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- Full text of "Leiche, Sprüche, Streitgedichte und Lieder;"
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- Bibliothek
- der
- gesammten deutschen
- National-Literatur
- von der ältesten bis auf die neuere Zeit.
- Sechzehnter Band:
- Heinrichs von Meissen
- des Frauenlobes
- Leiche, Sprüche, Streitgedichte
- und Lieder.
- Quedlinburg und Leipzig.
- Druck und Verlag von Gottfr. Basse.
- 18 4 3.
- HEINRICHS VON MEISSEN
- BES FRAUENLOBES
- ••
- LEICHE, SPRUCHE,
- STREITGEDICHTE MD LIEDER.
- ERLÄUTERT UND HERAUSGEGEBEN
- -1
- QUEDLINBURG UND LEIPZIG.
- UHUCK UND VERIiAG VON GOTTFB. BASSE.
- MDCCCXIJII.
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- DEM ANDENKEN
- G. C. BRAUNS,
- WEILAND PROFESSOR ZU MAINZ.
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- '^.:w
- VORREDE.
- Es war zu anfange des Jahres 1832 , als ich durch den seligen
- Professor Braun zu Mainz aufgefordert ward^ die gedickte
- Heinrichs von Meissen des Frauenlobs für die damals erschei-
- nenden quartalblätter des Mainzer Vereines für literatur und
- kunst zu bearbeiten» Von ihm selbst war bereits^ im zweiten
- jahrgange der quartalblätter^ 1831, heft III U7id IV ^ der Ma-
- rienleich nach der manessischen handschrift mitgetheilt worden.
- Es erschien daher von mir im dritten^ vierten und fünften jahr-
- gange der genannten blätter eine anzahl Frauenlobischer ge-
- dichte aus der von mir selbst abgeschriebenen Jenaer handschrift,,
- und ich hatte bereits auch die Weimarer gedichtsammlung ,, was
- sie von Frauenlob enthält,, abgeschrieben und sorgfältige ab-
- schriften der Wiener,, Weingartner (jetzt Stuttgarter) und Pa-
- riser handschriften durch Brauns gütige besorgung in den hän-
- den,, als mit dem tode Brauns^ 1834, nicht nur der Mainzer
- druck der Frauenlobischen gedichte ins stocken gerieth,, oder
- richtiger,, eingestellt ward,, sonder Ji auch die quartalblätter
- selbst,, wie es scheint^ eingiengen; ich wenigstens habe seit der
- zeit von ihjien etwas weder gesehen noch gehört,, und wahr-
- scheinlich hat der Mainzer verein für literatur und kunst die
- literatur verabschiedet,, um der kunst auf eine desto ungestörtere
- weise huldigen zu können.
- Nicht unerwünscht loar mir daher die von dem sehr ver-
- dienstvollen herrn herausgeber der ,,,,bibliothek der gesammten
- deutschen national- literatur von der ältesten bis auf die neu-
- ere zeit'''' um jene zeit an mich ergangene aufforderung ,, mich
- bei seinem rühmlichen unternehmefi zu betheiligen,, und ich ver-
- hiess ihm die gedichte Frauenlobs in einer kritischen und er-
- läuternden bearbeitung ,, und diess um so lieber,, als bereits,, wie
- vui VORREDE.
- bemerkt^ das hauptaächlichsle material dazu in meinen händen
- lag. Durch meinen abgang von Jena nach Zürich und die dar-
- aus hervorgegangenen anderweitigen beschäfligungen ward die
- lösung des von mir gegebenen Wortes bisher zivar verzögert^ zu
- keiner zeit aber aufgegeben; und nun mögen sachverständige
- urt heilen,, ob und inwiefern es mir gelungen sei,, mein ziel zu
- erreichen.
- Die von mir benutzten handschriften sind:
- A die Pariser oder s. g. manessische.
- B die Jenaer.
- C die Heidelberger ., uro. 350. ^> w« "^v
- D die Weingartner {jetzt zu Stuttgart),
- E die Wiener, ü. 509 {jetzt 2701). Die ersten 13 Stro-
- phen von UFL. fehlen in dieser handschrift. Die von Denis,,
- lesefrüchte /, 119-122 mitgetheilten ,, das mangelnde zum theil
- ergänzenden Strophen und Varianten sind nach Hoffmann von
- Fallerslebe?i einer andern handschrift entnommen,, ,,,,die tvahr-
- scheinlich noch jetzt irgendwo im Privatbesitz aufbewahrt wird''''.
- Ich habe die De7iisischen mittheilungen gleichfalls durch E be-
- zeichnet (besser wäre Eb getdesen),, was ich hier,, um irrthum zu
- V erm eiden , anzeige,
- F die Würzburger {jetzt zu München).
- G und Gb die Leipziger nro. I. (G-b bezeichnet die 3/e ab-
- theilung dieser handschrift).
- H die Münchener,, nro. 41.
- I die Lobriser {von Hoffmann von Fallersleben in den alt-
- deutschen blättern //, 293 ff, mitgetheilt ; hat von Frauenlob
- nur UFL. vgl, auch noch fundgruben /, 308).
- L die Heidelberger ,, nro, 314.
- M die Heidelberger,, nro, 680.
- O Mosers bruchstücke,
- P die Weimarer.
- Q die Heidelberger ,, nro. 392.
- R {einmal [^Langer ton str. 1] ist aus versehen die ältere
- bezeichnung c stehen geblieben) die Heidelberger .^ nro. 310.
- S die Münchener., nro. 351.
- Folgendes aber ist das verhältniss der handschriften zu ein-
- ander: Der Marienieich (UFL.) findet sich in fünf {resp. sechs)
- handschriften,, nämlich in A, E, (Eb), F, I, P.
- VORREDE. lyt
- Der Kreuzlekh (KL.) und Minneleich (ML.) in zweien^ näm-
- lich in E und P.
- Im langen tone haben loir im ganzen 172 Strophen; davon
- hat A 19 {zwei unter dem namen des jungen Meissners *)), B
- r>3, C 16, D 25, F 1, G 1, L 1, M (>, O 1, P 71, R 1. Da-
- von haben gemeinsam AB 4, AP 2, AD 1, ACP 1, ADG 1, BC
- ], BP 7, BR 1, CP 3, FL 1.
- Im kurzen tone sind uns im ganzen 58 Strophen überliefert
- worden^ von denen A 10, P 54; AP gemeinsam 6 Strophen
- haben.
- Im grünen tone bewahren uns die handschriften im ganzen
- 55 Strophen; davon kommen auf A 7, B 15, C 3, E 3, G 1,
- P 39, Q 6, S 2. Gemeinsam haben AP 1, BP 7, CE 3, GP 1,
- ABP 2, ABS 1, ABPS 1.
- Im zarten tone lesen wir im ganzen 2S Strophen; von ihnen
- bietet B 8, C 3, G 3, Hl, P 18. Gemeinsam haben BP 4,
- BG 1.
- Itn ßugtone haben wir 12 Strophen; davon kommen auf B
- 12, auf P 3; gemeinsam haben BP 3.
- fm Würgendroj)el giebt meine ausgäbe 22 Strophen^ von
- denen aus E 3, aus P 22 stammen; beiden gemeinsam sind 3
- Strophe?!.
- Im neuen tone beioahrt uns einzig P 38 Strophen.
- Im zugtone bietet nur Q 3 Strophen,
- Im vergessnen tone haben wir im ganzen 14 Strophen^ von
- denen 1 in Gb, 13 in P stehen.
- Im kauf tone giebt uns C 5 Strophe?!.
- In der tageweise (die bezelchnung ist ufirichlig^ man sehe
- das weiter u?iten gesagte) bewahrte uns PH Strophen.
- In der silbern weise (?) stehen ?iur in E 5 Strophen.
- In der grundweise (?) 21 Strophen in P.
- Im späten tone (?) 2 Strophen in A unter de?n na?nen des
- jungen Meiss?iers.
- ^9 Ich bemerke hier ein für alle mal, dass Frauenlob auch nach
- seinem Verhältnisse zum Meissner, seinem älteren zeit- und land-
- genossen als „der junge Missenaere" in A bezeichnet wird. Freilich
- erkannten die Sammler von A nicht die identität Frauenlobs und des
- jungen Mlsseiiceres.
- X VORREDE.
- Im leidtone (?) 2 Strophen in A unter dem namen des jun-
- gen Meissners.
- Die dreizehen lieder sind in drei handschriften aufbewahrt.^
- nämlich /, //, ///, IX in und P, und zwar 11 und III in P
- zweimal; /F, F, F/, F//, VIII und X finden sich nur in P,
- IV ebenfalls zweimal; XI steht nur in und XII., XIII nur
- in A unter dem namen des jungen Meissners.
- Es sind demnach in meiner ausgäbe im ganzen 580 von
- Frauenlob gedichtete Strophen enthalten., von denen ich 401
- eigenhändig aus den handschriften abschrieb., 153 durch Braun
- erhielt., 87 aus des herrn von der Hagen minnesiiigern und
- 20 aus Haupts altdeutschen blättern enthub., wobei ich nur be-
- merke., dass die zwei oder mehrere mal in den handschriften
- vorkommenden Strophen hier eben so viel mal gezählt sind., als
- sie sich vorfinden. Der werth der handschriften., deren äussere
- beschaffenheit theils längst bekannt ist., und von jedem ^ dem
- sie nicht bekannt ist., im IV. bände der minnesinger gelesen
- toerden kann., ist ein sehr verschiedener ., und es lässt sich nicht
- wohl sagen., die oder die handschrift ist immer die bessere oder
- beste. Im ganzen jedoch dürfte B die vorzüglichste ^ ungetrübt
- teste sein,, wenn gleich auch in ihr der willkührlichen abänderun-
- gen immerhin noch genug sich finden. P, die reichste von allen^
- aber auch eine der jüngsten., hat leider auch die meisten ent-
- stellungen., wie sich bei denjenigen Strophen deutlich zeigt., die
- sie mit andern älteren handschriften gemeinsam hat. Über-
- haupt haben Frauenlobs gedichte Umgestaltungen und Verderb-
- nisse erlitten wie nicht viel andere., woran jedoch zum theil ge-
- wiss der inhalt selbst schuld ist: nicht selten nämlich scheinen
- die abschreiber älterer handschriften nicht verstanden zu haben
- was sie in ihren vorlagen lasen,, weshalb denn auch begreiflich
- das., was sie schrieben^ zuweilen nicht verstanden werden kann.
- Eine andere Ursache der häufigen abweichungen der handschrif-
- ten von einander und auch die verderbniss der einzelen ist
- unstreitig in der ungewöhnlichen., gezwungenen ausdrucksart
- Frauenlobs zu suchen,, auch da wo der gedanke an sich keine
- Schwierigkeit darbietet, mir wenigstens ist kein dichter des drei-
- zehnten Jahrhunderts bekannt., der an seltenen, nicht der schrift»
- spräche jener zeit, d. h. der spräche der höfischen dichter an-
- gehörenden, zum theil gewiss den volksmundarten etitnommenen.
- VORREDE. XI
- »um theil auch vielleicht selbst gebildeten ausdrücken reicher
- wäre als Frauenlob; tveshalb er allerdings — und nicht bloss
- im scherze — sich konnte fragen lasseji: „ob er tiutsch ver-
- dolken welle" {str, 168).
- Neben diesem reichthume an mundartlichen Wörtern ist auch
- der häufig sprichwörtliche ausdruck tmd die keinesweges unbe-
- deutende anzahl von vollkommnen Sprichwörtern bei unserm
- dichter und einigen andern seiner Zeitgenossen gleichsam als
- ein zurücktritt zum volke zu betrachten. Die früheren höfischen
- dichter vermeiden meist alles dieser art^ iveil sie es wohl als
- „dörperlich" ansahen^ aber gewiss nur zum grossen nachtheil
- ihrer dichtunge?i; denn gerade Sprichwörter bleiben^ obgleich
- meist uralt ^ doch stets jugendlich. Jber zugleich ergiebt sich
- hieraus auch die mehr als gewöhnliche Schwierigkeit.^ die eine
- herstellung verderbter stellen hier nicht selten hat. Die mei-
- sten Verbesserungen müssen daher auch bald mehr bald minder
- unsicher bleiben ; und ich habe es deshalb auch für gerathen ge-
- halten .^ die bei weitem grössere anzahl derselben nur als vor-
- schlage zu Verbesserungen in die erläuterungen zu verweisen.^
- und sie nicht in den text aufgenommen, es konnte diess auch
- um so unbedenklicher geschehen., als Frauenlobs dichtungefi
- oh?iehin kaum nur so vom blatte weg gelesen werden dürften.
- Aus dem gleichen gründe mussten aber auch alle lesarten von
- nur einiger bedeutung unter dem texte angegeben werden ., und
- nur diejenigen durften wegbleiben .^ die als willkührlichkeiten ge-
- wöhnlicher art erschienen oder als rein orthographische abwei-
- chungen., z. b. wer, wie, wa^, wenne für swer, swie, swa^,
- swenne; au, ei, s, en für ü, i, ^, ent u. s. w. Freilich., wäre
- die Kolmarer handschrift ., die sich zu Basel in privathänden
- belinden soll., zugänglich^ was sie nicht ist {ihre früher ein-
- geräumte anwesenheit werde jetzt sogar., heisst es., abgeläug-
- net)^ so hätte daraus für Frauenlob gewiss ein bedeutendes
- können gewonnen tverden^ da sich mit recht vermuthen lässt
- und es auch wirklich., z. b. Bragur I und II., angegeben ward^
- dass sie an Frauenlobischen dichtungen reich sei; denn so wäre
- höchst wahrscheinlich nicht nur für eine menge von Strophen.,
- die bis jetzt in nur einer handschrift sich finden^ eine zweite
- zur feststellung des textes gewonnen worden., sondern es wären
- ^^k:'
- 9
- XII VORREDE.
- gewiss auch noch viele annoch imbekannte gedichte zu den be-
- kcmnlen hinzugekommen *).
- Die frage nämlich: ^^ob wir bereits im besitze aller lieder
- und Sprüche Frauenlobs seien?'''' muss mit besLimmtheit verneint
- werden; denn nur die tonverzeichnisse. aller fneislergesang-
- bücher geben folgende töne als Frauenlobische ^ von denen ein
- theil in der eigenen anwendung des dichters bis jetzt noch nicht
- nachweisbar ist. Ich bemerke zu diesem Verzeichnisse ^ dass der
- Stern vor dem namen des tones das sichere vorkomme?! des tones
- in meiner ausgäbe andeutet; dass das kreuz diejenigen töne
- kennzeichnet^ die nach muthmassung als vorkommend angenom-
- men lourden (wobei ich mich aber einige male., einmal Grimm
- folgend ., getäuscht habe., ivie sich bald ergeben ivird); dass das
- V, W und H nach der angäbe der reimzahl die ?neistergesänge
- Valentin Voigts aus iVIagdeburg (manuscript der Jenaischen
- bibliolhek fol. 21.), Wagenseils bekannte abhandlung über den
- meister gesaugt und des herrji v. d. Hagen minnesinger ^ bd. IV.
- als meine quellen anzeigt.
- * 1) Kurzer ton 8 reime. »—««Br
- -j- S) Hageublühweise 9 reime. W. tiJHi^^
- -J- 3) Augenweise 10 reime. W.
- 4) Spiegelton (auch: Klinsors schwarzer ton) 11 reime. W.
- -f 5) Grundweise 12 reime. VW.
- * 6) Verge|;jen don 18 (später 15) reime. W.
- 7) Tönton 13 reime. W.
- 7 8) Silbern weise 14 reime. H.
- * 9) Würgendro:j:jel 15 (später 17 und sogar 19) reime. V.
- -J- 10) Später ton 15 reime. H.
- 11) Hitterwelse 16 reime. W.
- t 13) Leibton 16 reime. W.
- * 13) Zugton 16 reime.
- * 14) Kaufton (auch: Thüringer herren ton) 16 reime.
- 15) Geile ton 16 reime. W.
- * 16) Grüene ton 16 reime. V.
- ^ 17) Flugton 16 reime.
- 18) Blaue ton 17 reime. W.
- * 19) Neue ton 17 reime.
- 20) Bittende ton 17 reime. VW.
- 21) Jarweis 18 reime. W.
- *J J^i^ beiden einzigen dem Frauenlob zugeschriebenen Strophen
- der Kalmar er Handschrift, die Bragur I. 381, //. 331 mitgetheilt
- wurden y gehören dem meister Kelin an.
- VORREDE XIII
- 88) Froschweis 18 reime. W.
- 7 23) Tageweise 20 reime. W.
- 24) Guldin ton 20 reime. V.
- 25) Rohrweise 20 reime. V. u
- 26) Kupferton 20 reime. H.
- * 27) Zarte ton 21 reime. VW.
- 28) Guldin radweis 21 reime. W.
- f 29) Leidton (Laiton?) 21 (ursprüngl. wohl 19?) reime. W.
- ♦ 30) Lange ton 24 reime. W.
- 31) Gekrönte ton 26 reime. H.
- 32) Unbekante ton 30 reime. V.
- 33) Überzarte ton 34 reime. W. Von dem
- 34) Briefton, V, und der
- 35) piammweise, V,
- vermag ich die zahl der reime nicht anzugeben^ da die blütler^
- auf denen sie verzeichnet stunde mir abhanden gekommen sind.
- Zu diesen 35 tönen kommen nach meiner ausgäbe noch 11
- töne^ die ich flicht zu benennen weiss., nämlich: l ton von 1 (L.
- IL), 6 töne von 10 (L. III. IV. V. IX. X. XII.), ein ton von
- 12 (L. VI.), ein ton von 14 (L. XIII.) und ein ton von 15 rei-
- men (L. VII.), wodurch die zahl der Frauenlobischen töne auf
- 46
- Einige derselben., die bis jetzt bei Frauenlob selbst noch
- nicht zu finden sind., habe ich aus Valentin Voigts Sammlung
- selbstgedichteter meisterlieder abgeschrieben ^ und ich theile diese
- hier mit., weil sie dazu dienen können., gedichte., die namenlos
- aujgefunden iverden., vielleicht unserm dichter zuzueignen., auch
- sie zum theil Wagenseils angäbe rück sichtlich der zahl der reime
- berichtigen.
- 1) Laiton (Leidton?) Voigt p. 46.
- Mose schreibt klar
- in geuesi
- am zwei und dreifsigisten^
- als Jacob nu verordnet het
- 5 zur stet das geschenk sein
- dem Esau also zarte ^
- Und hette dar
- sein Volk und fyh
- über den fort mit listen
- 10 Jacob gebracht, do biibe er
- mit swer auch ganz allein:
- ein man rang mit ihm harte
- BiPs die morginr aubrtich so schone;
- XIV VORREDE.
- do er sähe das im
- 15 nicht änhabin mocht, ruret er im ooe
- das glenk der hüft, vernim,
- das es verrucket wart auch do
- also der man so vein
- sprach zu der selbig farte.
- 2) Blüender ton {Foigt p. 89).
- In dem buch Samuel, verstat,
- am drei und dreifsigisten drat
- werden uns die beschriben klar
- der beiden Davids drei.
- 5 Der erste heist Isabeam.
- der vornemst unter dreien nam
- seinen spiefs, hub den auf vor war
- und schlug acht hundert frei.
- Nach im Eleasar ich melt:
- 10 als die Philister do zu feit
- lagen , do schlug er die,
- bis im die haut erstarrt am schwert.
- und der dritte war do Samma:
- als die Philister stritten da
- 15 und stritten wider Israel,
- nam ein stuck acker sie,
- verjagt die feinde hert.
- 3) Radweis (W giebt der guldin radweia 21 reime;
- waren radweis und guldin radweis verschiedene töne Frauen-
- lobs?) Voigt p. 89.
- Lucas uns melt
- am anderen capittel,
- wie das uns auch ganz trostlich got
- hot ein leiblich vorbilde
- 5 Clar vorgestellt
- in Simeon an mittel 5
- wie wol er nach gotes gebot
- drot berecht sich, auch bilde,
- und was der man gotfurchtig schon,
- 10 doch forcht er nohn
- des todes pein,
- do in der solt entleiben;
- der halb er fein
- zu got gebet tet treiben
- 15 aus herzen grund ;
- gesund tet er dar in beleiben
- 4) Guldin ton {Ich habe also die Strophen 408 bis 418,
- VORREDE. XV
- die in diesem tone gedichtet sind^ Grimms vermuthung folgend^
- mit unrecht als in der tagewise gedichtete angegeben) Voigt
- jj. 89.
- Marcus schreibet am virden
- klarj wie Cristiis der herre
- jiveit varen wolt im schiffe,
- dar xn sein jünger taube
- 5 in Gadarener lant.
- Hin füren sie gar gnote;
- filier sie kam ein winde,
- trüb war das mer von wellen,
- filen mit ungestüme,
- 10 decten das schif im see.
- «fesus der lag und schliffe
- auf einem küssen linde,
- wecten sie in mit girden:
- jjliilfe, wir kumen üme!"
- 15 Cristus stund auf, bedrote
- den wint und meres wellen.
- Stil wart es , do sprach erre :
- seit ir vurchtsam alsant?
- wo ist ewer gelaube?
- 20 do furchten sie nicht me.
- Man sieht hieraus zugleich^ dass die zahl der anreime von
- len spätem 7ioch bedeutend vermehrt worden ist^ obgleich auch
- bereits einzelne alte Strophen ihrer mehr haben ^ als ich^ da
- licht alle Strophen übereinstimmen^ durch fette lettern auszu-
- zeichnen fiir gerathen fand.
- 5) Überzarte ton (W giebt diesem tone nur 34 reime^
- ia er deren nach V doch 48 hat) Voigt p. 34.
- Mose schreibt fein
- am siben zwenzigiste,
- da selbst man liste
- genesis, das Isäac zwar *"
- 5 sein gesiebt klar
- vorging schier gar:
- do rief er bar
- seinen aldisten sone,
- Esau, sprach: „sich, ich bin alt worden schone
- 10 und weis auch nicht
- wenn ich sterb schlicht:
- so nim zu dir
- dein bogen schier,
- ge naus in walt,
- 15 fa mir ein wilpret, mach mir halt
- XV, VORRKDK. ,
- i
- ^
- ein essen, das
- ich gerne esse do.
- Frolich her ein
- brenge mirs, das ich esse,
- 20 auf das dich desse
- meine sele halt segene,
- eh ich hin ge
- und auch sterbe."
- und als solche
- 25 wort Rebecca vername,
- sprach sie zu Jacob irni son lobesanie :
- ,, gehört hab ich
- auch sicherlich
- vom vater, sprach
- 30 zum Esau: ach
- breng mir, vornim
- ein wilpret, das dich meine stini
- solicher mas
- segene auch also.
- 35 O mein son, nu hoere mich frei,
- ge hin und hole von der hert
- zwei junge böcklein breng herbei,
- das ich deim vater also wert
- ein essen , wie ers gerne hat,
- 40 mache, das saltu im ganz drat
- hin ein brengen an Esaus stat,
- und segene dich aus genad."
- Jacob aber sprach : „ach muter
- sih, mein bruder ist mit gefehr
- 45 ganz rauch und ich bin glatt on schwer,
- mein vater möchte mich aber
- begreifen zu der stund,
- so wurdes im bald kund.
- Und *) u. s. w.
- 6) Unbekanter ton {Voigt p. 28).
- Am zwei und zwanzig clare
- Mose beschreibt vor wäre
- in Genesi,
- das got versuchen tete
- 5 Abraham; sprach zur stete
- er antwurt: „hi
- bin ich"; und got sprach schnelle:
- „nini Isaac dein eingen son,
- >:9 Jede folgende atrophe beginnt mit einem reime auf das letzte
- wort der vorhergehenden.
- VORREDE. xTii
- den du liebest von herzen,
- 10 Und ge hin in das lande
- Morjä, Opfer zu hande
- deinen son mir
- zum brandopfer ganz eigen
- auf dem berg, thu dir zeigen."
- 15 Abraham schir
- stund auf des morgens helle,
- nam sein esell, zwen knechte schon,
- und Isaäc mit schmerzen,
- Und spaltet holz dar neben,
- 80 und kam auch an des berges ort,
- und sprach zu seinen knechten ganz behende:
- „nu bleibet an der state,
- wir wollen hin gen drate
- und beten an
- 25 und dann schnell komen Avider."
- und Abraham legt nider,
- solt ir verstau,
- das holz auf Isac eben,
- und trug mit sich das fewer fort,
- 30 und kamen beid zum ende.
- 7) Grundweis (Voigt p. 333).
- David am zwei und achzig saget feine :
- got stet in der gemeine
- •gots ein richter unter den gotsen zart^
- Wie lang wolt ir richten unrecht auf erden
- 5 das vor gezogen werden
- die person der gotlosen alle fart?
- Und schaffet recht
- den armen schlecht
- und weisen dar^
- 10 helft zum recht dem elenden an der stelle
- und dem dürftigen schnelle,
- eret die geringen und armen gar.
- Diese paar Strophen aus Voigts Sammlung mögen hier ge-
- nügen^ ujid ich tüollte um so eher auf sie dadurch aufmerksam
- machen^ weil ihr Verfasser den bei weitem grössten theil seiner
- gedichte^ die wie die gegebenen belege zeigen^ allerdings an
- sich werthlos sind^ in den tönen älterer meister dichtete und
- auch nie unterliess die sangweise in gewöhnlicher notenschrift
- hinzuzufügen. Übrigens glaube ich nicht erst bemerken zu sol-
- len^ dass Frauenlobische spräche in diesen tonen sich gewiss
- ganz anders ausnahmen^ als die silbenzählereien des ehrlichen
- Frauenloh. ^ ^
- xv„, VORREDE.
- Valentin Voigt. Man wird diess leicht fmden^ wenn man den
- folgefiden spruch eines unbekannten dichlers in Frauenlobs
- grundweise mit Voigts erzeugnisse vergleichen wVl.
- Ir herren, weit ir volgen guotem rate,
- s6 rate ich, vruo mit späte
- in luiote ir habt des mundes klöckelin;
- Wan swer nu gar ze vil den klöpfel swinget,
- der wi;j|e, schände e| klinget
- im, raac ei^ niht der worte stsete sin.
- Eins vürsten wQjt
- gelt einen hört,
- sweri merken wil.
- swelch herre vil mit süeien Worten brahtet,
- nach karger trüge er trabtet:
- ob man dem glouben solde, e^ wser ze vil.
- Was Frauenlobs versbau betrifft.^ so bemerket mafi bei ihm
- sehr deutlich ein streben nach strenger gleichförmigkeit der vers-
- Zeilen bei meist regelrechter betonung der wörter. nur wenige
- beispiele lassen sich im ganzen anfühlen {imd die meisten der-
- selben gehören gedichten an^ deren abfassung in seine frühere
- zeit fällt) ^ wo er von der freiheit der höfischen dichtkunst ge-
- brauch machte., nämlich den hochton voji der Wurzelsilbe auf die
- ableitung überzutragen., wie 348, 11. die sint billichfen worden
- zäm; 370. IT. prisae'r des kiiniges; dass der ton aber von einer
- Wurzelsilbe auf einen vor Setzling zurückgezogen wäre., davon
- weiss ich kein beispieL Die Senkungen behandelt unser dichter
- höchst sorgfältig., und wo diess weniger zu sein scheint^ da ist
- die schuld nicht dem dichter., sondern nur den schlechten hafid-
- schriften beizumessen., und ich hätte an den wenigen stellen.,
- wo sich dergleichen fehler jetzt noch finden^ vielleicht kühner
- verfahren sollen. Die töne Frauenlobs haben alle jambischen
- klang., d. h. es steht immer vor der ersten hebung ei?ie vor-
- schlagsilbe; nur bei manchen theilen der leichstrophen und der
- lieder., tmd bei der vierten., zehnten und der zweiten hälfte der
- fünften und eilften zeile des langen tones fehlt dieser auftact.,
- 80 dass da trochäischer klang eintritt. neigung zum dactylus
- finde ich nur einmal entschieden., in UFL. 1, 10, 20. lif Siön
- dem be'rge gehiuren, kän wol züo der vriihte gestiuren; übri-
- gens wäre hier dem dactylus leicht abzuhelfen durch „berc ge-
- hiuren" und „vriiht gestiuren" {oder „vrühte stiuren"), wenn
- nicht alle Handschriften dagegen stimmten.
- VORREDE. XIX
- Über das leben des dichtere lässt sich mit gewissheit nur
- veniges sagen. Sein name .,^Heinrich von Meissen der Frauen-
- ob^'' lehrt .^ dass er von Meissen gebürtig war. Seine Jugend
- oenigstens drückte.^ wie die vieler anderer dichter .^ dürftigkeit^
- rie aus de?i Sprüchen 357, 447 ersehen wird, als fahrenden
- inger bezeichnet er sich selbst in 286 — 888, und als gaben
- lehmetiden in 64, 173, 177, 180, 182, 187, 193 und noch
- 'öfters. Ferner ergiebt sich aus 135, dass er bei könig Uuo-
- lolfs heere auf dem Marchfelde Im jähr 1278 gegenwärtig war;
- lass er sich in Kärnthen^ ivahr scheinlich bei Meinhard F., dem
- chweher könig Albrechts (zwischen 1285 — 1295) aufhielt;
- ass er den herzog Otto von Niederbaiern zwischen 1290 und
- 312 kennen gelernt hatte ^ und dass er 1286 zu Prag war^ als
- Venzel 11. die ritterwürde erhielt. Dass er zumal vom könig
- Venzel gern gesehen war und auch beschenkt ward^ das lernen
- nr aus Ottocars von Hornek österreichischen chronik, cap. 755,
- yo von der trauer über den tod Wenzels die rede ist., und es
- eisset:
- Die er he6 gerichet ie
- unt von armüete schiet,
- die sungen manic klageliet
- mit größer zahernusse
- sim lob ze gehügenusse
- klagebaere unt löblich,
- Vrowenlop meister Heinrich,
- der üf die kunst ist kluoc,
- und ander singer genuoc.
- Wenzel starb 1305; die klagelieder unser s dichter s aber
- ind bis jetzt noch nicht aufgefunden^ weshalb sich auch nicht
- agen lässt., ob er etwa selbst bei Wenzels iode zu Prag an-
- lesend war., oder ihn nur aus der ferne beklagte. Nicht minder
- mr Heinrich an den tiorddeutschen fürstenhöfen loohl bekannt.,
- ne aus einer reihe von lobsprüchen auf norddeutsche fürsten
- vgl. nro. 128 — 138) hervorgeht., und 1311 war er selbst noch
- eim ritterfeste Waidemars von Brandefiburg vor Rostock gegen-
- mrtig^ so dass wir auf keinen fall vor dem jähre 1311 ihn als
- u Mainz sesshaft annehmen dürfen. Da er nun nach den
- genauesten nachforschungen Brauns 1318, am abende des hei-
- igen Andreas (29s/e« november) starb., so kommen auf seinen
- bleibenden auf enthalt in der rheinischen Stadt nur sieben
- XX
- VORREDE.
- 1
- jähre ^ und zwar die letzten seines lebens^ wahrscheinliche frü-
- here^ zeitioeise anwesenheit in Mainz iiatürlich tmberück*^
- sichtigt.
- Das Jahr der entstehung lässt sich nur bei wenigen gedick-
- ten Heinrichs mit Sicherheit angeben. Zu den frühesten gehö-
- ren ohne ztveifel 350 — 360, wie überhaupt die meisten Sprü-
- che im neuen tone., wie schon die spräche derselben beiveist^
- die in bedeutendem maasse mit norddeutschen Wörtern und wort-
- formen gemischt erscheint; eine ei genschaft ., von welcher er in
- spätem Jahren seine gedichte grösstentheils frei zu machen
- wusste. Im jähre 128T oder bald nachher dichtete er den lob-
- Spruch 313 auf den tod Konrads von Würzburg; bald nach
- 1291 sind die Sprüche 78 — 80 abgefasst^ weil darin Rudolf
- von Habsburg als noch nicht ersetzt bezeichnet wird; um 1300
- dürfte der lobspruch auf Wizlaw von Rügen gedichtet sein; 1311
- die Sprüche 134 — 13'3f, 370 — 371; nach 1314 die klagen
- über die Verwirrung im reiche durch die pfajfen seit der wähl
- Ludwigs von Baiern., 335 — 343; zu den letzten gedichten
- Frauenlobs endlich dürften die nummern 277 — 285 gehören^
- von denen 283 — 285 durch eine handschrift gradezu als „die
- Sprüche des Frowenlobes vor sinem töde" bezeichnet werden,
- Geben wir unserm dichter nun auch nur ein alter von 65 jäh-
- ren (dass er wenigstens in den sechzigen stehen musste., als er
- die Sprüche 217 — 285 dichtete., geht aus ihnen selbst wohl
- deutlich genug hervor): so erhalten wir., da er 1318 starbt etwa
- das jähr 1253 als das seiner geburt., und die jähre 1280 — 1314
- als die seiner grossesten thätigkeit.
