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  • The Project Gutenberg EBook of Phaenomenologie des Geistes, by
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
  • This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
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  • with this eBook or online at www.gutenberg.org
  • Title: Phaenomenologie des Geistes
  • Author: Georg Wilhelm Friedrich Hegel
  • Posting Date: November 9, 2012 [EBook #6698]
  • Release Date: October, 2004
  • First Posted: January 16, 2003
  • Language: German
  • *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK PHAENOMENOLOGIE DES GEISTES ***
  • Produced by Delphine Lettau and Gutenberg Projekt-DE
  • This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
  • That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de.
  • Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
  • zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
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  • Phänomenologie des Geistes
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
  • (1807)
  • Dieser Band stellt das _werdende Wissen_ dar. Die PhÄnomenologie des
  • Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklärungen oder auch
  • der abstraktem ErÖrterungen Über die Begründung des Wissens treten.
  • Sie betrachtet die _Vorbereitung_ zur Wissenschaft aus einem
  • Gesichtspunkte, wodurch sie eine neue, interessante, und die erste
  • Wissenschaft der Philosophie ist. Sie faßt die verschiedenen
  • _Gestalten des Geistes_ als Stationen des Weges in sich, durch
  • welchen er reines Wissen oder absoluter Geist wird. Es wird daher in
  • den Hauptabteilungen dieser Wissenschaft, die wieder in mehrere
  • zerfallen, das Bewußtsein, das Selbstbewußtsein, die beobachtende und
  • handelnde Vernunft, der Geist selbst, als sittlicher, gebildeter und
  • moralischer Geist, und endlich als religiöser in seinen
  • unterschiedenen Formen betrachtet. Der dem ersten Blicke sich als
  • Chaos darbietende Reichtum der Erscheinungen des Geistes ist in eine
  • wissenschaftliche Ordnung gebracht, welche sie nach ihrer
  • Notwendigkeit darstellt, in der die unvollkommnen sich auflösen und
  • in höhere übergehen, welche ihre nächste Wahrheit sind. Die letzte
  • Wahrheit finden sie zunächst in der Religion, und dann in der
  • Wissenschaft, als dem Resultate des Ganzen.
  • Inhalt:
  • Vorrede
  • Einleitung
  • I. Die sinnliche Gewißheit; oder das Diese und das Meinen
  • II. Die Wahrnehmung; oder das Ding, und die Täuschung
  • III. Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt
  • IV. Die Wahrheit der Gewißheit seiner selbst
  • A. Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit des Selbstbewußtseins; Herrschaft und
  • Knechtschaft
  • B. Freiheit des Selbstbewußtseins; Stoizismus, Skeptizismus und das
  • unglückliche Bewußtsein
  • V. Gewißheit und Wahrheit der Vernunft
  • A. Beobachtende Vernunft
  • a. Beobachtung der Natur
  • b. Die Beobachtung des Selbstbewußtseins in seiner Reinheit und
  • seiner Beziehung auf äußre Wirklichkeit; logische und
  • psychologische Gesetze
  • c. Beobachtung der Beziehung des Selbstbewußtseins auf seine
  • unmittelbare Wirklichkeit; Physiognomik und Schädellehre
  • B. Die Verwirklichung des vernünftigen Selbstbewußtseins durch sich
  • selbst
  • a. Die Lust und die Notwendigkeit
  • b. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigendünkels
  • c. Die Tugend und der Weltlauf
  • C. Die Individualität, welche sich an und für sich selbst reell ist
  • a. Das geistige Tierreich und der Betrug, oder die Sache selbst
  • b. Die gesetzgebende Vernunft
  • c. Gesetzprüfende Vernunft
  • VI. Der Geist
  • A. Der wahre Geist, die Sittlichkeit
  • a. Die sittliche Welt, das menschliche und göttliche Gesetz,
  • der Mann und das Weib
  • b. Die sittliche Handlung, das menschliche und göttliche Wissen, die
  • Schuld und das Schicksal
  • c. Rechtszustand
  • B. Der sich entfremdete Geist; die Bildung
  • I. Die Welt des sich entfremdeten Geistes
  • a. Die Bildung und ihr Reich der Wirklichkeit
  • b. Der Glauben und die reine Einsicht
  • II. Die Aufklärung
  • a. Der Kampf der Aufklärung mit dem Aberglauben
  • b. Die Wahrheit der Aufklärung
  • III. Die absolute Freiheit und der Schrecken
  • C.Der seiner selbst gewisse Geist. Die Moralität
  • a. Die moralische Weltanschauung
  • b. Die Verstellung
  • c. Das Gewissen, die schöne Seele, das Böse und seine Verzeihung
  • VII. Die Religion
  • A. Natürliche Religion
  • a. Das Lichtwesen
  • b. Die Pflanze und das Tier
  • c. Der Werkmeister
  • B. Die Kunst-Religion
  • a. Das abstrakte Kunstwerk
  • b. Das lebendige Kunstwerk
  • c. Das geistige Kunstwerk
  • C. Die offenbare Religion
  • VIII. Das absolute Wissen
  • Vorrede
  • Eine ErklÄrung, wie sie einer Schrift in einer Vorrede nach der
  • Gewohnheit vorausgeschickt wird--Über den Zweck, den der Verfasser
  • sich in ihr vorgesetzt, sowie über die Veranlassungen und das
  • Verhältnis, worin er sie zu andern frühern oder gleichzeitigen
  • Behandlungen desselben Gegenstandes zu stehen glaubt--scheint bei
  • einer philosophischen Schrift nicht nur überflüssig, sondern um der
  • Natur der Sache willen sogar unpassend und zweckwidrig zu sein. Denn
  • wie und was von Philosophie in einer Vorrede zu sagen schicklich
  • wäre--etwa eine historische _Angabe_ der Tendenz und des Standpunkts,
  • des allgemeinen Inhalts und der Resultate, eine Verbindung von hin
  • und her sprechenden Behauptungen und Versicherungen über das Wahre--,
  • kann nicht für die Art und Weise gelten, in der die philosophische
  • Wahrheit darzustellen sei.--Auch weil die Philosophie wesentlich im
  • Elemente der Allgemeinheit ist, die das Besondere in sich schließt,
  • so findet bei ihr mehr als bei andern Wissenschaften der Schein statt,
  • als ob in dem Zwecke oder den letzten Resultaten die Sache selbst
  • und sogar in ihrem vollkommenen Wesen ausgedrückt wäre, gegen welches
  • die Ausführung eigentlich das Unwesentliche sei. In der allgemeinen
  • Vorstellung hingegen, zum Beispiel was Anatomie sei, etwa die
  • Kenntnis der Teile des KÖrpers nach ihrem unlebendigen Dasein
  • betrachtet, ist man überzeugt, die Sache selbst, den Inhalt dieser
  • Wissenschaft, noch nicht zu besitzen, sondern außerdem um das
  • Besondere sich bemühen zu müssen.--Ferner ist bei einem solchen
  • Aggregate von Kenntnissen, das den Namen Wissenschaft nicht mit Recht
  • führt, eine Konversation über Zweck und dergleichen Allgemeinheiten
  • nicht von der historischen und begrifflosen Weise verschieden, worin
  • von dem Inhalte selbst, diesen Nerven, Muskeln und so fort,
  • gesprochen wird. Bei der Philosophie hingegen würde die Ungleichheit
  • entstehen, daß von einer solchen Weise Gebrauch gemacht, und diese
  • doch von ihr selbst als unfähig, die Wahrheit zu fassen, aufgezeigt
  • würde.
  • So wird auch durch die Bestimmung des Verhältnisses, das ein
  • philosophisches Werk zu andern Bestrebungen über denselben Gegenstand
  • zu haben glaubt, ein fremdartiges Interesse hereingezogen, und das,
  • worauf es bei der Erkenntnis der Wahrheit ankommt, verdunkelt. So
  • fest der Meinung der Gegensatz des Wahren und des Falschen wird, so
  • pflegt sie auch entweder Beistimmung oder Widerspruch gegen ein
  • vorhandenes philosophisches System zu erwarten, und in einer
  • Erklärung über ein solches nur entweder das eine oder das andre zu
  • sehen. Sie begreift die Verschiedenheit philosophischer Systeme
  • nicht so sehr als die fortschreitende Entwicklung der Wahrheit, als
  • sie in der Verschiedenheit nur den Widerspruch sieht. Die Knospe
  • verschwindet in dem Hervorbrechen der Blüte, und man könnte sagen,
  • daß jene von dieser widerlegt wird, ebenso wird durch die Frucht die
  • Blüte für ein falsches Dasein der Pflanze erklärt, und als ihre
  • Wahrheit tritt jene an die Stelle von dieser. Diese Formen
  • unterscheiden sich nicht nur, sondern verdrängen sich auch als
  • unverträglich miteinander. Aber ihre flüssige Natur macht sie
  • zugleich zu Momenten der organischen Einheit, worin sie sich nicht
  • nur nicht widerstreiten, sondern eins so notwendig als das andere ist,
  • und diese gleiche Notwendigkeit macht erst das Leben des Ganzen aus.
  • Aber der Widerspruch gegen ein philosophisches System pflegt teils
  • sich selbst nicht auf diese Weise zu begreifen, teils auch weiß das
  • auffassende Bewußtsein gemeinhin nicht, ihn von seiner Einseitigkeit
  • zu befreien oder frei zu erhalten, und in der Gestalt des streitend
  • und sich zuwider Scheinenden gegenseitig notwendige Momente zu
  • erkennen.
  • Die Foderung von dergleichen Erklärungen sowie die Befriedigungen
  • derselben scheinen vielleicht das Wesentliche zu betreiben. Worin
  • könnte mehr das Innere einer philosophischen Schrift ausgesprochen
  • sein als in den Zwecken und Resultaten derselben, und wodurch diese
  • bestimmter erkannt werden als durch ihre Verschiedenheit von dem, was
  • das Zeitalter sonst in derselben Sphäre hervorbringt? Wenn aber ein
  • solches Tun für mehr als für den Anfang des Erkennens, wenn es für
  • das wirkliche Erkennen gelten soll, ist es in der Tat zu den
  • Erfindungen zu rechnen, die Sache selbst zu umgehen, und dieses
  • beides zu verbinden, den Anschein des Ernstes und Bemühens um sie,
  • und die wirkliche Ersparung desselben.--Denn die Sache ist nicht in
  • ihrem _Zwecke_ erschöpft, sondern in ihrer _Ausführung_, noch ist das
  • _Resultat_ das _wirkliche_ Ganze, sondern es zusammen mit seinem
  • Werden; der Zweck für sich ist das unlebendige Allgemeine, wie die
  • Tendenz das bloße Treiben, das seiner Wirklichkeit noch entbehrt, und
  • das nackte Resultat ist der Leichnam, der sie hinter sich gelassen.
  • --Ebenso ist die _Verschiedenheit_ vielmehr die _Grenze_ der Sache;
  • sie ist da, wo die Sache aufhört, oder sie ist das, was diese nicht
  • ist. Solche Bemühungen mit dem Zwecke oder den Resultaten, sowie mit
  • den Verschiedenheiten und Beurteilungen des einen und des andern,
  • sind daher eine leichtere Arbeit, als sie vielleicht scheinen. Denn
  • statt mit der Sache sich zu befassen, ist solches Tun immer über sie
  • hinaus, statt in ihr zu verweilen und sich in ihr zu vergessen,
  • greift solches Wissen immer nach einem Andern, und bleibt vielmehr
  • bei sich selbst, als daß es bei der Sache ist und sich ihr hingibt.
  • --Das leichteste ist, was Gehalt und Gediegenheit hat, zu beurteilen,
  • schwerer, es zu fassen, das schwerste, was beides vereinigt, seine
  • Darstellung hervorzubringen.
  • Der Anfang der Bildung und des Herausarbeitens aus der
  • Unmittelbarkeit des substantiellen Lebens wird immer damit gemacht
  • werden müssen, Kenntnisse allgemeiner Grundsätze und Gesichtspunkte
  • zu erwerben, sich nur erst zu dem Gedanken der Sache überhaupt
  • heraufzuarbeiten, nicht weniger sie mit Gründen zu unterstützen oder
  • zu widerlegen, die konkrete und reiche Fülle nach Bestimmtheiten
  • aufzufassen, und ordentlichen Bescheid und ernsthaftes Urteil über
  • sie zu erteilen zu wissen. Dieser Anfang der Bildung wird aber
  • zunächst dem Ernste des erfüllten Lebens Platz machen, der in die
  • Erfahrung der Sache selbst hineinführt, und wenn auch dies noch
  • hinzukommt, daß der Ernst des Begriffs in ihre Tiefe steigt, so wird
  • eine solche Kenntnis und Beurteilung in der Konversation ihre
  • schickliche Stelle behalten.
  • Die wahre Gestalt, in welcher die Wahrheit existiert, kann allein das
  • wissenschaftliche System derselben sein. Daran mitzuarbeiten, daß
  • die Philosophie der Form der Wissenschaft näher komme--dem Ziele,
  • ihren Namen der _Liebe_ zum _Wissen_ ablegen zu können und
  • _wirkliches Wissen_ zu sein--, ist es, was ich mir vorgesetzt. Die
  • innere Notwendigkeit, daß das Wissen Wissenschaft sei, liegt in
  • seiner Natur, und die befriedigende Erklärung hierüber ist allein die
  • Darstellung der Philosophie selbst. Die äußere Notwendigkeit aber,
  • insofern sie, abgesehen von der Zufälligkeit der Person und der
  • individuellen Veranlassungen, auf eine allgemeine Weise gefaßt wird,
  • ist dasselbe, was die innere, in der Gestalt, wie die Zeit das Dasein
  • ihrer Momente vorstellt. Daß die Erhebung der Philosophie zur
  • Wissenschaft an der Zeit ist, dies aufzuzeigen würde daher die einzig
  • wahre Rechtfertigung der Versuche sein, die diesen Zweck haben, weil
  • sie die Notwendigkeit desselben dartun, ja weil sie ihn zugleich
  • ausführen würde.
  • Indem die wahre Gestalt der Wahrheit in die Wissenschaftlichkeit
  • gesetzt wird--oder, was dasselbe ist, indem die Wahrheit behauptet
  • wird, an dem _Begriffe_ allein das Element ihrer Existenz zu haben--,
  • so weiß ich, daß dies im Widerspruch mit einer Vorstellung und deren
  • Folgen zu stehen scheint, welche eine so große Anmaßung als
  • Ausbreitung in der Überzeugung des Zeitalters hat. Eine Erklärung
  • über diesen Widerspruch scheint darum nicht überflüssig; wenn sie
  • auch hier weiter nichts als gleichfalls eine Versicherung, wie das,
  • gegen was sie geht, sein kann. Wenn nämlich das Wahre nur in
  • demjenigen oder vielmehr nur als dasjenige existiert, was bald
  • Anschauung, bald unmittelbares Wissen des Absoluten, Religion, das
  • Sein--nicht im Zentrum der göttlichen Liebe, sondern das Sein
  • desselben selbst--genannt wird, so wird von da aus zugleich für die
  • Darstellung der Philosophie vielmehr das Gegenteil der Form des
  • Begriffs gefodert. Das Absolute soll nicht begriffen, sondern
  • gefühlt und angeschaut, nicht sein Begriff, sondern sein Gefühl und
  • Anschauung sollen das Wort führen und ausgesprochen werden.
  • Wird die Erscheinung einer solchen Foderung nach ihrem allgemeinem
  • Zusammenhange aufgefaßt, und auf die Stufe gesehen, worauf der
  • selbstbewußte Geist gegenwärtig steht, so ist er über das
  • substantielle Leben, das er sonst im Elemente des Gedankens führte,
  • hinaus,--über diese Unmittelbarkeit seines Glaubens, über die
  • Befriedigung und Sicherheit der Gewißheit, welche das Bewußtsein von
  • seiner Versöhnung mit dem Wesen und dessen allgemeiner, der innern
  • und äußern, Gegenwart besaß. Er ist nicht nur darüber hinausgegangen,
  • in das andere Extrem der substanzlosen Reflexion seiner in sich
  • selbst, sondern auch über diese. Sein wesentliches Leben ist ihm
  • nicht nur verloren, er ist auch dieses Verlustes, und der Endlichkeit,
  • die sein Inhalt ist, bewußt. Von den Trebern sich wegwendend, daß
  • er im Argen liegt, bekennend und darauf schmähend, verlangt er nun
  • von der Philosophie nicht sowohl das _Wissen_ dessen, was er _ist_,
  • als zur Herstellung jener Substantialität und der Gediegenheit des
  • Seins erst wieder durch sie zu gelangen. Diesem Bedürfnisse soll sie
  • also nicht so sehr die Verschlossenheit der Substanz aufschließen,
  • und diese zum Selbstbewußtsein erheben--nicht so sehr ihr chaotisches
  • Bewußtsein zur gedachten Ordnung und zur Einfachheit des Begriffes
  • zurückbringen, als vielmehr die Sonderungen des Gedankens
  • zusammenschütten, den unterscheidenden Begriff unterdrücken und das
  • Gefühl des Wesens herstellen, nicht sowohl _Einsicht_ als _Erbauung_
  • gewähren. Das Schöne, Heilige, Ewige, die Religion und Liebe sind
  • der Köder, der gefodert wird, um die Lust zum Anbeißen zu erwecken,
  • nicht der Begriff, sondern die Ekstase, nicht die kalt
  • fortschreitende Notwendigkeit der Sache, sondern die gärende
  • Begeisterung soll die Haltung und fortleitende Ausbreitung des
  • Reichtums der Substanz sein.
  • Dieser Foderung entspricht die angestrengte und fast eifernd und
  • gereizt sich zeigende Bemühung, die Menschen aus der Versunkenheit
  • ins Sinnliche, Gemeine und Einzelne herauszureißen und ihren Blick zu
  • den Sternen aufzurichten; als ob sie, des Göttlichen ganz vergessend,
  • mit Staub und Wasser, wie der Wurm, auf dem Punkte sich zu
  • befriedigen stünden. Sonst hatten sie einen Himmel mit weitläufigem
  • Reichtume von Gedanken und Bildern ausgestattet. Von allem, was ist,
  • lag die Bedeutung in dem Lichtfaden, durch den es an den Himmel
  • geknüpft war; an ihm, statt in _dieser_ Gegenwart zu verweilen, glitt
  • der Blick über sie hinaus, zum göttlichen Wesen, zu einer, wenn man
  • so sagen kann, jenseitigen Gegenwart hinauf. Das Auge des Geistes
  • mußte mit Zwang auf das Irdische gerichtet und bei ihm festgehalten
  • werden; und es hat einer langen Zeit bedurft, jene Klarheit, die nur
  • das Überirdische hatte, in die Dumpfheit und Verworrenheit, worin der
  • Sinn des Diesseitigen lag, hineinzuarbeiten, und die Aufmerksamkeit
  • auf das Gegenwärtige als solches, welche _Erfahrung_ genannt wurde,
  • interessant und geltend zu machen.--Jetzt scheint die Not des
  • Gegenteils vorhanden, der Sinn so sehr in das Irdische festgewurzelt,
  • daß es gleicher Gewalt bedarf, ihn darüber zu erheben. Der Geist
  • zeigt sich so arm, daß er sich, wie in der Sandwüste der Wanderer
  • nach einem einfachen Trunk Wasser, nur nach dem dürftigen Gefühle des
  • Göttlichen überhaupt für seine Erquickung zu sehnen scheint. An
  • diesem, woran dem Geiste genügt, ist die Größe seines Verlustes zu
  • ermessen.
  • Diese Genügsamkeit des Empfangens oder Sparsamkeit des Gebens ziemt
  • jedoch der Wissenschaft nicht. Wer nur die Erbauung sucht, wer seine
  • irdische Mannigfaltigkeit des Daseins und des Gedankens in Nebel
  • einzuhüllen und nach dem unbestimmten Genusse dieser unbestimmten
  • Göttlichkeit verlangt, mag zusehen, wo er dies findet; er wird leicht
  • selbst sich etwas vorzuschwärmen und damit sich aufzuspreizen die
  • Mittel finden. Die Philosophie aber muß sich hüten, erbaulich sein
  • zu wollen.
  • Noch weniger muß diese Genügsamkeit, die auf die Wissenschaft
  • Verzicht tut, darauf Anspruch machen, daß solche Begeisterung und
  • Trübheit etwas Höheres sei als die Wissenschaft. Dieses prophetische
  • Reden meint gerade so recht im Mittelpunkte und der Tiefe zu bleiben,
  • blickt verächtlich auf die Bestimmtheit (den *Horos*) und hält sich
  • absichtlich von dem Begriffe und der Notwendigkeit entfernt, als von
  • der Reflexion, die nur in der Endlichkeit hause. Wie es aber eine
  • leere Breite gibt, so auch eine leere Tiefe, wie eine Extension der
  • Substanz, die sich in endliche Mannigfaltigkeit ergießt, ohne Kraft,
  • sie zusammenzuhalten--so ist dies eine gehaltlose Intensität, welche
  • als lautere Kraft ohne Ausbreitung sich haltend, dasselbe ist, was
  • die Oberflächlichkeit. Die Kraft des Geistes ist nur so groß als
  • ihre Äußerung, seine Tiefe nur so tief, als er in seiner Auslegung
  • sich auszubreiten und sich zu verlieren getraut.--Zugleich wenn dies
  • begrifflose substantielle Wissen die Eigenheit des Selbsts in dem
  • Wesen versenkt zu haben und wahr und heilig zu philosophieren vorgibt,
  • so verbirgt es sich, daß es, statt dem Gotte ergeben zu sein, durch
  • die Verschmähung des Maßes und der Bestimmung vielmehr nur bald in
  • sich selbst die Zufälligkeit des Inhalts, bald in ihm die eigne
  • Willkür gewähren läßt.--Indem sie sich dem ungebändigten Gären der
  • Substanz überlassen, meinen sie, durch die Einhüllung des
  • Selbstbewußtseins und Aufgeben des Verstands, die _Seinen_ zu sein,
  • denen Gott die Weisheit im Schlafe gibt; was sie so in der Tat im
  • Schlafe empfangen und gebären, sind darum auch Träume.
  • Es ist übrigens nicht schwer, zu sehen, daß unsre Zeit eine Zeit der
  • Geburt und des Übergangs zu einer neuen Periode ist. Der Geist hat
  • mit der bisherigen Welt seines Daseins und Vorstellens gebrochen und
  • steht im Begriffe, es in die Vergangenheit hinab zu versenken, und in
  • der Arbeit seiner Umgestaltung. Zwar ist er nie in Ruhe, sondern in
  • immer fortschreitender Bewegung begriffen. Aber wie beim Kinde nach
  • langer stiller Ernährung der erste Atemzug jene Allmählichkeit des
  • nur vermehrenden Fortgangs abbricht--ein qualitativer Sprung--und
  • itzt das Kind geboren ist, so reift der sich bildende Geist langsam
  • und stille der neuen Gestalt entgegen, löst ein Teilchen des Baues
  • seiner vorgehenden *Welt* nach dem andern auf, ihr Wanken wird nur
  • durch einzelne Symptome angedeutet; der Leichtsinn wie die Langeweile,
  • die im Bestehenden einreißen, die unbestimmte Ahnung eines
  • Unbekannten sind Vorboten, daß etwas anderes im Anzuge ist. Dies
  • allmähliche Zerbröckeln, das die Physiognomie des Ganzen nicht
  • veränderte, wird durch den Aufgang unterbrochen, der, ein Blitz, in
  • einem Male das Gebilde der neuen Welt hinstellt.
  • Allein eine vollkommne Wirklichkeit hat dies Neue sowenig als das
  • eben geborne Kind; und dies ist wesentlich nicht außer acht zu lassen.
  • Das erste Auftreten ist erst seine Unmittelbarkeit oder sein
  • Begriff. Sowenig ein Gebäude fertig ist, wenn sein Grund gelegt
  • worden, sowenig ist der erreichte Begriff des Ganzen das Ganze selbst.
  • Wo wir eine Eiche in der Kraft ihres Stammes und in der Ausbreitung
  • ihrer Äste und den Massen ihrer Belaubung zu sehen wünschen, sind wir
  • nicht zufrieden, wenn uns an dieser Stelle eine Eichel gezeigt wird.
  • So ist die Wissenschaft, die Krone einer Welt des Geistes, nicht in
  • ihrem Anfange vollendet. Der Anfang des neuen Geistes ist das
  • Produkt einer weitläufigen Umwälzung von mannigfaltigen
  • Bildungsformen, der Preis eines vielfach verschlungnen Weges und
  • ebenso vielfacher Anstrengung und Bemühung. Er ist das aus der
  • Sukzession wie aus seiner Ausdehnung in sich zurückgegangene Ganze,
  • der gewordne _einfache Begriff_ desselben. Die Wirklichkeit dieses
  • einfachen Ganzen aber besteht darin, daß jene zu Momenten gewordne
  • Gestaltungen sich wieder von neuem, aber in ihrem neuen Elemente, in
  • dem gewordenen Sinne entwickeln und Gestaltung geben.
  • Indem einerseits die erste Erscheinung der neuen Welt nur erst das in
  • seine _Einfachheit_ verhüllte Ganze oder sein allgemeiner Grund ist,
  • so ist dem Bewußtsein dagegen der Reichtum des vorhergehenden Daseins
  • noch in der Erinnerung gegenwärtig. Es vermißt an der neu
  • erscheinenden Gestalt die Ausbreitung und Besonderung des Inhalts;
  • noch mehr aber vermißt es die Ausbildung der Form, wodurch die
  • Unterschiede mit Sicherheit bestimmt und in ihre festen Verhältnisse
  • geordnet sind. Ohne diese Ausbildung entbehrt die Wissenschaft der
  • allgemeinen *Verständlichkeit*, und hat den Schein, ein esoterisches
  • Besitztum einiger Einzelnen zu sein;--ein esoterisches Besitztum:
  • denn sie ist nur erst in ihrem Begriffe oder ihr Innres vorhanden;
  • einiger Einzelnen: denn ihre unausgebreitete Erscheinung macht ihr
  • Dasein zum Einzelnen. Erst was vollkommen bestimmt ist, ist zugleich
  • exoterisch, begreiflich, und fähig, gelernt und das Eigentum aller zu
  • sein. Die verständige Form der Wissenschaft ist der allen
  • dargebotene und für alle gleichgemachte Weg zu ihr, und durch den
  • Verstand zum vernünftigen Wissen zu gelangen ist die gerechte
  • Foderung des Bewußtseins, das zur Wissenschaft hinzutritt; denn der
  • Verstand ist das Denken, das reine Ich überhaupt; und das Verständige
  • ist das schon Bekannte und das Gemeinschaftliche der Wissenschaft und
  • des unwissenschaftlichen Bewußtseins, wodurch dieses unmittelbar in
  • jene einzutreten vermag.
  • Die Wissenschaft, die erst beginnt, und es also noch weder zur
  • Vollständigkeit des Details noch zur Vollkommenheit der Form gebracht
  • hat, ist dem Tadel darüber ausgesetzt. Aber wenn dieser ihr Wesen
  • treffen soll, so würde er ebenso ungerecht sein, als es unstatthaft
  • ist, die Foderung jener Ausbildung nicht anerkennen zu wollen.
  • Dieser Gegensatz scheint der hauptsächlichste Knoten zu sein, an dem
  • die wissenschaftliche Bildung sich gegenwärtig zerarbeitet und
  • worüber sie sich noch nicht gehörig versteht. Der eine Teil pocht
  • auf den Reichtum des Materials und die Verständlichkeit, der andre
  • verschmäht wenigstens diese und pocht auf die unmittelbare
  • Vernünftigkeit und Göttlichkeit. Wenn auch jener Teil, es sei durch
  • die Kraft der Wahrheit allein oder auch durch das Ungestüm des andern,
  • zum Stillschweigen gebracht ist, und wenn er in Ansehung des Grunds
  • der Sache sich überwältigt fühlte, so ist er darum in Ansehung jener
  • Foderungen nicht befriedigt, denn sie sind gerecht, aber nicht
  • erfüllt. Sein Stillschweigen gehört nur halb dem Siege, halb aber
  • der Langeweile und Gleichgültigkeit, welche die Folge einer beständig
  • erregten Erwartung und nicht erfolgten Erfüllung der Versprechungen
  • zu sein pflegt.
  • In Ansehung des Inhalts machen die andern sich es wohl zuweilen
  • leicht genug, eine große Ausdehnung zu haben. Sie ziehen auf ihren
  • Boden eine Menge Material, nämlich das schon Bekannte und Geordnete,
  • herein, und indem sie sich vornehmlich mit den Sonderbarkeiten und
  • Kuriositäten zu tun machen, scheinen sie um so mehr das übrige, womit
  • das Wissen in seiner Art schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch
  • das noch Ungeregelte zu beherrschen, und somit alles der absoluten
  • Idee zu unterwerfen, welche hiemit in allem erkannt, und zur
  • ausgebreiteten Wissenschaft gediehen zu sein scheint. Näher aber
  • diese Ausbreitung betrachtet, so zeigt sie sich nicht dadurch
  • zustande gekommen, daß ein und dasselbe sich selbst verschieden
  • gestaltet hätte, sondern sie ist die gestaltlose Wiederholung des
  • einen und desselben, das nur an das verschiedene Material äußerlich
  • angewendet ist, und einen langweiligen Schein der Verschiedenheit
  • erhält. Die für sich wohl wahre Idee bleibt in der Tat nur immer in
  • ihrem Anfange stehen, wenn die Entwicklung in nichts als in einer
  • solchen Wiederholung derselben Formel besteht. Die eine unbewegte
  • Form vom wissenden Subjekte an dem Vorhandenen herumgeführt, das
  • Material in dies ruhende Element von außenher eingetaucht, dies ist
  • so wenig, als willkürliche Einfälle über den Inhalt, die Erfüllung
  • dessen, was gefodert wird, nämlich der aus sich entspringende
  • Reichtum und sich selbst bestimmende Unterschied der Gestalten. Es
  • ist vielmehr ein einfarbiger Formalismus, der nur zum Unterschiede
  • des Stoffes, und zwar dadurch kommt, weil dieser schon bereitet und
  • bekannt ist.
  • Dabei behauptet er diese Eintönigkeit und die abstrakte Allgemeinheit
  • für das Absolute; er versichert, daß die Ungenügsamkeit mit ihr eine
  • Unfähigkeit sei, sich des absoluten Standpunktes zu bemächtigen und
  • auf ihm festzuhalten. Wenn sonst die leere Möglichkeit, sich etwas
  • auf eine andere Weise vorzustellen, hinreichte, um eine Vorstellung
  • zu widerlegen, und dieselbe bloße Möglichkeit, der allgemeine Gedanke,
  • auch den ganzen positiven Wert des wirklichen Erkennens hatte, so
  • sehen wir hier ebenso der allgemeinen Idee in dieser Form der
  • Unwirklichkeit allen Wert zugeschrieben, und die Auflösung des
  • Unterschiedenen und Bestimmten, oder vielmehr das weiter nicht
  • entwickelte noch an ihm selbst sich rechtfertigende Hinunterwerfen
  • desselben in den Abgrund des Leeren für spekulative Betrachtungsart
  • gelten. Irgendein Dasein, wie es im _Absoluten_ ist, betrachten,
  • besteht hier in nichts anderem, als daß davon gesagt wird, es sei
  • zwar jetzt von ihm gesprochen worden, als von einem Etwas, im
  • Absoluten, dem A = A, jedoch gebe es dergleichen gar nicht, sondern
  • darin sei alles eins. Dies _eine_ Wissen, daß im Absoluten alles
  • gleich ist, der unterscheidenden und erfüllten oder Erfüllung
  • suchenden und fodernden Erkenntnis entgegenzusetzen--oder sein
  • _Absolutes_ für die Nacht auszugeben, worin, wie man zu sagen pflegt,
  • alle Kühe schwarz sind, ist die Naivität der Leere an Erkenntnis.
  • --Der Formalismus, den die Philosophie neuerer Zeit verklagt und
  • geschmäht, und der sich in ihr selbst wieder erzeugte, wird, wenn
  • auch seine Ungenügsamkeit bekannt und gefühlt ist, aus der
  • Wissenschaft nicht verschwinden, bis das Erkennen der absoluten
  • Wirklichkeit sich über seine Natur vollkommen klar geworden ist.--In
  • der Rücksicht, daß die allgemeine Vorstellung, wenn sie dem, was ein
  • Versuch ihrer Ausführung ist, vorangeht, das Auffassen der letztern
  • erleichtert, ist es dienlich, das Ungefähre derselben hier anzudeuten,
  • in der Absicht zugleich, bei dieser Gelegenheit einige Formen zu
  • entfernen, deren Gewohnheit ein Hindernis für das philosophische
  • Erkennen ist.
  • Es kömmt nach meiner Einsicht, welche sich durch die Darstellung des
  • Systems selbst rechtfertigen muß, alles darauf an, das Wahre nicht
  • als _Substanz_, sondern ebensosehr als _Subjekt_ aufzufassen und
  • auszudrücken. Zugleich ist zu bemerken, daß die Substantialität
  • sosehr das Allgemeine oder die _Unmittelbarkeit des Wissens_ als
  • diejenige, welche _Sein_ oder Unmittelbarkeit _für das_ Wissen ist,
  • in sich schließt.--Wenn, Gott als die _eine_ Substanz zu fassen, das
  • Zeitalter empörte, worin diese Bestimmung ausgesprochen wurde, so lag
  • teils der Grund hievon in dem Instinkte, daß darin das
  • Selbstbewußtsein nur untergegangen, nicht erhalten ist, teils aber
  • ist das Gegenteil, welches das Denken als Denken festhält, die
  • _Allgemeinheit_, dieselbe Einfachheit oder ununterschiedne, unbewegte
  • Substantialität, und wenn drittens das Denken das Sein der Substanz
  • als solche mit sich vereint und die Unmittelbarkeit oder das
  • Anschauen als Denken erfaßt, so kömmt es noch darauf an, ob dieses
  • intellektuelle Anschauen nicht wieder in die träge Einfachheit
  • zurückfällt, und die Wirklichkeit selbst auf eine unwirkliche Weise
  • darstellt.
  • Die lebendige Substanz ist ferner das Sein, welches in Wahrheit
  • _Subjekt_, oder, was dasselbe heißt, welches in Wahrheit wirklich ist,
  • nur insofern sie die Bewegung des Sich-selbst-setzens, oder die
  • Vermittlung des Sich-anders-werdens mit sich selbst ist. Sie ist als
  • Subjekt die reine _einfache Negativität_, eben dadurch die Entzweiung
  • des Einfachen, oder die entgegensetzende Verdopplung, welche wieder
  • die Negation dieser gleichgültigen Verschiedenheit und ihres
  • Gegensatzes ist; nur diese sich _wiederherstellende_ Gleichheit oder
  • die Reflexion im Anderssein in sich selbst--nicht eine
  • _ursprüngliche_ Einheit als solche, oder _unmittelbare_ als solche,
  • ist das Wahre. Es ist das Werden seiner selbst, der Kreis, der sein
  • Ende als seinen Zweck voraussetzt und zum Anfange hat, und nur durch
  • die Ausführung und sein Ende wirklich ist.
  • Das Leben Gottes und das göttliche Erkennen mag also wohl als ein
  • Spielen der Liebe mit sich selbst ausgesprochen werden; diese Idee
  • sinkt zur Erbaulichkeit und selbst zur Fadheit herab, wenn der Ernst,
  • der Schmerz, die Geduld und Arbeit des Negativen darin fehlt. _An
  • sich_ ist jenes Leben wohl die ungetrübte Gleichheit und Einheit mit
  • sich selbst, der es kein Ernst mit dem Anderssein und der Entfremdung,
  • so wie mit dem Überwinden dieser Entfremdung ist. Aber dies
  • _An-sich_ ist die abstrakte Allgemeinheit, in welcher von seiner
  • Natur, _für sich zu sein_, und damit überhaupt von der Selbstbewegung
  • der Form abgesehen wird. Wenn die Form als dem Wesen gleich
  • ausgesagt wird, so ist es eben darum ein Mißverstand, zu meinen, daß
  • das Erkennen sich mit dem An-sich oder dem Wesen begnügen, die Form
  • aber ersparen könne;--daß der absolute Grundsatz oder die absolute
  • Anschauung, die Ausführung des erstern oder die Entwicklung der
  • andern entbehrlich mache. Gerade weil die Form dem Wesen so
  • wesentlich ist, als es sich selbst, ist es nicht bloß als Wesen, d.h.
  • als unmittelbare Substanz, oder als reine Selbstanschauung des
  • Göttlichen zu fassen und auszudrücken, sondern ebensosehr als _Form_
  • und im ganzen Reichtum der entwickelten Form; dadurch wird es erst
  • als Wirkliches gefaßt und ausgedrückt.
  • Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine
  • Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu
  • sagen, daß es wesentlich _Resultat_, daß es erst am _Ende_ das ist,
  • was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur,
  • Wirkliches, Subjekt, oder Sich-selbst-werden, zu sein. So
  • widersprechend es scheinen mag, daß das Absolute wesentlich als
  • Resultat zu begreifen sei, so stellt doch eine geringe Überlegung
  • diesen Schein von Widerspruch zurecht. Der Anfang, das Prinzip, oder
  • das Absolute, wie es zuerst und unmittelbar ausgesprochen wird, ist
  • nur das Allgemeine. Sowenig, wenn ich sage: _alle_ Tiere, dies Wort
  • für eine Zoologie gelten kann, ebenso fällt es auf, daß die Worte des
  • Göttlichen, Absoluten, Ewigen u.s.w. das nicht aussprechen, was darin
  • enthalten ist;--und nur solche Worte drücken in der Tat die
  • Anschauung als das Unmittelbare aus. Was mehr ist, als ein solches
  • Wort, der Übergang auch nur zu einem Satze, ist _ein Anderswerden_,
  • das zurückgenommen werden muß, ist eine Vermittlung. Diese aber ist
  • das, was perhorresziert wird, als ob dadurch, daß mehr aus ihr
  • gemacht wird denn nur dies, daß sie nichts Absolutes und im Absoluten
  • gar nicht sei, die absolute Erkenntnis aufgegeben wäre.
  • Dies Perhorreszieren stammt aber in der Tat aus der Unbekanntschaft
  • mit der Natur der Vermittlung und des absoluten Erkennens selbst.
  • Denn die Vermittlung ist nichts anders als die sich bewegende
  • Sichselbstgleichheit, oder sie ist die Reflexion in sich selbst, das
  • Moment des fürsichseienden ich, die reine Negativität oder das
  • _einfache Werden_. Das Ich, oder das Werden überhaupt, dieses
  • Vermitteln ist um seiner Einfachheit willen eben die werdende
  • Unmittelbarkeit und das Unmittelbare selbst.--Es ist daher ein
  • Verkennen der Vernunft, wenn die Reflexion aus dem Wahren
  • ausgeschlossen und nicht als positives Moment des Absoluten erfaßt
  • wird. Sie ist es, die das Wahre zum Resultate macht, aber diesen
  • Gegensatz gegen sein Werden ebenso aufhebt, denn dies Werden ist
  • ebenso einfach und daher von der Form des Wahren, im Resultate sich
  • als _einfach_ zu zeigen, nicht verschieden; es ist vielmehr eben dies
  • Zurückgegangensein in die Einfachheit.--Wenn der Embryo wohl _an
  • sich_ Mensch ist, so ist er es aber nicht _für sich_; für sich ist er
  • es nur als gebildete Vernunft, die sich zu dem _gemacht_ hat, was sie
  • _an sich_ ist. Dies erst ist ihre Wirklichkeit. Aber dies Resultat
  • ist selbst einfache Unmittelbarkeit, denn es ist die selbstbewußte
  • Freiheit, die in sich selbst ruht, und den Gegensatz nicht auf die
  • Seite gebracht hat und ihn da liegen läßt, sondern mit ihm versöhnt
  • ist.
  • Das Gesagte kann auch so ausgedrückt werden, daß die Vernunft das
  • _zweckmäßige Tun_ ist. Die Erhebung der vermeinten Natur über das
  • mißkannte Denken, und zunächst die Verbannung der äußern
  • Zweckmäßigkeit hat die Form des _Zwecks_ überhaupt in Mißkredit
  • gebracht. Allein, wie auch Aristoteles die Natur als das zweckmäßige
  • Tun bestimmt, der Zweck ist das Unmittelbare, das Ruhende, welches
  • selbst bewegend oder Subjekt ist. Seine abstrakte Kraft zu bewegen
  • ist das _Für-sich-sein_ oder die reine Negativität. Das Resultat ist
  • nur darum dasselbe, was der Anfang, weil der Anfang Zweck ist;--oder
  • das Wirkliche ist nur darum dasselbe, was sein Begriff, weil das
  • Unmittelbare als Zweck das Selbst oder die reine Wirklichkeit in ihm
  • selbst hat. Der ausgeführte Zweck oder das daseiende Wirkliche ist
  • die Bewegung und das entfaltete Werden; eben diese Unruhe aber ist
  • das Selbst; und jener Unmittelbarkeit und Einfachheit des Anfangs ist
  • es darum gleich, weil es das Resultat, das in sich Zurückgekehrte,
  • --das in sich Zurückgekehrte aber eben das Selbst, und das Selbst die
  • sich auf sich beziehende Gleichheit und Einfachheit ist.
  • Das Bedürfnis, das Absolute als _Subjekt_ vorzustellen, bediente sich
  • der Sätze: _Gott_ ist das Ewige, oder die moralische Weltordnung oder
  • die Liebe u.s.f. In solchen Sätzen ist das Wahre nur geradezu als
  • Subjekt gesetzt, nicht aber als die Bewegung des sich
  • In-sich-selbst-reflektierens dargestellt. Es wird in einem Satze der
  • Art mit dem Worte: _Gott_ angefangen. Dies für sich ist ein
  • sinnloser Laut, ein bloßer Name; erst das Prädikat sagt, _was er ist_,
  • ist seine Erfüllung und Bedeutung; der leere Anfang wird nur in
  • diesem Ende ein wirkliches Wissen. Insofern ist nicht abzusehen,
  • warum nicht vom Ewigen, der moralischen Weltordnung u.s.f., oder, wie
  • die Alten taten, von reinen Begriffen, dem Sein, dem Einen u.s.f.,
  • von dem, was die Bedeutung ist, allein gesprochen wird, ohne den
  • sinnlosen Laut noch hinzuzufügen. Aber durch dies Wort wird eben
  • bezeichnet, daß nicht ein Sein oder Wesen oder Allgemeines überhaupt,
  • sondern ein in sich Reflektiertes, ein Subjekt gesetzt ist. Allein
  • zugleich ist dies nur antizipiert. Das Subjekt ist als fester Punkt
  • angenommen, an den als ihren Halt die Prädikate geheftet sind, durch
  • eine Bewegung, die dem von ihm Wissenden angehört, und die auch nicht
  • dafür angesehen wird, dem Punkte selbst anzugehören; durch sie aber
  • wäre allein der Inhalt als Subjekt dargestellt. In der Art, wie
  • diese Bewegung beschaffen ist, kann sie ihm nicht angehören; aber
  • nach Voraussetzung jenes Punkts kann sie auch nicht anders beschaffen,
  • kann sie nur äußerlich sein. Jene Antizipation, daß das Absolute
  • Subjekt ist, ist daher nicht nur nicht die Wirklichkeit dieses
  • Begriffs, sondern macht sie sogar unmöglich, denn jene setzt ihn als
  • ruhenden Punkt, diese aber ist die Selbstbewegung.
  • Unter mancherlei Folgerungen, die aus dem Gesagten fließen, kann
  • diese herausgehoben werden, daß das Wissen nur als Wissenschaft oder
  • als _System_ wirklich ist und dargestellt werden kann. Daß ferner
  • ein sogenannter Grundsatz oder Prinzip der Philosophie, wenn es wahr
  • ist, schon darum auch falsch ist, weil er Grundsatz oder Prinzip ist.
  • --Es ist deswegen leicht, ihn zu widerlegen. Die Widerlegung besteht
  • darin, daß sein Mangel aufgezeigt wird; mangelhaft aber ist er, weil
  • er nur das Allgemeine oder Prinzip, der Anfang, ist. Ist die
  • Widerlegung gründlich, so ist sie aus ihm selbst genommen und
  • entwickelt,--nicht durch entgegengesetzte Versicherungen und Einfälle
  • von außen her bewerkstelligt. Sie würde also eigentlich seine
  • Entwicklung und somit die Ergänzung seiner Mangelhaftigkeit sein,
  • wenn sie sich nicht darin verkännte, daß sie ihre _negative_ Seite
  • allein beachtet, und ihres Fortgangs und Resultates nicht auch nach
  • seiner _positiven_ Seite bewußt wird.--Die eigentliche _positive_
  • Ausführung des Anfangs ist zugleich umgekehrt ebensosehr ein
  • negatives Verhalten gegen ihn, nämlich gegen seine einseitige Form,
  • erst _unmittelbar_ oder _Zweck_ zu sein. Sie kann somit ebensosehr
  • als die Widerlegung desjenigen genommen werden, was den _Grund_ des
  • Systems ausmacht, besser aber als ein Aufzeigen, daß der _Grund_ oder
  • das Prinzip des Systems in der Tat nur sein _Anfang_ ist.
  • Daß das Wahre nur als System wirklich, oder daß die Substanz
  • wesentlich Subjekt ist, ist in der Vorstellung ausgedrückt, welche
  • das Absolute als _Geist_ ausspricht,--der erhabenste Begriff, und der
  • der neuern Zeit und ihrer Religion angehört. Das Geistige allein ist
  • das _Wirkliche_; es ist das Wesen oder _An-sich-seiende_,--das sich
  • _Verhaltende_ oder Bestimmte, das _Anderssein_ und
  • _Für-sich-sein_--und in dieser Bestimmtheit oder seinem
  • Außer-sich-sein in sich selbst Bleibende;--oder es ist _an und für
  • sich_.--Dies An-und-für-sich-sein aber ist es erst für uns oder _an
  • sich_, oder es ist die geistige _Substanz_. Es muß dies auch _für
  • sich selbst_--muß das Wissen von dem Geistigen und das Wissen von
  • sich als dem Geiste sein; das heißt, es muß sich als _Gegenstand_
  • sein, aber ebenso unmittelbar als _vermittelter_, das heißt
  • aufgehobener, in sich reflektierter Gegenstand. Er ist _für sich_
  • nur für uns, insofern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt
  • ist; insofern er aber auch für sich selbst für sich ist, so ist
  • dieses Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das
  • gegenständliche Element, worin er sein Dasein hat; und er ist auf
  • diese Weise in seinem Dasein für sich selbst in sich reflektierter
  • Gegenstand.--Der Geist, der sich so als Geist weiß, ist die
  • _Wissenschaft_. Sie ist seine Wirklichkeit und das Reich, das er
  • sich in seinem eigenen Elemente erbaut.
  • Das reine Selbsterkennen im absoluten Anderssein, dieser Äther _als
  • solcher_, ist der Grund und Boden der Wissenschaft oder das _Wissen
  • im Allgemeinen_. Der Anfang der Philosophie macht die Voraussetzung
  • oder Foderung, daß das Bewußtsein sich in diesem Elemente befinde.
  • Aber dieses Element hat seine Vollendung und Durchsichtigkeit selbst
  • nur durch die Bewegung seines Werdens. Es ist die reine Geistigkeit,
  • oder das Allgemeine, das die Weise der einfachen Unmittelbarkeit hat.
  • Weil es die Unmittelbarkeit des Geistes, weil die Substanz überhaupt
  • der Geists ist, ist sie die _verklärte Wesenheit_, die Reflexion, die
  • selbst einfach oder die Unmittelbarkeit ist, das Sein, das die
  • Reflexion in sich selbst ist. Die Wissenschaft von ihrer Seite
  • verlangt vom Selbstbewußtsein, daß es in diesen Äther sich erhoben
  • habe, um mit ihr und in ihr leben zu können und zu leben. Umgekehrt
  • hat das Individuum das Recht zu fodern, daß die Wissenschaft ihm die
  • Leiter wenigstens zu diesem Standpunkte reiche. Sein Recht gründet
  • sich auf seine absolute Selbstständigkeit, die es in jeder Gestalt
  • seines Wissens zu besitzen weiß, denn in jeder, sei sie von der
  • Wissenschaft anerkannt oder nicht, und der Inhalt sei welcher er
  • wolle, ist es die absolute Form zugleich oder hat die _unmittelbare
  • Gewißheit_ seiner selbst; und, wenn dieser Ausdruck vorgezogen würde,
  • damit unbedingtes _Sein_. Wenn der Standpunkt des Bewußtseins, von
  • gegenständlichen Dingen im Gegensatze gegen sich selbst und von sich
  • selbst im Gegensatze gegen sie zu wissen, der Wissenschaft als das
  • _Andre_ gilt--das, worin es bei sich selbst ist, vielmehr als der
  • Verlust des Geistes--, so ist ihm dagegen das Element der
  • Wissenschaft eine jenseitige Ferne, worin es nicht mehr sich selbst
  • besitzt. Jeder von diesen beiden Teilen scheint für den andern das
  • Verkehrte der Wahrheit zu sein. Daß das natürliche Bewußtsein sich
  • der Wissenschaft unmittelbar anvertraut, ist ein Versuch, den es, es
  • weiß nicht von was angezogen, macht, auch einmal auf dem Kopfe zu
  • gehen; der Zwang, diese ungewohnte Stellung anzunehmen und sich in
  • ihr zu bewegen, ist eine so unvorbereitete als unnötig scheinende
  • Gewalt, die ihm angemutet wird, sich anzutun.--Die Wissenschaft sei
  • an ihr selbst, was sie will, im Verhältnisse zum unmittelbaren
  • Selbstbewußtsein stellt sie sich als ein Verkehrtes gegen es dar,
  • oder weil das unmittelbare Selbstbewußtsein das Prinzip der
  • Wirklichkeit ist, trägt sie, indem es für sich außer ihr ist, die
  • Form der Unwirklichkeit. Sie hat darum jenes Element mit ihr zu
  • vereinigen, oder vielmehr zu zeigen, daß und wie es ihr selbst
  • angehört. Der Wirklichkeit entbehrend, ist sie nur das _An-sich_,
  • der _Zweck_, der erst noch ein _Innres_, nicht als Geist, nur erst
  • geistige Substanz ist. Sie hat sich zu äußern und für sich selbst zu
  • werden, dies heißt nichts anders als: sie hat das Selbstbewußtsein
  • als eins mit sich zu setzen.
  • Dies Werden der _Wissenschaft überhaupt_, oder des _Wissens_, ist es,
  • was diese _Phänomenologie_ des Geistes, als der erste Teil des
  • Systems derselben, darstellt. Das Wissen, wie es zuerst ist, oder
  • der _unmittelbare Geist_ ist das Geistlose, oder ist das _sinnliche
  • Bewußtsein_. Um zum eigentlichen Wissen zu werden, oder das Element
  • der Wissenschaft, was ihr reiner Begriff ist, zu erzeugen, hat er
  • durch einen langen Weg sich hindurchzuarbeiten.--Dieses Werden, wie
  • es in seinem Inhalte und den Gestalten, die sich in ihm zeigen,
  • aufgestellt ist, erscheint als etwas anderes denn als die Anleitung
  • des unwissenschaftlichen Bewußtseins zur Wissenschaft; auch etwas
  • anderes als die Begründung der Wissenschaft;--so ohnehin, als die
  • Begeisterung, die wie aus der Pistole mit dem absoluten Wissen
  • unmittelbar anfängt, und mit andern Standpunkten dadurch schon fertig
  • ist, daß sie keine Notiz davon zu nehmen erklärt.
  • Die Aufgabe aber, das Individuum von seinem ungebildeten Standpunkte
  • aus zum Wissen zu führen, war in ihrem allgemeinen Sinn zu fassen,
  • und das allgemeine Individuum, der Weltgeist, in seiner Bildung zu
  • betrachten.--Was das Verhältnis beider betrifft, so zeigt sich in dem
  • allgemeinen Individuum jedes Moment, wie es die konkrete Form und
  • eigne Gestaltung gewinnt. Das besondre Individuum aber ist der
  • unvollständige Geist, eine konkrete Gestalt, deren ganzes Dasein
  • _einer_ Bestimmtheit zufällt, und worin die andern nur in vermischten
  • Zügen vorhanden sind. In dem Geiste, der höher steht als ein anderer,
  • ist das niedrigere konkrete Dasein zu einem unscheinbaren Momente
  • herabgesunken; was vorher die Sache selbst war, ist nur noch eine
  • Spur; ihre Gestalt ist eingehüllt und eine einfache Schattierung
  • geworden. Diese Vergangenheit durchläuft das Individuum, dessen
  • Substanz der höherstehende Geist ist, auf die Art, wie der eine
  • höhere Wissenschaft vornimmt, die Vorbereitungskenntnisse, die er
  • längst innehat, um sich ihren Inhalt gegenwärtig zu machen, durchgeht;
  • er ruft die Erinnerung desselben zurück, ohne darin sein Interesse
  • und Verweilen zu haben. So durchlauft jeder einzelne auch die
  • Bildungsstufen des allgemeinen Geistes, aber als vom Geiste schon
  • abgelegte Gestalten, als Stufen eines Wegs, der ausgearbeitet und
  • geebnet ist; wie wir in Ansehung der Kenntnisse das, was in frühern
  • Zeitaltern den reifen Geist der Männer beschäftigte, zu Kenntnissen,
  • Übungen und selbst Spielen des Knabensalters herabgesunken sehen, und
  • in dem pädagogischen Fortschreiten die wie im Schattenrisse
  • nachgezeichnete Geschichte der Bildung der Welt erkennen werden.
  • Dies vergangne Dasein ist schon erworbnes Eigentum des allgemeinen
  • Geistes, der die Substanz des Individuums oder seine unorganische
  • Natur ausmacht.--Die Bildung des Individuums in dieser Rücksicht
  • besteht, von seiner Seite aus betrachtet, darin, daß es dies
  • Vorhandne erwerbe, seine unorganische Natur in sich zehre und für
  • sich in Besitz nehme. Dies ist aber ebensosehr nichts anders, als
  • daß der allgemeine Geist oder die Substanz sich ihr Selbstbewußtsein
  • gibt, oder ihr Werden und Reflexion in sich.
  • Die Wissenschaft stellt diese bildende Bewegung sowohl in ihrer
  • Ausführlichkeit und Notwendigkeit, als das, was schon zum Momente und
  • Eigentum des Geists herabgesunken ist, in seiner Gestaltung dar. Das
  • Ziel ist die Einsicht des Geistes in das, was das Wissen ist. Die
  • Ungeduld verlangt das Unmögliche, nämlich die Erreichung des Ziels
  • ohne die Mittel. Einesteils ist die _Länge_ dieses Wegs zu ertragen,
  • denn jedes Moment ist notwendig,--andernteils bei jedem sich zu
  • _verweilen_, denn jedes ist selbst eine individuelle ganze Gestalt,
  • und wird nur absolut betrachtet, insofern seine Bestimmtheit als
  • Ganzes oder Konkretes, oder das Ganze in der Eigentümlichkeit dieser
  • Bestimmung betrachtet wird.--Weil die Substanz des Individuums, weil
  • der Weltgeist die Geduld gehabt, diese Formen in der langen
  • Ausdehnung der Zeit zu durchgehen und die ungeheure Arbeit der
  • Weltgeschichte zu übernehmen, und weil er durch keine geringere das
  • Bewußtsein über sich erreichen konnte, so kann zwar das Individuum
  • nicht mit weniger seine Substanz begreifen. Inzwischen hat es
  • zugleich geringere Mühe, weil _an sich_ dies vollbracht,--der Inhalt
  • schon die zur Möglichkeit getilgte Wirklichkeit und die bezwungne
  • Unmittelbarkeit ist. Schon ein _Gedachtes_, ist er Eigentum der
  • Individualität; es ist nicht mehr das _Dasein_ in das _An-sich-sein_,
  • sondern nur _das An-sich_ in die Form des _Für-sich_-seins umzukehren,
  • dessen Art näher zu bestimmen ist.
  • Was dem Individuum an dieser Bewegung erspart ist, ist das Aufheben
  • des _Daseins_; was aber noch übrig ist, ist die _Vorstellung_ und die
  • _Bekanntschaft_ mit den Formen. Das in die Substanz zurückgenommne
  • Dasein ist durch jene erste Negation nur erst _unmittelbar_ in das
  • Element des Selbsts versetzt; es hat also noch denselben Charakter
  • der unbegriffnen Unmittelbarkeit oder unbewegten Gleichgültigkeit als
  • das Dasein selbst, oder es ist nur in die _Vorstellung_ übergegangen.
  • --Zugleich ist es dadurch ein _Bekanntes_, ein solches, mit dem der
  • Geist fertig geworden, worin daher seine Tätigkeit und somit sein
  • Interesse nicht mehr ist. Wenn die Tätigkeit, die mit dem Dasein
  • fertig wird, die unmittelbare oder daseiende Vermittlung, und hiemit
  • die Bewegung nur des besondern sich nicht begreifenden Geistes ist,
  • so ist dagegen das Wissen gegen die hiedurch zustande gekommne
  • Vorstellung, gegen dies Bekanntsein gerichtet, ist das Tun des
  • allgemeinen Selbsts und das Interesse des Denkens.
  • Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es _bekannt_ ist, nicht
  • erkannt. Es ist die gewöhnlichste Selbsttäuschung wie Täuschung
  • anderer, beim Erkennen etwas als bekannt vorauszusetzen, und es sich
  • ebenso gefallen zu lassen; mit allem Hin- und Herreden kommt solches
  • Wissen, ohne zu wissen, wie ihm geschieht, nicht von der Stelle. Das
  • Subjekt und Objekt u.s.f., Gott, Natur, der Verstand, die
  • Sinnlichkeit u.s.f. werden unbesehen als bekannt und als etwas
  • Gültiges zugrunde gelegt und machen feste Punkte sowohl des Ausgangs
  • als der Rückkehr aus. Die Bewegung geht zwischen ihnen, die unbewegt
  • bleiben, hin und her, und somit nur auf ihrer Oberfläche vor. So
  • besteht auch das Auffassen und Prüfen darin, zu sehen, ob jeder das
  • von ihnen Gesagte auch in seiner Vorstellung findet, ob es ihm so
  • scheint und bekannt ist oder nicht.
  • Das _Analysieren_ einer Vorstellung, wie es sonst getrieben worden,
  • war schon nichts anderes als das Aufheben der Form ihres Bekanntseins.
  • Eine Vorstellung in ihre ursprünglichen Elemente auseinanderlegen,
  • ist das Zurückgehen zu ihren Momenten, die wenigstens nicht die Form
  • der vorgefundenen Vorstellung haben, sondern das unmittelbare
  • Eigentum des Selbsts ausmachen. Diese Analyse kömmt zwar nur zu
  • _Gedanken_, welche selbst bekannte, feste und ruhende Bestimmungen
  • sind. Aber ein wesentliches Moment ist dies _Geschiedne_,
  • Unwirkliche selbst; denn nur darum, daß das Konkrete sich scheidet
  • und zum Unwirklichen macht, ist es das sich Bewegende. Die Tätigkeit
  • des Scheidens ist die Kraft und Arbeit des _Verstandes_, der
  • verwundersamsten und größten, oder vielmehr der absoluten Macht. Der
  • Kreis, der in sich geschlossen ruht, und als Substanz seine Momente
  • hält, ist das unmittelbare und darum nicht verwundersame Verhältnis.
  • Aber daß das von seinem Umfange getrennte Akzidentelle als solches,
  • das gebundne und nur in seinem Zusammenhange mit anderm Wirkliche ein
  • eigenes Dasein und abgesonderte Freiheit gewinnt, ist die ungeheure
  • Macht des Negativen; es ist die Energie des Denkens, des reinen Ichs.
  • Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so nennen wollen, ist das
  • Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die größte Kraft
  • erfodert. Die kraftlose Schönheit haßt den Verstand, weil er ihr
  • dies zumutet, was sie nicht vermag. Aber nicht das Leben, das sich
  • vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das
  • ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er
  • gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit
  • sich selbst findet. Diese Macht ist er nicht als das Positive,
  • welches von dem Negativen wegsieht, wie wenn wir von etwas sagen,
  • dies ist nichts oder falsch, und nun, damit fertig, davon weg zu
  • irgend etwas anderem übergehen; sondern er ist diese Macht nur, indem
  • er dem Negativen ins Angesicht schaut, bei ihm verweilt. Dieses
  • Verweilen ist die Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt.--Sie ist
  • dasselbe, was oben das Subjekt genannt worden, welches darin, daß es
  • der Bestimmtheit in seinem Elemente Dasein gibt, die abstrakte, d.h.
  • nur überhaupt _seiende_ Unmittelbarkeit aufhebt, und dadurch die
  • wahrhafte Substanz ist, das Sein oder die Unmittelbarkeit, welche
  • nicht die Vermittlung außer ihr hat, sondern diese selbst ist.
  • Daß das Vorgestellte Eigentum des reinen Selbstbewußtseins wird,
  • diese Erhebung zur Allgemeinheit überhaupt ist nur die _eine_ Seite,
  • noch nicht die vollendete Bildung.--Die Art des Studiums der alten
  • Zeit hat diese Verschiedenheit von dem der neuern, daß jenes die
  • eigentliche Durchbildung des natürlichen Bewußtseins war. An jedem
  • Teile seines Daseins sich besonders versuchend und über alles
  • Vorkommende philosophierend, erzeugte es sich zu einer durch und
  • durch betätigten Allgemeinheit. In der neuern Zeit hingegen findet
  • das Individuum die abstrakte Form vorbereitet; die Anstrengung, sie
  • zu ergreifen und sich zu eigen zu machen, ist mehr das unvermittelte
  • Hervortreiben des Innern und abgeschnittne Erzeugen des Allgemeinen
  • als ein Hervorgehen desselben aus dem Konkreten und der
  • Mannigfaltigkeit des Daseins. Itzt besteht darum die Arbeit nicht so
  • sehr darin, das Individuum aus der unmittelbaren sinnlichen Weise zu
  • reinigen und es zur gedachten und denkenden Substanz zu machen, als
  • vielmehr in dem Entgegengesetzten, durch das Aufheben der festen
  • bestimmten Gedanken das Allgemeine zu verwirklichen und zu begeistert.
  • Es ist aber weit schwerer, die festen Gedanken in Flüssigkeit zu
  • bringen, als das sinnliche Dasein. Der Grund ist das vorhin
  • Angegebene; jene Bestimmungen haben das Ich, die Macht des Negativen
  • oder die reine Wirklichkeit zur Substanz und zum Element ihres
  • Daseins; die sinnlichen Bestimmungen dagegen nur die unmächtige
  • abstrakte Unmittelbarkeit oder das Sein als solches. Die Gedanken
  • werden flüssig, indem das reine Denken, diese innere
  • _Unmittelbarkeit_, sich als Moment erkennt oder indem die reine
  • Gewißheit seiner selbst von sich abstrahiert;--nicht sich wegläßt,
  • auf die Seite setzt, sondern das _Fixe_ ihres Sich-selbst-setzens
  • aufgibt, sowohl das Fixe des reinen Konkreten, welches Ich selbst im
  • Gegensatze gegen unterschiedenen Inhalt ist,--als das Fixe von
  • Unterschiedenen, die im Elemente des reinen Denkens gesetzt an jener
  • Unbedingtheit des Ich Anteil haben. Durch diese Bewegung werden die
  • reinen Gedanken _Begriffe_, und sind erst, was sie in Wahrheit sind,
  • Selbstbewegungen, Kreise, das, was ihre Substanz ist, geistige
  • Wesenheiten.
  • Diese Bewegung der reinen Wesenheiten macht die Natur der
  • Wissenschaftlichkeit überhaupt aus. Als der Zusammenhang ihres
  • Inhalts betrachtet, ist sie die Notwendigkeit und Ausbreitung
  • desselben zum organischen Ganzen. Der Weg, wodurch der Begriff des
  • Wissens erreicht wird, wird durch sie gleichfalls ein notwendiges und
  • vollständiges Werden, so daß diese Vorbereitung aufhört, ein
  • zufälliges Philosophieren zu sein, das sich an diese und jene
  • Gegenstände, Verhältnisse und Gedanken des unvollkommenen Bewußtseins,
  • wie die Zufälligkeit es mit sich bringt, anknüpft, oder durch ein
  • hin- und hergehendes Räsonnement, Schließen und Folgern aus
  • bestimmten Gedanken das Wahre zu begründen sucht; sondern dieser Weg
  • wird durch die Bewegung des Begriffs die vollständige Weltlichkeit
  • des Bewußtseins in ihrer Notwendigkeit umfassen.
  • Eine solche Darstellung macht ferner den _ersten_ Teil der
  • Wissenschaft darum aus, weil das Dasein des Geistes als Erstes nichts
  • anderes als das Unmittelbare oder der Anfang, der Anfang aber noch
  • nicht seine Rückkehr in sich ist. Das _Element des unmittelbaren
  • Daseins_ ist daher die Bestimmtheit, wodurch sich dieser Teil der
  • Wissenschaft von den andern unterscheidet.--Die Angabe dieses
  • Unterschiedes führt zur Erörterung einiger festen Gedanken, die
  • hiebei vorzukommen pflegen.
  • Das unmittelbare Dasein des Geistes, das _Bewußtsein_, hat die zwei
  • Momente des Wissens und der dem Wissen negativen Gegenständlichkeit.
  • Indem in diesem Elemente sich der Geist entwickelt und seine Momente
  • auslegt, so kommt ihnen dieser Gegensatz zu, und sie treten alle als
  • Gestalten des Bewußtseins auf. Die Wissenschaft dieses Wegs ist
  • Wissenschaft der _Erfahrung_, die das Bewußtsein macht; die Substanz
  • wird betrachtet, wie sie und ihre Bewegung sein Gegenstand ist. Das
  • Bewußtsein weiß und begreift nichts, als was in seiner Erfahrung ist;
  • denn was in dieser ist, ist nur die geistige Substanz, und zwar als
  • _Gegenstand_ ihres Selbsts. Der Geist wird aber Gegenstand, denn er
  • ist diese Bewegung, _sich_ ein _anderes_, d.h. _Gegenstand seines
  • Selbsts_ zu werden, und dieses Anderssein aufzuheben. Und die
  • Erfahrung wird eben diese Bewegung genannt, worin das Unmittelbare,
  • das Unerfahrne, d. h. das Abstrakte, es sei des sinnlichen Seins oder
  • des nur gedachten Einfachen, sich entfremdet, und dann aus dieser
  • Entfremdung zu sich zurückgeht, und hiemit itzt erst in seiner
  • Wirklichkeit und Wahrheit dargestellt wie auch Eigentum des
  • Bewußtseins ist.
  • Die Ungleichheit, die im Bewußtsein zwischen dem Ich und der Substanz,
  • die sein Gegenstand ist, stattfindet, ist ihr Unterschied, das
  • _Negative_ überhaupt. Es kann als der _Mangel_ beider angesehen
  • werden, ist aber ihre Seele oder das Bewegende derselben; weswegen
  • einige Alte das _Leere_ als das Bewegende begriffen, indem sie das
  • Bewegende zwar als das _Negative_, aber dieses noch nicht als das
  • Selbst erfaßten.--Wenn nun dies Negative zunächst als Ungleichheit
  • des Ichs zum Gegenstande erscheint, so ist es ebensosehr die
  • Ungleichheit der Substanz zu sich selbst. Was außer ihr vorzugehen,
  • eine Tätigkeit gegen sie zu sein scheint, ist ihr eigenes Tun, und
  • sie zeigt sich wesentlich Subjekt zu sein. Indem sie dies vollkommen
  • gezeigt, hat der Geist sein Dasein seinem Wesen gleich gemacht; er
  • ist sich Gegenstand, wie er ist, und das abstrakte Element der
  • Unmittelbarkeit und der Trennung des Wissens und der Wahrheit ist
  • überwunden. Das Sein ist absolut vermittelt;--es ist substantieller
  • Inhalt, der ebenso unmittelbar Eigentum des Ich, selbstisch oder der
  • Begriff ist. Hiemit beschließt sich die Phänomenologie des Geistes.
  • Was er in ihr sich bereitet, ist das Element des Wissens. In diesem
  • breiten sich nun die Momente des Geistes in der _Form der
  • Einfachheit_ aus, die ihren Gegenstand als sich selbst weiß. Sie
  • fallen nicht mehr in den Gegensatz des Seins und Wissens auseinander,
  • sondern bleiben in der Einfachheit des Wissens, sind das Wahre in der
  • Form des Wahren, und ihre Verschiedenheit ist nur Verschiedenheit des
  • Inhalts. Ihre Bewegung, die sich in diesem Elemente zum Ganzen
  • organisiert, ist die _Logik_ oder _spekulative Philosophie_.
  • Weil nun jenes System der Erfahrung des Geistes nur die _Erscheinung_
  • desselben befaßt, so scheint der Fortgang von ihm zur Wissenschaft
  • des _Wahren_, das in der _Gestalt_ des _Wahren_ ist, bloß negativ zu
  • sein, und man könnte mit dem Negativen als dem _Falschen_ verschont
  • bleiben wollen und verlangen, ohne weiteres zur Wahrheit geführt zu
  • werden; wozu sich mit dem Falschen abgeben?--Wovon schon oben die
  • Rede war, daß sogleich mit der Wissenschaft sollte angefangen werden,
  • darauf ist hier nach der Seite zu antworten, welche Beschaffenheit es
  • mit dem Negativen als _Falschem_ überhaupt hat. Die Vorstellungen
  • hierüber hindern vornehmlich den Eingang zur Wahrheit. Dies wird
  • Veranlassung geben, vom mathematischen Erkennen zu sprechen, welches
  • das unphilosophische Wissen als das Ideal ansieht, das zu erreichen
  • die Philosophie streben müßte, bisher aber vergeblich gestrebt habe.
  • Das _Wahre_ und _Falsche_ gehört zu den bestimmten Gedanken, die
  • bewegungslos für eigne Wesen gelten, deren eines drüben, das andre
  • hüben ohne Gemeinschaft mit dem andern isoliert und fest steht.
  • Dagegen muß behauptet werden, daß die Wahrheit nicht eine ausgeprägte
  • Münze ist, die fertig gegeben und so eingestrichen werden kann. Noch
  • _gibt_ es ein Falsches, sowenig es ein Böses gibt. So schlimm zwar
  • als der Teufel ist das Böse und Falsche nicht, denn als dieser sind
  • sie sogar zum besondern _Subjekte_ gemacht; als Falsches und Böses
  • sind sie nur _Allgemeine_, haben aber doch eigne Wesenheit
  • gegeneinander.--Das Falsche, denn nur von ihm ist hier die Rede, wäre
  • das Andre, das Negative der Substanz, die als Inhalt des Wissens das
  • Wahre ist. Aber die Substanz ist selbst wesentlich das Negative,
  • teils als Unterscheidung und Bestimmung des Inhalts, teils als ein
  • _einfaches_ Unterscheiden, d.h. als Selbst und Wissen überhaupt. Man
  • kann wohl falsch wissen. Es wird etwas falsch gewußt, heißt, das
  • Wissen ist in Ungleichheit mit seiner Substanz. Allein eben diese
  • Ungleichheit ist das Unterscheiden überhaupt, das wesentliches Moment
  • ist. Es wird aus dieser Unterscheidung wohl ihre Gleichheit, und
  • diese gewordene Gleichheit ist die Wahrheit. Aber sie ist nicht so
  • Wahrheit, als ob die Ungleichheit weggeworfen worden wäre, wie die
  • Schlacke vom reinen Metall, auch nicht einmal so, wie das Werkzeug
  • von dem fertigen Gefäße wegbleibt, sondern die Ungleichheit ist als
  • das Negative, als das Selbst im Wahren als solchem selbst noch
  • unmittelbar vorhanden. Es kann jedoch darum nicht gesagt werden, daß
  • das _Falsche_ ein Moment oder gar einen Bestandteil des Wahren
  • ausmache. Daß an jedem Falschen etwas Wahres sei--in diesem
  • Ausdrucke gelten beide, wie Öl und Wasser, die unmischbar nur
  • äußerlich verbunden sind. Gerade um der Bedeutung willen, das Moment
  • des _vollkommenen Andersseins_ zu bezeichnen, müssen ihre Ausdrücke
  • da, wo ihr Anderssein aufgehoben ist, nicht mehr gebraucht werden.
  • So wie der Ausdruck der _Einheit_ des Subjekts und Objekts, des
  • Endlichen und Unendlichen, des Seins und Denkens u.s.f. das
  • Ungeschickte hat, daß Objekt und Subjekt u.s.f. das bedeuten, was
  • _sie außer ihrer Einheit_ sind, in der Einheit also nicht als das
  • gemeint sind, was ihr Ausdruck sagt, ebenso ist das Falsche nicht
  • mehr als Falsches ein Moment der Wahrheit.
  • Der _Dogmatismus_ der Denkungsart im Wissen und im Studium der
  • Philosophie ist nichts anderes als die Meinung, daß das Wahre in
  • einem Satze, der ein festes Resultat oder auch der unmittelbar gewußt
  • wird, bestehe. Auf solche Fragen: wann Cäsar geboren worden, wie
  • viele Toisen ein Stadium und welches betrug u.s.f., soll eine _nette_
  • Antwort gegeben werden, ebenso wie es bestimmt wahr ist, daß das
  • Quadrat der Hypotenuse gleich der Summe der Quadrate der beiden
  • übrigen Seiten des rechtwinklichten Dreiecks ist. Aber die Natur
  • einer solchen sogenannten Wahrheit ist verschieden von der Natur
  • philosophischer Wahrheiten.
  • In Ansehung der _historischen_ Wahrheiten, um ihrer kurz zu erwähnen,
  • insofern nämlich das rein Historische derselben betrachtet wird, wird
  • leicht zugegeben, daß sie das einzelne Dasein, einen Inhalt nach der
  • Seite seiner Zufälligkeit und Willkür, Bestimmungen desselben, die
  • nicht notwendig sind, betreffen.--Selbst aber solche nackte
  • Wahrheiten wie die als Beispiel angeführte sind nicht ohne die
  • Bewegung des Selbstbewußtseins. Um eine derselben zu kennen, muß
  • viel verglichen, auch in Büchern nachgeschlagen oder, auf welche
  • Weise es sei, untersucht werden; auch bei einer unmittelbaren
  • Anschauung wird erst die Kenntnis derselben mit ihren Gründen für
  • etwas gehalten, das wahren Wert habe, obgleich eigentlich nur das
  • nackte Resultat das sein soll, um das es zu tun sei.
  • Was die _mathematischen_ Wahrheiten betrifft, so würde noch weniger
  • der für einen Geometer gehalten werden, der die Theoreme Euklids
  • _auswendig_ wüßte, ohne ihre Beweise, ohne sie, wie man im Gegensatze
  • sich ausdrücken könne, _inwendig_ zu wissen. Ebenso würde die
  • Kenntnis, die einer durch Messung vieler rechtwinklichten Dreiecke
  • sich erwürbe, daß ihre Seiten das bekannte Verhältnis zueinander
  • haben, für unbefriedigend gehalten werden. Die _Wesentlichkeit_ des
  • Beweises hat jedoch auch beim mathematischen Erkennen noch nicht die
  • Bedeutung und Natur, Moment des Resultates selbst zu sein, sondern in
  • diesem ist er vielmehr vorbei und verschwunden. Als Resultat ist
  • zwar das Theorem _ein als wahr eingesehenes_. Aber dieser
  • hinzugekommene Umstand betrifft nicht seinen Inhalt, sondern nur das
  • Verhältnis zum Subjekt; die Bewegung des mathematischen Beweises
  • gehört nicht dem an, was Gegenstand ist, sondern ist ein der Sache
  • _äußerliches_ Tun. So zerlegt sich die Natur des rechtwinklichten
  • Dreiecks nicht selbst so, wie es in der Konstruktion dargestellt wird,
  • die für den Beweis des Satzes, der sein Verhältnis ausdrückt, nötig
  • ist; das ganze Hervorbringen des Resultats ist ein Gang und Mittel
  • des Erkennens.--Auch im philosophischen Erkennen ist das Werden des
  • _Daseins_ als Daseins verschieden von dem Werden des _Wesens_ oder
  • der innern Natur der Sache. Aber das philosophische Erkennen enthält
  • erstens beides, da hingegen das mathematische nur das Werden des
  • _Daseins_, d.h. des _Seins_ der Natur der Sache im _Erkennen_ als
  • solchem darstellt. Fürs andre vereinigt jenes auch diese beiden
  • besondern Bewegungen. Das innre Entstehen oder das Werden der
  • Substanz ist ungetrennt Übergehen in das Äußere oder in das Dasein,
  • Sein für anderes; und umgekehrt ist das Werden des Daseins das
  • Sich-zurücknehmen ins Wesen. Die Bewegung ist so der gedoppelte
  • Prozeß und Werden des Ganzen, daß zugleich ein jedes das andre setzt
  • und jedes darum auch beide als zwei Ansichten an ihm hat; sie
  • zusammen machen dadurch das Ganze, daß sie sich selbst auflösen und
  • zu seinen Momenten machen.
  • Im mathematischen Erkennen ist die Einsicht ein für die Sache
  • äußerliches Tun; es folgt daraus, daß die wahre Sache dadurch
  • verändert wird. Das Mittel, Konstruktion und Beweis, enthält daher
  • wohl wahre Sätze; aber ebensosehr muß gesagt werden, daß der Inhalt
  • falsch ist. Das Dreieck wird in dem obigen Beispiele zerrissen und
  • seine Teile zu andern Figuren, die die Konstruktion an ihm entstehen
  • läßt, geschlagen. Erst am Ende wird das Dreieck wiederhergestellt,
  • um das es eigentlich zu tun ist, das im Fortgange aus den Augen
  • verloren wurde, und nur in Stücken, die andern Ganzen angehörten,
  • vorkam.--Hier sehen wir also auch die Negativität des Inhalts
  • eintreten, welche eine Falschheit desselben ebensogut genannt werden
  • müßte als in der Bewegung des Begriffs das Verschwinden der
  • festgemeinten Gedanken.
  • Die eigentliche Mangelhaftigkeit dieses Erkennens aber betrifft
  • sowohl das Erkennen selbst als seinen Stoff überhaupt.--Was das
  • Erkennen betrifft, so wird vors erste die Notwendigkeit der
  • Konstruktion nicht eingesehen. Sie geht nicht aus dem Begriffe des
  • Theorems hervor, sondern wird geboten, und man hat dieser Vorschrift,
  • gerade diese Linien, deren unendliche andere gezogen werden könnten,
  • zu ziehen, blindlings zu gehorchen, ohne etwas weiter zu wissen, als
  • den guten Glauben zu haben, daß dies zu Führung des Beweises
  • zweckmäßig sein werde. Hintennach zeigt sich denn auch diese
  • Zweckmäßigkeit, die deswegen nur eine äußerliche ist, weil sie sich
  • erst hintennach, beim Beweise, zeigt.--Ebenso geht dieser einen Weg,
  • der irgendwo anfängt, man weiß noch nicht in welcher Beziehung auf
  • das Resultat, das herauskommen soll. Sein Fortgang nimmt _diese_
  • Bestimmungen und Beziehungen auf und läßt andre liegen, ohne daß man
  • unmittelbar einsehe, nach welcher Notwendigkeit; ein äußerer Zweck
  • regiert diese Bewegung.
  • Die _Evidenz_ dieses mangelhaften Erkennens, auf welche die
  • Mathematik stolz ist, und womit sie sich auch gegen die Philosophie
  • brüstet, beruht allein auf der Armut ihres _Zwecks_ und der
  • Mangelhaftigkeit ihres _Stoffs_, und ist darum von einer Art, die die
  • Philosophie verschmähen muß.--Ihr _Zweck_ oder Begriff ist die
  • _Größe_. Dies ist gerade das unwesentliche, begrifflose Verhältnis.
  • Die Bewegung des Wissens geht darum auf der Oberfläche vor, berührt
  • nicht die Sache selbst, nicht das Wesen oder den Begriff, und ist
  • deswegen kein Begreifen.--Der _Stoff_, über den die Mathematik den
  • erfreulichen Schatz von Wahrheiten gewährt, ist der _Raum_ und das
  • _Eins_. Der Raum ist das Dasein, worin der Begriff seine
  • Unterschiede einschreibt, als in ein leeres, totes Element, worin sie
  • ebenso unbewegt und leblos sind. Das _Wirkliche_ ist nicht ein
  • Räumliches, wie es in der Mathematik betrachtet wird; Mit solcher
  • Unwirklichkeit, als die Dinge der Mathematik sind, gibt sich weder
  • das konkrete sinnliche Anschauen noch die Philosophie ab. In solchem
  • unwirklichen Elemente gibt es denn auch nur unwirkliches Wahres, d.h.
  • fixierte, tote Sätze; bei jedem derselben kann aufgehört werden; der
  • folgende fängt für sich von neuem an, ohne daß der erste sich selbst
  • zum andern fortbewegte und ohne daß auf diese Weise ein notwendiger
  • Zusammenhang durch die Natur der Sache selbst entstünde.--Auch läuft
  • um jenes Prinzips und Elements willen--und hierin besteht das
  • Formelle der mathematischen Evidenz--das Wissen an der Linie der
  • _Gleichheit_ fort. Denn das Tote, weil es sich nicht selbst bewegt,
  • kommt nicht zu Unterschieden des Wesens, nicht zur wesentlichen
  • Entgegensetzung oder Ungleichheit, daher nicht zum Übergange des
  • Entgegengesetzten in das Entgegengesetzte, nicht zur qualitativen,
  • immanenten, nicht zur Selbstbewegung. Denn es ist die Größe, der
  • unwesentliche Unterschied, den die Mathematik allein betrachtet. Daß
  • es der Begriff ist, der den Raum in seine Dimensionen entzweit und
  • die Verbindungen derselben und in denselben bestimmt, davon
  • abstrahiert sie; sie betrachtet z.B. nicht das Verhältnis der Linie
  • zur Fläche; und wo sie den Durchmesser des Kreises mit der Peripherie
  • vergleicht, stößt sie auf die Inkommensurabilität derselben, d.h. ein
  • Verhältnis des Begriffs, ein Unendliches, das ihrer Bestimmung
  • entflieht.
  • Die immanente, sogenannte reine Mathematik stellt auch nicht die
  • _Zeit_ als Zeit dem Raume gegenüber, als den zweiten Stoff ihrer
  • Betrachtung. Die angewandte handelt wohl von ihr, wie von der
  • Bewegung, auch sonst andern wirklichen Dingen, sie nimmt aber die
  • synthetischen, d.h. Sätze ihrer Verhältnisse, die durch ihren
  • Begriff bestimmt sind, aus der Erfahrung auf, und wendet nur auf
  • diese Voraussetzungen ihre Formeln an. Daß die sogenannten Beweise
  • solcher Sätze, als der vom Gleichgewichte des Hebels, dem
  • Verhältnisse des Raums und der Zeit in der Bewegung des Fallens u.s.f.
  • , welche sie häufig gibt, für Beweise gegeben und angenommen werden,
  • ist selbst nur ein Beweis, wie groß das Bedürfnis des Beweisens für
  • das Erkennen ist, weil es, wo es nicht mehr hat, auch den leeren
  • Schein desselben achtet und eine Zufriedenheit dadurch gewinnt. Eine
  • Kritik jener Beweise würde ebenso merkwürdig als belehrend sein, um
  • die Mathematik teils von diesem falschen Putze zu reinigen, teils
  • ihre Grenze zu zeigen, und daraus die Notwendigkeit eines andern
  • Wissens.--Was die _Zeit_ betrifft, von der man meinen sollte, daß sie,
  • zum Gegenstücke gegen den Raum, den Stoff des andern Teils der
  • reinen Mathematik ausmachen würde, so ist sie der daseiende Begriff
  • selbst. Das Prinzip der _Größe_, des begrifflosen Unterschiedes, und
  • das Prinzip der _Gleichheit_, der abstrakten unlebendigen Einheit,
  • vermag es nicht, sich mit jener reinen Unruhe des Lebens und
  • absoluten Unterscheidung zu befassen. Diese Negativität wird daher
  • nur als paralysiert, nämlich als das _Eins_, zum zweiten Stoffe
  • dieses Erkennens, das, ein äußerliches Tun, das Sichselbstbewegende
  • zum Stoffe herabsetzt, um nun an ihm einen gleichgültigen,
  • äußerlichen unlebendigen Inhalt zu haben.
  • Die Philosophie dagegen betrachtet nicht _unwesentliche_ Bestimmung,
  • sondern sie, insofern sie wesentliche ist; nicht das Abstrakte oder
  • Unwirkliche ist ihr Element und Inhalt, sondern das _Wirkliche_, sich
  • selbst Setzende und in sich Lebende, das Dasein in seinem Begriffe.
  • Es ist der Prozeß, der sich seine Momente erzeugt und durchläuft, und
  • diese ganze Bewegung macht das Positive und seine Wahrheit aus.
  • Diese schließt also ebensosehr das Negative in sich, dasjenige, was
  • das Falsche genannt werden würde, wenn es als ein solches betrachtet
  • werden könnte, von dem zu abstrahieren sei. Das Verschwindende ist
  • vielmehr selbst als wesentlich zu betrachten, nicht in der Bestimmung
  • eines Festen, das vom Wahren abgeschnitten, außer ihm, man weiß nicht
  • wo, liegenzulassen sei, sowie auch das Wahre nicht als das auf der
  • andern Seite ruhende, tote Positive. Die Erscheinung ist das
  • Entstehen und Vergehen, das selbst nicht entsteht und vergeht,
  • sondern an sich ist, und die Wirklichkeit und Bewegung des Lebens der
  • Wahrheit ausmacht. Das Wahre ist so der bacchantische Taumel, an dem
  • kein Glied nicht trunken ist, und weil jedes, indem es sich absondert,
  • ebenso unmittelbar auflöst,--ist er ebenso die durchsichtige und
  • einfache Ruhe. In dem Gerichte jener Bewegung bestehen zwar die
  • einzelnen Gestalten des Geistes wie die bestimmten Gedanken nicht,
  • aber sie sind so sehr auch positive notwendige Momente, als sie
  • negativ und verschwindend sind.--In dem _Ganzen_ der Bewegung, es als
  • Ruhe aufgefaßt, ist dasjenige, was sich in ihr unterscheidet und
  • besonderes Dasein gibt, als ein solches, das sich _erinnert_,
  • aufbewahrt, dessen Dasein das Wissen von sich selbst ist, wie dieses
  • ebenso unmittelbar Dasein ist.
  • Von der _Methode_ dieser Bewegung oder der Wissenschaft könnte es
  • nötig scheinen, voraus das Mehrere anzugeben. Ihr Begriff liegt aber
  • schon in dem Gesagten, und ihre eigentliche Darstellung gehört der
  • Logik an oder ist vielmehr diese selbst. Denn die Methode ist nichts
  • anderes als der Bau des Ganzen in seiner reinen Wesenheit aufgestellt.
  • Von dem hierüber bisher Gangbaren aber müssen wir das Bewußtsein
  • haben, daß auch das System der sich auf das, was philosophische
  • Methode ist, beziehenden Vorstellungen einer verschollenen Bildung
  • angehört.--Wenn dies etwa renommistisch oder revolutionär lauten
  • sollte, von welchem Tone ich mich entfernt weiß, so ist zu bedenken,
  • daß der wissenschaftliche Staat, den die Mathematik herlieh--von
  • Erklärungen, Einteilungen, Axiomen, Reihen von Theoremen, ihren
  • Beweisen, Grundsätzen und dem Folgern und Schließen aus ihnen--,
  • schon in der Meinung selbst wenigstens _veraltet_ ist. Wenn auch
  • seine Untauglichkeit nicht deutlich eingesehen wird, so wird doch
  • kein oder wenig Gebrauch mehr davon gemacht, und wenn er nicht an
  • sich gemißbilligt wird, doch nicht geliebt. Und wir müssen das
  • Vorurteil für das Vortreffliche haben, daß es sich in den Gebrauch
  • setze und beliebt mache. Es ist aber nicht schwer einzusehen, daß
  • die Manier, einen Satz aufzustellen, Gründe für ihn anzuführen und
  • den entgegengesetzten durch Gründe ebenso zu widerlegen, nicht die
  • Form ist, in der die Wahrheit auftreten kann. Die Wahrheit ist die
  • Bewegung ihrer an ihr selbst, jene Methode aber ist das Erkennen, das
  • dem Stoffe äußerlich ist. Darum ist sie der Mathematik, die, wie
  • bemerkt, das begriffslose Verhältnis der Größe zu ihrem Prinzip und
  • den toten Raum wie das ebenso tote Eins zu ihrem Stoffe hat,
  • eigentümlich und muß ihr gelassen werden. Auch mag sie in freierer
  • Manier, das heißt, mehr mit Willkür und Zufälligkeit gemischt, im
  • gemeinen Leben, in einer Konversation oder historischen Belehrung
  • mehr der Neugierde als der Erkenntnis, wie ungefähr auch eine Vorrede
  • ist, bleiben. Im gemeinen Leben hat das Bewußtsein Kenntnisse,
  • Erfahrungen, sinnliche Konkretionen, auch Gedanken, Grundsätze,
  • überhaupt solches zu seinem Inhalte, das als ein Vorhandenes oder als
  • ein festes ruhendes Sein oder Wesen gilt. Es läuft teils daran fort,
  • teils unterbricht es den Zusammenhang durch die freie Willkür über
  • solchen Inhalt, und verhält sich als ein äußerliches Bestimmen und
  • Handhaben desselben. Es führt ihn auf irgend etwas Gewisses, sei es
  • auch nur die Empfindung des Augenblicks, zurück, und die Überzeugung
  • ist befriedigt, wenn sie auf einem ihr bekannten Ruhepunkte angelangt
  • ist.
  • Wenn aber die Notwendigkeit des Begriffs den losern Gang der
  • räsonierenden Konversation wie den steifern des wissenschaftlichen
  • Gepränges verbannt, so ist schon oben erinnert worden, daß seine
  • Stelle nicht durch die Unmethode des Ahndens und der Begeisterung und
  • die Willkür des prophetischen Redens ersetzt werden soll, welches
  • nicht jene Wissenschaftlichkeit nur, sondern die Wissenschaftlichkeit
  • überhaupt verachtet.
  • Ebensowenig ist--nachdem die Kantische, noch erst durch den Instinkt
  • wiedergefundne, noch tote, noch unbegriffne _Triplizität_ zu ihrer
  • absoluten Bedeutung erhoben, damit die wahrhafte Form in ihrem
  • wahrhaften Inhalte zugleich aufgestellt und der Begriff der
  • Wissenschaft hervorgegangen ist--derjenige Gebrauch dieser Form für
  • etwas Wissenschaftliches zu halten, durch den wir sie zum leblosen
  • Schema, zu einem eigentlichen Scheinen, und die wissenschaftliche
  • Organisation zur Tabelle herabgebracht sehen.--Dieser Formalismus,
  • von dem oben schon im allgemeinen gesprochen, und dessen Manier wir
  • hier näher angeben wollen, meint die Natur und das Leben einer
  • Gestalt begriffen und ausgesprochen zu haben, wenn er von ihr eine
  • Bestimmung des Schemas als Prädikat ausgesagt--es sei die
  • Subjektivität oder Objektivität, oder auch der Magnetismus, die
  • Elektrizität und so fort, die Kontraktion oder Expansion, der Osten
  • oder Westen und dergleichen, was sich ins Unendliche vervielfältigen
  • läßt, weil nach dieser Weise jede Bestimmung oder Gestalt bei der
  • andern wieder als Form oder Moment des Schemas gebraucht werden und
  • jede dankbar der andern denselben Dienst leisten kann;--ein Zirkel
  • von Gegenseitigkeit, wodurch man nicht erfährt, was die Sache selbst,
  • weder was die eine noch die andre ist. Es werden dabei teils
  • sinnliche Bestimmungen aus der gemeinen Anschauung aufgenommen, die
  • freilich etwas anderes _bedeuten_ sollen, als sie sagen, teils wird
  • das an sich bedeutende, die reinen Bestimmungen des Gedankens, wie
  • Subjekt, Objekt, Substanz, Ursache, das Allgemeine u.s.f. gerade so
  • unbesehen und unkritisch gebraucht wie im gemeinen Leben und wie
  • Stärken und Schwächen, Expansion und Kontraktion; so daß jene
  • Metaphysik so unwissenschaftlich ist als diese sinnlichen
  • Vorstellungen.
  • Statt des innern Lebens und der Selbstbewegung seines Daseins wird
  • nun eine solche einfache Bestimmtheit von der Anschauung, das heißt
  • hier dem sinnlichen Wissen, nach einer oberflächlichen Analogie
  • ausgesprochen und diese äußerliche und leere Anwendung der Formel die
  • _Konstruktion_ genannt.--Es ist mit solchem Formalismus derselbe Fall
  • als mit jedem. Wie stumpf müßte der Kopf sein, dem nicht in einer
  • Viertelstunde die Theorie, daß es asthenische, sthenische und
  • indirekt asthenische Krankheiten und ebenso viele Heilplane gebe,
  • beigebracht, und der nicht, da ein solcher Unterricht noch vor kurzem
  • dazu hinreichte, aus einem Routinier in dieser kleinen Zeit in einen
  • theoretischen Arzt verwandelt werden könnte? Wenn der
  • naturphilosophische Formalismus etwa lehrt, der Verstand sei die
  • Elektrizität oder das Tier sei der Stickstoff, oder auch _gleich_ dem
  • Süd oder Nord und so fort, oder repräsentiere ihn, so nackt, wie es
  • hier ausgedrückt ist, oder auch mit mehr Terminologie zusammengebraut,
  • so mag über solche Kraft, die das weit entlegen Scheinende
  • zusammengreift, und über die Gewalt, die das ruhende Sinnliche durch
  • diese Verbindung erleidet, und die ihm dadurch den Schein eines
  • Begriffes erteilt, die Hauptsache aber, den Begriff selbst oder die
  • Bedeutung der sinnlichen Vorstellung auszusprechen erspart--es mag
  • hierüber die Unerfahrenheit in ein bewunderndes Staunen geraten,
  • darin eine tiefe Genialität verehren; sowie an der Heiterkeit solcher
  • Bestimmungen, da sie den abstrakten Begriff durch Anschauliches
  • ersetzen und erfreulicher machen, sich ergötzen und sich selbst zu
  • der geahndeten Seelenverwandtschaft mit solchem herrlichem Tun Glück
  • wünschen. Der Pfiff einer solchen Weisheit ist so bald erlernt, als
  • es leicht ist, ihn auszuüben; seine Wiederholung wird, wenn er
  • bekannt ist, so unerträglich als die Wiederholung einer eingesehenen
  • Taschenspielerkunst. Das Instrument dieses gleichtönigen Formalismus
  • ist nicht schwerer zu handhaben als die Palette eines Malers, auf der
  • sich nur zwei Farben befinden würden, etwa Rot und Grün, um mit jener
  • eine Fläche anzufärben, wenn ein historisches Stück, mit dieser, wenn
  • eine Landschaft verlangt wäre.--Es würde schwer zu entscheiden sein,
  • was dabei größer ist, die Behaglichkeit, mit der alles, was im Himmel,
  • auf Erden und unter der Erden ist, mit solcher Farbenbrühe
  • angetüncht wird, oder die Einbildung auf die Vortrefflichkeit dieses
  • Universalmittels; die eine unterstützt die andere. Was diese Methode,
  • allem Himmlischen und Irdischen, allen natürlichen und geistigen
  • Gestalten die paar Bestimmungen des allgemeinen Schemas aufzukleben
  • und auf diese Weise alles einzurangieren, hervorbringt, ist nichts
  • Geringeres als ein sonnenklarer Bericht über den Organismus des
  • Universums, nämlich eine Tabelle, die einem Skelette mit angeklebten
  • Zettelchen oder den Reihen verschloßner Büchsen mit ihren
  • aufgehefteten Etiketten in einer Gewürzkrämerbude gleicht, die so
  • deutlich als das eine und das andre ist, und wie dort von den Knochen
  • Fleisch und Blut weggenommen, hier aber die eben auch nicht lebendige
  • Sache in den Büchsen verborgen ist, auch das lebendige Wesen der
  • Sache weggelassen oder verborgen hat.--Daß sich diese Manier zugleich
  • zur einfarbigen absoluten Malerei vollendet, indem sie auch, der
  • Unterschiede des Schemas sich schämend, sie als der Reflexion
  • angehörig in der Leerheit des Absoluten versenkt, auf daß die reine
  • Identität, das formlose Weiße hergestellt werde, ist oben schon
  • bemerkt worden. Jene Gleichfärbigkeit des Schemas und seiner
  • leblosen Bestimmungen und diese absolute Identität, und das Übergehen
  • von einem zum andern, ist eines gleich toter Verstand als das andere,
  • und gleich äußerliches Erkennen.
  • Das Vortreffliche kann aber dem Schicksale nicht nur nicht entgehen,
  • so entlebt und entgeistet zu werden und, so geschunden, seine Haut
  • vom leblosen Wissen und dessen Eitelkeit umgenommen zu sehen.
  • Vielmehr ist noch in diesem Schicksale selbst die Gewalt, welche es
  • auf die Gemüter, wenn nicht auf Geister, ausübt, zu erkennen, so wie
  • die Herausbildung zur Allgemeinheit und Bestimmtheit der Form, in der
  • seine Vollendung besteht, und die es allein möglich macht, daß diese
  • Allgemeinheit zur Oberflächlichkeit gebraucht wird.
  • Die Wissenschaft darf sich nur durch das eigne Leben des Begriffs
  • organisieren; in ihr ist die Bestimmtheit, welche aus dem Schema
  • äußerlich dem Dasein aufgeklebt wird, die sich selbst bewegende Seele
  • des erfüllten Inhalts. Die Bewegung des Seienden ist, sich
  • einesteils ein Anders und so zu seinem immanenten Inhalte zu werden;
  • andernteils nimmt es diese Entfaltung oder dies sein Dasein in sich
  • zurück, das heißt, macht sich selbst zu einem _Momente_ und
  • vereinfacht sich zur Bestimmtheit. In jener Bewegung ist die
  • _Negativität_ das Unterscheiden und das Setzen des _Daseins_; in
  • diesem Zurückgehen in sich ist sie das Werden der _bestimmten
  • Einfachheit_. Auf diese Weise ist es, daß der Inhalt seine
  • Bestimmtheit nicht von einem andern empfangen und aufgeheftet zeigt,
  • sondern er gibt sie sich selbst und rangiert sich aus sich zum
  • Momente und zu einer Stelle des Ganzen. Der tabellarische Verstand
  • behält für sich die Notwendigkeit und den Begriff des Inhalts, das,
  • was das Konkrete, die Wirklichkeit und lebendige Bewegung der Sache
  • ausmacht, die er rangiert, oder vielmehr behält er dies nicht für
  • sich, sondern kennt es nicht; denn wenn er diese Einsicht hätte,
  • würde er sie wohl zeigen. Er kennt nicht einmal das Bedürfnis
  • derselben; sonst würde er sein Schematisieren unterlassen oder
  • wenigstens sich nicht mehr damit wissen als mit einer Inhaltsanzeige;
  • er gibt nur die Inhaltsanzeige, den Inhalt selbst aber liefert er
  • nicht.--Wenn die Bestimmtheit, auch eine solche wie zum Beispiel
  • Magnetismus, eine an sich konkrete oder wirkliche ist, so ist sie
  • doch zu etwas Totem herabgesunken, da sie von einem andern Dasein nur
  • prädiziert und nicht als immanentes Leben dieses Daseins, oder wie
  • sie in diesem ihre einheimische und eigentümliche Selbsterzeugung und
  • Darstellung hat, erkannt ist. Diese Hauptsache hinzuzufügen überläßt
  • der formelle Verstand den Andern.--Statt in den immanenten Inhalt der
  • Sache einzugehen, übersieht er immer das Ganze und steht über dem
  • einzelnen Dasein, von dem er spricht, das heißt, er sieht es gar
  • nicht. Das wissenschaftliche Erkennen erfodert aber vielmehr, sich
  • dem Leben des Gegenstandes zu übergeben, oder, was dasselbe ist, die
  • innere Notwendigkeit desselben vor sich zu haben und auszusprechen.
  • Sich so in seinen Gegenstand vertiefend, vergißt es jener Übersicht,
  • welche nur die Reflexion des Wissens aus dem Inhalte in sich selbst
  • ist. Aber in die Materie versenkt und in deren Bewegung fortgehend,
  • kommt es in sich selbst zurück, aber nicht eher als darin, daß die
  • Erfüllung oder der Inhalt sich in sich zurücknimmt, zur Bestimmtheit
  • vereinfacht, sich selbst zu _einer_ Seite eines Daseins herabsetzt
  • und in seine höhere Wahrheit übergeht. Dadurch emergiert das
  • einfache sich übersehende Ganze selbst aus dem Reichtume, worin seine
  • Reflexion verloren schien.
  • Dadurch überhaupt, daß, wie es oben ausgedrückt wurde, die Substanz
  • an ihr selbst Subjekt ist, ist aller Inhalt seine eigene Reflexion in
  • sich. Das Bestehen oder die Substanz eines Daseins ist die
  • Sichselbstgleichheit; denn seine Ungleichheit mit sich wäre seine
  • Auflösung. Die Sichselbstgleichheit aber ist die reine Abstraktion;
  • diese aber ist das _Denken_. Wenn ich sage _Qualität_, sage ich die
  • einfache Bestimmtheit; durch die Qualität ist ein Dasein von einem
  • andern unterschieden, oder ist ein Dasein; es ist für sich selbst,
  • oder es besteht durch diese Einfachheit mit sich. Aber dadurch ist
  • es wesentlich der _Gedanke_.--Hierin ist es begriffen, daß das Sein
  • Denken ist; hierein fällt die Einsicht, die dem gewöhnlichen
  • begrifflosen Sprechen von der Identität des Denkens und Seins
  • abzugehen pflegt.--Dadurch nun, daß das Bestehen des Daseins die
  • Sichselbstgleichheit oder die reine Abstraktion ist, ist es die
  • Abstraktion seiner von sich selbst, oder es ist selbst seine
  • Ungleichheit mit sich und seine Auflösung,--seine eigne Innerlichkeit
  • und Zurücknahme in sich,--sein Werden.--Durch diese Natur des
  • Seienden und insofern das Seiende diese Natur für das Wissen hat, ist
  • dieses nicht die Tätigkeit, die den Inhalt als ein Fremdes handhabt,
  • nicht die Reflexion in sich aus dem Inhalte heraus; die Wissenschaft
  • ist nicht jener Idealismus, der an die Stelle des _behauptenden_
  • Dogmatismus als ein _versichernder Dogmatismus_ oder der
  • _Dogmatismus_ der _Gewißheit seiner selbst_ trat,--sondern indem das
  • Wissen den Inhalt in seine eigne Innerlichkeit zurückgehen sieht, ist
  • seine Tätigkeit vielmehr sowohl versenkt in ihn, denn sie ist das
  • immanente Selbst des Inhalts, als zugleich in sich zurückgekehrt,
  • denn sie ist die reine Sichselbstgleichheit im Anderssein; so ist sie
  • die List, die, der Tätigkeit sich zu enthalten scheinend, zusieht,
  • wie die Bestimmtheit und ihr konkretes Leben, darin eben, daß es
  • seine Selbsterhaltung und besonderes Interesse zu treiben vermeint,
  • das Verkehrte, sich selbst auflösendes und zum Momente des Ganzen
  • machendes Tun ist.
  • Wenn oben die Bedeutung des _Verstandes_ nach der Seite des
  • Selbstbewußtseins der Substanz angegeben wurde, so erhellt aus dem
  • hier Gesagten seine Bedeutung nach der Bestimmung derselben als
  • Seiender.--Das Dasein ist Qualität, sich selbst gleiche Bestimmtheit
  • oder bestimmte Einfachheit, bestimmter Gedanke; dies ist der Verstand
  • des Daseins. Dadurch ist es *Nus*, als für welchen Anaxagoras zuerst
  • das Wesen erkannte. Die nach ihm begriffen bestimmter die Natur des
  • Daseins als *Eidos* oder *Idea*; das heißt, _bestimmte Allgemeinheit,
  • Art_. Der Ausdruck _Art_ scheint etwa zu gemein und zu wenig für die
  • Ideen, für das Schöne und Heilige und Ewige zu sein, die zu dieser
  • Zeit grassieren. Aber in der Tat drückt die Idee nicht mehr noch
  • weniger aus als Art. Allein wir sehen itzt oft einen Ausdruck, der
  • einen Begriff bestimmt bezeichnet, verschmäht und einen andern
  • vorgezogen, der, wenn es auch nur darum ist, weil er einer fremden
  • Sprache angehört, den Begriff in Nebel einhüllt und damit erbaulicher
  • lautet.--Eben darin, daß das Dasein als Art bestimmt ist, ist es
  • einfacher Gedanke; der *Nus*, die Einfachheit, ist die Substanz. Um
  • ihrer Einfachheit oder Sichselbstgleichheit willen erscheint sie als
  • fest und bleibend. Aber diese Sichselbstgleichheit ist ebenso
  • Negativität; dadurch geht jenes feste Dasein in seine Auflösung über.
  • Die Bestimmtheit scheint zuerst es nur dadurch zu sein, daß sie sich
  • auf _Andres_ bezieht, und ihre Bewegung ihr durch eine fremde Gewalt
  • angetan zu werden; aber daß sie ihr Anderssein selbst an ihr hat und
  • Selbstbewegung ist, dies ist eben in jener _Einfachheit_ des Denkens
  • selbst enthalten; denn diese ist der sich selbst bewegende und
  • unterscheidende Gedanke, und die eigene Innerlichkeit, der reine
  • _Begriff_. So ist also die _Verständigkeit_ ein Werden, und als dies
  • Werden ist sie die _Vernünftigkeit_.
  • In dieser Natur dessen, was ist, in seinem Sein sein Begriff zu sein,
  • ist es, daß überhaupt die _logische Notwendigkeit_ besteht; sie
  • allein ist das Vernünftige und der Rhythmus des organischen Ganzen,
  • sie ist ebensosehr _Wissen_ des Inhalts, als der Inhalt Begriff und
  • Wesen ist--oder sie allein ist das _Spekulative_.--Die konkrete
  • Gestalt, sich selbst bewegend, macht sich zur einfachen Bestimmtheit,
  • damit erhebt sie sich zur logischen Form und ist in ihrer
  • Wesentlichkeit; ihr konkretes Dasein ist nur diese Bewegung und ist
  • unmittelbar logisches Dasein. Es ist darum unnötig, dem konkreten
  • Inhalt den Formalismus äußerlich anzutun; jener ist an ihm selbst das
  • Übergehen in diesen, der aber aufhört, dieser äußerliche Formalismus
  • zu sein, weil die Form das einheimische Werden des konkreten Inhalts
  • selbst ist.
  • Diese Natur der wissenschaftlichen Methode, teils von dem Inhalte
  • ungetrennt zu sein, teils sich durch sich selbst ihren Rhythmus zu
  • bestimmen, hat, wie schon erinnert, in der spekulativen Philosophie
  • ihre eigentliche Darstellung.--Das hier Gesagte drückt zwar den
  • Begriff aus, kann aber für nicht mehr als für eine antizipierte
  • Versicherung gelten. Ihre Wahrheit liegt nicht in dieser zum Teil
  • erzählenden Exposition; und ist darum auch ebensowenig widerlegt,
  • wenn dagegen versichert wird, dem sei nicht so, sondern es verhalte
  • sich damit so und so, wenn gewohnte Vorstellungen als ausgemachte und
  • bekannte Wahrheiten in Erinnrung gebracht und hererzählt, oder auch
  • aus dem Schreine des innern göttlichen Anschauens Neues aufgetischt
  • und versichert wird.--Eine solche Aufnahme pflegt die erste Reaktion
  • des Wissens, dem etwas unbekannt war, dagegen zu sein, um die
  • Freiheit und eigne Einsicht, die eigne Autorität gegen die fremde,
  • denn unter dieser Gestalt erscheint das itzt zuerst Aufgenommene, zu
  • retten--auch um den Schein und die Art von Schande, die darin liegen
  • soll, daß etwas gelernt worden sei, wegzuschaffen, so wie bei der
  • Beifall gebenden Annahme des Unbekannten die Reaktion derselben Art
  • in dem besteht, was in einer andren Sphäre das ultrarevolutionäre
  • Reden und Handeln war.
  • Worauf es deswegen bei dem _Studium_ der _Wissenschaft_ ankommt, ist
  • die Anstrengung des Begriffs auf sich zu nehmen. Sie erfodert die
  • Aufmerksamkeit auf ihn als solchen, auf die einfachen Bestimmungen,
  • zum Beispiel des _An-sich-seins_, des _Für-sich-seins_, der
  • _Sichselbstgleichheit_ und so fort; denn diese sind solche reine
  • Selbstbewegungen, die man Seelen nennen könnte, wenn nicht ihr
  • Begriff etwas Höheres bezeichnete als diese. Der Gewohnheit, an
  • Vorstellungen fortzulaufen, ist die Unterbrechung derselben durch den
  • Begriff ebenso lästig als dem formalen Denken, das in unwirklichen
  • Gedanken hin und her räsoniert. Jene Gewohnheit ist ein materielles
  • Denken zu nennen, ein zufälliges Bewußtsein, das in den Stoff nur
  • versenkt ist, welchem es daher sauer ankömmt, aus der Materie
  • zugleich sein Selbst rein herauszuheben und bei sich zu sein. Das
  • andere, das Räsonieren, hingegen ist die Freiheit von dem Inhalt und
  • die Eitelkeit über ihn; ihr wird die Anstrengung zugemutet, diese
  • Freiheit aufzugeben, und statt das willkürlich bewegende Prinzip des
  • Inhalts zu sein, diese Freiheit in ihn zu versenken, ihn durch seine
  • eigne Natur, das heißt, durch das Selbst als das seinige, sich
  • bewegen zu lassen und diese Bewegung zu betrachten. Sich des eignen
  • Einfallens in den immanenten Rhythmus der Begriffe entschlagen, in
  • ihn nicht durch die Willkür und sonst erworbene Weisheit eingreifen,
  • diese Enthaltsamkeit ist selbst ein wesentliches Moment der
  • Aufmerksamkeit auf den Begriff.
  • Es sind an dem räsonierenden Verhalten die beiden Seiten bemerklicher
  • zu machen, nach welchen das begreifende Denken ihm entgegengesetzt
  • ist.--Teils verhält sich jenes negativ gegen den aufgefaßten Inhalt,
  • weiß ihn zu widerlegen und zunichte zu machen. Daß dem nicht so sei,
  • diese Einsicht ist das bloß _Negative_, es ist das Letzte, das nicht
  • selbst über sich hinaus zu einem neuen Inhalt geht, sondern um wieder
  • einen Inhalt zu haben, muß etwas *Anderes* irgendwoher vorgenommen
  • werden. Es ist die Reflexion in das leere Ich, die Eitelkeit seines
  • Wissens.--Diese Eitelkeit drückt aber nicht nur dies aus, daß dieser
  • Inhalt eitel, sondern auch, daß diese Einsicht selbst es ist; denn
  • sie ist das Negative, das nicht das Positive in sich erblickt.
  • Dadurch, daß diese Reflexion ihre Negativität selbst nicht zum
  • Inhalte gewinnt, ist sie überhaupt nicht in der Sache, sondern immer
  • darüber hinaus; sie bildet sich deswegen ein, mit der Behauptung der
  • Leere immer weiter zu sein als eine inhaltsreiche Einsicht. Dagegen,
  • wie vorhin gezeigt, gehört im begreifenden Denken das Negative dem
  • Inhalte selbst an und ist sowohl als seine _immanente_ Bewegung und
  • Bestimmung wie als _Ganzes_ derselben das _Positive_. Als Resultat
  • aufgefaßt, ist es das aus dieser Bewegung herkommende, das
  • _bestimmte_ Negative, und hiemit ebenso ein positiver Inhalt.
  • In Ansehung dessen aber, daß solches Denken einen Inhalt hat, es sei
  • der Vorstellungen oder Gedanken oder der Vermischung beider, hat es
  • eine andre Seite, die ihm das Begreifen erschwert. Die merkwürdige
  • Natur derselben hängt mit dem oben angegebenen Wesen der Idee selbst
  • enge zusammen, oder drückt sie vielmehr aus, wie sie als die Bewegung
  • erscheint, die denkendes Auffassen ist.--Wie nämlich in seinem
  • negativen Verhalten, wovon soeben die Rede war, das räsonierende
  • Denken selber das Selbst ist, in das der Inhalt zurückgeht, so ist
  • dagegen in seinem positiven Erkennen das Selbst ein vorgestelltes
  • _Subjekt_, worauf sich der Inhalt als Akzidens und Prädikat bezieht.
  • Dies Subjekt macht die Basis aus, an die er geknüpft wird und auf der
  • die Bewegung hin und wider läuft. Anders verhält es sich im
  • begreifenden Denken. Indem der Begriff das eigene Selbst des
  • Gegenstandes ist, das sich als _sein Werden_ darstellt, ist es nicht
  • ein ruhendes Subjekt, das unbewegt die Akzidenzen trägt, sondern der
  • sich bewegende und seine Bestimmungen in sich zurücknehmende Begriff.
  • In dieser Bewegung geht jenes ruhende Subjekt selbst zugrunde; es
  • geht in die Unterschiede und Inhalt ein und macht vielmehr die
  • Bestimmtheit, das heißt, den unterschiednen Inhalt wie die Bewegung
  • desselben aus, statt ihr gegenüberstehen zu bleiben. Der feste Boden,
  • den das Räsonieren an dem ruhenden Subjekte hat, schwankt also, und
  • nur diese Bewegung selbst wird der Gegenstand. Das Subjekt, das
  • seinen Inhalt erfüllt, hört auf, über diesen hinauszugehen, und kann
  • nicht noch andre Prädikate oder Akzidenzen haben. Die Zerstreutheit
  • des Inhalts ist umgekehrt dadurch unter das Selbst gebunden; er ist
  • nicht das Allgemeine, das frei vom Subjekte mehrern zukäme. Der
  • Inhalt ist somit in der Tat nicht mehr Prädikat des Subjekts, sondern
  • ist die Substanz, ist das Wesen und der Begriff dessen, wovon die
  • Rede ist. Das vorstellende Denken, da seine Natur ist, an den
  • Akzidenzen oder Prädikaten fortzulaufen, und mit Recht, weil sie
  • nicht mehr als Prädikate und Akzidenzen sind, über sie hinauszugehen,
  • wird, indem das, was im Satze die Form eines Prädikats hat, die
  • Substanz selbst ist, in seinem Fortlaufen gehemmt. Es erleidet, es
  • so vorzustellen, einen Gegenstoß. Vom Subjekte anfangend, als ob
  • dieses zum Grunde liegen bliebe, findet es, indem das Prädikat
  • vielmehr die Substanz ist, das Subjekt zum Prädikat übergegangen und
  • hiemit aufgehoben; und indem so das, was Prädikat zu sein scheint,
  • zur ganzen und selbstständigen Masse geworden, kann das Denken nicht
  • frei herumirren, sondern ist durch diese Schwere aufgehalten.--Sonst
  • ist zuerst das Subjekt als das _gegenständliche_ fixe Selbst zugrunde
  • gelegt; von hier aus geht die notwendige Bewegung zur
  • Mannigfaltigkeit der Bestimmungen oder der Prädikate fort; hier tritt
  • an die Stelle jenes Subjekts das wissende Ich selbst ein, und ist das
  • Verknüpfen der Prädikate und das sie haltende Subjekt. Indem aber
  • jenes erste Subjekt in die Bestimmungen selbst eingeht und ihre Seele
  • ist, findet das zweite Subjekt, nämlich das wissende, jenes, mit dem
  • es schon fertig sein und worüber hinaus es in sich zurückgehen will,
  • noch im Prädikate vor, und statt in dem Bewegen des Prädikats das
  • Tuende, als Räsonieren, ob jenem dies oder jenes Prädikat beizulegen
  • wäre, sein zu können, hat es vielmehr mit dem Selbst des Inhalts noch
  • zu tun, soll nicht für sich, sondern mit diesem zusammensein.
  • Formell kann das Gesagte so ausgedrückt werden, daß die Natur des
  • Urteils oder Satzes überhaupt, die den Unterschied des Subjekts und
  • Prädikats in sich schließt, durch den spekulativen Satz zerstört wird,
  • und der identische Satz, zu dem der erstere wird, den Gegenstoß zu
  • jenem Verhältnisse enthält.--Dieser Konflikt der Form eines Satzes
  • überhaupt und der sie zerstörenden Einheit des Begriffs ist dem
  • ähnlich, der im Rhythmus zwischen dem Metrum und dem Akzente
  • stattfindet. Der Rhythmus resultiert aus der schwebenden Mitte und
  • Vereinigung beider. So soll auch im philosophischen Satze die
  • Identität des Subjekts und Prädikats den Unterschied derselben, den
  • die Form des Satzes ausdrückt, nicht vernichten, sondern ihre Einheit
  • als eine Harmonie hervorgehen. Die Form des Satzes ist die
  • Erscheinung des bestimmten Sinnes oder der Akzent, der seine
  • Erfüllung unterscheidet; daß aber das Prädikat die Substanz ausdrückt
  • und das Subjekt selbst ins Allgemeine fällt, ist die _Einheit_, worin
  • jener Akzent verklingt.
  • Um das Gesagte durch Beispiele zu erläutern, so ist in dem Satz:
  • _Gott ist das Sein_, das Prädikat _das_ Sein; es hat substantielle
  • Bedeutung, in der das Subjekt zerfließt. Sein soll hier nicht
  • Prädikat, sondern das Wesen sein; dadurch scheint Gott aufzuhören,
  • das zu sein, was er durch die Stellung des Satzes ist, nämlich das
  • feste Subjekt.--Das Denken, statt im Übergange vom Subjekte zum
  • Prädikate weiterzukommen, fühlt sich, da das Subjekt verlorengeht,
  • vielmehr gehemmt und zu dem Gedanken des Subjekts, weil es dasselbe
  • vermißt, zurückgeworfen; oder es findet, da das Prädikat selbst als
  • ein Subjekt, als _das_ Sein, als das _Wesen_ ausgesprochen ist,
  • welches die Natur des Subjekts erschöpft, das Subjekt unmittelbar
  • auch im Prädikate; und nun, statt daß es im Prädikate in sich
  • gegangen die freie Stellung des Räsonierens erhielte, ist es in den
  • Inhalt noch vertieft, oder wenigstens ist die Foderung vorhanden, in
  • ihn vertieft zu sein.--So auch wenn gesagt wird: das _Wirkliche_ ist
  • das _Allgemeine_, so vergeht das Wirkliche als Subjekt, in seinem
  • Prädikate. Das Allgemeine soll nicht nur die Bedeutung des Prädikats
  • haben, so daß der Satz dies aussagte, das Wirkliche sei allgemein,
  • sondern das Allgemeine soll das Wesen des Wirklichen ausdrücken.--Das
  • Denken verliert daher so sehr seinen festen gegenständlichen Boden,
  • den es am Subjekte hatte, als es im Prädikate darauf zurückgeworfen
  • wird, und in diesem nicht in sich, sondern in das Subjekt des Inhalts
  • zurückgeht.
  • Einleitung
  • Es ist eine natürliche Vorstellung, daß, eh in der Philosophie an die
  • Sache selbst, nämlich an das wirkliche Erkennen dessen, was in
  • Wahrheit ist, gegangen wird, es notwendig sei, vorher über das
  • Erkennen sich zu verständigen, das als das Werkzeug, wodurch man des
  • Absoluten sich bemächtige, oder als das Mittel, durch welches
  • hindurch man es erblicke, betrachtet wird. Die Besorgnis scheint
  • gerecht, teils daß es verschiedene Arten der Erkenntnis geben, und
  • darunter eine geschickter als eine andere zur Erreichung dieses
  • Endzwecks sein möchte, hiemit durch falsche Wahl unter ihnen,--teils
  • auch daß, indem das Erkennen ein Vermögen von bestimmter Art und
  • Umfange ist, ohne die genauere Bestimmung seiner Natur und Grenze
  • Wolken des Irrtums statt des Himmels der Wahrheit erfaßt werden.
  • Diese Besorgnis muß sich wohl sogar in die Überzeugung verwandeln,
  • daß das ganze Beginnen, dasjenige, was An-sich ist, durch das
  • Erkennen dem Bewußtsein zu erwerben, in seinem Begriffe widersinnig
  • sei, und zwischen das Erkennen und das Absolute eine sie schlechthin
  • scheidende Grenze falle. Denn ist das Erkennen das Werkzeug, sich
  • des absoluten Wesens zu bemächtigen, so fällt sogleich auf, daß die
  • Anwendung eines Werkzeugs auf eine Sache sie vielmehr nicht läßt, wie
  • sie für sich ist, sondern eine Formierung und Veränderung mit ihr
  • vornimmt. Oder ist das Erkennen nicht Werkzeug unserer Tätigkeit,
  • sondern gewissermaßen ein passives Medium, durch welches hindurch das
  • Licht der Wahrheit an uns gelangt, so erhalten wir auch so sie nicht,
  • wie sie an sich, sondern wie sie durch und in diesem Medium ist. Wir
  • gebrauchen in beiden Fällen ein Mittel, welches unmittelbar das
  • Gegenteil seines Zwecks hervorbringt; oder das Widersinnige ist
  • vielmehr, daß wir uns überhaupt eines Mittels bedienen. Es scheint
  • zwar, daß diesem Übelstande durch die Kenntnis der Wirkungsweise des
  • _Werkzeugs_ abzuhelfen steht, denn sie macht es möglich, den Teil,
  • welcher in der Vorstellung, die wir durch es vom Absoluten erhalten,
  • dem Werkzeuge angehört, im Resultate abzuziehen, und so das Wahre
  • rein zu erhalten. Allein, diese Verbesserung würde uns in der Tat
  • nur dahin zurückbringen, wo wir vorher waren. Wenn wir von einem
  • formierten Dinge das wieder wegnehmen, was das Werkzeug daran getan
  • hat, so ist uns das Ding--hier das Absolute--gerade wieder so viel
  • als vor dieser somit überflüssiger Bemühung. Sollte das Absolute
  • durch das Werkzeug uns nur überhaupt näher gebracht werden, ohne
  • etwas an ihm zu verändern, wie etwa durch die Leimrute der Vogel, so
  • würde es wohl, wenn es nicht an und für sich schon bei uns wäre und
  • sein wollte, dieser List spotten; denn eine List wäre in diesem Falle
  • das Erkennen, da es durch sein vielfaches Bemühen ganz etwas anderes
  • zu treiben sich die Miene gibt, als nur die unmittelbare und somit
  • mühelose Beziehung hervorzubringen. Oder wenn die Prüfung des
  • Erkennens, das wir als ein _Medium_ uns vorstellen, uns das Gesetz
  • seiner Strahlenbrechung kennen lehrt, so nützt es ebenso nichts, sie
  • im Resultate abzuziehen; denn nicht das Brechen des Strahls, sondern
  • der Strahl selbst, wodurch die Wahrheit uns berührt, ist das Erkennen,
  • und dieses abgezogen, wäre uns nur die reine Richtung oder der leere
  • Ort bezeichnet worden.
  • Inzwischen wenn die Besorgnis, in Irrtum zu geraten, ein Mißtrauen in
  • die Wissenschaft setzt, welche ohne dergleichen Bedenklichkeiten ans
  • Werk selbst geht und wirklich erkennt, so ist nicht abzusehen, warum
  • nicht umgekehrt ein Mißtrauen in dies Mißtrauen gesetzt und besorgt
  • werden soll, daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist.
  • In der Tat setzt sie etwas, und zwar manches, als Wahrheit voraus,
  • und stützt darauf ihre Bedenklichkeiten und Konsequenzen, was selbst
  • vorher zu prüfen ist, ob es Wahrheit sei. Sie setzt nämlich
  • _Vorstellungen_ von dem _Erkennen_ als einem _Werkzeuge_ und _Medium_,
  • auch einen _Unterschied unserer selbst von diesem Erkennen_ voraus;
  • vorzüglich aber dies, daß das Absolute _auf einer Seite_ stehe, und
  • _das Erkennen auf der andern Seite_ für sich und getrennt von dem
  • Absoluten doch etwas Reelles, oder hiemit, daß das Erkennen, welches,
  • indem es außer dem Absoluten, wohl auch außer der Wahrheit ist, doch
  • wahrhaft sei; eine Annahme, wodurch das, was sich Furcht vor dem
  • Irrtume nennt, sich eher als Furcht vor der Wahrheit zu erkennen gibt.
  • Diese Konsequenz ergibt sich daraus, daß das Absolute allein wahr,
  • oder das Wahre allein absolut ist. Sie kann abgelehnt werden, durch
  • den Unterschied, daß ein Erkennen, welches zwar nicht, wie die
  • Wissenschaft will, das Absolute erkennt, doch auch wahr; und das
  • Erkennen überhaupt, wenn es dasselbe zu fassen zwar unfähig sei, doch
  • anderer Wahrheit fähig sein könne. Aber wir sehen nachgerade, daß
  • solches Hinundherreden auf einen trüben Unterschied zwischen einem
  • absoluten Wahren und einem sonstigen Wahren hinausläuft, und das
  • Absolute, das Erkennen, und so fort, Worte sind, welche eine
  • Bedeutung voraussetzen, um die zu erlangen es erst zu tun ist.
  • Statt mit dergleichen unnützen Vorstellungen und Redensarten von dem
  • Erkennen als einem Werkzeuge, des Absoluten habhaft zu werden, oder
  • als einem Medium, durch das hindurch wir die Wahrheit erblicken und
  • so fort--Verhältnisse, worauf wohl alle diese Vorstellungen von einem
  • Erkennen, das vom Absoluten, und einem Absoluten, das von dem
  • Erkennen getrennt ist, hinauslaufen--, statt mit den Ausreden, welche
  • das Unvermögen der Wissenschaft aus der Voraussetzung solcher
  • Verhältnisse schöpft, um von der Mühe der Wissenschaft zugleich sich
  • zu befreien, und zugleich sich das Ansehen eines ernsthaften und
  • eifrigen Bemühens zu geben, sowie statt mit Antworten auf alles
  • dieses sich herumzuplacken, könnten sie als zufällige und
  • willkürliche Vorstellungen geradezu verworfen, und der damit
  • verbundne Gebrauch von Worten als dem Absoluten, dem Erkennen, auch
  • dem Objektiven und Subjektiven, und unzähligen andern, deren
  • Bedeutung als allgemein bekannt vorausgesetzt wird, sogar als Betrug
  • angesehen werden. Denn das Vorgeben, teils daß ihre Bedeutung
  • allgemein bekannt ist, teils auch, daß man selbst ihren Begriff hat,
  • scheint eher nur die Hauptsache ersparen zu sollen, nämlich diesen
  • Begriff zu geben. Mit mehr Recht dagegen könnte die Mühe gespart
  • werden, von solchen Vorstellungen und Redensarten, wodurch die
  • Wissenschaft selbst abgewehrt werden soll, überhaupt Notiz zu nehmen,
  • denn sie machen nur eine leere Erscheinung des Wissens aus, welche
  • vor der auftretenden Wissenschaft unmittelbar verschwindet. Aber die
  • Wissenschaft darin, daß sie auftritt, ist sie selbst eine Erscheinung;
  • ihr Auftreten ist noch nicht sie in ihrer Wahrheit ausgeführt und
  • ausgebreitet. Es ist hiebei gleichgültig, sich vorzustellen, _daß
  • sie_ die Erscheinung ist, weil sie _neben anderem_ auftritt, oder
  • jenes andere unwahre Wissen ihr Erscheinen zu nennen. Die
  • Wissenschaft muß sich aber von diesem Scheine befreien; und sie kann
  • dies nur dadurch, daß sie sich gegen ihn wendet. Denn sie kann ein
  • Wissen, welches nicht wahrhaft ist, weder als eine gemeine Ansicht
  • der Dinge nur verwerfen, und versichern, daß sie eine ganz andere
  • Erkenntnis und jenes Wissen für sie gar nichts ist; noch sich auf die
  • Ahndung eines bessern in ihm selbst berufen. Durch jene
  • _Versicherung_ erklärte sie ihr Sein für ihre Kraft; aber das unwahre
  • Wissen beruft sich ebenso darauf, daß _es ist_, und _versichert_, daß
  • ihm die Wissenschaft nichts ist; _ein_ trockenes Versichern gilt aber
  • gerade soviel als ein anderes. Noch weniger kann sie sich auf die
  • bessere Ahndung berufen, welche in dem nicht wahrhaften Erkennen
  • vorhanden, und in ihm selbst die Hinweisung auf sie sei; denn
  • einesteils beriefe sie sich ebenso wieder auf ein Sein; andernteils
  • aber auf sich, als auf die Weise, wie sie im nicht wahrhaften
  • Erkennen ist, das heißt, auf eine schlechte Weise ihres Seins, und
  • auf ihre Erscheinung vielmehr als darauf, wie sie an und für sich ist.
  • Aus diesem Grunde soll hier die Darstellung des erscheinenden
  • Wissens vorgenommen werden.
  • Weil nun diese Darstellung nur das erscheinende Wissen zum
  • Gegenstande hat, so scheint sie selbst nicht die freie, in ihrer
  • eigentümlichen Gestalt sich bewegende Wissenschaft zu sein, sondern
  • sie kann von diesem Standpunkte aus, als der Weg des natürlichen
  • Bewußtseins, das zum wahren Wissen dringt, genommen werden; oder als
  • der Weg der Seele, welche die Reihe ihrer Gestaltungen, als durch
  • ihre Natur ihr vorgesteckter Stationen, durchwandert, daß sie sich
  • zum Geiste läutere, indem sie durch die vollständige Erfahrung ihrer
  • selbst zur Kenntnis desjenigen gelangt, was sie an sich selbst ist.
  • Das natürliche Bewußtsein wird sich erweisen, nur Begriff des Wissens,
  • oder nicht reales Wissen zu sein. Indem es aber unmittelbar sich
  • vielmehr für das reale Wissen hält, so hat dieser Weg für es negative
  • Bedeutung, und ihm gilt das vielmehr für Verlust seiner selbst, was
  • die Realisierung des Begriffs ist; denn es verliert auf diesem Wege
  • seine Wahrheit. Er kann deswegen als der Weg des _Zweifels_
  • angesehen werden, oder eigentlicher als Weg der Verzweiflung; auf ihm
  • geschieht nämlich nicht das, was unter Zweifeln verstanden zu werden
  • pflegt, ein Rütteln an dieser oder jener vermeinten Wahrheit, auf
  • welches ein gehöriges Wiederverschwinden des Zweifels und eine
  • Rückkehr zu jener Wahrheit erfolgt, so daß am Ende die Sache genommen
  • wird wie vorher. Sondern er ist die bewußte Einsicht in die
  • Unwahrheit des erscheinenden Wissens, dem dasjenige das Reellste ist,
  • was in Wahrheit vielmehr nur der nichtrealisierte Begriff ist.
  • Dieser sich vollbringende Skeptizismus ist darum auch nicht dasjenige,
  • womit wohl der ernsthafte Eifer um Wahrheit und Wissenschaft sich
  • für diese fertig gemacht und ausgerüstet zu haben wähnt; nämlich mit
  • dem _Vorsatze_, in der Wissenschaft auf die Autorität sich den
  • Gedanken anderer nicht zu ergeben, sondern alles selbst zu prüfen und
  • nur der eigenen Überzeugung zu folgen, oder besser noch, alles selbst
  • zu produzieren und nur die eigne Tat für das Wahre zu halten. Die
  • Reihe seiner Gestaltungen, welche das Bewußtsein auf diesem Wege
  • durchläuft, ist vielmehr die ausführliche Geschichte der _Bildung_
  • des Bewußtseins selbst zur Wissenschaft. Jener Vorsatz stellt die
  • Bildung in der einfachen Weise des Vorsatzes als unmittelbar abgetan
  • und geschehen vor; dieser Weg aber ist gegen diese Unwahrheit die
  • wirkliche Ausführung. Der eigenen Überzeugung folgen ist allerdings
  • mehr als sich der Autorität ergeben; aber durch die Verkehrung des
  • Dafürhaltens aus Autorität in Dafürhalten aus eigener Überzeugung ist
  • nicht notwendig der Inhalt desselben geändert und an die Stelle des
  • Irrtums Wahrheit getreten. Auf die Autorität anderer oder aus
  • eigener Überzeugung im Systeme des Meinens und des Vorurteils zu
  • stecken, unterscheidet sich voneinander allein durch die Eitelkeit,
  • welche der letztern Weise beiwohnt. Der sich auf den ganzen Umfang
  • des erscheinenden Bewußtseins richtende Skeptizismus macht dagegen
  • den Geist erst geschickt zu prüfen, was Wahrheit ist, indem er eine
  • Verzweiflung an den sogenannten natürlichen Vorstellungen, Gedanken
  • und Meinungen zustande bringt, welche es gleichgültig ist, eigene
  • oder fremde zu nennen, und mit welchen das Bewußtsein, das _geradezu_
  • ans Prüfen geht, noch erfüllt und behaftet, dadurch aber in der Tat
  • dessen unfähig ist, was es unternehmen will.
  • Die _Vollständigkeit_ der Formen des nicht realen Bewußtseins wird
  • sich durch die Notwendigkeit des Fortganges und Zusammenhanges selbst
  • ergeben. Um dies begreiflich zu machen, kann im allgemeinen zum
  • Voraus bemerkt werden, daß die Darstellung des nicht wahrhaften
  • Bewußtseins in seiner Unwahrheit nicht eine bloß _negative_ Bewegung
  • ist. Eine solche einseitige Ansicht hat das natürliche Bewußtsein
  • überhaupt von ihr; und ein Wissen, welches diese Einseitigkeit zu
  • seinem Wesen macht, ist eine der Gestalten des unvollendeten
  • Bewußtseins, welche in den Verlauf des Weges selbst fällt, und darin
  • sich darbieten wird. Sie ist nämlich der Skeptizismus, der in dem
  • Resultate nur immer das _reine Nichts_ sieht, und davon abstrahiert,
  • daß dies Nichts bestimmt das Nichts _dessen_ ist, _woraus es
  • resultiert_. Das Nichts ist aber nur, genommen als das Nichts dessen,
  • woraus es herkömmt, in der Tat das wahrhafte Resultat; es ist hiemit
  • selbst ein _bestimmtes_ und hat einen _Inhalt._ Der Skeptizismus, der
  • mit der Abstraktion des Nichts oder der Leerheit endigt, kann von
  • dieser nicht weiter fortgehen, sondern muß es erwarten, ob, und was
  • ihm etwas Neues sich darbietet, um es in denselben leeren Abgrund zu
  • werfen. Indem dagegen das Resultat, wie es in Wahrheit ist,
  • aufgefaßt wird, als _bestimmte_ Negation, so ist damit unmittelbar
  • eine neue Form entsprungen, und in der Negation der Übergang gemacht,
  • wodurch sich der Fortgang durch die vollständige Reihe der Gestalten
  • von selbst ergibt.
  • Das _Ziel_ aber ist dem Wissen ebenso notwendig als die Reihe des
  • Fortganges gesteckt; es ist da, wo es nicht mehr über sich selbst
  • hinauszugehen nötig hat, wo es sich selbst findet, und der Begriff
  • dem Gegenstande, der Gegenstand dem Begriffe entspricht. Der
  • Fortgang zu diesem Ziele ist daher auch unaufhaltsam, und auf keiner
  • frühern Station Befriedigung zu finden. Was auf ein natürliches
  • Leben beschränkt ist, vermag durch sich selbst nicht über sein
  • unmittelbares Dasein hinauszugehen; aber es wird durch ein anderes
  • darüber hinausgetrieben, und dies Hinausgerissenwerden ist sein Tod.
  • Das Bewußtsein aber ist für sich selbst sein _Begriff_, dadurch
  • unmittelbar das Hinausgehen über das Beschränkte, und, da ihm dies
  • Beschränkte angehört, über sich selbst; mit dem Einzelnen ist ihm
  • zugleich das Jenseits gesetzt, wäre es auch nur, wie im räumlichen
  • Anschauen, _neben_ dem Beschränkten. Das Bewußtsein leidet also
  • diese Gewalt, sich die beschränkte Befriedigung zu verderben, von ihm
  • selbst. Bei dem Gefühle dieser Gewalt mag die Angst vor der Wahrheit
  • wohl zurücktreten, und sich dasjenige, dessen Verlust droht, zu
  • erhalten streben. Sie kann aber keine Ruhe finden; es sei, daß sie
  • in gedankenloser Trägheit stehenbleiben will; der Gedanke verkümmert
  • die Gedankenlosigkeit, und seine Unruhe stört die Trägheit; oder daß
  • sie als Empfindsamkeit sich befestigt, welche alles in _seiner Art
  • gut_ zu finden versichert; diese Versicherung leidet ebenso Gewalt
  • von der Vernunft, welche gerade darum etwas nicht gut findet,
  • insofern es eine Art ist. Oder die Furcht der Wahrheit mag sich vor
  • sich und andern hinter dem Scheine verbergen, als ob gerade der heiße
  • Eifer für die Wahrheit selbst es ihr so schwer, ja unmöglich mache,
  • eine andere Wahrheit zu finden als die einzige der Eitelkeit, immer
  • noch gescheuter zu sein als jede Gedanken, welche man aus sich selbst
  • oder von andern hat; diese Eitelkeit, welche sich jede Wahrheit zu
  • vereiteln, daraus in sich zurückzukehren versteht, und an diesem
  • eignen Verstande sich weidet, der alle Gedanken immer aufzulösen und
  • statt alles Inhalts nur das trockne Ich zu finden weiß, ist eine
  • Befriedigung, welche sich selbst überlassen werden muß, denn sie
  • flieht das Allgemeine, und sucht nur das Für-sich-sein.
  • Wie dieses vorläufig und im allgemeinen über die Weise und
  • Notwendigkeit des Fortgangs gesagt worden ist, so kann noch über die
  • _Methode der Ausführung_ etwas zu erinnern dienlich sein. Diese
  • Darstellung als ein _Verhalten_ der _Wissenschaft_ zu dem
  • _erscheinenden_ Wissen, und als _Untersuchung_ und _Prüfung der
  • Realität des Erkennens_ vorgestellt, scheint nicht ohne irgendeine
  • Voraussetzung, die als _Maßstab_ zugrunde gelegt wird, stattfinden zu
  • können. Denn die Prüfung besteht in dem Anlegen eines angenommenen
  • Maßstabes, und in der sich ergebenden Gleichheit oder Ungleichheit
  • dessen, was geprüft wird, mit ihm die Entscheidung, ob es richtig
  • oder unrichtig ist; und der Maßstab überhaupt, und ebenso die
  • Wissenschaft, wenn sie der Maßstab wäre, ist dabei als das _Wesen_
  • oder als _das An-sich_ angenommen. Aber hier, wo die Wissenschaft
  • erst auftritt, hat weder sie selbst, noch was es sei, sich als das
  • Wesen oder als das An-sich gerechtfertigt; und ohne ein solches
  • scheint keine Prüfung stattfinden zu können.
  • Dieser Widerspruch und seine Wegräumung wird sich bestimmter ergeben,
  • wenn zuerst an die abstrakten Bestimmungen des Wissens und der
  • Wahrheit erinnert wird, wie sie an dem Bewußtsein vorkommen. Dieses
  • _unterscheidet_ nämlich etwas von sich, worauf es sich zugleich
  • _bezieht_; oder wie dies ausgedrückt wird, es ist etwas _für
  • dasselbe_; und die bestimmte Seite dieses _Beziehens_, oder des
  • _Seins_ von etwas _für ein Bewußtsein_ ist das _Wissen._ Von diesem
  • Sein für ein anderes unterscheiden wir aber das _An-sich-sein_; das
  • auf das Wissen bezogene wird ebenso von ihm unterschieden, und
  • gesetzt als _seiend_ auch außer dieser Beziehung; die Seite dieses
  • An-sich heißt _Wahrheit_. Was eigentlich an diesen Bestimmungen sei,
  • geht uns weiter hier nichts an, denn indem das erscheinende Wissen
  • unser Gegenstand ist, so werden auch zunächst seine Bestimmungen
  • aufgenommen, wie sie sich unmittelbar darbieten; und so, wie sie
  • gefaßt worden sind, ist es wohl, daß sie sich darbieten.
  • Untersuchen wir nun die Wahrheit des Wissens, so scheint es, wir
  • untersuchen, was es _an sich_ ist. Allein in dieser Untersuchung ist
  • es _unser_ Gegenstand, es ist _für uns_; und das _An-sich_ desselben,
  • welches sich ergäbe, wäre so vielmehr sein Sein _für uns_; was wir
  • als sein Wesen behaupten würden, vielmehr nicht seine Wahrheit,
  • sondern nur unser Wissen von ihm. Das Wesen oder der Maßstab fiele
  • in uns, und dasjenige, was mit ihm verglichen, und über welches durch
  • diese Vergleichung entschieden werden sollte, hätte ihn nicht
  • notwendig anzuerkennen.
  • Aber die Natur des Gegenstandes, den wir untersuchen, überhebt dieser
  • Trennung oder dieses Scheins von Trennung und Voraussetzung. Das
  • Bewußtsein gibt seinen Maßstab an ihm selbst, und die Untersuchung
  • wird dadurch eine Vergleichung seiner mit sich selbst sein; denn die
  • Unterscheidung, welche soeben gemacht worden ist, fällt in es. Es
  • ist in ihm eines _für ein_ anderes, oder es hat überhaupt die
  • Bestimmtheit des Moments des Wissens an ihm; zugleich ist ihm dies
  • andere nicht nur _für es_, sondern auch außer dieser Beziehung oder
  • _an sich_: das Moment der Wahrheit. An dem also, was das Bewußtsein
  • innerhalb seiner für das _An-sich_ oder das _Wahre_ erklärt, haben
  • wir den Maßstab, den es selbst aufstellt, sein Wissen daran zu messen.
  • Nennen wir das _Wissen_ den _Begriff_, das Wesen oder das _Wahre_
  • aber das Seiende oder den _Gegenstand_, so besteht die Prüfung darin,
  • zuzusehen, ob der Begriff dem Gegenstande entspricht. Nennen wir
  • aber _das Wesen_ oder das An-sich _des Gegenstandes den Begriff_, und
  • verstehen dagegen unter dem _Gegenstande_, ihn als _Gegenstand_,
  • nämlich wie er _für ein anderes_ ist, so besteht die Prüfung darin,
  • daß wir zusehen, ob der Gegenstand seinem Begriff entspricht. Man
  • sieht wohl, daß beides dasselbe ist; das Wesentliche aber ist, dies
  • für die ganze Untersuchung festzuhalten, daß diese beiden Momente,
  • _Begriff_ und _Gegenstand, Für-ein-anderes-_ und
  • _An-sich-selbst-sein_, in das Wissen, das wir untersuchen, selbst
  • fallen, und hiemit wir nicht nötig haben, Maßstäbe mitzubringen, und
  • _unsere_ Einfälle und Gedanken bei der Untersuchung zu applizieren;
  • dadurch, daß wir diese weglassen, erreichen wir es, die Sache, wie
  • sie _an_ und _für sich_ selbst ist, zu betrachten.
  • Aber nicht nur nach dieser Seite, daß Begriff und Gegenstand, der
  • Maßstab und das zu Prüfende, in dem Bewußtsein selbst vorhanden sind,
  • wird eine Zutat von uns überflüssig, sondern wir werden auch der Mühe
  • der Vergleichung beider und der eigentlichen _Prüfung_ überhoben, so
  • daß, indem das Bewußtsein sich selbst prüft, uns auch von dieser
  • Seite nur das reine Zusehen bleibt. Denn das Bewußtsein ist
  • einerseits Bewußtsein des Gegenstandes, anderseits Bewußtsein seiner
  • selbst; Bewußtsein dessen, was ihm das Wahre ist, und Bewußtsein
  • seines Wissens davon. Indem beide _für dasselbe_ sind, ist es selbst
  • ihre Vergleichung; es wird _für dasselbe_, ob sein Wissen von dem
  • Gegenstande diesem entspricht oder nicht. Der Gegenstand scheint
  • zwar für dasselbe nur so zu sein, wie es ihn weiß; es scheint
  • gleichsam nicht dahinterkommen zu können, wie er, _nicht für
  • dasselbe_, sondern wie er _an sich_ ist, und also auch sein Wissen
  • nicht an ihm prüfen zu können. Allein gerade darin, daß es überhaupt
  • von einem Gegenstande weiß, ist schon der Unterschied vorhanden, daß
  • ihm etwas das _An-sich_, ein anderes Moment aber das Wissen, oder das
  • Sein des Gegenstandes _für das_ Bewußtsein ist. Auf dieser
  • Unterscheidung, welche vorhanden ist, beruht die Prüfung. Entspricht
  • sich in dieser Vergleichung beides nicht, so scheint das Bewußtsein
  • sein Wissen ändern zu müssen, um es dem Gegenstande gemäß zu machen,
  • aber in der Veränderung des Wissens ändert sich ihm in der Tat auch
  • der Gegenstand selbst; denn das vorhandene Wissen war wesentlich ein
  • Wissen von dem Gegenstande; mit dem Wissen wird auch er ein anderer,
  • denn er gehörte wesentlich diesem Wissen an. Es wird hiemit dem
  • Bewußtsein, daß dasjenige, was ihm vorher das _An-sich_ war, nicht an
  • sich ist, oder daß es nur _*für es* an sich_ war. Indem es also an
  • seinem Gegenstande sein Wissen diesem nicht entsprechend findet, hält
  • auch der Gegenstand selbst nicht aus; oder der Maßstab der Prüfung
  • ändert sich, wenn dasjenige, dessen Maßstab er sein sollte, in der
  • Prüfung nicht besteht; und die Prüfung ist nicht nur eine Prüfung des
  • Wissens, sondern auch ihres Maßstabes.
  • Diese _dialektische_ Bewegung, welche das Bewußtsein an ihm selbst,
  • sowohl an seinem Wissen als an seinem Gegenstande ausübt, _insofern
  • ihm der neue wahre Gegenstand_ daraus _entspringt_, ist eigentlich
  • dasjenige, was _Erfahrung_ genannt wird. Es ist in dieser Beziehung
  • an dem soeben erwähnten Verlaufe ein Moment noch näher herauszuheben,
  • wodurch sich über die wissenschaftliche Seite der folgenden
  • Darstellung ein neues Licht verbreiten wird. Das Bewußtsein weiß
  • _Etwas_, dieser Gegenstand ist das Wesen oder das _An-sich_; er ist
  • aber auch für das Bewußtsein das _An-sich_; damit tritt die
  • Zweideutigkeit dieses Wahren ein. Wir sehen, daß das Bewußtsein itzt
  • zwei Gegenstände hat, den einen das erste _An-sich_, den zweiten das
  • _Für-es-sein dieses An-sich_. Der letztere scheint zunächst nur die
  • Reflexion des Bewußtseins in sich selbst zu sein, ein Vorstellen,
  • nicht eines Gegenstandes, sondern nur seines Wissens von jenem ersten.
  • Allein wie vorhin gezeigt worden, ändert sich ihm dabei der erste
  • Gegenstand; er hört auf, das An-sich zu sein, und wird ihm zu einem
  • solchen, der nur _für es_ das _An-sich_ ist; somit aber ist dann dies:
  • _das Für-es-sein dieses An-sich_, das Wahre, das heißt aber, dies
  • ist das _Wesen_, oder sein _Gegenstand_. Dieser neue Gegenstand
  • enthält die Nichtigkeit des ersten, er ist die über ihn gemachte
  • Erfahrung.
  • An dieser Darstellung des Verlaufs der Erfahrung ist ein Moment,
  • wodurch sie mit demjenigen nicht übereinzustimmen scheint, was unter
  • der Erfahrung verstanden zu werden pflegt. Der Übergang nämlich vom
  • ersten Gegenstande und dem Wissen desselben zu dem andern Gegenstande,
  • _an dem_ man sagt, daß die Erfahrung gemacht worden sei, wurde so
  • angegeben, daß das Wissen vom ersten Gegenstande, oder das
  • _Für_-das-Bewußtsein des ersten An-sich, der zweite Gegenstand selbst
  • werden soll. Dagegen es sonst scheint, daß wir die Erfahrung von der
  • Unwahrheit unseres ersten Begriffs _an einem andern_ Gegenstande
  • machen, den wir zufälligerweise und äußerlich etwa finden, so daß
  • überhaupt nur das reine _Auffassen_ dessen, was an und für sich ist,
  • in uns falle. In jener Ansicht aber zeigt sich der neue Gegenstand
  • als geworden, durch eine _Umkehrung des Bewußtseins_ selbst. Diese
  • Betrachtung der Sache ist unsere Zutat, wodurch sich die Reihe der
  • Erfahrungen des Bewußtseins zum wissenschaftlichen Gange erhebt, und
  • welche nicht für das Bewußtsein ist, das wir betrachten. Es ist aber
  • dies in der Tat auch derselbe Umstand, von welchem oben schon in
  • Ansehung des Verhältnisses dieser Darstellung zum Skeptizismus die
  • Rede war, daß nämlich das jedesmalige Resultat, welches sich an einem
  • nicht wahrhaften Wissen ergibt, nicht in ein leeres Nichts
  • zusammenlaufen dürfe, sondern notwendig als Nichts _desjenigen_,
  • dessen _Resultat_ es ist, aufgefaßt werden müsse; ein Resultat,
  • welches das enthält, was das vorhergehende Wissen Wahres an ihm hat.
  • Dies bietet sich hier so dar, daß, indem das, was zuerst als der
  • Gegenstand erschien, dem Bewußtsein zu einem Wissen von ihm
  • herabsinkt, und das _An-sich_ zu einem _Für-das-Bewußtsein-sein_ des
  • _An-sich_ wird, dies der neue Gegenstand ist, womit auch eine neue
  • Gestalt des Bewußtseins auftritt, welcher etwas anderes das Wesen ist
  • als der vorhergehenden. Dieser Umstand ist es, welcher die ganze
  • Folge der Gestalten des Bewußtseins in ihrer Notwendigkeit leitet.
  • Nur diese Notwendigkeit selbst, oder die _Entstehung_ des neuen
  • Gegenstandes, der dem Bewußtsein, ohne zu wissen, wie ihm geschieht,
  • sich darbietet, ist es, was für uns gleichsam hinter seinem Rücken
  • vorgeht. Es kommt dadurch in seine Bewegung ein Moment des
  • _An-sich-_ oder _Für-uns-seins_, welches nicht für das Bewußtsein,
  • das in der Erfahrung selbst begriffen ist, sich darstellt; der
  • _Inhalt_ aber dessen, was uns entsteht, ist _für es_, und wir
  • begreifen nur das Formelle desselben, oder sein reines Entstehen;
  • _für es_ ist dies Entstandene nur als Gegenstand, _für uns_ zugleich
  • als Bewegung und Werden.
  • Durch diese Notwendigkeit ist dieser Weg zur Wissenschaft selbst
  • schon _Wissenschaft_, und nach ihrem Inhalte hiemit Wissenschaft der
  • _Erfahrung des Bewußtseins_.
  • Die Erfahrung, welche das Bewußtsein über sich macht, kann ihrem
  • Begriffe nach nichts weniger in sich begreifen als das ganze System
  • desselben, oder das ganze Reich der Wahrheit des Geistes, so daß die
  • Momente derselben in dieser eigentümlichen Bestimmtheit sich
  • darstellen, nicht abstrakte, reine Momente zu sein, sondern so, wie
  • sie für das Bewußtsein sind, oder wie dieses selbst in seiner
  • Beziehung auf sie auftritt, wodurch die Momente des Ganzen,
  • _Gestalten des Bewußtseins_ sind. Indem es zu seiner wahren Existenz
  • sich forttreibt, wird es einen Punkt erreichen, auf welchem es seinen
  • Schein ablegt, mit Fremdartigem, das nur für es und als ein anderes
  • ist, behaftet zu sein, oder wo die Erscheinung dem Wesen gleich wird,
  • seine Darstellung hiemit mit eben diesem Punkte der eigentlichen
  • Wissenschaft des Geistes zusammenfällt, und endlich, indem es selbst
  • dies sein Wesen erfaßt, wird es die Natur des absoluten Wissens
  • selbst bezeichnen.
  • I. Die sinnliche Gewißheit;oder das Diese und das Meinen
  • Das Wissen, welches zuerst oder unmittelbar unser Gegenstand ist,
  • kann kein anderes sein als dasjenige, welches selbst unmittelbares
  • Wissen, _Wissen_ des _Unmittelbaren_ oder _Seienden_ ist. Wir haben
  • uns ebenso _unmittelbar_ oder _aufnehmend_ zu verhalten, also nichts
  • an ihm, wie es sich darbietet, zu verändern, und von dem Auffassen
  • das Begreifen abzuhalten.
  • Der konkrete Inhalt der _sinnlichen Gewißheit_ läßt sie unmittelbar
  • als die _reichste_ Erkenntnis, ja als eine Erkenntnis von unendlichem
  • Reichtum erscheinen, für welchen ebensowohl wenn wir im Raume und in
  • der Zeit, als worin er sich ausbreitet, _hinaus-_, als wenn wir uns
  • ein Stück aus dieser Fülle nehmen, und durch Teilung in dasselbe
  • _hineingehen_, keine Grenze zu finden ist. Sie erscheint außerdem
  • als die _wahrhafteste_; denn sie hat von dem Gegenstande noch nichts
  • weggelassen, sondern ihn in seiner ganzen Vollständigkeit vor sich.
  • Diese _Gewißheit_ aber gibt in der Tat sich selbst für die
  • abstrakteste und ärmste _Wahrheit_ aus. Sie sagt von dem, was sie
  • weiß, nur dies aus: es _ist_; und ihre Wahrheit enthält allein das
  • _Sein_ der Sache; das Bewußtsein seinerseits ist in dieser Gewißheit
  • nur als reines _Ich_; oder _Ich_ bin darin nur als reiner _Dieser_,
  • und der Gegenstand ebenso nur als reines _Dieses_. Ich, _dieser_,
  • bin _dieser_ Sache nicht darum gewiß, weil _Ich_ als Bewußtsein
  • hiebei mich entwickelte und mannigfaltig den Gedanken bewegte. Auch
  • nicht darum, weil _die Sache_, deren ich gewiß bin, nach einer Menge
  • unterschiedener Beschaffenheiten eine reiche Beziehung an ihr selbst,
  • oder ein vielfaches Verhalten zu andern wäre. Beides geht die
  • Wahrheit der sinnlichen Gewißheit nichts an; weder Ich noch die Sache
  • hat darin die Bedeutung einer mannigfaltigen Vermittlung; Ich nicht
  • die Bedeutung eines mannigfaltigen Vorstellens oder Denkens, noch die
  • Sache die Bedeutung mannigfaltiger Beschaffenheiten; sondern die
  • Sache _ist_; und sie _ist_, nur weil sie _ist_; sie _ist_, dies ist
  • dem sinnlichen Wissen das Wesentliche, und dieses reine _Sein_ oder
  • diese einfache Unmittelbarkeit macht ihre _Wahrheit_ aus. Ebenso ist
  • die Gewißheit als _Beziehung unmittelbare_ reine Beziehung; das
  • Bewußtsein ist _Ich_, weiter nichts, ein reiner _Dieser_; der
  • _Einzelne_ weiß reines Dieses, oder _das Einzelne_.
  • An dem _reinen Sein_ aber, welches das Wesen dieser Gewißheit
  • ausmacht, und welches sie als ihre Wahrheit aussagt, spielt, wenn wir
  • zusehen, noch vieles andere beiher. Eine wirkliche sinnliche
  • Gewißheit ist nicht nur diese reine Unmittelbarkeit, sondern ein
  • _Beispiel_ derselben. Unter den unzähligen dabei vorkommenden
  • Unterschieden finden wir allenthalben die Hauptverschiedenheit, daß
  • nämlich in ihr sogleich aus dem reinen Sein die beiden schon
  • genannten _Diesen_, ein _Dieser_ als _Ich_, und ein _Dieses_ als
  • _Gegenstand_ herausfallen. Reflektieren _wir_ über diesen
  • Unterschied, so ergibt sich, daß weder das eine noch das andere nur
  • _unmittelbar_, in der sinnlichen Gewißheit ist, sondern zugleich als
  • _vermittelt_; Ich habe die Gewißheit _durch_ ein anderes, nämlich die
  • Sache; und diese ist ebenso in der Gewißheit _durch_ ein anderes,
  • nämlich durch Ich.
  • Diesen Unterschied des Wesens und des Beispiels, der Unmittelbarkeit
  • und der Vermittlung, machen nicht nur wir, sondern wir finden ihn an
  • der sinnlichen Gewißheit selbst; und in der Form, wie er an ihr ist,
  • nicht wie wir ihn soeben bestimmten, ist er aufzunehmen. Es ist in
  • ihr eines als das einfache unmittelbar seiende, oder als das Wesen
  • gesetzt, _der Gegenstand_; das andere aber, als das unwesentliche und
  • vermittelte, welches darin nicht _an sich_, sondern durch ein anderes
  • ist, Ich, _ein Wissen_, das den Gegenstand nur darum weiß, weil er
  • ist, und das sein oder auch nicht sein kann. Der Gegenstand aber
  • _ist_, das Wahre und das Wesen; er _ist_, gleichgültig dagegen, ob er
  • gewußt wird oder nicht; er bleibt, wenn er auch nicht gewußt wird;
  • das Wissen aber ist nicht, wenn nicht der Gegenstand ist.
  • Der Gegenstand ist also zu betrachten, ob er in der Tat, in der
  • sinnlichen Gewißheit selbst, als solches Wesen ist, für welches er
  • von ihr ausgegeben wird; ob dieser sein Begriff, Wesen zu sein, dem
  • entspricht, wie er in ihr vorhanden ist. Wir haben zu dem Ende nicht
  • über ihn zu reflektieren und nachzudenken, was er in Wahrheit sein
  • möchte, sondern ihn nur zu betrachten, wie ihn die sinnliche
  • Gewißheit an ihr hat.
  • _Sie_ ist also selbst zu fragen: _Was ist das Diese?_ Nehmen wir es
  • in der gedoppelten Gestalt seines Seins, als das _Itzt_ und als das
  • _Hier_, so wird die Dialektik, die es an ihm hat, eine so
  • verständliche Form erhalten, als es selbst ist. Auf die Frage: _Was
  • ist das Itzt?_ antworten wir also zum Beispiel: _Das Itzt ist die
  • Nacht_. Um die Wahrheit dieser sinnlichen Gewißheit zu prüfen, ist
  • ein einfacher Versuch hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit auf;
  • eine Wahrheit kann durch Aufschreiben nicht verlieren; ebensowenig
  • dadurch, daß wir sie aufbewahren. Sehen wir _itzt, diesen Mittag_,
  • die aufgeschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir sagen müssen,
  • daß sie schal geworden ist.
  • Das Itzt, welches Nacht ist, wird _aufbewahrt_, das heißt, es wird
  • behandelt als das, für was es ausgegeben wird, als ein _Seiendes_; es
  • erweist sich aber vielmehr als ein Nichtseiendes. Das _Itzt_ selbst
  • erhält sich wohl, aber als ein solches, das nicht Nacht ist; ebenso
  • erhält es sich gegen den Tag, der es itzt ist, als ein solches, das
  • auch nicht Tag ist; oder als ein _Negatives_ überhaupt. Dieses sich
  • erhaltende Itzt ist daher nicht ein unmittelbares, sondern ein
  • vermitteltes; denn es ist als ein bleibendes und sich erhaltendes
  • _dadurch_ bestimmt, daß anderes, nämlich der Tag und die Nacht, nicht
  • ist. Dabei ist es eben noch so einfach als zuvor, _Itzt_, und in
  • dieser Einfachheit gleichgültig gegen das, was noch bei ihm herspielt;
  • so wenig die Nacht und der Tag sein Sein ist, ebensowohl ist es auch
  • Tag und Nacht; es ist durch dies sein Anderssein gar nicht affiziert.
  • Ein solches Einfaches, das durch Negation ist, weder dieses noch
  • jenes, ein _Nichtdieses_, und ebenso gleichgültig, auch dieses wie
  • jenes zu sein, nennen wir ein _Allgemeines_; das Allgemeine ist also
  • in der Tat das Wahre der sinnlichen Gewißheit.
  • Als ein Allgemeines _sprechen_ wir auch das Sinnliche _aus_; was wir
  • sagen, ist: _Dieses_, das heißt das _allgemeine Diese_; oder_: es
  • ist_; das heißt das _Sein überhaupt_. Wir _stellen_ uns dabei
  • freilich nicht das allgemeine Diese, oder das Sein überhaupt _vor_,
  • aber wir _sprechen_ das Allgemeine _aus_; oder wir sprechen
  • schlechthin nicht, wie wir es in dieser sinnlichen Gewißheit _meinen_.
  • Die Sprache aber ist, wie wir sehen, das Wahrhaftere; in ihr
  • widerlegen wir selbst unmittelbar unsere _Meinung_, und da das
  • Allgemeine das Wahre der sinnlichen Gewißheit ist, und die Sprache
  • nur dieses Wahre ausdrückt, so ist es gar nicht möglich, daß wir ein
  • sinnliches Sein, das wir _meinen_, je sagen können.
  • Es wird derselbe Fall sein mit der andern Form des Dieses, mit _dem
  • Hier_. _Das Hier_ ist zum Beispiel der _Baum_. Ich wende mich um, so
  • ist diese Wahrheit verschwunden, und hat sich in die entgegengesetzte
  • verkehrt: _Das Hier ist nicht ein Baum_, sondern vielmehr _ein Haus_.
  • Das _Hier_ selbst verschwindet nicht; sondern _es ist_ bleibend im
  • Verschwinden des Hauses, Baumes und so fort, und gleichgültig, Haus,
  • Baum zu sein. Das _Dieses_ zeigt sich also wieder als _vermittelte
  • Einfachheit_, oder als _Allgemeinheit_.
  • Dieser sinnlichen Gewißheit, indem sie an ihr selbst das Allgemeine
  • als die Wahrheit ihres Gegenstandes erweist, bleibt also das _reine
  • Sein_ als ihr Wesen, aber nicht als unmittelbares, sondern ein
  • solches, dem die Negation und Vermittlung wesentlich ist; hiemit
  • nicht als das, was wir unter dem _Sein meinen_, sondern das _Sein_
  • mit der _Bestimmung_, daß es die Abstraktion oder das rein Allgemeine
  • ist, und _unsere Meinung_, für welche das wahre der sinnlichen
  • Gewißheit nicht das Allgemeine ist, bleibt allein diesem leeren oder
  • gleichgültigen Itzt und Hier gegenüber noch übrig.
  • Vergleichen wir das Verhältnis, in welchem das _Wissen_ und der
  • _Gegenstand_ zuerst auftrat, mit dem Verhältnisse derselben, wie sie
  • in diesem Resultate zu stehen kommen, so hat es sich umgekehrt. Der
  • Gegenstand, der das Wesentliche sein sollte, ist nun das
  • Unwesentliche der sinnlichen Gewißheit, denn das Allgemeine, zu dem
  • er geworden ist, ist nicht mehr ein solches, wie er für sie
  • wesentlich sein sollte, sondern sie ist itzt in dem Entgegengesetzten,
  • nämlich in dem Wissen, das vorher das Unwesentliche war, vorhanden.
  • Ihre Wahrheit ist in dem Gegenstande als _meinem_ Gegenstande, oder
  • im _Meinen_, er ist, weil _Ich_ von ihm weiß. Die sinnliche
  • Gewißheit ist also zwar aus dem Gegenstande vertrieben, aber dadurch
  • noch nicht aufgehoben, sondern nur in das Ich zurückgedrängt; es ist
  • zu sehen, was uns die Erfahrung über diese ihre Realität zeigt.
  • Die Kraft ihrer Wahrheit liegt also nun im _Ich_, in der
  • Unmittelbarkeit meines _Sehens, Hörens_, und so fort; das
  • Verschwinden des einzelnen Itzt, und Hier, das wir meinen, wird
  • dadurch abgehalten, daß _Ich_ sie festhalte. _Das Itzt ist Tag_, weil
  • ich ihn sehe; _das Hier ein Baum_, eben darum. Die sinnliche
  • Gewißheit erfährt aber in diesem Verhältnisse dieselbe Dialektik an
  • ihr, als in dem vorigen. _Ich, dieses_, sehe den Baum, und _behaupte
  • den Baum als das Hier_; ein _anderer Ich_ sieht aber das Haus, und
  • behauptet, das Hier sei nicht ein Baum, sondern vielmehr ein Haus.
  • Beide Wahrheiten haben dieselbe Beglaubigung, nämlich die
  • Unmittelbarkeit des Sehens, und die Sicherheit und Versicherung
  • beider über ihr Wissen; die eine verschwindet aber in der andern.
  • Was darin nicht verschwindet, ist _Ich_, als _allgemeines_, dessen
  • Sehen weder ein Sehen des Baums noch dieses Hauses, sondern ein
  • einfaches Sehen ist, das durch die Negation dieses Hauses und so fort
  • vermittelt, darin ebenso einfach und gleichgültig gegen das, was noch
  • beiher spielt, gegen das Haus, den Baum ist. Ich ist nur allgemeines,
  • wie _Itzt, Hier_ oder _Dieses_ überhaupt; ich meine wohl einen
  • _einzelnen Ich_, aber sowenig ich das, was ich bei Itzt, Hier meine,
  • sagen kann, so wenig bei Ich. Indem ich sage: _dieses Hier, Itzt_
  • oder ein _Einzelnes_, sage ich: _*alle* diese, alle Hier, Itzt,
  • Einzelne_; ebenso indem ich sage: _Ich, dieser einzelne_ Ich, sage
  • ich überhaupt: _*alle* Ich_; jeder ist das was ich sage: _Ich, dieser
  • einzelne Ich_. Wenn der Wissenschaft diese Forderung, als ihr
  • Probierstein, auf dem sie schlechthin nicht aushalten könnte,
  • vorgelegt wird, ein sogenanntes _dieses Ding_, oder einen _diesen
  • Menschen_, zu deduzieren, konstruieren, a priori zu finden oder wie
  • man dies ausdrücken will, so ist billig, daß die Forderung _sage_,
  • welches _dieses_ Ding oder welchen _diesen_ Ich sie meine; aber dies
  • zu sagen ist unmöglich.
  • Die sinnliche Gewißheit erfährt also, daß ihr Wesen weder in dem
  • Gegenstande noch in dem Ich, und die Unmittelbarkeit weder eine
  • Unmittelbarkeit des einen noch des andern ist, denn an beiden ist das,
  • was Ich meine, vielmehr ein Unwesentliches, und der Gegenstand und
  • Ich sind Allgemeine, in welchen dasjenige Itzt und Hier und Ich, das
  • ich meine, nicht bestehen bleibt, oder _ist_. Wir kommen hiedurch
  • dahin, das _Ganze_ der sinnlichen Gewißheit selbst als ihr _Wesen_ zu
  • setzen, nicht mehr nur ein Moment derselben, wie in den beiden Fällen
  • geschehen ist, worin zuerst der dem Ich entgegengesetzte Gegenstand,
  • dann Ich ihre Realität sein sollte. Es ist also nur die _ganze_
  • sinnliche Gewißheit selbst, welche an ihr als _Unmittelbarkeit_
  • festhält, und hiedurch alle Entgegensetzung, die im vorherigen
  • stattfand, aus sich ausschließt.
  • Diese reine Unmittelbarkeit geht also das Anderssein des Hier als
  • Baums, welches in ein Hier, das Nichtbaum ist, das Anderssein des
  • Itzt als Tages, das in ein Itzt, das Nacht ist, übergeht, oder ein
  • anderes Ich, dem etwas anderes Gegenstand ist, nichts mehr an. Ihre
  • Wahrheit erhält sich als sich selbst gleichbleibende Beziehung, die
  • zwischen dem Ich und dem Gegenstande keinen Unterschied der
  • Wesentlichkeit und Unwesentlichkeit macht, und in die daher auch
  • überhaupt kein Unterschied eindringen kann. Ich, dieses, behaupte
  • also das Hier als Baum, und wende mich nicht um, so daß mir das Hier
  • zu einem Nichtbaume würde; ich nehme auch keine Notiz davon, daß ein
  • anderer Ich das Hier als Nichtbaum sieht, oder daß Ich selbst, ein
  • anderesmal, das Hier als Nichtbaum, das Itzt als Nicht-Tag nehme,
  • sondern Ich bin reines Anschauen; Ich für mich bleibe dabei, das Itzt
  • ist Tag, oder auch dabei, das Hier ist Baum; vergleiche auch nicht
  • das Hier und Itzt selbst miteinander, sondern halte an einer
  • unmittelbaren Beziehung fest: das Itzt ist Tag.
  • Da hiemit diese Gewißheit nicht mehr herzutreten will, wenn wir sie
  • auf ein Itzt, das Nacht ist, oder auf einen Ich, dem es Nacht ist,
  • aufmerksam machen, so treten wir zu ihr hinzu, und lassen uns das
  • Itzt zeigen, das behauptet wird. _Zeigen_ müssen wir es uns lassen,
  • denn die Wahrheit dieser unmittelbaren Beziehung ist die Wahrheit
  • _dieses_ Ich, der sich auf ein _Itzt_ oder ein _Hier_ einschränkt.
  • Würden wir _nachher_ diese Wahrheit vornehmen, oder _entfernt_ davon
  • stehen, so hätte sie gar keine Bedeutung, denn wir höben die
  • Unmittelbarkeit auf, die ihr wesentlich ist. Wir müssen daher in
  • denselben Punkt der Zeit oder des Raums eintreten, sie uns zeigen, d.
  • h. uns zu demselben diesen Ich, welches das gewiß Wissende ist,
  • machen lassen. Sehen wir also, wie das Unmittelbare beschaffen ist,
  • das uns aufgezeigt wird.
  • Es wird das _Itzt_ gezeigt; _dieses Itzt_. _Itzt_; es hat schon
  • aufgehört zu sein, indem es gezeigt wird; das _Itzt_, das _ist_, ist
  • ein anderes als das gezeigte, und wir sehen, daß das Itzt eben dieses
  • ist, indem es ist, schon nicht mehr zu sein. Das Itzt, wie es uns
  • gezeigt wird, ist es ein _gewesenes_; und dies ist seine Wahrheit; es
  • hat nicht die Wahrheit des Seins. Es ist also doch dies wahr, daß es
  • gewesen ist. Aber was _gewesen_ ist, ist in der Tat _kein Wesen_;
  • _es *ist* nicht_, und um das Sein war es zu tun.
  • Wir sehen also in diesem Aufzeigen nur eine Bewegung und folgenden
  • Verlauf derselben: 1) Ich zeige das Itzt auf, es ist als das Wahre
  • behauptet; ich zeige es aber als Gewesenes, oder als ein Aufgehobenes,
  • hebe die erste Wahrheit auf, und 2) Itzt behaupte Ich als die zweite
  • Wahrheit, daß es _gewesen_, aufgehoben ist. 3) Aber das Gewesene ist
  • nicht; Ich hebe das Gewesen- oder Aufgehobensein, die zweite Wahrheit
  • auf, negiere damit die Negation des Itzt, und kehre so zur ersten
  • Behauptung zurück: daß _Itzt_ ist. Das Itzt und das Aufzeigen des
  • Itzt ist also so beschaffen, daß weder das Itzt noch das Aufzeigen
  • des Itzt ein unmittelbares Einfaches ist, sondern eine Bewegung,
  • welche verschiedene Momente an ihr hat; es wird _Dieses_ gesetzt, es
  • wird aber vielmehr _ein Anderes_ gesetzt, oder das Diese wird
  • aufgehoben: und dieses _Anderssein_ oder Aufheben des ersten wird
  • selbst _wieder aufgehoben_, und so zu dem ersten zurückgekehrt. Aber
  • dieses in sich reflektierte erste ist nicht ganz genau dasselbe, was
  • es zuerst, nämlich ein _Unmittelbares_, war; sondern es ist eben _ein
  • in sich Reflektiertes_, oder _Einfaches_, welches im Anderssein
  • bleibt, was es ist; ein Itzt, welches absolut viele Itzt ist; und
  • dies ist das wahrhafte Itzt; das Itzt als einfacher Tag, das viele
  • Itzt in sich hat, Stunden; ein solches Itzt, eine Stunde, ist ebenso
  • viele Minuten, und diese Itzt gleichfalls viele Itzt und so fort.
  • --Das _Aufzeigen_ ist also selbst die Bewegung, welche es ausspricht,
  • was das Itzt in Wahrheit ist; nämlich ein Resultat, oder eine
  • Vielheit von Itzt zusammengefaßt; und das Aufzeigen ist das Erfahren,
  • daß Itzt _Allgemeines_ ist.
  • Das _aufgezeigte Hier_, das ich festhalte, ist ebenso ein _dieses_
  • Hier, das in der Tat _nicht dieses_ Hier ist, sondern ein Vornen und
  • Hinten, ein Oben und Unten, ein Rechts und Links ist. Das Oben ist
  • selbst ebenso dieses vielfache Anderssein in oben, unten, und so fort.
  • Das Hier, welches aufgezeigt werden sollte, verschwindet in andern
  • Hier, aber diese verschwinden ebenso; das Aufgezeigte, Festgehaltene
  • und Bleibende ist ein _negatives Dieses_, das nur so _ist_, indem die
  • _Hier_, wie sie sollen, genommen werden, aber darin sich aufheben; es
  • ist eine einfache Komplexion vieler Hier. Das Hier, das gemeint wird,
  • wäre der Punkt; er _ist_ aber nicht, sondern, indem er als seiend
  • aufgezeigt wird, zeigt sich das Aufzeigen, nicht unmittelbares Wissen,
  • sondern eine Bewegung, von dem gemeinten Hier aus durch viele Hier
  • in das allgemeine Hier zu sein, welches wie der Tag eine einfache
  • Vielheit der Itzt, so eine einfache Vielheit der Hier ist.
  • Es erhellt, daß die Dialektik der sinnlichen Gewißheit nichts anders
  • als die einfache Geschichte ihrer Bewegung oder ihrer Erfahrung, und
  • die sinnliche Gewißheit selbst nichts anders als nur diese Geschichte
  • ist. Das natürliche Bewußtsein geht deswegen auch zu diesem
  • Resultate, was an ihr das Wahre ist, immer selbst fort, und macht die
  • Erfahrung darüber; aber vergißt es nur ebenso immer wieder, und fängt
  • die Bewegung von vorne an. Es ist daher zu verwundern, wenn gegen
  • diese Erfahrung, als allgemeine Erfahrung, auch als philosophische
  • Behauptung, und gar als Resultat des Skeptizismus aufgestellt wird,
  • die Realität oder das Sein von äußern Dingen als _diesen_, oder
  • sinnlichen, habe absolute Wahrheit für das Bewußtsein; eine solche
  • Behauptung weiß zugleich nicht, was sie spricht, weiß nicht, daß sie
  • das Gegenteil von dem sagt, was sie sagen will. Die Wahrheit des
  • sinnlichen _Diesen_ für das Bewußtsein soll allgemeine Erfahrung sein;
  • aber vielmehr ist das Gegenteil allgemeine Erfahrung; jedes
  • Bewußtsein hebt eine solche Wahrheit, wie zum Beispiel: _das Hier ist
  • ein Baum_, oder _das Itzt ist Mittag_, selbst wieder auf, und spricht
  • das Gegenteil aus: das Hier ist _nicht_ ein Baum, _sondern_ ein Haus;
  • und was in dieser die erste aufhebenden Behauptung wieder eine
  • ebensolche Behauptung eines sinnlichen Diesen ist, hebt es sofort
  • ebenso auf; und wird in aller sinnlichen Gewißheit in Wahrheit nur
  • dies erfahren, was wir gesehen haben, das _dieses_ nämlich als ein
  • _Allgemeines_, das Gegenteil dessen, was jene Behauptung allgemeine
  • Erfahrung zu sein versichert.--Bei dieser Berufung auf die allgemeine
  • Erfahrung kann es erlaubt sein, die Rücksicht auf das Praktische zu
  • antizipieren. In dieser Rücksicht kann denjenigen, welche jene
  • Wahrheit und Gewißheit der Realität der sinnlichen Gegenstände
  • behaupten, gesagt werden, daß sie in die unterste Schule der Weisheit,
  • nämlich in die alten Eleusischen Mysterien der Ceres und des Bacchus
  • zurückzuweisen sind, und das Geheimnis des Essens des Brotes und des
  • Trinkens des Weines erst zu lernen haben; denn der in diese
  • Geheimnisse Eingeweihte gelangt nicht nur zum Zweifel an dem Sein der
  • sinnlichen Dinge, sondern zur Verzweiflung an ihm; und vollbringt in
  • ihnen teils selbst ihre Nichtigkeit, teils sieht er sie vollbringen.
  • Auch die Tiere sind nicht von dieser Weisheit ausgeschlossen, sondern
  • erweisen sich vielmehr am tiefsten in sie eingeweiht zu sein, denn
  • sie bleiben nicht vor den sinnlichen Dingen als an sich seienden
  • stehen, sondern verzweifelnd an dieser Realität und in der völligen
  • Gewißheit ihrer Nichtigkeit langen sie ohne weiteres zu und zehren
  • sie auf; und die ganze Natur feiert wie sie diese offenbare Mysterien,
  • welche es lehren, was die Wahrheit der sinnlichen Dinge ist.
  • Die, welche solche Behauptung aufstellen, sagen aber, gemäß
  • vorhergehenden Bemerkungen, auch selbst unmittelbar das Gegenteil
  • dessen, was sie meinen; eine Erscheinung, die vielleicht am fähigsten
  • ist, zum Nachdenken über die Natur der sinnlichen Gewißheit zu
  • bringen. Sie sprechen von dem Dasein _äußerer_ Gegenstände, welche
  • noch genauer, als _wirkliche_, absolut _einzelne, ganz persönliche,
  • individuelle_ Dinge, deren jedes seines absolutgleichen nicht mehr
  • hat, bestimmt werden können; dies Dasein habe absolute Gewißheit und
  • Wahrheit. Sie meinen _dieses_ Stück Papier, worauf ich _dies_
  • schreibe, oder vielmehr geschrieben habe; aber was sie meinen, sagen
  • sie nicht. Wenn sie wirklich dieses Stück Papier, das sie meinen,
  • _sagen_ wollten, und sie wollten _sagen_, so ist dies unmöglich, weil
  • das sinnliche Diese, das gemeint wird, der Sprache, die dem
  • Bewußtsein, dem an sich allgemeinen, angehört, _unerreichbar_ ist.
  • Unter dem wirklichen Versuche, es zu sagen, würde es daher vermodern;
  • die seine Beschreibung angefangen, könnten sie nicht vollenden,
  • sondern müßten sie andern überlassen, welche von einem Dinge zu
  • sprechen, das nicht _ist_, zuletzt selbst eingestehen würden. Sie
  • meinen also wohl _dieses_ Stück Papier, das hier ein ganz anderes als
  • das obige ist; aber sie sprechen wirkliche _Dinge, äußere_ oder
  • _sinnliche Gegenstände, absolut einzelne Wesen_, und so fort, das
  • heißt, sie sagen von ihnen nur das _Allgemeine_; daher was das
  • Unaussprechliche genannt wird, nichts anderes ist, als das Unwahre,
  • Unvernünftige, bloß Gemeinte.--Wird von etwas weiter nichts gesagt,
  • als daß es ein _wirkliches Ding_, ein _äußerer Gegenstand_ ist, so
  • ist es nur als das Allerallgemeinste, und damit viel mehr seine
  • _Gleichheit_ mit allem, als die Unterschiedenheit ausgesprochen.
  • Sage ich ein _einzelnes Ding_, so sage ich es vielmehr ebenso als
  • ganz _Allgemeines_, denn alle sind ein einzelnes Ding; und
  • gleichfalls _dieses_ Ding ist alles, was man will. Genauer
  • bezeichnet, als _dieses Stück Papier_, so ist _alles_ und _jedes_
  • Papier, ein _dieses_ Stück Papier, und ich habe nur immer das
  • Allgemeine gesagt. Will ich aber dem Sprechen, welches die göttliche
  • Natur hat, die Meinung unmittelbar zu verkehren, zu etwas anderem zu
  • machen, und so sie gar nicht _zum Worte kommen_ zu lassen, dadurch
  • nachhelfen, daß ich dies Stück Papier _aufzeige_, so mache ich die
  • Erfahrung, was die Wahrheit der sinnlichen Gewißheit in der Tat ist;
  • ich zeige es auf, als ein _Hier_, das ein Hier anderer Hier, oder an
  • ihm selbst ein _einfaches Zusammen vieler Hier_, das heißt, ein
  • Allgemeines ist, ich nehme so es auf, wie es in Wahrheit ist, und
  • statt ein Unmittelbares zu wissen, _nehme ich wahr_.
  • II. Die Wahrnehmung;oder das Ding, und die Täuschung
  • Die unmittelbare Gewißheit nimmt sich nicht das Wahre, denn ihre
  • Wahrheit ist das Allgemeine, sie aber will das _Diese_ nehmen. Die
  • Wahrnehmung nimmt hingegen das, was ihr das Seiende ist, als
  • Allgemeines. Wie die Allgemeinheit ihr Prinzip überhaupt, so sind
  • auch ihre in ihr unmittelbar sich unterscheidenden Momente, Ich ein
  • allgemeines, und der Gegenstand ein allgemeiner. Jenes Prinzip ist
  • uns _entstanden_, und unser Aufnehmen der Wahrnehmung daher nicht
  • mehr ein erscheinendes Aufnehmen, wie der sinnlichen Gewißheit,
  • sondern ein notwendiges. In dem Entstehen des Prinzips sind zugleich
  • die beiden Momente, die an ihrer Erscheinung nur _herausfallen_,
  • geworden; das eine nämlich die Bewegung des Aufzeigens, das andere
  • dieselbe Bewegung, aber als Einfaches; jenes das _Wahrnehmen_, dies
  • der _Gegenstand_. Der Gegenstand ist dem Wesen nach dasselbe, was
  • die Bewegung ist, sie die Entfaltung und Unterscheidung der Momente,
  • er das Zusammengefaßtsein derselben. Für uns oder an sich ist das
  • Allgemeine als Prinzip das _Wesen_ der Wahrnehmung; und gegen diese
  • Abstraktion, die beiden unterschiednen, das Wahrnehmende und das
  • Wahrgenommene das _Unwesentliche_. Aber in der Tat, weil beide
  • selbst das Allgemeine oder das Wesen sind, sind sie beide wesentlich;
  • indem sie aber sich als entgegengesetzte aufeinander beziehen, so
  • kann in der Beziehung nur das eine das wesentliche sein; und der
  • Unterschied des Wesentlichen und Unwesentlichen muß sich an sie
  • verteilen. Das eine als das einfache bestimmt, der Gegenstand, ist
  • das Wesen, gleichgültig dagegen, ob er wahrgenommen wird oder nicht;
  • das Wahrnehmen aber als die Bewegung ist das Unbeständige, das sein
  • kann oder auch nicht, und das Unwesentliche.
