICHTEH STEIN. I. 5
  • 66 in, LIED-.
  • 10 Daz ich ir, diu lügende hat,
  • si mit stsetem dienste bi.
  • Sit ez mir so stseten rät mit triuwen git,
  • des doch mir der lip, der muot noch nie wart vri, (lO)
  • des volge ich im gar äne strit.
  • 15 Do ich erste sin gewau,
  • dö riet mir daz herze min,
  • Ob ich immer würde ein man,
  • so solte ich ir ze dienste sin. (15)
  • Nu ist mir komen diu zit, daz ich ir dienen sol:
  • 20 nü helf mir got, daz ich ir tuo den dienest schin,
  • da von ich leides mich erhol.
  • Sie ist über minen Itp
  • frouwe und al des herzen min, (20)
  • Sie vil wunderwerdez wip:
  • 25 nu wes sold ich ie gerner sin?
  • Wolde sie den dienest min und minen sanc,
  • \vä würd immer mir so gröz genäden schin?
  • wä fünde ich s6 reht hohen danc? (25)
  • Wä möht mir so höhe komen
  • 30 min dienst und al min arebeit?
  • Wan die ich mir hän genomen,
  • diu hat schoen unde werdekeit.
  • Höher muot, du twingest mir den lip ze hoch, (30)
  • und ist dir daz herze min dar zuo bereit,
  • 35 wanz ie die nidern minne flöch.
  • 11 vielleicht mit dem stceten; Bech : st ie m. st. — 13 was
  • ich mit meinem ganzen Wesen (der Itp, der muot) noch nie ver-
  • loren, was ich von je beseßen habe, nämlich den Vorsatz^ ihr
  • zu dienen. Die nächste Strophe führt den Gedanken aus.
  • 16 vielleicht da riet mir e oder ie oder sä daz herze mhi;
  • am besten würde ie paßen. — 20 daz ich könnte leicht in deich
  • f^eändert werden, beßer scheint mir nü wegzufallen.
  • 23 vielleicht min frouwe; Bech schlägt Umstellung vor:
  • Frouwe über m. l. ist sie und al d. h. m. — 25 nun, wem sollte,
  • wollte ich jemals lieber angehören? {ie für das hsl. ir in C;
  • L. folgt Hs. M., welche das Wort nicht hat, wodurch der jam-
  • bische Rhythmus zerstört wird).
  • 34 ist dir mhd. Wortstellung: nhd. dir ist; ebenso in V. 40.
  • — 35 der Gegensatz zwischen hoher und niederer Minne findet
  • sich schon in der älteren Lyrik, namentlich bei Walther; vgl.
  • Knorr S. 45.
  • III. LIED. ANTWORT. 67
  • Nideriu minne, an freuden tot (59,1)
  • ist er, dem sie an gesigt.
  • Gibt diu höhe senede not,
  • doch wol im, der der selben pfligt!
  • 40 Sie glt sorge, und ist diu sorge freuden rieh. (5)
  • frou, daz dich diu sorge min so ringe wigt,
  • da von so sorge ich staeticlich.
  • 166 Nu merket rehte, waz ich sage,
  • der böte was da zw^ne tage:
  • do sand nach im diu frowe min. (lO)
  • si sprach: «nim hin daz püechelin
  • und fiier ez diner frowen wider,
  • ich hän ez gelesen ofte sider.
  • ein guot gepete zwar dran stät:
  • waz dann? ich wils doch haben rät.» (15)
  • 167 Der bot der nam daz btiechelin
  • und fuort ez wider der frowen sin.
  • diu tet ez üf: do vant si me
  • dar an geschriben wol denn ß:
  • (16 sand si mirz alzehant. (20)
  • do ich dar an geschriben vant
  • mer, des wart min herze vrö,
  • und gedähtc wider mich also:
  • 168 «Waz ob si lihte hat hie an
  • mir enboten, da von ich hän (25)
  • immer m^re höhen muot?
  • ich weiz vil wol, daz si ist guot.
  • ob si mir hat it friundes gruoz
  • her enboteii, da von ich muoz
  • immer mere mit freuden leben (äo)
  • und al min trüren gar üf geben.»
  • 169 Min schriber bi mir niht enwas, (60,1)
  • der mir min heinlich brieve las
  • 37 beßer: ist er, dem sie hat an gesigt, — 40 diu , wenn
  • auch in der Senkung, demonstr.
  • 166, 8 rät haben mit gen. der Sache, anf etwas verzichten :
  • ich will nichts damit zu thun haben.
  • 169, 1 fg. sehr charakteristische, oft citierte Stelle, aus der
  • 5*
  • 68 ANTWOET.
  • und ouch min heimlich ofte schreip;
  • da von daz büechelin beleip
  • ungelesen zehen tage. (5)
  • bi minen triwen ich iu sage,
  • daz al die zit daz büechelin
  • mir nie kom üz dem buosem min.
  • 170 Swann ich des nahtes släffens pflac,
  • daz büechlin nähen bi mir lac. (lo)
  • ich het ez liep üf sölhen wän:
  • ich wand des, da stüende an
  • von miner frowen eteswaz,
  • da, von mir seneden würde baz.
  • üf den gedingen was ich vro: (15)
  • 5 r^ , : I min muot der stuont mir höhe höh.
  • 171 In der zit min schriber quam,
  • den ich in eine heinlich nam:
  • ez muoste vil verholnc sin.
  • ich bat in lesen daz büchelin. (2o)
  • dö er ez gelas, do stuont dar an,
  • daz ich iu wol gesagen kan:
  • ez stuont ze jungest geschriben hie,
  • nu hoeret reht, ich sag iu wie:
  • ((^) Ez sprichet manic man, (25)
  • des in sin herze niht geleren kan,
  • hervorgeht, daß U. des Lesens und Schreibens unkundig war. —
  • 2. 3 heinlich, heimlich verschiedene Worte und Bedeutungen:
  • 1) heinltch = heinltche adj. zu briefe, 2) heimlich = heimliche stf.,
  • Heimlichkeit, Privatangelegenheit.
  • 170, 4 unschöner Hiatus vor der letzten Hebung: bei U.
  • noch öfters ,. aber nicht häufig ; s. Knorr >S. 69. — 8 hohe adv.
  • ho adv.^ geschmacklose Zusammenstellung und Steigerung, ho
  • ist nicht Wiederholung zur Verstärkung des Ausdrucks, sondern
  • hohe steht wie s(Ve, harte. Laßberg vermuthete: do.
  • 171, 7 ~e jungest, zuletzt, am Ende, wohl auf dem leer-
  • gelaßenen Haume des letzten Blattes.
  • (a) Dieses Stückchen macht den Eindruck vollkommenster
  • 'Echtheit wegen der Unregelmäßigkeit der Verse, die man aber
  • mit Wackemagel LGesch. ^, 134,32 deshalb noch nicht miß-
  • rathen zu nennen braucht, wegen des unreinen Heimes dinge:
  • sinne, wegen der schalkhaften Wiederholung der letzten Zeilen
  • ANTWORT. 69
  • wan als er von fremdem dinge
  • gert ze gewinnen sinne.
  • 5 swer muotet, des er niht ensol,
  • der hat im selb versaget wol. (30)
  • swer muotet, des er niht ewsol,
  • der hä-t im selb versaget wol. (61,1)
  • swer muotet, des er niht ensol,
  • 10 der hat im selb versaget wol.
  • 172 D6 mir gelesen wart hier an,
  • als ich iu gesaget hän, (5)
  • daz tet mir we und niender wol.
  • min herze daz wart trürens vol:
  • min lip mich allenthalben swar.
  • ich sprach: «nu dar! nu dar! nu dar!
  • swie mir diu reine, süeze tuot, (lo)
  • daz muoz von reht mir dünken guot.
  • 173 Swaz si gesprecheu kan gein mir,
  • daz sol ich allez danken ir,
  • Sit daz ich mich ir hän gegeben,
  • so sol ich nach ir willen leben. (l5)
  • si tuo mir übel oder wol,
  • min lip ir immer dienen sol
  • mit triwen biz an minen tot;
  • da von mich pringet nimmer not.
  • 174 Ich wil öt alle mine tage (20)
  • so mit freuden, so mit clage
  • ir einer unde niemen me,
  • so ich immer frö gestö.
  • und wegen einer gewissen Unbehülflichkeit des Ausdrucks; da-
  • hin rechne ich: wan als, sondern wenn, und die Wendung sinne
  • gewinnen, die sonst ungewöhnlich ist; gemeint kann nur sein:
  • Entschlüße fallen. — 3 von fremdem dinge dem herzen , dem
  • eigenen inneren Antrieb in V. 2 gegenübergestellt : durch unsere
  • Veranlagung. — 5. 6 machen den Eindruck eines Sprichworts.
  • — 6 im selb refl. : sich selbst : der hat sich selbst um den Er-
  • folg gebracht.
  • 174, 2 dieser Vers auch 389, 8 und im Frauenbuch 657, 8 (L) ;
  • er ist formelhaft und braucht nicht als directe Entlehnung eines
  • Reinmar 'sehen Ausspruches angesehen zu werden; s. Q. u. F.
  • 4, 117 fg. — 4 Betheuerungsformel ; vgl. 1, Büchl. 147.
  • 70 TURNEBE ZU FRIESACH 1224.
  • vercinseu elliu miniu jär.
  • swar ich kßr unde swar ich var, (25)
  • so wil ich wan ir einer leben:
  • sus hän ich ir den lip gegeben.
  • 175 Sme kind ich von den jären si,
  • mir sint i^doch die witze bt,
  • daz ich mich des vil wol verstän, (3o)
  • daz nimmer wirt noch werden kan
  • in der werlt dehein ander wip, (62,1)
  • von der min herze, von der min lip
  • müge komen immer als6 h6
  • oder werden immer als6 vrö.
  • 176 D& von s6 wil ich dienen ir (5)
  • mit triwen, daz geloube mir.
  • verendet sich der winder lanc,
  • ez ist min muot und min gedanc,
  • daz ich ir dien aber eteswaz,
  • da von ich ir gevalle baz. (lo)
  • ich wil den lip und ouch daz guot
  • durch si wägen, daz ist min muot.»
  • AVENTIURE VON DEM TURNAY ZE FRISACH.
  • 177 Nu was ez gegen der vasten komen:
  • ein niwez msere was vernomen.
  • ez wolt der margräve Heinrich, (15)
  • der höchgelobt von Ysterich,
  • einen fürsten griffen an,
  • den ich iu wol genennen kam
  • von Kärnden hiez der höchgemuot,
  • der het ouch friunt, leut unde guot. (20)
  • 178 D6 daz msere so verre quam,
  • daz ez der fürst Liupolt vernam
  • (ich meine den von (Esterrich),
  • der unterstuont ez willeclich.
  • 177, 1 vaste swf. (sonst auch stf.), Fastenzeit (nhd. meist
  • pl. die Fasten). — 3 fg. s. Einleitung.
  • TURNIEK ZU FRIES ACH 1224. 71
  • er sprach also: «ich state sin niht: (25)
  • da würde vil liute von enwiht.
  • ich wil ez süenen, ob ich mac,
  • vil kürzlich machen einen tac. »
  • 179 Von im ein bot sä wart gesant, (63,i)
  • da man die fürsten bßde vant.
  • die gruozt er wol nach Mundes siten
  • und hiez si innecliche biten,
  • daz siz in liezen under in (5)
  • tuon nach Mundes siten hin.
  • dwederre im daz niht verseit:
  • si wams im b^denthalp bereit.
  • 180 Dar nach nu hoeret, wiez geschach:
  • ein tac wart sä hin ze Frisach (lo)
  • gemachet nach der fürsten clage,
  • reht an sand Philippen tage,
  • s6 der maye alrörst in gät
  • und daz der walt geloubet stät
  • und euch diu beide hat an geleit (l5)
  • ir wunneclichez sumercleit.
  • 178, 6 grammatisch correct sing, wurde zu nom. viL —
  • Hute gen. abh. von viL
  • 179, 3 er = der fürste, — 4 für innecliche schlägt L. vor :
  • niinnecdche. — 5 «t2r « sie ez; ez, das in Rede stehende, den
  • Streit. — 6 hin tuon hat zahlreiche Bedeutungen im Mhd., hier
  • soviel wie: beilegen, ähnlich 2. Büchl. 56; in XXXIII, 26 =
  • wegnehmen. — 7 verseit = verseite: also Apocope im ersten
  • Reimworte mit langer Stammsilbe, was viel häufiger ist, als
  • Knorr (S. 49) beobachtet hat (nur 4 Fälle) ; ferner 44, 7. 74, 2
  • (8. die Bemerk.). 112, 5 (s. die Bemerk.). 121, 7. 179, 7. 201, 5.
  • 320, 5 (8. d. Bemerk.) X. 67. 2. Büchl. 234 (s; die Bemerk.).
  • 466, 5. 510, 1 u. 8. w.
  • 180, 4 fg. der 1. Mai ; wir wüßten dies nicht sicher, wenn
  • nicht der Zusatz stünde: so der maye alrerat (zuerst) i?i gut
  • (beginnt), denn Philippen-Tage gibt es mehrere und verschiedene.
  • Der 1. Mai gebort übrigens Philippus nicht allein, sondern zu-
  • gleich Jacobus. — 6 diese Bemerkung würde schwerlich heute
  • ein norddeutscher Dichter machen, aber auch in Siiddeutschland
  • ist am 1. Mai nur selten einmal der Wald schon völlig belaubt.
  • Da darf nicht außer Acht gelaßen werden, daß der 1. Mai da-
  • mals nach der Jahreszeit spätei*, nach neuem Stil auf den 8. fiel.
  • 72 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • 181 Do ich des tages wart gewar,
  • ich wart siw fro von herzen gar.
  • ich kom sä zuo dem bnioder min^
  • der ouch kan wol ein ritter sin. (20)
  • ich sprach: «Dietmar von Liehtenstein ,
  • wir süln werden des enein,
  • daz wir da brüeven ritterschaft :
  • dar kumt von herren groziu craft.»
  • 182 Er sprach: «du hast geraten wol: (25)
  • ich volg dir gern, als ich sol.
  • wir suln uns b^de des bewegen,
  • mit rittern in ein föreis legen;
  • und al die wile der tac da were,
  • swer an uns ritterschefte gere, (3o)
  • daz er der werd 'von uns gewert,
  • swie er wil unde swie er gert.
  • 183 Wir süln ez enbieten in diu laut. (64,1)
  • wirt ez den rittern reht bekant,
  • ir kümt vil maniger zuo uns dar,
  • der liht die wile füer anderswar.
  • ez ist reht in des mayen zit, (5)
  • so i^slich ritter sich verlit
  • ungern, ist er wol gemuot:
  • da von ist ez ze gebieten guot.»
  • 181, 5 Dietmar (IV. von Offenberg 1224—1265) wird von
  • U. sehr oft erwähnt; er wird als tapfer gerühmt 289, 4. 1071, fg,
  • als ge\yandt in der Tjost 914, 5 fg. U. ^ibt ihm als Konig
  • Artus den Namen Guwdn (s. Namenverzeichniß).
  • 182, 4 unter fureis stn. (Nebenformen fureiz, foreist, fores,
  • forest, unser Fm^st^ wahrscheinlich auz dem franz. forest, foret)
  • haben wir uns wohl einen Anger zu denken, der sich zu Ritter-
  • spielen eignet. Die beiden Liechtenstein schlugen da zehn
  • Hütten und ein Zelt auf (201, 5 fg.), die später (244, 1 fg.) ab-
  • j^ebrochen werden. Von diesem in ein föreis legen und da auf
  • Gegner warten (vgl. 552, 1) entwickelt sich eine/om« genannte
  • besondere Gattung der Tjost, gewissermaßen ein Tjost-Ensemble ;
  • daraus bildet sich dann das Verbum foresten. Vgl. Niedner,
  • Turnier (s. zu 242, 5) S. 40. 86, und v. d. Hagen 4, 331, wo
  • die bezeichnende Stelle aus Eccards thür. Landgrafengeschichte
  • über den Ritter Waldmann von Setinstete (Sättelstädt).
  • TUBNIER ZU FRIESACH 1224. 73
  • 184 «Bruoder», sprach ich, «du hast war.
  • nu sent du hin, so seilt ich dar!» (lo)
  • die boten fuoren alzehant
  • allenthalben in diu lant.
  • dar kom vil manic ritter guot
  • durch ere gernden rittersmuot;
  • dar kom ouch maniges ritters lip (15)
  • durch anders niht wan durch diu wip.
  • 185 Diu zit was komen und ouch der tac,
  • an dem der fürsten spräche lac.
  • der herren boten riten dö zuo
  • dort unde hie, spät unde vruo. (20)
  • und nämen herberge in -der stat.
  • des forsten Liupoldßs marschalc bat,
  • des riehen da von (Esterrich,
  • daz man da wsere gezogenllch.
  • 186 6reherberget in die stat (25)
  • Avart ieslich fürst, reht als er bat.
  • gräven, frlen, dienestman,
  • die ich iu wol genennen kan,
  • beidiu arme unde rieh
  • geherberget wurden ritterlich: (30)
  • dise hie, jene dort,
  • die in die mitte, jen an daz ort.
  • 187 Si sint geherberget wol. (65,1)
  • von reht ich iu nu sagen sol,
  • wer herren zuo dem tage quam,
  • und wem man herberg da nam.
  • dar kom der fürst üz (Esterrich (5)
  • und ouch der margräve Heinrich
  • von Ysterich der wolgemuot:
  • der het vor schänden sich behuot.
  • 186, ^ frien schwacher Plural, nicht fne; das Wort wird
  • als selbständiges Substantiv frie angesehen, welchem nach seinem
  • Charakter mit auslautendem e schwache Flexion zukommt [als
  • Subst. erhalten in: Freiin]. Die Freien, die Freiherren, im
  • Bange unter den Grafen stehend, sind ihnen rechtlich gleich,
  • wenn sie auch als Lehnsträger zu einem Höheren in ein Dienst-
  • verhältnis treten.
  • 74 TÜBNIER ZU FRIESACH 1224.
  • 188 Dar koni der fürste von Kärnden lant:
  • der was her Bernhart genant. (lO)
  • dar kom der inargräve Diepolt
  • von Voheburc; dem was man holt
  • durch sine tugent: daz was reht.
  • dar kom von Tyrol gräve Albreht,
  • dar kom von Gorze gräve Meinhart, (15)
  • der guot vor ^ren nie verspart.
  • 189 Dar kom von Liubenoue ein degen,
  • der künde gräven §re pflegen.
  • von Heunenburc der milte man,
  • der het ez vil ungeme län, (20)
  • er waer mit rittern ouch dar komen.
  • von im nie- bösheit wart vernomen.
  • dar kom, der milte nie gewan,
  • von Ortenburg gräve Herman.
  • 190 Dar kom zewäre ouch gräve Uolrich (25)
  • von Pfannenberc vil ritterlich.
  • dar kom ouch der von Slüzelberc:
  • der tet da ritterlichiu werc.
  • von Tüfers Hüc der wolgemuot,
  • der kom dar und tet ez da guot. (3o)
  • von Schowenberc die brüeder sach
  • man da liden ungemach.
  • 191 Von Regenspurc des tuomes vogt (66,1)
  • da ritterliche zwar in zogt:
  • 188, 8 verspart könnte praes. sein, es ist aber auch praet.
  • = verspürte von versparen swv., sparen, schonen; sonst könnte
  • man auch an versparte praet. von versperren swv., verschließen,
  • denken.
  • 189 von Liubenoue, -owe, immer ohne Vornamen; s. K. 665;
  • statt «Gurkerkreise» lies «Gräzerkreiseo. Haupt. — 3 von Heunen-
  • burc (auch Hunenburc in Hs.), immer ohne Vornamen ; s. K. 666.
  • — 8 s. K. 666.
  • 190, 1. 2 gräve Uolrich von Pfannenberc Meiller 312**. —
  • von Slüzelberc erscheint nur noch einmal, aber auch da ohne
  • Vornamen; s. K. 666. — von Tufers Hüc (auch Tofers in Hs.)
  • s. K. 666; in 270, 1 her Hüc von Tüfers, nicht gräve. — 7 die
  • Brüder von Schowenberc nur hier; s. K. 666.
  • 191, 1 Dieser Domvogt von Hegensburg, Otte (so ist statt
  • Dite der Hs. zu lesen) von Lengenbach, gewöhnlich der von Z/.,
  • auch der vogt von L. genannt oder wie hier und 754, 1 als des tuomes
  • TUKNIEK ZU FRIESACH 1224. 75
  • her Otte hiez er von liengenbach.
  • dar kom her Liutolt von Pettach.
  • dar kom von Sounecke her Cuonrät; (5)
  • von Owersperc, der ritters tat
  • dk tet. dar nach s6 kom ouch dar
  • von Potensteine her Dietmar.
  • 192 Fürsten, gräven, frien gar
  • hän ich genant, swaz ir kom dar: (lo)
  • nu nenn ich iu die dienestman.
  • an einem muten heb ich an:
  • der hiez her Hertnit von Ort,
  • er dient mit milte süeziu wort.
  • dar kom von Wildonie her Hertnit; (15)
  • der warb umb ^re ouch alle zit.
  • 193 Dar kom ouch der von Stubenberc:
  • der het vor 6ren niender berc.
  • dar kom von Muorekke her Reinpreht
  • mit rittern vil: daz was sin reht. (20)
  • vogt von Regensbure bezeichnet, spielt im Gedichte eine große
  • Rolle; er bietet sich Ulrich, der Königin Venus, später (813, 1 fg.)
  • als Marschall an; s. K. 674; ferner Meiller 333". — 5 die Hs.
  • schreibt von achSnen hecke, L. danach Schoeneck, der Mann heißt
  • aber nach 217, 1 von Sounecke; s. K. 668; ferner Archiv 19, 103;
  • wahrscheinlich ist es derselbe, dem unter der Rubrik Von Suan-
  • egge die Pariser Liederhandschrift drei Lieder zuschreibt. —
  • 6 von Owersperc nur hier; s. K. 667. — 8 von Potensteine her
  • Dietmar nur hier; Meiller 322**.
  • 192, 4 an heben mit praep. an c. dat., nhd. von, mit einem
  • anheben. — 5 her Hertnit von Ort erscheint noch einmal, aber
  • ohne Vornamen: von Orte; bei K. nicht nachgewiesen; s. Pez
  • 3, 3, 753 u. 6. Meiller 5, 336*. Archiv 22, 359. — 7 der Vers
  • überladen, wenn nicht ausnahmsweise schwerer zweisilbiger Auf-
  • tact angenommen wird; L. änderte Wildonie in Wildon und
  • strich Acr, was aber nicht fehlen kann. Der Name Wildonie
  • kommt sonst im Frauendienst nicht vor. Ueber die verschiedenen
  • Namensformen, unter denen aber die heutige gekürzte Wildon
  • nicht begegnet, in der Schrift von Kummer S. 1, Anmerkung.
  • Der an unserer Stelle genannte Hertnit von W, gab Kummer
  • Anlaß zum Bezweifeln der ganzen Geschichte vom Friesacher
  • Turnier (s. unsere Einleitung).
  • 193| 1 der von Stubenberc (Wölfing, Wulfinc) Meiller 133 u. ö.
  • — 3 von Muorekke her Reinpreht s. K. 667; ferner Meiller 336^.
  • 76 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • dar kom ouch her Ruodolf von Ras,
  • der frl vor allen schänden was:
  • er was milte, küene, guot,
  • getriu, vil ritterlich gemuot.
  • 194 Dar kom von Küngesperc ein hell: (25)
  • so man die besten gar üz weit,
  • der muoz er immer einer sin:
  • daz wart da volleclichen schin.
  • dar kom von Kranperc her Herman:
  • der het des besten vil getan. (30)
  • von Puten her Offe und zwen Heinrich,
  • die dri dar körnen vil lobelich.
  • 195 Von Truhsen Heinrich und her Kol, (67,i)
  • die körnen böde dar vil wol.
  • von Grseze hern Otten man da sach.
  • sin bruoder da vil sper zebrach:
  • her Ortolf so was er genant, (5)
  • sin ritterschaft was wol erkant.
  • dar kom von Wolkenstein ein degen,
  • des lip kond ritterschefte wol pflegen.
  • 196 Von Stir her Gundacker kom dar,
  • und ouch sin bruoder her Dietmar. (lo)
  • dar kom von Tanne her Eckehart:
  • der het vor schänden sich bewart.
  • Pez 3, 3, 726 u. o. Todtenb. v. S. Lambrecht 1, 31. — 5 Ruo-
  • dolf von Ras (Rase) s. K. 667. Meiller 129 u. o. Todtenb. v.
  • S. Lambr. 1, 122.
  • 194 von Küngesperc, immer ohne Vornamen, s. K. 667
  • Otto de K. nachgewiesen; ferner Meiller 324**. Pez 3, 3, 725 u. o.
  • — 5 von Kranperc her Herman (ßranchsperc 249, 5) Meiller 324.
  • Archiv 22, 355. — 7 von Puten her Offe und zwen Heinrich
  • (714, 1 von Puten her Offe und her Heinrich) Meiller 323^.
  • 195, 1 von Truhsen Heinrich und her Kol erscheinen nur
  • hier; s. K. 667; ferner Meiller 427^ Pez 3, 3, 714 u. ö. —
  • 5 (von Grceze) her Ortolf Meiller 155. Archiv 22, 354. — 7 von
  • Wolkenstein (Ottacker) s. K. 677; ferner Meiller 342*».
  • 196, 1 von Stir (Stire) her Gundacker und her Dietmar
  • K. 667; ferner G. Pez 3, 3, 769. Meiller 340. — der Name
  • Gundacker scheint specifisch österreichisch zu sein; in früherer
  • Zeit, obwohl selten vorkommend, landschaftlich weiterverbreitet;
  • s. Forstemann, Personennamen (1856) S. 562 unter Gundachar.
  • — 3 von Tanne her Eckehart nur hier; Pez 3, 3, 715 u. ö. —
  • TURNIER ZU FRIBSACH 1224. 77
  • her Gundaker von Starkenperc
  • tetunder heim da ritterswerc.
  • von Nuzperc her Albreht dar quam (15)
  • vil ritterlich, als ez im zam.
  • 197 Von Küenringe her Hadmär
  • präht m^r dann drizic ritter dar.
  • dar kom von Gors her Wölfelin:
  • der kund wol vrowenritter sin. (20)
  • von Schoenkirchen man da hiez
  • einen Otten, der daz niht liez,
  • er verstseche da gröziu sper.
  • dar kom von Antschowe her Rüedg^r.
  • 198 Von Stouz her üolrich wart enein, (25)
  • er unde der von Ottenstein,
  • daz si dar koemen, daz ist war.
  • von Schoenenberc hom her Hadmär.
  • da was ouch der karge man
  • von Hakenberc, der wunder kan. (30)
  • von Kiowe hern Heinrich man sach
  • under helmc ze Frisach.
  • 5 her Gundaker von Starkenperc nur hier; Meiller 340. — 7 von
  • Nuzperc her Albreht nur hier; Meiller 156, 14.
  • 197, 1 Betonung nicht sicher; hier gibt sich Von Küenringe
  • her Hadmur leicht ; in 823, 6 steht von Kuenringen min her Had-
  • mur; vgl. 822,5. 1188,4. Die Betonung dreisilbiger Wörter
  • auf 1. (langer) Stammsilbe und 3. (kurzer oder langer) Endungs-
  • silbe bei U., was Knorr nicht im Zusammenhange beobachtet
  • hat; er bringt S. 55 fg. nur einige Fälle unter die Kategorie
  • der schwebenden Betonung. — 3 Wölfelin Kosename für Wolf-
  • ker; von Gors (Gorse) her Wolfker, Wolfger erscheint später
  • (752, 7) als der kamercere UJs in seiner Rolle als Königin Venus ;
  • s. K. 675. — 5 Schoenkirchen y in 954, 5 Schoßnenkirchen. —
  • 8 von Antschou her Rttedg^r s. K. 668; ferner Meiller 193, 83 u. ö.
  • 198, 1 von Stouz her Uolrich s. K. 668; femer Meiller 339**;
  • vgl. zu 217, 7.-2 der von Ottenstein {Otte v, 0. 887, 3) s. K-
  • 668; ferner Meiller 336**. — 4 von SchtBnenöerc her Hadmar
  • nur hier; Meiller 338 *». — 5. 6 die Bedeutung von karc (im
  • Mbd. auch schlau, listig) ist die heutige, das beweist die Aus-
  • ladung über diesen Hakenberc in Str. 888, der hier mit dem
  • Vornamen Heinrich erscheint. S. K. 668; ferner Meiller 331*.
  • — 7 von Kiowe her Heinrich, s. K. 670; ferner Meiller 324 (?).
  • 78 TURKIER Zu FRIESACH 1224.
  • 199 Nu Mn ich iu die gar genant, (68,i)
  • die da für wären üz bekant,
  • daz si gesellen solden hän.
  • noch kom dar manic biderman
  • durch sin eregernden muot: (5)
  • dar kom ouch maniger durch daz guot,
  • daz er trüwet gewinnen da
  • mit eren baz dann anderswä.
  • 200 Nu nenne ich iu die ritter gar,
  • waz ir kom under schilde dar. (lo)
  • der hochgemuoten überal
  • was reht sehshundert an der zal.
  • da körnen geistlich fürsten hin
  • m^r danne zehen, üf den sin,
  • si wolden daz urliuge fürder tuon (15)
  • und machen ze einer stseten suon.
  • 201 Herren unde ritter komen
  • sint nü gar, als ir habt vernomen,
  • mit hohem muote in die stat.
  • alzehant ich slahen bat (20)
  • für die stat verre üf daz velt
  • wol zehen hütte und ein gezelt.
  • da stiez man für hin unde her
  • vier panir und fünfhundert sper.
  • 202 Da lägen bi durch ritters muot (25)
  • sehs unde drizic ritter guot.
  • die heten alle sich bewegen,
  • daz si durch frowen wolden pflegen
  • ritterschaft nach ritters siten.
  • von eteslichem küm wart erbiten, (3o)
  • daz er vant sölhen ungemach,
  • da sin haut sper durch lop zebrach.
  • 199, 4 könnte heißen, daß sie nicht allein, sondern mit Ge-
  • folge zum Turnier kamen , aber es soll hier offenbar ein Lob
  • ausgesprochen werden. Deshalb ist L.'s geistreiche Conjectur
  • daz 81 eilen solden hdn {eilen stn. , Muth, Tapferkeit, bei ü.
  • 1014, 7) sehr annehmbar, aber doch nicht in den Text zu setzen;
  • denn es kann auch heißen: die so tapfer waren, daß sie als
  • Anführer auftreten konnten.
  • TÜRNIEB ZU FEIESACH 1224. 79
  • 203 Ir sült für war gelouben mir, (69,1)
  • die naht wir lägen in der gir:
  • wir gerten als diu vederspil.
  • für war ich iu daz sagen wil:
  • swer nn^er uns ritterschefte gert, (5)
  • der wart des voUeclich gewert
  • des morgens, do diu sunne üf gie:
  • si zogten zuo uns dort unde hie.
  • 204 Si zogten zuo jiö3 ritterlich
  • mit maniger lichten toiir rieh. (10)
  • gezimirt manger zuo uns reit:
  • so gar diu heid ir sumerkleit
  • hat an, s6n ist si niht so lieht,
  • swie lieht man doch ir bluomen siht
  • gewahsen durch daz grüene gras, (15)
  • als da gezimirt maniger was.
  • 205 Die gröier liefen hie unde da:
  • si schriten: «wä nu, wä nu, wä
  • ein ritter, der tyostyrens ger?
  • der sol komen: herä, her! (20)
  • hie stapfte vil manic ritter guot
  • under helme hoch gemuot:
  • die wellent ere, guot unde lip
  • hie wägen durch di reinen wip!»
  • 206 Dö wir si sähen zogen her, (25)
  • unser wille und unser ger
  • was zuo den örsen willeclich:
  • wir säzen üf ouch muotes rieh.
  • sich huob sä vil manic schoen puneiz.
  • icsHch ritter sich da vleiz, (30)
  • wie er den andern da sta&che nider.
  • daz widerfuor ouch manigem sider.
  • 207 Wol vierzic ringe oder me (70,1)
  • da wurden, dar üffe manigem we
  • wart von ritterlicher tat.
  • wan ritterschaft unmuoze hat:
  • 203, 3 wir waren begierig wie die Jagdfalken; dasselbe
  • Bild mit vederspil stn. 957, 1. -^ 6 für des schlägt L. der vor
  • mit Beziehung auf das vorhergehende ritterschefte; des bezieht
  • sich aber im Allgemeinen auf das vorher Gesagte, speciell auf ^er».
  • 80 TURNIER ZU FRIBSACH 1224.
  • swel ritter ritterscheft wil pflegen, (5)
  • der muoz sich muoze gar bewegen,
  • ritterschaft git werdecheit
  • mit maniger gi'özen arcbeit.
  • 208 Diu ritterschaft wert al den tac.
  • vil maniger da tyostirens pflac, (lo)
  • der sin da vor e nie began:
  • sich hetes ouch maniger abe getan,
  • der ez da tet vil ritterlich.
  • man sach da manigen muotes rtch:
  • durch diu reinen, süezen wtp (15)
  • da maniger zimiret sinen Üp.
  • 209 Da wart nach ritterlichen siten
  • des tages manic bein enzwei geriten.
  • vil maniger s6 des hurtes pflac,
  • daz er selb ander da nider gelac (20)
  • üf der erden sinne lös.
  • vil maniger so daz orse verlos,
  • daz man in da von verre stach:
  • der leit von spotten ungemach.
  • 210 Den tac diu ritterschaft s6 wert, (25)
  • daz ez der man vant, swie er gert.
  • die stächen hie durch höhen muot,
  • die andern dort wan umb daz guot:
  • da tyostirt manges ritters lip
  • durch anders niht wan durch diu wip: (30)
  • so stächen die durch lernen da,
  • Jen durch pris dort anderswä.
  • 211 Diu ritterschaft wert al den tac. (71,1)
  • vil drumzen üff der erde gelac.
  • da wären ritter ouch gelegen,
  • die nü gemaches muosten pflegen:
  • da leid ouch maniger ungemach, (5)
  • der die naht niht gerne sach.
  • der tac was hin, diu naht was komen
  • vil manigem müeden da ze fromen.
  • 209, 7 da und von gehören zusammen: vom Rosse vet^e
  • stach kurze, dem Zeugma ähnliche Wendung; stach, dal^ er
  • weit herab fiel.
  • TURnIeR zu FRIES ach 1224. 81
  • 212 Si zogten in die stat zehant,
  • da guoten gemach ieslicher vant. (lo)
  • dö muosten rümen wir daz velt,
  • wir fuoren sä in daz gezelt:
  • da funde wir ouch guot gemach.
  • von wären schulden man dö sprach,
  • daz ez des tages het guot getan (15)
  • vil manic minnengemder man.
  • 213 Des tages ich mit miner haut
  • für war vol drizic sper verswant
  • vil ritterlichen unde wol.
  • mtn lip der was gedanke vol: (20)
  • ich gedähte, waz ich tsete da, '
  • daz niemen hete ^ anderswä
  • getan, und daz wsere ritterlich.
  • da von was ich gedanke rieh.
  • 214 Ich gedäht: «ich wil gar morgen fruo (25)
  • mit stechen griffen aber zuo
  • und wil mich danne fürder stein
  • und wil daz vor den leuten heln,
  • verholn üf jenen perc dort komen:
  • daz mac an 6ren mir gefromen: (30)
  • gezimirt ritterlichen wol
  • mit minem schilt daz wesen sol.
  • 215 Ich sol gezimirt grtiener sin, ' (72,i)
  • ich selbe zwelft der knehte min:
  • der sol icslicher füeren her
  • in stner haut mit mir ein sper,
  • und daz daz grüener varbe si. (5)
  • 215, 1 grüener starke Flexion. Schoiibach njacht Zeitschr.
  • 26, 314 Anmerk. darauf aufmerksam, daß U. sich als «König
  • Mai» (w egen der Wahl der grünen Ausrüstung) verkleidet habe.
  • Wenn er das aber beabsichtigte, dann hätte er sicher noch ein
  • Emblem, etwa eine Krone, oder Blätterschmuck dazu genommen.
  • Die Farbe kann auch symbolisch den hoffnungsreichen Frauen-
  • ritter kennzeichnen. — 2 der knehte gen. plur. «auch bei dem
  • mit Ordinalien verknüpften selbe findet sich der Gen. pl. ein.»
  • Gr. 4, 745. — 5 varbe statt varwe; das ist bairisch-osterreichisch,
  • s. Weinhold, bair. Gr. §, 125; mhd. Gr. 2, §. 160; ebenso
  • maienvarbiu 234, 6 und so noch oft b für w. —
  • Ulrich von Liechtskstein. I. A
  • 82 TURNIEK ZU FEIESACH 1224.
  • ez sol ouch grüene sin da bi
  • ir cleit und ouch der pferde dach.»
  • ich schuof, daz ez also geschach.
  • 21 G Des andern morgens fro und vruo
  • die hüchgemuoten zogten zuo. (lo)
  • dö was ouch ich vil fruo bereit
  • von minem Schilde in wäppencleit.
  • die wären gar nach meistersiten
  • von minem schilde wol gesniten.
  • gezimirt was min heim wol. (15)
  • daz herze min was freuden vol.
  • 217 Von Souneke her Kuonrät -
  • von mir alrßrst bestanden wart,
  • dar nach her Liutolt von Petach
  • mit mir vil ritterlichen stach (20)
  • von Ktingesperc der biderb man
  • mich rand ritterlichen an.
  • dar nach von Steunze her Uolrich
  • mit mir ouch stach vil ritterlich.
  • G sol deutlich in Hs., L. las sul und corrigierte suln.
  • 216, 1 fro und vruo zwar seltsam, aber doch denkbar; die
  • Correctur L.'s fruo und vrwo, Verstärkung durch Wiederholung
  • (sehr früh) nicht nöthig. — 5 bereit wegen des folg. Acc. in
  • nappencleit part. = bereitet, gekleidet. — 4 von mtnem schi/de,
  • GenetivbegrifF: meines Wappens; das W^appen kann auch unter
  • Umständen auf dem Sanier ausschließlich enthalten sein. —
  • wappencleit und der folg. Plural (die statt diu) deutet darauf,
  • daß nicht blos der Waffenrock gemeint ist, der auf dem Leib
  • getragen wird; es ist auch die Pferdedecke darunter verstanden ;
  • vgl. 219, 1. — 6 von minem schilde, hier: von meinem Schilde
  • ab, nach m. Seh., wie nach auch in 231, 5 steht; der Schild ist
  • das Vorbild. — unter gesniten ist nicht der äußere Schnitt ver-
  • standen, der Ausdruck ist allgemeiner: durch Schneiderkunst
  • verfertigt. Es bezieht sich auf die nach dem Wappenbilde aus-
  • geschnittenen und auf Rock und Pferdedecke aufgenähten
  • Figuren. Zahlreiche Abbildungen von solcher Harmonie zwischen
  • Schild (W^appen) und Bekleidung bei Schultz, höf. L , z.B. Bd. II.
  • S. 43. 49. 54. 56. 57 und die folgenden. — 7 heim ivol, s. Knorr S. ßO.
  • 217, 1. 2 unreiner Reim von seltener Art, s. Knorr 28. 51.
  • — 7 vorher 198,1 von Stouz; andere Formen neben Steunze
  • sind Stentz 887, 1. Steutz 1072, 5.
  • TUBNIEß ZU FKIESACH 1224. 83
  • 218 Uf disen vieren ich verstach (25)
  • driuzehen sper. dö daz geschach,
  • dö slöz ich mich in min gezelt,
  • verholne rümet ich daz velt.
  • ich rant hin üf den berc zehant,
  • da ich vil schön bereite vant (30)
  • miniu grüeniu wäppencleit:
  • diu wurden schier an mich geleit.
  • 219 Min wäppenroc, min decke was (73,1)
  • von samit grüen als ein gras,
  • min schilt, min heim was grüen gar
  • und miniu zwelf sper grüen gevar,
  • min knehte grüen, ir pferd alsam: (5)
  • ein grüenez sper ich selbe nam
  • mit hohem muot in mine haut:
  • ich reit, da, ich tyostiren vant.
  • 220 D6 ich den perc reit hin zetal,
  • die gröier riefen überal: (lO)
  • «wä nü ein ritter, wä nu, wä?»
  • des was unnöt: wan ich vant da
  • wol hundert ritter oder m^,
  • die täten alle ein ander we
  • mit ritterlicher arcbeit. (15)
  • mit grözem schalle ich zuo in reit.
  • 221 Daz niemc» da erkande mich, f
  • des freut min tumbez herze sich.
  • ez kom gein mir der bruoder min:
  • der sprach: «ich sol der ^rste sin, (20)
  • 220, 2 groier von L. mit Recht ergänzt. Die groier (diese
  • Form nach 205, 1), grogircere 243, 7 (kroicBre, kroijiercBre, kn-
  • irer u. a. m.) sind die Ausrufer (von krUn, franz. crier), die
  • Herolde, welche das Turnier ansagen, den Beginn desselben
  • mit Ausrufen begleiten, die Kämpfer durch Zurufe anfeuern,
  • Waffen und Kosse zum Ersatz bereit halten und überhaupt sich
  • beim Turnier oder in der Schlacht dienstbar erweisen mußten ;
  • 8. Schultz, hof. L. II, 105, wo auch noch andere Pflichten und
  • Befugnisse der Ausrufer erwähnt werden.
  • 221, 1 wir haben uns U. in geschloßenem , das Gesicht
  • verbergendem Helm zu denken. Geschloßene Helme kommen
  • erst Ende des 12. Jhds. auf. Viele Abbildungen bei Schultz,
  • hof. L. II, 54 fg.
  • 84 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • den ir bestät hie, ritter guot.
  • ez ist min ger, daz ir daz tuot. »
  • ich swaic und wände von in dan,
  • da mich bestuont ein biderb man.
  • 222 Der was von Tüfers Hüc genant: (25)
  • er fuort ein sper in siner hant.
  • er und daz sper was. wunnecllch
  • gezimirt, er was muotes rieh.
  • diu tyost wart ritterlich geriten
  • und vaeln bedenthalp vermiten. (3o)
  • er traf mich an daz coUir min,
  • und ich in an den heim sin,
  • 223 Die sprtzeln harte höhe flugen. (74,1)
  • diu leute zuo durch schouwen zugen.
  • er und ich wol zehen sper
  • verstächen, indes kom dart her
  • von Ktienringe her Hadmär: (5)
  • des zimir was von golde gar,
  • er was ein edel ritter guot.
  • ich k^rt gein im durch hohen muot.
  • 224 D6 ich in sach so vaste komen,
  • min orse mit sparn wart genomen. (lo)
  • 222, 6 vcelen swv., fehlen, verfehlen, als ritterlicher Ter-
  • minus: am Ziele bei der Tjost vorbeistechen; hier stn. snbst.
  • inf., als Verbum mit gen. öfters bei U., z. B. 702, 5. 858, 7. —
  • 7 collir (colUery auch gollier) stn., die Halsbedeckung [vgl. die
  • Zwillingswörter Koller (Lehnwort) und Collier (Fremdwort)].
  • Das collir f entsprechend dem deutschen halshercy in der Be-
  • deutung aber nicht durchaus mit ihm übereinstimmend (s. zu
  • 14:01, 1), ist ein besonderes Stück der Rüstung, aus dem später
  • der Halskragen hervorging ; es bedeckt als feste, von Zeug oder
  • Leder gesteppte Binde den Hals und wird entweder unter dem
  • Panzerhemd oder darüber getragen; in älterer Zeit wohl vor-
  • zugsweise unter dem Panzerhemd, da wir es auf den Bildern
  • nicht angedeutet finden. Daß das collir aus Ringen bestanden
  • habe, wie San Harte «Zur WafFenkunde des d. Mittelalters»
  • (Quedlinburg u. Leipzig lb67) S. 58 angibt, ist aus deutschen
  • Quellen noch nicht sicher belegt; vgl. zu 859, 4.
  • 223, 6 zimir (zimier) stn., Hehnschmuck (vgl. 216, 7; 230, 7;
  • IC 05, 2), hier wird nur der StofT, nicht die Form erwähnt;
  • vgl. zu 853, 3 fg.; 997, 5 fg.
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 85
  • mit willen wir zesamen triben:
  • diu sper ouch da niht ganz beliben,
  • ze stucken si vil deine stuben.
  • die Schilde sich vil gar zecluben:
  • von dem hurte daz ergie; (15)
  • an ander ruorten sich diu knie.
  • 225 Diu tyost äne schaden niht geschach.
  • sin haut mich in den arm stach:
  • ich wart von im ein lüzel wunt.
  • daz wart im noch da niemen kunt: (20)
  • mich huop diu wunde vil unho.
  • wir ruoften bedenthalp also:
  • «sperä, herre, sperä sperl
  • diu sint enzwei: andriu her!»
  • 226 Diu gab man uns vil palde dar. (io)
  • bi mtner höfscheit, daz ist war,
  • uns was zesamen beden ger.
  • in kurzer zit wir siben sper
  • zebrächen: der verstach er driu,
  • und ich mit miner hant vieriu, (3o)
  • daz ich gevaelt nie tyostc da.
  • dö band er ab den heim sä.
  • 227 D6 kom gein mich ein degen her, (75,1)
  • von Gors der stieze her Wolfger,
  • den man ofte vrowen dienen sach;
  • üf dem ich zwei sper verstach,
  • und er üf mir zwei ritterlich. (5)
  • er was vil höher tugende rieh.
  • 225, 4 die ältere Sprache begnügt sich mit einem noch ;
  • noch und niemen doppelte Negation, die sich nicht aufhebt. —
  • 7 das enklitische Interjections-a, meist bei Imperativen, tritt
  • selten an Substantive; bei U. noch öfters sperd; ferner krachd
  • 533, 5. stozd (?) 644, 8. (Zingerle, Germ. 7, 264.)
  • 226, 3 zesamen mit Verbalellipse: zu kommen oder zu strei-
  • ten. — 6 zu beachten die Betonung: hdnt vierm.
  • 227, 1 gein mich acc, ungewöhnlich, aber Aenderung mit
  • L. in mir nicht geboten. — 2 wegen des folg. Verses könnte
  • iueze adj. falschlich in heutiger Bedeutung: süß, süßlich ge-
  • nommen werden ; süeze, auch von Männern, auch von Gott und
  • Christus gesagt, ist: angenehm, freundlich, lieb.
  • 86 TURNIER ZU FRIESACH 1324.
  • im wären die besten alle holt.
  • dar nach bestuont mich her Liupolt:
  • 228 Der was von Lengenburc genant
  • und bi der Sonne wol erkant. (lo)
  • dem stach ich ab den heim sin.
  • da päten sä die knappen min
  • die ritter alle stille haben.
  • man sach mich ab dem veld draben.
  • daz Volk dö allez nach mir reit: (15)
  • daz was mir herzenlichen leit.
  • 229 Do kom der margräve Heinrich,
  • der höchgelobt von Ysterrich:
  • er sprach: «lät disen ritter varn
  • von iu, daz in got mtieze bewarn, (20)
  • swar er s6 welle in daz lant.
  • er wil uns wesen unbekant:
  • Sit ez des beides wille si,
  • s6 lät in nächrttens frt.»
  • 230 D6 der fürste daz gesprach, (25)
  • ich rait hin, da mich niemen sach.
  • min lip vil pald entwäppent sich
  • von grüenem wäppen; dar nach ich
  • gezimirt anders wider kam.
  • den schilt min ich ze halse nam: (3o)
  • gezimirt was min heim guot,
  • als ich in fuort durch höhen muot.
  • 231 Daz velt was allez ritter vol. (76,i)
  • ez tet da maniger also wol,
  • 230,5 zimierenswy. ist im Allgemeinen: ritterlich schmücken,
  • im Besondem : den Helm mit dem Zimier (325, 5) versehen , in
  • der Mitte liegt die wohl hier geltende Bedeutung: sich und
  • unter Umständen auch das Roß mit dem bestimmten zukommen-
  • den oder gewählten Waffenschmuck ausrasten. Deutlich in
  • 23], 5, daß der Schild, das Wappen das Maßgebende des
  • Schmuckes ist; vgl. 834, 6. — 6 den schilt ze halse nemen (sel-
  • tener hähen), ritterlicher Terminus : die Schilde wurden mit einem
  • Riemen um den Hals getragen, so daß der Riemen über die
  • rechte Schulter zu liegen kam. Die zu 216, 6 genannten Bilder
  • meist auch hierzu instructiv; besonders deutlich S. 73.
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 87
  • daz ich ez harte gerne sach.
  • des äbents ich sehs sper verstach,
  • gezimirt nach dem schilde min. (5)
  • dö endet sich des tages schin:
  • daz ritterspil nam uns diu naht
  • mit ir vil vinsterlicher mäht.
  • 232 Daz velt wart allez ritter bar.
  • si zogten her, si zogten dar, (lo)
  • da ieslicher vant gemach.
  • vil manigem man do wol da sprach,
  • der ez des tages het versolt,
  • mit hertter ritterschaft erholt:
  • des ^re wart von rehte breit, (15)
  • von schulden hoch sin werdicheit.
  • 233 Ob ich si nante sunderlich,
  • die ez da täten ritterlich,
  • so wurd daz msere gar ze lanc. f.\
  • vil maniger da nä,ch eren ranc (20)
  • also, daz er vil ir gewan.
  • da was vil manic biderb man:
  • durch zuht ich gib des schuldic mich,
  • ez tet da, maniger baz denn ich.
  • 234 ledoch dö ez vol umbe gie, (25)
  • ez fragten jene dise unde die:
  • «waiz iemen, wer der ritter was,
  • der hiute grüen alsam ein gras
  • zuo uns her ab dem perg reit?
  • sin maienvarbiu wäppencleit (3o)
  • diu wären d^swär wunneclich:
  • er mac wol sin des muotes rieh.»
  • 235 Des frägens wart zcwäre vil, (77,i)
  • da von ich nim^r sprechen wil.
  • sä an dem dritten morgen fruo
  • die biderben griffen aber zuo
  • mit ritterlicher arcbeit: (5)
  • si würben umbe werdicheit.
  • 233, 5 Umstellung ir vil von L. vorgenommen; allerdings
  • beßer, aber nicht nöthig. — 8 diese Bescheidenheit U.'s spricht
  • für seine Wahrheitsliebe.
  • 88 TUBNIER ZU FRIESACH 1224.
  • als noch der ere gernde tuot.
  • da was vil manic ritter guot.
  • 236 Bi miner wärheit ich iu sage:
  • diu ritterschaft wert zehen tage, (lo)
  • daz niemen anders niht da pflac.
  • vil manger nider da gelac:
  • mit orse mit alle daz geschach.
  • den andern dort man da nider stach
  • von dem orse verre hin. (15)
  • man vant da llust und oueh gewin.
  • 237 Der fürst Liupolt üz (Esterrich
  • der sprach: «mich müet daz endeclich,
  • sul wir niht anders schaffen hie
  • wan stechen, ich kom drumh her nie. (20)
  • einen tac ich her gemachet hän
  • und wolt den haz gern understän,
  • den der von Kärndcn staeteclich
  • hat wider margräve Heinrich.»
  • 238 Von Agley der patriarc (25)
  • sprach: «diu kost ist hie ze starc.»
  • von Babenperc der bischof sprach:
  • «deswär ez ist mir uugemach,
  • Stil wir also umb sus hie sin.
  • mich bat her komen der bruoder min: (30)
  • ich meine den margräven wert
  • von Ysterrich, der min her gert»
  • 239 Von Salzpurc der guotes rieh, (78,1)
  • von Brihsen der bischof Heinrich,
  • 236) 2 diu demonstr., diese Ritterschaft, die am dritten
  • Morgen, also am 8. Mai begonnen, währte 10 Tage, also bis
  • 12. Mai inclusive; faßt man diu als bloßen Artikel, dann dauert
  • die Ritterschaft, die vom 1. Mai anhob, nur bis zum 10. Mai,
  • wie L. gerechnet hat. Dieser 10. Mai ist 1224 ein Freitag.
  • 237, 8 margräve steht rein titular ohne Flexion, sonst müßte
  • es margrdven heißen.
  • 238, 1 Von Agley der patriarc {h. patriarc unnothig); s. K.
  • 669. — 3 von Bahenherc der bischof: es ist Bischof Ekbert;
  • s. Scherer, Anzeiger 1, 250.
  • 239, 1 von Salzpurc: Eberhard H; s. K. 669. — 2 ro«
  • Brihsen der bischof Heinrich; s. K. 660. —
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 89
  • von Pazzawe bischof Rüedegdr,
  • von Frtsinge ein fürste her,
  • die viere wären ungemuot (5)
  • da von, daz si da muosten guot
  • zern umb unser üppicheit:
  • daz was in wol von schulden leit.
  • 240 Swaz bischöf was da in der stat,
  • der icslicher vil tiure pat (lo)
  • den ftirsten da, von (Esterrich,
  • daz er ez schüeffe endelich,
  • dar urabe er wsere komen dar.
  • si jähen: «ez ist ein tumpheit gar,
  • daz wir umb sus nu ligen hie: (l5)
  • sin mac verdriezen dise unde die.
  • 241 D6 sprach der fürst üz (Esterrich:
  • «ir sült mir raten endelich
  • und sprechet, wie ich dar umb tuo.
  • ich kan si pringen niht dar zuo, (20)
  • di ich da bi doch haben sol.
  • in tuot diu ritterschaft s6 wol,
  • daz ich si ab dem velde her
  • niht bringen kan, swie ich sin ger.»
  • 242 Dö sprach der fürste sä zehant (25)
  • (ich meine den von Kärndenlant) :
  • «ich wil hie raten einen rät:
  • ich weiz wol, da mit ez hat
  • ein ende: wir süln turniren hie.
  • min lip in zehen jären nie (3o)
  • 3 von Pazzawe bischof Rüedeger: im Verzeichniß der Namen
  • setzt L. in Klammem hinzn: «1224: sollte heißen Gebehart».
  • Die Benennung Rüedeger beruht wohl anf einem Gedäclitniß-
  • fehler U.'s. — 4 von Frtsinge: Bischof Geroldus; s. K. G69.
  • 242, 5 turniren (so in Hs., nicht -4eren) swv., wesentlich von
  • tjostiren verschieden. Das Turnier (der turnet/, turnay, franz.
  • tournoi von tomare) ist eine Ritterattaque theils zur Üebung
  • (36, 5), theils zur Lust (andere Motive Strophe 210). Es unter-
  • schied sich von der tjoste, dem Einzelkampfe mit der Lanze,
  • dadurch, daß in ihm Schaar gegen Schaar anstürmte. Insofern
  • ist es gleich dem buhurt, ist aber von diesem wieder dadurch
  • verschieden, daß mit (stumpfen) Waffen, namentlich mit der
  • 1)0 TÜHNIER ZU FRIESACH 1224.
  • durch schimpf com in dehein wäpencleit:
  • daz wirt hie an von mir geleit.»
  • 243 Dem ftirsten wart gevolget dö: (79,1)
  • des rätes wart vil maniger fro:
  • daz tyostiren man do läzen bat. (5)
  • do hiez man künden in der stat,
  • ez was der grogiraere sage,
  • der turney >vürd an dem mäntage.
  • 244 Dö nam ich abe hütte und gezelt:
  • mit freuden rümte wir daz velt, (10)
  • mit hohem muot wir zogten dö
  • hin in die stat und wären frö,
  • daz der turney solde sin.
  • sä mit pfelle paldektn,
  • zobel, härmin, zendäl: (15)
  • des sneit man da vil äne zal.
  • 245 Silber, golt, vil wol geleit
  • üf zendäl, da manger sneit.
  • swer des alles niht mohte hän,
  • den sach man sniden pukerän. (20)
  • Lanze, losgegangen wurde, während es beim Buhurt auf den
  • Anprall, namentlich mit den Schilden, ankam; es ist also ge-
  • wissermaßen eine Verbindung von tjoste und buhurt. Ueber das
  • Turnier handelt die in der Einleitung genannte Schrift von
  • Felix Niedner, in der U.*s Dichtung als eine Hauptquelle heran-
  • gezogen wird, in genauester Weise. S. auch Schultz, höf. L. 2,
  • S. 90 fg.
  • 244, 6 — 8 pfelle stm. , feiner Seidenstoff (von pallium). —
  • paldekiUf haldekin stm., ebenfalls ein kostbarer Seidenstoff (von
  • Bagdad), meist ein Brokatgewebe (daraus: Baldachin, Thron-
  • himmel). — mit konnte heißen: zugleich mit, sowohl als auch;
  • aus dem Anfang der folg. Strophe scheint aber hervorzuheben,
  • daß pfelle als der Grundstoff galt, der mit dem noch kost-
  • bareren paldekm und mit edlen Pelzen {zobel, härmin, Herme-
  • lin) und zendäl, einem leichteren glänzenden Seidenstoff, aus-
  • geputzt wurde. — aniden sty., hier zur Bedeutung erweitert:
  • für den Anzug verwenden (s. folg. Strophe).
  • 245, 4 pukerän, buckerdn (franz. boucaran) stm. wird ver-
  • schieden erklärt; mhd. Wb. I, 276: aus Ziegenhaaren gewebtes,
  • bald mehr, bald minder kostbares Zeug; mhd. Hdwb. I, 377:
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 91
  • sich zimirt diser, jener s6.
  • den turnay liiez man teilen do:
  • da wurden ritter zuo gewegen,
  • die guoter witze muosten pflegen.
  • 246 Der turnay wart vil lobelich (25)
  • getaylet. der von (Esterrich
  • het da zwir fünfzic ritter guot:
  • die wären ritterlich gemuot.
  • zuo dem geviel der 6re holt:
  • daz was der margräve Diepolt. (30)
  • der het dar wan zwelf ritter bräht:
  • die hetew üf gewin gedäht.
  • steifes aus Ziegen- oder Bockshaaren gewebtes Zeug; Weinhold,
  • Die deutschen Frauen in dem Mittelalter S. 419: «... Buckeram,
  • ans Ziegen- oder Bockhaaren gewebt, woher sein Name kommen
  • soll» und S. 430 wird er ausdrücklich als Wollenstoff bezeichnet.
  • In der 2. Auflage (1^82) 2, 241: «der Bnckdran der höfischen
  • Zeit wird als Gewebe aus Bock- und Geißhaaren erklärt ; frei-
  • lich auch als Zeug aus Bokhara» (mit Verweis auf eine Er-
  • klärung von Fr. Michel). Schultz, höf. L. 2, 268 verweist eben-
  • falls auf Michel und erklärt : «ein Baumwollenstoff aus Bukhara,
  • kann aber unmöglich so dünn wie Musselin gewesen sein, da
  • man sonst schwerlich Hosen oder gar Zelte daraus gefertigt
  • hätte.» Aus unserer Stelle geht die Beschaffenheit des Stoffes
  • nicht hervor, sondern nur sein geringerer Werth im Vergleich
  • zu den vorher genannten Kostbarkeiten. — 6 den turnay teileiiy
  • ferner 1568, 5, auch en^wei, in zwei Theile, teilen (254, 2. 365, 4.
  • 1572, 5 fg.), ritterlicher Terminus: zwei Parteien, und zwar an
  • Zahl und Kräften gleiche Parteien, bilden. Die folgende genaue /
  • Schilderung ist eme der Hauptstellen für dieses Verfahren. ,
  • Schultz 2, S. 114 rechnet nach und gelangt zu dem Resultat,
  • daß auf Seite des Oesterreichers 397, auf der des Markgrafen
  • von Istrien nur 300 Mann standen. Schultz aber hat sich ver-
  • rechnet (zwir fünfzig 246, 3 = 100, nicht 200; zweinzic unde
  • drt 247, 6 = 23, nicht 20); es sind, wie Niedner S. 82 richtig '
  • angibt, auf beiden Seiten genau 300 Ritter. Nicht alle genann-
  • ten Freien sind beim Turnier mit Rittern betheiligt; einzelne
  • alte Herren mögen fern geblieben sein, andere sich als Gesellen
  • einem Fürsten angeschloßen haben. Letzteres erhellt aus der im
  • Folgenden erwähnten Betheiligung, auf die im Einzelnen hin-
  • gewiesen werden soll.
  • 246, 5 holt adj. subst. = holde, — 6 der margruve Diepolt
  • (von Voheburc)', s. K. 669; er starb 1226.
  • 92 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • 247 In dem tayl was gräve Albreht (80, i)
  • von Tyrol, des lop ie was sieht.
  • cz het der edel gräve h^r
  • da vierzic ritter und niht mer.
  • von Tüfers Hüc der schänden fri (5)
  • het zweinzic ritter unde dri,
  • die wol nach ßren würben da:
  • daz täten si ofte ouch anderswä.
  • 248 Ich sag iu reht, als ich ez sach:
  • ez het der vogt von Lengenbach (lo)
  • da zw6n und zweinzic ritter guot:
  • die wären ritterlich gemuot,
  • der tuomvogt was guotes rieh:
  • des zimirt er vil köstelich
  • sich unde sin gesellen gar. (i5)
  • die wären alle lieht gevar.
  • 249 Von Muoreck den riehen man
  • sach man da vierzic ritter hän. •
  • von Küenringe her Hadmär
  • het einen und drizic an der schar. (20)
  • von Cranchsperc den herren Herman
  • sach man da zweinzic ritter hän.
  • von Gorse der milte Wolfger
  • het da zwelf ritter und niht mer.
  • 250 Die ritter hän ich ze einer sit (25)
  • gar genant, als höfsch ir sit,
  • durch iwer zuht so hoeret mich
  • die andern nennen: daz tuen ich.
  • daz eine was von Ysterrich
  • der wol bekant marcräve Heinrich (30)
  • (der het vor schänden sich behuot)
  • het da gar sehzic ritter guot.
  • 251 Da het der fürste üz Kämdenlant (81,0
  • reht fünfzic ritter wol bekant.
  • dar nach so hoeret, wie da si
  • von Gorze der gar schänden fri,
  • der im untugent nie gedäht: (5)
  • 251, 5 denken, gedenken swv. mit refl. dat. (im) und gen.
  • der Sache (untugent), auf etwas seine Gedanken richten.
  • TUKNIEK ZU FRIESACH 1224. 93
  • der het dar fünf und fünfzic präht.
  • von Hiunenburc den muten man
  • sach man da zwen und drizic hän.
  • 252 Yon Liubenouwe der wolgemuot
  • het fünf und zweinzic ritter guot (10)
  • von Bairen und von Franken bräht. '
  • dem biderben dem was des gedäht,
  • daz imz des tages tet niemen vor.
  • sin lop was in der £ren tor
  • von sinen höhen tugenden komen: (15)
  • man liez in dal mit den vromen.
  • 253 Von Ortenburc gräve Herman
  • der wolt ir da niht mere hän
  • wan zwir vier ritter lobelich.
  • von Orte der vil tugentrich (20)
  • der het sehs uude drizic da:
  • er het ir oft mer anderswä.
  • von Stubenberc der werd Wölfinc
  • bräht vier und drizic an den rinc.
  • 254 Nu hän ich iu den turnay (25)
  • mit roten rehte gar enzvvei
  • geteilet, als ez doch ergie.
  • nü sült ir gern beeren, wie
  • die biderben zogten üf daz velt.
  • da vant vil manger ritters gelt, (oo)
  • dd vant ouch manger ritters schaden:
  • der beider wurden si geladen.
  • 255 Des msentages, dö der tac üf gie, (82, i)
  • man diente got dort unde hie.
  • dö man die messe gar gesanc.
  • 252, 6 Kre hier personificiert , darum schwache Flexion
  • Eren statt fcVe; sein Ruhm war durch seine Vorzüge in das
  • Haus der Frau Ehre gelangt; seine Tüchtigkeit hatte ihn be-
  • rühmt gemacht. — 8 Bech vermuthet: man liez in in (ihn hinein,
  • in der Ehre Thor) da etc.
  • 254, 2 mit roten rehte, in der richtigen Weise der Rotten,
  • der einzelnen Schaaren.
  • 255, 1 fg' an den Montagen pflegten die Turniere zu be-
  • ginnen, und vor dem Beginn mußten die Theilnehmer die Messe
  • hören; s. weitere Belege Schultz, höf. L. 2, S. 114, Niedner
  • Turnier S. 81.
  • 04 TUBXIER ZV FRIESACH 1224.
  • von knehten huob sich gröz gedranc
  • in den gazen über al. (5)
  • von pusünen wart michel schal,
  • holer floiten, hornesdöz,
  • sum&erslahen was da gröz.
  • 256 Die grögirsere wären frö,
  • si riefen dort und hie also: (lo)
  • «nu zogt üz, ritter jedel guot,
  • nu zogt üz und sit hochgemuot,
  • nu zogt in hohem muote dar:
  • des nement der vrowen boten war.
  • nu zogt mit freuden üf daz velt! (15)
  • da lit der minnengernden gelt.»
  • 257 Mit schalle wir zogten üz der stat.
  • ie?slich rotmaister tiwer bat
  • die sinen vil vaste üf sich sehen.
  • er sprach: «uns mac wol pris geschehen, (20)
  • welle wir hiut bi einander sin.
  • daz habt ir üf die triwe min.
  • lät ir iuch underdringen niht:
  • da von iu benamen wol geschult.»
  • 255, 7 holer floiten (nach Hs. in zwei Worten, nicht hokr,
  • flutten (wie L. schreibt; dagegen 664, 5 holer fluyten) ; es könnte
  • auch holerfloiten (so 1560, 2) geschrieben sein wie hornesdoz
  • (L. hornes d.). Ich faße floiten in Congruenz mit slahen als inf.
  • snbst. (vgl. holrebldser 485, 1): das Flöten, Pfeifen, Blasen.
  • holer, holre (holder, holnder, holunder) stm. , Hollunder; auch
  • übertragen ein Blasinstrument aus Holunder, also auch eine Flöte ;
  • holerfloiten, Flötenblasen. (Wäre hornes doz in zwei Worten ge-
  • schrieben, dann könnte doz auch Subst. zu holerfloiten gen. pl..