- Aus den angegebenen lebensverhältnissen unsers dichters
- wird man leicht erkennen., dass die nachricht der spätem mei-
- stersinger ^.^Heinrich der Frauenlob sei ein doctor der theologie
- gewesen''^ nicht besseren grund habe als so manche andere ihrer
- angaben. Doctoren der theologie waren geioiss niemals fah-
- rende Singer., noch sind jemals fahrende singer zu doctoren der
- theologie ernannt worden. Aber nicht einmal dem geistlichen
- Stande gehörte Frauenlob an; denn er war beweibt., wie sich aus
- nro. 425. ergiebt., wo er sagt:
- Diu Werlt gap mir s6 liep ein wip : nie süe^er art
- ist worden kiinfc;
- des danke ich diner werdekeit, du bemder griint.
- VORREDE. XXI
- Ein solches bekenntniss aber etwa nur aU eine dichterische
- Erfindung zu betrachten^ das würde der denkart unserer mittel-
- alterlichen dichter geradezu widersprechen.
- Aber wie erklärt sich nun Heinrichs keinesweges so ge-
- wöhnliche gelahrtheit ^ wenn er nicht dem geistlichen stände an-
- gehörte? ich denke ^ wie bei seinem mitbürger und älterem zeit-
- ^genossefi^ dem Missenaere, dessen blütezeit zwischen 1260 bis
- ;!1280 fällig und der eben so wenig dem geistlichen stände an-
- gehörte als Frauenlob. Beider gelahrtheit ist nicht unwahr-
- scheinlich eifie Wirkung der domschule zu Meissen^ welche.^ wie
- andere solche schulen .^ zwar ursprünglich zur bildung für den
- dienst der kirche bestimmt^ jedoch ohne zweifei auch für andere
- Jünglinge zugänglich war., die sich keinesweges dem dienste der
- kirche zu widmen gedachten. In diesen schulen ward bekannt-
- lich auch besonders die singkunst geübt., und so findet denn auch
- die an den Missencere vom meister Gerwelin (MS. HL 385)
- gestellte f orderung., die keinen geringen Vorwurf enthält:
- Er gebe den pfaflfen ir doene wider unt singe swa| er welle:
- und ist er da imschuldic an, so bin ich sin guot geselle.
- am einfachsten ihre erklärung. Es steht überhaupt noch zu
- untersuchen., ob ettva nicht allein nur die gelahrtheit vieler
- dichter zu ausgange des dreizehenten Jahrhunderts ., sondern ob
- nicht vielmehr . auch vielleicht die ganze lehrhafte richtung der
- meisten dieser singer zum theil wenigstens eine nachwirkung der
- geistlichen singschulen war?
- Ein dagegen nicht anmuthiges erzeugniss der gelehrten bil-
- dung ist bei dem Missencere und bei unserm dichter jenes über-
- grosse Selbstgefühl., welches bei beiden sich nur allzu oft in Über-
- schätzung der eigenen leistungen und überhebung über andere
- dichter umwandelt. Am Missencere rügen diese Untugend Kuon-
- rät von Würzburg und Gerwelin., an dem noch jungen Hein-
- rich dem Frauenlobe aber Hermann der Damen in folgendem
- gedickte (MS. IH. 107);
- Swa;j dem himele obe und unde
- si und in abisses gründe,
- da^ lit uns ze swajrem vunde
- e wir da:j gevinden.
- 5 Der die sterne zirken künde
- unt der erden gap da| runde,
- gap er dir ze ringem vunde
- XXII VORREDE.
- disiu baut eubinden:
- Wd von der dunre du|
- 10 helle in so engestlicher pflege,
- und oiich des blitzen schu|
- wie sich der e dem dimre rege? —
- da| spurte ich nie an kinden,
- da| ein kint in kindes jären
- 15 dise wunderbunt enbären
- künde, wolde e| lüge sparen,
- sol din bäc erwinden?
- Vrouwenlop , des hästu schände !
- vrouwen lop in schänden bände
- 80 stuont nie halben tac ze pfände,
- merken diz beginne,
- Wie vil eren habe der name;
- vrouwen lop in eren krame
- spilt vil schöne sunder schäme
- 85 nach heiles gewinne.
- Uns tuot her Reimär kunt:
- „der vrouwen lop si reine:j leben'*;
- du triffest sselden vnnt,
- ist dir der name durch da;^ gegeben:
- 30 so soitu vrouwen minne
- prisen unde ir wipheit eren
- uude ir lop mit sänge meren.
- wil dir iemen da$ verkeren,
- daf kumt von unsiune.
- 35 Kint, du solt dich niht versprechen!
- wiltu gotes wunder brechen,
- da| wil er vil schiere rechen
- an din selbes libe.
- Swa| die vier unt zweinzic alten
- 40 siner wunder e gezalten,
- wiltu der mit künde walten,
- so sprich, wer si schribe;
- Und aller singer kunst
- wilt du die eine überkomen,
- 45 so Wirt der wisen gunst
- dir in vil kurzer vrist benomen.
- ouch muo$ der Sselden schibe
- sich mit dir ze valle schricken.
- kumt die Saelde ü| dinen blicken,
- 50 kein din list mac si bestricken:
- V. 9 — 12 beziehen sich auf 265, 1 — 6.
- V. 87 bezieht sich auf Reimars spruch MS. JJ, 183.
- V. 43^ 44 beziehen sich wohl auf 165.
- VORREDE. xxm
- schaffe, da| si blibe.
- Kiut, du malit ze niauue dien:
- din munt sol sich riiemens vrien:
- da^ tiiot dine sselde drien
- 55 in vil Jcurzen jaren.
- Riiemens wirt ein man iinmere,
- riiemens hat ein man unere;
- vliuch ruom, kint, da:j ist ein lere,
- die ich wil enbären
- 60" Durch vriuntschaft unt durch guot,
- wan ich dir guotes vil wol gan:
- vür war, sus stet min muot:
- swa:f ich dich guotes leren kau,
- des wil ich wenic sparen;
- 65 dunkest aber dich so hcre,
- daj dir tiige niemens lere,
- da$ Wirt dines herzen swere,
- wiltus niht bewären.
- ^us dieser ivohlgemeinten ermahnung des älteren meisters
- ersehen wir zugleich^ dass Heinrich seinen beinamen Vrouwen-
- lop bereits in seiner fugend führte; denn er wird in diesem
- gedickte von Herma?m dem Barnen nicht nur als ein junger
- mensch^ der noch lehre ajinehmen kann^ behandelt^ sonderti
- auch geradezu mit ^^kint'''' angeredet, und wirklich hält ihm
- auch sein gegner in nro. 266 das gleiche vor^ wenn er sagt:
- ,,driuzehen jär der hast du noch niht: nii lä dich got vierzehen
- mit 6ren leben", ja vielleicht ist strophe 266 gar nicht von
- Frauenlob gedichtet., sondern die entgegnung eines andern .^ von
- Heinrich beleidigten dicht ers; nur dass sie in Frauenlobs tone
- verjasst ist., macht diese annähme wieder etwas bedenklich^ da
- ein selbst junger dichter dem anderfi wohl kaum die Jugendlich-
- keit vorwerfen wird., eifi älterer meister aber schioerlich in
- dem tone eines Jüngern dichters dichtete., wenn er diesen zu
- züchtigen sich bewogen fand. Ferner sind wir wohl aus der
- ganzen haltung der obigeii ermahnung zu folgern berechtigt.^
- dass Heinrich in einem gewissen untergeordneten , tvenigstens
- näheren Verhältnisse zu Hermann müsse gestanden haben; ob
- freilich gerade in dem des Jüngers zu dem meister., wie der herr
- von der Hagen will., der deshalb auch das gedieht nro. 108 auf
- Frauenlobs jüugerverhältniss zu Hermann dem Damen bezogen
- wissen möchte., — das mag und kann ich nicht hinter scheiden.,
- I denn einer nachahmung Hermannes tvird man Frauenloben kaum
- XXIV VORREDE.
- beschuldigen können^ da sie beide nichts mit einander gemein]
- haben. Will man in dieser beziehung geltend machen., dass sich
- die ungewöhnlichen ausdrücke „wäge sim^, lastes bira^ {oder bitns,
- fiims)" nro. 167, 168 gerade auch bei Hermann finden (MS.
- ///, 169 ff. Ich male üf des sanges sims mit lihte sam ich beste
- kan Da^ min kunst ringer denne ein piras wige, leit raans
- gegen einander an die wäge); so erwidere ich., dass das eben
- so seltene blas, fackel (nro. 234) sich bei Rüme\lant {IH^ 57
- Ein blinder dem brande ein blas in siner hant war
- in da^ blas getragen solte — ///, 626 liehter denne ein blas)
- findet., und noch weit mehreres sie., Frauenlob und Rüme^lant.,
- gemein haben. Aber diess und ähnliches wird wohl besser und
- richtiger dadurch erklär t.^ dass sie alle drei., als dem nördlichen
- Deutschland angehörend., mundartliche ausdrücke aufzunehmen
- kein bedenken trugen.
- Mit grösserer toahrscheinlichkeit ist im bezug auf das ver-
- hältniss zwischen Hermann dem Damen und Heinrich dem
- Frauenlob wohl anzunehmen., dass sich dasselbe auf einer „vart
- durch diu lant" oder wie wir sagen würden auf .,.,einer kunst-
- reise''^ bildete , und dass die berechtigiing für Hermann , sich
- überzuordnen., einzig in seinem höheren alter begründet war.
- Übrigens räume ich allerdings ein., dass Hermann der Damen
- unter den lebenden zeitgenössischen dichtem der einzige ist.,
- dessen Heinrich {abgesehen von dem überschwenglichen lob-
- gedichte auf den verstorbenen Kuonrat von Würzburg) mit
- ehrendem rühme gedenkt (129, 11).
- Bekanntlich gilt Frauenlob als Stifter der ersten meister-
- singerschule., der zu Mainz; wenigstens zählen ihn alte meister-
- verzeichnisse zu defi ersten zwölf meistern der Mainzer schule *).
- '^J MS. IVf 887 ff. — Manches eigenthümliche hat Valentin Voigts
- meisterverzeichniss, Jenaische handschrift fol. 21. vorrede: Und wur-
- den die ersten vier genennet: her Pitterolfe, der Hofgart, der Sigeler,
- der alt Sigehart. nach inen sint komen : der graf von Feldegk , Peter
- Zowinger, her Friderich von Schünnenburgk , graf Hermann von Mar-
- burgk, der Sither (etwa der unter den spielleuten könig Manfreds ge-
- nannte „von der Sittou CZittau?J meister Walther ?^0 9 Heinrich von
- Ofterdingen, der Romer zu Zwickau, Sigmar der weise, der alte StoU,
- her Wolfram von Estebach, herzog Otte von Österreich, der üngelarte,
- der tugenthaft Schreiber, der starke Poppe, der Regenboge zu. Ulm,
- der Chanzier, her Frauenlob ein Doctor zu Mainz, her Ernbot, der
- VORREDE. XXV
- Leider aber gehören auch die frühesten Urkunden über diese
- singer schule nur dem ende des Ibten oder dem anfange des
- Wien Jahrhunderts an {die zwölf meister kommen freilich schon
- in einem gedichte Leupold Homburgs^ um 1319 verfasst^ vor^
- MS. IV^ 881; aber natürlich nicht als zu einer singschule
- gehörend)^ und dazu sind sie mit nachrichten ausgestattet ^ die
- der Stiftung der schule^ toie sie erzählt wird^ alle glaubwürdig-
- keit rauben. Nach meiner ansieht^ die sich freilich., wie die
- Sachen einmal liegen .^ nicht durch schriftliche Urkunden belegen
- lässt., eiitwickelten sich die meist er singer schulen aus den weit
- älteren kirchlichen singschulen., wie deren mit allen grossen Stif-
- tern und vielen klöstern bekanntlich verbunden waren. Über-
- haupt., scheint es mir., hat man den einßuss dieser kirchlichen
- ^singschulen auf die entwickelung des deutschen minnegesanges
- I im IZten Jahrhunderte — eine seile desselben habe ich bereits
- i oben angedeutet — sich noch bei weitem nicht hinlänglich klar
- gemacht, aus dem volksgesange habe die deutsche ritterliche
- lyrik sich entwickelt , nimmt man gewöhnlich leichthin an , seit
- \ die ableitung derselben von den troubadours beseitigt ist. ich
- ivill nun zwar keinesweges die einwirkung des volksgesanges auf
- die ritterliche singkunst ableugnen; aber gewiss dürften auch
- viele der ritterlichen singer (von den geistlichen versteht es sich
- olmehin) ihre technische fertigkeit im dichten und componiren
- ihrer gedichte — beides war bekannter weise untrennbar ver-
- bunden — sich da erworben haben., wo sie ihre sonstige gei-
- stige bildung erhielten., in den stift- und klosterschulen., wenn
- auch einzelne bei älteren .^^ritterlichen dicht er n''''.^ ja vielleicht
- gar bei den ^.,fahrenden leuten'"^ ihre schule machten. In der
- (hat wäre der deutsche minnegesang bei so zahlreichen dichtem
- j ein umndersames ereigniss., zumal da die mehrzahl der dichter
- I sichtbar kein grösseres maass an geist empfangen hatte., als ge-
- ivöhnlich die menschen besitzen., wollte man nicht eine im all-
- gemeinen gleichartige Schulung derselben voraussetzen. Wie
- irenig leisten heut zu tage .,.,natunvüchsige dichter''''., und .,.,na-
- l urwüchsige componisten''^ wird man noch wefiiger anzuerkennen
- Raumslant, Kunz Bast, der edle Marner, der Joringer, der Ernreiche,
- Wenzel Schiller, her Peter Wolp, Peterlein Sachs, Wenzel von Be-
- tu'ini, der Pfalz von Strafsburg, der junge Stoll,
- XXVI
- VORREDE.
- sich gedrungen fühlen. Zwo quellen also ergeben sich sowohl\
- für den ritterlichen minnegesang als auch für den meisterlichen
- der späteren singschulen: der volksgesang und die lieder der
- kirchlichen singschulen; und zwar ist der einßuss der letzteren^
- auch abgesehen von jener ganzen unterabtheilung der ritterlichen
- lyrik.^ die man treffend mit einem worte^ mit: ^^gottesdienst''''
- bezeichnet hat^ der bei tveilem übenviegende ; denn nur die frü-
- hesten deutschen liederdichter ^ die noch dem zwölften Jahrhun-
- derte angehören^ zeigen deutliche anklänge an das Volkslied^
- welche bekanntlich später mit der sichtbarsten absichtlichkeit ge-
- mieden wurden. Unter einer Stiftung von meistersingerschulen
- im beginne des l^ten Jahrhunderts kann ich demnach ., alles er-
- wogen^ nichts weiter verstehen als eine freiwillige ^ von irgend
- einem dichter veranlasste Vereinigung von in stiftschulen oder
- auch bei einzelen meistern künstlerisch ausgebildeten männern
- zu fortgesetzter Übung im weltlichen gesange. Dass mit der
- Vereinigung auch alsbald gewisse formen.^ bindefide gebrauche^
- zu befolgende gesetze sich einfanden., wie sich denn in der that
- zumal aus Regenbogens gedichlen manches dieser art zusammen-
- stellen lässig das ist eben so erklärlich als es nothwendig war.,
- da keine Vereinigung zu bestimmtem zwecke ohne gesetz und
- brauch bestehen kann; niemand aber wird und kann es deshalb
- einfallen., die ganze tabulatur mit ihren beschränkungen und
- Peinlichkeiten in die meisterlichen schulen., wie sie zu anfange
- des 14iten Jahrhunderts bestunden., hineinzutragen. Gerji will
- ich nun die bekannte behauptung., dass Frauenlob der Stifter
- der Mainzer singschule gewesen sei., in dem angegebeneji sinne
- gelten lassen., wenn ich auch nicht leugnen kann., dass mir.,
- ausser Frauenlob selbst und allenfalls Regenbogen., keine dich-
- ter bekannt sind., von denen sich mit bestimmtheit behaupten
- Hesse., dass sie zur ersten Mainzer singschule als meister ge-
- höret hätten.
- Auf solche., wenn auch noch nicht dauernde., Vereinigungen
- von dichtem in den Städten deuten nun zumal die singerstreite
- oder streit gedickte hin., von denen man., so lange die höfe der
- fürsten der sitz des ritterlichen gesaftges waren., auch keine spur
- antrifft. Was den wartburger krieg betrifft., der dieser meiner
- ansieht zu widersprechen scheint., so erinnere ich hier nur dar-
- an^ dass die töne., in denen die beiden t heile dieses gedichtes
- VORREDE. XXVII
- abgefasst sind^ Frauenlobische töne sind (^Thüringer herren
- ioii = Kaufton^ Klinsors schwarzer ton = Spiegelto?i *))^ und
- berufe mich im übrigen auf dasjenige^ was ich zu den sprächen
- im kauftone bemerkt habe. Auch hat übrigens.^ so viel ich weiss^
- mir Frauenlob solche streilgedichte., theils ganz., theils nur in
- t lümmern erhalten., hinterlassen; es müssten denn auch einige
- Strophen Regeiibogens (MS. ///, 344, 346, 347 -— 349) zu ei-
- nem grösseren gedichte dieser art gehört haben., woran ich je-
- doch zweifle. Hindeutungen dagegen auf solche streite unter
- dichtem finden sich bei Singüf (MS. ///, 49) und Ritme\lant
- (MS. i//, 65), und gerade auch Rüme\lant und Regenboge sind
- die gegner Heinrichs und zwar letzter mehr als einmal. Er
- auch war es, der seiner eigenen äusserung zu folge ^.,singens
- halber'''- an den Rhein zog; aber nicht etwa., dass er singen
- lerne., sondern dass er mit anerkannten meistern wettsinge.,
- kämpfe., begab er sich dahin., wo Frauenlob zuletzt lebte., und
- überall erscheint er als der herausforderer.
- Die frage ^ ob diese streitlieder wirkliche Streitlieder seien.,
- d. h. ob sie so wie wir sie haben von den antheilnehmern am
- streite gesungen oder gesprochen worden; oder ob ein einzelner
- dichter den wirklich geführten streit später nach seiner willkühr.,
- jedoch mit zu gründe legung der vom gegner ausgesprochenen
- meinungen und gedanken., dichterisch behandelte; oder endlich.,
- ob alles reine dichterische erßndung., mithin das ganze streit"
- gedieht nicht nur formell., sondern auch materiell das werk
- eines dichter s sei., diese fragen sind nicht ganz leicht zu be-
- antworten. Zwar werden sich alle dahin leicht vereinigen., dass
- weder von einer Stegreifdichtung., noch von einem .,^ freundschaft-
- lichen zusammensitzen der streitenden behufs der ausarbeitung''''
- die rede sein könne; dass mithin die reden und gegenreden
- nicht genau diejenigen seien., wenigstens nicht formell., die von
- den theilnehmern am streite selbst vorgebracht wurden; aber
- hinsichtlich des zweiten oder dritten punktes wird kaum eine
- *) Von den sechs Strophen ^ ein räthsel und seine lösung, die
- nach M Ci^eidelb. hs. 680^ in MS. Ill, 4316, 432 a mitgetheilt sind,
- gehören vielleicht die drei ersten Strophen, das räthsel, dem
- Frauenlob an; die drei letzten Strophen aber, die lösung , sind offen-
- bar von einem andern gedichtet, wie schon der einzige reim al : sal
- heweist. alle sechs Strophen sind übrigens mehrfach verderbt.
- XXVIII VORREDE.
- Übereinstimmung der meinungen so leicht erzielt werden, denn
- es ist eben so denkbar^ dass die dichter^ wenn sie einmal be-
- stimmte Versammlungen hatten^ fragen wie diese: ob die benen-
- nung weib oder die benennung fr au vorzüglicher sei? ob gott
- geschaffen oder ungeschaffen sei? u, s. w. behandelten^ als es
- denkbar ist^ dass etwa ein einzelner dichter darauf kam^ diese
- fragen.^ die übrigens schon lange vor Frauenlob und Regenbogen
- aufgeworfen und so oder so entschieden wurden .^ in der form
- eines Streitgedichtes zu behandeln. Wofür man sich aber auch
- entscheide., immer wird man zugeben., dass die form wenigstens^
- und zwar flicht nur die metrische form., das erzeugniss eines
- dichters sei., und dass demnach Frauenlob mit vollem rechte als
- der Verfasser dieser Streitgedichte zu gelten habe. Denn die
- form., im weitern sinne des Wortes., ist bei aller poesie die haupt-
- sache; und wer das gegentheil behaupten wollte., müsste auch
- behaupten., das münster zu Strassburg sei flicht das werk Er-
- wins., weil er nicht auch selbst die steifie gemacht habe., aus
- denen er seifi werk aufrichtete.
- Über die einwirkung Frauenlobs auf seine Jungeren kunst-
- genossefi in und ausser den sin ger schulen lässt sich sehr verschie-
- den urt heilen, so anregefid fiämlich ufid j ordernd sich vielleicht
- seine persönlichkeit ertveisen mochte; eben so hemmend ufid flie-
- derdrückend dürfte aber auch seine tiefsinnige., gelehrt schwer-
- fällige art und weise auf seine nachfolger eingewirkt haben.
- Persönlich einnehmend und gewinnend muss Frauenlob jedoch
- im hohen grade gewesen sein., wenn wir glauben sollen., was
- Albert von Strassburg in seiner lateinischefi chronik (Urstisii
- scriptor. Germaniae hist. iilustr. part. II, p. 108) von seinem
- begräbnisse zu erzählen weiss; da die von ihm angeführte
- Ursache der eben so schönen als ungewöhnlichen auszeichfiung in
- Heinrichs uns erhaltenen gedichten keinesweges hinlänglich be-
- gründet erscheint. Jlbert erzählt aber: Anuo Domini MCCCCXVII,
- in Tigilia Sancti Andreae, sepuitus est Henricus dictiis Frowen-
- lob in Maguntia, in ambitii raajoris ecclesiae jiixta scalas liono-
- rifice Talde: qui deportatus fiiit a mulieribus ab hospitio iisque
- ad locum sepulturae , et lamentationes et qaereiae maximae
- auditae fuerunt ab eis, propter laudes infinitas, qiias imposuit
- omni generi femineo in diciaminibiis suis. Tanta enim ibi copia
- VORREDE. XXIX
- fuit vini fiisa in sepiilchrum suum, quod circiimfluebat per totiim
- ambitiim ecciesiae.
- Ich bemerke hierzu^ dass auf dem alten ^ 1774 bei einer
- bauveränderung von den arbeitern zertrümmerten grabsteine^
- auf den vier Seiten am rande zu lesen war: Anno Domini
- MCCCCXVIII in vigilia Beati Andreae Apostoli obiit Henricus
- Frowenlob *), woraus Braun schloss^ dass die jahrzahl bei Al-
- bert von Sirassburg ^ MCCCCXFH ein schreib- oder druchfehler
- sei. Auch darauf glaube ich hinweisen zu müssen , dass Albert
- sagt : „ab hospitio usque ad locum" ; denn offenbar wird Frauen-
- lob dadurch als Fremdling (hospes) bezeichnet^ und nicht als
- zu Mainz ansässige icenn auch zugegeben wird und werden
- muss., dass er mehrere Jahre hindurch liospes tvar.
- Im verflossenen jähre haben die Mainzer das andenken an
- ihren alten gastfreund durch ein ihm errichtetes neues denkmal
- unter sich aufs neue belebt; möge mir es gelungen sein^ die
- erinnerung an den deutschen dichter auf eine seiner nicht un-
- würdige weise durch diese ausgäbe seiner gedickte auch in
- einem weiteren kreise wiederum zu erwecken.
- -o) über diesen alten, ursprünglichen grabstein^ die auf ihm ent-
- haltene darstellung des dichters, und die spätere, sehr willkührliche
- nachbildung dieses Steines kann man Brauns aufsatz in den quartal-
- blättern des Vereines für Uteratur und kunst zu Mainz 1832, IV. heft,
- s. 26 — 33 nachlesen.
- %
- DIE
- ANFANGSZEILEN NACH DEM REIME GEORDNET.
- CDie erste zahl bezieht sich auf meine ausgäbe, die andere auf des
- herrn von der Hagen minnesinger. PL. bedeutet Unser Frowen leich,
- KL. Kriuzleich, ML. Minneleich, L. Lied. Die Strophen der Streitgedichte
- und Sprüche sind durch blosse zahlen bezeichnef)
- abe Da| edel vederspil verderben muo^ der abe 55 — III, 119
- Durch got, swer triuwe in herzen habe 205 — 111, 384
- aben Triwe unde reht ein ieslich mensche solde haben 122 — III, 139
- Wes dankest du der Werlt? la mich die vvirde haben 426 — 111, 402
- Wip schribet sich mit drin buochstaben ML. 23 — 111, 394
- ac Von wines kraft der alte in gr6;jen vreisen lac 32 — 111, 357
- Swer ahzec jär in wirde wol geleben mac 12 — III, 462
- Swa$ man gesprechen, singen mac 308 — III, 156
- Der Star ein rede wol lernen mac 197 — III, 381
- Noch süe;jer ist der formelicher vreuden tac ML. 19 — III, 394
- ach Swa:j ie gesanc Reinmär unt der von Eschenbach 165 — II, 344
- Von eines wibes schoene huop sich ungemach 36 — III, 358
- Diu feie, die Alamis sach ML. 5 — III, 393
- ade Wer kan nach ungemaches bade ML. 25 — III, 394
- äffen Si schaffen unde schaffen 343 — 111, 365
- Wie nü, wie nü, ir pfaffen 336 — 111, 363
- Nu ratet, wise pfaffen 277 — 111, 375
- aft Ö Avip, du hoher eren haffc ML. 1 — III, 392
- Kein orden herter mac gesin dan ritferschaft 50 — 111, 118
- Nu ratet, beide, ratet, da$ der triuwe kraft 74 — I1I_, 131
- fe gotes herze braeche von des tödes kraft 3 — 111, 124
- age Noch süe:jer denne der honectrage ML. 18 — III, 393
- Vil werder mensche merke wol, wa^ ich dir sage 19 — 111, 464
- Ir höhen edelen vräget, wa| man von in sage 63 — 111, 121
- Den andern muot ich iu nu sage 224 — III, 383
- Bi harte kindes muot, bi starkem llbe ein zage 107 — IU, 117
- agen S welch man von dröuwen stirbet, den sol niemen klagen 83
- — III, 135
- Man, wiltu kindes witze unz an din ende tragen 105 — III, 117
- Ein kunterfeit wart mir durch schouwen vür getragen 156 —
- III, 122
- NACH DEM REIME GEORDNET. xxxi
- Swelch vürste welle vürsteclichen namen tragen 89 — 111, 460
- Her Hof, her Hof, wie lange sol ich da$ vertragen 59 — Hl, 118
- Vrowe, ich wil dir ein vuoge sagen 219 — Hl, 383
- aget Sit ir|, diu maget FL. 5 — II, 338
- Maria, rauoter unde minneclichiu maget 20 — 111, 464
- Ir höhen vroiiwen, reine wip, iu si gesaget 139 — 111, 114
- Wol üf, ir werden helde küen und unverzaget 92 — 111, 461
- ahse Dri forme in eime wahse 314 — IU, 142
- aht Do Idinic Alexander mit volkomender mäht 167 — II, 344
- al Zwei uover häten tiefen tal KL. 20 — 111, 391
- alt Mit jungen junc, mit alten alt 296 — 111, 153
- Adam verlos niht ewekeit noch die gestalt 26 — 111, 128
- War sint die bähest komen? wa ist ir gewalt 113 — III, 125
- Mir lachent bluomen unt der walt L. X, 1 — 111, 402.