  • Dieser Gegenstand ist nun näher zu bestimmen, und diese Bestimmung
  • aus dem Resultate, das sich ergeben, kurz zu entwickeln; die
  • ausgeführtere Entwicklung gehört nicht hierher. Da sein Prinzip, das
  • Allgemeine, in seiner Einfachheit ein _vermitteltes_ ist, so muß er
  • dies als seine Natur an ihm ausdrücken; er zeigt sich dadurch als
  • _das Ding von vielen Eigenschaften_. Der Reichtum des sinnlichen
  • Wissens gehört der Wahrnehmung, nicht der unmittelbaren Gewißheit an,
  • an der er nur das Beiherspielende war, denn nur jene hat die
  • _Negation_, den Unterschied oder die Mannigfaltigkeit an ihrem Wesen.
  • Das Dieses ist also gesetzt als _nicht dieses_, oder als _aufgehoben_;
  • und damit nicht Nichts, sondern ein bestimmtes Nichts, oder _ein
  • Nichts von einem Inhalte_, nämlich _dem Diesen_. Das Sinnliche ist
  • hiedurch selbst noch vorhanden, aber nicht, wie es in der
  • unmittelbaren Gewißheit sein sollte, als das gemeinte Einzelne,
  • sondern als Allgemeines, oder als das, was sich als _Eigenschaft_
  • bestimmen wird. Das _Aufheben_ stellt seine wahrhafte gedoppelte
  • Bedeutung dar, welche wir an dem Negativen gesehen haben; es ist ein
  • _Negieren_ und ein _Aufbewahren_ zugleich; das Nichts, als _Nichts
  • des Diesen_, bewahrt die Unmittelbarkeit auf, und ist selbst sinnlich,
  • aber eine allgemeine Unmittelbarkeit.--Das Sein aber ist ein
  • Allgemeines dadurch, daß es die Vermittlung oder das Negative an ihm
  • hat; indem es dies an seiner Unmittelbarkeit _ausdrückt_, ist es eine
  • _unterschiedene, bestimmte_ Eigenschaft. Damit sind zugleich _viele_
  • solche Eigenschaften, eine die negative der andern, gesetzt. Indem
  • sie in der _Einfachheit_ des Allgemeinen ausgedrückt sind, beziehen
  • sich diese _Bestimmtheiten_, die eigentlich erst durch eine ferner
  • hinzukommende Bestimmung Eigenschaften sind, _auf sich selbst_, sind
  • _gleichgültig_ gegeneinander, jede für sich, frei von der andern.
  • Die einfache sich selbst gleiche Allgemeinheit selbst aber ist wieder
  • von diesen ihren Bestimmtheiten unterschieden, und frei; sie ist das
  • reine Sich-auf-sich-beziehen, oder das _Medium_, worin diese
  • Bestimmtheiten alle sind, sich also in ihr als in einer _einfachen_
  • Einheit _durchdringen_, ohne sich aber zu _berühren_; denn eben durch
  • die Teilnahme an dieser Allgemeinheit sind sie gleichgültig für sich.
  • --Dies abstrakte allgemeine Medium, das die _Dingheit_ überhaupt oder
  • das _reine Wesen_ genannt werden kann, ist nichts anderes als das
  • _Hier_ und _Itzt_, wie es sich erwiesen hat, nämlich als ein
  • _einfaches Zusammen_ von vielen, aber die vielen sind _in ihrer
  • Bestimmtheit_ selbst _einfach allgemeine_. Dies Salz ist einfaches
  • Hier, und zugleich vielfach; es ist weiß, und _auch_ scharf, _auch_
  • kubisch gestaltet, _auch_ von bestimmter Schwere, und so weiter.
  • Alle diese vielen Eigenschaften sind in _einem_ einfachen _Hier_,
  • worin sie sich also durchdringen; keine hat ein anderes Hier als die
  • andere, sondern jede ist allenthalben, in demselben, worin die andere
  • ist; und zugleich, ohne durch verschiedene Hier geschieden zu sein,
  • affizieren sie sich in dieser Durchdringung nicht; das Weiße
  • affiziert oder verändert das Kubische nicht, beide nicht das Scharfe,
  • und so weiter, sondern da jede selbst einfaches
  • _Sich-auf-sich-beziehen_ ist, läßt sie die andern ruhig und bezieht
  • sich nur durch das gleichgültige _Auch_ auf sie. Dieses _Auch_ ist
  • also das reine Allgemeine selbst, oder das Medium, die sie so
  • zusammenfassende _Dingheit_.
  • In diesem Verhältnisse, das sich ergeben hat, ist nur erst der
  • Charakter der positiven Allgemeinheit beobachtet und entwickelt; es
  • bietet sich aber noch eine Seite dar, welche auch hereingenommen
  • werden muß. Nämlich wenn die vielen bestimmten Eigenschaften
  • schlechterdings gleichgültig wären, und sich durchaus nur auf sich
  • selbst bezögen, so wären sie keine _bestimmte_; denn sie sind dies
  • nur insofern sie sich _unterscheiden_, und sich _auf andere_ als
  • entgegengesetzte _beziehen_. Nach dieser Entgegensetzung aber können
  • sie nicht in der einfachen Einheit ihres Mediums zusammen sein, die
  • ihnen ebenso wesentlich ist als die Negation; die Unterscheidung
  • derselben, insofern sie nicht eine gleichgültige, sondern
  • ausschließende, anderes negierende ist, fällt also außer diesem
  • einfachen Medium; und dieses ist daher nicht nur ein _Auch_,
  • gleichgültige Einheit, sondern auch _Eins, ausschließende Einheit_.
  • --Das Eins ist das _Moment der Negation_, wie es selbst auf eine
  • einfache Weise sich auf sich bezieht, und Anderes ausschließt; und
  • wodurch die _Dingheit_ als _Ding_ bestimmt ist. An der Eigenschaft
  • ist die Negation als _Bestimmtheit_, die unmittelbar eins ist mit der
  • Unmittelbarkeit des Seins, welche durch diese Einheit mit der
  • Negation, Allgemeinheit ist; als _Eins_ aber ist sie, wie sie von
  • dieser Einheit mit dem Gegenteil befreit, und an und für sich selbst
  • ist.
  • In diesen Momenten zusammen ist das Ding als das Wahre der
  • Wahrnehmung vollendet, so weit es nötig ist, es hier zu entwickeln.
  • Es ist a) die gleichgültige passive Allgemeinheit, das _Auch_ der
  • vielen Eigenschaften, oder vielmehr _Materien,_ b) die Negation
  • ebenso als einfach; oder das _Eins_, das Ausschließen
  • entgegengesetzter Eigenschaften, und g) die vielen _Eigenschaften_
  • selbst, die Beziehung der zwei ersten Momente; die Negation, wie sie
  • sich auf das gleichgültige Element bezieht, und sich darin als eine
  • Menge von Unterschieden ausbreitet; der Punkt der Einzelnheit in dem
  • Medium des Bestehens in die Vielheit ausstrahlend. Nach der Seite,
  • daß diese Unterschiede dem gleichgültigen Medium angehören, sind sie
  • selbst allgemein, beziehen sich nur auf sich, und affizieren sich
  • nicht; nach der Seite aber, daß sie der negativen Einheit angehören,
  • sind sie zugleich ausschließend; haben aber diese entgegengesetzte
  • Beziehung notwendig an Eigenschaften, die aus _*ihrem* Auch_ entfernt
  • sind. Die sinnliche Allgemeinheit, oder die _unmittelbare_ Einheit
  • des Seins und des Negativen, ist erst so _Eigenschaft_, insofern das
  • Eins und die reine Allgemeinheit aus ihr entwickelt, und voneinander
  • unterschieden sind, und sie diese miteinander zusammenschließt; diese
  • Beziehung derselben auf die reinen wesentlichen Momente vollendet
  • erst das _Ding_.
  • So ist nun das Ding der Wahrnehmung beschaffen; und das Bewußtsein
  • ist als Wahrnehmendes bestimmt, insofern dies Ding sein Gegenstand
  • ist; es hat ihn _nur zu nehmen_, und sich als reines Auffassen zu
  • verhalten; was sich ihm dadurch ergibt, ist das Wahre. Wenn es
  • selbst bei diesem Nehmen etwas täte, würde es durch solches
  • Hinzusetzen oder Weglassen die Wahrheit verändern. Indem der
  • Gegenstand das Wahre und Allgemeine, sich selbst Gleiche, das
  • Bewußtsein sich aber das Veränderliche und Unwesentliche ist, kann es
  • ihm geschehen, daß es den Gegenstand unrichtig auffaßt und sich
  • täuscht. Das Wahrnehmende hat das Bewußtsein der Möglichkeit der
  • Täuschung; denn in der Allgemeinheit, welche das Prinzip ist, ist das
  • _Anderssein_ selbst unmittelbar für es, aber als das _Nichtige_,
  • Aufgehobene. Sein Kriterium der Wahrheit ist daher die
  • _Sichselbstgleichheit_, und sein Verhalten als sich selbst gleiches
  • aufzufassen. Indem zugleich das verschiedene für es ist, ist es ein
  • Beziehen der verschiedenen Momente seines Auffassens aufeinander;
  • wenn sich aber in dieser Vergleichung eine Ungleichheit hervortut, so
  • ist dies nicht eine Unwahrheit des Gegenstandes, denn er ist das sich
  • selbst Gleiche, sondern des Wahrnehmens.
  • Sehen wir nun zu, welche Erfahrung das Bewußtsein in seinem
  • wirklichen Wahrnehmen macht. Sie ist _für uns_ in der soeben
  • gegebenen Entwicklung des Gegenstandes und des Verhaltens des
  • Bewußtseins zu ihm schon enthalten; und wird nur die Entwicklung der
  • darin vorhandenen Widersprüche sein.--Der Gegenstand, den Ich
  • aufnehme, bietet sich als _rein Einer_ dar; auch werde ich die
  • Eigenschaft an ihm gewahr, die _allgemein_ ist, dadurch aber über die
  • Einzelnheit hinausgeht. Das erste Sein des gegenständlichen Wesens
  • als eines Einen war also nicht sein wahres Sein; da er das Wahre ist,
  • fällt die Unwahrheit in mich, und das Auffassen war nicht richtig.
  • Ich muß um der _Allgemeinheit_ der Eigenschaft willen das
  • gegenständliche Wesen vielmehr als eine _Gemeinschaft_ überhaupt
  • nehmen. Ich nehme nun ferner die Eigenschaft wahr als _bestimmte_,
  • anderem _entgegengesetzte_, und es ausschließende. Ich faßte das
  • gegenständliche Wesen also in der Tat nicht richtig auf, als Ich es
  • als eine _Gemeinschaft_ mit andern oder als die Kontinuität bestimmte,
  • und muß, vielmehr um der _Bestimmtheit_ der Eigenschaft willen, die
  • Kontinuität trennen, und es als ausschließendes Eins setzen. An dem
  • getrennten Eins finde ich viele solche Eigenschaften, die einander
  • nicht affizieren, sondern gleichgültig gegeneinander sind; ich nahm
  • den Gegenstand also nicht richtig wahr, als ich ihn als ein
  • _Ausschließendes_ auffaßte, sondern er ist, wie vorhin nur
  • Kontinuität überhaupt, so itzt ein allgemeines _gemeinschaftliches
  • Medium_, worin viele Eigenschaften als sinnliche _Allgemeinheiten_,
  • jede für sich ist, und als _bestimmte_ die andern ausschließt. Das
  • Einfache und Wahre, das ich wahrnehme, ist aber hiemit auch nicht ein
  • allgemeines Medium, sondern die _einzelne Eigenschaft_ für sich, die
  • aber so weder Eigenschaft noch ein bestimmtes Sein ist; denn sie ist
  • nun weder an einem Eins noch in Beziehung auf andere. Eigenschaft
  • ist sie aber nur am Eins, und bestimmt nur in Beziehung auf andere.
  • Sie bleibt als dies reine Sich-auf-sich-selbst-beziehen nur
  • _sinnliches Sein_ überhaupt, da sie den Charakter der Negativität
  • nicht mehr an ihr hat; und das Bewußtsein, für welches itzt ein
  • sinnliches Sein ist, ist nur ein _Meinen_, das heißt, es ist aus dem
  • Wahrnehmen ganz heraus und in sich zurückgegangen. Allein das
  • sinnliche Sein und Meinen geht selbst in das Wahrnehmen über; ich bin
  • zu dem Anfang zurückgeworfen, und wieder in denselben, sich in jedem
  • Momente und als Ganzes aufhebenden Kreislauf hineingerissen.
  • Das Bewußtsein durchlauft ihn also notwendig wieder, aber zugleich
  • nicht auf dieselbe Weise wie das erstemal. Es hat nämlich die
  • Erfahrung über das Wahrnehmen gemacht, daß das Resultat und das Wahre
  • desselben seine Auflösung, oder die Reflexion in sich selbst aus dem
  • Wahren ist. Es hat sich hiemit für das Bewußtsein bestimmt, wie sein
  • Wahrnehmen wesentlich beschaffen ist, nämlich nicht ein einfaches
  • reines Auffassen, sondern _in seinem Auffassen_ zugleich aus dem
  • Wahren _heraus in sich reflektiert_ zu sein. Diese Rückkehr des
  • Bewußtseins in sich selbst, die sich in das reine Auffassen
  • unmittelbar--denn sie hat sich als dem Wahrnehmen wesentlich
  • gezeigt--_einmischt_, verändert das Wahre. Das Bewußtsein erkennt
  • diese Seite zugleich als die seinige, und nimmt sie auf sich, wodurch
  • es also den wahren Gegenstand rein erhalten wird.--Es ist hiemit itzt,
  • wie es bei der sinnlichen Gewißheit geschah, an dem Wahrnehmen die
  • Seite vorhanden, daß das Bewußtsein in sich zurückgedrängt wird, aber
  • zunächst nicht in dem Sinne, in welchem dies bei jener der Fall war;
  • als ob in es die _Wahrheit_ des Wahrnehmens fiele, sondern vielmehr
  • erkennt es, daß die _Unwahrheit_, die darin vorkömmt, in es fällt.
  • Durch diese Erkenntnis aber ist es zugleich fähig, sie aufzuheben; es
  • unterscheidet sein Auffassen des Wahren von der Unwahrheit seines
  • Wahrnehmens, korrigiert diese, und insofern es diese Berichtigung
  • selbst vornimmt, fällt allerdings die Wahrheit als Wahrheit des
  • _Wahrnehmens in dasselbe_. Das Verhalten des Bewußtseins, das
  • nunmehr zu betrachten ist, ist also so beschaffen, daß es nicht mehr
  • bloß wahrnimmt, sondern auch seiner Reflexion in sich bewußt ist, und
  • diese von der einfachen Auffassung selbst abtrennt.
  • Ich werde also zuerst des Dings als _Eines_ gewahr, und habe es in
  • dieser wahren Bestimmung festzuhalten; wenn in der Bewegung des
  • Wahrnehmens etwas dem Widersprechendes vorkommt, so ist dies als
  • meine Reflexion zu erkennen. Es kommen nun in der Wahrnehmung auch
  • verschiedene Eigenschaften vor, welche Eigenschaften des Dings zu
  • sein scheinen; allein das Ding ist Eins und von dieser
  • Verschiedenheit, wodurch es aufhörte, Eins zu sein, sind wir uns
  • bewußt, daß sie in uns fällt. Dies Ding ist also in der Tat nur weiß,
  • an _unser_ Auge gebracht, scharf _auch_, an _unsre_ Zunge, _auch_
  • kubisch an _unser_ Gefühl, und so fort. Die gänzliche
  • Verschiedenheit dieser Seiten nehmen wir nicht aus dem Dinge, sondern
  • aus uns; sie fallen uns an unserem von der Zunge ganz unterschiedenen
  • Auge und so fort, so auseinander. Wir sind somit das _allgemeine
  • Medium_, worin solche Momente sich absondern und für sich sind.
  • Hiedurch also, daß wir die Bestimmtheit, allgemeines Medium zu sein,
  • als unsre Reflexion betrachten, erhalten wir die Sichselbstgleichheit
  • und Wahrheit des Dinges, Eins zu sein.
  • Diese _verschiedenen Seiten_, welche das Bewußtsein auf sich nimmt,
  • sind aber, jede so für sich, als in dem allgemeinen Medium sich
  • befindend betrachtet, _bestimmt_; das Weiße ist nur in
  • Entgegensetzung gegen das Schwarze, und so fort, und das Ding Eins
  • gerade dadurch, daß es andern sich entgegensetzt. Es schließt aber
  • andere nicht, insofern es Eins ist, von sich aus; denn Eins zu sein
  • ist das allgemeine Auf-sich-selbst-beziehen, und dadurch, daß es Eins
  • ist, ist es vielmehr allen gleich; sondern durch die _Bestimmtheit_.
  • Die Dinge selbst also sind _an und für sich bestimmte_; sie haben
  • Eigenschaften, wodurch sie sich von andern unterscheiden. Indem die
  • _Eigenschaft_ die _eigene_ Eigenschaft des Dinges, oder eine
  • Bestimmtheit an ihm selbst ist, hat es _mehrere_ Eigenschaften. Denn
  • vors erste ist das Ding das Wahre, es ist _an sich selbst_; und was
  • an ihm ist, ist an ihm als sein eigenes Wesen, nicht um anderer
  • willen; also sind zweitens die bestimmten Eigenschaften nicht nur um
  • anderer Dinge willen, und für andere Dinge, sondern an ihm selbst;
  • sie sind aber bestimmte Eigenschaften _an ihm_ nur, indem sie mehrere
  • sich voneinander unterscheidende sind; und drittens, indem sie so in
  • der Dingheit sind, sind sie an und für sich und gleichgültig
  • gegeneinander. Es ist also in Wahrheit das Ding selbst, welches weiß,
  • und _auch_ kubisch, _auch_ scharf, und so fort ist, oder das Ding
  • ist das _Auch_, oder das _allgemeine Medium_, worin die vielen
  • Eigenschaften außereinander bestehen, ohne sich zu berühren und
  • aufzuheben; und so genommen wird es als das Wahre genommen.
  • Bei diesem Wahrnehmen nun ist das Bewußtsein zugleich sich bewußt,
  • daß es sich _auch_ in sich selbst reflektiert und in dem Wahrnehmen
  • das dem _Auch_ entgegengesetzte Moment vorkommt. Dies Moment aber
  • ist _Einheit_ des Dings mit sich selbst, welche den Unterschied aus
  • sich ausschließt. Sie ist es demnach, welche das Bewußtsein auf sich
  • zu nehmen hat; denn das Ding selbst ist das _Bestehen der vielen
  • verschiedenen_ und _unabhängigen Eigenschaften_. Es wird also von
  • dem Dinge gesagt, _es ist_ weiß, _auch_ kubisch, und _auch_ scharf u.
  • s.f. Aber _insofern_ es weiß ist, ist es nicht kubisch, und
  • _insofern es_ kubisch und auch weiß ist, ist es nicht scharf u.s.f.
  • Das _In-eins-setzen_ dieser Eigenschaften kommt nur dem Bewußtsein zu,
  • welches sie daher an dem Ding nicht in Eins fallen zu lassen hat.
  • Zu dem Ende bringt es das _Insofern_ herbei, wodurch es sie
  • auseinander, und das Ding als das Auch erhält. Recht eigentlich wird
  • das _Einssein_ von dem Bewußtsein erst so auf sich genommen, daß
  • dasjenige, was Eigenschaft genannt wurde, als _freie Materie_
  • vorgestellt wird. Das Ding ist auf diese Weise zum wahrhaften _Auch_
  • erhoben, indem es eine Sammlung von Materien, und statt Eins zu sein
  • zu einer bloß umschließenden Oberfläche wird.
  • Sehen wir zurück auf dasjenige, was das Bewußtsein vorhin auf sich
  • genommen, und itzt auf sich nimmt; was es vorhin dem Dinge zuschrieb,
  • und itzt ihm zuschreibt, so ergibt sich daß es abwechslungsweise
  • ebensowohl sich selbst als auch das Ding zu beidem macht, zum reinen
  • vielheitslosen _Eins_, wie zu einem in selbstständige Materien
  • aufgelösten _Auch_. Das Bewußtsein findet also durch diese
  • Vergleichung, daß nicht nur _sein_ Nehmen des Wahren, die
  • _Verschiedenheit des Auffassens_ und _des In-sich-zurückgehens_ an
  • ihm hat, sondern daß vielmehr das Wahre selbst, das Ding, sich auf
  • diese gedoppelte Weise zeigt. Es ist hiemit die Erfahrung vorhanden,
  • daß das Ding sich _für das_ auffassende _Bewußtsein_ auf eine
  • bestimmte Weise _darstellt_, aber _zugleich_ aus der Weise, in der es
  • sich darbietet, _heraus_ und _in sich reflektiert ist_, oder an ihm
  • selbst eine entgegengesetzte Wahrheit hat.
  • Das Bewußtsein ist also auch aus dieser zweiten Art, sich im
  • Wahrnehmen zu verhalten, nämlich das Ding als das Wahre sich selbst
  • Gleiche, sich aber für das Ungleiche, für das aus der Gleichheit
  • heraus in sich Zurückgehende, zu nehmen, selbst heraus, und der
  • Gegenstand ist ihm itzt diese ganze Bewegung, welche vorher an den
  • Gegenstand und an das Bewußtsein verteilt war. Das Ding ist _Eins_,
  • in sich reflektiert; es ist _für sich_; aber es ist auch _für ein
  • Anderes_; und zwar ist es ein _anderes_ für sich, _als es_ für
  • Anderes ist. Das Ding ist hienach für sich, und _auch_ für ein
  • Anderes, ein _gedoppeltes_ verschiedenes Sein; aber es ist _auch
  • Eins_; das Einssein aber widerspricht dieser seiner Verschiedenheit;
  • das Bewußtsein hätte hienach dies In-eins-setzen wieder auf sich zu
  • nehmen, und von dem Dinge abzuhalten. Es müßte also sagen, daß das
  • Ding, _insofern_ es für sich ist, nicht für Anderes ist. Allein dem
  • Dinge selbst kommt auch das Einssein zu, wie das Bewußtsein erfahren
  • hat; das Ding ist wesentlich in sich reflektiert. Das _Auch_, oder
  • der gleichgültige Unterschied fällt also wohl ebenso in das Ding, als
  • das _Einssein_; aber da beides verschieden, nicht in dasselbe,
  • sondern in _verschiedene_ Dinge; der Widerspruch, der an dem
  • gegenständlichen Wesen überhaupt ist, verteilt sich an zwei
  • Gegenstände. Das Ding ist also wohl an und für sich, sich selbst
  • gleich; aber diese Einheit mit sich selbst wird durch andere Dinge
  • gestört; so ist die Einheit des Dings erhalten, und zugleich das
  • Anderssein außer ihm, so wie außer dem Bewußtsein.
  • Ob nun zwar so der Widerspruch des gegenständlichen Wesens an
  • verschiedene Dinge verteilt ist, so wird darum doch an das
  • abgesonderte einzelne Ding selbst der Unterschied kommen. Die
  • _verschiedenen Dinge_ sind also _für sich_ gesetzt; und der
  • Widerstreit fällt in sie so gegenseitig, daß jedes nicht von sich
  • selbst, sondern nur von dem andern verschieden ist. Jedes ist aber
  • hiemit _selbst als ein Unterschiedenes_ bestimmt, und hat den
  • wesentlichen Unterschied von den andern _an ihm_; aber zugleich nicht
  • so, daß dies eine Entgegensetzung an ihm selbst wäre, sondern es für
  • sich ist _einfache Bestimmtheit_, welche seinen _wesentlichen_ es von
  • andern unterscheidenden Charakter ausmacht. In der Tat ist zwar, da
  • die Verschiedenheit an ihm ist, dieselbe notwendig als _wirklicher_
  • Unterschied mannigfaltiger Beschaffenheit an ihm. Allein weil die
  • Bestimmtheit das _Wesen_ des Dinges ausmacht, wodurch es von andern
  • sich unterscheidet und für sich ist, so ist diese sonstige
  • mannigfaltige Beschaffenheit das _Unwesentliche_. Das Ding hat
  • hiemit zwar in seiner Einheit das _gedoppelte Insofern_ an ihm, aber
  • mit _ungleichem Werte_; wodurch dies Engegengesetztsein also nicht
  • zur wirklichen Entgegensetzung des Dings selbst wird, sondern
  • insofern dies durch seinen _*absoluten* Unterschied_ in
  • Entgegensetzung kommt, hat es sie gegen ein anderes Ding außer ihm.
  • Die sonstige Mannigfaltigkeit aber ist zwar auch notwendig an dem
  • Dinge, so daß sie nicht von ihm wegbleiben kann, aber sie ist ihm
  • _unwesentlich_.
  • Diese Bestimmtheit, welche den wesentlichen Charakter des Dings
  • ausmacht, und es von allen andern unterscheidet, ist nun so bestimmt,
  • daß das Ding dadurch im Gegensatze mit andern ist, aber sich darin
  • für sich erhalten soll. Ding aber, oder für sich seiendes Eins ist
  • es nur, insofern es nicht in dieser Beziehung auf andere steht; denn
  • in dieser Beziehung ist vielmehr der Zusammenhang mit anderem gesetzt;
  • und Zusammenhang mit anderem ist das Aufhören des Für-sich-seins.
  • Durch den _absoluten Charakter_ gerade und seine Entgegensetzung
  • _verhält_ es sich zu _andern_, und ist wesentlich nur dies Verhalten;
  • das Verhältnis aber ist die Negation seiner Selbstständigkeit, und
  • das Ding geht vielmehr durch seine wesentliche Eigenschaft zugrunde.
  • Die Notwendigkeit der Erfahrung für das Bewußtsein, daß das Ding eben
  • durch die Bestimmtheit, welche sein Wesen und sein Für-sich-sein
  • ausmacht, zugrunde geht, kann kurz dem einfachen Begriffe nach so
  • betrachtet werden. Das Ding ist gesetzt als _Für-sich-sein_, oder
  • als absolute Negation alles Andersseins; daher absolute, nur sich auf
  • sich beziehende Negation; aber die sich auf sich beziehende Negation
  • ist Aufheben _seiner selbst_, oder sein Wesen in einem andern zu
  • haben.
  • In der Tat enthält die Bestimmung des Gegenstandes, wie er sich
  • ergeben hat, nichts anderes; er soll eine wesentliche Eigenschaft,
  • welche sein einfaches Für-sich-sein ausmacht, bei dieser Einfachheit
  • aber auch die Verschiedenheit an ihm selbst haben, welche zwar
  • _notwendig_ sein, aber nicht die _wesentliche_ Bestimmtheit ausmachen
  • soll. Aber dies ist eine Unterscheidung, welche nur noch in den
  • Worten liegt; das _Unwesentliche_, welches doch zugleich _notwendig_
  • sein soll, hebt sich selbst auf, oder ist dasjenige, was soeben die
  • Negation seiner selbst genannt wurde.
  • Es fällt hiemit das letzte _Insofern_ hinweg, welches das
  • Für-sich-sein und das Sein für Anderes trennte; der Gegenstand ist
  • vielmehr _in einer und derselben Rücksicht das Gegenteil seiner
  • selbst, für sich, insofern er für Anderes_, und _für Anderes,
  • insofern er für sich ist_. Er ist _für sich_, in sich reflektiert,
  • Eins; aber dies _für sich_, in sich reflektiert, Einssein ist mit
  • seinem Gegenteile, dem _Sein für ein Anderes_, in einer Einheit, und
  • darum nur als Aufgehobenes gesetzt; oder dies _Für-sich-sein_ ist
  • ebenso _unwesentlich_ als dasjenige, was allein das Unwesentliche
  • sein sollte, nämlich das Verhältnis zu anderem.
  • Der Gegenstand ist hiedurch in seinen reinen Bestimmtheiten oder in
  • den Bestimmtheiten, welche seine Wesenheit ausmachen sollten, ebenso
  • aufgehoben, als er in seinem sinnlichen Sein zu einem Aufgehobenen
  • wurde. Aus dem sinnlichen Sein wird er ein Allgemeines; aber dies
  • Allgemeine ist, da es _aus dem sinnlichen herkommt_, wesentlich durch
  • dasselbe _bedingt_, und daher überhaupt nicht wahrhaft sich selbst
  • gleiche, sondern _mit einem Gegensatze affizierte_ Allgemeinheit,
  • welche sich darum in die Extreme der Einzelnheit und Allgemeinheit,
  • des Eins der Eigenschaften und des Auchs der freien Materien trennt.
  • Diese reinen Bestimmtheiten scheinen die _Wesenheit_ selbst
  • auszudrücken, aber sie sind nur ein _Für-sich-sein_, welches mit dem
  • _Sein für ein Anderes_ behaftet ist; indem aber beide wesentlich _in
  • einer Einheit_ sind, so ist itzt die unbedingte absolute
  • Allgemeinheit vorhanden, und das Bewußtsein tritt hier erst wahrhaft
  • in das Reich des Verstandes ein.
  • Die sinnliche Einzelnheit also verschwindet zwar in der dialektischen
  • Bewegung der unmittelbaren Gewißheit und wird Allgemeinheit, aber nur
  • _sinnliche Allgemeinheit_. Das Meinen ist verschwunden, und das
  • Wahrnehmen nimmt den Gegenstand, wie _er an sich_ ist, oder als
  • Allgemeines überhaupt; die Einzelnheit tritt daher an ihm, als wahre
  • Einzelnheit, als _An-sich-sein_ des _Eins_ hervor, oder als
  • _Reflektiertsein in sich_ selbst. Es ist aber noch ein _bedingtes_
  • Für-sich-sein, _neben welchem_ ein anderes Für-sich-sein, die der
  • Einzelnheit entgegengesetzte und durch sie bedingte Allgemeinheit
  • vorkommt; aber diese beiden widersprechenden Extreme sind nicht nur
  • _nebeneinander,_ sondern in _einer_ Einheit, oder, was dasselbe ist,
  • das Gemeinschaftliche beider, das _Für-sich-sein_ ist mit dem
  • Gegensatze überhaupt behaftet, das heißt, es ist zugleich nicht ein
  • _Für-sich-sein_. Diese Momente sucht die Sophisterei des Wahrnehmens
  • von ihrem Widerspruche zu retten, und durch die Unterscheidung der
  • _Rücksichten_, durch das _Auch_ und _Insofern_ festzuhalten, sowie
  • endlich durch die Unterscheidung des _Unwesentlichen_ und eines ihm
  • entgegengesetzten _Wesens_ das Wahre zu ergreifen. Allein diese
  • Auskunftsmittel, statt die Täuschung in dem Auffassen abzuhalten,
  • erweisen sich vielmehr selbst als nichtig, und das Wahre, das durch
  • diese Logik des Wahrnehmens gewonnen werden soll, erweist sich in
  • einer und derselben Rücksicht, das Gegenteil zu sein, und hiemit zu
  • seinem Wesen die unterscheidungs- und bestimmungslose Allgemeinheit
  • zu haben.
  • Diese leeren Abstraktionen der _Einzelnheit_ und der ihr
  • entgegengesetzten _Allgemeinheit_, sowie des _Wesens_, das mit einem
  • Unwesentlichen verknüpft, eines _Unwesentlichen_, das doch zugleich
  • notwendig ist, sind die Mächte, deren Spiel der wahrnehmende, oft so
  • genannte gesunde Menschenverstand ist; er, der sich für das gediegne
  • reale Bewußtsein nimmt, ist im Wahrnehmen nur das Spiel _dieser
  • Abstraktionen_; er ist überhaupt immer da am ärmsten, wo er am
  • reichsten zu sein meint. Indem er von diesen nichtigen Wesen
  • herumgetrieben, von dem einen dem andern in die Arme geworfen wird
  • und durch seine Sophisterei abwechslungsweise itzt das eine, dann das
  • gerad Entgegengesetzte festzuhalten und zu behaupten bemüht, sich der
  • Wahrheit widersetzt, meint er von der Philosophie, sie habe es nur
  • mit _Gedankendingen_ zu tun. Sie hat in der Tat auch damit zu tun,
  • und erkennt sie für die reinen Wesen, für die absoluten Elemente und
  • Mächte; aber damit erkennt sie dieselben zugleich _in ihrer
  • Bestimmtheit_, und ist darum Meister über sie, während jener
  • wahrnehmende Verstand sie für das Wahre nimmt, und von ihnen aus
  • einer Irre in die andere geschickt wird. Er selbst kommt nicht zu
  • dem Bewußtsein, daß es solche einfache Wesenheiten sind, die in ihm
  • walten, sondern er meint es immer mit ganz gediegnem Stoffe und
  • Inhalte zu tun zu haben, so wie die sinnliche Gewißheit nicht weiß,
  • daß die leere Abstraktion des reinen Seins ihr Wesen ist; aber in der
  • Tat sind sie es, an welchen er durch allen Stoff und Inhalt hindurch
  • und hin und her läuft; sie sind der Zusammenhalt und die Herrschaft
  • desselben, und allein dasjenige, was das sinnliche _als Wesen_ für
  • das Bewußtsein ist, was seine Verhältnisse zu ihm bestimmt, und woran
  • die Bewegung des Wahrnehmens und seines Wahren abläuft. Dieser
  • Verlauf, ein beständig abwechselndes Bestimmen des Wahren und
  • Aufheben dieses Bestimmens, macht eigentlich das tägliche und
  • beständige Leben und Treiben des Wahrnehmenden und in der Wahrheit
  • sich zu bewegen meinenden Bewußtseins aus. Es geht darin
  • unaufhaltsam zu dem Resultate des gleichen Aufhebens aller dieser
  • wesentlichen Wesenheiten oder Bestimmungen fort, ist aber in jedem
  • einzelnen Momente nur dieser _einen Bestimmtheit_ als des Wahren sich
  • bewußt, und dann wieder der entgegengesetzten. Es wittert wohl ihre
  • Unwesenheit; sie gegen die drohende Gefahr zu retten, geht es zur
  • Sophisterei über, das, was es selbst soeben als das Nichtwahre
  • behauptete, itzt als das Wahre zu behaupten. Wozu diesen Verstand
  • eigentlich die Natur dieser unwahren Wesen treiben will, die Gedanken
  • von jener _Allgemeinheit_ und _Einzelnheit_, vom _Auch_ und _Eins_,
  • von jener _Wesentlichkeit_, die mit einer _Unwesentlichkeit
  • notwendig_ verknüpft ist, und von einem _Unwesentlichen_, das doch
  • notwendig ist,--die _Gedanken_ von diesen Unwesen _zusammenzubringen_
  • und sie dadurch aufzuheben, dagegen sträubt er sich durch die Stützen
  • des _Insofern_ und der verschiedenen _Rücksichten_, oder dadurch, den
  • einen Gedanken auf sich zu nehmen, um den andern getrennt und als den
  • wahren zu erhalten. Aber die Natur dieser Abstraktionen bringt sie
  • an und für sich zusammen, der gesunde Verstand ist der Raub derselben,
  • die ihn in ihrem wirbelnden Kreise umhertreiben. Indem er ihnen die
  • Wahrheit dadurch geben will, daß er bald die Unwahrheit derselben auf
  • sich nimmt, bald aber auch die Täuschung einen Schein der
  • unzuverlässigen Dinge nennt und das Wesentliche von einem ihnen
  • notwendigen, und doch unwesentlich sein sollenden abtrennt, und jenes
  • als ihre Wahrheit gegen dieses festhält, erhält er ihnen nicht ihre
  • Wahrheit, sich aber gibt er die Unwahrheit.
  • III. Kraft und Verstand,Erscheinung und übersinnliche Welt
  • Dem Bewußtsein ist in der Dialektik der sinnlichen Gewißheit das
  • Hören und Sehen u.s.w. vergangen, und als Wahrnehmen ist es zu
  • Gedanken gekommen, welche es aber erst im unbedingt Allgemeinen
  • zusammenbringt. Dies Unbedingte wäre nun selbst wieder nichts anders
  • als das auf eine Seite tretende _Extrem_ des _Für-sich-seins_, wenn
  • es als ruhiges einfaches Wesen genommen würde, denn so träte ihm das
  • Unwesen gegenüber; aber auf dieses bezogen wäre es selbst
  • unwesentlich, und das Bewußtsein nicht aus der Täuschung des
  • Wahrnehmens herausgekommen; allein es hat sich als ein solches
  • ergeben, welches aus einem solchen bedingten Für-sich-sein in sich
  • zurückgegangen ist.--Dies unbedingte Allgemeine, das nunmehr der
  • wahre Gegenstand des Bewußtseins ist, ist noch als _Gegenstand_
  • desselben; es hat seinen _Begriff_ als _Begriff_ noch nicht erfaßt.
  • Beides ist wesentlich zu unterscheiden; dem Bewußtsein ist der
  • Gegenstand aus dem Verhältnisse zu einem andern in sich
  • zurückgegangen, und hiemit _an sich_ Begriff geworden; aber das
  • Bewußtsein ist noch nicht für sich selbst der Begriff, und deswegen
  • erkennt es in jenem reflektierten Gegenstande nicht sich. _Für uns_
  • ist dieser Gegenstand durch die Bewegung des Bewußtseins so geworden,
  • daß dieses in das Werden desselben verflochten, und die Reflexion auf
  • beiden Seiten dieselbe, oder nur _eine_ ist. Weil aber das
  • Bewußtsein in dieser Bewegung nur das gegenständliche Wesen, nicht
  • das Bewußtsein als solches zu seinem Inhalte hatte, so ist für es das
  • Resultat in gegenständlicher Bedeutung zu setzen, und das Bewußtsein
  • noch von dem gewordenen zurücktretend, so daß ihm dasselbe als
  • Gegenständliches das Wesen ist.
  • Der Verstand hat damit zwar seine eigne Unwahrheit und die Unwahrheit
  • des Gegenstandes aufgehoben; und was ihm dadurch geworden, ist der
  • Begriff des Wahren; als _an sich_ seiendes Wahres, das noch nicht
  • Begriff ist, oder das des _Für-sich-seins_ des Bewußtseins entbehrt,
  • und das der Verstand, ohne sich darin zu wissen, gewähren läßt.
  • Dieses treibt sein Wesen für sich selbst; so daß das Bewußtsein
  • keinen Anteil an seiner freien Realisierung hat, sondern ihr nur
  • zusieht, und sie rein auffaßt. _Wir_ haben hiemit noch vors erste an
  • seine Stelle zu treten, und der Begriff zu sein, welcher das
  • ausbildet, was in dem Resultate enthalten ist; an diesem
  • ausgebildeten Gegenstande, der dem Bewußtsein als ein seiendes sich
  • darbietet, wird es sich erst zum begreifenden Bewußtsein.
  • Das Resultat war das unbedingt Allgemeine, zunächst in dem negativen
  • und abstrakten Sinne, daß das Bewußtsein seine einseitigen Begriffe
  • negierte, und sie abstrahierte, nämlich sie aufgab. Das Resultat hat
  • aber an sich die positive Bedeutung, daß darin die Einheit, _des
  • Für-sich-seins_ und _des Für-ein-Anderes-seins_, oder der absolute
  • Gegensatz unmittelbar als dasselbe Wesen gesetzt ist. Es scheint
  • zunächst nur die Form der Momente zueinander zu betreffen; aber das
  • Für-sich-sein und das Für-Anderes-sein ist ebensowohl der _Inhalt_
  • selbst, weil der Gegensatz in seiner Wahrheit keine andere Natur
  • haben kann, als die sich im Resultate ergeben hat, daß nämlich der in
  • der Wahrnehmung für wahr gehaltene Inhalt in der Tat nur der Form
  • angehört, und in ihre Einheit sich auflöst. Dieser Inhalt ist
  • zugleich allgemein; es kann keinen andern Inhalt geben, der durch
  • seine besondere Beschaffenheit sich dem entzöge, in diese unbedingte
  • Allgemeinheit zurückzugehen. Ein solcher Inhalt wäre irgendeine
  • bestimmte Weise, für sich zu sein, und zu Anderem sich zu verhalten.
  • Allein _für sich zu sein_, und _zu Anderem sich zu verhalten
  • überhaupt_, macht seine _Natur_ und _Wesen_ aus, deren Wahrheit ist,
  • unbedingt Allgemeines zu sein; und das Resultat ist schlechthin
  • allgemein.
  • Weil aber dies unbedingt Allgemeine Gegenstand für das Bewußtsein ist,
  • so tritt an ihm der Unterschied der Form und des Inhalts hervor, und
  • in der Gestalt des Inhalts haben die Momente das Aussehen, in welchem
  • sie sich zuerst darboten, einerseits allgemeines Medium vieler
  • bestehender Materien, und anderseits in sich reflektiertes Eins,
  • worin ihre Selbstständigkeit vertilgt ist, zu sein. Jenes ist die
  • Auflösung der Selbstständigkeit des Dinges, oder die Passivität, die
  • ein Sein für ein Anderes ist, dies aber das Für-sich-sein. Es ist zu
  • sehen, wie diese Momente in der unbedingten Allgemeinheit, die ihr
  • Wesen ist, sich darstellen. Es erhellt zunächst, daß sie dadurch,
  • daß sie nur in dieser sind, überhaupt nicht mehr auseinander liegen,
  • sondern wesentlich an ihnen selbst sich aufhebende Seiten sind, und
  • nur das Übergehen derselben ineinander gesetzt ist.
  • Das eine Moment erscheint also als das auf die Seite getretene Wesen,
  • als allgemeines Medium oder als das Bestehen selbstständiger Materien.
  • Die _Selbstständigkeit_ dieser Materien aber ist nichts anders als
  • dies Medium; oder dies _Allgemeine_ ist durchaus die _Vielheit_
  • solcher verschiedenen Allgemeinen. Das Allgemeine ist an ihm selbst
  • in ungetrennter Einheit mit dieser Vielheit, heißt aber, diese
  • Materien sind, jede wo die andere ist, sie durchdringen sich
  • gegenseitig--ohne aber sich zu berühren, weil umgekehrt das viele
  • Unterschiedene ebenso selbstständig ist. Damit ist zugleich auch
  • ihre reine Porosität oder ihr Aufgehobensein gesetzt. Dies
  • Aufgehobensein wieder, oder die Reduktion dieser Verschiedenheit zum
  • _reinen Für-sich-sein_ ist nichts anders als das Medium selbst und
  • dies die _Selbstständigkeit_ der Unterschiede. Oder die
  • selbstständig gesetzten gehen unmittelbar in ihre Einheit, und ihre
  • Einheit unmittelbar in die Entfaltung über, und diese wieder zurück
  • in die Reduktion. Diese Bewegung ist aber dasjenige, was _Kraft_
  • genannt wird; das eine Moment derselben, nämlich sie als Ausbreitung
  • der selbstständigen Materien in ihrem Sein, ist ihre _Äußerung_; sie
  • aber als das Verschwundensein derselben ist die in sich aus ihrer
  • Äußerung _zurückgedrängte_, oder _die eigentliche Kraft_. Aber
  • erstens die in sich zurückgedrängte Kraft _muß_ sich äußern; und
  • zweitens in der Äußerung ist sie ebenso _in sich_ selbst seiende
  • Kraft, als sie in diesem In-sich-selbst-sein Äußerung ist.--Indem wir
  • so beide Momente in ihrer unmittelbaren Einheit erhalten, so ist
  • eigentlich der Verstand, dem der Begriff der Kraft angehört, _der
  • Begriff_, welcher die unterschiedenen Momente als unterschiedene
  • trägt; denn _an ihr selbst_ sollen sie nicht unterschieden sein; der
  • Unterschied ist hiemit nur im Gedanken.--Oder es ist im obigen nur
  • erst der Begriff der Kraft, nicht ihre Realität gesetzt worden. In
  • der Tat aber ist die Kraft das unbedingt Allgemeine, welches, was es
  • _für ein Anderes_, ebenso an sich selbst ist; oder welches den
  • Unterschied--denn er ist nichts anderes, als das
  • _Für-ein-Anderes-sein_--an ihm selbst hat. Daß also die Kraft in
  • ihrer Wahrheit sei, muß sie ganz vom Gedanken frei gelassen und als
  • die Substanz dieser Unterschiede gesetzt werden, das heißt _einmal,
  • sie_ als diese ganze Kraft wesentlich _an und für sich_ bleibend, und
  • _dann_ ihre _Unterschiede_ als _substantiell_, oder als für sich
  • bestehende Momente. Die Kraft als solche, oder als in sich
  • zurückgedrängte ist hiemit für sich als ein _ausschließendes_ Eins,
  • welchem die Entfaltung der Materien ein _anderes bestehendes Wesen_
  • ist, und es sind so zwei unterschiedne selbstständige Seiten gesetzt.
  • Aber die Kraft ist auch das Ganze, oder sie bleibt, was sie ihrem
  • Begriffe nach ist, nämlich diese _Unterschiede_ bleiben reine Formen,
  • oberflächliche _verschwindende Momente. Die Unterschiede_ der in
  • sich _zurückgedrängten_ eigentlichen Kraft und der _Entfaltung_ der
  • selbstständigen Materien wären zugleich gar nicht, wenn sie nicht ein
  • _Bestehen_ hätten, oder die Kraft wäre nicht, wenn sie nicht auf
  • diese entgegengesetzte Weise _existierte_; aber, sie existiert auf
  • diese entgegengesetzte Weise, heißt nichts anderes, als beide Momente
  • sind selbst zugleich _selbstständig_.--Diese Bewegung des
  • Sich-beständig-verselbstständigens der beiden Momente und ihres
  • Sich-wieder-aufhebens ist es also, was zu betrachten ist.--Es erhellt
  • im allgemeinen, daß diese Bewegung nichts anderes ist als die
  • Bewegung des Wahrnehmens, worin die beiden Seiten, das Wahrnehmende
  • und das Wahrgenommene zugleich, einmal als das _Auffassen_ des Wahren
  • eins und ununterschieden, dabei aber ebensowohl jede Seite in sich
  • _reflektiert_ oder für sich ist. Hier sind diese beiden Seiten
  • Momente der Kraft; sie sind ebensowohl in einer Einheit, als diese
  • Einheit, welche gegen die für sich seienden Extreme als die Mitte
  • erscheint, sich immer in eben diese Extreme zersetzt, die erst
  • dadurch sind.--Die Bewegung, welche sich vorhin als das
  • Sich-selbst-vernichten widersprechender Begriffe darstellte, hat also
  • hier die _gegenständliche_ Form, und ist Bewegung der Kraft, als
  • deren Resultat das unbedingt Allgemeine als _Ungegenständliches_,
  • oder als _Innres_ der Dinge hervorgeht.
  • Die Kraft ist, wie sie bestimmt worden, indem sie als _solche_, oder
  • als _in sich reflektiert_ vorgestellt wird, die eine Seite ihres
  • Begriffs; aber als ein substantiiertes Extrem, und zwar das unter der
  • Bestimmtheit des Eins gesetzte. Hiemit ist das _Bestehen_ der
  • entfalteten Materien aus ihr ausgeschlossen, und ein _Anderes_ als
  • sie. Indem es notwendig ist, daß _sie selbst_ dieses _Bestehen_ sei,
  • oder daß sie sich _äußere_, so stellt sich ihre Äußerung so vor, daß
  • _jenes andere_ zu ihr _hinzutritt_, und sie sollizitiert. Aber in
  • der Tat, indem sie _notwendig_ sich äußert, hat sie dies, was als ein
  • anderes Wesen gesetzt war, an ihr selbst. Es muß zurückgenommen
  • werden, daß sie als _ein Eins_, und ihr Wesen, sich zu äußern, als
  • ein Anderes zu ihr von außen Hinzutretendes gesetzt wurde; sie ist
  • vielmehr selbst dies allgemeine Medium des Bestehens der Momente als
  • Materien; oder _sie hat sich geäußert_, und was das andere
  • Sollizitierende sein sollte, ist sie vielmehr. Sie existiert also
  • itzt als das Medium der entfalteten Materien. Aber sie hat gleich
  • wesentlich die Form des Aufgehobenseins der bestehenden Materien,
  • oder ist wesentlich _Eins_; _dies Eins-sein_ ist hiemit _itzt_, da
  • _sie_ gesetzt ist als das Medium von Materien, _ein anderes als sie_,
  • und sie hat dies ihr Wesen außer ihr. Indem sie aber notwendig dies
  • sein muß, als was sie _noch nicht_ gesetzt ist, so _tritt dies andere
  • hinzu_ und sollizitiert sie zur Reflexion in sich selbst, oder hebt
  • ihre Äußerung auf. In der Tat aber ist _sie selbst_ dieses
  • In-sich-reflektiert-sein, oder dies Aufgehobensein der Äußerung; das
  • Einssein verschwindet, _wie_ es erschien, nämlich als _ein anderes_;
  • _sie ist es selbst_, sie ist in sich zurückgedrängte Kraft.
  • Das, was als Anderes auftritt, und sie sowohl zur Äußerung als zur
  • Rückkehr in sich selbst sollizitiert, ist, wie sich unmittelbar
  • ergibt, _selbst Kraft_; denn das Andre zeigt sich ebensowohl als
  • allgemeines Medium wie als Eins; und so, daß jede dieser Gestalten
  • zugleich nur als verschwindendes Moment auftritt. Die Kraft ist
  • hiemit dadurch, daß ein Anderes für sie, und sie für ein Anderes ist,
  • überhaupt noch nicht aus ihrem Begriffe herausgetreten. Es sind aber
  • zugleich zwei Kräfte vorhanden; der Begriff beider zwar derselbe,
  • aber aus seiner Einheit in die Zweiheit herausgegangen. Statt daß
  • der Gegensatz durchaus wesentlich nur Moment bliebe, scheint er sich
  • durch die Entzweiung in ganz _selbstständige Kräfte_ der Herrschaft
  • der Einheit entzogen zu haben. Was es mit dieser Selbstständigkeit
  • für eine Bewandtnis hat, ist näher zu sehen. Zunächst tritt die
  • zweite Kraft als das Sollizitierende, und zwar als allgemeines Medium
  • seinem Inhalte nach gegen die auf, welche als sollizitierte bestimmt
  • ist; indem aber jene wesentlich Abwechslung dieser beiden Momente und
  • selbst Kraft ist, so ist sie in der Tat gleichfalls _nur erst_
  • allgemeines Medium, _indem sie dazu sollizitiert wird_, und ebenso
  • auch nur negative Einheit, oder zum Zurückgehen der Kraft
  • Sollizitierendes, _dadurch, daß sie sollizitiert wird_. Es
  • verwandelt sich hiemit auch dieser Unterschied, der zwischen beiden
  • stattfand, daß das eine das _Sollizitierende_, das andere das
  • _Sollizitierte_ sein sollte, in dieselbe Austauschung der
  • Bestimmtheiten gegeneinander.
  • Das Spiel der beiden Kräfte besteht hiemit in diesem
  • entgegengesetzten Bestimmtsein beider, ihrem Füreinander-sein in
  • dieser Bestimmung, und der absoluten unmittelbaren Verwechslung der
  • Bestimmungen--einem Übergange, wodurch allein diese Bestimmungen sind,
  • in denen die Kräfte _selbstständig_ aufzutreten scheinen. Das
  • Sollizitierende ist, zum Beispiel, als allgemeines Medium, und
  • dagegen das Sollizitierte als zurückgedrängte Kraft gesetzt; aber
  • jenes ist allgemeines Medium selbst nur dadurch, daß das andere
  • zurückgedrängte Kraft ist; oder diese ist vielmehr das
  • Sollizitierende für jenes, und macht dasselbe erst zum Medium. Jenes
  • hat nur durch das andere seine Bestimmtheit, und ist sollizitierend,
  • nur insofern es vom andern dazu sollizitiert wird, sollizitierend zu
  • sein; und es verliert ebenso unmittelbar diese ihm gegebene
  • Bestimmtheit; denn diese geht an das andere über oder vielmehr ist
  • schon an dasselbe übergegangen; das fremde die Kraft Sollizitierende
  • tritt als allgemeines Medium auf, aber nur dadurch, daß es von ihr
  • dazu sollizitiert worden ist; das heißt aber, _sie setzt_ es so und
  • _ist_ vielmehr _selbst wesentlich_ allgemeines Medium; sie setzt das
  • Sollizitierende so, darum weil diese andere Bestimmung _ihr_
  • wesentlich, das heißt, weil _sie vielmehr sie selbst ist._
  • Zur Vervollständigung der Einsicht in den Begriff dieser Bewegung
  • kann noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß sich die Unterschiede
  • selbst in einem gedoppelten Unterschiede zeigen, _einmal_ als
  • Unterschiede des _Inhalts_, indem das eine Extrem in sich
  • reflektierte Kraft, das andere aber Medium der Materien ist; das
  • _andremal_ als Unterschiede der _Form_, indem das eine
  • Sollizitierendes, das andre Sollizitiertes, jenes tätig, dies passiv
  • ist. Nach dem Unterschiede des Inhalts _sind_ sie überhaupt, oder
  • für uns unterschieden; nach dem Unterschiede der Form aber sind sie
  • selbstständig, in ihrer Beziehung sich voneinander selbst abscheidend
  • und entgegengesetzt. Daß so die Extreme nach diesen beiden Seiten
  • nichts _an sich_, sondern diese Seiten, worin ihr unterschiedenes
  • Wesen bestehen sollte, nur verschwindende Momente, ein unmittelbares
  • Übergehen jeder in die entgegengesetzte sind, dies wird für das
  • Bewußtsein in der Wahrnehmung der Bewegung der Kraft. Für uns aber
  • war, wie oben erinnert, auch noch dies, daß an sich die Unterschiede
  • als _Unterschiede des Inhalts und der Form_ verschwanden, und auf der
  • Seite der Form dem Wesen nach das _tätige, sollizitierende_ oder
  • _Für-sich-seiende_ dasselbe, was auf der Seite des Inhalts als in
  • sich zurückgedrängte Kraft; das passive, _sollizitierte_, oder
  • Für-ein-Anderes-seiende auf der Seite der Form dasselbe, was auf der
  • Seite des Inhalts als allgemeines Medium der vielen Materien sich
  • darstellte.
  • Es ergibt sich hieraus, daß der Begriff der Kraft durch die
  • Verdopplung in zwei Kräfte _wirklich_ wird, und wie er dies wird.
  • Diese zwei Kräfte existieren als für sich seiende Wesen; aber ihre
  • Existenz ist eine solche Bewegung gegeneinander, daß ihr Sein
  • vielmehr ein reines _Gesetztsein durch ein Anderes_ ist, das heißt,
  • daß ihr Sein vielmehr die reine Bedeutung des _Verschwindens_ hat.
  • Sie sind nicht als Extreme, die etwas Festes für sich behielten, und
  • nur eine äußere Eigenschaft gegeneinander in die Mitte und in ihre
  • Berührung schickten; sondern was sie sind, sind sie nur in dieser
  • Mitte und Berührung. Es ist darin unmittelbar ebensowohl das
  • In-sich-zurückgedrängt- oder _das Für-sich-sein_ der Kraft wie die
  • Äußerung, das Sollizitieren wie das Sollizitiertsein; diese Momente
  • hiemit nicht an zwei selbstständige Extreme verteilt, welche sich nur
  • eine entgegengesetzte Spitze böten, sondern ihr Wesen ist dies
  • schlechthin, jedes nur durchs andere, und was jede so durchs andre
  • ist, unmittelbar nicht mehr zu sein, indem sie es ist. Sie haben
  • hiemit in der Tat keine eignen Substanzen, welche sie trügen und
  • erhielten. Der _Begriff_ der Kraft erhält sich vielmehr als _das
  • Wesen_ in seiner _Wirklichkeit_ selbst; die _Kraft als wirkliche_ ist
  • schlechthin nur in der _Äußerung_, welche zugleich nichts anders als
  • ein Sich-selbst-aufheben ist. Diese _wirkliche_ Kraft vorgestellt
  • als frei von ihrer Äußerung und für sich seiend, ist sie die in sich
  • zurückgedrängte Kraft, aber diese Bestimmtheit ist in der Tat, wie
  • sich ergeben hat, selbst nur ein Moment der _Äußerung_. Die Wahrheit
  • der Kraft bleibt also nur der _Gedanke_ derselben; und haltungslos
  • stürzen die Momente ihrer Wirklichkeit, ihre Substanzen und ihre
  • Bewegung in eine ununterschiedene Einheit zusammen, welche nicht die
  • in sich zurückgedrängte Kraft ist, denn diese ist selbst nur ein
  • solches Moment, sondern diese Einheit ist _ihr Begriff, als Begriff_.
  • Die Realisierung der Kraft ist also zugleich Verlust der Realität;
  • sie ist darin vielmehr ein ganz Anderes geworden, nämlich diese
  • _Allgemeinheit_, welche der Verstand zuerst oder unmittelbar als ihr
  • Wesen erkennt, und welche sich auch als ihr Wesen an ihrer
  • seinsollenden Realität, an den wirklichen Substanzen erweist.
  • Insofern wir _das erste_ Allgemeine als den _Begriff_ des Verstandes
  • betrachten, worin die Kraft noch nicht für sich ist, so ist das
  • zweite itzt ihr _Wesen_, wie es sich _an_ und _für sich_ darstellt.
  • Oder umgekehrt, betrachten wir das erste Allgemeine als das
  • _Unmittelbare_, das ein _wirklicher_ Gegenstand für das Bewußtsein
  • sein sollte, so ist dies zweite als das _Negative_ der sinnlich
  • gegenständlichen Kraft bestimmt; es ist sie, wie sie in ihrem wahren
  • Wesen nur als _Gegenstand des Verstandes_ ist; jenes erste wäre die
  • in sich zurückgedrängte Kraft oder sie als Substanz; dies zweite aber
  • ist das _Innere_ der Dinge, als _Inneres_, welches mit dem Begriffe
  • als Begriff dasselbe ist.
  • Dieses wahrhafte Wesen der Dinge hat sich itzt so bestimmt, daß es
  • nicht unmittelbar für das Bewußtsein ist, sondern daß dieses ein
  • mittelbares Verhältnis zu dem Innern hat, und als Verstand _durch
  • diese Mitte des Spiels der Kräfte in den wahren Hintergrund der Dinge
  • blickt_. Die Mitte, welche die beiden Extreme, den Verstand und das
  • Innere, zusammenschließt, ist das entwickelte _Sein_ der Kraft, das
  • für den Verstand selbst nunmehr ein _Verschwinden_ ist. Es heißt
  • darum _Erscheinung_; denn Schein nennen wir das _Sein_, das
  • unmittelbar an ihm selbst ein _Nichtsein_ ist. Es ist aber nicht nur
  • ein Schein, sondern Erscheinung, ein _Ganzes_ des Scheins. Dies
  • _Ganze_ als Ganzes oder _Allgemeines_ ist es, was das _Innere_
  • ausmacht, das _Spiel der Kräfte_, als _Reflexion_ desselben in sich
  • selbst. In ihm sind für das Bewußtsein auf gegenständliche Weise die
  • Wesen der Wahrnehmung _so gesetzt_, wie sie an sich sind, nämlich als
  • unmittelbar in das Gegenteil ohne Ruhe und Sein sich verwandelnde
  • Momente, das Eins unmittelbar in das Allgemeine, das Wesentliche
  • unmittelbar in das Unwesentliche und umgekehrt. Dies Spiel der
  • Kräfte ist daher das entwickelte Negative, aber die Wahrheit
  • desselben ist das Positive, nämlich das _Allgemeine_, der _an sich_
  • seiende Gegenstand.--Das _Sein_ desselben _für das_ Bewußtsein ist
  • vermittelt durch die Bewegung der _Erscheinung_, worin das _Sein der
  • Wahrnehmung_ und das sinnlich Gegenständliche überhaupt nur negative
  • Bedeutung hat, das Bewußtsein also daraus sich in sich als in das
  • Wahre reflektiert, aber als Bewußtsein wieder dies Wahre zum
  • gegenständlichen _Innern_ macht, und diese Reflexion der Dinge von
  • seiner Reflexion in sich selbst unterscheidet; wie ihm die
  • vermittelnde Bewegung ebenso noch eine gegenständliche ist. Dies
  • Innere ist ihm daher ein Extrem gegen es; aber es ist ihm darum das
  • Wahre, weil es darin als in dem _An-sich_ zugleich die Gewißheit
  • seiner selbst oder das Moment seines Für-sich-seins hat; aber dieses
  • Grundes ist es sich noch nicht bewußt, denn das _Für-sich-sein_,
  • welches das Innre an ihm selbst haben sollte, wäre nichts anderes als
  • die negative Bewegung, aber diese ist dem Bewußtsein noch die
  • _gegenständliche_ verschwindende Erscheinung, noch nicht sein
  • _eignes_ Für-sich-sein; das Innre ist ihm daher wohl Begriff, aber es
  • kennt die Natur des Begriffes noch nicht.
  • In diesem _innern Wahren_, als dem _absolut Allgemeinen_, welches vom
  • _Gegensatze_ des Allgemeinen und Einzelnen gereinigt und _für den
  • Verstand_ geworden ist, schließt sich erst über der _sinnlichen_ als
  • der _erscheinenden Welt_ nunmehr eine _übersinnliche_ als die _wahre_
  • Welt auf, über dem verschwindenden _Diesseits_ das bleibende
  • _Jenseits_; ein An-sich, welches die erste und darum selbst
  • unvollkommene Erscheinung der Vernunft, oder nur das reine Element
  • ist, worin die Wahrheit ihr _Wesen_ hat.
  • _Unser Gegenstand_ ist hiemit nunmehr der Schluß, welcher zu seinen
  • Extremen, das Innere der Dinge, und den Verstand, und zu seiner Mitte
  • die Erscheinung hat; die Bewegung dieses Schlusses aber gibt die
  • weitere Bestimmung dessen, was der Verstand durch die Mitte hindurch
  • im Innern erblickt, und die Erfahrung, welche er über dieses
  • Verhältnis des Zusammengeschlossenseins macht.
  • Noch ist das Innere _reines Jenseits_ für das Bewußtsein, denn es
  • findet sich selbst in ihm noch nicht; es ist _leer_, denn es ist nur
  • das Nichts der Erscheinung und positiv das einfache Allgemeine.
  • Diese Weise des Innern zu sein, stimmt unmittelbar denjenigen bei,
  • welche sagen, daß das Innre der Dinge nicht zu erkennen sei; aber der
  • Grund würde anders gefaßt werden müssen. Von diesem Innern, wie es
  • hier unmittelbar ist, ist allerdings keine Kenntnis vorhanden, aber
  • nicht deswegen, weil die Vernunft zu kurzsichtig, oder beschränkt,
  • oder wie man es sonst nennen will, wäre; worüber hier noch nichts
  • bekannt ist, denn so tief sind wir noch nicht eingedrungen; sondern
  • um der einfachen Natur der Sache selbst willen, weil nämlich im
  • _Leeren_ nichts erkannt wird, oder von der andern Seite ausgesprochen,
  • weil es eben als das _Jenseits_ des Bewußtseins bestimmt ist.--Das
  • Resultat ist freilich dasselbe, wenn ein Blinder in den Reichtum der
  • übersinnlichen Welt--wenn sie einen hat, er sei nun eigentümlicher
  • Inhalt derselben, oder das Bewußtsein selbst sei dieser Inhalt--und
  • wenn ein Sehender in die reine Finsternis, oder wenn man will, in das
  • reine Licht, wenn sie nur dieses ist, gestellt wird; der Sehende
  • sieht in seinem reinen Lichte so wenig als in seiner reinen
  • Finsternis, und gerade so viel als der Blinde in der Fülle des
  • Reichtums, der vor ihm läge. Wenn es mit dem Innern und dem
  • Zusammengeschlossensein mit ihm durch die Erscheinung weiter nichts
  • wäre, so bliebe nichts übrig, als sich an die Erscheinung zu halten,
  • das heißt, etwas als wahr zu nehmen, von dem wir wissen, daß es nicht
  • wahr ist; oder damit doch in dem leeren, welches zwar erst als
  • Leerheit von gegenständlichen Dingen geworden, aber, _als Leerheit an
  • sich_, auch für die Leerheit aller geistigen Verhältnisse und der
  • Unterschiede des Bewußtseins als Bewußtseins genommen werden
  • muß--damit also in diesem so _ganz Leeren_, welches auch das
  • _Heilige_ genannt wird, doch etwas sei, es mit Träumereien,
  • _Erscheinungen_, die das Bewußtsein sich selbst erzeugt, zu erfüllen;
  • es müßte sich gefallen lassen, daß so schlecht mit ihm umgegangen
  • wird, denn es wäre keines bessern würdig, indem Träumereien selbst
  • noch besser sind als seine Leerheit.
  • Das Innere oder das übersinnliche Jenseits ist aber _entstanden_, es
  • _kommt_ aus der Erscheinung her, und sie ist seine Vermittlung; oder
  • _die Erscheinung ist sein Wesen_, und in der Tat seine Erfüllung.
  • Das Übersinnliche ist das Sinnliche und Wahrgenommene gesetzt, wie es
  • in _Wahrheit_ ist; die _Wahrheit_ des _Sinnlichen_ und Wahrgenommenen
  • aber ist, _Erscheinung_ zu sein. Das Übersinnliche ist also die
  • _Erscheinung_ als _Erscheinung_.--Wenn dabei gedacht wird, das
  • Übersinnliche sei _also_ die sinnliche Welt, oder die Welt, wie sie
  • _für die unmittelbare sinnliche Gewißheit und Wahrnehmung ist_, so
  • ist dies ein verkehrtes Verstehen; denn die Erscheinung ist vielmehr
  • _nicht_ die Welt des sinnlichen Wissens und Wahrnehmens als seiende,
  • sondern sie _als aufgehobene_ oder in Wahrheit _als innere gesetzt_.
  • Es pflegt gesagt zu werden, das Übersinnliche sei _nicht_ die
  • Erscheinung; dabei wird aber unter der Erscheinung nicht die
  • Erscheinung verstanden, sondern vielmehr die _sinnliche_ Welt, als
  • selbst reelle Wirklichkeit.
  • Der Verstand, welcher unser Gegenstand ist, befindet sich auf eben
  • dieser Stelle, daß ihm das Innere nur erst als das allgemeine noch
  • unerfüllte _An-sich_ geworden; das Spiel der Kräfte hat nur eben
  • diese negative Bedeutung, nicht an sich und nur diese positive, das
  • _Vermittelnde_, aber außer ihm zu sein. Seine Beziehung auf das
  • Innre durch die Vermittlung aber ist seine Bewegung, durch welche es
  • sich ihm erfüllen wird.--_Unmittelbar_ für ihn ist das Spiel der
  • Kräfte; das _Wahre_ aber ist ihm das einfache Innre; die Bewegung der
  • Kraft ist daher ebenso nur als _Einfaches_ überhaupt das Wahre. Von
  • diesem Spiele der Kräfte haben wir aber gesehen, daß es diese
  • Beschaffenheit hat, daß die Kraft, welche _sollizitiert_ wird von
  • einer andern Kraft, ebenso das _Sollizitierende_ für diese andere ist,
  • welche selbst erst hierdurch sollizitierende wird. Es ist hierin
  • ebenso nur der unmittelbare Wechsel oder das absolute Austauschen der
  • _Bestimmtheit_ vorhanden, welche den einzigen _Inhalt_ des
  • Auftretenden ausmacht; entweder allgemeines Medium oder negative
  • Einheit zu sein. Es hört in seinem bestimmten Auftreten selbst
  • unmittelbar auf, das zu sein, als was es auftritt; es sollizitiert
  • durch sein bestimmtes Auftreten die andere Seite, die sich hiedurch
  • _äußert_; das heißt, diese ist unmittelbar itzt das, was die erste
  • sein sollte. Diese beiden Seiten, das _Verhältnis_ des
  • Sollizitierens und das _Verhältnis_ des bestimmten entgegengesetzten
  • Inhalts ist _jedes für sich_ die absolute Verkehrung und Verwechslung.
  • Aber diese beiden Verhältnisse sind selbst wieder dasselbe, und der
  • Unterschied der _Form_, das Sollizitierte und das Sollizitierende zu
  • sein, ist dasselbe, was der Unterschied des _Inhalts_ ist, das
  • Sollizitierte als solches, nämlich das passive Medium; das
  • Sollizitierende hingegen das tätige, die negative Einheit oder das
  • Eins. Hiedurch verschwindet aller Unterschied _besonderer Kräfte_,
  • die in dieser Bewegung vorhanden sein sollten, gegeneinander
  • überhaupt; denn sie beruhten allein auf jenen Unterschieden; und der
  • Unterschied der Kräfte fällt ebenso mit jenen beiden nur in einen
  • zusammen. Es ist also weder die Kraft noch das Sollizitieren und
  • Sollizitiert-werden, noch die Bestimmtheit, bestehendes Medium und in
  • sich reflektierte Einheit zu sein, weder einzeln für sich etwas, noch
  • sind es verschiedene Gegensätze; sondern was in diesem absoluten
  • Wechsel ist, ist nur der _Unterschied als allgemeiner_ oder als ein
  • solcher, in welchen sich die vielen Gegensätze reduziert haben.
  • Dieser _Unterschied als allgemeiner_ ist daher _das Einfache an dem
  • Spiele der Kraft selbst_, und das Wahre desselben; er ist das _Gesetz
  • der Kraft_.
  • Zu dem _einfachen Unterschiede_ wird die absolut wechselnde
  • Erscheinung, durch ihre Beziehung auf die Einfachheit des Innern oder
  • des Verstandes. Das Innre ist zunächst nur das an sich Allgemeine;
  • dies an sich einfache _Allgemeine_ ist aber wesentlich ebenso absolut
  • der _allgemeine Unterschied_; denn es ist das Resultat des Wechsels
  • selbst, oder der Wechsel ist sein Wesen; aber der Wechsel, als im
  • Innern gesetzt, wie er in Wahrheit ist, in dasselbe hiemit als ebenso
  • absolut allgemeiner, beruhigter, sich gleich bleibender Unterschied
  • aufgenommen. Oder die Negation ist wesentliches Moment des
  • Allgemeinen, und sie oder die Vermittlung also im Allgemeinen ist
  • _allgemeiner Unterschied_. Er ist im _Gesetze_ ausgedrückt, als dem
  • _beständigen_ Bilde der unsteten Erscheinung. Die _übersinnliche_
  • Welt ist hiemit ein _ruhiges Reich von Gesetzen_, zwar jenseits der
  • wahrgenommenen Welt, denn diese stellt das Gesetz nur durch
  • beständige Veränderung dar, aber in ihr ebenso _gegenwärtig_, und ihr
  • unmittelbares stilles Abbild.
  • Dies Reich der Gesetze ist zwar die Wahrheit des Verstandes, welche
  • an dem Unterschiede, der in dem Gesetze ist, den _Inhalt_ hat; es ist
  • aber zugleich nur seine _erste Wahrheit_, und füllt die Erscheinung
  • nicht aus. Das Gesetz ist in ihr gegenwärtig, aber es ist nicht ihre
  • ganze Gegenwart; es hat unter immer andern Umständen eine immer
  • andere Wirklichkeit. Es bleibt dadurch der Erscheinung _für sich_
  • eine Seite, welche nicht im Innern ist; oder sie ist in Wahrheit noch
  • nicht als _Erscheinung_, als _aufgehobenes_ Für-sich-sein gesetzt.
  • Dieser Mangel des Gesetzes muß sich an ihm selbst ebenso hervortun.
  • Was ihm zu mangeln scheint, ist, daß es zwar den Unterschied selbst
  • an ihm hat, aber als allgemeinen, unbestimmten. Insofern es aber
  • nicht _das_ Gesetz überhaupt, sondern _ein_ Gesetz ist, hat es die
  • Bestimmtheit an ihm; und es sind damit unbestimmt _viele_ Gesetze
  • vorhanden. Allein diese Vielheit ist vielmehr selbst ein Mangel; sie
  • widerspricht nämlich dem Prinzip des Verstandes, welchem als
  • Bewußtsein des einfachen Innern, die an sich allgemeine _Einheit_ das
  • Wahre ist. Die vielen Gesetze muß er darum vielmehr in _ein_ Gesetz
  • zusammenfallen lassen. Wie zum Beispiel das Gesetz, nach welchem der
  • Stein fällt, und das Gesetz, nach welchem die himmlischen Sphären
  • sich bewegen, als _ein_ Gesetz begriffen worden ist. Mit diesem
  • Ineinanderfallen aber verlieren die Gesetze ihre Bestimmtheit; das
  • Gesetz wird immer oberflächlicher, und es ist damit in der Tat nicht
  • die Einheit _dieser bestimmten_ Gesetze, sondern ein ihre
  • Bestimmtheit weglassendes Gesetz gefunden; wie das _eine_ Gesetz,
  • welches die Gesetze des Falles der Körper an der Erde und der
  • himmlischen Bewegung in sich vereint, sie beide in der Tat nicht
  • ausdrückt. Die Vereinigung aller Gesetze in der _allgemeinen
  • Attraktion_ drückt keinen Inhalt weiter aus als eben den _bloßen
  • Begriff des Gesetzes selbst_, der darin als _seiend_ gesetzt ist.
  • Die allgemeine Attraktion sagt nur dies, daß _alles einen beständigen
  • Unterschied zu anderem_ hat. Der Verstand meint dabei, ein
  • allgemeines Gesetz gefunden zu haben, welches die allgemeine
  • Wirklichkeit _als solche_ ausdrücke; aber hat in der Tat nur den
  • _Begriff_ des _Gesetzes selbst_ gefunden; jedoch so, daß er zugleich
  • dies damit aussagt, _alle_ Wirklichkeit ist _an ihr selbst_
  • gesetzmäßig. Der Ausdruck der _allgemeinen Attraktion_ hat darum
  • insofern große Wichtigkeit, als er gegen das gedankenlose
  • _Vorstellen_ gerichtet ist, welchem alles in der Gestalt der
  • Zufälligkeit sich darbietet, und welchem die Bestimmtheit die Form
  • der sinnlichen Selbstständigkeit hat.
  • Es steht somit den bestimmten Gesetzen die allgemeine Attraktion,
  • oder der reine Begriff des Gesetzes, gegenüber. Insofern dieser
  • reine Begriff, als das Wesen, oder als das wahre Innere betrachtet
  • wird, gehört die _Bestimmtheit_ des bestimmten Gesetzes selbst noch
  • der Erscheinung oder vielmehr dem sinnlichen Sein an. Allein der
  • reine _Begriff_ des Gesetzes geht nicht nur über das Gesetz, welches,
  • selbst ein _bestimmtes_, _andern bestimmten_ Gesetzen gegenübersteht,
  • sondern er geht auch _über das Gesetz_ als solches hinaus. Die
  • Bestimmtheit, von welcher die Rede war, ist eigentlich selbst nur
  • verschwindendes Moment, welches hier nicht mehr als Wesenheit
  • vorkommen kann; denn es ist nur das Gesetz als das Wahre vorhanden;
  • aber der _Begriff_ des Gesetzes ist gegen _das Gesetz_ selbst gekehrt.
  • An dem Gesetze nämlich ist der Unterschied selbst _unmittelbar_
  • aufgefaßt und in das Allgemeine aufgenommen, damit aber ein
  • _Bestehen_ der Momente, deren Beziehung es ausdrückt, als
  • gleichgültiger und an sich seiender Wesenheiten. Diese Teile des
  • Unterschieds am Gesetze sind aber zugleich selbst bestimmte Seiten;
  • der reine Begriff des Gesetzes als allgemeine Attraktion muß in
  • seiner wahren Bedeutung so aufgefaßt werden, daß in ihm als absolut
  • _Einfachem_ die _Unterschiede_, die an dem Gesetze als solchem
  • vorhanden sind, selbst wieder _in das Innre als einfache Einheit
  • zurückgehen_; sie ist die innre _Notwendigkeit_ des Gesetzes.
  • Das Gesetz ist dadurch auf eine gedoppelte Weise vorhanden, das
  • einemal als Gesetz, an dem die Unterschiede als selbstständige
  • Momente ausgedrückt sind; das anderemal in der Form des _einfachen_
  • In-sich-Zurückgegangen-seins, welche wieder _Kraft_ genannt werden
  • kann, aber so, daß sie nicht die zurückgedrängte, sondern die Kraft
  • überhaupt oder als der Begriff der Kraft ist, eine Abstraktion,
  • welche die Unterschiede dessen, was attrahiert und attrahiert wird,
  • selbst in sich zieht. So ist, zum Beispiel, die _einfache_
  • Elektrizität die _Kraft_; der Ausdruck des Unterschieds aber fällt in
  • _das Gesetz_; dieser Unterschied ist positive und negative
  • Elektrizität. Bei der Bewegung des Falles ist die _Kraft_ das
  • einfache, die _Schwere_, welche das _Gesetz_ hat, daß die Größen der
  • unterschiedenen Momente der Bewegung, der verflossenen _Zeit_, und
  • des durchlaufenen _Raums_, sich wie Wurzel und Quadrat zueinander
  • verhalten. Die Elektrizität selbst ist nicht der Unterschied an sich
  • oder in ihrem Wesen das Doppelwesen von positiver und negativer
  • Elektrizität; daher man zu sagen pflegt, sie _habe_ das Gesetz, auf
  • diese Weise _zu sein_, auch wohl, sie _habe die Eigenschaft_, so sich
  • zu äußern. Diese Eigenschaft ist zwar wesentliche und einzige
  • Eigenschaft dieser Kraft, oder sie ist ihr _notwendig_. Aber die
  • Notwendigkeit ist hier ein leeres Wort; die Kraft _muß_ eben, _weil_
  • sie _muß_, so sich verdoppeln. Wenn freilich _positive_ Elektrizität
  • gesetzt ist, ist auch _negative an sich_ notwendig; denn das
  • _Positive_ ist nur als Beziehung auf ein _Negatives_, oder das
  • Positive ist _an ihm selbst_ der Unterschied von sich selbst, wie
  • ebenso das Negative. Aber daß die Elektrizität als solche sich so
  • teile, dies ist nicht an sich das Notwendige; sie als _einfache
  • Kraft_ ist gleichgültig gegen ihr Gesetz, als positive und negative
  • _zu sein;_ und wenn wir jenes ihren Begriff, dies aber ihr Sein
  • nennen, so ist ihr Begriff gleichgültig gegen ihr Sein; sie _hat_ nur
  • diese Eigenschaft; d.h. eben, es ist ihr nicht _an sich_ notwendig.
  • --Diese Gleichgültigkeit erhält eine andere Gestalt, wenn gesagt wird,
  • daß es zur _Definition_ der Elektrizität gehört, als positive und
  • negative zu sein, oder daß dies schlechthin _ihr Begriff und Wesen_
  • ist. Alsdenn hieße ihr Sein _ihre Existenz_ überhaupt; in jener
  • Definition liegt aber nicht die _Notwendigkeit ihrer Existenz_; sie
  • ist entweder, weil man sie _findet_, das heißt, sie ist gar nicht
  • notwendig; oder ihre Existenz ist durch andere Kräfte, das heißt,
  • ihre Notwendigkeit ist eine äußere. Damit aber, daß die
  • Notwendigkeit, in die Bestimmtheit _des Seins durch Anderes_ gelegt
  • wird, fallen wir wieder in die _Vielheit_ der bestimmten Gesetze
  • zurück, die wir soeben verließen, um _das Gesetz_ als Gesetz zu
  • betrachten; nur mit diesem ist sein _Begriff_ als Begriff oder seine
  • Notwendigkeit zu vergleichen, die sich aber in allen diesen Formen
  • nur noch als ein leeres Wort gezeigt hat.
  • Noch auf andere als die angezeigte Weise ist die Gleichgültigkeit des
  • Gesetzes und der Kraft, oder des Begriffs und des Seins vorhanden.
  • In dem Gesetze der Bewegung z.B. ist es notwendig, daß die Bewegung
  • in Zeit und Raum sich _teile_, oder dann auch in Entfernung und
  • Geschwindigkeit. Indem die Bewegung nur das Verhältnis jener Momente
  • ist, so ist sie, das Allgemeine, hier wohl _an sich selbst_ geteilt;
  • aber nun drücken diese Teile, Zeit und Raum, oder Entfernung und
  • Geschwindigkeit, nicht an ihnen diesen Ursprung aus _einem_ aus; sie
  • sind gleichgültig gegeneinander, der Raum wird vorgestellt ohne die
  • Zeit, die Zeit ohne den Raum, und die Entfernung wenigstens ohne die
  • Geschwindigkeit sein zu können--so wie ihre Größen gleichgültig
  • gegeneinander sind; indem sie sich nicht _wie Positives und
  • Negatives_ verhalten, hiemit nicht durch _ihr Wesen_ aufeinander
  • beziehen. Die Notwendigkeit der _Teilung_ ist also hier wohl
  • vorhanden; aber nicht der _Teile_ als solcher füreinander. Darum ist
  • aber auch jene erste selbst nur eine vorgespiegelte falsche
  • Notwendigkeit; die Bewegung ist nämlich nicht selbst als _einfaches_
  • oder als reines Wesen vorgestellt; sondern _schon_ als geteilt; Zeit
  • und Raum sind ihre _selbstständigen_ Teile oder _Wesen an ihnen
  • selbst_, oder Entfernung und Geschwindigkeit Weisen des Seins oder
  • Vorstellens, deren eine wohl ohne die andere sein kann, und die
  • Bewegung daher nur ihre _oberflächliche_ Beziehung, nicht ihr Wesen.
  • Als einfaches Wesen oder als Kraft vorgestellt ist sie wohl die
  • _Schwere_, welche aber diese Unterschiede überhaupt nicht in ihr
  • enthält.
  • Der Unterschied also ist in beiden Fällen kein _Unterschied an sich
  • selbst_; entweder ist das Allgemeine, die Kraft, gleichgültig gegen
  • die Teilung, welche im Gesetze ist, oder die Unterschiede, Teile des
  • Gesetzes sind es gegeneinander. Der Verstand _hat_ aber den Begriff
  • _dieses Unterschiedes an sich_, eben darin, daß das Gesetz einesteils
  • das Innre, _An-sich_-seiende, aber _an ihm_ zugleich _Unterschiedne_
  • ist; daß dieser Unterschied hiemit _innrer_ Unterschied sei, ist
  • darin vorhanden, daß das Gesetz _einfache_ Kraft, oder als _Begriff_
  • desselben ist, also ein _Unterschied des Begriffes_. Aber dieser
  • innre Unterschied fällt nur erst noch _in den Verstand_; und ist noch
  • nicht _an der Sache selbst gesetzt_. Es ist also nur die _eigne_
  • Notwendigkeit, was der Verstand ausspricht; einen Unterschied, den er
  • also nur so macht, daß er es zugleich ausdrückt, daß der Unterschied
  • kein _Unterschied der Sache selbst sei_. Diese Notwendigkeit, die
  • nur im Worte liegt, ist hiemit die Hererzählung der Momente, die den
  • Kreis derselben ausmachen; sie werden zwar unterschieden, ihr
  • Unterschied aber zugleich, kein Unterschied der Sache selbst zu sein,
  • ausgedrückt, und daher selbst sogleich wieder aufgehoben; diese
  • Bewegung heißt _Erklären_. Es wird also ein _Gesetz_ ausgesprochen,
  • von diesem wird sein an sich Allgemeines, oder der Grund, als die
  • _Kraft_, unterschieden; aber von diesem Unterschiede wird gesagt, daß
  • er keiner, sondern vielmehr der Grund ganz so beschaffen sei wie das
  • Gesetz. Die einzelne Begebenheit des Blitzes zum Beispiel wird als
  • Allgemeines aufgefaßt, und dies Allgemeine als das _Gesetz_ der
  • Elektrizität ausgesprochen: die Erklärung faßt alsdenn das _Gesetz_
  • in die _Kraft_ zusammen, als das Wesen des Gesetzes. Diese Kraft ist
  • dann _so beschaffen_, daß, wenn sie sich äußert, entgegengesetzte
  • Elektrizitäten hervortreten, die wieder ineinander verschwinden, das
  • heißt, _die Kraft ist gerade so beschaffen wie das Gesetz_; es wird
  • gesagt, daß beide gar nicht unterschieden seien. Die Unterschiede
  • sind die reine allgemeine Äußerung oder das Gesetz, und die reine
  • Kraft; beide haben aber _denselben_ Inhalt, _dieselbe_ Beschaffenheit;
  • der Unterschied als Unterschied des Inhalts, d.h. der _Sache_ wird
  • also auch wieder zurückgenommen.
  • In dieser tautologischen Bewegung beharrt, wie sich ergibt, der
  • Verstand bei der ruhigen Einheit seines Gegenstandes, und die
  • Bewegung fällt nur in ihn selbst, nicht in den Gegenstand; sie ist
  • ein Erklären, das nicht nur nichts erklärt, sondern so klar ist, daß
  • es, indem es Anstalten macht, etwas Unterschiedenes von dem schon
  • Gesagten zu sagen, vielmehr nichts sagt, sondern nur dasselbe
  • wiederholt. An der Sache selbst entsteht durch diese Bewegung nichts
  • Neues, sondern sie kommt als Bewegung des Verstandes in Betracht. In
  • ihr aber erkennen wir nun eben dasjenige, was an dem Gesetze vermißt
  • wurde, nämlich den absoluten Wechsel selbst, denn diese _Bewegung_,
  • wenn wir sie näher betrachten, ist unmittelbar das Gegenteil ihrer
  • selbst. Sie setzt nämlich _einen Unterschied_, welcher nicht nur für
  • uns _kein Unterschied_ ist, sondern welchen sie selbst als
  • Unterschied aufhebt. Es ist dies derselbe Wechsel, der sich als das
  • Spiel der Kräfte darstellte; es war in ihm der Unterschied des
  • Sollizitierenden und Sollizitierten, der sich äußernden und der in
  • sich zurückgedrängten Kraft; aber es waren Unterschiede, die in
  • Wahrheit keine waren, und sich darum auch unmittelbar wieder aufhoben.
  • Es ist nicht nur die bloße Einheit vorhanden, so daß _kein
  • Unterschied gesetzt_ wäre, sondern es ist diese _*Bewegung*_, daß
  • _allerdings ein Unterschied gemacht, aber_, weil er keiner ist,
  • _wieder aufgehoben wird_.--Mit dem Erklären also ist der Wandel und
  • Wechsel, der vorhin außer dem Innern nur an der Erscheinung war, in
  • das Übersinnliche selbst eingedrungen; unser Bewußtsein ist aber aus
  • dem Innern als Gegenstande auf die andere Seite in den _Verstand_
  • herübergegangen, und hat in ihm den Wechsel.
  • Dieser Wechsel ist so noch nicht ein Wechsel der Sache selbst,
  • sondern stellt sich vielmehr eben dadurch als _reiner Wechsel_ dar,
  • daß der _Inhalt_ der Momente des Wechsels derselbe bleibt. Indem
  • aber der _Begriff_ als Begriff des Verstandes dasselbe ist, was das
  • _Innre_ der Dinge, so wird _dieser Wechsel als Gesetz des Innern_ für
  • ihn. Er _erfährt_ also, daß es _Gesetz der Erscheinung selbst_ ist,
  • daß Unterschiede werden, die keine Unterschiede sind; oder daß das
  • _Gleichnamige_ sich von sich selbst _abstößt_; und ebenso, daß die
  • Unterschiede nur solche sind, die in Wahrheit keine sind, und sich
  • aufheben; oder daß das _Ungleichnamige_ sich _anzieht_.--Ein _zweites
  • Gesetz_, dessen Inhalt demjenigen, was vorher Gesetz genannt wurde,
  • nämlich dem sich beständigen gleichbleibenden Unterschiede
  • entgegengesetzt ist; denn dies neue drückt vielmehr das
  • _Ungleichwerden des Gleichen_, und das _Gleichwerden des Ungleichen_
  • aus. Der Begriff mutet der Gedankenlosigkeit zu, beide Gesetze
  • zusammenzubringen, und ihrer Entgegensetzung bewußt zu werden.
  • --Gesetz ist das zweite freilich auch, oder ein inneres
  • sichselbstgleiches Sein, aber eine Sichselbstgleichheit vielmehr der
  • Ungleichheit, eine Beständigkeit der Unbeständigkeit.--An dem Spiele
  • der Kräfte ergab sich dieses Gesetz als eben dieses absolute
  • Übergehen, und als reiner Wechsel; das _Gleichnamige_, die Kraft,
  • _zersetzt_ sich in einen Gegensatz, der zunächst als ein
  • selbstständiger Unterschied erscheint, aber welcher sich in der Tat
  • _keiner zu sein_ erweist; denn es ist das _Gleichnamige_, was sich
  • von sich selbst abstößt, und dies Abgestoßene zieht sich daher
  • wesentlich an, denn es ist _dasselbe_; der gemachte Unterschied, da
  • er keiner ist, hebt sich also wieder auf. Er stellt sich hiemit als
  • Unterschied _der Sache selbst_, oder als absoluter Unterschied dar,
  • und dieser Unterschied der _Sache_ ist also nichts anders als das
  • Gleichnamige, das sich von sich abgestoßen hat, und daher nur einen
  • Gegensatz setzt, der keiner ist.
  • Durch dies Prinzip wird das erste Übersinnliche, das ruhige Reich der
  • Gesetze, das unmittelbare Abbild der wahrgenommenen Welt in sein
  • Gegenteil umgekehrt; das Gesetz war überhaupt das sich
  • _Gleichbleibende_, wie seine Unterschiede; itzt aber ist gesetzt, daß
  • beides vielmehr das Gegenteil seiner selbst ist; das sich _Gleiche_
  • stößt sich vielmehr von sich ab, und das sich Ungleiche setzt sich
  • vielmehr als das sich Gleiche. In der Tat ist nur mit dieser
  • Bestimmung der Unterschied der _innre_, oder Unterschied _an sich
  • selbst_, indem das Gleiche sich ungleich, das Ungleiche sich gleich
  • ist.--_Diese zweite übersinnliche Welt_ ist auf diese Weise die
  • _verkehrte_ Welt; und zwar, indem eine Seite schon an der ersten
  • übersinnlichen Welt vorhanden ist, die _verkehrte_ dieser _ersten_.
  • Das Innere ist damit als Erscheinung vollendet. Denn die erste
  • übersinnliche Welt war nur die _unmittelbare_ Erhebung der
  • wahrgenommenen Welt in das allgemeine Element; sie hatte ihr
  • notwendiges Gegenbild an dieser, welche noch _für sich das Prinzip
  • des Wechsels_ und _der Veränderung_ behielt; das erste Reich der
  • Gesetze entbehrte dessen, erhält es aber als verkehrte Welt.
  • Nach dem Gesetze dieser verkehrten Welt ist also das _Gleichnamige_
  • der ersten das _Ungleiche_ seiner selbst, und das _Ungleiche_
  • derselben ist ebenso _ihm selbst ungleich_, oder es wird sich
  • _gleich_. An bestimmten Momenten wird dies sich so ergeben, daß was
  • im Gesetze der ersten süß, in diesem verkehrten An-sich sauer; was in
  • jenem schwarz, in diesem weiß ist. Was im Gesetz der erstern am
  • Magnete Nordpol, ist in seinem andern übersinnlichen An-sich (in der
  • Erde nämlich) Südpol; was aber dort Südpol ist, hier Nordpol. Ebenso
  • was im ersten Gesetze der Elektrizität Sauerstoffpol ist, wird in
  • seinem andern übersinnlichen Wesen Wasserstoffpol; und umgekehrt, was
  • dort der Wasserstoffpol ist, wird hier der Sauerstoffpol. In einer
  • andern Sphäre ist nach dem _unmittelbaren Gesetze_ Rache an dem
  • Feinde die höchste Befriedigung der verletzten Individualität.
  • _Dieses Gesetz_ aber, dem, der mich nicht als Selbstwesen behandelt,
  • mich als Wesen gegen ihn zu zeigen, und ihn vielmehr als Wesen
  • aufzuheben, ver_kehrt_ sich durch das Prinzip der andern Welt _in das
  • entgegengesetzte_, die Wiederherstellung meiner als des Wesens durch
  • das Aufheben des fremden Wesens in Selbstzerstörung. Wenn nun diese
  • Verkehrung, welche in der _Strafe_ des Verbrechens dargestellt wird,
  • zum _Gesetze_ gemacht ist, so ist auch sie wieder nur das Gesetz der
  • einen Welt, welche eine ver_kehrte_ übersinnliche Welt sich
  • _gegenüberstehen_ hat, in welcher das, was in jener verachtet ist, zu
  • Ehren, was in jener in Ehren steht, in Verachtung kommt. Die nach
  • dem _Gesetze der ersten_ den Menschen schändende und vertilgende
  • Strafe verwandelt sich in ihrer _verkehrten Welt_ in die sein Wesen
  • erhaltende, und ihn zu Ehren bringende Begnadigung.
  • Oberflächlich angesehen ist diese verkehrte Welt so das Gegenteil der
  • ersten, daß sie dieselbe außer ihr hat, und jene erste als eine
  • verkehrte _Wirklichkeit_ von sich abstößt, die _eine_ die
  • _Erscheinung_, die _andere_ aber das _An-sich_, die _eine_ ist, wie
  • sie _für ein anderes_, die _andere_ dagegen, wie sie _für sich_ ist;
  • so daß, um die vorigen Beispiele zu gebrauchen, was süß schmeckt,
  • _eigentlich_, oder _innerlich_ am Dinge, sauer, oder was am
  • wirklichen Magnete der Erscheinung Nordpol ist, am _innern oder
  • wesentlichen Sein_ Südpol wäre; was an der erscheinenden Elektrizität
  • als Sauerstoffpol sich darstellt, an der nichterscheinenden
  • Wasserstoffpol wäre. Oder eine Handlung, die in der _Erscheinung_
  • Verbrechen ist, sollte _im Innern_ eigentlich gut sein (eine
  • schlechte Handlung eine gute Absicht haben) können; die Strafe nur
  • _in der Erscheinung_ Strafe, _an sich_ oder in einer andern Welt aber
  • Wohltat für den Verbrecher sein. Allein solche Gegensätze von
  • Innerem und Äußerem, von Erscheinung und Übersinnlichem, als von
  • zweierlei Wirklichkeiten, sind hier nicht mehr vorhanden. Die
  • abgestoßenen Unterschiede verteilen sich nicht von neuem an zwei
  • solche Substanzen, welche sie trügen und ihnen ein getrenntes
  • Bestehen verliehen; wodurch der Verstand aus dem Innern heraus wieder
  • auf seine vorige Stelle zurückfiele. Die eine Seite oder Substanz
  • wäre wieder die Welt der Wahrnehmung, worin das eine der beiden
  • Gesetze sein Wesen triebe, und ihr gegenüber eine innre Welt, _gerade
  • eine solche sinnliche Welt_ wie die erste, aber in der _Vorstellung_;
  • sie könnte nicht als sinnliche Welt aufgezeigt, nicht gesehen, gehört,
  • geschmeckt werden, und doch würde sie vorgestellt, als eine solche
  • sinnliche Welt. Aber in der Tat, wenn _das eine Gesetzte_ ein
  • Wahrgenommenes ist, und sein _An-sich_, als das Verkehrte desselben,
  • ebenso ein _sinnlich Vorgestelltes_, so ist das Saure, was das
  • An-sich des _süßen_ Dinges wäre, ein so wirkliches Ding wie es, ein
  • _saures_ Ding; das Schwarze, welches das An-sich des Weißen wäre, ist
  • das wirkliche Schwarze; der Nordpol, welcher das An-sich des Südpols
  • ist, ist der _an demselben Magnete vorhandne_ Nordpol; der
  • Sauerstoffpol, der das An-sich des Wasserstoffpols ist, der
  • _vorhandne_ Sauerstoffpol derselben Säule. Das _wirkliche_
  • Verbrechen aber hat _seine Verkehrung_, und _sein An-sich_ als
  • _Möglichkeit_ in _der Absicht_ als solcher, aber nicht in einer guten;
  • denn die Wahrheit der Absicht ist nur die Tat selbst. Das
  • Verbrechen seinem Inhalte nach aber hat seine Reflexion in sich oder
  • seine Verkehrung an der _wirklichen_ Strafe; diese ist die Aussöhnung
  • des Gesetzes mit der ihm im Verbrechen entgegengesetzten Wirklichkeit.
  • Die _wirkliche_ Strafe endlich hat so ihre _verkehrte_ Wirklichkeit
  • an ihr, daß sie eine solche Verwirklichung des Gesetzes ist, wodurch
  • die Tätigkeit, die es als Strafe hat, _sich selbst aufhebt_, es aus
  • tätigem wieder _ruhiges_ und geltendes Gesetz wird, und die Bewegung
  • der Individualität gegen es, und seiner gegen sie erloschen ist.
  • Aus der Vorstellung also der Verkehrung, die das Wesen der einen
  • Seite der übersinnlichen Welt ausmacht, ist die sinnliche Vorstellung
  • von der Befestigung der Unterschiede in einem verschiedenen Elemente
  • des Bestehens zu entfernen, und dieser absolute Begriff des
  • Unterschieds, als innrer Unterschied, Abstoßen des Gleichnamigen als
  • Gleichnamigen von sich selbst, und Gleichsein des Ungleichen als
  • Ungleichen rein darzustellen und aufzufassen. Es ist der reine
  • Wechsel, oder _die Entgegensetzung in sich selbst, der Widerspruch zu
  • denken_. Denn in dem Unterschiede, der ein innerer ist, ist das
  • Entgegengesetzte nicht nur _eines von zweien_--sonst wäre es ein
  • _Seiendes_, und nicht ein Entgegengesetztes--; sondern es ist das
  • Entgegengesetzte eines Entgegengesetzten, oder das Andere ist in ihm
  • unmittelbar selbst vorhanden. Ich stelle wohl das Gegenteil _hieher_,
  • und _dorthin_ das Andere, wovon es das Gegenteil ist; also das
  • _Gegenteil_ auf eine Seite, an und für sich ohne das andere.
  • Ebendarum aber, indem ich hier _das Gegenteil an und für sich_ habe,
  • ist es das Gegenteil seiner selbst, oder es hat in der Tat das Andere
  • unmittelbar an ihm selbst.--So hat die übersinnliche Welt, welche die
  • verkehrte ist, über die andere zugleich übergriffen, und sie an sich
  • selbst; sie ist für sich die verkehrte, d.h. die verkehrte ihrer
  • selbst; sie ist sie selbst, und ihre entgegengesetzte in _einer_
  • Einheit. Nur so ist sie der Unterschied als _innerer_, oder
  • Unterschied _an sich selbst_, oder ist als _Unendlichkeit_.
  • Durch die Unendlichkeit sehen wir das Gesetz zur Notwendigkeit an ihm
  • selbst vollendet, und alle Momente der Erscheinung in das Innre
  • aufgenommen. Das Einfache des Gesetzes ist die Unendlichkeit, heißt
  • nach dem, was sich ergeben hat, a) es ist ein _Sichselbst_gleiches,
  • welches aber der _Unterschied_ an sich ist; oder es ist Gleichnamiges,
  • welches sich von sich selbst abstößt, oder sich entzweit. Dasjenige,
  • was die _einfache_ Kraft genannt wurde, _verdoppelt_ sich selbst,
  • und ist durch ihre Unendlichkeit das Gesetz. b) Das Entzweite,
  • welches die in dem _Gesetze_ vorgestellten Teile ausmacht, stellt
  • sich als Bestehendes dar; und sie ohne den Begriff des innern
  • Unterschiedes betrachtet, ist der Raum und die Zeit, oder die
  • Entfernung und die Geschwindigkeit, welche als Momente der Schwere
  • auftreten, sowohl gleichgültig und ohne Notwendigkeit füreinander als
  • für die Schwere selbst, so wie diese einfache Schwere gegen sie, oder
  • die einfache Elektrizität gegen das Positive und Negative ist. g)
  • Durch den Begriff des innern Unterschiedes aber ist dies Ungleiche
  • und Gleichgültige, Raum und Zeit u.s.f. ein _Unterschied_, welcher
  • kein _Unterschied_ ist, oder nur ein Unterschied des _Gleichnamigen_,
  • und sein Wesen die Einheit; sie sind als Positives und Negatives
  • gegeneinander begeistet, und ihr Sein ist dieses vielmehr, sich als
  • Nichtsein zu setzen, und in der Einheit aufzuheben. Es bestehen
  • beide unterschiedne, sie sind _an sich_, sie sind _an sich als
  • Entgegengesetzte_, d.h. das Entgegengesetzte ihrer selbst, sie haben
  • ihr Anderes an ihnen und sind nur _eine_ Einheit.
  • Diese einfache Unendlichkeit oder der absolute Begriff ist das
  • einfache Wesen des Lebens, die Seele der Welt, das allgemeine Blut zu
  • nennen, welches allgegenwärtig durch keinen Unterschied getrübt noch
  • unterbrochen wird, das vielmehr selbst alle Unterschiede ist, so wie
  • ihr Aufgehobensein, also in sich pulsiert, ohne sich zu bewegen, in
  • sich erzittert, ohne unruhig zu sein. Sie ist sich_selbstgleich_,
  • denn die Unterschiede sind tautologisch, es sind Unterschiede, die
  • keine sind. Dieses sichselbstgleiche Wesen bezieht sich daher nur
  • auf sich selbst; _auf sich selbst_, so ist dies ein anderes, worauf
  • die Beziehung geht, und das _Beziehen auf sich selbst_ ist vielmehr
  • _das Entzweien_, oder eben jene Sichselbstgleichheit ist innerer
  • Unterschied. Diese _Entzweiten_ sind somit _an und für sich selbst_,
  • jedes ein Gegenteil--_eines Andern_, so ist darin schon das _Andere_
  • mit ihm zugleich ausgesprochen; oder es ist nicht das Gegenteil
  • _eines Andern_ sondern nur _das reine Gegenteil_, so ist es also an
  • ihm selbst das Gegenteil seiner; oder es ist überhaupt nicht ein
  • Gegenteil, sondern rein für sich, ein reines sich selbst gleiches
  • Wesen, das keinen Unterschied an ihm hat, so brauchen wir nicht zu
  • fragen, noch weniger das Gequäle mit solcher Frage für die
  • Philosophie anzusehen, oder gar sie ihr für unbeantwortlich
  • halten--_wie_ aus diesem reinen Wesen, wie aus ihm _heraus_ der
  • Unterschied oder das Anderssein komme; denn es ist schon die
  • Entzweiung geschehen, der Unterschied ist aus dem sich selbst
  • Gleichen ausgeschlossen, und ihm zur Seite gestellt worden; was _das
  • sich selbst Gleiche_ sein sollte, ist also schon eins der Entzweiten
  • viel mehr, als daß es das absolute Wesen wäre. Das _sich selbst
  • Gleiche entzweit sich_, heißt darum ebensosehr, es hebt sich als
  • schon Entzweites, es hebt sich als Anderssein auf. Die _Einheit_,
  • von welcher gesagt zu werden pflegt, daß der Unterschied nicht aus
  • ihr herauskommen könne, ist in der Tat selbst nur das _eine_ Moment
  • der Entzweiung; sie ist die Abstraktion der Einfachheit, welche dem
  • Unterschiede gegenüber ist. Aber indem sie die Abstraktion, nur das
  • eine der Entgegengesetzten ist, so ist es schon gesagt, daß sie das
  • Entzweien ist; denn ist die Einheit ein _Negatives_, ein
  • _Entgegengesetztes_, so ist sie eben gesetzt als das, welches die
  • Entgegensetzung an ihm hat. Die Unterschiede von _Entzweiung_ und
  • _Sich-selbst-gleich-werden_ sind darum ebenso nur _diese Bewegung des
  • Sich-aufhebens_; denn indem das Sichselbstgleiche, welches sich erst
  • entzweien oder zu seinem Gegenteile werden soll, eine Abstraktion
  • oder _schon selbst_ ein Entzweites ist, so ist sein Entzweien hiemit
  • ein Aufheben dessen, was es ist, und also das Aufheben seines
  • Entzweitseins. Das _Sich-selbst-gleich-werden_ ist ebenso ein
  • Entzweien; was sich _selbst gleich_ wird, tritt damit der Entzweiung
  • gegenüber; das heißt, es stellt selbst sich damit _auf die Seite_,
  • oder es _wird_ vielmehr ein _Entzweites_.
  • Die Unendlichkeit oder diese absolute Unruhe des reinen
  • Sich-selbst-bewegens, daß, was auf irgendeine Weise, zum Beispiel als
  • Sein, bestimmt ist, vielmehr das Gegenteil dieser Bestimmtheit ist,
  • ist zwar schon die Seele alles bisherigen gewesen, aber im _Innern_
  • erst ist sie selbst frei hervorgetreten. Die Erscheinung oder das
  • Spiel der Kräfte stellt sie selbst schon dar, aber als _Erklären_
  • tritt sie zunächst frei hervor; und indem sie endlich für das
  • Bewußtsein Gegenstand ist, _als das, was sie ist_, so ist das
  • Bewußtsein _Selbstbewußtsein_. Das _Erklären_ des Verstandes macht
  • zunächst nur die Beschreibung dessen, was das Selbstbewußtsein ist.
  • Er hebt die im Gesetze vorhandenen schon rein gewordenen, aber noch
  • gleichgültigen Unterschiede auf, und setzt sie in _einer_ Einheit,
  • der Kraft. Dies Gleichwerden ist aber ebenso unmittelbar ein
  • Entzweien, denn er hebt die Unterschiede nur dadurch auf, und setzt
  • dadurch das Eins der Kraft, daß er einen neuen Unterschied macht, von
  • Gesetz und Kraft, der aber zugleich kein Unterschied ist; und hiezu,
  • daß dieser Unterschied ebenso kein Unterschied ist, geht er selbst
  • darin fort, daß er diesen Unterschied wieder aufhebt, indem er die
  • Kraft ebenso beschaffen sein läßt als das Gesetz.--Diese Bewegung
  • oder Notwendigkeit ist aber so noch Notwendigkeit und Bewegung des
  • Verstandes, oder sie _als solche_ ist _nicht sein Gegenstand_,
  • sondern er hat in ihr positive und negative Elektrizität, Entfernung,
  • Geschwindigkeit, Anziehungskraft, und tausend andere Dinge zu
  • Gegenständen, welche den Inhalt der Momente der Bewegung ausmachen.
  • In dem Erklären ist eben darum so viele Selbstbefriedigung, weil das
  • Bewußtsein dabei, es so auszudrücken, in unmittelbarem
  • Selbstgespräche mit sich, nur sich selbst genießt, dabei zwar etwas
  • anderes zu treiben scheint, aber in der Tat sich nur mit sich selbst
  • herumtreibt.
  • In dem entgegengesetzten Gesetze als der Verkehrung des ersten
  • Gesetzes, oder in dem innern Unterschiede wird zwar die Unendlichkeit
  • selbst _Gegenstand_ des Verstandes, aber er verfehlt sie als solche
  • wieder, indem er den Unterschied an sich, das Sich-selbst-abstoßen
  • des Gleichnamigen, und die Ungleichen, die sich anziehen, wieder an
  • zwei Welten, oder an zwei substantielle Elemente verteilt; die
  • _Bewegung_, wie sie in der Erfahrung ist, ist ihm hier ein Geschehen,
  • und das Gleichnamige und das Ungleiche _Prädikate_, deren Wesen ein
  • seiendes Substrat ist. Dasselbe, was ihm in sinnlicher Hülle
  • Gegenstand ist, ist es uns in seiner wesentlichen Gestalt, als reiner
  • Begriff. Dies Auffassen des Unterschieds, wie er _in Wahrheit_ ist,
  • oder das Auffassen der _Unendlichkeit_ als solcher, ist _für uns_,
  • oder _an sich_. Die Exposition ihres Begriffs gehört der
  • Wissenschaft an; das Bewußtsein aber, wie es ihn _unmittelbar_ hat,
  • tritt wieder als eigne Form oder neue Gestalt des Bewußtseins auf,
  • welche in dem vorhergehenden ihr Wesen nicht erkennt, sondern es für
  • etwas ganz anderes ansieht.--Indem ihm dieser Begriff der
  • Unendlichkeit Gegenstand ist, ist es also Bewußtsein des Unterschieds
  • als eines _unmittelbar_ ebensosehr Aufgehobenen; es ist _für sich
  • selbst_, es ist _Unterscheiden des Ununterschiedenen_, oder
  • _Selbstbewußtsein_. Ich _unterscheide mich von mir selbst_, und _es
  • ist darin unmittelbar für mich, daß dies Unterschiedene nicht
  • unterschieden ist_. Ich, das Gleichnamige, stoße mich von mir selbst
  • ab; aber dies Unterschiedne, Ungleichgesetzte ist unmittelbar, indem
  • es unterschieden ist, kein Unterschied für mich. Das Bewußtsein
  • eines Andern, eines Gegenstandes überhaupt, ist zwar selbst notwendig
  • _Selbstbewußtsein_, Reflektiertsein in sich, Bewußtsein seiner Selbst,
  • in seinem Anderssein. Der _notwendige Fortgang_ von den bisherigen
  • Gestalten des Bewußtseins, welchen ihr Wahres ein Ding, ein anderes
  • war als sie selbst, drückt eben dies aus, daß nicht allein das
  • Bewußtsein vom Dinge nur für ein Selbstbewußtsein möglich ist,
  • sondern daß dies allein die Wahrheit jener Gestalten ist. Aber für
  • uns nur ist diese Wahrheit vorhanden, noch nicht für das Bewußtsein.
  • Das Selbstbewußtsein aber ist erst _für sich_ geworden, noch nicht
  • _als Einheit_ mit dem Bewußtsein überhaupt.
  • Wir sehen, daß im Innern der Erscheinung der Verstand in Wahrheit
  • nicht etwas anders als die Erscheinung selbst, aber nicht wie sie als
  • Spiel der Kräfte ist, sondern dasselbe in seinen absolut-allgemeinen
  • Momenten und deren Bewegung, und in der Tat nur _sich selbst_ erfährt.
  • Erhoben über die Wahrnehmung stellt sich das Bewußtsein mit dem
  • Übersinnlichen durch die Mitte der Erscheinung zusammengeschlossen
  • dar, durch welche es in diesen Hintergrund schaut. Die beiden
  • Extreme, das eine, des reinen Innern, das andere, des in dies reine
  • Innre schauenden Innern, sind nun zusammengefallen, und wie sie als
  • Extreme, so ist auch die Mitte, als etwas anders als sie,
  • verschwunden. Dieser Vorhang ist also vor dem Innern weggezogen, und
  • das Schauen des Innern in das Innere vorhanden; das Schauen des
  • _ununterschiedenen_ Gleichnamigen, welches sich selbst abstößt, als
  • _unterschiedenes_ Innres setzt, aber _für welches_ ebenso unmittelbar
  • die _Ununterschiedenheit_ beider ist, _das Selbstbewußtsein_. Es
  • zeigt sich, daß hinter dem sogenannten Vorhange, welcher das Innre
  • verdecken soll, nichts zu sehen ist, wenn _wir_ nicht selbst
  • dahintergehen, ebensosehr damit gesehen werde, als daß etwas dahinter
  • sei, das gesehen werden kann. Aber es ergibt sich zugleich, daß
  • nicht ohne alle Umstände geradezu dahintergegangen werden könne; denn
  • dies Wissen, was die Wahrheit _der Vorstellung_ der Erscheinung und
  • ihres Innern ist, ist selbst nur Resultat einer umständlichen
  • Bewegung, wodurch die Weisen des Bewußtseins, Meinen, Wahrnehmen und
  • der Verstand verschwinden; und es wird sich ebenso ergeben, daß das
  • Erkennen dessen, _was das Bewußtsein weiß, indem es sich selbst weiß_,
  • noch weiterer Umstände bedarf, deren Auseinanderlegung das Folgende
  • ist.
  • IV. Die Wahrheitder Gewißheit seiner selbst
  • In den bisherigen Weisen der Gewißheit ist dem Bewußtsein das Wahre
  • etwas anderes als es selbst. Der Begriff dieses Wahren verschwindet
  • aber in der Erfahrung von ihm; wie der Gegenstand unmittelbar _an
  • sich_ war, das Seiende der sinnlichen Gewißheit, das konkrete Ding
  • der Wahrnehmung, die Kraft des Verstandes, so erweist er sich
  • vielmehr nicht in Wahrheit zu sein, sondern dies _An-sich_ ergibt
  • sich als eine Weise, wie er nur für ein Anderes ist; der Begriff von
  • ihm hebt sich an dem wirklichen Gegenstande auf, oder die erste
  • unmittelbare Vorstellung in der Erfahrung, und die Gewißheit ging in
  • der Wahrheit verloren. Nunmehr aber ist dies entstanden, was in
  • diesen frühern Verhältnissen nicht zustande kam, nämlich eine
  • Gewißheit, welche ihrer Wahrheit gleich ist, denn die Gewißheit ist
  • sich selbst ihr Gegenstand, und das Bewußtsein ist sich selbst das
  • Wahre. Es ist darin zwar auch ein Anderssein; das Bewußtsein
  • unterscheidet nämlich, aber ein solches, das für es zugleich ein
  • nicht Unterschiedenes ist. Nennen wir _Begriff_ die Bewegung des
  • Wissens, den _Gegenstand_ aber, das Wissen als ruhige Einheit, oder
  • als Ich, so sehen wir, daß nicht nur für uns, sondern für das Wissen
  • selbst der Gegenstand dem Begriffe entspricht.--Oder auf die andere
  • Weise, den _Begriff_ das genannt, was der Gegenstand _an sich_ ist,
  • den Gegenstand aber das, was er als _Gegenstand_, oder _für ein_
  • Anderes ist, so erhellt, daß das An-sich-sein und das
  • Für-ein-anderes-sein dasselbe ist; denn das _An-sich_ ist das
  • Bewußtsein; es ist aber ebenso dasjenige, _für welches ein_ anderes
  • (das _An-sich_) ist; und es ist für es, daß das An-sich des
  • Gegenstandes und das Sein desselben für ein Anderes dasselbe ist; Ich
  • ist der Inhalt der Beziehung und das Beziehen selbst; es ist es
  • selbst gegen ein Anderes, und greift zugleich über dies Andre über,
  • das für es ebenso nur es selbst ist.
  • Mit dem Selbstbewußtsein sind wir also nun in das einheimische Reich
  • der Wahrheit eingetreten. Es ist zu sehen, wie die Gestalt des
  • Selbstbewußtseins zunächst auftritt. Betrachten wir diese neue
  • Gestalt des Wissens, das Wissen von sich selbst, im Verhältnisse zu
  • dem Vorhergehenden, dem Wissen von einem Andern, so ist dies zwar
  • verschwunden; aber seine Momente haben sich zugleich ebenso
  • aufbewahrt; und der Verlust besteht darin, daß sie hier vorhanden
  • sind, wie sie an sich sind. Das _Sein_ der Meinung, die
  • _Einzelnheit_ und die ihr entgegengesetzte _Allgemeinheit_ der
  • Wahrnehmung, sowie _das leere Innere_ des Verstandes, sind nicht mehr
  • als Wesen, sondern als Momente des Selbstbewußtseins, das heißt als
  • Abstraktionen oder Unterschiede, welche _für_ das Bewußtsein selbst
  • zugleich nichtig, oder keine Unterschiede und rein verschwindende
  • Wesen sind. Es scheint also nur das Hauptmoment selbst
  • verlorengegangen zu sein, nämlich das _einfache selbstständige
  • Bestehen_ für das Bewußtsein. Aber in der Tat ist das
  • Selbstbewußtsein die Reflexion aus dem Sein der sinnlichen und
  • wahrgenommenen Welt, und wesentlich die Rückkehr aus dem _Anderssein_.
  • Es ist als Selbstbewußtsein Bewegung; aber indem es _nur sich
  • selbst als_ sich selbst von sich unterscheidet, so ist ihm der
  • Unterschied _unmittelbar_ als ein Anderssein _aufgehoben_; der
  • Unterschied _ist_ nicht, und _es_ nur die bewegungslose Tautologie
  • des: Ich bin Ich; indem ihm der Unterschied nicht auch die Gestalt
  • des _Seins_ hat, ist es nicht Selbstbewußtsein. Es ist hiemit für es
  • das Anderssein, _als ein Sein_, oder als _unterschiedenes Moment_;
  • aber es ist für es auch die Einheit seiner selbst mit diesem
  • Unterschiede, als _zweites unterschiedenes_ Moment. Mit jenem ersten
  • Momente ist das Selbstbewußtsein als _Bewußtsein_, und für es die
  • ganze Ausbreitung der sinnlichen Welt erhalten; aber zugleich nur als
  • auf das zweite Moment, die Einheit des Selbstbewußtseins mit sich
  • selbst, bezogen; und sie ist hiemit für es ein Bestehen, welches aber
  • nur _Erscheinung_, oder Unterschied ist, der _an sich_ kein Sein hat.
  • Dieser Gegensatz seiner Erscheinung und seiner Wahrheit hat aber nur
  • die Wahrheit, nämlich die Einheit des Selbstbewußtseins mit sich
  • selbst, zu seinem Wesen; diese muß ihm wesentlich werden; das heißt,
  • es ist _Begierde_ überhaupt. Das Bewußtsein hat als Selbstbewußtsein
  • nunmehr einen gedoppelten Gegenstand, den einen, den unmittelbaren,
  • den Gegenstand der sinnlichen Gewißheit, und des Wahrnehmens, der
  • aber _für es_ mit dem _Charakter des Negati_ven bezeichnet ist, und
  • den zweiten, nämlich _sich selbst_, welcher das wahre _Wesen_, und
  • zunächst nur erst im Gegensatze des ersten vorhanden ist. Das
  • Selbstbewußtsein stellt sich hierin als die Bewegung dar, worin
  • dieser Gegensatz aufgehoben, und ihm die Gleichheit seiner selbst mit
  • sich wird.
  • Der Gegenstand, welcher für das Selbstbewußtsein das Negative ist,
  • ist aber seinerseits _für uns_ oder _an sich_ ebenso in sich
  • zurückgegangen als das Bewußtsein andererseits. Er ist durch diese
  • Reflexion in sich _Leben_ geworden. Was das Selbstbewußtsein _als
  • seiend_ von sich unterscheidet, hat auch insofern, als es seiend
  • gesetzt ist, nicht bloß die Weise der sinnlichen Gewißheit und der
  • Wahrnehmung an ihm, sondern es ist in sich reflektiertes Sein, und
  • der Gegenstand der unmittelbaren Begierde ist ein _Lebendiges_. Denn
  • das _An-sich_, oder das _allgemeine_ Resultat des Verhältnisses des
  • Verstandes zu dem Innern der Dinge, ist das Unterscheiden des nicht
  • zu Unterscheidenden, oder die Einheit des Unterschiednen. Diese
  • Einheit aber ist ebensosehr, wie wir gesehen, ihr Abstoßen von sich
  • selbst, und dieser Begriff _entzweit_ sich in den Gegensatz des
  • Selbstbewußtseins und des Lebens; jenes die Einheit, _für welche_ die
  • unendliche Einheit der Unterschiede ist; dieses aber _ist_ nur diese
  • Einheit selbst, so daß sie nicht zugleich _für sich selbst_ ist. So
  • selbstständig also das Bewußtsein, ebenso selbstständig ist _an sich_
  • sein Gegenstand. Das Selbstbewußtsein, welches schlechthin _für
  • sich_ ist, und seinen Gegenstand unmittelbar mit dem Charakter des
  • Negativen bezeichnet, oder zunächst _Begierde_ ist, wird daher
  • vielmehr die Erfahrung der Selbständigkeit desselben machen.
  • Die Bestimmung des Lebens, wie sie sich aus dem Begriffe oder dem
  • allgemeinen Resultate ergibt, mit welchem wir in diese Sphäre
  • eintreten, ist hinreichend, es zu bezeichnen, ohne daß seine Natur
  • weiter daraus zu entwickeln wäre; ihr Kreis beschließt sich in
  • folgenden Momenten. Das _Wesen_ ist die Unendlichkeit als das
  • _Aufgehobensein_ aller Unterschiede, die reine achsendrehende
  • Bewegung, die Ruhe ihrer selbst als absolut unruhigen Unendlichkeit;
  • die _Selbstständigkeit_ selbst, in welcher die Unterschiede der
  • Bewegung aufgelöst sind; das einfache Wesen der Zeit, das in dieser
  • Sichselbstgleichheit die gediegene Gestalt des Raumes hat. Die
  • _Unterschiede_ sind aber an diesem _einfachen allgemeinen_ Medium
  • ebensosehr als _Unterschiede_; denn diese allgemeine Flüssigkeit hat
  • ihre negative Natur nur, indem sie ein _Aufheben derselben_ ist; aber
  • sie kann die unterschiednen nicht aufheben, wenn sie nicht ein
  • Bestehen haben. Eben diese Flüssigkeit ist als die sichselbstgleiche
  • Selbstständigkeit selbst das _Bestehen_, oder die _Substanz_
  • derselben, worin sie also als unterschiedene Glieder und
  • _fürsichseiende_ Teile sind. Das _Sein_ hat nicht mehr die Bedeutung
  • der _Abstraktion des Seins_, noch ihre reine Wesenheit, der
  • _Abstraktion_ der _Allgemeinheit_; sondern ihr Sein ist eben jene
  • einfache flüssige Substanz der reinen Bewegung in sich selbst. Der
  • _Unterschied_ dieser Glieder _gegeneinander_ aber _als_ Unterschied
  • besteht überhaupt in keiner anderer _Bestimmtheit_ als der
  • Bestimmtheit der Momente der Unendlichkeit oder der reinen Bewegung
  • selbst.
  • Die selbstständigen Glieder sind _für sich_; dieses _Für-sich-sein_
  • ist aber vielmehr ebenso _unmittelbar_ ihre Reflexion in die Einheit,
  • als diese Einheit die Entzweiung in die selbstständigen Gestalten ist.
  • Die Einheit ist entzweit, weil sie absolut negative oder unendliche
  • Einheit ist; und weil _sie_ das _Bestehen_ ist, so hat auch der
  • Unterschied Selbstständigkeit nur _an ihr_. Diese Selbständigkeit
  • der Gestalt erscheint als ein _Bestimmtes, für Anderes_, denn sie ist
  • ein Entzweites; und das _Aufheben_ der Entzweiung geschieht insofern
  • durch ein Anderes. Aber es ist ebensosehr an ihr selbst; denn eben
  • jene Flüssigkeit ist die Substanz der selbstständigen Gestalten;
  • diese Substanz aber ist unendlich; die Gestalt ist darum in ihrem
  • Bestehen selbst die Entzweiung, oder das Aufheben ihres
  • Für-sich-seins.
  • Unterscheiden wir die hierin enthaltenen Momente näher, so sehen wir,
  • daß wir zum _ersten_ Momente das _Bestehen der selbstständigen_
  • Gestalten, oder die Unterdrückung dessen haben, was das Unterscheiden
  • an sich ist, nämlich nicht an sich zu sein und kein Bestehen zu haben.
  • Das _zweite_ Moment aber ist die _Unterwerfung_ jenes Bestehens
  • unter die Unendlichkeit des Unterschiedes. Im ersten Momente ist die
  • bestehende Gestalt; als _fürsichseiend_, oder in ihrer Bestimmtheit
  • unendliche Substanz tritt sie gegen die _allgemeine_ Substanz auf,
  • verleugnet diese Flüssigkeit und Kontinuität mit ihr und behauptet
  • sich als nicht in diesem Allgemeinen aufgelöst, sondern vielmehr als
  • durch die Absonderung von dieser ihrer unorganischen Natur, und durch
  • das Aufzehren derselben sich erhaltend. Das Leben in dem allgemeinen
  • flüssigen Medium, ein _ruhiges_ Auseinanderlegen der Gestalten wird
  • eben dadurch zur Bewegung derselben, oder zum Leben als _Prozeß_.
  • Die einfache allgemeine Flüssigkeit ist das _An-sich_, und der
  • Unterschied der Gestalten das _Andere_. Aber diese Flüssigkeit wird
  • selbst durch diesen Unterschied _das Andere_; denn sie ist itzt _für
  • den Unterschied_, welcher an und für sich selbst, und daher die
  • unendliche Bewegung ist, von welcher jenes ruhige Medium aufgezehrt
  • wird, das Leben als _Lebendiges_.--Diese _Verkehrung_ aber ist darum
  • wieder die _Verkehrtheit an sich selbst_; was auf gezehrt wird, ist
  • das Wesen; die auf Kosten des Allgemeinen sich erhaltende, und das
  • Gefühl ihrer Einheit mit sich selbst sich gebende Individualität hebt
  • gerade damit _ihren Gegensatz des Andern, durch welchen sie für sich
  • ist_, auf; die _Einheit_ mit sich selbst, welche sie sich gibt, ist
  • gerade die _Flüssigkeit_ der Unterschiede, oder die _allgemeine
  • Auflösung_. Aber umgekehrt ist das Aufheben des individuellen
  • Bestehens ebenso das Erzeugen desselben. Denn da das _Wesen_ der
  • individuellen Gestalt, das allgemeine Leben, und das für sich Seiende
  • an sich einfache Substanz ist, so hebt es, indem es das _Andre_ in
  • sich setzt, diese seine _Einfachheit_, oder sein Wesen auf, d.h. es
  • entzweit sie, und dies Entzweien der unterschiedslosen Flüssigkeit
  • ist eben das Setzen der Individualität. Die einfache Substanz des
  • Lebens also ist die Entzweiung ihrer selbst in Gestalten, und
  • zugleich die Auflösung dieser bestehenden Unterschiede; und die
  • Auflösung der Entzweiung ist ebensosehr Entzweien oder ein Gliedern.
  • Es fallen damit die beiden Seiten der ganzen Bewegung, welche
  • unterschieden wurden, nämlich die in dem allgemeinen Medium der
  • Selbstständigkeit ruhig auseinandergelegte Gestaltung und der Prozeß
  • des Lebens ineinander; der letztere ist ebensosehr Gestaltung, als er
  • das Aufheben der Gestalt ist; und das erste, die Gestaltung, ist
  • ebensosehr ein Aufheben, als sie die Gliederung ist. Das flüssige
  • Element ist selbst nur die _Abstraktion_ des Wesens, oder es ist nur
  • als Gestalt _wirklich_; und daß es sich gliedert, ist wieder ein
  • Entzweien des Gegliederten, oder ein Auflösen desselben. Dieser
  • ganze Kreislauf macht das Leben aus, weder das, was zuerst
  • ausgesprochen wird, die unmittelbare Kontinuität und Gediegenheit
  • seines Wesens, noch die bestehende Gestalt und das für sich seiende
  • Diskrete, noch der reine Prozeß derselben, noch auch das einfache
  • Zusammenfassen dieser Momente, sondern das sich entwickelnde, und
  • seine Entwicklung auflösende und in dieser Bewegung sich einfach
  • erhaltende Ganze.
  • Indem von der ersten unmittelbaren Einheit ausgegangen, und durch die
  • Momente der Gestaltung und des Prozesses hindurch zur Einheit dieser
  • beiden Momente, und damit wieder zur ersten einfachen Substanz
  • zurückgekehrt wird, so ist diese _reflektierte Einheit_ eine andere
  • als die erste. Gegen jene _unmittelbare_, oder als ein _Sein_
  • ausgesprochene, ist diese zweite die _allgemeine_, welche alle diese
  • Momente als aufgehobne in ihr hat. Sie ist die _einfache Gattung_,
  • welche in der Bewegung des Lebens selbst nicht _für sich *als*_ dies
  • _Einfache existiert_; sondern in diesem _Resultate_ verweist das
  • Leben auf ein anderes, als es ist, nämlich auf das Bewußtsein, für
  • welches es als diese Einheit, oder als Gattung, ist.
  • Dies andere Leben aber, für welches die _Gattung_ als solche und
  • welches für sich selbst Gattung ist, das Selbstbewußtsein, ist sich
  • zunächst nur als dieses einfache Wesen, und hat sich als _reines Ich_
  • zum Gegenstande; in seiner Erfahrung, die nun zu betrachten ist, wird
  • sich ihm dieser abstrakte Gegenstand bereichern, und die Entfaltung
  • erhalten, welche wir an dem Leben gesehen haben.
  • Das einfache Ich ist diese Gattung oder das einfache Allgemeine, für
  • welches die Unterschiede keine sind, nur, indem es _negatives Wesen_
  • der gestalteten selbstständigen Momente ist; und das Selbstbewußtsein
  • hiemit seiner selbst nur gewiß, durch das Aufheben dieses andern, das
  • sich ihm als selbstständiges Leben darstellt; es ist _Begierde_. Der
  • Nichtigkeit dieses Andern gewiß, setzt es _für sich_ dieselbe als
  • seine Wahrheit, vernichtet den selbstständigen Gegenstand und gibt
  • sich dadurch die Gewißheit seiner selbst, als _wahre_ Gewißheit, als
  • solche, welche ihm selbst auf _gegenständliche Weise_ geworden ist.
  • In dieser Befriedigung aber macht es die Erfahrung von der
  • Selbstständigkeit seines Gegenstandes. Die Begierde und die in ihrer
  • Befriedigung erreichte Gewißheit seiner selbst ist bedingt durch ihn,
  • denn sie ist durch Aufheben dieses Andern; daß dies Aufheben sei, muß
  • dies Andere sein. Das Selbstbewußtsein vermag also durch seine
  • negative Beziehung ihn nicht aufzuheben; es erzeugt ihn darum
  • vielmehr wieder, so wie die Begierde. Es ist in der Tat ein anderes
  • als das Selbstbewußtsein, das Wesen der Begierde; und durch diese
  • Erfahrung ist ihm selbst diese Wahrheit geworden. Zugleich aber ist
  • es ebenso absolut für sich, und ist dies nur durch Aufheben des
  • Gegenstandes, und es muß ihm seine Befriedigung werden, denn es ist
  • die Wahrheit. Um der Selbstständigkeit des Gegenstandes willen kann
  • es daher zur Befriedigung nur gelangen, indem dieser selbst die
  • Negation an ihm vollzieht; und er muß diese Negation seiner selbst an
  • sich vollziehen, denn er ist _an sich_ das Negative, und muß für das
  • Andre sein, was er ist. Indem er die Negation an sich selbst ist,
  • und darin zugleich selbstständig ist, ist er Bewußtsein. An dem
  • Leben, welches der Gegenstand der Begierde ist, ist die _Negation_
  • entweder _an einem Andern_, nämlich an der Begierde, oder als
  • _Bestimmtheit_ gegen eine andere gleichgültige Gestalt, oder als
  • seine _unorganische allgemeine Natur_. Diese allgemeine
  • selbstständige Natur aber, an der die Negation als absolute ist, ist
  • die Gattung als solche, oder als _Selbstbewußtsein. Das
  • Selbstbewußtsein erreicht seine Befriedigung nur in einem andern
  • Selbstbewußtsein._
  • In diesen drei Momenten ist erst der Begriff des Selbstbewußtseins
  • vollendet; a) reines ununterschiedenes Ich ist sein erster
  • unmittelbarer Gegenstand. b) Diese Unmittelbarkeit ist aber selbst
  • absolute Vermittlung, sie ist nur als Aufheben des selbstständigen
  • Gegenstandes, oder sie ist Begierde. Die Befriedigung der Begierde
  • ist zwar die Reflexion des Selbstbewußtseins in sich selbst, oder die
  • zur Wahrheit gewordene Gewißheit. c) Aber die Wahrheit derselben ist
  • vielmehr die gedoppelte Reflexion, die Verdopplung des
  • Selbstbewußtseins. Es ist ein Gegenstand für das Bewußtsein, welcher
  • an sich selbst sein Anderssein oder den Unterschied als einen
  • nichtigen setzt, und darin selbstständig ist. Die unterschiedene nur
  • _lebendige_ Gestalt hebt wohl im Prozesse des Lebens selbst auch ihre
  • Selbstständigkeit auf, aber sie hört mit ihrem Unterschiede auf, zu
  • sein, was sie ist; der Gegenstand des Selbstbewußtseins ist aber
  • ebenso selbstständig in dieser Negativität seiner selbst; und damit
  • ist er für sich selbst Gattung, allgemeine Flüssigkeit in der
  • Eigenheit seiner Absonderung; er ist lebendiges Selbstbewußtsein.
  • Es ist ein _Selbstbewußtsein für ein Selbstbewußtsein_. Erst
  • hiedurch ist es in der Tat; denn erst hierin wird für es die Einheit
  • seiner selbst in seinem Anderssein; _Ich_, das der Gegenstand seines
  • Begriffs ist, ist in der Tat nicht _Gegenstand_; der Gegenstand der
  • Begierde aber ist nur _selbstständig_, denn er ist die allgemeine
  • unvertilgbare Substanz, das flüssige sichselbstgleiche Wesen. Indem
  • ein Selbstbewußtsein der Gegenstand ist, ist er ebensowohl ich wie
  • Gegenstand.--Hiemit ist schon der Begriff _des Geistes_ für uns
  • vorhanden. Was für das Bewußtsein weiter wird, ist die Erfahrung,
  • was der Geist ist, diese absolute Substanz, welche in der
  • vollkommenen Freiheit und Selbstständigkeit ihres Gegensatzes,
  • nämlich verschiedener für sich seiender Selbstbewußtsein, die Einheit
  • derselben ist; _Ich_, das _Wir_, und _Wir_, das _Ich_ ist. Das
  • Bewußtsein hat erst in dem Selbstbewußtsein, als dem Begriffe des
  • Geistes, seinen Wendungspunkt, auf dem es aus dem farbigten Scheine
  • des sinnlichen Diesseits, und aus der leeren Nacht des übersinnlichen
  • Jenseits in den geistigen Tag der Gegenwart einschreitet.
  • A. Selbstständigkeit und Unselbstständigkeitdes Selbstbewußtseins;
  • Herrschaft und Knechtschaft
  • Das Selbstbewußtsein ist _an_ und _für sich_, indem, und dadurch, daß
  • es für ein Anderes an und für sich ist; d.h. es ist nur als ein
  • Anerkanntes. Der Begriff dieser seiner Einheit in seiner Verdopplung,
  • der sich im Selbstbewußtsein realisierenden Unendlichkeit, ist eine
  • vielseitige und vieldeutige Verschränkung, so daß die Momente
  • derselben teils genau auseinandergehalten, teils in dieser
  • Unterscheidung zugleich auch als nicht unterschieden, oder immer in
  • ihrer entgegengesetzten Bedeutung genommen und erkannt werden müssen.
  • Die Doppelsinnigkeit des Unterschiedenen liegt in dem Wesen des
  • Selbstbewußtseins, unendlich, oder unmittelbar das Gegenteil der
  • Bestimmtheit, in der es gesetzt ist, zu sein. Die Auseinanderlegung
  • des Begriffs dieser geistigen Einheit in ihrer Verdopplung stellt uns
  • die Bewegung des _Anerkennens_ dar.
  • Es ist für das Selbstbewußtsein ein anderes Selbstbewußtsein; es ist
  • _außer sich_ gekommen. Dies hat die gedoppelte Bedeutung, _erstlich_,
  • es hat sich selbst verloren, denn es findet sich als ein _anderes_
  • Wesen; _zweitens_, es hat damit das Andere aufgehoben, denn es sieht
  • auch nicht das Andere als Wesen, sondern _sich selbst_ im Andern.
  • Es muß dies _sein Anderssein_ aufheben; dies ist das Aufheben des
  • ersten Doppelsinnes, und darum selbst ein zweiter Doppelsinn;
  • _erstlich_, es muß darauf gehen, das _andere_ selbstständige Wesen
  • aufzuheben, um dadurch _seiner_ als des Wesens gewiß zu werden;
  • _zweitens_ geht es hiemit darauf, _sich selbst_ aufzuheben, denn dies
  • Andere ist es selbst.
  • Dies doppelsinnige Aufheben seines doppelsinnigen Andersseins ist
  • ebenso eine doppelsinnige Rückkehr _in sich selbst_; denn _erstlich_
  • erhält es durch das Aufheben sich selbst zurück; denn es wird sich
  • wieder gleich durch das Aufheben _seines_ Andersseins; _zweitens_
  • aber gibt es das andere Selbstbewußtsein ihm wieder ebenso zurück,
  • denn es war sich im Andern, es hebt dies _sein_ Sein im Andern auf,
  • entläßt also das andere wieder frei.
  • Diese Bewegung des Selbstbewußtseins in der Beziehung auf ein anderes
  • Selbstbewußtsein ist aber auf diese Weise vorgestellt worden, als
  • _das Tun des Einen_; aber dieses Tun des Einen hat selbst die
  • gedoppelte Bedeutung, ebensowohl _sein Tun_ als _das Tun des Andern_
  • zu sein; denn das Andere ist ebenso selbstständig, in sich
  • beschlossen, und es ist nichts in ihm, was nicht durch es selbst ist.
  • Das erste hat den Gegenstand nicht vor sich, wie er nur für die
  • Begierde zunächst ist, sondern einen für sich seienden
  • selbstständigen, über welchen es darum nichts für sich vermag, wenn
  • er nicht an sich selbst dies tut, was es an ihm tut. Die Bewegung
  • ist also schlechthin die gedoppelte beider Selbstbewußtsein. Jedes
  • sieht _das Andre_ dasselbe tun, was _es_ tut; jedes tut Selbst, was
  • es an das Andre fodert; und tut darum, was es tut, auch _nur_
  • insofern, als das Andre dasselbe tut; das einseitige Tun wäre unnütz;
  • weil, was geschehen soll, nur durch beide zustande kommen kann.
  • Das Tun ist also nicht nur insofern doppelsinnig, als es ein Tun
  • ebensowohl _gegen sich_ als _gegen das Andre_, sondern auch insofern,
  • als es ungetrennt ebensowohl _das Tun des Einen_ als _des Andern_ ist.
  • In dieser Bewegung sehen wir sich den Prozeß wiederholen, der sich
  • als Spiel der Kräfte darstellte, aber im Bewußtsein. Was in jenem
  • für uns war, ist hier für die Extreme selbst. Die Mitte ist das
  • Selbstbewußtsein, welches sich in die Extreme zersetzt, und jedes
  • Extrem ist diese Austauschung seiner Bestimmtheit, und absoluter
  • Übergang in das entgegengesetzte. Als Bewußtsein aber kommt es wohl
  • _außer sich_, jedoch ist es in seinem Außer-sich-sein zugleich in
  • sich zurückgehalten, _für sich_, und sein Außer-sich ist _für es_.
  • Es ist für es, daß es unmittelbar anderes Bewußtsein _ist_, und
  • _nicht ist_; und ebenso, daß dies Andere nur für sich ist, indem es
  • sich als für sich Seiendes aufhebt, und nur im Für-sich-sein des
  • Andern für sich ist. Jedes ist dem andern die Mitte, durch welche
  • jedes sich mit sich selbst vermittelt und zusammenschließt, und jedes
  • sich und dem Andern unmittelbares für sich seiendes Wesen, welches
  • zugleich nur durch diese Vermittlung so für sich ist. Sie
  • _anerkennen_ sich als _gegenseitig sich anerkennend_.
  • Dieser reine Begriff des Anerkennens, der Verdopplung des
  • Selbstbewußtseins in seiner Einheit, ist nun zu betrachten, wie sein
  • Prozeß für das Selbstbewußtsein erscheint. Er wird zuerst die Seite
  • der _Ungleichheit_ beider darstellen, oder das Heraustreten der Mitte
  • in die Extreme, welche als Extreme sich entgegengesetzt, und das eine
  • nur Anerkanntes, der andre nur Anerkennendes ist.
  • Das Selbstbewußtsein ist zunächst einfaches Für-sich-sein,
  • sichselbstgleich durch das Ausschließen alles _andern aus sich_; sein
  • Wesen und absoluter Gegenstand ist ihm _Ich_; und es ist in dieser
  • _Unmittelbarkeit_, oder in diesem _Sein_ seines Für-sich-seins,
  • _Einzelnes_. Was Anderes für es ist, ist als unwesentlicher, mit dem
  • Charakter des Negativen bezeichneter Gegenstand. Aber das Andre ist
  • auch ein Selbstbewußtsein; es tritt ein Individuum einem Individuum
  • gegenüber auf. So _unmittelbar_ auftretend sind sie füreinander in
  • der Weise gemeiner Gegenstände; _selbstständige_ Gestalten, in das
  • _Sein_ des _Lebens_--denn als Leben hat sich hier der seiende
  • Gegenstand bestimmt--versenkte Bewußtsein, welche _füreinander_ die
  • Bewegung der absoluten Abstraktion, alles unmittelbare Sein zu
  • vertilgen, und nur das rein negative Sein des sichselbstgleichen
  • Bewußtseins zu sein, noch nicht vollbracht, oder sich einander noch
  • nicht als reines _Für-sich-sein_, das heißt als _Selbst_bewußtsein
  • dargestellt haben. Jedes ist wohl seiner selbst gewiß, aber nicht
  • des Andern, und darum hat seine eigne Gewißheit von sich noch keine
  • Wahrheit; denn seine Wahrheit wäre nur, daß sein eignes Für-sich-sein
  • sich ihm als selbstständiger Gegenstand, oder, was dasselbe ist, der
  • Gegenstand sich als diese reine Gewißheit seiner selbst dargestellt
  • hätte. Dies aber ist nach dem Begriffe des Anerkennens nicht möglich,
  • als daß wie der Andere für ihn, so er für den Andern, jeder an sich
  • selbst durch sein eigenes Tun, und wieder durch das Tun des andern,
  • diese reine Abstraktion des Für-sich-seins vollbringt.
  • Die _Darstellung_ seiner aber als der reinen Abstraktion des
  • Selbstbewußtseins besteht darin, sich als reine Negation seiner
  • gegenständlichen Weise zu zeigen, oder es zu zeigen, an kein
  • bestimmtes _Dasein_ geknüpft, an die allgemeine Einzelnheit des
  • Daseins überhaupt nicht, nicht an das Leben geknüpft zu sein. Diese
  • Darstellung ist das _gedoppelte_ Tun; Tun des Andern, und Tun durch
  • sich selbst. Insofern es Tun _des Andern_ ist, geht also jeder auf
  • den Tod des Andern. Darin aber ist auch das zweite, _das Tun durch
  • sich selbst_, vorhanden; denn jenes schließt das Daransetzen des
  • eignen Lebens in sich. Das Verhältnis beider Selbstbewußtsein ist
  • also so bestimmt, daß sie sich selbst und einander durch den Kampf
  • auf Leben und Tod _bewähren_.--Sie müssen in diesen Kampf gehen, denn
  • sie müssen die Gewißheit ihrer selbst, _für sich zu sein_, zur
  • Wahrheit an dem Andern und an ihnen selbst erheben. Und es ist
  • allein das Daransetzen des Lebens, wodurch die Freiheit, wodurch es
  • bewährt wird, daß dem Selbstbewußtsein nicht das _Sein_, nicht die
  • _unmittelbare_ Weise, wie es auftritt, nicht sein Versenktsein in die
  • Ausbreitung des Lebens--das Wesen, sondern daß an ihm nichts
  • vorhanden, was für es nicht verschwindendes Moment wäre, daß es nur
  • reines _Für-sich-sein_ ist. Das Individuum, welches das Leben nicht
  • gewagt hat, kann wohl als _Person_ anerkannt werden; aber es hat die
  • Wahrheit dieses Anerkanntseins als eines selbstständigen
  • Selbstbewußtseins nicht erreicht. Ebenso muß jedes auf den Tod des
  • andern gehen, wie es sein Leben daransetzt; denn das Andre gilt ihm
  • nicht mehr als es selbst; sein Wesen stellt sich ihm als ein Andres
  • dar, es ist außer sich; es muß sein Außersichsein aufheben; das Andre
  • ist mannigfaltig befangenes und seiendes Bewußtsein; es muß sein
  • Anderssein als reines Für-sich-sein oder als absolute Negation
  • anschauen.
  • Diese Bewährung aber durch den Tod hebt ebenso die Wahrheit, welche
  • daraus hervorgehen sollte, als damit auch die Gewißheit seiner selbst
  • überhaupt auf; denn wie das Leben die _natürliche_ Position des
  • Bewußtseins, die Selbstständigkeit ohne die absolute Negativität, ist,
  • so ist er die _natürliche_ Negation desselben, die Negation ohne die
  • Selbstständigkeit, welche also ohne die geforderte Bedeutung des
  • Anerkennens bleibt. Durch den Tod ist zwar die Gewißheit geworden,
  • daß beide ihr Leben wagten, und es an ihnen und an dem Andern
  • verachteten; aber nicht für die, welche diesen Kampf bestanden. Sie
  • heben ihr in dieser fremden Wesenheit, welches das natürliche Dasein
  • ist, gesetztes Bewußtsein, oder sie heben sich, und werden als die
  • für sich sein wollenden _Extreme_ aufgehoben. Es verschwindet aber
  • damit aus dem Spiele des Wechsels das wesentliche Moment, sich in
  • Extreme entgegengesetzter Bestimmtheiten zu zersetzen; und die Mitte
  • fällt in eine tote Einheit zusammen, welche in tote, bloß seiende,
  • nicht entgegengesetzte Extreme zersetzt ist; und die beiden geben und
  • empfangen sich nicht gegenseitig voneinander durch das Bewußtsein
  • zurück, sondern lassen einander nur gleichgültig, als Dinge, frei.
  • Ihre Tat ist die abstrakte Negation, nicht die Negation des
  • Bewußtseins, welches _so aufhebt_, daß es das Aufgehobene
  • _aufbewahrt_ und _erhält_, und hiemit sein Aufgehobenwerden überlebt.
  • In dieser Erfahrung wird es dem Selbstbewußtsein, daß ihm das Leben
  • so wesentlich als das reine Selbstbewußtsein ist. Im unmittelbaren
  • Selbstbewußtsein ist das einfache Ich der absolute Gegenstand,
  • welcher aber für uns oder an sich die absolute Vermittlung ist, und
  • die bestehende Selbstständigkeit zum wesentlichen Momente hat. Die
  • Auflösung jener einfachen Einheit ist das Resultat der ersten
  • Erfahrung; es ist durch sie ein reines Selbstbewußtsein, und ein
  • Bewußtsein gesetzt, welches nicht rein für sich, sondern für ein
  • Anderes, das heißt, als _seiendes_ Bewußtsein oder Bewußtsein in der
  • Gestalt der _Dingheit_ ist. Beide Momente sind wesentlich;--da sie
  • zunächst ungleich und entgegengesetzt sind, und ihre Reflexion in die
  • Einheit sich noch nicht ergeben hat, so sind sie als zwei
  • entgegengesetzte Gestalten des Bewußtseins; die eine das
  • selbstständige, welchem das Für-sich-sein, die andere das
  • unselbstständige, dem das Leben oder das Sein für ein Anderes das
  • Wesen ist; jenes ist der _Herr_, dies der _Knecht_.
  • Der Herr ist das _für sich_ seiende Bewußtsein, aber nicht mehr nur
  • der Begriff desselben, sondern für sich seiendes Bewußtsein, welches
  • durch ein _anderes_ Bewußtsein mit sich vermittelt ist, nämlich durch
  • ein solches, zu dessen Wesen es gehört, daß es mit selbstständigem
  • _Sein_ oder der Dingheit überhaupt synthesiert ist. Der Herr bezieht
  • sich auf diese beiden Momente, auf ein _Ding_, als solches, den
  • Gegenstand der Begierde, und auf das Bewußtsein, dem die Dingheit das
  • Wesentliche ist; und, indem er a) als Begriff des Selbstbewußtseins
  • unmittelbare Beziehung des _Für-sich-seins_ ist, aber b) nunmehr
  • zugleich als Vermittlung, oder als ein Für-sich-sein, welches nur
  • durch ein Anderes für sich ist, so bezieht er sich a) unmittelbar auf
  • beide, und b) mittelbar auf jedes durch das andere. Der Herr bezieht
  • sich _auf den Knecht mittelbar durch das selbstständige Sein_; denn
  • eben hieran ist der Knecht gehalten; es ist seine Kette, von der er
  • im Kampfe nicht abstrahieren konnte, und darum sich als
  • unselbstständig, seine Selbstständigkeit in der Dingheit zu haben,
  • erwies. Der Herr aber ist die Macht über dies Sein, denn er erwies
  • im Kampfe, daß es ihm nur als ein Negatives gilt; indem er die Macht
  • darüber, dies Sein aber die Macht über den Andern ist, so hat er in
  • diesem Schlusse diesen andern unter sich. Ebenso bezieht sich der
  • Herr _mittelbar durch den Knecht auf das Ding_; der Knecht bezieht
  • sich, als Selbstbewußtsein überhaupt, auf das Ding auch negativ und
  • hebt es auf; aber es ist zugleich selbstständig für ihn, und er kann
  • darum durch sein Negieren nicht bis zur Vernichtung mit ihm fertig
  • werden, oder er _bearbeitet_ es nur. Dem Herrn dagegen _wird_ durch
  • diese Vermittlung die _unmittelbare_ Beziehung als die reine Negation
  • desselben, oder der _Genuß_; was der Begierde nicht gelang, gelingt
  • ihm, damit fertig zu werden, und im Genusse sich zu befriedigen. Der
  • Begierde gelang dies nicht wegen der Selbstständigkeit des Dinges;
  • der Herr aber, der den Knecht zwischen es und sich eingeschoben,
  • schließt sich dadurch nur mit der Unselbstständigkeit des Dinges
  • zusammen, und genießt es rein; die Seite der Selbstständigkeit aber
  • überläßt er dem Knechte, der es bearbeitet.
  • In diesen beiden Momenten wird für den Herrn sein Anerkanntsein durch
  • ein anderes Bewußtsein; denn dieses setzt sich in ihnen als
  • Unwesentliches, einmal in der Bearbeitung des Dings, das anderemal in
  • der Abhängigkeit von einem bestimmten Dasein; in beiden kann es nicht
  • über das Sein Meister werden und zur absoluten Negation gelangen. Es
  • ist also hierin dies Moment des Anerkennens vorhanden, daß das andere
  • Bewußtsein sich als Für-sich-sein aufhebt, und hiemit selbst das tut,
  • was das erste gegen es tut. Ebenso das andere Moment, daß dies Tun
  • des zweiten das eigne Tun des ersten ist; denn, was der Knecht tut,
  • ist eigentlich Tun des Herrn; diesem ist nur das Für-sich-sein, das
  • Wesen; er ist die reine negative Macht, der das Ding nichts ist, und
  • also das reine wesentliche Tun in diesem Verhältnisse; der Knecht
  • aber ein nicht reines, sondern unwesentliches Tun. Aber zum
  • eigentlichen Anerkennen fehlt das Moment, daß, was der Herr gegen den
  • Andern tut, er auch gegen sich selbst, und was der Knecht gegen sich,
  • er auch gegen den Andern tue. Es ist dadurch ein einseitiges und
  • ungleiches Anerkennen entstanden.
  • Das unwesentliche Bewußtsein ist hierin für den Herrn der Gegenstand,
  • welcher die _Wahrheit_ der Gewißheit seiner selbst ausmacht. Aber es
  • erhellt, daß dieser Gegenstand seinem Begriffe nicht entspricht,
  • sondern daß darin, worin der Herr sich vollbracht hat, ihm vielmehr
  • ganz etwas anderes geworden als ein selbstständiges Bewußtsein.
  • Nicht ein solches ist für ihn, sondern vielmehr ein unselbstständiges;
  • er also nicht _des Für-sich-seins_, als der Wahrheit gewiß, sondern
  • seine Wahrheit ist vielmehr das unwesentliche Bewußtsein, und das
  • unwesentliche Tun desselben.
  • Die _Wahrheit_ des selbstständigen Bewußtseins ist demnach das
  • _knechtische Bewußtsein_. Dieses erscheint zwar zunächst _außer_
  • sich und nicht als die Wahrheit des Selbstbewußtsein. Aber wie die
  • Herrschaft zeigte, daß ihr Wesen das Verkehrte dessen ist, was sie
  • sein will, so wird auch wohl die Knechtschaft vielmehr in ihrer
  • Vollbringung zum Gegenteile dessen werden, was sie unmittelbar ist;
  • sie wird als in sich _zurückgedrängtes_ Bewußtsein in sich gehen, und
  • zur wahren Selbstständigkeit sich umkehren.
  • Wir sahen nur, was die Knechtschaft im Verhältnisse der Herrschaft
  • ist. Aber sie ist Selbstbewußtsein, und was sie hienach an und für
  • sich selbst ist, ist nun zu betrachten. Zunächst ist für die
  • Knechtschaft der Herr das Wesen; also das _selbstständige für sich
  • seiende Bewußtsein_ ist ihr _die Wahrheit_, die jedoch _*für sie*_
  • noch nicht _an ihr_ ist. Allein sie hat diese Wahrheit der reinen
  • Negativität und des _Für-sich-seins in der Tat an ihr selbst_; denn
  • sie hat dieses Wesen an ihr _erfahren_. Dies Bewußtsein hat nämlich
  • nicht um dieses oder jenes, noch für diesen oder jenen Augenblick
  • Angst gehabt, sondern um sein ganzes Wesen; denn es hat die Furcht
  • des Todes, des absoluten Herrn, empfunden. Es ist darin innerlich
  • aufgelöst worden, hat durchaus in sich selbst erzittert, und alles
  • Fixe hat in ihm gebebt. Diese reine allgemeine Bewegung, das
  • absolute Flüssigwerden alles Bestehens ist aber das einfache Wesen
  • des Selbstbewußtseins, die absolute Negativität, _das reine
  • Für-sich-sein_, das hiemit an diesem Bewußtsein ist. Dies Moment des
  • reinen Für-sich-sein ist auch _für es_, denn im Herrn ist es ihm sein
  • _Gegenstand_. Es ist ferner nicht nur diese allgemeine Auflösung
  • _überhaupt_, sondern im Dienen vollbringt es sie _wirklich_; es hebt
  • darin in allen _einzelnen_ Momenten seine Anhänglichkeit an
  • natürliches Dasein auf, und arbeitet dasselbe hinweg.
  • Das Gefühl der absoluten Macht aber überhaupt, und im einzelnen des
  • Dienstes ist nur die Auflösung _an sich_, und obzwar die Furcht des
  • Herrn der Anfang der Weisheit ist, so ist das Bewußtsein darin _für
  • es selbst_, nicht das _Für-sich-sein_. Durch die Arbeit kömmt es
  • aber zu sich selbst. In dem Momente, welches der Begierde im
  • Bewußtsein des Herrn entspricht, schien dem dienenden Bewußtsein zwar
  • die Seite der unwesentlichen Beziehung auf das Ding zugefallen zu
  • sein, indem das Ding darin seine Selbstständigkeit behält. Die
  • Begierde hat sich das reine Negieren des Gegenstandes, und dadurch
  • das unvermischte Selbstgefühl vorbehalten. Diese Befriedigung ist
  • aber deswegen selbst nur ein Verschwinden, denn es fehlt ihr die
  • _gegenständliche_ Seite oder das _Bestehen_. Die Arbeit hingegen ist
  • _gehemmte_ Begierde, _aufgehaltenes_ Verschwinden, oder sie _bildet_.
  • Die negative Beziehung auf den Gegenstand wird zur _Form_ desselben,
  • und zu einem _bleibenden_; weil eben dem arbeitenden der Gegenstand
  • Selbstständigkeit hat. Diese _negative_ Mitte oder das formierende
  • _Tun_ ist zugleich _die Einzelnheit_ oder das reine Für-sich-sein des
  • Bewußtseins, welches nun in der Arbeit außer es in das Element des
  • Bleibens tritt; das arbeitende Bewußtsein kommt also hiedurch zur
  • Anschauung des selbstständigen Seins, _als seiner selbst_.
  • Das Formieren hat aber nicht nur diese positive Bedeutung, daß das
  • dienende Bewußtsein sich darin als reines _Für-sich-sein_ zum
  • _Seienden_ wird; sondern auch die negative, gegen sein erstes Moment,
  • die Furcht. Denn in dem Bilden des Dinges wird ihm die eigne
  • Negativität, sein Für-sich-sein, nur dadurch zum Gegenstande, daß es
  • die entgegengesetzte seiende _Form_ aufhebt. Aber dies
  • gegenständliche _Negative_ ist gerade das fremde Wesen, vor welchem
  • es gezittert hat. Nun aber zerstört es dies fremde Negative, setzt
  • _sich_ als ein solches in das Element des Bleibens; und wird hiedurch
  • _für sich selbst_, ein _für sich Seiendes_. Im Herrn ist ihm das
  • Für-sich-sein _ein Anderes_ oder nur _für es_; in der Furcht ist das
  • Für-sich-sein _an ihm selbst_; in dem Bilden wird das Für-sich-sein
  • als _sein eignes_ für es, und es kömmt zum Bewußtsein, daß es selbst
  • an und für sich ist. Die Form wird dadurch, daß sie _hinausgesetzt_
  • wird, ihm nicht ein Anderes als es; denn eben sie ist sein reines
  • Für-sich-sein, das ihm darin zur Wahrheit wird. Es wird also durch
  • dies Wiederfinden seiner durch sich selbst _eigner Sinn_, gerade in
  • der Arbeit, worin es nur _fremder Sinn_ zu sein schien.--Es sind zu
  • dieser Reflexion die beiden Momente der Furcht und des Dienstes
  • überhaupt, sowie des Bildens notwendig, und zugleich beide auf eine
  • allgemeine Weise. Ohne die Zucht des Dienstes und Gehorsams bleibt
  • die Furcht beim Formellen stehen, und verbreitet sich nicht über die
  • bewußte Wirklichkeit des Daseins. Ohne das Bilden bleibt die Furcht
  • innerlich und stumm, und das Bewußtsein wird nicht für es selbst.
  • Formiert das Bewußtsein ohne die erste absolute Furcht, so ist es nur
  • ein eitler eigner Sinn; denn seine Form oder Negativität ist nicht
  • die Negativität _an sich_; und sein Formieren kann ihm daher nicht
  • das Bewußtsein seiner als des Wesens geben. Hat es nicht die
  • absolute Furcht, sondern nur einige Angst ausgestanden, so ist das
  • negative Wesen ihm ein äußerliches geblieben, seine Substanz ist von
  • ihm nicht durch und durch angesteckt. Indem nicht alle Erfüllungen
  • seines natürlichen Bewußtseins wankend geworden, gehört es _an sich_
  • noch bestimmtem Sein an; der eigne Sinn ist _Eigensinn_, eine
  • Freiheit, welche noch innerhalb der Knechtschaft stehenbleibt. So
  • wenig ihm die reine Form zum Wesen werden kann, so wenig ist sie, als
  • Ausbreitung über das Einzelne betrachtet, allgemeines Bilden,
  • absoluter Begriff, sondern eine Geschicklichkeit, welche nur über
  • einiges, nicht über die allgemeine Macht und das ganze
  • gegenständliche Wesen mächtig ist.
  • B. Freiheit des Selbstbewußtseins;Stoizismus, Skeptizismusund das
  • unglückliche Bewußtsein
  • Dem selbstständigen Selbstbewußtsein ist einesteils nur die reine
  • Abstraktion _des Ich_ sein Wesen, und andernteils, indem sie sich
  • ausbildet und sich Unterschiede gibt, wird dies Unterscheiden ihm
  • nicht zum gegenständlichen _ansich_seienden Wesen; dies
  • Selbstbewußtsein wird also nicht ein in seiner Einfachheit sich
  • wahrhaft unterscheidendes, oder in dieser absoluten Unterscheidung
  • sich gleichbleibendes Ich. Das in sich zurückgedrängte Bewußtsein
  • hingegen wird sich im Formieren als Form der gebildeten Dinge zum
  • Gegenstande, und an dem Herrn schaut es das Für-sich-sein zugleich
  • als Bewußtsein an. Aber dem dienenden Bewußtsein als solchem fallen
  • diese beiden Momente--_seiner selbst_ als selbstständigen
  • Gegenstandes, und dieses Gegenstandes als eines Bewußtseins, und
  • hiemit seines eigenen Wesens--auseinander. Indem aber _für uns_ oder
  • _an sich_ die _Form_ und das _Für-sich-sein_ dasselbe ist, und im
  • Begriffe des selbstständigen Bewußtseins das _An-sich_-sein das
  • Bewußtsein ist, so ist die Seite des _An-sich_-seins oder der
  • _Dingheit_, welche die Form in der Arbeit erhielt, keine andere
  • Substanz als das Bewußtsein, und es ist uns eine neue Gestalt des
  • Selbstbewußtseins geworden; ein Bewußtsein, welches sich als die
  • Unendlichkeit, oder reine Bewegung des Bewußtseins das Wesen ist;
  • welches _denkt_, oder freies Selbstbewußtsein ist. Denn nicht als
  • _abstraktes Ich_, sondern als Ich, welches zugleich die Bedeutung des
  • _An-sich_-seins hat, sich Gegenstand sein, oder zum gegenständlichen
  • Wesen sich so verhalten, daß es die Bedeutung des _Für-sich-seins_
  • des Bewußtseins hat, für welches es ist, heißt _denken_.--Dem
  • _Denken_ bewegt sich der Gegenstand nicht in Vorstellungen oder
  • Gestalten, sondern in _Begriffen_, das heißt in einem unterschiednen
  • An-sich-sein, welches unmittelbar für das Bewußtsein kein
  • unterschiednes von ihm ist. Das _Vorgestellte, Gestaltete, Seiende_,
  • als solches, hat die Form, etwas anders zu sein als das Bewußtsein;
  • ein Begriff aber ist zugleich ein _Seiendes_--und dieser Unterschied,
  • insofern er an ihm selbst ist, ist sein bestimmter Inhalt--, aber
  • darin, daß dieser Inhalt ein begriffener zugleich ist, bleibt es sich
  • seiner Einheit mit diesem bestimmten und unterschiedenen Seienden
  • _unmittelbar_ bewußt; nicht wie bei der Vorstellung, worin es erst
  • noch besonders sich zu erinnern hat, daß dies _seine_ Vorstellung sei;
  • sondern der Begriff ist mir unmittelbar _mein_ Begriff. Im Denken
  • _bin_ Ich _frei_, weil ich nicht in einem Andern bin, sondern
  • schlechthin bei mir selbst bleibe, und der Gegenstand, der mir das
  • Wesen ist, in ungetrennter Einheit mein Für-mich-sein ist; und meine
  • Bewegung in Begriffen ist eine Bewegung in mir selbst.--Es ist aber
  • in dieser Bestimmung dieser Gestalt des Selbstbewußtseins wesentlich
  • dies festzuhalten, daß sie _denkendes_ Bewußtsein _überhaupt_ oder
  • ihr Gegenstand, _unmittelbare_ Einheit des _An-sich-seins_ und des
  • _Für-sich-seins_ ist. Das sich gleichnamige Bewußtsein, das sich von
  • sich selbst abstößt, wird sich _ansichseiendes Element_; aber es ist
  • sich dies Element nur erst als allgemeines Wesen überhaupt, nicht als
  • dies gegenständliche Wesen in der Entwicklung und Bewegung seines
  • mannigfaltigen Seins.
  • Diese Freiheit des Selbstbewußtseins hat bekanntlich, indem sie als
  • ihrer bewußte Erscheinung in der Geschichte des Geistes aufgetreten
  • ist, _Stoizismus_ geheißen. Sein Prinzip ist, daß das Bewußtsein
  • denkendes Wesen, und etwas nur Wesenheit für dasselbe hat, oder wahr
  • und gut für es ist, als das Bewußtsein sich darin als denkendes Wesen
  • verhält.
  • Die vielfache sich in sich unterscheidende Ausbreitung, Vereinzelung
  • und Verwicklung des Lebens ist der Gegenstand, gegen welchen die
  • Begierde und die Arbeit tätig ist. Dies vielfache Tun hat sich nun
  • in die einfache Unterscheidung zusammengezogen, welche in der reinen
  • Bewegung des Denkens ist. Nicht der Unterschied, welcher sich als
  • _bestimmtes Ding_, oder als _Bewußtsein eines bestimmten natürlichen
  • Daseins_, als ein Gefühl, oder als _Begierde_ und _Zweck für
  • dieselbe_, ob er durch das _eigene_ oder durch _ein fremdes
  • Bewußtsein_ gesetzt sei, hat mehr Wesenheit, sondern allein der
  • Unterschied, der ein _gedachter_, oder unmittelbar nicht von Mir
  • unterschieden ist. Dies Bewußtsein ist somit negativ gegen das
  • Verhältnis der Herrschaft und Knechtschaft; sein Tun ist, in der
  • Herrschaft nicht seine Wahrheit an dem Knechte zu haben, noch als
  • Knecht seine Wahrheit an dem Willen des Herrn und an seinem Dienen,
  • sondern wie auf dem Throne so in den Fesseln, in aller Abhängigkeit
  • seines einzelnen Daseins frei zu sein, und die Leblosigkeit sich zu
  • erhalten, welche sich beständig aus der Bewegung des Daseins, aus dem
  • Wirken wie aus dem Leiden, in _die einfache Wesenheit des Gedankens
  • zurückzieht_. Der Eigensinn ist die Freiheit, die an eine
  • Einzelnheit sich befestigt und _innerhalb_ der Knechtschaft steht,
  • der Stoizismus aber die Freiheit, welche unmittelbar immer aus ihr
  • her, und in die _reine Allgemeinheit_ des Gedankens zurückkömmt; als
  • allgemeine Form des Weltgeistes nur in der Zeit einer allgemeinen
  • Furcht und Knechtschaft, aber auch einer allgemeinen Bildung
  • auftreten konnte, welche das Bilden bis zum Denken gesteigert hatte.
  • Ob nun zwar diesem Selbstbewußtsein weder ein Anderes als es, noch
  • die reine Abstraktion des Ich das Wesen ist, sondern Ich, welches das
  • Anderssein, aber als gedachten Unterschied an ihm hat, so daß es in
  • seinem Anderssein unmittelbar in sich zurückgekehrt ist; so ist dies
  • sein Wesen zugleich nur ein _abstraktes_ Wesen. Die Freiheit des
  • Selbstbewußtseins ist _gleichgültig_ gegen das natürliche Dasein, hat
  • darum _dieses ebenso frei entlassen_, und die _Reflexion_ ist eine
  • _gedoppelte_. Die Freiheit im Gedanken hat nur _den reinen Gedanken_
  • zu ihrer Wahrheit, die ohne die Erfüllung des Lebens ist; und ist
  • also auch nur der Begriff der Freiheit, nicht die lebendige Freiheit
  • selbst; denn ihr ist nur erst das _Denken_ überhaupt das Wesen, die
  • Form als solche, welche von der Selbstständigkeit der Dinge weg, in
  • sich zurückgegangen ist. Indem aber die Individualität als handelnd
  • sich lebendig darstellen, oder als denkend die lebendige Welt als ein
  • System des Gedankens fassen sollte, so müßte in _dem Gedanken selbst_
  • für jene Ausbreitung ein _Inhalt_ dessen, was gut, für diese, was
  • wahr ist, liegen; damit _durchaus_, in demjenigen, _was für das
  • Bewußtsein ist_, kein anderes Ingrediens wäre als der Begriff, der
  • das Wesen ist. Allein so wie er hier als _Abstraktion_ von der
  • Mannigfaltigkeit der Dinge sich abtrennt, hat er _keinen Inhalt an
  • ihm selbst_, sondern _einen gegebenen_. Das Bewußtsein vertilgt den
  • Inhalt wohl als ein fremdes _Sein_, indem es ihn denkt; aber der
  • Begriff ist _bestimmter_ Begriff, und diese _Bestimmtheit_ desselben
  • ist das Fremde, das er an ihm hat. Der Stoizismus ist darum in
  • Verlegenheit gekommen, als er, wie der Ausdruck war, nach dem
  • _Kriterium_ der Wahrheit überhaupt gefragt wurde, d.h. eigentlich
  • nach _einem Inhalte_ des _Gedankens selbst_. Auf die Frage an ihn,
  • _was_ gut und wahr ist, hat er wieder das _inhaltslose_ Denken selbst
  • zur Antwort gegeben; in der Vernünftigkeit soll das Wahre und Gute
  • bestehen. Aber diese Sichselbstgleichheit des Denkens ist nur wieder
  • die reine Form, in welcher sich nichts bestimmt; die allgemeinen
  • Worte von dem Wahren und Guten, der Weisheit und der Tugend, bei
  • welchen er stehen bleiben muß, sind daher wohl im allgemeinen
  • erhebend, aber weil sie in der Tat zu keiner Ausbreitung des Inhalts
  • kommen können, fangen sie bald an, Langeweile zu machen.
  • Dieses denkende Bewußtsein so, wie es sich bestimmt hat, als die
  • abstrakte Freiheit, ist also nur die unvollendete Negation des
  • Andersseins; aus dem Dasein nur in sich _zurückgezogen_, hat es sich
  • nicht als absolute Negation desselben an ihm vollbracht. Der Inhalt
  • gilt ihm zwar nur als Gedanke, aber dabei auch als _bestimmter_, und
  • die Bestimmtheit als solche zugleich.
  • Der _Skeptizismus_ ist die Realisierung desjenigen, wovon der
  • Stoizismus nur der Begriff,--und die wirkliche Erfahrung, was die
  • Freiheit des Gedankens ist; sie ist _an sich_ das Negative, und muß
  • sich so darstellen. Mit der Reflexion des Selbstbewußtseins in den
  • einfachen Gedanken seiner selbst ist ihr gegenüber in der Tat aus der
  • Unendlichkeit das selbstständige Dasein oder die bleibende
  • Bestimmtheit herausgefallen; im Skeptizismus wird nun _für das
  • Bewußtsein_ die gänzliche Unwesentlichkeit und Unselbstständigkeit
  • dieses Andern; der Gedanke wird zu dem vollständigen das Sein der
  • _vielfach bestimmten_ Welt vernichtenden Denken, und die Negativität
  • des freien Selbstbewußtseins wird sich an dieser mannigfaltigen
  • Gestaltung des Lebens zur realen Negativität.--Es erhellt, daß, wie
  • der Stoizismus dem _Begriffe_ des _selbstständi_gen Bewußtseins, das
  • als Verhältnis der Herrschaft und Knechtschaft erschien, entspricht,
  • so entspricht der Skeptizismus der _Realisierung_ desselben, als der
  • negativen Richtung auf das Anderssein, der Begierde und der Arbeit.
  • Aber wenn die Begierde und die Arbeit die Negation nicht für das
  • Selbstbewußtsein ausführen konnten, so wird dagegen diese polemische
  • Richtung gegen die vielfache Selbstständigkeit der Dinge von Erfolg
  • sein, weil sie als in sich vorher vollendetes freies Selbstbewußtsein
  • sich gegen sie kehrt; bestimmter, weil sie _das Denken_, oder die
  • Unendlichkeit, an ihr selbst hat, und hierin die Selbstständigkeiten
  • nach ihrem Unterschiede ihr nur als verschwindende Größen sind. Die
  • Unterschiede, welche im reinen Denken seiner selbst nur die
  • Abstraktion der Unterschiede sind, werden hier zu _allen_
  • Unterschieden, und alles unterschiedene Sein zu einem Unterschiede
  • des Selbstbewußtseins.
  • Hiedurch hat sich das _Tun_ des _Skeptizismus_ überhaupt, und die
  • _Weise_ desselben bestimmt. Er zeigt die _dialektische Bewegung_ auf,
  • welche die sinnliche Gewißheit, die Wahrnehmung und der Verstand ist;
  • so wie auch die Unwesenheit desjenigen, was in dem Verhältnisse des
  • Herrschens und des Dienens, und was für das abstrakte Denken selbst,
  • als _bestimmtes_ gilt. Jenes Verhältnis faßt eine _bestimmte Weise_
  • zugleich in sich, in welcher auch sittliche Gesetze als Gebote der
  • Herrschaft vorhanden sind; die Bestimmungen im abstrakten Denken aber
  • sind Begriffe der Wissenschaft, in welche sich das inhaltslose Denken
  • ausbreitet, und den Begriff auf eine in der Tat nur äußerliche Weise
  • an das ihm selbstständige Sein, das seinen Inhalt ausmacht, hängt und
  • _nur bestimmte_ Begriffe als geltende hat, es sei, daß sie auch reine
  • Abstraktionen sind.
  • Das _Dialektische_ als negative Bewegung, wie sie unmittelbar _ist_,
  • erscheint dem Bewußtsein zunächst als etwas, dem es preisgegeben, und
  • das nicht durch es selbst ist. Als _Skeptizismus_ hingegen ist sie
  • Moment des Selbstbewußtseins, welchem es nicht _geschieht_, daß ihm,
  • ohne zu wissen wie, sein Wahres und Reelles verschwindet, sondern
  • welches in der Gewißheit seiner Freiheit dies andere für reell sich
  • Gebende selbst verschwinden läßt; nicht nur das Gegenständliche als
  • solches, sondern sein eignes Verhalten zu ihm, worin es als
  • gegenständlich gilt, und geltend gemacht wird, also auch sein
  • _Wahrnehmen_, so wie sein _Befestigen_ dessen, was es in Gefahr ist
  • zu verlieren, die _Sophisterei_, und sein _aus sich bestimmtes_ und
  • _festgesetztes Wahres_; durch welche selbstbewußte Negation es _die
  • Gewißheit seiner Freiheit_ sich _für sich selbst_ verschafft, die
  • Erfahrung derselben hervorbringt, und sie dadurch zur _Wahrheit_
  • erhebt. Was verschwindet, ist das Bestimmte, oder der Unterschied,
  • der, auf welche Weise und woher es sei, als fester und unwandelbarer
  • sich aufstellt. Er hat nichts Bleibendes an ihm, und _muß_ dem
  • Denken verschwinden, weil das Unterschiedne eben dies ist, nicht _an
  • ihm selbst_ zu sein, sondern seine Wesenheit nur in einem Andern zu
  • haben; das Denken aber ist die Einsicht in diese Natur des
  • Unterschiednen, es ist das negative Wesen als einfaches.
  • Das skeptische Selbstbewußtsein erfährt also in dem Wandel alles
  • dessen, was sich für es befestigen will, seine eigne Freiheit als
  • durch es selbst sich gegeben und erhalten; es ist sich diese Ataraxie
  • des Sich-selbst-denkens, die unwandelbare und _wahrhafte Gewißheit
  • seiner selbst_. Sie geht nicht aus einem Fremden, das seine
  • vielfache Entwicklung in sich zusammenstürzte, als ein Resultat
  • hervor, welches sein Werden hinter sich hätte; sondern das Bewußtsein
  • selbst ist die _absolute dialektische Unruhe_, dieses Gemische von
  • sinnlichen und gedachten Vorstellungen, deren Unterschiede
  • zusammenfallen, und deren _Gleichheit_ sich ebenso--denn sie ist
  • selbst die _Bestimmtheit_ gegen das _Ungleiche_--wieder auflöst.
  • Dies Bewußtsein ist aber eben hierin in der Tat, statt
  • sichselbstgleiches Bewußtsein zu sein, nur eine schlechthin zufällige
  • Verwirrung, der Schwindel einer sich immer erzeugenden Unordnung. _Es
  • ist dies für sich selbst_; denn es selbst erhält und bringt diese
  • sich bewegende Verwirrung hervor. Es bekennt sich darum auch dazu,
  • es bekennt, ein ganz _zufälliges, einzelnes_ Bewußtsein zu sein--ein
  • Bewußtsein, das _empirisch_ ist, sich nach dem richtet, was keine
  • Realität für es hat, dem gehorcht, was ihm kein Wesen ist, das tut
  • und zur Wirklichkeit bringt, was ihm keine Wahrheit hat. Aber ebenso
  • wie es sich auf diese Weise als _einzelnes, zufälliges_ und in der
  • Tat tierisches Leben, und _verlornes_ Selbstbewußtsein gilt, macht es
  • sich im Gegenteile auch wieder zum _allgemeinen sichselbstgleichen_;
  • denn es ist die Negativität aller Einzelnheit und alles Unterschieds.
  • Von dieser Sich-selbst-gleichheit oder in ihr selbst vielmehr fällt
  • es wieder in jene Zufälligkeit und Verwirrung zurück, denn eben diese
  • sich bewegende Negativität hat es nur mit Einzelnem zu tun, und
  • treibt sich mit Zufälligem herum. Dies Bewußtsein ist also diese
  • bewußtlose Faselei, von dem einen Extreme des sichselbstgleichen
  • Selbstbewußtseins zum andern des zufälligen, verworrenen, und
  • verwirrenden Bewußtseins hinüber und herüber zu gehen. Es selbst
  • bringt diese beiden Gedanken seiner selbst nicht zusammen; es erkennt
  • seine Freiheit _einmal_ als Erhebung über alle Verwirrung und alle
  • Zufälligkeit des Daseins, und bekennt sich ebenso das _andremal_
  • wieder als ein Zurückfallen in _die Unwesentlichkeit_ und als ein
  • Herumtreiben in ihr. Es läßt den unwesentlichen Inhalt in seinem
  • Denken verschwinden, aber eben darin ist es das Bewußtsein eines
  • Unwesentlichen; es spricht das absolute _Verschwinden_ aus, aber das
  • _Aussprechen *ist*_, und dies Bewußtsein ist das ausgesprochne
  • Verschwinden; es spricht die Nichtigkeit des Sehens, Hörens, und so
  • fort, aus, und es _sieht, hört_ und so fort, _selbst_; es spricht die
  • Nichtigkeit der sittlichen Wesenheiten aus, und macht sie selbst zu
  • den Mächten seines Handelns. Sein Tun und seine Worte widersprechen
  • sich immer, und ebenso hat es selbst das gedoppelte widersprechende
  • Bewußtsein der Unwandelbarkeit und Gleichheit, und der völligen
  • Zufälligkeit und Ungleichheit mit sich. Aber es hält diesen
  • Widerspruch seiner selbst auseinander; und verhält sich darüber wie
  • in seiner rein negativen Bewegung überhaupt. Wird ihm die
  • _Gleichheit_ aufgezeigt, so zeigt es die _Ungleichheit_ auf; und
  • indem ihm diese, die es eben ausgesprochen hat, itzt vorgehalten wird,
  • so geht es zum Aufzeigen der _Gleichheit_ über; sein Gerede ist in
  • der Tat ein Gezänke eigensinniger Jungen, deren einer A sagt, wenn
  • der andere B, und wieder B, wenn der andere A, und die sich durch den
  • Widerspruch _mit sich selbst_ die Freude erkaufen, _miteinander_ im
  • Widerspruche zu bleiben.
  • Im Skeptizismus erfährt das Bewußtsein in Wahrheit sich als ein in
  • sich selbst widersprechendes Bewußtsein; es geht aus dieser Erfahrung
  • eine _neue Gestalt_ hervor, welche die zwei Gedanken zusammenbringt,
  • die der Skeptizismus auseinander hält. Die Gedankenlosigkeit des
  • Skeptizismus über sich selbst muß verschwinden, weil es in der Tat
  • ein Bewußtsein ist, welches diese beiden Weisen an ihm hat. Diese
  • neue Gestalt ist hiedurch ein solches, welches _für sich_ das
  • gedoppelte Bewußtsein seiner als des sich befreienden, unwandelbaren
  • und sichselbstgleichen, und seiner als des absolut sich verwirrenden
  • und verkehrenden--und das Bewußtsein dieses seines Widerspruchs ist.
  • --Im Stoizismus ist das Selbstbewußtsein die einfache Freiheit seiner
  • selbst; im Skeptizismus realisiert sie sich, vernichtet die andere
  • Seite des bestimmten Daseins, aber verdoppelt _sich_ vielmehr, und
  • ist sich nun ein Zweifaches. Hiedurch ist die Verdopplung, welche
  • früher an zwei einzelne, an den Herrn und den Knecht, sich verteilte,
  • in eines eingekehrt; die Verdopplung des Selbstbewußtseins in sich
  • selbst, welche im Begriffe des Geistes wesentlich ist, ist hiemit
  • vorhanden, aber noch nicht ihre Einheit, und das _unglückliche
  • Bewußtsein_ ist das Bewußtsein seiner als des gedoppelten nur
  • widersprechenden Wesens.
  • Dieses _unglückliche, in sich entzweite_ Bewußtsein muß also, weil
  • dieser Widerspruch seines Wesens sich _ein_ Bewußtsein ist, in dem
  • einen Bewußtsein immer auch das andere haben, und so aus jedem
  • unmittelbar, indem es zum Siege und zur Ruhe der Einheit gekommen zu
  • sein meint, wieder daraus ausgetrieben werden. Seine wahre Rückkehr
  • aber in sich selbst, oder seine Versöhnung mit sich wird den Begriff
  • des lebendig gewordenen und in die Existenz getretenen Geistes
  • darstellen, weil an ihm schon dies ist, daß es als _ein_ ungeteiltes
  • Bewußtsein ein gedoppeltes ist; es selbst _ist_ das Schauen eines
  • Selbstbewußtseins in ein anderes, und es selbst _ist_ beide, und die
  • Einheit beider ist ihm auch das Wesen, aber es _für sich_ ist sich
  • noch nicht dieses Wesen selbst, noch nicht die Einheit beider.
  • Indem es zunächst nur die _unmittelbare Einheit_ beider ist, aber für
  • es nicht beide dasselbe, sondern entgegengesetzte sind, so ist ihm
  • das eine, nämlich das einfache unwandelbare, als das _Wesen_; das
  • andere aber, das vielfache wandelbare, als das _Unwesentliche_.
  • Beide sind _für es_ einander fremde Wesen; es selbst, weil es das
  • Bewußtsein dieses Widerspruchs ist, stellt sich auf die Seite des
  • wandelbaren Bewußtseins, und ist sich das Unwesentliche; aber als
  • Bewußtsein der Unwandelbarkeit, oder des einfachen Wesens, muß es
  • zugleich darauf gehen, sich von dem Unwesentlichen, das heißt, sich
  • von sich selbst zu befreien. Denn ob es _für sich_ wohl nur das
  • wandelbare, und das unwandelbare ihm ein Fremdes ist, so _ist es
  • selbst_ einfaches, und hiemit unwandelbares Bewußtsein, dessen hiemit
  • als _seines_ Wesens sich bewußt, jedoch so, daß _es selbst_ für sich
  • wieder nicht dies Wesen ist. Die Stellung, welche es beiden gibt,
  • kann daher nicht eine Gleichgültigkeit derselben gegeneinander, d.i.
  • nicht eine Gleichgültigkeit seiner selbst gegen das Unwandelbare sein;
  • sondern es ist unmittelbar selbst beide, und es ist für es _die
  • Beziehung beider_ als eine Beziehung des Wesens auf das Unwesen, so
  • daß dies letztere aufzuheben ist, aber indem ihm beide gleich
  • wesentlich und widersprechend sind, ist es nur die widersprechende
  • Bewegung, in welcher das Gegenteil nicht in seinem Gegenteil zur Ruhe
  • kommt, sondern in ihm nur als Gegenteil sich neu erzeugt.