  • sein: Schall von Holunderflöten). — 8 sumberslahen (L. sumersL)
  • nach Hs. ; sonst geschrieben sumber) stn. subst. inf.. Trommel-
  • schlagen, sumber stm. (485, 2), Pauke, Handtrommel (Etymologie
  • unsicher). Die Trommeln waren nach den Bildern zu schließen
  • (s. z. B. Schultz, höf. L. 1, S. 437) dem Tambourin ähnlich,
  • wurden um den Hals getragen und lagen höher auf der Brust
  • als später, wo sie auf den linken Unterleib kamen oder über
  • das Handgelenk des linken Armes.
  • 257, 2 rotmeister stm., Anführer der einzelnen Rotten; im
  • Folgenden werden einzelne aufgezählt, die schon vorher als An-
  • kömmlinge mit der bestimmten Anzahl von Rittern genannt
  • waren, wie der von Stubenberc , Hadmar von Kuentinge.
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 95
  • 258 Nu wären üf daz velt bekomen (25)
  • in hohem muote gar die fromen.
  • des was daz velt vil wunneclich
  • von maniger liehten panir rieh.
  • man sach oueh da manic liehtez sper,
  • gevärbet nach der ritter ger. (30)
  • gezimirt da manic heim guot
  • vil schone was durch höhen muot.
  • 259 Der helmc blic, der schilde schin (83,1)
  • da manigem in diu ougen sin
  • s6 lühte, daz er küm gesach:
  • von lichter varbe daz geschach.
  • ir zimir und ir wäpencleit (5)
  • mit lichte da mit der sunne streit.
  • daz velt was lichter varbe rieh
  • und ir zimirde wünnecltch.
  • 260 Diu malte vaste gie entwer,
  • sus unde s6, hin unde her: (lo)
  • 2oS,4i panir, meist banir(banier, baniere) stf., Banner, Panier,
  • die am Speer unterhalb der Spitze befestigte Fahne mit dem
  • Wappen des Trägers oder des Herrn, dann der Speer mit der
  • Fahne. Die Formen wechseln. Im 12. und 13. Jhd. ist das
  • "Wappen am oberen Theile angebracht (gemalt, gestickt oder
  • aufgenäht), der untere manchmal bis auf den Handgriff und noch
  • weiter reichende Theil ist ein- oder zweimal ausgeschlitzt. Ab-
  • bildungen bei Schultz, höf. L. 2, S. 23. 26. 43. 50. 54. 57. 64.
  • 71, 74. Daneben kommen aber auch nicht geschlitzte Fahnen
  • vor, die aber z. Th. schon in das ausgehende 13. und in das
  • 14. Jhd. weisen: S. 30. 49. 75. 88. 89. Später fällt dann der
  • Wimpel ganz weg, das Fahnenzeug wird kleiner, beinahe quadrat-
  • förmig und wird vom Wappen ganz ausgefüllt. Lehrreich sind
  • hierin die . Bilder des Codex Balduini Trevirensis. Vgl. zu
  • 569, 1. 958, 5.
  • 259, 8 zimirde stf. in der Bedeutung = zimir. U. wendet
  • das Wort selten an; im Reim für ihn so gut wie unbrauchbar.
  • 260, 1 malte stf., im Ganzen seltener ritterlicher Terminus
  • (bei U. nur noch einmal 1590, 5, s. d.), franz. meslee; (\ie Er-
  • klärung der Wörterb. : hitziges Gefecht nicht bestimmt genug.
  • Beßer mit Niedner S. 13:' das Gedränge. Nach unserer Stelle
  • auch: das vor dem Beginn des Kampfes stattfindende Hin- und
  • Herwogen der Schaaren. Nach Niedner S. 44 ist 7nalie in der
  • Bedeutung dem buhvrt gleich.
  • 96 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • die biderben Uten ungemach.
  • dort über velt man stapfen sach
  • den von Stubenberc dort her:
  • die sine fuorten alle sper,
  • swaz ir was an einer schar. (l5)
  • gein den s6 k^rt her Hadmär
  • 261 Von Küenringe der höchgemuot:
  • der was ein edel ritter guot.
  • hurtä, wie erz des tages ruort,
  • dö er sach, daz man gegen im fuort (20)
  • durch tyostiren s6 manic sper!
  • daz was vil gar sins herzen ger.
  • er sprach ze den sfnen alzehant:
  • «nempt alle sper ouch in die hant!
  • 262 Wir suln den turnei mit den spern (25)
  • hie heben schon, sit si sin gern.
  • habt iuch zesamen: daz ist iu guot!
  • si sint vil ritterlich gemuot,
  • die uns da wellent hie bestän.
  • ir sult für war daz üf mir hän, (3o)
  • von rehter wärheit ich ez weiz:
  • hie wirt ein ritterlich puneiz.
  • 261, 3 rueren swv., Terminus der Reitkunst: das Roß an-
  • treiben und lenken, ansprengen ; es könnte auch ohne Obj. heißen :
  • wie er ruort (= ruorte); ez steht nicht als Ersatz für ros, son-
  • dern ist allgemeines Object (vgl. es treiben, es machen). —
  • 5 durch tyostiren: auch die tyoste, der Angriff mit dem Speer ge-
  • hört zum turnei; vgl. 262, 1 fg.
  • 262, 2 gern 3. pers. pl. conj. praes. von gern swv. mit gen.
  • (stn) ^ begehren. — 3 für nu beßer mit L. iu. — 6 /// einem
  • haben, hdn, einem Glauben schenken; U. hat diese Wendung
  • öfters ; daneben üf tnuwen, auch nf die triuwe han, — 8 puneiz,
  • huneiz stm. (franz. pugneis), das Subst. zu punieren swv. (265, 4)^
  • das Ansprengen auf den Gegner, der Choc. Es wird im scharfen
  • Trab gradlinig ausgeführt, auch in Galopp, schließlich auch im
  • Carriere: in der Tjost wie im Turnier. S. Niedner S. 44, 6K
  • U. legt Gewicht auf den langen Puneiz z. B. 521, 3. 639, 4.
  • 922, 1* je länger und ungehinderter der Anlauf, desto kräftiger
  • die Wucht des Stoßes; vgl. auch die Klage über einen zu kurzen
  • Puneiz 861, 7; vgl. zu 263, 6. (Der andere von Wolfram be-
  • vorzugte Ausdruck poinder von U. in der Erzählung nicht ge-
  • braucht, nur im 1. Büchl. 360.)
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 97
  • 263 Nu drucket iuch zesamen gar! (84,i)
  • seht ir, wie ritterlich diu schar
  • gein uns dort stapfet mit den spern?
  • si wellent uns tyostirens wern.
  • des hab ir manllch herze danc! (5)
  • nu machet den puneiz niht lanc
  • und seht, daz wir si vast an komen:
  • daz mag in geschaden und uns gefromen. »
  • 264 Die sine mant ouch her Wülfinc.
  • er sprach: «hie wirt ein hertez dinc: (lo)
  • uns wil mit spern her Hadmär
  • bestän. nu stapfet gegen im dar!
  • daz ich da wil, daz wil ouch er:
  • wir füeren b^denthalben sper.
  • ez mag ein puneiz hie geschehen, (15)
  • daz in got selbe möhte sehen.»
  • 265 Sie stapften zuo einander sä.
  • dö st zesamen komen nä
  • vil küme rosseloufes wit,
  • do was ouch wol punirens zit. (20)
  • manic ors wart mit sparn genomen.
  • man sach si üf einander komen:
  • vil hurticliche daz geschach.
  • man und orsse man vallen sach.
  • 266 Der spere krachen was da groz; (25)
  • mit Schilden manic grözer stoz
  • 263, 3 stapfen swv. , im Allgemeinen : fest auftreten und
  • schreiten, im Besondern: in ruhigem Tempo schreiten, Schritt
  • reiten. — 6 der Puneiz soll nicht lange gemacht werden, Had-
  • mär will die Gegner nahe herankommen laßen — kaum Rosse-
  • laufs weit 365, 3 — und dann erst den Choc ausführen. Ge-
  • lang er, dann war der Kuhm um so größer.
  • 264, 8 die gleiche Wendung in Gottfried's Tristan 6869.
  • 265, 2 »a = nähe, für U. nur literarische Form. — 4 s. zu
  • 262, 8. — 7 hurticliche, hurteclichen adv. {hurticlich adj. 27 J, 5)
  • zu hurt 8tm. (681, 8 ; 894, 2) das kunstgerechte Zusamment'ennen
  • mit den Rossen, berührt sich mit der Bedeutung von puneiz.
  • Adj. und Adv. können öfters mit: hurtig gegeben werden, öfters
  • ist das Wort aber mehr terminologisch (das Verbum hurten s. zu
  • 276, 2).
  • XJiiBiCH voH Liechtenstein. I. 7
  • 98 TÜBNIEB ZU FBIESACH 1224.
  • wart gestozen dort unde hie,
  • da von geswellen muosten knie.
  • peule, wunden da gewan
  • von spern vil manic biderb man. (30)
  • mit ringen tätens wß ir liden:
  • der wart vil manigez da verriden.
  • 267 Si drungen her, si drungen hin; (85,1)
  • M umbek^ren stuont ir sin,
  • da manger heim vil abe brach.
  • den andern dort man zeumen sach,
  • umb den von rittem was gedranc. (5)
  • manic swert üf heim erclanc.
  • vil Schilde man da, bresten sach:
  • von grozen stoezen daz geschach.
  • 268 Durch not so weich mit siner schar
  • von Küenringe her Hadmär. (lo)
  • dem kom ze helf vil ritterlich
  • von Muorßke der guotes rieh.
  • der kom ze driviers in geriten
  • mit kunst nach ritterlichen siten:
  • den von Stubenberc er rait (15)
  • umb ein teil: daz was dem lait.
  • 266, 7 mit ringen, mit den Panzerringen, mit den Rüstungen
  • (weil sie schwer und hart waren); ringen kann aber auch inf.
  • sein (vgl. mit vollen 272, 7), und dieses würde in der Bedeutung
  • annähernd von dringen stehen: vgl. zu 276, 5. — 8 verriden
  • part. von verriden stv., verdrehen, verrenken.
  • 267, 2 umbekeren swv., ^umwenden, Kehrt machen ; vielleicht
  • hat das Wort mehr terminologischen Sinn, als es auf den ersten
  • Blick erscheint ; vgl. kere nemen, mit dem Roß eine kunstgerechte
  • Wendung machen, z. B. G. Trist. 6851; vgl. auch zu 1065, 4. —
  • 4 zeumen (zöumen) swv., ritterlicher Terminus: das Roß des
  • Gegners beim Zaum faßen, mit ihm wenden und es wegzuziehen
  • suchen, den Reiter somit zum Gefangenen machen; vgl. 298, 5
  • und zu 311, 3 fg. 771, 1. — 6 die Schwerter wurden erst dann
  • gebraucht, wenn die Speere verstochen waren.
  • 268, 4 ze drivierSf triviers adv. (franz. ä travet^s), riten, ritter-
  • licher Terminus: von der Seite (und zwar von der rechten) auf
  • den Gegner einreiten; es geschah im Einzel- wie im Schaaren-
  • kämpfe; vgl. die entsprechenden deutschen Ausdrücke zu 895, 5 fg.
  • — 7 fg. nach rait Enjambement; umh adv. zu rait.
  • TURNIEB ZU FRIESACH 1224. 99
  • 269 D6 daz geschach, der biderb man
  • von Orte het ez ungern län,
  • er wser ze helfe im da komen.
  • sin orsse mit sparn wart genomen: (20)
  • so hurtecliche kom er dar,
  • daz er durchrait die dri schar.
  • sin hurt so ritterlich geschach,
  • daz man da ritter vallen sach.
  • 270 Her Hüc von Tüfers dö began (25)
  • sprengen unde her Herman
  • von Kranperc ritterliche dar:
  • die heten b^de wan ein schar.
  • ir puneiz also schoen ergie,
  • daz beide dise unde die (30)
  • wichen an der selben zit
  • vil nach ackerbreites wit.
  • 271 Von Liubenowe der gräve sä (86,1)
  • an rande ritterliche da
  • vil vaste den von Lengenbach:
  • mit hurte er im die schar durchbrach.
  • von siner hurteclichen vart (5)
  • sin orsse aldä verbüeget wart.
  • des kom der werde gräve nider,
  • dö er brach durch die schar her wider.
  • 270, 4 hier scheint sich U. zu widersprechen, denn Hüc
  • von Tufers ist 247, 5 fg. als Führer von 23 und Herman von
  • Kranperc 249, 5 fg. als Führer von 20 Rittern genannt. Ob es
  • eine Berichtigung von Seite des Dichters sein soll, um auf beiden
  • Seiten 8 Führer zu erhalten, scheint mir fraglich. Die beiden
  • mögen in der That sich vereinigt haben, um ihre Schaar gegen
  • die (Heinrich's) von Orte, der 36 Ritter hatte, gegenseitig zu
  • ergänzen. — 5 schcßn (Hs. sMn) adj. läßt sich bei ergie recht-
  • fertigen, wenn auch schön adv., wie L. corrigiert, das regel-
  • mäßige wäre. — 8 ackerbreites, seltsame Analogieform statt
  • ackerbreite gen. vielleicht nach Maßbestimmungen von Mascu-
  • linen wie vingjrs, imozes, Sprunges, loufes (vgl. 265, 3), halmes.
  • In den Wbb. nur angeführt, in Gr. IV nicht erwähnt; s. zu
  • 699, 5. Vielleicht auch, worauf Bech aufmerksam macht,
  • -breites adv. gen. wie langes.
  • 7*
  • 100 TUBNIER ZU FRIESACH 1224.
  • 272 Von Tozenpach min her Sifrit
  • und ouch sin veter her Gotfrit, (lO)
  • des gräven ros si drahten dan.
  • si wären zw^n s6 piderbe man,
  • daz si vil balde komen wider
  • hin, da der gräve was komen nider
  • mit Valien üf den grüenen cle: (15)
  • dem biderben was von tretten we.
  • 273 Des gräven ritterschaft zehant
  • mit hurte kömen in gerant.
  • den reit mit künst vor ritterlich
  • des tages von Vigän her Heinrich. (2o)
  • den tuomvoget mit siner schar
  • riten si ab ir herren gar;
  • si hülfen üf dem biderben man:
  • ez wart ob im vil guot getan.
  • 274 Von Hiunenburc der gräve wert, (25)
  • des herze ie hohes lobes gert,
  • und ouch der gräve Herman
  • die vinde kömen alsus an,
  • daz al daz velt da von erdöz.
  • so hurticlich was ir stöz, (30)
  • daz man da horte krachä krach,
  • dö ir schar in den hüffen brach.
  • 272, 1 s. K. 675. — 2 U. sagt später (886, 8) von Gottfried
  • von Totzenbach, er habe zu Ehren der Frauen gute Lieder ge-
  • sungen, die uns aber leider nicht erhalten sind. Wie Gottfried
  • hier mit seinem Vetter sich für seinen Herrn Otte von Lengen-
  • bach dienstbar zeigt, so hat er später als Gesandter bei Ulrich,
  • der Königin Venus, zu fungieren; s. zu 753, 2. — 3 drahten
  • der Hs. möchte ich nicht mit L., der allerdings hier dem Fehler
  • der Abschrift folgte, der naheliegenden Correctur brühten opfern.
  • drahten ist drahten = dräten praet. von droijen swv. trans.,
  • drehen, hier wohl: drehend wenden.
  • 273, 2 kamen plur. statt sing, nach dem Sinn; dann fort-
  • gefahren den, nicht der; vgl. 1432, 6 fg. 1586, 2. 1597, 7 u. s.w.
  • — 4 von Vigän her Heinrich s. K. 669. — 6 riten, kurzer Aus-
  • druck: sie trennten reitend, befreiten oder schnitten ab von
  • ihrem Herrn, dem Grafen von Libenau, den Domvogt von Lengen-
  • bach (vgl. einen heraushauen) ; s. 286, 5. 1066, 5.
  • TUBNIER ZU FRIESACH 1224. 101
  • 275 Der gräve von Tyrol alzehant (87,1)
  • an rande den von Kärndenlant.
  • in was zesamen beden gäch:
  • ietweder des andern schar durchbrach
  • mit hurte harte ritterlich. (5)
  • si wären beide muotes rieh
  • und manliches herzen hoch gemuot:
  • des wart ir beider puneiz guot.
  • 276 Nach in beiden kom ir schar
  • so hurticlich gehurtet dar, (lo)
  • daz al daz velt da von erclanc.
  • nianic biderber da nach eren ranc.
  • da. wart gerungen und geslagen,
  • slac mit slage niht vertragen.
  • von hurten üf die hehsen saz (15)
  • vil manic orsse, gelaubet daz.
  • 277 Der turney was zewäre guot.
  • nianic ritter drinne hoch gemuot
  • mit hurte durch den .hüffen brach.
  • vil grözer sper man da verstach, (2o)
  • da von di ritter muosten ligen,
  • di sich gemaches da verzigen.
  • swelhen ritter man da vallen sach,
  • der leit von tretten ungemach.
  • 278 Noch hielt der rlche fürst Liupolt, (25)
  • bi im der margräve Diepolt.
  • gein dem so hielt von Ysterrich
  • der hoch gelobt marcräve Heinrich,
  • bi dem von Gorze schänden bar.
  • si körten bede mit ir schar (30)
  • gegen dem von (Esterrich
  • in hohem muote ritterlich.
  • 276, 2 hurten swv., das Verbum zu hurt, stoßend losrennen.
  • — 5 gerungen hat L. in gedrungen geändert und so auch ringen
  • in dringen 282, 4. 5 u. o., weil er wohl bei ringen an den «Ring-
  • kampf» dachte, an das Bingen mit den Händen, was doch von
  • Rittern, so lange sie mit Schild und Lanze bewehrt sind, nicht
  • ausgeübt wurde, ringen ist aber auch allgemein: kämpfen, und
  • muß speciell auch der Bedeutung von dringen stv. , drängen,
  • nahe gekommen sein.
  • 102 TÜBNIER ZU FRIESACH 1224.
  • 279 Der turney waich d6 vil wserlich (88,1)
  • vil nach üf den von Österrich.
  • daz was dem riehen fürsten zorn.
  • er nam daz orsse sä mit den sporn:
  • er und die sinen den turney (5)
  • mit hurte riten gar enzwei,
  • die viende hin, die freunde her.
  • man hört da krachen vil manic sper.
  • 280 Hurtä hurtä, wie ritterlich
  • dö punirte der von Ysterrlch (10)
  • und ouch von Gorze gräve Meinhart!
  • ir beder hurticlich invart
  • so hurticliche wart getriben,
  • daz da w^nic schilde ganz beliben.
  • manic orsse ouch da verpüeget wart (15)
  • und ysenhosen vil gezart.
  • 281 Nu sint die herren mit ir schar *
  • schön in den turnei komen gar,
  • beidenthalbe, dort unde hie.
  • hurtä hurtä, wie ez dö gie! (20)
  • der turnei faste stuont enstet.
  • manic ritter ez dk wol tet:
  • durch diu reinen, süezen wip
  • da manger urbart wol den l!p.
  • 282 Dk wart gestözen vil manic stöz, (25)
  • der tampf was von den orssen gröz,
  • und wart des ie m^r unde m^.
  • mit ringen st in täten we:
  • ir ringen daz was hurteclich.
  • da wart vil maniger muotes rieh: (3o)
  • die sach man brechm durch die schar
  • mit grözen hurten her unde dar.
  • 280, 8 ysenhosen gen. plur. abh von vil, isenhöse swf., das
  • Beinkleid (sammt der Fußbekleidung) von Eisen; damals noch
  • eng anliegend, von Eisenringen geflochten. Zahlreiche Ab-
  • bildungen bei Schultz, höf. L. 2, S. 23 — 89.
  • 282, 4. 5 möglich, daß hier Spielerei gesucht ist: mit ringen,
  • mit den Büstungen (wie 266, 7), ir ringen, ihr Ringen; vgl.
  • zu 21, 8.
  • TXJBNIER ZU FRIESACH 1224. 103
  • 283 Der gräve von Gorze ritterlich (89,1)
  • kom vaste an den von Osterrich:
  • er nam den fürsten in den zoum.
  • daz orsse truoc einen riehen soum.
  • da der vil riche ftlrst üffe saz-, (5)
  • der ouch sin selbes niht vergaz:
  • im den heim er sä, da nam,
  • dem gräven; daz im wol gezam.
  • 284 Des fürsten Liupoldes ritterschaft
  • im kom ze helfe mit grözer kraft. (10)
  • der pflac der margräve Diepolt:
  • der was dem riehen fürsten holt.
  • der gräve von Gorz wart genomen,
  • daz er niht trüte dannen komen:
  • doch werte sich der höchgemuot (15)
  • alsam ein edel ritter guot.
  • 285 Do also s^re bekumbert wart
  • von Gorze der werde gräve Mdnhart,
  • daz er niht trüte komen dan,
  • do daz ersach der biderbe man, (20)
  • der höchgemuot Ruodolf von Ras,
  • der bi dem werden gräven was
  • da und ofte ouch anderswä,
  • den biderben sach man sprengen sä
  • 286 Mit funfzic ritern lobelich. (25)
  • der einer hiez von Lüenze Heinrich:
  • 283, 4 wohl nur des Reimes wegen eingesetzter Vers, nach
  • Wolfram's Wilhelm 373, 10 copiert. soum stm., Last (an souniy
  • Saum, etwa der Pferdedecke, ist nicht zu denken).
  • 285, 5 Ruodolf von Ras vorher unter den Dienstmannen ge-
  • nannt 193, 5, aber nicht unter denen, die Ritter mitgebracht
  • haben, erscheint hier selbst als Ritter unter dem Grafen von
  • Gorz, der 55 Ritter hatte (251, 6). Die Zahl 50 in 286, 1 ist
  • wohl nur eine runde Summe. Bei andern in gleichem Verhält-
  • niß, die sich gleichfalls auszeichneten, wie der von Slüzelberc,
  • der von KüngesperCy von Groeze Ortolf, ist der Führer nicht
  • direct angegeben.
  • 286, 2 von Lüenze Heinrich , später in der Venusfahrt von
  • Lüenz her H. 586, 5, führt unter den Tafelrundern den Namen
  • Parcifdl; s. zu 1553, 1.
  • 104 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • der was für war ein biderbe man.
  • ir heiTen hülfen st von dan,
  • mit burt sin riten üz der hant
  • dem rieben fürsten alzehant. (30)
  • da wart von swerten michel clanc
  • und oueb von burten gröz gedranc.
  • 287 Do der von Rase so ritterlicb (90,i)
  • da maebte ledic den gräven rieh,
  • dö wolt der hoch gelobte man
  • gar äne gewin nibt scheiden dan:
  • mit hurte reit er her unde dar; (5)
  • üz des rieben fürsten schar
  • vienc er harte ritterlich
  • von Triwanswinkel den hern Heinrich.
  • 288 Der biderbe margräve Diepolt
  • des tages mit arbeit ere holt. (lO)
  • er reit vor dem von (Esterrieb
  • des tages, deswär, wol ritterlicb
  • vast zuo den vinden schöne dan,
  • als der sin ritterschaft wol kam
  • er werbt des tages wol ritterswerc. (15)
  • als tet ouch der von Slttzelperc.
  • 289 Von Liehtenstein her Dietmar
  • mit hurte brach vaste durch di schar,
  • er was gezimirt wunneclich,
  • der hoch gelobt was muotes rieb. (20)
  • des tages er mit siner hant
  • wol fünf und zweincic sper verswant
  • in dem turneie hie unde dort:
  • da mit so dient er lobendiu wort.
  • 290 Der biderbe beim vil abe brach. (25)
  • hurtä, wie man in riten sach,
  • sus unde s6, bin unde her!
  • nach prlse stuont gar al sin ger.
  • ir sült für war gelauben daz,
  • ez tet des tages niemen baz (30)
  • 287, 8 von Triwanswinkel (jetzt: Triebeswinkel) her Hein-
  • rick s. K. 669; ferner MeiUer 317 ^ 327*.
  • TÜBNIEB ZU FKIESACH 1224. 105
  • mit ritterlicher arcbeit:
  • den turnei offte er gar durchreit.
  • 291 Von Küngesperc der biderhe man (91,1)
  • vil ritterlich her unde dan
  • mit dem swerte houwent reit.
  • er het von rehte werdecheit,
  • wan man in drumbe werben sach. (5)
  • des tages er vil sper verstach:
  • mit siner eilenthaften hant
  • vienc er fünf ritter wolbekant.
  • 292 Von Gorse der höchgemuote Wolfger
  • des tages verstach wol zweinzic sper. (lo)
  • er was in zühten höchgemuot:
  • des tages er niht umbe guot
  • warp, er warp umbe werdecheit
  • mit ritterlicher arcbeit.
  • sin herze daz was tugende vol: (15)
  • er tet ez da und ofte wol.
  • 293 Von Grsetz her Ortolf warp also
  • des tages, daz sin ^re hö
  • steic: er was ein ritter guot,
  • in ritters zühten höchgemuot. (20)
  • im tet des tages niemen vor.
  • sin ere stuont von rehte enpor:
  • sin 11p warp ie umb höhen pris,
  • er was getriu, küen unde wls.
  • 294 Von Mürbere der vil werde Uolrich (25)
  • des tages da warp wol ritterlich.
  • daz het er ofte ouch ö getan:
  • er was für war ein biderbe man.
  • sin ritterschaft was wol bekant:
  • ez was der besten von Stirlan^ (30)
  • immer einer, daz ist also:
  • des stuont sin lop von schulden hö.
  • 292, 8 für da vermuthet Bech do; doch vgl. 308, 1.
  • 294, 1 von Mürbere Uolrich s. K. 670 (nur über den Namen
  • Mürbere) \ ferner Meiller 335^. Unter den Dienstmannen nicht
  • genannt, also nnr Kitter. Das gilt nnn aach von vielen nach-
  • her Erwähnten.
  • 106 TÜBNIER ZU FRIESACH 1224,
  • 295 Her Otacker von Wolkenstein (92,i)
  • gezimirt als ein engel schein.
  • daz was des biderben mannes site:
  • da liebt er sich vrowen mite.
  • sin ritterschaft was ritterlich: (5)
  • der hochgelebt was muotes rieh:
  • sin lip warp ie umb werdecheit
  • mit ritterlicher arebeit.
  • 296 Der höchgelobte biderbe man
  • mit hurte die viende sus kom an. (lO)
  • reht als der smirel tuot den stam,
  • sach man in durch den hüffen varn
  • mit hurt reht als ein windsprüt.
  • er was von reht der vrowen trüt:
  • vil tiure manz in dienen sach, (15)
  • sin munt ie wol von vrowen sprach.
  • 297 Der werde Otte von dem Wasen
  • was vri vor aller schänden mäsen.
  • er was guot ritter mit dem sper,
  • nach hohem prise stuont sin ger: (20)
  • swä mit ein ritter werdecheit
  • erwirbet, des was er bereit.
  • er tet ez des tages also wol,
  • daz mans von reht im danken sol.
  • 298 Von Kiowe der starke Heinrich (25)
  • brach durch den hüffen ritterlich:
  • 295, 4 beßer mit L. den vor vrowerif aber nicht unbedingt
  • nothig.
  • 296, 3 smirel der Hs. nicht blos metrisch (s. Knorr S. 59)
  • sondern auch sprachlich mit Recht zweisilbig, wenn auch das
  • häufigere Deminutiv smirlin, nicht smireltn heißt; vgl. franz.
  • emerillon (lat. merula), mitteil, smerillus; später smerle, Schmer l,
  • faleo ceaalon, — 1 ez allgemeines Object mit Bezug auf das
  • Vorhergehende: die Gunst der Frauen; schwerlich geht ez auf
  • trüt, welches auch stn. ist. — 7 dienen swv. , hier : verdienen ;
  • geht aber ez auf trüt, dann = dienen, und in dat. pl.
  • 297, 1. 2. L. Wasen: masen. mase swf., Fleck, Schmutz-
  • fleck, hat aber langes a, darum nur der Keim Wasn: mdsn
  • möglich (a und d auch bei guten Dichtern) ; vgl. den Reim varn :
  • warn 311, 3. — Otte von dem IVasen Meiller 102, 80.
  • TÜBNIEB ZU FBIESACH 1224. 107
  • mit hurte er an den gräven quam
  • von Tyrol, den er vaste nam
  • in den zoum mit grözer kraft:
  • von aller siner ritterschaft (30)
  • wolt er in gevangen füeren dan.
  • des werte sich der biderbe man.
  • 299 Herr Otte von Heizen an der stat (93,1)
  • mit grozen bürgen des erbat
  • den herren Heinrich von Kiowe sä,
  • daz er den gräven liez aldä.
  • den heim sin er im abe prach. (5)
  • do im daz houbet äne dach
  • wart, do muost der starke mm
  • durch not den gräven da verlän.
  • 300 Von Osterwitz der schenke Herman
  • mit hurte reit her unde dan. (lo)
  • die helme von im nider riren,
  • rehte als gar teige piren.
  • sin swert üf helme ofte erclanc:
  • mangen ritterlichen swanc
  • swanc sin ellenhaftiu haut: (15)
  • der biderbe sper da vil verswant.
  • 301 Von Eychelberc min her Keinher
  • vast gegen den vlenden hielt ze wer.
  • sin ritterschaft was manlich gar:
  • reht als ein valke durch die schar * (20)
  • prach er mit hurte gar al den tac.
  • von sinei;^-stoezen nider lac
  • 299, 1 Otte von Heizen (nach Hs.); Earajaii S. 670 glaubt,
  • daß hinter ihm Otto von Missowe stecke. Missowe aber mit L.
  • in den Text zu setzen, ist mindestens gewagt, wenn auch später
  • Otte von Missowe erscheint.
  • 300, 1 Von Osterwitze der schenke Herman Meiller 59, 18.
  • Archiv 22, 360; s. zu 594, 4. — 4 nur Reimnoth hat den ge-
  • schmacklosen Vergleich veranlaßt. Andere Bilder aus der Natur
  • s. Knorr S. 86 fg.
  • 301, 1 Von Eychelberc Reinhei' s. K. 670. In 625, 7 schreibt
  • die Hs. Eichelsperc, was L. belaßen hat. — U. setzt öfters statt
  • des einfachen Äer auch der Glätte des Verses zu Liebe min her
  • = monsieur.
  • 108 TUBNIER ZU FRIES ACH 1224.
  • für war da manic ritter guot.
  • sus warp umb ere der hochgemüot.
  • 302 Her Kuon v6u Fridberc da gewan (25)
  • vier orsse reht als ein biderb man.
  • dem beide was nach guote we:
  • da von gewan er sin ouch me
  • denne einer, der dar nach niht ranc.
  • nach guote stuont ie sin gedanc: (30)
  • swä erz mit eren mohte hän,
  • da sach man inz ungern län.
  • 303 Von Buches her Otte und her Dietrich, (94,1)
  • die beide täten dem gelich,
  • daz si niht prises beten muot:
  • man sach si werben da umb guot.
  • si enruohten, wer vil sper verstach: (5)
  • umb guot mau si da werben sach
  • noch mer danne umb diu werden wip.
  • sus was gemuot ir beider lip.
  • 304 Und nant ich iu di ritter gar
  • besunder in ieslicher schar, (lo)
  • die ez des tages täten so,
  • da von ir lop muost stigen ho,
  • so würde daz msere gar ze lanc.
  • vil maniger so nach eren ranc,
  • daz er durch sinen höhen muot (15)
  • des tagee da wägt lip unde guot.
  • 305 Ir sült für war gelauben daz:
  • ir wären hundert unde baz,
  • di ez des tages da sunderlich
  • täten, und doch niht gelich. (20)
  • der tet ez wol, so tet ez der
  • noch verre baz. sus gienc entwer
  • der turnei, her und vaste wider.
  • da lac vil manic ritter nider.
  • 306 Da was von dringen ungemach. (25)
  • wol tüsent sper man da verstach.
  • 303, 1 Von Buches (L. Buhs nach 649 , 1 Buhae) Otte und
  • Dietrich s. K. 670; ferner Fontes dipl. 29, 165. 170. Pez thes.
  • 3, 3, 745 (de Piichs),
  • TURNIER ZU FRIESACH 1224. 109
  • da wart gevangen vil manic man.
  • als ich si in der ahte Mn,
  • wol anderhalp hundert ritter guot
  • ir orsse da vlurn durch hohen muot. (30)
  • man vant da flust und ouch gewin.
  • sus gie der tac mit arbeit hin.
  • 307 Manic müeder heim abe bant: (95,1)
  • turnirende man den andern vant
  • noch reht, als dö ers erste began.
  • ouch dühte da mangen biderben man
  • der tac ze kurz und der turnei. (5)
  • sus stuont ir wille reht entzwei.
  • die wolden turniren me:
  • so was den hie vor müede we.
  • 308 Waz ich des tages tet selbe da
  • und ^ und ofte sit anderswä, (lo)
  • des wil ich vil durch zuht verdagen.
  • wan einez daz wil ich iu sagen;
  • min munt von wärheit iu des gibt:
  • ich was da der beste niht, \
  • ich was ouch niht der boeste gar: > (15)
  • diu beidiu diu sint von mir war.
  • 309 Der turnei wert gar al den tac,
  • daz niemen anders niht da pflac,
  • swic mans began doch harte fruo.
  • dö seige ouch nü der äbent zuo. (2o)
  • die helme man dö gar ab bant: •
  • wir zögten alle säzehant,
  • der sus, der so, hin in die stat.
  • da was bereit manic schoenez pat.
  • 310 Die ritter padeten bi der naht. (25)
  • vor müede manger het unmaht:
  • 307, 7 turnieren sonst kaum vorkommende Betonung in
  • einem einfachen Worte; darum vielleicht die turniren ivolden me,
  • 308, 6 fg. das Wortspiel mit beste und bceste (der schlech-
  • teste) öfters in der mhd. Dichtung; z. B. bei Walther 147, 7 fg,
  • Pf.). Freidank 89, 2 fg.
  • 309^4 das unorganische e im Praet. seige (s. Weinliold,
  • mhd. Gr. ^, §. 374) hier nicht durch die Metrik geboten und
  • durch Elision überflüßig; vgl. zu 701, 2.
  • 110 TURNIER ZU FRIESACH 1224.
  • man pant den dort, man salbet den hie,
  • dem dort die arme, dem hie diu knie.
  • vor släffe was da maniger tot:
  • der ander von gedanken not (30)
  • leit, er gedäht so: «wie hän ich
  • Mut hie gevarn! des wundert mich.»
  • 311 Die naht da manger sanfte lac. (96,1)
  • mit freuden kom der ander tac.
  • dö m^iosten da hin ze den Juden varn
  • si alle, di da gevangen warn.
  • man sach si setzen alzehant (5)
  • vil maniger hande kostlichez pfant.
  • die da gewunnen heten guot,
  • die wären vrö und hoch gemuot.
  • 312 Der fürst Liupolt von (Esterrich
  • sant sä nach dem von Ysterrtch (lo)
  • und ouch nach dem von Kerndenlant:
  • er suont si beide aldä zehant.
  • die fürsten er ze süenen pflac
  • mit spräche unz an den dritten tac.
  • dö riten danne die fürsten rieh (15)
  • mit in von dan gar männiclich.
  • 313 Ich schiet ouch hohes muotes dan;
  • reht als ein minnegemder man
  • reit ich sä zuo der niftel min.
  • diu hiez mich willekomen sin. (20)
  • ich sprach: «nu müez dir lönen got,
  • vil stieziu niftel, lieber bot!
  • du bist gar miner sselden rät:
  • an diner helfe min vreude stät. »
  • 314 ((Neve, swaz ich dir gedienen kan, (25)
  • daz wirt vil willeclich getan.
  • 311, 3 fg. die Gefangenen mußten ihre Rosse einlösen. Die
  • Pfänder werden wohl in Edelsteinen und kostbaren Kleidungs-
  • stücken bestanden haben. Weitere Belege von der Beihülfe der
  • Juden im mhd. Wb. 1,774, einige Stellen femer bei Lexer
  • 1, U85; s. auch Schultz, höf. L. 1, 278 fg.
  • 312, 1 fg. von diesem Zwist und dieser Sühne melden die
  • historischen Quellen nichts (s. Einleitung). — 5 pflegen stv., hier
  • in der Bedeutung: besorgen, sich bemühen.
  • IV. LIED. 111
  • ich wil aber durch den willen din
  • dii^er vrowen den boten min
  • senden und enbieten daz,
  • daz ez ze Frisach niemen baz (30)
  • hat getan danne du. dest war:
  • daz weiz ich endeliche gar.»
  • 315 «Niftel, s6 tuost du mir wol: (97,1)
  • ich danke dirs immer, als ich sol.
  • SO send ouch disiu liet da hin.
  • vil gar äne angest ich des bin,
  • si dünken die vil guoten guot. (5)
  • si ist so reiniclich gemuot,
  • • daz si ir lobes ist immer fro.
  • diu liet sprechent von ir s6:
  • IV.
  • EIN TANZWiSE, UND IST DIU VIERDE wlSE.
  • In dem walde süeze doene
  • singent kleiniu vogelin. (lo)
  • An der beide bluomen schcene
  • blüejent gegen des meien schin.
  • 5 Also bltiet ra!n hoher muot
  • mit gedanken gegen ir güete,
  • diu mir riebet min gemtiete, (15)
  • sam der troum den armen tuot.
  • 315, 5 dünken conj. — 8 diu demonstr. , darum auch be-
  • tont; ebenso 359, 8.
  • IV Durchaus trochäisch; Herstellung ohne Schwierigkeit.
  • Dem Rhythmus zu Liebe unlogische Betonung in Y. 20; ge-
  • kürzte Form 14. 20 ; synkopierte Form 37 ; leichte Ergänzung 28.
  • Ohne Zweifel das schönste Lied U.'s, die erste Strophe wahr-
  • haft classisch. Componiert von Mendelssohn (Opus Nr. 19), aber
  • nur die erste Strophe. Der Text etwas von Tieck's Uebersetzung
  • abweichend. — 4 gegen praep. mit dat., in diesem Liede vier-
  • mal in verschiedenen Schattierungen der Bedeutung : gegen, auf,
  • zu; entgegen; gegenüber. — 8 den armen, wohl nicht dat. pl.
  • abh. von tnon, obgleich U. tuon manchmal so gebraucht, son-
  • dern acc. sing, als Casus des Ersatzverbums für das vorhergehende
  • riehen, —
  • 112 IV. LIED.
  • Ez ist ein vil hoch gedinge,
  • 10 den ich gegen ir tagenden trage,
  • Daz mir noch an ir gelinge,
  • daz ich saelde an ir bejage. (-^o)
  • Des gedingen bin ich vr6.
  • got geb, daz ichz wol verende,
  • 15 daz sie mir den wän iht wende,
  • der mich freut so rehte hö.
  • Sie vil süeze, valsches äne,' (25)
  • vri vor allem wandel gar,
  • Läze mich in liebem wäne,
  • 20 die wil ez niht baz envar:
  • Daz diu vreude lange wer, (98,1)
  • daz ich weinens iht erwache,
  • daz ich gegen dem tröste lache,
  • des ich von ir hulden ger.
  • 25 Wünschen unde wol gedenken (5)
  • d^st diu meiste vreude min.
  • des sol mir ir tröst niht wenken,
  • sie geltze mich ir sin
  • Mit den beiden nähen bi,
  • 30 so daz sie mit willen gunne (lO)
  • mir von ir so werder wunne,
  • daz sie saelic immer st.
  • Sselic meie, du aleine
  • troestest al die weide gar.
  • 15 iht = niht; ebenso 22. — 20 var conj., gehen kann. —
  • 22 weinens gen. von weinen stn. subst. Inf. abh. von erwachen
  • (Aenderung L.'s weinent nicht geboten und weniger poetisch);
  • bei erwachen steht auch sldfeSy troumes; vgl. Gr. 4, 672. —
  • 27 wenken swv. mit dat. der Pers., gen. der Sache (des), einem
  • in einer Sache wanken, weichen ; niht w., sicher sein ; vgl. 2. Büchl.
  • 26 fg. — 28 Idze in beiden Hss., Ergänzung nöthig wegen des
  • Verses und des Rhythmus, aber L.'s enldze gibt einen weniger
  • guten Sinn ; es muß positiv heißen : wenn sie, unter der Voraus-
  • setzung daß sie mich mit den beiden, mit wünschen unde wol
  • gedenken, mit Hoffnung und freundlicher Erinnerung, meiner
  • größten Freude, nahen hi sin, vereint bleiben läßt. — 31 von ir,
  • Genetivbegriff = ir, von ihr ausgehend. — 32 scßlic adj., selig,
  • nicht allein das eigene innere Glück bezeichnend, sondern
  • auch Glück bringend, beglückend (diese Bedeutung jetzt nicht
  • BOTSCHAFT DER NIFTEL. 113
  • 35 Dü und al diu werlt gemeine . (15)
  • vreut mich min dann umb ein här.
  • Wie möht ir mir vreude geben
  • äne die vil lieben, guoten?.
  • von der sol ich tröstes muoten;
  • 40 wan ir tröstes muoz ich leben. (20)
  • 316 Diu liet ze Frisach sint für komen:
  • si hat manic ritter da vernomen,
  • der in des jach, si wsern guot.
  • ccdiü wise ist niuwe und höchgemuot,
  • V diu wort sint süeze und dar zuo war. » (25)
  • «neve, gip her: ich sende si dar
  • mit guotem willen endelich
  • der vrowen din : diu ist tugende rieh. »
  • 317 «Niftel, durch die güete din,
  • swaz dir enbiutet diu vrowe mtn, (30)
  • daz tuo mir kurzlichen kunt!»
  • sus schiet ich von ir an der stunt
  • und fuor mit freuden säzehant (99, i)
  • allenthalben in diu lant
  • tumiren aber nach ritters site.
  • da dient ich miner vrowen mite.
  • 318 Do ich von miner niftel quam, (5)
  • liet unde brief diu guote nam
  • und sande si palde an der stat
  • hin miner vrowen, als ich pat.
  • mehr von Personen, nur von der Zeit und von Zuständen gesagt). —
  • 34 weide = werlde plural von werlt in Singularbedeutung, falls
  • nicht werlde als Nebenform (s. zu Gr. Tristan 10868) auf anderer
  • Bildung beruht : ahd. weraltt, — 37 moht = möhtet, — 40 wan
  • kann = wände, denn, sein, aber auch «s niwan, nur; so fal^t es
  • Lyon, Tieck geht dem Worte aus dem Wege.
  • 316,4 niuwe: daß U. die Neuheit, die Originalität der
  • Weise, der Melodie eigens erwähnt, muß zweifellos so gedeutet
  • werden, daß neue Gedichte auch auf alte Melodien gefertigt
  • wurden; vgl. zu 358, 7. — 5 war: nicht blos gemacht, sondern
  • auch innerlich empfunden. Auch dies naive, mit einem Eigen-
  • lob verbundene Selbstbekenntniß von Bedeutung für die Be-
  • urtheilung des literarischen Charakters der Lyrik.
  • UliBICa VOX LiBCHTBKSTEIK. I. g
  • 114 BOTSCHAFT DBB NIFTKIi.
  • döst den boten ^rste sach,
  • diu h6chgelobte, reine sprach: (lO)
  • «du solt mir willekomen sin!
  • sage, wie lebt diu vrowe din?»
  • 319 Der bot sprach: «si gehabt sich wol.
  • si enbiutet iu, yrowe, als si sol,
  • ir dienst her in ditze lant (15)
  • und hat iu disen brief gesant.
  • den lest und l&t mich wider varn
  • schire, daz iuch got müeze bewarn.
  • mich bat min vrowe ir schire komen.»
  • der brief von ir d& wart genomen. (20)
  • 320 Den brief nam ir wiziu haut,
  • und gie von danne säzehant
  • in ir heinltch, da, si las,
  • swaz an dem brief geschriben was.
  • swaz ir des brieves schrift d& saget, (25)
  • daz wart von ir vil wol verdaget.
  • si las in gar, dö daz geschach.
  • nu müget ir hoeren, wie er sprach:
  • (b) Ich enbiut iu, vrowe, minen gruoz
  • und dienst, als ich von rehte muoz (30)
  • mtner lieben vrouwen. (100,1)
  • ir sült mir wol getrouwen,
  • 5 daz ich iu diene mine tage.
  • nu merket, vrowe, waz ich iu sage.
  • ze Frisach ist ein ritterschaft (5)
  • gewesen mit vil grözer craft:
  • 320, 5 saget wohl kanm praes., sondern = sagete,
  • h Dieser poetische Brief der Niftel ähnelt im Stil sehr
  • den erzählenden Strophen U.'s, wird also wohl mit dessen Bei-
  • hülfe zu Stande gebracht worden sein. Andere Ansicht hegt
  • Scherer (Zeitschr. 17, 575), dem ich im Uebrigen beistimme.
  • In der Form nnr die Abweichnng von diesen Strophen, daß die
  • 3. und 4. Zeile klingenden Aasgang hat bei 3 Hebungen. Be-
  • rn erkenswerth ferner das Fehlen der letzten Senkung in V. 22. 24.
  • In letzterem vielleicht Schreibfehler, und Umstelhing gerathen:
  • des sol p/ant mm scelde sin; vgl. 1082, 5. —
  • BOTSCHAFT DEK NIFTEL. TÜBNIEK ZU LEIBNITZ. 115
  • Da hat daz beste gar getan
  • 10 iwer getriwer dienestman,
  • min neve von Liehtensteine.
  • ir getät was gegen im deine. (lO)
  • ja hat durch iuch, vrowe, er
  • verstochen m^r danne hundert sper.
  • 15 er het den bris ze bMer slt:
  • daz ist war, als lieb ir mir sit.
  • Er hat iu da gedienet s6, (15)
  • daz ich sin bin worden vr6,
  • er dient iu mit triuwen,
  • 20 er kan den dienst niuwen
  • gein iu mit ritterlicher tat:
  • sin herze iuch immer lieg hat, (20)
  • vil herzenliebiu vrowe min.
  • des sol min saelde pfant sin.
  • 321 Dö si den brief gelas alda,
  • diu guote schreip hin wider sä
  • einen brief. dö daz geschach, (25)
  • diu reine wider den boten sprach:
  • «sage dlner vrowen den dienest min
  • und füere ir hin daz brievelln
  • und sage ir von mir oifenbär,
  • si habe enboten mir niht war.» (30)
  • 322 Dö der brief miner niftel guot (101,1)
  • kom, diu reine, wolgemuot
  • sande mir in alzehant.
  • ir bot mich da, ze Lcibenz vant,
  • dätz einem turney, der wart guot. (5)
  • driu hundert ritter höchgemuot
  • 9 dieses Lob stimmt nicht mit der bescheidenen Aeußerung U.'s
  • in 308, 6 fg.; er wird aber nichts gegen diese Empfehlung ge-
  • habt haben.
  • 322, 4 Leihenz: für diese Form statt des hsl. Libem spricht
  • K. S. 670; «es ist das heutige Leibnitz, Markt in Unter-Steyer,
  • % Stande von Seckau:» Tieck las Eib^nz, was ▼. d. Ha^en
  • wiederholt, der aKobenz, Flecken an der Mnr, zwischen Kntttel^
  • felde und Leoben» vermuthet.
  • 8
  • *
  • 116 Al^TWORT.
  • die wären dar durch ^re kumen:
  • man nam da schaden unde framen.
  • 323 Den boten ich vil wol enpiie,
  • mit im ich in ein heiiüich gie: (lo)
  • da gab er mir daz brievelln.
  • des danct ich sä der niftel min.
  • ich wände, da stüend an etswaz,
  • da von mir seneden würde baz:
  • d6 stuont dran, daz mir vreude brach. (15)
  • nu sult ir hoeren, wie daz sprach:
  • (c) Du lobest mir vaste den neven din:
  • daz mac wol von der sippe sin.
  • mir lobent sin aber di vremden niht:
  • da von ist din lop gar enwiht. (20)
  • und wil du mim ze höhe loben,
  • ich zihe dich, du wellest toben.
  • 324 Do mir der brief dö wart gelesen,
  • mir konde nimmer leider wesen.
  • ich schämt mich der boteschaft, (25)
  • ich gedäht: «ich muoz mit ritterschaft
  • gein ir ze hohem lobe komen,
  • oder mir wirt kürzlich benomen
  • lip, guot, sinne und daz leben
  • und swaz mir got ie hat gegeben.»
  • 325 D6 fuor ich witen in diu lant. (102,i)
  • swä iemen ritterschaft dö vant,
  • ez wsere ze schimpfe oder ernstlich,
  • da sach man mich ouch endeltch.
  • ich zert den lip und ouch daz guot (5)
  • vil willecllch; sus stuont min muot:
  • c Diese Strophe macht wieder den Eindruck der Echtheit,
  • und doch legt das Wort enwiht, ein Lieblingswort U.'s, den Ge-
  • danken nahe, daß der Dichter bei der Einschaltang in den
  • Franendienst wenigstens an dieser Stelle mitgewirkt habe, . Viel-
  • leicht stand ein niht.
  • üNTEKHAlf DLUNGEN. 117
  • durch die vil lieben vrowen min
  • muost ich gezimirt offte sin.
  • 326 Sus fuor ich al den sumer gar
  • in den landen her unde dar (lO)
  • AÜ ritterlichen unde wol,
  • also von reht ein ritter sol,
  • der höher minne ze lone gert.
  • der sol sich gerne machen wert:
  • wil er nach höher minne streben, (15)
  • so sol er werdeclichen leben.
  • 327 Nu was ouch komen der winder kalt,
  • verdorben was der grüene walt,
  • geswigen wären vogelin.
  • dö reit ich zuo der niftel min (20)
  • und cleit ir mine seneden leit.
  • si sprach: «dir si von mir geseit:
  • du bist verirret des boten min
  • mer vil gar zuo der frowen din.
  • 328 Si hat verboten mir für war, (25)
  • daz ich in nim^re sende dar.
  • si fürhtet des, man merk ez ir:
  • da von hat siz verboten mir.
  • ouch wser der tumpheit mir ze vil,
  • Sit daz sis von mir niht enwil, (30)
  • ob ich in dar sante äne ir danc:
  • so waern alle min sinne kranc.»
  • 329 Ich sprach: «vil liebiu niftel miü, (103,1)
  • so muoz ouch ich verdorben stn
  • und immer mer an vreuden tot.
  • owe der clagelichen nötl
  • 325, 8 muost nach Hs.; L. ändert, indem er den Satz von
  • muot (danach Komma) abhängig sein läßt, in müest, was un-
  • nothig nnd weniger poetisch ist; vgl. 327, 7 du bist, nicht du
  • 8%8t. — gezimirt, hier in allgemeiner Bedeutung: zum Turnier
  • gerastet und geschmückt.
  • 327, 7. 8 verirret weeen mit gen. , einer Sache oder einer
  • Person verlustig gehen. — zuo der frowen im Anschluß an böte,
  • in welchem Worte der Gedanke der Sendung enthalten ist. Du
  • darfst fortan (mer) meinen Boten nicht zu deiner Herrin senden.
  • 118 XJWTEBHANDLUNGBN.
  • wie ist min böte mir benomen? ' (5)
  • ist ez von mtnen schulden komeu?
  • ob ichz mit bösbeit hkn versolt,
  • icb würde mir selben nimmer bolt.D
  • 330 «Neve, du solt gelouben daz,
  • dir ist din vrowe niht gebaz. (lo)
  • si bätz umb anders niht getan,
  • wan daz sicbs iemen mtig verstau.
  • si btietet din und ouch ir:
  • daz soltu wol gelaüben mir.
  • min bot reit alze ofte dar: (15)
  • si het des angest, man naemes war.
  • 331 Oucb ist si mir ze verre gar:
  • min böte unsanfte dan unde dar
  • nu ritet man bat sin niht für guot:
  • si ist so s^re alzan behuot, (20)
  • daz man si niemen sehen lät.
  • neve, da von so ist daz min rät:
  • kiuse einen andern boten dir
  • ■ •
  • gein ir: des soltu volgen mir.»
  • 332 «Niftel, Sit din böte niht (25)
  • mac wol dar komen, swie ez geschiht,
  • ich muoz ein andern boten hän.
  • daz kan niemen understän:
  • ez kom ze schaden, ez kom ze fromen,
  • min dienst ist ir unbenomen. (30)
  • des hat daz herze mtn gedäht:
  • daz Wirt in zwlvel nimmer bräht.
  • 333 Niftel, swaz du guotes mir (104, i)
  • hast getan, des danc ich dir
  • mit triuwen immer sunder wanc.
  • daz ist für war min gedanc. »
  • sus nam ich urloup und reit dan. 5)
  • 329, 8 würde praet. conj. berechtigt, Aenderung L.'s wir de
  • praes. unnöthig.
  • 330, 4 daz iemen = lat. ne quis.
  • 331, 1 ze verre adv., zu fern, zu weit entfernt (vom Anfent-
  • haltsort). -— 2 unsanfte adv., hier: beschwerlich (wegen der
  • weiten Entfernung). — 3 sin geht auf den boten: man nimmt
  • ihn nicht gut auf (von Seite der Umgfebung).
  • V. LIED. 119
  • zehant ich tihten dö began,
  • als mir mtn senedez herze riet,
  • von miner vrowen niuwe liet.
  • V.
  • EIN TANZWiSB, UND IST DIU FÜNFTE wlSE.
  • Sumer ist nu gar zergän,
  • gesweiget sint diu vogelUn. (lo)
  • Des muoz ich vil trüric stän
  • und in dem herzen jämric sin.
  • 5 Winder und ein ander leit
  • diu gebent mir dicke senden muot:
  • sie habent mir beidiu leider widerseit, (15)
  • Sumers sol man sin gemeit:
  • so mac ein man der vrouwen sin
  • 10 Wol mit dienste sin bereit,
  • vil saelic si sfn lichter schin!
  • Winder, ich pin dir gehaz, (20)
  • da bl der sumerwunne holt:
  • so mac man werden vrouwen dienen baz.
  • 15 Zwiu sol mir des winders zit
  • und ouch dar zuo sin langiu naht?
  • An der al min freude lit, (25)
  • diu hat des leider niht gedäht,
  • Daz sich ende so min strit
  • 20 als einem, dem s6 wol geschiht,
  • der nähen bi bi liebe lieblich lit.
  • Sit man leit nach liebe hat, (105,i)
  • s6 sol ouch liep nach leide ergäih
  • Min Itp noch in leide stät:
  • 25 des ist mir endelös min wän.
  • V Gemischter Rhythmus. 1., 3., 5. Zeile trochäisch, die
  • andern jambisch. Veberlieferung gut und fast einheitlich. —
  • 5 vgl. Walther*8 Uns hat der winter kalt und ander not vil ge-
  • tan ze leide L. 114, 30. Pf. 73, 8. — 23 vielleicht Reminiscenz
  • an Reinmar; s. Q. u. F. 4, 118. — 25 endelvs adj., hier: un-
  • endlich, unwandelbar. —
  • 120 V. LIED. BITTERFAHRTEN.
  • Vrouwe, wende so min leit, (5)
  • daz mir nach leide iiep geschehe.
  • min herze ht den freaden jämer treit.
  • Vrouwe, liebiu vrouwe mtn,
  • 30 war umbe bistu mir gehaz?
  • Ich was ie der dienest din. (lo)
  • daz weiz got wol und niemen baz,
  • Daz ich von dir mlnen muot
  • noch nie gewande slt der zit,
  • 35 daz ich verstuont beid übel unde güot.
  • 334 Den winder reit ich alzehant (15^
  • vrowen sehen hin in daz lant,
  • da diu vil reine, süeze was.
  • noch staeter denne ein adamas
  • was daz herze min gein ir.
  • ich gedäht vil innecliche mir, (20)
  • wa ich nseme einen boten dar,
  • der ir saget minen willen gar.
  • 335 Des künde 6t leider niht geschehen:
  • ich mohte den boten nie erspehen,
  • ervinden nie über al daz laut, (25)
  • den ich zuo ir möht hän gesant.
  • des muost daz senede herze min
  • durch not von schulden trüric sin.
  • ich was vil nach an vreuden tot
  • von der vil senelicher not. (30)
  • 336 Min freude was gelegen nider. (106,1)
  • nu kom der sumer aber wider
  • mit siner schoene, als er ie pflac:
  • er bräht vil manigen schoenen tac.
  • ol Keminiscenz an Keinmar: ich waj ie der dienest (Diener)
  • dm, s. Q. u. F. 4, 118. Deshalb gegen die ältere Hs. des
  • Frauendienstes, die hier dienste schreibt, im 2. Büchlein 20 aber,
  • anch dienest bietet, die Lesart der Pariser vorzuziehen. VieU
  • leicht aber steckt auch für Reinmar in dienste (gen. pl.) das echte.
  • £s ist der alterthümliche Genitiv bei wesen; s. 6r. 4, 653.
  • . 335,4 im Nhd, Verba umzustellen: den ich zu. ihr hätte
  • senden können. ■ , i
  • TBIEST. BKIXEN. 121
  • ich gedäht: «ich wil der vrowen min (5)
  • 6t aber hiure diende sin.
  • ich diene ir vil lihte etswaz,
  • da von ich ir gevalle baz.»
  • 337 Ich wart vil kurzlich wol bereit
  • mit orssen und mit wäppencleit (lo)
  • und fuor mit freuden alzehant
  • gein Kernden unde gen Kreinlant
  • und danne gegen Ysteiiich.
  • do het von Gorz der ^renrich
  • in Tryest ein ritterschaft geleit (i5)
  • durch sin vil höhe werdecheit.
  • ' 338 Diu ritterschaft wart ritterlich,
  • da wart manic ritter ^ren rtch,
  • der da mit arbeit daz versolt,
  • daz im die vrowen wurden holt. (20)
  • der gräve Meinhart ez da wol tet
  • und e und sit an maniger stet,
  • ez wurden wol fünf hundert sper
  • aldä. verstochen oder mer.
  • 339 D6 funfzehen sper ich da verstach (25)
  • vil ritterlich, dö daz geschach,
  • d6 tet man mir sä an der stunt
  • ze Brihsen einen tumei kunt:
  • da fuor ich ritterlichen hin.
  • ze dienste stuont gar al min sin (30)
  • der herzenlieben vrowen min:
  • der wold ich da ze dienste sin.
  • AVENTIURE WIE DIER HERRE UOLRIch sInEN FINGER VEBLÖS.
  • 340 D6 ich ze Prihsen kom geriten, (107,i)
  • die ritter mich nach ritters siten
  • 337, 7 Tryest, jetzt Triest gesprochen nach italienischem
  • Vorgang, muß nach diesem Verse zu- schließen zu U.*s Zeit ein-
  • silbig gesprochen worden sein mit Betonung auf y (i), mit dem
  • e einen Diphthongen bildet wie das mhd. ie, wenn nicht zwei-
  • silbige Senkung anzunehmen ist: TryHt ^n. Weinhold, bair.
  • Gr. §. 52, sagt: Triest wird einsilbig gesprochen (Trist), bringt
  • aber keinen Reimbeweis bei. Bech weist aus Beheiin's Buch von
  • den Wienern. 356, 23 den Heim mit genist naclu
  • 122 VERLUST DES PIN GERS.
  • enpfiengen ritterlichen wol,
  • als6 man geste enpfähen soL
  • an ir gruoze mir niht gebrast: (5)
  • ich was in ein vil lieber gast:
  • si buten mirz wol sust nnde so.
  • des dancte ich in und was sin vro.
  • 341 Der turnei wart geteilet zuo.
  • wir zogten üz des morgens fruo. (lo)
  • '^/ ; '/w*.i ein velt diu Merre ist genant:
  • dk zogt wir üf gar säjsehant
  • der turnei huop sich und wart guot:
  • wol hundert ritter wolgemuot
  • mit manger hande arebeit (15)
  • des tages erwürben da werdicheit.
  • 342 Do sich der turnei gar zerlie,
  • nu hoeret, wie ez dö ergie:
  • von Potzen her Uolschalch mich bat
  • . durch mine vrowen an der stat (20)
  • mit im verstechen da, ein sper.
  • daz was gar mines herzen ger.
  • den heim min ich sä üf baut:
  • als tet ouch er säzehant.
  • 343 Mit zwein starken spereu sä (25)
  • wir üf einander ranten da.
  • ein schoen tyost aldä geschach.
  • der höchgelobt Uolschalch mir stach
  • einen vinger üz der hant. (108,0
  • dö ich der wunden da enpfant,
  • dö baut ich abe den heim min:
  • ich muost daz stechen läzen sin.
  • 344 Dar nach so merket, waz ich sage. (5)
  • die ritter wären da in clage
  • alle gar umb den schaden mtn.
  • ich sprach: c sült ir läzen sin.
  • ez hebt mich selben vil unhö.
  • ich sagiu, wä von ichs bin frö: (lo)
  • 341, 1 hier statt des gewohnlich gebrauchten einfachen
  • teilen (s. zu 246, 6) zuo teilen ohne Veränderung der Bedeutung.
  • VERLUST DES FINGERS. 123
  • ez ist mir durch ein wip geschehen :
  • diu mnoz sin mir für dienest jehen,»
  • 345 Do zogt wir wider in die stat,
  • einen meister ich mir gewinnen hat
  • der kom vil kurzlichen dar. (15)
  • do er gesach die wunden gar
  • heidiu dort unde hie
  • (d er ving^r an einer äder hie).
  • er sprach: «er wirt iu rehte wol,
  • oh man iu tuot reht, als man sol. » (20)
  • 346 Des tröstes wart min herze vro,
  • und sprach wider den meister s6:
  • * «trieget ir mich niht und slt getriu,
  • so gib ich willeclichen iu
  • also krefteclichez guot, (25)
  • des ir sit immer wol gemuot.
  • machet ir den vinger mir gesunt,
  • ich gibiu, weit ir, tftsent pfunt.»
  • 347 Er underwant sich min zehant,
  • den vinger er zehant mir baut. (}^o)
  • in den banden ich dö lac
  • reht unz an den sehsten tac.
  • dö er die wunden wolde sehen (109,i)
  • und ir varwe begunde spehen,
  • dö was si swarz und ungevar.
  • des erschrac ich und der meister gar.
  • 348 Dö sprach ich: «wie, meister min? (5)
  • ich mac vil wol versümet sin
  • mit iwer meisterschefte gar.
  • diu wunde ist also missevar. »
  • er sweic, daz er nie wort gesprach;
  • 345, 2 gewinnen bat, schaffen, bringen ließ. — 6 oder stf.,
  • früher weitere Bedeutung, auch : Muskel, Sehne. — 7 wol adv.,
  • hier sich adject. Bedeutung nähernd (daraus unser adj. wohl ~
  • gesund); rehte w., ganz gut, ganz heil. — 8 für «u setzte L. un-
  • nothig mit Bezug auf den Finger im.,
  • 346, 2 Verbalellipse : ieh zu ergänzen. — 3 getriu adj.
  • hier: zuverläßig, Wort haltend.
  • 124 VERLUST BBS FINGERS,
  • wan daz er jsemerliche sach. (lo)
  • bi mir er vast in sorgen säz.
  • ich sprach: «nu vart den gotes haz
  • 349 Alsam ein boeswiht von mir hin!
  • ir Sit ein man gar ä,ne sin,
  • daz ir deheinen biderben man (15)
  • iuch geturret genemen an
  • mit erzenie, und kunnet des niht.
  • min munt von wärheit iu des gibt,
  • liez ichz durch got niht, 4az ist war,
  • so hiez ich iuch besntden gar.» (20)
  • 350 Min herze daz was nngemuot.
  • ich hörte sagen, ein meister guot
  • wa3r ze Potzen: dar reit ich.
  • man trost des endelichen mich,
  • und koem ich kurzelichen dar, (25)
  • er machte mir den vinger gar
  • mit siner meisterschaft gesunt.
  • ich reit zuo im sä, an der stunt.
  • 351 Do ich dar üf dem wege reit,
  • von gedanken mir min leit (30)
  • swant ein teil, ich gfdäht also:
  • «ich mac wol immer wesen yro.
  • daz ich der werden dienen sol, (110, 1)
  • daz tuot mir innecliche wol. »
  • min herze singen mir dö riet
  • von miner vrowen disiu liet:
  • 348, 6 sehen stv., hier intransitiv : aussehen (oder blicken ?) :
  • vgl. Gr. 4, 55. — 8 vart den gotes haz, Verwünschungsformel;
  • ähnlich der sunne haz hin vam 1310, 6.
  • 349, 8 besntden stv.: es liegt am nächsten an das Beschneiden
  • der Vorhaut zu denken, aber das wäre keine Rache, eher das
  • Beschneiden des Haares, etwa das Eahlscheeren , weil das als
  • etwas Schimpfliches galt; vielleicht ist besntden: entmannen, wie
  • Lexer vernauthet, oder geht auf das Abschneiden der Ohren oder.
  • der Nase, besntden als Terminus einer Strafe fehlt in Grimm's
  • Hechtsalterthümern: Bech vermuthet besmtden, das wäre: ein-
  • s<^hmieden, in Ketten legen, etwa: in den Bock spannen. Die
  • Conjectur um so zutreffender, als ü. besmiden wirklich gebraucht
  • (mit dem Zusatz in einen bot/en) 1726, 1.
  • TL LIKD. 125
  • VI.
  • EIN TANZWiSB, UND IST DIU SEHSTE wiSE.
  • t
  • TV^Ö daz mir diu guote (5)
  • verret so ir minne!
  • des bin ich in dem muote
  • vil ofte unfrö.
  • 5 Soi mir niht gelingen
  • an ir, der ich singe, (i(>>
  • s6 muoz min herze ringen
  • mit trüren so,
  • Daz ich nimmer mere
  • l;0 ze freuden gesinne.
  • sie häts lützel ßre, (15)
  • stät min herze unho.
  • Schoene bi der güete
  • stät vil wol den wiben:
  • 15 so stät ouch höchgemüete
  • den mannen wol. (20)
  • Hochgemüete wolde
  • gerne vil beliben
  • bi mir, het ich sie holde,
  • 20 von der ich dol
  • VI Gemischter Rhythmus, doch fügt sich die Ueberlieferung
  • nicht durchaas dem System. (Weißenfels stellt das Lied auch
  • zu denen, die gemischt daktylisch sind, was ich nicht verstehe).