- ftltec Vürste, ein name gewaltec 413 — 111, 386
- Ach Minne, da$ du bist s6 gar gewaltec L. XII, 3 — II, 223
- Öschiros got gewaltec 409 — III, 386
- ^* am Man vint in roete bleiche schäm 311 — III, 360
- Vrowe, an dem bette sunder schäm 214 — 111, 349
- Durch min durch din ursprinc da| reht zem ersten nam 95 —
- 111, 111
- Adam biltsam KL. 15 — 111, 391
- Got grüe|e, ritter, dinen hoch geherten namen 51 — II, 348
- Mins herzen grünt, mins sinnes kamer ML. 33 — III, 395
- Davit^ lop dinem stamme 315 — IU, 142
- Wer nerte, Jonas, dich in visches wamme KL. 7 — 111, 389
- an Swach und unvruot mac man mich werlt niht snouwen an 444
- — IU, 405
- Vrowe, ob dir got iht guotes gan 227 — III, 421
- Den siben kirchen schreip Johan FL. 6 — II, 338
- Got, der wol alle sache schöne rihten kan 37 — IU, 358
- Armuot, dich ha:j:jjet manec man 309 — IU, 360
- Swd wjplich wip lieplichen tougen lieben man 146 — II, 222
- Wer kan werden man ML. 27 — III, 394
- In swelhem dinge sich ein man 184 — III, 380
- Nu merke, tunkel biderber man 304 — III, 154
- ngen Vrowe Ere kam gegangen 264 — III, 147
- Min vreude ist gar zegangen 283 — II, 351
- anne Swa man dem schalke ein spanne 324 — III, 173
- ant Swer weUe ein kriuze machen, der biet üf die hant 11 —
- IU, 460
- Stö$ üf die hant KL. 16 — IU, 391
- Sem bot dem alten da er lac die linken hant 33 — IU, 358
- Kalt unde trucken truoc e| in der vrouwen hant ML. 10 —
- 111, 393
- Ein küniclichiu priesterschaft unt gotes hant 9 — IU, 140
- Ahi wie boeset liut unt lant 193 — IU, 381
- XXXII DIE ANFANGSZEILEN
- Den herren, die da minner sint mit zuht genant 149 — 111, 464
- Ein snider sneit mir min gewant FL. 14 — II, 341
- an de Der smit von oberlande FL. 11 — H, 339
- an st Hei, heil gelücke, wa| du kanst 202 — 111, 382
- anz Diu forme, die der spiegel nimt, diu ist niht ganz 429 -
- 111, 402
- Der bluomen glänz KL. 12 — 111, 390
- Ö wip, du höher eren kränz L. V, 2 — 111, 398
- Got, Sit din ger dri in eia kränz 287 — Hl, 158
- Kum, Minnen schüeler, dich wil Ere in ir tanz 130 — 111, 123
- ap Swer der materjen kleit ie gap 179 — 111, 380
- ar Sehs dinc in ein diu schrift gebar 306 — 111, 156
- Nu stät der walt mit viure gar 405 — III, 385
- Man siht nach gote ein bilde malen martelvar 4 — 111, 124
- arme Erbarme, herre Krist, erbarme 352 — 111, 371
- armen Owe verlorner zit mir armen 357 — 111, 370
- Minne, da$ lä^ dich erbarmen L. VI, 3 — 111, 399
- arn Merket ir werden, kiuschen, zarten gotes barn 15 — III, 463
- arp Davit die krönen also minnicliche erwarp 40 — 111, 359
- art Swä blic an blicke vint sin art 312 — 111, 155
- Ei Minn, du hast ermant mich wunderlicher art 439 — 111, 404
- E;j si gelart od ungelart 301 — 111, 157
- Got gap iu allen den gewalt unt der ie wart 98 — III, 112
- La sten, la sten I du wilt mich toeten Minne zart L. IX, 2 —
- IU, 401
- arte Ö wip, trüt violgarte 415 — 111, 387
- Ö wip, du violiner garte ML. 8 — IU, 393
- as Man vindet bruoder niht als bruoder Berhtolt was 24 — III, 356
- at Meineider, morder, keret ab der schänden pfat 17 — IU, 463
- In allen dingen sol man spürn zit unde stat 100 — IU, 127
- a;f Moises der vragete vüreba| 407 — 111, 385
- Man lobt die töten vür da| leben umbe da^ 78 — IU, 133
- Künd ich in disem kriege nu geschaffen da:j 163 — 111, 346
- Triwe ist der wären Minne swester, wi^:jet da:j 121 — 111, 139
- az We, armer übermüetic traz 200 — 111, 382
- a Man bei:jet mit dem raben unt mit der bunten grä 57 — II,
- 248
- ach War wiltu, saelic wip, wie ist dir also gäch L. IX, 1 — 111, 401
- Ich klage den vater vor, ich klage die muoter nach 114 — j
- IU, 125
- dfen Wie lange wiltu släfen 337 — IU, 363
- äht Die herren hänt ein list erdaht 177 — IU, 379
- Wie, möht er si in keiner wis ze got hän bräht 29 — IU, 138
- äle Man seit von Parziväle 248 — IU, 150
- amen In nomine domini amen 341 — IU, 364
- ämer Minne, wiltu solhen jämer L. U, 4 — IU, 396
- an Nu hulde mir, ich wU dich hie ze knelite enpfan 108 — III, 122
- NACH DEM REIME GEORDNET. xxxiii
- Johannes sach eiu tier ü^ meres gründe gän 170 — III, 345
- Kein liep sol schäm gen liebe hän 815 — II, 349
- Ich Minne ensol niht boeser dinge künde han 438 — 111, 404
- Ich wil si ungeteilet hän L. I, 5 — 111, 396
- Untriuwe veiget, da| erschein dö Julian 123 — DI, 139
- Ich wil durch niemens vorhte schänden bi gestan 45 — II, 348
- Swa| bruoder Berhtolt ie gesprach vor manegem jar 38 —
- Hl, 356
- Gegrüe^et si der hoch geerte Waldemar 137 — 111, 186
- Got der hat niht gesprochen epi si alle| war 157 — 111, 116
- Minn, ich was ie volkomner dan du, da:j ist war »437 — 111, 404
- In drill geteilet wären 244 — 111, 145
- Wä prüeve ich ritterlichiu pfat 298 — 111, 155
- Werlt, mir ist rehte als einem künige der da hat 440 — III, 404
- Swelch wip durch miete liebe hat 281 — 111, 383
- Kre wil nindert sin wan da si erbe hat 88 — 111, 355
- In swelher mehte sich ein man in eren hat 81 — 111, 133
- Die wile ein man noch schimpf unt spot in herzen hat 85 —
- 111, 136
- Swelch herre wei;j, da| er getriuwe diener hat, 70 — HI, 130
- Got dienet allej daj, daj er gewirdet hat 436 — 111, 403
- Ach wip, din siie:je al süe^e übersüe^et hat 144 — 111, 357
- Swer tumben liuten höhiu ambet werden lät 86 — 111, 136
- Der pfaffen prinz unt höher wisheit ein senät 128 — 111, 188
- Ein herre, dem sin selbes sin niht guoten rät 78 — 111, 131
- Vil maneger giht, wa^ schaden bringe werder tat 71 — 111, 131
- Meije in blüete stät L. XIU, 1 — II, 828
- Ich darf ze rehter not gar drade 358 — 111, 370
- Seht wie e$ tunkel bläwet 850 — 111, 151
- Ja tuon ich als ein wercman, der sin winkelmä^ 134 —
- Hl, 185
- a^e Der eren wurzel, mä:je 846 — 111, 146
- Ich prüeve üf miner stra:je 383 — 111, 143
- aehe Wä lust, wä wünne spa)he 857 — 111, 150
- «re Unheimlich gerne ich wsere 854 — 111, 149
- Nuo sich, wer half vil vrö von swajre 351 — Hl, 371
- BBres Nu lat iuch Kisten also hübsches mteres FL. 19 — II, 348
- aete Git iu ein guoter raete 418 — 111, 386
- Swer inneclichen liep hat staete 363 — Hl, 376
- Swen ere kleiden wil vür wsDte 385 — Hl, 374
- Sus wart der Tot erwecket KL. 19 — Hl, 391
- Ir merker, merket eben üf der eren pfede 16 — Hl, 463
- Sich üf, du höhei adel unt röhter eren trefs 49 — III, 113
- Wer kante gotes krefte 231 — Hl, 144
- Ö reine wip, üfhaltunge aller weide 387 — HI, 374
- Noch süe^er dennc des lewen weif ML. 17 — Hl, 393
- In aller kunst mm darf wol zeUea 366 — HI, 368
- Frauenlob, '♦'**
- XXXIV DIE ANFANGSZEILEN
- eiset Sterk unde jzierde hat mich iimbehelset FL. 13 — 11, 340
- e m p e 1 Meit wip iint vromve, ganzer vreuden tempel ML. i2 — 111, 394
- ende Ja singe ich als der swan der gen dem ende L. IV, 4 — III, 397
- engel Vil reine magt, du schin der engel 349 — 111, 370
- enke Ein wiser man gedenke 345 — 111, 365
- enken We, da$ die edelen niht gedenken 374 — 111, 372
- enneu Der pfaffe kan sin nennen 845 — 111, 145
- ennet Der spsehe 'n spa*hen kennet 344 — 111, 368
- Tump linde boese erkennet 276 — III, 152
- Swer zeiget kiinst da man ir niht erkennet 402 — III, 378
- Swer nü dem adel sin art zetrennet 379 — 111, 373
- erken Vier underschelt sol man bi wirten merken 396 — III, 377
- ert Rost das isen zert L. Xlll, 3 — II, 223
- erte Wer sagt mir da^ geverte 232 — III, 144
- esten Ich sage obe dem garten glesten L. 111, 3 — 111, 397
- eben Ein hart und kindes witze diu zwei tragent niht eben 106 —
- 111, 117
- Ir höhen vürsten seht, was iu got hat gegeben 65 — 111, 181 1
- Ei richer man, got lech dir guot, er hat dirs niht gegeben
- 433 — 111, 388
- Ir edelen, den got hat die werdekeit gegeben 90 — 111, 461
- Reht als nature wart gegeben ML. 7 — 111, 393
- Wirn dürfen got die schult niht geben 307 — III, 156
- echen Wa| machet stürme, strit unt stechen 373 — III, 370
- egen Vil manegem wol geschiht, der da$ niht kan ge wegen 119 ~
- IU, 136
- Ich han der Minne und euch der Werlde kraft gewegen 424
- — IU, 403
- ehe Die wile ein man in des gelückes spiegel sehe 180 — IU, 137
- eben Swa^ ritterschaft in al der werlde si geschehen 136 — IU, 126
- Ich wil der Werlt unvuoge niemer tac gejehen 485 — IU, 408
- Ich hoer des vater lere jehen 892 — III, 152
- Ei tumbiu Werlt, wie lützel dir ist rät geschehen 430 —
- IU, 402
- eht Swä sich der herre knehtet, da hert sich der kneht 67 —
- IU, 189
- ehte Ir herren, ritter, knehte 331 — IU, 361
- Ich lobe die steetekeit nach rehte 381 — IU, 873
- eile Wie vor der zit geselle KL. 3 — IU, 389
- emen Ej solte ein künne bilde bi dem andern nemen 81 — in, 464
- erde Luft, waj^er viur und erde 840 — IU, 147
- Vü höher got ie werde 408 — IU, 386
- erden Sag an, gelücke, unt wa| sol werden 378 — IU, 373
- erc Ja lobte ich gerne, vünde ich lobelichiu werc 64 — IU, 181
- ern Swer minnen wil, der sol ouch da bi mä^e gern 148 — III, 460
- erne Ach got, nu wiste ich gerne 881 — 111, 376
- Ob ich die wärheit lerne Ft. 7 — II, 888
- NACH DEM REIME GEORDNET. xxxv
- trre Geslo|:jen sint diu wort knelit unde herre 397 — 111, 387
- iirt Ein küoic, der gewaltes pfligt imt rehtes gert 35 — Hl, 358
- Eia jager sol wol jagende liunde haben wert 56 — III, 119
- Swa man ze hoenen kunst hat wert 303 — 111, 154
- erte Ich häte in einem swerte 247 — 111, 146
- •rzen Nu wachet, senden herzen 861 — 111, 144
- esem Got sin vi unt slnen kresem KL. 18 — 111, 391
- esen Hast du gelesen ML. 3 — 111, 398
- Ei wä da:j reht gewaltes meister solte wesen 97 — 111, 118
- Nieman sol sines leides alze trüric wesen 109 — 111, 185
- Zwar Werlt, du hast niht eben gebildet mir min wesen 488
- — 111, 402
- Höchvart diu kau niht kernen in snoeder herzen wesen 60 —
- 111, 120
- est Heinrich, e diner zit ist vrouwen lop gewest 164 — 11, 347
- e:j:jen Die siben spseren sol man me|:jen 364 — 111, 367
- evel Sus huop sich ganzer liebe vrevel ML. 13 — 111, 393
- e Ich singe unt sage iu iemer me 194 — 111, 381
- Nu darl nu wie sol ich gebaren, Minne, owe L. IX, 5 —
- 111, 401
- en An ä|, an traue, an släf, an wachen, sitzen, sten 118 —
- 111, 138
- ere Wä lit hört der hosten ere ML. 35 — 111, 395
- Der gotes tempel here 234 — II, 350
- eren Vlie;fend ursprinc volkomen ganz nach eren 445 — II, 888
- et Ich swere ob mir diu volge enget ML. 38 — III, 395
- ich et Sit, wip, der süe:je ersüe:jen vürba:j reichet ML. 15 — 111,393
- ( ide Des vater zorngejeide KL. 10 — 111, 390
- Öwe herzeliclier leide L. 11, 1 — lil, 396
- S6 vollic ganz lustlicher ougeweide ML. 81 — IU, 394
- ei den Der werde swerde sprach in leiden L. XI, 3 — 111, 487
- l eie Wä lit touwic vriuntlich meie ML. 34 — 111, 395
- Mich vragte ein wiser leie 868 — 111, 146
- Da| leben ist üf der neige 872 — 111, 151
- Vri krefteclicher twanc erzeiget 359 — IU, 371
- Her Muot, ich sihe min lebende:^ heil L. I, 4 — 111,^96
- Ach! solt ich den apfel teilen L. II, 5 — IU, 396
- Diu werlt in vünf geteilet 839 — IU, 146
- Ein$ brähte zwei durch eine 836 — 11, 351
- So stan ich hie vor werden vrouwen reine 386 — HI, 374
- Maria muoter reine 885 — II, 353
- (inet Ach heil! unt wie hän ich gemeinet 356 — IU, 370
- «•inte Isäias, wer Avas der seraph der sich dir erscheiute KL. 8 —
- IU, 389
- eist Nu segeu mich hiut got vater, sun und euch heiliger geist
- 419 — IU, 388
- f iste Got vater sun luit geiste 835 — II, 351
- XXXVI DIE ANFANGSZEILEN
- e i t Ich spriche e:j wol üf rainen eit 209 — 111, 379
- Her künic, ir habt ze lanc gebeit 300 — 111, 157
- Sit dich da| wunder umbe jeit 404 — 111, 384
- Fron Ritterschaft, ich klage da| sus diu dorperheit 52
- 111, 118
- Ein hoener gernder wirdekeit 302 — 111, 154
- Wis willekomen in ritterlicher Avirdekeit 138 — 111, 126
- Ein paradis der reinekeit 226 — 111, 381
- Got spranc ü$ sinem vater in sin ewikeit KL. 13 — 111, 390
- Do got gap ü| dem spiegel sin er ewikeit 25 — 111, 128
- Ich bin| diu Werlt unt nam in gotes ewikeit 427 — 111, 402
- Gesegen mich hiute ein wibes güete vor allem leit 143 —
- 111, 356
- Gen allen vinden unt vor aller sorgen leit 6 — 111, 138
- Swfe man die biderben siht, si sint doch wol gekielt 49 —
- 111, 113
- In sunnenvarwe^ lop ein gräve ist gekleit 129 — 111, 122
- Ich man dich großer noete vünver, muoter, reine raeit 420 —
- m, 388
- Moises, dir wirt von mir geseit 406 — 111, 385
- eite Grünt aller sselikeite 410 — 111, 386
- ei| Swer me wil wi^^eu dan er wei| 196 — 111, 381
- Der vogel sprichet unt niht wei:j 198 — 111, 381
- ei|e Gen berge klimment nach ir nar die gei^e FL. 20 — II, 343
- ich Ich suohte mich L. VIU, 3 — 111, 400
- Sage Israhel, berihte mich KL. 9 — III, 890
- Ich Minne minne Mä:jen, Mä^e minnet mich 433 — III, 403
- Davit der künic der leite da ze velde sich 38 — Ell, 359
- Alsam ein frowe geflammet sich 216 — 111, 388
- ichefc Vil maneger also sprichet 252 — 111, 148
- icken Durch dinster vinster nebel dicken L. XI, 1 — 111, 426
- iden Grif herze zno unt hilf den sinnen ein lop smiden 131 — III, 123
- ider Swa| von der erden komen ist da| wil si wider 432 — III, 403
- iffet Ein wesen in lüfte schiffet 242 — III, 145
- igel Wip, reiner kiusche ein ingesigel L. V, 1 — III, 398
- igen Die pfaflfenvürsten sint gestigen 299 — III, 156
- Werlt, ich wei| noch ein art an dir, der was geswigen 442
- — III, 404
- iget Ich wil in wegen als er mich wiget 176 — III, 379
- iht der sun. Davit in geiste gibt KL. 4 — 111, 389
- Wort sint der dinge zeichen sam der meister gibt 59 — 111, 119
- Nu lougen niht FL. 4 — II, 338
- Ir reinen vrouwen, ruochet löser vriunde niht 142 — 111, 355
- Wa von ist da|: man siht min niht 447 — II, 228
- ihte Nature möht wol zürnen solher schihte 392 — III, 877
- Schäme ist ein tugent vor der schihte 375 — 111, 372
- icke Dun welle warten blicke 260 — 111, 151
- NACH DEM REIME GEORDNET. xxxvii
- Den jungen ich entstricke 859 — III, 151
- ; icte Sache einen knoten stricte 241 — 111, 145
- il Wip soelden hört, der wunnen spil 310 — 111, 360
- Man silit in miner vünde krame swer da wil 169 — III, 117
- Man raac mich strafen unde malen swie man wil 441 — 111, 404
- Ich klage, swA vürsten muot des niht erwinden wil 66 —
- III, 181
- Swer nfi ze blicke dienen wil 293 — 111, 153
- Man sol die liute lieben swenn man ernsten wil 84 — 111, 135
- ilde Selvön der sach ein diinstlich bilde ML. 9 — 111, 393
- Ich prüeve da;j diu milde 325 — 111, 143
- ille Nu dir, verwegner muot, muotwille 377 — 111, 378
- ilt Zwar wip, du bist ein vrideschilt L. V, 3 — Hl, 398
- imme Do Olofern mit grimme 416 — 111, 387
- mm er Got, sit din ewic immer 233 — II, 351
- imt Ein rat der selbe tugent hat, des rät wol zimt 73 — 111, 131
- im:j Der wage sim:j, der künste bim;j, nim;j unde gim| 168 — II, 344
- in Den jungen wirbe ich rät, sit ich der jungen bin 44 — 11^ 347
- Vier richiu lop diu weint da^ vünfte mit in hin 138 — III, 183
- ine Volveile untiuret alliu dinc 880 — 111, 383
- Ein kleiner muot erwirbet selten höhiu dinc 104 — III, 189
- Solt ein verloren getelinc 813 — lU, 382
- Ö wunderwernder süe^e ursprinc KL. 1 — III, 389
- den Es jehent die sehenes blinden 381 — III, 143
- Helenen vinden KL. 81 — III, 392
- nge Da^ ende sagt volkomenheit der dinge 399 — 111, 378
- gen Geliehen sich des slangen slingen KL. 14 — 111, 390
- Ein va:j daj lie| sich dringen 238 — 111, 146
- Der tot wil hie verdringen 284 — II, 352
- Ach unt we! des winders twingen L. VI, 1 — III, 898
- iclt Geweitet unt getinkelt 269 — 111, 147
- nne Got vater, got si min beginne 348 — Hl, 369
- Swelch man ein guot beginne 388 — 111, 143
- Ja hoere ich da, sprach Minne L. Vll, 4 — 111, 400 öl
- Ja lobt iuch min gedanc, vrou Minne 355 — 111, 369
- Swä si vant broede sinne ML. 18 — III, 393
- nen Die niunzic slü:j|el sich beginnen 367 — III, 368
- Got soltu inneclichen minnen 361 — III, 367
- Ein lustlich herz mit vollen sinnen 371 — 111, 369
- inet Ein wol bescheiden muot besinnet 376 — 111, 378
- ins Wer kan des vrevels uraschaftswaeren argen vlins ML. 86 —
- III, 394
- int Sun, du bist sun, sun erbes kint 888 — III, 158
- Ich bin| der ersten saclie kint FL. 16 — H, 342
- Ein lant da^ hat niur vrouwen: Damie da$ sint 99 — 111, 113
- ir Zwar Minne, du und al din amt diu dienent mir 431 — III, 403
- Vil sÜQje Minne, vrou, volvar und ende mir L. IX, 4 — Hl, 401
- xxxviii DIE ANFANGSZEILEN
- Swenn ich aleine bin bi mir L. I, 3 — lU, 396
- irde Sit vrouwen pris solch wirde ML. 39 — 111, 395
- irne La loufen da| gestirne 265 — 111, 148
- irt Got grüe:je mines herzen wirt L. I, 1 — 111, 395
- Swelch sät ze vruo dem acker wirt 897 — 111, 154
- Ein berc Etna genennet wirt 203 — 111, 383
- itchet Ei wa| sich mischet und unmischet FL. 17 — II, 342
- ist Meman kan widerschaflfen da:j geschehen ist 115 — 111, 128
- Swä herzen muot gemeret ist 190 — 111, 381
- Wip, Sit du löser blicke bist 212 — 111, 388
- Zwar wlp, Sit du der höhsten wunne ein garte bist 140 —
- III, 114
- Du zihest mich, werlt, des du selbe schuldec bist 435 —
- 111, 403
- Daj tier höchvart diutet, also giht min list 171 — II, 345
- Wa| mahtii sin, gelücke, sage an, hästu list 116 — 111, 134
- isten Nu sage an, mensche kristen 346 — 111, 365
- Bekriste, kriuze, uns kristen KL. 22 — 111, 392
- iten Reht ist ein orden, den diu Maje hat versniten 96 — 111, 112
- itten Solte ich eins Wunsches bitten 318 — III, 142
- i||en Ein grölen wandel wil ich wi;j^en 382 — III, 373
- i Der sehste künic in Beheim ritter wart, da bi 135 — III, 126
- Swie kiusche ein vrouwe muotes si 217 — II, 349
- Iben Ste, schowe da:j winkelme^ der schiben 365 — 111, 367
- Ich Höchvart und übermuot diu sint vil ungelich 62 — 111, 120
- Wi| unde swarz die varwen sint, gar ungelich 14 — III, 462
- Herr unde kneht diu zwei diu sint gar ungelich 68 — 111, 130
- Nu wil ich nimmer m6r verzwlveln an dem himelrich 422 —
- 111, 388
- lohe Künic Artus der was riche 280 — 111, 375
- lohet Sibillen spräche riebet 329 — 111, 361
- le Des himels arzenie 326 — 111, 360
- Vröut iuch, vrou Simonie 338 — 111, 363
- len Is, wa$;jer, sne sich vrien KL. 6 — III, 389
- let Ich bit dich, Samsöns starker got gedriet 390 — III, 376
- Ihte Ir müget sprechen lihte 279 — 111, 375
- in Ach wjp, ich lobe dich vür der lichten bluomen schin 145 —
- 111, 357
- Min meienschin L. VIU, 4 — 111, 400
- Sam von der sunnen tuot der schin KL. 3 — III, 389
- Mit listen worhte Moises dö zwei vingerlin 30 — 111, 139
- Diumä^e ist zwischen guot und arc ein kieserin 110 — III, 137
- Der senden werlde louf der lit an dingen drin 13 — 111, 462
- Adam, e^ wart von gote ein ebenbilde sin 159 — 111, 115
- Niemau ze ringe wegen sol die vinde sin 103 — III, 129
- Wer bin ich? wer mac ich gesin 448 — II, 223
- Man darf ze vreuden Hute wol die vroelich sin 82 — I!l, 135
- NACH DEM REIME GEORDNET. xxxix
- Ich bite dich imt inuo;j doch sin 181 — 111, 880
- Des liebe oiich muo;j verscheiden sin 818 — III, 388
- Da| helfenbein ist milter dau vil herren sin 66 — III, 113
- Er sol ouch halt mit Worten sin 889 — III, 349
- Swer muotes willen waltet in dem herzen sin 69 — 111, 130
- Ein meit het einen schcenen rosengarten vin 76 — III, 138
- Ich suoche in sanges krame, vinde ich ein lop vin 133 —
- III, 183
- Ein haue sol kraen, ein huut sol bellen, kerrn ein swin 54 —
- 111. 119
- ■ Ine Wä lit hoffenunge senden herzen d' irrent pine ML. 38 —
- 111, 395
- Noch süe^er denne ein küeler wint dem heilen pilgerine ML.
- 16 — 111, 393
- inet Naturen kraft erschinet 837 — II, 350
- Ip Ir höhen vrouwen, reine wip 808 — III, 379
- Hüet iuch, ir minneclichen wip 883 — III, 383
- Adam den ersten menschen den betrouc ein wip 141 — 111, 355
- Her Sin, nu bildet mir ein wip ML. 8 — III, 398
- Nu merket wunder, da^ ein wip L. I, 8 — 111, 395
- Mir ist ein wip L. VlU, 1 — III, 400
- Die tumben jehnt, got spraeche siner muoter wip 154 —
- lU, 116
- Gesanges vriunt, war umbe strafest du diu wip 158 — II, 346
- is Die töten vor den lebendigen haltent pris 80 — III, 133
- Sol vrouwen pris L. Vlll, 5 — 111, 400
- Ise Diu vrouwe gnouwe dise wise L. XI, 8 — 111, 486
- E^ wsent ein narre unwise 317 — III, 141
- Isen Ich wil dem adel mäht bewisen 380 — 111, 373
- it Ir werden ritter, swa ir in den landen sit 91 — 111, 461
- ie E| ist ein zwivelaer, der manigem dienet hie 86 — III, 136
- iebe Wä lit liep liebes, liep der tougenlichen liebe ML. 36 —
- Hl, 395
- legen Hie^ ich iuch, meister liegen 878 — 111, 375
- Driu reht diu hörte ich kriegen 340 — 111, 364
- Wart, wie daj pirsen si ein triegen 368 — III, 368
- . ielt Nöe der werde sich in ganzen triuwen hielt 31 — III, 857
- Saul, der den risen hete der der krefte wielt 39 — III, 359
- ierde Swa^ meien lustgezierde L. VU, 5 — 111, 400
- ieren Ich wil des sinnes lie florieren 370 — 111, 368
- Si tuot mir als da:j pantel bi den tieren L. IV, 3 — III, 397
- iet Swer ist ein man got unt der diet 305 — 111, 155
- ieten Driu dienest muo| ich bieten 853 — III, 149
- ie:} Wie trutlich zartet spilendigcr ougen diej ML. 80 — III, 394
- ie^en In vier urteil die e sich slie:jen 368 — III, 367
- Driu dinc in ein sich 8lie;)en 843 — III, 144
- iure El wie liep, wie trut, wie tiure L. VI, 8 — 111, 399
- XL DIE ANFANGSZEILEN
- Ein art die prüeve ich tiure 268 — 111, 14T " ' ''
- Wer half Adame ii| not in viure 350 — 111, 371
- iutet Swa sich diu tugent erbiutet 316 — 111, 141
- iuvve Swer sündet üf die riiiwe 347 — 111, 365
- oben Ein kleine woltät sol ich loben 188 — 111, 380
- ob et Lob ich diu wip, dannoch sint vrouwen ungelobet 151 —
- II, 345
- o f f e n Ein guot beginne git ein riche| hoffen 398 — 111, 378
- Ol Ich wirbe als ich von rehte sol 173 — 11, 350
- Triwe ist ein schilt, den ieslich mensche tragen sol 124 —
- III, 140
- Hie bi so warne ich, als ich billich warnen sol 94 — 111, 462
- Ich wei:j niht wa^ ich sprechen sol 210 — 111, 379
- Swer biten muo:j unt biten sol 180 — 111, 380
- Ich han gedäht, wie du mir helfest, Minne, wol L. IX, 3 —
- 111, 401
- Sündaer, wilt du die buo^e leisten, bihte wol 7 — 111, 140
- CG, Höchvart ist aller guoten dinge ein zeichen wol 61 — 111, 120
- Swie tump ich bin , sd kan ich ein dinc prüeven wol 75 —
- 111, 132
- Swer vremden acker äne urloup buwet wol 77 — 111, 132
- Vil wildiu dinc sich ofte samen zimt niht wol 28 — 111, 138
- oln Swer guot niht kan vür guot verdoln 294 — 111, 153
- olten Die riehen edelen solten 251 — 111, 152
- ome Ich danke im alse ich wider kome 199 — 111, 382
- o m en Ouch wart Adam von dem gewalt niht gar genomen 27 — 111, 128
- op Ich bin^ der sterne von Jacop FC 15 — 11, 341
- Der wibe name grce^er ist dan vrouwen lop 158 — 11, 346
- orden Nu schämt iuch, minner orden 255 — 11, 331
- Ir vürsten, weit ihr horden 333 — 111, 362
- orge E^ ist min groeste sorge 282 — 111, 376
- orgen Minne, kanstu vreude borgen L. 11, 3 — 111, 396 ^f ^
- Ich muo;j under wilen borgen L. 111, 1 — 111, 397
- Von niuwen senden sorgen L. Vll, 1 — 111, 399
- Wie toetet man die sorgen 258 — 111, 150
- orht S welch herre mer wil sin gevorht 191 — 111, 381
- orn Sich biuxt in einer vremder rede ein talken körn 155 — 111, 116
- Maria, muoter ü^ erkorn 290 — 111, 157
- Swer sinen lip üf erden hat vür got erkorn 18 — 111, 463
- ort Gelücke saelde und ere, seht der werlde hört 118 — 111, 134
- Diu minne ist aller tugende gar ein voller hört 147 — 111, 460
- Ei welch ein lebendej minnewort FL. 8 — 11, 339
- Ich bite deist ein arme$ wort 182 — 111, 380
- Ich gibe der zit ir wise unt wort 174 — 111, 379
- orte Man gibt, ich si ein teil ze scharpfer worte 401 — 111, 378
- Ir edelen, sit wärhafter worte 373 — III, 372
- ot Ich sihe dich, schepfer aller scIiaflFeminge, got 1 — III, 111
- I
- NACH DEM REIME GEORDNET. xu
- Vil edeler, süe$er zarter got 207 — III, 384
- Ich gibe iu rat, swer mir wil volgen, sunder spot 125 — 11, 222
- >^^en KaBin u$ ir süe:jem munde ein wort gevlo:j:jen L. IV, 5 —
- Hl, 398
- 6 Ich spriche wip: der name ist obe den vromven ho 153 —
- II, 346
- Ein künic der hie| Jösüe, der tet also 34 — 111, 459
- Wie tuont die riehen edelen so 195 — III, 381
- 6 m Magt, wip unt vrouwe: da lit aller sselden göm 150 — 111, 114
- Maria, reiner magetom 286 — HI, 158
- ön Maria, hohster himeltrön 289 — 111, 15T
- «Hl de Pitius überwonde 417 — 387
- one Zart anger sach man nie so schone 369 — IU, 368
- Ich lobe ein reine;j wip so schöne 353 — 111, 369
- Man priievet bi der kröne 332 — 111, 362
- Ei, ich sach in dem tröne FL. l — II, 337
- Sprich, vaterlich persone KL. 5 — 111, 389
- Gegrüe^et si diu vaterlich persöne 389 — 111, 376
- Ösen Min sin begunde kosen 275 — 111, 150
- Ja mein ich den munt so lösen L. II, 2 — lU, 397
- ö t Ich klage min not L. VIU, 2 — HI, 400
- Ich man dich, gotes sun, Jesus, der tiefen wunden rot 421
- — 111, 388
- ö^ Maria, hoch drivaltec slö:j 291 — 111, 158
- öhte Wie wa| man strafen mühte 270 — 111, 147
- cene Ir ere, ir güete, ir schoene L. Vll, 2 — 111, 399
- Wie die doene schoene loene FL. 18 — 11, 342
- Diu forme halp gekroenet ML. 11 — lU, 393
- Mir wirret an den hoesten 414 — 111, 387
- Her Krist, wes süln wir glouben 342 — III, 364
- Ein slange \i^ einem ise slouf 204 — 111, 383
- Ahi, wie bliiet der anger miner ougen L. IV, 1 — 111, 397
- Cipressus, cedrus, palmboum KL. 17 — III, 391 *
- Vrowe ist ein boum ML. 29 — 111, 394 .r fl-%$i» j
- Ich sa| üf einem boume 273 — UI, 149
- Ein bernde magt und eren riche vrouwe FL. 3 — U, 338
- Swa| man ie lobes jach von vrouwen 354 — 111, 369
- Swer lügen bringet in den spruch 183 — Ul, 380
- Swa man wigt laster vür die tugent 185 — 11, 350
- Wä lit alliu tugent ML. 37 — III, 395
- uht S6 we dir, veigiu, boesiu, gar vertiiemtiu vruht 93 — 111, 461
- Nu seht die triuvve unt minne, wisheit unde zuht 111 —
- III, 137
- ulde Minne, da| sint dine schulde L. UI, 4 — Ul, 397
- ul t Ein raaget heilet wol ein vrouwe rehter schult 161 — Ul, 116
- 11 mt An arebeit vil selten lop, Idn wirde kumt 162 — IU, 115
- im her Wes klagstu grölen kumber L. Vll, 2 — UI, 399
- xLii DIE ANFANGSZEILEN yi
- linde Swelch man in slnem munde 320 — 111, 142 •
- linden Ir harren, ich han triiiwe an iu enpfunden 400 — 111, 378
- Ja, so wser al min leit vers wunden 360 — 111, 371
- ungen Ach Avie tuonfc nü die jungen 330 — 111, 361
- Ir edelen, süe^en, jungen 271 — 111, 152
- unne Ich binj ein zuckersüe:jer brunne FL. 12 — II, 240
- Mir wart anders niht der wunne L. 111, 2 — 111, 397
- Ich lobe ein vrouwen vür des spiegeis wunne 388 — Hl, 37.'
- unnen Ein tumbe diet luin ich besunnen 383 — lU, 374
- unst Geviolierte blüete kunst 313 ^- 111, 155
- Gum giemolf, narre, tore, geswic der toten kunst 166 — 11,341}
- Vil maneger singer gibt, er künne hohe kunst 172 — 11, 349
- unt Bruoder Berhtolde tet e got grö$ wunder kunt 23 — 111, 356
- Sw«! grämet hohes herzen munt 189 — 111, 381
- Ich lobe deist ein guoter vunt 186 — 111, 380
- urc Ich bin erkennic, nennic, kiirc FL. 10 — 11, 339
- liehen Man siht die Mä^e struchen 335 — HI, 363
- üt Maria, gotes muoter, tohter, lebende brut 2 — U, 343
- ü;jet Swa lieplich liep bi herzenliebe lü:jet L. Xll, 2 — 11, 223
- ücke Der den isvogel hat, der hat gelücke 446 — 11, 222
- iigen Sus ist erloubet, ob wir mügen 178 — 111, 280
- übte Du vröne in eren vrühte 328 — Ul, 361
- linde Ich han diu keine künde 267 — Ul, 148
- ünden E^ get mich s wachen iinden 339 — 364
- Da:j riebe fij siben münden 411 — III, 385
- ünic Francrlch, ich nenne dich durch Wippeon den künic 160
- m, 115
- ünne Wa durch ist, Werlt, din wünne 256 — 111, 150
- ünnen Wer kau der sorgen siuftic brunst erwünnen ML. 24 — 111,394
- ünsten Sach unt natüre lä^en wir den künsten 393 — III, 377
- ür Swa| äne willen lebt und äne willekür 102 — III, 127
- Ich bin^ diu gr6:je von der kür FL. 9 — II, 339
- Ei Minne, wa;j du löser vünde bringest vür 434 — lll, 403
- ürsten Die künige unt die vürsten 249 — 111, 151
- üste Wil du liebe mit der lüste L. 111, 5 — 397
- uo Sprich diner fantasien zuo ML. 4 — UI, 392
- Swer gotes brot wil nie:jen unt sin bluot dar zuo 5 — III, 124
- II Ein künigin ü| India diu was so kluoc 46 — 111, 111
- uole Wa bistu gewest ze schuole 266 — 111, 148
- uom Die siben heilekeit sint in der kristen tiiom 8 — 111, 141
- uon Welch höher künic, welch vürste mühte da:j getuon 10 —
- UI, 140
- uot Ich prüeve ein dinc und ist ouch war: er unde guot 43 —
- 11, 347
- Ir edelen suchen vrouwen guot 211 — Dl, 382
- Lobe ich den kargen durch sin guot 187 — II, 350
- Man mac gewinnen guot, da| e| niht heilet guot 42 — UI, 133
- *:ACH dem reime geordnet. xlih
- Des guoten muotes sol man walten, da| ist guot 101 — III, 127
- Triuwe ist der werlde beste^ guot 206 — 111, 384
- Ei zwäre, Minne du hast wunderlichen muot 443 — 111, 401
- AVer himelvarwet sinnes riehen mannes muot ML. 28 — lU, 394
- Wol drier hande höhen muot 223 — 111, 383
- Gennoge herrcn habent wandelbaeren muot 58 — 11, 349
- Gelücke ist underscheiden, merke, wiser muot IIT — 111, 134
- E| muo^ verderben dicke ein ellenthafter muot 41 — II, 347
- Ir herren wi:j:jet, wa:j ir tuet 295 — 111, 153
- uote Alrerst viel der reine, wise, starke, guote KL. 11 — 111, 390
- Ich bin ein gast unt habe den wirt in huote 395 — 111, 377
- Si hat verherwet sich in minem muote L. IV, 2 — 111, 397
- Swelch herr mit miltem muote 334 — 111, 361
- Ich gibe den edelen rät vil guoten 384 — 111, 374
- Der fenix sich verbrennen muo| 192 — 111, 381
- Nu merket, wie si trüege FL. 2 — 11, 337
- Ich sa| iif einer grüene 263 — 11, 351
- Künd ich den tac mit secken in gevüeren 394 — 111, 377
- Swer Minnen schilt wil viieren 319 — 111, 142
- üete Rieh übervlü|:jic giiete 327 — 111, 361
- Der meije ist aber hie mit niuwer blüete L. Xll, l — 11, 223
- ^ue^e Si wart geheLjen Si durch ganze süe:je ML. 14 — 111, 393
- Mich truogen mine vüe;je 274 — 111, 149
- ie^en Da von si manecvalde| grüe;jen ML. 31 — 111, 395
- [ie|et Der ersten Sache kunft du sist gegrüe^et 391 — lU, 371^ J
- pir
- ^^ 4\:> HO
- Da ich wegen der entferming vom druckorte selbst eine correc-
- tur nicht lesen konnte, so erlaube ich mir hier einige fehler anzuzei-
- gen, die ich zu bemerken bereits gelegenheit hatte. Zugleich mögen
- einige zusätze und berichtigungen anderer art hier räum finden
- Seite 3 zeile 6 von oben lies: diu durch
- - 9 - 15 - - - purpur
- - 20 - 23 - - - Überguide
- - 21 - 13 von unten lies: swer dich kan vüeren, der etc. ich
- ziehe jetzt die lesart von E vor.
