- The Project Gutenberg EBook of Wissenshaft der Logik V2, by
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel
- This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
- almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
- re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
- with this eBook or online at www.gutenberg.org
- Title: Wissenshaft der Logik V2
- Author: Georg Wilhelm Friedrich Hegel
- Posting Date: November 9, 2012 [EBook #6834]
- Release Date: November, 2004
- First Posted: January 28, 2003
- Language: German
- *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WISSENSHAFT DER LOGIK V2 ***
- Produced by Delphine Lettau and Gutenberg Projekt-DE
- This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
- That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de.
- Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
- zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
- http://gutenberg2000.de erreichbar.
- Wissenschaft der Logik.
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel
- Mit einem Vorwort von Leopold v. Henning, Berlin 1841.
- Zweiter Teil. Die subjektive Logik oder Lehre vom Begriff.
- Inhalt
- Vorrede zur ersten Ausgabe.
- Vorrede zur zweiten Auflage.
- Die subjektive Logik, oder: Die Lehre vom Begriff.
- Vom Begriff im Allgemeinen.
- Eintheilung.
- Erster Abschnitt. Die Subjektivität.
- Erstes Kapitel. Der Begriff.
- A. Der allgemeine Begriff.
- B. Der besondere Begriff.
- C. Das Einzelne.
- Zweites Kapitel. Das Urtheil.
- A. Das Urtheil des Daseyns.
- a. Das positive Urtheil.
- b. Negatives Urtheil.
- c. Unendliches Urtheil.
- B. Das Urtheil der Reflexion.
- a. Das singulare Urtheil.
- b. Das partikulare Urtheil.
- c. Das universelle Urtheil.
- C. Das Urtheil der Nowthwendigkeit.
- a. Das kategorische Urtheil.
- b. Das hypothetische Urtheil.
- c. Das disjunktive Urtheil.
- D. Das Urtheil des Begriffs.
- a. Das assertorische Urtheil.
- b. Das problematische Urtheil.
- c. Das apodiktische Urtheil.
- Drittes Kapitel. Der Schluß.
- A. Der Schluß des Daseyns.
- a. Erste Figur des Schlusses.
- b. Die zweite Figur: B-E-A.
- c. Die dritte Figur: E-A-B.
- d. Die vierte Figur: A-A-A, oder der mathematische Schluß.
- Anmerkung.
- B. Der Schluß der Reflexion.
- a. Schluß der Allheit.
- b. Schluß der Induktion.
- c. Der Schluß der Analogie.
- C. Der Schluß der Nothwendigkeit.
- a. Der kategorische Schluß.
- b. Der hypothetische Schluß.
- c. Der disjunktive Schluß.
- Zweiter Abschnitt. Die Objektivität.
- Erstes Kapitel. Der Mechanismus.
- A. Das mechanische Objekt.
- B. Der mechanische Proceß.
- a. Der formale mechanische Proceß.
- b. Der reale mechanische Proceß.
- c. Das Produkt des mechanischen Processes.
- C. Der absolute Mechanismus.
- a. Das Centrum.
- b. Das Gesetz.
- c. Übergang des Mechanismus.
- Zweites Kapitel. Der Chemismus.
- A. Das chemische Objekt.
- B. Der Proceß.
- C. Übergang des Chemismus.
- Drittes Kapitel. Teleologie.
- A. Der subjektive Zweck.
- B. Das Mittel.
- C. Der ausgeführte Zweck.
- Dritter Abschnitt. Die Idee.
- Erstes Kapitel. Das Leben.
- A. Das lebendige Individuum.
- B. Der Lebens-Proceß.
- C. Die Gattung.
- Zweites Kapitel. Die Idee des Erkennens.
- A. Die Idee des Wahren.
- a. Das analytische Erkennen.
- b. Das synthetische Erkennen.
- 1. Die Definition.
- 2. Die Eintheilung
- 3. Der Lehrsatz.
- B. Die Idee des Guten.
- Drittes Kapitel. Die absolute Idee.
- Vorrede zur ersten Ausgabe.
- Die vÖllige UmÄnderung, welche die philosophische Denkweise seit etwa
- fÜnf und zwanzig Jahren unter uns erlitten, der höhere Standpunkt,
- den das Selbstbewußtseyn des Geistes in dieser Zeitperiode über sich
- erreicht hat, hat bisher noch wenig Einfluß auf die Gestalt der Logik
- gehabt.
- Dasjenige, was vor diesem Zeitraum Metaphysik hieß, ist, so zu sagen,
- mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden, und aus der Reihe der
- Wissenschaften verschwunden. Wo lassen oder wo dürfen sich Laute der
- vormaligen Ontologie, der rationellen Psychologie, der Kosmologie
- oder selbst gar der vormaligen natürlichen Theologie noch vernehmen
- lassen? Untersuchungen, zum Beispiel über die Immaterialität der
- Seele, über die mechanische und die Endursachen, wo sollten sie noch
- ein Interesse finden? Auch die sonstige Beweise vom Daseyn Gottes
- werden nur historisch, oder zum Behufe der Erbauung und
- Gemüthserhebung angeführt. Es ist dieß ein Faktum, daß das Interesse
- Theils am Inhalte, Theils an der Form der vormaligen Metaphysik,
- Theils an beiden zugleich verloren ist. So merkwürdig es ist, wenn
- einem Volke, z.B. die Wissenschaft seines Staatsrechts, wenn ihm
- seine Gesinnungen, seine sittlichen Gewohnheiten und Tugenden
- unbrauchbar geworden sind, so merkwürdig ist es wenigstens, wenn ein
- Volk seine Metaphysik verliert, wenn der mit seinem reinen Wesen sich
- beschäftigende Geist kein wirkliches Daseyn mehr in demselben hat.
- Die exoterische Lehre der kantischen Philosophie,--daß der Verstand
- die Erfahrung nicht überfliegen dürfe, sonst werde das
- Erkenntnisvermögen theoretische Vernunft, welche für sich nichts als
- Hirngespinnste gebähre, hat es von der wissenschaftlichen Seite
- gerechtfertigt, dem spekulativen Denken zu entsagen. Dieser
- popularen Lehre kam das Geschrei der modernen Pädagogik, die Noth der
- Zeiten, die den Blick auf das unmittelbare Bedürfniß richtet,
- entgegen, daß, wie für die Erkenntniß die Erfahrung das Erste, so für
- die Geschicklichkeit im öffentlichen und Privatleben, theoretische
- Einsicht sogar schädlich, und Übung und praktische Bildung überhaupt
- das Wesentliche, allein Förderliche sey.--Indem so die Wissenschaft
- und der gemeine Menschenverstand sich in die Hände arbeiteten, den
- Untergang der Metaphysik zu bewirken, so schien das sonderbare
- Schauspiel herbeigeführt zu werden, ein gebildetes Volk ohne
- Metaphysik zu sehen;--wie einen sonst mannigfaltig ausgeschmückten
- Tempel ohne Allerheiligstes.--Die Theologie, welche in frühern Zeiten
- die Bewahrerin der spekulativen Mysterien und der obzwar abhängigen
- Metaphysik war, hatte diese Wissenschaft gegen Gefühle, gegen das
- Praktisch-populare und gelehrte Historische aufgegeben. Welcher
- Veränderung entsprechend ist, daß anderwärts jene Einsamen, die von
- ihrem Volke aufgeopfert und aus der Welt ausgeschieden wurden, zu dem
- Zwecke, daß die Kontemplation des Ewigen und ein ihr allein dienendes
- Leben vorhanden sey, nicht um eines Nutzens, sondern um des Segens
- willen,--verschwanden; ein Verschwinden, das in einem andern
- Zusammenhange, dem Wesen nach als dieselbe Erscheinung, wie das
- vorhin Erwähnte, betrachtet werden kann.--So daß, nach Vertreibung
- dieser Finsternisse, der farblosen Beschäftigung des in sich
- gekehrten Geistes mit sich selbst, das Daseyn in die heitere Welt der
- Blumen verwandelt zu seyn schien, unter denen es bekanntlich keine
- schwarze giebt.
- Ganz so schlimm als der Metaphysik ist es der Logik nicht ergangen.
- Daß man durch sie denken lerne, was sonst für ihren Nutzen und damit
- für den Zweck derselben galt,--gleichsam als ob man durch das Studium
- der Anatomie und Physiologie erst verdauen und sich bewegen lernen
- sollte--, dieß Vorurtheil hat sich längst verloren, und der Geist des
- Praktischen dachte ihr wohl kein besseres Schicksal zu, als ihrer
- Schwester. Dessen ungeachtet, wahrscheinlich um einigen formellen
- Nutzens willen, wurde ihr noch ein Rang unter den Wissenschaften
- gelassen, ja sie wurde selbst als Gegenstand des öffentlichen
- Unterrichts beibehalten. Dieß bessere Loos betrifft jedoch nur das
- äußere Schicksal; denn ihre Gestalt und Inhalt ist derselbe geblieben,
- als er sich durch eine lange Tradition fortgeerbt, jedoch in dieser
- Überlieferung immer mehr verdünnt und abgemagert hatte; der neue
- Geist, welcher der Wissenschaft nicht weniger als der Wirklichkeit
- aufgegangen ist, hat sich in ihr noch nicht verspüren lassen. Es ist
- aber ein für allemal vergebens, wenn die substantielle Form des
- Geistes sich umgestaltet hat, die Formen früherer Bildung erhalten zu
- wollen; sie sind welke Blätter, welche von den neuen Knospen, die an
- ihren Wurzeln schon erzeugt sind, abgestoßen werden.
- Mit dem Ignoriren der allgemeinen Veränderung fängt es nach gerade an,
- auch im Wissenschaftlichen auszugehen. Unbemerkter Weise sind
- selbst den Gegnern die andern Vorstellung geläufig und eigen geworden,
- und wenn sie gegen deren Quelle und Principien fortdauernd spröde
- thun und sich widersprechend dagegen benehmen, so haben sie dafür die
- Konsequenzen sich gefallen lassen, und des Einflusses derselben sich
- nicht zu erwehren vermocht; zu ihrem immer unbedeutender werdenden
- negativen Verhalten wissen sie sich auf keine andere Weise eine
- positive Wichtigkeit und einen Inhalt zu geben, als daß sie in den
- neuen Vorstellungsweisen mitsprechen.
- Von der andern Seite scheint die Zeit der Gährung, mit der eine neue
- Schöpfung beginnt, vorbei zu seyn. In ihrer ersten Erscheinung
- pflegt eine solche sich mit fanatischer Feindseligkeit gegen die
- ausgebreitete Systematisierung des frühen Princips zu verhalten,
- Theils auch furchtsam zu seyn, sich in der Ausdehnung des Besondern
- zu verlieren, Theils aber die Arbeit die zur wissenschaftlichen
- Ausbildung erfordert wird, zu scheuen, und im Bedürfnisse einer
- solchen zuerst zu einem leeren Formalismus zu greifen. Die
- Anforderung der Verarbeitung und Ausbildung des Stoffes wird nun um
- so dringender. Es ist eine Periode in der Bildung einer Zeit, wie in
- der Bildung des Individuums, wo es vornehmlich um Erwerbung und
- Behauptung des Princips in seiner unentwickelten Intensität zu thun
- ist. Aber die höhere Forderung geht darauf, daß es zur Wissenschaft
- werde.
- Was nun auch für die Sache und für die Form der Wissenschaft bereits
- in sonstiger Rücksicht geschehen seyn mag; die logische Wissenschaft,
- welche die eigentliche Metaphysik oder reine spekulative Philosophie
- ausmacht, hat sich bisher noch sehr vernachlässigt gesehen. Was ich
- unter dieser Wissenschaft und ihrer Standpunkte näher verstehe, habe
- ich in der Einleitung vorläufig angegeben. Die Nothwendigkeit, mit
- dieser Wissenschaft wieder einmal von vorne anzufangen, die Natur des
- Gegenstandes selbst, und der Mangel an Vorarbeiten, welche für die
- vorgenommen Umbildung hätten benutzt werden können, mögen bei
- billigen Beurtheilern in Rücksicht kommen, wenn auch eine vieljährige
- Arbeit diesem Versuche nicht eine größere Vollkommenheit geben konnte.
- --Der wesentliche Gesichtspunkt ist, daß es überhaupt um einen neuen
- Begriff wissenschaftlicher Behandlung zu thun ist. Die Philosophie,
- indem sie Wissenschaft seyn soll, kann, wie ich anderwärts erinnert
- Phänomenologie des Geistes, Vorr. zur ersten Ausg.--Die eigentliche
- Ausführung ist die Erkenntniß der Methode, und hat ihre Stelle in der
- Logik selbst, habe, hierzu ihre Methode nicht von einer
- untergeordneten Wissenschaft, wie die Mathematik ist, borgen, so
- wenig als es bei kategorischen Versicherungen innerer Anschauung
- bewenden lassen, oder sich des Raisonnements aus Gründen der äußern
- Reflexion bedienen. Sondern es kann nur die Natur des Inhalts seyn,
- welche sich im wissenschaftlichen Erkennen bewegt, indem zugleich
- diese eigne Reflexion des Inhalts es ist, welche seine Bestimmung
- selbst erst setzt und erzeugt.
- Der Verstand bestimmt und hält die Bestimmungen fest; die Vernunft
- ist negativ und dialektisch, weil sie die Bestimmungen des Verstands
- in Nichts auflöst; sie ist positiv, weil sie das Allgemeine erzeugt,
- und das Besondere darin begreift. Wie der Verstand als etwas
- Getrenntes von der Vernunft überhaupt, so pflegt auch die
- dialektische Vernunft als etwas Getrenntes von der positiven Vernunft
- genommen zu werden. Aber in ihrer Wahrheit ist die Vernunft Geist,
- der höher als Beides, verständige Vernunft, oder vernünftiger
- Verstand ist. Er ist das Negative, dasjenige, welches die Qualität
- sowohl, der dialektischen Vernunft, als des Verstandes ausmacht;--er
- negirt das Einfache, so setzt er den bestimmten Unterschied des
- Verstandes, er löst ihn eben so sehr auf, so ist er dialektisch. Er
- hält sich aber nicht im Nichts dieses Resultates, sondern ist darin
- ebenso positiv, und hat so das erste Einfache damit hergestellt, aber
- als Allgemeines, das in sich konkret ist; unter dieses wird nicht ein
- gegebenes Besonderes subsumirt, sondern in jenem Bestimmen und in der
- Auflösung desselben hat sich das Besondere schon mit bestimmt. Diese
- geistige Bewegung, die sich in ihrer Einfachheit ihre Bestimmtheit,
- und in dieser ihre Gleichheit mit sich selbst giebt, die somit die
- immanente Entwickelung des Begriffes ist, ist die absolute Methode
- des Erkennens, und zugleich die immanente Seele des Inhalts selbst.
- --Auf diesem sich selbst konstruirenden Wege allein, behaupte ich,
- ist die Philosophie fähig, objektive, demonstrirte Wissenschaft zu
- seyn.--In dieser Weise habe ich das Bewußtseyn in der Phänomenologie
- des Geistes darzustellen versucht. Das Bewußtseyn ist der Geist als
- konkretes und zwar in der Äußerlichkeit befangenes Wissen; aber die
- Formbewegung dieses Gegenstandes beruht allein, wie die Entwickelung
- alles natürlichen und geistigen Lebens, auf der Natur der reinen
- Wesenheiten, die den Inhalt der Logik ausmachen. Das Bewußtseyn, als
- der erscheinende Geist, welcher sich auf seinem Wege von seiner
- Unmittelbarkeit und äußerlichen Konkretion befreit, wird zum reinen
- Wissen, das sich jene reinen Wesenheiten selbst, wie sie an und für
- sich sind, zum Gegenstand giebt. Sie sind die reinen Gedanken, der
- sein Wesen denkende Geist. Ihre Selbstbewegung ist ihr geistiges
- Leben, und ist das, wodurch sich die Wissenschaft konstituirt, und
- dessen Darstellung sie ist.
- Es ist hiermit die Beziehung der Wissenschaft, die ich Phänomenologie
- des Geistes nenne, zur Logik angegeben.--Was das äußerliche
- Verhältniß betrifft, so war dem ersten Theil des Systems der
- Wissenschaft, (Bamberg und Würzburg bei Göbhard 1807). Dieser Titel
- wird der zweiten Ausgabe, die auf nächsten Ostern erscheinen wird,
- nicht mehr beigegeben werden.--An die Stelle des im Folgenden
- erwähnten Vorhabens eines zweiten Theils, der die sämmtlichen andern
- philosophischen Wissenschaften enthalten sollte, habe ich seitdem die
- Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften, voriges Jahr in der
- dritten Ausgabe, ans Licht treten lassen (Anmerkung zur zweiten
- Ausgabe), der die Phänomenologie enthält, ein zweiter Theil zu folgen
- bestimmt, welcher die Logik und die beiden realen Wissenschaften der
- Philosophie, die Philosophie der Natur und die Philosophie des
- Geistes, enthalten sollte, und das System der Wissenschaft
- beschlossen haben würde. Aber die nothwendige Ausdehnung, welche die
- Logik für sich erhalten mußte, hat mich veranlaßt, diese besonders
- ans Licht treten zu lassen; sie macht also in einem erweiterten Plane
- die erste Folge zur Phänomenologie des Geistes aus. Späterhin werde
- ich die Verarbeitung der beiden genannten realen Wissenschaften der
- Philosophie folgen lassen.--Dieser erste Band der Logik aber enthält
- als erstes Buch die Lehre vom Seyn; das zweite Buch, die Lehre vom
- Wesen, als zweite Abtheilung des ersten Bandes; der zweite Band aber
- wird die subjektive Logik, oder die Lehre vom Begriff enthalten.
- Nürnberg, den 22 März 1812
- Vorrede zur zweiten Auflage.
- An diese neue Bearbeitung der Wissenschaft der Logik, wovon hiermit
- der erste Band erscheint, bin ich wohl mit dem ganzen Bewußtseyn
- sowohl der Schwierigkeit des Gegenstandes für sich und dann seiner
- Darstellung, als der Unvollkommenheit, welche die Bearbeitung
- desselben in der ersten Ausgabe an sich trägt, gegangen; so sehr ich
- nach weiterer vieljähriger Beschäftigung mit dieser Wissenschaft
- bemüht gewesen, dieser Unvollkommenheit abzuhelfen, so fühle ich noch
- Ursache genug zu haben, die Nachsicht des Lesers in Anspruch zu
- nehmen. Ein Titel solchen Anspruchs aber zunächst darf wohl auf den
- Umstand gegründet werden, daß sich für den Inhalt vornehmlich nur
- äußerliches Material in der früheren Metaphysik und Logik vorgefunden
- hat. So allgemein und häufig dieselben, die letztere noch bis auf
- unsere Zeiten fort, getrieben worden, so wenig hat solche Bearbeitung
- die spekulative Seite betroffen; vielmehr ist im Ganzen dasselbe
- Material wiederholt, abwechselnd bald bis zu trivialer
- Oberflächlichkeit verdünnt, bald der alte Ballast umfangsreicher von
- Neuem hervorgeholt und mitgeschleppt worden, so daß durch solche,
- häufig ganz nur mechanische Bemühungen dem philosophischen Gehalt
- kein Gewinn zuwachsen konnte. Das Reich des Gedankens philosophisch,
- d.i. in seiner eigenen immanenten Thätigkeit, oder was dasselbe ist,
- in seiner nothwendigen Entwickelung darzustellen, mußte deswegen ein
- neues Unternehmen seyn, und dabei von vorne angefangen werden; jenes
- erworbene Material, die bekannten Denkformen, aber ist als eine
- höchst wichtige Vorlage, ja eine nothwendige Bedingung, dankbar
- anzuerkennende Voraussetzung anzusehen, wenn dieselbe auch nur hier
- und da einen dürren Faden, oder die leblosen Knochen eines Skeletts,
- sogar in Unordnung untereinander geworfen, dargiebt.
- Die Denkformen sind zunächst in der Sprache des Menschen
- herausgesetzt und niedergelegt, es kann in unseren Tagen nicht oft
- genug daran erinnert werden, daß das, wodurch sich der Mensch vom
- Thiere unterscheidet, das Denken ist. In Alles, was ihm zu einem
- Innerlichen, zur Vorstellung überhaupt, wird, was er zu dem Seinigen
- macht, hat sich die Sprache eingedrängt, und was er zur Sprache macht
- und in ihr äußert, enthält eingehüllter, vermischter, oder
- herausgearbeitet, eine Kategorie; so sehr natürlich ist ihm das
- Logische, oder vielmehr dasselbige ist seine eigenthümliche Natur
- selbst. Stellt man aber die Natur überhaupt, als das Physikalische,
- dem Geistigen gegenüber, so müßte man sagen, daß das Logische
- vielmehr das Übernatürliche ist, welches sich in alles Naturverhalten
- des Menschen, in sein Empfinden, Anschauen, Begehren, Bedürfniß,
- Trieb eindrängt und es dadurch überhaupt zu einem Menschlichen, wenn
- auch nur formell, zu Vorstelllungen und Zwecken, macht. Es ist der
- Vortheil einer Sprache, wenn sie einen Reichthum an logischen
- Ausdrücken, nämlich eigenthümlichen und abgesonderten, für die
- Denkbestimmungen selbst besitzt; von den Präpositionen, Artikeln,
- gehören schon viele solchen Verhältnissen an, die auf dem Denken
- beruhen; die chinesische Sprache soll es in ihrer Ausbildung gar
- nicht oder nur dürftig bis dahin gebracht haben; aber diese Partikeln
- treten ganz dienend, nur etwas weniges abgelöster, als die Augmente,
- Flexionszeichen und dergl. auf. Viel wichtiger ist es, daß in einer
- Sprache die Denkbestimmungen zu Substantiven und Verben
- herausgestellt und so zur gegenständlichen Form gestempelt sind; die
- deutsche Sprache hat darin viele Vorzüge vor den anderen modernen
- Sprachen; sogar sind manche ihrer Wörter von der weiteren Eigenheit,
- verschiedene Bedeutungen nicht nur, sondern entgegengesetzte zu haben,
- so daß darin selbst ein spekulativer Geist der Sprache nicht zu
- verkennen ist; es kann dem Denken eine Freude gewähren, auf solche
- Wörter zu stoßen, und die Vereinigung Entgegengesetzter, welches
- Resultat der Spekulation für den Verstand aber widersinnig ist, auf
- naive Weise schon lexikalisch als Ein Wort von den entgegengesetzten
- Bedeutungen vorzufinden. Die Philosophie bedarf daher überhaupt
- keiner besonderen Terminologie; es sind wohl aus fremden Sprachen
- einige Wörter aufzunehmen, welche jedoch durch den Gebrauch bereits
- das Bürgerrecht in ihr erhalten haben, ein affektirter Purismus würde
- da, wo es am entschiedensten auf die Sache ankommt, am wenigsten am
- Platze seyn.--Das Fortschreiten der Bildung überhaupt und
- insbesondere der Wissenschaften, selbst der empirischen und
- sinnlichen; indem sie im Allgemeinen sich in den gewöhnlichsten
- Kategorien (z.B. eines Ganzen und der Theile, eines Dinges und seiner
- Eigenschaften und dergleichen) bewegen, fördert nach und nach auch
- höhere Denkverhältnisse zu Tage, oder hebt sie wenigstens zu größerer
- Allgemeinheit und damit zu näherer Aufmerksamkeit hervor. Wenn z.B.
- in der Physik die Denkbestimmung der Kraft vorherrschend geworden ist,
- so spielt in neuerer Zeit die Kategorie der Polarität, die übrigens
- zu sehr... tort e... travers in Alles selbst in das Licht eingedrängt
- wird, die bedeutendste Rolle,--die Bestimmung von einem Unterschiede,
- in welchem die Unterschiedenen untrennbar verbunden sind;--daß auf
- solche Weise von der Form der Abstraktion, der Identität, durch
- welche eine Bestimmtheit z.B. als Kraft eine Selbstständigkeit erhält,
- fortgegangen, und die Form des Bestimmens, des Unterschiedes,
- welcher zugleich als ein Untrennbares in der Identität bleibt,
- herausgehoben und eine geläufige Vorstellung geworden, ist von
- unendlicher Wichtigkeit. Die Naturbetrachtung bringt durch die
- Realität, in welcher ihre Gegenstände sich festhalten, dieses
- Zwingende mit sich, die Kategorien, die in ihr nicht länger ignorirt
- werden können, wenn auch mit der größten Inkonsequenz gegen andere,
- die auch geltend gelassen werden, zu fixiren, und es nicht zu
- gestatten, daß, wie im Geistigen leichter geschieht, zu Abstraktionen
- von dem Gegensatze und zur Allgemeinheit übergegangen wird.
- Aber indem so die logischen Gegenstände, wie deren Ausdrücke, etwa in
- der Bildung Allbekanntes sind, so ist, wie ich anderwärts gesagt, was
- bekannt ist, darum nicht erkannt, und es kann selbst die Ungeduld
- erregen, sich noch mit Bekanntem beschäftigen zu sollen, und was ist
- bekannter, als eben die Denkbestimmungen, von denen wir allenthalben
- Gebrauch machen, die uns in jedem Satze, den wir sprechen, zum Munde
- herausgehen. Über den Gang des Erkennens von diesem Bekannten aus,
- über das Verhältniß des wissenschaftlichen Denkens zu diesem
- natürlichen Denken, die allgemeinen Momente anzugeben soll dieses
- Vorwort bestimmt seyn, so viel, zusammengenommen mit dem, was die
- frühere Einleitung enthält, wird hinreichend seyn, um eine allgemeine
- Vorstellung, wie man eine solche von einer Wissenschaft zum voraus,
- vor derselben, welche die Sache selbst ist, zu erhalten fordert, von
- dem Sinne des logischen Erkennens zu geben.
- Zunächst ist es als ein unendlicher Fortschritt anzusehen, daß die
- Formen des Denkens von dem Stoffe, in welchen sie im selbstbewußten
- Anschauen, Vorstellen, wie in unserem Begehren und Wollen, oder
- vielmehr auch in dem vorstellenden Begehren und Wollen (--und es ist
- kein menschliches Begehren oder Wollen ohne Vorstellen--) versenkt
- sind, befreit, diese Allgemeinheiten für sich herausgehoben, und wie
- Plato, dann aber Aristoteles vornehmlich gethan, zum Gegenstande der
- Betrachtung für sich gemacht worden; dieß giebt den Anfang des
- Erkennens derselben. "Erst nachdem beinahe alles Nothwendige", sagt
- Aristoteles, "und was zur Bequemlichkeit und zum Verkehr des Lebens
- gehört, vorhanden war, hat man angefangen, sich um philosophische
- Erkenntniß zu bemühen." "In Ägypten," hatte er vorher bemerkt, "sind
- die mathematischen Wissenschaften früh ausgebildet worden, weil
- daselbst der Priesterstand früh in die Lage versetzt worden, Muße zu
- haben."--In der That setzt das Bedürfniß sich mit den reinen Gedanken
- zu beschäftigen einen weiten Gang voraus, den der Menschengeist
- durchgemacht haben muß, es ist, kann man sagen, es ist das Bedürfniß
- des schon befriedigten Bedürfnisses der Nothwendigkeit der
- Bedürfnißlosigkeit, zu dem er gekommen seyn muß, der Abstraktion von
- dem Stoffe des Anschauens, Einbildens u.s.f. der konkreten Interessen
- des Begehrens, der Triebe, des Willens, in welchem Stoffe die
- Denkbestimmungen eingehüllt stecken. In den stillen Räumen des zu
- sich selbst gekommenen und nur in sich seyenden Denkens schweigen die
- Interessen, welche das Leben der Völker und der Individuen bewegen.
- "Nach so vielen Seiten," sagt Aristoteles in demselben Zusammenhange,
- "ist die Natur des Menschen abhängig, aber diese Wissenschaft, die
- nicht zu einem Gebrauche gesucht wird, ist allein die an und für sich
- freie und sie scheint darum nicht ein menschlicher Besitz zu seyn.
- "--Die Philosophie überhaupt hat es noch mit konkreten Gegenständen,
- Gott, Natur, Geist, in ihren Gedanken zu thun, aber die Logik
- beschäftigt sich ganz nur mit diesen für sich in ihrer vollständigen
- Abstraktion. Diese Logik pflegt darum dem Studium der Jugend
- zunächst anheim zu fallen, als welche noch nicht in die Interessen
- des konkreten Lebens eingetreten ist, in der Muße in Rücksicht
- derselben lebt, und nur erst für ihren subjektiven Zweck mit der
- Erwerbung der Mittel und der Möglichkeiten, in den Objekten jener
- Interessen thätig zu werden, sich und mit diesen selbst noch
- theoretisch sich zu beschäftigen hat. Unter diese Mittel wird im
- Widerspiele von der angeführten Vorstellung des Aristoteles, die
- logische Wissenschaft gerechnet, die Bemühung mit derselben ist eine
- vorläufige Arbeit, ihr Ort die Schule, auf welche erst der Ernst des
- Lebens und die Thätigkeit für die wahrhaften Zwecke folgen soll. Im
- Leben geht es zum Gebrauch der Kategorien, sie werden von der Ehre,
- für sich betrachtet zu werden, dazu herabgesetzt, in dem geistigen
- Betrieb lebendigen Inhalts in dem Erschaffen und Auswechseln der
- darauf bezüglichen Vorstellungen, zu dienen,--Theils als
- Abbreviaturen durch ihre Allgemeinheit;--denn welche unendliche Menge
- von Einzelnheiten des äußerlichen Daseyns und der Thätigkeit faßt die
- Vorstellung. Schlacht, Krieg, Volk, oder Meer, Thier u.s.f. in sich
- zusammen;--wie ist in der Vorstellung: Gott oder Liebe u.s.f. in die
- Einfachheit solchen Vorstellens eine unendliche Menge von
- Vorstellungen, Thätigkeit, Zuständen u.s.f. epitomirt!--Theils zur
- näheren Bestimmung und Findung der gegenständlichen Verhältnisse,
- wobei aber Gehalt und Zweck, die Richtigkeit und Wahrheit des sich
- einmischenden Denkens ganz von dem Vorhandenen selbst abhängig
- gemacht ist und den Denkbestimmungen für sich keine Inhaltbestimmende
- Wirksamkeit zugeschrieben wird. Solcher Gebrauch der Kategorien, der
- vorhin die natürliche Logik genannt worden ist, ist bewußtlos, und
- wenn ihnen in wissenschaftlicher Reflexion das Verhältniß, als Mittel
- zu dienen, im Geiste angewiesen wird, so wird das Denken überhaupt zu
- etwas den anderen geistigen Bestimmungen Untergeordnetem gemacht.
- Von unseren Empfindungen, Trieben, Interessen sagen wir nicht wohl,
- daß sie uns dienen, sondern sie gelten als selbstständige Kräfte und
- Mächte, so daß wir dieß selbst sind, so zu empfinden, dieß zu
- begehren und zu wollen, in dieß unser Interesse zu legen. Aber
- wieder kann es vielmehr unser Bewußtseyn werden, daß wir im Dienste
- unserer Gefühle, Triebe, Leidenschaften, Interessen, ohnehin von
- Gewohnheiten stehen, als daß wir sie im Besitz haben, noch weniger,
- daß sie bei unser innigen Einheit mit ihnen uns als Mittel dienen.
- Dergleichen Bestimmungen des Gemüths und Geistes zeigen sich uns bald
- als Besondere im Gegensatze gegen die Allgemeinheit, als die wir uns
- bewußt werden, in der wir unsere Freiheit haben, und halten dafür, in
- diesen Besonderheiten vielmehr befangen zu seyn, von ihnen beherrscht
- zu werden. Sonach können wir dann viel weniger dafür halten, daß die
- Denkformen, die sich durch alle unserer Vorstellungen, diese seyen
- bloß theoretisch, oder enthalten einen Stoff, der der Empfindung, dem
- Triebe, dem Willen angehört, hindurch ziehen, uns dienen, daß wir sie,
- und sie nicht vielmehr uns im Besitz haben; was ist uns übrig gegen
- sie, wie sollen wir, ich mich als das Allgemeinere über sie
- hinausstellen, sie die selbst das Allgemeine als solches sind. Wenn
- wir uns in eine Empfindung, Zweck, Interesse legen, und uns darin
- beschränkt, unfrei fühlen, so ist der Ort, in den wir daraus heraus
- und in die Freiheit zurück zu ziehen vermögen, dieser Ort der
- Gewißheit seiner selbst, der reinen Abstraktion, des Denkens. Oder
- ebenso, wenn wir von den Dingen sprechen wollen, so nennen wir die
- Natur oder das Wesen derselben ihren Begriff, und dieser ist nur für
- das Denken; von den Begriffen der Dinge aber werden wir noch viel
- weniger sagen, daß wir sie beherrschen oder daß die Denkbestimmungen,
- von denen sie der Komplex sind, uns dienen, im Gegentheil muß sich
- unser Denken nach ihnen beschränken und unsere Willkür oder Freiheit
- soll sie nicht nach sich zurichten wollen. Insofern also das
- subjektive Denken unser eigenstes, innerlichstes Thun ist, und der
- objektive Begriff der Dinge die Sache selbst ausmacht, so können wir
- aus jenem Thun nicht heraus seyn, nicht über demselben stehen, und
- ebenso wenig können wir über die Natur der Dinge hinaus. Von der
- letzteren Bestimmung jedoch können wir absehen; sie fällt mit der
- ersteren insofern zusammen, da sie eine Beziehung unserer Gedanken
- auf die Sache, aber nur etwas Leeres ergäbe, weil die Sache damit als
- Regel für unsere Begriffe aufgestellt werden würde, aber eben die
- Sache für uns nichts Anderes als unsere Begriffe von ihr seyn kann.
- Wenn die kritische Philosophie das Verhältniß dieser drei Terminorum
- so versteht, daß wir die Gedanken zwischen uns und zwischen die
- Sachen als Mitte stellen in dem Sinne, daß diese Mitte uns von den
- Sachen vielmehr abschließt, statt uns mit denselben
- zusammenzuschließen, so ist dieser Ansicht die einfache Bemerkung
- entgegenzusetzen, daß eben diese Sachen, die jenseits unserer und
- jenseits der sich auf sie beziehenden Gedanken auf dem anderen
- Extreme stehen sollen, selbst Gedankendinge, und als ganz unbestimmte,
- nur Ein Gedankending, (--das sogenannte Ding-an-sich) der leeren
- Abstraktion selbst sind.
- Doch dieß mag für den Gesichtspunkt genügen, aus welchem das
- Verhältniß verschwindet, nach welchem die Denkbestimmungen nur als
- zum Gebrauch und als Mittel genommen werden; wichtiger ist das weiter
- damit Zusammenhängende, nach welchem sie als äußere Formen gefaßt zu
- werden pflegen.--Die uns alle Vorstellungen, Zwecke, Interessen und
- Handlungen durchwirkende Thätigkeit des Denkens ist, wie gesagt,
- bewußtlos geschäftig (die natürliche Logik); was unser Bewußtseyn vor
- sich hat, ist der Inhalt, die Gegenstände der Vorstellungen, das,
- womit das Interesse erfüllt ist; die Denkbestimmungen gelten nach
- diesem Verhältniß als Formen, die nur an dem Gehalt, nicht der Gehalt
- selbst seyen. Wenn es aber an dem ist, was vorhin angegeben worden,
- und was sonst im Allgemeinen zugestanden wird, daß die Natur, das
- eigenthümliche Wesen, das wahrhaft Bleibende und Substantielle bei
- der Mannigfaltigkeit und Zufälligkeit des Erscheinens und der
- Zufälligkeit des Erscheinens und der vorübergehenden Äußerung, der
- Begriff der Sache, das in ihr selbst Allgemeine ist, wie jedes
- menschliche Individuum zwar ein unendlich eigenthümliches, das Prius
- aller seiner Eigenthümlichkeit darin Mensch zu seyn in sich hat, wie
- jedes einzelne Thier, das Prius, Thier zu seyn: so wäre nicht zu
- sagen, was, wenn diese Grundlage aus dem mit noch so vielfachen
- sonstigen Prädikaten Ausgerüsteten weggenommen würde, ob sie gleich
- wie die anderen ein Prädikat genannt werden kann, was so ein
- Individuum noch seyn sollte. Die unerläßliche Grundlage, der Begriff,
- das Allgemeine, das der Gedanke, insofern man nur von der
- Vorstellung bei dem Worte: Gedanke, abstrahiren kann, selbst ist,
- kann nicht nur als eine gleichgültige Form, die an einem Inhalte sey,
- angesehen werden. Aber diese Gedanken aller natürlichen und
- geistigen Dinge, selbst der substantielle Inhalt, sind noch ein
- socher, der vielfache Bestimmtheiten enthält und noch den Unterschied
- einer Seele und eines Leibes, des Begriffs und einer relativen
- Realität an ihm hat; die tiefere Grundlage ist die Seele für sich,
- der reine Begriff, der das Innerste der Gegenstände, ihr einfacher
- Lebenspuls, wie selbst des subjektiven Denkens derselben ist. Diese
- logische Natur, die den Geist beseelt, in ihm treibt und wirkt, zum
- Bewußtseyn zu bringen, dieß ist die Aufgabe. Das instinktartige Thun
- unterscheidet sich von dem intelligenten und freien Thun dadurch
- überhaupt, daß dieses mit Bewußtseyn geschieht, indem der Inhalt des
- Treibenden heraus aus der unmittelbaren Einheit mit dem Subjekte zur
- Gegenständlichkeit vor dieses gebracht ist, beginnt die Freiheit des
- Geistes, der in dem instinktweisen Wirken des Denkens befangen in den
- Banden seiner Kategorien in einen unendlich mannigfachen Stoff
- zersplittert ist. In diesem Netze schürzen sich hin und wieder
- festere Knoten, welche die Anhalts- und Richtungspunkte seines Lebens
- und Bewußtseyns sind, sie verdanken ihre Festigkeit und Macht eben
- dem, daß sie vor das Bewußtseyn gebracht an und für sich seyenden
- Begriffe seiner Wesenheit sind. Der wichtigste Punkt für die Natur
- des Geistes ist das Verhältniß nicht nur dessen, was er an sich ist,
- zu dem was er wirklich ist, sondern dessen, als was er sich weiß;
- dieses Sichwissen ist darum, weil er wesentlich Bewußtseyn,
- Grundbestimmung seiner Wirklichkeit. Diese Kategorien, die nur
- instinktmäßig als Triebe wirksam sind, und zunächst vereinzelt, damit
- veränderlich und sich verwirrend in das Bewußtseyn des Geistes
- gebracht, und ihm so eine vereinzelte und unsichere Wirklichkeit
- gewähren, zu reinigen und ihn damit in ihnen zur Freiheit und
- Wahrheit zu erheben, dieß ist also das höhere logische Geschäft.
- Was wir als Anfang der Wissenschaft, dessen hoher Werth für sich und
- zugleich als Bedingung der wahrhaften Erkenntniß vorhin anerkannt
- worden ist, angaben, die Begriffe und die Momente des Begriffs
- überhaupt, die Denkbestimmungen zunächst als Formen, die von dem
- Stoffe verschieden und nur an ihm seyen, zu behandeln, dieß giebt
- sich sogleich an sich selbst als ein zur Wahrheit, die als Gegenstand
- und Zweck der Logik angegeben wird, unangemessenes Verhalten kund.
- Denn so als bloße Formen, als verschieden von dem Inhalte, werden sie
- in einer Bestimmung stehend angenommen, die sie zu endlichen stempelt
- und die Wahrheit, die in sich unendlich ist, zu fassen unfähig macht.
- Mag das Wahre sonst, in welcher Rücksicht es sey, wieder mit
- Beschränkung und Endlichkeit vergesellschaftet seyn, dieß ist die
- Seite seiner Negation, seiner Unwahrheit und Unwirklichkeit, eben
- seines Endes, nicht der Affirmation, welche es als Wahres ist. Gegen
- die Kahlheit der bloß formellen Kategorien hat der Instinkt der
- gesunden Vernunft sich endlich so erstarkt gefühlt, daß er ihre
- Kenntniß mit Verachtung dem Gebiete einer Schullogik und
- Schulmetaphysik überläßt, zugleich mit der Mißachtung des Werthes,
- den schon das Bewußtseyn dieser Fäden für sich hat, und mit der
- Bewußtlosigkeit, in dem instinktartigen Thun natürlicher Logik, noch
- mehr in dem reflektirten Verwerfen der Kenntniß und Erkenntniß der
- Denkbestimmungen selbst, im Dienste des ungereinigten und damit
- unfreien Denkens gefangen zu seyn. Die einfache Grundbestimmung oder
- gemeinschaftliche Formbestimmung der Sammlung solcher Formen ist die
- Identität, die als Gesetz, als A=A, als Satz des Widerspruchs in der
- Logik dieser Sammlung behauptet wird. Die gesunde Vernunft hat ihre
- Ehrerbietung vor der Schule, die im Besitze solcher Gesetze der
- Wahrheit und in der sie noch immer so fortgeführt werden, so sehr
- verloren, daß sie dieselbe darob verlacht, und einen Menschen, der
- nach solchen Gesetzen wahrhaft zu sprechen weiß: die Pflanze ist
- eine--Pflanze, die Wissenschaft ist--die Wissenschaft, und sofort
- ins Unendliche, für unerträglich hält. Über die Formeln auch,
- welche die Regeln des Schließens, das in der That ein Hauptgebrauch
- des Verstandes ist, hat sich--so ungerecht es ist zu verkennen, daß
- sie ihr Feld in der Erkenntniß haben, worin sie gelten müssen und
- zugleich, daß sie wesentliches Material für das Denken der Vernunft
- sind,--das ebenso gerechte Bewußtsein festgesetzt, daß sie
- gleichgültige Mittel wenigstens ebenso sehr des Irrthums und der
- Sophisterei sind, und wie man auch sonst die Wahrheit bestimmen mag,
- für die höhere, z.B. die religiöse Wahrheit unbrauchbar sind; daß sie
- überhaupt nur eine Richtigkeit der Erkenntnisse, nicht die Wahrheit
- betreffen.
- Die Unvollständigkeit dieser Weise, das Denken zu betrachten, welche
- die Wahrheit auf der Seite läßt, ist allein dadurch zu ergänzen, daß
- nicht bloß das, was zu äußeren Form gerechnet zu werden pflegt,
- sondern der Inhalt mit in die denkende Betrachtung gezogen wird. Es
- zeigt sich von selbst bald, daß was in der nächsten gewöhnlichsten
- Reflexion als Inhalt von der Form geschieden wird, in der That nicht
- formlos, nicht bestimmungslos in sich, seyn soll; so wäre er nur das
- Leere, etwa die Abstraktion des Dings-an-sich,--daß er vielmehr Form
- in ihm selbst, ja durch sie allein Beseelung und Gehalt hat und daß
- sie selbst es ist, die nur in den Schein eines Inhalts, so wie damit
- auch in den Schein eines an diesem Scheine Äußerlichen, umschlägt.
- Mit dieser Einführung des Inhalts in die logische Betrachtung, sind
- es nicht die Dinge, sondern die Sache, der Begriff der Dinge, welcher
- Gegenstand wird.
- Hierbei kann man aber auch daran erinnert werden, daß es eine Menge
- Begriffe, eine Menge Sachen giebt. Wodurch aber diese Menge
- beschränkt wird, ist Theils vorhin gesagt worden, daß der Begriff als
- Gedanke überhaupt, als Allgemeines, die unermeßliche Abbreviatur
- gegen die Einzelnheit der Dinge, wie sie ihre Menge dem unbestimmten
- Anschauen und Vorstellen vorschweben, ist; Theils aber ist ein
- Begriff sogleich erstens der Begriff an ihm selbst, und dieser ist
- nur Einer, und ist die substantielle Grundlage; vor's Andere aber ist
- er wohl ein bestimmter Begriff, welche Bestimmtheit an ihm das ist,
- was als Inhalt erscheint, die Bestimmtheit des Begriffs aber ist eine
- Formbestimmung dieser substantiellen Einheit, ein Moment der Form als
- Totalität, des Begriffes selbst, der die Grundlage der bestimmten
- Begriffe ist. Dieser wird nicht sinnlich angeschaut oder vorgestellt;
- er ist nur Gegenstand, Produkt und Inhalt des Denkens, und die an
- und für sich seyende Sache, der Logos, die Vernunft dessen, was ist,
- die Wahrheit dessen, was den Namen der Dinge führt; am wenigsten ist
- es der Logos, was außerhalb der logischen Wissenschaft gelassen
- werden soll. Es muß darum nicht ein Belieben seyn, ihn in die
- Wissenschaft herein zu ziehen oder ihn draußen zu lassen. Wenn die
- Denkbestimmungen, welche nur äußerliche Formen sind, wahrhaft an
- ihnen selbst betrachtet werden, kann nur ihre Endlichkeit und die
- Unwahrheit ihres Für-sich-seyn-sollens und als ihre Wahrheit, der
- Begriff, hervorgehen. Daher wird die logische Wissenschaft, indem
- sie die Denkbestimmungen, die überhaupt unsern Geist instinktartig
- und bewußtlos durchziehen, und selbst indem sie in die Sprache
- hereintreten, ungegenständlich, unbeachtet bleiben, abhandelt, auch
- die Rekonstruktion derjenigen seyn, welche durch die Reflexion
- herausgehoben und von ihr als subjektive, an dem Stoff und Gehalt
- äußere Formen fixiert sind.
- Die Darstellung keines Gegenstandes wäre an und für sich fähig, gar
- streng ganz immanent plastisch zu seyn, als die der Entwickelung des
- Denkens in seiner Nothwendigkeit; keiner führte so sehr diese
- Forderung mit sich; seine Wissenschaft müßte darin auch die
- Mathematik übertreffen, denn kein Gegenstand hat in ihm selbst diese
- Freiheit und Unabhängigkeit. Solcher Vortrag erforderte, wie dieß in
- seiner Art in dem Gange der mathematischen Konsequenz vorhanden ist,
- daß bei keiner Stufe der Entwickelung eine Denkbestimmung und
- Reflexion vorkäme, die nicht in dieser Stufe unmittelbar hervorgeht,
- und aus den vorhergehenden in sie herübergekommen ist. Allein auf
- solche abstrakte Vollkommenheit der Darstellung muß freilich im
- Allgemeinen Verzicht gethan werden; schon indem die Wissenschaft mit
- dem rein Einfachen, hiermit dem Allgemeinsten und Leersten, anfangen
- muß, ließe der Vortrag nur eben diese selbst ganz einfachen Ausdrücke
- des Einfachen ohne allen weiteren Zusatz irgend eines Wortes zu;--was
- der Sache nach Statt finden dürfte, wären negirende Reflexionen, die
- das abzuhalten und zu entfernen sich bemühten, was sonst die
- Vorstellung oder ein ungeregeltes Denken einmischen könnte. Solche
- Einfälle in den einfachen immanenten Gang der Entwickelung sind
- jedoch für sich zufällig, und die Bemühung, sie abzuwehren, wird
- somit selbst mit dieser Zufälligkeit behaftet; ohnehin ist es
- vergeblich allen solchen Einfällen, eben weil sie außer der Sache
- liegen, begegnen zu wollen, und wenigstens wäre Unvollständigkeit das,
- was hierbei für die systematische Befriedigung verlangt würde. Aber
- die eigenthümliche Unruhe und Zerstreuung unseres modernen
- Bewußtseyns läßt es nicht anders zu, als gleichfalls mehr oder
- weniger auf nahe liegende Reflexionen und Einfälle Rücksicht zu
- nehmen, ein plastischer Vortrag erfordert dann auch einen plastischen
- Sinn des Aufnehmens und Verstehens; aber solche plastische Jünglinge
- und Männer so ruhig mit der Selbstverläugnung eigener Reflexionen und
- Einfälle, womit das Selbstdenken sich zu erweisen ungeduldig ist, nur
- der Sache folgende Zuhörer, wie sie Plato dichtet, würden in einem
- modernen Dialoge nicht aufgestellt werden können; noch weniger dürfte
- auf solche Leser gezählt werden. Im Gegentheil haben sich mir zu
- häufig und zu heftig solche Gegner gezeigt, welche nicht die einfache
- Reflexion machen mochten, daß ihre Einfälle und Einwürfe Kategorien
- enthalten, welche Voraussetzungen sind und selbst erst der Kritik
- bedürfen, ehe sie gebraucht werden. Die Bewußtlosigkeit hierüber
- geht unglaublich weit; sie macht das Grund-Mißverständniß, das üble d.
- h. ungebildete Benehmen, bei einer Kategorie, die betrachtet wird,
- etwas Anderes zu denken und nicht diese Kategorie selbst. Diese
- Bewußtlosigkeit ist um so weniger zu rechtfertigen, als solches
- Anderes andere Denkbestimmungen und Begriffe sind, in einem Systeme
- der Logik aber eben diese anderen Kategorien gleichfalls ihre Stelle
- müssen gefunden haben, und daselbst für sich der Betrachtung werden
- unterworfen seyn. Am auffallendsten ist dieß in der überwiegenden
- Menge von Einwürfen und Angriffen, die auf die ersten Begriffe oder
- Sätze der Logik, das Seyn und Nichts und das Werden, als welches,
- selbst eine einfache Bestimmung, wohl unbestritten,--die einfachste
- Analyse zeigt dieß,--jene beiden Bestimmungen als Momente enthält.
- Die Gründlichkeit scheint zu erfordern, den Anfang, als den Grund,
- worauf Alles gebaut sey, vor Allem aus zu untersuchen, ja nicht
- weiter zu gehen, als bis er sich fest erwiesen hat, im Gegentheil
- vielmehr, wenn dieß nicht der Fall ist, alles noch Folgende zu
- verwerfen. Diese Gründlichkeit hat zugleich den Vortheil, die größte
- Erleichterung für das Denkgeschäft zu gewähren, sie hat die ganze
- Entwickelung in diesen Keim eingeschlossen vor sich, und hält sich
- für mit Allem fertig, wenn sie mit diesem fertig ist, der das
- Leichteste zum Abthun ist, denn er ist das Einfachste, das Einfache
- selbst; es ist die geringe Arbeit, die erforderlich ist, wodurch sich
- diese so selbst zufriedene Gründlichkeit wesentlich empfiehlt. Diese
- Beschränkung auf das Einfache läßt der Willkür des Denkens, das für
- sich nicht einfach bleiben will, sondern seine Reflexionen darüber
- anbringt, freien Spielraum. Mit dem guten Rechte, sich zuerst nur
- mit dem Princip zu beschäftigen, und damit sich auf das Weitere nicht
- einzulassen, thut diese Gründlichkeit in ihrem Geschäfte selbst das
- Gegentheil hiervon, vielmehr das Weitere, d.i. andere Kategorien als
- nur das Princip ist, andere Voraussetzungen und Vorurtheile
- herbeizubringen. Solche Voraussetzungen, daß die Unendlichkeit
- verschieden von der Endlichkeit, der Inhalt etwas Anderes als die
- Form, das Innere ein Anderes als das Äußere, die Vermittelung ebenso
- nicht die Unmittelbarkeit sey, als ob einer dergleichen nicht wüßte,
- werden zugleich belehrungsweise vorgebracht und nicht sowohl bewiesen,
- als erzählt und versichert. In solchem Belehren als Benehmen
- liegt--man kann es nicht anders nennen,--eine Albernheit; der Sache
- nach aber Theils das Unberechtigte, dergleichen nur vorauszusetzen
- und geradezu anzunehmen, Theils aber noch mehr die Unwissenheit, daß
- es das Bedürfniß und Geschäft des logischen Denkens ist, eben dieß zu
- untersuchen, ob denn so ein Endliches ohne Unendlichkeit etwas Wahres
- ist, ebenso solche abstrakte Unendlichkeit, ferner ein formloser
- Inhalt und eine inhaltlose Form, so ein Inneres für sich, das keine
- Äußerung hat, eine Äußerlichkeit ohne Innerlichkeit u.s.f.--etwas
- Wahres, ebenso etwas Wirkliches ist.--Aber diese Bildung und Zucht
- des Denkens, durch welche ein plastisches Verhalten desselben bewirkt
- und die Ungeduld der einfallenden Reflexion überwunden würde, wird
- allein durch das Weitergehen, das Studium und die Produktion der
- ganzen Entwickelung verschafft.
- Bei der Erwähnung platonischer Darstellung kann, wer ein
- selbstständiges Gebäude philosophischer Wissenschaft in modernen
- Zeiten neu aufzuführen arbeitet, an die Erzählung erinnert werden,
- daß Plato seine Bücher über den Staat sieben Mal umgearbeitet habe.
- Die Erinnerung hieran, eine Vergleichung, insofern sie eine solche in
- sich zu schließen schiene, dürfte nur um so mehr bis zu dem Wunsch
- treiben, daß für ein Werk, das, als der modernen Welt angehörig, ein
- tieferes Princip, einen schwereren Gegenstand und ein Material von
- reicherm Umfang zur Bearbeitung vor sich hat, die freie Muße, es
- sieben und siebenzig Mal durchzuarbeiten, gewährt gewesen wäre. So
- aber mußte der Verfasser, indem er es im Angesicht der Größe der
- Aufgabe betrachtet, sich mit dem begnügen, was es hat werden mögen,
- unter den Umständen einer äußerlichen Nothwendigkeit, der
- unabwendbaren Zerstreuung durch die Größe und Vielseitigkeit der
- Zeitinteressen, sogar unter dem Zweifel, ob der laute Lärm des Tages
- und die betäubende Geschwätzigkeit der Einbildung, die auf denselben
- sich zu beschränken eitel ist, noch Raum für die Theilnahme an der
- leidenschaftslosen Stille der nur denkenden Erkenntniß offen lasse.
- Berlin, den 7. November 1831.
- Die subjektive Logik, oder: Die Lehre vom Begriff.
- Dieser Theil der Logik, der die _Lehre vom Begriffe_ enthÄlt, und den
- dritten Theil des Ganzen ausmacht, wird auch unter dem besondern
- Titel: _System der subjektiven Logik_, zur Bequemlichkeit derjenigen
- Freunde dieser Wissenschaft ausgegeben, die fÜr die hier
- abgehandelten, in dem Umfange der gewÖhnlich so genannten Logik
- befaßten Materien ein größeres Interesse zu haben gewöhnt sind, als
- für die weitern logischen Gegenstände, die in den beiden ersten
- Theilen abgehandelt worden.--Für diese frühern Theile konnte ich auf
- die Nachsicht billiger Beurtheiler wegen der wenigen Vorarbeiten
- Anspruch machen, die mir einen Anhalt, Materialien und einen Faden
- des Fortgangs hätten gewähren können. Bei dem gegenwärtigen darf ich
- diese Nachsicht vielmehr aus dem entgegengesetzten Grunde ansprechen;
- indem sich für die Logik des _Begriffs_ ein völlig fertiges und
- festgewordenes, man kann sagen, verknöchertes Material vorfindet, und
- die Aufgabe darin besteht, dasselbe in Flüssigkeit zu bringen, und
- den lebendigen Begriff in solchem todten Stoffe wieder zu entzünden;
- wenn es seine Schwierigkeiten hat, in einem öden Lande eine neue
- Stadt zu erbauen, so findet sich zwar Material genug, aber desto mehr
- Hindernisse anderer Art, wenn es darum zu thun ist, einer alten,
- festgebauten, in fortwährendem Besitz und Bewohnung erhaltenen Stadt
- eine neue Anlage zu geben; man muß sich unter anderem auch
- entschließen, von vielem sonst Werthgeachtetem des Vorraths gar
- keinen Gebrauch zu machen.-Vornehmlich aber darf die Größe des
- Gegenstandes selbst zur Entschuldigung der unvollkommenen Ausführung
- angeführt werden. Denn welcher Gegenstand ist erhabener für die
- Erkenntniß, als die _Wahrheit_ selbst?--Der Zweifel aber, ob nicht
- dieser Gegenstand es eben sey, der einer Entschuldigung bedürfe,
- liegt nicht aus dem Wege, wenn man sich des Sinns erinnert, in
- welchem _Pilatus_ die Frage: _was ist Wahrheit?_ sagte;--nach dem
- Dichter:--mit der Miene des Hofmanns, die kurzsichtig, doch lächelnd
- des Ernstes Sache verdammet.
- Jene Frage schließt dann den Sinn, der als ein Moment der Höflichkeit
- angesehen werden kann, und die Erinnerung daran in sich, daß das Ziel,
- die Wahrheit zu erkennen, etwas bekanntlich Aufgegebenes, längst
- Abgethanes, und die Unerreichbarkeit der Wahrheit auch unter
- Philosophen und Logikern von Profession etwas Anerkanntes sey?--Wenn
- aber die Frage der _Religion_ nach dem Werthe der Dinge, der
- Einsichten und Handlungen, die dem Inhalte nach einen gleichen Sinn
- hat, in unsern Zeiten ihr Recht sich wieder mehr vindicirt, so muß
- wohl die Philosophie hoffen, daß es auch nicht mehr so auffallend
- gefunden werde, wenn sie wieder, zunächst in ihrem unmittelbaren
- Felde, ihr wahrhaftes Ziel geltend macht, und nachdem sie in die Art
- und Weise und in die Anspruchslosigkeit anderer Wissenschaften auf
- Wahrheit herabgefallen, sich wieder zu demselben zu erheben strebt.
- Wegen dieses Versuchs kann es eigentlich nicht erlaubt seyn, eine
- Entschuldigung zu machen; aber wegen der Ausführung desselben darf
- ich für eine solche noch erwähnen, daß meine Amtsverhältnisse und
- andere persönliche Umstände mir nur eine zerstreute Arbeit in einer
- Wissenschaft gestatten, welche einer unzerstreuten und ungetheilten
- Anstrengung bedarf und würdig ist.
- Nürnberg, den 21. Jul. 1816.
- Vom Begriff im Allgemeinen.
- _Was die Natur des Begriffes_ sey, kann so wenig unmittelbar
- angegeben werden, als der Begriff irgend eines andern Gegenstandes
- unmittelbar aufgestellt werden kann. Es könnte etwa scheinen, daß,
- um den Begriff eines Gegenstandes anzugeben, das Logische
- vorausgesetzt werde, und dieses somit nicht wieder etwas Anderes zu
- seinem Voraus haben, noch ein Abgeleitetes seyn könne, wie in der
- Geometrie logische Sätze, wie sie in Anwendung auf die Größe
- erscheinen und in dieser Wissenschaft gebraucht werden, in der Form
- von _Axiomen, unabgeleiteten und unableitbaren_
- Erkenntnißbestimmungen vorangeschickt werden. Ob nun wohl der
- Begriff nicht nur als eine subjektive Voraussetzung, sondern als
- _absolute Grundlage_ anzusehen ist, so kann er dieß doch nicht seyn,
- als insofern er sich zur Grundlage _gemacht_ hat. Das
- abstrakt-Unmittelbare ist wohl ein _Erstes_; als dieß Abstrakte ist
- es aber vielmehr ein Vermitteltes, von dem also, wenn es in seiner
- Wahrheit gefaßt werden soll, seine Grundlage erst zu suchen ist.
- Diese muß daher zwar ein Unmittelbares seyn, aber so, daß es aus der
- Aufhebung der Vermittelung sich zum Unmittelbaren gemacht hat.
- _Der Begriff_ ist von dieser Seite zunächst überhaupt als _das
- Dritte_ zum _Seyn_ und _Wesen_, zum _Unmittelbaren_ und zur
- _Reflexion_ anzusehen. Seyn und Wesen sind insofern die Momente
- seines _Werdens_; er aber ist ihre _Grundlage_ und _Wahrheit_, als
- die Identität, in welcher sie untergegangen und enthalten sind. Sie
- sind in ihm, weil er ihr _Resultat_ ist, enthalten, aber nicht mehr
- als _Seyn_ und als _Wesen_; diese Bestimmung haben sie nur, insofern
- sie noch nicht in diese ihre Einheit zurückgegangen sind.
- _Die objektive Logik_, welche das _Seyn_ und _Wesen_ betrachtet,
- macht daher eigentlich die _genetische Exposition des Begriffes_ aus.
- Näher ist die _Substanz_ schon das _reale Wesen_, oder das _Wesen_,
- insofern es mit dem _Seyn_ vereinigt und in Wirklichkeit getreten ist.
- Der Begriff hat daher die Substanz zu seiner unmittelbaren
- Voraussetzung, sie ist das _an sich_, was er als _Manifestirtes_ ist.
- Die _dialektische Bewegung der Substanz_ durch die Kausalität und
- Wechselwirkung hindurch ist daher die unmittelbare _Genesis_ des
- _Begriffes_, durch welche sein _Werden_ dargestellt wird. Aber sein
- _Werden_ hat, wie das Werden überall, die Bedeutung, daß es die
- Reflexion des Übergehenden in seinen _Grund_ ist, und daß das
- zunächst anscheinend _Andere_, in welches das Erstere übergangen,
- dessen _Wahrheit_ ausmacht. So ist der Begriff die _Wahrheit_ der
- Substanz, und indem die bestimmte Verhältnißweise der Substanz die
- _Nothwendigkeit_ ist, zeigt sich die _Freiheit_ als die _Wahrheit der
- Nothwendigkeit_, und als _die Verhältnißweise des Begriffs_.
- Die eigene, nothwendige Fortbestimmung der Substanz ist das _Setzen_
- dessen, was _an und für sich_ ist; der _Begriff_ nun ist diese
- absolute Einheit des _Seyns_ und der _Reflexion_, daß das _An- und
- Fürsichseyn_ erst dadurch ist, daß es ebenso sehr _Reflexion_ oder
- _Gesetzseyn_ ist, und daß das _Geseztseyn_ das _An- und Fürsichseyn_
- ist.--Dieß abstrakte Resultat erläutert sich durch die Darstellung
- seiner konkreten Genesis; sie enthält die Natur des Begriffes; sie
- muß aber dessen Abhandlung vorangegangen seyn. Die Haupt-Momente
- dieser Exposition (welche im zweiten Buch der objektiven Logik
- ausführlich abgehandelt worden ist) sind daher hier kürzlich zusammen
- zu stellen:
- Die Substanz ist das _Absolute_, das an- und für-sichseyende
- Wirkliche;--_an sich_ als einfache Identität der Möglichkeit und
- Wirklichkeit, absolutes, alle Wirklichkeit und Möglichkeit in _sich_
- enthaltendes Wesen; _für sich_, diese Identität als absolute _Macht_
- oder schlechthin sich auf sich beziehende _Negativität_.--Die
- Bewegung der Substantialität, welche durch diese Momente gesetzt ist,
- besteht darin,
- 1. Daß die Substanz, als absolute Macht oder sich auf sich beziehende
- _Negativität_, sich zu einem Verhältnisse unterscheidet, worin jene
- zunächst nur einfache Momente, als _Substanzen_, und als
- ursprüngliche _Voraussetzungen_ sind.--Das bestimmte Verhältniß
- derselben ist das einer _passiven_ Substanz,--der Ursprünglichkeit
- des einfachen _An-sich-seyns_, welches machtlos sich nicht selbst
- setzend, nur ursprüngliches _Gesetztseyn_ ist;--und von _aktiver_
- Substanz der _sich auf sich beziehenden_ Negativität, welche als
- solche sich als Anderes gesetzt hat, und _auf dieß_ Andere bezieht.
- Dieß Andere ist eben die passive Substanz, welche sie sich in der
- Ursprünglichkeit ihrer Macht als Bedingung _vorausgesetzt_ hat.--Dieß
- Voraussetzen ist so zu fassen, daß die Bewegung der Substanz selbst
- zunächst unter der Form des einen Moments ihres Begriffs, des
- _An-sich-seyns_ ist, daß die Bestimmtheit der einen der im Verhältniß
- stehenden _Substanzen_ auch Bestimmtheit dieses _Verhältnisses_
- selbst ist.
- 2. Das andere Moment ist das _Fürsichseyn_, oder daß die Macht _sich
- als sich auf sich selbst_ beziehende Negativität setzt, wodurch sie
- das _Vorausgesetzte_ wieder aufhebt.--Die aktive Substanz ist die
- _Ursache_; sie _wirkt_; das heißt, sie ist nun das _Setzen_, wie sie
- vorher das _Voraussetzen_ war, daß a) der Macht auch der _Schein_ der
- Macht, dem Gesetztseyn auch der _Schein_ des Gesetztseyns gegeben
- wird. Das, was in der Voraussetzung _Ursprüngliches_ war, wird in
- der Kausalität _durch die Beziehung auf Anderes_ das, was es an sich
- ist; die Ursache bringt eine Wirkung, und zwar an einer andern
- Substanz hervor; sie ist nunmehr _Macht in Beziehung auf ein Anderes;
- erscheint_ isofern als Ursache, aber ist es erst durch dieß
- _Erscheinen_.--An die passive Substanz tritt die Wirkung, wodurch sie
- als _Gesetztseyn_ nun auch erscheint, aber erst darin passive
- Substanz ist.
- 3. Aber es ist noch mehr hierin vorhanden, als nur diese
- _Erscheinung_; nämlich a). Die Ursache wirkt auf die passive
- Substanz; sie _verändert_ deren Bestimmung; aber diese ist das
- Gesetztseyn, sonst ist nichts an ihr zu verändern; die andere
- Bestimmung aber, die sie erhält, ist die Ursachlichkeit; die passive
- Substanz wird also zur Ursache, Macht und Thätigkeit. b) Es wird die
- Wirkung an ihr _gesetzt_ von der Ursache; das aber von der Ursache
- Gesetzte ist die im Wirken mit sich identische Ursache selbst; es ist
- diese, welche sich an die Stelle der passiven Substanzen setzt.
- --Ebenso in Ansehung der aktiven Substanz ist a) das Wirken das
- Übersetzen der Ursache in die Wirkung, in ihr _Anderes_, das
- Gesetztseyn, und b) in der Wirkung zeigt sich die Ursache als das,
- was sie ist, die Wirkung ist identisch mit der Ursache, nicht ein
- Anderes; die Ursache zeigt also im Wirken das Gesetztseyn als das,
- was sie wesentlich ist.--Nach beiden Seiten also des identischen
- sowohl als des negativen _Beziehens der andern auf sie_, wird jede
- das _Gegentheil_ ihrer selbst; dieß Gegentheil aber wird jede, daß
- die andere, also auch jede, _identisch mit sich selbst_ bleibt.--Aber
- Beides, das identische und das negative Beziehen, ist ein und
- dasselbe; die Substanz ist nur in ihrem Gegentheil identisch mit sich
- selbst, und dieß macht die absolute Identität der als zwei gesetzten
- Substanzen aus. Die aktive Substanz wird durch das Wirken, d. h.
- indem sie sich als das Gegentheil ihrer selbst setzt, was zugleich
- das Aufheben ihres _vorausgesetzten Anderseyns_, der passiven
- Substanz, ist, als Ursache oder ursprüngliche Substantialität
- manifestirt. Umgekehrt wird durch das Einwirken das Gesetztseyn
- _als_ Gesetztseyn, das Negative _als_ Negatives, somit die passive
- Substanz als _sich auf sich beziehende_ Negativität, manifestirt; und
- die Ursache geht in diesem Andern ihrer selbst schlechthin nur mit
- sich zusammen. Durch dieß Setzten wird also die _vorausgesetzte_
- oder _an sich seyende_ Ursprünglichkeit _für sich_; aber dieß An- und
- Für-sichseyn ist nur dadurch, daß dieß Setzen ebenso sehr ein
- _Aufheben_ des Vorausgesetzten ist, oder die absolute Substanz nur
- _aus_ und _in ihrem Gesetztseyn_ zu sich selbst zurückgekommen, und
- dadurch absolut ist. Diese Wechselwirkung ist hiermit die sich
- wieder aufhebende Erscheinung; die Offenbarung des _Scheins_ der
- Kausalität, worin die Ursache _als_ Ursache ist, _daß er Schein ist_.
- Diese unendliche Reflexion in sich selbst, daß das An- und
- Fürsichseyn erst dadurch ist, daß es Gesetztseyn ist, ist die
- _Vollendung der Substanz_. Aber diese Vollendung ist nicht mehr die
- _Substanz_ selbst, sondern ist ein Höheres, der _Begriff_ das
- _Subjekt_. Der Übergang des Substantialitäts-Verhältnisses
- geschieht durch seine eigene immanente Nothwendigkeit, und ist weiter
- nichts, als die Manifestation ihrer selbst, daß der Begriff ihre
- Wahrheit, und die Freiheit die Wahrheit der Nothwendigkeit ist.
- Es ist schon früher im zweiten Buch der objektiven Logik S. 194 f.
- Anm. erinnert worden, daß die Philosophie, welche sich auf den
- Standpunkt der _Substanz_ stellt und darauf stehen bleibt, das
- _System des Spinoza_ ist. Es ist daselbst zugleich der _Mangel_
- dieses Systems sowohl der Form als Materie nach aufgezeigt worden.
- Ein Anderes aber ist die _Widerlegung_ desselben. In Rücksicht auf
- die Widerlegung eines philosphischen Systems ist anderwärts
- gleichfalls die allgemeine Bemerkung gemacht worden, daß daraus die
- schiefe Vorstellung zu verbannen ist, als ob das System als durchaus
- _falsch_ dargestellt werden solle, und als ob das _wahre_ System
- dagegen dem falschen _nur entgegengesetzt_ sey. Aus dem
- Zusammenhange, in welchem hier das spinozistische System vorkommt,
- geht von selbst der wahre Standpunkt desselben und der Frage, ob es
- wahr oder falsch sey, hervor. Das Substantialitäts-Verhältniß
- erzeugte sich durch die Natur des _Wesens_; dieß Verhältniß, so wie
- seine zu einem Ganzen erweiterte Darstellung in einem Systeme ist
- daher ein _nothwendiger Standpunkt_, auf welchen das Absolute sich
- stellt. Ein solcher Standpunkt ist daher nicht als eine Meinung,
- eine subjektive, beliebige Vorstellungs- und Denkweise eines
- Individuums, als eine Verirrung der Spekulation, anzusehen; diese
- findet sich vielmehr auf ihrem Wege nothwendig darauf versetzt, und
- insofern ist das System vollkommen wahr.--Aber es _ist nicht der
- höchste Standpunkt_. Allein insofern kann das System nicht als
- _falsch_, als der _Widerlegung_ bedürftig und fähig angesehen werden;
- sondern nur dieß daran ist als das _Falsche_ zu betrachten, daß es
- der höchste Standpunkt sey. Das _wahre_ System kann daher auch nicht
- das Verhältniß zu ihm haben, ihm nur _entgegengesetzt_ zu seyn; denn
- so wäre dieß Entgegengesetzte selbst ein Einseitiges. Vielmehr als
- das Höhere muß es das Untergeordnete in sich enthalten.
- Ferner muß die Widerlegung nicht von Außen kommen, d. h. nicht von
- Annahmen ausgehen, welche außer jenem System liegen, denen es nicht
- enspricht. Es braucht jene Annahmen nur nicht anzuerkennen; der
- _Mangel_ ist nur für den ein Mangel, welcher von den auf sie
- gegründeten Bedürfnissen und Forderungen ausgeht. Insofern ist
- gesagt worden, daß wer die Freiheit und Selbstständigkeit des
- selbstbewußten Subjekts nicht für sich als entschieden voraussetze,
- für den könne keine Widerlegung des Spinozismus Statt finden.
- Ohnehin ignorirt ein so hoher, und in sich schon so _reicher_
- Standpunkt, als das Substantialitäts-Verhältniß, jene Annahmen nicht,
- sondern enthält sie auch; eins der Attribute der spinozistischen
- Substanz ist das _Denken_. Er versteht vielmehr die Bestimmungen,
- unter welchen diese Annahmen ihm widerstreiten, aufzulösen und in
- sich zu ziehen, so daß sie _in demselben_, aber in den ihm
- angemessenen Modifikationen, erscheinen. Der Nerv des äußerlichen
- Widerlegens beruht dann allein darauf, die entgegengesetzten Formen
- jener Annahmen, z.B. das absolute Selbstbestehen des denkenden
- Individuums gegen die Form des Denkens, wie es in der absoluten
- Substanz mit der Ausdehnung identisch gesetzt wird, seiner Seits
- steif und fest zu halten. Die wahrhafte Widerlegung muß in die Kraft
- des Gegners eingehen und sich in den Umkreis seiner Stärke stellen;
- ihn außerhalb seiner selbst angreifen und da Recht zu behalten, wo er
- nicht ist, fördert die Sache nicht. Die einzige Widerlegung des
- Spinozismus kann daher nur darin bestehen, daß sein Standpunkt zuerst
- als wesentlich und nothwendig anerkannt werde, daß aber zweitens
- dieser Standpunkt _aus sich selbst_ auf den höhern gehoben werde.
- Das Substantialitäts-Verhältniß, ganz nur _an und für sich selbst_
- betrachtet, führt sich zu seinem Gegentheil, dem _Begriffe_, über.
- Die im letzten Buch enthaltene Exposition der Substanz, welche zum
- _Begriffe_ überführt, ist daher die einzige und wahrhafte Widerlegung
- des Spionzismus. Sie ist die _Enthüllung_ der Substanz, und diese
- ist die _Genesis des Begriffs_, deren Haupt-Momente oben
- zusammengestellt worden.--Die _Einheit_ der Substanz ist ihr
- Verhältniß der _Nothwendigkeit_; aber so ist sie nur _innere
- Nothwendigkeit_; indem sie durch das Moment der absoluten Negativität
- _sich setzt_, wird sie _manifestirte_ oder _gesetzte Identität_, und
- damit die _Freiheit_, welche die Identität des Begriffs ist. Dieser,
- die aus der Wechselwirkung resultirende Totalität, ist die Einheit
- der _beiden Substanzen_ der Wechselwirkung, so daß sie aber nunmehr
- der Freiheit angehören, indem sie nicht mehr ihre Identität als ein
- Blindes, das heißt _Innerliches_, sondern daß sie wesentlich die
- Bestimmung haben, als _Schein_ oder Reflexions-Momente zu seyn,
- wodurch jede mit ihrem Andern oder ihrem Gesetztseyn ebenso
- unmittelbar zusammengegangen und jede ihr Gesetztseyn _in sich_
- selbst enthält, somit in ihrem Andern schlechthin nur als identisch
- mit sich gesetzt ist.
- Im _Begriffe_ hat sich daher das Reich der _Freiheit_ eröffnet. Er
- ist das freie, weil die _an und für sich seyende Identität_, welche
- die Nothwendigkeit der Substanz ausmacht, zugleich als aufgehoben,
- oder als _Gesetztseyn_ ist, und dieß Gesetztseyn, als sich auf sich
- selbst beziehend, eben jene Identiät ist. Die Dunkelheit der im
- Kausal-Verhältnisse stehenden Substanzen für einander ist
- verschwunden, denn die Ursprünglichkeit ihres Selbstbestehens ist in
- Gesetztseyn übergegangen, und dadurch zur sich selbst durchsichtigen
- _Klarheit_ geworden; die _ursprüngliche_ Sache ist dieß indem sie nur
- die _Ursache ihrer selbst_ ist, und dieß ist die _zum Begriffe
- befreite Substanz_.
- Es ergiebt sich hieraus für den Begriff sogleich folgende nähere
- Bestimmung. Weil das An- und Fürsichseyn unmittelbar als
- _Gesetztseyn_ ist, ist der Begriff in seiner einfachen Beziehung auf
- sich selbst absolute _Bestimmtheit_; aber welche ebenso als sich nur
- auf sich beziehend unmittelbar einfache Identität ist. Aber diese
- _Beziehung_ der Bestimmtheit _auf sich selbst_, als das
- _Zusammengehen_ derselben mit sich, ist ebenso sehr die _Negation_
- der _Bestimmtheit_, und der Begriff ist als diese Gleichheit mit sich
- selbst das _Allgemeine_. Aber diese Identität hat so sehr die
- Bestimmung der Negativität; sie ist die Negation oder Bestimmtheit,
- welche sich auf sich bezieht, so ist der Begriff _Einzelnes_. Jedes
- von ihnen ist die Totalität, jedes enthält die Bestimmung des Andern
- in sich, und darum sind diese Totalitäten ebenso schlechthin nur
- _Eine_, als diese Einheit die Diremition ihre selbst in den freien
- Schein dieser Zweiheit ist;--einer Zweiheit, welche in dem
- Unterschied des _Einzelnen_ und _Allgemeinen_ als vollkommener
- Gegensatz erscheint, der aber so sehr _Schein_ ist, daß, indem das
- eine begriffen und ausgesprochen wird, darin das Andere unmittelbar
- begriffen und ausgesprochen ist.
- Das so eben Vorgetragene ist als der _Begriff des Begriffes_ zu
- betrachten. Wenn derselbe von demjenigen abzuweichen scheinen kann,
- was man sonst unter Begriff verstehe, so könnte verlangt werden, daß
- aufgezeigt würde, wie dasselbe, was hier als der Begriff sich ergeben
- hat, in anderen Vorstellungen oder Erklärungen enthalten sey. Einer
- Seits kann es jedoch nicht um eine durch die _Autorität_ des
- gewöhnlichen Verstehens begründete Bestätigung zu thun seyn; in der
- Wissenschaft des Begriffes kann dessen Inhalt und Bestimmung allein
- durch die _immanenten Deduktion_ bewährt werden, welche seine Genesis
- enthält, und welche bereits hinter uns liegt. Auf der andern Seite
- muß wohl an sich in demjenigen, was sonst als der Begriff des
- Begriffs vorgelegt wird, der hier deducirte zu erkennen seyn. Aber
- es ist nicht so leicht, das aufzufinden, was andere von der Natur des
- Begriffes gesagt haben. Denn meistens befassen sie sich mit dieser
- Aufsuchung gar nicht, und setzen voraus, daß jeder es schon von
- selbst verstehe, wenn man von dem Begriffe spreche. Neuerlich konnte
- man sich der Bemühung mit dem Begriffe um so mehr überhoben glauben,
- da, wie es eine Zeit lang Ton war, der Einbildungskraft, dann dem
- Gedächtnisse alles mögliche Schlimme nachzusagen, es in der
- Philosophie seit geraumer Zeit zur Gewohnheit geworden, und zum Theil
- noch gegenwärtig ist, auf den _Begriff_ alle üble Nachrede zu häufen,
- ihn, der das Höchste des Denkens ist, verächtlich zu machen und
- dagegen für den höchsten, sowohl scientifischen als moralischen,
- Gipfel das _Unbegreifliche_ und das _Nichtbegreifen_ anzusehen.
- Ich beschränke mich hier auf eine Bemerkung, die für das Auffassen
- der hier entwickelten Begriffe dienen kann, und es erleichtern mag,
- sich darein zu finden. Der Begriff, insofern er zu einer solchen
- _Existenz_ gediehen ist, welche selbst frei ist, ist nichts Anderes
- als _Ich_ oder das reine Selbstbewußtseyn. Ich _habe_ wohl Begriffe,
- das heißt, bestimmt Begriffe; aber _Ich_ ist der reine Begriff selbst,
- der als Begriff zum _Daseyn_ gekommen ist. Wenn man daher an die
- Grundbestimmungen, welche die Natur des Ich ausmachen, erinnert, so
- darf man voraussetzen, daß an etwas Bekanntes, d. i. der Vorstellung
- Geläufiges, erinnert wird. _Ich_ aber ist diese _erstlich_ reine sich
- auf sich beziehende Einheit, und dieß nicht unmittelbar, sondern
- indem es von aller Bestimmtheit und Inhalt abstrahirt, und in die
- Freiheit der schrankenlosen Gleichheit mit sich selbst zurückgeht.
- So ist es _Allgemeinheit_; Einheit, welche nur durch jenes _negative_
- Verhalten, welches als das Abstrahiren erscheint, Einheit mit sich
- ist, und dadurch alles Bestimmtseyn in sich aufgelöst enthält.
- _Zweitens_ ist Ich ebenso unmittelbar als die sich auf sich selbst
- beziehende Negativität, _Einzelnheit absolutes Bestimmtseyn_, welches
- sich Anderem gegenüberstellt, und es ausschließt; _individuelle
- Persönlichkeit_. Jene absolute _Allgemeinheit_, die ebenso
- unmittelbar absolute _Vereinzelung_ ist, und ein An- und Fürsichseyn,
- welches schlechthin Gesetztseyn und nur dieß _An- und Fürsichseyn_
- durch die Einheit mit dem _Gesetztseyn_ ist, macht ebenso die Natur
- des _Ich_, als des _Begriffes_ aus; von dem einen und dem Andern ist
- nichts zu begreifen, wenn nicht die angegebenen beiden Momente
- zugleich in ihrer Abstraktion und zugleich in ihrer vollkommenen
- Einheit aufgefaßt werden. Wenn nach der gewöhnlichen Weise von dem
- _Verstande_, den _Ich habe_, gesprochen wird, so versteht man
- darunter ein _Vermögen_ oder _Eigenschaft_, die in dem Verhältnisse
- zu Ich stehe, wie die Eigenschaft des Dings zum _Dinge_ selbst,
- --einem unbestimmten Substrate, welches nicht der wahrhafte Grund und
- das Bestimmende seiner Eigenschaft sey. Nach dieser Vorstellung
- _habe_ Ich Begriffe und den Begriff, wie ich auch einen Rock, Farbe
- und andere äußerliche Eigenschaften habe.
- --_Kant_ ist über diese äußerliche Verhältniß des Verstandes als des
- Vermögens der Begriffe, und der Begriffe selbst, zum Ich,
- hinausgegangen. Es gehört zu den tiefsten und richtigsten Einsichten,
- die sich in der Kritik der Vernunft finden, daß die _Einheit_, die
- das _Wesen des Begriffs_ ausmacht, als die
- _ursprünglich-synthetische_ Einheit _der Apperception_, als Einheit
- des: _Ich denke_, oder des Selbstbewußtseyns erkannt wird.--Dieser
- Satz macht die sogenannte _transcendentale_ Deduktion der Kategorie
- aus; sie hat aber von jeher für eines der schwersten Stücke der
- kantischen Philosophie gegolten,--wohl aus keinem andern Grunde, als
- weil sie fordert, daß über die bloße _Vorstellung_ des Verhältnisses,
- in welchem _Ich und der Verstand_ oder der die _Begriffe_ zu einem
- Ding und seinen Eigenschaften oder Accidenzen stehen, zum _Gedanken_
- hinausgegangen werden soll.--_Objekt_, sagt Kant, Kritik der r. V. S.
- 137, 2. Ausg., ist das, in dessen _Begriff_ das _Mannigfaltige_
- einer gegebenen Anschauung _vereinigt_ ist. Alle Vereinigung der
- Vorstellungen erfordert aber _Einheit des Bewußtseyns_ in der
- _Synthesis_ derselben. Folglich ist diese _Einheit des Bewußtseyns_
- dasjenige, was allein die Beziehung der Vorstellungen auf einen
- Gegenstand, mithin ihre _objektive Gültigkeit_, ausmacht, und worauf
- selbst _die Möglichkeit des Verstandes_ beruht. Kant unterscheidet
- die _subjektive Einheit_ des Bewußtseyns hiervon, die Einheit der
- Vorstellung, ob ich mir eines Mannigfaltigen als _zugleich_ oder nach
- einander bewußt bin, was von empirischen Bedingungen abhänge. Die
- Principien dagegen der _objektiven_ Bestimmung der Vorstellungen
- seyen allein aus dem Grundsatze der _transcendentalen Einheit der
- Apperception_ abzuleiten. Durch die Kategorien, welche diese
- objektiven Bestimmungen sind, werde das Mannigfaltige gegebener
- Vorstellungen so bestimmt, daß es zur _Einheit des Bewußtseyns_
- gebracht werde.--Nach dieser Darstellung ist die Einheit des Begriffs
- dasjenige, wodurch etwas nicht bloße _Gefühlsbestimmung, Anschauung_
- oder auch bloße _Vorstellung_, sondern _Objekt_ ist, welche objektive
- Einheit, die Einheit des Ich mit sich selbst ist.--_Das Begreifen_
- eines Gegenstandes besteht in der That in nichts Anderem, als daß Ich
- denselben sich zu _eigen_ macht, ihn durchdringt, und ihn in _seine
- eigene Form,_ d. i. in die _Allgemeinheit_, welche unmittelbar
- _Bestimmtheit_, oder Bestimmtheit, welche unmittelbar Allgemeinheit
- ist, bringt. Der Gegenstand in der Anschauung oder auch in der
- Vorstellung ist noch ein _Äußerliches, Fremdes_. Durch das
- Begreifen wird das _An- und Fürsichseyn_, das er im Anschauen und
- Vorstellen hat, in ein _Gesetztseyn_ verwandelt; Ich durchdringt ihn
- _denkend_. Wie er aber im Denken ist, so ist er erst _an und für
- sich_; wie er in der Anschauung oder Vorstellung ist, ist er
- _Erscheinung_; das Denken hebt seine _Unmittelbarkeit_, mit der er
- zunächst vor uns kommt, auf, und macht so ein _Gesetztseyn_ aus ihm;
- dieß sein _Gesetztseyn_ aber ist _sein An- und Fürsichseyn_, oder
- seine _Objektivität_. Diese Objektivität hat der Gegenstand somit im
- _Begriffe_, und dieser ist die _Einheit des Selbstbewußtseyns_, in
- die er aufgenommen worden; seine Objektivität oder der Begriff ist
- daher selbst nichts Anderes, als die Natur des Selbstbewußtseyns; hat
- keine andere Momente oder Bestimmungen, als das Ich selbst.
- Hiernach rechtfertigt es sich durch einen Hauptsatz der kantischen
- Philosophie, daß, um das zu erkennen, was der _Begriff_ sey, an die
- Natur des Ich erinnert wird. Umgekehrt aber ist hierzu nothwendig,
- den _Begriff_ des Ich aufgefaßt zu haben, wie er vorhin angeführt
- worden. Wenn bei der bloßen _Vorstellung_ des Ich stehen geblieben
- wird, wie sie unserem gewöhnlichen Bewußtseyn vorgeschwebt, so ist
- Ich nur das einfache _Ding_, welches auch _Seele_ genannt wird, dem
- der Begriff als ein Besitz oder Eigenschaft _inhärirt_. Diese
- Vorstellung, welche sich nicht damit einläßt, weder Ich noch den
- Begriff zu begreifen, kann nicht dazu dienen, das Begreifen des
- Begriffs zu erleichtern oder näher zu bringen.
- Die angeführte kantische Darstellung enthält noch zwei Seiten, die
- den Begriff betreffen, und einige weitere Bemerkungen nothwendig
- machen. Vor's Erste sind der _Stufe_ des _Verstandes_ die _Stufen
- des Gefühls und der Anschauung_ vorausgeschickt; und es ist ein
- wesentlicher Satz der kantischen Transcendentalphilosophie, daß die
- _Begriffe ohne Anschauung leer_ sind, und allein als _Beziehung_ des
- durch die Anschauung gegebenen _Mannigfaltigen_ Gültigkeit haben.
- Zweitens ist der Begriff als das _Objektive_ der Erkenntniß angegeben
- worden, somit als die _Wahrheit_. Aber auf der andern Seite wird
- derselbe als etwas _bloß Subjektives_ genommen, aus dem sich die
- _Realität_, unter welcher, da sie der Subjektivität gegenübergestellt
- wird, die Objektivität zu verstehen ist, nicht _herausklauben_ lasse;
- und überhaupt wird der Begriff und das Logische für etwas nur
- _Formelles_ erklärt, das, weil es von dem Inhalt abstrahire, die
- Wahrheit nicht enthalte.
- Was nun erstens _jenes Verhältniß des Verstandes oder Begriffs zu den
- ihm vorausgesetzten Stufen_ betrifft, so kommt es darauf an, welches
- die Wissenschaft ist, die abgehandelt wird, um die Form jener Stufen
- zu bestimmen. In unserer Wissenschaft, als der reinen _Logik_, sind
- diese Stufen _Seyn_ und _Wesen_. In der _Psychologie_ sind es das
- _Gefühl_ und die _Anschauung_, und dann die _Vorstellung_ überhaupt,
- welche dem Verstande vorausgeschickt werden. In der _Phänomenologie_
- des Geistes, als der Lehre vom Bewußtseyn, wurde durch die Stufen des
- _sinnlichen Bewußtseyns_ und dann des _Wahrnehmens_ zum Verstande
- aufgestiegen. Kant schickt ihm nur Gefühl und Anschauung voraus.
- Wie _unvollständig_ zunächst diese Stufenleiter ist, giebt er schon
- selbst dadurch zu erkennen, daß er als _Anhang_ zu der
- transcendentalen Logik oder Verstandeslehre noch eine _Abhandlung_
- über die _Reflexions-Begriffe_ hinzufügt;--eine Sphäre, welche
- zwischen der _Anschauung_ und dem _Verstande_, oder dem _Seyn_ und
- _Begriffe_ liegt. Über die Sache selbst ist _vor's Erste_ zu
- bemerken, daß jene Gestalten von _Anschauung, Vorstellung_ und
- dergleichen dem _selbstbewußten Geiste_ angehören, der als solcher
- nicht in der logischen Wissenschaft betrachtet wird. Die reinen
- Bestimmungen von Seyn, Wesen und Begriff machen zwar auch die
- Grundlage und das innere einfache Gerüste der Formen des Geistes aus;
- der Geist als _anschauend_, ebenso als _sinnliches Bewußtseyn_, ist
- in der Bestimmtheit des unmittelbaren Seyns, so wie der Geist als
- _vorstellend_, wie auch als _wahrnehmendes_ Bewußtseyn sich vom Seyn
- auf die Stufe des Wesens oder der Reflexion erhoben hat. Allein
- diese konkreten Gestalten gehen die logische Wissenschaft so wenig an,
- als die konkreten Formen, welche die logischen Bestimmungen in der
- Natur annehmen, und welche _Raum und Zeit_, alsdann der sich
- erfüllende Raum und Zeit, als _unorganische Natur_, und die
- _organische Natur_ seyn würde. Ebenso ist hier auch der Begriff,
- nicht als Aktus des selbstbewußten Verstandes, nicht der _subjektive
- Verstand_ zu betrachten, sondern der Begriff an und für sich, welcher
- ebenso wohl eine _Stufe_ der _Natur_, als des _Geistes_ ausmacht.
- Das Leben oder die organische Natur ist diese Stufe der Natur, auf
- welcher der Begriff hervortritt; aber als blinder, sich selbst nicht
- fassender, d. h. nicht denkender Begriff; als solcher kommt er nur
- dem Geiste zu. Von jener ungeistigen aber sowohl, als von dieser
- geistigen Gestalt des Begriffes ist seine logische Form unabhängig,
- es ist hierüber schon in der _Einleitung_ die nöthige Vorerinnerung
- gemacht worden; es ist dieß eine Bedeutung, welche nicht erst
- innerhalb der _Logik_ zu rechtfertigen ist, sondern mit der man _vor_
- derselben im Reinen seyn muß. Wie nun aber auch die Formen gestaltet
- seyn möchten, welche dem Begriffe vorangehen, so kommt es _zweitens_
- auf das _Verhältniß_ an, in welchem der _Begriff_ zu _denselben
- gedacht_ wird. Dieß Verhältniß wird sowohl in der gewöhnlichen
- psychologischen Vorstellung, als auch in der kantischen
- Transcendentalphilosophie so angenommen, daß der empirische _Stoff_,
- das Mannigfaltige der Anschauung und Vorstellung zuerst _für sich da_
- ist, und daß dann der Verstand dazu _hintrete, Einheit_ in denselben
- bringe, und ihn durch _Abstraktion_ in die Form der _Allgemeinheit_
- erhebe. Der Verstand ist auf diese Weise eine für sich leere _Form_,
- welche Theils nur durch jenen _gegebenen_ Inhalt Realität erhält,
- Theils von ihm _abstrahirt_, nämlich ihn als etwas, aber nur für den
- Begriff Unbrauchbares _wegläßt_. Der Begriff ist in dem einen und
- dem andern Thun nicht das Unabhängige, nicht das Wesentliche und
- Wahre jenes vorausgehenden Stoffes, welches vielmehr die Realität an
- und für sich ist, die sich aus dem Begriffe nicht herausklauben läßt.
- Es muß nun allerdings zugegeben werden, daß der _Begriff als solcher_
- noch nicht vollständig ist, sondern in die _Idee_ sich erheben muß,
- welche erst die Einheit des Begriffs und der Realität ist; wie _sich_
- in dem Verfolge durch die Natur des Begriffes _selbst ergeben_ muß.
- Denn die Realität, die er sich giebt, darf nicht als ein Äußerliches
- aufgenommen, sondern muß nach wissenschaftlicher Forderung aus ihm
- selbst abgeleitet werden. Aber es ist wahrhaftig nicht jener durch
- die Anschauung und die Vorstellung gegebene Stoff, welcher gegen den
- Begriff als das _Reale_ geltend gemacht werden darf. _"Es ist nur ein
- Begriff"_, pflegt man zu sagen, indem man nicht nur die Idee, sondern
- das sinnliche, räumliche und zeitliche handgreifliche Daseyn als
- etwas gegenüberstellt, das vortrefflicher sey, als der Begriff. Das
- _Abstrakte_ hält man dann darum für geringer, als das Konkrete, weil
- aus jenem so viel dergleichen Stoff weggelassen worden sey. Das
- Abstrahiren hat in dieser Meinung die Bedeutung, daß aus dem
- Konkreten nur zu _unserem subjektiven Behuf ein_ oder _das andere
- Merkmal_ so herausgenommen werden, daß mit dem Weglassen so vieler
- anderer _Eigenschaften_ und _Beschaffenheiten_ des Gegenstandes
- denselben an ihrem _Werthe_ und ihrer _Würde_ nichts benommen seyn
- solle; sondern sie als das _Reelle_, nur auf der andern Seite drüben,
- noch immer als völlig Geltendes gelassen werden; so daß es nur das
- _Unvermögen_ des Verstandes sey, solchen Reichthum nicht aufzunehmen,
- und sich mit der dürftigen Abstraktion begnügen zu müssen. Wenn nun
- der gegebene Stoff der Anschauung und das Mannigfaltige der
- Vorstellung als das Reelle gegen das Gedachte und den Begriff
- genommen wird, so ist dieß eine Ansicht, welche abgelegt zu haben
- nicht nur Bedingung des Philosophirens ist, sondern schon von der
- Religion vorausgesetzt wird; wie ist ein Bedürfniß und der Sinn
- derselben möglich, wenn die flüchtige und oberflächliche Erscheinung
- des Sinnlichen und Einzelnen noch für das Wahre gehalten wird? Die
- Philosophie aber giebt die _begriffene_ Einsicht, was es mit der
- Realität des sinnlichen Seyns für eine Bewandniß habe, und schickt
- jene Stufen des Gefühls und der Anschauung, des sinnlichen
- Bewußtseyns u. s. f. insofern dem Verstande voraus, als sie in dessen
- Werden seine Bedingungen, aber nur so sind, daß der Begriff _aus
- ihrer Dialektik_ und _Richtigkeit_ als ihr _Grund_ hervorgeht, nicht
- aber, daß er durch ihre _Realität_ bedingt wäre. Das abstrahirende
- Denken ist daher nicht als bloßes Auf-die-Seite-stellen des
- sinnlichen Stoffes zu betrachten, welcher dadurch in seiner Realität
- keinen Eintrag leide, sondern es ist vielmehr das Aufheben und die
- Reduktion desselben als bloßer _Erscheinung_ auf das _Wesentliche_,
- welches nur im _Begriff_ sich manifestirt.
- Wenn das freilich nur als ein _Merkmal_ oder _Zeichen_ dienen soll,
- was von der konkreten Erscheinung in den Begriff aufzunehmen sey, so
- darf es allerdings auch irgend eine nur sinnliche einzelne Bestimmung
- des Gegenstandes seyn, die wegen irgend eines äußerlichen Interesses
- aus den anderen herausgewählt wird, und von gleicher Art und Natur,
- wie die übrigen, ist.
- Ein hauptsächlicher Mißverstand, welcher hierbei obwaltet, ist, als
- ob das _natürliche_ Princip, oder der _Anfang_, von dem in der
- _natürlichen_ Entwickelung oder in der _Geschichte_ des sich
- bildenden Individuums ausgegangen wird, das _Wahre_ und im _Begriffe
- Erste_ sey. Anschauung oder Seyn sind wohl der Natur nach das Erste
- oder die Bedingung für den Begriff, aber sie sind darum nicht das an
- und für sich Unbedingte, im Begriffe hebt sich vielmehr ihre Realität
- und damit zugleich der Schein auf, den sie als das bedingende Reelle
- hatten. Wenn es nicht um die _Wahrheit_, sondern nur um die
- _Historie_ zu thun ist, wie es im Vorstellen und dem erscheinenden
- Denken zugehe, so kann man allerdings bei der Erzählung stehen
- bleiben, daß wir mit Gefühlen und Anschauungen anfangen, und der
- Verstand aus dem Mannigfaltigen derselben eine Allgemeinheit oder ein
- Abstraktes herausziehe, und begreiflich jene Grundlage dazu nöthig
- habe, welche bei diesem Abstrahiren noch in der ganzen Realität, mit
- welcher sie sich zuerst zeigte, dem Vorstellen stehen bleibe. Aber
- die Philosophie soll keine Erzählung dessen seyn, was geschieht,
- sondern eine Erkenntniß dessen, was _wahr_ darin ist, und aus dem
- Wahren soll sie ferner das begreifen, was in der Erzählung als ein
- bloßes Geschehen erscheint.
- Wenn in der oberflächlichen Vorstellung von dem, was der Begriff ist,
- alle Mannigfaltigkeit _außer dem Begriffe_ steht, und diesem nur die
- Form der abstrakten Allgemeinheit oder der leeren Reflexionsidentität
- zukommt, so kann schon zunächst daran erinnert werden, daß auch sonst
- für die Angaben eines Begriffs oder die Definition, zu der Gattung,
- welche selbst schon eigentlich nicht rein abstrakte Allgemeinheit ist,
- ausdrücklich auch die _specifische Bestimmtheit_ gefordert wird.
- Wenn nur mit etwas denkender Betrachtung darauf reflektirt würde, was
- dieß sagen will, so würde sich ergeben, daß damit das _Unterscheiden_
- als ein ebenso wesentliches Moment des Begriffes angesehen wird.
- _Kant_ hat diese Betrachtung durch den höchst wichtigen Gedanken
- eingeleitet, daß es _synthetische Urtheile_ a priori gebe. Diese
- ursprüngliche Synthesis der Apperception ist eines der tiefsten
- Principien für die spekulative Entwickelung; sie enthält den Anfang
- zum wahrhaften Auffassen der Natur des Begriffs, und ist jener leeren
- Identität oder abstrakten Allgemeinheit, welche keine Synthesis in
- sich ist, vollkommen entgegengesetzt.--Diesem Anfange entspricht
- jedoch die weitere Ausführung wenig. Schon der Ausdruck: _Synthesis_
- leitet leicht wieder zur Vorstellung einer _äußerlichen_ Einheit, und
- _bloßen Verbindung_ von solchen, die _an und für sich getrennt_ sind.
- Alsdann ist die kantische Philosophie nur bei dem psychologischen
- Reflexe des Begriffs stehen geblieben, und ist wieder zur Behauptung
- der bleibenden Bedingtheit des Begriffs durch ein Mannigfaltiges der
- Anschauung zurück gegangen. Sie hat die Verstandeserkenntnisse und
- die Erfahrung nicht darum als einen _erscheinenden_ Inhalt
- ausgesprochen, weil die Kategorien selbst nur endliche sind, sondern
- aus dem Grunde eines psychologischen Idealismus, weil sie _nur_
- Bestimmungen seyen, die vom Selbstbewußtseyn herkommen. Auch gehört
- hierher, daß der Begriff wieder ohne das Mannigfaltige der Anschauung
- _inhaltslos_ und _leer_ seyn soll, ungeachtet er a priori eine
- _Synthesis_ sey; indem er dieß ist, hat er ja die Bestimmtheit und
- den Unterschied in sich selbst, Indem sie die Bestimmtheit des
- Begriffs, damit die _absolute Bestimmtheit_, die _Einzelnheit_, ist,
- ist der Begriff Grund und Quelle aller endlichen Bestimmtheit und
- Mannigfaltigkeit. Die formelle Stellung, welche er als Verstand
- behält, wird in der kantischen Darstellung dessen, was _Vernunft_ sey,
- vollendet. In der Vernunft, der höchsten Stufe des Denkens, sollte
- man erwarten, der Begriff werde die Bedingtheit, in welcher er auf
- der Stufe des Verstandes noch erscheint, verlieren, und zur
- vollendeten Wahrheit kommen. Diese Erwartung wird aber getäuscht.
- Dadurch, daß Kant das Verhalten der Vernunft zu den Kategorien als
- nur _dialektisch_ bestimmt, und zwar das Resultat dieser Dialektik
- schlechthin nur als das _unendliche Nichts_ auffaßt, so verliert die
- unendliche Einheit der Vernunft auch noch die Synthesis und damit
- jenen Anfang eines spekulativen, wahrhaft unendlichen Begriffs, sie
- wird zu der bekannten ganz formellen, _bloß regulativen Einheit_ des
- _systematischen Verstandesgebrauchs_. Es wird für einen Mißbrauch
- erklärt, daß die Logik, die bloß _ein Kanon der Beurtheilung_ seyn
- solle, als ein _Organon_ zur Hervorbringung _objektiver_ Einsichten
- angesehen werde. Die Vernunftbegriffe, in denen man eine höhere
- Kraft und tiefern Inhalt ahnen mußte, haben nichts _Konstitutives_
- mehr, wie noch die Kategorien; sie sind _bloße_ Ideen; es soll _ganz
- wohl erlaubt_ seyn, sie zu gebrauchen, aber mit diesen intelligibeln
- Wesen, in denen sich alle _Wahrheit_ ganz aufschließen sollte, soll
- weiter nichts gemeint seyn, als _Hypothesen_, denen eine Wahrheit an
- und für sich zuzuschreiben, eine völlige Willkür und Tollkühnheit
- seyn würde, da sie--_in keiner Erfahrung vorkommen können._--Hätte
- man es je denken sollen, daß die Philosophie den intelligibeln Wesen
- darum die Wahrheit absprechen würde, weil sie des räumlichen und
- zeitlichen Stoffes der Sinnlichkeit entbehren?
- Es hängt hiermit unmittelbar der Gesichtspunkt zusammen, in Rücksicht
- auf welchen der Begriff und die Bestimmung der Logik überhaupt zu
- betrachten ist, und der in der kantischen Philosophie auf die gleiche
- Weise, wie insgemein genommen wird; das _Verhältniß_ nämlich des
- _Begriffs_ und _seiner Wissenschaft_ zur _Wahrheit_ selbst. Es ist
- vorhin aus der kantischen Deduktion der Kategorien angeführt worden,
- daß nach derselben das _Objekt_, als in welchem das Mannigfaltige der
- Anschauung _vereinigt_ ist, nur diese Einheit ist _durch die Einheit
- des Selbstbewußtseyns_. Die _Objektivität des Denkens_ ist also hier
- bestimmt ausgesprochen, eine Identität des Begriffs und des Dinges,
- welche _die Wahrheit_ ist. Auf gleiche Weise wird auch insgemein
- zugegeben, daß, indem das Denken einen gegebenen Gegenstand sich
- aneignet, dieser dadurch eine Veränderung erleidet, und aus einem
- sinnlichen zu einem gedachten gemacht werde; daß aber diese
- Veränderung nicht nur nichts an seiner Wesentlichkeit ändere, sondern
- daß er vielmehr erst in seinem Begriffe in seiner _Wahrheit_; in der
- Unmittelbarkeit, in welcher er gegeben ist, aber nur _Erscheinung_
- und _Zufälligkeit_, daß die Erkenntniß des Gegenstandes, welche ihn
- begreift, die Erkenntniß desselben, wie er _an und für sich_ ist, und
- der Begriff seine Objektivität selbst sey. Auf der andern Seite wird
- aber ebenso wieder behauptet, _wir können die Dinge doch nicht
- erkennen_, _wie sie an und für sich seyen_, und die _Wahrheit_ sey
- für _die erkennende Vernunft unzugänglich_; jene Wahrheit, welche in
- der Einheit des Objekts und des Begriffs besteht, sey doch nur
- Erscheinung; und zwar nun wieder aus dem Grunde, weil der Inhalt nur
- das Mannigfaltige der Anschauung sey. Es ist hierüber schon daran
- erinnert worden, daß eben im Begriffe vielmehr diese Mannigfaltigkeit,
- insofern sie der Anschauung im Gegensatze gegen den Begriff angehört,
- aufgehoben werde, und der Gegenstand durch den Begriff in seine
- nicht zufällig Wesenheit zurückgeführt sey; diese tritt in die
- Erscheinung, darum eben ist die Erscheinung nicht bloß ein Wesenloses,
- sondern Manifestation des Wesens. Die aber ganz frei gewordene
- Manifestation desselben ist der Begriff.--Diese Sätze, an welche hier
- erinnert wird, sind darum keine dogmatische Assertionen, weil sich
- aus der ganzen Entwickelung des _Wesens_ durch sich selbst
- hervorgegangene Resultate sind. Der jetzige Standpunkt, auf welchen
- diese Entwickelung geführt hat, ist, daß die Form des _Absoluten_,
- welche höher als Seyn und Wesen der _Begriff_ ist. Indem er nach
- dieser Seite, Seyn und Wesen, wozu auch bei anderen Ausgangspunkten
- Gefühl und Anschauung und Vorstellung gehören, und welche als seine
- vorangehenden Bedingungen erschienen, _sich unterworfen_ und sich
- _als ihren unbedingten Grund_ erwiesen hat, so ist nun noch die
- _zweite Seite_ übrig, deren Abhandlung dieses dritte Buch der Logik
- gewidmet ist, die Darstellung nämlich, wie er die Realität, welche in
- ihm verschwunden, in und aus sich bildet. Es ist daher allerdings
- zugegeben worden, daß die Erkenntniß, welche nur bei dem Begriff rein
- als solchem steht, noch unvollständig ist und nur erst zur
- _abstrakten Wahrheit_ gekommen ist. Aber ihre Unvollständigkeit
- liegt nicht darin, daß sie jener vermeintlichen Realität, die im
- Gefühl und Anschauung gegeben sey, entbehre; sondern daß der Begriff
- noch nicht seine _eigene_ aus ihm selbst erzeugte Realität sich
- gegeben hat. Darin besteht die gegen und an dem empirischen Stoff
- und genauer an seinen Kategorien und Reflexions-Bestimmungen
- erwiesene Absolutheit des Begriffes, daß derselbe nicht, wie er
- _außer_ und _vor_ dem Begriffe erscheint, _Wahrheit_ habe, sondern
- allein in seiner Idealität, oder Identität mit dem Begriffe. Die
- _Herleitung_ des Reellen aus ihm, wenn man es Herleitung nennen will,
- besteht zunächst wesentlich darin, daß der Begriff in seiner
- formellen Abstraktion sich als unvollendet zeigt, und durch die in
- ihm selbst gegründete Dialektik zur Realität so übergeht, daß er sie
- aus sich erzeugt, aber nicht, daß er zu einer fertigen, ihm gegenüber
- gefundenen Realität wieder zurückfällt, und zu etwas, das sich als
- das Unwesentliche der Erscheinung kund gethan, seine Zuflucht nimmt,
- weil er, nachdem er sich um ein Besseres umgesehen, doch dergleichen
- nicht gefunden habe.--Es wird immer als etwas Verwundernswürdiges
- ausgezeichnet werden, wie die kantische Philosophie dasjenige
- Verhältniß des Denkens zum sinnlichen Daseyn, bei dem sie stehen
- blieb, für ein nur relatives Verhältniß der bloßen Erscheinung
- erkannte, und eine höhere Einheit beider in der _Idee_ überhaupt, und
- z.B. in der Idee eines anschauenden Verstandes sehr wohl anerkannte
- und aussprach, doch bei jenem relativen Verhältnisse und bei der
- Behauptung stehen geblieben ist, daß der Begriff schlechthin von der
- Realität getrennt sey und bleibe,--somit als die _Wahrheit_ dasjenige
- behauptete, was sie als endliche Erkenntniß aussprach, und das für
- überschwenglich, unerlaubt und für Gedankendinge erklärte, was sie
- als _Wahrheit_ erkannte, und wovon sie den bestimmten Begriff
- aufstellte.
- Indem es zunächst hier die _Logik_, die Wissenschaft überhaupt ist,
- von derem Verhältnisse zur Wahrheit die Rede ist, so muß ferner noch
- zugegeben werden, daß jene als die _formelle Wissenschaft_ nicht auch
- diejenige Realität enthalten können und solle, welche der Inhalt
- weiterer Theile der Philosophie, der _Wissenschaften der Natur und
- des Geistes_, ist. Diese konkreten Wissenschaften treten allerdings
- zu einer reellern Form der Idee heraus als die Logik, aber zugleich
- nicht so, daß sie zu jener Realität sich wieder umwendeten, welche
- das über seine Erscheinung zu Wissenschaft erhobene Bewußtseyn
- aufgegeben, oder auch zum Gebrauch von Formen, wie die Kategorien und
- Reflexions-Bestimmungen sind, deren Endlichkeit und Unwahrheit sich
- in der Logik dargestellt hat, wieder zurückkehrten. Vielmehr zeigt
- die Logik die Erhebung der _Idee_ zu der Stufe, von daraus sie die
- Schöpferin der Natur wird und zur Form einer _konkreten
- Unmittelbarkeit_ überschreitet, deren Begriff aber auch diese Gestalt
- wieder zerbricht, um zu sich selbst, als _konkreter Geist_, zu werden.