  • Abgesang durchaus trochäisch, ebenso die beiden ersten Zeilen
  • der Stollen, Zeile 3 und 4 jambisch. — 6 der ich singe (nacii
  • beiden Hss.), für die ich dichte, singe bildet nur Assonanz zu
  • minne 2 und gesinne 10; deshalb änderte v. d. Hagen (HMS. 2,
  • 34**) die ich minne und L. dar ich sinne. Eine Assonanz findet
  • sich auch in der 2. Strophe: miden 22 auf wiben und beliben,
  • die weder von v. d. H. noch von L. angetastet wurde. Darum
  • wjrd auch die erste berechtigt sein. — 10 ze freuden gesinne^
  • auf Freuden bedacht bin, hoffe. Der Vers fügt sich nicht, ab-
  • gesehen von der fehlenden Senkung ze freuden^ in das Schema ;
  • L. schlägt vor: hdn. ze freuden sinne. — 17 wolde, Hülfsverbum
  • für Futurbegriff: würde. — 18 vil gerne Hss. {gern M); L. schrieb
  • ergänzend: vil gern ie beliben; vil kann auch hinter das zu ve>
  • stärkende Wort treten, darum habe ich umgestellt. — 19 gibt
  • 1 5^6 VI. LIEB. • HEILUNO.
  • Herzenliche swajre. (25)
  • da von muoz ich miden
  • vreuden, der mir wsere
  • sus min herze vol.
  • So JA man ich vii sere, (lll»i)
  • vrouwe, dlne g^ete,
  • daz du mich durch din ^re
  • hedenkest baz.
  • La mich gnäde vinden, (5)
  • 30 daz dich got behüete.
  • an dir s6 müez mir swinden
  • der minne haz. '
  • Diu ist mir gevjere;
  • da von min gemüete (lo)
  • ist vil vreuden laere.
  • :>»; guot wlp, wende daz!
  • 352 Nu was ouch ich ze B6tzen komen.
  • do daz der meister het vernomen,
  • er kom zuo mir sä an der stat (i5)
  • nach mlnem willen, als ich bat.
  • er schoute mir die wunden min;
  • er sprach: air sült äne angest sin.
  • ich mach iuch in vil kurzer stunt
  • an iwerm vinger wol gesunt. » (20)
  • 353 Er underwant sich min zehant:
  • die wunden min er schöne baut, .
  • vil meisterlichen unde wol,
  • als von reht ein meister sol.
  • dö ich gelac d4 siben tage, (25)
  • (nu mercket reht, waz ich in sage)
  • keinen rechten Sinn wegen des Conj. het, helde flectierte Form
  • statt hoU, lieb. (Vielleicht het sie mich holde = holden.) —
  • 23 vreuden (Hss. vil vreuden, was nicht paßt) gen. abh. Ton
  • miden Str., sonst der Acc. — 25 manen swv., mahnen, selten
  • mit acc; der Sache ; man erwartet ja man ich dich vil aere dtner
  • güete,' was rhythmisch nicht angehen wnrde. — 33 diu, sc. die
  • ItaOende Minne, ist mir gevare, feindlich gesinnt.
  • HEILUNG. VIEK BÜCKLEIN ALS GABE. 127
  • ein vrowe sande ir boten mir.
  • des muoz ich immer danken ir.
  • 354 Sie hiez ir boten mir daz sagen,
  • sie wolde von herzen immer clagen (30)
  • niine sendelichiu leit:
  • ir wsere daz von mir geseit,
  • ich waere der vrowen dienestman, (112,1)
  • mit triuwen dienstes undertän:
  • da von solt ifslich werdez wip
  • mit triwen clagen minen lip.
  • 355 Der böte sprach: «herre, diu vrowe min (ö)
  • hat iu gesant vier büecheUn,
  • daz ir die wile da kürzet mite.
  • si gibt, ez si guot ritters site,
  • die gern beeren bi ir tagen
  • singen, lesen unde sagen, (lo)
  • waz hie vor die biderben man
  • durch werde vrowen habent getan.»
  • 356 Ich sprach: «ich nige ir üf den fuoz.
  • von reht ichz immer dienen muoz,
  • daz si ir zuht hat gegen mir (15)
  • also getan, des danke ich ir
  • und wilz ouch immer diende sin.
  • daz sag von mir der vrowen din,
  • ich dien ez unz an minen tot,
  • daz si mir ie s6 wol enböt. » (20)
  • 357 Sus reit er hin, und ich lac hie.
  • nu beeret, wie ez dö ergie:
  • des andern tages kom er wider,
  • dö het ich mich geleget nider:
  • 354, 6 dienstes gen. bei undertdn : mit , im Dienste unter-
  • tUänig, ergeben.
  • 355, 2 diese vier Büchlein sind nicht Liebesbriefe, sondern,
  • wie aus dem Folgenden hervorgeht, erotische Erzählungen zur
  • Lectäre. Weil die Zahl genannt ist, haben wir wohl vier ein-
  • zelne kleine Codices anzunehmen. — 5 die plnr. nach dem
  • Sinne trotz des Sing, ritters. — hoßren conj.: hören mögen, wes-
  • halb, worauf L. aufmerksam macht, auch in V. 8 genauer haben
  • stehen sollte. — 6 formelhafte Wendung.
  • 128 HKLLUNÜ.
  • durch ruowe ich an dem bette lac. (-25)
  • daz was reht umb mitten tac,
  • dö der böte zuo mir gie,
  • : den ich mit Worten wol enpiie.
  • 358 Er sprach: «des mäeze in Ionen got.
  • ich bin öt aber zuo iu bot. (3o)
  • eu hat min vrowe her gesant
  • bi mir ein wlse, diu nnbekant
  • ist in teutschen landen gar (113,i)
  • (daz sült gelouben ir fftr war):
  • da sult ir teutsch singen in:
  • des bitet st, der bot ich bin.»
  • 359 Die wlse ich lernte an der stat (5)
  • und sanc drin reht, als st mich bat
  • mit triuwen vrowen werdecheit,
  • den ich ze dienst ie was bereit
  • und ouch mit triuwen dienen wil
  • vil gern unz an min endes zil. (lo)
  • ir lop mich ofte machet vrö.
  • nu hoeret: diu liet sprechent so:
  • 358, 3. 4 min vrowe: das sagt der Bote jener nicht ge-
  • nannten Frau, einer stillen Verehrerin U.*s, die ihm die vier
  • Büchlein sendet. Schonbach scheint seltsamer Weise Zeitschr.
  • 26, 315 in ihr U.*8 Geliebte zu erblicken, wie yor ihm v. d. Hagen,
  • Minnesinger 4, 325; denn er sagt, ans 112, 23 (= 357, 3) gehe
  • hervor, daß die Herrin sich elniAal nahe bei Bozen aufhielt,
  • jedoch nicht, daß sie auch dort wohnte. Aehnlich urtheilt
  • Kummer, Herrand von Wildonie, S. 25 Anmerk. 3, auch Uhland
  • (s. Einleitung). Richtig unterscheidet dagegen Knorr S. 16
  • zwischen jener «fremden Dame» und der Geliebten. — 4 daß
  • die unbekannte Melodie eine welsche, italienische gewesen ist,
  • liegt nahe; Knorr a. a. O. bezeichnet sie ohne Vorbehalt als
  • eine welsche. — T da mit in zu verbinden. Hier ein weiterer
  • Beweis von der Unterlegung eines Textes unter schon vorhan-
  • dene Melodien; vgl. zu 316, 4.
  • VII. LIED NACH FREMDKK WEISK. 129
  • VII.
  • EIN SINCWiSE, UND IST DIU SIBENDE WISK,
  • W^ war umbe sul wir sorgen?
  • vreude ist guot.
  • Von den wiben sol man borgen ' (i5)
  • höhen mnot.
  • (5 Woi im, der in kan gewinnen
  • von in! derst ein ssßlic man.
  • freude sol man durch sie minnen:
  • wan da ilt vil ^ren an. (20)
  • Wir süin tanzen, singen, lachen
  • 10 durch diu wip.
  • 1)4 mit mac ein man gemachen,
  • daz stn Itp
  • Wirdet wert, ob er mit triuwen (20)
  • dienet guoter wibe gruoz.
  • 15 swen sin dienest wii geriuwen,
  • dem wirt selten kumbers buoz.
  • Mit dem wazzer man daz fiuwer (114,i)
  • leschet gar:
  • Vinster ist der sunnen tiuwer,
  • 20 beidiu w&r
  • Sint diu msere: ir hoeret mere! (0)
  • habet für war üf mlnen Itp:
  • VI Durchaus trochäisch, üeberlieferung gut. In V. 32"
  • ergänzt L. vrowe und schreibt hilfat C= vrou, so hit/stu), um
  • dem Rhythmus zu genügen. Gegen die schwebende Betonung
  • in der zweiten Hebung : ao hilf est du, welche die Melodie nicht
  • grell hervortreten läßt und mildert, wird nichts einzuwenden
  • sein, — Das Lied ist nach E. Schmidt (Q. u. F. 4, 117) eine
  • gegnerische Parodie des Keinmar'schen Man sol sorgen, sorge ist
  • guot (MF 198, 25). — 13 wirdet, für U. seltene volle Form;
  • sonst in der Regel wirt. — 17. 18 nur die erweiterten Formen
  • fiuwer (= fivr) und tiuwer (= tiur, tiure) geben klingenden Reim.
  • — 19 der Sonne fehlt (ist tiuwer) die Finsternis (oinster stf.)
  • mit dem erweiterten Gedanken : die Sonne vernichtet die Finster-
  • ni(^. — 20 diese beiden Dinge, die vorherg. Ausspruche, sind
  • wahr, stehen fest. — 21 ir haret ist wohl als Imperativ mit
  • dem Personalpronomen aufzufaßen = hceret! (vgl. 464, 1 du sage;
  • 1
  • UliBICB VON LiXGHTEKBTBIir. I. 9
  • 130 YII. LIED. HÜNDLEIN ALS GABE.
  • rehten man von herzen s§re
  • scheidet nieman wan diu wip.
  • 25 Ouw6 ouw^, frouwe Minne,
  • mir ist w^. (lo)
  • Nu grif her, wie sere ich brinne.
  • kalter sne
  • Müeste von der hitze brinnen,
  • 30 diu mir an dem herzen iit.
  • kanstu, Minne, triuwe minnen, (15)
  • so hilföstu mir enzit.
  • 360 Der bot niht langer da beleip.
  • zehant d6 man diu liet geschreip,
  • d6 beleip er niht langer da:
  • er fuort si slner vrowen sä. (20)
  • dö sis gelas, diu wol gemuot,
  • si sprach also: «diu liet sint guot.
  • nu füer im hin ditz hundelin:
  • daz sol sin miet von mir sin.»
  • 361 Daz hundelin gap mir der bot. (25)
  • ich sag für war eu daz bl got
  • daz geloubet irt 1424,4), doch kann auch der Opt. praes. ge-
  • dacht sem (vgl. Gr. 4, 204); in der nächsten Zeile dann der
  • Imper. ohne Pron. ; vgl. zu XIV, 33. — 31 minnen swv., hier
  • nicht : lieben, sondern : eingedenk sein, weiterhin : belohnen die
  • triuwe, die unwandelbare Liebe, die ich an den Tag gelegt habe.
  • 360, 4 fg. der Bote brachte das Lied seiner Herrin, nicht
  • der Geliebten U.'s, wie Schonbach wieder irrthümlich anzu-
  • nehmen scheint (Zeitschr. 26, 317), und diese fremde Dame
  • schenkt aus Erkenntlichkeit dem Dichter ein Hündlein. — 7 das
  • Diminutiv deutet darauf, daß nicht ein Jagdhnnd, sondern ein
  • Schooßhündchen gemeint sei, wie sie beliebt waren bei Frauen
  • und Männern und als Geschenke gegeben wurden ; weitere Nach-
  • weise bei Weinhold, d. d. Frauen S. 84. 1 *, 108 fg., Schultz,
  • höf. L. 1, 347. U.'s Bericht kann der Wahrheit entsprechen ;
  • doch könnte auch ein Motiv ans der Tristansage, die Erzählung
  • vom Hündlein Petitcriu (Abschnitt XXV) hineinspielen, welches
  • Herzog Gilan von einer Fee znm Geschenk erhielt und dann
  • an Tristan gab, der es seinerseits wieder seiner Geliebten Isolt
  • zum Geschenk machte. Daß Tristan ein Hündlein von Isolt
  • erhalten habe, wie v. d. Hagen 4, 335 zu unserer Stelle anmerkt,
  • beruht auf Irrthum.
  • VEREITELTES TÜBNIER ZU FRIESACH. 131
  • und gihe niht, wan als ich dö jach,
  • ich nie schoenem hunt gesach.
  • des hundes von mir wart genigen
  • und grözez danken niht verewigen: (30)
  • die gähe ich willecltch enpfie.
  • nu hoeret, wie ez dar nach ergie:
  • 362 Ein bot mir kom von heime dar: (115,1)
  • der saget mir endelich fftr war,
  • bi sinen triuwen er mir jach,
  • ein tumey wurde ze Vrisach
  • von dem tage an dem zwelften tage. (5)
  • des kom min herze in gröze clage,
  • daz ich da bt niht solde stn.
  • do sprach zehant der meister min: '.
  • 363 «Herre, ir sült mir des verjehen:
  • ir wolt den tumei gern sehen.» (lo)
  • «ja, zcwäre, meister min:
  • ich S8ßhe in gern, möht ez sin.»
  • as6 vart dar, slt irz gern tuot.»
  • «nu waz ob ez mir niht ist guot?»
  • «nein, ich trüwe iuch wol bewarn: (15)
  • wan ich wil selbe mit iu varn.»
  • 364 Der rede wart min herze vrö.
  • an der stat bereit ich d6
  • mich unde reit von danne zehant
  • ze Vrisach in daz Kärndenlant. (20)
  • dö ich dar kom, die freunde min
  • mich hiezen wiilekomen sin.
  • €u sl von wdrrheit daz geseit:
  • min vinger wart da vii gekleit.
  • 365 Wol drithalp hundert ritter guot (25)
  • dar wären komen durch höhen muot.
  • e ich dar koeme, der tumey
  • was geteilet gar enzwei.
  • mir was vil herzenllchen leit,
  • daz ich niht mohte wäpenkleit (30)
  • 365, 3 käme cönj. praet., abhängig von e. — 6 fg. Um^
  • Schreibung för: da(^ ich mich am Tamier nicht betheiligen konnte.
  • 132 VEKEITELTES TUBNIER ZU FRIESACH.
  • geftieren durch die vrowen min.
  • da von sach man mich trüric sin.
  • 366 Ich gedäht: «slt daz ich ritter hie (116,i)
  • niht mac gesln, ja herre, wie
  • möht ich den turnei understän?
  • hie ist s6 manic biderbe man,
  • daz vil guottät hie geschiht: (5)
  • sol ich der einer wesen niht,
  • der ez wol üf dem veld hie tuot,
  • s6 bin ich immer ungemuot. »
  • 367 Ich nam daz schoene hundelin,
  • gürtel, vingerl, heftelin, (lo)
  • daz wol gein drizic marken wac.
  • nu beeret-, wes ich da mit pflac.
  • ich bat die ritter alle komen
  • zesamen. von mir da wart vernomen,
  • ich swuor in teure da bi got, (15)
  • ich waßre dar einer vrowen bot.
  • 368 Ich sprach: «ir sült des danken ir:
  • si hat gesant iu her bl mir
  • ditze? cleinöt, als ich sage.
  • s welch ritter hie den bris bejage, (20)
  • dem sol ich von der werden geben,
  • er mac wol hohes muotes leben,
  • dem solher pris hie widervert,
  • ^ daz im daz cleinot ist beschert.»
  • 369 Die ritter wären alle vrö. (25)
  • vil manger im gedäht also:
  • «mir muoz daz cleinot sin beschert,
  • daz mir daz niemen hie erwert.
  • 367,3 marke, marc stf., Mark, halbes Pfund : nach unserm
  • Gelde nicht ganz genau zu bestimmen, etwa 40 Mark. — 7 diese
  • Bethenerung ist eine starke Unwahrheit; U. hat keineswegs
  • einen Auftrag erhalten, aber er erfindet ihn, um den Ehrgeiz
  • der Ritter und ihre Gewinnsucht anznstacheln und so. das Tur-
  • nier zu hindern. Diese Lüge rächte sich nachher; s. zu 1028, 5.
  • 368, 3 unter cleinot stn. hier und im B'olgenden ist coUectiv
  • das Hündlein, gviiel, inngerl, Ringe, und heftelin, Spangen, ver-
  • standen: diese Kostbarkeiten.
  • 369, 2 iw refl. bei denken: hai sich.
  • VEREITELTES TUBXIER ZU FBIESACH. 133'
  • ich wil den l!p und ouch daz guot
  • dar umbe wägen, daz ist min muot. (30)
  • ja muoz ich tot alhie geligen
  • oder an dem prise hie gesigen. »
  • 370 Umb ^re wart da grözer nit: (117,i)
  • si trabten alle wider strit
  • umbe pris da harte ritterlich,
  • der sus der so, doch ungelich.
  • der nam sich raer gesellen an, (5)
  • so wolde der m6re orsse hän:
  • kipper mer, geselle min;
  • sus nngellche stuont ir sin.
  • 371 Die piderben trabten da den pris
  • ze werben harte mangen wls; (lo)
  • da von der turnei gar zergie:
  • si künden in gesamenen nie,
  • als er da vor geteilet wart.
  • der teil sich b^denthalben zart,
  • zefüeret wären al die schar: (15)
  • da von zergie der turnei gar.
  • • 372 Den turnei wand ich da durch nit
  • und schiet von danne sä an der z!t
  • hin heim, von danne sä zehaut
  • in daz vil reine, süeze lant, (20)
  • dar inne was diu vrowe min.
  • ich wolde da aber werbent sin
  • umb einen boten, den ich ir
  • sand 6t aber: daz was min gir.
  • 370, 5 — 7 geselle, der rittermäßige Gefolgsmann und Mit-
  • kämpfer, kipper 8tm., der nicht rittermäßige Kämpfer, Knappe
  • oder Knecht (s. Niedncr, Turnier, S. 28. 31. 68 fg.). Vers 7 steht
  • in freier Construction (geselle statt gesellen) in nächster Be-
  • ziehung zu V. 6: der mehr Pferde haben wollte, dem kam es
  • auf die Maße an; an Stelle von Rittern, die er nicht haben
  • konnte, wollte er Kipper aufs Pferd setzen, gegen die sich die
  • Anhänger des feinen l^irniers sträubten.
  • 371,2 ze werben nach Hs. , L. zerwerben, um einen Inf.
  • nach trakten zu erhalten und das gewöhnlichere Wort bei pru,
  • — 3 U. erreicht seinen Zweck. Wäre nur um Ehre ohne Preis
  • gestritten worden, dann hätten sich die Ritter eher geeinigt,
  • und das schon getheilte Turnier wäre zu Stande gekommen.
  • 134 NEUE HOFFNUNG.
  • 373 Ich traht umb eineü boten vil. (25)
  • für war ich iu daz sagen wil:
  • ich moht sin leider niht gehaben.
  • des was diu vreude min begraben.
  • ich moht ir nie gemachen kunt,
  • daz ich durch sl was warden wunt. (30)
  • Sit ich die wärheit sprechen sol,
  • daz tet mir we und niender wol.
  • 374 Mir muost w^ von gedanken sin: (118,1)
  • ouch tet mir w^ der vinger ra!n,
  • daz man mir zwir des tages bant
  • also, daz plüeten muost min haut.
  • di not ich zwir leit in dem tage: (5)
  • doch tet mir wirs diu senede clage,
  • daz ich niht boten mohte hän.
  • des was min vreude gar zergän.
  • 375 Ich het mich boten gar bewegen:
  • des was min höher muot gelegen, (lo)
  • ich leit von sorgen ungemach.
  • nu hoeret, waz mir do geschach:
  • in dem lande was ein kneht:
  • des zuht was groz, sin triwe sieht.
  • er was min vriunt, zuo mir er reit, (15)
  • den vinger min er s^re cleit.
  • 376 Er sprach also: «got weiz ez wol,
  • sit ich di wärheit sprechen sol,
  • mir ist umb iwern smerzen leit.
  • des si pfant al min saelicheit. (-20)
  • sold ez an minem willen sin,
  • ich het ez an dem übe min
  • 374, 4 plüeten (bluoten 1043, 1) swv. , seltene nmgelautete
  • Form, etymologisch nicht gerechtfertigt; vielleicht pikten ver-
  • schrieben für pluten.
  • 375, 5 kneht stm., auch hier: Edelknecht, Knappe; vgU
  • 392, 8. 393, 1. — 7 mm vriunt: wohl ein jüngerer Verwandter?
  • Derselbe tituliert U. ebenfalls friunt 378, 1, ihrzt ihn aber, weil
  • U. schon Ritter ist.
  • 376, 6 ich würde es statt eurer an mir haben , ich würde
  • es auf mich nehmen.
  • NEUE HOFFNUNG/ 135
  • für iuch: daz sult gelouben ir
  • bi minen rehten triwen mir.»
  • 377 Ich sprach: «Munt, ich getrüwe dir wol, (25)
  • deswär, als ich von rehte sol.
  • du bist mir ie gewesen holt.
  • min herze mangen jämer dolt
  • von gedanken um ein wlp,
  • der ie gedienet hat min 11p: (30)
  • der kan ich niht gemachen kunt,
  • daz ich durch st bin warden wunt. »
  • 378 «Herre friunt, ich wil iu sagen: (119,1)
  • ich hän in disen zehen tagen
  • iwer trütschaft gesehen.
  • getörst ich des vor iu gejehen,
  • ich hän si lange wol bekant, (5)
  • swie ir mirs doch niht habt genant.
  • ich erkenne si wol, geloubet daz,
  • und weiz wol, st ist iu niht gehaz.»
  • 379 «Nu welle got,» sprach ich zehant,
  • «daz daz iemen st bekant, (lo)
  • wer si st, diu vrowe mtn.
  • ich wil des gar äne angest sin,
  • daz du iht wizest, wer si st.
  • sage an, wer ist si, der du bt
  • bist gewesen in kurzen tagen? (15)
  • daz soltu mir vil rehte sagen. «
  • 380 Dö nand er mir st zehant
  • er sprach: «mir ist daz wol bekant,
  • daz an ir iwer freude Itt:
  • si ist iwers herzen meienztt.» (20)
  • zehant dö er daz wort gesprach,
  • ein minnewunder mir geschach:
  • 377, 1 U. sagt imr friunt y anders der Knappe; der darf
  • herre nicht vergessen; vgl. 382, 1. 383, 1.
  • 378, 1 L. setzt Blomxna zwischen Herre und friunt; mit
  • Unrecht, denn beide Wörter gehören zusammen, herre friunt
  • (sonst kommt auch vor friunt herre z. B. G. Trist. 1555), Herr
  • Vetter. — 3 iwer trütschaft, geniale Verbeßerung von L. statt
  • des hsl. Eine hotschaft y eure Liebschaft = eure Geliebte.
  • 379, 1 man erwartet enwelle; vgl. 1122, 7.
  • 136 NEUE HOFFNUNG.
  • daz houbet min mir nider seic,
  • min herze seuft, min munt der sweic.
  • 381 Er sprach: «\^1e nü? vfie tuot ir s6? (25)
  • wie Sit ir warden als unfrö?
  • euch hat ir nam gemachet t6t.
  • ist iu daz leit, d^st gar ä.ne not,
  • daz ichs erkenne: daz ist iu guot.
  • ich trage iw also holden muot (:^o)
  • und hän ouch wol so guoten sin ,
  • daz ich iu guot wol gegen ir bin.»
  • 382 Ich sprach: «geselle, du solt mir sagen, (120,1)
  • di rehten wärheit niht verdagen:
  • wer hart dir miner vrowen namen
  • kunt getan? ich wil michs schämen,
  • ist ez von minen schulden komen, (5)
  • daz du ir namen hast vernomen:
  • so sol diu werde vrowe min
  • von reht mir immer vremde sin.»
  • 383 «Nein, herre, ir sit unschuldic gar.
  • sin ist vil nach wol drithalp j4r, (lO)
  • daz mich min vrowe het gesant
  • zuo ir: da wart ez mir bekant.
  • abe miner niftel ichz erfuor
  • einer, der ich tiure swuor,
  • daz ez von mir wser gar verdaget (15)
  • und allen leuten ungesaget.»
  • 384 ((Sage an, so dich diu vrowe din
  • sendet zuo der vrowen min,
  • und laßt man dich die werden sehen,
  • des soltu mir vil rehte jehen. (20)
  • du solt ouch mich verswigen niht,
  • mäht du mit ir gereden iht
  • 380, 8 seuft (Rsrsäft) = se«/i?e praet. = stufte vou stuften,
  • seuften swv. , seufzen, sonst in der Hegel stifte; jene UmlantSr
  • form, ähnlich wie diuhte neben dem regelmäßigen dühte, in der
  • Gramm, nnd bei Weinhold, mhd. Gr., nicht angemerkt.
  • SSI-, ^ guot ädj. , hier: hülfreich. — gegen ir, ihr gegen-
  • über, bei ihr.
  • 383,6 emer, allein. , .
  • 384, 1. 2 vrowe din, vrowe min in verschiedener Bedeutung.
  • NtBUE HOFFNÜNa*- 137
  • verholne? ob man dir des gan,
  • so wird ich noch ein sselic man. »
  • 385 «Ir sült für war gelouben mir: (25)
  • man gan ze reden mir mit ir
  • verholn reht allez, daz ich wil,
  • es sl lützel oder vil.
  • daz hoeret si mir zühteclich,
  • diu reine, süeze, tugentricb. (30)
  • ich pin ir willekomen gar,
  • als mich min vrowe sendet dar.»
  • 386 Ich sprach: awol mich, daz du ie (121, i)
  • mir wsere holt; und daz ich nie
  • dich niht verzech, des bin ich frö,
  • Sit daz dtn dinc stät gegen ir so.
  • daz du mit ir redest, swaz du wil, (5)
  • daz ist gar mines herzen spil.
  • so soltu, lieber vriuiit min,
  • min böte zuo der vrowen sin.»
  • 387 «Ich bin iwer bot mit tri wen dar
  • und sage ir endelichen gar (lo)
  • allez, daz ir enbietet ir:
  • daz sült ir wol gelouben mir:
  • daz sag ich ir in kurzer zlt.
  • und swaz antwürte si mir git,
  • daz sag ich iu her wider sä, (15)
  • si spreche nein, si spreche ja.»
  • 388 «Vriunt, iiu müeze dir lönen got '
  • des, daz du wesen wilt min bot.
  • nu sage der lieben vrowen min
  • füi- war daz üf die triwe din, (20)
  • daz s! mir ist für elliu wtp
  • und lieber danne min selbes lip
  • 885, 5 hceren swv. mit dat. der Person, acc. der Sache,
  • einem in einer Sache zuhören; im (ranzen seltene -Wendung. —
  • 8 als = also, soy wenn.
  • 386, 2. 3 nie und niht, doppelte Negation, die sich nicht
  • aufhebt — verzihen stv. mit acc., einen verschmähen, sich vöiv
  • einem lossagen; negative Wendung für: daß ich dir immer zu-
  • geneigt gewesen bin. Hier gibt sich U. als der Vornehmere
  • kund; holt in V. 2 nicht: huldreich, sondern: ergeben.
  • 387,8 vgl. zu 1. Büchl. 233.
  • 138 NEUE HOFFNUNG.
  • und lieber danne iht dinges si.
  • min staete ist gegen ir wandeis fri.
  • 389 Du solt der tngendertchen sagen, (25)
  • ich habe bt vil kurzen tagen
  • durch si gar einen vinger vloni.
  • der was ze dienste ir geborn:
  • der ist von einer tyost da hin.
  • ich wil beidiu vlust und gewin (30)
  • durch si liden mine tage,
  • so mit freuden so mit klage.
  • 390 Nu bit die lieben vrowen min, (122,i)
  • daz s! mich läze ir ritt er stn;
  • und bit si durch ir werdecheit,
  • der got hat vil an si geleit,
  • daz si mir bt dir eteswaz (5)
  • enbiet, da von mir werde baz
  • und minem herzen, danne im si.
  • des bite die guoten wandeis vri.
  • 391 Nu bringe ir disiu liet von mir
  • und gibe si zühteclichen ir (lO)
  • und sage irüf min triuwe daz,
  • daz ich ir nie tac vergaz.
  • in minem stseten herzen lit
  • st gevangen alle zit.
  • got geb, daz ez mir wol erg^: (15)
  • dar üz s6 kumt si nimmer m^. »
  • 392 D6 nam er urlaup sä zehant
  • und reit hin, da er di guoten vant.
  • d6 er dar kom, diu vrowe min
  • diu bat in willekomen sin. (20)
  • si sprach: «vriunt, du solt mir sagen,
  • die rehten wärheit niht verdagen.
  • 389,4 ^ebßrnr part. adj., hier: bestimmt, geweiht; ebenso
  • 394, 7; scheint Beminiscenz an Reinmar: dock han ich mir ein
  • liep er kam, dem ich ze dienste . . . muoz sin gehorn MsF 159, 27
  • (von Schmidt Q. u. F. 4 nicht angemerkt).
  • 391, 5 — 8 der Gedanke ist entlehnt dem 8. Liede, ins-
  • besondere der 1. und 4. Strophe; s. Behaghel, Germ. 21, 435.
  • 392, 4 bat: hier deutlich die Wandlung des ursprünglichen
  • Begriffs in: heißen, laßen.
  • NEUE HOFFNUNG. 139
  • wie sich diu vrowe din gehabe,
  • daz sage mir, wol gezogen knabß.i>
  • 393 Der knappe sprach vil zühteclich: (25)
  • «vrowe schoene, lügende rieh,
  • Sit ich iu sol der wä»rheit jehen,
  • so hän ich ir nu niht gesehen.
  • mich hat ein ritter her gesant,
  • des kumber mir wol ist bekant: (3o)
  • der enbiut iu, reine vrowe guot,
  • mit triuwen dienesthaften muot.
  • 394 Er hiez in sinen kumber sagen (123,1)
  • und M genäde s^re clagen.
  • er ist in vil kurzer stunt
  • in iwerm dienest warden wunt.
  • im ist ein vinger üz der haut (5)
  • gestochen, daz si iu bekant.
  • der was ze dienest iu geborn:
  • den hat er ritterlichen vlom.
  • 395 Er hat vil tiure mir gesworn,
  • er habe ze vrowen iuch erkorn (lo)
  • mit rehter stseticheit alsö^
  • daz er kan nimmer werden vrö,
  • ir weit im denne genaedie sin,
  • vil tugentrlchiu vrowe min.
  • er hat iuch liep für elliu wip (15)
  • und lieber danne sin selbes llp. »
  • 396 aSage an, wer hä^ erloubet dir
  • alsolhe rede ze reden mit mir?
  • des hän ich weizgot niht für guot:
  • wer ist, der so tumpllch ist gemuot, (20)
  • der dich hat her zuo mir gesant?
  • des namen mache mir bekant
  • und wizze, ez ist mir gar unwert,
  • daz du der dinge an mich hast gegert. »
  • 397 «t Vrowe, ich nenne iu slnen namen, (25)
  • des er sich nimmer darf geschamen.
  • er ist genant von Liehtenstein
  • her Uolrlch. sin valsch ist dein
  • gegen iu, daz weiz ich für war.
  • er dienet iu mit triuwen gar: (30)
  • 140 NEUE HOFFNUNG.
  • s6 liebes er nie niht gewan
  • als iuch, guot vrowe wol getan.
  • 398 Und sold er, liebiu vrowe min, (124,1)
  • verholn aleine bi iu stn,
  • da für so naeme er niht den gräl,
  • den der werde Parciphäl
  • mit ritterlicher arebeit (5)
  • also kummerlich erstreit,
  • sin paradise, sin himelricli
  • ist iwer lip der minneclich. »
  • '.399 «Nu sage im von mir, höfscher knabe,
  • daz er der rede kom gegen mir abe: (10)
  • wan ich hän ir niht für guot.
  • er sol dar wenden stnen muot,
  • daz im ze mäzen si gsBtalt.
  • min lip sol als6 werden alt,
  • daz mir daz nimmer wirt bekant, (15)
  • daz heimlich minne ist genant.
  • 400 Ich hän im selbe daz gesaget,
  • daz er mir dar zuo niht behaget,
  • des sin tumplip an mich gert:
  • des dunket er mich gar unwert. (20)
  • er müet sich selben gar umb niht.
  • diu tumpheit nimmer mir geschiht,
  • daz ich s6 neme den dienest sin,
  • da von sich krenk diu 6re min.»
  • 401 aNein, vrowe min, durch iwer tugent, (25)
  • durch iwer höchgelobte jugent,
  • durch iwern reinen, stlezen muot,
  • Sit im gensedic unde guot.
  • lät in geniezen, daz ir sit
  • gar sines herzen meienzit. (30)
  • ir Sit, sselic vrowe hör,
  • sin §ren gebe, sin sselden wer.
  • 398, 3 fg. vgl. l. Büchl. 165 fg. — 4 Parciphal nach Hs.,
  • sonst Parcifal; s. Namenverzeichnis.
  • 400, 3 tumpltp nach der Hs. in einem Worte, L. trennt:
  • tmnp Itp. Warum sollte nicht wirkliche Znsammenset^^ung mög-
  • lich sein? [vgl. Dummbart, Dummkopf.]
  • VIII, LIED. 141
  • 402 Tr Sit gar siner freudeii trost. (125,1)
  • weit ir, er ist trürens gar erlöst:
  • ir swendet im wol senede clage.
  • bi minen triuwen ich iu sage,
  • daz mir nie ritter wart bekant (5)
  • bi miner zit über elliu lant,
  • dem ie so liebe wttrd ein wip,
  • als im ist iwer werder lip.
  • 403 Er hat iu, vrowe, liet bi mir
  • ouch her gesant, diu gerne ir (lo)
  • hoeren sült: wan si sint guot,
  • si machent iuch vroelich gemuot.
  • diu wort sint guot, diu wise niu.
  • er bat si, vrowe, mich singen iu,
  • do ich nu nähest von im scbiet. (15)
  • nu hoeret mich! ich kan diu liet:»
  • VIII.
  • DAZ IST BIN TANZWiSE, UND IST DIU AHTE wlSE.
  • Wol mich, ez ist ergangen,
  • als ich lange hän gegert:
  • J4 hän ich sie gevangen,
  • von der ich sol werden wert. (20)
  • T) Sit daz ichs in panden hän,
  • so ist min bester wän,
  • sie sül guot an mir begän.
  • Sie sol mir vreude und ere,
  • da, bi wernde saelde geben! (25)
  • 402, ^ so liebe, schwache Flexion des präd. Adj. ungewöhn-
  • lich; man erwartet /tep oder liehez; s. Gr. 4, 493.
  • 403, 2 der Hiatos gerne ir hier und 426, 6 nur in der
  • HersteHang; er ist za vermeiden, weim für gesant gesetzt wird
  • gesendet. — 5 fg. wichtiges Zeugniß, daß die Lieder von dem
  • Boten auswendig gelernt und vorgesungen worden; vgl. Wacker-
  • nigel, LGesch. 1 *, 305.
  • VIII Gemischter Bhythmos, vorwiegend trochäiscli, nur
  • Zeile 1 und 3 jambisch. Ueberlieferung gut, nur an zwei SteUen,
  • V. 25 und 35, ist Streichung eines Wortes vorzunehmen. —
  • 4 von der ich gewürdigt, erhört werden will. — 7 siil conj.
  • praes., hier Auxiliar des Futurums: sie werde. — 8 «0/ hier:
  • 142 vm. LIED.
  • 10 Odr ich muoz immer mere
  • sunder tröst in sorgen leben. (126,1)
  • Aller min'er vreuden pfant
  • nnde sorgen bant,
  • daz st^t allez in ir hant.
  • 15 Swie deine sies enpfinde, (5)
  • sie muoz mir gebunden sin.
  • Bant, da mit ich sie binde,
  • daz sint al die sinne min,
  • Herze und aller min gedanc,
  • 20 triuwe an allen kranc, (lo)
  • rehtiu stsete an allen wanc.
  • In min vil sendez herze
  • mitten hän ich sie geleit:
  • Da ligt ouch al min smerze,
  • 25 da ligt ouch min klagende leit. (15)
  • Den zwein, swie leit ez mir si,
  • muoz sie ligen bi,
  • sien getuo mich beider vii.
  • Ja läze ich sie wol dingen
  • :^o schöne, als ein gevangen soL (20)
  • Mac sie mir helfe bringen
  • unde tröst für senede dol,
  • Habe ir silber unde golt,
  • si mir anders holt:
  • 35 ich wil wan ir minnen solt. (25)
  • soll, ich wünsche, daß sie... — 15 wie wenig sie davon, von
  • ihrer Gefangenschaft, empfinden mag. — 22 fg. hier erst klärt
  • der Dichter den Hörer des Liedes völlig auf über das gewählte
  • Bild von der Gefangenschaft; dem Leser des Franendienstes
  • hat er es schon vorher Str. 391 verrathen. -- 25 klagende
  • leit, schmerzendes Leid (klagen auch «= Sehmerz empfinden);
  • andere Auffaßung in der Gr. 4, 65: danach Transitivum in pas-
  • sivischer Bedeutung angenommen : ^klagende, was geklagt wird,
  • zu klagen ist», daneben aber noch eine andere Deutung ange-
  • merkt: «doch ließe sich klagende überall auch intransitiv aus-
  • legen durch: wobei geklagt wird.» — 29 dingen swv., unter-
  • handeln, Bedingungen stellen (der Befreiung wegen). — 30 ge-
  • vangen part. subst, Gefangener (auch für das Femininum). —
  • 80/ , hier: schuldig ist. — 33 fg. dann mag sie Silber und Gold
  • (als Losegeld) für sich behalten, wenn sie mir nur sonst hold ist. —
  • 35 mht vor wan der Hs. nach L.'s Vorschlag gestrichen, wan
  • VIII. LIED. NEUE HOFFNUNG. 143
  • Diu minnecliche guote
  • und diu werde h6chgemuot ,
  • Waz hilf et al ir huote?
  • sie ist vor mir vil unbebuot.
  • 40 Wie kan sie behüeten daz, (30)
  • der ich nie vergaz,
  • ich gedenke ir baz und baz?
  • Ir wiplich güete machet (127,1)
  • in gedanken mich vil frö.
  • 45 Min munt von vreuden lachet,
  • swenne ich mir gedenke s6,
  • Daz nie wip wart m^r s6 guot (5)
  • noch s6 wolgemuot:
  • der gedanc mir sanfte tuot.
  • 404 Do si diu Het gebort aldä,
  • diu reine, süeze diu sprach sä:
  • «diu liet sint dßswär minneclich. (lO)
  • waz danne?» sprach diu tugentrich:
  • «ich nime mich ir zwar niht an.
  • diu liet und swaz er immer kan
  • gedienen, daz hebt mich unho.
  • daz sag im von mir rehte so. (15)
  • 405 Du solt in von mir biten des
  • (nu merke ez rehte: ich sag dir wes).,
  • daz er mich läze gewerbes vri,
  • als liep im al sin ^re si.
  • und wil er sichs gelouben niht, (20)
  • ich füege, daz im da von geschiht,
  • daz ers hat schänden immer me:
  • i sd het erz baz verläzen L
  • reicht aus für: nur; vielleicht: ichn wil wan. — 38. 39 unbe-
  • huot part. adj. = unbehüetet^ unbewacht, nicht sicher, im Spiel
  • mit kuote stf., nicht : die Hut, die Bewachung im Gefängniß U.'s.,
  • sondern: ihre eigene Vorsicht, Zurückhaltung. — 40 behüeten
  • 8WV., wieder in anderer Bedeutung: verhüten, verhindern. —
  • 41 der gen. relat..auf sie bezüglich. — 42 gedenke conj., ab-
  • hängig von behüeten'. daß ich gedenke; correcter wäre: ichn ge-
  • denke.
  • 405, 7 für schänden der Hs. setzt L. wohl nach 409, 7
  • 144 NEUE HOFFNUNG.
  • 406 Sage im, er si ein tumber man,
  • daz er mir diejie üf solhen wän, (20)
  • des einem künge wser ze ^il.
  • von wärheit ich daz sprechen wil:
  • { ez wart nie man s6 hoch geborn,
  • mir waBre diu rede von im zorn.
  • mich mnoz für war des wunder hän, (80)
  • daz ers ie mnot gein mir gewan.»
  • 407 «Ich sage im dae^ vrowe guot, (128,i)
  • doch weiz ich wol, er ist so gemuot,
  • daz er, vil liebiu vrowe min,
  • gein iu niht \kt den dienest sin.
  • üz iwerm dienst in nimmer n6t (r>)
  • vertriben mac, niwser der tot.
  • ern kumt üz iwerm dienste niht,
  • daz weiz ich wol, swaz im geschiht.»
  • 408 Sus nam er urloup und reit dan,
  • hin da er mich hetß län. (10)
  • ^ d6 ich den gefüegen boten sach,
  • nu sült ir hoeren, wie ich sprach:
  • «wis willekomen mir unde got,
  • du vil höfscher gefüeger bot.
  • nu sage mir üf die triwe din, (15)
  • wie sich gehabe diu vrowe min.»
  • 409 «Si gehabt ^sich wol, ir lip ist vrö.
  • si hat enboten iu als6,
  • daz ir si lät gar dienstes vri,
  • als liep iu Itp und ere si. (20)
  • und ist, daz ir des niht entuot,
  • so ist für war daz gar ir muot,
  • daz si iu füege alsölhen schaden,
  • daz ir mit leide wert geladen.
  • schaden f falls er nicht dem Fehler der Abschrift folgte; schänden
  • p1. gen. partitims paßt aber anch ganz gat.
  • 407, 6 niwcer (Hs. niwer) verlangt der Vers, niwcere, niwet,
  • niuwer, mitteld. nuwer, daraus unser: nur (wortl. wenn nicht
  • wäre; dann adverbiaj: ausgenommen).
  • 409, 8 wert der Hs. = werdet dem Verse entsprechend.
  • NEUE HOFFNUNG. 145
  • £
  • 410 Si gibt, und tuot ir iuchs niht abe, (25)
  • daz si des nimmer üf gehabe,
  • si fliege iu drumbe berzenleit.
  • si hat für war mir daz geseit,
  • daz ez ir si von iu unwert,
  • daz ir an si der dinge gert, (;)o)
  • der an si gert noch nie kein man.
  • daz dunket si gar missetän.»
  • 411 «Nu wizze, friunt, swie si mir tuot, (129,1)
  • ez ist min wille und ouch min muot,
  • daz ich ir immer dienen wil
  • mit triuwen an min endes zil.
  • si tuo mir übel, si tuo mir wol, (5)
  • si ist, der idi da. dienen sol
  • mit triuwen, al die wile ich lebe.
  • si muoz sin miner vreuden gebe.
  • 412 Waz danne ob si mir widersagt?
  • dar umbe bin ich unverzagt. (lo)
  • ob si mir hiute ist gehaz,
  • so wil ich gerne dienen baz,
  • daz si mir fürbaz werde holt.
  • ob ich ir zorn hän nü versolt,
  • so dien ich ir üf sölhen wän, (15)
  • daz si mich hulde läze hän.
  • 413 Solde ich durch vremden gruoz verzagen,
  • solt mich ein wörtelin verjagen
  • von minem hochgedingen hin,
  • so het ich niht guoten sin (io)
  • und het ouch niht manlichen muot.
  • swaz mir diu reine, stieze tuot,
  • 410, 2 bei tif gehaben swv. im Sinne von: aufhalten, Ein-
  • halt thun, hindern, müßte wohl der Acc. stehen; des entweder
  • absolut =;= hierin, damit, oder gen. abh. von der in nimmer
  • steckenden Negation. Darum beßer die andere Bedeutung mit
  • Bech anzusetzen (die 1. im mhd. Wb.): aufhören, ablaßen, ruhen
  • [vgl. niederdeutsch aufhalten = aufhören]. — 3 Conjunctivsatz
  • abh. von tif gehabe, — 5 tmwert aöj., unwürdig, hier: unlieb, — ^^
  • 7 gert = gerte.
  • 413, 1 fg. vgl. 2. Büchl. 86 fg. — 1 vremde adj., hier: un-
  • vertraut, unfreundlich, kalt.
  • Ulbich von Liechtbnstbin. I. IQ
  • 146 EOMFAHBT.
  • des sol ich allez danken! sin
  • der herzenlieben vrowen min.
  • 414 Friunt, uu soltu raten mir, (25)
  • wan ich vil wol getrüwe dir.
  • stt daz der sanier ist da hin,
  • so ist daz min nmot und onch min sin:
  • ich wil ze R6me in kurzen tagen
  • varen. nü soltü mir sagen, (30)
  • ob dir min vart iht wol behage:
  • durch minen willen mir daz sage!»
  • 415 «Herre, die vart iu niemen sol (130,i)
  • leiden: si behagt mir wol.
  • ich weiz für war, si ist iu guot.
  • ez ist ein ritterlicher muot,
  • daz man dem diene eteswaz, (5)
  • von dem man hat gar allez daz,
  • guot, s^le und dar zuo den lip,
  • liebe friunt, kint unde wlp. »
  • 416 (c Friunt, sit ez dir wol behaget,
  • wis selbe des ouch unverzaget, (lo)
  • du varst da hin zehant mit mir.)>
  • ftdaz tuon ich gern, herre, und weit ir. »
  • «ja, ich gib dir dar genuoc. »
  • sus fuor mit mir der knappe cluoc.
  • ze Rome was ich sehzic tage (15)
  • und huop mich danne, als ich iu sage.
  • 417 Nach Ostern ich von danne schiet
  • und sang 6t aber niuwe liet
  • von miner vrowen, als ich ie
  • ze singen pflac, und lie daz nie, (20)
  • ich lobt ir höhe werdicheitr
  • die hä.n ich ie gemachet breit.
  • ich bin ir eren immer vro.
  • nu beert diu liet! diu sprechent s6:
  • 416, 3 nach U.'s Dialect könnte zwar varst auch ind. sein,
  • doch verlangt der Nebensatz den Conj.
  • 417, 1 Ostern 1226 fiel auf den 19. April.
  • IX. LIED. 147
  • IX.
  • EIN SINCWiSE, UND IST DIU NEUNTE wiSE.
  • I^u schouwet, wie des meien zit (25)
  • gezieret hat den grüenen walt,
  • und schouwet, wie diu heide breit
  • mit wunneclichen bluomen stät.
  • 5 Die vogel singent widerstrit: (131,1)
  • ir freude ist worden manicvalt.
  • vil gar verswunden ist ir leit:
  • der meie sie getroestet hat.
  • Der meie troestet al daz lebet (5)
  • 10 wan mich vil minnesiechen man.
  • daz herze min ist minnewunt:
  • des muoz ich sunder freude sin.
  • Ist daz mtn lip iht freuden hebet,
  • daz herze siht mich weinent an (lo)
  • 15 und gibt, ez si vil ungesunt:
  • so muoz ich län die vreude min.
  • Ein höhe minne gemder man
  • mit staetem muote, daz bin ich.
  • min hohe minne gernde gir (li)
  • 20 daz herze min unsanfte treit.
  • Vrouwe reine, gar valsches an,
  • wjbes kröne, bedenke dich
  • gensedicliche noch an mir
  • durch din vil höhe werdekeit. (20)
  • 25 Sie jehent, ich solde üf gotes wege
  • din lop niht singen, vrouwe min.
  • Sit ez in an mir missehaget,
  • IX Durchaus jambischer Rhythmus. Ausschließlich stumpfe
  • Reime in Verschrankung. Charakteristisch für dieses Lied, daß
  • es nur zweitheilig ist, daß ein Abgesang fehlt. Ueber lieferung
  • gut, bis auf zwei Zeilen (21. 22), die sich dem Rhythmus nicht
  • fügen. — 13 iht freuden, etwas von Freuden, Freudiges. — heben
  • 8tv., erheben oder beginnen (oder Vermischung mit haben?). —
  • 19 ffir acc. — 20 daz herze m?n nom. — 21 vielleicht vil reine
  • vrouf — 22 vielleicht du wthes kröne oder der wtbe krönet —
  • 25 auf der -Gott geweihten Fahrt, auf der man sich des welt-
  • lichen Sinnes entschlagen sollte.
  • 10*
  • 148 RITTERSCHAFT IN STEIEBLAND. NEUE BOTSCHAFT.
  • SO wil ich sprechen min gehet.
  • Din ere hah got in slner pflege: (25)
  • »0 s6 müez din lip enpfolhen sin
  • Marien der vil heren maget,
  • diu nie an lernen missetet.
  • 418 Diu liet ich üf dem wege sanc
  • von miner vrowen äne danc. (3o)
  • daz kom da von: der hote'min
  • was ze verte; des moht niht sin,
  • daz ichs iht sande ir hi im. (132,i)
  • in disen ziten kom ich hin
  • mit freuden in daz Stirelant,
  • da ich vil turnirens vant.
  • 419 Des sumers ich ze Stirclant (5)
  • den heim ofte ze houbet bant.
  • durch di lieben vrowen min
  • sach man mich bi den vinden sin.
  • ich was ze dienst ir vil bereit:
  • mit lüterlicher stseticheit (lo)
  • dient ich ir, als ein ritter sol,
  • der wil, daz man im lone wol.
  • 420 Der sumer was mit freuden hin.
  • dö bat ich vlizicüchen in
  • (ich meine den boten min), daz er (15)
  • die guoten gestehe: daz was min ger.
  • er sprach: «ich rite vil gern dar
  • und sage ir iwern mllen gar
  • und iwer senelichen leit:
  • diu werdent ir von mir geseit.» (2o)
  • 421 Do enpfalh ich im mit worten sä
  • min botschaft vil palde da
  • und sande ir aber miniw liet.
  • mit freuden er sä von mir schiet.
  • 418, 2 dne danc, hier: ohne Zweck, ohne Erfolg. — 5. 6 im
  • (Hs. in): hin unreiner Reim; vgl. Knorr S. 51, wo dieser Reim
  • nicht verzeichnet ist; vielleicht für 6i zu setzen: durch.
  • 420, 4 gesehen stv. , hier : besuchen , aufsuchen«
  • 421,3 L. : vielleicht uniuwiu /tef»; vgl. 426, 5.
  • NEUE BOTSCHAFT. 149
  • do er kom zuo der vrowen min, (25)
  • diu hiez in willekomen sin.
  • «gnäde», sprach er, «vrowe guot.
  • wold got, wsert ir iht baz gemuot,
  • . 422 Dann^ d6 ich iuch nsehste sach!»
  • diu tugende riche, süeze sprach: (30)
  • «sag an, waz tet ich leides dir?
  • daz soltu rehte sagen mir.
  • ich bin dir doch ie holt gewesen: (133,1)
  • du mäht vor mir vil wol genesen,
  • swä. dir niht liep von mir geschiht,
  • da tuon ich dir ouch leides niht.»
  • 423 «Vrowe, des müez iu Ionen got. (5)
  • ich bin öt aber zuo iu bot.
  • mich hä,t da her zuo iu gesant,
  • der gnaden gert von iwer haut,
  • und enbiut iu, here vrowe min,
  • gruoz und al den dienest sin, (lo)
  • triwe, minne, und swaz ein man
  • enbieten und gedienen kan.
  • 424 Des ist er allez iu bereit
  • mit ritterlicher staeticheit.
  • vil reiniu vrowe tugentrich, (15)
  • er dienet iu so ritterlich,
  • des er wol danc sold von iu hän.
  • er hat durch iuch diu dinc getan ,
  • ob ichz mit hulden sprechen sol,
  • des ir im soldet lönen wol. (20)
  • 425 Ich weiz wol, daz nie wip gewan
  • s6 rehte stseten dienestman:
  • wan er geruowen nimmer mac
  • beidiu die naht und ouch den tac
  • von senellcher arcbeit, (25)
  • die er von iwern schulden treit.
  • ob ir im niht gensedic sit,
  • sin lip hat ende in kurzer zit.
  • 423, 5 entbiut = entblutet dem Verse angemeßen.
  • 424, 8 für des schlägt L. vor: der.
  • 150 X. LIED.
  • 426 Ich sage iu, vrowe, daz er Mt
  • durch iuch manic ritterliche tat (30)
  • getan nu in vil kurzer zlt.
  • ir Sit, an der sin vreude lit.
  • er hat iu niuwe liet hl mir (134,1)
  • da her gesant, diu gerne ir
  • hoeren müget: si tuont iuch frö.
  • diu liet diu sprechent von iu so:
  • X.
  • EIN TANZWiSE, UND IST DIU ZEHENDE WISE.
  • Wie känstu, Minne, (5)
  • mit sorgen die sinne,
  • den müot hetöuben mit s^ncder klage!
  • In vr^uden wäne
  • 5 bin ich vreuden &ne
  • von dir gar k\ mine besten tage. (lo)
  • An 6me stät
  • riet mir din rät
  • dienen vil schöne
  • 10 mit stsetekeit,
  • da mir ze 16ne (15)
  • geschiht niwan 16it.
  • ((Waz klagest du, tumber,
  • s6 saelegen kumber,
  • 15 den ich durch guot dir geraten hän,
  • Daz du der guoten, (2o)
  • der reine gemuoten,
  • waer^st mit triuwen vil undertän?
  • Tuot dir den tot
  • 20 so süeziu not.
  • 426, 6 vgl. zu 403, 2.
  • X Gemischter Rhythmus : jambisch und dactylisch. Ueber-
  • lieferung im Ganzen gut, Aenderungen beider Ueberlieferungen
  • zu Gunsten des Rhythmus zwar öfters nöthig (3. 27. 34. 52. 56.
  • G3. 66. 69), doch sind diese Aenderungen fast alle nur ortho-
  • graphischer Natur. — Das Lied ist ein sogenannter Wechsel,
  • ein Zwiegespräch zwischen dem Dichter und der Minne. —
  • 11 Ja abh. von stat. —
  • X. LIED. 151
  • SO senftiu swaere, (25)
  • so lieplich twanc:
  • we! zwivelsere,
  • s6 bistu vil kranc!»
  • 25 Wil siez bedenken, (135,i)
  • s6 muoz mich wol krenken
  • sorg äne tröst, die ich lide von ir.
  • Ja solde ir hulde
  • min leit mit gedulde (5)
  • 30 bedenken und onch ir güete an mir.
  • Sit sie min llp
  • für elliu wip
  • meinet besunder
  • von herzen gar: (lO)
  • 3.3 wo! durch welch wunder
  • nimt sie des niht war?
  • «Dun darft niht sorgen,
  • daz ir vor verborgen
  • d!n stsetiu triuwe die lenge noch si. (15)
  • 4() AI dlniu tougen
  • diu slnt äne lougen
  • ir ougen, ir ören al sprechende bi.
  • Wirt sie für war
  • an dir gewar, (20)
  • 45 daz dich niht krenket
  • ein valscher kranc,
  • vil wol bedenket
  • dich ir habedanc.))
  • 23 zwioelcere stm. , nicht: Zweifler, sondern: Verzweifelnder,
  • Kleinmüthiger. — 24 kranc adj., schwach, wankelmüthig. —
  • 26 krenken swv., nicht unser heutiges kranken^ beleidigen, son-
  • dern im Bedeutungsspiel mit dem vorherg. kranc und im Ein-
  • klang mit leit in V. 29: bekümmern. (Wiederholung desselben
  • (redankens: wankelmüthig machen schwerlich anzunehmen.) —
  • 40 — 43 dein ganzes Geheimniß ist ihren Augen, ihren Ohren
  • sprechend, d. h. sich verrathend, vertraut. Die Lesart der jüngeren
  • Pariser Hs. spehende, der L. folgte, ist wohl wegen otigen ge-
  • setzt: es könnte nur so heißen, wenn spehende passivisch ge-
  • nommen wird: sichtbarlich. — 45 krenken^ hier: erniedrigen. —
  • 46 kranc stm., Makel, Fehl; es geht wohl auf die Untreue. —
  • 152 X. lilED.
  • Mac sie vil reine (20)
  • 50 besunder daz eine
  • mir üz bescheiden, waz ir wille st?
  • Well ich daz brechen
  • odr immer versprechen
  • mit ungedulde, so läze mich vri. (:50)
  • 55 Nu troeste mich,
  • Minn, unde sprich,
  • wie ich nach swaere (136,i)
  • tröst an ir bejage,
  • und ir bewaere
  • 60 min triuwe: daz sage!
  • «Mit stsetem muote, (5)
  • mit übe, mit guote,
  • mit reiner fuoge, an all arge site
  • Soltü verschulden
  • 65 die gunst von ir hulden,
  • daz sie dir herz unde 11p teile mite.» (10)
  • Sie reine, guot,
  • swie sie mir tuot,
  • sost k\ min ^re
  • 70 min lip, min leben
  • ir immer m^re (15)
  • für eigen gegeben.
  • 427 Zehant d6 si diu liet vernam,
  • si sprach: «ich bin im immer gram,
  • der disiu liet gesungen hat,
  • Sit er der rede mich niht erlät, (20)
  • er werbe mir umbe die ^re min.
  • da von wil ich im immer sin
  • vint. er ist ein tumber man,
  • daz ers ie muot gein mir gewan.
  • 49 sie, nhd. die; ebenso 67. — 51 th bescheiden stv. mit acc.
  • und dat., verst. bescheiden , .entgültig entscheiden, erklären. —
  • 52 brechen, hier: hindern. — 53 versprechen, verreden, ver-
  • weigern. — 54 Idze mit Pronominalellipse, sie zn ergänzen. —
  • 57 nach swoere, nicht: nach dem Leid, sondern: im Leid.
  • 427, 4 Reminiscenz an Reinmar; s. Q. u. F. 4, 118.
  • ZWEIFEL DEB HERRIN. 153
  • 428 Nu enböt ich im b! dir doch daz, (25)
  • daz ich im immer wsere gehaz,
  • koeme er der rede niht gegen mir abc:
  • und hästü im, höfscher knabe,
  • des niht geseit, dßst missetän.
  • swaz s6 er mir enbieten kan, (30)
  • diu botschaft ist gar enwiht;
  • wan ichs für guot hän von im niht.»
  • 429 ftVil hoch gelobtiu vrowe guot, (137,i)
  • ich sagt im allen iwern muot.
  • dö sprach der unverzagte man:
  • jSwaz sie gein mir gesprochen kan,
  • dar umbe läze ichz allez niht: (5)
  • ich dien ir, swaz s6 mir geschiht,
  • mit triwen unz an mtnen tot.'
  • die rede er iu bl mir enböt.»
  • 430 «Ir künnet bMe lösens vil.
  • einez ich dir doch sagen wil. (lo)
  • du sagest mir (daz ist mir zorn),
  • daz er het einen vinger vlorn
  • in mlnem dienest: des ist niht.
  • min munt von wärheit des gibt:
  • er hat in noch, ist mir geseit. (lä)
  • da von ist mir din mengen leit. »
  • 431 «Frowe, er hat inj daz ist war:
  • er ist aber im erkrumbet gar,
  • daz er im harte deine frumet
  • und im ze staten lützel kumet: (20)
  • er mac gerecken in niht vil.
  • einez ich iuch niht enhil:
  • 428, 3 desgleichen.
  • 430, 1 derselbe Vers 1102, 5; auch sonst gebraucht U. den
  • siibst. Inf. losen XXXIX, 23. XLV, 11 in der Bedeutung: : freund-
  • lich thun, schmeicheln, Schmeichelei. — 3 du sogest der Hs.
  • viel lebendiger als das von L. gesetzte correctere sagtest. —
  • 6 L. ergänzt nach wurheit den Dat. dir: nicht unumgänglich
  • Ruthig. — 8 mengen swv. subst. inf. : Müller entscheidet sich
  • mhd. Wb. II ^, 137** für die Bedeutung von «dein Zwischen-
  • tragen» mit Hinweis auf menger und mengerie.
  • 154 ZWEIFEL DER HERRIN.
  • ez habet da mit vil wol noch er
  • in iwerm dienest gröziu sper. »
  • 432 (cich gan im sines vingers wol, (25)
  • wan daz man mir niht liegen soL
  • er hat in noch: des hästu mir
  • ein teil gelogen, daz wize ich dir:
  • des wil ich reden mit dir niht mör.
  • nu var hin reht, als du füere her, (80)
  • und tuo dich gegen mir botschaft abe
  • durch minen willen, höfscher knabe.»
  • 433 Sus schiet min bot öt aber von ir (138,1)
  • und kom in kurzen ziten mir.
  • dö ich in sach, ich sprach zehant:
  • «vil lieber bot, tuo mir bekant
  • unde sage mir endelich, (5)
  • waz mir diu süeze, tugenderich
  • bi dir enbiet und ist ez guot,
  • so bin ich immer hochgemuot. »
  • 434 «Si hä,t iu bi mir niht enboten
  • und hat sere mir verboten, (lo)
  • daz ich ir sage von iu niht me.
  • si gibt, ez tuo ir immer we
  • und mtieze ir sin von schulden zorn,
  • daz ich ir saget, ir het verlorn
  • 431, 7 e^ habet (Hs. er habet) Correctur von Benecke, von
  • L. nicht im Text verwerthet, nur in den Anmerk. , dann steht
  • aber er doppelt. Der hergestellte Vers leidet aber an höchst
  • «gezwungener Wortstellung. Vielleicht liegt der Fehler nicht im
  • ersten, sondern im zweiten er, wofür mer zu setzen wäre (Bin-
  • dung von e und e bei U. nicht selten; s. Knorr S. 50.51; ferner
  • mor: her 432, 5).
  • 432, 2 fg. der Vorwurf der Lüge gründet sich auf die An-
  • wendung des doppelsinnigen Wortes verlorn; darum V. 4 ein
  • teil gelogen.
  • 433, " enbiet = enbiete conj., nicht = entbietet: dann müßte
  • es cnbint heißen.
  • 434, 1 fg. unkünstlerischer rührender Reim, wie sie sich
  • neben erlaubten und künstlerischen nicht selten im Frauendienst
  • vorfinden und %'on W. Grimm, /ur Gesch. des Reims an ver-
  • schiedenen Stellen verzeichnet sind, daselbst S. 28 (548) nach-
  • zutragen (Reimgattuiigen bei Knorr nicht berücksichtigt). —
  • 6 het = Jietet.
  • DER ABGESCHLAGENE FINGER. 155
  • ewern vinger durch si gar. (i5)
  • si gibt, ich habe gesaget unwär.
  • 435 Ir habt in noch, daz sl ir kunt:
  • ir würdet niwan ein Ititzel wunt;
  • und ich hab ir von iu gelogen,
  • mit lösen Worten gar betrogen. (20)
  • dar umbe so ist si mir gehaz
  • und gibt doch, sl günne iu des baz,
  • daz ir in habt, danne ob er verlorn
  • wsere: ir ist diu lüge zorn. »
  • 436 Ich gedäht: «wil mir min vrowe sin (-20)
  • gehaz wan durch den vinger min,
  • daz ich den hän, des wirt wol rät,
  • Sit er doch krump ein lützel stät.
  • ich slahe in abe und sende in ir:
  • so muoz si doch gelouben mir, (3o)
  • daz er ist vlorn, s6 si in siht. ,
  • er muoz da hin: des läze ich niht.
  • AVENTIÜRB WriB DER HERRE UOLRICH SINEN VINGER ABE
  • SLUOC UND SANT IN SINER FROWEN.
  • 437 Do gie ich von dem boten dan, (139,1)
  • da ich vant einen biderben man:
  • der was von Hasendorf genant
  • her Uolrich, der wol bekant
  • was von s!ner frümecheit: ('))
  • er was ze dienste mir bereit.
  • den bat ich durch die triuwe sin,
  • daz er abe slüege den vinger min.
  • 438 Do sprach er: «neinä, herre, nein!
  • so waeren iwere sinne dein, (k»)
  • und wsere ein gröziu missetät.
  • vergäbt iuch niht: daz ist min rät.
  • 435, 2 tcurdet in der Function des Plusquamperfects : wäret
  • geworden. — 4 los adj., nicht: leichtfertig, wohl auch nicht:
  • verschlagen, sondern im Einklang mit losen 430, 1: schmeich-
  • lerisch. — betrogen part. adj. , trügerisch.
  • 437, 3 fg. Uolrk'h von Hasendorf s. K. S. 670.
  • 156 DER ABGESCHLAGENE FINGE».
  • ir sült iuch sus verderben niht.
  • min munt von wärheit in des gibt:
  • ob ir ez tuot, d6st misset&n. (15)
  • da von s6 sült irz gern län. »
  • 439 Ich sprach: «zwar ich läze sin niht,
  • swaz schaden mir da, von geschiht;
  • nnd man iuch des, ob ich in ie
  • noch würde liep, daz sült ir hie (20)
  • erzeigen s6, daz ir slaht abe
  • den vinger min, sit ich in habe
  • angerne. ez ist friundes muot,
  • swes ich iuch bite, daz ir daz tuot.»
  • 440 «Ich tuon daz und rehte, swaz ir weit. (25)
  • ich hän ze friunt iuch mir erweit
  • und bin iu dienstes undertän
  • und wil des nimmer abe gestän.»
  • d6 nam ich sä daz mezer sin (140,i)
  • und satz^ ez üf den vinger min
  • und sprach: anu slach dar, biderb man!»
  • er sluoc: der vinger der spranc dan.
  • 441 Diu wunde diu bluot kr ef ticlich. (5)
  • dar kom min böte züMe rieh,
  • der vil verholnc zuo mir gie.
  • er sprach: «wie nü? waz tuot ir hie?
  • habt ir den vinger abe geslagen,
  • s6 muoz ich daz von herzen klagen, (10)
  • daz iuch min ouge ie gesach
  • und ich ie wort gein iu gesprach. »
  • 442 «Friunt, nu lä din zürnen sin
  • und füer ir hin den vinger min
  • und sage ir von mir daz für war, (lo)
  • daz ich ir diene miniu jär
  • mit rehten triwen sunder wanc.
  • und wil si mirs niht wizen danc,
  • daz ich si vor allen vrowen hän
  • ze liebe erkorn, dest missetän. » (20)
  • 441, 2 dar adv. muß hier wie 452, 7 mit der Bedentang:
  • dahin die weitere verknüpfen : gerade, in dem Augenblicke, dazu.
  • DER ABGESCHLAGENE FINGER. 157
  • 443 «Mir ist leit, daz ir ez habt getan.
  • Sit daz aber ez nu ist ergän,
  • so sült ir rihten ein botschaft,
  • diu mit süezen worten kraft
  • habe, und sult si senden ir (25)
  • und onch den vinger hin bi mir.
  • ich füer si willeclichen dar.