- - 45 - 17 von oben L: zimt Cder plural zement [ziment ist feh-
- ler^ ist nicht nothwendig).
- - 81 Überschrift lies: SPRÜCHE
- - 99 z. 16 von oben lies: gähen,
- - 127 - 1 - - - triwe C<^uch sonst noch steht einige mal
- im auf'tact triuvv oder triuwe für triwe, was man
- berichtige^).
- - — - 12 von oben lies: grä,
- - 131 - 7 - - - der ist so vil, oder der'st also vil,
- - 136 - 3 - - - von einem zwen, der dritte ensprö| oder
- von einem zwei, da^j dritte ensprö:j C^^as vielleicht
- noch besser, da v. 10 wesen darauf folgt).
- - — - 7 von oben lies: dri forme in ein substantie gotheit hilt.
- oder nach P: dri forme ein substantie gotlich hilf.
- - — - 19 von unten lies: einer
- - 144 - 19 - - - diu muo;j
- - 145 - 12 - - - valscher
- - 147 - 8 - - - tugenden
- - 151 - 14 - - - gen mir
- - 155 - 10 von oben lies: Wie, wa| man
- - — -11- - - wa mite
- - 156 - 13 von unten - mit we man
- - 170 - 23 von oben - zuo
- - 171 - 6 - - - pfät
- - 180 - 15 - - - lop,
- - 181 - 21 - - - tat.
- - 202 - 10 - - streiche das comma hinter dem zweiten erbarme
- - — - 13 - - streiche das comma hinter hilf
- - 206 - 5 - - lies: mich,
- _ — _ 6 _ _ streiche das comma nach diu:jet
- - — - 7 - - setze einen punct nach stsetecliche
- - 210 Überschrift lies: Auf den Mai
- - 212 zeile 3 von oben lies: sterne, mänen,
- - 250 - 17 - - - kumber
- - 256 - 8 von unten lies: klage
- - 261 - 8 von oben lies: habe se in oder habes in
- I
- I
- Fernere berlchti^uiigen nebst einem ziisatze. xlv
- Im XXVlll «. XXIX, St. MCCCCXVII w. MCCCCXVIII l. MCCCXVII
- m M. Mcccxviii.
- m XXXIV, z. 15 von oben st. sage l. sach
- B 55 z. 21 von o. st. diu l. die
- JP 269 - 15 von u. - zeitig reif l. zeitig, reif
- ~ 270 - 25 von o. - guonio l. goumo '
- - 273 - 22 - - - lioe berga l. lineberga
- _ __ _ 33 - _ _ lOth l. rot
- - 276 - 20 - u. - weichen l. weihen
- - 279 - 12 - o.: dass ich die verderbte stelle KL. 8, 16 durch
- «ante Tau die tiureu richtig hergestellt habe, kann ich jetzt aus
- Älfrices Sermo de sacrificio iu die Paschae (Beda, Histor. EccI. ed.
- Wlieloc. V. 22. pag. 468) erweisen; nur hätte meine hinweisung
- auf Offenbarung Johannis\4c, 2. wegbleiben sollen, denn nicht diese
- stelle hatte Frauenlob im äuge, sondern Exod. 12, 7. Älfric aber
- sagt: „Hi Cdie IsraelitenJ meavcodon inid thäs lambes blöde on heo-
- ra gedyrum aud oferslägum Tau, thät is rodetacen, and vur-
- don svil gescilde frain tliam engle , the acvealde thaera ^gyptiscra
- frumcennedan cild."
- 288 z. 7 V. n. st. süe^e l. süe^er
- 289 - 17 V. u. st. siiezen l. süe^eu
- 293 - 4 V. w. st. minre l. ininre
- 299 - Z V. o. St. tot l. tot
- 301 - 18 V. u. st, linken l. linke
- - 303 - 23 V. u. st. ich l. ist
- - 210 - 18 t^. u. st. ungesehen l. ungeschehen
- - 812 - 13 V. o. st. fiischer l. fischer
- - 315 - ^ V. o. st. :joi)fet l. zopfet
- - — ' \% V. u. st. kärnten, kärnden l. Kärnten, Kärnden
- - 319 - b V. 0. st. Pirämüs l. Piramiis
- - 822 - 9 V. 0. st. sin l. sin
- - 327 - 24 V. u. st. man e:j l. man es ^
- - 336 - 4 1?. o. st. gevroliten l. gevlohten
- - 340 - 1 V. 0. st. kunterfelt l. kunterfeit
- - 345 - 17 V. u. st. gleissnerei l. gleissnerin
- - 350 - 8 V. u. st. Vielleicht pfät l. vielleicht pfat
- - 366 - 18 V. o. schiebe nach frohan ein: Hei. 32, 11 «. 23; 131, 15.
- - 372 - 15 V. u. st. des trankes l. dem tränke
- - 881 - 11 V. o. st. tout l. tuot
- - 890 - 5 V. 0. st. staimbortch ludun l. staimbortchludun
- - 392 - 1 V. u. st. hapt bandun l. haptbandun
- - 400 - 19 V. u. st. guoches l. gouches
- - 406 - 6 V. u. setze nach Erewin: 177, 5.
- - 411 - 12 «;. w. setze nach 4, 5..- 59, 12.
- - __ - 5 t,. ti, St. 377, 5 l. 377, 1.
- — - 4 v. w. setze nach swv. 377, 5.
- - 412 - 12 V. o. setze nach FJL. 20, 12.
- Frau^loh. *'*'**
- LEICHE.
- !• Unser Frouwen leich,
- lüiioe 19b
- 1. Ei ich sacii in dem trone
- ein frouwen, diu was s wanger,
- diu tnioc ein wunderkrone
- vor miner ougen angerj
- 5 Si wolde wesen enbunden:
- sus gie diu aller beste:
- zwelf steine ich ziio den stunden
- kos an der kröne veste.
- 2. iNu merket, wie si trüege
- diu gevüege:
- der natüren ziio genüege:
- mit dem si was gebürdet,
- 5 den sach si vor ir sitzen
- mit Witzen
- in siben liuhtaeren,
- unt sach in doch gesundert
- in eines lambes Avise
- 10 üf Sion dem berge gehiuren
- Und häte ouch da| si solde.
- ja diu holde
- truoc den bluomen sam ein tolde.
- frouwe, ob ir muoter würdet
- 15 des lambes unt der tüben?
- die trüben
- ir liefet iuch swaeren;
- da von mich niht enwundert,
- ob iuch diu selbe spise
- 20 kan wo! zuo der vrühte gestiuren.
- «in ifovj
- aiiü
- ii.w^
- aennuff
- '.
- . lo ff in ^
- i'ib iitfi
- Äff A'ji
- \^^ V,''
- Dieser leich findet sich in den handschriften A, E, P, I, P.
- Überschrift: Hie hebt sich an cantica canticorum nieister Heinrichs des
- frowenlobs, der ze Mentze ist begraben, F. — Heinrichs Frawenlobs leich, P.
- 1. in fehlt P. — 8. eine, A. — 3. Sie, P. — wundern crone, 1. — H. sust,
- AI. — gieng, P P. — 7. an den, A. in den, I. — 8. in der, A. in der clironen,
- I. -- veste steht fälschlich nach trüege, P. — «3 4. gewirdet, A. — 7. lutzer,
- P. — 8. besunder, F. — 11. iiat, A. liet, P. het doch, P. — hört ouch waz, I.
- — 12. dem bluomen, A. der bluemen, P. die bluomen als, P. — 20. vrühte, A
- 1 P. den frühten, F.
- Frauenlob. 1
- LEICHE.
- 3. Ein bernde magt und eren riche vrouwe,
- din ouwe von dem grölen himeltouwe
- bliiomen birt in werder scliouwe.
- man hoert der turteltuben singen
- 5 erklingen, wol ringen
- nach süejes meien horden;
- hin ist des winders orden,
- die blüenden winrebe diner vruht
- sint vollen smachaft worden.
- Des soltu gen (din vriedel rüeft dir), arten,
- 10 dir warten in dem heilwin tragendem garten.
- „kom, liep, kom!" sus wirt sin warten
- dort üf dem lewenberg von mirren.
- kein virren sol irren
- dich, wan er wil erkosen
- 15 sich mit dir in den rösen;
- des soltu, tohter, muoter, magt,
- mit liebe in liebe im losen.
- 4. Nu lougen niht
- durch iht der schiht,
- daj dich sunder wiht
- der kiinic in sinen keller vuorte.
- 5 dich ruorte
- sin griieien.
- wie nü, vrou magt, habt ir iuch wol versiinnen?
- wir gunnen
- der wunnen
- 10 iu wol , da| ir den Avin habt trunken
- mit der milch so siie^en.
- Ich M sene wol,
- iu sol den zol
- sin munt machen vol;
- 15 wa durch der müre huoter kämen,
- iu namen
- den mandel?
- „wa| suocht ir, magt^ so späte in den galten?
- 1
- 3) 1. Ei, A P. — 3. in süe^er, F I. din sue|e, P. — 4. dev lurtel tube, J
- — 5. vol, AP. — 6. orden, F. — 7. horden, F. — 8. winreb, I. veinreben
- a. — vrühte, F. vruchte (in vruch geändert) I. — 9. dim vriedel rüefen, A
- deinem Medel reiffen und z., P. — ruefet arlen, I. rufft darten, E. v. d. Hagei
- liest ruefet harten. — 10. dir, E F I] dich, AP.— heiigen Weingarten, E
- tragendem, I. — 11. vert dein, P. ist, A. din, F. — 12. lieben, A. lyban, E
- lebin, I. lauwen, F. — 13. wirren, A E F. — 16. mit lieben, P. mit lieb in
- E. mit Uebe, I. mit liebem, A. — 4) 3. der schiht fehlt A. — 4. sinem kelt, A
- — 7. vro magt, A. — vermeit, F. — vor magit, I. — 10. wan ir, F. — ge-
- trunken] A E F I P. — U. machen kunt, A P I P. — 15. wie, E F. durcl
- iwer, E. wa ir dur üwer huoter kamen, A. — mavwer huet«r, I. — 16. dit
- üch, A. -- 18. suokent, A.
- LEICHE. a
- kein laf^en,
- 80 wir vaiien
- diu liep!" an iuwern wunden gar dursunken
- hat sin drilcli den wandel.
- 5. Sit ir:j diu raaget,
- die durch die wüestenunge zogt
- mit richem smacke? iuch hat gemahelt der eren vogt,
- ir Sit ein brüt, ? .^
- 5 da| prüefich an den werten.
- der kiinic durch iure porten
- kam ü| und in
- nach willen sin,
- diu doch beslo^ien was und ist ouch noch an allen ir orten.
- 10 Davit der saget,
- ir stüendet ziio der zeswen hant.
- goltvar bekleidet iuch künc Salomon bevant.
- gar überlüt
- er giht, da| iuwer löckel
- 15 gestalt sin sam rechböckel, ,)i'n uj».
- und iuwer huf *> r,
- da saget er luf ;
- diu dieher guldin vürspan sin. wol Stent der kiuschen ir
- röckel.
- 6. Den siben kirchen schreip Johan,
- wa| si tuen solden oder lan,
- ob si mit willen wolden stän
- bi gote sunder valles wän.
- 5 da wart gebent der s seiden ban.
- der engel siben vuorten dan
- die botschaft, als ich mich versan.
- magt, Sit din forme den bespan,
- der alle formen tirmen kan,
- 10 des würken schuof die kraft der siben geiste :
- Da von geliche ich dich ze stunt
- den kirchen. ach du bernder grünt, j>
- der niinnen wisheit wart dir kunt, i
- 80. wassen, A. — 81. die lieb — durch, P. — di lieb, I. — gar fehlt I P.
- hat dursunken, A. — 88. der sin leil ich den, A. hat mit sin drilch, F. —
- ) 3. richem smackej riehen smachen, A. riehen smecken, E P I P. — ge-
- techelt, A. gemolt, I. — 8. durch willen, AP. — 9. noch] fehlt allen. — ist
- uch an allen or(en, A. — ist an iren orten, P. — 11. zesmen, I. zesenden,
- - 18. gekleidet, PL— 14. 15. 18. locke, böcke, rücke, A E P P. — 17.
- 0, A. da seit er uf, P. der seit her uf, I. do seit er uf, EP. — 18. da| die
- ewr, F. da$ die mir, P. — da| dein ewer, I. — Wie üwer guldin vürspan
- in wol gestalt der, A. — 6) 1. kilchen, A. — 5. gebennet, A. — 8. meit, F.
- int, I. seint, P. — 9. kroenen kan, A. — 10. diz wirken, P I. dis würzen, A.
- - ir kraft, AIP. — 11. ze der stunt, A. — 18. ouch. du, P P. — pernde, P.
- -13. du wisheit minne was dir kunt, AP. — min wisheit was dir worden kunt, I.
- 4 LEICHE.
- du senftekeit , du küste vunt,
- 15 diu rat, diu sterke bleip gesunf,
- diu vorlit eutslüj deu giö:jeu buut.
- magt aller meide ein überwunt,
- vou disen geisteu wart euisunt <•
- diu lip , diu herze: des miu munt
- 20 dich uii;};jet üf da$ beste und üf da| meiste.
- 7. Ob ich die warheit lerne,
- die siben lieht lucerne
- U| diuer sele liuhten sam die stenie;
- von in wart zitec dines geistes erne,
- 5 da der jungalte zwischen sa:j,
- .a^iio li u gegerwet, als er sich vermag,
- in wi|iu kleider sunder ha|.
- ei tohter von 8i6n , vröu dich der msere !
- Diu siben lieht erglesten
- 10 ab dines geistes vesten;
- diu zuht, diu kiusche liuhte ie mit deu besten;
- diu triuwe und ouch diu staete vil wol westen,
- da$ der geloube si niht vlöch;
- diu güete schein da vollen hoch,
- 15 diu diemuot sich gen lümel zöch,
- hie bi beleip diu wille au alle swaere.
- 8. Ei welch ein lebende^ niinnewort,
- magt , alles hordes überhört !
- wan diu gestalt, diu schoene
- durchschoenet alle troenej
- 5 ir gelfer lut ist: „ki'oena, künic, kroene!'-
- diu richsen wol
- zimt, als e| sol,
- ze siner zeswen siten;
- der apfel, den du treist, beginnet ziten;
- 10 die bluomen lachent beidenthalp der liten;
- ir mündel hat der tou getwagen,
- si tuont reht als si wellen sagen :
- diu meit ob allen meiden muo| uns wol behagen.
- 14. du, AP. — küiisten vunt, P. kunziin vuut, I. — minnen vuut, E F.
- — 16. grünt, A. dein Irewe forcht entslo| den grünt, P. — 17. aller güete, P,
- — eller megede, A. — alier süe:je, I. — alles hordes, F. — 20. uf daj üoechste,
- P. — 7) 4. vou im, P. von dir, P. sines, F. — 6. 7. in F P umgestellt. —
- 7. wi^en cleiden, F I. widern cleide, P. — 8. vröut iuch, F. — 10. ob des, A.
- uf, P. — 11. liuhtent ie mit, A. liuchtm, I. leitet, F. — keuschlich don, P. —
- 12. staete — triuwe, A. — 14. euvollen, A. — 16. bi so bleib, F. — 8) 1.
- berndes, A. — minnen, P. — 2. ein über bort E F. — 4. übersctaienet, F. durch-
- schouwet, A. — krcene, A. — 5. dln,F. ir gelf ir lut irgruene — Irone, A. crone
- Kunig crone, I. — 5. fehlt in P. — 6. ir, E I P. riebe, F. — 8. diner, F P.
- — 9. den si treit, la. — 11. niunde, A I. mundlein, P. — 12. wolten, A. —
- e| stet reht als e| welle, E F. — 13. diemuot, AP. allen tugenden uns muo|A.
- LEICHE.
- Künc Salomon, des wisheit selch,
- 15 der gilit, ir nabel, ein guldin kelch,
- si voller edeler steine,
- vin , lüter unde reine,
- die sint jacint genennet; abe ich meine
- den kelch des suns,
- 80 dar inne er uns
- zuo sinem vater brahte.
- wie wol diu zarte tohter uns bedahte,
- da$ uns der val des alten swindes schallte,
- vil schoene ob allen vrouwen sprich:
- 25 der schoene ein liebiu muoter ich,
- der heilekeit ein hoffenunge nennet mich.
- Ich bin:j diu grö;je von der kür;
- min Wille ist kreltic unt doch mür;
- gen liebem liebe ich mich erbür.
- da| venster miner klösentür,
- 5 da gienc min liep so triutlich vür;
- sin hant mich ruorte: da$ ich spür.
- Si was von küelem touwe na$ :
- e$ dühte mich ein honicva:j.
- ich a| den veim ;>
- 10 unt tranc den seim,
- sus kam ich heim,
- des wart mir ba;j:
- waj wirret da:j?
- Den slangen bei| min hermelwisel.
- 15 min süe:jer morgentouwic risel
- durchbrach des vluoches herten kisel;
- min wünschelruote sunder zwisel
- streich ab der swarzen helle misel;
- sus wart geroetet sunder prisel
- 20 Diu palnie, der min grüe^en kam.
- sprich, edelsri-, wiscr friunt Adam,
- wie min gesuoch
- m
- 14—26 fehlen E. ~ 15. her giet, I. — 16. vol der edelen, I. — 17. fehlt
- in A. — 18. iacuUus genemiet ob, A. — 19. der, A. — 20. dar u|, A. dar
- mit, F. — 21. her sinen, A. — 22. tohter dich, P. — 23. da sie — swhiden,
- F. — den val — swinde, I. — veindes, P. — 24. wiben, P. ob aller schoene,
- P. — 25. schcene ein liebe muoter, 1 F. — der schoenen liebe ein, AP. —
- 26. offenunge, A. — 9) 2. und ouch, A P 1. — 3. mich fehlt A. — 5. quam,
- I. — liep trullichen, A. so /.ertlich, P. — 7. Dye, P I P. — süe;jeni, AIP. —
- 8. si, P. — 9. seim, I. — 10. veim, I. — 11. do, I P. da, F. — 12. sus, A I.
- Sit, P. — 14. hermlinwisel, P. Limleins wisel, E. — 15. touwig süe|er morgen-
- risel, A. — süe|er touwig morgenrisel, E F. morgensüeje touwig risel, P. —
- 16. herten vluoches , P. — 17, nisel , E I P. misel , F. — 18. den , P. — 19.
- da w. gerüeret, F. geortet, P. — 20. Ui paluie, E I. palmen, P P. — der palm
- von dem, A.
- LEICHE.
- den dinen vliiocli
- bräht in unruoch?
- 85 mir meide zam
- wol raiioter schäm.
- 10. Ich bin| , erkennic , nennic , kurc,
- des hoehsten küniges sedelbiirc;
- min turne niemen kan gewinnen;
- mine zinnen
- 5 ü^en, innen
- sint mit liljen wi| gepinset;
- des trönes wesen mir helflich ziaset;
- min ga$:jen sint geblüemet;
- swer mich rüemet,
- 10 ein baisam den durchgüemet.
- der sunnen glenzen ist min kleit,
- dar in so hän ich mich gebriset unt bereit;
- so hat der mane sich geleit
- ze minen vüe;jen.
- 15 ich kan büe|en
- swaere: des got geist mich tüemet,
- Swenn er mich vester swester saget.
- er giht, ich si so junc betaget;
- „wie wolden wir, da:j si sich rüste,
- 20 barwer brüste,
- zuo der lüste,
- durch die man si sprechen solde.*'
- nu merket , wa^ min friedel Avolde :
- er warte siner Innen,
- 85 da| mich brünen
- von senfte der alrunen
- wart släfen durch so süe:jen smac.
- in unser phorten leisten durch so rieh bejac,
- die wile und ich des slafes pflac
- 30 gen der natiuren,
- sin behiuren
- 84. brach, I. unfruot, A. — 85. magde, E. megede, A P. — 10) 1. bi
- AP. — nennic fehlt I. — 3. lür mir, A. — 5. u:j und innen, A. uzen ui
- innen, E P I P. — 6. nach liljen wis gesprenget, A — 7. mir fehlt P. hui
- lieh, I. — 9. nümef, I. mit müeniet , F. mich nu nennet, P. — 10. durcl
- grünnet, A. — 11. glenste, F. — 18. so fehlt A. gepreiset, I P. gepriser,
- — 13. mane do sich, I. — 16. rüemet, I. — 17. Do her, I. Da er, F. — li
- er jach ich wser, P. — 19. wi welle wir da:j, I. wolle, F P. — beruste, i
- gerüste, F P. zurüste, I. — 80. bar brüste, I. bar beruste, A. bart brüste, ;
- — 88. durch di man sie spr,, I. — durch die man hie, E P. nilit sprechen, ]
- — durch si man da| spr., A. — 84. wartet, AIP. lane, A F. — 85. brun
- A P. — 86. durch, P. — semphten, I. — alrune, AP. — 87. slafende so, j
- slofim, I. släfferen die so, P. — 88. unsern — leisten d. s. rieben, A. — dun
- da| rieh, P. ■— 89. unz — enpflac, A. — 31. min, F I P. — gehiuren, P.
- LEICHfi. T
- muost er vlehten und ich zunen.
- Der smit von oberlande
- warf sinen hamer in mine scliö:j
- unt worhte siben heilikeit.
- ich truog in, der den himel unt die erde treit
- j 5 unt bin doch meitj
- er lag in mir unt lie mich sunder arebeit;
- mit Sicherheit
- ich slief bi drin ;
- des wart ich vrühtec voller güete , siie^e in siie|e mir dö sneit.
- 10 min alter friedel kuste mich,
- da| si geseit;
- ich sach in an, do wart er junc, des vröute sich
- diu massenie da ze himel alle.
- wie zühtec stolzer meide ruom ich schalle,
- 15 doch hoffe ich, da$ e^ lernen missevalle.
- er jach, min brüstel waeren süe|er dan der win :
- da bare er sich mit vuogen in.
- Wie wol er mich erkande,
- der sich so vaste in mich verslö|.
- 20 wer leit mich in der liljen tal,
- da min amis curteis sich tougen in verstal?
- ich bin$ der sal,
- dar in man da:j gespraeche nam umb Even valj
- schön ich da^ hal.
- 25 seht , lieben , seht,
- min morgenroete hat erwecket höhen sanc unt riehen schal,
- den niuwen tac der alten naht.
- ich bin| der gral,
- da mit der eren künic den leiden übervaht.
- 30 min spünne ernerte den von violvelde.
- mir wart ein hir^gewic an minem gelde,
- da mit ich stie:j den vluoch u| dem gezelde;
- ich Avorhte pfriemen und enbant diu alten reht :
- sus wart der stric des valles sieht.
- 12. Ich bin|, ein zuckersüe^er bruune
- des lebens unt der werlde ein wunne^
- 32. sichten, P. -— ich fehlt A. — 11) 2. min, F. — 3. er worhte, F P. —
- ich worhte di sib., I. — sseükeii, F. — 4. den der, F. — die fehlt P. — 6. Iie|,
- F P. — 8. bi dem, A. — 9. voller gotes süe:je sin süe^e mir, A. mich do, E.
- mir da, A. mir versneit, P. — 12. frauwet, F. — 14. mit zühteger st., F. —
- 15. ieman, A. iemant, FI. — niemen, E. — 16. denne win, P. — 17. da
- braht, F. — 19. in mir, F P. — 20. let, F. lest, I. — 21. amel|e, F. amels,
- I. — 83. umb einen, A. — 27. dem newen tage, P. — 30. spüne, A. spiin, F
- I, — spünn, P. — 31. hir;jgeweik, I. hir:j gewis, F. — bare ein hir^e an minem,
- A. — an meinen, I. — 34. der vluoch des, F. — 12) 1. bin, A (und fort-
- während so). — 8. lebendes und des bernden w., A. des wernden, T (erste
- hand) der werlde ain, I (zweite hand) E F. des werden, P.
- »; LEICHE.
- ich bin? , ein Spiegel der vil klaren reinikeit,
- da got von erst sich inne ersachj
- ö ich was mit im , dö er entwarf gar alle schepfenunge,
- er sach mich staetes an in sioer ewiclicheu ger:
- wie rehte wol ich tete im in den ougen,
- ich zarter, wolgemiioter rösengarte!
- korat alle zuo mir, die min gern,
- 10 ich wil , ich kau , ich miio^ gewern ;
- ich binj, der lebende leitestem,
- des niemen sol noch mac enbern;
- min muot guot, friiot tiiot^
- ich binj diu stimme, die der alte lewe liiot,
- 15 diu siniu kint erwecket von des tödes vluot;
- ich bin|, diu gluot,
- da der vil alte fenix inne sich erjungen wolde;
- ich bin|, des edelen, tiuren pelicanes bluot,
- iint han da| alle$ wol behuot.
- 20 Ich binj, ein würzen richer anger,
- min bluomen die sint alle swanger,
- ir saffes brehender smac vil gelwer varwe treit.
- ei welch ein vlii||ic, zinsic bach
- die bluomen min durchviuhtet , da$ si stant nach wünsche ii
- Sprunge ;
- 25 ich bin| , ein acker , der den Avei^e zitic bralite her,
- da mit man spiset sich in gotes tougen^
- ich drasch, ich muol, ich buoc lind unt niht liarte,
- wan ich mit olei e| bestreich:
- des bleip sin bi| so suo;je weich;
- 30 ich bin|, der tou, dem nie entweich
- diu gotheit, sit got in mich sleich.
- min schar gar klär var.
- er got, si got, ich got: da$ ich vor niemen spar.
- ich vater, muoter; er min muoter, vater zwar,
- 35 wan da^ ist war.
- ich wart, ich leit, ich brach den tot, ich warp als ich da solde
- ich vuor , ich kam ein Adelheit , der tugent ein ar :
- 4. sach, A. — 5. da, A. bi ime da, P. — 6. stseteclichen an, P. — l(i
- ich muo:|, ich kan, F, — 13. muot vruot luol giiot, A. guot luot fr., I. — giio
- vruot luot, F P. — 14. dö der, P. — 15. da er sin k. ufw-ecket u| des altei
- tödes, E F. di sine kint uf von des allen lodes, I. — 17. vil fehlt allen. —
- inne fehlt A I. verjüngen, P. vernüwen, F. — 18. werden pel., E. cedren pre
- libanes, A. — 20. der würze ein richer, P. — 21. die sten, F. — 28. saffers
- A. saftes, P. — saflfe wernder, I. — 23. tinsig, I. — 24. durchvriichlet, I. —
- sten, F. ensprungen, F I. in Sprüngen, A. — 25. der da, P. waite, I. wei|eii
- A. — 27. buoc und macht ouch herte, A. — 28. wem C= swem) I. öle, P. —
- 29. dem bl., I. min bi|, F. süe;jeclich, A. süe;jlich, P. — 30. der tron, 1. —
- der nie, F. — 31. sinl, I P. — 32. war gar klar, P. — 33. ich g. si g. er gol
- I P. ich g. er g. si got, F. — 36. ich wart fehlt A. — warf, P. da, F. — 37
- ich Adilb., A. — tugende nar, A. lugend ein nar, P.
- LEICHE. 09
- er leit da niht, min Engelmar.
- Sterk unde Zierde hat mich ümbelielset,
- ich schrecke als einer der da bürge velset,
- wan ich bin üf gescho^^en als ein Iiifüc cederboum.
- den cipres ich vürschoenet han.
- 5 ei welch ein süe|e$ seuftei riechen, swem ich kume in sinen
- goum !
- ich zvch über da| gebirge hin, . ,.^
- ze sprechen minen friedel han ich ganzen sin.
- den wagen ich spise,
- den der wise
- 10 von holze werden lie;j ze prise.
- des güete nennet uns der grise :
- min siulen silber meinen;
- min sim| an leim üj golde erscheinen; uijj .JH
- min üfganc pnrpur ; wol mich reinen !
- 15 dar zwischen ist geströuwet iiine
- diu waere, senfte, süe^je minne:
- der aller bin ich ein beginne.
- genade hat sich in min lefsen
- u$ der kefsen
- 20 so volleclich gego|:jen.
- diu wisheit hat mir minen munt entslo||en.
- der ordenunge senftekeit min zunge hat genone^vßi) or
- des grüe^et, lieben, grüe^et mich! ;.^ ^^^|^
- Die Patriarchen sähen min figüre; j, ,„,
- 85 si sprechent von mir, da| in der natüre
- so süe^e:j noch so rein:j in al der werlde wurde nie.
- wil iemen wi:j^en, wa:j ich kan? .,j ,,,,j, ,- j
- ich salbe , ich heile , ich vüere u| noeten swa$ riian mir der
- \vunden lie.
- ich bin:j, ein lieht der starken tugent, ,
- 30 der grundelösen güete ein endelose mugent. ^
- ich ruofe ich schrie, / ,j^^l^ ,j5
- da:j min ki'ie ,,.;^ .,,^
- 38. doch leit er nihtj EP. — da mochl min engelmar, A. — 13) 1. umbe-
- balset. — 2. schreib, A. strek, I. — välset, A. — 3. ufgewahsen, AI. — reht
- als ein lustiger, I. — uf bis s. ein fehlt A. als in lust der cedeiboum, P. —
- I 4. versclicenet, P. — 5. senfles, süe:je:j, I P. — 7. von friedel bis ze, vers 10
- 1 fehlt alles A. — 9. grise, I. — 11. dis güetig nennet, A P. da| güeük nennet,
- I I. — wise, I. — 13. alleyne, I. 8ime;jen alle u|, P. — 14. in eynen, P. in
- I minem iifgant, A. — 15. da gestecket, FI. — 16. senfte gute warer, P
- P. senfte wäre gotes, I. — 18. lesse : kesse, A. minem lefsen, I. nieman hat
- I min lefsen, F. — 19. den kefsen, I. den kebsen, P. — 20. volliclichein, I. —
- I wunniclich, P. — 22. senft., der han ich gen., I. — 23. grüejen lieben gr., A.
- lieben grüe|en gr., E F. lieben und griie;jet ouch mich, I. — 24. figuren, I. —
- 85. mir m der naturen, I. — 26. schanei — reinej, P I. uf al der, I. iif aller
- der, F. — *32. grie, I.
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- 10 LEICHE.
- al al der werlt ze tröst gedie :
- hie mit ich mich von ernste vrie.
- 35 niht ifornes hat min denken;
- ich kan üj siben hörnen schenken,
- diu man sach üf dem lambe lenken.
- swa| die propheten alle künden,
- ir wort ir rede uf mich si banden ;
- 40 ich bir niiir himel minen vrimden.
- gen mir so länt diu ingesigele
- al ir rigele,
- swie vaste er si behalte,
- min schepfer unt min vriedel, del* vil alte,
- 45 der sich zuo mir nach siner lust in drin persönen valte :
- des selben muoter magt bin ich.
- 14. Ein snider sneit mir min gewant,
- sin sin den spaehen list ervant;
- dö mich gebriset het sin haut,
- er sach mich an unt kos min kleider, als ein meister kiesen so
- 5 dö stuonden mir min kleider ü| der ahte wol,
- da|s im gevielen sa ze hant in sinem muot;
- er tet ein spaehe, diu was mißlich imde guot:
- die wil und ich min kleider truoc,
- er was so kluoc,
- 10 da| er u:j minen kleiden sneit im kleider an,
- diu wären ba| dan miniu kleider vil getan,
- unt doch min kleider bliben gan^;
- an allen bruch, an allen wanc, an allen schranz,
- vin unde lüter, schoene ob aller schoene, glänz:
- 15 der meister hei|et meister.