- Gegen diese konkreten Wissenschaften, welche aber das Logische oder
- den Begriff zum innern Bildner haben und behalten, wie sie es zum
- Vorbildner hatten, ist die Logik selbst allerdings die _formelle_
- Wissenschaft, aber die Wissenschaft der _absoluten Form_, welche in
- sich Totalität ist, und die _reine Idee der Wahrheit selbst_ enthält.
- Diese absolute Form hat an ihr selbst ihren Inhalt oder Realität;
- der Begriff, indem er nicht die triviale, leere Identität ist, hat in
- dem Momente seiner Negativität oder des absoluten Bestimmens die
- unterschiedenen Bestimmungen; der Inhalt ist überhaupt nichts Anderes
- als solche Bestimmungen der absoluten Form; der durch sie selbst
- gesetzte, und daher auch ihr angemessene Inhalt.--Diese Form ist
- darum auch von ganz anderer Natur, als gewöhnlich die logische Form
- genommen wird. Sie ist schon _für sich selbst die Wahrheit_, indem
- dieser Inhalt seiner Form, oder diese Realität ihrem Begriffe
- angemessen ist, und die _reine Wahrheit_, weil dessen Bestimmungen
- noch nicht die Form eines absoluten Andersseyns oder der absoluten
- Unmittelbarkeit haben.--Kant, indem er Kr. der r. Vern. S. 83 in
- Beziehung auf die Logik, auf die alte und berühmte Frage: _Was die
- Wahrheit sey?_ zu reden kommt, _schenkt_ vor's Erste als etwas
- Triviales die Namenerklärung, daß sie die Übereinstimmung der
- Erkenntniß mit ihrem Gegenstande sey;--eine Definition, die von
- großem, ja von dem höchsten Werthe ist. Wenn man sich derselben bei
- der Grundbehauptung des transcendentalen Idealismus erinnert, daß die
- _Vernunfterkenntniß_ die _Dinge an sich zu_ erfassen nicht vermögend
- sey, daß die _Realität schlechthin_ außer _dem Begriffe_ liege, so
- zeigt sich sogleich, daß eine solche _Vernunft_, die sich mit ihrem
- Gegenstande, den Dingen an sich, _nicht in Übereinstimmung zu
- stezen_ vermag, und die _Dinge an sich_, die nicht mit dem
- Vernunftbegriffe, der Begriff, der nicht mit der Realität, eine
- Realität, die nicht mit dem Begriffe in Übereinstimmung ist,
- _unwahre Vorstellungen_ sind. Wenn Kant die Idee eines _anschauenden
- Verstandes_ an jene Definition der Wahrheit gehalten hätte, so würde
- er diese Idee, welche die geforderte Übereinstimmung ausdrückt,
- nicht als ein Gedankending, sondern vielmehr als Wahrheit behandelt
- haben.
- "Das, was man zu wissen verlange, giebt Kant ferner an, sey ein
- _allgemeines_ und _sicheres Kriterium der Wahrheit einer jeden
- Erkenntniß_; es würde ein solches seyn, welches von allen
- Erkenntnissen, _ohne Unterschied ihrer Gegenstände_, gültig wäre; da
- man aber bei demselben _von allem Inhalt_ der Erkenntniß (_Beziehung
- auf ihr Objekt) abstrahiert_, und _Wahrheit gerade diesen Inhalt_
- angeht, so würde es ganz _unmöglich_ und _ungereimt_ seyn, nach einem
- Merkmal der _Wahrheit dieses Inhaltes_ der Erkenntnisse zu fragen.
- "--Es ist hier die gewöhnliche Vorstellung von der formellen Funktion
- der Logik sehr bestimmt ausgedrückt, und das angeführte Raisonnement
- scheint sehr einleuchtend zu seyn. Vor's Erste aber ist zu bemerken,
- daß es solchem formellen Raisonnement gewöhnlich so geht, in seinem
- Reden die Sache zu vergessen, die es zur Grundlage gemacht und von
- der es spricht. Es würde ungereimt seyn, heißt es, nach einem
- Kriterium der _Wahrheit des Inhalts_ der Erkenntniß zu fragen; --aber
- nach der Definition macht nicht der _Inhalt_ die Wahrheit aus,
- sondern die _Übereinstimmung_ desselben mit dem Begriffe. Ein
- Inhalt, wie von ihm hier gesprochen wird, _ohne den Begriff_, ist ein
- Begriffloses, somit Wesenloses; nach dem Kriterium der Wahrheit eines
- solchen kann freilich nicht gefragt werden, aber aus dem
- entgegengesetzten Grunde; darum nämlich nicht, weil er um seiner
- Begrifflosigkeit willen nicht die _geforderte Übereinstimmung_ ist,
- sondern weiter nichts als ein der wahrheitslosen Meinung Angehöriges
- seyn kann.--Lassen wir die Erwähnung des Inhalts bei Seite, der hier
- die Verwirrung verursacht, in welche aber der Formalismus jedesmal
- verfällt, und die ihn das Gegentheil dessen sagen läßt, was er
- vorbringen will, so oft er sich auf Erläuterung einläßt, und bleiben
- bei der abstrakten Ansicht stehen, daß das Logische nur formell sey,
- und von allem Inhalt vielmehr abstrahire;--so haben wir eine
- einseitige Erkenntniß, welche keinen Gegenstand enthalten soll, eine
- leere, bestimmungslose Form, die also ebenso wenig eine
- _Übereinstimmung_, da zur Übereinstimmung wesentlich _Zwei_ gehören,
- --ebenso wenig Wahrheit ist.--An der a priorischen _Synthesis_ des
- Begriffs hatte Kant ein höheres Princip, worin die Zweiheit in der
- Einheit, somit dasjenige erkannt werden konnte, was zur Wahrheit
- gefordert wird; aber der sinnliche Stoff, das Mannigfaltige der
- Anschauung war ihm zu mächtig, um davon weg zur Betrachtung des
- Begriffs und der Kategorien _an und für sich_, und zu einem
- spekulativen Philosophiren kommen zu können.
- Indem die Logik Wissenschaft der absoluten Form ist, so muß dieß
- Formelle, _damit es ein Wahres seye_, an ihm selbst einen _Inhalt_
- haben, welcher seiner Form gemäß sey, und um so mehr, da das logische
- Formelle die reine Form, also das logische Wahre, die _reine
- Wahrheit_ selbst seyn muß. Dieses Formelle muß daher in sich viel
- reicher an Bestimmungen und Inhalt, so wie auch von unendlich
- größerer Wirksamkeit auf das Konkrete gedacht werden, als es
- gewöhnlich genommen wird. Die logischen Gesetze für sich (das
- ohnehin Heterogene, die angewandte Logik und übrige psychologische
- und anthropologische Material weggerechnet) werden gewöhnlich außer
- dem Satze des Widerspruchs auf einige dürftige Sätze, die Umkehrung
- der Urtheile, und die Formen der Schlüsse betreffend, beschränkt.
- Die selbst hierbei vorkommenden Formen, so wie weitere Bestimmungen
- derselben werden nur gleichsam historisch aufgenommen, nicht der
- Kritik, ob sie an und für sich ein Wahres sehen, unterworfen. So
- gilt z.B. die Form des positiven Urtheils für etwas an sich völlig
- Richtiges, wobei es ganz allein auf den Inhalt ankomme, ob ein
- solches Urtheil wahr sey. Ob diese Form _an und für sich_ eine Form
- der Wahrheit, ob der Satz, den sie ausspricht, _das Einzelne ist ein
- Allgemeines_, nicht in sich dialektisch sey, an diese Untersuchung
- wird nicht gedacht. Es wird geradezu dafür gehalten, daß dieß
- Urtheil für sich fähig, Wahrheit zu enthalten, und jener Satz, den
- jedes positive Urtheil ausspricht, ein wahrer sey; obschon
- unmittelbar erhellt, daß ihn dasjenige fehlt, was die Definition der
- Wahrheit fordert, nämlich die Übereinstimmung des Begriffs und
- seines Gegenstandes; das Prädikat, welches hier das Allgemeine ist,
- als den Begriff, das Subjekt, welches das Einzelne ist, als den
- Gegenstand genommen, so stimmt das eine mit dem andern nicht überein.
- Wenn aber das _abstrakte Allgemeine_, welches das Prädikat ist, noch
- nicht einen Begriff ausmacht, als zu welchem allerdings mehr gehört;
- --so wie auch solches Subjekt noch nicht viel weiter als ein
- grammatisches ist, wie sollte das Urtheil Wahrheit enthalten können,
- da sein Begriff und Gegenstand nicht übereinstimmen, oder ihm der
- Begriff, wohl auch der Gegenstand, gar fehlt?--Dieß ist daher
- vielmehr das _Unmögliche_ und _Ungereimte_, in dergleichen Formen,
- wie ein positives Urtheil und wie das Urtheil überhaupt ist, die
- Wahrheit fassen zu wollen. So wie die kantische Philosophie die
- Kategorien nicht an und für sich betrachtete, sondern sie nur aus dem
- schiefen Grunde, weil sie subjektive Formen des Selbstbewußtseyns
- seyen, für endliche Bestimmungen, die das Wahre zu enthalten unfähig
- seyen, erklärte, so hat sie noch weniger die Formen des Begriffs,
- welche der Inhalt der gewöhnlichen Logik sind, der Kritik unterworfen;
- sie hat vielmehr einen Theil derselben, nämlich die Funktionen der
- Urtheile für die Bestimmung der Kategorie aufgenommen, und sie als
- gültige Voraussetzungen gelten lassen. Soll in den logischen Formen
- auch weiter nichts gesehen werden, als formelle Funktionen des
- Denkens, so wären sie schon darum der Untersuchung, in wiefern sie
- für sich der _Wahrheit_ entsprechen, würdig. Eine Logik, welche dieß
- nicht leistet, kann höchstens auf den Werth einer naturhistorischen
- Beschreibung der Erscheinungen des Denkens, wie sie sich vorfinden,
- Anspruch machen. Es ist ein unendliches Verdienst des _Aristoteles_,
- welches uns mit der höchsten Bewunderung für die Stärke dieses
- Geistes erfüllen muß, diese Beschreibung zuerst unternommen zu haben.
- Aber es ist nöthig, daß weiter gegangen, und Theils der
- systematische Zusammenhang, Theils aber der Werth der Formen erkannt
- werde.
- Eintheilung.
- Der Begriff zeigt sich obenhin betrachtet als die Einheit des _Seyns_
- und _Wesens_. Das Wesen ist die _erste Negation_ des Seyns, das
- dadurch zum _Schein_ geworden ist, der Begriff ist die _zweite_, oder
- die Negation dieser Negation; also das wiederhergestellte Seyn, aber
- als die unendliche Vermittlung und Negativität desselben in sich
- selbst.--_Seyn_ und _Wesen_ haben daher im Begriffe nicht mehr die
- Bestimmung, in welcher sie als _Seyn_ und _Wesen_ sind, noch sind sie
- nur in solcher Einheit, daß jedes in dem andern _scheine_. Der
- Begriff unterscheidet sich daher nicht in diese Bestimmungen. Er ist
- die Wahrheit des substantiellen Verhältnisses, in welchem Seyn und
- Wesen ihre erfüllte Selbstständigkeit und Bestimmung durch einander
- erreichen. Als die Wahrheit der Substantialität erwies sich die
- _substantielle Identität_, welche ebenso sehr und nur als das
- _Gesetztseyn_ ist. Das Gesetztseyn ist das _Daseyn_ und
- _Unterscheiden_; das An- und Fürsichseyn hat daher im Begriffe ein
- sich gemäßes und wahres Daseyn erreicht, denn jenes Gesetztseyn ist
- das An- und Fürsichseyn selbst. Dieß Gesetztseyn macht den
- Unterschied des Begriffes in ihm selbst aus, seine _Unterschiede_,
- weil sie unmittelbar das An- und Fürsichseyn ist, sind selbst _der
- ganze Begriff; in ihrer Bestimmtheit allgemeine, und identisch mit
- ihrer Negation_.
- Dieß ist nun der Begriff selbst des Begriffes. Aber es ist _nur
- erst_ sein Begriff;--oder er ist selbst auch _nur_ der Begriff. Weil
- er das An- und Fürsichseyn ist, insofern es Gesetztseyn ist, oder die
- absolute Substanz, insofern sie die _Nothwendigkeit_ unterschiedener
- Substanzen als _Identität_ offenbart, so muß diese Identität das, was
- sie ist, selbstsetzen. Die Momente der Bewegung des
- Substantialitäts-Verhältnisses, wodurch der Begriff _geworden_ ist,
- und die dadurch dargestellte Realität ist erst im Übergange zum
- Begriffe; sie ist noch nicht als _seine eigene_, aus ihm
- hervorgegangene Bestimmung; sie fiel in die Sphäre der Nothwendigkeit,
- die seinige kann nur seine _freie_ Bestimmung, ein Daseyn seyn, in
- welchem er als identisch mit sich dessen Momente Begriffe und durch
- ihn selbst _gesetzte_ sind.
- _Zuerst_ ist also der Begriff nur _an sich_ die Wahrheit; weil er
- _nur_ ein _Inneres_ ist, so ist er ebenso sehr _nur_ ein _Äußeres_.
- Er ist _zuerst_ überhaupt ein _Unmittelbares_, und in dieser Gestalt
- haben seine Momente die Form von _unmittelbaren, festen Bestimmungen_.
- Er erscheint als der _bestimmte Begriff_, als die Sphäre des bloßen
- _Verstandes_.--Weil diese Form der Unmittelbarkeit ein seiner Natur
- noch nicht angemessenes Daseyn ist, da er das sich nur auf sich
- selbst beziehende _Freie_ ist, so ist sie eine _äußerliche_ Form, in
- der der Begriff nicht als An- und Fürsichseyendes, sondern als _nur
- Gesetztes_ oder ein _Subjektives_ gelten kann.--Die Gestalt des
- _unmittelbaren_ Begriffes macht den Standpunkt aus, nach welchem der
- Begriff ein subjektives Denken, eine der _Sache_ äußerliche Reflexion
- ist. Diese Stufe macht daher die _Subjektivität_ oder den _formellen
- Begriff_ aus.
- Die Äußerlichkeit desselben erscheint in dem _festen Seyn_ seiner
- _Bestimmungen_, wodurch jede für sich als ein Isolirtes, Qualitatives
- auftritt, das nur in äußerer Beziehung auf sein Anderes ist. Die
- _Identität_ des Begriffes aber, die eben das _innere_ oder
- _subjektive_ Wesen derselben ist, setzt sie in dialektische Bewegung,
- durch welche sich ihre Vereinzelung und damit die Trennung des
- Begriffs von der Sache aufhebt und als ihre Wahrheit die _Totalität_
- hervorgeht, welche _der objektive Begriff_ ist.
- _Zweitens_. Der Begriff in seiner _Objektivität_ ist die _an- und
- fürsichseyende Sache selbst_. Durch seine nothwendige Fortbestimmung
- macht der _formelle_ Begriff sich selbst zur Sache, und verliert
- dadurch das Verhältniß der Subjektivität der aus seiner
- _Innerlichkeit hervorgetretene_ und in das Daseyn übergangene _reale
- Begriff_.--In dieser Identität mit der Sache hat er somit _eigenes_
- und _freies_ Daseyn. Aber er ist dieß noch eine _unmittelbare_, noch
- nicht _negative_ Freiheit. Eins mit der Sache ist er in sie
- _versenkt_; seine Unterschiede sind objektive Existenzen, in denen er
- selbst wieder das _Innere_ ist. Als die Seele des objektiven Daseyns
- muß er _sich_ die Form der _Subjektivität geben_, die er als
- _formeller_ Begriff _unmittelbar_ hatte; so tritt er _in der Form_
- des Freien, die er in der Objektivität noch nicht hatte, ihr
- gegenüber, und macht darin die Identität mit ihr, die er _an und für
- sich als objektiver_ Begriff mit ihr hat, zu einer auch _gesetzten_.
- In dieser Vollendung, worin er in seiner Objektivität ebenso die Form
- der Freiheit hat, ist der _adäquate Begriff_ die _Idee_. Die
- _Vernunft_, welche die Sphäre der Idee ist, ist die sich selbst
- _enthüllte Wahrheit_, worin der Begriff die schlechthin ihm
- angemessene Realisation hat, und insofern frei ist, als er diese
- seine objektive Welt in seiner Subjektivität, und diese in jener
- erkennt.
- Erster Abschnitt. Die Subjektivität.
- Der Begriff ist zuerst der _formelle_, der Begriff im _Anfang_ oder
- der als _unmittelbarer_ ist.--In der unmittelbaren Einheit ist sein
- Unterschied oder Gesetztseyn _zuerst_ zunächst selbst einfach und nur
- _ein Schein_, so daß die Momente des Unterschiedes unmittelbar die
- Totalität des Begriffes sind, und nur der _Begriff als solcher_ sind.
- _Zweitens_ aber, weil er die absolute Negativität ist, so dirimirt er
- sich, und setzt sich als das _Negative_ oder als das _Andere_ seiner
- selbst; und zwar, weil er erst der _unmittelbare_ ist, hat dieß
- Setzen oder Unterscheiden die Bestimmung, daß die Momente
- _gleichgültig gegeneinander_ und jedes für sich wird; seine Einheit
- ist in dieser _Theilung_ nur noch äußere _Beziehung_. So als
- _Beziehung_ seiner als _selbstständig_ und _gleichgültig_ gesetzten
- Momente ist er das _Urtheil_.
- _Drittens_ das Urtheil enthält wohl die Einheit des in seine
- selbstständigen Momente verlorenen Begriffs, aber sie ist nicht
- _gesetzt_. Sie wird dieß durch die dialektische Bewegung des
- Urtheils, das hierdurch der _Schluß_ geworden ist, zum vollständig
- gesetzten Begriff; indem im Schluß ebenso wohl die Momente desselben
- als _selbstständige_ Extreme, wie auch deren _vermittelnde Einheit_
- gesetzt ist.
- Indem aber _unmittelbar_ diese _Einheit_ selbst als die vereinigende
- _Mitte_, und die _Momente als selbstständige_ Extreme zunächst
- einander gegenüber stehen, so hebt dieß widersprechende Verhältniß,
- das im _formalen Schlusse_ Statt findet, sich auf, und die
- _Vollständigkeit_ des Begriffs geht in die Einheit der _Totalität_
- über, die _Subjektivität_ des Begriffes in seine _Objektivität_.
- Erstes Kapitel. Der Begriff.
- Durch den _Verstand_ pflegt das Vermögen der Begriffe überhaupt
- ausgedrückt zu werden, er wird insofern von der _Urtheilskraft_ und
- dem Vermögen der Schlüsse, als der formellen _Vernunft_,
- unterschieden. Vornehmlich aber wird er der _Vernunft_
- entgegengesetzt; insofern aber bedeutet er nicht das Vermögen des
- Begriffs überhaupt, sondern der _bestimmten_ Begriffe, wobei die
- Vorstellung herrscht, als ob der Begriff _nur_ ein _Bestimmtes_ sey.
- Wenn der Verstand in dieser Bedeutung von der formellen Urtheilskraft
- und der formellen Vernunft unterschieden wird, so ist er als Vermögen
- des _einzelnen_ bestimmten Begriffs zu nehmen. Denn das Urtheil und
- der Schluß oder die Vernunft sind selbst, als Formales, nur ein
- _Verständiges_, indem sie unter der Form der abstrakten
- Begriffsbestimmtheit stehen. Der Begriff gilt aber hier überhaupt
- nicht als bloß abstrakt-Bestimmtes; der Verstand ist daher von der
- Vernunft nur so zu unterscheiden, daß jener nur das Vermögen des
- Begriffes überhaupt sey.
- Dieser allgemeine Begriff, der nun hier zu betrachten ist, enthält
- die drei Momente: _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelheit_.
- Der Unterschied und die Bestimmungen, die er sich in dem
- Unterscheiden giebt, machen die Seite aus, welche vorhin
- _Gesetztseyn_ genannt wurde. Da dieses in dem Begriffe identisch mit
- dem An- und Fürsichseyn ist, so ist jedes jener Momente so sehr
- _ganzer_ Begriff, als _bestimmter Begriff_, und als _eine Bestimmung_
- des Begriffs.
- Zuerst ist er _reiner Begriff_, oder die Bestimmung der
- _Allgemeinheit_. Der reine oder allgemeine Begriff ist aber auch nur
- ein _bestimmter_, oder _besonderer_ Begriff, der sich auf die Seite
- neben die anderen stellt. Weil der Begriff die Totalität ist, also
- in seiner Allgemeinheit oder rein identischen Beziehung auf sich
- selbst, wesentlich das Bestimmen und Unterscheiden ist, so hat er in
- ihm selbst den Maaßstab, wodurch diese Form seiner Identität mit sich,
- indem sie alle Momente durchdringt und in sich faßt, ebenso
- unmittelbar sich bestimmt, _nur_ das _Allgemeine_ gegen die
- Unterschiedenheit der Momente zu seyn.
- _Zweitens_ ist der Begriff dadurch als dieser _besondere_ oder als
- _bestimmte_ Begriff, welcher als gegen andere unterschieden gesetzt
- ist.
- _Drittens_ die _Einzelheit_ ist der aus dem Unterschiede in die
- absolute Negativität sich reflektirende Begriff. Dieß ist zugleich
- das Moment, worin er aus seiner Identität in sein _Andersseyn_
- übergetreten ist, und zum _Urtheil_ wird.
- A. Der allgemeine Begriff.
- Der reine Begriff ist das absolut Unendliche, Unbedingte und Freie.
- Es ist hier, wo die Abhandlung, welche den Begriff zu ihrem _Inhalte_
- hat, beginnt, noch einmal nach seiner Genesis zurückzusehen. Das
- _Wesen_ ist aus dem _Seyn_, und der Begriff aus dem Wesen, somit auch
- aus dem _Seyn geworden._ Dieß Werden hat aber die Bedeutung des
- _Gegenstoßes_ seiner selbst, so daß das _Gewordene_ vielmehr das
- _Unbedingte_ und _Ursprüngliche_ ist. Das _Seyn_ ist in seinem
- Übergange zum Wesen zu einem _Schein_ oder _Gesetztseyn_, und das
- _Werden_ oder das Übergehen in _Anderes_ zu einem _Setzen_ geworden,
- und umgekehrt hat das _Setzen_ oder die Reflexion des Wesens sich
- aufgehoben und sich zu einem Nichtgesetzten, einem _ursprünglichen_
- Seyn hergestellt. Der Begriff ist die Durchdringung dieser Momente,
- daß das Qualitative, und ursprünglich-Seyende nur als Setzen und nur
- als Rückkehr-in-sich ist, und diese reine Reflexion-in-sich
- schlechthin das _Anderswerden_ oder die _Bestimmtheit_ ist, welche
- ebenso daher unendliche, sich auf sich beziehende _Bestimmtheit_ ist.
- Der Begriff ist daher zuerst so die _absolute Identität mit sich_,
- daß sie dieß nur ist, als die Negation der Negation, oder als die
- unendliche Einheit der Negativität mit sich selbst. Diese _reine
- Beziehung_ des Begriffs auf sich, welche dadurch diese Beziehung ist,
- als durch die Negativität sich setzend, ist die _Allgemeinheit_ des
- Begriffs.
- _Die Allgemeinheit_, das sie die höchst _einfache_ Bestimmung ist,
- scheint keiner Erklärung fähig zu seyn; denn eine Erklärung muß sich
- auf Bestimmungen und Unterscheidungen einlassen, und von ihrem
- Gegenstand prädiciren, das Einfache aber wird hierdurch vielmehr
- verändert, als erklärt. Es ist aber gerade die Natur des Allgemeinen,
- ein solches Einfaches zu seyn, welches durch die absolute
- Negativität den höchsten Unterschied und Bestimmtheit _in sich_
- enthält. Das _Seyn_ ist einfaches, als _unmittelbares_; deswegen ist
- es ein nur _Gemeintes_, und kann man von ihm nicht sagen, was es ist;
- es ist daher unmittelbar eins mit seinem Andern, dem _Nichtseyn_.
- Eben dieß ist sein Begriff, ein solches Einfaches zu seyn, das in
- seinem Gegentheil unmittelbar verschwindet; er ist das _Werden_. Das
- _Allgemeine_ dagegen ist das _Einfache_, welches ebenso sehr das
- _Reichste in sich selbst_ ist; weil es der Begriff ist.
- Es ist daher _erstens_ die einfach Beziehung auf sich selbst; es ist
- nur in sich. Aber diese Identität ist _zweitens_ in sich absolute
- _Vermittelung_; nicht aber ein _Vermitteltes_. Vom Allgemeine,
- welches ein vermitteltes, nämlich das _abstrakte_, dem Besondern und
- Einzelnen entgegengesetzte Allgemeine ist, ist erst bei dem
- bestimmten Begriffe zu reden.--Aber auch schon das _Abstrakte_
- enthält dieß, daß, um es zu erhalten, erfordert werde, andere
- Bestimmungen des Konkreten _wegzulassen_. Diese Bestimmungen sind
- als Determinationen überhaupt _Negationen_; ebenso ist ferner das
- _Weglassen_ derselben ein _Negiren_. Es kommt also beim Abstrakten
- gleichfalls die Negation der Negation vor. Diese gedoppelte Negation
- aber wird vorgestellt, als ob sie demselben _äußerlich_ sey, und
- sowohl die weggelassenen weiteren Eigenschaften des Konkreten von der
- beibehaltenen, welche der Inhalt des Abstrakten ist, verschieden
- seyen, als auch diese Operation des Weglassens der übrigen und des
- Beibehaltens der einen, außer derselben vorgehe. Zu solcher
- _Äußerlichkeit_ hat sich das Allgemeine gegen jene Bewegung noch
- nicht bestimmt; es ist noch selbst in sich jene absolute Vermittelung,
- welche eben die Negation der Negation oder absolute Negativität ist.
- Nach dieser ursprünglichen Einheit ist vor's Erste das erste Negative
- oder die _Bestimmung_ keine Schranke für das Allgemeine, sondern es
- _erhält sich darin_, und ist positiv mit sich identisch. Die
- Kategorien des Seyns waren, als Begriffe, wesentlich diese
- Identitäten der Bestimmungen mit sich selbst, in ihrer Schranke oder
- ihrem Andersseyn; diese Identität war aber nur _an sich_ der Begriff;
- sie war noch nicht manifestirt. Daher die qualitative Bestimmung als
- solche in ihrer andern unterging und eine von ihr _verschiedene_
- Bestimmung zu ihrer Wahrheit hatte. Das Allgemeine hingegen, wenn es
- sich auch in eine Bestimmung setzt, _bleibt_ es darin, was es ist.
- Es ist die _Seele_ des Konkreten, dem es inwohnt, ungehindert und
- sich selbst gleich in dessen Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit.
- Es wird nicht mit in das _Werden_ gerissen, sonder _kontinuirt sich_
- ungetrübt durch dasselbe, und hat die Kraft unveränderlicher,
- unsterblicher Selbsterhaltung.
- Ebenso _scheint_ es aber nicht nur in sein Anderes, wie die
- Reflexions-Bestimmung. Diese als ein _Relatives_ bezieht sich nicht
- nur auf sich, sondern ist ein _Verhalten. Sie giebt sich_ in ihrem
- Andern _kund_; aber _scheint_ nur erst an ihm, und das Scheinen eines
- jeden an dem Andern oder ihr gegenseitiges Bestimmen hat bei ihrer
- Selbstständigkeit die Form eines äußerlichen Thuns.--Das _Allgemeine_
- dagegen ist gesetzt als das _Wesen_ seiner Bestimmung, die _eigene
- positive Natur_ derselben. Denn die Bestimmung, die sein Negatives
- ausmacht, ist im Begriffe schlechthin nur als ein _Gesetztseyn_, oder
- wesentlich nur zugleich als das Negative des Negativen, und sie ist
- nur als diese Identität des Negativen mit sich, welche das Allgemeine
- ist. Dieses ist insofern auch die _Substanz_ seiner Bestimmungen;
- aber so, daß das, was für die Substanz als solche ein _Zufälliges_
- war, die eigene _Vermittelung_ des Begriffes mit sich selbst, seine
- eigene _immanente Reflexion_ ist. Diese Vermittelung, welche das
- Zufällige zunächst zur _Nothwendigkeit_ erhebt, ist aber die
- _manifestirte_ Beziehung; der Begriff ist nicht der Abgrund der
- formlosen Substanz, oder die Nothwendigkeit, als die _innere_
- Identität von einander verschiedener und sich beschränkender Dinge
- oder Zustände, sondern als absolute Negativität das Formirende und
- Erschaffende, und weil die Bestimmung nicht als Schranke, sondern
- schlechthin so sehr als aufgehobene, als Gesetztseyn ist, so ist der
- Schein die Erscheinung als _des Identischen_.
- Das Allgemeine ist daher die _freie_ Macht; es ist es selbst und
- greift über sein Anderes über; aber nicht als ein _Gewaltsames_,
- sondern das vielmehr in demselben ruhig und _bei sich selbst_ ist.
- Wie es die freie Macht genannt worden, so könnte es auch die _freie
- Liebe_ und _schrankenlose Seligkeit_ genannt werden, denn es ist ein
- Verhalten seiner zu dem _Unterschiedenen_ nur als _zu sich selbst_,
- in demselben ist es zu sich selbst zurückgekehrt.
- Es ist so eben der _Bestimmtheit_ erwähnt worden, obgleich der
- Begriff nur erst als das Allgemeine und nur mit sich _Identische_
- noch nicht dazu fortgegangen ist. Es kann aber von dem Allgemeinen
- nicht ohne die Bestimmtheit, welche näher die Besonderheit und
- Einzelnheit ist, gesprochen werden; denn es enthält sie in seiner
- absoluten Negativität an und für sich; die Bestimmtheit wird also
- nicht von Außen dazu genommen, wenn beim Allgemeinen von ihr
- gesprochen wird. Als Negativität überhaupt, oder nach der _ersten,
- unmittelbaren_ Negation hat es die Bestimmtheit überhaupt als
- _Besonderheit_ an ihm; als _Zweites_, als Negation der Negation ist
- es _absolute Bestimmtheit_, oder _Einzelnheit_ und _Konkretion_.--Das
- Allgemeine ist somit die Totalität des Begriffes, es ist Konkretes,
- ist nicht ein Leeres, sondern hat vielmehr durch seinen Begriff
- _Inhalt_;--einen Inhalt, in dem es sich nicht nur erhält, sondern der
- ihm eigen und immanent ist. Es kann von dem Inhalte wohl abstrahirt
- werden; so erhält man aber nicht das Allgemeine des Begriffs, sondern
- das _Abstrakte_, welches ein isolirtes, unvollkommenes Moment des
- Begriffes ist, und keine Wahrheit hat.
- Näher ergiebt sich das Allgemeine so als diese Totalität. Insofern
- es die Bestimmtheit in sich hat, ist sie nicht nur die _erste_
- Negation, sondern auch die Reflexion derselben in sich. Mit jener
- ersten Negation für sich genommen, ist es _Besonders_, wie es
- sogleich wird betrachtet werden; aber es ist in dieser Bestimmtheit
- wesentlich noch Allgemeines; diese Seite muß hier noch aufgefaßt
- werden.--Diese Bestimmtheit ist nämlich als im Begriffe die totale
- Reflexion, der _Doppelschein_, einmal der Schein _nach Außen_, die
- Reflexion in Anderes; das andere Mal der Schein _nach Innen_, die
- Reflexion in sich. Jenes äußerliche Scheinen macht einen Unterschied
- gegen _Anderes_; das Allgemeine hat hiernach eine _Besonderheit_,
- welche ihre Auflösung in einem höhern Allgemeinen hat. Insofern es
- nun auch nur ein relativ-Allgemeines ist, verliert es seinen
- Charakter des Allgemeinen nicht; es erhält sich in seiner
- Bestimmtheit, nicht nur so, daß es in der Verbindung mit ihr nur
- gleichgültig gegen sie bliebe,--so wäre es nur mit ihr
- _zusammengesetzt_,--sondern daß es das ist, was so eben das _Scheinen
- nach Innen_ genannt wurde. Die Bestimmtheit ist als bestimmter
- _Begriff_ aus der Äußerlichkeit _in sich zurückgebogen_; sie ist der
- eigene, immanente _Charakter_, der dadurch ein Wesentliches ist, daß
- er in die Allgemeinheit aufgenommen und von ihr durchdrungen, von
- gleichem Umfange, identisch mit ihr sie ebenso durchdringt; es ist
- der Charakter, welcher der _Gattung_ angehört, als die von dem
- Allgemeinen ungetrennte Bestimmtheit. Er ist insofern nicht eine
- nach Außen gehende _Schranke_, sondern _positiv_, indem er durch die
- Allgemeinheit in der freien Beziehung auf sich selbst steht. Auch
- der bestimmte Begriff bleibt so in sich unendlich freier Begriff.
- In Ansehung der andern Seite aber, nach welcher die Gattung durch
- ihren bestimmten Charakter begrenzt ist, ist bemerkt worden, daß sie
- als niedrigere Gattung in einem höhern Allgemeinen ihre Auflösung
- habe. Dieses kann auch wieder als Gattung, aber als eine abstraktere
- aufgefaßt werden, gehört aber immer wieder nur der Seite des
- bestimmten Begriffes an, die nach Außen geht. Das wahrhaft höhere
- Allgemeine ist, worin diese nach Außen gehende Seite nach Innen
- zurückgenommen ist, die zweite Negation, in welcher die Bestimmtheit
- schlechthin nur _als_ Gesetztes, oder _als_ Schein ist. Leben, Ich,
- Geist, absoluter Begriff, sind nicht Allgemeine nur als höhere
- Gattungen, sondern _Konkrete_, deren Bestimmtheiten auch nicht nur
- Arten oder niedrige Gattungen sind, sondern die in ihrer Realität
- schlechthin nur in sich und davon erfüllt sind. Insofern Leben, Ich,
- endlicher Geist, wohl auch nur bestimmte Begriffe sind, so ist ihre
- absolute Auflösung in demjenigen Allgemeinen, welches als wahrhaft
- absoluter Begriff, als Idee des unendlichen Geistes zu fassen ist,
- dessen _Gesetztseyn_ die unendliche, durchsichtige Realität ist,
- worin er seine _Schöpfung_, und in ihr sich selbst anschaut.
- Das wahrhafte, unendliche Allgemeine, welches unmittelbar ebenso sehr
- Besonderheit als Einzelnheit in sich ist, ist nun zunächst näher als
- _Besonderheit_ zu betrachten. Es _bestimmt_ sich frei; seine
- Verendlichung ist kein Übergehen, das nur in der Sphäre des Seyns
- Statt hat; _es ist schöpferische Macht_, als die absolute Negativität,
- die sich auf sich selbst bezieht. Es ist als solche das
- Unterscheiden in sich, und dieses ist _Bestimmen_, dadurch, daß das
- Unterscheiden mit der Allgemeinheit eins ist. Somit ist es ein
- Setzen der Unterschiede selbst als allgemeiner, sich auf sich
- beziehender. Hierdurch werden sie _fixirte_, isolirte Unterschiede.
- Das isolirte _Bestehen_ des Endlichen, das sich früher als sein
- Fürsichseyn, auch als Dingheit, als Substanz bestimmte, ist in seiner
- Wahrheit die Allgemeinheit, mit welcher Form der unendliche Begriff
- seine Unterschiede bekleidet,--eine Form, die eben einer seiner
- Unterschiede selbst ist. Hierin besteht das _Schaffen_ des Begriffs,
- das nur in diesem Innersten desselben selbst zu begreifen ist.
- B. Der besondere Begriff.
- _Die Bestimmtheit_ als solche gehört dem Seyn und dem Qualitativen an;
- als Bestimmtheit des Begriffs ist sie _Besonderheit_. Sie ist keine
- _Grenze_, so daß sie sich zu einem _Andern_ als einem _Jenseits_
- ihrer verhielte, vielmehr, wie sich so eben zeigte, das eigene
- immanentes Moment des Allgemeinen; dieses ist daher in der
- Besonderheit nicht bei einem Andern, sondern schlechthin bei sich
- selbst.
- Das Besondere enthält die Allgemeinheit, welche dessen Substanz
- ausmacht; die Gattung ist _unverändert_ in ihren Arten; die Arten
- sind nicht von dem Allgemeinen, sondern nur _gegen einander_
- verschieden. Das Besondere hat mit den _anderen_ Besonderen, zu
- denen es sich verhält, eine und dieselbe Allgemeinheit. Zugleich ist
- die Verschiedenheit derselben, um ihrer Identität mit dem Allgemeinen
- willen, _als solche_ allgemein; sie ist _Totalität._--Das Besondere
- _enthält_ also nicht nur das Allgemeine, sondern stellt dasselbe auch
- _durch seine Bestimmtheit_ dar; dieses macht insofern eine _Sphäre_
- aus, welche das Besondere erschöpfen muß. Diese Totalität erscheint,
- insofern die Bestimmtheit des Besondern als bloße _Verschiedenheit_
- genommen wird, als _Vollständigkeit_. Vollständig sind in dieser
- Rücksicht die Arten, insofern es deren eben nicht mehrere _giebt_.
- Es ist für sie kein innerer Maaßstab, oder _Princip_ vorhanden, weil
- die _Verschiedenheit_ eben der einheitslose Unterschied ist, an
- welchem die Allgemeinheit, die für sich absolute Einheit ist, bloß
- äußerlicher Reflex, und eine unbeschränkte, zufällige Vollständigkeit
- ist. Die Verschiedenheit aber geht in _Entgegensetzung_, in eine
- _immanente Beziehung_ der Verschiedenen über. Die Besonderheit aber
- ist als Allgemeinheit an und für sich selbst, nicht durch Übergehen
- solche immanente Beziehung; sie ist Totalität an ihr selbst, und
- _einfache_ Bestimmtheit, wesentlich _Princip_. Sie hat keine
- _andere_ Bestimmtheit, als welche durch das Allgemeine selbst gesetzt
- ist, und sich aus demselben folgendermaßen ergiebt.
- Das Besondere ist das Allgemeine selbst, aber es ist dessen
- Unterschied oder Beziehung auf ein _Anderes_, sein _Scheinen nach
- Außen_; es ist aber kein Anderes vorhanden, wovon das Besondere
- unterschieden wäre, als das Allgemeine selbst.--Das Allgemeine
- bestimmt _sich_, so ist es selbst das Besondere; die Bestimmtheit ist
- _sein_ Unterschied; es ist nur von sich selbst unterschieden. Seine
- Arten sind daher nur a) das Allgemeine selbst und b) das Besondere.
- Das Allgemeine als der Begriff ist es selbst und sein Gegentheil, was
- wieder es selbst als seine gesetzte Bestimmtheit ist; es greift über
- dasselbe über, und ist in ihm bei sich. So ist es die Totalität und
- Princip seiner Verschiedenheit, die ganz nur durch es selbst bestimmt
- ist.
- Es giebt daher keine andere wahrhafte Eintheilung, als daß der
- Begriff sich selbst auf die Seite stellt, als die _unmittelbare_,
- unbestimmte Allgemeinheit; eben dieß Unbestimmte macht seine
- Bestimmtheit, oder daß er ein _Besonderes_ ist. _Beides_ ist das
- Besondere, und ist daher _koordinirt_. Beides ist auch als
- Besonderes das _Bestimmte gegen_ das Allgemeine; es heißt demselben
- insofern _subordinirt_. Aber eben dieß Allgemeine, _gegen_ welches
- das Besondere bestimmt ist, ist damit vielmehr selbst auch _nur
- eines_ der Gegenüberstehenden. Wenn wir von _zwei
- Gegenüberstehenden_ sprechen, so müssen wir also auch wieder sagen,
- daß sie beide das Besondere ausmachen, nicht nur _zusammen_, daß sie
- nur für die äußere Reflexion darin _gleich_ wären, Besondere zu seyn,
- sondern ihre Bestimmtheit _gegeneinander_ ist wesentlich zugleich nur
- _Eine_ Bestimmtheit, die Negativität, welche im Allgemeinen _einfach_
- ist.
- Wie sich der Unterschied hier zeigt, ist er in seinem Begriffe, und
- damit in seiner Wahrheit. Aller frühere Unterschied hat diese
- Einheit im Begriffe. Wie er unmittelbarer Unterschied im Seyn ist,
- ist er als die _Grenze_ eines _Andern_; wie er in der Reflexion ist,
- ist er relativer, gesetzt als sich auf sein Anderes wesentlich
- beziehend; hier beginnt somit die Einheit des Begriffs _gesetzt_ zu
- werden; aber zunächst ist sie nur der _Schein_ an einem Andern.--Das
- Übergehen und die Auflösung dieser Bestimmungen hat nur diesen
- wahren Sinn, daß sie ihren Begriff, ihre Wahrheit erreichen; Seyn,
- Daseyn, Etwas oder Ganzes und Theile u. s. f., Substanz und
- Accidenzen, Ursache und Wirkung sind für sich Gedankenbestimmungen;
- als bestimmte _Begriffe_ werden sie aufgefaßt, insofern jede in der
- Einheit mit ihrer andern oder entgegengesetzten erkannt wird.--Das
- Ganze und die Theile, Ursache und Wirkung z.B. u. s. f. sind noch
- nicht verschiedene, die als _Besondere_ gegeneinander bestimmt wären,
- weil sie _an sich_ zwar Einen Begriff ausmachen, aber ihre _Einheit_
- noch nicht die Form der _Allgemeinheit_ erreicht hat; so hat auch der
- _Unterschied_, der in diesen Verhältnissen ist, noch nicht die Form,
- daß er _Eine_ Bestimmtheit ist. Ursache und Wirkung z.B. sind
- nicht zwei verschiedene Begriffe, sondern nur _Ein bestimmter_
- Begriff, und die Kausalität ist, wie jeder Begriff, ein _einfacher_.
- In Absicht auf Vollständigkeit hat sich ergeben, daß das Bestimmte
- der Besonderheit _vollständig_ in dem Unterschiede des _Allgemeinen_
- und _Besondern_ ist, und daß nur diese beide die besonderen Arten
- ausmachen. In der _Natur_ finden sich freilich in einer Gattung mehr
- als zwei Arten, so wie diese vielen Arten auch nicht das aufgezeigte
- Verhältniß zu einander haben können. Es ist dieß die Ohnmacht der
- Natur, die Strenge des Begriffs nicht festhalten und darstellen zu
- können, und in diese begrifflose blinde Mannigfaltigkeit sich zu
- verlaufen. Wir können die Natur in der Mannigfaltigkeit ihrer
- Gattungen und Arten, und der unendlichen Verschiedenheit ihrer
- Gestaltungen _bewundern_, denn die Bewunderung ist _ohne Begriff_,
- und ihr Gegenstand ist das Vernunftlose. Der Natur, weil sie das
- Außersichseyn des Begriffes ist, ist es freigegeben, in dieser
- Verschiedenheit sich zu ergehen, wie der Geist, ob er gleich den
- Begriff in der Gestalt des Begriffes hat, auch auf's Vorstellen sich
- einläßt, und in einer unendlichen Mannigfaltigkeit desselben sich
- herumtreibt. Die vielfachen Naturgattungen oder Arten müssen für
- nichts Höheres geachtet werden, als die willkürlichen Einfälle des
- Geistes in seinen Vorstellungen. Beide zeigen wohl allenthalben
- Spuren und Ahnungen des Begriffs, aber stellen ihn nicht in treuem
- Abbild dar, weil sie die Seite seines freien Außersichseyns sind; er
- ist die absolute Macht gerade darum, daß er seinen Unterschied frei
- zur Gestalt selbstständiger Verschiedenheit, äußerlicher
- Nothwendigkeit, Zufälligkeit, Willkür, Meinung entlassen kann, welche
- aber für nicht mehr als die abstrakte Seite der _Nichtigkeit_
- genommen werden muß.
- Die _Bestimmtheit_ des Besondern ist _einfach_ als _Princip_, wie wir
- gesehen haben, aber sie ist es auch als Moment der Totalität, als
- Bestimmtheit gegen die _andere_ Bestimmtheit. Der Begriff, insofern
- er sich bestimmt oder unterscheidet, ist er negativ auf seine Einheit
- gerichtet, und giebt sich die Form eines seiner ideellen Momente _des
- Seyns_; als bestimmter Begriff hat er ein _Daseyn_ überhaupt. Dieß
- Seyn hat aber nicht mehr den Sinn der bloßen _Unmittelbarkeit_,
- sondern der Allgemeinheit, der durch die absolute Vermittelung sich
- selbst gleichen Unmittelbarkeit, die ebenso sehr auch das andere
- Moment, das Wesen oder die Reflexion in sich enthält. Diese
- Allgemeinheit, mit welcher das Bestimmte bekleidet ist, ist die
- _abstrakte_. Das Besondere hat die Allgemeinheit in ihm selbst als
- sein Wesen; insofern aber die Bestimmtheit des Unterschieds _gesetzt_
- ist, und dadurch Seyn hat, ist sie _Form_ an demselben, und die
- Bestimmtheit als solche ist der _Inhalt_. Zur Form wird die
- Allgemeinheit, insofern der Unterschied als das Wesentliche ist, wie
- er im Gegentheil im rein Allgemeinen nur als absolute Negativität,
- _nicht als_ Unterschied ist, der als solcher _gesetzt_ ist.
- Die Bestimmtheit ist nun zwar das _Abstrakte_ gegen die _andere_
- Bestimmtheit; die andere ist aber nur die Allgemeinheit selbst, diese
- ist insofern auch die _abstrakte_; und die Bestimmtheit des Begriffs,
- oder die Besonderheit ist wieder weiter nichts als die bestimmte
- Allgemeinheit. Der Begriff ist in ihr _außer sich_; insofern _er es
- ist_, der darin außer sich ist, so enthält das abstrakt-Allgemeine
- alle Momente des Begriffs; es ist [alpha]) Allgemeinheit, [beta])
- Bestimmtheit, [gamma]) die _einfache_ Einheit von beiden; aber diese
- Einheit ist _unmittelbare_, und die Besonderheit ist darum nicht
- _als_ die Totalität. _An sich_ ist sie auch diese _Totalität_ und
- _Vermittelung_; sie ist wesentlich _ausschließende_ Beziehung auf
- _Anderes_, oder _Aufhebung_ der _Negation_, nämlich der _andern_
- Bestimmtheit,--der _andern_, die aber nur als Meinung vorschwebt,
- denn unmittelbar verschwindet sie, und zeigt sich als dasselbe, was
- die ihr _andere_ seyn sollte. Dieß macht also diese Allgemeinheit
- zur abstrakten, daß die Vermittelung nur _Bedingung_ ist, oder nicht
- _an ihr_ selbst _gesetzt_ ist. Weil sie nicht _gesetzt_ ist, hat die
- Einheit des Abstrakten die Form der Unmittelbarkeit, und der Inhalt
- die Form der Gleichgültigkeit gegen seine Allgemeinheit, weil er
- nicht als diese Totalität ist, welche die Allgemeinheit der absoluten
- Negativität ist. Das abstrakt-Allgemeine ist somit zwar der
- _Begriff_, aber als _Begriffloses_, als Begriff, der nicht als
- solcher gesetzt ist.
- Wenn vom _bestimmten Begriffe_ die Rede ist, so ist es gewöhnlich
- rein nur ein solches _abstrakt-Allgemeines_, was gemeint ist. Auch
- unter dem _Begriffe_ überhaupt wird meist nur dieser _begrifflose_
- Begriff verstanden, und der _Verstand_ bezeichnet das Vermögen
- solcher Begriffe. Die _Demonstration_ gehört diesem Verstande an,
- insofern sie an _Begriffen fortgehe_, das heißt nur an _Bestimmungen_.
- Solches Fortgehen an Begriffen kommt daher nicht über die
- Endlichkeit und Nothwendigkeit hinaus; ihr Höchstes ist das negative
- Unendliche, die Abstraktion des höchsten Wesens, welches selbst die
- Bestimmtheit der _Unbestimmtheit_ ist. Auch die absolute Substanz
- ist zwar nicht diese leere Abstraktion, dem Inhalte nach vielmehr die
- Totalität, aber sie ist darum abstrakt, weil sie ohne die absolute
- Form ist, ihre innerste Wahrheit macht nicht der Begriff aus; ob sie
- zwar die Identität der Allgemeinheit und Besonderheit, oder des
- Denkens und des Außereinander ist, so ist diese Identität nicht die
- _Bestimmtheit_ des Begriffes; _außer_ ihr ist vielmehr ein, und zwar
- eben weil er außer ihr ist, ein zufälliger Verstand, in und für
- welchen sie in verschiedenen Attributen und Modis ist.
- _Leer_ ist übrigens die Abstraktion nicht, wie sie gewöhnlich genannt
- wird; sie ist der _bestimmte_ Begriff; sie hat irgend eine
- Bestimmtheit zum Inhalt; auch das höchste Wesen, die reine
- Abstraktion hat, wie erinnert, die Bestimmtheit der Unbestimmtheit;
- eine Bestimmtheit aber ist die Unbestimmtheit, weil sie dem
- Bestimmten _gegenüber_ stehen soll. Indem man aber ausspricht, was
- sie ist, hebt sich dieß selbst auf, was sie seyn soll; sie wird als
- eins mit der Bestimmtheit ausgesprochen, und auf diese Weise aus der
- Abstraktion der Begriff und ihre Wahrheit hergestellt.--Insofern aber
- ist jeder bestimmte Begriff allerdings _leer_, als er nicht die
- Totalität, sondern nur eine einseitige Bestimmtheit enthält. Wenn er
- auch sonst konkreten Inhalt hat, z.B. Mensch, Staat, Thier u. s. f.,
- so bleibt er ein leerer Begriff, insofern seine Bestimmtheit nicht
- das _Princip_ seiner Unterschiede ist; das Princip enthält den Anfang
- und das Wesen seiner Entwickelung und Realisation; irgend eine andere
- Bestimmtheit des Begriffs aber ist unfruchtbar. Wenn der Begriff
- daher überhaupt als leer gescholten ist, so wird jene absolute
- Bestimmtheit desselben verkannt, welche der Begriffsunterschied und
- der einzig wahre Inhalt in seinem Element ist.
- Hierher gehört der Umstand, um dessen willen der Verstand in neueren
- Zeiten gering geachtet und gegen die Vernunft so sehr zurückgesetzt
- wird; es ist die _Festigkeit_, welche er den Bestimmtheiten und somit
- den Endlichkeiten ertheilt. Dieß Fixe besteht in der betrachteten
- Form der abstrakten Allgemeinheit; durch sie werden sie
- _unveränderlich_. Denn die qualitative Bestimmtheit, so wie die
- Reflexions-Bestimmung, sind wesentlich als _begrenzte_, und haben
- durch ihre Schranke eine Beziehung auf ihr _Anderes_, somit die
- _Nothwendigkeit_ des Übergehens und Vergehens. Die Allgemeinheit
- aber, welche sie im Verstande haben, giebt ihnen die Form der
- Reflexion in sich, wodurch sie der Beziehung auf Anderes entnommen,
- und _unvergänglich_ geworden sind. Wenn nun am reinen Begriffe diese
- Ewigkeit zu seiner Natur gehört, so wären seine abstrakten
- Bestimmungen nur _ihrer Form_ nach ewige Wesenheiten; aber ihr Inhalt
- ist dieser Form nicht angemessen; sie sind daher nicht Wahrheit und
- Unvergänglichkeit. Ihr Inhalt ist der Form nicht angemessen, weil er
- nicht die Bestimmtheit selbst als allgemein, d. i. nicht als
- Totalität des Begriffsunterschieds oder nicht selbst die ganze Form
- ist; die Form des beschränkten Verstandes ist darum aber selbst die
- unvollkommene, nämlich _abstrakte_ Allgemeinheit.--Es ist aber ferner
- als die unendliche Kraft des Verstandes zu achten, das Konkrete in
- die abstrakten Bestimmtheiten zu trennen, und die Tiefe des
- Unterschieds zu fassen, welche allein zugleich die Macht ist, die
- ihren Übergang bewirkt. Das Konkrete der _Anschauung_ ist
- _Totalität_, aber die _sinnliche_,--ein realer Stoff, der in Raum und
- Zeit gleichgültig _außereinander_ besteht; diese Einheitslosigkeit
- des Mannigfaltigen, in der es der Inhalt der Anschauung ist, sollte
- ihm doch wohl nicht als Verdienst und Vorzug vor dem Verständigen
- angerechnet werden. Die Veränderlichkeit, die es in der Anschauung
- zeigt, deutet schon auf das Allgemeine hin; was davon zur Anschauung
- kommt, ist nur ein _anderes_ ebenso Veränderliches, also nur das
- Nämliche; es ist nicht das Allgemeine, das an dessen Stelle träte und
- erschiene. Am wenigsten aber sollte der Wissenschaft, z.B. der
- Geometrie und Arithmetik, das _Anschauliche_, das ihr Stoff mit sich
- bringt, zu einem Verdienste angerechnet, und ihre Sätze, als
- hierdurch begründet, vorgestellt werden. Vielmehr ist der Stoff
- solcher Wissenschaften darum von niedrigerer Natur; das Anschauen der
- Figuren oder Zahlen verhilft nicht zur Wissenschaft derselben; nur
- das _Denken_ darüber vermag eine solche hervorzubringen.--Insofern
- aber unter Anschauung nicht bloß das Sinnliche, sondern die
- _objektive Totalität_ verstanden wird, so ist sie eine
- _intellektuelle_, d. i. sie hat das Daseyn nicht in seiner
- äußerlichen Existenz zum Gegenstande, sondern das, was in ihm
- unvergängliche Realität und Wahrheit ist,--die Realität, nur insofern
- sie wesentlich im Begriffe und durch ihn _bestimmt_ ist, die _Idee_,
- deren nähere Natur sich später zu ergeben hat. Was die Anschauung
- als solche vor dem Begriffe voraushaben soll, ist die äußerliche
- Realität, das Begrifflose, das erst einen Werth durch ihn erhält.
- Indem daher der Verstand die unendliche Kraft darstellt, welche das
- Allgemeine bestimmt, oder umgekehrt, dem an und für sich
- Haltungslosen der Bestimmtheit durch die Form der Allgemeinheit das
- fixe Bestehen ertheilt, so ist es nun nicht Schuld des Verstandes,
- wenn nicht weiter gegangen wird. Es ist eine subjektive _Ohnmacht
- der Vernunft_, welche diese Bestimmtheiten so gelten läßt und sie
- nicht durch die jener abstrakten Allgemeinheit entgegensetzte
- dialektische Kraft, d. h. durch die eigenthümliche Natur, nämlich
- durch den Begriff jener Bestimmtheiten, zur Einheit zurückzuführen
- vermag. Der Verstand giebt ihnen zwar durch die Form der abstrakten
- Allgemeinheit, so zu sagen, eine solche _Härte_ des _Seyns_, als sie
- in der qualitativen Sphäre und in der _Sphäre_ der Reflexion nicht
- haben; aber durch diese Vereinfachung _begeistet_ er sie zugleich,
- und schärft sie so zu, daß sie eben nur auf dieser Spitze die
- Fähigkeit erhalten, sich aufzulösen und in ihr Entgegengesetztes
- überzugehen. Die höchste Reife und Stufe, die irgend Etwas erreichen
- kann, ist diejenige, in welcher sein Untergang beginnt, Das Feste der
- Bestimmtheiten, in welche sich der Verstand einzurennen scheint, die
- Form des Unvergänglichen ist die der sich auf sich beziehenden
- Allgemeinheit. Aber sie gehört dem Begriffe zu eigen an; und daher
- liegt in ihr selbst die _Auflösung_ des Endlichen ausgedrückt, und in
- unendlicher Nähe. Diese Allgemeinheit _arguirt_ unmittelbar die
- Bestimmtheit des Endlichen, und _drückt_ seine Unangemessenheit zu
- ihr _aus_.--Oder vielmehr ist seine Angemessenheit schon vorhanden;
- das abstrakte Bestimmte ist als eins mit der Allgemeinheit gesetzt;
- eben darum als nicht für sich, insofern es nur Bestimmtes wäre,
- sondern nur als Einheit seiner und des Allgemeinen, d. i. als Begriff.
- Es ist daher in jeder Rücksicht zu verwerfen, Verstand und die
- Vernunft so, wie gewöhnlich geschieht, zu trennen. Wenn der Begriff
- als vernunftlos betrachtet wird, so muß es vielmehr als eine
- Unfähigkeit der Vernunft betrachtet werden, sich in ihm zu erkennen.
- Der bestimmte und abstrakte Begriff ist die _Bedingung_, oder
- vielmehr _wesentliches Moment der Vernunft_; er ist begeistete Form,
- in welcher das Endliche durch die Allgemeinheit, in der es sich auf
- sich bezieht, sich in sich entzündet, als dialektisch gesetzt und
- hiermit der _Anfang_ selbst der Erscheinung der Vernunft ist.
- Indem der bestimmte Begriff in dem Bisherigen in seiner Wahrheit
- dargestellt ist, so ist nur noch übrig, anzuzeigen, als was er
- hiermit schon gesetzt ist.--Der Unterschied, welcher wesentliches
- Moment des Begriffs, aber im rein Allgemeinen noch nicht als solcher
- gesetzt ist, erhält im bestimmten Begriffe sein Recht. Die
- Bestimmtheit in der Form der Allgemeinheit ist zum Einfachen mit
- derselben verbunden; dieß bestimmte Allgemeine ist die sich auf sich
- selbst beziehende Bestimmtheit; die bestimmte Bestimmtheit oder
- absolute Negativität für sich gesetzt. Die sich auf sich selbst
- beziehende Bestimmtheit aber ist die _Einzelnheit_. So unmittelbar
- die Allgemeinheit schon an und für sich selbst Besonderheit ist, so
- unmittelbar an und für sich ist die Besonderheit auch _Einzelnheit_,
- welche zunächst als drittes Moment des Begriffes, insofern sie
- _gegen_ die beiden desselben in sich, und zugleich als der gesetzte
- Verlust seiner selbst zu betrachten ist.
- _Anmerkung. Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_ sind nach
- dem Bisherigen die _drei_ bestimmten Begriffe, wenn man sie nämlich
- _zählen_ will. Es ist schon früher gezeigt worden, daß die Zahl eine
- unpassende Form ist, um Begriffsbestimmungen darein zu fassen, aber
- am unpassendsten vollends für Bestimmungen des Begriffs selbst; die
- Zahl, da sie das Eins zum Princip hat, macht die gezählten zu ganz
- abgesonderten und einander ganz gleichgültigen. Es hat sich im
- Bisherigen ergeben, daß die verschiedenen bestimmten Begriffe
- schlechthin vielmehr nur _Einer_ und derselbe Begriff sind, als daß
- sie in die Zahl aus einander fallen.
- In der sonst gewöhnlichen Abhandlung der Logik kommen mancherlei
- _Eintheilungen_ und _Arten_ von Begriffen vor. Es fällt sogleich die
- Inkonsequenz daran in die Augen, daß die Arten so eingeführt werden:
- _Es giebt_ der Quantität, Qualität u. s. f. nach folgende Begriffe.
- _Es giebt_, drückt keine andere Berechtigung aus, als die, daß man
- solche Arten _vorfindet_ und sie sich nach der _Erfahrung_ zeigen.
- Man erhält auf diese Weise eine _empirische Logik_,--eine sonderbare
- Wissenschaft, eine _irrationelle_ Erkenntniß des _Rationellen_. Die
- Logik giebt hierdurch ein sehr übles Beispiel der Befolgung ihrer
- eigenen Lehren; sie erlaubt sich für sich selbst das Gegentheil
- dessen zu thun, was sie als Regel vorschreibt, daß die Begriffe
- abgeleitet und die wissenschaftlichen Sätze (also auch der Satz: es
- giebt so und so vielerlei Arten von Begriffen) bewiesen werden sollen.
- --Die kantische Philosophie begeht hierin eine weitere Inkonsequenz,
- sie _entlehnt_ für die _transcendentale Logik_ die Kategorien als
- sogenannte Stammbegriffe aus der subjektiven Logik, in welcher sie
- empirisch aufgenommen werden. Da sie Letzteres zugiebt, so ist nicht
- abzusehen, warum die transcendentale Logik sich zum Entlehnen aus
- solcher Wissenschaft entschließt, und nicht gleich selbst empirisch
- zugreift.
- Um Einiges hiervon anzuführen, so werden die Begriffe vornehmlich
- nach ihrer _Klarheit_ eingetheilt, und zwar in _klare_ und _dunkle,
- deutliche_ und _undeutliche_, in _adäquate_ und _nicht-adäquate_.
- Auch können hierher die _vollständigen, überfließenden_ und andere
- dergleichen Überflüssigkeiten genommen werden.--Was jene Eintheilung
- nach der _Klarheit_ betrifft, so zeigt sich bald, daß dieser
- Gesichtspunkt und die sich auf ihn beziehenden Unterschiede aus
- _psychologischen_, nicht aus _logischen_ Bestimmungen genommen sind.
- Der sogenannte _klare_ Begriff soll hinreichen, einen Gegenstand von
- einem andern zu unterscheiden ein solches ist noch kein Begriff zu
- nennen, es ist weiter nichts als die _subjektive Vorstellung_. Was
- ein _dunkler_ Begriff sey, muß auf sich beruhen bleiben, denn sonst
- wäre er kein dunkler, er würde ein deutlicher Begriff.--Der
- _deutliche_ Begriff soll ein solcher seyn, von welchem man die
- _Merkmale_ angeben könne. Sonach ist er eigentlich der _bestimmte_
- Begriff. Das Merkmal, wenn nämlich das, was darin Richtiges liegt,
- aufgefaßt wird, ist nichts Anderes als die _Bestimmtheit_ oder der
- einfache _Inhalt_ des Begriffs, insofern er von der Form der
- Allgemeinheit unterschieden wird. Aber das _Merkmal_ hat zunächst
- nicht gerade diese genauere Bedeutung, sondern ist überhaupt nur eine
- Bestimmung, wodurch ein _Dritter_ sich einen Gegenstand oder den
- Begriff merkt; es kann daher ein sehr zufälliger Umstand seyn.
- Überhaupt drücke es nicht sowohl die Immanenz und Wesentlichkeit der
- Bestimmung aus, sondern deren Beziehung auf einen _äußern_ Verstand.
- Ist dieser wirklich ein Verstand, so hat er den Begriff vor sich, und
- merkt sich denselben durch nichts Anderes, als durch das, _was im
- Begriffe ist_. Soll es aber hiervon unterschieden seyn, so ist es
- ein _Zeichen_ oder sonst eine Bestimmung, welche zur _Vorstellung_
- der Sache, nicht zu ihrem Begriffe gehört.--Was der _undeutliche_
- Begriff sey, kann als überflüssig übergangen werden.
- Der _adäquate_ Begriff aber ist ein Höheres; es schwebt dabei
- eigentlich die Übereinstimmung des Begriffes mit der Realität vor,
- was nicht der Begriff als solcher, sondern die _Idee_ ist. Wenn das
- _Merkmal_ des deutlichen Begriffs wirklich die Begriffsbestimmung
- selbst seyn sollte, so würde die Logik mit den _einfachen_ Begriffen
- in Verlegenheit kommen, welche nach einer andern Eintheilung den
- _zusammengesetzen_ gegenübergestellt werden. Denn wenn vom einfachen
- Begriff ein wahres, d. i. ein immanentes Merkmal angegeben werden
- sollte, so würde man ihn nicht als einen einfachen ansehen wollen;
- insofern aber keines von ihm angegeben würde, wäre er kein deutlicher
- Begriff. Da hilft aber nun der _klare_ Begriff aus. Einheit,
- Realität und dergleichen Bestimmungen sollen _einfach_ Begriffe seyn,
- wohl nur aus dem Grunde, daß die Logiker nicht damit zu Stande kamen,
- die Bestimmung derselben aufzufinden, sich daher begnügten, einen
- bloß _klaren_ Begriff, d. h. gar keinen davon zu haben. Zur
- _Definition_, d. i. zur Angabe des Begriffs wird allgemein die Angabe
- der Gattung und der specifischen Differenz gefordert. Sie giebt also
- den Begriff nicht als etwas Einfaches, sondern in _zwei_ zählbaren
- _Bestandstücken_. Aber darum wird solcher Begriff doch wohl nicht
- _ein Zusammengesetztes_ seyn sollen.--Es scheint beim einfachen
- Begriffe die _abstrakte Einfachheit_ vorzuschweben, eine Einheit,
- welche den Unterschied und die Bestimmtheit nicht in sich enthält,
- welche daher auch nicht diejenige ist, die dem Begriffe zukommt.
- Sofern ein Gegenstand in der Vorstellung, insbesondere im
- Gedächtnisse ist, oder auch die abstrakte Gedankenbestimmung ist,
- kann er ganz einfach seyn. Selbst der in sich reichste Gegenstand: z.
- B. Geist, Natur, Welt, auch Gott ganz begrifflos in die einfache
- Vorstellung des ebenso einfachen Ausdruckes: Geist, Natur, Welt, Gott,
- gefaßt, ist wohl etwas Einfaches, bei dem das Bewußtseyn stehen
- bleiben kann, ohne sich die eigenthümliche Bestimmung oder ein
- Merkmal weiter herauszuheben; aber die Gegenstände des Bewußtseyns
- sollen nicht diese einfache, nicht Vorstellungen oder abstrakte
- Gedankenbestimmungen bleiben, sondern _begriffen_ werden, d. h. ihre
- Einfachheit soll mit ihrem innern Unterschied bestimmt seyn.--Der
- _zusammengesetzte_ Begriff aber ist wohl nicht mehr als ein hölzernes
- Eisen. Von etwas Zusammengesetztem kann man wohl einen Begriff haben;
- aber ein zusammengesetzter Begriff wäre etwas schlimmeres als der
- _Materialismus_, welcher nur die _Substanz der Seele_ als ein
- Zusammengesetztes annimmt, aber das _Denken_ doch als _einfach_
- auffaßt. Die ungebildete Reflexion verfällt zunächst auf die
- Zusammensetzung als die ganz _äußerliche_ Beziehung, die schlechteste
- Form, in der die Dinge betrachtet werden können; auch die niedrigsten
- Naturen müssen eine _innere_ Einheit seyn. Daß vollends die Form des
- unwahrsten Daseyns auf Ich, auf den Begriff übergetragen wird, ist
- mehr, als zu erwarten war, ist als unschicklich und barbarisch zu
- betrachten.
- Die Begriffe werden ferner vornehmlich in _konträre_ und
- _kontradiktorische_ eingetheilt.--Wenn es bei der Abhandlung des
- Begriffs darum zu thun wäre, anzugeben, was es für _bestimmte_
- Begriffe gebe, so wären alle möglichen Bestimmungen anzuführen,--denn
- _alle_ Bestimmungen sind Begriffe, somit bestimmte Begriffe,--und
- alle Kategorien des _Seyns_, wie alle Bestimmungen des _Wesens_,
- wären unter den Arten der Begriffe aufzuführen. Wie denn auch in den
- Logiken, in der einen nach Belieben _mehr_, in der andern _weniger_,
- erzählt wird, daß es _bejahende, verneinende, identische, bedingte,
- nothwendige u. s. f._ Begriffe gebe. Da solche Bestimmungen _der
- Natur des Begriffes selbst_ schon im Rücken liegen, und daher, wenn
- sie bei demselben aufgeführt werden, nicht in ihrer eigenthümlichen
- Stelle vorkommen, so lassen sie nur oberflächliche Worterklärungen zu,
- und erscheinen hier ohne alles Interesse.--Den _konträren_ und
- _kontradiktorischen_ Begriffen,--ein Unterschied, der hier
- vornehmlich beachtet wird, liegt die Reflexions-Bestimmung der
- _Verschiedenheit_ und _Entgegensetzung_ zu Grunde. Sie werden als
- zwei besondere _Arten_ angesehen, d. h. jeder als fest für sich und
- gleichgültig gegen den andern, ohne allen Gedanken der Dialektik und
- der innern Nichtigkeit dieser Unterschiede; als ob das, was _konträr_
- ist, nicht ebenso sehr als _kontradiktorisch_ bestimmt werden müßte.
- Die Natur und der wesentliche Übergang der Reflexions-Formen, die
- sie ausdrücken, ist an ihrer Stelle betrachtet worden. In dem
- Begriffe ist die Identität zur Allgemeinheit, der Unterschied zur
- Besonderheit, die Entgegensetzung, die in den Grund zurückgeht, zur
- Einzelnheit fortgebildet. In diesen Formen sind jene
- Reflexions-Bestimmungen, wie sie in ihrem Begriffe sind. Das
- Allgemeine erwies sich nicht nur als das Identische, sondern zugleich
- als das Verschiedene oder _Konträre_ gegen das Besondere und Einzelne,
- ferner auch als ihnen entgegengesetzt, oder _kontradiktorisch_; in
- dieser Entgegensetzung aber ist es identisch mit ihnen, und ihr
- wahrhafter Grund, in welchem sie aufgehoben sind. Ein Gleiches gilt
- von der Besonderheit und Einzelnheit, welche ebenso die Totalität der
- Reflexions-Bestimmungen sind. Weiter werden die Begriffe in
- _subordinirte_ und _koordinirte_ eingetheilt;--ein Unterschied, der
- die Begriffsbestimmung näher angeht, nämlich das Verhältniß von
- Allgemeinheit und Besonderheit, wo diese Ausdrücke auch beiläufig
- erwähnt worden sind. Nur pflegen sie gewöhnlich gleichfalls als ganz
- feste Verhältnisse betrachtet, und hiernach mehrfache unfruchtbare
- Sätze von denselben aufgestellt zu werden. Die weitläufigste
- Verhandlung darüber betrifft wieder die Beziehung der Kontrarietät
- und Kontradiktorietät auf die Sub- und Koordination. Indem das
- _Urtheil die Beziehung der bestimmten Begriffe_ ist, so hat sich erst
- bei demselben das wahre Verhältniß zu ergeben. Jene Manier, diese
- Bestimmungen _zu vergleichen_ ohne Gedanken an ihre Dialektik und um
- die fortgehende Änderung ihrer Bestimmung, oder vielmehr an die in
- ihnen vorhandene Verknüpfung entgegengesetzter Bestimmungen, macht
- die ganze Betrachtung, was in ihnen _einstimmig sey_ oder nicht,
- gleichsam als ob diese Einstimmigkeit oder Nichteinstimmigkeit etwas
- Gesondertes und Bleibendes sey, zu etwas nur Unfruchtbarem und
- Gehaltlosem.--Der große, in dem Auffassen und Kombiniren der tieferen
- Verhältnisse der algebraischen Größen unendlich fruchtbare und
- scharfsinnige _Euler_, besonders der trocken verständige _Lambert_
- und Andere haben für diese Art von Verhältnissen der
- Begriffsbestimmungen eine _Bezeichnung_ durch Linien, Figuren und
- dergleichen versucht; man beabsichtigte überhaupt, die logischen
- Beziehungsweisen zu einem _Calcul_ zu _erheben_;--oder vielmehr in
- der That herabzusetzen. Schon der Versuch der Bezeichnung stellt
- sich sogleich als an und für sich nichtig dar, wenn man die Natur des
- Zeichens und dessen, was bezeichnet werden soll, mit einander
- vergleicht. Die Begriffsbestimmungen, Allgemeinheit, Besonderheit
- und Einzelnheit sind allerdings _verschieden_, wie Linien oder die
- Buchstaben der Allgebra;--sie sind ferner auch _entgegengesetzt_, und
- ließen insofern auch die Zeichen von plus und minus zu. Aber sie
- selbst und vollends deren Beziehungen,--wenn auch nur bei der
- _Subsumtion_ und _Inhärenz_ stehen geblieben wird, sind von ganz
- anderer wesentlicher Natur, als die Buchstaben und Linien und deren
- Beziehungen, die Gleichheit oder Verschiedenheit der Größe, das plus
- und minus, oder eine Stellung der Linien übereinander oder ihre
- Verbindung zu Winkeln und die Stellungen von Räumen, die sie
- einschließen. Dergleichen Gegenstände haben gegen sie das
- Eigenthümliche, daß sie einander _äußerlich_ sind, eine _fixe_
- Bestimmung haben. Wenn Begriffe nun in der Weise genommen worden,
- daß sie solchen Zeichen entsprechen, so hören sie auf, Begriffe zu
- seyn. Ihre Bestimmungen sind nicht so ein Todtliegendes, wie Zahlen
- und Linien, denen ihre Beziehung nicht selbst angehört; sie sind
- lebendige Bewegungen; die unterschiedene Bestimmtheit der einen Seite
- ist unmittelbar auch der andern innerlich; was bei Zahlen und Linien
- ein vollkommener Widerspruch wäre, ist der Natur des Begriffes
- wesentlich.--Die höhere Mathematik, welche auch zum Unendlichen
- fortgeht, und sich Widersprüche erlaubt, kann für die Darstellung
- solcher Bestimmungen ihre sonstigen Zeichen nicht mehr gebrauchen für
- Bezeichnung der noch sehr begrifflosen Vorstellung der _unendlichen
- Annäherung_ zweier Ordinaten, oder wenn sie einen Bogen einer
- unendlichen Anzahl von unendlich kleinen geraden Linien gleichsetzt,
- thut sie weiter nichts, als die zwei geraden Linien _außereinander_
- zu zeichnen, und in einen Bogen gerade Linien, aber als _verschieden_
- von ihm ziehen; für das Unendliche, worauf es dabei ankommt, verweist
- sie an das _Vorstellen_.
- Was zu jenem Versuche zunächst verleitet hat, ist vornehmlich das
- _quantitative_ Verhältniß, in welchem _Allgemeinheit, Besonderheit_
- und _Einzelnheit_ zu einander stehen sollen; das Allgemeine heißt
- _weiter_ als das Besondere und Einzelne, und das Besondere _weiter_
- als das Einzelne. Der Begriff ist das _Konkrete_ und _Reichste_,
- weil er der Grund und die _Totalität_ der früheren Bestimmungen, der
- Kategorien des Seyns und der Reflexions-Bestimmungen ist; dieselben
- kommen daher wohl auch an ihm hervor. Aber seine Natur wird gänzlich
- verkannt, wenn sie an ihm noch in jener Abstraktion festgehalten
- werden; wenn der _weitere Umfang_ des Allgemeinen so genommen wird,
- daß es ein _Mehreres_ oder ein größeres _Quantum_ sey, als das
- Besondere und Einzelne. Als absoluter Grund ist er die _Möglichkeit_
- der _Quantität_, aber ebenso sehr der _Qualität_, d. h. seine
- Bestimmungen sind ebenso wohl qualitativ unterschieden; sie werden
- daher dann schon gegen ihre Wahrheit betrachtet, wenn sie unter der
- Form der Quantität allein gesetzt werden. So ist ferner die
- Reflexions Bestimmungen ein _Relatives_, in der ihr Gegentheil
- scheint; sie ist nicht im äußerlichen Verhältnisse, wie ein Quantum.
- Aber der Begriff ist mehr als alles dieses; seine Bestimmungen sind
- bestimmte _Begriffe_, wesentlich selbst die _Totalität_ aller
- Bestimmungen. Es ist daher völlig unpasssend, um solche innige
- Totalität zu fassen, Zahlen- und Raumverhältnisse anwenden zu wollen,
- in welchen alle Bestimmungen auseinander fallen; sie sind vielmehr
- das letzte und schlechteste Medium, welches gebraucht werden könnte.
- Naturverhältnisse, wie z.B. Magnetismus, Farbenverhältnisse, würden
- unendlich höhere und wahrere Symbole dafür seyn. Da der Mensch die
- Sprache hat, als das der Vernunft eigenthümliche Bezeichnungsmittel,
- so ist es ein müßiger Einfall, sich nach einer unvollkommnern
- Darstellungsweise umsehen und damit quälen zu wollen. Der Begriff
- kann als solcher wesentlich nur mit dem Geiste aufgefaßt werden,
- dessen Eigenthum nicht nur, sondern dessen reines Selbst er ist. Es
- ist vergeblich, ihn durch Raumfiguren und algebraische Zeichen zum
- Behufe des _äußerlichen Auges_ und eine _begrifflosen, mechanischen
- Behandlungsweise_, eines _Calculs_, festhalten zu wollen. Auch jedes
- Andere, was als Symbol dienen sollte, kann höchstens, wie Symbole für
- die Natur Gottes, Ahnungen und Anklänge des Begriffes erregen; aber
- wenn es Ernst seyn sollte, den Begriff dadurch auszudrücken und zu
- erkennen, so ist die _äußerliche Natur_ aller Symbole unangemessen
- dazu und vielmehr ist das Verhältniß umgekehrt, daß, was in den
- Symbolen Anklang einer höhern Bestimmung ist, erst durch den Begriff
- erkannt, und allein durch die _Absonderung_ jenes sinnlichen
- Beiwesens, das ihn auszudrücken bestimmt ist, ihm genähert werden
- sollte.
- C. Das Einzelne.
- _Die Einzelnheit_ ist, wie sich ergeben, schon durch die Besonderheit
- gesetzt; diese ist die _bestimmte Allgemeinheit_; also die sich auf
- sich beziehende Bestimmtheit, das _bestimmte Bestimmte_.
- 1. Zunächst erscheint daher die Einzelnheit als _die Reflexion_ des
- Begriffs aus seiner Bestimmtheit _in sich selbst_. Sie ist die
- _Vermittelung_ desselben durch sich, insofern sein _Andersseyn_ sich
- wieder zu einem _Andern_ gemacht, wodurch der Begriff als sich selbst
- Gleiches hergestellt, aber in der Bestimmung der _absoluten
- Negativität_ ist.--Das Negative am Allgemeinen, wodurch dieses ein
- _Besonderes_ ist, wurde vorhin als der Doppelschein bestimmt;
- insofern es Scheinen _nach Innen_ ist, bleibt das Besondere ein
- Allgemeines; durch das Scheinen nach Außen ist es _Bestimmtes_; die
- Rückkehr dieser Seite in das Allgemeine ist die gedoppelte,
- _entweder_ durch die _Abstraktion_, welche dasselbe wegläßt, und zur
- _höhern_ und _höchsten Gattung_ aufsteigt, _oder_ aber durch die
- _Einzelnheit_, zu welcher das Allgemeine in der Bestimmtheit selbst
- heruntersteigt.--Hier geht der Abweg ab, auf welchem die Abstraktion
- vom Wege des Begriffs abkommt, und die Wahrheit verläßt. Ihr höheres
- und höchstes Allgemeine, zu dem sie sich erhebt, ist nur die immer
- inhaltsloser werdende Oberfläche; die von ihr verschmähte Einzelnheit
- ist die Tiefe, in der der Begriff sich selbst erfaßt, und als Begriff
- gesetzt ist. Die _Allgemeinheit_ und die _Besonderheit_ erschienen
- einer Seits als die Momente des _Werdens_ der Einzelnheit. Aber es
- ist schon gezeigt worden, daß sie an ihnen selbst der totale Begriff
- sind, somit in der _Einzelnheit_ nicht in ein _Anderes_ übergehen,
- sondern daß darin nur gesetzt ist, was sie an und für sich sind. Das
- _Allgemeine_ ist _für sich_, weil es an ihm selbst die absolute
- Vermittelung, Beziehung auf sich nur als absolute Negativität ist.
- Es ist _abstraktes_ Allgemeines, insofern dieß Aufheben ein
- _äußerliches_ Thun, und hierdurch ein _Weglassen_ der Bestimmtheit
- ist. Diese Negativität ist daher wohl an dem Abstrakten, aber sie
- bleibt _außerhalb_, als eine bloße _Bedingung_ desselben; sie ist die
- Abstraktion selbst, welche ihr Allgemeines sich _gegenüber_ hält, das
- daher die Einzelnheit nicht in sich selbst hat, und begrifflos bleibt.
- --Leben, Geist, Gott,--so wie den reinen Begriff, vermag die
- Abstraktion deswegen nicht zu fassen, weil sie von ihren Erzeugnissen,
- die Einzelnheit, das Princip der Individualität und Persönlichkeit,
- abhält, und so zu nichts, als leb- und geistlosen, farb- und
- gehaltlosen Allgemeinheiten kommt.
- Aber die Einheit des Begriffs ist so untrennbar, daß auch diese
- Produkte der Abstraktion, indem sie die Einzelnheit weglassen sollen,
- selbst vielmehr _einzelne_ sind. Indem sie das Konkrete in die
- Allgemeinheit erhebt, das Allgemeine aber nur als bestimmte
- Allgemeinheit faßt, so ist eben dieß die Einzelnheit, welche sich als
- die sich auf sich beziehende Bestimmtheit ergeben hat. Die
- Abstraktion ist daher eine _Trennung_ des Konkreten, und eine
- _Vereinzelung_ seiner Bestimmungen; durch sie werden nur _einzelne_
- Eigenschaften oder Momente aufgefaßt; denn ihr Produkt muß das
- enthalten, was sie selbst ist. Der Unterschied aber dieser
- Einzelnheit ihrer Produkte, und der Einzelnheit des Begriffs, ist,
- daß in jenen das Einzelne als _Inhalt_, und das Allgemeine als _Form_
- von einander verschieden sind;--weil eben jener nicht als die
- absolute Form, als der Begriff selbst, oder diese nicht als die
- Totalität der Form ist.--Diese nähere Betrachtung aber zeigt das
- Abstrakte selbst als Einheit des einzelnen Inhalts und der abstrakten
- Allgemeinheit, somit als _Konkretes_, als das Gegentheil dessen, was
- es seyn will.
- Das _Besondere_ ist aus demselben Grunde, weil es nur das bestimmte
- Allgemeine ist, auch _Einzelnes_, und umgekehrt, weil das Einzelne
- das bestimmte Allgemeine ist, ist es ebenso sehr ein Besonderes.
- Wenn an dieser abstrakten Bestimmtheit fest gehalten wird, so hat der
- Begriff die drei besonderen Bestimmungen, das Allgemeine, Besondere
- und Einzelne; nachdem vorhin nur das Allgemeine und Besondere als die
- Arten des Besondern angegeben wurden. Indem die Einzelnheit als die
- Rückkehr des Begriffs als des Negativen in sich ist, so kann diese
- Rückkehr selbst von der Abstraktion, die darin eigentlich aufgehoben
- ist, als ein gleichgültiges Moment _neben_ die andern gestellt und
- gezählte werden.
- Wenn die Einzelnheit als eine der _besonderen_ Begriffsbestimmungen
- aufgeführt wird, so ist die Besonderheit die _Totalität_, welche alle
- in sich begreift; als diese Totalität eben ist sie das Konkrete
- derselben, oder die Einzelnheit selbst. Sie ist das Konkrete aber
- auch nach der vorhin bemerkten Seite als _bestimmte Allgemeinheit_;
- so ist sie als die _unmittelbare_ Einheit, in welcher keines dieser
- Momente als unterschieden oder als das Bestimmende gesetzt ist, und
- in dieser Form wird sie die _Mitte des formalen Schlusses_ ausmachen.
- Es fällt von selbst auf, daß jede Bestimmung, die in der bisherigen
- Exposition des Begriffs gemacht worden, sich unmittelbar aufgelöst
- und in ihre andere verloren hat. Jede Unterscheidung konfondirt sich
- in der Betrachtung, welche sich isoliren und festhalten soll. Nur
- die bloße _Vorstellung_, für welche sie das Abstrahiren isolirt hat,
- vermag sich das Allgemeine, Besondere und Einzelne fest auseinander
- zu halten; so sind sie zählbar, und für einen weiteren Unterschied
- hält sie sich an den _völlig äußerlichen des Seyns, die Quantität_,
- die nirgend weniger, als hierher gehört.--In der Einzelnheit ist
- jenes wahre Verhältniß, die _Untrennbarkeit_ der Begriffsbestimmungen,
- _gesetzt_; denn als Negation der Negation enthält sie den Gegensatz
- derselben und ihn zugleich in seinem Grunde oder Einheit; das
- Zusammengegangenseyn einer jeden mit ihrer andern Weil in dieser
- Reflexion an und für sich die Allgemeinheit ist, ist sie wesentlich
- die Negativität der Begriffsbestimmungen nicht nur so, daß sie nur
- ein drittes Verschiedenes gegen sie wäre, sondern es ist dieß nunmehr
- _gesetzt_, daß das _Gesetztseyn_ das _An- und Fürsichseyn_ ist; d. h.
- daß die dem Unterschiede angehörigen Bestimmungen selbst jede die
- _Totalität_ ist. Die Rückkehr des bestimmten Begriffes in sich ist,
- daß er die Bestimmung hat, _in seiner Bestimmtheit_ der _ganze_
- Begriff zu seyn.
- 2. Die Einzelnheit ist aber nicht nur die Rückkehr des Begriffes in
- sich selbst, sondern unmittelbar sein Verlust. Durch die Einzelnheit,
- wie er darin _in sich_ ist, wird er _außer sich_, und tritt in
- Wirklichkeit. Die _Abstraktion_, welche als die _Seele_ der
- Einzelnheit die Beziehung des Negativen auf das Negative ist, ist,
- wie sich gezeigt, dem Allgemeinen und Besondern nichts Äußerliches,
- sondern immanent, und sie sind durch sie Konkretes, Inhalt, Einzelnes.
- Die Einzelnheit aber ist als diese Negativität die bestimmte
- Bestimmtheit, das _Unterscheiden_ als solches; durch diese Reflexion
- des Unterschiedes in sich wird er ein fester; das Bestimmen des
- Besondern ist erst durch die Einzelnheit; denn _sie_ ist jene
- Abstraktion, die nunmehr eben als Einzelnheit, _gesetzte Abstraktion_
- ist.
- Das Einzelne also ist als sich auf sich beziehende Negativität
- unmittelbare Identität des Negativen mit sich; es ist
- _Fürsich-seyendes_. Oder es ist die Abstraktion, welche den Begriff
- nach seinem ideellen Momente des _Seyns_ als ein _Unmittelbares_
- bestimmt.--So ist das Einzelne ein qualitatives _Eins_ oder _Dieses_.
- Nach dieser Qualität ist es erstlich Repulsion seiner von _sich
- selbst_, wodurch die vielen _andern_ Eins vorausgesetzt werden;
- _zweitens_ ist es nun gegen diese vorausgesetzten _Anderen_ negative
- Beziehung, und das Einzelne insofern _ausschließend_. Die
- Allgemeinheit auf diese Einzelnen als gleichgültige Eins bezogen,
- --und bezogen muß sie darauf werden, weil sie Moment des Begriffes
- der Einzelnheit ist,--ist sie nur das _Gemeinsame_ derselben. Wenn
- unter dem Allgemeinen das verstanden wird, was mehreren Einzelnen
- _gemeinschaftlich_ ist, so wird von dem _gleichgültigen_ Bestehen
- derselben ausgegangen, und in die Begriffsbestimmung die
- Unmittelbarkeit des _Seyns_ eingemischt. Die niedrigste Vorstellung,
- welche man vom Allgemeinen haben kann, wie es in der Beziehung auf
- das Einzelne ist, ist dieß äußerliche Verhältniß desselben, als eines
- bloß _Gemeinschaftlichen_.
- Das Einzelne, welches in der Reflexionssphäre der Existenz als
- _Dieses_ ist, hat nicht die _ausschließende_ Beziehung auf anderes
- Eins, welche dem qualitativen Fürsichseyn zukommt. _Dieses_ ist als
- das _in sich reflektirte_ Eins für sich ohne Repulsion; oder die
- Repulsion ist in dieser Reflexion mit der Abstraktion in eins, und
- ist die reflektirende _Vermittelung_, welche so an ihm ist, daß
- dasselbe eine _gesetzte_, von einem Äußerlichen _gezeigte_
- Unmittelbarkeit ist. _Dieses_ ist; es ist unmittelbar; es ist aber
- nur _Dieses_, insofern es _monstrirt_ wird. Das Monstriren ist die
- reflektirende Bewegung, welche sich in sich zusammennimmt und die
- Unmittelbarkeit setzt, aber als ein sich Äußerliches.--Das Einzelne
- nun ist wohl auch Dieses, als das aus der Vermittelung hergestellte
- Unmittelbare; es hat sie aber nicht außer ihm, es ist selbst
- repellirende Abscheidung, _die gesetzte Abstraktion_, aber in seiner
- Abscheidung selbst positive Beziehung.
- Dieses Abstrahiren des Einzelnen ist als die Reflexion des
- Unterschiedes in sich erstlich ein Setzen der Unterschiedenen als
- _selbstständiger_, in sich reflektirter. Sie _sind_ unmittelbar;
- aber ferner ist dieses Trennen Reflexion überhaupt, das _Scheinen des
- einen im Andern_; so stehen sie in wesentlicher Beziehung. Sie sind
- ferner nicht bloß _seyende_ Einzelne gegen einander; solche Vielheit
- gehört dem Seyn an; die sich als bestimmt setzende _Einzelnheit_
- setzt sich nicht in einem äußerlichen, sondern im
- Begriffsunterschiede; sie schließt also das _Allgemeine_ von sich aus,
- aber da dieses Moment ihrer selbst ist, so bezieht sich ebenso
- wesentlich auf sie.
- Der Begriff als diese Beziehung seiner _selbstständigen_ Bestimmungen
- hat sich verloren; denn so ist er nicht mehr die _gesetzte Einheit_
- derselben, und sie nicht mehr als _Momente_, als der Schein desselben,
- sondern als an und für sich bestehende.--Als Einzelnheit kehrt er in
- der Bestimmtheit in sich zurück; damit ist das Bestimmte selbst
- Totalität geworden. Seine Rückkehr in sich ist daher die absolute,
- ursprüngliche _Theilung seiner_, oder als Einzelnheit ist er als
- _Urtheil_ gesetzt.
- Zweites Kapitel. Das Urtheil.
- Das Urtheil ist die am _Begriffe_ selbst _gesetzte Bestimmtheit_
- desselben. Die Begriffsbestimmungen, oder was, wie sich gezeigt hat,
- dasselbe ist, die bestimmten Begriffe sind schon für sich betrachtet
- worden; aber diese Betrachtung war mehr eine subjektive Reflexion,
- oder subjektive Abstraktion. Der Begriff ist aber selbst dieses
- Abstrahiren, das Gegeneinanderstellen seiner Bestimmungen ist sein
- eigenes Bestimmen. Das _Urtheil_ ist dieß Setzen der bestimmten
- Begriffe durch den Begriff selbst. Das Urtheilen ist insofern _eine
- andere_ Funktion als das Begreifen, oder vielmehr _die andere_
- Funktion des Begriffes, als es das _Bestimmen_ des Begriffes durch
- sich selbst ist, und der weitere Fortgang des Urtheils die
- Verschiedenheit der Urtheile ist diese Fortbestimmung des Begriffes.
- Was es für bestimmte Begriffe _giebt_, und wie sich diese
- Bestimmungen desselben nothwendig ergeben, dieß hat sich im Urtheil
- zu zeigen.
- Das Urtheil kann daher die nächste _Realisirung_ des Begriffs genannt
- werden, insofern die Realität das Treten ins _Daseyn_ als
- _bestimmtes_ Seyn überhaupt bezeichnet. Näher hat sich die Natur
- dieser Realisirung so ergeben, daß _vor's Erste_ die Momente des
- Begriffs durch seine Reflexion-in-sich oder seine Einzelnheit
- selbstständige Totalitäten sind; _vor's Andere_ aber die Einheit des
- Begriffes als deren _Beziehung_ ist. Die in sich reflektirten
- Bestimmungen sind _bestimmte Totalitäten_, ebenso wesentlich in
- gleichgültigem beziehungslosem Bestehen, als durch die gegenseitige
- Vermittelung mit einander. Das Bestimmen selbst ist nur die
- Totalität, indem es diese Totalitäten und deren Beziehung enthält.
- Diese Totalität ist das Urtheil.--Es enthält erstlich also die beiden
- Selbstständigen, welche _Subjekt_ und _Prädikat_ heißen. Was jedes
- ist, kann eigentlich noch nicht gesagt werden; sie sind noch
- unbestimmt, denn erst durch das Urtheil sollen sie bestimmt werden.
- Indem es der Begriff als bestimmter ist, so ist nur der allgemeine
- Unterschied gegen einander vorhanden, daß das Urtheil den
- _bestimmten_ Begriff gegen den noch _unbestimmten_ enthält. Das
- Subjekt kann also zunächst gegen das Prädikat als das Einzelne gegen
- das Allgemeine, oder auch als das Besondere gegen das Allgemeine,
- oder als das Einzelne gegen das Besondere genommen werden; insofern
- sie nur überhaupt als das Bestimmtere und das Allgemeinere einander
- gegenüberstehen.
- Es ist daher passend und Bedürfniß, für die Urtheilsbestimmungen
- diese _Namen, Subjekt_ und _Prädikat_, zu haben; als Namen sind sie
- etwas Unbestimmtes, das erst noch seine Bestimmungen erhalten soll;
- und mehr als Namen sind sie daher nicht. Begriffsbestimmungen selbst
- könnten für die zwei Seiten des Urtheils Theils aus diesem Grunde
- nicht gebraucht werden; Theils aber noch mehr darum nicht, weil die
- Natur der Begriffsbestimmung sich hervorthut, nicht ein Abstraktes
- und Festes zu seyn, sondern ihre entgegengesetzte in sich zu haben,
- und an sich zu setzen; indem die Seiten des Urtheils selbst Begriffe,
- also die Totalität seiner Bestimmungen sind, so müssen sie dieselben
- alle durchlaufen und an sich zeigen; es sey in abstrakter oder
- konkreter Form. Um nun doch bei dieser Veränderung ihrer Bestimmung
- die Seiten des Urtheils doch auf eine allgemeine Weise festzuhalten,
- sind Namen am dienlichsten, die sich darin gleich bleiben.--Der Name
- aber steht der Sache oder dem Begriffe gegenüber; diese
- Unterscheidung kommt an dem Urtheile als solchem selbst vor; indem
- das Subjekt überhaupt das Bestimmte, und daher mehr das unmittelbar
- _Seyende_, das Prädikat aber das _Allgemeine_, das Wesen oder den
- Begriff ausdrückt, so ist das Subjekt als solches zunächst nur eine
- Art von _Name_; denn _was es ist_, drückt erst das Prädikat aus,
- welches das _Seyn_ im Sinne des Begriffs enthält. Was ist dieß, oder
- was ist dieß für eine Pflanze u. s. f.? unter dem _Seyn_, nach
- welchem gefragt wird, wird oft bloß der _Name_ verstanden, und wenn
- man denselben erfahren, ist man befriedigt und weiß nun, was die
- Sache ist. Dieß ist das _Seyn_ im Sinne des Subjekts. Aber der
- _Begriff_, oder wenigstens das Wesen und das Allgemeine überhaupt
- giebt erst das Prädikat, und nach diesem wird im Sinne des Urtheils
- gefragt.--_Gott, Geist, Natur_ oder was es sey, ist daher als das
- Subjekt eines Urtheils nur erst der Name; was ein solches Subjekt ist,
- dem Begriffe nach, ist erst im Prädikate vorhanden. Wenn gesucht
- wird, was solchem Subjekte für ein Prädikat zukomme, so müßte für die
- Beurtheilung schon ein _Begriff_ zu Grunde liegen; aber diesen
- spricht erst das Prädikat selbst aus. Es ist deswegen eigentlich die
- bloße _Vorstellung_, welche die vorausgesetzte Bedeutung des Subjekts
- ausmacht, und die zu einer Namenerklärung führt, wobei es zufällig
- und ein historisches Faktum ist, was unter einem Namen verstanden
- werde oder nicht. So viele Streitigkeiten, ob einem gewissen
- Subjekte ein Prädikat zukomme oder nicht, sind darum nichts mehr als
- Wortstreitigkeiten, weil sie von jener Form ausgehen; das zu Grunde
- Liegende (subjectum,...) ist noch nichts weiter als der Name.
- Es ist nun näher zu betrachten, wie _zweitens_ die _Beziehung_ des
- Subjekts und Prädikats im Urtheile, und wie sie selbst eben dadurch
- zunächst bestimmt sind. Das Urtheil hat zu seinen Seiten überhaupt
- Totalitäten, welche zunächst als wesentlich selbstständig sind. Die
- Einheit des Begriffes ist daher nur erst eine _Beziehung_ von
- Selbstständigen; noch nicht die _konkrete_ aus dieser Realität in
- sich zurückgekehrte, _erfüllte_ Einheit, sondern _außer_ der sie, als
- _nicht in ihr aufgehobene Extreme_ bestehen.--Es kann nun die
- Betrachtung des Urtheils von der ursprünglichen Einheit des Begriffes
- oder von der Selbstständigkeit der Extreme ausgehen. Das Urtheil ist
- die Diremtion des Begriffs durch sich selbst; _diese Einheit_ ist
- daher der Grund, von welchem aus es nach seiner wahrhaften
- _Objektivität_ betrachtet wird. Es ist insofern die _ursprüngliche
- Theilung_ des ursprünglich Einen; das Wort: _Urtheil_ bezieht sich
- hiermit auf das, was es an und für sich ist. Daß aber der Begriff im
- Urtheil als _Erscheinung_ ist, indem seine Momente darin
- Selbstständigkeit erlangt haben,--an diese Seite der _Äußerlichkeit_
- hält sich mehr die _Vorstellung_.
- Nach dieser _subjektiven_ Betrachtung werden daher Subjekt und
- Prädikat, jedes als außer dem andern für sich fertig, betrachtet; das
- Subjekt als ein Gegenstand, der auch wäre, wenn er dieses Prädikat
- nicht hätte; das Prädikat als eine allgemeine Bestimmung, die auch
- wäre, wenn sie diesem Subjekte nicht zukäme. Mit dem Urtheilen ist
- hernach die Reflexion verbunden, ob dieses oder jenes Prädikat, das
- im _Kopfe_ ist, dem Gegenstande, der _draußen_ für sich ist,
- _beigelegt_ werden könne und solle; das Urtheilen selbst besteht
- darin, daß erst durch dasselbe ein Prädikat mit dem Subjekte
- _verbunden_ wird, so daß, wenn diese Verbindung nicht Statt fände,
- Subjekt und Prädikat, jedes für sich doch bliebe, was es ist, jenes
- ein existirender Gegenstand, dieses eine Vorstellung im Kopfe. --Das
- Prädikat, welches dem Subjekte beigelegt wird, soll ihm aber auch
- _zukommen_, das heißt, an und für sich identisch mit demselben seyn.
- Durch diese Bedeutung des _Beilegens_ wird der _subjektive_ Sinn des
- Urtheilens und das gleichgültige äußerliche Bestehen des Subjekts und
- Prädikats wieder aufgehoben: diese Handlung ist gut; die Copula zeigt
- an, daß das Prädikat zum _Seyn_ des Subjekts gehört, und nicht bloß
- äußerlich damit verbunden wird. Im _grammatischen_ Sinne hat jenes
- subjektive Verhältniß, in welchem von der gleichgültigen
- Äußerlichkeit des Subjekts und Prädikats ausgegangen wird, sein
- vollständiges Gelten; denn es sind _Worte_, die hier äußerlich
- verbunden werden.--Bei dieser Gelegenheit kann auch angeführt werden,
- daß ein _Satz_ zwar im grammatischen Sinne ein Subjekt und Prädikat
- hat, aber darum noch kein _Urtheil_ ist. Zu Letzterem gehört, daß
- das Prädikat sich zum Subjekt nach dem Verhältniß von
- Begriffsbestimmungen, also als ein Allgemeines zu einem Besondern
- oder Einzelnen verhalte. Drückt das, was vom einzelnen Subjekte
- gesagt wird, selbst nur etwas Einzelnes aus, so ist dieß ein bloßer
- Satz. Z. B. Aristoteles ist im 73. Jahre seines Alters, in dem 4.
- Jahr der 115. Olympiade gestorben,--ist ein bloßer Satz, kein Urtheil.
- Es wäre von Letzterem nur dann etwas darin, wenn einer der Umstände,
- die Zeit des Todes oder das Alter jenes Philosophen in Zweifel
- gestellt gewesen, aus irgend einem Grunde aber die angegebenen Zahlen
- behauptet würden. Denn in diesem Falle würden dieselben als etwas
- Allgemeines, auch ohne jenen bestimmtem Inhalt des Todes des
- Aristoteles bestehende, mit Anderem erfüllte oder auch leere Zeit
- genommen.
- So ist die Nachricht: mein Freund N. ist gestorben, ein Satz; und
- wäre nur dann ein Urtheil, wenn die Frage wäre, ob er wirklich todt,
- oder nur scheintodt wäre.
- Wenn das Urtheil gewöhnlich so erklärt wird, daß es die _Verbindung
- zweier Begriffe_ sey, so kann man für die äußerliche Copula wohl den
- unbestimmten Ausdruck: _Verbindung_ gelten lassen, ferner daß die
- Verbundenen wenigstens Begriffe seyn _sollen_. Sonst aber ist diese
- Erklärung wohl höchst oberflächlich nicht nur daß z.B. im
- disjunktiven Urtheile mehr als _zwei_ sogenannte Begriffe verbunden
- sind, sondern daß vielmehr die Erklärung viel besser ist, als die
- Sache; denn es sind überhaupt keine Begriffe, die gemeint sind, kaum
- Begriffs-, eigentlich nur _Vorstellungsbestimmungen_; beim Begriffe
- überhaupt, und beim bestimmten Begriff ist bemerkt worden, daß das,
- was man so zu benennen pflegt, keineswegs den Namen von Begriffen
- verdient; wo sollten nun beim Urtheile Begriffe
- herkommen?--Vornehmlich ist in jener Erklärung das Wesentliche des
- Urtheils, nämlich der Unterschied seiner Bestimmungen übergangen;
- noch weniger das Verhältniß des Urtheils zum Begriff berücksichtigt.
- Was die weitere Bestimmung des Subjekts und Prädikats betrifft, so
- ist erinnert worden, daß sie im Urtheil eigentlich erst ihre
- Bestimmung zu erhalten haben. Insofern dasselbe aber die gesetzte
- Bestimmtheit des Begriffs ist, so hat sie die angegebenen
- Unterschiede _unmittelbar_ und _abstrakt, als Einzelnheit_ und
- _Allgemeinheit_.--Insofern es aber überhaupt das _Daseyn_ oder das
- _Andersseyn_ des Begriffs, welcher sich noch nicht zu der Einheit,
- wodurch er _als Begriff_ ist, wieder hergestellt hat, so tritt auch
- die Bestimmtheit hervor, welche begrifflos ist; der Gegensatz des
- _Seyns_ und der Reflexion oder _des Ansichseyns_. Indem aber der
- Begriff den wesentlichen _Grund_ des Urtheils ausmacht, so sind jene
- Bestimmungen wenigstens so gleichgültig, daß jede, indem die eine dem
- Subjekte, die andere dem Prädikate zukommt, dieß Verhältniß umgekehrt
- ebenso sehr Statt hat. Das _Subjekt_ als das _Einzelne_ erscheint
- zunächst als das _Seyenden_ oder _Fürsichseyende_ nach der bestimmten
- Bestimmtheit des Einzelnen--als ein wirklicher Gegenstand, wenn er
- auch nur Gegenstand in der Vorstellung ist,--wie z.B. die
- Tapferkeit, das Recht, Übereinstimmung u. s. f.--über welchen
- geurtheilt wird;--das _Prädikat_ dagegen als das _Allgemeine_
- erscheint als diese _Reflexion_ über ihn, oder auch vielmehr als
- dessen Reflexion in-sich-selbst, welche über jene Unmittelbarkeit
- hinausgeht und die Bestimmtheiten als bloß seyende aufhebt,--_als
- sein Ansichseyn_.--Insofern wird vom Einzelnen, als dem Ersten,
- Unmittelbaren ausgegangen, und dasselbe durch das Urtheil in _die
- Allgemeinheit erhoben_, so wie umgekehrt das nur _an sich_ seyende
- Allgemeine im Einzelnen ins Daseyn heruntersteigt oder ein
- _Für-sich-seyendes_ wird.
- Diese Bedeutung des Urtheils ist als der _objektive_ Sinn desselben,
- und zugleich als die _wahre_ der früheren Formen des Übergangs zu
- nehmen. Das Seyende _wird_ und _verändert_ sich, das Endliche _geht_
- im Unendlichen _unter_; das Existierende _geht_ aus seinem _Grunde
- hervor_ in die Erscheinung, und _geht zu Grunde_; die Accidenz
- _manifestirt_ den _Reichthum_ der Substanz, so wie deren _Macht_; im
- Seyn ist _Übergang_ in Anderes, im Wesen Scheinen an einem Andern,
- wodurch die _nothwendige_ Beziehung sich offenbart. Dieß Übergehen
- und Scheinen ist nun in das _ursprüngliche Theilen_ des _Begriffes_
- übergegangen, welcher, indem er das Einzelne in das _Ansichseyn_
- seiner Allgemeinheit zurückführt, ebenso sehr das Allgemeine als
- _Wirkliches_ bestimmt. Dieß Beides ist ein und dasselbe, daß die
- Einzelnheit in ihre Reflexion-in-sich, und das Allgemeine als
- Bestimmtes gesetzt wird.
- Zu dieser objektiven Bedeutung gehört nun aber ebenso wohl, daß die
- angegebenen Unterschiede, indem sie in der Bestimmtheit des Begriffes
- wieder hervortreten, zugleich nur als Erscheinende gesetzt seyen, das
- heißt, daß sie nichts Fixes sind, sondern der einen
- Begriffsbestimmung ebenso gut zukommen als der andern. Das Subjekt
- ist daher ebenso wohl als das _Ansichseyn_, das Prädikat dagegen als
- das _Daseyn_ zu nehmen. Das _Subjekt ohne Prädikat_ ist, was in der
- Erscheinung das _Ding ohne Eigenschaften_, das _Ding-an-sich_ ist,
- ein leerer unbestimmter Grund; es ist so der _Begriff in sich selbst_,
- welcher erst am Prädikate eine Unterscheidung und Bestimmtheit
- erhält; dieses macht hiermit die Seite des _Daseyns_ des Subjekts aus.
- Durch diese bestimmte Allgemeinheit steht das Subjekt in Beziehung
- auf Äußerliches, ist für den Einfluß anderer Dinge offen, und tritt
- dadurch in Thätigkeit gegen sie. _Was da ist_, tritt aus seinem
- _In-sich-seyn_ in das _allgemeine_ Element des Zusammenhanges und der
- Verhältnisse, in die negativen Beziehungen und das Wechselspiel der
- Wirklichkeit, was eine _Kontinuation_ des Einzelnen in andere, und
- daher Allgemeinheit ist.
- Die so eben aufgezeigte Identität, daß die Bestimmung des Subjekts
- ebenso wohl auch dem Prädikat zukommt und umgekehrt, fällt jedoch
- nicht nur in unsere Betrachtung; sie ist nicht nur _an sich_, sondern
- ist auch im Urtheile gesetzt; denn das Urtheil ist die Beziehung
- beider; die Kopula drückt aus, _daß das Subjekt das Prädikat_ ist.
- Das Subjekt ist die bestimmte Bestimmtheit, und das Prädikat ist
- diese _gesetzte_ Bestimmtheit desselben; das Subjekt ist nur in
- seinem Prädikat bestimmt, oder nur in demselben ist es Subjekt, es
- ist im Prädikat in sich zurückgekehrt, und ist darin das Allgemeine.
- --Insofern nun aber das Subjekt das selbstständige ist, so hat jene
- Identität das Verhältniß, daß das Prädikat nicht ein selbstständiges
- Bestehen für sich, sondern sein Bestehen nur in dem Subjekte hat; es
- _inhärirt_ diesem. Insofern hiernach das Prädikat vom Subjekte
- unterschieden wird, so ist es nur eine _vereinzelte_ Bestimmtheit
- desselben, nur _Eine_ seiner Eigenschaften; das Subjekt selbst aber
- ist das _Konkrete_, die Totalität von mannigfaltigen Bestimmtheiten,
- wie das Prädikat Eine enthält; es ist das Allgemeine.--Aber anderer
- Seits ist auch das Prädikat selbstständige Allgemeinheit, und das
- Subjekt umgekehrt nur eine Bestimmung desselben. Das Prädikat
- _subsumirt_ insofern das Subjekt; die Einzelnheit und Besonderheit
- ist nicht für sich, sondern hat ihr Wesen und ihre Substanz im
- Allgemeinen. Das Prädikat drückt das Subjekt in seinem Begriffe aus;
- das Einzelne und Besondere sind zufällige Bestimmungen an demselben;
- es ist deren absolute Möglichkeit. Wenn beim _Subsumiren_ an eine
- äußerliche Beziehung des Subjekts und Prädikats gedacht und das
- Subjekt als ein Selbstständiges vorgestellt wird, so bezieht sich das
- Subsumiren auf das oben erwähnte subjektive Urtheilen, worin von der
- Selbstständigkeit _beider_ ausgegangen wird. Die Subsumtion ist
- hiernach nur die _Anwendung_ des Allgemeinen auf ein Besonderes oder
- Einzelnes, das _unter_ dasselbe nach einer unbestimmten Vorstellung,
- als von minderer Quantität gesetzt wird.