  • got gebe, daz ich iu wol gevar! »
  • 444 «Ich volge dirs gern, sit ich ez kan. »
  • zehant ich tihten do began (30)
  • ein vil geftiege büechelin.
  • bi dem sant ich den vinger min
  • hin, da diu reine, süeze was. (141, i)
  • in einen samit als ein gras
  • want man daz büechel an der stat.
  • ein goltsmit ich mir würken bat
  • 445 Zwei britelin von gold aldä: (5)
  • dar in baut man daz büechel sL
  • 443, 3 auch hier habe ich an rihten der Hs. festgehalteu
  • [vgl. Botschaft ausrichten] und trotz 159, 4 nicht mit L. das
  • auch sonst nahe liegende tihten gesetzt. — hotschaft hier wieder
  • titalar und terminologisch; vgl. zu 159,4. — 8 iu dat. com-
  • modi, für euch.
  • 444, 6 die grüne Farbe der Einbanddecke nicht bedeutungs-
  • los; grün ist auch schon damals die Farbe der Hoffnung. —
  • 7 winden stv., hier: einwinden, umhüllen; oder sollte want nach
  • österreichischer Schreibart für bant stehen? dagegen spricht bant
  • gleich im Folgenden 445, 2. — 8 ein = einn = einen mit Ver-
  • meidung des zweisilbigen Auftacts.
  • 445, 1 briteltn stn. : über das schwierige und räthselh^te
  • Wort ist im mhd. Wb. 1, 259, wo es zu bridel, hritel, Zügel ge-
  • stellt wird, Folgendes gesagt: uBretlein von Golde, wie Tieck
  • S. 70 übersetzt hat, können diese britelin schwerlich sein. Ich
  • j^laube es waren goldene gegliederte Bänder, dergleichen von
  • den Frauen über den Handgelenken getragen wurden. Die
  • britelin zu schließen, diente eine sperre, die in Gestalt zweier
  • Händchen gegliedert war.» Ganz deutlich ist diese Erklärung
  • nicht. Lexer im mhd. Hdwb. 1, 355 vermuthet in dem Worte
  • doch breteltn. Mir scheint das unwahrscheinlich, da im älteren
  • bairisch - osterr. Dialecte t statt e gerade vor t seltener vorzu-
  • kommen pflegt (mehr vor r; s. Weinhold, bair. Gr. §. 18; britt-'
  • lein, Schmeller ^ I, 373 nicht maßgebend). Gemeint können nur
  • die Metallplatten, hier Goldplatten, in der Mitte des Büchleins
  • 158 DER ABGESCHLAGEXE FINGEK.
  • (laz diu sperre solde stn,
  • daz was also zwei hendelln
  • gemachet harte lobelich:
  • den vinger dar in meisterlich (lo)
  • machte wir. sä an der stat
  • der bot mich urloubes bat.
  • 446 Ich sprach: anu müez dtner saelde pflegen
  • got dort und ouch under wegen!»
  • mit solher rede er von mir reit: (15)
  • ich was hie und het senediu leit
  • dö er hin zuo der guoten quam,
  • daz büechlin er verholnc nam:
  • mit grözen sorgen er hin gie,
  • da in diu tugentrich enpfie. (20)
  • 447 Si sprach: «ich wil grüezen dich,
  • sme du doch hast beswaeret mich.
  • sage an: sagestü iht niwes mir,
  • daz wil ich wol erlouben dir.»
  • «ja, vrowe», sprach der bot zehant. (25)
  • « iu hat bi mir da her gesant
  • sein, welche die sperre stf., die Klammer, die Schließe zusammeii-
  • lialten, die auf der einen Seite befestigt ist, auf der andern mit
  • einem Haken in ein faxendes. Schloß eingreift. Denkt man sich
  • diese Goldplatten reich ornamentiert und von größerem Umfange,
  • so ähneln sie im Verein mit dem verbindenden Kiemen oder
  • Metallstück einem Pferdegebiß, und daher könnte die Be-
  • zeichnung britelin kommen. Hat diese Auffaßung, welche für
  • Grimm's (Gr. 2, 985) Ansicht vom Unterschiede zwischen bridel,
  • Zügel, und brittel, Gebiß, sprechen würde, Bestand, dann ist
  • baut nicht «band» in unserem Sinne, sondern: zwängte. Ein-
  • gebunden wurde ja das Büchlein in grünem Sammt. — 3 was
  • die Schließe solde sin, sein sollte, vorstellte ; an Stelle der Schließe ;
  • die Schließe war in der Form u. s. w. — 6 dar in: wie das
  • bewerkstelligt wurde, ist nicht deutlich gesagt. Ich vermuthe,
  • der Finger (vielleicht war's der kleine und die Gliedmaßen
  • waren früher schlanker als heute, auch wird der Finger schon
  • etwas eingetrocknet gewesen sein) wurde unter der Schließe
  • zwischen dieser und den Blättern festgehalten. Das Büchlein
  • muß demnach so dick gewesen sein, daß der Finger Platz hatte.
  • Das setzt bei dem geringen Umfang der Dichtung ein sehr
  • kleines Brevierformat voraus und nur wenige Zeilen auf der
  • fortlaufend geschriebenen Seite.
  • ZWEITES BÜCHLEIN. 159
  • min herre ein cleinez büecheltn:
  • daz bringet iu den vinger sin.»
  • 448 Der böte daz büechelin gab ir.
  • ir sült für war gelauben mir, (:K))
  • dö si den vinger reht ersach,
  • die reine, guote, süeze sprach:
  • «owe, ditz ist ein groz geschiht! (142,1)
  • ich ensolt der tumpheit trüwen niht,
  • daz immer ein versunnen man
  • im selben bete daz getan.»
  • 449 Daz büechel tet si üf zehant, (5)
  • dar an si wol geschriben vant,
  • daz ich ir wolde dienen gar
  • mit triuwen elliu mtniu jär,
  • und daz min herze, 11p unde leben
  • ir gar ze dienste waer gegeben. (lo)
  • daz büechel ir für war des jach.
  • nu sült ir beeren, wie ez sprach:
  • DAZ IST EIN BÜECHLIN, DAZ ANDER.
  • Owe Minne, wä ist din rät?
  • wie rehte nähen ez mir gät,
  • daz du mir so lange vrist (i.^)
  • vremde und also verre bist
  • 5 mit troestUcher lere
  • und doch mit herzen sere
  • mir also rehte nähen llst
  • und mir niht wan kumber gist! (20)
  • des mac sich wol din güete schämen.
  • 10 du krenkest dlnen süezen namen,
  • Das zweite Büchlein hat wie das erste Dreireim in den Ab-
  • sätzen, im Anfang mit klingendem Ausgang bei drei Hebungen,
  • dann mit stumpfem Ausgang bei vier Hebungen. An einer
  • Stelle V. 180 fg. finden sich nur drei Hebungen bei stumpfem
  • Ausgang, dagegen auch einmal V. 361 fg. vier Hebungen bei
  • Uingendem Ausgang. (Andere Einzelnheiten an der betr. Stelle
  • »n erwähnen.) — Der Dichter setzt die Weise des letzten Liedes
  • fort: er bietet uns auch im zweiten Büchlein ein _Zwicgespräch
  • zwischen ihm und der Minne.
  • 160 ZWEITES BÜCHLEIN.
  • Sit daz da Minne bist genant
  • und doch gegen mir hast gewant
  • s6 gar unminnecliche site: (25)
  • da krenkest du din ^re mite.
  • 15 du ^rest mangen valschen mau,
  • der dir niht gedanken kan,
  • und übersihst an 6ren die, (I43,i)
  • die von dir gewaneten nie.
  • daz ist an mir wol warden schin.
  • •20 ich was ie der dienest dln
  • und wil halt, swie ez mir erg^, (5)
  • an dir beliben immer m^:
  • nu bistu lönes gein mir ze laz.
  • du möhtest einen beiden baz
  • 25 besorgen und bedenken.
  • wie lange wil du wenken (lO)
  • dlner troestlichen helfe an mir?
  • nu het ich doch enpfolhen dir
  • vil verre üf die genäde din
  • 30 " den deinen gefüegen boten min,
  • den ich ze boten über laut (15)
  • _der werden, reinen het gesant,
  • der minnecltchen, guoten,
  • der werden, höchgemuoten,
  • :55 der höhen, der werden,
  • der werdesten üf erden. (20)
  • ich mein die werden vrowen min,
  • der ritter ich sol immer sin
  • und immer m^r vil undertän,
  • 40 die wile ich lip und leben hän.
  • dem selben armen boten min (25)
  • soldestü geleit gewesen sin
  • und in ze hofe haben bräht:
  • und des er selbe was unverdäht,
  • 11 im Gegensatz zu unminnecliche site: trotz deines Namens
  • Minne. — 20 vgl. zu V, 31. — 27 vielleicht an überflüßig;
  • vgl. IV, 27. — 30 Hindeutung auf das als Boten gesandte erste
  • Büchlein. — 38 der relat. — 43 ho/e für das regelm. hove; früh-
  • zeitiger Anfang der modernen etymologischen Schreibart, aber
  • begründet in der Aussprache; s. Weinhold, bair. Gr. §. 132.
  • ZWEITBS BÜCHLEIN. 161
  • 45 des solde in durch dln ^re
  • bewtset haben dln l^re. (30)
  • d6 lieze du in under wegen:
  • da von ist da nider gelegen
  • diu botschaft und min 6re. (144,1)
  • 50 ' versmaehet alze s^re
  • und verfuort in manigen spot
  • I wart diu potschaft und der bot.
  • waz aber er verendet habe (5)
  • mtner langen ungehabe
  • 55 und miner hercen swsere, i ^^^r j ^(. v.'H~is ) ^■^^'<'
  • tuot hin! daz ist ein msere, >
  • des ich wol sanft enbaere.
  • "Waz aber im dort geschaehe (lo)
  • leides unde smsehe,
  • 60 daz künde ich ervinden hie
  • mit deheiner vräge nie;
  • wan daz ich leit und ungemach
  • wol an slnen geberden sach, (15)
  • und daz ich in slt nimmer m^
  • 65 mit deheiner slahte vl^,
  • mit süezer bet, mit scherpfer drö
  • erbiten weder sus noch s6
  • noch ertwingen künde, (20)
  • daz er noch ze einer stunde
  • m
  • 70 ze hove waere wider komen
  • und daz het aldä vernomen,
  • wie man min da gedaehte,
  • ob mich min vrowe ze aehte (25)
  • 51 verfuort part. von verfüeren erklärt Lexer mhd. Hdwb. 3, 291
  • mit: versetzt. In ver- steckt aber wohl der Begriff des üblen
  • Führers : verführt, irre geführt, leider gebracht in manigen spoty
  • zu großer Schmach. — 53 er = der bot, — 54. 55 abh. von waz.
  • — 56 tuot hiUf Zwischenruf wie Interjection: weg damit!
  • 59 smcBhe gen. von smcehe (ahd. smäht) stf., Schmach, Ver-
  • achtung (nicht gen. vom einsilbigen, etwa zur t-Classe gehören-
  • den smdch; dieses erst aus smdhi durch Apocope des auslautenden
  • Endvocals entstanden; der Natur nach bairisch-österr. Form). —
  • 63 geberden nach Hs. ; gebcerden, wie L. schreibt, unnothig (beides
  • verschiedene Bildungen). — 67 erbiten Ergänzung L.*s. nachTieck. —
  • Ul VOH LxXCHTBirSTSnT. I. 21
  • 162 ZWEITES BÜCHLEIN.
  • oder ze banne hete bräJit,
  • 75 oder wes ir waere gein mir gedäht.
  • ' d6 bräht er mir ein maere,
  • des ein zwivelsere
  • , villihte möhte erschrocken sin, (30)
  • ein rede, diu mir die sinne min
  • 80 het verirret und al den muot:
  • wan daz ir güete ist als6 goot, (145,1)
  • swaz si gein mir gesprechen kan,
  • da sol ich ninmier niht an
  • verdenken nocÄ versinnen,
  • 85 wan genäden unde minnen. (5)
  • sold ich durch vremden gruoz verzagen,
  • sold mich ein wortelin verjagen
  • von mtnem höchgedingen Mn,
  • sone het ich herze noch sin.
  • 90 sold ich als6 kßren (10)
  • von mtnen besten eren,
  • die ich ze der werlt haben sol,
  • wie künde mir danne gelingen wol?
  • wie sold ich armer denne leben?
  • 95 ( wolt ir mir solhen rät geben, (15)
  • herzen meisterinne?
  • , ich mein iucÄ, vrow Minne.
  • des getrüwe ich iwern gnaden niht,
  • daz ir der werden zuoversiht,
  • 100 die ich gein mtner vrowen h&n (20)
  • mich immer heizet abe gestän.
  • 81 wart daz, hier nicht das beschränkende w. d., wonach auch
  • vorher nicht Semieolon, sondern nur Komma zu stehen hatte,
  • sondern wan = jedoch, daz = weil. — also, hier verstärkend:
  • so sehr. — 83 du an bei t^erdenken, weil auch beim einfachen
  • denken die Praep. oder das Adv. an steht; sonst bei verdenken
  • der Acc. — 84 verdenken swv. an. wird im mhd. Hdwb. 3, 92
  • der Bedeutung : bedenken, erwägen zugetheilt; mir scheint hier
  • die zweite: übelnehmen, verargen, (etwa: mäkeln) zu gelten. —
  • versinnen, wohl im Spiel des Synonyms durch verdenken ver-
  • anlaßt, wird hier die Bedeutung haben: in falscher, übler Weise
  • sinnen, ersinnen (etwa: deuteln). — 86—88 Wiederholung von
  • 413, 1—3. —
  • ZWEITES BÜCHLEIN. 163
  • wan des volg ich iwerre I6re
  • noch iwerm rate niht m^re
  • danne einem sere tobenden man,
  • 105 der rät und sinne nie gewan, (25)
  • [ und bit mir also helfen got,
  • ' daz mir mtn selbes bot
  • in mtnem seneden gedingen
  • ie getorste bringen
  • 110 von miner vrowen msere (30)
  • so gar untroestebsere,
  • er het ez s6 tiwwer
  • erarnet in dem fiwwer, (146,1)
  • i daz er wsere al gar verbrant ;
  • 115 wan daz er jnlner vrowen hant
  • vil niuwens het gerüeret:
  • er wsere also zerfüeret, (5)
  • reht als diu leuber tuot der wint \ iU
  • immer, s6 si ervalbet sint.
  • 120 und daz er s6 wol vor mir genas,
  • s6 näben im der tot was,
  • des danke wan der vrowen min. (lo)
  • hie mit sol st ge^ret stn.
  • ob ez min vint waere,
  • 125 der mir herzen swaere
  • taet äne alle schulde,
  • dem wold ich durch ir hulde (15)
  • erbieten dienst und ere,
  • geruochtc sis, diu höre.
  • 130 nu geruochet si aber, diu reine,
  • leider alze kleine
  • triwe unde dienste von mir. (20)
  • s^lic^inne, daz clag ich dir
  • 106 Eidesformel: so wahr mir Gott helfe, ich schwöre, davon
  • abhängig V. 112. — 107 dazj hier: wenn, wofern. — 108 für
  • bedingen setzt L. ringen, wohl um drei Hebungen zu erhalten.
  • Bindung von vier und drei Hebungen bei klingendem Ausgang
  • aber noch öfter, vgl. zu 149 fg. 220 fg. — 115 wan daz, hier:
  • wenn nicht. — 122 «fan^e mit Pronominalellipse: er zu. ergänzen
  • (oder danke verschrieben für dank erf).
  • 11*
  • > •
  • 164 ZWEITES BÜCHLEIN-
  • und pit dich, vrowe h^re,
  • 135 rätes und l^re:
  • der bedarf ich beider s6re.
  • «Und künde ich, als din kumber stät, (25)
  • vriundes l^re und vriundes rät
  • üf ein s6 vriez leben
  • 140 nach mtnem willen wol gegeben,
  • so helfe mir got, den gaebe ich dir,
  • und woldestüs getrüwen mir. (30)
  • ich enweiz niht rätes alse guot
  • als triwe unde staeter muot
  • 145 , gein werdes wSbes hulden. (147,1)
  • da mit mac man verschulden
  • ir vreundes gruoz, ir herzen gunst.
  • bezzer Ißre und bezzer kunst,
  • bezzer rät und bezzer sinne (5)
  • 150 zerwerben werde minne,
  • diu was ie vil unvernomen.
  • wie sol man baz ze heile kernen,
  • danne daz man werden wiben st
  • mit triuwen staetes dienstes bi (10)
  • 155 und alles des vil unverzaget,
  • da mit man ir gunst bejaget?
  • daz ist 6t diu werde ritterschaft,
  • da mit man mit der tugende kraft
  • allen schänden widerste. (15)
  • 160 ich enweiz niht so guotes m^:
  • daz selbe daz was ie mtn rät.
  • s!t den rät dln herze hat.
  • 139 für ein ganz freies Dasein, zum Zwecke völliger Be-
  • freiung, im Gegensatz zu kumber stm., Last, Noth. — 149. 50
  • wieder Bindung von vier und drei Hebungen, wenn nicht in
  • V. 149 zweisilbiger Auftact angenommen wird. Scherer schlägt
  • Anzeiger 1, 252 für V. 150, um auch hier vier Hebungen zu
  • erzielen, die Schreibung zerwerbenne vor. — 151 diu nur auf
  • bezzer lere oder auch zugleich auf bezzer kunst. bezogen; gram-
  • matisch correct müßte es heißen diu (nom. pl. neutr. wegen des
  • verschiedenen Geschlechtes) wären» — 155 zu ergänzen aus
  • V. 153 «r. — unverzaget mit gen. nicht bloß: in einer Sache
  • omuthig, sondern activer: zu etwas entschloßen. — 161 — 66 Spiel
  • ZWEITES BÜCHLEIX. 165
  • SO kum des rätes nimmer abe:
  • ' und als ich dir geraten habe, (20)
  • 165 s6 habe in staetem muote
  • den rät in staeter huote,
  • daz du dem besten wibe,
  • I ir herzen und ir Itbe,
  • dlne zit und dlne jär (25)
  • 170 4 lebest sunder wenken gar.
  • wirt si, diu reine guote,
  • diu retnecltch gemuote,
  • stsetes muotes an dir gewar,
  • kanstuz also bringen dar, (do)
  • 175 s6 kan si, diu hßre,
  • vreude, sailde und 4re (148,1)
  • dir füegen immer mßre.
  • Nu clagest aber du den boten diu,
  • ez süi im misseboten sin
  • 180 mit smaehen also s^re, (5)
  • daz er slt immer m§re
  • ze keinen zlten sider
  • getörste komen wider.
  • daz soldes du wol ze mäzen clagen:
  • 185 umbe einen gar verzagten zagen (10)
  • lä dir niht wesen swaere.
  • ich sage dir wol ein maere,
  • daz des selben boten sint
  • bruoder unde bruoder kint
  • 190 wol drlzic in dem lande, (l5)
  • daz man äne angest sande ""
  • ir ieslichen über tüsent laut.
  • m
  • du hast in doch in diner haut.
  • mit rät (Rath, Entschluß), raten und hat (besitzt), habe (auxi-
  • liar und halte fest).
  • 178. 79 Doppelreim in Verbindung mit einem ruhrenden;
  • in W. Grimm, Zur Gesch. d. A., S. 77 (597) nachzutragen. —
  • 180 mit smcBhen: entweder dat. von daz smcehen subst. inf.: mit
  • Beschimpfung, wie im Iwein 3208 oder dat. pl. von smcehe stf.:
  • mit Beschimpfungen ; der Plural sonst in den mhd. Wbb. nicht
  • sicher nachgewiesen, aber vgl.Luther's in achmachen 2. Corr. 12. 10.
  • — 190 sande conj. praet. —
  • 166
  • ZWEITES BÜCHLEIN.
  • 195
  • 200
  • 205
  • 210
  • 215
  • 220
  • )
  • 225
  • und mager ez selbe hoeren wol,
  • ob ichz von im sprechen sol,
  • der dir ze boten rehte taue;
  • wan er nie wort gelauc
  • noch gelinget umb ein här,
  • und sold er leben tüsent jär.
  • den selben soltu senden dar
  • und sage im dinen willen gar,
  • unde doch niht anders m^,
  • wan also din wille ste:
  • ich meine in dem herzen din.
  • da bi lä dir verboten sin
  • liegen unde sm eichen,
  • des pflegent die muotes weichen:
  • da mit soltü niht werben,
  • da muost für war verderben,
  • wil du der guoten liegen
  • und st mit Worten triegen.»
  • Triegen? war umb sprichestu daz?
  • du weist ez wol und niemen baz,
  • wie si min herze meinet
  • und nach ir hulden weinet,
  • also nach tröste kleiniu kint^
  • die dürftic unde weisen sint.
  • swer die troestet, der tuot wol.
  • nu bin ich ouch mit seneder dol
  • und mit kumberlicher swaere
  • weiz got vil weisenbaere,
  • und ist öt niemen, der mir sl
  • mit tröste in miner swaere bi.
  • vil lihte waere ez etswer,
  • wan daz ich des tröstes ger
  • (20)
  • (25)
  • (30)
  • (149,1)
  • (Ö)
  • (10)
  • (15)
  • 206 fg. fast dieselben Veirse im Frauenbuch 633,31. fg.
  • 214 fg. vgl. Burdacb, Relnmar d. A. und Walther S. 26. —
  • 220. 21 : vier und drei Hebungen, wenn nicht in 220 zweisilbiger
  • Auftact. — 224 wtere ez: könnte es sein. — Wen mag wohl
  • U. unter dem eteswer, jemand, der ihn vil lihte, wahrscheinlich
  • trösten könnte, verstanden haben? Der folgende Satz läßt es
  • nicht zu, unter eteswer die geliebte Herrin zu denken. Eben
  • ZWEITES BÜCHLEIN. 167
  • von niemen in der werlde me,
  • s6 ich nimmer fr 6 gest§, (20)
  • wan von ir einer güete.
  • si eine mac min gemüete
  • 230 troesten und untroesten so,
  • daz ich bin immer m^re fr6
  • oder immer m^re an vreuden tot. (25)
  • erkande aber s! die senden not
  • und di senedebseren leit,
  • 235 die von ir min herze treit,
  • so rebte guot erkenne ich sie,
  • daz si mich doch eteswie (30)
  • troeste in mtner swaere.
  • und ob ich ein^eiden waere, ^<. .^^u.i , i/. ^'^9
  • 240 sie müeste mich geniezen län, (150,i)
  • daz ich si üz al der werlde hän
  • und üz allen wtben üz erweit
  • und ir hän so gar verselt
  • daz herze min und al den lip. (5)
  • 245 si reine, süeze, sselic wip,
  • si vrowe ob al den freuden min,
  • si lieze mich ir weisen sin
  • und tröste mich an weisen stat.
  • die wile aber mich gelückes rat (lo)
  • diese begehrt er allein zum Trost. Auch läßt es vil lihte nicht
  • zu; lihte, vielleicht, müßte es dann heißen. Sollte jene unbe-
  • kannte Verehrerin gemeint sein? — 234. 35 di (= die) corri-
  • giert L. in diu, laßt aber die 235 stehen; das müßte erst recht
  • (/iw heißen, weil es sich auf not fem. und leit neutr. beziehen
  • würde. Die hsl. üeberlieferung deutet vielleicht darauf hin, daß
  • leit nicht plur. ist von leit stn., sondern = leide acc. sing, von
  • leide stf., Leid, Trauer, wenigstens wird es der Schreiber so
  • verstanden haben ; sonst ist es ihm ja auch begegnet, die für diu
  • zu schreiben; s. 216, 5. 406, 4. — 236 guot adj., nicht adv. —
  • erkennen swv., hier: anerkennen, Vertrauen hegen. — 247 der
  • Dichter setzt das Bild fort; hier weise soviel wie: Schützling.
  • — 248 weise hier wieder in der ursprüngl. Bedeutung: anstatt
  • eines, gleich einem VerWcisten, Hülfsbedürftigen. — 249 fg. das
  • Glücksrad spielt in der Dichtung des Mittelalters eine große
  • Rolle: s. W. Wackernagel's Aufsatz «Das Glücksrad und das
  • Glück» in Haupt's Zeitschr. 6 (1848), 134 fg., auch in den Klei-
  • neren Schriften 1 ( 1872), 241 , 1 fg. Hier bleibt der Dichter
  • 168 ZWEITES BÜCHLEIN.
  • 250 von hohem muote zücket
  • und mich mit sorgen drücket,
  • so saget mir min selbes löz, l ,^ oz
  • ez st mtn sender kumber gröz j
  • weisen kumbers hüsgenöz. ^ (15)
  • 255 Also raubt ir minne mich.
  • ie dar under so sorge ich,
  • wie ich ir bewaere
  • daz rehte wäre msere,
  • daz ich ir äne argen sin (2o)
  • 260 s6 rehte gar einvaltic bin,
  • daz wenken unde liegen,
  • smeichen unde triegen,
  • und swaz den muot von stsete nimt
  • und gegen vrowen niht enzimt, (25)
  • 265 daz ich daz nie gein ir gewan.
  • ich bin ir staeter dienestman.
  • des sende ich ir ein staetez pfant:
  • ich sende ir üz miner haut
  • miner vinger einen; (30)
  • 270 und möht ich ir bescheinen
  • min innecllchez meinen baz,
  • s6 helfe mir got, ich tsete daz. (151, i)
  • der ist in ir dienste verzert:
  • mir ist der wille vil unerwert,
  • noch halbwegs in einem lebendigen Bilde (zücket satirisch ; das-
  • selbe Wort auch in Beinmar's von Zweter Spruch) in Erinnerung
  • an die bildlichen Darstellungen, doch ist bereits die Abstraction
  • wirksam (mit sorgen drucket) ; gelückes rat ist schon beinahe =
  • Glück, Geschick, 16z, — 253 groz adj. attrib. unflectiert neben
  • sender flect, — 254 weisen subst. abh. von kumbers: der Noth
  • eines Verwaisten. — husgenoz stm. öfters zu Bildern verwendet,
  • wenn auch nicht so häufig wie das allgemeinere genoz: durch-
  • aus ähnlich oder gleich.
  • 255 rauhen swv., hier: berauben. — ir faßt Tieck als An-
  • rede: ihr, Minne; der Dichter duzt aber in dieser Partie die
  • Mintie (vorher 95 — 103 ihrzt er sie ausnahmsweise), ir minne,
  • ihre Minne, d. h. meine Minne zu ihr (der Herrin). — 259. 60 tV
  • gehört zu einvaltic adj., arglos, ehrlich : ihr gegenüber. — 261 das
  • nicht Artikel zu wenken, sondern Conjunction, in V. 265 wieder-
  • holt und aufgenommen. — 263 nemen stv., hier: wegnehmen,
  • abziehen. —
  • ZWEITES BÜCHLEIN. 169
  • 275 ich welle ir weizgot, sol ich leben,
  • noch michel m^re zinses geben: (o)
  • . ich meine guot, herze unde lip.
  • si reine, süeze, sffilic wtp,
  • si vrowe ob al den freuden min,
  • 280 si müeze mir gensedic sin!
  • den vinger, den ich ir hän gesant (lo)
  • üz miner dienden zeswen hant,
  • der was ze dienste ir geborn:
  • nu ist er in ir dienste verlorn.
  • 285 des mag er sl wol riuwen:
  • wan er hat ir mit triuwen (15)
  • gedient unz an stn ende.
  • ich hän in üz miner hende
  • ir omb anders niht gesant,
  • 290 wan daz er miner triuwen pfant
  • gegen ir immer m§re si, (20)
  • s6 daz ich alles valsches yrt
  • gegen ir si, die wile ich lebe,
  • und daz ich ir diu jä.r min gebe
  • 295 ze dienste immer snnder wanc. ^ t, , ,
  • daz ist min muot und mtn gedanc (25)
  • mit triuwen immer sunder kranc. -
  • ' Vil werdiu Minne, nu bit ich dich
  • ' durch dine tugent, daz du mich
  • 300 dir lägest wol enpfolhen sin
  • gein der vil lieben vrowen min. (30)
  • f nu var mit minem boten dar
  • ' und hilf im, daz er sich bewar
  • mit fuoge, mit rede, als er sol. (152,1)
  • 305 du mäht mir da gehelfen wol.
  • 281 den vinger lebendige Attraction veranlaßt durch relat. den,
  • welches L. streicht, um der zweisilbigen Senkung zu entgehen
  • (nach hant setzt L. dann Punct); correcter wäre der vinger, was
  • ein selbst schreibender Dichter wohl gewählt haben würde. —
  • 283 Wiederholung von 394, 7. — 287 fg. wieder drei und vier
  • Hebungen, wenn nicht g^esen wird han in uz.
  • 298 ich dich: schwerlich beabsichtigter Doppelreim wie
  • W. Grimm, Zur Gesch. des Reims 70 (570) annimmt; wohl ein
  • znßlliger Zusammenklang.
  • 170 ZWEITES BÜCHLEIN.
  • als s! vernem den boten min,
  • so sol da sk dln helfe sin
  • und sol üf sliezen mir daz tor, (5)
  • da ich bin lange gewesen vor
  • 310 und kan ouch nimmer komen drin,
  • mir helfe drin dln güetlich sin,
  • ich meine ir herze: daz ist verspart
  • und vor mir manicvalt bewart: (lO)
  • da. soltu durch micH komen für
  • 315 und sliuz üf dir und mir die tür.
  • und hilfestü mir, vrowe, dar in,
  • din eigen ich da immer bin.
  • in dem himelrtche (15)
  • waere ich gewisliche
  • 320 so gern niht: daz ist also.
  • min muot müest stigen immer hö,
  • solde ich dar inne gesinde sin,
  • in dem herzen der vrowen min. (2o)
  • so W8er ich alles des gewert,
  • 325 des mir der muot ze freuden gert.
  • ich wser sselic, ich wser rieh:
  • so lebt niht mannes mir gelich.
  • ja wil ich üf die triuwe min (25)
  • ir immer drumbe diende sin,
  • 330 daz si mich in ir herzen grünt
  • hüse. mir ist für war daz kunt,
  • daz nie herze so reinez wart
  • noch vor wandel baz bewart (3o)
  • danne ir herze wandeis fri.
  • 335 ir ist so höhe tugende bi,
  • daz ich ir hulden immer ger. (153,i)
  • nu hilf mir, Minne, daz si mich wer
  • ir hulden durch den willen din
  • und ouch durch den dienest min:
  • 340 der sol ir immer stsete sin. ^ (5)
  • ccGuot ritter, friunt, geloube daz,
  • kund ich dir wol gehelfen baz.
  • 328 L. schrieb gegen die Hs. wohl in Rücksicht anf V. 347
  • uf die triuwe din. —
  • r
  • c- , . ' »
  • ZWEITES BÜCHLEIN. 171
  • danne ich gehalf noch ritter ie,
  • der sich mit dienste an mich lie,
  • 345 daz tset ich dir mit triwen gar. (lO)
  • Sit du mir dienst dtniu jär,
  • so wil ich üf die triuwe mtn
  • hin yam mit dem boten d!n
  • ze diner vrowen wandeis fri
  • 350 und wil ir nähiBn wesen bt, (15)
  • da din bot wirbet die botschaft.
  • s6 wil ich sä mit miner kraft
  • : sliezen üf ir herzen tor.
  • du solt niht lange stn hie vor:
  • 355 wir süln da. gesinde sin (20)
  • in dem herzen der vrowen dtn.
  • da vinde wir gesindes vil,
  • des ich ein teil dir nennen wil:
  • zuht unde wtplich güete,
  • 360 schäm unde guot gemtiete, (25)
  • senfte sit, wiplich geläze,
  • an allen dingen rehtiu mäze,
  • werdicheit und ere,
  • höher tugende lere,
  • 365 süeze grüeze, gtietlichiu wort, (30)
  • lieplich blicke, freuden hört.
  • ich waere an guoten witzen blint,
  • wolde ich die tugende, die da, sint, (154,1)
  • . alle nennen sunderltch:
  • 370 so wser ich niht wohl sinne rieh.
  • niht m^r ich da von sprechen sol:
  • ir herze ist allez tugende vol. (5)
  • dar inne sul wir gesinde sin,
  • ich unde du, geselle min.
  • 375 des kan si niht geweigern mir:
  • I ich helf uns drin, dir unde mir.»
  • 366 freuden hört Dicht Apposition zu lieplich blicke oder auch
  • zu allen vorher genannten Vorzügen, sondern coordiniert : ein
  • Schatz der Freuden, Frohsinn in Fülle. — 375 fg. unkünst-
  • lerischer, aher erlaubter rührender Reim; s. W. Grimm, Zur
  • Gesch. des Keims 7 (527).
  • 172 ZWEITES BÜCHLEIN.
  • Viel stieze Minne, nu 16n dir got, (lO)
  • daz du' wil selbe sin min bot
  • hin zuo der lieben vrowen min!
  • 380 daz wil ich immer diende sin.
  • f mit maniger hande ritterspil
  • sol ich iu beiden dienen vil, (15)
  • j dir hnde miner vrouwen.
  • man sol mich offte schouwen
  • 385 in iuwerm dienest harnaschvar,
  • und sol daz sin mit triuwen gar.
  • swaz s6 ich minne gemder man (20)
  • mit libe, mit guote gedienen kan,
  • der dienst wir^ an iuch geleit
  • 390 mit lüterlicher staeticheit.
  • ich bin ze dienste iu gebom 1
  • und hän ze freuden iuch erkorn: (25)
  • des hat diu stsete min gesworn. j
  • ^ 450 Dö st gelas daz büechelin,
  • d6 sprach si sä: «geselle min,
  • waz sol ich gegqn dir sprechen m^?
  • mir tuot des vingers sterben we; (30)
  • doch durch dlns herren liebe niht: (155,1)
  • wan daz din munt gein mir des gibt,
  • er hab in von den schulden min
  • verlorn, des muoz ich trüric sin.»
  • 451 «Frowe, ich sagiu, wie ez ergie: (5)
  • dö ich nu nsehste von iu hie
  • schiet und ich im sagte daz,
  • daz ir dar umbe mir gehaz
  • wseret, daz ich, vrowe min,
  • iu saget, er het den vinger sin (lO)
  • von iwern schulden gar verlorn:
  • daz liegen wsere iu an mich zorn.
  • 452 D6 erz vernam, er gie von mir.
  • vrowe, daz sült gelauben ir.
  • 451, 2 fg. freie Constniction ; der Nachsatz zu do ich, etwa:
  • • da erzählte ich weiter» wird verschwiegen und es wird in
  • directer Rede mit zusammenfaßendem Demonstrativ daz (liegen)
  • fortgefahren. — 5 daz^ hier in der Function: weil.
  • DER ABGESCHLAGENE FINGER. 173
  • daz er sä an derselben stat (15)
  • einen ritter des erpat,
  • der im den vinger üz der hant
  • sluoc. d6 kom ouch ich zehant
  • dar, da ich im bluoten sach
  • die hant. vil leide mir geschach.» (20)
  • 453 c(Nu rite hin wider und sage im daz,
  • er möhte den vrowen verre baz
  • gedienen, ob er in hete noch,
  • den vinger sin; und sage im doch,
  • daz ich in welle hie behabön, (25)
  • in miner lade also begraben,
  • daz ich in sehe wol alle tage.
  • üf min wärheit im daz sage:
  • 454 Du sage im von mir, höfscher knabe,
  • daz ich den vinger hie behabe, (30)
  • des tuo ich niht üf solhen muot,
  • daz im sin dienst immer guot
  • gegen mir werd als umb ein här. (156,i)
  • ob er mir diente tüsent jär,
  • der dienst wsere gar verlorn:
  • des hat diu stsete min geswom. »
  • 455 Mit solher rede er zuo mir quam. (5)
  • d6 ich die botschaft vemam,
  • ich het vil höher freuden hört
  • da von, daz si den vinger dort
  • het behabet, des was ich frö
  • und sprach sä ^ider den boten s6: (10)
  • «ich muoz von herzen fro des sin,
  • daz st dort hä,t den vinger min.
  • 452, 7 vgl. 441, 2.
  • 453,6 lade stf. (sonst auch swf.) wird im 1. Büchl. 140
  • dem schrin entgegengesetzt. Die Lade ist ein ruhendes Behält-
  • niü mit einem Deckel, der beim Oeffnen gehoben wird (wie
  • noch die Lade des Gesindes). Sie dienten auch zum Sitzen.
  • £ine Abbildung s. Schultz, höf. L. 1, 82. — Schönbach, Zeitschr.
  • 26, 317, bezweifelt diese Nachricht von der Aufbewahrung des
  • Fingers in der Lade. Sie scheint mir ebenso glaublich, wie
  • die, da(^ sich U. den doch unbrauchbar gewordenen Finger ab-
  • hacken liei^.
  • 454, 8 Wiederholung des letzten Verses des zweiten Büchleins.
  • 174 ENTSCHLUSS ZUB VENÜSFAHBT.
  • 456 Ich weiz wol, swenne si in siht,
  • so erlset si des ir gtiete niht,
  • si müeze an mich gedenken sä. (15)
  • da von ist mir liep, daz si in da
  • hat behabet, daz taot mir wol.
  • ich diene ir immer, als ich sol.
  • an ir gar al min freude lit:
  • si ist mines herzen meienzit. (-20)
  • 457 Bote, nu soltu raten mir
  • durch dlne triuwe, waz ich ir
  • diene, daz si dnnke guot.
  • ich bin also gein ir gemuot,
  • daz ich ir immer dienen wil. (25)
  • ich dient ir gern, und kund ich vil.
  • ich weiz für war wol, s! ist so guot,
  • daz si mir noch genäde tuot.
  • 458 Got hat mich in ir dienest bräht.
  • ich sage dir, wes ich hän gedäht. (30)
  • ich wil in einer vrowen wis
  • durch si werben umbe pris.
  • der süeze got müeze mich bewarn! (157,1)
  • ich wil mit ritterschefte vam
  • hin ze Beheim von dem mer.
  • gein mir kumt ritter wol ein her.
  • 459 Ich wil mich von dem lande stein, (5)
  • min vart vor allen liuten heln
  • (daz sol bl disem winder sin),
  • und varn als ein bilgerin,
  • der durch got hinze Röme vert
  • (den willen niemen mir erwert), (lO)
  • ze Venedige verholne sin
  • reht unz an des meien schtn.
  • 459, 5 die Pilgerfahrten nach Rom (neben dem heiligen
  • Land nnd San Jago de Compostella) waren zu Ulrich's Zeit
  • unter der vornehmen Männerwelt sehr im Schwange. Viele,
  • die nach dem Orient reisten, nahmen auch den Weg über Kom.
  • — 7 L. streicht mit Recht nach Venedige die Worte wil tcÄ,
  • die nicht gut in den Vers paßen , es müßte denn gelesen werden
  • ze Venedige wil ich verhölne sin. Die heutige Betonung und-
  • Aussprache Venedig, der italienischen gemäß, wird nach diesem
  • EKTSCHLUSS ZUB VENUSFAHBT. 175
  • 460 Und wil mich da bereiten wol,
  • reht als ein küneginne sol.
  • vil wünnecUchiu vrowencleit (15)
  • die werden! da. an mich geleit.
  • na merke reht, waz ich dir sage:
  • ich wil mich nach sande Georien tage
  • an dem andern morgen heben
  • (got müeze mir gelücke geben!) (20)
  • 461 Von dem mer ze Meisters her.
  • swelch ritter mit mir danne ein sper
  • verstichet durch die vrowen sin,
  • dem wil ich geben ein vingerltn
  • von golde: daz sol wesen guot. (25)
  • daz gib ich im üf solhen muot,
  • daz er ez gebe, diu im st
  • diu naehste sinem herzen bt. »
  • 462 «Herre, ich rä.te iu, als ich sol.
  • mügt ir die vart verenden wol (30)
  • an libe, an guote, so wizet daz,
  • daz ritters Itp gefuor nie baz.
  • ez wirt ein ritterllchiu vart, (158, 1)
  • ob iwer fuoge daz bewart,
  • daz iuch erkennet under wegen
  • niemen: des sült ir wol pflegen.»
  • 463 Bot, ich wil die vart s6 varn, (ö)
  • daz ich daz trüwe wol bewarn,
  • Verse wie nach 472, 1 kanm anch die frühere gewesen sein,
  • wenn nicht zweisilbiger Auftact angenommen wird. Ob Venedige
  • aber allgemein galt, mnü noch untersncht werden.
  • 460, 4 hier wieder einmal die für diu^ vielleicht hatte der
  • Schreiber roc im Sinne. — 6 das ist in den österreichischen
  • Landen der 24. April (vgl. Knorr S. 6) : der folgende Tag, der
  • 25., fallt also doch auch noch in den winder (459, 3), nämlich
  • vor dem meien, mit dem der sumer anhebt (vgl. Str. 88. 89);
  • der Ausdruck reht unz an des meien schm ist also nur allgemein
  • zu nehmen; genauer würde es stimmen, wenn statt Georien
  • stünde Gregorien, denn das ist der 29. April ; der Tag der Ab-
  • reise also der 30. April. — 8 nach dieser Zeile in Hs. die Ueber-
  • schrift, die L. mit Recht nach Str. 469 gesetzt hat.
  • 461, 1 MeisterSy deutsche Benennung für Mestre, den kleinen
  • Vorort von Venedig.
  • 176 ENTSCHLÜSS ZUR VENÜSFAHRT.
  • daz iemen wizze, wer ich bin.
  • dar an k^re ich gar minen sin.
  • ez sol mtn hoch gemuoter lip
  • gekleidet sin reht als ein wip. (10)
  • min vart diu muoz also geschehen,
  • daz mich sol nimmer man gesehen.
  • 464 Ich wil verbinden mich s6 gar,
  • daz ich die vart also bewar,
  • daz nimmer minen bl6zen lip (15)
  • beschowet weder man noch wip.
  • mtn antlütz und die hende min
  • sol allez gar verborgen sin,
  • daz iemen wize, wer ich st.
  • der wille ist mtnem herzen bt. (2o)
  • 465 Bot, durch alle triuwe dtn,
  • nu var 6t aber ze der vrowen mtn
  • und sage ir, wie ich welle varn.
  • bit st ir güete an mir bewarn
  • also, daz st mit willen mir (25)
  • erlaube, daz ich den dienest ir
  • diene, als ich doch willen hän.
  • ob st daz tuot, d^st wol getan.»
  • 466 Der bot sä zuo der vrowen fuor,
  • der er des üf sin saelde swuor, (3o)
  • daz ich ir diente mtniu jär
  • mit triuwen sunder wenken gar.
  • min vart er ir vil rehte saget: (159,1)
  • er sprach: avrowe, ob iu behaget
  • sin ritterlicher dienest niht,
  • daz ist unbilde, ob daz geschiht.»
  • 467 St sprach: «böte, du solt im sagen, (5)
  • von mir die botschaft niht verdagen.
  • und ist, daz er die vart getuot,
  • als du mir sagest, si ist im guot:
  • im wirt dar umbe ein sölher solt,
  • daz im di biderben werdent holt. (lo)
  • ob ez im gegen mir niht enfrumt,
  • an lobe ez im ze staten kumt.»
  • 463, 8 man, hier allgemein: ein Mensch.
  • ENTSCHLUSS ZUR VENUSFAHRT. 177
  • 468 Der bot mit freuden von ir fuor
  • zuo mir; er vant mich bi der Muor
  • ze Liehtensteine:^ da was ich. (15)
  • dö ich in sach, des vreut ich mich.
  • ich sprach: «vil wol gezogner knabe,
  • sage mir, ob sich wol gehabe
  • diu herzenliebiu vrowe mtn:
  • so wil ich hohes muotes sin.» (20)
  • 469 Er sprach: «si ist schoen und dar zuo fro.
  • si hat enboten iu also
  • umb iwer vart, ob ir di tuot,
  • si si iu endeltchen guot.
  • ob s! iu niht ze staten kumt (25)
  • gein ir, an ^ren si iuch gefrumt.
  • si troestet iuch des endellch,
  • daz ir da von wert §ren rieh.»
  • AVENTIUKE, WIE DER HERRE UOLRiCH KÜNEGINNE W^iSE
  • FUOR DURCH DIU LANT MIT RITTERSCHBFTE.
  • 470 Dö ich die botschaft vernam, (160,1)
  • min lip was frö, daz herze sam,
  • daz ir min vart geviele wol:
  • des wart ich aller freuden vol.
  • alzehant bereit ich dö (5)
  • mich unde was von herzen vrö,
  • daz min geverte si dühte guot:
  • da von was ich vil höchgemuot.
  • 471 Min Itp bereitet palde wart
  • üf die vil ritterlichen vart. (lo)
  • ich huob mich als ein bilgerin
  • sä von dem lande: daz muost sin.
  • durch heln ich taschen unde stap
  • sä nam (ein priester mir daz gap),
  • 469, 1 schasne adj., hier nicht: schön in unserem Sinne,
  • wohl auch nicht: heil, gesund, sondern: freundlich, hold, gnädig
  • [erhalten in: schöner Gruß, schon Dank]. — 6 iuch (nach L.;
  • Hs. doch) acc. bei gefrumen swv., frommen, nutzen ; vorher 467, 7
  • der Dativ, der überhaupt häufiger ist. — 8 wert = werdet, dem
  • Verse angemeßen.
  • 471, 5 durch heln, um verborgen zu bleiben (in der Pilger-
  • Ulricr voh Libchtbwbtbin. I. 12
  • 178 VBNÜSFAHRT 1227. VENEDIG.
  • als ich ze Röme wolde varn. (15)
  • ich bat mich s^re got bewarn.
  • 472 Ze Venedige ich vil palde quam,
  • ein herberge min lip da, nam
  • vil verre von den leuten hin.
  • daz tet ich wan üf sölhen sin, (20)
  • daz niemen mich erkande da:
  • daz behuot ich da und anderswä.
  • den winder allen ich dst lac.
  • nu hoeret, wes min lip da pflac!
  • 473 Ich hiez mir sniden vrowen cleit: (25)
  • zwelf röckel wurden mir bereit
  • und drizic vrowen ermel guot
  • an kleiniu hemde, daz was mtn muot.
  • dar ZUG ich wüleclich gewan (161,1)
  • zw^n schoene zöpfe wol getan,
  • die ich mit perlin wol bewant,
  • der ich da wunder veile vant.
  • tracht). — die taache swf., der Reisesack gehörte wie der 8tap
  • stm. zu dieser Tracht (vgl. 3. Büchl. 322 und s. Schultz, hof. L.
  • 1, 405), aber unkenntlich machten sie den Träger schwerlich.
  • 473, 2 U. braucht eine reiche Garderobe, zumal die Farbe
  • der Kleider weiß ist, um immer reinlich zu erscheinen. — rocket
  • stn. dim. zu roc: das Diminutiv wohl nur gewählt, um die Frauen-
  • tracht im Gegensatze zum roc der Männer zu unterscheiden,
  • wenn auch der Wappenrock ebenfalls als röckelin bezeichnet
  • wird. — 3. 4 hier deutlich zu sehen wie aus 527, 1, daß die Aermel
  • nicht zum Rocke, sondern zum Hemde gehörten und an diese
  • extra befestigt wurden (vgl. Schultz, hof.L. 1, 190,6). — kleiniu h.,
  • hier: feine H. Der Aermel brauchte er mehr als der Röcke,
  • weil sie durch den Gebrauch mehr mitgenommen wurden; für
  • die Fahrt sind 29 Tage bestimmt, für jeden Tag also ein frischer
  • Aermel. Die Röcke läßt er auch waschen; vgl. 577, 1 fg. —
  • 6 wenn auch die Männer mitunter zöpfe trugen, so wählt doch
  • U. diese Tracht, um als Frau zu erscheinen (vgl. Schultz, höf. L.
  • 1, 214). Abbildungen bei Schultz mehr von getheiltem und ab-
  • gesträhntem, als von geflochtenem Haar. Genaueres über die
  • Frauenzöpfe bei Weinhold, D. Fr. 2 \ 320 fg. ü. hat die Zöpfe,
  • die sehr lang waren, nicht frei, sondern in einem Netz getragen
  • (s. 511, 5 fg.). — 7 perlin dat. pl. (ebenso 511, 7) von perltn stn.,
  • kleine Perle, für perlinen ist typische Form; vgl. Weinhold,
  • mhd. Gr. 2, §. 454.
  • VENEDIG. 179
  • 474 Man sneit mir sä an der zit (5)
  • dri wize capen von samit.
  • die setel wären silberwlz,
  • dar an der meister grözen vliz
  • mit siner meisterschefte leit.
  • von wizzem tuoche man drüber sneit (lO)
  • lanc unde wit vil meisterlich.
  • die zeume wären kosterich.
  • 475 Zwelf knappen sneit man sä zehant
  • von wizem tuoche guot gewant.
  • man machet mir ouch wol hundert sper (15)
  • von Silber wiz nach miner ger.
  • ich da von wil niht sprechen me.
  • ez was ouch wiz alsam ein snö,
  • swaz al die mine fuorten an :
  • daz was gar wiz alsam ein swan. (2o)
  • 476 Min heim was wiz, min schilt alsam.
  • fünf wize samlt ich dö nam,
  • dar üz man mir dri decke sneit
  • üf mtniu orsse ze wäppencleit.
  • min wäppenroc der muoste sin (25)
  • 474, 1 fg. wenn U. sich und die Seinen in weiße Farben
  • kleidet, so ist dies vielleicht auch symbolisch; «Weiß war die
  • Farbe, in welcher die fürstliche Gewalt erschien» (Wackernagel,
  • Farben- und Blumenspr. des Mittelalters. Kl. Sehr. 193). Weiß
  • ziemte also einer Königin. Weiß war aber auch die Farbe der
  • Priesterschaft, so könnte damit die Göttin zugleich bezeichnet
  • werden. Auch galt Weiß als Farbe der Hoffnung, angemeßen
  • einem Frauenritter. — 5 leit = leite. — 6. 7 das Subst. decke
  • ist verschwiegen, nachdem der Dichter von wtzem tuoche statt
  • wtzez tuoch gesagt hat; das ist aber nur die Satteldecke, die
  • Schabracke, nicht die große Staats.decke , das wdpencleit der
  • Rosse (476, 4).
  • 476, 2 somit pl. = samite, Sammtstoffe, Sammtstücke. Wenn
  • aus drei Stücken Sammt fünf so große Decken geschnitten wur-
  • den, so muß das einzelne abgepaßte Stück eine bestimmte, nicht
  • unbeträchtliche Größe gehabt haben. — 3 drei Decken wohl
  • zum Wechseln; wie vieler Streitrosse sich U. bediente, geht
  • daraus noch nicht hervor; doch könnte wohl die Zahl der drei
  • Decken auf drei Rosse schließen laßen , was 483, 4 bestätigen
  • würde. — 5 der wäpenroc, über der Rüstung getragen, ist vorne
  • mit dem Wappen geschmückt, das mit dem auf dem Schilde,
  • 12*
  • 180 VEXUSFAHRT 1227.
  • ein wol gevaldeii röckelin
  • von kleinem wizen tuoche guot:
  • daz fuort ich an durch höhen muot,
  • 477 Man bräht mir miniu ros zehant
  • vil gar verholne durch diu laut: (3ü)
  • des muosten ouch die knehte min
  • von vremden landen alle sin.
  • di vlizen willeclichen sich (162,1)
  • min vart ze hekn: des bat ich.
  • min nam vil wol verswigen wart
  • von in für war gar al die vart.
  • 478 Ich und die mine wol bereit (5)
  • waren: des was ich gemeit.
  • dö sant ich einen brief zehant
  • bt einem boten in diu laut,
  • da ich durch wolde varn.
  • ich bat den boten daz bewarn, (lo)
  • daz er da iemen nande mich.
  • er sprach: «zewäre, daz tuon ich.»
  • 479 Sä an den brief geschriben wart
  • vil meisterlich gar al min vart,
  • al die herberge min, (l5)
  • swä ich des nahtes wolde sin.
  • an den brief manz allez schreip.
  • nach dem boten ich beleip
  • voUeclich wol drizic tage.
  • nu hoeret mich! den brief ich sage:
  • dem Banier und der großen Pferdedecke übereinstimmte; er ist
  • meist ärmellos, weit und faltig und reicht mindestens bis zum
  • Knie, manchmal bis zur Erde. (Abbildungen bei Schultz, hof. L. 2,
  • S. 21. 23. 30. 41. 43. 44. 49. 54. 55. 56 u. s. w.) Im mhd.
  • Wb. II, 788*, 41 wird der als wiz gevalden röckelm bezeichnete
  • n-dpenroc als hemede gedeutet. Das ist weder hinsichtlich der
  • Form noch hinsichtlich des Stoffes als richtig anzunehmen.
  • 478, 5 vielleicht da ich wolde durch gevarn.
  • 479, 7 der Bote geht also ab etwa am 25. März, Maria
  • Verkündigung, wie Lachmann anmerkt, falls die Lesart Georten
  • richtig ist.
  • EINLADUNGSBBIEF. 1 «^ 1
  • (B) Diu werde küneginue Venus, got-
  • tiniie über die mimie, Enbiutet al den
  • rittern, die ze Langparten und zo Friül
  • und ze Kernden und ze Stir und ze (tiSter-
  • rich und ze Beheim gesezzen sint, ir liulde (-2:))
  • und ir gruoz und tuot in kunt, daz si durch
  • ir liebe zuo in varn wil, und wil si h'ren
  • mit wiegetänen dingen si werder vrowen
  • minne verdienen oder erwerben suln. Si
  • tuot in kunt, daz si sich hebet des na^isten (:U))
  • tages nach sande Georjen tage üz dem nier
  • ze Meisters, und wil varn unz hin ze Be-
  • heim mit sögetänen dingen. S welch ritter (163,0
  • gegen ir kumt und ein sper wider si enzwei
  • gestichet, dem gibt si ze miet ein guldin
  • vingerlin: daz sol er senden dem wibe, diu
  • im diu liebest ist. Daz vingerlin hat di (5)
  • kraft, swelher \TOwen man ez sendet, diu
  • muoz immer deste schoener sin und muoz
  • in sunder valsch minnen, den der irz hat
  • gesant. Stiebet min vrowe Venus deheiueu
  • ritter nider, der sol envier enden in die
  • werlt nigen einem wibe ze eren. Stiebet (lo)
  • aber si dehein ritter nider, der sol elliu
  • (B) Dieser Brief vom Jahre 1227 ist bis jetzt das älteste
  • Beispiel einer JJrkunde in deutscher Sprache (die älteste wirk-
  • liche Urkunde, der Schiedspruch zwischen den Grafen Albrecht IV.
  • und Kudolf III. von Habsburg ist vom Jahr 1239). Die folgen-
  • den Namen sollen, soweit es nöthig erscheint, später an den
  • betreffenden Stellen der Erzählung besprochen werden. — Daz
  • vingerlin (der Ring) hat die kraft: ohne Zweifel wegen eines
  • Edelsteins, den es trägt. Alexander Kaufmann bemerkt zu
  • dieser Stelle in Pick's Monatsschrift für die GescJiichte West-
  • deutschlands 6. Jahrg. 1880, S. 162: «die Ringe, um welche
  • Ulrich von Liechtenstein bei seinem abenteuerlichen Zuge als
  • Frau Venus Speere verstechen ließ, sollen die Kraft beseßen
  • haben, die Schönheit der Frauen zu mehren — es konnten also
  • Tiirkisringe gewe&en sein. » Daß den Tiirkisringen solche Kraft
  • zugeschrieben wurde, finde ich weder in Volmar's Steinbuch
  • noch in den andern von Schade Altd. Wb. 2 ^, l4oG angeführten
  • Stellen.
  • 182 VENUSFAHBT 1227. EINLADUNGSBRIEF.
  • diu örsse haben, diu si mit ir füeret. Si
  • vert des Ersten tages ze Tervis, des an-
  • dern tages an den Plät, des dritten tages
  • ze Schetscbin, des vierden tages ze sande
  • Uobrich, des fünften tages ze Clemün, des (15)
  • sehsten tages zer Clüse, des sibenden tages
  • ze dem Tor, des ahten tages ze Villach.
  • Bä. lit si den neunten tac stille. Des zehen-
  • den tages ze Veitkirchen, des einleften
  • tages ze sante Vite, des zwelften tages ze (20)
  • Vrisach, des drizehenden tages ze Scheuf-
  • lich, des vierzehenden tages ze Judenburc,
  • des fünfzehenden tages ze Knütelvelde,
  • des sehzehenden tages ze Liuben, des si-
  • benzehenden tages ze Kapfenberc, des ah-
  • zehenden tages ze Murzuslage, des niun- (25)
  • zehenden tages ze Grlokenz. An dem
  • zweinzigestem tage ist si da über tac, an
  • dem ein und zweinzigestem tage ist si ze
  • Niünkirchen; an dem zwein und zwein-
  • zigestem tage ist si ze der Niwenstat; an
  • dem dri und zweinzigestem tage ist si ze (30)
  • Dreskirchen; an dem vier und zwein-e'/gesten
  • tage ist si ze Wiene; an dem fünf und
  • zweinzigestem tage ist si da über tac; an (164,i)
  • dem sehs und zweinzigestem tage ist si ze
  • Niuwenburc; an dem siben und zwein-
  • zigestem tage ist si ze Mistelbach; an
  • dem aht und zweinzigestem tage ist si ze
  • Velsperc; an dem neun und zweinzigestem (5)
  • tage ist si enhalp der Tye ze Beheim: da
  • hat ir vart ein ende. Si wil üf der vart
  • ir antlütze noch ir hende nieraen läzen
  • sehen, si wil ouch wider niemen ein wort
  • sprechen. Si geblutet, von dem tage und
  • ir vart ein ende hat, an dem ahten tage (10)
  • einen tumei ze Niuwenburc: swelch ritter
  • ir vart vernimet und gegen ir niht en-
  • kumt, den tuot si in der minne aehte und
  • in aller guoten wibe aehte. Si hat ir her-
  • MESTBE. 183
  • berge dar umbe alle an geschriben, daz
  • ein iesltch ritter wize, wä oder wenne er (15)
  • gegen si komen sül, da ez sich im aller
  • beste fliege, ^^s zeiieh)
  • 480 Swä der brief kom in diu lant
  • und mine vart da tet bekant,
  • des wären alle die ritter vrö.
  • wan teutschiu lant di stuonden s6, (2o)
  • daz niemen was da Sren rieh,
  • er mtleste varcn ritterlich
  • und wesen durch vrowen höchgemuot.
  • des was dö site und wser noch guot.
  • 481 Die ritter gar bereiten sich. (25)
  • dö het ouch ich bereitet mich.
  • ich huop mich nach sende Greorjen tage
  • des neehsten tages, als ich iu sage,
  • eines morgens harte fruo.
  • diu leute söre zogten zuo: (30)
  • umb mich wart ein vil gröz gedranc.
  • üf ritterschaft stuont min gedanc.
  • 482 Min marschalc und min koch für reit (165,1)
  • selbe fünfte: von dem wart mir bereit
  • vil guot ritterlich gemach.
  • nach dem man sä dö füeren sach
  • ein banir wiz alsam ein swan: (5)
  • bi der so riten zw^ne man,
  • der busünen lüt erschal.
  • ze Meisters wart vil grözer schal.
  • 480, 8 und wcer noch guot: ein Bekenntniß, daß es zur
  • Zeit, als U. seinen Frauendienst dichtete, nicht mehr so war als
  • damals (do).
  • 481, 1 bereiten = bereitten praet.
  • 482,1 marschalc stm., hier: der Beisem arschall, der Quar-
  • tiermacher;, vgl. Schultz, höf. L. 1, 160. 489. — reit sing., wo
  • wir den Plural erwarten, denn Marschall und Koch sind nicht
  • ein und dieselbe Person ; vgl. zu 35, 4. — 2 geht auf den Mar-
  • schall: mit ihm vier Berittene : der Koch, der Banierträger und
  • dessen zwei Begleiter, welche nach V. 7 Posaunisten sind.
  • 184 VEXUSFAHRT 1227.
  • 483 Man zöch dar min soumer dri.
  • den liefen drt garzünc bi: (lo)
  • den was ouch lowffen wol geslaht.
  • man zöch dar nach driu örse bedaht,
  • der iegliches ein knappe pflac.
  • üf ir einem ie ein satel lac:
  • der was starc unde silberwiz: (i5)
  • dar an lac guotes meisters vliz.
  • 484 Man fuort ouch bi dem rosse hie
  • minen wizen schilt, daz ich nie
  • so wol gemachten hab gesehen:
  • des muoz ich von der wärheit jehen. (20)
  • da bi fuort man den heim min:
  • der moht ouch lichter niht gesin.
  • er was gekroenet meisterlich:
  • diu kröne diu was kosterich.
  • 485 Dar nach ein holrebläser sluoc (25)
  • einen sumber meisterlich geuuoc.
  • 483, 2 hier deutlich zwischen garzün stm. und knappe (5)
  • swm. unterschieden. Der garzun sonst auch = Knappe, Page,
  • bedient hier das Lastpferd, den soumer stm., und zwar läuft er
  • (das ist die Kegel), dagegen hat das vornehmere ors, das Streit-
  • roß , ein Knappe zu pflegen, garzun zu U.'s Zeit also eine ge-
  • ringere Charge, etwa dem Groom entsprechend. — 4 es sind
  • also drei Rosse, deren sichU. im Turnier bedient (vgl. zu 476,3);
  • auf der Reise hat er aber kein or% geritten. — hedaht: es ist
  • kaum anzunehmen, daß die Streitrosse auf der Reise gleich mit
  • den großen Staats- und Wappendecken bekleidet waren; daj*
  • Wort wird nur auf den Sattel nebst Satteldecke gehen.
  • 484, 2 Senkung fehlt zwischen schilt und daz (nicht zwischen
  • ich und nie) , vielleicht daz ich noch nie. — 7. 8 Kronen als
  • Helmzierden begegnen äußerst selten (ein Beispiel s. Schultz,
  • höf. L. 2, 130); hier ist die Krone sinnbildlich, sie zeigt die
  • Königin an. — kosterich adj., hier einfach: kostbar, prächtig
  • wie 504, 6; an koste, Quast, Büschel wie in 506, 1 ist wohl
  • nicht zu denken.
  • 485, 1. 2. zu 255, 8 ist hier ergänzend nachzutragen, daß,
  • wenn der sumber nicht von einem allein mit zwei Händen ge-
  • schlagen wurde, sondern wie hier von einem Flötenbläser, es
  • mit der rechten Hand geschah ; mit der linken wurde das Blas-
  • instrument gehalten und dirigiert (s. Reißmanii , ilhistr. Gesch.
  • der Musik S. 78. 153).
  • MESTRE. • 185
  • dar nach vier knelite schone riten
  • vil wol gecleit nach knehte siten:
  • der ieslicher fuorte her
  • in siner hant driu groziu sper, (30)
  • gehunden zuo einander wol.
  • die knehte wären zühte vol.
  • 486 Dar nach zwo magde wolgetän (166,1)
  • riten; swaz die fuorten an,
  • daz was von wizer varhe gar;
  • si wären seihe wol gevar.
  • dar nach zwene fideler guot (5)
  • riten, die mich hoch gemuot
  • machten: wan si fidelten hö
  • ein reisenot: diu tet mich vrö.
  • 487 Dar nach ich seihe kom geriten,
  • in einer kappen wol gesniten: (lo)
  • diu was von wtzem samit gar.
  • einen huot ich fuorte, der was clär,
  • wtz mit perlin wol hestreut.
  • min minne gernde herze freut
  • sich, daz ich der vrowen min (15)
  • mit ritterschaft solde dienende sin.
  • 488 Zwen zöpfe hrün, gröz unde lanc
  • ich fuorte, daz ir lenge swanc
  • vil vaste über den gürtel min:
  • die muosten ouch mit berlin sin ("20}
  • bewunden meisterliche wol.
  • min herze was hohes muotes vol.
  • ein röckdin daz fuort ich an,
  • daz vrowe bezzerz nie gewan.
  • 489 Ich fuort ein hemde, daz was plane, (25)
  • ze mäzzen als daz röckel lanc.
  • 486, 5 die Fiedel, jetzt und schon geraume Zeit als Vio-
  • line bei uns nur Zimmerinstmment, im Mittelalter auch im Freien
  • neben den Blasinstrumenten auf dem Marsche und beim Turnier
  • gebraucht, fideler , fidelcere öfters im Frauendienst (die fßgi'j
  • Geige, anders gestaltet als die Fiedel, begegnet nicht). — 8 reise-
  • note stf., Melodie für die Reise, entsprechend unserm : Marsch ;
  • wird natürlich auch geblasen, s. 99G, 7 fg.
  • 489, 2 das Hemd , auch bei den Frauen jetzt kürzer als
  • 186 VENÜSFAHBT 1227.
  • dar an zw^ne vrowenermel guot.
  • ich was vil ritterlich gemuot.
  • hantschuohe von siden wol geworht
  • ich fuort. min lip was unervorht. (30)
  • sus huob ich mich da von dem mer:
  • bt mir was leute wol ein her.
  • 490 Sie wären dar durch schowen komen. (167,1)
  • dö hiez ich vrägen des di fromen,
  • ob ieme^ wsere ritter da.
  • si sprächen: «liebiu vrowe, ja:
  • ir ist hie tüsent oder baz, (5)
  • die vil ungeme mident daz,
  • daz si mit iu niht stechent hie;
  • wan daz der potestät st niht lie.
  • 491 Der von Tervis der ist s6 gemuot,
  • er gibt, er mtiez im geben guot, (lO)
  • fünf tüsent pfunt und dannoch mer,
  • swer mit iu versteche ein sper.
  • er hat vil leide uns dran getan.
  • er ist ein so zorniger man,
  • daz er üf freude ahtet niht: (15)
  • vil selten man in lachen siht.»
  • 492 Sus zöget ich sä von Meisters dan
  • (in vrowen wis und was ein man)
  • vil hohes muotes hinz Tervis.
  • dar was ein gräve durch höhen pris (20)
  • mit funfzic ritern schöne komen.
  • der Rock, reichte früher bis auf die Füße. — 5 seidene Hand-
  • schuhe (hier jedenfalls weiÜseidene zur sonstigen Kleidang
  • paßend) werden sonst nicht erwähnt. U. mußte sie tragen, um
  • die Hände zu verbergen (464, 5), an denen man sonst den Mann
  • erkannt haben würde.