- Als er diz wunderliche kleit
- het Avunderliche an sich geleit,
- e| was so wit unt was so breit,
- da^ e| besld;j den grölen, der da himel und erde in henden ha
- 20 doch wart an im verschroten sint diu selbe wät.
- er worhte ein spaßhej, reinej, lüter^ spiegelva^.
- 33. in al der, API. — 34. da mit — gefrie, P. — sust ich — — erst
- F. — 36. hörnern, P P. — 37. diu ich sach, F. — 38. funden, F. — 39.
- rede ir wort, F. — uf mir, I P. — 40. fehlt F. bir die h., P. — 41. sü len
- A. — 43. er sich, I. er mich, F. — 44. vaier unt, I. — 45. in mir, I. den if
- in mir, P. — zuo drin, F. — 46. meit, F P. — 143 8. der sin, E. ein sin, 1
- — do vant, P. — 3. gepriset, A E F. gebreiset, I. hat, A. -r- 4. kleit, A. -
- 5. stuond on mir sin kleit so us der masse, A. kleider u^er ma|en. F. übt
- ma:jen, E. — 6. da| e$ geviel zehant, I. da si, F. im fehlt E F. san, P. sinei
- E F. — 7. spehen, A F. da:j, F. — 8. untz, A. — 10. da| er im sn. u| m. kl
- A. kleidern, PL — 12. doch diu minen bl. , A. — 14. vin luter und, A F
- reine, I. — 16. da|, EP. — 17. wunderlichen an, P. — 18. was so wert i
- wart, A. wart — wart, P. — 20. sid, A. -— 81. sp8ehe| fehlt A. luter| feh
- A E P I. reinei fehlt allen.
- LEICHE. 11
- als er^ volbrahte, sän er mitten diiine sa^, >^ li >f rr-i
- und aventiurte meisterschaft
- von fremder kraft.
- 25 da:j spiegelva:^ in doch besld|, swie grö| er si;
- dö bluote er wider ü| im , sam ein blüender zwi
- ü| eime ganzen boume tuot,
- und als der apfel ü| dem blüenden bluomen bluot.
- da| spiegelva^j bleip ganz, an allen enden guot:
- 30 sus ich verwant die geister.
- 15. Ich bin|, der sterne von Jacop,
- an mir so lit der hoch geherten engel lop.
- ich bin| , diu gro^e gotes stat,
- von der sant Augustin so vil gesprochen hat:
- 5 min porten nie entslo|:jen würden, ^i
- doch kam min vriedel in unt nam die bürden,
- die ich da truoc , unt half mir tragen ;
- da| sol iu allen lusteclichen wol behagen.
- er wart mit einer schoener meit liovf fMi
- 10 gen sinem vater überseit:
- des kam er sit in arebeit.
- da| enelent er guotlich leit,
- da mit er doch sin erbe erstreit,
- des im sin vater het verjeit.
- 15 des wol unt wol, da:j ich der sache ie begau.
- Vil lieben , tuot mir ouch ein liep,
- unt merket, wie der goteliche minnediep
- l sleich mitten in die sele min,
- ^ unt trancte si mit süe^ekeit der süe:fe sinj
- 20 si wart verbunden mit der süe^e,
- da$ si vertruoc des grölen gruoijes grüe|e,
- unt weste ie doch wa^ ir geschach: , »
- nie leit wan liep , nie we Avan wol , kein ungemach.
- die wahter miner bürge zwar
- 25 der tougen wurden nie gewar,
- wie got in mich sin kint gebar,
- 22. ich sahen er enmilten drinne , A. er mitten drinne , P I P. al^aiu —
- dhine, E. — 24. mit vr. I P. — 25. wie frömde, A. — 26. u| im alsam, A E.
- I \xf alsam, I. u:j allem blüenden, P. blünde:j, F. — 30. sus überwanl ich die, F.
- geister, alle. — 15) 2. hohen, i. geerien, E F P. — 4. sint, F. Augustinus
- I vil, A. 80 vU sant Aug., P. — 6. do quam, E. da quam, P. — drin, A. — du
- ! burdi, A. — 7. da fehlt F. do, E. — 8. lusteclichen fehlt P. — 9. schcenen,
- I E P P. — 11. sint, EI. — 12. ellent, A E F. güetlichen, A. — 14. da}, A E
- P I P, hat, A. — 15. so wol, E F I P. Sachen, A P. ie oder ie , I. — 16.
- taont, A. — 17. merkent, A. gruoliche, E. ininnen, A. — 18. in mitten, A. —
- I 19. (renket, E P I P. — sie, F. die, A E I. — 20. verwunden , E P I. ver-
- wandet, a. — 21. verireip, a. — gotes, E. — 22. wol doch, P. — 23. niur
- I liep, E P I P. — niur wol, B P I P. — niht wo, EP. — 84. wehter, E P. —
- 26. sin kint in mich, A. sin kint fehlt I.
- 12 LEICHE.
- da| ich gebar vürba^ aldar.
- diu siieje , miner sele nar,
- gebar den geisf , ich menschen klar :
- 30 sus vater, siui, heiliger geist in mich sich span.
- 16. Ich bin|, der ersten sache kint,
- ich bin|, ein understande, in der gewalhet sint
- die dri unt doch ma^hattec künden werden nie.
- er ist min wesen und ich da| sin, sun guoter,
- 5 er kint, ich muoter.
- er tet, ich leit,
- in waene uf we , des habens ich gelegenheit.
- sin art die mac man von mir sagen,
- unt min gestalt in siner jagen.
- 10 welch underscheit mac da:j gedagen?
- diu menscheit unser eigen iemer muof betagen,
- kein abschiht noch kein zuogeschiht er mac getragen,
- e| si ein got, den ich gebar.
- Da| wort mir von der hoehe kam
- 15 unt wart in mir ein so gebenediter namj
- der nam hie wart, da| wort was äne werden ie.
- von disen zwein ein rede wart gevlohten,
- der min witze tobten, •
- ein meinen truoc
- 20 diu rede in ir; des disputieret ich genuoc,
- als mich der vrone böte besprach 5
- mich wundert e, wie da:j geschach;
- da;j wunder mir der engel brach,
- wan er bewist mich sin in warer Sprüche vach.
- 25 der nidere ein grünt, der mitte ein zil, der hoehe ein dach
- nam in mir bernder künste nar.
- l'V. Ei wa:j sich mischet und unmischet,
- unt M a$ sich ü| der mische drischet,
- ob da$ mischen niht verlischet,
- unt der ursprinc sich da vrischet;
- 27. vurwar, P. — 29. mensche, AP. — 30. sich in mich, A. — 16}
- Sachen, A. sache ein, F P. — 2. undersland, A. underslent , I. erste ham
- understat, I, zweite hand. — gewelcliet, I. gewelkef, F. gevelschet, E. bolche
- A. gewaltig, P. — 3. masli., A. mo:jh., E. manli., P. — 4. so guoter, A. — J
- er ist k., E F P. — kind und ich, I. — 7. iif ere, A. uf wo, F I. aus wol, 1
- — hab ich, A. haben sich, P. abendes ich, F. — 8. sin cit, A. — von fehlt .^
- — 9. sin gest. — in mine, A E F P. — min gest. — in sinen, I. — 10. ge
- klagen, A E F P. — 12. zuoschiht — abschiht, E P I. ob kein zuog., A. kei
- abschiebt fehlt A. — 13. es, A. — iz, I. — 16. der nam ie was daj wort av
- werndert ie, I. nam was da:j wort ave wert ie, F. — wort — nam, A. — IJ
- meine, P. ein meijen, A. — in minnen, F. — 20. daj, AFP. — 21. da micl
- F. do mir — böte sprach, I. — 22. fehlt A. — wundert wie daj ie g. , F. -
- 24. bewiset e| in, E F I. spräche, F. lach, A. — 25. tiefe, F. — 26. werder
- A. — 17) 1. mischelt, A. — 2. uf der, I. ni der, P. — 3. ibt, I. erlischet, P. >-
- 4. wie der ursp., P. Ursprung, A. — sich vervrischet, F.
- LEICHE. 13
- 5 imt da| ungemischet blibet,
- wie da:j mischen von im tribef. — _ :
- werden und unwerden brechen lasltfi
- mit gjebürfe, ob ich tar spreclien, "^tm,
- da| ich der bin ein beginne: ir
- 10 wie des geistes worhtlich minne n
- mit der liebe imt mit der lüste I uf. Ml
- enget, witet, an unküste: > >
- ich binj, aller formen forme, -h
- abgenomen nach des Innern sinnes norme,
- 15 diu diirchblüemet was und ist und iemer muo| an ende sin.
- zwar ich binj, aller tugent natfire
- unt der materjen nachgebüre :
- swa$ ich in dem sinne müre, i
- spaeher bilde ich vil behure.
- 20 ich bin$, aller himele rae$:jen:
- swaj ir suelle hat besehen,
- wie gestecket in die firme
- sint die sterne , da$ ich tirme, u» lafr
- die sick werrent mit der erre; ' ...ii««! iih
- 35 ingu|, Wandel, nsehe, verre o taia ilaofl
- ich han gehset allen speren,
- beide ir hemmen und ir keren,
- wite, lenge, tiufe, hoehe
- Avinkelmaejic. miner lust sich niht enpfloehe:
- 30 zal der dinge mit den sachen ligen in der hügede min.
- 18. Wie die doene schoene loene
- schenken ü^ der armonien, i;
- die sich modeln, dries drien;
- wie die steige, velle schrien,
- 5 niac man lioeren in niun koeren: ü
- den schal niemen kan zestoeren, •>
- da min vriedel, der vil süe|e, schaffet unser beider dinc.
- Bälde troene, kroene , vroene
- 5. und wa|, E P P. — 7. wernden — unwemden, A. — unwernden, I.
- — 8. geburt, E F P. sol, A E F I. — 10. wörtlich, E. vörhtüch, F. wertlich,
- \. — 12. enger wiret, A. enget wider, E. — 14. der, A. — 15. und muo$ ouch
- emer sin , P. — 18. den sinnen , P. — 19. ich varwe , F. Ich wil, E. — 24.
- wirren — irren, A. irre, I. — 25. ein gu|, P. in gö|, I. in gruos, A. in gro^,
- F. — 26. geehset, E. geeschet, P. gedehset, A. gehalset, I. gehelzel, F. — alle,
- B. — 27. heimen, A. — - 28. teufe, I. duft, A. tiefe, F P. — 29. ich niht, F. —
- 30. dingen mit der, A. — ligen, E F P. inne die hügede, A. gehugde, E F I.
- Jen gehugde, P. — 18) 1. loene schoene, E F I P. — 2. seh. die sich modeln,
- Irien, I. — 3. u| der armonien Strien, I. drios , A. dreyen, P. modeInt , A.
- neiden, F. — 4. stegej vellen, F. die gestege feile, P. — die perge velle
- staige, I. — 5. in den, FI. — 6. mag, A E P. — 7. schoene, A. beider fehlt
- \ P. — 8. In balde troene kroene, A. — vroene kroene troene, P. trcene troene,
- E. Kroene, troene, froene, F I.
- 14 LEICHE.
- 1
- mir ein küssen, siin der gerten.
- 10 mit dem künige Jesse zerten,
- miner mensclieit schiltgeverten,
- suo^e in troume wser min gounie :
- under einem apfelboume
- wart erwecket ich so suo:jlich: seht da| tet der jungelinc.
- 19. Nu lät iuch lüsten also hübsches mseres :
- er was sun des alten gartenaeres,
- der gebeizet hate in sinem garten
- den boum, dar an er selbe sit des tödes wolde warten.
- 5 min muot da an der menscheit gar gewalteclich zebrochen un
- zestoeret wart.
- min kint des lebens tet nach sines vater art.
- nu seht, ich bin:}, da:j bette Salomones,
- rieh hoch s webendes lones,
- da| die sehzic starken umbehalten.
- 10 vier unt zweinzic ist der wisen alten.
- niur zwelve sint der boten , die des kristentuomes walten.
- der ordenunge niune sint, die nie min lop volzalten.
- dri Patriarchen , vier evangelisten wunder stalten.
- noch sint ir ahte,
- 15 den ich sache,
- da^ ir heilekeit min bernde| lop bewache;
- zwar die sint sölher slahte.
- Nu ströuwet mir die bluomen in min klösen,
- bestecket mich mit liljen unt mit rösen.
- 80 er bluome von mir bluomen wolde entsprießen,
- unt da$ was in der zit, dö sich die bluomen schouwen liefen
- diu stat hie:j bluome, da der bluome von mir bluomen war
- sich in der bluomen zit,
- unt mit dem bluomen hän ich mich geblüemet wit.
- er schin , ich glast : wir liuhten und erglenzen.
- 85 merzen, meijen, lenzen
- swa| der sumer spaeher varwe erkücket,
- dar in hat min vriedel sich gesmücketj
- er wil , daß ich sin herbest si , unt hat in mich gedrücket
- 9. mit eiin, P. — 11 vor 10 in A. — 10. mich, I P. — 11. unter mensch
- eit, I. schilt sich geverte, F. — 12. sao:j, P. süe|, I. süe^e, E. sus, A. sust
- P. — nam er min, A. — 14. sue|eclich, AP. — tet ein, E P I P. — 19) 1
- lusten, A E P. — 3. gebolzet, A. het, E P P. sinen, f. — 5. sin miiol der an
- I. min muoter an, E. min marter an, P. da gewaldiclilich, E P I P. — 7. da;
- bett hem Sal., B. — 8. hohes, E. — 10. sint, I P. — 11. nüwan, A. und, I
- — 18. vorzalten, E. — 16. bewachte, P P. bewachten, E. bewaltet, A. — 17
- si, E P I P. — 18. der bluomen, I. umb min, A. in die, P. — 80. mir bluomen
- I. — 81. da, P. da}, E. — 82. diu stat hie:} fehlt A. die blubme, I. — ü| mir
- E. — 83. der bluomen, E P P. den bluome, A. — 84. ir glast ich schein, J. ei
- schein, ich, E P. ir glanst ich schein, P. — 85. mer dan meyen, A. — 26
- varwen lucket, E. zücket, I. derzäcket, P. — 87. in s6 hat, alle. — 88. ei
- giht, ich sol sin herbest sin, E I P.
- LEICHE. 15
- die trüben , da min vater sich hat selben in gebflcket.
- 30 sus wart min kint min bruoder unt min swager ungestiicket.
- des vluoches winder
- wir verdrängen.
- ab dem bluomen min ist tröstes vil ensprungen:
- sündaer da birc dich hinder.
- Gen berge Idimment nach ir nar die gei^e;
- dur da| min här ich tar geliehen hei^e :
- der himel hoehe han ich überklnmmen,
- mich hat diu gotheit mit ir kraft so meisterlich durswummen.
- 5 ich kan wol über:j birge herter herben komen,
- iint mit der sele schaffe ich mines vriedels vromen :
- sus liän ich ab den pinen manegen geist genomen.
- ich bin:j, des wisen Nöe trönes arke,
- in die sich vor menschlicher sünden sintfluot bare der starke.
- 10 zwischen menscheit unde gote stan ich rehte inmitten üf der
- marke.
- der vater iimbehalset mich, der sun verslo|:jen lit in minem
- sarke.
- rubin röten gap er mir mit Simeönes swertej
- den Smaragd ich in kiusche truoc;
- der Saphir zierte mich genuoc;
- 15 des herten vluoches adamas zebrochen wart mit sinem bliiote:
- SUS er mich gewerte.
- Des siges Jaspis dö da| bluot verstalte.
- der kempfe guot die vluot des jamers valte. ^i '
- er brinnet durch berillen wärer minne,
- da| trüebe, jachandine lierze wart enzündic inne.
- 20 sin topäsieren mir in reiner lüste kam :
- dö calcedönet ich, daj e| der zühte zam;
- sus truog ich ämetisten der vil bernden schäm.
- der vröuden crisoliten mich durchsuchen,
- 89. den trubel da der vater sich selbe hat nach gedrücket, F. seibin in, E.
- Iber ingebucket, A. vater in s. selber hat geb., I. — 30. sus ist, I. min
- iter und min bruoder, I. min swager und min bruoder, E. ungestiicket fehlt
- P. — 32. Wirt, P P. — 33. mir ist, A. mines trotzes sein entspr., I. den
- Liomen sint üb mines geistes trost enspr. , F. — 30} 1. klimmet, A E. diu
- is, A. — 2. dur da| ich min har geliehen heilen, A. dur da$ ich dar min har
- 1., I. — dar min nar gel. h., P. — 4. und mit diu goth. mit der macht, A. —
- wol fehlt allen. — bin über, F. über da:{ gebirge, alle. — herten, E. zuo
- rten, A. — 6. mit dem selben schaffe, F. der sele schafte, P. — 7. des han,
- B. — ab fehlt A. dien beinen, A. bein, P. — 8. trceniscb arke, F. — 9. in
- r, F P. von m. sünde s. brach, F. sünde, I. sünder sintflucht, P. — 10. zw.
- und gute, A. mitten, I. — 11. umbehelset, E F. — 12. roete, F I. rotem, A.
- te, £. rot, P. — 13. smaragden ich kiusche, A. — in der kiusche, F. — 14.
- »ret, F. — 16. den daj, E. da da|, F. — 17. köpfe, A. — walle, A. — 18.
- eanet, A. paryllen, A. — 19. min trüeben Joch an dine herze suenig werdent
- 0«, A. enzundikinne, I. — enzündet, F P. — 21. da, E. das, P. als e|, F P.
- tl^. amantisten, F. mit der bernden, I. mit der werden, F P. — 23. crisoiisten, A.
- 16 LEICHE.
- dd mir der angeborne nebel wart geistlich ab gestrichen.
- a süe|e ein roup der mandel was, dd mir die roiiber niemcriu'
- entwichen :
- alsus ich menschlich gotlich wart, ja gotlich menschlich: <\ \
- hat er geticheu.
- vröut iuch alle, vroiit iiich iemer miner balsamiten
- ich volles Wunsches wurzelsmac,
- min mitsam gränatin bejac
- 30 des tröstes brasin heilsam an iuch strichen muo|: sus werde
- ir des himels margarlten.
- II. Daz ist des heiligen kriuzes leich,
- (E. 22. b. P. 96. a.)
- 1. 6 wuuderwernder süe:je ursprinc,
- hüchswebendes vluf|es nam , so willeclich begin,
- der ersten sache sechic dinc,
- ir wesen , ir ewic und ir immer wegender sin !
- 5 Wie tirmic spiegelsehender kunft
- gruntsippic blic , der ^it gewegen in gescliiht !
- mit im wart bündic sigenunft
- in dir , du griffic , sihtic immer gebende^ iht !
- 2. Wie vor der zit geselle
- din in dir unspäte
- drate gienc ze rate,
- nam dich mit dir, din ewic hört:
- 1^ 5 Sus din imtirmic stelle,
- von dir ungemachet,
- wachet. niur besachet
- erschein nach burt sin einic wort.
- 3. Sam von der sunnen tuot der schin,
- ouch sam von dem brunnen schiu:jet,
- diu^et , vliu^et
- ein rinne , diu die würze erginget
- 5 runsic, seffic unde vin;
- Wie biltsam ü| des herzen schrin
- 85. HÜe^ ein roup, I. sust ein roup, E F. süe;jer roup, A. miner mer. J
- mir mer, I. ■— dentwichen, F. — 88. würzen smac, A. wunschels würzt- 1
- smac , F. — 89, mutsam , P. granafis , A. — 30. der brasin des trostes . ^
- stricken, F I.
- 1) 8. volüglicli, P. — 3. Sachen, E. — sache sechtzig, P. — 5. tirraet, l
- sehende, P. sender, E. — 6. hin, P. -— 8. greffic, E. greyfBg. P. — 8) 1. voi
- E. — 5. intermic, E. untirmet, P. — wachet fehlt P. gesachet, P. — 8. t1« i
- hurtig hört, P. — 8) 1. irschein, P. — 8. den, E. — 8. 3. den rinnen fliuze
- diiizet, schiuzet, P. — 4. rin, P. rivier, daz, E. -«- 5. runzic, E. reine, P. saftic. F
- xii// üU kiiat\m Ol
- nm laV/
- .r
- h id ob/:
- r liiui'iqti jiitiii^l
- ^f\fr i'iff ^»Jükil
- .8
- iindelp ti) ?l')Uf
- lüijfc ilal'jv/
- v"4 Jiia Aoj.
- .,..., .,.,.^.^j ^
- LEICHE. IJf
- sich (la| wort mit willen dringet,
- swinget , sHnget,
- swenn e^ diu 2iinge luftic twia^^,.
- 10 sus gebar der vater sln^i«!« irfdiri av
- Den sun. Davit in geiste gibt
- mir: in begin der engel lieht
- min brüst dich bern verbar du niht^^
- t! Lücifer nam wesen und iht, i »'
- 5 min wunder, munder sunder runder, undelp
- ordenlicher stift Melchisedech.
- Min ewikeit, majestas , sprich:
- du min Vernunft, ich du, du ich!
- min geist entpro^ von dir, do mich ;
- 10 din minne twanc, min minne dich.
- ich niure, tiure, stiure, hiure, viure
- da nach, des min wort din alter zech.
- Sprich , vaterlich persone :
- mich, min, mir, . Ho/zs Um
- sun: dich, din, dir, ' «' >- "'
- geist: er, sin, im: nu merket, da| ich alle:| bin.
- 5 Der sun u:j kindes frone:
- vater min,
- in dir ich din, .i
- in mir du min: din erbe ja ich, du vatersin. !ir>* M
- Der geist üj beider döne:
- 10 er, du, ich,
- ü| dir in dich, ''Diw.b
- ich beiden zim, drivaltec got doch ein begin. ■■'■■'•■
- is, waiier, sne sich vrien,
- der apfel rot, sin ma:j wi:j ob dem kerne,
- sin, Seite, hant niur einen don ziugent, würkent gerne,
- taht, viwer walis drilich git ein lieht, sam der sunnen Sterne:
- 5 sus dri von drin ich lerne.
- Diz beren unt diz drien
- got e der jzit sich larte durch versuochen,
- daj er e^ künde, als in der bi| brähte in bitter vluochen.
- dem engel bleip der wernde val, got wold unser ruochen:
- 7. in willen, E. — 8. slingel swinget, P. — 4) 2. mir] mit, B. — lieht]
- üht, P. lieh, E. — 4. und ich, E. — 5. 6. denn sunder wunder zunder an-
- der ordenliche, P. — nin wund. mund. zund. sund. und., E. — 7. majeslat, P.
- — 8. 9. Vernunft die ich min geist von dir ich brich, P. — 10. rinne dich. —
- 11. fiuwer hiuwer (alle Wörter in dieser form), P. — 5) 3. dein dich, P.
- — 4. im fehlt P. — 8. den erbe, E. den erben ja dich vatersin, P. — 63 1.
- Uz wazzer, P. — 2. mast, E. — 3. seilen, E. — hat, P. — eyn, E. —
- worhten, E. wirchen, P. — 4. tobt, E. daht, P. — vuygir, E. — 5. drie von
- drien, E. — 6. daz, P. baren, E. — drewen, P. — 7. e] vor, P. — lerte],
- P. — 8. daz er ez In der zite brwht uf plters vluchen, P. — 9. wernde] werl-
- de, E. ewig, P.
- Frauenlob. 2
- 18 LEICHE.
- 10 manna sin wiize uns buochen.
- 1. Wer nerte, Jonas, dich in viscJies wanime?
- wer half u^ hungrigen lewen weifen Daniel?
- wer sande bi dem raben spise Elias «wir?
- Wer sluoc Egypten kumber tragender flamme?
- 5 wer gap, verkoufter Jdsepli, heil der triuwen sei?
- Isäak sprich: vater, wer half Avider din mortswert mirV
- 8. Isaias, wer was der seraph, der sich dir erscheinte,
- ouch üf dem berge Sinai mit Mois^ vereinte?
- welch sunderverge
- räch mit kerge
- * kalbes scherge,
- hartes erge,
- der mit golde was betroffen, 'UbiV^
- offen Wandel meinte? <||PMU
- Ezechiel, wer stal sich durch din pforte von natiur<^n?
- 10 Johan, Mer kund üf Sion sich in ein laipp figiuren
- mit zwelf gesiebten,
- diu sich vlehten
- unde vehten
- got ze knehten?
- 15 ieder stam awelf tüsent kante,
- nante tou die füren.
- 9. Sag Israhel, berihte mich,
- wer fuorte dich
- gewalteclich
- durch da$ mer vor Pharaöne?
- 5 schune . dir^ ze lone
- wart: des wages unden
- stuonden; künden
- muost er bi des grimmen lodes hunden scharf.
- - 'ȟioj?., Abednego, wem wart din loben,
- 10 du viures toben
- dich het verschoben?
- wer schuof, da:j diu brunst der gluole
- fruote dich nicht muote?
- da:f tet sunder arten
- 15 zarten scharten
- 10. din, E. — vvaivi, P. — 7J 1. Y'ona, E. — 2. huiigcr lewen wel-
- sin, E. — 3. Elye, E. — dir, P. — 4. verkoiiften, P. — 5. triuwen zel, P.
- tribuczel, E. — 6. wider dem m. dir, E. — 8} 1. sapüir, P. — 2. ouchj wer,
- P. mit fehlt P. Moises , P. — 3. sundirs verge , E. — 7. wart , P. — 12.
- sich] dö, E. — 13. under slehlen, P. — 15. isa ie der, P. — 16. taw, P.
- uren, E. — 9) 5. dirz] dir, E P. — 7. stünden künden, E. kimden stunden,
- P. — 8. mnot her. — unden, P. in E. steht über unden: vride (d. i. vreide}
- geschrieben. — 9. Abdenago, E. Abdenigo, P. — joben, P. — 11. verschaim,
- P. — 14. 15. daz tet der zarte arte scharte.
- LEIGHE.
- W
- 10.
- 11
- 12.
- fti der sich in enger brüste garfen wai'J. il
- Des vater zorngejeide i.
- und unser blicbeheide j,
- den sun treip ziio der meide. ,b
- alsam da:j eiugehürne flülrtic, ^ ^aatq» €
- 5 tühtic lie| er sich ir schü:jr bcsiie^en. iunüy lod
- Er gap sich blüender vrone ■ m t^h
- der gerten din, Arone. ,, „,, , - - '
- wie tühtic Gedeoue ituw ov
- wart dimstic truht der touwes vollen
- 10 wollen! vorgedenken schiiof da| gie:jen. . .J^l
- Alrerst viel der reine, wlse, starJ^, g)4(9t^ u^
- ü| höhen himelvelsen her. .n-y::\v. >< \ ti k m 6b
- swai er mit ger rief» ^^ii nabnnf
- in der prophcten kramen mk iti> -♦w.iii »ii-i.ih ,-
- 5 het behalten, seht, da:j wolder melden mit dem goteltchen samen.
- Er lit nu in einer bernder meide bjuote. ,
- der schepfer siner stift verhal
- die zal, da| tal; ^^uv. johia iii«
- der val sus kam ze Hellte '■^. pi wibn^rff
- 10 von ir sam tuot u| dem spiegel glanzer ^rme^-^lftsty ob er
- niht schichte. ■ ir >';;,«.
- Der biuomen glänz { ajig igio^ nah
- gar sunder schranz belibet, bv/ ^a&bnBUi
- swie wite ir smac, liow i»1«v ealb
- ir süe| bejac, sich tribet. ^ t ni
- 5 Jeremias der schribet : mtn'Mid mÄfeA .^1
- si bar gar klar /
- den rat ob aller engel schar, -i
- meit, wserlich ungewibet. h
- Durch menschen gruft >, i.
- 10 scliein gotes guft gegerwet,
- alsam der schin .^ ,„., . j> -, ,.,,
- mit glesten vin sich nerw^jt, oHäv naifaiJoi >
- da nach da$ glas sich verwet. >
- er kluoc sluoc, truoc u at
- 15 den bruch, des menschen ungevuoc, -1
- in tödes tranc gemerwet. j
- 10) 1. gejegete (: gehegele, megele), P. — 2. biUbeheide, E. — 4. lüh-
- tlc vor flühlic, E. — 5. ir schoz] schon, P. — 6. blüude, E. bernder, P. —
- 9r luslic, P. — 9. des, P. — druck des louges, E. — wollen vor vollen, P.
- •«- nyesin, E. — 11) 1. reinem, wiseni, s(arJi;en, guoten, P. — üz] von, P-
- i. irame, P. cronnic, E. — 7. zeppher, E. — siner tief verhalden , P. —
- on den talden, P. — 9. die zal. er kam, P. — 10, wuuiie sam lüt u. d.
- ^,.. «lanze furme gl. o. e. n. geschiht, P. — 18) 2. srancz, E. sclianz, P. —
- 6. barj var, P. -- 9. gaft fehlt P. — gegarpÄt, P. — 12. neret, P. -^ ÜÜ.
- bluoi cruot fluot, P. — 15. der m. umgemuoC , P. — 16. trachten meret, P* ut
- Üf LEICHE.
- 13. Got spranc ü| sineiii vater in sinp öwikeit.
- da nach so spranc er in da| Wort,
- der dritte sprwnc was in die nieit;
- der vierde kam in äles wise
- 5 spise, kriuze, diner höhen wirdekeitj
- Der vünfte in endelöser triuvven varwen weit
- der sehste in Sälomonis hört,
- des sedeltrön was im bereit;
- der sibende sprunc wart nu gemeinen,
- 10 reinen herzen, swer si willecliehea treit.
- 14. Geliehen sich des slangen slingen, ' »^ >ai<> -
- winden er hie wolde,
- do er sich twingen,
- binden lie, der holde,
- 5 durch unser ringen
- vinden Iie$ er sich in jämers solde :
- er slanc sich an des kriuzes boum
- alsam der slange het getan.
- Sin muot was, unser kranken kreiike%
- wenden in sin hiilde; 't '- <«it./i -".u
- 10 er lie| sin schenken
- enden tödes schulde;
- den geist sus lenken,
- senden, was der minne ein übelgulde.
- des vater wort den sun, den geist
- in grabe, in helle, ein wesen, span.
- 15. Adam biltsam
- vernam; er gram,
- im kam ein siuche , diu niht lebenden Kam.
- durch trost, in helfers wise,
- 5 den sun zem paradise
- sand er nach einem rise,
- da von im was diu spise
- des ewiclichen valles komen.
- er starp e danne im kam ze vromen
- 10 der hohen, riehen, helfebernden Saelden holz.
- Doch hie:j heilvlie:j
- not ie| durch nie|.
- Set stiel da| ris uf sines grabes grie^:
- 13) 2. dor nach, E. — so] do, P. — 4. alis, E. aller, P. — 5. kreu-
- zen, P. -— vkrerdekeit, E. — 6. trüben varben, E. — 8. sedel des tron, E. —
- des tron, des sedel, P. — 9. nüj mir, P. — 10. wer die widekeit treit, P.
- 14) 1. der, E P. — 4-6. bringen liez ervröut in jamers solde, P. — 7. die,
- f .P- — 8- krankez, P. — 11. hulde, P. -- 12. so, P. — 13. obirg., E. —
- 14. valer zom, P. — 15) 4. helfes, EP.— 10. hohen riiiten, P. — hoen
- bemdin soldin riehen helfe holz, E. — 11. üeU wües, E. — - 12. i», p.
- LEICHE. 21
- du ^vuoliiä des kriuzes dille. , ,»u . J
- 1) dö tet es melt SibiUe. • ,|«mij o}
- Sit Salomönis wille : »{>
- gar zühteclich unt stille ,,1,
- bot im sin reht in voller kür,
- Sit truog e| aller himele tür:
- 20 an e| so schü| der vater siner sele bolz. oA nib öi
- 10. stö| üf die hant, m yiiiad
- dir Wirt bekant " » ni« joo .81
- des kriuzes rant:
- wie got in siner ewen vant
- 5 den sun, als er daj wort gebar. . i
- da| wort sant er der meide sider. j) r-
- da von so ziuch die hant heruider,
- sän wirf si gen der linken :
- der sim durch unser sinken s .^b« i»« qmiit («H ^ite^fi
- 10 wold e|:jic, gallen trinken. <'M'M ni?. ^^1 ai^
- hus wart der helle ein richer roup gezück^j^/,9jj ^^ib Ol
- Sin süe|e;j pfant, [ff ^^b
- sin bitter baut jhn f»
- was wol bewant. .61
- 15 zer zesmen in der himele lant
- wont er bi sinem vater klar. */
- da von so ziuch die hant lierwider : ._ . >»
- der kratte er hat so starc gevider, g^j^ ou ^ij^g «a <>,
- gen siner vetchen winken ■ -. .. . r ...^,
- 80 vamt üf des himels klinken.
- dar an sol niemen hinken, ,1
- durch da| got in der priester hant sich bücket. ff.
- 17. Cypressus, cedrus, palmboum, h «»J
- die dri niur ein stoc gibt min goum.
- du edele presse, an dir gar aller eren souni
- gepresset unde gedrungen wart,
- 5 mit scharpfen nagelen ungespart.