- Wenn die Identität des Subjekts und Prädikats so betrachtet worden;
- daß _das eine Mal_ jenem die eine Begriffsbestimmung zukommt, und
- diesem die andere, aber das _andere Mal_ ebenso sehr unmgekehrt, so
- ist die Identität hiermit immer noch erst eine _an sich seyende_; um
- der selbstständigen Verschiedenheit der beiden Seiten das Urtheils
- willen hat ihre _gesetzte_ Beziehung auch diese Seiten, zunächst als
- verschiedene. Aber die _unterschiedslose Identität_ macht eigentlich
- die _wahre_ Beziehung des Subjekts auf das Prädikat aus. Die
- Begriffsbestimmung ist wesentlich selbst _Beziehung_, denn sie ist
- ein _Allgemeines_; dieselben Bestimmungen also, welche das Subjekt
- und Prädikat hat, hat damit auch ihre Beziehung selbst. Sie ist
- _allgemein_, denn sie ist die positive Identität beider, des Subjekts
- und Prädikats; sie ist aber auch _bestimmte_, denn die Bestimmtheit
- des Prädikats ist die des Subjekts; sie ist ferner auch _einzelne_,
- denn in ihr sind die selbstständigen Extreme als in ihrer negativen
- Einheit aufgehoben.--Im Urtheile aber ist diese Identität noch nicht
- gesetzt; die Kopula ist als die noch unbestimmte Beziehung des
- _Seyns_ überhaupt: A ist B; denn die Selbstständigkeit der
- Bestimmtheiten des Begriffs oder Extreme ist im Urtheile die
- _Realität_, welche der Begriff in ihm hat. Wäre das _Ist_ der Kopula
- schon _gesetzt_ als jene bestimmte und erfüllte _Einheit_ des
- Subjekts und Prädikats, als ihr _Begriff_, so wäre es bereits _der
- Schluß_.
- Diese _Identität_ des Begriffs wieder herzustellen oder vielmehr zu
- _setzen_, ist das Ziel der _Bewegung_ des Urtheils. Was im Urtheil
- schon _vorhanden_ ist, ist Theils die Selbstständigkeit, aber auch
- die Bestimmtheit des Subjekts und Prädikats gegen einander, Theils
- aber ihre jedoch _abstrakte_ Beziehung. _Das Subjekt ist das
- Prädikat_, ist zunächst das, was das Urtheil aussagt; aber da das
- Prädikat _nicht_ das seyn soll, was das Subjekt ist, so ist ein
- _Widerspruch_ vorhanden, der sich _auflösen_, in ein Resultat
- _übergehen_ muß. Vielmehr aber, da _an und für sich_ Subjekt und
- Prädikat die Totalität des Begriffes sind, und das Urtheil die
- Realität des Begriffes ist, so ist seine Fortbewegung nur
- _Entwickelung_; es ist in ihm dasjenige schon vorhanden, was in ihm
- hervortritt, und die _Demonstration_ ist insofern nur eine
- _Monstration_, eine Reflexion als _Setzen_ desjenigen, was in den
- Extremen des Urtheils schon _vorhanden_ ist; aber auch dieß Setzen
- selbst ist schon vorhanden; es ist die _Beziehung_ der Extreme. Das
- Urtheil, wie es _unmittelbar_ ist, ist es _zunächst_ das Urtheil des
- _Daseyns_; unmittelbar ist sein Subjekt ein _abstraktes, seyendes
- Einzelnes_; das Prädikat eine _unmittelbare Bestimmtheit_ oder
- Eigenschaft desselben, ein abstrakt Allgemeines.
- Indem sich dieß Qualitative des Subjekts und Prädikats aufhebt,
- _scheint_ zunächst die Bestimmung des einen an dem andern; das
- Urtheil ist nun _zweitens_ Urtheil der _Reflexion_.
- Dieses mehr äußerliche Zusammenfassen aber geht in die _wesentliche
- Identität_ eines substantiellen, _nothwendigen Zusammenhangs_ über;
- so ist es _drittens_ das Urtheil der _Nothwendigkeit_.
- _Viertens_, indem in dieser wesentlichen Identität der Unterschied
- des Subjekts und Prädikats zu einer _Form_ geworden, so wird das
- Urtheil _subjektiv_; es enthält den Gegensatz des _Begriffes_ und
- seiner _Realität_, und die _Vergleichung_ beider; es ist das _Urtheil
- des Begriffs_.
- Dieses Hervortreten des Begriffs begründet den _Übergang des
- Urtheils in den Schluß_.
- A. Das Urtheil des Daseyns.
- Im subjektiven Urtheil will man _einen und denselben_ Gegenstand
- _doppelt_ sehen, das eine Mal in seiner einzelnen Wirklichkeit, das
- andere Mal in seiner wesentlichen Identität oder in seinem Begriffe;
- das Einzelne in seine Allgemeinheit erhoben, oder, was dasselbe ist,
- das Allgemeine in seine Wirklichkeit vereinzelt. Das Urtheil ist in
- dieser Weise _Wahrheit_; denn es ist die Übereinstimmung des
- Begriffs und der Realität. So aber ist _zuerst_ das Urtheil nicht
- beschaffen; denn _zuerst_ ist es _unmittelbar_, indem sich an ihm
- noch keine Reflexion und Bewegung der Bestimmungen ergeben hat.
- Diese _Unmittelbarkeit_ macht das erste Urtheil zu einem _Urtheile
- des Daseyns_, das auch das _qualitative_ genannt werden kann, jedoch
- nur insofern, als die _Qualität_ nicht nur der Bestimmtheit des
- _Seyns_ zukommt, sondern auch die abstrakte Allgemeinheit darin
- begriffen ist, die um ihrer Einfachheit willen gleichfalls die Form
- der _Unmittelbarkeit_ hat.
- Das Urtheil des Daseyns ist auch das Urtheil der _Inhärenz_; weil die
- Unmittelbarkeit seine Bestimmung, im Unterschiede des Subjekts und
- Prädikats aber jenes das Unmittelbare, hierdurch das Erste und
- Wesentliche in diesem Urtheile ist, so hat das Prädikat die Form
- eines Unselbstständigen, das am Subjekte seine Grundlage hat.
- a. Das positive Urtheil.
- 1. Das Subjekt und Prädikat sind, wie erinnert worden, zunächst Namen,
- deren wirkliche Bestimmung erst durch den Verlauf des Urtheils
- erhalten wird. Als Seiten des Urtheil aber, welches der _gesetzte_
- bestimmte Begriff ist, haben sie die Bestimmung der Momente desselben,
- aber um der Unmittelbarkeit willen, die noch ganz _einfache_, Theils
- nicht durch Vermittelung bereicherte, Theils zunächst nach dem
- abstrakten Gegensatze, als _abstrakte Einzelnheit_ und
- _Allgemeinheit_.--Das Prädikat, um von diesem zuerst zu sprechen, ist
- das _abstrakte_ Allgemeine; da das Abstrakte aber durch die
- Vermittelung des Aufhebens des Einzelnen oder Besondern bedingt ist,
- so ist sie insofern nur eine _Voraussetzung_. In der Sphäre des
- Begriffs kann es keine andere _Unmittelbarkeit_ geben, als eine
- solche, die _an und für sich_ die Vermittelung enthält, und nur durch
- deren Aufheben entstanden ist, d. i. die _allgemeine_. So ist auch
- das _qualitative Seyn_ selbst _in seinem Begriffe_ ein Allgemeines;
- als _Seyn_ aber ist die Unmittelbarkeit noch nicht _so gesetzt_; erst
- als _Allgemeinheit_ ist sie die Begriffsbestimmung, an welcher
- _gesetzt_ ist, daß ihr die Negativität wesentlich angehört. Diese
- Beziehung ist im Urtheil vorhanden, worin sie Prädikat eines Subjekts
- ist.--Ebenso ist das Subjekt ein _abstrakt_ Einzelnes; oder das
- _Unmittelbare_, das _als solches_ seyn soll; es soll daher das
- Einzelne als ein _Etwas_ überhaupt seyn. Das Subjekt macht insofern
- die abstrakte Seite am Urtheil aus, nach welcher in ihm der Begriff
- in _die Äußerlichkeit_ übergegangen ist.--Wie die beiden
- Begriffsbestimmungen bestimmt sind, so ist es auch ihre Beziehung,
- das: _ist_, Kopula; sie kann ebenso nur die Bedeutung eines
- unmittelbaren, abstrakten _Seyns_ haben. Von der Beziehung, welche
- noch keine Vermittelung oder Negation enthält, wird dieß Urtheil das
- _Positive_ genannt.
- 2. Der nächste reine Ausdruck des positiven Urtheils ist daher der
- Satz:
- _Das Einzelne ist allgemein._
- Dieser Ausdruck muß nicht gefaßt werden: A ist B; denn A und B sind
- gänzlich formlose und daher bedeutungslose Namen; das Urtheil
- überhaupt aber, und daher selbst schon das Urtheil des Daseyns, hat
- Begriffsbestimmungen zu seinen Extremen. A ist B, kann ebenso gut
- jeden bloßen _Satz_ vorstellen, als ein _Urtheil_. In jedem auch dem
- in seiner Form reicher Bestimmten Urtheile aber wird der Satz von
- diesem bestimmten Inhalt behauptet: _das Einzelne_ ist _allgemein_;
- insofern nämlich jedes Urtheil auch abstraktes Urtheil überhaupt ist.
- Von dem negativen Urtheil, inwiefern es unter diesen Ausdruck
- gleichfalls gehöre, wird sogleich die Rede seyn.--Wenn sonst eben
- nicht daran gedacht wird, daß mit jedem zunächst wenigstens positiven
- Urtheile die Behauptung gemacht werde, daß das Einzelne ein
- Allgemeines sey, so geschieht dieß, weil Theils die _bestimmte Form_,
- wodurch sich Subjekt und Prädikat unterscheiden, übersehen wird,
- --indem das Urtheil nichts als die Beziehung _zweier_ Begriffe seyn
- soll,--Theils etwa auch, weil der sonstige _Inhalt_ des Urtheils:
- _Cajus ist gelehrt,_ oder _die Rose ist roth_, dem Bewußtseyn
- vorschwebt, das mit der Vorstellung des _Cajus_ u. s. f. beschäftigt,
- auf die Form nicht reflektirt,--obgleich wenigstens solcher Inhalt,
- wie der _logische Cajus_, der gewöhnlich zum Beispiel herhalten muß,
- ein sehr wenig interessanter Inhalt ist, und vielmehr gerade so
- uninteressant gewählt wird, um nicht die Aufmerksamkeit von der Form
- ab, auf sich zu ziehen.
- Nach der objektiven Bedeutung bezeichnet der Satz: _daß das Einzelne
- allgemein_ ist, wie vorhin gelegentlich erinnert, Theils die
- Vergänglichkeit der einzelnen Dinge, Theils ihr positives Bestehen in
- dem Begriffe überhaupt. Der Begriff selbst ist unsterblich, aber das
- in seiner Theilung aus ihm Heraustretende ist der Veränderung und dem
- Rückgange in seine _allgemeine_ Natur unterworfen. Aber umgekehrt
- giebt sich das Allgemeine ein _Daseyn_. Wie das Wesen zum _Schein_
- in seinen Bestimmungen, der Grund in die _Erscheinung_ der Existenz,
- die Substanz in die Offenbarung, in ihre Accidenzen herausgeht, so
- _entschließt_ sich das Allgemeine zum Einzelnen; das Urtheil ist
- dieser sein _Aufschluß_, die _Entwickelung_ der Negativität, die es
- an sich schon ist.--Das Letzere drückt der umgekehrte Satz aus: _das
- Allgemeine ist einzeln_, der ebenso wohl im positiven Urtheile
- ausgesprochen ist. Das Subjekt, zunächst das _unmittelbar Einzelne_,
- ist im Urtheile selbst auf sein _Anderes_, nämlich das Allgemeine,
- bezogen; es ist somit als das _Konkrete_ gesetzt; nach dem Seyn als
- ein Etwas _von vielen Qualitäten_;--oder als das Konkrete der
- Reflexion, _ein Ding von mannigfaltigen Eigenschaften_, ein
- _Wirkliches_ von _mannigfaltigen Möglichkeiten_, eine _Substanz_ von
- eben solchen _Accidenzen_. Weil diese Mannigfaltigen hier dem
- Subjekte des Urtheils angehören, so ist das Etwas oder das Ding u. s.
- f. in seinen Qualitäten, Eigenschaften oder Accidenzen in sich
- reflektirt, oder sich durch dieselben hindurch _kontinuirend_; sich
- in ihnen, und sie ebenso in sich erhaltend. Das Gesetztseyn oder die
- Bestimmtheit gehört zum An- und Fürsichseyn. Das Subjekt ist daher
- an ihm selbst das _Allgemeine_.--Das Prädikat dagegen, als diese
- nicht reale oder konkrete, sondern _abstrakte Allgemeinheit_, ist
- gegen jenes die _Bestimmtheit_, und enthält nur _Ein Moment_ der
- Totalität desselben, mit Ausschluß der andern. Um dieser Negativität
- willen, welche zugleich als Extrem des Urtheils sich auf sich bezieht,
- ist das Prädikat ein _abstrakt-Einzelnes_.--Es drückt z.B. in dem
- Satze: _die Rose ist wohlriechend_, nur _Eine_ der _vielen_
- Eigenschaften der Rose aus; es vereinzelt sie, die im Subjekte mit
- den andern zusammengewachsen ist, wie in der Auflösung des Dings die
- mannigfaltigen Eigenschaften, die ihm inhäriren, indem sie sich zu
- _Materien_ verselbstständigen, _vereinzelt_ werden. Der Satz des
- Urtheils lautet daher nach dieser Seite so: _das Allgemeine ist
- einzeln_.
- Indem wir diese _Wechselbestimmung_ des Subjekts und Prädikats im
- Urtheile zusammenstellen, so ergiebt sich also das Gedoppelte: 1) daß
- das Subjekt zwar unmittelbar als das Seyende oder Einzelne, das
- Prädikat aber das Allgemeine ist. Weil aber das Urtheil die
- _Beziehung_ beider, und das Subjekt durch das Prädikat als
- Allgemeines bestimmt ist, so ist das Subjekt das Allgemeine; 2) ist
- das Prädikat im Subjekte bestimmt; denn es ist nicht eine Bestimmung
- _überhaupt_, sondern _des Subjekts_; die Rose ist wohlriechend;
- dieser Wohlgeruch ist nicht irgend ein unbestimmter Wohlgeruch,
- sondern der der Rose; das Prädikat ist also _ein Einzelnes_.--Weil
- nun Subjekt und Prädikat im Verhältnisse des Urtheils stehen, sollen
- sie nach den Begriffsbestimmungen entgegengesetzt bleiben; wie in der
- _Wechselwirkung_ der Kausalität, ehe sie ihre Wahrheit erreicht, die
- beiden Seiten gegen die Gleichheit ihrer Bestimmung noch
- selbstständige und entgegengesetzte bleiben sollen. Wenn daher das
- Subjekt als Allgemeines bestimmt ist, so ist vom Prädikate nicht auch
- seine Bestimmung der Allgemeinheit aufzunehmen, sonst wäre kein
- Urtheil vorhanden; sondern nur seine Bestimmung der Einzelnheit; so
- wie insofern das Subjekt als Einzelnes bestimmt ist, das Prädikat als
- Allgemeines zu nehmen ist.--Wenn auf jene bloße Identität reflektirt
- wird, so stellen sich die zwei identischen Sätze dar:
- Das Einzelne ist Einzelnes,
- Das Allgemeine ist Allgemeines, worin die Urtheilsbestimmungen ganz
- auseinander gefallen, nur ihre Beziehung auf sich ausgedrückt, die
- Beziehung derselben auf einander aber aufgelöst, und das Urtheil
- somit aufgehoben wäre.--Von jenen beiden Sätzen drückt der eine: _das
- Allgemeine ist einzeln_, das Urtheil seinem _Inhalte_ nach aus, der
- im Prädikate eine vereinzelnte Bestimmung, im Subjekte aber die
- Totalität derselben ist; der andere: _das Einzelne ist allgemein_,
- die _Form_, die durch ihn selbst unmittelbar angegeben ist.--Im
- unmittelbaren positiven Urtheile sind die Extreme noch einfach: Form
- und Inhalt sind daher noch vereinigt. Oder es besteht nicht aus zwei
- Sätzen; die gedoppelte Beziehung, welche sich in ihm ergab, macht
- unmittelbar das _eine_ positive Urtheil aus. Denn seine Extreme sind
- a) als die selbstständigen, abstrakten Urtheilsbestimmungen, b) ist
- jede Seite durch die andere bestimmt, vermöge der sie beziehenden
- Kopula. _An sich_ aber ist deswegen der Form- und Inhaltsunterschied
- in ihm vorhanden, wie sich ergeben hat; und zwar gehört das, was der
- erste Satz: das Einzelne ist allgemein, enthält, zur Form, weil er
- die _unmittelbare Bestimmtheit_ des Urtheils ausdrückt. Das
- Verhältniß dagegen, das der andere Satz ausdrückt: _das Allgemeine
- ist einzeln_, oder daß das Subjekt als Allgemeines, das Prädikat
- dagegen als Besonderes oder Einzelnes bestimmt, betrifft den _Inhalt_,
- weil sich seine Bestimmungen erst durch die Reflexion-in-sich
- erheben, wodurch die unmittelbaren Bestimmtheiten aufgehoben werden,
- und hiermit die Form sich zu einer in sich gegangen Identität, die
- gegen den Formunterschied besteht, zum Inhalte macht.
- 3. Wenn nun die beiden Sätze der Form und des Inhalts:
- (Subjekt) (Prädikat)
- Das Einzelne ist allgemein
- Das Allgemeine ist einzeln
- darum, weil sie in dem _einen_ positiven Urtheile enthalten sind,
- vereinigt würden, so daß somit beide, sowohl das Subjekt als Prädikat,
- als Einheit der Einzelnheit und Allgemeinheit bestimmt wären, so
- wären beide das _Besondere_; was _an sich_ als ihr innere Bestimmung
- anzuerkennen ist. Allein Theils wäre diese Verbindung nur durch eine
- äußere Reflexion zu Stande gekommen, Theils wäre der Satz: _das
- Besondere ist das Besondere_, der daraus resultirte, kein Urtheil
- mehr, sondern ein leerer identischer Satz, wie die bereits darin
- gefundenen Sätze: _das Einzelne ist einzeln_, und _das Allgemeine ist
- allgemein_, waren.--Einzelnheit und Allgemeinheit können noch nicht
- in die Besonderheit vereinigt werden, weil sie im positiven Urtheile
- noch als _unmittelbare_ gesetzt sind.--Oder es muß das Urtheil seiner
- Form und seinem Inhalte nach noch unterschieden werden, weil eben
- Subjekt und Prädikat noch als Unmittelbarkeit und Vermitteltes
- unterschieden sind, oder weil das Urtheil nach seiner Beziehung
- beides ist; Selbstständigkeit der Bezogenen, und ihre
- Wechselbestimmung, oder Vermittelung.
- Das Urtheil also _erstens_ noch seiner _Form_ betrachtet, heißt es:
- _Das Einzelne ist allgemein_. Vielmehr aber ist ein solches
- _unmittelbares_ Einzelnes _nicht_ allgemein; sein Prädikat ist von
- weitrem Umfang, es entspricht ihm also nicht. Das _Subjekt_ ist ein
- _unmittelbar für sich seyendes_, und daher das _Gegentheil_ jener
- Abstraktion, der durch Vermittelung gesetzten Allgemeinheit, die von
- ihm ausgesagt werden sollte.
- _Zweitens_ das Urtheil nach seinem _Inhalt_ betrachtet oder als der
- Satz: _Das Allgemeine ist einzeln_, so ist das Subjekt ein
- Allgemeines von Qualitäten, ein Konkretes, das unendlich bestimmt ist,
- und indem seine Bestimmtheiten nur erst Qualitäten, Eigenschaften
- oder Accidenzen sind, so ist seine Totalität die _schlecht unendliche
- Vielheit_ derselben. Ein solches Subjekt ist daher vielmehr nicht
- eine _einzelne_ solche Eigenschaft, als sein Prädikat aussagt. Beide
- Sätze müssen daher _verneint_ werden, und das positive Urtheil
- vielmehr als _negatives_ gesetzt werden.
- b. Negatives Urtheil.
- 1. Es ist schon oben von der gewöhnlichen Vorstellung die Rede
- gewesen, daß es nur vom Inhalte des Urtheils abhänge, ob es wahr sey
- oder nicht, indem die logische Wahrheit nichts als die Form betreffe
- und nichts fordere, als daß jener Inhalt sich nicht widerspreche.
- Zur Form des Urtheils selbst wird nichts gerechnet, als daß es die
- Beziehung _zweier_ Begriffe sey. Es hat sich aber ergeben, daß diese
- beiden Begriffe nicht bloß die verhältnißlose Bestimmung einer
- _Anzahl_ haben, sondern als _Einzelnes_ und _Allgemeines_ sich
- verhalten. Diese Bestimmungen machen den wahrhaft logischen _Inhalt_,
- und zwar in dieser Abstraktion den Inhalt des positiven Urtheils aus;
- was für _anderer Inhalt_ (die _Sonne ist rund_, _Cicero war ein
- großer Redner in Rom_, _jetzt_ ist's _Tag u. s.f._) in einem Urtheil
- vorkommt, geht das Urtheil als solches nichts an; es spricht nur dieß
- aus: Das _Subjekt_ ist _Prädikat_, oder, da dieß nur Namen sind,
- bestimmter: _das Einzelne ist allgemein und umgekehrt._--um dieses
- _rein logischen Inhalts_ willen ist das positive Urtheil _nicht wahr_,
- sondern hat seine Wahrheit im negativen Urtheil.--Der Inhalt,
- fordert man, soll sich im Urtheile nur nicht widersprechen; er
- widerspricht sich aber in jenem Urtheile, wie sich gezeigt hat.--Es
- ist jedoch völlig gleichgültig, jenen logischen Inhalt auch Form zu
- nennen, und unter Inhalt nur die sonstige empirische Erfüllung zu
- verstehen, so enthält die Form nicht bloß die leere Identität, außer
- welcher die Inhaltsbestimmung läge. Das positive Urtheil hat alsdann
- durch seine _Form_ als positives Urtheil keine Wahrheit; wer die
- _Richtigkeit_ einer _Anschauung_ oder _Wahrnehmung_, die
- Übereinstimmung der _Vorstellung_ mit dem Gegenstand _Wahrheit_
- nennte, hat wenigstens keinen Ausdruck mehr für für dasjenige, was
- Gegenstand und Zweck der Philosophie ist. Man müßte den letztern
- wenigstens Vernunftwahrheit nennen, und man wird wohl zugeben, daß
- solche Urtheile, daß Cicero ein großer Redner gewesen, daß es jetzt
- Tag ist u. s. f. keine Vernunftwahrheiten sind. Aber sie sind dieß
- nicht, nicht weil sie gleichsam zufällig einen empirischen Inhalt
- haben, sondern weil sie nur positive Urtheile sind, die keinen andern
- Inhalt als ein unmittelbar Einzelnes und eine abstrakte Bestimmtheit
- zum Inhalte haben können und sollen.
- Das positive Urtheil hat seine Wahrheit zunächst in dem negativen:
- _Das Einzelne ist nicht_ abstrakt _allgemein_--_sondern_ das Prädikat
- des Einzelnen ist darum, weil es solches Prädikat oder für sich ohne
- die Beziehung auf das Subjekt betrachtet, weil es
- _abstrakt_-Allgemeines ist, selbst ein Bestimmtes; das _Einzelne_ ist
- daher _zunächst_ ein _Besonderes_. Ferner nach dem andern Satze, der
- im positiven Urtheile enthalten ist, heißt das negative Urtheil, das
- _Allgemeine_ ist nicht abstrakt _einzeln, sondern_ dieß Prädikat,
- schon weil es Prädikat ist, oder weil es in Beziehung auf ein
- allgemeines Subjekt steht, ist ein Weiteres als bloße Einzelnheit,
- und das _Allgemeine_ ist daher gleichfalls _zunächst ein Besonderes_.
- --Indem dieß Allgemeine, als Subjekt, selbst in der
- Urtheilsbestimmung der Einzelnheit ist, so reduciren sich beide Sätze
- auf den einen: _Das Einzelne ist ein Besonderes_.
- Es kann bemerkt werden, a) daß sich hier die _Besonderheit_ für das
- Prädikat ergiebt, von der vorhin schon die Rede war; allein hier ist
- sie nicht durch äußerliche Reflexion gesetzt, sondern vermittelst der
- am Urtheil aufgezeigten negativen Beziehung entstanden. b) Diese
- Bestimmung ergiebt sich hier nur für das Prädikat. Im
- _unmittelbaren_ Urtheile, dem Urtheile des Daseyns, ist das Subjekt
- das zum Grunde Liegende; die _Bestimmung_ schient sich daher zunächst
- am _Prädikate_ zu _verlaufen_. In der That aber kann diese erste
- Negation noch keine Bestimmung, oder eigentlich noch kein _Setzen des
- Einzelnen_ seyn, da es erst das Zweite, das Negative des Negativen
- ist.
- _Das Einzelne ist ein Besonderes_, ist der _positive_ Ausdruck des
- negativen Urtheils. Dieser Ausdruck ist insofern nicht positives
- Urtheil selbst, als diese um seiner Unmittelbarkeit willen nur das
- abstrakte zu seinen Extremen hat, das Besondere aber eben durch das
- Setzen der Beziehung des Urtheils sich als die erste _vermittelte_
- Bestimmung ergiebt.--Diese Bestimmung ist aber nicht nur als Moment
- des Extrems zu nehmen, sondern auch, wie sie eigentlich zunächst ist,
- als _Bestimmung_ der _Beziehung_; oder das Urtheil ist auch als
- _negatives_ zu betrachten. Dieser Übergang gründet sich auf das
- Verhältniß der Extreme und ihrer Beziehung im Urtheile überhaupt.
- Das positive Urtheil ist die Beziehung des _unmittelbar_ Einzelnen
- und Allgemeinen, also solcher, deren das eine zugleich _nicht_ ist,
- was das andere; die Beziehung ist daher ebenso wesentlich _Trennung_
- oder _negativ_; daher das positive Urtheil als negatives zu setzen
- war. Es war daher von Logikern kein solches Aufheben darüber zu
- machen, daß das _nicht_ des negativen Urtheil zur _Kopula_ gezogen
- worden sey. Was im Urtheile _Bestimmung_ des Extrems ist, ist ebenso
- sehr _bestimmte Beziehung_. Die Urtheilsbestimmung oder das Extrem
- ist nicht die rein qualitative des _unmittelbaren_ Seyns, welche nur
- einem _Andern außer_ ihm entgegenstehen soll. Noch ist sie
- Bestimmung der Reflexion, die sich nach ihrer allgemeinen Form als
- positiv und negativ verhält, deren jedes als ausschließend gesetzt,
- und nur _an sich_ identisch mit der andern ist. Die Urtheils- als
- Begriffsbestimmung ist an ihr selbst ein Allgemeines, gesetzt als
- sich in ihre andere _Kontinuirendes_. Umgekehrt ist die _Beziehung_
- des Urtheils dieselbe Bestimmung, als die Extreme haben; denn sie ist
- eben diese Allgemeinheit und Kontinuation derselben in einander;
- insofern diese unterschieden sind, hat sie auch die Negativität an
- ihr.
- Der oben angegebene Übergang von der Form der _Beziehung_ zur Form
- der _Bestimmung_ macht die _unmittelbare Konsequenz_ aus, daß das
- _nicht_ der Kopula ebenso sehr zum Prädikate geschlagen, und dasselbe
- als das _Nicht-allgemeine_ bestimmt werden muß. Das Nichtallgemeine
- aber ist durch eine ebenso unmittelbare Konsequenz das _Besondere_.
- --Wird das _Negative_ nach der ganz abstrakten Bestimmung des
- unmittelbaren _Nichtseyns_ festgehalten, so ist das Prädikat nur das
- _ganz unbestimmte_ Nichtallgemeine. Von dieser Bestimmung wird sonst
- in der Logik bei den _kontradiktorischen_ Begriffen gehandelt, und
- als etwas Wichtiges eingeschärft, daß beim _Negativen_ eines Begriffs
- nur am Negativen festgehalten, und es als der bloß _unbestimmte_
- Umfang des _Andern_ des positiven Begriffs genommen werden soll. So
- wäre das bloße _Nicht-weiße_ ebenso wohl das Rothe, Gelbe, Blaue u.
- als das Schwarze. Das _Weiße_ aber als solches ist die _begrifflose_
- Bestimmung der Anschauung; das _Nicht_ des Weißen ist dann das ebenso
- begrifflose _Nichtseyn_, welche Abstraktion ganz zu Anfang der Logik
- betrachtet, und als deren nächste Wahrheit das _Werden_ erkannt
- worden ist. Wenn bei Betrachtung der Urtheilsbestimmungen solcher
- begrifflose Inhalt aus der Anschauung und Vorstellung als Beispiel
- gebraucht, und die Bestimmungen des _Seyns_ und die der _Reflexion_
- für Urtheilsbestimmungen genommen werden, so ist dieß dasselbe
- _unkritische_ Verfahren, als wenn nach Kant die Verstandesbegriffe
- auf die unendliche Vernunftidee oder das sogenannte _Ding-an-sich_
- angewendet werden; der _Begriff_, wozu auch das von ihm ausgehende
- _Urtheil_ gehört, ist das wahrhafte _Ding-an-sich_ oder das
- _Vernünftige_, jene Bestimmungen aber gehören dem _Seyn_ oder _Wesen_
- an, und sind noch nicht zu der Art und Weise fortgebildete Formen,
- wie sie in ihrer Wahrheit, im _Begriffe_ sind.--Wenn bei dem Weißen,
- Rothen, als _sinnlichen_ Vorstellungen, stehen geblieben wird, so
- wird, wie gewöhnlich, etwas Begriff genannt, was nur
- Vorstellungsbestimmung ist, und dann ist freilich das Nicht-weiße,
- Nicht-rothe kein Positives, so wie vollends das nicht Dreieckigte ein
- ganz Unbestimmtes ist, denn die auf der Zahl und dem Quantum
- überhaupt beruhende Bestimmung ist die wesentlich _gleichgültige,
- begrifflose_. Aber wie das _Nichtseyn_ selbst, so soll auch solcher
- sinnlicher Inhalt _begriffen_ werden, und jene Gleichgültigkeit und
- abstrakte Unmittelbarkeit verlieren, die er in der blinden
- bewegungslosen Vorstellung hat. Schon im Daseyn wird das
- gedankenlose _Nichts_ zur _Grenze_, wodurch _Etwas_ sich doch auf ein
- _Anderes_ außer ihm _bezieht_. In der Reflexion aber ist es das
- _Negative_, das sich _wesentlich_ auf ein _Positives bezieht_, und
- somit _bestimmt_ ist; ein Negatives ist schon nicht mehr jenes
- _unbestimmte Nichtseyn_, es ist gesetzt, nur zu seyn, indem ihm das
- Positive entgegen steht, das Dritte ist ihr _Grund_; das Negative ist
- somit in einer umschlossenen Sphäre gehalten, worin das, was das eine
- _nicht_ ist, etwas _Bestimmtes_ ist.--Noch mehr aber ist in der
- absolut flüssigen Kontinuität des Begriffs und seiner Bestimmungen
- das _Nicht_ unmittelbar ein Positives, und die _Negation_ nicht nur
- Bestimmtheit, sondern in die Allgemeinheit aufgenommen und mit ihr
- identisch gesetzt. Das Nichtallgemeine ist daher sogleich das
- _Besondere_.
- 2. Indem die Negation die Beziehung des Urtheils angeht, und das
- _negative Urtheil_ noch als solches betrachtet wird, so ist es _vor's
- Erste noch ein Urtheil_; es ist somit das Verhältniß von Subjekt und
- Prädikat, oder von Einzelnheit und Allgemeinheit vorhanden, und die
- Beziehung derselben; _die Form des Urtheils_. Das Subjekt als das zu
- Grunde liegende Unmittelbare bleibt unberührt von der Negation, es
- behält also seine Bestimmung, ein Prädikat zu haben, oder seine
- Beziehung auf die Allgemeinheit. Was daher negirt wird, ist nicht
- die Allgemeinheit überhaupt im Prädikate, sondern die Abstraktion
- oder die Bestimmtheit desselben, welche gegen jene Allgemeinheit als
- _Inhalt_ erschien.--Das negative Urtheil ist also nicht die totale
- Negation; die allgemeine Sphäre, welche das Prädikat enthält, bleibt
- noch bestehen; die Beziehung des Subjekts auf das Prädikat ist daher
- wesentlich noch _positiv_; die noch gebliebene _Bestimmung_ des
- Prädikats ist ebenso sehr _Beziehung_.--Wenn z.B. gesagt wird, die
- Rose ist _nicht_ roth, so wird damit nur die _Bestimmtheit_ des
- Prädikats negirt, und von der Allgemeinheit, die ihm gleichfalls
- zukommt, abgetrennt; die allgemeine Sphäre, _die Farbe_, ist erhalten;
- wenn die _Rose_ nicht roth ist, so wird dabei angenommen, daß sie
- eine Farbe und eine andere Farbe habe; nach dieser allgemeinen Sphäre
- ist das Urtheil noch positiv.
- _Das Einzelne ist ein Besonderes_,--diese positive Form des negativen
- Urtheils drückt dieß unmittelbar aus; das Besondere enthält die
- Allgemeinheit. Es drückt überdem auch aus, daß das Prädikat nicht
- nur ein Allgemeines sey, sondern auch noch ein Bestimmtes. Die
- negative Form enthält dasselbe; denn indem z.B. die Rose zwar nicht
- roth ist, so soll sie nicht nur die allgemeine Sphäre der Farbe zum
- Prädikate behalten, sondern auch _irgend eine andere bestimmte Farbe_
- haben; die _einzelne_ Bestimmtheit des Rothen ist also nur aufgehoben,
- und es ist nicht nur die allgemeine Sphäre gelassen, sondern auch
- die Bestimmtheit erhalten, aber zu einer _unbestimmten_, zu einer
- allgemeinen Bestimmtheit gemacht; somit zur Besonderheit.
- 3. _Die Besonderheit_, welche sich als die positive Bestimmung des
- negativen Urtheils ergeben, ist das Vermittelnde zwischen der
- Einzelnheit und Allgemeinheit; so ist das negative Urtheil nun
- überhaupt das Vermittelnde, zum dritten Schritte, _der Reflexion des
- Urtheils des Daseyns in sich selbst_. Es ist nach seiner objektiven
- Bedeutung nur das Moment der Veränderung der Accidenzen, oder im
- Daseyn der vereinzelnten Eigenschaften des Konkreten. Durch diese
- Veränderung tritt die vollständige Bestimmtheit des Prädikats oder
- das _Konkrete_ als gesetzt hervor.
- _Das Einzelne ist Besonderes_, nach dem positiven Ausdrucke des
- negativen Urtheils. Aber das Einzelne ist auch _nicht_ Besonderes;
- denn die Besonderheit ist von weiterm Umfange als die Einzelnheit;
- sie ist also ein Prädikat, das dem Subjekt nicht entspricht, in dem
- es also seine Wahrheit noch nicht hat. _Das Einzelne ist nur
- Einzelnes_, die sich nicht auf Anderes, sey es positiv oder negativ,
- sondern nur sich auf sich selbst beziehende Negativität.--Die Rose
- ist nicht _irgend ein_ Farbiges, sondern sie hat nur die bestimmte
- Farbe, welche Rosenfarbe ist. Das Einzelne ist nicht ein unbestimmt
- Bestimmtes, sondern das bestimmte Bestimmte.
- Von dieser positiven Form des negativen Urtheils ausgegangen,
- erscheint diese Negation desselben nur wieder als eine _erste_
- Negation. Aber sie ist dieß nicht. Vielmehr ist schon das negative
- Urtheil an und für sich die zweite, oder Negation der Negation, und
- dieß, was es an und für sich ist, ist zu setzen. Nämlich es _negirt
- die Bestimmtheit_ des Prädikats des positiven Urtheils, dessen
- _abstrakte_ Allgemeinheit, oder als Inhalt betrachtet die einzelne
- Qualität, die es vom Subjekt enthält. Die Negation der Bestimmtheit
- ist aber schon die zweite, also die unendliche Rückkehr der
- Einzelnheit in sich selbst. Hiermit ist also die _Herstellung_ der
- konkreten Totalität des Subjekts geschehen, oder vielmehr ist es
- jetzt erst als Einzelnes _gesetzt_, indem es durch die Negation und
- das Aufheben derselben mit sich vermittelt worden. Das Prädikat
- seiner Seits ist damit aus der ersten Allgemeinheit zur absoluten
- Bestimmtheit übergegangen, und hat sich mit dem Subjekte ansgeglichen.
- Das Urtheil heißt insofern: _Das Einzelne ist einzeln_.--Von der
- andern Seite, indem das Subjekt ebenso sehr als _allgemeines_
- anzunehmen war, und insofern im negativen Urtheile sich das Einzelne
- ist, zur _Besonderheit erweiterte_, und indem nun ferner die Negation
- dieser _Bestimmtheit_ ebenso sehr die _Reinigung_ der Allgemeinheit
- ist, welche es enthält, so lautet dieß Urtheil auch so: _Das
- Allgemeine ist das Allgemeine_.
- In diesen beiden Urtheilen, die sich vorhin durch äußere Reflexion
- ergeben hatten, ist das Prädikat schon in seiner Positivität
- ausgedrückt. Zunächst muß aber die Negation des negativen Urtheils
- selbst in Form eines negativen Urtheils erscheinen. Es hatte sich
- gezeigt, daß in ihm noch eine _positive Beziehung_ des Subjekts auf
- das Prädikat, und die _allgemeine Sphäre_ des letztern geblieben war.
- Es enthielt somit von dieser Seite eine von der Beschränktheit
- gereinigtere Allgemeinheit, als das positive Urtheil, und ist daher
- um so mehr von dem Subjekt als Einzelnem zu negiren. Auf diese Weise
- ist der _ganze Umfang_ des Prädikats negirt, und keine positive
- Beziehung mehr zwischen ihm und dem Subjekte. Dieß ist das
- _unendliche Urtheil_.
- c. Unendliches Urtheil.
- Das negative Urtheil ist so wenig ein wahres Urtheil, als das
- positive. Das unendliche Urtheil aber, das seine Wahrheit seyn soll,
- ist nach seinem negativen Ausdrucke das _Negativ-Unendliche_; ein
- Urtheil, worin auch die Form des Urtheils aufgehoben ist.--Dieß aber
- ist ein _widersinniges Urtheil_. Es soll _ein Urtheil_ seyn, somit
- eine Beziehung von Subjekt und Prädikat enthalten; aber eine solche
- soll _zugleich nicht_ darin seyn.--Der Name des unendlichen Urtheils
- pflegt in den gewöhnlichen Logiken zwar aufgeführt zu werden, aber
- ohne daß es eben deutlich würde, was es mit demselben für eine
- Bewandtniß habe.--Beispiele von negativ-unendlichen Urtheilen sind
- leicht zu haben, indem Bestimmungen zu Subjekt und Prädikat negativ
- verbunden werden, deren eine nicht nur die Bestimmtheit der andern
- nicht, sondern auch ihre allgemeine Sphäre nicht enthält; also z.B.
- der Geist nicht roth, gelb u. s. f., nicht sauer, nicht kalisch u. s.
- f., die Rose ist keine Elephant, der Verstand ist kein Tisch und
- dergleichen.--Diese Urtheile sind _richtig_ oder _wahr_, wie man es
- nennt, aber einer solchen Wahrheit ungeachtet widersinnig und
- abgeschmackt.--Oder vielmehr sie sind _keine Urtheile_.--Ein
- reelleres Beispiel des unendlichen Urtheils ist die _böse_ Handlung.
- Im _bürgerlichen Rechtsstreit_ wird Etwas nur als das Eigenthum der
- andern Parthei negirt; so daß aber eingeräumt wird, es sollte das
- Ihrige seyn, wenn sie das Recht dazu hätte, und es wird nur unter dem
- Titel des Rechtes in Anspruch genommen; die allgemeine Sphäre, das
- Recht, wird also in jenem negativen Urtheile anerkannt und erhalten.
- Das _Verbrechen_ aber ist das _unendliche Urtheil_, welches nicht nur
- das _besondere_ Recht sondern die allgemeine Sphäre zugleich negirt,
- das _Recht als Recht_ negirt. Es hat zwar die _Richtigkeit_ damit,
- daß es eine wirkliche Handlung ist, aber weil sie sich auf die
- Sittlichkeit, welche ihre allgemeine Sphäre ausmacht, durchaus
- negativ bezieht, ist sie widersinnig.
- Das _Positive_ des unendlichen Urtheils, der Negation der Negation,
- ist die _Reflexion der Einzelnheit_ in sich selbst, wodurch sie erst
- als die _bestimmte Bestimmtheit_ gesetzt ist. _Das Einzelne ist
- einzeln_, war der Ausdruck desselben nach jener Reflexion. Das
- Subjekt ist im Urtheile des Daseyns als _unmittelbares_ Einzelnes,
- insofern mehr nur als _Etwas_ überhaupt. Durch die Vermittelung des
- negativen und unendlichen Urtheils ist es erst als Einzelnes
- _gesetzt_.
- Das Einzelne ist hiermit _gesetzt_ als sich, _in sein Prädikat_, das
- mit ihm identisch ist, _kontinuirend_; somit ist auch die
- Allgemeinheit ebenso sehr nicht mehr als die _unmittelbare_, sondern
- als ein _Zusammenfassen_ von Unterschiedenen. Das positiv-unendliche
- Urtheil lautet ebenso wohl: _Das Allgemeine_ ist _allgemein_, so ist
- es ebenso wohl als die Rückkehr in sich selbst gesetzt.
- Durch diese Reflexion der Urtheilsbestimmungen in sich hat nun sich
- das Urtheil aufgehoben; im negativ-unendlichen Urtheil ist der
- Unterschied, so zu sagen, _zu groß_ als daß es noch ein Urtheil
- bliebe; Subjekt und Prädikat haben gar keine positive Beziehung auf
- einander; im Gegentheil ist im Positiv-Unendlichen nur die Identität
- vorhanden, und es ist wegen des ganz ermangelnden Unterschiedes kein
- Urtheil mehr.
- Näher ist es das _Urtheil des Daseyns_; welches sich aufgehoben hat;
- es ist damit das _gesetzt_, was die _Kopula_ des Urtheils enthält,
- daß die qualitativen Extreme in dieser ihrer Identität aufgehoben
- sind. Indem aber diese Einheit der Begriff ist, so ist sie
- unmittelbar ebenso wieder in ihre Extreme dirimirt, und ist als
- Urtheil, dessen Bestimmungen aber nicht mehr unmittelbare, sondern in
- sich reflektirte sind. _Das Urtheil des Daseyns_ ist in das _Urtheil
- der Reflexion_ übergegangen.
- B. Das Urtheil der Reflexion.
- Das Subjekt ist in dem nunmehr entstandenen Urtheil ein Einzelnes als
- solches; ingleichen das Allgemeine nicht mehr _abstrakte_
- Allgemeinheit, oder _einzelne Eigenschaft_, sondern gesetzt als
- Allgemeines, das sich durch die Beziehung Unterschiedener als in eins
- zusammengefaßt hat, oder nach dem Inhalt verschiedener Bestimmungen
- überhaupt betrachtet, das sich das _Zusammennehmen_ mannigfaltiger
- Eigenschaften und Existenzen.--Wenn Beispiele von Prädikaten der
- Reflexions-Urtheile gegeben werden sollen, so müssen sie von anderer
- Art seyn, als für Urtheile das Daseyns. Im Reflexions-Urtheil ist
- eigentlich erst ein _bestimmter Inhalt_, d. h. ein Inhalt überhaupt
- vorhanden; denn er ist die in die Identität reflektirte
- Formbestimmung, als von der Form, insofern sie unterschiedene
- Bestimmtheit ist,--wie sie es noch als Urtheil ist, unterschieden.
- Im Urtheil des Daseyns ist der Inhalt nur ein unmittelbarer, oder
- abstrakter, unbestimmter.--Als Beispiele von Reflexions-Urtheilen
- können daher dienen: Der Mensch ist _sterblich_, die Dinge sind
- _vergänglich_, dieß Ding ist _nützlich, schädlich; Härte,
- Elasticität_ der Körper, _die Glückseligkeit_ u. s. f. sind solche
- eigenthümliche Prädikate. Sie drücken eine Wesentlichkeit, welche
- aber eine Bestimmung im _Verhältnisse_, oder eine _zusammenfassende_
- Allgemeinheit ist. Diese _Allgemeinheit_, die sich in der Bewegung
- des Reflexions-Urtheils weiter bestimmen wird, ist noch von der
- _Allgemeinheit des Begriffes_ als solcher unterschieden; sie ist zwar
- nicht mehr die abstrakte des qualitativen Urtheils, aber hat noch die
- Beziehung auf das Unmittelbare, woraus sie herkommt, und hat dasselbe
- für ihre Negativität zu Grunde liegen.--Der Begriff bestimmt das
- Daseyn zunächst zu _Verhältnißbestimmungen_, zu Kontinuitäten ihrer
- selbst in der verschiedenen Mannigfaltigkeit der Existenz,--so daß
- wohl das wahrhaft Allgemeine ihr inneres Wesen aber _in der
- Erscheinung_, und diese _relative_ Natur, oder auch ihr _Merkmal_,
- noch nicht das An- und Fürsichseyende derselben ist.
- Dem Reflexions-Urtheile kann es als nahe liegend erscheinen, als
- Urtheil der _Quantität_ bestimmt zu werden, wie das Urtheil des
- Daseyns auch als _qualitatives_ Urtheil bestimmt wurde. Aber wie die
- _Unmittelbarkeit_ in diesem nicht nur die _seyende_, sondern
- wesentlich auch die vermittelte und _abstrakte_ war, so ist auch hier
- jene aufgehobene Unmittelbarkeit nicht bloß die aufgehobene Qualität,
- also nicht bloß _Quantität_; diese ist vielmehr, wie die Qualität die
- äußerlichste Unmittelbarkeit, auf dieselbe Weise die _äußerlichste_
- der Vermittelung angehörige _Bestimmung_.
- Noch ist über die _Bestimmung_, wie sie im Reflexions-Urtheile in
- ihrer Bewegung erscheint, die Bemerkung zu machen, daß im Urtheile
- des Daseyns die _Bewegung_ derselben sich am _Prädikate_ zeigte, weil
- dieses Urtheil in der Bestimmung der Unmittelbarkeit war, das Subjekt
- daher als das zu Grunde Liegende erschien. Aus gleichem Grunde
- verläuft sich im Reflexions-Urtheile die Fortbewegung des Bestimmens
- _am Subjekte_, weil dieses Urtheil das _reflektirte Ansichseyn_ zu
- seiner Bestimmung hat. Das Wesentliche ist daher hier das
- _Allgemeine_ oder das Prädikat; es macht daher das zu _Grunde
- Liegende_ aus, an welchem das Subjekt zu messen, und ihm entsprechend
- zu bestimmen ist.--Jedoch erhält auch das Prädikat durch die weitere
- Fortbildung der Form des Subjekts eine weitere Bestimmung, jedoch
- _indirekt_, jene dagegen zeigt sich auf dem angegebenen Grunde als
- _direkte_ Fortbestimmung.
- Was die objektive Bedeutung des Urtheils betrifft, so tritt das
- Einzelne durch seine Allgemeinheit in das Daseyn, aber als in einer
- wesentlichen Verhältnißbestimmung, einer durch die Mannigfaltigkeit
- der Erscheinung hindurch sich erhaltenden Wesentlichkeit; das Subjekt
- _soll_ das an und für sich Bestimmte seyn; diese Bestimmtheit hat es
- in seinem Prädikate. Das Einzelne ist anderer Seits in dieß sein
- Prädikat reflektirt, welches dessen allgemeines Wesen; das Subjekt
- ist insofern das Existirende und Erscheinende. Das Prädikat
- _inhärirt_ in diesem Urtheile nicht mehr dem Subjekte; es ist
- vielmehr das _Ansichseyende_, unter welches jenes Einzelne als ein
- Accidentelles _subsumirt_ ist. Wenn die Urtheile des Daseyns auch
- als _Urtheil_ der _Inhärenz_ bestimmt werden können, so sind die
- Urtheile der Reflexion vielmehr _Urtheile der Subsumtion_.
- a. Das singulare Urtheil.
- Das unmittelbare Reflexions-Urtheil ist nun wieder: _Das Einzelne ist
- allgemein_; aber Subjekt und Prädikat in der angegebenen Bedeutung;
- es kann daher näher so ausgedrückt werden: _Dieses ist ein wesentlich
- Allgemeines_. Jenes seiner allgemeinen Form nach _positive_ Urtheil
- überhaupt muß negativ genommen werden. Aber indem das Urtheil der
- Reflexion nicht bloß ein Positives ist, so geht die Negation nicht
- direkt das Prädikat an, das nicht inhärirt, sondern das
- _Ansichseyende_ ist. Das Subjekt ist vielmehr das Veränderliche und
- zu Bestimmende. Das negative Urtheil ist hier daher so zu fassen:
- _Nicht ein Dieses_ ist ein Allgemeines der Reflexion; ein solches
- _Ansich_ hat eine allgemeinere Existenz als nur in einem Diesen. Das
- singuläre Urtheil hat hiermit seine nächste Wahrheit im
- _partikularen_.
- b. Das partikulare Urtheil.
- Die Nichteinzelnheit des Subjekts, welche statt seiner Singularität
- im ersten Reflexions-Urtheile gesetzt werden muß, ist die
- _Besonderheit_. Aber die Einzelnheit ist im Reflexions-Urtheile als
- _wesentliche Einzelnheit_ bestimmt; die Besonderheit kann daher nicht
- _einfache, abstrakte_ Bestimmung seyn, in welcher das Einzelne
- aufgehoben, das Existirende zu Grunde gegangen wäre, sondern nur als
- eine Erweiterung desselben in äußerer Reflexion; das Subjekt ist
- daher: _Einige Diese_, oder eine _besondere Menge_ von _Einzelnen_.
- Dieß Urtheil: _Einige Einzelne sind ein Allgemeines der Reflexion_,
- erscheint zunächst als positives Urtheil, aber ist ebenso wohl auch
- negativ; denn _Einiges_ enthält die Allgemeinheit; nach dieser kann
- es als _komprehensiv_ betrachtet werden; aber insofern es
- Besonderheit ist, ist es ihr ebenso sehr nicht angemessen. Die
- _negative_ Bestimmung, welche das Subjekt durch den Übergang des
- singularen Urtheils erhalten hat, ist, wie oben gezeigt, auch
- Bestimmung der Beziehung, der Kopula.--In dem Urtheile, _einige_
- Menschen sind glückselig, liegt _die unmittelbare Konsequenz: einige_
- Menschen sind _nicht_ glückselig. Wenn _einige_ Dinge nützlich sind,
- so sind eben deswegen _einige_ Dinge _nicht_ nützlich. Das positive
- und negative Urtheil fallen nicht mehr außereinander, sondern das
- partikulare enthält unmittelbar beide zugleich, eben weil es ein
- Reflexions-Urtheil ist.--Aber das partikulare Urtheil ist darum
- _unbestimmt_.
- Betrachten wir weiter in dem Beispiele eines solchen Urtheils das
- Subjekt, _einige Menschen, Thiere u. s. f_, so enthält es außer der
- partikularen Formbestimmung. _Einige_, auch noch die
- Inhaltsbestimmung: _Mensch_ u. s. f. Das Subjekt des singularen
- Urtheils konnte heißen: _Dieser Mensch_, eine Singularität, die
- eigentlich dem äußerlichen Monstriren angehört; es soll daher
- vielmehr lauten, etwa _Cajus_. Aber das Subjekt des partikularen
- Urtheils kann nicht mehr seyn: _Einige Caji_; denn Cajus soll ein
- Einzelner als solcher seyn. _Dem Einigen_ wird daher ein
- allgemeinerer _Inhalt_ beigegeben, etwa _Menschen, Thieren u. s. f._.
- Dieß ist nicht bloß ein empirischer, sondern durch die Form des
- Urtheils bestimmter Inhalt; er ist nämlich ein _Allgemeines_, weil
- _Einige_ die Allgemeinheit enthält, und sie zugleich von den
- Einzelnen, da die reflektirte Einzelnheit zu Grunde liegt, getrennt
- seyn muß. Näher ist sie auch die _allgemeine Natur_, oder die
- _Gattung_ Mensch, Thier;--diejenige Allgemeinheit, welche das
- Resultat des Reflexions-Urtheils ist, _anticipirt_; wie auch das
- positive Urtheil, indem es _das Einzelne_ zum Subjekt hat, die
- Bestimmung anticipirte, welche Resultat des Urtheils des Daseyns ist.
- Das Subjekt, das die Einzelnen, deren Beziehung zur Besonderheit, und
- die allgemeine Natur enthält, ist insofern schon gesetzt als die
- Totalität der Begriffsbestimmungen. Aber diese Betrachtung ist
- eigentlich eine äußerliche. Was im Subjekte schon in _Beziehung_ auf
- einander durch seiner Form zunächst gesetzt ist, ist die
- _Erweiterung_ des _Diesen_ zur Besonderheit; allein diese
- Verallgemeinerung ist ihm nicht angemessen; _Dieses_ ist ein
- vollkommen Bestimmtes, _einiges Dieses_ aber ist unbestimmt. Die
- Erweiterung soll dem Diesen zukommen, also ihm entsprechend,
- _vollkommen bestimmt_ seyn; eine solche ist die Totalität, oder
- zunächst _Allgemeinheit_ überhaupt.
- Diese Allgemeinheit hat das _Dieses_ zu Grunde liegen, denn das
- Einzelne ist hier das in sich Reflektirte; seine weiteren
- Bestimmungen verlaufen sich daher _äußerlich_ an ihm, und wie die
- Besonderheit sich deswegen als _Einige_ bestimmte, so ist die
- Allgemeinheit, die das Subjekt erlangt hat, Allheit, und das
- partikulare Urtheil ist in das _universelle_ übergegangen.
- c. Das universelle Urtheil.
- Die Allgemeinheit, wie sie am Subjekte des universellen Urtheils ist,
- ist die äußere Reflexions-Allgemeinheit, _Allheit; Alle_ sind alle
- _Einzelne_; das Einzelne ist unverändert darin. Diese Allgemeinheit
- ist daher nur ein _Zusammenfassen_ der für sich bestehenden Einzelnen;
- sie ist eine _Gemeinschaftlichkeit_, welche ihnen nur in der
- _Vergleichung_ zukommt.--Diese Gemeinschaftlichkeit pflegt dem
- subjektiven _Vorstellen_ zunächst einzufallen, wenn von Allgemeinheit
- die Rede ist. Als der zunächst liegende Grund, warum eine Bestimmung
- als eine allgemeine angesehen werden soll, wird angegeben, _weil sie
- Mehreren zukomme_. In der _Analysis_ schwebt vornehmlich auch dieser
- Begriff von Allgemeinheit vor, indem z.B. die Entwickelung einer
- Funktion an einem _Polynomium_ für das _Allgemeinere_ gilt, als die
- Entwickelung derselben an einem _Binomium_; weil das _Polynomium
- mehrere Einzelnheiten_ darstellt, als das _Binomium_. Die Forderung,
- daß die Funktion in ihrer Allgemeinheit dargestellt würde, verlangt
- eigentlich ein _Pantonomium_, die erschöpfte Unendlichkeit; aber hier
- stellt sich von selbst die Schranke jener Forderung ein, und die
- Darstellung der _unendlichen_ Menge muß sich mit dem _Sollen_
- derselben, und daher auch mit einem _Polynomium_ begnügen. In der
- That aber ist in den Fällen des Binomium schon das Pantonomium, in
- denen die _Methode_ oder _Regel_ nur die Abhängigkeit Eines Gliedes
- von Einem andern betrifft, und die Abhängigkeit Mehrerer Glieder von
- ihren vorhergehenden sich nicht partikularisirt, sondern eine und
- dieselbe Funktion zu Grunde liegen bleibt. Die _Methode_ oder
- _Regel_ ist als das wahrhaft _Allgemeine_ anzusehen; in der
- Fortsetzung der Entwickelung, oder in der Entwickelung eines
- Polynomiums wird sie nur _wiederholt_; sie gewinnt somit durch die
- vergrößerte Mehrheit der Glieder nichts an Allgemeinheit. Es ist von
- der schlechten Unendlichkeit und deren Täuschung schon früher die
- Rede gewesen; die Allgemeinheit des Begriffs ist das _erreichte
- Jenseits_; jene Unendlichkeit aber bleibt mit dem Jenseits als einem
- Unerreichbaren behaftet, insofern sie der bloße _Progreß_ ins
- Unendliche bleibt. Wenn bei der Allgemeinheit nur die _Allheit_
- vorschwebt, eine Allgemeinheit, welche in den Einzelnen als Einzelnen
- erschöpft werden soll, so ist dieß ein Rückfall in jene schlechte
- Unendlichkeit; oder aber es wird auch nur die _Vielheit_ für Allheit
- genommen. Die Vielheit jedoch, so groß sie auch sey, bleibt
- schlechthin nur Partikularität, und ist nicht Allheit.--Es schwebt
- aber dabei die an und für sich seyende Allgemeinheit des _Begriffs_
- dunkel vor; er ist es, der gewaltsam über die beharrliche Einzelnheit,
- woran sich die Vorstellung hält, und über das Äußerliche ihrer
- Reflexion hinaustreibt, und die Allheit _als Totalität_, oder
- vielmehr das kategorische An- und Fürsichseyn unterscheidet.
- Dieß zeigt sich auch sonst an der Allheit, welche überhaupt die
- _empirische_ Allgemeinheit ist. Insofern das Einzelne als ein
- Unmittelbares vorausgesetzt ist, daher _vorgefunden_ und äußerlich
- _aufgenommen_ wird, ist ihm die Reflexion, welche es zur Allheit
- zusammenfaßt, ebenso äußerlich. Weil aber das einzelne als _Dieses_
- schlechthin gleichgültig gegen diese Reflexion ist, so können sich
- die Allgemeinheit und solches Einzelnes nicht zu einer Einheit
- vereinigen. Die empirische Allheit _bleibt_ darum eine _Aufgabe_;
- ein _Sollen_, welches so nicht als Seyn dargestellt werden kann. Ein
- empirisch-allgemeiner Satz, denn es werden deren doch aufgestellt,
- beruht nun auf der stillschweigenden Übereinkunft, daß wenn nur
- keine _Instanz_ des Gegentheils angeführt werden könne, die
- _Mehrheit_ von Fällen für _Allheit_ gelten solle; oder daß die
- _subjektive_ Allheit, nämlich die der _zur Kenntniß gekommenen_ Fälle,
- für eine _objektive_ Allheit genommen werden dürfe.
- Näher nun das _universelle Urtheil_, bei dem wir stehen, betrachtet,
- so hat das Subjekt, das, wie vorhin bemerkt worden, die an- und
- fürsichseyende Allgemeinheit _als vorausgesetzt_ enthält, dieselbe
- nun auch als _gesetzte_ an ihm. _Alle Menschen_ drückt _erstlich_ die
- _Gattung_ Mensch aus, _zweitens_ diese Gattung in ihrer Vereinzelung,
- aber so, daß die Einzelnen zugleich zur Allgemeinheit der Gattung
- erweitert sind; umgekehrt ist die Allgemeinheit durch diese
- Verknüpfung mit der Einzelnheit ebenso vollkommen bestimmt, als die
- Einzelnheit; hierdurch ist die _gesetzte_ Allgemeinheit _der
- vorausgesetzten gleich_ geworden.
- Eigentlich aber ist nicht auf das _Vorausgesetzte_ zum Voraus
- Rücksicht zu nehmen, sondern das Resultat an der Formbestimmung für
- sich zu betrachten.--Die Einzelnheit, indem sie sich zur Allheit
- erweitert hat, ist _gesetzt_ als Negativität, welche identische
- Beziehung auf sich ist. Sie ist damit nicht jene erste Einzelnheit
- geblieben, wie z.B. die eines Cajus, sondern ist die mit der
- Allgemeinheit identische Bestimmung, oder das absolute Bestimmtseyn
- des Allgemeinen.--Jene _erste_ Einzelnheit des singularen Urtheils
- war nicht die _unmittelbare_ des positiven Urtheils des Daseyns
- überhaupt entstanden; sie war schon bestimmt, die _negative
- Identität_ der Bestimmungen jenes Urtheils zu seyn. Dieß ist die
- wahrhafte Voraussetzung im Reflexions-Urtheil; gegen das an diesem
- sich verlaufende Setzen war jene _erste_ Bestimmtheit der Einzelnheit
- das _Ansich_ derselben; was sie somit _ansich_ ist, ist nun durch die
- Bewegung des Reflexions-Urtheils _gesetzt_, nämlich die Einzelnheit
- als identische Beziehung des Bestimmten auf sich selbst. Dadurch ist
- jene _Reflexion_, welche die Einzelnheit zur Allheit erweitert, eine
- ihr nicht äußerliche; sondern es wird dadurch nur _für sich_, was sie
- schon _an sich_ ist.--Das Resultat ist somit in Wahrheit die
- _objektive Allgemeinheit_. Das Subjekt hat insofern die
- Formbestimmung des Reflexions-Urtheils, welche vom _Diesen_ durch
- _Einiges_ zur _Allheit_ hindurchging abgestreift; statt _Alle
- Menschen_ ist nunmehr zu sagen: _der Mensch_.
- Die Allgemeinheit, welche hierdurch entstanden ist, ist _die Gattung_;
- die Allgemeinheit, welche an ihr selbst Konkretes ist. Die Gattung
- _inhärirt_ dem Subjekte nicht, oder ist nicht eine _einzelne_
- Eigenschaft, überhaupt nicht eine Eigenschaft desselben; sie enthält
- alle vereinzelnte Bestimmtheit in ihrer substantiellen Gediegenheit
- aufgelöst.--Sie ist darum, weil sie als diese negative Identität mit
- sich gesetzt ist, wesentlich Subjekt; aber ist ihrem Prädikate nicht
- mehr _subsumirt_. Hiermit verändert sich nun überhaupt die Natur des
- Reflexions-Urtheils.
- Dasselbe war wesentlich Urtheil der _Subsumtion_. Das Prädikat war
- als das _ansichseyende_ Allgemeiner gegen sein Subjekt bestimmt;
- seinem Inhalte nach konnte es als wesentliche Verhältnißbestimmung
- oder auch als Merkmal genommen werden;--eine Bestimmung, nach welcher
- das Subjekt nur eine wesentliche _Erscheinung_ ist. Aber zur
- _objektiven Allgemeinheit_ bestimmt, hört es auf, unter solche
- Verhältnißbestimmung, oder zusammenfassende Reflexion subsumirt zu
- seyn; solches Prädikat ist gegen dies Allgemeinheit vielmehr ein
- Besonderes. Das Verhältniß von Subjekt und Prädikat hat sich somit
- umgekehrt, und das Urtheil sich insofern zunächst aufgehoben.
- Diese Aufhebung des Urtheils fällt mit dem zusammen, was die
- _Bestimmung der Kopula_ wird, die wir noch zu betrachten haben; die
- Aufhebung der Urtheilsbestimmungen und ihr Übergang in die Kopula
- ist dasselbe.--Insofern nämlich das Subjekt sich in die Allgemeinheit
- erhoben hat, ist es in dieser Bestimmung dem Prädikate gleich
- geworden, welches als die reflektirte Allgemeinheit auch die
- Besonderheit in sich begreift; Subjekt und Prädikat sind daher
- identisch, d. i. sie sind in die Kopula zusammengegangen. Diese
- Identität ist die Gattung, oder an und für sich seyende Natur eines
- Dings. Insofern dieselbe also sich wieder in ein Urtheil dirimirt,
- ist es die _innere Natur_, wodurch sich Subjekt und Prädikat auf
- einander beziehen:--eine Beziehung der _Nothwendigkeit_, worin jene
- Urtheilsbestimmungen nur unwesentliche Unterschiede sind. _Was allen
- Einzelnen einer Gattung zukommt, kommt durch ihre Natur der Gattung
- zu_,--ist eine unmittelbare Konsequenz, und der Ausdruck dessen, was
- sich vorhin ergab, daß das Subjekt z.B. _alle Menschen_, seine
- Formbestimmung abstreift, und _der Mensch_ dafür zu sagen ist.
- --Dieser an und für sich seyende Zusammenhang macht die Grundlage
- eines neuen Urtheils aus;--_des Urtheils der Nothwendigkeit_.
- C. Das Urtheil der Nowthwendigkeit.
- Die Bestimmung, zu der sich die Allgemeinheit fortgebildet hat, ist,
- wie sich ergeben, die _an- und fürsichseyende_ oder _objektive
- Allgemeinheit_, der in der Sphäre des Wesens die _Substantialität_
- entspricht. Sie unterscheidet sich von dieser dadurch, daß sie dem
- _Begriffe_ angehört, und dadurch nicht nur die _innere_, sondern auch
- die _gesetzte_ Nothwendigkeit ihrer Bestimmungen, oder daß _der
- Unterschied_ ihr immanent ist, wogegen die Substanz den ihrigen nur
- in ihren Accidenzen, nicht aber als Princip in sich selbst hat.
- Im Urtheil ist nun diese objektive Allgemeinheit _gesetzt_; somit
- _erstlich_ mit dieser ihrer wesentlichen Bestimmtheit, als ihr
- immanent, zweitens als von ihr als _Besonderheit_ verschieden, von
- der jene Allgemeinheit die substantielle Grundlage ausmacht. Sie ist
- auf diese Weise als _Gattung_ und _Art_ bestimmte.
- a. Das kategorische Urtheil.
- Die _Gattung theilt_ sich, oder stößt sich wesentlich in _Arten_ ab;
- sie ist Gattung, nur insofern sie Arten unter sich begreift; die Art
- ist Art nur, insofern sie einer Seits in Einzelnen existirt, anderer
- Seits in der Gattung eine höhere Allgemeinheit ist.--Das
- _kategorische Urtheil_ hat nun eine solche Allgemeinheit zum
- Prädikate, an dem das Subjekt seine _immanente_ Natur hat. Es ist
- aber selbst das erste oder _unmittelbare_ Urtheil der Nothwendigkeit;
- daher die Bestimmtheit des Subjekts, wodurch es gegen die Gattung
- oder Art ein Besonderes oder Einzelnes ist, insofern der
- Unmittelbarkeit äußerlicher Existenz angehört.--Die objektive
- Allgemeinheit aber hat ebenso hier nur erst ihre _unmittelbare_
- Partikularisation; einer Seits ist sie darum selbst eine bestimmte,
- gegen welche es höhere Gattungen giebt;--anderer Seits ist sie nicht
- gerade die _nächste_, d. h. deren Bestimmtheit nicht gerade das
- Princip der specifischen Besonderheit des Subjekts ist. Was aber
- daran _nothwendig_ ist, ist die _substantielle Identität_ des
- Subjekts und Prädikates, gegen welche das Eigene, wodurch sich jenes
- von diesem unterscheidet, nur als ein unwesentliches Gesetztseyn,
- --oder auch nur ein Namen ist; das Subjekt ist in seinem Prädikate in
- sein An- und Fürsichseyn reflektirt.--Ein solches Prädikat sollte mit
- den Prädikaten der bisherigen Urtheile nicht zusammengestellt werden;
- wenn z.B. die Urtheile:
- die Rose ist roth,
- die Rose ist eine Pflanze,
- oder: dieser Ring ist gelb,
- er ist Gold,
- in Eine Klasse zusammengeworfen, und eine so äußerliche Eigenschaft,
- wie die Farbe einer Blume als ein gleiches Prädikat mit ihrer
- vegetabilischen Natur genommen wird, so wird ein Unterschied
- übersehen, der dem gemeinsten Auffassen auffallen muß.--Das
- kategorische Urtheil ist daher bestimmt von dem positiven und
- negativen Urtheile zu unterscheiden; in diesen ist das, was vom
- Subjekt ausgesagt wird, ein _einzelner zufälliger_ Inhalt, in jenem
- ist er die Totalität der in sich reflektirten Form. Die Kopula hat
- daher in ihm die Bedeutung der _Nothwendigkeit_, in jenen nur des
- abstrakten, unmittelbaren _Seyns_.
- Die _Bestimmtheit_ des Subjekts, wodurch es ein _Besonderes_ gegen
- das Prädikat ist, ist zunächst noch ein _Zufälliges_; Subjekt und
- Prädikat sind nicht durch die _Form_ oder _Bestimmtheit_ als
- nothwendige bezogen; die Nothwendigkeit ist daher noch als _innere_.
- --Das Subjekt aber ist Subjekt nur als _Besonderes_, und insofern es
- objektive Allgemeinheit hat, soll es sie wesentlich nach jener erst
- unmittelbaren Bestimmtheit haben. Das Objektiv-Allgemeine, indem es
- sich _bestimmt_, d. i. sich ins Urtheil setzt, ist wesentlich in
- identischer Beziehung mit dieser aus ihm abgestoßenen _Bestimmtheit_
- als solcher, d. i. sie ist wesentlich, nicht als bloß Zufälliges zu
- setzen. Das kategorische Urtheil entspricht erst durch diese
- _Nothwendigkeit_ seines unmittelbaren Seyns seiner objektiven
- Allgemeinheit, und ist auf diese Weise in das _hypothetische Urtheil_
- übergegangen.
- b. Das hypothetische Urtheil.
- _Wenn A ist, so ist B_; oder _das Seyn des A ist nicht sein eigenes
- Seyn, sondern das Seyn eines Andern, des B_.--Was in diesem Urtheil
- gesetzt ist, ist der _nothwendige Zusammenhang_ von unmittelbaren
- Bestimmtheiten, welcher im kategorischen Urtheile noch nicht gesetzt
- ist.--Es sind hier _zwei_ unmittelbare Existenzen, oder äußerlich
- zufällige, deren im kategorischen Urtheile zunächst nur eine, das
- Subjekt, ist; indem aber das eine äußerlich gegen das andere ist, so
- ist unmittelbar dieß andere auch äußerlich gegen das erste.--Nach
- dieser Unmittelbarkeit ist der _Inhalt_ beider Seiten noch ein
- gleichgültiger gegen einander; dieß Urtheil ist daher zunächst ein
- Satz der leeren Form. Nun ist die Unmittelbarkeit _erstlich_ zwar
- als solche ein selbstständiges, konkretes _Seyn_; aber _zweitens_ ist
- die Beziehung desselben das wesentliche; jenes Seyn ist daher ebenso
- sehr als bloße _Möglichkeit_; das hypothetische Urtheil enthält nicht,
- _daß A ist_, oder daß B _ist_, sondern nur _wenn_ eines ist, so ist
- das andere; nur der Zusammenhang der Extreme ist gesetzt als seyend,
- nicht sie selbst. Vielmehr ist in dieser Nothwendigkeit jedes
- gesetzt, als ebenso sehr das _Seyn eines Andern_.--Der Satz der
- Identität sagt aus: A ist nur A, nicht B; und B ist nur B, nicht A;
- im hypothetischen Urtheil ist dagegen das Seyn der endlichen Dinge
- nach ihrer formellen Wahrheit durch den Begriff gesetzt, daß nämlich
- das Endliche sein eigenes Seyn, aber ebenso sehr nicht das _seinige_,
- sondern das Seyn eines Andern ist. In der Sphäre des Seyns
- _verändert_ sich das Endliche, es wird zu einem Andern; in der Sphäre
- des Wesens ist es _Erscheinung_ und gesetzt, daß sein Seyn darin
- besteht, daß ein Anderes an ihm _scheint_, und die _Nothwendigkeit_
- ist die _innere_, noch nicht als solche gesetzte, Beziehung. Der
- Begriff aber ist dieß, daß diese Identität _gesetzt_ ist, und daß das
- Seyende nicht die abstrakte Identität mit sich, sondern die
- _konkrete_ ist, und unmittelbar an ihm selbst das Seyn eines Andern.
- Das hypothetische Urtheil kann durch die Reflexions-Verhältnisse in
- näherer Bestimmtheit genommen werden, als Verhältniß von _Grund_ und
- _Folge, Bedingung_ und _Bedingtem, Kausalität_ u. s. f. Wie im
- kategorischen Urtheile die Substantialität, so ist im hypothetischen
- der Zusammenhang der Kausalität in seiner Begriffsform. Dieses und
- die andern Verhältnisse stehen sämmtlich unter ihm, sind aber hier
- nicht mehr als Verhältnisse von _selbstständigen Seiten_, sondern
- diese sind wesentlich nur als Momente Einer und derselben Identität.
- --Jedoch sind sie in ihm noch nicht nach den Begriffsbestimmungen als
- Einzelnes oder Besonderes und Allgemeines entgegengesetzt, sondern
- nur erst als _Momente überhaupt_. Das hypothetische Urtheil hat
- insofern mehr die Gestalt eines Satzes; wie das partikulare Urtheil
- von unbestimmtem Inhalte ist, so ist das hypothetische von
- unbestimmter Form, indem sein Inhalt sich nicht in der Bestimmung von
- Subjekt und Prädikat verhält.--Doch _an sich_ ist das Seyn, da es das
- Seyn des Andern ist, eben dadurch _Einheit seiner selbst_ und _des
- Andern_, und hiermit _Allgemeinheit_; es ist damit zugleich
- eigentlich nur ein _Besonderes_, da es Bestimmtes, und in seiner
- Bestimmtheit sich nicht bloß auf sich Beziehendes ist. Es ist aber
- nicht die _einfache_ abstrakte Besonderheit gesetzt, sondern durch
- die _Unmittelbarkeit_, welche die _Bestimmtheiten haben_, sind die
- Momente derselben als unterschiedene; zugleich durch die Einheit
- derselben, die ihre Beziehung ausmacht, ist die Besonderheit auch als
- die Totalität derselben.--Was in Wahrheit daher in diesem Urtheile
- gesetzt ist, ist die Allgemeinheit, als die konkrete Identität des
- Begriffs, dessen Bestimmungen kein Bestehen für sich haben, sondern
- nur in ihr gesetzte Besonderheiten sind. So ist es das _disjunktive
- Urtheil_.
- c. Das disjunktive Urtheil.
- Im kategorischen Urtheil ist der Begriff als objektive Allgemeinheit,
- und eine äußerliche Einzelnheit. Im hypothetischen tritt an dieser
- Äußerlichkeit der Begriff in seiner negativen Identität hervor;
- durch diese erhalten sie die nun im disjunktiven Urtheile gesetzte
- Bestimmtheit, welche sie im ersten unmittelbar haben. Das
- disjunktive Urtheil ist daher die objektive Allgemeinheit zugleich in
- der Vereinigung mit der Form gesetzt. Es enthält also _erstens_ die
- konkrete Allgemeinheit oder die Gattung, in _einfacher_ Form, als das
- Subjekt; _zweitens dieselbe_ aber als Totalität ihrer unterschiedenen
- Bestimmungen. A ist entweder B oder C. Dieß ist die _Nothwendigkeit
- des Begriffs_, worin _erstens_ die Dieselbigkeit beider Extreme
- einerlei Umfang, Inhalt und Allgemeinheit ist; _zweitens_ sind sie
- nach der Form der Begriffsbestimmungen unterschieden, so daß aber um
- jener Identität willen diese als _bloße Form_ ist. Drittens
- erscheint die identische objektive Allgemeinheit deswegen als das in
- sich Reflektirte gegen die unwesentliche Form, als _Inhalt_, der aber
- an ihm selbst die Bestimmtheit der Form hat; das eine Mal als die
- einfache Bestimmtheit der _Gattung_; das andere Mal eben diese
- Bestimmtheit als in ihren Unterschied entwickelt,--auf welche Weise
- sie die Besonderheit der _Arten_, und deren _Totalität_, die
- Allgemeinheit der Gattung, ist.--Die Besonderheit in ihrer
- Entwickelung macht das _Prädikat_ aus, weil sie insofern das
- _Allgemeinere_ ist, als sie die ganze allgemeine Sphäre des Subjekts,
- aber auch dieselbe in der Auseinandersetzung der Besonderung enthält.
- Diese Besonderung näher betrachtet, so macht _vor's Erste_ die
- Gattung die substantielle Allgemeinheit der Arten aus; das Subjekt
- ist daher _sowohl B als C_; dieses _sowohl als_ bezeichnet die
- _positive_ Identität des Besondern mit dem Allgemeinen; dieß
- objektive Allgemeine erhält sich vollkommen in seiner Besonderheit.
- Die Arten _zweitens schließen sich gegenseitig aus; A ist entweder B
- oder C_; denn sie sind der _bestimmte Unterschied_ der allgemeinen
- Sphäre. Dieß _Entweder-Oder_ ist die _negative_ Beziehung derselben.
- In dieser sind sie aber ebenso identisch als in jener; die Gattung
- ist ihre _Einheit_ als _bestimmter_ Besonderen.--Wäre die Gattung
- eine abstrakte Allgemeinheit, wie in den Urtheilen des Daseyns, so
- wären die Arten auch nur als _verschiedene_ und gegen einander
- gleichgültige zu nehmen; sie ist aber nicht jene äußere, nur durch
- _Vergleichung_ und _Weglassung_ entstandene Allgemeinheit, sondern
- ihre immanente und konkrete.--Ein empirisches disjunktives Urtheil
- ist ohne Nothwendigkeit; A ist entweder B oder C oder D u. s. f.,
- weil die Arten B, C, D u. s. f. sich _vorgefunden_ haben; es kann
- eigentlich kein _Entweder-Oder_ dadurch ausgesprochen werden; denn
- solche Arten machen nur etwa eine subjektive Vollständigkeit aus; die
- _eine_ Art schließt zwar die _andere_ aus, aber _Entweder Oder_
- schließt _jede weitere_ aus, und schließt eine totale Sphäre in sich
- ab. Diese Totalität hat ihre _Nothwendigkeit_ in der negativen
- Einheit des Objektiv-Allgemeinen, welches die Einzelnheit in sich
- aufgelöst, und als einfaches _Princip_ des Unterschieds immanent in
- sich hat, wodurch die Arten _bestimmt_ und _bezogen_ sind. Die
- empirischen Arten dagegen haben ihre Unterschiede an irgend einer
- Zufälligkeit, die ein äußerliches Princip, oder daher nicht _ihr_
- Princip, somit auch nicht die immanente Bestimmtheit der Gattung ist;
- sie sind darum nach ihrer Bestimmtheit auch nicht auf einander
- bezogen.--Durch die _Beziehung_ ihrer Bestimmtheit machen die Arten
- aber die Allgemeinheit des Prädikats aus.--Die sogenannten
- _konträren_ und _kontradiktorischen_ Begriffe sollten hier eigentlich
- erst ihre Stelle finden; denn im disjunktiven Urtheile ist der
- wesentliche Begriffsunterschied gesetzt; aber sie haben darin auch
- zugleich ihre Wahrheit, daß nämlich das Kontradiktorisch
- unterschieden ist. Konträr sind die Arten, insofern sie nur
- _verschieden_ sind, nämlich durch die Gattung als ihre objektive
- Natur haben sie ein an- und fürsichseynendes Bestehen;
- _kontradiktorisch_, insofern sie sich ausschließen. Jede dieser
- Bestimmungen für sich ist aber einseitig und ohne Wahrheit; im
- _Entweder-Oder_ des disjunktiven Urtheils ist ihre Einheit als ihre
- Wahrheit gesetzt, nach welcher jenes selbstständiges Bestehen als
- _konkrete Allgemeinheit_ selbst auch das _Princip_ der negativen
- Einheit ist, wodurch sie sich gegenseitig ausschließen.
- Durch die so eben aufgezeigte Identität des Subjekts und Prädikats
- nach der negativen Einheit ist die Gattung im disjunktiven Urtheile
- als die _nächste_ bestimmt. Dieser Ausdruck deutet zunächst auf
- einen bloßen Quantitäts-Unterschied von _Mehr_ oder _Weniger_
- Bestimmungen, die ein Allgemeines gegen eine unter ihm stehende
- Besonderheit enthalte. Es bleibt hiernach zufällig, was eigentlich
- die nächste Gattung ist. Insofern aber die Gattung als ein bloß
- durch Weglassen von Bestimmungen gebildetes Allgemeines genommen wird,
- kann sie eigentlich kein disjunktives Urtheil bilden; denn es ist
- zufällig, ob die Bestimmtheit etwa in ihr noch geblieben sey, welche
- das Princip des _Entweder-Oder_ ausmacht; die Gattung wäre überhaupt
- nicht nach ihrer _Bestimmtheit_ in den Arten dargestellt, und diese
- könnten nur eine zufällige Vollständigkeit haben. In dem
- kategorischen Urtheile ist die Gattung zunächst nur in dieser
- abstrakten Form gegen das Subjekt, daher nicht nothwendig die ihm
- nächste Gattung, und insofern äußerlich. Indem aber die Gattung als
- konkrete wesentlich _bestimmte_ Allgemeinheit ist, so ist sie als die
- einfache Bestimmtheit die Einheit von den _Begriffs-Momenten_, welche
- in jener Einfachheit nur aufgehoben sind, aber ihren realen
- Unterschied in den Arten haben. Die Gattung ist daher insofern die
- _nächste_ einer Art, als diese ihre specifische Unterscheidung an der
- wesentlichen Bestimmtheit jener, und die Arten überhaupt ihre
- unterschiedene Bestimmung als Princip in der Natur der Gattung haben.
- Die so eben betrachtete Seite macht die Identität des Subjekts und
- Prädikats nach der Seite des _Bestimmtseyns_ überhaupt aus; eine
- Seite, die durch das hypothetische Urtheil gesetzt worden, dessen
- Nothwendigkeit eine Identität Unmittelbarer und Verschiedener, daher
- wesentlich als negative Einheit ist. Diese negative Einheit ist es
- überhaupt, welche das Subjekt und Prädikat abscheidet, die aber
- nunmehr selbst als unterschieden gesetzt ist, im Subjekte als
- _einfache_ Bestimmtheit, im Prädikate als _Totalität_. Jenes
- Abscheiden des Subjekts und Prädikats ist der _Begriffsunterschied_;
- die _Totalität_ der _Arten_ im Prädikat kann aber eben _so kein
- anderer_ seyn.--Die _Bestimmung_ der _disjunktiven_ Glieder gegen
- einander ergiebt sich also hierdurch. Sie reducirt sich auf den
- Unterschied des Begriffes, denn es ist nur dieser, der sich
- disjungirt, und in seiner Bestimmung seine negative Einheit offenbart.
- Übrigens kommt die Art hier nur in Betracht nach ihrer einfachen
- Begriffsbestimmtheit, nicht nach der _Gestalt_, wie sie aus der Idee
- in weitere selbstständige _Realität_ getreten ist; diese _fällt_
- allerdings in dem einfachen Princip der Gattung _weg_; aber die
- _wesentliche_ Unterscheidung muß Moment des Begriffs seyn. In dem
- hier betrachteten Urtheil ist eigentlich durch die _eigene_
- Fortbestimmung des Begriffs nunmehr selbst seine Disjunktion
- _gesetzt_, dasjenige, was sich beim Begriff als seine an- und
- fürsichseyende Begriff, als seine Unterscheidung in bestimmte
- Begriffe ergeben hat.--Weil er nun das Allgemeine, die positive
- ebenso sehr, wie die negative Totalität der Besondern ist, so ist _er
- selbst_ eben dadurch auch unmittelbar _eines seiner disjunktiven
- Glieder_; das _andere_ aber ist diese Allgemeinheit in _ihre
- Besonderheit_ aufgelöst, oder die Bestimmtheit des Begriffs, _als
- Bestimmtheit_; in welcher eben die Allgemeinheit sich als die
- Totalität darstellt.--Wenn die Disjunktion einer Gattung in Arten
- noch nicht diese Form erreicht hat, so ist dieß ein Beweis, daß sie
- sich nicht zur Bestimmtheit des Begriffes erhoben, und nicht aus ihm
- hervorgegangen ist.--Die _Farbe_ ist entweder violet, indigoblau,
- hellblau, grün, gelb, orange, oder roth;--solcher Disjunktion ist
- ihre auch empirische Vermischung und Unreinheit sogleich anzusehen;
- sie ist von dieser Seite, für sich betrachtet, schon barbarisch zu
- nennen. Wenn die Farbe als die _konkrete Einheit_ von Hell und
- Dunkel begriffen worden, so hat diese _Gattung_ die _Bestimmtheit_ an
- ihr, welche das _Princip_ ihrer Besonderung in Arten ausmacht. Von
- diesen aber muß die eine die schlechthin einfache Farbe seyn, welche
- den Gegensatz gleichschwebend und in ihre Intensität eingeschlossen
- und negirt enthält; ihr gegenüber muß der Gegensatz des Verhältnisses
- des Hellen und Dunkeln sich darstellen, wozu, da es ein
- Natur-Phänomen betrifft, noch die gleichgültige Neutralität des
- Gegensatzes kommen muß.--Vermischungen, wie Violet und Orange, und
- Gradunterschiede, wie Indigoblau und Hellblau, für Arten zu halten,
- kann nur in einem ganz unüberlegten Verfahren seinen Grund haben, das
- selbst für den Empirismus zu wenig Reflexion zeigt.--Was übrigens die
- Disjunktion, je nachdem sie im Elemente der Natur oder des Geistes
- geschieht, für unterschiedene und noch näher bestimmte Formen habe,
- gehört nicht hierher auszuführen.
- Das disjunktive Urtheil hat zunächst in seinem Prädikate die Glieder
- der Disjunktion; aber ebenso sehr ist es selbst disjungirt; sein
- Subjekt und Prädikat sind die Glieder der Disjunktion; sie sind die
- in ihrer Bestimmtheit aber zugleich als identisch gesetzten
- Begriffs-Momente, als _identisch_ à) in der objektiven Allgemeinheit,
- welche in dem Subjekte als die einfache _Gattung_, und in dem
- Prädikat als die allgemeine Sphäre und als Totalität der
- Begriffs-Momente ist, und ß) in der _negativen_ Einheit, dem
- entwickelten Zusammenhange der Nothwendigkeit, nach welchem die
- _einfache Bestimmtheit_ im Subjekte in den _Unterschied der Arten_
- auseinandergegangen, und eben darin deren wesentliche Beziehung und
- das mit sich selbst Identische ist.
- Diese Einheit, die Kopula dieses Urtheils, worin die Extreme durch
- ihre Identität zusammen gegangen sind, ist somit der Begriff selbst,
- und zwar _als gesetzt_; das bloße Urtheil der Nothwendigkeit hat sich
- damit zum _Urtheil des Begriffs_ erhoben.
- D. Das Urtheil des Begriffs.
- _Urtheile des Daseyns_ fällen zu wissen: _Die Rose_ ist _roth_, der
- Schnee ist weiß u. s. f., wird schwerlich dafür gelten, daß es große
- Urtheilskraft zeige. Die _Urtheile der Reflexion_ sind mehr _Sätze_;
- in dem Urtheile der Nothwendigkeit ist der Gegenstand zwar in seiner
- objektiven Allgemeinheit, aber erst im jetzt zu betrachtenden Urtheil
- ist _seine Beziehung auf den Begriff vorhanden_. Dieser ist darin zu
- Grund gelegt, und da er in Beziehung auf den Gegenstand ist als _ein
- Sollen_, dem die Realität angemessen seyn kann oder auch nicht.
- --Solches Urtheil enthält daher erst eine wahrhafte Beurtheilung; die
- Prädikate _gut, schlecht, wahr schön, richtig u. s. f._ drücken aus,
- daß die Sache an ihrem allgemeinen _Begriffe_, als dem schlechthin
- vorausgesetzten _Sollen gemessen_, und in _Übereinstimmung_ mit
- demselben ist, oder nicht.
- Man hat das Urtheil des Begriffs Urtheil der _Modalität_ genannt, und
- sieht es dafür an, daß es die Form enthalte, wie die Beziehung des
- Subjekts und Prädikats sich in einem _äußerlichen Verstande_ verhalte,
- und daß es den Werth der Kopula nur in _Beziehung auf das Denken_
- angehe. Das _problematische_ Urtheil bestehe hiernach darin, wenn
- man das Bejahen oder Verneinen als _beliebig_ oder als _möglich_;
- --das _assertorische_, wenn man es als _wahr, d. h. wirklich_, und
- das _apodiktische_, wenn man es als _nothwendig_ annehme.--Man sieht
- leicht, warum es so nahe liegt, bei diesem Urtheil aus dem Urtheile
- selbst herauszutreten, und seine Bestimmung als etwas bloß
- _Subjektives_ zu betrachten. Es ist hier nämlich der Begriff, das
- Subjekte, welches am Urtheil wieder hervortritt, und sich zu einer
- unmittelbaren Wirklichkeit verhält. Allein dieß Subjektive ist nicht
- mit der _äußerlichen Reflexion_ zu verwechseln, die freilich auch
- etwas Subjektives ist, aber in anderem Sinne als der Begriff selbst;
- dieser, der aus dem disjunktiven Urtheil wieder hervortritt, ist
- vielmehr das Gegentheil einer bloßen _Art_ und _Weise_. Die früheren
- Urtheile sind in diesem Sinne nur ein Subjektes, denn sie beruhen auf
- einer Abstraktion und Einseitigkeit, in der der Begriff verloren ist.
- Das Urtheil des Begriffs ist vielmehr das objektive und die Wahrheit
- gegen sie, eben weil ihm der Begriff, aber nicht in äußerer Reflexion
- oder in _Beziehung auf_ ein subjektives, d. h. zufälliges _Denken_,
- in seiner Bestimmtheit als Begriff zu Grunde liegt.
- In disjunktiven Urtheile war der Begriff als Identität der
- allgemeinen Natur mit ihrer Besonderung gesetzt; hiermit hatte sich
- das Verhältniß des Urtheils aufgehoben. Dieses _Konkrete_ der
- Allgemeinheit und der Besonderung ist zunächst einfaches Resultat; es
- hat sich nun weiter zur Totalität auszubilden, indem die Momente, die
- es enthält, darin zunächst untergegangen, und noch nicht in
- bestimmter Selbstständigkeit einander gegenüberstehen.--Der Mangel
- des Resultats kann bestimmter auch so ausgedrückt werden, daß im
- disjunktiven Urtheile die objektive _Allgemeinheit_ zwar in _ihrer
- Besonderung_ vollkommen geworden ist, daß aber die negative Einheit
- der letztern nur _in jene_ zurückgeht, und noch nicht zum Dritten,
- _zur Einzelnheit_, sich bestimmt hat.--Insofern aber das Resultat
- selbst die _negative Einheit_ ist, so ist es zwar schon diese
- _Einzelnheit_; aber so ist es nur diese _Eine_ Bestimmtheit, die nun
- ihre Negativität _zu setzen_, sich in die _Extreme_ zu dirimiren, und
- auf diese Weise vollends _zum Schlusse_ zu entwickeln hat.
- Die nächste Diremtion dieser Einheit ist das Urtheil, in welchem sie
- das eine Mal als Subjekt, als ein _unmittelbar Einzelnes_, und dann
- als Prädikat, als bestimmte Beziehung ihrer Momente gesetzt ist.
- a. Das assertorische Urtheil.
- Das Urtheil des Begriffs ist zuerst _unmittelbar_; so ist es das
- _assertorische_ Urtheil. Das Subjekt ist ein konkretes Einzelnes
- überhaupt, das Prädikat drückt dasselbe als die _Beziehung_ seiner
- _Wirklichkeit_, Bestimmtheit oder _Beschaffenheit_, auf seinen
- _Begriff_ aus. (Dieß Haus ist _schlecht_, diese Handlung ist _gut_.)
- Näher enthält es also, a) daß das Subjekt etwas seyn _soll_; seine
- _allgemeine Natur_ hat sich als der selbstständige Begriff gesetzt;
- b) die _Besonderheit_, welche nicht nur um ihrer Unmittelbarkeit,
- sondern um ihrer ausdrücklichen Unterscheidung willen von ihrer
- selbstständigen allgemeinen Natur, als _Beschaffenheit_ und
- _äußerliche Existenz_ ist; diese ist um der Selbstständigkeit des
- Begriffs willen ihrer Seits auch gleichgültig gegen das Allgemeine,
- und kann ihm angemessen oder auch nicht seyn.--Diese Beschaffenheit
- ist die _Einzelnheit_, welche über die notwendige _Bestimmung_ des
- Allgemeinen im disjunktiven Urtheil hinausliegt, eine Bestimmung,
- welche nur als die Besonderung der _Art_ und als negatives _Princip_
- der Gattung ist. Insofern ist die konkrete Allgemeinheit, die aus
- dem disjunktiven Urtheil hervorgegangen ist, in dem assertorischen
- Urtheil in die Form von _Extremen_ entzweit, denen der Begriff selbst
- als _gesetzte_, sie beziehende Einheit noch fehlt.
- Das Urtheil ist darum nur erst _assertorisch_; seine _Bewährung_ ist
- eine subjektive _Versicherung_. Daß Etwas gut oder schlecht, richtig,
- passend oder nicht u. s. f. ist, hat seinen Zusammenhang in einem
- äußern Dritten. Daß er aber _äußerlich gesetzt_ ist, ist dasselbe,
- daß er nur erst _an sich_ oder _innerlich_ ist.--Wenn Etwas gut oder
- schlecht u. s. f. ist, wird daher wohl Niemand meinen, daß es nur im
- _subjektiven Bewußtseyn_ etwa gut, aber an sich vielleicht schlecht,
- oder daß gut und schlecht, richtig, passend u. s. f. nicht Prädikate
- der Gegenstände selbst seyen. Das bloß Subjektive der Assertion
- dieses Urtheils besteht also darin, daß der _an sich_ seyende
- Zusammenhang des Subjekts und Prädikats noch nicht _gesetzt_, oder
- was dasselbe ist, daß er nur _äußerlich_ ist; die Kopula ist noch ein
- unmittelbares, _abstraktes Seyn_.
- Der Versicherung des assertorischen Urtheils steht daher mit eben dem
- Rechte die entgegengesetzte gegenüber. Wenn versichert wird: Diese
- Handlung ist gut; so hat die entgegengesetzte: Diese Handlung ist
- schlecht, noch gleiche Berechtigung.--Oder _an sich_ betrachtet, weil
- das Subjekt des Urtheils _unmittelbares Einzelnes_ ist, hat es in
- dieser Abstraktion noch die _Bestimmtheit_ nicht _an ihm_ gesetzt,
- welche seine Beziehung auf den allgemeinen Begriff enthielte; es ist
- so noch ein Zufälliges, ebenso wohl dem Begriffe zu entsprechen, oder
- auch nicht. Das Urtheil ist daher wesentlich _problematisch_.
- b. Das problematische Urtheil.
- Das _problematische_ Urtheil ist das assertorische, insofern dieses
- ebenso wohl positiv als negativ genommen werden muß.--Nach dieser
- qualitativen Seite ist das _partikulare_ Urtheil gleichfalls ein
- problematisches; denn es gilt ebenso sehr positiv als negativ;
- --ingleichen ist am _hypothetischen_ Urtheil das Seyn des Subjekts
- und Prädikats problematisch;--auch durch sie ist es gesetzt, daß das
- singulare und das kategorische Urtheil noch etwas bloß Subjektives
- ist. Im problematischen Urtheile als solchem ist aber dieß Setzen
- immanenter als in den erwähnten Urtheilen, weil in jenem der _Inhalt
- des Prädikats die Beziehung des Subjekts auf den Begriff ist_, hier
- hiermit _die Bestimmung des Unmittelbaren als eines Zufälligen_
- selbst _vorhanden_ ist.
- Zunächst erscheint es nur als problematisch, ob das Prädikat mit
- einem gewissen Subjekte verbunden werden soll oder nicht, und die
- Unbestimmtheit fällt insofern in die Kopula. Für das _Prädikat_ kann
- daraus keine Bestimmung hervorgehen, denn es ist schon die objektive,
- konkrete Allgemeinheit. Das Problematische geht also die
- Unmittelbarkeit des Subjekts an, welche hierdurch als _Zufälligkeit_
- bestimmt wird.--Ferner aber ist darum nicht von der Einzelnheit des
- Subjekts zu abstrahiren; von dieser überhaupt gereinigt, wäre es nur
- ein Allgemeines; Das Prädikat enthält eben dieß, daß der Begriff des
- Subjekts in Beziehung auf seine Einzelnheit gesetzt seyn soll.--Es
- kann nicht gesagt werden: _Das Haus oder ein Haus_ ist gut, sondern:
- _je nachdem es beschaffen ist_.--Das Problematische des Subjekts an
- ihm selbst macht seine _Zufälligkeit_ als _Moment_ aus; die
- _Subjektivität_ der _Sache_, ihrer objektiven Natur oder ihrem
- Begriffe gegenüber gestellt, die bloße _Art und Weise_, oder die
- _Beschaffenheit_. Somit ist das _Subjekt_ selbst in seine
- Allgemeinheit oder objektive Natur, sein _Sollen_, und in die
- besondere Beschaffenheit des Daseyns unterschieden. Hiermit enthält
- es den _Grund_, ob es so ist, wie es _seyn soll_. Auf diese Weise
- ist es mit dem Prädikate ausgeglichen.--Die _Negativität_ des
- Problematischen, insofern sie gegen die Unmittelbarkeit des
- _Subjekts_ gerichtet ist, heißt hiernach nur diese ursprüngliche
- Theilung desselben, welches _an sich_ schon als Einheit des
- Allgemeinen und Besondern ist, _in diese seine Momente_;--eine
- Theilung, welche das Urtheil selbst ist.
- Es kann noch die Bemerkung gemacht werden, daß jede der _beiden_
- Seiten des Subjekts, sein Begriff und seine Beschaffenheit, dessen
- _Subjektivität_ genannt werden könne. Der _Begriff_ ist das in sich
- gegangene allgemeine Wesen einer Sache, ihre negative Einheit mit
- sich selbst; diese macht ihre Subjektivität aus. Aber eine Sache ist
- auch wesentlich _zufällig_, und hat eine _äußerliche Beschaffenheit_;
- diese heißt ebenso sehr deren bloße Subjektivität, jener Objektivität
- gegenüber. Die Sache selbst ist eben dieß, daß ihr Begriff als die
- negative Einheit seiner selbst seine Allgemeinheit negirt, und in die
- Äußerlichkeit der Einzelnheit sich heraussetzt.--Als dieses
- Gedoppelte ist das Subjekt des Urtheils hier gesetzt; jene
- entgegenstehenden Bedeutungen der Subjektivität sind ihrer Wahrheit
- nach in einem.--Die Bedeutung des Subjektiven ist dadurch selbst
- problematisch geworden, daß es die unmittelbare _Bestimmtheit_,
- welche es im unmittelbaren Urtheile hatte, und seinen bestimmten
- _Gegensatz_ gegen das _Prädikat verloren hat_.--Jene auch in dem
- Raisonnement der gewöhnlichen Reflexion vorkommende entgegengesetzte
- Bedeutung des Subjektiven könnte für sich wenigstens darauf
- aufmerksam machen, daß es in _einer_ derselben keine Wahrheit hat.
- Die gedoppelte Bedeutung ist die Erscheinung hiervon, daß jede
- einzeln für sich einseitig ist.
- Das Problematische, so als Problematisches der _Sache_, die Sache mit
- ihrer _Beschaffenheit_, gesetzt, so ist das Urtheil selbst nicht mehr
- problematisch, sondern _apodiktisch_.
- c. Das apodiktische Urtheil.
- Das Subjekt des apodiktischen Urtheils (das Haus so und so beschaffen
- ist _gut_, die die Handlung so und so _beschaffen_ ist recht) hat an
- ihm _erstens_ das Allgemeine, was es _seyn soll, zweitens_ seine
- _Beschaffenheit_; diese enthält den _Grund_, warum dem _ganzen
- Subjekt_ ein Prädikat des Begriffurtheils zukommt oder nicht, d. i.
- ob das Subjekt seinem Begriffe entspricht oder nicht.--Dieses Urtheil
- ist nun _wahrhaft_ objektiv; oder es ist die _Wahrheit_ des
- _Urtheils_ überhaupt. Subjekt und Prädikat entsprechen sich, und
- haben denselben Inhalt, und dieser _Inhalt_ ist selbst die gesetzte
- _konkrete Allgemeinheit_; er enthält nämlich die zwei Momente, das
- objektive Allgemeine oder die _Gattung_, und das _Vereinzelnte_. Es
- ist hier also das Allgemeine, welches _es selbst_ ist, und durch
- _sein Gegentheil_ sich kontinuirt, und als _Einheit_ mit diesem erst
- Allgemeines ist.--Ein solches Allgemeines, wie das Prädikat: gut,
- passend, richtig u. s. w., hat ein _Sollen_ zu Grunde liegen, und
- enthält das _Entsprechen_ des _Daseyns_ zugleich; nicht jenes Sollen
- oder die Gattung für sich, sondern dieß _Entsprechen_ ist die
- _Allgemeinheit_, welche das Prädikat des apodiktischen Urtheils
- ausmacht.
- Das _Subjekt_ enthält gleichfalls diese beiden Momente in
- _unmittelbarer_ Einheit als die _Sache_. Es ist aber die Wahrheit
- derselben, daß sie in sich _gebrochen_ ist in ihr _Sollen_ und ihr
- _Seyn_; dieß ist das _absolute Urtheil über alle Wirklichkeit_.--Daß
- diese ursprüngliche Theilung, welche die Allmacht des Begriffes ist,
- ebenso sehr Rückkehr in seine Einheit und absolute Beziehung des
- Sollens und Seyns aufeinander ist, macht das Wirkliche zu _einer
- Sache_; ihre innere Beziehung, diese konkrete Identität, macht die
- _Seele_ der Sache aus.
- Der Übergang von der unmittelbaren Einfachheit der Sache zu dem
- _Entsprechen_, welches die _bestimmte_ Beziehung ihres Sollens und
- ihres Seyns ist,--oder die _Kopula_, zeigt sich nun näher in der
- besondern _Bestimmtheit_ der Sache zu liegen. Die Gattung ist das
- _an und für sich seyende_ Allgemeine; Das insofern als das unbezogene
- erscheint; die Bestimmtheit aber dasjenige, was sich in jener
- Allgemeinheit _in sich_, aber sich zugleich _in ein Anderes_
- reflektirt. Das Urtheil hat daher an der Beschaffenheit des Subjekts
- seinen _Grund_, und ist dadurch _apodiktisch_. Es ist damit nunmehr
- die _bestimmte_ und _erfüllte Kopula_ vorhanden, die vorher in dem
- abstrakten _Ist_ bestand, jetzt aber zum _Grunde_ überhaupt sich
- weiter gebildet hat. Sie ist zunächst als _unmittelbare_
- Bestimmtheit an dem Subjekte, aber ist ebenso sehr die _Beziehung_
- auf das Prädikat, welches keinen andern _Inhalt_ hat, als dieß
- _Entsprechen_ selbst, oder die Beziehung des Subjekts auf die
- Allgemeinheit.
- So ist die Form des Urtheils untergegangen, erstens, weil Subjekt und
- Prädikat _an sich_ derselbe Inhalt sind; aber zweitens, weil das
- Subjekt durch seine Bestimmtheit über sich hinausweist, und sich auf
- das Prädikat bezieht, aber ebenso drittens ist _dieß Beziehen_ in das
- Prädikat übergegangen, macht nur dessen Inhalt aus, und ist so die
- _gesetzte_ Beziehung oder das Urtheil selbst.--So ist die konkrete
- Identität des Begriffs, welche das _Resultat_ des disjunktiven
- Urtheils war, und welche die _innere_ Grundlage des Begriffsurtheils
- ausmacht, _im Ganzen_ hergestellt, die zunächst nur im Prädikate
- gesetzt war.
- Das Positive dieses Resultats, das den Übergang des Urtheils in eine
- andere Form macht, näher betrachtet, so zeigen sich, wie wir gesehen,
- Subjekt und Prädikat im apodiktischen Urtheile, jedes als der ganze
- Begriff.--Die Begriffs_einheit_ ist als die _Bestimmtheit_, welche
- die sie beziehende Kopula ausmacht, zugleich von ihnen
- _unterschieden_. Zunächst steht sie nur auf der andern Seite des
- Subjekts als dessen _unmittelbare Beschaffenheit_. Aber indem sie
- wesentlich das _Beziehende_ ist, ist sie nicht nur solche
- unmittelbare Beschaffenheit, sondern das durch Subjekt und Prädikat
- _Hindurchgehende_ und _Allgemeine_.--Indem Subjekt und Prädikat
- denselben _Inhalt_ haben, so ist dagegen durch jene Bestimmtheit die
- _Formbeziehung_ gesetzt; _die Bestimmtheit als ein Allgemeines_ oder
- die _Besonderheit_.--So enthält sie die beiden Formbestimmungen der
- Extreme in sich; und ist die _bestimmte_ Beziehung des Subjekts und
- Prädikats; sie ist die _erfüllte oder inhaltsvolle Kopula_ des
- Urtheils, die aus dem _Urtheil_, worin sie in die Extreme verloren
- war, wieder hervorgetretene Einheit des Begriffs.--_Durch diese
- Erfüllung der Kopula_ ist das Urtheil zum _Schlusse_ geworden.
- Drittes Kapitel. Der Schluß.
- Der _Schluß_ hat sich als die Wiederherstellung des _Begriffes_ im
- _Urtheile_, und somit als die Einheit und Wahrheit beider ergeben.
- Der Begriff als solcher hält seine Momente in der _Einheit_
- aufgehoben; im Urtheil ist diese Einheit ein Innerliches, oder was
- dasselbe ist, ein Äußerliches, und die Momente sind zwar bezogen,
- aber sie sind als _selbstständige Extreme_ gesetzt. Im _Schlusse_
- sind die Begriffsbestimmungen wie die Extreme des Urtheils, zugleich
- ist die bestimmte _Einheit_ derselben gesetzt.
- Der Schluß ist somit der vollständig gesetzte Begriff; er ist daher
- das _Vernünftige_.--Der Verstand wird als das Vermögen des
- _bestimmten_ Begriffes genommen, welcher durch die Abstraktion und
- Form der Allgemeinheit _für sich_ festgehalten wird. In der Vernunft
- aber sind die _bestimmten_ Begriffe in ihrer _Totalität_ und
- _Einheit_ gesetzt. Der Schluß ist daher nicht nur vernünftig,
- sondern _alles Vernünftige ist ein Schluß_. Das Schließen ist von
- langer Zeit her der Vernunft zugeschrieben worden; auf der andern
- Seite aber wird von der Vernunft an und für sich, vernünftigen
- Grundsätzen und Gesetzen so gesprochen, daß nicht erhellt, wie jene
- Vernunft, welche schließt, und diese Vernunft, welche die Quelle von
- Gesetzen und sonstigen ewigen Wahrheiten und absoluten Gedanken ist,
- mit einander zusammenhängen. Wenn jene nur die formale Vernunft seyn,
- diese aber Inhalt erzeugen soll, so müßte nach diesem Unterschiede
- an der letztern gerade die _Form_ der Vernunft, der Schluß, nicht
- fehlen können. Dessen ungeachtet pflegen beide so auseinander
- gehalten und bei keiner der andern erwähnt zu werden, daß die
- Vernunft absoluter Gedanken gleichsam sich der Vernunft des Schlusses
- zu schämen, und der Schluß fast nur hergebrachtermaßen auch als ein
- Thun der Vernunft aufgeführt zu werden scheint. Es muß aber, wie so
- eben bemerkt worden, offenbar die logische Vernunft, wenn sie als die
- _formelle_ betrachtet wird, wesentlich auch in der Vernunft, die es
- mit einem Inhalte zu thun hat, zu erkennen seyn; ja vielmehr kann
- aller Inhalt, nur durch die vernünftige Form, vernünftig seyn. An
- ein sehr gewöhnliches Gerede von Vernunft kann man sich hierüber
- nicht wenden, denn dasselbe enthält sich, anzugeben, was denn unter
- der Vernunft zu verstehen sey; diese vernünftig seyn sollende
- Erkenntniß ist meist mit ihren Gegenständen so beschäftigt, daß sie
- vergißt, die Vernunft selbst zu erkennen, und sie nur durch die
- Gegenstände, die sie habe, unterscheidet und bezeichnet. Wenn die
- Vernunft das Erkennen seyn soll, welches von Gott, der Freiheit, dem
- Recht und der Pflicht, dem Unendlichen, Unbedingten, Übersinnlichen
- wisse, oder auch nur Vorstellungen und Gefühle davon gebe, so sind
- Theils diese letzteren nur negative Gegenstände, Theils bleibt
- überhaupt die erste Frage übrig, was es in allen jenen Gegenständen
- ist, um dessen willen sie vernünftig sind?--Es ist dieß, daß das
- Unendliche derselben nicht die leere Abstraktion vom Endlichen und
- die inhalts- und bestimmungslose Allgemeinheit ist, sondern die
- erfüllte Allgemeinheit, der Begriff, der _bestimmt_ ist, und seine
- Bestimmtheit auf diese wahrhafte Weise an ihm hat, daß er sich in
- sich unterscheidet, und als die Einheit von diesen seinen
- verständigen und bestimmten Unterschieden ist. Nur so _erhebt_ sich
- die Vernunft über das Endliche, Bedingte, Sinnliche, oder wie es
- sonst bestimmt werden mag, und ist in dieser Negativität wesentlich
- _Inhaltsvoll_, denn sie ist die Einheit als von bestimmten Extremen;
- so aber ist _das Vernünftige_ nur _der Schluß_.