  • 490, 8 potestät stm. aus italien. podesta, Gewalthaber,
  • Stadthauptmann (nicht Landesfürst, wie Lyon übersetzt); auch
  • in Böhmen gebräuchlich, vgl. Heinrich 's Tristan 3284. 3302.
  • Es ist charakteristisch, daß U. den Namen des unfreundlichen
  • Mannes verschweigt. Dieser wird mit • herre angeredet 494, 6,
  • ist also von Adel.
  • 491, 3 Tervis (: pris) steht der alten Form Tarvisium
  • (Taurisium) näher als das heutige italien. Treviso mit Metathesis
  • des /•; zu ülrich's Zeit jedenfalls noch Terviso,
  • TREVISO. 187
  • des wart da vil wol war genomen;
  • vil lieplich er enpfangen wart:
  • ez was von Gorze gräve Mdnhart.
  • 493 Zehant also er dar bequam, (25)
  • und daz der biderbe daz vemam,
  • daz man mich da niht stechen lie^
  • d6 sprach er: «wie ist daz komen, wie?»
  • man sagt, ez hab der potestät
  • verboten, «daz ist ein missetät», (30)
  • sprach der ^re gemde man,
  • «und sul wir hie niht freude hän.
  • 494 D^swär ez wirt versuochet paz!» (168,1)
  • zehant er üf sin pferde saz
  • und reit vil palde säzehant,
  • mit rittern vil hin, da er vant
  • den potestät, und sprach also: (5)
  • «herre, ir sült uns läzen vr6
  • hie mit iwern hulden sin.
  • des bit ich durch den dienest min.»
  • 495 Er sprach: «ich were iu freuden niht:
  • swelch freude uns äne schaden geschiht, (lo)
  • der gan ich iu zewäre woL
  • wan einez ich iu sagen sol:
  • ich wil des niht enheinc wis,
  • daz ieman ie hie ze Tervts
  • kom in deheiniu wäppenkleit: (15)
  • daz si iu gar von mir verseit.
  • 496 Der geste ist komen her ze vil;
  • da von ichs nicht gestaten wil,
  • daz iemen harnasch hie leg an.
  • d^swär ich wsere ein tumber man, (2o)
  • wolde ich der tumpheit hie gestaten.
  • ez koeme uns lihte ze grözen unstaten;
  • 493, 8 vielleicht ist dieser Vers als Vordersatz zum folgen-
  • den zu nehmen:
  • 494, 2 pferde nach Hs. dem Vers entsprechend. L. corri-
  • gierte hier pfert, was nahe lag; vielleicht pferde plnr. mit un-
  • organischem e (vgl. Weinhold, mhd. Gr. *, §. 454) mit Ver-
  • schweigung des Gedankens: mit seinem Gefolge*, sonst begegnet
  • pferde nochmals für den Singular 810, 2.
  • 188 VENUSFAHRT 1227.
  • da von sin iezuo niht geschiht.
  • daz habet von mir für unzuht niht.»
  • 497 Sus schiet er von dem potestAt (25)
  • und reit mit zorne in di stat,
  • da er vil schoener vrowen vant.
  • den allen klaget er alzehant:
  • er sprach: «ir schoenen vrowen guot,
  • durch iwern reinen, süezen muot (30)
  • lät iu daz allen sin geklaget:
  • mir hat der potestät versaget,
  • 498 Daz er uns niht läze stechen hie. (169,i)
  • daz geschach doch für war nie
  • deheinem ritter hie ze Tervis.
  • er giht, er welle dehein wls
  • sin uns hie niht gestaten: (5)
  • er fürhtet, ez kom der stat ze unstaten.
  • der leute ist komen her ze vil;
  • dar umb ers niht gestaten wil.»
  • 499 Die vrowen sprächen alzehant:
  • « er sol des werden wol erwant. (lO)
  • wir süln in biten komen her.
  • wir wsenen niht, daz er entwer
  • uns vrowen, swes wir in gepiten.
  • wir süln in biten mit süezen siten:
  • er verzihet nimmer gar (15)
  • so mange vrowen wol gevar. »
  • 500 Ein ritter kom nach im geriten
  • vil snelleclich mit höfschen siten.
  • sk in der zit dö kom ouch ich.
  • man sach vil ritterlichen mich (20)
  • mit schalle zogen durch di stat.
  • vil müeziclich ich riten bat:
  • ich zogte in hohem muote dar.
  • mich gruozt manic vrowe wol gevar.
  • 501 Des wart gehohet mtn gedanc. (25)
  • umb mich d^swär was gröz gedranc.
  • 498, 5 Senkung fehlt: hie niht. L. setzte für hie das zwei-
  • silbige iezuo.
  • TREVISO. 189
  • . do kom ich in die herberge min ,
  • da. ich des nahtes solde sin.
  • indes kom der potestät
  • hin zuo den vrowen, als man bat. (3o)
  • da gruozt in sä an der stunt
  • vil manic rosenvarber munt.
  • 502 Des neie er in wol zühtecllch. (170,i)
  • die vrowen schoene minneclich
  • sprächen: «ir sült uns gewern,
  • des wir gemeine gar an iuch gern.
  • ir sült die küneginne ir spil (5)
  • hie läzen haben reht, swie si wil,
  • daz wir ir ritterschaft hie sehen.
  • daz sült ir \ka durch uns gescheÄ^n.»
  • 503 Er sprach: «ungern ich iuch entwer.
  • ich wil dem gräven hie zwei sper (lo)
  • erlauben wan durch iwer bet. »
  • da trat hin für sä an der stet
  • von Eppenstein her Liutfrit:
  • er bat mit zühteclichem sit,
  • daz man ein sper erloubet im da. (15)
  • die vrowen sprächen: «herre, ja.»
  • \ 504 «Des wil ich iuch verzihen niht.
  • für namens sin niht mör geschiht.»
  • der gräve schiet mit vreuden dan:
  • zehant er wäppen sich began. (2o)
  • gezimirt wart er ritterlich:
  • sin wäppencleit was kosterich.
  • ich sag iu, als ich beste kan,
  • wie da gezimirt wart der man:
  • 505 Stn heim gar lieht von golde was (25)
  • und herte alsam ein adamas.
  • dar umbe von vedern was ein kränz.
  • 501, 3 herberge vierfache Betonung: herberg, herberge, her-
  • herge, herberge.
  • 503, 5 von Eppenstein her Liutfrit, s. K. S. 67.1 ; in der
  • Artusfahrt führt er den Namen Kaloeriant 1416, 5.
  • 505, 1. 2 der Helm war nach dieser Beschreibung nicht
  • von Leder, sondern von Metall und vergoldet. — 3 fg. hier die
  • erste genauere Beschreibung eines Zimiers; eine ganz ähnliche
  • 190 VENÜSFAHBT 1327.
  • der kränz gemachet was vil ganz:
  • die vedern warn geslizen abe;
  • dar an gehangen richiu habe: (30)
  • von Silber bleter harte viL
  • gebunden was an i^slich kil
  • 506 Von pfäbesvedern ein koste guot. (171,1)
  • sus fuort den heim der höchgemuot,
  • den höher koste nie bevilt.
  • ich sagiu, wie er fuort den schilt.
  • gehalbirt nach dem swerte zetal. (5)
  • daz ober teil daz was gemäl
  • reht als ein lieht saphire plä:
  • dar üf so was geslagen da
  • 507 Von golde ein leu gekroenet wol:
  • des kröne was edeler steine vol. (lo)
  • Str. 1534. — 4 ganz adj., hier wohl: völlig, dicht. — 6 Ver-
  • balellipse: zu ergänzen was. ' — habe stf., hier: Fülle, nämlich
  • Blätter von Silber, wenn nicht zu lesen ist von silber bleiern
  • (vgl. 1534, 3), alsdann nach habe keine Interpunction. — 8 ein
  • der Hs. vor ieslich, von L. beibehalten, gibt keinen Sinn; es
  • muß natürlich wie in 998, 2. 1534, 6 an heißen; an jeden Kiel,
  • Federkiel (Jcil stn., sonst stm.) war gebunden.
  • 506, 1 pfdbes- statt pfäben, pfävoen, in 808, 6 pfäns-^ da-
  • gegen in 530, 7 die regelmäßige Form phdben. — koste (caste
  • 998, 2) swmf., bei U. unbestimmt, Quaste, Büschel (sonst auch
  • queste, in jüngerer Zeit quast). — 3 koste stf., hier im Spiel
  • mit dem andern koste, Aufwand, Pracht [Kosten nhd. plnrale
  • tan tum]. — 5 halbiren wie halben 800, 7 ist gleich dem heutigen
  • Wort mit fremder Endung: in zwei Hälften theilen, allgemeiner
  • Natur ; Schultz, höf. L. 2, 78 dagegen nimmt es speciell für das
  • franz. partir: in der Länge theilen im Gegensatz zur Quer-
  • theiliing. Die Besonderheit wird wenigstens bei U. dnrch zetal,
  • abwärts, nach unten {nach dem swerte ist verstärkender Zusatz),
  • ausgedruckt. Ralf von Rettberg (Privatmittheilung) faßte zetal
  • geh. ebenfalls als: längs, senkrecht getheilt. Unsere Stelle be-
  • sagt aber das Gegentheil, denn im Folgenden ist von einem
  • oberen und niederen Teil des Schildes, nicht von rechts und
  • links die Rede; vgl. auch zu 996, 5. — 8 geslagen, Terminus
  • für die Befestigung der Metallstücke auf dem Schilde, wogegen
  • die Befestigung der Pelz- oder Tuchstücke wie gleich im Folgen-
  • den 507, 5 mit gesniten bezeichnet wird; vgl. 854, 5 fg.
  • 507, 1 Hs. leo wie öfters; jedenfalls jüngere Schreibart,
  • darum nicht zu bewahren. — 2 daß solche kostbare, mit Edel-
  • TBEVISO. 191
  • daz nider teil gab sölhen schin:
  • von kelen röt, w!z von hermelin,
  • ze aht stucken meisterlich gesniten.
  • der meister het ouch niht vermiten,
  • er het mit porten hie unde da (15)
  • wol üz genomen röt, wiz, golt, plä.
  • 508 Sin wäpenroc, sin decke was
  • von samit grüen alsam ein gras,
  • gehowen üf einander wol.
  • diu beide wären schilde vol (20)
  • gestreut, als er den schilt dö truoc.
  • siniu sper ouch gröz genuoc
  • warn und grüen alsam ein cl^.
  • dem biderben was nach 6ren wß.
  • 509 Ein gürtel und ein hefteltn (25)
  • er fuort: diu gäben liebten schin.
  • sin halsperc und sin hosen guot
  • die lühten reht als ysen tuot,
  • daz wol ze vlize ist geworht.
  • der höchgemuot im kleine vorht. (30)
  • er fuort zw^ne sporn nach golde var.
  • sus was bereitet der schänden bar.
  • steinen geschmückte Schilde in der Tjost oder im Turnier wirk-
  • lich gebraucht wurden, kann man bezweifeln. Dazu wurden
  • wohl besondere einfachere Schilde gebraucht; die feinen dienten
  • nur zur Parade, die dann mit den andern vertauscht wurden.
  • Außerdem wurden die Schilde durch einen üeberzug geschützt.
  • — y'von kelen röt: roth von Kehlen, Halsstücken; kel stf. wird
  • dann auch im Einklang mit dem franz. gueules, roth, von gula,
  • Kehle, an sich die Bezeichnung der rothen Farbe in der Heraldik;
  • der Ausdruck schwerlich vom Fuchse genommen, sondern wohl
  • von den weichen Halsstücken weißer Thiere, die man schön
  • roth zu färben verstand; vgl. 804, 3. — 7. 8 bezieht sich jeden-
  • falls auf die Einfaßung des Schildes. Die festgenagelten Borten
  • wiederholen die Farben des Schildes. — üz nemen, schwerlich :
  • auswählen; eher: auszeichnen, kenntlich machen. Vielleicht ist
  • der Ausdruck mehr terminologisch.
  • 508, 3 houwen stv. red., synonym mit srnden, zuschneiden,
  • darch Schneiderkunst herstellen; vgl. zu 654, 8. 846,4. — uf
  • einander drückt die Uebereinstimmung aus. — 4 schilde gen.,
  • Wappenschilde. — 5 als, so wie, gestaltet wie.
  • 509, 1 Ein = einn, einen; gürtel bei U. masc, s. z. B.
  • 512, 6. 603, 2. 731, 7.
  • 192 VENUSFAHRT 1227.
  • 510 Ez saz der milte, höchgemuot (172,i)
  • üf ein ros snel unde guot:
  • daz fuor in sprangen durch die stat.
  • bi im man sere wichen bat
  • si raoften alle: «wichä, wich!» (5)
  • sus kom der vreche, muotes rieh
  • vil ritterlichen her gevarn.
  • die vrowen in bäten got bewarn.
  • 511 Nu was ouch ich vil wol bereit
  • in miniu wizen wäpencleit. (10)
  • gekroenet was der heim min:
  • diu kröne gap vil liebten schin.
  • die Zöpfe min die wären lanc:
  • ir lenge unz üf den satel swanc.
  • ein netze von berlin was ir dach, (15)
  • dar durch man si doch plecken sach.
  • 512 Ich fuort ein röckel, daz was wiz,
  • dar an mit valden grözer vltz
  • von vrowen henden was geleit.
  • min güitel drier vinger breit (20)
  • was mit golde wol beslagen:
  • der muost den liuten wol behagen.
  • von golde ein kostlich hefteltn
  • fuort ich vor an dem buosem min.
  • 513 Ich reit ein ros starc, snel genuoc, (25)
  • daz mich gewalticlichen truoc.
  • daz was verdaht wlz von samit:
  • diu decke was lanc unde wit,
  • gesniten meisterliche gar.
  • min schilt was wiz nach silber var, (30)
  • min sper was wiz, der harnisch min
  • künde ouch liehter niht gesin.
  • 514 Sus kom ich durch die stat geriten (173,1)
  • in vrowen kleit nach riters siten.
  • in allen den gazzen was gedranc.
  • min ros vil kleiner Sprünge spranc.
  • von Tervls der potestät (5)
  • 511, 1 bereit = part. bereitet wegen der folg. Praep. in mit
  • acc; ebenso 216, 3. 547, 3.
  • TREVISO. 193
  • mit vlize gebot, mit zühten bat,
  • daz man uns da rümte einen rinc:
  • daz was gar ein verloren dinc.
  • 515 Für war ich iu daz sagen wil:
  • der leute was komen dar s6 vil, (lo)
  • daz man uns dö d^hein wts
  • in al der stat da ze Tervis
  • niht mohte gemachen einen rüm.
  • wir kömen zuo einander küm.
  • üf einer brücke daz geschach, (15)
  • daz ich den höchgemuoten sach.
  • 516 Diu brücke da über ein wazzer gie,
  • dar abe die leute dort unde hie
  • der potestät al gemeine treip,
  • daz ir vil lützel da beleip. (20)
  • dar üffe muost wir justirens pflegen.
  • mit manger schoenen vrowen segen
  • wurd wir gesegent an der stunt:
  • daz tet manc rosenroter munt.
  • 517 Dö ich in sach so schöne komen, (25)
  • min orsse mit sporn wart genomen:
  • als tet ouch er daz sine sä.
  • wir kömen gegen einander da,.
  • reht als wir zesamen vlugen.
  • unser ougen uns niht trugen: (3o)
  • unser beider tyost geriet,
  • reht da sich schilt und heim schiet.
  • 518 Von den spercn wart da krach: (174,1)
  • diu drumzun man üf vliegen sach.
  • die schilt einander ruorten da.
  • hald andriu sper gab man uns sä:
  • da mit wart ritterlich geriten (5)
  • 514, 8 wiederholt in 618, 8.
  • 516, 5 ausnahmsweise hier justiren, sonst immer tyostiren.
  • 517,3 tet: auch hier Ersatzverbum , wie wenn statt der
  • passivischen Construction vorher stünde: er nam, darum auch
  • der Acc. daz sine, — 7 geraten stv., gelangen, trejffen. — 8 das
  • ist an dem unteren Theil des Helmes und am oberen Theil des
  • Schildes, an dem die Speere brachen.
  • Ulrich von Libchtbitstbin. I. 13
  • 194 VBNUSPAHBT 1227.
  • und vaelen beidenthalp vermiten.
  • ich und der gräve muotes rieh
  • verstreben sehs sper ritterlich.
  • 519 Der tugentriche gräve bant
  • den heim dö abe. ich . . . sant (lo)
  • im ein guldin vingerlin:
  • daz solt er geben der vrowen stn,
  • diu im was liep für elliu wip.
  • da bt solt ir vil werder lip
  • erkennen sinen stseten muot. (15)
  • daz vingerlin was da, zuo guot.
  • 520 Von Eppenstein her Leutfrit
  • gein mir dö kom n&ch riters sit,
  • gezimirt d^swär ritterlich.
  • der starke man was guotes rieh (20)
  • und bi der Muore wol bekant.
  • er fuort ein sper in siner haut:
  • daz was gröz, geverbet röt,
  • als im sin hoher muot gebot.
  • 521 Ich gedäht: «ditz ist ein starke man, (25)
  • und der sin ritterschaft wol kan.»
  • dö machet ich den buneiz lanc.
  • sin sper im alze nider sanc:
  • min ros er durch den hals dö stach.
  • min sper üf siner prüst ich brach. (3o)
  • min ros spranc hoch in ungehabe:
  • da muost ich palde sitzen abe.
  • 522 Nu was euch nuo der tac zergän: (175,1)
  • diu ritterschaft muost ende hän.
  • in mine herbergc fuor ich.
  • die ritter heten alle mich
  • d^swär vil gern dö gesehen: (5)
  • des cwmoht da niht geschehen,
  • wan ich mich üf der vart nie
  • deheinen man gesehen lie.
  • 523 Ez wart von mir üf al der vart
  • mit guotem willen wol bewart, (10)
  • 519, 2. 3 Hs. ich sant im, L. änderte : ich gap zehant im.
  • Sonst steht auch öfters sant z. B. 715, 5. 951, 2.
  • TBEVISO. 195
  • daz iemen mohte erkennen mich.
  • des huote vil vliziclichen ich.
  • ich wolt s6 komen durch diu lant,
  • daz iemen würde da bekant,
  • von wanne ich wsere oder wer: (i5)
  • daz was gar mines herzen ger.
  • 524 Des andern morgens, dö der tac
  • vil lieht erschein (dannoch ich lac
  • an minem bette, wizzet daz),
  • zwei hundert vrowen oder baz (20)
  • für min herberge wäm komen
  • und heten gerne daz vernomen,
  • wenne ich ze kirchen wolde gän.
  • manic man ouch vrägen des began.
  • 525 Ein min kneht die vrowen sach: (25)
  • zuo mir mit zühten er d6 sprach:
  • üf, vil liebiu vrowe min:
  • ich mein iuch, edeliu künegln!
  • ich enweiz, ob ir ez habt vernomen:
  • die vrowen die sint alle komen (30)
  • üz der stat zuo iu dk her.
  • ir liget ze lange», s6 sprach er.
  • 526 D6 von mir rehte wart vernomen (176,1)
  • zuo mir s6 maniger vrowen komen,
  • d6 legt ich sä, an mtnen lip
  • kleider, die ein werdez wtp
  • wol mit ^ren het getragen. (5)
  • waz daz wsere, lät michz iu sagen:
  • ich legt an ein hemde blanc,
  • kleine, ze rehter m&ze lanc.
  • 527 Da muosten an zwen ermel sin:
  • daz nim ich üf die triwe min, (10)
  • daz ich nie bezer hän gesehen:
  • des muoz ich von der wärheit jehen.
  • dar nach leit ich ein röckel an:
  • 526) 2 komen subst. inf., die Ankunft, davon abh. der Gen.
  • 80 maniger vrowen, zugleich in komen noch Yerbalkraft, die die
  • Präp. zuo nach sich zieht.
  • 13*
  • 196 VBNÜSFAHRT 1227.
  • daz was deine, wiz als ein swan,
  • daz vrowe bezzerz nie getnioc. (15)
  • daz maoste sin doch gnot genuoc.
  • 528 Von einem wizen samtt an
  • ich leit ein cappen, daz nie man
  • samtt gesach so kosterich;
  • dar in von golde wunneclich (20)
  • was geworht manic schoene tier.
  • ir sült für w&r gelauben mir:
  • diu kappe was meisterlich gesniten,
  • den vollen lanc, nach vrowen siten.
  • 529 Diu hübe min ouch muoste sin (25)
  • vil guot, dar an die zöpfe min
  • gemachet d^swar wären wol.
  • von reht ich iu noch sagen sol
  • ein teil von minen zöpfen m^.
  • mit perlin wiz alsam ein sn§ (30)
  • hiez ich si bewinden sä
  • vil minneclichen hie unde da.
  • 530 Mit einer risen (diu was guot) (177,1)
  • verbaut ich mich: ez was min muot
  • 527, 6 deine ist nicht adv. zu wtz, sondern adj.; vgl. 473, 4.
  • 528,5 in den weißen StoflF waren mit Goldfaden Thier-
  • gestalten eingewebt; aus dieser Stelle würde schon allein her-
  • vorgehen, daß der aamit des 13. Jahrh. nicht unserm Sammt
  • (velours) entsprechen kann, samit war ein dem Rips ähnliches
  • Seidengewebe. Der Wappenrock und die Pferdedecke werden
  • jene Muster wohl nicht enthalten haben; es hätte die Wirkung
  • des Wappens beeinträchtigt. Nur der samtt der kappe wäre
  • somit ein eigentliches Brocatgewebe. Vgl. Schultz, höf. L. 1,
  • 259 fg.
  • 529, 1 fg. an die hübe waren die Zopfe befestigt, nicht an
  • das eigene Haar. Die Haube mußte also aufbehalten werden,
  • wenn der Hut oder der Helm aufgesetzt wurde. Näheres über
  • die Haube erfahren wir nicht. Die Möglichkeit scheint mir
  • nicht ausgeschloßen, daß hübe hier eine Perücke bezeichnet. —
  • 8 minneclichen adv. der Hs. beibehalten, weil das Wort schon
  • die abstracte Bedeutung: lieblich, hübsch gewonnen hat; L. än-
  • dert in wunneclichen, was allerdings das Ursprüngliche sein kann.
  • 530, 1 rise swf. ist Schleier, doch darf man sich nicht ein
  • so dünnes und durchsichtiges Florgewebe denken, wie sie unsere
  • heutigen Schleierstoffe (Gaze, Tüll, Mull) aufweisen, sondern
  • TBEVI80. 197
  • daz an mir lernen solde sehen
  • iht anders wan der ougen breben.
  • sus wart gekleidet mir der Itp
  • in vrowen kleit. reht als ein wip
  • ich satzt üf einen phäbenbuot:
  • der was von höber koste guot.
  • 531 Zwßne bantschuobe an den benden mtn
  • • *
  • ich truoc: die muosten ouch guot sin. (lo)
  • vil hohes muotes ich do gie,
  • da mich manic röter munt enpfie.
  • ir gruoz was gegen mir alsus:
  • «got wilkömen, küneginne Venus!»
  • sus gruozten mich die vrowen gar: (i5)
  • ir was vil mangiu drunder clär.
  • 532 Dö ich der vrowen gruoz enpfie,
  • von Gorze der gräve daz niht lie,
  • er hüebe da ein buhurt sä.
  • ez wart wol ritterliche da, (2o)
  • vor uns vrowen da geriten
  • mit kunst nach ritterlichen siten.
  • der buhurt vaste gie entwer,
  • sus unde so, hin unde her.
  • ein dichteres, etwa wie Battist oder auch noch stärker. Auch
  • ist rise nicht blos wie meist unsere Schleier ein frei und lose
  • getragenes Stück, sondern diente wie jedes andere Zeug zur
  • Bekleidung und Verhüllung, wie eben ans unserer Stelle her-
  • vorgeht und dann auch aus der folgenden Erzählung Str. 537.
  • Aber deshalb ist nicht, wie Weinhold, D. Fr. 2 *, 329 annimmt,
  • schlechthin a Wangen- und Einnbinde» als die alleinige Be-
  • deutung von rise anzusetzen. — 7 phdbenhuot stm. , Hut mit
  • Pfauenfedern belegt, von Männern und Frauen getrag^; über
  • der hübe bildet er die gewöhnliche Kopfbedeckung U.'s und
  • wird in der Tjost mit dem Helm vertauscht.
  • 532, 3 buhurt stm., gleich dem Turnier (s. zu 242, 5) ein
  • Schaarenkampf zu Pferde, in dem es besonders auf das Auf-
  • einanderstoßen der Schilde ankommt. Nicht ganz im Einklang
  • steht damit, daß 533, 5 auch das Krachen der schefte^ der
  • Schäfte, der Speere, erwähnt wird. Dieser buhurt ist also schon
  • eine Art Turnier, was auch 532, 7 erkennen läßt; vgl. Niedner,
  • Turnier 13. 36. Andere Buhurt-Schilderungen im Frauendienst
  • 644, 7 fg. 823, 2 fg.
  • 198 VENUSFAHBT 1227.
  • 533 Ir sült für war gelauben daz: (25)
  • fünf hundert ritter oder baz
  • da üf den buhurt wären komen.
  • da, wart von Schilden stöz vernomen
  • und von scheften krachä crach.
  • die ritter man unmtiezic sach: (3o)
  • durch diu vil reinen süezen wip
  • do manger urbart wol den lip.
  • 534 Dö bat ich sä. den buhurt län: (178,i)
  • daz wart vil schier durch mich getan.
  • sä. ich dö ze kirchen gie.
  • ein grsevinne mir die capen vie:
  • mit ir vil linder wtzer haut (5)
  • habet st mir vor üf min gewant.
  • sus wtste s! ze kirchen mich:
  • in hohem muot den dienst nam ich.
  • 535 £ ich ze kirchen was bekomen,
  • min kamersere het genomen (lo)
  • einen tebich wunnecHch
  • und einen bolster kosterich:
  • ob einem gevalden stuol daz lac;
  • dar über ich mich ze neigen pflac.
  • 533, 8 urhart = urharte österreichische Form, die L. hier
  • belaßen, in 281, 8 unnothig in urhort corrigiert hat (im mhd. Wb*
  • 1, 152**, 6 wird urhart irrthümlich als Druckfehler vermuthet).
  • urhorn, urharen 1576, 8, urhern 1013, 8 swv., als urhor stf., Steuer
  • ei;itrichten , dann, namentlich in der Wendung den lip urhorn
  • (das Leben, sich): opfern. Andere Fälle von österr. a für o
  • s. Knorr S. 51.
  • 534, 5 linder wtzer stark flect. : mit Recht, da ir gen. und
  • nicht flectiertes Possessivum ist. Der Vers zeigt, wenn es nicht
  • poetische Formel ist (vgl. zu 24, 5), daß die Gräfin keine Hand-
  • schuhe getragen hat. — 6 «/ gehört zu hahet: sie hielt auf,
  • empor. — 8 vor adv. : vor, vorne : damit ü. mit dem ungewohn-
  • ten langen Mantel nicht strauchele und damit das kostbare weiße
  • Gewand nicht beschmutzt werde. Man kann vermuthen, daß
  • es Stufen hinauf zu schreiten, galt.
  • 535, 5 gevalden stüolf wörtlich: ein zusammengefalteter
  • Stuhl, d. h. ein Stuhl zum Zusammenfalten, zum Klappen, sonst
  • gewöhnlich valtstuol (woraus fauteuit). Dieser Stuhl diente ü.
  • zum Betpult. Auf das holster wird er gekniet haben.
  • TBEVISO. 199
  • ich bat got miner ^ren pflegen (15)
  • durch sine gtiete üf minen wegen.
  • 536 £in pfaffe ein schoene messe sanc.
  • umb mich von vrowen was gedranc:
  • do ich ze dem opfer wolde gän,
  • die leute pat man üf Äoher stän. (20)
  • min Opfer ich so bilde an vie:
  • dö ich her von dem opfer gie,
  • daz man daz paeze sä dar truoc,
  • gelachet wart des da genuoc.
  • 537 Daz psece ab einem baoch ich nam, (25)
  • verbunden gar; daz doch niht zam.
  • der grsßvinne bot ichz da.
  • diu hoch geborne diu sprach sä:
  • «ir sult di rlsen fürder nemen*.
  • s6 mac daz paece mir gezemen.» (3o)
  • zehant do si daz wort gespräch,
  • die rlsen ich von dem munde prach.
  • 538 Diu schoene lachen des began: (179,1)
  • si sprach: «wie nü? ir sit ein man:
  • daz hän ich kürzlich wol gesehen.
  • 536, 3 o-pfer stn., Opferspende bei der Messe. — 4 w/ hoher
  • 8tdn (Hs. uf aher stan; L. üf her stän), sich weiter weg stellen,
  • zurückweichen. — 5 bltde adj. ist nicht: dreist (Tieck), auch
  • nicht: blöde (Falke), sondern: fröhlich und zugleich: artig,
  • sittsam (ü. ahmt das Wesen der Frauen nach und erregt da-
  • durch Heiterkeit). — 7 pcece (Hs. meist pece) stn. hat doppelte
  • Bedeutung: 1) der Friedenskuß bei der Messe, den sich Per-
  • sonen desselben Geschlechts gaben mit dem Gruß pax tecum;
  • 2) die Kußtafel mit dem Bilde des Erlösers oder eines Kreuzes,
  • die herumgereicht wurde. Ein mit Hinweis auf Ersch und
  • Gruber's Encyclopädie Sect. III, Th. 14, S. 343 genauer Artikel
  • über pcece im mhd. Wb. II *, 457.
  • 537, 1 das Buch ist wohl ein Evangelienbuch. — 2 daz
  • doch niht zam, was unerlaubt war, weil unter der Umhüllung^
  • in der Weiberverkleidung, ein Mann steckte. — 4 hoch geborne
  • vielleicht im Einklang mit 540, 1 allgemein zu faßen ; möglicher-
  • weise aber auch Andeutung, daß die Gräfin fürstlichen Banges
  • war; denn einfache Grafen sind bis in die Reformationszeit nur
  • wol geborn; doch vgl. zu 991, 1. — 8 brechen %U.y hier: reißen.
  • 538, 3 kürzlich adv. , auch von der kürzesten Zeit gesagt :
  • so eben, eben jetzt.
  • 200 VENUSFAHBT 1227.
  • waz danne? der kus sol doch geschehen.
  • ich wil durch elliu guoten wlp (5)
  • iuch küssen, stt daz iwer Itp
  • hat vrowen cleit an sich geleit:
  • des sol mtn kus iu sin hereit. »
  • 539 D6 st daz paeze von mir enpfie,
  • und daz der süeze kus ergie, (lo)
  • da von wart ich vil höchgemuot;
  • wan vrowenküssen sanfte tuot.
  • daz ist für war den allen kunt,
  • die ie gekusten vrowen munt,
  • daz nie niht also süezes wart (15)
  • so vrowenkus von höher art.
  • 540 Ein hoch gehören reine wip,
  • diu röten munt hat, schoenen lip,
  • swä diu küsset einen man,
  • der vrowenkus erkennen kan, (2o)
  • der ist des immer möre vrö.
  • ^umb vrowenküssen stät ez so,
  • daz ez tuot noch baz denne wol
  • und machet ein herze freuden vol.
  • 541 Nu was diu messe gesungen gar. (25)
  • ich und manic vrowe wol gevar
  • giengen von der kirchen sä.
  • vil gröz gedranc hie unde da
  • was in den gazzen über al.
  • von busünen grözen schal (30)
  • hört man vor uns vrowen dö.
  • man was uns an ze sehen vrö.
  • 542 Für mtne herberge ich dö quam, (180,i)
  • da ich urloup vil schöne nam
  • von maniger vrowen minnecltch.
  • ich schiet von in vil muotes rieh.
  • 539, 4 vrowenküssen hier und 540, 6 in Hs. in einem Worte,
  • L. hat getrennt, wohl nach der Abschrift; an letzter Stelle ist
  • küssen offenbar subst. inf., hier könnte reiner Inf. gemeint sein :
  • es thut wohl, Frauen zu küssen. Nach Hs. und der zweiten
  • Stelle ist aber auch hier vrowenküssen = vrowenkus (in Hs.
  • 539, 8 zusammen, 540, 4 getrennt, L. beidemal getrennt); vgl.
  • 1. Büchl., 193 und zu 102, 7.
  • PIAVE. 201
  • si pä.ten mtn got alle pflegen: (5)
  • üz reinem herzen gie ir segeu.
  • glücke ich stt da von gewan:
  • got vroweii niht verzthen kan.
  • 543 Den potestät da- von der stat
  • manic höchgemuoter ritter bat, (lo)
  • daz er mich lieze dk stechen m^r.
  • «ich tuon sin niht», also sprach er.
  • «swer mit ir mßr tyostiren wil,
  • es sl lützel oder vil,
  • der zog mit ir unz an den Plät. (15)
  • daz erloub ich», sprach der potestät.
  • 544 Alzehant ich dö enbeiz;
  • dar nach ich mich mit willen vleiz,
  • daz ich rite schöne durch die stat.
  • die mine ich des alle bat. , (20)
  • ich het an schoene vrowenkleit.
  • in hohem muote ich dö üz reit;
  • dö zöget ich vil schöne dan:
  • mit mir reit dan manic werder man.
  • 545 Ich zogte mit vreuden an den Plät. (25)
  • an einer harte schoenen stat
  • sach ich halten einen man,
  • den ich vil wol genennen kan:
  • er hiez von Mürekke her Reinpreht.
  • er was genaemen wtben reht: (30)
  • den allen er ze dienen pflac;
  • da von er selten eine lac.
  • 546 Sus was gemuot der rtche man. (181,1)
  • er fuort von guoten siden an
  • 543, 7 K. erklärt den Pldt nicht. Ein Platz oder ein Fluß
  • in der allernächsten Nähe von Terms kann nicht gemeint sein,
  • denn in U.'s Einladnngsbrief ist schon als Ziel der zweiten Reise-
  • route der Pldt genannt. Vielleicht ist der Ort gemeint, wo die
  • Straße von Treviso nach Sacile über den Fluß Plavus (Piave)
  • fuhrt und der vom Fluße den Namen hat. Vielleicht Ponte di
  • Piave ?
  • 544, 1 ich enbeizy stieg ab, d. h. vom orsey vom Streitroß,
  • auf das sich U. bereits, um noch weiter zu stechen (543, 3),
  • gesetzt hatte. — 3 der Ritt durch die Stadt geschieht auf an-
  • derem Pferde.
  • 202 VENUSPAHKT 1227.
  • ein hemde wiz alsam ein sn^.
  • niht anders harnasches fuort er me
  • wan einen heim, schilt unde sper. (5)
  • sus kom er gestapfet her.
  • sin orsse sach man verdecket s!n
  • mit samtt und mit paltektn«
  • 547 Alzehant bereit ich mich:
  • die wile muost er enhalten sich. (lo)
  • ich wart vil kürzlich wol bereit
  • in miniu wizen wäpencleit.
  • den heim min ich dö üf bant,
  • ich nam ein sper in mlne hant:
  • daz was wlz, ze mäzen gröz. (15)
  • ich was gar ungemüetes pl6z.
  • 548 Er kom g61eisiret her.
  • ez was von golde lieht sin sper:
  • daz sluog er under den arm sin.
  • d6 satzt ich üf min diech daz min. (20)
  • sin sper er durch den schilt min stach,
  • daz ez diu tyost vil deine brach:
  • daz mlne wart da geneiget nie.'
  • diu tyost sus beidenthalp ergie.
  • 549 Diu tyost was ritterlich ergän. (25)
  • d6 gab ich dem vil riehen man
  • ein vingerlln, daz was golt:
  • 546, 5 Lachmann: beßer eine.
  • 547, 2 enhalten — enthalten stv. refl., an sich halten, warten.
  • — 5 den heim uf bindenf nicht setzen, ist der gewöhnliche Ter-
  • minus, daneben anch ze hoiibet binden 568, 2 ; absetzen, herunter-
  • thun ist abe binden wie schon vorher 519, 1; femer z. B. 555, 1.
  • 548, 1 leisieren swv. Fremdwort, auch leischieren, vom franz.
  • laissier, laisser, lat. laxare, Terminus der Reitkunst: das Rol^
  • mit verhängtem Zügel laufen laßen ; im Frauendienst selten. —
  • 3 daz sper under dep, arm slahen, die gewöhnliche Bezeichnung
  • für das Einlegen der Lanze; «einlegen» erst in jüngerer Zeit
  • mit der Einführung der anders geformten Turnierschilde, in
  • deren Ausschnitt die Lanze eingelegt wurde, aufgekommen. —
  • 4 U. setzte seinen Speer auf sein diech stn., seinen Schenkel,
  • um es empor zu halten, nicht gegen den Gegner zu neigen
  • (V. 7) ; denn er mußte diesen schonen, da er keinen Brustharnisch
  • führte (546,4 fg.). — Q ez acc. = sper; derselbe Vers 607, 4.
  • 549, 3 vielleicht von golt.
  • PIAVE. SAGILE. 203
  • daz het er ritterlich geholt;
  • des man in höhe danken sach.
  • her Herman von Plintenpach (3o)
  • d6 mich bestuont, und Walhe drt:
  • den was ouch höchgemüete bt.
  • 550 Von den wart ritterlich geriten (182,1)
  • und vselen endeclich vermiten.
  • der iegelichem gab ich dö
  • ein vingerlin: ir muot stuont ho.
  • vier sper ich selbe d& verstach. (5)
  • alzehant d6 daz geschach,
  • d6 zogt ich schone hinze Schetzin,
  • da ich des nahtes wolde sin.
  • 551 Da wart ich enpfangen wol.
  • die line da wären vrowen vol, (lo)
  • die alle wol enpfiengen mich;
  • da von vil hoch gemuot wart ich.
  • di naht ich dk gemaches pflac.
  • sä d6 mir kom der ander tac,
  • vil wol ich dö gewäpent wart (15)
  • und huob mich aber üf mine vart.
  • 552 Vor einem vöreis wunneclich
  • het mir der gräve tugendrich
  • von Gorz gewartet, und manic man,
  • der ich niht gar genennen kan. (20)
  • zwelf ich ir under helme sach. '
  • zuo den minen ich d6 sprach:
  • «ich sihe hie ritter tyoste gern:
  • der sül wir schone si gewern. »
  • 553 Üf min ros ich palde saz, (25)
  • des Schildes ich da niht vergaz,
  • 550, 7 in Hs. nicht Scherzin, sondern Scheczin = Schetzm
  • = Schetschin, das ist: Sacile; s. K. S. 671.
  • 551, 2 line stf. , der in den südlichen Ländern noch heute
  • übliche, außer der Hauswand angebrachte Vorbau: Gallerie,
  • Veranda oder Balcon ; im Frauendienst recht häufig, sonst selten
  • erwähnt; s. zu 1133, 2.
  • 552, 1 voreis = foreia, wie der Schreiber sonst nach all-
  • gemeinem Brauche schreibt. Hier der zweite Fall von föreaten ;
  • vgl. zu 182, 4.
  • 204 VBNU8FAHRT 1227.
  • den heim mtn ich sä M bant,
  • ich nam ein sper in mine hant.
  • si gähten vaste gegen mir her.
  • der gräve ein wol geverbetez sper (30)
  • verstach mir üf den heim min:
  • daz min brast an dem halse stn.
  • 554 Üf mir da wurden siben sper (183,1)
  • verstochen wol nach ritters ger
  • und d^swär wol ritterlich.
  • man sach mich da vil muotes rieh:
  • eiulef sper mit miner hant (5)
  • da wurden ritterlich verswant.
  • fünf riter da vermisten min:
  • den gab euch ich niht vingerlln.
  • 555 Den heim min ich d6 abe bant.
  • d6 huob sich üf dem velde zehant (lo)
  • vil manic tyost hie unde da.
  • der gräve von Gorze der stach sä
  • einem ritter abe den heim sin:
  • diu tyost kund schoener niht gesln,
  • wan er vil küme da gesaz. (15)
  • von rehter wärheit wizzet daz.
  • 556 Wol hundert ritter oder me
  • da täten an einander we
  • mit ritterlicher arebeit.
  • durch wlp und durch ir werdecheit (20)
  • tet ez da manger also wol,
  • also man vrowen dienen sol.
  • der tet ez sus, der tet ez s6,
  • der wart trüric, der wart vr6.
  • 557 Dö muost ouch ich nu zogen dan: (25)
  • di ritterschaft'sach man sich zerlän.
  • si zogten mit mir ritterlich
  • des tages reht unz hinz sant Uolrlch:
  • 555, 1 er = der ritter. — gesitzen stv., hier: sitzen bleiben
  • (im Sattel).
  • 556, 2 an praep. mit acc, nhd. an (adv.) ihun mit acc. der
  • Sache, dat. der Person.
  • 557, 4 sant üolrich, s. K. 671: «S. Odorico unmittelbar am
  • Tagliamento in gleicher wagrechter Linie mit Udine.»
  • ODOBICO. 205
  • d4 wolt ich haben gemach di naht.
  • des andern tages, dö mit mäht (3o)
  • des tages schin di naht vertreip,
  • niht langer ich aldä beleip.
  • 558 Ich wäpent snelleclichen mich, (184,i)
  • dar nach vil schire s6 zogt ich
  • üf daz velt mit wizen spern:
  • ich wolde si tyostirens wem,
  • die dar durch vrowen wären komen. (5)
  • von einem het ich da vernomen,
  • der het dar vrowenklenät präht:
  • dem was tyostirens wol gedäht
  • 559 Von Speogenberc her Otte er hiez.
  • der höchgemuot daz niht enliez, (lo)
  • er zöget nach mir gezimirt wol,
  • reht als ein vrowenritter sol.
  • sin zimir gap vil lichten schin:
  • ein rtsen nrnhe den heim stn
  • er da fuorte, diu was guot. (15)
  • sus zöget nach mir der höchgemuot.
  • 560 Uns was zesamen beiden ger.
  • wir fuorten zwei vil starkiu sper:
  • do machte wir den buneiz lanc.
  • ze vellen mich was sin gedanc: (20)
  • ich däht ouch: «ich sol disen man
  • s6 treffen, ob er sitzen kan,
  • daz ers bedarf wol endelich,
  • wil er niht werden schänden rieh.»
  • 561 Gein mir vil vaste s6 treip er: (25)
  • von Sprüngen gesenket wart sin sper.
  • 558, 7 vrowenklendt stn. nach Hs. in einem Worte , Frauen-
  • kleinod : bezieht sich anf die rtse, die, ein Geschenk seiner Dame,
  • der Franenritter Otte von Spengenberg am Helme trug.
  • 559, 2 Von Spengenberc her Otte s. K. S. 671. — 6 in 853, 8
  • ivird auch eine rtae als Helmschmnck erwähnt, doch dient sie
  • da mit znr Befestigung des Federbnsches ; dagegen ist sie hier
  • der alleinige Schmuck und ist ein Symbol der Frauengunst;
  • vgl. zu 569, I.
  • 560, 5 hier vereinzelt ddht statt gedäht; femer 632, 8. 897, 3.
  • (Die Abschriften nur an letzter Stelle daht,)
  • 206 VENU8FAHET 1227.
  • min orsse ein teil ich warf von im
  • (den man ze vellen was min sin),
  • vil balde ich wider üf in treip:
  • an sinem halse min tyost beleip; (3o)
  • da von der hoch gemnote man
  • vil nach ein vallen het getan.
  • 562 Ir stilt gelauben mir, daz er (185,1)
  • üf mir verstach ein grözez sper.
  • von unser beider speres krach
  • die drumzon man üf vliegen sach.
  • im entwischte zoum und stegereif: (5)
  • den satelbogen er begreif;
  • da bi er sich berihte wider:
  • er wsere gevallen anders nider.
  • 563 Mit im selbe sehsten ich da stach,
  • daz nie dehein vselen da geschach. (lo)
  • den gab ich allen vingerltn
  • und bant abe sä den heim min.
  • zehant gein Clemün s6 zogt ich.
  • da het ein ritter schone sich
  • gein mir geleit her an daz velt (15)
  • in ein vil wunneclich gezelt.
  • 564 Her Mathie er was genant,
  • üf öre het er den muot gewant:
  • er was d^swär vil tugende rtch.
  • er het ein maget minnecUch (20)
  • 561, 3. 4 unreiner Reim; bei Knorr S. 28. 51 nachzutragen.
  • 562, 5 itegereif stm. , Steigbügel ; im Frauendienst nicht
  • specialisiert. — 6 satelboge swm.: hier ist der vordere Sattel-
  • bogen gemeint. Im Mittelalter waren die Sättel so, wie sie uns
  • heute noch im Orient begegnen ; sie gaben durch die Rundungen
  • vom und hinten dem Reiter festen Halt; eine lehrreiche Ab-
  • bildung eines gesattelten Pferdes ohne Reiter s. Schultz, höf. L.
  • 1, 396; femer Reiter zu Rosse 1, 376 und 2, 21, 23 u. s. w.
  • 563, 5 Clemün, «das heutige Gemona» (früher Glemona) ;
  • s. K. S. 672.
  • 564, 1 L. fahrt den Herrn Mathie (Betonung Mathie und
  • Mathie) im Namenverzeichnis unter Clemün an^ von Cl. M.,
  • wohl veranlaßt durch Earajan's Vermuthung, ein urkundlich
  • nachgewiesener Marthiussius de Giemono möchte vielleicht dieser
  • Mathie sein.
  • GEMONA. 207
  • gein mir gesant: diu fuort dart her
  • in ir hant gegen mir ein sper.
  • ein vil schoene pferd si reit
  • und was d^sw4r wol gekleit.
  • 565 D6 mich diu reine, guote sach, (25)
  • diu schoene üz rotem munde sprach:
  • agot wilkömen, kttneginne Y^nus!
  • iu hat her Mathie ht mir sus
  • enboten, daz ir, vrowe, sit
  • im willekomen äne strlt. (30)
  • von hertzen er iuch gerne siht:
  • des liuge ich iu von im niht.
  • 566 Er hat gesant iu bl mir her, (186,1)
  • vil liebiu vrowe, ditze sper.
  • gein iu sin böte ich, vrowe, des bin,
  • daz irz verstechen sült üf in.
  • des hiez er mich mit schcenen siten (5)
  • iuch vil ztlhtecllchen biten.
  • nu nemt ez, liebiu vrowe min,
  • als liep iu alle vrowen sin.»
  • 567 Daz sper ich willecUchen nam
  • und dancte der botschaft, als daz zam, (lO)
  • und hiez der minnecltchen meit
  • sagen, ich wsere sin bereit
  • allez willecUchen ir,
  • swaz s! gesaget hete mir.
  • diu maget mir danken des began (15)
  • und reit in hohem muote dan.
  • 568 Dö wäpent ich mich alzehant:
  • den heim ich ze houbet pant,
  • ich nam den schilt und ouch ein sper.
  • d6 kom ouch er gestapfet her. (20)
  • üf einem anger daz geschach,
  • daz ich den ^re gernden sach.
  • er was gezimirt als ein man,
  • der vrowen gruoz verdienen kan.
  • 569 An sinem sper ein rtsen guot (25)
  • er fuort und was vil hoch gemuot.
  • 569, 1 fg. hier ist 7. 8 deutlich ausgesprochen, daß daz
  • 208 VENÜSFAHBT 1227.
  • und fuort ouch üf dem heim sin
  • ein schapel: daz gap liebten schtn.
  • von golde und ouch von perlin liebt
  • was ez gemachet: ich liug iu niht. (3o)
  • diu im daz kleined het gegeben,
  • er moht ze dienst ir gerne leben.
  • 570 Nu war ouch wir zesamen da (187,1)
  • d^sw4r komen also nä,
  • daz zitlich was der buneiz.
  • unser ietweder sich dö vleiz,
  • daz er koem schöne dar geriten, (5)
  • und vaelen würde da, vermiten.
  • mit sporn wir zesamen triben:
  • diu sper ouch da, niht ganz beliben.
  • 571 Ein schoene tyost aldä geschach.
  • den heim ich im von dem houbet stach: (lo)
  • diu rtse vor an dem spere sin
  • beleip mir in dem schilde min.
  • sin tyost vil wite luken bort
  • oben, da des Schildes ort
  • mir dacte daz winster ahselpein. (15)
  • sin tyost da voUeclichen schein.
  • 572 Sin heim im schir wart üf gehaben,
  • ich sach gezimirt gegen mir haben
  • dannoch sehs ritter und niht m^r:
  • der ieslicher fuort ein sper (20)
  • ze mäzen gröz in siner hant.
  • kleined von einer' Dame gegeben ist. Zunächst wird darunter
  • das schapel, der Kranz von Goldblättem und Perlen, als Zimier
  • zu verstehen sein, aber auch die rise wird von ihr herrühren.
  • Hier schmückt der Bitter damit nicht den Helm wie Otte von
  • Spengenberg (559, 6), sondern den Speer ; die rise macht somit
  • den Speer zur baniere. Schultz, hof. L. 2, 24 vermuthet, daß
  • das Wort «Wimpel», das heute noch ein kleines schmales Fähn-
  • lein bezeichnet, von dem Schleiertuch (wimpel, afr. guimpe)^
  • welches so oft die Fahne des Bitters ersetzte, seinen Namen
  • erhalten habe.
  • 572, 1 fg. üf gehaben: haben (halten), rührender Reim
  • künstlerischer Art, deshalb v. Laßberg*s Vorschlag für haben
  • zu setzen traben nicht annehmbar.
  • GEMONA. 209
  • di wurden von mir an gerant.
  • ir deheines vermisset ich da:
  • ir träffen mich wan viere sä.
  • 573 Die zw^n aldä vermisten min: (25)
  • die sach man da von trüric sin.
  • der wirt seihe fünfte da, wol holt
  • diu vingerl min, der minne solt:
  • diu gab ich in üz mtner haut.
  • den heim min ich sä, abe hant: (30)
  • in min herherge ich dö reit,
  • do ich vant guot gemach bereit.
  • 574 D6 ich des äbendes het gemach, (188,1)
  • die ritter man dö komen sach
  • mit einem buhurt wunnecUch.
  • da wart geriten riterlich
  • vor der herherge min. (5)
  • der buhurt künde niht gesln
  • schoener, danne er was aldä.
  • do saz ich in einem venster sä
  • 575 Und sach der riter arebeit.
  • ich het mich wunnecUch gecleit (lo)
  • also von reht ein ktlnegln.
  • ez sähen gern diu ougen min
  • der ritter ritterliche tat.
  • swelch ritter höchgemüete hat,
  • den sol man höher minne wem, (15)
  • ob er ir kan mit zühten gern.
  • 576 Des buhurts was ouch nü genuoc.
  • üz miner herherge man dö truoc
  • den rittern guotes wines vil.
  • nach arbeit manic man trinken wil. (20)
  • ich hiez in schenken über al,
  • in köpfe, in napfe, in silberschal.
  • 576, 6 es' steht der Singular, wo wir den Plural setzen
  • würden. Drei Arten der Trinkgefäße, alle von verschiedener
  • Form : der koff (aus lat. cuppa) ist ein Becher mit Deckel [das
  • Wort in annähernder Bedeutung erhalten in Tassenkopf, Ober-
  • tasse]- der napf, ein Trinkgefäß ohne Deckel, aber mit Fuß,
  • eine Art Pokal, die schale, schal stswf. (daneben auch schal stm.)
  • UliSICH VON LlXCHTBlTBTBIN. I. 24
  • 210 VENÜSPAHRT 1227.
  • si alle man mir da ntgen sach;
  • da, mit si fuoren an ir gemach.
  • 577 Do het der kamercere min (25)
  • ze wesche gegeben vier röckelin.
  • ein edeliu vrowe des wart gewar:
  • alzehant d6 sande dar
  • ein röckel daz vil schoene wip.
  • si gebot der weschen an den lip, (so)
  • daz siz pürge ander diu röckel min.
  • da was an ein guot heftelin.
  • 578 Ein brief, ein gürtel, ein tschapel (189,1)
  • was drin gewunden, tugend snel
  • was diu frowe, diu ez tet
  • däswär vil gar äne mlne bet.
  • min kamersere ez s6 enpfie, (5)
  • daz er sin wart dk inne nie:
  • ez wart gar äne di wizen sin
  • verborgen in diu röckel min.
  • 579 Seht, also fuort er ez von dan;
  • da von er zorn sit gewan. (10)
  • diu naht was hin, der tac was komen.
  • ein messe wart von mir vernomen
  • verholn. dar nach wart ich bereit
  • vil wol in miniu wäpencleit,
  • so wol, daz ich ß nie war^ baz. (15)
  • ich wolte 6t aber fürbaz.
  • 580 Min busönaer die blieben dö
  • ein stleze wise mit schalle hö:
  • den rittern tet man da mit kunt,
  • daz ich bereit was an der stunt. (20)
  • zehant sich wäpen dö began
  • vil manic hoch gemuoter man:
  • scheint wie noch heute ein breites und flaches gerundetes Ge-
  • fäß gewesen zu sein.
  • 578, 7 Hs. den wizen, dagegen 602, 8 di wizen, danach ist
  • hier mit L. corrigiert. den wizen würde ein sonst nicht Tor-
  • kommendes der wizze oder der witze swm. voraussetzen [Witz
  • stm. Tiel jünger], toizen = wizzen, wizzene stf. selten Yorkom-
  • mend, einfache Bildung neben dem häufigeren gewizzen stf., das
  • Wissen.
  • GEMONA. 211
  • in den gazzen hin unde her
  • fuort man heim, schilt unde sper.
  • 581 Dö zöget ich sä üf daz velt. (25)
  • her Mathie het sin gezelt
  • mir aber üf den wec geslagen.
  • daz hört man mich ze mäzen clagen.
  • «z hielt der wol gemuote man
  • vor sinem gezelt da. üf dem plan: (30)
  • er het gezimirt schöne sich.
  • dö sach er zuo im stapfen mich.
  • 582 Des was er inneclichen vrö: (190,1)
  • sin orsse mit sporn nam er dö.
  • da wart ein.tyost so ritterlich
  • geriten und so wünnecllch,
  • daz ich nie schoener hän gesehen: (5)
  • des muoz ich von der wärheit jehen.
  • die Schilde von der tyost sich cluben,
  • die sprlzel von den scheften stuben.
  • 583 Nu wären üz der stat ouch her
  • wol drlzic ritter oder mör (lO)
  • gezimirt üf den rinc bekomen,
  • der orsse mit sporn wart genomen.
  • da wart vil manic schoen puneiz
  • geriten. maniger sich des vleiz,
  • daz er da sper verstaeche vil: (lö)
  • des brüst wart da. der tyoste zil.
  • 584 Da wart tyostiret harte wol.
  • daz velt ^elac drumzen vol:
  • etUch schilt aldä, gelac,
  • der von tyoste vallens pflac. (20)
  • 582, 8 Ks, flugen, ebenso 767, 6. 923, 6. stuben praet. pl.
  • von stieben stv. , (wie Staub) umherBiegen , zweifellos richtige
  • Aenderung L.'s, zumal sich 657, 8. 1413, 8 stuben findet.
  • 584, 1 L. ergänzt vor tyostiret das in dieser Partie sehr
  • häafige formelhafte deswär; das be&ere Vorbild zur Ergänzung
  • bot 610, 3 {harte wol überhaupt sehr oft), wenn nicht zu schreiben
  • war da wart getyostiret wol (vgl. dd wart getyostiret vil 611, 8).
  • — 2 allez ergänzt L. vor drumzen (Laßberg wil lesen der dr.
  • oder von dr,). Der gleiche Vers, der zu geringerer Ergänzung
  • anleitet, 610, 4: hier fehlende Senkung.
  • 14*
  • 212 VENUSFAHRT 1227. CHIUSA.
  • mit einlef rittern ich da, stach:
  • niün sper ich üf den zebrach,
  • ir zweier ich vervaelte da.
  • do bant ich abe den heim sä.
  • 585 Siben vingerlin ich da hin (25)
  • gab: ez dühte si hoch gewin.
  • di si gedient da heten wol,
  • die sach man da von vreuden vol.
  • die vier, der sper da ganz beliben,
  • den tac mit zürnen si vertriben: (3o)
  • daz si gevselet heten min,
  • da von sach man si trüric sin.
  • 586 Von Clemün ich zogte sä. (191, l)
  • urloup nam manic ritter da
  • von mir mit zühteclichen siten.
  • nim^r wan drl mit mir riten:
  • daz eine was von Lüenz her Heinrich (5)
  • und zw^ne Walhe muotes rieh:
  • swie ich ir niht genennen kan,
  • ez wäm zw^ne biderbe man.
  • 587 Ze Clüse het ich di naht gemach.
  • des andern morgens fruo ich stach (lO)
  • mit dem von Lüenz ritterlich:
  • der was vil hohes lobes rieh.
  • er und ouch die gesellen sin
  • da dienten wol driu vingerlin.
  • gar sunder vaelen daz geschach, (15)
  • daz unser tyost sehs sper da brach.
  • 588 Min muot vil höhe stuont enpor.
  • des tages ich zogt unz hinz dem Tor;
  • da ich niht ritterschefte vant.
  • 586, 6 es ist charakteristisch, daß sich anch zwei Wälscbe
  • dem Zuge anschloßen.
  • 587, 1 Cluse, s. K. S. 672: «der enge Felsenpaß ,Chiusa*^
  • an der Fella in der Nähe von Ponteba veneta.» V. d. Hagen:
  • «das Schloß Clusio an der Vellach.»
  • 588, 2 Tor, s. K. S. 672: «ohne Zweifel an der Stelle de&
  • heute noch unter dem Namen Ober- und Unter -Thörl auf den
  • Karten erscheinenden Dorfes auf halbem Wege von Pontafel
  • THÖBL. 213
  • der werde fürst üz Kerndenlant (20)
  • ^ewan dö bi der selben naht
  • mit siner fürstenlicher mäht
  • ^in hüs hiez Golperc, daz ist war:
  • -daz hiez er nider prechen gar.
  • 589 Des andern morgens huob ich mich (25)
  • vruo von dem Tor. dö het ouch sich
  • -der fürst von Kernden schön geleit
  • üf einen grüenen anger breit.
  • ■durch ein ymblz er da lac,
  • •des er üf grase ie gerne pflac. (30)
  • wol hundert ritter oder baz
  • bi im da lac, gelaubet daz.
  • 590 Dö ich in vor mir ligen sach, (192,1)
  • min munt üz hohem muote öprach:
  • «ich sihe dort ligen ritterschaft
  • gein mir mit ritterlicher craft:
  • des pin ich herzenlichen vrö.» (5)
  • min busüner hiez ich dö
  • blasen unde machen schal:
  • Ir blasen suoze, lüt erhal.
  • 591 Dö der herzöge und di sin
  • erhörten schal von den busin, (lO)
  • si sprächen: «wer zöget zuo uns, wer?»
  • man saget: «diu künginne vert da her,
  • als ir ir briefe habt vernomen. »
  • si sprächen: «diu si willekomen!
  • die sül wir schön enpfähen hie.» (15)
  • ir antpfanc ritterlich ergie.
  • nach Villach.» — 4 Herzog Bernhard (188, i fg.). — 7 ein hus
  • hiez Golperc, ein Schloß, eine Burg (wahrscheinlich ein Raub-
  • nest) mit Namen {hiez Formel, Pronominalellipse) G. Von K.
  • nicht erwähnt. V. d. Hagen weist einen Ort Goldnberg auf der
  • Merianischen Karte von Kärnten am Gaylfluße nach.
  • 589, 4 «nicht leicht anderswo in dem bisher sehr engen
  • Thale als um Amoldstein » ; K. S. 672.
  • 591, I. 2. 8in = Sine: bustn = businen. — buaine swf. (da-
  • gegen im Frauendienst niemals busincere, nur busüncere) die ur-
  • sprüngliche Form, franz. buisine, lat. buccina. Die Posaune war
  • im Gegensatz zur Trompete ein gewundenes Metall-Blasinstrument,
  • damals aber noch nicht mit den verschiebbaren Zn.fi^er.
  • 214 VENUSPAHET 1227.
  • 592 Der fürste und die gesellen sin
  • mich hiezen willekomen stn.
  • ir gruoz was gegen mir alsas:
  • (cbuge waz primi, gralva Venus!» (20)
  • des neig ich zühteclichen da.
  • sie hiezen mich des vrägen sä,
  • ob ich tyostiren wolde da.
  • ich sprach üz hohem muote: «ja!»
  • 593 Alzehant sich do began (25)
  • da wäpen manic biderbman.
  • ir wurden kürzlich wol bereit
  • funfzic schön in wäpencleit:
  • die sach man alle tyostirens gern
  • ünder Schilde mit den spern. (3o)
  • nu was ouch ich'gezimirt wol
  • und ritterliches muotes vol.
  • 594 Der da des Ersten gegen mir quam (193,i)
  • gezimirt, als im wol gezam,
  • daz was für war ein biderbman.
  • von Osterwitze der schenke Herman
  • was der tugende rieh genant. (5)
  • von siner frümicheit wite erkant
  • was er und vil höchgemuot:
  • er het vor schänden sich behuot.
  • 595 Wir beide ein tyost da ritterlich
  • vil schöne riten. wichä, wich! (lO)
  • ruoft man dö beide dort unde hie.
  • unser tyost alsus ergie,
  • daz man diu sper da presten sach:
  • üf beiden helmen daz geschach.
  • daz fiur da, üz den helmen spranc. (15)
  • der tyost muost man uns wizen danc.
  • 596 Ein ander sper gab man mir sä.
  • nu was ouch komen gegen mir da-
  • von Vinkensteinc min her Kol :
  • der künde d^swär tyostiren wol. (20)
  • daz wart da voUeclichen schin,
  • 592,4 Gott willkommen, Königin Venas (v. d. Hagen).
  • Gott euch empfange, königliche Venus (v. Earajan nach Kopitar).
  • VILLACH. 215
  • wan er mir an dem heim min
  • ein sper da ritterlich verstach:
  • daz mine in sinem schilt ich prach.
  • 597 Ich wil ez iu kurzliche sagen (25)
  • und doch die wärheit niht verdagen:
  • ez wurden da funfzehen sper
  • üf mir verstochen und niht m^r
  • in hohem muote ritterlich.
  • ob ichs iu nant.gar sunderlich, (3o)
  • die da, wol dienten vrowen danc,
  • s6 deuht daz mser iuch liht zelanc.
  • 598 Ahzehen sper verstach da ich. (194,1)
  • dar nach sach man abe pinden mich
  • mit hohem muote den heim min.
  • ich gab da funfzehen vingerlin
  • den, die si gedienten da. (5)
  • dar nach sach man mich zogen sä
  • mit vreuden hin ze Villach,
  • da man mich d^swär gern sach.
  • 599 Durch daz Rastal sä zehant
  • dö zogt der fürst üz Kerndenlant. (lo)
  • mit mir fuor al sin ritterschaft
  • ze Villach, da vil manic schaft
  • wart verstochen ritterlich.
  • da was manic ritter muotes rieh:
  • da wart tyostiret von in wol (15)
  • mit mir, als ich iu sagen sol.
  • 600 Des nahtes het ich da ze Villach
  • mit vreuden däswär guot gemach.
  • sä dö der ander tac bequam,
  • ein schcene messe ich dö vernam. (20)
  • ich het an minen lip geleit
  • vil wunneclicheu vrowenkleit.
  • blide hin ze kirchen und von dan
  • gie ich: des lachet dö manic man.
  • 599, 1 Rastal, südostlich von Villach, heute volksetymo-
  • logisch Rosenthal; aus dieser Gegend das Geschlecht derer von
  • Rase; s. K. S. 672.
  • 216 VENUSFAHBT 1227.
  • 601 Alzehant ich d6 enbeiz; (25)
  • dar nach ich mich mit willen fleiz,
  • daz ich gezimirt würde woL
  • ez was vil hohes muotes vol
  • daz minnengernde herze min.
  • dö schowet ich al min röckelin (3o)
  • snnderlichen alzehant:
  • ein vremdez röckeZ ich da vant.
  • 602 Dö ich daz röckelin ersach, (195,1)
  • zuo minem kameraere ich dö sprach:
  • «wie nü? wer hat ditz her gegeben?
  • daz sag, als liep dir si daz leben!»
  • er sprach: «vrowe, ich enweiz sin niht. » (5)
  • «daz wsere ein wunderlich geschiht.
  • wer solt dir hän ditz röckelin
  • gegeben gar äne di wizen dtn?»
  • 603 Daz röckel ich zehan^ üf bant;
  • dar inne ich einen gtirtel vant, (lo)
  • ein tschapel und ein heftelin:
  • diu driu niht bezzer künden sin.
  • ein tiütscher brief ouch da bl lac:
  • dar umbe ich grözes zomes pflac;
  • ich sprach: «du solt gelouben mir, (15)
  • ditz kleinoed birt unsaelde dir!»
  • 604 Er sprach: «vil liebiu vrowe min,
  • lät iwer zürnen gegen mir sin.
  • und wizze ich, wer ez her habe gegeben,
  • daz lät mir gän an min leben.» (20)
  • den brief ich mir an der stat
  • vil snellichen lesen bat.
  • den brief ich hört: balde daz geschach.
  • nu sült ir hoeren, wie er sprach:
  • 603,4 diu driu: neutr. wegen des verschiedenen Ge-
  • schlechtes der drei genannten Dinge.
  • 604, 6 L. änderte ohne Angabe der Lesart unnothig in
  • snellecltchen, während er 967, 6 die Ueberlieferung unangetastet
  • ließ, snellichen adv., unmittelbare Bildung, schnell, plötzlich,
  • sogleich.
  • VILLACH. — BBIEF DEB UNBEKANNTEN. 217
  • (d) Venus, vil edeliu ktinegln, (25)
  • gruoz und al den dienest min
  • enbiut ich iu gar sunder wanc.
  • iu suln dlle vrowen wizen danc,
  • 5 daz ir durch unser werdicheit
  • habt vrowenkleit an iuch geleit (3o)
  • und da, mit ^ret elliu wtp.
  • des wirt getiwert iwer 11p. (196,1)
  • ir sult von mir enpfähen
  • 10 mtn kleinoed sunder smähen,
  • daz ich ze lieb iu hän gesant.
  • ich wil iu wesen unbekant (5)
  • durch min ^re und durch anders niht:
  • und swä iu ^re und liep geschiht,
  • 15 des bin ich innecliche vr6.