- du richer schilt von solher art, ., / .v ."«^
- swer dich kan^ simren, der gesigt üf aller vart. !.^
- eiä, stolzer anebd|,
- 14. wart, E P. tille, P. — 15. daz meld ouch als Sib., P. — nach zuo-
- künftiger stUle, E. — 80. sol zo, E. — sinen bolz, P. — 16) 4. in sineu
- eben, P. — 5. also er, E. — 6. magele, P. — 8. sam wirf se keng, E, —
- 9. sun für unversinKen, P. — vor mit üherschriebenem durch, E. — ^11^ sus]
- des, P. — 12. bant, E. — 13. bitterz, P. •— pfant, E. — 15. ze, P. — 16.
- wont fehlt P. — bi dem vater 8Üezer tat , P. — 17. des ziuch , P. — baut ze
- dir hern., P. — 18. kraUer, E. — krach er, P. — 19. kein, E. — sinen ve-
- chen, P. — 80. varn, P. — der himel, P. — 22. durch ez got, P. — 17) 1.
- iBpressus, P. — papelboum, P. — 2. niur] mir, P. — 3. pres, E. — presse
- aller himel soum, P. — 4. gedrücket wart, E. — 5. wol bespart, P. — 7.
- n, P. — simren] wuren, E.
- %t LEICHE.
- Üf dir geworht wart unser lümef^ ^^i'is>5 •
- 10 tröst, heil diirchsimdert. sam ein vimel, >t Ci
- du bernder ast, din ob$ brach unsers jÄiners scJiitti^
- du vater ingesigel ergraben, «m la^
- er twanc an dich des Wortes knaben.
- du richer tisch mit spise erhaben,
- 15 din kost der engel unt der sele lust kan laben.
- heilic alter, iif dich go:j
- 18. Got sin öJ unt sinen cresem :
- sus wihte dich sin selbes zesein.
- üf dir der Tot
- brach sin brot:
- 5 da| was diu menscheit, sam diu gotheit ir gebot:
- si leit aber dö kein not.
- Gotes vleischbanc was din nam.
- uf dir da^ lamp ze töde erkaih.
- sin lip, sin bluot
- 10 dich bewuot.
- des wis gegrüezet, künges stritvan mehtic, vruot,
- er mit dir ervaht sin guot. 'lie.
- !"• Sus wart, der Tot erwecket.
- diu banier üf gestecket
- wurden, diu man schön enpfienc,
- do der von JBosra zno der helle pforten gienc.
- 5 nü seilt an des gelouben clAs,
- da| kriuze ein rigel ist in dem hüs,
- da:j die tür bevestet wol vor allem diepgehlnae.
- Des kristentuomes ouwe
- da^ kriuze hie:j eiu, vrouwe,
- 10 diu gebar da| lebende leben.
- si truoc ein kint al unbewollen, rede ich eben.
- ein lieht der sacramente wert,
- ir gerstange und ir sigeswert,
- himelzeichen, gotes marc, wir kristen hau daf krioze.
- 20. Zwei uover häten tiefe^ tal:
- ja gotes zorn, ein grimme| wal,
- da$ ander was Adames val,
- "■' 10. hei gesundert, E. — 11. obz brach] uberbraht, P> la. Väter», P.
- 13. (wauc des wertes hemil knaben. — 14. fehlt P. — tyes, E. — Iß. alterj
- evonae, P. — 18} 1. unl fehlt P. — 2. besem, P. — 5, wasj let, E. — sam]
- als, P. — 6. do fehlt P. — 7. Gotes bant ist din, P. — vleisch bant, E.
- 8. ze löde] sin tot, P. — 11. wis} bis, EP. — ervahtj erwacht, P. erwarp,
- E. — got, P. — 193 2. bant, P. — 4. posra gen der, P. — 5. anj in, P.
- 7. allen P. — 8. oawen, P. — 9. heiz, E. — ich heiz ein vrouwen, P.
- 11. umbewoln, E. — 12. sacramenten , E. — 13. gri Stange, P. grifs slanc,
- P. — 14. himelriches, P. — haben, P. — 20) 1. über, E. über, P. — heckte
- liefe , P. — 2. zorn», P. — 3. armer val, P.
- LEICHE. SS
- dil üwischea maugiu gvö^e scliif versunken.
- 5 diu kleinen ane widerwer ertrunken,
- nieman het üf dem wa:j;jer kein gelücke:
- do wart da| kriuze ein immer wernde brücke,
- die worhte Krist, der lebende got, üf sines selbes rücke ;'^^'
- alsus diu hohen tiefen uover wurden uns ein ebene| pfat.
- 10 Ein leiter gie von himel nider
- üf erden, die sach Jacop sider, ^. ;
- da klummen eugel Iiin unt wideru i-iU omn «ai4 f»^ f
- kiiiLz, ob ich sprechen tar, du bist ^iu leiter,IoB la
- himel, erde ruort dich; jüdisch eiter, 31 aai>
- 15 diu huf der alten c, diu wart gebrochen. utA
- sus kamen wir von immer werndem soeben, .e
- wir hielden Krist, bi:j uns der segen des lebeps wart ge-
- sprochen j
- wir klimmen, krhiz, an diner want hin wider an unser erbestat.
- 21. Helenen vinden
- da| kan binden
- gen den swsBren unt den s winden,
- jenen, die mit valsclien winden
- 5 blasen üf da:j liimelher.
- du bist diu lanne, an der gezemet \v;art des* l^^ve^s |^ii:\^ I
- jene, die ze himele sint ttt>iiib
- jehnt, da:j niemer nie kein walt ,; _ .^^jj jj^jm
- bringe ein holz sam da;} gestalt. „5 jgj »j«i§ ^fl
- 10 merket, welch ein lebender niast, • • • .f, i
- mit dem imsers geistes last h
- sigelet von dem immer kumber tragenden itier. " /
- Des tiches vlie^en
- wart ein nie:jen ,jji ^jy
- 15 allen jenen, die da lie;jen j,^ jlol ^
- sich des tiches vluz begießen. ÄM^w^idM «■ Ä
- kriiLz, ein engel huote din: .-- c.^>-fi6rf lob
- swenn er din holz erwegete, swa| sich danue V;9|ji> fÜLTjAV^f
- gein der siuche, e| was so scharf, „
- 20 ej vertreip ir bitterkeit, ,^ «l-^jm , ,jl
- 4. do, E. — slift, P. — 6. hat, E. — 8. wordiiey J^4>>r* lebendig, P. —
- |d. alsusl als uns, P. — über, P. ubir, E. — 10, gienc, E. gey, P. — U-
- jlJacol, P. — 12. do, E. — her und hinwider, P. — 13. ab, E. — 14. erden,
- 'P. — du jüdisch, E. judischeUe, P. — 15. hüff, P. — of, E. — diu fehlt P. —
- 16. quame, E. — weniden, P. — werdiiu sochcbin, E.. — 17. lebendes, P. —
- 18. klummen, E. — 21) 1. Eleneu, E. Uelena, P, — 3. gegen in »winden,
- P. — 4. jene, [E. — alle die, P. — 5. bloKin, B. -. — der himel, E. — 6. e»
- ist ein law, an dem, P. — lane — des grozen lewen, E. — 7. wiene, E. —
- 8. gen da/i, P. — mer, P. — 10. well ein lebendem niais, P. — r,?l3. segelet, £.
- — kumberj klimmer, P. — 15. «lle jene, p. • — 16. tichle, £. -- prüfet sich dein
- leich begie/.en, P. — 18. dinj da», E. — was sich vor d«iu taue von dir, P.
- — 19. sluchen, P. — kein der suech, E. -r 20. ez} sie, P. -— vor tr'feb im, JB.
- i LEICHE.
- kriiize, Kristes wafeukleii, ■ f: «i '
- er triioc dich, du trüege in ouch:
- sus verdampf des valles rouch.
- gotes wallestap unt kefs der inarter sin,
- 22. Bekriste, kriu^;, uns kristen,
- da| Krist uns ruoch ze vristen
- daf leben in den genisten,
- daj wir der fiilen sünden niist geistlichen überlisten.
- 5 wa| eren inac der künic beg^n an uns vil kränken misten!
- £r sol sins geistes silmen,
- den ie die guoten namen,
- lan unsers geistes ramen,
- so liebet uns diu heilekeit, dan alle tugende ie kämen.
- 10 ein ende guot uns, vater, sun, heileger geist, gip! amen.
- m. Der minneleich.
- (E. 33. b, P. 69. b.)
- !• Ö wip, du hoher eren haft,
- durch drier hande saelikeit
- mac dich wol eren werder mau mit sinne:
- Da| erste ist durch geselleschaft,
- 5 da| ander durch der formen kleit,
- da| dritte ist durch der höhsten vrouwen minne.
- 2. Her Sin, mi bildet mir ein wip,
- Sit ich ouch trage eins mannes lip,
- ob ich erkenne ir wernden lobes künne.
- „Ich tuon| mit willeclicher hege;
- 5 nu seht, welch bilde ich an si lege:
- der höhsten ger ein crensedel, wünne.
- 8. Hast du gelesen,
- wie si gewesen
- Hester hie vor?" La mich genesen,
- unt bilde selber deste ba| :
- 5 Getriuwe, wis,
- kiusch, zübtic ris,
- 81. wappenKleit, P. — 88. truogst, P. — 83. von damp, P. — 84. Reps,
- E. — 88) 1. becritze, P. — 8. ruoch zu, damit bricht P. ab. — 4. obirlisten,
- E. — 6. sal, E. — 7. ie fehlt E P. — 9. so liebet] zo lybic, E. — toginde, E.i
- 13 1. der hohen, P. — 8. zalkeit, E. — 3. voJ, E. manne, E. wegen i
- dich wol in eren die werden , P. — 4. Daz eine ie durch , P. — 5. forme , P. I
- — 6. vrouwen hoehste , P. — 8) 1. bilde, P. — 8. ich nu tr., P. — 3. wer-l
- den, P. — 6. ger] vreuden, P. — sadil, E. selde, P. — 3) 3. hohster hiej
- enpfor , p, — . 6. zühlic kiuschez , E. — küs , E.
- LEICHE. 2S
- gehorsam ; barmdemüetic; is /»m ,. ...
- gesmalz ie üf ir wa^^ers na|. ßd
- '4. „Sprich diner fantasien zuo, üfT
- waj feien sach Alauns üf der glänzen gruo, "»
- imt wie gebriset was ir ordenlicher zesem, '
- Ir wät und ouch ir artlich sege,
- 5 weist dii|? „Ja wol." So schicke fürbaß dine wege,
- unt kere ir pfat mit süe|er worte lobesbesem.
- 5. Diu feie, die Alänus sach,
- truoc aller creatüren dach *
- und ouch der demente vach, ;ii»
- Planeten mit der firme.
- 5 Den allen sl beslö:j ir art,
- complexen und ir mischevart."
- Wie sol ich wip , der Triuwen zart, ^< « '
- geliehen zuo der tirme? üw tfeb
- 6. „Da| sage ich dir, ■ ' 'oh
- wilt dü| von mir: '^
- reht alsam jene beslö:j in ir ; c '
- aller creatüren mäht, •>
- 5 Sus vrouwen lip
- unt wiplich wip
- besliu^et aller vrouden trip, !Ü>
- die menschlich herze, sin ie vlaht. .. \Ailf:
- T* Reht als natiire wart gegeben, lolk iiib l
- da;j si daj wesen unt da$ leben
- in manege schrenke vlihtet: ' .il^l
- Sus vrouwen bilde unt vrouwen nam
- 5 menschlicher vruht ze vröuden kam:
- wip aUe wünne tihtet." tu
- 8. 6 Avip, du violiner garte, -»i^ .Oi
- der sich hegt üf vroun Minnen warte,
- du zarter liebe ein agetstein; •.
- Du tougen borte, der sich dringet, »d
- 5 swä sich da:j golt in golt verspringet,
- ü| glastes viuwer under zwein! —
- 7. barm fehlt P. — 8. gesmalczen , E. gewaizen ie uf rechte maz , P. —
- i) 1. fanfhasien, E. vocasia, P. — 2. und waz sie sach, P. — gro, P. — 3.
- Optiset, EP. — ordentlicher zesen, P. — 4. wage, P. — erlich, E. erdlich,
- p. — 5. pistns, P. — sticke, P. — 6. süezen werten, P. — 5) 1. Die vin, P.
- «. durch aller, P. — dach fehlt P. — 3. ouch fehlt P. — 4. d fehlt P.
- -^ 5. die alle besl. sie Ir, P. — 6. missevart. P. — 7. sal, E. — triuwe, P.
- ^ 8. gelügen, P. — girme, P. — 63 2. wiltu von, P. — 3. gene besiosse, P.
- -^ 7. versUezen, P. — 8. herczen, E. — menschen herze ie geflaht, P. — 7}
- ;t. leben] lesen, P. — 3. menger strengen flehte, P. — 6. rehte, P. — 83 1.
- dein peyol ein, P. — 2. hege uf vrouwen, P. — mynnyn , E. — warte fehlt
- P. — 3. zarte , F. — 5. wa , P. wen , E. — golde enspringet , P. — 6. un-
- der den zw., P.
- 28; LEICHE.
- 9. „Selvön der sach ein dunstlich bilde, .! <
- halp magt halp man, geteilet nach der lenge,
- Da| truoc die vier complexen wilde
- in siner hant, e| vlö| in twalmes lieuge.
- 10. Kalt unde trucken truoc e| in der vrouwen haut, nj
- warm unde viuhte truoc sin manlich eile: i|
- Ein sianic man der sinue^, Ava:j e$ tuo bekant,
- sprsech ich da von iht mere, e| waer gevelle.
- 11. Diu forme, halp gekroenet
- nach küniges reht,
- unt halp ein magtlich borte,
- Si AVas so gar durehschoeuetj
- 5 Selvön der kneht
- ein got wart in ir werte.
- 12. Swä si vant broede sinne,
- dar warf si nach gewinne
- der broedekeit geliehen twalm.
- Swä denne der twalm erkante
- 5 sin art, gelich dar sante
- diu forme ir stricken sunder galni:
- 13. Sus huop sich ganzer liebe vrevel.
- diu forme worhte sunder wevel
- die vier complexen dicke in ein
- Niur mit der ougen widerhaft.
- 5 diu forme hie^ der Minnen kraft :
- von tougenbuochen da:j erschein.
- 14. si wart gehei|en Si durch ganze süe^e:
- sich, wip, durch dine siie:je safl'ent bJömen.
- Sit dir die geiste jehnt alsüe^er grüe:je,
- unt man üf vrowen pris tragent lobes gomen ;
- 15. Sit, wip, der süe^je ersüe:jen vürbai reichet,
- ouch, alsam der alrünen glänz
- der berendigen vrouwen schranz,
- berliche bürde weichet;
- »tlDV/X -Jt'jIitiJ •>.,., ,'»:.,ij- »i „ ^
- 93 1. Selaen, P. — dunstig, E. — 2. hilf magt man nach, P. — 3. daz
- durch die, P. — 4. hant gevlohten an, P. — 10) 1. truoc ez] durch uz, P.
- 2. truoc] durch , P. — menlich , P. — 3. sinnet waz ez tuet , E. — 4. sprich,
- P. do, E. dÄ von fehlt P. — mere daz , P. — 11) 1. Den furm half, P. —
- 3. half, P. — 4. klar geschoenet, E. — 5. Selicon C= Seluon), E. ^- 6. wart
- fehlt P. — irem, P. — 12) 1. wo s. V. brode, E. — Zwar si vant vröud
- und sinne, P. — 3. brodek., E. vröudek., P. — gelegen dem Iw., P. — 4.
- wo dan, P. — 6. der furm erschricket, P. — 13) 1. So h. s. ganze, p. — 2.
- der furm, P. — veuyl, E. — 4. Newr, P. — 5. die, P. — heizet, P. — 6.
- ougen tougen daz, P. — 14) 1. Si fehlt P. — 2. füeee, P. — saffen, E. saf-
- ten, P. — Wuomen, E P. — 3. Jen, E. jehen, P. — al solher grosse, P. --
- 4. ein man, E P. traget, E. guomen, E. gounien, P. — lö) 1. süeze ir
- sneze, E. — 2. der fehlt P. — 3. berndhigen, E. hernden, P. — 4. ber-
- Ücher, P. — pinliche, E. — wehe, P.
- LEICHE. 21
- 5 Noch süe^er denne der forme ir understende,
- noch süe|er denne der dürre ein regen,
- noch süe;jer denne der vorhte ein segen,
- ouch denne der ger ir endej
- UJ. >och süe;jer denne ein küeler wint dem hei:jen pilgerine,
- noch süe^er denne dem durstendigen ackermanne ein kaU ur-
- sprinc ;
- Noch süe;jer denne in's lewen hitziger sunne ein schate schine,
- noch süe:jer denne demniuwen leben der süe|en armouien künc;
- 11. Noch süeijer denne des lewen weif
- ir vaters quickendiger gelf,
- noch süe^er denne ein stolze meit in vluht dem eingehürne^
- Noch süe:jer denne dem adelar
- 5 in siner mü^e ein brunne clär,
- noch süe^er denne dem fönice sin wandel nach der Mme;
- 18. Noch süe:jer denne der honictrage
- der blüete honicsaffec nage,
- noch süe^er denne dem Salamander viuwers wage,
- noch süe:jer denne der luft dem gamaljOne; i' r
- 5 Noch siie^er denne der erden zias ■ **-nif»
- dem moltwerf unt sins ordens flins,
- noch süe|er denne dem narunge dunke wa^f^ers glins, -Ir^
- noch süe^er denne dem voglin morgens vröne; h Jim
- Noch sne:jer denne dem lebartin - - . ...>i leW
- 10 dri roiibes gernde Sprünge sin, Jojiiuag low leb im
- noch süe^er denne dem pantel twot slns rftchesrfÄp W •^•"
- noch süe;jer denne dem kenipfen siges kröne: >< ii!
- 19. Noch süe^er ist der formelicher vröuden tac,
- der dir ü| wibes bilde blicket durch din ougen in dins her-
- tzen eigen. •
- » Wie hdchgelobt, wie wünnen rieh ein twinclich smac,
- wie gar durchsüe:}ic unt durchsenftic unt durchliuhtic ist ir
- lieblich zeigen li.i^.ri ^.'V#
- 3SW. Wie trütlich zartet spilendiger ougen die$! ixiuiia ah
- 5. die f. , P. — 6. die dürre regen , P. — 7. dein vrüchle , P. — 8. ouch
- im der gernde, P. ^ 16) 1. kül, P. — suezen pergerne da, P. — 2. acker
- n , P. -^ 3. hiczcKit , E. — denne der lewen scbacbe in hitziger sunnen
- ;belne, P. — 4. deine newen lebene, P. — armanyen, P. — 17} 1. denne
- nes, P. — 2. irs vaier (juicken dein ger, P. qiückendinger , E. — 3. einer
- olzen meit einfluht denn einhorne , P. — 5. miize , E. müde , P. — 6. fenica,
- . — borne, P. •—■ 18) 2. boneges saftes (rege, P. — 3. salomander, E. -A
- » salom. in viures , P. — 4. der lucbt, P. dy lust, E. — 6. muiwerfen, P.
- - Orden, P. — 7. dem visclie, E. — vrint, E. — 8. die vogelin, P^ — 9.
- swarün, E. lebArten, P. — 11. panihyr, E. — daz paniel, P. — (uot sins]
- eilig roube , P. — 12. denne daz kameliiere so starke, P. — 19) 1. formec-
- Cbe, P. — 2. blibet, P. — 3. wunnerich , P. — iwinlich, E. — Eungiich, P.
- - 4. diirchsüezet — senftet ~ liuhtet, P. — löplich , P. — 80) 1. zart gl, E.
- - spilnde ougen die ez, P.
- 28 LEICHE.
- ach röselohter umbevanc, J >v./' r
- swä mimt an munde kusses gert!
- Ei manlich sin, wa:| grö|er früuden dir gehie|
- 5 der gotes eben vürgedanc,
- dd er ü| dlner brüst dich wert
- 21. So vollic ganz lustlicher ougenweide,
- diu ims der hohen engel wol ergetzet;
- ' Lieb unde lust die hänt geswom beide
- ze stricke, swar si wibes bilde hetzet.
- 22. Meit, Avip unt vrouwe, ganzer vröuden tempel
- gezirkelt hat sich üf die drl genende.
- Meit sunder schranc ein widerspilnde exempel,
- ein hoch begin der höhsten minne brende.
- 23. Wip schribet sich mit drin buochstaben:
- W wünne wil ze diute haben,
- i irdisch in im hat begraben,
- p paradis gesprochen.
- 5 Wol dich der namen iemer me,
- wol dich, gebenediter schre,
- dins vrühteclichen brunnen se
- hat manlich leit zebrochen.
- 24. Wer kan der sorgen siuftic brunst erwünnen
- mit der vröudenrichen wünne regenes vlu||e?
- Wer kan des zornes ha|:jec dunst versünnen
- mit der wol gemuoten güete segenes du^^e?
- 25. Wer kan nach ungemaches bade
- ü| senftikeit mit blanken armen süe|en twalm erlustfen?
- Wer tuot üf widermuotes pfade
- verwunten sin mit linden Worten minneclichen gusten?
- 26. Wer kan des vrevels umschaftswseren argen vlins
- erweichen, stillen nit durch zuckerriches Wunsches ougen
- weide?
- Wer kan ü| trüricliches herzengrundes zins
- ein smuzlich lachen smieren, tougen zücken liebe ü$ leide!!
- vreide ?
- 27. Wer kan werden man
- 8. rosenlehler, iL — 3. wo, E P. — munt und mnnt do küssens zert, P
- — 4. menlicli, P. — vröude, P. — 6. die er, P. — 21} 1. volic anzer liste
- keit oug. , P. — 2. liehen fehlt P. — 3. liän , P. — 4. stricken nie war sie
- P. — wo sich , E. — 223 2. die drie , E. die drey , P. — 3. schranc] zrac
- E. — Sterke, P. — spilnder, P. — spUde, E. — 23) 1. drien, P. — 2.
- fehlt P. — zuticUe, P. duie, E. — 3. ij ye, P. — an im, P. -- 4. p fehl
- P. — 5. namen fehlt P. — mere, P. — 6. sark, P. — 7. sie, P. — 8. men
- licli, P. — 24) 1. erwünscUen, P. yrvuchtyn, E. — 2. den, E. — 3. kai
- des fehlt P. — hafiig, P. — versünnen, EP. — 4. wol mit der wolgem., P
- — 25) 2. armen fehlt P. — suzim , E. — 4. lindenl blundyn , E. — 26)
- umschaftswaer, E. fehlt P. — argen] zu argen, P. — 2. nit] mit, E P. -
- eugel weide, P. — 4. smilich, P. — snüren, P. smylyn, E.
- LEfCHE. 29
- vüeren üf der €reii plan
- mit gewelwet pfellelvarwes mundes kiisses bieten?
- Wer treit siinder weit ^
- 5 aller tilgende ganzem kleit?
- wer kan süe^en wehsei schenken, ein sich eines nieten?
- 28. Wer himelvarwet sinnes riehen mannes muot?
- wer wirfet in des mannes herze minne gluot?
- wer zert brustlich vroun Minne guot?
- Wer willet man üf manger hande manlich tat?
- 5 wip, bistu|? — ja! wol mich, da| aller vröuden rät
- so voUiclichen an dir stät!
- 29. Vrowe ist ein boiim,
- der vrühteclichen ordenungen *''^^ ■^*'
- mit der blüete vröudenrlcher süe|e balslich obz gefrümet hat.
- Gepriset soum,
- 5 mit spehendigen lobes zungen
- ganz durchliutert muotlich ernstlich bluorae, ach wie traziich
- brogt din pfati
- 30. Man, du solt prisen frouwen forme,
- ouch ^ren nach der alten norme.
- gedenke an höhe fürsten, ^^^ *^' •^**
- Die sich hie vor durch frouwen gurten, '^ "'^
- 5 an turnei dienst mit strit behurten : »'{^'^ miil^h lab
- sus liei ir ger sich dürsten; i aini^n )il iW
- Sl. Da von si manecvalde| grüe^en, > 7«jrf6 f»«!« ui <'
- gevlohten mit den werten süe^en, '^ ^""
- erwürben von ir munden. * lil IjW .öo
- Der liebe smac, der minne künden,
- 5 durchvlo|:jen mit des honiges ünden,
- noch lit, vrowe, an dir bunden.
- 82. Ich swere, ob mir diu volge eng^t, . * *
- luft, viuwer, centrum, noch da| \Ut^ «sdol n
- niht höher dinc beslie:}en, '^'^* i^iüonj.
- Noch edeler vruht dan vrouwen last.
- 27) 2. gevonl, P. waryn, E. — 3. geweifet, BP. — 5. ganze, E. —
- an sich uz nieten, P. — 28) 1. sinnes minnen riehen, E. — mannes fehlt
- — 3. zirt, P. — czeret, E. vrou mynnyn, E. vrouwen, P. — 4. weiet,
- — menlich, P. — 5. bislu, P. — mich] dich, P. — 6. zvolllchlich , E. —
- 9) 2. ritterlichen ordenunge , P. — 3. blüete fehlt P. — balclich , E. — süe-
- er billich über gefr, , P. — 4. soum] gemeret, P. — 6. glancz , E. — erstes,
- . — plumet, P. — ouch, P. trözlich, E. — trostlich, P. — 30) 1. salt , E.
- - 2. ere, P. -— 4. hie vor fehlt P. — garten, P. — 5. in, P. dienst] zchost
- a. i. (sehest, tjost), E. — behorten, EP.— 6. so liezen si sich gerne dür-
- ten, P. — 31) 1. manigfaltig, P. — 3. von den munden, P. von den roten
- itnden, E. — 4. Der leben in smac, E. — 6. in den bänden, E. — an den
- anden , P. — 32) 1. enket, E. — uf der weite süezekelt , P. — 2. vlßt] vriet
- darüber: aqua), E. luft centrum noch daz erfrayf, P. — 3. in hoher wlrde be-
- iozzen, P. — 4. Nach, P. dan] denne, E. der, P. — swer] wer, B. wie, P.
- §^ LEICHE.
- Ä swer wart ie minneclicher gast,
- der vroii sich nach dem die;jeii.
- 33. Mins herzen gnmt, mins sinnes kamer
- (wan miner zungen lobes hamer
- ist weich gen der metalle,
- Da vrouwen lop sich würket abe)
- 5 durchloufe ich nach der alten »abe,
- wä lopspise in enpfalle.
- 34. Wa lit touwic vriuntlich meie,
- wä lit reiner minne goltgesmide?
- Wä lit triuwer raete schreie,
- wä lit zühtic purpur, artic side?
- 85. Wä lit hört der höhsten ere,
- wä lit glestic rubin richer glüete?
- Wä lit salbe senfter sere,
- wä lit minnen golt in wernder flüete?
- 36. Wä lit liep liebes, liep der tougenlichen liebe,
- wä lit diu lustlich lust der hochgelebten lüste?
- Wä lit natürlich boura, geblüet gen lobes diebe.
- wäj, da:j vier ougen zücken herze u| herzen brüste?
- 37. Wä lit alliu tugent,
- ein hübisch hochgeziertei ris
- der riehen beraerinne?
- Wä lit reiniu jugent
- 5 in also höher 6ren pris
- mit wünneclicher minne?
- 38. Wä lit hoffenunge senden herzen d'irrent pine?
- wä lit rehtiu gnäde unt hoch geselieschaft?
- Wä lit rehtiu e unt reiniu minne in reinem schine?
- sprich, froulich munt: „in mines herzenschrines saft.
- 39. Sit ft-ouwen pris solch wirde
- treit in lobes girde
- gebäret unt geschrenket,
- i
- 6. die frewjü sich n. den dozzen, P. — 33) 1. meiner sinne, ein kamer
- P. — '8. wan fehlt EP. — min zunge wirk oft lobes, E. mir wirket lobes
- P. — 3. gegen, P. kegeu, E. — 4. Der, P. — 5. durchlese, E. — 6. war«
- lobes pris enlwaUe, — 34} 1. leit tou vrünüich, P. — 2. gollgesnyde, E. -^
- 8. rat geschraye, EP. — art ich, P. — 35) 1. hoelin, E. — 2. glüete, uHi
- deutlich in E. — reicher rcete, P. — 3. salibey, E. — 4. leit reiner minne«
- g. i. w. floete, P. — 36) 1. liep der liebe, P. — tougen blicke, P. toiigiiil.
- liehen, E. — 3. kein, E. — 4. wie daz, P. — 37) 2. hühisch fehlt P. -^
- hochgeziertez ris der fehlt E. — 3. riche geberinne , E. • — gepSerinn«, P. — "
- 4. wa lit daz elemenlum viuwer da sich diu jugent, E. — 5. mit dem aUl« t
- Verben iqne, ze ere und ze prise, E. — 6. und ze hoher minne, E. — 38) i.
- Benen, P. — diu errit, E. — 2. wa lit genade und rechter e hoch geseJle-
- schaft, E, — 3, wa lit reine minn in reinem, P, — wa Ul reine in reinen, E.
- — • 4. freuntlich, P. ~ ja in mins herzen schriae Csaft fehlt) E. — 39) 3. :
- partieret, E. — geparet, P.
- LEICHE. 31
- gelenket, gedenket,
- Ä wie gar diirchsüe:jet unt geherct:
- Wa^ hat si deniie bespunnen
- iinzellicher wunnen
- in crenricher huote * • ^
- mit vruote diu guote, | f Jf " ^
- 10 durch die man alle frouwen eret!
- 4. bedenket, P. — 5. unt in her2sen gemeref, P. — 6. gesponnen mit be
- ier ge, E. — Ir herze hat gespunnen, V. — 7. in also süezer wunnen, P.
- - 8. in vröudericher, P. — 9. mit vroyde, E.
- dt M) I
- -.affum ah f.
- laüfA aiJifaatlft onih iiillu lü'i
- M IJJY dirl
- i irnnmi bau iug ;'
- .. 'it»i»iit*di*i f lUii
- I
- SPRUCHE.
- I. GEBETE. LEHREN. GEISTLICHKEIT.
- BUJLISCHE GESCHICHTEN.
- 1. CB. 103, a. c.)
- Ich sihe dich, schepfer aller schaffenunge , got,
- heil, Sabäot,
- trost bernde himelspise,
- herzen andäht wise,
- 5 du mannabröt, du lebende kost, die der alte grise
- wol vierzic jär mit willen bot der Israelis diete.
- Für alliu dinc almehtic künic der mich geschuof,
- min sündenruof
- dich, vater, sun, anschriet.
- 10 warer got gedriet,
- din ewikeit genade mir, din süe| vleisch gewiefc
- hie vür mich in ein lebende| bröt hie mir genade erbiete.
- Ein ewic höchgelobter list,
- der ie was got und immer ist,
- 15 hilf schepfer, Krist,
- der zit, der vrist,
- da| mich dins geistes mitewist
- twä von der kranken sünden mist.
- hilf, lebender got, da| sich min leben eins guoten endes niete
- 2. CA. 402, a. C. Sir. 276 m. 377. P. 29, b.)
- Maria, gotes tohter, muoter, lebende brüt,
- ich man dich, trüt,
- an Gabrieles grüe|en,
- 1) 1. schepfenunge, c. — 2. beilic, c. — 3. bernder, B. gerindir, c. —
- min herze in and., c. — 5. mir für du, B. — 6. nach willen, c. — israhelscheii
- c. — 7. Vor aller dinge, B. Erbarme dich alm., c. — 8. der für min, c.
- 10. du were got, c. — 11. süe|e|, B. — din licham gew., c. — 12. vuor raii
- B. — lebendig, c. — brot sich mir ze gnaden, c. — 17. von minir swarei
- sundin mist, c. — 18. und mines geisUs mitewist, c. — 19. starker got, c.
- 2) (Steht in C. zwei mal^ nämlich str. 276 u. str. 377; am zweiten ort
- jedoch nur bis ver» 13. die tropfen durch die. der Wortlaut ist fast gan
- übereinstimmend), — 1. muoter gottes tohter, A. — lebendig, C. unde brut, P
- SPRÜCHE. 33
- fly^ dö du got den süe^en
- 5 naeni in din leben; ich man dich ouch an da| antwiirtbüe|en :
- „ich bin ein dirne in gotes gunst; sin wille an mir erschinel"
- Ich man dich, vroiiwe , an din geburt, und an daj wegen,
- dö du den degen
- gaeb in den tempel schone,
- )ji, 10 herren Simeßne.
- ich man dich ouch der marter sin unt der tropfen vröne,
- die bluofecvar din ougen triben, we! fi;j dem herzen schrine
- Die tropfen in der ahte min.
- ich man dich der urstende sin
- 15 ^es kindes din,
- y! der vröuden vin,
- do dir sin himelvart wart schin,
- unt daj dich got ouch nam dar in;
- der aller vröuden wis gemant: hilf mir von sünden pine!
- (C. 63, a.) "^ ^ "'
- E gotes herze braeche von des tödes kraft,
- er was in haft,
- der höchgelobter vürste,
- er jach da:j in dürste.