  • Es ist damit ein Kampf gegen einen Feind vorhanden, gegen welchen der
  • Sieg vielmehr ein Unterliegen, das eine erreicht zu haben vielmehr
  • der Verlust desselben in seinem Gegenteile ist. Das Bewußtsein des
  • Lebens, seines Daseins und Tuns ist nur der Schmerz über dieses
  • Dasein und Tun, denn es hat darin nur das Bewußtsein seines
  • Gegenteils als des Wesens, und der eignen Nichtigkeit. Es geht in
  • die Erhebung hieraus zum Unwandelbaren über. Aber diese Erhebung ist
  • selbst dies Bewußtsein; sie ist also unmittelbar das Bewußtsein des
  • Gegenteils, nämlich seiner selbst als der Einzelnheit. Das
  • Unwandelbare, das in das Bewußtsein tritt, ist ebendadurch zugleich
  • von der Einzelnheit berührt, und nur mit dieser gegenwärtig; statt
  • diese im Bewußtsein des Unwandelbaren vertilgt zu haben, geht sie
  • darin immer nur hervor.
  • In dieser Bewegung aber erfährt es eben dieses _Hervortreten der
  • Einzelnheit *am* Unwandelbaren_, und _des Unwandelbaren *an* der
  • Einzelnheit_. Es wird _für es_ die Einzelnheit _überhaupt am_
  • unwandelbaren Wesen, und zugleich die _seinige_ an ihm. Denn die
  • Wahrheit dieser Bewegung ist eben das _Einssein_ dieses gedoppelten
  • Bewußtseins. _Diese Einheit wird ihm_ aber _zunächst_ selbst eine
  • solche, _in welcher noch die Verschiedenheit_ beider das Herrschende
  • ist. Es ist dadurch die dreifache Weise für dasselbe vorhanden, wie
  • die Einzelnheit mit dem Unwandelbaren verknüpft ist; _einmal_ geht es
  • selbst sich wieder hervor als entgegengesetzt dem unwandelbaren Wesen;
  • und es ist in den Anfang des Kampfs zurückgeworfen, welcher das
  • Element des ganzen Verhältnisses bleibt. Das _andremal_ aber hat das
  • _Unwandelbare_ selbst _an ihm_ die _Einzelnheit_ für es; so daß sie
  • Gestalt des Unwandelbaren ist, an welches hiemit die ganze Weise der
  • Existenz hinübertritt. Das _drittemal_ findet _es sich selbst_ als
  • dieses Einzelne im Unwandelbaren. Das _erste_ Unwandelbare ist ihm
  • nur das _fremde_ die Einzelnheit verurteilende Wesen; indem das
  • _andre_ eine _Gestalt_ der _Einzelnheit_ wie es selbst ist, so wird
  • es _drittens_ zum Geiste, hat sich selbst darin zu finden die Freude,
  • und wird sich seine Einzelnheit mit dem Allgemeinen versöhnt zu sein
  • bewußt.
  • Was sich hier als Weise und Verhältnis des Unwandelbaren darstellt,
  • ergab sich als die _Erfahrung_, welche das entzweite Selbstbewußtsein
  • in seinem Unglücke macht. Diese Erfahrung ist nun zwar nicht _seine
  • einseitige_ Bewegung, denn es ist selbst unwandelbares Bewußtsein,
  • dieses hiemit zugleich auch einzelnes Bewußtsein, und die Bewegung
  • ebensowohl Bewegung des unwandelbaren Bewußtseins, das in ihr so sehr
  • wie das andere auftritt; denn sie verläuft sich durch diese Momente,
  • einmal unwandelbares dem einzelnen überhaupt, dann selbst einzelnes
  • dem andern einzelnen entgegengesetzt, und endlich mit ihm Eins zu
  • sein. Aber diese Betrachtung, insofern sie uns angehört, ist hier
  • unzeitig, denn bis itzt ist uns nur die Unwandelbarkeit als
  • Unwandelbarkeit des Bewußtseins, welche deswegen nicht die wahre,
  • sondern noch mit einem Gegensatze behaftete ist, nicht das
  • Unwandelbare _an und für sich selbst_ entstanden; wir wissen daher
  • nicht, wie dieses sich verhalten wird. Was hier sich ergeben hat,
  • ist nur dies, daß dem Bewußtsein, das hier unser Gegenstand ist,
  • diese angezeigten Bestimmungen an dem Unwandelbaren erscheinen.
  • Aus diesem Grunde behält also auch das unwandelbare _Bewußtsein_ in
  • seiner Gestaltung selbst den Charakter und die Grundlage des
  • Entzweit--und des Für-sich-seins gegen das einzelne Bewußtsein. Es
  • ist hiemit für dieses überhaupt ein _Geschehen_, daß das Unwandelbare
  • die Gestalt der Einzelnheit erhält; so wie es sich auch ihm
  • entgegengesetzt nur _findet_, und also _durch die Natur_ dies
  • Verhältnis hat; daß es _sich_ endlich in ihm _findet_, erscheint ihm
  • zum Teil zwar durch es selbst hervorgebracht, oder darum stattzuhaben,
  • weil es selbst einzeln ist; aber ein Teil dieser Einheit als dem
  • Unwandelbaren zugehörend, sowohl nach ihrer Entstehung, als insofern
  • sie ist; und der Gegensatz bleibt in dieser Einheit selbst. In der
  • Tat ist durch die _Gestaltung_ des Unwandelbaren das Moment des
  • Jenseits nicht nur geblieben, sondern vielmehr noch befestigt; denn
  • wenn es durch die Gestalt der einzelnen Wirklichkeit ihm einerseits
  • zwar näher gebracht zu sein scheint, so ist es ihm andererseits
  • nunmehr als ein undurchsichtiges sinnliches _Eins_, mit der ganzen
  • Sprödigkeit eines _Wirklichen_, gegenüber; die Hoffnung, mit ihm Eins
  • zu werden, muß Hoffnung, das heißt ohne Erfüllung und Gegenwart
  • bleiben, denn zwischen ihr und der Erfüllung steht gerade die
  • absolute Zufälligkeit oder unbewegliche Gleichgültigkeit, welche in
  • der Gestaltung selbst, dem begründenden der Hoffnung, liegt. Durch
  • die Natur des _seienden Eins_, durch die Wirklichkeit, die es
  • angezogen, geschieht es notwendig, daß es in der Zeit verschwunden,
  • und im Raume und ferne gewesen ist, und schlechthin ferne bleibt.
  • Wenn zuerst der bloße Begriff des entzweiten Bewußtseins sich so
  • bestimmte, daß es auf das Aufheben seiner als einzelnen und auf das
  • Werden zum unwandelbaren Bewußtsein gehe, so hat sein Streben nunmehr
  • diese Bestimmung, daß es vielmehr sein Verhältnis zu dem reinen
  • _ungestalteten_ Unwandelbaren aufhebe, und sich nur die Beziehung auf
  • den _gestalteten Unwandelbaren_ gebe. Denn das _Einssein_ des
  • Einzelnen mit dem Unwandelbaren ist ihm nunmehr _Wesen_ und
  • _Gegenstand_, wie im Begriffe nur das gestaltlose, abstrakte
  • Unwandelbare der wesentliche Gegenstand war; und das Verhältnis
  • dieses absoluten Entzweitseins des Begriffes ist nun dasjenige, von
  • welchem es sich wegzuwenden hat. Die zunächst äußere Beziehung aber
  • zu dem gestalteten Unwandelbaren als einem fremden Wirklichen hat es
  • zum absoluten Einswerden zu erheben.
  • Die Bewegung, worin das unwesentliche Bewußtsein dies Einssein zu
  • erreichen strebt, ist selbst die _dreifache_, nach dem dreifachen
  • Verhältnisse, welche es zu seinem gestalteten jenseits haben wird;
  • einmal als _reines Bewußtsein_; das andremal als _einzelnes Wesen_,
  • welches sich als Begierde und Arbeit gegen _die Wirklichkeit_ verhält;
  • und zum dritten als _Bewußtsein seines Für-sich-seins_.--Wie diese
  • drei Weisen seines Seins in jenem allgemeinen Verhältnisse vorhanden
  • und bestimmt sind, ist nun zu sehen.
  • Zuerst also es als _reines Bewußtsein_ betrachtet, so scheint der
  • gestaltete Unwandelbare, indem er für das reine Bewußtsein ist,
  • gesetzt zu werden, wie er an und für sich selbst ist. Allein wie er
  • an und für sich selbst ist, dies ist, wie schon erinnert, noch nicht
  • entstanden. Daß er im Bewußtsein wäre, wie er an und für sich selbst
  • ist, dies müßte wohl von ihm vielmehr ausgehen als von dem Bewußtsein;
  • so aber ist diese seine Gegenwart hier nur erst einseitig durch das
  • Bewußtsein vorhanden, und eben darum nicht vollkommen und wahrhaftig,
  • sondern bleibt mit Unvollkommenheit oder einem Gegensatze beschwert.
  • Obgleich aber das unglückliche Bewußtsein also diese Gegenwart nicht
  • besitzt, so ist es zugleich über das reine Denken, insofern dieses
  • das abstrakte von der _Einzelnheit_ überhaupt _wegsehende_ Denken des
  • Stoizismus, und das nur _unruhige_ Denken des Skeptizismus--in der
  • Tat nur die Einzelnheit als der bewußtlose Widerspruch und dessen
  • rastlose Bewegung--ist; es ist über diese beide hinaus, es bringt und
  • hält das reine Denken und die Einzelnheit zusammen, ist aber noch
  • nicht zu demjenigen Denken erhoben, _für welches_ die Einzelnheit des
  • Bewußtseins mit dem reinen Denken selbst ausgesöhnt ist. Es steht
  • vielmehr in dieser Mitte, worin das abstrakte Denken die Einzelnheit
  • des Bewußtseins als Einzelnheit berührt. Es selbst _ist_ diese
  • Berührung; es ist die Einheit des reinen Denkens und der Einzelnheit;
  • es ist auch _für es_ diese denkende Einzelnheit, oder das reine
  • Denken, und das Unwandelbare wesentlich selbst als Einzelnheit. Aber
  • es ist nicht _für es_, daß dieser sein Gegenstand, das Unwandelbare,
  • welches ihm wesentlich die Gestalt der Einzelnheit hat, _es selbst_
  • ist, es selbst, das Einzelnheit des Bewußtseins ist.
  • Es _verhält_ sich daher in dieser ersten Weise, worin wir es als
  • _reines Bewußtsein_ betrachten, _zu seinem Gegenstande_ nicht denkend,
  • sondern indem es selbst zwar _an sich_ reine denkende Einzelnheit
  • und sein Gegenstand eben dieses, aber nicht die _Beziehung
  • aufeinander selbst reines Denken_ ist, geht es, so zu sagen, nur _an_
  • das Denken _hin_, und ist _Andacht_. Sein Denken als solches bleibt
  • das gestaltlose Sausen des Glockengeläutes oder eine warme
  • Nebelerfüllung, ein musikalisches Denken, das nicht zum Begriffe, der
  • die einzige immanente gegenständliche Weise wäre, kommt. Es wird
  • diesem unendlichen reinen innern Fühlen wohl sein Gegenstand; aber so
  • eintretend, daß er nicht als begriffner, und darum als ein Fremdes
  • eintritt. Es ist hiedurch die innerliche Bewegung des _reinen_
  • Gemüts vorhanden, welches sich selbst, aber als die Entzweiung
  • schmerzhaft _fühlt_; die Bewegung einer unendlichen _Sehnsucht_,
  • welche die Gewißheit hat, daß ihr Wesen ein solches reines Gemüt ist,
  • reines _Denken_, welches sich _als Einzelnheit denkt_; daß sie von
  • diesem Gegenstande, eben darum, weil er sich als Einzelnheit denkt,
  • erkannt, und anerkannt wird. Zugleich aber ist dies Wesen das
  • unerreichbare _Jenseits_, welches im Ergreifen entflieht, oder
  • vielmehr schon entflohen ist. Es ist schon entflohen; denn es ist
  • einesteils das sich als Einzelnheit denkende Unwandelbare, und das
  • Bewußtsein erreicht sich selbst daher unmittelbar in ihm, _sich
  • selbst_, aber als _das dem Unwandelbaren entgegengesetzte_; statt das
  • Wesen zu ergreifen, _fühlt_ es nur, und ist in sich zurückgefallen;
  • indem es im Erreichen sich als dies entgegengesetzte nicht abhalten
  • kann, hat es, statt das Wesen ergriffen zu haben, nur die
  • Unwesentlichkeit ergriffen. Wie es so auf einer Seite, indem _es
  • sich im Wesen_ zu erreichen strebt, nur die eigne getrennte
  • Wirklichkeit ergreift, so kann es auf der andern Seite das Andere
  • nicht _als einzelnes_, oder als _wirkliches_ ergreifen. Wo es
  • gesucht werde, kann es nicht gefunden werden, denn es soll eben _ein
  • Jenseits_, ein solches sein, welches nicht gefunden werden kann. Es
  • als einzelnes gesucht, ist nicht eine _allgemeine_, gedachte
  • _Einzelnheit_, nicht Begriff, sondern _Einzelnes_ als Gegenstand,
  • oder _ein Wirkliches_; Gegenstand der unmittelbaren sinnlichen
  • Gewißheit; und ebendarum nur ein solches, welches verschwunden ist.
  • Dem Bewußtsein kann daher nur das _Grab_ seines Lebens zur Gegenwart
  • kommen. Aber weil dies selbst eine _Wirklichkeit_ und es gegen die
  • Natur dieser ist, einen dauernden Besitz zu gewähren; so ist auch
  • diese Gegenwart des Grabes nur der Kampf eines Bemühens, der verloren
  • werden muß. Allein indem es diese Erfahrung gemacht, daß _das Grab_
  • seines _wirklichen_ unwandelbaren Wesens _keine Wirklichkeit_ hat,
  • daß die _verschwundene Einzelnheit_ als verschwundne nicht die wahre
  • Einzelnheit ist, wird es die unwandelbare Einzelnheit als _wirkliche_
  • aufzusuchen oder als verschwundne festzuhalten aufgeben, und erst
  • hiedurch ist es fähig, die Einzelnheit als wahrhafte oder als
  • allgemeine zu finden.
  • Zunächst aber ist die _Rückkehr des Gemüts in sich selbst_ so zu
  • nehmen, daß es sich als _Einzelnes Wirklichkeit_ hat. Es ist das
  • _reine Gemüt_, welches _für uns_ oder _an sich_, sich gefunden und in
  • sich ersättigt ist, denn ob _für es_ in seinem Gefühle sich wohl das
  • Wesen von ihm trennt, so ist an sich dies Gefühl _Selbst_gefühl, es
  • hat den Gegenstand seines reinen Fühlens gefühlt, und dieser ist es
  • selbst; es tritt also hieraus als Selbstgefühl oder für sich seiendes
  • Wirkliches auf. In dieser Rückkehr in sich ist für uns sein _zweites
  • Verhältnis_ geworden, das der Begierde und Arbeit, welche dem
  • Bewußtsein die innerliche Gewißheit seiner selbst, die es für uns
  • erlangt hat, durch Aufheben und Genießen des fremden Wesens, nämlich
  • desselben in der Form der selbstständigen Dinge bewährt. Das
  • unglückliche Bewußtsein aber _findet_ sich nur als _begehrend_ und
  • _arbeitend_; es ist für es nicht vorhanden, daß, sich so zu finden,
  • die innre Gewißheit seiner selbst zum Grunde liegt, und sein Gefühl
  • des Wesens dies Selbstgefühl ist. Indem es sie _für sich selbst_
  • nicht hat, bleibt sein Innres vielmehr noch die gebrochne Gewißheit
  • seiner selbst; die Bewährung, welche es durch Arbeit und Genuß
  • erhalten würde, ist darum eine ebensolche _gebrochne_; oder es muß
  • sich vielmehr selbst diese Bewährung vernichten, so daß es in ihr
  • wohl die Bewährung, aber nur die Bewährung desjenigen, was es für
  • sich ist, nämlich seiner Entzweiung findet.
  • Die Wirklichkeit, gegen welche sich die Begierde und die Arbeit
  • wendet, ist diesem Bewußtsein nicht mehr ein _an sich Nichtiges_, von
  • ihm nur Aufzuhebendes und zu Verzehrendes, sondern ein solches, wie
  • es selbst ist, eine _entzweigebrochene Wirklichkeit_, welche nur
  • einerseits an sich nichtig, andererseits aber auch eine geheiligte
  • Welt ist; sie ist Gestalt des Unwandelbaren, denn dieses hat die
  • Einzelnheit an sich erhalten, und weil es als das Unwandelbare
  • Allgemeines ist, hat seine Einzelnheit überhaupt die Bedeutung aller
  • Wirklichkeit.
  • Wenn das Bewußtsein für sich selbstständiges Bewußtsein und ihm die
  • Wirklichkeit an und für sich nichtig wäre, würde es in der Arbeit und
  • in dem Genusse zum Gefühle seiner Selbstständigkeit gelangen, dadurch
  • daß es selbst es wäre, welches die Wirklichkeit aufhöbe. Allein
  • indem diese ihm Gestalt des Unwandelbaren ist, vermag es nicht sie
  • durch sich aufzuheben. Sondern indem es zwar zur Vernichtung der
  • Wirklichkeit und zum Genusse gelangt, so geschieht für es dies
  • wesentlich dadurch, daß das Unwandelbare selbst seine Gestalt
  • _preisgibt_, und ihm zum Genusse _überläßt_.--Das Bewußtsein tritt
  • hierin seinerseits _gleichfalls_ als Wirkliches auf, aber ebenso als
  • innerlich gebrochen, und diese Entzweiung stellt sich in seinem
  • Arbeiten und Genießen dar, in ein _Verhältnis zur Wirklichkeit_ oder
  • das _Für-sich-sein_ und in ein _An-sich-sein_ sich zu brechen. Jenes
  • Verhältnis zur Wirklichkeit ist das _Verändern_ oder das _Tun_, das
  • Für-sich-sein, das dem _einzelnen_ Bewußtsein als solchem angehört.
  • Aber es ist darin auch _an sich_; diese Seite gehört dem
  • unwandelbaren Jenseits an; sie sind die Fähigkeiten und Kräfte, eine
  • fremde Gabe, welche das Unwandelbare ebenso dem Bewußtsein überläßt,
  • um sie zu gebrauchen.
  • In seinem Tun ist demnach das Bewußtsein zunächst in dem Verhältnisse
  • zweier Extreme; es steht als das tätige Diesseits auf einer Seite,
  • und ihm gegenüber die passive Wirklichkeit, beide in Beziehung
  • aufeinander, aber auch beide in das Unwandelbare zurückgegangen, und
  • an sich festhaltend. Von beiden Seiten löst sich daher nur eine
  • Oberfläche gegeneinander ab, welche in das Spiel der Bewegung gegen
  • die andre tritt.--Das Extrem der Wirklichkeit wird durch das tätige
  • Extrem aufgehoben; sie von ihrer Seite kann aber nur darum aufgehoben
  • werden, weil ihr unwandelbares Wesen sie selbst aufhebt, sich von
  • sich abstößt, und das Abgestoßene der Tätigkeit preisgibt. Die
  • tätige Kraft erscheint als _die Macht_, worin die Wirklichkeit sich
  • auflöst; darum aber ist für dieses Bewußtsein, welchem das _An-sich_
  • oder das Wesen ein ihm Andres ist, diese Macht, als welche es in der
  • Tätigkeit auftritt, das Jenseits seiner selbst. Statt also aus
  • seinem Tun in sich zurückzukehren, und sich für sich selbst bewährt
  • zu haben, reflektiert es vielmehr diese Bewegung des Tuns in das
  • andre Extrem zurück, welches hiedurch als rein Allgemeines, als die
  • absolute Macht dargestellt ist, von der die Bewegung nach allen
  • Seiten ausgegangen, und die das Wesen sowohl der sich zersetzenden
  • Extreme, wie sie zuerst auftraten, als des Wechsels selbst sei.
  • Daß das unwandelbare Bewußtsein auf seine Gestalt Ver_zicht tut_ und
  • sie _preisgibt_, dagegen das einzelne Bewußtsein _dankt_, d.h. die
  • Befriedigung des Bewußtseins seiner _Selbstständigkeit_ sich
  • _versagt_, und das Wesen des Tuns von sich ab dem Jenseits zuweist,
  • durch diese beide Momente des _gegenseitigen_ Sich-_aufgebens_ beider
  • Teile entsteht hiemit allerdings dem Bewußtsein seine _Einheit_ mit
  • dem Unwandelbaren. Allein zugleich ist diese Einheit mit der
  • Trennung affiziert, in sich wieder gebrochen, und es tritt aus ihr
  • der Gegensatz des Allgemeinen und Einzelnen wieder hervor. Denn das
  • Bewußtsein entsagt zwar _zum Scheine_ der Befriedigung seines
  • Selbstgefühls; erlangt aber die _wirkliche_ Befriedigung desselben;
  • denn _es ist_ Begierde, Arbeit und Genuß gewesen; _es_ hat als
  • Bewußtsein _gewollt, getan_ und _genossen_. Sein _Danken_ ebenso,
  • worin es das andre Extrem als das Wesen anerkennt, und sich aufhebt,
  • ist selbst _sein eignes_ Tun, welches das Tun des andern Extrems
  • aufwiegt, und der sich preisgebenden Wohltat ein _gleiches_ Tun
  • entgegenstellt; wenn jenes ihm seine _Oberfläche_ überläßt, so dankt
  • es _aber auch_, und tut darin, indem es sein Tun, d.h. sein _Wesen_,
  • selbst aufgibt, eigentlich mehr als das andere, das nur eine
  • Oberfläche von sich abstößt. Die ganze Bewegung reflektiert sich
  • also nicht nur im wirklichen Begehren, Arbeiten und Genießen, sondern
  • sogar selbst im Danken, worin das Gegenteil zu geschehen scheint, in
  • das _Extrem der Einzelnheit_. Das Bewußtsein fühlt sich darin als
  • dieses einzelne, und läßt sich durch den Schein seines
  • Verzichtleistens nicht täuschen, denn die Wahrheit desselben ist, daß
  • es sich nicht aufgegeben hat; was zustande gekommen, ist nur die
  • gedoppelte Reflexion in die beiden Extreme, und das Resultat die
  • wiederholte Spaltung in das entgegengesetzte Bewußtsein des
  • _Unwandelbaren_ und in das Bewußtsein des _gegenüberstehenden_
  • Wollens, Vollbringens, Genießens, und des Auf-sich-Verzicht-leistens
  • selbst, oder der _fürsichseienden Einzelnheit_ überhaupt.
  • Es ist damit das _dritte Verhältnis_ der Bewegung dieses Bewußtseins
  • eingetreten, welches aus dem zweiten als ein solches hervortritt, das
  • in Wahrheit durch sein Wollen und Vollbringen sich als
  • selbstständiges erprobt hat. Im ersten Verhältnisse war es nur
  • _Begriff_ des wirklichen Bewußtseins, oder das _innre Gemüt_, welches
  • im Tun und Genusse noch nicht wirklich ist; das _zweite_ ist diese
  • Verwirklichung, als äußeres Tun und Genießen; hieraus aber
  • zurückgekehrt ist es ein solches, welches sich als wirkliches und
  • wirkendes Bewußtsein _erfahren_, oder dem es _wahr_ ist, _an und für
  • sich_ zu sein. Darin ist aber nun der Feind in seiner eigensten
  • Gestalt aufgefunden. Im Kampfe des Gemüts ist das einzelne
  • Bewußtsein nur als musikalisches, abstraktes Moment; in der Arbeit
  • und dem Genusse, als der Realisierung dieses wesenlosen Seins, kann
  • es unmittelbar _sich_ vergessen, und die bewußte _Eigenheit_ in
  • dieser Wirklichkeit wird durch das dankende Anerkennen
  • niedergeschlagen. Dieses Niederschlagen ist aber in Wahrheit eine
  • Rückkehr des Bewußtseins in sich selbst, und zwar in sich als die ihm
  • wahrhafte Wirklichkeit.
  • Dies dritte Verhältnis, worin diese wahrhafte Wirklichkeit das _eine_
  • Extrem ist, ist die _Beziehung_ derselben auf das allgemeine Wesen,
  • als der Nichtigkeit; und die Bewegung dieser Beziehung ist noch zu
  • betrachten.
  • Was zuerst die entgegengesetzte Beziehung des Bewußtseins betrifft,
  • worin ihm seine _Realität unmittelbar das Nichtige_ ist, so wird also
  • sein wirkliches Tun zu einem Tun von nichts, sein Genuß Gefühl seines
  • Unglücks. Hiemit verlieren Tun und Genuß allen _allgemeinen Inhalt
  • und Bedeutung_, denn dadurch hätten sie ein An- und Für-sich-sein,
  • und beide ziehen sich in die Einzelnheit zurück, auf welche das
  • Bewußtsein, sie aufzuheben, gerichtet ist. Seiner als _dieses
  • wirklichen Einzelnen_ ist das Bewußtsein sich in den tierischen
  • Funktionen bewußt. Diese, statt unbefangen, als etwas, das an und
  • für sich nichtig ist, und keine Wichtigkeit und Wesenheit für den
  • Geist erlangen kann, getan zu werden, da sie es sind, in welchen sich
  • der Feind in seiner eigentümlichen Gestalt zeigt, sind sie vielmehr
  • Gegenstand des ernstlichen Bemühens, und werden gerade zum
  • Wichtigsten. Indem aber dieser Feind in seiner Niederlage sich
  • erzeugt, das Bewußtsein, da es sich ihn fixiert, vielmehr statt frei
  • davon zu werden, immer dabei verweilt, und sich immer verunreinigt
  • erblickt, zugleich dieser Inhalt seines Bestrebens, statt eines
  • Wesentlichen das Niedrigste, statt eines Allgemeinen das Einzelnste
  • ist, so sehen wir nur eine auf sich und ihr kleines Tun beschränkte,
  • und sich bebrütende, ebenso unglückliche als ärmliche Persönlichkeit.
  • Aber an beides, das Gefühl seines Unglücks und die Ärmlichkeit seines
  • Tuns, knüpft sich ebenso das Bewußtsein seiner Einheit mit dem
  • Unwandelbaren. Denn die versuchte unmittelbare Vernichtung seines
  • wirklichen Seins ist _vermittelt_ durch den Gedanken des
  • Unwandelbaren, und geschieht in dieser _Beziehung_. _Die mittelbare_
  • Beziehung macht das Wesen der negativen Bewegung aus, in welcher es
  • sich gegen seine Einzelnheit richtet, welche aber ebenso als
  • _Beziehung an sich_ positiv ist, und für es selbst diese seine
  • _Einheit_ hervorbringen wird.
  • Diese mittelbare Beziehung ist hiemit ein Schluß, in welchem die sich
  • zuerst als gegen das _An-sich_ entgegengesetzt fixierende Einzelnheit
  • mit diesem andern Extreme nur durch ein drittes zusammengeschlossen
  • ist. Durch diese Mitte ist das Extrem des unwandelbaren Bewußtseins
  • für das unwesentliche Bewußtsein, in welchem zugleich auch dies ist,
  • daß es ebenso für jenes nur durch diese Mitte sei, und diese Mitte
  • hiemit eine solche, die beide Extreme einander vorstellt, und der
  • gegenseitige Diener eines jeden bei dem andern ist. Diese Mitte ist
  • selbst ein bewußtes Wesen, denn sie ist ein das Bewußtsein als
  • solches vermittelndes Tun; der Inhalt dieses Tuns ist die Vertilgung,
  • welche das Bewußtsein mit seiner Einzelnheit vornimmt.
  • In ihr also befreit dieses sich von dem Tun und Genusse als _dem
  • seinen_; es stößt von sich als _fürsich_seiendem Extreme das Wesen
  • seines _Willens_ ab, und wirft auf die Mitte oder den Diener die
  • Eigenheit und Freiheit des Entschlusses, und damit die _Schuld_
  • seines Tuns. Dieser Vermittler, als mit dem unwandelbaren Wesen in
  • unmittelbarer Beziehung, dient mit seinem _Rate_ über das Rechte.
  • Die Handlung, indem sie Befolgung eines fremden Beschlusses ist, hört
  • nach der Seite des Tuns oder des _Willens_ auf, die eigne zu sein.
  • Es bleibt aber noch ihre _gegenständliche_ Seite dem unwesentlichen
  • Bewußtsein, nämlich die _Frucht_ seiner Arbeit und der _Genuß_.
  • Diesen stößt es also ebenso von sich ab, und leistet wie auf seinen
  • Willen, so auf seine in der Arbeit und Genusse erhaltene
  • _Wirklichkeit_ Verzicht; auf sie, _teils_ als auf die erreichte
  • Wahrheit seiner selbstbewußten _Selbstständigkeit_--indem es etwas
  • ganz Fremdes, ihm Sinnloses vorstellend und sprechend sich bewegt;
  • teils auf sie als _äußerliches Eigentum_--indem es von dem Besitze,
  • den es durch die Arbeit erworben, etwas abläßt; teils auf den
  • gehabten _Genuß_--indem es ihn im Fasten und Kasteien auch wieder
  • ganz sich versagt.
  • Durch diese Momente des Aufgebens des eignen Entschlusses, dann des
  • Eigentumes und Genusses, und endlich das positive Moment des Treibens
  • eines unverstandenen Geschäftes nimmt es sich in Wahrheit und
  • vollständig das Bewußtsein der innern und äußern Freiheit, der
  • Wirklichkeit als seines _Für-sich-seins_; es hat die Gewißheit, in
  • Wahrheit seines _Ich_ sich entäußert, und sein unmittelbares
  • Selbstbewußtsein zu einem _Dinge_, zu einem gegenständlichen Sein
  • gemacht zu haben.--Die Verzichtleistung auf sich konnte es allein
  • durch diese _wirkliche_ Aufopferung bewähren; denn nur in ihr
  • verschwindet der _Betrug_, welcher in dem _innern_ Anerkennen des
  • Dankens durch Herz, Gesinnung und Mund liegt, einem Anerkennen,
  • welches zwar alle Macht des Für-sich-seins von sich abwälzt, und sie
  • einem Geben von oben zuschreibt, aber in diesem Abwälzen selbst sich
  • die _äußere_ Eigenheit in dem Besitze, den es nicht aufgibt, die
  • _innre_ aber in dem Bewußtsein des Entschlusses, den es selbst gefaßt,
  • und in dem Bewußtsein seines durch es bestimmten Inhalts, den es
  • nicht gegen einen fremden, es sinnlos erfüllenden umgetauscht hat,
  • behält.
  • Aber in der wirklich vollbrachten Aufopferung hat _an sich_, wie das
  • Bewußtsein das _Tun_ als das seinige aufgehoben, auch sein _Unglück_
  • von ihm abgelassen. Daß dies Ablassen _an sich_ geschehen ist, ist
  • jedoch ein Tun des andern Extrems des Schlusses, welches das
  • _ansichseiende_ Wesen ist. Jene Aufopferung des unwesentlichen
  • Extrems war aber zugleich nicht ein einseitiges Tun, sondern enthielt
  • das Tun des Andern in sich. Denn das Aufgeben des eignen Willens ist
  • nur einerseits negativ, _seinem Begriffe_ nach oder _an sich_,
  • zugleich aber positiv, nämlich das Setzen des Willens als eines
  • _Andern_, und bestimmt des Willens als eines nicht einzelnen, sondern
  • allgemeinen. Für dies Bewußtsein ist diese positive Bedeutung des
  • negativ gesetzten einzelnen Willens der Willen des andern Extrems,
  • der ihm, weil er eben ein Anderes für es ist, nicht durch sich,
  • sondern durch das Dritte, den Vermittler als Rat, wird. Es wird
  • daher _für es_ sein Willen wohl zum allgemeinen und _an sich_
  • seienden Willen, aber _es selbst_ ist _sich nicht_ dies _An-sich_;
  • das Aufgeben des seinigen als _einzelnen_ ist ihm nicht dem Begriffe
  • nach das Positive des allgemeinen Willens. Ebenso sein Aufgeben des
  • Besitzes und Genusses hat nur dieselbe negative Bedeutung, und das
  • Allgemeine, das für es dadurch wird, ist ihm nicht sein _eignes Tun_.
  • Diese _Einheit_ des gegenständlichen und des Für-sich-seins, welche
  • im _Begriffe_ des Tuns ist, und welche darum dem Bewußtsein als das
  • Wesen und _Gegenstand_ wird--wie sie ihm nicht der Begriff seines
  • Tuns ist, so ist ihm auch dies nicht, daß sie als Gegenstand _für es_
  • wird, unmittelbar und durch es selbst, sondern es läßt sich dem
  • vermittelnden Diener diese selbst noch gebrochne Gewißheit
  • aussprechen, daß nur _an sich_ sein Unglück das verkehrte, nämlich
  • sich in seinem Tun selbstbefriedigendes Tun, oder seliger Genuß; sein
  • ärmliches Tun ebenso _an sich_ das verkehrte, nämlich absolutes Tun,
  • dem Begriffe nach das Tun nur als Tun des Einzelnen überhaupt Tun ist.
  • Aber _für es_ selbst bleibt das Tun und sein wirkliches Tun ein
  • ärmliches, und sein Genuß der Schmerz, und das Aufgehobensein
  • derselben in der positiven Bedeutung ein _Jenseits_. Aber in diesem
  • Gegenstande, worin ihm sein Tun und Sein als dieses _einzelnen_
  • Bewußtseins, Sein und Tun _an sich_ ist, ist ihm die Vorstellung der
  • _Vernunft_ geworden, der Gewißheit des Bewußtseins, in seiner
  • Einzelnheit absolut _an sich_, oder alle Realität zu sein.
  • V. Gewißheit und Wahrheit der Vernunft
  • Das Bewußtsein geht in dem Gedanken, welchen es erfaßt hat, daß das
  • _einzelne_ Bewußtsein _an sich_ absolutes Wesen ist, in sich selbst
  • zurück. Für das unglückliche Bewußtsein ist das _An-sich-sein_ das
  • _Jenseits_ seiner selbst. Aber seine Bewegung hat dies an ihm
  • vollbracht, die Einzelnheit in ihrer vollständigen Entwicklung, oder
  • die Einzelnheit, die _wirkliches Bewußtsein_ ist, als das _Negative_
  • seiner Selbst, nämlich als das _gegenständliche_ Extrem gesetzt, oder
  • sein Für-sich-sein aus sich hinausgerungen, und es zum Sein gemacht
  • zu haben; darin ist für es auch seine _Einheit_ mit diesem
  • Allgemeinen geworden, welche für uns, da das aufgehobne Einzelne das
  • Allgemeine ist, nicht mehr außer ihm fällt; und da das Bewußtsein in
  • dieser seiner Negativität sich selbst erhält, an ihm als solchem sein
  • Wesen ist. Seine Wahrheit ist dasjenige, welches in dem Schlusse,
  • worin die Extreme absolut auseinandergehalten auftraten, als die
  • Mitte erscheint, welche es dem unwandelbaren Bewußtsein ausspricht,
  • daß das Einzelne auf sich Verzicht getan, und dem Einzelnen, daß das
  • Unwandelbare kein Extrem mehr für es, sondern mit ihm versöhnt ist.
  • Diese Mitte ist die beide unmittelbar wissende und sie beziehende
  • Einheit, und das Bewußtsein ihrer Einheit, welche sie dem Bewußtsein
  • und damit _sich selbst_ ausspricht, die Gewißheit, alle Wahrheit zu
  • sein.
  • Damit, daß das Selbstbewußtsein Vernunft ist, schlägt sein bisher
  • negatives Verhältnis zu dem Anderssein in ein positives um. Bisher
  • ist es ihm nur um seine Selbstständigkeit und Freiheit zu tun gewesen,
  • um sich für sich selbst auf Kosten der _Welt_ oder seiner eignen
  • Wirklichkeit, welche ihm beide als das Negative seines Wesens
  • erschienen, zu retten und zu erhalten. Aber als Vernunft, seiner
  • selbst versichert, hat es die Ruhe gegen sie empfangen, und kann sie
  • ertragen; denn es ist seiner selbst als der Realität gewiß; oder daß
  • alle Wirklichkeit nichts anders ist als es; sein Denken ist
  • unmittelbar selbst die Wirklichkeit; es verhält sich also als
  • Idealismus zu ihr. Es ist ihm, indem es sich so erfaßt, als ob die
  • Welt erst itzt ihm würde; vorher versteht es sie nicht; es begehrt
  • und bearbeitet sie; zieht sich aus ihr in sich zurück, und vertilgt
  • sie für sich, und sich selbst als Bewußtsein, als Bewußtsein
  • derselben als des Wesens, sowie als Bewußtsein ihrer Nichtigkeit.
  • Hierin erst, nachdem das Grab seiner Wahrheit verloren, das Vertilgen
  • seiner Wirklichkeit selbst vertilgt, und die Einzelnheit des
  • Bewußtseins ihm an sich absolutes Wesen ist, entdeckt es sie als
  • _seine_ neue wirkliche Welt, die in ihrem Bleiben Interesse für es
  • hat, wie vorhin nur in ihrem Verschwinden; denn ihr _Bestehen_ wird
  • ihm seine eigne _Wahrheit_ und _Gegenwart_; es ist gewiß, nur sich
  • darin zu erfahren.
  • Die Vernunft ist die Gewißheit des Bewußtseins, alle Realität zu sein:
  • so spricht der Idealismus ihren Begriff aus. Wie das Bewußtsein,
  • das als Vernunft _auftritt, unmittelbar_ jene Gewißheit an sich hat,
  • so spricht auch der _Idealismus_ sie _unmittelbar_ aus: Ich bin ich,
  • in dem Sinne, daß Ich, welches mir Gegenstand ist, nicht wie im
  • Selbstbewußtsein überhaupt, noch auch wie im freien Selbstbewußtsein,
  • dort nur _leerer_ Gegenstand überhaupt, hier nur Gegenstand, der sich
  • von den Andern zurückzieht, welche _neben_ ihm noch gelten, sondern
  • Gegenstand mit dem Bewußtsein des _Nichtseins_ irgendeines Andern,
  • einziger Gegenstand, alle Realität und Gegenwart ist. Das
  • Selbstbewußtsein ist aber nicht nur _für sich_, sondern auch _an
  • sich_ alle Realität, erst dadurch, daß es diese Realität _wird_, oder
  • vielmehr sich als solche _erweist_. Es erweist sich so in _dem_ Wege,
  • worin zuerst in der dialektischen Bewegung des Meinens, Wahrnehmens
  • und des Verstandes das Anderssein als _an sich_ und dann in der
  • Bewegung durch die Selbstständigkeit des Bewußtseins in Herrschaft
  • und Knechtschaft, durch den Gedanken der Freiheit, die skeptische
  • Befreiung, und den Kampf der absoluten Befreiung des in sich
  • entzweiten Bewußtseins, das Anderssein, insofern es nur _für es_ ist,
  • _für es selbst_ verschwindet. Es traten zwei Seiten nacheinander auf,
  • die eine, worin das Wesen oder das Wahre für das Bewußtsein die
  • Bestimmtheit des _Seins_, die andere die hatte, nur _für es_ zu sein.
  • Aber beide reduzierten sich in _eine_ Wahrheit, daß, was _ist_, oder
  • das _An-sich_ nur ist, insofern es _für_ das Bewußtsein, und was _für
  • es_ ist, auch _an sich_ ist. Das Bewußtsein, welches diese Wahrheit
  • ist, hat diesen Weg im Rücken und vergessen, indem es _unmittelbar_
  • als Vernunft auftritt, oder diese unmittelbar auftretende Vernunft
  • tritt nur als die _Gewißheit_ jener Wahrheit auf. Sie _versichert_
  • so nur, alle Realität zu sein, begreift dies aber selbst nicht; denn
  • jener vergessene Weg ist das Begreifen dieser unmittelbar
  • ausgedrückten Behauptung. Und ebenso ist dem, der ihn nicht gemacht
  • hat, diese Behauptung, wenn er sie in dieser reinen Form hört--denn
  • in einer konkreten Gestalt macht er sie wohl selbst--, unbegreiflich.
  • Der Idealismus, der jenen Weg nicht darstellt, sondern mit dieser
  • Behauptung anfängt, ist daher auch reine _Versicherung_, welche sich
  • selbst nicht begreift, noch sich andern begreiflich machen kann. Er
  • spricht eine _unmittelbare Gewißheit_ aus, welcher andere
  • unmittelbare Gewißheiten gegenüberstehen, die allein auf jenem Wege
  • verlorengegangen sind. Mit gleichem Rechte stellen daher _neben_ der
  • _Versicherung_ jener Gewißheit sich auch die _Versicherungen_ dieser
  • andern Gewißheiten. Die Vernunft beruft sich auf das
  • _Selbst_bewußtsein eines jeden Bewußtseins: _Ich bin Ich_; mein
  • Gegenstand und Wesen ist _Ich_; und keines wird ihr diese Wahrheit
  • ableugnen. Aber indem sie sie auf diese Berufung gründet,
  • sanktioniert sie die Wahrheit der andern Gewißheit, nämlich der: _es
  • ist *Anderes* für mich_; Anderes als _Ich_ ist mir Gegenstand und
  • Wesen, oder indem _Ich_ mir Gegenstand und Wesen bin, bin ich es nur,
  • indem ich mich von dem Andern überhaupt zurückziehe, und als eine
  • Wirklichkeit _neben_ es trete.--Erst wenn die Vernunft als
  • _Reflexion_ aus dieser entgegengesetzten Gewißheit auftritt, tritt
  • ihre Behauptung von sich nicht nur als Gewißheit und Versicherung,
  • sondern als _Wahrheit_ auf; und nicht _neben_ andern, sondern als die
  • _einzige_. Das _unmittelbare Auftreten_ ist die Abstraktion ihres
  • _Vorhandenseins_, dessen _Wesen_ und _An-sich-sein_ absoluter Begriff,
  • d.h. die _Bewegung seines Gewordenseins_ ist.--Das Bewußtsein wird
  • sein Verhältnis zum Anderssein oder seinem Gegenstande auf
  • verschiedene Weise bestimmen, je nachdem es gerade auf einer Stufe
  • des sich bewußtwerdenden Weltgeistes steht. Wie es sich und seinen
  • Gegenstand jedesmal _unmittelbar_ findet und bestimmt, oder wie es
  • _für sich_ ist, hängt davon ab, was er schon _geworden_ oder was er
  • schon _an sich ist._
  • Die Vernunft ist die Gewißheit, alle _Realität_ zu sein. Dieses
  • _An-sich_ oder diese _Realität_ ist aber noch ein durchaus
  • Allgemeines, die reine _Abstraktion_ der Realität. Es ist die erste
  • _Positivität_, welche das Selbstbewußtsein _an sich selbst, für sich_
  • ist, und Ich daher nur die _reine Wesenheit_ des Seienden, oder die
  • einfache _Kategorie_. Die _Kategorie_, welche sonst die Bedeutung
  • hatte, Wesenheit des Seienden zu sein, _unbestimmt_ des Seienden
  • überhaupt oder des Seienden gegen das Bewußtsein, ist itzt
  • _Wesenheit_ oder einfache _Einheit_ des Seienden nur als denkende
  • Wirklichkeit; oder sie ist dies, daß Selbstbewußtsein und Sein
  • _dasselbe_ Wesen ist; _dasselbe_ nicht in der Vergleichung, sondern
  • an und für sich. Nur der einseitige schlechte Idealismus läßt diese
  • Einheit wieder als Bewußtsein auf die eine Seite, und ihr gegenüber
  • ein _An-sich_ treten.--Diese Kategorie nun oder _einfache_ Einheit
  • des Selbstbewußtseins und des Seins hat aber an sich _den
  • Unterschied_; denn ihr Wesen ist eben dieses, im _Anderssein_ oder im
  • absoluten Unterschiede unmittelbar sich selbst gleich zu sein. Der
  • Unterschied _ist_ daher; aber vollkommen durchsichtig, und als ein
  • Unterschied, der zugleich keiner ist. Er erscheint als eine
  • _Vielheit_ von Kategorien. Indem der Idealismus, die _einfache
  • Einheit_ des Selbstbewußtseins als alle Realität ausspricht, und sie
  • _unmittelbar_, ohne sie als absolut negatives Wesen--nur dieses hat
  • die Negation, die Bestimmtheit oder den Unterschied an ihm
  • selbst--begriffen zu haben, zum Wesen macht, so ist noch
  • unbegreiflicher als das erste dies zweite, daß in der Kategorie
  • _Unterschiede_ oder _Arten_ sein. Diese Versicherung überhaupt,
  • sowie die Versicherung von irgendeiner _bestimmten Anzahl_ der Arten
  • derselben, ist eine neue Versicherung, welche es aber an ihr selbst
  • enthält, daß man sie sich nicht mehr als Versicherung gefallen lassen
  • müsse. Denn indem im reinen Ich, im reinen Verstande selbst _der
  • Unterschied_ anfängt, so ist damit gesetzt, daß hier die
  • _Unmittelbarkeit_, das _Versichern_ und _Finden_ aufgegeben werde,
  • und das _Begreifen_ anfange. Die Vielheit der Kategorien aber auf
  • irgendeine Weise wieder als einen Fund, zum Beispiel aus den Urteilen,
  • aufnehmen, und sich dieselben so gefallen lassen, ist in der Tat als
  • eine Schmach der Wissenschaft anzusehen; wo sollte noch der Verstand
  • eine Notwendigkeit aufzuzeigen vermögen, wenn er dies an ihm selbst,
  • der reinen Notwendigkeit, nicht vermag.
  • Weil nun so der Vernunft die reine Wesenheit der Dinge, wie ihr
  • Unterschied, angehört, so könnte eigentlich überhaupt nicht mehr von
  • _Dingen_ die Rede sein, das heißt einem solchen, welches für das
  • Bewußtsein nur das Negative seiner selbst wäre. Denn die vielen
  • Kategorien sind _Arten_ der reinen Kategorie, heißt, _sie_ ist noch
  • ihre _Gattung_ oder _Wesen_, nicht ihnen entgegengesetzt. Aber sie
  • sind schon das Zweideutige, welches zugleich das Anderssein _gegen_
  • die reine Kategorie in seiner _Vielheit_ an sich hat. Sie
  • widersprechen ihr durch diese Vielheit in der Tat, und die reine
  • Einheit muß sie an sich aufheben, wodurch sie sich als _negative
  • Einheit_ der Unterschiede konstituiert. Als _negative_ Einheit aber
  • schließt sie ebensowohl die _Unterschiede_ als solche, sowie jene
  • erste _unmittelbare_ reine Einheit als solche von sich aus, und ist
  • _Einzelnheit_; eine neue Kategorie, welche ausschließendes Bewußtsein,
  • das heißt, dies ist, daß _ein Anderes_ für es ist. Die Einzelnheit
  • ist ihr Übergang aus ihrem Begriffe zu einer _äußern_ Realität; das
  • reine _Schema_, welches ebensowohl Bewußtsein, wie damit, daß es
  • Einzelnheit und ausschließendes Eins ist, das Hindeuten auf ein
  • Anderes ist. Aber dies _Andere_ dieser Kategorie sind nur die
  • _andern ersten Kategorien_, nämlich _reine Wesenheit_, und der _reine
  • Unterschied_; und in ihr, d.h. eben in dem Gesetztsein des Andern,
  • oder in diesem Andern selbst das Bewußtsein ebenso es selbst. Jedes
  • dieser verschiedenen Momente verweist auf ein anderes; es kommt aber
  • in ihnen zugleich zu keinem Anderssein. Die reine Kategorie verweist
  • auf die _Arten_, welche in die negative Kategorie, oder die
  • Einzelnheit übergehen; die letztere weist aber auf jene zurück; sie
  • ist selbst reines Bewußtsein, welches in jeder sich diese klare
  • Einheit mit sich bleibt, eine Einheit aber, die ebenso auf ein
  • Anderes hingewiesen wird, das, indem es ist, verschwunden, und indem
  • es verschwunden, auch wieder erzeugt ist.
  • Wir sehen hier das reine Bewußtsein auf eine gedoppelte Weise gesetzt,
  • einmal als das unruhige _Hin- und Hergehen_, welches alle seine
  • Momente durchläuft, in ihnen das Anderssein vorschweben hat, das im
  • Erfassen sich aufhebt; das anderemal vielmehr als die _ruhige_ ihrer
  • Wahrheit gewisse _Einheit_. Für diese Einheit ist jene Bewegung das
  • _Andere_; für diese Bewegung aber jene ruhige Einheit; und Bewußtsein
  • und Gegenstand wechseln in diesen gegenseitigem Bestimmungen ab. Das
  • Bewußtsein ist sich also einmal das hin- und hergehende Suchen, und
  • sein Gegenstand das _reine An-sich_ und Wesen; das andremal ist sich
  • jenes die einfache Kategorie, und der Gegenstand die Bewegung der
  • Unterschiede. Das Bewußtsein aber als Wesen ist dieser ganze Verlauf
  • selbst, aus sich als einfacher Kategorie in die Einzelnheit und den
  • Gegenstand überzugehen, und an diesem diesen Verlauf anzuschauen, ihn
  • als einen unterschiednen aufzuheben, sich _zuzueignen_, und sich als
  • diese Gewißheit, alle Realität, sowohl es selbst als sein Gegenstand
  • zu sein, auszusprechen.
  • Sein erstes Aussprechen ist nur dieses abstrakte leere Wort, daß
  • alles _sein_ ist. Denn die Gewißheit, alle Realität zu sein, ist
  • erst die reine Kategorie. Diese erste im Gegenstande sich erkennende
  • Vernunft drückt der leere Idealismus aus, welcher die Vernunft nur so
  • auffaßt, wie sie sich zunächst ist, und darin, daß er in allem Sein
  • dieses reine _Mein_ des Bewußtseins aufzeigt und die Dinge als
  • Empfindungen oder Vorstellungen ausspricht, es als vollendete
  • Realität aufgezeigt zu haben wähnt. Er muß darum zugleich absoluter
  • Empirismus sein, denn für die _Erfüllung_ des leeren _Meins_, das
  • heißt für den Unterschied und alle Entwicklung und Gestaltung
  • desselben bedarf seine Vernunft eines fremden Anstoßes, in welchem
  • erst die _Mannigfaltigkeit_ des Empfindens oder Vorstellens liege.
  • Dieser Idealismus wird daher eine ebensolche sich widersprechende
  • Doppelsinnigkeit als der Skeptizismus, nur daß wie dieser sich
  • negativ, jener sich positiv ausdrückt, aber ebensowenig seine
  • widersprechenden Gedanken des reinen Bewußtseins als aller Realität,
  • und ebenso des fremden Anstoßes oder des sinnlichen Empfindens und
  • Vorstellens, als einer gleichen Realität, zusammenbringt, sondern von
  • dem einen zu dem andern sich herüberund hinüberwirft und in die
  • schlechte, nämlich in die sinnliche Unendlichkeit, geraten ist.
  • Indem die Vernunft alle Realität in der Bedeutung des abstrakten
  • _Meins_, und das _Andere_ ihm ein _gleichgültiges Fremdes_ ist, so
  • ist darin gerade dasjenige Wissen der Vernunft von einem Anderen
  • gesetzt, welches als _Meinen, Wahrnehmen_ und der das Gemeinte und
  • Wahrgenommene auffassende _Verstand_ vorkam. Ein solches Wissen wird
  • zugleich, nicht wahres Wissen zu sein, durch den Begriff dieses
  • Idealismus selbst behauptet, denn nur die Einheit der Apperzeption
  • ist die Wahrheit des Wissens. Die reine Vernunft dieses Idealismus
  • wird also durch sich selbst, um zu diesem _Andern_, das ihr
  • _wesentlich_, das heißt also das _An-sich_ ist, das sie aber nicht in
  • ihr selbst hat, zu gelangen, an dasjenige Wissen zurückgeschickt, das
  • nicht ein Wissen des Wahren ist; sie verurteilt sich so mit Wissen
  • und Willen zu einem unwahren Wissen, und kann vom Meinen und
  • Wahrnehmen, die für sie selbst keine Wahrheit haben, nicht ablassen.
  • Sie befindet sich in unmittelbarem Widerspruche, ein gedoppeltes
  • schlechthin Entgegengesetztes als das Wesen zu behaupten, die
  • _Einheit der Apperzeption_ und ebenso das _Ding_, welches, wenn es
  • auch _fremder Anstoß_, oder _empirisches_ Wesen, oder _Sinnlichkeit_,
  • oder _das Ding an sich_ genannt wird, in seinem Begriffe dasselbe
  • jener Einheit Fremde bleibt.
  • Dieser Idealismus ist in diesem Widerspruche, weil er den _abstrakten
  • Begriff_ der Vernunft als das Wahre behauptet; daher ihm unmittelbar
  • ebensosehr die Realität als eine solche entsteht, welche vielmehr
  • nicht die Realität der Vernunft ist, während die Vernunft zugleich
  • alle Realität sein sollte; diese bleibt ein unruhiges Suchen, welches
  • in dem Suchen selbst die Befriedigung des Findens für schlechthin
  • unmöglich erklärt.--So inkonsequent aber ist die wirkliche Vernunft
  • nicht; sondern nur erst die _Gewißheit_, alle Realität zu sein, ist
  • sie in diesem _Begriffe_ sich bewußt als _Gewißheit_, als _Ich_ noch
  • nicht die Realität in Wahrheit zu sein, und ist getrieben, ihre
  • Gewißheit zur Wahrheit zu erheben, und das _leere_ Mein zu erfüllen.
  • A. Beobachtende Vernunft
  • Dieses Bewußtsein, welchem das _Sein_ die Bedeutung des _Seinen_ hat,
  • sehen wir nun zwar wieder in das Meinen und Wahrnehmen hineingehen,
  • aber nicht als in die Gewißheit eines nur _Andern_, sondern mit der
  • Gewißheit, dies Andere selbst zu sein. Früher ist es ihm nur
  • _geschehen_, manches an dem Dinge wahrzunehmen und zu _erfahren_;
  • hier stellt es die Beobachtungen und die Erfahrung selbst an. Meinen
  • und Wahrnehmen, das für uns früher sich aufgehoben, wird nun von dem
  • Bewußtsein für es selbst aufgehoben; die Vernunft geht darauf, die
  • Wahrheit zu _wissen_; was für das Meinen und Wahrnehmen ein Ding ist,
  • als Begriff zu finden, das heißt, in der Dingheit nur das Bewußtsein
  • ihrer selbst zu haben. Die Vernunft hat daher itzt ein allgemeines
  • _Interesse_ an der Welt, weil sie die Gewißheit ist, Gegenwart in ihr
  • zu haben, oder daß die Gegenwart vernünftig ist. Sie sucht ihr
  • Anderes, indem sie weiß, daran nichts anderes als sich selbst zu
  • besitzen; sie sucht nur ihre eigne Unendlichkeit.
  • Zuerst sich in der Wirklichkeit nur ahndend, oder sie nur als das
  • _Ihrige_ überhaupt wissend, schreitet sie in diesem Sinne zur
  • allgemeinen Besitznehmung des ihr versicherten Eigentums, und pflanzt
  • auf alle Höhen und in alle Tiefen das Zeichen ihrer Souveränität.
  • Aber dieses oberflächliche Mein ist nicht ihr letztes Interesse; die
  • Freude dieser allgemeinen Besitznehmung findet an ihrem Eigentume
  • noch das fremde Andre, das die abstrakte Vernunft nicht an ihr selbst
  • hat. Die Vernunft ahndet sich als ein tieferes Wesen, denn das reine
  • Ich _ist_, und muß fodern, daß der Unterschied, das _mannigfaltige
  • Sein_, ihm als das seinige selbst werde, daß es sich als die
  • _Wirklichkeit_ anschaue, und sich als Gestalt und Ding gegenwärtig
  • finde. Aber wenn die Vernunft alle Eingeweide der Dinge durchwühlt,
  • und ihnen alle Adern öffnet, daß sie sich daraus entgegenspringen
  • möge, so wird sie nicht zu diesem Glücke gelangen, sondern muß an ihr
  • selbst vorher sich vollendet haben, um dann ihre Vollendung erfahren
  • zu können.
  • Das Bewußtsein _beobachtet_; d.h. die Vernunft will sich als seienden
  • Gegenstand, als _wirkliche, sinnlich-gegenwärtige_ Weise finden, und
  • haben. Das Bewußtsein dieses Beobachtens meint und sagt wohl, daß es
  • _nicht sich selbst_, sondern im Gegenteil _das Wesen der Dinge als
  • der Dinge_ erfahren wolle. Daß dies _Bewußtsein_ dies meint und sagt,
  • liegt darin, daß es Vernunft _ist_, aber ihm die Vernunft noch nicht
  • als solche Gegenstand ist. Wenn es die _Vernunft_ als gleiches Wesen
  • der Dinge und seiner selbst wüßte, und daß sie nur in dem Bewußtsein
  • in ihrer eigentümlichen Gestalt gegenwärtig sein kann, so würde es
  • vielmehr in seine eigne Tiefe steigen und sie darin suchen, als in
  • den Dingen. Wenn es sie in dieser gefunden hätte, würde sie von da
  • wieder heraus an die Wirklichkeit gewiesen werden, um in dieser ihren
  • sinnlichen Ausdruck anzuschauen, aber ihn sogleich wesentlich als
  • _Begriff_ nehmen. Die Vernunft, wie sie _unmittelbar_ als die
  • Gewißheit des Bewußtseins, alle Realität zu sein, auftritt, nimmt
  • ihre Realität in dem Sinne der _Unmittelbarkeit des Seins_, und
  • ebenso die Einheit des Ich mit diesem gegenständlichen Wesen in dem
  • Sinne einer _unmittelbaren Einheit_, an der sie die Momente des Seins
  • und Ich noch nicht getrennt und wieder vereinigt, oder die sie noch
  • nicht erkannt hat. Sie geht daher als beobachtendes Bewußtsein an
  • die Dinge, in der Meinung, daß sie diese als sinnliche, dem Ich
  • entgegengesetzte Dinge in Wahrheit nehme; allein ihr wirkliches Tun
  • widerspricht dieser Meinung; denn sie _erkennt_ die Dinge, sie
  • verwandelt ihre Sinnlichkeit _in Begriffe_, d.h. eben in ein Sein,
  • welches zugleich Ich ist, das Denken somit in ein seiendes Denken,
  • oder das Sein in ein gedachtes Sein, und behauptet in der Tat, daß
  • die Dinge nur als Begriffe Wahrheit haben. Für dies beobachtende
  • Bewußtsein wird darin nur dies, was _die Dinge_ sind, für uns aber,
  • was _es selbst_ ist; das Resultat seiner Bewegung aber wird dies sein,
  • für sich selbst dies zu werden, was es an sich ist.
  • _Das Tun_ der beobachtenden Vernunft ist in den Momenten seiner
  • Bewegung zu betrachten, wie sie die Natur, den Geist, und endlich die
  • Beziehung beider als sinnliches Sein aufnimmt, und sich als seiende
  • Wirklichkeit sucht.
  • a. Beobachtung der Natur
  • Wenn das gedankenlose Bewußtsein das Beobachten und Erfahren als die
  • Quelle der Wahrheit ausspricht, so mögen wohl ihre Worte so lauten,
  • als ob es allein um ein Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören und Sehen
  • zu tun sei; es vergißt in dem Eifer, womit es das Schmecken, Riechen
  • u.s.f. empfiehlt, zu sagen, daß es in der Tat auch ebenso wesentlich
  • den Gegenstand dieses Empfindens sich schon bestimmt hat, und diese
  • Bestimmung ihm wenigstens soviel gilt als jenes Empfinden. Es wird
  • auch sogleich eingestehen, daß es ihm nicht so überhaupt nur ums
  • Wahrnehmen zu tun sei, und z. B. die Wahrnehmung, daß dies
  • Federmesser neben dieser Tabaksdose liegt, nicht für eine Beobachtung
  • gelten lassen. Das Wahrgenommene soll wenigstens die Bedeutung eines
  • _Allgemeinen_, nicht eines _sinnlichen Diesen_ haben.
  • Dies Allgemeine ist so nur erst das _sich gleich Bleibende_; seine
  • Bewegung nur das gleichförmige Wiederkehren desselben Tuns. Das
  • Bewußtsein, welches insofern im Gegenstande nur die _Allgemeinheit_
  • oder das _abstrakte Mein_ findet, muß die eigentliche Bewegung
  • desselben auf _sich_ selbst nehmen; indem es noch nicht der Verstand
  • desselben ist, wenigstens sein Gedächtnis sein, welches das, was in
  • der Wirklichkeit nur auf einzelne Weise vorhanden ist, auf allgemeine
  • Weise ausdrückt. Dies oberflächliche Herausheben aus der Einzelnheit,
  • und die ebenso oberflächliche Form der Allgemeinheit, worein das
  • Sinnliche nur aufgenommen wird, ohne an sich selbst Allgemeines
  • geworden zu sein, das _Beschreiben_ der Dinge hat noch in dem
  • Gegenstande selbst die Bewegung nicht; sie ist vielmehr nur in dem
  • Beschreiben. Der Gegenstand, wie er beschrieben ist, hat daher das
  • Interesse verloren; ist der eine beschrieben, so muß ein anderer
  • vorgenommen, und immer gesucht werden, damit das Beschreiben nicht
  • ausgehe. Ist es nicht so leicht mehr, neue _ganze_ Dinge zu finden,
  • so muß zu den schon gefundenen zurückgegangen werden, sie weiter zu
  • teilen, auseinanderzulegen, und neue Seiten der Dingheit an ihnen
  • noch aufzuspüren. Diesem rastlosen, unruhigen Instinkte kann es nie
  • an Material gebrechen; eine neue ausgezeichnete Gattung zu finden,
  • oder gar einen neuen Planeten, dem, ob er zwar ein Individuum ist,
  • doch die Natur eines Allgemeinen zukommt, zu finden, kann nur
  • Glücklichen zuteil werden. Aber die Grenzen dessen, was wie der
  • Elefant, die Eiche, das Gold _ausgezeichnet_, was _Gattung_ und _Art_
  • ist, geht durch viele Stufen in die unendliche _Besonderung_ der
  • chaotischen Tiere und Pflanzen, der Gebirgsarten, oder der durch
  • Gewalt und Kunst erst darzustellenden Metalle, Erden u.s.f. über. In
  • diesem Reiche der Unbestimmtheit des Allgemeinen, worin die
  • Besonderung wieder der _Vereinzelung_ sich nähert, und in sie hie und
  • da auch wieder ganz herabsteigt, ist ein unerschöpflicher Vorrat fürs
  • Beobachten und Beschreiben aufgetan. Hier aber, wo ihm ein
  • unübersehbares Feld sich eröffnet, an der Grenze des Allgemeinen kann
  • es vielmehr statt eines unermeßlichen Reichtums nur die Schranke der
  • Natur und seines eignen Tuns gefunden haben; es kann nicht mehr
  • wissen, ob das an sich zu sein Scheinende nicht eine Zufälligkeit ist;
  • was das Gepräge eines verwirrten oder unreifen, schwachen und der
  • elementarischen Unbestimmtheit kaum sich entwickelnden Gebildes an
  • sich trägt, kann nicht darauf Anspruch machen, auch nur beschrieben
  • zu werden.
  • Wenn es diesem Suchen und Beschreiben nur um die Dinge zu tun zu sein
  • scheint, so sehen wir es in der Tat nicht an dem _sinnlichen
  • Wahrnehmen_ fortlaufen, sondern das, woran die Dinge _erkannt_ werden,
  • ist ihm wichtiger als der übrige Umfang der sinnlichen Eigenschaften,
  • welche das Ding selbst wohl nicht entbehren kann, aber deren das
  • Bewußtsein sich entübrigt. Durch diese Unterscheidung in das
  • _Wesentliche_ und _Unwesentliche_ erhebt sich der Begriff aus der
  • sinnlichen Zerstreuung empor, und das Erkennen erklärt darin, daß es
  • ihm wenigstens ebenso wesentlich _um sich selbst_ als um die Dinge zu
  • tun ist. Es gerät bei dieser gedoppelten Wesentlichkeit in ein
  • Schwanken, ob das, was für _das Erkennen_ das Wesentliche und
  • Notwendige ist, es auch an _den Dingen_ sei. Einesteils sollen die
  • _Merkmale_ nur dem Erkennen dienen, wodurch es die Dinge voneinander
  • unterscheide; aber andernteils nicht das Unwesentliche der Dinge
  • erkannt werden, sondern das, wodurch sie selbst aus der allgemeinen
  • Kontinuität des Seins überhaupt sich _losreißen_, sich von dem Andern
  • _abscheiden_ und _für sich_ sind. Die Merkmale sollen nicht nur
  • wesentliche Beziehung auf das Erkennen haben, sondern auch die
  • wesentlichen Bestimmtheiten der Dinge, und das künstliche System dem
  • Systeme der Natur selbst gemäß sein, und nur dieses ausdrücken. Aus
  • dem Begriffe der Vernunft ist dies notwendig, und der Instinkt
  • derselben--denn sie verhält sich nur als solcher in diesem
  • Beobachten--hat auch in seinen Systemen diese Einheit erreicht, wo
  • nämlich ihre Gegenstände selbst so beschaffen sind, daß sie eine
  • Wesentlichkeit oder ein _Für-sich-sein_ an ihnen haben, und nicht nur
  • Zufall dieses _Augenblicks_ oder dieses _Hier_ sind. Die
  • Unterscheidungsmerkmale der Tiere z. B. sind von den Klauen und
  • Zähnen genommen; denn in der Tat _unterscheidet_ nicht nur das
  • Erkennen dadurch ein Tier von dem andern; sondern das Tier _scheidet_
  • sich dadurch selbst ab; durch diese Waffen erhält es sich _für sich_,
  • und gesondert von dem Allgemeinen. Die Pflanze dagegen kommt nicht
  • zum _Für-sich_-_sein_, sondern berührt nur die Grenze der
  • Individualität; an dieser Grenze, wo sie den Schein der _Entzweiung_
  • in Geschlechter aufzeigt, ist sie deswegen aufgenommen und
  • unterschieden worden. Was aber weiter hinuntersteht, kann sich nicht
  • mehr selbst von anderem unterscheiden, sondern geht verloren, indem
  • es in den Gegensatz kommt. Das _ruhende Sein_, und das _Sein im
  • Verhältnisse_ kommt in Streit miteinander, das Ding ist in diesem
  • etwas anders als nach jenem, da hingegen das Individuum dies ist, im
  • Verhältnisse zu anderem sich zu erhalten. Was aber dies nicht vermag,
  • und _chemischerweise_ ein anderes wird, als es _empirischerweise_
  • ist, verwirrt das Erkennen, und bringt es in denselben Streit, ob es
  • sich an die eine und andere Seite halten soll, da das Ding selbst
  • nichts Gleichbleibendes ist, und sie an ihm auseinanderfallen.
  • In solchen Systemen des allgemeinen Sichgleichbleibenden hat also
  • dieses die Bedeutung, ebensowohl das Sichgleichbleibende des
  • Erkennens wie der Dinge selbst zu sein. Allein diese Ausbreitung
  • _der gleichbleibenden Bestimmtheiten_, deren jede ruhig die Reihe
  • ihres Fortgangs beschreibt, und Raum erhält, um für sich zu gewähren,
  • geht wesentlich ebensosehr in ihr Gegenteil über, in die Verwirrung
  • dieser Bestimmtheiten; denn das Merkmal, die allgemeine Bestimmtheit,
  • ist die Einheit des Entgegengesetzten, des Bestimmten und des an sich
  • Allgemeinen; sie muß also in diesen Gegensatz auseinandertreten.
  • Wenn nun die Bestimmtheit nach einer Seite das Allgemeine, worin sie
  • ihr Wesen hat, besiegt, so erhält dieses dagegen auf der andern Seite
  • ebenso sich seine Herrschaft über sie, treibt die Bestimmtheit an
  • ihre Grenze, vermischt da ihre Unterschiede und Wesentlichkeiten.
  • Das Beobachten, welches sie ordentlich auseinanderhielt und an ihnen
  • etwas Festes zu haben glaubte, sieht über ein Prinzip die andern
  • herübergreifen, Übergänge und Verwirrungen sich bilden, und in diesem
  • das verbunden, was es zuerst für schlechthin getrennt nahm, und
  • getrennt, was es zusammenrechnete; so daß dies Festhalten an dem
  • ruhigen, sichgleichbleibenden Sein sich hier gerade in seinen
  • allgemeinsten Bestimmungen, z. B. was das Tier, die Pflanze für
  • wesentliche Merkmale habe, mit Instanzen geneckt sehen muß, die ihm
  • jede Bestimmung rauben, die Allgemeinheit, zu der es sich erhob, zum
  • Verstummen bringen, und es aufs gedankenlose Beobachten und
  • Beschreiben zurücksetzen.
  • Dieses sich auf das Einfache einschränkende oder die sinnliche
  • Zerstreuung durch das Allgemeine beschränkende Beobachten findet also
  • an seinem Gegenstande die _Verwirrung seines Prinzips_, weil das
  • Bestimmte durch seine Natur sich in seinem Gegenteile verlieren muß;
  • die Vernunft muß darum vielmehr von der _trägen_ Bestimmtheit, die
  • den Schein des Bleibens hatte, zur Beobachtung derselben, wie sie in
  • Wahrheit ist, nämlich _sich auf ihr Gegenteil zu beziehen_, fortgehen.
  • Was wesentliche Merkmale genannt werden, sind _ruhende_
  • Bestimmtheiten, welche so, wie sie als _einfache_ sich ausdrücken und
  • aufgefaßt werden, nicht das, was ihre Natur ausmacht, verschwindende
  • _Momente_ der sich in sich zurücknehmenden Bewegung zu sein,
  • darstellen. Indem itzt der Vernunftinstinkt dazu kömmt, die
  • Bestimmtheit ihrer Natur gemäß, wesentlich nicht für sich zu sein,
  • sondern in das Entgegengesetzte überzugehen, aufzusuchen, sucht er
  • nach dem _Gesetze_ und dem _Begriffe_ desselben; zwar nach ihnen
  • ebenso als _seiender_ Wirklichkeit, aber diese wird ihm in der Tat
  • verschwinden, und die Seiten des Gesetzes zu reinen Momenten oder
  • Abstraktionen werden, so daß das Gesetz in der Natur des Begriffes
  • hervortritt, welcher das gleichgültige Bestehen der sinnlichen
  • Wirklichkeit an sich vertilgt hat.
  • Dem beobachtenden Bewußtsein ist die _Wahrheit des Gesetzes_ in der
  • _Erfahrung_, als in der Weise, daß _sinnliches Sein für es_ ist;
  • nicht an und für sich selbst. Wenn aber das Gesetz nicht in dem
  • Begriffe seine Wahrheit hat, so ist es etwas Zufälliges, nicht eine
  • Notwendigkeit, oder in der Tat nicht ein Gesetz. Aber daß es
  • wesentlich als Begriff ist, widerstreitet nicht nur dem nicht, daß es
  • für die Beobachtung vorhanden ist, sondern hat darum vielmehr
  • notwendiges _Dasein_, und ist für die Beobachtung. Das Allgemeine,
  • im _Sinne der Vernunftallgemeinheit_, ist auch allgemein in dem Sinne,
  • den jener an ihm hat, daß es _für das_ Bewußtsein sich als das
  • Gegenwärtige und Wirkliche, oder daß der Begriff sich in der Weise
  • der Dingheit und des sinnlichen Seins darstellt;--aber ohne darum
  • seine Natur zu verlieren, und in das träge Bestehen oder die
  • gleichgültige Aufeinanderfolge hinabgefallen zu sein. Was allgemein
  • gültig ist, ist auch allgemein geltend; was sein _soll, ist_ in der
  • Tat auch, und was nur sein _soll_, ohne zu _sein_, hat keine Wahrheit.
  • Hieran bleibt der Instinkt der Vernunft mit Recht seinerseits fest
  • hängen, und läßt sich nicht durch die Gedankendinge, die nur sein
  • _sollen_, und als _Sollen_ Wahrheit haben sollen, ob sie schon in
  • keiner Erfahrung angetroffen werden,--durch die Hypothesen so wenig
  • als durch alle andere Unsichtbarkeiten eines perennierenden Sollens
  • irre machen; denn die Vernunft ist eben diese Gewißheit, Realität zu
  • haben, und was nicht als ein Selbstwesen für das Bewußtsein ist, das
  • heißt, was nicht erscheint, ist für es gar nichts.
  • Daß die Wahrheit des Gesetzes wesentlich _Realität_ ist, wird zwar
  • diesem bei dem Beobachten bleibenden Bewußtsein wieder zu einem
  • _Gegensatze_ gegen den Begriff, und gegen das an sich Allgemeine,
  • oder ein Solches, wie sein Gesetz ist, ist ihm nicht ein Wesen der
  • Vernunft; es meint darin etwas _Fremdes_ zu erhalten. Allein es
  • widerlegt diese seine Meinung durch die Tat, in welcher es selbst
  • seine Allgemeinheit nicht in dem Sinne nimmt, daß _alle einzelnen_
  • sinnlichen Dinge ihm die Erscheinung des Gesetzes gezeigt haben
  • müßten, um die Wahrheit desselben behaupten zu können. Daß die
  • Steine, von der Erde aufgehoben und freigelassen, fallen, dazu fodert
  • es gar nicht, daß mit allen Steinen dieser Versuch gemacht werde; es
  • sagt vielleicht wohl, daß dies wenigstens mit sehr vielen müsse
  • versucht worden sein, woraus dann auf die übrigen mit größter
  • Wahrscheinlichkeit, oder mit vollem Rechte _nach der Analogie_
  • geschlossen werden könne. Allein die Analogie gibt nicht nur kein
  • volles Recht, sondern sie widerlegt, um ihrer Natur willen, sich so
  • oft, daß, nach der Analogie selbst zu schließen, die Analogie
  • vielmehr keinen Schluß zu machen erlaubt. Die _Wahrscheinlichkeit_,
  • auf welche sich das Resultat derselben reduzieren würde, verliert
  • gegen die _Wahrheit_ allen Unterschied von geringerer und größerer
  • Wahrscheinlichkeit; sie sei so groß, als sie will, ist sie nichts
  • gegen die Wahrheit. Der Instinkt der Vernunft nimmt aber in der Tat
  • solche Gesetze für _Wahrheit_ an, und erst in Beziehung auf ihre
  • Notwendigkeit, die er nicht erkennt, gerät er in diese Unterscheidung,
  • und setzt die Wahrheit der Sache selbst zur Wahrscheinlichkeit herab,
  • um die unvollkommene Weise, in welcher die Wahrheit für das
  • Bewußtsein, das die Einsicht in den reinen Begriff noch nicht
  • erreicht hat, vorhanden ist, zu bezeichnen; denn die Allgemeinheit
  • ist nur als _einfache unmittelbare_ Allgemeinheit vorhanden. Aber
  • zugleich um ihrer willen hat das Gesetz für das Bewußtsein Wahrheit;
  • daß der Stein fällt, ist ihm darum wahr, weil ihm der Stein _schwer_
  • ist, das heißt, weil er in der Schwere _an und für sich selbst_ die
  • wesentliche Beziehung _auf die Erde_ hat, die sich als Fall ausdrückt.
  • Es hat also in der Erfahrung das Sein des Gesetzes, aber ebenso
  • dasselbe als _Begriff_, und nur um _beider Umstände willen_ zusammen
  • ist es ihm wahr; es gilt darum als Gesetz, weil es in der Erscheinung
  • sich darstellt, und zugleich an sich selbst Begriff ist.
  • Der Vernunftinstinkt dieses Bewußtseins geht, weil das Gesetz
  • zugleich _an sich Begriff_ ist, notwendig, aber ohne zu wissen, daß
  • er dies will, selbst darauf, das Gesetz und seine Momente zum
  • _Begriffe zu reinigen_. Er stellt Versuche über das Gesetz an. Wie
  • das Gesetz zuerst erscheint, stellt es sich unrein, umhüllt von
  • einzelnem sinnlichem Sein, der Begriff, der seine Natur ausmacht, im
  • empirischen Stoff versenkt dar. Der Vernunftinstinkt geht in seinen
  • Versuchen darauf, zu finden, was unter diesen und jenen Umständen
  • erfolge. Das Gesetz scheint hiedurch nur um so mehr in sinnliches
  • Sein getaucht zu werden; allein dies geht darin vielmehr verloren.
  • Diese Forschung hat die innere Bedeutung, _reine Bedingungen_ des
  • Gesetzes zu finden; was nichts anderes sagen will, wenn auch das
  • Bewußtsein, das sich so ausdrückt, meinen sollte, es sage damit etwas
  • anderes, als das Gesetz ganz in die Gestalt des Begriffs zu erheben,
  • und alle Gebundenheit _seiner Momente_ an _bestimmtes Sein zu tilgen_.
  • Die negative Elektrizität, zum Beispiel, welche etwa zuerst als
  • _Harz_elektrizität so wie die positive als _Glas_elektrizität sich
  • ankündigt, verliert durch die Versuche ganz diese Bedeutung, und wird
  • rein zur _positiven_ und _negativen_ Elektrizität, deren jede nicht
  • einer besonderen Art von Dingen mehr angehört; und es hört auf,
  • gesagt werden zu können, daß es Körper gibt, die positiv elektrisch,
  • andere, die negativ elektrisch sind. So macht auch das Verhältnis
  • von Säure und Base und deren Bewegung gegeneinander ein Gesetz aus,
  • worin diese Gegensätze als Körper erscheinen. Allein diese
  • abgesonderten Dinge haben keine Wirklichkeit; die Gewalt, welche sie
  • auseinanderreißt, kann sie nicht hindern, sogleich in einen Prozeß
  • wieder einzutreten; denn sie sind nur diese Beziehung. Sie können
  • nicht wie ein Zahn oder eine Klaue für sich bleiben, und so
  • aufgezeigt werden. Daß dies ihr Wesen ist, unmittelbar in ein
  • neutrales Produkt überzugehen, macht ihr _Sein_ zu einem an sich
  • aufgehobenen, oder zu einem allgemeinen, und Säure und Base haben
  • Wahrheit nur als _Allgemeine_. Wie also Glas und Harz ebensowohl
  • positiv als negativ elektrisch sein kann, so ist Säure und Base nicht
  • als Eigenschaft an diese oder jene _Wirklichkeit_ gebunden, sondern
  • jedes Ding ist nur _relativ_ sauer oder basisch; was dezidierte Base
  • oder Säure zu sein scheint, erhält in den sogenannten Synsomatien die
  • entgegengesetzte Bedeutung zu einem andern.--Das Resultat der
  • Versuche hebt auf diese Weise die Momente oder Begeistungen als
  • Eigenschaften der bestimmten Dinge auf, und befreit die Prädikate von
  • ihren Subjekten. Diese Prädikate werden, wie sie in Wahrheit sind,
  • nur als allgemeine gefunden; um dieser Selbstständigkeit willen
  • erhalten sie daher den Namen von _Materien_, welche weder Körper noch
  • Eigenschaften sind, und man hütet sich wohl, Sauerstoff u.s.f.
  • positive und negative Elektrizität, Wärme u.s.w. Körper zu nennen.
  • Die _Materie_ ist hingegen nicht ein _seiendes Ding_, sondern das
  • Sein als _allgemeines_, oder in der Weise des Begriffs. Die Vernunft,
  • welche noch Instinkt, macht diesen richtigen Unterschied ohne das
  • Bewußtsein, daß sie, indem sie das Gesetz an allem sinnlichen Sein
  • versucht, eben darin sein nur sinnliches Sein aufhebt, und, indem sie
  • seine Momente als _Materien_ auffaßt, ihre Wesenheit ihm zum
  • Allgemeinen geworden, und in diesem Ausdrucke als ein unsinnliches
  • Sinnliches, als ein körperloses und doch gegenständliches Sein
  • ausgesprochen ist.
  • Es ist nun zu sehen, welche Wendung für ihn sein Resultat nimmt, und
  • welche neue Gestalt seines Beobachtens damit auftritt. Als die
  • Wahrheit dieses versuchenden Bewußtseins sehen wir das reine Gesetz,
  • welches sich vom sinnlichen Sein befreit, wir sehen es als _Begriff_,
  • der im sinnlichen Sein vorhanden, aber in ihm selbstständig und
  • ungebunden sich bewegt, in es versenkt frei davon und _einfacher_
  • Begriff ist. Dies, was in Wahrheit das _Resultat_ und _Wesen_ ist,
  • tritt für dies Bewußtsein nun selbst, aber als _Gegenstand_ auf, und
  • zwar indem er eben für es nicht _Resultat_ und ohne die Beziehung auf
  • die vorhergehende Bewegung ist, als eine _besondere Art_ von
  • Gegenstand, und sein Verhältnis zu diesem als ein anderes Beobachten.
  • Solcher Gegenstand, welcher den Prozeß in der _Einfachheit_ des
  • Begriffes an ihm hat, ist das _Organische_. Es ist diese absolute
  • Flüssigkeit, worin die Bestimmtheit, durch welche es nur _für
  • Anderes_ wäre, aufgelöst ist. Wenn das unorganische Ding die
  • Bestimmtheit zu seinem Wesen hat, und deswegen nur mit einem andern
  • Dinge zusammen die Vollständigkeit der Momente des Begriffs ausmacht,
  • und daher in die Bewegung tretend verloren geht; so sind dagegen an
  • dem organischen Wesen alle Bestimmtheiten, durch welche es für
  • Anderes offen ist, unter die organische einfache Einheit gebunden; es
  • tritt keine als wesentlich auf, welche sich frei auf Anderes bezöge;
  • und das Organische erhält sich daher in seiner Beziehung selbst.
  • Die _Seiten des Gesetzes_, auf dessen Beobachtung hier der
  • Vernunftinstinkt geht, sind, wie aus dieser Bestimmung folgt,
  • zunächst die _organische_ Natur und die _unorganische in_ ihrer
  • Beziehung aufeinander. Diese letztere ist für die organische eben
  • die ihrem _einfachen Begriffe_ entgegengesetzte Freiheit der
  • _losgebundenen_ Bestimmtheiten, in welchen die individuelle Natur
  • _zugleich aufgelöst_, und aus deren Kontinuität sie _zugleich_ sich
  • absondert und _für sich_ ist. Luft, Wasser, Erde, Zonen und Klima
  • sind solche allgemeine Elemente, die das unbestimmte einfache Wesen
  • der Individualitäten ausmachen, und worin diese zugleich in sich
  • reflektiert sind. Weder die Individualität ist schlechthin an und
  • für sich noch das Elementarische, sondern in der selbstständigen
  • Freiheit, in welcher sie für die Beobachtung gegeneinander auftreten,
  • verhalten sie sich zugleich als _wesentliche Beziehungen_, aber so,
  • daß die Selbstständigkeit und Gleichgültigkeit beider gegeneinander
  • das Herrschende ist, und nur zum Teil in die Abstraktion übergeht.
  • Hier ist also das Gesetz, als die Beziehung eines Elements auf die
  • Bildung des Organischen vorhanden, welches das elementarische Sein
  • einmal gegen sich über hat, und das andremal es an seiner organischen
  • Reflexion darstellt. Allein solche _Gesetze_, daß die Tiere, welche
  • der Luft angehören, von der Beschaffenheit der Vögel, welche dem
  • Wasser, von der Beschaffenheit der Fische sind, nordische Tiere ein
  • dickbehaartes Fell haben und so fort, zeigen sogleich eine Armut,
  • welche der organischen Mannigfaltigkeit nicht entspricht. Außerdem
  • daß die organische Freiheit diesen Bestimmungen ihre Formen wieder zu
  • entziehen weiß, und notwendig allenthalben Ausnahmen solcher Gesetze
  • oder Regeln, wie man sie nennen wollte, darbietet, so bleibt dies an
  • denjenigen selbst, welche unter sie fallen, eine so oberflächliche
  • Bestimmung, daß auch der Ausdruck ihrer Notwendigkeit nicht anders
  • sein kann, und es nicht über den _großen Einfluß_ hinausbringt; wobei
  • man nicht weiß, was diesem Einflusse eigentlich angehört, und was
  • nicht. Dergleichen Beziehungen des organischen auf das
  • elementarische sind daher in der Tat nicht _Gesetze_ zu nennen, denn
  • teils erschöpft, wie erinnert, eine solche Beziehung, ihrem Inhalte
  • nach, gar nicht den Umfang des Organischen, teils bleiben aber auch
  • die Momente der Beziehung selbst gleichgültig gegeneinander, und
  • drücken keine Notwendigkeit aus. Im Begriffe der Säure liegt der
  • _Begriff_ der Base, wie im Begriffe der positiven die negative
  • Elektrizität; aber so sehr auch das dickbehaarte Fell mit dem Norden,
  • oder der Bau der Fische mit dem Wasser, der Bau der Vögel mit der
  • Luft zusammen _angetroffen_ werden mag, so liegt im Begriffe des
  • Nordens nicht der Begriff dicker Behaarung, des Meeres nicht der des
  • Baues der Fische, der Luft nicht der des Baus der Vögel. Um dieser
  • Freiheit beider Seiten gegeneinander willen _gibt_ es auch Landtiere,
  • welche die wesentlichen Charaktere eines Vogels, des Fisches haben u.
  • s.f. Die Notwendigkeit, weil sie als keine innere des Wesens
  • begriffen werden kann, hört auch auf, sinnliches Dasein zu haben, und
  • kann nicht mehr an der Wirklichkeit beobachtet werden, sondern ist
  • aus ihr _herausgetreten._ So an dem realen Wesen selbst sich nicht
  • findend, ist sie das, was teleologische Beziehung genannt wird, eine
  • Beziehung, die den bezogenen _äußerlich_, und daher vielmehr das
  • Gegenteil eines Gesetzes ist. Sie ist der von der notwendigen Natur
  • ganz befreite Gedanke, welcher sie verläßt, und über ihr sich für
  • sich bewegt.
  • Wenn die vorhin berührte Beziehung des Organischen auf die
  • elementarische Natur das Wesen desselben nicht ausdrückt, so ist es
  • dagegen in dem _Zweckbegriffe_ enthalten. Diesem beobachtenden
  • Bewußtsein zwar ist er nicht das eigne _Wesen_ des Organischen,
  • sondern fällt ihm außer demselben, und ist dann nur jene äußerliche,
  • _teleologische_ Beziehung. Allein wie vorhin das Organische bestimmt
  • worden, ist es in der Tat der reale Zweck selbst; denn indem es
  • _sich_ in der Beziehung auf Anderes _selbst erhält_, ist es eben
  • dasjenige natürliche Wesen, in welchem die Natur sich in den Begriff
  • reflektiert, und die an der Notwendigkeit auseinandergelegten Momente
  • einer Ursache und einer Wirkung, eines Tätigen und eines Leidenden,
  • in eins zusammengenommen; so daß hier etwas nicht nur als _Resultat_
  • der Notwendigkeit auftritt; sondern, weil es in sich zurückgegangen
  • ist, ist das Letzte oder das Resultat ebensowohl das _Erste_, welches
  • die Bewegung anfängt, und sich der _Zweck_, den es verwirklicht. Das
  • Organische bringt nicht etwas hervor, sondern _erhält sich nur_, oder
  • das, was hervorgebracht wird, ist ebenso schon vorhanden, als es
  • hervorgebracht wird.
  • Diese Bestimmung ist, wie sie an sich und wie sie für den
  • Vernunftinstinkt ist, näher zu erörtern, um zu sehen, wie er sich
  • darin findet, sich aber in seinem Funde nicht erkennt. Der
  • Zweckbegriff also, zu dem die beobachtende Vernunft sich erhebt, wie
  • es ihr _bewußter Begriff_ ist, ist ebensosehr als ein _Wirkliches_
  • vorhanden; und ist nicht nur eine _äußere Beziehung_ desselben,
  • sondern sein _Wesen_. Dieses Wirkliche, welches selbst ein Zweck ist,
  • bezieht sich zweckmäßig auf Anderes, heißt, seine Beziehung ist eine
  • zufällige, _nach dem, was beide unmittelbar sind_; unmittelbar sind
  • beide selbstständig, und gleichgültig gegeneinander. Das Wesen ihrer
  • Beziehung aber ist ein anderes, als sie so zu sein scheinen, und ihr
  • Tun hat einen andern Sinn, als es _unmittelbar_ für das sinnliche
  • Wahrnehmen ist; die Notwendigkeit ist an dem, was geschieht,
  • verborgen, und zeigt sich erst _am Ende_, aber so, daß eben dies Ende
  • zeigt, daß sie auch das Erste gewesen ist. Das Ende aber zeigt diese
  • Priorität seiner selbst dadurch, daß durch die Veränderung, welche
  • das Tun vorgenommen hat, nichts anders herauskommt, als was schon war.
  • Oder wenn wir vom Ersten anfangen, so geht dieses an seinem Ende
  • oder in dem Resultate seines Tuns nur zu sich selbst zurück; und eben
  • hiedurch erweist es sich, ein solches zu sein, welches _sich selbst_
  • zu seinem Ende hat, also als Erstes schon zu sich zurückgekommen,
  • oder _an und für sich selbst_ ist. Was es also durch die Bewegung
  • seines Tuns erreicht, ist _es selbst_; und daß es nur sich selbst
  • erreicht, ist sein _Selbstgefühl_. Es ist hiemit zwar der
  • Unterschied dessen, _was es ist_, und _was es sucht_, vorhanden, aber
  • dies ist nur der _Schein eines Unterschieds_, und hiedurch ist es
  • Begriff an ihm selbst.
  • Ebenso ist aber das _Selbstbewußtsein_ beschaffen, sich auf eine
  • solche Weise von sich zu unterscheiden, worin zugleich kein
  • Unterschied herauskommt. Es findet daher in der Beobachtung der
  • organischen Natur nichts anders als dies Wesen, es findet sich als
  • ein Ding, _als ein Leben_, macht aber noch einen Unterschied zwischen
  • dem, was es selbst ist, und was es gefunden, der aber keiner ist.
  • Wie der Instinkt des Tieres das Futter sucht und verzehrt, aber damit
  • nichts anders herausbringt als sich, so findet auch der Instinkt der
  • Vernunft in seinem Suchen nur sie selbst. Das Tier endigt mit dem
  • Selbstgefühle. Der Vernunftinstinkt hingegen ist zugleich
  • Selbstbewußtsein; aber weil er nur Instinkt ist, ist er gegen das
  • Bewußtsein auf die Seite gestellt, und hat an ihm seinen Gegensatz.
  • Seine Befriedigung ist daher durch diesen entzweit, er findet wohl
  • sich selbst, nämlich den _Zweck_, und ebenso diesen Zweck als _Ding_.
  • Aber der Zweck fällt ihm erstlich _außer dem Dinge_, welches sich
  • als Zweck darstellt. Dieser Zweck als Zweck ist zweitens zugleich
  • _gegenständlich_, er fällt ihm daher auch nicht in sich als
  • Bewußtsein, sondern in einen andern Verstand.
  • Näher betrachtet, so liegt diese Bestimmung ebensowohl in dem
  • Begriffe des Dinges, daß es _Zweck an ihm selbst_ ist. Es nämlich
  • erhält _sich_; d.h. zugleich, es ist seine Natur, die Notwendigkeit
  • zu verbergen und in der Form _zufälliger_ Beziehung darzustellen;
  • denn seine Freiheit oder _Für-sich-sein_ ist eben dieses, sich gegen
  • sein Notwendiges als ein Gleichgültiges zu verhalten; es stellt sich
  • also selbst als ein solches dar, dessen Begriff außer seinem Sein
  • falle. Ebenso hat die Vernunft die Notwendigkeit, ihren eigenen
  • Begriff als außer ihr fallend, hiemit als _Ding_ anzuschauen, als ein
  • solches, gegen das sie, und das hiemit gegenseitig gegen sie und
  • gegen seinen Begriff _gleichgültig_ ist. Als Instinkt bleibt sie
  • auch innerhalb dieses _Seins_ oder der _Gleichgültigkeit_ stehen, und
  • das Ding, welches den Begriff ausdrückt, bleibt ihm ein anderes als
  • dieser Begriff, der Begriff ein anderes als das Ding. So ist das
  • organische Ding für sie nur so _Zweck_ an ihm selbst, daß die
  • Notwendigkeit, welche in seinem Tun als verborgen sich darstellt,
  • indem das Tuende darin als ein gleichgültiges Fürsichseiendes sich
  • verhält, außer dem Organischen selbst fällt.--Da aber das Organische
  • als Zweck an ihm selbst sich nicht anders verhalten kann denn als ein
  • solches, so ist auch dies erscheinend und sinnlich gegenwärtig, daß
  • es Zweck an ihm selbst ist, und es wird so beobachtet. Das
  • Organische zeigt sich als ein sich selbst _erhaltendes_ und in sich
  • _zurückkehrendes_ und _zurückgekehrtes_. Aber in diesem Sein erkennt
  • dies beobachtende Bewußtsein den Zweckbegriff nicht, oder dies nicht,
  • daß der Zweckbegriff nicht sonst irgendwo in einem Verstande, sondern
  • eben hier existiert, und als ein Ding ist. Es macht einen
  • Unterschied zwischen dem Zweckbegriffe, und zwischen dem
  • Für-sich-sein und Sich-selbst-erhalten, welcher keiner ist. Daß er
  • keiner ist, ist nicht für es, sondern ein Tun, das zufällig und
  • gleichgültig gegen das, was durch dasselbe zustande kommt, erscheint,
  • und die Einheit, welche doch beides zusammenknüpft--jenes Tun und
  • dieser Zweck fällt ihm auseinander.
  • Was in dieser Ansicht dem Organischen selbst zukommt, ist das
  • zwischen seinem Ersten und Letzten mitten inne liegende Tun, insofern
  • es den Charakter der Einzelnheit an ihm hat. Das Tun aber, insofern
  • es den Charakter der Allgemeinheit hat, und das Tuende demjenigen,
  • was dadurch hervorgebracht wird, gleichgesetzt, das zweckmäßige Tun
  • als solches, käme nicht ihm zu. Jenes einzelne Tun, das nur Mittel
  • ist, tritt durch seine Einzelnheit unter die Bestimmung einer
  • durchaus einzelnen oder zufälligen Notwendigkeit. Was das Organische
  • zur Erhaltung seiner selbst als Individuums, oder seiner als Gattung
  • tut, ist daher diesem unmittelbaren Inhalte nach ganz gesetzlos, denn
  • das Allgemeine und der Begriff fällt außer ihm. Sein Tun wäre sonach
  • die leere Wirksamkeit ohne Inhalt an ihr selbst; sie wäre nicht
  • einmal die Wirksamkeit einer Maschine, denn diese hat einen Zweck,
  • und ihre Wirksamkeit hiedurch einen bestimmten Inhalt. So verlassen
  • von dem Allgemeinen würde sie Tätigkeit nur eines Seienden als
  • _Seienden_, d.h. eine nicht zugleich in sich reflektierte sein, wie
  • die einer Säure oder Base ist; eine Wirksamkeit, die von ihrem
  • unmittelbaren Dasein sich nicht abtrennen, noch dieses, das in der
  • Beziehung auf sein Entgegengesetztes verloren geht, aufgeben, sich
  • aber erhalten könnte. Das Sein aber, dessen Wirksamkeit die hier
  • betrachtete ist, ist gesetzt als ein in seiner Beziehung auf sein
  • Entgegengesetztes _sich erhaltendes_ Ding; _die Tätigkeit_ als solche
  • ist nichts als die reine wesenlose Form seines Für-sich-seins, und
  • ihre Substanz, die nicht bloß bestimmtes Sein, sondern das Allgemeine
  • ist, ihr _Zweck_ fällt nicht außer ihr; sie ist an ihr selbst in sich
  • zurückgehende, nicht durch irgendein Fremdes in sich zurückgelenkte
  • Tätigkeit.
  • Diese Einheit der Allgemeinheit und der Tätigkeit ist aber darum
  • nicht für dies _beobachtende_ Bewußtsein, weil jene Einheit
  • wesentlich die innre Bewegung des Organischen ist, und nur als
  • Begriff aufgefaßt werden kann; das Beobachten aber sucht die Momente
  • in der Form des _Seins_ und _Bleibens_; und weil das organische Ganze
  • wesentlich dies ist, so die Momente nicht an ihm zu haben und nicht
  • an ihm finden zu lassen, verwandelt das Bewußtsein in seiner Ansicht
  • den Gegensatz in einen solchen, als er ihr gemäß ist.
  • Es entsteht ihm auf diese Weise das organische Wesen als eine
  • Beziehung zweier _seiender_ und _fester_ Momente--eines Gegensatzes,
  • dessen beide Seiten ihm also einesteils in der Beobachtung gegeben zu
  • sein scheinen, andernteils ihrem Inhalte nach den Gegensatz des
  • organischen _Zweckbegriffs_ und der _Wirklichkeit_ ausdrücken; weil
  • aber der Begriff als solcher daran getilgt ist, auf eine dunkle und
  • oberflächliche Weise, worin der Gedanke in das Vorstellen
  • herabgesunken ist. So sehen wir den ersten ungefähr unter dem
  • _Innern_, die andere unter dem _Äußern_ gemeint, und ihre Beziehung
  • erzeugt das Gesetz, _daß das Äußere der Ausdruck des Innern ist_.
  • Dies Innere mit seinem Entgegengesetzten und ihre Beziehung
  • aufeinander näher betrachtet, ergibt sich, daß vors erste die beiden
  • Seiten des Gesetzes nicht mehr wie bei frühern Gesetzen lauten, worin
  • sie als selbstständige _Dinge_ jede als ein besonderer Körper
  • erschienen, noch auch fürs andere so, daß das Allgemeine irgend sonst
  • _außer dem Seienden_ seine Existenz haben sollte. Sondern das
  • organische Wesen ist ungetrennt überhaupt zu Grunde gelegt, als
  • Inhalt des Innern und Äußern, und für beide dasselbe; der Gegensatz
  • ist dadurch nur noch ein rein formeller, dessen reale Seiten dasselbe
  • _An-sich_ zu ihrem Wesen, zugleich aber, indem Inneres und Äußeres
  • auch entgegengesetzte Realität und ein für das Beobachten
  • verschiedenes _Sein_ sind, scheinen sie ihm jedes einen
  • eigentümlichen Inhalt zu haben. Dieser eigentümliche Inhalt, da er
  • dieselbe Substanz oder organische Einheit ist, kann aber in der Tat
  • nur eine verschiedene Form derselben sein; und dies wird von dem
  • beobachtenden Bewußtsein darin angedeutet, daß das Äußere nur
  • _Ausdruck_ des Innern ist.--Dieselben Bestimmungen des Verhältnisses,
  • nämlich die gleichgültige Selbstständigkeit der verschiedenen, und in
  • ihr ihre Einheit, worin sie verschwinden, haben wir an dem
  • Zweckbegriffe gesehen.
  • Es ist nun zu sehen, welche _Gestalt_ das Innere und Äußere in seinem
  • Sein hat. Das Innere als solches muß ebensosehr ein äußeres Sein und
  • eine Gestalt haben, wie das Äußere als solches, denn es ist
  • Gegenstand oder selbst als seiendes und für die Beobachtung vorhanden
  • gesetzt.
  • Die organische Substanz als _innere_ ist sie die _einfache Seele_,
  • der reine _Zweckbegriff_ oder das _Allgemeine_, welches in seiner
  • Teilung ebenso allgemeine Flüssigkeit bleibt, und daher in seinem
  • _Sein_ als das _Tun_ oder die _Bewegung_ der _verschwindenden_
  • Wirklichkeit erscheint; da hingegen das _Äußere_ entgegengesetzt
  • jenem seienden Innern in dem _ruhenden Sein_ des Organischen besteht.
  • Das Gesetz als die Beziehung jenes Innere auf dies Äußere drückt
  • hiemit seinen Inhalt, einmal in der Darstellung allgemeiner _Momente_
  • oder _einfacher Wesenheiten_, und das anderemal in der Darstellung
  • der verwirklichten Wesenheit oder der _Gestalt_ aus. Jene ersten
  • einfachen organischen _Eigenschaften_, um sie so zu nennen, sind
  • _Sensibilität, Irritabilität_ und _Reproduktion_. Diese
  • Eigenschaften, wenigstens die beiden ersten, scheinen sich zwar nicht
  • auf den Organismus überhaupt, sondern nur auf den animalischen zu
  • beziehen. Der vegetabilische drückt auch in der Tat nur den
  • einfachen Begriff des Organismus aus, der seine Momente _nicht
  • entwickelt_; daher wir uns in Ansehung ihrer, insofern sie für die
  • Beobachtung sein sollen, an denjenigen halten müssen, der ihr
  • entwickeltes Dasein darstellt.
  • Was nun sie selbst betrifft, so ergeben sie sich unmittelbar aus dem
  • Begriffe des Selbstzwecks. Denn die _Sensibilität_ drückt überhaupt
  • den einfachen Begriff der organischen Reflexion in sich, oder die
  • allgemeine Flüssigkeit desselben aus; die _Irritabilität_ aber die
  • organische Elastizität, sich in der Reflexion zugleich _reagierend_
  • zu verhalten, und die dem ersten ruhigen _In-sich-sein_
  • entgegengesetzte Verwirklichung, worin jenes abstrakte Für-sich-sein
  • ein _Sein für Anderes_ ist. Die _Reproduktion_ aber ist die Aktion
  • dieses _ganzen_ in sich reflektierten Organismus, seine Tätigkeit als
  • Zwecks an sich oder als _Gattung_, worin also das Individuum sich von
  • sich selbst abstößt, entweder seine organischen Teile, oder das ganze
  • Individuum erzeugend wiederholt. In der Bedeutung der
  • _Selbsterhaltung überhaupt_ genommen drückt die Reproduktion den
  • formalen Begriff des Organischen oder die Sensibilität aus; aber sie
  • ist eigentlich der reale organische Begriff, oder das _Ganze_, das
  • als Individuum entweder durch die Hervorbringung der einzelnen Teile
  • seiner selbst oder als Gattung durch die Hervorbringung von
  • Individuen in sich zurückkehrt.
  • Die _andere Bedeutung_ dieser organischen Elemente, nämlich als des
  • _Äußeren_, ist ihre _gestaltete_ Weise, nach welcher sie als
  • _wirkliche_, aber zugleich auch als _allgemeine_ Teile oder
  • organische _Systeme_ vorhanden sind; die Sensibilität etwa als
  • Nervensystem, die Irritabilität als Muskelsystem, die Reproduktion
  • als Eingeweide der Erhaltung des Individuums und der Gattung.
  • Eigentümliche Gesetze des Organischen betreffen demnach ein
  • Verhältnis der organischen Momente in ihrer gedoppelten Bedeutung,
  • einmal ein _Teil_ der organischen _Gestaltung_, das andremal
  • _allgemeine flüssige_ Bestimmtheit zu sein, welche durch alle jene
  • Systeme hindurchgeht. In dem Ausdrucke eines solchen Gesetzes hätte
  • also zum Beispiel eine bestimmte _Sensibilität_ als Moment des
  • _ganzen_ Organismus ihren Ausdruck an einem bestimmt gebildeten
  • Nervensystem, oder sie wäre auch mit einer bestimmten _Reproduktion_
  • der organischen Teile des Individuums oder Fortpflanzung des ganzen
  • verknüpft, und so fort.--Die beiden Seiten eines solchen Gesetzes
  • können _beobachtet_ werden. Das _Äußere_ ist seinem Begriffe nach
  • das _Sein für Anderes_; die Sensibilität hat z.B. in dem sensibeln
  • _Systeme_ ihre unmittelbar verwirklichte Weise; und als _allgemeine
  • Eigenschaft_ ist sie in ihren _Äußerungen_ ebenso ein
  • gegenständliches. Die Seite, welche das _Innere_ heißt, hat ihre
  • _eigene äußere_ Seite, die unterschieden ist von dem, was im Ganzen
  • das _Äußere_ heißt.
  • Die beiden Seiten eines organischen Gesetzes wären also zwar wohl zu
  • beobachten, allein nicht Gesetze der Beziehung derselben; und die
  • Beobachtung reicht nicht darum nicht zu, weil sie, _als Beobachtung_,
  • zu kurzsichtig wäre, und nicht empirisch verfahren, sondern von der
  • Idee ausgegangen werden sollte; denn solche Gesetze, wenn sie etwas
  • Reelles wären, müßten in der Tat wirklich vorhanden, und also zu
  • beobachten sein; sondern weil der Gedanke von Gesetzen dieser Art
  • keine Wahrheit zu haben sich erweist.
  • Es ergab sich für ein Gesetz das Verhältnis, daß die allgemeine
  • organische _Eigenschaft_ an einem organischen _Systeme_ sich zum
  • Dinge gemacht und an ihm seinen gestalteten Abdruck hätte, so daß
  • beide dasselbe Wesen wären, das einmal als allgemeines Moment, das
  • andremal als Ding vorhanden. Aber außerdem ist auch die Seite des
  • Innern für sich ein Verhältnis mehrerer Seiten, und es bietet sich
  • daher zuerst der Gedanke eines Gesetzes an, als eine Beziehung der
  • allgemeinen organischen Tätigkeiten oder Eigenschaften aufeinander.
  • Ob ein solches möglich ist, muß sich aus der Natur einer solchen
  • Eigenschaft entscheiden. Sie ist aber, als eine allgemeine
  • Flüssigkeit, teils nicht etwas, das nach der Weise eines Dinges
  • beschränkt und in dem Unterschiede eines Daseins sich hält, das seine
  • Gestalt ausmachen sollte, sondern die Sensibilität geht über das
  • Nervensystem hinaus, und durch alle andere Systeme des Organismus
  • hindurch--teils ist sie allgemeines _Moment_, das wesentlich
  • ungeschieden und unzertrennlich von Reaktion oder Irritabilität und
  • Reproduktion ist. Denn als Reflexion in sich hat sie schlechthin die
  • Reaktion an ihr. Nur In-sich-reflektiert-sein ist Passivität, oder
  • totes Sein, nicht eine Sensibilität, sowenig als Aktion, was dasselbe
  • ist als Reaktion, ohne In-sich-reflektiert-sein Irritabilität ist.
  • Die Reflexion in der Aktion oder Reaktion, und die Aktion oder
  • Reaktion in der Reflexion ist gerade dies, dessen Einheit das
  • Organische ausmacht, eine Einheit, welche mit der organischen
  • Reproduktion gleichbedeutend ist. Es folgt hieraus, daß in jeder
  • Weise der Wirklichkeit dieselbe _Größe_ der Sensibilität--indem wir
  • zuerst das Verhältnis derselben und der Irritabilität zueinander
  • betrachten--vorhanden sein muß als der Irritabilität, und daß eine
  • organische Erscheinung ebensosehr nach der einen als nach der andern
  • aufgefaßt und bestimmt, oder wie man will, erklärt werden kann.
  • Dasselbe, was der eine etwa für hohe Sensibilität nimmt, kann ein
  • anderer ebensogut für hohe Irritabilität, und Irritabilität von
  • _derselben Höhe_ betrachten. Wenn sie _Faktoren_ genannt werden, und
  • dies nicht ein bedeutungsloses Wort sein soll, so ist eben damit
  • ausgesprochen, daß sie _Momente_ des Begriffs sind, also der reale
  • Gegenstand, dessen Wesen dieser Begriff ausmacht, sie auf gleiche
  • Weise an ihm hat, und wenn er auf die eine bestimmt wird, als sehr
  • sensibel, er ebenso auf die andere, als ebensosehr irritabel
  • auszusagen ist.
  • Werden sie unterschieden, wie notwendig ist, so sind sie es dem
  • Begriffe nach, und ihr Gegensatz ist _qualitativ_. Aber außer diesem
  • wahren Unterschiede auch noch als seiend, und für die Vorstellung,
  • wie sie Seiten des Gesetzes sein könnten, verschieden gesetzt, so
  • erscheinen sie in _quantitativer_ Verschiedenheit. Ihr
  • eigentümlicher qualitativer Gegensatz tritt somit in die _Größe_, und
  • es entstehen Gesetze der Art, daß zum Beispiel Sensibilität und
  • Irritabilität in umgekehrtem Verhältnisse ihrer Größe stehen, so daß
  • wie die eine wächst, die andere abnimmt; oder besser gleich die Größe
  • selbst zum Inhalte genommen, daß die Größe von etwas zunimmt, wie
  • seine Kleinheit abnimmt.--Wird diesem Gesetze aber ein bestimmter
  • Inhalt gegeben, etwa so, daß die Größe eines Loches _zunimmt,_ je
  • mehr das _abnimmt_, was seine Erfüllung ausmacht, so kann dies
  • umgekehrte Verhältnis ebenso in ein gerades verwandelt und
  • ausgedrückt werden, daß die Größe des Loches in geradem Verhältnisse
  • der Menge des weggenommenen _zunimmt_;--ein _tautologischer_ Satz, er
  • mag als direktes oder umgekehrtes Verhältnis ausgedrückt werden, der
  • in seinem eigentümlichen Ausdrucke nur dieses heißt, daß eine Größe
  • zunimmt, wie diese Größe zunimmt. Wie das Loch und das, was es
  • erfüllt und weggenommen wird, qualitativ entgegengesetzt, aber wie
  • das Reale derselben und dessen bestimmte Größe in beiden ein und
  • dasselbe, und ebenso Zunahme der Größe und Abnahme der Kleinheit
  • dasselbe ist, und ihre bedeutungsleere Entgegensetzung in eine
  • Tautologie hinausläuft, so sind die organischen Momente gleich
  • unzertrennlich in ihrem Realen und in ihrer Größe, die die Größe
  • desselben ist; eines nimmt nur mit dem andern ab und nimmt nur mit
  • ihm zu, denn eines hat schlechthin nur Bedeutung, insoweit das andere
  • vorhanden ist--oder vielmehr es ist gleichgültig, eine organische
  • Erscheinung als Irritabilität oder als Sensibilität zu betrachten,
  • schon überhaupt, und ebenso wenn von ihrer Größe gesprochen wird. So
  • gleichgültig es ist, die Zunahme eines Lochs als Vermehrung seiner
  • als der Leerheit oder als Vermehrung der herausgenommenen Fülle
  • auszusprechen. Oder eine Zahl, z. B. _drei_, bleibt gleich groß,
  • ich mag sie positiv oder negativ nehmen; und wenn ich die drei zu
  • vier vergrößere, so ist das Positive wie das Negative zu vier
  • geworden--wie der Südpol an einem Magnete gerade so stark ist als
  • sein Nordpol, oder eine positive Elektrizität oder eine Säure gerade
  • so stark als ihre negative oder als die Base, worauf sie einwirkt.
  • --Ein solches Großes als jene drei, oder ein Magnet u.s.f. ist ein
  • organisches _Dasein_; es ist dasjenige, das vermehrt und vermindert
  • wird, und wenn es vermehrt wird, werden _beide_ Faktoren desselben
  • vermehrt, so sehr als _beide_ Pole des Magnets, oder als die beiden
  • Elektrizitäten, wenn ein Magnet u.s.f. verstärkt wird, zunehmen.--Daß
  • beide ebensowenig nach _Intension_ und _Extension_ verschieden sein,
  • das eine nicht an Extension ab-, dagegen an Intension zunehmen kann,
  • während das andere umgekehrt seine Intension vermindern, dagegen an
  • Extension zunehmen sollte, fällt unter denselben Begriff leerer
  • Entgegensetzung; die reale Intension ist ebenso schlechthin so groß
  • als die Extension, und umgekehrt.
  • Es geht, wie erhellt, bei diesem Gesetzgeben eigentlich so zu, daß
  • zuerst Irritabilität und Sensibilität den bestimmten organischen
  • Gegensatz ausmacht; dieser Inhalt verliert sich aber, und der
  • Gegensatz verläuft sich in den Formalen des Zu- und Abnehmens der
  • Größe, oder der verschiedenen Intension und Extension--ein Gegensatz,
  • der die Natur der Sensibilität und der Irritabilität weiter nichts
  • mehr angeht, und sie nicht mehr ausdrückt. Daher solches leeres
  • Spiel des Gesetzgebens nicht an die organischen Momente gebunden ist,
  • sondern es kann allenthalben mit allem getrieben werden, und beruht
  • überhaupt auf der Unbekanntschaft mit der logischen Natur dieser
  • Gegensätze.
  • Wird endlich statt der Sensibilität und Irritabilität die
  • Reproduktion mit der einen oder der andern in Beziehung gebracht, so
  • fällt auch die Veranlassung zu diesem Gesetzgeben hinweg; denn
  • Reproduktion steht mit jenen Momenten nicht in einem Gegensatze, wie
  • sie gegeneinander; und da auf ihm dies Gesetzgeben beruht, so fällt
  • hier auch der Schein seines Stattfindens hinweg.
  • Das soeben betrachtete Gesetzgeben enthält die Unterschiede des
  • Organismus in ihrer Bedeutung von Momenten seines _Begriffs,_ und
  • sollte eigentlich ein apriorisches Gesetzgeben sein. Es liegt aber
  • in ihm selbst wesentlich dieser Gedanke, daß sie die Bedeutung von
  • _Vorhandenen_ haben, und das bloß beobachtende Bewußtsein hat sich
  • ohnehin nur an ihr Dasein zu halten. Die organische Wirklichkeit hat
  • notwendig einen solchen Gegensatz an ihr, als ihr Begriff ausdrückt,
  • und der als Irritabilität und Sensibilität bestimmt werden kann,
  • sowie sie beide wieder von der Reproduktion verschieden erscheinen.
  • --Die _Äußerlichkeit_, in der die Momente des organischen Begriffs
  • hier betrachtet werden, ist die _eigne unmittelbare_ Äußerlichkeit
  • des Innern, nicht das _Äußere_, welches Äußeres im Ganzen und
  • _Gestalt_ ist, und mit welchem das Innre nachher in Beziehung zu
  • betrachten ist.
  • Aber den Gegensatz der Momente so aufgefaßt, wie er an dem Dasein ist,
  • so sinken Sensibilität, Irritabilität, Reproduktion zu gemeinen
  • _Eigenschaften_ herunter, die gegeneinander ebenso gleichgültige
  • Allgemeinheiten sind als spezifische Schwere, Farbe, Härte, und so
  • fort. In diesem Sinne kann wohl beobachtet werden, daß ein
  • Organisches sensibler, oder irritabler, oder von größerer
  • Reproduktionskraft sei als ein anderes--so wie daß die Sensibilität u.
  • s.f. des einen der _Art_ nach von der eines andern verschieden sei,
  • eins sich gegen bestimmte Reize anders verhalte als ein anderes, wie
  • das Pferd anders gegen Hafer als gegen Heu, und der Hund wieder
  • anders gegen beide, u.s.f., sosehr als beobachtet werden kann, daß
  • ein Körper härter ist als ein anderer, und so fort.--Allein diese
  • sinnlichen Eigenschaften, Härte, Farbe, und so fort, so wie die
  • Erscheinungen der Reizempfänglichkeit für Hafer, der Irritabilität
  • für Lasten, oder der Anzahl und Art, Junge zu gebären, aufeinander
  • bezogen und miteinander verglichen, widerstreiten wesentlich einer
  • Gesetzmäßigkeit. Denn die Bestimmtheit ihres _sinnlichen Seins_
  • besteht eben darin, vollkommen gleichgültig gegeneinander zu
  • existieren, und die des Begriffs entbundne Freiheit der Natur
  • vielmehr darzustellen als die Einheit einer Beziehung, vielmehr ihr
  • unvernünftiges Hin- und Herspielen auf der Leiter der zufälligen
  • Größe zwischen den Momenten des Begriffs als diese selbst.
  • Die _andere_ Seite, nach welcher die einfachen Momente des
  • organischen Begriffs mit den Momenten der _Gestaltung_ verglichen
  • werden, würde erst das eigentliche Gesetz geben, welches das wahre
  • _Äußere_ als Abdruck des _Innern_ ausspräche.--Weil nun jene
  • einfachen Momente durchdringende flüssige Eigenschaften sind, so
  • haben sie an dem organischen Dinge nicht einen solchen
  • ausgeschiedenen realen Ausdruck, wie das ist, was ein einzelnes
  • System der Gestalt genannt wird. Oder wenn die abstrakte Idee des
  • Organismus in jenen drei Momenten nur darum wahrhaft ausgedrückt ist,
  • weil sie nichts Stehendes, sondern nur Momente des Begriffs und der
  • Bewegung sind, so ist er dagegen als Gestaltung nicht in solchen drei
  • bestimmten Systemen befaßt, wie die Anatomie sie auseinanderlegt.
  • Insofern solche Systeme in ihrer Wirklichkeit gefunden, und durch
  • dies Finden legitimiert werden sollen, muß auch erinnert werden, daß
  • die Anatomie nicht nur drei dergleichen Systeme, sondern viel mehrere
  • aufweist.--Alsdenn muß abgesehen hievon überhaupt das sensible
  • _System_ etwas ganz anderes bedeuten als das, was _Nervensystem_
  • genannt wird, so das irritable _System_ etwas anderes als das
  • _Muskelsystem_, das reproduktive _System_ etwas anders als die
  • _Eingeweide_ der Reproduktion. In den Systemen der _Gestalt_ als
  • solcher ist der Organismus nach der abstrakten Seite der toten
  • Existenz aufgefaßt; seine Momente so aufgenommen gehören der Anatomie
  • und dem Kadaver, nicht der Erkenntnis und dem lebendigen Organismus
  • an. Als solche Teile haben sie vielmehr aufgehört, _zu sein_, denn
  • sie hören auf, Prozesse zu sein. Da das _Sein_ des Organismus
  • wesentlich Allgemeinheit oder Reflexion in sich selbst ist, so kann
  • das _Sein_ seines Ganzen wie seine Momente nicht in einem
  • anatomischen Systeme bestehen, sondern der wirkliche Ausdruck und
  • ihre Äußerlichkeit ist vielmehr nur als eine Bewegung vorhanden, die
  • sich durch die verschiedenen Teile der Gestaltung verlauft, und worin
  • das, was als einzelnes System herausgerissen und fixiert wird, sich
  • wesentlich als fließendes Moment darstellt, so daß nicht jene
  • Wirklichkeit, wie die Anatomie sie findet, als ihre Realität gelten
  • darf, sondern nur sie als Prozeß, in welchem auch die anatomischen
  • Teile allein einen Sinn haben.
  • Es ergibt sich also, daß weder die Momente des organischen _Innern_
  • für sich genommen Seiten eines Gesetzes des Seins abzugeben fähig
  • sind; indem sie in einem solchen Gesetze von einem Dasein
  • ausgesprochen, voneinander unterschieden, und nicht jede auf gleiche
  • Weise anstatt der andern sollte genannt werden können; noch daß sie,
  • auf die eine Seite gestellt, in der andern an einem festen Systeme
  • ihre Realisierung haben; denn dies letztere ist so wenig etwas, das
  • überhaupt organische Wahrheit hätte, als es der Ausdruck jener
  • Momente des Innern ist. Das Wesentliche des Organischen, da es an
  • sich das Allgemeine ist, ist vielmehr überhaupt, seine Momente in der
  • Wirklichkeit ebenso allgemein, das heißt, als durchlaufende Prozesse
  • zu haben, nicht aber an einem isolierten Dinge ein Bild des
  • Allgemeinen zu geben.
  • Auf diese Weise geht an dem Organischen die _Vorstellung_ eines
  • _Gesetzes_ überhaupt verloren. Das Gesetz will den Gegensatz als
  • ruhende Seiten auffassen und ausdrücken, und an ihnen die
  • Bestimmtheit, welche ihre Beziehung aufeinander ist. Das _Innere_,
  • welchem die erscheinende Allgemeinheit, und das _Äußere_, welchem die
  • Teile der ruhenden Gestalt angehören, sollten die sich entsprechenden
  • Seiten des Gesetzes ausmachen, verlieren aber so auseinandergehalten
  • ihre organische Bedeutung; und der Vorstellung des Gesetzes liegt
  • gerade dies zum Grunde, daß seine beiden Seiten ein für sich seiendes
  • gleichgültiges Bestehen hätten, und an sie die Beziehung als eine
  • gedoppelte sich entsprechende Bestimmtheit verteilt wäre. Jede Seite
  • des Organischen ist vielmehr dies an ihr selbst, einfache
  • Allgemeinheit, in welcher alle Bestimmungen aufgelöst sind, und die
  • Bewegung dieses Auflösens zu sein.
  • Die Einsicht in den Unterschied dieses Gesetzgebens gegen frühere
  • Formen wird seine Natur vollends aufhellen.--Sehen wir nämlich zurück
  • auf die Bewegung des Wahrnehmens und des darin sich in sich
  • reflektierenden und seinen Gegenstand hiedurch bestimmenden
  • Verstandes, so hat dieser dabei an seinem Gegenstande die _Beziehung_
  • dieser abstrakten Bestimmungen, des Allgemeinen und Einzelnen, des
  • Wesentlichen und des Äußerlichen, nicht vor sich, sondern ist selbst
  • das Übergehen, dem dieses Übergehen nicht gegenständlich wird. Hier
  • hingegen ist die organische Einheit, d.h. eben die Beziehung jener
  • Gegensätze, und diese Beziehung ist reines Übergehen, selbst der
  • _Gegenstand_. Dies Übergehen in seiner Einfachheit ist unmittelbar
  • _Allgemeinheit_, und indem sie in den Unterschied tritt, dessen
  • Beziehung das Gesetz ausdrücken soll, so sind seine Momente _als
  • allgemeine_ Gegenstände dieses Bewußtseins, und das Gesetz lautet,
  • daß das _Äußere_ Ausdruck des _Innern_ sei. Der Verstand hat hier
  • _den Gedanken_ des Gesetzes selbst erfaßt, da er vorher nur überhaupt
  • Gesetze suchte, und die Momente derselben ihm als ein bestimmter
  • Inhalt, nicht als die Gedanken derselben vorschwebte.--In Ansehung
  • des Inhalts sollen hiemit hier nicht solche Gesetze erhalten werden,
  • welche nur ein ruhiges Aufnehmen rein _seiender_ Unterschiede in die
  • Form der Allgemeinheit sind, sondern Gesetze, die unmittelbar an
  • diesen Unterschieden auch die Unruhe des Begriffes, und damit
  • zugleich die Notwendigkeit der Beziehung der Seiten haben. Allein
  • weil eben der Gegenstand, die organische Einheit, das unendliche
  • Aufheben oder die absolute Negation des Seins mit dem ruhigen Sein
  • unmittelbar vereinigt, und die Momente wesentlich _reines Übergehen_
  • sind, so ergeben sich keine solche _seiende_ Seiten, als für das
  • Gesetz erfodert werden.
  • Um solche zu erhalten, muß der Verstand sich an das andre Moment des
  • organischen Verhältnisses halten; nämlich an das _Reflektiertsein_
  • des organischen Daseins in sich selbst. Aber dieses Sein ist so
  • vollkommen in sich reflektiert, daß ihm keine Bestimmtheit gegen
  • anderes übrig bleibt. Das _unmittelbare_ sinnliche Sein ist
  • unmittelbar mit der Bestimmtheit als solcher eins, und drückt daher
  • einen qualitativen Unterschied an ihm aus; wie z. B. Blau gegen Rot,
  • Saures gegen Alkalisches u.s.f. Aber das in sich zurückgekommene
  • organische Sein ist vollkommen gleichgültig gegen anderes, sein
  • Dasein ist die einfache Allgemeinheit, und verweigert dem Beobachten
  • bleibende sinnliche Unterschiede, oder was dasselbe ist, zeigt seine
  • wesentliche Bestimmtheit nur als den _Wechsel seiender_
  • Bestimmtheiten. Wie sich daher der Unterschied als seiender
  • ausdrückt, ist ebendies, daß er ein _gleichgültiger_ ist, d.h. als
  • _Größe_. Hierin ist aber der Begriff getilgt, und die Notwendigkeit
  • verschwunden.--Der Inhalt aber und Erfüllung dieses gleichgültigen
  • Seins, der Wechsel der sinnlichen Bestimmungen, in die Einfachheit
  • einer organischen Bestimmung zusammengenommen, drückt dann zugleich
  • dies aus, daß er eben jene--der unmittelbaren
  • Eigenschaft--Bestimmtheit nicht hat, und das Qualitative fällt allein
  • in die Größe, wie wir oben gesehen.
  • Ob also schon das Gegenständliche, das als organische Bestimmtheit
  • aufgefaßt wird, den Begriff an ihm selbst hat, und sich hiedurch von
  • dem unterscheidet, das für den Verstand ist, der sich als rein
  • wahrnehmend bei dem Auffassen des Inhaltes seiner Gesetze verhält, so
  • fällt jenes Auffassen doch ganz in das Prinzip und die Manier des
  • bloß wahrnehmenden Verstandes darum zurück, weil das Aufgefaßte zu
  • Momenten eines _Gesetzes_ gebraucht wird; denn hiedurch erhält es die
  • Weise einer festen Bestimmtheit, die Form einer unmittelbaren
  • Eigenschaft oder einer ruhenden Erscheinung, wird ferner in die
  • Bestimmung der Größe aufgenommen, und die Natur des Begriffs ist
  • unterdrückt.--Die Umtauschung eines bloß Wahrgenommenen gegen ein in
  • sich Reflektiertes, einer bloß sinnlichen Bestimmtheit gegen eine
  • organische verliert also wieder ihren Wert, und zwar dadurch, daß der
  • Verstand das Gesetzgeben noch nicht aufgehoben hat.
  • Um die Vergleichung in Ansehung dieses Umtausches an einigen
  • Beispielen anzustellen, so wird etwa etwas, das für die Wahrnehmung
  • ein Tier von starken Muskeln ist, als tierischer Organismus von hoher
  • Irritabilität, oder was für die Wahrnehmung ein Zustand großer
  • Schwäche ist, als Zustand hoher Sensibilität oder, wenn man lieber
  • will, als eine innormale Affektion, und zwar eine Potenzierung
  • derselben (Ausdrücke, welche das Sinnliche, statt in den Begriff, ins
  • Lateinische--und zwar noch dazu in ein schlechtes--übersetzen)
  • bestimmt. Daß das Tier starke Muskeln habe, kann vom Verstande auch
  • so ausgedrückt werden, das Tier besitze eine große _Muskelkraft_--wie
  • die große Schwäche als eine geringe _Kraft_. Die Bestimmung durch
  • Irritabilität hat vor der Bestimmung als _Kraft_ voraus, daß diese
  • die unbestimmte Reflexion in sich, jene aber die bestimmte ausdrückt,
  • denn die _eigentümliche_ Kraft des Muskels ist eben
  • Irritabilität--und vor der Bestimmung als _starke Muskeln_, daß wie
  • schon in der Kraft die Reflexion in sich zugleich darin enthalten ist.
  • So wie die Schwäche oder die geringe Kraft, die _organische
  • Passivität_ bestimmt durch _Sensibilität_ ausgedrückt wird. Aber
  • diese Sensibilität so für sich genommen und fixiert, und noch mit der
  • Bestimmung der _Größe_ verbunden, und als größere oder geringere
  • Sensibilität einer größern oder geringern Irritabilität
  • entgegengesetzt, ist jede ganz in das sinnliche Element und zur
  • gemeinen Form einer Eigenschaft herabgesetzt, und ihre Beziehung
  • nicht der Begriff, sondern im Gegenteil die Größe, in welche nun der
  • Gegensatz fällt, und ein gedankenloser Unterschied wird. Wenn hiebei
  • zwar das Unbestimmte der Ausdrücke von _Kraft_ und _Stärke_ und
  • _Schwäche_ entfernt wurde, so entsteht itzt das ebenso leere und
  • unbestimmte Herumtreiben in den Gegensätzen einer höhern und niedern
  • Sensibilität, Irritabilität in ihrem Aufund Absteigen an- und
  • gegeneinander. Nicht weniger als Stärke und Schwäche ganz sinnliche
  • gedankenlose Bestimmungen sind, ist die größere oder geringere
  • Sensibilität, Irritabilität die gedankenlos aufgefaßte und ebenso
  • ausgesprochene sinnliche Erscheinung. An die Stelle jener
  • begriffslosen Ausdrücke ist nicht der Begriff getreten, sondern
  • Stärke und Schwäche durch eine Bestimmung erfüllt worden, die für
  • sich allein genommen auf dem Begriffe beruht und ihn zum Inhalte hat,
  • aber diesen Ursprung und Charakter gänzlich verliert.--Durch die Form
  • der Einfachheit und Unmittelbarkeit also, in welcher dieser Inhalt
  • zur Seite eines Gesetzes gemacht wird, und durch die Größe, welche
  • das Element des Unterschiedes solcher Bestimmungen ausmacht, behält
  • das ursprünglich als Begriff seiende und gesetzte Wesen die Weise des
  • sinnlichen Wahrnehmens, und bleibt von dem Erkennen so entfernt, als
  • in der Bestimmung durch Stärke und Schwäche der Kraft, oder durch
  • unmittelbare sinnliche Eigenschaften.
  • Es ist itzt auch noch dasjenige _für sich allein_ zu betrachten übrig,
  • was das _Äußere_ des Organischen ist, und wie an ihm der Gegensatz
  • _seines_ Innern und Äußern sich bestimmt; so wie zuerst das _Innere_
  • des Ganzen in der Beziehung auf sein _eignes_ Äußeres betrachtet
  • wurde.
  • Das _Äußere_ für sich betrachtet ist die _Gestaltung_ überhaupt, das
  • System des sich im _Elemente_ des _Seins_ gliedernden Lebens, und
  • wesentlich zugleich das Sein des organischen Wesens _für ein
  • Anderes--_ gegenständliches Wesen in seinem _Für-sich-sein_.--Dies
  • _Andere_ erscheint zunächst als seine äußere unorganische Natur.
  • Diese beiden in Beziehung auf ein Gesetz betrachtet, kann, wie wir
  • oben sahen, die unorganische Natur nicht die Seite eines Gesetzes
  • gegen das organische Wesen ausmachen, weil dieses zugleich
  • schlechthin für sich ist, und eine allgemeine und freie Beziehung auf
  • sie hat.
  • Das Verhältnis dieser beiden Seiten aber an der organischen Gestalt
  • selbst näher bestimmt, so ist sie also nach einer Seite gegen die
  • unorganische Natur gekehrt, auf der andern aber _für sich_ und in
  • sich reflektiert. Das _wirkliche_ organische Wesen ist die Mitte,
  • welche das _Für-sich-sein_ des Lebens mit dem _Äußern_ überhaupt oder
  • dem _An-sich-sein_ zusammenschließt.--Das Extrem des Für-sich-seins
  • ist aber das Innere als unendliches Eins, welches die Momente der
  • Gestalt selbst aus ihrem Bestehen und dem Zusammenhange mit dem
  • Äußern in sich zurücknimmt, das inhaltslose, das an der Gestalt sich
  • seinen Inhalt gibt, und an ihr als ihr Prozeß erscheint. In diesem
  • Extreme als einfacher Negativität oder _reiner Einzelnheit_ hat das
  • Organische seine absolute Freiheit, wodurch es gegen das Sein für
  • anderes und gegen die Bestimmtheit der Momente der Gestalt
  • gleichgültig und gesichert ist. Diese Freiheit ist zugleich Freiheit
  • der Momente selbst, sie ist ihre Möglichkeit, als _daseiende_ zu
  • erscheinen und aufgefaßt zu werden, und wie gegen Äußeres sind sie
  • darin auch gegeneinander befreit und gleichgültig, denn die
  • _Einfachheit_ dieser Freiheit ist das _Sein_ oder ihre einfache
  • Substanz. Dieser Begriff oder reine Freiheit ist ein und dasselbe
  • Leben, die Gestalt oder das Sein für anderes mag in noch so
  • mannigfaltigem Spiele umherschweifen; es ist diesem Strome des Lebens
  • gleichgültig, welcher Art die Mühlen sind, die er treibt.--Vors erste
  • ist nun zu bemerken, daß dieser Begriff hier nicht wie vorhin bei der
  • Betrachtung des eigentlichen Innern in seiner Form des _Prozesses_
  • oder der Entwicklung seiner Momente aufzufassen ist, sondern in
  • seiner _Form_ als _einfaches Innres_, welches die rein allgemeine
  • Seite gegen das _wirkliche_ lebendige Wesen ausmacht, oder als das
  • _Element_ des _Bestehens_ der seienden Glieder der Gestalt; denn
  • diese betrachten wir hier, und an ihr ist das Wesen des Lebens als
  • die Einfachheit des Bestehens. Alsdenn ist das _Sein für Anderes_
  • oder die Bestimmtheit der wirklichen Gestaltung in diese einfache
  • Allgemeinheit aufgenommen, die ihr Wesen ist, eine ebenso einfache
  • allgemeine unsinnliche Bestimmtheit, und kann nur die sein, welche
  • als _Zahl_ ausgedrückt ist. Sie ist die Mitte der Gestalt, welche
  • das unbestimmte Leben mit dem wirklichen verknüpft, einfach wie jenes,
  • und bestimmt wie dieses. Was an jenem, dem _Innern_, als Zahl wäre,
  • müßte das Äußere nach seiner Weise als die vielförmige Wirklichkeit,
  • Lebensart, Farbe und so fort ausdrücken, überhaupt als die ganze
  • Menge der Unterschiede, welche in der Erscheinung sich entwickeln.
  • Die beiden Seiten des organischen Ganzen--die eine das _Innere_, die
  • andere aber das _Äußere_, so daß jede wieder an ihr selbst ein
  • Inneres und Äußeres hat--nach ihrem beiderseitigen Innern verglichen,
  • so war das Innere der ersten der Begriff, als die Unruhe der
  • _Abstraktion_; die zweite aber hat zu dem ihrigen die ruhende
  • Allgemeinheit, und darin auch die ruhende Bestimmtheit, die Zahl.
  • Wenn daher jene, weil in ihr der Begriff seine Momente entwickelt,
  • durch den Schein von Notwendigkeit der Beziehung täuschend Gesetze
  • verhieß, so tut diese sogleich Verzicht darauf, indem sich die Zahl
  • als die Bestimmung der einen Seite ihrer Gesetze zeigt. Denn die
  • Zahl ist eben die gänzlich ruhende, tote und gleichgültige
  • Bestimmtheit, an welcher alle Bewegung und Beziehung erloschen ist,
  • und welche die Brücke zu dem lebendigen der Triebe, der Lebensart und
  • dem sonstigen sinnlichen Dasein abgebrochen hat.
  • Diese Betrachtung der _Gestalt_ des Organischen als solcher und des
  • Innern als eines Innern bloß der Gestalt ist aber in der Tat nicht
  • mehr eine Betrachtung des Organischen. Denn die beiden Seiten, die
  • bezogen werden sollten, sind nur gleichgültig gegeneinander gesetzt,
  • und dadurch die Reflexion in sich, welche das Wesen des Organischen
  • ausmacht, aufgehoben. Sondern es wird hier vielmehr auf die
  • unorganische Natur die versuchte Vergleichung des Innern und Äußern
  • übergetragen; der unendliche Begriff ist hier nur das _Wesen_, das
  • inwendig verborgen, oder außen in das Selbstbewußtsein fällt, und
  • nicht mehr, wie am Organischen, seine gegenständliche Gegenwart hat.
  • Diese Beziehung des Innern und Äußern ist also noch in ihrer
  • eigentlichen Sphäre zu betrachten.
  • Zuerst ist jenes Innere der Gestalt als die einfache Einzelnheit
  • eines unorganischen Dinges, die _spezifische Schwere_. Sie kann als
  • einfaches Sein ebensowohl wie die Bestimmtheit der Zahl, deren sie
  • allein fähig ist, beobachtet oder eigentlich durch Vergleichung von
  • Beobachtungen gefunden werden, und scheint auf diese Weise die eine
  • Seite des Gesetzes zu geben. Gestalt, Farbe, Härte, Zähigkeit und
  • eine unzählige Menge anderer Eigenschaften würden zusammen die
  • _äußere_ Seite ausmachen, und die Bestimmtheit des Innern, die Zahl,
  • auszudrücken haben, so daß das eine am andern sein Gegenbild hätte.
  • Weil nun die Negativität hier nicht als Bewegung des Prozesses,
  • sondern als _beruhigte_ Einheit oder _einfaches Für-sich-sein_
  • aufgefaßt ist, so erscheint sie vielmehr als dasjenige, wodurch das
  • Ding sich dem Prozesse widersetzt, und sich in sich und als
  • gleichgültig gegen ihn erhält. Dadurch aber, daß dies einfache
  • Für-sich-sein eine ruhige Gleichgültigkeit gegen Anderes ist, tritt
  • die spezifische Schwere als eine _Eigenschaft neben_ andere; und
  • damit hört alle notwendige Beziehung ihrer auf diese Vielheit, oder
  • alle Gesetzmäßigkeit auf.--Die spezifische Schwere als dies einfache
  • Innere hat nicht den Unterschied _an ihr selbst_, oder sie hat nur
  • den unwesentlichen; denn eben ihre _reine Einfachheit_ hebt alle
  • wesentliche Unterscheidung auf. Dieser unwesentliche Unterschied,
  • _die Größe_, müßte also an der andern Seite, welche die Vielheit der
  • Eigenschaften ist, sein Gegenbild oder das _Andere_ haben, indem er
  • dadurch überhaupt erst Unterschied ist. Wenn diese Vielheit selbst
  • in die Einfachheit des Gegensatzes zusammengefaßt, und etwa als
  • _Kohäsion_ bestimmt wird, so daß diese das _Für-sich--im Anders-sein_,
  • wie die spezifische Schwere das _reine Für-sich-sein_ ist, so ist
  • diese Kohäsion zuerst diese reine im Begriffe gesetzte Bestimmtheit
  • gegen jene Bestimmtheit, und die Manier des Gesetzgebens wäre die,
  • welche oben bei der Beziehung der Sensibilität auf die Irritabilität
  • betrachtet worden.--Alsdenn ist sie ferner als _Begriff_ des
  • Für-sich-seins im Anderssein nur die _Abstraktion_ der Seite, die der
  • spezifischen Schwere gegenübersteht, und hat als solche keine
  • Existenz. Denn das Für-sich-sein im Anderssein ist der Prozeß, worin
  • das unorganische sein Für-sich-sein als eine _Selbsterhaltung_
  • auszudrücken hätte, welche es dagegen bewahrte, aus dem Prozesse als
  • Moment eines Produkts herauszutreten. Allein dies eben ist gegen
  • seine Natur, welche nicht den Zweck oder Allgemeinheit an ihr selbst
  • hat. Sein Prozeß ist vielmehr nur das bestimmte Verhalten, wie sein
  • Für-sich-sein, seine spezifische Schwere sich _aufhebt_. Dies
  • bestimmte Verhalten, worin seine Kohäsion in ihrem wahren Begriffe
  • bestehen würde, aber selbst und die bestimmte Größe seiner
  • spezifischen Schwere sind ganz gleichgültige Begriffe gegeneinander.
  • Wenn die Art des Verhaltens ganz außer acht gelassen und auf die
  • Vorstellung der Größe eingeschränkt wurde, so könnte etwa diese
  • Bestimmung gedacht werden, daß das größere spezifische Gewicht, als
  • ein höheres In-sich-sein, dem Eingehen in den Prozeß mehr widerstände
  • als das geringere. Allein umgekehrt bewährt die Freiheit des
  • Für-sich-seins sich nur in der Leichtigkeit, mit allem sich
  • einzulassen und sich in dieser Mannigfaltigkeit zu erhalten. Jene
  • Intensität ohne Extension der Beziehungen ist eine gehaltlose
  • Abstraktion, denn die Extension macht das _Dasein_ der Intensität aus.
  • Die Selbsterhaltung aber des Unorganischen in seiner Beziehung
  • fällt, wie erinnert, außer der Natur derselben, da es das Prinzip der
  • Bewegung nicht an ihm selbst hat, oder da sein Sein nicht die
  • absolute Negativität und Begriff ist.
  • Diese andre Seite des Unorganischen dagegen nicht als Prozeß, sondern
  • als ruhendes Sein betrachtet, so ist sie die gemeine Kohäsion, eine
  • _einfache_ sinnliche Eigenschaft auf die Seite getreten gegen das
  • freigelassene Moment des _Anderssein_, welches in vielen
  • gleichgültigen Eigenschaften auseinanderliegt, und unter diese selbst,
  • wie die spezifische Schwere, tritt; die Menge der Eigenschaften
  • zusammen macht dann die andre Seite zu dieser aus. An ihr aber, wie
  • an den andern ist _die Zahl_ die einzige Bestimmtheit, welche eine
  • Beziehung und Übergang dieser Eigenschaften zueinander nicht nur
  • nicht ausdrückt, sondern eben wesentlich dies ist, keine notwendige
  • Beziehung zu haben, sondern die Vertilgung aller Gesetzmäßigkeit
  • darzustellen, denn sie ist der Ausdruck der Bestimmtheit als einer
  • _unwesentlichen_. So daß also eine Reihe von Körpern, welche den
  • Unterschied als Zahlenunterschied ihrer spezifischen Schweren
  • ausdrückt, durchaus nicht einer Reihe des Unterschieds der andern
  • Eigenschaften parallel geht, wenn auch, um die Sache zu erleichtern,
  • von ihnen nur eine einzelne oder etliche genommen werden. Denn in
  • der Tat könnte es nur das ganze Konvolut derselben sein, was in
  • dieser Parallele die andere Seite auszumachen hätte. Dieses in sich
  • zu ordnen und zu einem Ganzen zu verbinden, sind die
  • Größenbestimmtheiten dieser vielerlei Eigenschaften für die
  • Beobachtung einerseits vorhanden, andererseits aber treten ihre
  • Unterschiede als qualitativ ein. Was nun in diesem Haufen als
  • positiv oder negativ bezeichnet werden müßte und sich gegenseitig
  • aufhöbe, überhaupt die innre Figuration und Exposition der Formel,
  • die sehr zusammengesetzt sein würde, gehörte dem Begriffe an, welcher
  • eben in der Weise, wie die Eigenschaften als _seiende_ daliegen und
  • aufgenommen werden sollen, ausgeschlossen ist; in diesem Sein zeigt
  • keine den Charakter eines Negativen gegen die andere, sondern die
  • eine _ist_ so gut als die andere, noch deutet sie sonst ihre Stelle
  • in der Anordnung des Ganzen an.--Bei einer Reihe, die in parallelen
  • Unterschieden fortläuft--das Verhältnis möchte als auf beiden Seiten
  • zugleich steigend, oder nur auf der einen und auf der andern
  • abnehmend gemeint werden--, ist es nur um den _letzten_ einfachen
  • Ausdruck dieses zusammengefaßten Ganzen zu tun, welches die eine
  • Seite des Gesetzes gegen die spezifische Schwere ausmachen sollte;
  • aber diese eine Seite, als _seiendes Resultat_, ist eben nichts
  • anders, als was schon erwähnt worden, nämlich einzelne Eigenschaft,
  • wie etwa auch die gemeine Kohäsion, neben welcher die andern, und
  • darunter auch die spezifische Schwere, gleichgültig vorhanden sind,
  • und jede andre mit dem gleichen Rechte, d.h. mit dem gleichen
  • Unrechte zum Repräsentanten der ganzen andern Seite gewählt werden
  • kann; eine wie die andre wurde das Wesen nur repräsentieren, auf
  • deutsch: _vorstellen_, aber nicht die Sache selbst sein. So daß der
  • Versuch, Körper-Reihen zu finden, welche an der einfachen Parallele
  • zweier Seiten fortliefen, und die wesentliche Natur der Körper nach
  • einem Gesetze dieser Seiten ausdrückten, für einen Gedanken genommen
  • werden muß, welcher seine Aufgabe und die Mittel, wodurch sie
  • ausgeführt werden sollte, nicht kennt.
  • Es wurde vorhin die Beziehung des Äußern und Innern an der Gestalt,
  • welche der Beobachtung sich darstellen soll, sogleich zu der Sphäre
  • des Unorganischen herübergenommen; die Bestimmung, welche sie hieher
  • zieht, kann itzt näher angegeben werden, und es ergibt sich von da
  • noch eine andere Form und Beziehung dieses Verhältnisses. Bei dem
  • Organischen nämlich fällt überhaupt das hinweg, was bei dem
  • Unorganischen die Möglichkeit einer solchen Vergleichung des Innern
  • und Äußern darzubieten scheint. Das unorganische Innere ist ein
  • einfaches Inneres, das für die Wahrnehmung als _seiende_ Eigenschaft
  • sich darbietet; seine Bestimmtheit ist daher wesentlich die Größe,
  • und es erscheint als seiende Eigenschaft gleichgültig gegen das
  • Äußere oder die vielen andern sinnlichen Eigenschaften. Das
  • Für-sich-sein des Organisch-Lebendigen aber tritt nicht so auf die
  • Seite gegen sein Äußeres, sondern hat das Prinzip des _Andersseins_
  • an ihm selbst. Bestimmen wir das Für-sich-sein als _einfache sich
  • erhaltende Beziehung auf sich selbst_, so ist sein Anderssein die
  • einfache _Negativität_, und die organische Einheit ist die Einheit
  • des sichselbstgleichen Sich-auf-sich-beziehens und der reinen
  • Negativität. Diese Einheit ist als Einheit das Innere des
  • Organischen; dies ist hiedurch an sich allgemein, oder es ist
  • _Gattung_. Die Freiheit der Gattung gegen ihre Wirklichkeit aber ist
  • eine andere als die Freiheit der spezifischen _Schwere_ gegen die
  • Gestalt. Die der letztern ist eine _seiende_ Freiheit, oder daß sie
  • als besondere Eigenschaft auf die Seite tritt. Aber weil sie
  • _seiende_ Freiheit ist, ist sie auch nur _Eine Bestimmtheit_, welche
  • dieser Gestalt _wesentlich_ angehört, oder wodurch diese _als Wesen_
  • ein bestimmtes ist. Die Freiheit der Gattung aber ist eine
  • allgemeine, und gleichgültig gegen diese Gestalt oder gegen ihre
  • Wirklichkeit. Die _Bestimmtheit_, welche dem _Für-sich-sein_ des
  • Unorganischen _als solchem_ zukommt, tritt daher an dem Organischen
  • _unter sein_ Für-sich-sein; wie sie an dem Unorganischen nur unter
  • das _Sein_ desselben tritt; ob sie daher schon an diesem zugleich nur
  • als _Eigenschaft_ ist, so fällt ihr doch die Würde des _Wesens_ zu,
  • weil sie als das einfache Negative dem Dasein als dem Sein für
  • anderes gegenübersteht; und dies einfache Negative ist in seiner
  • letzten einzelnen Bestimmtheit eine Zahl. Das Organische aber ist
  • eine Einzelnheit, welche selbst reine Negativität und daher die fixe
  • Bestimmtheit der Zahl, welche dem _gleichgültigen Sein_ zukommt, in
  • sich vertilgt. Insofern es das Moment des gleichgültigen Seins und
  • darin der Zahl an ihm hat, kann sie daher nur als ein Spiel an ihm,
  • nicht aber als das Wesen seiner Lebendigkeit genommen werden.
  • Wenn nun aber schon die reine Negativität, das Prinzip des Prozesses,
  • nicht außer dem Organischen fällt, und es sie also nicht als eine
  • Bestimmtheit in seinem _Wesen_ hat, sondern die Einzelnheit selbst an
  • sich allgemein ist, so ist doch diese reine Einzelnheit nicht in
  • ihren Momenten als selbst _abstrakten_ oder _allgemeinen_ an ihm
  • entwickelt und wirklich. Sondern dieser Ausdruck tritt außer jener
  • Allgemeinheit, welche in die _Innerlichkeit_ zurückfällt, und
  • zwischen die Wirklichkeit oder Gestalt, d.h. die sich entwickelnde
  • Einzelnheit und zwischen das organische Allgemeine, oder die Gattung,
  • das _bestimmte_ Allgemeine, die _Art_. Die Existenz, zu welcher die
  • Negativität des Allgemeinen oder der Gattung gelangt, ist nur die
  • entwickelte Bewegung eines Prozesses, welcher sich an _den Teilen der
  • seienden Gestalt_ verläuft. Hätte die Gattung an ihr als ruhender
  • Einfachheit die unterschiedenen Teile, und wäre somit ihre _einfache
  • Negativität_ als solche zugleich Bewegung, welche sich durch ebenso
  • einfache, unmittelbar an ihnen allgemeine Teile verliefe, die als
  • solche Momente hier wirklich wären, so wäre die organische Gattung
  • Bewußtsein. So aber ist die _einfache Bestimmtheit_, als
  • Bestimmtheit der Art, an ihr auf eine geistlose Weise vorhanden; die
  • Wirklichkeit fängt von ihr an, oder was in die Wirklichkeit tritt,
  • ist nicht die Gattung als solche, d.h. überhaupt nicht der Gedanke.
  • Diese als wirkliches Organisches ist nur durch einen Repräsentanten
  • vertreten. Dieser aber, die Zahl, welche den Übergang aus der
  • Gattung in die individuelle Gestaltung zu bezeichnen und der
  • Beobachtung die beiden Seiten der Notwendigkeit, einmal als einfache
  • Bestimmtheit, das anderemal sie als entwickelte zur Mannigfaltigkeit
  • herausgeborne Gestalt zu geben scheint, bezeichnet vielmehr die
  • Gleichgültigkeit und Freiheit des Allgemeinen und Einzelnen
  • gegeneinander, das von der Gattung dem wesenlosen Unterschiede der
  • Größe preisgegeben wird, selbst aber als Lebendiges von diesem
  • Unterschiede sich ebenso frei erweist. Die wahre Allgemeinheit, wie
  • sie bestimmt worden, ist hier nur _innres Wesen_; als _Bestimmtheit
  • der_ Art ist sie formale Allgemeinheit, und dieser gegenüber tritt
  • jene wahre Allgemeinheit auf die Seite der Einzelnheit, die dadurch
  • eine lebendige ist, und sich durch ihr _Inneres über ihre
  • Bestimmtheit als Art_ hinwegsetzt. Aber diese Einzelnheit ist nicht
  • zugleich allgemeines Individuum, d.h. an dem die Allgemeinheit ebenso
  • äußere Wirklichkeit hätte, sondern dies fällt außer dem
  • Organisch-Lebendigen. Dieses _allgemeine_ Individuum aber, wie es
  • _unmittelbar_ das Individuum der natürlichen Gestaltungen ist, ist
  • nicht das Bewußtsein selbst; sein Dasein als _*einzelnes* organisches
  • lebendiges Individuum_ müßte nicht außer ihm fallen, wenn es dieses
  • sein sollte.
  • Wir sehen daher einen Schluß, worin das eine Extrem das _allgemeine
  • Leben als allgemeines_ oder als Gattung, das andre Extrem aber
  • _dasselbe als Einzelnes_ oder als allgemeines Individuum ist; die
  • Mitte aber ist aus beiden zusammengesetzt, das erste scheint in sie
  • sich als _bestimmte_ Allgemeinheit oder als _Art_, das andre aber als
  • _eigentliche_ oder einzelne _Einzelnheit_ zu schicken.--Und da dieser
  • Schluß überhaupt der Seite der _Gestaltung_ angehört, so ist unter
  • ihm ebenso dasjenige begriffen, was als unorganische Natur
  • unterschieden wird.
  • Indem nun das allgemeine Leben als _das einfache Wesen der Gattung_
  • von seiner Seite die Unterschiede des Begriffs entwickelt, und sie
  • als eine Reihe der einfachen Bestimmtheiten darstellen muß, so ist
  • diese ein System gleichgültig gesetzter Unterschiede, oder _eine
  • Zahlreihe_. Wenn vorhin das Organische in der Form der Einzelnheit
  • diesem wesenlosen Unterschiede gegenübergesetzt wurde, der ihre
  • lebendige Natur nicht ausdrückt und enthält--und wenn in Ansehung des
  • Unorganischen nach seinem ganzen in der Menge seiner Eigenschaften
  • entwickelten Dasein ebendies gesagt werden muß--, so ist es itzt das
  • allgemeine Individuum, welches nicht nur als frei von jeder
  • Gliederung der Gattung, sondern auch als ihre Macht zu betrachten ist.
  • Die Gattung, welche sich in Arten nach der _allgemeinen
  • Bestimmtheit_ der Zahl zerlegt, oder auch einzelne Bestimmtheiten
  • ihres Daseins, z. B. die Figur, Farbe u.s.f. zu ihrem
  • Einteilungsgrunde nehmen mag, erleidet in diesem ruhigen Geschäfte
  • Gewalt von der Seite des allgemeinen Individuums, _der Erde_, welches
  • als die allgemeine Negativität, die Unterschiede, wie sie dieselben
  • an sich hat und deren Natur um der Substanz willen, der sie angehören,
  • eine andere ist als die Natur jener, gegen das Systematisieren der
  • Gattung geltend macht. Dieses Tun der Gattung wird zu einem ganz
  • eingeschränkten Geschäfte, das sie nur innerhalb jener mächtigen
  • Elemente treiben darf, und das durch die zügellose Gewalt derselben
  • allenthalben unterbrochen, lückenhaft und verkümmert wird.
  • Es folgt hieraus, daß der Beobachtung an dem gestalteten Dasein nur
  • die Vernunft _als Leben überhaupt_ werden kann, welches aber in
  • seinem Unterscheiden keine vernünftige Reihung und Gegliederung an
  • sich selbst wirklich hat, und nicht ein in sich gegründetes System
  • der Gestalten ist.--Wenn im Schlusse der organischen Gestaltung die
  • Mitte, worein die Art und ihre Wirklichkeit als einzelne
  • Individualität fällt, an ihr selbst die Extreme der innern
  • Allgemeinheit und der allgemeinen Individualität hätte, so würde
  • diese Mitte an _der Bewegung_ ihrer Wirklichkeit den Ausdruck und die
  • Natur der Allgemeinheit haben, und die sich selbst systematisierende
  • Entwicklung sein. So hat das _Bewußtsein_, zwischen dem allgemeinen
  • Geiste und zwischen seiner Einzelnheit oder dem sinnlichen Bewußtsein,
  • zur Mitte das System der Gestaltungen des Bewußtseins, als ein zum
  • Ganzen sich ordnendes Leben des Geistes--das System, das hier
  • betrachtet wird, und welches als Weltgeschichte sein gegenständliches
  • Dasein hat. Aber die organische Natur hat keine Geschichte; sie
  • fällt von ihrem Allgemeinen, dem Leben, unmittelbar in die
  • Einzelnheit des Daseins herunter, und die in dieser Wirklichkeit
  • vereinigten Momente der einfachen Bestimmtheit und der einzelnen
  • Lebendigkeit bringen das Werden nur als die zufällige Bewegung hervor,
  • worin jedes an seinem Teile tätig ist und das Ganze erhalten wird,
  • aber diese Regsamkeit ist _für sich_ selbst nur auf ihren Punkt
  • beschränkt, weil das Ganze nicht in ihm vorhanden ist, und dies ist
  • nicht darin vorhanden, weil es nicht als Ganzes hier _für sich_ ist.
  • Außerdem also, daß die beobachtende Vernunft in der organischen Natur
  • nur zur Anschauung ihrer selbst als allgemeines Leben überhaupt kommt,
  • wird ihr die Anschauung seiner Entwicklung und Realisierung nur nach
  • ganz allgemein unterschiedenen Systemen, deren Bestimmung, ihr Wesen
  • nicht in dem Organischen als solchem, sondern in dem allgemeinen
  • Individuum liegt; und _unter_ diesen Unterschieden der Erde nach
  • Reihungen, welche die Gattung versucht.
  • Indem also in seiner Wirklichkeit die _Allgemeinheit des organischen
  • Lebens_ sich, ohne die wahrhafte fürsichseiende Vermittlung,
  • unmittelbar in das Extrem _der Einzelnheit_ herunterfallen läßt, so
  • hat das beobachtende Bewußtsein nur das _Meinen_ als Ding vor sich;
  • und wenn die Vernunft das müßige Interesse haben kann, dieses Meinen
  • zu beobachten, ist sie auf das Beschreiben und Hererzählen von
  • Meinungen und Einfällen der Natur beschränkt. Diese geistlose
  • Freiheit des Meinens wird zwar allenthalben Anfänge von Gesetzen,
  • Spuren von Notwendigkeit, Anspielungen auf Ordnung und Reihung,
  • witzige und scheinbare Beziehungen darbieten. Aber die Beobachtung
  • kommt in der Beziehung des Organischen auf die seienden Unterschiede
  • des Unorganischen, die Elemente, Zonen und Klimate, in Ansehung des
  • Gesetzes und der Notwendigkeit nicht über den _großen Einfluß_ hinaus.
  • So auf der andern Seite, wo die Individualität nicht die Bedeutung
  • der Erde, sondern des dem organischen Leben _immanenten Eins_ hat,
  • dies aber mit dem Allgemeinen in unmittelbarer Einheit zwar die
  • Gattung ausmacht, aber deren einfache Einheit ebendarum nur als Zahl
  • sich bestimmt, und daher die qualitative Erscheinung freiläßt,--kann
  • es die Beobachtung nicht über _artige Bemerkungen, interessante
  • Beziehungen, freundliches Entgegenkommen dem Begriffe_ hinausbringen.
  • Aber die artigen _Bemerkungen_ sind kein _Wissen der Notwendigkeit_,
  • die _interessanten Beziehungen_ bleiben bei dem _Interesse_ stehen,
  • das Interesse ist aber nur noch die Meinung von der Vernunft; und die
  • _Freundlichkeit_ des Individuellen, mit der es an einen Begriff
  • anspielt, ist eine kindliche Freundlichkeit, welche kindisch ist,
  • wenn sie an und für sich etwas gelten will oder soll.
  • b. Die Beobachtung des Selbstbewußtseinsin seiner Reinheit und
  • seiner Beziehung auf äußre Wirklichkeit;logische und psychologische
  • Gesetze
  • Die Naturbeobachtung findet den Begriff in der unorganischen Natur
  • realisiert. Gesetze, deren Momente Dinge sind, welche sich zugleich
  • als Abstraktionen verhalten; aber dieser Begriff ist nicht eine in
  • sich reflektierte Einfachheit. Das Leben der organischen Natur ist
  • dagegen nur diese in sich reflektierte Einfachheit, der Gegensatz
  • seiner selbst, als des Allgemeinen und des Einzelnen, tritt nicht im
  • Wesen dieses Lebens selbst auseinander; das Wesen ist nicht die
  • Gattung, welche in ihrem unterschiedslosen Elemente sich trennte und
  • bewegte, und in ihrer Entgegensetzung für sich selbst zugleich
  • ununterschieden wäre. Die Beobachtung findet diesen freien Begriff,
  • dessen Allgemeinheit die entwickelte Einzelnheit ebenso absolut in
  • ihr selbst hat, nur in dem als Begriff existierenden Begriffe selbst,
  • oder in dem Selbstbewußtsein.
  • Indem sie sich nun in sich selbst kehrt, und auf den als freien
  • Begriff wirklichen Begriff richtet, findet sie zuerst die _Gesetze
  • des Denkens_. Diese Einzelnheit, welche das Denken an ihm selbst ist,
  • ist die abstrakte, ganz in die Einfachheit zurückgenommene Bewegung
  • des Negativen, und die Gesetze sind außerhalb der Realität.--Sie
  • haben keine _Realität_, heißt überhaupt nichts anders, als sie sind
  • ohne Wahrheit. Sie sollen auch zwar nicht _ganze_, aber doch
  • _formelle_ Wahrheit sein. Allein das rein Formelle ohne Realität ist
  • das Gedankending, oder die leere Abstraktion ohne die Entzweiung an
  • ihr, welche nichts anders als der Inhalt wäre.--Auf der andern Seite
  • aber, indem sie Gesetze des reinen Denkens sind, dieses aber das an
  • sich Allgemeine, und also ein Wissen ist, welches unmittelbar das
  • Sein und darin alle Realität an ihm hat, sind diese Gesetze absolute
  • Begriffe und ungetrennt die Wesenheiten der Form wie der Dinge. Da
  • die sich in sich bewegende Allgemeinheit der _entzweite_ einfache
  • Begriff ist, hat er auf diese Weise _Inhalt_ an sich, und einen
  • solchen, welcher aller Inhalt, nur nicht ein sinnliches Sein ist. Es
  • ist ein Inhalt, der weder im Widerspruche mit der Form noch überhaupt
  • von ihr getrennt, sondern vielmehr wesentlich sie selbst ist, denn
  • diese ist nichts anderes als das in seine reinen Momente sich
  • trennende Allgemeine.
  • Wie aber diese Form oder Inhalt _für die Beobachtung_ als Beobachtung
  • ist, erhält sie die Bestimmung eines _gefundenen_, gegebenen, d.i.
  • _nur seienden_ Inhalts. Er wird _ruhiges Sein_ von Beziehungen, eine
  • Menge abgesonderter Notwendigkeiten, die als ein _fester_ Inhalt an
  • und für sich, _in ihrer Bestimmtheit_, Wahrheit haben sollen, und so
  • in der Tat der Form entzogen sind.--Diese absolute Wahrheit fixer
  • Bestimmtheiten oder vieler verschiedener Gesetze widerspricht aber
  • der Einheit des Selbstbewußtseins, oder des Denkens und der Form
  • überhaupt. Was für festes an sich bleibendes Gesetz ausgesagt wird,
  • kann nur ein Moment der sich in sich reflektierenden Einheit sein,
  • nur als eine verschwindende Größe auftreten. Aus diesem
  • Zusammenhange der Bewegung aber von der Betrachtung herausgerissen
  • und einzeln hingestellt, fehlt ihnen nicht der Inhalt, denn sie haben
  • vielmehr einen bestimmten Inhalt, sondern sie entbehren vielmehr der
  • Form, welche ihr Wesen ist. In der Tat nicht darum, weil sie nur
  • formell sein und keinen Inhalt haben sollen, sondern vielmehr aus dem
  • entgegengesetzten Grunde, weil sie in ihrer Bestimmtheit, oder eben
  • _als ein Inhalt_, dem die Form genommen ist, für etwas Absolutes
  • gelten sollen, sind diese Gesetze nicht die Wahrheit des Denkens. In
  • ihrer Wahrheit, als in der Einheit des Denkens verschwindende Momente,
  • müßten sie als Wissen, oder denkende Bewegung, nicht aber als
  • _Gesetze_ des Wissens genommen werden. Das Beobachten aber ist nicht
  • das Wissen selbst, und kennt es nicht, sondern verkehrt seine Natur
  • in die Gestalt des _Seins_, d.h. faßt seine Negativität nur als
  • _Gesetze_ desselben auf.--Es ist hier hinreichend, die Ungültigkeit
  • der sogenannten Denkgesetze aus der allgemeinen Natur der Sache
  • aufgezeigt zu haben. Die nähere Entwicklung gehört in die
  • spekulative Philosophie, worin sie sich als dasjenige zeigen, was sie
  • in Wahrheit sind, nämlich einzelne verschwindende Momente, deren
  • Wahrheit nur das Ganze der denkenden Bewegung, das Wissen selbst ist.
  • Diese negative Einheit des Denkens ist für sich selbst, oder vielmehr
  • sie ist das _Für-sich-selbst-sein_, das Prinzip der Individualität,
  • und in seiner Realität _tuendes Bewußtsein_. Zu ihm als der Realität
  • jener Gesetze wird daher das beobachtende Bewußtsein durch die Natur
  • der Sache fortgeführt. Indem dieser Zusammenhang nicht für es ist,
  • so meint es, das Denken in seinen Gesetzen bleibe ihm auf der einen
  • Seite stehen, und auf der andern Seite erhalte es ein anderes Sein an
  • dem, was ihm itzt Gegenstand ist, nämlich das tuende Bewußtsein,
  • welches so für sich ist, daß es das Anderssein aufhebt, und in dieser
  • Anschauung seiner selbst als des Negativen seine Wirklichkeit hat.
  • Es eröffnet sich also für die _Beobachtung_ ein _neues Feld_ an der
  • _handelnden Wirklichkeit des Bewußtseins_. Die Psychologie enthält
  • die Menge von Gesetzen, nach welchen der Geist gegen die
  • verschiedenen Weisen seiner Wirklichkeit, als eines _vorgefundenen
  • Andersseins_, sich verschieden verhält; teils diese in sich zu
  • empfangen, und den vorgefundenen Gewohnheiten, Sitten und Denkungsart,
  • als worin er sich als Wirklichkeit Gegenstand ist, _gemäß zu werden_,
  • --teils gegen sie sich selbsttätig zu wissen, mit Neigung und
  • Leidenschaft nur Besonderes daraus für sich herauszugreifen, und das
  • Gegenständliche _sich gemäß zu machen_; dort sich gegen sich selbst
  • als Einzelnheit, hier gegen sich als allgemeines Sein negativ zu
  • verhalten.--Die Selbstständigkeit gibt dem Vorgefundenen nach der
  • ersten Seite nur die _Form_ bewußter Individualität überhaupt, und
  • bleibt in Ansehung des Inhalts innerhalb der vorgefundenen
  • allgemeinen Wirklichkeit stehen; nach der andern Seite aber gibt sie
  • ihr wenigstens eine eigentümliche Modifikation, die ihrem
  • wesentlichen Inhalte nicht widerspricht, oder auch eine solche,
  • wodurch das Individuum als besondere Wirklichkeit und eigentümlicher
  • Inhalt sich ihr entgegensetzt--und zum Verbrechen wird, indem es sie
  • auf eine nur einzelne Weise aufhebt, oder indem es dies auf eine
  • allgemeine Weise und damit für alle tut, eine andere Welt, anderes
  • Recht, Gesetz und Sitten an die Stelle der vorhandenen bringt.
  • Die beobachtende Psychologie, welche zuerst ihre Wahrnehmungen von
  • den _allgemeinen Weisen_, die ihr an dem tätigen Bewußtsein vorkommen,
  • ausspricht, findet mancherlei Vermögen, Neigungen und Leidenschaften,
  • und indem sich die Erinnerung an die Einheit des Selbstbewußtseins
  • bei der Hererzählung dieser Kollektion nicht unterdrücken läßt, muß
  • sie wenigstens bis zur Verwunderung fortgehen, daß in dem Geiste, wie
  • in einem Sacke, so vielerlei und solche heterogene einander zufällige
  • Dinge beisammen sein können, besonders auch da sie sich nicht als
  • tote ruhende Dinge, sondern als unruhige Bewegungen zeigen.
  • In der Hererzählung dieser verschiedenen Vermögen ist die Beobachtung
  • in der allgemeinen Seite; die Einheit dieser vielfachen Fähigkeiten
  • ist die dieser Allgemeinheit entgegengesetzte Seite, die _wirkliche_
  • Individualität.--Die unterschiednen wirklichen Individualitäten
  • wieder so aufzufassen und zu erzählen, daß der eine Mensch mehr
  • Neigung zu diesem, der andere mehr zu jenem, der eine mehr Verstand
  • als der andere habe, hat aber etwas viel Uninteressanteres, als
  • selbst die Arten von Insekten, Moosen, und so fort, aufzuzählen; denn
  • diese geben der Beobachtung das Recht, sie so einzeln und begrifflos
  • zu nehmen, weil sie wesentlich dem Elemente der zufälligen
  • Vereinzelung angehören. Die bewußte Individualität hingegen geistlos
  • als _einzelne_ seiende Erscheinung zu nehmen, hat das Widersprechende,
  • daß ihr Wesen das Allgemeine des Geistes ist. Indem aber das
  • Auffassen sie zugleich in die Form der Allgemeinheit eintreten läßt,
  • findet es _ihr Gesetz_, und scheint itzt einen vernünftigen Zweck zu
  • haben, und ein notwendiges Geschäfte zu treiben.
  • Die Momente, die den Inhalt des Gesetzes ausmachen, sind einerseits
  • die Individualität selbst, anderseits ihre allgemeine unorganische
  • Natur, nämlich die vorgefundenen Umstände, Lage, Gewohnheiten, Sitten,
  • Religion, und so weiter; aus diesen ist die bestimmte Individualität
  • zu begreifen. Sie enthalten Bestimmtes ebensowohl als Allgemeines,
  • und sind zugleich _Vorhandenes_, das sich der Beobachtung darbietet,
  • und sich an der andern Seite in der Form der Individualität ausdrückt.
  • Das Gesetz dieses Verhältnisses der beiden Seiten müßte nun dies
  • enthalten, was diese bestimmten Umstände für eine Wirkung und Einfluß
  • auf die Individualität ausüben. Diese Individualität aber ist gerade
  • dies, _ebensowohl_ das _Allgemeine_ zu sein, und daher auf eine
  • ruhige unmittelbare Weise mit dem _vorhandenen_ Allgemeinen, den
  • Sitten, Gewohnheiten u.s.f. zusammenzufließen und ihnen gemäß zu
  • werden, _als_ sich entgegengesetzt gegen sie zu verhalten, und sie
  • vielmehr zu verkehren,--sowie gegen sie in ihrer Einzelnheit ganz
  • gleichgültig sich zu verhalten, sie nicht auf sich einwirken zu
  • lassen, und nicht gegen sie tätig zu sein. _Was_ auf die
  • Individualität Einfluß und _welchen_ Einfluß es haben soll--was
  • eigentlich gleichbedeutend ist--, hängt darum nur von der
  • Individualität selbst ab; _dadurch_ ist diese Individualität _diese
  • bestimmte geworden_, heißt nichts anders, als _sie ist dies schon
  • gewesen_. Umstände, Lage, Sitten und so fort, welche einerseits
  • gezeigt werden als _vorhanden_, und anderseits _in dieser bestimmten
  • Individualität_, drücken nur das unbestimmte Wesen derselben aus, um
  • welches es nicht zu tun ist. Wenn diese Umstände, Denkungsart,
  • Sitten, Weltzustand überhaupt nicht gewesen wäre, so wäre allerdings
  • das Individuum nicht geworden, was es ist; denn diese allgemeine
  • Substanz sind alle, welche in diesem Weltzustande sich befinden.--Wie
  • er sich aber in _diesem_ Individuum--und ein solches soll begriffen
  • werden--partikularisiert hat, so müßte er sich an und für sich selbst
  • partikularisiert, und in dieser Bestimmtheit, welche er sich gegeben,
  • auf ein Individuum eingewirkt haben; nur so hätte er es zu diesem
  • bestimmten gemacht, das es ist. Wenn das Äußere sich an und für sich
  • so beschaffen hat, wie es an der Individualität erscheint, wäre diese
  • aus jenem begriffen. Wir hätten eine gedoppelte Galerie von Bildern,
  • deren eine der Widerschein der andern wäre; die eine die Galerie der
  • völligen Bestimmtheit und Umgrenzung äußerer Umstände, die andere
  • dieselbe übersetzt in die Weise, wie Sie in dem bewußten Wesen sind;
  • jene die Kugelfläche, dieses der Mittelpunkt, welcher sie in sich
  • vorstellt.
  • Aber die Kugelfläche, die Welt des Individuums, hat unmittelbar die
  • zweideutige Bedeutung, _an und für sich seiende Welt_ und _Lage, und
  • Welt des Individuums entweder_ insofern zu sein, als dieses mit ihr
  • nur zusammengeflossen wäre, sie so, wie sie ist, in sich hineingehen
  • lassen, und gegen sie sich nur als formelles Bewußtsein verhalten
  • hätte;--_oder_ aber Welt des Individuums so zu sein, wie das
  • Vorhandene von ihm _verkehrt_ worden ist.--Da um dieser Freiheit
  • willen die Wirklichkeit dieser gedoppelten Bedeutung fähig ist, so
  • ist die Welt des Individuums nur aus diesem selbst zu begreifen, und
  • der _Einfluß_ der Wirklichkeit, welche als an und für sich _seiend_
  • vorgestellt wird, auf das Individuum erhält durch dieses absolut den
  • entgegengesetzten Sinn, daß es entweder den Strom der einfließenden
  • Wirklichkeit an ihm _gewähren_ läßt, oder daß es ihn abbricht und
  • verkehrt. Hiedurch aber wird die _psychologische Notwendigkeit_ ein
  • so leeres Wort, daß von dem, was diesen Einfluß soll gehabt haben,
  • die absolute Möglichkeit vorhanden ist, daß es ihn auch hätte nicht
  • haben können.
  • Es fällt hiemit das _Sein_ hinweg, welches _an und für sich_ wäre,
  • und die eine, und zwar die allgemeine Seite eines Gesetzes ausmachen
  • sollte. Die Individualität ist, was _ihre_ Welt als die _ihrige_ ist;
  • sie selbst ist der Kreis ihres Tuns, worin sie sich als Wirklichkeit
  • dargestellt hat, und schlechthin nur Einheit des _vorhandenen_ und
  • des _gemachten Seins_; eine Einheit, deren Seiten nicht, wie in der
  • Vorstellung des psychologischen Gesetzes als _an sich_ vorhandne Welt
  • und als _für sich_ seiende Individualität auseinanderfallen; oder
  • wenn sie so jede für sich betrachtet wird, so ist keine Notwendigkeit
  • und Gesetz ihrer Beziehung füreinander vorhanden.
  • c. Beobachtungder Beziehung des Selbstbewußtseinsauf seine
  • unmittelbare Wirklichkeit;Physiognomik und Schädellehre
  • Die psychologische Beobachtung findet kein Gesetz des Verhältnisses
  • des Selbstbewußtseins zu der Wirklichkeit oder der ihm
  • entgegengesetzten Welt, und ist durch die Gleichgültigkeit beider
  • gegeneinander auf die _eigentümliche Bestimmtheit_ der realen
  • Individualität zurückgetrieben, welche _an_ und _für sich_ selbst ist,
  • oder den Gegensatz des _Für-sich_-seins und des _An-sich_-seins in
  • ihrer absoluten Vermittlung getilgt enthält. Sie ist der Gegenstand,
  • der itzt der Beobachtung geworden, oder zu dem sie übergeht.
  • Das Individuum ist an und für sich selbst: es ist _für sich_ oder es
  • ist ein freies Tun; es ist aber auch _an sich_; oder es selbst hat
  • ein _ursprüngliches_ bestimmtes _Sein_--eine Bestimmtheit, welche dem
  • Begriffe nach dasselbe ist, was die Psychologie außer ihm finden
  • wollte. _An ihm selbst_ tritt also der Gegensatz hervor, dies
  • Gedoppelte, Bewegung des Bewußtseins und das feste Sein einer
  • erscheinenden Wirklichkeit zu sein, einer solchen, welche an ihm
  • unmittelbar _die seinige_ ist. Dies _Sein_, der _Leib_ der
  • bestimmten Individualität, ist die _Ursprünglichkeit_ derselben, ihr
  • Nicht-getan-haben. Aber indem das Individuum zugleich nur ist, was
  • es getan hat, so ist sein Leib auch der von ihm _hervorgebrachte_
  • Ausdruck seiner selbst; zugleich ein _Zeichen_, welches nicht
  • unmittelbare Sache geblieben, sondern woran es nur zu erkennen gibt,
  • was es in dem Sinne _ist_, daß es seine ursprüngliche Natur ins Werk
  • richtet.
  • Betrachten wir die hier vorhandenen Momente in Beziehung auf die
  • vorhergehende Ansicht, so ist hier eine allgemeine menschliche
  • Gestalt, oder wenigstens die allgemeine eines Klimas, Weltteils,
  • eines Volks, wie vorhin dieselben allgemeinen Sitten und Bildung.
  • Hiezu kommen die besondern Umstände und Lage innerhalb der
  • allgemeinen Wirklichkeit; hier ist diese besondere Wirklichkeit als
  • besondere Formation der Gestalt des Individuums.--Auf der andern
  • Seite, wie vorhin das freie Tun des Individuums und die Wirklichkeit
  • als die _seinige_ gegen die vorhandne gesetzt war, steht hier die
  • Gestalt, als Ausdruck _seiner_ durch es selbst gesetzten
  • Verwirklichung, die Züge und Formen seines selbsttätigen Wesens.
  • Aber die sowohl allgemeine als besondere Wirklichkeit, welche die
  • Beobachtung vorhin außer dem Individuum vorfand, ist hier die
  • Wirklichkeit desselben, sein angeborner Leib, und in eben diesen
  • fällt der Ausdruck, der seinem Tun angehört. In der psychologischen
  • Betrachtung sollte die an und für sich seiende Wirklichkeit und die
  • bestimmte Individualität aufeinander bezogen werden; hier aber ist
  • die _ganze_ bestimmte _Individualität_ Gegenstand der Beobachtung;
  • und jede Seite seines Gegensatzes ist selbst dies Ganze. Zu dem
  • äußern Ganzen gehört also nicht nur das _ursprüngliche Sein_, der
  • angeborne Leib, sondern ebenso die Formation desselben, die der
  • Tätigkeit des Innern angehört; er ist Einheit des ungebildeten und
  • des gebildeten Seins, und die von dem Für-sich-sein durchdrungne
  • Wirklichkeit des Individuums. Dieses Ganze, welches die bestimmten
  • ursprünglichen festen Teile und die Züge, die allein durch das Tun
  • entstehen, in sich faßt, _ist_, und dies _Sein_ ist _Ausdruck_ des
  • Innern, des als Bewußtsein und Bewegung gesetzten Individuums.--Dies
  • _Innre_ ist ebenso nicht mehr die formelle, inhaltlose oder
  • unbestimmte Selbsttätigkeit, deren Inhalt und Bestimmtheit, wie
  • vorhin, in den äußern Umständen läge, sondern es ist ein an sich
  • bestimmter ursprünglicher Charakter, dessen Form nur die Tätigkeit
  • ist. Zwischen diesen beiden Seiten also wird hier das Verhältnis
  • betrachtet, wie es zu bestimmen, und was unter diesem _Ausdrucke_ des
  • Innern im Äußern zu verstehen ist.
  • Dies Äußere macht zuerst nur als _Organ_ das Innere sichtbar oder
  • überhaupt zu einem Sein für Anderes; denn das Innere, insofern es in
  • dem Organe ist, ist es die _Tätigkeit_ selbst. Der sprechende Mund,
  • die arbeitende Hand, wenn man will auch noch die Beine dazu, sind die
  • verwirklichenden und vollbringenden Organe, welche das Tun _als Tun_,
  • oder das Innre als solches an ihnen haben; die Äußerlichkeit aber,
  • welche es durch sie gewinnt, ist die Tat, als eine von dem Individuum
  • abgetrennte Wirklichkeit. Sprache und Arbeit sind Äußerungen, worin
  • das Individuum nicht mehr an ihm selbst sich behält und besitzt,
  • sondern das Innre ganz außer sich kommen läßt, und dasselbe Anderem
  • preisgibt. Man kann darum ebensosehr sagen, daß diese Äußerungen das
  • Innere zu sehr, als daß sie es zu wenig ausdrücken; _zu sehr_--weil
  • das Innere selbst in ihnen ausbricht, bleibt kein Gegensatz zwischen
  • ihnen und diesem; sie geben nicht nur einen _Ausdruck_ des Innern,
  • sondern es selbst unmittelbar; _zu wenig_--weil das Innere in Sprache
  • und Handlung sich zu einem Andern macht, so gibt es sich damit dem
  • Elemente der Verwandlung preis, welches das gesprochene Wort und die
  • vollbrachte Tat verkehrt, und etwas anders daraus macht, als sie an
  • und für sich als Handlungen dieses bestimmten Individuums sind.
  • Nicht nur verlieren die Werke der Handlungen durch diese
  • Äußerlichkeit von dem Einwirken anderer den Charakter, etwas
  • Bleibendes gegen andere Individualitäten zu sein; sondern indem sie
  • sich zum Innern, das sie enthalten, als abgesondertes, gleichgültiges
  • Äußeres verhalten, können sie als Innres _durch das Individuum_
  • selbst ein anders sein, als sie erscheinen,--entweder daß es sie mit
  • Absicht für die Erscheinung zu etwas anderem macht, als sie in
  • Wahrheit sind, oder daß es zu ungeschickt ist, sich die Außenseite zu
  • geben, die es eigentlich wollte, und sie so zu befestigen, daß ihm
  • von andern sein Werk nicht verkehrt werden kann. Das Tun also, als
  • vollbrachtes Werk, hat die doppelte entgegengesetzte Bedeutung,
  • entweder die _innere_ Individualität und _nicht_ ihr _Ausdruck_, oder
  • als Äußeres eine von dem Innern _freie_ Wirklichkeit zu sein, welche
  • ganz etwas anderes ist als jenes.--Um dieser Zweideutigkeit willen
  • müssen wir uns nach dem Innern umsehen, wie es _noch_, aber sichtbar
  • oder äußerlich _an dem Individuum selbst ist_. Im Organe aber ist es
  • nur als unmittelbares Tun selbst, das seine Äußerlichkeit an der Tat
  • erlangt, die entweder das Innre vorstellt oder auch nicht. Das Organ
  • nach diesem Gegensatze betrachtet gewährt also nicht den Ausdruck,
  • der gesucht wird.
  • Wenn nun die äußere Gestalt nur, insofern sie nicht Organ oder nicht
  • _Tun_, hiemit als _ruhendes_ Ganzes ist, die innre Individualität
  • ausdrücken könnte, so verhielte sie sich also als ein bestehendes
  • Ding, welches das Innre als ein Fremdes in sein passives Dasein ruhig
  • empfinge, und hiedurch das _Zeichen_ desselben würde,--ein äußerer,
  • zufälliger Ausdruck, dessen _wirkliche_ Seite für sich bedeutungslos,
  • eine Sprache, deren Töne und Tonverbindungen nicht die Sache selbst,
  • sondern durch die freie Willkür mit ihr verknüpft und zufällig für
  • sie sind.
  • Eine solche willkürliche Verbindung von solchen, die ein Äußeres
  • füreinander sind, gibt kein Gesetz. Die Physiognomik soll sich aber
  • von andern schlechten Künsten und heillosen Studien dadurch
  • unterscheiden, daß sie die bestimmte Individualität in dem
  • _notwendigen_ Gegensatze eines Innern und Äußern, des Charakters als
  • bewußten Wesens und ebendesselben als seiender Gestalt betrachtet,
  • und diese Momente so aufeinander bezieht, wie sie durch ihren Begriff
  • aufeinander bezogen sind, und daher den Inhalt eines Gesetzes
  • ausmachen müssen. In der Astrologie, Chiromantie und dergleichen
  • Wissenschaften hingegen scheint nur Äußeres auf Äußeres, irgend etwas
  • auf ein ihm Fremdes bezogen zu sein. _Diese_ Konstellation bei der
  • Geburt, und wenn dies Äußere näher auf den Leib selbst gerückt wird,
  • _diese_ Züge der Hand sind _äußere_ Momente für das lange oder kurze
  • Leben und das Schicksal des einzelnen Menschen überhaupt. Als
  • Äußerlichkeiten verhalten sie sich gleichgültig zueinander und haben
  • nicht die Notwendigkeit füreinander, welche in der Beziehung eines
  • _Äußern_ und _Innern_ liegen soll.