  • mtn muot der stät gein iu als6,
  • got müeze iu libes und ^ren pflegen (lo)
  • üf iwern ritterlichen wegen!
  • mit triuwen gib ich iu den segen.
  • 605 Sä dö ich den brief vernam,
  • alzehant ein böte quam,
  • der sprach: avil edeliu künegin, (15)
  • ir solt nü gewäpeut sin.
  • iu sl für war von mir geseit:
  • die ritter sint nu gar bereit
  • und zogent üf daz velt da hin.
  • ir böte zuo iu, vrowe, ich des bin.» (20)
  • 606 Ich sprach: «des bin ich harte vro»
  • und wäpent mich zehant aldö.
  • ich wart vil schöne da bereit
  • in sn^wlzziu wäpenkleit
  • und zogt hin üf daz velt zehant, (25)
  • da ich wol vierzic ritter vant
  • (d) Im Stile der Büchlein; Wechsel von stumpfen und
  • klingenden Reimen, doch vorwiegend stumpfer Reim; öfters
  • zweisilbiger Auftact; Reimbrechung; fast ausschließlich jam-
  • bischer Rhythmus; am Schlüsse Dreireim.
  • 218 VENÜSPAHKT 1327.
  • ander helme mit den spern
  • hald^n. tyostirens sach man si gern.
  • 607 Von Vrowenstein her Swikk^r
  • fuort gegen mir ein starkez sper, (3o)
  • daz er mir üf der brüst verstach,
  • daz ez diw tyost yil kleine brach.
  • min sper ouch da niht ganz beleip: (197,l)
  • di tyost ich im vil nähen treip,
  • daz der hurt da was nach ergän.
  • dö kom gein mir ein biderb man,
  • 608 Der vri vor allen schänden was: (5)
  • er hiez der biderb Ruodolf von Ras.
  • der was gezimirt harte wol:
  • sin lip was aller tugende vol:
  • er was vil ritterlich gemuot,
  • d^swär ein edel ritter guot. (lo)
  • daz wart wol schin an manger stat;
  • üz eren er nie fuoz getrat.
  • 609 D6 der vil biderbe gegen mir her
  • s6 schöne kom, dö was min ger,
  • daz unser tyost da würde guot. (15)
  • der biderbe, reine, höchgemuot
  • stach mir da abe den heim min.
  • ich wunt in in den arm sin.
  • daz was mir leit: des het ich reht:
  • er was mir holt mit triuwen sieht. (2o)
  • 610 Hurtä, hurtä! wie ez dö gie
  • üf dem velde dort unde hie!
  • da wart tyostiret harte wol:
  • daz velt geläc drümzen vol.
  • fünfzehen sper ich da verstach. (25)
  • alzehant dö daz geschach,
  • ich zogt sä in di herberge min
  • und gap da hin zwelf vingerlin
  • 611 Den, die si gedienten da,
  • und entwäpent mich ouch sä (30)
  • und kleidet mich sä als ein wip.
  • in eine line saz da min lip.
  • 610, 4 s. zu 584, 2.
  • FELDKIBCHBN. 219
  • dö man mich in der line ersach, (198,i)
  • nu beeret reht, waz da geschach:
  • sich huop vor mir ein ritterspil:
  • da wart getyostiret vil.
  • 612 Ez wurden da, wol funfzic sper (5)
  • vor mir verstochen oder mer:
  • üf dem market daz geschach.
  • die tyost ich alle besunder sach.
  • bi miner höfscheit s6 sült ir
  • für war daz wol geiauben mir, (lO)
  • daz ez da wart vil wol getan
  • von manigem höchgemuoten man.
  • 613 Nu seig ouch nü der äbent zuo.
  • si beten von dem morgen fruo
  • unz an den äbent ungemach: (15)
  • di naht da maniger gern sach,
  • dem liht von müede was vil w^.
  • so wold ouch maniger gern m^
  • siner vrowen dienen da:
  • daz understuont der äbent sä. (20)
  • 614 Sä d6 der dritte tac erschein, '^
  • dö was ich warden des en ein, ^
  • daz ich wold aber fürbaz.
  • ir sult für war geiauben daz:
  • ich was vil herzenlichen vrö. (25)
  • hin ze Veitkirchen zogt ich dö,
  • mit mir wol zweinzic ritter guot:
  • die wären ritterlich gemuot.
  • 615 Des tages dö ich dar solde komen
  • und daz min kunft da wart vernomen, (30)
  • die ritter von dem lande da
  • dö zogten alle gegen mir sä
  • gezimirt und gewäpent wol; (199,i)
  • der ich ein teil iu nennen sol:
  • von Havenerpurc min her Gotfrit
  • da gegen mir kom nach ritters sit, •
  • 612, 3 market stm., hier: Marktplatz. Auch sonst haben
  • wir Zeugnisse, daß diese Plätze zu Ritterspielen dienten. — 4 die
  • tyost plural.
  • 220 VBNUSFAHRT 1227.
  • 616 Und ouch sin bruoder her Amolt. (5)
  • von den beiden wart geholt
  • zwei vingerlin dösw&r vil wol.
  • da kom von Treven min her Kol,
  • her Bernhart und ouch her üolrich;
  • von Himelberc der muotes rieh (lo)
  • (her Zacheus was er genant),
  • von sinem gesange wite erkant.
  • 617 Der het an slnen 11p geleit
  • über daz harnasch münches kleit,
  • ein münches cappen swarz gevar, (i5)
  • und het üf slnem heim ein här:
  • ein breitiu blatte was dem geschorn.
  • er het vil tiure des gesworn,
  • daz er da nider die künegln
  • staeche: daz was der wille sin. (20)
  • 618 Einlef ritter da gein mir
  • schöne kömen: nim^r was ir;
  • üf den ich zehen sper verstach.
  • ir iesUcher ouch zebrach
  • sin sper üf/e mir döswär. (25)
  • der nach dem münch da was gevar,
  • der kom gegen mir üf den rinc.
  • daz was gar ein verloren dinc.
  • 616, 6 beßer mit L. der (Hs. des) muotes rieh, — 6. 7 von
  • Himelberc her Uolrtch mit dem Beinamen Zacheus (L. Zacheus,
  • fraglich), s. K. S. 672. Die Lieder dieses nach U.'s Urtheil weit
  • bekannten Sängers haben wir leider nicht.
  • 617, 1 fg. also auch hier eine Verkleidung, die ü. aber
  • übel aufnimmt, weil er sie als Verspottung ansehen mußte. —
  • 3 swarz ist die Kleidung der Benedictiner, auch die der Augustiner,
  • doch hatten diese zu U.'s Zeit noch so wenig Bedeutung, daß
  • sie schwerlich im Scherz copiert worden sind. — 4. 5 ein hdr:
  • coUectiv, <( Haaraufsatz » (v. d. Hagen. Falke), also wohl eine
  • Perücke mit angebrachter breiter Platte, Tonsur, um den Mönch
  • zu symbolisieren (im mhd. Wb. 1, 87** ist statt här citiert bar
  • mit dem Zusatz «so Lacbmann im Frauendienst»; es steht abei
  • in der Ausgabe getreu nach der Hs. deutlich här).
  • 618, 6 Umschreibung für münch (s. zu 38, 5); wörtlich der
  • wie der Mönch gefärbt, d. h. gestaltet war, aussah.
  • PELDKIBCHEN. ST. VEIT. 221
  • 619 D6 ich in sach sus gegen mir komen,
  • der heim min wart abe genomen. (30)
  • ich hiez im sagen an der stat,
  • slt er an im het münches wät
  • und münch ouch wold für ritter sin, (200,1)
  • s6 wolde ouch da diu künegtn
  • mit im niht ritterschefte' pflegen:
  • des het si sich durch zuht bewegen.
  • 620 In min herberge ich dö reit, (5)
  • da guot gemach was mir bereit.
  • gemaches pflac ich da di naht.
  • sä dö der ander tac mit mäht
  • erschein, dö schiet ich sk von dan.
  • mir het der münch da leit getan: (lo)
  • der truoc ich im von schulden nit.
  • des tages zogt ich unz hin ze sant Vit.
  • 621 Dö ich ze sant Vite zuo ^ereit
  • und daz min kunft da wart geseit,
  • di ritter da niht langer biten, (15)
  • mit vreuden si da gegen mir riten.
  • ich wart von in enpfangen wol,
  • also man Munt enpfähen sol.
  • ir gruoz was gegen mir zühte rieh:
  • des neig ich in vil minnecllch. (20)
  • 622 Mit freuden rit wir in di stat.
  • den rittern ich dö sagen bat,
  • swer mit mir wolde dyostiren da,,
  • daz der sich solde wäpen sä.
  • des wären alle di ritter vrö: (25)
  • alzehant sich wäpen^ dö
  • wol fümf und zweinzic ritter wert,
  • der lip ie hohes muotes gert.
  • 623 Ich wart gewäpent ouch ze vliz.
  • ein niwe decke von silber wiz (30)
  • wart da üf min orsse geleit.
  • 619, 2 Zum Zeichen, daß sich U. nicht auf einen Kampf
  • einlaßen will; ebenso 631, 1. — 4: an im dat. refl.; ebenso 654, 2.
  • 620, 7 der, abhängig von leit, was auch = leide stf. sein
  • kann. L. änderte unnötbig in des,
  • 622, 8 JL. ändert: h, ruomes g.
  • 222 VENÜSFAHBT 1227.
  • ein röckel was min wäpenkleit:
  • daz was wiz alsam ein sn6. (201,1)
  • waz sol ich iu sagen m^?
  • ich wart gezimirt ^ nie baz.
  • da mit ich üf min orsse gesaz
  • 624 Und bant sä üf den heim min. (5)
  • man sach mich hohes muotes sin.
  • die Zöpfe min di wären lanc:
  • üf ritterschaft stuont min gedanc.
  • ich gedäht: «hie ist manic biderb man,
  • den ich wol aller ^ren gan (lO)
  • und doch der ^ren, daz da bi
  • min §re iht deste minner si.
  • 625 Üf daz velt zöget ich zehant,
  • da ich die ere gernden vant
  • gegen mir halten mit den spern : (15)
  • man sach si schöne tyostirens gern.
  • ein sper ich in di hant dö nam.
  • ein biderb man dö gegen mir quam,
  • von Eichelsperc min her Reinher,
  • der ie gein schänden was ze wer. (2o)
  • 626 Eine schcene tyost wir beide riten,
  • also daz vaelen wart vermiten.
  • diu ougen uns da niht entrugen:
  • die sprizeln harte höhe vlugen.
  • sä dö diu schoene tyost geschach, (25)
  • do bestuont mich der von Lebnach:
  • her Kuonrät hiez der biderb man,
  • der lop bi siner zit gewan.
  • 627 Dar nach her Kuone von Vriberc,
  • der mit dem libe ie ritters werc (3o)
  • tet unde mit dem guote niht
  • (manic sin lantman von im des gibt),
  • und von dem Berge her Jacob, (202,1)
  • 624, 7 fg. daz, hier natürlich : so daß, darum stuiide für iht
  • beßer nihU
  • 626, 4 aprizel (hier und 1413, 8. 1417,4 schwaches Mascu-
  • linum), der Lanzensplitter, sonst auch stark 582, 8. 667, 8 ; die
  • Schreibung spritzelen 1413, 8 zeigt z^ sonst auch sprigel, sprissel.
  • 627, 5 K. S. 672 weist einen Adalhertus de Berge nach.
  • ST. VEIT. 223
  • des herze ie warp nach hohem lob.
  • mit mir der ritterlichen stach
  • und ouch her Kuonrät von Teinach.
  • 628 Von Nuzperc min her Ruodelin: (5)
  • der künde tiuwerr niht gesin.
  • her Gundacker von Vrowenstein,
  • des guot umb ^re ie was gemein.
  • mit mir da b^de ritterlich
  • stächen, und ouch her Heinrich: (lo)
  • von Griffenvels der biderbe hiez,
  • der selten iht durch vorhte liez.
  • 629 Von Gurnetz der hochgemuot Wülfinc
  • kom schöne gegen mir üf den rinc,
  • gezimirt ouch vil wunneclich. (15)
  • von Grävenstein her Heinrich
  • kom ouch vil schöne gegen mir da.
  • mit den beiden ich dö sä
  • vil ritterlich zwei sper verstach.
  • alzehant dö daz geschach, (2o)
  • 630 Dö was der münch öt aber komen
  • üf den rinc. der het genomen
  • in sine hant ein niuwez sper:
  • mit mir ze tyostiren was sin ger.
  • dö ich in gegen mir halten sach, (25)
  • min munt üz ungemüete sprach:
  • «döswär ich stiche mit iu niht:
  • min zunge von wärheit iu des gibt.»
  • 631 Den heim zehant ich abe bant.
  • in min herberge ich zehant (30)
  • fuor unde het die naht gemach.
  • dö ich den andern tac ersach,
  • do bereit ich mich aber üf di vart. (203,1)
  • vil wol ich aber gewäpent wart
  • und hiez die ritter vrägen sä,
  • ob iemen wold tyostiren da.
  • 632 Dö daz den rittern wart geseit, (5)
  • ir wart vil kürzlich da bereit
  • sehse des morgens und niht mör.
  • der ieslicher het sin sper
  • nach tyost gern in siner hant.
  • 224 VBNTSFAHBT 1227.
  • d6 ich si dö bereite vant (lo)
  • und alle gegen mir tyoste gern,
  • ich gedäht: «ich sol iuch schire wem.»
  • 633 Alzehant ein sper nam ich.
  • do het von Osterwizze sich
  • her Ortolf verre für genomen. (15)
  • man sach uns gegen einander komen
  • ritterlichen und alsö^
  • daz da, di drumzen vlugen h6.
  • diu sper man schön da, bresten sach:
  • an bMen helsen daz geschach. (20)
  • 634 Von Karlesperc her Wichart sä
  • gegen mir kom müezlichen da;
  • da von sin sper ouch ganz beleip.
  • vil ritterlich dö gegen mir treip
  • von Sträzpurc min her Engelram: • (25)
  • ich tet gein im zewär alsam.
  • wir täten beide der tyoste reht.
  • dö kom gein mir her Engelbreht
  • 635 Von Sträzburc, ein ritter wert,
  • des herze ie hohes prises gert: (30)
  • er hete vi! ritterliche sit.
  • dö kom gein mir sä her Sifrit:
  • der Sahse so was er genant (204,1)
  • und ze Kernden wol bekant.
  • er was für war ein höf scher man;
  • da von er vreuwde vil gewan.
  • 636 Der münch kom aber in münches wis (5)
  • und wold an mir da höhen prts
  • vil gern wolde haben bejaget,
  • dö wart im sä von mir gesaget
  • 632, 7 gern ist infin., abb. von vant.
  • 634, 5 Strdzpurc, s. K. S. 673: zwischen Gurk und Friesach.
  • 635, b Sahse, s. K. S. 673.
  • 636, 2. 3 doppelt wolde gesetzt. Der dictierende Dichter
  • ist hier ans der Construction gefallen ; auch ist dies vielleicht
  • ein Beweis, daß das Gedicht nicht durchgängig gefeilt ist.
  • L, hat nicht geändert, auch keinen Vorschlag gemacht. Das
  • zweite wolde könnte wegfallen, wenn statt vil gesetzt würde
  • harte (gerne); eine ähnliche unnuthige Wiederholung 1820, 2. 2. —
  • ST. VEIT. 225
  • (min böte mit zühten im daz seit),
  • die wile er an fuorte münches kleit, (lo)
  • daz icb mit im da stseche niht:
  • ez wsere an §ren mir enwiht.
  • 637 Der münch üz hohem muote sprach:
  • as6 var ich ir doch immer nach,
  • sweihes endes si hinnen vert, (15)
  • daz mir mit fuoge daz niemen wert.
  • si müeze mit mir tyostirens pflegen,
  • des hän ich mich für war bewegen:
  • daz benimt mir nimmer not,
  • ez tuo aleine der gemeine tot.» (20)
  • 638 Di ritter riten alle do
  • zuo mir mit zuht und sprächen s6:
  • «vrowe, ir sült uns alle gewern,
  • des wir mit zühten an iuch gern,
  • daz ir mit disem münche hie (25)
  • ein sper verstechet, enruochet, wie
  • er sich gein iu gekleidet hat:
  • sin muot iedoch üf ^re stät.»
  • 639 Ich sprach: «sit irs mit zühten gert,
  • so sol er sin durch iuch gewert.» (3o)
  • ein sper bat ich mir palde geben;
  • den buneiz lanc sach man mich heben.
  • ir sült für war gelauben daz: (205,1)
  • ich was im herzenltch gehaz:
  • ez was gar alle der wille min,
  • daz ich im traeffe den heim sin.
  • 640 Ich sag iu, wie diu tyost geschach: (5)
  • sin sper er ritterlich verstach.
  • da. mit s6 stach auch in min haut
  • hinder daz orsse üf daz lant,
  • daz er sinnelös gelac. *
  • /sin val mich harte ringe wac. (10)
  • da, muoste der biderbe liden spot:
  • des valles manic munt lobt got.
  • 8 ez: L. er ohne Angabe der Lesart.
  • 640, 2 wiederholt in 648, 2. — 3 in stach liegt zugleich
  • der Begriff des Herabstechens, des Werfens.
  • Ulrich Ton Libchtsbsteik. I. 25
  • 226 VENUSFAHRT 1227.
  • 641 Ich het in iiäch dem willen min
  • gestochen durch den heim sin.
  • im und den andern ich d6 sä (15)
  • gap vierz^n vingerlm aldä.
  • da mit s6 schiet ich sä von dan
  • mit vreuden als ein saelic man.
  • des tages ich ze Frisach reit
  • alsam ein vrowe wol gekleit. (20)
  • 642 Ze Frisach was manic ritter guot,
  • di min da piten. durch höhen muot
  • und durch diu reinen süezen wip
  • was da der hoch gemuoten lip.
  • ich wart von in enpfangen sä (25)
  • d^swär vil minneclichen da:
  • si riten gegen mir üz der stat,
  • als si ir, gröziu zuht des bat.
  • 643 Ir gruoz und ouch daz danken min
  • sach man mit zuht gemenget sin. (3o)
  • ir was vil maniger muotes rfch:
  • si vrägten mich vil zflhteclich
  • ob ich des tages wolde stechen da. (206,1)
  • ich sprach üz hohem muote; «ja!»
  • si bäten mich gemeine duo,
  • daz ich pite unz des morgens fruo.
  • 644 «Swaz ir gebietet, daz sol sin», (5)
  • sprach ich. in die herberge min
  • fuor ich mit hohem muote dö.
  • man sach mich sin mit zühten vr6:
  • üf minnen 16n stuont min gedanc.
  • vor miner herberge was gedranc: (10)
  • sich huop ein buhurt, der was gröz:
  • mit Schilden wart da stözä stöz.
  • 645 Da wart ^il ritterlich geriten
  • mit kunst nach ritterlichen siten:
  • man sach da schilde bresten vil. (15)
  • 641, 3 ein Beweis von edler Großmuth Ulrich's.
  • 643, 7 duo adv., berechtigte Nebenform von do, begegnet
  • bei U. gegen sechsmal, namentlich im letzten Theile des Ge-
  • dichtes.
  • FRIESACH. 227
  • ritterliche ritters spil
  • wart unz an den äbent gar:
  • diu orsse da wurden scheumevar.
  • der tac was vil nach zergän:
  • do muosten si ir buhurt län. (20)
  • 646 Diu naht gemächlich ende nam.
  • sä dö der ander tac bequam,
  • di hochgemuoten sach man sich
  • wäpen: als6 tet ich mich.
  • M daz velt wir zogten dö. (25)
  • ich was vil hertzenltchen vr6,
  • daz ich der lieben vrowen min
  • des tages solde aber dienende sin.
  • 647 Üf dem velde vor der stat
  • hielt von Nidekke her Kuonrät, (30)
  • gezimirt als ein biderbe man.
  • er rant mich ritterlichen an:
  • sin buneiz der wart schoene und lanc. (207,1)
  • nach vrowen 16n stuont sin gedanc.
  • sin orsse mit sporn er vaste treip:
  • daz min ouch des niht sust beleip.
  • 648 Ich sage iu, wie diu tyost geschach: (5)
  • sin sper er ritterlich verstach,
  • daz ichs an minem halse enpfant.
  • ich wunte in in sin zeswen hant:
  • daz was mir innecllche leit '""
  • durch sine höhe werdicheit. (10)
  • er was d^swär ein ritter guot,
  • vil ritterlich, manlich gemuot.
  • 649 Von Buhse her Otte und her Dietrich
  • min vselte da, doch ritterlich.
  • daz was den biderben beiden zorn, (15)
  • daz sl diu vingerlin verlorn
  • heten. also stuont ir muot:
  • 645, 5 für wart corrigiert L. wert = werte^ was wohl das
  • Ursprüngliche sein mag (vgl. 210, 1), aber nicht unbedingt
  • nöthig ist.
  • 647, 7 Nidekke (Hs. Niedekke) , s. K. S. 672.
  • 15*
  • 228 VENÜSFAHBT 1227.
  • man sach st werben m^r nmb guot
  • danne umb der werden minne solt.
  • si wären breiten huoben holt. (2o)
  • 650 Mit siben rittern stach ich da
  • und zogt ouch do von danne sä.
  • fünf vingerlin gab hin da ich.
  • dar nach sach man danne ilten mich
  • gegen Scheuflich sä zehant (25)
  • in daz werde Stirelant.
  • niunzehen ritter mit mir ritcn:
  • nim^r wan fünfe min da biten.
  • 651 Si riten gegen mir ritterlich
  • und gruozten mich vil minneclich: (30)
  • «V^nus, vil edeliu künegin,
  • ir sült got willekomen sin
  • ze freuden her in ditze laut.» (208,1)
  • des neig ich zühteclich zehant.
  • 652 Ze Schcuflich ich di naht beleip. (5)
  • sä dö di naht der tac vertreip,
  • ich wäpent ritterliche mich:
  • als täten ouch di ritter sich,
  • die tyostirens wolden pflegen.
  • di beten sich ouch des bewegen, (lo)
  • daz maus gezimirt schöne vant. .
  • d6 zogten wir üf daz velt zehant.
  • 653 Wol mich, daz ich si nennen sol!
  • der da gezimirt gegen mir wol
  • kom, reht als ein biderbe man, (15)
  • der tyost und ritterschaft wol kan,
  • von Scheuflich her Ilsunc er hiez.
  • 649) 6 fg. unter den in 210, 3 fg. genannten Arten des
  • Turnierzweckes ist auch der umb daz guot erwähnt; hier ein be-
  • zeichnendes praktisches Beispiel. Das Urtheil si waren breiten
  • huoben holt ist allgemein zu nehmen : sie waren auf den Reich-
  • thum, auf das Geld verseßen; vgl. Niedner, Turnier, S. 12. 20. 30.
  • 650, 5 Hs. Schußich, in B und 653, 5 Scheuflich, heute
  • Schefßng, s. K. S. 673.
  • SCHEIFLING. 229
  • des hertze nie niht des geliez,
  • da von ein ritter wirdet wQrt.
  • er was, der hohes prises gert. (2o)
  • 654 Fünf hundert schellen oder mer
  • fuort an im der maotes her.
  • sin orsse vil kleiner Sprunge spranc:
  • sin zimir da so lüte erklanc,
  • daz man da, bi gehörte niht. (25)
  • silbervel und goltvel lieht,
  • zendäl rot, grüen als ein gras,
  • da sunderbär gehöuen was.
  • 655 Gezimirt was der lantman min,
  • daz nie kein ritter umb den Rin (3o)
  • gezimirt wart für war nie baz:
  • 654, 1 fg. die hier geschilderte Schellen tracht des steirischen
  • L»andsmannes unseres Ulrich ist sehr interessant. Schultz, höf. L.
  • 1, 244 gedenkt zuerst der Schellen bei Schilderung der Bauern-
  • kleider, doch mit dem Zusatz, daß die Bauern mit den Vor-
  • nehmen die Vorliebe getheilt haben, und mit Hinweis auf die
  • bekannte Stelle im Meier Helmbrecht 203. Weiterhin wird im
  • 2. Bande auf verschiedene Arten des Schellenschmucks aufmerk-
  • sam gemacht. Dagegen ist unerwähnt, daß auch das Zimier
  • Schellen erhielt. Im mhd. Hdwb. 2, 692 ein Beleg aus einem
  • mir unzugänglichen Gedicht gegeben von Schellen am Helme. —
  • 6 silbervel und goltvel stn., Silberblech und Goldblech; so be-
  • stimmt erklärt im mhd. Hdwb. ; dagegen im mhd. Wb. 3, 294
  • unter goltvel mit der Frage: oder Pelz mit Gold besetzt? Daß
  • vel Blech bedeute, ist sonst nicht nachgewiesen; vel ist Haut,
  • unter Umständen auch Pelz, aber auch gegerbte Haut, Leder,
  • insbesondere Pergament. Und das wird vielleicht hier gemeint
  • sein; auf Pergament wurde Gold und Silber in größerer Maße
  • aufgetragen wie in den Miniaturen. — 7 zendul s. zu 244, 7;
  • hier mußte ein Stoff, an dem leicht Schellen anzubringen waren,
  • das Zimier bilden {da in 8 kann nur auf zimir in 4 bezogen
  • werden) ; es war also eine Art Helmdecke. (Helmdecken neben
  • dem Zimier wurden erst später Mode.) — 8 houwerij sonst syno-
  • nym mit smdeitj scheint doch auch bisweilen den Begriff: aus-
  • schneiden, auszacken zu haben, zumal wie hier in Verbindung
  • mit sunderbdrj sunderbdre adv., welches nicht : sonderbar, wunder-
  • lich bedeutet, sondern: im Einzelnen, für sich (vgl. 1005, 1).
  • Alle genannten vier Stoffe waren einzeln ausgezackt, und an
  • diesen Zacken hingen die Schellen.
  • 655, 2 umb den Rin könnte eine Schmeichelei für die ele-
  • ganten Rheinländer sein; es ist aber wohl allgemein und forinel-
  • 230 VEXUSFAHRT 1227.
  • von rehter wärheit sprich ich daz.
  • er fuort ein sper in siner hant, , (209,1)
  • daz man vil wol gekleidet vant;
  • dar an vil kleiner schellen hie,
  • gestreut vil schöne dart unde hie.
  • 656 Sin Itp was in die tyost gestalt: (5)
  • er moht wol heizen Swendenwalt.
  • sin orsse er nam vast mit den sporn.
  • ein schoene tyost wart da niht vlorn:
  • er stach mir abe dem arme min
  • den schilt, daz al di riemen sin (lo)
  • brästen. als ein donerslac
  • diu tyost erhal: der schilt gelac.
  • 657 Min sper üf siner ahsel brast,
  • als der ein dürren grözen ast
  • ab einem poume zerret nider. (15)
  • ich gehört da vor noch niender sider
  • von tyoste nie s6 grözen krach,
  • als von der tyost aldä geschach.
  • sin schellen harte wite stuben:
  • di Schilde von der tyost sich kluben. (20)
  • 658 Sä dö diu schoene tyost geschach,
  • mit vier rittem ich balde stach
  • haft zu faßen: in allen deutschen Landen. — 6 mit Zeug, mit
  • einem Ueberzug umwunden? oder mit einem Fähnlein, an dem
  • die Schellen befestigt waren?
  • 656, 1 gestalt part. adj., bestimmt, ausersehen, für die Tjost :
  • er war ein geborener Speerfechter. — 2 Swendenwalt, als Eigen-
  • name in einem Wort zu schreiben [wie Schwenkenbecher], wört-
  • lich: verschwende den Wald, d. h. Speerschäfte: originell be-
  • nutzte Reminiscenz an Wolfram's waltswende swm., Waldver-
  • tilger, im Parzival I, 1703 (57, 23) ; ferner 1498, 4, wo die Er-
  • klärung etwas pedantisch gegeben wird. Vgl. sperverzer 1552, 2.
  • (Schultz, höf. L. 2, 23 sagt bei Beschreibung der Lanze: «Ob
  • außerdem noch Schellen an der Lanze angehängt waren, mo« hte
  • ich bezweifeln. Ulrich von Liechtenstein, der seine Ausrüstung
  • so schildert [Verweis auf 209, 1 = €55, 5], ist bekanntlich ein
  • Geck und vollkommener Narr; von andern Rittern wird so etwas
  • nie berichtet.» Schultz übersah, daß U., der ja sonst von sich
  • nicht in dritter, sondern in erster Person redet, nicht seine,
  • sondern Usung's von Scheuflich Ausrüstung schildert.)
  • JÜDENBURG. KNITTELFELD. 231
  • und gap da hin fünf vingerlin.
  • si sprächen: «disiu künegin
  • vert döswär ein schoene vart. (25)
  • got hat si wol unz her bewart:
  • got der müeze ir fürbaz pflegen
  • durch sine güet üf al ir wegen!»
  • 659 Gegen Judenpurc ich d6
  • zogt in hohem muot also. (30)
  • ich wünschte, daz daz solde sin,
  • daz diu vil werde vrowe min
  • erkande gegen ir minen muot. (210,1)
  • ich gedäht also: «si ist so guot;
  • erkande st den willen min,
  • st müest mir genaedic sin.»
  • 660 Ze Judenpurc enpfie man mich (5)
  • vil vlizicUch: des danct ouch ich
  • mit zühten willecllchen sä.
  • ich wart vil wol enpfangen da.
  • die naht het ich da guot gemach.
  • sä d6 der ander tac üf brach, ~ (10)
  • zehant ich wäpen mich began:
  • ich wolde niht langer da bestän.
  • 661 Gezimirt üf daz velt fuor ich.
  • dö heten ouch vil schöne sich
  • gezimirt da niun ritter guot: (15)
  • die wären ritterlich gemuot;
  • üf den ich niun sper da verstach:
  • gar sunder va^len daz geschach.
  • min ir da vervaelten dri:
  • di wären da von vreuden vrl. (20)
  • 662 Sehs vingerlin sach man mich geben
  • da hin und al zehant mich heben
  • gegen Knütelvelde: ich fuor
  • ze tal mit vreuden bi der Muor.
  • des andern tages daz geschach, (25)
  • daz ich da wol zwei sper verstach
  • und gab zwei vingerlin da hin.
  • üf höhen lön stuont al min sin.
  • 662, 3 Knütelvelde^ heute Knittelfeld.
  • 232 VENÜSPAHBT 1227. LEOBEN.
  • 663 Ze Leuben reit ich alzehant,
  • da ich wol zweinzic ritter vant: (30)
  • die wol gemuoten min da piten.
  • do ich kom zuo in dar geriten,
  • ich wart von in enpfangen sä (211,1)
  • deswär vil minneclichen da.
  • gein mir ir ritterlich antpfanc
  • da diente für w&r wol mtnen danc.
  • 664 In min herberge reit ich duo: (5)
  • da was ich biz des morgens fruo.
  • des morgens, dö diu sunne üf gie,
  • in den gazzen dort unde hie
  • hört ich holer, floyten dön.
  • ich sach die ritter zogen schön (lO)
  • üf daz velt gezimirt gar:
  • ir wäpenkleit was lieht gevar
  • 665 D6 ich si fttr-mich zogen sach,
  • min munt üz hohem muote sprach:
  • «die ritter zogent ritterlich: (15)
  • si mügen vil wol sin muotes rieh.»
  • zehant ich wÄpen mich began
  • in wäpenkleit wtz als ein swan:
  • üf daz velt was al min ger.
  • man fuort mit mir da, zehen sper. (20)
  • 666 D6 ich hin üf daz velt bequam,
  • in mtn hant ein sper ich nam.
  • dö kom gein mir min her Dietmar
  • von Styer gerüeret vaste dar.
  • diu orsse wir vaste zesamen triben. (25)
  • ich sage iu, wie diu sper beliben:
  • 663, 1 Leuben, daneben auch Liuben in unserer Hs., s. K.
  • S. 673, wo aber die heute geltende Form Leoben nicht an-
  • gemerkt wird.
  • 664, 3 nach Hs. in zwei Worten holer, floyten (L. hoier-
  • floi/ten), zunächst möglich und stilgemäß, weil U. das Asyndeton
  • liebt; vgl. die vielen gehäuften Beiwörter z. B. 74,3. 296,1.
  • IV, 17. 1. Büchl. 33 fg. 510, 1; femer z. B. 186, 3. 244, 6 fg.
  • 654, 7. 670, 5 fg. 685, 6. 713, 3. Hier ist floyten gen. abh. von
  • (iön, in 255, 7 wahrscheinlich subst. inf.
  • LEOBEN. KAPFBNBBRG. 233
  • ze kleinen stucken üf daz gras
  • ietwederz da gevallen was.
  • 667 Dö kom gein mir mtn her Sifrit
  • von Torsiul. der het frumiu lit, (30)
  • dar zuo vil manliches hertzen rät:
  • sin lip begie nie missetät.
  • er was vil ritterlich gemuot: (212,i)
  • des wart sin tyost da gegen mir guot.
  • von unser beider speres krach
  • man sprizel höhe vliegen sach.
  • 668 Ich wilz iuch kurzlich wizen län. (5)
  • driuzehen sper üf mir vertan
  • wurden da, d^swär vil wol.
  • Sit ich di wärheit sprechen sol,
  • drter tjost vervaelt ich da.
  • driuzehen yingerlin ich sä (lo)
  • gap den, der sper man da sach
  • bresten. sä do daz geschach,
  • 669 Von Liuben zogt ich dö zetal
  • hin, da diu Murtz hat ir val
  • in di Muore krefticlich. (15)
  • daz ist ein wazzer vische rieh:
  • bi dem reit ich ze berge d6
  • under eine burc, diu 11t vil h6.
  • diu ist Capfenperc genant,
  • in Stirelande wol bekant. (20)
  • 670 Dar Affe gesezzen was ein wirt,
  • der was des willen unverirt,
  • swä mit ein ritter immer sol
  • lop erwerben, daz kund er wol.
  • er was milte, höchgemuot, (25)
  • vor allen schänden gar behuot,
  • er was küene, wol gezogen:
  • ich hän iu von im niht gelogen.
  • 667, 2 Torsiul (Torsewel 705, 1), 8. K. S. 673: «mir völlig
  • unbekant.)) V. d. Hagen weist 4, 346 einen Sifridus de Torsiil
  • nach.
  • 669, 7 Capfenperc, s. K. S. 673.
  • 670, 1 wirt stm., Hausherr, Burghert; s. zu 675, 2.
  • 234 VENUSFAHBT 1327. KAPFENBERG.
  • 671 Er schuof nach eren al sin clinc.
  • er hiez von Stubenberc Wülfinc. (30)
  • er was leute und guotes rieh,
  • er lebte döswär lobelich.
  • d6 dem vil öre gernden man (213,1)
  • min kunft aldar wart kunt getan,
  • er sprach: «diu edel künegin
  • sol mir willekomen sin ! »
  • 672 Der höchgemuote der hiez sä (5)
  • den minen boten künden da,
  • daz si ir kauffen liezen sin:
  • er sprach «diu edel künegin
  • sol ez nemen von mir hie.»
  • d6 man si da niht kauffen lie, (lo)
  • die boten min die wolden dan:
  • der biderbe bat si da bestän.
  • 673 Er sprach: «sit iwer vrowe guot
  • ist üf ir vart also gemuot,
  • daz si umb sus niht nemen wil, (15)
  • s6 kouffet lützel oder vil:
  • daz ist durch zuht der wille min.
  • si solde aber hie bi mir wol sin:
  • ich gseb ez ir gern, daz sült ir
  • für war wol gelouben mir.» (2o)
  • 674 Min schaffer sprach: «des löne iu got!
  • herre, ich sage iu äne spot,
  • ir muot s6 rehte höhe stät,
  • daz si mir daz verboten hat
  • vil vlizeclichen an daz leben, (25)
  • swer ir umbe sust iht welle geben,
  • daz ich des enpfähe niht.
  • min munt für war iu des gibt.»
  • 674, 1 schaffer, schaffcere, auch scheffer soviel wie die andere
  • Bildung schaffenoere, schaffener stm., Schaffner, Verwalter. Im
  • Frauendienst neben marschalc, koch, kamercere (Kammerdiener)
  • der vierte Beamte, den U. im Gefolge hat. Aus unserer Stelle
  • geht hervor, daß ihm die Verköstigung der Reisenden obliegt.
  • — 8 L. gegen Hs. für wärheit: unnöthig. Es heißt entweder
  • für war oder von wdrheit 687, 1. 1304,. 6.
  • KAPFENBBRG. v 235
  • 675 Der höchgemuot hiez an der stunt
  • daz tuon minem wirte kunt, (30)
  • als reht liep im wsere daz leben,
  • daz er den kouf mir solde geben
  • s6, swaz wser drier marke wert, (214,i)
  • daz er dar umbe niht engert
  • wan einen pfenninc und niht mer.
  • daz schuof der biderbe, muotes her.
  • 676 Bö minem schaffer wart bekant (5)
  • der kouf also, er reit zehant
  • von danne was im harte gäch.
  • der biderbe sant im aber nach
  • und sprach: «sag an, wä, wildu hin?»
  • «von hinnen, herre, st&t min sin. (lo)
  • der kouf ist hie mir alze guot.»
  • des smielt der biderbe, höchgemuot
  • 677 Und sprach also: «ich sihe daz wol,
  • durch zuht ich muoz unde sol
  • iu hie gar iwem iiillen län, (15)
  • oder ir enwelt niht hie bestän.
  • nu schaffet, swaz ir weit alhie.»
  • da mit er reit, da.8^ er enpfie
  • mich d^swär vil ritterlich.
  • sin antfanc der was ztlhtertch. (20)
  • 678 Da mich enpfie der muotes her,
  • wol drlzic ritter oder m^r
  • üf orssen mit im gegen mir riten,
  • gekleidet wol nach ritters siten.
  • ir sult für war gelauben daz: (25)
  • ich wart ö nie enpfangen baz,
  • dan mich der tugentrlche enpfie.
  • sä dö der schoene gruoz ergie.
  • 675, 2 U.'s Wirt, der Gasthalter in der herberge 679, 1
  • unterhalb der Burg.
  • 676, 2. 3 yielleicht Constructio iizh xoivoO, deshalb mit L.
  • keine Interpunction nach zehant.
  • 377, 6. 7 hier ist ein Fehler in der Ueberlieferung, die L.
  • unverändert gelaßen hat: du er enpfie ohne vorhergehende Inter
  • punction. Meine Ergänzung nur ein Nothbehelf.
  • 236 VBNÜSFAHBT 1227.
  • 679 In min herberge ich d6 reit,
  • gar sunder wäpen wol gekleit, (30)
  • da ich di naht gemaches pflac.
  • sä dö mir kom der ander tac,
  • ich wart gezimirt aber wol. (215,1)
  • ez was vil hohes muotes vol
  • daz minnengernde herze min:
  • daz wart da, volleclichen schin.
  • 680 In miner herberge ich zehant (5)
  • den heim ze houbet vaste bant:
  • ze velde reit ich ritterlich.
  • da hielt gezimirt kosterich
  • der von Stubenberc also,
  • daz ich sin was ze sehen vrö. (lo)
  • sin kostlichez wäpenkleit
  • mit liebte da, gegen der sunne streit.
  • 681 Der höchgemuote, biderbe man
  • gezimirt kom mich alsus an,
  • als er füer üz dem paradis. (15)
  • er bete vil offte höhen pris
  • mit siner ritterschaft bejaget.
  • der hochgemuote, unverzaget
  • di tyost mir da s6 nähen reit,
  • daz der hurt sich küme vermeit. (20)
  • 682 Von unser beider speres ort
  • wart loch durch schilt mit tyost gebort,
  • so daz diu tyost lüt erhal
  • und daz diu drumzün zetal
  • vielen und der schilde ein teil. (25)
  • M beiden armen wart da meil.
  • diu tyost wart ritterlich geriten
  • und etelich harnaschrinc versniten.
  • 683 Alle, die di tyost gesehen
  • da beten, die hört man des jehen, (30)
  • si wsere geriten ritterlich.
  • von Stubenberc der muotes rieh
  • bant dö abe den heim sin (216,1)
  • und iesch an mich ein vingerlin.
  • 682, 8 dieselbe Wendung 1555, 8,
  • KINDBEBG. 237
  • da;8^ gab ich im mit willen sä,
  • wan erz gedient wol hete da.
  • 684 Dar nach von spern wart da krach, (5)
  • der ich zwelfiu da verstach.
  • nach minem willen ez da, gie,
  • wan ich tyost gevselt da nie.
  • die höchgemaoten da üf mir
  • zwelf sper verstächew, daz da, ir (lo)
  • deheiner nie gevaelte min.
  • dö gab ich in zwelf vingerlin.
  • 685 Mit urloube reit ich dö von dan
  • gein Kinnenberc. da saz ein man,
  • des lip het höher tagende vil. (15)
  • den biderben ich iu nennen wiL
  • von Buochowe Otte was er genant.
  • von zuht, von manheit wite bekant
  • was der höchgemuote degen:
  • sin lip künde höher tugende pflegen. (20)
  • 686 Er was mit zühten vil gemeit.
  • sin böte ein mtle gegen mir reit:
  • er sprach: avil edeliu künegin,
  • iuch heizet willekomen sin
  • in ditz lant ein windisch wip. (25)
  • diu wil mit ritterscheft ir lip
  • gein iu versuochen üf dem plan,
  • ob ir ez weit ftlr dienest hän.
  • 687 Min munt von w&rheit iu des gibt:
  • in disem tal ist ritter niht (30)
  • gesezzen, die der tyoste pflegen:
  • da von so hat si sich bewegen
  • gein iu ze komen mit den spern. (21 7,1 )
  • ir sult si, vrowe, tyostirens wem:
  • 685, 2 Kinnenberc, s. K. S. 673 «als Kindberg auf unseren
  • Karten und zwar auf der Grazer Poststraße nächst der Post-
  • station an der Mürz. » Von U. im Einladungsschreiben nicht
  • erwähnt. Der Aufenthalt betrug auch nicht einen vollen Tag;
  • vgl. 702, 7 fg.
  • 687, 2 niht substiut. ist Subject, ritter gen. pl., deutlicher
  • mit Artikel. — 3 pflegen conj. praes., pflegen könnten.
  • 238 VENUSFAHBT 1227.
  • darch iwer höhe werdicheit
  • sol ez ir sin vil unverseit.»
  • 688 Ich smielt und hiez dem boten sagen, (5)
  • swä ich noch ie bi minen tagen
  • getyostirt hete wider diu wtp,
  • da waer gar harnaschblöz min lip
  • gegen ir aller tyost gewesen,
  • «und bin doch vor in wol genesen. (lo)
  • ir tyost tuot herzenltchen wol:
  • gein in sich niemen wäpen sol.»
  • 689 Der böte sprach: «vrowe, iwer lip
  • hat sich gekleidet als ein wip,
  • und habt doch drunder hamasch an: (15)
  • also bestät ir manigen man.
  • da von so wil diu vrowe min
  • gein iu niht sunder harnasch sin:
  • si wil mit harnasch iuch bestän
  • vil ritterlich als einen man.» (20)
  • 690 Ich sprach: «her böte, iu si gesaget,
  • ich bin vor allen mannen maget
  • n und bin den wiben bi gelegen:
  • - mit den kan ich wol freuden pflegen.
  • ist iwer vrowe für war ein wip, (25)
  • di sol gar harnaschblöz min lip
  • vil wünnecliche alhie best&n:
  • ir hulde ich wol verdienen kan.» .
  • 691 Dö sprach der böte alzehant:
  • «iu sol min vrowe so sin bekant: (30)
  • ez ist ein ritter vil gemeit
  • und hat sich als ein wip gekleit.
  • ez ist ein minne gernder man (218,i)
  • und füert wibes kleider an.
  • er hat durch minneclichiu wip
  • gewäget offte sinen lip.»
  • 690, 2 maget stf. , Jungfrau , geht zunächst auf das weib-
  • liche Geschlecht, weil U. in seiner Verkleidung nicht als Mann
  • erscheint, sodann kann er sich vor allen mannen als magetj
  • welches auch den Begriff der Keuschheit in sich faßt, be/.eichnen,
  • weil er von Männern unberührt geblieben ist.
  • KINDBEBO. 239
  • 692 Ich sprach: «sit daz iwer vrowe ein man (5)
  • ist und daz er mich bestän
  • wil hie durch sine werdicheit
  • und wibes kleit hat an geleit,
  • des bin ich inneclichen vr6.
  • daz saget im reht von mir also: (lO)
  • er wirt hie tyost von mir gewert,
  • sit er ir also schöne gert.»
  • 693 Da mit der böte dö von mir reit
  • hin, da er sinem herren seit,
  • daz ich mit tyost in wolde bestän. (15)
  • do wäpent sich der biderbe man
  • in harnasch, daz gap lichten schin.
  • sin heim künde lichter niht gesin:
  • dar üf s6 was ein wtte rinc
  • gemachet, hoeret fremdiu dinc! (20)
  • 694 Für war ich iu daz sagen wil:
  • in stnem heim örringe vil
  • was gemachet meisterlich:
  • die örringe wären kosterich
  • und Mengen verre hin zetal. (25)
  • er fuort zwen zöpfe, die wären val,
  • gröz unde volleclichen lanc:
  • ir lenge für den satel swanc.
  • 695 Ez hete der höchgemuote man,
  • seht, eine gödehsen an. (30)
  • 593, 7 der Ring als Zimier soll mit den am Helm ange-
  • brachten Ohrringen stimmen, welche die Frau charakterisieren
  • sollen. Zugleich hat der Ring in der Form Aehnlichkeit mit
  • den Blumenkränzen (achapel) auf Schild und Decke (Str. 695.
  • 69G).
  • 694, 6 ü.'s Zöpfe waren braun (488, 1) , diese val, falb,
  • blond: wohl zur Charakteristik einer Wendin.
  • 695, 2 godehse (Senkung fehlt, deshalb 6) swf., ein sonst
  • nicht vorkommendes Wort für einen windischen, wendischen,
  • slavischen Weiberrock. In der höheren Gesellschaft war die
  • Tracht international, godehse wird demnach ein von den unteren
  • Ständen getragenes, eigenartig gestaltetes Gewand gewesen sein.
  • Nach Hans Lambel's freundlicher Mittheilung ist das Wort kaum
  • in einer lebenden slav. Sprache nachweisbar, «nicht einmal im
  • Slovenischen, woher es U. jedenfalls haben muß » Die in Miklo-
  • 240 VBNUSPAHBT 1227.
  • daz ist ein windisch wibes kleit:
  • daz hete der biderbe an geleit.
  • sin schilt was kosteliche plä,: (2l9,l)
  • schapel dar üf hie nnde da
  • wären wünneclich gestreut.
  • der tyost er sich gein mir da vreut.
  • 696 Sin orsse daz was verdecket wol (5)
  • mit pläbem zendäl. scapel vol
  • was gestreut diu decke gar.
  • diu schapel wären lieht gevar
  • von al den pluomen, die uns git
  • des wunnen pernden meien zit. (10)
  • er fuort ein sper ze mäzen gröz,
  • von pluomen rüch und niender bl6z.
  • 697 Sus kom der biderbe gegen mir her.
  • dö het ouch ich ein grözez sper
  • in mtne hant aldä genomen. (15)
  • man sach uns gegen einander komen
  • üffe zwein snellen örssen s6,
  • da von die drumzun fingen hö.
  • diu tyost da durch die schilde brach,
  • daz manz üf beiden armen sach. (20)
  • 698 Diu tyost da schön ein ende nam.
  • alzehant do gegen mir quam
  • ein ritter, der was wol bekant:
  • Ottacker Traege was er genant.
  • der ritterlich gemuote man (25)
  • da mit einem sper mich an
  • rant: daz was unmäzen gröz;
  • des er vil kleine aldä genöz,
  • sich's Lexikon palaeoslav. (Vindob. 1862) 134 ^ und in der Ab-
  • handlung über die slav. Fremdwörter (Denkschr. der Wiener
  • Akad. Bd. 15, 1867) S. 90 zu godovabnica (von godovab) vesti»
  • aerica gestellten Worter ahd. gotawehbi u. s. w. laßen wohl einen
  • Zusammenhang vermnthen, geben aber keine materielle Erläuterung.
  • 696, 8 wie Ilsung's von Scheufleh Speer mit Schellen be-
  • hangen war, so ist dieser im stilistischen Einklang mit den
  • Blumenkränzen auf Schild und Decke mit Blumen geschmückt,
  • und zwar am ganzen Schaft, was rüch adj., rauh, belaubt, an-
  • deutet und niender hlozy nirgends bloß, unbekleidet, genauer besagt.
  • 698, 4 Traege, s. K. S. 674.
  • KINDBEBG. 241
  • 699 Wan ich im nach dem willen min
  • daz sper da durch den heim sin (30)
  • ab den venstern verre stach.
  • den heim man mich da füeren sach
  • an dem sper wol ackers breit. (220, i)
  • iu si für war von mir geseit,
  • daz da beliben ganz beidiu sper.
  • ein ander tyost was al min ger.
  • 700 Do het ouch im da an der stunt (5)
  • der heim betraufet nasen und munt,
  • daz er niht moht gestechen m^r.
  • dö kom gein mich gerüeret her
  • von Richenvels der wol bekant:
  • her Sibot so was er genant. (lo)
  • des tyost was deswär gegen mir guot:
  • er was ein ritter hoch gemuot.
  • 701 Des biderben tyost und ouch diu min
  • die künde da schoener niht gesin.
  • dö vande ich da tyost niht mer. ^ (15)
  • von Peuchenpach der tegen h^r >
  • vordert an mir d6 sin golt
  • (daz het er ritterlich geholt):
  • 699, 3 ab der Hs. war zu belaßen : ab = von gibt auch
  • einen Sinn, doch ist auch lautlich ab = ob (L.), über, oberhalb,
  • möglich. --- venster am Helm sind die mehr oder minder großen
  • Augenlöctier ; zahlreiche Abbildungen bei Schultz, höf. L. 2, von
  • S. 54 an. — Der Helm muß entweder von dünnem Eisenblech
  • gewesen sein, wenn er dem Speerstoß nicht widerstand, oder
  • der Stoß fing sich oben im Zimier, so daß es möglich war, den
  • Helm emporzuheben. — 4 füeren swv., (bewegend) tragen. —
  • 5 acker stm., heute nur Flächenmaß, früher Längenmaß; vgl.
  • auch ackerbreites adv. 270, 8. Wie viel die Länge nach heutigem
  • Maßstab betrug, lehrt kein Wb. ; ich habe es auch aus ver-
  • schiedenen Literaturstellen nicht ausfindig machen können. Bech
  • weist, was für U.'s Zeit nicht maßgebend ist, aus dem Brünner
  • Stadtrecht ed. Rößler S. 223 nach: 1 deutsche Meile = 4 ecker-
  • lenge. Jedenfalls V. 5 starke Hyperbel.
  • 701, 2 vande nach Hs. = vant; von L. e getilgt, wäh-
  • rend er es in seige 309, 4 (s. d.) und noch öfters unbeanstandet
  • ließ. Möglicherweise ist hier das unorganische e metrisch von
  • Bedeutung: vände ich, denn solche Fälle von Hiatus bei U.
  • nicht selten. — 4 Hs. püchenpach, von L. Piiechenpach, nicht
  • Piuchenpach (= Peuchenbach) geschrieben.
  • UliBICH VOH LiKCHTBKBTBIN. I. ^ß
  • 242 VENUSFAHRT 1227. MÜBZZUSCHLAG. GLOGGNITZ.
  • als tet her Sibot ouch daz sin.
  • des gab ich in zwei vingerlin. (20)
  • 702 Des Trsegen ungefüegez sper
  • wart mir da ganz nach miner ger:
  • daz legt man üf den wagen mtn.
  • ich gab im da niht vingerlin,
  • wan er gevselet het min da. (25)
  • dar nach sach man mich zogen sä
  • mit freuden an dem selben tage
  • in hohem muot hin ze Murzuslage.
  • 703 Da het ich dö die naht gemach.
  • sä dö der ander tac üf brach (3o)
  • und daz vil lieht erschein sin blic,
  • dö zogt ich über den Semernic
  • gegen Glokeniz alzehant, (221,1)
  • da ich wan sehs ritter vant
  • gezimirt schöne tjoste gern:
  • die sach man mich da snelle wem.
  • 704 Si riten gewäpent da gein mir. (5)
  • ich het ouch mich gewäpent schir
  • in wäpenkleit vil wunneclich.
  • von Ringenberc der muotes rieh
  • ein sper da wider mich wol verstach.
  • al zehant dö daz geschach, (lo)
  • dö stach ich einen ritter nider:
  • der schämte sich des offte sider.
  • 705 Von Torsewel Uolrtch er hiez.
  • der wol gemuot des niht enliez,
  • ich würde von im da an gerant. (15)
  • dö stach ouch in min zeswe bant
  • liinder daz örss üf daz gras.
  • sin sper ouch da verstochen was
  • von im deswäx vil ritterlich.
  • da mit gelac er jsemerlich. (20)
  • 702, 8 Hs. beidemale Murzuslage, heute Mürzztischlag.
  • 703, 4 Semernic, mons Seminius, jetzt Semering. — 5 Gloke-
  • niz (neben Glokenz, Glogenz)^ s. K. S. 674: «jetzt eine Propste!
  • zwischen Neunkirchen und Schottwien.» Die Schreibart war
  • noch in den zwanziger Jahren Glocknitz, heute gilt Gloggnitz.
  • GLOGGNITZ. 243
  • 706 Dar nach verstach ich da vier sper.
  • dö was der ritter da niht m^r
  • gewäpent üf daz velt bekomen.
  • min heim da wart von mir genomen.
  • ich gab da hin sehs vingerlin: (25)
  • da mit ich in die herberge min
  • fuor, die ich vil schoene vant.
  • min Itp entwäpent sich zehant.
  • 707 D6 ich aldä entwäpent wart,
  • diu herberge min wart wol verspart. 3o)
  • zvLO mir nam ich wan einen kneht,
  • der zuo dirre vart was reht.
  • von danne stal ich mich zehant (222,1)
  • und reit mit freuden, da ich vant
  • die herzenlieben konen min:
  • diu künde mir lieber niht gesin.
  • 708 Diu guot enpfie mich also wol, (5)
  • also von reht ein vrowe sol
  • enphähen ir vil lieben man.
  • ich het ir liebe dran getan,
  • daz ich zuo ir was dar bekomen:
  • min kunft ir trüren het benomen. (lo)
  • si sach mich gern: als tet ich sie.
  • mit küssen mich diu guot enpfie.
  • 709 Diu reine mich vil gerne sach.
  • mit freuden het ich da gemach
  • und wunne unz an den dritten tac. (15)
  • diu guote min güetlichen pflac.
  • sä d6 der dritte tac bequam,
  • eine messe ich dö vernam:
  • ich bat got miner ^ren pflegen.
  • mir wart da, güetlich friundes segen. (20)
  • 707, 2 verspart, versperrt, verschießen. U. ließ hier seine
  • Garderobe und Ausrüstung zurück; auch blieb hier sein Gefolge;
  • vgl. 710,4. — 7 kone swf., Gemahlin; einmal (1716, 1) nennt
  • sie U. wip. S. auch Einleitung. Wo der heimliche Besuch statt-
  • fand, ist nicht bekannt. In Liechtenstein kann es nicht wohl
  • gewesen sein; das hatte U. von Judenburg aus näher gehabt.
  • Der zweitägige Besuch stimmt übrigens nicht mit der Reise-
  • disposition, die für Glokem nur einen Rasttag in Aussicht nimmt.
  • 16*
  • 244 VENUSFAHRT 1227. NBÜNKTRCHEN.
  • 710 Alzehant ich urloup nam
  • minneclich, als mir daz zam.
  • in hohem muot reit ich zehant
  • hin, da ich min gesinde vant.
  • dö ich ze Glokentz kom geriten, (25)
  • die minen min da schöne piten.
  • die wären üf die vart bereit:
  • alzehant ich danne reit.
  • 711 Hin ze Niwenkirchen ich
  • vil schöne fuor. dö enpfie man mich (30)
  • mit willen d^swär ritterlich.
  • si wären höher zühte rieh,
  • die min durch tyostiren biten. (223, i)
  • dö ich kom zuo in dar geriten,
  • si wurden alle schier bereit,
  • gezimirt in ir wäpenkleit.
  • 712 Ir wären neune, für war niht mör, (5)
  • die min da biten mit tyoste ger.
  • dö ich si dö bereite vant,
  • dö wäpent ouch ich mich zehant.
  • der da des Ersten kom gein mir,
  • der het gein vrowen minne gir. (lo)
  • der biderbe Ortolf was genant
  • von Grsetz, ein ritter wol bekant.
  • 713 Er het gezimirt schöne sich,
  • der biderbe man der wundet mich
  • durch schilt, durch al daz harnasch min (15)
  • mit der schoenen tyoste sin
  • in die brüst, dö daz geschach,
  • und ich die wunden pluoten sach,
  • dö dacte ich mit dem röckelin
  • daz pluot und ouch 'die wunden min. (20)
  • 714 Von Puten her Offe und her Heinrich,
  • die brüeder bede ritterlich
  • ir sper verstächen wider mich.
  • ir beider niht vermiste ouch ich:
  • ich verstach üf in zwei sper. (25)
  • 711, 1 über die Etymologie von Neunkirchen (Niunkirchen,
  • Niwenkirchen, Niitwenkirchen) äußert sich K. nicht.
  • NEUNKIBCHEN. 245
  • do körnen gein mir sehs ritter her,
  • der aller tyost geriet also,
  • daz dar ir drumzun flugen ho.
  • 715 Dö ich niun sper aldä verstach,
  • ze herberge fuor ich durch gemach: (3o)
  • des was mir zuo der wunden not.
  • niun vingerlin von golde röt
  • sant ich in mit willen sä, (224,1)
  • wan sis verdienet wol heten da.
  • die wunden min mir d6 verbaut
  • mit kunst eines guoten meisters hant.
  • 716 Daz maere wart do witen ^unt, (5)
  • €z waere diu küneginne worden wunt
  • mit einer tyost s6 rehte ser,
  • daz st niht möhte stechen mer.
  • daz was den biderben allen leit.
  • dö mir da^ maere wart geseit, (10)
  • ich sprach: «ich wil ze kirchen gen
  • morgen, so lange hie bestön.
  • 717 Ich sol die leute hie läzen sehen,
  • an mir die wärheit rehte spehen,
  • daz min lip ist vil wol gesunt. (15)
  • waz danne, bin ich ein Ititzel wunt?
  • daz sol ich vor den leuten heln,
  • mit fuoge so ritterlichen stein,
  • daz sin hie niemen wirt gewar
  • an mir als gröz als umbe ein här. (20)
  • 718 Gemach het ich aldä die naht,
  • sä dö der ander tac mit mäht
  • und ouch diu sunne lieht erschein,
  • dö was ich warden des enein,
  • daz ich so kleite minen Hp (25)
  • vil wunneclichen als ein wip.
  • 714, 6 L. corrigiert aus metrischen Gründen körnen in kom:
  • ^yntactisch allerdings möglich.
  • 716, 3 in ser steckt wohl noch die alte Bedeutung: schmerz-
  • lich {sere dat. von ser stn., Schmerz), ser könnte übrigens als
  • adj. auch zu tyost gehören in der Bedeutung: Schmerz bringend.
  • 717, 7 hie fehlt bei L., ohne Angabe der Lesart.
  • 246 VENUSFAHBT 1227. NEUSTADT (kEHBBACh).
  • min wibes kleit was lieht gevar.
  • ich gie ze kirchen offenbar.
  • 719 Swer mich so höchgemuoten sach
  • ze kirchen gen, zehant er sprach: (30)
  • ttd^swär diu küneginne ist gesunt.
  • si ist freudenrich und niender wunt:
  • ir stät vil hoch noch ir gedanc.» (225,1)
  • ez wart umbe mich s6 gröz gedranc,
  • daz st die kirchtür diningen nider,
  • dö ich gie üz der kirchen wider.
  • 720 Ez het für war min minne ger (5)
  • vil gerne da gestochen m^r,
  • wan daz ichs niht m^r da vant.
  • dö zogt ich schöne sä zehant
  • mit freuden hin ze der Niwenstat.
  • min gesinde ich schöne bat (lo)
  • riten und sin höchgemuot.
  • ich sprach: «zuht ist bi freudr guot.»
  • 721 Sus reit ich unz an den Kerebach,
  • da ich gein mir her füeren sach
  • ein banir, und wol zehen sper (15)
  • fuort man die sträze gegen mir her.
  • diu banir diu was silberwiz;
  • dar in ein ember wol mit fliz
  • was gesniten, der was plä.
  • dar nach so reit ein ritter-sä, (2o)
  • 719, 7. 8 zu beobachten kirchtür, eigentliche Zusammen-
  • setzung; L. schreibt wohl deshalb gegen Hs. (kirchen) üz der_
  • kirche, also kirche stf., sonst aber immer wie hier swf. : ze kirchen,
  • und vorher 540, 3 von der kirchen.
  • 720, 3 ichs nach Hs. (L. tcÄ, wie auch alle Abschriften),
  • ich es abh. von niht, allgemein gedacht, nämlich Stechen, Tjost.
  • 721, 1 Kerebach (Hs. Chertbach, L. Kerbach, im Verzeichniß
  • Kerbach), s. K. S. 674: «hart an Neustadt ... vorüberfließend,
  • und noch heute Kehrbach genannt.» — 6 ember = eimber, ein-
  • ber stm. , Eimer. — 7 gesniten, also nicht gemalt, auch nicht
  • gestickt, sondern ausgeschnitten und aufgenäht. — plä: auch
  • solche dem gewöhnlichen Leben entnommene Wappenbilder
  • w^urden nicht naturalistisch dargestellt, sondern heraldisch stili-
  • siert. Hier wird uns ein sogenanntes redendes Wappen vorgeführt ;
  • es ist das Wappen der Truchseßen von Emerberg (Emmerberg).
  • NEUSTADT. 247
  • 722 Der was genant min her Bertholt,
  • dem wären die biderben alle holt
  • durch sin vil hohe werdicheit.
  • gezimirt schöne er gegen mir reit
  • und gruozte mich vil ritterlich. (25)
  • der biderbe man was tugende rieh
  • und gar an ^ren unverzagt:
  • er hete vil offte bris bejaget.
  • 723 Des selben er sich da versach.
  • dö ich den man gezimirt sach, (30)
  • dö wäpent ouch ich mich zehant:
  • den heim ich ze houbet baut
  • und nam in mine hant ein sper. (226, i)
  • dö kom ouch er gerüeret her
  • als ein minne gernder man,
  • der vrowen Ion verdienen kan.
  • 724 Der buneiz wart schoen unde lanc. (5)
  • daz iiwer üz beiden helmen spranc,
  • also daz man ez verre sach.
  • diu tyost da beidiu sper zebrach.
  • er stach mir mit der tyoste sin
  • den heim da an daz kinne min, (lO)
  • daz mir daz kinne wart bluotes naz.
  • ez wart nie tyost geriten baz.
  • 725 'Dö bant ich baz den heim min.
  • des was im not: die riemen sin
  • wären drüz gebrosten gar. (15)
  • dö kom gein mir der schänden bar
  • von Horschendorf min her Wüliinc
  • vil ritterlichen üf den rinc;
  • üf dem ich driu sper da verstach.
  • der tyost man in da vaelen sach. (20)
  • Sonst ist in diesem der Eimer golden im blauen Felde, aber
  • auf die Farbe kam es in früherer Zeit nicht an, nur auf die Bilder.
  • 722, 1 her Bertholt (von Emmerberg), s. K. S. 674 (in L.'s
  • Verzeichniß unrichtig unter Emerbach verzeichnet), «seine Burg . . .
  • liegt westlich, aber ganz in der Nähe von Neustadt.»)
  • 725, 5 Horschendorf, s. K. S. 674 : « höchst wahrscheinlich . . .
  • unser heutiges Haschendorf bei Ebenfurth an der Leitha.»
  • 248 VENUSFAHBT 1227.
  • 726 Dar nach sä fünf ritter guot
  • mich bestuonden durch höhen muot, .
  • der aller tyost da wol geriet
  • da mit ich abe dem velde schiet
  • und gab da hin sehs vingerlin. (25)
  • her Wülfinc het gevselet min:
  • des wart mtn golt im da verseit:
  • daz was dem höchgemuoten leit.
  • 727 Da mit s6 zogt ich in die stat.
  • mtnen kameraer ich bat, (30)
  • daz er mir hiez ein wazzerbat
  • bereiten üzerhalp der stat,
  • s6 daz sin niemen würde gewar. (227,1)
  • vil gar verholne kom ich dar.
  • min Up da, in daz bat gesaz,
  • da von ich müede vil vergaz.
  • 728 Min lip mit freuden hatte sich. (5)
  • die bader, die da badeten mich,
  • der einer mich erkande niht.
  • dar nach ein wunderlich geschiht
  • in dem bade mir geschach.
  • mit vreuden licp, leit, ungemach (10)
  • wart mir da von wibe kunt:
  • da von so wart min hertze wunt.
  • 726, 2 glatter bestuonden mich, wie L. setzt.
  • 727, 3 wazzerbat stn.: nach dem Kampf pflegten die Ritter
  • ein Bad au nehmen, wie auch vorher einmal erzählt wird
  • Str. 309. 310. Der Zusatz wazzer zu bat deutet darauf hin,
  • daß es auch noch andere Bäder gab. In der That kannte man
  • Ende des 13. Jahrhunderts sicher schon Dampfschwitzbäder;
  • s. Schultz, höf. L. 1, 172. Unsere Stelle ist vielleicht ein Zeug-
  • niß, daß der Gebrauch weiter zurückreicht. — 4 die- Bäder
  • wurden sonst gemeinsam genommen. U. mußte sich als Königin
  • und als verkappter Mann absondern.
  • 728, 2 nicht der kameroere, Kammerdiener, bediente ihn
  • beim Baden, sondern ein eigens bestellter bader. — 3 einer,
  • hier so viel wie deheiner, oder beßer nach Bech mhd. Wort-
  • stellung: (auch) nicht einer; vgl. Germ. 19, 57. — 6 L. schreibt
  • leit und gemach: unnöthig; leit, ungemach Asyndeton, wenn
  • nicht leit adj. unfl. sein soll: leidiges Ungemach; vielleicht stand
  • mit vreuden leit, liep ungemach.