- 5 sin martel was niht voUekomen: we der Juden tiirste!
- ie sän ze haut wart im ein tranc von e:f^ich unt von galle.
- Maria sprach : „kint , nü sich minen kumber an,
- du last mich stän
- in aller jamer erze;
- ' 10 der vil bitter smerze,
- den ich an dinen wunden sihe , get mir durch min herze.
- min lieber trut, wis gen mir lüt; ze vuo| ich dir nu valle."
- Dö sprach got zuo der muoter sin :
- „sich, M'ip, da^ ist der sune din.
- 15 diu martel min
- hat grö;jen pin.
- du waere e min bsererin, —
- Johannes, nim si mit dir hin,
- unt wis ir guot, in din behuot." dö starp Krist vür uns alle.
- da| du, C. — 5. wis onch gemant an da:j anlwercbüe:jen, C. vil reine meit,
- 58 man ich dich an din antwortnassen , P. — 6. bin| , C. dieme , C. gunst ;
- ittoter sines willen sclune, A. — 7. an die, A C. — an underwegen , A. —
- U. hern, C. her, A. und ouch her, P. — 11. wis ouch gemant der martel, C.
- 12. wecke u|, C. weg auf, P. — 13. der tropf, die durch die ougen min, C.
- - die tropfen waren also rein, P. — 14. an die urst., P. — 16. phin, A C. — -
- 7. da erschein, P. — 18. und er dich hiemit magt nam in , C. und dich mait
- am der himel ein, P. — 19. uns von, C. mir u|, P.
- 3) 5. auwö die Juden dorstin, C. — 6. e san, C. gaUin, C. — 8. lejb
- ücb, C. — 10. der bitterliche, C. — 11. sehin der get, C.
- Frauenlob. 3
- g4 SPRÜCHE.
- 4. (C. 45, a.)
- Man siht nach gote ein bilde malen martelvar.
- sündaer, nim war
- der nagele unt der wunden
- wie die dorn zerschrunden
- 5 sin hoiibet tuont: da^ hat sin tot viir diu sterben vunden.
- denk an die klage, siiifze unt sprich: „ei schepler, min genÄd
- Erbarme dich durch dinen bitterlichen tot,
- unt durch die not
- die dir gap menschen endej
- 10 minre sinne wende
- niht hant bedaht die martel din , hell , got , niht pfende
- da vür den geist, hilf da| der lip hie kome u$ sünden släde.
- Du solt uns wäre riuwe geben
- durch din üfsten widr in da^ leben.
- 15 hilf uns vol eben
- die buo:je weben
- ie durch die maget, diu dir stet neben.
- ir ougenreben in bluote sweben.
- Johannes, bite ein ende guot uns vor dem hdhsten gräde.
- 5. (C. 45, a.)
- Swer gotes bröt wil niesen unt sin bluot dar «uo,
- sin bihte er tuo
- fi| volles herzen gierde;
- sines geistes wierde
- 5 habe kiuschen muot unt reine^ leben; in so holier zierde
- kein bruch in jage von Kristes e; mit kieften des gelouben
- Er sol die gotes vorhte in wärer minne haben,
- umb si begraben
- der werlde lop , ir prisen;
- 10 er sol sich bewisen
- den vinden sin ein voller vi^imt; wil er sich wol spisen,
- der ü^er lust sol sinen muot niht innekeit berouben.
- Er sol ouch lüterlich vergeben
- schult, missetät unt widerstreben,
- 15 80 mac er weben
- ein heilec leben.
- sin herze ist gotes tempel eben.
- Krist kan in solhen himeln sweben:
- die so niht nemen da| lebende bröt, we in, we in, den touben
- 4) (ebenfals zwei mal in C. als str. 278 «. str. 375). 9. menslich, C
- (878). — 10. da^ minre, C. (beide). — 17. ie fehlt C. (beiden).
- 5) (zwei mal in C. str. 280 «. str. 376). 5. sa groiir, C. (376). — 7.
- aal — vorte, C. (280). — 11. folre, C. (280).
- SPRÜCHE. 35
- 6. (P. 40, a.)
- Gen allen vinden unt vor aller sorgen leit
- ist uns bereit
- des wären gotes hiiote;
- ob wir in dem muote
- 5 den edelen, siie^en, zarten got niinnen uns ze guote;
- er ist ein schirm und euch ein schilt der sigehaften rehten.
- Ze Raphe tete gotes volk den ersten strit.
- ein berc da lit,
- dar üf die dri dö kamen,
- 10 war si des genameu,
- Aärön, Hur und ouch Moises: der begunde rämen,
- jze vlehen got^ er bot die hant durch heil den sin gesiebten.
- Die wil und er die hant iif bot,
- so leit ie gotes volk kein not;
- 15 si mähte rot
- die beiden dröt;
- got Iie:j si dar ab trinken tot,
- gap gotes volk da^ himelbrot:
- got wil, da$ in umb alliu dinc süln vlehen die gerehten.
- _ q> .e
- r. (P, 46, a.)
- Sündaer, wilt du die buo^je leisten, bihte wol:
- ein priester sol
- dir schiere werden vunden,
- unt dienst gotes wunden;
- 5 din ougenregen dich weschet ab; sam den ungesunden
- ein tröst, ein heil, ein gnade dir komt, wilt du min lere minnen.
- Da| erste, wa^ din sünde sin, des soltu jehen,
- Avie si geschehen
- der val in diner künde,
- 10 unt mit wem die sünde
- ouch sin volbräht, wie oder wä, unt durch weihe bünde
- si komen in dins herzen ger: so mac ein priester sinnen,
- wie er sol merken dinen muot,
- din antlüz unt din andäht yruot;
- 15 wie si behuot
- din riuwe guot:
- dar nach er dir genäde tuot:
- sd leschest du der sünden gluot,
- stet din beger in der geschiht ouch ir nimer ze beginnen.
- 6) 4. und ob, P. — 5. ouch minnen, P. — 6. sigeheften, P. — 7. rapfe,
- P. — 9. drie kamen, P. — 10. und si war des namen, P. — 11. Aaron und
- 9i< dar zuo Moises, die begunden, P. — 14. layde gotes, P. — 19. weil —
- sol, P.
- 7} 1. sunder, P. — 4. dienest, P. — 5. als sam der, P. — 7. was die, P^.
- r— 8. sie, P. — 18. und leschest, P. — 19. ouch nimmer, P.
- I
- 36 SPRÜCHE.
- 8. (P. 46, b.)
- Die siben heilikeit sint in der kristen tuom
- in hohem ruom
- gegeben ze sselden stiure;
- dem wirt jämer tiure,
- 5 swer ouch mit warer riiiwe andaht ganz unt vil gehiure
- hie disen werken volget nach , der wirt vil wol gespiset.
- Ir reinen priester, gotes knehte ir sit genant,
- da$ iiiwer hant
- der sacramenten zierde
- 10 halt nach höher wierde
- lind , als iu got geboten hat , in gotlicher gierde.
- unt tiiot ir da|, so Avi|;jet ouch, ir werdet höchgepriset.
- Die Simonie lät under wegen,
- weit ir geistlicher vuore pflegen j
- 15 der junge degen
- iu git den segen,
- er giu:jt üf iuch der engel regen :
- da| werc kan niemen Überstegen,
- unt da$ von got altissimus da vliu^et unde riset.
- 9. (P. 45, bO
- Ein künecliche priesterschaft unt gotes hant,
- du bist genant
- ein heilic volc erwelte:j
- gotes vorgezeltei,
- 5 der himele slü:j:jel und ir sl6| in dinem riebe erhelte^,
- du hast die mäht, an gotes stat ze loesen unt ze binden.
- .,., Den dritten u:j der ewigen drivaltikeit
- an underscheit
- nimst du gewalteclichen
- 10 ü| den himelrichen,
- du wandelst schöne in in ein bröfc, da| von dir niht wichen,
- enmac, unt gibst ze nie;jen in ze tröst den sinen kinden.
- Üf Sinä wurde du erweit,
- da:j alliu rcht dir sin gezelt,
- 15 diu niht beschelt^
- in si geselt
- din mäht, diu meistert unde melt;
- und ob ein reht den muot sich quelt,
- du wlsest gotes sacrament: lä| dich bi uns schön vinden.
- 10. (P. 46, a.)
- Welch höher künic , welch vürste möhte da| getuon.
- 83 4, und dem, P. — 5. ganzer andaht vU, P. — 9. Zierden, P. — 10
- hohen wierden, P. — 11. gotlichen begirden, P. — 14. wolt, P.
- 9) 4. und gotes, P. — 6. haben die, P. — 10. wol u$, P. — 11. dai mac
- von dir, P. ~ t2. enmac fehlt. — ouch ze nysen, P. — - 16. im sein, P.
- SPRÜCHE. Sf
- da| er den sim
- dem vater unt dem geiste
- mit der mäht volleiste
- 5 naem ab ir schö$ ge walte dich? merket an da| meiste,
- er muof her ab uns armen her, uns sagen sin eilende.
- Waj er durch uns verduldet und erliten hätj
- der wise rat
- hat manec sele erloeset,
- 10 Sünden sin veroeset,
- unt half uns ü| des vluoches val , mit sim bluot geroeset.
- die engel unt den himel klär nimt er in sine hende.
- Priester, du kiusest gotes va:j,
- du mäht ouch wol aleine da$,
- 15 unt kein man ba^
- sint Krist e^ ma|,
- der himel unt die erde besa^,
- gen dinem worte er ist niht la|,
- er komt unt leistet din gebot, ein got unt dri genende.
- 11. (D. s. 243.)
- Swer welle ein kriuze machen, der biet üf die haut, '* '^^
- dem Wirt erkant ' "^^^
- geloube gar einvaltec, - '^^
- da| ein got gewaltec ''"^^■">'- i>t> n\ th
- 5 ist aller creatüre gar, drivalt doch unsx)altec, -^
- vater, sun, heiliger geist, die dri in ein gedrungertl
- Swer den gelouben reine vesteclichen treit,
- dem wirt bereit "^
- ze himelriche ein kröne: **'
- 10 diu wirt im ze löne
- durch den gelouben dar gegeben rieh unt da bi schöne.'
- durch den gelouben den du treist, so'st dir niht mlsselungen.
- Wol im, swer sus gelouben i)fliget
- unt sich des zwivels gar verwiget,
- 15 schön er gesiget
- und ob geliget '^ *''
- vil manegem , der mit wandel riget :
- ir haltet glouben , da;j rät ich, ir alten und ir jungen.
- -- ;..|
- 10) 4. mit sijier, l*. — 5. nu merket, P. — 10. in sündeu sin, P. — 11.
- sinem, P. — 13. kiesest, P. — 14. du vermähl wol, P. — 18. worten ist, P.
- 11) 18. ir fehlt 1>. — Die hmifhchv. I). hat im abgesan^c dieses tones
- die durchgeführte abwcichung ^ daß sie eine zeile von vier Hebungen weni-
- ger hat, die in den andern handschriflcn nach 17 ihren platz findet. Dazu
- itimmen die beiden atropfen in diesem tone, die A. dem „jungen Missener"
- xuschreibt. trahracheinlich dichtete Vrouwenlop in seiner jüngeren zeit in
- dieser form , und die sechste zeile des abgesanges ist spätere Verbesserung
- von ihm. . j
- aa SPRÜCHE.
- 12. (D. s. 246.)
- Swer ahzic jär in wirde wol geleben mac
- lind einen tac,
- da$ ist ein michel ere.
- dannoch lebte er mere
- 5 vil gern , als ich e| kan verstau , nach der werlde lere.
- swelch man komt uf diu hundert jar, dem truobent siniu
- Öligen.
- Swie er dar über leben mac, da:j ist ein niht.
- owe der pfliht,
- hat er sich so gehalten,
- 10 da:j in got verschalten
- wil von der ewikeite sin^ klieben unde spalten
- beginnet sich sin lebetage; da:j merke sunder tougen
- Da, du sündaere offenbar:
- die wil du bist üf dri:jic jar,
- 15 den schepfer klär
- des soltu war
- so nemen, dem aller himele schar
- sint dienstes bi , da:j er sich din verzihe iht unt verlougen. |
- 13. (D. 8. 246.)
- Der senden werlde louf der lit an dingen drin :
- demüetic sin,
- da$ lert man in der schritte
- gar an alle trifte,
- 5 geloube unt da bi zuoversiht vür des tödes stifte j
- die tugende süenent, sündaer dich, vor lange wernder vreise.
- Geloube tuot mit guoten werken wunders vil.
- fif kurze:j jzil
- so lebet der mensch nach wäne
- 10 guoter werke äne.
- swie ganz doch sin geloube si, er ist der vertane,
- swer vil geloubet äne werc, der vert des tödes reise.
- Da von so vristet iuch vor not:
- gloub äne werke ist leider tot.
- 15 got da| gebot
- vür heile sot
- e er vergö:j sin bluot so rot,
- da$ man werc mit gelouben habe, ich sage dir;| sunder weise.
- 14. (D. s. 247.)
- Wi^ unde swarz die varwen sint gar ungelich,
- in himelrich
- vint mao der einen mere,
- nach der wisen lere;
- 1«) 5. weite, D. — 12. merkent, D. — 17. so nen. D.
- 13) 1. weite, D. — 18. habe fehlt D.
- SPRÜCHE. 39
- 5 so ist diu ander hin geslagen zno der vinster sere.
- die swarücn varwe , da| rät ich , die schiuhet , wise liute !
- Versmaehet sin da^ leret blanker varwe pflegen,
- des himels degen
- sus leret liden kiimber.
- 10 ach du mensche tumber,
- du volge gelpfer varwe mit, e du werdest krumber;
- lä vinstern tan , trit an den tac , als ich dich ie betiute.
- Dem lambe, da^ sin bluot verg6;j, ,^
- ich meine got, iurn eitgen6:j, > «ii .tl
- 15 den niht verdroß
- des jämers dü;j,
- der spreiten mac ein wite sch6|,
- dem volget mite, so da^ er iuch ü:j tuukeler varwe riute.
- (D. s. 247.)
- Merket ir werden, kiuschen, zarten gotes barn ,t
- unt la^et varn r
- gar trugehafte minne.
- rihtet iuwer sinne
- 5 da:j iu der gotes ewikeit allen iht zerinne. üf
- mit drierhande reinekeit mügt ir wol pris erlangen.
- m Ir vliehet gar den rät , des vor vrou Eve pflac,
- ■ dö si der slac
- " vrumt u:j dem paradise,
- 10 unde si mit rise . (,i
- verdecken muoste gar ir schäme, dö der höhe wise
- 25U0 z'in in der woUüste garten kam mit grimme gangen.
- Sich, mensche, dise vuore mit,
- wis demüetic ze aller zit. i .fit
- 15 zuht unverschrit ./,r
- mit vuoge wit, »
- ist, da:^ dir diz in sinne lit
- so wirstu ouch mit ma^ji^e da ze himel schone enpfangen.
- (D. s. 247.)
- Ir merker, merket eben üf der eren pfede.
- ach, hinderrede
- siilt ir durch saelde miden,
- da^ iuch iht versniden
- 5 des grimmen tödes wäfen müge. gar iiulitlich liden
- ist in der tiefen helle grünt dem , der da hinderköset
- Dem sinen ebenkristen gar ze aller zit
- durch valschen nit.
- we der vervluohten erden I
- 14) 5. vinslri, D. — 6. schübent, D. — 9. leret sus, D.
- 15) 4. rilJtenl, I). — 12. kan mit grimme gegangen. D. — 17. dif, l). —
- mafTe, D.
- 16) 1. merkent, D.
- 40 SPRÜCHE.
- 10 got den guoten, werden,
- den Wirt er sihtic nimmer me , der mit den geberden
- vertribet gar diu siniu jär: nu wartet, wie der bdset.
- Sich vröuwet sin der hellehunt,
- dem er muo;j werden leider kimt.
- lö ah, veiger miint,
- da| ie din slunt
- tet hinderklafle n^ herzen grünt,
- des miio;j diu sele kumber doln , her 11p , umb iuwer Idsen.
- IX CD. s. 248.)
- Meineider, morder, keret üf der schänden pfat.
- ir werdet mat
- an allem warem sinne.
- u|erhalp und inne
- 5 so mordet ir er unde ruon. himels keiserinne,
- mort linde mein si dir geklagt, du rose in süe;jem touwe.
- Die meines, mordes, spottes unde valsches pflegent
- unt sich bewegent
- weltlicher trabte und eren,
- 10 die solt dii verseren
- mit diner plage, milter Krist, unt da bi geraeren
- ir lange not nach libes leben, so da| si richer schouwe
- Au ende müe;jen senic wesen,
- swa$ priester singen oder lesen.
- 15 uf jämers tresen
- in sütte wesen,
- da süln si billich iemer kresen :
- des bite ich, wunneclichiu magt, dich höher engel vrouwe.
- (D. s. 248.)
- Swer sinen lip üf erden hat vür got erkorn,
- der hat versworn
- daj er iht rehtes mere
- ger, wan da:j er kere
- 5 den jaemerlichen hellepfat. öwe guot und ere
- richeit, gewant, gesteine, golt, da| wirt ein kranc gewihte.
- AVider dem schätze, der an alle;} ende wert.
- swer des niht gert,
- der kan niht rehtes walten,
- 10 trfiren unde valten
- muo| er die armen vinger stn bi den ungestalten,
- die gote ouch vor hänt widerseit : sd we der leiden pflihte.
- Ich mein dich, werdiu kristenheit,
- die wil dir leben si bereit,
- 15 pflic kiuschekeit,
- aö Wirt vil breit
- 12. wartent, D. — 17) 12. si fehlt D. — 18) 6. gelt, D.
- 18.
- SPRÜCHE. 41
- ie dtner ssDiden iinderscheit ; ^' vjh'Mn.m iki ;
- tuost du des niht , so wirt din name vor gote gar ze nihte.
- CD. s. 249.)
- Vil werder mensche , merke wol waj ich dir sage :
- din lebetage
- hat sich vil schier erstürzet,
- snelleclich gekiirzet
- 5 so wirt dins geistes iinderscheit; dräte wirt geschürzet
- din arme:j kleit, so man dich gar bevilhet enger klnse.
- Alrerst ist dir bekennet übel iinde giiot,
- den gotes miiot löv li ifa^ff
- erkennest du so schiere. ' ' ' ?i ^1
- 10 sich, so dich die viere »v
- geschoben hänt in enge^ hol, küene, halt noch ziere
- enwirstu vürbaj niemer me; du wirt in engem hüse,
- Wa ist din körn und ouch din win,
- da| bi dir ligende solte sin?
- 15 da^ ist din pin.
- ach, blanker schin, ,.^'
- din wa^:jer daj ist worden lin
- unt jämers swebel; erst wirt ü$ dim schoenen bilde ein grüse.
- (D. s. 249.)
- Maria, muoter unde minneclichiu magt,
- Sit da| betagt
- ist gar an alle vreise
- din lip , tievels reise
- 5 der überhabe uns, miltiu vriiht; vrowe uns niht verweise
- der eren, so an dich geleit din kint hat gar besunder,
- Der lä| uns, vrowe, genie:jen durch die seelde din;
- du künigin, ^j^
- trüt gotes unde muoter,
- 10 tiefes södes vuoter
- verkere , minneclichiu magt. hilf ouch , Krist vU guoter,
- und ere die , an der du hast gestiftet michel wunder.
- Durch dines höhen vater rat
- so minre unser missetat, ^.
- 15 zer höhen stat
- die du gesät
- hast, hilf uns, heriu trinitat; ^^
- vür die den touf enpfangen hänt bite ich dich gar besunder.
- (D. 8. 250.)
- £f solt ein künne bilde bi dem andern nemeu
- unt wol vernemen
- gar wiser liute lere,
- 19) 4. snelJecliche, D. — 12. wirstn, D. — 18. dtneu», D.
- 20) 15. slat, D. — 16. da du, D.
- 4» SPRÜCHE.
- der rät maneger sere
- 5 durch valsche| losen übergat. wa$ sol wisen mere
- dem der dekeiner vuoge gert? mit tumber vuore er grlset.
- Wa^ sol dem argen zagen denne valwe:^ här,
- der durch da;j jär
- sus lebt an alle mä^e?
- 10 wilder tiere sä^e,
- swer volget dir die lenge mit, der vil höhen strafe,
- diu hin vür gotes ougen gät , der wirt er gar verwiset.
- Ir werden, volget lere guot,
- weit ir vor vreise sin behuot,
- 15 rihtet den muot
- von helle gluot,
- diu allen valschen pine tuot:
- ir volget im, der iuch mit slnem bluote hat gesplset.
- Bruoder Berhtolt.
- 22. (M. bL 20.)
- Swa:j bruoder Berhtolt ie gesprach vor manegem jär,
- deist allei M'^är;
- wan ie ze disen ziten
- siht die weit man striten
- 5 wider da^ reht ze aller stunt in den landen witen.
- e| sint niht künige unt vürsten mer, die vride nnt snone machen«
- Der herren kriec der wil diu lant verderben gar.
- nu nemet war,
- wie sich die weint nu stellen,
- 10 veigen ie gesellen,*
- der tiuvel sehende ir lip , die nu anders niht enwellen.
- ach herre got, da:j klage ich dir, diu weit wil sere swachen.
- Swie hie üi erden der lip gevar,
- her, vater, nim der sele war.
- 1^ diu weit ist gar
- an tri u wen bar
- iedoch so suln wir sorgen dar :
- vor gotes geriht da Stent zwo schar,
- diu ein hat großes leides vil diu ander in vröuden lachen.
- 23. (M. ebenda.)
- Bruoder Berhtolde tet e got gr6| wunder kuntj
- durch sinen munt
- sprach got von himelriche
- 223 1. Swa:jl als, M. — 2. deist] ist, M. — 4. man die vreit, M. — 5. in
- allen, M. — 7. diu lant] die leut, M. — 10. die veigen, M. — 11. Iren, M. —
- nü fehlt M. — 18. für — do, M. — 19. eine — gro|, M. — vil} und, M.
- 23) 3. sprach] rette, M. — himelreichen, M.
- I
- SPRÜCHE. U
- also wirdicliche :
- 5 „diu dinc, diu vor geschehen sia^ noch schehnt tegeliche^
- diu weit diu nimt an triuwen abe unt treit ein valsch gemiiete."
- Er sijrach: „diu swert diu werdent wider einander gan,
- man siht üfstan,
- da:j niemen volgct mere
- 10 vater [noch] muoter lere.
- die alten sint der jungen spot, swar der lande ich kere;
- diu weit diu solt versinken gar: so nert uns gotes güete.
- Meineider der ist Avorden vil.
- nu merke, wa:j ich dir sagen wi\:
- 15 roub noch enstil, ^»;v.;-^ **iii kb ■>
- du niht vehil,
- du sage dem priester üf ein zil,
- wan e:j ist niht ein kindes spil :
- swer siner schult ze bihte komt, der vliuht der helle gliiete.
- (M. ebenda.) ,.„
- Mau vindet bruoder niht als bruoder Berhtolt was. ,, ,88 .*n .08
- nit unde ha| / miih/.
- den tragent ouch die pfaffenj «M-n
- vüllen unde laffen
- 5 des pflegent si ze aller zlt; Avir sin niur ir äffen.
- si tragent uns boesiu bilde vor, Avar nach suln wir uns rihten?
- „Niht sehet an ir Averc , ir sehet an ir Avort :
- diu sint der hört;
- si tuon ouch swa:j si wellen."
- 10 vinden wirs jzer hellen,
- da$ überwinden wir nie mer; dar nach suln Avir stellen,
- wir suln verdienen, da^ wir komen ze gotes angesihte.
- Du hilf uns , himelkünigin
- du milder genade ein voller schrin,
- 15 ach, bit da:^ din
- trüt kindelin,
- da^ e| uns tuo sin helfe schin.
- in helle gründe ist sere pin;
- Maria, ü^erAvelte vruht, du solfc uns zuo dir pflihten.
- (P. 25, b.)
- Do got gap \iif dem Spiegel siner CAvikeit
- die wirde breit
- also] er sprach so, M. — wirdigleichen, M. — 5. noch schehnt] geschehen,
- — 6. dreg ein, M. — 7. v^^erdenl] weren, M. — 11. swar] wo, M. — ich
- l|- der, M.
- ! 24) 4. gro| vor vüllen, M. — 5. sin] sewen C^'- «• »»" wan), M. — 10.
- jjl vinde Avir si in der, M. — 11. überwind wir nimmer mer, M. — wir uns
- JiUen, M. — 13. Du fehlt M. — 14. du vol genaden bilde schrin, M. — 19.
- iderwelte, M.
- 44 SPRÜCHE.
- Adame, da| er waere
- nach art sim schepfsere
- 5 gelich an forme und an gestalt, vin, niht wandelbaere;
- er blies den geist der ewikeit in in: dö kam vroii Ere
- zem ersten ü| der almehtigen süe^en art;
- s(^ liep unt zart
- bleip mensche in sinen kunnen.
- 10 got sprach: „vür die sunnen,
- Adam, du haben solt gewalt aller dirre wunnen.*^
- ü| drier hande wirdekeit gap got dem menschen Ure.
- zem ersten, da;j er ist gestalt
- gelich dem, der da hat gewalt.
- 15 er junc und alt
- ü| der drivalt,
- er mähte in ewic : da$ er galt
- mit sinera geiste vor gezalt;
- die dritten wirde er im gap der materje immer möre.
- 26. (P. 26, a.)
- Adam verlos niht ewikeit noch die gestalt,
- niur den gewalt
- unt sin gemach, da| sinnet.
- da von nü beginnet
- 5 in driu vrow Ere teilen sich: ein teil geistlich minnet.
- da| ander ist werlte wirdikeit, da$ dritte ist natüren.
- Adämes geistlich ere nie verloren wart,
- und euch sin art
- bleip mensch in der persöne.
- 10 ob gewaltes vröne
- unt sin gemach zerstoeret wart, da^ er von dem tröne
- des paradises wart vertriben, da| was ein werltlich trüreu.
- Waer im sin geistlich ere erslagen,
- und euch sin art, so waer vertragen
- 15 sins Wesens jagen:
- da;j muoij betagen.
- man mac von dem gewalt wol sagen,
- unt von dem makel wil ich klagen:
- Adam an eren nie verlos, niur sinen nächgebüren.
- 2X (P. 26, a.)
- Ouch wart Adam von dem gewalt niht gar genomen,
- im selbe vromen
- moht er, schaden erzeigen;
- (
- '•''■'■ j lu'jhiHv
- 25) 3. Dnd da|, P. -- 4. art des sin, P. — 5. an nach und fehlt P.
- klär, vin, P. — 9. seiner, P. — 10. wol vür, P. — 11. gar aUer diser,
- — 18. solt haben, P. — 19. materig, P.
- 26) 4. und da von sich heg., P. — 5. geistlichen, P. — 10. und ob. T
- — 11. wart und da;j, P. — 19. an eren Adam, P.
- i
- \
- SPRÜCHE. 45
- vri willekür sin eigen
- 5 bleip ie und ist der kinder sin; iedoch nider steigen
- man silit ein iesllch mensche wol an tugent iind an eren.
- Nu minnet ere: got ist ere und ere ist got.
- swer sin gebot
- beheldet, wie er richet!
- 10 ere im niht entwichet;
- si geistlich oder werltlich si, swie ir art gelichet,
- got gap si uns unt wil si wider von uns an widerkeren.
- Diu ere ist aller tugent ursprinc,
- der heilikeit ein umberinc.
- 15 ei, jungelinc,
- din herze twinc
- ze tugent, in eren tor in drinc,
- uf eren pfat du niht enhinc:
- fif erden hie, in himel dort wil got din sselde meren.
- -1 V .H) M
- rCP. 40, a.) ''^'
- Vil wildiu dinc sich ofte samen ziment niht wol.
- diu vuoge sol
- da sin ein kiesaerinne.
- merket an die sinne,
- 5 wie Moises vlös an sinen danc die moerin nach beginne,
- Tarbis genennet was ir nam. dem volke zeiner stiure
- Da von da| lant, diu stat Kambises wart gegeben.
- sd schoene ein leben
- het Moises der vil guote;
- 10 si was im ze muote,
- er Avolt si haben; diu heidenin was in siner huote.
- got nie gelie, er pflac sin wol, er k6s die äventiure.
- Got in sin herze was gegraben
- dem edelen, wisen, kluogen knaben;
- 15 er wolt in laben /*"
- gar äne snaben:
- des muotes wolde si niht haben;
- Sit wart diu vriuntschaft ab geschahen.
- doch wold er got niht durch ein wip Verliesen sA gehiure.
- (P. 40, b.)
- Wie, raöht er si in keiner wis ze got hän braht; i^;
- es waer erdäht?
- nu wi||et, da^ sin sinne
- ,27) 5. hernider, P. — 6. itlich, P. — 10. und ere, P. — 11. sie »ein
- (slich — und wie, P. — 17. tor in H.] dar ein, P. — 18. uf, H.J das — du,
- I da, P. — <} V.7/ '
- i 28) 1. Zimt, P. -r 5. vlds] da, P. — 6. tharbis, P. <— 7..lrRnpises, P. —
- l Im wol ze, P. — 16. äne fehlt P. — 18. sie wart der vr., P.
- 4J5 SPRÜCHE.
- wären der moerinne
- 5 s6 gar in reinem lust gegeben, da^j er vor ir mlnne
- kein ander vrouwen liaete erkorn bi sines lebens wallen.
- Oueh wolde si den edelen, wisen, kliiogen man
- verwunden Imn
- mit alsu süe:^en dingen,
- 10 da^ kein ungelingen
- in möht versteln, da^ in kein got möht von ir gebringen.
- so kroent diu edele vrouwe sich: e| was ir zuo gevallen.
- Daj volc da| was betriiebet gar,
- da$ mit im was oueh komen dar.
- 15 des doch nam wajr
- der wise. zwar
- e$ het gewert driu ganze jar.
- dö er da^ volc sach vröuden bar,
- er sach, daj honec wirt selten guot^ gemischet mit der galle
- 30. (P. 41, a.)
- Mit listen worhte Moises da zwei vingerlin
- von golde vin;
- da$ eine in solher klüege:
- swer e:j bi im trüege,
- 5 da:^ er vergae^e gar unt gar immer mer genüege
- swa:j im da vor geschehen waer bi allen sinen ziteu.
- Da:j ander vingerlin was spaehe unt da bi kluoc.
- swer| bi im truoc,
- der muoste gar bedenken
- 10 ane widerwenken,
- swa| in iemäles Avaer geschehen, da$ vil sere krenken
- sin herze müeste sich da von ze beiden sinen siten.
- Da;j erste vingerlin gap er
- der moerin, gar in lieber ger.
- 15 verge|:jen der
- si was in wer
- gen im ie; zwar, nu merket her:
- wan da von liebte si in niht mer:
- unt swa:j du nü mit vuoge mäht wol tuon, sd lä dli
- strlten.
- 31. CC. 56.)
- Noe der werde sich in ganzen triuwen hielt,
- der zuht er wielt
- 293 4. waren bi der, P. — 7. wollen si dem, P. — 10. da| in kein
- — 11. In] ir, P. — versteln, H.] vorsten, P. — 19. sach] saw, P.
- 303 4. und wer, P. — 5. gar ir immer, P. — 7. do bey, P. — 10.
- alle| , P. — 11. geschehen da| er sich nicht möht krenken , P. — 18. denn
- da von si üpt sich mer, P.
- ■J
- SPRÜCHE. 4t
- nach gotelicher pflihte. 0.
- da von ich die rihte
- 5 diz bispel gar ze bilde sage mangem argen wihte.
- der niht erkennet gotes reht, wa$ mac man dem gesingen?
- An im diu meisterliche kunst verloren ist.
- vil milter Krist,
- du vüege in allen smerzen
- 10 an ir senden herzen,
- unt da| si müe;jen gar verlamen an ir aeswen, lerzen
- hende, seht, des wünsche ich gar; kein glocke müe^e in
- klingen !
- Nöe , des vluoches underbint
- den täten uns, vriunt, diniu kint.
- 15 dins mundes slint
- hat gar beschint
- vil manegen veigen alse ein rint,
- der ziio der gotes trinitat vürba:j hat kein gedingen.
- Von wines kraft der aide in großen vreisen lac,
- undult er pflac
- an einem tage besunder.
- hoeret michel wunder: , ^j
- 5 sin sendej herze enzündet was mit des jämers zunder;
- schamliche lac der aide da von allen sinen sinnen.
- Dar kämen do gegän des selben mannes kint;
- an triuwen blint
- ir wären sumeliche, . ,',j^
- 10 künne, adelriche
- mit vreise dö geteilet wart, sin, mir niht entwiche,
- unt sage, wie geteilet wart da^ adel von unminnen.
- „Nu wartet, wie min vater lit!"
- sprach Cham. — an allen widerstrlt
- 15 üf gotes zlt
- in laster wit
- über in do wäfen wart geschrit:
- dem veigen sämen ungeslaht begunde zuht zerrinnen.
- Sem bot dem alten da er lac die linken hant,
- sin rieh gewant
- nam er mit eime gdre.