  • Die Hand freilich scheint nicht so sehr etwas Äußeres für das
  • Schicksal zu sein, sondern vielmehr als Inneres zu ihm sich zu
  • verhalten. Denn das Schicksal ist auch wieder nur die Erscheinung
  • dessen, was die bestimmte Individualität _an sich_ als innre
  • ursprüngliche Bestimmtheit ist.--Zu wissen nun, was sie an sich ist,
  • dazu kommt der Chiromante wie auch der Physiognomiker auf eine
  • kürzere Weise als zum Beispiel Solon, der erst aus und nach dem
  • Verlaufe des ganzen Lebens dies wissen zu können erachtete; er
  • betrachtete die Erscheinung, jene aber das _An-sich_. Daß aber die
  • Hand das _An-sich_ der Individualität in Ansehung ihres Schicksals
  • darstellen muß, ist leicht daraus zu sehen, daß sie nächst dem Organ
  • der Sprache am meisten es ist, wodurch der Mensch sich zur
  • Erscheinung und Verwirklichung bringt. Sie ist der beseelte
  • Werkmeister seines Glücks; man kann von ihr sagen, sie _ist_ das, was
  • der Mensch _tut_, denn an ihr als dem tätigen Organe seines
  • Sich-selbst-vollbringens ist er als Beseelender gegenwärtig, und
  • indem er ursprünglich sein eignes Schicksal ist, wird sie also dies
  • An-sich ausdrücken.
  • Aus dieser Bestimmung, daß das _Organ_ der Tätigkeit _ebensowohl_ ein
  • _Sein_ als das _Tun_ in ihm ist, oder daß das innre _An-sich_-sein
  • selbst an ihm _gegenwärtig_ und ein _Sein für_ Andre hat, ergibt sich
  • eine andre Ansicht desselben als die vorherige. Wenn nämlich die
  • Organe überhaupt darum nicht als _Ausdrücke_ des Innern genommen
  • werden zu können sich zeigten, weil in ihnen das Tun _als Tun_
  • gegenwärtig, das Tun _als Tat_ aber nur Äußeres ist, und Inneres und
  • Äußeres auf diese Weise auseinanderfällt und fremde gegeneinander
  • sind oder sein können, so muß nach der betrachteten Bestimmung das
  • Organ auch wieder als _Mitte_ beider genommen werden, indem eben dies,
  • daß das Tun an ihm _gegenwärtig_ ist, zugleich eine _Äußerlichkeit_
  • desselben ausmacht, und zwar eine andere, als die Tat ist, jene
  • nämlich bleibt dem Individuum und an ihm.--Diese Mitte und Einheit
  • des Innern und Äußern ist nun vors erste selbst auch äußerlich;
  • alsdenn aber ist diese Äußerlichkeit zugleich in das Innere
  • aufgenommen; sie steht als _einfache_ Äußerlichkeit der zerstreuten
  • entgegen, welche entweder nur ein _einzelnes_ für die ganze
  • Individualität zufälliges Werk oder Zustand, oder aber als _ganze_
  • Äußerlichkeit das in eine Vielheit von Werken und Zuständen
  • zersplitterte Schicksal ist. Die _einfachen Züge der Hand_ also,
  • ebenso _Klang_ und _Umfang_ der _Stimme_, als die individuelle
  • Bestimmtheit der _Sprache_,--auch dieselbe wieder, wie sie durch die
  • Hand eine festere Existenz als durch die Stimme bekommt, die
  • _Schrift_, und zwar in ihrer Besonderheit als _Handschrift_--alles
  • dieses ist _Ausdruck_ des Innern, so daß er als die _einfache
  • Äußerlichkeit_ sich wieder gegen die _vielfache Äußerlichkeit_ des
  • Handelns und des Schicksals, sich als _Inneres_ gegen diese verhält.
  • --Wenn also zuerst die bestimmte Natur und angeborne Eigentümlichkeit
  • des Individuums zusammen mit dem, was sie durch die Bildung geworden,
  • als das _Innere_, als das Wesen des Handelns und des Schicksals
  • genommen wird, so hat es seine _Erscheinung_ und Äußerlichkeit
  • _zuerst_ an seinem Munde, Hand, Stimme, Handschrift, sowie an den
  • übrigen Organen und deren bleibenden Bestimmtheiten; und _alsdann_
  • erst drückt es sich _weiter_ hinaus nach außen an seiner Wirklichkeit
  • in der Welt aus.
  • Weil nun diese Mitte sich als die Äußerung bestimmt, welche zugleich
  • ins Innere zurückgenommen ist, ist ihr Dasein nicht auf das
  • unmittelbare Organ des Tuns eingeschränkt, sie ist vielmehr die
  • nichts vollbringende Bewegung und Form des Gesichts und der
  • Gestaltung überhaupt. Diese Züge und ihre Bewegung sind nach diesem
  • Begriffe das zurückgehaltne an dem Individuum bleibende Tun, und nach
  • seiner Beziehung auf das wirkliche Tun das eigene Beaufsichtigen und
  • Beobachten desselben, _Äußerung_ als _Reflexion über_ die wirkliche
  • Äußerung.--Das Individuum ist zu und bei seinem äußern Tun darum
  • nicht stumm, weil es dabei zugleich in sich reflektiert ist, und es
  • äußert dies In-sich-reflektiert-sein; dies theoretische Tun oder die
  • Sprache des Individuums mit sich selbst darüber ist auch vernehmlich
  • für andere, denn sie ist selbst eine Äußerung.
  • An diesem Innern, welches in seiner Äußerung Inneres bleibt, wird
  • also das Reflektiert_sein_ des Individuums aus seiner Wirklichkeit
  • beobachtet, und es ist zu sehen, welche Bewandtnis es mit dieser
  • Notwendigkeit hat, die in dieser Einheit gesetzt ist.--Dies
  • Reflektiertsein ist zuerst verschieden von der Tat selbst, und kann
  • also etwas _anderes_ sein und für etwas anderes genommen werden, als
  • sie ist; man sieht es einem am Gesicht an, ob es ihm _Ernst_ mit dem
  • ist, was er sagt oder tut.--Umgekehrt aber ist dieses, was Ausdruck
  • des Innern sein soll, zugleich _seiender_ Ausdruck, und fällt hiemit
  • selbst in die Bestimmung des _Seins_ herunter, das absolut zufällig
  • für das selbstbewußte Wesen ist. Es ist daher wohl Ausdruck, aber
  • zugleich auch nur wie ein _Zeichen_, so daß dem ausgedrückten Inhalte
  • die Beschaffenheit dessen, wodurch es ausgedrückt wird, vollkommen
  • gleichgültig ist. Das Innere ist in dieser Erscheinung wohl
  • _sichtbares_ Unsichtbares, aber ohne an sie geknüpft zu sein; es kann
  • ebensowohl in einer andern Erscheinung sein, als ein anderes Inneres
  • in derselben Erscheinung sein kann.--Lichtenberg sagt daher mit Recht:
  • _Gesetzt, der Physiognom haschte den Menschen einmal, so käme es nur
  • auf einen braven Entschluß an, sich wieder auf Jahrtausende
  • unbegreiflich zu machen_.--Wie in dem vorhergehenden Verhältnisse die
  • vorliegenden Umstände ein Seiendes waren, woraus die Individualität
  • sich das nahm, was _sie_ vermochte und wollte, entweder sich ihm
  • ergebend oder es verkehrend, aus welchem Grunde es die Notwendigkeit
  • und das Wesen der Individualität nicht enthielt,--ebenso ist hier das
  • erscheinende unmittelbare Sein der Individualität ein solches, das
  • entweder ihr Reflektiertsein aus der Wirklichkeit und ihr
  • In-sich-sein ausdrückt, oder das für sie nur ein Zeichen ist, das
  • gleichgültig gegen das Bezeichnete, und darum in Wahrheit nichts
  • bezeichnet; es ist ihr ebensowohl ihr Gesicht als ihre Maske, die sie
  • ablegen kann.--Sie durchdringt ihre Gestalt, bewegt sich, spricht in
  • ihr; aber dies ganze Dasein tritt ebenso als ein gleichgültiges Sein
  • gegen den Willen und die Handlung über; sie tilgt an ihm die
  • Bedeutung, die es vorhin hatte, ihr Reflektiertsein in sich oder ihr
  • wahres Wesen an ihm zu haben, und legt es umgekehrt vielmehr in den
  • Willen und in die Tat.
  • Die Individualität _gibt dasjenige In-sich-reflektiert-sein auf_,
  • welches in den _Zügen_ ausgedrückt ist, und _legt ihr Wesen_ in _das
  • Werk_. Hierin widerspricht sie dem Verhältnisse, welches von dem
  • Vernunftinstinkte, der sich auf das Beobachten der selbstbewußten
  • Individualität legt, in Ansehung dessen, was ihr _Inneres_ und
  • _Äußeres_ sein soll, festgesetzt wird. Dieser Gesichtspunkt führt
  • uns auf den eigentlichen Gedanken, der der physiognomischen--wenn man
  • so will--_Wissenschaft_ zum Grunde liegt. Der Gegensatz, auf welchen
  • dies Beobachten geraten, ist der Form nach der Gegensatz von
  • Praktischem und Theoretischem, beides nämlich innerhalb des
  • Praktischen selbst gesetzt,--von der sich im Handeln, dies im
  • allgemeinsten Sinne genommen, verwirklichenden Individualität, und
  • derselben, wie sie in diesem Handeln zugleich daraus heraus, in sich
  • reflektiert, und es ihr Gegenstand ist. Das Beobachten nimmt diesen
  • Gegensatz nach demselben verkehrten Verhältnisse auf, worin er sich
  • in der Erscheinung bestimmt. Für das _unwesentliche Äußere_ gilt ihm
  • die _Tat_ selbst und das Werk, es sei der Sprache oder einer
  • befestigtem Wirklichkeit,--für das _wesentliche Innre_ aber das
  • _In-sich-sein_ der Individualität. Unter den beiden Seiten, welche
  • das praktische Bewußtsein an ihm hat, dem Beabsichten und der
  • Tat--dem _Meinen_ über seine Handlung und der _Handlung_ selbst--,
  • wählt die Beobachtung jene Seite zum wahren Innern; dieses soll seine
  • mehr oder weniger _unwesentliche_ Äußerung an der Tat, seine wahre
  • aber an seiner Gestalt haben. Die letztere Äußerung ist unmittelbare
  • sinnliche Gegenwart des individuellen Geistes; die Innerlichkeit, die
  • die wahre sein soll, ist die Eigenheit der Absicht und die
  • Einzelnheit des Für-sich-seins; beides der _gemeinte_ Geist. Was das
  • Beobachten zu seinen Gegenständen hat, ist also _gemeintes_ Dasein,
  • und zwischen solchem sucht es Gesetze auf.
  • Das unmittelbare Meinen über die gemeinte Gegenwart des Geistes ist
  • die natürliche Physiognomik, das vorschnelle Urteil über die innre
  • Natur und den Charakter ihrer Gestalt bei ihrem ersten Anblicke. Der
  • Gegenstand dieser Meinung ist von der Art, daß es in seinem Wesen
  • liegt, in Wahrheit etwas anderes zu sein, als nur sinnliches
  • unmittelbares Sein. Es ist zwar auch eben dieses im Sinnlichen aus
  • ihm In-sich-reflektiert-sein, was gegenwärtig, die Sichtbarkeit als
  • Sichtbarkeit des Unsichtbaren, was Gegenstand des Beobachtens ist.
  • Aber eben diese sinnliche unmittelbare Gegenwart ist _Wirklichkeit_
  • des Geistes, wie sie nur für die Meinung ist; und das Beobachten
  • treibt sich nach dieser Seite mit seinem gemeinten Dasein, mit der
  • Physiognomie, Handschrift, Ton der Stimme u.s.f. herum.--Es bezieht
  • solches Dasein auf ebensolches _gemeintes Innres_. Es ist nicht der
  • Mörder, der Dieb, welcher erkannt werden soll, sondern die _Fähigkeit,
  • es zu sein_; die feste abstrakte Bestimmtheit verliert sich dadurch
  • in die konkrete unendliche Bestimmtheit des _einzelnen_ Individuums,
  • die nun kunstreichere Schildereien erfordert, als jene
  • Qualifikationen sind. Solche kunstreichen Schildereien sagen wohl
  • mehr als die Qualifikation durch Mörder, Diebe, oder gutherzig,
  • unverdorben u.s.f., aber für ihren Zweck das gemeinte Sein oder die
  • einzelne Individualität auszusprechen, bei weitem nicht genug;
  • sowenig als die Schildereien der Gestalt, welche über die flache
  • Stirne, lange Nase u.s.f. hinausgehen. Denn die einzelne Gestalt wie
  • das einzelne Selbstbewußtsein ist als gemeintes Sein unaussprechlich.
  • Die Wissenschaft der Menschenkenntnis, welche auf den vermeinten
  • Menschen, sowie der Physiognomik, die auf seine vermeinte
  • Wirklichkeit geht und das bewußtlose Urteilen der natürlichen
  • Physiognomik zu einem Wissen erheben will, ist daher etwas End- und
  • Bodenloses, das nie dazu kommen kann, zu sagen, was es meint, weil es
  • nur meint, und sein Inhalt nur Gemeintes ist.
  • Die _Gesetze_, welche diese Wissenschaft zu finden ausgeht, sind
  • Beziehungen dieser beiden gemeinten Seiten, und können daher selbst
  • nichts als ein leeres Meinen sein. Auch da dies vermeinte Wissen,
  • das mit der Wirklichkeit des Geistes sich zu tun macht, gerade dies
  • zu seinem Gegenstande hat, daß er aus seinem sinnlichen Dasein heraus
  • sich in sich reflektiert, und das bestimmte Dasein für ihn eine
  • gleichgültige Zufälligkeit ist, so muß es bei seinen aufgefundenen
  • Gesetzen unmittelbar wissen, daß nichts damit gesagt ist, sondern
  • eigentlich rein geschwatzt oder nur _eine Meinung von sich_ gegeben
  • wird; ein Ausdruck, der die Wahrheit hat, dies als dasselbe
  • auszusprechen--seine _Meinung_ zu sagen und damit nicht die Sache,
  • sondern nur eine Meinung _von sich_ beizubringen. Dem _Inhalte_ nach
  • aber können diese Beobachtungen nicht von denen abweichen: "Es regnet
  • allemal, wenn wir Jahrmarkt haben, sagt der Krämer; und auch allemal,
  • wenn ich Wäsche trockne, sagt die Hausfrau."
  • Lichtenberg, der das physiognomische Beobachten so charakterisiert,
  • sagt auch noch dies: "Wenn jemand sagte, du handelst zwar wie ein
  • ehrlicher Mann, ich sehe es aber aus deiner Figur, du zwingst dich,
  • und bist ein Schelm im Herzen; fürwahr, eine solche Anrede wird bis
  • ans Ende der Welt von jedem braven Kerl mit einer Ohrfeige erwidert
  • werden."--Diese Erwiderung ist deswegen _treffend_, weil sie die
  • Widerlegung der ersten Voraussetzung einer solchen Wissenschaft des
  • Meinens ist, daß nämlich _die Wirklichkeit_ des Menschen sein Gesicht
  • u.s.f. sei.--Das _wahre Sein_ des Menschen ist vielmehr _seine Tat_;
  • in ihr ist die Individualität _wirklich_, und sie ist es, welche das
  • _Gemeinte_ in seinen beiden Seiten aufhebt. Einmal das Gemeinte als
  • ein leibliches ruhendes Sein; die Individualität stellt sich vielmehr
  • in der Handlung als das _negative_ Wesen dar, welches nur _ist_,
  • insofern es Sein aufhebt. Alsdenn hebt die Tat die
  • Unaussprechlichkeit der Meinung ebenso in Ansehung der selbstbewußten
  • Individualität auf, welche in der Meinung eine unendlich bestimmte
  • und bestimmbare ist. In der vollbrachten Tat ist diese schlechte
  • Unendlichkeit vernichtet. Die Tat ist ein einfach Bestimmtes,
  • Allgemeines, in einer Abstraktion zu Befassendes; sie ist Mord,
  • Diebstahl, oder Wohltat, tapfere Tat und so fort, und es kann von ihr
  • _gesagt_ werden, was _sie ist_. Sie _ist_ dies, und ihr Sein ist
  • nicht nur ein Zeichen, sondern die Sache selbst. Sie _ist_ dies, und
  • der individuelle Mensch _ist_, was sie _ist_; in der Einfachheit
  • _dieses Seins_ ist er für Andere seiendes, allgemeines Wesen, und
  • hört auf, nur gemeintes zu sein. Er ist zwar darin nicht als Geist
  • gesetzt; aber indem von seinem _Sein_ als Sein die Rede, und
  • _einerseits_ das gedoppelte Sein, der _Gestalt_ und der _Tat_, sich
  • gegenübersteht und jene wie diese seine Wirklichkeit sein soll, so
  • ist vielmehr nur die Tat als sein _echtes Sein_ zu behaupten,--nicht
  • seine Figur, welche das ausdrücken sollte, was er zu seinen Taten
  • meint, oder was man meinte, daß er tun nur könnte. Ebenso indem
  • _andererseits_ sein _Werk_ und seine innre _Möglichkeit_, Fähigkeit
  • oder Absicht, entgegengesetzt werden, ist jenes allein für seine
  • wahre Wirklichkeit anzusehen, wenn auch er selbst sich darüber
  • täuscht, und, aus seiner Handlung in sich gekehrt, in diesem Innern
  • ein anderes zu sein meint als in der _Tat_. Die Individualität, die
  • sich dem gegenständlichen Elemente anvertraut, indem sie zum Werke
  • wird, gibt sich damit wohl dem preis, verändert und verkehrt zu
  • werden. Aber den Charakter der Tat macht eben dies aus, ob sie ein
  • wirkliches Sein ist, das sich hält, oder ob nur ein gemeintes Werk,
  • das in sich nichtig vergeht. Die Gegenständlichkeit verändert nicht
  • die Tat selbst, sondern zeigt nur, _was_ sie ist, das heißt, ob sie
  • _ist_, oder ob sie _nichts ist_.--Die Zergliederung dieses Seins in
  • Absichten und dergleichen Feinheiten, wodurch der _wirkliche_ Mensch,
  • d.h. seine Tat, wieder in ein gemeintes Sein zurückerklärt werden
  • soll, wie er wohl selbst auch sich besondere Absichten über seine
  • Wirklichkeit erschaffen mag, müssen dem Müßggange der Meinung
  • überlassen bleiben, der, wenn er seine tatenlose Weisheit ins Werk
  • richten, den Charakter der Vernunft am Handelnden ableugnen und ihn
  • auf diese Weise mißhandeln will, daß er statt der Tat vielmehr die
  • Figur und die Züge für das Sein desselben erklären will, die obige
  • Erwiderung zu befahren hat, die ihm erweist, daß Figur nicht das
  • _An-sich_ ist, sondern vielmehr ein Gegenstand der Behandlung sein
  • kann.
  • Sehen wir nun auf den Umfang der Verhältnisse überhaupt, in welchen
  • die selbstbewußte Individualität zu ihrem Äußern stehend beobachtet
  • werden kann, so wird eines zurück sein, welches die Beobachtung sich
  • noch zu ihrem Gegenstande machen muß. In der Psychologie ist es die
  • _äußere Wirklichkeit_ der _Dinge_, welche an dem Geiste ihr sich
  • bewußtes _Gegenbild_ haben und ihn begreiflich machen soll. In der
  • Physiognomik dagegen soll er in seinem _eignen_ Äußern als in einem
  • Sein, welches die _Sprache_--die sichtbare Unsichtbarkeit seines
  • Wesens--sei, erkannt werden. Noch ist die Bestimmung der Seite der
  • Wirklichkeit übrig, daß die Individualität an ihrer unmittelbaren,
  • festen, rein daseienden Wirklichkeit ihr Wesen ausspreche.--Diese
  • letzte Beziehung unterscheidet sich also von der physiognomischen
  • dadurch, daß diese die _sprechende_ Gegenwart des Individuums ist,
  • das in seiner _handelnden_ Äußerung zugleich die sich in sich
  • _reflektierende_ und _betrachtende_ darstellt, eine Äußerung, welche
  • selbst Bewegung ist, ruhende Züge, welche selbst wesentlich ein
  • vermitteltes Sein sind. In der noch zu betrachtenden Bestimmung aber
  • ist endlich das Äußere eine ganz _ruhende_ Wirklichkeit, welche nicht
  • an ihr selbst redendes Zeichen, sondern getrennt von der
  • selbstbewußten Bewegung sich für sich darstellt und als bloßes Ding
  • ist.
  • Zunächst erhellt über die Beziehung des Innern auf dies sein Äußeres,
  • daß sie als Verhältnis des _Kausalzusammenhangs_ begriffen werden zu
  • müssen scheint, indem die Beziehung eines Ansichseienden auf ein
  • anderes Ansichseiendes, als eine _notwendige_, dies Verhältnis ist.
  • Daß nun die geistige Individualität auf den Leib Wirkung habe, muß
  • sie als Ursache selbst leiblich sein. Das Leibliche aber, worin sie
  • als Ursache ist, ist das Organ, aber nicht des Tuns gegen die äußere
  • Wirklichkeit, sondern des Tuns des selbstbewußten Wesens in sich
  • selbst, nach außen nur gegen seinen Körper; es ist nicht sogleich
  • abzusehen, welches diese Organe sein können. Würde nur an die Organe
  • überhaupt gedacht, so würde das Organ der Arbeit überhaupt leicht bei
  • der Hand sein, ebenso das Organ des Geschlechtstriebes, und so fort.
  • Allein solche Organe sind als Werkzeuge oder als Teile zu betrachten,
  • welche der Geist als _ein_ Extrem zur Mitte gegen das andere Extrem,
  • das äußerer _Gegenstand_ ist, hat. Hier aber ist ein Organ
  • verstanden, worin das selbstbewußte Individuum als Extrem gegen seine
  • eigne ihm entgegengesetzte Wirklichkeit sich _für sich_ erhält, nicht
  • zugleich nach außen gekehrtes, sondern in seiner Handlung
  • reflektiertes, und woran die Seite des _Seins_ nicht ein _Sein für
  • anderes_ ist. In der physiognomischen Beziehung wird das Organ zwar
  • auch als in sich reflektiertes und das Tun besprechendes Dasein
  • betrachtet; aber dies Sein ist ein gegenständliches, und das Resultat
  • der physiognomischen Beobachtung ist dieses, daß das Selbstbewußtsein
  • gegen eben diese seine Wirklichkeit als gegen etwas Gleichgültiges
  • gegenübertritt. Diese Gleichgültigkeit verschwindet darin, daß dies
  • In-sich-reflektiert-sein selbst _wirkend_ ist; dadurch erhält jenes
  • Dasein eine notwendige Beziehung auf es; daß es aber auf das Dasein
  • wirkend sei, muß es selbst ein aber nicht eigentlich gegenständliches
  • Sein haben, und als dies Organ soll es aufgezeigt werden.
  • Im gemeinen Leben nun wird der Zorn zum Beispiel, als ein solches
  • inneres Tun, in die Leber verlegt; Plato gibt ihr sogar noch etwas
  • Höheres, das nach einigen sogar das Höchste ist, zu, nämlich die
  • Prophezeihung oder die Gabe, das Heilige und Ewige
  • unvernünftigerweise auszusprechen. Allein die Bewegung, welche das
  • Individuum in der Leber, dem Herzen und so fort hat, kann nicht als
  • die ganz in sich reflektierte Bewegung desselben angesehen werden,
  • sondern sie ist darin vielmehr so, daß sie ihm schon in den Leib
  • geschlagen ist, und ein animalisches heraus gegen die Äußerlichkeit
  • sich wendendes Dasein hat.
  • Das _Nervensystem_ hingegen ist die unmittelbare Ruhe des Organischen
  • in seiner Bewegung. Die _Nerven_ selbst sind zwar wieder die Organe
  • des schon in seine Richtung nach außen versenkten Bewußtseins; Gehirn
  • und Rückenmark aber dürfen als die in sich bleibende--die nicht
  • gegenständliche, die auch nicht hinausgehende--unmittelbare Gegenwart
  • des Selbstbewußtseins betrachtet werden. Insofern das Moment des
  • Seins, welches dies Organ hat, ein _Sein für Anderes_, Dasein ist,
  • ist es totes Sein, nicht mehr Gegenwart des Selbstbewußtseins. Dies
  • _In-sich-selbst-sein_ ist aber seinem Begriffe nach eine Flüssigkeit,
  • worin die Kreise, die darein geworfen werden, sich unmittelbar
  • auflösen, und kein Unterschied als _seiender_ sich ausdrückt.
  • Inzwischen wie der Geist selbst nicht ein Abstrakt-Einfaches ist,
  • sondern ein System von Bewegungen, worin er sich in Momente
  • unterscheidet, in dieser Unterscheidung selbst aber frei bleibt, und
  • wie er seinen Körper überhaupt zu verschiedenen Verrichtungen
  • gliedert, und einen einzelnen Teil desselben nur _einer_ bestimmt, so
  • kann auch sich vorgestellt werden, daß das flüssige _Sein_ seines
  • _In-sich_-seins ein gegliedertes ist; und es scheint so vorgestellt
  • werden zu müssen, weil das in sich reflektierte _Sein_ des Geistes im
  • Gehirn selbst wieder nur eine Mitte seines reinen Wesens und seiner
  • körperlichen Gegliederung ist, eine Mitte, welche hiemit von der
  • Natur beider und also von der Seite der letztern auch die _seiende_
  • Gegliederung wieder an ihr haben muß.
  • Das geistig-organische Sein hat zugleich die notwendige Seite eines
  • _ruhenden bestehenden_ Daseins; jenes muß als Extrem des
  • Für-sich-seins zurücktreten, und diese als das andere Extrem
  • gegenüber haben, welches alsdenn der Gegenstand ist, worauf jenes als
  • Ursache wirkt. Wenn nun Gehirn und Rückenmark jenes körperliche
  • _Für-sich-sein_ des Geistes ist, so ist der Schädel und die
  • Rückenwirbelsäule das andere ausgeschiedne Extrem hinzu, nämlich das
  • feste ruhende Ding.--Indem aber jedem, wenn er an den eigentlichen
  • Ort des Daseins des Geistes denkt, nicht der Rücken, sondern nur der
  • Kopf einfällt, so können wir uns in der Untersuchung eines Wissens,
  • als das vorliegende ist, mit diesem--für es nicht zu
  • schlechten--Grunde begnügen, um dies Dasein auf den Schädel
  • einzuschränken. Sollte einem der Rücken insofern einfallen, als auch
  • wohl zuweilen durch ihn Wissen und Tun zum Teil _ein_-, zum Teil aber
  • _aus_getrieben wird, so würde dies dafür, daß das Rückenmark mit zum
  • inwohnenden Orte des Geistes, und seine Säule zum gegenbildlichen
  • Dasein genommen werden müsse, darum nichts beweisen, weil es zuviel
  • bewiese; denn man kann ebenso sich erinnern, daß auch andere
  • äußerliche Wege, der Tätigkeit des Geistes beizukommen, um sie zu
  • erwecken oder zurückzuhalten, beliebt werden.--Die Rückenwirbelsäule
  • fällt also, wenn man will, _mit Recht_ hinweg; und es ist so gut als
  • viele andere naturphilosophische Lehren _konstruiert_, daß der
  • Schädel allein zwar nicht die _Organe_ des Geistes enthalte. Denn
  • dies wurde vorhin aus dem Begriffe dieses Verhältnisses
  • ausgeschlossen, und deswegen der Schädel zur Seite des Daseins
  • genommen; oder wenn nicht an den _Begriff_ der Sache erinnert werden
  • dürfte, so lehrt ja die Erfahrung, daß wie mit dem Auge als Organe
  • gesehen, so _nicht_ mit dem Schädel gemordet, gestohlen, gedichtet u.
  • s.w. wird.--Es ist sich deswegen auch des Ausdrucks _Organ_ für
  • diejenige _Bedeutung_ des Schädels zu enthalten, von welcher noch zu
  • sprechen ist. Denn ob man gleich zu sagen pflegt, daß es
  • vernünftigen Menschen nicht auf das Wort, sondern auf die _Sache_
  • ankomme, so ist daraus doch nicht die Erlaubnis zu nehmen, eine Sache
  • mit einem ihr nicht zugehörigen Worte zu bezeichnen, denn dies ist
  • Ungeschicklichkeit zugleich und Betrug, der nur das rechte _Wort_
  • nicht zu haben meint und vorgibt, und es sich verbirgt, daß ihm in
  • der Tat die Sache, d.h. der Begriff, fehlt; wenn dieser vorhanden
  • wäre, würde er auch sein rechtes Wort haben.--Zunächst hat sich hier
  • nur dies bestimmt, daß wie das Gehirn der lebendige Kopf, der Schädel
  • das caput mortuum ist.
  • In diesem toten Sein hätten also die geistigen Bewegungen und
  • bestimmten Weisen des Gehirns ihre Darstellung äußerer Wirklichkeit,
  • die jedoch noch an dem Individuum selbst ist, sich zu geben. Für das
  • Verhältnis derselben zu ihm, der als totes Sein den Geist nicht in
  • sich selbst inwohnen hat, bietet sich zunächst das oben festgesetzte,
  • das äußere mechanische dar, so daß die eigentlichen Organe--und diese
  • sind am Gehirne--ihn hier rund ausdrücken, dort breit schlagen oder
  • platt stoßen, oder wie man sonst diese Einwirkung darstellen mag.
  • Selbst ein Teil des Organismus, muß in ihm zwar, wie in jedem Knochen,
  • eine lebendige Selbstbildung gedacht werden, so daß, hiernach
  • betrachtet, er von seiner Seite vielmehr das Gehirn drückt und dessen
  • äußere Beschränkung setzt; wozu er auch als das Härtere eher das
  • Vermögen hat. Dabei aber würde noch immer dasselbe Verhältnis in der
  • Bestimmung der Tätigkeit beider gegeneinander bleiben; denn ob der
  • Schädel das Bestimmende oder das Bestimmte ist, dies änderte an dem
  • Kausalzusammenhange überhaupt nichts, nur daß dann der Schädel zum
  • unmittelbaren Organe des Selbstbewußtseins gemacht würde, weil in ihm
  • als _Ursache_ sich die Seite des _Für-sich-seins_ fände. Allein
  • indem das _Für-sich-sein_ als _organische Lebendigkeit in beide_ auf
  • gleiche Weise fällt, fällt in der Tat der Kausalzusammenhang zwischen
  • ihnen hinweg. Diese Fortbildung beider aber hinge im Innern zusammen,
  • und wäre eine organische prästabilierte Harmonie, welche die beiden
  • sich aufeinander beziehenden Seiten frei gegeneinander und jeder ihre
  • eigene _Gestalt_ läßt, der die Gestalt der andern nicht zu
  • entsprechen braucht; und noch mehr die Gestalt und die Qualität
  • gegeneinander--wie die Form der Weinbeere und der Geschmack des
  • Weines frei gegeneinander sind.--Indem aber auf die Seite des Gehirns
  • die Bestimmung des _Für-sich-seins_, auf die Seite des Schädels aber
  • die Bestimmung des _Daseins_ fällt, so ist innerhalb der organischen
  • Einheit _auch_ ein Kausalzusammenhang derselben zu setzen; eine
  • notwendige Beziehung derselben als äußere füreinander, d.h. eine
  • selbst äußerliche, wodurch also ihre _Gestalt_ durch einander
  • bestimmt würde.
  • In Ansehung der Bestimmung aber, in welcher das Organ des
  • Selbstbewußtseins auf die gegenüberstehende Seite tätige Ursache wäre,
  • kann auf mancherlei Weise hin und her geredet werden; denn es ist
  • von der Beschaffenheit einer Ursache die Rede, die nach ihrem
  • _gleichgültigen_ Dasein, ihrer Gestalt und Größe betrachtet wird,
  • einer Ursache, deren Innres und Für-sich-sein gerade ein solches sein
  • soll, welches das unmittelbare Dasein nichts angeht. Die organische
  • Selbstbildung des Schädels ist zuerst gleichgültig gegen die
  • mechanische Einwirkung, und das Verhältnis dieser beiden Verhältnisse
  • ist, da jenes das Sich-auf-sich-selbst-beziehen ist, eben diese
  • Unbestimmtheit und Grenzenlosigkeit selbst. Alsdenn wenn auch das
  • Gehirn die Unterschiede des Geistes zu seienden Unterschieden in sich
  • aufnähme und eine Vielheit innerer einen verschiedenen Raum
  • einnehmenden Organe wäre--was der Natur widerspricht, welche den
  • Momenten des Begriffs ein eigenes Dasein gibt, und daher die
  • _flüssige Einfachheit_ des organischen Lebens _rein auf eine Seite_,
  • und die _Artikulation_ und _Einteilung_ desselben ebenso in seinen
  • Unterschieden auf die _andere_ Seite stellt, so daß sie, wie sie hier
  • gefaßt werden sollen, als besondere anatomische Dinge sich zeigen--,
  • so würde es unbestimmt sein, ob ein geistiges Moment, je nachdem es
  • ursprünglich stärker oder schwächer wäre, entweder in jenem Falle ein
  • _expandierteres_, in diesem ein _kontrahierteres_ Gehirnorgan
  • besitzen müßte, oder auch gerade umgekehrt.--Ebenso ob seine
  • _Ausbildung_ das Organ vergrößerte oder verkleinerte, ob es dasselbe
  • plumper und dicker oder feiner machte. Dadurch, daß es unbestimmt
  • bleibe, wie die Ursache beschaffen ist, ist es ebenso unbestimmt
  • gelassen, wie die Einwirkung auf den Schädel geschieht, ob sie ein
  • Erweitern oder Verengern und Zusammenfallenlassen ist. Wird diese
  • Einwirkung etwa _vornehmer_ als ein _Erregen_ bestimmt, so ist es
  • unbestimmt, ob es nach der Weise eines Kanthariden-Pflasters
  • auftreibend oder eines Essigs einschrumpfend geschieht.--Für alle
  • dergleichen Ansichten lassen sich plausible Gründe vorbringen, denn
  • die organische Beziehung, welche ebensosehr eingreift, läßt den einen
  • so gut passieren als den andern, und ist gleichgültig gegen allen
  • diesen Verstand.
  • Dem beobachtenden Bewußtsein ist es aber nicht darum zu tun, diese
  • Beziehung bestimmen zu wollen. Denn es ist ohnehin nicht das Gehirn,
  • was als _animalischer_ Teil auf der einen Seite steht, sondern
  • dasselbe als _Sein_ der _selbstbewußten_ Individualität.--Sie als
  • stehender Charakter und sich bewegendes bewußtes Tun ist _für sich_
  • und _in sich_; diesem Für- und In-sich-sein steht ihre Wirklichkeit
  • und Dasein für Anderes entgegen; das Für- und In-sich-sein ist das
  • Wesen und Subjekt, welches am Gehirne ein Sein hat, das _unter es
  • subsumiert_ ist, und seinen Wert nur durch die inwohnende Bedeutung
  • erhält. Die andre Seite der selbstbewußten Individualität aber, die
  • Seite ihres Daseins ist das _Sein_ als selbstständig und Subjekt,
  • oder als ein Ding, nämlich ein Knochen; die _Wirklichkeit und Dasein
  • des Menschen ist sein Schädelknochen_.--Dies ist das Verhältnis und
  • der Verstand, den die beiden Seiten dieser Beziehung in dem sie
  • beobachtenden Bewußtsein haben.
  • Diesem ist es nun um die bestimmtere Beziehung dieser Seiten zu tun;
  • der Schädelknochen hat wohl im Allgemeinen die Bedeutung, die
  • unmittelbare Wirklichkeit des Geistes zu sein. Aber die
  • Vielseitigkeit des Geistes gibt seinem Dasein eine ebensolche
  • Vieldeutigkeit; was zu gewinnen ist, ist die Bestimmtheit der
  • Bedeutung der einzelnen Stellen, in welche dies Dasein geteilt ist,
  • und es ist zu sehen, wie sie das Hinweisen darauf an ihnen haben.
  • Der Schädelknochen ist kein Organ der Tätigkeit, noch auch eine
  • sprechende Bewegung; es wird weder mit dem Schädelknochen gestohlen,
  • gemordet u.s.f., noch verzieht er zu solchen Taten im geringsten die
  • Miene, so daß er sprechende Gebärde würde.--Noch hat auch dieses
  • _Seiende_ den Wert eines _Zeichens_. Miene und Gebärde, Ton, auch
  • eine Säule, ein Pfahl, der auf einer öden Insel eingeschlagen ist,
  • kündigen sich sogleich an, daß noch irgend etwas anderes damit
  • gemeint ist, als das, was sie unmittelbar _nur sind_. Sie geben sich
  • selbst sogleich für Zeichen aus, indem sie eine Bestimmtheit an ihnen
  • haben, welche auf etwas anderes dadurch hinweist, daß sie ihnen nicht
  • eigentümlich angehört.
  • Man kann sich wohl auch bei einem Schädel, wie Hamlet bei Yoricks,
  • vielerlei einfallen lassen, aber der Schädelknochen für sich ist ein
  • so gleichgültiges, unbefangenes Ding, daß an ihm unmittelbar nichts
  • anderes zu sehen und zu meinen ist als nur er selbst; er erinnert
  • wohl an das Gehirn und seine Bestimmtheit, an Schädel von anderer
  • Formation, aber nicht an eine bewußte Bewegung, indem er weder Miene
  • und Gebärde noch etwas an ihm eingedrückt hat, das von einem bewußten
  • Tun herkommend sich ankündigte; denn er ist diejenige Wirklichkeit,
  • welche an der Individualität eine solche andere Seite darstellen
  • sollte, die nicht mehr sich in sich reflektierendes Sein, sondern
  • rein _unmittelbares Sein_ wäre.
  • Da er ferner auch nicht selbst fühlt, so scheint sich eine
  • bestimmtere Bedeutung für ihn etwa noch so ergeben zu können, daß
  • bestimmte Empfindungen durch die Nachbarschaft erkennen ließen, was
  • mit ihm gemeint sei; und indem eine bewußte Weise des Geistes bei
  • einer bestimmten Stelle desselben ihr Gefühl hat, wird etwa dieser
  • Ort in seiner Gestalt sie und ihre Besonderheit andeuten. Wie zum
  • Beispiel manche bei dem angestrengten Denken oder auch schon beim
  • _Denken_ überhaupt eine schmerzliche Spannung irgendwo im Kopfe zu
  • fühlen klagen, könnte auch das _Stehlen_, das _Morden_, das _Dichten_
  • und so fort jedes mit einer eigenen Empfindung begleitet sein, die
  • außerdem noch ihre besondere Stelle haben müßte. Diese Stelle des
  • Gehirns, die auf diese Art mehr bewegt und betätigt wäre, würde
  • wahrscheinlich auch die benachbarte Stelle des Knochens mehr
  • ausbilden; oder diese würde aus Sympathie oder Konsensus auch nicht
  • träge sein, sondern sich vergrößern, oder verkleinern, oder auf
  • welche Weise es sei sich formieren.--Was jedoch diese Hypothese
  • unwahrscheinlich macht, ist dies, daß das Gefühl überhaupt etwas
  • Unbestimmtes ist, und das Gefühl im Kopfe als dem Zentrum das
  • allgemeine Mitgefühl alles Leidens sein möchte, so daß sich mit dem
  • Diebs-, Mörders-, Dichters-Kopf-Kitzel oder--Schmerz andere
  • vermischen, und sich voneinander sowie von denen, die man bloß
  • körperlich nennen kann, sowenig unterscheiden lassen würden, als aus
  • dem Symptome des Kopfwehs, wenn wir seine Bedeutung nur auf das
  • Körperliche einschränken, sich die Krankheit bestimmen läßt.
  • Es fällt in der Tat, von welcher Seite die Sache betrachtet werde,
  • alle notwendige gegenseitige Beziehung, so wie deren durch sich
  • selbst sprechende Andeutung, hinweg. Es bleibt, wenn denn die
  • Beziehung doch stattfinden soll, eine _begrifflose_ freie
  • prästabilierte Harmonie der entsprechenden Bestimmung beider Seiten
  • übrig und notwendig; denn die eine _soll geistlose Wirklichkeit,
  • bloßes Ding_ sein.--Es stehen also eben auf einer Seite eine Menge
  • ruhender Schädelstellen, auf der andern eine Menge
  • Geistes-Eigenschaften, deren Vielheit und Bestimmung von dem Zustande
  • der Psychologie abhängen wird. Je elender die Vorstellung von dem
  • Geiste ist, um so mehr wird von dieser Seite die Sache erleichtert;
  • denn teils werden die Eigenschaften um so weniger, teils um so
  • abgeschiedener, fester und knöcherner, hiedurch Knochenbestimmungen
  • um so ähnlicher und mit ihnen vergleichbarer. Allein obzwar durch
  • die Elendigkeit der Vorstellung von dem Geiste vieles erleichtert ist,
  • so bleibt doch immer eine sehr große Menge auf beiden Seiten; es
  • bleibt die gänzliche Zufälligkeit ihrer Beziehung für die Beobachtung.
  • Wenn von den Kindern Israels aus dem Sand am Meere, dem sie
  • entsprechen sollen, jedes das Körnchen, dessen Zeichen es ist, sich
  • nehmen sollte, so ist diese Gleichgültigkeit und Willkür, welche
  • jedem das seine zuteilte, ebenso stark als die, welche jeder
  • Seelenfähigkeit, Leidenschaft und, was hier gleichfalls betrachtet
  • werden müßte, den Schattierungen von Charakteren, von welchen die
  • feinere Psychologie und Menschenkenntnis zu sprechen pflegt, ihre
  • Schädelstätten und Knochenformen zuweist.--Der Schädel des Mörders
  • hat dieses--nicht Organ, auch nicht Zeichen, sondern diesen Knorren;
  • aber dieser Mörder hat noch eine Menge anderer Eigenschaften, sowie
  • andere Knorren, und mit den Knorren auch Vertiefungen; man hat die
  • Wahl unter Knorren und Vertiefungen. Und wieder kann sein Mordsinn
  • auf welchen Knorren oder Vertiefung es sei und hinwiederum diese auf
  • welche Eigenschaft es sei bezogen werden; denn weder ist der Mörder
  • nur dies Abstraktum eines Mörders, noch hat er nur _eine_ Erhabenheit
  • und _eine_ Vertiefung. Die Beobachtungen, welche hierüber angestellt
  • werden, müssen darum gerade auch so gut lauten als der Regen des
  • Krämers und der Hausfrau am Jahrmarkte und bei der Wäsche. Krämer
  • und Hausfrau konnten auch die Beobachtung machen, daß es immer regnet,
  • wenn dieser Nachbar vorbeigeht, oder wenn Schweinsbraten gegessen
  • wird. Wie der Regen gegen diese Umstände, so gleichgültig ist für
  • die Beobachtung _diese_ Bestimmtheit des Geistes gegen _dieses_
  • bestimmte Sein des Schädels. Denn von den beiden Gegenständen dieses
  • Beobachtens ist der eine ein trockenes _Für-sich-sein_, eine
  • knöcherne Eigenschaft des Geistes, wie der andere ein trockenes
  • _An-sich-sein_; ein so knöchernes Ding, als beide sind, ist
  • vollkommen gleichgültig gegen alles andere; es ist dem hohen Knorren
  • ebenso gleichgültig, ob ein Mörder in seiner Nachbarschaft, als dem
  • Mörder, ob die Plattheit in seiner Nähe ist.
  • Es bleibt allerdings die _Möglichkeit_, daß mit irgendeiner
  • Eigenschaft, Leidenschaft u.s.f. ein Knorren an irgendeiner Stelle
  • verbunden sei, unüberwindlich übrig. Man _kann sich_ den Mörder mit
  • einem hohen Knorren hier an dieser Schädelstelle, den Dieb mit einer
  • dort _vorstellen_. Von dieser Seite ist die Schädelwissenschaft noch
  • großer Erweiterung fähig; denn zunächst scheint sie sich nur auf die
  • Verbindung eines Knorren mit einer Eigenschaft _an demselben
  • Individuum_, so daß dieses beide besitzt, einzuschränken. Aber schon
  • die natürliche Schädelwissenschaft--denn es muß so gut eine solche
  • als eine natürliche Physiognomik geben--geht über diese Schranken
  • hinaus; sie urteilt nicht nur, daß ein schlauer Mensch einen
  • faustdicken Knorren hinter den Ohren sitzen habe, sondern sie stellt
  • auch vor, daß die untreue Ehefrau nicht selbst, sondern das andre
  • ehliche Individuum Knorren an der Stirne habe.--Ebenso kann man sich
  • auch den, der mit dem Mörder unter einem Dache wohnt, oder auch
  • seinen Nachbar, und weiter hinaus seine Mitbürger u.s.f. mit hohen
  • Knorren an irgendeiner Schädelstelle _vorstellen_, so gut als die
  • fliegende Kuh, die zuerst von dem Krebs, der auf dem Esel ritt,
  • geliebkost und hernach u.s.f. wurde.--Wird aber die _Möglichkeit_
  • nicht im Sinne der Möglichkeit _des Vorstellens_, sondern der
  • _innern_ Möglichkeit oder des _Begriffs_ genommen, so ist der
  • Gegenstand eine solche Wirklichkeit, welche reines Ding und ohne
  • dergleichen Bedeutung ist und sein soll, und sie also nur in der
  • Vorstellung haben kann.
  • Schreitet, ungeachtet der Gleichgültigkeit der beiden Seiten, der
  • Beobachter jedoch ans Werk, Beziehungen zu bestimmen, teils frisch
  • gehalten durch den allgemeinen Vernunftgrund, daß das _Äußere der
  • Ausdruck des Innern_ sei, teils sich unterstützend mit der Analogie
  • von Schädeln der Tieren--welche zwar wohl einen einfachern Charakter
  • haben mögen als die Menschen, von denen es aber zugleich um ebenso
  • schwerer zu sagen wird, welchen sie haben, indem es nicht der
  • Vorstellung eines jeden Menschen so leicht sein kann, sich in die
  • Natur eines Tieres recht hineinzubilden--, so findet der Beobachter
  • bei der Versicherung der Gesetze, die er entdeckt haben will, eine
  • _vorzügliche Hülfe_ an einem Unterschiede, der uns hier notwendig
  • auch einfallen muß.--Das _Sein_ des Geistes kann wenigstens nicht als
  • so etwas schlechthin Unverrücktes und Unverrückbares genommen werden.
  • Der Mensch ist frei; es wird zugegeben, daß das _ursprüngliche_ Sein
  • nur _Anlagen_ sind, über welche er viel vermag, oder welche günstiger
  • Umstände bedürfen, um entwickelt zu werden, d.h. ein _ursprüngliches_
  • Sein des Geistes ist ebensowohl als ein solches auszusprechen, das
  • nicht als Sein existiert. Widersprächen also Beobachtungen
  • demjenigen, was irgendeinem als Gesetz zu versichern einfällt, wäre
  • es schön Wetter am Jahrmarkts oder bei der Wäsche, so könnten Krämer
  • und Hausfrau sprechen, daß es _eigentlich_ regnen _sollte_, und die
  • _Anlage_ doch dazu _vorhanden_ sei; ebenso das Schädelbeobachten,
  • --daß dies Individuum _eigentlich_ so sein _sollte_, wie der Schädel
  • nach dem Gesetze aussagt, und eine _ursprüngliche Anlage_ habe, die
  • _aber_ nicht ausgebildet worden sei; vorhanden ist diese Qualität
  • nicht, aber sie _sollte vorhanden_ sein.--Das _Gesetz_ und das
  • _Sollen_ gründet sich auf das Beobachten des wirklichen Regens, und
  • des wirklichen Sinnes bei dieser Bestimmtheit des Schädels; ist aber
  • die _Wirklichkeit_ nicht vorhanden, so gilt die _leere Möglichkeit_
  • für ebensoviel.--Diese Möglichkeit, d.i. die Nichtwirklichkeit des
  • aufgestellten Gesetzes und hiemit ihm widersprechende Beobachtungen
  • müssen eben dadurch hereinkommen, daß die Freiheit des Individuums
  • und die entwickelnden Umstände gleichgültig gegen das _Sein_
  • überhaupt sind, sowohl gegen es als ursprüngliches inneres wie als
  • äußeres knöchernes, und daß das Individuum auch etwas anderes sein
  • kann, als es innerlich ursprünglich und noch mehr als ein Knochen ist.
  • Wir erhalten also die Möglichkeit, daß dieser Knorren oder Vertiefung
  • des Schädels sowohl etwas wirkliches als auch nur eine _Anlage_, und
  • zwar unbestimmt zu irgend etwas, daß er etwas Nichtwirkliches
  • bezeichne; wir sehen es einer schlechten Ausrede wie immer ergehen,
  • daß sie wider dasjenige, dem sie aufhelfen soll, selbst zu gebrauchen
  • steht. Wir sehen das Meinen durch die Natur der Sache dahin gebracht,
  • das _Gegenteil_ dessen, aber _gedankenlos_, selbst zu sagen, was es
  • festhält;--zu sagen, es wird durch diesen Knochen irgend etwas
  • angedeutet, aber ebensogut _auch nicht_.
  • Was der Meinung selbst bei dieser Ausrede vorschwebt, ist der wahre,
  • sie gerade vertilgende Gedanke, daß das _Sein_ als solches überhaupt
  • nicht die Wahrheit des Geistes ist. Wie schon die Anlage ein
  • _ursprüngliches Sein_ ist, das an der Tätigkeit des Geistes keinen
  • Anteil hat, ein ebensolches ist seinerseits auch der Knochen. Das
  • Seiende ohne die geistige Tätigkeit ist ein Ding für das Bewußtsein,
  • und so wenig sein Wesen, daß es vielmehr das Gegenteil desselben und
  • das Bewußtsein sich allein _wirklich_ ist, durch die Negation und
  • Vertilgung eines solchen Seins.--Es ist von dieser Seite für völlige
  • Verleugnung der Vernunft anzusehen, für das _wirkliche Dasein_ des
  • Bewußtseins einen Knochen auszugeben; und dafür wird er ausgegeben,
  • indem er als das Äußere des Geistes betrachtet wird, denn das Äußere
  • ist eben die seiende Wirklichkeit. Es hilft nichts, zu sagen, daß
  • von diesem Äußern _nur_ auf das Innere, das _etwas anders_ sei,
  • _geschlossen_ werde, das Äußere nicht das Innere selbst, sondern nur
  • dessen _Ausdruck_ sei. Denn in dem Verhältnisse beider zueinander
  • fällt eben auf die Seite des Innern die Bestimmung der sich
  • _denkenden_ und _gedachten_, auf die Seite des Äußern aber die _der
  • seienden Wirklichkeit_.--Wenn also einem Menschen gesagt wird: du
  • (dein Inneres) bist dies, _weil_ dein _Knochen_ so beschaffen ist; so
  • heißt es nichts anderes als: ich sehe einen Knochen für _deine
  • Wirklichkeit_ an. Die bei der Physiognomik erwähnte Erwiderung eines
  • solchen Urteils durch die Ohrfeige bringt zunächst die _weichen_
  • Teile aus ihrem Ansehen und Lage, und erweist nur, daß diese kein
  • wahres _An-sich_, nicht die Wirklichkeit des Geistes sind;--hier
  • müßte die Erwiderung eigentlich so weit gehen, einem, der so urteilt,
  • den Schädel einzuschlagen, um gerade so greiflich, als seine Weisheit
  • ist, zu erweisen, daß ein Knochen für den Menschen nichts _An-sich_,
  • viel weniger _seine_ wahre Wirklichkeit ist.-Der rohe Instinkt der
  • selbstbewußten Vernunft wird eine solche Schädelwissenschaft
  • unbesehen verwerfen--diesen andern beobachtenden Instinkt derselben,
  • der zur Ahndung _des Erkennens_ gediehen, es auf die geistlose Weise,
  • daß das Äußere Ausdruck des Innern sei, erfaßt hat. Aber je
  • schlechter der Gedanke ist, desto weniger fällt es zuweilen auf,
  • worin bestimmt seine Schlechtigkeit liegt, und desto schwerer ist es,
  • sie auseinanderzulegen. Denn der Gedanke heißt um so schlechter, je
  • reiner und leerer die Abstraktion ist, welche ihm für das Wesen gilt.
  • Der Gegensatz aber, auf den es hier ankömmt, hat zu seinen Gliedern
  • die ihrer bewußte Individualität und die Abstraktion der ganz zum
  • _Dinge_ gewordenen Äußerlichkeit--jenes innre Sein des Geistes als
  • festes geistloses Sein aufgefaßt, eben solchem Sein entgegengesetzt.
  • --Damit scheint aber auch die beobachtende Vernunft in der Tat ihre
  • Spitze erreicht zu haben, von welcher sie sich selbst verlassen und
  • sich überschlagen muß; denn erst das ganz Schlechte hat die
  • unmittelbare Notwendigkeit an sich, sich zu verkehren.--Wie von dem
  • jüdischen Volke gesagt werden kann, daß es gerade darum, weil es
  • unmittelbar vor der Pforte des Heils stehe, das verworrenste sei und
  • gewesen sei; was es an und für sich sein sollte, diese
  • Selbstwesenheit ist es sich nicht, sondern verlegt sie jenseits
  • seiner; es macht sich durch diese Entäußerung ein höheres Dasein
  • _möglich_, wenn es seinen Gegenstand wieder in sich zurücknehmen
  • könnte, als wenn es innerhalb der Unmittelbarkeit des Seins
  • stehengeblieben; weil der Geist um so größer ist, aus je größerem
  • Gegensatze er in sich zurückkehrt; diesen Gegensatz aber macht er
  • sich in dem Aufheben seiner unmittelbaren Einheit und in der
  • Entäußerung seines Für-sich-seins. Allein wenn ein solches
  • Bewußtsein sich nicht reflektiert, ist die Mitte, worin es steht, die
  • unselige Leere, indem dasjenige, was sie erfüllen sollte, zum festen
  • Extreme geworden ist. So ist diese letzte Stufe der beobachtenden
  • Vernunft ihre schlechteste, aber darum ihre Umkehrung notwendig.
  • Denn die Übersicht der bisher betrachteten Reihe von Verhältnissen,
  • welche den Inhalt und Gegenstand der Beobachtung ausmachen, zeigt,
  • daß in ihrer _ersten Weise_, in der Beobachtung der Verhältnisse der
  • unorganischen Natur ihr schon das _sinnliche Sein verschwindet_; die
  • Momente ihres Verhältnisses stellen sich als reine Abstraktionen und
  • als einfache Begriffe dar, welche an das Dasein von Dingen fest
  • geknüpft sein sollten, das aber verlorengeht, so daß das Moment sich
  • als reine Bewegung und als Allgemeines erweist. Dieser freie in sich
  • vollendete Prozeß behält die Bedeutung eines Gegenständlichen; tritt
  • aber nun als ein _Eins_ auf; im Prozesse des Unorganischen ist das
  • Eins das nicht existierende Innere; als Eins aber existierend ist er
  • das Organische.--Das Eins steht als Für-sich-sein oder negatives
  • Wesen dem Allgemeinen gegenüber, entzieht sich diesem und bleibt frei
  • für sich, so daß der Begriff, nur im Elemente der absoluten
  • Vereinzelung realisiert, in der organischen Existenz seinen
  • wahrhaften Ausdruck, _als Allgemeines_ da zu sein, nicht findet,
  • sondern ein Äußeres oder, was dasselbe ist, ein _Inneres_ der
  • organischen Natur bleibt.--Der organische Prozeß ist nur frei _an
  • sich_, ist es aber nicht _für sich selbst_; im _Zwecke_ tritt das
  • Für-sich-sein seiner Freiheit ein; _existiert_ als ein anderes Wesen,
  • als eine ihrer selbst bewußte Weisheit, die außer jenem ist. Die
  • beobachtende Vernunft wendet sich also an diese, an den Geist, den
  • als Allgemeinheit existierenden Begriff oder als Zweck existierenden
  • Zweck, und ihr eignes Wesen ist ihr nunmehr der Gegenstand.
  • Sie wendet sich zuerst an seine Reinheit; aber indem sie Auffassen
  • des in seinen Unterschieden sich bewegenden Gegenstandes als eines
  • seienden ist, werden ihr _Gesetze des Denkens_, Beziehungen von
  • Bleibendem auf Bleibendes; aber da der Inhalt dieser Gesetze nur
  • Momente sind, verlaufen sie sich in das Eins des Selbstbewußtseins.
  • --Dieser neue Gegenstand ebenso als _Seiendes_ genommen, ist das
  • _einzelne, zufällige_ Selbstbewußtsein; das Beobachten steht daher
  • innerhalb des gemeinten Geistes und des zufälligen Verhältnisses von
  • bewußter Wirklichkeit auf unbewußte. Er an sich selbst nur ist die
  • Notwendigkeit dieser Beziehung; die Beobachtung rückt ihm daher näher
  • auf den Leib, und vergleicht seine wollende und tuende Wirklichkeit
  • mit seiner in sich reflektierten und betrachtenden Wirklichkeit, die
  • selbst gegenständlich ist. Dieses Äußre, obzwar eine Sprache des
  • Individuums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als Zeichen etwas
  • Gleichgültiges gegen den Inhalt, den es bezeichnen sollte, so wie das,
  • welches sich das Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.
  • Von dieser wandelbaren Sprache geht darum die Beobachtung endlich zum
  • _festen Sein_ zurück, und spricht ihrem Begriffe nach aus, daß die
  • Äußerlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache und Zeichen,
  • sondern als _totes Ding_ die äußere und unmittelbare Wirklichkeit des
  • Geistes sei. Was von der allerersten Beobachtung der unorganischen
  • Natur aufgehoben wurde, daß nämlich der Begriff als Ding vorhanden
  • sein sollte, stellt diese letzte Weise so her, daß sie die
  • Wirklichkeit des Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umgekehrt
  • ausgedrückt, dem toten Sein die Bedeutung des Geistes gibt.--Die
  • Beobachtung ist damit dazu gekommen, es auszusprechen, was unser
  • Begriff von ihr war, daß nämlich die Gewißheit der Vernunft sich
  • selbst als gegenständliche Wirklichkeit sucht.--Man meint zwar dabei
  • wohl nicht, daß der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird,
  • als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Materialismus, wie man es
  • nennt, in diesem Gedanken liegen, sondern der Geist vielmehr noch
  • etwas anders als diese Knochen sein; aber er _ist_, heißt selbst
  • nichts anders als: er ist ein _Ding_. Wenn das _Sein_ als solches
  • oder Dingsein von dem Geiste prädiziert wird, so ist darum der
  • wahrhafte Ausdruck hievon, daß er ein solches wie _ein Knochen_ ist.
  • Es muß daher für höchst wichtig angesehen werden, daß der wahre
  • Ausdruck davon, daß vom Geiste rein gesagt wird, _er ist_, sich
  • gefunden hat. Wenn sonst vom Geiste gesagt wird, _er ist_, hat _ein
  • Sein_, ist ein _Ding_, eine einzelne _Wirklichkeit_, so wird damit
  • nicht etwas _gemeint_, das man sehen oder in die Hand nehmen, stoßen
  • und so fort kann, aber _gesagt_ wird ein solches, und was in Wahrheit
  • gesagt wird, drückt sich hiemit so aus, daß _das Sein des Geistes ein
  • Knochen ist_.
  • Dies Resultat hat nun eine doppelte Bedeutung, einmal seine wahre,
  • insofern es eine Ergänzung des Resultates der vorhergehenden Bewegung
  • des Selbstbewußtseins ist. Das unglückliche Selbstbewußtsein
  • entäußerte sich seiner Selbstständigkeit und rang sein
  • _Für-sich-sein_ zum _Dinge_ heraus. Es kehrte dadurch aus dem
  • Selbstbewußtsein in das Bewußtsein zurück, d.h. in das Bewußtsein,
  • für welches der Gegenstand ein _Sein_, ein _Ding_ ist;--aber dies,
  • was Ding ist, ist das Selbstbewußtsein; es ist also die Einheit des
  • Ich und des Seins, die _Kategorie_. Indem der Gegenstand für das
  • Bewußtsein so bestimmt ist, _hat es Vernunft_. Das Bewußtsein sowie
  • das Selbstbewußtsein _ist an sich_ eigentlich Vernunft; aber nur von
  • dem Bewußtsein, dem der Gegenstand als die Kategorie sich bestimmt
  • hat, kann gesagt werden, daß es Vernunft _habe_;--hievon aber ist
  • noch das Wissen, was Vernunft ist, unterschieden.--Die Kategorie,
  • welche die _unmittelbare_ Einheit des _Seins_ und des _Seinen_ ist,
  • muß beide Formen durchlaufen, und das beobachtende Bewußtsein ist
  • eben dieses, dem sie sich in der Form des _Seins_ darstellt. In
  • seinem Resultate spricht das Bewußtsein dasjenige, dessen bewußtlose
  • Gewißheit es ist, als Satz aus--den Satz, der im Begriffe der
  • Vernunft liegt. Er ist das _unendliche Urteil_, daß das Selbst ein
  • Ding ist--ein Urteil, das sich selbst aufhebt.--Durch dieses Resultat
  • ist also bestimmt zur Kategorie dies hinzugekommen, daß sie dieser
  • sich aufhebende Gegensatz ist. Die _reine_ Kategorie, welche in der
  • Form des _Seins_ oder der _Unmittelbarkeit_ für das Bewußtsein ist,
  • ist der noch _unvermittelte_, nur _vorhandne_ Gegenstand, und das
  • Bewußtsein ein ebenso unvermitteltes Verhalten. Das Moment jenes
  • unendlichen Urteils ist der Übergang der _Unmittelbarkeit_ in die
  • Vermittlung oder _Negativität_. Der vorhandne Gegenstand ist daher
  • als ein negativer bestimmt, das Bewußtsein aber als
  • _Selbst_bewußtsein gegen ihn, oder die Kategorie, welche die Form des
  • _Seins_ im Beobachten durchlaufen hat, ist jetzt in der Form des
  • Für-sich-seins gesetzt; das Bewußtsein will sich nicht mehr
  • _unmittelbar finden_, sondern durch seine Tätigkeit sich selbst
  • hervorbringen. _Es selbst_ ist sich der Zweck seines Tuns, wie es ihm
  • im Beobachten nur um die Dinge zu tun war.
  • Die andere Bedeutung des Resultats ist die schon betrachtete des
  • begrifflosen Beobachtens. Dieses weiß sich nicht anders zu fassen
  • und auszusprechen, als daß es unbefangen den Knochen, wie er sich als
  • sinnliches Ding findet, das seine Gegenständlichkeit für das
  • Bewußtsein nicht zugleich verliert, für die _Wirklichkeit_ des
  • Selbstbewußtseins aussagt. Es hat aber auch darüber, daß es dies
  • sagt, keine Klarheit des Bewußtseins, und faßt seinen Satz nicht in
  • der Bestimmtheit seines Subjekts und Prädikats und der Beziehung
  • derselben, noch weniger in dem Sinne des unendlichen sich selbst
  • auflösenden Urteils und des Begriffs.--Es verbirgt sich vielmehr aus
  • einem tieferliegenden Selbstbewußtsein des Geistes, das hier als eine
  • natürliche Honettetät erscheint, die Schmählichkeit des begrifflosen
  • nackten Gedankens, für die Wirklichkeit des Selbstbewußtseins einen
  • Knochen zu nehmen, und übertüncht ihn durch die Gedankenlosigkeit
  • selbst, mancherlei Verhältnisse von Ursache und Wirkung, von Zeichen,
  • Organ u.s.w., die hier keinen Sinn haben, einzumischen, und durch
  • Unterscheidungen, die von ihnen hergenommen sind, das Grelle des
  • Satzes zu verstecken.
  • Gehirnfibern und dergleichen als das Sein des Geistes betrachtet,
  • sind schon eine gedachte nur hypothetische--nicht _daseiende_, nicht
  • gefühlte, gesehene, nicht die wahre Wirklichkeit; wenn sie _da sind_,
  • wenn sie gesehen werden, sind sie tote Gegenstände und gelten dann
  • nicht mehr für das Sein des Geistes. Aber die eigentliche
  • Gegenständlichkeit muß eine _unmittelbare, sinnliche_ sein, so daß
  • der Geist in dieser als toten--denn der Knochen ist das Tote,
  • insofern es am Lebendigen selbst ist--als wirklich gesetzt wird.--Der
  • Begriff dieser Vorstellung ist, daß die Vernunft sich _alle Dingheit_,
  • auch die _rein gegenständliche selbst_ ist; sie ist aber dies _im
  • Begriffe_, oder der Begriff nur ist ihre Wahrheit, und je reiner der
  • Begriff selbst ist, zu einer desto albernern Vorstellung sinkt er
  • herab, wenn sein Inhalt nicht als Begriff, sondern als Vorstellung
  • ist--wenn das sich selbst aufhebende Urteil nicht mit dem Bewußtsein
  • dieser seiner Unendlichkeit genommen wird, sondern als ein bleibender
  • Satz, und dessen Subjekt und Prädikat jedes für sich gelten, das
  • Selbst als Selbst, das Ding als Ding fixiert und doch eins das andre
  • sein soll.--Die Vernunft, wesentlich der Begriff, ist unmittelbar in
  • sich selbst und ihr Gegenteil entzweit, ein Gegensatz, der eben darum
  • ebenso unmittelbar aufgehoben ist. Aber sich so als sich selbst und
  • als ihr Gegenteil darbietend, und festgehalten in dem ganz einzelnen
  • Momente dieses Auseinandertretens, ist sie unvernünftig aufgefaßt;
  • und je reiner die Momente desselben sind, desto greller ist die
  • Erscheinung dieses Inhalts, der allein entweder für das Bewußtsein
  • ist, oder von ihm unbefangen allein ausgesprochen wird.--Das _Tiefe_,
  • das der Geist von innen heraus, aber nur bis in sein _vorstellendes
  • Bewußtsein_ treibt und es in diesem stehen läßt,--und die
  • _Unwissenheit_ dieses Bewußtseins, was das ist, was es sagt, ist
  • dieselbe Verknüpfung des Hohen und Niedrigen, welche an dem
  • Lebendigen die Natur in der Verknüpfung des Organs seiner höchsten
  • Vollendung, des Organs der Zeugung,--und des Organs des Pissens naiv
  • ausdrückt.--Das unendliche Urteil als unendliches wäre die Vollendung
  • des sich selbst erfassenden Lebens, das in der Vorstellung bleibende
  • Bewußtsein desselben aber verhält sich als Pissen.
  • B. Die Verwirklichungdes vernünftigen Selbstbewußtseinsdurch sich
  • selbst
  • Das Selbstbewußtsein fand das Ding als sich, und sich als Ding; d.h.
  • _es ist für es_, daß es _an sich_ die gegenständliche Wirklichkeit
  • ist. Es ist nicht mehr die _unmittelbare_ Gewißheit, alle Realität
  • zu sein; sondern eine solche, für welche das Unmittelbare überhaupt
  • die Form eines aufgehobenen hat, so daß seine _Gegenständlichkeit_
  • nur noch als Oberfläche gilt, deren Inneres und Wesen _es selbst_ ist.
  • --Der Gegenstand, auf welchen es sich positiv bezieht, ist daher ein
  • Selbstbewußtsein; er ist in der Form der Dingheit, d.h. er ist
  • _selbstständig_; aber es hat die Gewißheit, daß dieser selbstständige
  • Gegenstand kein Fremdes für es ist; es weiß hiemit, daß es _an sich_
  • von ihm anerkannt ist; es ist der _Geist_, der die Gewißheit hat, in
  • der Verdopplung seines Selbstbewußtseins und in der Selbstständigkeit
  • beider seine Einheit mit sich selbst zu haben. Diese Gewißheit hat
  • sich ihm nun zur Wahrheit zu erheben; was ihm gilt, daß es _an sich_
  • und in seiner _innern_ Gewißheit sei, soll in sein Bewußtsein treten,
  • und _für es_ werden.
  • Was die allgemeinen Stationen dieser Verwirklichung sein werden,
  • bezeichnet sich im allgemeinen schon durch die Vergleichung mit dem
  • bisherigen Wege. Wie nämlich die beobachtende Vernunft in dem
  • Elemente der Kategorie die Bewegung des _Bewußtseins_, nämlich die
  • sinnliche Gewißheit, das Wahrnehmen und den Verstand wiederholte, so
  • wird diese auch die doppelte Bewegung des _Selbstbewußtseins_ wieder
  • durchlaufen, und aus der Selbstständigkeit in seine Freiheit
  • übergehen. Zuerst ist diese tätige Vernunft ihrer selbst nur als
  • eines Individuums bewußt, und muß als ein solches seine Wirklichkeit
  • im andern fodern und hervorbringen--alsdenn aber, indem sich sein
  • Bewußtsein zur Allgemeinheit erhebt, wird es _allgemeine_ Vernunft,
  • und ist sich seiner als Vernunft, als an und für sich schon
  • anerkanntes bewußt, welches in seinem reinen Bewußtsein alles
  • Selbstbewußtsein vereinigt; es ist das einfache geistige Wesen, das,
  • indem es zugleich zum Bewußtsein kommt, die _reale Substanz_ ist,
  • worein die frühern Formen als in ihren Grund zurückgehen, so daß sie
  • gegen diesen nur einzelne Momente seines Werdens sind, die sich zwar
  • losreißen und als eigne Gestalten erscheinen, in der Tat aber nur von
  • ihm getragen _Dasein_ und _Wirklichkeit_, aber ihre _Wahrheit_ nur
  • haben, insofern sie in ihm selbst sind und bleiben.
  • Nehmen wir dieses Ziel, das der _Begriff_ ist, der _uns_ schon
  • entstanden--nämlich das anerkannte Selbstbewußtsein, das in dem
  • andern freien Selbstbewußtsein die Gewißheit seiner selbst, und eben
  • darin seine Wahrheit hat--, in seiner Realität auf, oder heben wir
  • diesen noch innern Geist als die schon zu ihrem Dasein gediehene
  • Substanz heraus, so schließt sich in diesem Begriffe _das Reich der
  • Sittlichkeit_ auf. Denn diese ist nichts anders als in der
  • selbstständigen _Wirklichkeit_ der Individuen die absolute geistige
  • _Einheit_ ihres Wesens; ein an sich allgemeines Selbstbewußtsein, das
  • sich in einem andern Bewußtsein so wirklich ist, daß dieses
  • vollkommene Selbstständigkeit hat, oder ein Ding für es, und daß es
  • eben darin der _Einheit_ mit ihm sich bewußt ist, und in dieser
  • Einheit mit diesem gegenständlichen Wesen erst Selbstbewußtsein ist.
  • Diese sittliche _Substanz_ in der _Abstraktion_ der _Allgemeinheit_,
  • ist sie nur das _gedachte_ Gesetz; aber sie ist ebensosehr
  • unmittelbar wirkliches _Selbstbewußtsein_ oder sie ist _Sitte_. Das
  • _einzelne_ Bewußtsein ist umgekehrt nur dieses seiende Eins, indem es
  • des allgemeinen Bewußtseins in seiner Einzelnheit als seines Seins
  • sich bewußt, indem sein Tun und Dasein die allgemeine Sitte ist.
  • In dem Leben eines Volks hat in der Tat der Begriff der
  • Verwirklichung der selbstbewußten Vernunft, in der Selbstständigkeit
  • des _Andern_ die vollständige _Einheit_ mit ihm anzuschauen, oder
  • diese von mir vorgefundene freie _Dingheit_ eines andern, welche das
  • Negative meiner selbst ist, als _mein_ Für-_mich_-sein zum
  • Gegenstande zu haben, seine vollendete Realität. Die Vernunft ist
  • als die flüssige allgemeine _Substanz_, als die unwandelbare einfache
  • _Dingheit_ vorhanden, welche ebenso in viele vollkommen
  • selbstständige Wesen wie das Licht in Sterne als unzählige für sich
  • leuchtende Punkte zerspringt, die in ihrem absoluten Für-sich-sein
  • nicht nur _an sich_ in der einfachen selbstständigen Substanz
  • aufgelöst sind, sondern _für sich selbst_; sie sind sich bewußt,
  • diese einzelne selbstständige Wesen dadurch zu sein, daß sie ihre
  • Einzelnheit aufopfern und diese allgemeine Substanz ihre Seele und
  • Wesen ist; so wie dies Allgemeine wieder das _Tun_ ihrer als
  • einzelner oder das von ihnen hervorgebrachte Werk ist.
  • Das _rein einzelne_ Tun und Treiben des Individuums bezieht sich auf
  • die Bedürfnisse, welche es als Naturwesen, das heißt als _seiende
  • Einzelnheit_ hat. Daß selbst diese seine gemeinsten Funktionen nicht
  • zunichte werden, sondern Wirklichkeit haben, geschieht durch das
  • allgemeine erhaltende Medium, durch die _Macht_ des ganzen Volks.
  • --Nicht nur aber diese _Form_ des _Bestehens_ seines Tuns überhaupt
  • hat es in der allgemeinen Substanz, sondern ebensosehr _seinen
  • Inhalt_; was es tut, _ist_ die allgemeine Geschicklichkeit und Sitte
  • aller. Dieser Inhalt, insofern er sich vollkommen vereinzelt, ist in
  • seiner Wirklichkeit in das Tun aller verschränkt. Die _Arbeit_ des
  • Individuums für seine Bedürfnisse ist ebensosehr eine Befriedigung
  • der Bedürfnisse der andern als seiner eignen, und die Befriedigung
  • der seinigen erreicht es nur durch die Arbeit der andern.--Wie der
  • Einzelne in seiner _einzelnen_ Arbeit schon eine _allgemeine_ Arbeit
  • _bewußtlos_ vollbringt, so vollbringt er auch wieder die allgemeine
  • als seinen _bewußten_ Gegenstand; das Ganze wird _als Ganzes_ sein
  • Werk, für das er sich aufopfert, und ebendadurch sich selbst von ihm
  • zurückerhält.--Es ist hier nichts, das nicht gegenseitig wäre, nichts,
  • woran nicht die Selbstständigkeit des Individuums in der Auflösung
  • ihres Für-sich-seins, in der _Negation_ ihrer selbst ihre _positive_
  • Bedeutung, für sich zu sein, sich gäbe. Diese Einheit des Seins für
  • Anderes oder des Sich-zum-Dinge-machens und des Für-sich-seins, diese
  • allgemeine Substanz redet ihre _allgemeine Sprache_ in den Sitten und
  • Gesetzen seines Volks; aber dies seiende unwandelbare Wesen ist
  • nichts anders als der Ausdruck der ihr entgegengesetzt scheinenden
  • einzelnen Individualität selbst; die Gesetze sprechen das aus, was
  • jeder Einzelne _ist_ und _tut_; das Individuum erkennt sie nicht nur
  • als seine _allgemeine_ gegenständliche Dingheit, sondern ebensosehr
  • sich in ihr, oder als _vereinzelt_ in seiner eignen Individualität
  • und in jedem seiner Mitbürger. In dem allgemeinen Geiste hat daher
  • jeder nur die Gewißheit seiner selbst, nichts anders in der seienden
  • Wirklichkeit zu finden als sich selbst; er ist der andern so gewiß
  • als seiner.--Ich schaue es in allen an, daß sie für sich selbst nur
  • diese selbstständigen Wesen sind, als Ich es bin; Ich schaue die
  • freie Einheit mit den andern in ihnen so an, daß sie wie durch Mich,
  • so durch die andern selbst ist. Sie als Mich, Mich als Sie.
  • In einem freien Volke ist darum in Wahrheit die Vernunft verwirklicht;
  • sie ist gegenwärtiger lebendiger Geist, worin das Individuum seine
  • _Bestimmung_, das heißt sein allgemeines und einzelnes Wesen, nicht
  • nur ausgesprochen und als Dingheit vorhanden findet, sondern selbst
  • dieses Wesen ist, und seine Bestimmung auch erreicht hat. Die
  • weisesten Männer des Altertums haben darum den Ausspruch getan: _daß
  • die Weisheit und die Tugend darin bestehen, den Sitten seines Volks
  • gemäß zu leben_.
  • Aus diesem Glücke aber, seine Bestimmung erreicht zu haben, und in
  • ihr zu leben, ist das Selbstbewußtsein, welches zunächst nur
  • _unmittelbar_ und dem _Begriffe nach_ Geist ist, herausgetreten, oder
  • auch--es hat es noch nicht erreicht; denn beides kann auf gleiche
  • Weise gesagt werden.
  • Die Vernunft _muß aus diesem Glücke heraustreten_; denn nur _an sich_
  • oder _unmittelbar_ ist das Leben eines freien Volks die _reale
  • Sittlichkeit_, oder sie ist eine _seiende_, und damit ist auch dieser
  • allgemeine Geist selbst ein einzelner, das Ganze der Sitten und
  • Gesetze, eine _bestimmte_ sittliche Substanz, welche erst in dem
  • hohem Momente, nämlich im _Bewußtsein über ihr Wesen_, die
  • Beschränkung auszieht, und nur in diesem Erkennen ihre absolute
  • Wahrheit hat, nicht aber unmittelbar in ihrem _Sein_; in diesem ist
  • sie teils eine beschränkte, teils ist die absolute Beschränkung eben
  • dies, daß der Geist in der Form des _Seins_ ist.
  • Ferner ist daher das _einzelne_ Bewußtsein, wie es unmittelbar seine
  • Existenz in der realen Sittlichkeit oder in dem Volke hat, ein
  • gediegenes Vertrauen, dem sich der Geist nicht in seine _abstrakte_
  • Momente aufgelöst hat, und das sich also auch nicht als reine
  • _Einzelnheit für sich zu sein_ weiß. Ist es aber zu diesem Gedanken
  • gekommen, wie es muß, so ist diese _unmittelbare_ Einheit mit dem
  • Geiste oder sein _Sein_ in ihm, sein Vertrauen verloren; es für sich
  • _isoliert_, ist sich nun das Wesen, nicht mehr der allgemeine Geist.
  • Das _Moment dieser Einzelnheit des Selbstbewußtseins_ ist zwar in dem
  • allgemeinen Geiste selbst, aber nur als eine verschwindende Größe,
  • die, wie sie für sich auftritt, in ihm ebenso unmittelbar sich
  • auflöst und nur als Vertrauen zum Bewußtsein kommt. Indem es sich so
  • fixiert--und jedes Moment, weil es Moment des Wesens ist, muß selbst
  • dazu gelangen, als Wesen sich darzustellen--, so ist das Individuum
  • den Gesetzen und Sitten gegenübergetreten; sie sind nur ein Gedanke
  • ohne absolute Wesenheit, eine abstrakte Theorie ohne Wirklichkeit; es
  • aber ist als dieses Ich sich die lebendige Wahrheit.
  • Oder das Selbstbewußtsein hat _dieses Glück noch nicht erreicht_,
  • sittliche Substanz, der Geist eines Volks zu sein. Denn aus der
  • Beobachtung zurückgekehrt, ist der Geist zuerst noch nicht als
  • solcher durch sich selbst verwirklicht; er ist nur als _innres_ Wesen
  • oder als die Abstraktion gesetzt.--Oder er _ist_ erst _unmittelbar_;
  • unmittelbar seiend aber ist er _einzeln_; er ist das praktische
  • Bewußtsein, das in seine vorgefundene Welt mit dem Zwecke
  • einschreitet, sich in dieser Bestimmtheit eines Einzelnen zu
  • verdoppeln, sich als Diesen als sein seiendes Gegenbild zu erzeugen
  • und dieser Einheit seiner Wirklichkeit mit dem gegenständlichen Wesen
  • bewußt zu werden. Es hat die _Gewißheit_ dieser Einheit; es gilt ihm,
  • daß sie _an sich_ oder daß diese Übereinstimmung seiner und der
  • Dingheit schon vorhanden ist, nur _ihm_ noch durch es zu werden hat,
  • oder daß sein Machen ebenso das _Finden_ derselben ist. Indem diese
  • Einheit _Glück_ heißt, wird dies Individuum hiemit sein _Glück zu
  • suchen_ von seinem Geiste in die Welt hinausgeschickt.
  • Wenn also die Wahrheit dieses vernünftigen Selbstbewußtseins für uns
  • die sittliche Substanz ist, so ist hier für es der Anfang seiner
  • sittlichen Welterfahrung. Von der Seite, daß es noch nicht zu jener
  • geworden, dringt diese Bewegung auf sie, und das, was in ihr sich
  • aufhebt, sind die einzelnen Momente, die ihm isoliert gelten. Sie
  • haben die Form eines unmittelbaren Wollens oder _Naturtriebs_, der
  • seine Befriedigung erreicht, welche selbst der Inhalt eines neuen
  • Triebes ist.--Von der Seite aber, daß das Selbstbewußtsein das Glück
  • in der Substanz zu sein verloren, sind diese Naturtriebe mit
  • Bewußtsein ihres Zweckes als der wahren Bestimmung und Wesenheit
  • verbunden; die sittliche Substanz ist zum selbstlosen Prädikate
  • herabgesunken, dessen lebendige Subjekte die Individuen sind, die
  • ihre Allgemeinheit durch sich selbst zu erfüllen, und für ihre
  • Bestimmung aus sich zu sorgen haben.--In jener Bedeutung also sind
  • jene Gestalten das Werden der sittlichen Substanz, und gehen ihr vor;
  • in dieser folgen sie, und lösen es für das Selbstbewußtsein auf, was
  • seine Bestimmung sei; nach jener Seite geht in der Bewegung, worin
  • erfahren wird, was ihre Wahrheit ist, die Unmittelbarkeit oder Roheit
  • der Triebe verloren, und der Inhalt derselben in einen höhern über;
  • nach dieser aber die falsche Vorstellung des Bewußtseins, das in sie
  • seine Bestimmung setzt. Nach jener ist das _Ziel_, das sie erreichen,
  • die unmittelbare sittliche Substanz; nach dieser aber das Bewußtsein
  • derselben, und zwar ein solches, das sie als sein eignes Wesen weiß;
  • und insofern wäre diese Bewegung das Werden der Moralität, einer
  • höhern Gestalt als jene. Allein diese Gestalten machen zugleich nur
  • _eine_ Seite ihres Werdens aus, nämlich diejenige, welche in das
  • _Für-sich-sein_ fällt, oder worin das Bewußtsein _seine_ Zwecke
  • aufhebt; nicht die Seite, nach welcher sie aus der Substanz selbst
  • hervorgeht. Da diese Momente noch nicht die Bedeutung haben können,
  • im Gegensatze gegen die verlorne Sittlichkeit zu Zwecken gemacht zu
  • werden, so gelten sie hier zwar nach ihrem unbefangenen Inhalte, und
  • das Ziel, nach welchem sie dringen, ist die sittliche Substanz. Aber
  • indem unsern Zeiten jene Form derselben näher liegt, in welcher sie
  • erscheinen, nachdem das Bewußtsein sein sittliches Leben verloren und
  • es suchend jene Formen wiederholt, so mögen sie mehr in dem Ausdrucke
  • dieser Weise vorgestellt werden.
  • Das Selbstbewußtsein, welches nur erst der Begriff des Geistes ist,
  • tritt diesen Weg in der Bestimmtheit an, sich als einzelner Geist das
  • Wesen zu sein, und sein Zweck ist also, sich als einzelnes die
  • Verwirklichung zu geben und als dieses in ihr sich zu genießen.
  • In der Bestimmung, sich als _Fürsichseiendes_ das Wesen zu sein, ist
  • es die _Negativität_ des Andern; in seinem Bewußtsein tritt daher es
  • selbst als das Positive einem solchen gegenüber, das zwar _ist_, aber
  • für es die Bedeutung eines Nichtansichseienden hat; das Bewußtsein
  • erscheint entzweit in diese vorgefundene Wirklichkeit und in den
  • _Zweck_, den es durch Aufheben derselben vollbringt, und statt jener
  • vielmehr zur Wirklichkeit macht. Sein erster Zweck ist aber sein
  • _unmittelbares_ abstraktes _Für-sich-sein_, oder sich als _dieses
  • Einzelne_ in einem andern oder ein anderes Selbstbewußtsein als sich
  • anzuschauen. Die Erfahrung, was die Wahrheit dieses Zwecks ist,
  • stellt das Selbstbewußtsein höher, und es ist sich nunmehr Zweck,
  • insofern es zugleich _allgemeines_ ist, und das _Gesetz unmittelbar_
  • an ihm hat. In der Vollbringung dieses _Gesetzes_ seines _Herzens_
  • erfährt es aber, daß das _einzelne_ Wesen hiebei sich nicht erhalten,
  • sondern das Gute nur durch die Aufopferung desselben ausgeführt
  • werden kann, und es wird zur _Tugend_. Die Erfahrung, welche sie
  • macht, kann keine andre sein, als daß ihr Zweck an sich schon
  • ausgeführt ist, das Glück unmittelbar im Tun selbst sich findet, und
  • das Tun selbst das Gute ist. Der Begriff dieser ganzen Sphäre, daß
  • die Dingheit das _Für-sich-sein_ des Geistes selbst ist, wird in
  • ihrer Bewegung für das Selbstbewußtsein. Indem es ihn gefunden, ist
  • es sich also Realität als unmittelbar sich aussprechende
  • Individualität, die keinen Widerstand an einer entgegengesetzten
  • Wirklichkeit mehr findet, und der nur dies Aussprechen selbst
  • Gegenstand und Zweck ist.
  • a. Die Lust und die Notwendigkeit
  • Das Selbstbewußtsein, welches sich überhaupt die _Realität_ ist, hat
  • seinen Gegenstand an ihm selbst, aber als einen solchen, welchen es
  • nur erst _für sich_ hat, und der noch nicht seiend ist; das _Sein_
  • steht ihm als eine andere Wirklichkeit, denn die seinige ist,
  • gegenüber; und es geht darauf, durch Vollführung seines
  • Für-sich-seins sich als anderes selbstständiges Wesen anzuschauen.
  • Dieser _erste Zweck_ ist, seiner als einzelnen Wesens in dem andern
  • Selbstbewußtsein bewußt zu werden, oder dies Andre zu sich selbst zu
  • machen; es hat die Gewißheit, daß _an sich_ schon dies Andre es
  • selbst ist.--Insofern es aus der sittlichen Substanz und dem ruhigen
  • Sein des Denkens zu seinem _Für-sich-sein_ sich erhoben, so hat es
  • das Gesetz der Sitte und des Daseins, die Kenntnisse der Beobachtung
  • und die Theorie, als einen grauen eben verschwindenden Schatten
  • hinter sich, denn dies ist vielmehr ein Wissen von einem solchen,
  • dessen Für-sich-sein und Wirklichkeit eine andere als die des
  • Selbstbewußtseins ist. Es ist in es statt des himmlisch scheinenden
  • Geistes der Allgemeinheit des Wissens und Tuns, worin die Empfindung
  • und der Genuß der Einzelnheit schweigt, der Erdgeist gefahren, dem
  • das Sein nur, welches die Wirklichkeit des einzelnen Bewußtseins ist,
  • als die wahre Wirklichkeit gilt.
  • Es verachtet Verstand und Wissenschaftdes Menschen allerhöchste
  • Gaben--es hat dem Teufel sich ergebenund muß zugrunde gehn.
  • Es stürzt also ins Leben, und bringt die reine Individualität, in
  • welcher es auftritt, zur Ausführung. Es macht sich weniger sein
  • Glück, als daß es dasselbige unmittelbar nimmt und genießt. Die
  • Schatten von Wissenschaft, Gesetzen und Grundsätzen, die allein
  • zwischen ihm und seiner eignen Wirklichkeit stehen, verschwinden, als
  • ein lebloser Nebel, der es nicht mit der Gewißheit seiner Realität
  • aufnehmen kann; es nimmt sich das Leben, wie eine reife Frucht
  • gepflückt wird, welche ebensosehr selbst entgegen kommt, als sie
  • genommen wird.
  • Sein Tun ist nur nach einem Momente ein Tun der _Begierde_; es geht
  • nicht auf die Vertilgung des ganzen gegenständlichen Wesens, sondern
  • nur auf die Form seines Andersseins oder seiner Selbstständigkeit,
  • die ein wesenloser Schein ist; denn _an sich_ gilt es ihm für
  • dasselbe Wesen, oder als seine Selbstheit. Das Element, worin die
  • Begierde und ihr Gegenstand gleichgültig gegeneinander und
  • selbstständig bestehen, ist das _lebendige Dasein_; der Genuß der
  • Begierde hebt dies, insofern es ihrem Gegenstande zukommt, auf. Aber
  • hier ist dies Element, welches beiden die abgesonderte Wirklichkeit
  • gibt, vielmehr die Kategorie, ein Sein, das wesentlich ein
  • _vorgestelltes_ ist; es ist daher das _Bewußtsein_ der
  • Selbstständigkeit;--sei es nun das natürliche, oder das zu einem
  • System von Gesetzen ausgebildete Bewußtsein, welches die Individuen
  • jedes für sich erhält. Diese Trennung ist nicht an sich für das
  • Selbstbewußtsein, welches als _seine eigne_ Selbstheit das andre weiß.
  • Es gelangt also zum Genusse der _Lust_, zum Bewußtsein seiner
  • Verwirklichung in einem als selbstständig erscheinenden Bewußtsein,
  • oder zur Anschauung der Einheit beider selbstständigen
  • Selbstbewußtsein. Es erreicht seinen Zweck, erfährt aber eben darin,
  • was die Wahrheit desselben ist. Es begreift sich als _dieses
  • einzelne fürsichseiende_ Wesen, aber die Verwirklichung dieses Zwecks
  • ist selbst das Aufheben desselben, denn es wird sich nicht Gegenstand
  • als _dieses einzelne_, sondern vielmehr als _Einheit_ seiner selbst
  • und des andern Selbstbewußtseins, hiemit als aufgehobnes Einzelnes
  • oder als _Allgemeines_.
  • Die genossene Lust hat wohl die positive Bedeutung, _sich selbst_ als
  • gegenständliches Selbstbewußtsein geworden zu sein, aber ebensosehr
  • die negative, _sich selbst_ aufgehoben zu haben; und indem es seine
  • Verwirklichung nur in jener Bedeutung begriff, tritt seine Erfahrung
  • als Widerspruch in sein Bewußtsein ein, worin die erreichte
  • Wirklichkeit seiner Einzelnheit sich von dem negativen _Wesen_
  • vernichtet werden sieht, das wirklichkeitslos jener leer
  • gegenübersteht und doch die verzehrende Macht desselben ist. Dieses
  • Wesen ist nichts anders als der _Begriff_ dessen, was diese
  • Individualität an sich ist. Sie ist aber noch die ärmste Gestalt des
  • sich verwirklichenden Geistes; denn sie ist sich erst die
  • _Abstraktion_ der Vernunft, oder die _Unmittelbarkeit_ der _Einheit_
  • des _Für-sich-_ und des _An-sich-seins_; ihr Wesen ist also nur die
  • _abstrakte_ Kategorie. Jedoch hat sie nicht mehr die Form des
  • _unmittelbaren, einfachen_ Seins, wie dem beobachtenden Geiste, wo
  • sie das abstrakte _Sein_ oder, als Fremdes gesetzt, die _Dingheit_
  • überhaupt ist. Hier ist in diese Dingheit das Für-sich-sein und die
  • Vermittlung getreten. Sie tritt daher als _Kreis_ auf, dessen Inhalt
  • die entwickelte reine Beziehung der einfachen Wesenheiten ist. Die
  • erlangte Verwirklichung dieser Individualität besteht daher in nichts
  • anderem, als daß sie diesen Kreis von Abstraktionen aus der
  • Eingeschlossenheit des einfachen Selbstbewußtseins in das Element des
  • _Für-es-seins_ oder der gegenständlichen Ausbreitung herausgeworfen
  • hat. Was dem Selbstbewußtsein also in der genießenden Lust als sein
  • Wesen zum _Gegenstande_ wird, ist die Ausbreitung jener leeren
  • Wesenheiten, der reinen Einheit, des reinen Unterschiedes und ihrer
  • Beziehung; weiter hat der Gegenstand, den die Individualität als ihr
  • _Wesen_ erfährt, keinen Inhalt. Er ist das, was die _Notwendigkeit_
  • genannt wird; denn die Notwendigkeit, das _Schicksal_ und dergleichen,
  • ist eben dieses, von dem man nicht zu sagen weiß, _was_ es tue,
  • welches seine bestimmten Gesetze und positiver Inhalt seie, weil es
  • der absolute als _Sein_ angeschaute reine Begriff selbst ist, die
  • einfache und leere, aber unaufhaltsame und unstörbare _Beziehung_,
  • deren Werk nur das Nichts der Einzelnheit ist. Sie ist dieser _feste
  • Zusammenhang_, weil das Zusammenhängende die reinen Wesenheiten oder
  • die leeren Abstraktionen sind; Einheit, Unterschied und Beziehung
  • sind Kategorien, deren jede nichts an und für sich, nur in Beziehung
  • auf ihr Gegenteil ist, und die daher nicht auseinanderkommen können.
  • Sie sind durch ihren _Begriff_ aufeinander bezogen, denn sie sind die
  • reinen Begriffe selbst; und diese _absolute Beziehung_ und abstrakte
  • Bewegung macht die Notwendigkeit aus. Die nur einzelne
  • Individualität, die nur erst den reinen Begriff der Vernunft zu ihrem
  • Inhalte hat, statt aus der toten Theorie in das Leben sich gestürzt
  • zu haben, hat sich also vielmehr nur in das Bewußtsein der eignen
  • Leblosigkeit gestürzt, und wird sich nur als die leere und fremde
  • Notwendigkeit, als die _tote_ Wirklichkeit zuteil.
  • Der Übergang geschieht aus der Form des _Eins_ in die der
  • _Allgemeinheit_, aus einer absoluten Abstraktion in die andere; aus
  • dem Zwecke des reinen _Für-sich-seins_, das die Gemeinschaft mit
  • _Andern_ abgeworfen, in das _reine_ Gegenteil, das dadurch ebenso
  • abstrakte _An-sich-sein_. Dies erscheint hiemit so, daß das
  • Individuum nur zugrunde gegangen, und die absolute Sprödigkeit der
  • Einzelnheit an der ebenso harten, aber kontinuierlichen Wirklichkeit
  • zerstäubt ist.--Indem es als Bewußtsein die Einheit seiner selbst und
  • seines Gegenteils ist, ist dieser Untergang noch für es; sein Zweck
  • und seine Verwirklichung, sowie der Widerspruch dessen, was _ihm_ das
  • Wesen war, und was _an sich_ das Wesen ist;--es erfährt den
  • Doppelsinn, der in dem liegt, was es tat, nämlich sein _Leben_ sich
  • _genommen_ zu haben; es nahm das Leben, aber vielmehr ergriff es
  • damit den Tod.
  • Dieser _Übergang_ seines lebendigen Seins in die leblose
  • Notwendigkeit erscheint ihm daher als eine Verkehrung, die durch
  • nichts vermittelt ist. Das Vermittelnde müßte das sein, worin beide
  • Seiten eins wären, das Bewußtsein also das eine Moment im andern
  • erkennte, seinen Zweck und Tun in dem Schicksale, und sein Schicksal
  • in seinem Zwecke und Tun, _sein eigenes Wesen_ in dieser
  • _Notwendigkeit_. Aber diese Einheit ist für dies Bewußtsein eben die
  • Lust selbst, oder das _einfache, einzelne_ Gefühl, und der Übergang
  • von dem Momente dieses seines Zwecks in das Moment seines wahren
  • Wesens für es ein reiner Sprung in das Entgegengesetzte; denn diese
  • Momente sind nicht im Gefühle enthalten und verknüpft, sondern nur im
  • reinen Selbst, das ein Allgemeines oder das Denken ist. Das
  • Bewußtsein ist sich daher durch seine Erfahrung, worin ihm seine
  • Wahrheit werden sollte, vielmehr ein Rätsel geworden, die Folgen
  • seiner Taten sind ihm nicht seine Taten selbst; was ihm widerfährt,
  • _für es_ nicht die Erfahrung dessen, was es _an sich_ ist; der
  • Übergang nicht eine bloße Formänderung desselben Inhalts und Wesens,
  • einmal vorgestellt als Inhalt und Wesen des Bewußtseins, das
  • anderemal als Gegenstand oder _angeschautes_ Wesen seiner selbst.
  • Die _abstrakte Notwendigkeit_ gilt also für die nur negative,
  • unbegriffene _Macht der Allgemeinheit_, an welcher die Individualität
  • zerschmettert wird.
  • Bis hieher geht die Erscheinung dieser Gestalt des Selbstbewußtseins;
  • das letzte Moment ihrer Existenz ist der Gedanke ihres Verlusts in
  • der Notwendigkeit, oder der Gedanke ihrer selbst als eines sich
  • absolut _fremden_ Wesens. Das Selbstbewußtsein _an sich_ hat aber
  • diesen Verlust überlebt; denn diese Notwendigkeit oder reine
  • Allgemeinheit ist _sein eignes_ Wesen. Diese Reflexion des
  • Bewußtseins in sich, die Notwendigkeit als _sich_ zu wissen, ist eine
  • neue Gestalt desselben.
  • b. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigendünkels
  • Was die Notwendigkeit in Wahrheit am Selbstbewußtsein ist, dies ist
  • sie für seine neue Gestalt, worin es sich selbst als das Notwendige
  • ist; es weiß _unmittelbar_ das _Allgemeine_, oder das _Gesetz_ in
  • sich zu haben; welches um dieser Bestimmung willen, daß es
  • _unmittelbar_ in dem Für-sich-sein des Bewußtseins ist, das _Gesetz_
  • des _Herzens_ heißt. Diese Gestalt ist _für sich_ als _Einzelnheit_
  • Wesen, wie die vorige, aber sie ist um die Bestimmung reicher, daß
  • ihr dies _Für-sich-sein_ als notwendiges oder allgemeines gilt.
  • Das Gesetz also, das unmittelbar das eigne des Selbstbewußtseins ist,
  • oder ein Herz, das aber ein Gesetz an ihm hat, ist der _Zweck_, den
  • es zu verwirklichen geht. Es ist zu sehen, ob seine Verwirklichung
  • diesem Begriffe entsprechen, und ob es in ihr dies sein Gesetz als
  • das Wesen erfahren wird.
  • Diesem Herzen steht eine Wirklichkeit gegenüber; denn im Herzen ist
  • das Gesetz nur erst _für sich_, noch nicht verwirklicht und also
  • zugleich etwas _Anderes_, als der Begriff ist. Dieses Andere
  • bestimmt sich dadurch als eine Wirklichkeit, die das Entgegengesetzte
  • des zu Verwirklichenden, hiemit der _Widerspruch_ des _Gesetzes_ und
  • der _Einzelnheit_ ist. Sie ist also einerseits ein Gesetz, von dem
  • die einzelne Individualität gedrückt wird, eine gewalttätige Ordnung
  • der Welt, welche dem Gesetze des Herzens widerspricht;--und
  • andererseits eine unter ihr leidende Menschheit, welche nicht dem
  • Gesetze des Herzens folgt, sondern einer fremden Notwendigkeit
  • untertan ist.--Diese Wirklichkeit, die der itzigen Gestalt des
  • Bewußtseins _gegenüber_ erscheint, ist, wie erhellt, nichts anders
  • als das vorhergehende entzweite Verhältnis der Individualität und
  • ihrer Wahrheit, das Verhältnis einer grausamen Notwendigkeit, von
  • welcher jene erdrückt wird. _Für uns_ tritt die vorhergehende
  • Bewegung darum der neuen Gestalt gegenüber, weil diese an sich aus
  • ihr entsprungen, das Moment, woraus sie herkommt, also notwendig für
  • sie ist; ihr aber erscheint es als ein _Vorgefundenes_, indem sie
  • kein Bewußtsein über ihren _Ursprung_ hat, und ihr das Wesen ist,
  • vielmehr _für sich_ selbst oder das negative gegen dies positive
  • An-sich zu sein.
  • Diese dem Gesetze des Herzens widersprechende Notwendigkeit, sowie
  • das durch sie vorhandene Leiden, aufzuheben, darauf ist also diese
  • Individualität gerichtet. Sie ist hiemit nicht mehr der Leichtsinn
  • der vorigen Gestalt, die nur die einzelne Lust wollte, sondern die
  • Ernsthaftigkeit eines hohen Zwecks, die ihre Lust in der Darstellung
  • ihres _vortrefflichen_ eigenen Wesens und in der Hervorbringung des
  • _Wohls der Menschheit_ sucht. Was sie verwirklicht, ist selbst das
  • Gesetz, und ihre Lust daher zugleich die allgemeine aller Herzen.
  • Beides ist ihr _ungetrennt_; ihre Lust das Gesetzmäßige, und die
  • Verwirklichung des Gesetzes der allgemeinen Menschheit Bereitung
  • ihrer einzelnen Lust. Denn innerhalb ihrer selbst ist _unmittelbar_
  • die Individualität und das Notwendige eins; das Gesetz Gesetz des
  • Herzens. Die Individualität ist noch nicht aus ihrer Stelle gerückt,
  • und die Einheit beider nicht durch die vermittelnde Bewegung
  • derselben, noch nicht durch die Zucht zustande gekommen. Die
  • Verwirklichung des unmittelbaren _ungezogenen_ Wesens gilt für
  • Darstellung einer Vortrefflichkeit und für Hervorbringung des Wohls
  • der Menschheit.
  • Das Gesetz dagegen, welches dem Gesetze des Herzens gegenübersteht,
  • ist vom Herzen getrennt, und frei für sich. Die Menschheit, die ihm
  • angehört, lebt nicht in der beglückenden Einheit des Gesetzes mit dem
  • Herzen, sondern entweder in grausamer Trennung und Leiden, oder
  • wenigstens in der Entbehrung des Genusses _seiner selbst_ bei der
  • _Befolgung_ des Gesetzes, und in dem Mangel des Bewußtseins der
  • eignen Vortrefflichkeit bei der _Überschreitung_ desselben. Weil
  • jene gewalthabende göttliche und menschliche Ordnung von dem Herzen
  • getrennt ist, ist sie diesem ein _Schein_, welcher das verlieren soll,
  • was ihm noch zugesellt ist, nämlich die Gewalt und die Wirklichkeit.
  • Sie mag in ihrem _Inhalte_ wohl zufälligerweise mit dem Gesetze des
  • Herzens übereinstimmen, und dann kann sich dieses sie gefallen lassen;
  • aber nicht das Gesetzmäßige rein als solches ist ihm das Wesen,
  • sondern daß es darin das Bewußtsein _seiner selbst_, daß es _sich_
  • darin befriedigt habe. Wo der Inhalt der allgemeinen Notwendigkeit
  • aber nicht mit dem Herzen übereinstimmt, ist sie auch ihrem Inhalte
  • nach nichts an sich, und muß dem Gesetze des Herzens weichen.
  • Das Individuum _vollbringt_ also das Gesetz seines Herzens; es wird
  • _allgemeine Ordnung_, und die Lust zu einer an und für sich
  • gesetzmäßigen Wirklichkeit. Aber in dieser Verwirklichung ist es ihm
  • in der Tat entflohen; es wird unmittelbar nur das Verhältnis, welches
  • aufgehoben werden sollte. Das Gesetz des Herzens hört eben durch
  • seine Verwirklichung auf, Gesetz des _Herzens_ zu sein. Denn es
  • erhält darin die Form des _Seins_, und ist nun _allgemeine Macht_,
  • für welche _dieses_ Herz gleichgültig ist, so daß das Individuum
  • _seine eigene_ Ordnung dadurch, daß es sie _aufstellt_, nicht mehr
  • als die seinige findet. Durch die Verwirklichung seines Gesetzes
  • bringt es daher nicht _sein_ Gesetz, sondern indem sie _an sich_ die
  • seinige, für es aber eine fremde ist, nur dies hervor, in die
  • wirkliche Ordnung sich zu verwickeln; und zwar in sie als eine ihm
  • nicht nur fremde, sondern feindliche Übermacht.--Durch seine Tat
  • setzt es sich _in_ oder vielmehr _als_ das allgemeine Element der
  • seienden Wirklichkeit, und seine Tat soll selbst nach seinem Sinne
  • den Wert einer allgemeinen Ordnung haben. Aber damit hat es sich von
  • sich selbst _freigelassen_, es wächst als Allgemeinheit für sich fort
  • und reinigt sich von der Einzelnheit; das Individuum, welches die
  • Allgemeinheit nur in der Form seines unmittelbaren Für-sich-seins
  • erkennen will, erkennt sich also nicht in dieser freien Allgemeinheit,
  • während es ihr zugleich angehört, denn sie ist sein Tun. Dies Tun
  • hat daher die verkehrte Bedeutung, der allgemeinen Ordnung zu
  • _widersprechen_, denn seine Tat soll Tat _seines_ einzelnen Herzens,
  • nicht freie allgemeine Wirklichkeit sein; und zugleich hat es sie in
  • der Tat _anerkannt_, denn das Tun hat den Sinn, sein Wesen als _freie
  • Wirklichkeit_ zu setzen, das heißt die Wirklichkeit als sein Wesen
  • anzuerkennen.
  • Das Individuum hat durch den Begriff seines Tuns die nähere Weise
  • bestimmt, in welcher die wirkliche Allgemeinheit, der es sich
  • angehörig gemacht, sich gegen es kehrt. Seine Tat gehört als
  • _Wirklichkeit_ dem Allgemeinen an; ihr Inhalt aber ist die eigene
  • Individualität, welche sich als diese _einzelne_ dem Allgemeinen
  • entgegengesetzte erhalten will. Es ist nicht irgendein bestimmtes
  • Gesetz, von dessen Aufstellung die Rede wäre, sondern die
  • unmittelbare Einheit des einzelnen Herzens mit der Allgemeinheit ist
  • der zum Gesetze erhobene und geltensollende Gedanke, daß in dem, was
  • Gesetz ist, _jedes Herz sich_ selbst erkennen muß. Aber nur das Herz
  • dieses Individuums hat seine Wirklichkeit in seiner Tat, welche ihm
  • sein _Für-sich-sein_ oder _seine Lust_ ausdrückt, gesetzt. Sie soll
  • unmittelbar als Allgemeines gelten, das heißt, sie ist in Wahrheit
  • etwas Besonderes, und hat nur die Form der Allgemeinheit, sein
  • _besonderer_ Inhalt soll _als solcher_ für allgemein gelten. Daher
  • finden in diesem Inhalte die andern nicht das Gesetz ihres Herzens,
  • sondern vielmehr das _eines andern_ vollbracht, und eben nach dem
  • allgemeinen Gesetze, daß in dem, was Gesetz ist, jedes sein Herz
  • finden soll, kehren sie sich ebenso gegen die Wirklichkeit, welche
  • _es_ aufstellte, als es sich gegen die ihrige kehrte. Das Individuum
  • findet also, wie zuerst nur das starre Gesetz, itzt die Herzen der
  • Menschen selbst seinen vortrefflichen Absichten entgegen und zu
  • verabscheuen.
  • Weil dies Bewußtsein die Allgemeinheit nur erst als _unmittelbare_,
  • und die Notwendigkeit als Notwendigkeit des _Herzens_ kennt, ist ihm
  • die Natur der Verwirklichung und der Wirksamkeit unbekannt, daß sie
  • als das _Seiende_ in ihrer Wahrheit vielmehr das _an sich Allgemeine_
  • ist, worin die Einzelnheit des Bewußtseins, die sich ihr anvertraut,
  • um als _diese_ unmittelbare _Einzelnheit_ zu _sein_, vielmehr
  • untergeht; statt dieses _seines Seins_ erlangt es also in dem Sein
  • die Entfremdung _seiner selbst_. Dasjenige, worin es sich nicht
  • erkennt, ist aber nicht mehr die tote Notwendigkeit, sondern die
  • Notwendigkeit als belebt durch die allgemeine Individualität. Es
  • nahm diese göttliche und menschliche Ordnung, die es geltend vorfand,
  • für eine tote Wirklichkeit, worin, wie es selbst, das sich als dieses
  • für sich seiende dem Allgemeinen entgegengesetzte Herz fixiert, so
  • die ihr angehören, das Bewußtsein ihrer selbst nicht hätten; es
  • findet sie aber vielmehr von dem Bewußtsein aller belebt, und als
  • Gesetz aller Herzen. Es macht die Erfahrung, daß die Wirklichkeit
  • belebte Ordnung ist, zugleich in der Tat eben dadurch, daß es das
  • Gesetz seines Herzens verwirklicht; denn dies heißt nichts anders,
  • als daß die Individualität sich als Allgemeines zum Gegenstande wird,
  • worin es sich aber nicht erkennt.
  • Was also dieser Gestalt des Selbstbewußtseins aus ihrer Erfahrung als
  • das Wahre hervorgeht, _widerspricht_ dem, was sie _für sich_ ist.
  • Was sie aber für sich ist, hat selbst die Form absoluter
  • Allgemeinheit für sie, und es ist das Gesetz des Herzens, welches mit
  • dem _Selbst_bewußtsein unmittelbar eins ist. Zugleich ist die
  • bestehende und lebendige Ordnung ebenso sein _eigenes Wesen_ und Werk,
  • es bringt nichts anders hervor als sie; sie ist in gleich
  • unmittelbarer Einheit mit dem Selbstbewußtsein. Dieses ist auf diese
  • Weise, einer gedoppelten entgegengesetzten Wesenheit angehörend, an
  • sich selbst widersprechend, und im Innersten zerrüttet. Das Gesetz
  • _dieses_ Herzens ist nur dasjenige, worin das Selbstbewußtsein sich
  • selbst erkennt; aber die allgemeine gültige Ordnung ist durch die
  • Verwirklichung jenes Gesetzes, ebenso ihm sein eigenes _Wesen_ und
  • seine eigene _Wirklichkeit_ geworden; was in seinem Bewußtsein sich
  • also widerspricht, ist beides in der Form des Wesens und seiner
  • eignen Wirklichkeit für es.
  • Indem es dies Moment seines sich bewußten Untergangs und darin das
  • Resultat seiner Erfahrung ausspricht, zeigt es sich als diese innere
  • Verkehrung seiner Selbst, als die Verrücktheit des Bewußtseins,
  • welchem sein Wesen unmittelbar Unwesen, seine Wirklichkeit
  • unmittelbar Unwirklichkeit ist.--Die Verrücktheit kann nicht dafür
  • gehalten werden, daß überhaupt etwas Wesenloses für wesentlich, etwas
  • Nichtwirkliches für wirklich gehalten werde, so daß das, was für den
  • einen wesentlich oder wirklich ist, es für einen andern nicht wäre,
  • und das Bewußtsein der Wirklichkeit und Nichtwirklichkeit oder der
  • Wesenheit und Unwesenheit auseinander fielen.--Wenn etwas in der Tat
  • für das Bewußtsein überhaupt wirklich und wesentlich, für mich aber
  • nicht ist, so habe ich in dem Bewußtsein seiner Nichtigkeit, zugleich
  • da ich Bewußtsein überhaupt bin, das Bewußtsein seiner Wirklichkeit,
  • --und indem sie beide fixiert sind, so ist dies eine Einheit, welche
  • der Wahnsinn im Allgemeinen ist. In diesem ist aber nur ein
  • _Gegenstand_ für das Bewußtsein verrückt; nicht das Bewußtsein als
  • solches in und für sich selbst. In dem Resultate des Erfahrens, das
  • sich hier ergeben hat, ist aber das Bewußtsein in seinem Gesetze sich
  • _seiner selbst_ als dieses Wirklichen bewußt; und zugleich, indem ihm
  • ebendieselbe Wesenheit, dieselbe Wirklichkeit _entfremdet_ ist, ist
  • es als Selbstbewußtsein, als absolute Wirklichkeit sich seiner
  • Unwirklichkeit bewußt, oder die beiden Seiten gelten ihm nach ihrem
  • Widerspruche unmittelbar als _sein Wesen,_ das also im Innersten
  • verrückt ist.
  • Das Herzklopfen für das Wohl der Menschheit geht darum in das Toben
  • des verrückten Eigendünkels über; in die Wut des Bewußtseins, gegen
  • seine Zerstörung sich zu erhalten, und dies dadurch, daß es die
  • Verkehrtheit, welche es selbst ist, aus sich herauswirft, und sie als
  • ein Anderes anzusehen und auszusprechen sich anstrengt. Es spricht
  • also die allgemeine Ordnung aus, als eine von fanatischen Priestern,
  • schwelgenden Despoten und für ihre Erniedrigung hinabwärts durch
  • Erniedrigen und Unterdrücken sich entschädigenden Dienern derselben
  • erfundne und zum namenlosen Elende der betrognen Menschheit
  • gehandhabte Verkehrung des Gesetzes des Herzens und seines Glückes.
  • --Das Bewußtsein spricht in dieser seiner Verrücktheit die
  • _Individualität_ als das Verrückende und Verkehrte aus, aber eine
  • _fremde_ und _zufällige_. Aber das Herz, oder die _unmittelbar
  • allgemeinseinwollende Einzelnheit des Bewußtseins_ ist dies
  • Verrückende und Verkehrte selbst, und sein Tun nur die Hervorbringung
  • dessen, daß dieser Widerspruch _seinem_ Bewußtsein wird. Denn das
  • Wahre ist ihm das Gesetz des Herzens--ein bloß _gemeintes_, das nicht,
  • wie die bestehende Ordnung, den Tag ausgehalten hat, sondern
  • vielmehr, wie es sich diesem zeigt, zugrunde geht. Dies sein Gesetz
  • sollte _Wirklichkeit_ haben; hierin ist ihm das Gesetz als
  • _Wirklichkeit_, als _geltende Ordnung_ Zweck und Wesen, aber
  • unmittelbar ist ihm ebenso die _Wirklichkeit_, eben das Gesetz als
  • _geltende Ordnung_, vielmehr das Nichtige.--Ebenso seine _eigne_
  • Wirklichkeit, _es selbst_ als Einzelnheit des Bewußtseins ist sich
  • das Wesen; aber es ist ihm Zweck, sie _seiend_ zu setzen; es ist ihm
  • also unmittelbar vielmehr sein Selbst als Nichteinzelnes das Wesen,
  • oder Zweck als Gesetz, eben darin als eine Allgemeinheit, welche es
  • für sein Bewußtsein selbst sei.--Dieser sein Begriff wird durch sein
  • Tun zu seinem Gegenstande; sein Selbst erfährt es also vielmehr als
  • das Unwirkliche, und die Unwirklichkeit als seine Wirklichkeit. Es
  • ist also nicht eine zufällige und fremde Individualität, sondern eben
  • dieses Herz nach allen Seiten in sich das Verkehrte und Verkehrende.
  • Indem aber die unmittelbar allgemeine Individualität das Verkehrte
  • und Verkehrende ist, ist nicht weniger diese allgemeine Ordnung, da
  • sie das Gesetz aller _Herzen_, das heißt, des Verkehrten ist, selbst
  • an sich das Verkehrte, wie die tobende Verrücktheit es aussprach.
  • Einmal erweist sie sich in dem Widerstande, welchen das Gesetz eines
  • Herzens an den andern Einzelnen findet, _Gesetz_ aller Herzen zu sein.
  • Die bestehenden Gesetze werden gegen das Gesetz eines Individuums
  • verteidigt, weil sie nicht bewußtlose, leere und tote Notwendigkeit,
  • sondern geistige Allgemeinheit und Substanz sind, worin diejenigen,
  • an denen sie ihre Wirklichkeit hat, als Individuen leben, und ihrer
  • selbst bewußt sind; so daß, wenn sie auch über diese Ordnung, als ob
  • sie dem innern Gesetze zuwiderlaufe, klagen und die Meinungen des
  • Herzens gegen sie halten, in der Tat mit ihrem Herzen an ihr als
  • ihrem Wesen hängen; und wenn diese Ordnung ihnen genommen wird, oder
  • sie selbst sich daraussetzen, sie alles verlieren. Indem hierin eben
  • die Wirklichkeit und Macht der öffentlichen Ordnung besteht,
  • erscheint also diese als das sich selbst gleiche allgemein belebte
  • Wesen, und die Individualität als die Form derselben.--Aber diese
  • Ordnung ist ebenso das Verkehrte.
  • Denn darin, daß sie das Gesetz aller Herzen ist, daß alle Individuen
  • unmittelbar dieses Allgemeine sind, ist sie eine Wirklichkeit, welche
  • nur die Wirklichkeit der _für sich seienden_ Individualität, oder des
  • Herzens ist. Das Bewußtsein, welches das Gesetz seines Herzens
  • aufstellt, erfährt also Widerstand von andern, weil es den _ebenso
  • einzelnen_ Gesetzen ihres Herzens widerspricht, und diese tun in
  • ihrem Widerstande nichts anders als ihr Gesetz aufstellen und geltend
  • machen. Das _Allgemeine_, das vorhanden ist, ist daher nur ein
  • allgemeiner Widerstand und Bekämpfung aller gegeneinander, worin
  • jeder seine eigene Einzelnheit geltend macht, aber zugleich nicht
  • dazu kommt, weil sie denselben Widerstand erfährt, und durch die
  • andern gegenseitig aufgelöst wird. Was öffentliche _Ordnung_ scheint,
  • ist also diese allgemeine Befehdung, worin jeder an sich reißt, was
  • er kann, die Gerechtigkeit an der Einzelnheit der Andern ausübt und
  • die seinige festsetzt, die ebenso durch andere verschwindet. Sie ist
  • der _Weltlauf_, der Schein eines bleibenden Ganges, der nur eine
  • _gemeinte Allgemeinheit_, und dessen Inhalt vielmehr das wesenlose
  • Spiel der Festsetzung der Einzelnheiten und ihrer Auflösung ist.
  • Betrachten wir beide Seiten der allgemeinen Ordnung gegeneinander, so
  • hat die letztere Allgemeinheit zu ihrem Inhalte die unruhige
  • Individualität, für welche die Meinung oder die Einzelnheit Gesetz,
  • das Wirkliche unwirklich und das Unwirkliche das Wirkliche ist. Sie
  • ist aber zugleich die _Seite der Wirklichkeit_ der Ordnung, denn ihr
  • gehört das _Für-sich-sein_ der Individualität an.--Die andere Seite
  • ist das _Allgemeine_ als _ruhiges_ Wesen, aber eben darum nur als ein
  • _Inneres_, das nicht gar nicht, aber doch keine Wirklichkeit ist, und
  • nur durch Aufhebung der Individualität, welche sich die Wirklichkeit
  • angemaßt hat, selbst wirklich werden kann. Diese Gestalt des
  • Bewußtseins, sich in dem Gesetze, in dem _an sich_ Wahren und Guten
  • nicht als die Einzelnheit, sondern nur als _Wesen_ zu werden, die
  • Individualität aber als das Verkehrte und Verkehrende zu wissen, und
  • daher die Einzelnheit des Bewußtseins aufopfern zu müssen, ist die
  • _Tugend_.
  • c. Die Tugend und der Weltlauf
  • In der ersten Gestalt der tätigen Vernunft war das Selbstbewußtsein
  • sich reine Individualität, und ihr gegenüber stand die leere
  • Allgemeinheit. In der zweiten hatten die beiden Teile des
  • Gegensatzes jeder die _beiden_ Momente, Gesetz und Individualität, an
  • ihnen; der eine aber, das Herz, war ihre unmittelbare Einheit, der
  • andere ihre Entgegensetzung. Hier, im Verhältnisse der Tugend und
  • des Weltlaufs, sind beide Glieder, jedes Einheit und Gegensatz dieser
  • Momente, oder eine Bewegung des Gesetzes und der Individualität
  • gegeneinander, aber eine entgegengesetzte. Dem Bewußtsein der Tugend
  • ist das _Gesetz_ das _Wesentliche_ und die Individualität das
  • Aufzuhebende, und also sowohl an ihrem Bewußtsein selbst als an dem
  • Weltlaufe. An jenem ist die eigne Individualität in die Zucht unter
  • das Allgemeine, das an sich Wahre und Gute, zu nehmen; es bleibt aber
  • darin noch persönliches Bewußtsein; die wahre Zucht ist allein die
  • Aufopfrung der ganzen Persönlichkeit, als die Bewährung, daß es in
  • der Tat nicht noch an Einzelnheiten festgeblieben ist. In dieser
  • einzelnen Aufopfrung wird zugleich die Individualität an _dem
  • Weltlaufe_ vertilgt, denn sie ist auch einfaches beiden
  • gemeinschaftliches Moment.--In diesem verhält sich die Individualität
  • auf die verkehrte Weise, als sie am tugendhaften Bewußtsein gesetzt
  • ist, nämlich sich zum Wesen zu machen, und dagegen das _an sich_ Gute
  • und Wahre sich zu unterwerfen.--Der Weltlauf ist ferner ebenso für
  • die Tugend nicht nur dies durch die _Individualität verkehrte_
  • Allgemeine; sondern die absolute _Ordnung_ ist gleichfalls
  • gemeinschaftliches Moment, an dem Weltlaufe nur nicht als _seiende
  • Wirklichkeit_ für das Bewußtsein vorhanden, sondern das _innere
  • Wesen_ desselben. Sie ist daher nicht erst durch die Tugend
  • eigentlich hervorzubringen, denn das Hervorbringen ist, als _Tun_,
  • Bewußtsein der Individualität, und diese vielmehr aufzuheben; durch
  • dieses Aufheben aber wird dem _An-sich_ des Weltlaufs gleichsam nur
  • Raum gemacht, an und für sich selbst in die Existenz zu treten.
  • Der allgemeine _Inhalt_ des wirklichen Weltlaufs hat sich schon
  • ergeben; näher betrachtet, ist er wieder nichts anders als die beiden
  • vorhergehenden Bewegungen des Selbstbewußtseins. Aus ihnen ist die
  • Gestalt der Tugend hervorgegangen; indem sie ihr Ursprung sind, hat
  • sie sie vor sich; sie geht aber darauf, ihren Ursprung aufzuheben,
  • und sich zu realisieren, oder _für sich_ zu werden. Der Weltlauf ist
  • also einerseits die einzelne Individualität, welche ihre Lust und
  • Genuß sucht, darin zwar ihren Untergang findet, und hiemit das
  • Allgemeine befriedigt. Aber diese Befriedigung selbst sowie die
  • übrigen Momente dieses Verhältnisses ist eine verkehrte Gestalt und
  • Bewegung des Allgemeinen. Die Wirklichkeit ist nur die Einzelnheit
  • der Lust und des Genusses, das Allgemeine aber ihr entgegengesetzt;
  • eine Notwendigkeit, welche nur die leere Gestalt desselben, eine nur
  • negative Rückwirkung und inhaltsloses Tun ist.--Das andere Moment des
  • Weltlaufs ist die Individualität, welche an und für sich Gesetz sein
  • will, und in dieser Einbildung die bestehende Ordnung stört; das
  • allgemeine Gesetz erhält sich zwar gegen diesen Eigendünkel, und
  • tritt nicht mehr als ein dem Bewußtsein Entgegengesetztes und Leeres,
  • nicht als eine tote Notwendigkeit auf, sondern als _Notwendigkeit in
  • dem Bewußtsein selbst_. Aber wie es als die _bewußte_ Beziehung der
  • absolut widersprechenden Wirklichkeit existiert, ist es die
  • Verrücktheit; wie es aber als _gegenständliche_ Wirklichkeit ist, ist
  • es die Verkehrtheit überhaupt. Das Allgemeine stellt sich also wohl
  • in beiden Seiten als die Macht ihrer Bewegung dar, aber die
  • _Existenz_ dieser Macht ist nur die allgemeine Verkehrung.
  • Von der Tugend soll es nun seine wahrhafte Wirklichkeit erhalten,
  • durch das Aufheben der Individualität, des Prinzips der Verkehrung;
  • ihr Zweck ist, hiedurch den verkehrten Weltlauf wieder zu verkehren
  • und sein wahres Wesen hervorzubringen. Dies wahre Wesen ist an dem
  • Weltlaufe nur erst als sein _An-sich_, es ist noch nicht wirklich;
  • und die Tugend _glaubt_ es daher nur. Diesen Glauben geht sie zum
  • Schauen zu erheben, ohne aber der Früchte ihrer Arbeit und
  • Aufopferung zu genießen. Denn insofern sie _Individualität_ ist, ist
  • sie das _Tun_ des Kampfes, den sie mit dem Weltlaufe eingeht; ihr
  • Zweck und wahres Wesen aber ist die Besiegung der Wirklichkeit des
  • Weltlaufs; die dadurch bewirkte Existenz des Guten ist hiemit das
  • Aufhören ihres _Tuns_, oder des _Bewußtseins_ der Individualität.
  • --Wie dieser Kampf selbst bestanden werde, was die Tugend in ihm
  • erfährt, ob durch die Aufopferung, welche sie über sich nimmt, der
  • Weltlauf unterliege, die Tugend aber siege--dies muß sich aus der
  • Natur der lebendigen _Waffen_ entscheiden, welche die Kämpfer führen.
  • Denn die Waffen sind nichts anderes als das _Wesen_ der Kämpfer
  • selbst, das nur für sie beide gegenseitig hervortritt. Ihre Waffen
  • haben sich hiemit schon aus dem ergeben, was an sich in diesem Kampfe
  • vorhanden ist.
  • Das _Allgemeine_ ist für das tugendhafte Bewußtsein im _Glauben_ oder
  • _an sich_ wahrhaft; noch nicht eine wirkliche, sondern eine
  • _abstrakte_ Allgemeinheit; an diesem Bewußtsein selbst ist es _als
  • Zweck_, an dem Weltlaufe als _Inneres_. In eben dieser Bestimmung
  • stellt das Allgemeine sich auch an der Tugend für den Weltlauf dar;
  • denn sie _will_ das Gute erst ausführen, und gibt selbst es noch
  • nicht für Wirklichkeit aus. Diese Bestimmtheit kann auch so
  • betrachtet werden, daß das Gute, indem es in dem Kampf gegen den
  • Weltlauf auftritt, damit sich darstellt als seiend _für ein Anderes_;
  • als etwas, das nicht _an und für sich selbst_ ist, denn sonst würde
  • es nicht durch Bezwingung seines Gegenteils sich erst seine Wahrheit
  • geben wollen. Es ist nur erst _für ein Anderes_, heißt dasselbe, was
  • vorher von ihm in der entgegengesetzten Betrachtung sich zeigte,
  • nämlich es ist erst eine _Abstraktion_, welche nur in dem
  • Verhältnisse, nicht an und für sich, Realität hat.
  • Das Gute oder Allgemeine, wie es also hier auftritt, ist dasjenige,
  • was die _Gaben, Fähigkeiten, Kräfte_ genannt wird. Es ist eine Weise
  • des Geistigen zu sein, worin es als ein Allgemeines vorgestellt wird,
  • das zu seiner Belebung und Bewegung des Prinzips der Individualität
  • bedarf, und in dieser seine _Wirklichkeit_ hat. Von diesem Prinzip,
  • insofern es am Bewußtsein der Tugend ist, wird dies Allgemeine _gut
  • angewendet_, von ihm aber, insofern es am Weltlauf ist, _mißbraucht_;
  • --ein passives Werkzeug, das von der Hand der freien Individualität
  • regiert, gleichgültig gegen den Gebrauch, den sie von ihm macht, auch
  • zur Hervorbringung einer Wirklichkeit mißbraucht werden kann, die
  • seine Zerstörung ist; eine leblose, eigner Selbstständigkeit
  • entbehrende Materie, die so oder auch anders, und selbst zu ihrem
  • Verderben geformt werden kann.
  • Indem dies Allgemeine dem Bewußtsein der Tugend, wie dem Weltlaufe
  • auf gleiche Weise zu Gebote steht, so ist nicht abzusehen, ob so
  • ausgerüstet die Tugend das Laster besiegen werde. Die Waffen sind
  • dieselben; sie sind diese Fähigkeiten und Kräfte. Zwar hat die
  • Tugend ihren Glauben an die ursprüngliche Einheit ihres Zweckes und
  • des Wesens des Weltlaufes in den Hinterhalt gelegt, welche dem Feinde
  • während des Kampfes in den Rücken fallen, und _an sich_ ihn
  • vollbringen soll; so daß hiedurch in der Tat für den Ritter der
  • Tugend sein eignes _Tun_ und Kämpfen eigentlich eine Spiegelfechterei
  • ist, die er nicht für Ernst nehmen _kann_, weil er seine wahrhafte
  • Stärke darein setzt, daß das Gute _an und für sich selbst_ sei, d.h.
  • sich selbst vollbringe,--eine Spiegelfechterei, die er auch nicht zum
  • Ernste werden lassen _darf_. Denn dasjenige, was er gegen den Feind
  • kehrt, und gegen sich gekehrt findet, und dessen Abnutzung und
  • Beschädigung er sowohl an ihm selbst als seinem Feinde daran wagt,
  • soll nicht das Gute selbst sein; denn für dessen Bewahrung und
  • Ausführung kämpft er; sondern was daran gewagt wird, sind nur die
  • gleichgültigen Gaben und Fähigkeiten. Allein diese sind in der Tat
  • nichts anderes als eben dasjenige individualitätslose Allgemeine
  • selbst, welches durch den Kampf erhalten und verwirklicht werden soll.
  • --Es ist aber zugleich durch den Begriff des Kampfs selbst
  • unmittelbar _bereits verwirklicht_; es ist das _An-sich_, das
  • _Allgemeine_; und seine Verwirklichung heißt nur dieses, daß es
  • _zugleich für ein Anderes_ sei. Die beiden oben angegebenen Seiten,
  • nach deren jeder es zu einer Abstraktion wurde, _sind nicht mehr
  • getrennt_, sondern in und durch den Kampf ist das Gute auf beide
  • Weisen zumal gesetzt.--Das tugendhafte Bewußtsein tritt aber in den
  • Kampf gegen den Weltlauf als gegen ein dem Guten Entgegengesetztes;
  • was er ihm hierin darbietet, ist das Allgemeine, nicht nur als
  • abstraktes Allgemeines, sondern als ein von der Individualität
  • belebtes und für ein Anderes seiendes, oder das _wirkliche Gute_. Wo
  • also die Tugend den Weltlauf anfaßt, trifft sie immer auf solche
  • Stellen, die die Existenz des Guten selbst sind, das in alle
  • Erscheinung des Weltlaufs, als das _An-sich_ des Weltlaufs,
  • unzertrennlich verschlungen ist, und in der Wirklichkeit desselben
  • auch sein Dasein hat; er ist also für sie unverwundbar. Ebensolche
  • Existenzen des Guten, und hiemit unverletzliche Verhältnisse, sind
  • alle Momente, welche von der Tugend selbst an ihr darangesetzt und
  • aufgeopfert werden sollten. Das Kämpfen kann daher nur ein Schwanken
  • zwischen Bewahren und Aufopfern sein; oder vielmehr kann weder
  • Aufopferung des Eignen noch Verletzung des Fremden stattfinden. Die
  • Tugend gleicht nicht nur jenem Streiter, dem es im Kampfe allein
  • darum zu tun ist, sein Schwert blank zu erhalten, sondern sie hat
  • auch den Streit darum begonnen, die Waffen zu bewahren; und nicht nur
  • kann sie die ihrigen nicht gebrauchen, sondern muß auch die des
  • Feindes unverletzt erhalten und sie gegen sich selbst schützen, denn
  • alle sind edle Teile des Guten, für welches sie in den Kampf ging.
  • Diesem Feinde dagegen ist nicht das _An-sich_, sondern die
  • _Individualität_ das Wesen; seine Kraft also das negative Prinzip,
  • welchem nichts bestehend und absolut heilig ist, sondern welches den
  • Verlust von allem und jedem wagen und ertragen kann. Hiedurch ist
  • ihm der Sieg ebensosehr an ihm selbst gewiß als durch den Widerspruch,
  • in welchen sich sein Gegner verwickelt. Was der Tugend _an sich_
  • ist, ist dem Weltlaufe nur für _ihn_; er ist frei von jedem Momente,
  • das für sie fest und woran sie gebunden ist. Er hat ein solches
  • Moment dadurch, daß es für ihn nur als ein solches gilt, das er
  • ebensowohl aufheben als bestehen lassen kann, in seiner Gewalt; und
  • damit auch den daran befestigten tugendhaften Ritter. Dieser kann
  • sich davon nicht als von einem äußerlich umgeworfenen Mantel
  • loswickeln und durch Hinterlassung desselben sich frei machen; denn
  • es ist ihm das nicht aufzugebende Wesen.
  • Was endlich den Hinterhalt betrifft, aus welchem das _gute An-sich_
  • dem Weltlaufe listigerweise in den Rücken fallen soll, so ist diese
  • Hoffnung an sich nichtig. Der Weltlauf ist das wache seiner selbst
  • gewisse Bewußtsein, das nicht von hinten an sich kommen läßt, sondern
  • allenthalben die Stirne bietet; denn er ist dieses, daß alles _für
  • ihn_ ist, daß alles _vor ihm_ steht. Das gute _An-sich_ aber, ist es
  • _für_ seinen Feind, so ist es in dem Kampfe, den wir gesehen haben;
  • insofern es aber nicht _für ihn_, sondern _an sich_ ist, ist es das
  • passive Werkzeug der Gaben und Fähigkeiten, die wirklichkeitslose
  • Materie; als Dasein vorgestellt, wäre es ein schlafendes und dahinten,
  • man weiß nicht wo, bleibendes Bewußtsein.
  • Die Tugend wird also von dem Weltlaufe besiegt, weil das abstrakte,
  • unwirkliche _Wesen_ in der Tat ihr Zweck ist, und weil in Ansehung
  • der Wirklichkeit ihr Tun auf _Unterschieden_ beruht, die allein in
  • den _Worten_ liegen. Sie wollte darin bestehen, durch _Aufopferung
  • der Individualität_ das Gute zur _Wirklichkeit_ zu bringen, aber die
  • Seite der _Wirklichkeit_ ist selbst nichts anders als die Seite der
  • _Individualität_. Das Gute sollte dasjenige sein, was _an sich_ und
  • dem, was _ist_, entgegengesetzt ist, aber das _An-sich_ ist, nach
  • seiner Realität und Wahrheit genommen, vielmehr das _Sein selbst_.
  • Das _An-sich_ ist zunächst die _Abstraktion des Wesens_ gegen die
  • Wirklichkeit; aber die Abstraktion ist eben dasjenige, was nicht
  • wahrhaft, sondern nur _für das Bewußtsein_ ist; das heißt aber, es
  • ist selbst dasjenige, was _wirklich_ genannt wird; denn das Wirkliche
  • ist, was wesentlich _für ein Anderes_ ist, oder es ist das _Sein_.
  • Das Bewußtsein der Tugend aber beruht auf diesem Unterschiede des
  • _An-sich_ und des _Seins_, der keine Wahrheit hat.--Der Weltlauf
  • sollte die Verkehrung des Guten sein, weil er die _Individualität_ zu
  • seinem Prinzip hatte; allein diese ist das Prinzip der _Wirklichkeit_;
  • denn eben sie ist das Bewußtsein, wodurch das _Ansichseiende_
  • ebensosehr _für ein Anderes_ ist; er verkehrt das Unwandelbare, aber
  • er verkehrt es in der Tat aus dem _Nichts der Abstraktion in das Sein
  • der Realität_.
  • Der Weltlauf siegt also über das, was die Tugend im Gegensatze gegen
  • ihn ausmacht; er siegt über sie, der die wesenlose Abstraktion das
  • Wesen ist. Er siegt aber nicht über etwas Reales, sondern über das
  • Erschaffen von Unterschieden, welche keine sind, über diese
  • pomphaften Reden vom Besten der Menschheit und der Unterdrückung
  • derselben, von der Aufopferung fürs Gute und dem Mißbrauche der Gaben;
  • --solcherlei ideale Wesen und Zwecke sinken als leere Worte zusammen,
  • welche das Herz erheben und die Vernunft leer lassen; erbauen, aber
  • nichts aufbauen; Deklamationen, welche nur diesen Inhalt bestimmt
  • aussprechen, daß das Individuum, welches für solche edle Zwecke zu
  • handeln vorgibt und solche vortreffliche Redensarten führt, sich für
  • ein vortreffliches Wesen gilt,--eine Aufschwellung, welche sich und
  • andern den Kopf groß macht, aber groß von einer leeren
  • Aufgeblasenheit.--Die antike Tugend hatte ihre bestimmte sichere
  • Bedeutung, denn sie hatte an der _Substanz_ des Volks ihre
  • _inhaltsvolle Grundlage_, und ein _wirkliches schon existierendes_
  • Gutes zu ihrem Zwecke; sie war daher auch nicht gegen die
  • Wirklichkeit als eine _allgemeine Verkehrtheit_ und gegen einen
  • _Weltlauf_ gerichtet. Die betrachtete aber ist aus der Substanz
  • heraus, eine wesenlose Tugend, eine Tugend nur der Vorstellung und
  • der Worte, die jenes Inhalts entbehren.--Diese Leerheit der mit dem
  • Weltlaufe kämpfenden Rednerei würde sich sogleich aufdecken, wenn
  • gesagt werden sollte, was ihre Redensarten bedeuten;--sie werden
  • daher _als bekannt vorausgesetzt_. Die Forderung, dies Bekannte zu
  • sagen, würde entweder durch einen neuen Schwall von Redensarten
  • erfüllt, oder ihr die Berufung auf das Herz entgegengesetzt, welches
  • _innerhalb_ es sage, was sie bedeuten, das heißt, die Unvermögenheit,
  • _es in der Tat_ zu sagen, würde eingestanden.--Die Nichtigkeit jener
  • Rednerei scheint auch auf eine bewußtlose Art für die Bildung unsers
  • Zeitalters Gewißheit erlangt zu haben; indem aus der ganzen Masse
  • jener Redensarten und der Weise, sich damit aufzuspreizen, alles
  • Interesse verschwunden ist; ein Verlust, der sich darin ausdrückt,
  • daß sie nur Langeweile machen.
  • Das Resultat also, welches aus diesem Gegensatze hervorgeht, besteht
  • darin, daß das Bewußtsein die Vorstellung von einem _an sich_ Guten,
  • das noch keine Wirklichkeit hätte, als einen leeren Mantel fahren
  • läßt. Es hat in seinem Kampfe die Erfahrung gemacht, daß der
  • Weltlauf so übel nicht ist, als er aussah; denn seine Wirklichkeit
  • ist die Wirklichkeit des Allgemeinen. Es fällt mit dieser Erfahrung
  • das Mittel, durch _Aufopferung_ der Individualität das Gute
  • hervorzubringen, hinweg; denn die Individualität ist gerade die
  • _Verwirklichung_ des Ansichseienden; und die Verkehrung hört auf, als
  • eine Verkehrung des Guten angesehen zu werden, denn sie ist vielmehr
  • eben die Verkehrung desselben als eines bloßen Zwecks in die
  • Wirklichkeit; die Bewegung der Individualität ist die Realität des
  • Allgemeinen.
  • In der Tat ist hiemit aber ebenso dasjenige besiegt worden und
  • verschwunden, was als _Weltlauf_ dem Bewußtsein des Ansichseienden
  • gegenüberstand. Das _Für-sich-sein_ der Individualität war daran dem
  • Wesen oder Allgemeinen entgegengesetzt, und erschien als eine von dem
  • _An-sich-sein_ getrennte Wirklichkeit. Indem aber sich gezeigt hat,
  • daß die Wirklichkeit in ungetrennter Einheit mit dem Allgemeinen ist,
  • so erweist sich das _Für-sich-sein_ des Weltlaufs ebenso, wie das
  • _An-sich_ der Tugend nur eine _Ansicht_ ist, auch nicht mehr zu sein.
  • Die Individualität des Weltlaufs mag wohl nur _für sich_ oder
  • _eigennützig_ zu handeln meinen; sie ist besser, als sie meint, ihr
  • Tun ist zugleich _ansich_seiendes, _allgemeines_ Tun. Wenn sie
  • eigennützig handelt, so weiß sie nur nicht, was sie tut, und wenn sie
  • versichert, alle Menschen handeln eigennützig, so behauptet sie nur,
  • alle Menschen haben kein Bewußtsein darüber, was das Tun ist.--Wenn
  • sie _für sich_ handelt, so ist dies eben die Hervorbringung des nur
  • erst _Ansich_seienden zur Wirklichkeit; der Zweck des
  • _Für-sich-seins_ also, der dem An-sich sich entgegengesetzt
  • meint--seine leere Pfiffigkeit, sowie seine feinen Erklärungen, die
  • den Eigennutz überall aufzuzeigen wissen, sind ebenso verschwunden
  • als der Zweck des _An-sich_ und seine Rednerei.
  • Es ist also _das Tun und Treiben der Individualität Zweck an sich
  • selbst; der Gebrauch der Kräfte, das Spiel ihrer Äußerungen ist es_,
  • was ihnen, die sonst das tote An-sich wären, Leben gibt, das An-sich
  • nicht ein unausgeführtes, existenzloses und abstraktes Allgemeines,
  • sondern es selbst ist unmittelbar diese Gegenwart und Wirklichkeit
  • des Prozesses der Individualität.
  • C. Die Individualität, welche sich an und für sich selbst reell ist
  • Das Selbstbewußtsein hat itzt den Begriff von sich erfaßt, der erst
  • nur der unsrige von ihm war, nämlich in der Gewißheit seiner selbst
  • alle Realität zu sein, und Zweck und Wesen ist ihm nunmehr die sich
  • bewegende Durchdringung des Allgemeinen--der Gaben und
  • Fähigkeiten--und der Individualität.--Die einzelnen Momente dieser
  • Erfüllung und Durchdringung _vor der Einheit_, in welche sie
  • zusammengegangen, sind die bisher betrachteten Zwecke. Sie sind als
  • Abstraktionen und Chimären verschwunden, die jenen ersten schalen
  • Gestalten des geistigen Selbstbewußtseins angehören, und ihre
  • Wahrheit nur in dem gemeinten Sein des Herzens, der Einbildung und
  • der Reden haben, nicht in der Vernunft, die itzt an und für sich
  • ihrer Realität gewiß, sich nicht mehr als Zweck im _Gegensatze_ gegen
  • die unmittelbarseiende Wirklichkeit erst hervorzubringen sucht,
  • sondern zum Gegenstande ihres Bewußtseins die Kategorie als solche
  • hat.--Es ist nämlich die Bestimmung _des für sich seienden_ oder
  • _negativen_ Selbstbewußtseins, in welcher die Vernunft auftrat,
  • aufgehoben; _es fand_ eine _Wirklichkeit_ vor, die das Negative
  • seiner wäre, und durch deren Aufheben es erst sich seinen _Zweck_
  • verwirklichte. Indem aber _Zweck_ und _An-sich-sein_ als dasselbe
  • sich ergeben hat, was das _Sein_ für _Anderes_ und die _vorgefundene
  • Wirklichkeit_ ist, trennt sich die Wahrheit nicht mehr von der
  • Gewißheit; es werde nun der gesetzte Zweck für die Gewißheit seiner
  • selbst, und die Verwirklichung desselben für die Wahrheit, oder aber
  • der Zweck für die Wahrheit, und die Wirklichkeit für die Gewißheit
  • genommen; sondern das Wesen und der Zweck an und für sich selbst ist
  • die Gewißheit der unmittelbaren Realität selbst, die Durchdringung
  • des _An-sich-_ und _Für-sich-seins_, des Allgemeinen und der
  • Individualität; das Tun ist an ihm selbst seine Wahrheit und
  • Wirklichkeit, und die _Darstellung_ oder das _Aussprechen der
  • Individualität_ ist ihm Zweck an und für sich selbst.
  • Mit diesem Begriffe ist also das Selbstbewußtsein aus den
  • entgegengesetzten Bestimmungen, welche die Kategorie für es und sein
  • Verhalten zu ihr als beobachtendes und dann als tätiges hatte, in
  • sich zurückgegangen. Es hat die reine Kategorie selbst zu seinem
  • Gegenstande, oder es ist die Kategorie, welche ihrer selbst bewußt
  • geworden. Die Rechnung ist dadurch mit seinen vorherigen Gestalten
  • abgeschlossen; sie liegen hinter ihm in Vergessenheit, treten nicht
  • als seine vorgefundne Welt gegenüber, sondern entwickeln sich nur
  • innerhalb seiner selbst als durchsichtige Momente. Doch treten sie
  • noch in seinem Bewußtsein als eine _Bewegung_ unterschiedner Momente
  • auseinander, die sich noch nicht in ihre substantielle Einheit
  • zusammengefaßt hat. Aber in _allen_ hält es die einfache Einheit des
  • Seins und des Selbsts fest, die ihre _Gattung_ ist.-Das Bewußtsein
  • hat hiemit allen Gegensatz und alle Bedingung seines Tuns abgeworfen;
  • es geht frisch _von sich_ aus, und nicht auf _ein Anderes_, sondern
  • _auf sich selbst_. Indem die Individualität die Wirklichkeit an ihr
  • selbst ist, ist der _Stoff_ des Wirkens und der _Zweck_ des Tuns an
  • dem Tun selbst. Das Tun hat daher das Ansehen der Bewegung eines
  • Kreises, welcher frei im Leeren sich in sich selbst bewegt,
  • ungehindert bald sich erweitert, bald verengert, und vollkommen
  • zufrieden nur in und mit sich selbst spielt. Das Element, worin die
  • Individualität ihre Gestalt darstellt, hat die Bedeutung eines reinen
  • Aufnehmens dieser Gestalt; es ist der Tag überhaupt, dem das
  • Bewußtsein sich zeigen will. Das Tun verändert nichts, und geht
  • gegen nichts; es ist die reine Form des Übersetzens aus dem
  • _Nichtgesehenwerden_ in das _Gesehenwerden_, und der Inhalt, der
  • zutage ausgebracht wird, und sich darstellt, nichts anderes, als was
  • dieses Tun schon an sich ist. Es ist _an sich_--dies ist seine Form
  • als _gedachter_ Einheit; und es ist _wirklich_--dies ist seine Form
  • als _seiender_ Einheit; es selbst ist _Inhalt_ nur in dieser
  • Bestimmung der Einfachheit gegen die Bestimmung seines Übergehens und
  • seiner Bewegung.
  • a. Das geistige Tierreich und der Betrug,oder die Sache selbst
  • Diese an sich reale Individualität ist zuerst wieder eine _einzelne_
  • und _bestimmte_; die absolute Realität, als welche sie sich weiß, ist
  • daher, wie sie derselben sich bewußt wird, die _abstrakte allgemeine_,
  • welche ohne Erfüllung und Inhalt, nur der leere Gedanke dieser
  • Kategorie ist.--Es ist zu sehen, wie dieser Begriff der an sich
  • selbst realen Individualität in seinen Momenten sich bestimmt, und
  • wie ihr ihr Begriff von ihr selbst in das Bewußtsein tritt.
  • Der Begriff dieser Individualität, wie sie als solche für sich selbst
  • alle Realität ist, ist zunächst _Resultat_; sie hat ihre Bewegung und
  • Realität noch nicht dargestellt, und ist hier _unmittelbar_ als
  • _einfaches An-sich-sein_ gesetzt. Die Negativität aber, welche
  • dasselbe ist, was als Bewegung erscheint, ist an dem _einfachen
  • An-sich_ als _Bestimmtheit_; und das _Sein_ oder das einfache An-sich
  • wird ein bestimmter Umfang. Die Individualität tritt daher als
  • ursprüngliche bestimmte Natur auf--als _ursprüngliche_ Natur, denn
  • sie _ist an sich_; als ursprünglich _bestimmte_, denn das Negative
  • ist am _An-sich_, und dieses ist dadurch eine Qualität. Diese
  • Beschränkung des Seins jedoch kann _das Tun_ des Bewußtseins _nicht
  • beschränken_, denn dieses ist hier ein vollendetes
  • _Sich-auf-sich-selbst_-beziehen; die Beziehung auf Anderes ist
  • aufgehoben, welche die Beschränkung desselben wäre. Die
  • ursprüngliche Bestimmtheit der Natur ist daher nur einfaches
  • Prinzip--ein durchsichtiges allgemeines Element, worin die
  • Individualität ebenso frei und sich selbst gleich bleibt, als sie
  • darin ungehindert ihre Unterschiede entfaltet, und reine
  • Wechselwirkung mit sich in ihrer Verwirklichung ist. Wie das
  • unbestimmte Tierleben etwa dem Elemente des Wassers, der Luft oder
  • der Erde, und innerhalb dieser wieder bestimmtern Prinzipien seinen
  • Odem einbläst, alle seine Momente in sie eintaucht, aber sie jener
  • Beschränkung des Elements ungeachtet in seiner Macht und sich in
  • seinem Eins erhält, und als diese besondere Organisation dasselbe
  • allgemeine Tierleben bleibt.
  • Diese bestimmte ursprüngliche _Natur_ des in ihr frei und ganz
  • bleibenden Bewußtseins erscheint als der unmittelbare und einzige
  • eigentliche _Inhalt_ dessen, was dem Individuum Zweck ist; er ist
  • zwar _bestimmter_ Inhalt, aber er ist überhaupt _Inhalt_ nur,
  • insofern wir das _An-sich_-sein isoliert betrachten; in Wahrheit aber
  • ist er die von der Individualität durchdrungene Realität; die
  • Wirklichkeit, wie sie das Bewußtsein als einzelnes an ihm selbst hat,
  • und zunächst _als seiend_, noch nicht als tuend gesetzt ist. Für das
  • Tun aber ist einesteils jene Bestimmtheit darum nicht Beschränkung,
  • über welche es hinauswollte, weil sie als seiende Qualität betrachtet
  • die einfache Farbe des Elements ist, worin es sich bewegt;
  • andernteils aber ist die Negativität _Bestimmtheit_ nur am Sein; aber
  • das _Tun_ ist selbst nichts anderes als die Negativität; an der
  • tuenden Individualität ist also die Bestimmtheit aufgelöst in
  • Negativität überhaupt, oder den Inbegriff aller Bestimmtheit.
  • Die einfache ursprüngliche Natur nun tritt in dem _Tun_ und dem
  • Bewußtsein des Tuns in den Unterschied, welcher diesem zukommt. Es
  • ist _zuerst_ als Gegenstand, und zwar als _Gegenstand_, wie er noch
  • dem _Bewußtsein_ angehört, als _Zweck_ vorhanden, und somit
  • entgegengesetzt einer vorhandenen Wirklichkeit. Das _andere_ Moment
  • ist die _Bewegung_ des als ruhend vorgestellten Zwecks, die
  • Verwirklichung als die Beziehung des Zwecks auf die ganz formelle
  • Wirklichkeit, hiemit die Vorstellung des _Überganges_ selbst, oder
  • das _Mittel_. Das _dritte_ ist endlich der Gegenstand, wie er nicht
  • mehr Zweck, dessen das Tuende unmittelbar als des _seinigen sich_
  • bewußt ist, sondern wie er aus ihm heraus und _für es_ als ein
  • _Anderes_ ist.--Diese verschiedenen Seiten sind nun aber nach dem
  • Begriffe dieser Sphäre so festzuhalten, daß der Inhalt in ihnen
  • derselbe bleibt, und kein Unterschied hereinkommt, weder der
  • Individualität und des Seins überhaupt, noch des _Zwecks_ gegen die
  • _Individualität_ als _ursprüngliche Natur_, noch gegen die vorhandne
  • Wirklichkeit, ebenso nicht des _Mittels_ gegen sie als absoluten
  • _Zweck_, noch der _bewirkten Wirklichkeit_ gegen den Zweck oder die
  • ursprüngliche Natur oder das Mittel.
  • Vors erste also ist die ursprünglich bestimmte Natur der
  • Individualität, ihr unmittelbares Wesen noch nicht als tuend gesetzt,
  • und heißt so _besondere_ Fähigkeit, Talent, Charakter u.s.f. Diese
  • eigentümliche Tinktur des Geistes ist als der einzige Inhalt des
  • Zwecks selbst, und ganz allein als die Realität zu betrachten.
  • Stellte man sich das Bewußtsein vor als darüber hinausgehend und
  • einen andern Inhalt zur Wirklichkeit bringen wollend, so stellte man
  • es sich vor als _ein Nichts_ in _das Nichts_ hinarbeitend.--Dies
  • ursprüngliche Wesen ist ferner nicht nur Inhalt des Zwecks, sondern
  • an sich auch die _Wirklichkeit_, welche sonst als _gegebener_ Stoff
  • des Tuns, als _vorgefundene_ und im Tun zu bildende Wirklichkeit
  • erscheint. Das Tun ist nämlich nur reines Übersetzen aus der Form
  • des noch nicht dargestellten in die des dargestellten Seins; das
  • An-sich-sein jener dem Bewußtsein entgegengesetzten Wirklichkeit ist
  • zum bloßen leeren Scheine herabgesunken. Dies Bewußtsein, indem es
  • sich zum Handeln bestimmt, läßt sich also durch den Schein der
  • vorhandenen Wirklichkeit nicht irre machen, und ebenso hat es sich
  • aus dem Herumtreiben in leeren Gedanken und Zwecken auf den
  • ursprünglichen Inhalt seines Wesens zusammenzuhalten.--Dieser
  • ursprüngliche Inhalt ist zwar erst _für_ das Bewußtsein, _indem es
  • ihn verwirklicht hat_; der Unterschied aber eines solchen, das _für
  • das_ Bewußtsein nur _innerhalb seiner_, und einer außer ihm an sich
  • seienden Wirklichkeit ist hinweggefallen.--Nur daß _für es_ sei, was
  • es _an sich_ ist, muß es handeln, oder das Handeln ist eben das
  • Werden des Geistes _als Bewußtsein_. Was es _an sich_ ist, weiß es
  • also aus seiner Wirklichkeit. Das Individuum kann daher nicht wissen,
  • was _es ist_, eh es sich durch das Tun zur Wirklichkeit gebracht hat.
  • --Es scheint aber hiemit den _Zweck_ seines Tuns nicht bestimmen zu
  • können, eh es getan hat; aber zugleich muß es, indem es Bewußtsein
  • ist, die Handlung vorher als die _ganz seinige_, das heißt als
  • _Zweck_ vor sich haben. Das ans Handeln gehende Individuum scheint
  • sich also in einem Kreise zu befinden, worin jedes Moment das andere
  • schon voraussetzt, und hiemit keinen Anfang finden zu können, weil es
  • sein ursprüngliches Wesen, das sein Zweck sein muß, _erst aus der
  • Tat_ kennenlernt, aber um zu tun, _vorher den Zweck_ haben muß.
  • Ebendarum aber hat es _unmittelbar_ anzufangen und, unter welchen
  • Umständen es sei, ohne weiteres Bedenken um _Anfang, Mittel_ und
  • _Ende_ zur Tätigkeit zu schreiten; denn sein Wesen und
  • _ansich_seiende Natur ist alles in einem, Anfang, Mittel und Ende.
  • Als _Anfang_ ist sie in den _Umständen_ des Handelns vorhanden, und
  • das _Interesse_, welches das Individuum an etwas findet, ist die
  • schon gegebene Antwort auf die Frage: ob und was hier zu tun ist.
  • Denn was eine vorgefundene Wirklichkeit zu sein scheint, ist an sich
  • seine ursprüngliche Natur, welche nur den Schein eines _Seins_
  • hat--einen Schein, der in dem Begriffe des sich entzweienden Tuns
  • liegt--, aber als _seine_ ursprüngliche Natur sich in dem _Interesse,
  • _ das es an ihr findet, ausspricht.--Ebenso ist das _Wie_ oder die
  • _Mittel_ an und für sich bestimmt. Das _Talent_ ist gleichfalls
  • nichts anders als die bestimmte ursprüngliche Individualität,
  • betrachtet als _inneres Mittel_, oder _Übergang_ des Zwecks zur
  • Wirklichkeit. Das _wirkliche_ Mittel aber und der reale Übergang ist
  • die Einheit des Talents, und der im Interesse vorhandenen Natur der
  • Sache; jenes stellt am Mittel die Seite des Tuns, dieses die Seite
  • des Inhalts vor, beide sind die Individualität selbst, als
  • Durchdringung des Seins und des Tuns. Was also vorhanden ist, sind
  • vorgefundene _Umstände_, die _an sich_ die ursprüngliche Natur des
  • Individuums sind; als denn das Interesse, welches sie eben als das
  • _seinige_ oder als _Zweck_ setzt; endlich die Verknüpfung und
  • Aufhebung dieses Gegensatzes im _Mittel_. Diese Verknüpfung fällt
  • selbst noch innerhalb des Bewußtseins, und das soeben betrachtete
  • Ganze ist die eine Seite eines Gegensatzes. Dieser noch übrige
  • Schein von Entgegensetzung wird durch den _Übergang_ selbst oder das
  • _Mittel_ aufgehoben,--denn es ist _Einheit_ des Äußern und Innern,
  • das Gegenteil der Bestimmtheit, welche es als _innres_ Mittel hat, es
  • hebt sie also auf und setzt sich, diese Einheit des Tuns und des
  • Seins ebenso als _Äußeres_, als die wirklich gewordene Individualität
  • selbst; d.i. die _für sie selbst_ als das _Seiende_ gesetzt ist. Die
  • ganze Handlung tritt auf diese Weise weder als die _Umstände_ noch
  • als _Zweck_ noch _Mittel_ noch als _Werk_ aus sich heraus.
  • Mit dem Werke aber scheint der Unterschied der ursprünglichen Naturen
  • einzutreten; das Werk ist wie die ursprüngliche Natur, welche es
  • ausdrückt, ein _bestimmtes_, denn vom Tun frei entlassen als _seiende
  • Wirklichkeit_, ist die Negativität als Qualität an ihm. Das
  • Bewußtsein aber bestimmt sich ihm gegenüber als dasjenige, welches
  • die Bestimmtheit als Negativität _überhaupt_, als Tun, an ihm hat; es
  • ist also das Allgemeine gegen jene Bestimmtheit des Werks, kann es
  • also mit andern _vergleichen_ und hieraus die Individualitäten selbst
  • als _verschiedene_ fassen; das in seinem Werke weiter übergreifende
  • Individuum entweder als stärkere Energie des Willens, oder als
  • reichere Natur, das heißt eine solche, deren ursprüngliche
  • Bestimmtheit weniger beschränkt ist,--eine andere hingegen als eine
  • schwächere und dürftigere Natur. Gegen diesen unwesentlichen
  • Unterschied der _Größe_ würde das _Gute_ und _Schlechte_ einen
  • absoluten Unterschied ausdrücken; aber hier findet dieser nicht statt.
  • Was auf die eine oder andere Weise genommen würde, ist auf gleiche
  • Weise ein Tun und Treiben, ein Sich-darstellen und Aussprechen einer
  • Individualität, und darum alles gut, und es wäre eigentlich nicht zu
  • sagen, was das Schlechte sein sollte. Was ein schlechtes Werk
  • genannt würde, ist das individuelle Leben einer bestimmten Natur, die
  • sich darin verwirklicht; zu einem schlechten Werke würde es nur durch
  • den vergleichenden Gedanken verdorben, der aber etwas Leeres ist, da
  • er über das Wesen des Werks, ein Sich-aussprechen der Individualität
  • zu sein, hinausgeht und sonst, man weiß nicht was, daran sucht und
  • fodert.--Er könnte nur den vorhin angeführten Unterschied betreffen;
  • dieser ist aber an sich, als Größeunterschied, ein unwesentlicher;
  • und hier bestimmt darum, weil es verschiedene Werke oder
  • Individualitäten wären, die miteinander verglichen würden; aber diese
  • gehen einander nichts an; jedes bezieht sich nur auf sich selbst.
  • Die ursprüngliche Natur ist allein das _An-sich_, oder das, was als
  • Maßstab der Beurteilung des Werks und umgekehrt zugrunde gelegt
  • werden könnte; beides aber entspricht sich einander, es ist nichts
  • für die Individualität, was nicht _durch_ sie, oder es gibt keine
  • _Wirklichkeit_, die nicht ihre Natur und ihr Tun, und kein Tun noch
  • An-sich derselben, das nicht wirklich ist, und nur diese Momente sind
  • zu vergleichen.
  • Es findet daher überhaupt weder _Erhebung_, noch _Klage_, noch _Reue_
  • statt; denn dergleichen alles kömmt aus dem Gedanken her, der sich
  • einen andern _Inhalt_ und ein anderes _An-sich_ einbildet, als die
  • ursprüngliche Natur des Individuums und ihre in der Wirklichkeit
  • vorhandene Ausführung ist. Was es sei, das es tut und ihm widerfährt,
  • dies hat es getan, und ist es selbst; es kann nur das Bewußtsein des
  • reinen Übersetzens _seiner selbst_ aus der Nacht der Möglichkeit in
  • den Tag der Gegenwart, des _abstrakten An-sich_ in die Bedeutung des
  • _wirklichen_ Seins, und die Gewißheit haben, daß was in diesem ihm
  • vorkommt, nichts anders ist, als was in jener schlief. Das
  • Bewußtsein dieser Einheit ist zwar ebenfalls eine Vergleichung, aber
  • was verglichen wird, hat eben nur den _Schein des_ Gegensatzes; ein
  • Schein der Form, der für das Selbstbewußtsein der Vernunft, daß die
  • Individualität an ihr selbst die Wirklichkeit ist, nichts mehr als
  • Schein ist. Das Individuum kann also, da es weiß, daß es in seiner
  • Wirklichkeit nichts anderes finden kann als ihre Einheit mit ihm,
  • oder nur die Gewißheit seiner selbst in ihrer Wahrheit, und daß es
  • also immer seinen Zweck erreicht, _nur Freude an sich erleben_.
  • Dies ist der Begriff, welchen das Bewußtsein, das sich seiner als
  • absoluter Durchdringung der Individualität und des Seins gewiß ist,
  • von sich macht; sehen wir, ob er sich ihm durch die Erfahrung
  • bestätigt, und seine Realität damit übereinstimmt. Das Werk ist die
  • Realität, welche das Bewußtsein sich gibt; es ist dasjenige, worin
  • das Individuum das für es ist, was es _an sich_ ist, und so daß das
  • Bewußtsein, _für welches_ es in dem Werke wird, nicht das besondere,
  • sondern das _allgemeine_ Bewußtsein ist; es hat sich im Werke
  • überhaupt in das Element der Allgemeinheit, in den bestimmtheitslosen
  • Raum des Seins hinausgestellt. Das von seinem Werke zurücktretende
  • Bewußtsein ist in der Tat das allgemeine--weil es die _absolute
  • Negativität_ oder das Tun in diesem Gegensatze wird--gegen sein Werk,
  • welches das _bestimmte_ ist; es geht also über sich als Werk hinaus,
  • und ist selbst der bestimmtheitslose Raum, der sich von seinem Werke
  • nicht erfüllt findet. Wenn vorhin im Begriffe sich doch ihre Einheit
  • erhielt, so geschah dies ebendadurch, daß das Werk als _seiendes_
  • Werk aufgehoben wurde. Aber es soll _sein_, und es ist zu sehen, wie
  • in seinem _Sein_ die Individualität seine Allgemeinheit erhalten, und
  • sich zu befriedigen wissen wird.--Zunächst ist das gewordene Werk für
  • sich zu betrachten. Es hat die ganze Natur der Individualität
  • mitempfangen; sein _Sein_ ist daher selbst ein Tun, worin sich alle
  • Unterschiede durchdringen und auflösen; das Werk ist also in ein
  • _Bestehen_ hinausgeworfen, worin die _Bestimmtheit_ der
  • ursprünglichen Natur in der Tat gegen andere bestimmte Naturen sich
  • herauskehrt, in sie eingreift, wie diese andere in sie, und sich als
  • verschwindendes Moment in dieser allgemeinen Bewegung verliert. Wenn
  • _innerhalb des Begriffs_ der an und für sich selbst realen
  • Individualität alle Momente, Umstände, Zweck, Mittel, und die
  • Verwirklichung einander gleich sind, und die ursprüngliche bestimmte
  • Natur nur als allgemeines Element gilt, so kömmt dagegen, indem dies
  • Element gegenständliches Sein wird, seine _Bestimmtheit_ als solche
  • in dem Werke an den Tag, und erhält ihre Wahrheit in ihrer Auflösung.
  • Näher stellt diese Auflösung sich so dar, daß in dieser Bestimmtheit
  • das Individuum als _dieses_ sich wirklich geworden ist; aber sie ist
  • nicht nur Inhalt der Wirklichkeit, sondern ebenso Form derselben,
  • oder die Wirklichkeit als solche überhaupt ist eben diese
  • Bestimmtheit, dem Selbstbewußtsein entgegengesetzt zu sein. Von
  • dieser Seite zeigt sie sich als die aus dem Begriffe verschwundene,
  • nur _vorgefundene fremde_ Wirklichkeit. Das Werk _ist_, d.h. es ist
  • für andere Individualitäten, und für sie eine fremde Wirklichkeit, an
  • deren Stelle _sie_ die ihrige setzen müssen, um durch _ihr_ Tun sich
  • das Bewußtsein _ihrer_ Einheit mit der Wirklichkeit zu geben; oder
  • _ihr_ durch _ihre_ ursprüngliche Natur gesetztes Interesse an jenem
  • Werke ist ein anderes als das _eigentümliche_ Interesse dieses Werks,
  • welches hiedurch zu etwas anderem gemacht ist. Das Werk ist also
  • überhaupt etwas Vergängliches, das durch das Widerspiel anderer
  • Kräfte und Interesse ausgelöscht wird, und vielmehr die Realität der
  • Individualität als verschwindend, denn als vollbracht darstellt.
  • Es entsteht dem Bewußtsein also in seinem Werke der Gegensatz des
  • Tuns und des Seins, welcher in den frühern Gestalten des Bewußtseins
  • zugleich der _Anfang_ des Tuns war, hier nur _Resultat_ ist. Er hat
  • aber in der Tat gleichfalls zugrunde gelegen, indem das Bewußtsein
  • als _an sich_ reale Individualität ans Handeln ging; denn dem Handeln
  • war die _bestimmte ursprüngliche Natur_ als das _An-sich_
  • vorausgesetzt, und das reine Vollbringen um des Vollbringens willen
  • hatte sie zum _Inhalte_. Das reine Tun ist aber die sich _selbst
  • gleiche_ Form, welcher hiemit die _Bestimmtheit_ der ursprünglichen
  • Natur ungleich ist. Es ist hier, wie sonst, gleichgültig, welches
  • von beiden _Begriff_ und welches _Realität_ genannt wird; die
  • ursprüngliche Natur ist das _Gedachte_ oder das _An-sich_ gegen das
  • Tun, worin sie erst ihre Realität hat; oder die ursprüngliche Natur
  • ist das Sein ebensowohl der Individualität als solcher wie ihrer als
  • Werk, das Tun aber ist der ursprüngliche _Begriff_, als absoluter
  • Übergang, oder als das _Werden_. Diese _Unangemessenheit_ des
  • Begriffs und der Realität, die in seinem Wesen liegt, erfährt das
  • Bewußtsein in seinem Werke; in diesem wird es sich also, wie es in
  • Wahrheit ist, und sein leerer Begriff von sich selbst verschwindet.
  • In diesem Grundwiderspruche des Werks, das die Wahrheit dieser sich
  • an sich realen Individualität ist, treten somit wieder alle Seiten
  • derselben als widersprechend auf; oder das Werk, als der Inhalt der
  • ganzen Individualität aus dem _Tun_, welches die negative Einheit ist
  • und alle Momente gefangen hält, in das _Sein_ herausgestellt, läßt
  • sie nun frei; und im Elemente des Bestehens werden sie gleichgültig
  • gegeneinander. Begriff und Realität trennen sich also als Zweck und
  • als dasjenige, was die _ursprüngliche Wesenheit_ ist. Es ist
  • zufällig, daß der Zweck wahrhaftes Wesen habe, oder daß das An-sich
  • zum Zwecke gemacht werde. Ebenso treten wieder Begriff und Realität
  • als _Übergang_ in die Wirklichkeit und als _Zweck_ auseinander; oder
  • es ist zufällig, daß das den Zweck ausdrückende _Mittel_ gewählt
  • werde. Und endlich diese innere Momente zusammen, sie mögen in sich
  • eine Einheit haben oder nicht, das _Tun_ des Individuums ist wieder
  • zufällig gegen die _Wirklichkeit_ überhaupt; das _Glück_ entscheidet
  • ebensowohl für einen schlecht bestimmten Zweck und schlechtgewählte
  • Mittel als gegen sie.
  • Wenn nun hiemit dem Bewußtsein an seinem Werke der _Gegensatz_ des
  • Wollens und Vollbringens, des Zwecks und der Mittel und wieder dieses
  • Innerlichen zusammen und der Wirklichkeit selbst wird, was überhaupt
  • die _Zufälligkeit seines Tuns in sich_ befaßt, so ist aber ebenso
  • auch die _Einheit_ und die _Notwendigkeit_ desselben vorhanden; diese
  • Seite greift über jene über, und die _Erfahrung_ von der
  • _Zufälligkeit des Tuns_ ist selbst nur eine _zufällige Erfahrung_.
  • Die _Notwendigkeit_ des Tuns besteht darin, daß _Zweck_ schlechthin
  • auf die _Wirklichkeit_ bezogen ist, und diese Einheit ist der Begriff
  • des Tuns; es wird gehandelt, weil das Tun an und für sich selbst das
  • Wesen der Wirklichkeit ist. In dem Werke ergibt sich zwar die
  • Zufälligkeit, welche das _Vollbrachtsein_ gegen das _Wollen_ und
  • _Vollbringen_ hat, und diese Erfahrung, welche als die Wahrheit
  • gelten zu müssen scheint, widerspricht jenem Begriffe der Handlung.
  • Betrachten wir jedoch den Inhalt dieser Erfahrung in seiner
  • Vollständigkeit, so ist er das _verschwindende Werk_; was sich
  • _erhält_, ist nicht das _Verschwinden_, sondern das Verschwinden ist
  • selbst wirklich und an das Werk geknüpft, und verschwindet selbst mit
  • diesem; das _Negative_ geht mit dem _Positiven_, dessen Negation es
  • ist, _selbst zugrunde_.
  • Dies Verschwinden des Verschwindens liegt in dem Begriffe der an sich
  • realen Individualität selbst; denn dasjenige, worin das Werk, oder
  • was an ihm, verschwindet, und was demjenigen, was Erfahrung genannt
  • worden, seine Übermacht über den Begriff, den die Individualität von
  • sich selbst hat, geben sollte, ist die _gegenständliche Wirklichkeit_;
  • sie aber ist ein Moment, welches auch in diesem Bewußtsein selbst
  • keine Wahrheit mehr für sich hat, diese besteht nur in der Einheit
  • desselben mit dem Tun, und das _wahre Werk_ ist nur jene Einheit des
  • _Tuns und des Seins_, des _Wollens_ und _Vollbringens_. Dem
  • Bewußtsein ist also um der seinem Handeln zugrunde liegenden
  • Gewißheit, die ihr _entgegengesetzte_ Wirklichkeit selbst ein solches,
  • welches nur _für es_ ist; ihm als in sich zurückgekehrten
  • _Selbstbewußtsein_, dem aller Gegensatz verschwunden ist, kann er
  • nicht mehr in dieser Form seines _Für-sich-seins_ gegen die
  • _Wirklichkeit_ werden; sondern der Gegensatz und die Negativität, die
  • an dem Werke zum Vorschein kommt, trifft hiemit nicht nur den Inhalt
  • des Werks oder auch des Bewußtseins, sondern die Wirklichkeit als
  • solche, und damit den nur durch sie und an ihr vorhandenen Gegensatz
  • und das Verschwinden des Werks. Auf diese Weise reflektiert sich
  • also das Bewußtsein in sich aus seinem vergänglichen Werke, und
  • behauptet seinen Begriff und Gewißheit als das _Seiende_ und
  • _Bleibende_, gegen die Erfahrung von der _Zufälligkeit_ des Tuns; es
  • erfährt in der Tat seinen Begriff, in welchem die Wirklichkeit nur
  • ein Moment, etwas _für es_, nicht das An- und Für-sich ist; es
  • erfährt sie als verschwindendes Moment, und sie gilt ihm daher nur
  • als _Sein_ überhaupt, dessen Allgemeinheit mit dem Tun dasselbe ist.
  • Diese Einheit ist das wahre Werk; es ist die _Sache selbst_, welche
  • sich schlechthin behauptet und als das Bleibende erfahren wird,
  • unabhängig von der Sache, welche die _Zufälligkeit_ des individuellen
  • Tuns als eines solchen, der Umstände, Mittel und der Wirklichkeit ist.
  • Die _Sache selbst_ ist diesen Momenten nur insofern entgegengesetzt,
  • als sie isoliert gelten sollen, ist aber wesentlich als Durchdringung
  • der Wirklichkeit und der Individualität die Einheit derselben;
  • ebensowohl ein Tun, und als Tun _reines Tun_ überhaupt, _damit
  • ebensosehr Tun dieses Individuums_, und dies Tun als ihm noch
  • angehörig im Gegensatze gegen die Wirklichkeit, als _Zweck_; ebenso
  • ist sie der _Übergang_ aus dieser Bestimmtheit in die
  • entgegengesetzte; und endlich eine _Wirklichkeit_, welche _für das
  • Bewußtsein_ vorhanden ist. Die _Sache selbst_ drückt hiemit die
  • _geistige_ Wesenheit aus, worin alle diese Momente aufgehoben sind
  • als fürsichgeltende, also nur als allgemeine gelten, und worin dem
  • Bewußtsein seine Gewißheit von sich selbst gegenständliches Wesen,
  • _eine Sache_, ist; der aus dem Selbstbewußtsein als der _seinige_
  • herausgeborne Gegenstand, ohne aufzuhören, freier, eigentlicher
  • Gegenstand zu sein.--Das _Ding_ der sinnlichen Gewißheit und des
  • Wahrnehmens hat nun für das Selbstbewußtsein allein seine Bedeutung
  • durch es; hierauf beruht der Unterschied eines _Dings_ und einer
  • _Sache_.--Es wird eine der sinnlichen Gewißheit und Wahrnehmung
  • entsprechende Bewegung daran durchlaufen.
  • In _der Sache selbst_ also, als der gegenständlich gewordnen
  • Durchdringung der Individualität und der Gegenständlichkeit selbst,
  • ist dem Selbstbewußtsein sein wahrer Begriff von sich geworden, oder
  • es ist zum Bewußtsein seiner Substanz gekommen. Es ist zugleich, wie
  • es hier ist, ein soeben gewordenes und daher _unmittelbares_
  • Bewußtsein derselben, und dies ist die bestimmte Weise, in welcher
  • das geistige Wesen hier vorhanden, und noch nicht zur wahrhaft realen
  • Substanz gediehen ist. Die _Sache selbst_ hat in diesem
  • unmittelbaren Bewußtsein derselben die Form des _einfachen Wesens_,
  • welches als allgemeines alle seine verschiedenen Momente in sich
  • enthält und ihnen zukommt, aber auch wieder gleichgültig gegen sie
  • als bestimmte Momente und frei für sich ist, und als diese freie
  • _einfache, abstrakte_ Sache selbst, _als das Wesen gilt_. Die
  • verschiedenen Momente der ursprünglichen Bestimmtheit oder der _Sache
  • dieses_ Individuums, seines Zwecks, der Mittel, des Tuns selbst und
  • der Wirklichkeit, sind für dieses Bewußtsein einerseits einzelne
  • Momente, welche es gegen die _Sache selbst_ verlassen und aufgeben
  • kann; andererseits aber haben sie alle die Sache selbst nur so zum
  • Wesen, daß sie als das _abstrakte_ Allgemeine derselben _an_ jedem
  • dieser verschiedenen Momente sich findet und _Prädikat_ derselben
  • sein kann. Sie selbst ist noch nicht das Subjekt, sondern dafür
  • gelten jene Momente, weil sie auf die Seite der _Einzelnheit_
  • überhaupt fallen, die Sache selbst aber nur erst das einfach
  • Allgemeine ist. Sie ist die _Gattung_, welche sich in allen diesen
  • Momenten als ihren _Arten_ findet, und ebenso frei davon ist.
  • Das Bewußtsein heißt _ehrlich_, welches einesteils zu diesem
  • Idealismus gekommen, den _die Sache selbst_ ausdrückt, und
  • andernteils an ihr als dieser formalen Allgemeinheit das Wahre hat;
  • dem es immer nur um sie zu tun ist, das sich daher in ihren
  • verschiedenen Momenten oder Arten herumtreibt, und indem es sie in
  • einem derselben oder in einer Bedeutung nicht erreicht, ebendadurch
  • in dem andern ihrer habhaft wird, somit die Befriedigung in der Tat
  • immer gewinnt, welche diesem Bewußtsein seinem Begriffe nach zuteil
  • werden sollte. Es mag gehen, wie es will, so hat es die _Sache
  • selbst_ vollbracht und erreicht, denn sie ist als diese _allgemeine_
  • Gattung jener Momente Prädikat aller.
  • Bringt es einen _Zweck_ nicht zur _Wirklichkeit_, so hat es ihn doch
  • _gewollt_, das heißt, es macht den _Zweck_ als Zweck, das _reine Tun_,
  • welches nichts tut, zur _Sache selbst_; und kann sich daher so
  • ausdrücken und trösten, daß doch immer etwas _getan_ und _getrieben_
  • worden ist. Da das Allgemeine selbst das Negative oder das
  • Verschwinden unter sich enthält, so ist auch dies, daß das Werk sich
  • vernichtet, selbst _sein_ Tun; es hat die andern dazu gereizt, und
  • findet in dem _Verschwinden_ seiner Wirklichkeit noch die
  • Befriedigung, wie böse Jungen in der Ohrfeige, die sie erhalten,
  • _sich selbst_ genießen, nämlich als Ursache derselben. Oder es hat
  • die Sache selbst auszuführen auch _nicht einmal versucht_, und _gar
  • nichts getan_, so hat es nicht _gemocht; die Sache selbst_ ist ihm
  • eben _Einheit_ seines _Entschlusses_ und _der Realität_; es behauptet,
  • daß die _Wirklichkeit_ nichts anders wäre als sein _Mögen_.--Es ist
  • endlich etwas ihm Interessantes überhaupt ohne sein Zutun geworden,
  • so ist ihm diese _Wirklichkeit_ die Sache selbst eben in dem
  • Interesse, das es daran findet, ob sie gleich nicht von ihm
  • hervorgebracht worden ist; ist es ein Glück, das ihm persönlich
  • widerfahren, so hält es darauf als auf seine _Tat_ und _Verdienst_;
  • ist es sonst eine Weltbegebenheit, die es weiter nichts angeht, so
  • macht es sie ebenso zu der seinigen, und _tatloses Interesse_ gilt
  • ihm für _Partei_, die es dafür oder dawider genommen und _bekämpft_
  • oder _gehalten_ hat.
  • Die _Ehrlichkeit_ dieses Bewußtseins, sowie die Befriedigung, die es
  • allenthalben erlebt, besteht, wie erhellt, in der Tat darin, daß es
  • seine _Gedanken_, die es von der Sache selbst hat, _nicht
  • zusammenbringt. Die Sache selbst_ ist ihm ebensowohl _seine_ Sache
  • wie gar _kein Werk_, oder das _reine Tun_ und der _leere Zweck_, oder
  • auch eine _tatlose Wirklichkeit_; es macht eine Bedeutung nach der
  • andern zum Subjekte dieses Prädikats, und vergißt die eine nach der
  • andern. Itzt im bloßen _Gewollt-_ oder auch im _Nichtgemocht_haben
  • hat die Sache selbst die Bedeutung des _leeren Zwecks_, und der
  • _gedachten_ Einheit des Wollens und Vollbringens. Der Trost über die
  • Vernichtung des Zwecks, doch _gewollt_ oder doch _rein getan_, sowie
  • die Befriedigung, den andern etwas zu tun gegeben zu haben, macht das
  • _reine Tun_ oder das ganz schlechte Werk zum Wesen, denn dasjenige
  • ist ein schlechtes zu nennen, welches gar keines ist. Endlich beim
  • Glücksfall, die Wirklichkeit _vorzufinden_, wird dieses Sein ohne Tat
  • zur Sache selbst.
  • Die Wahrheit dieser Ehrlichkeit aber ist, nicht so ehrlich zu sein,
  • als sie aussieht. Denn sie kann nicht so gedankenlos sein, diese
  • verschiedenen Momente in der Tat so auseinanderfallen zu lassen,
  • sondern sie muß das unmittelbare Bewußtsein über ihren Gegensatz
  • haben, weil sie sich schlechthin aufeinander beziehen. Das _reine_
  • Tun ist wesentlich Tun _dieses_ Individuums, und dieses Tun ist
  • ebenso wesentlich eine _Wirklichkeit_ oder eine Sache. Umgekehrt ist
  • die _Wirklichkeit_ wesentlich nur als _sein_ Tun, sowie als _Tun
  • überhaupt_; und _sein_ Tun ist zugleich nur wie Tun überhaupt, so
  • auch Wirklichkeit. Indem es ihm also nur um die _Sache selbst_ als
  • _abstrakte Wirklichkeit_ zu tun scheint, ist auch dies vorhanden, daß
  • es ihm um sie als _sein_ Tun zu tun ist. Aber ebenso, indem es ihm
  • nur ums _Tun_ und _Treiben_ zu tun ist, ist es ihm damit nicht Ernst,
  • sondern es ist ihm um _eine Sache_ zu tun, und um die Sache als die
  • _seinige_. Indem es endlich nur _seine_ Sache und _sein_ Tun zu
  • wollen scheint, ist es wieder um die _Sache überhaupt_ oder die an
  • und für sich bleibende Wirklichkeit zu tun.
  • Wie die Sache selbst und ihre Momente hier als _Inhalt_ erscheinen,
  • ebenso notwendig sind sie auch _als Formen_ an dem Bewußtsein. Sie
  • treten als Inhalt nur auf, um zu verschwinden, und jedes macht dem
  • andern Platz. Sie müssen daher in der Bestimmtheit, als
  • _aufgehobene_, vorhanden sein; so aber sind sie Seiten des
  • Bewußtseins selbst. Die _Sache selbst_ ist als das _An-sich_ oder
  • seine _Reflexion in sich_ vorhanden, die _Verdrängung_ der Momente
  • aber durcheinander drückt sich an ihm so aus, daß sie nicht an sich,
  • sondern nur für _ein Anderes_ an ihm gesetzt sind. Das eine der
  • Momente des Inhalts wird von ihm dem Tage ausgesetzt, und _für
  • andere_ vorgestellt; das Bewußtsein ist aber zugleich daraus in sich
  • reflektiert, und das Entgegengesetzte ebenso in ihm vorhanden; es
  • behält es für sich, als das seinige. Es ist zugleich auch nicht
  • irgendeines derselben, welches allein _nur_ hinausgestellt, und ein
  • anderes, das nur im Innern behalten würde, sondern das Bewußtsein
  • wechselt mit ihnen ab; denn es muß das eine wie das andere zum
  • wesentlichen für sich und für die andere machen. _Das Ganze_ ist die
  • sich bewegende Durchdringung der Individualität und des Allgemeinen;
  • weil aber dies Ganze für dies Bewußtsein nur als das _einfache_ Wesen
  • und damit als die Abstraktion _der Sache selbst_ vorhanden ist,
  • fallen seine Momente als getrennte außer ihr und auseinander; und
  • _als Ganzes_ wird es nur durch die trennende Abwechslung des
  • Ausstellens und des Für-sich-behaltens erschöpft und dargestellt.