  • NEUSTADT. 249
  • 729 Sus saz ich in dem bade alhie.
  • min kameraere d6 von mir gie
  • in die herberge min zehant: (15)
  • er wolt mir bringen min gewant.
  • ,ir sult für war gelauben daz:
  • gar mines gesindes ich eine saz.
  • da von wil ich gelauben wol,
  • sich flieget schiere, swaz wesen sol. (20)
  • 730 Ich hab ouch dar an zwlvel niht:
  • swaz s6 geschehen sol, daz geschiht.
  • des wart mir da ein teil bekant;
  • ich sage iu, wä mit ichz ervant:
  • du ich saz aleine hie, (25)
  • ein fremder kneht d6 zuo mir gie,
  • vil wol gekleit, höfsch unde kluoc.
  • ich sage iu, waz der knappe truoc:
  • 731 Einen tepich, der was guot.
  • den nam der kluoge, hochgemuot, (30)
  • für daz bat er in da leit:
  • dar üf s6 legt er vrowen kleit,
  • ein rtsen und ein röckeltn (228,1)
  • (die künden bezer niht gesin),
  • ein gürtel (der was kostertch),
  • dar zuo ein heftel wunneclich,
  • 732 Ein tschapel und ein vingerlin. (5)
  • des vingerls stein was ein rubin,
  • rot als ein vrowen süezer munt,
  • der manllch hertze machet wunt.
  • dar zuo er einen brief dar leit.
  • 729, 1 fg. ist seltsam, daß der Kammerdiener das Gewand
  • nicht gleich mitgebracht hat. — 6 eine adj. mit gen., einsam,
  • verlaßen von. — 8 sprüchw ortliche Wendung, wie die folgende
  • 730, 2. Sie sind nicht eigentlich häufig im Frauendienst in den
  • erzählenden Partien ; nur wo diese didaktisch werden, wie gegen
  • das Ende hin, zeigen sich mehr solche Sprüchworter und Sen-
  • tenzen. Einzelne aus dem vorderen Theile seien hier angemerkt,
  • z. B. 744, 6. 820, 1. 849, 7 fg. 915, 6 fg.
  • 732, 2 rubtn : wohl von symbolischer Bedeutung ; der Kubin
  • ist ein kostbarer Stein, der Reichthum und Macht verleiht (s. Vol-
  • mar's Steinbuch 643 fg.), also eine rechte Gabe für eine Konigin. —
  • 250 VENÜSFAHBT 1227.
  • der brief mit süezen Worten seit, (lo)
  • wer mir diu kleinöt het gesant:
  • daz tet er teuticltch bekant.
  • 733 Do ich daz kleinot dö gesach,
  • min munt üz grozem zomc sprach:
  • «sagt an, wem habt ir ditz her bräht? (15)
  • ja ist mir des vil ungedäht,
  • daz ichs iht nem als umb ein här.
  • daz sült glauben ir filr war.
  • nu tragt ez üz: daz ist iu guot.
  • ich bin gein iu niht wol gemuot.» (20)
  • 734 Der knape sweic und gie zehant,
  • da er zwen ander knehte vant:
  • die truogen nach im rosen dar,
  • gepletert vrisch und wol gevar.
  • der streut er dar üf mich so vil, (25)
  • für war ich iu daz sagen wil,
  • daz mich noch daz bat niemen sach;
  • dar zuo der knappe nie wort gesprach.
  • 735 Swaz ich gezürnt, swaz ich gebat,
  • er streut die rösen umb daz bat (30)
  • so vil, daz al diu dille gar
  • wart wünneclich nach rösen var.
  • dar nach er mir mit zühten neic: (229,1)
  • swaz ich gesprach, vil stille er sweic.
  • er was für war mir unbekant:
  • von mir so gienc er alzehant.
  • 736 In grozem zornc er mich lie. (5)
  • min kameraere dö zuo mir gie
  • und bräht mir al min badgewant.
  • dö er ditz kleinöt bi mir vant,
  • er sprach: «vil edeliu ktinegin.
  • 8 teuticltch adv.: der höfische Knecht, Knappe spricht nicht
  • (734, 1, 8. 735, 7), deshalb wird das Wort, welches ich nicht auf
  • den Brief, sondern auf den Knecht beziehe, vielleicht nicht «klar
  • und deutlich» (so die Wbb.) bezeichnen, sondern: mit Gebärden.
  • 734, 3 fg. auch sonst finden sich Stellen, die uns erzählen,
  • daß Rosenblätter in das Bad gestreut wurden. Hier geschieht
  • es in so reichlicher Weise, daß auch der Badende und diu dille
  • (735, 3), die Diele, der Fußboden, damit überdeckt war.
  • NEUSTADT. 251
  • wie nu? waz sol ditze sin? (lo)
  • ir Sit bestreut mit rösen gar:
  • ez ist hinue allez rösen var.»
  • 737 Ich sprach: «da. hA.stu misset an,
  • daz du mich eine hast verlän.
  • daz muoz ich wol von schulden clagen. (15)
  • ditz hat ein knappe gar her getragen,
  • rösen, kleinöt und gewant:
  • der ist mir leider unbekant.
  • des muoz ich von der wärheit jehen,
  • daz ich in niemör hän gesehen. (2o)
  • 738 Da von muoz ich zornic sin.
  • er hat ez äne den willen min
  • allez zuo mir her geleit.
  • daz ist mir inneclichen leit:
  • solhe unfuoge ich nie bekant.
  • nu reiche mir min badgewant:
  • ich wil also ungebat üz gän
  • und ditz allez läzen hie bestän.»
  • 739 Dö sprach der kameraere min:
  • «nein, vrowe guot, des sol niht sin. (30)
  • ez wsere vil sere missetän,
  • wolt ir ditz kleinöt hie verlän.
  • die bader nement ez zehant: 230,1)
  • da bi so wurde si bekant,
  • diu iuz durch liebe gesant her hat.
  • da von wsere ez ein missetät.
  • 740 Si ist liht so gefriunt ein wip, (5)
  • daz ez iu g^n möht an den lip,
  • daz ir sin mtieste^ schaden hän,
  • ob ir ez wolt hie verlän.
  • da von lätz behalten mich:
  • 738, 7 ungehat, ungehadeti U. hat im Waßer geseßen, hat
  • also gebadet, er ist aber damit noch nicht fertig. Auf das Baden
  • folgte erst das Streichen und das Ausruhen im Bette.
  • 739, 2 der Kammerdiener fällt nicht aus der Rolle; er redet
  • den Herrn auch hier mit vrowe an.
  • 740, 1 mhd. Wortstellung; nhd. Schachtelung : ein so ge-
  • friunt, mit Freunden, Verwandten begabtes, ein so einflußreiches,
  • mächtiges Weib.
  • V
  • 252 VENUSPAHRT 1227.
  • bi minen triuwen daz rät ich. (10)
  • und wizet daz, ez ist iu guot,
  • ob ir hie mit wtslich tuot.
  • 741 Bk mit ir si und iuch bewart,
  • biz daz ir endelich ervart,
  • wie st vil guote sl genant, (15)
  • di ez iu ze liebe hat hef gesant.
  • s6 sendet ez hin wider ir:
  • ob ir weit, des volget mir.
  • si ist iu holt, daz seht ir wol:
  • da von man st behüeten sol.» (2o)
  • 742 «Ich wil ez dich behalten län
  • durch anders niht wan üf den wän,
  • s6 mir diu vrowe wirt bekant,
  • diu mirz verholn hat her gesant,
  • daz ichz so sende hin wider ir. (25)
  • daz soltu wol gelouben mir,
  • ich nimes von ir ftirnamens niht:
  • da würde min stfiete von enwiht.
  • 743 Ich hän gehoeret her al min leben,
  • daz iemen dem andern müge geben (30)
  • iht guotes under sinen danc.
  • ez wahren mtne sinne kranc,
  • nsem ich von anders iemen iht (231,1)
  • wan von ir, der min herze gibt
  • ze vrowen und der ich wil leben:
  • der dien ich immer umb ir geben.»
  • 744 Min lip sä üz dem bade trat (5)
  • und fuor verholn sä in die stat
  • in mine Jierberge durch gemach.
  • des tages ich nie üz gesach:
  • man sach mich lachen doch niht vil;
  • 743, 1 ich hdn wohl = ichn hdn. — 5 iht muß es heißen :
  • etwas ; Hs. niht (von L. beibehalten), wohl durch das letzte n in
  • iemen veranlaßt; vgl. 949, 3. — 8 umb ir gehen, wörtlich: um ir
  • Geben, subst. inf. entweder von geben stv. oder von gehen swv.,
  • begaben; möglich, weil U. den subst. Inf. liebt; vgl. zu 102, 7.
  • Oder ist geben ein in die schwache Flexion übergetretener
  • Accusativ von gebe^ Gabe? oder stand ursprünglich nach
  • statt um6 ?
  • BBIEF DEB UNBEKÄ^irNTEN. 253
  • wan zornic muot niht lachen wil. (lo)
  • daz wart vil volleclichen schin
  • des tages an al den freuden min.
  • 745 Man sach mich Ititzel wunne heben,
  • mir was leit, daz man mir gegeben
  • het kl^nöt äne den willen min: (15)
  • da von sach man mich trüric sin.
  • ich trabte hin, ich trabte her,
  • ich gedäht also: «ja herre, wer
  • mac mir ditz kleinöt hän gesant?
  • diu ist mir leider unbekant.» (2o)
  • 746 Ich gedäht: «ich sol den brief wol mir
  • hie heizzen lesen, waz ob ir
  • nam geschriben dar an stät?»
  • den brief ich mir do lesen bat.
  • der was geschriben meisterlich, (25)
  • er gruozte mich vil minnecltch.
  • sin gruoz der huob mich vil unh6.
  • nu hoert den brief! der sprach also:
  • (e) Kunde ich mit worten süezen
  • iuch, vrowe, wol gegrüezen, (3o)
  • daz taet ich üf die triwe min.
  • V^nus, vil edeliu künegin, (232,1)
  • 5 ich wil durch iwer werdicheit
  • « iu immer dienstes sin bereit.
  • daz hat verdienet wol iwer lip,
  • daz iuch süln elliu werden wip (5)
  • grüezen und ouch ^ren,
  • 10 iwer ere m^ren.
  • ir habt den muot an ^re gewant.
  • ich hän iu min kleinöt gesant
  • durch unser beider 6re (lo)
  • und bitte iuch, vrowe here,
  • 15 daz ir ez nemt von mir für guot
  • durch iwern tugentrichen muot.
  • ich hänz iu wan durch 6re gesant
  • 744, 8 vielleicht freunden, friundenf
  • (e) Ebenfalls wie der vorige poetische Brief im Stile der
  • Büchlein, aber am Ende kein Dreireim.
  • 254 VENUSFAHBT 1227.
  • und wil iu wesen unbekant (15)
  • durch niht wan durch min werdicheit:
  • 20 daz lät iu, vrowe, niht wesen leit.
  • s6 diu sselde mir geschiht,
  • daz iuch min ouge schierest siht,
  • s6 tuon ich iu selbe daz bekant, (20)
  • war umb ich iu hän gesant
  • 25 min kleinöt, liebiu vrowe min.
  • dar nach mtiezet ir bevolhen sin
  • dem, der al der werlde pfliget
  • und dem tifel an gesiget (25)
  • ^ hat gewalticliche:
  • 30 , der nem iuch in sin riche
  • und gebe iu hie ^ren vil.
  • mit triwen ich des wünschen wil
  • mit hertzen und mit munde. (30)
  • von getriwes hertzen gründe
  • 35 wünsch ich, daz ir wol gevart
  • üf iwerr ere bernden vart!
  • 747 D6 mir der brief da. wart gelesen, (233,1)
  • man sach mich aber zomic wesen.
  • ich was trüric aber als L
  • mir tet hertzeclichen we,
  • daz si sich mir niht het genant (5)
  • und mir ir kleinöt het gesant.
  • daz was mir inneclichen leit:
  • daz nim ich hiut üf minen eit.
  • 748 Waz sol ich da von sprechen m^?
  • mir was leit, mir was w^: (lO)
  • ich was von zorn ungemuot.
  • di naht gemach min was niht guot:
  • von sorgen leid ich ungemach.
  • sä do der ander tac üf brach,
  • eine messe vernam ich da (15)
  • und zogt von danne schöne sä.
  • 28 tt/el für gemeinmhd. tiuvel, Teufel, nach Hs. ; L. tie/el;
  • der Schreiber setzt allerdings öfters einfach i für ie, aber tifei,
  • twel begegnet auch sonst in österreichischen Quellen.
  • 748, 4 dt naht, acc. absol. , die Nacht über.
  • IN OESTERRBIOH (pIESTING). 255
  • 749 Min gezoc was ritterlich,
  • sus fuor ich gegen (Esterrlch.
  • do ich kom an die Bistnic,
  • do sach ich liehter Schilde blic, (20)
  • gezimirt helme, wiziu sper
  • gegen mir füeren schone her.
  • die ritter, die da gegen mir riten,
  • die enpfiengen mich nach friundes siten.
  • 750 Si hiezen mich willekomen sin: (25)
  • «V^nus, vil edeliu künegin,
  • iuch hat got, vrowe, her gesant
  • ze freuden uns in ditze lant.
  • wir sin alle iwer künfte vrö.
  • iwer lop muoz immer hö (30)
  • stigen, daz habt ir versolt.
  • iu sint die biderben alle holt.»
  • 751 Die mich dal enpfiengen also wol, (234,1)
  • ein teil ich iu der nennen sol:
  • ir wären drizic oder m^r.
  • ir einer hiez von Gors Wolfk^r:
  • der was an tugenden so volkomen, • (5)
  • daz von im niht wart vernomen,
  • da von ritters lop wirt kranc:
  • der biderbe ie nach ^ren ranc.
  • 752 Ez sprach zuo mir der biderbe man:
  • «küneginne, vrowe wolgetän, (lO)
  • ich wil iuch einer bete piten,
  • (die vernemt mit guoten siten)
  • 749, 2 nach den heutigen Grenzen wäre U. schon nach dem
  • Aufenthalt in Mürzzuschlag bei Ueberschreitung des Semering
  • aus dem steirischen in österreichisches Gebiet gelangt. Von der
  • Steiermark wurde 1379 ein großes Stück abgetrennt bei der
  • Erbtheilung zwischen den Söhnen Albrecht's II. — 8 Bistnic^
  • 8. K. S. 674: «heute der Piestingbach.»
  • 751, 4 geis der Hs. mit L. natürlich in Gors zu verbeßern.
  • Dieser Wolfkef, Wolfger, auch Wölfeltn 197,3 genannt, von
  • Gors, unter den Dienstmannen beim Friesacher Turnier mit auf-
  • geführt und als vrowenritter und nicht umbe guot, sondern umbe
  • werdecheit (292, 5) werbend charakterisiert, ist nun hier der erste
  • der vornehmen Herren, die auf U.'s Farce eingehend ein Hof-
  • amt bei der Königin suchen.
  • 256 VENÜSPAHBT 1227.
  • daz ir, vil edeliu künegin,
  • mich läzet iwer gesinde sin.
  • iwer kamerampt stilt ir (15)
  • durch iwer güete enpfelhen mir.»
  • 753 Sä dö er die rede gesprach,
  • dö reit zuo mir von Tozenpach
  • , der ritterlich gemuot Gotfrit.
  • er sprach: «nu hoert ouch, wes ich bit. (2o)
  • mich hat min herre her gesant
  • und heizet iuch, vrowe, in ditz lant
  • *got und im willekomen sin:
  • iuch siht vil gern der herre min.
  • 754 Von Regenspurc ist er genant (25)
  • des tuomes vogt: vil wol bekant
  • ist der vil ^re^gernde man.
  • swaz s6 er iu gedienen kan,
  • des ist er willeclich bereit.
  • daz nim ich wol üf minen eit: (30)
  • 752, 6 gesinde hier swm., eigentlich Weggenosse, Gefolgsmann.
  • — 7 kamerampt stn., das Amt des karheraere; der vorhergenannte
  • kamercere ist ein niederer Beamter, unserm Kammerdiener ent-
  • sprechend, dagegen kamercere im Dienst eines Fürsten oder gar
  • des Königs ist der Inhaber eines der obersten Hofämter. Seine
  • Function ist verschieden und manigfach. Insbesondere hat er
  • auch wie heute der Kammerherr (Kämmerer noch an einzelnen
  • deutschen Höfen, z. B. am bairischen) persönlichen Dienst.
  • 753, 2 fg. von Tozenpach Gotfrit ist uns auch vom Frie-
  • sacher Turnier her bekannt; s. zu 272, 2. — 6 in ditz lant,
  • nicht in disem lant: die Praep. mit acc. bewirkt durch komen
  • in willekomen.
  • 754, 1 fg. das ist Otte von Lengenbach, s. zu 191, 1 fg. Er
  • gehört zu den Freien, kommt also nicht selbst wie Wolfger von
  • Gors, sondern bedient sich seines Dienstmannen als Gesandten.
  • — des tuomes vogt, sonst auch der iuomvoget: unter diesem Dom-
  • vogt haben wir uns keinen Geistlichen, keinen Domherrn zu
  • denken. Der Domvogt ist vielmehr der Inhaber der Advocatur,
  • des Patronats und der weltlichen Jurisdiction im Domsprengel.
  • Die Vogtei ist sehr individuell ausgebildet, wird hier von Fürsten,
  • dort von einfachen Adligen ausgeübt. Die Regensburger scheint
  • ein erbliches Lehen gewesen zu sein (s. K. S. 674 fg.). Wegen
  • der Immunität des Stiftes ist der Vogt reichsunmittelbar und
  • darum erscheint er bei U. mit Recht unter den Freien. Otto
  • wird seine Vertreter im Regensburger Gebiet gehabt haben.
  • IN OESTERBEICH. 257
  • er dienet iu gar sunder wanc
  • durch guoter wibe habedanc.
  • 755 Er hat mich heizen an iuch gern, (235,1)
  • des ir in gern sült gewern,
  • daz ir, vil edeliu künegin,
  • in läzet iwern marschalc sin.
  • er ist guotes unde muotes rieh, (5)
  • er wil iu dienen ritterlich:
  • durch iwer höhe werdicheit
  • ist iu sin dienst vil bereit.»
  • 756 Ich hiez in beiden sagen dö,
  • daz ich ir wsere ze amptleuten frö. (lO)
  • swer aber der ampt min wolde gern,
  • «der muoz5 enpfähen mit den spern,
  • und muoz doch stn als6 gemuot,
  • daz er der tyoste rehte tuot
  • an allen dingen, als er sol: (15)
  • der mac min ampt gewinnen wol.
  • 757 Diu minen ampt sint ritterlich
  • ,und sint doch da bi kumberllch.
  • ez mac vil wol ein amtman min
  • Verliesen al die ßre sin; (2o)
  • er mac ouch vil wol bris bejagen:
  • da von bedarf min hof niht zagen.
  • für war ich iu daz sagen wil,
  • dar inne ist speres krachen vil.»
  • Aus U.'s Schilderung geht hervor, daß er ein sehr reicher Man];i
  • gewesen ist.
  • 755, 4 marschalc (wörtlich : Pferdeknecht) : unter den Hof-
  • ämtern ist das des Marschalls das eigentlich ritterliche, mili-
  • tärische (deshalb führt auch des Keiches Erzmarschall, der Kur-
  • fürst von Sachsen, die Schwerter im Wappen; er trägt auch
  • dem Kaiser das Schwert vor); vgl. auch zu 871, j.
  • 756,2 amptUute pl. zu amptman (757, 3), Inhaber eines
  • Amtes, Beamte, Dienstmannen in besonderem Dienst. — 4 muozs
  • = muoz 81 (sc. diu ampt) ; 8 nach L. ergänzt. — mit den spern,
  • Anspielung auf das Ceremoniell der Belehnungen, wonach dem
  • Lehnsempfänger entweder ein Schwert oder ein Speer mit Fahne
  • überreicht wird.
  • 757, 8 beßer mit L. spere kraches; vgl. speres krach 793, 6.
  • Ulrich von Lischtssstxix. I. yi
  • 258 VIlNUSFAHKT 1227.
  • 758 Do sprach von Gors her Wolfker: (25)
  • ttvrowe, waz sol ich sprechen m^r?
  • wan iwer hof stät ritterlich:
  • man wirt dar inne wol eren rieh,
  • und wirt mir iwer kanieramt,
  • ich hänz, ob got wil, ungeschamt (30)
  • und wilz ouch von iu mit den spern
  • enpfähen, swenne ir weit, vil gern.»
  • 759 (236,1)
  • da ze Dreskirchen daz geschehen
  • sol. ich hoere iu tugende jehen:
  • ir Sit ein so gefüeger man, (5)
  • daz ich iuch gern ze gesinde hän.
  • ir kunuet vrowen dienen wol:
  • da von min lip iuch eren sol.»
  • 760 Des dancte mir der biderbe man:
  • er neig mir schon und reit von dan (lo)
  • in hohem muote alzehant
  • hin ze Dreskirchen, da er vant
  • sin harnasch und stn wäpenkleit.
  • daz wart da schier an in geleit:
  • gezimirt als ein engel er wart, (15)
  • der biderbe, wan er guot niht spart.
  • 761 Do man in von mir riten sach,
  • von Totzenpach der höfsche sprach:
  • ((vil höchgelobtiu künegin,
  • waz sol ich dem herren min (20)
  • von iu sagen? daz tuot mir kunt,
  • durch iwer zuht hie an der stunt.
  • min riten iuch hie lützel frumt:
  • gern min herre fruo gegen iu kumt.»
  • 758, 5 der Reim amt: geschämt beweist schon die moderne
  • Form ; die Hs. hat sonst gewöhnlich ampt (aus ambet). Die einsilbige
  • Form erfordert öfters unlogische Betonung: daz amt 765,4. 768,2.
  • 759, 3 Dreskirchen (Hs. Dreschirchen)^ s. K. S. 675 : «jetzt
  • Traiskirchen, nächst der ersten Poststation von Wien, Neudorf.»
  • 760, 7 L. streicht er wohl nur aus metrischen Gründen.
  • 761, 7 fg. m%n rtten f ich vermuthe mtn biten, mein Warten,
  • Zögern ; sein Herr wünscht fruo, früh, zeitig zu kommen.
  • TB AISKIRCHEN. 259
  • 762 cdr sult dem tuomvogt von mir sagen: (25)
  • wil sin lip bris durch wtp bejagen,
  • so sol er min gesinde sin;
  • und wirt sin lip der marschalc min,
  • so muoz er sper mit tyoste drumen:
  • daz mac an ^ren im gefrumen. (3o)
  • ich bin des amptes im bereit,
  • und wil er werben werdicheit.»
  • 763 Der höfsche dö balde von mir reit (237,1)
  • hin ze Wienen, da er seit
  • mit zühten gar die potschaft min
  • dem höchgemuoten herren sin.
  • der was der botschaft vil gemeit. (5)
  • die naht er d^ vil wol bereit
  • sich unde sin gesellen gar:
  • ir zimir wären lieht gevar.
  • 764 In der zit kom ich geriten
  • hin ze Dreskirchen, da gebiten (lo)
  • min hete der vil biderbe man,
  • des lip untugende nie gewan:
  • von Gors der biderbe Wolfk^r
  • kom gezimirt gegen mir her.
  • sin zimir als der sunnen schin (15)
  • schein mir da in die ougen min.
  • 765 D6 ich in gegen mir komen sach,
  • min munt üz hohem muote sprach:
  • «hie kumt der kamersere min
  • und wil von mir hie daz amt sin (20)
  • enpfähen, als ein ritter sol.
  • des amptes min gan ich im wol,
  • Sit er ist also wol gemuot,
  • daz er daz beste gerne tuot.»
  • 766 D6 wäpent ouch ich mich zehant, (25)
  • den heim min ich ze houbet bant:
  • ich was gezimirt wunneclich.
  • «wichä, herre, wichä wich!»
  • ruoft üz freuden an der stunt
  • da vil maniges ritters munt. (3o)
  • 763,66eretVnicht = bereitet, sondern auch hier praet. = bereite.
  • 17*
  • 260 VBNUSPAHBT 1227.
  • wir stapften gegen einander sä.
  • d6 wir zesamen körnen nä,
  • 767 Do nam ich mit den sporn min (238,1)
  • mtn orsse: als tet ouch er daz sin.
  • di tyost wir d& so nähen riten
  • mit kunst nach ritterlichen siten,
  • daz sich die Schilde da b^de kluben (5)
  • und daz diu drumzun höhe stuben:
  • üf beiden helmen daz geschach,
  • daz man diu sper da bresten sach.
  • 768 Sus het der kameraere min
  • enpfangen von mir daz amt sin; (10)
  • dar nach mich zehen ritter sä
  • bestuonden ritterlichen da,
  • der tyost da siben sper zebrach;
  • ir drl man da vselen sach:
  • die schämten des vil sere sich. (15)
  • reht einlef sper verstach da ich.
  • 769 Ich gab den siben vingerlin
  • und ouch dem kameraere min:
  • der het ez ritterlich geholt.
  • im wären di biderben alle holt: (20)
  • er het vil ritterliche site:
  • da liebte sich der biderbe mite
  • den vrowen und der werlde gar.
  • er was gar aller schänden par.
  • 770 Daz was der kameraere min. (25)
  • der het dö die gesellen sin
  • und sich selben wol gekleit
  • selbe aht in ritterlichiu kleit.
  • ze fuozen er sä zuo mir gie,
  • min hamasch er von mir enpfie: (30)
  • dar an so hiez er legen vliz,
  • daz er gemachet würde wtz.
  • 770,5 fg. ze fuozen, ebenso 771, 1. 773,7. 848,7: der
  • Kämmerer steigt ab und dient dem Herrn zn Fuß; sein erster
  • Dienst ist die Sorge für die Reinigung der Rüstung seines
  • Herrn.
  • NACH WIEN. (mÖLLEBSDORF.) 261
  • 771 Ze fuozen zeumt er mich zehant (239,1)
  • in mine herberge, da ich vant
  • nkch minem Tvillen guot gemach.
  • der höfsche zuö mir güetlichen sprach:
  • «vrowe, iu ist gemaches not.» (5)
  • der höchgemuote dö gebot,
  • daz man mtn herberge sparte zuo.
  • da was ich biz des morgens fruo.
  • 772 Sä d6 mir kom der ander tac^
  • nu hoeret, wes min lip dö pflac: (lO)
  • der wart vil wunneclich gekleit
  • in wtziu, liehtiu vrowen kleit.
  • ich wart ^ nie gekleidet baz;
  • wan ich für war wol weste daz,
  • daz min höhe minne gernder lip (15)^
  • des tages ssehe manic schoene wlp.
  • ^ 773 Min lip wart ö nie baz gecleit.
  • dö min gesinde wart bereit,
  • dö huob ich mich zehant von dan.
  • von Gors der vil biderbe man, (20)
  • der werde kamersere min,
  • der wolte dö des niht läzen sin,
  • er zeumt ze den fuozzen dannen mich,
  • er het vil wol gekleidet sich.
  • 774 Ich was vrö, ich was gemeit: (25)
  • für Malanstorf die sträz ich reit,
  • da widerfuor mir alzehant
  • ein kneht, den ich vil wol bekant:
  • der künde höfscher niht gesin.
  • er was für war der böte min. (30)
  • 771, 1 hier ein anderes zäumen als in 267,4; zeumen, hier:
  • das Roß am Zaume faßend fahren, dann: den Reiter führen,
  • vgl. zu 871, 1. — 6 fg. der dritte Dienst des neuen Kämmerers;
  • er läßt die Herberge zuschließen, damit die Konigin Ruhe hat.
  • Zu beachten, daß es heißt: er gebot wie vorher 770, 7 er hiez
  • legen; er thut es nicht selbst, dazu ist er zu vornehm.
  • 773, 7 ze den fuozen : sonst immer ohne Artikel ze fuozen,
  • füezen, doch war nicht zu corrigieren.
  • 774, 2 Malanstorf f s. K. S. 675 :" « ist unser heutiges Möllers-
  • dorf nächst Traiskirchen.»
  • 262 VENUSFAHBT 1227. WALTHEb's LIED.
  • d6 ich in gegen mir riten sach,
  • vil herzenlieb mir dran geschach.
  • 775 Mit zühten mir der höfsche neic: (240,1)
  • min danken ich gein im versweic.
  • für in s6 reit ich balde da:
  • er huob sich höfschllch nach mir sä
  • und sanc ein liet sä an der stunt. (5)
  • da mit so tet er mir daz kunt,
  • daz er mir braeht die botschaft,
  • diu mir gaebe hohes muotes kraft.
  • 776 Daz liet mir in daz hertze klanc,
  • daz da der höfsche, kluoge sanc: (lO)
  • ez tet mir innerclichen wol,
  • ¥?an ich da von wart freuden vol.
  • ez düht mich stieze, ez düht mich^guot:
  • von im wart ich vil höchgemuot.
  • min muot stuont üf gedingen h6: (15)
  • nu hoert daz liet! daz sprach also:
  • (f) Ir sult sprechen willekomen:
  • der iu maere bringet, daz bin ich.
  • allez, daz ir habt vernomen,
  • daz ist gar ein wint: ir vräget mich. (20)
  • ich wil aber miete: wirt min Ion iht guot,
  • ich sage iu lihte, daz iu sanfte tuot.
  • 777 Sä dö ich daz liet vernam,
  • von vreuden wart min trüren lam.
  • ich trahte her, ich trabte hin: (25)
  • «ja herre, wie gesprich ich in,
  • s6 daz ez iemen hie verst^?
  • got gebe, daz ez mir wol erge!
  • ich muoz für war den boten min
  • vernemien und al die botschaft sin.» (30)
  • (f) Anfarigsstrophe aus /Walter's von der Vogelweide
  • schwungvollstem Liede (Lacbmann und Wilmanns ^ 56, 14.
  • Wackernagel -Rieger S. 158. Pfeiffer Nr. 39. Simrock S. 140.
  • Wilmanns 52, 1). Hier ist der Text an zwei Stellen nicht cor-
  • rect. Zeile 4 zu lesen nu vräget^ 6 sag iu vil lihte. — Dieses
  • Citat ist ein wichtiges Zeugniß von der Verbreitung und der
  • Volksthümlichkeit des Walther'schen Liedes.
  • NACH WIEN. (mÖLLEBSDORF.) 263
  • 778 D6 ich der spräche mich bewac, (241,1)
  • da bl der sträze nähen lac
  • ein schoeniu owe: dar reit ich.
  • min kameraere der vleiz des sich,
  • daz iemen nach mir rite dar in. (5)
  • min böte was höfsch und het ouch sin:
  • der huob sich anderhalben dar,
  • s6 daz des niemen wart gewar.
  • 779 lu si für war von mir geseit:
  • in die owe selbe fünft ich reit. (lo)
  • sä d6 ich dar komen was,
  • do erbeizt ich üf daz grüene gras:
  • aleine ich in die owe gie,
  • da ich den boten min enpfie.
  • ich sprach: «vil lieber böte min, (15)
  • du solt mir willekomen sin!»
  • 780 Er sprach: «ich nim d«s gruozes niht:
  • er waer der botschaft min enwiht.
  • kniet ir niht balde gegen mir nider,
  • ich füer die botschaft min hin wider.» (20)
  • zehant als er die rede gesprach,
  • vor slnen fuozen er mich sach
  • knien, als ich spraeche min gebet.'
  • min lip daz willeclichen tet.
  • 781 Er sprach: «nu st^t üf: sin genuoc! (25)
  • nie man so hohen prls getruoc:
  • daz ich iu sage, solt ichz im sagen,
  • er müeste höchgemüete tragen
  • und müest von schulden wesen vro.
  • iu mac der muot wol stigen h6: (30)
  • 778, 5 iemen hier = niemen; vgl. zu 85, 2.
  • 780i 1 des demonstr. : diesen Gruß nehme ich nicht an, der
  • Gruß allein gilt nichts. — 2 der botschaft ist dat.: für meine
  • Botschaft nichts, d. h. ihr nicht entsprechend, nicht angemeßen.
  • — 3 kniet wohl = knietet, würdet ihr nicht knien, wegen ftier
  • im folg. Verse ; kniet praes. würde var nach sich haben.
  • 781, 1 sin genuoc l Verbalellipse: ist zu ergänzen, im Sinne,
  • aber nicht mit L. in der Schrift; [vgl. genug davon!]. — 3 m,
  • dem Mann, d. h. einem andern Mann. —
  • 264 VENÜSFAHRT 1227.
  • ich Mn in solhiu msere bräht,
  • der iu ze sselden ist gedäht.
  • 782 luch heizet willekomen sin (242,1)
  • iwers hertzen meienschfn.
  • si hiez iuch grtiezen minneclich
  • und giht, ob ir sit freoden rieh,
  • des s! si herzenüche vr6. (5)
  • si hat enboten in also,
  • daz si von iwer werdicheit
  • in hertzen höchgemüete treit.
  • 783 Diu schoene, tugentriche giht,
  • si habe an iwern 6ren pfiiht: (lO)
  • swaz s6 iu ^ren si geschehen,
  • des welle si für sselde jehen.
  • ir habt die vart durch s! getä-n:
  • da von wil si des ^re hän,
  • swaz so iu ^ren widervert; (15)
  • da mit ir trüren wirt verzert.
  • 784 Ir mügt wol hohes muotes sin:
  • si hat ditze vingerlin
  • iu ze liebe her gesant.
  • daz hat si an ir wizen haut (20)
  • getragen m^r danne zehen jär:
  • daz hiez si sagen iu für war.
  • ir sült für war gelauben daz:
  • si ist iu holt gar sunder haz.»
  • 785 Do ich daz vingerlin enpfie, (25)
  • ich kniet nider an diu knie.
  • ich kust ez sä wol hundertstunt :
  • da, mit tet ich im liebe kunt.
  • ich sprach: «so wol mich, immer wol!
  • ditz kleine vingerlin mir sol (30)
  • immer geben höhen muot:
  • ez muoz mir sin für trüren guot
  • 786 Immer mer, die wile ich lebe. (243,1)
  • wol mich der wunne pernden gebe!
  • mir muoz ditz kleine vingerlin
  • %
  • 8 der relat. sc. mcere,
  • 784, 5 sie muß demnach Ende der Zwanziger gewesen sein.
  • WIEN. 266
  • vil liep in mlnem herzen sfn,
  • wan ez mir gibt vil höhen muot. (5)
  • ich hän ez lieb für allez guot
  • und liep für allez, daz ich hän
  • und immer mör gewinnen kan.
  • 787 Wol mich, daz ich ie wart geborn!
  • wol mich, daz ich si h&n erkom (lo)
  • ze vrowen über minen Itp!
  • si reine, süeze, saelic wip,
  • si vrowe ob al den vreuden min!
  • si ist mines herzen freuden schln,
  • si ist miner höhen vreuden gebe: (15)
  • ich dien ir, al die wile ich lebe.
  • 788 Swaz ich vil minne gemder man
  • ir immer mör gedienen kan,
  • des hat si mir gelönet wol.
  • ob ich die wärheit sprechen sol, (2o)
  • nie man so höhez lop getruoc,
  • im waere der werdicheit genuoc,
  • diu mir hie ist von ir geschehen:
  • des muoz ich von der wärheit j eben.»
  • 789 Dö sprach zuo mir der böte min: (25)
  • «ir sult'niht langer bi mir sin:
  • ir schult gein Wienen schiere varn.
  • daz iuch da müeze got bewarn!
  • des ist iu not gar endeltch:
  • si sint vil hohes muotes rieh, (30)
  • die iu da wartent mit den spern.
  • iuch sehent die höchgemuoten gern.»
  • 790 Ich sprach: «vil lieber böte min, (244,1)
  • du solt min gar äne angest sin.
  • wie künde iht leides mir geschehen,
  • Sit daz ich dich hoere jehen,
  • daz mir min vrowe gensedic si? (5)
  • und wsere ir iegliches dri.
  • 790, 6 watre sing, statt wctren plur. bei dem Zahlwort zu
  • beachten: U. hat auch sonst sing, statt plur., s. zu 35, 4; hier
  • aber ist im Sinne nicht c?r», sondern iegeltcher das Subject, der
  • Gen. iegeltchea beruht auf Attraction von gen. ir.
  • 26ß VENUSFAHBT 1227.
  • die mir da wartent mit den spern,
  • ich trüwe si alle wol gewern.»
  • 791 Sus schiet ich von dem boten dan
  • reht als ein hoch gemuoter man. (lo)
  • ich was vil hertzenllchen vrö:
  • min muot gestnont mir nie s6 ho.
  • ich gedäht: «ich sol hie speres krach
  • machen und den angemach
  • füegen, die sich wäpent hie.» (15)
  • ze minen pferden ich dö gie.
  • 792 Mtner knehte dö einer sprach,
  • d6 er mich zuo im komen sach:
  • «vrowe, w& sit ir hin gewesen?
  • ir ktinnet lange bluomen lesen.» (20)
  • ich sprach: «ich hän ein plüemikin
  • gebrochen, des daz herze min
  • muoz immer wesen hoch gemuot:
  • ez ist mir gar für trüren guot.
  • 793 Des soltu mit mir loben got. (25)
  • nu rite hin und wis min bot
  • und sage den rittern, daz si sich
  • wäpen schier: als tuon ich mich.
  • ich wil aber der vrowen min
  • mit speres krach dienünde sin. (30)
  • du solt in von mir sagen s6,
  • mir stä der muot ze vreuden ho.»
  • 791, 5 plüemikin stn. mit Absicht gewählte niederdeutsche
  • Bildung mit -km statt des hochd. -Im (das anlautende p stimmt
  • aber gar nicht dazu); ferner noch einmal plüemickm 1782,4.
  • Es war Mode, solche niederdeutsche oder vielmehr niederländische
  • Formen in die Rede einfließen zu laßen; vgl. Lambel zu Meier
  • Helmbrecht 718.
  • 793, 2 vgl. 453, 1, wo die einsilbige Form beßer paßte,
  • hier aber das unorganische e metrisch brauchbar , doch könnte
  • es auch heißen nu rit hin. — 6 in dienünde altes und neues «
  • vereinigt; volle Form des Part, praes., d. h. Form mit vollem,
  • wenn auch nicht ursprünglichen Vocal; -unde ist vorwiegend
  • bairisch-österreichisch, s. Weinhold, bair. Gr. §. 289. mhd. Gr. ^
  • §. 373. Sodann ist hier schwebende Betonung inmitten des
  • Verses anzunehmen, die eben durch die volle Form möglich
  • ist: krach dienünde, frühes Beispiel mechanischer Silbenzählung;
  • vgl. auch zu 888, 8.
  • WIEN. 267
  • 794 Sä dö der böte von mir reit (245,1)
  • und er den höchgemuoten seit,
  • daz min lip het tyoste ger,
  • si sprächen alle: «hamasch her!»
  • die hochgemuoten balde sich (5)
  • zimirten da: als tet ouch ich.
  • ich wart gezimirt schöne sä
  • in liehtiu wäpenkleit aldä.
  • 795 Min zimir was des tages guot.
  • ich wart e nie s6 höchg^muot. (lO)
  • ich het ein starkez sper genomen.
  • dö sach ich gegen mir her komen
  • von Horschendorf den biderben man.
  • er weit öt aber mich bestän:
  • er het vil gern ein vingerlin (15)
  • verdienet mit der tyoste stn.
  • 796 Ich sage ia kürzlich, wie ez geschach:
  • zehen sper ich da üf im verstach,
  • daz er der tyost gar vaelet min:
  • da von sach man in zornic sin. (20)
  • sin zehendiu tyost also geschach:
  • min ros er durch daz houbet stach,
  • daz ez vil küme da von genas.
  • diu tyost dem biderben leide was.
  • 797 Sä üf ein ander ros ich saz. (25)
  • ir sült für war geloaben daz:
  • ich het da gern gestochen mer.
  • dö kom von Gors her Wolfker,
  • der werde kameraere min:
  • er sprach: «sin sol hie nimer sin. (30)
  • ich läze iuch stechen nimör hie.»
  • durch sine bet ich ez dö lie.
  • 79& Dö entwäpent ich mich zehant (246,1)
  • und leit an mich wiplich gewant:
  • dar in wart ich vil wol gekleit.
  • 797, 6 fg. wieder die Sorge des Kämmerers um das per-
  • sunliche Wohl.
  • 798, 1 L. ergänzt al vor zehant: do entwäpent ich mich
  • alzehant. — 3 in adv. (Hs. ein, L. in) seltener als m, aber doch
  • auch bei den Oesterreichern vorhanden.
  • 268 VENUSPAHRT 1227.
  • min lip d6 gegen Wienen reit.
  • mit mir wol ahzec ritter guot (5)
  • dar zogten durch ir höhen mnot,
  • gezimirt alle ritterlich:
  • ir was vil maniger muotes rieh.
  • 799 Mtn 11p was ouch von herzen fro:
  • min muot gestnont mir nie s6 h6. (lo)
  • ich vreut mich von der vrowen min:
  • mich freut daz kleine vingerlln,
  • daz diu vil guote mir het gesant
  • afce ir vil linden wizen haut.
  • daz was min trost für ungemach: (15)
  • ich was vil vr6, swenne ich ez sach.
  • 800 Ich het vil höhe minne ger.
  • d6 reit die sträze gegen mir her
  • der ritterliche gemuot tuomvogt.
  • ich sage iu, wie er gegen mir zogt: (20)
  • der höchgemuot het minne gir.
  • vor im fuort man ein banir,
  • zetal gehalbet wiz unde rdt.
  • dem biderben was nach ören not.
  • 801 Dar nach funfzec armbrustschützen sä (25)
  • zogten döswär schöne dk:
  • 799, 3 von praep. bei vreuwen vertritt den Genetiv des
  • Grundes, der sonst steht; im Ganzen selten, von den Classikem
  • sendet dieses von Hartmann an.
  • 800, 7 zetal gehalbet, nach unten getheilt, faße ich wieder
  • im Gegensatz' zu v. Rettberg als: quer getheilt, weil jene erste
  • Stelle (506, 5) darauf hinweist und weil im Folgenden auch bei
  • den Schilden (804, 2 fg.), die mit der baniere gleich gezeichnet
  • zu sein pflegen, von einem oberen und einem niederen Theil
  • die Rede ist. (Schräg und quer getheilte Fahnen ohne Wappen
  • kommen z. B. im Codex Balduini vielfach vor, dagegen sind
  • die in zwei Felder nach rechts und links ^etheilten ohne Wappen
  • selten; s. Bild 12. 26. Bei dem großen Banner in Wimpelform,
  • das der Graf Heinrich von Flandern als Heeresmarschall führte,
  • ist die Theilung senkrecht, meist an der Stange roth, an den
  • Spitzen gelb, seltener umgekehrt; s. S. 47 fg.)
  • 801, 1 armbrust vor schützen wohl Zusatz des Schreibers,
  • weshalb L. das Wort in Klammer setzte ; fällt es weg, dann ist
  • zweisilbiger Auftact nicht von Nothen. —
  • WIEN. 269
  • die fuorten ir armbrust alle enbor.
  • den z6ch man fünfzec loiiffer vor:
  • die wären schoen und snel genuoc;
  • der ieslicher üff im truoc (30)
  • ein türksen satel veste gar.
  • sas zogt gein mir der schützen schar.
  • 802 Dar nach sä fünfzec knappen riten, (247, i)
  • gekleidet wol nach knehte siten,
  • ir zw^n und zw^n die sträze her;
  • der ieslichem man ein sper
  • fuort bl einem louffer guot. (ö)
  • ir herre was vil höchgemuot.
  • daz wart da an der verte sin
  • gein mir vil volleclichen schln.
  • 803 Ir sült für war gelouben mir:
  • man fuort dar nach aber ein banir: (lO)
  • diu was reht als diu örste gevar.
  • dar nach s6 sach man ziehen dar
  • fünfzec ros: als manigen schilt
  • 3 armbrust kann sing, sein: alle, d. h. jeder einzelne die seine;
  • aber der Plural ist auch möglich, denn armbrust ist stn., aber
  • auch als stf., denn: armbrust = armbruste, armbruste nach öster*
  • reichischem Dialecte. Die Armbrust (volksetymologisch aus
  • franz. arbaleste, lat. arcubalista, Bogen- Wurf maschine) ist seit
  • Anfang des 13. Jahrhunderts in Deutschland bekannt; Abbildung
  • s. Schnitz, höf. L. 2, 171. 173. — fuorten enbor, trugen, hielten
  • empor, in die Höhe. (Wahrscheinlich wurden sie mit beiden
  • Händen getragen wie eine Fahne wegen ihrer Schwere.) Die
  • Armbrüste wurden also nicht, wie es jezt in den Armbrust-
  • schützenvereinen der Fall zu sein p^egt, geschultert (Gewehr
  • über). Früher wurden sie auch unter dem rechten Arm ge-
  • tragen. — 4 loufer stm., Renner, Rennpferd. — man zöch vor,
  • man zog, führte voraus. Diese 50 Renner werden die Pferde
  • für die 50 Schützen sein, die hier im Zuge zu Fnl^e gehen,
  • aber, wenn nöthig, auch beritten waren. Für sie sind schnell-
  • füßige Pferde bestimmt, sie bilden die leichte Cavallerie. —
  • 7 türksen = tvrkschen, türkischen. Der türkische Sattel hatte
  • hohe Sattelbogen, so daß der Reiter in ihm ganz fest saß. Das
  • war auch nöthig, wenn die Armbmstschützen vom Pferde au»
  • spannen und schießen sollten.
  • 803, 5 als = alsOf ebenso (viel). —
  • 270 VENUSFAHBT 1227.
  • man da bi faort, da nie gezilt
  • was dannoch durch tyoste loch: (15)
  • si wären niwe und lieht dannoch.
  • 804 Die schilt gelichc wären gar.
  • ir ober teil daz was gevar
  • schöne beltzvech, wiz unde blä,
  • wol underscheiden hie unde da: (20)
  • daz nider teil daz was gar golt.
  • under dem wäpen was geholt
  • ^ vil offte vrowen danc
  • und etellch stiezer umbevanc.
  • 806 Dar nach fuort man driuhundert sper, (25)
  • gar Stare genuoc. daz was ir ger,
  • den man diu sper da fuorte mit,
  • daz man mit zühten für mich rit.
  • die kneht gein minem gruoze swigen,
  • mit grözen zühten si mir nigen, (30)
  • sie zogten für mich schone da.
  • dar nach so sach man riten sä
  • 806 Reht funfzec ritter höchgemuot (248,i)
  • in cappen grüen: di wären guot
  • und ouch vil meisterlich gesniten.
  • die höchgemuoten gegen mir riten:
  • ich wart von in enpfangen wol. (5)
  • des dancte ich, als man danken sol
  • vriundes grüezen: äne wanc
  • was gegen in mtn.habedanc.
  • 807 Von ir gesmtde was grözer klanc.
  • diu minne ir etsltchen twanc (10)
  • 6. 7 da gehört zu durch.
  • 804, 3 beltzvech {pehvech 855, 3) adj., wortlich : pelzbiint ;
  • bunt, abwechselnd, von weissem und blauem Pelz. Die blauen
  • Stücke sind also, wie die kein (507,4), gefärbt; die weißen
  • werden von Hermelin sein. — A^ wol underscheiden^ wohl, regel-
  • recht unterschieden, geordnet: wie die einzelnen Farben vertheilt
  • waren, in Streifen, Wecken, Rauten u. s. w., ist hier nicht ge-
  • sagt; vgl. zu 924, 7.
  • 805, 5 fg. die knehte, die Knappen, schweigen, aber ver-
  • neigen sich dankend und grüßend, abweichend von der jüngeren
  • Sitte, die beim Defilieren ünbeweglichkeit der Körperhaltung
  • vorschreibt.
  • V
  • WIEN. 271
  • mit ir vil starcken kraft also,
  • daz man in sach da von unvrö:
  • ir was oucb maniger höchgemuot.
  • diu minne also ir friunden tuot:
  • si tuot dem w§, si tuot dem wol, (15)
  • si gibt mit seufzen hertzen dol.
  • 808 Dar nach der biderbe tuomvogt reit:
  • ich sage iu, wie er was gekleit:
  • ez fuort der ^re gernde man
  • von Scharlach ein cappen an. (20)
  • dar ob s6 fuort er einen huot,
  • der was von pfänsvedem guot
  • gemachet d^swär meisterlich:
  • er was von berln kosterich.
  • 809 Sin roc von einem pfelle was, (25)
  • des varwe was grtien alsam ein gras.
  • ir sult für war gelauben mir:
  • da was von golde üff manic tier
  • gemachet, daz vil liebte schein.
  • er het an siniu beidiu bein (30)
  • zw6 swarze hosen guot geleit:
  • sus was der biderbe man gekleit.
  • 810 Er fuort zwen sporn guot genuoc. (249,1)
  • ein pferde den höchgemuoten truoc,
  • daz was starc , vil sanft ez gie :
  • ja hän ich Sit noch da vor nie
  • so rehte schoenes niht gesehen: (5)
  • des muoz ich von der wärheit jehen.
  • der zoum und ouch der satel sin
  • die künden bezzer niht gesin.
  • 811 D6 er mich zuo im riten sach,
  • der höchgemuot höfschWchen sprach: (lo)
  • «Venus, vil edeliu künegin.
  • 808, 8 berln dat. pl. von berly berle stf. aus mitteW&t. perula,
  • sonst berlin, was auch beßer in den Vers paßen wurde. -
  • 809, 7 zwo hosen : hier deutlich , daß unter hose nicht das
  • ganze Kleidungsstück, sondern nur das eine Stück desselben,
  • das eine Beinkleid bezeichnet wird [auch jetzt noch volksthüm-
  • lich Hosen ein Plurale tantum ; s. 6r. 4, 286] ; es rührt daher,
  • daß Hose eigentlich ein langer Strumpf ist; vgl. 1015, 4. 1704, 2.
  • 272 VENU8FAHBT 1227.
  • ir sült mir willekomen sin!
  • an swiu ich in gedienen kan,
  • daz wirt vil willeclich getan
  • mit rehten tri weil sunder wanc: (15)
  • daz ist min muot und min gedanc.»
  • 812 Ich neig im unde hiez im sagen,
  • ich wolde im holdez hertze tragen
  • mit triwen äne valschen muot,
  • Sit er vor schänden waere behuot: (20)
  • und daz er durch sin werdicheit
  • mir dienstes waere also bereit,
  • da von s6 wüehs in allen wis
  • von grözem reht sin höher bris.
  • 813 Er sprach: «vil edeliu künegin, (25)
  • ich wil iu immer diende sin.
  • iwer marschalcampt mir her
  • lihet: daz ist al min ger.
  • dar an wil ich iu dienen wol
  • mit rehten triwen, als ich sol. (30)
  • vil edeliu küneginne guot,
  • ich trage iu diensthaften muot.»
  • 814 Der tuomvogt sprach aber: «vrowe min, (250,i)
  • möht ez in iwem hulden sin,
  • ich wold des marschalcamptes mich
  • hint underwinden, füegt ez sich.
  • herbergen wold ich in der stat (5)
  • 811,5 an swiity praep. an mit dem alten Instrumentalis:
  • woran, worin immer; ferner 991, 2; mit ftwiu 1085, 2; vgl. mit
  • wiuj womit 1000, 3. 2wiuy zewiuj wozu 1025,6 fg. umbe wiu
  • warum 1 1 44, 4.
  • 812) 1 U. sagt es nicht selbst, sondern läl^t es sagen.
  • 813, 3 marschalcampt stn. wie kameramt 752, 7 (nicht
  • kamereramt)y das Amt des Marschalls [erhalten in: Hofmarschall-
  • amt]. Daneben auch im Mhd. schenkenambet ^ truhscezenambet,
  • aber nur vereinzelt. — 4 lihet, verleiht: das Amt ist ein Lehen,
  • kein Besitz.
  • 814, 4 /uegt nach Hs. /ägt; L. fuogt = fuogte wegen des
  • Praet. wolde; f Hegte braucht aber nicht praes. = füeget zn sein,
  • sondern ist auch praet. conj. = /Hegte , füegete. — 5 herbergen
  • swv., hier: Wohnung, Quartier schaffen, einquartieren —
  • WIEN. 273
  • gewalticlich. ez ist min rät,
  • daz hie die herberge von iu nem
  • ein ieslich ritt er, als im daz zem.»
  • 815 Ich sprach: «vil lieber marschalc min,
  • swaz ir gebietet, daz sol sin. (lo)
  • ir Sit so ritterlich gemuot,
  • swaz so ir mir ze dienest tuot,
  • daz mir daz allez wol behaget.
  • iu si für war von mir gesaget,
  • swaz so ir ^ren bietet mir, (15)
  • da von so ^en riebet ir.»
  • 816 Da mit der tuomvogt alzehant
  • mit freuden gegen Wienen rant.
  • sin schützen und sin knappen gar *
  • dar mit im gähten, daz ist war: (20)
  • sin ritter bi mir hie beliben.
  • mit freuden wir den wec vertriben.
  • ir schimpf was gegen mir zühterich
  • und ir gebserde ritterlich.
  • 817 D6 der tuomvogt ze Wienen quam, (25)
  • er herbergt s6, als daz vol zam,
  • in al der stat gewalticlich.
  • da enwas dehein burgser s6 rieh,
  • er müest in da herbergen län.
  • dö daz herbergen was getan, (30)
  • der tuomvogt dö die leute bat
  • mit zühten leben in der stat.
  • 818 Dö min kunft den vrowen dar (251,1)
  • wart gesaget gar für war,
  • dö wart vil manic kostlichez kleit
  • an maniger vrowen lip geleit.
  • si kleideten sich enwiderstrtt. (5)
  • ir ieslichiu het des nit,
  • ob sich diu ander kleidet baz:
  • der truoc si sä dar umbe haz.
  • 6 gewalticlich adv., nicht mit Gewalt, gewaltthätig, sondern: in
  • Vollmacht, Kraft meines Amtes (als Marschall); vgl. 1278,7.
  • 817, 2 vol adv., völlig, durchaus; Aenderung L.'s (oder
  • Fehler des Abschreibers?) wol unnothig, selbst weniger gut.
  • UlBICH von LiSCHTBKSTBIN. I. J[Q
  • 274 VENÜSFAHBT 1227.
  • 819 Der vrowen muot ist so gestalt,
  • si sin jünc öder alt, (lO)
  • si habent gern gewandes vil.
  • swelhiu sin doch niht tragen wil,
  • diu hat ez gern, mac siz bejagen,
  • dar ambe, daz si müge gesagen:
  • «und wolde ich, ich waer baz gekleit (l5)
  • danne mangiu, diu ez vil gern treit.i»
  • 820 Guot kleit den vrowen schone stät.
  • ez ist min tambes mannes rät,
  • daz man si gern kleide wol,
  • Sit daz ein man sin guot wip sol (20)
  • reht haben als sin selbes lip.
  • ein*biderbe man sol sin guot wip
  • reht haben als sich selben gar.
  • den rät den gib ich offenbar.
  • 821 Die vrowen wären wol gekleit. (25)
  • ze Wienen, dö ich zuo in reit,
  • die gazzen wären alle vol
  • von vrowen. daz tet mir s6 wol,
  • daz ich da von wart höchgemuot.
  • ich sach da manige vrowen guot: (30)
  • von den wart ich enpfangen s6,
  • daz ich sin wart von herzen vr6.
  • 822 D6 ich ze Wienen kom geriten, (252,i)
  • vor miner herberge min gebiten
  • het ein ßre gernder man,
  • den ich vil wol genennen kan:
  • er hiez von Küenringe Hadmär. (5)
  • mit einer ritterlichen schar
  • mich der höchgemuot enpfie.
  • hurtä hurtä, wie ez da gie!
  • 823 Vil ritterlich wart der antphanc.
  • vor miner herberge was gedranc (10)
  • von einem buhurt, der was groz.
  • 822, 5 Küenringe za betonen; s. 197, 1. Diesen Hadmar
  • von Küenringe oder, wie die Hs. auch schreibt, von Kuenringen
  • kennen wir schon als Dienstmannen vom Friesacher Turnier;
  • er brachte dorthin mehr als 30 Ritter.
  • WIEN. 275
  • mit Schilden vil manic grözer stoz
  • wart da gestozen, daz ist war.
  • von Küenringen mtn her Hadmär
  • enpfie mich mit einem buhurt da. (15)
  • in mine herberge reit ich sä.
  • 824 In eine line saz da mtn lip:
  • ich was gekleidet als ein wtp.
  • daz man mich in der line da sach,
  • daz fuoget dem biderben ungemach. (20)
  • der bohurt gie her unde dar,
  • mit rotten er sich vaste war:
  • d& wart gröz hurten niht vermiten:
  • die jungen da nach brtse riten.
  • 825 Do ich die ritter ungemach (25)
  • s6 ritterlichen Ifden sach,
  • dö hiez ich sagen dem marschaZk mtn,
  • daz er siz alle bset läzen stn.
  • dö er si des von mir gebat,
  • den buhurt lie man an der stat: (30)
  • er wart durch mich fürbaz vermiten.
  • ze herbergen st dö alle riten.
  • 826 Der tac was an den äbent komen: (253,1)
  • der buhurt ende het genomen.
  • nach mtnem boten wart gesant
  • von mir: der kom mir alzehant.
  • mit im ich von den leuten gie, (5)
  • da ich in anderstunt enpfie.
  • ich sprach: avil lieber böte mtn,
  • du solt 6t aber willekomen stn!
  • 827 Du solt mir üf dtn triwe sagen
  • und die w&rheit niht verdagen, (10)
  • wie sich diu vrowe mtn gehabe.
  • daz sag mir, wol gezogner knabe,
  • ob st st trüric oder vrö.
  • st&t ir der muot ze vreuden hö.
  • 824, 4 dem biderben: das ist Hademsr; nicht den biderlen,
  • wie L. schreibt (Hs. de).
  • 827, 1 dtn: Ergänzung nach L., der Schreiber vergaß den
  • Strich oder hatte in Gedanken «/ dt triwe din.
  • 18*
  • 276 VENÜSPAHBT 1227.
  • s6 kan mir nimmer missegän: (15)
  • von ir ich al min vreude hä,n.
  • 828 Si ist, an der al min saelde stät.
  • si ist, diu den dienst min hat,
  • daz ich ir einer immer lebe.
  • si ist gar miner vreuden gebe, (20)
  • dar zuo gar miner ^ren wer.
  • ir hulden ich mit triwen ger:
  • ich hä,n ze vrowen si erkorn,
  • ich bin ze dienest ir geborn.»
  • 829 Min bot der sprach zehant also: (25)
  • «si gehabt sich wol und ist vil vrö.
  • ich hört die tugentrichen jehen,
  • swaz s6 in saelden wscr geschehen,
  • des waer si hertzenlichen vr6.
  • ez sprach diu reine, süeze also: (30)
  • «swaz so im ^ren widervert,
  • da von ist vreude mir beschert.»
  • 830 Ir sult für war gelauben daz: (254,1)
  • si ist iu holt gar sunder haz.
  • daz hat si iu erzeiget wol,
  • Sit ich die wärheit sprechen sol,
  • da mit daz si iu hat gesant (5)
  • ab ir vil linden wizzen haut
  • bi mir ein kleinez vingerlin:
  • daz sol ir liebe wärzeichen sin.
  • 831 Ich sage iu, daz diu guote gibt,
  • si habe an iwem 6ren pfliht: (10)
  • swaz s6 iu ^ren widervar,
  • daz zel si ir für sselde gar:
  • ir Sit ir liep, si si iu holt:
  • daz habt ir wol gein ir geholt
  • mit ritterlicher arcbeit. (15)
  • daz hat diu guote mir geseit.»
  • 830) 8 wdrzeichen stn. habe ich mit L. geschrieben, Lexer
  • setzt mhd. Hdwb. 3, 699 warzeichen an; das ältere Wort ist
  • Wortzeichen; ich glaube jetzt, dal^ durch Vermittelung der öster-
  • reichischen Form wartzeichen das neue Wort entstanden und
  • volksetymologisch weitergebildet ist. (Heinrich von Freiberg
  • 1405 w^agte ich wdrzeichen noch nicht.)
  • WIEN. 277
  • 832 Ich sprach: «so wol mich, immer wol,
  • stt ich der werden dienen sol
  • gar mit ir willen miniu jär!
  • daz tuot mir also sanfte gar, (20)
  • daz ich da, von bin höchgemuot.
  • niht dinges mir s6 sanfte tuot,
  • so swenne ich ir iht dienen sol:
  • daz weiz für war got von mir wol.
  • 833 Bote, nu soltu raten mir (25)
  • wol, als ich getrüwe dir.
  • ich sage dir, wes ich hän gedäht:
  • sä als diu vart min wirt volbräht,
  • (nu merke reht, waz ich dir sage)
  • dar nach sä an dem ahten tage (30)
  • wll ich turniren, mac ez stn,
  • ze dienest aber der vrowen min.
  • 834 Der koste kleine mich bevilt: (255,1)
  • fünfzic ritter mtnen schilt
  • da ze dem tumeye müezzen tragen.
  • mit den wil ich da bris bejagen.
  • gezimirt süln si schöne stn (5)
  • alle von dem schilde min.
  • ze Niwenburc sol daz geschehen:
  • da sol« man frowen dienen sehen
  • 835 Under Schilden ritterlich.
  • bot, ich bin so muotes rieh (lO)
  • warden von dem vingerlin:
  • ez muoz für war min ende sin,
  • oder ich gedien ir eteswaz,
  • da von ich ir gevalle baz.
  • gein ir also min hertze stät. (15)
  • böte, nu sprich, waz ist dln rät?»
  • 836 «Herre, ich rate iu daz vil wol:
  • swä mit ein ritter dienen sol,
  • des sült ir stn vil bereit
  • mit lüterltcher staeticheit. (20)
  • 834,6 der Schild ist das Vorbild; in 231,5 stand nach
  • dem Schilde.
  • 278 VENUSFAHBT 1227.
  • ir mügt ir gerne dienen vil:
  • si mac gelönen, s6 si wil.
  • dar zuo ist st so wol gemuot,
  • daz si iu doch genäde tuot.
  • 837 Iu si für war von mir gesagt: (25)
  • der tumey mir vil wol behagt.
  • ir sült daz wizzen endelich:
  • ir werdet da von vil ^ren rieh.
  • er muoz von reht gevallen wol:
  • niemen iu in leiden sol. (30)
  • Sit iu der muot üf tre stät,
  • so ist der turnei gar min rät.»
  • 838 «Vil lieber böte, ich bite dich, (256,1)
  • des du solt wol geweren mich. .
  • ob ez mit fuoge müge sin,
  • so reit öt aber ze der vrowen min
  • und bit si durch ir werdecheit, (5)
  • der got hat vil an st geleit,
  • daz si ir kl^not sende mir
  • zuo disem turney bi dir.
  • 839 Nu bit si durch ir höhe tugent
  • und durch ir reine, süeze jugent, (lO)
  • daz si mir sende eteswaz,
  • da bi ich müge erkennen daz, •
  • daz si den dienest min für guot
  • nem: so wirde ich hochgemuot.
  • ob ich ir kleinöt sol hän, (15)
  • s6 kan mir nimmer missegän.»
  • 840 «Herre unde friunt, ich rite dar.
  • got iwer sselde an mir bewar!
  • ich.wirbe ez, als ich beste kan.
  • ob mir diu guote, wol getan (20)
  • daz kleinöt gibt, als ir da gert,
  • und wird ich des von ir gewert,
  • ob si iu s6 genaedic ist,
  • so kum ich iu in kurzer frist.»
  • 838, 8 Senkung fehlt : turney wie sonst meist ; vorher dat.
  • turneye; 6o könnte hier geschrieben werden, dann dreisilbiges
  • Wort zu betonen turneye.
  • WIEN. 279
  • 841 «Nu var also! got müez din pflegen: (25)
  • dar unde dan üf dinen wegen
  • müezö dir saelde volgen mit!
  • der bet ich got von liertzen bit.
  • wirdestü des kleinödes dort gewert,
  • so hkn ich, des min hertze gert. (30)
  • da mit so müeze din pflegen got,
  • vil lieber friunt, getriwer bot.»
  • 842 Der bot schiet von mir säzehant. (257,i)
  • ich gie, da ich gerihte vant
  • min bette, dar an ich beleip,
  • biz daz der tac die naht vertreip.
  • eine messe ich d6 vernam (5)
  • und enpfalch mich gote, als daz zam;
  • wan äne in niemen 6re mac
  • behalten einen halben tac.
  • 843 Dö ich den segen da enpfie,
  • in mine kamer ich d6 gie: (lo)
  • da wart ich gewäpent wol,
  • also von reht ein ritter sol,
  • der sines libes angest hat
  • und dem der muot üf ere stät.
  • da leit ich über daz harnasch min (15)
  • ein wiz gevalden röckelin.
  • 844 Dö ich daz röckel an geleit,
  • einen gürtel drier vinger breit
  • gurt ich über daz röckel d&
  • und spien ouch für den buosem sä (20)
  • ein spanne breitez heftelin:
  • daz künde ouch bezzer niht gesin.
  • einen slegir üf daz houbet ich leit:
  • sus was min lip aldä gekleit.
  • 845 Min muot der stuont zewäre hö. (25)
  • minc busünser ich dö
  • hiez blasen unde machen schal.
  • 842) 2 gerihte adj., bereit, in Ordnung; Aendernng L.*s
  • gerihtet unnöthig, selbst weniger gut.
  • * 844, 7 slegir^ auch slogir, stm., Schleier, der rise verwandt.
  • U. bedeckte damit nicht blos das Haupt, sondern auch, wie
  • 847, 6 erzählt wird, das Antlitz.
  • 280 VENÜSFAHUT 1227.
  • der schal vast in die stat erhal:
  • den rittern tet man da mit kunt,
  • daz ich bereit was an der stunt. (30)
  • und^r in was vil maniger vr6:
  • zuo mir s6 zogtens alle dö.
  • 846 Ich gie mit vreuden sä zehant, (258,1)
  • da ich min orsse verdecket vant
  • mit einer decke silberwiz,
  • dar an mit howen grözer vltz
  • was von meisters hant geleit. (5)
  • der meister, der die decke sneit,
  • der künde manige spsehen snit,
  • da er sin loen wol diente mit.
  • 847 Daz ros was starc, snel unde guot.
  • dar üf saz ich vil höchgemuot: (lO)
  • üf ritterschaft stuont al min ger.