- Zunächst ist nun der Schluß wie das Urtheil _unmittelbar_; so sind
- die Bestimmungen (termini) desselben _einfache, abstrakte_
- Bestimmtheiten; es ist so _Verstandesschluß_. Wenn bei dieser
- Gestalt desselben festgeblieben wird, so ist freilich die
- Vernünftigkeit in ihm, ob zwar vorhanden und gesetzt, unscheinbar.
- Das Wesentliche desselben ist die _Einheit_ der Extreme, die sie
- vereinigende _Mitte_ und haltende _Grund_. Die Abstraktion, indem
- sie die _Selbstständigkeit_ der Extreme festhält, setzt ihnen diese
- _Einheit_ als eine ebenso feste _für sich seyende_ Bestimmtheit
- entgegen, und faßt dieselbe auf diese Art vielmehr als _Nichteinheit_,
- denn als Einheit. Der Ausdruck: _Mitte_ ( medius terminus) ist von
- räumlicher Vorstellung hergenommen, und trägt das seinige dazu bei,
- daß beim _Außereineinander_ der Bestimmungen stehen geblieben wird.
- Wenn nun der Schluß darin besteht, daß die _Einheit der Extreme_ in
- ihm _gesetzt_ ist, wenn diese Einheit aber schlechthin einer Seits
- als ein Besonderes für sich, anderer Seits als nur äußerliche
- Beziehung genommen, und zum wesentlichen Verhältnisse des Schlusses
- die _Nichteinheit_ gemacht wird, so hilft die Vernunft, die er ist,
- nicht zur Vernünftigkeit.
- Der _Schluß des Daseyns erstens_, in welchem die Bestimmungen so
- unmittelbar und abstrakt bestimmt sind, zeigt an ihm selbst, weil er,
- wie das Urtheil, die _Beziehung_ derselben ist, dieß auf, daß sie
- nicht solche abstrakte Bestimmungen, sondern jede die _Beziehung auf
- die andere_, und die Mitte nicht nur die Besonderheit gegen die
- Bestimmungen der Extreme, sondern diese an ihr _gesetzt_ enthält.
- Durch diese seine Dialektik macht er sich zum _Schlusse der
- Reflexion_, dem _zweiten_ Schlusse,--mit Bestimmung, als solchen, in
- welchen wesentlich _die andere scheint_, oder die als _vermittelte_
- gesetzt sind, was sie nach dem Schlusse überhaupt seyn sollen.
- _Drittens_ indem dieß _Scheinen_ oder Vermitteltseyn sich in sich
- selbst reflektirt, so ist der Schluß als _Schluß der Nothwendigkeit_
- bestimmt, worin das Vermittlende die objektive Natur der Sache ist.
- Indem dieser Schluß die Extreme des Begriffs ebenso sehr als
- Totalitäten bestimmt, so ist der _Schluß_ zum Entsprechen seines
- Begriffs oder der Mitte, und seines Daseyns oder der extremen
- Unterschiede, zu seiner Wahrheit gelangt, und ist damit aus der
- Subjektivität in die _Objektivität_ übergetreten.
- A. Der Schluß des Daseyns.
- 1. Der Schluß, wie er _unmittelbar_ ist, hat zu seinen Momenten die
- Begriffsbestimmungen als _unmittelbare_. Sie sind somit die
- abstrakten Bestimmtheiten der Form, welche noch nicht durch
- Vermittelung zur _Konkretion_ gebildet, sondern nur die _einzelnen_
- Bestimmtheiten sind. Der _erste_ Schluß ist daher der eigentlich
- _formelle_. Der _Formalismus_ des Schließens besteht darin, bei der
- Bestimmung dieses ersten Schlusses stehen zu bleiben. Der Begriff,
- in seine _abstrakten_ Momente dirimirt, hat die _Einzelnheit_ und
- _Allgemeinheit_ zu seinen Extremen, und er selbst erscheint als die
- zwischen ihnen stehende _Besonderheit_. Sie sind um ihrer
- Unmittelbarkeit willen als sich nur auf sich beziehende
- Bestimmtheiten, insgesammt ein _einzelner Inhalt_. Die Besonderheit
- macht zunächst insofern die Mitte aus, als sie die beiden Momente der
- Einzelnheit und Allgemeinheit _unmittelbar_ in sich vereinigt. Um
- ihrer Bestimmtheit willen ist sie einer Seits unter das Allgemeine
- subsumirt, anderer Seits ist das Einzelne, gegen welches sie
- Allgemeinheit hat, unter sie subsumirt. Diese _Konkretion_ ist aber
- zunächst nur _eine Zweiseitigkeit_; um der Unmittelbarkeit willen, in
- der der Medius Terminus in dem unmittelbaren Schlusse ist, ist er als
- _einfache_ Bestimmtheit, und die _Vermittelung_, die er ausmacht,
- _noch nicht gesetzt_. Die dialektische Bewegung des Schlusses des
- Daseyns besteht nun darin, daß die Vermittelung, die den Schluß
- allein ausmacht, an seinen Momenten gesetzt werde.
- a. Erste Figur des Schlusses.
- E-B-A ist das allgemeine Schema des bestimmten Schlusses. Die
- Einzelnheit schließt sich durch die Besonderheit mit der
- Allgemeinheit zusammen; das Einzelne ist nicht unmittelbar allgemein,
- sondern durch die Besonderheit; und umgekehrt ist ebenso das
- Allgemeine nicht unmittelbar einzeln, sondern es läßt sich durch die
- Besonderheit dazu herab.--Diese Bestimmungen stehen als _Extreme_
- einander gegenüber, und sind in einem _verschiedenen_ Dritten eins.
- Sie sind beide Bestimmtheit; darin sind sie _identisch_; diese ihre
- allgemeine Bestimmtheit ist die _Besonderheit_. Sie sind aber ebenso
- _Extreme_ gegen diese, als gegen einander, weil jedes in seiner
- _unmittelbaren_ Bestimmtheit ist.
- Die allgemeine Bedeutung dieses Schlusses ist, daß das Einzelne, das
- als solches unendliche Beziehung auf sich ist, und somit nur ein
- _inneres_ wäre, durch die Besonderheit in das _Daseyn_, als in die
- Allgemeinheit, heraustritt, worin es nicht mehr nur sich selbst
- angehört, sondern _in äußerem Zusammenhange_ steht; umgekehrt indem
- das Einzelne sich in seine Bestimmtheit als Besonderheit abscheidet,
- so ist es in dieser Trennung ein konkretes, und als Beziehung der
- Bestimmtheit auf sich selbst ein _allgemeines_, sich auf sich
- beziehendes, und somit auch ein wahrhaft einzelnes; es ist in dem
- Extreme der Allgemeinheit aus der Äußerlichkeit _in sich_ gegangen.
- --Die objektive Bedeutung des Schlusses ist in dem ersten Schlusse
- nur erst _oberflächlich_ vorhanden, indem darin die Bestimmungen noch
- nicht als die Einheit, welche das Wesen des Schlusses ausmacht,
- gesetzt sind. Insofern ist er noch ein Subjektives, als die
- abstrakte Bedeutung, welche seine Termini haben, nicht an und für
- sich, sondern nur im subjektiven Bewußtseyn, so isolirt ist.
- --Übrigens ist das Verhältniß von Einzelnheit, Besonderheit und
- Allgemeinheit, wie sich ergeben, das _nothwendige und wesentliche
- Formverhältniß_ der Bestimmungen des Schlusses; der Mangel besteht
- nicht in dieser Bestimmtheit der Form, sondern daß nicht _unter
- dieser Form_ jede einzelne Bestimmung zugleich _reicher_ ist.
- --_Aristoteles_ hat sich mehr an das bloße Verhältniß der _Inhärenz_
- gehalten, indem er die Natur des Schlusses so angiebt: _Wenn drei
- Bestimmungen sich so zu einander verhalten, daß das eine Extrem in
- der ganzen mittleren Bestimmung ist, und diese mittlere Bestimmung in
- dem ganzen andern Extreme, so sind diese beiden Extreme nothwendig
- zusammengeschlossen_. Es ist hier mehr nur die Wiederholung des
- _gleichen Verhältnisses_ der Inhärenz des einen Extrems zur Mitte,
- und dieser wieder zum andern Extrem ausgedrückt, als die Bestimmtheit
- der drei Terminorum zu einander.--Indem nun auf der angegebenen
- Bestimmtheit derselben gegen einander der Schluß beruht, so zeigt
- sich sogleich, daß andere Verhältnisse der Terminorum, welche die
- anderen Figuren geben, nur insofern eine Gültigkeit als
- Verstandesschlüsse haben können, als sie sich auf jenes ursprüngliche
- Verhältniß _zurückführen_ lassen; es sind nicht _verschiedene Arten_
- von Figuren, die _neben der ersten_ stehen, sondern einer Seits,
- insofern sie richtige Schlüsse seyn sollen, beruhen sie nur auf der
- wesentlichen Form des Schlusses überhaupt, welches die erste Figur
- ist; anderer Seits aber, insofern sie davon abweichen, sind sie
- Umformungen, in welche jene erste abstrakte Form nothwendig übergeht,
- und sich dadurch weiter und zur Totalität bestimmt. Es wird sich
- sogleich näher ergeben, welche Bewandtniß es damit hat.
- E-B-A ist also das allgemeine Schema des Schlusses in seiner
- Bestimmtheit. Das Einzelne ist unter das Besondere subsumirt, dieses
- aber unter das Allgemeine; daher ist auch das Einzelne unter das
- Allgemeine subsumirt. Oder dem Einzelnen inhärirt das Besondere, dem
- Besondern aber das Allgemeine; _daher_ inhärirt dieses auch dem
- Einzelnen. Das Besondere ist nach der einen Seite, nämlich gegen das
- Allgemeine, Subjekt; gegen das Einzelne ist es Prädikat; oder gegen
- jenes ist es Einzelnes, gegen dieses ist es Allgemeines. Weil in ihm
- die beiden Bestimmtheiten vereinigt sind, sind die Extreme durch
- diese ihre Einheit zusammengeschlossen. Das: _Daher_, erscheint als
- die im Subjekte vorgegangene Folgerung, welche aus der _subjektiven_
- Einsicht in das Verhältniß der beiden _unmittelbaren_ Prämissen
- abgeleitet werde. Indem die subjektive Reflexion die beiden
- Beziehungen der Mitte auf die Extreme, als besondere und zwar
- unmittelbare _Urtheile_ oder _Sätze_ ausspricht, so ist der
- Schlußsatz, als die _vermittelte_ Beziehung, allerdings auch ein
- besonderer Satz, und das: _Daher_ oder _Also_ ist der Ausdruck, daß
- er der vermittelte ist. Dieß _Daher_ ist aber nicht als eine an
- diesem Satze äußerliche Bestimmung, welche nur ihren Grund und Sitz
- in der subjektiven Reflexion hätte, zu betrachten, sondern vielmehr
- als in der Natur der Extreme selbst gegründet, deren _Beziehung_ nur
- zum Behuf und durch die abstrahirende Reflexion wieder als _bloßes
- Urtheil_ oder _Satz_ ausgesprochen wird, deren _wahrhafte Beziehung_
- aber als der Terminus Medius gesetzt ist.--_Also E ist A_, daß dieß
- ein _Urtheil_ ist, ist ein bloß subjektiver Umstand; der Schluß ist
- eben dieses, daß dieß nicht bloß ein _Urtheil_ sey, d. h. nicht eine
- durch die _bloße Kopula_ oder das leere: _ist_, gemachte Beziehung,
- sondern durch die bestimmte, inhaltsvolle Mitte. Wenn deswegen der
- Schluß bloß angesehen wird, als _aus drei Urtheilen_ bestehend, so
- ist dieß eine formelle Ansicht, welche das Verhältniß der
- Bestimmungen, worauf es im Schluß einzig ankommt, nicht erwähnt. Es
- ist überhaupt eine bloß subjektive Reflexion, welche die Beziehung
- der Terminorum in abgesonderte Prämissen und einen davon
- verschiedenen Schlußsatz trennt:
- Alle Menschen sind sterblich,
- Cajus ist ein Mensch,
- Also ist er sterblich.
- Man wird sogleich von Langeweile befallen, wenn man einen solchen
- Schluß heranziehen hört;--dieß rührt von jener unnützen Form her, die
- einen Schein von Verschiedenheit durch die abgesonderten Sätze giebt,
- der sich in der Sache selbst sogleich auflöst. Das Schließen
- erscheint vornehmlich durch diese subjektive Gestaltung als ein
- subjektiver _Nothbehelf_, zu dem die Vernunft oder der Verstand da
- ihre Zuflucht nehme, wo sie nicht _unmittelbar_ erkennen könne.--Die
- Natur der Dinge, das Vernünftige, geht allerdings nicht so zu Werke,
- daß sich zuerst ein Obersatz aufstellte, die Beziehung einer
- Besonderheit auf ein bestehendes Allgemeines, und dann sich zweitens
- eine abgesonderte Beziehung einer Einzelnheit auf die Besonderheit
- vorfände, woraus endlich drittens ein neuer Satz zu Tage käme.--Dieß
- durch abgesonderte Sätze fortschreitende Schließen ist nichts als
- eine subjektive Form; die Natur der Sache ist, daß die
- unterschiedenen Begriffsbestimmungen der Sache in der wesentlichen
- Einheit vereinigt sind. Diese Vernünftigkeit ist nicht ein
- Nothbehelf, vielmehr ist sie gegen die _Unmittelbarkeit_ der
- Beziehung, die im _Urtheil_ noch Statt findet, das _Objektive_, und
- jene Unmittelbarkeit des Erkennens ist vielmehr das bloß Subjektive,
- der Schluß dagegen ist die Wahrheit des Urtheils.--Alle Dinge sind
- der _Schluß_, ein Allgemeines, das durch die Besonderheit mit der
- Einzelnheit zusammengeschlossen ist; aber freilich sind sie nicht aus
- _drei Sätzen_ bestehende Ganzes.
- 2. In dem _unmittelbaren_ Verstandesschluß haben die Termini die Form
- von _unmittelbaren Bestimmung_; von dieser Seite, nach der sie
- _Inhalt_ sind, ist er nun zu betrachten. Er kann insofern als der
- _qualitative_ Schluß angesehen, wie das Urtheil des Daseyns dieselbe
- Seite von qualitativer Bestimmung hat. Die Termini dieses Schlusses
- sind, wie die Termini jenes Urtheils, hierdurch _einzelne_
- Bestimmtheiten; indem die Bestimmtheit durch ihre Beziehung auf sich,
- als gleichgültig gegen die _Form_, somit als Inhalt gesetzt ist. Das
- _Einzelne_ ist irgend ein unmittelbarer konkreter Gegenstand, die
- _Besonderheit_ eine einzelne von dessen Bestimmtheiten, Eigenschaften,
- oder Verhältnissen, die _Allgemeinheit_ wieder eine noch abstrakter,
- einzelnere Bestimmtheit an dem Besondern.--Da das Subjekt als ein
- _unmittelbar_ bestimmtes noch nicht in seinem Begriffe gesetzt ist,
- so ist seine Konkretion nicht auf die wesentlichen
- Begriffsbestimmungen zurückgeführt; seine sich auf sich beziehende
- Bestimmtheit ist daher unbestimmte, unendliche _Mannigfaltigkeit_.
- Das Einzelne hat in dieser Unmittelbarkeit eine unendliche Menge von
- Bestimmtheiten, welche zu seiner Besonderheit gehören, deren jede
- daher einen Medius Terminus für dasselbe in einem Schlusse ausmachen
- kann. Durch _jeden andern_ Medius Terminus aber schließt es sich
- _mit einem andern Allgemeinen_ zusammen; durch jede seiner
- Eigenschaften ist es in einer andern Berührung und Zusammenhange des
- Daseyns.--Ferner ist auch der Medius Terminus ein Konkretes in
- Vergleichung gegen das Allgemeine; er enthält selbst mehrere
- Prädikate, und das Einzelne kann durch denselben Medius Terminus
- wieder mit mehreren Allgemeinen zusammengeschlossen werden. Es ist
- daher überhaupt _völlig zufällig_ und _willkürlich_, welche der
- vielen Eigenschaften eines Dinges aufgefaßt, und von der aus es mit
- einem Prädikate verbunden werde; andere Medii Termini sind die
- Übergänge zu anderen Prädikaten, und selbst derselbe Medius Terminus
- mag für sich ein Übergang zu verschiedenen Prädikaten seyn, da er
- als Besonderes gegen das Allgemeine mehrere Bestimmungen enthält.
- Nicht nur aber ist für ein Subjekt eine unbestimmte Menge von
- Schlüssen gleich möglich, und ein einzelner Schluß seinem Inhalte
- nach _zufällig_, sondern diese Schlüsse, die dasselbe Subjekt
- betreffen, müssen auch in den _Widerspruch_ übergehen. Denn der
- Unterschied überhaupt, der zunächst gleichgültige _Verschiedenheit_
- ist, ist ebenso wesentlich _Entgegensetzung_. Das Konkrete ist nicht
- mehr ein bloß Erscheinendes, sondern es ist konkret durch die Einheit
- der Entgegengesetzten, welche sich zu Begriffs-Momenten bestimmt
- haben, im Begriffe. Indem nun nach der qualitativen Natur der
- Terminorum, im formellen Schlusse, das Konkrete nach einer einzelnen
- der Bestimmungen aufgefaßt wird, die ihm zukommt, so theilt ihm der
- Schluß das diesem Medius Terminus korrespondirende Prädikat zu; aber
- indem von einer andern Seite auf die entgegengesetzte Bestimmtheit
- geschossen wird, so zeigt sich jener Schlußsatz dadurch als falsch,
- obgleich für sich dessen Prämissen und ebenso dessen Konsequenz ganz
- richtig sind.--Wenn aus dem Medius Terminus, daß eine Wand blau
- angestrichen worden, geschlossen wird, daß sie hiermit blau ist, so
- ist dieß richtig geschlossen; aber die Wand kann dieses Schlusses
- unerachtet grün seyn, wenn sie auch mit gelber Farbe überzogen worden,
- aus welchem letztern Umstande für sich folgen würde, daß sie gelb
- sey.--Wenn aus dem Medius Terminus der Sinnlichkeit geschlossen wird,
- daß der Mensch weder gut noch böse sey, weil vom Sinnlichen weder das
- eine noch das andere prädicirt werden kann, so ist der Schluß richtig,
- der Schlußsatz aber falsch; weil vom Menschen, als dem Konkreten,
- ebenso sehr auch der Medius Terminus der Geistigkeit gilt.--aus dem
- Medius Terminus der Schwere der Planeten, Trabanten und Kometen gegen
- die Sonne folgt richtig, daß diese Körper in die Sonne fallen; aber
- sie fallen nicht in sie, da sie ebenso sehr für sich ein eigenes
- Centrum der Schwere sind, oder, wie man es nennt, von der
- Centrifugalkraft getrieben werden. So wie aus dem Medius Terminus
- der Socialität die Gütergemeinschaft der Bürger gefolgert werden kann;
- aus dem Medius Terminus der Individualität aber, wenn er ebenso
- abstrakt verfolgt wird, die Auflösung des Staates folgt, wie sie z.
- B. im deutschen Reich erfolgt ist, indem sich an letztern Medius
- Terminus gehalten worden.--Es wird billig nichts für so unzureichend
- gehalten, als ein solcher formeller Schluß, weil er auf dem Zufall
- oder der Willkür beruht, welcher Medius Terminus gebraucht wird.
- Wenn eine solche Deduktion noch so schöne durch Schlüsse sich
- verlaufen hat, und ihre Richtigkeit völlig zugegeben ist, so führt
- dieß noch im geringsten zu nichts, indem es immer übrig bleibt, daß
- noch andere Medii Termini sich finden, aus denen das gerade
- Gegentheil ebenso richtig abgeleitet werden kann.--Die kantischen
- Antinomien der Vernunft sind nichts Anderes, als daß aus einem
- Begriffe einmal die eine Bestimmung desselben zu Grunde gelegt wird,
- das andere Mal aber ebenso nothwendig die andere.
- --Diese Unzureichenheit und Zufälligkeit eines Schlusses muß dabei
- nicht insofern bloß auf den Inhalt geschoben werden, als ob sie von
- der Form unabhängig sey, und diese allein die Logik angehe. Es liegt
- vielmehr in der Form des formalen Schlusses, daß der Inhalt eine so
- einseitige Qualität ist; er ist zu dieser Einseitigkeit durch jene
- _abstrakte_ Form bestimmt. Er ist nämlich eine einzelne Qualität von
- den vielen Qualitäten oder Bestimmungen eines konkreten Gegenstandes,
- oder Begriffs, weil er _nach der Form_ nichts weiter als eine so
- unmittelbare, einzelne Bestimmtheit seyn soll. Das Extrem der
- Einzelnheit ist als die _abstrakte Einzelnheit_ das _unmittelbare_
- Konkrete, daher das unendlich oder unbestimmbar Mannigfaltige; die
- Mitte ist die ebenso _abstrakte Besonderheit_, daher eine _einzelne_
- dieser mannigfaltigen Qualitäten, und ebenso das andere Extrem ist
- das _abstrakte Allgemeine_. Der formale Schluß ist daher wesentlich
- um seiner Form willen ein seinem Inhalte nach ganz Zufälliges und
- zwar nicht insofern, daß es für den Schluß zufällig sey, ob ihm
- _dieser_ oder ein _anderer_ Gegenstand unterworfen werde; von diesem
- Inhalte abstrahirt die Logik; sondern insofern ein Subjekt zu Grunde
- liegt, ist es zufällig, was der Schluß von ihm für
- Inhaltsbestimmungen folgere.
- 3. Die Bestimmungen des Schlusses sind nach der Seite
- Inhaltsbestimmungen, insofern die unmittelbare, abstrakte in sich
- reflektirte Bestimmungen sind. Das Wesentliche derselben aber ist
- vielmehr, daß sie nicht solche in sich reflektirte, gegen einander
- gleichgültige, sondern daß sie _Formbestimmungen_ sind; insofern sind
- sie _Beziehungen_. Diese Beziehungen sind _erstens_ die der Extreme
- auf die Mitte,--Beziehungen, welche _unmittelbar_ sind; die
- propositiones praemissae, und zwar Theils die des Besondern auf das
- Allgemeine, propositio major; Theils die des Einzelnen auf das
- Besondere, propositio minor. _Zweitens_ ist die Beziehung der Extreme
- auf einander vorhanden, welches die _vermittelte_ ist, conclusio.
- Jene _unmittelbaren_ Beziehungen, die Prämissen, sind Sätze oder
- Urtheile überhaupt, und _widersprechen der Natur des Schlusses_, nach
- welcher die unterschiedenen Begriffsbestimmungen nicht unmittelbar
- bezogen, sondern ebenso deren Einheit gesetzt seyn soll; die Wahrheit
- des Urtheils ist der Schluß. Unmittelbare Beziehungen können die
- Prämissen um so weniger bleiben, als ihr Inhalt unmittelbar
- _unterschiedene_ Bestimmungen, sie also nicht unmittelbar an und für
- sich identisch sind; außer sie seyen reine identische Sätze, d. i.
- leere zu nichts führende Tautologien.
- Die Forderung an die Prämissen lautet daher gewöhnlich, sie sollen
- _bewiesen, d. h. sie sollen gleichfalls als Schlußsätze dargestellt_
- werden. Die zwei Prämissen geben somit zwei weiter Schlüsse. Aber
- diese _zwei_ neuen Schlüsse geben wieder zusammen _vier_ Prämissen,
- welche _vier_ neue Schlüsse erfordern; diese haben _acht_ Prämissen,
- deren _acht_ Schlüsse wieder für ihre _sechzehn_ Prämissen _sechzehn_
- Schlüsse geben, und _so fort_ in einer geometrischen Progression _ins
- Unendliche_.
- Es thut sich hier also _der Progreß ins Unendliche_ wieder hervor,
- der in der niedrigern _Sphäre des Seyns_ früher vorkam, und der im
- Felde des Begriffes, der absoluten Reflexion aus dem Endlichen in
- sich, im Gebiete der freien Unendlichkeit und Wahrheit, nicht mehr zu
- erwarten war. Es ist in der Sphäre des Seyns gezeigt worden, daß, wo
- die schlechte Unendlichkeit, die in den Progreß hinausläuft, sich
- hervorthut, der Widerspruch eines _qualitativen Seyns_, und eines
- darüber hinausgehenden, _unmächtigen Sollens_ vorhanden ist; der
- Progreß selbst ist die Wiederholung der gegen das Qualitative
- eingetretenen Forderung der Einheit, und des beständigen Rückfalls in
- die der Forderung nicht gemäße Schranke. Im formalen Schlusse nun
- ist die _unmittelbare_ Beziehung oder das qualitative Urtheil die
- Grundlage, und die _Vermittelung_ des Schlusses, das als die höhere
- Wahrheit dagegen Gesetzte. Das ins Unendliche fortgehende Beweisen
- der Prämissen löst jenen Widerspruch nicht, sondern erneuert ihn nur
- immer, und ist die Wiederholung eines und desselben ursprünglichen
- Mangels.--Die Wahrheit des unendlichen Progresses ist vielmehr, daß
- er selbst und die durch ihn schon als mangelhaft bestimmte Form
- aufgehoben werde.--Diese Form ist die der Vermittelung als E-B-A. Die
- beiden Beziehungen E-B und B-A sollen vermittelt seyn; geschieht dieß
- auf dieselbe Weise, so wird nur die mangelhafte Form E-B-A
- verzweifacht, und so ins Unendliche fort. B hat zu E auch die
- Formbestimmung eines _Allgemeinen_, und zu A die Formbestimmung eines
- _Einzelnen_, weil diese Beziehungen überhaupt Urtheile sind. Sie
- bedürfen daher der Vermittelung, durch jene Gestalt derselben tritt
- aber nur das Verhältniß wieder ein, das aufgehoben werden soll. Die
- Vermittelung muß daher auf eine andere Weise geschehen. Für die
- Vermittelung von B-A ist E vorhanden;
- es muß daher die Vermittelung die Gestalt
- B-E-A
- erhalten. E-B zu vermitteln, ist A vorhanden; diese Vermittelung
- wird daher zum Schlusse:
- E-A-B.
- Diese Übergang näher seinem Begriffe nach betrachtet, so ist
- _erstlich_ die Vermittelung des formalen Schlusses nach seinem
- _Inhalte_, wie vorhin gezeigt worden, _zufällig_. Das unmittelbare
- _Einzelne_ hat an seinen Bestimmtheiten eine unbestimmbare Menge von
- Mediis Terminis, und diese haben wieder ebenso viele Bestimmtheiten
- überhaupt; so daß es ganz in einer äußerlichen _Willkür_, oder
- überhaupt in einem _äußerlichen Umstande_ und zufälligen Bestimmung
- liegt, mit was für einem Allgemeinen das Subjekt des Schlusses
- zusammengeschlossen werden soll. Die Vermittelung ist daher dem
- Inhalte nach nichts Nothwendiges, noch Allgemeines, sie ist nicht im
- _Begriffe der Sache_ gegründet; der _Grund_ des Schlusses ist
- vielmehr das an ihr Äußerliche, d. i. das _Unmittelbare_; das
- Unmittelbare aber ist unter den Begriffsbestimmungen das _Einzelne_.
- In Ansehung der _Form_ hat ebenso die _Vermittelung_ zu ihrer
- _Voraussetzung_ die _Unmittelbarkeit der Beziehung_; jene ist daher
- selbst vermittelt, und zwar durch das _Unmittelbare_, d. i. das
- _Einzelne_.--Näher ist durch den _Schlußsatz_ das ersten Schlusses
- das Einzelne zum Vermittelnden geworden. Der Schlußsatz ist E-A; das
- _Einzelne_ ist hierdurch als _Allgemeines_ gesetzt. In der einen
- Prämisse, dem Untersatze E-B ist es schon als _Besonderes_; es ist
- somit als das, in welchem diese beiden Bestimmungen vereinigt sind.
- --Oder der Schlußsatz an und für sich drückt das Einzelne als
- Allgemeines aus; und zwar nicht auf eine unmittelbare Weise, sondern
- durch die Vermittelung; also als eine nothwendige Beziehung. Die
- _einfache_ Besonderheit war Medius Terminus; im Schlußsatze ist diese
- Besonderheit _entwickelt_ als die _Beziehung des Einzelnen und
- Allgemeinheit gesetzt_. Aber noch ist das Allgemeine eine
- qualitative Bestimmtheit, Prädikat des _Einzelnen_; indem das
- Einzelne als Allgemeines bestimmt ist, ist es _gesetzt_ als die
- Allgemeinheit der Extreme oder als Mitte; es ist für sich Extrem der
- Einzelnheit, aber weil es nunmehr als Allgemeines bestimmt ist, ist
- es zugleich die Einheit beider Extreme.
- b. Die zweite Figur: B-E-A.
- 1. Die Wahrheit des ersten qualitativen Schlusses ist, daß Etwas mit
- einer qualitativen Bestimmtheit als einer allgemeinen nicht an und
- für sich zusammengeschlossen ist, sondern durch eine Zufälligkeit,
- oder in einer Einzelnheit. _Das Subjekt_ des Schlusses ist in solcher
- Qualität nicht in seinen Begriff zurückgekehrt, sondern nur in seiner
- _Äußerlichkeit_ begriffen; die Unmittelbarkeit macht den Grund der
- Beziehung, somit die Vermittelung aus; insofern ist das Einzelne in
- Wahrheit die Mitte.
- Ferner aber ist die Schlußbeziehung die _Aufhebung_ der
- Unmittelbarkeit; der Schlußsatz ist nicht eine unmittelbare Beziehung,
- sondern als durch ein Drittes; er enthält daher eine _negative_
- Einheit; die Vermittelung ist daher nunmehr bestimmt, ein _negatives_
- Moment in sich zu enthalten.
- In diesem zweiten Schlusse sind die Prämissen: B-E, und E-A; nur die
- erstere dieser Prämissen ist noch eine unmittelbare; die zweite E-A
- ist schon eine vermittelte, nämlich durch den ersten Schluß; der
- zweite Schluß setzt daher den ersten voraus; so wie umgekehrt der
- erste den zweiten voraussetzt.--Die beiden Extreme sind hierin als
- Besonderes und Allgemeines gegeneinander bestimmt; das letztere hat
- insofern noch seine _Stelle_; es ist Prädikat; aber das Besondere hat
- die seinige vertauscht, es ist Subjekt, oder unter der _Bestimmung
- des Extrems der Einzelnheit gesetzt_, so wie das _Einzelne mit der
- Bestimmung der Mitte_ oder der Besonderheit gesetzt ist. Beide sind
- daher nicht mehr die abstrakten Unmittelbarkeiten, welche sie im
- ersten Schlusse waren. Sie sind jedoch noch nicht als Konkrete
- gesetzt; daß jedes an der _Stelle_ des andern steht, dadurch ist es
- in seiner eigenen und zugleich, jedoch nur _äußerlich_, in der
- _andern_ Bestimmung gesetzt.
- Der _bestimmte_ und _objektive Sinn_ dieses Schlusses ist, daß das
- Allgemeine nicht _an und für sich_ ein bestimmtes Besonderes ist;
- Denn es ist vielmehr die Totalität seiner Besondern; sondern so
- _eine_ seiner Arten ist _durch die Einzelnheit_; die andern seiner
- Arten sind durch die unmittelbare Äußerlichkeit von ihm
- ausgeschlossen. Anderer Seits ist das Besondere ebenso nicht
- unmittelbar und an und für sich das Allgemeine, sondern die negative
- Einheit streift ihm die Bestimmtheit ab, und erhebt es dadurch in die
- Allgemeinheit.--Die Einzelnheit verhält sich insofern zum Besondern
- _negativ_, als sie dessen Prädikat seyn soll; es ist _nicht_ Prädikat
- des Besondern.
- 2. Zunächst aber sind die Termini noch unmittelbare Bestimmtheiten;
- sie haben sich durch sich selbst zu keiner objektiven Bedeutung
- fortgebildet; die veränderte _Stellung_, welche zwei derselben
- erhalten, ist die Form, die nur erst äußerlich an ihnen ist; sie sind
- daher noch wie im ersten Schlusse überhaupt ein gegeneinander
- gleichgültiger Inhalt; zwei Qualitäten, die nicht an und für sich
- selbst, sondern durch eine zufällige Einzelnheit verknüpft sind.
- Der Schluß der ersten Figur war der _unmittelbare_, oder ebenso sehr
- der Schluß, insofern er in seinem Begriffe als _abstrakte Form_ ist,
- die sich an ihren Bestimmungen noch nicht realisirt hat. Indem diese
- reine Form in eine andere Figur übergegangen, ist dieß einer Seits
- die begonnene Realisation des Begriffs, indem das _negative_ Moment
- der Vermittelung und dadurch eine weitere Formbestimmtheit an der
- zunächst unmittelbaren, qualitativen Bestimmtheit der Terminorum
- gesetzt wird.--Zugleich ist dieß aber ein _Anderswerden_ der reinen
- Form des Schlusses; er entspricht ihr nicht mehr vollständig, und die
- an seinen Terminis gesetzte Bestimmtheit ist verschieden von jener
- ursprünglichen Formbestimmung.--Insofern er nur als ein subjektiver
- Schluß betrachtet wird, der in einer äußern Reflexion vor sich geht,
- so gilt er als eine _Art_ des Schlusses, welche der Gattung, nämlich
- dem allgemeinen Schema E-B-A entsprechen sollte. Diesem entspricht
- er aber zunächst nicht; die zwei Prämissen desselben sind B-E, oder
- E-B und E-A; der Medius Terminus ist daher beide Mal subsumirt, oder
- beide Mal Subjekt, dem also die beiden andern Termini inhäriren; also
- nicht eine Mitte, die das eine Mal subsumirend oder Prädikat, und das
- andere Mal subsumirt oder Subjekt seyn, oder der der eine Terminus
- inhäriren, die aber selbst dem andern inhäriren soll.--Daß dieser
- Schluß nicht der allgemeinen Form des Schlusses entspricht, hat den
- wahrhaften Sinn, daß diese in ihn übergegangen ist, indem ihre
- Wahrheit darin besteht, ein subjektives zufälliges Zusammenschließen
- zu seyn. Wenn der Schlußsatz in der zweiten Figur (nämlich ohne die
- gleich zu erwähnende Beschränkung, die ihn zu etwas Unbestimmtem
- macht, zu Hülfe zu nehmen) richtig ist, so ist er es, weil er es für
- sich ist, nicht weil er Schlußsatz dieses Schlusses ist. Aber
- dasselbe ist der Fall bei dem Schlußsatze der ersten Figur; diese
- seine Wahrheit ist es, die durch die zweite Figur gesetzt ist.--In
- der Ansicht, daß die zweite Figur nur _eine Art_ seyn soll, wird der
- nothwendige Übergang der ersten in diese zweite Form übersehen, und
- bei jener als wahrhafter Form stehen geblieben. Insofern daher in
- der zweiten Figur (welche aus alter Gewohnheit, ohne weitern Grund,
- als _die dritte_ aufgeführt wird) gleichfalls ein in diesem
- subjektiven Sinne _richtiger_ Schluß Statt finden soll, so müßte er
- dem ersten angemessen seyn, somit da die eine Prämisse E-A das
- Verhältniß der Subsumtion des Medius Terminus unter das eine Extrem
- hat, so müßte die andere Prämisse B-E das entgegengesetzte Verhältniß,
- das sie hat, erhalten, und B unter E subsumirt werden können. Ein
- solches Verhältniß aber wäre die Aufhebung des bestimmten Urtheils: E
- ist B, und könnte nur in einem unbestimmten Urtheile Statt finden,
- --in einem partikularen; daher der Schlußsatz in dieser Figur nur
- partikular seyn kann. Das partikulare Urtheil ist aber, wie oben
- bemerkt, sowohl positiv als negativ;--ein Schlußsatz, dem daher eben
- kein großer Werth zugeschrieben werden kann.--Insofern auch das
- Besondere und Allgemeine die Extreme, und unmittelbare, gleichgültige
- Bestimmtheiten gegen einander sind, so ist ihr Verhältniß selbst
- gleichgültig; es kann beliebig die eine oder die andere als Terminus
- Major oder Minor, daher auch die eine oder die andere Prämisse als
- Ober--oder als Untersatz genommen werden.
- 3. Der Schlußsatz, indem er ebenso sehr positiv als negativ ist, ist
- somit eine gegen diese Bestimmtheiten gleichgültige, somit
- _allgemeine_ Beziehung. Näher betrachtet, so war die Vermittelung
- des ersten Schlusses _an sich_ eine zufällige; in dem zweiten ist
- diese Zufälligkeit _gesetzt_. Sie ist somit sich selbst aufhebende
- Vermittelung; die Vermittelung hat die Bestimmung der Einzelnheit und
- Unmittelbarkeit; was durch diesen Schluß zusammengeschlossen ist, muß
- vielmehr _an sich_ und _unmittelbar_ identisch seyn; denn jene Mitte,
- _die unmittelbar Einzelnheit_, ist das unendlich mannigfaltige und
- _äußerliche_ Bestimmtseyn. Es ist in ihr also vielmehr die sich
- _äußerliche_ Vermittelung gesetzt. Die Äußerlichkeit der
- Einzelnheit aber ist die Allgemeinheit; jene Vermittelung durch das
- unmittelbare Einzelne weist über sich selbst hinaus auf die _ihr
- andere_, welche somit durch das _Allgemeine_ geschieht.--Oder was
- durch den zweiten Schluß vereinigt seyn soll, muß _unmittelbar_
- zusammengeschlossen seyn; durch die _Unmittelbarkeit_, die ihm zu
- Grunde liegt, kommt ein bestimmtes Zusammenschließen nicht zu Stande.
- Die Unmittelbarkeit, auf welche er fortweist, ist die andere gegen
- die seinige,--die aufgehobene erste Unmittelbarkeit des Seyns,--also
- die in sich reflektirte, oder _an sich seyende_, das _abstrakte
- Allgemeine_.
- Der Übergang dieses Schlusses war nach der betrachteten Seite ein
- _Anderswerden_, wie das Übergehen des Seyns, weil ihm das
- Qualitative, und zwar die unmittelbare Einzelnheit zu Grunde liegt.
- Dem Begriffe nach aber schließt die Einzelnheit das Besondere und
- Allgemeine insofern zusammen, als sie die _Bestimmtheit_ des
- Besondern _aufhebt_; was sich als die Zufälligkeit dieses Schlusses
- darstellt; die Extreme werden nicht durch ihre bestimmte Beziehung,
- welche sie zum Medius Terminus haben, zusammengeschlossen; er ist
- daher _nicht_ ihre _bestimmte Einheit_, und die positive Einheit, die
- ihm noch zukommt, ist nur _die abstrakte Allgemeinheit_. Indem die
- Mitte in dieser Bestimmung, welche ihre Wahrheit ist, gesetzt wird,
- ist dieß aber eine andere Form des Schlusses.
- c. Die dritte Figur: E-A-B.
- 1. Dieser dritte Schluß hat keine einzige unmittelbare Prämisse mehr;
- die Beziehung E-A ist durch den ersten, die Beziehung B-A durch den
- zweiten Schluß vermittelt worden. Er setzt daher die beiden ersten
- Schlüsse voraus; aber umgekehrt setzen beide ihn voraus, so wie
- überhaupt jeder die beiden übrigen voraussetzt. In ihm ist somit
- überhaupt die Bestimmung des Schlusse vollendet.--Diese gegenseitige
- Vermittelung enthält eben dieß, daß jeder Schluß, ob zwar für sich
- die Vermittelung, zugleich nicht an ihm selbst die Totalität
- derselben ist, sondern eine Unmittelbarkeit an ihm hat, deren
- Vermittelung sich außer ihm befindet.
- Der Schluß E-A-B an ihm selbst betrachtet, ist die Wahrheit des
- formalen Schlusses, er drückt dieß aus, daß dessen Vermittelung die
- abstrakt allgemeine ist, und die Extreme nach ihrer wesentlichen
- Bestimmtheit, nicht in der Mitte, sondern nur nach ihrer
- Allgemeinheit enthalten, vielmehr also das gerade nicht darin
- zusammengeschlossen ist, was vermittelt seyn sollte. Es ist also
- hier das gesetzt, worin der Formalismus des Schlusses besteht, dessen
- Termini einen umittelbaren gegen die Form gleichgültigen Inhalt haben,
- oder was dasselbe ist, solche Formbestimmungen sind, die sich noch
- nicht zu Inhaltsbestimmungen reflektirt haben.
- 2. Die Mitte dieses Schlusses ist zwar die Einheit der Extreme, aber
- worin von ihrer Bestimmtheit abstrahirt ist, das _unbestimmte_
- Allgemeine. Insofern aber dieß Allgemein zugleich als das Abstrakte
- von den Extremen als den _Bestimmten_ unterschieden ist, ist es auch
- selbst noch ein _Bestimmtes_ gegen sie, und das Ganze ein Schluß,
- dessen Verhältniß zu seinem Begriffe zu betrachten ist. Die Mitte
- ist als das Allgemeine gegen ihre _beiden_ Extreme subsumirend oder
- Prädikat, nicht auch das eine Mal subsumirt oder Subjekt. Insofern
- er daher als _eine Art_ des Schlusses diesem entsprechen soll, so
- kann dieß nur geschehen, daß, indem die eine Beziehung E-A schon das
- gehörige Verhältniß hat, auch die andere A-B dasselbe erhalte. Dieß
- geschieht in einem Urtheil, worin das Verhältniß von Subjekt und
- Prädikat gleichgültig ist, in einem _negativen_ Urtheil. So wird der
- Schluß legitim; aber die Konklusion notwendig negativ.
- Damit ist es nun auch gleichgültig, welche von den beiden
- Bestimmungen dieses Satzes als Prädikat oder als Subjekt, und im
- Schlusse ob als Extrem der Einzelnheit oder als das der Besonderheit,
- hiermit ob als Terminus Minor oder als Terminus Major genommen werde.
- Indem es hiervon nach dem gewöhnlichen Annahme abhängt, welche von
- den Prämissen die Major oder Minor seyn soll, so ist dieß hier
- gleichgültig geworden.--Dieß ist der Grund der gewöhnlichen _vierten
- Figur_ des Schlusses, die Aristoteles nicht gekannt, und die vollends
- einen ganz leere, interesselosen Unterschied betrifft. Die
- unmittelbare Stellung der Terminorum ist darin die _umgekehrte_ der
- Stellung der ersten Figur; das Subjekt und Prädikat des negativen
- Schlußsatzes nach der formalen Betrachtung des Urtheils das bestimmte
- Verhältniß von Subjekt und Prädikat nicht haben, sondern eines die
- Stelle des andern einnehmen kann, so ist es gleichgültig, welcher
- Terminus als Subjekt, und welcher als Prädikat genommen werden; daher
- ebenso gleichgültig, welche Prämisse als Major oder Minor genommen
- wird.--Diese Gleichgültigkeit, zu der auch die Bestimmung der
- Partikularität (insbesondere insofern bemerkt wird, daß sie im
- komprehensiven Sinne genommen werden kann) verhilft, macht jene
- vierte Figur zu etwas ganz Müßigem.
- 3. Die objektive Bedeutung des Schlusses, worin das Allgemeine die
- Mitte ist, ist, daß das Vermittelnde als Einheit der Extreme
- _wesentlich Allgemeines_ ist. Indem die Allgemeinheit aber zunächst
- nur die qualitative oder abstrakte Allgemeinheit ist, so ist die
- Bestimmtheit der Extreme darin nicht enthalten; ihr Zusammenschließen,
- wenn es Statt finden soll, muß ebenso in einer außer diesem Schlusse
- liegenden Vermittelung ihren Grund haben, und ist in Rücksicht auf
- diesen ganz so zufällig, als bei den vorhergehenden Formen der
- Schlüsse. Indem nun aber das Allgemeine als die Mitte bestimmt, und
- darin die Bestimmtheit der Extreme nicht enthalten ist, so ist diese
- als eine völlig gleichgültige und äußerliche gesetzt.--Es ist hiermit
- zunächst nach dieser bloßen Abstraktion allerdings eine _vierte
- Figur_ des Schlusses entstanden, nämlich die des _verhältnißlosen_
- Schlusses: A-A-A, welcher von dem Qualitativen Unterschiede der
- Terminourm abstrahirt, und somit die bloß äußerliche Einheit
- derselben, nämlich die _Gleichheit_ derselben zur Bestimmung hat.
- d. Die vierte Figur: A-A-A, oder der mathematische Schluß.
- 1. Der mathematische Schluß heißt: Wenn _zwei Dinge oder Bestimmungen
- einem Dritten gleich sind, so sind sie unter sich gleich_.--Das
- Verhältniß von Inhärenz oder Subsumtion der Terminorum ist darin
- ausgelöscht.
- Ein _Drittes_ überhaupt ist das Vermittelnde; aber es hat ganz und
- gar keine Bestimmung gegen seine Extreme. Jedes der dreien kann
- daher gleich gut das dritte Vermittelnde seyn. Welches dazu
- gebraucht, welche der drei Beziehungen daher als die unmittelbaren,
- und welche als die vermittelte genommen werden soll, hängt von äußern
- Umständen und sonstigen Bedingungen ab;--nämlich davon, welche zwei
- derselben die unmittelbar _gegebenen_ sind. Aber diese Bestimmung
- geht den Schluß selbst nichts an, und ist völlig äußerlich.
- 2. Der mathematische Schluß gilt als ein _Axiom_ in der Mathematik;
- --_als ein an und für sich einleuchtender, erster_ Satz, der keines
- Beweises, d. h. keiner Vermittelung fähig sey, noch bedürfe, nichts
- Anderes voraussetze, noch daraus hergeleitet werden könne.--Wenn der
- Vorzug desselben, unmittelbar _einleuchtend_ zu seyn, näher
- betrachtet wird, so zeigt es sich, daß er in dem Formalismus dieses
- Schlusses liegt, der von aller qualitativen Verschiedenheit der
- Bestimmungen abstrahirt, und nur ihre quantitative Gleichheit oder
- Ungleichheit aufnimmt. Aus eben diesem Grunde ist er aber nicht ohne
- Voraussetzung oder unvermittelt; die quantitative Bestimmung, die in
- ihm allein in Rücksicht kommt, ist nur _durch die Abstraktion_ von
- dem qualitativen Unterschiede und den Begriffsbestimmungen.--Linien,
- Figuren, die einander gleich gesetzt werden, werden nur nach ihrer
- Größe verstanden; ein Dreieck wird einem Quadrate gleich gesetzt,
- aber nicht als Dreieck dem Quadrat, sondern allein der Größe nach u.
- s. f. Ebenso tritt der Begriff und seine Bestimmungen nicht in
- dieses Schließen ein; es wird damit überhaupt nicht _begriffen_; auch
- hat der Verstand nicht einmal die formalen, abstrakten
- Begriffsbestimmungen vor sich; das Einleuchtende dieses Schlusses
- beruht daher nur darauf, daß er an Gedankenbestimmung so dürftig und
- abstrakt ist.
- 3. Aber das _Resultat des Schlusses des Daseyns_ ist nicht bloß diese
- Abstraktion von aller Begriffsbestimmtheit; die _Negativität_ der
- unmittelbaren, abstrakten Bestimmungen, welche daraus hervorging, hat
- noch eine andere _positive_ Seite, daß nämlich in die abstrakte
- Bestimmtheit _ihre andere gesetzt_, und sie dadurch _konkret_
- geworden ist.
- Vor's Erste haben die sämmtlichen Schlüsse des Daseyns sich
- gegenseitig zur _Voraussetzung_, und die im Schlußsatze
- zusammengeschlossenen Extreme sind nur insofern wahrhaft und an und
- für sich zusammengeschlossen, als sie _sonst_ durch eine anderswo
- gegründete Identität vereinigt sind; der Medius Terminus, wie er in
- den betrachteten Schlüssen beschaffen ist, _soll_ ihre
- Begriffseinheit seyn, aber ist nur eine formale Bestimmtheit, die
- nicht als ihre konkrete Einheit gesetzt ist. Aber dieß
- _Vorausgesetzte_ einer jeden jener Vermittelungen ist nicht bloß eine
- _gegebene Unmittelbarkeit_ überhaupt, wie im mathematischen Schlusse,
- sondern es ist selbst eine Vermittelung, nämlich für jeden die beiden
- andern Schlüsse. Was also wahrhaft vorhanden ist, ist nicht die auf
- eine gegebene Unmittelbarkeit, sondern die auf Vermittelung sich
- gründende Vermittelung. Dieß ist somit nicht die quantitative, von
- der Form der Vermittelung abstrahirende, sondern vielmehr die sich
- _auf Vermittelung beziehende Vermittelung_, oder die _Vermittelung
- der Reflexion_. Der Kreis des gegenseitigen Voraussetzens, den diese
- Schlüsse mit einander schließen, ist die Rückkehr dieses
- Voraussetzens in sich selbst, welches darin eine Totalität bildet,
- und das _Andere_, worauf jeder einzelne Schluß hinweist, nicht
- vermöge der Abstraktion _außerhalb_ hat, sondern _innerhalb_ des
- Kreises befaßt.
- Ferner von Seiten der _einzelnen Formbestimmungen_ hat sich gezeigt,
- daß in diesem ganzen der formalen Schlüsse jede einzelne zur _Stelle_
- der _Mitte_ gekommen ist. Unmittelbar war diese als die
- _Besonderheit_ bestimmt; hierauf bestimmte sie sich durch die
- dialektische Bewegung als _Einzelnheit_ und _Allgemeinheit_. Ebenso
- ging jede dieser Bestimmungen _die Stellen der beiden Extreme_
- hindurch. _Das bloß negative Resultat_ ist das Auslöschen der
- qualitativen Formbestimmungen im bloß quantitativen, mathematischen
- Schlusse. Aber was wahrhaft vorhanden ist, ist das _positive
- Resultat_, daß die Vermittelung nicht durch eine _einzelne_,
- qualitative Formbestimmtheit geschieht, sondern durch die _konkrete
- Identität_ derselben. Der Mangel und Formalismus der drei
- betrachteten Figuren der Schlüsse besteht eben darin, daß eine solche
- einzelne Bestimmtheit die Mitte in ihnen ausmachen sollte.--Die
- Vermittelung hat sich also als die Gleichgültigkeit der unmittelbaren
- oder abstrakten Formbestimmungen und als positive _Reflexion_ der
- einen in die andere bestimmt. Der unmittelbare Schluß des Daseyns
- ist hiermit in den _Schluß der Reflexion_ übergegangen.
- Anmerkung.
- In der hier gegebenen Darstellung der Natur des Schlusses und seiner
- verschiedenen Formen ist auch beiläufig auf dasjenige Rücksicht
- genommen worden, was in der gewöhnlichen Betrachtung und Behandlung
- der Schlüsse das Haupt-Interesse ausmacht, nämlich wie in jeder Figur
- ein richtiger Schluß gemacht werden könne; doch ist dabei nur das
- Haupt-Moment angegeben und die Fälle und Verwickelungen übergangen
- worden, welche entstehen, wenn der Unterschied von positiven und
- negativen Urtheilen nebst der quantitativen Bestimmung, besonders der
- Partikualrität, mit dazu gezogen wird.--Einige Bemerkungen über die
- gewöhnliche Ansicht und Behandlungsweise des Schlusses in der Logik
- werden hier noch an ihrem Orte stehen.--Bekanntlich wurde diese Lehre
- so ins Genaue ausgebildet, bis ihre sogenannten Spitzfindigkeiten zum
- allgemeinen Verdrusse und Ekel geworden sind. Indem der _natürliche
- Verstand_ sich gegen die substanzlosen Reflexions-Formen nach allen
- Seiten der Geistesbildung geltend machte, kehrte er sich auch gegen
- jene künstliche Kenntniß der Vernunftformen, und meinte solche
- Wissenschaft aus dem Grunde entbehren zu können, weil er die darin
- verzeichneten einzelnen Denk-Operationen von Natur ohne besonderes
- Erlernen schon von selbst verrichte. Der Mensch wäre in der That in
- Ansehung des vernünftigen Denkens ebenso übel daran, wenn die
- Bedingung desselben das mühselige Studium der Schlußformeln wäre, als
- er (wie in der Vorrede schon bemerkt worden) übel daran seyn würde,
- wenn er nicht gehen und verdauen könnte, ohne Anatomie und
- Physiologie studirt zu haben. Wie auch das Studium dieser
- Wissenschaften für das diätetische Verhalten nicht ohne Nutzen seyn
- mag, so wird auch dem Studium der Vernunftformen ohne Zweifel ein
- noch wichtigerer Einfluß auf die Richtigkeit des Denkens
- zuzuschreiben seyn; aber ohne in diese Seite, welche die Bildung des
- subjektiven Denkens, daher eigentlich die Pädagogik angeht, hier
- einzugehen, so wird zugegeben werden müssen, daß das Studium, welches
- die Operations-Weisen und Gesetze der Vernunft zum Gegenstand habe,
- an und für sich vom größten Interesse seyn müsse,--von einem
- wenigstens nicht geringerem, als die Kenntniß der Gesetze der Natur
- und der besonderen Gestaltungen derselben. Wenn es nicht gering
- geachtet wird, etliche und sechzig Arten von Papageyen, hundert und
- sieben und dreißig Arten der Veronica u. s. f. aufgefunden zu haben,
- so wird es noch viel weniger für gering geachtet werden dürfen, die
- Vernunftformen auszufinden; ist nicht eine Figur des Schlusses ein
- unendlich Höheres, als eine Papageyoder eine Veronica-Art?
- So sehr es daher für nichts mehr als Rohheit anzusehen ist, die
- Kenntnisse der Vernunftformen überhaupt zu verachten, so sehr ist
- zuzugeben, daß die gewöhnliche Darstellung des Schlusses und seiner
- besonderen Gestaltungen nicht eine _vernünftige_ Erkenntniß, nicht
- eine Darstellung derselben als _Vernunftformen_ ist, und die
- syllogistische Weisheit sich durch ihren Unwerth die Geringschätzung
- zugezogen hat, die sie erfuhr. Ihr Mangel besteht darin, daß sie
- schlechterdings bei der _Verstandesform_ des Schlusses stehen bleibt,
- nach welcher die Begriffsbestimmungen als _abstrakte_ formelle
- Bestimmungen genommen werden. Es ist um so inkonsequenter, sie als
- abstrakte Qualitäten fest zu halten, da im Schlusse die _Beziehungen_
- derselben das Wesentliche ausmachen, und die Inhärenz und Subsumtion
- es schon enthält, daß das Einzelne, weil ihm das Allgemeine inhärirt,
- selbst Allgemeines, und das Allgemeine, weil es das Einzelne
- subsumirt, selbst Einzelnes ist, und näher der Schluß eben diese
- _Einheit_ als _Mitte_ ausdrücklich setzt, und seine Bestimmung gerade
- die _Vermittelung_ ist, d. i. daß die Begriffsbestimmungen nicht mehr
- wie im Urtheile ihre Äußerlichkeit gegen einander, sondern vielmehr
- ihre Einheit zur Grundlage haben.--Es ist somit durch den Begriff des
- Schlusses die Unvollkommenheit des formalen Schlusses ausgesprochen,
- in welchem die Mitte, nicht als Einheit der Extreme, sondern als eine
- formale, von ihnen qualitativ verschiedene, abstrakte Bestimmung
- festgehalten werden soll.--Die Betrachtung wird noch dadurch
- gehaltleerer, daß auch solche Beziehungen oder Urtheile, worin selbst
- die formellen Bestimmungen gleichgültig werden, wie im negativen und
- partikularen Urtheile, und die sich daher den Sätzen nähern, noch als
- vollkommene Verhältnisse angenommen werden.--Indem nun überhaupt die
- qualitative Form E-B-A als das Letzte und Absolute gilt, so fällt die
- dialektische Betrachtung des Schlusses ganz hinweg, die übrigen
- Schlüsse werden somit nicht als _nothwendige Veränderungen_ jener
- Form, sondern als _Arten_ betrachtet.--Es ist hierbei gleichgültig,
- ob der erste formale Schluß selbst nur als eine Art _neben_ den
- übrigen, oder aber als _Gattung_ und Art zugleich betrachtet wird;
- letzteres geschieht, indem die übrigen Schlüsse auf den ersten
- zurückgebracht werden. Geschieht diese Reduktion nicht ausdrücklich,
- so liegt immer dasselbe formelle Verhältniß der äußerlichen
- Subsumtion zu Grunde, welche die erste Figur ausdrückt.
- Dieser formelle Schluß ist der Widerspruch, daß die Mitte die
- bestimmte Einheit der Extreme seyn soll, aber nicht als diese Einheit,
- sondern als eine von denen, deren Einheit sie seyn soll, qualitativ
- verschiedene Bestimmung ist. Weil der Schluß dieser Widerspruch ist,
- ist er an ihm selbst dialektisch. Seine dialektische Bewegung stellt
- ihn in den vollständigen Begriffs-Momenten dar, daß nicht nur jenes
- Verhältniß der Subsumtion, oder die Besonderheit, sondern _ebenso
- wesentlich_ die negative Einheit und die Allgemeinheit Momente des
- Zusammenschließens sind. Insofern jedes derselben für sich ebenso
- nur ein einseitiges Moment der Besonderheit ist, sind sie gleichfalls
- unvollkommene Mitten, aber zugleich machen sie die entwickelten
- Bestimmungen derselben aus; der ganze Verlauf durch die drei Figuren
- stellt die Mitte in jeder dieser Bestimmungen nach einander dar, und
- das wahre Resultat, das daraus hervorgeht, ist, daß die Mitte nicht
- eine einzelne, sondern die Totalität derselben ist.
- Der Mangel des formalen Schlusses liegt daher nicht in der _Form des
- Schlusses_,--sie ist vielmehr die Form der Vernünftigkeit,--sondern
- daß sie nur als _abstrakte_, daher begrifflose Form ist. Es ist
- gezeigt worden, daß die abstrakte Bestimmung um ihrer abstrakten
- Beziehung auf sich willen ebenso sehr als Inhalt betrachtet werden
- kann; insofern leistet der formale Schluß weiter nichts, als daß eine
- Beziehung eines Subjekts auf ein Prädikat _nur aus diesem Medius
- Terminus _folge oder nicht folge. Es hilft nichts, einen Satz durch
- einen solchen Schluß erwiesen zu haben; um der abstrakten
- Bestimmtheit des Medius Terminus willen, der eine begrifflose
- Qualität ist, kann es ebenso gut andere Medius Terminos geben, aus
- denen das Gegentheil folgt, ja aus demselben Medius Terminus können
- auch wieder entgegengesetzte Prädikate durch weitere Schlüsse
- abgeleitet werden.--Außerdem, daß der formale Schluß nicht viel
- leistet, ist er auch etwas sehr Einfaches; die vielen Regeln, welche
- erfunden worden, sind schon darum lästig, weil sie mit der einfachen
- Natur der Sache so sehr kontrastiren, dann aber auch, weil sie sich
- auf die Fälle beziehen, wo der formale Gehalt des Schlusses durch die
- äußerliche Formbestimmung, besonders der Partikularität, vornehmlich
- insofern sie zu diesem Behuf in komprehensivem Sinne genommen werden
- muß, vollends vermindert, und auch der Form nach nur ganz gehaltlose
- Resultate herausgebracht werden.--Die gerechteste und wichtigste
- Seite der Ungunst, in welche die Syllogistik verfallen, ist aber, daß
- sie eine so weitläufige _begrifflose_ Beschäftigung mit einem
- Gegenstande sind, dessen einziger Inhalt der _Begriff_ selbst ist.
- --Die vielen syllogistischen Regeln erinnern an das Verfahren der
- Rechnmeister, welche gleichfalls eine Menge Regeln über die
- arithmetischen Operationen geben, welche alle voraus setzen, daß man
- den _Begriff_ der Operation nicht habe.--Aber die Zahlen sind ein
- begriffloser Stoff, die Rechen-Operation ist ein äußerliches
- Zusammenfassen oder Trennen, ein mechanisches Verfahren, wie denn
- Rechenmaschinen erfunden worden sind, welche diese Operationen
- vollbringen; das Härteste und Grellste dagegen ist, wenn die
- Formbestimmungen des Schlusses, welche Begriffe sind, als ein
- begriffloser Stoff behandelt werden.
- Das Äußerste von diesem begrifflosen Nehmen der Begriffsbestimmungen
- des Schlusses ist wohl, daß Leibnitz (Opp. Tom. II. P. I.) den
- Schluß dem kombinatorischen Calcul unterworfen, und durch denselben
- berechnet hat, wie viele Stellungen des Schlusses möglich sind;--mit
- Rücksicht nämlich auf die Unterschiede von positiven und negativen,
- dann von allgemeinen, partikularen, unbestimmten und singularen
- Urtheilen; es finden sich solcher Verbindungen 2048 möglich, wovon
- nach Ausschließung der unbrauchbaren 24 brauchbare Figuren übrig
- bleiben.--Leibnitz macht sehr viel von der Nützlichkeit der
- kombinatorischen Analysis, um nicht nur die Formen des Schlusses,
- sondern auch die Verbindungen von anderen Begriffen zu finden. Die
- Operation, wodurch dieß gefunden wird, ist dieselbe, wodurch
- berechnet wird, wie viele Verbindungen von Buchstaben ein Alphabet
- zuläßt, wie vielerlei Würfe in einem Würfelspiel, Spiele mit einer
- L'hombre-Charte möglich sind u. s. f. Man findet hier also die
- Bestimmungen des Schlusses in Eine Klasse mit den Punkten des Würfels
- und der L'hombre-Charte gesetzt, das Vernünftige als ein todtes und
- begriffloses genommen, und das Eigenthümliche des Begriffs und seiner
- Bestimmungen, als geistige Wesen _sich zu beziehen_, und durch dieß
- Beziehen ihre _unmittelbare_ Bestimmung _aufzuheben_, auf der Seite
- gelassen.--Diese leibnitzische Anwendung des kombinatorischen Calculs
- auf den Schluß und auch die Verbindung anderer Begriffe unterschied
- sich von der verrufenen _lullianischen Kunst_ durch nichts, als daß
- sie von Seiten der _Anzahl_ methodischer war, übrigens an
- Sinnlosigkeit ihr gleich kam.--Es hing hiermit ein Lieblingsgedanke
- Leibnitzens zusammen, den er in der Jugend gefaßt, und der Unreifheit
- und Seichtigkeit desselben unerachtet auch späterhin nicht aufgab,
- von einer _allgemeinen Charakterisitk_ der Begriffe,--einer
- Schriftsprache, worin jeder Begriff dargestellt werde, wie er eine
- Beziehung aus andern ist, oder sich auf andere beziehe--als ob in der
- vernünftigen Verbindung, welche wesentlich dialektisch ist, ein
- Inhalt noch dieselben Bestimmungen behielte, die er hat, wenn er für
- sich fixirt ist.
- Der _ploucquetsche Calcul_ hat ohne Zweifel die konsequenteste
- Verfahrungsweise ergriffen, wodurch das Verhältniß des Schlusses
- fähig wird, dem Calcul unterworfen zu werden. Er beruht darauf, daß
- von dem Verhälntißunterschiede, dem Unterschiede der Einzelnheit,
- Besonderheit und Allgemeinheit im Urtheile abstrahirt, und die
- _abstrakte Identität_ des Subjekts und Prädikats festgehalten wird,
- wodurch sie in _mathematischer Gleichheit_ sind;--einer Beziehung,
- welche das Schließen zu einer völlig gehaltleeren und tautologischen
- Formirung von Sätzen macht.--Im Satze: _Die Rose ist roth_, soll das
- Prädikat nicht das allgemeine Roth, sondern nur das bestimmte _Roth
- der Rose_ bedeuten; im Satze Alle Christen sind Menschen, soll das
- Prädikat nur diejenigen Menschen bedeuten, welche Christen sind; aus
- diesem und dem Satze: die Juden sind keine Christen, folgt dann der
- Schlußsatz, der diesen syllogistischen Calcul bei _Mendelssohn_ nicht
- gut empfohlen hat: _Also sind die Juden keine Menschen_ (nämliche
- diejenigen Menschen nicht, welche die Christen sind).--_Ploucquet_
- giebt als eine Folge seiner Erfindung an, _posse etiam urdes
- mechanice totam logicam doceri_, uti pueri arithmeticam docentur, ita
- quidem, ut nulla formidine in rationciniis suis errandi torqueri, vel
- fallaciis circumveniri possint, si in calculo non errant.--Diese
- Empfehlung, daß Ungebildeten durch den Calcul _mechanisch_ die ganze
- Logik beigebracht werden könne, ist wohl das Schlimmste, was von
- einer Erfindung über die Darstellung der logischen Wissenschaft
- gesagt werden kann.
- B. Der Schluß der Reflexion.
- Der Verlauf des qualitativen Schlusses hat das _Abstrakte_ der
- Bestimmungen desselben aufgehoben; der Terminus hat sich dadurch als
- eine solche Bestimmtheit gesetzt, in welcher auch die andere
- _scheint_. Außer den abstrakten Terminis ist im Schlusse auch die
- _Beziehung_ derselben vorhanden, und im Schlußsatz ist sie als eine
- vermittelte und nothwendige gesetzt; daher ist jede Bestimmtheit in
- Wahrheit nicht als eine einzelne für sich, sondern als Beziehung der
- andern, als _konkrete_ Bestimmtheit, gesetzt. Die _Mitte_ war die
- abstrakte Besonderheit, für sich eine einfache Bestimmtheit, und
- Mitte nur äußerlich und relativ gegen die selbstständigen Extreme.
- Nunmehr ist sie gesetzt als die _Totalität_ der Bestimmungen; so ist
- sie die _gesetzte_ Einheit der Extreme; zunächst aber die Einheit der
- Reflexion, welche sie in sich befaßt;--ein Befassen, welches als
- _erstes_ Aufheben der Unmittelbarkeit und erstes Beziehen der
- Bestimmungen noch nicht die absolute Identität des Begriffes ist.
- Die Extreme sind die Bestimmungen des Urtheils der Reflexion;
- eigentliche _Einzelnheit_ und _Allgemeinheit_ als
- Verhältnißbestimmung, oder eine Mannigfaltiges in sich
- zusammenfassende Reflexion. Aber das einzelne Subjekt enthält auch,
- wie beim Urtheile der Reflexion gezeigt worden, außer der bloßen
- Einzelnheit, die der Form angehört, die Bestimmtheit, als schlechthin
- in sich reflektirte Allgemeinheit, als vorausgesetze, d. h. hier noch
- unmittelbar angenommene, _Gattung_.
- Aus dieser Bestimmtheit der Extreme, welche dem Verlauf der
- Urtheilsbestimmung angehört, ergiebt sich der nähere Inhalt der
- _Mitte_, auf die es wesentlich beim Schlusse ankommt, da sie ihn vom
- Urtheile unterscheidet. Sie enthält 1) die _Einzelnheit_, 2) aber
- zur Allgemeinheit erweitert, als _Alle_, 3) die zum Grunde liegende,
- Einzelnheit und abstrakte Allgemeinheit schlechthin in sich
- vereinigende Allgemeinheit, _die Gattung_.--Der Schluß der Reflexion
- hat auf diese Weise erst die _eigentliche Bestimmtheit_ der Form,
- indem die Mitte als die Totalität der Bestimmungen _gesetzt_ ist; der
- unmittelbare Schluß ist gegen ihn deswegen der _unbestimmte_, als die
- Mitte erst noch die abstrakte Besonderheit ist, in welcher die
- Momente ihres Begriffs noch nicht gesetzt sind.--Dieser erste Schluß
- der Reflexion kann der _Schluß der Allheit_ genannt werden.
- a. Schluß der Allheit.
- 1. Der Schluß der Allheit ist der Verstandesschluß in seiner
- Vollkommenheit, mehr aber noch nicht. Daß die Mitte in ihm nicht
- _abstrakte_ Besonderheit, sondern in ihre Momente entwickelt und
- daher als konkrete ist, ist zwar ein wesentliches Erforderniß für den
- Begriff, allein die Form der _Allheit_ faßt das Einzelne zunächst nur
- äußerlich in die Allgemeinheit zusammen, und umgekehrt erhält sie das
- Einzelne noch als ein unmittelbar für sich bestehendes in der
- Allgemeinheit. Die Negation der Unmittelbarkeit der Bestimmungen,
- die das Resultat des Schlusses des Daseyns war, ist nur die _erste_
- Negation, noch nicht die Negation der Negation, oder absolute
- Reflexion in sich. Jener die einzelnen Bestimmungen in sich
- befassenden Allgemeinheit der Reflexion liegen sie daher noch zu
- Grunde,--oder die Allheit ist noch nicht die Allgemeinheit des
- Begriffs, sondern die äußere der Reflexion.
- Der Schluß des Daseyns war darum zufällig, weil der Medius Terminus
- desselben als eine einzelne Bestimmtheit des konkreten Subjekts eine
- unbestimmbare Menge anderer solcher Mediorum Terminorum zuläßt, und
- damit das Subjekt mit unbestimmbar anderen, und mit entgegengesetzten
- Prädikaten zusammen geschlossen seyn konnte. Indem die Mitte aber
- nunmehr _die Einzelnheit_ enthält, und hierdurch selbst konkret ist,
- so kann durch sie mit dem Subjekt nur ein Prädikat verbunden werden,
- das ihm als konkreten zukommt.--Wenn z.B. aus dem Medius Terminus :
- _Grün_, geschlossen werden sollte, daß ein Gemälde angenehm sey, weil
- das Grün dem Auge angenehm ist, oder ein Gedicht, ein Gebäude u. s. f.
- schön sey, weil er _Regelmäßigkeit_ besitze, so könnte das Gemälde u.
- s. f. dessen ungeachtet häßlich seyn, um anderer Bestimmungen willen,
- aus denen auf dieß letztere Prädikat geschlossen werden könnte.
- Indem hingegen der Medius Terminus die Bestimmung der _Allheit_ hat,
- so enthält er das Grüne, die Regelmäßigkeit als _ein Konkretes_, das
- eben darum nicht die Abstraktion eines bloß Grünen, Regelmäßigen u. s.
- f. ist; mit diesem _Konkreten_ können nun nur Prädikate verbunden
- seyn, die der _Totalität des Konkreten_ gemäß sind.--In dem Urtheil:
- _Das Grüne_ oder _Regelmäßige ist angenehm_, ist das Subjekt nur die
- Abstraktion von Grün, Regelmäßigkeit; in dem Satze: _Alles Grüne oder
- Regelmäßige ist angenehm_, ist das Subjekt dagegen: alle wirklichen
- konkreten Gegenstände, die grün oder regelmäßig sind, die also _als
- konkrete_ mit _allen ihren Eigenschaften_, die sie außer dem Grünen
- oder der Regelmäßigkeit noch haben, genommen werden.
- 2. Diese Reflexions-Vollkommenheit des Schlusses macht ihn aber eben
- hiermit zu einem bloßen Blendwerk. Der Medius Terminus hat die
- Bestimmtheit: _Alle_; diesen kommt im Obersatze das Prädikat
- _unmittelbar_ zu, das mit dem Subjekte zusammen geschlossen wird.
- Aber _Alle_ sind _alle Einzelne_; darin hat also das einzelne Subjekt
- jenes Prädikat schon unmittelbar, und _erhält es nicht erst durch den
- Schluß_.--Oder das Subjekt erhält durch den Schlußsatz ein Prädikat
- als eine Folge; der Obersatz aber enthält in sich schon diesen
- Schlußsatz; _der Obersatz ist also nicht für sich richtig_, oder ist
- nicht ein unmittelbares, vorausgesetztes Urtheil, sondern _setzt
- selbst schon den Schlußsatz voraus_, dessen Grund er seyn sollte.--In
- dem beliebten vollkommenen Schlusse:
- Alle Menschen sind sterblich,
- _Nun ist Cajus ein Mensch_,
- Ergo ist Cajus sterblich,
- ist der Obersatz nur darum und insofern richtig, als der _Schlußsatz
- richtig_ ist; wäre Cajus zufälligerweise nicht sterblich, so wäre der
- Obersatz nicht richtig. Der Satz, welcher Schlußsatz seyn sollte,
- muß schon unmittelbar für sich richtig seyn, weil der Obersatz sonst
- nicht Alle Einzelne befassen könnte; ehe der Obersatz als richtig
- gelten kann, ist _vorher_ die Frage, ob nicht jener Schlußsatz selbst
- eine _Instanz_ gegen ihn sey.
- 3. Beim Schlusse des Daseyns ergab sich aus dem Begriffe des
- Schlusses, daß die Prämissen als _unmittelbare_ dem Schlußsatze,
- nämlich der durch den Begriff des Schlusses geforderten
- _Vermittelung_, widersprachen, daß der erste Schluß daher andere, und
- umgekehrt diese anderen ihn voraussetzen.
- Im Schlusse der Reflexion ist dieß an ihm selbst gesetzt, daß der
- Obersatz seinen Schlußsatz voraussetzt, indem jener die Verbindung
- des Einzelnen mit einem Prädikate enthält, welche eben erst
- Schlußsatz seyn soll.
- Was also in der That vorhanden ist, kann zunächst so ausgedrückt
- werden: daß der Reflexions-Schluß nur ein äußerlicher leerer _Schein
- des Schließens_ ist,--daß somit das Wesen hiermit die Mitte ausmacht,
- und als solche zu setzen ist;--die Einzelnheit, welche als solche ist,
- und nur äußerlich die Allgemeinheit an ihr hat.--Oder nach dem
- nähern Inhalt des Reflxions-Schlusses zeigte sich, daß das Einzelne
- in _unmittelbarer_, nicht einer erschlossenen Beziehung auf sein
- Prädikat steht, und daß der Obersatz, die Verbindung eines Besondern
- mit einem Allgemeinen, oder näher eines formell Allgemeinen mit einem
- an sich Allgemeinen, durch die Beziehung der Einzelnheit, die in
- jenem vorhanden ist,--der Einzelnheit als Allheit,--vermittelt ist.
- Dieß aber ist _der Schluß der Induktion_.
- b. Schluß der Induktion.
- 1. Der Schluß der Allheit steht unter dem Schema der ersten Figur:
- E-B-A; der Schluß der Induktion unter dem der zweiten A-E-B, da er
- wieder die Einzelnheit zur Mitte hat, nicht die _abstrakte_
- Einzelnheit, sondern als _vollständig_, nämlich gesetzt mit der ihr
- entgegengesetzen Bestimmung, der Allgemeinheit.--Das _eine Extrem_
- ist irgend ein Prädikat, das allen diesen Einzelnen gemeinschaftlich
- ist; die Beziehung desselben auf sie macht die unmittelbaren
- Prämissen aus, dergleichen eine im vorhergehenden Schlusse Schlußsatz
- seyn sollte.--Das _andere Extrem_ kann die unmittelbare _Gattung_
- seyn, wie sie in der Mitte des vorigen Schlusses, oder im Subjekte
- des universellen Urtheils vorhanden ist, und welche in den
- sämmtlichen Einzelnen oder auch Arten der Mitte erschöpft ist. Der
- Schluß hat hiernach die Gestalt:
- e
- e
- A--B.
- e
- e
- ins
- Unendliche
- 2. Die zweite Figur des formalen Schlusses A-E-B entsprach dem Schema
- darum nicht, weil in der einen Prämisse E, das die Mitte ausmacht,
- nicht subsumirend oder Prädikat war. In der Induktion ist dieser
- Mangel gehoben; die Mitte ist hier: _Alle Einzelne_; der Satz: A-E,
- welcher das objektive Allgemeine oder Gattung als zum Extrem
- ausgeschieden, als Subjekt enthält, hat ein Prädikat, das mit ihm
- wenigstens von gleichem Umfange, hiermit für die äußere Reflexion
- identisch ist. Der Löwe, Elephant u. s. f. machen die _Gattung_ des
- vierfüßigen Thiers aus; der Unterschied, daß _derselbe_ Inhalt das
- eine Mal in der Einzelnheit, das andere Mal in der Allgemeinheit
- gesetzt ist, ist hiermit bloße _gleichgültige Formbestimmung_,--eine
- Gleichgültigkeit, welche das im Reflexions-Schlusse gesetzte Resultat
- des formalen Schlusses, und hierdurch die Gleichheit des Umfangs
- gesetzt ist.
- Die Induktion ist daher nicht der Schluß der bloßen _Wahrnehmung_
- oder des zufälligen Daseyns, wie die ihm entsprechende zweite Figur,
- sondern Schluß der _Erfahrung_;--des subjektiven Zusammenfassens der
- Einzelnen in die Gattung, und des Zusammenschließens der Gattung mit
- einer allgemeinen Bestimmtheit, weil sie in allen Einzelnen
- angetroffen wird. Er hat auch die objektive Bedeutung, daß die
- unmittelbare Gattung sich durch die Totalität der Einzelnheit zu
- einer allgemeinen Eigenschaft bestimmt, in einem allgemeinen
- Verhältnisse oder Merkmal ihr Daseyn hat.--Allein die objektive
- Bedeutung dieses, wie der anderen Schlüsse ist nur erst ihr innerer
- Begriff, und hier noch nicht gesetzt.
- 3. Die Induktion ist vielmehr noch wesentlich ein subjektiver Schluß.
- Die Mitte sind die Einzelnen in ihrer Unmittelbarkeit, das
- Zusammenfassen derselben in die Gattung durch die Allheit ist eine
- _äußerliche_ Reflexion. Um der bestehenden _Unmittelbarkeit_ der
- Einzelnen, und um der daraus fließenden _Äußerlichkeit_ willen ist
- die Allgemeinheit nur Vollständigkeit, oder bleibt vielmehr _eine
- Aufgabe_.--Es kommt an ihr daher wieder der _Progreß_ in die
- schlechte Unendlichkeit zum Vorschein; die _Einzelnheit_ soll als
- _identisch_ mit der _Allgemeinheit_ gesetzt werden, aber indem die
- _Einzelnen_ ebenso sehr als _unmittelbare_ gesetzt sind, so bleibt
- jene Einheit nur ein perennirendes _Sollen_; sie ist eine Einheit der
- _Gleichheit_; die identisch seyn sollen, sollen es zugleich _nicht_
- seyn. Die a, b, c, d, e, nur ins _Unendliche_ fort machen die
- Gattung aus, und geben die vollendete Erfahrung. Der _Schlußsatz_
- der Induktion bleibt insofern _problematisch_.
- Indem sie aber dieß ausdrückt, daß die Wahrnehmung, um zur Erfahrung
- zu werden, _ins Unendliche_ fortgesetzt werden _soll_, setzt sie
- voraus, daß die Gattung mit ihrer Bestimmtheit _an und für sich_
- zusammengeschlossen sey. Sie setzt damit eigentlich ihren Schlußsatz
- vielmehr als ein Unmittelbares voraus, wie der Schluß der Allheit für
- eine seiner Prämissen den Schlußsatz voraussetzt.--Eine Erfahrung,
- die auf Induktion beruht, wird als gültig angenommen, _obgleich_ die
- Wahrnehmung zugestandenermaßen _nicht vollendet_ ist; es kann aber
- nur angenommen werden, daß sich keine _Instanz gegen_ jene Erfahrung
- ergeben könne, insofern diese _an und für sich_ wahr sey. Der Schluß
- durch Induktion gründet sich daher wohl auf eine Unmittelbarkeit,
- aber nicht auf die, auf die er sich gründen sollte, auf die _seyende_
- Unmittelbarkeit der _Einzelnheit_, sondern _auf die an und für sich
- seyende_, auf die _allgemeine_.-Die Grundbestimmung der Induktion ist,
- ein Schluß zu seyn; wenn die Einzelnheit als wesentliche, die
- Allgemeinheit aber nur als äußerliche Bestimmung der Mitte genommen
- wird, so fiele die Mitte in zwei unverbundene Theile aus einander,
- und es wäre kein Schluß vorhanden; diese Äußerlichkeit gehört
- vielmehr den Extremen an. _Die Einzelnheit_ kann nur Mitte seyn, _als
- unmittelbar identisch_ mit der Allgemeinheit; eine solche
- Allgemeinheit ist eigentlich die _objektive, die Gattung_.--Dieß kann
- auch so betrachtet werden: die Allgemeinheit ist an der Bestimmung
- der Einzelnheit, welche der Mitte der Induktion zu Grunde liegt,
- _äußerlich, aber wesentlich_; ein solches _Äußerliche_ ist so sehr
- unmittelbar sein Gegentheil, das _Innerliche_.--Die Wahrheit des
- Schlusses der Induktion ist daher ein solcher Schluß, der eine
- Einzelnheit zur Mitte hat, die unmittelbar _an sich selbst_
- Allgemeinheit ist;--_der Schluß der Analogie_.
- c. Der Schluß der Analogie.
- 1. Dieser Schluß hat die dritte Figur des unmittelbaren Schlusses:
- E-A-B zu seinem abstrakten Schema. Aber seine Mitte ist nicht mehr
- irgend eine einzelne Qualität, sondern eine Allgemeinheit, welche
- _die Reflexion-in-sich eines Konkreten_, somit die _Natur_ desselben
- ist;--und umgekehrt, weil sie so die Allgemeinheit als eines
- Konkreten ist, ist sie zugleich an sich selbst dieß _Konkrete_.--Es
- ist hier also ein Einzelnes die Mitte, aber nach seiner allgemeinen
- Natur; ferner ist ein anderes Einzelnes Extrem, welches mit jenem
- dieselbe allgemeine Natur hat. Z. B.:
- _Die Erde_ hat Bewohner,
- Der Mond ist _eine Erde_,
- Also hat der Mond Bewohner.
- 2. Die Analogie ist um so oberflächlicher, je mehr das Allgemeine, in
- welchem die beiden Einzelnen eins sind, und nach welchem das eine,
- Prädikat des andern wird, eine bloße _Qualität_, oder wie die
- Qualität subjektiv genommen wird, ein oder anderes _Merkmal_ ist,
- wenn die Identität beider hierin als eine bloße _Ähnlichkeit_
- genommen wird. Dergleichen Oberflächlichkeit aber, zu der eine
- Verstandes- oder Vernunftform dadurch gebracht wird, daß man sie in
- die Sphäre der bloßen _Vorstellung_ herabsetzt, sollte in der Logik
- gar nicht angeführt werden.--Auch ist es unpassend, den Obersatz
- dieses Schlusses so darzustellen, daß er lauten solle: _Was einem
- Objekte in einigen Merkmalen ähnlich ist, das ist ihm auch in andern
- ähnlich_. Auf solche Weise wird _die Form des Schlusses_ in Gestalt
- eines Inhalts ausgedrückt, und der empirische, eigentlich so zu
- nennende, Inhalt zusammen in den Untersatz verlegt. So könnte auch
- die ganze Form z.B. des ersten Schlusses als sein Obersatz
- ausgedrückt werden: _Was unter ein Anderes subsumirt ist, welchem ein
- Drittes inhärirt, dem inhärirt auch dieß Dritte; Nun aber_ und so
- fort. Aber beim Schlusse selbst kommt es nicht auf den empirischen
- Inhalt an, und seine eigene Form zum Inhalt eines Obersatzes zu
- machen, ist so gleichgültig, als ob jeder andere empirische Inhalt
- dafür genommen würde. Insofern es aber beim Schluß der Analogie auf
- jenen Inhalt, der nichts als die eigenthümliche Form des Schlusses
- enthält, nicht ankommen sollte, so käme es auch bei dem ersten Schluß
- ebenso sehr nicht darauf an, d. h. nicht auf das, was den Schluß zum
- Schlusse macht.--Worauf es ankommt, ist immer die Form des Schlusses,
- er mag nun diese selbst, oder etwas Anderes zu seinem empirischen
- Inhalte haben. So ist der Schluß der Analogie eine eigenthümliche
- Form, und es ist ein ganz leerer Grund, ihn nicht für eine solche
- ansehen zu wollen, weil seine Form zum Inhalt oder Materie eines
- Obersatzes gemacht werden könne, die Materie aber das Logische nicht
- angehe.--Was beim Schlusse der Analogie, etwa auch beim Schlusse der
- Induktion zu diesem Gedanken verleiten kann, ist daß in ihnen die
- Mitte und auch die Extreme weiter bestimmt sind, als in dem bloß
- formalen Schlusse, und daher die Formbestimmung, weil sie nicht mehr
- einfach und abstrakt ist, auch als _Inhaltsbestimmung_ erscheinen muß.
- Aber dieß, daß die Form sich so zum Inhalte bestimmt, ist erstlich
- ein nothwendiges Fortgehen des Formalen, und betrifft daher die Natur
- des Schlusses wesentlich; daher kann aber _zweitens_ eine solche
- Inhaltsbestimmung nicht als eine solche wie ein anderer empirischer
- Inhalt angesehen und davon abstrahirt werden.
- Wenn die Form des Schlusses der Analogie in jenem Ausdruck seines
- Obersatzes betrachtet wird, daß _wenn zwei Gegenstände in einer oder
- auch einigen Eigenschaften übereinkommen, so kommt dem einen auch
- eine weitere Eigenschaft zu, die der andere hat_, so kann es scheinen,
- daß dieser Schluß _vier Bestimmungen_, die quaternionem terminorum
- enthalte;--ein Umstand, der die Schwierigkeit mit sich führte, die
- Analogie in die Form eines formalen Schlusses zu bringen.--Es sind
- _zwei_ Einzelne, _drittens_ eine unmittelbar als gemeinschaftlich
- angenommene Eigenschaft, und _viertens_ die andere Eigenschaft, die
- das eine Einzelne unmittelbar hat, die das andere aber erst durch den
- Schluß erhält.--Dieß rührt daher, daß, wie sich ergeben hat, in dem
- analogischen Schlusse _die Mitte_ als Einzelnheit, aber unmittelbar
- _auch_ als deren wahre Allgemeinheit gesetzt ist.--_In der Induktion_
- ist außer den beiden Extremen die Mitte eine unbestimmbare Menge von
- Einzelnen; in diesem Schlusse sollte daher eine unendliche Menge von
- Terminis gezählt werden.--Im Schlusse der Allheit ist die
- Allgemeinheit an der Mitte nur erst als die äußerliche Formbestimmung
- der Allheit; im Schlusse der Analogie dagegen als wesentliche
- Allgemeinheit. Im obigen Beispiel ist der Medius Terminus : _die
- Erde_, als ein Konkretes genommen, das nach seiner Wahrheit ebenso
- sehr eine allgemeine Natur oder Gattung, als ein Einzelnes ist.
- Nach dieser Seite machte die Quaternio terminorum die Analogie nicht
- zu einem unvollkommenen Schluß. Aber er wird es durch sie nach einer
- andern Seite; denn wenn zwar das eine Subjekt dieselbe allgemeine
- Natur hat, als das andere, so ist es unbestimmt, ob dem einen Subjekt
- die Bestimmtheit, die auch für das andere erschlossen wird, vermöge
- seiner _Natur_, oder vermöge seiner _Besonderheit_ zukommt, ob z.B.
- die Erde als Weltkörper _überhaupt_, oder nur als dieser _besondere_
- Weltkörper Bewohner hat.--Die Analogie ist insofern noch ein Schluß
- der Reflexion, als Einzelnheit und Allgemeinheit in dessen Mitte
- _unmittelbar_ vereinigt sind. Um dieser Unmittelbarkeit willen ist
- noch die _Äußerlichkeit_ der Reflexions-Einheit vorhanden; das
- Einzelne ist nur _an sich_ die Gattung, es ist nicht in dieser
- Negativität gesetzt, wodurch seine Bestimmtheit als die eigene
- Bestimmtheit der Gattung wäre. Darum ist das Prädikat, das dem
- Einzelnen der Mitte zukommt, nicht auch schon Prädikat des andern
- Einzelnen, obgleich diese beide einerlei Gattung angehören.
- 3. E-B (der Mond hat Bewohner) ist der Schlußsatz; aber die eine
- Prämisse (die Erde hat Bewohner) ist ein eben solches E-B; insofern
- E-B ein Schlußsatz seyn soll, so liegt darin die Forderung, daß auch
- jene Prämisse ein solcher sey. Dieser Schluß ist somit in sich
- selbst die Forderung seiner gegen die Unmittelbarkeit, die er enthält;
- oder er setzt seinen Schlußsatz voraus. Ein Schluß des Daseyns hat
- seine Voraussetzung an den _andern_ Schlüssen des Daseyns; bei den so
- eben betrachteten ist sie in sie hinein gerückt, weil sie Schlüsse
- der Reflexion sind. Indem also der Schluß der Analogie die Forderung
- seiner Vermittelung gegen die Unmittelbarkeit ist, mit welcher seine
- Vermittelung behaftet ist, so ist es das Moment der _Einzelnheit_,
- dessen Aufhebung er fordert. So bleibt für die Mitte das objektive
- Allgemeine, die _Gattung_ gereinigt von der Unmittelbarkeit.--Die
- Gattung war im Schlusse der Analogie Moment der Mitte nur als
- _unmittelbare Voraussetzung_; indem der Schluß selbst die Aufhebung
- der vorausgesetzten Unmittelbarkeit fordert, so ist die Negation der
- Einzelnheit, und hiermit das Allgemeine nicht mehr unmittelbar
- sondern _gesetzt_.--Der Schluß der Reflexion enthielt erst die
- _erste_ Negation der Unmittelbarkeit; es ist nunmehr die zweite
- eingetreten, und damit die äußerliche Reflexions-Allgemeinheit zur an
- und für sich seyenden bestimmt.--Von der positiven Seite betrachtet,
- so zeigt sich der Schlußsatz identisch mit der Prämisse, die
- Vermittelung mit ihrer Voraussetzung zusammengegangen, hiermit eine
- Identität der Reflexions-Allgemeinheit, wodurch sie höhere
- Allgemeinheit geworden.
- Übersehen wir den Gang der Schlüsse der Reflexion, so ist die
- Vermittelung überhaupt die _gesetzte_, oder _konkrete_ Einheit der
- Formbestimmungen der Extreme; die Reflexion besteht in diesem Setzen
- der einen Bestimmung in der andern; das Vermittelnde ist so die
- _Allheit_. Als der wesentliche Grund derselben aber zeigt sich die
- _Einzelnheit_, und die Allgemeinheit nur als äußerliche Bestimmung an
- ihr, als _Vollständigkeit_. Die Allgemeinheit ist aber dem Einzelnen
- _wesentlich_, daß es zusammenschließende Mitte sey; es ist daher als
- _an sich_ seyendes Allgemeines zu nehmen. Es ist aber mit ihr nicht
- auf diese bloß positive Weise vereinigt, sondern in ihr aufgehoben,
- und negative Moment; so ist das Allgemeine, das an und für sich
- Seyende, gesetzte Gattung, und das einzelne als Unmittelbares ist
- vielmehr die Äußerlichkeit derselben, oder es ist _Extrem_.--Der
- Schluß der Reflexion steht überhaupt genommen unter den Schema B-E-A,
- das Einzelne ist darin noch als solches wesentliche Bestimmung der
- Mitte; indem sich seine Unmittelbarkeit aber aufgehoben hat, und die
- Mitte als an und für sich seyende Allgemeinheit bestimmt hat, so ist
- der Schluß unter das formelle Schema: E-A-B getreten, und der Schluß
- der Reflexion in den _Schluß der Nothwendigkeit_ übergegangen.
- C. Der Schluß der Nothwendigkeit.
- Das Vermittelnde hat sich nunmehr bestimmt 1) als _einfache_
- bestimmte Allgemeinheit, wie die Besonderheit in dem Schlusse des
- Daseyns ist; aber 2) als _objektive_ Allgemeinheit, das heißt, welche
- die ganze Bestimmtheit der unterschiedenen Extreme enthält, wie die
- Allheit des Schlusses der Reflexion; eine _erfüllte_, aber _einfache_
- Allgemeinheit; die _allgemeine Natur_ der Sache, die _Gattung_.
- Dieser Schluß ist _inhaltsvoll_, weil die _abstrakte_ Mitte des
- Schlusses des Daseyns sich zum _bestimmten Unterschiede_ gesetzt, wie
- sie als Mitte des Reflexions-Schlusses ist, aber dieser Unterschied
- wieder in die einfache Identität sich reflektirt hat.--Dieser Schluß
- ist daher Schluß der _Nothwendigkeit_, da seine Mitte kein sonstiger
- unmittelbarer Inhalt, sondern die Reflexion der Bestimmtheit der
- Extreme in sich ist. Diese haben an der Mitte ihre innere Identität,
- deren Inhaltsbestimmungen die Formbestimmungen der Extreme sind.
- --Damit ist das, wodurch sich die Termini unterscheiden, als
- _äußerliche_ und _unwesentliche_ Form, und sie sind als Momente
- _eines nothwendigen_ Daseyns.
- Zunächst ist dieser Schluß der unmittelbare, und insofern so formale,
- daß der _Zusammenhang_ der Terminorum die _wesentliche Natur_ ist als
- _Inhalt_, und dieser an den unterschiedenen Terminis nur in
- _verschiedener Form_, und die Extreme für sich nur als ein
- _unwesentliches_ Bestehen sind.--Die Realisirung dieses Schlusses hat
- ihn so zu bestimmen, daß die _Extreme_ gleichfalls als diese
- _Totalität_, welche zunächst die Mitte ist, _gesetzt_ werden, und die
- _Nothwendigkeit_ der Beziehung, welche zunächst nur der substantielle
- _Inhalt_ ist, eine Beziehung der _gesetzten Form_ sey.
- a. Der kategorische Schluß.
- 1. Der kategorische Schluß hat das kategorische Urtheil zu einer oder
- zu seinen beiden Prämissen.--Es wird hier mit diesem Schlusse, wie
- mit dem Urtheil, die bestimmtere Bedeutung verbunden, daß die Mitte
- desselben die _objektive Allgemeinheit_ ist. Oberflächlicher Weise
- wird auch der kategorische Schluß für nicht mehr genommen, als für
- einen bloßen Schluß der Inhärenz.
- Der kategorische Schluß ist nach seiner gehaltvollen Bedeutung der
- _erste Schluß der Nothwendigkeit_, worin ein Subjekt mit einem
- Prädikat durch _seine Substanz_ zusammen geschlossen ist. Die
- Substanz aber in die Sphäre des Begriffs erhoben, ist das Allgemeine,
- gesetzt so an und für sich zu seyn, daß sie nicht, wie in ihrem
- eigenthümlichen Verhältnisse, die Accidentalität, sondern die
- Begriffsbestimmung zur Form, zur Weise ihres Seyns hat. Ihre
- Unterschiede sind daher die Extreme des Schlusses, und bestimmt die
- Allgemeinheit und Einzelnheit. Jene ist gegen die _Gattung_, wie die
- _Mitte_ näher bestimmt ist, abstrakte Allgemeinheit oder allgemeine
- Bestimmtheit;--die Accidentalität der Substanz in die einfache
- Bestimmtheit, die aber ihr wesentlicher Unterschied, die _specifische
- Differenz_ ist, zusammengefaßt.--Die Einzelnheit aber ist das
- Wirkliche, an sich die konkrete Einheit der Gattung und der
- Bestimmtheit, hier aber als im unmittelbaren Schlusse zunächst
- unmittelbare Einzelnheit, die in die Form _für sich seyenden_
- Bestehens zusammengefaßte Accidentalität.--Die Beziehung dieses
- Extrems auf die Mitte macht ein kategorisches Urtheil aus; insofern
- aber auch das andere Extrem nach der angegebenen Bestimmung die
- specifische Differenz der Gattung, oder ihr bestimmtes Princip
- ausdrückt, so ist auch diese andere Prämisse kategorisch.
- 2. Dieser Schluß steht zunächst als erster, somit unmittelbarer
- Schluß der Nothwendigkeit unter dem Schema des ersten formalen
- Schlusses E-B-A.--Da aber die Mitte die wesentliche _Natur_ des
- Einzelnen, nicht _irgend eine_ der Bestimmtheiten oder Eigenschaften
- desselben ist, und ebenso das Extrem der Allgemeinheit nicht irgend
- ein abstraktes Allgemeines, auch wieder nur eine einzelne Qualität,
- sondern die allgemeine Bestimmtheit, das _Specifische des
- Unterschiedes_ der Gattung ist, so fällt die Zufälligkeit weg, daß
- das Subjekt nur durch _irgend einen_ Medius Terminus mit _irgend
- einer Qualität_ zusammen geschlossen wäre.--Indem somit auch die
- _Beziehungen_ der Extreme auf die Mitte nicht diejenige äußerliche
- Unmittelbarkeit haben, wie im Schlusse des Daseyns; so tritt die
- Forderung des Beweises nicht in dem Sinne ein, der dort Statt fand
- und zum unendlichen Progresse führte.
- Dieser Schluß setzt ferner nicht, wie ein Schluß der Reflexion, für
- seine Prämissen seinen Schlußsatz voraus. Die Termini stehen nach
- dem substantiellen Inhalt in identischer, als _an und für sich_
- seyender Beziehung auf einander; es ist _ein_ die drei Terminos
- durchlaufendes Wesen vorhanden, an welchem die Bestimmungen der
- Einzelnheit, Besonderheit und Allgemeinheit nur _formelle_ Momente
- sind.
- Der kategorische Schluß ist daher insofern nicht mehr subjektiv; in
- jener Identität fängt die Objektivität an; die Mitte ist die
- inhaltsvolle Identität ihrer Extreme, welche in derselben nach ihrer
- Selbstständigkeit enthalten sind, denn ihre Selbstständigkeit ist
- jene substantielle Allgemeinheit, die Gattung. Das Subjektive des
- Schlusses besteht in dem gleichgültigen Bestehen der Extreme gegen
- den Begriffe, oder die Mitte.
- 3. Es ist aber noch an diesem Schlusse dieß subjektiv, daß jene
- Identität noch als die substantielle oder als _Inhalt_, noch nicht
- zugleich als _Identität der Form_ ist. Daher ist die Identität des
- Begriffes noch _inneres_ Band, somit als Beziehung noch
- _Nothwendigkeit_; die Allgemeinheit der Mitte ist gediegene,
- _positive_ Identität, nicht ebenso sehr als _Negativität ihrer
- Extreme_.
- Näher ist die Unmittelbarkeit dieses Schlusses, welche noch nicht als
- das, was sie _an sich ist, gesetzt ist_, so vorhanden. Das
- eigentlich Unmittelbare des Schlusses ist das _Einzelne_. Dieß ist
- unter seine Gattung als Mitte subsumirt; aber unter derselben stehen
- noch andere, _unbestimmt viele_ Einzelne; es ist daher _zufällig_,
- daß nur _dieses_ Einzelne darunter als subsumirt gesetzt ist.--Diese
- Zufälligkeit gehört aber ferner nicht bloß der _äußeren Reflexion_ an,
- die das im Schlusse gesetzte Einzelne, durch die _Vergleichung_ mit
- andern, zufällig findet; vielmehr darin, daß es selbst auf die Mitte
- als seine objektive Allgemeinheit bezogen ist, ist es als _zufällig_,
- als eine subjektive Wirklichkeit gesetzt. Auf der andern Seite,
- indem das Subjekt ein _unmittelbares_ Einzelnes ist, enthält es
- Bestimmungen, welche nicht in der Mitte, als der allgemeinen Natur
- enthalten sind; es hat somit auch eine dagegen gleichgültige, für
- sich bestimmte Existenz, die von eigenthümlichen Inhalt ist. Damit
- hat auch umgekehrt dieser andere Terminus eine gleichgültige
- Unmittelbarkeit und verschiedenen Existenz von jenem.--Dasselbe
- Verhältniß findet auch zwischen der Mitte und dem andern Extreme
- Statt; denn dieß hat gleichfalls die Bestimmung der Unmittelbarkeit,
- somit eines zufälligen Seyn gegen seine Mitte.
- Was hiermit im kategorischen Schlusse gesetzt ist, sind _einer Seits_
- Extreme in solchem Verhältniß zur Mitte, daß sie _an sich_ objektive
- Allgemeinheit oder selbstständige Natur haben und zugleich als
- Unmittelbare sind, also gegen einander _gleichgültige Wirklichkeiten.
- Anderer Seits_ aber sind sie ebenso sehr als _zufällige_, oder ihre
- Unmittelbarkeit als _aufgehoben_ in ihrer Identität bestimmt. Diese
- aber ist um jener Selbstständigkeit und Totalität der Wirklichkeit
- willen nur die formelle, innere; hierdurch hat der Schluß der
- Nothwendigkeit sich zum _hypothetischen_ bestimmt.
- b. Der hypothetische Schluß.
- 1. Das hypothetische Urtheil enthält nur die nothwendige _Beziehung_
- ohne die Unmittelbarkeit der Bezogenen. _Wenn A ist, so ist B_, oder
- das Seyn des A ist auch ebenso sehr das Seyn _eines Andern_, des B;
- damit ist noch nicht gesagt, weder daß A ist, noch daß B ist. Der
- hypothetische Schluß fügt diese _Unmittelbarkeit_ des Seyns hinzu:
- Wenn A ist, so ist B,
- Nun ist A,
- Also ist B.
- Der Untersatz für sich spricht das unmittelbare Seyn des A aus. Aber
- es ist nicht bloß dieß zum Urtheil hinzugekommen. Der Schluß enthält
- die Beziehung des Subjekts und Prädikats nicht als die abstrakte
- Kopula, sondern als die erfüllte _vermittelnde_ Einheit. Das _Seyn_
- des A ist daher _nicht als bloße Unmittelbarkeit_, sondern wesentlich
- als _Mitte des Schlusses_ zu nehmen. Dieß ist näher zu betrachten.
- 2. Zunächst ist die Beziehung des hypothetischen Urtheils die
- _Nothwendigkeit_, oder innere _substantielle Identität_ bei
- äußerlicher Verschiedenheit der Existenz, oder der Gleichgültigkeit
- des erscheinenden Seyns gegeneinander;--ein identischer _Inhalt_, der
- innerlich zu Grunde liegt. Die beiden Seiten des Urtheils sind daher
- nicht als ein unmittelbares, sondern in der Nothwendigkeit gehaltenes
- Seyn, also zugleich _aufgehobenes_, oder nur erscheinendes Seyn. Sie
- verhalten sich ferner als Seiten des Urtheils, als _Allgemeinheit_
- und _Einzelnheit_; das eine ist daher jener Inhalt als _Totalität der
- Bedingungen_, das andere als _Wirklichkeit_. Es ist jedoch
- gleichgültig, welche Seite als Allgemeinheit, welche als Einzelnheit
- genommen werde. Insofern nämlich die Bedingungen noch das _Innere,
- Abstrakte_ einer Wirklichkeit sind, sind sie das _Allgemeine_, und es
- ist das _Zusammengefaßtseyn_ derselben in eine _Einzelnheit_, wodurch
- sie in _Wirklichkeit_ getreten sind. Umgekehrt sind die Bedingungen
- eine _vereinzelnte zerstreute_ Erscheinung, welche erst in der
- _Wirklichkeit Einheit_ und Bedeutung, und ein _allgemeingültiges
- Daseyn_ gewinnt.
- Das nähere Verhältniß, das hier zwischen den beiden Seiten als
- Verhältniß von Bedingung zum Bedingten angenommen worden, kann jedoch
- auch als Ursache und Wirkung, Grund und Folge genommen werden; dieß
- ist hier gleichgültig; aber das Verhältniß der Bedingung entspricht
- insofern der in dem hypothetischen Urtheile und Schlusse vorhandenen
- Beziehung näher, als die Bedingung wesentlich als eine gleichgültige
- Existenz, Grund und Ursache dagegen durch sich selbst übergehend ist;
- auch ist die Bedingung eine allgemeinere Bestimmung, indem sie beide
- Seiten jener Verhältnisse begreift, da die Wirkung, Folge u. s. f.
- ebenso sehr Bedingung der Ursache, des Grundes ist, als diese von
- jenen.-A ist nun das _vermittelnde_ Seyn, insofern es _erstens_ ein
- unmittelbares Seyn, eine gleichgültige Wirklichkeit, aber zweitens
- insofern es ebenso sehr als ein _an sich selbst zufälliges_, sich
- aufhebendes Seyn ist. Was die Bedingungen in die Wirklichkeit der
- neuen Gestalt, deren Bedingungen sie sind, übersetzt, ist, daß sie
- nicht das Seyn als das abstrakte Unmittelbare sind, sondern das _Seyn
- in seinem Begriffe, zunächst das Werden_; aber, da der Begriff nicht
- mehr das Übergehen ist, bestimmter die _Einzelnheit_, als sich auf
- sich beziehende _negative_ Einheit.--Die Bedingungen sind ein
- zerstreutes, seine Verwendung erwartendes und forderndes Material;
- diese _Negativität_ ist das Vermittelnde, die freie Einheit des
- Begriffes. Sie bestimmt sich als _Thätigkeit_, da diese Mitte der
- Widerspruch der _objektiven Allgemeinheit_, oder der Totalität des
- identischen Inhalts, und der _gleichgültigen Unmittelbarkeit_ ist.
- --Diese Mitte ist daher nicht mehr bloß innere, sondern _seyende
- Nothwendigkeit_; die objektive Allgemeinheit enthält die Beziehung
- auf sich selbst als _einfache Unmittelbarkeit_, als Seyn;--im
- kategorischen Schlusse ist dieß Moment zunächst Bestimmung der
- Extreme; aber gegen die objektive Allgemeinheit der Mitte bestimmt es
- sich als _Zufälligkeit_, damit als ein nur _gesetztes_, auch
- aufgehobenes, das ist, in den Begriff oder in die Mitte als Einheit
- zurückgegangenes, welche selbst nun in ihrer Objektivität auch Seyn
- ist.
- Der Schlußsatz: _Also ist B_, drückt denselben Widerspruch aus, daß B
- ein _unmittelbar_ Seyendes, aber ebenso durch ein Anderes oder
- _vermittelt_ ist. Seiner Form nach ist er daher derselbe Begriff,
- welcher die Mitte ist; nur als das _Nothwendige_ unterschieden von
- der _Nothwendigkeit_,--in der ganz oberflächlichen Form der
- Einzelnheit gegen die Allgemeinheit. Der absolute _Inhalt_ von A und
- B ist derselbe; es sind nur zwei verschiedene Namen derselben
- Grundlage für die _Vorstellung_, insofern sie die Erscheinung der
- verschiedenen Gestalt des Daseyns festhält, und vom Nothwendigen
- seiner Nothwendigkeit unterscheidet; insofern diese aber von B
- getrennt seyn sollte, so wäre es nicht das Nothwendige. Es ist somit
- die Identität des _Vermittelnden_ und des _Vermittelten_ darin
- vorhanden.
- 3. Der hypothetische Schluß stellt zunächst _die nothwendige
- Beziehung_ als Zusammenhang durch _die Form_ oder _negative Einheit_
- dar, wie der kategorische durch die positive Einheit den gediegenen
- _Inhalt_, die objektive Allgemeinheit. Aber die _Nothwendigkeit_
- geht in _das Nothwendige_ zusammen; _die Formthätigkeit_ des
- Übersetzens der bedingenden Wirklichkeit in die bedingte ist _an
- sich_ die Einheit, in welcher die vorher zum gleichgültigen Daseyn
- befreiten Bestimmtheiten des Gegensatzes _aufgehoben_ sind, und der
- Unterschied des A und B ein leerer Name ist. Sie ist daher in sich
- reflektirte Einheit,--somit ein _identischer_ Inhalte; und ist dieß
- nicht nur _an sich_, sondern es ist durch diesen Schluß auch
- _gesetzt_, indem das Seyn des A auch nicht sein eigenes, sondern des
- B, und umgekehrt überhaupt das Seyn des Einen das Seyn des Andern ist,
- und im Schlußsatze bestimmt das unmittelbare Seyn oder gleichgültige
- Bestimmtheit als eine vermittelte ist,--also die Äußerlichkeit sich
- aufgehoben, und deren _in sich gegangene Einheit gesetzt_ ist.
- Die Vermittelung des Schlusses hat sich hierdurch bestimmt als
- _Einzelnheit, Unmittelbarkeit_ und als _sich auf sich beziehende
- Negativität_, oder unterscheidende und aus diesem Unterschiede sich
- in sich zusammennehmende Identität,--als absolute Form, und eben
- dadurch als objektive _Allgemeinheit_, mit sich identisch seyender
- _Inhalt_. Der Schluß ist in dieser Bestimmung der _disjunktive
- Schluß_.
- c. Der disjunktive Schluß.