  • Indem in dieser Abwechslung das Bewußtsein _ein_ Moment für sich und
  • als wesentliches in seiner Reflexion, ein anderes aber nur äußerlich
  • an _ihm_ oder für die _andern_ hat, tritt damit ein Spiel der
  • Individualitäten miteinander ein, worin sie sowohl sich selbst als
  • sich gegenseitig sowohl betrügen als betrogen finden.
  • Eine Individualität geht also, etwas auszuführen; sie scheint damit
  • etwas _zur Sache_ gemacht zu haben; sie handelt, wird darin für
  • Andere, und es scheint ihr um die _Wirklichkeit_ zu tun zu sein. Die
  • Andern nehmen also das Tun derselben für ein Interesse an der Sache
  • als solcher, und für den Zweck, daß _die Sache an sich ausgeführt
  • sei_; gleichgültig, ob von der ersten Individualität oder von ihnen.
  • Indem sie hienach diese Sache schon von ihnen zustande gebracht
  • aufzeigen oder, wo nicht, ihre Hülfe anbieten und leisten, so ist
  • jenes Bewußtsein vielmehr da heraus, wo sie meinen, daß es sei; es
  • ist _sein_ Tun und Treiben, was es bei der Sache interessiert, und
  • indem sie innewerden, daß dies _die Sache selbst_ war, finden sie
  • sich also getäuscht.--Aber in der Tat war ihr Herbeieilen, um zu
  • helfen, selbst nichts anders, als daß sie _ihr_ Tun, nicht die _Sache
  • selbst_, sehen und zeigen wollten; d.h. sie wollten das andere auf
  • eben die Weise betrügen, als sie sich betrogen worden zu sein
  • beschweren.--Indem es nun itzt herausgekehrt ist, daß das _eigne Tun_
  • und _Treiben_, das Spiel _seiner Kräfte_ für die Sache selbst gilt,
  • so scheint das Bewußtsein, sein Wesen _für sich_, nicht für die
  • andern, zu treiben, und nur bekümmert um das Tun als _das seinige_,
  • nicht um es als ein Tun der _andern_, hiemit die andern ebenso in
  • _ihrer_ Sache gewähren zu lassen. Allein sie irren sich wieder; es
  • ist schon da heraus, wo sie es zu sein meinten. Es ist ihm nicht um
  • die Sache als _diese seine einzelne_ zu tun, sondern um sie als
  • _Sache_, als Allgemeines, das für alle ist. Es mischt sich also in
  • ihr Tun und Werk, und wenn es ihnen dasselbe nicht mehr aus der Hand
  • nehmen kann, interessiert es sich wenigstens dadurch dabei, daß es
  • sich durch Urteilen zu tun macht; drückt es ihm den Stempel seiner
  • Billigung und seines Lobes auf, so ist dies so gemeint, daß es am
  • Werke nicht nur das Werk selbst lobt, sondern zugleich _seine eigne_
  • Großmut und Mäßigung, das Werk nicht als Werk und auch nicht durch
  • seinen Tadel verdorben zu haben. Indem es ein Interesse am _Werke_
  • zeigt, genießt _es sich selbst_ darin; ebenso ist ihm das _Werk_, das
  • von ihm getadelt wird, willkommen für eben diesen Genuß _seines
  • eignen_ Tuns, der ihm dadurch verschafft wird. Die aber sich durch
  • diese Einmischung für betrogen halten oder ausgeben, wollten vielmehr
  • selbst auf gleiche Weise betrügen. Sie geben ihr Tun und Treiben für
  • etwas aus, das nur für sie selbst ist, worin sie nur _sich_ und _ihr
  • eignes_ Wesen bezweckten. Allein indem sie etwas tun, und hiemit
  • sich darstellen und dem Tage zeigen, widersprechen sie unmittelbar
  • durch die Tat ihrem Vorgeben, den Tag selbst, das allgemeine
  • Bewußtsein und die Teilnahme aller ausschließen zu wollen; die
  • Verwirklichung ist vielmehr eine Ausstellung des Seinigen in das
  • allgemeine Element, wodurch es zur _Sache_ aller wird und werden soll.
  • Es ist also ebenso Betrug seiner selbst und der andern, wenn es nur
  • um die _reine Sache_ zu tun sein soll; ein Bewußtsein, das eine Sache
  • auftut, macht vielmehr die Erfahrung, daß die andern, wie die Fliegen
  • zu frisch aufgestellter Milch, herbeieilen und sich dabei geschäftig
  • wissen wollen; und sie an ihm, daß es ihm ebenso nicht um die Sache
  • als Gegenstand, sondern als um die _seinige_ zu tun ist. Hingegen,
  • wenn nur das _Tun selbst_, der Gebrauch der Kräfte und Fähigkeiten
  • oder das Aussprechen dieser Individualität, das Wesentliche sein soll,
  • so wird ebenso gegenseitig die Erfahrung gemacht, daß _alle_ sich
  • rühren und für eingeladen halten, und statt eines _reinen_ Tuns oder
  • eines _einzelnen_ eigentümlichen Tuns vielmehr etwas, das ebensowohl
  • _für andere_ ist, oder _eine Sache selbst_ aufgetan wurde. Es
  • geschieht in beiden Fällen dasselbe, und hat nur einen verschiedenen
  • Sinn gegen denjenigen, der dabei angenommen wurde und gelten sollte.
  • Das Bewußtsein erfährt beide Seiten als gleich wesentliche Momente,
  • und hierin was die _Natur der Sache selbst_ ist, nämlich weder nur
  • Sache, welche dem Tun überhaupt und dem einzelnen Tun, noch Tun,
  • welches dem Bestehen entgegengesetzt und die von diesen Momenten als
  • ihren _Arten_ freie _Gattung_ wäre, sondern ein Wesen, dessen _Sein_
  • das _Tun_ des _einzelnen_ Individuums und aller Individuen, und
  • dessen Tun unmittelbar _für andre_, oder eine _Sache_ ist, und nur
  • Sache ist als _Tun aller_ und _jeder_; das Wesen, welches das Wesen
  • aller Wesen, das _geistige Wesen_ ist. Das Bewußtsein erfährt, daß
  • keins jener Momente _Subjekt_ ist, sondern sich vielmehr in der
  • _allgemeinen Sache selbst_ auflöst; die Momente der Individualität,
  • welche der Gedankenlosigkeit dieses Bewußtseins nacheinander als
  • Subjekt galten, nehmen sich in die einfache Individualität zusammen,
  • die als _diese_ ebenso unmittelbar allgemein ist. Die Sache selbst
  • verliert dadurch das Verhältnis des Prädikats und die Bestimmtheit
  • lebloser abstrakter Allgemeinheit, sie ist vielmehr die von der
  • Individualität durchdrungene Substanz; das Subjekt, worin die
  • Individualität ebenso als sie selbst oder als _diese_ wie als _alle_
  • Individuen ist, und das Allgemeine, das nur als dies Tun aller und
  • jeder ein _Sein_ ist, eine Wirklichkeit darin, daß _dieses_
  • Bewußtsein sie als seine einzelne Wirklichkeit und als Wirklichkeit
  • aller weiß. Die reine _Sache selbst_ ist das, was sich oben als die
  • _Kategorie_ bestimmte, das Sein das Ich, oder Ich das Sein ist, aber
  • als _Denken_, welches vom _wirklichen Selbstbewußtsein_ sich noch
  • unterscheidet; hier aber sind die Momente des wirklichen
  • Selbstbewußtseins, insofern wir sie seinen Inhalt, Zweck, Tun und
  • Wirklichkeit, wie insofern wir sie seine Form nennen, Für-sich-sein
  • und Sein für anderes, mit der einfachen Kategorie selbst als eins
  • gesetzt, und sie ist dadurch zugleich aller Inhalt.
  • b. Die gesetzgebende Vernunft
  • Das geistige Wesen ist in seinem einfachen Sein _reines Bewußtsein_
  • und _dieses Selbst_bewußtsein. Die ursprünglich-_bestimmte Natur_
  • des Individuums hat ihre positive Bedeutung, _an sich_ das Element
  • und der Zweck seiner Tätigkeit zu sein, verloren; sie ist nur
  • aufgehobnes Moment, und das Individuum ein _Selbst_; als allgemeines
  • Selbst. Umgekehrt hat die _formale Sache selbst_ ihre Erfüllung an
  • der tuenden sich in sich unterscheidenden Individualität; denn die
  • Unterschiede dieser machen den _Inhalt_ jenes Allgemeinen aus. Die
  • Kategorie ist _an sich_, als das Allgemeine des _reinen Bewußtseins_;
  • sie ist ebenso _für sich_, denn das _Selbst_ des Bewußtseins ist
  • ebenso ihr Moment. Sie ist absolutes _Sein_, denn jene Allgemeinheit
  • ist die einfache _Sich-selbst-gleichheit des Seins_.
  • Was also dem Bewußtsein der Gegenstand ist, hat die Bedeutung, das
  • _Wahre_ zu sein; _es ist_ und _gilt_ in dem Sinne, _an_ und _für sich
  • selbst_ zu _sein_ und _gelten_; es ist die _absolute Sache_, welche
  • nicht mehr von dem Gegensatze der Gewißheit und ihrer Wahrheit, des
  • Allgemeinen und des Einzelnen, des Zwecks und seiner Realität leidet,
  • sondern deren Dasein die _Wirklichkeit_ und das _Tun_ des
  • Selbstbewußtseins ist; diese Sache ist daher die _sittliche Substanz_;
  • das Bewußtsein derselben _sittliches_ Bewußtsein. Sein Gegenstand
  • gilt ihm ebenso als das _Wahre_, denn es vereinigt Selbstbewußtsein
  • und Sein in _einer_ Einheit; es gilt als das _Absolute_, denn das
  • Selbstbewußtsein kann und will nicht mehr über diesen Gegenstand
  • hinausgehen, denn es ist darin bei sich selbst; es _kann_ nicht, denn
  • er ist alles Sein und Macht;--es _will_ nicht, denn er ist das
  • _Selbst_ oder der Willen dieses Selbsts. Er ist der _reale_
  • Gegenstand an ihm selbst als Gegenstand, denn er hat den Unterschied
  • des Bewußtseins an ihm; er teilt sich in Massen, welche die
  • _bestimmten Gesetze_ des absoluten Wesens sind. Diese Massen aber
  • trüben den Begriff nicht, denn in ihm bleiben die Momente des Seins
  • und reinen Bewußtseins und des Selbsts eingeschlossen--eine Einheit,
  • welche das Wesen dieser Massen ausmacht, und in diesem Unterschiede
  • diese Momente nicht mehr auseinandertreten läßt.
  • Diese Gesetze oder Massen der sittlichen Substanz sind unmittelbar
  • anerkannt; es kann nicht nach ihrem Ursprunge und Berechtigung
  • gefragt und nach einem andern gesucht werden, denn ein anderes als
  • das _an_ und _für sich_ seiende Wesen wäre nur das Selbstbewußtsein
  • selbst; aber es ist nichts anderes als dies Wesen, denn es selbst ist
  • das Für-sich-sein dieses Wesens, welches ebendarum die Wahrheit ist,
  • weil es ebensosehr das _Selbst_ des Bewußtseins als sein _An-sich_
  • oder reines Bewußtsein ist.
  • Indem das Selbstbewußtsein sich als Moment des _Für-sich-seins_
  • dieser Substanz weiß, so drückt es also das Dasein des Gesetzes in
  • ihm so aus, daß die _gesunde Vernunft_ unmittelbar weiß, was _recht_
  • und _gut_ ist. So _unmittelbar_ sie es _weiß_, so unmittelbar _gilt_
  • es ihr auch, und sie sagt unmittelbar: dies _ist_ recht und gut. Und
  • zwar _dies_; es sind _bestimmte_ Gesetze, es ist erfüllte,
  • inhaltsvolle Sache selbst.
  • Was sich so unmittelbar gibt, muß ebenso unmittelbar aufgenommen und
  • betrachtet werden; wie von dem, was die sinnliche Gewißheit
  • unmittelbar als seiend ausspricht, ist auch von dem Sein, welches
  • diese sittliche unmittelbare Gewißheit ausspricht, oder von den
  • unmittelbar seienden Massen des sittlichen Wesens zu sehen, wie sie
  • beschaffen sind. Die Beispiele einiger solcher Gesetze werden dies
  • zeigen, und indem wir sie in der Form von Aussprüchen der _wissenden_,
  • gesunden Vernunft nehmen, haben wir nicht erst das Moment
  • herbeizubringen, welches an ihnen, sie als _unmittelbare_ sittliche
  • Gesetze betrachtet, geltend zu machen ist.
  • _"Jeder soll die Wahrheit sprechen."_--Bei dieser als unbedingt
  • ausgesprochnen Pflicht wird sogleich die Bedingung zugegeben werden:
  • _wenn_ er die Wahrheit weiß. Das Gebot wird hiemit jetzt so lauten:
  • _jeder soll die Wahrheit reden, jedesmal nach seiner Kenntnis und
  • Überzeugung_ davon. Die gesunde Vernunft, eben dies sittliche
  • Bewußtsein, welches unmittelbar weiß, was recht und gut ist, wird
  • auch erklären, daß diese Bedingung mit seinem allgemeinen Ausspruche
  • schon so verbunden gewesen sei, daß sie jenes Gebot so _gemeint_ habe.
  • Damit gibt sie aber in der Tat zu, daß sie vielmehr schon
  • unmittelbar im Aussprechen desselben dasselbe verletzte; sie _sprach_:
  • jeder soll die Wahrheit sprechen; sie _meinte aber_, er solle sie
  • sprechen nach seiner Kenntnis und Überzeugung davon; das heißt, sie
  • _sprach anders, als sie meinte_; und anders sprechen, als man meint,
  • heißt die Wahrheit nicht sprechen. Die verbesserte Unwahrheit oder
  • Ungeschicklichkeit drückt sich nun so aus: _jeder solle die Wahrheit
  • nach seiner jedesmaligen Kenntnis und Überzeugung davon sprechen_.
  • --Damit aber hat sich das _allgemein Notwendige, an sich_ Geltende,
  • welches der Satz aussprechen wollte, vielmehr in eine vollkommne
  • _Zufälligkeit_ verkehrt. Denn daß die Wahrheit gesprochen wird, ist
  • dem Zufalle, ob ich sie kenne und mich davon überzeugen kann,
  • anheimgestellt; und es ist weiter nichts gesagt, als daß Wahres und
  • Falsches durcheinander, wie es kommt, daß es einer kennt, meint und
  • begreift, gesprochen werden solle. Diese _Zufälligkeit des Inhalts_
  • hat die _Allgemeinheit_ nur an der _Form eines Satzes_, in der sie
  • ausgedrückt ist; aber als sittlicher Satz verspricht er einen
  • allgemeinen und notwendigen _Inhalt_, und widerspricht so durch die
  • Zufälligkeit desselben sich selbst.--Wird endlich der Satz so
  • verbessert: daß die Zufälligkeit der Kenntnis und Überzeugung von der
  • Wahrheit wegfallen und die Wahrheit auch _gewußt_ werden _solle_; so
  • wäre dies ein Gebot, welches dem geradezu widerspricht, wovon
  • ausgegangen wurde. Die gesunde Vernunft sollte zuerst _unmittelbar_
  • die Fähigkeit haben, die Wahrheit auszusprechen; itzt aber ist gesagt,
  • daß sie sie _wissen sollte_, das heißt, sie nicht _unmittelbar_
  • auszusprechen wisse.--Von Seite des _Inhalts_ betrachtet, so ist er
  • in der Foderung, man solle die Wahrheit _wissen_, hinweggefallen;
  • denn sie bezieht sich auf das _Wissen überhaupt_: man soll wissen;
  • was gefodert ist, ist also vielmehr das von allem bestimmten Inhalte
  • freie. Aber hier war von einem _bestimmten_ Inhalt, von _einem
  • Unterschiede_ an der sittlichen Substanz die Rede. Allein diese
  • _unmittelbare_ Bestimmung derselben ist ein solcher Inhalt, der sich
  • vielmehr als eine vollkommene Zufälligkeit zeigte, und in die
  • Allgemeinheit und Notwendigkeit erhoben, so daß das _Wissen_ als das
  • Gesetz ausgesprochen wird, vielmehr verschwindet.
  • Ein anderes berühmtes Gebot ist: _Liebe deinen Nächsten als dich
  • selbst_. Es ist an den Einzelnen im Verhältnisse zu den Einzelnen
  • gerichtet, und _behauptet es *als* ein Verhältnis des Einzelnen_ zum
  • _Einzelnen_, oder als Verhältnis der Empfindung. Die tätige
  • Liebe--denn eine untätige hat kein Sein und ist darum wohl nicht
  • gemeint--geht darauf, Übel von einem Menschen abzusondern und ihm
  • Gutes zuzufügen. Zu diesem Behuf muß unterschieden werden, was an
  • ihm das Übel, was gegen dies Übel das zweckmäßige Gute, und was
  • überhaupt sein Wohl ist; das heißt, ich muß ihn mit _Verstand_ lieben;
  • unverständige Liebe wird ihm schaden, vielleicht mehr als Haß. Das
  • verständige wesentliche Wohltun ist aber in seiner reichsten und
  • wichtigsten Gestalt, das verständige allgemeine Tun des Staats--ein
  • Tun, mit welchem verglichen das Tun des Einzelnen als eines Einzelnen
  • etwas überhaupt so Geringfügiges wird, daß es fast nicht der Mühe
  • wert ist, davon zu sprechen. Jenes Tun ist dabei von so großer Macht,
  • daß, wenn das einzelne Tun sich ihm entgegensetzen und entweder
  • geradezu für sich Verbrechen sein oder einem andern zuliebe das
  • Allgemeine um das Recht und den Anteil, welchen es an ihm hat,
  • betrügen wollte, es überhaupt unnütz sein und unwiderstehlich
  • zerstört werden würde. Es bleibt dem Wohltun, welches Empfindung ist,
  • nur die Bedeutung eines ganz einzelnen Tuns, einer Nothülfe, die
  • ebenso zufällig als augenblicklich ist. Der Zufall bestimmt nicht
  • nur seine Gelegenheit, sondern auch dies, ob es überhaupt ein _Werk_
  • ist, ob es nicht sogleich wieder aufgelöst und selbst vielmehr in
  • Übel verkehrt wird. Dieses Handeln also zum Wohl anderer, das als
  • _notwendig_ ausgesprochen wird, ist so beschaffen, daß es vielleicht
  • existieren kann, vielleicht auch nicht; daß, wenn der Fall
  • zufälligerweise sich darbietet, es vielleicht ein Werk, vielleicht
  • gut ist, vielleicht auch nicht. Dies Gesetz hat hiemit ebensowenig
  • einen allgemeinen Inhalt als das erste, das betrachtet wurde, und
  • drückt nicht, wie es als absolutes Sittengesetz sollte, etwas aus,
  • das _an und für sich_ ist. Oder solche Gesetze bleiben nur beim
  • _Sollen_ stehen, haben aber keine _Wirklichkeit_; sie sind nicht
  • _Gesetze_, sondern nur _Gebote_.
  • Es erhellt aber in der Tat aus der Natur der Sache selbst, daß auf
  • einen allgemeinen absoluten _Inhalt_ Verzicht getan werden muß; denn
  • der einfachen Substanz, und ihr Wesen ist dies, einfache zu sein, ist
  • jede _Bestimmtheit_, die an ihr gesetzt wird, _ungemäß_. Das Gebot
  • in seiner einfachen Absolutheit spricht selbst _unmittelbares
  • sittliches Sein_ aus; der Unterschied, der an ihm erscheint, ist eine
  • Bestimmtheit, und also ein Inhalt, der _unter_ der absoluten
  • Allgemeinheit dieses einfachen Seins steht. Indem hiemit auf einen
  • absoluten Inhalt Verzicht getan werden muß, kann ihm nur die _formale
  • Allgemeinheit_, oder dies, daß es sich nicht widerspreche, zukommen,
  • denn die inhaltslose Allgemeinheit ist die formale, und absoluter
  • Inhalt heißt selbst soviel als ein Unterschied, der keiner ist, oder
  • als Inhaltslosigkeit.
  • Was dem Gesetzgeben übrig bleibt, ist also die _reine Form_ der
  • _Allgemeinheit_ oder in der Tat die _Tautologie_ des Bewußtseins,
  • welche dem Inhalt gegenübertritt, und ein _Wissen_ nicht von dem
  • _seienden_ oder eigentlichen _Inhalte_, sondern von dem _Wesen_ oder
  • der Sichselbstgleichheit desselben ist.
  • Das sittliche Wesen ist hiemit nicht unmittelbar selbst ein Inhalt,
  • sondern nur ein Maßstab, ob ein Inhalt fähig sei, Gesetz zu sein oder
  • nicht, indem er sich nicht selbst widerspricht. Die gesetzgebende
  • Vernunft ist zu einer nur _prüfenden_ Vernunft herabgesetzt.
  • c. Gesetzprüfende Vernunft
  • Ein Unterschied an der einfachen sittlichen Substanz ist eine
  • Zufälligkeit für sie, welche wir an dem bestimmten Gebote als
  • Zufälligkeit des Wissens, der Wirklichkeit und des Tuns hervortreten
  • sahen. Die _Vergleichung_ jenes einfachen Seins und der ihm nicht
  • entsprechenden Bestimmtheit fiel in uns; und die einfache Substanz
  • hat sich darin formale Allgemeinheit oder reines _Bewußtsein_ zu sein
  • gezeigt, das frei von dem Inhalte ihm gegenübertritt, und ein
  • _Wissen_ von ihm als dem bestimmten ist. Diese Allgemeinheit bleibt
  • auf diese Weise dasselbe, was die _Sache selbst_ war. Aber sie ist
  • im Bewußtsein ein anderes; sie ist nämlich nicht mehr die
  • gedankenlose träge Gattung, sondern bezogen auf das Besondere, und
  • geltend für dessen Macht und Wahrheit.--Dies Bewußtsein scheint
  • zunächst dasselbe Prüfen, welches wir vorhin waren, und sein Tun
  • nichts anderes sein zu können, als schon geschehen ist, eine
  • Vergleichung des Allgemeinen mit dem Bestimmten, woraus sich ihre
  • Unangemessenheit wie vorhin ergäbe. Aber das Verhältnis des Inhalts
  • zum Allgemeinen ist hier ein anderes, indem dieses eine andere
  • Bedeutung gewonnen hat; es ist _formale_ Allgemeinheit, deren der
  • bestimmte Inhalt fähig ist, denn in ihr wird er nur in Beziehung auf
  • sich selbst betrachtet. Bei unserm Prüfen stand die allgemeine
  • gediegene Substanz der Bestimmtheit gegenüber, welche sich als
  • Zufälligkeit des Bewußtseins, worein die Substanz eintrat,
  • entwickelte. Hier ist das ein Glied der Vergleichung verschwunden;
  • das Allgemeine ist nicht mehr die _seiende_ und _geltende_ Substanz,
  • oder das an und für sich Rechte, sondern einfaches Wissen oder Form,
  • welche einen Inhalt nur mit sich selbst vergleicht, und ihn
  • betrachtet, ob er eine Tautologie ist. Es werden Gesetze nicht mehr
  • gegeben, sondern _geprüft_; und die Gesetze sind für das prüfende
  • Bewußtsein _schon_ gegeben; es nimmt ihren _Inhalt_ auf, wie er
  • einfach ist, ohne in die Betrachtung der seiner Wirklichkeit
  • anklebenden Einzelnheit und Zufälligkeit einzugehen, wie wir taten,
  • sondern bleibt bei dem Gebote als Gebote stehen, und verhält sich
  • ebenso einfach gegen es, als es sein Maßstab ist.
  • Dies Prüfen reicht aber aus diesem Grunde nicht weit; eben indem der
  • Maßstab die Tautologie und gleichgültig gegen den Inhalt ist, nimmt
  • er ebensogut diesen als den entgegengesetzten in sich auf.--Es ist
  • die Frage, soll es an und für sich Gesetz sein, daß _Eigentum_ sei;
  • _an und für sich_, nicht aus Nützlichkeit für andere Zwecke; die
  • sittliche Wesenheit besteht eben darin, daß das Gesetz nur sich
  • selbst gleiche, und durch diese Gleichheit mit sich also in seinem
  • eignen Wesen gegründet, nicht ein bedingtes sei. Das Eigentum an und
  • für sich widerspricht sich nicht; es ist eine _isolierte_ oder nur
  • sich selbst gleich gesetzte Bestimmtheit. Nichteigentum,
  • Herrenlosigkeit der Dinge oder Gütergemeinschaft widerspricht sich
  • gerade ebensowenig. Daß etwas niemand gehört, oder dem nächsten
  • besten, der sich in Besitz setzt, oder allen zusammen, und jedem nach
  • seinem Bedürfnisse oder zu gleichen Teilen, ist eine _einfache
  • Bestimmtheit_, ein _formaler Gedanke_, wie sein Gegenteil, das
  • Eigentum.--Wenn das herrenlose Ding freilich betrachtet wird als ein
  • _notwendiger Gegenstand_ des _Bedürfnisses_, so ist es notwendig, daß
  • es der Besitz irgendeines einzelnen werde; und es wäre widersprechend,
  • vielmehr die Freiheit des Dinges zum Gesetze zu machen. Unter der
  • Herrenlosigkeit des Dinges ist aber auch nicht eine absolute
  • Herrenlosigkeit gemeint, sondern es soll in _Besitz kommen_, nach dem
  • _Bedürfnisse_ des einzelnen; und zwar nicht um aufbewahrt, sondern um
  • unmittelbar gebraucht zu werden. Aber so ganz nur nach der
  • Zufälligkeit für das Bedürfnis zu sorgen, ist der Natur des bewußten
  • Wesens, von dem allein die Rede ist, widersprechend; denn es muß sich
  • sein Bedürfnis in der Form der _Allgemeinheit_ vorstellen, für seine
  • ganze Existenz sorgen, und sich ein bleibendes Gut erwerben. So
  • stimmte also der Gedanke, daß ein Ding dem nächsten selbstbewußten
  • Leben nach seinem Bedürfnisse zufälligerweise zuteil werde, nicht mit
  • sich selbst überein.--In der Gütergemeinschaft, worin auf eine
  • allgemeine und bleibende Weise dafür gesorgt wäre, wird jedem
  • entweder soviel zuteil, _als er braucht_, so widerspricht diese
  • Ungleichheit und das Wesen des Bewußtseins, dem die _Gleichheit_ der
  • Einzelnen Prinzip ist, einander. Oder es wird nach dem letztern
  • Prinzip _gleich_ ausgeteilt, so hat der Anteil nicht die Beziehung
  • auf das Bedürfnis, welche doch allein sein Begriff ist.
  • Allein wenn auf diese Weise das Nichteigentum widersprechend
  • erscheint, so geschieht es nur darum, weil es nicht als _einfache_
  • Bestimmtheit gelassen worden ist. Dem Eigentum geht es ebenso, wenn
  • es in Momente aufgelöst wird. Das einzelne Ding, das mein Eigentum
  • ist, gilt damit für ein _Allgemeines, Befestigtes, Bleibendes_; dies
  • widerspricht aber seiner Natur, die darin besteht, gebraucht zu
  • werden und zu _verschwinden_. Es gilt zugleich für das _Meinige_,
  • das alle andern anerkennen, und sich davon ausschließen. Aber darin,
  • daß ich anerkannt bin, liegt vielmehr meine Gleichheit mit allen, das
  • Gegenteil der Ausschließung.--Was ich besitze, ist ein _Ding_, d.h.
  • ein Sein für Andre überhaupt, ganz allgemein und unbestimmt nur für
  • mich zu sein; daß _Ich_ es besitze, widerspricht seiner allgemeinen
  • Dingheit. Eigentum widerspricht sich daher nach allen Seiten
  • ebensosehr als Nichteigentum; jedes hat diese beiden
  • entgegengesetzten, sich widersprechenden Momente der Einzelnheit und
  • Allgemeinheit an ihm.--Aber jede dieser Bestimmtheiten _einfach_
  • vorgestellt, als Eigentum oder Nichteigentum, ohne weitere
  • Entwicklung, ist eine so _einfach_ als die andere, das heißt, sich
  • nicht widersprechend.--Der Maßstab des Gesetzes, den die Vernunft an
  • ihr selbst hat, paßt daher allem gleich gut, und ist hiemit in der
  • Tat kein Maßstab.--Es müßte auch sonderbar zugehen, wenn die
  • Tautologie, der Satz des Widerspruchs, der für die Erkenntnis
  • theoretischer Wahrheit nur als ein formelles Kriterium zugestanden
  • wird, das heißt, als etwas, das gegen Wahrheit und Unwahrheit ganz
  • gleichgültig sei, für die Erkenntnis praktischer _Wahrheit mehr sein
  • sollte_.
  • In den beiden soeben betrachteten Momenten der Erfüllung des vorher
  • leeren geistigen Wesens hat sich das Setzen von unmittelbaren
  • Bestimmtheiten an der sittlichen Substanz, und dann das Wissen von
  • ihnen, ob sie Gesetze sind, aufgehoben. Das Resultat scheint hiemit
  • dieses zu sein, daß weder bestimmte Gesetze noch ein Wissen derselben
  • stattfinden könne. Allein die Substanz ist das _Bewußtsein_ von sich
  • als der absoluten _Wesenheit_, welches hiemit weder den _Unterschied_
  • an ihr noch das _Wissen_ von ihm aufgeben kann. Daß das Gesetzgeben
  • und Gesetzprüfen sich als nichtig erwies, hat diese Bedeutung, daß
  • beides einzeln und isoliert genommen nur haltungslose _Momente_ des
  • sittlichen Bewußtseins sind; und die Bewegung, in welcher sie
  • auftreten, hat den formalen Sinn, daß die sittliche Substanz sich
  • dadurch als Bewußtsein darstellt.
  • Insofern diese beiden Momente nähere Bestimmungen des Bewußtseins der
  • _Sache selbst_ sind, können sie als Formen der _Ehrlichkeit_
  • angesehen werden, die, wie sonst mit ihren formalen Momenten, sich
  • itzt mit einem seinsollenden Inhalt des Guten und Rechten und einem
  • Prüfen solcher festen Wahrheit herumtreibt, und in der gesunden
  • Vernunft und verständigen Einsicht die Kraft und Gültigkeit der
  • Gebote zu haben meint.
  • Ohne diese Ehrlichkeit aber gelten die Gesetze nicht als _Wesen_ des
  • _Bewußtseins_ und das Prüfen ebenso nicht als Tun _innerhalb_
  • desselben; sondern diese Momente drücken, wie sie jedes für sich
  • _unmittelbar_ als eine _Wirklichkeit_ auftreten, das eine ein
  • ungültiges Aufstellen und Sein wirklicher Gesetze und das andre eine
  • ebenso ungültige Befreiung von denselben aus. Das Gesetz hat als
  • bestimmtes Gesetz einen zufälligen Inhalt--dies hat hier die
  • Bedeutung, daß es Gesetz eines einzelnen Bewußtseins von einem
  • willkürlichen Inhalt ist. Jenes unmittelbare Gesetzgeben ist also
  • der tyrannische Frevel, der die Willkür zum Gesetze macht, und die
  • Sittlichkeit zu einem Gehorsame gegen sie--gegen Gesetze, die _nur_
  • Gesetze, nicht zugleich _Gebote_ sind. So wie das zweite Moment,
  • insofern es isoliert ist, das Prüfen der Gesetze, das Bewegen des
  • Unbewegbaren und den Frevel des Wissens bedeutet, der sich von den
  • absoluten Gesetzen frei räsoniert, und sie für eine ihm fremde
  • Willkür nimmt.
  • In beiden Formen sind diese Momente ein negatives Verhältnis zur
  • Substanz oder dem realen geistigen Wesen; oder in ihnen hat die
  • Substanz noch nicht ihre Realität, sondern das Bewußtsein enthält sie
  • noch in der Form seiner eignen Unmittelbarkeit, und sie ist nur erst
  • ein _Willen_ und _Wissen_ dieses Individuums, oder das _Sollen_ eines
  • unwirklichen Gebots, und ein Wissen der formalen Allgemeinheit. Aber
  • indem diese Weisen sich aufhoben, ist das Bewußtsein in das
  • Allgemeine zurückgegangen, und jene Gegensätze sind verschwunden.
  • Das geistige Wesen ist dadurch wirkliche Substanz, daß diese Weisen
  • nicht einzeln gelten, sondern nur als aufgehobne, und die Einheit,
  • worin sie nur Momente sind, ist das Selbst des Bewußtseins, welches
  • nunmehr in dem geistigen Wesen gesetzt, dasselbe zum wirklichen,
  • erfüllten und selbstbewußten macht.
  • Das geistige Wesen ist hiemit vors erste für das Selbstbewußtsein als
  • _an sich_ seiendes Gesetz; die Allgemeinheit des Prüfens, welche die
  • formale nicht _an sich_ seiende war, ist aufgehoben. Es ist ebenso
  • ein ewiges Gesetz, welches nicht in dem _Willen dieses Individuums_
  • seinen Grund hat, sondern es ist an und für sich, der absolute _reine
  • Willen aller_, der die Form des unmittelbaren _Seins_ hat. Er ist
  • auch nicht ein _Gebot_, das nur sein _soll_, sondern er _ist_ und
  • _gilt_; es ist das allgemeine Ich der Kategorie, das unmittelbar die
  • Wirklichkeit ist, und die Welt ist nur diese Wirklichkeit. Indem
  • aber dieses _seiende Gesetz_ schlechthin gilt, so ist der Gehorsam
  • des Selbstbewußtseins nicht der Dienst gegen einen Herrn, dessen
  • Befehle eine Willkür wäre, und worin es sich nicht erkennte. Sondern
  • die Gesetze sind Gedanken seines eignen absoluten Bewußtseins, welche
  • es selbst unmittelbar _hat_. Es _glaubt_ auch nicht an sie, denn der
  • Glauben schaut wohl auch das Wesen, aber ein fremdes an. Das
  • sittliche _Selbst_bewußtsein ist durch die _Allgemeinheit_ seines
  • _Selbsts unmittelbar_ mit dem Wesen eins; der Glauben hingegen fängt
  • von dem _einzelnen_ Bewußtsein an, er ist die Bewegung desselben,
  • immer dieser Einheit zuzugehen, ohne die Gegenwart seines Wesens zu
  • erreichen.--Jenes Bewußtsein hingegen hat sich als einzelnes
  • aufgehoben, diese Vermittlung ist vollbracht, und nur dadurch, daß
  • sie vollbracht ist, ist es unmittelbares Selbstbewußtsein der
  • sittlichen Substanz.
  • Der Unterschied des Selbstbewußtseins von dem Wesen ist also
  • vollkommen durchsichtig. Dadurch sind die _Unterschiede an dem
  • Wesen_ selbst nicht zufällige Bestimmtheiten, sondern um der Einheit
  • des Wesens und des Selbstbewußtseins willen, von welchem allein die
  • Ungleichheit kommen könnte, sind sie die Massen ihrer von ihrem Leben
  • durchdrungenen Gegliederung, sich selbst klare unentzweite Geister,
  • makellose himmlische Gestalten, die in ihren Unterschieden die
  • unentweihte Unschuld und Einmütigkeit ihres Wesens erhalten.--Das
  • Selbstbewußtsein ist ebenso einfaches, klares _Verhältnis_ zu ihnen.
  • Sie _sind_, und weiter nichts--macht das Bewußtsein seines
  • Verhältnisses aus. So gelten sie der Antigone des Sophokles als der
  • Götter _ungeschriebnes_ und _untrügliches_ Recht nicht etwa jetzt und
  • gestern, sondern immerdarlebt es, und keiner weiß, von wannen es
  • erschien. _Sie sind_. Wenn ich nach Ihrer Entstehung frage, und sie
  • auf den Punkt ihres Ursprungs einenge, so bin ich darüber
  • hinausgegangen; denn ich bin nunmehr das Allgemeine, sie aber das
  • Bedingte und Beschränkte. Wenn sie sich meiner Einsicht legitimieren
  • sollen, so habe ich schon ihr unwankendes An-sich-sein bewegt, und
  • betrachte sie als etwas, das vielleicht wahr, vielleicht auch nicht
  • wahr für mich sei. Die sittliche Gesinnung besteht eben darin,
  • unverrückt in dem fest zu beharren, was das Rechte ist, und sich
  • alles Bewegens, Rüttelns und Zurückführens desselben zu enthalten.
  • --Es wird ein Depositum bei mir gemacht; es _ist_ das Eigentum eines
  • andern, und ich anerkenne es, _weil es so ist_, und erhalte mich
  • unwankend in diesem Verhältnisse. Behalte ich für mich das Depositum,
  • so begehe ich nach dem Prinzipe meines Prüfens, der Tautologie, ganz
  • und gar keinen Widerspruch; denn alsdenn sehe ich es nicht mehr für
  • das Eigentum eines andern an; etwas behalten, das ich nicht für das
  • Eigentum eines andern ansehe, ist vollkommen konsequent. Die
  • Änderung _der Ansicht_ ist kein Widerspruch, denn es ist nicht um sie
  • als Ansicht, sondern um den Gegenstand und Inhalt zu tun, der sich
  • nicht widersprechen soll. So sehr ich--wie ich tue, wenn ich etwas
  • wegschenke--die Ansicht, daß etwas mein Eigentum ist, in die Ansicht,
  • daß es das Eigentum eines andern ist, verändern kann, ohne dadurch
  • eines Widerspruches schuldig zu werden, ebensosehr kann ich den
  • umgekehrten Weg gehen.--Nicht darum also, weil ich etwas sich nicht
  • widersprechend finde, ist es Recht; sondern weil es das Rechte ist,
  • ist es Recht. Daß etwas das Eigentum des andern _ist_, dies liegt
  • _zum Grunde_; darüber habe ich nicht zu räsonieren, noch mancherlei
  • Gedanken, Zusammenhänge, Rücksichten aufzusuchen oder mir einfallen
  • zu lassen; weder ans Gesetzgeben noch ans Prüfen zu denken; durch
  • solcherlei Bewegungen meines Gedankens verrückte ich jenes Verhältnis,
  • indem ich in der Tat nach Belieben meinem unbestimmten
  • tautologischen Wissen das Gegenteil ebensowohl gemäß, und es also zum
  • Gesetze machen könnte. Sondern ob diese oder die entgegengesetzte
  • Bestimmung das Rechte sei, ist _an_ und _für sich_ bestimmt; ich für
  • mich könnte, welche ich wollte, und ebensogut keine zum Gesetze
  • machen, und bin, indem ich zu prüfen anfange, schon auf unsittlichem
  • Wege. Daß das Rechte mir _an_ und _für sich_ ist, dadurch bin ich in
  • der sittlichen Substanz; so ist sie das _Wesen_ des Selbstbewußtseins;
  • dieses aber ist _ihre Wirklichkeit_ und _Dasein_, ihr _Selbst_ und
  • _Willen_.
  • VI. Der Geist
  • Die Vernunft ist Geist, indem die Gewißheit, alle Realität zu sein,
  • zur Wahrheit erhoben, und sie sich ihrer selbst als ihrer Welt und
  • der Welt als ihrer selbst bewußt ist.--Das Werden des Geistes zeigte
  • die unmittelbar vorhergehende Bewegung auf, worin der Gegenstand des
  • Bewußtseins, die reine Kategorie, zum Begriffe der Vernunft sich
  • erhob. In der _beobachtenden_ Vernunft ist diese reine Einheit des
  • _Ich_ und des _Seins_, des _Für-sich-_ und des _An-sich-_seins, als
  • das _An-sich_ oder als _Sein_ bestimmt, und das Bewußtsein der
  • Vernunft findet sie. Aber die Wahrheit des Beobachtens ist vielmehr
  • das Aufheben dieses unmittelbaren findenden Instinkts, dieses
  • bewußtlosen Daseins derselben. Die _angeschaute_ Kategorie, das
  • _gefundne Ding_ tritt in das Bewußtsein als das _Für-sich-sein_ des
  • Ich, welches sich nun im gegenständlichen Wesen als das _Selbst_ weiß.
  • Aber diese Bestimmung der Kategorie, als des Für-sich-seins
  • entgegengesetzt dem An-sich-sein, ist ebenso einseitig und ein sich
  • selbst aufhebendes Moment. Die Kategorie wird daher für das
  • Bewußtsein bestimmt, wie sie in ihrer allgemeinen Wahrheit ist, als
  • _an- und fürsich_seiendes Wesen. Diese noch _abstrakte_ Bestimmung,
  • welche die _Sache selbst_ ausmacht, ist erst das _geistige Wesen_,
  • und sein Bewußtsein ein formales Wissen von ihm, das sich mit
  • mancherlei Inhalt desselben herumtreibt; es ist von der Substanz in
  • der Tat noch als ein Einzelnes unterschieden, gibt entweder
  • willkürliche Gesetze, oder meint die Gesetze, wie sie an und für sich
  • sind, in seinem Wissen als solchem zu haben; und hält sich für die
  • beurteilende Macht derselben.--Oder von der Seite der Substanz
  • betrachtet, so ist diese das _an- und fürsichseiende_ geistige Wesen,
  • welches noch nicht _Bewußtsein_ seiner selbst ist.--Das _an- und
  • fürsichseiende_ Wesen aber, welches sich zugleich als Bewußtsein
  • wirklich und sich sich selbst vorstellt, ist _der Geist_.
  • Sein geistiges _Wesen_ ist schon als die _sittliche Substanz_
  • bezeichnet worden; der Geist aber ist _die sittliche Wirklichkeit_.
  • Er ist das _Selbst_ des wirklichen Bewußtseins, dem er oder vielmehr
  • das sich als gegenständliche wirkliche Welt gegenübertritt, welche
  • aber ebenso für das Selbst alle Bedeutung eines Fremden, so wie das
  • Selbst alle Bedeutung eines von ihr getrennten, abhängigen oder
  • unabhängigen Für-sich-seins verloren hat. Die _Substanz_ und das
  • allgemeine, sichselbstgleiche, bleibende Wesen--ist er der
  • unverrückte und unaufgelöste _Grund_ und _Ausgangspunkt_ des Tuns
  • Aller,--und ihr _Zweck_ und _Ziel_, als das gedachte _An-sich_ aller
  • Selbstbewußtsein.--Diese Substanz ist ebenso das allgemeine Werk, das
  • sich durch das _Tun_ Aller und jeder als ihre Einheit und Gleichheit
  • erzeugt, denn sie ist das _Für-sich-sein_, das Selbst, das Tun. Als
  • die _Substanz_ ist der Geist die unwankende gerechte
  • _Sichselbstgleichheit_; aber als _Für-sich-sein_ ist sie das
  • aufgelöste, das sich aufopfernde gütige Wesen, an dem jeder sein
  • eignes Werk vollbringt, das allgemeine Sein zerreißt und sich seinen
  • Teil davon nimmt. Diese Auflösung und Vereinzelung des Wesens ist
  • eben das _Moment_ des Tuns und Selbsts Aller; es ist die Bewegung und
  • Seele der Substanz, und das bewirkte allgemeine Wesen. Gerade darin
  • daß sie das im Selbst aufgelöste Sein ist, ist sie nicht das tote
  • Wesen, sondern _wirklich_ und _lebendig._
  • Der Geist ist hiemit das sich selbst tragende absolute reale Wesen.
  • Alle bisherigen Gestalten des Bewußtseins sind Abstraktionen
  • desselben; sie sind dies, daß er sich analysiert, seine Momente
  • unterscheidet, und bei einzelnen verweilt. Dies Isolieren solcher
  • Momente hat ihn selbst zur _Voraussetzung_ und zum _Bestehen_, oder
  • es existiert nur in ihm, der die Existenz ist. Sie haben so isoliert
  • den Schein, als ob sie als solche _wären_; aber wie sie nur Momente
  • oder verschwindende Größen sind, zeigte ihre Fortwälzung und Rückgang
  • in ihren Grund und Wesen; und dies Wesen eben ist diese Bewegung und
  • Auflösung dieser Momente. Hier, wo der Geist oder die Reflexion
  • derselben in sich selbst gesetzt ist, kann unsre Reflexion an sie
  • nach dieser Seite kurz erinnern, sie waren Bewußtsein,
  • Selbstbewußtsein und Vernunft. Der Geist ist also _Bewußtsein_
  • überhaupt, was sinnliche Gewißheit, Wahrnehmen und den Verstand in
  • sich begreift, insofern er in der Analyse seiner selbst das Moment
  • festhält, daß er sich _gegenständliche, seiende_ Wirklichkeit ist,
  • und davon abstrahiert, daß diese Wirklichkeit sein eignes
  • Für-sich-sein ist. Hält er im Gegenteil das andre Moment der Analyse
  • fest, daß sein Gegenstand sein _Für-sich-sein_ ist, so ist er
  • Selbstbewußtsein. Aber als unmittelbares Bewußtsein des _An- und
  • Für-sich-seins_, als Einheit des Bewußtseins und des
  • Selbstbewußtseins ist er das Bewußtsein, das _Vernunft hat_, das, wie
  • das _Haben_ es bezeichnet, den Gegenstand hat als _an sich_
  • vernünftig bestimmt, oder vom Werte der Kategorie, aber so, daß er
  • noch für das Bewußtsein desselben den Wert der Kategorie nicht hat.
  • Er ist das Bewußtsein, aus dessen Betrachtung wir soeben herkommen.
  • Diese Vernunft, die er _hat_, endlich als eine solche von ihm
  • angeschaut, die Vernunft _ist_, oder die Vernunft, die in ihm
  • _wirklich_ und die seine Welt ist, so ist er in seiner Wahrheit; er
  • _ist_ der Geist, er ist das _wirkliche sittliche_ Wesen.
  • Der Geist ist das _sittliche Leben_ eines _Volks_, insofern er die
  • _unmittelbare Wahrheit ist_; das Individuum, das eine Welt ist. Er
  • muß zum Bewußtsein über das, was er unmittelbar ist, fortgehen, das
  • schöne sittliche Leben aufheben, und durch eine Reihe von Gestalten
  • zum Wissen seiner selbst gelangen. Diese unterscheiden sich aber von
  • den vorhergehenden dadurch, daß sie die realen Geister sind,
  • eigentliche Wirklichkeiten, und statt Gestalten nur des Bewußtseins,
  • Gestalten einer Welt.
  • Die _lebendige sittliche_ Welt ist der Geist in seiner _Wahrheit_;
  • wie er zunächst zum abstrakten _Wissen_ seines Wesens kommt, geht die
  • Sittlichkeit in der formalen Allgemeinheit des Rechts unter. Der in
  • sich selbst nunmehr entzweite Geist beschreibt in seinem
  • gegenständlichen Elemente als in einer harten Wirklichkeit die eine
  • seiner Welten, das _Reich der Bildung_, und ihr gegenüber im Elemente
  • des Gedankens die _Welt des Glaubens_, das _Reich des Wesens_. Beide
  • Welten aber von dem Geiste, der aus diesem Verluste seiner selbst in
  • sich geht, von dem _Begriffe_ erfaßt, werden durch die _Einsicht_ und
  • ihre Verbreitung, die _Aufklärung_, verwirrt und revolutioniert, und
  • das in das _Diesseits_ und _Jenseits_ verteilte und ausgebreitete
  • Reich kehrt in das Selbstbewußtsein zurück, das nun in der
  • _Moralität_ sich als die Wesenheit und das Wesen als wirkliches
  • Selbst erfaßt, seine _Welt_ und ihren _Grund_ nicht mehr aus sich
  • heraussetzt, sondern alles in sich verglimmen läßt, und als
  • _Gewissen_ der _seiner selbst gewisse_ Geist ist.
  • Die sittliche Welt, die in das Diesseits und Jenseits zerrissene Welt
  • und die moralische Weltanschauung sind also die Geister, deren
  • Bewegung und Rückgang in das einfache fürsichseiende Selbst des
  • Geistes sich entwickeln, und als deren Ziel und Resultat das
  • wirkliche Selbstbewußtsein des absoluten Geistes hervortreten wird.
  • A. Der wahre Geist,die Sittlichkeit
  • Der Geist ist in seiner einfachen Wahrheit Bewußtsein, und schlägt
  • seine Momente auseinander. Die _Handlung_ trennt ihn in die Substanz
  • und das Bewußtsein derselben; und trennt ebensowohl die Substanz als
  • das Bewußtsein. Die Substanz tritt als allgemeines _Wesen_ und
  • _Zweck_, sich als der _vereinzelnten_ Wirklichkeit gegenüber; die
  • unendliche Mitte ist das Selbstbewußtsein, welches _an sich_ Einheit
  • seiner und der Substanz, es nun _für sich_ wird, das allgemeine Wesen
  • und seine vereinzelnte Wirklichkeit vereint, diese zu jenem erhebt,
  • und sittlich handelt--und jenes zu dieser herunterbringt, und den
  • Zweck, die nur gedachte Substanz ausführt; es bringt die Einheit
  • seines Selbsts und der Substanz als _sein Werk_ und damit als
  • _Wirklichkeit_ hervor.
  • In dem Auseinandertreten des Bewußtseins hat die einfache Substanz
  • den Gegensatz teils gegen das Selbstbewußtsein erhalten, teils stellt
  • sie damit ebensosehr an ihr selbst die Natur des Bewußtseins, sich in
  • sich selbst zu unterscheiden, als eine in ihre Massen gegliederte
  • Welt dar. Sie spaltet sich also in ein unterschiednes sittliches
  • Wesen, in ein menschliches und göttliches Gesetz. Ebenso das ihr
  • gegenübertretende Selbstbewußtsein teilt sich nach seinem Wesen der
  • einen dieser Mächte zu, und als Wissen in die Unwissenheit dessen,
  • was es tut, und in das Wissen desselben, das deswegen ein betrognes
  • Wissen ist. Es erfährt also in seiner Tat sowohl den Widerspruch
  • _jener Mächte_, worein die Substanz sich entzweite, und ihre
  • gegenseitige Zerstörung, wie den Widerspruch seines Wissens von der
  • Sittlichkeit seines Handelns--mit dem, was an und für sich sittlich
  • ist, und findet _seinen eignen_ Untergang. In der Tat aber ist die
  • sittliche Substanz durch diese Bewegung zum _wirklichen
  • Selbstbewußtsein_ geworden, oder _dieses_ Selbst zum _An_- und
  • _Fürsich_seienden, aber darin ist eben die Sittlichkeit zugrunde
  • gegangen.
  • a. Die sittliche Welt,das menschliche und göttliche Gesetz,der Mann
  • und das Weib
  • Die einfache Substanz des Geistes teilt sich als Bewußtsein. Oder
  • wie das Bewußtsein des abstrakten, des sinnlichen Seins in die
  • Wahrnehmung übergeht, so auch die unmittelbare Gewißheit des realen,
  • sittlichen Seins; und wie für die sinnliche Wahrnehmung das einfache
  • Sein ein Ding von vielen Eigenschaften wird, so ist für die sittliche
  • der Fall des Handelns eine Wirklichkeit von vielen sittlichen
  • Beziehungen. Jener zieht sich aber die unnütze Vielheit der
  • Eigenschaften in den wesentlichen Gegensatz der Einzelnheit und
  • Allgemeinheit zusammen, und noch mehr dieser, die das gereinigte,
  • substantielle Bewußtsein ist, wird die Vielheit der sittlichen
  • Momente das Zwiefache eines Gesetzes der Einzelnheit und eines der
  • Allgemeinheit. Jede dieser Massen der Substanz bleibt aber der ganze
  • Geist; wenn in der sinnlichen Wahrnehmung die Dinge keine andre
  • Substanz als die beiden Bestimmungen der Einzelnheit und der
  • Allgemeinheit haben, so drücken sie hier nur den oberflächlichen
  • Gegensatz der beiden Seiten gegeneinander aus.
  • Die Einzelnheit hat an dem Wesen, das wir hier betrachten, die
  • Bedeutung des _Selbstbewußtseins_ überhaupt, nicht eines einzelnen
  • zufälligen Bewußtseins. Die sittliche Substanz ist also in dieser
  • Bestimmung die _wirkliche_ Substanz, der absolute Geist in der
  • Vielheit des daseienden _Bewußtseins realisiert_; er ist das
  • _Gemeinwesen_, welches _für uns_ bei dem Eintritt in die praktische
  • Gestaltung der Vernunft überhaupt das absolute Wesen war, und hier in
  • seiner Wahrheit _für sich_ selbst als bewußtes sittliches Wesen, und
  • als das _Wesen für das_ Bewußtsein, das wir zum Gegenstande haben,
  • hervorgetreten ist. Es ist Geist, welcher _für sich_, indem er im
  • _Gegenschein der Individuen_ sich,--und _an sich_ oder Substanz ist,
  • indem er sie in sich erhält. Als die _wirkliche Substanz_ ist er
  • _ein Volk_, als _wirkliches Bewußtsein Bürger_ des Volkes. Dies
  • Bewußtsein hat an dem einfachen Geiste sein _Wesen_, und die
  • Gewißheit seiner selbst in der _Wirklichkeit_ dieses Geistes, dem
  • ganzen Volke, und unmittelbar darin seine _Wahrheit_, also nicht in
  • etwas, das nicht wirklich ist, sondern in einem Geiste, der
  • _existiert_ und _gilt_.
  • Dieser Geist kann das menschliche Gesetz genannt werden, weil er
  • wesentlich in der Form der _ihrer selbst bewußten Wirklichkeit_ ist.
  • Er ist in der Form der Allgemeinheit das _bekannte_ Gesetz und die
  • _vorhandene_ Sitte; in der Form der Einzelnheit ist er die wirkliche
  • Gewißheit seiner selbst in dem _Individuum_ überhaupt, und die
  • Gewißheit seiner als _einfacher Individualität_ ist er als Regierung;
  • seine Wahrheit ist die offene an dem Tag liegende _Gültigkeit_; eine
  • _Existenz_, welche für die unmittelbare Gewißheit in die Form des
  • frei entlassenen Daseins tritt.
  • Dieser sittlichen Macht und Offenbarkeit tritt aber eine andere Macht,
  • das _göttliche Gesetz_, gegenüber. Denn die sittliche _Staatsmacht_
  • hat als die _Bewegung_ des sich _bewußten Tuns_ an dem _einfachen_
  • und _unmittelbaren Wesen_ der Sittlichkeit ihren Gegensatz; als
  • _wirkliche Allgemeinheit_ ist sie eine Gewalt gegen das individuelle
  • Für-sich-sein; und als Wirklichkeit überhaupt hat sie an dem _innern_
  • Wesen noch ein Anders, als sie ist.
  • Es ist schon erinnert worden, daß jede der entgegengesetzten Weisen
  • der sittlichen Substanz zu existieren sie ganz und alle Momente ihres
  • Inhalts enthält. Wenn also das Gemeinwesen sie als das seiner
  • bewußte wirkliche Tun ist, so hat die andere Seite die Form der
  • unmittelbaren oder seienden Substanz. Diese ist so einerseits der
  • innre Begriff oder die allgemeine Möglichkeit der Sittlichkeit
  • überhaupt, hat aber anderseits das Moment des Selbstbewußtseins
  • ebenso an ihr. Dieses in diesem Elemente der _Unmittelbarkeit_ oder
  • des _Seins_ die Sittlichkeit ausdrückend, oder ein _unmittelbares_
  • Bewußtsein seiner wie als Wesens so als dieses Selbsts in einem
  • Andern, das heißt, ein _natürliches sittliches_ Gemeinwesen,--ist die
  • _Familie_. Sie steht als der _bewußtlose_ noch innre Begriff seiner
  • sich bewußten Wirklichkeit, als das _Element_ der Wirklichkeit des
  • Volks, dem Volke selbst, als _unmittelbares_ sittliches _Sein_,--der
  • durch die _Arbeit_ für das Allgemeine sich bildenden und erhaltenden
  • Sittlichkeit, die Penaten dem allgemeinen Geiste gegenüber.
  • Ob sich aber wohl das _sittliche Sein_ der Familie als das
  • _unmittelbare_ bestimmt, so ist sie innerhalb ihrer _sittliches_
  • Wesen nicht, _insofern_ sie das Verhältnis _der Natur_ ihrer Glieder,
  • oder deren Beziehung die _unmittelbare einzelner wirklicher_ ist;
  • denn das sittliche ist an sich _allgemein_, und dies Verhältnis der
  • Natur ist wesentlich ebensosehr ein Geist, und nur als geistiges
  • Wesen sittlich. Es ist zu sehen, worin seine eigentümliche
  • Sittlichkeit besteht.--Zunächst, weil das Sittliche das an sich
  • Allgemeine ist, ist die sittliche Beziehung der Familienglieder nicht
  • die Beziehung der Empfindung oder das Verhältnis der Liebe. Das
  • Sittliche scheint nun in das Verhältnis des _einzelnen_
  • Familiengliedes zur _ganzen_ Familie als der Substanz gelegt werden
  • zu müssen; so daß sein Tun und Wirklichkeit nur sie zum Zweck und
  • Inhalt hat. Aber der bewußte Zweck, den das _Tun_ dieses Ganzen,
  • insofern er auf es selbst geht, hat, ist selbst das Einzelne. Die
  • Erwerbung und Erhaltung von Macht und Reichtum geht teils nur auf das
  • Bedürfnis und gehört der Begierde an; teils wird sie in ihrer höhern
  • Bestimmung etwas nur Mittelbares. Diese Bestimmung fällt nicht in
  • die Familie selbst, sondern geht auf das wahrhaft Allgemeine, das
  • Gemeinwesen; sie ist vielmehr negativ gegen die Familie, und besteht
  • darin, den Einzelnen aus ihr herauszusetzen, seine Natürlichkeit und
  • Einzelnheit zu unterjochen, und ihn zur _Tugend_, zum Leben in und
  • fürs Allgemeine zu ziehen. Der der Familie eigentümliche, _positive_
  • Zweck ist der Einzelne als solcher. Daß nun diese Beziehung sittlich
  • sei, kann er nicht, weder der, welcher handelt, noch der, auf welchen
  • sich die Handlung bezieht, nach einer _Zufälligkeit_ auftreten, wie
  • etwa in irgendeiner Hülfe oder Dienstleistung geschieht. Der Inhalt
  • der sittlichen Handlung muß substantiell oder ganz und allgemein sein;
  • sie kann sich daher nur auf den _ganzen_ Einzelnen, oder auf ihn als
  • allgemeinen beziehen. Auch dies wieder nicht etwa so, daß sich nur
  • _vorgestellt_ wäre, eine _Dienstleistung_ fördere sein ganzes Glück,
  • während sie so, wie sie unmittelbare und wirkliche Handlung ist, nur
  • etwas Einzelnes an ihm tut;--noch daß sie auch wirklich als Erziehung,
  • in einer _Reihe_ von Bemühungen, ihn als Ganzes zum Gegenstand hat
  • und als Werk hervorbringt; wo außer dem gegen die Familie negativen
  • Zwecke die _wirkliche Handlung_ nur einen beschränkten Inhalt hat;
  • --ebensowenig endlich, daß sie eine Nothülfe ist, wodurch in Wahrheit
  • der ganze Einzelne errettet wird; denn sie ist selbst eine völlig
  • zufällige Tat, deren Gelegenheit eine gemeine Wirklichkeit ist,
  • welche sein und auch nicht sein kann. Die Handlung also, welche die
  • ganze Existenz des Blutsverwandten umfaßt, und ihn--nicht den Bürger,
  • denn dieser gehört nicht der Familie an, noch den, der Bürger werden
  • und _aufhören_ soll, als _dieser Einzelne_ zu gelten, sondern ihn,
  • _diesen_ der Familie angehörigen Einzelnen, als ein _allgemeines_,
  • der sinnlichen, d.i. einzelnen Wirklichkeit enthobenes Wesen zu ihrem
  • Gegenstande und Inhalt hat, betrifft nicht mehr den _Lebenden,_
  • sondern den _Toten_, der aus der langen Reihe seines zerstreuten
  • Daseins sich in die vollendete _eine_ Gestaltung zusammengefaßt, und
  • aus der Unruhe des zufälligen Lebens sich in die Ruhe der einfachen
  • Allgemeinheit erhoben hat.--Weil er nur als Bürger _wirklich_ und
  • _substantiell_ ist, so ist der Einzelne, wie er nicht Bürger ist, und
  • der Familie angehört, nur der _unwirkliche_ marklose Schatten.
  • Diese Allgemeinheit, zu der der Einzelne als _solcher_ gelangt, ist
  • das _reine Sein, der Tod_; es ist das _unmittelbare natürliche
  • Gewordensein_, nicht das _Tun_ eines _Bewußtseins_. Die Pflicht des
  • Familiengliedes ist deswegen, diese Seite hinzuzufügen, damit auch
  • sein letztes _Sein_, dies _allgemeine_ Sein, nicht allein der Natur
  • angehöre und etwas Unvernünftiges bleibe, sondern daß es ein
  • _getanes_, und das Recht des Bewußtseins in ihm behauptet sei. Oder
  • der Sinn der Handlung ist vielmehr, daß, weil in Wahrheit die Ruhe
  • und Allgemeinheit des seiner selbst bewußten Wesens nicht der Natur
  • angehört, der Schein eines solchen Tuns hinwegfalle, den sich die
  • Natur angemaßt, und die Wahrheit hergestellt werde.--Was die Natur an
  • ihm tat, ist die Seite, von welcher sein Werden zum Allgemeinen sich
  • als die Bewegung eines _Seienden_ darstellt. Sie fällt zwar selbst
  • innerhalb des sittlichen Gemeinwesens und hat dieses zum Zwecke; der
  • Tod ist die Vollendung und höchste Arbeit, welche das Individuum als
  • solches für es übernimmt. Aber insofern es wesentlich _einzelnes_
  • ist, ist es zufällig, daß sein Tod unmittelbar mit seiner Arbeit fürs
  • Allgemeine zusammenhing, und Resultat derselben war, teils wenn er's
  • war, ist er die _natürliche_ Negativität und die Bewegung des
  • Einzelnen als _Seienden_, worin das Bewußtsein nicht in sich
  • zurückkehrt und Selbstbewußtsein wird; oder indem die Bewegung des
  • _Seienden_ diese ist, daß es aufgehoben wird und zum _Für-sich-sein_
  • gelangt, ist der Tod die Seite der Entzweiung, worin das
  • Für-sich-sein, das erlangt wird, ein anderes ist als das Seiende,
  • welches in die Bewegung eintrat.--Weil die Sittlichkeit der Geist in
  • seiner _unmittelbaren_ Wahrheit ist, so fallen die Seiten, in die
  • sein Bewußtsein auseinandertritt, auch in diese Form der
  • _Unmittelbarkeit_, und die Einzelnheit tritt in diese _abstrakte_
  • Negativität herüber, welche ohne Trost und Versöhnung _an sich
  • selbst_, sie _wesentlich_ durch eine _wirkliche_ und _äußerliche
  • Handlung_ empfangen muß.--Die Blutsverwandtschaft ergänzt also die
  • abstrakte natürliche Bewegung dadurch, daß sie die Bewegung des
  • Bewußtseins hinzufügt, das Werk der Natur unterbricht, und den
  • Blutsverwandten der Zerstörung entreißt, oder besser, weil die
  • Zerstörung, sein Werden zum reinen Sein, notwendig ist, selbst die
  • Tat der Zerstörung über sich nimmt.--Es kömmt hiedurch zustande, daß
  • auch das _tote_, das allgemeine _Sein_ ein in sich zurückgekehrtes,
  • ein _Für-sich-sein_, oder die kraftlose reine _einzelne_ Einzelnheit
  • zur _allgemeinen Individualität_ erhoben wird. Der Tote, da er sein
  • Sein von seinem _Tun_ oder negativen Eins freigelassen, ist die leere
  • Einzelnheit, nur ein passives _Sein für Anderes_, aller niedrigen
  • vernunftlosen Individualität und den Kräften abstrakter Stoffe
  • preisgegeben, wovon jene um des Lebens willen, das sie hat, diese um
  • ihrer negativen Natur willen itzt mächtiger sind als er. Dies ihn
  • entehrende Tun bewußtloser Begierde und abstrakter Wesen hält die
  • Familie von ihm ab, setzt das ihrige an die Stelle, und vermählt den
  • Verwandten dem Schoße der Erde, der elementarischen unvergänglichen
  • Individualität; sie macht ihn hierdurch zum Genossen eines
  • Gemeinwesens, welches vielmehr die Kräfte der einzelnen Stoffe und
  • die niedrigen Lebendigkeiten, die gegen ihn frei werden und ihn
  • zerstören wollten, überwältigt und gebunden hält.
  • Diese letzte Pflicht macht also das vollkommene _göttliche_ Gesetz,
  • oder die positive _sittliche_ Handlung gegen den Einzelnen aus.
  • Alles andre Verhältnis gegen ihn, das nicht in der Liebe stehenbleibt,
  • sondern sittlich ist, gehört dem menschlichen Gesetze an, und hat
  • die negative Bedeutung, den Einzelnen über die Einschließung in das
  • natürliche Gemeinwesen zu erheben, dem er als _wirklicher_ angehört.
  • Wenn nun aber schon das menschliche Recht zu seinem Inhalte und Macht
  • die wirkliche ihrer bewußte sittliche Substanz, das ganze Volk, hat,
  • das göttliche Recht und Gesetz aber den Einzelnen, der jenseits der
  • Wirklichkeit ist, so ist er nicht ohne Macht; seine Macht ist das
  • _abstrakte_ rein _Allgemeine_; das _elementarische_ Individuum,
  • welches die Individualität, die sich von dem Elemente losreißt, und
  • die ihrer bewußte Wirklichkeit des Volks ausmacht, in die reine
  • Abstraktion als in sein Wesen ebenso zurückreißt, als es ihr Grund
  • ist.--Wie diese Macht am Volke selbst sich darstellt, wird sich noch
  • weiter entwickeln.
  • Es gibt nun in dem einen Gesetze, wie in dem andern, auch
  • _Unterschiede_ und _Stufen_. Denn indem beide Wesen das Moment des
  • Bewußtseins an ihnen haben, entfaltet sich innerhalb ihrer selbst der
  • Unterschied; was ihre Bewegung und eigentümliches Leben ausmacht.
  • Die Betrachtung dieser Unterschiede zeigt die Weise der _Betätigung_
  • und des _Selbstbewußtseins_ der beiden _allgemeinen Wesen_ der
  • sittlichen Welt, sowie ihren _Zusammenhang_ und _Übergang_ ineinander.
  • Das _Gemeinwesen_, das obere und offenbar an der Sonne geltende
  • Gesetz, hat seine wirkliche Lebendigkeit in der _Regierung_, als
  • worin es Individuum ist. Sie ist der _in sich reflektierte
  • wirkliche_ Geist, das einfache _Selbst_ der ganzen sittlichen
  • Substanz. Diese einfache Kraft erlaubt dem Wesen zwar in seine
  • Gegliederung sich auszubreiten, und jedem Teile Bestehen und eigenes
  • Für-sich-sein zu geben. Der Geist hat hieran seine _Realität_ oder
  • sein _Dasein_, und die Familie ist das _Element_ dieser Realität.
  • Aber er ist zugleich die Kraft des Ganzen, welche diese Teile wieder
  • in das negative Eins zusammenfaßt, ihnen das Gefühl ihrer
  • Unselbstständigkeit gibt, und sie in dem Bewußtsein erhält, ihr Leben
  • nur im Ganzen zu haben. Das Gemeinwesen mag sich also einerseits in
  • die Systeme der persönlichen Selbstständigkeit und des Eigentums, des
  • persönlichen und dinglichen Rechts, organisieren; ebenso die Weisen
  • des Arbeitens für die zunächst einzelnen Zwecke--des Erwerbs und
  • Genusses--zu eigenen Zusammenkünften, gliedern und verselbstständigen.
  • Der Geist der allgemeinen Zusammenkunft ist die _Einfachheit_ und
  • das _negative_ Wesen dieser sich isolierenden Systeme. Um sie nicht
  • in dieses Isolieren einwurzeln und festwerden, hiedurch das Ganze
  • auseinanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat die
  • Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit durch die Kriege zu
  • erschüttern, ihre sich zurechtgemachte Ordnung und Recht der
  • Selbstständigkeit dadurch zu verletzen und zu verwirren, den
  • Individuen aber, die sich darin vertiefend vom Ganzen losreißen und
  • dem unverletzbaren _Für-sich-sein_ und Sicherheit der Person
  • zustreben, in jener auferlegten Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu
  • fühlen zu geben. Der Geist wehrt durch diese Auflösung der Form des
  • Bestehens das Versinken in das natürliche Dasein aus dem sittlichen
  • ab, und erhält und erhebt das Selbst seines Bewußtseins in die
  • _Freiheit_ und in seine _Kraft_.--Das negative Wesen zeigt sich als
  • die eigentliche _Macht_ des Gemeinwesens und die _Kraft_ seiner
  • Selbsterhaltung; dieses hat also die Wahrheit und Bekräftigung seiner
  • Macht an dem Wesen des _göttlichen Gesetzes_ und dem _unterirdischen
  • Reiche_.
  • Das göttliche Gesetz, das in der Familie waltet, hat seinerseits
  • gleichfalls Unterschiede in sich, deren Beziehung die lebendige
  • Bewegung seiner Wirklichkeit ausmacht. Unter den drei Verhältnissen
  • aber, des Mannes und der Frau, der Eltern und der Kinder, der
  • Geschwister als Bruder und Schwester, ist zuerst das _Verhältnis_ des
  • _Mannes_ und der _Frau_, das _unmittelbare_ Sich-erkennen des einen
  • Bewußtseins im andern, und das Erkennen des gegenseitigem
  • Anerkanntseins. Weil es das _natürliche_ Sich-erkennen, nicht das
  • sittliche ist, ist es nur die _Vorstellung_ und das _Bild_ des
  • Geistes, nicht der wirkliche Geist selbst.--Die Vorstellung oder das
  • Bild hat aber seine Wirklichkeit an einem andern, als es ist; dies
  • Verhältnis hat daher seine Wirklichkeit nicht an ihm selbst, sondern
  • an dem Kinde,--einem andern, dessen Werden es ist, und worin es
  • selbst verschwindet; und dieser Wechsel der sich fortwälzenden
  • Geschlechter hat seinen Bestand in dem Volke.--Die Pietät des Mannes
  • und der Frau gegeneinander ist also mit natürlicher Beziehung und mit
  • Empfindung vermischt, und ihr Verhältnis hat seine Rückkehr in sich
  • nicht an ihm selbst; ebenso das zweite, die _Pietät_ der _Eltern_ und
  • _Kinder_ gegeneinander. Die der Eltern gegen ihre Kinder ist eben
  • von dieser Rührung affiziert, das Bewußtsein seiner Wirklichkeit in
  • dem andern zu haben, und das Für-sich-sein in ihm werden zu sehen,
  • ohne es zurückzuerhalten; sondern es bleibt eine fremde, eigne
  • Wirklichkeit;--die der Kinder aber gegen die Eltern umgekehrt mit der
  • Rührung, das Werden seiner selbst oder das An-sich an einem andern
  • Verschwindenden zu haben, und das Für-sich-sein und eigene
  • Selbstbewußtsein zu erlangen, nur durch die Trennung von dem
  • Ursprung--eine Trennung, worin dieser versiegt.
  • Diese beiden Verhältnisse bleiben innerhalb des Übergehens und der
  • Ungleichheit der Seiten stehen, die an sie verteilt sind.--Das
  • unvermischte Verhältnis aber findet zwischen _Bruder_ und _Schwester_
  • statt. Sie sind dasselbe Blut, das aber in ihnen in seine _Ruhe_ und
  • _Gleichgewicht_ gekommen ist. Sie begehren daher einander nicht,
  • noch haben sie dies Für-sich-sein eins dem andern gegeben, noch
  • empfangen, sondern sie sind freie Individualität gegeneinander. Das
  • Weibliche hat daher als Schwester die höchste _Ahndung_ des
  • sittlichen Wesens; zum _Bewußtsein_ und der Wirklichkeit desselben
  • kommt es nicht, weil das Gesetz der Familie das _an-sich-_seiende,
  • _innerliche_ Wesen ist, das nicht am Tage des Bewußtseins liegt,
  • sondern innerliches Gefühl und das der Wirklichkeit enthobne
  • Göttliche bleibt. An diese Penaten ist das Weibliche geknüpft,
  • welches in ihnen teils seine allgemeine Substanz, teils aber seine
  • Einzelnheit anschaut, so jedoch, daß diese Beziehung der Einzelnheit
  • zugleich nicht die natürliche der Lust sei.--Als _Tochter_ muß nun
  • das Weib die Eltern mit natürlicher Bewegung und mit sittlicher Ruhe
  • verschwinden sehen, denn nur auf Unkosten dieses Verhältnisses kommt
  • sie zu dem _Für-sich-sein_, dessen sie fähig ist; sie schaut in den
  • Eltern also ihr Für-sich-sein nicht auf positive Weise an.--Die
  • Verhältnisse der _Mutter_ und der _Frau_ aber haben die Einzelnheit
  • teils als etwas Natürliches, das der Lust angehört, teils als etwas
  • Negatives, das nur sein Verschwinden darin erblickt, teils ist sie
  • ebendarum etwas Zufälliges, das durch eine andere ersetzt werden kann.
  • Im Hause der Sittlichkeit ist es nicht _dieser_ Mann, nicht
  • _dieses_ Kind, sondern _ein Mann, Kinder überhaupt_,--nicht die
  • Empfindung, sondern das Allgemeine, worauf sich diese Verhältnisse
  • des Weibes gründen. Der Unterschied seiner Sittlichkeit von der des
  • Mannes besteht eben darin, daß es in seiner Bestimmung für die
  • Einzelnheit und in seiner Lust unmittelbar allgemein und der
  • Einzelnheit der Begierde fremd bleibt; dahingegen in dem Manne diese
  • beiden Seiten auseinandertreten, und indem er als Bürger die
  • _selbstbewußte_ Kraft der _Allgemeinheit_ besitzt, erkauft er sich
  • dadurch das Recht der _Begierde_, und erhält sich zugleich die
  • Freiheit von derselben. Indem also in dies Verhältnis der Frau die
  • Einzelnheit eingemischt ist, ist seine Sittlichkeit nicht rein;
  • insofern sie aber dies ist, ist die Einzelnheit _gleichgültig_, und
  • die Frau entbehrt das Moment, sich als _dieses_ Selbst im andern zu
  • erkennen.--Der Bruder aber ist der Schwester das ruhige gleiche Wesen
  • überhaupt, ihre Anerkennung in ihm rein und unvermischt mit
  • natürlicher Beziehung; die Gleichgültigkeit der Einzelnheit und die
  • sittliche Zufälligkeit derselben ist daher in diesem Verhältnisse
  • nicht vorhanden; sondern das Moment des anerkennenden und anerkannten
  • _einzelnen Selbsts_ darf hier sein Recht behaupten, weil es mit dem
  • Gleichgewichte des Blutes und begierdeloser Beziehung verknüpft ist.
  • Der Verlust des Bruders ist daher der Schwester unersetzlich, und
  • ihre Pflicht gegen ihn die höchste.
  • Dies Verhältnis ist zugleich die Grenze, an der sich die in sich
  • beschlossene Familie auflöst und außer sich geht. Der Bruder ist die
  • Seite, nach welcher ihr Geist zur Individualität wird, die gegen
  • Anderes sich kehrt, und in das Bewußtsein der Allgemeinheit übergeht.
  • Der Bruder verläßt diese _unmittelbare, elementarische_ und darum
  • eigentlich _negative_ Sittlichkeit der Familie, um die ihrer selbst
  • bewußte, wirkliche Sittlichkeit zu erwerben und hervorzubringen.
  • Er geht aus dem göttlichen Gesetz, in dessen Sphäre er lebte, zu dem
  • menschlichen über. Die Schwester aber wird, oder die Frau bleibt der
  • Vorstand des Hauses und die Bewahrerin des göttlichen Gesetzes. Auf
  • diese Weise überwinden die beiden Geschlechter ihr natürliches Wesen,
  • und treten in ihrer sittlichen Bedeutung auf, als Verschiedenheiten,
  • welche die beiden Unterschiede, die die sittliche Substanz sich gibt,
  • unter sich teilen. Diese beiden _allgemeinen_ Wesen der sittlichen
  • Welt haben ihre bestimmte _Individualität_ darum an _natürlich_
  • unterschiedenen Selbstbewußtsein, weil der sittliche Geist die
  • _unmittelbare_ Einheit der Substanz mit dem Selbstbewußtsein ist;
  • eine _Unmittelbarkeit_, welche also nach der Seite der Realität und
  • des Unterschieds zugleich als das Dasein eines natürlichen
  • Unterschieds erscheint.--Es ist diejenige Seite, welche sich an der
  • Gestalt der sich selbst realen Individualität, in dem Begriffe des
  • geistigen Wesens, als _ursprünglich bestimmte Natur_ zeigte. Dies
  • Moment verliert die Unbestimmtheit, die es dort noch hat, und die
  • zufällige Verschiedenheit von Anlagen und Fähigkeiten. Es ist itzt
  • der bestimmte Gegensatz der zwei Geschlechter, deren Natürlichkeit
  • zugleich die Bedeutung ihrer sittlichen Bestimmung erhält.
  • Der Unterschied der Geschlechter und ihres sittlichen Inhalts bleibt
  • jedoch in der Einheit der Substanz, und seine Bewegung ist eben das
  • bleibende Werden derselben. Der Mann wird vom Familiengeiste in das
  • Gemeinwesen hinausgeschickt, und findet in diesem sein selbstbewußtes
  • Wesen; wie die Familie hiedurch in ihm ihre allgemeine Substanz und
  • Bestehen hat, so umgekehrt das Gemeinwesen an der Familie das formale
  • Element seiner Wirklichkeit und an dem göttlichen Gesetze seine Kraft
  • und Bewährung. Keins von beiden ist allein an und für sich; das
  • menschliche Gesetz geht in seiner lebendigen Bewegung von dem
  • göttlichen, das auf Erden geltende von dem unterirdischen, das
  • bewußte vom bewußtlosen, die Vermittlung von der Unmittelbarkeit aus,
  • und geht ebenso dahin zurück, wovon es ausging. Die unterirdische
  • Macht dagegen hat auf der Erde ihre _Wirklichkeit_; sie wird durch
  • das Bewußtsein Dasein und Tätigkeit.
  • Die allgemeinen sittlichen Wesen sind also die Substanz als
  • allgemeines, und sie als einzelnes Bewußtsein; sie haben das Volk und
  • die Familie zu ihrer allgemeinen Wirklichkeit, den Mann aber und das
  • Weib zu ihrem natürlichen Selbst und der betätigenden Individualität.
  • In diesem Inhalt der sittlichen Welt sehen wir die Zwecke erreicht,
  • welche die vorhergehenden substanzlosen Gestalten des Bewußtsein sich
  • machten; was die Vernunft nur als Gegenstand auffaßte, ist
  • Selbstbewußtsein geworden, und was dieses nur in ihm selbst hatte,
  • als wahre Wirklichkeit vorhanden.--Was die Beobachtung als ein
  • _Vorgefundenes_ wußte, an dem das Selbst keinen Teil hätte, ist hier
  • vorgefundene Sitte, aber eine Wirklichkeit, die zugleich Tat und Werk
  • des Findenden ist.--Der Einzelne, die Lust des _Genusses seiner
  • Einzelnheit_ suchend, findet sie in der Familie, und die
  • Notwendigkeit, worin die Lust vergeht, ist sein eignes
  • Selbstbewußtsein als Bürgers seines Volks;--oder es ist dieses, das
  • _Gesetz des Herzens_ als das Gesetz aller Herzen, das Bewußtsein des
  • _Selbsts_ als die anerkannte allgemeine Ordnung zu wissen;--es ist
  • die _Tugend_, welche der Früchte ihrer Aufopferung genießt; sie
  • bringt zustande, worauf sie geht, nämlich das Wesen zur wirklichen
  • Gegenwart herauszuheben, und ihr Genuß ist dies allgemeine Leben.
  • --Endlich das Bewußtsein _der Sache selbst_ wird in der realen
  • Substanz befriedigt, die auf eine positive Weise die abstrakten
  • Momente jener leeren Kategorie enthält und erhält. Sie hat an den
  • sittlichen Mächten einen wahrhaften Inhalt, der an die Stelle der
  • substanzlosen Gebote getreten, die die gesunde Vernunft geben und
  • wissen wollte,--so wie hiedurch einen inhaltsvollen, an ihm
  • selbstbestimmten Maßstab der Prüfung nicht der Gesetze, sondern
  • dessen, was getan wird.
  • Das Ganze ist ein ruhiges Gleichgewicht aller Teile, und jeder Teil
  • ein einheimischer Geist, der seine Befriedigung nicht jenseits seiner
  • sucht, sondern sie in sich darum hat, weil er selbst in diesem
  • Gleichgewichte mit dem Ganzen ist.--Dies Gleichgewicht kann zwar nur
  • dadurch lebendig sein, daß Ungleichheit in ihm entsteht, und von der
  • _Gerechtigkeit_ zur Gleichheit zurückgebracht wird. Die
  • Gerechtigkeit ist aber weder ein fremdes jenseits sich befindendes
  • Wesen, noch die seiner unwürdige Wirklichkeit einer gegenseitigen
  • Tücke, Verrats, Undanks u.s.f., die in der Weise des gedankenlosen
  • Zufalls als ein unbegriffner Zusammenhang und ein bewußtloses Tun und
  • Unterlassen das Gericht vollbrächte, sondern als Gerechtigkeit des
  • _menschlichen_ Rechts, welche das aus dem Gleichgewichte tretende
  • Für-sich-sein, die Selbstständigkeit der Stände und Individuen in das
  • Allgemeine zurückbringt, ist sie die Regierung des Volks, welche die
  • sich gegenwärtige Individualität des allgemeinen Wesens und der eigne
  • selbstbewußte Willen Aller ist.--Die Gerechtigkeit aber, welche das
  • über den Einzelnen übermächtig werdende Allgemeine zum Gleichgewichte
  • zurückbringt, ist ebenso der einfache Geist desjenigen, der Unrecht
  • erlitten,--nicht zersetzt in ihn, der es erlitten, und ein
  • jenseitiges Wesen; er selbst ist die unterirdische Macht, und es ist
  • _seine_ Erinnye, welche die Rache betreibt; denn seine Individualität,
  • sein Blut, lebt im Hause fort; seine Substanz hat eine dauernde
  • Wirklichkeit. Das Unrecht, welches im Reiche der Sittlichkeit dem
  • Einzelnen zugefügt werden kann, ist nur dieses, daß ihm rein etwas
  • _geschieht_. Die Macht, welche dies Unrecht an dem Bewußtsein verübt,
  • es zu einem reinen Dinge zu machen, ist die Natur, es ist die
  • Allgemeinheit nicht des _Gemeinwesens_, sondern die _abstrakte_ des
  • _Seins_; und die Einzelnheit wendet sich in der Auflösung des
  • erlittenen Unrechts nicht gegen jenes, denn von ihm hat es nicht
  • gelitten, sondern gegen dieses. Das Bewußtsein des Bluts des
  • Individuums löst dies Unrecht, wie wir gesehen, so auf, daß was
  • _geschehen_ ist, vielmehr ein _Werk_ wird, damit das _Sein_, das
  • _Letzte_, auch ein _gewolltes_ und hiemit erfreulich sei.
  • Das sittliche Reich ist auf diese Weise in seinem _Bestehen_ eine
  • unbefleckte durch keinen Zwiespalt verunreinigte Welt. Ebenso ist
  • seine Bewegung ein ruhiges Werden der einen Macht desselben zur
  • andern, so daß jede die andere selbst erhält und hervorbringt. Wir
  • sehen sie zwar in zwei Wesen und deren Wirklichkeit sich teilen; aber
  • ihr Gegensatz ist vielmehr die Bewährung des einen durch das andere,
  • und, worin sie sich unmittelbar als wirkliche berühren, ihre Mitte
  • und Element ist die unmittelbare Durchdringung derselben. Das eine
  • Extrem, der allgemeine sich bewußte Geist, wird mit seinem andern
  • Extrem, seiner Kraft und seinem Element, mit dem _bewußtlosen_ Geiste,
  • durch die _Individualität_ des _Mannes_ zusammengeschlossen.
  • Dagegen hat das _göttliche_ Gesetz seine Individualisierung, oder der
  • _bewußtlose_ Geist des Einzelnen sein Dasein an dem Weibe, durch
  • welches als die _Mitte_ er aus seiner Unwirklichkeit in die
  • Wirklichkeit, aus dem Unwissenden und Ungewußten in das bewußte Reich
  • herauftritt. Die Vereinigung des Mannes und des Weibes macht die
  • tätige Mitte des Ganzen und das Element aus, das, in diese Extreme
  • des göttlichen und menschlichen Gesetzes entzweit, ebenso ihre
  • unmittelbare Vereinigung ist, welche jene beiden ersten Schlüsse zu
  • demselben Schlusse macht, und die entgegengesetzte Bewegung, der
  • Wirklichkeit hinab zur Unwirklichkeit--des menschlichen Gesetzes, das
  • sich in selbstständige Glieder organisiert, herunter zur Gefahr und
  • Bewährung des Todes;--und des unterirdischen Gesetzes herauf zur
  • Wirklichkeit des Tages und zum bewußten Dasein, deren jene dem Manne,
  • diese dem Weibe zukommt, in _eine_ vereinigt.
  • b. Die sittliche Handlung,das menschliche und göttliche Wissen,die
  • Schuld und das Schicksal
  • Wie aber in diesem Reiche der Gegensatz beschaffen ist, so ist das
  • Selbstbewußtsein noch nicht in seinem Rechte als _einzelne
  • Individualität_ aufgetreten; sie gilt in ihm auf der einen Seite nur
  • als _allgemeiner Willen_, auf der andern als _Blut_ der Familie;
  • _dieser Einzelne_ gilt nur als der _unwirkliche Schatten_.--Es ist
  • _noch keine Tat_ begangen; die Tat aber ist das _wirkliche Selbst_.
  • --Sie stört die ruhige Organisation und Bewegung der sittlichen Welt.
  • Was in dieser als Ordnung und Übereinstimmung ihrer beiden Wesen
  • erscheint, deren eins das andere bewährt und vervollständigt, wird
  • durch die Tat zu einem Übergange _entgegengesetzter_, worin jedes
  • sich vielmehr als die Nichtigkeit seiner selbst und des andern
  • beweist, denn als die Bewährung;--es wird zu der negativen Bewegung
  • oder der ewigen Notwendigkeit des furchtbaren _Schicksals_, welche
  • das göttliche wie das menschliche Gesetz, sowie die beiden
  • Selbstbewußtsein, in denen diese Mächte ihr Dasein haben, in den
  • Abgrund seiner _Einfachheit_ verschlingt--und für uns in das
  • _absolute Für-sich-sein_ des rein einzelnen Selbstbewußtseins
  • übergeht.
  • Der Grund, von dem diese Bewegung aus- und auf dem sie vorgeht, ist
  • das Reich der Sittlichkeit; aber die _Tätigkeit_ dieser Bewegung ist
  • das Selbstbewußtsein. Als _sittliches_ Bewußtsein ist es die
  • _einfache reine Richtung_ auf die sittliche Wesenheit, oder die
  • Pflicht. Keine Willkür, und ebenso kein Kampf, keine
  • Unentschiedenheit ist in ihm, indem das Geben und das Prüfen der
  • Gesetze aufgegeben worden, sondern die sittliche Wesenheit ist ihm
  • das Unmittelbare, Unwankende, Widerspruchslose. Es gibt daher nicht
  • das schlechte Schauspiel, sich in einer Kollision von Leidenschaft
  • und Pflicht, noch das Komische, in einer Kollision von Pflicht und
  • Pflicht zu befinden--einer Kollision, die dem Inhalte nach dasselbe
  • ist als die zwischen Leidenschaft und Pflicht; denn die Leidenschaft
  • ist ebenso fähig, als Pflicht vorgestellt zu werden, weil die Pflicht,
  • wie sich das Bewußtsein aus ihrer unmittelbaren substantiellen
  • Wesenheit in sich zurückzieht, zum Formell-Allgemeinen wird, in das
  • jeder Inhalt gleich gut paßt, wie sich oben ergab. Komisch aber ist
  • die Kollision der Pflichten, weil sie den Widerspruch, nämlich eines
  • _entgegengesetzten Absoluten_, also Absolutes und unmittelbar die
  • Nichtigkeit dieses sogenannten Absoluten oder Pflicht, ausdrückt.
  • --Das sittliche Bewußtsein aber weiß, was es zu tun hat; und ist
  • entschieden, es sei dem göttlichen oder dem menschlichen Gesetze
  • anzugehören. Diese Unmittelbarkeit seiner Entschiedenheit ist ein
  • _An-sich-_sein, und hat daher zugleich die Bedeutung eines
  • natürlichen Seins, wie wir gesehen; die Natur, nicht das Zufällige
  • der Umstände oder der Wahl, teilt das eine Geschlecht dem einen, das
  • andere dem andern Gesetze zu--oder umgekehrt, die beiden sittlichen
  • Mächte selbst geben sich an den beiden Geschlechtern ihr
  • individuelles Dasein und Verwirklichung.
  • Hiedurch nun, daß einesteils die Sittlichkeit wesentlich in dieser
  • unmittelbaren _Entschiedenheit_ besteht, und darum für das Bewußtsein
  • nur das _eine_ Gesetz das Wesen ist, andernteils, daß die sittlichen
  • Mächte in dem _Selbst_ des Bewußtseins wirklich sind, erhalten sie
  • die Bedeutung, sich _auszuschließen_ und sich _entgegengesetzt_ zu
  • sein;--sie sind in dem Selbstbewußtsein _für sich_, wie sie im
  • *Reiche* der Sittlichkeit nur _an sich_ sind. Das sittliche
  • Bewußtsein, weil es für _eins_ derselben _entschieden_ ist, ist
  • wesentlich _Charakter_; es ist für es nicht die gleiche _Wesenheit_
  • beider; der Gegensatz erscheint darum als eine _unglückliche_
  • Kollision der Pflicht nur mit der rechtlosen _Wirklichkeit_. Das
  • sittliche Bewußtsein ist als Selbstbewußtsein in diesem Gegensatze,
  • und als solches geht es zugleich darauf, dem Gesetze, dem es angehört,
  • diese entgegengesetzte Wirklichkeit durch Gewalt zu unterwerfen,
  • oder sie zu täuschen. Indem es das Recht nur auf seiner Seite, das
  • Unrecht aber auf der andern sieht, so erblickt von beiden dasjenige,
  • welches dem göttlichen Gesetze angehört, auf der andern Seite
  • menschliche zufällige _Gewalttätigkeit_; das aber dem menschlichen
  • Gesetze zugeteilt ist, auf der andern den Eigensinn und den
  • _Ungehorsam_ des innerlichen Für-sich-seins; denn die Befehle der
  • Regierung sind der allgemeine, am Tage liegende öffentliche Sinn; der
  • Willen des andern Gesetzes aber ist der unterirdische, ins Innre
  • verschlossne Sinn, der in seinem Dasein als Willen der Einzelnheit
  • erscheint, und im Widerspruche mit dem ersten der Frevel ist.
  • Es entsteht hiedurch am Bewußtsein der Gegensatz des _Gewußten_ und
  • des _Nichtgewußten_, wie in der Substanz, des _Bewußten_ und
  • _Bewußtlosen_; und das absolute _Recht_ des sittlichen
  • _Selbstbewußtseins_ kommt mit dem göttlichen _Rechte_ des _Wesens_ in
  • Streit. Für das Selbstbewußtsein als Bewußtsein hat die
  • gegenständliche Wirklichkeit als solche Wesen; nach seiner Substanz
  • aber ist es die Einheit seiner und dieses Entgegengesetzten; und das
  • sittliche Selbstbewußtsein ist das Bewußtsein der Substanz; der
  • Gegenstand als dem Selbstbewußtsein entgegengesetzt, hat darum
  • gänzlich die Bedeutung verloren, für sich Wesen zu haben. Wie die
  • Sphären, worin er nur ein _Ding_ ist, längst verschwunden, so auch
  • diese Sphären, worin das Bewußtsein etwas aus sich befestiget und ein
  • einzelnes Moment zum Wesen macht. Gegen solche Einseitigkeit hat die
  • Wirklichkeit eine eigene Kraft; sie steht mit der Wahrheit im Bunde
  • gegen das Bewußtsein, und stellt diesem erst dar, was die Wahrheit
  • ist. Das sittliche Bewußtsein aber hat aus der Schale der absoluten
  • Substanz die Vergessenheit aller Einseitigkeit des Für-sich-seins,
  • seiner Zwecke und eigentümlichen Begriffe getrunken, und darum in
  • diesem stygischen Wasser zugleich alle eigne Wesenheit und
  • selbstständige Bedeutung der gegenständlichen Wirklichkeit ertränkt.
  • Sein absolutes Recht ist daher, daß es, indem es nach dem sittlichen
  • Gesetze handelt, in dieser Verwirklichung nicht irgend etwas anderes
  • finde, als nur die Vollbringung dieses Gesetzes selbst, und die Tat
  • nichts anders zeige, als das sittliche Tun ist.--Das Sittliche, als
  • das absolute _Wesen_ und die absolute _Macht_ zugleich kann keine
  • Verkehrung seines Inhalts erleiden. Wäre es nur das absolute _Wesen_
  • ohne die Macht, so könnte es eine Verkehrung durch die Individualität
  • erfahren; aber diese als sittliches Bewußtsein hat mit dem Aufgeben
  • des einseitigen Für-sich-seins dem Verkehren entsagt; so wie die
  • bloße Macht umgekehrt vom Wesen verkehrt werden würde, wenn sie noch
  • ein solches Für-sich-sein wäre. Um dieser Einheit willen ist die
  • Individualität reine Form der Substanz, die der Inhalt ist, und das
  • Tun ist das Übergehen aus dem Gedanken in die Wirklichkeit, nur als
  • die Bewegung eines wesenlosen Gegensatzes, dessen Momente keinen
  • besondern von einander verschiedenen Inhalt und Wesenheit haben. Das
  • absolute Recht des sittlichen Bewußtseins ist daher, daß die _Tat_,
  • die Gestalt seiner _Wirklichkeit_, nichts anders sei, als es _weiß_.
  • Aber das sittliche Wesen hat sich selbst in zwei Gesetze gespalten,
  • und das Bewußtsein, als unentzweites Verhalten zum Gesetze, ist nur
  • _einem_ zugeteilt. Wie dies _einfache_ Bewußtsein auf dem absoluten
  • Rechte besteht, daß ihm als sittlichem das Wesen _erschienen_ sei,
  • wie es _an sich_ ist, so besteht dieses Wesen auf dem Rechte seiner
  • _Realität_, oder darauf, gedoppeltes zu sein. Dies Recht des Wesens
  • steht aber zugleich dem Selbstbewußtsein nicht gegenüber, daß es
  • irgendwoanders wäre, sondern es ist das eigne Wesen des
  • Selbstbewußtseins; es hat darin allein sein Dasein und seine Macht,
  • und sein Gegensatz ist die _Tat_ des _Letztern_. Denn dieses, eben
  • indem es sich als Selbst ist und zur Tat schreitet, erhebt sich aus
  • der _einfachen Unmittelbarkeit_ und setzt selbst die _Entzweiung_.
  • Es gibt durch die Tat die Bestimmtheit der Sittlichkeit auf, die
  • einfache Gewißheit der unmittelbaren Wahrheit zu sein, und setzt die
  • Trennung seiner selbst in sich als das Tätige und in die
  • gegenüberstehende für es negative Wirklichkeit. Es wird also durch
  • die Tat zur _Schuld_. Denn sie ist sein _Tun_, und das Tun sein
  • eigenstes Wesen; und die _Schuld_ erhält auch die Bedeutung des
  • _Verbrechens_: denn als einfaches sittliches Bewußtsein hat es sich
  • dem einen Gesetze zugewandt, dem andern aber abgesagt, und verletzt
  • dieses durch seine Tat.--Die _Schuld_ ist nicht das gleichgültige
  • doppelsinnige Wesen, daß die Tat, wie sie _wirklich_ am Tage liegt,
  • _Tun_ ihres Selbsts sein könne oder auch nicht, als ob mit dem Tun
  • sich etwas Äußerliches und Zufälliges verknüpfen könnte, das dem Tun
  • nicht angehörte, von welcher Seite das Tun also unschuldig wäre.
  • Sondern das Tun ist selbst diese Entzweiung, sich für sich, und
  • diesem gegenüber eine fremde äußerliche Wirklichkeit zu setzen; daß
  • eine solche ist, gehört dem Tun selbst an und ist durch dasselbe.
  • Unschuldig ist daher nur das Nichttun wie das Sein eines Steines,
  • nicht einmal eines Kindes.--Dem Inhalte nach aber hat die sittliche
  • _Handlung_ das Moment des Verbrechens an ihr, weil sie die
  • _natürliche_ Verteilung der beiden Gesetze an die beiden Geschlechter
  • nicht aufhebt, sondern vielmehr als _unentzweite_ Richtung auf das
  • Gesetz innerhalb der _natürlichen Unmittelbarkeit_ bleibt, und als
  • Tun diese Einseitigkeit zur Schuld macht, nur die eine der Seiten des
  • Wesens zu ergreifen, und gegen die andre sich negativ zu verhalten, d.
  • h. sie zu verletzen. Wohin in dem allgemeinen sittlichen Leben
  • Schuld und Verbrechen, Tun und Handeln fällt, wird nachher bestimmter
  • ausgedrückt werden; es erhellt unmittelbar soviel, daß es nicht
  • _dieser Einzelne_ ist, der handelt und schuldig ist; denn er als
  • _dieses_ Selbst ist nur der unwirkliche Schatten, oder er ist nur als
  • allgemeines Selbst, und die Individualität rein das _formale_ Moment
  • des _Tuns_ überhaupt, und der Inhalt die Gesetze und Sitten, und
  • bestimmt für den Einzelnen, die seines Standes; er ist die Substanz
  • als Gattung, die durch ihre Bestimmtheit zwar zur Art wird, aber die
  • Art bleibt zugleich das Allgemeine der Gattung. Das Selbstbewußtsein
  • steigt innerhalb des Volkes vom Allgemeinen nur bis zur Besonderheit,
  • nicht bis zur einzelnen Individualität herab, welche ein
  • ausschließendes Selbst, eine sich negative Wirklichkeit in seinem Tun
  • setzt; sondern seinem Handeln liegt das sichre Vertrauen zum Ganzen
  • zugrunde, worin sich nichts Fremdes, keine Furcht noch Feindschaft
  • einmischt.
  • Die entwickelte Natur des _wirklichen_ Handelns erfährt nun das
  • sittliche Selbstbewußtsein an seiner Tat, ebensowohl wenn es dem
  • göttlichen, als wenn es dem menschlichen Gesetze sich ergab. Das ihm
  • offenbare Gesetz ist im Wesen mit dem entgegengesetzten verknüpft;
  • das Wesen ist die Einheit beider; die Tat aber hat nur das eine gegen
  • das andere ausgeführt. Aber im Wesen mit diesem verknüpft, ruft die
  • Erfüllung des einen das andere hervor, und, wozu die Tat es machte,
  • als ein verletztes, und nun feindliches, Rache forderndes Wesen. Dem
  • Handeln liegt nur die eine Seite des Entschlusses überhaupt an dem
  • Tage; er ist aber _an sich_ das Negative, das ein ihm Anderes, ein
  • ihm, der das Wissen ist, Fremdes gegenüberstellt. Die Wirklichkeit
  • hält daher die andere dem Wissen fremde Seite in sich verborgen, und
  • zeigt sich dem Bewußtsein nicht, wie sie an und für sich ist--dem
  • Sohne nicht den Vater in seinem Beleidiger, den er erschlägt; nicht
  • die Mutter in der Königin, die er zum Weibe nimmt. Dem sittlichen
  • Selbstbewußtsein stellt auf diese Weise eine lichtscheue Macht nach,
  • welche erst, wenn die Tat geschehen, hervorbricht und es bei ihr
  • ergreift; denn die vollbrachte Tat ist der aufgehobne Gegensatz des
  • wissenden Selbst und der ihm gegenüberstehenden Wirklichkeit. Das
  • Handelnde kann das Verbrechen und seine Schuld nicht verleugnen;--die
  • Tat ist dieses, das Unbewegte zu bewegen und das nur erst in der
  • Möglichkeit Verschlossene hervorzubringen, und hiemit das Unbewußte
  • dem Bewußten, das Nichtseiende dem Sein zu verknüpfen. In dieser
  • Wahrheit tritt also die Tat an die Sonne;--als ein solches, worin ein
  • Bewußtes einem Unbewußten, das Eigne einem Fremden verbunden ist, als
  • das entzweite Wesen, dessen andere Seite das Bewußtsein, und auch als
  • die seinige erfährt, aber als die von ihm verletzte und feindlich
  • erregte Macht.
  • Es kann sein, daß das Recht, welches sich im Hinterhalte hielt, nicht
  • in seiner eigentümlichen Gestalt für das handelnde _Bewußtsein_,
  • sondern nur _an sich_, in der innern Schuld des Entschlusses und des
  • Handelns vorhanden ist. Aber das sittliche Bewußtsein ist
  • vollständiger, seine Schuld reiner, wenn es das Gesetz und die Macht
  • _vorher kennt_, der es gegenübertritt, sie für Gewalt und Unrecht,
  • für eine sittliche Zufälligkeit nimmt, und wissentlich, wie Antigone,
  • das Verbrechen begeht. Die vollbrachte Tat verkehrt seine Ansicht;
  • die _Vollbringung_ spricht es selbst aus, daß was _sittlich_ ist,
  • _wirklich_ sein müsse; denn die _Wirklichkeit_ des Zwecks ist der
  • Zweck des Handelns. Das Handeln spricht gerade die _Einheit_ der
  • _Wirklichkeit_ und der _Substanz_ aus, es spricht aus, daß die
  • Wirklichkeit dem Wesen nicht zufällig ist, sondern mit ihm im Bunde
  • keinem gegeben wird, das nicht wahres Recht ist. Das sittliche
  • Bewußtsein muß sein Entgegengesetztes um dieser Wirklichkeit willen,
  • und um seines Tuns willen, als die seinige, es muß seine Schuld
  • anerkennen; _weil wir leiden, anerkennen wir, daß wir gefehlt._
  • Dies Anerkennen drückt den aufgehobenen Zwiespalt des sittlichen
  • _Zweckes_ und der _Wirklichkeit_, es drückt die Rückkehr zur
  • sittlichen _Gesinnung_ aus, die weiß, daß nichts gilt als das Rechte.
  • Damit aber gibt das Handelnde seinen _Charakter_ und die
  • _Wirklichkeit_ seines Selbsts auf, und ist zugrunde gegangen. Sein
  • _Sein_ ist dieses, seinem sittlichen Gesetze als seiner Substanz
  • anzugehören; in dem Anerkennen des Entgegengesetzten hat dies aber
  • aufgehört, ihm Substanz zu sein; und statt seiner Wirklichkeit hat es
  • die Unwirklichkeit, die Gesinnung, erreicht.--Die Substanz erscheint
  • zwar _an_ der Individualität als das _Pathos_ derselben, und die
  • Individualität als das, was sie belebt, und daher über ihr steht;
  • aber sie ist ein Pathos, das zugleich sein Charakter ist; die
  • sittliche Individualität ist unmittelbar und an sich eins mit diesem
  • seinem Allgemeinen, sie hat ihre Existenz nur in ihm, und vermag den
  • Untergang, den diese sittliche Macht durch die entgegengesetzte
  • leidet, nicht zu überleben.
  • Sie hat aber dabei die Gewißheit, daß diejenige Individualität, deren
  • Pathos diese entgegengesetzte Macht ist, _nicht mehr Übel erleidet,
  • als sie zugefügt_. Die Bewegung der sittlichen Mächte gegeneinander
  • und der sie in Leben und Handlung setzenden Individualitäten hat nur
  • darin ihr _wahres Ende_ erreicht, daß beide Seiten denselben
  • Untergang erfahren. Denn keine der Mächte hat etwas vor der andern
  • voraus, um _wesentlicheres_ Moment der Substanz zu sein. Die gleiche
  • Wesentlichkeit und das gleichgültige Bestehen beider nebeneinander
  • ist ihr selbstloses Sein; in der _Tat_ sind sie als Selbstwesen, aber
  • ein verschiedenes, was der Einheit des Selbsts widerspricht, und ihre
  • Rechtlosigkeit und notwendigen Untergang ausmacht. Der _Charakter_
  • gehört ebenso teils nach seinem Pathos oder Substanz nur der _einen_
  • an, teils ist nach der Seite des Wissens der eine wie der andere in
  • ein Bewußtes und Unbewußtes entzweit; und indem jeder selbst diesen
  • Gegensatz hervorruft, und durch die Tat auch das Nichtwissen sein
  • Werk ist, setzt er sich in die Schuld, die ihn verzehrt. Der Sieg
  • der einen Macht und ihres Charakters und das Unterliegen der andern
  • Seite wäre also nur der Teil und das unvollendete Werk, das
  • unaufhaltsam zum Gleichgewichte beider fortschreitet. Erst in der
  • gleichen Unterwerfung beider Seiten ist das absolute Recht vollbracht,
  • und die sittliche Substanz als die negative Macht, welche beide
  • Seiten verschlingt, oder das allmächtige und gerechte _Schicksal_
  • aufgetreten.
  • Werden beide Mächte nach ihrem bestimmten Inhalte und dessen
  • Individualisation genommen, so bietet sich das Bild ihres gestalteten
  • Widerstreits, nach seiner formellen Seite, als der Widerstreit der
  • Sittlichkeit und des Selbstbewußtseins mit der bewußtlosen Natur und
  • einer durch sie vorhandenen Zufälligkeit--diese hat ein Recht gegen
  • jenes, weil es nur der _wahre_ Geist, nur in _unmittelbarer_ Einheit
  • mit seiner Substanz ist--und seinem Inhalte nach als der Zwiespalt
  • des göttlichen und menschlichen Gesetzes dar.--Der Jüngling tritt aus
  • dem bewußtlosen Wesen, aus dem Familiengeiste, und wird die
  • Individualität des Gemeinwesens; daß er aber der Natur, der er sich
  • entriß, noch angehöre, erweist sich so, daß er in der Zufälligkeit
  • zweier Brüder heraustritt, welche mit gleichem Rechte sich desselben
  • bemächtigen; die Ungleichheit der frühern und spätern Geburt hat _für
  • sie_, die in das sittliche Wesen eintreten, als Unterschied der Natur,
  • keine Bedeutung. Aber die Regierung, als die einfache Seele oder
  • das Selbst des Volksgeistes, verträgt nicht eine Zweiheit der
  • Individualität; und der sittlichen Notwendigkeit dieser Einheit tritt
  • die Natur als der Zufall der Mehrheit gegenüber auf. Diese beiden
  • werden darum uneins, und ihr gleiches Recht an die Staatsgewalt
  • zertrümmert beide, die gleiches Unrecht haben. Menschlicherweise
  • angesehen, hat derjenige das Verbrechen begangen, welcher, nicht _im
  • Besitze_, das Gemeinwesen, an dessen Spitze der andere stand,
  • angreift; derjenige dagegen hat das Recht auf seiner Seite, welcher
  • den andern nur als _Einzelnen_, abgelöst von dem Gemeinwesen, zu
  • fassen wußte und in dieser Machtlosigkeit vertrieb; er hat nur das
  • Individuum als solches, nicht jenes, nicht das Wesen des menschlichen
  • Rechts, angetastet. Das von der leeren Einzelnheit angegriffene und
  • verteidigte Gemeinwesen erhält sich, und die Brüder finden beide
  • ihren wechselseitigen Untergang durcheinander; denn die
  • Individualität, welche _an ihr Für-sich-sein_ die Gefahr des Ganzen
  • knüpft, hat sich selbst vom Gemeinwesen ausgestoßen, und löst sich in
  • sich auf. Den einen aber, der auf seiner Seite sich fand, wird es
  • ehren; den andern hingegen, der schon auf den Mauern seine Verwüstung
  • aussprach, wird die Regierung, die wiederhergestellte Einfachheit des
  • Selbsts des Gemeinwesens, um die letzte Ehre bestrafen; wer an dem
  • höchsten Geiste des Bewußtseins, der Gemeine, sich zu vergreifen kam,
  • muß der Ehre seines ganzen vollendeten Wesens, der Ehre des
  • abgeschiedenen Geistes, beraubt werden.
  • Aber wenn so das Allgemeine die reine Spitze seiner Pyramide leicht
  • abstößt, und über das sich empörende Prinzip der Einzelnheit, die
  • Familie, zwar den _Sieg_ davonträgt, so hat es sich dadurch mit dem
  • göttlichen Gesetze, der seiner selbstbewußte Geist sich mit dem
  • Bewußtlosen nur in _Kampf_ eingelassen; denn dieser ist die andre
  • wesentliche und darum von jener unzerstörte und nur beleidigte Macht.
  • Er hat aber gegen das gewalthabende, am Tage liegende Gesetz seine
  • Hülfe zur _wirklichen_ Ausführung nur an dem blutlosen Schatten. Als
  • das Gesetz der Schwäche und der Dunkelheit unterliegt er daher
  • zunächst dem Gesetze des Tages und der Kraft, denn jene Gewalt gilt
  • unten, nicht auf Erden. Allein das Wirkliche, das dem Innerlichen
  • seine Ehre und Macht genommen, hat damit sein Wesen aufgezehrt. Der
  • offenbare Geist hat die Wurzel seiner Kraft in der Unterwelt; die
  • ihrer selbst sichere und sich versichernde _Gewißheit_ des Volkes hat
  • die _Wahrheit_ ihres Alle in Eins bindenden Eides nur in der
  • bewußtlosen und stummen Substanz Aller, in den Wässern der
  • Vergessenheit. Hiedurch verwandelt sich die Vollbringung des
  • offenbaren Geistes in das Gegenteil, und er erfährt, daß sein
  • höchstes Recht das höchste Unrecht, sein Sieg vielmehr sein eigener
  • Untergang ist. Der Tote, dessen Recht gekränkt ist, weiß darum für
  • seine Rache Werkzeuge zu finden, welche von gleicher Wirklichkeit und
  • Gewalt sind mit der Macht, die ihn verletzt. Diese Mächte sind
  • andere Gemeinwesen, deren Altäre die Hunde oder Vögel mit der Leiche
  • besudelten, welche nicht durch die ihr gebührende Zurückgabe an das
  • elementarische Individuum in die bewußtlose Allgemeinheit erhoben,
  • sondern über der Erde im Reiche der Wirklichkeit geblieben, und als
  • die Kraft des göttlichen Gesetzes, nun eine selbstbewußte wirkliche
  • Allgemeinheit erhält. Sie machen sich feindlich auf, und zerstören
  • das Gemeinwesen, das seine Kraft, die Pietät der Familie, entehrt und
  • zerbrochen hat.
  • In dieser Vorstellung hat die Bewegung des menschlichen und
  • göttlichen Gesetzes den Ausdruck ihrer Notwendigkeit an Individuen,
  • an denen das Allgemeine als ein _Pathos_ und die Tätigkeit der
  • Bewegung als _individuelles_ Tun erscheint, welches der Notwendigkeit
  • derselben den Schein der Zufälligkeit gibt. Aber die Individualität
  • und das Tun macht das Prinzip der Einzelnheit überhaupt aus, das in
  • seiner reinen Allgemeinheit das innere göttliche Gesetz genannt wurde.
  • Als Moment des offenbaren Gemeinwesens hat es nicht nur jene
  • unterirdische oder in seinem Dasein äußerliche Wirksamkeit, sondern
  • ein ebenso offenbares an dem wirklichen Volke wirkliches Dasein und
  • Bewegung. In dieser Form genommen, erhält das, was als einfache
  • Bewegung des individualisierten Pathos vorgestellt wurde, ein anderes
  • Aussehen, und das Verbrechen und die dadurch begründete Zerstörung
  • des Gemeinwesens die eigentliche Form ihres Daseins.--Das menschliche
  • Gesetz also in seinem allgemeinen Dasein, das Gemeinwesen, in seiner
  • Betätigung überhaupt die Männlichkeit, in seiner wirklichen
  • Betätigung die Regierung, _ist, bewegt_ und _erhält_ sich dadurch,
  • daß es die Absonderung der Penaten oder die selbstständige
  • Vereinzelung in Familien, welchen die Weiblichkeit vorsteht, in sich
  • aufzehrt, und sie in der Kontinuität seiner Flüssigkeit aufgelöst
  • erhält. Die Familie ist aber zugleich überhaupt sein Element, das
  • einzelne Bewußtsein allgemeiner betätigender Grund. Indem das
  • Gemeinwesen sich nur durch die Störung der Familienglückseligkeit und
  • die Auflösung des Selbstbewußtseins in das allgemeine sein Bestehen
  • gibt, erzeugt es sich an dem, was es unterdrückt und was ihm zugleich
  • wesentlich ist, an der Weiblichkeit überhaupt seinen innern Feind.
  • Diese--die ewige Ironie des Gemeinwesens--verändert durch die Intrige
  • den allgemeinen Zweck der Regierung in einen Privatzweck, verwandelt
  • ihre allgemeine Tätigkeit in ein Werk dieses bestimmten Individuums,
  • und verkehrt das allgemeine Eigentum des Staats zu einem Besitz und
  • Putz der Familie. Sie macht hiedurch die ernsthafte Weisheit des
  • reifen Alters, das, der Einzelnheit--der Lust und dem Genusse, sowie
  • der wirklichen Tätigkeit--abgestorben, nur das Allgemeine denkt und
  • besorgt, zum Spotte für den Mutwillen der unreifen Jugend, und zur
  • Verachtung für ihren Enthusiasmus; erhebt überhaupt die Kraft der
  • Jugend zum Geltenden--des Sohnes, an dem die Mutter ihren Herrn
  • geboren, des Bruders, an dem die Schwester den Mann als ihresgleichen
  • hat, des Jünglings, durch den die Tochter ihrer Unselbstständigkeit
  • entnommen, den Genuß und die Würde der Frauenschaft erlangt.--Das
  • Gemeinwesen kann sich aber nur durch Unterdrückung dieses Geistes der
  • Einzelnheit erhalten, und, weil er wesentliches Moment ist, erzeugt
  • es ihn zwar ebenso, und zwar durch die unterdrückende Haltung gegen
  • denselben als ein feindseliges Prinzip. Dieses würde jedoch, da es
  • vom allgemeinen Zwecke sich trennend, nur böse und in sich nichtig
  • ist, nichts vermögen, wenn nicht das Gemeinwesen selbst die Kraft der
  • Jugend, die Männlichkeit, welche nicht reif noch innerhalb der
  • Einzelnheit steht, als die _Kraft_ des Ganzen anerkannte. Denn es
  • ist ein Volk, es ist selbst Individualität und wesentlich nur so für
  • _sich_, daß _andere Individualitäten für es_ sind, daß es sie von
  • sich _ausschließt_ und sich unabhängig von ihnen weiß. Die negative
  • Seite des Gemeinwesens, _nach innen_ die Vereinzelung der Individuen
  • unterdrückend, nach _außen_ aber _selbsttätig_, hat an der
  • Individualität seine Waffen. Der Krieg ist der Geist und die Form,
  • worin das wesentliche Moment der sittlichen Substanz, die absolute
  • _Freiheit_ des sittlichen _Selbstwesens_ von allem Dasein, in ihrer
  • Wirklichkeit und Bewährung vorhanden ist. Indem er einerseits den
  • einzelnen _Systemen_ des Eigentums und der persönlichen
  • Selbstständigkeit wie auch der einzelnen _Persönlichkeit_ selbst die
  • Kraft des Negativen zu fühlen gibt, erhebt andererseits in ihm eben
  • dies negative Wesen sich als das Erhaltende des Ganzen; der tapfre
  • Jüngling, an welchem die Weiblichkeit ihre Lust hat, das unterdrückte
  • Prinzip des Verderbens tritt an den Tag und ist das Geltende. Nun
  • ist es die natürliche Kraft und das, was als Zufall des Glücks
  • erscheint, welche über das Dasein des sittlichen Wesens und die
  • geistige Notwendigkeit entscheiden; weil auf Stärke und Glück das
  • Dasein des sittlichen Wesens beruht, so ist _schon entschieden_, daß
  • es zugrunde gegangen.--Wie vorhin nur Penaten im Volksgeiste, so
  • gehen die _lebendigen_ Volksgeister durch ihre Individualität itzt in
  • einem _allgemeinen_ Gemeinwesen zugrunde, dessen _einfache
  • Allgemeinheit_ geistlos und tot, und dessen Lebendigkeit das
  • _einzelne_ Individuum, als einzelnes ist. Die sittliche Gestalt des
  • Geistes ist verschwunden, und es tritt eine andere an ihre Stelle.
  • Dieser Untergang der sittlichen Substanz und ihr Übergang in eine
  • andere Gestalt ist also dadurch bestimmt, daß das sittliche
  • Bewußtsein auf das Gesetz wesentlich _unmittelbar_ gerichtet ist; in
  • dieser Bestimmung der Unmittelbarkeit liegt, daß in die Handlung der
  • Sittlichkeit die Natur überhaupt hereinkommt. Ihre Wirklichkeit
  • offenbart nur den Widerspruch und den Keim des Verderbens, den die
  • schöne Einmütigkeit und das ruhige Gleichgewicht des sittlichen
  • Geistes eben an dieser Ruhe und Schönheit selbst hat; denn die
  • Unmittelbarkeit hat die widersprechende Bedeutung, die bewußtlose
  • Ruhe der Natur, und die selbstbewußte unruhige Ruhe des Geistes zu
  • sein.--Um dieser Natürlichkeit willen ist überhaupt dieses sittliche
  • Volk eine durch die Natur bestimmte und daher beschränkte
  • Individualität, und findet also ihre Aufhebung an einer andern.
  • Indem aber diese Bestimmtheit, die im Dasein gesetzt, Beschränkung,
  • aber ebenso das Negative überhaupt und das Selbst der Individualität
  • ist, verschwindet, ist das Leben des Geistes und diese in Allen ihrer
  • selbstbewußte Substanz verloren. Sie tritt als eine _formelle
  • Allgemeinheit_ an ihnen heraus, ist ihnen nicht mehr als lebendiger
  • Geist inwohnend, sondern die einfache Gediegenheit ihrer
  • Individualität ist in viele Punkte zersprungen.
  • c. Rechtszustand
  • Die allgemeine Einheit, in welche die lebendige unmittelbare Einheit
  • der Individualität und der Substanz zurückgeht, ist das geistlose
  • Gemeinwesen, das aufgehört hat, die selbstbewußtlose Substanz der
  • Individuen zu sein, und worin sie itzt nach ihrem einzelnen
  • Für-sich-sein als Selbstwesen und Substanzen gelten. Das Allgemeine
  • in die Atome der absolut vielen Individuen zersplittert, dieser
  • gestorbene Geist ist eine _Gleichheit_, worin _Alle_ als _Jede_, als
  • _Personen_ gelten.--Was in der Welt der Sittlichkeit das verborgene
  • göttliche Gesetz genannt wurde, ist in der Tat aus seinem Innern in
  • die Wirklichkeit getreten; in jener galt und war der _Einzelne_
  • wirklich nur als das allgemeine _Blut_ der _Familie_. Als _dieser_
  • Einzelne war er der _selbstlose abgeschiedene_ Geist; nun aber ist er
  • aus seiner Unwirklichkeit hervorgetreten. Weil die sittliche
  • Substanz nur der _wahre_ Geist ist, darum geht er in die _Gewißheit_
  • seiner selbst zurück; jene ist er als das _positive_ Allgemeine, aber
  • seine Wirklichkeit ist, _negatives_ allgemeines _Selbst_ zu sein.
  • --Wir sahen die Mächte und die Gestalten der sittlichen Welt in der
  • einfachen Notwendigkeit des leeren _Schicksals_ versinken. Diese
  • ihre Macht ist die in ihre Einfachheit sich reflektierende Substanz;
  • aber das in sich reflektierende absolute Wesen, eben jene
  • Notwendigkeit des leeren Schicksals, ist nichts anders als das _Ich_
  • des Selbstbewußtseins.
  • Dieses gilt hiemit nunmehr als das _an und für sich_ seiende Wesen;
  • dies _Anerkanntsein_ ist seine Substantialität; aber sie ist die
  • _abstrakte Allgemeinheit_, weil ihr Inhalt _dieses spröde Selbst_,
  • nicht das in der Substanz aufgelöste ist.
  • Die Persönlichkeit ist also hier aus dem Leben der sittlichen
  • Substanz herausgetreten; sie ist die _wirklich geltende_
  • Selbstständigkeit des Bewußtseins. Der _unwirkliche Gedanke_
  • derselben, der sich durch _Verzichttun_ auf die _Wirklichkeit_ wird,
  • ist früher als _stoisches_ Selbstbewußtsein vorgekommen; wie dieses
  • aus der Herrschaft und Knechtschaft, als dem unmittelbaren Dasein des
  • _Selbstbewußtsein_, so ist die Persönlichkeit aus dem unmittelbaren
  • _Geiste_--der der allgemeine herrschende Willen Aller und ebenso ihr
  • dienender Gehorsam ist, hervorgegangen. Was dem Stoizismus nur in
  • der _Abstraktion_ das _An-sich_ war, ist nun _wirkliche_ Welt. Er
  • ist nichts anderes als das Bewußtsein, welches das Prinzip des
  • Rechtszustands, die geistlose Selbstständigkeit, auf seine abstrakte
  • Form bringt; durch seine Flucht aus der _Wirklichkeit_ erreichte es
  • nur den Gedanken der Selbstständigkeit; es ist absolut für _sich_
  • dadurch, daß es sein Wesen nicht an irgendein Dasein knüpft, sondern
  • jedes Dasein aufgegeben, und sein Wesen allein in die Einheit des
  • reinen Denkens setzt. Auf dieselbe Weise ist das Recht der Person
  • weder an ein reicheres oder mächtigeres Dasein des Individuums als
  • eines solchen, noch auch an einen allgemeinen lebendigen Geist
  • geknüpft, sondern vielmehr an das reine Eins seiner abstrakten
  • Wirklichkeit oder an es als Selbstbewußtsein überhaupt.
  • Wie nun die _abstrakte_ Selbstständigkeit des Stoizismus ihre
  • Verwirklichung darstellte, so wird auch diese letztere die Bewegung
  • jener ersten wiederholen. Jene geht in die skeptische Verwirrung des
  • Bewußtseins über, in eine Faselei des Negativen, welche gestaltlos
  • von einer Zufälligkeit des Seins und Gedankens zur andern irrt, sie
  • zwar in der absoluten Selbstständigkeit auflöst, aber ebensosehr
  • wieder erzeugt; und in der Tat nur der Widerspruch der
  • Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit des Bewußtseins ist.
  • --Ebenso ist die persönliche Selbstständigkeit des _Rechts_ vielmehr
  • diese gleiche allgemeine Verwirrung und gegenseitige Auflösung. Denn
  • was als das absolute Wesen gilt, ist das Selbstbewußtsein als das
  • reine _leere Eins_ der Person. Gegen diese leere Allgemeinheit hat
  • die Substanz die Form der _Erfüllung_ und des _Inhalts_, und dieser
  • ist nun völlig freigelassen und ungeordnet; denn der Geist ist nicht
  • mehr vorhanden, der ihn unterjochte, und in seiner Einheit
  • zusammenhielt.--Dies leere Eins der Person ist daher in seiner
  • _Realität_ ein zufälliges Dasein und wesenloses Bewegen und Tun,
  • welches zu keinem Bestand kommt. Wie der Skeptizismus, ist der
  • Formalismus des Rechts also durch seinen Begriff ohne eigentümlichen
  • Inhalt, findet ein mannigfaltiges Bestehen, den Besitz, vor, und
  • drückt ihm dieselbe abstrakte Allgemeinheit, wodurch er _Eigentum_
  • heißt, auf wie jener. Wenn aber die so bestimmte Wirklichkeit im
  • Skeptizismus _Schein_ überhaupt heißt, und nur einen negativen Wert
  • hat, so hat sie im Rechte einen positiven. Jener negative Wert
  • besteht darin, daß das Wirkliche die Bedeutung des Selbsts als
  • Denkens, als des _an sich_ Allgemeinen hat, dieser positive aber
  • darin, daß es _Mein_ in der Bedeutung der Kategorie, als _ein
  • anerkanntes_ und _wirkliches_ Gelten ist.--Beides ist dasselbe
  • _abstrakte Allgemeine_; der wirkliche Inhalt oder die _Bestimmtheit_
  • des Meinen--es sei nun eines äußerlichen Besitzes, oder auch des
  • innern Reichtums oder Armut des Geistes und Charakters, ist nicht in
  • dieser leeren Form enthalten und geht sie nichts an. Er gehört also
  • einer _eignen Macht_ an, die ein anderes als das formal Allgemeine,
  • die der Zufall und die Willkür ist.--Das Bewußtsein des Rechts
  • erfährt darum in seinem wirklichen Gelten selbst vielmehr den Verlust
  • seiner Realität und seine vollkommne Unwesentlichkeit, und ein
  • Individuum als eine _Person_ bezeichnen ist Ausdruck der Verachtung.
  • Die freie Macht des Inhalts bestimmt sich so, daß die Zerstreuung in
  • die absolute _Vielheit_ der persönlichen Atome durch die Natur dieser
  • Bestimmtheit zugleich in _einen_ ihnen fremden und ebenso geistlosen
  • Punkt gesammelt ist, der einesteils gleich der Sprödigkeit ihrer
  • Personalität rein einzelne Wirklichkeit ist, aber im Gegensatze gegen
  • ihre leere Einzelnheit zugleich die Bedeutung alles Inhalts, dadurch
  • des realen Wesens für sie hat, und gegen ihre vermeinte absolute, an
  • sich aber wesenlose Wirklichkeit die allgemeine Macht und absolute
  • Wirklichkeit ist. Dieser Herr der Welt ist sich auf diese Weise die
  • absolute zugleich alles Dasein in sich befassende Person, für deren
  • Bewußtsein kein höherer Geist existiert. Er ist Person; aber die
  • einsame Person, welche _allen_ gegenübergetreten; diese Alle machen
  • die geltende Allgemeinheit der Person aus, denn das Einzelne als
  • solches ist wahr nur als allgemeine Vielheit der Einzelnheit, von
  • dieser abgetrennt ist das einsame Selbst in der Tat das unwirkliche,
  • kraftlose Selbst.--Zugleich ist es das Bewußtsein des Inhalts, der
  • jener allgemeinen Persönlichkeit gegenübergetreten ist. Dieser
  • Inhalt aber von seiner negativen Macht befreit ist das Chaos der
  • geistigen Mächte, die entfesselt als elementarische Wesen in wilder
  • Ausschweifung sich gegeneinander toll und zerstörend bewegen; ihr
  • kraftloses Selbstbewußtsein ist die machtlose Umschließung und der
  • Boden ihres Tumultes. Sich so als den Inbegriff aller wirklichen
  • Mächte wissend, ist dieser Herr der Welt das ungeheure
  • Selbstbewußtsein, das sich als den wirklichen Gott weiß; indem er
  • aber nur das formale Selbst ist, das sie nicht zu bändigen vermag,
  • ist seine Bewegung und Selbstgenuß die ebenso ungeheure Ausschweifung.
  • Der Herr der Welt hat das wirkliche Bewußtsein dessen, was er ist,
  • der allgemeinen Macht der Wirklichkeit, in der zerstörenden Gewalt,
  • die er gegen das ihm gegenüberstehende Selbst seiner Untertanen
  • ausübt. Denn seine Macht ist nicht die _Einigkeit_ des Geistes,
  • worin die Personen ihr eigenes Selbstbewußtsein erkannten, vielmehr
  • sind sie als Personen für sich und schließen die Kontinuität mit
  • andern aus der absoluten Sprödigkeit ihrer Punktualität aus; sie sind
  • also in einem nur negativen Verhältnisse wie zueinander so zu ihm,
  • der ihre Beziehung oder Kontinuität ist. Als diese Kontinuität ist
  • er das Wesen und der Inhalt ihres Formalismus; aber der ihnen fremde
  • Inhalt, und das feindliche Wesen, welches gerade dasjenige, was für
  • sie als ihr Wesen gilt, das inhaltsleere Für-sich-sein, vielmehr
  • aufhebt;--und als die Kontinuität ihrer Persönlichkeit eben diese
  • zerstört. Die rechtliche Persönlichkeit erfährt also, indem der ihr
  • fremde Inhalt sich in ihr geltend macht, und er macht sich in ihnen
  • geltend, weil er ihre Realität ist--vielmehr ihre Substanzlosigkeit.
  • Das zerstörende Wühlen in diesem wesenlosen Boden gibt sich dagegen
  • das Bewußtsein seiner Allherrschaft, aber dieses Selbst ist bloßes
  • Verwüsten, daher nur außer sich, und vielmehr das Wegwerfen seines
  • Selbstbewußtseins.
  • So ist die Seite beschaffen, in welcher das Selbstbewußtsein als
  • absolutes Wesen _wirklich_ ist. Das aus dieser Wirklichkeit aber _in
  • sich zurückgetriebene Bewußtsein_ denkt diese seine Unwesenheit; wir
  • sahen früher die stoische Selbstständigkeit des reinen Denkens durch
  • den Skeptizismus hindurchgehen und in dem unglücklichen Bewußtsein
  • ihre Wahrheit finden--die Wahrheit, welche Bewandtnis es mit seinem
  • An- und Für-sich-sein hat. Wenn dies Wissen damals nur als die
  • einseitige Ansicht des Bewußtseins als eines solchen erschien, so ist
  • hier ihre _wirkliche_ Wahrheit eingetreten. Sie besteht darin, daß
  • dies _allgemeine Gelten_ des Selbstbewußtseins, die ihm entfremdete
  • Realität ist. Dies _Gelten_ ist die allgemeine Wirklichkeit des
  • Selbsts, aber sie ist unmittelbar ebenso die Verkehrung; sie ist der
  • Verlust seines Wesens.--Die in der sittlichen Welt nicht vorhandne
  • Wirklichkeit des Selbsts ist durch ihr Zurückgehen in die _Person_
  • gewonnen worden, was in jener einig war, tritt nun entwickelt, aber
  • sich entfremdet auf.
  • B. Der sich entfremdete Geist; die Bildung
  • Die sittliche Substanz erhielt den Gegensatz in ihr einfaches
  • Bewußtsein eingeschlossen, und dieses in unmittelbarer Einheit mit
  • seinem Wesen. Das Wesen hat darum die einfache Bestimmtheit des
  • _Seins_ für das Bewußtsein, das unmittelbar darauf gerichtet, und
  • dessen Sitte es ist; weder gilt das Bewußtsein sich als _dieses
  • ausschließende Selbst_, noch hat die Substanz die Bedeutung eines aus
  • ihm ausgeschlossenen Daseins, mit dem es sich nur durch die
  • Entfremdung seiner selbst eins zu setzen und sie zugleich
  • hervorzubringen hätte. Aber derjenige Geist, dessen Selbst das
  • absolut diskrete ist, hat seinen Inhalt sich als eine ebenso harte
  • Wirklichkeit gegenüber, und die Welt hat hier die Bestimmung, ein
  • Äußerliches, das Negative des Selbstbewußtseins zu sein. Aber diese
  • Welt ist geistiges Wesen, sie ist an sich die Durchdringung des Seins
  • und der Individualität; dies ihr Dasein ist das _Werk_ des
  • Selbstbewußtseins; aber ebenso eine unmittelbar vorhandne ihm fremde
  • Wirklichkeit, welche eigentümliches Sein hat, und worin es sich nicht
  • erkennt. Sie ist das äußerliche Wesen, und der freie Inhalt des
  • Rechts; aber diese äußerliche Wirklichkeit, welche der Herr der Welt
  • des Rechts in sich befaßt, ist nicht nur dieses zufällig für das
  • Selbst vorhandne elementarische Wesen, sondern sie ist seine aber
  • nicht positive Arbeit--vielmehr seine negative. Sie erhält ihr
  • Dasein durch die _eigne_ Entäußerung und Entwesung des
  • Selbstbewußtseins, welche ihm in der Verwüstung, die in der Welt des
  • Rechts herrscht, die äußerliche Gewalt der losgebundnen Elemente
  • anzutun scheinet. Diese für sich sind nur das reine Verwüsten und
  • die Auflösung ihrer selbst; diese Auflösung aber, dies ihr negatives
  • Wesen ist eben das Selbst; es ist ihr Subjekt, ihr Tun und Werden.
  • Dies Tun und Werden aber, wodurch die Substanz wirklich wird, ist die
  • Entfremdung der Persönlichkeit, denn das _unmittelbar_, d.h. _ohne
  • Entfremdung_ an und für sich geltende Selbst ist ohne Substanz, und
  • das Spiel jener tobenden Elemente; seine Substanz ist also seine
  • Entäußerung selbst, und die Entäußerung ist die Substanz, oder die zu
  • einer Welt sich ordnenden und sich dadurch erhaltenden geistigen
  • Mächte.
  • Die Substanz ist auf diese Weise Geist, selbstbewußte _Einheit_ des
  • Selbsts und des Wesens, aber beides hat auch die Bedeutung der
  • Entfremdung füreinander. Er ist _Bewußtsein_ einer für sich freien
  • gegenständlichen Wirklichkeit; diesem Bewußtsein aber steht jene
  • Einheit des Selbst und des Wesens gegenüber, dem _wirklichen_ das
  • _reine Bewußtsein_. Einerseits geht das wirkliche Selbstbewußtsein
  • durch seine Entäußerung in die wirkliche Welt über, und diese in
  • jenes zurück; andrerseits aber ist eben diese Wirklichkeit, sowohl
  • die Person wie die Gegenständlichkeit, aufgehoben; sie sind rein
  • allgemeine. Diese ihre Entfremdung ist das _reine Bewußtsein_ oder
  • das _Wesen_. Die Gegenwart hat unmittelbar den Gegensatz an ihrem
  • _Jenseits_, das ihr Denken und Gedachtsein; so wie dies am Diesseits,
  • das seine ihm entfremdete Wirklichkeit ist.
  • Dieser Geist bildet sich daher nicht nur _eine_ Welt, sondern eine
  • gedoppelte, getrennte und entgegengesetzte aus.--Die Welt des
  • sittlichen Geistes ist seine eigne _Gegenwart_; und daher jede Macht
  • derselben in dieser Einheit, und insofern beide sich unterscheiden,
  • im Gleichgewichte mit dem Ganzen. Nichts hat die Bedeutung des
  • Negativen des Selbstbewußtseins; selbst der abgeschiedne Geist ist im
  • _Blute_ der Verwandtschaft, im _Selbst_ der Familie gegenwärtig, und
  • die allgemeine _Macht_ der Regierung ist der _*Willen*_, das Selbst
  • des Volks. Hier aber bedeutet das Gegenwärtige nur gegenständliche
  • _Wirklichkeit_, die ihr Bewußtsein jenseits hat; jedes einzelne
  • Moment als _Wesen_ empfängt dies und damit die Wirklichkeit von einem
  • andern, und insofern es wirklich ist, ist sein Wesen ein andres als
  • seine Wirklichkeit. Nichts hat einen in ihm selbst gegründeten und
  • inwohnenden Geist, sondern ist außer sich in einem fremden,--das
  • Gleichgewicht des Ganzen nicht die bei sich selbst bleibende Einheit
  • und ihre in sich zurückgekehrte Beruhigung, sondern beruht auf der
  • Entfremdung des Entgegengesetzten. Das Ganze ist daher, wie jedes
  • einzelne Moment, eine sich entfremdete Realität; es zerfällt in ein
  • Reich, worin das _Selbstbewußtsein wirklich_ sowohl es als sein
  • Gegenstand ist, und in ein anderes, das Reich des _reinen_
  • Bewußtseins, welches jenseits des ersten nicht wirkliche Gegenwart
  • hat, sondern im _Glauben_ ist. Wie nun die sittliche Welt aus der
  • Trennung des göttlichen und menschlichen Gesetzes und ihrer Gestalten,
  • und ihr Bewußtsein aus der Trennung in das Wissen und in die
  • Bewußtlosigkeit zurück in sein Schicksal, in das _Selbst_ als die
  • _negative Macht_ dieses Gegensatzes geht, so werden auch diese beiden
  • Reiche des sich entfremdeten Geistes in das _Selbst_ zurückkehren;
  • aber wenn jenes das erste unmittelbar geltende _Selbst_, die einzelne
  • _Person_, war, so wird dies zweite, das aus seiner Entäußerung in
  • sich zurückkehrt, das _allgemeine Selbst_, das den _Begriff_
  • erfassende Bewußtsein sein; und diese geistigen Welten, deren alle
  • Momente eine fixierte Wirklichkeit und ungeistiges Bestehen von sich
  • behaupten, werden sich in der _reinen Einsicht_ auflösen. Sie als
  • das sich selbst _erfassende_ Selbst vollendet die Bildung; sie faßt
  • nichts als das Selbst, und alles als das Selbst auf, d.h. sie
  • _begreift_ alles, tilgt alle Gegenständlichkeit, und verwandelt alles
  • _An-sich_-sein in ein _Für-sich_-sein. Gegen den Glauben als das
  • fremde jenseits liegende Reich des _Wesens_ gekehrt, ist sie die
  • _Aufklärung_. Diese vollendet auch an diesem Reiche, wohin sich der
  • entfremdete Geist, als in das Bewußtsein der sich selbst gleichen
  • Ruhe rettet, die Entfremdung; sie verwirrt ihm die Haushaltung, die
  • er hier führt, dadurch, daß sie die Gerätschaften der diesseitigen
  • Welt hineinbringt, die er als sein Eigentum nicht verleugnen kann,
  • weil sein Bewußtsein ihr gleichfalls angehört.--In diesem negativen
  • Geschäfte realisiert zugleich die reine Einsicht sich selbst, und
  • bringt ihren eignen Gegenstand, das unerkennbare _absolute Wesen_,
  • und das _Nützliche_ hervor. Indem auf diese Weise die Wirklichkeit
  • alle Substantialität verloren und nichts mehr _an sich_ in ihr ist,
  • so ist wie das Reich des Glaubens so auch der realen Welt gestürzt,
  • und diese Revolution bringt die _absolute Freiheit_ hervor, womit der
  • vorher entfremdete Geist vollkommen in sich zurückgegangen ist, dies
  • Land der Bildung verläßt, und in ein anderes Land, in das Land des
  • _moralischen Bewußtseins_ übergeht.
  • I. Die Welt des sich entfremdeten Geistes
  • Die Welt dieses Geistes zerfällt in die gedoppelte; die erste ist die
  • Weit der Wirklichkeit oder seiner Entfremdung selbst; die andre aber
  • die, welche er, über die erste sich erhebend, im Äther des reinen
  • Bewußtseins sich erbaut. Diese, jener Entfremdung _entgegengesetzt_,
  • ist eben darum nicht frei davon, sondern vielmehr nur die andre Form
  • der Entfremdung, welche eben darin besteht, in zweierlei Welten das
  • Bewußtsein zu haben, und beide umfaßt. Es ist also nicht das
  • Selbstbewußtsein des absoluten Wesens, wie es _an_ und _für sich_ ist,
  • nicht die Religion, welche hier betrachtet wird, sondern der
  • _Glauben_, insofern er die _Flucht_ aus der wirklichen Welt und also
  • nicht _an_ und _für sich_ ist. Diese Flucht aus dem Reiche der
  • Gegenwart ist daher an ihr selbst unmittelbar die gedoppelte. Das
  • reine Bewußtsein ist das Element, in welches der Geist sich erhebt;
  • aber es ist nicht nur das Element des _Glaubens_, sondern ebenso des
  • _Begriffs_; beide treten daher zugleich miteinander ein, und jener
  • kömmt nur in Betracht im Gegensatze gegen diesen.
  • a. Die Bildungund ihr Reich der Wirklichkeit
  • Der Geist dieser Welt ist das von einem _Selbst_bewußtsein
  • durchdrungne geistige _Wesen_, das sich als _dieses für sich seiende_
  • unmittelbar gegenwärtig, und das _Wesen_ als eine Wirklichkeit sich
  • gegenüber weiß. Aber das Dasein dieser Welt sowie die Wirklichkeit
  • des Selbstbewußtseins beruht auf der Bewegung, daß dieses seiner
  • Persönlichkeit sich entäußert, hiedurch seine Welt hervorbringt, und
  • sich gegen sie als eine Fremde so verhält, daß es sich ihrer nunmehr
  • zu bemächtigen hat. Aber die Entsagung seines Für-sich-seins ist
  • selbst die Erzeugung der Wirklichkeit, und durch sie bemächtigt es
  • sich also unmittelbar derselben.--Oder das Selbstbewußtsein ist nur
  • _Etwas_, es hat nur _Realität_, insofern es sich selbst entfremdet;
  • hiedurch setzt es sich als allgemeines, und diese seine Allgemeinheit
  • ist sein Gelten und Wirklichkeit. Diese _Gleichheit_ mit allen ist
  • daher nicht jene Gleichheit des Rechts, nicht jenes unmittelbare
  • Anerkanntsein und Gelten des Selbstbewußtseins, darum weil es _ist_;
  • sondern daß es gelte, ist durch die entfremdende Vermittlung, sich
  • dem Allgemeinen gemäß gemacht zu haben. Die geistlose Allgemeinheit
  • des Rechts nimmt jede natürliche Weise des Charakters wie des Daseins
  • in sich auf und berechtigt sie. Die Allgemeinheit aber, welche hier
  • gilt, ist die _gewordne_, und darum ist sie _wirklich_.
  • Wodurch also das Individuum hier Gelten und Wirklichkeit hat, ist die
  • _Bildung_. Seine wahre _ursprüngliche Natur_ und Substanz ist der
  • Geist der _Entfremdung_ des _natürlichen_ Seins. Diese Entäußerung
  • ist daher ebenso _Zweck_ als _Dasein_ desselben; sie ist zugleich das
  • _Mittel_ oder der _Übergang_ sowohl der _gedachten Substanz_ in die
  • _Wirklichkeit_, als umgekehrt der _bestimmten Individualität_ in die
  • _Wesentlichkeit_. Diese Individualität _bildet_ sich zu dem, was sie
  • _an sich_ ist, und erst dadurch _ist_ sie _an sich_, und hat
  • wirkliches Dasein; soviel sie Bildung hat, soviel Wirklichkeit und
  • Macht. Obwohl das Selbst als _dieses_ sich hier wirklich weiß, so
  • besteht doch seine Wirklichkeit allein in dem Aufheben des
  • natürlichen Selbsts; die ursprünglich _bestimmte_ Natur reduziert
  • sich daher auf den _unwesentlichen_ Unterschied der Größe, auf eine
  • größere oder geringere Energie des Willens. Zweck und Inhalt aber
  • desselben gehört allein der allgemeinen Substanz selbst an, und kann
  • nur ein Allgemeines sein; die Besonderheit einer Natur, die Zweck und
  • Inhalt wird, ist etwas _Unmächtiges_ und _Unwirkliches_; sie ist eine
  • _Art_, die sich vergeblich und lächerlich abmüht, sich ins Werk zu
  • setzen; sie ist der Widerspruch, dem Besondern die Wirklichkeit zu
  • geben, die unmittelbar das Allgemeine ist. Wenn daher
  • fälschlicherweise die Individualität in die _Besonderheit_ der Natur
  • und des Charakters gesetzt wird, so finden sich in der realen Welt
  • keine Individualitäten und Charaktere, sondern die Individuen haben
  • ein gleiches Dasein füreinander; jene vermeintliche Individualität
  • ist eben nur das _gemeinte_ Dasein, welches in dieser Welt, worin nur
  • das sich selbst Entäußernde und darum nur das Allgemeine Wirklichkeit
  • erhält, kein Bleiben hat.--Das _Gemeinte_ gilt darum für das, was es
  • ist, für eine Art. Art ist nicht ganz dasselbe, was _Espèce,_ "von
  • allen Spitznamen der fürchterlichste, denn er bezeichnet die
  • Mittelmäßigkeit, und drückt die höchste Stufe der Verachtung aus."
  • _Art_ und in _seiner Art gut_ sein ist aber ein deutscher Ausdruck,
  • welcher dieser Bedeutung die ehrliche Miene hinzufügt, als ob es
  • nicht so schlimm gemeint sei, oder auch in der Tat das Bewußtsein,
  • was Art, und was Bildung und Wirklichkeit ist, noch nicht in sich
  • schließt.
  • Was in Beziehung auf das einzelne _Individuum_ als seine Bildung
  • erscheint, ist das wesentliche Moment der _Substanz_ selbst, nämlich
  • das unmittelbare Übergehen ihrer gedachten Allgemeinheit in die
  • Wirklichkeit, oder die einfache Seele derselben, wodurch das _An-sich
  • Anerkanntes_ und _Dasein_ ist. Die Bewegung der sich bildenden
  • Individualität ist daher unmittelbar das Werden derselben als des
  • allgemeinen gegenständlichen Wesens, d.h. das Werden der wirklichen
  • Welt. Diese, obwohl geworden durch die Individualität, ist für das
  • Selbstbewußtsein ein unmittelbar entfremdetes, und hat für es die
  • Form unverrückter Wirklichkeit. Aber gewiß zugleich, daß sie seine
  • Substanz ist, geht es, sich derselben zu bemächtigen; es erlangt
  • diese Macht über sie durch die Bildung, welche von dieser Seite so
  • erscheint, daß es sich der Wirklichkeit gemäß macht, und soviel, als
  • die Energie des ursprünglichen Charakters und Talents ihm zuläßt.
  • Was hier als die Gewalt des Individuums erscheint, unter welche die
  • Substanz komme und hiemit aufgehoben werde, ist dasselbe, was die
  • Verwirklichung der letztern ist. Denn die Macht des Individuums
  • besteht darin, daß es sich ihr gemäß macht, d.h. daß es sich seines
  • Selbsts entäußert, also sich als die gegenständliche seiende Substanz
  • setzt. Seine Bildung und seine eigne Wirklichkeit ist daher die
  • Verwirklichung der Substanz selbst.
  • Das Selbst ist sich nur als _aufgehobnes_ wirklich. Es macht daher
  • für es nicht die Einheit des _Bewußtseins_ seiner selbst und des
  • Gegenstandes aus; sondern dieser ist ihm das Negative seiner.--Durch
  • das Selbst als die Seele wird die Substanz also so in ihren Momenten
  • ausgebildet, daß das Entgegengesetzte das Andre begeistet, jedes
  • durch seine Entfremdung dem Andern Bestehen gibt, und es ebenso von
  • ihm erhält. Zugleich hat jedes Moment seine Bestimmtheit als ein
  • unüberwindliches Gelten und eine feste Wirklichkeit gegen das Andre.
  • Das Denken fixiert diesen Unterschied auf die allgemeinste Weise
  • durch die absolute Entgegensetzung von _Gut_ und _Schlecht_, die,
  • sich fliehend, auf keine Weise dasselbe werden können. Aber dieses
  • feste Sein hat zu seiner Seele den unmittelbaren Übergang in das
  • Entgegengesetzte; das Dasein ist vielmehr die Verkehrung jeder
  • Bestimmtheit in ihre entgegengesetzte, und nur diese Entfremdung ist
  • das Wesen und Erhaltung des Ganzen. Diese verwirklichende Bewegung
  • und Begeistung der Momente ist nun zu betrachten; die Entfremdung
  • wird sich selbst entfremden, und das Ganze durch sie in seinen
  • Begriff sich zurücknehmen.
  • Zuerst ist die einfache Substanz selbst in der unmittelbaren
  • Organisation ihrer daseienden noch unbegeisteten Momente zu
  • betrachten.--Wie die Natur sich in die allgemeinen Elemente auslegt,
  • worunter die _Luft_ das _bleibende_ rein allgemeine durchsichtige
  • Wesen ist,--das Wasser aber das Wesen, das immer _aufgeopfert_ wird,
  • --das _Feuer_ ihre _beseelende_ Einheit, welche ihren Gegensatz
  • ebenso immer auflöst, als ihre Einfachheit in ihn entzweit,--die
  • _Erde_ endlich der _feste Knoten_ dieser Gegliederung und das
  • _Subjekt_ dieser Wesen wie ihres Prozesses, ihr Ausgehen und ihre
  • Rückkehr ist,--so legt sich in ebensolche allgemeine, aber geistige
  • Massen das innere _Wesen_ oder der einfache Geist der selbstbewußten
  • Wirklichkeit als eine Welt aus,--in die _erste_ Masse, das _an sich
  • Allgemeine_, sich _selbst gleiche_ geistige Wesen;--in die andere,
  • das _für sich seiende_ in sich _ungleich_ gewordene, sich
  • _aufopfernde_ und _hingebende_ Wesen, und in das _dritte_, welches
  • als Selbstbewußtsein Subjekt ist, und die Kraft des Feuers
  • unmittelbar an ihm selbst hat;--im ersten Wesen ist es seiner als des
  • _An-sich-seins_ bewußt; in dem zweiten aber hat es das Werden des
  • _Für-sich-seins_ durch die Aufopferung des Allgemeinen. Der Geist
  • aber selbst ist das _An_- und _Für-sich-sein_ des Ganzen, das sich in
  • die Substanz als bleibende und in sie als sich aufopfernde _entzweit_,
  • und ebenso sie auch wieder in seine Einheit _zurücknimmt_, sowohl
  • als die ausbrechende sie verzehrende Flamme wie als die bleibende
  • Gestalt derselben.--Wir sehen, daß diese Wesen dem Gemeinwesen und
  • der Familie der sittlichen Welt entsprechen, ohne aber den heimischen
  • Geist zu besitzen, den diese haben; dagegen, wenn diesem das
  • Schicksal fremde ist, so ist und weiß sich hier das Selbstbewußtsein
  • als die wirkliche Macht derselben.
  • Diese Glieder sind sowohl wie sie zunächst innerhalb des reinen
  • Bewußtseins als _Gedanken_ oder _an sich_ seiende, als auch wie sie
  • im wirklichen Bewußtsein als _gegenständliche_ Wesen vorgestellt
  • werden, zu betrachten.--In jener Form der Einfachheit ist das erste,
  • als _das sich selbst gleiche_, unmittelbare und unwandelbare _Wesen_
  • aller Bewußtsein, das _Gute_--die unabhängige geistige Macht des
  • _An-sich_, bei der die Bewegung des fürsichseienden Bewußtseins nur
  • beiherspielt. Das andere dagegen ist das _passive_ geistige Wesen
  • oder das Allgemeine, insofern es sich preisgibt und die Individuen
  • das Bewußtsein ihrer Einzelnheit sich an ihm nehmen läßt; es ist das
  • nichtige Wesen, das _Schlechte_.--Dieses absolute Aufgelöstwerden des
  • Wesens ist selbst bleibend; wie das erste Wesen, Grundlage,
  • Ausgangspunkt und Resultat der Individuen und diese rein allgemein
  • darin sind, so ist das zweite dagegen einerseits das sich aufopfernde
  • _Sein für Anderes_, andererseits eben darum deren beständige Rückkehr
  • zu sich selbst als das _Einzelne_ und ihr bleibendes
  • _Für-sich-werden_.
  • Aber diese einfachen _Gedanken_ des Guten und Schlechten sind ebenso
  • unmittelbar sich entfremdet; sie sind _wirklich_ und im wirklichen
  • Bewußtsein als _gegenständliche_ Momente. So ist das erste Wesen die
  • _Staatsmacht_, das andere der _Reichtum_.--Die Staatsmacht ist wie
  • die einfache _Substanz_ so das allgemeine _Werk_;--die absolute
  • _Sache selbst_, worin den Individuen ihr _Wesen_ ausgesprochen und
  • ihre Einzelnheit schlechthin nur Bewußtsein ihrer _Allgemeinheit_ ist;
  • --sie ist ebenso das Werk und einfache _Resultat_, aus welchem dies,
  • daß es aus ihrem _Tun_ herkömmt, verschwindet; es bleibt die absolute
  • Grundlage und Bestehen alles ihres Tuns.--Diese _einfache_ ätherische
  • Substanz ihres Lebens ist durch diese Bestimmung ihrer unwandelbaren
  • Sichselbstgleichheit _Sein_, und damit nur _Sein für anderes_. Sie
  • ist also an sich unmittelbar das Entgegengesetzte ihrer selbst,
  • _Reichtum_. Ob er zwar das Passive oder Nichtige ist, ist er
  • ebenfalls allgemeines geistiges Wesen, ebenso das beständig _werdende
  • Resultat_ der _Arbeit_ und des _Tuns Aller_, wie es sich wieder in
  • den _Genuß_ Aller auflöst. In dem Genusse wird die Individualität
  • zwar _für sich_ oder als _einzelne_, aber dieser Genuß selbst ist
  • Resultat des allgemeinen Tuns; so wie er gegenseitig die allgemeine
  • Arbeit und den Genuß aller hervorbringt. Das _Wirkliche_ hat
  • schlechthin die geistige Bedeutung, unmittelbar allgemein zu sein.
  • Es meint wohl in diesem Momente jeder Einzelne _eigennützig_ zu
  • handeln; denn es ist das Moment, worin er sich das Bewußtsein gibt,
  • für sich zu sein, und er nimmt es deswegen nicht für etwas Geistiges;
  • allein auch nur äußerlich angesehen, zeigt es sich, daß in seinem
  • Genusse jeder allen zu genießen gibt, in seiner Arbeit ebenso für
  • alle arbeitet als für sich, und alle für ihn. Sein _Für-sich_-sein
  • ist daher an sich _allgemein_ und der Eigennutz etwas nur Gemeintes,
  • das nicht dazu kommen kann, dasjenige wirklich zu machen, was es
  • meint, nämlich etwas zu tun, das nicht allen zugut käme.
  • In diesen beiden geistigen Mächten erkennt also das Selbstbewußtsein
  • seine Substanz, Inhalt und Zweck; es schaut sein Doppelwesen darin an,
  • in der einen sein _An-sich-sein_, in der andern sein _Für-sich-sein_.
  • --Es ist aber zugleich als der Geist, die negative _Einheit_ ihres
  • Bestehens und der Trennung der Individualität und des Allgemeinen,
  • oder der Wirklichkeit und des Selbsts. Herrschaft und Reichtum sind
  • daher für das Individuum als Gegenstände vorhanden, d.h. als solche,
  • von denen es sich _frei_ weiß und zwischen ihnen und selbst keines
  • von beiden wählen zu können meint. Es tritt als dieses freie und
  • _reine_ Bewußtsein dem Wesen als einem solchen gegenüber, das nur
  • _für es_ ist. Es hat alsdenn das Wesen als _Wesen_ in sich.--In
  • diesem reinen Bewußtsein sind ihm die Momente der Substanz nicht
  • Staatsmacht und Reichtum, sondern die Gedanken von _Gut_ und
  • _Schlecht_.--Das Selbstbewußtsein ist aber ferner die Beziehung
  • seines reinen Bewußtseins auf sein wirkliches, des Gedachten auf das
  • gegenständliche Wesen, es ist wesentlich das _Urteil_.--Es hat sich
  • zwar schon für die beiden Seiten des wirklichen Wesens durch ihre
  • unmittelbaren Bestimmungen ergeben, welche das Gute und welche das
  • Schlechte sei; jenes die Staatsmacht, dies der Reichtum. Allein dies
  • erste Urteil kann nicht als ein geistiges Urteil angesehen werden;
  • denn in ihm ist die eine Seite nur als das _Ansichseiende_ oder
  • Positive, die andre nur als das _Für-sich-_seiende und Negative
  • bestimmt worden. Aber sie sind, als geistige Wesen, jedes die
  • Durchdringung beider Momente, also in jenen Bestimmungen nicht
  • erschöpft; und das Selbstbewußtsein, das sich auf sie bezieht, ist
  • _an_ und _für sich_; es muß daher sich auf jedes auf die gedoppelte
  • Weise beziehen, wodurch sich ihre Natur, sich selbst entfremdete
  • Bestimmungen zu sein, herauskehren wird.
  • Dem Selbstbewußtsein ist nun derjenige Gegenstand _gut_ und _an sich_,
  • worin es sich selbst, derjenige aber schlecht, worin es das
  • Gegenteil seiner findet; das _Gute_ ist die _Gleichheit_ der
  • gegenständlichen Realität mit ihm; das _Schlechte_ aber ihre
  • _Ungleichheit_. Zugleich was _für es_ gut und schlecht ist, ist _an
  • sich_ gut und schlecht, denn es ist eben dasjenige, worin diese
  • beiden Momente des _An-sich-_ und des _Für-es_-sein dasselbe sind; es
  • ist der wirkliche Geist der gegenständlichen Wesen, und das Urteil
  • der Erweis seiner Macht an ihnen, die sie zu dem _macht_, was sie _an
  • sich_ sind. Nicht dies, wie sie unmittelbar an sich selbst das
  • _Gleiche_ oder _Ungleiche_, d.h. das abstrakte An-sich- oder
  • Für-sich-sein sind, ist ihr Kriterium und ihre Wahrheit, sondern was
  • sie in der Beziehung des Geistes auf sie sind; ihre Gleichheit oder
  • Ungleichheit mit ihm. Seine _Beziehung_ auf sie, die zuerst als
  • _Gegenstände_ gesetzt, _durch ihn_ zum _An-sich_ werden, wird
  • zugleich ihre _Reflexion in sich selbst_, durch welche sie wirkliches
  • geistiges Sein erhalten, und was _ihr Geist_ ist, hervortritt. Aber
  • wie ihre erste _unmittelbare Bestimmung_ sich von der _Beziehung_ des
  • Geistes auf sie unterscheidet, so wird auch das dritte, der eigne
  • Geist derselben, sich von dem zweiten unterscheiden.--Das _zweite
  • An-sich_ derselben zunächst, das durch die Beziehung des Geistes auf
  • sie hervortritt, muß schon anders ausfallen als das _unmittelbare_;
  • denn diese _Vermittlung_ des Geistes bewegt vielmehr die
  • _unmittelbare_ Bestimmtheit, und macht sie zu etwas anderem.
  • Hiernach findet nun das _an_ und _für sich_ seiende Bewußtsein in der
  • _Staatsmacht_ wohl sein _einfaches Wesen_ und _Bestehen_ überhaupt,
  • allein nicht seine _Individualität_ als solche, wohl sein _An-sich-_
  • nicht sein _Für-sich-_sein, es findet darin vielmehr das Tun als
  • einzelnes Tun verleugnet und zum Gehorsam unterjocht. Das Individuum
  • reflektiert sich also vor dieser Macht in sich selbst; sie ist ihm
  • das unterdrückende Wesen und das _Schlechte_; denn statt das Gleiche
  • zu sein, ist sie das der Individualität schlechthin Ungleiche.
  • --Hingegen der _Reichtum_ ist das _Gute_; er geht auf allgemeinen
  • Genuß, gibt sich preis, und verschafft allen das Bewußtsein ihres
  • Selbsts. Er ist _an sich_ allgemeines Wohltun; wenn er irgendeine
  • Wohltat versagt, und nicht jedem Bedürfnisse gefällig ist, so ist
  • dies eine Zufälligkeit, welche seinem allgemeinen notwendigen Wesen,
  • sich allen Einzelnen mitzuteilen und tausendhändiger Geber zu sein,
  • keinen Eintrag tut.
  • Diese beiden Urteile geben den Gedanken von Gut und Schlecht einen
  • Inhalt, welcher das Gegenteil von dem ist, den sie für uns hatten.
  • --Das Selbstbewußtsein hat sich aber nur erst unvollständig auf seine
  • Gegenstände bezogen, nämlich nur nach dem Maßstabe des
  • _Für-sich-seins_. Aber das Bewußtsein ist ebenso _ansich_seiendes
  • Wesen, und muß diese Seite gleichfalls zum Maßstabe machen, wodurch
  • sich erst das geistige Urteil vollendet. Nach dieser Seite spricht
  • ihm die _Staatsmacht_ sein _Wesen_ aus; sie ist teils ruhendes Gesetz,
  • teils Regierung und Befehl, welcher die einzelnen Bewegungen des
  • allgemeinen Tuns anordnet; das eine die einfache Substanz selbst, das
  • andere ihr sich selbst und alle belebendes und erhaltendes Tun. Das
  • Individuum findet also darin seinen Grund und Wesen ausgedrückt,
  • organisiert und betätigt.--Hingegen durch den Genuß des _Reichtums_
  • erfährt es nicht sein allgemeines Wesen, sondern erhält nur das
  • _vergängliche_ Bewußtsein und den Genuß seiner selbst als einer
  • fürsichseienden _Einzelnheit_, und der _Ungleichheit_ mit seinem
  • Wesen.--Die Begriffe von Gut und Schlecht erhalten also hier den
  • entgegengesetzten Inhalt gegen den vorherigen.
  • Diese beiden Weisen des Urteilens finden jede eine _Gleichheit_ und
  • eine _Ungleichheit_; das erste urteilende Bewußtsein findet die
  • Staatsmacht _ungleich_, den Genuß des Reichtums _gleich_ mit ihm; das
  • zweite hingegen die erstere gleich, und den letztern _ungleich_ mit
  • ihm. Es ist ein zweifaches _Gleichfinden_ und ein zweifaches
  • _Ungleichfinden_, eine entgegengesetzte Beziehung auf die beiden
  • realen Wesenheiten vorhanden.--Wir müssen dieses verschiedene
  • Urteilen selbst beurteilen, wozu wir den aufgestellten Maßstab
  • anzulegen haben. Die _gleichfindende_ Beziehung des Bewußtseins ist
  • hienach das _Gute_, die ungleichfindende das _Schlechte_; und diese
  • beiden Weisen der Beziehung sind nunmehr selbst als _verschiedene
  • Gestalten des Bewußtseins_ festzuhalten. Das Bewußtsein kommt
  • dadurch, daß es sich auf verschiedene Weise verhält, selbst unter die
  • Bestimmung der Verschiedenheit, gut oder schlecht zu sein, nicht
  • darnach, daß es entweder das _Für-sich-sein_ oder das reine
  • _An-sich-sein_ zum Prinzip hätte, denn beide sind gleich wesentliche
  • Momente; das gedoppelte Urteilen, das betrachtet wurde, stellte die
  • Prinzipien getrennt vor, und enthält daher nur _abstrakte_ Weisen des
  • _Urteilens_. Das wirkliche Bewußtsein hat beide Prinzipien an ihm,
  • und der Unterschied fällt allein in sein _Wesen_, nämlich in die
  • _Beziehung_ seiner selbst auf das Reale.
  • Die Weise dieser Beziehung ist die entgegengesetzte, die eine ist
  • Verhalten zu Staatsmacht und Reichtum als zu einem _Gleichen_, das
  • andere als zu einem _Ungleichen_.--Das Bewußtsein der gleichfindenden
  • Beziehung ist das _edelmütige_. In der öffentlichen Macht betrachtet
  • es das mit ihm Gleiche, daß es in ihr sein _einfaches Wesen_ und
  • dessen Betätigung hat, und im Dienste des wirklichen Gehorsams wie
  • der innern Achtung gegen es steht. Ebenso in dem Reichtume, daß er
  • ihm das Bewußtsein seiner andern wesentlichen Seite, des
  • _Für-sich-seins_, verschafft; daher es ihn ebenfalls als _Wesen_ in
  • Beziehung auf sich betrachtet, und denjenigen, von welchem es genießt,
  • als Wohltäter anerkennt und sich zum Danke verpflichtet hält.
  • Das Bewußtsein der andern Beziehung dagegen ist das _niederträchtige_,
  • das die _Ungleichheit_ mit den beiden Wesenheiten festhält; in der
  • Herrschergewalt also eine Fessel und Unterdrückung des
  • _Für-sich-seins_ sieht, und daher den Herrscher haßt, nur mit
  • Heimtücke gehorcht, und immer auf dem Sprunge zum Aufruhr steht,--im
  • Reichtum, durch den es zum Genusse seines Für-sich-seins gelangt,
  • ebenso nur die Ungleichheit, nämlich mit dem bleibenden _Wesen_
  • betrachtet; indem es durch ihn nur zum Bewußtsein der Einzelnheit und
  • des vergänglichen Genusses kommt, ihn liebt, aber verachtet, und mit
  • dem Verschwinden des Genusses, des an sich verschwindenden, auch sein
  • Verhältnis zu dem Reichen für verschwunden ansieht.
  • Diese Beziehungen drücken nun erst das _Urteil_ aus, die Bestimmung
  • dessen, was die beiden Wesen als _Gegenstände_ für das Bewußtsein
  • sind, noch nicht _an_ und _für sich_. Die Reflexion, die im Urteil
  • vorgestellt ist, ist teils erst _für uns_ ein Setzen der einen sowie
  • der andern Bestimmung und daher ein gleiches Aufheben beider, noch
  • nicht die Reflexion derselben für das Bewußtsein selbst. Teils
  • _sind_ sie erst unmittelbar _Wesen_, weder dies _geworden_ noch an
  • ihnen _Selbst_bewußtsein; dasjenige, für welches sie sind, ist noch
  • nicht ihre Belebung; sie sind Prädikate, die noch nicht selbst
  • Subjekt sind. Um dieser Trennung willen fällt auch das Ganze des
  • geistigen Urteilens noch an zwei Bewußtsein auseinander, deren jedes
  • unter einer einseitigen Bestimmung liegt.--Wie sich nun zuerst die
  • _Gleichgültigkeit_ der beiden Seiten der Entfremdung--der einen, des
  • _An-sich_ des reinen Bewußtseins, nämlich der bestimmten _Gedanken_
  • von Gut und Schlecht; der andern, ihres _Daseins_ als Staatsmacht und
  • Reichtum--zur Beziehung beider, zum _Urteil_ erhob; so hat sich diese
  • äußere Beziehung zur innern Einheit, oder als Beziehung des Denkens
  • zur Wirklichkeit zu erheben, und der Geist der beiden Gestalten des
  • Urteils hervorzutreten. Dies geschieht, indem das _Urteil_ zum
  • _Schlusse_ wird, zur vermittelnden Bewegung, worin die Notwendigkeit
  • und Mitte der beiden Seiten des Urteils hervortritt.
  • Das edelmütige Bewußtsein findet also im Urteil sich so der
  • Staatsmacht gegenüber, daß sie zwar noch nicht ein Selbst, sondern
  • erst die allgemeine Substanz, deren es aber als seines _Wesens_ als
  • des Zwecks und absoluten Inhalts sich bewußt ist. Sich so positiv
  • auf sie beziehend, verhält es sich negativ gegen seine eignen Zwecke,
  • seinen besondern Inhalt und Dasein, und läßt sie verschwinden. Es
  • ist der Heroismus des _Dienstes_,--die _Tugend_, welche das einzelne
  • Sein dem Allgemeinen aufopfert, und dies dadurch ins Dasein bringt,
  • --die _Person_, welche dem Besitze und Genusse von selbst entsagt,
  • und für die vorhandene Macht handelt und wirklich ist.
  • Durch diese Bewegung wird das Allgemeine mit dem Dasein überhaupt
  • zusammengeschlossen, wie das daseiende Bewußtsein durch diese
  • Entäußerung sich zur Wesentlichkeit bildet. Wessen dieses im Dienste
  • sich entfremdet, ist sein in das Dasein versenktes Bewußtsein; das
  • sich entfremdete Sein ist aber das _An-sich_; es bekommt also durch
  • diese Bildung Achtung vor sich selbst und bei den Andern.--Die
  • Staatsmacht aber, die nur erst das _gedachte_ Allgemeine, das
  • _An-sich_ war, wird durch eben diese Bewegung zum _seienden_
  • Allgemeinen, zur wirklichen Macht. Sie ist diese nur in dem
  • wirklichen Gehorsam, welchen sie durch das _Urteil_ des
  • Selbstbewußtseins, daß sie das _Wesen_ ist, und durch die freie
  • Aufopferung desselben erlangt. Dieses Tun, das das Wesen mit dem
  • Selbst zusammenschließt, bringt die _gedoppelte_ Wirklichkeit hervor,
  • sich als das, welches wahre Wirklichkeit hat, und die Staatsmacht als
  • das _Wahre_, welches gilt.
  • Diese ist aber durch diese Entfremdung noch nicht ein sich als
  • Staatsmacht wissendes Selbstbewußtsein; es ist nur ihr _Gesetz_, oder
  • ihr _An-sich_, das gilt; sie hat noch keinen _besondern Willen_; denn
  • noch hat das dienende Selbstbewußtsein nicht sein reines Selbst
  • entäußert und die Staatsmacht damit begeistet, sondern erst mit
  • seinem Sein; ihr nur sein _Dasein_ aufgeopfert, nicht sein
  • _An-sich_-sein.--Dies Selbstbewußtsein gilt als ein solches, das dem
  • _Wesen_ gemäß ist, es ist anerkannt um seines _An-sich-seins_ willen.
  • Die andern finden in ihm ihr _Wesen_ betätigt, nicht aber ihr
  • Für-sich-sein,--ihr Denken oder reines Bewußtsein erfüllt, nicht ihre
  • Individualität. Es gilt daher in ihren _Gedanken_ und genießt der
  • _Ehre_. Es ist der _stolze_ Vasall, der für die Staatsmacht tätig
  • ist, insofern sie nicht eigner Willen, sondern _wesentlicher_ ist,
  • und der sich nur in dieser _Ehre_ gilt, nur in dem _wesentlichen_
  • Vorstellen der allgemeinen Meinung, nicht in dem _dankbaren_ der
  • Individualität, denn dieser hat er nicht zu ihrem _Für-sich-sein_
  • verholfen. Seine _Sprache_, wenn es sich zum eignen Willen der
  • Staatsmacht verhielte, der noch nicht geworden ist, wäre der _Rat_,
  • den er zum allgemeinen Besten erteilt.
  • Die Staatsmacht ist daher noch willenlos gegen den Rat, und nicht
  • entscheidend zwischen den verschiedenen Meinungen über das allgemeine
  • Beste. Sie ist noch nicht _Regierung_, und somit noch nicht in
  • Wahrheit wirkliche Staatsmacht.--Das _Für-sich-sein_, der _Willen_,
  • der als Willen noch nicht aufgeopfert ist, ist der innre abgeschiedne
  • Geist der Stände, der seinem Sprechen vom _allgemeinen_ Besten
  • gegenüber sich sein _besondres_ Bestes vorbehält, und dies Geschwätze
  • vom allgemeinen Besten zu einem Surrogate für das Handeln zu machen
  • geneigt ist. Die Aufopferung des Daseins, die im Dienste geschieht,
  • ist zwar vollständig, wenn sie bis zum Tode fortgegangen ist; aber
  • die bestandne Gefahr des Todes selbst, der überlebt wird, läßt ein
  • bestimmtes Dasein, und damit ein _besonderes Für-sich_ übrig, welches
  • den Rat fürs allgemeine Beste zweideutig und verdächtig macht, und
  • sich in der Tat die eigne Meinung und den besondern Willen gegen die
  • Staatsgewalt vorbehält. Es verhält sich daher noch ungleich gegen
  • dieselbe, und fällt unter die Bestimmung des niederträchtigen
  • Bewußtseins, immer auf dem Sprunge zur Empörung zu stehen.
  • Dieser Widerspruch, den es aufzuheben hat, enthält in dieser Form, in
  • der Ungleichheit des _Für-sich-seins_ gegen die Allgemeinheit der
  • Staatsmacht zu stehen, zugleich die Form, daß jene Entäußerung des
  • Daseins, indem sie sich, im Tode nämlich, vollendet, selbst eine
  • seiende, nicht eine ins Bewußtsein zurückkehrende ist,--daß dieses
  • sie nicht überlebt, und _an_ und _für sich_ ist, sondern nur ins
  • unversöhnte Gegenteil übergeht. Die wahre Aufopferung des
  • _Für-sich-seins_ ist daher allein die, worin es sich so vollkommen
  • als im Tode hingibt, aber in dieser Entäußerung sich ebensosehr
  • erhält; es wird dadurch als das wirklich, was es an sich ist, als die
  • identische Einheit seiner selbst und seiner als des Entgegengesetzten.
  • Dadurch, daß der abgeschiedne innre Geist, das Selbst als solches,
  • hervortritt und sich entfremdet, wird zugleich die Staatsmacht zu
  • eignem Selbst erhoben; so wie ohne diese Entfremdung die Handlungen
  • der Ehre, des edeln Bewußtseins und die Ratschläge seiner Einsicht
  • das Zweideutige bleiben würden, das noch jenen abgeschiednen
  • Hinterhalt der besondern Absicht und des Eigenwillens hätte.
  • Diese Entfremdung aber geschieht allein in der _Sprache_, welche hier
  • in ihrer eigentümlichen Bedeutung auftritt.--In der Welt der
  • Sittlichkeit _Gesetz_ und _Befehl_, in der Welt der Wirklichkeit erst
  • _Rat_, hat sie das _Wesen_ zum Inhalte, und ist dessen Form; hier
  • aber erhält sie die Form, welche sie ist, selbst zum Inhalte, und
  • gilt als _Sprache_; es ist die Kraft des Sprechens als eines solchen,
  • welche das ausführt, was auszuführen ist. Denn sie ist das _Dasein_
  • des reinen Selbsts als Selbsts; in ihr tritt die _für sich seiende
  • Einzelnheit_ des Selbstbewußtseins als solche in die Existenz, so daß
  • sie _für Andre_ ist. _Ich_ als dieses _reine_ Ich ist sonst nicht
  • _da_; in jeder andern Äußerung ist es in eine Wirklichkeit versenkt,
  • und in einer Gestalt, aus welcher es sich zurückziehen kann; es ist
  • aus seiner Handlung, wie aus seinem physiognomischen Ausdrucke in
  • sich reflektiert, und läßt solches unvollständiges Dasein, worin
  • immer ebensosehr zu viel als zu wenig ist, entseelt liegen. Die
  • Sprache aber enthält es in seiner Reinheit, sie allein spricht _Ich_
  • aus, es selbst. Dies sein _Dasein_ ist als _Dasein_ eine
  • Gegenständlichkeit, welche seine wahre Natur an ihr hat. _Ich_ ist
  • _dieses_ Ich--aber ebenso _allgemeines_; sein Erscheinen ist ebenso
  • unmittelbar die Entäußerung und das Verschwinden _dieses_ Ichs, und
  • dadurch sein Bleiben in seiner Allgemeinheit. _Ich_, das sich
  • ausspricht, ist _vernommen_; es ist eine Ansteckung, worin es
  • unmittelbar in die Einheit mit denen, für welche es da ist,
  • übergegangen und allgemeines Selbstbewußtsein ist.--Daß es
  • _vernommen_ wird, darin ist sein _Dasein_ selbst unmittelbar
  • _verhallt_; dies sein Anderssein ist in sich zurückgenommen; und
  • ebendies ist sein Dasein, als selbstbewußtes _Jetzt_, wie es da ist,
  • nicht da zu sein, und durch dies Verschwinden da zu sein. Dies
  • Verschwinden ist also selbst unmittelbar sein Bleiben; es ist sein
  • eignes Wissen von Sich, und sein Wissen von sich als einem, das in
  • anderes Selbst übergegangen, das vernommen worden und allgemeines ist.
  • Der Geist erhält hier diese Wirklichkeit, weil die Extreme, deren
  • _Einheit_ er ist, ebenso unmittelbar die Bestimmung haben, für sich
  • eigne Wirklichkeiten zu sein. Ihre Einheit ist zersetzt in spröde
  • Seiten, deren jede für die andre wirklicher von ihr ausgeschlossener
  • Gegenstand ist. Die Einheit tritt daher als eine _Mitte_ hervor,
  • welche von der abgeschiedenen Wirklichkeit der Seiten ausgeschlossen
  • und unterschieden wird; sie hat daher selbst eine wirkliche von ihren
  • Seiten unterschiedne Gegenständlichkeit, und ist _für sie_, d.h. sie
  • ist Daseiendes. Die _geistige Substanz_ tritt als solche in die
  • Existenz, erst indem sie zu ihren Seiten solche Selbstbewußtsein
  • gewonnen hat, welche dieses reine Selbst als _unmittelbar geltende_
  • Wirklichkeit wissen, und darin ebenso unmittelbar wissen, dies nur
  • durch die entfremdende _Vermittlung_ zu sein. Durch jenes sind die
  • Momente zu der sich selbst wissenden Kategorie und damit bis dahin
  • geläutert, daß sie Momente des Geistes sind; durch dieses tritt er
  • als Geistigkeit in das Dasein.--Er ist so die Mitte, welche jene
  • Extreme voraussetzt, und durch ihr Dasein erzeugt wird,--aber ebenso
  • das zwischen ihnen hervorbrechende geistige Ganze, das sich in sie
  • entzweit und jedes erst durch diese Berührung zum Ganzen in seinem
  • Prinzipe erzeugt.--Daß die beiden Extreme schon _an sich_ aufgehoben
  • und zersetzt sind, bringt ihre Einheit hervor, und diese ist die
  • Bewegung, welche beide zusammenschließt, ihre Bestimmungen austauscht,
  • und sie, und zwar _in jedem Extreme_, zusammenschließt. Diese
  • Vermittlung setzt hiemit den _Begriff_ eines jeden der beiden Extreme
  • in seine Wirklichkeit, oder sie macht das, was jedes _an sich_ ist,
  • zu seinem _Geiste_.
  • Die beiden Extreme, die Staatsmacht und das edelmütige Bewußtsein,
  • sind durch dieses zersetzt, jene in das abstrakte Allgemeine, dem
  • gehorcht wird, und in den fürsichseienden Willen, welcher ihm aber
  • noch nicht selbst zukommt; dieses in den Gehorsam des aufgehobnen
  • Daseins oder in das _An-sich-sein_ der Selbstachtung und der Ehre,
  • und in das noch nicht aufgehobene reine Für-sich-sein, den im
  • Hinterhalte noch bleibenden Willen. Die beiden Momente, zu welchen
  • beide Seiten gereinigt, und die daher Momente der Sprache sind, sind
  • das _abstrakte Allgemeine_, welches das allgemeine Beste heißt, und
  • das _reine Selbst_, das im Dienste seinem ins vielfache Dasein
  • versenkten Bewußtsein absagte. Beide sind im Begriffe dasselbe, denn
  • reines Selbst ist eben das abstrakt Allgemeine, und daher ist ihre
  • Einheit als ihre Mitte gesetzt. Aber das _Selbst_ ist nur erst am
  • Extreme des Bewußtseins wirklich--_das An-sich_ aber erst am Extreme
  • der Staatsmacht; dem Bewußtsein fehlt dies, daß die Staatsmacht nicht
  • nur als _Ehre_, sondern wirklich an es übergegangen wäre,--der
  • Staatsmacht, daß ihr nicht nur als dem sogenannten _allgemeinen
  • Besten_ gehorcht würde, sondern als Willen, oder daß sie das
  • entscheidende Selbst ist. Die Einheit des Begriffes, in welchem die
  • Staatsmacht noch steht, und zu dem das Bewußtsein sich geläutert hat,
  • wird in dieser _vermittelnden Bewegung_ wirklich, deren einfaches
  • Dasein, als _Mitte_, die Sprache ist.--Sie hat jedoch zu ihren Seiten
  • noch nicht zwei als _Selbst_ vorhandene Selbst; denn die Staatsmacht
  • wird erst zum Selbst begeistet; diese Sprache ist daher noch nicht
  • der Geist, wie er sich vollkommen weiß und ausspricht.
  • Das edelmütige Bewußtsein, weil es das Extrem des Selbsts ist,
  • erscheint als dasjenige, von dem die _Sprache_ ausgeht, durch welche
  • sich die Seiten des Verhältnisses zu beseelten Ganzen gestalten.--Der
  • Heroismus des stummen Dienstes wird zum _Heroismus_ der
  • _Schmeichelei_. Diese sprechende Reflexion des Dienstes macht die
  • geistige sich zersetzende Mitte aus, und reflektiert nicht nur ihr
  • eigenes Extrem in sich selbst, sondern auch das Extrem der
  • allgemeinen Gewalt in dieses selbst zurück, und macht sie, die erst
  • _an sich_ ist, _zum Für-sich-sein_ und zur Einzelnheit des
  • Selbstbewußtseins. Es wird hiedurch der Geist dieser Macht, ein
  • _unumschränkter Monarch_ zu sein;--_unumschränkt_: die Sprache der
  • Schmeichelei erhebt die Macht in ihre geläuterte _Allgemeinheit_; das
  • Moment als Erzeugnis der Sprache, des zum Geiste geläuterten Daseins,
  • ist eine Vereinigte Sichselbstgleichheit,--_Monarch_: sie erhebt
  • ebenso die _Einzelnheit_ auf ihre Spitze; dasjenige, dessen das
  • edelmütige Bewußtsein sich nach dieser Seite der einfachen geistigen
  • Einheit entäußert, ist das reine _An-sich seines Denkens_, sein Ich
  • selbst. Bestimmter erhebt sie die Einzelnheit, die sonst nur ein
  • _Gemeintes_ ist, dadurch in ihre daseiende Reinheit, daß sie dem
  • Monarchen den eignen _Namen_ gibt; denn es ist allein der Name, worin
  • der _Unterschied_ des Einzelnen von allen andern nicht _gemeint_ ist,
  • sondern von allen wirklich gemacht wird; in dem Namen _gilt_ der
  • Einzelne als rein Einzelner nicht mehr nur in seinem Bewußtsein,
  • sondern im Bewußtsein Aller. Durch ihn also wird der Monarch
  • schlechthin von Allen abgesondert, ausgenommen und einsam; in ihm ist
  • er das Atom, das von seinem Wesen nichts mitteilen kann und nicht
  • seinesgleichen hat.--Dieser Name ist hiemit die Reflexion in sich
  • oder die _Wirklichkeit_, welche die allgemeine Macht _an ihr selbst_
  • hat; durch ihn ist sie der _Monarch_. Er, _dieser Einzelne_, weiß
  • umgekehrt dadurch _sich diesen Einzelnen_ als die allgemeine Macht,
  • daß die Edeln nicht nur als zum Dienst der Staatsmacht bereit,
  • sondern als _Zieraten_ sich um den Thron stellen, und daß sie dem,
  • der darauf sitzt, es immer _sagen_, was er _ist_.
  • Die Sprache ihres Preises ist auf diese Weise der Geist, der in der
  • _Staatsmacht selbst_ die beiden Extreme zusammenschließt; sie
  • reflektiert die abstrakte Macht in sich und gibt ihr das Moment des
  • andern Extrems, das wollende und entscheidende _Für-sich-sein_, und
  • hiedurch selbstbewußte Existenz; oder dadurch kommt dies _einzelne
  • wirkliche_ Selbstbewußtsein dazu, sich als die Macht _gewiß zu
  • wissen_. Sie ist der Punkt des Selbsts, in den durch die Entäußerung
  • der _innern Gewißheit_ die vielen Punkte zusammengeflossen sind.