  • man fuort da mit mir drlzic sper:
  • diu wären elliu silbervar.
  • min slogir dacte min antlütz gar,
  • dar durch ich doch vil wol gesach. (15)
  • nu beeret, waz des tages geschach:
  • 848 D6 ich üz miner herberge reit,
  • selbe ahte bete sich gekleit
  • von Gors der kameraere min:
  • sin kleider künden niht gesln (20)
  • bezzer, danne si 'wären da.
  • er nam mich bl dem zoume sä,
  • ze füezen zeumt er mich von dan.
  • mit mir reit da manic biderbe man.
  • 849 Bi mir was daz gedranc vil gröz. (25)
  • die lin da wären niender blöz,
  • si säzzen alle vrowen vol:
  • 846,4 mit houwen, mit Zuschneiden, mit Schneiderkunst;
  • möglich, daß auch die Kunst des Auszackens damit bezeichnet
  • werden soll; vgl. zu 508, 3. 846, 4.-8 Icen = Icene (Hs. I5n,
  • L. Ion) pl. von Ion, Lohn, Belohnung; der Plural ist allerdings
  • selten, kommt aber doch vor.
  • 848, 7 füezen, sonst fuozen 771, 1. 773, 7; in jüngerer Zeit
  • in diesem Sinne der Singular: zu Fuß.
  • WIEN. 281
  • ir blic tet mtnem hertzen wol.
  • ich sach da vil roanic schoene wip:
  • des wart vil höchgemuot mtn lip. (30)
  • vrowen schowen sanfte tuot,
  • ir grtiezen gibt vil höhen muot.
  • 850 Sanft ich durch die stat d6 reit. (259,1)
  • wol hundert ritter wol gekleit
  • üf schoenen pferden bt mir riten.
  • ir kleider wären wol gesniten
  • und allez ir gesmlde guot. (5)
  • si wären ritterlich gemuot,
  • si sungen unde wären vr6,
  • seht, dirre sus, der ander so.
  • 851 Da bt ouch sehzic ritter riten,
  • gewäpent wol nach ritters siten. (lo)
  • ir wäpenkleit was wunneclich
  • und ir gezimir costerich.
  • ir etesltches wäpenkleit
  • mit liebte da gegen der sunne streit.
  • si wären gezimirt alle wol (15)
  • und ritterliches muotes vol.
  • 852 Sus kom ich üf daz velt geriten,
  • da min vil schöne het gebiten
  • der ritterlich gemuot tuomvogt.
  • dö er sach, daz ich zuo im zogt, (20)
  • der höchgemuot dö alzehant
  • den heim sin ze houbet bant
  • und nam in sine hant ein sper:
  • ze vrowen dienen was sin ger.
  • 853 Gezimirt was der biderbe man, (25)
  • als ich iu wol gesagen kan:
  • ein rüsch von pfänsvedern guot
  • fuort üf dem heim der höchgemuot.
  • 850, 7 schade, daß uns nicht gesagt ist, welcher Art dieser
  • Gesang war ; es ist wohl anzunehmen, dal^ es gemeinsame Chor-
  • lieder waren, Marschlieder, gesungene reisenote.
  • 853, 3 fg. hier wieder eine genauere Beschreibung eines
  • Zimiers. rüsch stf., Busch, ähnlich wie die koste 506, 1, aber
  • wie aus V. 6 hervorgeht, bedeutend höher*, daß er mit einem
  • elastischen Tuch (rtse) festgebunden wurde, ist zu beachten.
  • 282 VENÜSPAHKT 1227.
  • den aller hande untugende vlöch.
  • diu rüsch was wol eilen hoch, (30)
  • gebunden üf den heim sin
  • mit einer rtsen guot stdin.
  • 854 Der biderbe leit umbe ßre not. (260,i)
  • von einem samtt, der was röt,
  • was sin wäpenroc gesniten.
  • dar an was howen niht vermiten.
  • ein isen als ein eychin blat (5)
  • der höfsche da mit in howen bat:
  • da mit wart er gehouwen gar.
  • sin decke was alsam gevar.
  • 855 Er warp vast umbe der minnen solt.
  • sin schilt was niderthalben golt, (lo)
  • daz ober teil was peltzv^ch gar:
  • sus truoc den schilt der schänden par.
  • sin orsse was snel, starc unde guot.
  • er was vil ritterlich gemuot,
  • üz ^ren er nie fuoz getrat: (i5)
  • daz wart wol schin an maniger stat.
  • 856 Von Gors der kameraere min
  • sprach: «vrowe, vil edeliu ktinegin,
  • hie komt der tuomvogt gegen iu her.
  • nu nemt in iwer hant ein sper (20)
  • und sitzet vaste: daz ist iu guot.
  • er ist vil ritterlich gemuot,
  • dar zuo ist er ein starker man:
  • sin ritterschaft er vil wol kan.»
  • 857 Ich tet, als mich der biderbe hiez: (25)
  • ein sper man in die hant min stiez.
  • 854, 5 fg. ein uen ist wohl nicht ein einziges Stück Eisen,
  • sondern = nhd. Eisen (wie ina Mhd. vielfach der unbestimmte
  • Artikel steht, wo wir gar keinen setzen; vgl. Gr. 4, 411); steht
  • ein hier, dann heißt es auch ein eichm blat; gesagt soll sein:
  • Eisen wie eichene Blätter, eichene Blätter von Eisen. — t/i adv.,
  • ein, hinein (in den Stoff des Wappenrocks) ; es heißt hier howen,
  • schneiden, trotzdem die aufgesetzten Wappenbilder von Metall
  • sind, weil sie auf Rock nnd Decke aufgenäht werden müßen.
  • Auf den Schild würden sie geslagen sein; vgl. zu 506, 8.
  • 855, 3 vorher schon genauer beschrieben 804, 3.
  • WIEN. 28S
  • nu was ouch für den tuomvogt komen
  • ein ritter het sich für genomen
  • (daz was iedoch dem tuomvogt leit):
  • ein snellez orsse der biderbe reit: (30)
  • von Stier so was er genant
  • Gundacker und was wite erkant.
  • 858 Der biderbe vaste gegen mir treip: (261,1)
  • der tuomvogt dort ouch niht beleip.
  • si triben beide enwiderstrit
  • gegen mir. des was ouch zit,
  • daz ich min orsse mit sporn nam: (5)
  • min lip vil vaste da gegen in quam.
  • des vordem vaelt ich gerne sä:
  • den hindern traf min tyost aldä.
  • 859 Da schilt und helme zesamen gät
  • und da, den hals daz collir hat (lO)
  • beslozen, da traf in min hant,
  • s6 daz daz collir wart entrant
  • und daz der starke biderbe man
  • ein teil sich neigen da. began.
  • daz in min tyost niht da vermeit, (15)
  • daz was zewär uns beiden leit.
  • 860 Sus wart min tyost aldä geriten.
  • ob mich ir beider sper da miten?
  • 857, 3 fg. wieder eine Constraction diio xoivoC; vgl. 676,2 fg»
  • L. bemerkt in den Anmerkungen zu V. 3: «richtiger der tuom-
  • vogt; das würde heilten: der Domyogt war hervor gekommen,
  • auf dem Platze erschienen; in diesem Falle müßte auch nach
  • komen interpungiert werden. Viel lebendiger ist aber die Lesart
  • der Hs. : ein Kitter war vor den D. gekommen, hatte ihn über-
  • holt, und das Folgende ist eine Variation desselben Gedankens:
  • er hatte sich beeilt.
  • 858, 7. 8 des vordem: Gundacker von Stier; des hindern:
  • der Bomvogt. In v. d. Hagen's Darstellung gerade umgekehrt
  • aufgefaßt, natürlich falsch. U. will mit seinem Marschall stechen,
  • der andere, Gundacker, ist ihm gleichgültig, er verfehlt ihn mit
  • Absicht.
  • 859, 4 entrant praet. von en- trennen swv., auftrennen, auf-
  • lösen; aus dieser Stelle scheint hervorzugehen, daß das collir
  • über dem Panzer getragen wurde; s. zu 222, 7. — 1 da adv.,
  • hier, gerade an dieser heiklen Stelle.
  • 284 VENUSFAHBT 1227.
  • nein, ir tyost also geschach,
  • daz iesHcher wol verstach (20)
  • sin sper üf mir: daz ist ais6.
  • der von Stier der was des vr6,
  • daz er von mir ein vingerlln
  • verdient da mit der tyoste sin.
  • 861 Daz gedranc was also gröz (25)
  • üf dem velde, daz mich verdröz.
  • si drangen dort, si drungen hie:
  • si drangen so, seht, daz ich nie
  • moht da gewinnen einen rinc.
  • daz was mir doch ein müelich dinc. (30)
  • min haneiz maost da sin anlanc:
  • mit dringen man mich des bctwanc.
  • 862 Den biderben den was gegen mir ger. (262,i)
  • vil ofte ir dri ranten her
  • mit einander gegen mir:
  • s6 gröz was d& ir tyoste gir.
  • swanne ich daz sach, gelaabet daz, (5)
  • mit kunst ich desto vaster saz.
  • swanne ich si sach sas gegen mir varn,
  • ich bat min ^re got bewam.
  • 863 Mit kunst ich vaste des tages reit,
  • d& von der hart mich dk vermeit. (10)
  • het ich mit kunst da niht geriten,
  • s6 het der hurt mich niht vermiten.
  • daz velt was allez ritter vol:
  • da wart manic sper verstochen wol
  • durch vrowen von der ritter hant, (15)
  • und vil manic harnaschrinc entrant.
  • 861, 5 rinc stm., im Allgemeinen: der umschloßene, ring-
  • förmige Kampfplatz; liier geradezu: Platz, Raum; das Gedränge
  • war so groß, daß er keinen rechten Anlauf hatte, deshalb den
  • ^uneiz kurz machen mußte.
  • 863, 1 ^s muß Komma stehen, nicht Semicolon (L.); auf
  • 'kunst liegt der Nachdruck. — 2 da von, deshalb oder auch rel.,
  • weshalb. — hurt stm., hier in der bestimmten Bedeutung: das
  • Niederreiten, bezw. das Niedergerittenwerden. Bei den zahlreich
  • auf ihn einstürmenden Gegnern kam es für U. darauf an, nicht
  • blos zu stoßen, sondern auch geschickt zu reiten. Später Str. 895
  • «childert er uns einen Reiterkunstgriff.
  • WIEN. 286
  • 864 D6 ich wol zweinzic sper verstach,
  • nu hoeret, waz mir do geschach:
  • ein ritter kom da gegen mir,
  • der het vil höhe minne gir. (20)
  • von Stritwisen min her Kuonrät
  • was er genant: vil höhe t&t
  • het sin lip durch wip getan:
  • er was für war ein biderher man.
  • 865 Er treip gein mir vast üf den hurt. (25)
  • ein starkez sper der biderbe fuort,
  • daz er üf miner brüst verstach,
  • daz ez mir durch die blaten brach.
  • dö traf ouch in diu tyoste min
  • oberhalp des Schildes sin (30)
  • an den hals, daz im bekant
  • wart ritters vallen üf daz laut.
  • 866 Von des biderben mannes val (263,1)
  • wart üf dem velde grözer schal.
  • ez sprach in spotte maniger sus:
  • «warte, wie diu küneginne V^nus
  • die ritter stiebet nider hie! (5)
  • ich sach bl mlnen zlten nie
  • vrowen also vellen man,
  • als sl die ritter vellen kan.»
  • 867 Dö gab man mir ein ander sper.
  • dö kom vil schöne gegen mir her (10)
  • voif Totzenbach min her Stfrit.
  • wie nähen mir der biderbe rit,
  • daz sag ich rehte, als ez geschach.
  • sin sper er ritterlich verstach
  • und zart mir mit dem schilde sin (15)
  • den stüchen von dem röckelln.
  • 864, 5 von Stritwisen her Kuonrdt, s. K. S. 675: «jetzt
  • ,Streltwiesen' im Viertel ob dem Manhartsberg.»
  • 865, 1. 2 hurt: fuort, unreiner Reim, wie -ir und -ier und
  • -iht und 'ieht sich binden; bei Knorr 50 fg. nachzutragen. —
  • 4 blate swf., Platte, das zum Schutz der Brust über den Ring-
  • panzer gelegte Metallstück, wohl meist Eisen; vgl. 1401, 3; auf
  • den Bildern nicht zu sehen, weil der Wappenrock darüber liegt.
  • 867,8 stäche swm. , ebenso 962,3, der lange und weite
  • 286 VBNÜSFAHRT 1227.
  • 868 Do vselt ouch sin min tyost niht:
  • ich traf in, d& der heim lieht
  • gibet den ougen iren schin:
  • aldä traf in diu lantze min, (20 j
  • also daz al des helmes bant
  • gar brästen und daz üf daz lant
  • viel der helme, wizzet daz:
  • der biderbe ritterlich gesaz.
  • 869 Dar n&ch ieh reht niun sper verswant (25)
  • vil ritterlich mit miner hant.
  • min schilt der was zestochen gar:
  • bi mtnen triwen ez ist war:
  • er was zestochen dort unde hie,
  • daz er wan bi dem riemen hie. (30)
  • d6 kom der tuomvogt alzehant,
  • den schilt nam er mir von der hant
  • 870 Und bant mir abe den heim min. (264,1)
  • er sprach: «vil edeliu künegin,
  • ich läz iuch hie niht stechen m^r.
  • ir habt verstochen drizic sper
  • hie: des ist iu alze vil. (5)
  • niht mer ich ins gestaten wil.»
  • mich nam der höchgemuote man
  • sä. bi dem zoom und zoumt mich dan.
  • 871 Mit mir er von den leuten reit,
  • da ein tepich was nider geleit. (10)
  • Aermel am Frauengewand ; im Grunde gehört, wie* wir gesehen
  • (zn 473, 2), der Aermel nicht znm Rock, sondern znm Hemde;
  • der Rock ist auf Bildern auch vielfach ärmellos ; der stucke da-
  • gegen scheint mir zum Rock zu gehören, sobald ein Unterärmel,
  • eben ein Hemdärmel, vorhanden ist.
  • 868, 3 iren (Hs. tVn, aber in 1754, 6 iren)\ hier schon aus-
  • nahmsweise der Gen. ir zum Possessivum geworden. — 4 lantze
  • swf., sehr selten für aper von U. gebraucht, wenn es in den Vers
  • beßer paßte, wie noch in 927, 7. — 7 helme der Hs. auch von
  • L. belaßen, dagegen das e 859, l getilgt, weil metrisch unbequem ;
  • helme statt des gewöhnlichen heim stm. ist als swm. anzunehmen.
  • 869, 3 zestochen: ze- äußerst selten für zer-,
  • 870, 8 zoumt: sonst steht der Umlaut zeumt,
  • 871, 1 der Marschall reitet, indem er die Königin am
  • Zaume führt, während der Kämmerer bei gleichem Dienste zu
  • WIEN. 287
  • dar üffe entwäpent ich mich da
  • und kleite mich als ein vrowe sä.
  • ich wart da schiere wol gekleit
  • in kostlichiu vrowen kleit:
  • ez wart nie vrowe gekleidet baz, (15)
  • üf ein schoene pferd ich saz.
  • 872 Ich reit, da, ich tjostiren sach.
  • da Uten ritter ungemach:
  • mit ritterlicher arcbeit
  • vil maniger ungemach da leit. (20)
  • man tyostirte dort unde hie:
  • vil manic schoenc tyost ergie.
  • üf dem velde was grözer krach:
  • vil drumzun man da vallen sach.
  • 873 Da wart verstochen vil manic sper. (25)
  • waz sol ich iu sagen mer,
  • wan daz da was schoen ritterspil.
  • da wart g^tyostiret vil
  • und manic schoenc tyost geriten:
  • mit kunst nach ritterlichen siten (30)
  • da manic schoen puneiz geschach.
  • d6 min Itp des gnuoc gesach,
  • 874 Di ritter ich ez läzzen bat: (265,1)
  • dö zogt wir sä gar gegen der stat.
  • min lip mit zühten was gemeit.
  • ein ritter sä d6 zuo mir reit,
  • der sprach: «vil edeliu ktinegin, (5)
  • iu hat enboten der herre min,
  • von Küenringen min her Hademär,
  • er welliu dienen siniu jär
  • 875 Dar umbe, daz ir hie bitet sin,
  • vil hdch gelobtiu künegtn, (lo)
  • biz daz sin lip gewäpent sich.
  • des hiez er, vrowe, iuch biten mich,
  • daz er verstaeche gein iu ein sper
  • Fnße ging. Ich beziehe dies auf den militärischen Charakter
  • des Marschallamtes, nicht darauf, daß Wolfger von Gors ein
  • Dienstnlann, Otte von Lengenbach ein Freiherr war; ygl. zu
  • 755, 4. 771, 1.
  • 288 VENÜSFAHRT 1227.
  • noch hlnt. daz ist des beiden ger.
  • swaz iwer wille dar an si, (15)
  • daz enbietet im, vrowe wandeis fri.»
  • 876 Ich sprach: «nu sagt hern Hademär,
  • daz min lip ist htnt mtlede gar:
  • daz er daz durch sin faoge tuo
  • und sich enthalt unz morgen fruo; (20)
  • und wil er danne zehen sper
  • verstechen, gern ich in des wer.
  • ich weiz wol, er ist s6 wol gemuot,
  • daz erz mit guotem willen tuot.»
  • 877 Der bot sprach: aedeliu ktlnegin, (25)
  • er solz hint gern läzzen stn,
  • Sit irs im morgen sit bereit.»
  • da, mit der böte von mir reit
  • unde sagt hern Hademär,
  • swaz ich im enböt mit zühten gar. (30)
  • er sprach: «ich hänz wol für guot,
  • Sit si ez morgen gerne tuot.»
  • 878 Da mit reit ich an minen gemach. (266,1)
  • ein rede man dö da von mir sprach,
  • diu was mir hertzenlichen leit.
  • man sprach: ftdiu küneginne hat verseit
  • hern Hademär ir tyoste hie. (5)
  • daz tet si für war ritter nie.
  • ich W8en, siz dar umbe hat getan,
  • daz man des gibt, er minne die man.»
  • 879 D6 diu rede also verre quam,
  • daz si her Hadmär verham, (lo)
  • 875, 6 des helden nach Hs. statt des heldes, wie L. corri-
  • giert, frühzeitiges Erscheinen der schwachen Flexion, die viel-
  • leicht nom. helde voraussetzt; vgl. helme zu 868, 7.
  • 878, 1 beßer mit L. min gemach; vgl. zu 905, 5. 912, 1. —
  • 6 ritter dat., einem Ritter. — 8 s. die Anmerk. von Earajan
  • S. 675 fg., in der eine Stelle aus Helbling 2, 1002 angeführt
  • wird, die besagt, daß im österreichischen Lande keine Sodomiterei
  • zu finden sei. Dem scheint doch die Stelle bei U. zu wider-
  • sprechen. Wenn auch im concreten Falle das Gerücht unbegründet
  • war, so ist doch schon sein Vorhandensein von Bedeutung; ferner
  • gedenkt U. dieses Lasters auch in seinem Frauenbuch 640, 201.
  • Vgl. auch Schultz, hof. L. 1, 454 fg.
  • WIEN. 289
  • ir sült für war gelouben daz:
  • er wart mir hertzenlich gehaz.
  • daz was doch äne die schulde min.
  • er sprach: «ez muoz diu künegin
  • umbe dise rede geligen nider!» (15)
  • des vleiz er sich vil sere sider.
  • 880 In miner herberge was ich dö
  • und het gemach: min muot stuont hö.
  • ein ritter kom zuo mir zehant,
  • der iu von mir hie wirt genant: (20)
  • von Künegesbrunne der biderbe man
  • her Engelschalc, der nie gewan
  • deheinen unritterlichen muot:
  • er het vor schänden sich behuot.
  • 881 Der biderbe tet mir an der stunt (25)
  • durch sine zuht vil heinlich kunt,
  • daz mir her Hadmär waer gehaz,
  • und sagt mir reht gar umbe waz.
  • er warnte des durch triuwe mich.
  • «her Hademär der hat sich (30)
  • vermezzen tiwer, er füege iu leit.
  • daz hän ich iu durch guot geseit.»
  • 882 Ich sprach: «des mac wol werden rät. (267,1)
  • swen er gein mir geschaffen hat
  • mit hurt, dem mac da schade geschehen
  • als liht als mir: daz läze ich sehen.
  • swer mich mit hurt sol riten nider, (5)
  • ich tribe min orsse gein im hin wider,
  • also daz er liht an der zit
  • ze hüffen mit mir nider lit.»
  • 883 Doch dancte ich da dem biderben man
  • des warnens, des er het getan (lo)
  • jnich. da mit schiet er von mir.
  • ze ruowen was dö al min gir.
  • durch ruowe ich an dem bette lac,
  • biz daz mir kom der ander tac.
  • 882, 2. 3 schaffen stv., bestimmen, abordnen: wen er (Had-
  • mär) als stellvertretenden Kämpfer gegen mich angestellt hat;
  • vgl. zu 1583, 1.
  • Ulrich von Liechtenstein. I. X9
  • 290 VENUSFAHBT 1227.
  • dö kleit ich mich und reit von dan: (15)
  • mit mir reit dan manic biderbe man.
  • 884 Ich het mich aber wol gekleit:
  • gein Niwenburc min lip sä reit.
  • über die Tuonowe fuor ich da
  • und reit enhalp ze Niwenburc sä, (2ü)
  • da min wol hundert ritter biten.
  • die biderben schöne gegen mir riten:
  • si vlizen des mit willen sich,
  • daz si da schöne enpfiengen mich.
  • 885 Ez was dannoch des morgens fruo: (25)
  • mit ritterschaft wir griffen zuo.
  • da wart ein schoene ritterspil:
  • der ritter was dar körnen vil;
  • da von ich sin da fruo began.
  • da was vil manic biderbe man: • (30)
  • da zimirt maniger wol den l!p
  • durch diu vil reinen, süezzen wip.
  • 886 Ich was ouch da gezimirt wol. (268,1)
  • von reht ich iu nu sagen sol,
  • wer da des örsten mit mir stach:
  • her Gotfrit von Totzenpach
  • was genant der biderbe man. (5)
  • sin lip untugende nie gewan:
  • er warp umbe vrowen umbevanc,
  • vil guotiu liet er von in sanc.
  • 887 Dar nach von Stentz her üolrich
  • mit mir da tyostirt ritterlich. (lo)
  • nach dem her Otte von Ottenstein
  • ein sper verstach, daz was niht klein,
  • üf mir. dö kom der starke man
  • von Kyowe unde rande mich an:
  • sin sper er durch den schilt min stach. (15)
  • daz man vil verre hört den krach.
  • 888 Von Hakenberc der arge Heinrich
  • mit mir da stach vil lobelich.
  • 884, 2 Niwenhurcy s. K. S. 676 : « das jetzige Kornneuburg
  • am linken Donaiuifer.»
  • 886, 8 vgl. zu 272, 2.
  • KORNNEUBÜRG. 291
  • der was an guote gar verzagt,
  • und het iedoch sin lip bejagt * (20)
  • mit ritterschaft vil höhen pris.
  • der karge was an guote wis
  • und was ouch manliches hertzen gar.
  • diu beidiu diu sint von im w^är.
  • 889 Ich nants iu gar wol sunderlich, (?5)
  • die da mit mir vil ritterlich
  • stächen, wan daz ich weiz wol,
  • daz man diu msere kürzen sol,
  • swä man mit fuoge immer kan.
  • da was manic minne gemder man (30)
  • in vrowen dienste schöne kumen:
  • die sach man sper mit dyoste drumen.
  • 890 Des tages mit tyost mir daz geschach, (269,1)
  • daz man mir von den: houbet stach
  • für war dristunt den heim min,
  • den ich mit snüeren doch sidin
  • üf gebunden het vil wol, (5)
  • als man die heim binden sol.
  • daz ich da von geneigt mich nie,
  • des wundert jene, dise unde die.
  • 891 Diu ritterschaft wert al den tac,
  • daz niemen anders niht da pflac (10)
  • wan tyostiren durch diu wip.
  • man vant da müeden ritters lip :
  • der moht der mine wol einer sin,
  • wan ich da durch die vrowen min
  • tyostirt unz an den äbent gar. (15)
  • des wart ich müede, daz ist war.
  • 892 Dö ich wol vierzic sper verstach,
  • und daz her Hadmär ersach,
  • daz da von müede was min lip,
  • kranc für war also ein wip, (20)
  • dö tet er ein unhöfsch dinc:
  • , er bräht gein mir sä üf den rinc
  • 888, 8 Ergänzung nach L.; doch könnte auch, wenn vienv,
  • dienitnde (s. 226, 6. 793, 6) möglich ist, gelesen werden: diu
  • beidiu sint von im wdr; vgl. 965, 8.
  • 19*
  • 292 VBNÜSFAHET 1227.
  • einen ritter, der mich nider
  • solde riten. daz rou in sider.
  • 893 Dö man in gegen mir füeren mcli, (25)
  • von Küngesbrunne der biderbe sprach,
  • her Engelschalc: «vrowe künegin,
  • seht, ditz sol der ritter sin,
  • der iuch sol niäer riten hie.
  • ich gesach so gröze unfuoge nie (30)
  • bi minen ziten, daz ist war,
  • als si begät her Hademär. »
  • 894 Ich sprach: «des mac wol werden rät. (270, i)
  • ob er mich hurtes niht erlät,
  • so läzze ich iuch daz wol gesehen,
  • daz im hie schade mac geschehen
  • für war noch baz danne mir. (5)
  • daz sült für wä-r gelauben ir,
  • ir sült für war wol wizzen daz:
  • ich kan den puneiz riten baz.
  • 895 Im was gehaz gar min gedanc.
  • den puneiz macht ich dö lanc: (lo)
  • d6 treip ouch er dö gegen mir her.
  • ez was gein im gar al min ger,
  • daz ich in koeme twerhes an.
  • ich kom ze twirhes an den man
  • und traf in mit dem rosse min, (i5)
  • so daz da strüchen muost daz sin.
  • 896 Ich kom mit hurt so an den man,
  • daz ich im von dem satel dan
  • reit büsch und ouch den stegereif.
  • 895, 5. 6 twerhes adv. gen. von twerch, in der Quere; es
  • ist der deutsche Ausdruck für das franz. ze triviers; noch mehr
  • entspricht diesem fremden Terminus die Wendung ze ttvirheSf in
  • der ze nicht das Uebermaß (zu sehr in der Quere) bezeichnet.
  • Das i in twirhs dicht neben twerhes ist auffallend, aber es findet
  • sich auch sonst. S. auch Niedner, Turnier S. 45 fg. Was vom
  • Turnier gilt, ist ebenso in der Tjost und hier erst recht am
  • Platze.
  • 896, 3 busch {busch kann es nicht sein) ist nnser: Bausch,
  • Pausch. Im mhd. Wb. 1,285 nur diese Stelle «Bausch am
  • Sattel», im mhd. Hdwb. übergangen, im d. Wb. 1, 1198: «Wulst
  • KOBNNEÜBURG. 293
  • wan daz in ein sin vriunt begreif, (20)
  • sä do der hurt ergangen was,
  • er wsere gevallen an daz gras,
  • von Küenringen her Hademär
  • bräht einen andern satel dar.
  • 897 Den leit man üf daz ros aldä. (25)
  • zwei andriu sper gab man uns sä.
  • ich däht also : « ez muoz nu sin ,
  • daz nim ich üf die triuwe min,
  • wir müezen b^de hie nider ligen
  • oder unser einer so gesigen, (30)
  • daz er die ^re so füeret hin.
  • daz ist min muot und ouch min sin.»
  • 898 Min orsse treip ich vil vast^ dar. (271,1)
  • dö er an mir des wart gewar,
  • daz ich in mit hurt da wolde bestän,
  • do began so wichen mir der man,
  • daz sin gespottet wart genuoc. (5)
  • min orsse mich da s6 zuo im truoc,
  • daz ich im mit der tyoste min
  • stach von dem houbet den heim sin.
  • 899 Ich sage iu, wie der biderbe hiez,
  • der da den hurt durch vorhte liez: (10)
  • von Busenberc was er genant
  • her Bope und het den muot gewant
  • in vrowen dienest, daz ist war:
  • den dient er gern siniu jär
  • mit rehten triwen sunder wanc. (15)
  • des sol er immer haben danc.
  • 900 Nu was der tac ouch nach zergän.
  • dö kom gein mir ein höf scher man,
  • von Antschowe min her Rüedger.
  • des Sattels, torus, siniis sellae» mit Anfahrung nur unserer
  • Stelle und dem Zusatz: «noch heute nennen die Sattler solche
  • .Erhöhungen Bäusche.n Etwas anders faßt San Marte, Waffen-
  • kunde S. 232 das Wort, er erklärt es mit «Polster des vordem
  • Sattelbogens», entsprechend dem franz. panel, Sattelkissen.
  • 899, 3 Busenberc nach Hs. (L. Buosenherc) , s. K. S. 676,
  • wo ein Bernardus de Pusenherge nachgewiesen wird.
  • 294 VENUSFAHBT 1227. MISTELBACH.
  • stn wäpenroc, sin decke, sin sper (20)
  • was allez lichter varbe röt.
  • er het umbe ^re gröze not
  • in fremden landen ofte erliten
  • und manige schoene tyost geriten.
  • 901 Diu naht den tac het gar verswant. (25)
  • nach grözen lichten ich d6 sant:
  • der kom mir üf daz velt gar vil.
  • für war ich iu daz sagen wil:
  • wir stächen bi des lichtes schin:
  • s6 gern dient ich der vrowen min. (30)
  • bi dem lieht wir reht sehs sper
  • verstächen, ich und her Rüedg^r.
  • 902 In mlne herberge zogt ich sä. (272,1)
  • fünf unde drizic vingerl da
  • gab ich den vil lobelich,
  • die si gedienet ritterlich
  • heten mit ir kunst also, (5)
  • daz da ir drumzun vlugen ho:
  • den gab ich allen vingerlin
  • mit willen üz der hende min.
  • 903 Reht driu unde vierzic^sper
  • ich da verstach, unhöfsch ist er, (lO)
  • swer des gibt, unde sin si niht.
  • von des hant selten ez geschiht;
  • da von erz niht gelauben mac.
  • ich het gestochen al den tac
  • unz in die naht, seht, daz sült ir (15)
  • für war wol gelauben mir.
  • 904 Ich het die naht da guot gemach,
  • des andern tages gein Mistelbach
  • ich zogt mit freuden alzehant,
  • da ich ouch vrowen dienest vant. (20)
  • da wart getyostirt deswär vil,
  • daz ich iu kürzlich sagen wil:
  • ich verstach da zehen sper,
  • und man üf mir da eines m^r.
  • 903,3 unde sui st nihf, wenn dessen nicht sei, wenn das
  • nicht (wahr) ist.
  • FELDSBERG. 295
  • 905 Einlef rittern hochgemuot (25)
  • gab ich vingerlin, diu wären guot.
  • si heten st gedienet wol:
  • si wären hohes muotes vol.
  • da mit fuor ich an min gemach.
  • die naht was ich ze Mistelbach. (30)
  • des andern tages reit ich von dan,
  • mit mir vil manic biderbe man.
  • 906 Zwei hundert ritter oder mer (273,i)
  • mit mir danne riten. muotes her
  • was vil maniger, der da reit:
  • si wären ritterlich gekleit.
  • ich was ouch hohes muotes rieh. (5)
  • die sträzze zogt ich vil ritterlich,
  • diu gegen Velsperc da gie,
  • da mich der wirt vil wol enpfie.
  • 907 Er was genant min her Cadolt
  • von Velsperc: man was im holt . (lo)
  • von reht durch sine werdicheit.
  • der hoch gemuote gegen mir reit
  • mit vierzic rittern lobelich:
  • der kleider wären kosterich,
  • von meisters banden wol gesntten. (15)
  • vil ritterlich si gegen mir riten.
  • 908 Ich wart von in enpfangen da
  • vil baz danne Sit ofte anderswä.
  • der wirt hiez mich mit senften siten
  • des vil ztihteclichen biten, (20)
  • daz ich dö solde mit im sin.
  • er sprach: aez sol diu künegin
  • durch zuht ezzen hie min bröt.
  • so gern ez ir nie wirt gebot.»
  • 909 Ich hiez dem ere gernden sagen, (25)
  • daz er der bet solt gar gedagen:
  • 907, 1 fg. her Cadolt von Velsherc (heute Feldsberg), s. K.
  • S. 676. (V. d. Hagen nennt unrichtig Felsburg, Schloß und
  • Städtchen nahe bei Nikolsburg.)
  • 908j 8 gehot praet. nicht von gebieten, sondern von bieten
  • mit ge- in der Function des Perfects; s. zu 79,2.
  • 296 VENUSFAHBT 1227.
  • wold ich herberge von lernen nemen,
  • diu möht mir von im wol gezemen:
  • daz er ez het für übel niht,
  • ich naeme die vart von niemen niht (30)
  • gar umbe sus (daz wsere war)
  • also groz als umb ein här.
  • 910 Er sprach: avrowe, ez sol geschehen. (274,i)
  • ich wil iuch läzzen vrowen sehen
  • von höher art, guot nnde klär,
  • in wibes zühten wol gevar.
  • die sehent iuch gern, daz weiz ich wol: (5)
  • gein iu ich ir geniezen sol,
  • s6 daz ir, edeliu künegin,
  • durch si geruochet hie bi mir sin.»
  • 911 Ich sprach: «ich wil die vrowen sehen
  • vil gern, mag ez s6 geschehen, (lO)
  • daz ir der herberge mich erlät.
  • der wil ich von iu haben rät
  • ze disen ztten: daz ist also.»
  • des wart der biderbe man unvrö,
  • daz ichz im het s6 gar verseit. (15)
  • in mine herberge ich d6 reit:
  • 912 Da vant ich ritterlich gemach,
  • alzehant do daz geschach,
  • dö kom für mine herberge dar
  • von Liehtenstein min her Dietmar, (20)
  • gezimirt schön in wäpenkleit.
  • ez het der biderbe an sich geleit
  • wäpenkleit vil kosterich,
  • von lichter varwe wunneclich.
  • 913 Er hielt mit üf geriÄtem sper. (25)
  • dö kom gein im min her Wolf kör
  • von Gors, der kameraere min.
  • deswär der kund ouch niht gesin
  • gezimirt baz, denne er da was.
  • von tiuwerm manne nie munt gelas, (30)
  • 909,6 die vart abs. acc, die Fahrt über, während der
  • Fahrt; ebenso 980, 4.
  • FELDSBERG. 297
  • danne er was: daz ist gar war:
  • des het er ^re siniu jär.
  • 914 Von im nie bösheit wart vernomen. (275,1)
  • man sacli in ritterlichen komen
  • als einen man, der tyoste gert:
  • der wart oucli er da wol gewert.
  • dö in sach komen min her Dietmar (5)
  • von Liehtenstein , d6 nam er war,
  • daz er den buneiz gegen im rit,
  • so daz sin tyost in nih£ vermit.
  • 915 Ir beider tyost d6 geriet als6,
  • daz da ir drumzen fingen hö: (lO)
  • von beiden spercn wart da krach,
  • die tyost manic schoene vrowe sach:
  • die sähen gern daz ritterspil.
  • swer vrowen lop verdienen wil,
  • ^ daz muoz geschehen mit arbeit: \ (15)
  • * in ist gemach an mannen leit.
  • 916 Von disen beiden wart geriten
  • manic schoene tyost nach riters siten.
  • dö ich ir tyost dk vil gesach,
  • min munt üz hohem muote sprach: (20)
  • «hie mac niht m^r gemaches sin:
  • nu bringe mir her daz harnasch min!
  • ich mac ditz niht m^r an gesehen:
  • hie muoz ouch tyost von mir geschehen.»
  • 917 Dö hiez ich an der selben stunt (25)
  • den rittern balde machen kunt,
  • swes Up durch vrowen tyoste gert,
  • daz er der wurde von mir gewert.
  • an der stat manic biderbe man
  • gein mir sich wäpen dö began: (30)
  • min lip wart ouch gezimirt sä
  • d^swär wol ritterlichen da.
  • 918 In der stat wart über al (276,1)
  • dö von üzzogen grözer schal.
  • 915, 3 wiederholt 955, 5.
  • 918, 2 uzzogen nach 995, 4 in einem Wort, weil Zusammen-
  • setzung = Auszug. —
  • 298 VENÜSPAHRT 1227.
  • wir zogten üf daz velt zehant,
  • da man schoeneÄ vrowen dienest vant.
  • den wart gedienet da. also (5)
  • daz sin da maniger wart unvrö;
  • sin wart ouch maniger höchgemuot:
  • diu beidiu vrowen dienest tuot.
  • 919 Nu was ouch üz ze velde komen
  • ein ritter, von dem man vernomen (lo)
  • hat manige ritterliche tat,
  • und der den bris vil öffte hat
  • behalden, swä man dienen sol
  • den vrowen. den dient er s6 wol,
  • daz er gedient ir habedanc (15)
  • und eteslicher umbevanc.
  • 920 Her Sifrit Weise der biderbe man
  • was genant, der nie gewan
  • deheinen zageltchen muot.
  • er was für war ein ritter guot. (20)
  • swä man nach hohem brise ranc,
  • da wart im ie der habedanc:
  • mit ritterlicher arcbeit
  • het er verdienet werdicheit.
  • 921 Gezimirt üf dem velde hielt (25)
  • der biderbe man, der ßren wielt.
  • ez het der werde, wol bekant
  • ein grözez sper in siner haut:
  • da mit wold er tyostirens pflegen.
  • do het ouch ich mich tyost bewegen. (30)
  • ich und der vil hoch gemuote man
  • vil balde ein ander randen an.
  • 922 Der puneiz wart envoUen lanc. (277,i)
  • her Sifrit Weise des het gedanc,
  • daz er da nider staeche mich:
  • des selben des gedäJit ouch ich.
  • des wart diu toyst da wol geriten (o)
  • 4 der Vers verlangt zweisilbigen Auftact; L. schreibt schcen,
  • wohl gedacht schcenn, schcenen, weil dienest sonst immer masc.
  • ist. Vielleicht deutet schcenez auf schcener. — 8 diu beidiu, die
  • beiden (Dinge), dies beides. — tuot, bewirkt.
  • i
  • FELDSBERG. 29^
  • und vselen bedenthalp vermiten.
  • diu tyost mit hurt also geschach,
  • daz man da schilt, sper bresten sach.
  • 923 Diu tyost mit hurt also ergie,
  • daz beide schilt und beidiu knie (lO)
  • einander ruorten da ein teil,
  • so daz diu knie von smerzen meil
  • gewunnen und die schilt sich cluben.
  • die sprizel von den scheften stuben:
  • durch beidiu coUir wart gebort (15)
  • vil witiu loch mit speres ort.
  • 924 Alle, die di tyost gesehen
  • da beten, die hört , man da jehen,
  • si wsere vil ritterlich ergän.
  • alzehant do rande mich an (20)
  • min her Berhtolt der Rebestoc.
  • des heim, schilt, decke und wäpenroc
  • was geschaechet blä unde golt.
  • sin lip het ören vil geholt.
  • 925 Sin lip was ofte umbe ere gast. (25)
  • sin sper üf minem helme brast,
  • so daz der heim lüte erklanc.
  • der tyost muost man im wizzen danc.
  • ouch fuort der hoch gemuote man
  • min sper in sinem schilte dan: (30)
  • da schilt und helme zesamen gie,
  • min sper da in dem schilte hie.
  • 926 Dar nach verstach ich zweinzic sper (278,1)
  • vil ritterlich und eines m^r.
  • daz eine also verstochen wart,
  • 924, 5 her Berhtolt der Rebestoc bei K. nicht erwähnt;
  • Haupt weist ihn nach Zeitschr. 7, 168 in einer Urkunde vom
  • Jahre 1204. Wenn es derselbe, und nicht etwa der Vater ist,
  • dann kann U.'s Gegner kein ganz junger Mann mehr gewesen
  • sein; das würde mit V. 8 stimmen; vgl. zu 1073, 6. — 7 ge-
  • schcechet part. adj., Terminus der Heraldik: geschacht, gewürfelt,
  • in Quadrate getheilt wie ein Schachbret.
  • 925, 1 Wendung im Stile Wolfram's: er hospitierte oft,
  • wo es sich um Ehre handelte, er fand sich oft bei ehrenvollen
  • Ritterspielen ein.
  • 300 VENUSFAHRT 1227.
  • daz sin schoene tyostlich vart
  • da, schaden tet. ich sage iu, wie (5)
  • da mit ein schoeniu tyost ergie,
  • die ich iedoch niht gern sach.
  • nu merket reht, wie diu geschach:
  • 927 Ich het in mine hant genomen
  • ein starkez sper. d6 sach ich komen (lo)
  • von Purstendorf hern Ruopreht
  • gegen mir her. d6 was min reht,
  • daz ich ouch tribe gegen im dar.
  • ich stach im durch sin hamasch gar
  • und durch den hals die lanzen min, (15)
  • da von sin lip muost vallende sin.
  • 928 Hinder daz^orsse er verre viel,
  • daz bluot üz siner wunden wiel,
  • s6 daz daz gras wart vaste r6t.
  • man wänt des wol, daz er waer t6t: (20)
  • daz was mir herzenlichen leit;
  • von leide ich abe dem velde reit
  • in die herberge trüriclich.
  • min lip was unmuotes rieh.
  • 929 Iedoch genas der biderbe man. (25)
  • des andern morgens vruo von dan
  • wolt ich vil gerne sin geriten. ■
  • d6 hiez mich zühteclichen biten
  • der wirt, des lip ie ^re holt,
  • von Velsperc min her Cadolt, (30)
  • daz ich da ssehe durch höfschen muot
  • sin wip und manic vrowen guot.
  • 930 Ich sprach: «daz sol durch in geschehen: (279,i)
  • ich wil die vrowen gerne sehen.
  • ez muoz durch zuht mir wol gezemen.
  • ich wil hiut messe bi in vernemen.»
  • des wart der böte von herzen vrö: (5)
  • alzehant er sagte d6
  • dem wirte, daz ich wolde dar.
  • des freuten sich die vrowen gar.
  • 931 Ez wart von im manic schoene kleit
  • gein mir ze vlize sä an geleit. (lo)
  • dö kleit ouch ich mich schöne da
  • FELDSBEBG. 301
  • und reit in hohem muote sä
  • üf die burc. da, enpfie man mich
  • willeclich: des danct ouch ich
  • mit zühten, als daz schöne zam. (15)
  • ir gruoz ich willeclich vernam.
  • 932 Der wirt mich da vil wol enpfie.
  • sin wip, diu hüsvrowe, gein mir gie
  • mit vrowen vil ein stiege zetal.
  • der kleider vielen manigen val (20)
  • abe der stiege her nach dem trit.
  • ir guot geberde, ir senfter sit
  • und ouch ir minneclicher schin
  • tet mir wol in dem hertzen min.
  • 933 D6 ich si sach her gegen mir g^n, (25)
  • ich wolt durch zuht niht langer sten:
  • ich gie vil bilde gegen in dar.
  • des smielten al die vrowen gar,
  • daz ich ez also bilde an vie
  • und ouch in wibes kleidern gie (30)
  • und also schoene zöpfe truoc:
  • des wart gelachet da genuoc.
  • 934 Diu hüsvrowe sprach : a vrowe künegin, (280,1 )
  • ir sült mir willekomen sin!»
  • des neig ich ir mit zühten da.
  • die vrowen gar mich gruozten sä.
  • ir einer ich min küssen bot: (5)
  • diu wart da von gar rosenrot.
  • einer andern ichz do truoc:
  • diu wart vor schäm ouch rot genuoc.
  • 935 Diu hüsvrowe nam mich bi der hant,
  • si wlste mich von danne zehant (lo)
  • in eine kirchen wol getan.
  • ein schoene messe huob man dö an,
  • die man da got ze eren sanc.
  • bl mir von vrowen was gedranc.
  • 931, 5 unlogische Betonung: die, dann da enpfie nicht nöthig.
  • 932, 4 der gen. plur. demonstr. = ir; vgl. 937, 1. — 3 be-
  • zieht sich auf die Schleppentracht der Damen. — 6 Hs. gehende,
  • war mit L. nach 937, 1 in geberde (aber nicht in gebcerde) zu
  • ändern.
  • 302 VENUSFAHBT 12i7.
  • für w&r ich iu daz sagen wil: (15)
  • got wart gedienet da niht vil. .
  • 936 Mich het da nach der minne stric
  • gevangen und manic süezer blic,
  • der da von lichten ougen gie.
  • daz mich diu minne da niht vie, (20)
  • daz wände niht wan diu stsete min.
  • solde ich gevangen immer sin,
  • daz het ein vrowe aldä getan,
  • het mich min staete si vähen län.
  • 937 Der guot gebserde, ir lichter schhi (25)
  • brach vaste durch diu ougen min
  • mir unz in des herzzen grünt,
  • ir rösenvarwen röten munt,
  • do ich den gegen mir lachen sach
  • und er gein mir so suoze sprach, (3o)
  • und wsere min 'stsete mir dö niht komen,
  • si hete die sinne mir benomen.
  • 938 D6 ich si an von hertzen sach, (281,1)
  • diu stsete min sä zuo mir sprach:
  • «wie nü? wie nü? waz sol daz sin?
  • wem wil du län di vrowen din,
  • an der nach got din leben stät (5)
  • und diu vil manige tugende hat?
  • tuo hin! din muot ist gar enwiht.
  • ich gestate dir sölher dinge niht.»
  • 939 Do min stsete mich straft also,
  • daz heitze min wart gar unfrö, (10)
  • daz mir der wanc was da geschehen,
  • ich gedäht: «ich wil niht mer an sehen
  • ditze wunnecliche wip.
  • si hat so minneclichen lip,
  • wolde ich si lange sehen an, (lö)
  • des müest min staete schaden hän.)»
  • 940 Ich warf diu ougen sä von ir
  • und gedäht vil herzenlichen mir:
  • «ja herre, wes het ich gedäht!
  • 936, 1 nach adv. = nahe, beinahe.
  • FELDSBEBG. 303
  • het mich also in zwivel bräht (20)
  • dirre vrowen liehter schin
  • gein der vil lieben vrowen min,
  • s6 waere unbilde an mir geschehen,
  • ich wil si so vast niht mer an seheii.
  • 941 Da sint min ougen schuldic an. (25)
  • do si mich sach so güetlich an
  • und ich erblicte ir röten munt,
  • deu ougen min sä an der stunt
  • da, liezen ir vil liebten schin
  • enmitten in daz hertze min. (30)
  • nu enruoche: des sol niht mer geschehen:
  • ich läz ez niht mer s6 vrilich sehen.
  • *
  • 942 Ich sihe wol, wolde volgende sin (282, i)
  • min hertze nach den ougen min,
  • si rieten im vil lihte, daz
  • da von ich immer müeste haz
  • in beiden an min ende tragen. (5)
  • wie solde ich höhen lön bejagen,
  • wolde ich den ougen volgen nach,
  • Sit in mit sehen ist so gäch?»
  • 943 Min lip hie in gedanken stuont
  • gar sinne lös, also die tuont, (10)
  • die an diu wip verdenkent sich.
  • als het ouch ich verdäht da mich,
  • daz ich niht weste, wä ich was,
  • biz daz man daz ^wangelje las:
  • dö daz ein ander pfaffe huob an, (15)
  • da von alr^rst ich mich versan.
  • 944 Man sach da [manic] schoene vrowen sten.
  • dö ich ze dem opfer wolde gen.
  • 941, 7 nu enruoche, Imperativische Wendung: nun kümmere
  • dich nicht, sorge dich nicht!; steht wie eine Interjection. —
  • 8 laz ez (nach Hs.) beziehe ich auf das Herz (vermittelst der
  • Augen); L. änderte läzs == letz si, diu ougen; das scheint aller-
  • dings das Richtige, aber Correctur immer gewagt, zumal wegen
  • der folgenden Strophe.
  • 943, 6 daz nach biz beßer mit L. zu streichen.
  • 944, 2 op/er s. zu 536, 3. Die folgende Schilderung gleicht
  • der früheren Erzählung.
  • 304 VENÜSFAHBT 1227.
  • die hüsfrowen hiez ich für mich gän.
  • si sprach: «des sult ir mich erlän! (2(
  • war koemen danne die zühte min,
  • gienge ich vor einer künegin?
  • daz wsere an ören mir niht guot:
  • ir sült sin haben deheinen muot. »
  • 945 Ich gie ze dem opfer schöne sä: (2c
  • nach mir gie vil manic vrowe da.
  • daz ich den ganc • s6 blide an vie ,
  • des wart gelachet dort unde hie.
  • min nigen und min umbeswanc
  • diu wurden da, envoUen lanc. (3 ;
  • ich gie nach blider vrowen sit:
  • küm hende breit was da, min trit.
  • 946 Swie seine ich gie, swie sanfte ich trat, (283,- >
  • ich kom doch wider an die stat,
  • da ö gestanden was min lip.
  • bi mir stuont da manic schoene wip:
  • die wären minneclich gevar. {l •
  • dö truoc man mir daz paece dar -
  • an einem buoche, daz was guot:
  • daz nam ich, als manic vrowe tuot.
  • 947 Dö ich daz paece aldä enpfie,
  • ich bot ez dort, ich bot ez hie, (K •
  • ich bot ez da manic vrowen an,
  • der ez deheiniu wol^ enpfän.
  • ich bot ez der schoenen willeclich:
  • dö sprach diu reine, tugende rieh:
  • «ir sült des paeces mich erlän, (li •
  • sit man iuch hat für einen man.»
  • 945, 3 s. zu 536, 5; U.'s trippelnder Gang erregt Heiterkei',
  • Im Gegensatz dazu stand sein ntgen (5), seine Verbeugung v« *
  • dem Opfer, und sein umbeswanc s.tm., sein Umschwingen, seil '
  • Wendung bei der Rückkehr, die envollen dat. (6) adv. {in volie-i,
  • in Fülle), völlig lang wareuv Hierin konnte er seine Manne>
  • art nicht verleugnen und dadurch mußte er sich verrathen.
  • 946, 6 fg. s. 536, 7. 537, 1. an einem buoche, auf eineüi
  • Buche.
  • FELDSBEBG. 305
  • 948 Diu messe dö schier endet sich:
  • d6 sach man urloubes gern mich.
  • der wirt und ouch diu hüsvrowe sä
  • die bäten mich enptzen da. (20)
  • ich sprach: «ich wold iuch gern gewern,
  • Sit ichs iuch sihe mit zühten gern;
  • wan daz ez hat diu staete min
  • verlobt: da von mag ez niht sin.»
  • 949 Ich sprach: «ich hän so dise vart (25)
  • gevarn, daz ich daz hän bewart,
  • daz mir hab iemen iht gegeben
  • wan si, der ich wil immer leben.
  • diu hat gegeben mir hohen muot.
  • si ist mir für ungemüete guot: (30)
  • von ir min muot vil höhe stät;
  • da von si minen dienest hat.
  • 950 Dö nam ich urloup an der stunt. (284,1)
  • mich segent da manic süezzer munt.
  • si sprächen alle: «vrowe künegin,
  • got läzze iuch immer saelic sin!
  • swar iwer lip von hinnen var, (5)
  • daz iuch der riche Krist bewar ! »
  • sus schiet ich von den vrowen dan
  • reht als ein hochgemuoter man.
  • 951 Do reit ich in die herberge min
  • und sant den rittern vingerlin, (lo)
  • der drumzen man ze velde vant
  • und der tyost het sper verswant.
  • der wären zweinzic, daz ist war.
  • zwei unde zweinzic sper ich gar
  • aldä verstach, daz ist also. (15)
  • min lip was mines gelückes vrö.
  • 952 Min lip da kürzlich wol enpeiz;
  • dar nach ich mich mit willen vleiz,
  • daz ich da schöne rit von dan.
  • ein niuwe capen leit ich an, (20)
  • dar zuo ein niuwez rockelin.
  • dö bat ich daz gesinde min,
  • daz si schöne riten durch die stat.
  • si täten reht, als ich si bat.
  • Ulrich yos LiBcaTBVSTxiv. I. 20
  • 306 VENÜSFAHKT 1227. THAYA. BÖHMEN.
  • c »
  • 953 Über die Thye zogt ich zehant (25
  • mit freuden in der B^heim lant.
  • da, stuont ein owe wunneclich:
  • dar in reit ich vil muotes rieh
  • und hiez da offenbsere sagen,
  • swer da wolde brts durch wlp bejagen, (30
  • daz der vil palde wäpent sich.
  • dö wäpent ouch ich balde mich.
  • 954 Diu mlnen wtzzen wä-penkleit (285,1*
  • het ich da schiere an mich geleit
  • und stapfte gezimirt für daz holz,
  • da mich bestuont ein ritter stolz:
  • von Schoenenkirchen Otte er hiez. (5
  • der biderbe man des niht enliez,
  • dö er mich sach sus gegen im komen,
  • ez würde sin orsse mit sporn genomen.
  • • 955 Daz treip er vaste gegen mir her.
  • er fuort ein wol gewahsen sper, (lo]
  • daz sluog er under den arm sin:
  • als tet ouch ich zehant daz min.
  • von beiden speren wart dk krach:
  • die drumzen man vaste stecken sach
  • in den Schilden dort unde hie. (15)
  • diu tyost.vil ritterlich -ergie.
  • 956 Der ritter was ze velde komen
  • wol hundert, als ich hän vernomen,
  • gezimirt alle ritterlich.
  • «wichä herre, wichä, wich! (20)
  • lät hie tyostiren durch diu wip
  • vil manigen biderben ritters lip!»
  • si gähten vaste her gein mir:
  • dö het ouch ich ze tyoste gir.
  • 953, 1 Thye, auch Ti/e geschrieben, die Thaya. — 2 Beheim
  • gen. pl. = Beheime von Beheim stm., der Böhme. [Landes-
  • name Böhmen, Behmen dat. pl. Beheimerif Behemen]; zugleich
  • ist auch Beheim Landesname; s. 458, 7. B. Gegenwartig gehört
  • die Thaya nicht zu Böhmen, sondern zu Mähren. Zu U.'s Zeit
  • erstreckte sich das böhmische Reich viel weiter; es umfaßte
  • auch Mähren. — 5 offenbeere neben offenbare auch adv. , offen-
  • bar, öffentlich.
  • IN BÖHMEX. 307
  • 957 Ich gert alsam ein vederspil. (25)
  • der ritter kom da gegen mir vil.
  • ich het durch* vrowen tyoste gir:
  • des wart da wol gebüezet mir.
  • ir herze het ouch ze tyoste ger:
  • si triben vaste gegen mir her. (30)
  • vil ofte ir dri da gegen mir riten:
  • daz waer durch zuht baz vermiten.
  • 958 Des tages manic tyost geschach (286,1)
  • gein mir, daz ich si nie gesack
  • daz ir dri ofte gegen mir riten,
  • daz kom da. von: die biderben striten
  • vil vaste umb die tyost gein mir. (5)
  • €z wart des tages vil manic banir
  • ti mir enzwei gestochen so,
  • daz da ir drumzen fingen ho.
  • 959 Do ich da funfzehen sper verstach,
  • dö kom der vogt von Lengenbach: (lo)
  • der tuomvogt s6 was er genant,
  • von sinen tugenden wite erkant.
  • er kom vil schöne gegen mir her. •
  • unser ietwederre da, sin sper
  • verstach vil ritterlichen wol. (i5)
  • der tuomvogt der was tugende vol.
  • 960 Daz wart in manigen landen schin.
  • dö er verstach da daz sper sin,
  • den heim zehant er abe baut,
  • er reit, da er mich haldent vant. (20)
  • ich hielt mit üf geworfem sper.
  • er sprach: «ich statte iu ditz niht mer.
  • 958, 4 mir: banir: dieser Reim beweist nicht die Kürze
  • des i in banier, sondern die halb diphthongische, durch die
  • silbenbildende Natur des r veranlagte Aussprache des i in mir.
  • Hier deutlich, daß mit dem Fahnenspeer tjostiert wurde.
  • 960, 5 geworfem = geworfenem (vgl. eime, eim =s einemcy
  • «tnm) ;. daneben mit uf gerihtem sper 913, 1; die Wendung daz
  • sper üf werfen y in die Höhe heben, steht auch terminologisch
  • im Gegensatz zu: daz sper under den arm slahen. — 6 ditz acc.
  • bei statten y sfafen,. gestatten, zu dem sonst in der Regel der
  • Genetiv tritt, weshalb L. auch dies = dises änderte, zumal
  • 20*
  • 308 VENÜ8FAHKT 1227.
  • nieman so starken lip getruoc,
  • er het gestochen nü genuoc.»
  • 961 Er zeumt mich bi dem zoume dan: (25)
  • den bat ich mir vil ofte län.
  • «ich enläzzes iu niht», so sprach er:
  • er brach mir üz der hant daz sper.
  • er sprach: avil edeliu künegtn,
  • ir stilt iwer tyostiren läzen sin. (30^
  • durch iwer vrowen ich iuch bit.»
  • d6 liez ich ez mit senftem sit.
  • 962 Den schilt gab ich dö von der hant, (287, i^
  • den heim ich von dem houbet bant:
  • den stüchen- von dem röckelin
  • warf ich da über daz houbet mtn;
  • dar durch ich doch vil wol gesach, (5)
  • swä üf dem velde da tyost geschach.
  • da wart manic schoene tyost geriten
  • mit kunst nach ritterlichen siten.
  • 963 Man hört da allenthalben krach:
  • von grözen sperni daz geschach. (10^'
  • da, ruoft til maniger: «herä her!»
  • da vordert ouch vil maniger sper.
  • die heim man da vaste bant:
  • da nam manic ritter schilt zehant.
  • sus würben si umbe werdicheit (15)
  • mit ritterlicher arebeit.
  • 964 Für war ich iu daz sagen wil:
  • sper, schilt, heim gelac da vil;
  • üf dem velde hie unde dort
  • wart loch durch heim mit tyost gebort (20)
  • von der edelen ritter hant.
  • eteslichen tyostiraer man vant
  • gevallen üf daz grüene gras,
  • der des vil ungewon e was.
  • auch niht steht; in 178, 5 heißt es auch ich State sin niht, Dei
  • Accusativ muß aber auch einmal begonnen haben, was gewiß
  • die Nebensätze mit daz veranlaßt und beschleunigt haben werden.
  • — 7 fg. auch hier würde wie bei enläzen die ältere Sprache
  • gesetzt haben enhet.
  • ENDE DER VENÜSFAHBT. ZURÜCK NACH WIEN. 30^
  • 965 Ich .wsene wol, den wsere daz leit. (25)
  • wan swä der man umbe werdicheit
  • wirbet und im missegät,
  • des höchgemüet ein ende hat:
  • swem wol gelinget, der ist vro.
  • umb ritterschaft stät ez also: (30)
  • hiute liep, morgen leit;
  • diu beidiu diu sint in bereit.
  • 966 Do man da, vil vor mir gestach, (288,i)
  • der tuomvogt sä dö zuo mir sprach:
  • «vrowe, vil edeliu künegin,
  • ir sült niht langer bt uns sin.
  • Sit iwer vart ist wol volbräht, (5)
  • so vart reht, als ir habt gedäht.
  • lät iwer gesinde mit mir varn:
  • daz wil ich iu vil wol bewarn.»
  • 967 Ich fuor, als mir der biderbe riet.
  • ich sage iu, wie ich danne schiet; (lo)
  • ich gab da niunzehen vingerlin
  • hin. dar nach zogt der lip min
  • in daz holz: da entwäpent ich
  • d^swär vil snellichen mich.
  • von mtnem gesinde ich urloup nam (15)
  • vil minneclich, als mir daz zam.
  • 968 Verholne reit ich sä von dan.
  • mit mir reit niemen wan ein man:
  • der was des tuomvogtes kneht;
  • er was mir holt mit triuwen sieht, (20)
  • er hiez von Vrönhoven Kol.
  • er künde die sträzze gar alle wol
  • gegen Wienen durch daz lant:
  • die wären im alle wol bekant.
  • 969 Vil balde ich hin ze Wienen quam. (25)
  • ein herberge ich verholne nam:
  • 965, 8 Ergänzung nach L., doch vgl. zu 888, 8.
  • 968, 5 hier der einfache Name, weil Kol noch kneht, Knappe
  • ist; später 1495, 2. 1584, 3 heißt er min her Kol, ist also Ritter
  • geworden. Er ist in den Dienst des Herzogs Friedrich von
  • Oesterreich getreten, der ihn belehnt hat. ü. rühmt ihn sehr.
  • 310 DAS GEFOLGE BLEIBT ZÜBÜCK.
  • dar inne was ich dri tage.
  • na merket reht, waz ich iu sage:
  • in der zlt wart mir bereit
  • funfzic rittern wäpenkleit, (30 r
  • gesniten d^swär meisterlich:
  • si wären höher koste rtch.
  • 970 D6 ich mich hie bereitent lac, (289,1 =
  • nu hoeret, wes min gesinde pflac:
  • dö ich dort kom von in geriten,
  • min kamersere mit höfschen siten
  • nam alzehant diu driu pferde min, (5:
  • cappen und diu rockelin:
  • üf diu pferde er ez sä leit,
  • und swaz dar zuo hört vrowen kleit.
  • 971 Uz der owe erz fuort zehant
  • hin, da er manigen ritter vant. (lO
  • die riten schöne gegen im dar
  • und nämen min da alle war.
  • dö mich da ir deheiner vant,
  • und daz si sähen min gewant
  • da ligen üf den pferden min, (15)
  • si sprächen: «war ist diu künegln?
  • 972 War ist si komen, ja herre, war?»
  • die ritter körnen alle dar.
  • dö sprach der kameraere min:
  • «ez hat min vrowe, diu künegin, (20 1
  • döswär vil übel an mir getan:
  • si hat mich also hie verlän,
  • daz ich niht weiz, war si ist komen.
  • des ist mir vreuden vil benomen.
  • 973 Disiu pferd und disiu kleit (25,
  • hat si hie län: daz ist mir leit.
  • ichn weiz, waz ich hie mit tuo:
  • da sult ir alle raten zuo.
  • füer ichz von hinne, döst missetän:
  • sol aber ich ez hie verlän, (30'
  • 9^70, 4 das ist wieder der Kammerdiener; der Domvog.
  • redet ihn auch mit da an 978, 3.-5 die drei soumer^ s. 483, 1
  • ^- 8 (vrowen) kleit gen. = kleide, abh. von swaz.
  • DAS GEFOLGE ZÜBÜCK NACH ÖSTERREICH. 311
  • SO ratet: wem oder wie.
  • des volge ich iu gar allez hie.»
  • 974 Dö sprach der tuomvogt höchgemuot: (290,1)
  • «knappe kluoc, mich dunket guot,
  • daz ir ez hie den varnden gebet
  • und schöne in hohem muote lebet.
  • iwer vrowe wol ander guot bejagt. (5)
  • ist si s6 rieh, als man uns sagt
  • und als man an ir koste siht,
  • s6 schadet ir diu gäbe niht.»
  • 975 Dö sprach der kamersere min:
  • aherre, ich wil iu volgent sin.» (10)
  • er gab ez gar der vamden diet,
  • als im der höchgemuote riet.
  • der tuomvogt sich dö alzehant
  • des gesindes min gar underwant:
  • swaz ich sin het aldä verlä,n, (15)
  • daz fuort er mit im allez dan.
  • 976 Die ritter alle dö ritterlich
  • *
  • wider gegen CEsterrich
  • zogten über die Tye zehant
  • ze Velsperc, da, man dö vant (20)
  • von reht einen hochgelebten wirt.
  • ist daz guot Wirtschaft öre birt,
  • so sol man im immer wesen holt,
  • er hiez von Velsperc lier KadoH.
  • 977 Der biderbe man des niht enlie, (25)
  • die ritter alle er wol enpfie:
  • die naht si muosten mit im sin.
  • guot sptse, met unde wtn,
  • des gäbe er in envoUen gar.
  • er was guot wirt da siniu jär: (30)
  • er het in guot Wirtschaft da, getä,n.
  • des andern tages si riten dan.
  • 978 Dö st di sträzze von danne riten, (291,1)
  • der tuomvogt sä mit senften siten
  • sprach zuo dem kamersere min:
  • 974, 3 den varnden, der' varnden diet (978, 3), den Fahrenden,
  • dem fahrenden Volke (der Spiellente und Gankler).
  • 312 PREIS DER VENUSFAHRT.
  • «vriunt, du solt mir sagende sin,
  • wie vil din vrowe habe der sper (5'
  • üf dirre vart verstochen her.
  • daz soltu mir gar rehte sagen,
  • die rehten wärheit niht verdagen.»
  • 979 Er sprach: «herre, daz sage ich iu:
  • driu hundert unde sibeniu (io>
  • hat si verstochen üf dirre vart.
  • si hat zewär got wol bewart >
  • daz ir da her nie misselauc:
  • des mac si got wol sagen danc.
  • ich wände niht, dö sis began, (l^;
  • daz si ez halbez möht hän getan.
  • 980 Ich sage iu üf die triwe min:
  • si hat zwei hundert vingerlin
  • und dannoch eins und sibenzic mtr
  • die vart hin gegeben: als manic sper (20
  • ist üf ir verstochen gar.
  • bi miner wärheit, daz ist war,
  • daz ich die vart gesach, daz nie
  • si da von geneigt sich ie.
  • 981 Si hat vier ritter mit ir hant (21)
  • gestochen nider üf daz lant
  • mit rehter tyost, daz ist als6.
  • si mac wol immer wesen vr6
  • der ^ren, der si hat bejägt.
  • iu si für war von mir gesagt: (3( i
  • ir ist höher muot mit zühten bi.
  • got gebe, daz si immer sselic si!»
  • 982 1)6 sprach der tuomvogt alzehant: (292,"-
  • «got weiz wol, mir wart nie bekant
  • dehein vart so rehte ritterlich.
  • ob si da von ist ^ren rieh,
  • daz sol für wunder niemen hän. (i
  • 978, 6 her adv., hier in der Bedeutung: bisher, bis jet2i.
  • 980, 7 daz (das erste) muß hier correlativ stehen = swa ,
  • venn etwas, was immer auch (ich die Fahrt über gesehen hab€ ■
  • 981, 5 bei hejagen sonst der Acc. , hier gen. part. , wei r
  • nicht Attraction anzunehmen ist.