- Wie der hypothetische Schluß im Allgemeinen unter dem Schema der
- zweiten Figur A-E-B steht, so steht der disjunktive unter dem Schema
- der dritten Figur des formalen Schlusses: E-A-B. Die Mitte ist aber
- die _mit der Form erfüllte Allgemeinheit_; sie hat sich als die
- _Totalität_, als _entwickelte_ objektive Allgemeinheit bestimmt. Der
- Medius Terminus ist daher sowohl Allgemeinheit, als Besonderheit und
- Einzelnheit. Als jene ist er erstlich die substantielle Identität
- der Gattung, aber zweitens als eine solche, in welche die
- _Besonderheit_, aber _als ihr gleich, aufgenommen_ ist, also als
- allgemeine Sphäre, die ihre totale Besonderung enthält,--die in ihre
- Arten zerlegte Gattung; A, welches _sowohl B als C als D_ ist. Die
- Besonderung ist aber als Unterscheidung ebenso sehr das _Entweder
- Oder_ des B, C und D, _negative_ Einheit, _das gegenseitige_
- Ausschließen der Bestimmung.--Dieß Ausschließen ist nun ferner nicht
- nur ein gegenseitiges und die Bestimmung bloß eine relative, sondern
- ebenso sehr wesentlich sich _auf sich beziehende_ Bestimmung; das
- Besondere als _Einzelnheit_ mit Ausschließung der _anderen_.
- A ist entweder B oder C oder D,
- A ist aber B;
- also ist A nicht C noch D.
- Oder auch:
- A ist entweder B oder C oder D,
- A ist aber nicht C noch D;
- also ist es B.
- A ist nicht nur in den beiden Prämissen Subjekt, sondern auch im
- Schlußsatz. In der ersten ist es allgemeines und in seinem Prädikate
- die in die Totalität ihrer Arten besonderte _allgemeine_ Sphäre; in
- der zweiten ist es als _Bestimmtes_, oder als eine Art; im Schlußsatz
- ist es als die ausschließende, _einzelne_ Bestimmtheit gesetzt.--Oder
- auch ist es schon im Untersatze als ausschließende Einzelnheit, und
- im Schlußsatze als das Bestimmte, was es ist, positiv gesetzt.
- Was hiermit überhaupt als das _Vermittelte_ erscheint, ist die
- _Allgemeinheit_ des A mit der _Einzelnheit_. Das _Vermittelnde_ aber
- ist dieses A, welches die _allgemeine_ Sphäre seiner Besonderungen
- und ein als _Einzelnes_ Bestimmtes ist. Was sie Wahrheit des
- hypothetischen Schlusses ist, die Einheit des Vermittelnden und
- Vermittelten, ist somit im disjunktiven Schlusse _gesetzt_, der aus
- diesem Grunde ebenso sehr _kein Schluß_ mehr ist. Die Mitte, welche
- in ihm als die Totalität des Begriffes gesetzt ist, enthält nämlich
- selbst die beiden Extreme in ihrer vollständigen Bestimmtheit. Die
- Extreme, im Unterschiede von dieser Mitte, sind nur als ein
- Gesetztseyn, dem keine eigenthümliche Bestimmtheit gegen die Mitte
- mehr zukommt.
- Dieß noch in bestimmterer Rücksicht auf den hypothetischen Schluß
- betrachtet, so war in ihm eine _substantielle Identität_, als das
- _innere_ Band der Nothwendigkeit, und eine davon unterschiedene
- _negative Einheit_--nämlich die Thätigkeit oder die Form, welche ein
- Daseyn in ein anderes übersetzte,--vorhanden. Der disjunktive Schluß
- ist überhaupt in der Bestimmung der _Allgemeinheit_, seine Mitte ist
- das A als _Gattung_ und als vollkommen _Bestimmtes_; durch diese
- Einheit ist jener vorher innere Inhalt auch _gesetzt_, und umgekehrt
- das Gesetztseyn oder die Form ist nicht die äußerliche negative
- Einheit dagegen ein gleichgültiges Daseyn, sondern identisch mit
- jenem gediegenen Inhalte. Die ganze Formbestimmung des Begriffs ist
- in ihrem bestimmten Unterschied und zugleich in der einfachen
- Identität des Begriffes gesetzt.
- Dadurch hat sich nun der _Formalismus des Schließens_, hiermit die
- Subjektivität des Schlusses und des Begriffes überhaupt aufgehoben.
- Dieß Formelle oder Subjektive bestand darin daß das Vermittelnde der
- Extreme, der Begriff als _abstrakte_ Bestimmung, und dadurch von
- ihnen, deren Einheit sie ist, _verschieden_ ist. In der Vollendung
- des Schlusses dagegen, worin die objektive Allgemeinheit ebenso sehr
- als Totalität der Formbestimmungen gesetzt ist, ist der Unterschied
- des Vermittelnden und Vermittelten weggefallen. Das, was vermittelt
- ist, ist selbst wesentliches Moment seines Vermittelnden, und jedes
- Moment ist als die Totalität der Vermittelten. Die Figuren des
- Schlusses stellen jede Bestimmtheit des Begriffs _einzeln_ als die
- Mitte dar, welche zugleich der Begriff als _Sollen_ ist, als
- Forderung, daß das Vermittelnde seine Totalität sey. Die
- verschiedenen Gattungen der Schlüsse aber stellen die Stufen der
- _Erfüllung_ oder Konkretion der Mitte dar. In dem formalen Schlusse
- wird die Mitte nur dadurch als Totalität gesetzt, daß alle
- Bestimmtheiten, aber jede _einzeln_, die Funktion der Vermittelung
- durchlaufen. In den Schlüssen der Reflexion ist die Mitte als die,
- die Bestimmungen der Extreme _äußerlich_ zusammenfassende Einheit.
- Im Schlusse der Nothwendigkeit hat sie sich zur ebenso entwickelten
- und totalen, als einfachen Einheit bestimmt, und die Form des
- Schlusses, der in dem Unterschiede der Mitte gegen seine Extreme
- bestand hat sich dadurch aufgehoben.
- Damit ist der Begriff überhaupt realisirt worden; bestimmter hat er
- eine solche Realität gewonnen, welche _Objektivität_ ist. Die
- _nächste Realität_ war, daß der _Begriff_ als die in sich negative
- Einheit sich dirimirt, und als _Urtheil_ seine Bestimmungen in
- bestimmtem und gleichgültigem Unterschiede setzt, und im Schlusse
- sich selbst ihnen entgegenstellt. Indem er so noch das Innerliche
- dieser seiner Äußerlichkeit ist, so wird durch den Verlauf der
- Schlüssse diese Aueßerlichkeit mit der innerlichen Einheit
- ausgeglichen; die verschiedenen Bestimmungen kehren durch die
- Vermittelung, in welcher sie zunächst nur in einem Dritten eins sind,
- in diese Einheit zurück, und die Äußerlichkeit stellt dadurch den
- Begriff an ihr selbst dar, der hiermit ebenso sehr nicht mehr als
- innerliche Einheit von ihr unterschieden ist.
- Jene Bestimmung des Begriffs aber, welche als _Realität_ betrachtet
- worden, ist umgekehrt ebenso sehr ein _Gesetztseyn_. Denn nicht nur
- in diesem Resultate hat sich als die Wahrheit des Begriffs die
- Identität seiner Innerlichkeit und Äußerlichkeit dargestellt,
- sondern schon die Momente des Begriffs im Urtheile bleiben auch in
- ihrer Gleichgültigkeit gegen einander, Bestimmungen, die ihre
- Bedeutung nur in ihrer Beziehung haben. Der Schluß ist
- _Vermittelung_, der vollständige Begriff in seinem _Gesetztseyn_.
- Seine Bewegung ist das Aufheben dieser Vermittelung, in welcher
- nichts an und für sich, sondern jedes nur vermittelst eines Andern
- ist. Das Resultat ist daher eine _Unmittelbarkeit_, die durch
- _Aufheben der Vermittelung_ hervorgegangen, ein _Seyn_, das ebenso
- sehr identisch mit der Vermittelung und der Begriff ist, der aus und
- in seinem Andersseyn sich selbst hergestellt hat. Dieß _Seyn_ ist
- daher eine _Sache_, die _an und für sich_ ist,--die _Objektivität_.
- Zweiter Abschnitt. Die Objektivität.
- Im ersten Buche der objektiven Logik wurde das abstrakte _Seyn_
- dargestellt als übergehend in das _Daseyn_, aber ebenso zurückgehend
- in das _Wesen_. Im zweiten zeigt sich das Wesen, daß es sich zum
- _Grunde_ bestimmt, dadurch in die _Existenz_ tritt und sich zur
- _Substanz_ realisirt, aber wieder in den _Begriff_ zurückgeht. Vom
- Begriffe ist nun zunächst gezeigt worden, daß er sich zur
- _Objektivität_ bestimmt. Es erhellt von selbst, daß dieser letztere
- Übergang seiner Bestimmung nach dasselbe ist, was sonst in der
- _Metaphysik_ als der _Schluß_ vom _Begriffe_, nämlich vom _Begriffe
- Gottes_ auf _sein Daseyn_, oder als der sogenannte _ontologische
- Beweis_ vom _Daseyn Gottes_ vorkam.--Es ist ebenso bekannt, daß der
- erhabenste Gedanke Deskartes, daß der Gott das ist, _dessen Begriff
- sein Seyn in sich schließt_, nachdem er in die schlechte Form des
- formalen Schlusses, nämlich in die Form jenes Beweises herabgesunken,
- endlich der Kritik der Vernunft, und dem Gedanken, daß sich _das
- Daseyn nicht aus dem Begriffe herausklauben_ lasse, unterlegen ist.
- Einiges diesen Beweis Betreffende ist schon früher beleuchtet worden;
- im ersten Theile S. 83 ff., indem das _Seyn_ in seinem nächsten
- Gegensatze dem _Nichtseyn_ verschwunden und als die Wahrheit beider
- sich das _Werden_ gezeigt hat, ist die Verwechslung bemerklich
- gemacht worden, wenn bei einem bestimmten Daseyn nicht das _Seyn_
- desselben, sondern sein _bestimmter Inhalt_ festgehalten und daher
- gemeint wird, wenn _dieser bestimmte Inhalt_, z.B. hundert Thaler,
- mit einem andern _bestimmten Inhalte_, z.B. dem Kontexte meiner
- Wahrnehmung, meinem Vermögenszustand verglichen und dabei ein
- Unterschied gefunden wird, ob jener Inhalt zu diesem hinzukomme oder
- nicht,--als ob dann vom Unterschiede des Seyns und Nichtseyns, oder
- gar vom Unterschiede des Seyns und des Begriffes gesprochen werde.
- Ferner ist daselbst S. 116 und II. Th. S. 71 die in dem
- ontologischen Beweise vorkommende Bestimmung _eines Inbegriffs aller
- Realitäten_ beleuchtet worden.--Den wesentlichen Gegenstand jenes
- Beweises, _den Zusammenhang des Begriffes und des Daseyns_, betrifft
- aber die eben geschlossene Betrachtung des _Begriffs_ und des ganzen
- Verlaufs, durch den er sich zu _Objektivität_ bestimmt. Der Begriff
- ist als absolut mit sich identische Negativität das sich selbst
- Bestimmende; es ist bemerkt worden, daß er schon, indem er sich in
- der Einzelnheit zum _Urtheil_ entschließt, sich als _Reales,
- Seyendes_ setzt; diese noch abstrakte Realität vollendet sich in der
- _Objektivität_.
- Wenn es nun scheinen möchte, als ob der Übergang des Begriffs in die
- Objektivität etwas Anderes sey, als der Übergang vom Begriff Gottes
- zu dessen Daseyn, so wäre einer Seits zu betrachten, daß der
- bestimmte _Inhalt_, Gott, im logischen Gange keinen Unterschied
- machte, und der ontologische Beweis nur eine Anwendung dieses
- logischen Ganges auf jenen besondern Inhalt wäre. Auf der andern
- Seite aber ist sich wesentlich an die oben gemachte Bemerkung zu
- erinnern, daß das Subjekt erst in seinem Prädikate Bestimmtheit und
- Inhalt erhält, vor demselben aber, er mag für das Gefühl, Anschauung
- und Vorstellung so der Bestimmtheit aber zugleich die _Realisation_
- überhaupt.--Die Prädikate müssen aber gefaßt werden, als selbst noch
- in den Begriff eingeschlossen, somit als etwas Subjektives, mit dem
- noch nicht zum Daseyn herausgekommen ist; insofern ist einer Seits
- allerdings die _Realisation_ des Begriffs im Urtheil noch nicht
- vollendet. Anderer Seits bleibt aber auch die bloße Bestimmung eines
- Gegenstandes durch Prädikate, ohne daß sie zugleich die Realisation
- und Objektivierung des Begriffes ist, etwas so Subjektives, daß sie
- auch nicht einmal die wahrhafte Erkenntniß und _Bestimmung des
- Begriffs_ des Gegenstandes ist;--ein Subjektives in dem Sinne von
- abstrakter Reflexion und unbegriffenen Vorstellungen.--Gott als
- lebendiger Gott, und noch mehr als absoluter Geist wird nur in seinem
- _Thun_ erkannt. Früh ist der Mensch angewiesen worden, ihn in seinen
- _Werken_ zu erkennen; aus diesen können erst die _Bestimmungen_
- hervorgehen, welche seine _Eigenschaften_ genannt werden; so wie
- darin auch sein _Seyn_ enthalten ist. So faßt das begreifende
- Erkennen seines _Wirkens_, d. i. seiner selbst, den _Begriff_ Gottes
- in seinem _Seyn_, und sein Seyn in seinem Begriffe. Das _Seyn_ für
- sich oder gar das _Daseyn_ ist eine so arme und beschränkte
- Bestimmung, daß die Schwierigkeit, sie im Begriffe zu finden, wohl
- nur daher hat kommen können, daß nicht betrachtet worden ist, was
- denn das _Seyn_ oder _Daseyn_ selbst ist.--Das _Seyn_, als die ganz
- _abstrakte, unmittelbare Beziehung auf sich selbst_, ist nichts
- Anderes als das abstrakte Moment des Begriffs, welches abstrakte
- Allgemeinheit ist, die auch das, was man an das Seyn verlangt,
- leistet, _außer_ dem Begriff zu seyn; denn so sehr sie Moment des
- Begriffs ist, ebenso sehr ist sie der Unterschied, oder das abstrakte
- Urtheil desselben, indem er sich selbst sich gegenüberstellt. Der
- Begriff, auch als formaler, enthält schon unmittelbar das _Seyn_ in
- einer _wahrern_ und _reichern_ Form, indem er als sich auf sich
- beziehende Negativität, _Einzelnheit_ ist.
- Unüberwindlich aber wird allerdings die Schwierigkeit, im Begriffe
- überhaupt, und ebenso im Begriffe Gottes das _Seyn_ zu finden, wenn
- es ein solches seyn soll, das im _Kontexte der äußern Erfahrung_ oder
- _in der Form der sinnlichen Wahrnehmung_, wie _die hundert Thaler in
- meinem Vermögenszustande_, nur als ein mit der Hand, nicht mit dem
- Geiste Begriffenes, wesentlich dem äußern, nicht dem innern Auge
- Sichtbares vorkommen soll--wenn dasjenige Seyn, Realität, Wahrheit
- genannt wird, was die Dinge als sinnliche, zeitliche und vergängliche
- haben.--Wenn ein Philosophiren sich beim Seyn nicht über die Sinne
- erhebt, so gesellt sich dazu, daß es auch beim Begriffe nicht den
- bloß abstrakten Gedanken verläßt; dieser steht dem Seyn gegenüber.
- Die Gewöhnung, den Begriff nur als etwas so Einseitiges, wie der
- abstrakte Gedanke ist, zu nehmen, wird schon Anstand finden, das, was
- vorhin vorgeschlagen wurde, anzuerkennen, nämlich den Übergang vom
- _Begriffe Gottes_ zu seinem _Seyn_, als eine _Anwendung_ von dem
- dargestellten logischen Verlauf der Objektivirung des Begriffs,
- anzusehen. Wenn jedoch wie gewöhnlich geschieht, zugegeben wird, daß
- das Logische als das Formale die Form für das Erkennen jedes
- bestimmten Inhalts ausmache, so müßte wenigstens jenes Verhältniß
- zugestanden werden, wenn nicht überhaupt eben bei dem Gegensatze des
- Begriffes gegen die Objektivität, bei dem unwahren Begriffe und einer
- ebenso unwahren Realität, als einem Letzten stehen geblieben wird.
- --Allein bei der Exposition _des reinen Begriffes_ ist noch weiter
- angedeutet worden, daß derselbe der absolute, göttliche Begriff
- selbst ist, so daß in Wahrheit nicht das Verhältniß einer _Anwendung_
- Statt finden würde, sondern jener logische Verlauf die unmittelbare
- Darstellung der Selbstbestimmung Gottes zum Seyn wäre. Es ist aber
- hierüber zu bemerken, daß, indem der Begriff als der Begriff Gottes
- dargestellt werden soll, er aufzufassen ist, wie er schon in die
- _Idee_ aufgenommen ist. Jener reine Begriff durchläuft die endlichen
- Formen des Urtheils und des Schlusses darum, weil er noch nicht als
- an und für sich eins mit der Objektivität gesetzt, sondern erst im
- Werden zu ihr begriffen ist. So ist auch diese Objektivität noch
- nicht die göttliche Existenz, noch nicht die in der Idee scheinende
- Realität. Doch ist die Objektivität gerade um so viel reicher und
- höher als das _Seyn oder Daseyn_ des ontologischen Beweises, als der
- reine Begriff reicher und höher ist, als jene metaphysische Leere des
- _Inbegriffs_ aller _Realität_.--Ich erspare es jedoch auf eine andere
- Gelegenheit, den vielfachen Mißverstand, der durch den logischen
- Fomalismus in den ontologischen, so wie in die übrigen sogenannten
- Beweise vom Daseyn Gottes gebracht worden ist, wie auch die kantische
- Kritik derselben näher zu beleuchten, und durch Herstellen ihrer
- wahren Bedeutung die dabei zu Grunde liegenden Gedanken in ihren
- Werth und Würde zurückzuführen.
- Es sind, wie bereits erinnert worden, schon mehrere Formen der
- Unmittelbarkeit vorgekommen; aber in verschiedenen Bestimmungen. In
- der Sphäre des Seyns ist sie das Seyn selbst und das Daseyn; in der
- Sphäre des Wesens die Existenz und dann die Wirklichkeit und
- Substantialität, in der Sphäre des Begriffs außer der Unmittelbarkeit,
- als abstrakter Allgemeinheit, nunmehr die Objektivität.--Diese
- Ausdrücke mögen, wenn es nicht um die Genauigkeit philosophischer
- Begriffsunterschiede zu thun ist, als synonym gebraucht werden; jene
- Bestimmungen sind aus der Nothwendigkeit des Begriffs hervorgegangen;
- --_Seyn_ ist überhaupt die _erste_ Unmittelbarkeit, und _Daseyn_
- dieselbe mit der ersten Bestimmtheit. Die _Existenz_ mit dem Dinge
- ist die Unmittelbarkeit, welche aus dem _Grunde_ hervorgeht,--aus der
- sich aufhebenden Vermittelung der einfachen Reflexion des Wesens.
- Die _Wirklichkeit_ aber und die _Substantialität_ ist die aus dem
- aufgehobenen Unterschiede der noch unwesentlichen Existenz als
- Erscheinung und ihrer Wesentlichkeit hervorgegangene Unmittelbarkeit.
- Die _Objektivität_ endlich ist die Unmittelbarkeit, zu der sich der
- Begriff durch Aufhebung seiner Abstraktion und Vermittelung bestimmt.
- --Die Philosophie hat das Recht aus der Sprache des gemeinen Lebens,
- welche für die Welt der Vorstellungen gemacht ist, solche Ausdrücke
- zu wählen, welche den Bestimmungen des Begriffs _nahe zu kommen
- scheinen_. Es kann nicht darum zu thun seyn, für ein aus der Sprache
- des gemeinen Lebens gewähltes Wort zu _erweisen_, daß man auch im
- gemeinen Leben denselben Begriff damit verbinde, für welchen es die
- Philosophie gebraucht, denn das gemeine Leben hat keine Begriffe,
- sondern Vorstellungen, und es ist die Philosophie selbst, den Begriff
- dessen zu erkennen, was sonst bloße Vorstellung ist. Es muß daher
- genügen, wenn der Vorstellung bei ihren Ausdrücken, die für
- philosophische Begriffen gebraucht werden, so etwas Ungefähres von
- ihrem Unterschiede vorschwebt; wie es bei jenen Ausdrücken der Fall
- seyn mag, daß man in ihnen Schattirungen der Vorstellung erkennt,
- welche sich näher auf die entsprechenden Begriffe beziehen.--Man wird
- vielleicht schwerer zugeben, daß Etwas _seyn_ könne, ohne zu
- _existiren_: aber wenigstens wird man z.B. das _Seyn_ als Kopula
- des Urtheils nicht wohl mit dem Ausdruck _existiren_ vertauschen, und
- nicht sagen: diese Waare _existirt_ theuer, passend u. s. f., das
- Geld _existirt_ Metall, oder metallisch, statt: diese Waare _ist_
- theuer, passend u. s. f., das Geld _ist_ Metall; In einem
- französischen Berichte, worin der Befehlshaber angiebt, daß er den
- sich bei der Insel gewöhnlich gegen Morgen erhebenden Wind erwartete,
- um ans Land zu steuern, kommt der Ausdruck vor: le vent _ayant été_
- longtems sans _exister_; hier ist der Unterschied bloß aus der
- sonstigen Redensart, z.B. il a été longtems sans m'écrire,
- entstanden. _Seyn_ aber und _Erscheinen, Erscheinung_ und
- _Wirklichkeit_, wie auch bloßes _Seyn_ gegen _Wirklichkeit_, werden
- auch wohl sonst unterschieden, so wie alle diese Ausdrücke noch mehr
- von der _Objektivität_.--Sollten sie aber auch synonym gebraucht
- werden, so wird die Philosophie ohnehin die Freiheit haben, solchen
- leeren Überfluß der Sprache für ihre Unterschiede zu benutzen.
- Es ist beim apodiktischen Urtheil, wo, als in der Vollendung des
- Urtheils, das Subjekt seine Bestimmtheit gegen das Prädikat verliert,
- an die daher stammende gedoppelte Bedeutung der _Subjektivität_
- erinnert worden, nämlich des Begriffs und ebenso der ihm sonst
- gegenüberstehenden Äußerlichkeit und Zufälligkeit. So erscheint
- auch für die Objektivität die gedoppelte Bedeutung, dem
- selbstständigen _Begriffe gegenüber_ zu stehen, aber auch _das An-
- und Fürsichseyende_ zu seyn. Indem das Objekt in jenem Sinne dem im
- subjektiven Idealismus als das absolute Wahre ausgesprochenen Ich =
- Ich gegenübersteht, ist es die mannigfaltige Welt in ihrem
- unmittelbaren Daseyn, mit welcher Ich oder der Begriff sich nur in
- den unendlichen Kampf setzt, um durch die Negation dieses _an sich
- nichtigen_ Andern der ersten Gewißheit seiner selbst die _wirkliche
- Wahrheit_ seiner Gleichheit mit sich zu geben.--In unbestimmterem
- Sinne bedeutet es so einen Gegenstand überhaupt für irgend ein
- Interesse und Thätigkeit des Subjekts.
- In dem entgegengesetzten Sinne aber bedeutet das Objektive das _An-
- und Fürsichseyende_, das ohne Beschränkung und Gegensatz ist.
- Vernünftige Grundsätze, vollkommene Kunstwerke u. s. f. heißen
- insofern _objektive_, als sie frei und über aller Zufälligkeit sind.
- Obschon vernünftige, theoretische oder sittliche Grundsätze nur dem
- Subjektiven, dem Bewußtseyn angehören, so wird das An- und
- Fürsichseyende desselben doch objektiv genannt; die Erkenntniß der
- Wahrheit wird darein gesetzt, das Objekt, wie es als Objekt frei von
- Zuthat subjektiver Reflexion, zu erkennen, und das Rechtthun in
- Befolgung von objektiven Gesetzen, die ohne subjektiven Ursprung und
- keiner Willkür und ihre Nothwendigkeit verkehrenden Behandlung fähig
- sind.
- Auf dem gegenwärtigen Standpunkte unserer Abhandlung hat zunächst die
- Objektivität die Bedeutung des _an- und fürsichseyenden Seyns des
- Begriffes_, des Begriffes, der die in seiner Selbstbestimmung
- gesetzte _Vermittelung_, zur _unmittelbaren_ Beziehung auf sich
- selbst, aufgehoben hat. Diese Unmittelbarkeit ist dadurch selbst
- unmittelbar und ganz vom Begriffe durchdrungen, so wie seine
- Totalität unmittelbar mit seinem Seyn identisch ist. Aber indem
- ferner der Begriff ebenso sehr das freie Fürsichseyn seiner
- Subjektivität herzustellen hat, so tritt ein Verhältniß desselben als
- _Zwecks_ zur Objektivität ein, worin deren Unmittelbarkeit das gegen
- ihn Negative, und durch seine Thätigkeit zu Bestimmende wird, hiermit
- die andere Bedeutung, das an und für sich Nichtige, insofern es dem
- Begriff gegenübersteht, zu seyn, erhält.
- _Vor's Erste_ nun ist die Objektivität in ihrer Unmittelbarkeit,
- deren Momente, um der Totalität aller Momente willen, in
- selbstständiger Gleichgültigkeit als _Objekte außereinander_ bestehen,
- und in ihrem Verhältnisse die _subjektive Einheit_ des Begriffs nur
- als _innere_ oder als _äußere_ haben; _der Mechanismus_.--Indem in
- ihm aber
- _Zweitens_ jene Einheit sich als _immanentes_ Gesetz der Objekte
- selbst zeigt, so wird ihr Verhältniß ihre _eigenthümliche_ durch ihr
- Gesetz begründete Differenz, und eine Beziehung, in welcher ihre
- bestimmte Selbstständigkeit sich aufhebt; der _Chemismus_.
- _Drittens_ diese wesentliche Einheit der Objekte ist eben damit als
- unterschieden von ihrer Selbstständigkeit gesetzt, sie ist der
- subjektive Begriff aber gesetzt als an und für sich selbst bezogen
- auf die Objektivität, als _Zweck_; die _Teleologie_.
- Indem der Zweck der Begriff ist, der gesetzt ist, als an ihm selbst
- sich auf die Objektivität zu beziehen, und seinen Mangel, subjektiv
- zu seyn, durch sich aufzuheben, so wird die zunächst _äußere_
- Zweckmäßigkeit durch die Realisirung des Zwecks zur _innern_ und zur
- _Idee_.
- Erstes Kapitel. Der Mechanismus.
- Da die Objektivität die in ihre Einheit zurückgegangene Totalität des
- Begriffes ist, so ist damit ein Unmittelbares gesetzt, das an und für
- sich jene Totalität und auch als solche _gesetzt_ ist, in der aber
- die negative Einheit des Begriffs sich noch nicht von der
- Unmittelbarkeit dieser Totalität abgeschieden hat;--oder die
- Objektivität ist noch nicht als _Urtheil_ gesetzt. Insofern sie den
- Begriff immanent in sich hat, so ist der Unterschied desselben an ihr
- vorhanden; aber um der objektiven Totalität willen sind die
- Unterschiedenen _vollständige_ und _selbstständige Objekte_, die sich
- daher auch in ihrer Beziehung nur als _selbstständige_ zu einander
- verhalten, und sich in jeder Verbindung _äußerlich_ bleiben.--Dieß
- macht den Charakter des _Mechanismus_ aus, daß, welche Beziehung
- zwischen den Verbunden Statt findet, diese Beziehung ihnen eine
- _fremde_ ist, welche ihre Natur nichts angeht, und wenn sie auch mit
- dem Schein eines Eins verknüpft ist, nichts weiter als
- _Zusammensetzung, Vermischung, Haufen u. s. f._ bleibt. Wie der
- _materielle_ Mechanismus, so besteht auch der _geistige_ darin, daß
- die im Geiste bezogenen sich einander und ihm selbst äußerlich
- bleiben. Eine _mechanisch Vorstellungsweise_, ein _mechanisches
- Gedächtniß_, die _Gewohnheit, eine mechanische Handlungsweise_
- bedeuten, daß die eigenthümliche Durchdringung und Gegenwart des
- Geistes bei demjenigen fehlt, was er auffaßt oder thut. Ob zwar sein
- theoretischer oder praktischer Mechanismus nicht ohne seine
- Selbsthätigkeit, einen Trieb und Bewußtseyn Statt finden kann, so
- fehlt darin doch die Freiheit der Individualität, und weil sie nicht
- darin erscheint, erscheint solches Thun als ein bloß äußerliches.
- A. Das mechanische Objekt.
- 1. Das Objekt ist, wie sich ergeben hat, der _Schluß_, dessen
- Vermittelung ausgeglichen und daher unmittelbare Identität geworden
- ist. Es ist daher an und für sich Allgemeines; die Allgemeinheit
- nicht im Sinne einer Gemeinschaftlichkeit von Eigenschaften, sondern
- welche die Besonderheit durchdringt, und in ihr unmittelbare
- Einzelnheit ist.
- 1. Vor's Erste unterscheidet sich daher das Objekt nicht in _Materie_
- und _Form_, deren jene selbstständige Allgemeine des Objekts, diese
- aber das Besondere und Einzelne seyn würde; ein solcher abstrakter
- Unterschied von Einzelnheit und Allgemeinheit ist nach seinem
- Begriffe an ihm nicht vorhanden; wenn es als Materie betrachtet wird,
- so muß es als an sich selbst geformte Materie genommen werden.
- Ebenso kann es als Ding mit Eigenschaften, als Ganzes aus Theilen
- bestehend, als Substanz mit Accidenzen und nach den anderen
- Verhältnissen der Reflexion bestimmt werden; aber diese Verhältnisse
- sind überhaupt schon im Begriffe untergegangen; das Objekt hat daher
- nicht Eigenschaften noch Accidenzen, denn solche sind vom Dinge oder
- der Substanz trennbar; im Objekt ist aber die Besonderheit
- schlechthin in die Totalität reflektirt. In den Theilen eines Ganzen
- ist zwar diejenige Selbstständigkeit vorhanden, welche den
- Unterschieden des Objekts zukommt, aber diese Unterschiede sind
- sogleich wesentlich selbst Objekte, Totalitäten, welche nicht, wie
- die Theile, diese Bestimmtheit gegen das Ganze haben.
- Das Objekt ist daher zunächst insofern _unbestimmt_, als es keinen
- bestimmten Gegensatz an ihm hat; denn es ist die zur unmittelbaren
- Identität zusammengegangene Vermittelung. Insofern der _Begriff
- wesentlich bestimmt_ ist, hat es die Bestimmtheit als eine zwar
- vollständige, übrigens aber _unbestimmte, d. i. verhältnißlose
- Mannigfaltigkeit_ an ihm, welche eine ebenso zunächst nicht weiter
- bestimmte Totalität ausmacht; _Seiten, Theile_, die an ihm
- unterschieden werden können, gehören einer äußern Reflexion an.
- Jener ganz unbestimmte Unterschied ist daher nur, daß es _mehrere_
- Objekte giebt, deren jedes seine Bestimmtheit nur in seine
- Allgemeinheit reflektirt enthält, und nicht _nach Außen_ scheint.
- --Weil ihm diese unbestimmte Bestimmtheit wesentlich ist, ist es in
- sich selbst eine solche _Mehrheit_, und muß daher als
- _Zusammengesetztes_ als _Aggregat_ betrachtet werden.--Es besteht
- jedoch nicht aus _Atomen_, denn diese sind keine Objekte, weil sie
- keine Totalitäten sind. Die _leibnitzische Monade_ würde mehr ein
- Objekt seyn, weil sie eine Totalität der Weltvorstellung ist, aber in
- ihre _intensive Subjektivität_ eingeschlossen, soll sie wenigstens
- wesentlich _Eins_ in sich seyn. Jedoch ist die Monade, als
- _ausschließendes Eins_ bestimmt, nur ein von der _Reflexion
- angenommenes_ Princip. Sie ist aber Theils insofern Objekt, als der
- Grund ihrer mannigfaltigen Vorstellungen, der entwickelten, d. h. der
- _gesetzten_ Bestimmungen ihrer bloß _an sich_ seyenden Totalität,
- _außer ihr_ liegt, Theils insofern es der Monade ebenso gleichgültig
- ist, _mit anderen zusammen_ ein ausschließendes, für sich selbst
- bestimmtes.
- 2. Indem das Objekt nun Totalität des _Bestimmtseyns_ ist, aber um
- seiner Unbestimmtheit und Unmittelbarkeit willen nicht die _negative
- Einheit_ desselben, so ist es gegen die _Bestimmungen_ als _einzelne_,
- an und für sich bestimmte, so wie diese selbst gegeneinander
- _gleichgültig_. Diese sind daher nicht aus ihm, noch auseinander
- begreiflich; seine Totalität ist die Form des allgemeinen
- Reflektirtseyns seiner Mannigfaltigkeit in die an sich selbst nicht
- bestimmte Einzelnheit überhaupt. Die Bestimmtheiten, die es an ihm
- hat, kommen ihm also zwar zu; aber die _Form_, welche ihren
- Unterschied ausmacht, und sie zu einer Einheit verbindet, ist eine
- äußerliche gleichgültige; sie sey eine _Vermischung_, oder weiter
- eine _Ordnung_, ein gewisses _Arrangement_ von Theilen und Seiten, so
- sind dieß Verbindungen, die denen so bezogenen gleichgültig sind.
- Das Objekt hat hiermit, wie ein Daseyn überhaupt, die Bestimmtheit
- seiner Totalität _außer ihm_, in _anderen_ Objekten, diese ebenso
- wieder _außer ihnen_, und sofort ins Unendliche. Die Rückkehr dieses
- Hinausgehens ins Unendliche in sich muß zwar gleichfalls angenommen
- und als eine _Totalität_ vorgestellt werden, als eine _Welt_, die
- aber nichts als die durch die unbestimmte Einzelnheit in sich
- abgeschlossene Allgemeinheit, ein _Universum_ ist.
- Indem also das Objekt in seiner Bestimmtheit ebenso gleichgültig
- gegen sie ist, weist es durch sich selbst für sein Bestimmtseyn
- _außer sich hinaus_, wieder zu Objekten, denen es aber auf gleiche
- Weise _gleichgültig_ ist, _bestimmend zu seyn_. Es ist daher nirgend
- ein Princip der Selbstbestimmung vorhanden;--_der Determinismus_,
- --der Standpunkt, auf dem das Erkennen steht, insofern ihm das Objekt,
- wie es sich hier zunächst ergeben hat, das Wahre ist,--giebt für
- jede Bestimmung desselben die eines andern Objekts an, aber dieses
- Andere ist gleichfalls indifferent, sowohl gegen sein Bestimmtseyn,
- als gegen sein aktives Verhalten.--Der Determinismus ist darum selbst
- auch so unbestimmt, ins Unendliche fortzugehen; er kann beliebig
- allenthalben stehen bleiben, und befriedigt seyn, weil das Objekt, zu
- welchem er übergegangen, als eine formale Totalität in sich
- beschlossen und gleichgültig gegen das Bestimmtseyn durch ein anderes
- ist. Darum ist das _Erklären_ der Bestimmung eines Objekts, und das
- zu diesem Behufe gemachte Fortgehen dieser Vorstellung nur ein
- _leeres Wort_, weil in dem andern Objekt, zu dem sie fortgeht, keine
- Selbstbestimmung liegt.
- 3. Indem nun die _Bestimmtheit_ eines Objekts _in einem andern liegt_,
- so ist keine bestimmte Verschiedenheit zwischen ihnen vorhanden; die
- Bestimmtheit ist nur _doppelt_, einmal an dem einen, dann an dem
- andern Objekt, ein schlechthin nur _Identisches_, und die Erklärung
- oder das Begreifen insofern _tautologisch_. Diese Tautologie ist das
- äußerliche, leere Hinund Hergehen; da die Bestimmtheit von den
- dagegen gleichgültigen Objekten keine eigenthümliche
- Unterschiedenheit erhält, und deswegen nur identisch ist, ist nur
- _Eine_ Bestimmtheit vorhanden; und daß sie doppelt sey, drückt eben
- diese Äußerlichkeit und Nichtigkeit eines Unterschiedes aus. Aber
- zugleich sind die Objekte _selbstständig_ gegeneinander; sie bleiben
- sich darum in jener Identität schlechthin _äußerlich_.--Es ist
- hiermit der _Widerspruch_ vorhanden zwischen der vollkommenen
- _Gleichgültigkeit_ der Objekte gegen einander, und zwischen der
- _Identität der Bestimmtheit_ derselben, oder ihrer vollkommenen
- _Äußerlichkeit_ in der _Identität_ ihrer Bestimmtheit. Dieser
- Widerspruch ist somit die _negative Einheit_ mehrerer sich in ihr
- schlechthin abstoßender Objekte,--der _mechanische Proceß_.
- B. Der mechanische Proceß.
- Wenn die Objekte nur als in sich abgeschlossene Totalitäten
- betrachtet werden, so können sie nicht auf einander wirken. Sie sind
- in dieser Bestimmung dasselbe, was die _Monaden_, die eben deswegen
- ohne alle Einwirkung auf einander gedacht worden. Aber der Begriff
- einer Monade ist eben darum eine mangelhafte Reflexion. Denn
- erstlich ist sie eine _bestimmte_ Vorstellung ihrer nur _an sich_
- seyenden Totalität; als ein _gewisser Grad_ der Entwickelung und des
- _Gesetztseyns_ ihrer Weltvorstellung ist sie ein _Bestimmtes_; indem
- sie nun die in sich geschlossene Totalität ist, so ist sie gegen
- diese Bestimmtheit auch gleichgültig; es ist daher nicht ihre eigene,
- sondern eine durch ein _anders_ Objekt _gesetzte_ Bestimmtheit.
- _Zweitens_ ist sie ein _Unmittelbares_ überhaupt, insofern sie ein
- nur _Vorstellendes_ seyn soll; ihre Beziehung auf sich ist daher die
- _abstrakte Allgemeinheit_; dadurch ist sie ein _für Andere offenes
- Daseyn_.--Es ist nicht hinreichend, um die Freiheit der Substanz zu
- gewinnen, sie als eine Totalität vorzustellen, die _in sich
- vollständig_, nichts _von Außen her_ zu erhalten habe. Vielmehr ist
- gerade die begrifflose, bloß vorstellende Beziehung auf sich selbst
- eine _Passivität_ gegen Anderes.--Ebenso ist die _Bestimmtheit_, sie
- mag nun als die Bestimmtheit eines _Seyenden_, oder eines
- _Vorstellenden_, als ein _Grad_ eigener aus dem Innern kommenden
- Entwickelung gefaßt werden, ein _Äußerliches_;--der _Grad_, welchen
- die Entwickelung erreicht, hat seine _Grenze_ in einem _Andern_. Die
- Wechselwirkung der Substanzen in eine _vorherbestimmte Harmonie_
- hinauszuschieben, heißt weiter nichts, als sie zu einer
- _Voraussetzung_ machen, d. i. zu Etwas, das dem Begriffe entzogen
- wird.--Das Bedürfniß, der _Einwirkung_ der Substanzen zu entgehen,
- gründete sich auf das Moment der absoluten _Selbstständigkeit_ und
- _Ursprünglichkeit_, welches zu Grunde gelegt wurde. Aber da diesem
- _Ansichseyn_ des _Gesetztseyn_, der Grad der Entwickelung, nicht
- entspricht, so hat es eben darum seinen Grund in einem _Andern_.
- Vom Substantialitäts-Verhältnisse ist seiner Zeit gezeigt worden, daß
- es in das Kausalitäts-Verhältniß übergeht. Aber das Seyende hat hier
- nicht mehr die Bestimmung einer _Substanz_, sondern eines _Objekts_;
- das Kausalitäts-Verhältniß ist im Begriffe untergegangen; die
- Ursprünglichkeit einer Substanz gegen die andere hat sich als ein
- Schein, ihr Wirken als ein Übergehen in das Entgegengesetzte gezeigt.
- Dieß Verhältniß hat daher keine Objektivität. Insofern daher das
- eine Objekt in der Form der subjektiven Einheit als wirkende Ursache
- gesetzt ist, so gilt dieß nicht mehr für eine _ursprüngliche_
- Bestimmung, sondern als etwas _Vermitteltes_; das wirkende Objekt hat
- diese seine Bestimmung nur vermittelst eines andern Objekts.--Der
- _Mechanismus_, da er der Sphäre des Begriffs angehört, hat an ihm
- dasjenige gesetzt, was sich als die Wahrheit des
- Kausalitäts-Verhältnisses erwies; daß die Ursache, die das An- und
- Fürsichseyende seyn soll, wesentlich ebenso wohl Wirkung, Gesetztseyn
- ist. Im Mechanismus ist daher unmittelbar die Ursachlichkeit des
- Objekts eine Nichtursprünglichkeit; es ist gleichgültig gegen diese
- seine Bestimmung; daß es Ursache ist, ist ihm daher etwas Zufälliges.
- --Insofern könnte man wohl sagen, daß die Kausalität der Substanzen
- _nur ein Vorgestelltes_ ist. Aber eben diese vorgestellte Kausalität
- ist der _Mechanismus_, indem er dieß ist, daß die Kausalität, als
- _identische_ Bestimmtheit verschiedener Substanzen, somit als das
- Untergehen ihrer Selbstständigkeit in dieser Identität, ein _bloßes
- Gesetztseyn_ ist; die Objekte sind gleichgültig gegen diese Einheit,
- und erhalten sich gegen sie. Aber ebenso sehr ist auch diese ihre
- gleichgültige _Selbstständigkeit_ ein bloßes _Gesetztseyn_; sie sind
- darum fähig, sich zu _vermischen_ und zu _aggregiren_, und als
- _Aggregat_ zu _Einem Objekte_ zu werden. durch diese Gleichgültigkeit,
- ebenso wohl gegen ihren Übergang, als gegen ihre Selbstständigkeit,
- sind die Substanzen _Objekte_.
- a. Der formale mechanische Proceß.
- Der mechanische Proceß ist das Setzen dessen, was im Begriffe der
- Mechanismus enthalten ist, zunächst also eines _Widerspruchs_.
- 1. Das Einwirken der Objekte ergiebt sich aus dem aufgezeigten
- Begriffe so, daß es das _Setzen der identischen_ Beziehung der
- Objekte ist. Dieß besteht nur darin, daß der Bestimmtheit, welche
- bewirkt wird, die Form der _Allgemeinheit_ gegeben wird;--was die
- _Mittheilung_ ist, welche ohne Übergehen ins Entgegengesetzte ist.
- --Die _geistige Mittheilung_, die ohnehin in dem Elemente vorgeht,
- welches das Allgemeine in der Form der Allgemeinheit ist, ist für
- sich selbst eine _ideelle_ Beziehung, worin sich ungetrübt _eine
- Bestimmtheit_ von einer Person in die andere _kontinuirt_, und ohne
- alle Veränderung sich verallgemeinert,--wie ein Duft in der
- widerstandslosen Atmosphäre sich frei verbreitet. Aber auch in der
- Mittheilung zwischen materiellen Objekten macht sich ihre
- Bestimmtheit auf eine ebenso ideelle Weise, so zu sagen, _breit_; die
- Persönlichkeit ist eine unendlich intensivere _Härte_, als die
- Objekte haben. Die formelle Totalität des Objekts überhaupt, welche
- gegen die Bestimmtheit gleichgültig, somit keine Selbstbestimmung ist,
- macht es zum Ununterschiedenen vom andern, und die Einwirkung daher
- zunächst zu einer ungehinderten Kontinuirung der Bestimmtheit des
- einen in dem andern.
- Im Geistigen ist es nun ein unendlich mannigfaltiger Inhalt, der
- mittheilungsfähig ist, indem er in die Intelligenz aufgenommen, diese
- _Form_ der Allgemeinheit erhält, in der er ein Mittheilbares wird.
- Aber das nicht nur durch die Form, sondern an und für sich Allgemeine
- ist das _Objektive_ als solches, sowohl im Geistigen als im
- Körperlichen, wogegen die Einzelnheit der äußeren Objekte, wie auch
- der Personen, ein Unwesentliches ist, das ihm keinen Widerstand
- leisten kann. Die Gesetze, Sitten, vernünftige Vorstellungen
- überhaupt, sind im Geistigen solche Mittheilbare, welche die
- Individuen auf eine bewußtlose Weise durchdringen, und sich in ihnen
- geltend machen. Im Körperlichen sind es Bewegung, Wärme, Magnetismus,
- Elektricität und dergleichen--die, wenn man sie auch als Stoffe oder
- Materien sich vorstellen will, als _imponderable_ Agentien bestimmt
- werden müssen,--Agentien, die dasjenige der Materialität nicht haben,
- was _ihre Vereinzelung_ begründet.
- 2. Wenn nun im Einwirken der Objekte auf einander zuerst ihre
- _identische_ Allgemeinheit gesetzt wird, so ist ebenso nothwendig das
- andere Begriffs-Moment, die _Besonderheit_ zu setzen; die Objekte
- beweisen daher auch ihre _Selbstständigkeit_, erhalten sich als
- einander äußerlich, und stellen die _Einzelnheit_ in jener
- Allgemeinheit her. Diese Herstellung ist die _Reaktion_ überhaupt.
- Zunächst ist sie nicht zu fassen, als ein _bloßes Aufheben_ der
- Aktion und der mitgetheilten Bestimmtheit; das Mitgetheilte ist als
- Allgemeines positiv in den besondern Objekten und _besondert_ sich
- nur an ihrer Verschiedenheit. Insofern bleibt also das Mitgetheilte,
- was es ist; nur _vertheilt_ es sich an die Objekte, oder wird durch
- deren Partikularität bestimmt.--Die Ursache geht in ihrem Andern, der
- Wirkung, die Aktivität der ursachlichen Substanz in ihrem Wirken
- verloren; das _einwirkende Objekt_ aber wird nur ein _Allgemeines_;
- sein Wirken ist zunächst nicht ein Verlust seiner Bestimmtheit,
- sondern eine _Partikularisation_, wodurch es, welches zuerst jene
- ganze, an ihm _einzelne_ Bestimmtheit war, nun eine _Art_ derselben,
- und die _Bestimmtheit_ erst dadurch als ein Allgemeines gesetzt wird.
- Beides, die Erhebung der einzelnen Bestimmtheit zur Allgemeinheit,
- in der Mittheilung, und die Partikularisation derselben oder die
- Herabsetzung derselben, die nur Eine war, zu einer Art, in der
- Vertheilung, ist ein und dasselbe.
- Die _Reaktion_ ist nun der _Aktion_ gleich.--Dieß erscheint
- _zunächst_ so, daß das andere Objekt das ganze Allgemeine in _sich
- aufgenommen_, und nun so Aktives gegen das Erste ist. So ist seine
- Reaktion dieselbe als die Aktion, ein _gegenseitiges Abstoßen_ des
- _Stoßes_. _Zweitens_ ist das Mitgetheilte das Objektive; es _bleibt_
- also substantielle Bestimmung der Objekte bei der Voraussetzung ihrer
- Verschiedenheit; das Allgemeine specificirt sich somit zugleich in
- ihnen, und jedes Objekt giebt daher nicht die ganze Aktion nur zurück,
- sondern hat seinen specifischen Antheil. Aber _drittens_ ist die
- Reaktion insofern _ganz negative Aktion_, als jedes durch die
- _Elasticität seiner Selbstständigkeit_ das Gesetztseyn eines Andern
- in ihm ausstößt, und seine Beziehung auf sich erhält. Die
- specifische _Besonderheit_ der mitgetheilten Bestimmtheit in den
- Objekten, was vorhin Art genannt wurde, geht zur _Einzelnheit_ zurück,
- und das Objekt behauptet seine Äußerlichkeit gegen die
- _mitgetheilte Allgemeinheit_. Die Aktion geht dadurch in _Ruhe_ über.
- Sie erweist sich als eine an der in sich geschlossenen
- gleichgültigen Totalität des Objekts nur _oberflächliche_, transiente
- Veränderung.
- 3. Dieses Rückgehen macht das _Produkt_ des mechanischen Processes
- aus. _Unmittelbar_ ist das Objekt _vorausgesetzt_ als Einzelnes,
- ferner als Besonderes gegen andere, drittens aber als Gleichgültiges
- gegen seine Besonderheit, als Allgemeines. Das _Produkt_ ist jene
- _vorausgesetzte_ Totalität des Begriffes nun als eine _gesetzte_. Er
- ist der Schlußsatz, worin das mitgetheilte Allgemeine durch die
- Besonderheit des Objekts mit der Einzelnheit zusammengeschlossen ist;
- aber zugleich ist in der Ruhe die _Vermittelung_ als eine solche
- gesetzt, die sich _aufgehoben_ hat, oder daß das Produkt gegen dieß
- sein Bestimmtwerden gleichgültig und die erhaltene Bestimmtheit eine
- äußerliche an ihm ist.
- Sonach ist das Produkt dasselbe, was das in den Proceß erst
- eingehende Objekt. Aber zugleich ist es erst durch diese Bewegung
- _bestimmt_; das mechanische Objekt ist _überhaupt nur Objekt als
- Produkt_, weil das, was es ist erst _durch Vermittelung eines Andern_
- an ihm ist. So als Produkt ist es, was es an und für sich seyn
- sollte, ein _zusammengesetztes vermischtes_, eine gewisse _Ordnung_
- und _Arrangement_ der Theile, überhaupt ein solches, dessen
- Bestimmtheit nicht Selbstbestimmung, sondern ein _gesetztes_ ist.
- Auf der andern Seite ist ebenso sehr das _Resultat_ des mechanischen
- Processes _nicht schon vor ihm selbst vorhanden_; sein _Ende ist
- nicht_ in seinem _Anfang_, wie beim Zwecke. Das Produkt ist eine
- Bestimmtheit am Objekt als _äußerlich_ gesetzte. Dem _Begriffe_ nach
- ist daher dieß Produkt wohl dasselbe, was das Objekt schon von Anfang
- ist. Aber im Anfange ist die äußerliche Bestimmtheit noch nicht als
- _gesetzte_. Das Resultat ist insofern ein _ganz anderes_, als das
- erste Daseyn des Objekts, und ist als etwas schlechthin für dasselbe
- zufälliges.
- b. Der reale mechanische Proceß.
- Der mechanische Proceß geht in _Ruhe_ über. Die Bestimmtheit nämlich,
- welche das Objekt durch ihn erhält, ist nur eine _äußerliche_. Ein
- ebenso Äußerliches ist ihm diese Ruhe selbst, indem dieß die dem
- _Wirken_ des Objekts entgegengesetzte Bestimmtheit, aber jede dem
- Objekte gleichgültig ist; die Ruhe kann daher auch angesehen werden,
- als durch eine _äußerliche_ Ursache hervorgebracht, so sehr es dem
- Objekte gleichgültig war, wirkendes zu seyn.
- Indem nun ferner die Bestimmtheit eine _gesetzte_, und der Begriff
- des Objekts durch _die Vermittelung hindurch zu sich selbst
- zurückgegangen_ ist, so hat das Objekt die Bestimmtheit als eine in
- sich reflektirte an ihm. Die Objekte haben daher nunmehr im
- mechanischen Processe und dieser selbst ein näher bestimmtes
- Verhältniß. Sie sind nicht bloß verschiedene, sondern _bestimmt
- unterschiedene_ gegen einander. Das Resultat des formalen Processes,
- welches einer Seits die bestimmungslose Ruhe ist, ist somit anderer
- Seits durch die in sich reflektirte Bestimmtheit die _Vertheilung des
- Gegensatzes_, den das Objekt überhaupt an ihm hat, unter mehrere sich
- mechanisch zu einander verhaltende Objekte. Das Objekt, einer Seits
- das Bestimmungslose, das sich _unelastisch_ und _unselbstständig_
- verhält, hat anderer Seits eine für andere _undurchbrechbare
- Selbstständigkeit_. Die Objekte haben nun auch _gegen einander_
- diesen bestimmteren Gegensatz der _selbstständigen Einzelnheit_ und
- _unselbstständigen Allgemeinheit_.--Der nähere Unterschied kann als
- ein bloß _quantitativer_ der verschiedenen Größe der _Masse_ im
- körperlichen, oder der _Intensität_, oder auf vielfache andere Weise
- gefaßt werden. Überhaupt aber ist er nicht bloß in jener
- Abstraktion festzuhalten; beide sind auch als Objekte _positive_
- Selbstständige.
- Das erste Moment dieses realen _Processes_ ist nun wie vorhin die
- _Mittheilung_. Das _Schwächere_ kann vom _Stärkeren_ nur insofern
- gefaßt und durchdrungen werden, als es dasselbe aufnimmt und Eine
- _Sphäre_ mit ihm ausmacht. Wie im Materiellen das Schwache gegen das
- unverhältnißmäßig Starke gesichert ist (wie ein in der Luft
- freihängendes Leintuch von einer Flintenkugel nicht durchschossen;
- eine schwache organische Receptivität nicht sowohl von den starken
- als von den schwachen Reizmitteln angegriffen wird), so ist der ganz
- schwache Geist sicherer gegen den starken als ein solcher, der diesem
- näher steht; wenn man sich ein ganz Dummes, Unedles vorstellen will,
- so kann auf dasselbe hoher Verstand, kann das Edle keinen Eindruck
- machen; das einzig konsequente Mittel _gegen_ die Vernunft ist, sich
- mit ihr gar nicht einzulassen.--Insofern das Unselbstständige mit dem
- Selbstständigen nicht zusammengehen und keine Mittheilung zwischen
- ihnen Statt finden kann, kann das Letztere auch keinen _Widerstand_
- leisten, d. h. das mitgetheilte Allgemeine nicht für sich
- specificiren.--Wenn sie sich nicht in Einer Sphäre befänden, so wäre
- ihre Beziehung auf einander ein unendliches Urtheil, und kein Proceß
- zwischen ihnen möglich.
- Der _Widerstand_ ist das nähere Moment der Überwältigung des einen
- Objekts durch das andere, indem er das beginnende Moment der
- Vertheilung des mitgetheilten Allgemeinen, und des Setzens der sich
- auf sich beziehenden Negativität, der herzustellenden Einzelnheit,
- ist. Der Widerstand wird _überwältigt_, insofern seine Bestimmtheit
- dem mitgetheilten Allgemeinen, welches vom Objekte aufgenommen worden,
- und sich in ihm singularisiren soll, nicht _angemessen_ ist. Seine
- relative Unselbstständigkeit manifestirt sich darin, daß seine
- _Einzelnheit_ nicht die _Kapacität für das Mitgetheilte_ hat, daher
- von demselben zersprengt wird, weil es sich an diesem Allgemeinen
- nicht als _Subjekt_ konstituiren, dasselbe nicht zu seinem
- _Prädikate_ machen kann.--Die _Gewalt_ gegen ein Objekt ist nur nach
- dieser zweiten Seite _Fremdes_ für dasselbe. Die _Macht_ wird
- dadurch zur _Gewalt_, daß sie, eine objektive Allgemeinheit, mit der
- _Natur_ des Objekts _identisch_ ist, aber ihre Bestimmtheit oder
- Negativität nicht dessen eigene _negative Reflexion_ in sich ist,
- nach welcher es ein Einzelnes ist. Insofern die Negativität des
- Objekts nicht an der Macht sich in sich reflektirt, die Macht nicht
- dessen eigene Beziehung auf sich ist, ist sie gegen dieselbe nur
- _abstrakte_ Negativität, deren Manifestation der Untergang ist.
- Die Macht, als die _objektive Allgemeinheit_ und als Gewalt _gegen_
- das Objekt, ist, was _Schicksal_ genannt wird;--ein Begriff, der
- innerhalb des Mechanismus fällt, insofern es _blind_ genannt, d. h.
- dessen _objektive Allgemeinheit_ vom Subjekte in seiner specifischen
- Eigenheit nicht erkannt wird.--Um einiges Weniges hierüber zu
- bemerken, so ist das Schicksal des Lebendigen überhaupt die _Gattung_,
- welche sich durch die Vergänglichkeit der lebendigen Individuen, die
- sie in ihrer _wirklichen Einzelnheit_ nicht als Gattung haben,
- manifestirt.
- Als bloße Objekte haben die nur lebendigen Naturen wie die übrigen
- Dinge von niedrigerer Stufe kein Schicksal; was ihnen widerfährt, ist
- eine Zufälligkeit; aber sie sind in _ihrem Begriffe als Objekte sich
- äußerliche_; die fremde Macht des Schicksals ist daher ganz nur ihre
- _eigene unmittelbare Natur_, die Äußerlichkeit und Zufälligkeit
- selbst. Ein eigentliches Schicksal hat nur das Selbstbewußtseyn;
- weil es _frei_, in der _Einzelnheit_ seines Ich daher schlechthin _an
- und für sich_ ist, und seiner objektiven Allgemeinheit sich
- gegenüberstellen, und sich gegen sie _entfremden_ kann. Aber durch
- diese Trennung selbst erregt es gegen sich das mechanische Verhältniß
- eines Schicksals. Damit also ein solches Gewalt über dasselbe haben
- könne, muß es irgend eine Bestimmtheit gegen die wesentliche
- Allgemeinheit sich gegeben, eine _That_ begangen haben. Hierdurch
- hat es sich zu einem _Besondern_ gemacht, und dieß Daseyn ist als die
- abstrakte Allgemeinheit zugleich die für die Mittheilung seines ihm
- entfremdeten Wesens offene Seite; an dieser wird es in den Proceß
- gerissen. Das thatlose Volk ist tadellos; es ist in die objektive,
- sittliche Allgemeinheit eingehüllt und darin aufgelöst, ohne die
- Individualität, welche das Unbewegte bewegt, sich ein Bestimmtheit
- nach Außen, und eine von der objektiven abgetrennte abstrakte
- Allgemeinheit giebt, womit aber auch das Subjekt zu einem seines
- Wesens Entäußerten, einem _Objekte_ wird, und in das Verhältniß der
- _Äußerlichkeit_ gegen seine Natur und des Mechanismus getreten ist.
- c. Das Produkt des mechanischen Processes.
- Das Produkt des _formalen_ Mechanismus ist das Objekt überhaupt, eine
- gleichgültige Totalität, an welcher die _Bestimmtheit_ als _gesetzte_
- ist. Indem hierdurch das Objekt als _Bestimmtes_ in den Proceß
- eingetreten ist, so ist einer Seits in dem Untergange desselben die
- _Ruhe_ als der ursprüngliche Formalismus des Objekts, die Negativität
- seines Für-sich-bestimmtseyns, das Resultat. Anderer Seits aber ist
- es das Aufheben des Bestimmtseyns, als _positive Reflexion desselben_
- in sich, die in sich gegangene Bestimmtheit oder die _gesetzte
- Totalität des Begriffs_; die _wahrhafte Einzelnheit_ des Objekts.
- Das Objekt, zuerst in seiner unbestimmten Allgemeinheit, dann als
- _Besonderes_, ist nun als _objektiv Einzelnes_ bestimmt; so daß darin
- jener _Schein von Einzelnheit_, welche nur eine sich der
- substantiellen Allgemeinheit _gegenüberstellende_ Selbstständigkeit
- ist, aufgehoben worden.
- Diese Reflexion in sich ist nun, wie sie sich ergeben hat, das
- objektive Einsseyn der Objekte, welches individuelle
- Selbstständigkeit,--das _Centrum_ ist. _Zweitens_ ist die Reflexion
- der Negativität die Allgemeinheit, die nicht ein der Bestimmtheit
- gegenüberstehendes, sondern in sich bestimmtes, vernünftiges
- Schicksal ist,--eine Allgemeinheit, die sich _an ihr selbst
- besondert_, der ruhige, in der unselbstständigen Besonderheit der
- Objekte und ihrem Processe feste Unterschied, das _Gesetz_. Dieß
- Resultat ist die Wahrheit, somit auch die Grundlage des mechanischen
- Processes.
- C. Der absolute Mechanismus.
- a. Das Centrum.
- Die leere Mannigfaltigkeit des Objekts ist nun erstens in die
- objektive Einzelnheit, in den einfachen selbst bestimmenden
- _Mittelpunkt_ gesammelt. Insofern zweitens das Objekt als
- unmittelbare Totalität seine Gleichgültigkeit gegen die Bestimmtheit
- behält, so ist diese an ihm auch als unwesentliche oder als ein
- _Außereinander_ von vielen Objekten vorhanden. Die erstere, die
- wesentliche Bestimmtheit macht dagegen die _reelle Mitte_ zwischen
- den vielen mechanisch auf einander wirkenden Objekten aus, durch
- welche sie _an und für sich_ zusammen geschlossen sind, und ist deren
- objektive Allgemeinheit. Die Allgemeinheit zeigte sich zuerst im
- Verhältnisse der _Mittheilung_ als eine nur durchs _Setzen_
- vorhandene; als _objektive_ aber ist sie das durchdringende,
- immanente Wesen der Objekte.
- In der materiellen Welt ist es der _Central-Körper_, der die
- _Gattung_, aber _individuelle_ Allgemeinheit der einzelnen Objekte
- und ihres mechanischen Processes ist. Die unwesentlichen einzelnen
- Körper verhalten sich _stoßend_ und _drückend_ zu einander; solches
- Verhältniß findet nicht zwischen dem Central-Körper und den Objekten
- Statt, deren Wesen er ist; denn ihre Äußerlichkeit macht nicht mehr
- ihre Grundbestimmung aus. Ihre Identität mit ihm ist also vielmehr
- die Ruhe, nämlich das _Seyn in ihrem Centrum_; diese Einheit ist ihr
- an und für sich seyender Begriff. Sie bleibt jedoch nur ein _Sollen_,
- da die zugleich noch gesetzte Äußerlichkeit der Objekte jener
- Einheit nicht entspricht. Das _Streben_, das sie daher nach dem
- Centrum haben, ist ihre absolute, nicht durch _Mittheilung_ gesetzte
- Allgemeinheit; sie macht die wahre, selbst _konkrete_, nicht _von
- Außen gesetzte Ruhe_ aus, in welche der Proceß der
- Unselbstständigkeit zurückgehen muß.--Es ist deswegen eine leere
- Abstraktion, wenn in der Mechanik angenommen wird, daß ein in
- Bewegung gesetzter Körper überhaupt sich in gerader Linie ins
- Unendliche fortbewegen würde, wenn er nicht durch äußerlichen
- Widerstand seine Bewegung verlöre. Die _Reibung_, oder welche Form
- der Widerstand sonst hat, ist nur die Erscheinung der _Centralität_;
- diese ist es welche ihn absolut zu sich zurückbringt; denn das, woran
- sich der bewegte Körper reibt, hat allein die Kraft eines Widerstands
- durch sein Einsseyn mit dem Centrum.--Im _Geistigen_ nimmt das
- Centrum und das Einsseyn mit demselben höhere Formen an; aber die
- Einheit des Begriffs und deren Realität, welche hier zunächst
- mechanische Centralität ist, muß auch dort die Grundbestimmung
- ausmachen.
- Der Central-Körper hat insofern aufgehört, ein bloßes _Objekt_ zu
- seyn, da an diesem die Bestimmtheit ein Unwesentliches ist; denn er
- hat nicht nicht mehr nur das _An-sich-_, sondern auch das
- _Für-sichseyn_ der objektiven Totalität. Er kann deswegen als ein
- _Individuum_ angesehen werden. Seine Bestimmtheit ist wesentlich von
- einer bloßen _Ordnung_ oder _Arrangement_ und _äußerlichen
- Zusammenhang_ von Theilen verschieden; sie ist als an und für sich
- seyende Bestimmtheit eine _immanente_ Form, selbst bestimmendes
- Princip, welchem die Objekte inhäriren, und wodurch sie zu einem
- wahrhaften Eins verbunden sind.
- Dieses Central-Individuum ist aber so nur erst _Mitte_, welche noch
- keine wahrhaften Extreme hat; als negative Einheit des totalen
- Begriffs dirimirt es sich aber in solche. Oder: die vorhin
- unselbstständigen sich äußerlichen Objekte werden durch den Rückgang
- des Begriffs gleichfalls zu Individuen bestimmt; die Identität des
- Central-Körpers mit sich, die noch ein _Streben_ ist, ist mit
- _Äußerlichkeit_ behaftet, welcher, da sie in seine _objektive
- Einzelnheit_ aufgenommen ist, diese mitgetheilt ist. Durch diese
- eigene Centralität sind sie, außer jenem ersten Centrum gestellt,
- selbst Centra für die unselbstständigen Objekte. Diese zweiten
- Centra und die unselbstständigen Objekte sind durch jene absolute
- Mitte zusammengeschlossen.
- Die relativen Central-Individuen machen aber auch selbst die Mitte
- _eines zweiten Schlusses_ aus, welche einer Seits unter ein höheres
- Extrem, die objektive _Allgemeinheit_ und _Macht_ des absoluten
- Centrums, subsumirt ist, auf der andern Seite die unselbstständigen
- Objekte unter sich subsumirt, deren oberflächliche oder formale
- Vereinzelung von ihr getragen werden.--Auch diese Unselbstständigen
- sind die Mitte eines _dritten_, des _formalen Schlusses_; indem sie
- das Band zwischen der absoluten und der relativen
- Centralindividualität insofern sind, als die letztere in ihnen ihre
- Äußerlichkeit hat, durch welche die _Beziehung auf sich_ zugleich
- ein _Streben_ nach einem absoluten Mittelpunkt ist. Die formalen
- Objekte haben zu ihrem Wesen die identische _Schwere_ ihres
- unmittelbaren Central-Körpers, dem sie als ihrem Subjekte und Extreme
- der Einzelnheit inhäriren; durch die Äußerlichkeit, welche sie
- ausmachen, ist er unter den absoluten Central-Körper subsumirt; sie
- sind also die formale Mitte der _Besonderheit_.--Das absolute
- Individuum aber ist die objektiv-allgemeine Mitte, welche das
- Insichseyn des relativen Individuums und seine Äußerlichkeit
- zusammenschließt und festhält.--So sind auch die _Regierung_, die
- _Bürger-Individuen_ und die _Bedürfnisse_ oder _das äußerliche Leben_
- der Einzelnen drei Termini, deren jeder die Mitte der zwei andern ist.
- Die _Regierung_, die _Bürger-Individuen_ und die _Bedürfnisse_ oder
- _das äußerliche Leben_ der Einzelnen drei Termini, deren jeder die
- Mitte der zwei andern ist. Die _Regierung_ ist das absolute Centrum,
- worin das Extrem der Einzelnen mit ihrem äußerlichen Bestehen
- zusammengeschlossen wird; ebenso sind die _Einzelnen_ Mitte, welche
- jenes allgemeine Individuum zur äußerlichen Existenz bethätigen, und
- ihr sittliches Wesen in das Extrem der Wirklichkeit übersetzen. Der
- dritte Schluß ist der formale, der Schluß des Scheins, daß die
- einzelnen durch ihre _Bedürfnisse_ und des äußerlichen Daseyn an
- diese allgemeine absolute Individualität geknüpft sind; ein Schluß,
- der als der bloß subjektive in die anderen übergeht, und in ihnen
- seine Wahrheit hat.
- Diese Totalität, deren Momente selbst die vollständigen Verhältnisse
- des Begriffes, die _Schlüsse_, sind, worin jedes der drei
- unterschiedenen Objekte die Bestimmung der Mitte und der Extreme
- durchläuft, macht den _freien Mechanismus_ aus. In ihm haben die
- unterschiedenen Objekte die objektive Allgemeinheit, die
- _durchdringende_ in der _Besonderung_ sich _identisch_ erhaltende
- Schwere, zu ihrer Grundbestimmung. Die Beziehung von _Druck, Stoß,
- Anziehen_ und dergleichen, so wie _Aggregirungen_ oder
- _Vermischungen_, gehören dem Verhältnisse der Äußerlichkeit an, die
- den dritten der zusammengestellten Schlüsse begründet. Die _Ordnung_,
- welches die bloß äußerliche Bestimmtheit der Objekt ist, ist in die
- immanente und objektive Bestimmung übergegangen; diese ist das
- _Gesetz_.
- b. Das Gesetz.
- In dem Gesetze thut sich der bestimmtere Unterschied von _ideeller
- Realität_ der Objektivität gegen die _äußerliche_ hervor. Das Objekt
- hat als _unmittelbare_ Totalität des Begriffs die Äußerlichkeit noch
- nicht als von dem Begriffe unterschieden, der nicht für sich gesetzt
- ist. Indem es durch den Proceß in sich gegangen, ist der Gegensatz
- der _einfachen Centralität_ gegen eine _Äußerlichkeit_ eingetreten,
- welche nun _als_ Äußerlichkeit bestimmt, d. i. als nicht An- und
- Für-sich- seyendes _gesetzt_ ist. Jenes Identische oder Ideelle der
- Individualität ist um der Beziehung auf die Äußerlichkeit willen ein
- _Sollen_; es ist die an- und für-sich bestimmte und selbstbestimmende
- Einheit des Begriffs, welcher jene äußerliche Realität nicht
- entspricht, und daher nur bis zum _Streben_ kommt. Aber die
- Individualität ist _an und für sich das konkrete Princip der
- negativen Einheit, als solches_ selbst _Totalität_; eine Einheit, die
- sich in die _Bestimmten Begriffsunterschiede_ dirimirt, und in ihrer
- sich selbst gleichen Allgemeinheit bleibt; somit der innerhalb seiner
- reinen Idealität _durch den Unterschied erweiterte_ Mittelpunkt.
- --Diese Realität, die dem Begriffe entspricht, ist die _ideelle_, von
- jener nur strebenden unterschieden; der Unterschied, der zunächst
- eine Vielheit von Objekten ist, in seiner Wesentlichkeit und in die
- reine Allgemeinheit aufgenommen. Diese reelle Idealität ist die
- _Seele_ der vorhin entwickelten, objektiven Totalität, _die an und
- für sich bestimmte Identität_ des Systems.
- Das objektive _An- und Für-sichseyn_ ergiebt sich daher in seiner
- Totalität bestimmter als die negative Einheit des Centrums, welche
- sich in die _subjektive Individualität_ und die _äußerliche
- Objektivität_ theilt, in dieser jene erhält und in ideellem
- Unterschiede bestimmt. Diese selbstbestimmende, die äußerliche
- Objektivität in die Idealität absolut zurückführende Einheit ist
- Princip von _Selbstbewegung_; die _Bestimmtheit_ dieses Beseelenden,
- welche der Unterschied des Begriffes selbst ist, ist das _Gesetz_.
- --Der todte Mechanismus war der betrachtete mechanische Proceß von
- Objekten, die unmittelbar als selbstständig erschienen, aber eben
- deswegen in Wahrheit unselbstständig sind, und ihr Centrum außer
- ihnen haben; dieser Proceß, der in _Ruhe_ übergeht, zeigt entweder
- _Zufälligkeit_ und unbestimmte Ungleichheit, oder _formale
- Gleichförmigkeit_. Diese Gleichförmigkeit ist wohl eine _Regel_,
- aber nicht _Gesetz_. Nur der freie Mechanismus hat ein _Gesetz_, die
- eigene Bestimmung der reinen Individualität oder _des für sich
- seyenden Begriffes_; es ist als Unterschied an sich selbst
- unvergängliche Quelle sich selbst entzündender Bewegung; indem es in
- der Idealität seines Unterschiedes sich nur auf sich bezieht, _freie
- Nothwendigkeit_.
- c. Übergang des Mechanismus.
- Diese Seele ist jedoch in ihren Körper noch versenkt; der _nunmehr
- bestimmte_, aber _innere_ Begriff der objektiven Totalität ist so; so
- freie Nothwendigkeit, daß das Gesetz seinem Objekte noch nicht
- gegenüber getreten ist; es ist die _konkrete_ Centralität als in ihre
- Objektivität _unmittelbar_ verbreitete Allgemeinheit. Jene Idealität
- hat daher nicht die _Objekte selbst_ zu ihrem bestimmten Unterschied;
- diese sind _selbstständige Individuen_ der Totalität, oder auch, wenn
- wir auf die formale Stufe zurücksehen, nicht individuelle, äußerliche
- _Objekte_. Das Gesetz ist ihnen wohl immanent und macht ihre Natur
- und Macht aus; aber sein Unterschied ist in seine Idealität
- eingeschlossen, und die Objekte sind nicht selbst in die ideelle
- Differenz des Gesetzes unterschieden. Aber das Objekt hat an der
- ideellen Centralität und deren Gesetze allein seine wesentliche
- Selbstständigkeit; es hat daher keine Kraft, dem Urtheile des
- Begriffs Widerstand zu thun, und sich in abstrakter, unbestimmter
- Selbstständigkeit und Verschlossenheit zu erhalten. Durch den
- ideellen, ihm immanenten Unterschied ist sein Daseyn eine _durch den
- Begriff gesetzte Bestimmtheit_. Seine Unselbstständigkeit ist auf
- diese Weise nicht mehr nur ein _Streben_ nach dem _Mittelpunkte_,
- gegen den es eben, weil seine Beziehung nur ein Streben ist, noch die
- Erscheinung eines selbstständigen äußerlichen Objektes hat; sondern
- es ist ein Streben nach dem _bestimmt ihm entgegengesetzten Objekt_;
- so wie das Centrum dadurch selbst auseinander, und seine negative
- Einheit in den _objektivirten Gegensatz_ übergegangen ist. Die
- Centralität ist daher jetzt _Beziehung_ dieser gegen einander
- negativen und gespannten Objektivitäten. So bestimmt sich der freie
- Mechanismus zum _Chemismus_.
- Zweites Kapitel. Der Chemismus.
- Der Chemismus macht im Ganzen der Objektivität das Moment des
- Urtheils, der objektiv gewordenen Differenz und des Processes aus.
- Da er mit der Bestimmtheit und dem Gesetztseyn schon beginnt, und das
- chemische Objekt zugleich objektive Totalität ist, ist sein nächster
- Verlauf einfach, und durch seine Voraussetzung vollkommen bestimmt.
- A. Das chemische Objekt.
- Das chemische Objekt unterscheidet sich von dem mechanischen dadurch,
- daß das letztere eine Totalität ist, welche gegen die Bestimmtheit
- gleichgültig ist; bei dem chemischen dagegen gehört die
- _Bestimmtheit_, somit die _Beziehung auf Anderes_, und die Art und
- Weise dieser Beziehung, seiner Natur an.--Diese Bestimmtheit ist
- wesentlich zugleich _Besonderung_, d. h. in die Allgemeinheit
- aufgenommen; sie ist so _Princip_--die _allgemeine Bestimmtheit_,
- nicht nur die des _eines einzelnen Objekts_, sondern auch die des
- _andern_. Es unterscheidet sich daher nun an demselben sein Begriff,
- als die innere Totalität beider Bestimmtheiten, und die Bestimmtheit,
- welche die Natur des einzelnen Objekts in seiner _Äußerlichkeit_ und
- _Existenz_ ausmacht. Indem es auf diese Weise _an sich_ der ganze
- Begriff ist, so hat es an ihm selbst die _Nothwendigkeit_ und den
- _Trieb_, sein entgegengesetztes, _einseitiges Bestehen_ aufzuheben,
- und sich zu dem _realen Ganzen_ im Daseyn zu machen, welches es
- seinem Begriffe nach ist.
- Über den Ausdruck: _Chemismus_, für das Verhältniß der Differenz der
- Objektivität, wie es sich ergeben hat, kann übrigens bemerkt werden,
- daß er hier nicht so verstanden werden muß, als ob sich dieß
- Verhältniß nur in derjenigen Form der elementarischen Natur
- darstellte, welche der eigentliche sogenannte Chemismus heißt. Schon
- das meteorologische Verhältniß muß als ein Proceß angesehen werden,
- dessen Parthien mehr die Natur von physikalischen als chemischen
- Elementen haben. Im Lebendigen steht das Geschlechtsverhältniß unter
- diesem Schema; so wie es auch für die geistigen Verhältnisse der
- Liebe, Freundschaft u. s. f. die _formale_ Grundlage ausmacht.
- Näher betrachtet ist das chemische Objekt zunächst, als eine
- _selbstständige_ Totalität überhaupt, ein in sich reflektirtes, das
- insofern von seinem Reflektirt-Seyn nach Außen unterschieden ist,
- --eine gleichgültige _Basis_, das noch nicht als different bestimmte
- Individuum; auch die Person ist eine solche sich erst nur auf sich
- beziehende Basis. Die immanente Bestimmtheit aber, welche seine
- _Differenz_ ausmacht, ist _erstlich_ so in sich reflektirt, daß diese
- Zurücknahme der Beziehung nach Außen nur formale abstrakte
- Allgemeinheit ist; so ist die Beziehung nach Außen Bestimmung seiner
- Unmittelbarkeit und Existenz. Nach dieser Seite geht es nicht _an
- ihm selbst_ in die individuelle Totalität zurück; und die negative
- Einheit hat die beiden Momente ihres Gegensatzes an zwei _besonderen
- Objekten_. Sonach ist ein chemisches Objekt nicht aus ihm selbst
- begreiflich, und das Seyn des Einen ist das Seyn des Andern.
- --_Zweitens_ aber ist die Bestimmtheit absolut in sich reflektirt,
- und das konkrete Moment des individuellen Begriffs des Ganzen, der
- das allgemeine Wesen, die _reale Gattung_ des besondern Objekts ist.
- Das chemische Objekt, hiermit der Widerspruch seines unmittelbaren
- Gesetztseyns und seines immanenten individuellen Begriffs, ist ein
- _Streben_, die Bestimmtheit seines Daseyns aufzuheben, und der
- objektiven Totalität des Begriffes die Existenz zu geben. Es ist
- daher zwar gleichfalls ein unselbstständiges, aber so, daß es
- hiergegen durch seine Natur selbst gespannt ist, und den _Proceß_
- selbstbestimmend anfängt.
- B. Der Proceß.
- 1. Er beginnt mit der Voraussetzung, daß die gespannten Objekte, so
- sehr sie es gegen sich selbst, es zunächst eben damit gegen einander
- sind;--ein Verhältniß, welches ihre _Verwandtschaft_ heißt. Indem
- jedes durch seinen Begriff im Widerspruch gegen die eigene
- Einseitigkeit seiner Existenz steht, somit diese aufzuheben strebt,
- ist darin unmittelbar das Streben gesetzt, die Einseitigkeit des
- andern aufzuheben, und durch diese gegenseitige Ausgleichung und
- Verbindung die Realität dem Begriffe, der beide Momente enthält,
- gemäß zu setzen. Insofern jedes gesetzt ist, als an ihm selbst sich
- widersprechend und aufhebend, so sind sie nur durch _äußere Gewalt_
- in der Absonderung von einander und von ihrer gegenseitigen Ergänzung
- gehalten. Die Mitte, wodurch nun diese Extreme zusammengeschlossen
- werden, ist _erstlich_ die _ansichseyende_ Natur beider, der ganze
- beide in sich haltende Begriff. Aber _zweitens_, da sie in der
- Existenz gegeneinander stehen, so ist ihre absolute Einheit auch ein
- _unterschieden_ von ihnen _existirendes_, noch formales Element;--das
- Element der _Mittheilung_, worin sie in äußerliche _Gemeinschaft_
- miteinander treten. Da der reale Unterschied den Extremen angehört,
- so ist diese Mitte nur die abstrakte Neutralität, die reale
- Möglichkeit derselben;--gleichsam das _theoretische Element_ der
- Existenz von den chemischen Objekten, ihres Processes und seines
- Resultats;--im Körperlichen hat das _Wasser_ die Funktion dieses
- Mediums; im Geistigen, insofern in ihm das Analogon eines solchen
- Verhältnisses Statt findet, ist das _Zeichen_ überhaupt, und näher
- die _Sprache_ dafür anzusehen.
- Das Verhältniß der Objekte ist als bloße Mittheilung in diesem
- Elemente einer Seits ein ruhiges Zusammengehen, aber anderer Seits
- ebenso sehr ein _negatives Verhalten_, indem der konkrete Begriff,
- welcher ihre Natur ist, in der Mittheilung in Realität gesetzt,
- hiermit die _realen Unterschiede_ der Objekte zu seiner Einheit
- reducirt werden. Ihre vorherige selbstständige _Bestimmtheit_ wird
- damit in der dem Begriffe, der in beiden ein und derselbe ist,
- gemäßen Vereinigung aufgehoben, ihr Gegensatz und Spannung hierdurch
- abgestumpft; womit das Streben in dieser gegenseitigen Ergänzung
- seine ruhige _Neutralität_ erlangt.
- Der Proceß ist auf diese Weise _erloschen_; indem der Widerspruch des
- Begriffes und der Realität ausgeglichen, haben die Extreme des
- Schlusses ihren Gegensatz verloren, hiermit aufgehört, Extreme
- gegeneinander und gegen die Mitte zu seyn. Das _Produkt_ ist ein
- _neutrales_, d. h. ein solches, in welchem die Ingredienzien, die
- nicht mehr Objekte genannt werden können, ihre Spannung und damit die
- Eigenschaften nicht mehr haben, die ihnen als gespannten zukamen,
- worin sich aber die _Fähigkeit_ ihrer vorigen Selbstständigkeit und
- Spannung erhalten hat. Die negative Einheit des Neutralen geht
- nämlich von einer _vorausgesetzten_ Differenz aus; die _Bestimmtheit_
- des chemischen Objekts ist identisch mit seiner Objektivität, sie ist
- ursprünglich. Durch den betrachteten Proceß ist diese Differenz nur
- erst _unmittelbar_ aufgehoben, die Bestimmtheit ist daher noch nicht
- als absolut in sich reflektirte, somit das Produkt des Processes nur
- eine formale Einheit.
- 2. In diesem Produkte ist nun zwar die Spannung des Gegensatzes und
- die negative Einheit als Thätigkeit des Processes erloschen. Da
- diese Einheit aber dem Begriffe wesentlich, und zugleich selbst zur
- Existenz gekommen ist, so ist sie noch vorhanden, aber _außer_ dem
- neutralen Objekte getreten. Der Proceß facht sich nicht von selbst
- wieder an, insofern er die Differenz nur zu seiner _Voraussetzung_
- hatte, nicht sie selbst _setzte_.--Diese außer dem Objekte
- selbstständige Negativität, die Existenz der _abstrakten_ Einzelnheit,
- deren Fürsichseyn seine Realität an dem _indifferenten Objekte_ hat,
- ist nun in sich selbst gegen ihre Abstraktion gespannt, eine in sich
- unruhige Thätigkeit, die sich verzehrend nach Außen kehrt. Sie
- bezieht sich _unmittelbar_ auf das Objekt, dessen ruhige Neutralität
- die reale Möglichkeit ihres Gegensatzes ist; dasselbe ist nunmehr die
- _Mitte_ der vorhin bloß formalen Neutralität, nun in sich selbst
- konkret, und bestimmt.
- Die nähere unmittelbare Beziehung des _Extrems_ der _negativen
- Einheit_ auf das Objekt ist, daß dieses durch sie bestimmt und
- hierdurch dirimirt wird. Diese Diremtion kann zunächst für die
- Herstellung des Gegensatzes der gespannten Objekte angesehen werden,
- mit welchem der Chemismus begonnen. Aber diese Bestimmung macht
- nicht das andere Extrem des Schlusses aus, sondern gehört zur
- unmittelbaren Beziehung des differentiirenden Princips auf die Mitte,
- an der sich dieses seine unmittelbare Realität giebt; es ist die
- Bestimmtheit, welche im disjunktiven Schlusse die Mitte, außer dem,
- daß sie allgemeine Natur des Gegenstandes ist, zugleich hat, wodurch
- dieser ebenso wohl objektive Allgemeinheit als bestimmte Besonderheit
- ist. Das _andere Extrem_ des Schlusses steht dem äußern
- _selbstständigen Extrem_ der Einzelnheit gegenüber; es ist daher das
- ebenso selbstständige Extrem der _Allgemeinheit_ die Diremtion,
- welche die reale Neutralität der Mitte daher in ihm erfährt, ist, daß
- sie nicht in gegeneinander differente, sondern _indifferente_ Momente
- zerlegt wird. Diese Momente sind hiermit die abstrakte,
- gleichgültige _Basis_ einer Seits, und das _begeistende_ Princip
- derselben anderer Seits, welches durch seine Trennung von der Basis
- ebenfalls die Form gleichgültiger Objektivität erlangt.
- Dieser disjunktive Schluß ist die Totalität des Chemismus, in welcher
- dasselbe objektive Ganze sowohl, als die selbsständige _negative_
- Einheit, dann in der Mitte als _reale_ Einheit,--endlich aber die
- chemische Realität in ihre _abstrakten_ Momente aufgelöst,
- dargestellt ist. In diesen letzteren ist die Bestimmtheit, nicht wie
- im Neutralen, an _einem Andern_ zu ihrer _Reflexion-in-sich_ gekommen,
- sondern ist an sich in ihre Abstraktion zurückgegangen, ein
- _ursprünglich bestimmtes Element_.
- 3. Diese elementarischen Objekte sind hiermit von der chemischen
- Spannung befreit; es ist ihn ihnen die ursprüngliche Grundlage
- derjenigen _Voraussetzung_, mit welcher der Chemismus begann, durch
- den realen Proceß _gesetzt_ worden. Insofern nun weiter einer Seits
- ihre innerliche _Bestimmtheit_ als solche, wesentlich der Widerspruch
- ihres _einfachen gleichgültigen Bestehens_, und ihrer als
- _Bestimmtheit_, und der Trieb nach Außen ist, der sich dirimirt, und
- an ihrem Objekte und an einem _Andern_ die Spannung setzt, _um ein
- solches zu haben_, wogegen es sich als differentes verhalten, an dem
- es sich neutralisiren und seiner einfachen Bestimmtheit die daseyende
- Realität geben könne, so ist damit der Chemismus in seinen Anfang
- zurückgegangen, in welchem gegeneinander gespannte Objekte einander
- suchen, und dann durch eine formale, äußerliche Mitte zu einem
- Neutralen sich vereinigen. Auf der andern Seite hebt der Chemismus
- durch diesen Rückgang in seinen _Begriff_ sich auf, und ist in eine
- höhere Sphäre übergegangen.
- C. Übergang des Chemismus.
- Die gewöhnliche Chemie schon zeigt Beispiele von chemischen
- Veränderungen, worin ein Körper z.B. einem Theil seiner Masse eine
- höhere Oxydation zutheilt, und dadurch einen andern Theil in einen
- geringern Grad derselben herabsetzt, in welchem er erst mit einem an
- ihn gebrachten andern differenten Körper eine neutrale Verbindung
- eingehen kann, für die er in jenem ersten unmittelbaren Grade nicht
- empfänglich gewesen wäre. Was hier geschieht, ist, daß sich das
- Objekt nicht nach einer unmittelbaren, einseitigen Bestimmtheit auf
- ein Anderes bezieht, sondern nach der innern Totalität eines
- ursprünglichen _Verhältnisses_ die _Voraussetzung_, deren es zu einer
- realen Beziehung bedarf, _setzt_, und dadurch sich eine Mitte giebt,
- durch welche es seinen Begriff mit seiner Realität zusammenschließt;
- es ist die an und für sich bestimmte Einzelnheit, der konkrete
- Begriff als Princip der _Disjunktion_ in Extreme, deren
- _Wiedervereinigung_ die Thätigkeit _desselben_ negativen Princips ist,
- das dadurch zu seiner ersten Bestimmung, aber _objektivirt_
- zurückkehrt. Der Chemismus selbst ist _die erste Negation_ der
- _gleichgültigen_ Objektivität, und der _Äußerlichkeit_ der
- Bestimmtheit; er ist also noch mit der unmittelbaren
- Selbstständigkeit des Objekts und mit der Äußerlichkeit behaftet.
- Er ist daher für sich noch nicht jene Totalität der Selbstbestimmung,
- welche aus ihm hervorgeht, und in welcher er sich vielmehr aufhebt.
- --Die drei Schlüsse, welche sich ergeben haben, machen seine
- Totalität aus; der erste hat zur Mitte die formale Neutralität und zu
- den Extremen die gespannten Objekte, der zweite hat das Produkt des
- ersten, die reelle Neutralität zur Mitte und die dirimirende
- Thätigkeit, und ihr Produkt, das gleichgültige Element, zu den
- Extremen; der dritte aber ist der sich realisirende Begriff, der sich
- die Voraussetzung setzt, durch welche der Proceß seiner Realisirung
- bedingt ist,--ein Schluß, der das Allgemeine zu seinem Wesen hat. Um
- der Unmittelbarkeit und Äußerlichkeit willen jedoch, in deren
- Bestimmung die chemische Objektivität steht, _fallen diese Schlüsse
- noch auseinander_. Der erste Proceß, dessen Produkt die Neutralität
- der gespannten Objekte ist, erlischt in seinem Produkte, und es ist
- eine äußerlich hinzukommende Differentiirung, welche ihn wieder
- anfacht; bedingt durch eine unmittelbare Voraussetzung, erschöpft er
- sich in ihr.--Ebenso muß die Ausscheidung der differenten Extreme aus
- dem Neutralen, ingleichen ihre Zerlegung in ihre abstrakten Elemente,
- von _äußerlich hinzukommenden Bedingungen_ und Erregungen der
- Thätigkeit ausgehen. Insofern aber auch die beiden wesentlichen
- Momente des Processes, einer Seits die Neutralisirung, anderer Seits
- die Scheidung und Reduktion, in einem und demselben Processe
- verbunden sind, und _Vereinigung_ und Abstumpfung der gespannten
- Extreme auch eine _Trennung_ in solche ist, so machen sie um der noch
- zu Grunde liegenden Äußerlichkeit willen _zwei verschiedene_ Seiten
- aus; die Extreme, welche in demselben Processe ausgeschieden werden,
- sind andere Objekte oder Materien, als diejenigen, welche sich in ihm
- einigen; insofern jene daraus wieder different hervorgehen, müssen
- sie sich nach Außen wenden; ihre neue Neutralisirung ist ein anderer
- Proceß, als die, welche in dem ersten Statt hatte.
- Aber diese verschiedenen Processe, welche sich als nothwendig ergeben
- haben, sind ebenso viele _Stufen_, wodurch die _Äußerlichkeit_ und
- das _Bedingtseyn_ aufgehoben wird, woraus der Begriff als an und für
- sich bestimmte, und von der Äußerlichkeit nicht bedingte Totalität
- hervorgeht. Im ersten hebt sich die Äußerlichkeit der die ganze
- Realität ausmachenden, differenten Extreme gegeneinander, oder die
- Unterschiedenheit des _ansich_ seyenden bestimmten Begriffes von
- seiner _daseyenden_ Bestimmtheit auf; im zweiten wird die
- Äußerlichkeit der realen Einheit, die Vereinigung als bloß
- _neutrale_ aufgehoben;--näher hebt sich die formale Thätigkeit
- zunächst in ebenso formalen Basen, oder indifferenten Bestimmtheiten
- auf, deren _innerer Begriff_ nun die in sich gegangene, absolute
- Thätigkeit, als an ihr selbst sich realisirend ist, d. i. die in sich
- die bestimmten Unterschiede _setzt_, und durch diese _Vermittelung_
- sich als reale Einheit konstituirt,--eine Vermittelung, welche somit
- die _eigene_ Vermittelung des Begriffs, seine Selbstbestimmung, und
- in Rücksicht auf seine Reflexion daraus in sich, immanentes
- _Voraussetzen_ ist. Der dritte Schluß, der einer Seits die
- Wiederherstellung der vorhergehenden Processe ist, hebt anderer Seits
- noch das letzte Moment _gleichgültiger_ Basen auf,--die ganz
- abstrakte äußerliche _Unmittelbarkeit_, welche auf diese Weise
- _eigenes_ Moment der Vermittelung des Begriffes durch sich selbst
- wird. Der Begriff, welcher hiermit alle Momente seines objektiven
- Daseyns als äußerliche aufgehoben und in seine einfache Einheit
- gesetzt hat, ist dadurch von der objektiven Äußerlichkeit
- vollständig befreit, auf welche er sich nur als eine unwesentliche
- Realität bezieht; dieser objektive freie Begriff ist der _Zweck_.
- Drittes Kapitel. Teleologie.
- Wo _Zweckmäßigkeit_ wahrgenommen wird, wird ein _Verstand_ als
- Urheber derselben angenommen, für den Zweck also die eigene, freie
- Existenz des Begriffes gefordert. Die _Teleologie_ wird vornehmlich
- dem _Mechanismus_ entgegengestellt, in welchem die an dem Objekt
- gesetzte Bestimmtheit wesentlich als äußerliche eine solche ist, an
- der sich keine _Selbstbestimmung_ manifestirt. Der Gegensatz von
- Causis efficientibus und Causis finalibus, bloß _wirkenden_ und
- _Endursachen_, bezieht sich auf jenen Unterschied, auf den, in
- konkreter Form genommen, auch die Untersuchung zurückgeht, ob das
- absolute Wesen der Welt als blinder Natur-Mechanismus, oder als ein
- nach Zwecken sich bestimmender Verstand zu fassen sey. Die Antinomie
- des _Fatalismus_ mit dem _Determinismus_ und der _Freiheit_ betrifft
- ebenfalls den Gegensatz des Mechanismus und der Teleologie; denn das
- Freie ist der Begriff in seiner Existenz.
- Die vormalige Metaphysik ist mit diesen Begriffen, wie mit ihren
- anderen verfahren; sie hat Theils eine Weltvorstellung vorausgesetzt,
- und sich bemüht, zu zeigen, daß der eine oder der andere Begriff auf
- sie passe, und der entgegengesetzte mangelhaft sey, weil sich nicht
- aus ihm _erklären_ lasse; Theils hat sie dabei den Begriff der
- mechanischen Ursache und des Zwecks nicht untersucht, welcher _an und
- für sich_ Wahrheit habe. Wenn dieß für sich festgestellt ist, so mag
- die objektive Welt mechanische und Endursachen darbieten; ihre
- Existenz ist nicht der Maaßstab des _Wahren_, sondern das Wahre
- vielmehr das Kriterium, welche von diesen Existenzen ihre wahrhafte
- sey. Wie der subjektive Verstand auch Irrthümer an ihm zeigt, so
- zeigt die objektive Welt auch diejenigen Seiten und Stufen der
- Wahrheit, welche für sich erst einseitig, unvollständig, und nur
- Erscheinungsverhältnisse sind. Wenn Mechanismus und Zweckmäßigkeit
- sich gegenüber stehen, so können sie eben deswegen nicht als
- _gleich-gültige_ genommen, deren jedes für sich ein richtiger Begriff
- sey und so viele Gültigkeit habe als der andere, wobei es nur darauf
- ankomme, wo der eine oder der andere angewendet werden könne. Diese
- gleiche Gültigkeit beider beruht nur darauf, weil sie _sind_, nämlich
- weil wir beide _haben_. Aber die nothwendige erste Frage ist, weil
- sie entgegengesetzt sind, welcher von beiden der wahre sey; und die
- höhere eigentliche Frage ist, _ob nicht ein Drittes ihre Wahrheit,
- oder ob einer die Wahrheit des andern ist_.--Die _Zweckbeziehung_ hat
- sich aber als die Wahrheit des _Mechanismus_ erwiesen.--Das, was sich
- als _Chemismus_ darstellte, wird mit dem _Mechanismus_ insofern
- zusammengenommen, als der Zweck der Begriff in freier Existenz ist,
- und ihm überhaupt die Unfreiheit desselben, sein Versenktseyn in die
- Äußerlichkeit gegenübersteht; beides, Mechanismus so wie Chemismus,
- wird also unter der Naturnothwendigkeit zusammengefaßt, indem im
- ersten der Begriff nicht am Objekte existirt, weil es als
- mechanisches die Selbstbestimmung nicht enthält, im andern aber der
- Begriff entweder eine gespannte, einseitige Existenz hat, oder,
- insofern er als die Einheit hervortritt, welche das neutrale Objekt
- in die Extreme spannt, sich selbst, insofern er diese Trennung
- aufhebt, äußerlich ist.
- Je mehr das teleologische Princip mit dem Begriffe eines
- _außerweltlichen_ Verstandes zusammengehängt und insofern von der
- Frömmigkeit begünstigt wurde, desto mehr schien es sich von der
- wahren Naturforschung zu entfernen, welche die Eigenschaften der
- Natur nicht als fremdartige, sondern als _immanente Bestimmtheiten_
- erkennen will, und nur solches Erkennen als ein _Begreifen_ gelten
- läßt. Da der Zweck der Begriff selbst in seiner Existenz ist, so
- kann es sonderbar scheinen, daß das Erkennen der Objekte aus ihrem
- Begriffe vielmehr als ein unberechtigter Überschritt in ein
- _heterogenes_ Element erscheint, der Mechanismus dagegen, welchem die
- Bestimmtheit eines Objekts als ein äußerlich an ihm und durch ein
- Anderes gesetzte Bestimmtheit ist, für eine _immanentere_ Ansicht
- gilt, als die Teleologie. Der Mechanismus, wenigstens der gemeine
- unfreie, so wie der Chemismus, muß allerdings insofern als ein
- immanentes Princip angesehen werden, als das bestimmende
- _Äußerliche_, selbst _wieder nur ein solches Objekt_, ein äußerlich
- bestimmtes und gegen solche Bestimmtwerden gleichgültiges, oder im
- Chemismus das andere Objekt ein gleichfalls chemisch bestimmtes ist,
- überhaupt ein wesentliches Moment der Totalität immer in einem
- Äußern liegt. Diese Principien bleiben daher innerhalb derselben
- Naturform der Endlichkeit stehen; ob sie aber gleich das Endliche
- nicht überschreiten wollen, und für die Erscheinungen nur zu
- endlichen Ursachen, die selbst das Weitergehen verlangen, führen, so
- erweitern sie sich doch zugleich Theils zu einer formellen Totalität
- in dem Begriffe von Kraft, Ursache und dergleichen
- Reflexions-Bestimmungen, die eine _Ursprünglichkeit_ bezeichnen
- sollen, Theils aber durch die abstrakte _Allgemeinheit_ von einem
- _All der Kräfte_, einem _Ganzen_ von gegenseitigen Ursachen. Der
- Mechanismus zeigt sich selbst dadurch als ein Streben der Totalität,
- daß er die Natur _für sich_ als ein _Ganzes_ zu fassen sucht, das zu
- _seinem_ Begriffe keines Andern bedarf,--eine Totalität, die sich in
- dem Zwecke und dem damit zusammenhängenden außerweltlichen Verstand
- nicht findet.
- Die Zweckmäßigkeit nun zeigt sich zunächst als ein _Höheres_
- überhaupt; als ein _Verstand_ der _äußerlich_ die Mannigfaltigkeit
- der Objekte _durch eine an und für sich seyende Einheit_ bestimmt, so
- daß die gleichgültigen Bestimmtheiten der Objekte _durch diese
- Beziehung wesentlich_ werden. Im Mechanismus werden sie es durch die
- _bloße Form der Nothwendigkeit_, wobei ihr _Inhalt_ gleichgültig ist,
- denn sie sollen äußerliche bleiben, und nur der Verstand als solcher
- sich befriedigen, indem er seinen Zusammenhang, die abstrakte
- Identität, erkennt. In der Teleologie dagegen wird der Inhalt
- wichtig, weil sie einen Begriff, ein _an und für sich Bestimmtes_ und
- damit Selbstbestimmendes voraussetzt, also von der _Beziehung_ der
- Unterschiede und ihres Bestimmtseyns durcheinander, von der _Form_,
- die _in sich reflektirte Einheit, ein an und für sich Bestimmtes_,
- somit _einen Inhalt_ unterschieden hat. Wenn dieser aber sonst ein
- _endlicher_ und unbedeutender ist, so widerspricht er dem, was er
- seyn soll, denn der Zweck ist seiner Form eine _in sich unendliche
- Totalität_;--besonders wenn das nach Zwecken wirkende Handeln als
- _absoluter_ Willen und Verstand angenommen ist. Die Teleologie hat
- sich den Vorwurf des Läppischen deswegen so sehr zugezogen, weil die
- Zwecke, die sie aufzeigte, wie es sich trifft, bedeutender oder auch
- geringfügiger sind, und die Zweckbeziehung der Objekte mußte so
- häufig als eine Spielerei erscheinen, weil diese Beziehung so
- äußerlich und daher zufällig erscheint. Der Mechanismus dagegen läßt
- den Bestimmtheiten der Objekte dem Gehalte nach ihren Werth von
- Zufälligen, gegen welche das Objekt gleichgültig ist, und die weder
- für sie, noch für den subjektiven Verstand ein höheres Gelten haben
- sollen. Dieß Princip giebt daher in seinem Zusammenhange von äußerer
- Nothwendigkeit das Bewußtseyn unendlicher Freiheit gegen die
- Teleologie, welche die Geringfügigkeiten, und selbst
- Verächtlichkeiten ihres Inhalts als etwas Absolutes aufstellt, in dem
- sich der allgemeinere Gedanke nur unendlich beengt, und selbst
- ekelhaft afficirt finden kann.
- Der formelle Nachtheil, in welchem diese Teleologie zunächst steht,
- ist, daß sie nur bis zur _äußern Zweckmäßigkeit_ kommt. Indem der
- Begriff hierdurch als ein Formelles gesetzt ist, so ist ihr der
- Inhalt auch ein ihm äußerlich in der Mannigfaltigkeit der objektiven
- Welt Gegebenes,--in eben jenen Bestimmtheiten, welche auch Inhalt des
- Mechanismus, aber als ein Äußerliches, Zufälliges sind. Um dieser
- Gemeinschaftlichkeit willen macht die _Form der Zweckmäßigkeit_ für
- sich allein das Wesentliche des Teleologischen aus. In dieser
- Rücksicht, ohne noch auf den Unterschied von äußerer und innerer
- Zweckmäßigkeit zu sehen, hat sich die Zweckbeziehung überhaupt an und
- für sich als die _Wahrheit des Mechanismus_ erwiesen.--Die Teleologie
- hat im Allgemeinen das höhere Princip, den Begriff in seiner Existenz,
- der an und für sich das Unendliche und Absolute ist;--ein Princip
- der Freiheit, das seiner Selbstbestimmung schlechthin gewiß, dem
- _äußerlichen Bestimmtwerden_ des Mechanismus absolut entrissen ist.
- Eines der großen Verdienste _Kant's_ um die Philosophie besteht in
- der Unterscheidung, die er zwischen relativer oder _äußerer_ und
- zwischen _innerer_ Zweckmäßigkeit aufgestellt hat; in letzterer hat
- er den Begriff des _Lebens_, die _Idee_, aufgeschlossen und damit die
- Philosophie, was die Kritik der Vernunft nur unvollkommen, in einer
- sehr schiefen Wendung und nur _negativ_ thut, _positiv_ über die
- Reflexions-Bestimmungen und die relative Welt der Metaphysik erhoben.
- --Es ist erinnert worden, daß der Gegensatz der Teleologie und des
- Mechanismus zunächst der allgemeinere Gegensatz von _Freiheit_ und
- _Nothwendigkeit_ ist. Kant hat den Gegensatz in dieser Form unter
- den _Antinomien_ der Vernunft, und zwar als den _dritten Widerstreit
- der transcendentalen Ideen_ aufgeführt.--Ich führe seine Darstellung,
- auf welche früher verwiesen worden, ganz kurz an, indem das
- Wesentliche derselben so einfach ist, daß es keiner weitläufigen
- Auseinandersetzung bedarf, und die Art und Weise der kantischen
- Antinomien anderwärts ausführlicher beleuchtet worden ist.
- Die _Thesis_ der hier zu betrachtenden lautet: die Kausalität nach
- Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die
- Erscheinungen der Welt insgesammt abgeleitet werden können. Es ist
- noch eine Kausalität durch Freiheit zu Erklärung derselben anzunehmen
- nothwendig.
- Die _Antithesis_: Es ist keine Freiheit, sondern Alles in der Welt
- geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.
- Der Beweis geht wie bei den übrigen Antinomien erstens apagogisch zu
- Werke, es wird das Gegentheil jeder Thesis angenommen; zweitens, um
- das Widersprechende dieser Annahme zu zeigen, wird umgekehrt das
- Gegentheil derselben, das ist somit der zu beweisende Satz,
- angenommen und als geltend vorausgesetzt;--der ganze Umweg des
- Beweisens konnte daher erspart werden; es besteht in nichts als der
- assertorischen Behauptung der beiden gegenüberstehenden Sätze.
- Zum Beweise der _Thesis_ soll nämlich zuerst angenommen werden: es
- gebe _keine andere Kausalität_, als nach _Gesetzen der Natur_, d. i.
- nach der Nothwendigkeit des Mechanismus überhaupt, den Chemismus mit
- eingeschlossen. Dieser Satz widerspreche sich aber darum, weil das
- Gesetz der Natur gerade darin bestehe, daß _ohne hinreichend a priori
- bestimmte Ursache_, welche somit eine absolute Spontaneität in sich
- enthalte, nichts geschehe;--d. h. die der Thesis entgegengesetzte
- Annahme ist darum widersprechend, weil sie der Thesis widerspricht.
- Zum Behufe des Beweises _der Antithesis solle_ man setzen: es gebe
- eine _Freiheit_ als eine besondere Art von Kausalität, einen Zustand,
- mithin auch eine Reihe von Folgen desselben schlechthin anzufangen.
- Da nun aber ein solches Anfangen einen Zustand _voraussetzt_, der mit
- dem vorhergehenden derselben gar _keinen Zusammenhang der Kausalität_
- hat, so widerspricht es _dem Gesetze der Kausalität_, nach welchem
- allein Einheit der Erfahrung und Erfahrung überhaupt möglich ist;--d.
- h. die Annahme der Freiheit, die der Antithesis entgegen ist, kann
- darum nicht gemacht werden, weil sie der Antithesis widerspricht.
- Dem Wesen nach kehrt dieselbe Antinomie in der _Kritik_ der
- _teleologischen Urtheilskraft_ als der Gegensatz wieder, daß _Alle
- Erzeugung materieller Dinge nach bloß mechanischen Gesetzen_
- geschieht und daß _einige Erzeugung derselben nach solchen Gesetzen
- nicht möglich ist_. Die kantische Auflösung dieser Antinomie ist
- dieselbige, wie die allgemeine Auflösung der übrigen; daß nämlich die
- Vernunft weder den einen noch den andern Satz beweisen könne, weil
- wir von Möglichkeit der Dinge nach bloß empirischen Gesetzen der
- Natur _kein bestimmendes Princip a priori haben können_;--daß daher
- ferner beide nicht _als objektive Sätze_, sondern _als subjektive
- Maximen_ angesehen werden müssen; daß _ich einer Seits_ jederzeit
- über alle Naturereignisse nach dem Princip des bloßen
- Natur-Mechanismus _reflektiren_ solle, daß aber dieß nicht hindere,
- bei _gelegentlicher Veranlassung_ einigen Naturformen nach einer
- _andern Maxime_, nämlich nach dem Princip der Endursachen,
- _nachzuspüren_;--als ob nun diese _zwei Maximen_, die übrigens bloß
- für die _menschliche Vernunft_ nöthig seyn sollen, nicht in demselben
- Gegensatze wären, in dem sich jene _Sätze_ befinden.--Es ist, wie
- vorhin bemerkt, auf diesem ganzen Standpunkte dasjenige nicht
- untersucht, was allein das philosophische Interesse fordert, nämlich
- welches von beiden Principien an und für sich Wahrheit habe; für
- diesen Gesichtspunkt aber macht es keinen Unterschied, ob die
- Principien als _objektive_, das heißt hier äußerlich existirende
- Bestimmungen der Natur, oder als bloße _Maximen_ eines _subjektiven_
- Erkennens betrachtet werden sollen;--es ist vielmehr dieß ein
- subjektives, d. h. zufälliges Erkennen, welches auf _gelegentliche
- Veranlassung_ die eine oder andere Maxime anwendet, je nachdem es sie
- für gegebene Objekte für passend hält, übrigens nach der _Wahrheit_
- dieser Bestimmungen selbst, sie seyen beide Bestimmungen der Objekte
- oder des Erkennens, nicht fragt. So ungenügend daher die kantische
- Erörterung des teleologischen Princips in Ansehung des wesentlichen
- Gesichtspunkts ist, so ist immer die Stellung bemerkenswerth, welche
- Kant demselben giebt. Indem er es einer _reflektirenden
- Urtheilskraft_ zuschreibt, macht er es zu einem verbindenden
- _Mittelgliede_ zwischen _dem Allgemeinen der Vernunft_ und _dem
- Einzelnen der Anschauung_;--er unterscheidet ferner jene
- _reflektirende_ Urtheilskraft von der _bestimmenden_, welche letztere
- das Besondere bloß unter das Allgemeine _subsumire_. Solches
- Allgemeine, welches nur _subsumirend_ ist, ist ein _Abstraktes_,
- welches erst an einem _Andern_, am Besondern, _konkret_ wird. Der
- Zweck dagegen ist das _konkrete Allgemeine_, das in ihm selbst das
- Moment der Besonderheit und Äußerlichkeit hat, daher thätig und der
- Trieb ist, sich von sich selbst abzustoßen. Der Begriff ist als
- Zweck allerdings ein _objektives Urtheil_, worin die eine Bestimmung
- das Subjekt, nämlich der konkrete Begriff als durch sich selbst
- bestimmt, die andere aber nicht nur ein Prädikat, sondern die
- äußerliche Objektivität ist. Aber die Zweckbeziehung ist darum nicht
- ein _reflektirendes_ Urtheilen, das die äußerlichen Objekte nur nach
- einer Einheit betrachtet, _als ob_ ein Verstand sie _zum Behuf unsers
- Erkenntnißvermögens_ gegeben hätte, sondern sie ist das an und für
- sich seyende Wahre, das _objektiv_ urtheilt, und die äußerliche
- Objektivität absolut bestimmt. Die Zweckbeziehung ist dadurch mehr
- als _Urtheil_, sie ist der _Schluß_ des selbstständigen freien
- Begriffs, der sich durch die Objektivität mit sich selbst
- zusammenschließt.