  • --Indem aber dieser eigne Geist der Staatsmacht darin besteht, seine
  • Wirklichkeit und Nahrung an dem Opfer des Tuns und des Denkens des
  • edelmütigen Bewußtseins zu haben, ist sie die sich _entfremdete
  • Selbstständigkeit_; das edelmütige Bewußtsein, das Extrem des
  • _Für-sich-seins_ erhält das Extrem der _wirklichen Allgemeinheit_ für
  • die Allgemeinheit des Denkens, der es sich entäußerte, zurück; die
  • Macht des Staats ist auf es _übergegangen_. An ihm wird die
  • Staatsgewalt erst wahrhaft betätigt; in seinem _Für-sich-sein_ hört
  • sie auf, das _träge Wesen_, wie sie als Extrem des abstrakten
  • An-sich-seins erschien, zu sein.--_An sich_ betrachtet heißt die _in
  • sich reflektierte Staatsmacht_, oder dies, daß sie Geist geworden,
  • nichts anderes, als daß sie _Moment_ des _Selbstbewußtseins_ geworden,
  • d.h. nur als _aufgebobne_ ist. Hiemit ist sie nun das Wesen als ein
  • solches, dessen Geist es ist, aufgeopfert und preisgegeben zu sein,
  • oder sie existiert als _Reichtum_.--Sie bleibt zwar dem Reichtume, zu
  • welchem sie dem Begriffe nach immer wird, gegenüber zugleich als eine
  • Wirklichkeit bestehen; aber eine solche, deren Begriff eben diese
  • Bewegung ist, durch den Dienst und die Verehrung, wodurch sie wird,
  • in ihr Gegenteil, in die Entäußerung der Macht, überzugehen. Für
  • sich wird also das eigentümliche _Selbst_, das ihr Willen ist, durch
  • die Wegwerfung des edelmütigen Bewußtseins, zur sich entäußernden
  • Allgemeinheit, zu einer vollkommnen Einzelnheit und Zufälligkeit, die
  • jedem mächtigern Willen preisgegeben ist; was ihm an _allgemein_
  • anerkannter und nicht mittelbarer Selbstständigkeit bleibt, ist der
  • leere Namen.
  • Wenn also das edelmütige Bewußtsein sich als dasjenige bestimmte,
  • welches sich auf die allgemeine Macht auf eine _gleiche_ Weise bezöge,
  • so ist die Wahrheit desselben vielmehr, in seinem Dienste sein
  • eignes Für-sich-sein sich zu behalten, in der eigentlichen Entsagung
  • seiner Persönlichkeit aber das wirkliche Aufheben und Zerreißen der
  • allgemeinen Substanz zu sein. Sein Geist ist das Verhältnis der
  • völligen Ungleichheit, einerseits in seiner Ehre seinen Willen zu
  • behalten; andererseits in dem Aufgeben desselben teils seines Innern
  • sich zu entfremden, und zur höchsten Ungleichheit mit sich selbst zu
  • werden, teils die allgemeine Substanz darin sich zu unterwerfen und
  • diese sich selbst völlig ungleich zu machen.--Es erhellt, daß damit
  • seine Bestimmtheit, die es im _Urteile_ gegen das hatte, welches
  • niederträchtiges Bewußtsein hieß, und hiedurch auch dieses
  • verschwunden ist. Das letztere hat seinen Zweck erreicht, nämlich
  • die allgemeine Macht unter das Für-sich-sein zu bringen.
  • So durch die allgemeine Macht bereichert, existiert das
  • Selbstbewußtsein als die _allgemeine Wohltat_, oder sie ist der
  • _Reichtum_, der selbst wieder Gegenstand für das Bewußtsein ist.
  • Denn er ist diesem das zwar unterworfne Allgemeine, das aber durch
  • dies erste Aufheben noch nicht absolut in das Selbst zurückgegangen
  • ist.--Das _Selbst_ hat noch nicht _sich als Selbst_, sondern das
  • _aufgehobne allgemeine Wesen_ zum Gegenstande. Indem dieser erst
  • geworden, ist die _unmittelbare_ Beziehung des Bewußtseins auf ihn
  • gesetzt, das also noch nicht seine Ungleichheit mit ihm dargestellt
  • hat; es ist das edelmütige Bewußtsein, welches an dem unwesentlich
  • gewordenen Allgemeinen sein Für-sich-sein erhält, daher ihn anerkennt
  • und gegen den Wohltäter dankbar ist.
  • Der Reichtum hat an ihm selbst schon das Moment des Für-sich-seins.
  • Er ist nicht das selbstlose Allgemeine der Staatsmacht, oder die
  • unbefangene unorganische Natur des Geistes, sondern sie, wie sie
  • durch den Willen an ihr selbst festhält gegen den, der sich ihrer zum
  • Genuß bemächtigen will. Aber indem der Reichtum nur die Form des
  • Wesens hat, ist dies einseitige Für-sich-sein, das nicht _an sich_,
  • sondern vielmehr das aufgehobne An-sich ist, die in seinem Genusse
  • wesenlose Rückkehr des Individuums in sich selbst. Er bedarf also
  • selbst der Belebung; und die Bewegung seiner Reflexion besteht darin,
  • daß er, der nur für sich ist, zum _An_- und _Für-sich-sein_, daß er,
  • der das aufgehobene Wesen ist, zum Wesen werde; so erhält er seinen
  • eigenen Geist an ihm selbst.--Da vorhin die Form dieser Bewegung
  • auseinandergesetzt worden, so ist es hinreichend, hier den Inhalt
  • derselben zu bestimmen.
  • Das edelmütige Bewußtsein bezieht sich also hier nicht auf den
  • Gegenstand als Wesen überhaupt, sondern es ist das _Für-sich-sein_
  • selbst, das ihm ein Fremdes ist; es _findet_ sein Selbst als solches
  • entfremdet _vor_, als eine gegenständliche feste Wirklichkeit, die es
  • von einem andern festen Für-sich-sein zu empfangen hat. Sein
  • Gegenstand ist das Für-sich-sein; also das _Seinige_; aber dadurch,
  • daß es Gegenstand ist, ist es zugleich unmittelbar eine fremde
  • Wirklichkeit, welche eigenes Für-sich-sein, eigner Willen ist, das
  • heißt, es sieht sein Selbst in der Gewalt eines fremden Willens, von
  • dem es abhängt, ob er ihm dasselbe ablassen will.
  • Von jeder einzelnen Seite kann das Selbstbewußtsein abstrahieren, und
  • behält darum in einer Verbindlichkeit, die eine solche betrifft, sein
  • Anerkanntsein und _An-sich-gelten_ als für sich seienden Wesens.
  • Hier aber sieht es sich von der Seite seiner reinen eigensten
  • _Wirklichkeit_, oder seines Ichs außer sich und einem Andern
  • angehörig, sieht seine _Persönlichkeit_ als solche abhängig von der
  • zufälligen Persönlichkeit eines Andern, von dem Zufall eines
  • Augenblicks, einer Willkür oder sonst des gleichgültigsten Umstandes.
  • --Im Rechtszustande erscheint, was in der Gewalt des gegenständlichen
  • Wesens ist, als ein _zufälliger Inhalt_, von dem abstrahiert werden
  • kann, und die Gewalt betrifft nicht das _Selbst_ als _solches_,
  • sondern dieses ist vielmehr anerkannt. Allein hier sieht es die
  • Gewißheit seiner als solche das wesenloseste, die reine
  • Persönlichkeit absolute Unpersönlichkeit zu sein. Der Geist seines
  • Dankes ist daher das Gefühl wie dieser tiefsten Verworfenheit so auch
  • der tiefsten Empörung. Indem das reine Ich selbst sich außer sich
  • und zerrissen anschaut, ist in dieser Zerrissenheit zugleich alles,
  • was Kontinuität und Allgemeinheit hat, was Gesetz, gut und recht
  • heißt, auseinander und zugrunde gegangen; alles gleiche ist aufgelöst,
  • denn die _reinste Ungleichheit_, die absolute Unwesentlichkeit des
  • absolut Wesentlichen, das Außer-sich-sein des Für-sich-seins ist
  • vorhanden; das reine Ich selbst ist absolut zersetzt.
  • Wenn also von dem Reichtum dies Bewußtsein wohl die
  • Gegenständlichkeit des Für-sich-seins zurückerhält und sie aufhebt,
  • so ist es nicht nur seinem Begriffe nach, wie die vorhergehende
  • Reflexion nicht vollendet, sondern für es selbst unbefriedigt; die
  • Reflexion, da das Selbst sich als ein Gegenständliches empfängt, ist
  • der unmittelbare Widerspruch im reinen Ich selbst gesetzt. Als
  • Selbst steht es aber zugleich unmittelbar über diesem Widerspruche,
  • ist die absolute Elastizität, welche dies Aufgehobensein des Selbsts
  • wieder aufhebt, diese Verworfenheit, daß ihm sein Für-sich-sein als
  • ein Fremdes werde, verwirft, und gegen dies Empfangen seiner selbst
  • empört, im _Empfangen_ selbst _für sich_ ist.
  • Indem also das Verhältnis dieses Bewußtseins mit dieser absoluten
  • Zerrissenheit verknüpft ist, fällt in seinem Geiste der Unterschied
  • desselben, als edelmütiges gegen das _niederträchtige_ bestimmt zu
  • sein, hinweg, und beide sind dasselbe.--Der Geist des wohltuenden
  • Reichtums kann ferner von dem Geiste des die Wohltat empfangenden
  • Bewußtseins unterschieden werden, und ist besonders zu betrachten.
  • --Er war das wesenlose Für-sich-sein, das preisgegebne Wesen. Durch
  • seine Mitteilung aber wird er zum _An-sich_; indem er seine
  • Bestimmung erfüllte, sich aufzuopfern, hebt er die Einzelnheit, für
  • sich nur zu genießen, auf, und als aufgehobne Einzelnheit ist er
  • _Allgemeinheit_ oder _Wesen_.--Was er mitteilt, was er andern gibt,
  • ist das _Für-sich-sein_. Er gibt sich aber nicht hin als eine
  • selbstlose Natur, als die unbefangen sich preisgebende Bedingung des
  • Lebens, sondern als selbstbewußtes, sich für sich haltendes Wesen: er
  • ist nicht die unorganische Macht des Elements, welche von dem
  • empfangenden Bewußtsein als an sich vergänglich gewußt wird, sondern
  • die Macht über das Selbst, die sich _unabhängig_ und _willkürlich_
  • weiß, und die zugleich weiß, daß was sie ausspendet, das Selbst eines
  • Andern ist.--Der Reichtum teilt also mit dem Klienten die
  • Verworfenheit, aber an die Stelle der Empörung tritt der Übermut.
  • Denn er weiß nach der einen Seite, wie der Klient, das
  • _Für-sich-sein_ als ein zufälliges _Ding_; aber er selbst ist diese
  • Zufälligkeit, in deren Gewalt die Persönlichkeit steht. In diesem
  • Übermute, der durch eine Mahlzeit ein fremdes Ich-selbst erhalten,
  • und sich dadurch die Unterwerfung von dessen innerstem Wesen erworben
  • zu haben meint, übersieht er die innere Empörung des andern; er
  • übersieht die vollkommene Abwerfung aller Fessel, diese reine
  • Zerrissenheit, welcher, indem ihr die _Sichselbstgleichheit_ des
  • Für-sich-seins schlechthin ungleich geworden, alles Gleiche, alles
  • Bestehen zerrissen ist, und die daher die Meinung und Ansicht des
  • Wohltäters am meisten zerreißt. Er steht unmittelbar vor diesem
  • innersten Abgrunde, vor dieser bodenlosen Tiefe, worin aller Halt und
  • Substanz verschwunden ist; und er sieht in dieser Tiefe nichts als
  • ein gemeines Ding, ein Spiel seiner Laune, einen Zufall seiner
  • Willkür; sein Geist ist die ganz wesenlose Meinung, die geistverlaßne
  • Oberfläche zu sein.
  • Wie das Selbstbewußtsein gegen die Staatsmacht seine Sprache hatte,
  • oder der Geist zwischen diesen Extremen als wirkliche Mitte
  • hervortrat, so hat es auch Sprache gegen den Reichtum, noch mehr aber
  • hat seine Empörung ihre Sprache. Jene, welche dem Reichtum das
  • Bewußtsein seiner Wesenheit gibt, und sich seiner dadurch bemächtigt,
  • ist gleichfalls die Sprache der Schmeichelei, aber der unedeln;--denn
  • was sie als Wesen ausspricht, weiß sie als das preisgegebne, das
  • nicht _an sich_ seiende Wesen. Die Sprache der Schmeichelei aber ist,
  • wie vorhin schon erinnert, der noch einseitige Geist. Denn seine
  • Momente sind zwar das durch die Bildung des Dienstes zur reinen
  • Existenz geläuterte _Selbst_, und das _An-sich-sein_ der Macht.
  • Allein der reine Begriff, in welchem das einfache _Selbst_ und das
  • _An-sich_, jenes reine Ich und dies reine Wesen oder Denken dasselbe
  • sind--diese Einheit beider Seiten, zwischen welchen die
  • Wechselwirkung stattfindet, ist nicht in dem Bewußtsein dieser
  • Sprache; der Gegenstand ist ihm noch das _An-sich_ im Gegensatze
  • gegen das Selbst, oder der _Gegenstand_ ist ihm nicht zugleich sein
  • eignes _Selbst_ als solches.--Die Sprache der Zerrissenheit aber ist
  • die vollkommne Sprache und der wahre existierende Geist dieser ganzen
  • Welt der Bildung. Dies Selbstbewußtsein, dem die seine Verworfenheit
  • verwerfende Empörung zukömmt, ist unmittelbar die absolute
  • Sichselbstgleichheit in der absoluten Zerrissenheit, die reine
  • Vermittlung des reinen Selbstbewußtseins mit sich selbst. Es ist die
  • Gleichheit des identischen Urteils, worin eine und dieselbe
  • Persönlichkeit sowohl Subjekt als Prädikat ist. Aber dies identische
  • Urteil ist zugleich das unendliche; denn diese Persönlichkeit ist
  • absolut entzweit, und Subjekt und Prädikat schlechthin _gleichgültige
  • Seiende_, die einander nichts angehen, ohne notwendige Einheit, sogar
  • daß jedes die Macht einer eignen Persönlichkeit ist. Das
  • _Für-sich-sein_ hat _sein Für-sich-sein_ zum Gegenstande, als ein
  • schlechthin _Anderes_ und zugleich ebenso unmittelbar als _sich
  • selbst_--sich als ein Anderes, nicht daß dieses einen andern Inhalt
  • hätte, sondern der Inhalt ist dasselbe Selbst in der Form absoluter
  • Entgegensetzung und vollkommen eignen gleichgültigen Daseins.--Es ist
  • also hier der seiner in seiner Wahrheit und seines _Begriffes
  • bewußte_ Geist dieser realen Welt der Bildung vorhanden.
  • Er ist diese absolute und allgemeine Verkehrung und Entfremdung der
  • Wirklichkeit und des Gedankens; die _reine Bildung_. Was in dieser
  • Welt erfahren wird, ist, daß weder die _wirklichen Wesen_ der Macht
  • und des Reichtums noch ihre bestimmten _Begriffe_, Gut und Schlecht,
  • oder das Bewußtsein des Guten und Schlechten, das edelmütige und
  • niederträchtige Wahrheit haben; sondern alle diese Momente verkehren
  • sich vielmehr eins im andern, und jedes ist das Gegenteil seiner
  • selbst.--Die allgemeine Macht, welche die _Substanz_ ist, indem sie
  • durch das Prinzip der Individualität zur eigenen Geistigkeit gelangt,
  • empfängt das eigne Selbst nur als den Namen an ihr, und ist, indem
  • sie _wirkliche_ Macht ist, vielmehr das unmächtige Wesen, das sich
  • selbst aufopfert.--Aber dies preisgegebene selbstlose Wesen oder das
  • zum Dinge gewordne Selbst ist vielmehr die Rückkehr des Wesens in
  • sich selbst; es ist das _fürsichseiende Für-sich-sein_, die Existenz
  • des Geistes.--Die _Gedanken_ dieser Wesen, des _Guten_ und
  • _Schlechten_, verkehren sich ebenso in dieser Bewegung; was als gut
  • bestimmt ist, ist schlecht; was als schlecht, ist gut. Das
  • Bewußtsein eines jeden dieser Momente als das edle und
  • niederträchtige Bewußtsein beurteilt, sind in ihrer Wahrheit vielmehr
  • ebensosehr das Verkehrte dessen, was diese Bestimmungen sein sollen,
  • das edelmütige ebenso niederträchtig und verworfen, als die
  • Verworfenheit zum Adel der gebildetsten Freiheit des
  • Selbstbewußtseins umschlägt.--Alles ist ebenso, formell betrachtet,
  • _nach außen_ das Verkehrte dessen, was es für _sich_ ist; und wieder
  • was es für sich ist, ist es nicht in Wahrheit, sondern etwas anderes,
  • als es sein will, das Für-sich-sein vielmehr der Verlust seiner
  • selbst, und die Entfremdung seiner vielmehr die Selbsterhaltung.--Was
  • vorhanden ist, ist also dies, daß alle Momente eine allgemeine
  • Gerechtigkeit gegeneinander ausüben, jedes ebensosehr an sich selbst
  • sich entfremdet, als es sich in sein Gegenteil einbildet und es auf
  • diese Weise verkehrt.--Der wahre Geist aber ist eben diese Einheit
  • der absolut getrennten, und zwar kommt er eben durch die _freie
  • Wirklichkeit_ dieser _selbstlosen_ Extreme selbst als ihre Mitte zur
  • Existenz. Sein Dasein ist das allgemeine _Sprechen_ und zerreißende
  • _Urteilen_, welchem alle jene Momente, die als Wesen und wirkliche
  • Glieder des Ganzen gelten sollen, sich auflösen, und welches ebenso
  • dies sich auflösende Spiel mit sich selbst ist. Dies Urteilen und
  • Sprechen ist daher das Wahre und Unbezwingbare, während es alles
  • überwältigt; dasjenige, um welches es in dieser realen Welt _allein
  • wahrhaft_ zu tun ist. Jeder Teil dieser Welt kommt darin dazu, daß
  • sein Geist ausgesprochen, oder daß mit Geist von ihm gesprochen und
  • von ihm gesagt wird, was er ist.--Das ehrliche Bewußtsein nimmt jedes
  • Moment als eine bleibende Wesenheit und ist die ungebildete
  • Gedankenlosigkeit, nicht zu wissen, daß es ebenso das Verkehrte tut.
  • Das zerrissene Bewußtsein aber ist das Bewußtsein der Verkehrung, und
  • zwar der absoluten Verkehrung; der Begriff ist das Herrschende in ihm,
  • der die Gedanken zusammenbringt, welche der Ehrlichkeit weit
  • auseinanderliegen, und dessen Sprache daher geistreich ist.
  • Der Inhalt der Rede des Geistes von und über sich selbst ist also die
  • Verkehrung aller Begriffe und Realitäten, der allgemeine Betrug
  • seiner selbst und der andern, und die Schamlosigkeit, diesen Betrug
  • zu sagen, ist eben darum die größte Wahrheit. Diese Rede ist die
  • Verrücktheit des Musikers, "der dreißig Arien, italienische,
  • französische, tragische, komische, von aller Art Charakter, häufte
  • und vermischte; bald mit einem tiefen Basse stieg er bis in die Hölle,
  • dann zog er die Kehle zusammen, und mit einem Fistelton zerriß er
  • die Höhe der Lüfte, wechselsweise rasend, besänftigt, gebieterisch
  • und spöttisch."--Dem ruhigen Bewußtsein, das ehrlicherweise die
  • Melodie des Guten und Wahren in die Gleichheit der Töne, d.h. in
  • _eine_ Note setzt, erscheint diese Rede als "eine Faselei von
  • Weisheit und Tollheit, als ein Gemische von ebensoviel Geschick als
  • Niedrigkeit, von ebenso richtigen als falschen Ideen, von einer so
  • völligen Verkehrtheit der Empfindung, so vollkommener Schändlichkeit,
  • als gänzlicher Offenheit und Wahrheit. Es wird es nicht versagen
  • können, in alle diese Töne einzugehen, und die ganze Skale der
  • Gefühle von der tiefsten Verachtung und Verwerfung bis zur höchsten
  • Bewunderung und Rührung auf und nieder zu laufen; in diese wird ein
  • lächerlicher Zug verschmolzen sein, der ihnen ihre Natur benimmt";
  • jene werden an ihrer Offenheit selbst einen versöhnenden, an ihrer
  • erschütternden Tiefe den allgewaltigen Zug haben, der den Geist sich
  • selbst gibt.
  • Betrachten wir der Rede dieser sich selbst klaren Verwirrung
  • gegenüber die Rede jenes _einfachen Bewußtseins_ des Wahren und Guten,
  • so kann sie gegen die offene und ihrer bewußte Beredsamkeit des
  • Geistes der Bildung nur einsilbig sein; denn es kann diesem nichts
  • sagen, was er nicht selbst weiß und sagt. Geht es über seine
  • Einsilbigkeit hinaus, so sagt es daher dasselbe, was er ausspricht,
  • begeht aber darin noch dazu die Torheit, zu meinen, daß es etwas
  • Neues und Anderes sage. Selbst seine Silben, _schändlich,
  • niederträchtig_, sind schon diese Torheit, denn jener sagt sie von
  • sich selbst. Wenn dieser Geist in seiner Rede alles Eintönige
  • verkehrt, weil dieses sich Gleiche nur eine Abstraktion, in seiner
  • Wirklichkeit aber die Verkehrung an sich selbst ist, und wenn dagegen
  • das gerade Bewußtsein, das Gute und Edle, d.h. das sich in seiner
  • Äußerung gleichhaltende, auf die einzige Weise, die hier möglich ist,
  • in Schutz nimmt--daß es nämlich seinen Wert nicht darum verliere,
  • weil es an das Schlechte _geknüpft_ oder mit ihm _gemischt_ sei; denn
  • dies sei seine _Bedingung_ und _Notwendigkeit_, hierin bestehe die
  • _Weisheit_ der Natur--, so hat dies Bewußtsein, indem es zu
  • widersprechen meinte, damit nur den Inhalt der Rede des Geistes in
  • eine triviale Weise zusammengefaßt, welche gedankenlos, indem sie das
  • _Gegenteil_ des Edeln und Guten zur _Bedingung_ und _Notwendigkeit_
  • des Edeln und Guten macht, etwas anderes zu sagen meint, als dies,
  • daß das edel und gut Genannte in seinem Wesen das Verkehrte seiner
  • selbst, so wie das Schlechte umgekehrt das Vortreffliche ist.
  • Ersetzt das einfache Bewußtsein diesen geistlosen _Gedan_ken durch
  • die _Wirklichkeit_ des Vortrefflichen, indem es dasselbe in dem
  • _Beispiele_ eines fingierten Falles oder auch einer wahren Anekdote
  • aufführt, und so zeigt, daß es kein leerer Name, sondern _vorhanden
  • ist_, so steht die _allgemeine_ Wirklichkeit des verkehrten Tuns der
  • ganzen realen Welt entgegen, worin jenes Beispiel also nur etwas ganz
  • Vereinzelntes, eine _Espèce_ ausmacht; und das Dasein des Guten und
  • Edeln als eine einzelne Anekdote, sie sei fingiert oder wahr,
  • darstellen, ist das Bitterste, was von ihm gesagt werden kann.
  • --Fordert das einfache Bewußtsein endlich die Auflösung dieser ganzen
  • Welt der Verkehrung, so kann es nicht an das _Individuum_ die
  • Entfernung aus ihr fodern, denn Diogenes im Fasse ist durch sie
  • bedingt, und die Foderung an den Einzelnen ist gerade das, was für
  • das Schlechte gilt, nämlich _für sich_ als _Einzelnen_ zu sorgen. An
  • die allgemeine _Individualität_ aber gerichtet kann die Foderung
  • dieser Entfernung nicht die Bedeutung haben, daß die Vernunft das
  • geistige gebildete Bewußtsein, zu dem sie gekommen ist, wieder
  • aufgebe, den ausgebreiteten Reichtum ihrer Momente in die Einfachheit
  • des natürlichen Herzens zurückversenke, und in die Wildnis und Nähe
  • des tierischen Bewußtseins, welche Natur, auch Unschuld genannt wird,
  • zurückfalle; sondern die Foderung dieser Auflösung kann nur an den
  • _Geist_ der Bildung selbst gehen, daß er aus seiner Verwirrung als
  • _Geist_ zu sich zurückkehre, und ein noch höheres Bewußtsein gewinne.
  • In der Tat aber hat der Geist dies schon an sich vollbracht. Die
  • ihrer selbstbewußte und sich aussprechende Zerrissenheit des
  • Bewußtseins ist das Hohngelächter über das Dasein sowie über die
  • Verwirrung des Ganzen und über sich selbst; es ist zugleich das sich
  • noch vernehmende Verklingen dieser ganzen Verwirrung.--Diese sich
  • selbst vernehmende Eitelkeit aller Wirklichkeit, und alles bestimmten
  • Begriffs, ist die gedoppelte Reflexion der realen Welt in sich selbst;
  • einmal in _diesem Selbst_ des Bewußtseins, als _diesem_, das
  • andermal in der reinen _Allgemeinheit_ desselben oder im Denken.
  • Nach jener Seite hat der zu sich gekommene Geist den Blick in die
  • Welt der Wirklichkeit hineingerichtet, und sie noch zu seinem Zwecke
  • und unmittelbaren Inhalt; nach der andern aber ist sein Blick teils
  • nur in sich und negativ gegen sie, teils von ihr weg gen Himmel
  • gewendet und das Jenseits derselben sein Gegenstand.
  • In jener Seite der Rückkehr in das Selbst ist die _Eitelkeit_ aller
  • _Dinge_ seine _eigene Eitelkeit_, oder es _ist_ eitel. Es ist das
  • fürsichseiende Selbst, das alles nicht nur zu beurteilen und zu
  • beschwatzen, sondern geistreich die festen Wesen der Wirklichkeit wie
  • die festen Bestimmungen, die das Urteil setzt, in ihrem
  • _Widerspruche_ zu sagen weiß, und dieser Widerspruch ist ihre
  • Wahrheit.--Nach der Form betrachtet, weiß es alles sich selbst
  • entfremdet; das _Für-sich-sein_ vom _An-sich-sein_ getrennt; das
  • Gemeinte und den Zweck von der Wahrheit; und von beiden wieder das
  • _Sein für Anderes_, das Vorgegebne von der eigentlichen Meinung und
  • der wahren Sache und Absicht.--Es weiß also jedes Moment gegen das
  • andere, überhaupt die Verkehrung aller, richtig auszusprechen, es
  • weiß besser, was jedes ist, als es ist, es sei bestimmt, wie es wolle.
  • Indem es das Substantielle nach der Seite der _Uneinigkeit_ und des
  • _Widerstreits_, den es in sich einigt, aber nicht nach der Seite
  • dieser Einigkeit kennt, versteht es das Substantielle sehr gut zu
  • _beurteilen_, aber hat die Fähigkeit verloren, es zu _fassen_.--Diese
  • Eitelkeit bedarf dabei der Eitelkeit aller Dinge, um aus ihnen sich
  • das Bewußtsein des Selbsts zu geben, erzeugt sie daher selbst, und
  • ist die Seele, welche sie trägt. Macht und Reichtum sind die
  • höchsten Zwecke seiner Anstrengung, es weiß, daß es durch Entsagung
  • und Aufopferung sich zum Allgemeinen bildet, zum Besitze desselben
  • gelangt, und in diesem Besitze allgemeine Gültigkeit hat; sie sind
  • die wirklichen anerkannten Mächte. Aber dieses sein Gelten ist
  • selbst eitel, und eben indem es sich ihrer bemächtigt, weiß es sie
  • nicht Selbstwesen zu sein, sondern vielmehr sich als ihre Macht, sie
  • aber als eitel. Daß es so in ihrem Besitze selbst daraus heraus ist,
  • stellt es in der geistreichen Sprache dar, die daher sein höchstes
  • Interesse und die Wahrheit des Ganzen ist; in ihr wird _dieses_
  • Selbst, als dies reine nicht den wirklichen noch gedachten
  • Bestimmungen angehörige Selbst, sich zum geistigen, wahrhaft
  • allgemeingültigen. Es _ist_ die sich selbst zerreißende Natur aller
  • Verhältnisse und das bewußte Zerreißen derselben; nur als empörtes
  • Selbstbewußtsein aber weiß es seine eigne Zerrissenheit, und in
  • diesem Wissen derselben hat es sich unmittelbar darüber erhoben. In
  • jener Eitelkeit wird aller Inhalt zu einem negativen, welches nicht
  • mehr positiv gefaßt werden kann; der positive Gegenstand ist nur das
  • _reine Ich selbst_, und das zerrißne Bewußtsein ist _an sich_ diese
  • reine Sichselbstgleichheit des zu sich zurückgekommnen
  • Selbstbewußtseins.
  • b. Der Glauben und die reine Einsicht
  • Der Geist der Entfremdung seiner selbst hat in der Welt der Bildung
  • sein Dasein; aber indem dieses Ganze sich selbst entfremdet worden,
  • steht jenseits ihrer die unwirkliche Welt _des reinen Bewußtseins_
  • oder des _Denkens_. Ihr Inhalt ist das rein Gedachte, das Denken ihr
  • absolutes Element. Indem aber das Denken zunächst das _Element_
  • dieser Welt ist, _hat_ das Bewußtsein nur diese Gedanken, aber es
  • _denkt_ sie noch nicht, oder weiß nicht, daß es Gedanken sind;
  • sondern sie sind für es in der Form der _Vorstellung_. Denn es tritt
  • aus der Wirklichkeit in das reine Bewußtsein, aber es ist selbst
  • überhaupt noch in der Sphäre und Bestimmtheit der Wirklichkeit. Das
  • zerrißne Bewußtsein ist _an sich_ erst die _Sichselbstgleichheit_ des
  • reinen Bewußtseins, für uns, nicht für sich selbst. Es ist also nur
  • die _unmittelbare_ noch nicht in sich vollendete Erhebung, und hat
  • sein entgegengesetztes Prinzip, wodurch es bedingt ist, noch in sich,
  • ohne durch die vermittelte Bewegung darüber Meister geworden zu sein.
  • Daher gilt ihm das Wesen seines Gedankens nicht als _Wesen_ nur in
  • der Form des abstrakten An-sich, sondern in der Form eines
  • _Gemeinwirklichen_, einer Wirklichkeit, die nur in ein anderes
  • Element erhoben worden, ohne in diesem die Bestimmtheit einer nicht
  • gedachten Wirklichkeit verloren zu haben.--Es ist wesentlich von dem
  • _An-sich_ zu unterscheiden, welches das Wesen des _stoischen_
  • Bewußtseins ist; diesem galt nur die _Form des Gedankens_ als solchen,
  • der dabei irgendeinen ihm fremden, aus der Wirklichkeit genommnen
  • Inhalt hat; jenem Bewußtsein ist aber nicht die _Form des Gedankens_
  • das Geltende;--ebenso von dem _An-sich_ des tugendhaften Bewußtseins,
  • dem das Wesen zwar in Beziehung auf die Wirklichkeit steht, dem es
  • Wesen der Wirklichkeit selbst, aber nur erst unwirkliches Wesen ist;
  • --jenem Bewußtsein gilt es, obzwar jenseits der Wirklichkeit, doch
  • wirkliches Wesen zu sein. Ebenso hat das an sich Rechte und Gute der
  • gesetzgebenden Vernunft und das Allgemeine des gesetzprüfenden
  • Bewußtseins nicht die Bestimmung der Wirklichkeit.--Wenn daher
  • innerhalb der Welt der Bildung selbst das reine Denken als eine Seite
  • der Entfremdung fiel, nämlich als der Maßstab des abstrakten Guten
  • und Schlechten im Urteilen, so ist es, hindurchgegangen durch die
  • Bewegung des Ganzen, um das Moment der Wirklichkeit und dadurch des
  • Inhalts bereichert worden. Diese Wirklichkeit des Wesens ist aber
  • zugleich nur eine Wirklichkeit des _reinen_, nicht des _wirklichen_
  • Bewußtseins; in das Element des Denkens zwar erhoben, gilt sie diesem
  • Bewußtsein noch nicht als ein Gedanke, sondern vielmehr ist sie ihm
  • jenseits seiner eignen Wirklichkeit; denn jene ist die Flucht aus
  • dieser.
  • Wie hier die _Religion_--denn es erhellt, daß von ihr die Rede
  • ist--als der Glauben der Welt der Bildung auftritt, tritt sie noch
  • nicht auf, wie sie _an und für sich_ ist.--Sie ist uns schon in
  • andern Bestimmtheiten erschienen, als _unglückliches Bewußtsein_
  • nämlich, als Gestalt der substanzlosen Bewegung des Bewußtseins
  • selbst.--Auch an der sittlichen Substanz erschien sie als Glauben an
  • die Unterwelt, aber das Bewußtsein des abgeschiednen Geistes ist
  • eigentlich nicht _Glauben_, nicht das Wesen im Elemente des reinen
  • Bewußtseins jenseits des Wirklichen gesetzt, sondern er hat selbst
  • unmittelbare Gegenwart; sein Element ist die Familie.--Hier aber ist
  • die Religion teils aus der _Substanz_ hervorgegangen, und ist reines
  • Bewußtsein derselben; teils ist dies reine Bewußtsein seinem
  • wirklichen, das _Wesen_ seinem _Dasein_ entfremdet. Sie ist also
  • zwar nicht mehr die substanzlose Bewegung des Bewußtseins, aber hat
  • noch die Bestimmtheit des Gegensatzes gegen die Wirklichkeit als
  • _diese_ überhaupt, und gegen die des Selbstbewußtseins insbesondere,
  • sie ist daher wesentlich nur ein _Glauben_.
  • Dies _reine Bewußtsein_ des absoluten Wesens ist ein _entfremdetes_.
  • Es ist näher zu sehen, wie dasjenige sich bestimmt, dessen Anderes es
  • ist, und es ist nur in Verbindung mit diesem zu betrachten. Zunächst
  • nämlich scheint dies reine Bewußtsein nur die _Welt_ der Wirklichkeit
  • sich gegenüber zu haben; aber indem es die Flucht aus dieser und
  • dadurch die _Bestimmtheit des Gegensatzes_ ist, so hat es diese an
  • ihm selbst; das reine Bewußtsein ist daher wesentlich an ihm selbst
  • sich entfremdet, und der Glauben macht nur eine Seite desselben aus.
  • Die andre Seite ist uns zugleich schon entstanden. Das reine
  • Bewußtsein ist nämlich so die Reflexion aus der Welt der Bildung, daß
  • die Substanz derselben, sowie die Massen, in welche sie sich gliedert,
  • sich als das zeigten, was sie an sich sind, als _geistige_
  • Wesenheiten, als absolut unruhige Bewegungen oder Bestimmungen, die
  • sich unmittelbar in ihrem Gegenteil aufheben. Ihr Wesen, das
  • einfache Bewußtsein ist also die Einfachheit des _absoluten
  • Unterschiedes_, der unmittelbar kein Unterschied ist. Es ist hiemit
  • das reine _Für-sich-sein_, nicht als _dieses Einzelnen_, sondern das
  • in sich _allgemeine_ Selbst als unruhige Bewegung, die das _ruhige
  • Wesen_ der _Sache_ angreift und durchdringt. In ihm ist also die
  • Gewißheit, welche sich selbst unmittelbar als Wahrheit weiß, das
  • reine Denken, als der _absolute Begriff_ in der Macht seiner
  • _Negativität_ vorhanden, die alles gegenständliche, dem Bewußtsein
  • gegenüber sein sollende Wesen vertilgt, und es zu einem Sein des
  • Bewußtseins macht.--Dies reine Bewußtsein ist zugleich ebensosehr
  • _einfach_, weil eben sein Unterschied kein Unterschied ist. Als
  • diese Form der einfachen Reflexion in sich aber ist es das Element
  • des Glaubens, worin der Geist die Bestimmtheit _der positiven
  • Allgemeinheit_, des _An-sich-seins_ gegen jenes Für-sich-sein des
  • Selbstbewußtseins hat.--Aus der wesenlosen sich nur auflösenden Welt
  • in sich zurückgedrängt, ist der Geist, nach der Wahrheit, in
  • ungetrennter Einheit sowohl die _absolute Bewegung_ und _Negativität_
  • seines Erscheinens, wie ihr in sich _befriedigtes_ Wesen, und ihre
  • positive _Ruhe._ Aber überhaupt unter der Bestimmtheit der
  • _Entfremdung_ liegend, treten diese beiden Momente als ein
  • gedoppeltes Bewußtsein auseinander. Jenes ist die _reine Einsicht_,
  • als der sich im _Selbst_bewußtsein zusammenfassende geistige _Prozeß_,
  • welcher das Bewußtsein des Positiven, die Form der
  • Gegenständlichkeit oder des Vorstellens sich gegenüber hat und sich
  • dagegen richtet; ihr eigner Gegenstand aber ist nur das _reine Ich_.
  • --Das einfache Bewußtsein des Positiven oder der ruhigen
  • Sichselbstgleichheit hat hingegen das innere _Wesen_ als Wesen zum
  • Gegenstande. Die reine Einsicht hat daher zunächst an ihr selbst
  • keinen Inhalt, weil sie das negative Für-sich-sein ist; dem Glauben
  • dagegen gehört der Inhalt an, ohne Einsicht. Wenn jene nicht aus dem
  • Selbstbewußtsein heraustritt, so hat dieser seinen Inhalt zwar
  • ebenfalls im Element des reinen Selbstbewußtseins, aber im _Denken_,
  • nicht in _Begriffen, im reinen Bewußtsein, nicht im reinen
  • Selbstbewußtsein_. Er ist hiemit zwar reines Bewußtsein des _Wesens_,
  • das heißt des _einfachen Innern_, und _ist_ also Denken--das
  • Hauptmoment in der Natur des Glaubens, das gewöhnlich übersehen wird.
  • Die _Unmittelbarkeit_, mit der das Wesen in ihm ist, liegt darin,
  • daß sein Gegenstand _Wesen_, das heißt, _reiner Gedanke_ ist. Diese
  • _Unmittelbarkeit_ aber, insofern das _Denken_ ins _Bewußtsein_ oder
  • das reine Bewußtsein in das Selbstbewußtsein eintritt, erhält die
  • Bedeutung eines gegenständlichen _Seins_, das jenseits des
  • Bewußtseins des Selbsts liegt. Durch diese Bedeutung, welche die
  • Unmittelbarkeit und Einfachheit des _reinen Denkens_ im _Bewußtsein_
  • erhält, ist es, daß das _Wesen_ des Glaubens in die _Vorstellung_ aus
  • dem Denken herabfällt, und zu einer übersinnlichen Welt wird, welche
  • wesentlich ein _Anders_ des Selbstbewußtseins sei.--In der reinen
  • Einsicht hingegen hat der Übergang des reinen Denkens ins Bewußtsein
  • die entgegengesetzte Bestimmung; die Gegenständlichkeit hat die
  • Bedeutung eines nur negativen, sich aufhebenden und in das Selbst
  • zurückkehrenden Inhalts, d.h. nur das Selbst ist sich eigentlich der
  • Gegenstand, oder der Gegenstand hat nur Wahrheit, insofern er die
  • Form des Selbsts hat.
  • Wie der Glauben und die reine Einsicht gemeinschaftlich dem Elemente
  • des reinen Bewußtseins angehören, so sind sie auch gemeinschaftlich
  • die Rückkehr aus der wirklichen Welt der Bildung. Sie bieten sich
  • daher nach drei Seiten dar. Das einemal ist jedes außer allem
  • Verhältnisse _an_ und _für sich_; das andremal bezieht jedes sich auf
  • die _wirkliche_ dem reinen Bewußtsein entgegengesetzte Welt, und zum
  • dritten bezieht sich jedes innerhalb des reinen Bewußtseins auf das
  • andre.
  • Die Seite des _An_- und _Für-sich-seins_ im _glaubenden_ Bewußtsein
  • ist sein absoluter Gegenstand, dessen Inhalt und Bestimmung sich
  • ergeben hat. Denn er ist nach dem Begriffe des Glaubens nichts
  • anders als die in die Allgemeinheit des reinen Bewußtseins erhobne
  • reale Welt. Die Gegliederung der letztern macht daher auch die
  • Organisation der erstern aus, nur daß die Teile in dieser in ihrer
  • Begeistung sich nicht entfremden, sondern an und für sich seiende
  • Wesen, in sich zurückgekehrte und bei sich selbst bleibende Geister
  • sind.--Die Bewegung ihres Übergehens ist daher nur für uns eine
  • Entfremdung der Bestimmtheit, in der sie in ihrem Unterschiede sind,
  • und nur für uns eine _notwendige_ Reihe; für den Glauben aber ist ihr
  • Unterschied eine ruhige Verschiedenheit, und ihre Bewegung ein
  • _Geschehen_.
  • Sie nach der äußern Bestimmung ihrer Form kurz zu nennen, so ist, wie
  • in der Welt der Bildung die Staatsmacht oder das Gute das Erste war,
  • auch hier das Erste, _das absolute Wesen_, der an und für sich
  • seiende Geist, insofern er die einfache ewige _Substanz_ ist. In der
  • Realisierung ihres Begriffes, Geist zu sein, aber geht sie in das
  • _Sein für Anderes_ über; ihre Sichselbstgleichheit wird zum
  • _wirklichen_ sich _aufopfernden_ absoluten Wesen; es wird zum
  • _Selbst_, aber zum vergänglichen Selbst. Daher ist das Dritte die
  • Rückkehr dieses entfremdeten Selbsts und der erniedrigten Substanz in
  • ihre erste Einfachheit, erst auf diese Weise ist sie als Geist
  • vorgestellt.-Diese unterschiednen Wesen, aus dem Wandel der
  • wirklichen Welt durch das Denken in sich zurückgenommen, sind sie
  • wandellose ewige Geister, deren Sein ist, die Einheit, welche sie
  • ausmachen, zu denken. So entrückt dem Selbstbewußtsein, greifen
  • diese Wesen jedoch in es ein; wäre das Wesen unverrückt in der Form
  • der ersten einfachen Substanz, so bliebe es ihm fremde. Aber die
  • Entäußerung dieser Substanz und dann ihr Geist hat das Moment der
  • Wirklichkeit an ihm, und macht sich hiedurch des glaubenden
  • Selbstbewußtseins teilhaftig, oder das glaubende Bewußtsein gehört
  • der realen Welt an.
  • Nach diesem zweiten Verhältnisse hat das glaubende Bewußtsein teils
  • selbst seine Wirklichkeit in der realen Welt der Bildung, und macht
  • ihren Geist und ihr Dasein aus, das betrachtet worden ist; teils aber
  • tritt es dieser seiner Wirklichkeit als dem Eiteln gegenüber und ist
  • die Bewegung sie aufzuheben. Diese Bewegung besteht nicht darin, daß
  • es ein geistreiches Bewußtsein über ihre Verkehrung hätte; denn es
  • ist das einfache Bewußtsein, welches das Geistreiche zum Eiteln zählt,
  • weil dieses noch die reale Welt zu seinem Zwecke hat. Sondern dem
  • ruhigen Reiche seines Denkens steht die Wirklichkeit als ein
  • geistloses Dasein gegenüber, das daher auf eine äußerliche Weise zu
  • überwinden ist. Dieser Gehorsam des Dienstes und des Preises bringt
  • durch das Aufheben des sinnlichen Wissens und Tuns, das Bewußtsein
  • der Einheit mit dem an und für sich seienden Wesen hervor, doch nicht
  • als angeschaute wirkliche Einheit, sondern dieser Dienst ist nur das
  • fortwährende Hervorbringen, das sein Ziel in der Gegenwart nicht
  • vollkommen erreicht. Die Gemeine gelangt zwar dazu, denn sie ist das
  • allgemeine Selbstbewußtsein; aber dem einzelnen Selbstbewußtsein
  • bleibt notwendig das Reich des reinen Denkens ein Jenseits seiner
  • Wirklichkeit, oder indem dieses durch die Entäußerung des ewigen
  • Wesens in die Wirklichkeit getreten, ist sie eine unbegriffne
  • sinnliche Wirklichkeit; eine sinnliche Wirklichkeit aber bleibt
  • gleichgültig gegen die andre, und das Jenseits hat nur die Bestimmung
  • der Entfernung in Raum und Zeit noch dazu erhalten.--Der Begriff aber,
  • die sich selbst gegenwärtige Wirklichkeit des Geistes, bleibt im
  • glaubenden Bewußtsein das _Innre_, welches alles ist und wirkt, aber
  • nicht selbst hervortritt.
  • In der _reinen Einsicht_ aber ist der Begriff das allein Wirkliche;
  • und diese dritte Seite des Glaubens, Gegenstand für die reine
  • Einsicht zu sein, ist das eigentliche Verhältnis, in welchem er hier
  • auftritt.--Die reine Einsicht selbst ist ebenso teils an und für sich,
  • teils im Verhältnisse zur wirklichen Welt, insofern sie noch positiv,
  • nämlich als eitles Bewußtsein, vorhanden ist, teils endlich in jenem
  • Verhältnisse zum Glauben zu betrachten.
  • Was die reine Einsicht an und für sich ist, haben wir gesehen; wie
  • der Glauben das ruhige reine _Bewußtsein_ des Geistes, als des
  • _Wesens_, so ist sie das _Selbst_bewußtsein desselben; sie weiß das
  • Wesen daher nicht als _Wesen_, sondern als absolutes _Selbst_. Sie
  • geht also darauf, alle dem Selbstbewußtsein _andre_ Selbstständigkeit,
  • es sei des Wirklichen oder _An-sich-_seienden, aufzuheben, und sie
  • zum _Begriffe_ zu machen. Sie ist nicht nur die Gewißheit der
  • selbstbewußten Vernunft, alle Wahrheit zu sein; sondern sie _weiß_,
  • daß sie dies ist.
  • Wie aber der Begriff derselben auftritt, ist er noch nicht
  • _realisiert_. Sein Bewußtsein erscheint hiernach noch als ein
  • _zufälliges, einzelnes_, und das, was ihm das Wesen ist, als _Zweck_,
  • den es zu verwirklichen hat. Es hat erst die _Absicht_, die _reine
  • Einsicht allgemein_, das heißt, alles, was wirklich ist, zum Begriffe,
  • und zu einem Begriffe in allen Selbstbewußtsein zu machen. Die
  • Absicht ist _rein_, denn sie hat die reine Einsicht zum Inhalte; und
  • diese Einsicht ist ebenso _rein_, denn ihr Inhalt ist nur der
  • absolute Begriff, der keinen Gegensatz an einem Gegenstande hat, noch
  • an ihm selbst beschränkt ist. In dem unbeschränkten Begriffe liegen
  • unmittelbar die beiden Seiten, daß alles Gegenständliche nur die
  • Bedeutung des _Für-sich-seins_, des Selbstbewußtseins, und daß dieses
  • die Bedeutung eines _Allgemeinen_ habe, daß die reine Einsicht
  • Eigentum aller Selbstbewußtsein werde. Diese zweite Seite der
  • Absicht ist insofern Resultat der Bildung, als darin, wie die
  • Unterschiede des gegenständlichen Geistes, die Teile und
  • Urteilsbestimmungen seiner Welt, so auch die Unterschiede, welche als
  • ursprünglich bestimmte Naturen erscheinen, zugrunde gegangen sind.
  • Genie, Talent, die besondern Fähigkeiten überhaupt, gehören der Welt
  • der Wirklichkeit an, insofern sie an ihr noch die Seite hat,
  • geistiges Tierreich zu sein, welches in gegenseitiger Gewalttätigkeit
  • und Verwirrung sich um die Wesen der realen Welt bekämpft und betrügt.
  • --Die Unterschiede haben in ihr zwar nicht als ehrliche Espècen Platz;
  • weder begnügt sich die Individualität mit der unwirklichen _Sache
  • selbst_, noch hat sie _besondern_ Inhalt und eigne Zwecke. Sondern
  • sie gilt nur als ein Allgemeingültiges, nämlich als Gebildetes; und
  • der Unterschied reduziert sich auf die geringere oder größere Energie,
  • --einen Unterschied der _Größe_, d.h. den unwesentlichen. Diese
  • letzte Verschiedenheit aber ist darin zugrunde gegangen, daß der
  • Unterschied in der vollkommnen Zerrissenheit des Bewußtseins zum
  • absolut qualitativen umschlug. Was darin dem Ich das Andre ist, ist
  • nur das Ich selbst. In diesem unendlichen Urteile ist alle
  • Einseitigkeit und Eigenheit des ursprünglichen Für-sich-seins getilgt;
  • das Selbst weiß sich als reines Selbst sein Gegenstand zu sein; und
  • diese absolute Gleichheit beider Seiten ist das Element der reinen
  • Einsicht.--Sie ist daher das einfache in sich ununterschiedne _Wesen_,
  • und ebenso das allgemeine _Werk_ und allgemeiner Besitz. In dieser
  • _einfachen_ geistigen Substanz gibt und erhält sich das
  • Selbstbewußtsein ebenso in allem Gegenstande das Bewußtsein dieser
  • seiner _Einzelnheit_ oder des _Tuns_, als umgekehrt die
  • Individualität desselben darin _sich selbst gleich_ und allgemein ist.
  • --Diese reine Einsicht ist also der Geist, der allem Bewußtsein
  • zuruft: _seid für euch selbst_, was ihr alle _an euch selbst_
  • seid--_vernünftig_.
  • II. Die Aufklärung
  • Der eigentümliche Gegenstand, gegen welchen die reine Einsicht die
  • Kraft des Begriffes richtet, ist der Glauben, als die ihr in
  • demselben Elemente gegenüberstehende Form des reinen Bewußtseins.
  • Sie hat aber auch Beziehung auf die wirkliche Welt, denn sie ist wie
  • jener die Rückkehr aus derselben in das reine Bewußtsein. Es ist
  • zuerst zu sehen, wie ihre Tätigkeit gegen die unlautern Absichten und
  • verkehrten Einsichten derselben beschaffen ist.
  • Oben wurde schon des ruhigen Bewußtseins erwähnt, das diesem sich in
  • sich auflösenden und wieder erzeugenden Wirbel gegenübersteht; es
  • macht die Seite der reinen Einsicht und Absicht aus. In dies ruhige
  • Bewußtsein fällt aber, wie wir sahen, keine _besondere Einsicht_ über
  • die Welt der Bildung; diese hat vielmehr selbst das schmerzlichste
  • Gefühl und die wahrste Einsicht über sich selbst--das Gefühl, die
  • Auflösung alles sich befestigenden, durch alle Momente ihres Daseins
  • hindurch gerädert und an allen Knochen zerschlagen zu sein; ebenso
  • ist sie die Sprache dieses Gefühls und die beurteilende geistreiche
  • Rede über alle Seiten ihres Zustands. Die reine Einsicht kann daher
  • hier keine eigene Tätigkeit und Inhalt haben, und sich also nur als
  • das formelle treue _Auffassen_ dieser eignen geistreichen Einsicht
  • der Welt und ihrer Sprache verhalten. Indem diese Sprache zerstreut,
  • die Beurteilung eine Faselei des Augenblicks, die sich sogleich
  • wieder vergißt, und ein Ganzes nur für ein drittes Bewußtsein ist, so
  • kann sich dieses als _reine_ Einsicht nur dadurch unterscheiden, daß
  • es jene sich zerstreuenden Züge in ein allgemeines Bild zusammenfaßt,
  • und sie dann zu einer Einsicht aller macht.
  • Sie wird durch dies einfache Mittel die Verwirrung dieser Welt zur
  • Auflösung bringen. Denn es hat sich ergeben, daß nicht die Massen
  • und die bestimmten Begriffe und Individualitäten das Wesen dieser
  • Wirklichkeit sind, sondern daß sie ihre Substanz und Halt allein in
  • dem Geiste hat, der als Urteilen und Besprechen existiert, und daß
  • das Interesse, für dies Räsonieren und Schwatzen einen Inhalt zu
  • haben, allein das Ganze und die Massen seiner Gegliederung erhält.
  • In dieser Sprache der Einsicht ist ihr Selbstbewußtsein sich noch ein
  • _Fürsichseiendes, dieses Einzelne_; aber die Eitelkeit des Inhalts
  • ist zugleich Eitelkeit des ihn eitel wissenden Selbsts. Indem nun
  • das ruhig auffassende Bewußtsein von diesem ganzen geistreichen
  • Geschwätze der Eitelkeit die treffendsten und die Sache
  • durchschneidenden Fassungen in eine Sammlung bringt, geht zu der
  • übrigen Eitelkeit des Daseins die das Ganze noch erhaltende Seele,
  • die Eitelkeit des geistreichen Beurteilens, zugrunde. Die Sammlung
  • zeigt den meisten einen bessern, oder allen wenigstens einen
  • vielfachern Witz, als der ihrige ist, und das Besserwissen und
  • Beurteilen überhaupt als etwas Allgemeines und nun allgemein
  • Bekanntes; damit tilgt sich das einzige Interesse, das noch vorhanden
  • war, und das einzelne Einsehen löst sich in die allgemeine Einsicht
  • auf.
  • Noch aber steht über dem eiteln Wissen das Wissen von dem Wesen fest,
  • und die reine Einsicht erscheint erst in eigentlicher Tätigkeit,
  • insofern sie gegen den Glauben auftritt.
  • a. Der Kampfder Aufklärung mit dem Aberglauben
  • Die verschiednen Weisen des negativen Verhaltens des Bewußtseins,
  • teils des Skeptizismus, teils des theoretischen und praktischen
  • Idealismus, sind untergeordnete Gestalten gegen diese der _reinen
  • Einsicht_, und ihrer Verbreitung, der _Aufklärung_; denn sie ist aus
  • der Substanz geboren, weiß das reine _Selbst_ des Bewußtseins als
  • absolut, und nimmt es mit dem reinen Bewußtsein des absoluten Wesens
  • aller Wirklichkeit auf.--Indem Glauben und Einsicht dasselbe reine
  • Bewußtsein, der Form nach aber entgegengesetzt sind, dem Glauben das
  • Wesen als _Gedanke_, nicht als _Begriff_, und daher ein dem
  • _Selbst_bewußtsein schlechthin Entgegengesetztes, der reinen Einsicht
  • aber das Wesen das _Selbst_ ist, sind sie füreinander das eine das
  • schlechthin Negative des andern.--Dem Glauben kommt, wie beide
  • gegeneinander auftreten, aller _Inhalt_ zu, denn in seinem ruhigen
  • Elemente des Denkens gewinnt jedes Moment Bestehen;--die reine
  • Einsicht aber ist zunächst ohne Inhalt, und vielmehr reines
  • Verschwinden desselben; durch die negative Bewegung gegen das ihr
  • Negative aber wird sie sich realisieren und einen Inhalt geben.
  • Sie weiß den Glauben als das ihr, der Vernunft und Wahrheit,
  • Entgegengesetzte. Wie er ihr im Allgemeinen ein Gewebe von
  • Aberglauben, Vorurteilen und Irrtümern ist, so organisiert sich ihr
  • weiter das Bewußtsein dieses Inhalts in ein Reich des Irrtums, worin
  • die falsche Einsicht einmal als die _allgemeine Masse_ des
  • Bewußtseins, unmittelbar, unbefangen und ohne Reflexion in sich
  • selbst ist, aber das Moment der Reflexion in sich oder des
  • Selbstbewußtseins, getrennt von der Unbefangenheit, auch an ihr hat,
  • als eine im Hintergrunde für sich bleibende Einsicht und böse Absicht,
  • von welcher jenes betört wird. Jene Masse ist das Opfer des Betrugs
  • einer _Priesterschaft_, die ihre neidische Eitelkeit, allein im
  • Besitze der Einsicht zu bleiben, sowie ihren sonstigen Eigennutz
  • ausführt, und zugleich mit dem _Despotismus_ sich verschwört, der als
  • die synthetische, begrifflose Einheit des realen und dieses idealen
  • Reichs--ein seltsam inkonsequentes Wesen--über der schlechten
  • Einsicht der Menge und der schlechten Absicht der Priester steht, und
  • beides auch in sich vereinigt, aus der Dummheit und Verwirrung des
  • Volks durch das Mittel der betriegenden Priesterschaft, beide
  • verachtend, den Vorteil der ruhigen Beherrschung und der Vollführung
  • seiner Lüste und Willkür zieht, zugleich aber dieselbe Dumpfheit der
  • Einsicht, der gleiche Aberglauben und Irrtum ist.
  • Gegen diese drei Seiten des Feindes läßt die Aufklärung sich nicht
  • ohne Unterschied ein; denn indem ihr Wesen reine Einsicht, das an und
  • für sich _Allgemeine_ ist, so ist ihre wahre Beziehung auf das andere
  • Extrem diejenige, in welcher sie auf das _Gemeinschaftliche_ und
  • _Gleiche_ beider geht. Die Seite der aus dem allgemeinen
  • unbefangenen Bewußtsein sich isolierenden _Einzelnheit_ ist das ihr
  • Entgegengesetzte, das sie nicht unmittelbar berühren kann. Der
  • Willen der betriegenden Priesterschaft und des unterdrückenden
  • Despoten ist daher nicht unmittelbarer Gegenstand ihres Tuns, sondern
  • die willenlose, nicht zum Für-sich-sein sich vereinzelnde Einsicht,
  • der _Begriff_ des vernünftigen Selbstbewußtseins, der an der Masse
  • sein Dasein hat, aber in ihr noch nicht als Begriff vorhanden ist.
  • Indem aber die reine Einsicht diese ehrliche Einsicht und ihr
  • unbefangenes Wesen den Vorurteilen und Irrtümern entreißt, windet sie
  • der schlechten Absicht die Realität und Macht ihres Betrugs aus den
  • Händen, deren Reich an dem begrifflosen Bewußtsein der allgemeinen
  • Masse seinen _Boden_ und _Material_--das _Für-sich-sein_ an dem
  • _einfachen_ Bewußtsein überhaupt seine _Substanz_ hat.
  • Die Beziehung der reinen Einsicht auf das unbefangene Bewußtsein des
  • absoluten Wesens hat nun die gedoppelte Seite, daß sie einesteils _an
  • sich_ dasselbe mit ihm ist, andernteils aber, daß dieses in dem
  • einfachen Elemente seines Gedankens das absolute Wesen sowie seine
  • Teile gewähren und sich Bestehen geben, und sie nur als sein
  • _An-sich_ und darum in gegenständlicher Weise gelten läßt, sein
  • _Für-sich-sein_ aber in diesem An-sich verleugnet.--Insofern nach der
  • ersten Seite dieser Glauben _an sich_ für die reine Einsicht reines
  • _Selbst_bewußtsein ist, und er dies nur _für sich_ werden soll, so
  • hat sie an diesem Begriffe desselben das Element, worin sie statt der
  • falschen Einsicht sich realisiert.
  • Von dieser Seite, daß beide wesentlich dasselbe sind und die
  • Beziehung der reinen Einsicht durch und in demselben Elemente
  • geschieht, ist ihre Mitteilung eine _unmittelbare_, und ihr Geben und
  • Empfangen ein ungestörtes Ineinanderfließen. Was auch sonst weiter
  • in das Bewußtsein für Pflöcke eingeschlagen seien, es ist _an sich_
  • diese Einfachheit, in welcher alles aufgelöst, vergessen und
  • unbefangen, und die daher des Begriffs schlechthin empfänglich ist.
  • Die Mitteilung der reinen Einsicht ist deswegen einer ruhigen
  • Ausdehnung oder dem _Verbreiten_ wie eines Duftes in der
  • widerstandslosen Atmosphäre zu vergleichen. Sie ist eine
  • durchdringende Ansteckung, welche sich nicht vorher gegen das
  • gleichgültige Element, in das sie sich insinuiert, als
  • Entgegengesetztes bemerkbar macht, und daher nicht abgewehrt werden
  • kann. Erst wenn die Ansteckung sich verbreitet hat, ist sie _für das
  • Bewußtsein_, das sich ihr unbesorgt überließ. Denn es war zwar das
  • einfache sich und ihm gleiche Wesen, was es in sich empfing, aber
  • zugleich die Einfachheit der in sich reflektierten _Negativität_,
  • welche nachher auch sich nach ihrer Natur als Entgegengesetztes
  • entfaltet, und das Bewußtsein hiedurch an seine vorige Weise erinnert;
  • sie ist der Begriff, der das einfache Wissen ist, welches sich
  • selbst und zugleich sein Gegenteil, aber dieses in ihm als aufgehoben
  • weiß. So wie daher die reine Einsicht für das Bewußtsein ist, hat
  • sie sich schon verbreitet; der Kampf gegen sie verrät die geschehene
  • Ansteckung; er ist zu spät, und jedes Mittel verschlimmert nur die
  • Krankheit, denn sie hat das Mark des geistigen Lebens ergriffen,
  • nämlich das Bewußtsein in seinem Begriffe oder sein reines Wesen
  • selbst; es gibt darum auch keine Kraft in ihm, welche über ihr wäre.
  • Weil sie im Wesen selbst ist, lassen sich ihre noch vereinzelnten
  • Äußerungen zurückdrängen und die oberflächlichen Symptome dämpfen.
  • Es ist ihr dies höchst vorteilhaft; denn sie vergeudet nun nicht
  • unnütz die Kraft, noch zeigt sie sich ihres Wesens unwürdig, was dann
  • der Fall ist, wenn sie in Symptome und einzelne Eruptionen gegen den
  • Inhalt des Glaubens und gegen den Zusammenhang seiner äußern
  • Wirklichkeit hervorbricht. Sondern nun ein unsichtbarer und
  • unbemerkter Geist, durchschleicht sie die edeln Teile durch und durch,
  • und hat sich bald aller Eingeweide und Glieder des bewußtlosen
  • Götzen gründlich bemächtigt, und "_an einem schönen Morgen_ gibt sie
  • mit dem Ellbogen dem Kameraden einen Schubb, und Bautz! Baradautz!
  • der Götze liegt am Boden."--An _einem schönen Morgen_, dessen Mittag
  • nicht blutig ist, wenn die Ansteckung alle Organe des geistigen
  • Lebens durchdrungen hat; nur das Gedächtnis bewahrt dann noch als
  • eine, man weiß nicht wie, vergangene Geschichte, die tote Weise der
  • vorigen Gestalt des Geistes auf; und die neue für die Anbetung
  • erhöhte Schlange der Weisheit hat auf diese Weise nur eine welke Haut
  • schmerzlos abgestreift.
  • Aber dieses stumme Fortweben des Geistes im einfachen Innern seiner
  • Substanz, der sich sein Tun verbirgt, ist nur _eine_ Seite der
  • Realisierung der reinen Einsicht. Ihre Verbreitung besteht nicht nur
  • darin, daß Gleiches mit Gleichem zusammengeht; und ihre
  • Verwirklichung ist nicht nur eine gegensatzlose Ausdehnung. Sondern
  • das Tun des negativen Wesens ist ebenso wesentlich eine entwickelte
  • sich in sich unterscheidende Bewegung, welche als bewußtes Tun ihre
  • Momente in bestimmtem offenbarem Dasein aufstellen und als ein lauter
  • Lärm und gewaltsamer Kampf mit Entgegengesetztem als solchem
  • vorhanden sein muß.
  • Es ist daher zu sehen, wie die _reine Einsicht_ und _Absicht_ gegen
  • das andere ihr Entgegengesetzte, das sie vorfindet, sich _negativ_
  • verhält.--Die reine Einsicht und Absicht, welche sich negativ verhält,
  • kann, da ihr Begriff alle Wesenheit und nichts außer ihr ist, nur
  • das Negative ihrer selbst sein. Sie wird daher als Einsicht zum
  • Negativen der reinen Einsicht, sie wird Unwahrheit und Unvernunft,
  • und als Absicht zum Negativen der reinen Absicht, zur Lüge und
  • Unlauterkeit des Zwecks.
  • In diesen Widerspruch verwickelt sie sich dadurch, daß sie sich in
  • Streit einläßt, und etwas _anderes_ zu bekämpfen meint.--Sie meint
  • dies nur, denn ihr Wesen als die absolute Negativität ist dieses, das
  • Anderssein an ihr selbst zu haben. Der absolute Begriff ist die
  • Kategorie; er ist dies, daß das Wissen und der _Gegenstand_ des
  • Wissens dasselbe ist. Was hiemit die reine Einsicht als ihr Andres,
  • was sie als Irrtum oder Lüge ausspricht, kann nichts andres sein als
  • sie selbst; sie kann nur das verdammen, was sie ist. Was nicht
  • vernünftig ist, hat keine _Wahrheit_, oder was nicht begriffen ist,
  • ist nicht; indem also die Vernunft von einem _Andern_ spricht, als
  • sie ist, spricht sie in der Tat nur von sich selbst; sie tritt darin
  • nicht aus sich heraus.--Dieser Kampf mit dem Entgegengesetzten
  • vereinigt darum die Bedeutung in sich, ihre _Verwirklichung_ zu sein.
  • Diese besteht nämlich eben in der Bewegung, die Momente zu
  • entwickeln, und sie in sich zurückzunehmen; ein Teil dieser Bewegung
  • ist die Unterscheidung, in welcher die begreifende Einsicht sich
  • selbst als _Gegenstand_ gegenüberstellt; solange sie in diesem
  • Momente verweilt, ist sie sich entfremdet. Als reine Einsicht ist
  • sie ohne allen _Inhalt_; die Bewegung ihrer Realisierung besteht
  • darin, daß _sie selbst_ sich als Inhalt wird, denn ein anderer kann
  • ihr nicht werden, weil sie das Selbstbewußtsein der Kategorie ist.
  • Aber indem sie ihn zuerst in dem Entgegensetzen nur als _Inhalt_, und
  • ihn noch nicht als sich selbst weiß, verkennt sie sich in ihm. Ihre
  • Vollendung hat daher diesen Sinn, den ihr zuerst gegenständlichen
  • Inhalt als den ihrigen zu erkennen. Ihr Resultat wird dadurch aber
  • weder die Wiederherstellung der Irrtümer, welche sie bekämpft, noch
  • nur ihr erster Begriff sein, sondern eine Einsicht, welche die
  • absolute Negation ihrer selbst als ihre eigne Wirklichkeit, als sich
  • selbst erkennt, oder ihr sich selbst erkennender Begriff.--Diese
  • Natur des Kampfs der Aufklärung mit den Irrtümern, in ihnen sich
  • selbst zu bekämpfen und das darin zu verdammen, was sie behauptet,
  • ist _für uns_, oder was sie und ihr Kampf _an sich_ ist. Die erste
  • Seite desselben aber, ihre Verunreinigung durch die Aufnahme des
  • negativen Verhaltens in ihre sichselbstgleiche _Reinheit_ ist es, wie
  • sie _für den Glauben Gegenstand_ ist; der sie also als Lüge,
  • Unvernunft und schlechte Absicht erfährt, so wie er für sie Irrtum
  • und Vorurteil ist.--In Rücksicht auf ihren Inhalt ist sie zunächst
  • die leere Einsicht, der ihr Inhalt als ein Anderes erscheint, sie
  • _findet_ ihn daher in dieser Gestalt, daß er noch nicht der ihrige
  • ist, _vor_, als ein von ihr ganz unabhängiges Dasein, in dem Glauben.
  • Die Aufklärung faßt also ihren Gegenstand zuerst und allgemein so auf,
  • daß sie ihn als _reine Einsicht_ nimmt und ihn so, sich selbst nicht
  • erkennend, für Irrtum erklärt. In der _Einsicht_ als solcher faßt
  • das Bewußtsein einen Gegenstand so, daß er ihm zum Wesen des
  • Bewußtseins oder zu einem Gegenstande wird, den es durchdringt, worin
  • es sich erhält, bei sich selbst und sich gegenwärtig bleibt, und
  • indem es hiemit seine Bewegung ist, ihn hervorbringt. Als eben
  • dieses spricht die Aufklärung den Glauben richtig aus, indem sie von
  • ihm sagt, daß das, was ihm das absolute Wesen ist, ein Sein seines
  • eignen Bewußtseins, sein eigner Gedanke, ein vom Bewußtsein
  • Hervorgebrachtes sei. Sie erklärt ihn hiemit für Irrtum und
  • Erdichtung über dasselbe, was sie ist.--Sie, die den Glauben die neue
  • Weisheit lehren will, sagt ihm damit nichts Neues; denn sein
  • Gegenstand ist ihm auch gerade dieses, nämlich reines Wesen seines
  • eignen Bewußtseins, so daß dieses darin sich nicht verloren und
  • negiert setzt, sondern ihm vielmehr vertraut, das heißt eben, _in
  • ihm_ sich _als dieses_ Bewußtsein oder als Selbstbewußtsein findet.
  • Wem ich vertraue, dessen _Gewißheit seiner_ selbst, ist mir die
  • _Gewißheit meiner_ selbst; ich erkenne mein Für-mich-sein in ihm, daß
  • er es anerkennt, und es ihm Zweck und Wesen ist. Vertrauen ist aber
  • der Glauben, weil sein Bewußtsein sich _unmittelbar_ auf seinen
  • Gegenstand _bezieht_, und also auch dies anschaut, daß es _eins_ mit
  • ihm, in ihm ist.--Ferner, indem dasjenige mir Gegenstand ist, worin
  • ich mich selbst erkenne, bin ich mir darin zugleich überhaupt als
  • _anderes_ Selbstbewußtsein, das heißt, als ein solches, welches darin
  • seiner besondere Einzelnheit, nämlich seiner Natürlichkeit und
  • Zufälligkeit entfremdet worden, aber teils darin Selbstbewußtsein
  • bleibt, teils eben darin _wesentliches_ Bewußtsein wie die reine
  • Einsicht ist.--In dem Begriffe der Einsicht liegt nicht nur dies, daß
  • das Bewußtsein in seinem eingesehenen Gegenstande sich selbst erkennt,
  • und ohne das Gedachte zu verlassen und daraus in sich erst
  • zurückzugehen, sich _unmittelbar_ darin hat, sondern es ist seiner
  • selbst als auch der _vermittelnden_ Bewegung oder seiner als des
  • _Tuns_ oder Hervorbringens bewußt; dadurch ist in dem Gedanken _für
  • es_ diese Einheit seiner als des _Selbsts_ und des Gegenstandes.
  • --Eben dies Bewußtsein ist auch der Glauben; _der Gehorsam und das
  • Tun_ ist ein notwendiges Moment, durch welches die Gewißheit des
  • Seins in dem absoluten Wesen, zustande kommt. Dies Tun des Glaubens
  • erscheint zwar nicht so, daß das absolute Wesen selbst dadurch
  • hervorgebracht werde. Aber das absolute Wesen des Glaubens ist
  • wesentlich nicht das _abstrakte_ Wesen, das jenseits des glaubenden
  • Bewußtseins sei, sondern es ist der Geist der Gemeine, es ist die
  • Einheit des abstrakten Wesens und des Selbstbewußtseins. Daß es
  • dieser Geist der Gemeine sei, darin ist das Tun der Gemeine ein
  • wesentliches Moment; er ist es _nur durch das Hervorbringen_ des
  • Bewußtseins,--oder vielmehr _nicht ohne_ vom Bewußtsein
  • hervorgebracht zu sein; denn so wesentlich das Hervorbringen ist, so
  • wesentlich ist es auch nicht der einzige Grund des Wesens, sondern es
  • ist nur ein Moment. Das Wesen ist zugleich an und für sich selbst.
  • Von der andern Seite ist der Begriff der reinen Einsicht sich ein
  • _Anderes_ als sein Gegenstand; denn eben diese negative Bestimmung
  • macht den Gegenstand aus. So spricht sie also von der andern Seite
  • auch das Wesen des Glaubens aus, als ein dem Selbstbewußtsein
  • _Fremdes_, das nicht _sein_ Wesen, sondern als ein Wechselbalg ihm
  • unterschoben sei. Allein die Aufklärung ist hier völlig töricht; der
  • Glauben erfährt sie als ein Sprechen, das nicht weiß, was es sagt,
  • und die Sache nicht versteht, wenn es von Pfaffenbetrug und
  • Volkstäuschung redet. Sie spricht hievon, als ob durch ein
  • Hokuspokus der taschenspielerischen Priester dem Bewußtsein etwas
  • absolut _Fremdes_ und _Anderes_ für das Wesen untergeschoben würde,
  • und sagt zugleich, daß dies ein Wesen des Bewußtseins sei, daß es
  • daran glaube, ihm vertraue und sich es geneigt zu machen suche,--das
  • heißt, daß es darin _sein reines Wesen_ ebensosehr als _seine_
  • einzelne und allgemeine _Individualität_ anschaue, und durch sein Tun
  • diese Einheit seiner selbst mit seinem Wesen hervorbringe. Sie sagt
  • unmittelbar das, was sie als ein dem Bewußtsein _Fremdes_ aussagt,
  • als das _Eigenste_ desselben aus.--Wie mag also sie von Betrug und
  • Täuschung sprechen? Indem sie _unmittelbar_ das Gegenteil dessen,
  • was sie vom Glauben behauptet, selbst von ihm ausspricht, zeigt sie
  • diesem vielmehr sich als die bewußte _Lüge_. Wie soll Täuschung und
  • Betrug da stattfinden, wo das Bewußtsein in seiner Wahrheit
  • unmittelbar die _Gewißheit seiner selbst_ hat; wo es in seinem
  • Gegenstande _sich selbst_ besitzt, indem es sich ebensowohl darin
  • findet als hervorbringt. Der Unterschied ist sogar in den Worten
  • nicht mehr vorhanden.--Wenn die allgemeine Frage aufgestellt worden
  • ist: _ob es erlaubt sei, ein Volk zu täuschen_, so müßte in der Tat
  • die Antwort sein, daß die Frage nichts tauge; weil es unmöglich ist,
  • hierin ein Volk zu täuschen.--Messing statt Golds, nachgemachte
  • Wechsel statt echter mögen wohl einzeln verkauft, eine verlorne
  • Schlacht als eine gewonnene mehrern aufgeheftet, und sonstige Lügen
  • über sinnliche Dinge und einzelne Begebenheiten auf eine Zeitlang
  • glaubhaft gemacht werden; aber in dem Wissen von dem Wesen, worin das
  • Bewußtsein die unmittelbare _Gewißheit seiner selbst_ hat, fällt der
  • Gedanke der Täuschung ganz hinweg.
  • Sehen wir weiter, wie der Glauben die Aufklärung in den
  • _unterschiedenen_ Momenten seines Bewußtseins erfährt, auf welches
  • die aufgezeigte Ansicht nur erst im Allgemeinen ging. Diese Momente
  • aber sind: das reine Denken, oder, als Gegenstand, das _absolute
  • Wesen_ an und für sich selbst; dann seine _Beziehung_ als ein
  • _Wissen_ darauf, der _Grund seines Glaubens_, und endlich seine
  • Beziehung darauf in seinem Tun, oder _sein Dienst_. Wie die reine
  • Einsicht sich im Glauben überhaupt verkennt und verleugnet hat, so
  • wird sie in diesen Momenten ebenso verkehrt sich verhalten.
  • Die reine Einsicht verhält sich zu _dem absoluten Wesen_ des
  • glaubenden Bewußtseins negativ. Dies Wesen ist reines _Denken_, und
  • das reine Denken innerhalb seiner selbst als Gegenstand oder als das
  • _Wesen_ gesetzt; im glaubenden Bewußtsein erhält dies _An-sich_ des
  • Denkens zugleich für das für sich seiende Bewußtsein die Form, aber
  • auch nur die leere Form der Gegenständlichkeit; es ist in der
  • Bestimmung eines _Vorgestellten_. Der reinen Einsicht aber, indem
  • sie das reine Bewußtsein nach der Seite des _für sich seienden
  • Selbsts_ ist, erscheint das _Andre_ als ein _Negatives_ des
  • _Selbstbewußtseins_. Dies könnte noch entweder als das reine
  • _An-sich_ des Denkens oder auch als das _Sein_ der sinnlichen
  • Gewißheit genommen werden. Aber indem es zugleich für das _Selbst_
  • und dieses als _Selbst_, das einen Gegenstand hat, wirkliches
  • Bewußtsein ist, so ist ihr eigentümlicher Gegenstand als solcher ein
  • _seiendes gemeines Ding_ der _sinnlichen Gewißheit_. Dieser ihr
  • Gegenstand erscheint ihr an der _Vorstellung_ des Glaubens. Sie
  • verdammt diese und in ihr ihren eignen Gegenstand. Gegen den Glauben
  • aber begeht sie schon darin das Unrecht, seinen Gegenstand so
  • aufzufassen, daß er der ihrige ist. Sie sagt hiernach über den
  • Glauben, daß sein absolutes Wesen ein Steinstück, ein Holzblock sei,
  • der Augen habe und nicht sehe, oder auch etwas Brotteig, der auf dem
  • Acker gewachsen, von Menschen verwandelt darauf zurückgeschickt werde;
  • --oder nach welchen Weisen sonst der Glauben, das Wesen
  • anthropomorphosiere, sich gegenständlich und vorstellig mache.
  • Die Aufklärung, die sich für das Reine ausgibt, macht hier das, was
  • dem Geiste ewiges Leben und heiliger Geist ist, zu einem wirklichen
  • _vergänglichen Dinge_, und besudelt es mit der an sich nichtigen
  • Ansicht der sinnlichen Gewißheit--mit einer Ansicht, welche dem
  • anbetenden Glauben gar nicht vorhanden ist, so daß sie ihm dieselbe
  • rein anlügt. Was er verehrt, ist ihm durchaus weder Stein oder Holz
  • oder Brotteig, noch sonst ein zeitliches sinnliches Ding. Wenn es
  • der Aufklärung einfällt, zu sagen, sein Gegenstand sei doch dies
  • _auch_, oder gar, er sei dieses an sich und in Wahrheit, so kennt
  • teils der Glauben ebensowohl _jenes Auch_, aber es ist ihm außer
  • seiner Anbetung; teils aber ist ihm überhaupt nicht so etwas wie ein
  • Stein und so fort _an sich_, sondern an sich ist ihm allein das Wesen
  • des reinen Denkens.
  • Das _zweite Moment_ ist die Beziehung des Glaubens als _wissenden_
  • Bewußtseins auf dieses Wesen. Als denkendem reinem Bewußtsein ist
  • ihm dies Wesen unmittelbar; aber das reine Bewußtsein ist ebensosehr
  • _vermittelte_ Beziehung der Gewißheit auf die Wahrheit; eine
  • Beziehung, welche den _Grund_ des _Glaubens_ ausmacht. Dieser Grund
  • wird für die Aufklärung ebenso zu einem zufälligen _Wissen von
  • zufälligen_ Begebenheiten. Der Grund des Wissens aber ist das
  • _wissende_ Allgemeine, und in seiner Wahrheit der absolute _Geist_,
  • der in dem abstrakten reinen Bewußtsein oder dem Denken als solchem
  • nur absolutes _Wesen_, als Selbstbewußtsein aber das _Wissen_ von
  • sich ist. Die reine Einsicht setzt dies wissende Allgemeine, den
  • _einfachen sich selbst wissenden Geist_, ebenso als Negatives des
  • Selbstbewußtseins. Sie ist zwar selbst das _reine vermittelte_, d.h.
  • sich mit sich vermittelnde Denken, sie ist das reine Wissen; aber
  • indem sie _reine Einsicht, reines Wissen_ ist, das sich selbst noch
  • nicht weiß, d.h. für welches es noch nicht ist, daß sie diese reine
  • vermittelnde Bewegung ist, erscheint sie ihr, wie alles, was sie
  • selbst ist, als ein Anderes. In ihrer Verwirklichung also begriffen,
  • entwickelt sie dies ihr wesentliches Moment, aber es erscheint ihr
  • als dem Glauben angehörend, und in seiner Bestimmtheit, ein ihr
  • Äußeres zu sein, als ein zufälliges Wissen eben solcher gemein
  • wirklicher Geschichten. Sie dichtet also hier dem religiösen Glauben
  • an, daß seine Gewißheit sich auf einige _einzelne historische
  • Zeugnisse_ gründe, welche als historische Zeugnisse betrachtet
  • freilich nicht den Grad von Gewißheit über ihren Inhalt gewähren
  • würden, den uns Zeitungsnachrichten über irgendeine Begebenheit geben;
  • daß seine Gewißheit ferner auf dem Zufall der _Aufbewahrung_ dieser
  • Zeugnisse beruhe--der Aufbewahrung durch Papier einerseits, und
  • andererseits durch die Geschicklichkeit und Ehrlichkeit der
  • Übertragung von einem Papier auf ein anderes--, und endlich auf der
  • richtigen Auffassung des Sinnes toter Worte und Buchstaben. In der
  • Tat aber fällt es dem Glauben nicht ein, an solche Zeugnisse und
  • Zufälligkeiten seine Gewißheit zu knüpfen; er ist in seiner Gewißheit
  • unbefangenes Verhältnis zu seinem absoluten Gegenstande, ein reines
  • Wissen desselben, welches nicht Buchstaben, Papier und Abschreiber in
  • sein Bewußtsein des absoluten Wesens einmischt, und nicht durch
  • solcherlei Dinge sich damit vermittelt. Sondern dies Bewußtsein ist
  • der sich selbst vermittelnde Grund seines Wissens; es ist der Geist
  • selbst, der das Zeugnis von sich ist, ebenso im _Innern_ des
  • _einzelnen_ Bewußtseins als durch die _allgemeine Gegenwart_ des
  • Glaubens aller an ihn. Wenn der Glauben aus dem Geschichtlichen auch
  • jene Weise von Begründung oder wenigstens Bestätigung seines Inhaltes,
  • von der die Aufklärung spricht, sich geben will, und ernsthaft meint
  • und tut, als ob es darauf ankäme, so hat er sich schon von der
  • Aufklärung verführen lassen; und seine Bemühungen, sich auf solche
  • Weise zu begründen oder zu befestigen, sind nur Zeugnisse, die er von
  • seiner Ansteckung gibt.
  • Noch ist die dritte Seite übrig, _die Beziehung des Bewußtseins auf
  • das absolute Wesen_, als ein _Tun_. Dies Tun ist das Aufheben der
  • Besonderheit des Individuums oder der natürlichen Weise seines
  • Für-sich-seins, woraus ihm die Gewißheit hervorgeht, reines
  • Selbstbewußtsein nach seinem Tun, d.h. als _fürsichseiendes_
  • einzelnes Bewußtsein eins mit dem Wesen zu sein.--Indem an dem Tun
  • _Zweckmäßigkeit_ und _Zweck_ sich unterscheidet, und die reine
  • Einsicht ebenso in Beziehung auf dieses Tun sich _negativ verhält_,
  • und wie in den andern Momenten sich selbst verleugnet, so muß sie in
  • Ansehung der _Zweckmäßigkeit_ als Unverstand sich darstellen, indem
  • die Einsicht mit der Absicht verbunden, Übereinstimmung des Zwecks
  • und des Mittels, ihr als Anderes, vielmehr als das Gegenteil
  • erscheint,--in Ansehung des _Zwecks_ aber das Schlechte, Genuß und
  • Besitz zum Zwecke machen, und sich hiemit als die unreinste Absicht
  • beweisen, indem die reine Absicht ebenso, als Andres, unreine Absicht
  • ist.
  • Hienach sehen wir in Ansehung der _Zweckmäßigkeit_ die Aufklärung es
  • töricht finden, wenn das glaubende Individuum sich das höhere
  • Bewußtsein, nicht an den natürlichen Genuß und Vergnügen gefesselt zu
  • sein, dadurch gibt, daß es sich natürlichen Genuß und Vergnügen
  • _wirklich_ versagt, und _durch die Tat_ erweist, daß es die
  • Verachtung derselben nicht lügt, sondern daß sie _wahr ist_.--Ebenso
  • findet sie es töricht, daß das Individuum von seiner Bestimmtheit,
  • absolut einzelnes, alle andern ausschließendes und Eigentum
  • besitzendes zu sein, sich dadurch absolviert, daß es von seinem
  • Eigentume selbst abläßt; womit es _in Wahrheit_ zeigt, daß es mit
  • seinem Isolieren nicht Ernst, sondern daß es über die
  • Naturnotwendigkeit, sich zu vereinzeln, und in dieser absoluten
  • Vereinzelung des Für-sich-seins die Andern als dasselbe _mit sich_ zu
  • verleugnen, erhaben ist.--Die reine Einsicht findet beides sowohl
  • unzweckmäßig als unrecht,--_unzweckmäßig_, um von Vergnügen und
  • Besitz sich frei zu erweisen, sich Vergnügen zu versagen und einen
  • Besitz wegzugeben; sie wird also im Gegenteil den für einen _Toren_
  • erklären, der, um zu essen, das Mittel ergreift, wirklich zu essen.
  • Sie findet es auch _unrecht_, sich eine Mahlzeit zu versagen, und
  • Butter, Eier nicht gegen Geld, oder Geld nicht gegen Butter und Eier,
  • sondern geradezu, ohne so was dafür zurück zu erhalten, wegzugeben;
  • sie erklärt eine Mahlzeit oder den Besitz von dergleichen Dingen für
  • einen Selbstzweck, und sich damit in der Tat für eine sehr unreine
  • Absicht, der es um solchen Genuß und Besitz ganz wesentlich zu tun
  • ist. Sie behauptet als reine Absicht auch wieder die Notwendigkeit
  • der Erhebung über die natürliche Existenz und über die Habsucht um
  • ihre Mittel; nur findet sie es töricht und unrecht, daß diese
  • Erhebung _durch die Tat_ bewiesen werden soll, oder diese reine
  • Absicht ist in Wahrheit Betrug, welcher eine _innerliche_ Erhebung
  • vorgibt und fodert, aber Ernst daraus zu machen, sie _wirklich ins
  • Werk_ zu richten und _ihre Wahrheit zu erweisen_ für überflüssig,
  • töricht, und selbst für unrecht ausgibt.--Sie verleugnet sich also
  • sowohl als reine Einsicht, denn sie verleugnet das unmittelbar
  • zweckmäßige Tun, wie als reine Absicht, denn sie verleugnet die
  • Absicht, sich von den Zwecken der Einzelnheit befreit zu erweisen.
  • So gibt die Aufklärung sich dem Glauben zu erfahren. Sie tritt in
  • diesem schlechten Aussehen auf, weil sie eben durch das Verhältnis zu
  • einem andern sich eine _negative Realität_ gibt, oder sich als das
  • Gegenteil ihrer selbst darstellt; die reine Einsicht und Absicht muß
  • sich aber dies Verhältnis geben, denn es ist ihre Verwirklichung.
  • --Diese erschien zunächst als negative Realität. Vielleicht ist ihre
  • _positive Realität_ besser beschaffen; sehen wir, wie diese sich
  • verhält.--Wenn alles Vorurteil und Aberglauben verbannt worden, so
  • tritt die Frage ein, _was nun weiter? Welches ist die Wahrheit,
  • welche die Aufklärung statt jener verbreitet hat?_--Sie hat diesen
  • positiven Inhalt in ihrem Ausrotten des Irrtums schon ausgesprochen,
  • denn jene Entfremdung ihrer selbst ist ebensosehr ihre positive
  • Realität.--An demjenigen, was dem Glauben absoluter Geist ist, faßt
  • sie, was sie von _Bestimmung_ daran entdeckt, als Holz, Stein und so
  • fort, als einzelne wirkliche Dinge auf; indem sie überhaupt _alle
  • Bestimmtheit_, das heißt, allen Inhalt und Erfüllung desselben auf
  • diese Weise als eine _Endlichkeit_, als _menschliches Wesen und
  • Vorstellung_ begreift, wird ihr das _absolute Wesen_ zu einem
  • _Vakuum_, dem keine Bestimmungen, keine Prädikate beigelegt werden
  • können. Ein solches Beilager wäre an sich sträflich, und es ist es
  • eben, in welchem die Ungeheuer des Aberglaubens erzeugt worden sind.
  • Die Vernunft, die _reine Einsicht_ ist wohl selbst nicht leer, indem
  • das Negative ihrer selbst _für sie_ und ihr Inhalt ist, sondern reich,
  • aber nur an Einzelnheit und Schranke; dem absoluten Wesen
  • dergleichen nichts zukommen zu lassen noch beizulegen, ist ihre
  • einsichtsvolle Lebensart, welche sich und ihren Reichtum der
  • Endlichkeit an ihren Ort zu stellen und das Absolute würdig zu
  • behandeln weiß.
  • Diesem leeren Wesen gegenüber steht als _zweites Moment_ der
  • positiven Wahrheit der Aufklärung, die aus einem absoluten Wesen
  • ausgeschlossene _Einzelnheit_ überhaupt, des Bewußtseins und alles
  • Seins, als _absolutes An- und Für-sich-sein_. Das Bewußtsein,
  • welches in seiner allerersten Wirklichkeit _sinnliche Gewißheit_ und
  • _Meinung_ ist, kehrt hier aus dem ganzen Wege seiner Erfahrung dahin
  • zurück, und ist wieder ein Wissen von _rein Negativem seiner selbst_,
  • oder von _sinnlichen Dingen_, d.h. _seienden_, welche seinem
  • _Für-sich-sein_ gleichgültig gegenüberstehen. Es ist hier aber nicht
  • _unmittelbares_ natürliches Bewußtsein, sondern es ist sich solches
  • _geworden_. Zuerst preisgegeben aller Verwicklung, worein es durch
  • seine Entfaltung gestürzt wird, itzt durch die reine Einsicht auf
  • seine erste Gestalt zurückgeführt, hat es sie als das _Resultat
  • erfahren_. Auf die Einsicht der Nichtigkeit aller andern Gestalten
  • des Bewußtseins und somit alles jenseits der sinnlichen Gewißheit
  • _gegründet_, ist diese sinnliche Gewißheit nicht mehr Meinung,
  • sondern sie ist vielmehr die absolute Wahrheit. Diese Nichtigkeit
  • alles dessen, was über die sinnliche Gewißheit hinausgeht, ist zwar
  • nur ein negativer Beweis dieser Wahrheit; aber sie ist keines andern
  • fähig, denn die positive Wahrheit der sinnlichen Gewißheit an ihr
  • selbst, ist eben das _unvermittelte_ Für-sich-sein des Begriffes
  • selbst als Gegenstands, und zwar in der Form des Andersseins,--daß es
  • jedem Bewußtsein _schlechthin gewiß_ ist, daß es _ist_, und _andere
  • wirkliche Dinge_ außer ihm, und daß es in seinem _natürlichen_ Sein,
  • so wie diese Dinge, _an und für sich_ oder _absolut_ ist.
  • _Das dritte Moment der Wahrheit der Aufklärung_ endlich ist das
  • Verhältnis der einzelnen Wesen zum absoluten Wesen, die Beziehung der
  • beiden ersten. Die Einsicht als reine Einsicht des _Gleichen_ oder
  • _Unbeschränkten geht_ auch über das _Ungleiche_, nämlich die endliche
  • Wirklichkeit, oder über sich als bloßes Anderssein _hinaus_. Sie hat
  • zum Jenseits desselben _das Leere_, auf welches sie also die
  • sinnliche Wirklichkeit bezieht. In die Bestimmung dieses
  • _Verhältnisses_ treten nicht die beiden Seiten als _Inhalt_ ein, denn
  • die eine ist das Leere, und ein Inhalt ist also nur durch die andere,
  • die sinnliche Wirklichkeit, vorhanden. Die _Form_ der Beziehung aber,
  • in deren Bestimmung die Seite des _An-sich_ mithilft, kann nach
  • Belieben gemacht werden; denn die Form ist das _an sich Negative_,
  • und darum das sich Entgegengesetzte; Sein sowohl als Nichts;
  • _An-sich_ wie das _Gegenteil_; oder was dasselbe, die Beziehung _der
  • Wirklichkeit_ auf _An-sich_ als das _Jenseits_ ist ebensowohl ein
  • _Negieren_ als ein _Setzen_ derselben. Die endliche Wirklichkeit
  • kann daher eigentlich, wie man es gerade braucht, genommen werden.
  • Das Sinnliche wird also itzt auf das Absolute als auf das _An-sich
  • positiv_ bezogen, und die sinnliche Wirklichkeit ist selbst _an sich_;
  • das Absolute macht, hegt und pflegt sie. Wiederum ist sie auch
  • darauf als auf das Gegenteil, als auf ihr _Nichtsein_ bezogen; nach
  • diesem Verhältnisse ist sie nicht an sich, sondern nur _für ein
  • Anderes_. Wenn in der vorhergehenden Gestalt des Bewußtseins die
  • _Begriffe_ des Gegensatzes sich als _Gut_ und _Schlecht_ bestimmten,
  • so werden sie dagegen der reinen Einsicht zu den reinern
  • Abstraktionen, des _An-sich-_ und _Für-ein-Anderes_-sein.
  • Beide Betrachtungsweisen, der positiven wie der negativen Beziehung
  • des Endlichen auf das An-sich, sind aber in der Tat gleich notwendig,
  • und alles ist also so sehr _an sich_, als es _für ein Anderes_ ist;
  • oder alles ist _nützlich_.--Alles gibt sich andern preis, läßt sich
  • itzt von andern gebrauchen, und ist _für sie_; und itzt stellt es
  • sich, es so zu sagen, wieder auf die Hinterbeine, tut spröde gegen
  • Anderes, ist für sich und gebraucht das Andere seinerseits.--Für den
  • Menschen, als das dieser Beziehung _bewußte_ Ding, ergibt sich daraus
  • sein Wesen und seine Stellung. Er ist, wie er unmittelbar ist, als
  • natürliches Bewußtsein _an sich, gut_, als einzelnes _absolut_, und
  • Anderes ist _für ihn_; und zwar da für ihn als das seiner bewußte
  • Tier die Momente die Bedeutung der Allgemeinheit haben, ist _alles_
  • für sein Vergnügen und Ergötzlichkeit, und er geht, wie er aus Gottes
  • Hand gekommen, in der Welt als einem für ihn gepflanzten Garten umher.
  • --Er muß auch vom Baume der Erkenntnis des Guten und des Bösen
  • gepflückt haben; er besitzt darin einen Nutzen, der ihn von allem
  • andern unterscheidet, denn zufälligerweise ist seine an sich gute
  • Natur _auch_ so beschaffen, daß ihr das Übermaß der Ergötzlichkeit
  • Schaden tut, oder vielmehr seine Einzelnheit hat _auch ihr Jenseits_
  • an ihr, kann über sich selbst hinausgehen und sich zerstören.
  • Hiegegen ist ihm die Vernunft ein nützliches Mittel, dies Hinausgehen
  • gehörig zu beschränken, oder vielmehr im Hinausgehen über das
  • Bestimmte sich selbst zu erhalten; denn dies ist die Kraft des
  • Bewußtseins. Der Genuß des bewußten an sich _allgemeinen_ Wesens muß
  • nach Mannigfaltigkeit und Dauer selbst nicht ein bestimmtes, sondern
  • allgemein sein; das Maß hat daher die Bestimmung, zu verhindern, daß
  • das Vergnügen in seiner Mannigfaltigkeit und Dauer abgebrochen werde;
  • das heißt, die Bestimmung des Maßes ist die Unmäßigkeit.--Wie dem
  • Menschen alles nützlich ist, so ist er es ebenfalls, und seine
  • Bestimmung ebensosehr, sich zum gemeinnützlichen und allgemein
  • brauchbaren Mitgliede des Trupps zu machen. Soviel er für sich sorgt,
  • gerade soviel muß er sich auch hergeben für die Andern, und soviel
  • er sich hergibt, soviel sorgt er für sich selbst; eine Hand wäscht
  • die andere. Wo er aber sich befindet, ist er recht daran; er nützt
  • andern und wird genützt.
  • Anders ist auf andere Weise einander nützlich; alle Dinge aber haben
  • diese nützliche Gegenseitigkeit durch ihr Wesen, nämlich auf das
  • Absolute auf die gedoppelte Weise bezogen zu sein--die positive,
  • dadurch _an und für sich_ selbst zu sein, die negative, dadurch _für
  • Andere_ zu sein. Die _Beziehung_ auf das absolute Wesen oder die
  • Religion ist daher unter aller Nützlichkeit das Allernützlichste;
  • denn sie ist der _reine Nutzen selbst_, sie ist dies Bestehen aller
  • Dinge, oder ihr _An-_ und _Für-sich_-sein, und das Fallen aller Dinge,
  • oder ihr _Sein für Anderes_.
  • Dem Glauben freilich ist dieses positive Resultat der Aufklärung so
  • sehr ein Greuel als ihr negatives Verhalten gegen ihn. Diese
  • _Einsicht_ in das absolute Wesen, die nichts in ihm sieht als eben
  • das _absolute Wesen_, das _être suprême_, oder _das Leere_,--diese
  • _Absicht_, daß alles in seinem unmittelbaren Dasein _an sich_ oder
  • gut ist, daß endlich die _Beziehung_ des einzelnen bewußten Seins auf
  • das absolute Wesen, _die Religion_, der Begriff der Nützlichkeit
  • erschöpfend ausdrückt, ist dem Glauben schlechthin _abscheulich_.
  • Diese eigne _Weisheit_ der Aufklärung erscheint ihm notwendig
  • zugleich als die _Plattheit_ selbst, und als das _Geständnis_ der
  • Plattheit; weil sie darin besteht, vom absoluten Wesen nichts oder,
  • was dasselbe ist, von ihm diese ganz ebne Wahrheit zu wissen, daß es
  • eben nur _das absolute Wesen_ ist, dagegen nur von der Endlichkeit
  • und zwar sie als das Wahre und dies Wissen von derselben als dem
  • Wahren, als das Höchste zu wissen.
  • Der Glauben hat das göttliche Recht, das Recht der absoluten
  • _Sichselbstgleichheit_ oder des reinen Denkens, gegen die Aufklärung,
  • und erfährt von ihr durchaus Unrecht; denn sie verdreht ihn in allen
  • seinen Momenten, und macht sie zu etwas anderem, als sie in ihm sind.
  • Sie aber hat nur menschliches Recht gegen ihn und für ihre Wahrheit;
  • denn das Unrecht, das sie begeht, ist das Recht der _Ungleichheit_,
  • und besteht in dem Verkehren und Verändern, ein Recht, das der Natur
  • des _Selbstbewußtseins_ im Gegensatze gegen das einfache Wesen oder
  • das _Denken_ angehört. Aber indem ihr Recht das Recht des
  • Selbstbewußtseins ist, wird sie nicht nur _auch_ ihr Recht behalten,
  • so daß zwei gleiche Rechte des Geistes einander gegenüber
  • stehenblieben, und keins das andere befriedigen könnte, sondern sie
  • wird das absolute Recht behaupten, weil das Selbstbewußtsein die
  • Negativität des Begriffs ist, die nicht nur _für sich_ ist, sondern
  • auch über ihr Gegenteil übergreift; und der Glauben selbst, weil er
  • Bewußtsein ist, wird ihr ihr Recht nicht verweigern können.
  • Denn die Aufklärung verhält sich gegen das glaubende Bewußtsein nicht
  • mit eigentümlichen Prinzipien, sondern mit solchen, welche dieses
  • selbst an ihm hat. Sie bringt ihm nur seine _eigenen Gedanken_
  • zusammen, die ihm bewußtlos auseinanderfallen; sie erinnert es nur
  • bei der _einen_ seiner Weisen an die _andern_, die es _auch_ hat,
  • aber deren eine es immer bei der andern vergißt. Sie erweist sich
  • eben dadurch gegen es als reine Einsicht, daß sie bei einem
  • _bestimmten_ Momente das Ganze sieht, also das auf jenes Moment sich
  • beziehende _Entgegengesetzte_ herbeibringt, und eines im andern
  • verkehrend das negative Wesen beider Gedanken, den _Begriff_,
  • hervortreibt. Sie erscheint dem Glauben darum als Verdrehung und
  • Lüge, weil sie das _Anderssein_ seiner Momente aufzeigt; sie scheint
  • ihm damit unmittelbar etwas anderes aus ihnen zu machen, als sie in
  • ihrer Einzelnheit sind; aber dies _Andere_ ist ebenso wesentlich, und
  • es ist in Wahrheit in dem glaubenden Bewußtsein selbst vorhanden, nur
  • daß dieses daran nicht denkt, sondern es sonstwo hat; daher ist es
  • ihm weder fremde, noch kann es von ihm abgeleugnet werden.
  • Die Aufklärung selbst aber, welche den Glauben an das
  • Entgegengesetzte seiner abgesonderten Momente erinnert, ist
  • ebensowenig über sich selbst aufgeklärt. Sie verhält sich rein
  • _negativ_ gegen den Glauben, insofern sie ihren Inhalt aus ihrer
  • Reinheit ausschließt, und ihn für das _Negative_ ihrer selbst nimmt.
  • Sie erkennt daher weder in diesem Negativen, in dem Inhalte des
  • Glaubens, sich selbst, noch bringt auch sie aus diesem Grunde die
  • beiden Gedanken zusammen, den, welchen sie herbeibringt, und den,
  • gegen welchen sie ihn herbeibringt. Indem sie nicht erkennt, daß
  • dasjenige, was sie am Glauben verdammt, unmittelbar ihr eigener
  • Gedanken ist, so ist sie selbst in der Entgegensetzung der beiden
  • Momente, deren eines, nämlich jedesmal das dem Glauben
  • entgegengesetzte, sie nur anerkennt, das andere aber, gerade wie der
  • Glauben tut, davon trennt. Sie bringt daher nicht die Einheit beider
  • als Einheit derselben, d.i. den Begriff hervor; aber er _entsteht_
  • ihr für sich oder sie findet ihn nur als _vorhanden_. Denn an sich
  • ist ebendies die Realisierung der reinen Einsicht, daß sie, deren
  • Wesen der Begriff ist, zuerst sich selbst als ein absolut _Anderes_
  • wird und sich verleugnet, denn der Gegensatz des Begriffes ist der
  • absolute, und aus diesem Anderssein zu sich selbst, oder zu ihrem
  • Begriffe kommt.--Die Aufklärung _ist_ aber nur diese Bewegung, sie
  • ist die noch bewußtlose Tätigkeit des reinen Begriffes, die zwar zu
  • sich selbst, als Gegenstand, kommt, aber diesen für ein _Anderes_
  • nimmt, auch die Natur des Begriffes nicht kennt, daß nämlich das
  • Nichtunterschiedne es ist, was sich absolut trennt.--Gegen den
  • Glauben also ist die Einsicht insofern die _Macht_ des Begriffes, als
  • sie die Bewegung und das Beziehen der in seinem Bewußtsein
  • auseinanderliegenden Momente ist, ein Beziehen, worin der Widerspruch
  • derselben zum Vorschein kömmt. Hierin liegt das absolute _Recht_ der
  • Gewalt, welche sie über ihn ausübt; die _Wirklichkeit_ aber, zu der
  • sie diese Gewalt bringt, ebendarin, daß das glaubende Bewußtsein
  • selbst der Begriff ist, und also das Entgegengesetzte, das ihm die
  • Einsicht herbeibringt, selbst anerkennt. Sie behält darum gegen es
  • recht, weil sie an ihm das geltend macht, was ihm selbst notwendig
  • ist, und was es an ihm selbst hat.
  • Zuerst behauptet die Aufklärung das Moment des Begriffs, ein _Tun_
  • des _Bewußtseins_ zu sein; sie behauptet dies _gegen_ den
  • Glauben--daß sein absolutes Wesen Wesen _seines_ Bewußtsein als eines
  • Selbsts, oder daß es durch das Bewußtsein _hervorgebracht_ sei. Dem
  • glaubenden Bewußtsein ist sein absolutes Wesen, ebenso wie es ihm
  • _An-sich_ ist, zugleich nicht wie ein fremdes Ding, welches darin,
  • man weiß nicht wie und woher, _stünde_, sondern sein Vertrauen
  • besteht gerade darin, sich als _dieses_ persönliche Bewußtsein darin
  • zu _finden_, und sein Gehorsam und Dienst darin, es als _sein_
  • absolutes Wesen durch sein _Tun_ hervorzubringen. Hieran erinnert
  • eigentlich nur den Glauben die Aufklärung, wenn er rein das _An-sich_
  • des absoluten Wesens _jenseits_ des _Tuns_ des Bewußtseins ausspricht.
  • --Aber indem sie zwar der Einseitigkeit des Glaubens das
  • entgegengesetzte Moment des _Tuns_ desselben gegen das _Sein_, an das
  • er hier allein denkt, herbei, selbst aber ihre Gedanken ebenso nicht
  • zusammenbringt, isoliert sie das reine Moment des _Tuns_, und spricht
  • von dem _An-sich_ des Glaubens aus, daß es _nur_ ein
  • _Hervorgebrachtes_ des Bewußtseins sei. Das isolierte dem _An-sich_
  • entgegengesetzte Tun ist aber ein zufälliges Tun, und als ein
  • vorstellendes ein Erzeugen von Fiktionen--Vorstellungen, die nicht
  • _an sich_ sind; und so betrachtet sie den Inhalt des Glaubens.
  • --Umgekehrt aber sagt die reine Einsicht ebenso das Gegenteil. Indem
  • sie das Moment des _Andersseins_, das der Begriff an ihm hat,
  • behauptet, spricht sie das Wesen des Glaubens als ein solches aus,
  • welches das Bewußtsein _nichts angehe, jenseits_ desselben, ihm fremd
  • und unerkannt sei. Dem Glauben ist es ebenso, wie er einerseits ihm
  • vertraut, und darin die _Gewißheit seiner selbst_ hat, andererseits
  • in seinen Wegen unerforschlich, und in seinem Sein unerreichbar.
  • Ferner behauptet die Aufklärung gegen das glaubende Bewußtsein darin
  • ein Recht, das es selbst einräumt, wenn sie den Gegenstand seiner
  • Verehrung als Stein und Holz oder sonst als eine endliche
  • anthropomorphische Bestimmtheit betrachtet. Denn da es dies
  • entzweite Bewußtsein ist, ein _Jenseits_ der _Wirklichkeit_ und ein
  • reines _Diesseits_ von jenem Jenseits zu haben, so ist in ihm in der
  • Tat _auch_ diese Ansicht des sinnlichen Dinges vorhanden, nach
  • welcher es _an_ und _für sich gilt_; es bringt aber diese beiden
  • Gedanken _des An-und-für-sich-seienden_, das ihm einmal das _reine
  • Wesen_, das anderemal ein gemeines _sinnliches Ding_ ist, nicht
  • zusammen.--Selbst sein reines Bewußtsein ist von der letztern Ansicht
  • affiziert, denn die Unterschiede seines übersinnlichen Reichs sind,
  • weil es des Begriffs entbehrt, eine Reihe von selbstständigen
  • _Gestalten_ und ihre Bewegung ein _Geschehen_, das heißt, sie sind
  • nur in der _Vorstellung_, und haben die Weise des sinnlichen Seins an
  • ihnen.--Die Aufklärung isoliert ihrerseits ebenso die _Wirklichkeit_,
  • als ein vom Geiste verlassenes Wesen, die Bestimmtheit als eine
  • unverrückte Endlichkeit, welche nicht in der geistigen Bewegung des
  • Wesens selbst ein _Moment_ wäre, nicht Nichts, auch nicht ein an und
  • für sich _seiendes_ Etwas, sondern ein Verschwindendes.
  • Es ist klar, daß dasselbe bei dem _Grunde_ des _Wissens_ der Fall ist.
  • Das glaubende Bewußtsein anerkennt selbst ein zufälliges _Wissen_,
  • denn es hat ein Verhältnis zu Zufälligkeiten, und das absolute Wesen
  • selbst ist ihm in der Form einer vorgestellten gemeinen Wirklichkeit;
  • hiemit ist das glaubende Bewußtsein _auch_ eine Gewißheit, welche
  • nicht die Wahrheit an ihr selbst hat, und es bekennt sich als ein
  • solches unwesentliches Bewußtsein, diesseits des sich selbst
  • vergewissernden und bewährenden Geistes.--Dies Moment vergißt es aber
  • in seinem geistigen unmittelbaren Wissen von dem absoluten Wesen.
  • --Die Aufklärung aber, welche es daran erinnert, denkt wieder _nur_
  • an das zufällige Wissen, und vergißt das Andere,--denkt nur an die
  • Vermittlung, welche durch ein _fremdes_ Drittes geschieht, nicht an
  • die, worin das Unmittelbare sich selbst das Dritte ist, wodurch es
  • sich mit dem Andern, nämlich mit _sich selbst_, vermittelt.
  • Endlich findet sie in ihrer Ansicht des _Tuns_ des Glaubens das
  • Wegwerfen des Genusses und der Habe unrecht und unzweckmäßig.--Was
  • das Unrecht betrifft, so erhält sie die Übereinstimmung des
  • glaubenden Bewußtseins darin, daß dieses selbst diese Wirklichkeit
  • anerkennt, Eigentum zu besitzen, festzuhalten und zu genießen; es
  • beträgt sich in der Behauptung des Eigentums um so isolierter und
  • hartnäckiger, sowie in seinem Genusse um so roher dahingegeben, da
  • jenseits dieser Wirklichkeit sein religiöses--Besitz und Genuß
  • _aufgebendes_--Tun fällt und ihm die Freiheit für jene Seite erkauft.
  • Dieser Dienst der Aufopferung des natürlichen Treibens und Genießens
  • hat durch diesen Gegensatz in der Tat keine Wahrheit; die
  • Beibehaltung hat _neben_ der Aufopferung statt; diese ist nur ein
  • _Zeichen_, das die wirkliche Aufopferung nur an einem kleinen Teile
  • vollbringt, und sie daher in der Tat nur _vorstellt_.
  • In Ansehung der _Zweckmäßigkeit_ findet die Aufklärung das Wegwerfen
  • _einer_ Habe, um von _der_ Habe, die Versagung _eines_ Genusses, um
  • von _dem_ Genusse sich befreit zu wissen und zu erweisen, für
  • ungeschickt. Das glaubende Bewußtsein selbst faßt das absolute Tun
  • als ein _allgemeines_ Tun; nicht nur das Handeln seines absoluten
  • Wesens als seines Gegenstandes ist ihm ein allgemeines, sondern auch
  • das einzelne Bewußtsein soll sich ganz und allgemein von seinem
  • sinnlichen Wesen befreit erweisen. Das Wegwerfen einer _einzelnen_
  • Habe oder das Verzichttun auf einen _einzelnen_ Genuß ist aber nicht
  • diese _allgemeine_ Handlung; und indem in der Handlung wesentlich der
  • _Zweck_, der ein allgemeiner, und die _Ausführung_, die eine einzelne
  • ist, vor dem Bewußtsein in ihrer Unangemessenheit stehen müßte, so
  • erweist sie sich als ein solches Handeln, woran das Bewußtsein keinen
  • Anteil hat, und hiemit dies Handeln eigentlich als zu _naiv_, um eine
  • Handlung zu sein; es ist zu naiv, zu fasten, um von der Lust der
  • Mahlzeit sich befreit, zu naiv, sich, wie Origines, andere Lust _vom
  • Leibe_ wegzuschaffen, um sie abgetan zu erweisen. Die Handlung
  • selbst erweist sich als ein _äußerliches_ und _einzelnes_ Tun; die
  • Begierde aber ist _innerlich_ eingewurzelt, und ein _allgemeines_;
  • ihre Lust verschwindet weder mit dem Werkzeuge noch durch einzelne
  • Entbehrung.
  • Die Aufklärung aber isoliert ihrerseits hier das _Innerliche,
  • Unwirkliche_ gegen die Wirklichkeit, wie sie gegen die Innerlichkeit
  • des Glaubens in seiner Anschauung und Andacht die Äußerlichkeit der
  • Dingheit festhielt. Sie legt das Wesentliche in die _Absicht_, in
  • den _Gedanken_, und erspart dadurch das wirkliche Vollbringen der
  • Befreiung von den natürlichen Zwecken; im Gegenteil ist diese
  • Innerlichkeit selbst das Formale, das an den natürlichen Trieben
  • seine Erfüllung hat, welche eben dadurch gerechtfertigt sind, daß sie
  • innerlich, daß sie dem _allgemeinen_ Sein, der Natur angehören.
  • Die Aufklärung hat also über den Glauben darum eine unwiderstehliche
  • Gewalt, daß sich in seinem Bewußtsein selbst die Momente finden,
  • welche sie geltend macht. Die Wirkung dieser Kraft näher betrachtet,
  • so scheint ihr Verhalten gegen ihn die _schöne_ Einheit des
  • _Vertrauens_ und der unmittelbaren _Gewißheit_ zu zerreißen, sein
  • _geistiges_ Bewußtsein durch niedrige Gedanken der _sinnlichen_
  • Wirklichkeit zu verunreinigen, sein in seiner Unterwerfung
  • _beruhigtes_ und _sicheres_ Gemüt durch die _Eitelkeit_ des
  • Verstandes und des eigenen Willens und Vollbringens zu zerstören.
  • Aber in der Tat leitet sie vielmehr die Aufhebung der _gedankenlosen_
  • oder vielmehr _begrifflosen Trennung_ ein, welche in ihm vorhanden
  • ist. Das glaubende Bewußtsein führt doppeltes Maß und Gewicht, es
  • hat zweierlei Augen, zweierlei Ohren, zweierlei Zunge und Sprache, es
  • hat alle Vorstellungen verdoppelt, ohne diese Doppelsinnigkeit zu
  • vergleichen. Oder der Glauben lebt in zweierlei Wahrnehmungen, der
  • einen, der Wahrnehmung des _schlafenden_, rein in begrifflosen
  • Gedanken, der andern des wachen, rein in der sinnlichen Wirklichkeit
  • lebenden Bewußtseins, und in jeder führt er eine eigene Haushaltung.
  • --Die Aufklärung beleuchtet jene himmlische Welt mit den
  • Vorstellungen der sinnlichen; und zeigte jener diese Endlichkeit auf,
  • die der Glauben nicht verleugnen kann, weil er Selbstbewußtsein und
  • hiemit die Einheit ist, welcher beide Vorstellungsweisen angehören,
  • und worin sie nicht auseinanderfallen, denn sie gehören demselben
  • untrennbaren _einfachen_ Selbst an, in welches er übergegangen ist.
  • Der Glauben hat hiedurch den Inhalt, der sein Element erfüllte,
  • verloren, und sinkt in ein dumpfes Weben des Geistes in ihm selbst
  • zusammen. Er ist aus seinem Reiche vertrieben, oder dies Reich ist
  • ausgeplündert, indem alle Unterscheidung und Ausbreitung desselben
  • das wache Bewußtsein an sich riß, und seine Teile alle der Erde als
  • ihr Eigentum vindizierte und zurückgab. Aber befriedigt ist er darum
  • nicht, denn durch diese Beleuchtung ist allenthalben nur einzelnes
  • Wesen entstanden, so daß den Geist nur wesenlose Wirklichkeit und von
  • ihm verlaßne Endlichkeit anspricht.--Indem er ohne Inhalt ist und in
  • dieser Leere nicht bleiben kann, oder indem er über das Endliche, das
  • der einzige Inhalt ist, hinausgehend nur das Leere findet, ist er ein
  • _reines Sehnen_; seine Wahrheit ein leeres _Jenseits_, dem sich kein
  • gemäßer Inhalt mehr finden läßt, denn alles ist anders verwandt.--Der
  • Glauben ist in der Tat hiemit dasselbe geworden, was die Aufklärung,
  • nämlich das Bewußtsein der Beziehung des an sich seienden Endlichen
  • auf das prädikatlose, unerkannte und unerkennbare Absolute; nur _daß
  • sie_ die _befriedigte, er_ aber die _unbefriedigte_ Aufklärung ist.
  • Es wird sich jedoch an ihr zeigen, ob sie in ihrer Befriedigung
  • bleiben kann; jenes Sehnen des trüben Geistes, der über den Verlust
  • seiner geistigen Welt trauert, steht im Hinterhalte. Sie selbst hat
  • diesen Makel des unbefriedigten Sehnens an ihr,--_als reinen
  • Gegenstand_ an ihrem _leeren_ absoluten Wesen,--als _Tun_ und
  • _Bewegung_ an dem _Hinausgehen_ über ihr Einzelwesen zum unerfüllten
  • Jenseits,--als _erfüllten Gegenstand_ an der _Selbstlosigkeit_ des
  • Nützlichen. Sie wird diesen Makel aufheben; aus der nähern
  • Betrachtung des positiven Resultates, das ihr die Wahrheit ist, wird
  • sich ergeben, daß er an sich darin schon aufgehoben ist.
  • b. Die Wahrheit der Aufklärung
  • Das dumpfe nichts mehr in sich unterscheidende Weben des Geistes ist
  • also in sich selbst jenseits des Bewußtseins getreten, welches
  • dagegen sich klar geworden ist.--Das erste Moment dieser Klarheit ist
  • in seiner Notwendigkeit und Bedingung dadurch bestimmt, daß die reine
  • Einsicht, oder sie, die _an sich_ Begriff ist, sich verwirklicht; sie
  • tut dies, indem sie das Anderssein oder die Bestimmtheit an ihr setzt.
  • Auf diese Weise ist sie negative reine Einsicht, d.i. Negation des
  • Begriffs; diese ist ebenso rein; und es ist damit das _reine Ding_,
  • das absolute Wesen, das sonst keine weitere Bestimmung hat, geworden.
  • Dies näher bestimmt, so ist sie als absoluter Begriff, ein
  • Unterscheiden von Unterschieden, die keine mehr sind, von
  • Abstraktionen oder reinen Begriffen, die sich selbst nicht mehr
  • tragen, sondern nur durch _das Ganze der Bewegung_ Halt und
  • Unterscheidung haben. Dieses Unterscheiden des Nichtunterschiednen
  • besteht gerade darin, daß der absolute Begriff sich selbst zu seinem
  • _Gegenstande_ macht, und jener _Bewegung_ gegenüber sich als das
  • _Wesen_ setzt. Dies entbehrt hiedurch der Seite, worin die
  • Abstraktionen oder Unterschiede _auseinandergehalten_ werden, und
  • wird daher das _reine Denken_ als _reines Ding_.--Dies ist also eben
  • jenes dumpfe bewußtlose Weben des Geistes in ihm selbst, zu dem der
  • Glauben herabsank, indem er den unterschiednen Inhalt verlor;--es ist
  • zugleich jene _Bewegung_ des reinen Selbstbewußtseins, der es das
  • absolut fremde Jenseits sein soll. Denn weil dies reine
  • Selbstbewußtsein die Bewegung in reinen Begriffen, in Unterschieden
  • ist, die keine sind, so fällt es in der Tat in das bewußtlose Weben,
  • d.i. in das reine _Fühlen_ oder in die reine _Dingheit_ zusammen.
  • --Der sich selbst entfremdete Begriff--denn er steht hier noch auf
  • der Stufe dieser Entfremdung--aber erkennt nicht dies _gleiche Wesen_
  • beider Seiten, der Bewegung des Selbstbewußtseins und seines
  • absoluten Wesens,--nicht das _gleiche Wesen_ derselben, welches in
  • der Tat ihre Substanz und Bestehen ist. Indem er diese Einheit nicht
  • erkennt, so gilt ihm das Wesen nur in der Form des gegenständlichen
  • Jenseits, das unterscheidende Bewußtsein aber, das auf diese Weise
  • das An-sich außer ihm hat, als ein endliches Bewußtsein.
  • Über jenes absolute Wesen gerät die Aufklärung selbst mit sich in den
  • Streit, den sie vorher mit dem Glauben hatte, und teilt sich in zwei
  • Parteien. Eine Partei bewährt sich erst dadurch als die _siegende_,
  • daß sie in zwei Parteien zerfällt; denn darin zeigt sie das Prinzip,
  • das sie bekämpfte, an ihr selbst zu besitzen, und hiemit die
  • Einseitigkeit aufgehoben zu haben, in der sie vorher auftrat. Das
  • Interesse, das sich zwischen ihr und der andern teilte, fällt nun
  • ganz in sie und vergißt der andern, weil es in ihr selbst den
  • Gegensatz findet, der es beschäftigt. Zugleich aber ist er in das
  • höhere siegende Element erhoben worden, worin er geläutert sich
  • darstellt. So daß also die in einer Partei entstehende Zwietracht,
  • welche ein Unglück scheint, vielmehr ihr Glück beweist.
  • Das reine Wesen selbst hat keinen Unterschied an ihm, daher kommt er
  • so an dasselbe, daß sich zwei solche reine Wesen für das Bewußtsein,
  • oder ein zweifaches Bewußtsein desselben hervortut.--Das reine
  • absolute Wesen ist nur in dem reinen Denken, oder vielmehr es ist das
  • reine Denken selbst, also schlechthin _jenseits_ des endlichen, des
  • _Selbst_bewußtseins, und nur das negative Wesen. Aber auf diese
  • Weise ist es eben das _Sein_, das Negative des Selbstbewußtseins.
  • Als _Negatives_ desselben ist es _auch_ darauf bezogen; es ist das
  • _äußere Sein_, welches auf es, worin die Unterschiede und
  • Bestimmungen fallen, bezogen die Unterschiede an ihm erhält,
  • geschmeckt, gesehen, und so fort, zu werden; und das Verhältnis ist
  • die _sinnliche_ Gewißheit und Wahrnehmung.
  • Wird von diesem _sinnlichen_ Sein, worein jenes negative Jenseits
  • notwendig übergeht, ausgegangen, aber von diesen bestimmten Weisen
  • der Beziehung des Bewußtseins abstrahiert, so bleibt die reine
  • _Materie_ übrig als das dumpfe Weben und Bewegen in sich selbst. Es
  • ist hiebei wesentlich, dies zu betrachten, daß die _reine Materie_
  • nur das ist, was _übrig_bleibt, wenn wir vom Sehen, Fühlen, Schmecken
  • und so fort _abstrahieren_, das heißt, sie ist nicht das Gesehene,
  • Geschmeckte, Gefühlte, und so fort; es ist nicht die _Materie_, die
  • gesehen, gefühlt, geschmeckt wird, sondern die Farbe, ein Stein, ein
  • Salz u.s.f.; sie ist vielmehr die _reine Abstraktion_; und dadurch
  • ist das _reine Wesen_ des _Denkens_ oder das reine Denken selbst
  • vorhanden, als das nicht in sich unterschiedene, nicht bestimmte,
  • prädikatlose Absolute.
  • Die eine Aufklärung nennt das absolute Wesen jenes prädikatlose
  • Absolute, das jenseits des wirklichen Bewußtseins im Denken ist, von
  • welchem ausgegangen wurde;--die andere nennt es _Materie_. Wenn sie
  • als _Natur_ und Geist oder _Gott_ unterschieden würden, so würde dem
  • bewußtlosen Weben in sich selbst, um Natur zu sein, der Reichtum des
  • entfalteten Lebens fehlen, dem Geiste oder Gotte das sich in sich
  • unterscheidende Bewußtsein. Beides ist, wie wir gesehen, schlechthin
  • derselbe Begriff; der Unterschied liegt nicht in der Sache, sondern
  • rein nur in dem verschiedenen Ausgangspunkte beider Bildungen, und
  • darin, daß jede auf einem eigenen Punkte in der Bewegung des Denkens
  • stehenbleibt. Wenn sie darüber hinwegsetzten, würden sie
  • zusammentreffen und als dasselbe erkennen, was der einen, wie sie
  • vorgibt, ein Greuel, der andern eine Torheit ist. Denn der einen ist
  • das absolute Wesen in ihrem reinen Denken oder unmittelbar für das
  • reine Bewußtsein, außer dem endlichen Bewußtsein, das _negative_
  • Jenseits desselben. Würde sie darauf reflektieren, daß teils jene
  • einfache Unmittelbarkeit des Denkens nichts anderes ist als das
  • _reine Sein_, teils das, was _negativ_ für das Bewußtsein ist, sich
  • zugleich darauf bezieht, daß im negativen Urteile das _Ist_ (Kopula)
  • beide Getrennten ebenso zusammenhält,--so würde sich die Beziehung
  • dieses Jenseits in der Bestimmung eines _äußern Seienden_ auf das
  • Bewußtsein ergeben, und hiemit als dasselbe, was _reine Materie
  • ge_nannt wird; das fehlende Moment der _Gegenwart_ wäre gewonnen.
  • --Die andere Aufklärung geht von dem sinnlichen Sein aus,
  • _abstrahiert_ dann von der sinnlichen Beziehung des Schmeckens,
  • Sehens, und so fort, und macht es zum reinen _An-sich_, zur
  • _absoluten Materie_, dem nicht Gefühlten noch Geschmeckten; dies Sein
  • ist auf diese Weise das prädikatlose Einfache, Wesen des _reinen
  • Bewußtseins_ geworden; es ist der reine Begriff als _an sich_ seiend,
  • oder das _reine Denken in sich selbst_. Diese Einsicht macht in
  • ihrem Bewußtsein nicht den entgegengesetzten Schritt vom _Seienden_,
  • welches _rein_ Seiendes ist, zum Gedachten, das dasselbe ist als das
  • _Rein_seiende, oder nicht vom rein Positiven zum rein Negativen;
  • indem doch das Positive _rein_ schlechthin nur durch die Negation ist;
  • das _rein_ Negative aber, als reines, sich in sich selbst gleich und
  • eben dadurch positiv ist.--Oder beide sind nicht zum Begriffe der
  • Cartesischen Metaphysik gekommen, daß _an sich Sein_ und _Denken_
  • dasselbe ist, nicht zu dem Gedanken, daß _Sein, reines Sein_, nicht
  • ein _konkretes Wirkliches_ ist, sondern die _reine Abstraktion_; und
  • umgekehrt das reine Denken, die Sichselbstgleichheit oder das Wesen,
  • teils das _Negative_ des Selbstbewußtseins und hiemit _Sein_, teils
  • als unmittelbare Einfachheit ebenso nichts anderes als _Sein_ ist;
  • das _Denken_ ist _Dingheit_, oder _Dingheit_ ist _Denken_.
  • Das Wesen hat hier die _Entzweiung_ erst so an ihm, daß es zwei Arten
  • der Betrachtungsweise angehört; teils muß das Wesen den Unterschied
  • an ihm selbst haben, teils gehen eben darin die beiden
  • Betrachtungsarten in _eine_ zusammen; denn die abstrakten Momente des
  • reinen Seins und des Negativen, wodurch sie sich unterscheiden, sind
  • alsdenn in dem Gegenstande dieser Betrachtungsweisen vereinigt.--Das
  • gemeinschaftliche Allgemeine ist die Abstraktion des reinen
  • Erzitterns in sich selbst, oder des reinen Sich-selbst-denkens.
  • Diese einfache achsendrehende Bewegung muß sich auseinanderwerfen,
  • weil sie selbst nur Bewegung ist, indem sie ihre Momente
  • unterscheidet. Diese Unterscheidung der Momente läßt das Unbewegte
  • als die leere Hülse des reinen _Seins_, das kein wirkliches Denken,
  • kein Leben in sich selbst mehr ist, zurück; denn sie ist als der
  • Unterschied aller Inhalt. Sie, die sich _außer_ jener _Einheit_
  • setzt, ist aber hiemit der _nicht in sich zurückkehrende_ Wechsel der
  • Momente, des _An-sich-_ und des _Für-ein-Anderes-_ und des
  • _Für-sich-seins_;--die Wirklichkeit, wie sie Gegenstand für das
  • wirkliche Bewußtsein der reinen Einsicht ist,--die _Nützlichkeit_.
  • So schlecht die Nützlichkeit dem Glauben, oder der Empfindsamkeit,
  • oder auch der sich Spekulation nennenden Abstraktion, welche sich das
  • _An-sich_ fixiert, aussehen mag, so ist sie es, worin die reine
  • Einsicht ihre Realisierung vollendet, und sich selbst ihr
  • _Gegenstand_ ist, den sie nun nicht mehr verleugnet, und der auch
  • nicht den Wert des Leeren oder des reinen Jenseits für sie hat. Denn
  • die reine Einsicht ist, wie wir sahen, der seiende Begriff selbst,
  • oder die sich selbst gleiche reine Persönlichkeit, so sich in sich
  • unterscheidend, daß jedes der unterschiedenen selbst reiner Begriff,
  • das heißt unmittelbar nicht unterschieden ist; sie ist einfaches
  • reines Selbstbewußtsein, welches ebensowohl _für sich_ als _an sich_
  • in einer unmittelbaren Einheit ist. Sein _An-sich-sein_ ist daher
  • nicht bleibendes _Sein_, sondern hört unmittelbar auf, in seinem
  • Unterschiede etwas zu sein; ein solches Sein aber, das unmittelbar
  • keinen Halt hat, ist nicht _an sich_, sondern wesentlich _für ein
  • Anders_, das die Macht ist, die es absorbiert. Aber dies zweite dem
  • ersten, dem _An-sich_-sein, entgegengesetzte Moment verschwindet
  • ebenso unmittelbar als das erste, oder als _Sein nur für Anderes_ ist
  • es vielmehr das _Verschwinden_ selbst, und es ist das
  • In-sich-_zurückgekehrt-_, das _Für-sich-sein gesetzt_. Dies einfache
  • Für-sich-sein ist aber als die Sichselbstgleichheit vielmehr _ein
  • Sein_, oder damit _für ein Anderes_.--Diese Natur der reinen Einsicht
  • in der _Entfaltung ihrer Momente_ oder sie als _Gegenstand_ drückt
  • das Nützliche aus. Es ist ein _an sich_ bestehendes oder Ding, dies
  • An-sich-sein ist zugleich nur reines Moment; es ist somit absolut
  • _für ein Anderes_, aber es ist ebenso nur für ein Anderes, als es an
  • sich ist; diese entgegengesetzten Momente sind in die unzertrennliche
  • Einheit des Für-sich-seins zurückgekehrt. Wenn aber das Nützliche
  • wohl den Begriff der reinen Einsicht ausdrückt, so ist es jedoch
  • nicht als solche, sondern sie als _Vorstellung_ oder als ihr
  • _Gegenstand_; es ist nur der rastlose Wechsel jener Momente, deren
  • eines zwar das In-sich-selbst-zurückgekehrt-sein selbst ist, aber nur
  • als _Für-sich_-sein, d.h. als ein abstraktes gegen die andern auf die
  • Seite tretendes Moment. Das Nützliche selbst ist nicht das negative
  • Wesen, diese Momente in ihrer Entgegensetzung zugleich _ungetrennt_
  • in _ein_ und _derselben Rücksicht_, oder als ein _Denken_ an sich zu
  • haben, wie sie als reine Einsicht sind; das Moment des
  • _Für-sich-seins_ ist wohl an dem Nützlichen, aber nicht so, daß es
  • über die andern Momente, das _An-sich_ und das _Sein für Anderes,
  • übergreift_, und somit das _Selbst_ wäre. Die reine Einsicht hat
  • also an dem Nützlichen ihren eigenen Begriff in seinen _reinen_
  • Momenten zum _Gegenstande_; sie ist das Bewußtsein dieser
  • _Metaphysik_, aber noch nicht das Begreifen derselben; es ist noch
  • nicht zu der _Einheit_ des _Seins_ und des _Begriffs_ selbst gekommen.
  • Weil das Nützliche noch die Form eines Gegenstandes für sie hat,
  • hat sie eine zwar nicht mehr an und für sich seiende, aber doch noch
  • eine _Welt_, welche sie von sich unterscheidet. Allein indem die
  • Gegensätze auf die Spitze des Begriffes herausgetreten sind, wird
  • dies die nächste Stufe sein, daß sie zusammenstürzen, und die
  • Aufklärung die Früchte ihrer Taten erfährt.
  • Den erreichten Gegenstand in Beziehung auf diese ganze Sphäre
  • betrachtet, so hatte die wirkliche Welt der Bildung sich in die
  • _Eitelkeit_ des Selbstbewußtseins zusammengefaßt,--in das
  • _Für-sich-sein_, das ihre Verworrenheit noch zu seinem Inhalte hat,
  • und noch der _einzelne_ Begriff, noch nicht der für sich _allgemeine_
  • ist. In sich aber zurückgekehrt ist er die _reine Einsicht_--das
  • reine Bewußtsein als das reine _Selbst_, oder die Negativität, wie
  • der Glauben ebendasselbe als das _reine Denken_ oder die Positivität.
  • Der Glauben hat in jenem Selbst das ihn vervollständigende Moment;
  • --aber durch diese Ergänzung untergehend, ist es nun an der reinen
  • Einsicht, daß wir die beiden Momente sehen, als das absolute Wesen,
  • das rein _gedacht_ oder Negatives--und als _Materie_, die das
  • positive _Seiende_ ist.--Es fehlt dieser Vollständigkeit noch jene
  • _Wirklichkeit_ des Selbstbewußtseins, welche dem _eiteln_ Bewußtsein
  • angehört--die Welt, aus welcher das Denken sich zu sich erhob. Dies
  • Fehlende ist in der Nützlichkeit insofern erreicht, als die reine
  • Einsicht daran die positive Gegenständlichkeit erlangte; sie ist
  • dadurch wirkliches in sich befriedigtes Bewußtsein. Diese
  • Gegenständlichkeit macht nun ihre _Welt_ aus; sie ist die Wahrheit
  • der vorhergehenden ganzen, der ideellen wie der reellen Welt geworden.
  • Die erste Welt des Geistes ist das ausgebreitete Reich seines sich
  • zerstreuenden Daseins und der vereinzelnten _Gewißheit_ seiner selbst;
  • wie die Natur ihr Leben in unendlich mannigfaltige Gestalten
  • zerstreut, ohne daß die _Gattung_ derselben vorhanden wäre. Die
  • zweite enthält die _Gattung_, und ist das Reich des _An-sich-seins_
  • oder der _Wahrheit_, entgegengesetzt jener Gewißheit. Das dritte
  • aber, das Nützliche, ist die _Wahrheit_, welche ebenso die
  • _Gewißheit_ seiner selbst ist. Dem Reiche der Wahrheit des
  • _Glaubens_ fehlt das Prinzip der _Wirklichkeit_ oder Gewißheit seiner
  • selbst als dieses _Einzelnen_. Der Wirklichkeit aber oder Gewißheit
  • seiner selbst als dieses Einzelnen fehlt das _An-sich_. In dem
  • Gegenstande der reinen Einsicht sind beide Welten vereinigt. Das
  • Nützliche ist der Gegenstand, insofern das Selbstbewußtsein ihn
  • durchschaut, und die _einzelne Gewißheit_ seiner selbst, seinen Genuß
  • (sein _Für-sich-sein_) in ihm hat; es _sieht_ ihn auf diese Weise
  • _ein_, und diese Einsicht enthält das _wahre_ Wesen des Gegenstandes
  • (ein Durchschautes oder _für ein Anderes_ zu sein); sie ist also
  • selbst _wahres Wissen_, und das Selbstbewußtsein hat ebenso
  • unmittelbar die allgemeine Gewißheit seiner selbst, sein _reines
  • Bewußtsein_ in diesem Verhältnisse, in welchem also ebenso _Wahrheit_
  • wie Gegenwart und _Wirklichkeit_ vereinigt sind. Beide Welten sind
  • versöhnt, und der Himmel auf die Erde herunter verpflanzt.
  • III. Die absolute Freiheitund der Schrecken
  • Das Bewußtsein hat in der Nützlichkeit seinen Begriff gefunden. Aber
  • er ist teils noch _Gegenstand_, teils ebendarum noch _Zweck_, in
  • dessen Besitze es sich noch nicht unmittelbar befindet. Die
  • Nützlichkeit ist noch Prädikat des Gegenstandes, nicht Subjekt selbst,
  • oder seine unmittelbare und einzige _Wirklichkeit_. Es ist dasselbe,
  • was vorhin so erschien; daß das _Für-sich-sein_ noch nicht sich als
  • die Substanz der übrigen Momente erwiesen, wodurch das Nützliche
  • unmittelbar nichts anderes als das Selbst des Bewußtseins und dieses
  • hiedurch in seinem Besitze wäre.--Diese Rücknahme der Form der
  • Gegenständlichkeit des Nützlichen ist aber _an sich_ schon geschehen,
  • und aus dieser innern Umwälzung tritt die wirkliche Umwälzung der
  • Wirklichkeit, die neue Gestalt des Bewußtseins, die _absolute
  • Freiheit_ hervor.
  • Es ist nämlich in der Tat nicht mehr als ein leerer Schein von
  • Gegenständlichkeit vorhanden, der das Selbstbewußtsein von dem
  • Besitze trennt. Denn teils ist überhaupt alles Bestehen und Gelten
  • der bestimmten Glieder der Organisation der wirklichen und geglaubten
  • Welt in diese einfache Bestimmung als in ihren Grund und Geist
  • zurückgegangen; teils aber hat diese nichts Eignes mehr für sich, sie
  • ist vielmehr reine Metaphysik, reiner Begriff oder Wissen des
  • Selbstbewußtseins. Von dem _An-_ und _Für-sich-sein_ des Nützlichen
  • als Gegenstandes erkennt nämlich das Bewußtsein, daß _sein
  • An-sich-sein_ wesentlich _Sein für Anderes_ ist; das _An-sich-sein_
  • als das _Selbstlose_ ist in Wahrheit das passive, oder was für ein
  • anderes Selbst ist. Der Gegenstand ist aber für das Bewußtsein in
  • dieser abstrakten Form des _reinen An-sich-seins_, denn es ist reines
  • _Einsehen_, dessen Unterschiede in der reinen Form der Begriffe sind.
  • --Das _Für-sich-sein_ aber, in welches das Sein für Anderes
  • zurückgeht, das Selbst, ist nicht ein von dem Ich verschiednes,
  • eignes Selbst dessen, was Gegenstand heißt; denn das Bewußtsein als
  • reine Einsicht ist nicht _einzelnes_ Selbst, dem der Gegenstand
  • ebenso als _eignes_ Selbst gegenüberstünde, sondern es ist der reine
  • Begriff, das Schauen des Selbsts in das Selbst, das absolute
  • _Sich-selbst-_doppelt-sehen; die Gewißheit seiner ist das allgemeine
  • Subjekt und sein wissender Begriff das Wesen aller Wirklichkeit.
  • Wenn also das Nützliche nur der nicht in seine eigne _Einheit_
  • zurückkehrende Wechsel der Momente, und daher noch Gegenstand für das
  • Wissen war, so hört er auf, dieses zu sein, denn das Wissen ist
  • selbst die Bewegung jener abstrakten Momente, es ist das allgemeine
  • Selbst, das Selbst ebenso seiner als des Gegenstandes, und als
  • allgemeines die in sich zurückkehrende Einheit dieser Bewegung.
  • Hiemit ist der Geist als _absolute Freiheit_ vorhanden; er ist das
  • Selbstbewußtsein, welches sich erfaßt, daß seine Gewißheit seiner
  • selbst, das Wesen aller geistigen Massen der realen so wie der
  • übersinnlichen Welt, oder umgekehrt, daß Wesen und Wirklichkeit das
  • Wissen des Bewußtseins von _sich_ ist.--Es ist seiner reinen
  • Persönlichkeit und darin aller geistigen Realität bewußt, und alle
  • Realität ist nur Geistiges; die Welt ist ihm schlechthin sein Willen,
  • und dieser ist allgemeiner Willen. Und zwar ist er nicht der leere
  • Gedanke des Willens, der in stillschweigende oder repräsentierte
  • Einwilligung gesetzt wird, sondern reell allgemeiner Willen, Willen
  • aller _Einzelner_ als solcher. Denn der Willen ist an sich das
  • Bewußtsein der Persönlichkeit oder eines jeden, und als dieser
  • wahrhafte wirkliche Willen soll er sein, als _selbst_bewußtes Wesen
  • aller und jeder Persönlichkeit, so daß jeder immer ungeteilt alles
  • tut, und was als Tun des Ganzen auftritt, das unmittelbare und
  • bewußte Tun eines _Jeden_ ist.
  • Diese ungeteilte Substanz der absoluten Freiheit erhebt sich auf den
  • Thron der Welt, ohne daß irgendeine Macht ihr Widerstand zu leisten
  • vermöchte. Denn indem in Wahrheit das Bewußtsein allein das Element
  • ist, worin die geistigen Wesen oder Mächte ihre Substanz haben, so
  • ist ihr ganzes System, das sich durch die Teilung in Massen
  • organisierte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das einzelne
  • Bewußtsein den Gegenstand so erfaßt, daß er kein anderes Wesen habe
  • als das Selbstbewußtsein selbst, oder daß er absolut der Begriff ist.
  • Was den Begriff zum seienden _Gegenstande_ machte, war seine
  • Unterscheidung in abgesonderte _bestehende_ Massen; indem aber der
  • Gegenstand zum Begriffe wird, ist nichts Bestehendes mehr an ihm; die
  • Negativität hat alle seine Momente durchdrungen. Er tritt so in die
  • Existenz, daß jedes einzelne Bewußtsein aus der Sphäre, der es
  • zugeteilt war, sich erhebt, nicht mehr in dieser besonderten Masse
  • sein Wesen und sein Werk findet, sondern sein Selbst als den
  • _Begriff_ des Willens, alle Massen als Wesen dieses Willens erfaßt,
  • und sich hiemit auch nur in einer Arbeit verwirklichen kann, welche
  • ganze Arbeit ist. In dieser absoluten Freiheit sind also alle Stände,
  • welche die geistigen Wesen sind, worein sich das Ganze gliedert,
  • getilgt; das einzelne Bewußtsein, das einem solchen Gliede angehörte,
  • und in ihm wollte und vollbrachte, hat seine Schranke aufgehoben:
  • sein Zweck ist der allgemeine Zweck, seine Sprache das allgemeine
  • Gesetz, sein Werk das allgemeine Werk.
  • Der Gegenstand und der _Unterschied_ hat hier die Bedeutung der
  • _Nützlichkeit_, die Prädikat alles realen Seins war, verloren; das
  • Bewußtsein fängt seine Bewegung nicht an ihm an als _einem Fremden_,
  • von dem aus es erst in sich zurückkehrte, sondern der Gegenstand ist
  • ihm das Bewußtsein selbst; der Gegensatz besteht also allein in dem
  • Unterschiede des _einzelnen_ und _allgemeinen_ Bewußtseins; aber das
  • einzelne ist sich unmittelbar selbst dasjenige, was nur _den Schein_
  • des Gegensatzes hatte, es ist allgemeines Bewußtsein und Willen. Das
  • _Jenseits_ dieser seiner Wirklichkeit schwebt über dem Leichname der
  • verschwundnen Selbstständigkeit des realen oder geglaubten Seins nur
  • als die Ausdünstung eines faden Gases, des leeren Être suprême.
  • Es ist nach Aufhebung der unterschiedenen geistigen Massen, und des
  • beschränkten Lebens der Individuen sowie seiner beiden Welten also
  • nur die Bewegung des allgemeinen Selbstbewußtseins in sich selbst
  • vorhanden, als eine Wechselwirkung desselben in der Form der
  • _Allgemeinheit_ und des _persönlichen_ Bewußtseins; der allgemeine
  • Willen geht _in sich_, und ist _einzelner_ Willen, dem das allgemeine
  • Gesetz und Werk gegenübersteht. Aber dies _einzelne_ Bewußtsein ist
  • sich seiner ebenso unmittelbar als allgemeinen Willens bewußt; es ist
  • sich bewußt, daß sein Gegenstand von ihm gegebenes Gesetz und von ihm
  • vollbrachtes Werk ist; in Tätigkeit übergehend und Gegenständlichkeit
  • erschaffend, macht es also nichts Einzelnes, sondern nur Gesetze und
  • Staatsaktionen.
  • Diese Bewegung ist hiedurch die Wechselwirkung des Bewußtseins mit
  • sich selbst, worin es nichts in der Gestalt eines _freien_ ihm
  • gegenübertretenden _Gegenstandes_ entläßt. Es folgt daraus, daß es
  • zu keinem positiven Werke, weder zu allgemeinen Werken der Sprache
  • noch der Wirklichkeit, weder zu Gesetzen und allgemeinen
  • Einrichtungen der _bewußten_, noch zu Taten und Werken der
  • _wollenden_ Freiheit kommen kann.--Das Werk, zu welchem die sich
  • _Bewußtsein_ gebende Freiheit sich machen könnte, würde darin
  • bestehen, daß sie als _allgemeine_ Substanz sich zum _Gegenstande_
  • und _bleibenden Sein_ machte. Dies Anderssein wäre der Unterschied
  • an ihr, wornach sie sich in bestehende geistige Massen und in die
  • Glieder verschiedener Gewalten teilte; teils daß diese Massen die
  • _Gedankendinge_ einer gesonderten gesetzgebenden, richterlichen und
  • ausübenden _Gewalt_ wären, teils aber die _realen Wesen_, die sich in
  • der realen Welt der Bildung ergaben, und indem der Inhalt des
  • allgemeinen Tuns näher beachtet würde, die besondern Massen des
  • Arbeitens, welche weiter als speziellere _Stände_ unterschieden
  • werden.--Die allgemeine Freiheit, die sich auf diese Weise in ihre
  • Glieder gesondert, und ebendadurch zur _seienden_ Substanz gemacht
  • hätte, wäre dadurch frei von der einzelnen Individualität und teilte
  • die _Menge_ der _Individuen_ unter ihre verschiedenen Glieder. Das
  • Tun und Sein der Persönlichkeit fände sich aber dadurch auf einen
  • Zweig des Ganzen, auf eine Art des Tuns und Seins beschränkt; in das
  • Element des _Seins_ gesetzt, erhielte sie die Bedeutung einer
  • _bestimmten_; sie hörte auf, in Wahrheit allgemeines Selbstbewußtsein
  • zu sein. Dieses läßt sich dabei nicht durch die _Vorstellung_ des
  • Gehorsams unter _selbstgegebenen_ Gesetzen, die ihm einen Teil
  • zuwiesen, noch durch seine _Repräsentation_ beim Gesetzgeben und
  • allgemeinen Tun um die _Wirklichkeit_ betriegen,--nicht um die
  • Wirklichkeit, _selbst_ das Gesetz zu geben, und nicht ein einzelnes
  • Werk, sondern das Allgemeine _selbst_ zu vollbringen; denn wobei das
  • Selbst nur _repräsentiert_ und _vorgestellt_ ist, da ist es nicht
  • _wirklich_; wo es _vertreten_ ist, ist es nicht.
  • Wie in diesem _allgemeinen Werke_ der absoluten Freiheit als
  • daseiender Substanz sich das einzelne Selbstbewußtsein nicht findet,
  • ebensowenig in eigentlichen _Taten_ und _individuellen_ Handlungen
  • ihres Willens. Daß das Allgemeine zu einer Tat komme, muß es sich in
  • das Eins der Individualität zusammennehmen, und ein einzelnes
  • Selbstbewußtsein an die Spitze stellen; denn der allgemeine Willen
  • ist nur in einem Selbst, das Eines ist, _wirklicher_ Willen. Dadurch
  • aber sind _alle andern Einzelnen_ von dem _Ganzen_ dieser Tat
  • ausgeschlossen, und haben nur einen beschränkten Anteil an ihr, so
  • daß die Tat nicht Tat des _wirklichen allgemeinen_ Selbstbewußtseins
  • sein würde.--Kein positives Werk noch Tat kann also die allgemeine
  • Freiheit hervorbringen; es bleibt ihr nur das _negative Tun_; sie ist
  • nur die _Furie_ des Verschwindens.
  • Aber die höchste und der allgemeinen Freiheit entgegengesetzteste
  • Wirklichkeit oder vielmehr der einzige Gegenstand, der für sie noch
  • wird, ist die Freiheit und Einzelnheit des wirklichen
  • Selbstbewußtseins selbst. Denn jene Allgemeinheit, die sich nicht zu
  • der Realität der organischen Gegliederung kommen läßt, und in der
  • ungeteilten Kontinuität sich zu erhalten den Zweck hat, unterscheidet
  • sich in sich zugleich, weil sie Bewegung oder Bewußtsein überhaupt
  • ist. Und zwar um ihrer eignen Abstraktion willen trennt sie sich in
  • ebenso abstrakte Extreme, in die einfache unbiegsam kalte
  • Allgemeinheit, und in die diskrete absolute harte Sprödigkeit und
  • eigensinnige Punktualität des wirklichen Selbstbewußtseins. Nachdem
  • sie mit der Vertilgung der realen Organisation fertig geworden und
  • nun für sich besteht, ist dies ihr einziger Gegenstand--ein
  • Gegenstand, der keinen andern Inhalt, Besitz, Dasein und äußerliche
  • Ausdehnung mehr hat, sondern er ist nur dies Wissen von sich als
  • absolut reinem und freiem einzelnem Selbst. An was er erfaßt werden
  • kann, ist allein sein _abstraktes_ Dasein überhaupt.--Das Verhältnis
  • also dieser beiden, da sie unteilbar absolut für sich sind, und also
  • keinen Teil in die Mitte schicken können, wodurch sie sich
  • verknüpften, ist die ganz _unvermittelte_ reine Negation; und zwar
  • die Negation des Einzelnen als _Seienden_ in dem Allgemeinen. Das
  • einzige Werk und Tat der allgemeinen Freiheit ist daher der _Tod_,
  • und zwar ein _Tod_, der keinen innern Umfang und Erfüllung hat, denn
  • was negiert wird, ist der unerfüllte Punkt des absolut freien Selbsts;
  • er ist also der kälteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung als das
  • Durchhauen eines Kohlhaupts oder ein Schluck Wassers.
  • In der Plattheit dieser Silbe besteht die Weisheit der Regierung, der
  • Verstand des allgemeinen Willens, sich zu vollbringen. Die Regierung
  • ist selbst nichts anders als der sich festsetzende Punkt oder die
  • Individualität des allgemeinen Willens. Sie, ein Wollen und
  • Vollbringen, das aus einem Punkte ausgeht, will und vollbringt
  • zugleich eine bestimmte Anordnung und Handlung. Sie schließt damit
  • einerseits die übrigen Individuen aus ihrer Tat aus, andererseits
  • konstituiert sie sich dadurch als eine solche, die ein bestimmter
  • Willen und dadurch dem allgemeinen Willen entgegengesetzt ist; sie
  • kann daher schlechterdings nicht anders denn als eine _Faktion_ sich
  • darstellen. Die _siegende_ Faktion nur heißt Regierung, und eben
  • darin, daß sie Faktion ist, liegt unmittelbar die Notwendigkeit ihres
  • Untergangs; und daß sie Regierung ist, dies macht sie umgekehrt zur
  • Faktion und schuldig. Wenn der allgemeine Willen sich an ihr
  • wirkliches Handeln als an das Verbrechen hält, das sie gegen ihn
  • begeht, so hat sie dagegen nichts Bestimmtes und Äußeres, wodurch die
  • Schuld des ihr entgegengesetzten Willens sich darstellte; denn ihr
  • als dem _wirklichen_ allgemeinen Willen steht nur der unwirkliche
  • reine Willen, die _Absicht_, gegenüber. _Verdächtigwerden_ tritt
  • daher an die Stelle oder hat die Bedeutung und Wirkung des
  • _Schuldigseins_, und die äußerliche Reaktion gegen diese Wirklichkeit,
  • die in dem einfachen Innern der Absicht liegt, besteht in dem
  • trocknen Vertilgen dieses seienden Selbsts, an dem nichts sonst
  • wegzunehmen ist als nur sein Sein selbst.
  • In diesem ihrem eigentümlichen _Werke_ wird die absolute Freiheit
  • sich zum Gegenstande, und das Selbstbewußtsein erfährt, was sie ist.
  • _An sich_ ist sie eben dies _abstrakte Selbstbewußtsein_, welches
  • allen Unterschied und alles Bestehen des Unterschiedes in sich
  • vertilgt. Als dieses ist sie sich der Gegenstand; der _Schrecken_
  • des Todes ist die Anschauung dieses ihres negativen Wesens. Diese
  • seine Realität findet aber das absolut freie Selbstbewußtsein ganz
  • anders, als ihr Begriff von ihr selbst war, daß nämlich der
  • allgemeine Willen nur das _positive_ Wesen der Persönlichkeit sei,
  • und diese in ihm sich nur positiv oder erhalten wisse. Sondern hier
  • ist für es, das als reine Einsicht sein positives und negatives
  • Wesen--das prädikatlose Absolute als reines _Denken_ und als reine
  • _Materie_--schlechthin trennt, der absolute _Übergang_ von dem einen
  • in das andere in seiner Wirklichkeit vorhanden.--Der allgemeine
  • Willen, als absolut _positives_ wirkliches Selbstbewußtsein, schlägt,
  • weil es diese zum _reinen_ Denken oder zur _abstrakten_ Materie
  • _gesteigerte_ selbstbewußte Wirklichkeit ist, in das _negative_ Wesen
  • um, und erweist sich ebenso _Aufheben_ des _Sich-selbst-denkens_ oder
  • des Selbstbewußtseins zu sein.
  • Die absolute Freiheit hat also als _reine_ Sichselbstgleichheit des
  • allgemeinen Willens die _Negation_, damit aber _den Unterschied_
  • überhaupt an ihr, und entwickelt diesen wieder als _wirklichen_
  • Unterschied. Denn die reine _Negativität_ hat an dem
  • sichselbstgleichen allgemeinen Willen das _Element_ des _Bestehens_
  • oder die _Substanz_, worin ihre Momente sich realisieren, sie hat die
  • Materie, welche sie in ihre Bestimmtheit verwenden kann; und insofern
  • diese Substanz sich als das Negative für das einzelne Bewußtsein
  • gezeigt hat, bildet sich also wieder die Organisation der geistigen
  • Massen aus, denen die Menge der individuellen Bewußtsein zugeteilt
  • wird. Diese, welche die Furcht ihres absoluten Herrn, des Todes,
  • empfunden, lassen sich die Negation und die Unterschiede wieder
  • gefallen, ordnen sich unter die Massen, und kehren zu einem geteilten
  • und beschränkten Werke, aber dadurch zu ihrer substantiellen
  • Wirklichkeit zurück.
  • Der Geist wäre aus diesem Tumulte zu seinem Ausgangspunkte, der
  • sittlichen und realen Welt der Bildung, zurückgeschleudert, welche
  • durch die Furcht des Herrn, die wieder in die Gemüter gekommen, nur
  • erfrischt und verjüngt worden. Der Geist müßte diesen Kreislauf der
  • Notwendigkeit von neuem durchlaufen und immer wiederholen, wenn nur
  • die vollkommne Durchdringung des Selbstbewußtseins und der Substanz
  • das Resultat wäre--eine Durchdringung, worin das Selbstbewußtsein,
  • das die gegen es negative Kraft seines allgemeinen Wesens erfahren,
  • sich nicht als dieses Besondre, sondern nur als Allgemeines wissen
  • und finden wollte, und daher auch die gegenständliche es als
  • Besonders ausschließende Wirklichkeit des allgemeinen Geistes
  • ertragen könnte.--Aber in der absoluten Freiheit war nicht weder das
  • Bewußtsein, das in mannigfaltiges Dasein versenkt ist, oder das sich
  • bestimmte Zwecke und Gedanken festsetzt, noch eine _äußere_ geltende
  • Welt, es sei der Wirklichkeit oder des Denkens, miteinander in
  • Wechselwirkung, sondern die Welt schlechthin in der Form des
  • Bewußtseins, als allgemeiner Willen und ebenso das Selbstbewußtsein
  • zusammengezogen aus allem ausgedehnten Dasein oder mannigfaltigem
  • Zweck und Urteil in das einfache Selbst. Die Bildung, die es in der
  • Wechselwirkung mit jenem Wesen erlangt, ist daher die erhabenste und
  • letzte, seine reine einfache Wirklichkeit unmittelbar verschwinden
  • und in das leere Nichts übergehen zu sehen. In der Welt der Bildung
  • selbst kommt es nicht dazu, seine Negation oder Entfremdung in dieser
  • Form der reinen Abstraktion anzuschauen; sondern seine Negation ist
  • die erfüllte; entweder die Ehre oder der Reichtum, die es an die
  • Stelle des Selbsts, dessen es sich entfremdete, gewinnt;--oder die
  • Sprache des Geistes und der Einsicht, die das zerrissene Bewußtsein
  • erlangt; oder sie ist der Himmel des Glaubens, oder das Nützliche der
  • Aufklärung. Alle diese Bestimmungen sind in dem Verluste, den das
  • Selbst in der absoluten Freiheit erfährt, verloren; seine Negation
  • ist der bedeutungslose Tod, der reine Schrecken des Negativen, das
  • nichts Positives, nichts Erfüllendes in ihm hat.--Zugleich aber ist
  • diese Negation in ihrer Wirklichkeit nicht ein _Fremdes_, sie ist
  • weder die allgemeine jenseits liegende _Notwendigkeit_, worin die
  • sittliche Welt untergeht, noch der einzelne Zufall des eignen
  • Besitzes oder der Laune des Besitzenden, von dem das zerrißne
  • Bewußtsein sich abhängig sieht,--sondern sie ist der _allgemeine
  • Willen_, der in dieser seiner letzten Abstraktion nichts Positives
  • hat, und daher nichts für die Aufopferung zurückgeben kann,--aber
  • eben darum ist er unvermittelt eins mit dem Selbstbewußtsein, oder er
  • ist das rein Positive, weil er das rein Negative ist; und der
  • bedeutungslose Tod, die unerfüllte Negativität des Selbsts schlägt im
  • innern Begriffe zur absoluten Positivität um. Für das Bewußtsein
  • verwandelt sich die unmittelbare Einheit seiner mit dem allgemeinen
  • Willen, seine Foderung, sich als diesen bestimmten Punkt im
  • allgemeinen Willen zu wissen, in die schlechthin entgegengesetzte
  • Erfahrung um. Was ihm darin verschwindet, ist das abstrakte _Sein_
  • oder die Unmittelbarkeit des substanzlosen Punkts, und diese
  • verschwundne Unmittelbarkeit ist der allgemeine Willen selbst, als
  • welchen es sich nun weiß, insofern es _aufgehobne Unmittelbarkeit_,
  • insofern es reines Wissen oder reiner Willen ist. Hiedurch weiß es
  • ihn als sich selbst und sich als Wesen, aber nicht als das
  • _unmittelbar seiende_ Wesen, weder ihn als die revolutionäre
  • Regierung oder als die die Anarchie zu konstituieren strebende
  • Anarchie, noch sich als Mittelpunkt dieser Faktion oder der ihr
  • entgegengesetzten, sondern der _allgemeine Willen_ ist sein _reines
  • Wissen und Wollen_, und _es_ ist allgemeiner Willen, als dieses reine
  • Wissen und Wollen. Es verliert darin nicht _sich selbst_, denn das
  • reine Wissen und Wollen ist vielmehr es, als der atome Punkt des
  • Bewußtseins. Es ist also die Wechselwirkung des reinen Wissens mit
  • sich selbst; das reine _Wissen_ als _Wesen_ ist der allgemeine Willen;
  • aber dieses _Wesen_ ist schlechthin nur das reine Wissen. Das
  • Selbstbewußtsein ist also das reine Wissen von dem Wesen als reinem
  • Wissen. Es ferner als _einzelnes Selbst_ ist nur die Form des
  • Subjekts oder wirklichen Tuns, die von ihm als _Form_ gewußt wird;
  • ebenso ist für es die _gegenständliche_ Wirklichkeit, das _Sein_,
  • schlechthin selbstlose Form; denn sie wäre das nicht gewußte; dies
  • Wissen aber weiß das Wissen als das Wesen.
  • Die absolute Freiheit hat also den Gegensatz des allgemeinen und
  • einzelnen Willens mit sich selbst ausgeglichen; der sich entfremdete
  • Geist, auf die Spitze seines Gegensatzes getrieben, in welchem das
  • reine Wollen und das rein Wollende noch unterschieden sind, setzt ihn
  • zur durchsichtigen Form herab, und findet darin sich selbst.--Wie das
  • Reich der wirklichen Welt in das Reich des Glaubens und der Einsicht
  • übergeht, so geht die absolute Freiheit aus ihrer sich selbst
  • zerstörenden Wirklichkeit in ein anderes Land des selbstbewußten
  • Geistes über, worin sie in dieser Unwirklichkeit als das Wahre gilt,
  • an dessen Gedanken er sich labt, insofern er _Gedanke_ ist und bleibt,
  • und dieses in das Selbstbewußtsein eingeschlossene Sein als das
  • vollkommne und vollständige Wesen weiß. Es ist die neue Gestalt des
  • _moralischen Geistes_ entstanden.
  • C. Der seiner selbst gewisse Geist.Die Moralität
  • Die sittliche Welt zeigte den in ihr nur abgeschiednen Geist, _das
  • einzelne Selbst_, als ihr Schicksal und ihre Wahrheit. Diese
  • _Person_ des _Rechts_ aber hat ihre Substanz und Erfüllung außer ihr.
  • Die Bewegung der Welt der Bildung und des Glaubens hebt diese
  • Abstraktion der Person auf, und durch die vollendete Entfremdung,
  • durch die höchste Abstraktion, wird dem Selbst des Geistes die
  • Substanz zuerst zum _allgemeinen Willen_, und endlich zu seinem
  • Eigentum. Hier also scheint das Wissen endlich seiner Wahrheit
  • vollkommen gleich geworden zu sein; denn seine Wahrheit ist dies
  • Wissen selbst, und aller Gegensatz beider Seiten verschwunden; und
  • zwar nicht _für uns_, oder _an sich_, sondern für das
  • Selbstbewußtsein selbst. Es ist nämlich über den Gegensatz des
  • Bewußtseins selbst Meister geworden. Dieses beruht auf dem
  • Gegensatze der Gewißheit seiner selbst und des Gegenstandes; nun aber
  • ist der Gegenstand ihm selbst die Gewißheit seiner, das Wissen--so
  • wie die Gewißheit seiner selbst als solche nicht mehr eigne Zwecke
  • hat, also nicht mehr in der Bestimmtheit, sondern reines Wissen ist.
  • Das Wissen des Selbstbewußtseins ist ihm also die _Substanz_ selbst.
  • Sie ist für es ebenso _unmittelbar_ als absolut _vermittelt_ in einer
  • ungetrennten Einheit. _Unmittelbar_--wie das sittliche Bewußtsein
  • weiß und tut es selbst die Pflicht und gehört ihr als seiner Natur an;
  • aber es ist nicht _Charakter_, wie dieses, das um seiner
  • Unmittelbarkeit willen ein bestimmter Geist ist, nur einer der
  • sittlichen Wesenheiten angehört, und die Seite hat, _nicht zu wissen_.
  • --Es ist _absolute Vermittlung_, wie das sich bildende und das
  • glaubende Bewußtsein; denn es ist wesentlich die Bewegung des Selbsts,
  • die Abstraktion des _unmittelbaren Daseins_ aufzuheben und sich
  • Allgemeines zu werden;--aber weder durch reine Entfremdung und
  • Zerreißung seines Selbsts und der Wirklichkeit, noch durch die Flucht.
  • Sondern es ist sich _unmittelbar_ in seiner Substanz _gegenwärtig_,
  • denn sie ist sein Wissen, sie ist die angeschaute reine Gewißheit
  • seiner selbst; und eben _diese Unmittelbarkeit_, die seine eigne
  • Wirklichkeit ist, ist alle Wirklichkeit, denn das Unmittelbare ist
  • das _Sein_ selbst, und als die reine durch die absolute Negativität
  • geläuterte Unmittelbarkeit ist sie reines, ist sie Sein überhaupt
  • oder _alles_ Sein.
  • Das absolute Wesen ist daher nicht in der Bestimmung erschöpft, das
  • einfache _Wesen_ des _Denkens_ zu sein, sondern es ist alle
  • _Wirklichkeit_, und diese Wirklichkeit ist nur als Wissen; was das
  • Bewußtsein nicht wüßte, hätte keinen Sinn und kann keine Macht für es
  • sein; in seinen wissenden Willen hat sich alle Gegenständlichkeit und
  • Welt zurückgezogen. Es ist absolut frei, darin, daß es seine
  • Freiheit weiß, und eben dies Wissen seiner Freiheit ist seine
  • Substanz und Zweck und einziger Inhalt.
  • a. Die moralische Weltanschauung
  • Das Selbstbewußtsein weiß die Pflicht als das absolute Wesen; es ist
  • nur durch sie gebunden, und diese Substanz ist sein eignes reines
  • Bewußtsein; die Pflicht kann nicht die Form eines Fremden für es
  • erhalten. So aber in sich selbst beschlossen ist das moralische
  • Selbstbewußtsein noch nicht als _Bewußtsein_ gesetzt und betrachtet.
  • Der Gegenstand ist unmittelbares Wissen, und so rein von dem Selbst
  • durchdrungen ist er nicht Gegenstand. Aber wesentlich die
  • Vermittlung und Negativität, hat es in seinem Begriffe die Beziehung
  • auf ein _Anderssein_, und ist Bewußtsein. Dies Anderssein ist
  • einerseits, weil die Pflicht seinen einzigen wesentlichen Zweck und
  • Gegenstand ausmacht, für es eine völlig _bedeutungslose_ Wirklichkeit.
  • Weil dies Bewußtsein aber so vollkommen in sich beschlossen ist, so
  • verhält es sich gegen dies Anderssein vollkommen frei und
  • gleichgültig, und das Dasein ist daher andererseits ein vom
  • Selbstbewußtsein völlig freigelassenes, sich ebenso nur auf sich
  • beziehendes Dasein; je freier das Selbstbewußtsein wird, desto freier
  • auch der negative Gegenstand seines Bewußtseins. Er ist hiedurch
  • eine zur eignen Individualität in sich vollendete Welt, ein
  • selbstständiges Ganzes eigentümlicher Gesetze, sowie ein
  • selbstständiger Gang und freie Verwirklichung derselben,--eine
  • _Natur_ überhaupt, deren Gesetze wie ihr Tun ihr selbst angehören,
  • als einem Wesen, das unbekümmert um das moralische Selbstbewußtsein
  • ist, wie dieses um sie.
  • Von dieser Bestimmung an bildet sich eine _moralische Weltanschauung_
  • aus, die in der _Beziehung_ des _moralischen_ An- und Für-sich-seins
  • und des _natürlichen_ An- und Für-sich-seins besteht. Dieser
  • Beziehung liegt zum Grunde sowohl die völlige _Gleichgültigkeit_ und
  • eigne _Selbstständigkeit_ der _Natur_ und der _moralischen_ Zwecke
  • und Tätigkeit gegeneinander, als auf der andern Seite das Bewußtsein
  • der alleinigen Wesenheit der Pflicht und der völligen
  • Unselbstständigkeit und Unwesenheit der Natur. Die moralische
  • Weltanschauung enthält die Entwicklung der Momente, die in dieser
  • Beziehung so ganz widerstreitender Voraussetzungen enthalten sind.
  • Zuerst also ist das moralische Bewußtsein überhaupt vorausgesetzt;
  • die Pflicht gilt ihm als das Wesen, ihm, das _wirklich_ und _tätig_
  • ist, und in seiner Wirklichkeit und Tat die Pflicht erfüllt. Für
  • dies moralische Bewußtsein ist aber zugleich die vorausgesetzte
  • Freiheit der Natur, oder es _erfährt_, daß die Natur unbekümmert
  • darum ist, ihm das Bewußtsein der Einheit seiner Wirklichkeit mit der
  • ihrigen zu geben, und es also _vielleicht glücklich_ werden läßt,
  • _vielleicht_ auch _nicht_. Das unmoralische Bewußtsein dagegen
  • findet vielleicht zufälligerweise seine Verwirklichung, wo das
  • moralische nur _Veranlassung_ zum Handeln, aber durch dasselbe nicht
  • das Glück der Ausführung und des Genusses der Vollbringung ihm zuteil
  • werden sieht. Es findet daher vielmehr Grund zu Klagen über solchen
  • Zustand der Unangemessenheit seiner und des Daseins, und der
  • Ungerechtigkeit, die es darauf einschränkt, seinen Gegenstand nur als
  • _reine Pflicht_ zu haben, aber ihm denselben und _sich_ verwirklicht
  • zu sehen versagt.
  • Das moralische Bewußtsein kann nicht auf die Glückseligkeit Verzicht
  • tun, und dies Moment aus seinem absoluten Zwecke weglassen. Der
  • Zweck, der als _reine Pflicht_ ausgesprochen wird, hat wesentlich
  • dies an ihm, dies _einzelne_ Selbstbewußtsein zu enthalten; die
  • _individuelle Überzeugung_ und das Wissen von ihr machten ein
  • absolutes Moment der Moralität aus. Dieses Moment an dem
  • _gegenständlich_ gewordenen _Zwecke_, an der _erfüllten_ Pflicht, ist
  • das sich als verwirklicht anschauende _einzelne_ Bewußtsein, oder der
  • _Genuß_, der hiemit im Begriffe zwar nicht unmittelbar der Moralität
  • als _Gesinnung_ betrachtet liegt, allein im Begriffe der
  • _Verwirklichung_ derselben. Hiedurch aber liegt er auch in ihr als
  • _Gesinnung_; denn diese geht darauf, nicht Gesinnung im Gegensatze
  • des Handelns zu bleiben, sondern zu _handeln_, oder sich zu
  • verwirklichen. Der Zweck als das Ganze mit dem Bewußtsein seiner
  • Momente ausgesprochen ist also dies, daß die erfüllte Pflicht
  • ebensowohl rein moralische Handlung als realisierte _Individualität_
  • sei, und die _Natur_, als die Seite der _Einzelnheit_ gegen den
  • abstrakten Zweck, _eins_ sei mit diesem.--So notwendig die Erfahrung
  • von der Disharmonie beider Seiten ist, weil die Natur frei ist,
  • ebenso ist auch die Pflicht allein das Wesentliche, und die Natur
  • gegen sie das Selbstlose. Jener ganze _Zweck_, den die Harmonie
  • ausmacht, enthält die Wirklichkeit selbst in sich. Er ist zugleich
  • der _Gedanke_ der _Wirklichkeit_. Die Harmonie der Moralität und der
  • Natur oder--indem die Natur nur insofern in Betracht kömmt, als das
  • Bewußtsein ihre Einheit mit ihm erfährt--die Harmonie der Moralität
  • und der Glückseligkeit ist _gedacht_ als notwendig _seiend_, oder sie
  • ist _postuliert_. Denn _Fodern_ drückt aus, daß etwas _seiend_
  • gedacht wird, das noch nicht wirklich ist; eine Notwendigkeit nicht
  • des _Begriffes_ als Begriffes, sondern des _Seins_. Aber die
  • Notwendigkeit ist zugleich wesentlich die Beziehung durch den Begriff.
  • Das gefoderte _Sein_ gehört also nicht dem Vorstellen des
  • zufälligen Bewußtseins an, sondern es liegt im Begriffe der Moralität
  • selbst, dessen wahrer Inhalt die _Einheit_ des _reinen_ und
  • _einzelnen_ Bewußtseins ist; dem letztern gehört dies an, daß diese
  • Einheit _für es_ als eine Wirklichkeit sei, was im _Inhalte_ des
  • Zwecks Glückseligkeit, in seiner _Form_ aber Dasein überhaupt ist.
  • --Dies gefoderte Dasein oder die Einheit beider ist darum nicht ein
  • Wunsch oder, als Zweck betrachtet, nicht ein solcher, dessen
  • Erreichung noch ungewiß wäre, sondern er ist eine Foderung der
  • Vernunft, oder unmittelbare Gewißheit und Voraussetzung derselben.
  • Jene erste Erfahrung und dies Postulat ist nicht das einzige, sondern
  • es tut sich ein ganzer Kreis von Postulaten auf. Die Natur ist
  • nämlich nicht nur diese ganz freie _äußerliche_ Weise, in welcher als
  • einem reinen Gegenstande das Bewußtsein seinen Zweck zu realisieren
  • hätte. Dieses ist _an ihm selbst_ wesentlich ein solches, _für
  • welches_ dies andere freie Wirkliche ist, d.h. es ist selbst ein
  • zufälliges und natürliches. Diese Natur, die ihm die seinige ist,
  • ist die _Sinnlichkeit_, die in der _Gestalt_ des Wollens, als
  • _Triebe_ und _Neigungen_, für sich eigene _bestimmte_ Wesenheit oder
  • _einzelne Zwecke_ hat, also dem reinen Willen und seinem reinen
  • Zwecke entgegengesetzt ist. Gegen diese Entgegensetzung aber ist dem
  • reinen Bewußtsein vielmehr die Beziehung der Sinnlichkeit auf es,
  • ihre absolute Einheit mit ihm das Wesen. Beides, das reine Denken
  • und die Sinnlichkeit des Bewußtseins, sind _an sich Ein Bewußtsein_,
  • und das reine Denken ist eben dieses, für welches und in welchem
  • diese reine Einheit ist; für es aber als Bewußtsein ist der Gegensatz
  • seiner selbst und der Triebe. In diesem Widerstreit der Vernunft und
  • der Sinnlichkeit ist für jene dies das Wesen, daß er sich auflöse,
  • und als _Resultat die_ Einheit beider hervorgehen die nicht jene
  • _ursprüngliche_, daß beide in _einem_ Individuum sind, sondern eine
  • solche ist, die aus dem _gewußten_ Gegensatze beider hervorgeht.
  • Solche Einheit erst ist die _wirkliche_ Moralität, denn in ihr ist
  • der Gegensatz, wodurch das Selbst Bewußtsein oder erst wirkliches und
  • in der Tat Selbst und zugleich Allgemeines ist, enthalten; oder es
  • ist diejenige _Vermittlung_ darin ausgedrückt, welche der Moralität,
  • wie wir sehen, wesentlich ist.--Indem unter den beiden Momenten des
  • Gegensatzes die Sinnlichkeit schlechthin das _Anderssein_ oder das
  • Negative, hingegen das reine Denken der Pflicht das Wesen ist, von
  • welchem nichts aufgegeben werden kann, so scheint die hervorgebrachte
  • Einheit nur durch das Aufheben der Sinnlichkeit zustande kommen zu
  • können. Da sie aber selbst Moment dieses Werdens, das Moment der
  • _Wirklichkeit_ ist, so wird man sich für die Einheit zunächst mit dem
  • Ausdrucke begnügen müssen, daß die Sinnlichkeit der Moralität _gemäß_
  • sei.--Diese Einheit ist gleichfalls ein _postuliertes Sein_, sie
  • _ist_ nicht _da_; denn was _da ist_, ist das Bewußtsein, oder der
  • Gegensatz der Sinnlichkeit und des reinen Bewußtseins. Sie ist aber
  • zugleich nicht ein An-sich wie das erste Postulat, worin die freie
  • Natur eine Seite ausmacht, und die Harmonie derselben mit dem
  • moralischen Bewußtsein daher außer diesem fällt; sondern die Natur
  • ist hier diejenige, welche an ihm selbst, und es ist hier um die
  • Moralität als solche zu tun, um eine Harmonie, welche die eigne des
  • tuenden Selbsts ist; das Bewußtsein hat sie daher selbst zustande zu
  • bringen, und in der Moralität immer Fortschritte zu machen. Die
  • _Vollendung_ derselben aber ist ins _Unendliche hinauszuschieben_;
  • denn wenn sie wirklich einträte, so höbe sich das moralische
  • Bewußtsein auf. Denn die _Moralität_ ist nur moralisches
  • _Bewußtsein_ als das negative Wesen, für dessen reine Pflicht die
  • Sinnlichkeit nur eine _negative_ Bedeutung, nur _nicht gemäß_ ist.
  • In der Harmonie aber verschwindet die _Moralität_ als _Bewußtsein_
  • oder ihre _Wirklichkeit_, wie in dem moralischen _Bewußtsein_ oder
  • der Wirklichkeit ihre _Harmonie_ verschwindet. Die Vollendung ist
  • darum nicht wirklich zu erreichen, sondern nur als eine _absolute
  • Aufgabe_ zu denken, das heißt als eine solche, welche schlechthin
  • Aufgabe bleibt. Zugleich ist jedoch ihr Inhalt als ein solcher zu
  • denken, der schlechthin _sein_ müsse, und nicht Aufgabe bleibe; es
  • sei nun, daß man sich in diesem Ziele das Bewußtsein ganz aufgehoben,
  • oder auch nicht, vorstelle; wie es eigentlich damit zu halten, läßt
  • sich in der dunkeln Ferne der Unendlichkeit, wohin eben deswegen die
  • Erreichung des Ziels zu schieben ist, nicht mehr deutlich
  • unterscheiden. Es wird eigentlich gesagt werden müssen, daß die
  • bestimmte Vorstellung nicht interessieren und nicht gesucht werden
  • soll, weil dies auf Widersprüche führt,--einer Aufgabe, die Aufgabe
  • bleiben und doch erfüllt werden, einer Moralität, die nicht
  • Bewußtsein, nicht wirklich mehr sein soll. Durch die Betrachtung
  • aber, daß die vollendete Moralität einen Widerspruch enthielte, wurde
  • die Heiligkeit der Moralischen Wesenheit leiden, und die absolute
  • Pflicht als etwas Unwirkliches erscheinen.
  • Das erste Postulat war die Harmonie der Moralität und der
  • gegenständlichen Natur, der Endzweck der _Welt_; das andere die
  • Harmonie der Moralität und des sinnlichen Willens, der Endzweck des
  • _Selbstbewußtseins_ als solchen; das erste also die Harmonie in der
  • Form des _An-sich_-, das andere in der Form des _Für-sich-seins_.
  • Was aber diese beiden extremen Endzwecke, die gedacht sind, als Mitte
  • verbindet, ist die Bewegung des _wirklichen_ Handelns selbst. Sie
  • sind Harmonien, deren Momente in ihrer abstrakten Unterschiedenheit
  • noch nicht zum Gegenstande geworden; dies geschieht in der
  • Wirklichkeit, worin die Seiten im eigentlichen Bewußtsein, jede als
  • die _andre_ der andern auftritt. Die hiedurch entstehenden Postulate
  • enthalten, wie vorher nur die getrennten _an sich_ und _für sich
  • seiende_ Harmonien, itzt _an und für sich_ seiende.
  • Das moralische Bewußtsein ist als das _einfache Wissen_ und _Wollen_
  • der reinen _Pflicht_ im Handeln auf den seiner Einfachheit
  • entgegengesetzten Gegenstand--auf die Wirklichkeit des
  • _mannigfaltigen Falles_ bezogen, und hat dadurch ein mannigfaltiges
  • moralisches _Verhältnis_. Es entstehen hier dem Inhalte nach die
  • _vielen_ Gesetze überhaupt, und der Form nach die widersprechenden
  • Mächte des wissenden Bewußtseins und des Bewußtlosen.--Was fürs erste
  • die _vielen Pflichten_ betrifft, so gilt dem moralischen Bewußtsein
  • überhaupt nur die _reine Pflicht_ in ihnen; die _vielen Pflichten_
  • als viele sind _bestimmte_ und daher als solche für das moralische
  • Bewußtsein nichts Heiliges. Zugleich aber durch den Begriff des
  • _Handelns_, das eine mannigfaltige Wirklichkeit und daher eine
  • mannigfaltige moralische Beziehung in sich schließt, _notwendig_,
  • müssen sie als an und für sich seiend betrachtet werden. Da sie
  • ferner nur in einem moralischen _Bewußtsein_ sein können, sind sie
  • zugleich in einem andern als jenem, dem nur die reine Pflicht als die
  • reine an und für sich und heilig ist.
  • Es ist also postuliert, daß ein _anderes_ Bewußtsein sei, welches sie
  • heiligt, oder welches sie als Pflichten weiß und will. Das erste
  • erhält die reine Pflicht _gleichgültig_ gegen allen _bestimmten
  • Inhalt_, und die Pflicht ist nur diese Gleichgültigkeit gegen ihn.
  • Das andere aber enthält die ebenso wesentliche Beziehung auf das
  • Handeln und die _Notwendigkeit_ des _bestimmten_ Inhalts; indem ihm
  • die Pflichten als _bestimmte_ Pflichten gelten, so ist ihm damit der
  • Inhalt als solcher ebenso wesentlich als die Form, wodurch er Pflicht
  • ist. Dies Bewußtsein ist hiedurch ein solches, worin das Allgemeine
  • und das Besondere schlechthin eins ist, sein Begriff also derselbe
  • als der Begriff der Harmonie der Moralität und Glückseligkeit. Denn
  • dieser Gegensatz drückt ebenso die Trennung des _sich selbst
  • gleichen_ moralischen Bewußtseins von der Wirklichkeit aus, die als
  • das _vielfache Sein_ dem einfachen Wesen der Pflicht widerstreitet.
  • Wenn aber das erste Postulat nur die _seiende_ Harmonie der Moralität
  • und der Natur ausdrückt, weil die Natur darin dies Negative des
  • Selbstbewußtseins, das Moment des _Seins_ ist, so ist hingegen itzt
  • dies _An-sich_ wesentlich als Bewußtsein gesetzt. Denn das Seiende
  • hat nun die Form des _Inhalts_ der _Pflicht_, oder ist die
  • _Bestimmtheit_ an der _bestimmten Pflicht_. Das An-sich ist also die
  • Einheit solcher, welche als _einfache Wesenheiten_, Wesenheiten des
  • Denkens, und daher nur in einem Bewußtsein sind. Dieses ist also
  • nunmehr ein Herr und Beherrscher der Welt, der die Harmonie der
  • Moralität und der Glückseligkeit hervorbringt, und zugleich die
  • Pflichten als _viele_ heiligt. Das letztere heißt soviel, daß dem
  • Bewußtsein der _reinen Pflicht_ die bestimmte nicht unmittelbar
  • heilig sein kann; weil sie aber um des wirklichen Handelns, das ein
  • bestimmtes ist, gleichfalls _notwendig_ ist, so fällt ihre
  • Notwendigkeit außer jenem Bewußtsein in ein anderes, das somit das
  • vermittelnde der bestimmten und reinen Pflicht und der Grund ist, daß
  • jene auch gilt.
  • In der wirklichen Handlung aber verhält sich das Bewußtsein als
  • dieses Selbst, als ein vollkommen einzelnes; es ist auf die
  • Wirklichkeit als solche gerichtet, und hat sie zum Zwecke; denn es
  • will vollbringen. Es fällt also die _Pflicht überhaupt_ außer es in
  • ein anderes Wesen, das Bewußtsein und der heilige Gesetzgeber der
  • reinen Pflicht ist. Dem handelnden, eben weil es handelndes ist,
  • gilt das Andere der reinen Pflicht unmittelbar, diese ist also Inhalt
  • eines andern Bewußtseins und nur mittelbar, nämlich in diesem, jenem
  • heilig.