- Der Zweck hat sich als das _Dritte_ zum Mechanismus und Chemismus
- ergeben; er ist ihre Wahrheit. Indem er selbst noch innerhalb der
- Sphäre der Objektivität, oder der Unmittelbarkeit des totalen
- Begriffs steht, ist er von der Äußerlichkeit als solcher noch
- afficirt, und hat eine objektive Welt sich gegenüber, auf die er sich
- bezieht. Nach dieser Seite erscheint die mechanische Kausalität,
- wozu im Allgemeinen auch der Chemismus zu nehmen ist, noch bei dieser
- _Zweckbeziehung_, welche die _äußerliche_ ist, aber als _ihr
- untergeordnet_, als an und für sich aufgehoben. Was das nähere
- Verhältniß betrifft, so ist das mechanische Objekt als unmittelbare
- Totalität gegen sein Bestimmtseyn, und damit dagegen, ein
- Bestimmendes zu seyn, gleichgültig. Dieß äußerliche Bestimmtseyn ist
- nun zur Selbstbestimmung fortgebildet, und damit der im Objekte nur
- _innere_, oder was dasselbe ist, nur _äußere Begriff_ nunmehr
- _gesetzt_; der Zweck ist zunächst eben dieser dem mechanischen
- äußerliche Begriff selbst. So ist der Zweck auch für den Chemismus
- das Selbstbestimmende, welches das äußerliche Bestimmtwerden, durch
- welches er bedingt ist, zur Einheit des Begriffes zurückbringt.--Die
- Natur der Unterordnung der beiden vorherigen Formen des objektiven
- Processes ergiebt sich hieraus; das Andere, das an ihnen in dem
- unendlichen Progreß liegt, ist der ihnen zunächst als äußerlich
- gesetzte Begriff, welcher Zweck ist; der Begriff ist nicht nur ihre
- Substanz, sondern auch die Äußerlichkeit ist das ihnen wesentliche,
- ihre Bestimmtheit ausmachende Moment. Die mechanische oder chemische
- Technik bietet sich also durch ihren Charakter, äußerlich bestimmt zu
- seyn, von selbst der Zweckbeziehung dar, die nun näher zu betrachten
- ist.
- A. Der subjektive Zweck.
- _Der subjektive_ Begriff hat in der _Centralität_ der objektiven
- Sphäre, die eine Gleichgültigkeit gegen die Bestimmtheit ist,
- zunächst den _negativen Einheitspunkt_ wieder gefunden und gesetzt;
- in dem Chemismus aber die Objektivität der _Begriffsbestimmungen_,
- wodurch er erst als _konkreter objektiver Begriff_ gesetzt ist.
- Seine Bestimmtheit oder sein einfacher Unterschied hat nunmehr an ihm
- selbst die _Bestimmtheit der Äußerlichkeit_, und seine einfache
- Einheit ist dadurch die sich von sich selbst abstoßende und darin
- sich erhaltende Einheit. Der Zweck ist daher der subjektive Begriff,
- als wesentliches Streben und Trieb sich äußerlich zu setzen. Er ist
- dabei dem Übergehen entnommen. Er ist weder eine Kraft, die sich
- äußert, noch eine Substanz und Ursache, die in Accidenzen und
- Wirkungen sich manifestirt. Die Kraft ist nur ein abstrakt Inneres,
- indem sie sich nicht geäußert hat; oder sie hat erst in der Äußerung,
- zu der sie sollicitirt werden muß, Daseyn; ebenso die Ursache und
- die Substanz; weil sie nur in den Accidenzen und in der Wirkung
- Wirklichkeit haben, ist ihre Thätigkeit der Übergang, gegen den sie
- sich nicht in Freiheit erhalten. Der Zweck kann wohl auch als Kraft
- und Ursache bestimmt werden, aber diese Ausdrücke erfüllen nur eine
- unvollkommene Seite seiner Bedeutung; wenn sie von ihm nach seiner
- Wahrheit ausgesprochen werden sollen, so können sie es nur auf eine
- Weise, welche ihren Begriff aufhebt; als eine Kraft, welche sich
- selbst zur Äußerung sollicitirt, als eine Ursache, welche Ursache
- ihrer selbst, oder deren Wirkung unmittelbar die Ursache ist.
- Wenn das Zweckmäßige einem _Verstande_ zugeschrieben wird, wie vorhin
- angeführt wurde, so ist dabei auf _das Bestimmte des Inhaltes_
- Rücksicht genommen. Er ist aber überhaupt als das _Vernünftige in
- seiner Existenz_ zu nehmen. Er manifestirt darum _Vernünftigkeit_,
- weil er der konkrete Begriff ist, der den _objektiven Unterschied in
- seiner absoluten Einheit_ hält. Er ist daher wesentlich der _Schluß_
- an ihm selbst. Er ist das sich gleiche _Allgemeine_, und zwar als
- die sich von sich abstoßende Negativität enthaltend; zunächst die
- allgemeine, insofern noch _unbestimmte Thätigkeit_; aber weil diese
- die negative Beziehung auf sich selbst ist, _bestimmt_ sie sich
- unmittelbar, und giebt sich das Moment der _Besonderheit_, welche als
- die gleichfalls _in sich reflektirte Totalität_ der _Form Inhalt
- gegen_ die _gesetzten_ Unterschiede der Form ist. Eben unmittelbar
- ist diese Negativität durch ihre Beziehung auf sich selbst absolute
- Reflexion der Form in sich und _Einzelnheit_. Einer Seits ist diese
- Reflexion die _innere Allgemeinheit_ des _Subjekts_, anderer Seits
- aber _Reflexion nach Außen_; und insofern ist der Zweck noch ein
- Subjektives und seine Thätigkeit gegen äußerliche Objektivität
- gerichtet.
- Der Zweck ist nämlich der an der Objektivität zu sich selbst
- gekommene Begriff; die Bestimmtheit, die er sich an ihr gegeben, ist
- die der _objektiven Gleichgültigkeit_ und _Äußerlichkeit_ des
- Bestimmtseyns; seine sich von sich abstoßende Negativität ist daher
- eine solche, deren Momente, indem sie nur die Bestimmungen des
- Begriffs selbst sind, auch die Form von objektiver Gleichgültigkeit
- gegen einander haben.--Im formellen _Urtheile_ sind _Subjekt_ und
- _Prädikat_ schon als selbstständige gegen einander bestimmt; aber
- ihre Selbstständigkeit ist nur erst abstrakte Allgemeinheit; sie hat
- nunmehr die Bestimmung von _Objektivität_ erlangt; aber als Moment
- des Begriffs ist diese vollkommene Verschiedenheit in die einfache
- Einheit des Begriffs eingeschlossen. Insofern nun der Zweck diese
- totale _Reflexion_ der Objektivität _in sich_ und zwar _unmittelbar_
- ist, so ist _erstlich_ die Selbstbestimmung oder die Besonderheit als
- _einfache_ Reflexion in sich von der _konkreten_ Form unterschieden,
- und ist ein _bestimmter Inhalt_. Der Zweck ist hiernach _endlich_,
- ob er gleich seiner Form nach unendliche Subjektivität ist. Zweitens,
- weil seine Bestimmtheit die Form objektiver Gleichgültigkeit hat,
- hat sie die Gestalt einer _Voraussetzung_, und seine Endlichkeit
- besteht nach dieser Seite darin, daß er eine _objektive_, mechanische
- und chemische _Welt_ vor sich hat, auf welche sich seine Thätigkeit,
- als auf ein _Vorhandenes_ bezieht, seine selbstbestimmende Thätigkeit
- ist so in ihrer Identität unmittelbar _sich selbst äußerlich_ und so
- sehr als Reflexion in sich, so sehr Reflexion nach Außen. Insofern
- hat er noch eine wahrhaft _außerweltliche_ Existenz, insofern ihm
- nämlich jene Objektivität gegenübersteht, so wie diese dagegen als
- ein mechanisches und chemisches, noch nicht vom Zweck bestimmtes und
- durchdrungenes Ganzes ihm gegenübersteht.
- Die Bewegung des Zwecks kann daher nun so ausgedrückt werden, daß sie
- darauf gehe, seine _Voraussetzung_ aufzuheben, das ist die
- Unmittelbarkeit des Objekts, und es zu _setzen_ als durch den Begriff
- bestimmt. Dieses negative Verhalten gegen das Objekt ist ebenso sehr
- ein negatives gegen sich selbst, ein Aufheben der Subjektivität des
- Zwecks. Positiv ist es die Realisation des Zwecks, nämlich die
- Vereinigung des objektiven Seyns mit demselben, so daß dasselbe,
- welches als Moment des Zwecks unmittelbar die mit ihm identische
- Bestimmtheit ist, _als äußerliche_ sey, und umgekehrt das Objektive
- als _Voraussetzung_ vielmehr als durch Begriff bestimmt, _gesetzt_
- werde.--Der Zweck ist in ihm selbst der Trieb seiner Realisirung; die
- Bestimmtheit der Begriffs-Momente ist die Äußerlichkeit, die
- _Einfachheit_ derselben in der Einheit des Begriffes ist aber dem,
- was sie ist, unangemessen und der Begriff stößt sich daher von sich
- selbst ab. Dieß Abstoßen ist der _Entschluß_ überhaupt, der
- Beziehung der negativen Einheit auf sich, wodurch sie
- _ausschließende_ Einzelnheit ist; aber durch dieß _Ausschließen
- entschließt_ sie sich, oder schließt sich _auf_, weil es
- _Selbstbestimmen_, Setzen _seiner selbst_ ist. Einer Seits, indem
- die Subjektivität sich bestimmt, macht sie sich zur Besonderheit,
- giebt sich einen Inhalt, der in die Einheit des Begriffs
- eingeschlossen noch ein innerlicher ist; dieß _Setzen_, die einfache
- Reflexion in sich, ist aber, wie sich ergeben, unmittelbar zugleich
- ein _Voraussetzen_; und in demselben Momente, in welchem das Subjekt
- des Zwecks _sich_ bestimmt, ist es auf eine gleichgültige, äußerliche
- Objektivität bezogen, die von ihm jener innern Bestimmtheit gleich
- gemacht, d. h. als ein durch den _Begriff Bestimmtes_ gesetzt werden
- soll, zunächst als _Mittel_.
- B. Das Mittel.
- Das erste unmittelbare Setzen im Zwecke ist zugleich das Setzen eines
- _Innerlichen_, d. h. als _gesetzt_ Bestimmten, und zugleich das
- Voraussetzen einer objektiven Welt, welche gleichgültig gegen die
- Zweckbestimmung ist. Die Subjektivität des Zwecks ist aber die
- _absolute negative Einheit_; ihr _zweites_ Bestimmen ist daher das
- Aufheben dieser Voraussetzung überhaupt; dieß Aufheben ist insofern
- _die Rückkehr in sich_, als dadurch jenes Moment der _ersten
- Negation_, das Setzen des Negativen gegen das Subjekt, das äußerliche
- Objekt, aufgehoben wird. Aber gegen die Voraussetzung oder gegen die
- Unmittelbarkeit des Bestimmens, gegen die objektive Welt ist es nur
- erst die _erste_, selbst unmittelbare und daher äußerliche Negation.
- Dieß Setzen ist daher noch nicht der ausgeführte Zweck selbst,
- sondern erst der _Anfang_ dazu. Das so bestimmte Objekt ist erst das
- _Mittel_.
- Der Zweck schließt sich durch ein Mittel mit der Objektivität und in
- dieser mit sich selbst zusammen. Das Mittel ist die Mitte des
- Schlusses. Der Zweck bedarf eines Mittels zu seiner Ausführung, weil
- er endlich ist;--eines Mittels, das heißt einer Mitte, welche
- zugleich die Gestalt eines _Äußerlichen_ gegen den Zweck selbst und
- dessen Ausführung gleichgültigen Daseyns hat. Der absolute Begriff
- hat in sich selbst so die Vermittelung, daß das erste Setzen
- desselben nicht ein Voraussetzen ist, in dessen Objekt die
- gleichgültige Äußerlichkeit die Grundbestimmung wäre; sondern die
- Welt als Geschöpf hat nur die Form solcher Äußerlichkeit, aber ihre
- Negativität und das Gesetztseyn macht vielmehr deren Grundbestimmung
- aus.--Die Endlichkeit des Zweckes besteht sonach darin, daß sein
- Bestimmen überhaupt sich selbst äußerlich ist, somit sein erstes, wie
- wir gesehen, in ein Setzen und in ein Voraussetzen zerfällt; die
- _Negation_ dieses Bestimmens ist daher auch nur nach einer Seite
- schon Reflexion in sich, nach der andern ist sie vielmehr nur _erste_
- Negation;--oder: die Reflexion-in-sich ist selbst auch sich äußerlich
- und Reflexion nach Außen.
- Das Mittel ist daher die _formale_ Mitte eines _formalen_ Schlusses;
- es ist ein _Äußerliches_ gegen das _Extrem_ des subjektiven Zwecks,
- so wie daher auch gegen das Extrem des objektiven Zwecks; wie die
- Besonderheit im formalen Schlusse ein gleichgültiger medius terminus
- ist, an dessen Stelle auch andere treten können. Wie dieselbe ferner
- Mitte nur dadurch ist, daß sie in Beziehung auf das eine Extrem
- Bestimmtheit, in Beziehung aber auf das andere Extrem Allgemeines ist,
- ihre vermittelnde Bestimmung also relativ durch Andere hat, so ist
- auch das Mittel die vermittelnde Mitte nur erstlich, daß es ein
- unmittelbares Objekt ist, zweitens daß es Mittel durch die ihm
- _äußerliche_ Beziehung auf das Extrem des Zweckes;--welche Beziehung
- für dasselbe eine Form ist, wogegen es gleichgültig ist.
- Begriff und Objektivität sind daher im Mittel nur äußerlich verbunden;
- es ist insofern ein bloß _mechanisches Objekt_. Die Beziehung des
- Objekts auf den Zweck ist eine Prämisse, oder die unmittelbare
- Beziehung, welche in Ansehung des Zwecks, wie gezeigt, _Reflexion in
- sich selbst_ ist, das Mittel ist inhärirendes Prädikat; seine
- Objektivität ist unter die Zweckbestimmung, welche ihrer Konkretion
- willen Allgemeinheit ist, subsumirt. Durch diese Zweckbestimmung,
- welche an ihm ist, ist es nun auch gegen das andere Extrem, der
- vorerst noch unbestimmten Objektivität, subsumirend.--Umgekehrt hat
- das Mittel gegen den subjektiven Zweck, als _unmittelbare
- Objektivität_, _Allgemeinheit_ des _Daseyns_, welches die subjektive
- Einzelnheit des Zweckes noch entbehrt.--Indem so zunächst der Zweck
- nur als äußerliche Bestimmtheit am Mittel ist, ist er selbst als die
- negative Einheit außer demselben, so wie das Mittel mechanisches
- Objekt, das ihn nur als eine Bestimmtheit, nicht als einfache
- Konkretion der Totalität an ihm hat. Als das Zusammenschließende
- aber muß die Mitte selbst die Totalität des Zwecks seyn. Es hat sich
- gezeigt, daß die Zweckbestimmung am Mittel zugleich Reflexion in sich
- selbst ist; insofern ist sie _formelle_ Beziehung auf sich, da die
- _Bestimmtheit, als reale Gleichgültigkeit_, als die _Objektivität_
- des Mittels gesetzt ist. Aber eben deswegen ist diese einer Seits
- reine Subjektivität zugleich auch _Thätigkeit_.--Im subjektiven Zweck
- ist die negative Beziehung auf sich selbst noch identisch mit der
- Bestimmtheit als solcher, dem Inhalt und der Äußerlichkeit. In der
- beginnenden Objektivirung des Zweckes aber, einem Anderswerden des
- einfachen Begriffes treten jene Momente auseinander, oder umgekehrt
- besteht hierin dieß Anderswerden, oder die Äußerlichkeit selbst.
- Diese ganze Mitte ist somit selbst die Totalität des Schlusses, worin
- die abstrakte Thätigkeit und das äußere Mittel die Extreme ausmachen,
- deren Mitte die Bestimmtheit des Objekts durch den Zweck, durch
- welche es Mittel ist, ausmacht.--Ferner aber ist die _Allgemeinheit_
- die _Beziehung_ der Zweckthätigkeit und des Mittels. Das Mittel ist
- Objekt, _an sich_ die Totalität des Begriffs; es hat keine Kraft des
- Widerstands gegen den Zweck, wie es zunächst gegen ein anderes
- unmittelbares Objekt hat. Dem Zweck, welcher der gesetzte Begriff
- ist, ist es daher schlechthin durchdringlich, und dieser Mittheilung
- empfänglich, weil es _an sich_ identisch mit ihm ist. Es ist aber
- nunmehr auch _gesetzt_ als das dem Begriffe Durchdringliche, denn in
- der Centralität ist es ein Strebendes nach der negativen Einheit;
- ebenso im Chemismus ist es als Neutrales so wie als Differentes ein
- Unselbstständiges geworden.--Seine Unselbstständigkeit besteht eben
- darin, daß es nur _an sich_ die Totalität des Begriffs ist; dieser
- aber ist das Fürsichseyn. Das Objekt hat daher gegen den Zweck den
- Charakter, machtlos zu seyn, und ihm zu dienen; er ist dessen
- Subjektivität oder Seele, die an ihm ihre äußerliche Seite hat.
- Das Objekt, auf diese Weise dem Zwecke _unmittelbar_ unterworfen, ist
- nicht ein Extrem des Schlusses; sondern diese Beziehung macht eine
- Prämisse desselben aus. Aber das Mittel hat auch eine Seite, nach
- welcher es noch Selbstständigkeit gegen den Zweck hat. Die im Mittel
- mit ihm verbundene Objektivität ist, weil sie es nur unmittelbar ist,
- ihm noch äußerlich; und die _Voraussetzung_ besteht daher noch. Die
- Thätigkeit des Zwecks durch das Mittel ist deswegen noch gegen diese
- gerichtet, und der Zweck ist eben insofern Thätigkeit, nicht mehr
- bloß Trieb und Streben, als im Mittel das Moment der Objektivität in
- seiner Bestimmtheit als Äußerliches gesetzt ist, und die einfache
- Einheit des Begriffs sie _als solche_ nun an sich hat.
- C. Der ausgeführte Zweck.
- 1. Der Zweck ist in seiner Beziehung auf das Mittel schon in sich
- reflektirt; aber es ist seine _objektive_ Rückkehr in sich noch nicht
- gesetzt. Die Thätigkeit des Zwecks durch sein Mittel ist noch gegen
- die Objektivität als ursprüngliche Voraussetzung gerichtet; _sie_ ist
- eben dieß, gleichgültig gegen die Bestimmtheit zu seyn. Insofern die
- Thätigkeit wieder bloß darin bestünde, die unmittelbare Objektivität
- zu bestimmen, so würde das Produkt wieder nur ein Mittel seyn und so
- fort ins Unendliche; es käme nur ein zweckmäßiges Mittel heraus, aber
- nicht die Objektivität des Zweckes selbst. Der in seinem Mittel
- thätige Zweck muß daher nicht _als ein Äußerliches_ das unmittelbare
- Objekt bestimmen, somit dieses durch sich selbst zur Einheit des
- Begriffes zusammengehen; oder jene äußerliche Thätigkeit des Zwecks
- durch sein Mittel muß sich _als Vermittelung_ bestimmen und selbst
- aufheben.
- Die Beziehung der Thätigkeit des Zwecks durch das Mittel auf das
- äußerliche Objekt ist zunächst die _zweite Prämisse_ des Schlusses,
- --eine _unmittelbare_ Beziehung der Mitte auf das andere Extrem.
- _Unmittelbar_ ist sie, weil die Mitte ein äußerliches Objekt an ihr
- hat, und das andere Extrem ein eben solches ist. Das Mittel ist
- wirksam und mächtig gegen letzteres, weil sein Objekt mit der
- selbstbestimmenden Thätigkeit verbunden, diesem aber die unmittelbare
- Bestimmtheit, welche es hat, eine gleichgültige ist. Ihr Proceß in
- dieser Beziehung ist kein anderer als der mechanische oder chemische;
- es treten in dieser objektiven Äußerlichkeit die vorigen
- Verhältnisse, aber unter der Herrschaft des Zweckes hervor.--Diese
- Processe aber gehen durch sich selbst, wie sich an ihnen gezeigt, in
- den Zweck zurück. Wenn also zunächst die Beziehung des Mittels auf
- das zu bearbeitende äußere Objekt eine unmittelbare ist, so hat sie
- sich schon früher als ein Schluß dargestellt, indem sich der Zweck
- als ihre wahrhafte Mitte und Einheit erwiesen hat. Indem das Mittel
- also das Objekt ist, welches auf der Seite des Zwecks steht und
- dessen Thätigkeit in sich hat, so ist der Mechanismus, der hier Statt
- findet, zugleich die Rückkehr der Objektivität in sich selbst, in den
- Begriff, der aber schon als der Zweck vorausgesetzt ist; das negative
- Verhalten der zweckmäßigen Thätigkeit gegen das Objekt ist insofern
- nicht ein _äußerliches_, sondern die Veränderung und der Übergang
- der Objektivität an ihr selbst in ihn.
- Daß der Zweck sich unmittelbar auf ein Objekt bezieht, und dasselbe
- zum Mittel macht, wie auch daß er durch dieses ein anderes bestimmt,
- kann als _Gewalt_ betrachtet werden, insofern der Zweck als von ganz
- anderer Natur erscheint, als das Objekt, und die beiden Objekte
- ebenso gegen einander selbstständige Totalitäten sind. Daß der Zweck
- sich aber in die _mittelbare_ Beziehung mit dem Objekt setzt, und
- _zwischen_ sich und dasselbe ein anderes Objekt _einschiebt_, kann
- als die _List_ der Vernunft angesehen werden. Die Endlichkeit die
- Vernünftigkeit hat, wie bemerkt, diese Seite, daß der Zweck sich zu
- der Voraussetzung, d. h. zur Äußerlichkeit des Objekts verhält. In
- der _unmittelbaren Beziehung_ auf dasselbe träte er selbst in den
- Mechanismus oder Chemismus und wäre damit der Zufälligkeit und dem
- Untergange seiner Bestimmung, an und für sich seyender Begriff zu
- seyn, unterworfen. So aber stellt er ein Objekt als Mittel hinaus,
- läßt dasselbe statt seiner sich äußerlich abarbeiten, giebt es der
- Aufreibung Preis, und erhält sich hinter ihm gegen die mechanische
- Gewalt.
- Indem der Zweck endlich ist, hat er ferner einen endlichen Inhalt;
- hiernach ist er nicht ein Absolutes, oder schlechthin an und für sich
- ein _Vernünftiges_. Das _Mittel_ aber ist die äußerliche Mitte des
- Schlusses, welcher die Ausführung des Zweckes ist; an demselben giebt
- sich daher die Vernünftigkeit in ihm als solche kund, in _diesem
- äußerlichen Andern_ und gerade _durch_ diese Äußerlichkeit sich zu
- erhalten. Insofern ist das _Mittel_ ein _Höheres_ als die
- _endlichen_ Zwecke der _äußern_ Zweckmäßigkeit;--der _Pflug_ ist
- ehrenvoller, als unmittelbar die Genüsse sind, welche durch ihn
- bereitet werden und die Zwecke sind. Das _Werkzeug_ erhält sich,
- während die unmittelbaren Genüsse vergehen und vergessen werden. An
- seinen Werkzeugen besitzt der Mensch die Macht über die äußerliche
- Natur, wenn er auch nach seinen Zwecken ihr vielmehr unterworfen ist.
- Der Zweck hält sich aber nicht nur außerhalb des mechanischen
- Processes, sondern erhält sich in demselben und ist dessen Bestimmung.
- Der Zweck als der Begriff, der frei gegen das Objekt und dessen
- Proceß existirt, und sich selbst bestimmende Thätigkeit ist, geht, da
- er ebenso sehr die an und für sich seyende Wahrheit des Mechanismus
- ist, in demselben nur mit sich selbst zusammen. Die Macht des Zwecks
- über das Objekt ist diese für sich seyende Identität; und seine
- Thätigkeit ist die Manifestation derselben. Der Zweck als _Inhalt_
- ist die an und für sich seyende _Bestimmtheit_, welche am Objekt als
- gleichgültige und äußerliche ist, die Thätigkeit desselben aber ist
- einer Seits die _Wahrheit_ des Processes und als negative Einheit das
- _Aufheben des Scheins_ der _Äußerlichkeit_. Nach der _Abstraktion_
- ist es die gleichgültige Bestimmtheit des Objekts, welche ebenso
- äußerlich durch eine andere ersetzt wird; aber die einfach
- _Abstraktion_ der Bestimmtheit ist in ihrer _Wahrheit_ die Totalität
- des Negativen, der konkrete und in sich die Äußerlichkeit setzende
- Begriff.
- Der _Inhalt_ des Zwecks ist seine Negativität als _einfache in sich
- reflektirte Besonderheit_, von seiner Totalität als _Form_
- unterschieden. Um dieser _Einfachheit_ willen, deren Bestimmtheit an
- und für sich die Totalität des Begriffes ist, erscheint der Inhalt
- als das _identisch Bleibende_ in der Realisirung des Zweckes. Der
- teleologische Proceß ist _Übersetzung_ des distinkt als Begriffs
- existirenden Begriffs in die Objektivität; es zeigt sich, daß dieses
- Übersetzen in ein vorausgesetztes Anderes das Zusammengehen des
- Begriffes _durch sich selbst, mit sich selbst_ ist. Der Inhalt des
- Zwecks ist nun diese in der Form des Identischen existirende
- Identität. In allem Übergehen erhält sich der Begriff, z.B. indem
- die Ursache zur Wirkung wird, ist es die Ursache, die in der Wirkung
- nur mit sich selbst zusammengeht; im teleologischen Übergehen ist es
- aber der Begriff, der als solcher schon _als Ursache_ existirt, als
- die absolute gegen die Objektivität und ihre äußerliche
- Bestimmbarkeit _freie_ konkrete Einheit. Die Äußerlichkeit, in
- welche sich der Zweck übersetzt, ist, wie wir gesehen, schon selbst
- als Moment des Begriffs, als Form seiner Unterscheidung in sich,
- gesetzt. Der Zweck hat daher an der Äußerlichkeit _sein eigenes
- Moment_; und der Inhalt, als Inhalt der konkreten Einheit, ist seine
- _einfache Form_, welche sich in den unterschiedenen Momenten des
- Zwecks, als subjektiver Zweck, als Mittel und vermittelte Thätigkeit,
- und als objektiver, sich nicht nur _an sich_ gleich bleibt, sondern
- auch als das sich Gleichbleibende existirt.
- Man kann daher von der teleologischen Thätigkeit sagen, daß in ihr
- das Ende der Anfang, die Folge der Grund, die Wirkung die Ursache sey,
- daß sie ein Werden des Gewordenen sey, daß in ihr nur das schon
- Existirende in die Existenz komme u. s. f., das heißt, daß überhaupt
- alle Verhältnißbestimmungen, die der Sphäre der Reflexion oder des
- unmittelbaren Seyns angehören, ihre Unterschiede verloren haben, und
- was als ein _Anderes_ wie Ende, Folge, Wirkung u. s. f. ausgesprochen
- wird, in der Zweckbeziehung nicht mehr die Bestimmung eines _Andern_
- habe, sondern vielmehr als identisch mit dem einfachen Begriffe
- gesetzt ist.
- 2. Das Produkt der teleologischen Thätigkeit nun näher betrachtet, so
- hat es den Zweck nur äußerlich an ihm, insofern es absolute
- Voraussetzung gegen den subjektiven Zweck ist, insofern nämlich dabei
- stehen geblieben wird, daß die zweckmäßige Thätigkeit durch ihr
- Mittel sich nur mechanisch gegen das Objekt verhält, und statt einer
- gleichgültigen Bestimmtheit desselben eine _andere_, ihm ebenso
- äußerliche setzt. Eine solche Bestimmtheit, welche ein Objekt durch
- den Zweck hat, unterscheidet sich im Allgemeinen von einer andern
- bloß mechanischen, daß jenes Moment eine _Einheit_, somit ob sie wohl
- dem Objekte äußerlich, doch in sich selbst nicht ein bloß äußerliches
- ist. Das Objekt, das eine solche Einheit zeigt, ist ein Ganzes,
- wogegen seine Theile, seine eigene Äußerlichkeit, gleichgültig ist;
- eine bestimmte, _konkrete_ Einheit, welche unterschiedenen
- Beziehungen und Bestimmtheiten in sich vereinigt. Diese Einheit,
- welche aus der specifischen Natur des Objekts nicht begriffen werden
- kann, und dem bestimmten Inhalte nach ein anderer ist, als der
- eigenthümliche Inhalt des Objekts, ist _für sich_ selbst nicht eine
- mechanische Bestimmtheit, aber sie ist am Objekte noch mechanisch.
- Wie an diesem Produkte der zweckmäßigen Thätigkeit der Inhalt des
- Zwecks und der Inhalt des Objekts sich äußerlich sind, so verhalten
- sich auch in den anderen Momenten des Schlusses die Bestimmungen
- derselben gegeneinander,--in _der_ zusammenschließenden Mitte die
- zweckmäßige Thätigkeit und das Objekt, welches Mittel ist, und im
- subjektiven Zweck, dem andern Extreme, die unendliche Form als
- Totalität des Begriffes, und sein Inhalt. Nach der _Beziehung_,
- durch welche der subjektive Zweck mit der Objektivität
- zusammengeschlossen wird, ist sowohl die eine Prämisse, nämlich die
- Beziehung des als Mittel bestimmten Objekts auf das noch äußerliche
- Objekt, als die andere, nämlich des subjektiven Zwecks auf das Objekt,
- welches zum Mittel gemacht wird, eine unmittelbare Beziehung. Der
- Schluß hat daher den Mangel des formalen Schlusses überhaupt, daß die
- Beziehungen, aus welchen er besteht, nicht selbst Schlußsätze oder
- Vermittelungen sind, daß sie vielmehr den Schlußsatz, zu dessen
- Hervorbringung sie als Mittel dienen sollen, schon voraussetzen.
- Wenn wir die eine _Prämisse_, die unmittelbare Beziehung des
- subjektiven Zwecks auf das Objekt, welches dadurch zum Mittel wird,
- betrachten, so kann jener sich nicht unmittelbar auf dieses beziehen;
- denn dieses ist ein ebenso Unmittelbares, als das des andern Extrems,
- in welchem der Zweck _durch Vermittelung_ ausgeführt werden soll.
- Insofern sie so als _Verschiedene_ gesetzt sind, muß zwischen diese
- Objektivität und den subjektiven Zweck ein Mittel ihrer Beziehung
- eingeschoben werden; aber dieses Mittel ist ebenso ein schon durch
- den Zweck bestimmtes Objekt, zwischen dessen Objektivität und
- teleologische Bestimmung ist ein neues Mittel und so fort ins
- Unendliche einzuschieben. Damit ist der _unendliche Progreß der
- Vermittelung_ gesetzt.--Dasselbe findet statt in Ansehung der andern
- Prämisse, der Beziehung des Mittels auf das noch unbestimmte Objekt.
- Da sie schlechthin Selbstständige sind, so können sie nur in einem
- Dritten, und so fort ins Unendliche, vereinigt seyn.--Oder umgekehrt,
- da die Prämissen den _Schlußsatz_ schon voraussetzen, so kann dieser,
- wie er durch jene nur unmittelbare Prämissen ist, nur unvollkommen
- seyn. Der Schlußsatz oder das _Produkt_ des zweckmäßigen Thuns ist
- nichts als ein durch einen ihm äußerlichen Zweck bestimmtes Objekt;
- _es ist somit dasselbe, was das Mittel_. Es ist daher in solchem
- Produkt selbst _nur ein Mittel_, nicht _ein ausgeführter Zweck_
- herausgekommen; oder: der Zweck hat in ihm keine Objektivität
- wahrhaft erreicht.--Es ist daher ganz gleichgültig, ein durch den
- äußern Zweck bestimmtes Objekt als ausgeführten Zweck, oder nur als
- Mittel zu betrachten; es ist dieß eine relative, dem Objekte selbst
- äußerliche, nicht objektive Bestimmung. Alle Objekte also, an
- welchen ein äußerer Zweck ausgeführt ist, sind ebenso wohl nur Mittel
- des Zwecks. Was zur Ausführung eines Zwecks gebraucht und wesentlich
- als Mittel genommen werden soll, ist Mittel, nach seiner Bestimmung
- aufgerieben zu werden. Aber auch das Objekt, das den ausgeführten
- Zweck enthalten, und sich als dessen Objektivität darstellen soll,
- ist vergänglich; es erfüllt seinen Zweck ebenfalls nicht durch ein
- ruhiges, sich selbst erhaltendes Daseyn, sondern nur, insofern es
- aufgerieben wird, denn nur insofern entspricht es der Einheit des
- Begriffs, indem sich seine Äußerlichkeit, d. i. seine Objektivität
- in derselben aufhebt.--Ein Haus, eine Uhr können als die Zwecke
- erscheinen gegen die zu ihrer Hervorbringung gebrauchten Werkzeuge;
- aber die Steine, Balken, oder Räder, Axen u. s. f., welche die
- Wirklichkeit des Zweckes ausmachen, erfüllen ihn nur durch den Druck,
- den sie erleiden, durch die chemischen Processe, denen sie mit Luft,
- Licht, Wasser preis gegeben sind, und die sie dem Menschen abnehmen
- durch ihre Reibung u. s. f. Sie erfüllen also ihre Bestimmung nur
- durch ihren Gebrauch und Abnutzung, und entsprechen nur durch ihre
- Negation dem, was sie seyn sollen. Sie sind nicht positiv mit dem
- Zwecke vereinigt, weil sie die Selbstbestimmung nur äußerlich an
- ihnen haben, und sind nur relative Zwecke, oder wesentlich auch nur
- Mittel. Diese Zwecke haben überhaupt, wie gezeigt, einen
- beschränkten Inhalt; ihre Form ist die unendliche Selbstbestimmung
- des Begriffs, der sich durch ihn zur äußerlichen Einzelnheit
- beschränkt hat. Der beschränkte Inhalt macht diese Zwecke der
- Unendlichkeit des Begriffes unangemessen und zur Unwahrheit; solche
- Bestimmtheit ist schon durch die Sphäre der Nothwendigkeit, durch das
- Seyn, dem Werden und der Veränderung preis gegeben und ein
- Vergängliches.
- 3. Als Resultat ergiebt sich hiermit, daß die äußere Zweckmäßigkeit,
- welche nur erst die Form der Teleologie hat, eigentlich nur zu
- Mitteln, nicht zu einem objektiven Zwecke kommt,--weil der subjektive
- Zweck als eine äußerliche, subjektive Bestimmung bleibt,--oder
- insofern er thätig ist und sich, ob zwar nur in einem Mittel,
- vollführt, ist er noch _unmittelbar_ mit der Objektivität verbunden,
- in sie versenkt; er ist selbst ein Objekt, und der Zweck, kann man
- sagen, kommt insofern nicht zum Mittel, weil es die Ausführung des
- Zwecks schon vorher bedarf, ehe sie durch ein Mittel zu Stande kommen
- könnte.
- In der That aber ist das Resultat nicht nur eine äußere
- Zweckbeziehung, sondern die Wahrheit derselben, innere Zweckbeziehung
- und ein objektiver Zweck. Die gegen den Begriff selbstständige
- Äußerlichkeit des Objekts, welche der Zweck sich voraussetzt, ist in
- dieser Voraussetzung als ein unwesentlicher Schein _gesetzt_, und
- auch an und für sich schon aufgehoben; die Thätigkeit des Zwecks ist
- daher eigentlich nur Darstellung dieses Scheins und Aufheben
- desselben.--Wie sich durch den Begriff gezeigt hat, wird das erste
- Objekt durch die Mittheilung Mittel, weil es an sich Totalität des
- Begriffes ist, und seine Bestimmtheit, welche keine andere als die
- Äußerlichkeit selbst ist, nur _als_ Äußerliches, Unwesentliches
- gesetzt, daher im Zwecke selbst als dessen eigenes Moment, nicht als
- ein gegen ihn selbstständiges ist. Dadurch ist Bestimmung des
- Objekts zum Mittel schlechthin eine unmittelbare. Es bedarf für den
- subjektiven Zweck daher keiner Gewalt, oder sonstigen Bekräftigung
- gegen dasselbe, als der Bekräftigung seiner selbst, um es zum Mittel
- zu machen; der _Entschluß_, Aufschluß, diese Bestimmung seiner selbst
- ist die _nur gesetzte_ Äußerlichkeit des Objekts, welches darin
- unmittelbar als dem Zwecke unterworfen ist, und keine andere
- Bestimmung gegen ihn hat, als die der Nichtigkeit des An- und
- Fürsichseyns.
- Das zweite Aufheben der Objektivität durch die Objektivität ist
- hiervon so verschieden, daß jenes als das erste, der Zweck in
- objektiver _Unmittelbarkeit_ ist, dieses daher nicht nur das Aufheben
- von einer ersten Unmittelbarkeit, sondern von beiden, dem Objektiven
- als einem nur Gesetzten, und dem Unmittelbaren. Die Negativität
- kehrt auf diese Weise so in sich selbst zurück, daß sie ebenso
- Wiederherstellen der Objektivität, aber als einer mit ihr identischen,
- und darin zugleich auch Setzen der Objektivität als einer, vom
- Zwecke nur bestimmten äußerlichen ist. Durch Letzteres bleibt dieß
- Produkt, wie vorhin, auch Mittel; durch Ersteres ist es die mit dem
- Begriffe identische Objektivität, der realisirte Zweck, in dem die
- Seite, Mittel zu seyn, die Realität des Zwecks selbst ist. Im
- ausgeführten Zwecke verschwindet das Mittel darum, weil es die nur
- erst unmittelbar unter den Zweck subsumirte Objektivität wäre, die im
- realisirten Zwecke als Rückkehr des Zwecks in sich selbst ist; es
- verschwindet ferner damit auch die Vermittelung selbst, als welche
- ein Verhalten von Äußerlichen ist, Theils in die konkrete Identität
- des objektiven Zwecks, Theils in dieselbe als abstrakte Identität und
- Unmittelbarkeit des Daseyns.
- Hierin ist auch die Vermittelung enthalten, welche für die erste
- Prämisse, die unmittelbare Beziehung des Zwecks auf das Objekt,
- gefordert wurde. Der ausgeführte Zweck ist auch Mittel, und
- umgekehrt ist die Wahrheit des Mittels ebenso dieß, realer Zweck
- selbst zu seyn, und das erste Aufheben der Objektivität ist schon
- auch das zweite; wie sich das zweite zeigte, auch das erste zu
- enthalten. Der Begriff _bestimmt sich_ nämlich, seine Bestimmtheit
- ist die äußerliche Gleichgültigkeit, die unmittelbar in dem
- Entschlusse als _aufgehobene_, nämlich als _innerliche, subjektive_,
- und zugleich als _vorausgesetztes Objekt_ bestimmt ist. Sein
- weiteres Hinausgehen aus sich, welches nämlich als _unmittelbare_
- Mittheilung und Subsumtion des vorausgesetzten Objekts unter ihn
- erschien, ist zugleich Aufheben jener innerlichen, _in den Begriff
- eingeschlossenen_, d. i. als aufgehoben gesetzten Bestimmtheit der
- Äußerlichkeit, und zugleich der Voraussetzung eines Objekts; somit
- ist dieses anscheinend erste Aufheben der gleichgültigen Objektivität
- auch schon das zweite, eine durch die Vermittelung hindurch gegangene
- Reflexion-in-sich und der ausgeführte Zweck.
- Indem hier der Begriff in der Sphäre der Objektivität, wo seine
- Bestimmtheit die Form _gleichgültiger Äußerlichkeit_ hat, in
- Wechselwirkung mit sich selbst ist, so wird die Darstellung seiner
- Bewegung hier doppelt schwierig und verwickelt, weil sie unmittelbar
- selbst das Gedoppelte, und immer ein Erstes auch ein Zweites ist. Im
- Begriff für sich, d. h. in seiner Subjektivität, ist der Unterschied
- seiner von sich als _unmittelbare_ identische Totalität für sich; da
- hier aber seine Bestimmtheit gleichgültige Äußerlichkeit ist, so ist
- die Identität darin mit sich selbst auch unmittelbar wieder das
- Abstoßen von sich, daß das als ihr Äußerliches und Gleichgültiges
- Bestimmte, vielmehr sie selbst, und sie als sie selbst, als in sich
- reflektirt, vielmehr ihr Anderes ist. Nur indem dieß festgehalten
- wird, wird die objektive Rückkehr des Begriffs in sich, d. i. die
- wahrhafte Objektivirung desselben aufgefaßt;--aufgefaßt, daß jedes
- der einzelnen Momente, durch welche sie sich diese Vermittelung
- verläuft, selbst der ganze Schluß derselben ist. So ist die
- ursprüngliche _innere_ Äußerlichkeit des Begriffs, durch welche er
- die sich von sich abstoßende Einheit, Zweck und dessen Hinausstreben
- zur Objektivirung ist, das unmittelbare Setzen, oder die
- Voraussetzung eines äußerlichen Objekts; die _Selbstbestimmung_ ist
- auch Bestimmung eines als nicht durch den Begriff bestimmten
- _äußerlichen_ Objekts; und umgekehrt ist sie Selbstbestimmung, d. i.
- die aufgehobene, als _innere gesetzte_ Äußerlichkeit;--oder die
- _Gewißheit_ der _Unwesentlichkeit_ des äußern Objekts.--Von der
- zweiten Beziehung, der Bestimmung des Objekts als Mittel, ist so eben
- gezeigt worden, wie sie an ihr selbst die Vermittelung des Zwecks in
- dem Objekte mit sich ist.--Ebenso ist das Dritte, der Mechanismus,
- welcher unter der Herrschaft des Zwecks vor sich geht, und das Objekt
- durch das Objekt aufhebt, einer Seits Aufheben des Mittels, des schon
- als aufgehoben gesetzten Objekts, somit zweites Aufheben und
- Reflexion-in-sich, anderer Seits erstes Bestimmen des äußerlichen
- Objekts. Letzteres ist, wie bemerkt worden, wieder im ausgeführten
- Zwecke die Hervorbringung nur eines Mittels; indem die Subjektivität
- des endlichen Begriffs das Mittel verächtlich wegwirft, hat sie in
- ihrem Ziel nichts besseres erreicht. Diese Reflexion aber, daß der
- Zweck in dem Mittel erreicht, und im erfüllten Zwecke das Mittel und
- die Vermittelung erhalten ist, ist das _letzte Resultat der
- äußerlichen Zweckbeziehung_, worin sie selbst sich aufgehoben und das
- sie als ihre Wahrheit dargestellt hat.--Der zuletzt betrachtete
- dritte Schluß ist dadurch unterschieden, daß er erstens die
- subjektive Zweckthätigkeit der vorhergehenden Schlüsse, aber auch die
- Aufhebung der äußerlichen Objektivität, und damit der Äußerlichkeit
- überhaupt, _durch sich selbst_, hiermit _die Totalität in ihrem
- Gesetztseyn_ ist.
- Nachdem wir nun die _Subjektivität_, das _Fürsichseyn_ des Begriffes,
- in das _Ansichseyn_ desselben, die _Objektivität_ übergehen gesehen,
- so hat sich ferner in der letztern die Negativität seines
- Fürsichseyns wieder hervorgethan; der Begriff hat sich in ihr so
- bestimmt, daß seine _Besonderheit äußerliche Objektivität_ ist, oder
- als die einfache konkrete Einheit, deren Äußerlichkeit ihre
- Selbstbestimmung ist. Die Bewegung des Zweckes hat nun dieß erreicht,
- daß das Moment der Äußerlichkeit nicht nur im Begriff gesetzt, er
- nicht nur ein _Sollen_ und _Streben_, sondern als konkrete Totalität
- identisch mit der unmittelbaren Objektivität ist. Diese Identität
- ist einer Seits der einfache Begriff, und ebenso _unmittelbare_
- Objektivität, aber anderer Seits gleich wesentlich _Vermittelung_,
- und nur durch sie, als sich selbst aufhebende Vermittelung, jene
- einfache Unmittelbarkeit; so ist er wesentlich dieß, als
- fürsichseyende Identität von seiner _ansichseyenden_ Objektivität
- unterschieden zu seyn, und dadurch Äußerlichkeit zu haben, aber in
- dieser äußerlichen Totalität die selbstbestimmende Identität
- derselben zu seyn. So ist der Begriff nun _die Idee_.
- Dritter Abschnitt. Die Idee.
- Die Idee ist der _adäquate Begriff_, das objektive _Wahre_, oder das
- _Wahre als solches_. Wenn irgend Etwas Wahrheit hat, hat es sie
- durch seine Idee, oder _Etwas hat nur Wahrheit, insofern es Idee ist_.
- --Der Ausdruck _Idee_ ist sonst oft in der Philosophie, wie im
- gemeinen Leben, auch für _Begriff_, ja gar für eine bloße
- _Vorstellung_ gebraucht worden; ich habe noch keine _Idee_ von diesem
- Rechtshandel, Gebäude, Gegend, will weiter nichts ausdrücken, als die
- _Vorstellung_. Kant hat den Ausdruck: _Idee_ wieder dem
- _Vernunftbegriff_ vindicirt.--Der Vernunftbegriff soll nun nach Kant
- der Begriff vom _Unbedingten_, in Ansehung der Erscheinungen aber
- _transcendent_ seyn, d. h. von ihm _kein ihm adäquater empirischer
- Gebrauch_ gemacht werden können. Die Vernunftbegriffe sollen zum
- _Begreifen_, die Verstandesbegriffe zum _Verstehen_ der Wahrnehmungen
- dienen.--In der That aber, wenn die letzteren wirklich _Begriffe_
- sind, _so sind sie Begriffe_,--es wird durch sie begriffen, und ein
- _Verstehen_ der Wahrnehmungen durch Verstandesbegriffe wird ein
- _Begreifen_ seyn. Ist aber das Verstehen nur ein Bestimmen der
- Wahrnehmungen durch solche Bestimmungen, z.B. Ganzes und Theile,
- Kraft, Ursache und dergleichen, so bedeutet es nur ein Bestimmen
- durch die Reflexion, so wie auch mit dem _Verstehen_ nur das bestimme
- _Vorstellen_ von ganz bestimmten sinnlichem Inhalte gemeint seyn kann;
- wie wenn einer, dem man den Weg bezeichnet, daß er am Ende des
- Waldes links gehen müsse, etwa erwiedert: ich _verstehe_, so will das
- _Verstehen_ weiter nichts sagen, als das Fassen in die Vorstellung
- und ins Gedächtniß.--Auch _Vernunftbegriff_ ist ein etwas
- Vernünftiges; und insofern die Vernunft vom Verstande und dem Begriff
- als solchem unterschieden wird, so ist sie die Totalität des Begriffs
- und der Objektivität.--In diesem Sinne ist die Idee das _Vernünftige_;
- --sie ist das Unbedingte darum, weil nur dasjenige Bedingungen hat,
- was sich wesentlich auf eine Objektivität bezieht, aber eine nicht
- durch es selbst bestimmte, sondern eine solche, die noch in der Form
- der Gleichgültigkeit und Äußerlichkeit dagegen ist, wie noch der
- äußerliche Zweck hatte.
- Indem nun der Ausdruck _Idee_ für den objektiven oder realen Begriff
- zurückbehalten, und von dem Begriff selbst, noch mehr aber von der
- bloßen Vorstellung unterschieden wird, so ist ferner noch mehr
- diejenige Schätzung der Idee zu verwerfen, nach welcher sie für etwas
- nur Unwirkliches genommen und von wahren Gedanken gesagt wird, _es
- seyen nur Ideen_. Wenn die _Gedanken_ etwas bloß _Subjektives_ und
- Zufälliges sind, so haben sie allerdings keinen weitern Werth, aber
- sie stehen den zeitlichen und zufälligen _Wirklichkeiten_ darin nicht
- nach, welche ebenfalls keinen weitern Werth als den von
- _Zufälligkeiten_ und Erscheinungen haben. Wenn dagegen umgekehrt die
- Idee darum den Werth der Wahrheit nicht haben soll, weil sie in
- Ansehung der Erscheinungen _transcendent_, weil ihr kein
- kongruirender Gegenstand in der Sinnenwelt gegeben werden könne, so
- ist dieß ein sonderbarer Mißverstand, indem der Idee deswegen
- objektive Gültigkeit abgesprochen wird, weil ihr dasjenige fehle, was
- die Erscheinung, das _unwahre Seyn_ der objektiven Welt, ausmacht.
- In Ansehung der praktischen Ideen erkennt es Kant, daß "nichts
- Schädlicheres und eines Philosophen Unwürdigeres gefunden werden
- könne, als die _pöbelhafte_ Berufung auf vorgeblich gegen die Idee
- widerstreitende _Erfahrung_. Diese würde selbst gar nicht existiren,
- wenn z.B. Staatsanstalten zu rechter Zeit nach den Ideen getroffen
- wären, und an deren Statt nicht _rohe Begriffe_, eben darum, _weil
- sie aus Erfahrung geschöpft worden_, alle gute Absicht vereitelt
- hätten." Kant sieht die Idee als etwas Nothwendiges, als das Ziel an,
- das als das _Urbild_ für ein Maximum aufzustellen und dem den Zustand
- der Wirklichkeit immer näher zu bringen, das Bestreben seyn müsse.
- Indem sich aber das Resultat ergeben hat, daß die Idee die Einheit
- des Begriffs und der Objektivität, das Wahre, ist, so ist sie nicht
- nur als ein _Ziel_ zu betrachten, dem sich anzunähern sey, das aber
- selbst immer eine Art von _Jenseits_ bleibe, sondern daß alles
- Wirkliche nur insofern ist, als es die Idee in sich hat, und sie
- ausdrückt. Der Gegenstand, die objektive und subjektive Welt,
- überhaupt _sollen_ mit der Idee nicht bloß _kongruiren_, sondern sie
- sind selbst die Kongruenz des Begriffs und der Realität; diejenige
- Realität, welche dem Begriffe nicht entspricht, ist bloße
- _Erscheinung_, das Subjektive, Zufällige, Willkürliche, das nicht die
- Wahrheit ist. Wenn gesagt wird, es finde sich in der Erfahrung kein
- Gegenstand, welcher der _Idee_ vollkommen kongruire, so wird diese
- als ein subjektiver Maaßstab dem Wirklichen gegenübergestellt; was
- aber ein Wirkliches wahrhaft _seyn_ solle, wenn nicht sein Begriff in
- ihm, und seine Objektivität diesem Begriffe gar nicht angemessen ist,
- ist nicht zu sagen; denn es wäre das Nichts. Das mechanische und
- chemische Objekt, wie das geistlose Subjekt, und der nur des
- Endlichen, nicht seines Wesens bewußte Geist, haben zwar, nach ihrer
- verschiedenen Natur, ihren Begriff nicht _in seiner eigenen freien
- Form_ an ihnen existirend. Aber sie können überhaupt nur insofern
- etwas Wahres seyn, als sie die Vereinigung ihres Begriffs und der
- Realität, ihrer Seele und ihres Leibes, sind. Ganze, wie der Staat,
- die Kirche, wenn die Einheit ihres Begriffs und ihrer Realität
- aufgelöst ist, hören auf zu existiren; der Mensch, das Lebendige ist
- todt, wenn Seele und Leib sich in ihm trennen; die todte Natur, die
- mechanische und chemische Welt, wenn nämlich das Todte für die
- unorganische Welt genommen wird, sonst hätte es gar keine positive
- Bedeutung,--die todte Natur also, wenn sie in ihren Begriff und ihre
- Realität geschieden wird, ist nichts als die subjektive Abstraktion
- einer gedachten Form und einer formlosen Materie. Der Geist, der
- nicht Idee, Einheit des Begriffs selbst mit sich,--der Begriff, der
- den Begriff selbst zu seiner Realität hätte, wäre der todte,
- geistlose Geist, ein materielles Objekt.
- _Seyn_ hat die Bedeutung der _Wahrheit_ erreicht, indem die _Idee_
- die Einheit des Begriff und der Realität ist; es _ist_ also nunmehr
- nur das, was Idee ist. Die endlichen Dinge sind darum endlich,
- insofern sie die Realität ihres Begriffs nicht vollständig an ihnen
- selbst haben, sondern dazu anderer bedürfen;--oder umgekehrt,
- insofern sie als Objekte vorausgesetzt sind, somit den Begriff als
- eine äußerliche Bestimmung an ihnen haben. Das Höchste, was sie nach
- der Seite dieser Endlichkeit erreichen, ist die äußere Zweckmäßigkeit.
- Daß die wirklichen Dinge mit der Idee nicht kongruiren, ist die
- Seite ihrer _Endlichkeit, Unwahrheit_, nach welcher sie _Objekte_,
- jedes nach seiner verschiedenen Sphäre, und in den Verhältnissen der
- Objektivität mechanisch, chemisch oder durch einen äußerlichen Zweck
- bestimmt ist. Daß die Idee ihre Realität nicht vollkommen
- durchgearbeitet, sie unvollständig dem Begriffe unterworfen hat,
- davon beruht die Möglichkeit darauf, daß sie selbst einen
- _beschränkten Inhalt_ hat, daß sie, so wesentlich sie Einheit des
- Begriffs und der Realität, ebenso wesentlich auch deren Unterschied
- ist; denn nur das Objekt ist die unmittelbare, d. h. nur _ansich_
- seyende Einheit. Wenn aber ein Gegenstand, z.B. der Staat seiner
- Idee _gar nicht_ angemessen, das heißt, vielmehr gar nicht die Idee
- des Staates wäre, wenn seine Realität, welche die selbstbewußten
- Individuen ist, dem Begriffe ganz nicht entspräche, so hätten seine
- Seele und sein Leib sich getrennt; jene entflöhe in die
- abgeschiedenen Regionen des Gedankens, dieser wäre in die einzelnen
- Individualitäten zerfallen; aber indem der Begriff des Staates so
- wesentlich ihre Natur ausmacht, so ist er als ein so mächtiger Trieb
- in ihnen, daß sie ihn, sey es auch nur in der Form äußerer
- Zweckmäßigkeit, in Realität zu versetzen oder ihn so sich gefallen zu
- lassen gedrungen sind, oder sie müßten zu Grunde gehen. Der
- schlechteste Staat, dessen Realität dem Begriffe am wenigsten
- entspricht, insofern er noch existirt, ist er noch Idee, die
- Individuen gehorchen noch einem Machthabenden Begriffe.
- Die Idee hat aber nicht nur den allgemeineren Sinn des _wahrhaften
- Seyns_, der Einheit von _Begriff_ und _Realität_, sondern den
- bestimmteren von _subjektivem Begriffe_ und _der Objektivität_. Der
- Begriff als solcher ist nämlich selbst schon die Identität seiner und
- der _Realität_; denn der unbestimmte Ausdruck Realität heißt
- überhaupt nichts Anderes als das _bestimmte Seyn_; dieß aber hat der
- Begriff an seiner Besonderheit und Einzelnheit. Ebenso ist ferner
- die _Objektivität_ der aus seiner Bestimmtheit in die _Identität_ mit
- sich zusammengegangene, totale _Begriff_. In jener Subjektivität ist
- die Bestimmtheit oder der Unterschied des Begriffes ein _Schein_, der
- unmittelbar aufgehoben und in das Fürsichseyn, oder die negative
- Einheit zurückgegangen ist, _inhärirendes_ Prädikat. In dieser
- Objektivität aber ist die Bestimmtheit als unmittelbare Totalität,
- als äußerliches Ganzes gesetzt. Die Idee hat sich nun gezeigt als
- der wieder von der Unmittelbarkeit, in die er im Objekte versenkt ist,
- zu seiner Subjektivität befreite Begriff, welcher sich von seiner
- Objektivität unterscheidet, die aber ebenso sehr von ihm bestimmt und
- ihre Substantialität nur in jenem Begriffe hat. Diese Identität ist
- daher mit Recht als das _Subjekt-Objekt_ bestimmt worden; daß sie
- _ebenso wohl_ der formelle oder subjektive Begriff, _als_ sie das
- Objekt als solches ist. Aber dieß ist bestimmter aufzufassen. Der
- Begriff, indem er wahrhaft seine Realität erreicht hat, ist dieß
- absolute Urtheil, dessen _Subjekt_ als die sich auf sich beziehende
- negative Einheit sich von seiner Objektivität unterscheidet, und das
- An- und Fürsichseyn derselben ist, aber wesentlich sich durch sich
- selbst auf sie bezieht,--daher _Selbstzweck_ und _Trieb_ ist;--die
- Objektivität aber hat das Subjekt eben darum nicht unmittelbar an ihm,
- es wäre so nur die in sie verlorene Totalität des Objekts als
- solchen; sondern sie ist die Realisation des Zwecks, eine durch die
- Thätigkeit des Zweckes _gesetzte_ Objektivität, welche als
- _Gesetztseyn_ ihr Bestehen und ihre Form nur als durchdrungen von
- ihrem Subjekt hat. Als Objektivität hat sie das Moment der
- _Äußerlichkeit_ des Begriffs an ihr, und ist daher überhaupt die
- Seite der Endlichkeit, Veränderlichkeit und Erscheinung, die aber
- ihren Untergang darin hat, in die negative Einheit des Begriffes
- zurückzugehen; die Negativität, wodurch ihr gleichgültiges
- Außereinanderseyn sich als Unwesentliches und Gesetztseyn zeigt, ist
- der Begriff selbst. Die Idee ist daher, dieser Objektivität
- ungeachtet, schlechthin _einfach_ und _immateriell_, denn die
- Äußerlichkeit ist nur als durch den Begriff bestimmt, und in seine
- negative Einheit aufgenommen; insofern sie als gleichgültige
- Äußerlichkeit besteht, ist sie dem Mechanismus überhaupt nicht nur
- preisgegeben, sondern ist nur als das Vergängliche und Unwahre.--Ob
- die Idee also gleich ihre Realität in einer Materiatur hat, so ist
- diese nicht ein abstraktes, gegen den Begriff für sich bestehendes
- _Seyn_, sondern nur als _Werden_ durch die Negativität des
- gleichgültigen Seyns als einfache Bestimmtheit des Begriffes.
- Es ergeben sich hieraus folgende nähere Bestimmungen der Idee.--Sie
- ist _erstlich_ die einfache Wahrheit, die Identität des Begriffes und
- der Objektivität als _Allgemeines_, in welchem der Gegensatz und das
- Bestehen des Besondern in seine mit sich identische Negativität
- aufgelöst, und als Gleichheit mit sich selbst ist. _Zweitens_ ist sie
- die _Beziehung_ der fürsichseyenden Subjektivität des einfachen
- Begriffs und seiner davon _unterschiedenen_ Objektivität; jene ist
- wesentlich der _Trieb_, diese Trennung aufzuheben, und diese das
- gleichgültige Gesetztseyn, das an und für sich nichtige Bestehen.
- Sie ist als diese Beziehung der _Proceß_, sich in die Individualität
- und in deren unorganische Natur zu dirimiren, und wieder diese unter
- die Gewalt des Subjekts zurückzubringen und zu der ersten einfachen
- Allgemeinheit zurückzukehren. Die _Identität_ der Idee mit sich
- selbst ist eins mit dem _Processe_; der Gedanke, der die Wirklichkeit
- von dem Scheine der zwecklosen Veränderlichkeit befreit und zur
- _Idee_ verklärt, muß diese Wahrheit der Wirklichkeit nicht als die
- todte Ruhe, als ein bloßes _Bild_, matt, ohne Trieb und Bewegung, als
- einen Genius, oder Zahl, oder einen abstrakten Gedanken vorstellen;
- die Idee hat, um der Freiheit willen, die der Begriff in ihr erreicht,
- auch den _härtesten Gegensatz_ in sich; ihre Ruhe besteht in der
- Sicherheit und Gewißheit, womit sie ihn ewig erzeugt und ewig
- überwindet, und in ihm mit sich selbst zusammengeht.
- Zunächst aber ist die Idee auch wieder erst nur _unmittelbar_ oder
- nur in ihrem _Begriffe_; die objektive Realität ist dem Begriffe zwar
- angemessen, aber noch nicht zum Begriffe befreit, und er existirt
- nicht _für sich als der Begriff_. Der Begriff ist so zwar _Seele_,
- aber die Seele ist in der Weise eines _Unmittelbaren_, d. h. ihre
- Bestimmtheit ist nicht als sie selbst, sie hat sich nicht als Seele
- erfaßt, nicht in ihr selbst ihre objektive Realität; der Begriff ist
- als eine Seele, die noch nicht _seelenvoll_ ist. So ist die Idee
- _erstlich_ das _Leben_; der Begriff, der unterschieden von seiner
- Objektivität einfach in sich seine Objektivität durchdringt, und als
- Selbstzweck an ihr sein Mittel hat und sie als sein Mittel setzt,
- aber in diesem Mittel immanent und darin der realisirte mit sich
- identische Zweck ist.--Diese Idee hat um ihrer Unmittelbarkeit willen
- die _Einzelnheit_ zur Form ihrer Existenz. Aber die Reflexion ihres
- absoluten Processes in sich selbst ist das Aufheben dieser
- unmittelbaren Einzelnheit; dadurch macht der Begriff, der in ihr als
- Allgemeinheit das _Innere_ ist, die Äußerlichkeit zur Allgemeinheit,
- oder setzt seine Objektivität als Gleichheit mit sich selbst. So ist
- die Idee.
- _Zweitens_ die Idee des _Wahren_ und des _Guten_, als _Erkennen_ und
- _Wollen_. Zunächst ist sie endliches Erkennen und endliches Wollen,
- worin das Wahre und Gute sich noch unterscheiden, und beide nur erst
- als _Ziel_ sind. Der Begriff hat _sich_ zunächst zu sich selbst
- befreit und sich nur erst eine _abstrakte Objektivität_ zur Realität
- gegeben. Aber der Proceß dieses endlichen Erkennens und Handelns
- macht die zunächst abstrakte Allgemeinheit zur Totalität, wodurch sie
- _vollkommene Objektivität_ wird.--Oder von der andern Seite
- betrachtet, _macht_ der endliche, das ist der subjektive Geist, sich
- die _Voraussetzung_ einer objektiven Welt, wie das Leben eine solche
- Voraussetzung _hat_; aber seine Thätigkeit ist, diese Voraussetzung
- aufzuheben und sie zu einem Gesetzten zu machen. So ist seine
- Realität für ihn die objektive Welt, oder umgekehrt, die objektive
- Welt ist die Idealität, in der er sich selbst erkennt.
- _Drittens_ erkennt der Geist die Idee als seine _absolute Wahrheit_,
- als die Wahrheit, die an und für sich ist; die unendliche Idee, in
- welcher Erkennen und Thun sich ausgeglichen hat, und die das
- _absolute Wissen ihrer selbst_ ist.
- Erstes Kapitel. Das Leben.
- Die Idee des Lebens betrifft einen so konkreten und, wenn man will,
- reellen Gegenstand, daß mit derselben nach der gewöhnlichen
- Vorstellung der Logik ihr Gebiet überschritten zu werden scheinen
- kann. Sollte die Logik freilich nichts als leere, todte
- Gedankenformen enthalten, so könnte in ihr überhaupt von keinem
- solchen Inhalte, wie die Idee, oder das Leben ist, die Rede seyn.
- Wenn aber die absolute Wahrheit der Gegenstand der Logik, und _die
- Wahrheit_ als solche wesentlich _im Erkennen_ ist, so müßte das
- _Erkennen_ wenigstens abgehandelt werden.--Der sogenannten reinen
- Logik pflegt man denn auch gewöhnlich eine _angewandte_ Logik folgen
- zu lassen,--eine Logik, welche es mit dem _konkreten Erkennen_ zu
- thun hat; die viele _Psychologie_ und _Anthropologie_ nicht
- mitgerechnet, deren Einflechtung in die Logik häufig für nöthig
- erachtet wird. Die anthropologische und psychologische Seite des
- Erkennens aber betrifft dessen _Erscheinung_, in welcher der Begriff
- für sich selbst noch nicht dieses ist, eine ihm gleiche Objektivität,
- d. i. sich selbst zum Objekte zu haben. Der Theil der Logik, der
- dasselbe betrachtet, gehört nicht zur _angewandten Logik_ als solchen;
- so wäre jede Wissenschaft in die Logik hereinzuziehen, denn jede ist
- insofern eine angewandte Logik, als sie darin besteht, ihren
- Gegenstand in Formen des Gedankens und Begriffs zu fassen.--Der
- subjektive Begriff hat Voraussetzungen, die in psychologischer,
- anthropologischer und sonstiger Form sich darstellen. In die Logik
- aber gehören nur die Voraussetzungen des reinen Begriffs, insofern
- sie die Form von reinen Gedanken, von abstrakten Wesenheiten haben,
- die Bestimmungen des _Seyns_ und _Wesens_. Ebenso sind vom
- _Erkennen_, dem sich selbst Erfassen des Begriffs, nicht die anderen
- Gestalten seiner Voraussetzung, sondern nur diejenige, welche selbst
- Idee ist, in der Logik abzuhandeln; aber diese ist nothwendig in ihr
- zu betrachten. Diese Voraussetzung nun ist die _unmittelbare_ Idee;
- denn indem das Erkennen der Begriff ist, insofern er für sich selbst
- aber als Subjektives in Beziehung auf Objektives ist, so bezieht er
- sich auf die Idee als _vorausgesetzte_ oder _unmittelbare_. Die
- unmittelbare Idee aber ist das Leben.
- Insofern würde sich die Nothwendigkeit, die Idee des Lebens in der
- Logik zu betrachten, auf die auch sonst anerkannte Nothwendigkeit,
- den konkreten Begriff des Erkennens hier abzuhandeln, gründen. Diese
- Idee hat sich aber durch die eigene Nothwendigkeit des Begriffes
- herbeigeführt; die _Idee_, das an und für sich _Wahre_, ist
- wesentlich Gegenstand der Logik; da sie zuerst in ihrer
- Unmittelbarkeit zu betrachten ist, so ist sie in dieser Bestimmtheit,
- in welcher sie _Leben_ ist, aufzufassen und zu erkennen, damit ihre
- Betrachtung nicht etwas Leeres und Bestimmungsloses sey. Es kann nur
- etwa zu bemerken seyn, inwiefern die logische Ansicht des Lebens von
- anderer wissenschaftlicher Ansicht desselben unterschieden ist;
- jedoch gehört hierher nicht, wie in unphilosophischen Wissenschaften
- von ihm gehandelt wird, sondern nur wie das logische Leben als reine
- Idee von dem Naturleben, das in der _Natur-Philosophie_ betrachtet
- wird, und von dem Leben, insofern es mit dem _Geiste_ in Verbindung
- steht, zu unterscheiden ist.--Das Erstere ist als das Leben der Natur
- das Leben, insofern es in die _Äußerlichkeit des Bestehens_
- hinausgeworfen ist, an der unorganischen Natur seine _Bedingung_ hat,
- und wie die Momente der Idee eine Mannigfaltigkeit wirklicher
- Gestaltungen sind. Das Leben in der Idee ist ohne solche
- _Voraussetzungen_, welche als Gestalten der Wirklichkeit sind; seine
- Voraussetzung ist der _Begriff_, wie er betrachtet worden ist, einer
- Seits als subjektiver, anderer Seits als objektiver. In der Natur
- erscheint das Leben als die höchste Stufe, welche von ihrer
- Äußerlichkeit dadurch erreicht wird, daß sie in sich gegangen ist
- und sich in der Subjektivität aufhebt. In der Logik ist es das
- einfache Insichseyn, welches in der Idee des Lebens seine ihm
- wahrhaft entsprechende Äußerlichkeit erreicht hat; der Begriff, der
- als subjektiver früher auftritt, ist die Seele des Lebens selbst; er
- ist der Trieb, der sich durch die Objektivität hindurch seine
- Realität vermittelt. Indem die Natur von ihrer Äußerlichkeit aus
- diese Idee erreicht, geht sie über sich hinaus, ihr Ende ist nicht
- als ihr Anfang, sondern als ihre Gränze, worin sie sich selbst
- aufhebt.--Ebenso erhalten in der Idee des Lebens die Momente seiner
- Realität nicht die Gestalt äußerlicher Wirklichkeit, sondern bleiben
- in die Form des Begriffes eingeschlossen.
- Im _Geiste_ aber erscheint das Leben Theils ihm gegenüber, Theils als
- mit ihm in eins gesetzt, und diese Einheit wieder durch ihn rein
- herausgeboren. Das Leben ist hier nämlich überhaupt in seinem
- eigentlichen Sinne als _natürliches Leben_ zu nehmen, denn was das
- _Leben des Geistes_ als Geistes genannt wird, ist seine
- Eigenthümlichkeit, welche dem bloßen Leben gegenübersteht; wie auch
- von der _Natur_ des Geistes gesprochen wird, obgleich der Geist kein
- Natürliches, und vielmehr der Gegensatz zur Natur ist. Das Leben als
- solches also ist für den Geist Theils _Mittel_, so stellt er es sich
- gegenüber; Theils ist er lebendiges Individuum, und das Leben sein
- Körper, Theils wird diese Einheit seiner mit seiner lebendigen
- Körperlichkeit aus ihm selbst zum _Ideal_ herausgeboren. Keine
- dieser Beziehungen auf den Geist geht das logische Leben an, und es
- ist hier weder als Mittel eines Geistes, noch als sein lebendiger
- Leib, noch als Moment des Ideals und der Schönheit zu betrachten.
- --Das Leben hat in beiden Fällen, wie es _natürliches_ und wie es mit
- dem _Geiste_ in Beziehung steht, eine _Bestimmtheit seiner
- Äußerlichkeit_, dort durch seine Voraussetzungen, welches anderer
- Gestaltungen der Natur sind, hier aber durch die Zwecke und
- Thätigkeit des Geistes. Die Idee des Lebens für sich ist frei von
- jener vorausgesetzten und bedingenden Objektivität, so wie von der
- Beziehung auf diese Subjektivität.
- Das Leben, in seiner Idee nun näher betrachtet, ist an und für sich
- absolute _Allgemeinheit_; die Objektivität, welche es an ihm hat, ist
- vom Begriffe schlechthin durchdrungen, sie hat nur ihn zur Substanz.
- Was sich als Theil oder nach sonstiger äußerer Reflexion
- unterscheidet, hat den ganzen Begriff in sich selbst; er ist die
- darin _allgegenwärtige_ Seele, welche einfache Beziehung auf sich
- selbst, und Eins in der Mannigfaltigkeit bleibt, die dem objektiven
- Seyn zukommt. Diese Mannigfaltigkeit hat als die sich äußerliche
- Objektivität ein gleichgültiges Bestehen, das im Raume und in der
- Zeit, wenn diese hier schon erwähnt werden könnten, ein ganz
- verschiedenes und selbstständiges Außereinander ist. Aber die
- Äußerlichkeit ist im Leben zugleich als die _einfache Bestimmtheit_
- seines Begriffs; so ist die Seele allgegenwärtig in diese
- Mannigfaltigkeit ausgegossen, und bleibt zugleich schlechthin das
- einfache Einsseyn des konkreten Begriffs mit sich selbst.--Am Leben,
- an dieser Einheit seines Begriffs in der Äußerlichkeit der
- Objektivität, in der absoluten Vielheit der atomistischen Materie,
- gehen dem Denken, das sich an die Bestimmungen der
- Reflexions-Verhältnisse und des formalen Begriffes hält, schlechthin
- alle seine Gedanken aus; die Allgegenwart des Einfachen in der
- vielfachen Äußerlichkeit ist für die Reflexion ein absoluter
- Widerspruch, und insofern sie dieselbe zugleich aus der Wahrnehmung
- des Lebens auffassen, hiermit die Wirklichkeit dieser Idee zugeben
- muß, ein _unbegreifliches Geheimnis_, weil sie den Begriff nicht
- erfaßt, und den Begriff nicht als die Substanz des Lebens.--Das
- einfache Leben ist aber nicht nur allgegenwärtig, sondern schlechthin
- das _Bestehen_ und die _immanente Substanz_ seiner Objektivität, aber
- als subjektive Substanz _Trieb_, und zwar der _specifische Trieb_ des
- _besondern_ Unterschiedes, und ebenso wesentlich der Eine und
- allgemeine Trieb des Specifischen, der diese seine Besonderung in die
- Einheit zurückführt und darin erhält. Das Leben ist nur als diese
- _negative Einheit_ seiner Objektivität und Besonderung sich auf sich
- beziehendes, für sich seyendes Leben, eine Seele. Es ist damit
- wesentlich _Einzelnes_, welches auf die Objektivität sich als auf ein
- Anderes, eine unlebendige Natur bezieht. Das ursprüngliche _Urtheil_
- des Lebens besteht daher darin, daß es sich als individuelles Subjekt
- gegen das Objektive abscheidet, und indem es sich als die negative
- Einheit des Begriffs konstituirt, die _Voraussetzung_ einer
- unmittelbaren Objektivität macht.
- Das Leben ist daher _erstlich_ zu betrachten als _lebendiges
- Individuum_, das für sich die subjektive Totalität, und als
- gleichgültig vorausgesetzt ist gegen eine ihm als gleichgültig
- gegenüberstehende Objektivität.
- _Zweitens_ ist es _der Lebens-Proceß_, seine Voraussetzung aufzuheben,
- die gegen dasselbe gleichgültige Objektivität als negativ zu setzen,
- und sich als ihre Macht und negative Einheit zu verwirklichen. Damit
- macht es sich zum Allgemeinen, das die Einheit seiner selbst und
- seines Andern ist. Das Leben ist daher
- _Drittens der Proceß der Gattung_, seine Vereinzelung aufzuheben, und
- sich zu seinem objektiven Daseyn als zu sich selbst zu verhalten.
- Dieser Proceß ist hiermit einer Seits die Rückkehr zu seinem Begriffe,
- und die Wiederholung der ersten Diremtion, das Werden einer neuen,
- und der Tod der ersten unmittelbaren Individualität; anderer Seits
- aber ist der _in sich gegangene Begriff_ des Lebens das Werden des
- sich zu sich selbst verhaltenden, als allgemein und frei für sich
- existirenden Begriffes, der Übergang in _das Erkennen_.
- A. Das lebendige Individuum.
- 1. Der Begriff des Lebens oder das allgemeine Leben ist die
- unmittelbare Idee, der Begriff, dem seine Objektivität angemessen ist;
- aber sie ist ihm nur angemessen, insofern er die negative Einheit
- dieser Äußerlichkeit ist, das heißt, sie sich angemessen _setzt_.
- Die unendliche Beziehung des Begriffes auf sich selbst ist als die
- Negativität das Selbstbestimmen, die Diremtion seiner in sich _als
- subjektive Einzelnheit, und in sich als gleichgültige Allgemeinheit_.
- Die Idee des Lebens in ihrer Unmittelbarkeit ist nur erst die
- schöpferische allgemeine Seele. Um dieser Unmittelbarkeit willen ist
- ihre erste negative Beziehung der Idee in sich selbst,
- Selbstbestimmung ihrer als _Begriff_,--das Setzen _an sich_, welches
- erst als Rückkehr in sich Für-sich-seyn ist; das schöpferische
- _Voraussetzen_. Durch dieß Selbstbestimmen ist das _allgemeine_
- Leben ein _Besonderes_; es hat sich damit in die beiden Extreme des
- Urtheils, das unmittelbar Schluß wird, entzweit.
- Die Bestimmungen des Gegensatzes sind die allgemeinen _Bestimmungen_
- des _Begriffs_, denn es ist der Begriff, dem die Entzweiung zukommt;
- aber die _Erfüllung_ derselben ist die Idee. Das eine ist die
- _Einheit_ des Begriffs und der Realität, welche die Idee ist, als die
- _unmittelbare_, die sich früher als die _Objektivität_ gezeigt hat.
- Allein sie ist hier in anderer Bestimmung. Dort war sie die Einheit
- des Begriffs und der Realität, insofern der Begriff in sie
- übergegangen und nur in sie verloren ist; er stand ihr nicht
- gegenüber, oder weil er ihr nur _Inneres_ ist, ist er nur eine ihr
- _äußerliche_ Reflexion. Jene Objektivität ist daher das Unmittelbare
- selbst auf unmittelbare Weise. Hier hingegen ist sie nur das aus dem
- Begriffe Hervorgegangene, so daß ihr Wesen das Gesetztseyn, daß sie
- als _Negatives_ ist.--Sie ist als die _Seite_ der _Allgemeinheit des
- Begriffes_ anzusehen, somit als _abstrakte_ Allgemeinheit, wesentlich
- nur dem Subjekte _inhärirend_, und in der Form des unmittelbaren
- _Seyns_, das für sich gesetzt, gegen das Subjekt gleichgültig sey.
- Die Totalität des Begriffs, welche der Objektivität zukommt, ist
- insofern gleichsam nur eine _geliehene_; die letzte Selbstständigkeit,
- die sie gegen das Subjekt hat, ist jenes _Seyn_, welches seiner
- Wahrheit nach nur jenes Moment des Begriffes ist, der als
- _voraussetzend_ in der ersten Bestimmtheit eines _an sich_ seyenden
- _Setzens_ ist, welches noch nicht _als_ Setzen, als die in sich
- reflektierte Einheit ist. Aus der Idee hervorgegangen ist also die
- selbstständige Objektivität unmittelbares Seyn, nur als das
- _Prädikat_ des Urtheils der Selbstbestimmung des Begriffs,--ein zwar
- vom Subjekte verschiedenes Seyn, aber zugleich wesentlich gesetzt als
- _Moment_ des Begriffs.
- Dem Inhalte nach ist diese Objektivität die Totalität des Begriffes,
- die aber dessen Subjektivität oder negative Einheit sich
- gegenüberstehen hat, welche die wahrhafte Centralität ausmacht,
- nämlich seine freie Einheit mit sich selbst. Dieses _Subjekt_ ist
- die Idee in der Form der _Einzelnheit_; als einfache aber negative
- Identität mit sich; das _lebendige Individuum_.
- Dieses ist erstlich das Leben als _Seele_; als der Begriff seiner
- selbst, der in sich vollkommen bestimmt ist, das anfangende, sich
- selbst bewegende _Princip_. Der Begriff enthält in seiner
- Einfachheit die bestimmte Äußerlichkeit als _einfaches_ Moment in
- sich eingeschlossen.--aber ferner ist diese Seele _in ihrer
- Unmittelbarkeit_ unmittelbar äußerlich, und hat ein objektives Seyn
- an ihr selbst;--die dem Zwecke unterworfene Realität, das
- unmittelbare _Mittel_, zunächst die Objektivität als _Prädikat_ des
- Subjekts, aber fernerhin ist sie auch die _Mitte_ des Schlusses; die
- Leiblichkeit der Seele ist das, wodurch sie sich mit der äußerlichen
- Objektivität zusammenschließt.Die Leiblichkeit hat das Lebendige
- zunächst als die unmittelbar mit dem Begriff identische Realität; sie
- hat dieselbe insofern überhaupt von _Natur_.
- Weil nun diese Objektivität Prädikat des Individuums und in die
- subjektive Einheit aufgenommen ist, so kommen ihr nicht die früheren
- Bestimmungen des Objekts, das mechanische oder chemische Verhältniß,
- noch weniger die abstrakten Reflexions-Verhältnisse von Ganzem und
- Theilen u. drgl. zu. Als Äußerlichkeit ist sie solcher Verhältnisse
- zwar _fähig_, aber insofern ist sie nicht lebendiges Daseyn; wenn das
- Lebendige als ein Ganzes, das aus Theilen besteht, als ein solches,
- auf welches mechanische oder chemische Ursachen einwirken, als
- mechanisches oder chemisches Produkt, es sey bloß als solches, oder
- auch durch einen äußerlichen Zweck Bestimmtes, genommen wird, so wird
- der Begriff ihm als äußerlich, es wird als ein _Todtes_ genommen. Da
- ihm der Begriff immanent ist, so ist die _Zweckmäßigkeit_ des
- Lebendigen als _innere_ zu fassen; er ist in ihm als bestimmter, von
- seiner Äußerlichkeit unterschiedener, und in seinem Unterscheiden
- sie durchdringender und mit sich identischer Begriff. Diese
- Objektivität des Lebendigen ist _Organismus_; sie ist das _Mittel und
- Werkzeug_ des Zwecks, vollkommen zweckmäßig, da der Begriff ihre
- Substanz ausmacht; aber eben deswegen ist dieß Mittel und Werkzeug
- selbst der ausgeführte Zweck, in welchem der subjektive Zweck
- insofern unmittelbar mit sich selbst zusammen geschlossen ist. Nach
- der Äußerlichkeit des Organismus ist er ein Vielfaches nicht von
- _Theilen_, sondern von _Gliedern_, welche als solche a) nur in der
- Individualität bestehen; sie sind trennbar, insofern sie äußerliche
- sind, und an dieser Äußerlichkeit gefaßt werden können; aber
- insofern sie getrennt werden, kehren sie unter die mechanischen und
- chemischen Verhältnisse der gemeinen Objektivität zurück. b) Ihre
- Äußerlichkeit ist der negativen Einheit der lebendigen
- Individualität entgegen; diese ist daher _Trieb_, das abstrakte
- Moment der Bestimmtheit des Begriffes als reellen Unterschied zu
- setzen; indem dieser Unterschied _unmittelbar_ ist, ist er _Trieb_
- jedes _einzelnen_, _specifischen Moments_, sich zu produciren, und
- ebenso seine Besonderheit zur Subjektheit zu erheben, die anderen ihm
- äußerlichen aufzuheben, sich auf ihre Kosten hervorzubringen, aber
- ebenso sehr sich selbst aufzuheben und sich zum Mittel für die
- anderen zu machen.
- 2. Dieser _Proceß_ der lebendigen Individualität ist auf sie selbst
- beschränkt, und fällt noch ganz innerhalb ihrer.--Im Schlusse der
- äußerlichen Zweckmäßigkeit ist vorhin die erste Prämisse desselben,
- daß sich der Zweck unmittelbar auf die Objektivität bezieht und sie
- zum Mittel macht, so betrachtet worden, daß in ihr zwar der Zweck
- sich darin gleich bleibt, und in sich zurückgegangen ist, aber die
- Objektivität _an ihr selbst_ sich noch nicht aufgehoben, der Zweck
- daher in ihr insofern nicht _an_ und _für sich_ ist, und dieß erst im
- Schlußsatze wird. Der Proceß des Lebendigen mit sich selbst ist jene
- Prämisse, insofern sie aber zugleich Schlußsatz, insofern die
- unmittelbare Beziehung des Subjekts auf die Objektivität, welche
- dadurch Mittel und Werkzeug wird, zugleich als die _negative Einheit_
- des Begriffs an sich selbst ist; der Zweck führt sich in dieser
- seiner Äußerlichkeit dadurch aus, daß er ihre subjektive Macht und
- der Proceß ist, worin sie ihre Selbstauflösung und Rückkehr in diese
- seine negative Einheit aufzeigt. Die Unruhe und Veränderlichkeit der
- äußerlichen Seite des Lebendigen ist die Manifestation des Begriffs
- an ihm, der als die Negativität an sich selbst nur Objektivität hat,
- insofern sich ihr gleichgültiges Bestehen als sich aufhebend zeigt.
- Der Begriff producirt also durch seinen Trieb sich so, daß das
- Produkt, indem er dessen Wesen ist, selbst das Producirende ist, daß
- es nämlich Produkt nur als die sich ebenso negativ setzende
- Äußerlichkeit, oder als der Proceß der Producirens ist.
- 3. Die so eben betrachtete Idee ist nun der _Begriff_ des _lebendigen
- Subjekts_ und _seines Processes_; die Bestimmungen, die im
- Verhältnisse zu einander sind, sind die sich auf sich beziehende
- _negative Einheit_ des Begriffs und die _Objektivität_, welche sein
- _Mittel_, in welcher er aber in sich selbst _zurückgekehrt_ ist.
- Aber indem dieß Momente der Idee des Lebens _innerhalb seines
- Begriffes_ sind, so sind es nicht die bestimmten Begriffs-Momente des
- _lebendigen Individuums in seiner Realität_. Die Objektivität oder
- Leiblichkeit desselben ist konkrete Totalität; jene Momente sind
- daher nicht die Momente dieser schon durch die Idee konstituirten
- Lebendigkeit. Die lebendige _Objektivität_ des Individuums aber als
- solche, da sie vom Begriffe beseelt und ihn zur Substanz hat, hat
- auch an ihr zu wesentlichem Unterschiede solche, welche seine
- Bestimmungen sind, _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_;
- die _Gestalt_, als in welcher sie äußerlich unterschieden sind, ist
- daher nach denselben eingetheilt, oder eingeschnitten (insectum).
- Sie ist hiermit _erstlich Allgemeinheit_, das rein nur in sich selbst
- Erzittern der Lebendigkeit, die _Sensibilität_. Der Begriff der
- Allgemeinheit, wie er sich oben ergeben hat, ist die einfache
- Unmittelbarkeit, welche dieß aber nur ist als absolute Negativität in
- sich. Dieser Begriff des _absoluten Unterschiedes_, wie seine
- Negativität in der _Einfachheit aufgelöst_ und sich selbst gleich ist,
- ist in der Sensibilität zur Anschauung gebracht. Sie ist das
- Insichseyn, nicht als abstrakte Einfachheit, sondern eine unendliche
- _bestimmbare_ Receptivität, welche in ihrer _Bestimmtheit_ nicht ein
- Mannigfaltiges und Äußerliches wird, sondern schlechthin in sich
- reflektirt ist. Die _Bestimmtheit_ ist in dieser Allgemeinheit als
- einfaches _Princip_; die einzelne äußerliche Bestimmtheit, ein
- sogenannter _Eindruck_, geht aus seiner äußerlichen und
- mannigfaltigen Bestimmung in diese Einfachheit des _Selbstgefühls_
- zurück. Die Sensibilität kann somit als das Daseyn der in sich
- seyenden Seele betrachtet werden, da sie alle Äußerlichkeit in sich
- aufnimmt, dieselbe aber in die vollkommene Einfachheit der sich
- gleichen Allgemeinheit zurückführt.
- Die zweite Bestimmung des Begriffs ist die _Besonderheit_, das Moment
- des _gesetzten_ Unterschiedes; die Eröffnung der Negativität, welche
- im einfachen Selbstgefühl eingeschlossen, oder in ihm ideelle, noch
- nicht reelle Bestimmtheit ist;--die _Irritabilität_. Das Gefühl ist
- um der Abstraktion seiner Negativität willen Trieb; es _bestimmt_
- sich; die Selbstbestimmung des Lebendigen ist sein Urtheil oder
- Verendlichung, wonach es sich auf das Äußerliche als auf eine
- _vorausgesetzte_ Objektivität bezieht, und in Wechselwirkung damit
- ist.--Nach seiner Besonderheit ist es nun Theils _Art_ neben anderen
- Arten von Lebendigen, die _formale_ Reflexion dieser _gleichgültigen
- Verschiedenheit_ in sich ist die formale _Gattung_ und deren
- Systematisirung; die individuelle Reflexion aber ist, daß die
- Besonderheit die Negativität ihrer Bestimmtheit, als einer Richtung
- nach Außen, die sich auf sich beziehende Negativität des Begriffes
- ist.
- Nach dieser _dritten_ Bestimmung ist das Lebendige _als Einzelnes_.
- Näher bestimmt sich diese Reflexion-in-sich so, daß das Lebendige in
- der Irritabilität Äußerlichkeit seiner gegen sich selbst, gegen die
- Objektivität ist, welche es als sein Mittel und Werkzeug unmittelbar
- an ihm hat, und die äußerlich bestimmbar ist. Die Reflexion-in-sich
- hebt diese Unmittelbarkeit auf,--einer Seits als theoretische
- Reflexion; insofern nämlich die Negativität als einfaches Moment der
- Sensibilität ist, das in derselben betrachtet wurde, und welches das
- _Gefühl_ ausmacht,--anderer Seits als reelle, indem sich die Einheit
- des Begriffes _in seiner äußerlichen Objektivität_ als negative
- Einheit setzt, die _Reproduktion_.--Die beiden ersten Momente, die
- Sensibilität und Irritabilität, sind abstrakte Bestimmungen; in der
- Reproduktion ist das Leben _Konkretes_ und Lebendigkeit, es hat in
- ihr, als seiner Wahrheit, erst auch Gefühl und Widerstandskraft. Die
- Reproduktion ist die Negativität als einfaches Moment der
- Sensibilität, und die Irritabilität ist nur lebendige
- Widerstandskraft, daß das Verhältniß zum Äußerlichen Reproduktion
- und individuelle Identität mit sich ist. Jedes der einzelnen Momente
- ist wesentlich die Totalität aller, ihren Unterschied macht die
- ideelle Formbestimmtheit aus, welche in der Reproduktion als konkrete
- Totalität des Ganzen gesetzt ist. Dieß Ganze ist daher einer Seits
- als Drittes, nämlich als _reelle_ Totalität jenen bestimmten
- Totalitäten entgegengesetzt, anderer Seits aber ist es deren
- ansichseyende Wesenheit, zugleich das, worin sie als Momente
- zusammengefaßt sind, und ihr Subjekt und Bestehen haben.
- Mit der Reproduktion, als dem Momente der Einzelnheit, setzt sich das
- Lebendige als _wirkliche_ Individualität, ein sich auf sich
- beziehendes Fürsichseyn; ist aber zugleich reelle _Beziehung nach
- Außen_; die Reflexion der _Besonderheit_ oder Irritabilität _gegen
- ein Anderes_, gegen die _objektive_ Welt. Der innerhalb des
- Individuums eingeschlossene Proceß des Lebens geht in die Beziehung
- zur vorausgesetzten Objektivität als solcher dadurch über, daß das
- Individuum, indem es sich als _subjektive_ Totalität setzt, auch das
- _Moment seiner Bestimmtheit_ als _Beziehung_ auf die Äußerlichkeit
- zur _Totalität_ wird.
- B. Der Lebens-Proceß.
- Daß das lebendige Individuum sich in sich selbst gestaltet, damit
- spannt es sich gegen sein ursprüngliches Voraussetzen, und stellt
- sich als an und für sich seyendes Subjekt der vorausgesetzten
- objektiven Welt gegenüber. Das Subjekt ist der Selbstzweck, der
- Begriff, welcher an der ihm unterworfenen Objektivität sein Mittel
- und subjektive Realität hat; hierdurch ist es als die an und für sich
- seyende Idee und als das wesentliche Selbstständige konstituirt,
- gegen welches die vorausgesetzte äußerliche Welt nur den Werth eines
- Negativen und Unselbstständigen hat. In seinem Selbstgefühle hat das
- Lebendige diese _Gewißheit_ von der an sich seyenden _Nichtigkeit_
- des ihm gegenüberstehenden _Andersseyns_. Sein Trieb ist das
- Bedürfniß, dieß Andersseyn aufzuheben, und sich die Wahrheit jener
- Gewißheit zu geben. Das Individuum ist als Subjekt zunächst erst der
- _Begriff_ der Idee des Lebens; sein subjektiver Proceß in sich, in
- welchem es aus sich selbst zehrt, und die unmittelbare Objektivität,
- welche es als natürliches Mittel seinem Begriffe gemäß setzt, ist
- vermittelt durch den Proceß, der sich auf die vollständig gesetzte
- Äußerlichkeit, auf die _gleichgültig_ neben ihm stehende objektive
- Totalität bezieht.
- Dieser Proceß fängt mit dem _Bedürfnisse_ an, das ist dem Momente,
- daß das Lebendige _erstlich_ sich bestimmt, sich somit als verneint
- setzt, und hierdurch auf eine gegen sich _andere_, die gleichgültige
- Objektivität bezieht;--daß es aber _zweitens_ ebenso sehr in diesen
- Verlust seiner nicht verloren ist, sich darin erhält und die
- Identität des sich selbst gleichen Begriffes bleibt; hierdurch ist es
- der Trieb, jene ihm _andere_ Welt _für sich_, sich gleich zu setzen,
- sie aufzuheben und _sich_ zu objektiviren. Dadurch hat seine
- Selbstbestimmung die Form von objektiver Äußerlichkeit, und daß es
- zugleich identisch mit sich ist, ist es der absolute _Widerspruch_.
- Die unmittelbare Gestaltung ist die Idee in ihrem einfachen Begriffe,
- die dem Begriff gemäße Objektivität; so ist sie _gut_ von Natur.
- Aber indem ihr negatives Moment sich zur objektiven Besonderheit, d.
- i. indem die wesentlichen Momente ihrer Einheit jedes für sich zur
- Totalität realisirt ist, so ist der Begriff in die absolute
- Ungleichheit seiner mit sich _entzweit_, und indem er ebenso die
- absolute Identität in dieser Entzweiung ist, so ist das Lebendige für
- sich selbst diese Entzweiung und hat das Gefühl dieses Widerspruchs,
- welches der _Schmerz_ ist. Der _Schmerz_ ist daher das Vorrecht
- lebendiger Naturen; weil sie der existirende Begriff sind, sind sie
- eine Wirklichkeit von der unendlichen Kraft, daß sie in sich die
- _Negativität_ ihrer selbst sind, daß diese _ihre Negativität für sie_
- ist, daß sie sich in ihrem Andersseyn erhalten.--Wenn man sagt, daß
- der Widerspruch nicht denkbar sey, so ist er vielmehr im Schmerz des
- Lebendigen sogar eine wirkliche Existenz.
- Diese Diremtion des Lebendigen in sich ist _Gefühl_, indem sie in die
- einfache Allgemeinheit des Begriffs, in die Sensibilität aufgenommen
- ist. Von dem Schmerz fängt das _Bedürfniß_ und der _Trieb_ an, die
- den Übergang ausmachen, daß das Individuum, wie es als Negation
- seiner für sich ist, so auch als Identität für sich werde,--eine
- Identität, welche nur als die Negation jener Negation ist.--Die
- Identität, die im Triebe als solchem ist, ist die subjektive
- Gewißheit seiner selbst, nach welcher es sich zu seiner äußerlichen,
- gleichgültig existirenden Welt als zu einer Erscheinung, einer an
- sich begrifflosen und unwesentlichen Wirklichkeit verhält. Sie soll
- den Begriff in sich erst durch das Subjekt erhalten, welches der
- immanente Zweck ist. Die Gleichgültigkeit der objektiven Welt gegen
- die Bestimmtheit, und damit gegen den Zweck, macht ihre äußerliche
- Fähigkeit aus, dem Subjekt angemessen zu seyn; welche Specifikationen
- sie sonst an ihr habe, ihre mechanische Bestimmbarkeit, der Mangel an
- der Freiheit des immanenten Begriffs macht ihre Ohnmacht aus, sich
- gegen das Lebendige zu erhalten.--Insofern das Objekt gegen das
- Lebendige zunächst als ein gleichgültiges Äußerliches ist, kann es
- mechanisch auf dasselbe einwirken; so aber wirkt es nicht als auf ein
- Lebendiges; insofern es sich zu diesem verhält, wirkt es nicht als
- Ursache, sondern _erregt_ es. Weil das Lebendige Trieb ist, kommt
- die Äußerlichkeit an und in dasselbe, nur insofern sie schon an und
- für sich _in ihm_ ist; die Einwirkung auf das Subjekt besteht daher
- nur darin, daß dieses die sich darbietende Äußerlichkeit
- _entsprechend findet_;--sie mag seiner Totalität auch nicht
- angemessen seyn, so muß sie wenigstens einer besondern Seite an ihm
- entsprechen, und diese Möglichkeit liegt darin, daß es eben als sich
- äußerlich verhaltend ein Besonderes ist.
- Das Subjekt übt nun, insofern es in seinem Bedürfniß bestimmt sich
- auf das Äußerliche bezieht, und damit selbst Äußerliches oder
- Werkzeug ist, _Gewalt_ über das Objekt aus. Sein besonderer
- Charakter, seine Endlichkeit überhaupt, fällt in die bestimmtere
- Erscheinung dieses Verhältnisses.--Das Äußerliche daran ist der
- Proceß der Objektivität überhaupt, Mechanismus und Chemismus.
- Derselbe wird aber unmittelbar abgebrochen und die Äußerlichkeit in
- Innerlichkeit verwandelt. Die äußerliche Zweckmäßigkeit, welche
- durch die Thätigkeit des Subjekts in dem gleichgültigen Objekt
- zunächst hervorgebracht wird, wird dadurch aufgehoben, daß das Objekt
- gegen den Begriff keine Substanz ist, der Begriff daher nicht nur
- dessen äußere Form werden kann, sondern sich als dessen Wesen und
- immanente, durchdringende Bestimmung, seiner ursprünglichen Identität
- gemäß, setzen muß.
- Mit der Bemächtigung des Objekts geht daher der mechanische Proceß in
- den innern über, durch welchen das Individuum sich das Objekt so
- _aneignet_, daß es ihm die eigenthümliche Beschaffenheit benimmt, es
- zu seinem Mittel macht, und seine Subjektivität ihm zur Substanz
- giebt. Diese Assimilation tritt damit in Eins zusammen mit dem oben
- betrachteten Reproduktionsproceß des Individuums; es zehrt in diesem
- zunächst aus sich, indem es seine eigene Objektivität sich zum
- Objekte macht; der mechanische und chemische Konflikt seiner Glieder
- mit den äußerlichen Dingen ist ein objektives Moment seiner. Das
- Mechanische und Chemische des Processes ist ein Beginnen der
- Auflösung des Lebendigen. Da das Leben die Wahrheit dieser Processe,
- hiermit als Lebendiges die Existenz dieser Wahrheit und die Macht
- derselben ist, greift es über sie über, durchdringt sie als ihre
- Allgemeinheit, und ihr Produkt ist durch dasselbe vollkommen bestimmt.
- Diese ihre Verwandlung in die lebendige Individualität macht die
- Rückkehr dieser letztern in sich selbst aus, so daß die Produktion,
- welche als solche das Übergehen in ein Anderes seyn würde, zur
- Reproduktion wird, in der das Lebendige sich _für sich_ identisch mit
- sich setzt.
- Die unmittelbare Idee ist auch die unmittelbare, nicht als _für sich_
- seyende Identität des Begriffes und der Realität; durch den
- objektiven Proceß giebt sich das Lebendige sein _Selbstgefühl_; denn
- es _setzt_ sich darin als das, was es an und für sich ist, in seinem
- als gleichgültig gesetzten Andersseyn, das Identische mit sich selbst,
- die negative Einheit des Negativen zu seyn. In diesem Zusammengehen
- des Individuums mit seiner zunächst ihm als gleichgültig
- vorausgesetzten Objektivität hat es, so wie auf einer Seite sich als
- wirkliche Einzelnheit konstituirt, so sehr _seine Besonderheit
- aufgehoben_ und sich zur _Allgemeinheit_ erhoben. Seine Besonderheit
- bestand in der Diremtion, wodurch das Leben als seine Arten das
- individuelle Leben und die ihm äußerliche Objektivität setzte. Durch
- den äußern Lebens-Proceß hat es sich somit als reelles, allgemeines
- Leben, als _Gattung_ gesetzt.
- C. Die Gattung.
- Das lebendige Individuum zuerst aus dem allgemeinen Begriffe des
- Lebens abgeschieden, ist eine Voraussetzung, die noch nicht durch sie
- selbst bewährt ist. Durch den Proceß mit der zugleich damit
- vorausgesetzten Welt hat es sich selbst gesetzt _für sich_ als die
- negative Einheit seines Andersseyns, als die Grundlage seiner selbst;
- es ist so die Wirklichkeit der Idee, so daß das Individuum nun aus
- _der Wirklichkeit_ sich hervorbringt, wie es vorher nur aus dem
- _Begriffe_ hervorging, und daß seine Entstehung, die ein
- _Voraussetzen_ war, nun seine Produktion wird.
- Die weitere Bestimmung aber, welche es durch die Aufhebung des
- Gegensatzes erlangt hat, ist, _Gattung_ zu seyn, als Identität seiner
- mit seinem vorherigen gleichgültigen Andersseyn. Diese Idee des
- Individuums ist, da sie diese wesentliche Identität ist, wesentlich
- die Besonderung ihrer selbst. Diese ihre Diremtion ist nach der
- Totalität, aus der sie hervorgeht, die Verdoppelung des Individuums,
- --ein Voraussetzen einer Objektivität, welche mit ihm identisch ist,
- und ein Verhalten des Lebendigen zu sich selbst, als einem andern
- Lebendigen.
- Dieß Allgemeine ist die dritte Stufe, die Wahrheit des Lebens,
- insofern es noch innerhalb seiner Sphäre eingeschlossen ist. Diese
- Stufe ist der sich auf sich beziehende Proceß des Individuums, wo die
- Äußerlichkeit sein immanentes Moment ist, _zweitens_ diese
- Äußerlichkeit ist selbst als lebendige Totalität eine Objektivität,
- die für das Individuum es selbst ist;--in der es nicht als
- _aufgehobener_, sondern als _bestehender_ die Gewißheit seiner selbst
- hat.
- Weil nun das Verhältniß der Gattung die Identität des individuellen
- Selbstgefühls in einem solchen ist, welches zugleich ein anderes
- selbstständiges Individuum ist, ist es der _Widerspruch_; das
- Lebendige ist somit wieder Trieb.--Die Gattung ist nun zwar die
- Vollendung der Idee des Lebens, aber zunächst ist sie noch innerhalb
- der Sphäre der Unmittelbarkeit; diese Allgemeinheit ist daher in
- _einzelner_ Gestalt _wirklich_; der Begriff, dessen Realität die Form
- unmittelbarer Objektivität hat. Das Individuum ist daher _an sich_
- zwar Gattung, aber es ist die Gattung nicht _für sich_; was für es
- ist, ist nur erst ein anderes lebendiges Individuum; der von sich
- unterschiedene Begriff hat zum Gegenstande, mit dem er identisch ist,
- nicht sich als Begriff, sondern einen Begriff, der als Lebendiges
- zugleich äußerliche Objektivität für ihn hat, eine Form, die daher
- unmittelbar gegenseitig ist.
- Die Identität mit dem andern, die Allgemeinheit des Individuums ist
- somit nur erst _innerliche_ oder _subjektive_; es hat daher das
- Verlangen, dieselbe zu setzen und sich als Allgemeines zu realisiren.
- Dieser Trieb der Gattung aber kann sich nur realisiren durch
- Aufheben der noch gegen einander besonderen, einzelnen
- Individualitäten. Zunächst insofern es diese sind, welche _an sich_
- allgemein die Spannung ihres Verlangens befriedigen und in ihre
- Gattungsallgemeinheit sich auflösen, so ist ihre realisirte Identität
- die negative Einheit der aus der Entzweiung sich in sich
- reflektirenden Gattung. Sie ist insofern die Individualität des
- Lebens selbst, nicht mehr aus seinem Begriffe, sondern aus der
- _wirklichen_ Idee _erzeugt_. Zunächst ist sie selbst nur der Begriff,
- der erst sich zu objektiviren hat, aber _der wirkliche Begriff;--der
- Keim eines lebendigen Individuums_. In ihm ist es für _die gemeine
- Wahrnehmung vorhanden_, was der Begriff ist, und daß der _subjektive
- Begriff äußerliche Wirklichkeit_ hat. Denn der Keim des Lebendigen
- ist die vollständige Konkretion der Individualität, in welcher alle
- seine verschiedenen Seiten, Eigenschaften und gegliederte
- Unterschiede in ihrer _ganzen Bestimmtheit_ enthalten und die
- zunächst _immaterielle_, subjektive Totalität unentwickelt, einfach
- und nichtsinnlich ist; der Keim ist so das ganze Lebendige in der
- innerlichen Form des Begriffes. Die Reflexion der Gattung-in-sich
- ist nach dieser Seite dieß, wodurch sie _Wirklichkeit_ erhält, indem
- das Moment der negativen Einheit und Individualität in ihr _gesetzt_
- wird,--die _Fortpflanzung_ der lebenden Geschlechter. Die Idee, die
- als Leben noch in der Form der Unmittelbarkeit ist, fällt insofern in
- die Wirklichkeit zurück, und diese ihre Reflexion ist nur die
- Wiederholung und der unendliche Progreß, in welchem sie nicht aus der
- Endlichkeit ihrer Unmittelbarkeit heraustritt.
- Aber diese Rückkehr in ihren ersten Begriff hat auch die höhere Seite,
- daß die Idee nicht nur die Vermittelung ihrer Processe innerhalb der
- Unmittelbarkeit durchlaufen, sondern eben damit diese aufgehoben, und
- sich dadurch in eine höhere Form ihres Daseyns erhoben hat.
- Der Proceß der Gattung nämlich, in welchem die einzelnen Individuen
- ihre gleichgültige, unmittelbare Existenz in einander aufheben und in
- dieser negativen Einheit ersterben, hat ferner zur andern Seite
- seines Produkts die _realisirte Gattung_, welche mit dem Begriffe
- sich identisch gesetzt hat.--In dem Gattungs-Proceß gehen die
- abgesonderten Einzelnheiten des individuellen Lebens unter; die
- negative Identität, in der die Gattung in sich zurückkehrt, ist, wie
- einer Seits das _Erzeugen der Einzelnheit_, so anderer Seits _das
- Aufheben derselben_, ist somit mit sich zusammengehende Gattung, die
- _für sich werdende Allgemeinheit_ der Idee. In der Begattung
- erstirbt die Unmittelbarkeit der lebendigen Individualität; der Tod
- dieses Lebens ist das Hervorgehen des Geistes. Die Idee, die als
- Gattung _an sich_ ist, ist _für sich_, indem sie ihre Besonderheit,
- welche die lebendigen Geschlechter ausmachte, aufgehoben, und damit
- sich eine _Realität_ gegeben hat, welche _selbst einfache
- Allgemeinheit_ ist; so ist sie die Idee, welche _sich zu sich_ als
- _Idee verhält_, das Allgemeine, das die Allgemeinheit zu seiner
- Bestimmtheit und Daseyn hat;--die _Idee des Erkennens_.
- Zweites Kapitel. Die Idee des Erkennens.
- Das Leben ist die unmittelbare Idee, oder die Idee als ihr noch nicht
- an sich selbst realisirter _Begriff_. In ihrem _Urtheil_ ist sie das
- _Erkennen_ überhaupt.
- Der Begriff ist als Begriff _für sich_, insofern er _frei_ als
- abstrakte Allgemeinheit oder als Gattung existirt. So ist er seine
- reine Identität mit sich, welche sich so in sich selbst unterscheidet,
- daß das Unterschiedene nicht eine _Objektivität_, sondern
- gleichfalls zur Subjektivität oder zur Form der einfachen Gleichheit
- mit sich befreit, hiermit der Gegenstand des Begriffes, der Begriff
- selbst ist. Seine _Realität_ überhaupt ist die _Form seines Daseyns_;
- auf Bestimmung dieser Form kommt es an; auf ihr beruht der
- Unterschied dessen, was der Begriff an _sich_, oder als _subjektiver_
- ist, was er ist in die Objektivität versenkt, dann in der Idee des
- Lebens. In der letztern ist er zwar von seiner äußerlichen Realität
- unterschieden und _für sich_ gesetzt, doch dieß sein Fürsichseyn hat
- er nur als die Identität, welche eine Beziehung auf sich als versenkt
- in seine ihm unterworfene Objektivität oder auf sich als inwohnende,
- substantielle Form ist. Die Erhebung des Begriffs über das Leben ist,
- daß seine Realität die zur Allgemeinheit befreite Begriffsform ist.
- Durch dieses Urtheil ist die Idee verdoppelt, in den subjektiven
- Begriff, dessen Realität er selbst, und in den objektiven, der als
- Leben ist.--_Denken, Geist, Selbstbewußtseyn_ sind Bestimmungen der
- Idee, insofern sie sich selbst zum Gegenstand hat, und ihr _Daseyn_,
- d. i. die Bestimmtheit ihres Seyns ihr eigener Unterschied von sich
- selbst ist.
- Die _Metaphysik des Geistes_, oder wie man sonst mehr gesprochen hat,
- der _Seele_ drehte sich um die Bestimmungen von Substanz, Einfachheit,
- Immaterialität;--Bestimmungen, bei welchen die _Vorstellung_ des
- Geistes aus dem _empirischen_ Bewußtseyn als Subjekt zu Grunde gelegt,
- und nun gefragt wurde, was für Prädikate mit den Wahrnehmungen
- übereinstimmen;--ein Verfahren, das nicht weiter gehen konnte, als
- das Verfahren der Physik, die Welt der Erscheinung auf allgemeine
- Gesetze und Reflexions-Bestimmungen zu bringen, da der Geist auch nur
- in seiner _Erscheinung_ zu Grunde lag; ja es mußte noch hinter der
- physikalischen Wissenschaftlichkeit zurückbleiben, da der Geist nicht
- nur unendlich reicher als die Natur ist, sondern da auch die absolute
- Einheit des Entgegengesetzem im _Begriffe_ sein Wesen ausmacht, so
- zeigt er in seiner Erscheinung und Beziehung auf die Äußerlichkeit
- den Widerspruch in seiner höchsten Bestimmtheit auf, daher für jede
- der entgegengesetzten Reflexions-Bestimmungen eine Erfahrung
- angeführt, oder aus den Erfahrungen auf die entgegengesetzten
- Bestimmungen nach der Weise des formalen Schließens muß gekommen
- werden können. Weil die an der Erscheinung unmittelbar sich
- ergebenden Prädikate zunächst noch der empirischen Psychologie
- angehören, so bleiben eigentlich nur ganz dürftige
- Reflexions-Bestimmungen für die metaphysische Betrachtung übrig.
- --_Kant_ in seiner Kritik der _rationalen Seelenlehre_ hält diese
- Metaphysik daran fest, daß, insofern sie eine rationale Wissenschaft
- seyn soll, durch das Mindeste, was man von der Wahrnehmung zu der
- _allgemeinen Vorstellung_ des Selbstbewußtseyns _hinzunähme_, sich
- jene Wissenschaft in eine _empirische_ verwandelte und ihre rationale
- Reinigkeit und Unabhängigkeit von aller Erfahrung verderbt würde.--Es
- bleibe somit nichts als die einfache, für sich an Inhalt ganz leere,
- Vorstellung: _Ich_, von der man nicht einmal sagen kann, daß sie ein
- _Begriff_ sey, sondern ein _bloßes Bewußtseyn_, das _alle Begriffe
- begleitet_. Durch dieses _Ich_, oder auch _Es (das Ding)_, welches
- denket, wird nun nach den weiteren kantischen Folgerungen nichts
- weiter als ein transcendentales Subjekt der Gedanken vorgestellt = x,
- welches nur durch die Gedanken, die seine _Prädikate_ sind, erkannt
- wird, und wovon wir, abgesondert, _niemals_ den _mindesten Begriff_
- haben können; dieß Ich hat dabei, nach Kants eigenem Ausdruck, die
- _Unbequemlichkeit_, daß _wir_ uns jederzeit _seiner schon bedienen
- müssen_, um irgend etwas von ihm zu urtheilen; denn es ist nicht
- sowohl _eine Vorstellung_, wodurch ein besonderes Objekt
- unterschieden wird, sondern eine _Form_ derselben überhaupt, insofern
- sie Erkenntniß genannt werden soll.--Der _Paralogismus_, den die
- rationale Seelenlehre begehe, bestehe nun darin, daß _Modi_ des
- Selbstbewußtseyns im Denken zu _Verstandesbegriffen_ als von einem
- _Objekte_ gemacht, daß jenes: Ich _denke_ als ein _denkendes Wesen_,
- ein _Ding-an-sich_ genommen werde; auf welche Weise daraus, daß Ich
- im Bewußtseyn immer als _Subjekt_ und zwar als _singulares_, bei
- aller Mannigfaltigkeit der Vorstellung _identisches_, und von ihr als
- äußerlicher mich unterscheidendes vorkomme, unberechtigt abgeleitet
- wird, daß Ich eine _Substanz_, ferner ein qualitativ _Einfaches_, und
- ein _Eins_, und ein von den räumlichen und zeitlichen Dingen
- _unabhängig Existirendes_ sey.-Ich habe diese Darstellung
- ausführlicher ausgezogen, weil sich sowohl die Natur der vormaligen
- _Metaphysik über die Seele_, als besonders auch _der Kritik_, wodurch
- sie zu Grunde gegangen ist, bestimmt daraus erkennen läßt.--Jene ging
- darauf, das _abstrakte Wesen_ der Seele zu bestimmen; sie ging dabei
- von der Wahrnehmung ursprünglich aus und verwandelte deren empirische
- Allgemeinheit und die an der Einzelnheit des Wirklichen überhaupt
- _äußerliche_ Reflexions-Bestimmung in die Form von den angeführten
- _Bestimmungen des Wesens_.--Kant hat dabei überhaupt nur den Zustand
- der Metaphysik seiner Zeit vor sich, welche vornehmlich bei solchen
- abstrakten, einseitigen Bestimmungen ohne alle Dialektik stehen blieb;
- die wahrhaft _spekulativen_ Ideen älterer Philosophen über den
- Begriff des Geistes beachtete und untersuchte er nicht. In seiner
- _Kritik_ über jene Bestimmungen folgte er nun ganz einfach der
- humeschen Manier des Skepticismus; daß er nämlich das festhält, wie
- Ich im Selbstbewußtseyn erscheint, wovon aber, da das _Wesen_
- desselben, _das Ding an sich_, erkannt werden solle, alles Empirische
- wegzulassen sey; nun bleibe nicht übrig, als diese Erscheinung des:
- _Ich denke_, das alle Vorstellungen begleite,--wovon man _nicht den
- geringsten Begriff_ habe.--Gewiß muß es zugegeben werden, daß man
- weder von Ich, noch von irgend Etwas, auch von dem Begriff selbst den
- mindesten Begriff hat, insofern man nicht _begreift_, und nur bei der
- einfachen, fixen _Vorstellung_ und dem _Namen_ stehen bleibt.
- --Sonderbar ist der Gedanken,--wenn es anders ein Gedanke genannt
- werden kann,--daß Ich mich des Ich schon _bedienen_ müsse, um von Ich
- zu urtheilen; das Ich, das sich des Selbstbewußtseyns als eines
- Mittels _bedient_, um zu urtheilen, dieß ist wohl ein x, von dem man,
- so wie vom Verhältnisse solchen Bedienens, nicht den geringsten
- Begriff haben kann. Aber lächerlich ist es wohl, diese Natur des
- Selbstbewußtseyns, daß Ich sich selbst denkt, daß Ich nicht gedacht
- werden kann, ohne daß es Ich ist, welches denkt,--eine
- _Unbequemlichkeit_ und als etwas Fehlerhaftes einen _Cirkel_ zu
- nennen;--ein Verhältniß, wodurch sich im unmittelbaren empirischen
- Selbstbewußtseyn die absolute, ewige Natur desselben und des
- Begriffes offenbart, deswegen offenbart, weil das Selbstbewußtseyn
- eben der _daseyende_, also _empirisch wahrnehmbare_, reine _Begriff_,
- die absolute Beziehung auf sich selbst ist, welche als trennendes
- Urtheil sich zum Gegenstande macht und allein dieß ist, sich dadurch
- zum Cirkel zu machen.--Ein Stein hat jene _Unbequemlichkeit_ nicht;
- wenn er gedacht oder wenn über ihn geurtheilt werden soll, so steht
- er sich selbst dabei nicht im Wege;--er ist der Beschwerlichkeit,
- sich seiner selbst zu diesem Geschäfte zu bedienen, enthoben; es ist
- ein Anderes außer ihm, welches diese Mühe übernehmen muß.
- Der Mangel, den diese barbarisch zu nennenden Vorstellungen darein
- setzen, daß bei dem Denken des Ich dasselbe als _Subjekt_ nicht
- weggelassen werden könne, erscheint dann umgekehrt auch so, daß Ich
- _nur_ als _Subjekt des Bewußtseyns_ vorkomme, oder Ich mich nur als
- _Subjekt_ eines Urtheils _brauchen_ könne, und die _Anschauung_ fehle,
- wodurch es als ein _Objekt gegeben_ würde; daß aber der Begriff
- eines Dings, das nur als Subjekt existiren könne, noch gar keine
- objektive Realität bei sich führe.--Wenn zur Objektivität die
- äußerliche, in Zeit und Raum bestimmte Anschauung gefordert, und sie
- es ist, welche vermißt wird, so sieht man wohl, daß unter
- Objektivität nur diejenige sinnliche Realität gemeint ist, über
- welche sich erhoben zu haben Bedingung des Denkens und der Wahrheit
- ist. Aber allerdings wenn Ich begrifflos als bloße einfache
- Vorstellung nach der Weise genommen wird, wie wir im alltäglichen
- Bewußtseyn Ich aussprechen, so ist es die abstrakte Bestimmung, nicht
- die sich selbst zum Gegenstand habende Beziehung seiner selbst;--es
- ist so nur _Eins_ der Extreme, einseitiges Subjekt ohne seine
- Objektivität, oder es wäre auch nur Objekt ohne Subjektivität, wenn
- nämlich die berührte Unbequemlichkeit hierbei nicht wäre, daß sich
- von dem Ich als Objekt das denkende Subjekt nicht wegbringen läßt.
- Aber in der That findet dieselbe Unbequemlichkeit auch bei der
- erstern Bestimmung, dem Ich als Subjekte, Statt; das Ich denkt
- _etwas_, sich oder etwas Anderes. Diese Untrennbarkeit der zwei
- Formen, in denen es sich selbst entgegensetzt, gehört zur eigensten
- Natur seines Begriffs und des Begriffs selbst; sie ist gerade das,
- was Kant abhalten will um nur die sich in sich nicht unterscheidende,
- und somit ja nur die _begrifflose Vorstellung_ fest zu erhalten. Ein
- solches Begriffloses darf sich nun zwar wohl den abstrakten
- Reflexions-Bestimmungen oder Kategorien der vorigen Metaphysik
- gegenüberstellen;--denn an Einseitigkeit steht es auf gleicher Linie
- mit ihnen, obwohl diese doch ein Höheres des Gedankens sind; dagegen
- erscheint es desto dürftiger und leerer gegen die tieferen Ideen
- älterer Philosophie vom Begriff der Seele oder des Denkens, z.B.
- die wahrhaft spekulativen Ideen des Aristoteles. Wenn die kantische
- Philosophie jene Reflexions-Bestimmungen untersuchte, so hätte sie
- noch mehr die festgehaltene Abstraktion des leeren Ich, die vermeinte
- Idee des Dings-an-sich untersuchen müssen, das sich eben um seiner
- Abstraktion willen vielmehr als ein ganz Unwahres zeigt; die
- Erfahrung der beklagten Unbequemlichkeit ist selbst das empirische
- Faktum, worin die Unwahrheit jener Abstraktion sich ausspricht.
- Nur des mendelssohnschen Beweises von der Beharrlichkeit der Seele
- erwähnt die kantische Kritik der rationalen Psychologie, und ich
- führe ihre Widerlegung desselben noch um der Merkwürdigkeit
- desjenigen willen an, was ihm entgegengestellt wird. Jener Beweis
- gründet sich auf die _Einfachheit_ der Seele, vermöge der sie der
- Veränderung, _des Übergehens in ein Anderes_ in der Zeit nicht fähig
- sey. Die qualitative Einfachheit ist die oben betrachtete Form der
- _Abstraktion_ überhaupt; als _qualitative_ Bestimmtheit ist sie in
- der Sphäre des Seyns untersucht und bewiesen worden, daß das
- Qualitative als solche sich abstrakt auf sich beziehende Bestimmtheit
- vielmehr eben darum dialektisch und nur das Übergehen in ein Anderes
- ist. Beim Begriffe aber wurde gezeigt, daß wenn er in Beziehung auf
- Beharrlichkeit, Unzerstörbarkeit, Unvergänglichkeit betrachtet wird,
- er vielmehr darum das An- und Fürsichseyende und Ewige ist, weil er
- nicht die _abstrakte_, sondern _konkrete_ Einfachheit, nicht sich auf
- sich abstrakt beziehendes Bestimmtseyn, sondern die Einheit _seiner
- selbst und seines Andern_ ist, in das er also nicht so übergehen kann,
- als ob er sich darin veränderte, eben darum, weil das _andere_, das
- Bestimmtseyn, er selbst ist, und er in diesem Übergehen daher nur zu
- sich selbst kommt.--Die kantische Kritik setzt nun jener
- _qualitativen_ Bestimmung der Begriffseinheit die _quantitative_
- entgegen. Obgleich die Seele nicht ein mannigfaltiges Außereinander
- sey und keine _extensive_ Größe enthalte, so habe das Bewußtseyn doch
- _einen Grad_, und die Seele wie _jedes Existirende_ eine _intensive
- Größe_; dadurch sey aber die Möglichkeit des Übergehens in Nichts
- durch das _allmählige Verschwinden_ gesetzt.--Was ist nun diese
- Widerlegung anders, als die Anwendung einer Kategorie _des Seyns_,
- der _intensiven Größe_, auf den Geist?--einer Bestimmung, die keine
- Wahrheit an sich hat, und im Begriffe vielmehr aufgehoben ist.
- Die Metaphysik,--auch selbst die, welche sich auf fixe
- Verstandesbegriffe beschränkte und sich zum Spekulativen, und zur
- Natur des Begriffes und der Idee nicht erhob, hatte zu ihrem Zwecke,
- _die Wahrheit zu erkennen_, und untersuchte ihre Gegenstände danach,
- ob sie ein _Wahrhaftes_ seyen oder nicht, Substanzen oder Phänomene.
- Der Sieg der kantischen Kritik über dieselbe besteht aber vielmehr
- darin, die Untersuchung, welche das _Wahre_ zum Zwecke hat, und
- diesen Zweck selbst zu beseitigen; sie macht die Frage, die allein
- Interesse hat, gar nicht, ob ein bestimmtes Subjekt, hier das
- _abstrakte Ich der Vorstellung_, an und für sich Wahrheit habe. Es
- heißt aber auf den Begriff und die Philosophie Verzicht leisten, wenn
- man bei der Erscheinung und bei demjenigen stehen bleibt, was sich im
- alltäglichen Bewußtseyn für die bloße Vorstellung ergiebt. Was
- darüber hinausgeht, heißt in der kantischen Kritik etwas
- Überfliegendes, und zu dem die Vernunft keineswegs berechtigt sey.
- In der That überfliegt der Begriff das Begrifflose, und die nächste
- Berechtigung, darüber hinauszugehen, ist eines Theils er selbst,
- andern Theils nach der negativen Seite die Unwahrheit der Erscheinung
- und der Vorstellung, so wie solcher Abstraktionen, wie die
- Dinge-an-sich und jenes Ich ist, das sich nicht Objekt seyn soll.
- In dem Zusammenhang dieser logischen Darstellung ist es die _Idee des
- Lebens_, aus der die Idee des Geistes hervorgegangen, oder was
- dasselbe ist, als deren Wahrheit sie sich erwiesen hat. Als dieses
- Resultat hat diese Idee an und für sich selbst ihre Wahrheit, mit der
- dann auch das Empirische oder die Erscheinung des Geistes verglichen
- werden mag, wie es damit übereinstimme; das Empirische kann jedoch
- selbst auch nur durch und aus der Idee gefaßt werden. Von dem
- _Leben_ haben wir gesehen, daß es die Idee ist, aber es hat sich
- zugleich gezeigt, noch nicht die wahrhafte Darstellung oder Art und
- Weise ihres Daseyns zu seyn. Denn im Leben ist die Realität der Idee
- als _Einzelnheit_, die _Allgemeinheit_ oder die Gattung ist das
- _Innere_; die Wahrheit des Lebens als absolute negative Einheit ist
- daher, die abstrakte, oder was dasselbe ist, die unmittelbare
- Einzelnheit aufzuheben, und _als Identisches_ mit sich identisch, als
- Gattung sich selbst gleich zu seyn. Diese Idee ist nun der _Geist_.
- --Es kann aber hierüber noch bemerkt werden, daß er hier in
- derjenigen Form betrachtet wird, welche dieser Idee als logische
- zukommt. Die hat nämlich noch andere Gestalten, die hier beiläufig
- angeführt werden können, in welchen sie in den konkreten
- Wissenschaften des Geistes zu betrachten ist, nämlich als _Seele,
- Bewußtseyn und Geist als solcher_.
- Der Name: _Seele_ wurde sonst vom einzelnen endlichen Geiste
- überhaupt gebraucht, und die rationale oder empirische _Seelenlehre_
- sollte so viel bedeuten als _Geisteslehre_. Bei dem Ausdruck:
- _Seele_ schwebt die Vorstellung vor, daß sie ein _Ding_ ist, wie die
- anderen Dinge; man fragt nach ihrem _Sitze_, der _räumlichen_
- Bestimmung, von der aus ihre _Kräfte_ wirken; noch mehr danach, wie
- dieses Ding _unvergänglich_ sey, den Bedingungen der _Zeitlichkeit_
- unterworfen, der Veränderung darin aber entnommen sey. Das System
- der _Monaden_ hebt die Materie zur Seelenhaftigkeit herauf; die Seele
- ist in dieser Vorstellung ein Atom wie die Atome der Materie
- überhaupt; das Atom, das als Dunst aus der Kaffeetasse aufsteige, sey
- durch glückliche Umstände fähig, sich zur Seele zu entwickeln, nur
- die _größere_ Dunkelheit seines Vorstellens unterscheide es von einem
- solchen Dinge, das als Seele erscheint.--_Der für sich selbst seyende
- Begriff_ ist nothwendig auch in _unmittelbarem Daseyn_; in dieser
- substantiellen Identität mit dem Leben, in seinem Versenktseyn in
- seine Äußerlichkeit ist er in der _Anthropologie_ zu betrachten.
- Aber auch ihr muß jene Metaphysik fremd bleiben, worin diese Form der
- _Unmittelbarkeit_ zu einem _Seelending_, zu einem _Atom_, den Atomen
- der Materie gleich wird.--Der Anthropologie muß nur die dunkle Region
- überlassen werden, worin der Geist unter, wie man es sonst nannte,
- _siderischen_ und _terrestrischen_ Einflüssen steht, als ein
- Naturgeist in der _Sympathie_ mit der Natur lebt, und ihre
- Veränderungen in _Träumen_ und _Ahnungen_ gewahr wird, dem Gehirn,
- dem Herzen, den Ganglien, der Leber u. s. w. inwohnt, welcher
- letztern nach Plato der Gott, damit auch der _unvernünftige_ Theil
- von seiner Güte bedacht und des Höhern theilhaftig sey, die Gabe des
- _Weissagens_ gegeben habe, über welche der selbstbewußte Mensch
- erhoben sey. Zu dieser unvernünftigen Seite gehört ferner das
- Verhältniß des Vorstellens und der höhern geistigen Thätigkeit,
- insofern sie im einzelnen Subjekte dem Spiele ganz zufälliger
- körperlicher Beschaffenheit, äußerlicher Einflüsse und einzelner
- Umstände unterworfen ist.
- Diese unterste der konkreten Gestalten, worin der Geist in die
- Materiatur versenkt ist, hat ihre unmittelbar höhere im _Bewußtseyn_.
- In dieser Form ist der freie Begriff als _fürsichseyendes_ Ich
- zurückgezogen aus der Objektivität, aber sich auf sie als _sein
- Anderes_, als gegenüberstehenden Gegenstand beziehend. Indem der
- Geist hier nicht mehr als Seele ist, sondern in der _Gewißheit_
- seiner selbst die _Unmittelbarkeit_ des _Seyns_ vielmehr die
- Bedeutung _eines Negativen_ für ihn hat, so ist die Identität, in der
- er im Gegenständlichen mit sich selbst ist, zugleich nur noch ein
- _Scheinen_, indem das Gegenständliche auch noch die Form eines
- _Ansichseyenden_ hat.
- Diese Stufe ist der Gegenstand _der Phänomenologie des Geistes_,
- --einer Wissenschaft, welche zwischen der Wissenschaft des
- Naturgeistes und des Geistes als solches inne steht, und den _für
- sich_ seyenden Geist zugleich in seiner _Beziehung auf sein Anderes_,
- welches hierdurch sowohl, wie erinnert, als _an sich_ seyendes Objekt
- wie auch als negirtes bestimmt ist,--den Geist also als _erscheinend_
- am Gegentheil seiner selbst sich darstellend betrachtet.
- Die höhere Wahrheit dieser Form ist aber _der Geist für sich_, für
- welchen der dem Bewußtseyn _an sich_ seyende Gegenstand die Form
- seiner eigenen Bestimmung, der _Vorstellung_ überhaupt hat; dieser
- Geist, der auf die Bestimmungen als auf seine eigenen, auf Gefühle,
- Vorstellungen und Gedanken, thätig ist, ist insofern in sich und in
- seiner Form unendlich. Die Betrachtung dieser Stufe gehört der
- eigentlichen _Geisteslehre_ an, die dasjenige umfassen würde, was
- Gegenstand der gewöhnlich _empirischen Psychologie_ ist, die aber, um
- die Wissenschaft des Geistes zu seyn, nicht empirisch zu Werke gehen,
- sondern wissenschaftlich gefaßt werden muß.--Der Geist ist auf dieser
- Stufe _endlicher_ Geist, insofern der _Inhalt_ seiner Bestimmtheit
- ein unmittelbarer gegebener ist; die Wissenschaft desselben hat den
- Gang darzustellen, worin er sich von dieser seiner Bestimmtheit
- befreit, und zum Erfassen seiner Wahrheit, des unendlichen Geistes,
- fortgeht.
- Die _Idee des Geistes_ dagegen, welche _logischer_ Gegenstand ist,
- steht schon innerhalb der reinen Wissenschaft; sie hat daher ihn
- nicht den Gang durchmachen zu sehen, wie er mit der Natur, der
- unmittelbaren Bestimmtheit und dem Stoffe oder der Vorstellung,
- verwickelt ist, was in jenen drei Wissenschaften betrachtet wird; sie
- hat diesen Gang bereits hinter sich, oder, was dasselbe ist, vielmehr
- vor sich,--jenes insofern die Logik, als die _die letzte_
- Wissenschaft, dieses insofern sie als _die erste_ genommen wird, aus
- welcher die Idee erst in die Natur übergeht.
- In der logischen Idee des Geistes ist Ich daher sogleich, wie es aus
- dem Begriffe der Natur als deren Wahrheit sich gezeigt hat, der freie
- Begriff, der in seinem Urtheile sich selbst der Gegenstand ist, _der
- Begriff als seine Idee_. Aber auch in dieser Gestalt ist die Idee
- noch nicht vollendet.
- Indem sie der zwar freie, sich selbst zum Gegenstande habende Begriff
- ist, so ist sie _unmittelbar_, ebendarum weil sie unmittelbar ist,
- noch die Idee in ihrer _Subjektivität_, und damit in ihrer
- Endlichkeit überhaupt. Sie ist der _Zweck_, der sich realisiren soll,
- oder es ist die _absolute Idee_ selbst noch in ihrer _Erscheinung_.
- Was sie _sucht_, ist das _Wahre_, diese Identität des Begriffs selbst
- und der Realität, aber sie sucht es nur erst; denn sie ist hier, wie
- sie _zuerst_ ist, noch ein _Subjektives_. Der Gegenstand, der für
- den Begriff ist, ist daher hier zwar auch ein gegebener, aber er
- tritt nicht als einwirkendes Objekt, oder als Gegenstand, wie er als
- solcher für sich selbst beschaffen sey, oder als Vorstellung in das
- Subjekt ein, sondern dieses verwandelt ihn in _eine
- Begriffsbestimmung_; es ist der Begriff, der im Gegenstand sich
- bethätigt, darin sich auf sich bezieht, und dadurch, daß er sich an
- dem Objekte seine Realität giebt, _Wahrheit_ findet.
- Die Idee ist also zunächst das eine Extrem eines Schlusses als der
- Begriff, der als Zweck zunächst sich selbst zur subjektiven Realität
- hat; das andere Extrem ist die Schranke des Subjektiven, die
- objektive Welt. Die beiden Extreme sind darin identisch, daß sie die
- Idee sind; erstlich ist ihre Einheit die des Begriffs, welcher in dem
- einen nur _für sich_, in dem andern nur _an sich_ ist; zweitens ist
- die Realität in dem einen abstrakt, in dem andern in ihrer konkreten
- Äußerlichkeit.--Diese Einheit wird nun durch das Erkennen _gesetzt_;
- sie ist, weil es die subjektive Idee ist, die als Zweck von sich
- ausgeht, zunächst nur als _Mitte_.--Das Erkennende bezieht sich
- durch die Bestimmtheit seines Begriffs, nämlich das abstrakte
- Fürsichseyn, zwar auf eine Außenwelt; aber in der absoluten Gewißheit
- seiner selbst, um die Realität seiner an sich selbst, diese formelle
- Wahrheit zur reellen Wahrheit zu erheben. Es hat an seinem Begriff
- die _ganze Wesenheit_ der objektiven Welt, sein Proceß ist, den
- konkreten Inhalt derselben für sich als identisch mit dem _Begriffe_,
- und umgekehrt diesen als identisch mit der Objektivität zu setzen.
- Unmittelbar ist die Idee der Erscheinung _theoretische_ Idee, das
- _Erkennen_ als solches. Denn unmittelbar hat die objektive Welt die
- Form der _Unmittelbarkeit_ oder des _Seyns_ für den für sich seyenden
- Begriff, so wie dieser zuerst sich nur als der abstrakte noch in ihm
- eingeschlossene Begriff seiner selbst ist; er ist daher nur als
- _Form_; seine Realität, die er an ihm selbst hat, sind nur seine
- einfachen Bestimmungen von _Allgemeinheit_ und _Besonderheit_; die
- Einzelnheit aber oder die _bestimmte Bestimmtheit_, den Inhalt erhält
- diese Form von Außen.
- A. Die Idee des Wahren.
- Die subjektive Idee ist zunächst _Trieb_. Denn sie ist der
- Widerspruch des Begriffs, sich zum _Gegenstand_ zu haben und sich die
- Realität zu seyn, ohne daß doch der Gegenstand als _anderes_ gegen
- ihn Selbstständiges wäre, oder ohne daß der Unterschied seiner selbst
- von sich zugleich die wesentliche Bestimmung der _Verschiedenheit_
- und des gleichgültigen Daseyns hätte. Der Trieb hat daher die
- Bestimmtheit, seine eigene Subjektivität aufzuheben, seine erst
- abstrakte Realität zur konkreten zu machen, und sie mit dem _Inhalte_
- der von seiner Subjektivität vorausgesetzten Welt zu erfüllen.--Von
- der andern Seite bestimmt er sich hierdurch so: der Begriff ist zwar
- die absolute Gewißheit seiner selbst; seinem _Fürsichseyn_ steht aber
- seine Voraussetzung einer _an sich_ seyenden Welt gegenüber, deren
- gleichgültiges _Andersseyn_ aber für die Gewißheit seiner selbst den
- Werth nur eines _Unwesentlichen_ hat; er ist insofern der Trieb, dieß
- Andersseyn aufzuheben, und in dem Objekte die Identität mit sich
- selbst anzuschauen. Insofern diese Reflexion-in-sich der
- aufgehobenen Gegensatz und die _gesetzte_, für das Subjekt bewirkte
- _Einzelnheit_ ist, welche zunächst als das vorausgesetzte
- _Ansichseyn_ erscheint, ist es die aus dem Gegensatz hergestellte
- Identität der Form mit sich selbst,--eine Identität, welche damit als
- gleichgültig gegen die Form in deren Unterschiedenheit, bestimmt und
- _Inhalt_ ist. Dieser Trieb ist daher der Trieb der _Wahrheit_,
- insofern sie im _Erkennen_ ist, also der _Wahrheit_ als
- _theoretischer_ Idee, in ihrem eigentlichen Sinne.--Wenn die
- _objektive_ Wahrheit zwar die Idee selbst ist, als die dem Begriffe
- entsprechende Realität, und ein Gegenstand insofern an ihm Wahrheit
- haben kann oder nicht, so ist dagegen der bestimmtere Sinn die
- Wahrheit dieser, daß sie es _für_ oder _im_ subjektiven Begriff, im
- _Wissen_ sey. Sie ist das Verhältniß des _Begriffsurtheils_, welches
- als das formelle Urtheil der Wahrheit sich gezeigt hat; in demselben
- ist nämlich das Prädikat nicht nur die Objektivität des Begriffes,
- sondern die beziehende Vergleichung des Begriffs der Sache und der
- Wirklichkeit derselben.--_Theoretisch_ ist diese Realisirung des
- Begriffs, insofern er als _Form_ noch die Bestimmung eines
- _subjektiven_, oder die Bestimmung für das Subjekt hat, die seinige
- zu seyn. Weil das Erkennen die Idee als Zweck oder als subjektive,
- ist, so ist die Negation der als _an sich seyend_ vorausgesetzten
- Welt die _erste_; der Schlußsatz, worin das Objektive in das
- Subjektive gesetzt ist, hat daher zunächst auch nur die Bedeutung,
- daß das Ansichseyende nur als ein Subjektives, oder in der
- Begriffsbestimmung nur _gesetzt_, darum aber nicht so an und für sich
- sey. Der Schlußsatz kommt insofern nur zu einer _neutralen_ Einheit,
- oder einer _Synthesis_, d. h. einer Einheit von solchen, die
- ursprünglich geschieden, nur äußerlich so verbunden seyen.--Indem
- daher in diesem Erkennen der Begriff das Objekt als _das seinige_
- setzt, giebt sich die Idee zunächst nur einen Inhalt, dessen
- Grundlage _gegeben_ und an dem nur die Form der Äußerlichkeit
- aufgehoben worden. Dieß Erkennen behält insofern in seinem
- ausgeführten Zwecke noch seine _Endlichkeit_, es hat in ihn denselben
- zugleich _nicht_ erreicht, und ist _in seiner Wahrheit_ noch _nicht_
- zur _Wahrheit_ gekommen. Denn insofern im Resultate der Inhalt noch
- die Bestimmung eines _gegebenen_ hat, so ist das vorausgesetzte
- _Ansichseyn_ gegen den Begriff nicht aufgehoben; die Einheit des
- Begriffs und der Realität, die Wahrheit, ist somit ebenso sehr auch
- nicht darin enthalten.--Sonderbarer Weise ist in neueren Zeiten diese
- Seite der _Endlichkeit_ festgehalten und als das _absolute_
- Verhältniß des Erkennens angenommen worden;--als ob das Endliche als
- solches das Absolute seyn sollte! Auf diesem Standpunkte wird dem
- Objekte eine unbekannte _Dingheit-an-sich hinter_ dem Erkennen
- zugeschrieben, und dieselbe und damit auch die Wahrheit als ein
- absolutes _Jenseits_ für das Erkennen betrachtet. Die
- Denkbestimmungen überhaupt, die Kategorien, die
- Reflexions-Bestimmungen, so wie der formale Begriff und dessen
- Momente erhalten darin die Stellung, nicht daß sie an und für sich
- endliche Bestimmungen, sondern daß sie es in dem Sinne sind, als sie
- ein Subjektives gegen jene leere _Dingheit-an-sich_ sind; dieß
- Verhältniß der Unwahrheit des Erkennens als das wahrhafte anzunehmen,
- ist der zur allgemeinen Meinung neuerer Zeit gewordene Irrthum. Aus
- diese Bestimmung des endlichen Erkennens erhellt unmittelbar, daß es
- ein Widerspruch ist, der sich selbst aufhebt;--der Widerspruch einer
- Wahrheit, die zugleich nicht Wahrheit seyn soll;--eines Erkennens
- dessen, was ist, welches zugleich das Ding-an-sich nicht erkennt. In
- dem Zusammenfallen dieses Widerspruchs fällt sein Inhalt, das
- subjektive Erkennen und das Ding-an-sich zusammen, d. h. erweist sich
- als ein Unwahres, Aber das Erkennen hat durch seinen eigenen Gang
- seine Endlichkeit und damit seinen Widerspruch aufzulösen; jene
- Betrachtung, welche wir über dasselbe machen, ist eine äußerliche
- Reflexion; es ist aber selbst der Begriff, der sich Zweck ist, der
- also durch seine Realisirung sich ausführt, und eben in dieser
- Ausführung seine Subjektivität und das vorausgesetzte Ansichseyn
- aufhebt.--Es ist daher an ihm selbst in seiner positiven Thätigkeit
- zu betrachten. Da diese Idee, wie gezeigt, der Trieb des Begriffes
- ist, sich _für sich selbst_ zu realisiren, so ist seine Thätigkeit,
- das Objekt zu bestimmen, und durch dieß Bestimmen sich in ihm
- identisch auf sich zu beziehen. Das Objekt ist überhaupt das
- schlechthin Bestimmbare, und in der Idee hat es diese wesentliche
- Seite, nicht an und für sich gegen den Begriff zu seyn. Weil dieß
- Erkennen noch das endliche, nicht spekulative ist, so hat die
- vorausgesetzte Objektivität noch nicht die Gestalt für dasselbe, daß
- sie schlechthin nur der Begriff an ihr selbst ist, und nichts
- Besonderes für sich gegen ihn enthält. Aber damit, daß sie als ein
- an-sich-seyendes Jenseits gilt, hat sie die Bestimmung der
- _Bestimmbarkeit durch den Begriff_ darum wesentlich, weil _die Idee_
- der für sich seyende Begriff und das schlechthin in sich Unendliche
- ist, worin das Objekt _an sich_ aufgehoben, und der Zweck nur noch
- ist, es _für sich_ aufzuheben; das Objekt ist daher zwar von der Idee
- des Erkennens als _an sich seyend_ vorausgesetzt, aber wesentlich in
- dem Verhältniß, daß sie ihrer selbst und der Nichtigkeit dieses
- Gegensatzes gewiß, zu Realisirung ihres Begriffes in ihm komme.
- In dem Schlusse, wodurch sich die subjektive Idee nun mit der
- Objektivität zusammenschließt, ist die _erste Prämisse_ dieselbe Form
- der unmittelbaren Bemächtigung und Beziehung des Begriffs auf das
- Objekt, als wir in der Zweckbeziehung sahen. Die bestimmende
- Thätigkeit des Begriffs auf das Objekt ist eine unmittelbare
- _Mittheilung_ und widerstandslose _Verbreitung_ seiner auf dasselbe.
- Der Begriff bleibt hierin in der reinen Identität mit sich selbst;
- aber diese seine unmittelbare Reflexion-in-sich hat ebenso die
- Bestimmung der objektiven Unmittelbarkeit; das was _für ihn_ seine
- eigene Bestimmung ist, ist ebenso sehr ein _Seyn_, denn es ist die
- _erste_ Negation der Voraussetzung. Die gesetzte Bestimmung gilt
- daher ebenso sehr als eine nur _gefundene_ Voraussetzung, als ein
- _Auffassen_ eines _Gegebenen_, worin die Thätigkeit des Begriffs
- vielmehr nur darin bestehe, negativ gegen sich selbst zu seyn, sich
- gegen das Vorhandene zurückzuhalten und passiv zu machen, damit
- dasselbe nicht bestimmt vom Subjekte, sondern sich, wie es in sich
- selbst ist, _zeigen_ könne.
- Dieß Erkennen erscheint daher in dieser Prämisse nicht einmal als
- eine _Anwendung_ der logischen Bestimmungen, sondern als ein
- Empfangen und Auffassen derselben als Vorgefundener, und seine
- Thätigkeit erscheint als darauf beschränkt, nur ein subjektives
- Hinderniß, eine äußerliche Schaale von dem Gegenstande zu entfernen.
- Dieß Erkennen ist das _Analytische_.
- a. Das analytische Erkennen.
- Den Unterschied des analytischen und synthetischen Erkennens findet
- man zuweilen so angegeben, daß das eine vom Bekannten zum Unbekannten,
- das andere vom Unbekannten zum Bekannten fortgehe. Es wird aber,
- wenn man diesen Unterschied näher betrachtet, schwer seyn, in ihm
- einen bestimmten Gedanken, vielweniger einen Begriff zu entdecken.
- Man kann sagen, das Erkennen fange überhaupt mit der Unbekanntschaft
- an, denn etwas, womit man schon bekannt ist, lernt man nicht kennen.
- Umgekehrt auch fängt es mit dem Bekannten an; dieß ist ein
- tautologischer Satz;--das, womit es anfängt, was es also wirklich
- erkennt, ist eben dadurch ein Bekanntes; was noch nicht erkannt
- worden, und erst später erkannt werden soll, ist noch ein Unbekanntes.
- Man muß insofern sagen, daß das Erkennen, wenn es einmal angefangen
- hat, immer vom Bekannten zum Unbekannten fortgehe.
- Das Unterscheidende des analytischen Erkennens hat sich bereits dahin
- bestimmt, daß ihm als der ersten Prämisse des ganzen Schlusses die
- Vermittelung noch nicht angehört, sondern daß es die unmittelbare,
- das Andersseyn noch nicht enthaltende Mittheilung des Begriffes ist,
- worin die Thätigkeit sich ihrer Negativität entäußert. Jene
- Unmittelbarkeit der Beziehung ist jedoch darum selbst Vermittelung,
- denn sie ist die negative Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
- sich aber selbst vernichtet und sich dadurch einfach und identisch
- macht. Diese Reflexion-in-sich ist nur ein Subjektives, weil in
- ihrer Vermittelung der Unterschied nur noch als der vorausgesetzte
- _ansichseyende_, als Verschiedenheit _des Objekts_ in sich, vorhanden
- ist. Die Bestimmung, die daher durch diese Beziehung zu Stande kommt,
- ist die Form einfacher _Identität_, der _abstrakten Allgemeinheit_.
- Das analytische Erkennen hat daher überhaupt diese Identität zu
- seinem Princip und der Übergang in Anderes, die Verknüpfung
- Verschiedener ist aus ihm selbst, aus seiner Thätigkeit
- ausgeschlossen.
- Das analytische Erkennen nun näher betrachtet, so wird von einem
- _vorausgesetzten_, somit einzelnen, _konkreten_ Gegenstande
- angefangen, er sey nun ein für die Vorstellung schon _fertiger_ oder
- er sey eine _Aufgabe_, nämlich nur in seinen Umständen und
- Bedingungen gegeben, aus ihnen noch nicht für sich herausgehoben und
- in einfacher Selbstständigkeit dargestellt. Die Analyse desselben
- kann nun nicht darin bestehen, daß er bloß in die besonderen
- _Vorstellungen_, die er enthalten kann, _aufgelöst_ werde; eine
- solche Auflösung und das Auffassen derselben ist ein Geschäft, das
- nicht zum Erkennen gehörte, sondern nur eine nähere _Kenntniß_, eine
- Bestimmung innerhalb der Sphäre des _Vorstellens_ beträfe. Die
- Analyse, da sie den Begriff zum Grunde hat, hat zu ihren Produkten
- wesentlich die Begriffsbestimmungen, und zwar als solche, welche
- _unmittelbar_ in dem Gegenstande _enthalten_ sind. Es hat sich aus
- der Natur der Idee des Erkennens ergeben, daß die Thätigkeit des
- subjektiven Begriffs von der einen Seite nur als _Entwickelung_
- dessen, _was im Objekt schon ist_, angesehen werden muß, weil das
- Objekt selbst nichts als die Totalität des Begriffs ist. Es ist
- ebenso einseitig, die Analyse so vorzustellen, als ob im Gegenstande
- nichts sey, was nicht in ihm _hineingelegt_ werde, als es einseitig
- ist, zu meinen, die sich ergebenden Bestimmungen werden nur aus ihm
- _herausgenommen_. Jene Vorstellung spricht bekanntlich der
- subjektive Idealismus aus, der in der Analyse die Thätigkeit des
- Erkennens allein für ein einseitiges _Setzen_ nimmt, jenseits dessen
- das _Ding-an-sich_ verborgen bleibt; die andere Vorstellung gehört
- dem sogenannten Realismus an, der den subjektiven Begriff als eine
- leere Identität erfaßt, welche die Gedankenbestimmungen _von Außen_
- in sich _aufnehme_.--Da das analytische Erkennen, die Verwandlung des
- gegebenen Stoffes in logische Bestimmungen, sich gezeigt hat, beides
- in Einem zu seyn, ein _Setzen_, welches sich ebenso unmittelbar als
- _Voraussetzen_ bestimmt, so kann um des letztern willen das Logische
- als ein schon im Gegenstande _Fertiges_, so wie wegen des erstern als
- _Produkt_ einer bloß subjektiven Thätigkeit erscheinen. Aber beide
- Momente sind nicht zu trennen; das Logische ist in seiner abstrakten
- Form, in welche es die Analyse heraushebt, allerdings nur im Erkennen
- vorhanden, so wie es umgekehrt nicht nur ein _Gesetztes_, sondern ein
- _An-sich-seyendes_ ist.
- Insofern nun das analytische Erkennen die aufgezeigte Verwandlung ist,
- geht es durch keine weiteren _Mittelglieder_ hindurch, sondern die
- Bestimmung ist insofern _unmittelbar_ und hat eben diese Sinn, dem
- Gegenstand eigen und an sich anzugehören, daher ohne subjektive
- Vermittelung aus ihm aufgefaßt zu seyn.--aber das Erkennen soll
- ferner auch ein _Fortgehen_, eine _Entwickelung von Unterschieden_
- seyn. Weil es aber nach der Bestimmung, die es hier hat, begrifflos
- und undialektisch ist, hat es nur einen _gegebenen Unterschied_, und
- sein Fortgehen geschieht allein an den Bestimmungen des _Stoffes_.
- Nur insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
- abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden können,
- insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
- abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden können,
- insofern sie noch ein Konkretes sind; das Höchste und Letze dieses
- Analysirens ist das abstrakte höchste Wesen,--oder die abstrakte
- subjektive Identität, und ihr gegenüber die Verschiedenheit. Dieses
- Fortgehen ist jedoch nichts Anderes, als nur die Wiederholung des
- einen ursprünglichen Thuns der Analyse, nämlich die Wiederbestimmung
- des schon in die abstrakte Begriffsform Aufgenommenen als eines
- _Konkreten_ und hierauf die Analyse desselben, dann von Neuem die
- Bestimmung des aus ihr hervorgehenden Abstrakten als eines Konkreten
- und sofort.--Die Gedankenbestimmungen scheinen aber in ihnen selbst
- auch einen Übergang zu enthalten. Wenn der Gegenstand als Ganzes
- bestimmt worden, so wird davon allerdings zur _andern_ Bestimmung:
- _des Theils_; von der _Ursache_ zur andern Bestimmung der _Wirkung_ u.
- s. f. fortgegangen. Aber dieß ist hier insofern kein Fortgehen, als
- Ganzes und Theile, Ursache und Wirkung, _Verhältnisse_ sind, und zwar
- für dieses formale Erkennen so _fertige_ Verhältnisse, daß die eine
- Bestimmung an die andere wesentlich geknüpft _vorgefunden_ wird. Der
- Gegenstand, der als _Ursache_ oder als _Theil_ bestimmt worden, ist
- damit durch das _ganze_ Verhältniß, schon durch beide Seiten
- desselben bestimmt. Ob es schon _an sich_ etwas Synthetisches ist,
- so ist dieser Zusammenhang für das analytische Erkennen ebenso sehr
- nur ein _Gegebenes_, als anderer Zusammenhang seines Stoffes, und
- gehört daher nicht seinem eigenthümlichen Geschäfte an. Ob solcher
- Zusammenhang sonst als ein Priorisches oder Aposteriorisches bestimmt
- werde, dieß ist dabei gleichgültig insofern er als ein
- _vorgefundener_ gefaßt wird, oder wie man es auch genannt hat, als
- eine _Thatsache_ des Bewußtseyns, daß mit der Bestimmung: _Ganzes_
- die Bestimmung: _Theil_ verknüpft sey und so fort. Indem Kant die
- tiefe Bemerkung von _synthetischen_ Grundsätzen a priori aufgestellt
- und als deren Wurzel die Einheit des Selbstbewußtseyns, also die
- Identität des Begriffes mit sich, erkannt hat, nimmt er doch den
- _bestimmten_ Zusammenhang, die Verhältnißbegriffe und synthetischen
- Grundsätze selbst, _von der formalen Logik_ als _gegeben_ auf; die
- Deduktion derselben hätte die Darstellung des Übergangs jener
- einfachen Einheit des Selbstbewußtseyns in diese ihre Bestimmungen
- und Unterschiede seyn müssen; aber die Aufzeigung dieses wahrhaft
- synthetischen Fortgehens, des sich selbst producirenden Begriffs, hat
- Kant sich erspart, zu leisten.
- Bekanntlich wird die _Arithmetik_ und die allgemeineren
- _Wissenschaften der diskreten Größe_ vorzugsweise _analytische
- Wissenschaft_ und _Analysis_ genannt. Die Erkenntnißweise derselben
- ist in der That am immanentesten analytisch und es ist kürzlich zu
- betrachten, worauf sich dieß gründet.--Das sonstige analytische
- Erkennen fängt von einem konkreten Stoffe an, der eine zufällige
- Mannigfaltigkeit an sich hat; aller Unterschied der Inhalts und das
- Fortgehen zu weiterem Inhalt hängt von demselben ab. Der
- arithmetische und algebraische Stoff dagegen ist ein schon ganz
- abstrakt und unbestimmt Gemachtes, an dem alle Eigenthümlickeit des
- Verhältnisses getilgt, dem somit nun jede Bestimmung und Verknüpfung
- ein Äußerliches ist. Ein solches ist das Princip der diskreten
- Größe, das _Eins_. Dieß verhältnißlose Atome kann zu einer
- _Vielheit_ vermehrt und äußerlich zu einer Anzahl bestimmt und
- vereinigt werden, dieses Vermehren und Begrenzen ist ein leeres
- Fortgehen und Bestimmen, welches bei demselben Princip des abstrakten
- Eins stehen bleibt. Wie die _Zahlen_ ferner zusammengefaßt und
- getrennt werden, hängt allein von dem Setzen des Erkennenden ab. Die
- _Größe_ ist überhaupt die Kategorie, innerhalb welcher diese
- Bestimmungen gemacht werden;--was die _gleichgültig_ gewordenen
- Bestimmtheit ist, so daß der Gegenstand keine Bestimmtheit hat,
- welche ihm immanent, also dem Erkennen _gegeben_ wäre. Insofern sich
- das Erkennen zunächst eine zufällige Verschiedenheit von Zahlen
- gegeben hat, so machen sie nun den Stoff für eine weitere Bearbeitung
- und mannigfaltige Verhältnisse aus. Solche Verhältnisse, deren
- Erfindung und Bearbeitung, scheinen zwar nichts dem analytischen
- Erkennen Immanentes, sondern ein Zufälliges und Gegebenes zu seyn;
- wie denn auch diese Verhältnisse und die sich auf sie beziehenden
- Operationen gewöhnlich _nacheinander_ als _verschiedene_ ohne
- Bemerkung eines innern Zusammenhanges vorgetragen werden. Allein es
- ist leicht, ein fortleitendes Princip zu erkennen, und zwar ist es
- das Immanente der analytischen Identität, die am Verschiedenen als
- _Gleichheit_ erscheint; der Fortschritt ist die Reduktion des
- Ungleichen auf immer größere Gleichheit. Um ein Beispiel an den
- ersten Elementen zu geben, so ist die Addition das Zusammenfassen
- ganz zufällig _ungleicher_ Zahlen, die Multiplikation dagegen von
- _gleichen_, worauf noch das Verhältniß der _Gleichheit_ von der
- _Anzahl_ und der _Einheit_ folgt, und das Potenzen-Verhältniß
- eintritt.
- Weil nun die Bestimmtheit des Gegenstandes und der Verhältnisse eine
- _gesetzte_ ist, so ist die weitere Operation mit ihnen auch ganz
- analytisch, und die analytische Wissenschaft hat daher nicht sowohl
- _Lehrsätze_, als _Aufgaben_. Der anlytische Lehrsatz enthält die
- Aufgabe schon für sich selbst als gelöst, und der ganz äußerliche
- Unterschied, der den beiden Seiten, die er gleich setzt, zukommt, ist
- so unwesentlich, daß ein solcher Lehrsatz als eine triviale Identität
- erscheinen würde. Kant hat zwar den Satz 5+7=12 für einen
- _synthetischen_ Satz erklärt, weil auf einer Seite Dasselbe, in der
- Form von Mehreren, von 5 und 7, auf der anderen in der Form von Einem,
- von 12, dargestellt ist. Allein wenn das Analytische nicht das
- abstrakt Identische und Tautologische 12=12 bedeuten und ein Fortgang
- in demselben überhaupt seyn soll, so muß irgend ein Unterschied
- vorhanden seyn, jedoch ein solcher, der sich auf keine Qualität,
- keine Bestimmtheit der Reflexion und noch weniger des Begriffs
- gründet. 5+7 und 12 sind durchaus ganz derselbe Inhalt; in jener
- Seite ist auch die _Forderung_ ausgedrückt, daß 5 und 7 in _Einen_
- Ausdruck zusammengefaßt, das heißt, daß wie fünf ein
- Zusammengezähltes ist, wobei das Abbrechen ganz willkürlich war, und
- ebenso gut weiter gezählt werden konnte, nun auf dieselbe Weise
- fortgezählt werden soll mit der Bestimmung, daß die hinzuzusetzenden
- Eins sieben seyn sollen. Das 12 ist also ein Resultat von 5 und 7
- und von einer Operation, welche schon gesetzt, ihrer Natur nach auch
- ein ganz äußerliches, gedankenloses Thun ist, daß es daher auch eine
- Maschine verrichten kann. Hier ist im Geringsten kein Übergang zu
- einem _Andern_; es ist ein bloßes Fortsetzen, d. h. _Wiederholen_
- derselben Operation, durch welche 5 und 7 entstanden ist.
- Der _Beweis_ eines solchen Lehrsatzes,--einen solchen erforderte er,
- wenn er ein synthetischer Satz wäre--würde nur in der Operation des
- durch 7 bestimmten Fortzählens von 5 an, und in dem Erkennen der
- Übereinstimmung dieses Fortgezählten mit dem bestehen, was man sonst
- 12 nennt, und was wieder weiter nichts, als eben jenes bestimmte
- Fortzählen selbst ist. Statt der Form der Lehrsätze wählt man daher
- sogleich die Form der _Aufgabe, der Forderung_ der Operation, nämlich
- das Aussprechen nur der _Einen_ Seite von der Gleichung, die den
- Lehrsatz ausmachen würde, und deren andere Seite nun gefunden werden
- soll. Die Aufgabe enthält den Inhalt, und giebt die bestimmte
- Operation an, die mit ihm vorgenommen werden soll. Die Operation ist
- durch keinen spröden, mit specifischen Verhältnissen begabten Stoff
- beschränkt, sondern ein äußerliches, subjektives Thun, dessen
- Bestimmungen der Stoff gleichgültig annimmt, an welchem sie gesetzt
- werden. Der ganze Unterschied der in der Aufgabe gemachten
- Bedingungen und des Resultates in der _Auflösung_ ist nur der, daß in
- diesem _wirklich_ auf die bestimmte Weise vereinigt oder getrennt ist,
- wie in jener angegeben war.
- Es ist daher ein höchst überflüssiges Gerüste, hier die Form der
- geometrischen Methode, welche sich auf synthetische Sätze bezieht,
- anzuwenden und der Aufgabe außer der _Auflösung_ auch noch einen
- _Beweis_ folgen zu lassen. Er kann nichts als die Tautologie
- ausdrücken, daß die Auflösung richtig ist, weil man operirt hat, wie
- aufgegeben war. Wenn die Aufgabe ist, man soll mehrere Zahlen
- addiren; so ist die Auflösung: man addire sie; der Beweis zeigt, daß
- die Auflösung richtig ist, darum weil aufgegeben war zu addiren, und
- man addirt hat. Wenn die Aufgabe zusammengesetztere Bestimmungen und
- Operationen, z.B. etwa Decimal-Zahlen zu multipliciren enthält, und
- die Auflösung giebt nichts, als das mechanische Verfahren an, so wird
- wohl ein Beweis nöthig; dieser aber kann weiter nichts seyn, als die
- Analyse jener Bestimmungen und der Operation, woraus die Auflösung
- von selbst hervorgeht. Durch diese Absonderung der _Auflösung_ als
- eines mechanischen Verfahrens, und des _Beweises_ als der
- Rückerinnerung an die Natur des zu behandelnden Gegenstandes und der
- Operation selbst, geht gerade der Vortheil der analytischen Aufgabe
- verloren, daß nämlich die _Konstruktion_ unmittelbar aus der Aufgabe
- abgeleitet, und daher an und für sich als _verständig_ dargestellt
- werden kann; auf die andere Weise wird der Konstruktion ausdrücklich
- ein Mangel gegeben, welcher der synthetischen Methode eigen ist.--In
- der höhern Analysis, wo mit dem Potenzen-Verhältnisse Verhältnisse
- vornehmlich qualitative und von Begriffsbestimmtheiten abhängende
- Verhältnisse der diskreten Größen eintreten, enthalten die Aufgaben
- und Lehrsätze allerdings wohl synthetische Bestimmungen; es müssen
- daselbst _andere_ Bestimmungen und Verhältnisse zu Mittelgliedern
- genommen werden, als _unmittelbar_ durch die Aufgabe oder den
- Lehrsatz _angegeben_ sind. Übrigens müssen auch diese zu Hülfe
- genommenen Bestimmungen von der Art seyn, daß sie in der
- Berücksichtigung und Entwickelung einer Seite der Aufgabe oder des
- Lehrsatzes gegründet sind; das synthetische Aussehen kommt allein
- daher, daß die Aufgabe oder der Lehrsatz diese Seite nicht selbst
- schon nahmhaft macht.--Die Aufgabe, z.B. die Summe der Potenzen der
- Wurzeln einer Gleichung zu finden, wird durch die Betrachtung und
- dann Verknüpfung der Funktionen gelöst, welche die Koefficienten der
- Gleichung von den Wurzeln sind. Die hier zu Hülfe genommene
- Bestimmung der Funktionen der Koefficienten und deren Verknüpfung ist
- nicht in der Aufgabe schon ausgedrückt, übrigens ist die Entwickelung
- selbst ganz analytisch. So ist die Auflösung der Gleichung x[hoch
- (m-1)]=0 mit Hülfe der Sinus, auch die immanente bekanntlich durch
- Gauß gefundene algebraische Auflösung mit Hülfe der Betrachtung des
- _Residuums_ von x[hoch (m-1)]-1 durch m dividirt, und der sogenannten
- primitiven Wurzeln,--eine der wichtigsten Erweiterungen der Analysis
- der neueren Zeit,--eine synthetische Auflösung, weil die zu Hülfe
- genommenen Bestimmungen, die Sinus oder die Betrachtung der Residuen,
- nicht eine Bestimmung der Aufgabe selbst ist.
- Über die Natur der Analysis, welche sogenannte unendliche
- Differenzen veränderlicher Größen betrachtet, der Differential- und
- Integral-Rechnung, ist im _ersten Theile_ dieser Logik ausführlicher
- gehandelt worden. Daselbst wurde gezeigt, daß hier eine qualitative
- Größenbestimmung zu Grunde liegt, welche allein durch den Begriff
- gefaßt werden kann. Der Übergang zu derselben von der Größe als
- solcher ist nicht mehr analytisch; die Mathematik hat daher bis
- diesen Tag nicht dahin kommen können, die Operationen, welche auf
- jenem Übergange beruhen, durch sich selbst, d. h. auf mathematische
- Weise, zu rechtfertigen, weil er nicht mathematischer Natur ist.
- _Leibnitz_, dem der Ruhm zugeschrieben wird, die Rechnung mit den
- unendlichen Differenzen zu einem _Calcul_ geschaffen zu haben, hat,
- wie ebendaselbst angeführt worden, den Übergang auf eine Art gemacht,
- welche die unzulänglichste, ebenso völlig begrifflos als
- unmathematisch, ist; den Übergang aber einmal vorausgesetzt,--und er
- im gegenwärtigen Stande der Wissenschaft mehr nicht als eine
- Voraussetzung,--so ist der weitere Verfolg allerdings nur eine Reihe
- gewöhnlicher analytischer Operationen.
- Es ist erinnert worden, daß die Analysis synthetisch wird, insofern
- sie auf _Bestimmungen_ kommt, welche nicht mehr durch die Aufgaben
- selbst _gesetzt_ sind. Der allgemeine Übergang aber vom
- analytischen zum synthetischen Erkennen liegt in dem nothwendigen
- Übergange von der Form der Unmittelbarkeit zur Vermittelung, der
- abstrakten Identität zum Unterschiede. Das Analytische bleibt in
- seiner Thätigkeit bei den Bestimmungen überhaupt stehen, insofern sie
- sich auf sich selbst beziehen; durch ihre _Bestimmtheit_ aber sind
- sie wesentlich auch von dieser Natur, daß sie sich auf _ein Anderes
- beziehen_. Es ist schon erinnert worden, daß wenn das analytische
- Erkennen auch an Verhältnissen fortgeht, die nicht ein äußerlich
- gegebener Stoff, sondern Gedankenbestimmungen sind, so bleibt es doch
- analytisch, insofern für dasselbe auch diese Verhältnisse _gegebene_
- sind. Weil aber die abstrakte Identität, welche dieß Erkennen allein
- als das seinige weiß, wesentlich _Identität des Unterschiedenen_ ist,
- so muß sie auch als solche die seinige seyn, und für den subjektiven
- Begriff auch der _Zusammenhang_ als durch ihn gesetzt und mit ihm
- identisch werden.
- b. Das synthetische Erkennen.
- Das analytische Erkennen ist die erste Prämisse des ganzen Schlusses,
- --die _unmittelbare_ Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
- _Identität_ ist daher die Bestimmung, welche es als die seinige
- erkennt, und es ist nur das _Auffassen_ dessen, was ist. Das
- synthetische Erkennen geht auf das _Begreifen_ dessen, was ist, das
- heißt, die Mannigfaltigkeit von Bestimmungen in ihrer Einheit zu
- fassen. Es ist daher die zweite Prämisse des Schlusses, in welchem
- das _Verschiedene_ als solches bezogen wird. Sein Ziel ist deswegen
- die _Nothwendigkeit_ überhaupt.--Die Verschiedenen, welche verbunden
- sind, sind es Theils in einem _Verhältnisse_; in solchem sind sie
- ebenso wohl bezogen, als gleichgültig und selbstständig gegeneinander;
- Theils aber sind sie im _Begriffe_ verknüpft, dieser ist ihre
- einfache, aber bestimmte Einheit. Insofern nun das synthetische
- Erkennen zunächst von der _abstrakten Identität_ zum _Verhältnisse_,
- oder vom _Seyn_ zur _Reflexion_ übergeht, so ist es nicht die
- absolute Reflexion des Begriffes, welche der Begriff in seinem
- Gegenstande erkennt; die Realität, welche er sich giebt, ist die
- nächste Stufe, nämlich die angegebene Identität der Verschiedenen als
- solcher, die daher zugleich noch _innere_ und nur Nothwendigkeit,
- nicht die subjektive, für sich selbst seyende, daher noch nicht der
- Begriff als solcher ist. Das synthetische Erkennen hat daher wohl
- auch die Begriffsbestimmungen zu seinem Inhalt, das Objekt wird in
- denselben gesetzt; aber sie stehen erst im _Verhältnisse_ zu einander,
- oder sind in _unmittelbarer_ Einheit, aber damit eben nicht in
- derjenigen, wodurch der Begriff als Subjekt ist. Dieß macht die
- Endlichkeit dieses Erkennens aus; weil diese reelle Seite der Idee in
- ihm noch die Identität als _innere_ hat, so sind deren Bestimmungen
- sich noch als _äußerliche_; da sie nicht als Subjektivität ist, so
- fehlt dem Eigenen, das der Begriff in seinem Gegenstande hat, noch
- die _Einzelnheit_, und es ist zwar nicht mehr die abstrakte, sondern
- die _bestimmte_ Form, also das _Besondere_ des Begriffes, was ihm im
- Objekte entspricht, aber das _Einzelne_ desselben ist noch _ein
- gegebener_ Inhalt. Dieß Erkennen verwandelt die objektive Welt daher
- zwar in Begriffe, aber giebt ihr nur die Form nach den
- Begriffsbstimmungen, und muß das Objekt nach seiner _Einzelnheit_,
- der bestimmten Bestimmtheit, _finden_; es ist noch nicht selbst
- bestimmend. Ebenso _findet_ es Sätze und Gesetze, und beweist deren
- _Nothwendigkeit_, aber nicht als eine Nothwendigkeit der Sache an und
- für sich selbst, d. i. aus dem Begriffe, sondern des Erkennens, das
- an den gegebenen Bestimmungen, den Unterschieden der Erscheinung
- fortgeht, und _für sich_ den Satz als Einheit und Verhältniß, oder
- aus der _Erscheinung_ deren Grund erkennt.
- Die näheren Momente des synthetischen Erkennens sind nun zu
- betrachten.
- 1. Die Definition.
- Das Erste ist, daß die noch gegebene Objektivität in die einfache,
- als erste Form, somit die Form _des Begriffes_ verwandelt wird; die
- Momente dieses Auffassens sind daher keine anderen, als die Momente
- des Begriffs; die _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_.
- --Das _Einzelne_ ist das Objekt selbst als _unmittelbare Vorstellung_,
- dasjenige, was definirt werden soll. Das Allgemeine des Objekts
- desselben hat sich in der Bestimmung des objektiven Urtheils, oder
- des Urtheils der Nothwendigkeit, als die _Gattung_, und zwar als die
- _nächste_ ergeben, das Allgemeine nämlich mit dieser Bestimmtheit,
- welche zugleich Princip für den Unterschied des Besondern ist.
- Diesen Unterschied hat der Gegenstand an der _specifischen Differenz_,
- welche ihn zu der bestimmten Art macht, und welche seine Disjunktion
- gegen die übrigen Arten begründet.
- Die Definition, indem sie auf diese Weise den Gegenstand auf seinen
- _Begriff_ zurückführt, streift seine Äußerlichkeiten, welche zur
- Existenz erforderlich sind, ab; sie abstrahirt von dem, was zum
- Begriffe in seiner Realisation hinzukommt, wodurch er erstlich zur
- Idee, und zweitens zur äußerlichen Existenz heraustritt. Die
- _Beschreibung_ ist für die _Vorstellung_ und nimmt diesen weitern der
- Realität angehörigen Inhalt auf. Die Definition reducirt aber diesen
- Reichthum der mannigfaltigen Bestimmungen des angeschauten Daseyns
- auf die einfachsten Momente; welches die Form dieser einfachen
- Elemente, und wie sie gegen einander bestimmt ist, dieß ist in dem
- Begriff enthalten. Der Gegenstand wird hiermit, wie angegeben, als
- Allgemeines gefaßt, welches zugleich wesentlich Bestimmtes ist. Der
- Gegenstand selbst ist das Dritte, das Einzelne, in welchem die
- Gattung und die Besonderung in Eins gesetzt ist, und ein
- _Unmittelbares_, welches _außer_ dem Begriffe, da er noch nicht
- selbstbestimmend ist, gesetzt ist.
- In jenen Bestimmungen, dem Formunterschiede der Definition, findet
- der Begriff sich selbst, und hat darin die ihm entsprechende Realität.
- Aber weil die Reflexion der Begriffs-Momente in sich selbst, die
- Einzelnheit, in dieser Realität noch nicht enthalten, weil somit das
- Objekt, insofern es im Erkennen ist, noch nicht als ein subjektives
- bestimmt ist, so ist das Erkennen dagegen ein subjektives und hat
- einen äußerlichen Anfang, oder wegen seines äußerlichen Anfangs am
- Einzelnen ist es ein subjektives. Der Inhalt des Begriffs ist daher
- ein gegebenes und ein Zufälliges nach der gedoppelten Seite, einmal
- nach seinem Inhalte überhaupt, das andere Mal danach, welche
- Inhaltsbestimmungen von den mannigfaltigen Qualitäten, die der
- Gegenstand im äußerlichen Daseyn hat, für den Begriff ausgewählt
- werden, und die Momente desselben ausmachen sollen.
- Die letztere Rücksicht bedarf näherer Betrachtung. Es ist nämlich,
- da die Einzelnheit als das an und für sich Bestimmtseyn außer der
- eigenthümlichen Begriffsbestimmung des synthetischen Erkennens liegt,
- kein Princip vorhanden, welche Seiten des Gegenstandes als zu seiner
- Begriffsbestimmung und welche nur zu der äußerlichen Realität gehörig
- angesehen werden sollen. Dieß macht eine Schwierigkeit bei den
- Definitionen aus, die für dieses Erkennen nicht zu beseitigen ist.
- Doch muß dabei ein Unterschied gemacht werden.--_Vor's Erste_ von
- Produkten der selbstbewußten Zweckmäßigkeit läßt sich leicht die
- Definition auffinden, denn der Zweck, für welchen sie dienen sollen,
- ist eine Bestimmung, die aus dem subjektiven Entschlusse erzeugt ist,
- und die wesentlichen Besonderung, die Form des Existirenden ausmacht,
- auf welche es hier allein ankommt. Die sonstige Natur seines
- Materials oder andere äußere Eigenschaften sind, insofern sie dem
- Zweck entsprechen in seiner Bestimmung enthalten, die übrigen sind
- dafür unwesentlich.
- _Zweitens_ die geometrischen Gegenstände sind abstrakte
- Raumbestimmungen; die zum Grunde liegende Abstraktion, der sogenannte
- absolute Raum, hat alle weitern konkreten Bestimmungen verloren, und
- hat nun ferner nur solche Gestalten und Figurationen, als in ihm
- gesetzt werden; _sie sind_ daher wesentlich nur, was sie seyn
- _sollen_; ihre Begriffsbestimmung überhaupt, und näher die
- specifische Differenz hat an ihnen ihre einfache ungehinderte
- Realität; sie sind insofern dasselbe, was die Produkte der äußern
- Zweckmäßigkeit, wie sie auch mit den arithmetischen Gegenständen
- darin übereinkommen, in welchen gleichfalls nur die Bestimmung zum
- Grunde liegt, die in ihnen gesetzt worden.--Der Raum hat zwar noch
- weitere Bestimmungen, die Dreiheit seiner Dimensionen, seine
- Kontinuität und Theilbarkeit, welche nicht durch die äußerliche
- Bestimmung an ihm erst gesetzt werden. Diese gehören aber zu dem
- aufgenommenen Material, und sind unmittelbar Voraussetzungen; erst
- die Verknüpfung und Verwickelung jener subjektiven Bestimmungen mit
- dieser eigenthümlichen Natur ihres Bodens, in welchen sie eingetragen
- worden, bringt synthetische Verhältnisse und Gesetze hervor.--Bei den
- Zahlbestimmungen, da ihnen das einfache Princip des _Eins_ zu Grunde
- liegt, ist die Verknüpfung und weitere Bestimmung ganz nur ein
- Gesetztes, die Bestimmungen hingegen im Raume, der für sich ein
- kontinuirliches _Außereinander_ ist, verlaufen sich noch weiter, und
- haben eine von ihrem Begriffe verschiedene Realität, die aber nicht
- mehr zur unmittelbaren Definition gehört.
- _Drittens_ aber sieht es mit den Definitionen _konkreter_ Objekte der
- Natur sowohl als auch des Geistes ganz anders aus. Solche
- Gegenstände sind überhaupt für die Vorstellung _Dinge von vielen
- Eigenschaften_. Es kommt hier zunächst darauf an, aufzufassen, was
- ihre nächste Gattung, und dann, was ihre specifische Differenz ist.
- Es ist daher zu bestimmen, welche der vielen Eigenschaften dem
- Gegenstande als Gattung, und welche ihm als Art zukomme, ferner
- welche unter diesen Eigenschaften die wesentliche sey; und zu dem
- Letztern gehört, zu erkennen, in welchem Zusammenhange sie mit
- einander stehen, ob die eine schon mit der andern gesetzt sey. Dafür
- aber ist kein anderes Kriterium noch vorhanden, als das _Daseyn_
- selbst.--Die Wesentlichkeit der Eigenschaft ist für die Definiton,
- worin sie als einfache, unentwickelte Bestimmtheit gesetzt seyn soll,
- ihre Allgemeinheit. Diese aber ist im Daseyn die bloß empirische;
- --Allgemeinheit in der Zeit, ob die Eigenschaft dauernd ist, während
- die anderen sich als vergänglich in dem Bestehen des Ganzen zeigen;
- --oder eine Allgemeinheit, die aus Vergleichung mit anderen konkreten
- Ganzen hervorgeht, und insofern nicht über die Gemeinschaftlichkeit
- hinauskommt. Wenn nun die Vergleichung den totalen Habitus, wie er
- sich empirisch darbietet, als gemeinschaftliche Grundlage angiebt, so
- hat die Reflexion denselben in eine einfache Gedankenbestimmung
- zusammenzubringen, und den einfachen Charakter solcher Totalität
- aufzufassen. Aber die Beglaubigung, daß eine Gedankenbestimmung oder
- eine einzelne der unmittelbaren Eigenschaften das einfache und
- bestimmte Wesen des Gegenstandes ausmachte, kann nur eine _Ableitung_
- solcher Bestimmung aus der konkreten Beschaffenheit seyn. Dieß
- erforderte aber eine Analyse, welche die unmittelbaren
- Beschaffenheiten in Gedanken verwandelt, und das Konkrete derselben
- auf ein Einfaches zurückführt; eine Analyse, die höher ist als die
- betrachtete, weil sie nicht abstrahirend seyn, sondern in dem
- Allgemeinen das Bestimmte des Konkreten noch erhalten, dasselbe
- vereinigen und von der einfachen Gedankenbestimmung abhängig zeigen
- sollte.
- Die Beziehungen der mannigfaltigen Bestimmungen des unmittelbaren
- Daseyns auf den einfachen Begriff wären aber Lehrsätze, die des
- Beweises bedürften. Die Definition aber als der erste, noch
- unentwickelte Begriff, indem sie die einfache Bestimmtheit des
- Gegenstandes auffassen, und dieß Auffassen etwas Unmittelbares seyn
- soll, kann dazu nur eine seiner _unmittelbaren_ sogenannten
- Eigenschaften,--eine Bestimmung des sinnlichen Daseyns oder der
- Vorstellung, gebrauchen; ihre durch die Abstraktion geschehene
- Vereinzelung macht dann die Einfachheit aus, und für die
- Allgemeinheit und Wesentlichkeit ist der Begriff an die empirische
- Allgemeinheit, das Beharren unter veränderten Umständen und die
- Reflexion verwiesen, die im äußerlichen Daseyn und in der Vorstellung,
- d. h. da die Begriffsbestimmung sucht, wo sie nicht zu finden ist.
- --Das Definiren thut daher auch auf eigentliche Begriffsbestimmungen,
- die wesentlich die Principien der Gegenstände wären, von selbst
- Verzicht, und begnügt sich mit _Merkmalen_, d. i. Bestimmungen, bei
- denen die _Wesentlichkeit_ für den Gegenstand selbst gleichgültig ist,
- und die vielmehr nur den Zweck haben, daß sie für eine äußere
- Reflexion _Merkzeichen_ sind.--Eine solche einzelne, _äußerliche_
- Bestimmtheit steht mit der konkreten Totalität und mit der Natur
- ihres Begriffs zu sehr in Unangemessenheit, als daß sie für sich
- gewählt und dafür genommen werden könnte, daß ein konkretes Ganzes
- seinen wahrhaften Ausdruck und Bestimmung in ihr hätte.--Nach
- _Blumenbachs_ Bemerkung z.B. ist das Ohrläppchen etwas, das allen
- anderen Thieren fehlt, das also nach den gewöhnlichen Redensarten von
- gemeinsamen und unterscheidenden Merkmalen mit allem Recht als der
- distinktive Charakter in der Definition des physischen Menschen
- gebraucht werden könnte. Aber wie unangemessen zeigt sich sogleich
- eine solche ganz äußerliche Bestimmung mit der Vorstellung des
- totalen Habitus des physischen Menschen, und mit der Forderung, daß
- die Begriffsbestimmung etwas Wesentliches seyn soll! Es ist etwas
- ganz Zufälliges, wenn die in die Definition aufgenommenen Merkmale
- nur solche reine Nothbehelfe sind, oder aber sich der Natur eines
- Princips mehr nähern. Es ist ihnen um ihrer Äußerlichkeit willen
- auch anzusehen, daß von ihnen in der Begriffserkenntniß nicht
- angefangen worden ist; vielmehr ist ein dunkles Gefühl, ein
- unbestimmter aber tieferer Sinn, eine Ahnung des Wesentlichen, der
- Erfindung der Gattungen in der Natur und im Geiste vorangegangen, und
- darum erst für den Verstand eine bestimme Äußerlickeit aufgesucht
- worden.--Der Begriff, indem er im Daseyn in die Äußerlichkeit
- getreten ist, ist er in seine Unterschiede entfaltet, und kann nicht
- an eine einzelne solcher Eigenschaften schlechthin gebunden seyn.
- Die Eigenschaften als die Äußerlichkeit des Dinges sind sich selbst
- äußerlich; es ist in der Sphäre der Erscheinung bei dem Dinge von
- vielen Eigenschaften aufgezeigt worden, daß sie deswegen wesentlich
- sogar zu selbstständigen Materien werden; der Geist wird, von
- demselben Standpunkte der Erscheinung aus betrachtet, zu einem
- Aggregate von vielen selbstständigen Kräften. Die einzelne
- Eigenschaft oder Kraft hört durch diesen Standpunkt selbst, wo sie
- gleichgültig gegen die andern gesetzt wird, auf, charakterisirendes
- Princip zu seyn, womit mit der Bestimmtheit, als Bestimmtheit des
- Begriffs, überhaupt verschwindet.
- Noch tritt an den konkreten Dingen neben der Verschiedenheit der
- Eigenschaften gegeneinander der Unterschied zwischen _Begriff_ und
- seiner _Verwirklichung_ ein. Der Begriff in der Natur und im Geiste
- hat eine äußerliche Darstellung, worin seine Bestimmtheit sich als
- Abhängigkeit von Äußerem, Vergänglichkeit und Unangemessenheit zeigt.
- Etwas Wirkliches zeigt daher wohl an sich, was es seyn _soll_, aber
- es kann auch nach dem negativen Begriffsurtheil ebenso sehr zeigen,
- daß seine Wirklichkeit diesem Begriffe nur unvollständig entspricht,
- daß sie _schlecht_ ist. Indem die Definition nun in einer
- unmittelbaren Eigenschaft die Bestimmtheit des Begriffes angeben soll,
- so giebt es keine Eigenschaft, gegen welche nicht eine Instanz
- beigebracht werden könne, in der der ganze Habitus zwar das zu
- definirende Konkrete erkennen läßt, die Eigenschaft aber, welche für
- dessen Charakter genommen wird, sich unreif oder verkümmert zeigt.
- In einer schlechten Pflanze, einer schlechten Thiergattung, einem
- verächtlichen Menschen, einem schlechten Staate sind Seiten der
- Existenz mangelhaft oder ganz obliterirt, welche sonst für die
- Definition als das Unterscheidende und die wesentliche Bestimmtheit
- in der Existenz eines solchen Konkreten genommen werden konnten.
- Eine schlechte Pflanze, Thier u. s. f. bleibt aber immer noch eine
- Pflanze, Thier u. s. f. Soll daher auch das Schlechte in die
- Definition aufgenommen seyn, so entgehen den empirischen Herumsuchen
- alle Eigenschaften, welche es als wesentlich ansehen wollte, durch
- die Instanzen von Mißgeburten, denen dieselben fehlen, z.B. die
- Wesentlichkeit des Gehirns für den physischen Menschen, durch die
- Instanz der Akephalen, die Wesentlichkeit des Schutzes von Leben und
- Eigenthum für den Staat, durch die Instanz despotischer Staaten und
- tyrannischer Regierungen.--Wenn gegen die Instanz der Begriff
- behauptet, und sie an demselben gemessen für ein schlechtes Exemplar
- ausgegeben wird, so hat er seine Beglaubigung nicht mehr an der
- Erscheinung. Die Selbstständigkeit des Begriffes ist aber dem Sinne
- der Definition zuwider, welche der _unmittelbare_ Begriff seyn soll,
- daher ihre Bestimmungen für die Gegenstände nur aus der
- Unmittelbarkeit des Daseyns aufnehmen und sich nur an dem
- Vorgefundenen rechtfertigen kann.--Ob ihr Inhalt _an und für sich_
- Wahrheit oder Zufälligkeit sey, dieß liegt außer ihrer Sphäre; die
- formelle Wahrheit aber, die Übereinstimmung des in der Definition
- subjektiv gesetzten Begriffs und eines außer ihm wirklichen
- Gegenstandes kann darum nicht ausgemacht werden, weil der einzelne
- Gegenstand auch schlecht seyn kann.
- Der Inhalt der Definition ist überhaupt aus dem unmittelbaren Daseyn
- genommen, und weil er unmittelbar ist, hat er keine Rechtfertigung;
- die Frage nach dessen Nothwendigkeit ist durch den Ursprung beseitigt;
- darin, daß sie den Begriff als ein bloß Unmittelbares ausspricht,
- ist darauf Verzicht gethan, ihn selbst zu begreifen. Sie stellt
- daher nichts dar als die Formbestimmung des Begriffs an einem
- gegebenen Inhalt, ohne die Reflexion des Begriffes in sich selbst, d.
- h. _ohne sein Fürsichseyn_.
- Aber die Unmittelbarkeit überhaupt geht nur aus der Vermittelung
- hervor, sie muß daher zu dieser übergehen. Oder die
- Inhaltsbestimmtheit, welche die Definition enthält, ist darum, weil
- sie Bestimmtheit ist, nicht nur ein Unmittelbares, sondern durch ihre
- andere Vermitteltes; die Definition kann daher ihren Gegenstand nur
- durch die entgegengesetzte Bestimmung fassen, und muß daher zur
- _Eintheilung_ übergehen.
- 2. Die Eintheilung
- Das Allgemeine muß sich _besondern_; insofern liegt die
- Nothwendigkeit der Eintheilung in dem Allgemeinen. Indem aber die
- Definition schon selbst mit dem Besondern anfängt, so liegt ihre
- Nothwendigkeit, zur Eintheilung überzugehen, im Besondern, das für
- sich auf ein anderes Besonderes hinweist. Umgekehrt scheidet sich
- eben darin das Besondere, indem die Bestimmtheit im Bedürfnisse ihres
- Unterschiedes von der ihr andern festgehalten wird, von dem
- Allgemeinen ab; dieses wird hiermit für die Eintheilung
- _vorausgesetzt_. Der Gang ist daher zwar dieser, daß er der einzelne
- Inhalt der Definition durch die Besonderheit zum Extrem der
- Allgemeinheit aufsteigt, aber diese muß nunmehr als die objektive
- Grundlage angenommen werden, und von ihr aus stellt sich die
- Eintheilung als Disjunktion des Allgemeinen, als des Ersten, dar.
- Hiermit ist ein Übergang eingetreten, der, da er vom Allgemeinen zum
- Besondern geschieht, durch die Form des Begriffs bestimmt ist. Die
- Definition für sich ist etwas Einzelnes; eine Mehrheit von
- Definitionen gehört der Mehrheit der Gegenstände an. Der dem Begriff
- angehörige Fortgang vom Allgemeinen zum Besondern ist Grundlage und
- Möglichkeit einer _synthetischen Wissenschaft_, eines _Systems und
- systematischen Erkennens_.
- Die erste Erforderniß hierfür ist, wie gezeigt, daß der Anfang mit
- dem Gegenstande in der Form eines _Allgemeinen_ gemacht werde. Wenn
- in der Wirklichkeit, es sey der Natur oder des Geistes, die konkrete
- Einzelnheit dem subjektiven, natürlichen Erkennen als das Erste
- gegeben ist, so muß dagegen in dem Erkennen, das wenigstens insofern
- ein Begreifen ist, als es die Form des Begriffes zur Grundlage hat,
- das _Einfache_, von dem Konkreten _Ausgeschiedene_ das Erste seyn,
- weil der Gegenstand nur in dieser Form die Form des sich auf sich
- beziehenden Allgemeinen und des dem Begriffe nach Unmittelbaren hat.
- Gegen diesen Gang im Wissenschaftlichen kann etwa gemeint werden,
- weil das Anschauen leichter sey als das Erkennen, so sey auch das
- Anschaubare, also die konkrete Wirklichkeit zum Anfang der
- Wissenschaft zu machen, und dieser Gang sey _naturgemäßer_ als der,
- welcher vom Gegenstand in seiner Abstraktion beginnt, und von da
- umgekehrt zu dessen Besonderung und konkreten Vereinzelung fortgeht.
- --Indem aber _erkannt_ werden soll, so ist die Vergleichung mit der
- _Anschauung_ bereits entschieden und aufgegeben; und es kann nur die
- Frage seyn, was _innerhalb des Erkennens_ das Erste und wie die Folge
- beschaffen seyn soll; es wird nicht mehr ein _naturgemäßer_, sondern
- ein _erkenntnißgemäßer_ Weg verlangt.--Wenn bloß nach der
- _Leichtigkeit_ gefragt wird, so erhellt ohnehin von selbst, daß es
- dem Erkennen leichter ist, die abstrakte einfache Gedankenbestimmung
- zu fassen, als das Konkrete, welches eine vielfache Verknüpfung von
- solchen Gedankenbestimmungen und deren Verhältnissen ist; und in
- dieser Art, nicht mehr wie es in der Anschauung ist, soll es
- aufgefaßt werden. An und für sich ist das _Allgemeine_ das erste
- Begriffs-Moment, weil es das _Einfache_ ist, und das Besondere erst
- das nachfolgende, weil es das Vermittelte ist; und umgekehrt ist das
- _Einfache_ das Allgemeinere, und das Konkrete als das in sich
- Unterschiedene, hiermit Vermittelte, dasjenige, das den Übergang von
- einem Ersten schon voraussetzt.--Diese Bemerkung betrifft nicht nur
- die Ordnung des Ganges in den bestimmten Formen von Definitionen,
- Eintheilungen und Sätzen, sondern auch die Ordnung des Erkennens im
- Allgemeinen, und bloß in Rücksicht auf den Unterschied von Abstrakten
- und Konkreten überhaupt.--Daher wird auch z.B. beim _Lesenlernen_
- vernünftigerweise nicht mit dem Lesen ganzer Worte oder auch der
- Sylben der Anfang gemacht, sondern mit den _Elementen_ der Wörter und
- Sylben, und den Zeichen der _abstrakten_ Töne; in der
- Buchstabenschrift ist die Analyse des konkreten Wortes in seine
- abstrakten Töne und deren Zeichen schon vollbracht, das Lesenlernen
- wird ebendadurch eine erste Beschäftigung mit abstrakten Gegenständen.
- In der _Geometrie_ ist nicht der Anfang mit einer konkreten
- Raumgestalt, sondern mit dem Punkte und der Linie und dann weiter mit
- ebenen Figuren zu machen, und unter diesen nicht mit Polygonen,
- sondern mit dem Dreiecke, unter den krummen Linien mit dem Kreise.
- In der _Physik_ sind die einzelnen Natureigenschaften oder Materien
- von ihren mannigfaltigen Verwickelungen, in denen sie sich in
- konkreter Wirklichkeit befinden, zu befreien, und mit den einfachen,
- nothwendigen Bedingungen darzustellen; auch sie, wie die Raumfiguren,
- sind ein Anschaubares, aber ihre Anschauung ist so vorzubereiten, daß
- sie zuerst von allen Modifikationen durch Umstände, die ihrer eigenen
- Bestimmtheit äußerlich sind, befreit erscheinen und festgehalten
- werden. Magnetismus, Elektricität, Gasarten u. s. f. sind solche
- Gegenstände, deren Erkenntniß allein dadurch ihre Bestimmtheit erhält,
- daß sie aus den konkreten Zuständen, in denen sie an der
- Wirklichkeit erscheinen, herausgenommen, aufgefaßt werden. Das
- Experiment stellt sie für die Anschauung freilich in einem konkreten
- Falle dar; aber Theils muß es, um wissenschaftlich zu seyn, nur die
- nothwendigen Bedingungen dazu nehmen, Theils sich vervielfältigen, um
- das untrennbare Konkrete dieser Bedingungen als unwesentlich zu
- zeigen, dadurch daß sie in einer andern konkreten Gestalt und wieder
- in anderer erscheinen, hiermit für die Erkenntniß nur ihre abstrakte
- Form übrig bleibt.--Um noch eines Beispiels zu erwähnen, so konnte es
- als naturgemäß und sinnreich erscheinen, die _Farbe_ zuerst in der
- konkreten Erscheinung des animalischen subjektiven Sinnes, alsdann
- außer dem Subjekt als eine gespenstartige, schwebende Erscheinung,
- und endlich in äußerlicher Wirklichkeit an Objekten fixirt, zu
- betrachten. Allein für das Erkennen ist die allgemeine, und hiermit
- wahrhaft erste Form, die mittlere unter den genannten, wie die Farbe
- auf der Schwebe zwischen der Subjektivität und Objektivität als das
- bekannte Spektrum steht, noch ohne alle Verwickelung mit subjektiven
- und objektiven Umständen. Letztere sind für die reine Betrachtung
- der Natur dieses Gegenstandes zunächst nur störend, weil sie als
- wirkende Ursachen sich verhalten und es daher unentschieden machen,
- ob die bestimmten Veränderungen, Übergänge und Verhältnisse der
- Farbe in deren eigener specifischen Natur gegründet, oder vielmehr
- der krankhaften specifischen Beschaffenheit jener Umstände, den
- gefunden und krankhaften besonderen Affektionen und Wirkungen der
- Organe des Subjekts, oder den chemischen, vegetabilischen,
- animalischen Kräften der Objekte zuzuschreiben sind.--Mehrere und
- anderer Beispiele könnten aus der Erkenntniß der organischen Natur
- und der Welt des Geistes angeführt werden; allenthalben muß das
- Abstrakte den Anfang und das Element ausmachen, in welchem und von
- welchem aus sich die Besonderheiten und die reichen Gestalten des
- Konkreten ausbreiten.
- Bei der Eintheilung oder dem Besondern tritt nun zwar eigentlich der
- Unterschied desselben von dem Allgemeinen ein, aber dieß Allgemeine
- ist schon selbst ein Bestimmtes, und damit nur ein Glied einer
- Eintheilung. Es giebt daher ein höheres Allgemeines für dasselbe;
- für dieß aber von neuem ein höheres, und so zunächst fort ins
- Unendliche. Für das hier betrachtete Erkennen ist keine immanente
- Grenze, da es vom Gegebenen ausgeht, und die Form der abstrakten
- Allgemeinheit seinem Ersten eigenthümlich ist. Irgend ein Gegenstand
- also, welcher eine elementarische Allgemeinheit zu haben scheint,
- wird zum Gegenstande einer bestimmten Wissenschaft gemacht, und ist
- ein absoluter Anfang insofern, als die Bekanntschaft der
- _Vorstellung_ mit ihm _vorausgesetzt_ wird, und er für sich als
- keiner Ableitung bedürftig genommen wird. Die Definition nimmt ihn
- als einen unmittelbaren.
- Der weitere Fortgang von ihm ist zunächst _die Eintheilung_. Für
- diesen Fortgang würde nur ein immanentes Princip, d. h. ein Anfang
- aus dem Allgemeinen und dem Begriffe erfordert; das hier betrachtete
- Erkennen ermangelt aber eines solchen, weil es nur der Formbestimmung
- des Begriffes ohne ihre Reflexion-in-sich nachgeht, daher die
- Inhaltsbestimmtheit aus dem Gegebenen nimmt. Für das Besondere, das
- in der Eintheilung eintritt, ist kein eigener Grund vorhanden, weder
- in Ansehung dessen, was den Eintheilungsgrund ausmachen, noch in
- Ansehung des bestimmten Verhältnisses, das die Glieder der
- Disjunktion zu einander haben sollen. Das Geschäft des Erkennens
- kann daher in dieser Rücksicht nur darin bestehen, Theils das im
- empirischen Stoffe aufgefundene Besondere zu ordnen, Theils auch
- allgemeine Bestimmungen desselben durch die Vergleichung zu finden.
- Die letzteren gelten alsdann als Eintheilungsgründe, deren
- vielfältige seyn können, so wie auch der Eintheilungen ebenso
- mannigfaltige danach Statt haben. Das Verhältniß der Glieder einer
- Eintheilung zu einander, der Arten, hat nur diese allgemeine
- Bestimmung, daß _sie nach dem angenommenen Eintheilungsgrund_
- bestimmt gegen einander seyen; beruhte ihre Verschiedenheit auf einer
- andern Rücksicht, so würden sie nicht auf gleicher Linie einander
- koordinirt seyn.
- Wegen des ermangelnden Princips des Fürsich-selbst-Bestimmtseyns
- können die Gesetze für dieses Eintheilungsgeschäft nur in formellen,
- leeren Regeln bestehen, die zu nichts führen.--So sehen wir als Regel
- aufgestellt, daß die Eintheilung den Begriff _erschöpfen_ solle; aber
- in der That muß jedes einzelne Eintheilungsglied _den Begriff_
- erschöpfen. Es ist aber eigentlich die _Bestimmtheit_ desselben
- gemeint, welche erschöpft werden soll; allein bei der empirischen, in
- sich bestimmungslosen Mannigfaltigkeit der Arten trägt es zur
- Erschöpfung des Begriffs nichts bei, ob deren mehr oder weniger
- vorgefunden werden; ob z.B. zu den 67 Arten von Papageyen noch ein
- Dutzend weiter aufgefunden werden, ist für die Erschöpfung der
- Gattung gleichgültig. Die Forderung der Erschöpfung kann nur den
- tautologischen Satz bedeuten, daß alle Arten _vollständig_ aufgeführt
- werden sollen.--Bei der Erweiterung der empirischen Kenntnisse kann
- es sich nun sehr wohl zutragen, daß sich Arten finden, welche nicht
- unter die angenommene Bestimmung der Gattung passen, weil diese
- häufig mehr nach einer dunkeln Vorstellung des ganzen Habitus
- angenommen wird, als nach dem mehr oder weniger einzelnen Merkmal,
- welches ausdrücklich für ihre Bestimmung dienen soll.--In solchem
- Falle müßte die Gattung geändert, und es müßte gerechtfertigt werden,
- daß eine andere Anzahl von Arten als Arten Einer neuen Gattung
- anzusehen seyen, das heißt, die Gattung bestimmte sich aus dem, was
- man aus irgend einer Rücksicht, die man als Einheit annehmen will,
- zusammenstellt; diese Rücksicht selbst würde dabei der
- Eintheilungsgrund. Umgekehrt, wenn an der zuerst angenommenen
- Bestimmtheit als dem Eigenthümlichen der Gattung festgehalten wird,
- schlösse sich jener Stoff, den man als Arten mit frühern in Eins
- zusammenstellen wollte, aus. Dieses Treiben ohne Begriff, welches
- das eine Mal eine Bestimmtheit als wesentliches Moment der Gattung
- annimmt, und die Besonderen danach ihr unterstellt oder davon
- ausschließt, das andere Mal bei dem Besonderen anfängt und in dessen
- Zusammenstellung sich wieder von einer andern Bestimmtheit leiten
- läßt, giebt die Erscheinung eines Spiels der Willkür, der es
- anheimgestellt sey, welchen Theil oder welche Seite des Konkreten sie
- festhalten, und hienach ordnen will.--Die physische Natur bietet von
- selbst eine solche Zufälligkeit in den Principien der Eintheilung dar;
- vermöge ihrer abhängigen, äußerlichen Wirklichkeit steht sie in dem
- mannigfaltigen, für sie gleichfalls gegebenen Zusammenhange; daher
- sich eine Menge Principien vorfinden, nach denen sie sich zu bequemen
- hat, in einer Reihe ihrer Formen also dem einen, in anderen Reihen
- aber anderen nachfolgt, und ebenso wohl auch vermischte Zwitterwesen,
- die nach den verschiedenen Seiten zugleich hingehen, hervorbringt,
- Hierdurch geschieht es, daß an einer Reihe von Naturdingen Merkmale
- als sehr bezeichnend und wesentlich hervortreten, die an andern
- unscheinbar und zwecklos werden, und damit das Festhalten an einem
- Eintheilungs-Princip dieser Art unmöglich wird.
- Die allgemeine _Bestimmtheit_ der empirischen Arten kann nur diese
- seyn, daß sie von einander _verschieden_ überhaupt sind, ohne
- entgegengesetzt zu seyn. Die _Disjunktion_ des _Begriffs_ ist früher
- in ihrer Bestimmtheit aufgezeigt worden; wenn die Besonderheit ohne
- die negative Einheit des Begriffs als eine unmittelbare und gegebene
- aufgenommen wird, so bleibt der Unterschied nur bei der früher
- betrachteten Reflexions-Form der Verschiedenheit überhaupt. Die
- Äußerlichkeit, in welcher der Begriff in der Natur vornehmlich ist,
- bringt die gänzliche Gleichgültigkeit des Unterschiedes herein; eine
- häufige Bestimmung für die Eintheilung wird daher von der _Zahl_
- hergenommen.
- So zufällig das Besondere hier gegen das Allgemeine und daher die
- Eintheilung überhaupt ist, so kann es einem _Instinkte_ der Vernunft
- zugeschrieben werden, wenn man Eintheilungsgründe und Eintheilungen
- in diesem Erkennen findet, welche, so weit sinnliche Eigenschaften es
- zulassen, sich dem Begriffe gemäßer zeigen. Z. B. bei den _Thieren_
- werden die Freßwerkzeuge, Zähne und Klauen, als ein
- weitdurchgreifender Eintheilungsgrund in den Systemen gebraucht; sie
- werden zunächst nur als Seiten genommen, an denen sich die Merkmale
- für den subjektiven Behuf des Erkennens leichter auszeichnen lassen.
- In der That liegt aber in jenen Organen nicht nur ein Unterscheiden,
- das einer äußern Reflexion zukommt, sondern sie sind der Lebenspunkt
- der animalischen Individualität, wo sie sich selbst von dem Andern
- der ihr äußerlichen Natur als sich auf sich beziehende und von der
- Kontinuität mit Anderem ausscheidende Einzelnheit setzt.--Bei der
- _Pflanze_ machen die Befruchtungstheile denjenigen höchsten Punkt des
- vegetabilischen Lebens aus, wodurch sie auf den Übergang in die
- Geschlechts-Differenz, und damit in die individuelle Einzelnheit
- hindeutet. Das System hat sich daher mit Recht für einen zwar nicht
- aus-, doch weitreichenden Eintheilungsgrund an diesen Punkt gewendet,
- und dadurch eine Bestimmtheit zu Grunde gelegt, welche nicht bloß
- eine Bestimmtheit für die äußerliche Reflexion zur Vergleichung,
- sondern die höchste an und für sich ist, deren die Pflanze fähig ist.
- 3. Der Lehrsatz.
- 1. Die dritte Stufe dieses nach den Begriffsbestimmungen
- fortschreitenden Erkennens ist der Übergang der Besonderheit in die
- Einzelnheit; diese macht den Inhalt des _Lehrsatzes_ aus. Was hier
- also zu betrachten ist, ist _die sich auf sich beziehende
- Bestimmtheit_, der Unterschied des Gegenstandes in sich selbst, und
- die Beziehung der unterschiedenen Bestimmtheiten auf einander. Die
- Definition enthält nur _Eine Bestimmtheit_, die Eintheilung die
- Bestimmtheit _gegen andere_; in der Vereinzelung ist der Gegenstand
- in sich selbst aus einander gegangen. Insofern die Definition beim
- allgemeinen Begriffe stehen bleibt, so ist dagegen in den Lehrsätzen
- der Gegenstand in seiner Realität, in den Bedingungen und Formen
- seines reellen Daseyns erkannt. Mit der Definition zusammen stellt
- er daher die _Idee_ dar, welche die Einheit des Begriffs und der
- Realität ist. Aber das hier betrachtete, noch im Suchen begriffene
- Erkennen kommt zu dieser Darstellung insofern nicht, als die Realität
- bei demselben nicht aus dem Begriffe hervorgeht, also ihre
- Abhängigkeit hiervon und damit die Einheit selbst nicht erkannt wird.
- Der Lehrsatz nun nach der angegebenen Bestimmung ist das eigentlich
- _Synthetische_ eines Gegenstandes, insofern die Verhältnisse seiner
- Bestimmtheiten _nothwendig_, das ist, in _der innern Identität_ des
- Begriffes gegründet sind. Das Synthetische in der Definition und
- Eintheilung ist eine äußerlich aufgenommene Verknüpfung; das
- Vorgefundene wird in die Form des Begriffes gebracht, aber als
- vorgefunden wird der ganze Inhalt nur _monstrirt_; der Lehrsatz aber
- soll _demonstrirt_ werden. Da dieses Erkennen den Inhalt seiner
- Definitionen und der Eintheilungsbestimmungen _nicht deducirt_, so
- scheint es, könnte es sich auch das _Beweisen_ derjenigen
- Verhältnisse ersparen, welche die Lehrsätze ausdrücken, und sich in
- dieser Rücksicht gleichfalls mit der Wahrnehmung begnügen. Allein
- wodurch sich das Erkennen von der bloßen Wahrnehmung und der
- Vorstellung unterscheidet, ist die _Form des Begriffs_ überhaupt, die
- es dem Inhalte ertheilt; dieß wird in der Definition und Eintheilung
- geleistet; aber da der Inhalt des Lehrsatzes von dem Begriffs-Momente
- der _Einzelnheit_ herkommt, so besteht er in Realitäts-Bestimmungen,
- welche nicht mehr bloß die einfachen und unmittelbaren
- Begriffsbestimmungen zu ihrem Verhältnisse haben; in der Einzelnheit
- ist der Begriff zum _Andersseyn_, zur Realität, wodurch er Idee wird,
- übergegangen. Die Synthesis, die im Lehrsatze enthalten ist, hat
- somit nicht mehr die Form des Begriffs zu ihrer Rechtfertigung; sie
- ist eine Verknüpfung als von _Verschiedenen_; die noch nicht damit
- gesetzte Einheit ist daher erst aufzuzeigen, das Beweisen wird also
- hier diesem Erkennen selbst nothwendig.
- Zunächst bietet sich hierbei nun die Schwierigkeit dar, bestimmt zu
- _unterschieden_, welche von den _Bestimmungen des Gegenstandes in die
- Definitionen_ aufgenommen werden können, oder aber in die _Lehrsätze_
- zu verweisen sind. Es kann hierüber kein Princip vorhanden seyn; ein
- solches scheint etwa darin zu liegen, daß das, was einem Gegenstande
- unmittelbar zukomme, der Definition angehöre, von dem Übrigen aber
- als einem Vermittelten die Vermittelung erst aufzuzeigen sey. Allein
- der Inhalt der Definition ist ein bestimmter überhaupt, und dadurch
- selbst wesentlich ein vermittelter; er hat nur eine _subjektive_
- Unmittelbarkeit; das heißt das Subjekt macht einen willkürlichen
- Anfang, und läßt einen Gegenstand als Voraussetzung gelten. Indem
- dieß nun ein in sich konkreter Gegenstand überhaupt ist, und auch
- eingetheilt werden muß, so ergiebt sich eine Menge von Bestimmungen,
- welche ihrer Natur nach vermittelte sind, und nicht durch ein Princip,
- sondern nur nach subjektiver Bestimmung als unmittelbare und
- unerwiesene angenommen werden.--Auch bei _Euklid_, welcher von jeher
- als der Meister in dieser synthetischen Art des Erkennens mit Recht
- anerkannt worden, findet sich unter dem Namen eines _Axioms_ eine
- _Voraussetzung_ über die _Parallel-Linien_, welche man für des
- Beweises bedürftig gehalten, und den Mangel auf verschiedene Weise zu
- ergänzen versucht hat. In manchen anderen Lehrsätzen hat man
- Voraussetzungen zu entdecken geglaubt, welche nicht unmittelbar
- hätten angenommen werden sollen, sondern zu beweisen gewesen wären.
- Was jenes Axiom über die Parallel-Linien betrifft, so läßt sich
- darüber bemerken, daß wohl darin gerade der richtige Sinn Euklides zu
- erkennen ist, der das Element, so wie die Natur seiner Wissenschaft
- genau gewürdigt hatte; der Beweis jenes Axioms wäre aus dem
- _Begriffe_ der Parallel-Linien zu führen gewesen; aber ein solches
- Beweisen gehört so wenig in seine Wissenschaft, als die Deduktion
- seiner Definitionen, Axiome und überhaupt seines Gegenstandes, des
- Raums selbst und der nächsten Bestimmungen desselben, der Dimensionen;
- --weil eine solche Deduktion nur aus dem Begriffe geführt werden kann,
- dieser aber außerhalb des Eigenthümlichen der euklidischen
- Wissenschaft liegt, so sind es für dieselbe nothwendig
- _Voraussetzungen_, relative Erste.
- Die _Axiome_, um derselben bei dieser Gelegenheit zu erwähnen,
- gehören zu derselben Klasse. Sie pflegen mit Unrecht gewöhnlich als
- absolut-Erste genommen zu werden, als ob sie an und für sich keines
- Beweises bedürften. Wäre dieß in der That der Fall, so würden sie
- bloße Tautologien seyn, da nur in der abstrakten Identität keine
- Verschiedenheit Statt findet, also auch keine Vermittelung
- erforderlich ist. Sind die Axiome aber mehr als Tautologien, so sind
- sie _Sätze_ aus irgend _einer andern Wissenschaft_, weil sie für
- diejenige Wissenschaft, der sie als Axiome dienen, Voraussetzungen
- seyn sollen. Sie sind daher eigentlich _Lehrsätze_, und zwar meist
- aus der Logik. Die Axiome der Geometrie sind dergleichen Lemmen,
- logische Sätze, die sich übrigens den Tautologien darum nähern, weil
- sie nur die Größe betreffen und daher die qualitativen Unterschiede
- in ihnen ausgelöscht sind; von dem Haupt-Axiome, dem rein
- quantitativen Schlusse ist oben die Rede gewesen.--Die Axiome
- bedürfen daher, so gut als die Definitionen und Eintheilungen, an und
- für sich betrachtet eines Beweises, und werden nur darum nicht zu
- Lehrsätzen gemacht, weil sie als relativ erste für einen gewissen
- Standpunkt als Voraussetzungen angenommen werden.
- In Ansehung _des Inhaltes der Lehrsätze_ ist nun der nähere
- Unterschied zu machen, daß da derselbe in einer _Beziehung_ von
- _Bestimmtheiten_ der Realität des Begriffes besteht, diese
- Beziehungen mehr oder weniger unvollständige und einzelne
- Verhältnisse des Gegenstandes, oder aber ein solches Verhältniß seyn
- können, das den _ganzen Inhalt_ der Realität befaßt, und dessen
- bestimmte Beziehung ausdrückt. Die _Einheit der vollständigen
- Inhaltsbestimmtheiten_ ist aber _dem Begriffe_ gleich; ein Satz, der
- sie enthält, ist daher selbst wieder die Definition, aber die nicht
- nur den unmittelbar aufgenommenen, sondern den in seine bestimmten,
- realen Unterschiede entwickelten Begriff, oder das vollständige
- Daseyn desselben ausdrückt. Beides zusammen stellt daher die _Idee_
- dar.
- Wenn man die Lehrsätze einer synthetischen Wissenschaft, und
- _namentlich der Geometrie_, näher vergleicht, so wird sich dieser
- Unterschied zeigen, daß einige ihrer Lehrsätze nur einzelne
- Verhältnisse des Gegenstandes enthalten, andere aber solche
- Verhältnisse, in welchen die vollständige Bestimmtheit des
- Gegenstandes ausgedrückt ist. Es ist eine sehr oberflächliche
- Ansicht, wenn die sämmtlichen Sätze an Werth einander gleichgeachtet
- werden, weil überhaupt jeder eine Wahrheit enthalte, und im formellen
- Gange, im Zusammenhange des Beweisens, gleich wesentlich sey. Der
- Unterschied in Ansehung des Inhalts der Lehrsätze hängt mit diesem
- Gange selbst auf's Engste zusammen; einige weitere Bemerkungen über
- den letztern werden dazu dienen, jenen Unterschied wie die Natur des
- synthetischen Erkennens näher aufzuhellen. Zunächst ist von jeher an
- der euklidischen Geometrie, welche als Repräsentant der synthetischen
- Methode, wovon sie das vollkommenste Muster liefert, als Beispiel
- dienen soll, die Anordnung in der Folge der Lehrsätze angerühmt
- worden, wodurch für jeden Lehrsatz diejenigen Sätze, die zu seiner
- Konstruktion und Beweis erforderlich sind, sich immer schon als
- früher bewiesen vorfinden. Dieser Umstand betrifft die formelle
- Konsequenz; so wichtig diese ist, so betrifft er doch mehr die
- äußerliche Anordnung der Zweckmäßigkeit, und hat für sich keine
- Beziehung auf den wesentlichen Unterschied von Begriff und Idee, in
- dem ein höheres Princip der Nothwendigkeit des Fortgangs liegt.--Die
- Definitionen, mit welchen angefangen wird, fassen nämlich den
- sinnlichen Gegenstand als unmittelbar gegeben auf, und bestimmen ihn
- nach seiner nächsten Gattung und specifischen Differenz; welches
- gleichfalls die einfachen, _unmittelbaren_ Bestimmtheiten des
- Begriffs, die Allgemeinheit und Besonderheit sind, deren Verhältniß
- weiter nicht entwickelt ist. Die anfänglichen Lehrsätze nun können
- selbst sich an nichts als solche unmittelbare Bestimmungen halten,
- wie die in den Definitionen enthaltene sind; ingleichen kann ihre
- gegenseitige _Abhängigkeit_ zunächst nur dieß Allgemeine betreffen,
- daß die eine durch die andere _bestimmt_ überhaupt ist. So betreffen
- die ersten Sätze Euklid's über die Dreiecke nur die _Kongruenz, d. h.
- wie viele_ Stücke in einem Dreiecke _bestimmt seyn müssen_, damit
- auch die _übrigen_ Stücke eines und desselben Dreiecks, oder das
- ganze _bestimmt überhaupt_ sey. Daß _zwei_ Dreiecke mit einander
- verglichen und die Kongruenz auf das _Decken_ gesetzt wird, ist ein
- Umweg, dessen die Methode bedarf, die das _sinnliche Decken_ statt
- des _Gedankens: Bestimmtseyn_, gebrauchen muß. Sonst für sich
- betrachtet, enthalten jene Lehrsätze selbst _zwei_ Theile, deren der
- eine als der _Begriff_, der andere als die _Realität_, als das jenen
- zur Realität Vollendende angesehen werden kann. Das vollständig
- Bestimmende nämlich, z.B. die zwei Seiten und der eingeschlossene
- Winkel, ist bereits das ganze Dreieck _für den Verstand_; es bedarf
- zur vollständigen Bestimmtheit desselben nichts weiter; die übrigen
- zwei Winkel und die dritte Seite ist der Überfluß der Realität über
- die Bestimmtheit des Begriffs. Was jene Lehrsätze daher thun, ist
- eigentlich dieß, daß sie das sinnliche Dreieck, das allerdings dreier
- Seiten und dreier _Winkel_ bedarf, auf die einfachsten Bedingungen
- reduciren; die Definition hatte nur der drei Linien überhaupt erwähnt,
- welche die ebene Figur einschließen und zu einem Dreieck machen; ein
- Lehrsatz enthält erst ausdrücklich das _Bestimmtseyn_ der Winkel
- durch das Bestimmtseyn der Seiten, so wie die übrigen Lehrsätze die
- Abhängigkeit anderer dreier Stücke von dreien solchen Stücken.--Die
- völlige Bestimmtheit aber der Größe des Dreiecks nach seinen Seiten
- _in sich selbst_ enthält der _pythagoräische Lehrsatz_; dieser ist
- erst die Gleichung der Seiten des Dreiecks, da die vorhergehenden
- Seiten es nur im Allgemeinen zu einer _Bestimmtheit_ seiner Stücke
- gegeneinander, nicht zu einer _Gleichung_ bringen. Dieser Satz ist
- daher die vollkommene, _reelle Definition_ des Dreiecks, nämlich
- zunächst des rechtwinklichten, des in seinen Unterschieden
- einfachsten und daher regelmäßigsten.--Euklid schließt mit diesem
- Satze das erste Buch, indem er in der That eine erreichte vollkommene
- Bestimmtheit ist. So beschließt er auch das zweite, nachdem er
- vorher die mit größerer Ungleichheit behafteten, nicht
- rechtwinklichten Dreiecke auf das Gleichförmige zurückgeführt hat,
- mit der Reduktion des Rektangels auf das Quadrat,--einer Gleichung
- zwischen dem sich selbst Gleichen, dem Quadrat, mit dem in sich
- Ungleichen, dem Rechteck; so macht die Hypotenuse, die dem rechten
- Winkel, dem sich selbst Gleichen entspricht, im pythagoräischen
- Lehrsatze die eine Seite der Gleichung aus, und die andere das sich
- Ungleiche, nämlich die _zwei_ Katheten. Jene Gleichung zwischen dem
- Quadrat und dem Rechteck liegt der _zweiten_ Definition des Kreises
- zu Grunde,--die wieder der pythaoräische Lehrsatz ist, nur insofern
- die Katheten als veränderliche Größen angenommen werden; die erste
- Gleichung des Kreises ist in eben dem Verhältnisse der _sinnlichen_
- Bestimmtheit zur _Gleichung_, als die zwei verschiedenen Definitionen
- der Kegelschnitte überhaupt zu einander sind.
- Dieser wahrhafte synthetische Fortgang ist ein Übergang vom
- _Allgemeinen_ zur _Einzelnheit_, nämlich _zum an und für sich
- Bestimmten_ oder der Einheit des Gegenstandes _in sich selbst_,
- insofern dieser in seine wesentlichen reellen Bestimmtheiten aus
- einander gegangen und unterschieden worden ist. Der ganz
- unvollkommene, gewöhnliche Fortgang aber in anderen Wissenschaften
- pflegt zu seyn, daß der Anfang zwar von einem Allgemeinen gemacht
- wird, die _Vereinzelung_ und Konkretion desselben aber nur eine
- _Anwendung_ des Allgemeinen auf anders woher hereinkommenden Stoff
- ist; das eigentliche _Einzelne_ der Idee ist auf diese Weise eine
- _empirische_ Zuthat.