  • Weil es hiemit gesetzt ist, daß das Gelten der Pflicht als des _an
  • und für sich_ Heiligen außerhalb des wirklichen Bewußtseins fällt, so
  • steht dieses hiedurch überhaupt als das _unvollkommne_ moralische
  • Bewußtsein auf der einen Seite. Sowohl seinem _Wissen_ nach weiß es
  • sich also als ein solches, dessen Wissen und Überzeugung
  • unvollständig und zufällig ist; ebenso seinem _Wollen_ nach als ein
  • solches, dessen Zwecke mit Sinnlichkeit affiziert sind. Um seiner
  • Unwürdigkeit willen kann es daher die Glückseligkeit nicht notwendig,
  • sondern als etwas Zufälliges ansehen, und sie nur aus Gnade erwarten.
  • Ob aber schon seine Wirklichkeit unvollkommen ist, so gilt doch
  • seinem _reinen_ Willen und Wissen die Pflicht als das Wesen; im
  • Begriffe, insofern er der Realität entgegengesetzt ist, oder im
  • Denken ist es also vollkommen. Das absolute Wesen aber ist eben dies
  • Gedachte und jenseits der Wirklichkeit Postulierte; es ist daher der
  • Gedanke, in welchem das moralisch unvollkommne Wissen und Wollen für
  • vollkommen gilt, hiemit auch, indem es dasselbe für vollwichtig nimmt,
  • die Glückseligkeit nach der Würdigkeit, nämlich nach dem ihm
  • _zugeschriebenen Verdienst_ erteilt.
  • Die Weltanschauung ist hierin vollendet; denn in dem Begriffe des
  • moralischen Selbstbewußtseins sind die beiden Seiten reine Pflicht
  • und Wirklichkeit in _einer_ Einheit gesetzt, und dadurch die eine wie
  • andre nicht als an und für sich seiend, sondern als _Moment_ oder als
  • aufgehoben. Dies wird in dem letzten Teile der moralischen
  • Weltanschauung für das Bewußtsein; die reine Pflicht nämlich setzt es
  • in ein andres Wesen, als es selbst ist, d.h. es setzt sie teils als
  • ein _Vorgestelltes_, teils als ein solches, das nicht das ist, was an
  • und für sich gilt, sondern das Nichtmoralische gilt vielmehr als
  • vollkommen. Ebenso sich selbst setzt es als ein solches, dessen
  • Wirklichkeit, die der Pflicht unangemessen ist, aufgehoben, und, als
  • _aufgehobne_ oder in der _Vorstellung_ des absoluten Wesens, der
  • Moralität nicht mehr widerspricht.
  • Für das moralische Bewußtsein selbst hat jedoch seine moralische
  • Weltanschauung nicht die Bedeutung, daß es in ihr seinen eignen
  • Begriff entwickelt und ihn sich zum Gegenstande macht; es hat weder
  • ein Bewußtsein über diesen Gegensatz der Form, noch auch über den
  • Gegensatz dem Inhalte nach, dessen Teile es nicht untereinander
  • bezieht und vergleicht, sondern in seiner Entwicklung sich, ohne der
  • zusammenhaltende _Begriff_ der Momente zu sein, fortwälzt. Denn es
  • weiß nur das _reine Wesen_, oder den Gegenstand, insofern er _Pflicht,
  • _ insofern er _abstrakter_ Gegenstand seines reinen Bewußtseins ist,
  • als reines Wissen oder als sich selbst. Es verhält sich also nur
  • denkend, nicht begreifend. Daher ist ihm der Gegenstand seines
  • _wirklichen_ Bewußtseins noch nicht durchsichtig; es ist nicht der
  • absolute Begriff, der allein das _Anderssein_ als solches, oder sein
  • absolutes Gegenteil als sich selbst erfaßt. Seine eigne Wirklichkeit
  • sowie alle gegenständliche Wirklichkeit gilt ihm zwar als das
  • _Unwesentliche_; aber seine Freiheit ist die Freiheit des reinen
  • Denkens, welcher darum zugleich die Natur gegenüber als ein ebenso
  • Freies entstanden ist. Weil beides auf gleiche Weise in ihm ist, die
  • _Freiheit des Seins_ und das Eingeschlossensein desselben in das
  • Bewußtsein, so wird sein Gegenstand als ein _seiender_, der
  • _zugleich_ nur _gedacht_; in dem letzten Teile seiner Anschauung wird
  • der Inhalt wesentlich so gesetzt, daß sein _Sein_ ein _vorgestelltes_
  • ist, und diese Verbindung des Seins und des Denkens als das
  • ausgesprochen, was sie in der Tat ist, das _Vorstellen_.
  • Indem wir die moralische Weltanschauung so betrachten, daß diese
  • gegenständliche Weise nichts anderes ist als der Begriff des
  • moralischen Selbstbewußtseins selbst, den es sich gegenständlich
  • macht, so ergibt sich durch dies Bewußtsein über die Form ihres
  • Ursprungs eine andere Gestalt ihrer Darstellung.--Das erste nämlich,
  • wovon ausgegangen wird, ist das _wirkliche_ moralische
  • Selbstbewußtsein, oder daß _es ein solches gibt_. Denn der Begriff
  • setzt es in der Bestimmung, daß ihm alle Wirklichkeit überhaupt Wesen
  • nur insofern hat, als sie der Pflicht gemäß ist, und er setzt dies
  • Wesen als Wissen, d.h. in unmittelbarer Einheit mit dem wirklichen
  • Selbst; diese Einheit ist somit selbst wirklich, sie _ist_ ein
  • moralisches wirkliches Bewußtsein.--Dieses nun als Bewußtsein stellt
  • sich seinen Inhalt als Gegenstand vor, nämlich als _Endzweck der
  • Welt_, als Harmonie der Moralität und aller Wirklichkeit. Indem es
  • aber diese Einheit als _Gegenstand_ vorstellt, und noch nicht der
  • Begriff ist, der die Macht über den Gegenstand als solchen hat, so
  • ist sie ihm ein Negatives des Selbstbewußtseins, oder sie fällt außer
  • ihm, als ein Jenseits seiner Wirklichkeit, aber zugleich als ein
  • solches, das _auch_ als _seiend_, aber nur gedacht wird.
  • Was ihm, das als Selbstbewußtsein ein _anderes_ denn der Gegenstand
  • ist, hiemit übrig bleibt, ist die Nichtharmonie des
  • Pflichtbewußtseins und der Wirklichkeit, und zwar seiner eignen. Der
  • Satz lautet hiemit itzt so: _es gibt kein moralisch vollendetes
  • wirkliches_ Selbstbewußtsein;--und da das Moralische überhaupt nur
  • ist, insofern es vollendet ist, denn die Pflicht ist das _reine_
  • unvermischte _An-sich_, und die Moralität besteht nur in der
  • Angemessenheit zu diesem Reinen, so heißt der zweite Satz überhaupt
  • so, daß es _kein moralisch Wirkliches_ gibt.
  • Indem es aber drittens _ein_ Selbst ist, so ist es _an sich_ die
  • Einheit der Pflicht und der Wirklichkeit; diese Einheit wird ihm also
  • Gegenstand, als die vollendete Moralität,--aber als ein _Jenseits_
  • seiner Wirklichkeit,--aber das doch wirklich sein soll.
  • In diesem Ziele der synthetischen Einheit der beiden ersten Sätze ist
  • die selbstbewußte Wirklichkeit sowohl als die Pflicht nur als
  • aufgehobnes Moment gesetzt; denn keines ist einzeln, aber sie, in
  • deren wesentlichen Bestimmung ist, _frei von dem andern_ zu sein,
  • sind somit jedes in der Einheit nicht mehr frei von dem andern, also
  • jedes aufgehoben, und somit werden sie dem Inhalt nach als solche
  • Gegenstand, deren _jedes für das andre gilt_, und der Form nach, so
  • daß diese Austauschung derselben zugleich nur _vorgestellt_ ist.
  • --Oder das _wirklich nicht_ Moralische, weil es ebenso reines Denken
  • und über seine Wirklichkeit erhaben ist, ist in der Vorstellung doch
  • moralisch, und wird für vollgültig genommen. Es wird hiedurch der
  • erste Satz, daß es ein moralisches Selbstbewußtsein gibt, hergestellt,
  • aber verbunden mit dem zweiten, daß es keines _gibt_, nämlich es
  • _gibt_ eines, aber nur in der Vorstellung; oder es gibt zwar keines,
  • aber es wird von einem andern doch dafür gelten gelassen.
  • b. Die Verstellung
  • In der moralischen Weltanschauung sehen wir einesteils das Bewußtsein
  • _selbst_ seinen Gegenstand mit _Bewußtsein erzeugen_; wir sehen es
  • denselben weder als ein Fremdes vorfinden, noch auch ihn bewußtlos
  • ihm werden, sondern es verfährt überall nach einem Grunde, aus
  • welchem es das _gegenständliche Wesen setzt_; es weiß dasselbe also
  • als sich selbst, denn es weiß sich als das _tätige_, das es erzeugt.
  • Es scheint somit hier zu seiner Ruhe und Befriedigung zu kommen, denn
  • diese kann es nur da finden, wo es über seinen Gegenstand nicht mehr
  • hinauszugehen braucht, weil dieser nicht mehr über es hinausgeht.
  • Auf der andern Seite aber setzt es selbst ihn vielmehr _außer sich_
  • hinaus, als ein Jenseits seiner. Aber dies Anundfürsichseiende ist
  • ebenso als ein solches gesetzt, das nicht frei vom Selbstbewußtsein,
  • sondern zum Behuf des letztern und durch dasselbe sei.
  • Die moralische Weltanschauung ist daher in der Tat nichts anderes als
  • die Ausbildung dieses zum Grunde liegenden Widerspruchs nach seinen
  • verschiedenen Seiten; sie ist, um einen Kantischen Ausdruck hier, wo
  • er am passendsten ist, zu gebrauchen, ein _ganzes Nest_ gedankenloser
  • Widersprüche. Das Bewußtsein verhält sich in dieser Entwicklung so,
  • daß es ein Moment festsetzt, und von da unmittelbar zum andern
  • übergeht, und das erste aufhebt; wie es aber nun dies zweite
  • _aufgestellt hat, verstellt_ es _auch_ dasselbe wieder, und macht
  • vielmehr das Gegenteil zum Wesen. Zugleich ist es sich seines
  • Widerspruches und _Verstellens auch_ bewußt, denn es geht von einem
  • Momente _unmittelbar_ in _Beziehung auf dieses selbst_ zu dem
  • entgegengesetzten über; _weil_ ein Moment keine Realität für es hat,
  • setzt es eben dasselbe als _reell_, oder, was dasselbe ist, um _ein
  • Moment_ als an sich seiend zu behaupten, behauptet es das
  • _entgegengesetzte_ als das ansichseiende. Es bekennt damit, daß es
  • ihm in der Tat mit keinem derselben Ernst ist. Dies ist in den
  • Momenten dieser schwindelnden Bewegung näher zu betrachten.
  • Lassen wir die Voraussetzung, daß es ein wirkliches moralisches
  • Bewußtsein gibt, zuerst auf sich beruhen, weil sie unmittelbar nicht
  • in Beziehung auf etwas Vorhergehendes gemacht wird, und wenden uns an
  • die Harmonie der Moralität und der Natur, das erste Postulat. Sie
  • soll _an sich_ sein, nicht für das wirkliche Bewußtsein, nicht
  • gegenwärtig, sondern die Gegenwart ist vielmehr nur der Widerspruch
  • beider. In der Gegenwart ist die _Moralität_ als _vorhanden_
  • angenommen, und die Wirklichkeit so gestellt, daß sie nicht in
  • Harmonie mit ihr sei. Das _wirkliche_ moralische Bewußtsein aber ist
  • ein _handelndes_; darin besteht eben die Wirklichkeit seiner
  • Moralität. Im _Handeln_ selbst aber ist jene Stellung unmittelbar
  • verstellt; denn das Handeln ist nichts anderes als die Verwirklichung
  • des innern moralischen Zwecks, nichts anderes, als die Hervorbringung
  • einer durch den _Zweck bestimmten Wirklichkeit_, oder der Harmonie
  • des moralischen Zwecks und der Wirklichkeit selbst. Zugleich ist die
  • Vollbringung der Handlung für das Bewußtsein, sie ist die _Gegenwart_
  • dieser Einheit der Wirklichkeit und des Zweckes; und weil in der
  • vollbrachten Handlung das Bewußtsein sich als dieses Einzelne
  • verwirklicht, oder das Dasein in es zurückgekehrt anschaut, und der
  • Genuß hierin besteht, so ist in der Wirklichkeit des moralischen
  • Zwecks zugleich auch diejenige Form derselben enthalten, welche Genuß
  • und Glückseligkeit genannt wird.--Das Handeln erfüllt also in der Tat
  • unmittelbar dasjenige, was nicht stattzufinden aufgestellt war, und
  • nur ein Postulat, nur Jenseits sein sollte. Das Bewußtsein spricht
  • es also durch die Tat aus, daß es mit dem Postulieren nicht Ernst ist,
  • weil der Sinn des Handelns vielmehr dieser ist, das zur Gegenwart zu
  • machen, was nicht in der Gegenwart sein sollte. Und indem um des
  • Handelns willen die Harmonie postuliert wird--was nämlich durch das
  • Handeln _wirklich_ werden soll, muß _an sich_ so sein, sonst wäre die
  • Wirklichkeit nicht _möglich_--, so ist der Zusammenhang des Handelns
  • und des Postulats so beschaffen, daß um des Handelns, d.h. um der
  • _wirklichen_ Harmonie des Zwecks und der Wirklichkeit willen diese
  • Harmonie als _nicht wirklich_, als _jenseits_, gesetzt wird.
  • Indem _gehandelt_ wird, ist es also mit der _Unangemessenheit_ des
  • Zwecks und der Wirklichkeit überhaupt nicht Ernst; dagegen scheint es
  • mit dem _Handeln_ selbst Ernst zu sein. Aber in der Tat ist die
  • wirkliche Handlung nur Handlung des _einzelnen_ Bewußtseins, also
  • selbst nur etwas Einzelnes und das Werk zufällig. Der Zweck der
  • Vernunft aber als der allgemeine, alles umfassende Zweck ist nichts
  • Geringeres als die ganze Welt; ein Endzweck, der weit über den Inhalt
  • dieser einzelnen Handlung hinausgeht, und daher überhaupt über alles
  • wirkliche Handeln hinauszustellen ist. Weil das allgemeine Beste
  • ausgeführt werden soll, wird nichts Gutes getan. In der Tat aber ist
  • die _Nichtigkeit_ des wirklichen Handelns, und die _Realität_ nur des
  • _ganzen_ Zwecks, die itzt aufgestellt sind, nach allen Seiten auch
  • wieder verstellt. Die moralische Handlung ist nicht etwas Zufälliges
  • und Beschränktes, denn sie hat die reine _Pflicht_ zu ihrem Wesen;
  • diese macht den _einzigen ganzen_ Zweck aus; und die Handlung also
  • als Verwirklichung desselben ist bei aller sonstigen Beschränkung des
  • Inhalts die Vollbringung des ganzen absoluten Zwecks. Oder wenn
  • wieder die Wirklichkeit als Natur, die ihre _eignen_ Gesetze hat und
  • der reinen Pflicht entgegengesetzt ist, genommen wird, so daß also
  • die Pflicht ihr Gesetz nicht in ihr realisieren kann, so ist es,
  • indem die Pflicht als solche das Wesen ist, in der Tat _nicht um die
  • Vollbringung_ der reinen Pflicht, welche der ganze Zweck ist, zu tun;
  • denn die Vollbringung hätte vielmehr nicht die reine Pflicht, sondern
  • das ihr Entgegengesetzte, die _Wirklichkeit_, zum Zwecke. Aber daß
  • es nicht um die Wirklichkeit zu tun sei, ist wieder verstellt; denn
  • nach dem Begriffe des moralischen Handelns ist die reine Pflicht
  • wesentlich _tätiges_ Bewußtsein; es soll also allerdings gehandelt,
  • die absolute Pflicht in der ganzen Natur ausgedrückt und das
  • Moralgesetz Naturgesetz werden.
  • Lassen wir also dieses _höchste Gut_ als das Wesen gelten, so ist es
  • dem Bewußtsein mit der Moralität überhaupt nicht Ernst. Denn in
  • diesem höchsten Gute hat die Natur nicht ein anderes Gesetz, als die
  • Moralität hat. Somit fällt das moralische Handeln selbst hinweg,
  • denn das Handeln ist nur unter der Voraussetzung eines Negativen, das
  • durch die Handlung aufzuheben ist. Ist aber die Natur dem
  • Sittengesetze gemäß, so würde ja dieses durch das Handeln, durch das
  • Aufheben des Seienden verletzt.--Es wird also in jener Annahme als
  • der wesentliche Zustand ein solcher eingestanden, worin das
  • moralische Handeln überflüssig ist, und gar nicht stattfindet. Das
  • Postulat der Harmonie der Moralität und der Wirklichkeit--einer
  • Harmonie, die durch den Begriff des moralischen Handelns, beide in
  • Übereinstimmung zu bringen, gesetzt ist--drückt sich also auch von
  • dieser Seite so aus: weil das moralische Handeln der absolute Zweck
  • ist, so ist der absolute Zweck, daß das moralische Handeln gar nicht
  • vorhanden sei.
  • Stellen wir diese Momente, durch die das Bewußtsein sich in seinem
  • moralischen Vorstellen fortwälzte, zusammen, so erhellt, daß es jedes
  • wieder in seinem Gegenteile aufhebt. Es geht davon aus, daß _für es_
  • die Moralität und Wirklichkeit nicht harmoniere, aber es ist ihm
  • damit nicht Ernst, denn in der Handlung ist _für es_ die Gegenwart
  • dieser Harmonie. Es ist ihm aber auch mit diesem _Handeln_, da es
  • etwas Einzelnes ist, nicht Ernst; denn es hat einen so hohen Zweck,
  • _das höchste Gut_. Dies ist aber wieder nur eine Verstellung der
  • Sache, denn darin fiele alles Handeln und alle Moralität hinweg. Oder
  • es ist ihm eigentlich mit dem _moralischen_ Handeln nicht Ernst,
  • sondern das Wünschenswerteste, Absolute ist, daß das höchste Gut
  • ausgeführt und das moralische Handeln überflüssig wäre.
  • Von diesem Resultate muß das Bewußtsein in seiner widersprechenden
  • Bewegung sich weiter fortwälzen, und das _Aufheben_ des moralischen
  • Handelns notwendig wieder verstellen. Die Moralität ist das An-sich;
  • daß sie statthabe, kann der Endzweck der Welt nicht ausgeführt sein,
  • sondern das moralische Bewußtsein muß _für sich_ sein, und eine ihm
  • _entgegengesetzte Natur_ vorfinden. Aber es an ihm selbst muß
  • vollendet sein. Dies führt zum zweiten Postulate der Harmonie seiner
  • und der Natur, welche an ihm unmittelbar ist, der Sinnlichkeit. Das
  • moralische Selbstbewußtsein stellt seinen Zweck als rein, als von
  • Neigungen und Trieben unabhängig auf, so daß er die Zwecke der
  • Sinnlichkeit in sich vertilgt hat.--Allein diese aufgestellte
  • Aufhebung des sinnlichen Wesens verstellt es wieder. Es handelt,
  • bringt seinen Zweck zur Wirklichkeit, und die selbstbewußte
  • Sinnlichkeit, welche aufgehoben sein soll, ist gerade diese Mitte
  • zwischen dem reinen Bewußtsein und der Wirklichkeit,--sie ist das
  • Werkzeug des erstern zu seiner Verwirklichung oder das Organ, und das,
  • was Trieb, Neigung genannt wird. Es ist daher nicht Ernst mit dem
  • Aufheben der Neigungen und Triebe, denn eben sie sind das _sich
  • verwirklichende Selbstbewußtsein_. Aber sie sollen auch nicht
  • _unterdrückt_, sondern der Vernunft nur _gemäß_ sein. Sie sind ihr
  • auch gemäß, denn das moralische _Handeln_ ist nichts anderes als das
  • sich verwirklichende, also sich die Gestalt eines _Triebes_ gebende
  • Bewußtsein, das heißt, es ist unmittelbar die gegenwärtige Harmonie
  • des Triebs und der Moralität. Aber in der Tat ist der Trieb nicht
  • nur diese leere Gestalt, die eine andere Feder, als er selbst ist, in
  • sich haben und von ihr getrieben werden könnte. Denn die
  • Sinnlichkeit ist eine Natur, die ihre eigenen Gesetze und
  • Springfedern an ihr selbst hat; es kann der Moralität daher nicht
  • Ernst damit sein, die Triebfeder der Triebe, der Neigungswinkel der
  • Neigungen zu sein. Denn indem diese ihre eigne feste Bestimmtheit
  • und eigentümlichen Inhalt haben, so wäre vielmehr das Bewußtsein, dem
  • sie gemäß wären, ihnen gemäß; eine Gemäßheit, welche sich das
  • moralische Selbstbewußtsein verbittet. Die Harmonie beider ist also
  • nur _an sich_ und _postuliert_.--In dem moralischen Handeln war
  • soeben die _gegenwärtige_ Harmonie der Moralität und der Sinnlichkeit
  • aufgestellt, dies aber _ist nun_ verstellt; sie ist jenseits des
  • Bewußtseins in einer neblichten Ferne, worin nichts mehr genau zu
  • unterscheiden noch zu begreifen ist; denn mit dem Begreifen dieser
  • Einheit, das wir soeben versuchten, ging es nicht.--In diesem An-sich
  • gibt aber überhaupt das Bewußtsein sich auf. Dieses An-sich ist
  • seine moralische Vollendung, worin der Kampf der Moralität und der
  • Sinnlichkeit aufgehört hat, und die letztere der erstern auf eine
  • Weise gemäß ist, die nicht zu fassen ist.--Darum ist diese Vollendung
  • wieder nur eine Verstellung der Sache, denn in der Tat gäbe in ihr
  • vielmehr die _Moralität_ selbst sich auf, denn sie ist nur Bewußtsein
  • des absoluten Zwecks als des _reinen_, also im _Gegensatze_ gegen
  • alle andern Zwecke; sie ist ebenso die _Tätigkeit_ dieses reinen
  • Zwecks, als sie sich der Erhebung über die Sinnlichkeit, der
  • Einmischung derselben und ihres Gegensatzes und Kampfes mit ihr
  • bewußt ist.--Daß es mit der moralischen Vollendung nicht Ernst ist,
  • spricht das Bewußtsein unmittelbar selbst darin aus, daß es sie in
  • die _Unendlichkeit_ hinaus verstellt, das heißt, sie als niemals
  • vollendet behauptet.
  • Vielmehr ist ihm also nur dieser Zwischenzustand der Nichtvollendung
  • das Gültige; ein Zustand, der aber doch ein _Fortschreiten_ zur
  • Vollendung wenigstens sein soll. Allein er kann auch dies nicht sein,
  • denn das Fortschreiten in der Moralität wäre vielmehr ein Zugehen
  • zum Untergang derselben. Das Ziel nämlich wäre das obige Nichts oder
  • Aufheben der Moralität und des Bewußtseins selbst; dem Nichts aber
  • immer näher und näher kommen, heißt _abnehmen_. Außerdem nähme
  • _Fortschreiten_ überhaupt ebenso wie _Abnehmen_ Unterschiede der
  • Größe in der Moralität an; allein von diesen kann in ihr keine Rede
  • sein. In ihr als dem Bewußtsein, welchem der sittliche Zweck die
  • _reine_ Pflicht ist, ist an eine Verschiedenheit überhaupt nicht, am
  • wenigsten an den oberflächlichen der Größe zu denken; es gibt nur
  • _eine_ Tugend, nur _eine_ reine Pflicht, nur _eine_ Moralität.
  • Indem es also mit der moralischen Vollendung nicht Ernst ist, sondern
  • vielmehr mit dem Mittelzustande, d.h. wie soeben erörtert, mit der
  • Nichtmoralität, so kommen wir von einer andern Seite auf den Inhalt
  • des ersten Postulats zurück. Es ist nämlich nicht abzusehen, wie
  • Glückseligkeit für dies moralische Bewußtsein um seiner _Würdigkeit_
  • willen zu fodern ist. Es ist seiner Nichtvollendung sich bewußt, und
  • kann daher die Glückseligkeit in der Tat nicht als Verdienst, nicht
  • als etwas, dessen es würdig wäre, fodern, sondern sie nur aus einer
  • freien Gnade, das heißt, die Glückseligkeit als _solche_ an und für
  • sich selbst verlangen, und nicht aus jenem absoluten Grunde, sondern
  • nach Zufall und Willkür erwarten.--Die Nichtmoralität spricht eben
  • hierin aus, was sie ist,--daß es nicht um die Moralität, sondern um
  • die Glückseligkeit an und für sich ohne Beziehung auf jene zu tun ist.
  • Durch diese zweite Seite der moralischen Weltanschauung wird auch
  • noch die andere Behauptung der erstern aufgehoben, worin die
  • Disharmonie der Moralität und Glückseligkeit vorausgesetzt wird.--Es
  • will nämlich die Erfahrung gemacht werden, daß es in dieser Gegenwart
  • dem Moralischen oft schlecht, dem Unmoralischen hingegen oft
  • glücklich gehe. Allein der Zwischenzustand der unvollendeten
  • Moralität, der sich als das Wesentliche ergeben hat, zeigt offenbar,
  • daß diese Wahrnehmung und seinsollende Erfahrung nur eine Verstellung
  • der Sache ist. Denn da die Moralität unvollendet, das heißt, die
  • Moralität in der Tat _nicht_ ist, was kann an der Erfahrung sein, daß
  • es ihr schlecht gehe?--Indem es zugleich herausgekommen, daß es um
  • die Glückseligkeit an und für sich zu tun ist, so zeigt es sich, daß
  • bei Beurteilung, es gehe dem Unmoralischen gut, nicht ein Unrecht
  • gemeint war, das hier stattfinde. Die Bezeichnung eines Individuums
  • als eines unmoralischen fällt, indem die Moralität überhaupt
  • unvollendet ist, _an sich_ hinweg, hat also nur einen willkürlichen
  • Grund. Der Sinn und Inhalt des Urteils der Erfahrung ist dadurch
  • allein dieser, daß einigen die Glückseligkeit an und für sich nicht
  • zukommen sollte, das heißt, er ist _Neid_, der sich zum Deckmantel
  • die Moralität nimmt. Der Grund aber, warum andern das sogenannte
  • Glück zuteil werden sollte, ist die gute Freundschaft, die ihnen und
  • sich selbst, diese Gnade, d.h. diesen Zufall _gönnt_ und _wünscht_.
  • Die Moralität also im moralischen Bewußtsein ist unvollendet; dies
  • ist es, was itzt aufgestellt wird, aber es ist ihr Wesen, nur das
  • _vollendete Reine_ zu sein; die unvollendete Moralität ist daher
  • unrein, oder sie ist Immoralität. Die Moralität selbst ist also in
  • einem andern Wesen als in dem wirklichen Bewußtsein; es ist ein
  • heiliger moralischer Gesetzgeber.--Die im Bewußtsein _unvollendete_
  • Moralität, welche der Grund dieses Postulierens ist, hat _zunächst_
  • die Bedeutung, daß die Moralität, indem sie im Bewußtsein als
  • _wirklich_ gesetzt wird, in der Beziehung auf ein _Anderes_, auf ein
  • Dasein steht, also selbst an ihr das Anderssein oder den Unterschied
  • erhält, wodurch eine vielfache Menge von moralischen Geboten entsteht.
  • Das moralische Selbstbewußtsein hält aber zugleich diese _vielen_
  • Pflichten für unwesentlich; denn es ist nur um die _eine_ reine
  • Pflicht zu tun, und _für es_ haben sie, insofern sie _bestimmte_ sind,
  • keine Wahrheit. Sie können ihre Wahrheit also nur in einem Andern
  • haben, und sind, was sie für es nicht sind, heilig durch einen
  • heiligen Gesetzgeber.--Allein dies ist selbst wieder nur eine
  • Verstellung der Sache. Denn das moralische Selbstbewußtsein ist sich
  • das Absolute, und Pflicht schlechthin nur das, was _es_ als Pflicht
  • _weiß_. Es weiß aber nur die reine Pflicht als Pflicht; was ihm
  • nicht heilig ist, ist an sich nicht heilig, und was an sich nicht
  • heilig ist, kann durch das heilige Wesen nicht geheiliget werden. Es
  • ist dem moralischen Bewußtsein auch überhaupt damit nicht Ernst,
  • etwas _durch ein anderes_ Bewußtsein, als es selbst ist, heiligen zu
  • lassen; denn es ist ihm schlechthin nur das heilig, was ihm durch
  • _sich selbst und in ihm_ heilig ist.--Es ist also ebensowenig damit
  • Ernst, daß dies andere Wesen ein heiliges sei, denn in ihm sollte
  • etwas zur Wesenheit gelangen, was für das moralische Bewußtsein, d.h.
  • an sich keine Wesenheit hat.
  • Wenn das heilige Wesen postuliert wurde, daß in ihm die Pflicht nicht
  • als reine Pflicht, sondern als eine Vielheit _bestimmter_ Pflichten
  • ihre Gültigkeit hätte, so muß also dieses wieder verstellt, und das
  • andere Wesen allein insofern heilig sein, als in ihm nur _die reine
  • Pflicht_ Gültigkeit hat. Die reine Pflicht hat auch in der Tat
  • Gültigkeit nur in einem andern Wesen, nicht in dem moralischen
  • Bewußtsein. Obschon in ihm die reine Moralität allein zu gelten
  • scheint, so muß doch dieses anders gestellt werden, denn es ist
  • zugleich natürliches Bewußtsein. Die Moralität ist in ihm von der
  • Sinnlichkeit affiziert und bedingt, also nicht an und für sich,
  • sondern eine Zufälligkeit des freien _Willens_; in ihm aber als
  • reinem _Willen_ eine Zufälligkeit des _Wissens_; _an und für sich_
  • ist die Moralität daher in einem andern Wesen.
  • Dieses Wesen ist also hier die rein vollendete Moralität darum, weil
  • sie in ihm nicht in Beziehung auf Natur und Sinnlichkeit steht.
  • Allein die _Realität_ der reinen Pflicht ist ihre _Verwirklichung_ in
  • Natur und Sinnlichkeit. Das moralische Bewußtsein setzt seine
  • Unvollkommenheit darein, daß in ihm die Moralität eine _positive_
  • Beziehung auf die Natur und Sinnlichkeit hat, da ihm dies für ein
  • wesentliches Moment derselben gilt, daß sie schlechthin nur eine
  • _negative_ Beziehung darauf habe. Das reine moralische Wesen dagegen,
  • weil es erhaben über den _Kampf_ mit der Natur und Sinnlichkeit ist,
  • steht nicht in einer _negativen_ Beziehung darauf. Es bleibt ihm
  • also in der Tat nur die _positive_ Beziehung darauf übrig, d.h. eben
  • dasjenige, was soeben als das Unvollendete, als das Unmoralische galt.
  • Die _reine Moralität_ aber ganz getrennt von der Wirklichkeit, so
  • daß sie ebensosehr ohne positive Beziehung auf diese wäre, wäre eine
  • bewußtlose, unwirkliche Abstraktion, worin der Begriff der Moralität,
  • Denken der reinen Pflicht und ein Willen und Tun zu sein, schlechthin
  • aufgehoben wäre. Dieses so rein moralische Wesen ist daher wieder
  • eine Verstellung der Sache, und aufzugeben.
  • In diesem rein moralischen Wesen aber nähern sich die Momente des
  • Widerspruchs, in welchem dies synthetische Vorstellen sich
  • herumtreibt, und die entgegengesetzten _Auchs_, die es, ohne diese
  • seine Gedanken zusammenzubringen, aufeinander folgen und ein
  • Gegenteil immer durch das andere ablösen läßt, so sehr, daß das
  • Bewußtsein hier seine moralische Weltanschauung aufgeben und in sich
  • zurückfliehen muß.
  • Es erkennt seine Moralität darum als nicht vollendet, weil es von
  • einer ihr entgegengesetzten Sinnlichkeit und Natur affiziert ist,
  • welche teils die Moralität selbst als solche trübt, teils eine Menge
  • von Pflichten entstehen macht, durch die es im konkreten Falle des
  • wirklichen Handeln in Verlegenheit gerät; denn jeder Fall ist die
  • Konkretion vieler moralischen Beziehungen, wie ein Gegenstand der
  • Wahrnehmung überhaupt ein Ding von vielen Eigenschaften ist; und
  • indem die _bestimmte_ Pflicht Zweck ist, hat sie einen Inhalt, und
  • ihr _Inhalt_ ist ein Teil des Zwecks, und die Moralität nicht rein.
  • --Diese hat also in einem andern Wesen ihre _Realität_. Aber diese
  • Realität heißt nichts anderes, als daß die Moralität hier _an_ und
  • _für sich_ sei,--_für sich_, d.h. Moralität eines _Bewußtseins_ sei,
  • _an sich_, das heißt, _Dasein_ und _Wirklichkeit_ habe.--In jenem
  • ersten unvollendeten Bewußtsein ist die Moralität nicht ausgeführt;
  • sie ist darin das _An-sich_ im Sinne eines _Gedankendinges_; denn sie
  • ist mit Natur und Sinnlichkeit, mit der Wirklichkeit des Seins und
  • des Bewußtseins vergesellschaftet, die ihren Inhalt ausmacht, und
  • Natur und Sinnlichkeit ist das moralisch Nichtige.--In dem zweiten
  • ist die Moralität als _vollendet_, und nicht als ein unausgeführtes
  • Gedankending vorhanden. Aber diese Vollendung besteht eben darin,
  • daß die Moralität in einem _Bewußtsein Wirklichkeit_, sowie _freie
  • Wirklichkeit_, Dasein überhaupt hat, nicht das Leere, sondern
  • erfüllte Inhaltsvolle ist;--das heißt, die Vollendung der Moralität
  • wird darin gesetzt, daß das, was soeben als das moralisch Nichtige
  • bestimmt wurde, in ihr und an ihr vorhanden ist. Sie soll das
  • einemal schlechthin nur als das unwirkliche Gedankending der reinen
  • Abstraktion Gültigkeit, aber ebensowohl in dieser Weise keine
  • Gültigkeit haben; ihre Wahrheit soll darin bestehen, der Wirklichkeit
  • entgegengesetzt und von ihr ganz frei und leer, und wieder darin,
  • Wirklichkeit zu sein.
  • Der Synkretismus dieser Widersprüche, der in der moralischen
  • Weltanschauung auseinandergelegt ist, fällt in sich zusammen, indem
  • der Unterschied, worauf er beruht, von solchem, das notwendig gedacht
  • und gesetzt werden müsse, und doch zugleich unwesentlich sei, zu
  • einem Unterschiede wird, der nicht einmal mehr in den Worten liegt.
  • Was am Ende als ein Verschiedenes gesetzt wird, sowohl als das
  • Nichtige wie als das Reelle, ist ein und eben dasselbe, das Dasein
  • und die Wirklichkeit; und was absolut nur als das _Jenseits des_
  • wirklichen Seins und Bewußtseins, und ebensowohl nur in ihm und als
  • ein jenseits das Nichtige sein soll, ist die reine Pflicht, und das
  • Wissen derselben als des Wesens. Das Bewußtsein, das diesen
  • Unterschied macht, der keiner ist, die Wirklichkeit für das Nichtige
  • und das Reale zugleich, die reine Moralität ebenso für das wahre
  • Wesen sowie für das Wesenlose aussagt, spricht die Gedanken, die es
  • vorher trennte, zusammen aus, spricht es selbst aus, daß es ihm mit
  • dieser Bestimmung und der Auseinanderstellung der Momente des
  • _Selbsts_ und des _An-sichs_ nicht Ernst ist, sondern daß es das, was
  • es als das absolute außer dem Bewußtsein _Seiende_ aussagt, vielmehr
  • in dem Selbst des Selbstbewußtseins eingeschlossen behält, und was es
  • als das absolut _Gedachte_ oder das absolute _An-sich_ aussagt, eben
  • darum für ein nicht Wahrheit Habendes nimmt.--Es wird für das
  • Bewußtsein, daß das Auseinanderstellen dieser Momente eine
  • Verstellung ist, und es wäre _Heuchelei_, wenn es sie doch
  • beibehielte. Aber als moralisches reines Selbstbewußtsein flieht es
  • aus dieser Ungleichheit seines _Vorstellens_ mit dem, was sein
  • _Wesen_ ist, aus dieser Unwahrheit, welche das für wahr aussagt, was
  • ihm für unwahr gilt, mit Abscheu in sich zurück. Es ist _reines
  • Gewissen_, welches eine solche moralische Weltvorstellung verschmäht;
  • es ist _in sich selbst_ der einfache seiner gewisse Geist, der ohne
  • die Vermittlung jener Vorstellungen unmittelbar gewissenhaft handelt,
  • und in dieser Unmittelbarkeit seine Wahrheit hat.--Wenn aber diese
  • Welt der Verstellung nichts anders als die Entwicklung des
  • moralischen Selbstbewußtseins in seinen Momenten, und hiemit seine
  • _Realität_ ist, so wird es durch sein Zurückgehen in sich seinem
  • Wesen nach nichts anderes werden; sein Zurückgehen in sich ist
  • vielmehr nur das _erlangte Bewußtsein_, daß seine Wahrheit eine
  • vorgegebene ist. Es _müßte_ sie noch immer für _seine_ Wahrheit
  • _ausgeben_, denn es müßte sich als gegenständliche Vorstellung
  • aussprechen und darstellen, aber _wüßte_, daß dies nur eine
  • Verstellung ist; er wäre hiemit in der Tat die Heuchelei, und jenes
  • _Verschmähen_ jener Verstellung schon die erste Äußerung der
  • Heuchelei.
  • c. Das Gewissen,die schöne Seele,das Böse und seine Verzeihung
  • Die Antinomie der moralischen Weltanschauung, daß es ein moralisches
  • Bewußtsein gibt, und daß es keines gibt,--oder daß das Gelten der
  • Pflicht ein Jenseits des Bewußtseins ist, und umgekehrt nur in ihm
  • stattfindet, war in die Vorstellung zusammengefaßt worden, worin das
  • nichtmoralische Bewußtsein für moralisch gelte, sein zufälliges
  • Wissen und Wollen für vollwichtig angenommen, und die Glückseligkeit
  • ihm aus Gnade zuteil werde. Diese sich selbst widersprechende
  • Vorstellung nahm das moralische Selbstbewußtsein nicht über sich,
  • sondern verlegte sie in ein ihm andres Wesen. Aber dies Hinaussetzen
  • dessen, was es als notwendig denken muß, außer sich selbst ist ebenso
  • der Widerspruch der Form nach, wie jener es dem Inhalte nach ist.
  • Weil aber an sich eben das, was als widersprechend erscheint, und in
  • dessen Trennung und Wiederauflösung die moralische Weltanschauung
  • sich herumtreibt, dasselbe ist, die reine Pflicht nämlich als das
  • _reine Wissen_, nichts anders als das _Selbst_ des Bewußtseins, und
  • das Selbst des Bewußtseins das _Sein_ und _Wirklichkeit_,--ebenso was
  • jenseits des _wirklichen_ Bewußtseins sein soll, nicht anders als das
  • reine Denken, also in der Tat das Selbst ist, so geht _für uns_ oder
  • _an sich_ das Selbstbewußtsein in sich zurück, und weiß dasjenige
  • Wesen als sich selbst, worin das _Wirkliche_ zugleich _reines Wissen_
  • und _reine Pflicht_ ist. Es selbst ist sich das in seiner
  • Zufälligkeit vollgültige, das seine unmittelbare Einzelnheit als das
  • reine Wissen und Handeln, als die wahre Wirklichkeit und Harmonie
  • weiß.
  • Dies _Selbst des Gewissens_, der seiner unmittelbar als der absoluten
  • Wahrheit und des Seins gewisse Geist, ist das _dritte Selbst_, das
  • uns aus der dritten Welt des Geistes geworden ist, und ist mit den
  • vorherigen kurz zu vergleichen. Die Totalität oder Wirklichkeit,
  • welche sich als die Wahrheit der sittlichen Welt darstellt, ist das
  • Selbst der _Person_; ihr Dasein ist das _Anerkanntsein_. Wie die
  • Person das substanzleere Selbst ist, so ist dies ihr Dasein ebenso
  • die abstrakte Wirklichkeit; die Person _gilt_, und zwar unmittelbar;
  • das Selbst ist der in dem Elemente seines Seins unmittelbar ruhende
  • Punkt; er ist ohne die Abtrennung von seiner Allgemeinheit, beide
  • daher nicht in Bewegung und Beziehung aufeinander, das Allgemeine ist
  • ohne Unterscheidung in ihm, und weder Inhalt des Selbsts, noch ist
  • das Selbst durch sich selbst erfüllt.--Das _zweite Selbst_ ist die zu
  • ihrer Wahrheit gekommne Welt der Bildung oder der sich wiedergegebne
  • Geist der Entzweiung--die absolute Freiheit. In diesem Selbst tritt
  • jene erste unmittelbare Einheit der Einzelnheit und Allgemeinheit
  • auseinander; das Allgemeine, das ebenso rein geistiges Wesen,
  • Anerkanntsein oder allgemeiner Willen und Wissen bleibt, ist
  • _Gegenstand_ und Inhalt des Selbsts und seine allgemeine Wirklichkeit.
  • Aber es hat nicht die Form des vom Selbst freien Daseins; es kommt
  • in diesem Selbst daher zu keiner Erfüllung und zu keinem positiven
  • Inhalt, zu keiner Welt. Das moralische Selbstbewußtsein läßt seine
  • Allgemeinheit zwar frei, so daß sie eine eigne Natur wird, und ebenso
  • hält es sie in sich als aufgehoben fest. Aber es ist nur das
  • verstellende Spiel der Abwechslung dieser beiden Bestimmungen. Als
  • Gewissen erst hat es in seiner _Selbstgewißheit_ den _Inhalt_ für die
  • vorhin leere Pflicht sowie für das leere Recht und den leeren
  • allgemeinen Willen; und weil diese Selbstgewißheit ebenso das
  • _Unmittelbare_ ist, das Dasein selbst.
  • Zu dieser seiner Wahrheit gelangt, verläßt also oder hebt das
  • moralische Selbstbewußtsein vielmehr die Trennung in sich selbst auf,
  • woraus die Verstellung entsprungen, die Trennung des _An-sich_ und
  • des _Selbsts_, der reinen Pflicht als des reinen _Zwecks_, und der
  • _Wirklichkeit_ als einer dem reinen Zwecke entgegengesetzten Natur
  • und Sinnlichkeit. Es ist so in sich zurückgekehrt, _konkreter_
  • moralischer Geist, der nicht am Bewußtsein der reinen Pflicht sich
  • einen leeren Maßstab gibt, welcher dem wirklichen Bewußtsein
  • entgegengesetzt wäre, sondern die reine Pflicht ebenso wie die ihr
  • entgegengesetzte Natur sind aufgehobne Momente; er ist in
  • unmittelbarer Einheit sich _verwirklichendes moralisches_ Wesen, und
  • die Handlung unmittelbar _konkrete_ moralische Gestalt.
  • Es ist ein Fall des Handelns vorhanden; er ist eine gegenständliche
  • Wirklichkeit für das wissende Bewußtsein. Dieses als Gewissen weiß
  • ihn auf unmittelbare konkrete Weise, und er ist zugleich nur, wie es
  • ihn weiß. Zufällig ist das Wissen, insofern es ein anderes ist als
  • der Gegenstand; der seiner selbst gewisse Geist aber ist nicht mehr
  • ein solches zufälliges Wissen und Erschaffen von Gedanken in sich,
  • von denen die Wirklichkeit verschieden wäre, sondern indem die
  • Trennung des _An-sich_ und des _Selbsts_ aufgehoben ist, so ist der
  • Fall unmittelbar in der sinnlichen _Gewißheit_ des Wissens, wie er
  • _an sich_ ist, und er ist nur so _an sich_, wie er in diesem Wissen
  • ist.--Das Handeln als die Verwirklichung ist hiedurch die reine Form
  • des Willens; die bloße Umkehrung der Wirklichkeit als eines
  • _seienden_ Falles, in eine _getane_ Wirklichkeit, der bloßen Weise
  • des _gegenständlichen_ Wissens in die Weise des Wissens von der
  • _Wirklichkeit_ als einem vom Bewußtsein Hervorgebrachten. Wie die
  • sinnliche Gewißheit unmittelbar in das An-sich des Geistes
  • aufgenommen oder vielmehr umgekehrt ist, so ist auch diese Umkehrung
  • einfach und unvermittelt, ein Übergang durch den reinen Begriff ohne
  • Änderung des Inhalts, der durch das Interesse des von ihm wissenden
  • Bewußtseins bestimmt ist.--Das Gewissen sondert ferner die Umstände
  • des Falles nicht in verschiedene Pflichten ab. Es verhält sich nicht
  • als _positives allgemeines Medium_, worin die vielen Pflichten, jede
  • für sich, unverrückte Substantialität erhielten, so daß _entweder_
  • gar nicht gehandelt werden könnte, weil jeder konkrete Fall die
  • Entgegensetzung überhaupt, und als moralischer Fall die
  • Entgegensetzung der Pflichten enthält, in der Bestimmung des Handelns
  • also _eine_ Seite, _eine_ Pflicht immer _verletzt_ würde;--_oder_ daß,
  • wenn gehandelt wird, die Verletzung einer der entgegengesetzten
  • Pflichten wirklich einträte. Das Gewissen ist vielmehr das negative
  • Eins oder absolute Selbst, welches diese verschiedenen moralischen
  • Substanzen vertilgt; es ist einfaches pflichtmäßiges Handeln, das
  • nicht diese oder jene Pflicht erfüllt, sondern das konkrete Rechte
  • weiß und tut. Es ist daher überhaupt erst das moralische _Handeln_
  • als Handeln, worein das vorhergehende tatlose Bewußtsein der
  • Moralität übergegangen ist.--Die konkrete Gestalt der Tat mag vom
  • unterscheidenden Bewußtsein in verschiedene Eigenschaften, d.h. hier
  • in verschiedene moralische Beziehungen analysiert, und diese entweder
  • jede, wie es sein muß, wenn sie Pflicht sein soll, für absolut
  • geltend ausgesagt, oder auch verglichen und geprüft werden. In der
  • einfachen moralischen Handlung des Gewissens sind die Pflichten so
  • verschüttet, daß allen diesen einzelnen Wesen unmittelbar _Abbruch_
  • getan wird, und das prüfende Rütteln an der Pflicht in der
  • unwankenden Gewißheit des Gewissens gar nicht stattfindet.
  • Ebensowenig ist im Gewissen jene hin- und hergehende Ungewißheit des
  • Bewußtseins vorhanden, welches bald die sogenannte reine Moralität
  • außer sich in ein anderes heiliges Wesen setzt, und sich selbst als
  • das unheilige gilt, bald aber auch wieder die moralische Reinheit in
  • sich, und die Verknüpfung des Sinnlichen mit dem Moralischen in das
  • andere Wesen setzt.
  • Es entsagt allen diesen Stellungen und Verstellungen der moralischen
  • Weltanschauung, indem es dem Bewußtsein entsagt, das die Pflicht und
  • die Wirklichkeit als widersprechend faßt. Nach diesem letztern
  • handle ich moralisch, indem ich mir _bewußt_ bin, nur die reine
  • Pflicht zu vollbringen, nicht irgend _etwas anders_, dies heißt in
  • der Tat, _indem ich nicht_ handle. Indem ich aber wirklich handle,
  • bin ich mir eines _Andern_, einer _Wirklichkeit_, die vorhanden ist,
  • und einer, die ich hervorbringen will, bewußt, habe einen
  • _bestimmten_ Zweck und erfülle eine _bestimmte_ Pflicht; es ist was
  • _anderes_ darin als die reine Pflicht, die allein beabsichtiget
  • werden sollte.--Das Gewissen ist dagegen das Bewußtsein darüber, daß,
  • wenn das moralische Bewußtsein die _reine Pflicht_ als das Wesen
  • seines Handelns aussagt, dieser reine Zweck eine Verstellung der
  • Sache ist; denn die Sache selbst ist, daß die reine Pflicht in der
  • leeren Abstraktion des reinen Denkens besteht, und ihre Realität und
  • Inhalt nur an einer bestimmten Wirklichkeit hat, einer Wirklichkeit,
  • welche Wirklichkeit des Bewußtseins selbst, und desselben nicht als
  • eines Gedankendings, sondern als eines Einzelnen ist. Das Gewissen
  • hat _für sich selbst_ seine Wahrheit an der _unmittelbaren Gewißheit_
  • seiner selbst. Diese _unmittelbare_ konkrete Gewißheit seiner selbst
  • ist das Wesen; sie nach dem Gegensatze des Bewußtseins betrachtet, so
  • ist die eigne unmittelbare _Einzelnheit_ der Inhalt des moralischen
  • Tuns; und die _Form_ desselben ist eben dieses Selbst als reine
  • Bewegung, nämlich als das _Wissen_ oder die _eigne Überzeugung_.
  • Dies in seiner Einheit und in der Bedeutung der Momente näher
  • betrachtet, so erfaßte das moralische Bewußtsein sich nur als das
  • _An-sich_ oder _Wesen_; als Gewissen aber erfaßt es sein
  • _Für-sich_-sein oder sein _Selbst_.--Der Widerspruch der moralischen
  • Weltanschauung _löst_ sich _auf_, d.h. der Unterschied, der ihm
  • zugrunde liegt, zeigt sich, kein Unterschied zu sein, und er läuft in
  • die reine Negativität zusammen; diese aber ist eben das _Selbst_; ein
  • einfaches _Selbst_, welches ebensowohl _reines_ Wissen als Wissen
  • seiner als _dieses einzelnen_ Bewußtseins ist. Dies Selbst macht
  • daher den Inhalt des vorher leeren Wesens aus, denn es ist das
  • _wirkliche_, welches nicht mehr die Bedeutung hat, eine dem Wesen
  • fremde und in eignen Gesetzen selbstständige Natur zu sein. Es ist
  • als das Negative der _Unterschied_ des reinen Wesens, ein Inhalt, und
  • zwar ein solcher, welcher an und für sich gilt.
  • Ferner ist dies Selbst als reines sich selbst gleiches Wissen das
  • _schlechthin Allgemeine_, so daß eben dies Wissen als _sein eignes_
  • Wissen, als Überzeugung die _Pflicht_ ist. Die Pflicht ist nicht
  • mehr das dem Selbst gegenübertretende Allgemeine, sondern ist gewußt,
  • in dieser Getrenntheit kein Gelten zu haben; es ist itzt das Gesetz,
  • das um des Selbsts willen, nicht um dessen willen das Selbst ist.
  • Das Gesetz und die Pflicht hat aber darum nicht allein die Bedeutung
  • des _Für-sich-seins_, sondern auch des _An-sich-seins_, denn dies
  • Wissen ist um seiner Sichselbstgleichheit willen eben das _An-sich_.
  • Dies _An-sich_ trennt sich auch im Bewußtsein von jener unmittelbaren
  • Einheit mit dem Für-sich-sein; so gegenübertretend ist es _Sein_,
  • _Sein für Anderes_.--Die Pflicht eben wird itzt als Pflicht, die vom
  • Selbst verlassen ist, gewußt, nur _Moment_ zu sein, sie ist von ihrer
  • Bedeutung, _absolutes Wesen_ zu sein, zum Sein, das nicht Selbst,
  • nicht _für sich_ ist, herabgesunken und also _Sein für anderes_.
  • Aber dies _Sein für anderes_ bleibt ebendarum wesentliches Moment,
  • weil das Selbst als Bewußtsein den Gegensatz des Für-sich-seins und
  • des Seins für anderes ausmacht, und itzt die Pflicht an ihr
  • unmittelbar _wirkliches_, nicht mehr bloß das abstrakte reine
  • Bewußtsein ist.
  • Dies _Sein für anderes_ ist also die _ansichseiende_ vom Selbst
  • unterschiedne Substanz. Das Gewissen hat die reine Pflicht oder das
  • _abstrakte An-sich_ nicht aufgegeben, sondern sie ist das wesentliche
  • Moment, als _Allgemeinheit_ sich zu andern zu verhalten. Es ist das
  • gemeinschaftliche Element der Selbstbewußtsein, und dieses die
  • Substanz, worin die Tat _Bestehen_ und _Wirklichkeit_ hat; das Moment
  • des _Anerkanntwerdens_ von den andern. Das moralische
  • Selbstbewußtsein hat dies Moment des Anerkanntseins, des _reinen
  • Bewußtseins_, welches _da_ ist, nicht; und ist dadurch überhaupt
  • nicht handelndes, nicht verwirklichendes. Sein _An-sich_ ist ihm
  • entweder das abstrakte _unwirkliche_ Wesen oder das _Sein_ als eine
  • _Wirklichkeit_, welche nicht geistig ist. Die _seiende Wirklichkeit_
  • des Gewissens aber ist eine solche, welche _Selbst_ ist, d.h. das
  • seiner bewußte Dasein das geistige Element des Anerkanntwerdens. Das
  • Tun ist daher nur das Übersetzen seines _einzelnen_ Inhalts in das
  • _gegenständliche_ Element, worin er allgemein und anerkannt ist, und
  • eben dies, daß er anerkannt ist, macht die Handlung zur Wirklichkeit.
  • Anerkannt und dadurch wirklich ist die Handlung, weil die daseiende
  • Wirklichkeit unmittelbar mit der Überzeugung oder dem Wissen
  • verknüpft, oder das Wissen von seinem Zwecke unmittelbar das Element
  • des Daseins, das allgemeine Anerkennen ist. Denn das _Wesen_ der
  • Handlung, die Pflicht besteht in der _Überzeugung_ des Gewissens von
  • ihr; diese Überzeugung ist eben das _An-sich_ selbst; es ist das _an
  • sich allgemeine Selbstbewußtsein_, oder das _Anerkanntsein_ und
  • hiemit die Wirklichkeit. Das mit der Überzeugung von der Pflicht
  • Getane ist also unmittelbar ein solches, das Bestand und Dasein hat.
  • Es ist also da keine Rede mehr davon, daß die gute Absicht nicht
  • zustande komme, oder daß es dem Guten schlecht geht; sondern das als
  • Pflicht Gewußte vollführt sich und kommt zur Wirklichkeit, weil eben
  • das Pflichtmäßige das Allgemeine aller Selbstbewußtsein, das
  • Anerkannte und also Seiende ist. Getrennt und allein genommen, ohne
  • den Inhalt des Selbsts aber ist diese Pflicht das _Sein für anderes_,
  • das Durchsichtige, das nur die Bedeutung gehaltloser Wesenheit
  • überhaupt hat.
  • Sehen wir auf die Sphäre zurück, mit der überhaupt die _geistige
  • Realität_ eintrat, so war es der Begriff, daß das Aussprechen der
  • Individualität das _An- und Für-sich sei_. Aber die Gestalt, welche
  • diesen Begriff unmittelbar ausdrückte, war das _ehrliche Bewußtsein_,
  • das sich mit der _abstrakten Sache selbst_ herumtrieb. Diese _Sache
  • selbst_ war dort _Prädikat_; im Gewissen aber erst ist sie _Subjekt_,
  • das alle Momente des Bewußtseins an ihm gesetzt hat, und für welches
  • alle diese Momente, Substantialität überhaupt, äußeres Dasein und
  • Wesen des Denkens, in dieser Gewißheit seiner selbst enthalten sind.
  • Substantialität überhaupt hat die _Sache selbst_ in der Sittlichkeit,
  • äußeres Dasein in der Bildung, sich selbstwissende Wesenheit des
  • Denkens in der Moralität, und im Gewissen ist sie das _Subjekt_, das
  • diese Momente an ihm selbst weiß. Wenn das ehrliche Bewußtsein nur
  • immer _die leere Sache selbst_ ergreift, so gewinnt dagegen das
  • Gewissen sie in ihrer Erfüllung, die es ihr durch sich gibt. Es ist
  • diese Macht dadurch, daß es die Momente des Bewußtseins als _Momente_
  • weiß, und als ihr negatives Wesen sie beherrscht.
  • Das Gewissen in Beziehung auf die einzelnen Bestimmungen des
  • Gegensatzes, der am Handeln erscheint, und sein Bewußtsein über die
  • Natur derselben betrachtet, so verhält es sich zuerst als _Wissendes_
  • zur _Wirklichkeit_ des _Falles_, worin zu handeln ist. Insofern das
  • Moment der _Allgemeinheit_ an diesem Wissen ist, gehört zum Wissen
  • des gewissenhaften Handelns, die vorliegende Wirklichkeit auf
  • uneingeschränkte Weise zu umfassen, und also die Umstände des Falles
  • genau zu wissen und in Erwägung zu ziehen. Dies Wissen aber, da es
  • die Allgemeinheit als ein _Moment kennt_, ist daher ein solches
  • Wissen von diesen Umständen, das sich bewußt ist, sie nicht zu
  • umfassen oder darin nicht gewissenhaft zu sein. Die wahrhaft
  • allgemeine und reine Beziehung des Wissens wäre eine Beziehung auf
  • ein nicht _Entgegengesetztes_, auf sich selbst; aber das _Handeln_
  • durch den Gegensatz, der in ihm wesentlich ist, bezieht sich auf ein
  • Negatives des Bewußtseins, auf eine _an sich seiende Wirklichkeit_.
  • Gegen die Einfachheit des reinen Bewußtseins, das absolut _Andere_,
  • oder die Mannigfaltigkeit _an sich_, ist sie eine absolute Vielheit
  • der Umstände, die sich rückwärts in ihre Bedingungen, seitwärts in
  • ihrem Nebeneinander, vorwärts in ihren Folgen unendlich teilt und
  • ausbreitet.--Das gewissenhafte Bewußtsein ist dieser Natur der Sache
  • und seines Verhältnisses zu ihr bewußt, und weiß, daß es den Fall, in
  • dem es handelt, nicht nach dieser gefoderten Allgemeinheit kennt, und
  • daß sein Vorgeben dieser gewissenhaften Erwägung aller Umstände
  • nichtig ist. Diese Kenntnis und Erwägung aller Umstände aber ist
  • nicht gar nicht vorhanden; allein nur als _Moment_, als etwas, das
  • nur für _andere_ ist; und sein unvollständiges Wissen, weil es _sein_
  • Wissen ist, gilt ihm als hinreichendes vollkommenes Wissen.
  • Auf gleiche Weise verhält es sich mit der Allgemeinheit des _Wesens_,
  • oder der Bestimmung des Inhalts durchs reine Bewußtsein.--Das zum
  • Handeln schreitende Gewissen bezieht sich auf die vielen Seiten des
  • Falles. Dieser schlägt sich auseinander, und ebenso die Beziehung
  • des reinen Bewußtseins auf ihn, wodurch die Mannigfaltigkeit des
  • Falles eine Mannigfaltigkeit von _Pflichten_ ist.--Das Gewissen weiß,
  • daß es unter ihnen zu wählen und zu entscheiden hat; denn keine ist
  • in ihrer Bestimmtheit oder in ihrem Inhalte absolut, sondern nur die
  • _reine Pflicht_. Aber dies Abstraktum hat in seiner Realität die
  • Bedeutung des selbstbewußten Ich erlangt. Der seiner selbst gewisse
  • Geist ruht als Gewissen in sich, und seine _reale_ Allgemeinheit oder
  • seine Pflicht liegt in seiner reinen _Überzeugung_ von der Pflicht.
  • Diese _reine_ Überzeugung ist als solche so leer als die reine
  • _Pflicht_, rein in dem Sinne, daß nichts in ihr, kein bestimmter
  • Inhalt Pflicht ist. Es soll aber gehandelt, es muß von dem
  • Individuum _bestimmt_ werden; und der seiner selbst gewisse Geist, in
  • dem das An-sich die Bedeutung des selbstbewußten Ich erlangt hat,
  • weiß diese Bestimmung und Inhalt in der unmittelbaren _Gewißheit_
  • seiner selbst zu haben. Diese ist als Bestimmung und Inhalt das
  • _natürliche_ Bewußtsein, das heißt die Triebe und Neigungen.--Das
  • Gewissen erkennt keinen Inhalt für es als absolut, denn es ist
  • absolute Negativität alles Bestimmten. Es bestimmt _aus sich selbst_;
  • der Kreis des Selbsts aber, worein die Bestimmtheit als solche fällt,
  • ist die sogenannte Sinnlichkeit; einen Inhalt aus der unmittelbaren
  • Gewißheit seiner selbst zu haben, findet sich nichts bei der Hand als
  • sie.--Alles, was in frühern Gestalten, als Gut oder Schlecht, als
  • Gesetz und Recht sich darstellte, ist ein _Anderes_ als die
  • unmittelbare Gewißheit seiner selbst; es ist ein _Allgemeines_, das
  • jetzt ein Sein für anderes ist; oder anders betrachtet, ein
  • Gegenstand, welcher, das Bewußtsein mit sich selbst vermittelnd,
  • zwischen es und seine eigene Wahrheit tritt und es vielmehr von sich
  • absondert, als daß er seine Unmittelbarkeit wäre.--Dem Gewissen aber
  • ist die Gewißheit seiner selbst die reine unmittelbare Wahrheit; und
  • diese Wahrheit ist also seine als _Inhalt_ vorgestellte unmittelbare
  • Gewißheit seiner selbst, das heißt, überhaupt die Willkür des
  • Einzelnen und die Zufälligkeit seines bewußtlosen natürlichen Seins.
  • Dieser Inhalt gilt zugleich als moralische _Wesenheit_ oder als
  • _Pflicht_. Denn die reine Pflicht ist, wie schon bei dem Prüfen der
  • Gesetze sich ergab, schlechthin gleichgültig gegen jeden Inhalt, und
  • verträgt jeden Inhalt. Hier hat sie zugleich die wesentliche Form
  • des _Für-sich-seins_, und diese Form der individuellen Überzeugung
  • ist nichts anderes als das Bewußtsein von der Leerheit der reinen
  • Pflicht, und davon, daß sie nur Moment, daß seine Substantialität ein
  • Prädikat ist, welches sein Subjekt an dem Individuum hat, dessen
  • Willkür ihr den Inhalt gibt, jeden an diese Form knüpfen, und seine
  • Gewissenhaftigkeit an ihn heften kann.--Ein Individuum vermehrt sein
  • Eigentum auf eine gewisse Weise; es ist Pflicht, daß jedes für die
  • Erhaltung seiner selbst wie auch seiner Familie, nicht weniger für
  • die _Möglichkeit_ sorgt, seinen Nebenmenschen nützlich zu werden und
  • Hülfsbedürftigen Gutes zu tun. Das Individuum ist sich bewußt, daß
  • dies Pflicht ist, denn dieser Inhalt ist unmittelbar in der Gewißheit
  • seiner selbst enthalten; es sieht ferner ein, daß es diese Pflicht in
  • diesem Falle erfüllt. Andere halten vielleicht diese gewisse Weise
  • für Betrug; _sie_ halten sich an andere Seiten des konkreten Falles,
  • _es_ aber hält diese Seite dadurch fest, daß es sich der Vermehrung
  • des Eigentums als reiner Pflicht bewußt ist.--So erfüllt das, was
  • andere Gewalttätigkeit und Unrecht nennen, die Pflicht, gegen andere
  • seine Selbstständigkeit zu behaupten, was sie Feigheit nennen,--die
  • Pflicht, sich das Leben und die Möglichkeit der Nützlichkeit für die
  • Nebenmenschen zu erhalten; was sie aber die Tapferkeit nennen,
  • verletzt vielmehr beide Pflichten. Die Feigheit darf aber nicht so
  • ungeschickt sein, nicht zu wissen, daß die Erhaltung des Lebens und
  • der Möglichkeit, andern nützlich zu sein, Pflichten sind, nicht von
  • der Pflichtmäßigkeit ihres Handelns _überzeugt_ zu sein und nicht zu
  • wissen, daß in dem _Wissen_ das Pflichtmäßige besteht; sonst beginge
  • sie die Ungeschicklichkeit, unmoralisch zu sein. Da die Moralität in
  • dem Bewußtsein, die Pflicht erfüllt zu haben, liegt, so wird dem
  • Handeln, das Feigheit, ebensowenig als dem, das Tapferkeit genannt
  • wird, dies nicht fehlen; das Abstraktum, das Pflicht heißt, ist wie
  • jedes, so auch dieses Inhalts fähig, es weiß also, was es tut, als
  • Pflicht, und indem es dies weiß und die Überzeugung von der Pflicht
  • das Pflichtmäßige selbst ist, so ist es anerkannt von den andern; die
  • Handlung gilt dadurch und hat wirkliches Dasein.
  • Gegen diese Freiheit, die jeden beliebigen Inhalt in das allgemeine
  • passive Medium der reinen Pflicht und Wissens einlegt, so gut als
  • einen andern, hilft es nichts, zu behaupten, daß ein anderer Inhalt
  • eingelegt werden sollte; denn welcher es sei, jeder hat den _Makel
  • der Bestimmtheit_ an ihm, von der das reine Wissen frei ist, die es
  • verschmähen, ebenso wie es jede aufnehmen kann. Aller Inhalt steht
  • darin, daß er ein bestimmter ist, auf gleicher Linie mit dem andern,
  • wenn er auch gerade den Charakter zu haben scheint, daß in ihm das
  • Besondere aufgehoben sei. Es kann scheinen, daß indem an dem
  • wirklichen Falle die Pflicht sich überhaupt in den _Gegensatz_ und
  • dadurch den der _Einzelnheit_ und _Allgemeinheit_ entzweit, diejenige
  • Pflicht, deren Inhalt das Allgemeine selbst ist, dadurch unmittelbar
  • die Natur der reinen Pflicht an ihr habe, und Form und Inhalt hiemit
  • sich ganz gemäß werden; so daß also z.B. die Handlung für das
  • allgemeine Beste der für das individuelle vorzuziehen sei. Allein
  • diese allgemeine Pflicht ist überhaupt dasjenige, was als an und für
  • sich seiende Substanz, als Recht und Gesetz _vorhanden_ ist und
  • _unabhän_gig von dem Wissen und der Überzeugung wie von dem
  • unmittelbaren Interesse des Einzelnen gilt; es ist also gerade
  • dasjenige, gegen dessen _Form_ die Moralität überhaupt gerichtet ist.
  • Was aber seinen _Inhalt_ betrifft, so ist auch er ein _bestimmter_,
  • insofern das allgemeine Beste dem einzelnen _entgegengesetzt_ ist;
  • hiemit ist sein Gesetz ein solches, von welchem das Gewissen sich
  • schlechthin frei weiß und hinzu und davon zu tun, es zu unterlassen
  • sowie zu erfüllen sich die absolute Befugnis gibt.--Alsdenn ist
  • ferner jene Unterscheidung der Pflicht gegen das Einzelne und gegen
  • das Allgemeine der Natur des Gegensatzes überhaupt nach nichts Festes.
  • Sondern vielmehr was der Einzelne für sich tut, kommt auch dem
  • Allgemeinen zugute; je mehr er für sich gesorgt hat, desto größer ist
  • nicht nur seine _Möglichkeit, andern_ zu nützen; sondern seine
  • _Wirklichkeit_ selbst ist nur dies, im Zusammenhange mit andern zu
  • sein und zu leben; sein einzelner Genuß hat wesentlich die Bedeutung,
  • damit andern das Seinige preiszugeben, und ihnen zum Erwerb ihres
  • Genusses zu verhelfen. In der Erfüllung der Pflicht gegen den
  • Einzelnen, also gegen sich, wird also auch die gegen das Allgemeine
  • erfüllt.--Die _Erwägung_ und _Vergleichung_ der Pflichten, welche
  • hier einträte, liefe auf die Berechnung des Vorteils hinaus, den das
  • Allgemeine von einer Handlung hätte, aber teils fällt die Moralität
  • hiedurch der notwendigen _Zufälligkeit_ der _Einsicht_ anheim, teils
  • ist es gerade das Wesen des Gewissens, dies _Berechnen_ und Erwägen
  • _abzuschneiden_, und ohne solche Gründe aus sich zu entscheiden.
  • Auf diese Weise handelt und erhält sich also das Gewissen in der
  • Einheit des _An-sich-_ und des _Für-sich-seins_, in der Einheit des
  • reinen Denkens und der Individualität, und ist der seiner gewisse
  • Geist, der seine Wahrheit an ihm selbst, in seinem Selbst, in seinem
  • Wissen, und darin als dem Wissen von der Pflicht hat. Er erhält sich
  • eben dadurch darin, daß, was _Positives_ in der Handlung ist, sowohl
  • der Inhalt als die Form der Pflicht und das Wissen von ihr, dem
  • Selbst, der Gewißheit seiner, angehört; was aber dem Selbst als
  • _eignes An-sich gegenübertreten_ will, als nicht Wahres, nur als
  • Aufgehobnes, nur als Moment gilt. Es gilt daher nicht das
  • _allgemeine Wissen_ überhaupt, sondern _seine Kenntnis_ von den
  • Umständen. In die Pflicht, als das allgemeine _An-sich-sein_, legt
  • es den Inhalt ein, den es aus seiner natürlichen Individualität nimmt;
  • denn er ist der an ihm selbst vorhandne; dieser wird durch das
  • allgemeine Medium, worin er ist, die _Pflicht_, die es ausübt, und
  • die leere reine Pflicht ist eben hiedurch als aufgehobnes oder als
  • Moment gesetzt; dieser Inhalt ist ihre aufgehobne Leerheit oder die
  • Erfüllung.--Aber ebenso ist das Gewissen von jedem Inhalt überhaupt
  • frei; es absolviert sich von jeder bestimmten Pflicht, die als Gesetz
  • gelten soll; in der Kraft der Gewißheit seiner selbst hat es die
  • Majestät der absoluten Autarkie, zu binden und zu lösen.--Diese
  • _Selbstbestimmung_ ist darum unmittelbar das schlechthin
  • Pflichtmäßige; die Pflicht ist das Wissen selbst; diese einfache
  • Selbstheit aber ist das An-sich; denn das _An-sich_ ist die reine
  • Sichselbstgleichheit; und diese ist in diesem Bewußtsein.-Dies reine
  • Wissen ist unmittelbar _Sein für Anderes_; denn als die reine
  • Sichselbstgleichheit ist es die _Unmittelbarkeit_, oder das Sein.
  • Dies Sein ist aber zugleich das reine Allgemeine, die Selbstheit
  • Aller; oder das Handeln ist anerkannt und daher wirklich. Dies Sein
  • ist das Element, wodurch das Gewissen unmittelbar mit allen
  • Selbstbewußtsein in der Beziehung der Gleichheit steht; und die
  • Bedeutung dieser Beziehung ist nicht das selbstlose Gesetz, sondern
  • das Selbst des Gewissens.
  • Darin aber, daß dies Rechte, was das Gewissen tut, zugleich _Sein für
  • Anderes_ ist, scheint eine Ungleichheit an es zu kommen. Die Pflicht,
  • die es vollbringt, ist ein _bestimmter_ Inhalt; er ist zwar das
  • _Selbst_ des Bewußtseins, und darin sein _Wissen_ von sich, seine
  • _Gleichheit_ mit sich selbst. Aber vollbracht, in das allgemeine
  • Medium _des Seins_ gestellt, ist diese Gleichheit nicht mehr _Wissen_,
  • nicht mehr dieses Unterscheiden, welches seine Unterschiede ebenso
  • unmittelbar aufhebt; sondern im _Sein_ ist der Unterschied bestehend
  • gesetzt, und die Handlung eine _bestimmte_, ungleich mit dem Elemente
  • des Selbstbewußtseins Aller, also nicht notwendig anerkannt. Beide
  • Seiten, das handelnde Gewissen und das allgemeine diese Handlung als
  • Pflicht anerkennende Bewußtsein sind gleich _frei_ von der
  • Bestimmtheit dieses Tuns. Um dieser Freiheit willen ist die
  • Beziehung in dem gemeinschaftlichen Medium des Zusammenhangs vielmehr
  • ein Verhältnis der vollkommnen Ungleichheit; wodurch das Bewußtsein,
  • für welches die Handlung ist, sich in vollkommner Ungewißheit über
  • den handelnden seiner selbst gewissen Geist befindet. Er handelt, er
  • setzt eine Bestimmtheit als seiend; an dies _Sein_ als an seine
  • Wahrheit halten sich die andern, und sind darin seiner gewiß; er hat
  • darin ausgesprochen, was ihm als Pflicht gilt. Allein er ist frei
  • von irgendeiner _bestimmten_ Pflicht; er ist da heraus, wo sie meinen,
  • daß er wirklich sei; und dies Medium des Seins selbst, und die
  • Pflicht als _an sich_ seiend, gilt ihm nur als Moment. Was er ihnen
  • also hinstellt, verstellt er auch wieder, oder vielmehr hat es
  • unmittelbar verstellt. Denn seine _Wirklichkeit_ ist ihm nicht diese
  • hinausgestellte Pflicht und Bestimmung, sondern diejenige, welche er
  • in der absoluten Gewißheit seiner selbst hat.
  • Sie wissen also nicht, ob dies Gewissen moralisch gut oder ob es böse
  • ist, oder vielmehr sie können es nicht nur nicht wissen, sondern
  • müssen es auch für böse nehmen. Denn wie es frei von der
  • _Bestimmtheit_ der Pflicht und von der Pflicht als _an sich_ seiender
  • ist, sind sie es gleichfalls. Was es ihnen hinstellt, wissen sie
  • selbst zu verstellen; es ist ein solches, wodurch nur das _Selbst_
  • eines andern ausgedrückt ist, nicht ihr eignes; sie wissen sich nicht
  • nur frei davon, sondern müssen es in ihrem eignen Bewußtsein auflösen,
  • durch Urteilen und Erklären zunichte machen, um ihr Selbst zu
  • erhalten.
  • Allein die Handlung des Gewissens ist nicht nur diese von dem reinen
  • Selbst verlaßne _Bestimmung_ des Seins. Was als Pflicht gelten und
  • anerkannt werden soll, ist es allein durch das Wissen und die
  • Überzeugung davon als von der Pflicht, durch das Wissen seiner Selbst
  • in der Tat. Wenn die Tat aufhört, dieses Selbst an ihr zu haben,
  • hört sie auf, das zu sein, was allein ihr Wesen ist. Ihr Dasein von
  • diesem Bewußtsein verlassen, wäre eine gemeine Wirklichkeit, und die
  • Handlung erschiene uns als ein Vollbringen seiner Lust und Begierde.
  • Was _da sein_ soll, ist hier allein Wesenheit dadurch, daß es als
  • sich selbst aussprechende Individualität _gewußt_ wird; und dies
  • _Gewußtsein_ ist es, was das Anerkannte ist, und was, _als solches,
  • Dasein_ haben soll.
  • Das Selbst tritt ins Dasein _als Selbst_; der seiner gewisse Geist
  • existiert als solcher für andre; seine _unmittelbare_ Handlung ist
  • nicht das, was gilt und wirklich ist; nicht das _Bestimmte_, nicht
  • das _An-sich-seiende_ ist das Anerkannte, sondern allein das sich
  • wissende _Selbst_ als solches. Das Element des Bestehens ist das
  • allgemeine Selbstbewußtsein; was in dieses Element tritt, kann nicht
  • die _Wirkung_ der Handlung sein, diese hält nicht darin aus, und
  • erhält kein Bleiben, sondern nur das Selbstbewußtsein ist das
  • Anerkannte und gewinnt die Wirklichkeit.
  • Wir sehen hiemit wieder die _Sprache_ als das Dasein des Geistes.
  • Sie ist das _für andre_ seiende Selbstbewußtsein, welches unmittelbar
  • _als solches vorhanden_ und als _dieses_ allgemeines ist. Sie ist
  • das sich von sich selbst abtrennende Selbst, das als reines Ich = Ich
  • sich gegenständlich wird, in dieser Gegenständlichkeit sich ebenso
  • als _dieses_ Selbst erhält, wie es unmittelbar mit den andern
  • zusammenfließt und _ihr_ Selbstbewußtsein ist; es vernimmt ebenso
  • sich, als es von den andern vernommen wird, und das Vernehmen ist
  • eben das _zum Selbst gewordne Dasein_.
  • Der Inhalt, den die Sprache hier gewonnen, ist nicht mehr das
  • verkehrte und verkehrende und zerrißne Selbst der Welt der Bildung;
  • sondern der in sich zurückgekehrte, seiner und in seinem Selbst
  • seiner Wahrheit oder seines Anerkennens gewisse und als dieses Wissen
  • anerkannte Geist. Die Sprache des sittlichen Geistes ist das Gesetz
  • und der einfache Befehl, und die Klage, die mehr eine Träne über die
  • Notwendigkeit ist; das moralische Bewußtsein hingegen ist noch
  • _stumm_, bei sich in seinem Innern verschlossen, denn in ihm hat das
  • Selbst noch nicht Dasein, sondern das Dasein und das _Selbst_ stehen
  • erst in äußerer Beziehung aufeinander. Die Sprache aber tritt nur
  • als die Mitte selbstständiger und anerkannter Selbstbewußtsein hervor,
  • und das _daseiende Selbst_ ist unmittelbar allgemeines, vielfaches
  • und in dieser Vielheit einfaches Anerkanntsein. Der Inhalt der
  • Sprache des Gewissens ist _das sich als Wesen wissende Selbst_. Dies
  • allein spricht sie aus, und dieses Aussprechen ist die wahre
  • Wirklichkeit des Tuns und das Gelten der Handlung. Das Bewußtsein
  • spricht seine _Überzeugung_ aus; diese Überzeugung ist es, worin
  • allein die Handlung Pflicht ist; sie _gilt_ auch allein dadurch als
  • Pflicht, daß die Überzeugung _ausgesprochen_ wird. Denn das
  • allgemeine Selbstbewußtsein ist frei von der _nur seienden
  • bestimmten_ Handlung; _sie_ als _Dasein_ gilt ihm nichts, sondern die
  • _Überzeugung_, daß sie Pflicht ist; und diese ist in der Sprache
  • wirklich.--Die Handlung verwirklichen heißt hier nicht ihren Inhalt
  • aus der Form des _Zwecks_ oder _Für-sich-seins_ in die Form der
  • _abstrakten_ Wirklichkeit übersetzen, sondern aus der Form der
  • unmittelbaren _Gewißheit_ seiner selbst, die ihr Wissen oder
  • Für-sich-sein als das Wesen weiß, in die Form der _Versicherung_, daß
  • das Bewußtsein von der Pflicht überzeugt ist, und die Pflicht als
  • Gewissen _aus sich selbst_ weiß; diese Versicherung versichert also,
  • daß es davon überzeugt ist, daß seine Überzeugung das Wesen ist.
  • Ob die Versicherung, aus Überzeugung von der Pflicht zu handeln, wahr
  • ist, ob es _wirklich_ die _Pflicht_ ist, was getan wird--diese Fragen
  • oder Zweifel haben keinen Sinn gegen das Gewissen.--Bei jener Frage,
  • ob die _Versicherung wahr_ ist, würde vorausgesetzt, daß die innere
  • Absicht von der vorgegebnen verschieden sei, d.h. daß das Wollen des
  • einzelnen Selbsts sich von der Pflicht, von dem Willen des
  • allgemeinen und reinen Bewußtseins trennen könne; der letztre wäre in
  • die Rede gelegt, das erstere aber eigentlich die wahre Triebfeder der
  • Handlung. Allein dieser Unterschied des allgemeinen Bewußtseins und
  • des einzelnen Selbsts ist es eben, der sich aufgehoben, und dessen
  • Aufheben das Gewissen ist. Das unmittelbare Wissen des seiner
  • gewissen Selbsts ist Gesetz und Pflicht; seine Absicht ist dadurch,
  • daß sie seine Absicht ist, das Rechte; es wird nur erfodert, daß er
  • dies wisse, und dies, daß es die Überzeugung davon, sein Wissen und
  • Wollen sei das Rechte, sage. Das Aussprechen dieser Versicherung
  • hebt an sich selbst die Form seiner Besonderheit auf; es anerkennt
  • darin die _notwendige Allgemeinheit des Selbsts_; indem es sich
  • _Gewissen_ nennt, nennt es sich reines Sich-selbst-wissen und reines
  • abstraktes Wollen, d.h. es nennt sich ein allgemeines Wissen und
  • Wollen, das die andern anerkennt, ihnen _gleich_ ist, denn sie sind
  • eben dies reine Sich-wissen und Wollen, und das darum auch von ihnen
  • anerkannt wird. In dem Wollen des seiner gewissen Selbsts, in diesem
  • Wissen, daß das Selbst das Wesen ist, liegt das Wesen des Rechten.
  • --Wer also sagt, er handle so aus Gewissen, der spricht wahr, denn
  • sein Gewissen ist das wissende und wollende Selbst. Er muß dies aber
  • wesentlich _sagen_, denn dies Selbst muß zugleich _allgemeines_
  • Selbst sein. Dies ist es nicht in dem _Inhalt_ der Handlung, denn
  • dieser ist um seiner _Bestimmtheit_ willen an sich gleichgültig:
  • sondern die Allgemeinheit liegt in der Form derselben; diese Form ist
  • es, welche als wirklich zu setzen ist; sie ist das _Selbst_, das als
  • solches in der Sprache wirklich ist, sich als das Wahre aussagt, eben
  • darin alle Selbst anerkennt und von ihnen anerkannt wird.
  • Das Gewissen also, in der Majestät seiner Erhabenheit über das
  • bestimmte Gesetz und jeden Inhalt der Pflicht, legt den beliebigen
  • Inhalt in sein Wissen und Wollen; es ist die moralische Genialität,
  • welche die innere Stimme ihres unmittelbaren Wissens als göttliche
  • Stimme weiß, und indem sie an diesem Wissen ebenso unmittelbar das
  • Dasein weiß, ist sie die göttliche Schöpferkraft, die in ihrem
  • Begriffe die Lebendigkeit hat. Sie ist ebenso der Gottesdienst in
  • sich selbst; denn ihr Handeln ist das Anschauen dieser ihrer eignen
  • Göttlichkeit.
  • Dieser einsame Gottesdienst ist zugleich wesentlich der Gottesdienst
  • einer _Gemeine_, und das reine innere Sich-selbst-_wissen_ und
  • Vernehmen geht zum Momente des _Bewußtseins_ fort. Die Anschauung
  • seiner ist sein _gegenständliches_ Dasein, und dies gegenständliche
  • Element ist das Aussprechen seines Wissens und Wollens als eines
  • _Allgemeinen_. Durch dies Aussprechen wird das Selbst zum Geltenden
  • und die Handlung zur ausführenden Tat. Die Wirklichkeit und das
  • Bestehen seines Tuns ist das allgemeine Selbstbewußtsein; das
  • Aussprechen des Gewissens aber setzt die Gewißheit seiner selbst als
  • reines und dadurch als allgemeines Selbst; die andern lassen die
  • Handlung um dieser Rede willen, worin das Selbst als das Wesen
  • ausgedrückt und anerkannt ist, gelten. Der Geist und die Substanz
  • ihrer Verbindung ist also die gegenseitige Versicherung von ihrer
  • Gewissenhaftigkeit, guten Absichten, das Erfreuen über diese
  • wechselseitige Reinheit und das Laben an der Herrlichkeit des Wissens
  • und Aussprechens, des Hegens und Pflegens solcher Vortrefflichkeit.
  • --Insofern dies Gewissen sein _abstraktes_ Bewußtsein noch von seinem
  • _Selbstbewußtsein_ unterscheidet, hat es sein Leben nur _verborgen_
  • in Gott; er ist zwar _unmittelbar_ seinem Geist und Herzen, seinem
  • Selbst gegenwärtig; aber das offenbare, sein wirkliches Bewußtsein
  • und die vermittelnde Bewegung desselben ist ihm ein Anderes als jenes
  • verborgene Innere und die Unmittelbarkeit des gegenwärtigen Wesens.
  • Allein in der Vollendung des Gewissens hebt sich der Unterschied
  • seines abstrakten und seines Selbstbewußtseins auf. Es weiß, daß das
  • _abstrakte_ Bewußtsein eben _dieses Selbst_, dieses seiner gewisse
  • Für-sich-sein ist, daß in der _Unmittelbarkeit_ der _Beziehung_ des
  • Selbsts auf das An-sich, das außer dem Selbst gesetzt das abstrakte
  • Wesen und das ihm verborgene ist, eben die _Verschiedenheit
  • aufgehoben_ ist. Denn diejenige Beziehung ist eine _vermittelnde_,
  • worin die bezognen nicht ein und dasselbe, sondern ein _Anderes_
  • füreinander und nur in einem dritten eins sind; die _unmittelbare_
  • Beziehung aber heißt in der Tat nichts anderes als die Einheit. Das
  • Bewußtsein, über die Gedankenlosigkeit, diese Unterschiede, die keine
  • sind, noch für Unterschiede zu halten, erhoben, weiß die
  • Unmittelbarkeit der Gegenwart des Wesens in ihm als Einheit des
  • Wesens und seines Selbsts, sein Selbst also als das lebendige An-sich
  • und dies sein Wissen als die Religion, die als angeschautes oder
  • daseiendes Wissen das Sprechen der Gemeine über ihren Geist ist.
  • Wir sehen hiemit hier das Selbstbewußtsein in sein Innerstes
  • zurückgegangen, dem alle Äußerlichkeit als solche verschwindet--in
  • die Anschauung des Ich = Ich, worin dieses Ich alle Wesenheit und
  • Dasein ist. Es versinkt in diesem Begriffe seiner selbst, denn es
  • ist auf die Spitze seiner Extreme getrieben, und zwar so, daß die
  • unterschiednen Momente, wodurch es real oder noch _Bewußtsein_ ist,
  • nicht für uns nur diese reinen Extreme sind, sondern das, was es für
  • sich, und was ihm _an sich_ und was ihm _Dasein_ ist, zu
  • Abstraktionen verflüchtigt, die keinen Halt, keine Substanz mehr für
  • dies Bewußtsein selbst haben; und alles, was bisher für das
  • Bewußtsein Wesen war, ist in diese Abstraktionen zurückgegangen.--Zu
  • dieser Reinheit geläutert, ist das Bewußtsein seine ärmste Gestalt,
  • und die Armut, die seinen einzigen Besitz ausmacht, ist selbst ein
  • Verschwinden; diese absolute _Gewißheit_, in welche sich die Substanz
  • aufgelöst hat, ist die absolute _Unwahrheit_, die in sich
  • zusammenfällt; es ist das absolute _Selbstbewußtsein_, in dem das
  • _Bewußtsein_ versinkt.
  • Dies Versinken innerhalb seiner selbst betrachtet, so ist für das
  • Bewußtsein die _ansich_seiende _Substanz_ das _Wissen_ als _sein_
  • Wissen. Als Bewußtsein ist es in den Gegensatz seiner und des
  • Gegenstandes, der für es das Wesen ist, getrennt; aber dieser
  • Gegenstand eben ist das vollkommen Durchsichtige, es ist _sein
  • Selbst_, und sein Bewußtsein ist nur das Wissen von sich. Alles
  • Leben und alle geistige Wesenheit ist in dies Selbst zurückgegangen,
  • und hat seine Verschiedenheit von dem Ich-selbst verloren. Die
  • Momente des Bewußtseins sind daher diese extremen Abstraktionen,
  • deren keine steht, sondern in der andern sich verliert und sie
  • erzeugt. Es ist der Wechsel des unglücklichen Bewußtseins mit sich,
  • der aber für es selbst innerhalb seiner vorgeht und der Begriff der
  • Vernunft zu sein sich bewußt ist, der jenes nur _an sich_ ist. Die
  • absolute Gewißheit seiner selbst schlägt ihr also als Bewußtsein
  • unmittelbar in ein Austönen, in Gegenständlichkeit seines
  • Für-sich-seins um; aber diese erschaffne Welt ist seine _Rede_, die
  • es ebenso unmittelbar vernommen, und deren Echo nur zu ihm
  • zurückkommt. Diese Rückkehr hat daher nicht die Bedeutung, daß es
  • _an_ und _für sich_ darin ist; denn das Wesen ist ihm kein _An-sich_,
  • sondern es selbst; ebensowenig hat es _Dasein_, denn das
  • Gegenständliche kommt nicht dazu, ein Negatives des wirklichen
  • Selbsts zu sein, so wie dieses nicht zur Wirklichkeit. Es fehlt ihm
  • die Kraft der Entäußerung, die Kraft, sich zum Dinge zu machen und
  • das Sein zu ertragen. Es lebt in der Angst, die Herrlichkeit seines
  • Innern durch Handlung und Dasein zu beflecken, und um die Reinheit
  • seines Herzens zu bewahren, flieht es die Berührung der Wirklichkeit
  • und beharret in der eigensinnigen Kraftlosigkeit, seinem zur letzten
  • Abstraktion zugespitzten Selbst zu entsagen und sich Substantialität
  • zu geben, oder sein Denken in Sein zu verwandeln und sich dem
  • absoluten Unterschiede anzuvertrauen. Der hohle Gegenstand, den es
  • sich erzeugt, erfüllt es daher nur mit dem Bewußtsein der Leerheit;
  • sein Tun ist das Sehnen, das in dem Werden seiner selbst zum
  • wesenlosen Gegenstande sich nur verliert, und über diesen Verlust
  • hinaus und zurück zu sich fallend, sich nur als verlornes findet;--in
  • dieser durchsichtigen Reinheit seiner Momente eine unglückliche
  • sogenannte _schöne Seele_, verglimmt sie in sich, und schwindet als
  • ein gestaltloser Dunst, der sich in Luft auflöst.
  • Dies stille Zusammenfließen der marklosen Wesenheiten des
  • verflüchtigten Lebens ist aber noch in der andern Bedeutung der
  • _Wirklichkeit_ des Gewissens und in der _Erscheinung_ seiner Bewegung
  • zu nehmen, und das Gewissen als handelnd zu betrachten.--Das
  • _gegenständliche_ Moment in diesem Bewußtsein hat sich oben als
  • allgemeines Bewußtsein bestimmt; das sich selbst wissende Wissen ist
  • als _dieses_ Selbst unterschieden von andern Selbst; die Sprache, in
  • der sich alle gegenseitig als gewissenhaft handelnd anerkennen, diese
  • allgemeine Gleichheit, zerfällt in die Ungleichheit des einzelnen
  • Für-sich-seins, jedes Bewußtsein ist aus seiner Allgemeinheit ebenso
  • schlechthin in sich reflektiert; hiedurch tritt der Gegensatz der
  • Einzelnheit gegen die andern Einzelnen und gegen das Allgemeine
  • notwendig ein, und dieses Verhältnis und seine Bewegung ist zu
  • betrachten.--Oder diese Allgemeinheit und die Pflicht hat die
  • schlechthin entgegengesetzte Bedeutung der bestimmten von dem
  • Allgemeinen sich ausnehmenden _Einzelnheit_, für welche die reine
  • Pflicht nur die an die _Oberfläche_ getretene und nach außen gekehrte
  • Allgemeinheit ist; die Pflicht liegt nur in den Worten, und gilt als
  • ein Sein für Anderes. Das Gewissen, zunächst nur _negativ_ gegen die
  • Pflicht als _diese bestimmte vorhandne_ gerichtet, weiß sich frei von
  • ihr; aber indem es die leere Pflicht mit einem _bestimmten_ Inhalte
  • _aus sich selbst_ anfüllt, hat es das positive Bewußtsein darüber,
  • daß es als _dieses_ Selbst sich den Inhalt macht; sein reines Selbst,
  • als leeres Wissen, ist das Inhalts- und Bestimmungslose; der Inhalt,
  • den es ihm gibt, ist aus seinem Selbst _als diesem_ bestimmten, aus
  • sich als natürlicher Individualität genommen, und in dem Sprechen von
  • der Gewissenhaftigkeit seines Handelns ist es sich wohl seines reinen
  • Selbsts, aber, im _Zwecke_ seines Handelns als wirklichem Inhalt,
  • seiner als dieses besondern Einzelnen und des Gegensatzes desjenigen
  • bewußt, was es für sich und was es für andere ist, des Gegensatzes
  • der Allgemeinheit oder Pflicht und seines Reflektiertseins aus ihr.
  • Wenn sich so der Gegensatz, in den das Gewissen als _handelnd_
  • eintritt, in seinem Innern ausdrückt, so ist er zugleich die
  • Ungleichheit nach Außen in dem Elemente des Daseins, die Ungleichheit
  • seiner besondern Einzelnheit gegen anderes Einzelnes.--Seine
  • Besonderheit besteht darin, daß die beiden sein Bewußtsein
  • konstituierenden Momente, das Selbst und das An-sich, mit _ungleichem
  • Werte_, und zwar mit der Bestimmung in ihm gelten, daß die Gewißheit
  • seiner selbst das Wesen ist, _gegen das An-sich_ oder das
  • _Allgemeine_, das nur als Moment gilt. Dieser innerlichen Bestimmung
  • steht also das Element des Daseins oder das allgemeine Bewußtsein
  • gegenüber, welchem vielmehr die Allgemeinheit, die Pflicht das Wesen,
  • dagegen die Einzelnheit, die gegen das Allgemeine für sich ist, nur
  • als aufgehobnes Moment gilt. Diesem Festhalten an der Pflicht gilt
  • das erste Bewußtsein als _das Böse_, weil es die Ungleichheit seines
  • _In-sich-seins_ mit dem Allgemeinen ist, und indem dieses zugleich
  • sein Tun als Gleichheit mit sich selbst, als Pflicht und
  • Gewissenhaftigkeit ausspricht, als _Heuchelei_.
  • Die _Bewegung_ dieses Gegensatzes ist zunächst die formelle
  • Herstellung der Gleichheit zwischen dem, was das Böse in sich ist,
  • und was es ausspricht; es muß zum Vorschein kommen, daß es böse und
  • so sein Dasein seinem Wesen gleich, die _Heuchelei_ muß _entlarvt_
  • werden.--Diese Rückkehr der in ihr vorhandnen Ungleichheit in die
  • Gleichheit ist nicht darin schon zustande gekommen, daß die Heuchelei,
  • wie man zu sagen pflegt, ebendadurch ihre Achtung für Pflicht und
  • Tugend beweise, daß sie den _Schein_ derselben annehme und als Maske
  • für ihr eignes nicht weniger als für fremdes Bewußtsein gebrauche; in
  • welchem Anerkennen des Entgegengesetzten an sich die Gleichheit und
  • Übereinstimmung enthalten sei.--Allein sie ist zugleich aus diesem
  • Anerkennen der Sprache ebensosehr heraus und in sich reflektiert, und
  • darin, daß sie das _An-sich-_seiende nur als ein _Sein für Anderes_
  • gebraucht, ist vielmehr die eigne Verachtung desselben und die
  • Darstellung seiner Wesenlosigkeit für alle enthalten. Denn was sich
  • als ein äußerliches Werkzeug gebrauchen läßt, zeigt sich als ein Ding,
  • das keine eigne Schwere in sich hat.
  • Auch kommt diese Gleichheit weder durch das einseitige Beharren des
  • bösen Bewußtseins auf sich noch durch das Urteil des Allgemeinen
  • zustande.--Wenn jenes sich gegen das Bewußtsein der Pflicht
  • verleugnet und, was dieses für Schlechtigkeit, für absolute
  • Ungleichheit mit dem Allgemeinen, aussagt, als ein Handeln nach dem
  • innern Gesetze und Gewissen behauptet, so bleibt in dieser
  • einseitigen Versicherung der Gleichheit seine Ungleichheit mit dem
  • Andern, da ja dieses sie nicht glaubt und nicht anerkennt.--Oder da
  • das einseitige Beharren auf _einem_ Extreme sich selbst auflöst, so
  • würde das Böse sich zwar dadurch als Böses eingestehen, aber darin
  • sich _unmittelbar_ aufheben und nicht Heuchelei sein noch als solche
  • sich entlarven. Es gesteht sich in der Tat als Böses durch die
  • Behauptung ein, daß es, dem anerkannten Allgemeinen entgegengesetzt,
  • nach _seinem_ innern Gesetze und Gewissen handle. Denn wäre dies
  • Gesetz und Gewissen nicht das Gesetz seiner _Einzelnheit_ und
  • _Willkür_, so wäre es nicht etwas Innres, Eignes, sondern das
  • allgemein Anerkannte. Wer darum sagt, daß er nach _seinem_ Gesetze
  • und Gewissen gegen die andern handle, sagt in der Tat, daß er sie
  • mißhandle. Aber das _wirkliche_ Gewissen ist nicht dieses Beharren
  • auf dem Wissen und Willen, der dem Allgemeinen sich entgegensetzt,
  • sondern das Allgemeine ist das Element seines _Daseins_, und seine
  • Sprache sagt sein Tun als die _anerkannte_ Pflicht aus.
  • Ebensowenig ist das Beharren des allgemeinen Bewußtseins auf seinem
  • Urteile Entlarvung und Auflösung der Heuchelei.--Indem es gegen sie
  • schlecht, niederträchtig u.s.f. ausruft, beruft es sich in solchem
  • Urteil auf _sein_ Gesetz, wie das _böse_ Bewußtsein auf das _seinige_.
  • Denn jenes tritt im Gegensatz gegen dieses und dadurch als ein
  • besonderes Gesetz auf. Es hat also nichts vor dem andern voraus,
  • legitimiert vielmehr dieses, und dieser Eifer tut gerade das
  • Gegenteil dessen, was er zu tun meint,--nämlich das, was er wahre
  • Pflicht nennt und das _allgemein_ anerkannt sein soll, als ein
  • _Nichtanerkanntes_ zu zeigen, und hiedurch dem andern das gleiche
  • Recht des Für-sich-seins einzuräumen.
  • Dies Urteil aber hat zugleich eine andre Seite, von welcher es die
  • Einleitung zur Auflösung des vorhandnen Gegensatzes wird.--Das
  • Bewußtsein _des Allgemeinen_ verhält sich nicht als _wirkliches_ und
  • _handelndes_ gegen das erste--denn dieses ist vielmehr das
  • wirkliche--, sondern ihm entgegengesetzt, als dasjenige, das nicht in
  • dem Gegensatze der Einzelnheit und Allgemeinheit befangen ist,
  • welcher in dem Handeln eintritt. Es bleibt in der Allgemeinheit des
  • _Gedankens_, verhält sich als _auffassendes_, und seine erste
  • Handlung ist nur das Urteil.--Durch dies Urteil stellt es sich nun,
  • wie soeben bemerkt wurde, _neben_ das erste, und dieses kommt _durch
  • diese Gleichheit_ zur Anschauung seiner selbst in diesem andern
  • Bewußtsein. Denn das Bewußtsein der Pflicht verhält _sich auffassend,
  • passiv_; es ist aber hiedurch im Widerspruche mit sich als dem
  • absoluten Willen der Pflicht, mit sich, dem schlechthin aus sich
  • selbst Bestimmenden. Es hat gut sich in der Reinheit bewahren, denn
  • es _handelt nicht_; es ist die Heuchelei, die das Urteilen für
  • _wirkliche_ Tat genommen wissen will, und statt durch Handlung durch
  • das Aussprechen vortrefflicher Gesinnungen die Rechtschaffenheit
  • beweist. Es ist also ganz so beschaffen wie dasjenige, dem der
  • Vorwurf gemacht wird, daß es nur in seine Rede die Pflicht legt. In
  • beiden ist die Seite der Wirklichkeit gleich unterschieden von der
  • Rede, in dem einen durch den _eigennützigen Zweck_ der Handlung, in
  • dem andern durch das _Fehlen des Handelns_ überhaupt, dessen
  • Notwendigkeit in dem Sprechen von der Pflicht selbst liegt, denn
  • diese hat ohne Tat gar keine Bedeutung.
  • Das Urteilen ist aber auch als positive Handlung des Gedankens zu
  • betrachten und hat einen positiven Inhalt; durch diese Seite wird der
  • Widerspruch, der in dem auffassenden Bewußtsein vorhanden ist, und
  • seine Gleichheit mit dem ersten noch vollständiger.--Das handelnde
  • Bewußtsein spricht dies sein bestimmtes Tun als Pflicht aus, und das
  • beurteilende kann ihm dies nicht ableugnen; denn die Pflicht selbst
  • ist die jeden Inhalts fähige, inhaltslose Form,--oder die konkrete
  • Handlung, in ihrer Vielseitigkeit an ihr selbst verschieden, hat die
  • allgemeine Seite, welche die ist, die als Pflicht genommen wird,
  • ebensosehr an ihr als die besondere, die den Anteil und das Interesse
  • des Individuums ausmacht. Das beurteilende Bewußtsein bleibt nun
  • nicht bei jener Seite der Pflicht und bei dem Wissen des Handelnden
  • davon, daß dies seine Pflicht, das Verhältnis und der Stand seiner
  • Wirklichkeit sei, stehen. Sondern es hält sich an die andre Seite,
  • spielt die Handlung in das Innre hinein, und erklärt sie aus ihrer
  • von ihr selbst verschiednen _Absicht_ und eigennützigen _Triebfeder_.
  • Wie jede Handlung der Betrachtung ihrer Pflichtgemäßheit fähig ist,
  • ebenso dieser andern Betrachtung der _Besonderheit_; denn als
  • Handlung ist sie die Wirklichkeit des Individuums.--Dieses Beurteilen
  • setzt also die Handlung aus ihrem Dasein heraus und reflektiert sie
  • in das Innre oder in die Form der eignen Besonderheit.--Ist sie von
  • Ruhme begleitet, so weiß es dies Innre als Ruhm_sucht_;--ist sie dem
  • Stande des Individuums überhaupt angemessen, ohne über diesen
  • hinauszugehen, und so beschaffen, daß die Individualität den Stand
  • nicht als eine äußere Bestimmung an ihr hängen hat, sondern diese
  • Allgemeinheit durch sich selbst ausfüllt und ebendadurch sich als
  • eines Höhern fähig zeigt, so weiß das Urteil ihr Innres als
  • Ehrbegierde u.s.f. Indem in der Handlung überhaupt das Handelnde zur
  • Anschauung _seiner selbst_ in der Gegenständlichkeit, oder zum
  • Selbstgefühl seiner in seinem Dasein und also zum Genusse gelangt; so
  • weiß das Urteil das Innre als Trieb nach eigner Glückseligkeit,
  • bestünde sie auch nur in der innern moralischen Eitelkeit, dem
  • Genusse des Bewußtseins der eignen Vortrefflichkeit, und dem
  • Vorschmacke der Hoffnung einer künftigen Glückseligkeit.--Es kann
  • sich keine Handlung solchem Beurteilen entziehen, denn die Pflicht um
  • der Pflicht willen, dieser reine Zweck, ist das Unwirkliche; seine
  • Wirklichkeit hat er in dem Tun der Individualität, und die Handlung
  • dadurch die Seite der Besondernheit an ihr.--Es gibt keinen Helden
  • für den Kammerdiener; nicht aber weil jener nicht ein Held, sondern
  • weil dieser--der Kammerdiener ist, mit welchem jener nicht als Held,
  • sondern als Essender, Trinkender, sich Kleidender, überhaupt in der
  • Einzelnheit des Bedürfnisses und der Vorstellung zu tun hat. So gibt
  • es für das Beurteilen keine Handlung, in welcher es nicht die Seite
  • der Einzelnheit der Individualität der allgemeinen Seite der Handlung
  • entgegensetzen, und gegen den Handelnden den Kammerdiener der
  • Moralität machen könnte.
  • Dies beurteilende Bewußtsein ist hiemit selbst _niederträchtig_, weil
  • es die Handlung teilt, und ihre Ungleichheit mit ihr selbst
  • hervorbringt und festhält. Es ist ferner _Heuchelei_, weil es
  • solches Beurteilen nicht für eine _andre Manier_, böse zu sein,
  • sondern für das _rechte Bewußtsein_ der Handlung ausgibt, in dieser
  • seiner Unwirklichkeit und Eitelkeit des Gut- und Besserwissens sich
  • selbst über die heruntergemachten Taten hinaufsetzt, und sein
  • tatloses Reden für eine vortreffliche _Wirklichkeit_ genommen wissen
  • will.--Hiedurch also dem Handelnden, welches von ihm beurteilt wird,
  • sich gleich machend, wird es von diesem als dasselbe mit ihm erkannt.
  • Dieses findet sich von jenem nicht nur aufgefaßt als ein Fremdes und
  • mit ihm Ungleiches, sondern vielmehr jenes nach dessen eigner
  • Beschaffenheit mit ihm gleich. Diese Gleichheit anschauend und sie
  • _aussprechend, gesteht_ es sich ihm ein, und erwartet ebenso, daß das
  • Andre, wie es sich in der Tat ihm gleich gestellt hat, so auch seine
  • _Rede_ erwidern, in ihr seine Gleichheit aussprechen und das
  • anerkennende Dasein eintreten werde. Sein Geständnis ist nicht eine
  • Erniedrigung, Demütigung, Wegwerfung im Verhältnisse gegen das Andre;
  • denn dieses Aussprechen ist nicht das einseitige, wodurch es seine
  • _Ungleichheit_ mit ihm setzte, sondern allein um der Anschauung _der
  • Gleichheit_ des Andern willen mit ihm spricht es sich, es spricht
  • _ihre Gleichheit_ von seiner Seite in seinem Geständnisse aus, und
  • spricht sie darum aus, weil die Sprache das _Dasein_ des Geistes als
  • unmittelbaren Selbsts ist; es erwartet also, daß das Andre das
  • Seinige zu diesem Dasein beitrage.
  • Allein auf das Eingeständnis des Bösen: _Ich bin's_, erfolgt nicht
  • diese Erwiderung des gleichen Geständnisses. So war es mit jenem
  • Urteilen nicht gemeint; im Gegenteil! Es stößt diese Gemeinschaft
  • von sich, und ist das harte Herz, das für sich ist und die
  • Kontinuität mit dem andern verwirft.--Hiedurch kehrt sich die Szene
  • um. Dasjenige, das sich bekannte, sieht sich zurückgestoßen, und das
  • andere im Unrecht, welches das Heraustreten seines Innern in das
  • Dasein der Rede verweigert und dem Bösen die Schönheit seiner Seele,
  • dem Bekenntnisse aber den steifen Nacken des sich gleich bleibenden
  • Charakters und die Stummheit, sich in sich zu behalten und sich nicht
  • gegen einen andern wegzuwerfen, entgegensetzt. Es ist hier die
  • höchste Empörung des seiner selbst gewissen Geistes gesetzt; denn er
  • schaut sich als dieses _einfache Wissen des Selbsts_ im Andern an,
  • und zwar so, daß auch die äußere Gestalt dieses Andern nicht wie im
  • Reichtume das Wesenlose, nicht ein Ding ist, sondern es ist der
  • Gedanke, das Wissen selbst, was ihm entgegengehalten, es ist diese
  • absolut flüssige Kontinuität des reinen _Wissens_, die sich
  • verweigert, ihre Mitteilung mit ihm zu setzen--mit ihm, der schon in
  • seinem Bekenntnisse dem _abgesonderten Für-sich-sein_ entsagte, und
  • sich als aufgehobne Besonderheit und hiedurch als die Kontinuität mit
  • dem Andern, als Allgemeines setzte. Das Andre aber behält _an ihm
  • selbst_ sich sein sich nicht mitteilendes Für-sich-sein bevor; an dem
  • bekennenden behält es ebendasselbe, was aber von diesem schon
  • abgeworfen ist. Es zeigt sich dadurch als das geistverlaßne und den
  • Geist verleugnende Bewußtsein, denn es erkennt nicht, daß der Geist
  • in der absoluten Gewißheit seiner selbst über alle Tat und
  • Wirklichkeit Meister, und sie abwerfen und ungeschehen machen kann.
  • Zugleich erkennt es nicht den Widerspruch, den es begeht, die
  • Abwerfung, die in _der Rede_ geschehen ist, nicht für das wahre
  • Abwerfen gelten zu lassen, während es selbst die Gewißheit seines
  • Geistes nicht in einer wirklichen Handlung, sondern in seinem Innern
  • und dessen Dasein in der _Rede_ seines Urteils hat. Es ist es also
  • selbst, das die Rückkehr des Andern aus der Tat in das geistige
  • Dasein der Rede und in die Gleichheit des Geistes hemmt und durch
  • diese Härte die Ungleichheit hervorbringt, welche noch vorhanden ist.
  • Insofern nun der seiner selbst gewisse Geist, als schöne Seele, nicht
  • die Kraft der Entäußerung des an sich haltenden Wissens ihrer selbst
  • besitzt, kann sie nicht zur Gleichheit mit dem zurückgestoßnen
  • Bewußtsein und also nicht zur angeschauten Einheit ihrer selbst im
  • Andern, nicht zum Dasein gelangen; die Gleichheit kommt daher nur
  • negativ, als ein geistloses Sein, zustande. Die wirklichkeitslose
  • schöne Seele, in dem Widerspruche ihres reinen Selbsts und der
  • Notwendigkeit desselben, sich zum Sein zu entäußern und in
  • Wirklichkeit umzuschlagen, in der _Unmittelbarkeit_ dieses
  • festgehaltnen Gegensatzes--einer Unmittelbarkeit, die allein die
  • Mitte und Versöhnung des auf seine reine Abstraktion gesteigerten
  • Gegensatzes, und die reines Sein oder das leere Nichts ist--ist also
  • als Bewußtsein dieses Widerspruches in seiner unversöhnten
  • Unmittelbarkeit zur Verrücktheit zerrüttet, und zerfließt in
  • sehnsüchtiger Schwindsucht. Es gibt damit in der Tat das harte
  • Festhalten _seines Für-sich-seins_ auf, bringt aber nur die geistlose
  • Einheit des Seins hervor.
  • Die wahre, nämlich die _selbstbewußte_ und _daseiende_ Ausgleichung
  • ist nach ihrer Notwendigkeit schon in dem Vorhergehenden enthalten.
  • Das Brechen des harten Herzens und seine Erhebung zur Allgemeinheit
  • ist dieselbe Bewegung, welche an dem Bewußtsein ausgedrückt war, das
  • sich selbst bekannte. Die Wunden des Geistes heilen, ohne daß Narben
  • bleiben; die Tat ist nicht das Unvergängliche, sondern wird von dem
  • Geiste in sich zurückgenommen, und die Seite der Einzelnheit, die an
  • ihr, es sei als Absicht oder als daseiende Negativität und Schranke
  • derselben vorhanden ist, ist das unmittelbar verschwindende. Das
  • verwirklichende _Selbst_, die Form seiner Handlung, ist nur ein
  • _Moment_ des Ganzen, und ebenso das durch Urteil bestimmende und den
  • Unterschied der einzelnen und allgemeinen Seite des Handelns
  • festsetzende Wissen. Jenes Böse setzt diese Entäußerung seiner oder
  • sich als Moment, hervorgelockt in das bekennende Dasein durch die
  • Anschauung seiner selbst im Andern. Diesem Andern aber muß, wie
  • jenem sein einseitiges nicht anerkanntes Dasein des besondern
  • Für-sich-seins, so ihm sein einseitiges nicht anerkanntes Urteil
  • brechen; und wie jenes die Macht des Geistes über seine Wirklichkeit
  • darstellt, so dies die Macht über seinen bestimmten Begriff.
  • Dieses entsagt aber dem teilenden Gedanken und der Härte des an ihm
  • festhaltenden Für-sich-seins, darum weil es in der Tat sich selbst im
  • ersten anschaut. Dies, das seine Wirklichkeit wegwirft, und sich zum
  • _aufgehobnen Diesen_ macht, stellt sich dadurch in der Tat als
  • Allgemeines dar; es kehrt aus seiner äußern Wirklichkeit in sich als
  • Wesen zurück; das allgemeine Bewußtsein erkennt also darin sich
  • selbst.--Die Verzeihung, die es dem ersten widerfahren läßt, ist die
  • Verzicht-Leistung auf sich, auf sein _unwirkliches_ Wesen, dem es
  • jenes andere, das _wirkliches_ Handeln war, gleichsetzt, und es, das
  • von der Bestimmung, die das Handeln im Gedanken erhielt, Böses
  • genannt wurde, als gut anerkennt, oder vielmehr diesen Unterschied
  • des bestimmten Gedankens und sein fürsichseiendes bestimmendes Urteil
  • fahren läßt, wie das Andre das fürsichseiende Bestimmen der Handlung.
  • --Das Wort der Versöhnung ist der _daseiende_ Geist, der das reine
  • Wissen seiner selbst als _allgemeinen_ Wesens in seinem Gegenteile,
  • in dem reinen Wissen seiner als der absolut in sich seienden
  • _Einzelnheit_ anschaut--ein gegenseitigem Anerkennen, welches der
  • _absolute Geist_ ist.
  • Er tritt ins Dasein nur auf der Spitze, auf welcher sein reines
  • Wissen von sich selbst der Gegensatz und Wechsel mit sich selbst ist.
  • Wissend, daß sein _reines Wissen_ das abstrakte _Wesen_ ist, ist er
  • diese wissende Pflicht im absoluten Gegensatze gegen das Wissen, das
  • sich als absolute _Einzelnheit_ des Selbsts das Wesen zu sein weiß.
  • Jenes ist die reine Kontinuität des Allgemeinen, welches die sich als
  • Wesen wissende Einzelnheit als das an sich Nichtige, als das _Böse_
  • weiß. Dies aber ist die absolute Diskretion, welche sich selbst in
  • ihrem reinen Eins absolut, und jenes Allgemeine als das unwirkliche
  • weiß, das nur _für Andre_ ist. Beide Seiten sind zu dieser Reinheit
  • geläutert, worin kein selbstloses Dasein, kein Negatives des
  • Bewußtseins mehr an ihnen ist, sondern jene _Pflicht_ ist der sich
  • gleichbleibende Charakter seines Sich-selbst-wissens, und dieses Böse
  • hat ebenso seinen Zweck in seinem _In-sich-sein_, und seine
  • Wirklichkeit in seiner Rede; der Inhalt dieser Rede ist die Substanz
  • seines Bestehens; sie ist die Versicherung von der Gewißheit des
  • Geistes in sich selbst.--Beide ihrer selbst gewissen Geister haben
  • keinen andern Zweck als ihr reines Selbst, und keine andre Realität
  • und Dasein als eben dieses reine Selbst. Aber sie sind noch
  • verschieden, und die Verschiedenheit ist die absolute, weil sie in
  • diesem Elemente des reinen Begriffes gesetzt ist. Sie ist es auch
  • nicht nur für uns, sondern für die Begriffe selbst, die in diesem
  • Gegensatze stehen. Denn diese Begriffe sind zwar _bestimmte_
  • gegeneinander, aber zugleich an sich allgemeine, so daß sie den
  • ganzen Umfang des Selbsts ausfüllen, und dies Selbst keinen andern
  • Inhalt als diese seine Bestimmtheit hat, die weder über es hinausgeht,
  • noch beschränkter ist als es; denn die eine, das absolut Allgemeine,
  • ist ebenso das reine Sich-selbst-wissen als das andre, die absolute
  • Diskretion der Einzelnheit, und beide sind nur dies reine Sich-wissen.
  • Beide Bestimmtheiten sind also die wissenden reinen Begriffe, deren
  • Bestimmtheit selbst unmittelbar Wissen, oder deren _Verhältnis_ und
  • Gegensatz das Ich ist. Hiedurch sind sie _füreinander_ diese
  • schlechthin Entgegengesetzten; es ist das vollkommen Innre, das so
  • sich selbst gegenüber und ins Dasein getreten ist; sie machen das
  • _reine Wissen_ aus, das durch diesen Gegensatz als _Bewußtsein_
  • gesetzt ist. Aber noch ist es nicht _Selbstbewußtsein_. Diese
  • Verwirklichung hat es in der Bewegung dieses Gegensatzes. Denn
  • dieser Gegensatz ist vielmehr selbst die _indiskrete Kontinuität_ und
  • _Gleichheit_ des Ich = Ich; und jedes _für sich_ eben durch den
  • Widerspruch seiner reinen Allgemeinheit, welche zugleich seiner
  • Gleichheit mit dem andern noch widerstrebt und sich davon absondert,
  • hebt an ihm selbst sich auf. Durch diese Entäußerung kehrt dies in
  • seinem _Dasein_ entzweite Wissen in die Einheit des _Selbsts_ zurück;
  • es ist das _wirkliche_ Ich, das allgemeine _Sich-selbst_-wissen in
  • seinem _absoluten Gegenteile_, in dem _insich_seienden Wissen, das um
  • der Reinheit seines abgesonderten In-sich-seins willen selbst das
  • vollkommen Allgemeine ist. Das versöhnende _*Ja*_, worin beide Ich
  • von ihrem entgegengesetzten _Dasein_ ablassen, ist das _Dasein_ des
  • zur Zweiheit ausgedehnten _Ichs_, das darin sich gleich bleibt, und
  • in seiner vollkommnen Entäußerung und Gegenteile die Gewißheit seiner
  • selbst hat;--es ist der erscheinende Gott mitten unter ihnen, die
  • sich als das reine Wissen wissen.
  • VII. Die Religion
  • In den bisherigen Gestaltungen, die sich im allgemeinen als
  • _Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Vernunft_ und _Geist_ unterscheiden,
  • ist zwar auch die _Religion_, als Bewußtsein des _absoluten Wesens_
  • überhaupt, vorgekommen; allein vom _Standpunkte des Bewußtseins_ aus,
  • das sich des absoluten Wesens bewußt ist; nicht aber ist das absolute
  • Wesen _an und für sich_ selbst, nicht das Selbstbewußtsein des
  • Geistes in jenen Formen erschienen.
  • Schon das _Bewußtsein_ wird, insofern es _Verstand_ ist, Bewußtsein
  • des _Übersinnlichen_ oder _Innern_ des gegenständlichen Daseins.
  • Aber das Übersinnliche, Ewige, oder wie man es sonst nennen mag, ist
  • _selbstlos_; es ist nur erst das _Allgemeine_, das noch weit entfernt
  • ist, der sich als Geist wissende Geist zu sein.--Alsdenn war das
  • _Selbstbewußtsein_, das in der Gestalt des _unglücklichen_
  • Bewußtseins seine Vollendung hat, nur der sich zur Gegenständlichkeit
  • wieder herausringende, aber sie nicht erreichende _Schmerz_ des
  • Geistes. Die Einheit des _einzelnen_ Selbstbewußtseins und seines
  • unwandelbaren _Wesens_, zu der jenes sich bringt, bleibt daher ein
  • _Jenseits_ desselben.--Das unmittelbare Dasein der _Vernunft_, die
  • für uns aus jenem Schmerz hervorging, und ihre eigentümlichen
  • Gestalten haben keine Religion, weil das Selbstbewußtsein derselben
  • _sich_ in der _unmittelbaren_ Gegenwart weiß oder sucht.
  • Hingegen in der sittlichen Welt sahen wir eine Religion, und zwar die
  • _Religion_ der _Unterwelt_; sie ist der Glauben an die furchtbare
  • unbekannte Nacht des _Schicksals_, und an die Eumenide des
  • _abgeschiednen Geistes_;--jene die reine Negativität in der Form der
  • Allgemeinheit, diese dieselbe in der Form der Einzelnheit. Das
  • absolute Wesen ist in der letztern Form also zwar das _Selbst_, und
  • _gegenwärtiges_, wie das Selbst nicht anders ist; allein das
  • _einzelne_ Selbst ist _dieser_ einzelne Schatten, der die
  • Allgemeinheit, welche das Schicksal ist, getrennt von sich hat. Er
  • ist zwar Schatten, _aufgehobner Dieser_, und somit allgemeines Selbst;
  • aber noch ist jene negative Bedeutung nicht in diese positive
  • umgeschlagen, und daher bedeutet zugleich das aufgehobne Selbst noch
  • unmittelbar diesen besondern und wesenlosen.--Das Schicksal aber ohne
  • das Selbst bleibt die bewußtlose Nacht, die nicht zur Unterscheidung
  • in ihr noch zur Klarheit des Sich-selbst-wissens kommt.
  • Dieser Glauben an das Nichts der Notwendigkeit und an die Unterwelt
  • wird zum _Glauben_ an den _Himmel_, weil das abgeschiedne Selbst mit
  • seiner Allgemeinheit sich vereinen, in ihr das, was es enthält,
  • auseinanderschlagen und so sich klar werden muß. Dieses _Reich_ des
  • Glaubens aber sahen wir nur im Elemente des Denkens seinen Inhalt
  • ohne den Begriff entfalten, und es darum in seinem Schicksale,
  • nämlich in der _Religion_ der _Aufklärung_, untergehen. In dieser
  • stellt sich das übersinnliche Jenseits des Verstandes wieder her,
  • aber so, daß das Selbstbewußtsein diesseits befriedigt steht, und das
  • übersinnliche, das _leere_ nicht zu erkennende noch zu fürchtende
  • jenseits weder als Selbst noch als Macht weiß.
  • In der Religion der Moralität ist endlich dies wiederhergestellt, daß
  • das absolute Wesen ein positiver Inhalt ist, aber er ist mit der
  • Negativität der Aufklärung vereinigt. Er ist ein _Sein_, das ebenso
  • ins Selbst zurückgenommen und darin eingeschlossen bleibt, und ein
  • _unterschiedner Inhalt_, dessen Teile ebenso unmittelbar negiert, als
  • sie aufgestellt sind. Das Schicksal aber, worin diese
  • widersprechende Bewegung versinkt, ist das seiner, als des Schicksals
  • der _Wesenheit_ und _Wirklichkeit_, bewußte Selbst.
  • Der sich selbst wissende Geist ist in der Religion unmittelbar sein
  • eignes reines _Selbstbewußtsein_. Diejenigen Gestalten desselben,
  • die betrachtet worden--der wahre, der sich entfremdete, und der
  • seiner selbst gewisse Geist--, machen zusammen ihn in seinem
  • _Bewußtsein_ aus, das seiner _Welt_ gegenübertretend in ihr sich
  • nicht erkennt. Aber im Gewissen unterwirft er sich wie seine
  • gegenständliche Welt überhaupt, so auch seine Vorstellung und seine
  • bestimmten Begriffe, und ist nun bei sich seiendes Selbstbewußtsein.
  • In diesem hat er für sich, als _Gegenstand vorgestellt_, die
  • Bedeutung, der allgemeine Geist zu sein, der alles Wesen und alle
  • Wirklichkeit in sich enthält; ist aber nicht in der Form freier
  • Wirklichkeit oder der selbstständig erscheinenden Natur. Er hat zwar
  • _Gestalt_ oder die Form des Seins, indem er _Gegenstand_ seines
  • Bewußtseins ist, aber weil dieses in der Religion in der wesentlichen
  • Bestimmung, _Selbst_bewußtsein zu sein, gesetzt ist, ist die Gestalt
  • sich vollkommen durchsichtig; und die Wirklichkeit, die er enthält,
  • ist in ihm eingeschlossen oder in ihm aufgehoben, gerade auf die
  • Weise, wie wenn wir _alle Wirklichkeit_ sprechen; sie ist die
  • _gedachte_, allgemeine Wirklichkeit.
  • Indem also in der Religion die Bestimmung des eigentlichen
  • Bewußtseins des Geistes nicht die Form des freien _Andersseins_ hat,
  • so ist sein _Dasein_ von seinem _Selbstbewußtsein_ unterschieden, und
  • seine eigentliche Wirklichkeit fällt außer der Religion; es ist wohl
  • _ein_ Geist beider, aber sein Bewußtsein umfaßt nicht beide zumal,
  • und die Religion erscheint als ein Teil des Daseins und Tuns und
  • Treibens, dessen anderer Teil das Leben in seiner wirklichen Welt ist.
  • Wie wir nun es wissen, daß der Geist in seiner Welt und der seiner
  • als Geist bewußte Geist oder der Geist in der Religion dasselbe sind,
  • so besteht die Vollendung der Religion darin, daß beides einander
  • gleich werde, nicht nur daß seine Wirklichkeit von der Religion
  • befaßt ist, sondern umgekehrt, daß er sich als seiner selbst bewußter
  • Geist wirklich und _Gegenstand seines Bewußtseins_ werde.--Insofern
  • der Geist in der Religion sich ihm selbst _vorstellt_, ist er zwar
  • Bewußtsein, und die in ihr eingeschloßne Wirklichkeit ist die Gestalt
  • und das Kleid seiner Vorstellung. Der Wirklichkeit widerfährt aber
  • in dieser Vorstellung nicht ihr vollkommnes Recht, nämlich nicht nur
  • Kleid zu sein, sondern selbstständiges freies Dasein; und umgekehrt
  • ist sie, weil ihr die Vollendung in ihr selbst mangelt, eine
  • _bestimmte_ Gestalt, die nicht dasjenige erreicht, was sie darstellen
  • soll, nämlich den seiner selbst bewußten Geist. Daß seine Gestalt
  • ihn selbst ausdrückte, müßte sie selbst nichts anderes sein als er,
  • und er sich so erschienen oder wirklich sein, wie er in seinem Wesen
  • ist. Dadurch allein würde auch das erreicht, was die Foderung des
  • Gegenteils zu sein scheinen kann, nämlich daß der _Gegenstand_ seines
  • Bewußtseins die Form freier Wirklichkeit zugleich hat; aber nur der
  • Geist, der sich als absoluter Geist Gegenstand ist, ist sich eine
  • ebenso freie Wirklichkeit, als er darin seiner selbst bewußt bleibt.
  • Indem zunächst das Selbstbewußtsein und das eigentliche Bewußtsein,
  • die _Religion_ und der Geist in seiner Welt oder das _Dasein_ des
  • Geistes unterschieden wird, so besteht das letztere in dem Ganzen des
  • Geistes, insofern seine Momente als auseinandertretend und jedes für
  • sich sich darstellt. Die Momente aber sind das _Bewußtsein_, das
  • _Selbstbewußtsein_, die _Vernunft_ und der _Geist_;--der Geist
  • nämlich als unmittelbarer Geist, der noch nicht das Bewußtsein des
  • Geistes ist. Ihre _zusammengefaßte_ Totalität macht den Geist in
  • seinem weltlichen Dasein überhaupt aus; der Geist als solcher enthält
  • die bisherigen Gestaltungen in den allgemeinen Bestimmungen, den
  • soeben genannten Momenten. Die Religion setzt den ganzen Ablauf
  • derselben voraus und ist die _einfache_ Totalität oder das absolute
  • Selbst derselben.--Der Verlauf derselben ist übrigens im Verhältnisse
  • zur Religion nicht in der Zeit vorzustellen. Der ganze Geist nur ist
  • in der Zeit, und die Gestalten, welche Gestalten des ganzen _Geistes_
  • als solchen sind, stellen sich in einer Aufeinanderfolge dar; denn
  • nur das Ganze hat eigentliche Wirklichkeit, und daher die Form der
  • reinen Freiheit gegen anderes, die sich als Zeit ausdrückt. Aber die
  • _Momente_ desselben, Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Vernunft und Geist
  • haben, weil sie Momente sind, kein voneinander verschiednes Dasein.
  • --Wie der Geist von seinen Momenten unterschieden wurde, so ist noch
  • drittens von diesen Momenten selbst ihre vereinzelnte Bestimmung zu
  • unterscheiden. Jedes jener Momente sahen wir nämlich wieder an ihm
  • selbst sich in einem eignen Verlaufe unterscheiden und verschieden
  • gestalten; wie z.B. am Bewußtsein die sinnliche Gewißheit,
  • Wahrnehmung sich unterschied. Diese letztern Seiten treten in der
  • Zeit auseinander und gehören einem _besondern Ganzen_ an.--Denn der
  • Geist steigt aus seiner _Allgemeinheit_ durch die _Bestimmung_ zur
  • _Einzelnheit_ herab. Die Bestimmung oder Mitte ist _Bewußtsein,
  • Selbstbewußtsein_ u.s.f. Die _Einzelnheit_ aber machen die Gestalten
  • dieser Momente aus. Diese stellen daher den Geist in seiner
  • Einzelnheit oder _Wirklichkeit_ dar und unterscheiden sich in der
  • Zeit, so jedoch, daß die folgende die vorhergehenden an ihr behält.
  • Wenn daher die Religion die Vollendung des Geistes ist, worin die
  • einzelnen Momente desselben, Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Vernunft
  • und Geist, als in ihren _Grund zurückgehen_ und _zurückgegangen_ sind,
  • so machen sie zusammen die _daseiende Wirklichkeit_ des ganzen
  • Geistes aus, welcher nur _ist_ als die unterscheidende und in sich
  • zurückgehende Bewegung dieser seiner Seiten. Das Werden _der
  • Religion überhaupt_ ist in der Bewegung der allgemeinen Momente
  • enthalten. Indem aber jedes dieser Attribute, wie es nicht nur im
  • allgemeinen sich bestimmt, sondern wie es _an und für sich_ ist, d.h.
  • wie es in sich selbst sich als Ganzes verlauft, dargestellt wurde, so
  • ist damit auch nicht nur das Werden der Religion _überhaupt_
  • entstanden, sondern jene vollständigen Verläufe der _einzelnen_
  • Seiten enthalten zugleich die _Bestimmtheiten der Religion_ selbst.
  • Der ganze Geist, der Geist der Religion, ist wieder die Bewegung, aus
  • seiner Unmittelbarkeit zum _Wissen_ dessen zu gelangen, was er _an
  • sich_ oder unmittelbar ist, und es zu erreichen, daß die _Gestalt_,
  • in welcher er für sein Bewußtsein erscheint, seinem Wesen vollkommen
  • gleiche, und er sich anschaue, wie er ist.--In diesem Werden ist er
  • also selbst in _bestimmten_ Gestalten, welche die Unterschiede dieser
  • Bewegung ausmachen; zugleich hat damit die bestimmte Religion ebenso
  • einen _bestimmten wirklichen_ Geist. Wenn also dem sich wissenden
  • Geiste überhaupt Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Vernunft und Geist
  • angehören, so gehören den _bestimmten_ Gestalten des sich wissenden
  • Geistes die _bestimmten_ Formen an, welche sich innerhalb des
  • Bewußtseins, Selbstbewußtseins, der Vernunft und des Geistes an jedem
  • besonders entwickelten. Die _bestimmte_ Gestalt der Religion greift
  • für ihren wirklichen Geist aus den Gestalten eines jeden seiner
  • Momente diejenige heraus, welche ihr entspricht. Die _eine_
  • Bestimmtheit der Religion greift durch alle Seiten ihres wirklichen
  • Daseins hindurch und drückt ihnen dies gemeinschaftliche Gepräge auf.
  • Auf diese Weise ordnen sich nun die Gestalten, die bis hieher
  • auftraten, anders, als sie in ihrer Reihe erschienen, worüber vorher
  • noch das Nötige kurz zu bemerken ist.--In der betrachteten Reihe
  • bildete sich jedes Moment, sich in sich vertiefend, zu einem Ganzen
  • in seinem eigentümlichen Prinzip aus; und das Erkennen war die Tiefe,
  • oder der Geist, worin sie, die für sich kein Bestehen haben, ihre
  • Substanz hatten. Diese Substanz ist aber nunmehr herausgetreten; sie
  • ist die Tiefe des seiner selbst gewissen Geistes, welche es dem
  • einzelnen Prinzip nicht gestattet, sich zu isolieren und in sich
  • selbst zum Ganzen zu machen, sondern diese Momente alle in sich
  • versammelnd und zusammenhaltend, schreitet sie in diesem gesamten
  • Reichtum ihres wirklichen Geistes fort, und alle seine besondern
  • Momente nehmen und empfangen gemeinschaftlich die gleiche
  • Bestimmtheit des Ganzen in sich.--Dieser seiner selbst gewisse Geist
  • und seine Bewegung ist ihre wahrhafte Wirklichkeit und das _An- und
  • Für-sich_-sein, das jedem einzelnen zukommt.--Wenn also die bisherige
  • _eine_ Reihe in ihrem Fortschreiten durch Knoten die Rückgänge in ihr
  • bezeichnete, aber aus ihnen sich wieder in _eine_ Länge fortsetzte,
  • so ist sie nunmehr gleichsam an diesen Knoten, den allgemeinen
  • Momenten, gebrochen und in viele Linien zerfallen, welche in _einen_
  • Bund zusammengefaßt, sich zugleich symmetrisch vereinen, so daß die
  • gleichen Unterschiede, in welche jede besondre innerhalb ihrer sich
  • gestaltete, zusammentreffen.--Es erhellt übrigens aus der ganzen
  • Darstellung von selbst, wie diese hier vorgestellte Beiordnung der
  • allgemeinen Richtungen zu verstehen ist, daß es überflüssig wird, die
  • Bemerkung zu machen, daß diese Unterschiede wesentlich nur als
  • Momente des Werdens, nicht als Teile zu fassen sind; an dem
  • wirklichen Geiste sind sie Attribute seiner Substanz; an der Religion
  • aber vielmehr nur Prädikate des Subjekts.--Ebenso sind _an sich_ oder
  • _für uns_ wohl alle Formen überhaupt im Geiste und in jedem enthalten;
  • aber es kommt bei seiner Wirklichkeit überhaupt allein darauf an,
  • welche Bestimmtheit für ihn in seinem _Bewußtsein_ ist, in welcher er
  • sein Selbst ausgedrückt oder in welcher Gestalt er sein Wesen weiß.
  • Der Unterschied, der zwischen dem _wirklichen_ Geiste und ihm, der
  • sich als Geist weiß, oder zwischen sich selbst als Bewußtsein und als
  • Selbstbewußtsein gemacht wurde, ist in dem Geiste aufgehoben, der
  • sich nach seiner Wahrheit weiß; sein Bewußtsein und sein
  • Selbstbewußtsein sind ausgeglichen. Wie aber hier die Religion erst
  • _unmittelbar_ ist, ist dieser Unterschied noch nicht in den Geist
  • zurückgegangen. Es ist nur der _Begriff_ der Religion gesetzt; in
  • diesem ist das Wesen das _Selbstbewußtsein_, das sich alle Wahrheit
  • ist, und in dieser alle Wirklichkeit enthält. Dieses
  • Selbstbewußtsein hat als Bewußtsein sich zum Gegenstande; der erst
  • sich _unmittelbar_ wissende Geist ist sich also Geist in der _Form_
  • der _Unmittelbarkeit_, und die Bestimmtheit der Gestalt, worin er
  • sich erscheint, ist die des _Seins_. Dies Sein ist zwar weder mit
  • der Empfindung oder dem mannigfaltigen Stoffe, noch mit sonstigen
  • einseitigen Momenten, Zwecken und Bestimmungen _erfüllt_, sondern mit
  • dem Geiste, und wird von sich als alle Wahrheit und Wirklichkeit
  • gewußt. Diese _Erfüllung_ ist auf diese Weise ihrer _Gestalt_, er
  • als Wesen seinem Bewußtsein nicht gleich. Er ist erst als absoluter
  • Geist wirklich, indem er, wie er in der _Gewißheit seiner selbst_,
  • sich auch in seiner _Wahrheit_ ist, oder die Extreme, in die er sich
  • als Bewußtsein teilt, in Geistsgestalt füreinander sind. Die
  • Gestaltung, welche der Geist als Gegenstand seines Bewußtseins
  • annimmt, bleibt von der Gewißheit des Geistes als von der Substanz
  • erfüllt; durch diesen Inhalt verschwindet dies, daß der Gegenstand
  • zur reinen Gegenständlichkeit, zur Form der Negativität des
  • Selbstbewußtseins herabsänke. Die unmittelbare Einheit des Geistes
  • mit sich selbst ist die Grundlage oder reines Bewußtsein, _innerhalb_
  • dessen das Bewußtsein auseinandertritt. Auf diese Weise in sein
  • reines Selbstbewußtsein eingeschlossen, existiert er in der Religion
  • nicht als der Schöpfer einer _Natur_ überhaupt; sondern was er in
  • dieser Bewegung hervorbringt, sind seine Gestalten als Geister, die
  • zusammen die Vollständigkeit seiner Erscheinung ausmachen, und diese
  • Bewegung selbst ist das Werden seiner vollkommnen Wirklichkeit durch
  • die einzelnen Seiten derselben, oder seine unvollkommnen
  • Wirklichkeiten.
  • Die erste Wirklichkeit desselben ist der Begriff der Religion selbst,
  • oder sie als _unmittelbare_ und also _natürliche Religion_; in ihr
  • weiß der Geist sich als seinen Gegenstand in natürlicher oder
  • unmittelbarer Gestalt. Die _zweite_ aber ist notwendig diese, sich
  • in der Gestalt der _aufgehobnen Natürlichkeit_ oder des _Selbsts_ zu
  • wissen. Sie ist also die _künstliche Religion_; denn zur Form des
  • _Selbsts_ erhebt sich die Gestalt durch das _Hervorbringen_ des
  • Bewußtseins, wodurch dieses in seinem Gegenstande sein Tun oder das
  • Selbst anschaut. Die _dritte_ endlich hebt die Einseitigkeit der
  • beiden ersten auf; das _Selbst_ ist ebensowohl ein _unmittelbares_,
  • als die _Unmittelbarkeit Selbst_ ist. Wenn in der ersten der Geist
  • überhaupt in der Form des Bewußtseins, in der zweiten--des
  • Selbstbewußtseins ist, so ist er in der dritten in der Form der
  • Einheit beider; er hat die Gestalt des _An_und _Für-sich-seins_; und
  • indem er also vorgestellt ist, wie er an und für sich ist, so ist
  • dies die _offenbare Religion_. Ob er aber in ihr wohl zu seiner
  • wahren _Gestalt_ gelangt, so ist eben die _Gestalt_ selbst und die
  • _Vorstellung_ noch die unüberwundne Seite, von der er in den
  • _Begriff_ übergehen muß, um die Form der Gegenständlichkeit in ihm
  • ganz aufzulösen, in ihm, der ebenso dies sein Gegenteil in sich
  • schließt. Alsdann hat der Geist den Begriff seiner selbst erfaßt,
  • wie wir nur erst ihn erfaßt haben, und seine Gestalt oder das Element
  • seines Daseins, indem sie der Begriff ist, ist er selbst.
  • A. Natürliche Religion
  • Der den Geist wissende Geist ist Bewußtsein seiner selbst, und ist
  • sich in der Form des Gegenständlichen, er _ist_; und ist zugleich das
  • _Für-sich-sein. Er ist für sich_, er ist die Seite des
  • _Selbst_bewußtseins, und zwar gegen die Seite seines Bewußtseins,
  • oder des Sich-auf-sich-als-_Gegenstand_-beziehens. In seinem
  • Bewußtsein ist die Entgegensetzung und hiedurch die _Bestimmtheit_
  • der Gestalt, in welcher er sich erscheint und weiß. Um diese ist es
  • in dieser Betrachtung der Religion allein zu tun, denn sein
  • ungestaltetes Wesen oder sein reiner Begriff hat sich schon ergeben.
  • Der Unterschied des Bewußtseins und Selbstbewußtseins fällt aber
  • zugleich innerhalb des letztern; die Gestalt der Religion enthält
  • nicht das Dasein des Geistes, wie er vom Gedanken freie Natur, noch
  • wie er vom Dasein freier Gedanke ist; sondern sie ist das im Denken
  • erhaltne Dasein, so wie ein Gedachtes, das sich da ist.--Nach der
  • _Bestimmtheit_ dieser Gestalt, in welcher der Geist sich weiß,
  • unterscheidet sich eine Religion von einer andern; allein es ist
  • zugleich zu bemerken, daß die Darstellung dieses seines Wissens von
  • sich nach dieser _einzelnen Bestimmtheit_ in der Tat nicht das Ganze
  • einer wirklichen Religion erschöpft. Die Reihe der verschiednen
  • Religionen, die sich ergeben werden, stellt ebensosehr wieder nur die
  • verschiednen Seiten einer einzigen, und zwar _jeder einzelnen_ dar,
  • und die Vorstellungen, welche eine wirkliche Religion vor einer
  • andern auszuzeichnen scheinen, kommen in jeder vor. Allein zugleich
  • muß die Verschiedenheit auch als eine Verschiedenheit der Religion
  • betrachtet werden. Denn indem der Geist sich im Unterschiede seines
  • Bewußtseins und seines Selbstbewußtseins befindet, so hat die
  • Bewegung das Ziel, diesen Hauptunterschied aufzuheben, und der
  • Gestalt, die Gegenstand des Bewußtseins ist, die Form des
  • Selbstbewußtseins zu geben. Dieser Unterschied ist aber nicht
  • dadurch schon aufgehoben, daß die Gestalten, die jenes enthält, auch
  • das Moment des Selbsts an ihnen haben, und der Gott als
  • _Selbstbewußtsein vorgestellt_ wird. Das _vorgestellte_ Selbst ist
  • nicht das _wirkliche_; daß es, wie jede andre nähere Bestimmung der
  • Gestalt, dieser in Wahrheit angehöre, muß es teils durch das Tun des
  • Selbstbewußtseins in sie gesetzt werden, teils muß die niedrige
  • Bestimmung von der höhern aufgehoben und begriffen zu sein sich
  • zeigen. Denn das Vorgestellte hört nur dadurch auf, vorgestelltes
  • und seinem Wissen fremd zu sein, daß das Selbst es hervorgebracht hat,
  • und also die Bestimmung des Gegenstandes als die _seinige_, somit
  • sich in ihm anschaut.--Durch diese Tätigkeit ist die niedrigere
  • Bestimmung zugleich verschwunden; denn das Tun ist das negative, das
  • sich auf Kosten eines andern ausführt; insofern sie auch noch
  • vorkommt, so ist sie in die Unwesentlichkeit zurückgetreten; so wie
  • dagegen, wo die niedrigere noch herrschend ist, die höhere aber auch
  • vorkommt, die eine selbstlos neben der andern Platz hat. Wenn daher
  • die verschiednen Vorstellungen innerhalb einer einzelnen Religion
  • zwar die ganze Bewegung ihrer Formen darstellen, so ist der Charakter
  • einer jeden durch die besondre Einheit des Bewußtseins und des
  • Selbstbewußtseins bestimmt, das ist, dadurch daß das letztere die
  • Bestimmung des Gegenstands des erstern in sich gefaßt, sie durch sein
  • Tun sich vollkommen angeeignet und sie als die wesentliche gegen die
  • andern weiß.--Die Wahrheit des Glaubens an eine Bestimmung des
  • religiösen Geistes zeigt sich darin, daß der _wirkliche_ Geist so
  • beschaffen ist wie die Gestalt, in der er sich in der Religion
  • anschaut,--wie z.B. die Menschwerdung Gottes, die in der
  • morgenländischen Religion vorkommt, keine Wahrheit hat, weil ihr
  • wirklicher Geist ohne diese Versöhnung ist.--Hieher gehört es nicht,
  • von der Totalität der Bestimmungen zu der einzelnen zurückzukehren
  • und zu zeigen, in welcher Gestalt innerhalb ihrer und ihrer besondern
  • Religion die Vollständigkeit der übrigen enthalten ist. Die höhere
  • Form unter eine niedrigere zurückgestellt entbehrt ihrer Bedeutung
  • für den selbstbewußten Geist, gehört ihm nur oberflächlich und seiner
  • Vorstellung an. Sie ist in ihrer eigentümlichen Bedeutung und da zu
  • betrachten, wo sie Prinzip dieser besondern Religion und durch ihren
  • wirklichen Geist bewährt ist.
  • a. Das Lichtwesen
  • Der Geist, als das _Wesen_, welches _Selbstbewußtsein_ ist--oder das
  • selbstbewußte Wesen, welches alle Wahrheit ist und alle Wirklichkeit
  • als sich selbst weiß--, ist gegen die Realität, die er in der
  • Bewegung seines Bewußtseins sich gibt, nur erst _sein Begriff_, und
  • dieser Begriff ist gegen den Tag dieser Entfaltung die Nacht seines
  • Wesens, gegen das Dasein seiner Momente als selbstständiger Gestalten
  • das schöpferische Geheimnis seiner Geburt. Dies Geheimnis hat in
  • sich selbst seine Offenbarung; denn das Dasein hat in diesem Begriffe
  • seine Notwendigkeit, weil er der sich wissende Geist ist, also in
  • seinem Wesen das Moment hat, Bewußtsein zu sein und sich
  • gegenständlich vorzustellen.--Es ist das reine Ich, das in seiner
  • Entäußerung, in sich als _allgemeinem Gegenstande_ die Gewißheit
  • seiner selbst hat, oder dieser Gegenstand ist für es die
  • Durchdringung alles Denkens und aller Wirklichkeit.
  • In der unmittelbaren ersten Entzweiung des sich wissenden absoluten
  • Geistes hat seine Gestalt diejenige Bestimmung, welche dem
  • _unmittelbaren Bewußtsein_ oder der _sinnlichen_ Gewißheit zukommt.
  • Er schaut sich in der Form des _Seins_ an, jedoch nicht des
  • geistlosen mit zufälligen Bestimmungen der Empfindung erfüllten
  • _Seins_, das der sinnlichen Gewißheit angehört, sondern es ist das
  • mit dem Geiste erfüllte Sein. Es schließt ebenso die Form in sich,
  • welche an dem unmittelbaren _Selbstbewußtsein_ vorkam, die Form des
  • _Herrn_ gegen das von seinem Gegenstande zurücktretende
  • Selbstbewußtsein des Geistes.--Dies mit dem Begriffe des Geistes
  • erfüllte _Sein_ ist also die _Gestalt_ der _einfachen_ Beziehung des
  • Geistes auf sich selbst, oder die Gestalt der Gestaltlosigkeit. Sie
  • ist vermöge dieser Bestimmung das reine, alles enthaltende und
  • erfüllende _Lichtwesen_ des Aufgangs, das sich in seiner formlosen
  • Substantialität erhält. Sein Anderssein ist das ebenso einfache
  • Negative, die _Finsternis_; die Bewegungen seiner eignen Entäußerung,
  • seine Schöpfungen in dem widerstandslosen Elemente seines Andersseins
  • sind Lichtgüsse, sie sind in ihrer Einfachheit zugleich sein
  • Für-sich-werden und Rückkehr aus seinem Dasein, die Gestaltung
  • verzehrende Feuerströme. Der Unterschied, den es sich gibt, wuchert
  • zwar in der Substanz des Daseins fort und gestaltet sich zu den
  • Formen der Natur; aber die wesentliche Einfachheit seines Denkens
  • schweift bestandlos und unverständig in ihnen umher, erweitert ihre
  • Grenzen zum Maßlosen, und löst ihre zur Pracht gesteigerte Schönheit
  • in ihrer Erhabenheit auf.
  • Der Inhalt, den dies reine Sein entwickelt, oder sein Wahrnehmen ist
  • daher ein wesenloses Beiherspielen an dieser Substanz, die nur
  • _aufgeht_, ohne in sich _niederzugehen_, Subjekt zu werden und durch
  • das Selbst ihre Unterschiede zu befestigen. Ihre Bestimmungen sind
  • nur Attribute, die nicht zur Selbstständigkeit gedeihen, sondern nur
  • Namen des vielnamigen Einen bleiben. Dieses ist mit den mannigfachen
  • Kräften des Daseins und den Gestalten der Wirklichkeit als mit einem
  • selbstlosen Schmucke angekleidet; sie sind nur eignen Willens
  • entbehrende Boten seiner Macht, Anschauungen seiner Herrlichkeit und
  • Stimmen seines Preises.
  • Dies taumelnde Leben aber muß sich zum _Für-sich-sein_ bestimmen und
  • seinen verschwindenden Gestalten Bestehen geben. Das _unmittelbare
  • Sein_, in welchem es sich seinem Bewußtsein gegenüberstellt, ist
  • selbst die _negative_ Macht, die seine Unterschiede auflöst. Es ist
  • also in Wahrheit das _Selbst_; und der Geist geht darum dazu über,
  • sich in der Form des Selbsts zu wissen. Das reine Licht wirft seine
  • Einfachheit als eine Unendlichkeit von Formen auseinander und gibt
  • sich dem Für-sich-sein zum Opfer dar, daß das Einzelne das Bestehen
  • an seiner Substanz sich nehme.
  • b. Die Pflanze und das Tier
  • Der selbstbewußte Geist, der aus dem gestaltlosen Wesen in sich
  • gegangen oder seine Unmittelbarkeit zum Selbst überhaupt erhoben,
  • bestimmt seine Einfachheit als eine Mannigfaltigkeit des
  • Für-sich-seins, und ist die Religion der geistigen _Wahrnehmung_,
  • worin er in die zahllose Vielheit schwächerer und kräftigerer,
  • reicherer und ärmerer Geister zerfällt. Dieser Pantheismus, zunächst
  • das _ruhige_ Bestehen dieser Geisteratomen, wird zur _feindseligen_
  • Bewegung in sich selbst. Die Unschuld der _Blumenreligion_, die nur
  • selbstlose Vorstellung des Selbsts ist, geht in den Ernst des
  • kämpfenden Lebens, in die Schuld der _Tierreligion_, die Ruhe und
  • Ohnmacht der anschauenden Individualität in das zerstörende
  • Für-sich-sein über.--Es hilft nichts, den Dingen der Wahrnehmung den
  • _Tod der Abstraktion_ genommen und sie zu Wesen geistiger Wahrnehmung
  • erhoben zu haben; die Beseelung dieses Geisterreichs hat ihn durch
  • die Bestimmtheit und die Negativität an ihr, die über die unschuldige
  • Gleichgültigkeit derselben übergreift. Durch sie wird die
  • Zerstreuung in die Mannigfaltigkeit der ruhigen Pflanzengestalten
  • eine feindselige Bewegung, worin sie der Haß ihres Für-sich-seins
  • aufreibt.--Das _wirkliche_ Selbstbewußtsein dieses zerstreuten
  • Geistes ist eine Menge vereinzelnter ungeselliger Völkergeister, die
  • in ihrem Hasse sich auf den Tod bekämpfen und bestimmter
  • Tiergestalten als ihres Wesens sich bewußt werden, denn sie sind
  • nichts anderes als Tiergeister, sich absondernde ihrer ohne
  • Allgemeinheit bewußte Tierleben.
  • In diesem Hasse reibt sich aber die Bestimmtheit des rein negativen
  • Für-sich-seins auf, und durch diese Bewegung des Begriffs tritt der
  • Geist in eine andere Gestalt. Das _aufgehobne Für-sich-sein_ ist die
  • _Form_ des _Gegenstandes_, die durch das Selbst hervorgebracht oder
  • die vielmehr das hervorgebrachte, sich aufreibende, d.h. zum Dinge
  • werdende Selbst ist. \XDCber die nur zerreißenden Tiergeister behält
  • daher der Arbeitende die Oberhand, dessen Tun nicht nur negativ,
  • sondern beruhigt und positiv ist. Das Bewußtsein des Geistes ist
  • also nunmehr die Bewegung, die über das unmittelbare _An-sich-sein_
  • wie über das abstrakte _Für-sich-sein_ hinaus ist. Indem das An-sich
  • zu einer Bestimmtheit durch den Gegensatz herabgesetzt ist, ist es
  • nicht mehr die eigne Form des absoluten Geistes, sondern eine
  • Wirklichkeit, die sein Bewußtsein sich entgegengesetzt als das
  • gemeine Dasein vorfindet, sie aufhebt, und ebenso nicht nur dies
  • aufhebende Für-sich-sein ist, sondern auch seine Vorstellung, das zur
  • Form eines Gegenstandes herausgesetzte Für-sich-sein hervorbringt.
  • Dies Hervorbringen ist jedoch noch nicht das vollkommne, sondern eine
  • bedingte Tätigkeit und das Formieren eines Vorhandnen.
  • c. Der Werkmeister
  • Der Geist erscheint also hier als der _Werkmeister_, und sein Tun,
  • wodurch er sich selbst als Gegenstand hervorbringt, aber den Gedanken
  • seiner noch nicht erfaßt hat, ist ein instinktartiges Arbeiten, wie
  • die Bienen ihre Zellen bauen.
  • Die erste Form, weil sie die unmittelbare ist, ist sie die abstrakte
  • des Verstandes, und das Werk noch nicht an ihm selbst vom Geiste
  • erfüllt. Die Kristalle der Pyramiden und Obelisken, einfache
  • Verbindungen gerader Linien, mit ebnen Oberflächen und gleichen
  • Verhältnissen der Teile, an denen die Inkommensurabilität des Runden
  • vertilgt ist, sind die Arbeiten dieses Werkmeisters der strengen Form.
  • Um der bloßen Verständigkeit der Form willen ist sie nicht ihre
  • Bedeutung an ihr selbst, nicht das geistige Selbst. Die Werke
  • empfangen also nur den Geist entweder in sich, als einen fremden
  • abgeschiednen Geist, der seine lebendige Durchdringung mit der
  • Wirklichkeit verlassen, selbst tot in diese des Lebens entbehrende
  • Kristalle einkehrt;--oder sie beziehen sich äußerlich auf ihn als auf
  • einen solchen, der selbst äußerlich und nicht als Geist da ist--als
  • auf das aufgehende Licht, das seine Bedeutung auf sie wirft.
  • Die Trennung, von welcher der arbeitende Geist ausgeht, des
  • _An-sich-seins_, das zum Stoffe wird, den er verarbeitet, und des
  • _Für-sich-seins_, welche _die Seite_ des arbeitenden
  • Selbstbewußtseins ist, ist ihm in seinem Werke gegenständlich
  • geworden. Seine fernere Bemühung muß dahin gehen, diese Trennung der
  • Seele und des Leibs aufzuheben, jene an ihr selbst zu bekleiden und
  • zu gestalten, diesen aber zu beseelen. Beide Seiten, indem sie
  • einander näher gebracht werden, behalten dabei die Bestimmtheit des
  • vorgestellten Geistes und seiner umgebenden Hülle gegeneinander;
  • seine Einigkeit mit sich selbst enthält diesen Gegensatz der
  • Einzelnheit und Allgemeinheit. Indem das Werk in seinen Seiten sich
  • selbst nähert, so geschieht dadurch zugleich auch das andre, daß es
  • dem arbeitenden Selbstbewußtsein nähertritt, und dieses zum Wissen
  • seiner, wie es an und für sich ist, in dem Werke gelangt. So aber
  • macht es nur erst die abstrakte Seite der _Tätigkeit_ des Geistes aus,
  • welche nicht in sich selbst noch ihren Inhalt, sondern an seinem
  • Werke, das ein Ding ist, weiß. Der Werkmeister selbst, der ganze
  • Geist, ist noch nicht erschienen, sondern ist das noch innre
  • verborgne Wesen, welches als Ganzes, nur zerlegt in das tätige
  • Selbstbewußtsein und in seinen hervorgebrachten Gegenstand, vorhanden
  • ist.
  • Die umgebende Behausung also, die äußere Wirklichkeit, die nur erst
  • in die abstrakte Form des Verstandes erhoben ist, arbeitet der
  • Werkmeister zur beseeltern Form aus. Er verwendet das Pflanzenleben
  • dazu, das nicht mehr wie dem frühern unmächtigen Pantheismus heilig
  • ist, sondern von ihm, der sich als das fürsichseiende Wesen erfaßt,
  • als etwas Brauchbares genommen und zur Außenseite und Zierde
  • zurückgesetzt wird. Es wird aber nicht unverändert verwendet,
  • sondern der Arbeiter der selbstbewußten Form vertilgt zugleich die
  • Vergänglichkeit, welche die unmittelbare Existenz dieses Lebens an
  • ihm hat, und nähert seine organischen Formen den strengern und
  • allgemeinern des Gedankens. Die organische Form, die freigelassen in
  • der Besonderheit fortwuchert, ihrerseits von der Form des Gedankens
  • unterjocht, erhebt andererseits diese geradlinigten und ebnen
  • Gestalten zur beseeltern Rundung,--eine Vermischung, welche die
  • Wurzel der freien Architektur wird.
  • Diese Wohnung, die Seite des _allgemeinen Elements_ oder der
  • unorganischen Natur des Geistes schließt nun auch eine Gestalt der
  • _Einzelnheit_ in sich, die den vorher von dem Dasein abgeschiednen
  • ihm innern oder äußerlichen Geist der Wirklichkeit näherbringt, und
  • dadurch das Werk dem tätigen Selbstbewußtsein gleicher macht. Der
  • Arbeiter greift zuerst zur Form des _Für-sich-seins_ überhaupt, zur
  • _Tiergestalt_. Daß er sich seiner nicht mehr unmittelbar im
  • Tierleben bewußt ist, beweist er dadurch, daß er gegen dieses sich
  • als die hervorbringende Kraft konstituiert und in ihm als _seinem_
  • Werke sich weiß; wodurch sie zugleich eine aufgehobne und die
  • Hieroglyphe einer andern Bedeutung, eines Gedankens wird. Daher wird
  • sie auch nicht mehr allein und ganz vom Arbeiter gebraucht, sondern
  • mit der Gestalt des Gedankens, mit der menschlichen, vermischt. Noch
  • fehlt dem Werke aber die Gestalt und Dasein, worin das Selbst als
  • Selbst existiert;--es fehlt ihm noch dies, an ihm selbst es
  • auszusprechen, daß es eine innre Bedeutung in sich schließt, es fehlt
  • ihm die Sprache, das Element, worin der erfüllende Sinn selbst
  • vorhanden ist. Das Werk daher, wenn es sich von dem Tierischen auch
  • ganz gereinigt, und die Gestalt des Selbstbewußtseins allein an ihm
  • trägt, ist die noch tonlose Gestalt, die des Strahls der aufgehenden
  • Sonne bedarf, um Ton zu haben, der vom Lichte erzeugt, auch nur Klang
  • und nicht Sprache ist, nur ein äußeres Selbst, nicht das innre zeigt.
  • Diesem äußern Selbst der Gestalt steht die andere gegenüber, welche
  • anzeigt, ein _Innres_ an ihr zu haben. Die in ihr Wesen
  • zurückgehende Natur setzt ihre lebendige sich vereinzelnde und in
  • ihrer Bewegung sich verwirrende Mannigfaltigkeit zu einem
  • unwesentlichen Gehäuse herab, das die _Decke des Innern_ ist; und
  • dieses Innre ist zunächst noch die einfache Finsternis, das Unbewegte,
  • der schwarze formlose Stein.
  • Beide Darstellungen enthalten die _Innerlichkeit_ und das _Dasein_,
  • --die beiden Momente des Geistes; und beide Darstellungen beide
  • zugleich in entgegengesetztem Verhältnisse, das Selbst sowohl als
  • Innres wie als Äußeres. Beides ist zu vereinigen.--Die Seele der
  • menschlich geformten Bildsäule kommt noch nicht aus dem Innern, ist
  • noch nicht die Sprache, das Dasein, das an ihm selbst innerlich ist,
  • --und das Innre des vielformigen Daseins ist noch das Tonlose, sich
  • nicht in sich selbst Unterscheidende, und von seinem Äußern, dem alle
  • Unterschiede gehören, noch Getrennte.--Der Werkmeister vereint daher
  • beides in der Vermischung der natürlichen und der selbstbewußten
  • Gestalt, und diese zweideutigen sich selbst rätselhaften Wesen, das
  • Bewußte ringend mit dem Bewußtlosen, das einfache Innre mit dem
  • vielgestalteten Äußern, die Dunkelheit des Gedankens mit der Klarheit
  • der Äußerung paarend, brechen in die Sprache tiefer
  • schwerverständlicher Weisheit aus.
  • In diesem Werke hört die instinktartige Arbeit auf, die dem
  • Selbstbewußtsein gegenüber das bewußtlose Werk erzeugte; denn in ihm
  • kommt der Tätigkeit des Werkmeisters, welche das Selbstbewußtsein
  • ausmacht, ein ebenso selbstbewußtes, sich aussprechendes Innres
  • entgegen. Er hat sich darin zu der Entzweiung seines Bewußtseins
  • emporgearbeitet, worin der Geist dem Geiste begegnet. In dieser
  • Einheit des selbstbewußten Geistes mit sich selbst, insofern er sich
  • Gestalt und Gegenstand seines Bewußtseins ist, reinigen sich also
  • seine Vermischungen mit der bewußtlosen Weise der unmittelbaren
  • Naturgestalt. Diese Ungeheuer an Gestalt, Rede und Tat lösen sich
  • zur geistigen Gestaltung auf,--einem Äußern, das in sich gegangen,
  • --einem Innern, das sich aus sich und an sich selbst äußert; zum
  • Gedanken, der sich gebärendes und seine Gestalt ihm gemäß erhaltendes
  • und klares Dasein ist. Der Geist ist _Künstler_.
  • B. Die Kunst-Religion
  • Der Geist hat seine Gestalt, in welcher er für sein Bewußtsein ist,
  • in die Form des Bewußtseins selbst erhoben, und bringt eine solche
  • sich hervor. Der Werkmeister hat das _synthetische_ Arbeiten, das
  • _Vermischen_ der fremdartigen Formen des Gedankens und des
  • Natürlichen aufgegeben; indem die Gestalt die Form der selbstbewußten
  • Tätigkeit gewonnen, ist er geistiger Arbeiter geworden.
  • Fragen wir darnach, welches der _wirkliche_ Geist ist, der in der
  • Kunstreligion das Bewußtsein seines absoluten Wesens hat, so ergibt
  • sich, daß es der _sittliche_ oder der _wahre_ Geist ist. Er ist
  • nicht nur die allgemeine Substanz aller Einzelnen, sondern indem sie
  • für das wirkliche Bewußtsein die Gestalt des Bewußtseins hat, so
  • heißt dies soviel, daß sie, die Individualisation hat, von ihnen als
  • ihr eignes Wesen und Werk gewußt wird. Weder ist sie so für sie das
  • Lichtwesen, in dessen Einheit das Für-sich-sein des Selbstbewußtseins
  • nur negativ, nur vergehend enthalten ist, und den Herrn seiner
  • Wirklichkeit anschaut,--noch ist sie das rastlose Verzehren sich
  • hassender Völker,--noch die Unterjochung derselben zu Kasten, die
  • zusammen den Schein der Organisation eines vollendeten Ganzen
  • ausmachen, dem aber die allgemeine Freiheit der Individuen fehlt.
  • Sondern er ist das freie Volk, worin die Sitte die Substanz aller
  • ausmacht, deren Wirklichkeit und Dasein alle und jeder einzelne als
  • seinen Willen und Tat weiß.
  • Die Religion des sittlichen Geistes ist aber seine Erhebung über
  • seine Wirklichkeit, das Zurückgehen _aus seiner Wahrheit_ in das
  • reine _Wissen seiner selbst_. Indem das sittliche Volk in der
  • unmittelbaren Einheit mit seiner Substanz lebt und das Prinzip der
  • reinen Einzelnheit des Selbstbewußtseins nicht an ihm hat, so tritt
  • seine Religion in ihrer Vollendung erst im _Scheiden_ von seinem
  • _Bestehen_ auf. Denn die _Wirklichkeit_ der sittlichen Substanz
  • beruht teils auf ihrer ruhigen _Unwandelbarkeit_ gegen die absolute
  • Bewegung des Selbstbewußtseins, und hiemit darauf, daß dieses noch
  • nicht aus seiner ruhigen Sitte und seinem festen Vertrauen in sich
  • gegangen ist;--teils auf seiner Organisation in eine Vielheit von
  • Rechten und Pflichten, sowie in die Verteilung in die Massen der
  • Stände und ihres besondern Tuns, das zum Ganzen zusammenwirkt;
  • --hiemit darauf, daß der Einzelne mit der Beschränkung seines Daseins
  • zufrieden ist und den schrankenlosen Gedanken seines freien Selbsts
  • noch nicht erfaßt hat. Aber jenes ruhige _unmittelbare_ Vertrauen
  • zur Substanz geht in das Vertrauen _zu sich_ und in die _Gewißheit
  • seiner selbst_ zurück, und die Vielheit der Rechte und Pflichten wie
  • das beschränkte Tun ist dieselbe dialektische Bewegung des Sittlichen,
  • als die Vielheit der Dinge und ihrer Bestimmungen,--eine Bewegung,
  • die nur in der Einfachheit des seiner gewissen Geistes ihre Ruhe und
  • Festigkeit findet.--Die Vollendung der Sittlichkeit zum freien
  • Selbstbewußtsein und das Schicksal der sittlichen Welt ist daher die
  • in sich gegangene Individualität, der absolute Leichtsinn des
  • sittlichen Geistes, der alle festen Unterschiede seines Bestehens und
  • die Massen seiner organischen Gegliederung in sich aufgelöst, und
  • vollkommen seiner sicher zur schrankenlosen Freudigkeit und zum
  • freisten Genusse seiner selbst gelangt ist. Diese einfache Gewißheit
  • des Geistes in sich ist das Zweideutige, ruhiges Bestehen und feste
  • Wahrheit, sowie absolute Unruhe und das Vergehen der Sittlichkeit zu
  • sein. Sie schlägt aber in das letztre um, denn die Wahrheit des
  • sittlichen Geistes ist nur erst noch dies substantielle Wesen und
  • Vertrauen, worin das Selbst sich nicht als freie Einzelheit weiß, und
  • das daher in dieser Innerlichkeit oder in dem Freiwerden des Selbsts
  • zugrunde geht. Indem also das Vertrauen gebrochen, die Substanz des
  • Volks in sich geknickt ist, so ist der Geist, der die Mitte von
  • bestandlosen Extremen war, nunmehr in das Extrem des sich als Wesen
  • erfassenden Selbstbewußtseins herausgetreten. Dieses ist der in sich
  • gewisse Geist, der über den Verlust seiner Welt trauert und sein
  • Wesen, über die Wirklichkeit erhoben, nun aus der Reinheit des
  • Selbsts hervorbringt.
  • In solcher Epoche tritt die absolute Kunst hervor; früher ist sie das
  • instinktartige Arbeiten, das ins Dasein versenkt aus ihm heraus und
  • in es hineinarbeitet, nicht an der freien Sittlichkeit seine Substanz,
  • und daher auch zum arbeitenden Selbst nicht die freie geistige
  • Tätigkeit hat. Später ist der Geist über die Kunst hinaus, um seine
  • höhere Darstellung zu gewinnen;--nämlich nicht nur die aus dem Selbst
  • geborne _Substanz_, sondern in seiner Darstellung als Gegenstand,
  • _dieses Selbst_ zu sein, nicht nur aus seinem Begriffe sich zu
  • gebären, sondern seinen Begriff selbst zur Gestalt zu haben, so daß
  • der Begriff und das erzeugte Kunstwerk sich gegenseitig als ein und
  • dasselbe wissen.
  • Indem also die sittliche Substanz aus ihrem Dasein sich in ihr reines
  • Selbstbewußtsein zurückgenommen, so ist dieses die Seite des Begriffs
  • oder der _Tätigkeit_, mit welcher der Geist sich als Gegenstand
  • hervorbringt. Sie ist reine Form, weil der Einzelne im sittlichen
  • Gehorsam und Dienste sich alles bewußtlose Dasein und feste
  • Bestimmung so abgearbeitet hat, wie die Substanz selbst dies flüssige
  • Wesen geworden ist. Diese Form ist die Nacht, worin die Substanz
  • verraten ward, und sich zum Subjekte machte; aus dieser Nacht der
  • reinen Gewißheit seiner selbst ist es, daß der sittliche Geist als
  • die von der Natur und seinem unmittelbaren Dasein befreite Gestalt
  • aufersteht.
  • Die _Existenz_ des reinen Begriffs in den der Geist aus seinem Körper
  • geflohen, ist ein Individuum, das er sich zum Gefäße seines
  • Schmerzens erwählt. Er ist an diesem als sein Allgemeines und seine
  • Macht, von welcher es Gewalt leidet,--als sein Pathos, dem hingegeben
  • sein Selbstbewußtsein die Freiheit verliert. Aber jene positive
  • Macht der Allgemeinheit wird vom reinen Selbst des Individuums, als
  • der negativen Macht, bezwungen. Diese reine Tätigkeit, ihrer
  • unverlierbaren Kraft bewußt, ringt mit dem ungestalteten Wesen;
  • Meister darüber werdend, hat sie das Pathos zu ihrem Stoffe gemacht
  • und sich ihren Inhalt gegeben, und diese Einheit tritt als Werk
  • heraus, der allgemeine Geist individualisiert und vorgestellt.
  • a. Das abstrakte Kunstwerk
  • Das erste Kunstwerk ist, als das unmittelbare, das abstrakte und
  • einzelne. Seinerseits hat es sich aus der unmittelbaren und
  • gegenständlichen Weise dem Selbstbewußtsein entgegenzubewegen, wie
  • andererseits dieses für sich im Kultus darauf geht, die
  • Unterscheidung aufzuheben, die es sich zuerst gegen seinen Geist gibt,
  • und hiedurch das an ihm selbst belebte Kunstwerk hervorzubringen.
  • Die erste Weise, in welcher der künstlerische Geist seine Gestalt und
  • sein tätiges Bewußtsein am weitesten voneinander entfernt, ist die
  • unmittelbare, daß jene als _Ding_ überhaupt _da ist_.--Sie zerfällt
  • an ihr in den Unterschied der Einzelnheit, welche die Gestalt des
  • Selbsts an ihr hat, und der Allgemeinheit, welche das unorganische
  • Wesen in bezug auf die Gestalt, als seine Umgebung und Behausung,
  • darstellt. Diese gewinnt durch die Erhebung des Ganzen in den reinen
  • Begriff ihre reine dem Geiste angehörige Form. Sie ist weder der
  • verständige Kristall, der das Tote behaust, oder von der äußerlichen
  • Seele beschienen wird, noch die aus der Pflanze erst hervorgehende
  • Vermischung der Formen der Natur und des Gedankens, dessen Tätigkeit
  • hierin noch ein _Nachahmen_ ist. Sondern der Begriff streift das ab,
  • was von der Wurzel, dem Geäste und Geblätter den Formen noch anklebt,
  • und reinigt sie zu Gebilden, worin das Geradlinigte und Ebne des
  • Kristalls in inkommensurable Verhältnisse erhoben ist, so daß die
  • Beseelung des Organischen in die abstrakte Form des Verstandes
  • aufgenommen und zugleich ihr Wesen, die Inkommensurabilität für den
  • Verstand erhalten wird.
  • Der inwohnende Gott aber ist der aus dem Tiergehäuse hervorgezogne
  • schwarze Stein, der mit dem Lichte des Bewußtseins durchdrungen ist.
  • Die menschliche Gestalt streift die tierische, mit der sie vermischt
  • war, ab; das Tier ist für den Gott nur eine zufällige Verkleidung; es
  • tritt neben seine wahre Gestalt, und gilt für sich nichts mehr,
  • sondern ist zur Bedeutung eines andern, zum bloßen Zeichen,
  • herabgesunken. Die Gestalt des Gottes streift eben dadurch an ihr
  • selbst auch die Bedürftigkeit der natürlichen Bedingungen des
  • tierischen Daseins ab, und deutet die innerlichen Anstalten des
  • organischen Lebens in ihre Oberfläche verschmolzen und nur dieser
  • angehörig an.--Das _Wesen_ des Gottes aber ist die Einheit des
  • allgemeinen Daseins der Natur und des selbstbewußten Geistes, der in
  • seiner Wirklichkeit jenem gegenüberstehend erscheint. Zugleich
  • zunächst eine _einzelne_ Gestalt, ist sein Dasein eines der Elemente
  • der Natur, so wie seine selbstbewußte Wirklichkeit ein einzelner
  • Volksgeist. Aber jenes ist in dieser Einheit das in den Geist
  • reflektierte Element, die durch den Gedanken verklärte, mit dem
  • selbstbewußten Leben geeinte Natur. Die Göttergestalt hat darum ihr
  • Naturelement als ein aufgehobnes, als eine dunkle Erinnerung in ihr.
  • Das wüste Wesen und der verworrene Kampf des freien Daseins der
  • Elemente, das unsittliche Reich der Titanen, ist besiegt, und an den
  • Saum der sich klar gewordnen Wirklichkeit, an die trüben Grenzen der
  • sich im Geiste findenden und beruhigten Welt verwiesen. Diese alten
  • Götter, in welche das Lichtwesen, mit der Finsternis zeugend, sich
  • zunächst besonders, der Himmel, die Erde, der Ozean, die Sonne, das
  • blinde typhonische Feuer der Erde u.s.f. sind durch Gestalten ersetzt,
  • die an ihnen nur noch den dunkel erinnernden Anklang an jene Titanen
  • haben, und nicht mehr Naturwesen, sondern klare sittliche Geister der
  • selbstbewußten Völker sind.
  • Diese einfache Gestalt hat also die Unruhe der unendlichen
  • Vereinzelung--ihrer sowohl als des Naturelements, das nur als
  • allgemeines Wesen notwendig, in seinem Dasein und Bewegung aber sich
  • zufällig verhält, wie ihrer als des Volks, das in die besondere
  • Massen des Tuns und in die individuellen Punkte des Selbstbewußtseins
  • zerstreut ein Dasein mannigfaltigen Sinnes und Tuns hat--an sich
  • vertilgt und in ruhige Individualität zusammengefaßt. Es steht ihr
  • daher das Moment der Unruhe, ihr--dem _Wesen_ das _Selbstbewußtsein_
  • gegenüber, das als die Geburtsstätte derselben für sich nichts übrig
  • behielt, als die _reine Tätigkeit_ zu sein. Was der Substanz
  • angehört, gab der Künstler ganz seinem Werke mit, sich selbst aber
  • als einer bestimmten Individualität in seinem Werke keine
  • Wirklichkeit; er konnte ihm die Vollendung nur dadurch erteilen, daß
  • er seiner Besonderheit sich entäußerte, und zur Abstraktion des
  • reinen Tuns sich entkörperte und steigerte.--In dieser ersten
  • unmittelbaren Erzeugung ist die Trennung des Werks und seiner
  • selbstbewußten Tätigkeit noch nicht wieder vereinigt; das Werk ist
  • daher nicht für sich das wirklich beseelte, sondern es ist _Ganzes_
  • nur mit seinem _Werden_ zusammen. Das Gemeine an dem Kunstwerke, daß
  • es im Bewußtsein erzeugt und von Menschenhänden gemacht ist, ist das
  • Moment des als Begriff existierenden Begriffes, der ihm
  • gegenübertritt. Und wenn dieser, als Künstler oder als Betrachter,
  • das Kunstwerk als an ihm selbst absolut beseelt auszusprechen, und
  • sich, den Tuenden oder Schauenden, zu vergessen uneigennützig genug
  • ist, so muß hiegegen der Begriff des Geistes festgehalten werden, der
  • des Moments nicht entbehren kann, seiner selbst bewußt zu sein. Dies
  • Moment aber steht dem Werke gegenüber, weil er in dieser seiner
  • ersten Entzweiung beiden Seiten ihre abstrakten Bestimmungen des
  • _Tuns_ und _Ding_seins gegeneinander gibt, und ihre Rückkehr in die
  • Einheit, von der sie ausgingen, noch nicht zustande gekommen ist.
  • Der Künstler erfährt also an seinem Werke, daß er _kein ihm gleiches_
  • Wesen hervorbrachte. Es kommt ihm zwar daraus ein Bewußtsein so
  • zurück, daß eine bewundernde Menge es als den Geist, der ihr Wesen
  • ist, verehrt. Aber diese Beseelung, indem sie ihm sein
  • Selbstbewußtsein nur als Bewunderung erwidert, ist vielmehr ein
  • Bekenntnis, das diese Beseelung an den Künstler ablegt, nicht
  • seinesgleichen zu sein. Indem es ihm als Freudigkeit überhaupt
  • zurückkommt, findet er darin nicht den Schmerz seiner Bildung und
  • Zeugung, nicht die Anstrengung seiner Arbeit. Sie mögen das Werk
  • auch noch beurteilen, oder ihm Opfer bringen, auf welche Art es sei,
  • ihr Bewußtsein darein legen,--wenn sie sich mit ihrer Kenntnis
  • darüber setzen, weiß er, wieviel mehr seine _Tat_ als ihr Verstehen
  • und Reden ist; wenn sie sich _darunter_ setzen und ihr sie
  • beherrschendes _Wesen_ darin erkennen, weiß er sich als den Meister
  • desselben.
  • Das Kunstwerk erfodert daher ein anderes Element seines Daseins, der
  • Gott einen andern Hervorgang als diesen, worin er aus der Tiefe
  • seiner schöpferischen Nacht in das Gegenteil in die Äußerlichkeit,
  • die Bestimmung des selbstbewußtlosen _Dinges_ herabfällt. Dies
  • höhere Element ist die _Sprache_--ein Dasein, das unmittelbar
  • selbstbewußte Existenz ist. Wie das _einzelne_ Selbstbewußtsein in
  • ihr da ist, ist es ebenso unmittelbar als eine _allgemeine_
  • Ansteckung; die vollkommne Besonderung des Für-sich-seins ist
  • zugleich die Flüssigkeit und die allgemein mitgeteilte Einheit der
  • vielen Selbst; sie ist die als Seele existierende Seele. Der Gott
  • also, der die Sprache zum Elemente seiner Gestalt hat, ist das an ihm
  • selbst beseelte Kunstwerk, das die reine Tätigkeit, die ihm, der als
  • Ding existierte, gegenüber war, unmittelbar in seinem Dasein hat.
  • Oder das Selbstbewußtsein bleibt in dem Gegenständlichwerden seines
  • Wesens unmittelbar bei sich. Es ist, so in seinem Wesen bei sich
  • selbst seiend, _reines Denken_ oder die Andacht, deren
  • _Innerlichkeit_ in der Hymne zugleich _Dasein_ hat. Sie behält die
  • Einzelnheit des Selbstbewußtseins in ihr, und vernommen ist diese
  • Einzelnheit zugleich als allgemeine da; die Andacht, in allen
  • angezündet, ist der geistige Strom, der, in der Vielfachheit des
  • Selbstbewußtseins, seiner als eines gleichen _Tuns_ Aller und als
  • _einfaches Sein_ bewußt ist; der Geist hat als dieses allgemeine
  • Selbstbewußtsein Aller seine reine Innerlichkeit ebensowohl als das
  • Sein für Andre und das Für-sich-sein der Einzelnen in _einer_ Einheit.
  • Diese Sprache unterscheidet sich von einer andern Sprache des Gottes,
  • die nicht die des allgemeinen Selbstbewußtseins ist. Das _Orakel_
  • sowohl des Gottes der künstlerischen als der vorhergehenden
  • Religionen ist die notwendige erste Sprache desselben, denn in seinem
  • _Begriffe_ liegt ebensowohl, daß er das Wesen der Natur als des
  • Geistes ist, und daher nicht nur natürliches, sondern auch geistiges
  • Dasein hat. Insofern dies Moment erst in seinem _Begriffe_ liegt,
  • und noch nicht in der Religion realisiert ist, so ist die Sprache für
  • das religiöse Selbstbewußtsein Sprache eines fremden
  • Selbstbewußtseins. Das seiner Gemeine noch _fremde_ Selbstbewußtsein
  • _ist_ noch nicht so _da_, wie sein Begriff fodert. Das Selbst ist
  • das einfache und dadurch schlechthin _allgemeine_ Für-sich-sein;
  • jenes aber, das von dem Selbstbewußtsein der Gemeine getrennt ist,
  • ist nur erst ein _einzelnes_.--Der Inhalt dieser eignen und einzelnen
  • Sprache ergibt sich aus der allgemeinen Bestimmtheit, in welcher der
  • absolute Geist überhaupt in seiner Religion gesetzt ist.--Der
  • allgemeine Geist des Aufgangs, der sein Dasein noch nicht besonders
  • hat, spricht also ebenso einfache und allgemeine Sätze vom Wesen aus,
  • deren substantieller Inhalt in seiner einfachen Wahrheit erhaben ist,
  • aber um dieser Allgemeinheit willen, dem weiter sich fortbildenden
  • Selbstbewußtsein zugleich trivial erscheint.
  • Das weiter gebildete Selbst, das sich zum _Für-sich-sein_ erhebt, ist
  • über das reine Pathos der Substanz, über die Gegenständlichkeit des
  • aufgehenden Lichtwesens Meister, und weiß jene Einfachheit der
  • Wahrheit, als das _an-sich-seiende_, das nicht die Form des
  • zufälligen Daseins durch eine fremde Sprache hat, sondern _als das
  • sichre und ungeschriebene Gesetze der Götter, das ewig lebt, und von
  • dem niemand weiß, von wannen es erschien_.--Wie die allgemeine
  • Wahrheit, die vom Lichtwesen geoffenbart wurde, hier ins Innre oder
  • Untre zurückgetreten und damit der Form der zufälligen Erscheinung
  • enthoben ist, so ist dagegen in der Kunstreligion, weil die Gestalt
  • des Gottes das Bewußtsein und damit die Einzelnheit überhaupt
  • angenommen hat, die eigne Sprache des Gottes, der der Geist des
  • sittlichen Volkes ist, das Orakel, das die besondern Angelegenheiten
  • desselben weiß, und das Nützliche darüber kundtut. Die allgemeinen
  • Wahrheiten aber, weil sie als das _An-sich-seiende_ gewußt werden,
  • vindiziert sich das _wissende Denken_, und die Sprache derselben ist
  • ihm nicht mehr eine fremde, sondern die eigne. Wie jener Weise des
  • Altertums, was gut und schön sei, in seinem eignen Denken suchte,
  • dagegen den schlechten zufälligen Inhalt des Wissens, ob es ihm gut
  • sei, mit diesem oder jenem umzugehen, oder einem Bekannten gut, diese
  • Reise zu machen und dergleichen bedeutungslose Dinge, dem Dämon zu
  • wissen überließ, ebenso holt das allgemeine Bewußtsein das Wissen vom
  • Zufälligen von den Vögeln, oder von den Bäumen oder von der gärenden
  • Erde, deren Dampf dem Selbstbewußtsein seine Besonnenheit nimmt; denn
  • das Zufällige ist das Unbesonnene und Fremde, und das sittliche
  • Bewußtsein läßt sich also auch, wie durch ein Würfeln, auf eine
  • unbesonnene und fremde Weise darüber bestimmen. Wenn der Einzelne
  • durch seinen Verstand sich bestimmt und mit Überlegung das wählt, was
  • ihm nützlich sei, so liegt dieser Selbstbestimmung die Bestimmtheit
  • des besondern Charakters zum Grunde; sie ist selbst das Zufällige;
  • und jenes Wissen des Verstands, was dem Einzelnen nützlich ist, daher
  • ein eben solches Wissen als das jener Orakel oder des Loses; nur daß,
  • der das Orakel oder Los befragt, damit die sittliche Gesinnung der
  • Gleichgültigkeit gegen das Zufällige ausdrückt, da jenes hingegen das
  • an sich Zufällige als wesentliches Interesse seines Denkens und
  • Wissens behandelt. Das Höhere als beide aber ist, zwar die
  • Überlegung zum Orakel des zufälligen Tuns zu machen, aber diese
  • überlegte Handlung selbst wegen ihrer Seite der Beziehung auf das
  • Besondre und ihrer Nützlichkeit als etwas Zufälliges zu wissen.
  • Das wahre selbstbewußte Dasein, das der Geist in der Sprache, die
  • nicht die Sprache des fremden und also zufälligen, nicht allgemeinen
  • Selbstbewußtseins ist, erhält, ist das Kunstwerk, das wir vorhin
  • gesehen. Es steht dem dinglichen der Bildsäule gegenüber. Wie diese
  • das ruhende, so ist jenes das verschwindende Dasein; wie in diesem
  • die Gegenständlichkeit frei entlassen des eignen unmittelbaren
  • Selbsts entbehrt, so bleibt sie dagegen in jenem zu sehr in das
  • Selbst eingeschlossen, kommt zu wenig zur Gestaltung, und ist, wie
  • die Zeit, unmittelbar nicht mehr da, indem sie da ist.
  • Die Bewegung beider Seiten, in der die im reinen empfindenden
  • Elemente des Selbstbewußtseins _bewegte_, und die im Elemente der
  • Dingheit _ruhende_ göttliche Gestalt gegenseitig ihre verschiedne
  • Bestimmung aufgeben und die Einheit zum Dasein kommt, die der Begriff
  • ihres Wesens ist, macht der _Kultus_ aus. In ihm gibt sich das
  • Selbst das Bewußtsein des Herabsteigens des göttlichen Wesens aus
  • seiner Jenseitigkeit zu ihm, und dieses, das vorher das unwirkliche
  • und nur gegenständliche ist, erhält dadurch die eigentliche
  • Wirklichkeit des Selbstbewußtseins.
  • Dieser Begriff des Kultus ist an sich schon in dem Strome des
  • hymnischen Gesanges enthalten und vorhanden. Diese Andacht ist die
  • unmittelbare reine Befriedigung des Selbsts durch und in sich selbst.
  • Es ist die gereinigte Seele, welche in dieser Reinheit unmittelbar
  • nur Wesen und eins mit dem Wesen ist. Sie ist um ihrer Abstraktion
  • willen nicht das seinen Gegenstand von sich unterscheidende
  • Bewußtsein, und also nur die Nacht seines Daseins und die _bereitete
  • Stätte_ seiner Gestalt. Der _abstrakte Kultus_ erhebt daher das
  • Selbst dazu, dieses reine _göttliche Element_ zu sein. Die Seele
  • vollbringt diese Läuterung mit Bewußtsein; doch ist sie noch nicht
  • das Selbst, das in seine Tiefen hinabgestiegen, sich als das Böse
  • weiß, sondern es ist ein _seiendes_, eine Seele, welche ihre
  • Äußerlichkeit mit Waschen reinigt, sie mit weißen Kleidern antut, und
  • ihre Innerlichkeit den vorgestellten Weg der Arbeiten, Strafen und
  • Belohnungen, den Weg der die Besonderheit entäußernden Bildung
  • überhaupt durchführt, durch welchen sie in die Wohnungen und die
  • Gemeinschaft der Seligkeit gelangt.
  • Dieser Kultus ist nur erst _ein geheimes_, d.h. ein nur vorgestelltes,
  • unwirkliches Vollbringen; er muß _wirkliche_ Handlung sein, eine
  • unwirkliche Handlung widerspricht sich selbst. _Das eigentliche
  • Bewußtsein_ erhebt sich dadurch in sein _reines_ Selbstbewußtsein.
  • Das Wesen hat in ihm die Bedeutung eines freien Gegenstands, durch
  • den wirklichen Kultus kehrt dieser in das Selbst zurück,--und
  • insofern er im reinen Bewußtsein die Bedeutung des reinen jenseits
  • der Wirklichkeit wohnenden Wesens hat, steigt dies Wesen von seiner
  • Allgemeinheit durch diese Vermittlung zur Einzelnheit herunter und
  • schließt sich so mit der Wirklichkeit zusammen.
  • Wie beide Seiten in die Handlung eintreten, bestimmt sich so, daß für
  • die selbstbewußte Seite, insofern sie _wirkliches_ Bewußtsein ist,
  • das Wesen sich als die _wirkliche Natur_ darstellt; einesteils gehört
  • sie ihm als Besitz und Eigentum und gilt als das nicht
  • _an-sich_-seiende Dasein;--andernteils ist sie _seine eigne_
  • unmittelbare Wirklichkeit und Einzelnheit, die von ihm ebenso als
  • Nichtwesen betrachtet und aufgehoben wird. Zugleich aber hat für
  • sein _reines_ Bewußtsein jene äußere Natur die _entgegengesetzte_
  • Bedeutung, nämlich das _ansichseiende_ Wesen zu sein, gegen welches
  • das Selbst seine Unwesentlichkeit aufopfert, wie es umgekehrt die
  • unwesentliche Seite der Natur sich selbst aufopfert. Die Handlung
  • ist dadurch geistige Bewegung, weil sie dies Doppelseitige ist, die
  • Abstraktion des _Wesens_, wie die Andacht den Gegenstand bestimmt,
  • aufzuheben und es zum Wirklichen zu machen, und das _Wirkliche_, wie
  • das Handelnde den Gegenstand und sich bestimmt, auf- und in die
  • Allgemeinheit zu erheben.
  • Die Handlung des Kultus selbst beginnt daher mit der reinen _Hingabe_
  • eines Besitzes, den der Eigentümer scheinbar für ihn ganz nutzlos
  • vergießt oder in Rauch aufsteigen läßt. Er tut hierin vor dem Wesen
  • seines reinen Bewußtseins auf Besitz und Recht des Eigentumes und des
  • Genusses desselben, auf die Persönlichkeit und die Rückkehr des Tuns
  • in das Selbst Verzicht, und reflektiert die Handlung vielmehr in das
  • Allgemeine oder in das Wesen, als in sich.--Umgekehrt aber geht darin
  • ebenso das _seiende Wesen_ zugrunde. Das Tier, das aufgeopfert wird,
  • ist das _Zeichen_ eines Gottes; die Früchte, die verzehrt werden,
  • sind die _lebendige_ Ceres und Bacchus _selbst_;--in jenem sterben
  • die Mächte des obern Rechts, welches Blut und wirkliches Leben hat;
  • in diesen aber die Mächte des untern Rechts, das blutlos die geheime
  • listige Macht besitzt.--Die Aufopferung der göttlichen Substanz
  • gehört, insofern sie _Tun_ ist, der selbstbewußten Seite an; daß
  • dieses wirkliche Tun möglich sei, muß das Wesen sich selbst schon _an
  • sich_ aufgeopfert haben. Dies hat es darin getan, daß es sich
  • _Dasein_ gegeben und zum _einzelnen Tiere_ und zur _Frucht_ gemacht
  • hat. Diese Verzichtleistung, die also das Wesen schon _an sich_
  • vollbracht, stellt das handelnde Selbst im Dasein und für sein
  • Bewußtsein dar, und ersetzt jene _unmittelbare_ Wirklichkeit des
  • Wesens durch die höhere, nämlich die _seiner selbst_. Denn die
  • entstandne Einheit, die das Resultat der aufgehobnen Einzelnheit und
  • Trennung beider Seiten ist, ist nicht das nur negative Schicksal,
  • sondern hat positive Bedeutung. Nur dem abstrakten unterirdischen
  • Wesen wird das ihm Aufgeopferte ganz hingegeben, und damit die
  • Reflexion des Besitzes und des Für-sich-seins in das Allgemeine, von
  • dem Selbst als solchem unterschieden, bezeichnet. Zugleich aber ist
  • dies nur ein geringer _Teil_, und das andre Opfern ist nur die
  • Zerstörung des Unbrauchbaren und vielmehr die Zubereitung des
  • Geopferten zum Mahle, dessen Schmaus die Handlung um ihre negative
  • Bedeutung betriegt. Der Opfernde behält bei jenem ersten Opfer das
  • meiste und von diesem das Nutzbare _seinem Genusse_ auf. Dieser
  • Genuß ist die negative Macht, welche das _Wesen_ sowie die
  • _Einzelnheit_ aufhebt, und zugleich ist er die positive Wirklichkeit,
  • worin das _gegenständliche_ Dasein des Wesens in _selbstbewußtes_
  • verwandelt, und das Selbst das Bewußtsein seiner Einheit mit dem
  • Wesen hat.
  • Dieser Kultus ist übrigens zwar eine wirkliche Handlung, ihre
  • Bedeutung liegt jedoch mehr nur in der Andacht; was dieser angehört,
  • ist nicht gegenständlich hervorgebracht, so wie das Resultat im
  • _Genusse_ sich selbst seines Daseins beraubt. Der Kultus geht daher
  • weiter und ersetzt diesen Mangel zunächst dadurch, daß er seiner
  • Andacht ein _gegenständliches Bestehen_ gibt, indem er die gemeinsame
  • oder einzelne jedem tunliche Arbeit ist, welche die Wohnung und den
  • Putz des Gottes ihm zu Ehren hervorbringt.--Es wird dadurch teils die
  • Gegenständlichkeit der Bildsäule aufgehoben, denn durch diese Weihung
  • seiner Geschenke und Arbeiten macht der Arbeitende den Gott sich
  • geneigt, und schaut sein Selbst ihm angehörig an; teils auch ist dies
  • Tun nicht das einzelne Arbeiten des Künstlers, sondern diese
  • Besonderheit ist in der Allgemeinheit aufgelöst. Es ist aber nicht
  • nur die Ehre des Gottes, die zustande kommt, und der Segen seiner
  • Geneigtheit fließt nicht nur in der _Vorstellung_ auf den Arbeiter,
  • sondern die Arbeit hat auch die umgekehrte Bedeutung gegen die erste
  • der Entäußerung und der fremden Ehre. Die Wohnungen und Hallen des
  • Gottes sind für den Gebrauch des Menschen, die Schätze, die in jenen
  • aufbewahrt sind, im Notfalle die seinigen; die Ehre, die jener in
  • seinem Schmucke genießt, ist die Ehre des kunstreichen und
  • großmütigen Volkes. Am Feste schmückt dieses ebenso seine eignen
  • Wohnungen und Bekleidungen sowie seine Verrichtungen mit zierlichem
  • Geräte. Es empfängt auf diese Weise für seine Gaben die Erwiderung
  • von dem dankbaren Gotte und die Beweise seiner Geneigtheit, in der es
  • sich mit ihm durch die Arbeit verband, nicht in der Hoffnung und
  • einer späten Wirklichkeit, sondern hat in der Ehrenbezeugung und
  • Darbringung der Gaben unmittelbar den Genuß seines eignen Reichtumes
  • und Putzes.
  • b. Das lebendige Kunstwerk
  • Das Volk, das in dem Kultus der Kunstreligion sich seinem Gotte naht,
  • ist das sittliche Volk, das seinen Staat und die Handlungen desselben
  • als den Willen und das Vollbringen seiner selbst weiß. Dieser Geist,
  • dem selbstbewußten Volke gegenübertretend, ist daher nicht das
  • Lichtwesen, das selbstlos nicht die Gewißheit der Einzelnen in sich
  • enthält, sondern vielmehr nur ihr allgemeines Wesen und die herrische
  • Macht ist, worin sie verschwinden. Der Kultus der Religion dieses
  • einfachen gestaltlosen Wesens gibt seinen Angehörigen daher nur dies
  • im Allgemeinen zurück, daß sie das Volk ihres Gottes sind; er erwirbt
  • ihnen nur ihr Bestehen und einfache Substanz überhaupt, nicht aber
  • ihr wirkliches Selbst, das vielmehr verworfen ist. Denn sie verehren
  • ihren Gott als die leere Tiefe, nicht als Geist. Der Kultus aber der
  • Kunstreligion entbehrt andererseits jener abstrakten _Einfachheit_
  • des Wesens, und daher der _Tiefe_ desselben. Das _Wesen_ aber, das
  • mit _dem Selbst unmittelbar geeinigt ist_, ist _an sich_ der Geist
  • und die _wissende Wahrheit_, obzwar noch nicht die gewußte, oder die
  • sich selbst in ihrer Tiefe wissende. Weil das Wesen also hier das
  • Selbst an ihm hat, so ist seine Erscheinung dem Bewußtsein freundlich,
  • und im Kultus erhält dieses nicht nur die allgemeine Berechtigung
  • seines Bestehens, sondern auch sein in ihm selbst bewußtes Dasein; so
  • wie umgekehrt das Wesen nicht in einem verworfnen Volke, dessen
  • Substanz nur anerkannt wird, selbstlose Wirklichkeit hat, sondern in
  • dem Volke, dessen _Selbst_ in seiner Substanz anerkannt ist.
  • Aus dem Kultus tritt also das in seinem Wesen befriedigte
  • Selbstbewußtsein und der Gott eingekehrt in es als in seine Stätte.
  • Diese _Stätte_ ist für sich die Nacht der Substanz oder ihre reine
  • Individualität, aber nicht mehr die gespannte des Künstlers, die noch
  • nicht mit ihrem _gegenständlich_ werdenden Wesen sich ausgesöhnt hat,
  • sondern die befriedigte Nacht, welche ihr Pathos unbedürftig an ihr
  • hat, weil sie aus der Anschauung, der aufgehobnen Gegenständlichkeit
  • zurückkehrt.--Dieses _Pathos_ ist für sich das Wesen des _Aufgangs_,
  • das aber nunmehr in sich _untergegangen_ ist, und seinen Untergang,
  • das Selbstbewußtsein und damit Dasein und Wirklichkeit an ihm selbst
  • hat.--Es hat hier die Bewegung seiner Verwirklichung durchlaufen.
  • Sich aus seiner reinen Wesenheit herabsetzend zu einer
  • gegenständlichen Naturkraft und deren Äußerungen, ist es ein Dasein
  • für das Andere, für das Selbst, von dem es verzehrt wird. Das stille
  • Wesen der selbstlosen Natur gewinnt in seiner Frucht die Stufe, worin
  • sie, sich selbst zubereitend und verdaut, sich dem selbstischen Leben
  • darbietet; sie erreicht in der Nützlichkeit, gegessen und getrunken
  • werden zu können, ihre höchste Vollkommenheit; denn sie ist darin die
  • Möglichkeit einer höhern Existenz, und berührt das geistige Dasein;
  • --teils zur stillkräftigen Substanz, teils aber zur geistigen Gärung,
  • ist der Erdgeist in seiner Metamorphose dort zum weiblichen Prinzipe
  • der Ernährung, hier zum männlichen Prinzipe der sich treibenden Kraft
  • des selbstbewußten Daseins gediehen.
  • In diesem Genusse ist also jenes aufgehende Lichtwesen verraten, was
  • es ist; er ist das Mysterium desselben. Denn das Mystische ist nicht
  • Verborgenheit eines Geheimnisses oder Unwissenheit, sondern besteht
  • darin, daß das Selbst sich mit dem Wesen eins weiß, und dieses also
  • geoffenbart ist. Nur das Selbst ist sich offenbar, oder was offenbar
  • ist, ist es nur in der unmittelbaren Gewißheit seiner. In dieser
  • aber ist durch den Kultus das einfache Wesen gesetzt worden; es hat
  • als brauchbares Ding nicht nur das Dasein, das gesehen, gefühlt,
  • gerochen, geschmeckt wird, sondern ist auch Gegenstand der Begierde,
  • und wird durch den wirklichen Genuß eins mit dem Selbst und dadurch
  • vollkommen an dieses verraten und ihm offenbar.--Dasjenige, von dem
  • gesagt wird, es sei der Vernunft, dem Herzen offenbar, ist in der Tat
  • noch geheim, denn es fehlt noch die wirkliche Gewißheit des
  • unmittelbaren Daseins, sowohl die gegenständliche als die genießende,
  • welche in der Religion aber nicht nur die gedankenlose unmittelbare,
  • sondern zugleich die rein wissende des Selbsts ist.
  • Was hiemit durch den Kultus dem selbstbewußten Geiste in ihm selbst
  • offenbar geworden, ist das _einfache_ Wesen, als die Bewegung, teils
  • aus seiner nächtlichen Verborgenheit herauf in das Bewußtsein zu
  • treten, dessen stillernährende Substanz zu sein, teils aber sich
  • ebenso wieder in die unterirdische Nacht, in das Selbst, zu verlieren
  • und oben nur mit stiller Muttersehnsucht zu verweilen.--Der lautre
  • Trieb aber ist das vielnamige Lichtwesen des Aufgangs, und sein
  • taumelndes Leben, das von seinem abstrakten Sein ebenso abgelassen,
  • sich zuerst in das gegenständliche Dasein der Frucht befaßt, dann dem
  • Selbstbewußtsein sich hingebend, in ihm zur eigentlichen Wirklichkeit
  • gelangt,--nun als ein Haufen schwärmender Weiber umherschweift, der
  • ungebändigte Taumel der Natur in selbstbewußter Gestalt.
  • Noch ist aber dem Bewußtsein nur der absolute Geist, der dieses
  • einfache Wesen, und nicht der als der Geist an ihm selbst ist,
  • verraten, oder nur der _unmittelbare_ Geist, der Geist der Natur.
  • Sein selbstbewußtes Leben ist daher nur das Mysterium des Brotes und
  • des Weines, der Ceres und des Bacchus, nicht der andern, der
  • eigentlich obern Götter, deren Individualität als wesentliches Moment
  • das Selbstbewußtsein als solches in sich schließt. Noch hat sich ihm
  • also der Geist als _selbstbewußter_ Geist nicht geopfert, und das
  • Mysterium des Brots und Weins ist noch nicht Mysterium des Fleisches
  • und Blutes.
  • Dieser unbefestigte Taumel des Gottes muß sich zum _Gegenstande_
  • beruhigen, und die Begeisterung, die nicht zum Bewußtsein kam, ein
  • Werk hervorbringen, das ihr, wie der Begeisterung des vorhergehenden
  • Künstlers die Bildsäule, zwar als ein ebenso vollendetes Werk
  • gegenübertritt, aber nicht als ein an ihm lebloses, sondern als ein
  • _lebendiges_ Selbst.--Ein solcher Kultus ist das Fest, das der Mensch
  • zu seiner eignen Ehre sich gibt, jedoch in einen solchen noch nicht
  • die Bedeutung des absoluten Wesens legt; denn das _Wesen_ ist ihm
  • erst offenbar, noch nicht der Geist; nicht als solches, das
  • _wesentlich_ menschliche Gestalt annimmt. Aber dieser Kultus legt
  • den Grund zu dieser Offenbarung, und legt ihre Momente einzeln
  • auseinander. So hier das _abstrakte_ Moment der lebendigen
  • _Körperlichkeit_ des Wesens, wie vorhin die Einheit beider in
  • bewußtloser Schwärmerei. Der Mensch stellt also an die Stelle der
  • Bildsäule sich selbst, als zur vollkommen freien _Bewegung_ erzogene
  • und ausgearbeitete Gestalt, wie jene die vollkommen freie _Ruhe_ ist.
  • Wenn jeder einzelne wenigstens als Fackelträger sich darzustellen
  • weiß, so hebt sich Einer aus ihnen hervor, der die gestaltete
  • Bewegung, die glatte Ausarbeitung und flüssige Kraft aller Glieder
  • ist;--ein beseeltes lebendiges Kunstwerk, das mit seiner Schönheit
  • die Stärke paart und dem der Schmuck, womit die Bildsäule geehrt
  • wurde, als Preis seiner Kraft, und die Ehre, unter seinem Volke statt
  • des steinernen Gottes die höchste leibliche Darstellung ihres Wesens
  • zu sein, zuteil wird.
  • In den beiden Darstellungen, die soeben vorkamen, ist die Einheit des
  • Selbstbewußtseins und des geistigen Wesens vorhanden, es fehlt ihnen
  • aber noch ihr Gleichgewicht. In der bacchischen Begeisterung ist das
  • Selbst außer sich, in der schönen Körperlichkeit aber das geistige
  • Wesen. Jene Dumpfheit des Bewußtseins und ihr wildes Stammeln muß in
  • das klare Dasein der letztern, und die geistlose Klarheit des
  • letztern in die Innerlichkeit der erstern aufgenommen werden. Das
  • vollkommne Element, worin die Innerlichkeit ebenso äußerlich als die
  • Äußerlichkeit innerlich ist, ist wieder die Sprache, aber weder die
  • in ihrem Inhalte ganz zufällige und einzelne des Orakels, noch die
  • empfindende und nur den einzelnen Gott preisende Hymne, noch das
  • inhaltslose Stammeln der bacchischen Raserei. Sondern sie hat ihren
  • klaren und allgemeinen Inhalt gewonnen; ihren _klaren_ Inhalt, denn
  • der Künstler hat sich aus der ersten ganz substantiellen Begeisterung
  • heraus zur Gestalt gearbeitet, die eignes in allen seinen Regungen
  • von der selbstbewußten Seele durchdrungenes und mitgebendes Dasein
  • ist;--ihren _allgemeinen_ Inhalt, denn in diesem Feste, das die Ehre
  • des Menschen ist, verschwindet die Einseitigkeit der Bildsäulen, die
  • nur einen Nationalgeist, einen bestimmten Charakter der Göttlichkeit
  • enthalten. Der schöne Fechter ist zwar die Ehre seines besondern
  • Volkes, aber er ist eine körperliche Einzelnheit, worin die
  • Ausführlichkeit und Ernst der Bedeutung und der innere Charakter des
  • Geistes, der das besondere Leben, Anliegen, Bedürfnisse und Sitten
  • seines Volkes trägt, untergegangen ist. In dieser Entäußerung zur
  • völligen Körperlichkeit hat der Geist die besondern Eindrücke und
  • Anklänge der Natur abgelegt, die er als der wirkliche Geist des Volks
  • in sich schloß. Sein Volk ist sich daher nicht mehr seiner
  • Besonderheit in ihm, sondern vielmehr der Ablegung derselben und der
  • Allgemeinheit seines menschlichen Daseins bewußt.
  • c. Das geistige Kunstwerk
  • Die Volksgeister, die der Gestalt ihres Wesens in einem besondern
  • Tiere bewußt werden, gehen in _einen_ zusammen; so vereinigen sich
  • die besondern schönen Volksgeister in _ein_ Pantheon, dessen Element
  • und Behausung die Sprache ist. Die reine Anschauung seiner selbst
  • als _allgemeiner Menschlichkeit_ hat an der Wirklichkeit des
  • Volksgeistes die Form, daß er sich mit den andern, mit denen er durch
  • die Natur _eine_ Nation ausmacht, zu einer gemeinschaftlichen
  • Unternehmung verbindet, und für dieses Werk ein Gesamtvolk und damit
  • einen Gesamthimmel bildet. Diese Allgemeinheit, zu der der Geist in
  • seinem Dasein gelangt, ist jedoch nur diese erste, die von der
  • Individualität des Sittlichen erst ausgeht, ihre Unmittelbarkeit noch
  • nicht überwunden, nicht _einen_ Staat aus diesen Völkerschaften
  • gebildet hat. Die Sittlichkeit des wirklichen Volksgeistes beruht
  • teils auf dem unmittelbaren Vertrauen der Einzelnen zu dem Ganzen
  • ihres Volkes, teils auf dem unmittelbaren Anteil, den _Alle_, des
  • Unterschiedes von Ständen unerachtet, an den Entschlüssen und
  • Handlungen der Regierung nehmen. In der Vereinigung, zunächst nicht
  • in eine bleibende Ordnung, sondern nur zu einer gemeinsamen Handlung,
  • ist jene Freiheit des Anteils Aller und jeder _einstweilen_ auf die
  • Seite gestellt. Diese erste Gemeinschaftlichkeit ist daher mehr eine
  • Versammlung der Individualitäten als die Herrschaft des abstrakten
  • Gedankens, der die Einzelnen ihres selbstbewußten Anteils an Willen
  • und Tat des Ganzen berauben würde.
  • Die Versammlung der Volksgeister macht einen Kreis von Gestalten aus,
  • der itzt die ganze Natur wie die ganze sittliche Welt befaßt. Auch
  • sie stehen unter dem _Oberbefehl_ mehr des Einen als seiner
  • _Oberherrschaft_. Für sich sind sie die allgemeinen Substanzen
  • dessen, was das _selbstbewußte_ Wesen _an sich_ ist und tut. Dieses
  • aber macht die Kraft und zunächst den Mittelpunkt wenigstens aus, um
  • den jene allgemeinen Wesen sich bemühen, der nur erst zufälligerweise
  • ihre Geschäfte zu verbinden scheint. Aber die Rückkehr des
  • göttlichen Wesens in das Selbstbewußtsein ist es, die schon den Grund
  • enthält, daß dieses den Mittelpunkt für jene göttlichen Kräfte bildet,
  • und die wesentliche Einheit zunächst unter der Form einer
  • freundlichen äußerlichen Beziehung beider Welten verbirgt.
  • Dieselbe Allgemeinheit, welche diesem Inhalte zukommt, hat notwendig
  • auch die Form des Bewußtseins, in welcher er auftritt. Es ist nicht
  • mehr das wirkliche Tun des Kultus, sondern ein Tun, das zwar noch
  • nicht in den Begriff, sondern erst in die _Vorstellung_, in die
  • synthetische Verknüpfung des selbstbewußten und des äußern Daseins
  • erhoben ist. Das Dasein dieser Vorstellung, die _Sprache_, ist die
  • erste Sprache, das _Epos_ als solches, das den allgemeinen Inhalt,
  • wenigstens als _Vollständigkeit_ der Welt, obzwar nicht als
  • _Allgemeinheit_ des _Gedankens_ enthält. Der _Sänger_ ist der
  • Einzelne und Wirkliche, aus dem als Subjekt dieser Welt sie erzeugt
  • und getragen wird. Sein Pathos ist nicht die betäubende Naturmacht,
  • sondern die Mnemosyne, die Besinnung und gewordne Innerlichkeit, die
  • Erinnerung des vorhin unmittelbaren Wesens. Er ist das in seinem
  • Inhalte verschwindende Organ, nicht sein eignes Selbst gilt, sondern
  • seine Muse, sein allgemeiner Gesang. Was aber in der Tat vorhanden
  • ist, ist der Schluß, worin das Extrem der Allgemeinheit, die
  • Götterwelt, durch die Mitte der Besonderheit mit der Einzelnheit, dem
  • Sänger, verknüpft ist. Die Mitte ist das Volk in seinen Helden,
  • welche einzelne Menschen sind, wie der Sänger, aber nur
  • _vorgestellte_ und dadurch zugleich _allgemeine_, wie das freie
  • Extrem der Allgemeinheit, die Götter.
  • In diesem Epos _stellt_ sich also überhaupt dem Bewußtsein dar, was
  • im Kultus _an sich_ zustande kommt, die Beziehung des Göttlichen auf
  • das Menschliche. Der Inhalt ist eine _Handlung_ des seiner selbst
  • bewußten Wesens. Das _Handeln_ stört die Ruhe der Substanz und
  • erregt das Wesen, wodurch seine Einfachheit geteilt und in die
  • mannigfaltige Welt der natürlichen und sittlichen Kräfte
  • aufgeschlossen ist. Die Handlung ist die Verletzung der ruhigen Erde,
  • die Grube, die durch das Blut beseelt, die abgeschiednen Geister
  • hervorruft, welche nach Leben durstend, es in dem Tun des
  • Selbstbewußtseins erhalten. Das Geschäfte, um welches die allgemeine
  • Bemühung geht, bekommt die zwei Seiten, die _selbstische_, von einer
  • Gesamtheit wirklicher Völker und den an ihrer Spitze stehenden
  • Individualitäten, und die _allgemeine_, von ihren substantiellen
  • Mächten vollbracht zu werden. Die _Beziehung_ beider aber bestimmte
  • sich vorhin so, daß sie die _synthetische_ Verbindung des Allgemeinen
  • und Einzelnen, oder das _Vorstellen_ ist. Von dieser Bestimmtheit
  • hängt die Beurteilung dieser Welt ab.--Das Verhältnis beider ist
  • dadurch eine Vermischung, welche die Einheit des Tuns inkonsequent
  • verteilt, und die Handlung überflüssigerweise von der einen Seite zur
  • andern herüberwirft. Die allgemeinen Mächte haben die Gestalt der
  • Individualität und damit das Prinzip des Handelns an ihnen; ihr
  • Wirken erscheint daher als ein ebenso freies von ihnen ganz
  • ausgehendes Tun als das der Menschen. Ein und dasselbe haben daher
  • ebensowohl die Götter als die Menschen getan. Der Ernst jener Mächte
  • ist ein lächerlicher Überfluß, da diese in der Tat die Kraft der
  • handelnden Individualität sind;--und die Anstrengung und Arbeit
  • dieser ist eine ebenso unnütze Bemühung, da jene vielmehr alles
  • lenken.--Die übertägigen Sterblichen, die das Nichts sind, sind
  • zugleich das mächtige _Selbst_, das die allgemeinen Wesen sich
  • unterwirft, die Götter verletzt und ihnen überhaupt die Wirklichkeit
  • und ein Interesse des Tuns verschafft; wie umgekehrt diese
  • unmächtigen Allgemeinheiten, die sich von den Gaben der Menschen
  • nähren und durch sie erst etwas zu tun bekommen, das natürliche Wesen
  • und der Stoff aller Begebenheiten, und ebenso die sittliche Materie
  • und das Pathos des Tuns sind. Wenn ihre elementarischen Naturen
  • durch das freie Selbst der Individualität erst in Wirklichkeit und
  • betätigtes Verhältnis gebracht werden, so sind sie ebensosehr das
  • Allgemeine, das sich dieser Verbindung entzieht, in seiner Bestimmung
  • unbeschränkt bleibt und durch die unüberwindliche Elastizität seiner
  • Einheit die Punktualität des Tätigen und seine Figurationen auslöscht,
  • sich selbst rein erhält, und alles Individuelle in seiner
  • Flüssigkeit auflöst.
  • Wie sie mit der entgegenstehenden selbstischen Natur in diese
  • widersprechende Beziehung fallen, ebenso gerät ihre Allgemeinheit mit
  • ihrer eignen Bestimmung und deren Verhältnis zu andern in Widerstreit.
  • Sie sind die ewigen schönen Individuen, die, in ihrem eignen Dasein
  • ruhend, der Vergänglichkeit und fremder Gewalt enthoben sind.--Aber
  • sie sind zugleich _bestimmte_ Elemente, _besondre_ Götter, die sich
  • also zu andern verhalten. Aber das Verhältnis zu andern, das nach
  • seiner Entgegensetzung ein Streit mit ihnen ist, ist eine komische
  • Selbstvergessenheit ihrer ewigen Natur.--Die Bestimmtheit ist in das
  • göttliche Bestehen eingewurzelt und hat in seiner Begrenzung die
  • Selbstständigkeit der ganzen Individualität; durch diese verlieren
  • ihre Charaktere zugleich die Schärfe der Eigentümlichkeit und
  • vermischen sich in ihrer Vieldeutigkeit.--Ein Zweck der Tätigkeit und
  • ihre Tätigkeit selbst, da sie gegen ein Anderes und somit gegen eine
  • unbesiegbare göttliche Kraft gerichtet ist, ist ein zufälliges leeres
  • Aufspreizen, das ebenso zerfließt und den anscheinenden Ernst der
  • Handlung in ein gefahrloses, seiner selbst sichres Spiel ohne
  • Resultat und Erfolg verwandelt. Wenn aber an der Natur ihrer
  • Göttlichkeit das Negative oder die Bestimmtheit derselben nur als die
  • Inkonsequenz ihrer Tätigkeit und der Widerspruch des Zwecks und des
  • Erfolgs erscheint, und jene selbstständige Sicherheit über das
  • Bestimmte das Übergewicht behält, so tritt ihr ebendadurch die _reine
  • Kraft_ des _Negativen_ gegenüber, und zwar als ihre letzte Macht,
  • über welche sie nichts vermögen. Sie sind das Allgemeine und
  • Positive gegen das _einzelne Selbst_ der Sterblichen, das nicht gegen
  • ihre Macht aushält; aber das _allgemeine Selbst_ schwebt darum über
  • ihnen und über dieser ganzen Welt der Vorstellung, welcher der ganze
  • Inhalt angehört; als die _begrifflose Leere der Notwendigkeit_--ein
  • Geschehen, gegen das sie sich selbstlos und traurend verhalten, denn
  • diese _bestimmten_ Naturen finden sich nicht in dieser Reinheit.
  • Diese Notwendigkeit aber ist die _Einheit des Begriffes_, der die
  • widersprechende Substantialität der einzelnen Momente unterworfen ist,
  • worin die Inkonsequenz und Zufälligkeit ihres Tuns sich ordnet und
  • das Spiel ihrer Handlungen seinen Ernst und Wert an ihnen selbst
  • erhält. Der Inhalt der Welt der Vorstellung spielt losgebunden für
  • sich in der _Mitte_ seine Bewegung, versammelt um die Individualität
  • eines Helden, der aber in seiner Kraft und Schönheit sein Leben
  • gebrochen fühlt und einem frühen Tod entgegensehend trauert. Denn
  • die _in sich feste und wirkliche Einzelnheit_ ist an die Extremität
  • ausgeschlossen, und in ihre Momente entzweit, die sich noch nicht
  • gefunden und vereint. Das eine Einzelne, das _abstrakte_ Unwirkliche,
  • ist die Notwendigkeit, die an dem Leben der Mitte nicht Anteil hat,
  • sowenig als das andre, das _wirkliche_ Einzelne, der Sänger, der sich
  • außer ihm hält und in seiner Vorstellung untergeht. Beide Extreme
  • müssen sich dem Inhalte nähern; das eine, die Notwendigkeit, hat sich
  • mit dem Inhalte zu erfüllen, das andre, die Sprache des Sängers, muß
  • Anteil an ihm haben; und der sich selbst vorher überlassene Inhalt
  • die Gewißheit und feste Bestimmung des Negativen an ihm erhalten.
  • Diese höhere Sprache, die _Tragödie_, faßt also die Zerstreuung der
  • Momente der wesentlichen und handelnden Welt näher zusammen; die
  • _Substanz_ des Göttlichen tritt _nach der Natur des Begriffes_ in
  • ihre Gestalten auseinander, und ihre _Bewegung_ ist gleichfalls ihm
  • gemäß. In Ansehung der Form hört die Sprache dadurch, daß sie in den
  • Inhalt hereintritt, auf, erzählend zu sein, wie der Inhalt ein
  • vorgestellter. Der Held ist selbst der sprechende, und die
  • Vorstellung zeigt dem Zuhörer, der zugleich Zuschauer ist,
  • _selbstbewußte_ Menschen, die ihr Recht und ihren Zweck, die Macht
  • und den Willen ihrer Bestimmtheit _wissen_ und zu _sagen_ wissen.
  • Sie sind Künstler, die nicht, wie die das gemeine Tun im wirklichen
  • Leben begleitende Sprache, bewußtlos, natürlich und naiv das _Äußere_
  • ihres Entschlusses und Beginnens aussprechen, sondern das innre Wesen
  • äußern, das Recht ihres Handelns beweisen, und das Pathos, dem sie
  • angehören, frei von zufälligen Umständen und von der Besonderheit der
  • Persönlichkeiten in seiner allgemeinen Individualität besonnen
  • behaupten und bestimmt aussprechen. Das _Dasein_ dieser Charaktere
  • sind endlich _wirkliche_ Menschen, welche die Personen der Helden
  • anlegen, und diese in wirklichem nicht erzählendem, sondern eignem
  • Sprechen darstellen. So wesentlich es der Bildsäule ist, von
  • Menschenhänden gemacht zu sein, ebenso wesentlich ist der
  • Schauspieler seiner Maske,--nicht als äußerliche Bedingung, von der
  • die Kunstbetrachtung abstrahieren müsse; oder insofern davon in ihr
  • allerdings zu abstrahieren ist, so ist eben dies damit gesagt, daß
  • die Kunst das wahre eigentliche Selbst noch nicht in ihr enthält.
  • Der _allgemeine Boden_, worauf die Bewegung dieser aus dem Begriffe
  • erzeugten Gestalten vorgeht, ist das Bewußtsein der ersten
  • vorstellenden Sprache und ihres selbstlosen auseinandergelaßnen
  • Inhalts. Es ist das gemeine Volk überhaupt, dessen Weisheit in dem
  • _Chore des Alters_ zur Sprache kömmt; es hat an dessen Kraftlosigkeit
  • seinen Repräsentanten, weil es selbst nur das positive und passive
  • Material der ihm gegenübertretenden Individualität der Regierung
  • ausmacht. Der Macht des Negativen entbehrend, vermag es den Reichtum
  • und die bunte Fülle des göttlichen Lebens nicht zusammenzuhalten und
  • zu bändigen, sondern läßt es auseinanderlaufen, und preist jedes
  • einzelne Moment als einen selbstständigen Gott, bald diesen, bald
  • wieder einen andern, in seinen verehrenden Hymnen. Wo es aber den
  • Ernst des Begriffes, wie er über diese Gestalten sie zertrümmernd
  • einherschreitet, verspürt, und es zu sehen bekömmt, wie schlecht es
  • seinen gepriesenen Göttern geht, die sich auf diesen Boden, worauf
  • der Begriff herrscht, wagen, ist es nicht selbst die negative Macht,
  • die handelnd eingreift, sondern hält sich im selbstlosen Gedanken
  • derselben, im Bewußtsein des _fremden Schicksals_, und bringt den
  • leeren Wunsch der Beruhigung und die schwache Rede der Besänftigung
  • herbei. In der _Furcht_ vor den höhern Mächten, welche die
  • unmittelbaren Arme der Substanz sind, vor ihrem Kampfe miteinander,
  • und vor dem einfachen Selbst der Notwendigkeit, das auch sie wie die
  • Lebendigen, die an sie geknüpft sind, zermalmt,--in dem _Mitleiden_
  • mit diesen, die es zugleich als dasselbe mit sich selbst weiß, ist
  • für es nur der untätige Schrecken dieser Bewegung, das ebenso
  • hilflose Bedauern, und als Ende die leere Ruhe der Ergebung in die
  • Notwendigkeit, deren Werk nicht als die notwendige Handlung des
  • Charakters und nicht als das Tun des absoluten Wesens in sich selbst
  • erfaßt wird.
  • Auf diesem zuschauenden Bewußtsein als auf dem gleichgültigen Boden
  • des Vorstellens tritt der Geist in seiner nicht zerstreuten
  • Mannigfaltigkeit, sondern in der einfachen Entzweiung des Begriffes
  • auf. Seine Substanz zeigt sich daher nur in ihre zwei extremen
  • Mächte auseinandergerissen. Diese elementarischen _allgemeinen_
  • Wesen sind zugleich selbstbewußte _Individualitäten_,--Helden, welche
  • in eine dieser Mächten ihr Bewußtsein setzen, an ihr die Bestimmtheit
  • des Charakters haben, und ihre Betätigung und Wirklichkeit ausmachen.
  • --Diese allgemeine Individualisierung steigt, wie erinnert, noch zur
  • unmittelbaren Wirklichkeit des eigentlichen Daseins herunter, und
  • stellt sich einer Menge von Zuschauern dar, die an dem Chore ihr
  • Gegenbild oder vielmehr ihre eigne sich aussprechende Vorstellung hat.
  • Der Inhalt und die Bewegung des Geistes, der sich hier Gegenstand ist,
  • ist bereits als die Natur und Realisierung der sittlichen Substanz
  • betrachtet worden. In seiner Religion erlangt er das Bewußtsein über
  • sich, oder stellt sich seinem Bewußtsein in seiner reinern Form und
  • einfachern Gestaltung dar. Wenn also die sittliche Substanz sich
  • durch ihren Begriff, ihrem _Inhalte_ nach, in die beiden Mächte
  • entzweite, die als _göttliches_ und _menschliches_, oder
  • unterirdisches und oberes Recht bestimmt wurden--jenes die _Familie_,
  • dies die _Staatsmacht_--, und deren das erstere der _weibliche_, das
  • andre der _männliche Charakter_ war, so schränkt sich der vorher
  • vielformige und in seinen Bestimmungen schwankende Götterkreis auf
  • diese Mächte ein, die durch diese Bestimmung der eigentlichen
  • Individualität genähert sind. Denn die frühere Zerstreuung des
  • Ganzen in die vielfachen und abstrakten Kräfte, die substantiiert
  • erscheinen, ist die _Auflösung_ des _Subjekts_, das sie nur als
  • _Momente_ in seinem Selbst begreift, und die Individualität ist daher
  • nur die oberflächliche Form jener Wesen. Umgekehrt ist ein weiterer
  • Unterschied der _Charaktere_ als der genannte zur zufälligen und an
  • sich äußerlichen Persönlichkeit zu rechnen.
  • Zugleich teilt sich das Wesen seiner Form oder dem _Wissen_ nach.
  • Der _handelnde_ Geist tritt als Bewußtsein dem Gegenstande gegenüber,
  • auf den es tätig, und der somit als das _Negative_ des Wissenden
  • bestimmt ist; der Handelnde befindet sich dadurch im Gegensatze des
  • Wissens und Nichtwissens. Er nimmt aus seinem Charakter seinen Zweck
  • und weiß ihn als die sittliche Wesenheit; aber durch die Bestimmtheit
  • des Charakters weiß er nur die _eine_ Macht der Substanz, und die
  • andre ist für ihn verborgen. Die gegenwärtige Wirklichkeit ist daher
  • ein anderes _an sich_ und ein anderes für das Bewußtsein; das obere
  • und das untere Recht erhalten in dieser Beziehung die Bedeutung der
  • wissenden und dem Bewußtsein sich offenbarenden, und der sich
  • verbergenden und im Hinterhalte lauernden Macht. Die eine ist die
  • _Lichtseite_, der Gott des Orakels, der nach seinem natürlichen
  • Momente aus der alles beleuchtenden Sonne entsprungen, alles weiß und
  • offenbart,--_Phöbus_, und _Zeus_, der dessen Vater ist. Aber die
  • Befehle dieses wahrredenden Gottes und seine Bekanntmachungen dessen,
  • was _ist_, sind vielmehr trügerisch. Denn dies Wissen ist in seinem
  • Begriffe unmittelbar das Nichtwissen, weil das _Bewußtsein_ an sich
  • selbst im Handeln dieser Gegensatz ist. Der, welcher die rätselhafte
  • Sphinx selbst aufzuschließen vermochte, wie der kindlich Vertrauende
  • werden darum durch das, was der Gott ihnen offenbart, ins Verderben
  • geschickt. Diese Priesterin, aus der der schöne Gott spricht, ist
  • nichts anders als die doppelsinnigen Schicksalsschwestern, die durch
  • ihre Verheißungen zum Verbrechen treiben, und in der Zweizüngigkeit
  • dessen, was sie als Sicherheit angaben, den, der sich auf den
  • offenbaren Sinn verließ, betriegen. Daher das Bewußtsein, das reiner
  • ist als das letztere, das den Hexen glaubt, und besonnener und
  • gründlicher als das erstere, das der Priesterin und dem schönen Gotte
  • traut, auf die Offenbarung, die der Geist des Vaters selbst über das
  • Verbrechen, das ihn mordete, machte, mit der Rache zaudert, und andre
  • Beweise noch veranstaltet,--aus dem Grunde, weil dieser offenbarende
  • Geist auch der Teufel sein könnte.
  • Dies Mißtrauen ist darum gegründet, weil das wissende Bewußtsein sich
  • in den Gegensatz der Gewißheit seiner selbst und des gegenständlichen
  • Wesens setzt. Das Recht des sittlichen, daß die Wirklichkeit nichts
  • _an sich_ ist im Gegensatze gegen das absolute Gesetz, erfährt, daß
  • sein Wissen einseitig, sein Gesetz nur Gesetz seines Charakters ist,
  • daß es nur die eine Macht der Substanz ergriff. Die Handlung selbst
  • ist diese Verkehrung des _Gewußten_ in sein _Gegenteil_, das _Sein_,
  • ist das Umschlagen des Rechts des Charakters und des Wissens in das
  • Recht des Entgegengesetzten, mit dem jenes im Wesen der Substanz
  • verknüpft ist,--in die Erinnye der andern feindlich erregten Macht
  • und Charakters. Dies _untre_ Recht sitzt mit _Zeus_ auf dem Throne
  • und genießt mit dem offenbaren Rechte und dem wissenden Gotte
  • gleiches Ansehen.
  • Auf diese drei Wesen wird von der handelnden Individualität die
  • Götterwelt des Chors eingeschränkt. Das eine ist die _Substanz_,
  • ebensowohl die Macht des Herdes und der Geist der Familienpietät wie
  • die allgemeine Macht des Staats und der Regierung. Indem der
  • Substanz als solcher dieser Unterschied angehört, individualisiert er
  • sich der Vorstellung nicht zu zwei unterschiednen Gestalten, sondern
  • hat in der Wirklichkeit die zwei Personen seiner Charaktere.
  • Hingegen der Unterschied des Wissens und Nichtwissens fällt in ein
  • _jedes_ der _wirklichen Selbstbewußtsein_,--und nur in der
  • Abstraktion, im Elemente der Allgemeinheit verteilt er sich an zwei
  • individuelle Gestalten. Denn das Selbst des Heros hat nur Dasein als
  • ganzes Bewußtsein und ist daher wesentlich der _ganze_ Unterschied,
  • der der Form angehört; aber seine Substanz ist bestimmt, und es
  • gehört ihm nur die eine Seite des Unterschieds des Inhalts an. Daher
  • erhalten die beiden Seiten des Bewußtseins, die in der Wirklichkeit
  • keine getrennte, einer jeden eigne Individualität haben, in _der
  • Vorstellung_ jede ihre besondere Gestalt; die eine die des
  • offenbarenden Gottes, die andre der sich verborgen haltenden Erinnye.
  • Beide genießen teils gleicher Ehre, teils ist die _Gestalt_ der
  • _Substanz_, Zeus, die Notwendigkeit der _Beziehung_ beider
  • aufeinander. Die Substanz ist die Beziehung, daß das Wissen für sich
  • ist, aber seine Wahrheit an dem Einfachen, der Unterschied, wodurch
  • das wirkliche Bewußtsein ist, seinen Grund an dem ihn tilgenden
  • innern Wesen, die sich klare _Versicherung_ der _Gewißheit_ ihre
  • Bestätigung an der _Vergessenheit_ hat.
  • Das Bewußtsein schloß diesen Gegensatz durch das Handeln auf; nach
  • dem offenbaren Wissen handelnd, erfährt es den Betrug desselben, und
  • dem Inhalte nach dem _einen_ Attribute der Substanz ergeben,
  • verletzte es das andre und gab diesem dadurch das Recht gegen sich.
  • Dem wissenden Gotte folgend, ergriff es vielmehr das nicht Offenbare,
  • und büßt dafür, dem Wissen vertraut zu haben, dessen Zweideutigkeit,
  • da sie seine Natur ist, auch _für es_, und eine _Warnung_ dafür
  • vorhanden sein mußte. Die Raserei der Priesterin, die unmenschliche
  • Gestalt der Hexen, die Stimme des Baumes, des Vogels, der Traum u.s.f.
  • sind nicht die Weisen, in welchen die Wahrheit erscheint, sondern
  • warnende Zeichen des Betrugs, der Nichtbesonnenheit, der Einzelnheit
  • und Zufälligkeit des Wissens. Oder was dasselbe ist, die
  • entgegengesetzte Macht, die von ihm verletzt wird, ist als
  • ausgesprochenes Gesetz und geltendes Recht vorhanden; es sei das
  • Gesetz der Familie oder des Staats; das Bewußtsein folgte dagegen dem
  • eignen Wissen und verbarg sich selbst das Offenbare. Die Wahrheit
  • aber der gegeneinander auftretenden Mächte des Inhalts und
  • Bewußtseins ist das Resultat, daß beide gleiches Recht und darum in
  • ihrem Gegensatz, den das Handeln hervorbringt, gleiches Unrecht haben.
  • Die Bewegung des Tuns erweist ihre Einheit in dem gegenseitigen
  • Untergange beider Mächte und der selbstbewußten Charaktere. Die
  • Versöhnung des Gegensatzes mit sich ist die _Lethe_ der _Unterwelt_
  • im Tode,--oder die _Lethe_ der _Oberwelt_, als Freisprechung nicht
  • von der Schuld, denn diese kann das Bewußtsein, weil es handelte,
  • nicht verleugnen, sondern vom Verbrechen, und seine sühnende
  • Beruhigung. Beide sind die _Vergessenheit_, das Verschwundensein der
  • Wirklichkeit und des Tuns der Mächte der Substanz, ihrer
  • Individualitäten, und der Mächte des abstrakten Gedankens des Guten
  • und des Bösen, denn keine für sich ist das Wesen, sondern dieses ist
  • die Ruhe des Ganzen in sich selbst, die unbewegte Einheit des
  • Schicksals, das ruhige Dasein und damit die Untätigkeit und
  • Unlebendigkeit der Familie und der Regierung, und die gleiche Ehre
  • und damit die gleichgültige Unwirklichkeit Apolls und der Erinnye,
  • und die Rückkehr ihrer Begeistung und Tätigkeit in den einfachen Zeus.
  • Dieses Schicksal vollendet die Entvölkerung des Himmels, der
  • gedankenlosen Vermischung der Individualität und des Wesens,--einer
  • Vermischung, wodurch das Tun des Wesens als ein inkonsequentes,
  • zufälliges, seiner unwürdiges erscheint; denn dem Wesen nur
  • oberflächlich anhängend, ist die Individualität die unwesentliche.
  • Die Vertreibung solcher wesenlosen Vorstellungen, die von Philosophen
  • des Altertums gefodert wurde, beginnt also schon in der Tragödie
  • überhaupt dadurch, daß die Einteilung der Substanz von dem Begriffe
  • beherrscht, die Individualität hiemit die wesentliche und die
  • Bestimmungen die absoluten Charaktere sind. Das Selbstbewußtsein,
  • das in ihr vorgestellt ist, kennt und anerkennt deswegen nur _eine_
  • höchste Macht, und diesen Zeus nur als die Macht des Staats oder des
  • Herdes, und im Gegensatze des Wissens nur als den Vater des zur
  • Gestalt werdenden Wissens des _Besondern_,--und als den Zeus des
  • Eides und der Erinnye, des _Allgemeinen_, im Verborgnen wohnenden
  • Innern. Die weiter aus dem Begriffe in die Vorstellung sich
  • zerstreuenden Momente, die der Chor nacheinander gelten läßt, sind
  • hingegen nicht das Pathos des Helden, sondern sinken ihm zur
  • Leidenschaft herunter,--zu zufälligen, wesenlosen Momenten, die der
  • selbstlose Chor wohl preist, aber die nicht fähig sind, den Charakter
  • der Helden auszumachen, noch von ihnen als ihr Wesen ausgesprochen
  • und geachtet zu werden.
  • Aber auch die Personen des göttlichen Wesens selbst, sowie die
  • Charaktere seiner Substanz, gehen in die Einfachheit des Bewußtlosen
  • zusammen. Diese Notwendigkeit hat gegen das Selbstbewußtsein die
  • Bestimmung, die negative Macht aller auftretenden Gestalten zu sein,
  • in ihr sich selbst nicht zu erkennen, sondern darin vielmehr
  • unterzugehen. Das Selbst tritt nur den _Charakteren_ zugeteilt auf,
  • nicht als die Mitte der Bewegung. Aber das Selbstbewußtsein, die
  • einfache _Gewißheit_ seiner, ist in der Tat die negative Macht, die
  • Einheit des Zeus, des _substantiellen_ Wesens, und der _abstrakten_
  • Notwendigkeit, es ist die geistige Einheit, worein alles zurückgeht.
  • Weil das wirkliche Selbstbewußtsein noch von der Substanz und dem
  • Schicksale unterschieden wird, ist es _teils_ der Chor oder vielmehr
  • die zuschauende Menge, welche diese Bewegung des göttlichen Lebens
  • als ein _Fremdes_ mit Furcht erfüllt, oder in der sie als ein Nahes
  • nur die Rührung des nicht handelnden _Mitleidens_ hervorbringt.
  • Teils insofern das Bewußtsein mithandelt und den Charakteren angehört,
  • ist diese Vereinigung, weil die wahre, die des Selbsts, des
  • Schicksals und der Substanz noch nicht vorhanden ist, eine äußerliche,
  • eine _Hypokrisie_; der Held, der vor dem Zuschauer auftritt,
  • zerfällt in seine Maske und in den Schauspieler, in die Person und
  • das wirkliche Selbst.
  • Das Selbstbewußtsein der Helden muß aus seiner Maske hervortreten und
  • sich darstellen, wie es sich als das Schicksal sowohl der Götter des
  • Chors als der absoluten Mächte selbst weiß, und von dem Chore, dem
  • allgemeinen Bewußtsein, nicht mehr getrennt ist.
  • Die _Komödie_ hat also vorerst die Seite, daß das wirkliche
  • Selbstbewußtsein sich als das Schicksal der Götter darstellt. Diese
  • elementarischen Wesen sind, als _allgemeine_ Momente, kein Selbst und
  • nicht wirklich. Sie sind zwar mit der Form der Individualität
  • ausgestattet, aber diese ist ihnen nur eingebildet und kommt ihnen
  • nicht an und für sich selbst zu; das wirkliche Selbst hat nicht ein
  • solches abstraktes Moment zu seiner Substanz und Inhalt. Es, das
  • Subjekt, ist daher über ein solches Moment als über eine einzelne
  • Eigenschaft erhoben, und angetan mit dieser Maske spricht es die
  • Ironie derselben aus, die für sich etwas sein will. Das Aufspreizen
  • der allgemeinen Wesenheit ist an das Selbst verraten; es zeigt sich
  • in einer Wirklichkeit gefangen und läßt die Maske fallen, eben indem
  • es etwas Rechtes sein will. Das Selbst hier in seiner Bedeutung als
  • Wirkliches auftretend, spielt es mit der Maske, die es einmal anlegt,
  • um seine Person zu sein--aber aus diesem Scheine tut es sich
  • ebensobald wieder in seiner eignen Nacktheit und Gewöhnlichkeit
  • hervor, die es von dem eigentlichen Selbst, dem Schauspieler, sowie
  • von dem Zuschauer nicht unterschieden zu sein zeigt.
  • Diese allgemeine Auflösung der gestalteten Wesenheit überhaupt in
  • ihrer Individualität wird in ihrem Inhalte ernsthafter und dadurch
  • mutwilliger und bittrer, insofern er seine ernstere und notwendigere
  • Bedeutung hat. Die göttliche Substanz vereinigt in ihr die Bedeutung
  • der natürlichen und sittlichen Wesenheit. In Ansehung des
  • Natürlichen zeigt das wirkliche Selbstbewußtsein schon in der
  • Verwendung desselben zu seinem Putze, Wohnung u.s.f. und im Schmause
  • seines Opfers sich als das Schicksal, dem das Geheimnis verraten ist,
  • welche Bewandtnis es mit der Selbstwesenheit der Natur hat; in dem
  • Mysterium des Brotes und Weines macht es dieselbe zusammen mit der
  • Bedeutung des innern Wesens sich zu eigen, und in der Komödie ist es
  • sich der Ironie dieser Bedeutung überhaupt bewußt.--Insofern nun
  • diese Bedeutung die sittliche Wesenheit enthält, ist sie teils das
  • Volk, in seinen beiden Seiten, des Staats oder eigentlichen Demos,
  • und der Familien-Einzelnheit;--teils aber das selbstbewußte reine
  • Wissen, oder das vernünftige Denken des Allgemeinen.--Jener _Demos_,
  • die allgemeine Masse, die sich als Herrn und Regent sowie als den zu
  • respektierenden Verstand und Einsicht weiß, zwingt und betört sich
  • durch die Besonderheit seiner Wirklichkeit, und stellt den
  • lächerlichen Kontrast seiner Meinung von sich und seines
  • unmittelbaren Daseins, seiner Notwendigkeit und Zufälligkeit, seiner
  • Allgemeinheit und Gemeinheit dar. Wenn das Prinzip seiner vom
  • Allgemeinen getrennten Einzelnheit, in der eigentlichen Gestalt der
  • Wirklichkeit, sich hervortut und des Gemeinwesens, dessen geheimer
  • Schaden es ist, sich offenbar anmaßt und es einrichtet, so verrät
  • sich unmittelbarer der Kontrast des Allgemeinen als einer Theorie und
  • dessen, um was es in der Praxis zu tun ist, die gänzliche Befreiung
  • der Zwecke der unmittelbaren Einzelnheit von der allgemeinen Ordnung
  • und der Spott jener über diese.
  • Das vernünftige _Denken_ enthebt das göttliche Wesen seiner
  • zufälligen Gestalt, und entgegengesetzt der begrifflosen Weisheit des
  • Chors, die mancherlei Sittensprüche vorbringt, und eine Menge von
  • Gesetzen und bestimmten Pflicht- und Rechtsbegriffen gelten läßt,
  • hebt es sie in die einfachen Ideen des _Schönen_ und _Guten_ empor.
  • --Die Bewegung dieser Abstraktion ist das Bewußtsein der Dialektik,
  • welche diese Maximen und Gesetze an ihnen haben, und hiedurch des
  • Verschwindens der absoluten Gültigkeit, in der sie vorher erschienen.
  • Indem die zufällige Bestimmung und oberflächliche Individualität,
  • welche die Vorstellung den göttlichen Wesenheiten lieh, verschwindet,
  • haben sie nach ihrer _natürlichen_ Seite nur noch die Nacktheit ihres
  • unmittelbaren Daseins, sie sind Wolken, ein verschwindender Dunst,
  • wie jene Vorstellungen. Nach ihrer _gedachten_ Wesentlichkeit zu den
  • _einfachen_ Gedanken des _Schönen_ und _Guten_ geworden, vertragen
  • diese es, mit jedem beliebigen Inhalt erfüllt zu werden. Die Kraft
  • des dialektischen Wissens gibt die bestimmten Gesetze und Maximen des
  • Handelns der Lust und dem Leichtsinne der--hiemit--verführten Jugend
  • preis, und der Ängstlichkeit und Sorge des auf die Einzelnheit des
  • Lebens beschränkten Alters Waffen zum Betrug an die Hand. Die reinen
  • Gedanken des Schönen und Guten zeigen also das komische Schauspiel,
  • durch die Befreiung von der Meinung, welche sowohl ihre Bestimmtheit
  • als Inhalt wie ihre absolute Bestimmtheit, das Festhalten des
  • Bewußtseins enthält, leer und eben dadurch das Spiel der Meinung und
  • der Willkür der zufälligen Individualität zu werden.
  • Hier ist also das vorher bewußtlose Schicksal, das in der leeren Ruhe
  • und Vergessenheit besteht und von dem Selbstbewußtsein getrennt ist,
  • mit diesem vereint. Das _einzelne Selbst_ ist die negative Kraft,
  • durch und in welcher die Götter sowie deren Momente, die daseiende
  • Natur und die Gedanken ihrer Bestimmungen, verschwinden; zugleich ist
  • es nicht die Leerheit des Verschwindens, sondern erhält sich in
  • dieser Nichtigkeit selbst, ist bei sich und die einzige Wirklichkeit.
  • Die Religion der Kunst hat sich in ihm vollendet und ist vollkommen
  • in sich zurückgegangen. Dadurch, daß das einzelne Bewußtsein in der
  • Gewißheit seiner selbst es ist, das als diese absolute Macht sich
  • darstellt, hat diese die Form eines _Vorgestellten_, von dem
  • _Bewußtsein_ überhaupt _Getrennten_ und ihm Fremden verloren, wie die
  • Bildsäule, auch die lebendige schöne Körperlichkeit oder der Inhalt
  • des Epos und die Mächte und Personen der Tragödie waren;--auch ist
  • die Einheit nicht die _bewußtlose_ des Kultus und der Mysterien,
  • sondern das eigentliche Selbst des Schauspielers fällt mit seiner
  • Person zusammen, so wie der Zuschauer, der in dem, was ihm
  • vorgestellt wird, vollkommen zu Hause ist und sich selbst spielen
  • sieht. Was dies Selbstbewußtsein anschaut, ist, daß in ihm, was die
  • Form von Wesenheit gegen es annimmt, in seinem Denken, Dasein und Tun
  • sich vielmehr auflöst und preisgegeben ist, es ist die Rückkehr alles
  • Allgemeinen in die Gewißheit seiner selbst, die hiedurch diese
  • vollkommne Furcht- und Wesenlosigkeit alles Fremden, und ein Wohlsein
  • und Sich-wohlsein-lassen des Bewußtseins ist, wie sich außer dieser
  • Komödie keins mehr findet.
  • C. Die offenbare Religion
  • Durch die Religion der Kunst ist der Geist aus der Form der
  • _Substanz_ in die des _Subjekts_ getreten, denn sie _bringt_ seine
  • Gestalt _hervor_, und setzt also in ihr das _Tun_ oder das
  • _Selbstbewußtsein_, das in der furchtbaren Substanz nur verschwindet,
  • und im Vertrauen sich nicht selbst erfaßt. Diese Menschwerdung des
  • göttlichen Wesens geht von der Bildsäule aus, die nur die _äußere_
  • Gestalt des Selbsts an ihr hat, das _innre_ aber, ihre Tätigkeit,
  • fällt außer ihr; im Kultus aber sind beide Seiten eins geworden, in
  • dem Resultate der Religion der Kunst ist diese Einheit in ihrer
  • Vollendung zugleich auch auf das Extrem des Selbsts herübergegangen;
  • in dem Geiste, der in der Einzelnheit des Bewußtseins seiner
  • vollkommen gewiß ist, ist alle Wesenheit versunken. Der Satz, der
  • diesen Leichtsinn ausspricht, lautet so: _das Selbst ist das absolute
  • Wesen_; das Wesen, das Substanz und an dem das Selbst die
  • Akzidentalität war, ist zum Prädikate heruntergesunken, und der Geist
  • hat in _diesem Selbstbewußtsein,_ dem nichts in der Form des Wesens
  • gegenübertritt, sein _Bewußtsein_ verloren.
  • Dieser Satz: _das Selbst ist das absolute Wesen_, gehört, wie von
  • selbst erhellt, dem nichtreligiösen, dem wirklichen Geiste an, und es
  • ist sich zu erinnern, welches die Gestalt desselben ist, die ihn
  • ausdrückt. Sie wird zugleich die Bewegung und die Umkehrung
  • desselben enthalten, welche das Selbst zum Prädikate herunterstimmt,
  • und die Substanz zum Subjekte erhebt. So nämlich, daß der umgekehrte
  • Satz nicht _an sich_ oder _für uns_ die Substanz zum Subjekte macht,
  • oder was dasselbe ist, die Substanz so wiederherstellt, daß das
  • Bewußtsein des Geistes zu seinem Anfange, der natürlichen Religion,
  • zurückgeführt wird, sondern so, daß diese Umkehrung _für_ und _durch
  • das Selbstbewußtsein_ selbst zustande gebracht wird. Indem dieses
  • sich mit Bewußtsein aufgibt, so wird es in seiner Entäußerung
  • erhalten und bleibt das Subjekt der Substanz, aber als sich ebenso
  • entäußertes hat es zugleich das Bewußtsein derselben; oder indem es
  • durch seine Aufopferung die Substanz als Subjekt _hervorbringt_,
  • bleibt dieses sein eignes Selbst. Es wird hiedurch erreicht, daß,
  • wenn in den beiden Sätzen in dem ersten der Substantialität das
  • Subjekt nur verschwindet, und in dem zweiten die Substanz nur
  • Prädikat ist, und beide Seiten also in jedem mit der
  • entgegengesetzten Ungleichheit des Wertes vorhanden sind,--daß die
  • Vereinigung und Durchdringung beider Naturen hervorgeht, in der beide
  • mit gleichem Werte ebenso _wesentlich_ als auch nur _Momente_ sind;
  • hiedurch ist also der Geist ebenso _Bewußtsein_ seiner als seiner
  • _gegenständlichen_ Substanz, wie einfaches in sich bleibendes
  • _Selbstbewußtsein_.
  • Die Religion der Kunst gehört dem sittlichen Geiste an, den wir
  • früher in dem _Rechtszustande_ untergehen sahen, d.h. in dem Satze:
  • _das Selbst als solches_, die _abstrakte Person ist absolutes Wesen_.
  • Im sittlichen Leben ist das Selbst in dem Geiste seines Volks
  • versenkt, es ist die _erfüllte_ Allgemeinheit. Die _einfache
  • Einzelnheit_ aber erhebt sich aus diesem Inhalte, und ihr Leichtsinn
  • reinigt sie zur Person, zur abstrakten Allgemeinheit des Rechts. In
  • dieser ist die _Realität_ des sittlichen Geists verloren, die
  • inhaltsleeren Geister der Völkerindividuen sind in _ein_ Pantheon
  • versammelt, nicht in ein Pantheon der Vorstellung, deren unmächtige
  • Form jeden gewähren läßt, sondern in das Pantheon der abstrakten
  • Allgemeinheit, des reinen Gedankens, der sie entleibt, und dem
  • geistlosen Selbst, der einzelnen Person das An- und Für-sich-sein
  • erteilt.
  • Aber dies Selbst hat durch seine Leerheit den Inhalt freigelassen;
  • das Bewußtsein ist nur _in sich_ das Wesen; sein eignes _Dasein_, das
  • rechtliche Anerkanntsein der Person, ist die unerfüllte Abstraktion;
  • es besitzt also vielmehr nur den Gedanken seiner selbst, oder wie es
  • _da ist_ und sich als Gegenstand weiß, ist es das _unwirkliche_. Es
  • ist daher nur die stoische _Selbstständigkeit_ des _Denkens_, und
  • diese findet, durch die Bewegung des skeptischen Bewußtseins
  • hindurchgehend, seine Wahrheit in derjenigen Gestalt, die das
  • _unglückliche Selbstbewußtsein_ genannt wurde.
  • Dieses weiß, welche Bewandtnis es mit dem wirklichen Gelten der
  • abstrakten Person und ebenso mit dem Gelten derselben in dem reinen
  • Gedanken hat. Es weiß ein solches Gelten vielmehr als den
  • vollkommnen Verlust, es selbst ist dieser seiner bewußte Verlust und
  • die Entäußerung seines Wissens von sich.--Wir sehen, daß dies
  • unglückliche Bewußtsein die Gegenseite und Vervollständigung des in
  • sich vollkommen glücklichen, des komischen Bewußtseins ausmacht. In
  • das letztere geht alles göttliche Wesen zurück, oder es ist die
  • vollkommne _Entäußerung_ der _Substanz_. Jenes hingegen ist
  • umgekehrt das tragische Schicksal der an und für sich sein sollenden
  • _Gewißheit seiner selbst._ Es ist das Bewußtsein des Verlustes aller
  • _Wesenheit_ in _dieser Gewißheit_ seiner und des Verlustes eben
  • dieses Wissens von sich--der Substanz wie des Selbsts, es ist der
  • Schmerz, der sich als das harte Wort ausspricht, _daß Gott gestorben
  • ist_.
  • In dem Rechtszustande ist also die sittliche Welt und die Religion
  • derselben in dem komischen Bewußtsein versunken, und das unglückliche
  • das Wissen dieses _ganzen_ Verlusts. Sowohl der Selbstwert seiner
  • unmittelbaren Persönlichkeit ist ihm verloren, als seiner
  • vermittelten, der _gedachten_. Ebenso ist das Vertrauen in die
  • ewigen Gesetze der Götter, wie die Orakel, die das Besondre zu wissen
  • taten, verstummt. Die Bildsäulen sind nun Leichname, denen die
  • belebende Seele, so wie die Hymne Worte, deren Glauben entflohen ist;
  • die Tische der Götter ohne geistige Speise und Trank, und aus seinen
  • Spielen und Festen kommt dem Bewußtsein nicht die freudige Einheit
  • seiner mit dem Wesen zurück. Den Werken der Muse fehlt die Kraft des
  • Geistes, dem aus der Zermalmung der Götter und Menschen die Gewißheit
  • seiner selbst hervorging. Sie sind nun das, was sie für uns sind,
  • --vom Baume gebrochne schöne Früchte, ein freundliches Schicksal
  • reichte sie uns dar, wie ein Mädchen jene Früchte präsentiert; es
  • gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseins, nicht den Baum, der sie
  • trug, nicht die Erde und die Elemente, die ihre Substanz, noch das
  • Klima, das ihre Bestimmtheit ausmachte, oder den Wechsel der
  • Jahreszeiten, die den Prozeß ihres Werdens beherrschten.--So gibt das
  • Schicksal uns mit den Werken jener Kunst nicht ihre Welt, nicht den
  • Frühling und Sommer des sittlichen Lebens, worin sie blühten und
  • reiften, sondern allein die eingehüllte Erinnerung dieser
  • Wirklichkeit.--Unser Tun in ihrem Genusse ist daher nicht das
  • gottesdienstliche, wodurch unserem Bewußtsein seine vollkommne es
  • ausfüllende Wahrheit würde, sondern es ist das äußerliche Tun, das
  • von diesen Früchten etwa Regentropfen oder Stäubchen abwischt, und an
  • die Stelle der innern Elemente der umgebenden, erzeugenden und
  • begeistenden Wirklichkeit des Sittlichen, das weitläufige Gerüste der
  • toten Elemente ihrer äußerlichen Existenz, der Sprache, des
  • Geschichtlichen u.s.f. errichtet, nicht um sich in sie hinein zu
  • leben, sondern nur um sie in sich vorzustellen. Aber wie das Mädchen,
  • das die gepflückten Früchte darreicht, mehr ist als die in ihre
  • Bedingungen und Elemente, den Baum, Luft, Licht u.s.f. ausgebreitete
  • Natur derselben, welche sie unmittelbar darbot, indem es auf eine
  • höhere Weise dies alles in den Strahl des selbstbewußten Auges und
  • der darreichenden Gebärde zusammenfaßt, so ist der Geist des
  • Schicksals, der uns jene Kunstwerke darbietet, mehr als das sittliche
  • Leben und Wirklichkeit jenes Volkes, denn er ist die _Er-Innerung_
  • des in ihnen noch _veräußerten_ Geistes,--er ist der Geist des
  • tragischen Schicksals, das alle jene individuelle Götter und
  • Attribute der Substanz in das _eine_ Pantheon versammelt, in den
  • seiner als Geist selbstbewußten Geist.
  • Alle Bedingungen seines Hervorgangs sind vorhanden, und diese
  • Totalität seiner Bedingungen macht das _Werden_, den _Begriff_, oder
  • das _ansichseiende_ Hervorgehen desselben aus.--Der Kreis der
  • Hervorbringungen der Kunst umfaßt die Formen der Entäußerungen der
  • absoluten Substanz, sie ist in der Form der Individualität, als ein
  • Ding, als _seiender_ Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins,--als die
  • reine Sprache oder das Werden der Gestalt, deren Dasein nicht aus dem
  • Selbst heraustritt, und rein _verschwindender_ Gegenstand ist;--als
  • unmittelbare _Einheit_ mit dem allgemeinen _Selbstbewußtsein_ in
  • seiner Begeisterung und als vermittelte in dem Tun des Kultus;--als
  • schöne _selbstische Körperlichkeit_, und endlich als das in die
  • _Vorstellung_ erhobne Dasein und die Ausbreitung desselben zu einer
  • Welt, die sich zuletzt in die Allgemeinheit, die ebenso _reine
  • Gewißheit ihrer selbst_ ist, zusammennimmt.--Diese Formen, und auf
  • der andern Seite die _Welt_ der _Person_ und des Rechts, die
  • verwüstende Wildheit der freigelassenen Elemente des Inhalts, ebenso
  • die _gedachte_ Person des Stoizismus und die haltlose Unruhe des
  • skeptischen Bewußtseins, machen die Peripherie der Gestalten aus,
  • welche erwartend und drängend um die Geburtsstätte des als
  • Selbstbewußtsein werdenden Geistes umherstehen, der alle
  • durchdringende Schmerz und Sehnsucht des unglücklichen
  • Selbstbewußtseins ist ihr Mittelpunkt und das gemeinschaftliche
  • Geburtswehe seines Hervorgangs,--die Einfachheit des reinen Begriffs,
  • der jene Gestalten als seine Momente enthält.
  • Er hat die zwei Seiten an ihm, die oben als die beiden umgekehrten
  • Sätze vorgestellt sind; die eine ist diese, daß die _Substanz_ sich
  • ihrer selbst entäußert und zum Selbstbewußtsein wird, die andre
  • umgekehrt, daß das _Selbstbewußtsein_ sich seiner entäußert und zur
  • Dingheit oder zum allgemeinen Selbst macht. Beide Seiten sind sich
  • auf diese Weise entgegengekommen und hiedurch ihre wahre Vereinigung
  • entstanden. Die Entäußerung der Substanz, ihr Werden zum
  • Selbstbewußtsein drückt den Übergang ins Entgegengesetzte, den
  • bewußtlosen Übergang der _Notwendigkeit_ oder dies aus, daß sie _an
  • sich_ Selbstbewußtsein ist. Umgekehrt die Entäußerung des
  • Selbstbewußtseins dies, daß es _an sich_ das allgemeine Wesen ist,
  • oder, weil das Selbst das reine Für-sich-sein ist, das in seinem
  • Gegenteile bei sich bleibt, dies, daß es _für es_ ist, daß die
  • Substanz Selbstbewußtsein und eben dadurch Geist ist. Es kann daher
  • von diesem Geiste, der die Form der Substanz verlassen, und in der
  • Gestalt des Selbstbewußtseins in das Dasein tritt, gesagt
  • werden--wenn man sich der aus der natürlichen Zeugung hergenommenen
  • Verhältnisse bedienen will--, daß er eine _wirkliche_ Mutter, aber
  • einen _ansich_seienden Vater hat; denn die _Wirklichkeit_ oder das
  • Selbstbewußtsein und das _An-sich_ als die Substanz sind seine beiden
  • Momente, durch deren gegenseitige Entäußerung, jedes zum andern
  • werdend, er als diese ihre Einheit ins Dasein tritt.
  • Insofern das Selbstbewußtsein einseitig nur _seine eigne_ Entäußerung
  • erfaßt, wenn ihm schon sein Gegenstand also ebensowohl Sein als
  • Selbst ist und es alles Dasein als geistiges Wesen weiß, so ist
  • dadurch dennoch noch nicht für es der wahre Geist geworden, insofern
  • nämlich das Sein überhaupt oder die Substanz nicht _an sich_ ebenso
  • ihrerseits sich ihrer selbst entäußerte und zum Selbstbewußtsein
  • wurde. Denn alsdann ist alles Dasein nur vom _Standpunkte des
  • Bewußtseins aus_ geistiges Wesen, nicht an sich selbst. Der Geist
  • ist auf diese Weise dem Dasein nur _eingebildet_; dieses Einbilden
  • ist die _Schwärmerei_, welche der Natur sowohl als der Geschichte,
  • wie der Welt so den mythischen Vorstellungen der vorhergehenden
  • Religionen einen andern innern Sinn unterlegt, als sie in ihrer
  • Erscheinung dem Bewußtsein unmittelbar darbieten, und in Ansehung der
  • Religionen, als das Selbstbewußtsein, dessen Religionen sie waren,
  • darin wußte. Aber diese Bedeutung ist eine geliehene, und ein Kleid,
  • das die Blöße der Erscheinung nicht bedeckt und sich keinen Glauben
  • und Verehrung erwirbt, sondern die trübe Nacht und eigne Verzückung
  • des Bewußtseins bleibt.
  • Daß diese Bedeutung des Gegenständlichen also nicht bloße Einbildung
  • sei, muß sie _an sich_ sein, das heißt, _einmal_ dem Bewußtsein aus
  • dem _Begriffe_ entspringen und in ihrer Notwendigkeit hervorgehen.
  • So ist uns durch das Erkennen des _unmittelbaren Bewußtseins_, oder
  • des Bewußtseins des _seienden_ Gegenstandes durch seine notwendige
  • Bewegung der sich selbst wissende _Geist_ entsprungen. Dieser
  • Begriff, der als unmittelbarer auch die Gestalt der _Unmittelbarkeit_
  • für sein Bewußtsein hatte, hat sich _zweitens_ die Gestalt des
  • Selbstbewußtseins _an sich_, d.h. nach eben der Notwendigkeit des
  • Begriffes gegeben, als das _Sein_ oder die _Unmittelbarkeit_, die der
  • inhaltslose Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins ist, sich seiner
  • entäußert, und Ich für das Bewußtsein wird.--Von dem _denkenden
  • An-sich_ oder dem _Erkennen der Notwendigkeit_ ist aber das
  • _unmittelbare An-sich_ oder die _seiende Notwendigkeit_ selbst
  • unterschieden;--ein Unterschied, der zugleich aber nicht außer dem
  • Begriffe liegt, denn die _einfache Einheit_ des Begriffes ist das
  • _unmittelbare Sein_ selbst; er ist ebenso das sich selbst Entäußernde
  • oder das Werden der _angeschauten Notwendigkeit_, als er in ihr bei
  • sich ist und sie weiß und begreift.--Das _unmittelbare An-sich_ des
  • Geistes, der sich die Gestalt des Selbstbewußtseins gibt, heißt
  • nichts anderes, als daß der wirkliche Weltgeist zu diesem Wissen von
  • sich gelangt ist; dann erst tritt dies Wissen auch in sein Bewußtsein,
  • und als Wahrheit ein. Wie jenes geschehen, hat sich oben ergeben.
  • Dies daß der absolute Geist sich die Gestalt des Selbstbewußtseins
  • _an sich_ und damit auch für sein _Bewußtsein_ gegeben, erscheint nun
  • so, daß es der _Glauben der Welt_ ist, daß der Geist als ein
  • Selbstbewußtsein, d.h. als ein wirklicher Mensch _da ist_, daß er für
  • die unmittelbare Gewißheit ist, daß das glaubende Bewußtsein diese
  • Göttlichkeit _sieht_ und _fühlt_ und _hört_. So ist es nicht
  • Einbildung, sondern es ist _wirklich an dem_. Das Bewußtsein geht
  • dann nicht aus _seinem_ Innern, von dem Gedanken aus, und schließt
  • _in sich_ den Gedanken des Gottes mit dem Dasein zusammen, sondern es
  • geht von dem unmittelbaren gegenwärtigen Dasein aus, und erkennt den
  • Gott in ihm.--Das Moment des _unmittelbaren Seins_ ist in dem Inhalte
  • des Begriffes so vorhanden, daß der religiöse Geist in der Rückkehr
  • aller Wesenheit in das Bewußtsein _einfaches_ positives Selbst
  • geworden ist, ebenso wie der wirkliche Geist als solcher im
  • unglücklichen Bewußtsein eben diese _einfache_ selbstbewußte
  • Negativität. Das Selbst des daseienden Geistes hat dadurch die Form
  • der vollkommnen Unmittelbarkeit; es ist weder als Gedachtes oder
  • Vorgestelltes noch Hervorgebrachtes gesetzt, wie es mit dem
  • unmittelbaren Selbst teils in der natürlichen, teils in der
  • Kunst-Religion der Fall ist. Sondern dieser Gott wird unmittelbar
  • als Selbst, als ein wirklicher einzelner Mensch, sinnlich angeschaut;
  • so nur _ist_ er Selbstbewußtsein.
  • Diese Menschwerdung des göttlichen Wesens, oder daß es wesentlich und
  • unmittelbar die Gestalt des Selbstbewußtseins hat, ist der einfache
  • Inhalt der absoluten Religion. In ihr wird das Wesen als Geist
  • gewußt, oder sie ist sein Bewußtsein über sich, Geist zu sein. Denn
  • der Geist ist das Wissen seiner selbst in seiner Entäußerung; das
  • Wesen, das die Bewegung ist, in seinem Anderssein die Gleichheit mit
  • sich selbst zu behalten. Dies aber ist die Substanz, insofern sie in
  • ihrer Akzidentalität ebenso in sich reflektiert, nicht dagegen als
  • gegen ein Unwesentliches und somit in einem Fremden sich Befindendes
  • gleichgültig, sondern darin _in sich_, d.h. insofern sie _Subjekt_
  • oder _Selbst_ ist.--In dieser Religion ist deswegen das göttliche
  • Wesen _geoffenbart_. Sein Offenbarsein besteht offenbar darin, daß
  • gewußt wird, was es ist. Es wird aber gewußt, eben indem es als
  • Geist gewußt wird, als Wesen, das wesentlich _Selbstbewußtsein_ ist.
  • --Dem _Bewußtsein_ ist in seinem Gegenstand dann etwas geheim, wenn
  • er ein _Anderes_ oder _Fremdes_ für es ist, und wenn es ihn nicht als
  • _sich selbst_ weiß. Dies Geheimsein hört auf, indem das absolute
  • Wesen als Geist Gegenstand des Bewußtseins ist; denn so ist er als
  • _Selbst_ in seinem Verhältnisse zu ihm; d.h. dieses weiß unmittelbar
  • sich darin, oder es ist sich in ihm offenbar. Es selbst ist sich nur
  • in der eignen Gewißheit seiner offenbar; jener sein Gegenstand ist
  • das _Selbst_, das Selbst aber ist kein Fremdes, sondern die
  • untrennbare Einheit mit sich, das unmittelbar Allgemeine. Es ist der
  • reine Begriff, das reine Denken oder _Für-sich-sein_, das unmittelbar
  • _Sein_, und damit _Sein für Anderes_, und als dieses _Sein für
  • Anderes_ unmittelbar in sich zurückgekehrt, und bei sich selbst; es
  • ist also das wahrhaft und allein Offenbare. Das Gütige, Gerechte,
  • Heilige, Schöpfer Himmels und der Erde u.s.f. sind _Prädikate_ eines
  • Subjekts,--allgemeine Momente, die an diesem Punkte ihren Halt haben,
  • und nur erst im Rückgehen des Bewußtseins ins Denken sind.--Indem
  • _sie_ gewußt werden, ist ihr Grund und Wesen, das _Subjekt_ selbst,
  • noch nicht offenbar, und ebenso sind die _Bestimmungen_ des
  • Allgemeinen nicht _dies Allgemeine_ selbst. Das _Subjekt_ selbst,
  • und damit auch _dies reine Allgemeine_ ist aber offenbar als _Selbst_,
  • denn dies ist eben dies in sich reflektierte Innre, das unmittelbar
  • da und die eigne Gewißheit desjenigen Selbsts ist, für welches es da
  • ist. Dies--seinem _Begriffe_ nach das Offenbare zu sein--ist also
  • die wahre Gestalt des Geistes, und diese seine Gestalt, der Begriff,
  • ist ebenso allein sein Wesen und Substanz. Er wird gewußt als
  • Selbstbewußtsein und ist diesem unmittelbar offenbar, denn er ist
  • dieses selbst; die göttliche Natur ist dasselbe, was die menschliche
  • ist, und diese Einheit ist es, die angeschaut wird.
  • Hier also ist in der Tat das Bewußtsein oder die Weise, wie das Wesen
  • für es selbst ist, seine Gestalt, seinem Selbstbewußtsein gleich;
  • diese Gestalt ist selbst ein Selbstbewußtsein; sie ist damit zugleich
  • _seiender_ Gegenstand, und dieses _Sein_ hat ebenso unmittelbar die
  • Bedeutung des _reinen Denkens_, des absoluten Wesens.--Das absolute
  • Wesen, welches als ein wirkliches Selbstbewußtsein da ist, scheint
  • von seiner ewigen Einfachheit _herabgestiegen_ zu sein, aber in der
  • Tat hat es damit erst sein _höchstes_ Wesen erreicht. Denn der
  • Begriff des Wesens, erst indem er seine einfache Reinheit erlangt hat,
  • ist er die absolute _Abstraktion_, welche _reines Denken_ und damit
  • die reine Einzelnheit des Selbsts, so wie um seiner Einfachheit
  • willen das _Unmittelbare_ oder _Sein_ ist.--Was das sinnliche
  • Bewußtsein genannt wird, ist eben diese reine _Abstraktion_, es ist
  • dies Denken, für welches das _Sein_ das _Unmittelbare_ ist. Das
  • Niedrigste ist also zugleich das Höchste, das ganz an die
  • _Oberfläche_ herausgetretene Offenbare ist eben darin das _Tiefste_.
  • Daß das höchste Wesen als ein seiendes Selbstbewußtsein gesehen,
  • gehört u.s.f. wird, dies ist also in der Tat die Vollendung seines
  • Begriffes; und durch diese Vollendung ist das Wesen so unmittelbar
  • _da_, als es Wesen ist.
  • Dies unmittelbare Dasein ist zugleich nicht allein und bloß
  • unmittelbares Bewußtsein, sondern es ist religiöses Bewußtsein; die
  • Unmittelbarkeit hat ungetrennt die Bedeutung nicht nur eines
  • _seienden_ Selbstbewußtseins, sondern des rein gedachten oder
  • absoluten _Wesens_. Wessen wir uns in unserem Begriffe bewußt sind,
  • daß das _Sein Wesen_ ist, ist das religiöse Bewußtsein sich bewußt.
  • Diese _Einheit_ des Seins und Wesens, des _Denkens_, das unmittelbar
  • _Dasein ist_, ist, wie es der _Gedanke_ dieses religiösen Bewußtseins
  • oder sein _vermitteltes_ Wissen ist, ebenso _sein unmittelbares_
  • Wissen; denn diese Einheit des Seins und Denkens ist das
  • _Selbst_bewußtsein, und ist selbst _da_, oder die _gedachte_ Einheit
  • hat zugleich diese Gestalt dessen, was sie ist. Gott ist also hier
  • _offenbar_, wie _er ist; er ist so da_, wie er _an sich_ ist; er ist
  • da, als Geist. Gott ist allein im reinen spekulativen Wissen
  • erreichbar, und ist nur in ihm und ist nur es selbst, denn er ist der
  • Geist; und dieses spekulative Wissen ist das Wissen der offenbaren
  • Religion. Jenes weiß ihn als _Denken_ oder reines Wesen, und dies
  • Denken als Sein und als Dasein, und das Dasein als die Negativität
  • seiner selbst, hiemit als Selbst, _dieses_ und allgemeines Selbst;
  • eben dies weiß die offenbare Religion.--Die Hoffnungen und
  • Erwartungen der vorhergehenden Welt drängten sich allein auf diese
  • Offenbarung hin, anzuschauen, was das absolute Wesen ist, und sich
  • selbst in ihm zu finden; diese Freude wird dem Selbstbewußtsein und
  • ergreift die ganze Welt, im absoluten Wesen sich zu schauen, denn es
  • ist Geist, es ist die einfache Bewegung jener reinen Momente, die
  • dies selbst ausdrückt, daß das Wesen dadurch erst, daß es als
  • _unmittelbares_ Selbstbewußtsein angeschaut wird, als Geist gewußt
  • wird.
  • Dieser Begriff des selbst sich selbst als Geist wissenden Geistes ist
  • selbst der unmittelbare, und noch nicht entwickelt. Das Wesen ist
  • Geist, oder es ist erschienen, es ist offenbar; dies erste
  • Offenbarsein ist selbst _unmittelbar_; aber die Unmittelbarkeit ist
  • ebenso reine Vermittlung oder Denken; sie muß daher an ihr selbst als
  • solcher dies darstellen.--Bestimmter dies betrachtet, so ist der
  • Geist in der Unmittelbarkeit des Selbstbewußtseins _dieses einzelne_
  • Selbstbewußtsein, dem _allgemeinen_ entgegengesetzt; er ist
  • ausschließendes Eins, das für das Bewußtsein, _für welches_ es da ist,
  • die noch unaufgelöste Form eines _sinnlichen Andern_ hat; dieses
  • weiß den Geist noch nicht als den seinen, oder der Geist ist noch
  • nicht, wie er _einzelnes_ Selbst ist, ebensowohl als allgemeines, als
  • alles Selbst da. Oder die Gestalt hat noch nicht die Form des
  • _Begriffs_; d.h. des allgemeinen Selbsts, des Selbsts, das in seiner
  • unmittelbaren Wirklichkeit ebenso Aufgehobnes, Denken, Allgemeinheit
  • ist, ohne in dieser jene zu verlieren.--Die nächste und selbst
  • unmittelbare Form dieser Allgemeinheit ist aber nicht schon die Form
  • _des Denkens selbsts, des Begriffes als Begriffes_, sondern die
  • Allgemeinheit der Wirklichkeit, die Allheit der Selbst, und die
  • Erhebung des Daseins in die Vorstellung; wie überall, und um ein
  • bestimmtes Beispiel anzuführen, das aufgehobne _sinnliche Dieses_
  • erst das Ding der _Wahrnehmung_, noch nicht das _Allgemeine_ des
  • Verstandes ist.
  • Dieser einzelne Mensch also, als welcher das absolute Wesen offenbar
  • ist, vollbringt an ihm als Einzelnem die Bewegung des _sinnlichen
  • Seins_. Er ist der _unmittelbar_ gegenwärtige Gott; dadurch geht
  • sein _Sein_ in _Gewesensein_ über. Das Bewußtsein, für welches er
  • diese sinnliche Gegenwart hat, hört auf, ihn zu sehen, zu hören; es
  • _hat_ ihn gesehen und gehört; und erst dadurch, daß es ihn nur
  • gesehen, gehört _hat_, wird es selbst geistiges Bewußtsein, oder wie
  • er vorher als _sinnliches Dasein_ für es aufstand, ist er itzt _im
  • Geiste_ aufgestanden.--Denn als solches, das ihn sinnlich sieht und
  • hört, ist es selbst nur unmittelbares Bewußtsein, das die
  • Ungleichheit der Gegenständlichkeit nicht aufgehoben, nicht ins reine
  • Denken zurückgenommen hat, sondern diesen gegenständlichen Einzelnen,
  • nicht aber sich selbst als Geist weiß. In dem Verschwinden des
  • unmittelbaren Daseins des als absoluten Wesens Gewußten erhält das
  • Unmittelbare sein negatives Moment; der Geist bleibt unmittelbares
  • Selbst der Wirklichkeit, aber als _das allgemeine Selbstbewußtsein_
  • der Gemeine, das in seiner eignen Substanz ruht, so wie diese in ihm
  • allgemeines Subjekt ist; nicht der Einzelne für sich, sondern
  • zusammen mit dem Bewußtsein der Gemeine, und das, was er für diese
  • ist, ist das vollständige Ganze desselben.
  • _Vergangenheit_ und _Entfernung_ sind aber nur die unvollkommne Form,
  • wie die unmittelbare Weise vermittelt oder allgemein gesetzt ist;
  • diese ist nur oberflächlich in das Element des Denkens getaucht, ist
  • _als_ sinnliche Weise darin aufbewahrt, und mit der Natur des Denkens
  • selbst nicht in eins gesetzt. Es ist nur in das _Vorstellen_ erhoben,
  • denn dies ist die synthetische Verbindung der sinnlichen
  • Unmittelbarkeit und ihrer Allgemeinheit oder des Denkens.
  • Diese _Form des Vorstellens_ macht die Bestimmtheit aus, in welcher
  • der Geist, in dieser seiner Gemeine, seiner bewußt wird. Sie ist
  • noch nicht das zu seinem Begriffe als Begriffe gediehene
  • Selbstbewußtsein desselben; die Vermittelung ist noch unvollendet.
  • Es ist also in dieser Verbindung des Seins und Denkens der Mangel
  • vorhanden, daß das geistige Wesen noch mit einer unversöhnten
  • Entzweiung in ein Diesseits und Jenseits behaftet ist. Der _Inhalt_
  • ist der wahre, aber alle seine Momente haben, in dem Elemente des
  • Vorstellens gesetzt, den Charakter, nicht begriffen zu sein, sondern
  • als vollkommen selbstständige Seiten zu erscheinen, die sich
  • _äußerlich_ aufeinander beziehen. Daß der wahre Inhalt auch seine
  • wahre Form für das Bewußtsein erhalte, dazu ist die höhere Bildung
  • des Letztern notwendig, seine Anschauung der absoluten Substanz in
  • den Begriff zu erheben, und _für es selbst_ sein Bewußtsein mit
  • seinem Selbstbewußtsein auszugleichen, wie dies für uns oder _an
  • sich_ geschehen ist.
  • Dieser Inhalt ist in der Weise, wie er in seinem Bewußtsein ist, zu
  • betrachten.--Der absolute Geist ist _Inhalt_, so ist er in der
  • Gestalt seiner _Wahrheit_. Aber seine Wahrheit ist, nicht nur die
  • Substanz der Gemeinde oder das _An-sich_ derselben zu sein, noch auch
  • nur aus dieser Innerlichkeit in die Gegenständlichkeit des
  • Vorstellens heraufzutreten, sondern wirkliches Selbst zu werden, sich
  • in sich zu reflektieren und Subjekt zu sein. Dies ist also die
  • Bewegung, welche er in seiner Gemeine vollbringt, oder dies ist das
  • Leben desselben. Was dieser sich offenbarende Geist _an und für
  • sich_ ist, wird daher nicht dadurch herausgebracht, daß sein reiches
  • Leben in der Gemeine gleichsam aufgedreht und auf seinen ersten Faden
  • zurückgeführt wird, etwa auf die Vorstellungen der ersten
  • unvollkommnen Gemeine, oder gar auf das, was der wirkliche Mensch
  • gesprochen hat. Dieser Zurückführung liegt der Instinkt zugrunde,
  • auf den Begriff zu gehen; aber sie verwechselt den _Ursprung_ als das
  • _unmittelbare Dasein_ der ersten Erscheinung mit der _Einfachheit_
  • des _Begriffes_. Durch diese Verarmung des Lebens des Geistes, durch
  • das Wegräumen der Vorstellung der Gemeine und ihres Tuns gegen ihre
  • Vorstellung, entsteht daher statt des Begriffes vielmehr die bloße
  • Äußerlichkeit und Einzelnheit, die geschichtliche Weise der
  • unmittelbaren Erscheinung und die geistlose Erinnerung einer
  • einzelnen gemeinten Gestalt und ihrer Vergangenheit.
  • Der Geist ist Inhalt seines Bewußtseins zuerst in der Form _der
  • reinen Substanz_, oder ist Inhalt seines reinen Bewußtseins. Dies
  • Element des Denkens ist die Bewegung, zum Dasein oder der Einzelnheit
  • herunterzusteigen. Die Mitte zwischen ihnen ist ihre synthetische
  • Verbindung, das Bewußtsein des Anderswerdens oder das Vorstellen als
  • solches. Das dritte ist die Rückkehr aus der Vorstellung und dem
  • Anderssein oder das Element des Selbstbewußtseins selbst.--Diese drei
  • Momente machen den Geist aus; sein Auseinandertreten in der
  • Vorstellung besteht darin, auf eine _bestimmte_ Weise zu sein; diese
  • Bestimmtheit aber ist nichts anderes als eines seiner Momente. Seine
  • ausführliche Bewegung ist also diese, in jedem seiner Momente als in
  • einem Elemente seine Natur auszubreiten; indem jeder dieser Kreise
  • sich in sich vollendet, ist diese seine Reflexion in sich zugleich
  • der Übergang in den andern. Die _Vorstellung_ macht die Mitte
  • zwischen dem reinen Denken und dem Selbstbewußtsein als solchem aus,
  • und ist nur _eine_ der Bestimmtheiten; zugleich aber, wie sich
  • gezeigt, ist ihr Charakter, die synthetische Verbindung zu sein, über
  • alle diese Elemente ausgebreitet und ihre gemeinschaftliche
  • Bestimmtheit.
  • Der Inhalt selbst, der zu betrachten ist, ist zum Teil schon als die
  • Vorstellung des _unglücklichen_ und _glaubenden_ Bewußtseins
  • vorgekommen;--in jenem aber in der Bestimmung des aus dem _Bewußtsein
  • hervorgebrachten_ und _ersehnten_ Inhalts, worin der Geist sich nicht
  • ersättigen noch Ruhe finden kann, weil er noch nicht _an sich_ oder
  • als seine _Substanz_ sein Inhalt ist;--in diesem dagegen ist er als
  • das selbstlose _Wesen_ der Welt oder als wesentlich
  • _gegenständlicher_ Inhalt des Vorstellens betrachtet worden,--eines
  • Vorstellens, das der Wirklichkeit überhaupt entflieht, und daher ohne
  • die _Gewißheit des Selbstbewußtseins_ ist, die sich teils als
  • Eitelkeit des Wissens, teils als reine Einsicht von ihm trennt.--Das
  • Bewußtsein der Gemeine hingegen hat ihn zu seiner _Substan_z, ebenso
  • als er ihre _Gewißheit_ des eignen Geistes ist.
  • Der Geist zuerst als Substanz im _Elemente des reinen Denkens_
  • vorgestellt, ist er hiemit unmittelbar das einfache sich selbst
  • gleiche, ewige _Wesen_, das aber nicht diese abstrakte _Bedeutung_
  • des Wesens, sondern die Bedeutung des absoluten Geistes hat. Allein
  • der Geist ist dies, nicht Bedeutung, nicht das Innre, sondern das
  • Wirkliche zu sein. Das einfache ewige Wesen daher würde nur dem
  • leeren Worte nach Geist sein, wenn es bei der Vorstellung und dem
  • Ausdrucke des einfachen ewigen Wesens bliebe. Das einfache Wesen
  • aber, weil es die Abstraktion ist, ist es in der Tat das _Negative an
  • sich selbst_, und zwar die Negativität des Denkens oder sie, wie sie
  • im _Wesen_ an sich ist; d.h. es ist der absolute _Unterschied_ von
  • sich, oder sein reines Anderswerden. Als _Wesen_ ist es nur _an
  • sich_ oder für uns; aber indem diese Reinheit eben die Abstraktion
  • oder Negativität ist, ist es _für sich selbst_, oder das _Selbst_,
  • der _Begriff_.--Es ist also _gegenständlich_; und indem die
  • Vorstellung die soeben ausgesprochne _Notwendigkeit_ des Begriffs als
  • ein _Geschehen_ auffaßt und ausspricht, so wird gesagt werden, daß
  • das ewige Wesen sich ein Anderes _erzeugt_. Aber in diesem
  • Anderssein ist es ebenso unmittelbar in sich zurückgekehrt; denn der
  • Unterschied ist der Unterschied _an sich_, d.h. er ist unmittelbar
  • nur von sich selbst unterschieden, er ist also die in sich
  • zurückgekehrte Einheit.
  • Es unterscheiden sich also die drei Momente, des _Wesens_, des
  • _Für-sich-seins_, welches das Anderssein des Wesens ist und für
  • welches das Wesen ist, und des _Für-sich-seins_ oder
  • Sich-selbst-wissens im _Andern_. Das Wesen schaut nur sich selbst in
  • seinem Für-sich-sein an; es ist in dieser Entäußerung nur bei sich,
  • das Für-sich-sein, das sich von dem Wesen ausschließt, ist das
  • _Wissen_ des _Wesens seiner selbst_; es ist das Wort, das
  • ausgesprochen den Aussprechenden entäußert und ausgeleert zurückläßt,
  • aber ebenso unmittelbar vernommen ist, und nur dieses sich selbst
  • Vernehmen ist das Dasein des Wortes. So daß die Unterschiede, die
  • gemacht sind, ebenso unmittelbar aufgelöst, als sie gemacht, und
  • ebenso unmittelbar gemacht, als sie aufgelöst sind, und das Wahre und
  • Wirkliche eben diese in sich kreisende Bewegung ist.
  • Diese Bewegung in sich selbst spricht das absolute Wesen als _Geist_
  • aus; das absolute Wesen, das nicht als Geist erfaßt wird, ist nur das
  • abstrakte Leere, so wie der Geist, der nicht als diese Bewegung
  • erfaßt wird, nur ein leeres Wort ist. Indem seine _Momente_ in ihrer
  • Reinheit gefaßt werden, sind sie die ruhelosen Begriffe, die nur sind,
  • ihr Gegenteil an sich selbst zu sein und ihre Ruhe im Ganzen zu
  • haben. Aber das _Vorstellen_ der Gemeine ist nicht dies
  • _begreifende_ Denken; sondern hat den Inhalt ohne seine Notwendigkeit,
  • und bringt statt der Form des Begriffes die natürlichen Verhältnisse
  • von Vater und Sohn in das Reich des reinen Bewußtseins. Indem es so
  • im Denken selbst sich _vorstellend_ verhält, ist ihm das Wesen zwar
  • offenbar, aber die Momente desselben treten ihm um dieser
  • synthetischen Vorstellung willen teils selbst auseinander, so daß sie
  • nicht durch ihren eignen Begriff sich aufeinander beziehen, teils
  • tritt es von diesem seinem reinen Gegenstand zurück, bezieht sich nur
  • äußerlich auf ihn; er ist ihm von einem Fremden geoffenbart, und in
  • diesem Gedanken des Geistes erkennt es nicht sich selbst, nicht die
  • Natur des reinen Selbstbewußtseins. Insofern über die Form des
  • Vorstellens und jener Verhältnisse, die aus dem Natürlichen
  • hergenommen sind, und damit besonders auch darüber hinausgegangen
  • werden muß, die Momente der Bewegung, die der Geist ist, für
  • isolierte nichtwankende Substanzen oder Subjekte statt für
  • übergehende Momente zu nehmen,--ist dies Hinausgehen, wie vorhin bei
  • einer andern Seite erinnert wurde, für ein Drängen des Begriffes
  • anzusehen; aber indem es nur Instinkt ist, verkennt es sich, verwirft
  • mit der Form auch den Inhalt, und, was dasselbe ist, setzt ihn zu
  • einer geschichtlichen Vorstellung und einem Erbstücke der Tradition
  • herab; hierin ist das rein Äußerliche des Glaubens nur beibehalten,
  • und damit als ein erkenntnisloses Totes, das _Innerliche_ desselben
  • aber ist verschwunden, weil dies der Begriff wäre, der sich als
  • Begriff weiß.
  • Der absolute Geist, im _reinen Wesen_ vorgestellt, ist zwar nicht das
  • _abstrakte_ reine Wesen, sondern dieses ist vielmehr ebendadurch, daß
  • es im Geiste nur Moment ist, zum _Elemente_ herabgesunken. Die
  • Darstellung des Geistes aber in diesem Elemente hat denselben Mangel
  • der Form nach an sich, den das _Wesen_ als Wesen hat. Das Wesen ist
  • das Abstrakte, und darum das Negative seiner Einfachheit, ein Anderes;
  • ebenso der _Geist_ im Elemente des Wesens ist die _Form_ der
  • _einfachen Einheit_, die darum ebenso wesentlich ein Anderswerden ist.
  • --Oder was dasselbe ist, die Beziehung des ewigen Wesens auf sein
  • Für-sich-sein ist die unmittelbar-einfache des reinen Denkens; in
  • diesem _einfachen_ Anschauen seiner selbst im Andern ist also das
  • _Anderssein_ nicht als solches gesetzt; es ist der Unterschied, wie
  • er im reinen Denken unmittelbar _kein Unterschied_ ist; ein
  • Anerkennen _der Liebe_, worin die beiden nicht ihrem Wesen nach sich
  • _entgegensetzten_.--Der Geist, der im Elemente des reinen Denkens
  • ausgesprochen ist, ist wesentlich selbst dieses, nicht in ihm nur,
  • sondern _Wirklicher_ zu sein, denn in seinem Begriffe liegt selbst
  • das _Anderssein_, d.h. das Aufheben des reinen nur gedachten
  • Begriffes.
  • Das Element des reinen Denkens, weil es das abstrakte ist, ist selbst
  • vielmehr das _Andre_ seiner Einfachheit, und geht daher in das
  • eigentliche Element des _Vorstellens_ über,--das Element, worin die
  • Momente des reinen Begriffes ein _substantielles_ Dasein ebenso
  • gegeneinander erhalten, als sie _Subjekte_ sind, die nicht für ein
  • drittes die Gleichgültigkeit des Seins gegeneinander haben, sondern
  • in sich reflektiert sich selbst voneinander absondern und
  • entgegenstellen.
  • Der also nur ewige oder abstrakte Geist wird sich _ein Anders_ oder
  • tritt in das Dasein und unmittelbar in das _unmittelbare Dasein_. Er
  • _erschafft_ also eine _Welt_. Dieses _Erschaffen_ ist das Wort der
  • Vorstellung für den _Begriff_ selbst nach seiner absoluten Bewegung,
  • oder dafür, daß das als absolut ausgesagte Einfache oder reine Denken,
  • weil es das abstrakte ist, vielmehr das Negative und hiemit sich
  • Entgegengesetzte oder _Andre_ ist;--oder weil, um dasselbe noch in
  • einer andern Form zu sagen, weil das als _Wesen_ gesetzte die
  • einfache _Unmittelbarkeit_ oder das _Sein_ ist, aber als
  • Unmittelbarkeit oder Sein des Selbsts entbehrt und also, der
  • Innerlichkeit ermangelnd, _passiv_ oder _Sein für Anderes_ ist.--Dies
  • _Sein für Anderes_ ist zugleich _eine Welt_; der Geist in der
  • Bestimmung des _Seins für Anderes_ ist das ruhige Bestehen der vorhin
  • in das reine Denken eingeschlossenen Momente, also die Auflösung
  • ihrer einfachen Allgemeinheit und das Auseinandergehen derselben in
  • ihre eigne Besonderheit.
  • Die Welt ist aber nicht nur dieser auseinander in die Vollständigkeit
  • und deren äußere Ordnung geworfene Geist, sondern da er wesentlich
  • das einfache Selbst ist, ist dieses an ihr ebenso vorhanden; der
  • _daseiende_ Geist, der das einzelne Selbst ist, welches das
  • Bewußtsein hat, und sich als Andres oder als Welt von sich
  • unterscheidet.--Wie dieses einzelne Selbst so unmittelbar erst
  • gesetzt ist, ist es noch nicht _Geist für sich_; es _ist_ also nicht
  • _als_ Geist, es kann _unschuldig_, aber nicht wohl _gut_ genannt
  • werden. Daß es in der Tat Selbst und Geist sei, muß es ebenso, wie
  • das ewige Wesen sich als die Bewegung in seinem Anderssein sich
  • selbst gleich zu sein darstellt, zunächst sich selbst ein _Anderes_
  • werden. Indem dieser Geist bestimmt ist als erst unmittelbar
  • daseiend oder als in die Mannigfaltigkeit seines Bewußtseins
  • zerstreut, so ist sein Anderswerden das _In-sich_-gehen des Wissens
  • überhaupt. Das unmittelbare Dasein schlägt in den Gedanken, oder das
  • nur sinnliche Bewußtsein in das Bewußtsein des Gedankens um, und zwar,
  • weil er der aus der Unmittelbarkeit herkommende oder _bedingte_
  • Gedanke ist, ist er nicht das reine Wissen, sondern der Gedanke, der
  • das Anderssein an ihm hat, und also der sich selbst entgegengesetzte
  • Gedanke des _Guten_ und _Bösen_. Der Mensch wird so vorgestellt, daß
  • es _geschehen_ ist, als etwas nicht Notwendiges,--daß er die Form der
  • Sichselbstgleichheit durch das Pflücken vom Baume des Erkenntnisses
  • des _Guten_ und _Bösen_ verlor und aus dem Zustande des unschuldigen
  • Bewußtseins, aus der arbeitlos sich darbietenden Natur und dem
  • Paradiese, dem Garten der Tiere, vertrieben wurde.
  • Indem dies In-sich-gehen des daseienden Bewußtseins sich unmittelbar
  • als das Sich-selbst-_ungleich_-werden bestimmt, so erscheint das
  • _Böse_ als das erste Dasein des in sich gegangenen Bewußtseins; und
  • weil die Gedanken des _Guten_ und _Bösen_ schlechthin
  • entgegengesetzte und diese Entgegensetzung noch nicht aufgelöst ist,
  • so ist dies Bewußtsein wesentlich nur das Böse. Zugleich aber ist um
  • eben dieser Entgegensetzung willen auch das _gute_ Bewußtsein gegen
  • es vorhanden, und ihr Verhältnis zueinander.--Insofern das
  • unmittelbare Dasein in den _Gedanken_ umschlägt, und das
  • _In-sich-sein_ teils selbst Denken, teils das Moment des
  • _Anderswerdens_ des Wesens damit näher bestimmt ist, so kann das
  • Bösewerden weiter rückwärts aus der daseienden Welt hinaus schon in
  • das erste Reich des Denkens verlegt werden. Es kann also gesagt
  • werden, daß schon der erstgeborne Lichtsohn, als in sich gehend, es
  • sei, der abgefallen, aber an dessen Stelle sogleich ein anderer
  • erzeugt worden. Solche bloß der Vorstellung, nicht dem Begriff
  • angehörige Form wie _Abfallen_, ebenso wie _Sohn_, setzt übrigens die
  • Momente des Begriffs ebenso umgekehrt in das Vorstellen herab, oder
  • trägt das Vorstellen in das Reich des Gedankens hinüber.--Ebenso
  • gleichgültig ist es, dem einfachen Gedanken des _Andersseins_ im
  • ewigen Wesen noch eine Mannigfaltigkeit anderer Gestalten beizuordnen,
  • und das _In-sich-gehen_ in diese zu verlegen. Diese Beiordnung muß
  • darum zugleich gutgeheißen werden, weil dadurch dies Moment des
  • _Andersseins_, wie es soll, die Verschiedenheit zugleich ausdrückt;
  • und zwar nicht als Vielheit überhaupt, sondern zugleich als bestimmte
  • Verschiedenheit, so daß der eine Teil, der Sohn, das einfache sich
  • selbst als Wesen Wissende ist, der andre Teil aber, die Entäußerung
  • des Für-sich-seins, die nur im Preise des Wesens lebt; in diesen Teil
  • kann dann auch wieder das Zurücknehmen des entäußerten Für-sich-seins
  • und das In-sich-gehen des Bösen gelegt werden. Insofern das
  • Anderssein in zwei zerfällt, wäre der Geist in seinen Momenten
  • bestimmter, und wenn sie gezählt werden, als Viereinigkeit, oder weil
  • die Menge wieder selbst in zwei Teile, nämlich in gut gebliebne und
  • böse gewordne zerfällt, gar als Fünfeinigkeit ausgedrückt.--Die
  • Momente aber zu _zählen_ kann überhaupt als unnütz angesehen werden,
  • indem teils das Unterschiedne selbst ebensosehr nur _eines_ ist,
  • nämlich eben der _Gedanke_ des Unterschiedes, der nur _ein_ Gedanke
  • ist, als er _dieses_ Unterschiedne, das zweite gegen das erste ist,
  • --teils aber, weil der Gedanke, der das Viele in Eines befaßt, aus
  • seiner Allgemeinheit aufgelöst und in mehr als drei oder vier
  • Unterschiedne unterschieden werden muß;--welche Allgemeinheit gegen
  • die absolute Bestimmtheit des abstrakten Eins, des Prinzips der Zahl,
  • als Unbestimmtheit in der Beziehung auf die Zahl selbst erscheint, so
  • daß nur von _Zahlen_ überhaupt, d.h. nicht von einer _Anzahl_ der
  • Unterschiede die Rede sein könnte, also hier überhaupt an Zahl und
  • ans Zählen zu denken ganz überflüssig, wie auch sonst der bloße
  • Unterschied der Größe und Menge begrifflos und nichtssagend ist.
  • Das _Gute_ und das _Böse_ waren die bestimmten Unterschiede des
  • Gedankens, die sich ergaben. Indem ihr Gegensatz sich noch nicht
  • aufgelöst, und sie als Wesen des Gedankens vorgestellt werden, deren
  • jedes für sich selbstständig ist, so ist der Mensch das wesenlose
  • Selbst und der synthetische Boden ihres Daseins und Kampfs. Aber
  • diese allgemeinen Mächte gehören ebensosehr dem Selbst an, oder das
  • Selbst ist ihre Wirklichkeit. Nach diesem Momente geschieht es also,
  • daß, wie das Böse nichts anderes ist als das In-sich-gehen des
  • natürlichen Daseins des Geistes, umgekehrt das Gute in die
  • Wirklichkeit tritt und als ein daseiendes Selbstbewußtsein erscheint.
  • --Was im rein gedachten Geiste als das _Anderswerden_ des göttlichen
  • Wesens überhaupt nur angedeutet ist, tritt hier seiner Realisierung
  • für das Vorstellen näher; sie besteht ihm in der Selbsterniedrigung
  • des göttlichen Wesens, das auf seine Abstraktion und Unwirklichkeit
  • Verzicht tut.--Die andere Seite, das Böse, nimmt das Vorstellen als
  • ein dem göttlichen Wesen fremdes Geschehen; es in demselben selbst,
  • _als seinen Zorn_ zu fassen, ist die höchste, härteste Anstrengung
  • des mit sich selbst ringenden Vorstellens, die, da sie des Begriffs
  • entbehrt, fruchtlos bleibt.
  • Die Entfremdung des göttlichen Wesens ist also auf ihre gedoppelte
  • Weise gesetzt; das Selbst des Geistes und sein einfacher Gedanke sind
  • die beiden Momente, deren absolute Einheit der Geist selbst ist;
  • seine Entfremdung besteht darin, daß sie auseinandertreten und das
  • eine einen ungleichen Wert gegen das andre hat. Diese Ungleichheit
  • ist darum die gedoppelte, und es entstehen zwei Verbindungen, deren
  • gemeinschaftliche Momente die angegebnen sind. In der einen gilt das
  • _göttliche Wesen_ als das Wesentliche, das natürliche Dasein aber und
  • das Selbst als das Unwesentliche und Aufzuhebende; in der andern gilt
  • dagegen das _Für-sich-sein_ als das Wesentliche, und das einfache
  • Göttliche als das unwesentliche. Ihre noch leere Mitte ist das
  • _Dasein_ überhaupt, die bloße Gemeinschaftlichkeit der beiden Momente
  • derselben.
  • Die Auflösung dieses Gegensatzes geschieht nicht sowohl durch den
  • Kampf der beiden, die als getrennte und selbstständige Wesen
  • vorgestellt sind. In ihrer _Selbstständigkeit_ liegt es, daß _an
  • sich_, durch seinen Begriff, jedes an ihm selbst sich auflösen muß;
  • der Kampf fällt erst dahin, wo beide aufhören, diese Vermischungen
  • des Gedankens und des selbstständigen Daseins zu sein, und wo sie nur
  • als Gedanken einander gegenüberstehen. Denn alsdenn sind sie als
  • bestimmte Begriffe wesentlich nur in der entgegengesetzten Beziehung;
  • als selbstständige hingegen haben sie außer der Entgegensetzung ihre
  • Wesentlichkeit; ihre Bewegung ist also die freie und eigne ihrer
  • selbst. Wie also die Bewegung beider die Bewegung _an sich_ ist,
  • weil sie an ihnen selbst zu betrachten ist, so fängt sie auch
  • dasjenige von beiden an, welches als das Ansichseiende gegen das
  • andre bestimmt ist. Es wird dies als ein freiwilliges Tun
  • vorgestellt; aber die Notwendigkeit seiner Entäußerung liegt in dem
  • Begriffe, daß das Ansichseiende, welches nur im Gegensatze so
  • bestimmt ist, eben darum nicht wahrhaftes Bestehen hat;--dasjenige
  • also, dem nicht das Für-sich-sein, sondern das Einfache als das Wesen
  • gilt, ist es, das sich selbst entäußert, in den Tod geht, und dadurch
  • das absolute Wesen mit sich selbst versöhnt. Denn in dieser Bewegung
  • stellt es sich als _Geist_ dar; das abstrakte Wesen ist sich
  • entfremdet, es hat natürliches Dasein und selbstische Wirklichkeit;
  • dies sein Anderssein oder seine sinnliche Gegenwart wird durch das
  • zweite Anderswerden zurückgenommen und als aufgehobne, als
  • _allgemeine_ gesetzt; dadurch ist das Wesen in ihr sich selbst
  • geworden; das unmittelbare Dasein der Wirklichkeit hat aufgehört, ein
  • ihm fremdes oder äußerliches zu sein, indem es aufgehobnes,
  • allgemeines ist; dieser Tod ist daher sein Erstehen als Geist.
  • Die aufgehobne unmittelbare Gegenwart des selbstbewußten Wesens ist
  • es als allgemeines Selbstbewußtsein; dieser Begriff des aufgehobnen
  • einzelnen Selbsts, das absolutes Wesen ist, drückt daher unmittelbar
  • die Konstituierung einer Gemeinde aus, die, bisher im Vorstellen
  • verweilend, itzt in sich als in das Selbst zurückkehrt; und der Geist
  • geht somit aus dem zweiten Elemente seiner Bestimmung, dem Vorstellen,
  • in das _dritte_, das Selbstbewußtsein als solches über.--Betrachten
  • wir noch die Art, wie jenes Vorstellen sich in seinem Fortgange
  • benimmt, so sehen wir zuerst dies ausgedrückt, daß das göttliche
  • Wesen die menschliche Natur annimmt. Darin ist es schon
  • _ausgesprochen_, daß _an sich_ beide nicht getrennt sind;--wie darin,
  • daß das göttliche Wesen sich selbst _von Anfang_ entäußert, sein
  • Dasein in sich geht und böse wird, es nicht ausgesprochen, aber darin
  • _enthalten_ ist, daß _an sich_ dies böse Dasein nicht ein ihm Fremdes
  • ist; das absolute Wesen hätte nur diesen leeren Namen, wenn es in
  • Wahrheit ein ihm _Anderes_, wenn es einen _Abfall_ von ihm gäbe;--das
  • Moment des _In-sich-seins_ macht vielmehr das wesentliche Moment des
  • _Selbsts_ des Geistes aus.--Daß das _In-sich-sein_ und damit erst
  • _Wirklichkeit_ dem Wesen selbst angehöre, dies, was für uns _Begriff_
  • ist, und insofern es Begriff ist, erscheint dem vorstellenden
  • Bewußtsein als ein unbegreifliches _Geschehen_; das _An-sich_ nimmt
  • die Form des _gleichgültigen Seins_ für es an. Der Gedanke aber, daß
  • jene sich zu fliehen scheinende Momente, des absoluten Wesens und des
  • fürsichseienden Selbsts, nicht getrennt sind, erscheint diesem
  • Vorstellen _auch_--denn es besitzt den wahren Inhalt--, aber nachher,
  • in der Entäußerung des göttlichen Wesens, das Fleisch wird. Diese
  • Vorstellung, die auf diese Weise noch _unmittelbar_ und daher nicht
  • geistig ist, oder die menschliche Gestalt des Wesens nur erst als
  • eine besondre, noch nicht allgemeine weiß, wird für dies Bewußtsein
  • geistig in der Bewegung des gestalteten Wesens sein unmittelbares
  • Dasein wieder aufzuopfern und zum Wesen zurückzukehren; das Wesen als
  • _in sich reflektiertes_ ist erst der Geist.--Die _Versöhnung_ des
  • göttlichen Wesens mit dem _Andern_ überhaupt und bestimmt mit dem
  • _Gedanken_ desselben, dem _Bösen_, ist also hierin vorgestellt.--Wenn
  • diese Versöhnung nach _ihrem Begriffe_ so ausgedrückt wird, daß sie
  • darin bestehe, weil _an sich_ das _Böse dasselbe_ sei, was das _Gute_,
  • oder auch das göttliche Wesen _dasselbe_, was die Natur in ihrem
  • ganzen Umfange, so wie die Natur getrennt vom göttlichen Wesen nur
  • das _Nichts_,--so ist dies als eine ungeistige Weise sich
  • auszudrücken anzusehen, die notwendig Mißverständnisse erwecken muß.
  • --Indem das Böse _dasselbe_ ist, was das Gute, ist eben das Böse
  • nicht Böses noch das Gute Gutes, sondern beide sind vielmehr
  • aufgehoben, das Böse überhaupt das insichseiende Für-sich-sein und
  • das Gute das selbstlose Einfache. Indem so beide nach ihrem Begriffe
  • ausgesprochen werden, erhellt zugleich ihre Einheit; denn das
  • insichseiende Für-sich-sein ist das einfache Wissen; und das
  • selbstlose Einfache ist ebenso das reine in sich seiende
  • Für-sich-sein.--Sosehr daher gesagt werden muß, daß nach diesem ihrem
  • Begriffe das Gute und Böse, d.h. insofern sie nicht das Gute und das
  • Böse sind, _dasselbe_ seien, ebensosehr muß also gesagt werden, daß
  • sie _nicht_ dasselbe, sondern schlechthin _verschieden_ sind, denn
  • das einfache Für-sich-sein oder auch das reine Wissen sind
  • gleicherweise die reine Negativität oder der absolute Unterschied an
  • ihnen selbst.--Erst diese beiden Sätze vollenden das Ganze, und dem
  • Behaupten und Versichern des ersten muß mit unüberwindlicher
  • Hartnäckigkeit das Festhalten an dem andern gegenübertreten; indem
  • beide gleich recht haben, haben beide gleich unrecht, und ihr Unrecht
  • besteht darin, solche abstrakte Formen, wie _dasselbe_ und _nicht
  • dasselbe_, die _Identität_ und die _Nichtidentität_ für etwas Wahres,
  • Festes, Wirkliches zu nehmen und auf ihnen zu beruhen. Nicht das
  • eine oder das andre hat Wahrheit, sondern eben ihre Bewegung, daß das
  • einfache Dasselbe die Abstraktion und damit der absolute Unterschied,
  • dieser aber als Unterschied an sich, von sich selbst unterschieden
  • also die Sichselbstgleichheit ist. Ebendies ist der Fall mit der
  • _Dieselbigkeit_ des göttlichen Wesens und der Natur überhaupt und der
  • menschlichen insbesondre; jenes ist Natur, insofern es nicht Wesen
  • ist; diese ist göttlich nach ihrem Wesen;--aber es ist der Geist,
  • worin beide abstrakte Seiten, wie sie in Wahrheit sind, nämlich als
  • _aufgehobne_ gesetzt sind,--ein Setzen, das nicht durch das Urteil
  • und das geistlose _Ist_, die Kopula desselben, ausgedrückt werden
  • kann.--Ebenso ist die Natur _nichts außer_ ihrem Wesen; aber dies
  • Nichts selbst _ist_ ebensosehr; es ist die absolute Abstraktion, also
  • das reine Denken oder In-sich-sein, und mit dem Momente seiner
  • Entgegensetzung gegen die geistige Einheit ist es das _Böse_. Die
  • Schwierigkeit, die in diesen Begriffen stattfindet, ist allein das
  • Festhalten am _Ist_ und das Vergessen des Denkens, worin die Momente
  • ebenso _sind_ als _nicht sind_,--nur die Bewegung sind, die der Geist
  • ist.--Diese geistige Einheit oder die Einheit, worin die Unterschiede
  • nur als Momente oder als aufgehobne sind, ist es, die für das
  • vorstellende Bewußtsein in jener Versöhnung geworden, und indem sie
  • die Allgemeinheit des Selbstbewußtseins ist, hat dieses aufgehört,
  • vorstellendes zu sein; die Bewegung ist in es zurückgegangen.
  • Der Geist ist also in dem dritten Elemente, im _allgemeinen
  • Selbstbewußtsein_ gesetzt; er ist seine _Gemeinde_. Die Bewegung der
  • Gemeinde als des Selbstbewußtseins, das sich von seiner Vorstellung
  • unterscheidet, ist, das _hervorzubringen_, was _an sich_ geworden ist.
  • Der gestorbne göttliche Mensch oder menschliche Gott ist _an sich_
  • das allgemeine Selbstbewußtsein; er hat dies _für dies
  • Selbstbewußtsein_ zu werden. Oder indem es die _eine_ Seite des
  • Gegensatzes der Vorstellung ausmacht, nämlich die böse, der das
  • natürliche Dasein und das einzelne Für-sich-sein als das Wesen gilt,
  • so hat diese, die als selbstständig, noch nicht als Moment
  • vorgestellt ist, um ihrer Selbstständigkeit willen an und für sie
  • selbst sich zum Geiste zu erheben, oder die Bewegung desselben an ihr
  • darzustellen.
  • Sie _ist_ der _natürliche Geis_t; das Selbst hat aus dieser
  • Natürlichkeit sich zurückzuziehen und in sich zu gehen, das hieße,
  • _böse_ zu werden. Aber sie ist schon _an sich_ böse; das
  • In-sich-gehen besteht daher darin, _sich zu überzeugen_, daß das
  • natürliche Dasein das Böse ist. In das vorstellende Bewußtsein fällt
  • das _daseiende_ Bösewerden und Bösesein der Welt, so wie die
  • _daseiende_ Versöhnung des absoluten Wesens; in das
  • _Selbstbewußtsein_ aber als solches fällt der Form nach dieses
  • Vorgestellte nur als aufgehobnes Moment, denn das _Selbst_ ist das
  • Negative; also das _Wissen_--ein Wissen, das ein reines Tun des
  • Bewußtseins in sich selbst ist.--An dem Inhalte muß dies Moment des
  • _Negativen_ gleichfalls sich ausdrücken. Indem nämlich das Wesen _an
  • sich_ mit sich schon versöhnt und geistige Einheit ist, worin die
  • Teile der Vorstellung _aufgehobne_ oder _Momente_ sind, so stellt
  • sich dies dar, daß jeder Teil der Vorstellung hier die
  • _entgegengesetzte_ Bedeutung erhält, als er vorher hatte; jede
  • Bedeutung vervollständigt sich dadurch an der andern, und der Inhalt
  • ist erst dadurch ein geistiger; indem die Bestimmtheit ebensosehr
  • ihre entgegengesetzte ist, ist die Einheit im Anderssein, das
  • Geistige, vollendet; wie sich für uns oder _an sich_ vorhin die
  • entgegengesetzten Bedeutungen vereinigten, und selbst die abstrakten
  • Formen des _Desselben_ und des _Nichtdesselben_, der _Identität_ und
  • _Nichtidentität_ aufhoben.
  • Wenn also in dem vorstellenden Bewußtsein das _Innerlichwerden_ des
  • natürlichen Selbstbewußtseins das _daseiende Böse_ war, so ist das
  • _Innerlichwerden_ im Elemente des Selbstbewußtseins das _Wissen_ von
  • _dem Bösen_ als einem solchen, das _an sich_ im Dasein ist. Dies
  • Wissen ist also allerdings ein Bösewerden, aber nur Werden des
  • _Gedankens_ des _Bösen_, und ist darum als das erste Moment der
  • Versöhnung anerkannt. Denn als ein Zurückgehen in sich aus der
  • Unmittelbarkeit der Natur, die als das Böse bestimmt ist, ist es ein
  • Verlassen derselben und das Absterben der Sünde. Nicht das
  • natürliche Dasein als solches wird von dem Bewußtsein verlassen,
  • sondern es zugleich als ein solches, das als Böses gewußt wird. Die
  • unmittelbare Bewegung des _In-sich-gehens_ ist ebensosehr eine
  • vermittelte;--sie setzt sich selbst voraus oder ist ihr eigner Grund;
  • der Grund des In-sich-gehens ist nämlich, weil die Natur schon an
  • sich in sich gegangen ist; um des Bösen willen muß der Mensch in sich
  • gehen, aber das _Böse_ ist selbst das In-sich-gehen.--Diese erste
  • Bewegung ist eben darum selbst nur die unmittelbare oder ihr
  • _einfacher Begriff_, weil sie dasselbe, was ihr Grund ist. Die
  • Bewegung oder das Anderswerden muß daher in seiner eigentlichem Form
  • erst noch eintreten.
  • Außer dieser Unmittelbarkeit ist also die _Vermittlung_ der
  • Vorstellung notwendig. _An sich_ ist das _Wissen_ von der Natur als
  • dem unwahren Dasein des Geistes, und diese in sich gewordne
  • Allgemeinheit des Selbsts die Versöhnung des Geistes mit sich selbst.
  • Dies _An-sich_ erhält für das nicht begreifende Selbstbewußtsein die
  • Form eines _Seienden_ und _ihm Vorgestellten_. Das Begreifen also
  • ist ihm nicht ein Ergreifen dieses Begriffes, der die aufgehobne
  • Natürlichkeit als allgemeine also als mit sich selbst versöhnte weiß,
  • sondern ein Ergreifen jener _Vorstellung_, daß durch das _Geschehen_
  • der eignen Entäußerung des göttlichen Wesens, durch seine geschehene
  • Menschwerdung und seinen Tod das göttliche Wesen mit seinem Dasein
  • versöhnt ist.--Das Ergreifen dieser Vorstellung drückt nun bestimmter
  • dasjenige aus, was vorhin in ihr das geistige Auferstehen genannt
  • wurde, oder das Werden seines einzelnen Selbstbewußtseins zum
  • Allgemeinen oder zur Gemeinde.--Der _Tod_ des göttlichen Menschen
  • _als Tod_ ist die _abstrakte_ Negativität, das unmittelbare Resultat
  • der Bewegung, die nur in die _natürliche_ Allgemeinheit sich endigt.
  • Diese natürliche Bedeutung verliert er im geistigen Selbstbewußtsein,
  • oder er wird sein soeben angegebner Begriff; der Tod wird von dem,
  • was er unmittelbar bedeutet, von dem Nichtsein _dieses Einzelnen_
  • verklärt zur _Allgemeinheit_ des Geistes, der in seiner Gemeine lebt,
  • in ihr täglich stirbt und aufersteht.
  • Dasjenige, was dem Elemente der _Vorstellung_ angehört, daß der
  • absolute Geist als _ein einzelner_ oder vielmehr als ein _besonderer_
  • an seinem Dasein die Natur des Geistes vorstellt, ist also hier in
  • das Selbstbewußtsein selbst versetzt, in das in seinem _Anderssein_
  • sich erhaltende Wissen; dies _stirbt_ daher nicht wirklich, wie der
  • _Besondere vorgestellt_ wird, _wirklich_ gestorben zu sein, sondern
  • seine Besonderheit erstirbt in seiner Allgemeinheit, das heißt, in
  • seinem _Wissen_, welches das sich mit sich versöhnende Wesen ist.
  • Das zunächst vorhergehende _Element des Vorstellens_ ist also hier
  • als aufgehobnes gesetzt, oder es ist in das Selbst, in seinen Begriff,
  • zurückgegangen; das in jenem nur Seiende ist zum Subjekte geworden.
  • --Eben damit ist auch das _erste Element, das reine Denken_ und der
  • in ihm ewige Geist nicht mehr jenseits des vorstellenden Bewußtseins
  • noch des Selbsts, sondern die Rückkehr des Ganzen in sich ist eben
  • dies, alle Momente in sich zu enthalten.--Der vom Selbst ergriffne
  • Tod des Mittlers ist das Aufheben seiner _Gegenständlichkeit_ oder
  • seines _besondern Für-sich-seins_; dies _besondre_ Für-sich-sein ist
  • allgemeines Selbstbewußtsein geworden.--Auf der andern Seite ist das
  • _Allgemeine_ eben dadurch Selbstbewußtsein, und der reine oder
  • unwirkliche Geist des bloßen Denkens _wirklich_ geworden.--Der Tod
  • des Mittlers ist Tod nicht nur der _natürlichen Seite_ desselben oder
  • seines besondern Für-sich-seins, es stirbt nicht nur die vom Wesen
  • abgezogne schon tote Hülle, sondern auch die _Abstraktion_ des
  • göttlichen Wesens. Denn er ist, insofern sein Tod die Versöhnung
  • noch nicht vollendet hat, das Einseitige, welches das Einfache des
  • Denkens als das _Wesen_ weiß im Gegensatze gegen die Wirklichkeit;
  • dies Extrem des Selbsts hat noch nicht gleichen Wert mit dem Wesen;
  • dies hat das Selbst erst im Geiste. Der Tod dieser Vorstellung
  • enthält also zugleich den Tod der _Abstraktion des göttlichen Wesens_,
  • das nicht als Selbst gesetzt ist. Er ist das schmerzliche Gefühl
  • des unglücklichen Bewußtseins, daß _Gott selbst gestorben_ ist.
  • Dieser harte Ausdruck ist der Ausdruck des innersten
  • Sich-einfach-wissens, die Rückkehr des Bewußtseins in die Tiefe der
  • Nacht des Ich = Ich, die nichts außer ihr mehr unterscheidet und weiß.
  • Dies Gefühl ist also in der Tat der Verlust der _Substanz_ und
  • ihres Gegenübertretens gegen das Bewußtsein; aber zugleich ist es die
  • reine _Subjektivität_ der Substanz, oder die reine Gewißheit seiner
  • Selbst, die ihr als dem Gegenstände oder dem Unmittelbaren oder dem
  • reinen Wesen fehlte. Dies Wissen also ist die _Begeistung_, wodurch
  • die Substanz Subjekt, ihre Abstraktion und Leblosigkeit gestorben,
  • sie also _wirklich_ und einfaches und allgemeines Selbstbewußtsein
  • geworden ist.
  • So ist also der Geist _sich selbst_ wissender Geist; er weiß _sich_,
  • das, was ihm Gegenstand ist, ist, oder seine Vorstellung ist der
  • wahre absolute _Inhalt_; er drückt, wie wir sahen, den Geist selbst
  • aus. Er ist zugleich nicht nur _Inhalt_ des Selbstbewußtseins und
  • nicht nur _für es_ Gegenstand, sondern er ist auch _wirklicher Geist_.
  • Er ist dies, indem er die drei Elemente seiner Natur durchlauft;
  • diese Bewegung durch sich selbst hindurch macht seine Wirklichkeit
  • aus;--was sich bewegt, ist er, er ist das Subjekt der Bewegung, und
  • er ist ebenso _das Bewegen_ selbst, oder die Substanz, durch welche
  • das Subjekt hindurchgeht. Wie uns der Begriff des Geistes geworden
  • war, als wir in die Religion eintraten, nämlich als die Bewegung des
  • seiner selbst gewissen Geistes, der dem Bösen verzeiht und darin
  • zugleich von seiner eignen Einfachheit und harten Unwandelbarkeit
  • abläßt, oder die Bewegung, daß das absolut _Entgegengesetzte_ sich
  • als _dasselbe_ erkennt und dies Erkennen als das _Ja_ zwischen diesen
  • Extremen hervorbricht,--diesen Begriff _schaut_ das religiöse
  • Bewußtsein, dem das absolute Wesen offenbar, _an_, und hebt die
  • _Unterscheidung_ seines _Selbsts_ von seinem _Angeschauten_ auf, ist
  • wie es das Subjekt ist, so auch die Substanz, und _ist_ also selbst
  • der Geist, eben weil und insofern es diese Bewegung ist.
  • Vollendet aber ist diese Gemeinde noch nicht in diesem ihrem
  • Selbstbewußtsein; ihr Inhalt ist überhaupt in der Form des
  • _Vorstellens_ für sie, und diese Entzweiung hat auch die _wirkliche
  • Geistigkeit_ derselben, ihre Rückkehr aus ihrem Vorstellen, noch an
  • ihr, wie das Element des reinen Denkens selbst damit behaftet war.
  • Sie hat nicht auch das Bewußtsein über das, was sie ist; sie ist das
  • geistige Selbstbewußtsein, das sich nicht als dieses Gegenstand ist,
  • oder sich nicht zum Bewußtsein seiner selbst aufschließt; sondern
  • insofern sie Bewußtsein ist, hat sie Vorstellungen, die betrachtet
  • wurden.--Wir sehen das Selbstbewußtsein auf seinem letzten
  • Wendungspunkte sich _innerlich_ werden und zum _Wissen_ des
  • _In-sich-seins_ gelangen; wir sehen es sein natürliches Dasein
  • entäußern, und die reine Negativität gewinnen. Aber die _positive_
  • Bedeutung, daß nämlich diese Negativität oder reine _Innerlichkeit_
  • des _Wissens_ ebensosehr das _sichselbstgleiche Wesen_ ist, oder daß
  • die Substanz hierin dazu gelangt, absolutes Selbstbewußtsein zu sein,
  • dies ist ein _Anderes_ für das andächtige Bewußtsein. Es ergreift
  • diese Seite, daß das reine Innerlichwerden des Wissens _an sich_ die
  • absolute Einfachheit oder die Substanz ist, als die Vorstellung von
  • etwas, das nicht dem _Begriffe_ nach so ist, sondern als die Handlung
  • einer _fremden_ Genugtuung. Oder es ist nicht dies für es, daß diese
  • Tiefe des reinen Selbsts die Gewalt ist, wodurch das _abstrakte
  • Wesen_ aus seiner Abstraktion herabgezogen und durch die Macht dieser
  • reinen Andacht zum Selbst erhoben wird.--Das Tun des Selbsts behält
  • dadurch diese negative Bedeutung gegen es, weil die Entäußerung der
  • Substanz von ihrer Seite ein _An-sich_ für jenes ist, das es nicht
  • ebenso erfaßt und begreift, oder nicht in _seinem_ Tun als solchem
  • findet.--Indem _an sich_ diese Einheit des Wesens und des Selbsts
  • zustande gekommen, so hat das Bewußtsein auch noch diese
  • _Vorstellung_ seiner Versöhnung, aber als Vorstellung. Es erlangt
  • die Befriedigung dadurch, daß es seiner reinen Negativität die
  • positive Bedeutung der Einheit seiner mit dem Wesen _äußerlich_
  • hinzufügt; seine Befriedigung bleibt also selbst mit dem Gegensatze
  • eines Jenseits behaftet. Seine eigne Versöhnung tritt daher als ein
  • _Fernes_ in sein Bewußtsein ein, als ein Fernes der _Zukunft_, wie
  • die Versöhnung, die das andere _Selbst_ vollbrachte, als eine Ferne
  • der _Vergangenheit_ erscheint. So wie der _einzelne_ göttliche
  • Mensch einen _ansich_seienden Vater und nur eine _wirkliche_ Mutter
  • hat, so hat auch der allgemeine göttliche Mensch, die Gemeinde, ihr
  • _eignes Tun_ und _Wissen_ zu ihrem Vater, zu ihrer Mutter aber die
  • _ewige Liebe_, die sie nur _fühlt_, nicht aber in ihrem Bewußtsein
  • als wirklichen unmittelbaren _Gegenstand_ anschaut. Ihre Versöhnung
  • ist daher in ihrem Herzen, aber mit ihrem Bewußtsein noch entzweit,
  • und ihre Wirklichkeit noch gebrochen. Was als das _An-sich_ oder die
  • Seite der _reinen Vermittlung_ in ihr Bewußtsein tritt, ist die
  • jenseits liegende Versöhnung; was aber als _gegenwärtig_, als die
  • Seite der _Unmittelbarkeit_ und des _Daseins_, ist die Welt, die ihre
  • Verklärung noch zu gewarten hat. Sie ist wohl _an sich_ versöhnt mit
  • dem Wesen; und vom _Wesen_ wird wohl gewußt, daß es den Gegenstand
  • nicht mehr als sich entfremdet erkennt, sondern in seiner Liebe als
  • sich gleich. Aber für das Selbstbewußtsein hat diese unmittelbare
  • Gegenwart noch nicht Geistsgestalt. Der Geist der Gemeinde ist so in
  • seinem unmittelbaren Bewußtsein getrennt von seinem religiösen, das
  • zwar es ausspricht, daß sie _an sich_ nicht getrennt seien, aber ein
  • _An-sich_, das nicht realisiert, oder noch nicht ebenso absolutes
  • Für-sich-sein geworden.
  • VIII. Das absolute Wissen
  • Der Geist der offenbaren Religion hat sein Bewußtsein als solches
  • noch nicht überwunden, oder, was dasselbe ist, sein wirkliches
  • Selbstbewußtsein ist nicht der Gegenstand seines Bewußtseins; er
  • selbst überhaupt und die in ihm sich unterscheidenden Momente fallen
  • in das Vorstellen und in die Form der Gegenständlichkeit. Der
  • _Inhalt_ des Vorstellens ist der absolute Geist; und es ist allein
  • noch um das Aufheben dieser bloßen Form zu tun, oder vielmehr weil
  • sie dem _Bewußtsein als solchem_ angehört, muß ihre Wahrheit schon in
  • den Gestaltungen desselben sich ergeben haben.--Diese Überwindung des
  • Gegenstandes des Bewußtseins ist nicht als das einseitige zu nehmen,
  • daß er sich als in das Selbst zurückkehrend zeigte, sondern
  • bestimmter so, daß er sowohl als solcher sich ihm als verschwindend
  • darstellte, als noch vielmehr, daß die Entäußerung des
  • Selbstbewußtseins es ist, welche die Dingheit setzt, und daß diese
  • Entäußerung nicht nur negative, sondern positive Bedeutung, sie nicht
  • nur für uns oder an sich, sondern für es selbst hat. _Für es_ hat das
  • Negative des Gegenstandes oder dessen Sich-selbst-aufheben dadurch
  • die positive Bedeutung, oder es _weiß_ diese Nichtigkeit desselben
  • dadurch einerseits, daß es sich selbst entäußert,--denn in dieser
  • Entäußerung setzt es _sich_ als Gegenstand, oder den Gegenstand um
  • der untrennbaren Einheit des _Für-sich-seins_ willen als sich selbst.
  • Andererseits liegt hierin zugleich dies andre Moment, daß es diese
  • Entäußerung und Gegenständlichkeit ebensosehr auch aufgehoben und in
  • sich zurückgenommen hat, also in _seinem_ Anderssein als solchem bei
  • sich ist.--Dies ist die Bewegung des _Bewußtseins_, und dieses ist
  • darin die Totalität seiner Momente.--Es muß sich ebenso zu dem
  • Gegenstande nach der Totalität seiner Bestimmungen verhalten, und ihn
  • nach jeder derselben so erfaßt haben. Diese Totalität seiner
  • Bestimmungen macht _ihn an sich_ zum geistigen Wesen, und für das
  • Bewußtsein wird er dies in Wahrheit durch das Auffassen einer jeden
  • einzelnen derselben, als des Selbsts, oder durch das obengenannte
  • geistige Verhalten zu ihnen.
  • Der Gegenstand ist also teils _unmittelbares_ Sein, oder ein Ding
  • überhaupt, was dem unmittelbaren Bewußtsein entspricht; teils ein
  • Anderswerden seiner, sein Verhältnis, oder _Sein für Anderes_ und
  • _Für-sich-sein_, die Bestimmtheit, was der _Wahrnehmung_; teils
  • _Wesen_ oder als Allgemeines, was dem Verstande entspricht. Er ist,
  • als Ganzes, der Schluß oder die Bewegung des Allgemeinen durch die
  • Bestimmung zur Einzelnheit, wie die umgekehrte, von der Einzelnheit
  • durch sie als aufgehobne oder die Bestimmung zum Allgemeinen.--Nach
  • diesen drei Bestimmungen also muß das Bewußtsein ihn als sich selbst
  • wissen. Es ist dies jedoch nicht das Wissen als reines Begreifen des
  • Gegenstandes, von dem die Rede ist; sondern dies Wissen soll nur in
  • seinem Werden oder in seinen Momenten nach der Seite aufgezeigt
  • werden, die dem Bewußtsein als solchem angehört, und die Momente des
  • eigentlichen Begriffes oder reinen Wissens in der Form von
  • Gestaltungen des Bewußtseins. Darum erscheint der Gegenstand im
  • Bewußtsein als solchem noch nicht als die geistige Wesenheit, wie sie
  • von uns soeben ausgesprochen wurde, und sein Verhalten zu ihm ist
  • nicht die Betrachtung desselben in dieser Totalität als solcher, noch
  • in ihrer reinen Begriffsform, sondern teils Gestalt des Bewußtseins
  • überhaupt, teils eine Anzahl solcher Gestalten, die _wir_
  • zusammennehmen, und in welchen die Totalität der Momente des
  • Gegenstandes und des Verhaltens des Bewußtseins nur aufgelöst in ihre
  • Momente aufgezeigt werden kann.
  • Es ist hiemit für diese Seite des Erfassens des Gegenstandes, wie es
  • in der Gestalt des Bewußtseins ist, nur an die frühem Gestalten
  • desselben zu erinnern, die schon vorgekommen sind.--In Ansehung des
  • Gegenstandes also, insofern er unmittelbar, ein _gleichgültiges Sein_
  • ist, so sahen wir die beobachtende Vernunft in diesem gleichgültigen
  • Dinge sich selbst _suchen_ und _finden_, d.h. ihres Tuns als eines
  • ebenso äußerlichen sich bewußt sein, als sie des Gegenstands nur als
  • eines unmittelbaren bewußt ist.--Wir sahen auch auf ihrer Spitze ihre
  • Bestimmung in dem unendlichen Urteile aussprechen, daß das _Sein des
  • Ich ein Ding ist_. _-_ Und zwar ein sinnliches unmittelbares Ding:
  • wenn Ich _Seele_ genannt wird, so ist es zwar auch als Ding
  • vorgestellt, aber als ein unsichtbares, unfehlbares u.s.f., in der
  • Tat also nicht als unmittelbares Sein, und nicht als das, was man
  • unter einem Dinge meint.--Jenes Urteil, so genommen, wie es
  • unmittelbar lautet, ist es geistlos oder vielmehr das Geistlose
  • selbst. Seinem _Begriffe_ nach aber ist es in der Tat das
  • Geistreichste, und dieses _Innre_ desselben, das an ihm noch nicht
  • _vorhanden_ ist, ist es, was die beiden andern zu betrachtenden
  • Momente aussprechen.
  • _Das Ding ist Ich_; in der Tat ist in diesem unendlichen Urteile das
  • Ding aufgehoben; es ist nichts an sich; es hat nur Bedeutung im
  • Verhältnisse, nur _durch Ich_ und _seine Beziehung_ auf dasselbe.
  • --Dies Moment hat sich für das Bewußtsein in der reinen Einsicht und
  • Aufklärung ergeben. Die Dinge sind schlechthin _nützlich_, und nur
  • nach ihrer Nützlichkeit zu betrachten.--Das _gebildete_
  • Selbstbewußtsein, das die Welt des sich entfremdeten Geistes
  • durchlaufen, hat durch seine Entäußerung das Ding als sich selbst
  • erzeugt, behält daher in ihm noch sich selbst, und weiß die
  • Unselbstständigkeit desselben, oder daß das Ding _wesentlich_ nur
  • _Sein für Anderes_ ist; oder vollständig das _Verhältnis_, d.h. das,
  • was die Natur des Gegenstandes hier allein ausmacht, ausgedrückt, so
  • gilt ihm das Ding als ein _fürsichseiendes_, es spricht die sinnliche
  • Gewißheit als absolute Wahrheit aus, aber dies _Für-sich-sein_ selbst
  • als Moment, das nur verschwindet, und in sein Gegenteil, in das
  • preisgegebne Sein für anderes übergeht.
  • Hierin ist aber das Wissen des Dinges noch nicht vollendet; es muß
  • nicht nur nach der Unmittelbarkeit des Seins und nach der
  • Bestimmtheit, sondern auch als _Wesen_ oder _Inneres_, als das Selbst
  • gewußt werden. Dies ist in dem _moralischen Selbstbewußtsein_
  • vorhanden. Dies weiß sein Wissen als die _absolute Wesenheit_, oder
  • das _Sein_ schlechthin als den reinen Willen oder Wissen; es _ist_
  • nichts als nur dieser Willen und Wissen; anderem kommt nur
  • unwesentliches Sein, d.h. nicht _ansich_seiendes, nur seine leere
  • Hülse zu. Insofern das moralische Bewußtsein das _Dasein_ in seiner
  • Weltvorstellung aus dem Selbst entläßt, nimmt es dasselbe ebensosehr
  • wieder in sich zurück. Als Gewissen ist es endlich nicht mehr dieses
  • noch abwechselnde Stellen und Verstellen des Daseins und des Selbsts,
  • sondern es weiß, daß sein _Dasein_ als solches diese reine Gewißheit
  • seiner selbst ist; das gegenständliche Element, in welches es als
  • handelnd sich hinausstellt, ist nichts anderes als das reine Wissen
  • des Selbsts von sich.
  • Dies sind die Momente, aus denen sich die Versöhnung des Geistes mit
  • seinem eigentlichen Bewußtsein zusammensetzt; sie für sich sind
  • einzeln, und ihre geistige Einheit allein ist es, welche die Kraft
  • dieser Versöhnung ausmacht. Das letzte dieser Momente ist aber
  • notwendig diese Einheit selbst, und verbindet, wie erhellt, sie in
  • der Tat alle in sich. Der seiner selbst in seinem Dasein gewisse
  • Geist hat zum Elemente des _Daseins_ nichts anderes als dies Wissen
  • von sich; das Aussprechen, daß, was er tut, er nach Überzeugung von
  • der Pflicht tut, diese seine Sprache ist das _Gelten_ seines Handelns.
  • --Das Handeln ist das erste _ansich_seiende Trennen der Einfachheit
  • des Begriffs und die Rückkehr aus dieser Trennung. Diese erste
  • Bewegung schlägt in die zweite um, indem das Element des Anerkennens
  • sich als _einfaches_ Wissen von der Pflicht gegen den _Unterschied_
  • und die _Entzweiung_ setzt, die im Handeln als solchem liegt, und auf
  • diese Weise eine eiserne Wirklichkeit gegen das Handeln bildet. In
  • der Verzeihung sahen wir aber, wie diese Härte von sich selbst abläßt,
  • und sich entäußert. Die Wirklichkeit hat also hier für das
  • Selbstbewußtsein sowohl als _unmittelbares Dasein_ keine andere
  • Bedeutung, als das reine Wissen zu sein;--ebenso als _bestimmtes_
  • Dasein, oder als Verhältnis, ist das sich Gegenüberstehende ein
  • Wissen teils von diesem rein einzelnen Selbst, teils von dem Wissen
  • als allgemeinem. Hierin ist zugleich dies gesetzt, daß das _dritte_
  • Moment, die _Allgemeinheit_ oder das _Wesen_ jedem der beiden
  • gegenüberstehenden nur als _Wissen_ gilt; und den leeren noch übrigen
  • Gegensatz heben sie endlich ebenso auf, und sind das Wissen des Ich =
  • Ich; dieses _einzelne_ Selbst, das unmittelbar reines Wissen oder
  • allgemeines ist.
  • Diese Versöhnung des Bewußtseins mit dem Selbstbewußtsein zeigt sich
  • hiemit von der gedoppelten Seite zustande gebracht, das einemal im
  • religiösen Geiste, das anderemal im Bewußtsein selbst als solchem.
  • Sie unterscheiden sich beide so voneinander, daß jene diese
  • Versöhnung in der Form des _An-sich-seins_, diese in der Form des
  • _Für-sich-seins_ ist. Wie sie betrachtet worden, fallen sie zunächst
  • auseinander; das Bewußtsein ist in der Ordnung, in der uns seine
  • Gestalten vorkamen, teils zu den einzelnen Momenten derselben, teils
  • zu ihrer Vereinigung längst gekommen, ehe auch die Religion ihrem
  • Gegenstande die Gestalt des wirklichen Selbstbewußtseins gab. Die
  • Vereinigung beider Seiten ist noch nicht aufgezeigt; sie ist es,
  • welche diese Reihe der Gestaltungen des Geistes beschließt; denn in
  • ihr kommt der Geist dazu, sich zu wissen nicht nur, wie er _an sich_
  • oder nach seinem absoluten _Inhalte_, noch nur wie er _für sich_ nach
  • seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbstbewußtseins,
  • sondern wie er _an und für sich_ ist.
  • Diese Vereinigung aber ist _an sich_ schon geschehen, zwar auch in
  • der Religion, in der Rückkehr der Vorstellung in das Selbstbewußtsein,
  • aber nicht nach der eigentlichen Form, denn die religiöse Seite ist
  • die Seite des _An-sich_, welche der Bewegung des Selbstbewußtseins
  • gegenübersteht. Die Vereinigung gehört daher dieser andern Seite an,
  • die im Gegensatze die Seite der Reflexion in sich, also diejenige ist,
  • die sich selbst und ihr Gegenteil, und nicht nur _an sich_ oder auf
  • eine allgemeine Weise, sondern _für sich_ oder entwickelt und
  • unterschieden enthält. Der Inhalt, so wie die andre Seite des
  • selbstbewußten Geistes, insofern sie die _andre_ Seite ist, ist in
  • ihrer Vollständigkeit vorhanden und aufgezeigt worden; die
  • Vereinigung, welche noch fehlt, ist die einfache Einheit des Begriffs.
  • Dieser ist an der Seite des Selbstbewußtseins selbst auch schon
  • vorhanden; aber wie er im Vorhergehenden vorgekommen, hat er, wie
  • alle übrigen Momente die Form, eine _besondere Gestalt_ des
  • _Bewußtseins_ zu sein.--Er ist also derjenige Teil der Gestalt des
  • seiner selbst gewissen Geistes, der in seinem Begriffe stehen bleibt,
  • und die _schöne Seele_ genannt wurde. Sie ist nämlich sein Wissen
  • von sich selbst, in seiner reinen durchsichtigen Einheit,--das
  • Selbstbewußtsein, das dieses reine Wissen von dem _reinen
  • In-sich-sein_ als den Geist weiß,--nicht nur die Anschauung des
  • Göttlichen, sondern die Selbstanschauung desselben.--Indem dieser
  • Begriff sich seiner Realisierung entgegengesetzt festhält, ist er die
  • einseitige Gestalt, deren Verschwinden in leeren Dunst, aber auch
  • ihre positive Entäußerung und Fortbewegung wir sahen. Durch diese
  • Realisierung hebt sich das Auf-sich-beharren dieses gegenstandslosen
  • Selbstbewußtseins, die _Bestimmtheit_ des Begriffs gegen seine
  • _Erfüllung_ auf; sein Selbstbewußtsein gewinnt die Form der
  • Allgemeinheit, und was ihm bleibt, ist sein wahrhafter Begriff, oder
  • der Begriff, der seine Realisierung gewonnen; es ist er in seiner
  • Wahrheit, nämlich in der Einheit mit seiner Entäußerung;--das Wissen
  • von dem reinen Wissen, nicht als abstraktem _Wesen_, welches die
  • Pflicht ist,--sondern von ihm als Wesen, das _dieses_ Wissen,
  • _dieses_ reine Selbstbewußtsein, das also zugleich wahrhafter
  • _Gegenstand_ ist, denn er ist das fürsichseiende Selbst.
  • Seine Erfüllung gab sich dieser Begriff, einesteils im _handelnden_
  • seiner selbst gewissen Geist, andernteils in der _Religion_: in der
  • letztern gewann er den absoluten _Inhalt als Inhalt_ oder in der Form
  • der _Vorstellung_, des Andersseins für das Bewußtsein; hingegen in
  • jener Gestalt ist die Form das Selbst selber, denn sie enthält den
  • _handelnden_ seiner selbst gewissen Geist, das Selbst führt das Leben
  • des absoluten Geistes durch. Diese Gestalt ist, wie wir sehen, jener
  • einfache Begriff, der aber sein ewiges _Wesen_ aufgibt, _da ist_,
  • oder handelt. Das _Entzweien_ oder Hervortreten hat er an der
  • _Reinheit des_ Begriffs, denn sie ist die absolute Abstraktion oder
  • Negativität. Ebenso hat er das Element seiner Wirklichkeit oder des
  • Seins in ihm, an dem reinen Wissen selbst, denn es ist die einfache
  • _Unmittelbarkeit_, die ebenso _Sein_ und _Dasein_ als _Wesen_ ist,
  • jenes das negative Denken, dies das positive Denken selbst. Dies
  • Dasein ist endlich ebensosehr das aus ihm--wie als Dasein so als
  • Pflicht--In-sich-reflektiert- oder _Böse-_sein. Dies In-sich-gehen
  • macht den _Gegensatz_ des _Begriffs_ aus, und ist damit das Auftreten
  • des _nichthandelnden, nichtwirklichen_ reinen Wissens des Wesens.
  • Dies sein Auftreten in diesem Gegensatze aber ist die Teilnahme daran;
  • das reine Wissen des Wesens hat sich _an sich_ seiner Einfachheit
  • entäußert, denn es ist das _Entzweien_ oder die Negativität, die der
  • Begriff ist; sofern dies Entzweien das _Für-sich-werden_ ist, ist es
  • das Böse; sofern es das _An-sich_ ist, ist es das Gutbleibende.--Was
  • nun zuerst _an sich_ geschieht, ist zugleich _für das Bewußtsein_ und
  • ebenso selbst gedoppelt, sowohl _für es_, als es sein _Für-sich-sein_
  • oder sein eignes Tun ist. Dasselbe, was schon _an sich_ gesetzt ist,
  • wiederholt sich also itzt als Wissen des Bewußtseins von ihm, und
  • bewußtes Tun. Jedes läßt für das andere von der Selbstständigkeit
  • der Bestimmtheit, in der es gegen es auftritt, ab. Dies Ablassen ist
  • dasselbe Verzichttun auf die Einseitigkeit des Begriffs, das _an
  • sich_ den Anfang ausmachte, aber es ist nunmehr _sein_ Verzichttun,
  • so wie der Begriff, auf welchen es Verzicht tut, der seinige ist.
  • --Jenes _An-sich_ des Anfangs ist als Negativität in Wahrheit
  • ebensosehr das _vermittelte_; so wie es in Wahrheit ist, _setzt_ es
  • sich also itzt, und das _Negative_ ist als _Bestimmtheit_ eines jeden
  • für das andere und an sich das sich selbst aufhebende. Der eine der
  • beiden Teile des Gegensatzes ist die Ungleichheit des
  • _In-sich-in-seiner-Einzelnheit-seins_ gegen die Allgemeinheit,--der
  • andere die Ungleichheit seiner abstrakten Allgemeinheit gegen das
  • Selbst; jenes stirbt seinem Für-sich-sein ab und entäußert, bekennt
  • sich; dieses entsagt der Härte seiner abstrakten Allgemeinheit, und
  • stirbt damit seinem unlebendigen Selbst und seiner unbewegten
  • Allgemeinheit ab; so daß also jenes durch das Moment der
  • Allgemeinheit, die Wesen ist, und dieses durch die Allgemeinheit, die
  • Selbst ist, sich ergänzt hat. Durch diese Bewegung des Handelns ist
  • der Geist--der so erst Geist ist, daß er _da ist_, sein Dasein in den
  • _Gedanken_ und dadurch in die absolute _Entgegensetzung_ erhebt, und
  • aus dieser eben durch sie und in ihr selbst zurückkehrt--als reine
  • Allgemeinheit des Wissens, welches Selbstbewußtsein ist, als
  • Selbstbewußtsein, das einfache Einheit des Wissens ist,
  • hervorgetreten.
  • Was also in der Religion _Inhalt_ oder Form des Vorstellens eines
  • _Andern_ war, dasselbe ist hier eignes _Tun_ des _Selbsts_; der
  • Begriff verbindet es, daß der _Inhalt_ eignes _Tun_ des _Selbsts_ ist;
  • --denn dieser Begriff ist, wie wir sehen, das Wissen des Tuns des
  • Selbsts in sich als aller Wesenheit und alles Daseins, das Wissen von
  • _diesem Subjekte_ als der _Substanz_, und von der Substanz als diesem
  • Wissen seines Tuns.--Was wir hier hinzugetan, ist allein teils die
  • _Versammlung_ der einzelnen Momente, deren jedes in seinem Prinzipe
  • das Leben des ganzen Geistes darstellt, teils das Festhalten des
  • Begriffes in der Form des Begriffes, dessen Inhalt sich in jenen
  • Momenten, und der sich in der Form einer _Gestalt des Bewußtseins_
  • schon selbst ergeben hätte.
  • Diese letzte Gestalt des Geistes, der Geist, der seinem vollständigen
  • und wahren Inhalte zugleich die Form des Selbsts gibt, und dadurch
  • seinen Begriff ebenso realisiert, als er in dieser Realisierung in
  • seinem Begriffe bleibt, ist das absolute Wissen; es ist der sich in
  • Geistsgestalt wissende Geist oder das _begreifende Wissen_. Die
  • _Wahrheit_ ist nicht nur _an sich_ vollkommen der _Gewißheit_ gleich,
  • sondern hat auch die _Gestalt_ der Gewißheit seiner selbst, oder sie
  • ist in ihrem Dasein, das heißt, für den wissenden Geist in der _Form_
  • des Wissens seiner selbst. Die Wahrheit ist der _Inhalt_, der in der
  • Religion seiner Gewißheit noch ungleich ist. Diese Gleichheit aber
  • ist darin, daß der Inhalt die Gestalt des Selbsts erhalten. Dadurch
  • ist dasjenige zum Elemente des Daseins oder zur _Form der
  • Gegenständlichkeit_ für das Bewußtsein geworden, was das Wesen selbst
  • ist; nämlich der _Begriff_. Der Geist in diesem Elemente dem
  • Bewußtsein _erscheinend_, oder was hier dasselbe ist, darin von ihm
  • hervorgebracht, _ist die Wissenschaft_.
  • Die Natur, Momente und Bewegung dieses Wissens hat sich also so
  • ergeben, daß es das reine _Für-sich-sein_ des Selbstbewußtseins ist;
  • es ist Ich, das _dieses_ und kein anderes _Ich_ und das ebenso
  • unmittelbar _vermittelt_ oder aufgehobenes _allgemeines_ Ich ist.--Es
  • hat einen _Inhalt_, den es von sich _unterscheidet_; denn es ist die
  • reine Negativität oder das Sich-entzweien; es ist _Bewußtsein_.
  • Dieser Inhalt ist in seinem Unterschiede selbst das Ich, denn er ist
  • die Bewegung des Sich-selbst-aufhebens, oder dieselbe reine
  • Negativität, die Ich ist. Ich ist in ihm als unterschiedenem in sich
  • reflektiert; der Inhalt ist allein dadurch _begriffen_, daß Ich in
  • seinem Anderssein bei sich selbst ist. Dieser Inhalt bestimmter
  • angegeben, ist er nichts anders als die soeben ausgesprochene
  • Bewegung selbst; denn er ist der Geist, der sich selbst und zwar _für
  • sich_ als Geist durchläuft, dadurch, daß er die Gestalt des Begriffes
  • in seiner Gegenständlichkeit hat.
  • Was aber das _Dasein_ dieses Begriffs betrifft, so erscheint in der
  • Zeit und Wirklichkeit die _Wissenschaft_ nicht eher, als bis der
  • Geist zu diesem Bewußtsein über sich gekommen ist. Als der Geist,
  • der weiß, was er ist, existiert er früher nicht, und sonst nirgends
  • als nach Vollendung der Arbeit, seine unvollkommene Gestaltung zu
  • bezwingen, sich für sein Bewußtsein die Gestalt seines Wesens zu
  • verschaffen, und auf diese Weise _sein Selbstbewußtsein_ mit seinem
  • _Bewußtsein_ auszugleichen.--Der an und für sich seiende Geist in
  • seinen Momenten unterschieden, ist _fürsich_seiendes Wissen, das
  • _Begreifen_ überhaupt, das als solches die _Substanz_ noch nicht
  • erreicht hat oder nicht an sich selbst abolutes Wissen ist.
  • In der Wirklichkeit ist nun die wissende Substanz früher da als die
  • Form oder Begriffsgestalt derselben. Denn die Substanz ist das noch
  • unentwickelte _An-sich_ oder der Grund und Begriff in seiner noch
  • unbewegten Einfachheit, also die _Innerlichkeit_ oder das Selbst des
  • Geistes, das noch nicht _da ist_. Was _da ist_, ist als das noch
  • unentwickelte Einfache und Unmittelbare, oder der Gegenstand des
  • _vorstellenden Be_wußtseins überhaupt. Das Erkennen, weil es das
  • geistige Bewußtsein ist, dem, was _an sich ist_, nur insofern ist,
  • als es _Sein für_ das _Selbst_ und Sein des _Selbstes_ oder Begriff
  • ist, hat aus diesem Grunde zuerst nur einen armen Gegenstand, gegen
  • welchen die Substanz und deren Bewußtsein reicher ist. Die
  • Offenbarkeit, die sie in diesem hat, ist in der Tat Verborgenheit,
  • denn sie ist das noch _selbstlose Sein_, und offenbar ist sich nur
  • die Gewißheit seiner selbst. Zuerst gehören dem _Selbst_bewußtsein
  • daher von der Substanz nur die _abstrakten Momente_ an; aber indem
  • diese als die reinen Bewegungen sich selbst weitertreiben, bereichert
  • es sich, bis es die ganze Substanz dem Bewußtsein entrissen, den
  • ganzen Bau ihrer Wesenheiten in sich gesogen, und--indem dieses
  • negative Verhalten zur Gegenständlichkeit ebensosehr positiv, Setzen
  • ist--sie aus sich erzeugt und damit für das Bewußtsein zugleich
  • wieder hergestellt hat. In dem _Begriffe_, der sich als Begriff weiß,
  • treten hiemit die _Momente_ früher auf als das _erfüllte Ganze_,
  • dessen Werden die Bewegung jener Momente ist. In dem _Bewußtsein_
  • dagegen ist das Ganze, aber unbegriffne, früher als die Momente.--Die
  • _Zeit_ ist der _Begriff_ selbst, der _da ist_ und als leere
  • Anschauung sich dem Bewußtsein vorstellt; deswegen erscheint der
  • Geist notwendig in der Zeit, und er erscheint so lange in der Zeit,
  • als er nicht seinen reinen Begriff _erfaßt_, das heißt, nicht die
  • Zeit tilgt. Sie ist das _äußere_ angeschaute vom Selbst _nicht
  • erfaßte_ reine Selbst, der nur angeschaute Begriff; indem dieser sich
  • selbst erfaßt, hebt er seine Zeitform auf, begreift das Anschauen,
  • und ist begriffnes und begreifendes Anschauen.--Die Zeit erscheint
  • daher als das Schicksal und die Notwendigkeit des Geistes, der nicht
  • in sich vollendet ist,--die Notwendigkeit, den Anteil, den das
  • Selbstbewußtsein an dem Bewußtsein hat, zu bereichern, die
  • _Unmittelbarkeit des An-sich_--die Form, in der die Substanz im
  • Bewußtsein ist--in Bewegung zu setzen oder umgekehrt das An-sich als
  • das _Innerliche_ genommen, das, was erst _innerlich_ ist, zu
  • realisieren und zu offenbaren, d.h. es der Gewißheit seiner selbst zu
  • vindizieren.
  • Es muß aus diesem Grunde gesagt werden, daß nichts _gewußt_ wird, was
  • nicht in der _Erfahrung_ ist, oder, wie dasselbe auch ausgedrückt
  • wird, was nicht als _gefühlte Wahrheit, als innerlich geoffenbartes_
  • Ewiges, als _geglaubtes_ Heiliges, oder welche Ausdrücke sonst
  • gebraucht werden, vorhanden ist. Denn die Erfahrung ist eben dies,
  • daß der Inhalt--und er ist der Geist--_an sich_, Substanz und also
  • _Gegenstand_ des _Bewußtseins_ ist. Diese Substanz aber, die der
  • Geist ist, ist das _Werden_ seiner zu dem, was er _an sich_ ist; und
  • erst als dies sich in sich reflektierende Werden ist er an sich in
  • Wahrheit _der Geist_. Er ist an sich die Bewegung, die das Erkennen
  • ist,--die Verwandlung jenes _An-sichs_ in das _Für-sich_, der
  • _Substanz_ in das _Subjekt_, des Gegenstands des _Bewußtseins_ in
  • Gegenstand des _Selbstbewußtseins_, d.h. in ebensosehr aufgehobnen
  • Gegenstand, oder in den _Begriff_. Sie ist der in sich zurückgehende
  • Kreis, der seinen Anfang voraussetzt und ihn nur im Ende erreicht.
  • --Insofern der Geist also notwendig dieses Unterscheiden in sich ist,
  • tritt sein Ganzes angeschaut seinem einfachen Selbstbewußtsein
  • gegenüber, und da also jenes das unterschiedene ist, so ist es
  • unterschieden in seinen angeschauten reinen Begriff, in _die Zeit_,
  • und in den Inhalt oder in das _An-sich_; die Substanz hat, als
  • Subjekt, _die erst innere_ Notwendigkeit an ihr, sich an ihr selbst
  • als das darzustellen, was sie _an sich_ ist, _als Geist._ Die
  • vollendete gegenständliche Darstellung ist erst zugleich die
  • Reflexion derselben oder das Werden derselben zum Selbst.--Eh daher
  • der Geist nicht _an sich_, nicht als Weltgeist sich vollendet, kann
  • er nicht als _selbstbewußter_ Geist seine Vollendung erreichen. Der
  • Inhalt der Religion spricht darum früher in der Zeit, als die
  • Wissenschaft, es aus, was der _Geist ist_, aber diese ist allein sein
  • wahres Wissen von ihm selbst.
  • Die Bewegung, die Form seines Wissens von sich hervorzutreiben, ist
  • die Arbeit, die er als _wirkliche Geschichte_ vollbringt. Die
  • religiöse Gemeine, insofern sie zuerst die Substanz des absoluten
  • Geistes ist, ist das rohe Bewußtsein, das ein um so barbarischeres
  • und härteres Dasein hat, je tiefer sein innerer Geist ist, und sein
  • dumpfes Selbst eine um so härtere Arbeit mit seinem Wesen, dem ihm
  • fremden Inhalte seines Bewußtseins. Erst nachdem es die Hoffnung
  • aufgegeben, auf eine äußerliche, d.h. fremde Weise das Fremdsein
  • aufzuheben, wendet es sich, weil die aufgehobne fremde Weise die
  • Rückkehr ins Selbstbewußtsein ist, an sich selbst, an seine eigne
  • Welt und Gegenwart, entdeckt sie als sein Eigentum und hat somit den
  • ersten Schritt getan, aus der _Intellektualwelt_ herabzusteigen, oder
  • vielmehr deren abstraktes Element mit dem wirklichen Selbst zu
  • begeisten. Durch die Beobachtung einerseits findet es das Dasein als
  • Gedanken und begreift dasselbe, und umgekehrt in seinem Denken das
  • Dasein. Indem es so zunächst die unmittelbare _Einheit_ des
  • _Denkens_ und _Seins_, des abstrakten Wesens und des Selbsts, selbst
  • abstrakt ausgesprochen und das erste Lichtwesen _reiner_, nämlich als
  • Einheit der Ausdehnung und des Seins--denn Ausdehnung ist die dem
  • reinen Denken gleichere Einfachheit, denn das Licht ist--und hiemit
  • im Gedanken die _Substanz_ des Aufgangs wieder erweckt hat, schaudert
  • der Geist zugleich von dieser abstrakten Einheit, von dieser
  • _selbstlosen_ Substantialität zurück, und behauptet die
  • Individualität gegen sie. Erst aber nachdem er diese in der Bildung
  • entäußert, dadurch sie zum Dasein gemacht und in allem Dasein sie
  • durchgesetzt,--zum Gedanken der Nützlichkeit gekommen, und in der
  • absoluten Freiheit das Dasein als seinen Willen erfaßt, kehrt er
  • somit den Gedanken seiner innersten Tiefe heraus, und spricht das
  • Wesen als Ich = Ich aus. Dies Ich = Ich ist aber die sich in sich
  • selbst reflektierende Bewegung; denn indem diese Gleichheit als
  • absolute Negativität der absolute Unterschied ist, so steht die
  • Sichselbstgleichheit des Ich diesem reinen Unterschiede gegenüber,
  • der als der reine und zugleich dem sich wissenden Selbst
  • gegenständliche, als die _Zeit_ auszusprechen ist, so daß wie vorhin
  • das Wesen als Einheit des Denkens und der Ausdehnung ausgesprochen
  • wurde, es als Einheit des Denkens und der Zeit zu fassen wäre; aber
  • der sich selbst überlaßne Unterschied, die ruheund haltlose Zeit
  • fällt vielmehr in sich selbst zusammen; sie ist die gegenständliche
  • Ruhe der _Ausdehnung_, diese aber ist die reine Gleichheit mit sich
  • selbst, das Ich.--Oder Ich ist nicht nur das Selbst, sondern es ist
  • die _Gleichheit des Selbsts mit sich_; diese Gleichheit aber ist die
  • vollkommne und unmittelbare Einheit mit sich selbst, oder _dies
  • Subjekt_ ist ebensosehr _die Substanz._ Die Substanz für sich allein
  • wäre das inhaltsleere Anschauen oder das Anschauen eines Inhalts, der
  • als bestimmter nur Akzidentalität hätte, und ohne Notwendigkeit wäre;
  • die Substanz gälte nur insofern als das Absolute, als sie als die
  • _absolute Einheit_ gedacht oder angeschaut wäre, und aller Inhalt
  • müßte nach seiner Verschiedenheit außer ihr in die Reflexion fallen,
  • die ihr nicht angehört, weil sie nicht Subjekt, nicht das über sich
  • und sich in sich Reflektierende oder nicht als Geist begriffen wäre.
  • Wenn doch von einem Inhalte gesprochen werden sollte, so wäre es
  • teils nur, um ihn in den leeren Abgrund des Absoluten zu werfen,
  • teils aber wäre er äußerlich aus der sinnlichen Wahrnehmung
  • aufgerafft; das Wissen schiene zu Dingen, dem Unterschiede von ihm
  • selbst, und dem Unterschiede mannigfaltiger Dinge gekommen zu sein,
  • ohne daß man begriffe, wie und woher.
  • Der Geist aber hat sich uns gezeigt, weder nur das Zurückziehen des
  • Selbstbewußtseins in seine reine Innerlichkeit zu sein, noch die
  • bloße Versenkung desselben in die Substanz und das Nichtsein seines
  • Unterschiedes, sondern _diese Bewegung_ des Selbsts, das sich seiner
  • selbst entäußert und sich in seine Substanz versenkt, und ebenso als
  • Subjekt aus ihr in sich gegangen ist, und sie zum Gegenstande und
  • Inhalte macht, als es diesen Unterschied der Gegenständlichkeit und
  • des Inhalts aufhebt. Jene erste Reflexion aus der Unmittelbarkeit
  • ist das sich Unterscheiden des Subjekts von seiner Substanz, oder der
  • sich entzweiende Begriff, das In-sich-gehen und Werden des reinen Ich.
  • Indem dieser Unterschied das reine Tun des Ich = Ich ist, ist der
  • Begriff die Notwendigkeit und das Aufgehen des _Daseins_, das die
  • Substanz zu seinem Wesen hat, und für sich besteht. Aber das
  • Bestehen des Daseins für sich ist der in der Bestimmtheit gesetzte
  • Begriff und dadurch ebenso seine Bewegung _an ihm selbst_, nieder in
  • die einfache Substanz zu gehen, welche erst als diese Negativität und
  • Bewegung Subjekt ist.--Weder hat Ich sich in der _Form_ des
  • _Selbstbewußtseins_ gegen die Form der Substantialität und
  • Gegenständlichkeit festzuhalten, als ob es Angst vor seiner
  • Entäußerung hätte; die Kraft des Geistes ist vielmehr, in seiner
  • Entäußerung sich selbst gleich zu bleiben, und als das _An-_ und
  • _Fürsich_seiende, das _Für-sich-sein_ ebensosehr nur als Moment zu
  • setzen wie das An-sich-sein,--noch ist es ein Drittes, das die
  • Unterschiede in den Abgrund des Absoluten zurückwirft und ihre
  • Gleichheit in demselben ausspricht, sondern das Wissen besteht
  • vielmehr in dieser scheinbaren Untätigkeit, welche nur betrachtet,
  • wie das Unterschiedne sich an ihm selbst bewegt und in seine Einheit
  • zurückkehrt.
  • In dem Wissen hat also der Geist die Bewegung seines Gestaltens
  • beschlossen, insofern dasselbe mit dem unüberwundnen Unterschiede des
  • Bewußtseins behaftet ist. Er hat das reine Element seines Daseins,
  • den Begriff, gewonnen. Der Inhalt ist nach der _Freiheit_ seines
  • _Seins_ das sich entäußernde Selbst, oder die _unmittelbare_ Einheit
  • des Sich-selbst-wissens. Die reine Bewegung dieser Entäußerung macht,
  • sie am Inhalte betrachtet, die _Notwendigkeit_ desselben aus. Der
  • verschiedne Inhalt ist als _bestimmter_ im Verhältnisse, nicht an
  • sich, und seine Unruhe, sich selbst aufzuheben, oder die
  • _Negativität_; also ist die Notwendigkeit oder Verschiedenheit, wie
  • das freie Sein, ebenso das Selbst, und in dieser selbstischen _Form_,
  • worin das Dasein unmittelbar Gedanke ist, ist der Inhalt _Begriff_.
  • Indem also der Geist den Begriff gewonnen, entfaltet er das Dasein
  • und Bewegung in diesem Äther seines Lebens, und ist _Wissenschaft_.
  • Die Momente seiner Bewegung stellen sich in ihr nicht mehr als
  • bestimmte _Gestalten_ des _Bewußtseins_ dar, sondern indem der
  • Unterschied desselben in das Selbst zurückgegangen, als _bestimmte
  • Begriffe_, und als die organische in sich selbst gegründete Bewegung
  • derselben. Wenn in der Phänomenologie des Geistes jedes Moment der
  • Unterschied des Wissens und der Wahrheit und die Bewegung ist, in
  • welcher er sich aufhebt, so enthält dagegen die Wissenschaft diesen
  • Unterschied und dessen Aufheben nicht, sondern indem das Moment die
  • Form des Begriffs hat, vereinigt es die gegenständliche Form der
  • Wahrheit und des wissenden Selbsts in unmittelbarer Einheit. Das
  • Moment tritt nicht als diese Bewegung auf, aus dem Bewußtsein oder
  • der Vorstellung in das Selbstbewußtsein und umgekehrt herüber und
  • hinüber zu gehen, sondern seine reine von seiner Erscheinung im
  • Bewußtsein befreite Gestalt, der reine Begriff, und dessen
  • Fortbewegung hängt allein an seiner reinen _Bestimmtheit_. Umgekehrt
  • entspricht jedem abstrakten Momente der Wissenschaft eine Gestalt des
  • erscheinenden Geistes überhaupt. Wie der daseiende Geist nicht
  • reicher ist als sie, so ist er in seinem Inhalte auch nicht ärmer.
  • Die reinen Begriffe der Wissenschaft in dieser Form von Gestalten des
  • Bewußtseins zu erkennen, macht die Seite ihrer Realität aus, nach
  • welcher ihr Wesen, der Begriff, der in ihr in seiner _einfachen_
  • Vermittlung als _Denken_ gesetzt ist, die Momente dieser Vermittlung
  • auseinanderschlägt und nach dem innern Gegensatze sich darstellt.
  • Die Wissenschaft enthält in ihr selbst diese Notwendigkeit, der Form
  • des reinen Begriffs sich zu entäußern, und den Übergang des Begriffes
  • ins _Bewußtsein_. Denn der sich selbst wissende Geist, eben darum,
  • daß er seinen Begriff erfaßt, ist er die unmittelbare Gleichheit mit
  • sich selbst, welche in ihrem Unterschiede die _Gewißheit vom
  • Unmittelbaren_ ist, oder das _sinnliche Bewußtsein_,--der Anfang, von
  • dem wir ausgegangen; dieses Entlassen seiner aus der Form seines
  • Selbsts ist die höchste Freiheit und Sicherheit seines Wissens von
  • sich.
  • Doch ist diese Entäußerung noch unvollkommen; sie drückt die
  • _Beziehung_ der Gewißheit seiner selbst auf den Gegenstand aus, der
  • eben darin, daß er in der Beziehung ist, seine völlige Freiheit nicht
  • gewonnen hat. Das Wissen kennt nicht nur sich, sondern auch das
  • Negative seiner selbst, oder seine Grenze. Seine Grenze wissen heißt
  • sich aufzuopfern wissen. Diese Aufopferung ist die Entäußerung, in
  • welcher der Geist sein Werden zum Geiste, in der Form des _freien
  • zufälligen Geschehens_ darstellt, sein reines _Selbst_, als _die
  • Zeit_ außer ihm, und ebenso sein _Sein_ als Raum anschauend. Dieses
  • sein letzteres Werden, _die Natur_, ist sein lebendiges unmittelbares
  • Werden; sie, der entäußerte Geist, ist in ihrem Dasein nichts als
  • diese ewige Entäußerung ihres _Bestehens_ und die Bewegung, die das
  • _Subjekt_ herstellt.
  • Die andere Seite aber seines Werdens, die _Geschichte_, ist das
  • _wissende_ sich _vermittelnde_ Werden--der an die Zeit entäußerte
  • Geist; aber diese Entäußerung ist ebenso die Entäußerung ihrer selbst;
  • das Negative ist das Negative seiner selbst. Dies Werden stellt
  • eine träge Bewegung und Aufeinanderfolge von Geistern dar, eine
  • Galerie von Bildern, deren jedes, mit dem vollständigen Reichtume des
  • Geistes ausgestattet, eben darum sich so träge bewegt, weil das
  • Selbst diesen ganzen Reichtum seiner Substanz zu durchdringen und zu
  • verdauen hat. Indem seine Vollendung darin besteht, das, was _er
  • ist_, seine Substanz, vollkommen zu _wissen_, so ist dies Wissen sein
  • _In-sich-gehen_, in welchem er sein Dasein verläßt und seine Gestalt
  • der Erinnerung übergibt. In seinem In-sich-gehen ist er in der Nacht
  • seines Selbstbewußtseins versunken, sein verschwundnes Dasein aber
  • ist in ihr aufbewahrt, und dies aufgehobne Dasein--das vorige, aber
  • aus dem Wissen neugeborne--ist das neue Dasein, eine neue Welt und
  • Geistesgestalt. In ihr hat er ebenso unbefangen von vornen bei ihrer
  • Unmittelbarkeit anzufangen und sich von ihr auf wieder großzuziehen,
  • als ob alles Vorhergehende für ihn verloren wäre und er aus der
  • Erfahrung der frühern Geister nichts gelernt hätte. Aber die
  • _Er-Innerung_ hat sie aufbewahrt und ist das Innre und die in der Tat
  • höhere Form der Substanz. Wenn also dieser Geist seine Bildung, von
  • sich nur auszugehen scheinend, wieder von vornen anfängt, so ist es
  • zugleich auf einer höhern Stufe, daß er anfängt. Das Geisterreich,
  • das auf diese Weise sich in dem Dasein gebildet, macht eine
  • Aufeinanderfolge aus, worin einer den andern ablöste und jeder das
  • Reich der Welt von dem vorhergehenden übernahm. Ihr Ziel ist die
  • Offenbarung der Tiefe, und diese ist _der absolute Begriff_, diese
  • Offenbarung ist hiemit das Aufheben seiner Tiefe oder seine
  • _Ausdehnung_, die Negativität dieses insichseienden Ich, welche seine
  • Entäußerung oder Substanz ist,--und seine _Zeit_, daß diese
  • Entäußerung sich an ihr selbst entäußert und so in ihrer Ausdehnung
  • ebenso in ihrer Tiefe, dem Selbst ist. _Das Ziel_, das absolute
  • Wissen, oder der sich als Geist wissende Geist hat zu seinem Wege die
  • Erinnerung der Geister, wie sie an ihnen selbst sind und die
  • Organisation ihres Reiches vollbringen. Ihre Aufbewahrung nach der
  • Seite ihres freien in der Form der Zufälligkeit erscheinenden Daseins
  • ist die Geschichte, nach der Seite ihrer begriffnen Organisation aber
  • die _Wissenschaft_ des _erscheinenden Wissens_; beide zusammen, die
  • begriffne Geschichte, bilden die Erinnerung und die Schädelstätte des
  • absoluten Geistes, die Wirklichkeit, Wahrheit und Gewißheit seines
  • Throns, ohne den er das leblose Einsame wäre; nur--
  • aus dem Kelche dieses Geisterreiches
  • schäumt ihm seine Unendlichkeit.
  • Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Phänomenologie des Geistes,
  • von Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
  • End of the Project Gutenberg EBook of Phaenomenologie des Geistes, by
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
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