- Von welchem unvollkommenern oder vollkommenern Inhalte nun auch der
- Lehrsatz sey, so muß er _bewiesen_ werden. Er ist ein Verhältniß von
- reellen Bestimmungen, die nicht das Verhältniß von
- Begriffsbestimmungen haben; wenn sie dieses haben, wie es in den
- Sätzen, welche wir die _zweiten_ oder reellen _Definitionen_ genannt
- haben, aufgezeigt werden kann, so sind diese eben darum einer Seits
- Definitionen, aber weil ihr Inhalt zugleich aus Verhältnissen reeller
- Bestimmungen, nicht bloß in dem Verhältnisse eines Allgemeinen und
- der einfachen Bestimmtheit besteht, sind sie im Vergleich mit solcher
- ersten Definition auch des Beweises bedürftig und fähig. Als reelle
- Bestimmtheiten haben sie die Form _gleichgültig bestehender_ und
- _verschiedener_; sie sind daher nicht unmittelbar eins; es ist
- deswegen ihre Vermittelung aufzuzeigen. Die unmittelbare Einheit in
- der ersten Definition ist die, nach welcher das besondere im
- Allgemeinen ist.
- 2. Die _Vermittelung_, die jetzt näher zu betrachten ist, kann nun
- einfach seyn, oder durch mehrere Vermittlungen hindurch gehen. Die
- vermittelnden Glieder hängen mit den zu vermittelnden zusammen; aber
- indem es nicht der Begriff ist, aus welchem die Vermittelung und der
- Lehrsatz in diesem Erkennen zurückgeführt wird, dem überhaupt der
- Übergang ins Entgegengesetzte fremd ist, so müssen die vermittelnden
- Bestimmungen, ohne den Begriff des Zusammenhangs, als ein vorläufiges
- Material zum Gerüste des Beweises irgendwoher herbeigebracht werden.
- Diese Vorbereitung ist die _Konstruktion_.
- Unter den Beziehungen des Inhalts des Lehrsatzes, die sehr
- mannigfaltig seyn können, müssen nun nur diejenigen angeführt und
- vorstellig gemacht werden, welche dem Beweise dienen. Diese
- Herbeischaffung des Materials hat erst ihren Sinn in diesem; an ihr
- selbst erscheint sie als blind und ohne Begriff. Hintennach beim
- Beweise sieht man wohl ein, daß es zweckmäßig war, an der
- geometrischen Figur z.B. solche weitere Linien zu ziehen, als die
- Konstruktion angiebt; aber bei dieser selbst muß man blindlings
- gehorchen; für sich ist diese Operation daher ohne Verstand, da der
- Zweck, der sie leitet, noch nicht ausgesprochen ist.--Es ist
- gleichgültig, ob es ein eigentlicher Lehrsatz oder eine Aufgabe ist,
- zu deren Behuf sie vorgenommen wird; so wie sie zunächst _vor dem_
- Beweis erscheint, ist sie etwas aus der im Lehrsatze oder der Aufgabe
- gegebenen Bestimmung nicht Abgeleitetes, daher ein sinnloses Thun für
- denjenigen, der den Zweck noch nicht kennt, immer aber ein nur von
- einem äußerlichen Zwecke Dirigirtes.
- Dieses zuerst noch Geheime kommt im _Beweise_ zum Vorschein. Er
- enthält, wie angegeben, die Vermittelung dessen, was im Lehrsatze als
- verbunden ausgesprochen ist; durch diese Vermittelung _erscheint_
- diese Verknüpfung erst als eine _nothwendige_. Wie die Konstruktion
- für sich ohne die Subjektivität des Begriffes ist, so ist der Beweis
- ein subjektives Thun ohne Objektivität. Weil nämlich die
- Inhaltsbestimmungen des Lehrsatzes nicht zugleich als
- Begriffsbestimmungen gesetzt sind, sondern als gegebene
- _gleichgültige Theile_, die in mannigfaltigen äußerlichen
- Verhältnissen zu einander stehen, so ist es nur der _formelle,
- äußerliche_ Begriff, in welchem sich die Nothwendigkeit ergiebt. Der
- Beweis ist nicht eine _Genesis_ des Verhältnisses, welches den Inhalt
- des Lehrsatzes ausmacht; die Nothwendigkeit ist nur für die Einsicht,
- und der ganze Beweis zum _subjektiven Behufe des Erkennens_. Er ist
- deswegen überhaupt eine _äußerliche_ Reflexion, die _von Außen nach
- Innen geht_, d. h. aus äußerlichen Umständen auf die innere
- Beschaffenheit des Vehältnisses schließt. Diese Umstände, welche die
- Konstruktion dargestellt hat, sind eine _Folge_ der Natur des
- Gegenstandes, hier werden sie umgekehrt zum _Grunde_ und zu den
- _vermittelnden_ Verhältnissen gemacht. Der Medius Terminus, das
- Dritte, worin die im Lehrsatze verbundenen sich in ihrer Einheit
- darstellen, und welches den Nerv des Beweises abgiebt, ist deswegen
- nur ein solches, woran diese Verknüpfung _erscheint_ und _äußerlich_
- ist. Weil die _Folge_, der dieses Beweisen nachgeht, vielmehr die
- umgekehrte der Natur der Sache ist, so ist das, was als _Grund_ darin
- angesehen wird, ein subjektiver Grund, woraus nur für das Erkennen
- die Natur der Sache hervorgeht.
- Aus dem Bisherigen erhellt die nothwendige Grenze dieses Erkennens,
- welche sehr häufig verkannt worden ist. Das glänzende Beispiel der
- synthetischen Methode ist die _geometrische_ Wissenschaft,--aber
- unpassender Weise ist sie auch auf andere Wissenschaften, selbst auf
- die Philosophie angewendet worden. Die Geometrie ist eine
- Wissenschaft der _Größe_, daher ist das _formelle_ Schließen ihr
- auf's Passendste angehörig; da die bloß quantitative Bestimmung in
- ihr betrachtet und von der qualitativen abstrahirt wird, so kann sie
- sich innerhalb der _formellen Identität_, der begrifflosen Einheit
- halten, welche die _Gleichheit_ ist, und der äußerlichen
- abstrahirenden Reflexion angehört. Der Gegenstand, die
- Raumbestimmungen, sind schon solche abstrakte Gegenstände, die für
- den Zweck zubereitet worden, eine vollkommene endliche, äußerliche
- Bestimmtheit zu haben. Diese Wissenschaft hat durch ihren abstrakten
- Gegenstand einer Seits das Erhabene, daß in diesen leeren stillen
- Räumen die Farbe ausgelöscht, ebenso die anderen sinnlichen
- Eigenschaften verschwunden sind, daß ferner jedes andere Interesse
- darin schweigt, das an die lebendige Individualität näher anspricht.
- Anderer Seits ist der abstrakte Gegenstand noch der _Raum,--ein
- unsinnlich Sinnliches_; die _Anschauung_ ist in ihre Abstraktion
- erhoben, er ist eine _Form_ der Anschauung, aber ist noch Anschauung,
- --ein Sinnliches, das _Außereinander_ der Sinnlichkeit selbst; ihre
- reine _Begrifflosigkeit_.--Man hat in neueren Zeiten genug von der
- Vortrefflichkeit der Geometrie aus dieser Seite sprechen gehört;--man
- hat dieß, daß sie sinnliche Anschauung zum Grunde liegen habe, für
- ihren höchsten Vorzug erklärt, und gemeint, ihre hohe
- Wissenschaftlichkeit Gründe sich sogar hierauf, und ihre Beweise
- beruhen auf der Anschauung. Es ist gegen diese Flachheit die flache
- Erinnerung zu machen nöthig, daß durch das Anschauen keine
- Wissenschaft zu Stande komme, sondern allein _durchs Denken_. Die
- Anschaulichkeit, welche die Geometrie durch ihren noch sinnlichen
- Stoff hat, giebt ihr allein diejenige Seite der Evidenz, welche das
- _Sinnliche_ überhaupt für den gedankenlosen Geist hat.
- Kläglicherweise daher hat man diese Sinnlichkeit des Stoffs ihr für
- einen Vorzug angerechnet, welche vielmehr die Niedrigkeit ihres
- Standpunkts bezeichnet. Nur der _Abstraktion_ ihres sinnlichen
- Gegenstandes verdankt sie ihre Fähigkeit zu einer höhern
- Wissenschaftlichkeit, und den großen Vorzug vor denjenigen Sammlungen
- von Kenntnissen, die man gleichfalls Wissenschaften zu nennen beliebt,
- und die konkretes, empfindbares Sinnliches zu ihrem Inhalte haben,
- und nur durch die Ordnung, die sie hinein zu bringen suchen, eine
- ferne Ahnung und Anspielung an die Forderungen des Begriffes zeigen.
- Dadurch, daß der Raum der Geometrie die Abstraktion und Leere des
- Außereinanderseyns ist, ist es nur möglich, daß in seine
- Unbestimmtheit die Figurationen so hineingezeichnet werden, daß ihre
- Bestimmungen in fester Ruhe außereinander verbleiben und keinen
- Übergang in das Entgegengesetzte in sich haben. Ihre Wissenschaft
- ist dadurch einfache Wissenschaft _des Endlichen_, das nach der Größe
- verglichen wird, und dessen Einheit die äußerliche, die _Gleichheit_,
- ist. Aber indem nun bei diesem Figurieren zugleich von verschiedenen
- Seiten und Principien ausgegangen wird, und die verschiedenen Figuren
- für sich entstehen, so zeigt sich bei ihrer Vergleichung doch auch
- die _qualitative_ Ungleichheit und _Inkommensurabilität_. Die
- Geometrie wird an derselben über die _Endlichkeit_, in der sie so
- geregelt und sicher fortschritt, zur _Unendlichkeit_ getrieben,--zum
- Gleichsetzen solcher, die qualitativ verschieden sind. Hier hört
- ihre Evidenz von der Seite auf, als ihr sonst die feste Endlichkeit
- zu Grunde liegt, und sie nichts mit dem Begriffe und dessen
- Erscheinung, jenem Übergange, zu thun hat. Die endliche
- Wissenschaft ist hier an ihre Grenze gekommen, da die Nothwendigkeit
- und Vermittelung des Synthetischen nicht mehr nur in der _positiven
- Identität_, sondern in der _negativen_ gegründet ist.
- Wenn die Geometrie, wie die Algebra bei ihren abstrakten, bloß
- verständigen Gegenständen bald auf ihre Grenze stößt, so zeigt sich
- die synthetische Methode für _andere Wissenschaften_ von Anfang an um
- so ungenügender, am ungenügendsten aber bei der Philosophie. In
- Ansehung der Definition und Eintheilung hat sich das Gehörige schon
- ergeben; hier wäre nur noch vom Lehrsatze und Beweise zu sprechen,
- aber außer der Voraussetzung der Definition und Eintheilung, die den
- Beweis schon fordert und voraussetzt, besteht ferner in der
- _Stellung_ derselben überhaupt zu den Lehrsätzen das Ungenügende.
- Diese Stellung ist vornehmlich merkwürdig bei den
- Erfahrungswissenschaften, wie z.B. die Physik, wenn sie sich die
- Form von synthetischen Wissenschaften geben wollen. Der Weg ist dann
- dieser, daß die _Reflexions-Bestimmungen_ von besonderen _Kräften_,
- oder sonst innerlichen und wesenhaften Formen, welche aus der Weise,
- die Erfahrung zu analysiren, hervorgehen, und die sich nur als
- _Resultate_ rechtfertigen können, _an die Spitze gestellt_ werden
- müssen, um an denselben die allgemeine _Grundlage_ zu haben, welche
- nachher auf das _Einzelne angewendet_ und in ihm aufgezeigt wird.
- Indem diese allgemeinen Grundlagen für sich keinen Halt haben, so
- soll man sie sich einstweilen _gefallen_ lassen; an den abgeleiteten
- _Folgerungen_ aber merkt man erst, daß diese den eigentlichen _Grund_
- jener _Grundlagen_ ausmachen. Es zeigt sich die sogenannte
- _Erklärung_, und der Beweis des in Lehrsätze gebrachten Konkreten
- Theils als eine Tautologie, Theils als eine Verwirrung des wahren
- Verhältnisses, Theils auch, daß diese Verwirrung dazu diente, die
- Täuschung des Erkennens zu verstecken, das Erfahrungen einseitig
- aufgenommen hat, wodurch es allein seine einfachen Definitionen und
- Grundsätze erlangen konnte, und die Widerlegung aus der Erfahrung
- damit beseitigt, daß es diese nicht in ihrer konkreten Totalität,
- sondern als Beispiel und zwar nach der für die Hypothesen und Theorie
- brauchbaren Seite vornimmt und gelten läßt. In dieser Unterordnung
- der konkreten Erfahrung unter die vorausgesetzten Bestimmungen wird
- die Grundlage der Theorie verdunkelt und nur nach der Seite gezeigt,
- welche der Theorie gemäß ist; so wie es überhaupt dadurch sehr
- erschwert wird, die konkreten Wahrnehmungen unbefangen für sich zu
- betrachten. Nur indem man den ganzen Verlauf auf den Kopf stellt,
- erhält das Ganze das rechte Verhältniß, worin sich der Zusammenhang
- von Grund und Folge, und die Richtigkeit der Umbildung der
- Wahrnehmung in Gedanken übersehen läßt. Eine der
- Hauptschwierigkeiten beim Studium solcher Wissenschaften ist daher,
- _in sie hineinzukommen_; was nur dadurch geschehen kann, daß man sich
- die Voraussetzung _blindlings gefallen_ läßt, und ohne weiter einen
- Begriff, selbst oft kaum eine bestimmte Vorstellung, höchstens ein
- verworrenes Bild der Phantasie davon sich machen zu können, die
- Bestimmung von den angenommenen Kräften, Materien und deren
- hypothetischen Gestaltungen, Richtungen und Drehungen vor der Hand
- ins Gedächtniß einprägt. Wenn man die Nothwendigkeit und den Begriff
- der Voraussetzungen, um sie anzunehmen und gelten zu lassen, fordert,
- so ist nicht über den Anfang hinauszukommen.
- Über das Unpassende der Anwendung der synthetischen Methode auf die
- streng analytische Wissenschaft ist oben die Gelegenheit gewesen, zu
- sprechen. Durch _Wolf_ ist diese Anwendung auf alle mögliche Arten
- von Kenntnissen ausgedehnt worden, die er zur Philosophie und
- Mathematik zog,--Kenntnisse, die zum Theil ganz analytischer Natur,
- zum Theil auch einer zufälligen, und bloß handwerkmäßigen Art sind.
- Der Kontrast eines solchen leicht faßliche, seiner Natur nach keiner
- strengen und wissenschaftlichen Behandlung fähigen Stoffes mit dem
- steifen wissenschaftlichen Umwege und Überzuge hat für sich selbst
- das Ungeschickte solcher Anwendung gezeigt, und um den Kredit
- gebracht. Z.B. in _Wolf's Anfangsgründen der Baukunst heißt der
- achte Lehrsatz_: Ein Fenster muß so breit seyn, daß zwei Personen
- gemächlich neben einander in demselben liegen können._Beweis_: Denn
- man pflegt sich öfters mit einer andern Person an das Fenster zu
- legen, und sich umzusehen. Da nun der Baumeister den Hauptabsichten
- des Bauherrn in Allem ein Genüge thun soll (_. 1); so muß er auch das
- Fenster so breit machen, daß zwei Personen gemächlich neben einander
- in demselb en liegen können. W.z.E._Desselben Anfangsgründe der
- Fortifikation, der zweite Lehrsatz_: Wenn der Feind in der Nähe
- kampirt, und man vermuthet, er werde durch einen Sukkurs die Festung
- zu entsetzen suchen: so muß eine Circumvallations-Linie um die ganze
- Festung herumgezogen werden._Beweis_: Die Circumvallations-Linie
- hindern, daß Niemand in das Lager von Außen hineindringen kann (_.
- 311). Diejenigen aber, welche die Festung entsetzen wollen,
- verlangen in das Lager von Außen hineinzudringen. Wenn man sie also
- abhalten will, muß eine Circumvallations-Linie um das Lager gezogen
- werden. Derowegen wenn der Feind in der Nähe kampirt, und man
- vermuthet, er werde durch Sukkurs die Festung zu entsetzen suchen, so
- muß das Lager in Circumvallations-Linien eingeschlossen werden. W.z.
- E.
- Den Glauben an die Tauglichkeit und Wesentlichkeit dieser Methode für
- eine wissenschaftliche Strenge in der _Philosophie_ konnte jedoch
- jener Mißbrauch nicht benehmen; _Spinoza's_ Beispiel in Darstellung
- seiner Philosophie hat noch lange als ein Muster gegolten. In der
- That aber ist durch _Kant_ und _Jacobi_ die ganze Weise der
- vormaligen Metaphysik und damit ihre Methode über den Haufen geworfen
- worden. Kant hat von dem Inhalte jener Metaphysik nach seiner Weise
- gezeigt, daß derselbe durch die strenge Demonstration auf
- _Antinomien_, deren übrige Beschaffenheit an den gehörigen Orten
- beleuchtet worden ist, führe; aber auf die Natur dieses Demonstrirens
- selbst, das an einen endlichen Inhalt geknüpft ist, hat er nicht
- reflektirt; das eine aber muß mit dem andern fallen. In seinen
- _Anfangsgründen der Naturwissenschaft_ hat er selbst ein Beispiel
- gegeben, eine Wissenschaft, welche er auf diese Weise der Philosophie
- zu vindiciren gedachte, als eine Reflexions-Wissenschaft und in der
- Methode derselben zu behandeln.--Wenn Kant mehr der Materie nach die
- vormalige Metaphysik angriff, so hat sie _Jacobi_ vornehmlich von
- Seiten ihrer Weise zu demonstrieren angegriffen, und den Punkt,
- worauf es ankommt, auf's Lichteste und Tiefste herausgehoben, daß
- nämlich solche Methode der Demonstration schlechthin in den Kreis der
- starren Notwendigkeit des Endlichen gebunden ist, und die _Freiheit_,
- das ist _der Begriff_, und damit _Alles was wahrhaft ist_, jenseits
- derselben liegt, und von ihr unerreichbar ist.--Nach dem kantischen
- Resultate ist es der eigenthümliche Stoff der Metaphysik, der sie in
- Widersprüche führt, und das Unzureichende des Erkennens besteht in
- seiner _Subjektivität_, nach dem jacobischen ist es die Methode und
- ganze Natur des Erkennens selbst, das nur einen _Zusammenhang der
- Bedingtheit_ und _Abhängigkeit_ erfaßt, und daher dem, was an und für
- sich und das absolut-Wahre ist, sich unangemessen zeigt. In der That,
- indem das Princip der Philosophie der _unendliche freie Begriff_ ist,
- und aller ihr Inhalt allein auf demselben beruht, so ist die Methode
- der begrifflosen Endlichkeit nicht auf jenen passend. Die Synthese
- und Vermittelung dieser Methode, das _Beweisen_ bringt es nicht
- weiter als zu einer der Freiheit gegenüberstehenden _Nothwendigkeit_,
- --nämlich einer _Identität_ des Abhängigen, welche nur _an sich_ ist,
- es seyn, daß sie als _innerliche_ oder als _äußerliche_ aufgefaßt
- werde, worin dasjenige, was die Realität daran ausmacht, das
- Unterschiedene und in die Existenz Extreme schlechthin ein
- _selbstständig-Verschiedenes_ und daher _Endliches_ bleibt. Darin
- kommt also diese _Identität_ selbst nicht _zur Existenz_ und bleibt
- das _nur Innerliche_, oder sie ist das nur _Äußerliche_, indem ihr
- bestimmter Inhalt ihr gegeben ist;--in beiden Ansichten ist sie ein
- Abstraktes und hat die reelle Seite nicht an ihr selbst, und ist
- nicht als an und für sich _bestimmte Identität_ gesetzt; der
- _Begriff_, um welchen es allein zu thun, und der das an und für sich
- Unendliche ist, ist somit aus diesem Erkennen ausgeschlossen.
- In dem synthetischen Erkennen gelangt also die Idee nur insoweit zu
- ihrem Zweck, daß der _Begriff_ nach seinen _Momenten_ der _Identität_
- und den _realen Bestimmungen_, oder nach der _Allgemeinheit_ und den
- _besonderen_ Unterschieden,ferner auch _als Identität_, welche
- _Zusammenhang_ und _Abhängigkeit_ des Verschiedenen ist,--_für den
- Begriff_ wird. Aber dieser sein Gegenstand ist ihm nicht angemessen;
- denn der Begriff wird nicht als _Einheit seiner mit sich selbst in
- seinem Gegenstande oder seiner Realität_; in der Nothwendigkeit ist
- seine Identität für ihn, in der aber nicht selbst die _Bestimmtheit_,
- sondern als ein ihr äußerlicher, d. i. nicht durch den Begriff
- bestimmter Stoff ist, in welchem er also nicht sich selbst erkennt.
- Überhaupt ist also der Begriff nicht für sich, nach seiner Einheit
- nicht zugleich an und für sich bestimmt. Die Idee erreicht deswegen
- in diesem Erkennen die Wahrheit noch nicht wegen der Unangemessenheit
- des Gegenstandes zu dem subjektiven Begriffe.--Aber die Sphäre der
- Nothwendigkeit ist die höchste Spitze des Seyns und der Reflexion;
- sie geht an und für sich selbst in die Freiheit des Begriffes, die
- innere Identität geht in ihre Manifestation, die der Begriff als
- Begriff ist, über. Wie dieser _Übergang_ aus der Sphäre der
- Nothwendigkeit in den Begriff _an sich_ geschieht, ist bei
- Betrachtung der erstern gezeigt worden, so wie er auch als die
- _Genesis des Begriffs_ zu Anfang dieses Buchs sich dargestellt hat.
- Hier hat die _Nothwendigkeit_ die Stellung, die _Realität_ oder der
- _Gegenstand_ des Begriffes zu seyn, wie auch der Begriff, in den sie
- übergeht, nunmehr als Gegenstand desselben ist. Aber der Übergang
- selbst ist derselbe. Er ist auch hier nur erst _an sich_ und liegt
- noch außer dem Erkennen in unserer Reflexion, d. h. ist dessen noch
- innere Nothwendigkeit selbst. Nur das Resultat ist für ihn. Die
- Idee, insofern der Begriff nun _für sich_ der an und für sich
- bestimmte ist ist die _praktische_ Idee, _das Handeln_.
- B. Die Idee des Guten.
- Indem der Begriff, welcher Gegenstand seiner selbst ist, an und für
- sich bestimmt ist, ist das Subjekt sich als _Einzelnes_ bestimmt. Er
- hat als Subjektives wieder die Voraussetzung eines an sich-seyenden
- Andersseyns; er ist der _Trieb_, sich zu realisiren, der Zweck der
- sich _durch sich selbst_ in der objektiven Welt Objektivität geben
- und sich ausführen will. In der theoretischen Idee steht der
- subjektive Begriff, als das _Allgemeine_, an- und für sich
- _Bestimmungs-lose_, der objektiven Welt entgegen, aus der er sich den
- bestimmten Inhalt und die Erfüllung nimmt. In der praktischen Idee
- aber steht er als Wirkliches dem Wirklichen gegenüber; die Gewißheit
- seiner selbst, die das Subjekt in seinem An- und
- Für-sich-Bestimmt-seyn hat, ist aber eine Gewißheit seiner
- Wirklichkeit und der _Unwirklichkeit_ der Welt; nicht nur das
- Andersseyn derselben als abstrakte Subjektheit ist ihm das Nichtige,
- sondern deren Einzelnheit und die Bestimmungen ihrer Einzelnheit.
- Die _Objektivität_ hat das Subjekt hier sich selbst vindicirt; seine
- Bestimmtheit in sich ist das Objektive, denn es ist die Allgemeinheit,
- welche ebenso wohl schlechthin bestimmt ist; die vorhin objektive
- Welt ist dagegen nur noch ein Gesetztes, ein _unmittelbar_ auf
- mancherlei Weise Bestimmtes, aber das, weil es nur unmittelbar ist,
- der Einheit des Begriffes in sich entbehrt, und für sich nichtig ist.
- Diese in dem Begriffe enthaltene, ihm gleiche, und die Forderung der
- einzelnen äußerlichen Wirklichkeit in sich schließende Bestimmtheit
- ist das _Gute_. Es tritt mit der Würde auf, absolut zu seyn, weil es
- die Totalität des Begriffes in sich, das Objektive zugleich in der
- Form der freien Einheit und Subjektivität ist. Diese Idee ist höher
- als die Idee des betrachteten Erkennens, denn sie hat nicht nur die
- Würde des Allgemeinen, sondern auch des schlechthin Wirklichen:--Sie
- ist _Trieb_, insofern dieses Wirkliche noch subjektiv, sich selbst
- setzend ist, nicht die Form zugleich der unmittelbaren Voraussetzung
- hat; ihr Trieb, sich zu realisiren ist eigentlich nicht, sich
- Objektivität zu geben, diese hat sie an sich selbst, sondern nur
- diese leere Form der Unmittelbarkeit.--Die Thätigkeit des Zwecks ist
- daher nicht gegen sich gerichtet, um eine gegebene Bestimmung in sich
- aufzunehmen und sich zu eigen zu machen, sondern vielmehr die eigene
- Bestimmung zu setzen, und sich vermittelst des Aufhebens der
- Bestimmungen der äußerlichen Welt die Realität in Form äußerlicher
- Wirklichkeit zu geben.--Die Willensidee hat als das Selbstbestimmende
- _für sich_ den _Inhalt_ in sich selbst. Dieser ist nun zwar
- _bestimmter_ Inhalt, und insofern ein _Endliches_ und _Beschränktes_;
- die Selbstbestimmung ist wesentlich _Besonderung_, da die Reflexion
- des Willens in sich als negative Einheit überhaupt auch Einzelnheit
- im Sinne des Ausschließens und des Voraussetzens eines Andern ist.
- Die Besonderheit des Inhalts ist jedoch zunächst unendlich durch die
- Form des Begriffs, dessen eigene Bestimmtheit er ist, und der in ihm
- die negative Identität seiner mit sich selbst, hiermit nicht nur ein
- Besonderes, sondern seine unendliche Einzelnheit hat. Die erwähnte
- _Endlichkeit_ des Inhalts in der praktischen Idee ist damit eins und
- dasselbe, daß sie zunächst noch unausgeführte Idee ist; der Begriff
- ist _für ihn_ das An- und Fürsichseyende; er ist hier die Idee in der
- Form der _für sich selbst_ seyenden Objektivität; eines Theils ist
- das Subjektive darum nicht mehr nur ein _Gesetztes_, Willkürliches
- oder Zufälliges, sondern ein Absolutes; aber andern Theils hat diese
- _Form der Existenz, das Fürsichseyn_, noch nicht auch die des
- _Ansichseyns_. Was so der Form als solcher nach als Gegensatz
- erscheint, erscheint an der zur _einfachen Identität_ reflektirten
- Form des Begriffes, d. i. am Inhalt, als einfache Bestimmtheit
- desselben; das Gute, ob zwar an und für sich geltend, ist dadurch
- irgend ein besonderer Zweck, der aber durch die Realisirung nicht
- erst seine Wahrheit erhalten soll, sondern schon für sich das Wahre
- ist.
- Der Schluß der unmittelbaren _Realisirung_ selbst bedarf hier keiner
- nähern Ausführung; er ist ganz nur der oben betrachtete Schluß der
- _äußerlichen Zweckmäßigkeit_; nur der Inhalt macht den Unterschied
- aus. In der äußerlichen als der formellen Zweckmäßigkeit war er ein
- unbestimmter endlicher Inhalt überhaupt, hier ist er zwar auch ein
- endlicher, aber als solcher zugleich absolut geltender. Aber in
- Ansehung des Schlußsatzes, des ausgeführten Zwecks, tritt ein
- weiterer Unterschied ein. Der endliche Zweck kommt in seiner
- _Realisirung_ ebenso sehr nur bis zum _Mittel_; da er nicht in seinem
- Anfange schon an und für sich bestimmter Zweck ist, bleibt er auch
- als ausgeführt ein solches, das nicht an und für sich ist. Ist das
- Eine auch wieder als ein _Endliches_ fixirt, und wesentlich ein
- solches, so kann es auch, seiner innerlichen Unendlichkeit unerachtet,
- dem Schicksale der Endlichkeit nicht entgehen;--ein Schicksal, das
- in mehreren Formen erscheint. Das ausgeführte Gute ist gut durch das,
- was es schon im subjektiven Zweck, in seiner Idee ist; die
- Ausführung giebt ihm ein äußerliches Daseyn; aber da dieß Daseyn nur
- bestimmt ist als die an und für sich nichtige Äußerlichket, so hat
- das Gute in ihr nur ein zufälliges, zerstörbares Daseyn, nicht eine
- seiner Idee entsprechende Ausführung erreicht.--Ferner da es seinem
- Inhalte nach ein Beschränktes ist, so giebt es auch des Guten
- mehrerlei; das existirende Gute ist nicht nur der Zerstörung durch
- äußerliche Zufälligkeit und durch das Böse unterworfen, sondern durch
- die Kollision und den Widerstreit des Guten selbst. Von Seiten der
- ihm vorausgesetzten objektiven Welt, in deren Voraussetzung die
- Subjektivität und Endlichkeit des Guten besteht, und die als eine
- andere ihren eigenen Gang geht, ist selbst die Ausführung des Guten
- Hindernissen, ja sogar der Unmöglichkeit ausgesetzt.
- Das Gute bleibt so ein _Sollen_; es ist _an und für sich_, aber das
- _Seyn_ als die letzte, abstrakte Unmittelbarkeit bleibt gegen
- dasselbe _auch_ als ein _Nichtseyn_ bestimmt. Die Idee des
- vollendeten Guten ist zwar ein _absolutes Postulat_, aber mehr nicht
- als ein Postulat, d. i. das Absolute mit der Bestimmtheit der
- Subjektivität behaftet. Es sind noch die zwei Welten im Gegensatze,
- die eine ein Reich der Subjektivität in den reinen Räumen des
- durchsichtigen Gedankens, die andere ein Reich der Objektivität in
- dem Elemente einer äußerlich mannigfaltigen Wirklichkeit, die ein
- unaufgeschlossenes Reich der Finsterniß ist. Die vollständige
- Ausbildung des unaufgelösten Widerspruchs, jenes _absoluten_ Zwecks,
- dem die _Schranke_ dieser Wirklichkeit _unüberwindlich_
- gegenübersteht, ist in der Phänomenologie des Geistes S. 453 ff.
- näher betrachtet worden.--Indem die Idee das Moment der vollkommenen
- Bestimmtheit in sich enthält, so hat der andere Begriff, zu dem der
- Begriff sich in ihr verhält, in seiner Subjektivität zugleich das
- Moment eines Objekts; die Idee tritt daher hier in die Gestalt des
- _Selbstbewußtseyns_, und trifft nach dieser einen Seite mit dessen
- Darstellung zusammen.
- Was aber der praktischen Idee noch mangelt, ist das Moment des
- eigentlichen Bewußtseyns selbst, daß nämlich das Moment der
- Wirklichkeit im Begriffe für sich die Bestimmung des _äußerlichen
- Seyns_ erreicht hätte.--Dieser Mangel kann auch so betrachtet werden,
- daß der _praktischen_ Idee noch das Moment der _theoretischen_ fehlt.
- In der letztern nämlich steht auf der Seite des subjektiven, vom
- Begriffe in sich angeschaut werdenden Begriffs nur die Bestimmung der
- _Allgemeinheit_; das Erkennen weiß sich nur als Auffassen, als die
- für sich selbst _unbestimmte_ Identität des Begriffs mit sich selbst;
- die Erfüllung, d. i. die an und für sich bestimmte Objektivität ist
- ihr ein _Gegebenes_, und das _wahrhaft-Seyende_ die unabhängig vom
- subjektiven Setzen vorhandene Wirklichkeit.
- Der praktischen Idee. dagegen gilt diese Wirklichkeit, die ihr
- zugleich als unüberwindliche Schranke gegenübersteht, als das an und
- für sich Nichtige, das erst seine wahrhafte Bestimmung und einzigen
- Werth durch die Zwecke des Guten erhalten solle. Der Wille steht
- daher der Erreichung seines Ziels nur selbst im Wege dadurch, daß er
- sich von dem Erkennen trennt, und die äußerliche Wirklichkeit für ihn
- nicht die Form des wahrhaft-Seyenden erhält; die Idee des Guten kann
- daher ihre Ergänzung allein in der Idee des Wahren finden.
- Sie macht aber diesen Übergang durch sich selbst. In dem Schlusse
- des Handelns ist die eine Prämisse die _unmittelbare Beziehung_ des
- _guten Zweckes auf die Wirklichkeit_, deren er sich bemächtigt und in
- der zweiten Prämisse als äußerliches _Mittel_ gegen die äußerliche
- Wirklichkeit richtet. Das Gute ist für den subjektiven Begriff das
- Objektive; die Wirklichkeit in ihrem Daseyns steht ihm nur insofern
- als die unüberwindliche Schranke gegenüber, als sie noch die
- Bestimmung _unmittelbaren Daseyns_, nicht eines Objektiven nach dem
- Sinne des An- und Fürsichseyns hat; sie ist vielmehr entweder das
- Böse oder Gleichgültige, nur Bestimmbare, welches seinen Werth nicht
- in sich selbst hat. Dieses abstrakte Seyn, das dem Guten in der
- zweiten Prämisse gegenübersteht, hat aber die praktische Idee bereits
- selbst aufgehoben; die erste Prämisse ihres Handelns ist die
- _unmittelbare Objektivität_ des Begriffes, wonach der Zweck ohne
- allen Widerstand sich der Wirklichkeit mittheilt, und in einfacher,
- identischer Beziehung mit ihr ist. Es sind insofern also nur die
- Gedanken ihrer beiden Prämissen zusammen zu bringen. Zu dem, was in
- der ersten von dem objektiven Begriffe unmittelbar schon vollbracht
- ist, kommt in der zweiten zunächst nur dieß hinzu, daß es durch
- Vermittelung, hiermit _für ihn_ gesetzt wird. Wie nun in der
- Zweckbeziehung überhaupt der ausgeführte Zweck zwar auch wieder nur
- ein Mittel, aber umgekehrt das Mittel auch der ausgeführte Zweck ist,
- so ist gleichfalls in dem Schlusse des Guten die zweite Prämisse
- schon unmittelbar in der ersten _an sich_ vorhanden; allein diese
- Unmittelbarkeit ist nicht hinreichend, und die zweite wird schon für
- das erste postulirt;--die Ausführung des Guten gegen eine
- gegenüberstehende andere Wirklichkeit ist die Vermittelung, welche
- wesentlich für die unmittelbare Beziehung und das Verwirklichtseyn
- des Guten nothwendig ist. Denn sie ist nur die erste Negation oder
- das Andersseyn des Begriffs, eine Objektivität, welche ein
- Versenktseyn des Begriffs in die Äußerlichkeit wäre; die zweite ist
- das Aufheben dieses Andersseyns, wodurch die unmittelbare Ausführung
- des Zwecks erst Wirklichkeit des Guten als des für sich seyenden
- Begriffes wird, indem er darin identisch mit sich selbst, nicht mit
- einem Andern, hiermit allein als freier gesetzt wird. Wenn nun der
- Zweck des Guten dadurch doch nicht ausgeführt seyn sollte, so ist
- dieß ein Rückfall des Begriffs in den Standpunkt, den der Begriff vor
- seiner Thätigkeit hat,--den Standpunkt der als nichtig bestimmten und
- doch als reell vorausgesetzten Wirklichkeit;--ein Rückfall, welcher
- zum Progreß in die schlecht Unendlichkeit wird, seinen Grund allein
- darin hat, daß in dem Aufheben jener abstrakten Realität dieß
- Aufheben ebenso unmittelbar vergessen wird, oder daß vergessen wird,
- daß diese Realität vielmehr schon als die an und für sich nichtige,
- nicht objektive Wirklichkeit vorausgesetzt ist. Diese Wiederholung
- der Voraussetzung des nicht ausgeführten Zweckes nach der wirklichen
- Ausführung des Zweckes bestimmt sich daher auch so, daß _die
- subjektive Haltung_ des objektiven Begriffes reproducirt und
- perennirend gemacht wird, womit _die Endlichkeit_ des Guten seinem
- Inhalte, so wie seiner Form nach als die bleibende Wahrheit, so wie
- seine Verwirklichung schlechthin immer nur als ein _einzelner Akt_,
- nicht als ein _allgemeiner_ erscheint.--In der That hat sich diese
- Bestimmtheit in der Verwirklichung des Guten aufgehoben; was den
- objektiven Begriff noch _begrenzt_, ist seine eigene _Ansicht_ von
- sich, die durch die Reflexion auf das, was seine Verwirklichung _an
- sich_ ist, verschwindet; er steht nur sich selbst durch diese Ansicht
- im Wege, und hat sich darüber nicht gegen eine äußere Wirklichkeit,
- sondern gegen sich selbst zu richten.
- Die Thätigkeit in der zweiten Prämisse nämlich, die nur ein
- einseitiges _Fürsichseyn_ hervorbringt, daher das Produkt als ein
- _Subjektives_ und _Einzelnes_ erschient, darin somit die erste
- Voraussetzung wiederholt wird,--ist in Wahrheit ebenso sehr das
- Setzen der _an sich seyenden_ Identität des objektiven Begriffs und
- der unmittelbaren Wirklichkeit. Diese letztere ist durch die
- Voraussetzung bestimmt, nur eine Realität der Erscheinung zu haben,
- an und für sich nichtig, und schlechthin vom objektiven Begriff
- bestimmbar zu seyn. Indem durch die Thätigkeit des objektiven
- Begriffs die äußere Wirklichkeit verändert, ihre Bestimmung hiermit
- aufgehoben wird, so wird ihr eben dadurch die bloß erscheinenden
- Realität, äußerliche Bestimmbarkeit und Nichtigkeit genommen, sie
- wird hiermit _gesetzt_ als an und für sich seyend. Es wird darin die
- Voraussetzung überhaupt aufgehoben, nämlich die Bestimmung des Guten
- als eines bloß subjektiven und seinem Inhalte nach beschränkten
- Zwecks, die Nothwendigkeit, ihn durch subjektive Thätigkeit erst zu
- realisiren, und diese Thätigkeit selbst. In dem Resultate hebt die
- Vermittelung sich selbst auf, es ist eine _Unmittelbarkeit_, welche
- nicht die Wiederherstellung der Voraussetzung, sondern vielmehr deren
- Aufgehobenseyn ist. Die Idee des an und für sich bestimmten Begriffs
- ist hiermit gesetzt, nicht mehr bloß im thätigen Subjekt, sondern
- ebenso sehr als eine unmittelbare Wirklichkeit, und umgekehrt diese,
- wie sie im Erkennen ist, als wahrhaftseyende Objektivität zu seyn.
- Die Einzelnheit des Subjekts, mit der es durch seine Voraussetzung
- behaftete wurde, ist mit dieser verschwunden; es ist hiermit jetzt
- als _freie, allgemeine Identität mit sich selbst_, für welche die
- Objektivität des Begriffs ebenso sehr eine _gegebene_, unmittelbar
- für dasselbe _vorhandene_ ist, als es sich als den an und für sich
- bestimmten Begriff weiß. In diesem Resultate ist hiermit das
- _Erkennen_ hergestellt, und mit der praktischen Idee vereinigt, die
- vorgefundene Wirklichkeit ist zugleich als der ausgeführte absolute
- Zweck bestimmt, aber nicht wie im suchenden Erkennen bloß als
- objektive Welt, deren innerer Grund und wirkliches Bestehen der
- Begriff ist. Dieß ist die absolute Idee
- Drittes Kapitel. Die absolute Idee.
- Die absolute Idee, wie sich ergeben hat, ist die Identität der
- theoretischen und der praktischen, welche jede für sich noch
- einseitig, die Idee selbst nur als ein gesuchtes Jenseits und
- unerreichtes Ziel in sich hat;--jede daher eine _Synthese des
- Strebens_ ist, die Idee sowohl in sich hat als auch _nicht_ hat, von
- einem zum andern übergeht, aber beide Gedanken nicht zusammenbringt,
- sondern in deren Widerspruche stehen bleibt. Die absolute Idee als
- der vernünftige Begriff, der in seiner Realität nur mit sich selbst
- zusammengeht, ist um dieser Unmittelbarkeit seiner objektiven
- Identität willen einer Seits die Rückkehr zum _Leben_; aber sie hat
- diese Form ihrer Unmittelbarkeit ebenso sehr aufgehoben, und den
- höchsten Gegensatz in sich. Der Begriff ist nicht nur _Seele_,
- sondern freier subjektiver Begriff, der für sich ist und daher die
- Persönlichkeit hat,--der praktische, an und für sich bestimmte,
- objektive Begriff, der als Person undurchdringliche, atome
- Subjektivität ist,--der aber ebenso sehr nicht ausschließende
- Einzelnheit, sondern für sich _Allgemeinheit_ und _Erkennen_ ist, und
- in seinem Andern _seine eigene_ Objektivität zum Gegenstande hat.
- Alles Übrige ist Irrthum, Trübheit, Meinung, Streben, Willkür und
- Vergänglichkeit; die absolute Idee allein ist _Seyn_, unvergängliches
- _Leben, sich wissende Wahrheit_, und ist _alle Wahrheit_.
- Sie ist der einzige Gegenstand und Inhalt der Philosophie Indem sie
- _alle Bestimmtheit_ in sich enthält, und ihr Wesen dieß ist, durch
- ihre Selbstbestimmung oder Besonderung zu sich zurückzukehren, so hat
- sie verschiedene Gestaltungen, und das Geschäft der Philosophie ist,
- sie in diesen zu erkennen. Die Natur und der Geist sind überhaupt
- unterschiedene Weisen, _ihr Daseyn_ darzustellen; Kunst und Religion
- ihre verschiedenen Weisen, sich zu erfassen und ein sich angemessenes
- Daseyn zu geben; die Philosophie hat mit Kunst und Religion denselben
- Inhalt und denselben Zweck; aber sie ist die höchste Weise, die
- absolute Idee zu erfassen, weil ihre Weise die höchste, der Begriff,
- ist. Sie faßt daher jene Gestaltungen der reellen und ideellen
- Endlichkeit, so wie der Unendlichkeit und Heiligkeit in sich, und
- begreift sie und sich selbst. Die Ableitung und Erkenntniß dieser
- besonderen Weisen ist nun das fernere Geschäft der besonderen
- philosophischen Wissenschaften. _Das Logische_ der absoluten Idee
- kann auch eine _Weise_ derselben genannt werden; aber indem die
- _Weise_ eine _besondere_ Art, eine _Bestimmtheit_ der Form bezeichnet,
- so ist das Logische dagegen die allgemeine Weise, in der alle
- besonderen aufgehoben und eingehüllt sind. Die logische Idee ist sie
- selbst in ihrem reinen Wesen, wie sie in einfacher Identität in ihren
- Begriff eingeschlossen, und in das _Scheinen_ in einer
- Formbestimmtheit noch nicht eingetreten ist. Die Logik stellt daher
- die Selbstbewegung der absoluten Idee nur als das ursprüngliche
- _Wort_ dar, das eine _Äußerung_ ist, aber eine solche, die als
- Äußeres unmittelbar wieder verschwunden ist, indem sie ist; die Idee
- ist also nur in dieser Selbstbestimmung, _sich zu vernehmen_, sie ist
- in dem _reinen Gedanken_, worin der Unterschied noch kein
- _Andersseyn_, sondern sich vollkommen durchsichtig ist und bleibt.
- --Die logische Idee hat somit sich als die _unendliche Form_ zu ihrem
- Inhalte;--die _Form_, welche insofern den Gegensatz zum _Inhalt_
- ausmacht, als dieser die in sich gegangene und in der Identität
- aufgehobene Formbestimmung so ist, daß diese konkrete Identität
- gegenüber der als Form entwickelten steht; er hat die Gestalt eines
- Andern und Gegebenen gegen die Form, die als solche schlechthin in
- _Beziehung_ steht, und deren Bestimmtheit zugleich als Schein gesetzt
- ist.--Die absolute Idee selbst hat näher nur dieß zu ihrem Inhalt,
- daß die Formbestimmung ihre eigene vollendete Totalität, der reine
- Begriff, ist. Die _Bestimmtheit_ der Idee und der ganze Verlauf
- dieser Bestimmtheit nun hat den Gegenstand der logischen Wissenschaft
- ausgemacht, aus welchem Verlauf die absolute Idee selbst _für sich_
- hervorgegangen ist; für sich aber hat sie sich als dieß gezeigt, daß
- die Bestimmtheit nicht die Gestalt eines _Inhalts_ hat, sondern
- schlechthin als _Form_, daß die Idee hiernach als die schlechthin
- _allgemeine Idee_ ist. Was also hier noch zu betrachten kommt, ist
- somit nicht ein Inhalt als solcher, sondern das Allgemeine seiner
- Form,--das ist die _Methode_.
- Die _Methode_ kann zunächst als die bloße _Art und Weise_ des
- Erkennens erscheinen, und sie hat in der That die Natur einer solchen.
- Aber die Art und Weise ist als Methode nicht nur eine _an und für
- sich bestimmte_ Modalität des _Seyns_, sondern als Modalität des
- Erkennens gesetzt als durch den _Begriff_ bestimmt, und als die Form,
- insofern sie die Seele aller Objektivität ist, und aller sonst
- bestimmte Inhalt seine Wahrheit allein in der Form hat. Wenn der
- Inhalt wieder der Methode als gegeben und als von eigenthümlicher
- Natur angenommen wird, so ist sie wie das Logische überhaupt in
- solcher Bestimmung eine bloß _äußerliche_ Form. Aber es kann
- hiergegen nicht nur auf den Grundbegriff vom Logischen sich berufen
- werden, sondern der ganze Verlauf desselben, worin alle Gestalten
- eines gegebenen Inhalts und der Objekte vorgekommen sind, hat ihren
- Übergang und Unwahrheit gezeigt, und statt daß ein gegebenes Objekt
- die Grundlage seyn könnte, zu der sich die absolute Form nur als
- äußerliche und zufällige Bestimmung verhielte, hat sich diese
- vielmehr als die absolute Grundlage und letzte Wahrheit erwiesen.
- Die Methode ist daraus als _der sich selbst wissende, sich_ als das
- Absolute, sowohl Subjektive als Objektive, _zum Gegenstande habende
- Begriff_, somit als das reine Entsprechen des Begriffs und seiner
- Realität, als eine Existenz, die er selbst ist, hervorgegangen.
- Was hiermit als Methode hier zu betrachten ist, ist nur die Bewegung
- des _Begriffs_ selbst, deren Natur schon erkannt worden, aber
- _erstlich_ nunmehr mit der _Bedeutung_, daß der _Begriff Alles_, und
- seine Bewegung die _allgemeine absolute Thätigkeit_, die sich selbst
- bestimmende und selbst realisirende Bewegung ist. Die Methode ist
- deswegen als die ohne Einschränkung allgemeine, innerliche und
- äußerliche Weise, und als die schlechthin unendliche Kraft
- anzuerkennen, welcher kein Objekt, insofern es sich als ein
- Äußerliches, der Vernunft fernes und von ihr unabhängiges präsentirt,
- Widerstand leisten, gegen sie von einer besondern Natur seyn, und
- von ihr nicht durchdrungen werden könnte. Sie ist darum die _Seele
- und Substanz_, und irgend etwas ist nur begriffen und in seiner
- Wahrheit gewußt, als es der _Methode vollkommen unterworfen_ ist; sie
- ist die eigene Methode jeder Sache selbst, weil ihre Thätigkeit der
- Begriff ist. Dieß ist auch der wahrhaftere Sinn ihrer
- _Allgemeinheit_; nach der Reflexions-Allgemeinheit wird sie nur als
- die Methode für _Alles_ genommen; nach der Allgemeinheit der Idee
- aber ist sie sowohl die Art und Weise des Erkennens, des _subjektiv_
- sich wissenden Begriffs, als die _objektive_ Art und Weise, oder
- vielmehr die _Substantialität_ der _Dinge_,--d. h. der Begriffe,
- insofern sie der _Vorstellung_ und der _Reflexion_ zunächst als
- _Andere_ erscheinen. Sie ist darum die höchste _Kraft_ oder vielmehr
- die _einzige_ und absolute _Kraft_ der Vernunft nicht nur, sondern
- auch ihr höchster und einziger _Trieb, durch sich selbst in Allem
- sich selbst_ zu finden und zu erkennen.--Hiermit ist _zweitens_ auch
- der _Unterschied der Methode von dem Begriffe als solchem_, das
- _Besondere_ derselben, angegeben. Wie der Begriff für sich
- betrachtet wurde, erschien er in seiner Unmittelbarkeit; die
- _Reflexion oder der ihn betrachtende Begriff_ fiel in _unser_ Wissen.
- Die Methode ist dieß Wissen selbst, für das er nicht nur als
- Gegenstand, sondern als dessen eigenes, subjektives Thun ist, als das
- _Instrument_ und Mittel der erkennenden Thätigkeit, von ihr
- unterschieden, aber als deren eigene Wesenheit. In dem suchenden
- Erkennen ist die Methode gleichfalls als _Werkzeug_ gestellt, als ein
- auf der subjektiven Seite stehendes Mittel, wodurch sie sich auf das
- Objekt bezieht. Das Subjekt ist in diesem Schlusse das eine und das
- Objekt das andere Extrem, und jenes schließt sich durch seine Methode
- mit diesem, aber darin für sich nicht _mit sich selbst zusammen_.
- Die Extreme bleiben verschiedene, weil Subjekt, Methode und Objekt
- nicht als _der eine identische Begriff_ gesetzt sind, der Schluß ist
- daher immer der formelle; die Prämisse, in welcher das Subjekt die
- Form als seine Methode auf seine Seite setzt, ist eine _unmittelbare_
- Bestimmung und enthält deswegen die Bestimmungen der Form, wie wir
- gesehen, der Definition, Eintheilung u. s. f. als im _Subjekte
- vorgefundene_ Thatsachen. Im wahrhaften Erkennen dagegen ist die
- Methode nicht nur eine Menge gewisser Bestimmungen, sondern das An-
- und Für-sich-Bestimmtseyn des Begriffs, der die Mitte nur darum ist,
- weil er ebenso sehr die Bedeutung des Objektiven hat, das im
- Schlußsatze daher nicht nur eine äußere Bestimmtheit durch die
- Methode erlangt, sondern in seiner Identität mit dem subjektiven
- Begriffe gesetzt ist.
- 1. Das, was die Methode hiermit ausmacht, sind die Bestimmungen des
- Begriffes selbst und deren Beziehungen, die in der Bedeutung als
- Bestimmungen der Methode nun zu betrachten sind.--Es ist dabei
- _erstens_ von dem _Anfange_ anzufangen. Von demselben ist bereits
- bei dem Anfange der Logik selbst, wie auch vorhin beim subjektiven
- Erkennen gesprochen und gezeigt worden, daß wenn er nicht willkürlich
- und mit einer kategorischen Bewußtlosigkeit gemacht wird, zwar viele
- Schwierigkeiten zu machen scheinen kann, jedoch von höchst einfacher
- Natur ist. Weil er der Anfang ist, ist sein Inhalt ein
- _Unmittelbares_, aber ein solches, das den Sinn und die Form
- _abstrakter Allgemeinheit_ hat. Er sey sonst ein Inhalt des _Seyns_
- oder des _Wesens_ oder des _Begriffes_, so ist er insofern ein
- _Aufgenommenes, Vorgefundenes, Assertorisches_, als er ein
- _Unmittelbares_ ist. _Vor's Erste_ aber ist er nicht ein
- Unmittelbares _der sinnlichen Anschauung_ oder _der Vorstellung_,
- sondern des _Denkens_, das man wegen seiner Unmittelbarkeit auch ein
- übersinnliches, _innerliches Anschauen_ nennen kann. Das
- Unmittelbare der sinnlichen Anschauung ist ein _Mannigfaltiges_ und
- Einzelnes. Das Erkennen ist aber begreifendes Denken, sein Anfang
- daher auch _nur im Elemente des Denkens_; ein _Einfaches_ und
- _Allgemeines_.--Von dieser Form ist vorhin bei der Definition die
- Rede gewesen. Bei dem Anfang des endlichen Erkennens wird die
- Allgemeinheit als wesentliche Bestimmung gleichfalls anerkannt, aber
- nur als Denk- und Begriffsbestimmung im Gegensatze gegen das Seyn
- genommen. In der That ist diese _erste_ Allgemeinheit eine
- _unmittelbare_, und hat darum ebenso sehr die Bedeutung des _Seyns_;
- denn das Seyn ist eben diese abstrakte Beziehung auf sich selbst.
- Das Seyn bedarf keiner andern Ableitung, als ob es dem Abstrakten der
- Definition nur daraus zukomme, weil es aus der sinnlichen Anschauung
- oder sonst woher genommen sey, und insofern es monstrirt werde.
- Dieses Monstriren und Herleiten betrifft eine _Vermittelung_, die
- mehr als ein bloßer Anfang ist, und ist eine solche Vermittelung, die
- nicht dem denkenden Begreifen gehört, sondern die Erhebung der
- Vorstellung, des empirischen und raisonnirenden Bewußtseyns, zu dem
- Standpunkte des Denkens ist. Nach dem geläufigen Gegensatze von
- Gedanken oder Begriff und Seyn erscheint es als eine wichtige
- Wahrheit, daß jenem für sich noch kein Seyn zukomme, und daß dieß
- einen eigenen, vom Gedanken selbst unabhängigen Grund habe. Die
- einfache Bestimmung von _Seyn_ ist aber so arm an sich, daß schon
- darum nicht viel Aufhebens davon zu machen ist; das Allgemeine ist
- unmittelbar selbst dieß Unmittelbare, weil es als Abstraktes auch nur
- die abstrakte Beziehung auf sich ist, die das Seyn ist. In der That
- hat die Forderung, das Seyn aufzuzeigen, einen weitern innern Sinn,
- worin nicht bloß diese abstrakte Bestimmung liegt, sondern es ist
- damit die Forderung der _Realisirung des Begriffs_ überhaupt gemeint,
- welche nicht im _Anfange_ selbst liegt, sondern vielmehr das Ziel und
- Geschäft der ganzen weitern Entwickelung des Erkennens ist. Ferner
- indem der _Inhalt_ des Anfangs durch das Monstriren in der innern
- oder äußern Wahrnehmung gerechtfertigt und als etwas Wahres oder
- Richtiges beglaubigt werden soll, so ist damit nicht mehr die _Form_
- der Allgemeinheit als solche gemeint, sondern ihre _Bestimmtheit_,
- wovon gleich zu sprechen nothwendig ist. Die Beglaubigung des
- _bestimmten Inhalts_, mit dem der Anfang gemacht wird, scheint
- _rückwärts_ desselben zu liegen; in der That aber ist sie als
- Vorwärtsgehen zu betrachten, wenn sie nämlich zum begreifenden
- Erkennen gehört.
- Der Anfang hat somit für die Methode keine andre Bestimmtheit, als
- die, das Einfache und Allgemeine zu seyn; dieß ist selbst die
- _Bestimmtheit_, wegen der er mangelhaft ist. Die Allgemeinheit ist
- der reine, einfache Begriff, und die Methode als das Bewußtseyn
- desselben weiß, daß die Allgemeinheit nur Moment und der Begriff in
- ihr noch nicht an und für sich bestimmt ist. Aber mit diesem
- Bewußtseyn, das den Anfang nur um der Methode willen weiter führen
- wollte, wäre diese ein Formelles, in äußerlicher Reflexion Gesetztes.
- Da sie aber die objektive, immanente Form ist, so muß das
- Unmittelbare des Anfangs _an ihm selbst_ das Mangelhafte, und mit dem
- _Triebe_ begabt seyn, sich weiter zu führen. Das Allgemeine gilt
- aber in der absoluten Methode nicht als bloß Abstraktes, sondern als
- das objektiv-Allgemeine, d. h. das _an sich_ die _konkrete Totalität_,
- aber die noch nicht _gesetzt_, noch nicht _für sich_ ist. Selbst
- das abstrakte Allgemeine als solches, im Begriffe, d. i. nach seiner
- Wahrheit betrachtet, ist nicht nur das _Einfache_, sondern als
- _Abstraktes_ ist es schon _gesetzt_ als mit einer _Negation_ behaftet.
- Es _giebt_ deswegen auch, es sey in der _Wirklichkeit_ oder im
- _Gedanken_, kein so Einfaches und so Abstraktes, wie man es sich
- gewöhnlich vorstellt. Solches Einfache ist eine bloße _Meinung_, die
- allein in der Bewußtlosigkeit dessen, was in der That vorhanden ist,
- ihren Grund hat.--Vorhin wurde das Anfangende als das Unmittelbare
- bestimmt; die _Unmittelbarkeit des Allgemeinen_ ist dasselbe, was
- hier als das _Ansichseyn_ ohne _Fürsichseyn_ ausgedrückt ist.--Man
- kann daher wohl sagen, daß mit dem _Absoluten_ aller Anfang gemacht
- werden müsse, so wie aller Fortgang nur die Darstellung desselben ist,
- insofern das _Ansichseyende_ der Begriff ist. Aber darum, weil es
- nur erst _an sich_ ist, ist es ebenso sehr _nicht_ das Absolute, noch
- der gesetzte Begriff, auch nicht die Idee; denn diese sind eben dieß,
- daß das _Ansichseyn_ nur ein abstraktes, einseitiges Moment ist. Der
- Fortgang ist daher nicht eine Art von _Überfluß_; er wäre dieß, wenn
- das Anfangende in Wahrheit schon das Absolute wäre; das Fortgehen
- besteht vielmehr darin, daß das Allgemeine sich selbst bestimmt, und
- _für sich_ das Allgemeine, d. i. ebenso sehr Einzelnes und Subjekt
- ist. Nur in seiner Vollendung ist es das Absolute.
- Es kann daran erinnert werden, daß der Anfang, der _an sich_ konkrete
- Totalität ist, als solcher auch _frei_ seyn, und seine
- Unmittelbarkeit die Bestimmung eines _äußerlichen Daseyns_ haben kann;
- der _Keim_ des _Lebendigen_ und der _subjektive Zweck_ überhaupt
- haben sich als solche Anfänge gezeigt, beide sind daher selbst
- _Triebe_: Das Nicht-Geistige und Nicht-Lebendige dagegen ist der
- konkrete Begriff nur als _reale Möglichkeit_; die _Ursache_ ist die
- höchste Stufe, in der der konkrete Begriff als Anfang in der Sphäre
- der Nothwendigkeit ein unmittelbares Daseyn hat; aber sie ist noch
- kein Subjekt, das als solches sich auch in seiner wirklichen
- Realisirung erhält. Die _Sonne_ z.B. und überhaupt alles
- Nichtlebendige sind bestimmte Existenzen, in welchen die reale
- Möglichkeit eine _innere_ Totalität bleibt, und die Momente derselben
- wieder in subjektiver Form in ihnen _gesetzt_ sind, und insofern sie
- sich realisiren, eine Existenz durch _andere_ Körper-Individuen
- erlangen.
- 2. Die konkrete Totalität, welche den Anfang macht, hat als solche in
- ihr selbst den Anfang des Fortgehens und der Entwickelung. Sie ist
- als Konkretes _in sich unterschieden_; wegen ihrer _ersten
- Unmittelbarkeit_ aber sind die ersten Unterschiedenen zunächst
- _Verschiedene_. Das Unmittelbare ist aber als sich auf sich
- beziehende Allgemeinheit, als Subjekt, auch die _Einheit_ dieser
- Verschiedenen.--Diese Reflexion ist die erste Stufe des Weitergehens,
- --das Hervortreten der _Differenz, das Urtheil_, das _Bestimmen_
- überhaupt. Das Wesentliche ist, daß die absolute Methode die
- _Bestimmung_ des Allgemeinen in ihm selbst findet und erkennt. Das
- verständige endliche Erkennen verfährt so dabei, daß es von dem
- Konkreten das, was es bei dem abstrahirenden Erzeugen jenes
- Allgemeinen weggelassen, nun ebenso äußerlich wieder aufnimmt. Die
- absolute Methode dagegen verhält sich nicht als äußerliche Reflexion,
- sondern nimmt das Bestimmte aus ihrem Gegenstande selbst, da sie
- selbst dessen immanentes Princip und Seele ist.--Dieß ist es, was
- _Plato_ von dem Erkennen forderte, die _Dinge an und für sich selbst
- zu betrachten_, Theils in ihrer Allgemeinheit, Theils aber nicht von
- ihnen abzuirren, und nach Umständen, Exempeln und Vergleichungen zu
- greifen, sondern sie allein vor sich zu haben, und was in ihnen
- immanent ist, zum Bewußtseyn zu bringen.--Die Methode des absoluten
- Erkennens ist insofern _analytisch_. Daß sie die weitere Bestimmung
- ihres anfänglichen Allgemeinen ganz allein in ihm _findet_, ist die
- absolute Objektivität des Begriffes, deren Gewißheit sie ist.--sie
- ist aber ebenso sehr _synthetisch_, indem ihr Gegenstand, unmittelbar
- als _einfaches Allgemeines_ bestimmt, durch die Bestimmtheit, die er
- in seiner Unmittelbarkeit und Allgemeinheit selbst hat, als ein
- _Anderes_ sich zeigt. Diese Beziehung eines Verschiedenen, die er so
- in sich ist, ist jedoch das nicht mehr, was als die Synthese beim
- endlichen Erkennen gemeint ist; schon durch seine ebenso sehr
- analytische Bestimmung überhaupt, daß sie die Beziehung im _Begriffe_
- ist, unterschiedet sie sich völlig von diesem Synthetischen.
- Dieses so sehr synthetische als analytische Moment des _Urtheils_,
- wodurch das anfängliche Allgemeine aus ihm selbst als das _Andere
- seiner_ sich bestimmt, ist das _dialektische_ zu nennen. Die
- _Dialektik_ ist eine derjenigen alten Wissenschaften, welche in der
- Metaphysik der Modernen, und dann überhaupt durch die
- Popularphilosophie, sowohl der Alten als der Neuern, am meisten
- verkannt worden. Von _Plato_ sagt Diogenes Laertius, wie Thales der
- Urheber der Natur-Philosophie, Sokrates der Moral-Philosophie, so sey
- Plato der Urheber der dritten zur Philosophie gehörigen Wissenschaft,
- der _Dialektik_ gewesen;--ein Verdienst, das ihm vom Alterthume
- hiermit als das Höchste angerechnet worden, das aber von solchen oft
- gänzlich unbeachtet bleibt, die ihn am meisten im Munde führen. Man
- hat die Dialektik oft als eine _Kunst_ betrachtet, als ob sie auf
- einem subjektiven _Talente_ beruhe, und nicht der Objektivität des
- Begriffes angehöre. Welche Gestalt und welches Resultat sie in der
- kantischen Philosophie erhalten, ist an den bestimmten Beispielen
- ihrer Ansicht schon gezeigt worden. Es ist als ein unendlich
- wichtiger Schritt anzusehen, daß die Dialektik wieder als der
- Vernunft nothwendig anerkannt worden, obgleich das entgegengesetzte
- Resultat gegen das, welches daraus hervorgegangen, gezogen werden muß.
- Außerdem, daß die Dialektik gewöhnlich als etwas Zufälliges erscheint,
- so pflegt sie diese nähere Form zu haben, daß von irgend einem
- Gegenstande, z.B. Welt, Bewegung, Punkt u. s. f. gezeigt wird, es
- komme demselben irgend eine Bestimmung zu, z.B. nach der Ordnung
- der genannten Gegenstände, Endlichkeit im Raume oder der Zeit, an
- _diesem_ Orte seyn, absolute Negation des Raumes; aber ferner ebenso
- nothwendig auch die entgegengesetzte, z.B. Unendlichkeit im Raume
- und der Zeit, nicht an diesem Orte seyn, Beziehung auf den Raum,
- somit Räumlichkeit. Die ältere elatische Schule hat vornehmlich ihre
- Dialektik gegen die Bewegung angewendet, Plato häufig gegen die
- Vorstellungen und Begriffe seiner Zeit, insbesondere der Sophisten,
- aber auch gegen die reinen Kategorien und Reflexions-Bestimmungen;
- der gebildete spätere Skepticismus hat sie nicht nur auf die
- unmittelbaren sogenannten Thatsachen des Bewußtseyns und Maximen des
- gemeinen Lebens, sondern auch auf alle wissenschaftlichen Begriffe
- ausgedehnt. Die Folgerung nun, die aus solcher Dialektik gezogen
- wird, ist überhaupt der _Widerspruch_ und die _Nichtigkeit_ der
- aufgestellten Behauptungen. Dieß kann aber in doppeltem Sinne Statt
- haben,--entweder im objektiven Sinne, daß der _Gegenstand_, der
- solchermaßen sich in sich selbst widerspreche, sich aufhebe und
- nichtig sey;--dieß war z.B. die Folgerung der Eleaten, nach welcher
- z.B. der Welt, der Bewegung, dem Punkte die _Wahrheit_ abgesprochen
- wurde;--oder aber im subjektiven Sinne, daß _das Erkennen mangelhaft
- sey_. Unter der letztern Folgerung wird nun entweder verstanden, daß
- es nur diese Dialektik sey, welche das Kunststück eines falschen
- Scheines vormache. Dieß ist die gewöhnliche Ansicht des sogenannten
- gesunden Menschenverstandes, der sich an die _sinnliche_ Evidenz und
- die _gewohnten Vorstellungen_ und _Aussprüche_ hält,--zuweilen
- ruhiger, wie Diogenes der Hund, die Dialektik der Bewegung durch ein
- stummes Auf- und Abgehen in ihrer Blöße zeigt, oft aber in Harnisch
- darüber geräth, es sey bloß als über eine Narrheit, oder wenn es
- sittlich wichtige Gegenstände betrifft, als über einen Frevel, der
- das wesentliche Feste wankend zu machen suche, und dem Laster Gründe
- an die Hand zu geben lehre,--eine Ansicht, die in der sokratischen
- Dialektik gegen die sophistische vorkommt, und ein Zorn, der
- umgekehrt wieder selbst dem Sokrates das Leben gekostet hat. Die
- pöbelhafte Widerlegung, die, wie Diogenes that, dem Denken das
- _sinnliche Bewußtseyn_ entgegensetzt, und in diesem die Wahrheit zu
- haben meint, muß man sich selbst überlassen; insofern die Dialektik
- aber sittliche Bestimmungen aufhebt, zur Vernunft das Vertrauen haben,
- daß sie dieselben, aber in ihrer Wahrheit und dem Bewußtseyn ihres
- Rechts, aber auch ihrer Schranke, wieder herzustellen wissen werde.
- --Oder aber das Resultat der subjektiven Nichtigkeit betrifft nicht
- die Dialektik selbst, sondern vielmehr das Erkennen, wogegen sie
- gerichtet ist; und im Sinne des Skepticismus, ingleichen der
- kantischen Philosophie, das _Erkennen überhaupt_.
- Das Grundvorurtheil hierbei ist, daß die Dialektik _nur ein negatives
- Resultat_ habe, was sogleich seine nähere Bestimmung erhalten wird.
- Zunächst ist über die angeführte _Form_, in der sie zu erscheinen
- pflegt, zu bemerken, daß sie und ihr Resultat nach derselben den
- _Gegenstand_, der vorgenommen wird, oder auch das subjektive
- _Erkennen_ betrifft, und dieses oder den Gegenstand für nichtig
- erklärt, dagegen die _Bestimmungen_, welche an ihm als einem
- _Dritten_ aufgezeigt werden, unbeachtet bleiben, und als für sich
- gültig vorausgesetzt sind. Auf dieß unkritische Verfahren ist es ein
- unendliches Verdienst der kantischen Philosophie, die Aufmerksamkeit
- gezogen, und damit den Anstoß zur Wiederherstellung der Logik und
- Dialektik, in dem Sinne der Betrachtung der _Denkbestimmungen an und
- für sich_, gegeben zu haben. Der Gegenstand, wie er ohne das Denken
- und den Begriff ist, ist eine Vorstellung oder auch ein Name; die
- Denk- und Begriffsbestimmungen sind es, in denen er ist, was er ist.
- In der That kommt es daher auf sie allein an; sie sind der wahrhafte
- Gegenstand und Inhalt im Unterschiede von ihnen versteht, gilt nur
- durch sie und in ihnen. Es muß daher nicht als die Schuld eines
- Gegenstands oder des Erkennens genommen werden, daß sie durch die
- Beschaffenheit und eine äußerliche Verknüpfung sich dialektisch
- zeigen. Das eine und das andere wird auf diese Weise als ein Subjekt
- vorgestellt, in das die _Bestimmungen_ in Form von Subjekten,
- Eigenschaften, selbstständigen Allgemeinen so gebracht seyen, daß sie
- als fest und für sich richtig erst durch die fremde und zufällig
- Verbindung in und von einem Dritten, in dialektische Verhältnisse und
- in Widerspruch gesetzt werden. Ein solches äußerliches und fixes
- Subjekt der Vorstellung und des Verstandes, so wie die abstrakten
- Bestimmungen, statt für _Letzte_, sicher zu Grunde liegen bleibende
- angesehen werden zu können, sind vielmehr selbst als ein
- Unmittelbares, eben ein solches Vorausgesetztes und Anfangendes zu
- betrachten, das, wie vorhin gezeigt, an und für sich selbst der
- Dialektik unterliegen muß, weil es als Begriff _an sich_ zu nehmen
- ist. So sind alle als fest angenommenen Gegensätze, wie z.B.
- Endliches und Unendliches, Einzelnes und Allgemeines, nicht etwa
- durch eine äußerliche Verknüpfung in Widerspruch, sondern sind, wie
- die Betrachtung ihrer Natur gezeigt, vielmehr an und für sich selbst
- das Übergehen; die Synthese und das Subjekt, an dem sie erscheinen,
- ist das Produkt der eigenen Reflexion ihres Begriffs. Wenn die
- begrifflose Betrachtung bei ihrem äußerlichen Verhältnisse stehen
- bleibt, sie isolirt und als feste Voraussetzungen läßt, so ist es
- vielmehr der Begriff, der sie selbst ins Auge faßt, als ihre Seele
- sie bewegt und ihre Dialektik hervorthut.
- Dieß ist nun selbst der vorhin bezeichnete Standpunkt, nach welchem
- ein allgemeines Erstes _an und für sich betrachtet_ sich als das
- Andere seiner selbst zeigt. Ganz allgemein aufgefaßt, kann diese
- Bestimmung so genommen werden, daß hierin das zuerst _Unmittelbare_
- hiermit als _Vermitteltes, bezogen_ auf ein Anderes, oder daß das
- Allgemeine als ein Besonders gesetzt ist. Das _Zweite_, das
- hierdurch entstanden, ist somit das _Negative_ des Ersten; und indem
- wir auf den weitern Verlauf zum Voraus Bedacht nehmen, das _erste
- Negative_. Das Unmittelbare ist nach dieser negativen Seite in dem
- Andern _untergegangen_, aber das Andere ist wesentlich nicht das
- _leere Negative_, das _Nichts_, das als das gewöhnliche Resultat der
- Dialektik genommen wird, sondern es ist das _Andere des Ersten_, das
- _Negative_ des _Unmittelbaren_; also ist es bestimmt als das
- _Vermittelte,--enthält_ überhaupt die _Bestimmung des Ersten_ in sich.
- Das Erste ist somit wesentlich auch im Andern _aufbewahrt_ und
- _erhalten_.--Das Positive in _seinem_ Negativen, dem Inhalt der
- Voraussetzung, im Resultate festzuhalten, dieß ist das Wichtigste im
- vernünftigen Erkennen; es gehört zugleich nur die einfachste
- Reflexion dazu, um sich von der absoluten Wahrheit und Nothwendigkeit
- dieses Erfordernisses zu überzeugen, und was die _Beispiele_ von
- Beweisen hierzu betrifft, so besteht die ganze Logik darin.
- Was hiermit nunmehr vorhanden ist, ist das _Vermittelte_, zunächst
- oder gleichfalls unmittelbar genommen auch eine _einfache_ Bestimmung,
- denn da das Erste in ihm untergegangen, so ist nur das Zweite
- vorhanden. Weil nun auch das Erste im Zweiten _enthalten_, und
- dieses die Wahrheit von jenem ist, so kann diese Einheit als ein Satz
- ausgedrückt werden, worin das Unmittelbare als Subjekt, das
- Vermittelte aber als dessen Prädikat gestellt ist, z.B. _das
- Endliche ist unendlich, Eins ist Vieles, das Einzelne ist das
- Allgemeine_. Die inadäquate Form solcher Sätze und Urtheile aber
- fällt von selbst in die Augen. Bei dem _Urtheile_ ist gezeigt worden,
- daß seine Form überhaupt, und am meisten die unmittelbare des
- _positiven_ Urtheils unfähig ist, das Spekulative und die Wahrheit in
- sich zu fassen. Die nächste Ergänzung desselben, das _negative_
- Urtheil müßte wenigstens ebenso sehr beigefügt werden. Im Urtheile
- hat das Erste als Subjekt den Schein eines selbstständigen Bestehens,
- da es vielmehr in seinem Prädikate als seinem Andern aufgehoben ist;
- diese Negation ist in dem Inhalte jener Sätze wohl enthalten, aber
- ihre positive Form widerspricht demselben; es wird somit das nicht
- gesetzt, was darin enthalten ist; was gerade die Absicht, einen Satz
- zu gebrauchen, wäre.
- Die zweite Bestimmung, die _negative_ oder _vermittelte_, ist ferner
- zugleich die _vermittelnde_. Zunächst kann sie als einfache
- Bestimmung genommen werden, aber ihrer Wahrheit nach ist sie eine
- _Beziehung_ oder _Verhältniß_; denn sie ist das Negative, _aber des
- Positiven_, und schließt dasselbe in sich. Sie ist also das _Andere_
- nicht als von einem, wogegen sie gleichgültige ist, so wäre sie keine
- Anderes, noch eine Beziehung oder Verhältniß;--sondern das _Andere an
- sich_ selbst, das _andere eines Andern_; darum schließt sie _ihr_
- eigenes Anderes in sich, und ist somit _als der Widerspruch die
- gesetzte Dialektik ihrer selbst._--Weil das Erste oder Unmittelbare
- der Begriff _an sich_, daher auch nur _an sich_ das Negative ist, so
- besteht das dialektische Moment bei ihm darin, daß der _Unterschied_,
- den es _an sich_ enthält, in ihm gesetzt wird. Das Zweite hingegen
- ist selbst das _Bestimmte_, der _Unterschied_ oder Verhältniß; das
- dialektische Moment besteht bei ihm daher darin, die _Einheit_ zu
- setzen, die in ihm enthalten ist.--Wenn deswegen das Negative,
- Bestimmte, das Verhältniß, Urtheil und alle unter dieß zweite Moment
- fallende Bestimmungen, nicht für sich selbst schon als der
- Widerspruch und als dialektisch erscheinen, so ist es bloßer Mangel
- des Denkens, das seine Gedanken nicht zusammenbringt. Denn das
- Material, die _entgegengesetzten_ Bestimmungen in _Einer Beziehung_,
- sind schon _gesetzt_, und für das Denken vorhanden. Das formelle
- Denken aber macht sich die Identität zum Gesetze, läßt den
- widersprechenden Inhalt, den es vor sich hat, in die Sphäre der
- Vorstellung, in Raum und Zeit herabfallen, worin das Widersprechende
- im Neben- und Nach-einander _außer einander_ gehalten wird, und so
- ohne die gegenseitige Berührung vor das Bewußtseyn tritt. Es macht
- sich darüber den bestimmten Grundsatz, daß der Widerspruch nicht
- denkbar sey; in der That aber ist das Denken des Widerspruchs das
- wesentliche Moment des Begriffes. Das formelle Denken denkt
- denselben auch faktisch, nur sieht es sogleich von ihm weg, und geht
- von ihm in jenem Sagen nur zur abstrakten Negation über.
- Die betrachtete Negativität macht nun den _Wendungspunkt_ der
- Bewegung des Begriffes aus. Sie ist der _einfache Punkt der
- negativen Beziehung_ auf sich, der innerste Quell aller Thätigkeit,
- lebendiger und geistiger Selbstbewegung, die dialektische Seele, die
- alles Wahre an ihm selbst hat, durch die es allein Wahres ist; denn
- auf dieser Subjektivität allein ruht das Aufheben des Gegensatzes
- zwischen Begriff und Realität und die Einheit, welche die Wahrheit
- ist.--Das _zweite_ Negative, das Negative des Negativen, zu dem wir
- gekommen, ist jenes Aufheben des Widerspruches, aber ist so wenig als
- der Widerspruch ein _Thun einer äußerlichen Reflexion_, sondern das
- _innerste, objektivste Moment_ des Lebens und Geistes, wodurch ein
- _Subjekt, Person, Freies_ ist.--Die _Beziehung des Negativen auf sich
- selbst_ ist als die _zweite Prämisse_ des ganzen Schlusses zu
- betrachten. Die _erste_ kann man, wenn die Bestimmungen von
- _analytisch_ und _synthetisch_ in ihrem Gegensatze gebraucht werden,
- als das _analytische_ Moment ansehen, indem das Unmittelbare sich
- darin _unmittelbar_ zu seinem Andern verhält, und daher in dasselbe
- _übergeht_ oder vielmehr übergegangen ist;--obgleich diese Beziehung,
- wie schon erinnert, eben deswegen auch synthetisch ist, weil es ihr
- _anderes_ ist, in welches sie übergeht. Die hier betrachtete, zweite
- Prämisse kann als die _synthetische_ bestimmt werden, weil sie die
- Beziehung des _Unterschiedenen als solchen_ auf _sein
- Unterschiedenes_ ist.--Wie die erste das Moment der _Allgemeinheit_
- und der _Mittheilung_, so ist die zweite durch die _Einzelnheit_
- bestimmt, die zunächst ausschließend und als für sich und verschieden
- sich auf das Andere bezieht. Als das _Vermittelnde_ erscheint das
- Negative, weil es sich selbst und das Unmittelbare in sich schließt,
- dessen Negation es ist. Insofern diese beiden Bestimmungen nach
- irgend einem Verhältnisse als äußerlich bezogen genommen werden, ist
- es nur das vermittelnde _Formelle_; als die absolute Negativität aber
- ist das negative Moment der absoluten Vermittelung die Einheit,
- welche die Subjektivität und Seele ist.
- In diesem Wendepunkt der Methode kehrt der Verlauf des Erkennens
- zugleich in sich selbst zurück. Diese Negativität ist als der sich
- aufhebende Widerspruch die _Herstellung_ der _ersten Unmittelbarkeit_,
- der einfachen Allgemeinheit; denn unmittelbar ist das Andere des
- Andern, das Negative des Negativen, das _Positive, Identische,
- Allgemeine_. Dieß _zweite_ Unmittelbare ist im ganzen Verlaufe, wenn
- man überhaupt _zählen_ will, das _Dritte_ zum ersten Unmittelbaren
- und zum Vermittelten. Es ist aber auch das Dritte zum ersten oder
- formellen Negativen, und zur absoluten Negativität oder dem zweiten
- Negativen; insofern nun jenes erste Negative schon der zweite
- Terminus ist, so kann das als _Dritte_ gezählte auch als _Viertes_
- gezählt, und statt der _Triplicität_ die abstrakte Form als eine
- _Quadruplicität_ genommen werden; das Negative oder der _Unterschied_
- ist auf diese Weise als eine Zweiheit gezählt.--Das Dritte oder das
- Vierte ist überhaupt die Einheit des ersten und zweiten Moments, des
- Unmittelbaren und des Vermittelten.--Daß es diese _Einheit_, so wie,
- daß die ganze Form der Methode eine _Triplicität_ ist, ist zwar ganz
- nur die oberflächliche, äußerliche Seite der Weise des Erkennens;
- aber auch nur diese, und zwar in bestimmterer Anwendung aufgezeigt zu
- haben, denn die abstrakte Zahlform selbst ist bekanntlich schon früh,
- aber ohne Begriff, und daher ohne Folge aufgestellt worden,
- --gleichfalls als ein unendliches Verdienst der kantischen
- Philosophie anzusehen. Der _Schluß_, auch das Dreifache, ist als die
- allgemeine Form der Vernunft immer erkannt worden, Theils aber galt
- er überhaupt als eine ganz äußerliche, die Natur des Inhalts nicht
- bestimmende Form, Theils da er im formellen Sinne bloß in der
- verständigen Bestimmung der _Identität_ sich verläuft, fehlt ihm das
- wesentliche, _dialektische_ Moment, die _Negativität_; dieses tritt
- aber in der Triplicität der Bestimmungen ein, weil das Dritte die
- Einheit der zwei ersten Bestimmungen ist, diese aber, da sie
- verschiedene sind, in Einheit nur _als aufgehobene_ seyn können.--Der
- Formalismus hat sich zwar der Triplicität gleichfalls bemächtigt, und
- sich an das leere _Schema_ derselben gehalten; der seichte Unfug und
- das Kahle des modernen philosophischen sogenannten _Konstruirens_,
- das in nichts besteht, als jenes formelle Schema, ohne Begriff und
- immanente Bestimmung überall anzuhängen, und zu einem äußerlichen
- Ordnen zu gebrauchen, hat jene Form langweilig und übel berüchtigt
- gemacht. Durch die Schaalheit dieses Gebrauchs aber kann sie an
- ihrem innern Werthe nicht verlieren, und es ist immer hoch zu
- schätzen, daß zunächst auch nur die unbegriffene Gestalt des
- Vernünftigen aufgefunden worden.
- Näher ist nun das _Dritte_ das Unmittelbare aber _durch Aufhebung der
- Vermittelung_, das Einfache durch _Aufheben des Unterschiedes_, das
- Positive durch Aufheben des Negativen, der Begriff, der sich durch
- das Andersseyn realisirt, und durch Aufheben dieser Realität mit sich
- zusammengegangen, und seine absolute Realität, seine _einfache_
- Beziehung auf sich hergestellt hat. Dieß _Resultat_ ist daher die
- _Wahrheit_. Es _ist ebenso sehr_ Unmittelbarkeit _als_ Vermittelung;
- --aber diese Formen des Urtheils: das Dritte _ist_ Unmittelbarkeit
- und Vermittelung, oder es _ist die Einheit_ derselben, sind nicht
- vermögend, es zu fassen, weil es nicht ein ruhendes Drittes, sondern
- eben als diese Einheit, die sich mit sich selbst vermittelnde
- Bewegung und Thätigkeit ist.--Wie das Anfangende das _Allgemeine_, so
- ist das Resultat das _Einzelne, Konkrete, Subjekt_; was jenes _an
- sich_, ist dieses nun ebenso sehr _für sich_, das Allgemeine ist im
- Subjekte _gesetzt_. Die beiden ersten Momente der Triplicität sind
- die _abstrakten_, unwahren Momente, die eben darum dialektisch sind,
- und durch diese ihre Negativität sich zum Subjekte machen. Der
- Begriff selbst ist, _für uns_ zunächst, _sowohl_ das an-sich-seyende
- Allgemeine, _als_ das für-sich-seyende Negative, als auch das dritte
- an- und für-sich-seyende, das _Allgemeine_, welches durch alle
- Momente des Schlusses hindurchgeht; aber das Dritte ist der
- Schlußsatz, in welchem er durch seine Negativität mit sich selbst
- vermittelt, hiermit _für sich_ als das _Allgemeine_ und _Identische
- seiner Momente_ gesetzt ist.
- Dieß Resultat hat nun als das in sich gegangene und mit sich
- _identische_ Ganze sich die Form der _Unmittelbarkeit_ wieder gegeben.
- Somit ist es nun selbst ein solches, wie das _Anfangende_ sich
- bestimmt hatte. Als einfache Beziehung auf sich ist es ein
- Allgemeines, und die _Negativität_, welche die Dialektik und
- Vermittelung desselben ausmachte, ist in dieser Allgemeinheit
- gleichfalls in die _einfache Bestimmtheit_ zusammengegangen, welche
- wieder ein Anfang seyn kann. Es kann zunächst scheinen, daß dieß
- Erkennen des Resultates eine Analyse desselben seyn und daher
- diejenigen Bestimmungen und deren Gang wieder auseinander legen müsse,
- durch den es entstanden und der betrachtet worden ist. Wenn aber
- die Behandlung des Gegenstandes wirklich auf diese analytische Weise
- gemacht wird, so gehört sie der oben betrachteten Stufe der Idee, dem
- suchenden Erkennen, an, das von seinem Gegenstand nur angiebt, was
- ist, ohne die Nothwendigkeit seiner konkreten Identität und deren
- Begriff. Die Methode der Wahrheit aber, die den Gegenstand begreift,
- ist zwar, wie gezeigt, selbst analytisch, da sie schlechthin im
- Begriffe bleibt, aber sie ist ebenso sehr synthetisch, denn durch den
- Begriff wird der Gegenstand dialektisch und als anderer bestimmt.
- Die Methode bleibt an der neuen Grundlage, die das Resultat als der
- nunmehrige Gegenstand ausmacht, dieselbe, als bei dem vorhergehenden.
- Der Unterschied betrifft allein das Verhältniß der Grundlage als
- solcher; sie ist dieß zwar jetzt gleichfalls, aber ihre
- Unmittelbarkeit ist nur _Form_, weil sie zugleich Resultat war; ihre
- Bestimmtheit als Inhalt ist daher nicht mehr ein bloß Aufgenommenes,
- sondern _Abgeleitetes_ und _Erwiesenes_.
- Hier ist es erst, wo der _Inhalt_ des Erkennens als solcher in den
- Kreis der Betrachtung eintritt, weil er nun als abgeleiteter der
- Methode angehört. Die Methode selbst erweitert sich durch dieß
- Moment zu einem _Systeme_.--Zunächst mußte für sie der Anfang in
- Ansehung des Inhalts ganz unbestimmt seyn; sie erscheint insofern als
- die nur formelle Seele, für und durch welche der Anfang ganz allein
- nur seiner _Form_ nach, nämlich als das Unmittelbare und Allgemeine
- bestimmt war. Durch die aufgezeigte Bewegung hat der Gegenstand eine
- _Bestimmtheit_ für sich selbst erhalten, die ein _Inhalt_ ist, weil
- die in die Einfachheit zusammengegangene Negativität die aufgehobene
- Form ist, und als einfache Bestimmtheit, ihrer Entwickelung, zunächst
- ihrem Gegensatze selbst gegen die Allgemeinheit, gegenübersteht.
- Indem nun diese Bestimmtheit die nächste Wahrheit des unbestimmten
- Anfangs ist, so rügt sie denselben als etwas Unvollkommenes, so wie
- die Methode selbst, die von demselben ausgehend nur formell war.
- Dieß kann als die nunmehr bestimmte Forderung ausgedrückt werden, daß
- der Anfang, weil er gegen die Bestimmtheit des Resultats selbst ein
- Bestimmtes ist, nicht als Unmittelbares, sondern als Vermitteltes und
- Abgeleitetes genommen werden soll; was als die Forderung des
- unendlichen _rückwärts_ gehenden Progresses im Beweisen und Ableiten
- erscheinen kann; so wie aus dem neuen Anfang, der erhalten worden ist,
- durch den Verlauf der Methode gleichfalls ein Resultat hervorgeht,
- so daß der Fortgang sich ebenso _vorwärts_ ins Unendliche fortwälzt.
- Es ist schon oft gezeigt worden, daß der unendliche Progreß überhaupt
- der begrifflosen Reflexion angehört; die absolute Methode, die den
- Begriff zu ihrer Seele und Inhalt hat, kann nicht in denselben führen.
- Zunächst können schon solchen Anfänge wie _Seyn, Wesen,
- Allgemeinheit_ von der Art zu seyn scheinen, daß sie die ganze
- Allgemeinheit und Inhaltslosigkeit haben, welche für einen ganz
- formellen Anfang, wie er seyn soll, erfordert wird, und daher als
- absolut erste Anfänge keinen weitern Rückgang fordern und zulassen.
- Indem sie reine Beziehungen auf sich selbst, Unmittelbare und
- Unbestimmt sind, so haben sie allerdings den Unterschied nicht an
- ihnen, der an einem sonstigen Anfange sogleich zwischen der
- Allgemeinheit seiner Form und seinem Inhalte gesetzt ist. Aber die
- Unbestimmtheit, welche jene logischen Anfänge zu ihrem einzigen
- Inhalte haben, ist es selbst, was ihre Bestimmtheit ausmacht, diese
- besteht nämlich in ihrer Negativität als aufgehobener Vermittelung;
- die Besonderheit von dieser giebt auch ihrer Unbestimmtheit eine
- Besonderheit, wodurch sich _Seyn, Wesen_ und _Allgemeinheit_ von
- einander unterscheiden. Die Bestimmtheit nun, die ihnen zukommt, ist
- ihre, wie sie für sich genommen werden, _unmittelbare Bestimmtheit_,
- so gut als die irgend eines Inhalts, und bedarf daher einer Ableitung;
- für die Methode ist es gleichgültig, ob die Bestimmtheit als
- Bestimmtheit der _Form_ oder des _Inhalts_ genommen werde. Es fängt
- deswegen in der That für die Methode keine neue Weise damit an, daß
- sich durch das erste ihre Resultate ein Inhalt bestimmt habe; sie
- bleibt hiermit nicht mehr noch weniger formell als vorher. Denn da
- sie die absolute Form, der sich selbst und Alles als Begriff wissende
- Begriff ist, so ist kein Inhalt, der ihr gegenüberträte, und sie zur
- einseitigen, äußerlichen Form bestimmte. Wie daher die
- Inhaltslosikgeit jener Anfänge sie nicht zu absoluten Anfängen macht,
- so ist es aber auch nicht der Inhalt, der als solcher die Methode in
- den unendlichen Progreß vor- oder rückwärts führte. Von einer Seite
- ist die _Bestimmtheit_, welche sie sich in ihrem Resultate erzeugt,
- das Moment, wodurch sie die Vermittelung mit sich ist, und _den
- unmittelbaren Anfang zu einem Vermittelten_ macht. Aber umgekehrt
- ist es die Bestimmtheit, durch welche sich diese ihre Vermittelung
- verläuft; sie geht _durch_ einen _Inhalt_ als durch ein scheinbares
- _Andere_ ihrer selbst, zu ihrem Anfange so zurück, daß sie nicht bloß
- denselben aber als einen _bestimmten_ wieder herstellt, sondern das
- Resultat ist ebenso sehr die aufgehobene Bestimmtheit, somit auch die
- Wiederherstellung der ersten Unbestimmtheit, in welcher sie
- angefangen. Dieß leistet sie als _ein System der Totalität_. In
- dieser Bestimmung ist sie noch zu betrachten.
- Die Bestimmtheit, welche Resultat war, ist, wie gezeigt worden, um
- der Form der Einfachheit willen, in welche sie zusammengegangen,
- selbst ein neuer Anfang; indem er von seinem vorhergehenden durch
- eben diese Bestimmtheit unterschieden ist, so wälzt sich das Erkennen
- von Inhalt zu Inhalt fort. Vor's Erste bestimmt sich dieß Fortgehen
- dahin, daß es von einfachen Bestimmtheiten beginnt, und die folgenden
- immer _reicher und konkreter_ werden. Denn das Resultat enthält
- seinen Anfang, und dessen Verlauf hat ihn um eine neue Bestimmtheit
- bereichert. Das _Allgemeine_ macht die Grundlage aus; der Fortgang
- ist deswegen nicht als ein _Fließen_ von einem _Andern_ zu einem
- _Andern_ zu nehmen. Der Begriff in der absoluten Methode _erhält_
- sich in seinem Andersseyn, das Allgemeine in seiner Besonderung, in
- dem Urtheile und der Realität; es erhebt auf jede Stufe weiterer
- Bestimmung die ganze Masse seines vorhergehenden Inhalts, und
- verliert durch sein dialektisches Fortgehen nicht nur nichts, noch
- läßt es etwas dahinten, sondern trägt alles Erworbene mit sich, und
- bereichert und verdichtet sich in sich.
- Diese _Erweiterung_ kann als das Moment des Inhalts und im Ganzen als
- die erste Prämisse angesehen werden; das Allgemeine ist dem
- Reichthume des Inhalts _mitgetheilt_, unmittelbar in ihm erhalten.
- Aber das Verhältniß hat auch die zweite, negative oder dialektische
- Seite. Die Bereicherung geht an der _Nothwendigkeit_ des Begriffes
- fort, sie ist von ihm gehalten, und jede Bestimmung ist eine
- Reflexion in sich. Jede _neue Stufe des Außersichgehens_, das heißt
- der _weitern Bestimmung_, ist auch ein In-sich-gehen, und die größere
- _Ausdehnung_ ebenso sehr _höhere Intensität_. Das Reichste ist daher
- das Konkreteste und _Subjektiveste_, und das sich in die einfachste
- Tiefe Zurücknehmende das Mächtigste und Übergreifendste. Die
- höchste zugeschärfteste Spitze ist die _reine Persönlichkeit_, die
- allein durch die absolute Dialektik, die ihre Natur ist, ebenso sehr
- _Alles in sich befaßt_ und hält, weil sie sich zum Freisten macht,
- --zur Einfachheit, welche die erste Unmittelbarkeit und Allgemeinheit
- ist.
- Auf diese Weise ist es, daß jeder Schritt des _Fortgangs_ im
- Weiterbestimmen, indem er von dem unbestimmten Anfang sich entfernt,
- auch eine _Rückannäherung_ zu demselben ist, daß somit das, was
- zunächst als verschieden erscheinen mag, das _rückwärts gehende
- Begründen_ des Anfangs, und das _vorwärts gehende Weiterbestimmen_
- desselben in einander fällt und dasselbe ist. Die Methode, die sich
- hiermit in einen Kreis schlingt, kann aber in einer zeitlichen
- Entwickelung es nicht anticipiren, daß der Anfang schon als solcher
- ein Abgeleitetes sey; für ihn in seiner Unmittelbarkeit ist es
- genügend, daß er einfache Allgemeinheit ist. Insofern er dieß ist,
- hat er seine vollständige Bedingung; und es braucht nicht deprecirt
- zu werden, daß man ihn nur _provisorisch und hypothetisch_ gelten
- lassen möge. Was man gegen ihn vorbringen möchte,--etwa von den
- Schranken der menschlichen Erkenntniß, von dem Erforderniß, ehe man
- an die Sache gehe, das Instrument des Erkennens kritisch zu
- untersuchen,--sind selbst _Voraussetzungen_, die als _konkrete
- Bestimmungen_ die Forderung ihrer Vermittelung und Begründung mit
- sich führen. Da sie hiermit formell nichts vor dem _Anfange_ mit der
- Sache, gegen den sie protestiren, voraus haben, und vielmehr wegen
- des konkreten Inhalts einer Ableitung bedürftig sind, so sind sie nur
- für eitle Anmaßungen zu nehmen, daß auf sie vielmehr als etwas
- Anderes zu achten sey. Sie haben einen unwahren Inhalt, indem sie
- das als endlich und unwahr Bekannte zu einem Unumstößlichen und
- Absoluten machen, nämlich ein _beschränktes, als Form_ und
- _Instrument gegen_ seinen _Inhalt_ bestimmtes Erkennen; dieses
- unwahre Erkennen ist selbst auch die Form, das Begründen, das
- rückwärts geht.--Auch die Methode der Wahrheit weiß den Anfang als
- ein Unvollkommenes, weil er Anfang ist, aber zugleich dieß
- Unvollkommene überhaupt als ein Nothwendiges, weil die Wahrheit nur
- das Zu-sich-selbst-kommen durch die Negativität der Unmittelbarkeit
- ist. Die Ungeduld, die über das _Bestimmte_, es heiße Anfang, Objekt,
- Endliches, oder in welcher Form es sonst genommen werde, _nur_
- hinaus, und unmittelbar sich im Absoluten befinden will, hat als
- Erkenntniß nichts vor sich, als das leere Negative, das abstrakte
- Unendliche;--oder ein _gemeintes_ Absolutes, das ein gemeintes ist,
- weil es nicht gesetzt, nicht _erfaßt_ ist; erfassen läßt es sich nur
- durch die _Vermittelung_ des Erkennens, von der das Allgemeine und
- Unmittelbare ein Moment, die Wahrheit selbst aber nur im
- ausgebreiteten Verlauf und im Ende ist. Für das subjektive Bedürfniß
- der Unbekanntschaft und deren Ungeduld kann wohl eine Übersicht des
- _Ganzen zum Voraus_ gegeben werden,--durch eine Eintheilung für die
- Reflexion, die von dem Allgemeinen nach der Weise des endlichen
- Erkennens das Besondere als ein _Vorhandenes_ und in der Wissenschaft
- zu Erwartendes angiebt. Doch gewährt dieß mehr nicht als ein Bild
- der _Vorstellung_, denn der wahrhafte Übergang vom Allgemeinen zum
- Besondern und zu dem an und für sich bestimmten Ganzen, worin jenes
- erste Allgemeine selbst nach seiner wahrhaften Bestimmung wieder
- Moment ist, ist jener Weise der Eintheilung fremd, und ist allein die
- Vermittelung der Wissenschaft selbst.
- Vermöge der aufgezeigten Natur der Methode stellt sich die
- Wissenschaft als einen in sich geschlungenen _Kreis_ dar, in dessen
- Anfang, den einfachen Grund, die Vermittelung das Ende zurückschlingt;
- dabei ist dieser Kreis ein _Kreis von Kreisen_; denn jedes einzelne
- Glied, als Beseeltes der Methode, ist die Reflexion in-sich, die,
- indem sie in den Anfang zurückkehrt, zugleich der Anfang eines neuen
- Gliedes ist. Bruchstücke dieser Kette sind die einzelnen
- Wissenschaften, deren jede ein _Vor_ und ein _Nach_ hat,--oder
- genauer gesprochen, nur das Vor _hat_, und in ihrem Schlusse selbst
- ihr _Nach zeigt_.
- So ist denn auch die Logik in der absoluten Idee zu dieser einfachen
- Einheit zurückgegangen, welche ihr Anfang ist; die reine
- Unmittelbarkeit des Seyns, in dem zuerst alle Bestimmung als
- ausgelöscht oder durch die Abstraktion weggelassen erscheint, ist die
- durch die Vermittelung, nämlich die Aufhebung der Vermittelung zu
- ihrer entsprechenden Gleichheit mit sich gekommene Idee. Die Methode
- ist der reine Begriff, der sich nur zu sich selbst verhält; sie ist
- daher die _einfache Beziehung auf sich_, welche _Seyn_ ist. Aber es
- ist nun auch _erfülltes_ Seyn, der sich _begreifende Begriff_, das
- Seyn als die konkrete, ebenso schlechthin _intensive_ Totalität.--Es
- ist von dieser Idee zum Schlusse nur noch dieß zu erwähnen, daß in
- ihr _erstlich_ die _logische Wissenschaft_ ihren eigenen Begriff
- erfaßt hat. Bei dem _Seyn_, dem Anfange ihres _Inhalts_ erscheint
- ihr Begriff als ein demselben äußerliches Wissen in subjektiver
- Reflexion. In der Idee des absoluten Erkennens aber ist er zu ihrem
- eigenen Inhalte geworden. Sie ist selbst der reine Begriff, der sich
- zum Gegenstande hat, und der, indem er sich als Gegenstand die
- Totalität seiner Bestimmungen durchläuft, sich zum Ganzen seiner
- Realität, zum Systeme der Wissenschaft ausbildet, und damit schließt,
- dieß Begreifen seiner selbst zu erfassen, somit seine Stellung als
- Inhalt und Gegenstand aufzuheben, und den Begriff der Wissenschaft zu
- erkennen.--_Zweitens_ ist diese Idee noch logisch, sie ist in den
- reinen Gedanken eingeschlossen, die Wissenschaft nur des göttlichen
- _Begriffs_. Die systematische Ausführung ist zwar selbst eine
- Realisation, aber innerhalb derselben Sphäre gehalten. Weil die
- reine Idee des Erkennens insofern in die Subjektivität eingeschlossen
- ist, ist sie _Trieb_, diese aufzugeben, und die reine Wahrheit wird
- als letztes Resultat auch der _Anfang einer andern Sphäre und
- Wissenschaft_. Dieser Übergang bedarf hier nur noch angedeutet zu
- werden.
- Indem die Idee sich nämlich als absolute _Einheit_ des reinen
- Begriffs und seiner Realität setzt, somit in die _Unmittelbarkeit_
- des _Seyns_ zusammennimmt, so ist sie als die _Totalität_ in dieser
- Form,--_Natur_.--Diese Bestimmung ist aber nicht ein _Gewordenseyn_
- und _Übergang_, wie, nach oben, der _subjektive Zweck_ zum _Leben
- wird_. Die reine Idee, in welcher die Bestimmtheit oder Realität des
- Begriffes selbst zum Begriffe erhoben ist, ist vielmehr absolute
- _Befreiung_, für welche keine unmittelbare Bestimmung mehr ist, die
- nicht ebenso sehr _gesetzt_ und der Begriff ist; in dieser Freiheit
- findet daher kein Übergang Statt, das einfache Seyn, zu dem sich die
- Idee bestimmt, bleibt ihr vollkommen durchsichtig, und ist der in
- seiner Bestimmung bei sich selbst bleibende Begriff. Das Übergehen
- ist also hier vielmehr so zu fassen, daß die Idee sich selbst _frei
- entläßt_, ihrer absolut sicher und in sich ruhend. Um dieser
- Freiheit willen ist die _Form ihrer Bestimmtheit_ ebenso schlechthin
- frei,--die absolut für sich selbst ohne Subjektivität seyende
- _Äußerlichkeit des Raums und der Zeit_.--Insofern diese nur nach der
- abstrakten Unmittelbarkeit des Seyns ist und vom Bewußtseyn gefaßt
- wird, ist sie als bloße Objektivität und äußerliches Leben; aber in
- der Idee bleibt sie an und für sich die Totalität des Begriffs, und
- die Wissenschaft im Verhältnisse des göttlichen Erkennens zur Natur.
- Dieser nächste Entschluß der reinen Idee, sich als äußerliche Idee zu
- bestimmen, setzt sich aber damit nur die Vermittelung, aus welcher
- sich der Begriff als freie aus der Äußerlichkeit in sich gegangene
- Existenz emporhebt, _in der Wissenschaft_ des _Geistes_ seine
- Befreiung durch sich vollendet, und den höchsten Begriff seiner
- selbst in der logischen Wissenschaft, als dem sich begreifenden
- reinen Begriffe, findet.
- Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Wissenschaft der Logik: Zweiter
- Teil--Die subjektive Logik, von Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
- End of the Project Gutenberg EBook of Wissenshaft der Logik V2, by
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel
- *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WISSENSHAFT DER LOGIK V2 ***
- ***** This file should be named 6834-8.txt or 6834-8.zip *****
- This and all associated files of various formats will be found in:
- http://www.gutenberg.org/6/8/3/6834/
- Produced by Delphine Lettau and Gutenberg Projekt-DE
- Updated editions will replace the previous one--the old editions
- will be renamed.
- Creating the works from public domain print editions means that no
- one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
- (and you!) can copy and distribute it in the United States without
- permission and without paying copyright royalties. Special rules,
- set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
- copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
- protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
- Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
- charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
- do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
- rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
- such as creation of derivative works, reports, performances and
- research. They may be modified and printed and given away--you may do
- practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
- subject to the trademark license, especially commercial
- redistribution.
- *** START: FULL LICENSE ***
- THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
- PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
- To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
- distribution of electronic works, by using or distributing this work
- (or any other work associated in any way with the phrase "Project
- Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
- Gutenberg-tm License available with this file or online at
- www.gutenberg.org/license.
- Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
- electronic works
- 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
- electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
- and accept all the terms of this license and intellectual property
- (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
- the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
- all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
- If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
- Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
- terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
- entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
- 1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
- used on or associated in any way with an electronic work by people who
- agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
- things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
- even without complying with the full terms of this agreement. See
- paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
- Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
- and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
- works. See paragraph 1.E below.
- 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
- or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
- Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
- collection are in the public domain in the United States. If an
- individual work is in the public domain in the United States and you are
- located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
- copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
- works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
- are removed. Of course, we hope that you will support the Project
- Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
- freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
- this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
- the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
- keeping this work in the same format with its attached full Project
- Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
- 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
- what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
- a constant state of change. If you are outside the United States, check
- the laws of your country in addition to the terms of this agreement
- before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
- creating derivative works based on this work or any other Project
- Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
- the copyright status of any work in any country outside the United
- States.
- 1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
- 1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
- access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
- whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
- phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
- Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
- copied or distributed:
- This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
- almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
- re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
- with this eBook or online at www.gutenberg.org
- 1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
- from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
- posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
- and distributed to anyone in the United States without paying any fees
- or charges. If you are redistributing or providing access to a work
- with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
- work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
- through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
- Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
- 1.E.9.
- 1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
- with the permission of the copyright holder, your use and distribution
- must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
- terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
- to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
- permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
- 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
- License terms from this work, or any files containing a part of this
- work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
- 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
- electronic work, or any part of this electronic work, without
- prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
- active links or immediate access to the full terms of the Project
- Gutenberg-tm License.
- 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
- compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
- word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
- distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
- "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
- posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
- you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
- copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
- request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
- form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
- License as specified in paragraph 1.E.1.
- 1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
- performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
- unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
- 1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
- access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
- that
- - You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
- the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
- you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
- owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
- has agreed to donate royalties under this paragraph to the
- Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
- must be paid within 60 days following each date on which you
- prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
- returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
- sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
- address specified in Section 4, "Information about donations to
- the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
- - You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
- you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
- does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
- License. You must require such a user to return or
- destroy all copies of the works possessed in a physical medium
- and discontinue all use of and all access to other copies of
- Project Gutenberg-tm works.
- - You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
- money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
- electronic work is discovered and reported to you within 90 days
- of receipt of the work.
- - You comply with all other terms of this agreement for free
- distribution of Project Gutenberg-tm works.
- 1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
- electronic work or group of works on different terms than are set
- forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
- both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
- Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
- Foundation as set forth in Section 3 below.
- 1.F.
- 1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
- effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
- public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
- collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
- works, and the medium on which they may be stored, may contain
- "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
- corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
- property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
- computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
- your equipment.
- 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
- of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
- Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
- Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
- Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
- liability to you for damages, costs and expenses, including legal
- fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
- LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
- PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
- TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
- LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
- INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
- DAMAGE.
- 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
- defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
- receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
- written explanation to the person you received the work from. If you
- received the work on a physical medium, you must return the medium with
- your written explanation. The person or entity that provided you with
- the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
- refund. If you received the work electronically, the person or entity
- providing it to you may choose to give you a second opportunity to
- receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
- is also defective, you may demand a refund in writing without further
- opportunities to fix the problem.
- 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
- in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER
- WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
- WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
- 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
- warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
- If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
- law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
- interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
- the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
- provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
- 1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
- trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
- providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
- with this agreement, and any volunteers associated with the production,
- promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
- harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
- that arise directly or indirectly from any of the following which you do
- or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
- work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
- Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
- Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
- Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
- electronic works in formats readable by the widest variety of computers
- including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
- because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
- people in all walks of life.
- Volunteers and financial support to provide volunteers with the
- assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
- goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
- remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
- Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
- and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
- To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
- and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
- and the Foundation information page at www.gutenberg.org
- Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
- Foundation
- The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
- 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
- state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
- Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
- number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg
- Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
- permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
- The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
- Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
- throughout numerous locations. Its business office is located at 809
- North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email
- contact links and up to date contact information can be found at the
- Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact
- For additional contact information:
- Dr. Gregory B. Newby
- Chief Executive and Director
- gbnewby@pglaf.org
- Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
- Literary Archive Foundation
- Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
- spread public support and donations to carry out its mission of
- increasing the number of public domain and licensed works that can be
- freely distributed in machine readable form accessible by the widest
- array of equipment including outdated equipment. Many small donations
- ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
- status with the IRS.
- The Foundation is committed to complying with the laws regulating
- charities and charitable donations in all 50 states of the United
- States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
- considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
- with these requirements. We do not solicit donations in locations
- where we have not received written confirmation of compliance. To
- SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
- particular state visit www.gutenberg.org/donate
- While we cannot and do not solicit contributions from states where we
- have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
- against accepting unsolicited donations from donors in such states who
- approach us with offers to donate.
- International donations are gratefully accepted, but we cannot make
- any statements concerning tax treatment of donations received from
- outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
- Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
- methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
- ways including checks, online payments and credit card donations.
- To donate, please visit: www.gutenberg.org/donate
- Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
- works.
- Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
- concept of a library of electronic works that could be freely shared
- with anyone. For forty years, he produced and distributed Project
- Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
- Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
- editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
- unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
- keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
- Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
- www.gutenberg.org
- This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
- including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
- Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
- subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.