- er tet dö niht mere
- 5 unt swanc e;j üf den vater sin. Jäphet der vil h^re
- vür den geminten sich dö lie| unt dacte in wirdecliche.
- Der werde, wise schiere erwachen dö began,
- der alte man
- sprach dö ze sinen kinden:
- 81) 18. henden, C. — 1«. keinen, C.
- 3«) 1. gro|em, C. — 6. bl für von, C. — 9. waren ir, C. — 14, Kam, C.
- .\*<^
- 48 SPRÜCHE.
- 10 „sagt, ir veigen swindcn,
- wan sol ich vürba:j immer me rehte triuwe vindenV
- ich wünsche, da:j dem künne din, Cham, got in ^^ve entwiche
- Sem, sich, din künne kunter hat:
- des sol im nimmer werden rat,
- 15 üf jamers pfat
- vast st6 din sat.
- Jäphet mich dalite mit der wat :
- min kint müe$ iuwer lierre wesen vil gar über aUiu riche."
- 34. (D. s. 241.)
- Ein künic der hie^ Josuc, der tet also:
- gen Jericho
- sant er zwcn slner knehte,
- da$ si saehen rehte
- 5 die stat, ob si het vestekeit, wan er ir geslehte
- verderben wolt umb ir unreht. si komen dar gegangen
- ziio einer vroun, diu hie^ Raab, diu sünden pflac. ^
- den selben tac
- behielt si ir hüsere,
- 10 unde gap in lere :
- diu stat verdarp, ir war nie niht von keiner sühte sdre:
- dö gnA:j si des, da^ si si e lieplichen het enpfangen.
- Diz ist gelich , swer hüser hat,
- da| der wirt vri von missetät;
- 15 an keiner stat
- got in niht lät,
- er git im vröud diu niht zergät :
- habt hüser, so enpfaht iuch got in siner minne zangen.
- 35. (C. 57.)
- Ein künic der gewaltes pfliget unt rehtes gert,
- des menlich swert
- sol niemen ha^ erzeigen
- wan den argen veigen
- 5 unt den die gein der kröne sich niht geruochent neigen.
- swaj Übels den dar umbe geschiht, des sol ich trahten kleine
- Des alles pflac ein vürste, was Davit genant,
- gar wit erkant,
- dem zepter unde kröne
- 10 dienten harte schöne.
- er het ouch minne minneclich nach der wirde löne.
- zuo aller zit manec röter miint bot im da kus gemeine.
- 33) 11. man (mit darüber geschriebenem wan) sol, C. — 16. vaste din,
- 34) 12. si lieplichen, D. — 14. vri vor, D.
- 35) 3. erzogin, C.
- °
- I SPRÜCHE. 49
- ledoch so wart sin vvirde smal,
- swie gar geblüeniet über al
- 15 waer c sin sal^
- üf tödes val
- neigt er sich , dem manec nahtegal
- ze wunsclie het erklenket vor vil manegen. dön s6 reine.
- 8. (C. 58.)
- Von eines wibes schoene huop sich ungemach
- unt jämers ach:
- da| schuof ir schoene^ bilde,
- da| in niht bevilde
- 5 gar minneclich ze sehene an; da von im gar wilde
- sin unversunnen herze was: so w^ der leiden msere!
- Die er so sere minte diu hie^ Bersabe,
- wi± sam der sne
- Hflyr^^ bi gemischet garwe .,g „^ai ,',^|« j,„^g i^^^., ^^j,
- 10 mit der rosen varwe: .-'^.... .. .■^. ...... .^ ,»r
- da von der helt verleitet wart in des t narwe.
- swer rehter minne welle pflegen, dem si unminne swaere.
- Urias hie verraten wart:
- her Davit, da^ schuof iuwer art.
- 15 hei künec, din hart
- solt e^ bewart (.18 /jy .Öi-
- han an dem edelen ritter zart. .h i- h in*«
- ebrecher, seht diz bispel an: diu helle ist iu gevsere.
- tt. (C. 59.)
- Got, der wol alle sache schöne rihten Jian^
- da:j wjp, den man,
- mit vuoge üf Sselden strä:jen,
- wolde doch niht la|en
- 5 des küniges lip. do er wolde sich der unkiusche mäifen,
- sin riuwe wart sd manecvalt, er klagete sine schulde.
- Er sprach: „genäde, vater, herre, ich sol niht sehen,
- des muo| ich jehen,
- von schulden dinen himel: ^k;;
- 10 mir tuot sünden schimel u Mif^.
- (ein arger wiht bin ich genant) sam des schümes vimel.
- got, lä din räche aleine mir, da| ich doch kome ze hulden.
- Da| ander volc hat sünde niht ;„p ^j, n^rw r>
- mit mir gemeine üf keine pfliht, i, t«io ',»*'>;
- 15 ob den geschiht
- nu din geriht;
- 18. sa, C. — 15. wjer el waere, C. — 17. nalitllgal, C.
- 36) 4. da^l des, C. — 5. sehende, C. — 6. was] wart? — leigen (^aua
- feidegen verkürzt?), C. — 11. verleidet, C. — 18. uch, C.
- 37) 6. scholde, C. — 10. mir] da|, G. — 11. sam] also, C— 16- diu rlht, C.
- Frauenlob. 4
- 80 SPRÜCHE.
- nein, herre, gip in zuoTersiht,
- ich wil den zarten namen din mit Sprüchen übergnlden."
- 38. (C. 60.)
- Davit der künic leite da ze velde sich
- gewalteclich
- gen Saiil fif ein riviere.
- gen im lac der ziere.
- 5 gen einem vürsten, so man seit, het der künic viere:
- dar umbe doch Davit niht meit, er iint die slnen alle
- Mit unverzagten kreften hielten schiene sich,
- mit zuht gelich,
- in sender Äventiure.
- 10 got der gap in stiure,
- von Israhel der werden schar wart d6 kumber tiure.
- der verte Saul, also man seit, hielt sich in grö:jem schalle
- Durch eines kempfen underscheit,
- der hie| Gölias, so man seit.
- 15 sin höchvart breit
- in gar versneit.
- sich huop da not und arebeit :
- der Philisteus lac da tot: so we dir, U)dea galle.
- 39. (C. 61.)
- Saul, der den risen hete der der krefte wielt
- unt sich enthielt
- vor tusent beiden küene,
- üf des strites büene
- 5 gen im so solte kampfes pflegen Davit uf der grüene :
- da| was al umbe ir kröne wert; ir beider kumber ende
- Da mite solte haben üf ir riches pfliht
- und anders niht.
- der kleine sich do twingen
- 10 lüe| zuo einer slingen,
- der er sich schöne underwant üf der Saelden gedingen.
- got, den er dö in sinne hielt, gap im dd kraft genende.
- Sus wart erhaben da ir strit:
- Davit im eine %vunden wit
- ' i* dA warf üf nit:
- e| wart dö quit.
- er lobte got dö an der zit,
- gen sime schepfer neigte er sich unt bot im sine hende.
- 40. (C. 62.)
- Davit die krönen alsus minnecliche erwarp,
- der rise starp.
- wem ich den künic geliche?
- 38) 14. Golyas, C. — 39} 10. hie zuo, C. — 13. do, C
- SPRÜCHE. 51
- e| ist der vil riche,
- 5 der Iiiinel und erdeu hat gewalt sunder valsclie Miche:
- der warf durch uns den hellerisen mit siner saelden slingen.
- Diu slinge was genant d^muot, also man sagt.
- Saul der verzagt
- ist Lucifer der veige,
- 10 der in todes neige
- durch sine h^chvart wart gegeben \i^ des trones reige.
- mit im die Philistci sint, die tiuvel an gediugen.
- Ö Jesu, minneclicher Krist,
- gip uns din helfe zaller frist
- 15 uf kampfes list. j^.
- got herr, du bist * : i.jt
- ein baisam vür unvlätes mist:
- leit uns zuo der erweiten schar, da dir die engel singen.
- I. FÜRSTEN. HOF. ADEL. RITTERSCHAFT.
- ffiRREN. DIENER. - ALLGEMEINE LEHREN.
- CA. 402, b. P. 34, a.)
- Et muo| verderben dicke ein ellenthafter muot *.»
- swa sich da* guot .
- ? . , ■ . flw dvaiJntf ri3l
- ze verre von im virret.
- daj vil manegen irret
- 5 hoch swebender tugent, dem sus von art anders niht enwirret:
- da$ ist ein not, diu riehen muot kan großem eilen Ia:j:jen.
- , . Den Wandel solten höhe viirsten understän,
- da| zseme in an;
- swä sl den muotes riehen
- 10 spürten guot entwichen,
- da solte ir hant muot iinde guot geben volliclichen :
- sän durch daj guot würd in der muot ein groe|er eilen va^;jen.
- Swä kiunber üf dem eilen ruot,
- wa| Wirt da stolzer tat behuot!
- 15 muot ane guot
- muoj wesen unmuot.
- 40) 5. wiche] wache, c. — 7. genennet demuot , s6? — 18. gedingen,
- ginge, C.
- 41) 1. üfte ein, P. — 2. wo, A. wenn, P. — 4. und daj, P. — 5. hoch
- lit P. tÄt dem — ouch ander« — gewirret, P. — 6. es ist, P. — der
- Len, P. — grossen ellent, AP. — 8. zimt einem man, P. — 9. wo er sey
- jjtes, P. — 10. da miio| guof muot entwichen, P. — 11. soll ewer hant
- u. daj guoi ouch geb., P. voUic geben geliehen, A. — 18. sam in da| guot
- t durch den muot in groj:jer ellent, P. — 13. uf der, A. — 16. muot we-
- muot, P.
- 52 SPRÜCHE.
- swjI muot bi guot iiiht iiiissetuot,
- da hat vrou Ere ir wünschelruot.
- ! mac eilen äne giiot gesin? nein, sprich: sch»z niac si ha^;j(
- 42. CP. 34, b.)
- Man mac gewinnen guot, da$ e| niht heilet guot.
- guot güetlich tuot,
- mit guote guot man tribet.
- guot der name bekllbet
- 5 dem schätze niht, wan ob der schaz uf da:} guot sich schib<
- s6 zimet im ein guotej wort, slt er nach guote ringet.
- Er unde pris , wunn unde lust unt wirdekeit
- da} guot erstreit.
- man dienet gote mit guote.
- 10 guot bi guotem muote
- Zimt wol, sam dürrer sät ein regen, guot hat guot in huote
- da| e| vor swacher tat sich nert; guot mauec saelde bringei
- Und ist bi guote ein swacher sin,
- guot Itit den namen hie. wol hin,
- 15 von guot entrin! s >i«if \ii. i i
- din golt. hat zin. '^^ ^ü
- du bist sin golt und effesi in: jiJlkl
- da| honec da in gallen rin.
- der schaz hat kein schult, niur der muot sin kraft dar in betwinj
- 43. (A. 402, b, P. 34, b.)
- Ich prüeve ein dinc, und ist ouch war: ^r unde guot
- verkeret muot,
- swie staete si der wille,
- sam dem steine ein bille
- 5 verkeret forme und ouch gestalt. darnach kumt ein stille
- vil ofte nach schal tragendem site: er ist ouch underscheide
- Swer ungewon ist eren, so dem ere komt,
- diu niuwe envromt.
- swer aber ir pfliget von kinde,
- 10 dem ist niht ze swinde,
- swenn in ein grö^iu ere nlmt zeinem ingesinde,
- da;} er behalt sin alte| reht: sus kan gewonheit weiden.
- Ir herze ir muot kein wanke! värt
- 17. guote misseluot, P. — 18. des ist der muot bi namen fruot, P. — 11
- sprich nein, schat, P.
- 42) 4. und guot, P. — 5. denn ob, P. — 6. sich uf da| guote, P. — W
- und guot, P. — 11. üat wol guot, P. — 19. der inn, P. I
- 433 1. ist doch ere , P. — 2. verkerleu m. , P. — 4. der stein dem , A. -(
- 5. verkerter furme u. gest. und also komt, P. — 6. oft nach schall ein still«
- kumt : er ist , P. — 7. ist der ere dem , P. — 8. da| niuwe frumt , P. — 8
- wer ere pfligt, p. — 10. ist si niht gesw., P. — 11. vU oft ein grosse ere ha
- mit sinem ing. , P. — 12. behelt sinen alten sit, so — meiden, P. — 13
- wanhel, P.J vwnke Cwanc ie? wenkel?), A.
- SPTÜCHE. 53
- durch 6re miete, ob sl sich schart
- 15 im hoher «art.
- hie bi sich spart
- swa| e dem boesen gutes wart;
- er taet ie nach der alten art:
- s«! er in eines küniges sch6|, im müest doch ere leiden.
- . (A. 403, a.)
- Den jungen wirbe ich rät, sit ich der jungen bin,
- da| si den sin '
- an manheit iht verla^^jen,
- al unstaete ha:j:jen,
- 5 ir wiz in endehafter kür sol län oder va:j|en:
- diu zwei stänt bi der manheit wol: ir jungen, sit bescheiden.
- Swä junge;f herze ritterlich gemüete nimt,
- wol im da:j zimt:
- daj komt von edeler stiure,
- 10 al sin rät gehiure; .'»HJ^'iS
- nie golt so klär geliutert wart in dem heilen viure:
- ■ des würke ich hie ein houbetgolt ze kröne disen beiden.
- Swer minnecliche rainne kan,
- da| tiuret ritter unde man; " "• ■- ««'j^m,^ ,,
- 15 swer üf ir ban '^i Id^ai*' os ii ««^t>
- sich kan verstau, f*^ ^^
- wil im sin dinc nach wünsche ergän : ^'^*
- vrou Saelde hat im wol getan:
- manmuot unt ritterlicher muot, die kroenen einen beiden,
- »i (A. 403, a.) '^i*ffi «
- Ich wil durch niemens vorhte schänden bi gestän.
- I schand ist ein grau, ^|;.
- dar inne wirt geverbet. ^
- da$ kleit manegen erbet,
- 5 unt da bi manegen edelen man eren gar verderbet,
- da| er wigt ringer dan er wac e der getruoc der kleider.
- Swer rätes ger, der volge dem der ere hat
- vruo unde spät,
- so raac im wol gelingen.
- 10 wil nach prise er ringen,
- so lä;je er sich kein swachen rät in die winkel dringen.
- ge ab der vinster an da| lieht unt volge mir der beider.
- i. ilo er nem ab die sich verschart, P. — 15. gar hoch und zart, P. — 16.
- ch fehlt P. — 17. den , A. die , P.
- 44) 6. sint, A. — 7. rUterliche;j , A. — 13. minneclichen , A. — 16. sie
- an, A.
- 45) 8. schane, A. — 4. vil manegen, A. — 5. mau an eren, A. — 6. den
- A. — getrueg, A. — 10. wU er nach, A. — 1!^. viiislri, A.
- 54 SPRÜCHE.
- Aisam der tiure Parzival,
- dem dii enpholhen wart der Gral:
- 15 des lop erhal
- berc unde tal,
- bi hohen vürsten in dem sal,
- vor schfleaen vrouwen über al:
- si retten moI des beides lop; swa| laster was, da^ meider.
- 46. (B. 103, b.)
- Ein künigin lij Indiä diu was so kluoc,
- da| ir gevuoc
- in meisterlicher stifte
- nerte mit vergifte
- 5 von kintheit uf ein stolze magt, diu gap nach der schrifte
- giftwort, ouch sehen üf gäben tot, der kam swar si daf kar
- Dem künige Alexander wart diu maget gesant,
- da| er ze hant
- erstürbe ab ir gesihte.
- 10 si da$ vrigerihte
- bräht in sin lant: ein meister sach an ir valsch geschihte,
- der gap ein Avurz des küniges munt, diu von der not in schar
- Ir vürsten, seht uf, wen ir habet,
- dem ir ze tiefe| twlngen grabet,
- 15 da| ir iht snabet,
- ob er iuch labet.
- des todes meit twanc nlt. er trabet
- durch not der vuhs spil winden stabet:
- llst, milten muot, gnad ob im traget, alsam der meister lar
- 4t. (B. 103, 6.)
- Da| helfenbein ist milter dan vil herren sin.
- da| Wirt so schin:
- swer linin tuoch mit viure
- leget üf e|, ze stiure
- 5 mit kalter art sin helfe tuot brüen dem tuoche tiure :
- sus gibt e| dar swa^ ej vermac in endelicheni schirme.
- Swem alliu dinc ze gro^ dem alliu dinc ze klein.
- der agestein
- sich miltet gen dem isen.
- 10 wie sol ich bewisen
- vil maniges tat, der sin guot niht lat sich selben spisen?
- schelt ich sin niht, da wider ich kan die list, da| ich im tim
- 13. Parzifal, A. — 19. meit er, A.
- 46) 11. in ir lant, B.
- 47) 5. sich briiohendem tuoche, B. — 11. sich vor sin, B.
- II
- SPRÜCHE. 55
- Ein rör, da| lihte ist melde vol.
- alsam hie vor tet Korniol:
- 15 der gruop ein hol
- der erden zol,
- dar in er rief: daj galt sint wol :
- ein ror wuohs von des riiofes dol,
- e| jach: „der künic hat esels ören!" schale, da vor dich firme!
- i*,V»f4d «Hhfo'iji^if
- I. (B. 103, b.) ^^^^^^ ^^^^^^ ^^
- Swie man die biderben siht, si sint doch wol gekleitV ^
- vil ofte treit ' .^
- ein edeler boum val este
- dem sin saf da| beste
- 5 mit vrühten vriimt lij Stammes adel. tugent din hört ist veste,
- wan du treist ofte in armer wät rieh, glänz, höchgernde brüste.
- E| blüet ouch dicke ein junger sin durch grisej härj
- ein brunne klär ^^ . . , .
- iij vülen lachen dringet; ^^,^ , ^. .^
- 10 swem sin herze ringet
- üf prislich tat unt die der muot wol bescheiden bringet,
- swä man den spürt, er sol den vürsten ligen in rich^r lüste.
- An noeten ist der wät geswigen, "'
- diu zuo den sprenzen sint gerigen.
- 15 sol hant gesigen, - '!
- muot darf niht ligen. ^ *
- den pfawen oft hat uberstigen
- , , , , . ; f^ilf)8 isb low OlY/ '
- des kraneches vluc. sus si genigen .. ^ -c >,.,,,
- dir, ellentät; lop dir wol stät, Äwie'äft^diÄ Wät sic^' rüste. ..
- (B. 104, a.) u:
- Sich üf du höhei adel unt rehter eren kefs, ,>
- des wandeis trefs . )i
- m:j dinen witzen liuter, riöfftia i»*> ^
- wan der sselden kliuter ♦.- >»-
- 5 sich widement dir mit ritterschaft ; ja nie niht wart triuter,
- swä zuht, swä schäme bescheidenheit ü;j voller ger dir schenken.
- Setz üt die triuwe, als dich des goldes varwe zech;
- du solt da| vech
- durch wärhaft niht vermiden;
- 10 riehen pris an siden
- mit stolzer tat, diu menlich si, lä din herze liden;
- schrip an die stirn: hie beides muot daj md:}e sol bedeÄkeu.
- Kau ^ch 4iiii minne machen dünic,
- / ■ ,,. ... . .
- 483 6. houch gernde, B. — 18. kranekes, B.
- 49) 5. widemen, B, — 7. ziech, B. — 8. vieoli, B. — U. si», B.
- 56 SPRÜCHE.
- diu kiusche in reinen sinnen spünic,
- 15 ze Hiilte bünic,
- gen reht unrünic :
- sus würket alier wisheit künic
- dich zuo des troumes aschen lünic :
- din wernde^ lop, din gerter nam, diu niemen kan verrenkei)
- 50. (B. 105, a.)
- Kein orden herter mac gesin dan ritterschaft.
- seht an ir haft:
- ein ritter dri:jic jären
- rilich mac gebären,
- 5 swie höhen pris er hat bejagt, stolz in wirden klären,
- ein val nimt im den namen alsam er nie si ritter worden.
- Ein ieslich orden hat gemach bi eren wol :
- ein ritter sol
- gemach durch ere miden,
- 10 sol in ere liden
- in ritterlicher wirdikeit. sit daj im versnlden
- ein zit verlegen sin wirde mac , da| ist ein swinder horden.
- Driu dinc ein ritter alle tage
- lege üf die wäge , als ich iu sage :
- 15 den lip er trage
- niht als ein zage ;
- den schaz durch ere von im jage;
- swie wol der sele andäht behage,
- dick üf die wäge lege er sich durch ritterlichen orden.
- 51. (A. 403, a. B. 105, a.)
- Got grüe|e, ritter, dinen höchgeherten namen!
- ahi wie zamen
- der saelden ich dich vinde,
- du bist Ingesinde
- 5 der grö:jen ere und aller zuht. sich, da| iht verswinde
- din wort, din ritterlicher kränz, da man sol ritter kiesen.
- Sint ritterlich din werc , din wille und oueh din wort,
- da;} ist ein hört
- der dich bi künigen kroenet,
- 10 al din art verschoenet.
- du treist der hoßhsten namen ein, den lä| unverhoenet;
- 19. die, B.
- 50) 1. den, B. — 3. riter, B. — 5. scolz, B. — 6. riüer fehlt B. — 7.
- islich, B. — 9. eren, B. — 14. als ich iu sage fehlt B. — 18. siele , B. —
- 19. lege he sie — ritteriicher, B.
- 51) 1. houch, B. — 3. ich dich bi swlden, B. — 4. ein Ingesinde, A B.
- — 6. din nam , B. — wa — Reisen , B. — 9. sich , A. die kuoninge , B. —
- 10. und al, A. — arch durchschoenet, B. -— 11. lat, B.
- II
- SPRÜCHE. 5Tf
- halt ie Aa,^ alte hovereht: so wünsche ich dir eiu niesen.
- Milt unde manheit soltu haben,
- ob wol der schaz dir si begraben, ' "^ """ ^ "■' *-•
- 15 din schritt beschaben: i»^ " ^S"«« t"^oH '^^^H
- dar soltu staben • ^«^ i^l«»
- den rehten willen , der kan laben ^«"^ ^'
- din ritterschaft^ unpris muo| snaben. ' '• '
- verdiene reiner vrouwen gunst: dien Unt diclv Biht Verliesen.
- CB. 105, a.)
- Vroii Ritterschaft, ich klage, da:j sus diu dorperheit
- sich hat gekielt ' > »^
- ze diner massenie,
- unt hat sich din krie
- 5 so krefticlichen an genomen. diner storje schrie
- man an ir art niht kan gespürn, sus hat si sich gemischet.
- Du waere ein Spiegel großer vuoge und aller zuht:
- die gent in vluht
- vor dir, sam si sin wilde.
- 10 diner ritter bilde
- mit trefsen und unkriuten stet^ din brehender glast verlischet.
- E| was vor ein gesundert snit
- vrou Ritterschaft unt Dorper sit ;
- 15 nu hänt ir lit
- geliehen strit:
- sus volgent si dem hove mit.
- vrou Ritterschaft, vleh unde bit
- den Iiof, da| er dir lä din reht, so wirt din pris ervrischet.
- (B. 105, a.) ■■'' '-'■'- '''^ '''''
- Her Hof, her Hof, wie lange sol ich da| vertragen,'^ '^'^^ ""^ '^^
- da:$ iu behagen
- so wol die klostergiegen?
- möht ir lä^en vliegen
- 5 diu keppel heia , der menge unpris müeste vor iu biegen,
- seht hie, seht da, seht hin, seht her: bi vürsten siht man
- kappen.
- Her Hof, ir tuot dem klöster unt dem'or^eii sch'adfei^,
- weit ir si laden ^**'
- mit lust gehegeter vüUe; f '^'^ i
- 8. habe y. den alten hovesite, B. — ich dynem neisen, B. — 16. doch soltu,
- V^. — 17. der riche wille dir, A. — 18. und prislich er muos von dir snaben,
- V. — 19. vuor dir und reiner dien lan, B.
- 52) 1. Von Ri(t., B. — 5. genomen daj man din stroie schier, B. — 6.
- aan fehlt B. — 7. gruo|er, B. — 8. gen, B.
- 533 5. die keppel, B. — menie müesten, B. — 6. set, B. — 7. hob.
- — 8. will, B.
- I
- 58 SPRÜCHE.
- 10 seht , wa| dil zescluUle !
- wä prislich kielt , wä rilich wät , vva diu werlich hülle ?
- diu siht man niht bi gerader diet; si werdent klösterknapp eu
- Her Hof, mügt ir iuch münchen, lat
- der klöster hof an iuwern stat,
- 15 Sit da| ir rät
- niht anders gät
- niiir „gip unt gipl habt ir den grät,
- ich nim den visch vür missetät!"
- her Hof, lat ir niht ab, iii wiit der valke zeime rappen.
- 54. (B. 105, b.)
- Ein hane sol krsen , ein hunt sol bellen , kerrn ein swin
- nach dünken nun,
- so sol ein lewe limmen
- j„i unt der ber sol brimmen:
- 5 dem ohsen lüen, dem rosse zimt negen nach der stimmen.
- wie sol des esels luten sin, so gouchen ^imt dem goucheV
- Ein smit sol smiden, ein bader baden, ein jager jagen,
- ein trager tragen,
- ein maier bilde zirken;
- 10 sar den sare wirken
- zimt eben ; der kneht ze dienste pflege enbeidenthalp der lirkei
- dem münche zimt sin kloster ba|, dan er ze hove sich oucli
- Dem priester ist priesterschaft gegeben,
- dem ritter ritterliche:} leben,
- 15 dem weber weben.
- swä man liej eben
- )tii ) daj dinc nach siner art bekleben,
- so ksem e$ niht üf widerstreben.
- der hof nach imart verwet sich, alsam der virst nach roucln
- 55. CB. 105, b.)
- Da| edel vederspil verderben muo| dar abe,
- swa krä, swä rabe
- ir ätem gegen im bieten.
- edel win muoj nieten
- ,jj. 5 von swachem vaj^e äsmackes sich, swä die boesen rieten,
- da was mir ie ze hove niht liep^ ir tat ist voller suchen.
- Da| edel kriit von boesem krüte valwen muo|,
- tuot man niht buoj
- dem garten solher swsere.
- 10 vrischei obe^ enbsere
- ... . wol, da$ ein obej von vüler art bi im niht enwaere.
- 10. tzuo schuolle. — 11. wa nu din, B. — 12. werden nuwer, B. — 13. iuclij
- uf, B. — 14. hoven an, B. — 18. ich geb, B. — 19. zao elme, B.
- 54) 1. kreyen — herren, B. — 5. oxsen loyn, B. — 18. zuo höbe, B.
- 13. prester prestersch., B. — 19. verst, B.
- 55) 3. adhem kegen in, B. — 5. assmackes, B. — 10. umbere, B.
- SPRÜCHEN §9
- ' „schuj'wi schuy!" ruofent diu kint „verdirp uns niht die
- kuchen!"
- ßi edelen vürsten edel tat
- stet als da| golt bi siden stat.
- 15 üf guoter wät z,«
- ein slimme näi r. u\
- zimt niht: da| guot ungüete enliat:
- da| boese ist ninder hji unvlat.
- ir edelen, habet die enge unwert: der wolf ist gerne in
- strüchen.
- 56. (B. 105, b. P. 37, b.)
- Einjager sol wol jagende hunde haben wertj i,
- man muoj diu pfert
- durch riten haben in wi^rde ;
- durch des libes zierde
- 5 stein unde golt und edel wat^ durch ein teil begierde.
- da$ vederspil man schone ernert; man heget den visch durch
- niesen.
- Man darf der priester wol da man die buoi|e nimt;
- ein bischof zimt
- swa man sol kirchen wihen;
- 10 sol der schu| gedien,
- man muo$ den b«gen e schicken eben; nach hohem prise
- vrien
- muo| man mit tugent; der slü:||el vromt, swä mau sol slö| üf
- slie^en.
- Sam hoert ze ritterlicher tat
- ein ritter wol und ouch sin rät;
- 15 swer sorge hat
- uf ernstes pfat,
- der darf wol helde , swenn'i ergät
- da$ sich der heim üf binden lät :
- ich waene, eins biderben mannes tat sich niemen lat verdrie|en.
- 51. (A. 103, a. B. 105, b.)
- Man beiijet mit dem raben unt mit der bunten krä;
- so jagt man da
- mit rüeden, hovewarten;
- in des hoves garten
- 12. schuy wie schiiy, B. — verterb, B. — 17. ungüete hat, B.
- 563 1. Jagen mit den liunden wert, P. — 3. doch riten ouch ze wirde, P.
- — 4. und durch, P. — 5. edel gestein golt edel wal nach seines herzen girde,
- P. — 6. vidersp., B. — hegt man nert, P. — 7. so man, P. — 10. und sol, P.
- 11. e fehlt P. — preys gefreyn, P. — in hohen, B. — 12. muo| fehlt P.
- mit tugend man den sl. — entslie|en, P. — 13. so frumt, P. — 14. wol
- i.ni weyser rat, P. — 17. wenn es gat, P. — 19. ich mein — piedennannes
- «Ol lan, P.
- 57) 1. den rab., A. — 8. men na, B. — 3. roden hove Worten, B.
- 60 SPRÜCHE.
- 5 Stent tistel rüch , imkriutic trefs bi den bluomen zarten :
- wa| sol des snellen valken vluc, wa| sol des habeches dennel
- Ich spür da| wol , der hof nimt abe von tage ze tage,
- sost da| min klage :
- swer nfi kan lösen, smeichen,
- 10 süe;je Sprüche reichen,
- dem tragent die herren bernde giinst: da| sint swachiu zeichen;
- da bi 80 Stent die biderben dort reht als si niemen kenne.
- Her Hof, ir habt den esel wert
- vür schoeniu ros vür guotiu pfert:
- "'^ 15 der smeicher hert
- der iuwer gert;
- eins biderben mannes ir enbert,
- der doch nach prise kan sin swert
- genützen zuo den noeten wol : hin , da| sin wort verbrenne !
- 58. (A. 403, aO
- Genuoge herren habent wandelbaeren muot,
- der schaden tuot,
- als ich iu hie betiute:
- 8Ö si bedürfent liute,
- 5 ir riebe rede, ir süe^iu wort nements iimb niiiwe triute
- so lieplich imt so minneclich, so güetlich, da| ist wunder.
- Swenn aber diu not verwunden wirt, so hat ir solt
- so ringei golt,
- In ^üi*'. i ir wandelbaeren tücke
- 10 kerent in die rücke.
- man sol gedenken an ein wort, da| was wilent vlücke:
- durch Uep so sol man leit bewarn; manc liehter schin get
- under.
- Der lip unt leben in dienst ie wac —
- die wil da| spil uneben lac,
- 15 rieh als der tac
- .<( ., .! ii, erschein ir slac —
- wil man in keren nü den nac,
- ein ander not wol komen mac :
- so släfet dienest und ir hant, der swert e was vil munder.
- 5. stet distel , raten , unverlich drebs vür die bl. , B. — 6. des habekes sneller
- vluht — valken, B. — liabches klemmen, A. — 7. wol fehlt B. — 8. daj ist, B.
- — 9. der riche spruch kan reichen, A. — 10. süe^iu vi^ort kan smeichen, A.
- 11. dem gent, A. — tragen die vürsten berenden, B. — 12. da bi vil maniger
- biderbe stat , relit als in, B. — 13. üer hof ist habt, A. Her küninc ir habt d.
- ysel, B. — 14. edel ros und edel phert, B. — 15. smeiher, A. — ghert, B. —
- 16. me uvrern hört, B. — 17. eis — des ir, A. — wen biderbes m. des um-
- pert, B. — 18. doch ze nceten, A. — wol nach, B. — tar sin, B. — 19. zuo
- noeten kegen vienden zern ; hof, da| din smeichen verbr., B.
- 58) 3. ich üch, A. — 5. nementz, A. — 7. swen aber, A.
- SPRÜCHE. m
- 50. (B. 105, a.) '*'
- Wort sint der dinge zeichen, sam der meister giht, "
- da von muo:{ iht
- ligen in der worte ringe,
- da| sich ie dem dinge
- 5 geliehen niuo$ an lut, an art, oder an dem iirspringe;
- wan ieslich dinc sin nam tuot melt : siis prüeve ich da| be-
- sunder,
- Da^ ieslich tugent ie nach ir tat genennet ist, ^ <»•
- nach listic list,
- diu rehtikeit nach rehte.
- 10 sus man vürba| vlehte
- ie nach ir tat der tilgend ir namen; schände und ir geslehte
- hege ouch ir reht ie nach ir tat. hie bl so wirde ich munder
- Unt var üf eine vindelse: '"'' nv.iiui»- 1 ;,
- hochvart ist üf der tilgenden Ie '» ^«»is ^b ,09ffefHttii
- 15 ein blüender kle,
- den nimmer me
- versalwet keiner schänden sne. ^-^^ ^*''^^ '^J "**'
- ir nam tuot melt nach höher e Jounn »dii hnn tifr.nJooH
- ir vart und ouch ir h6he:j adel : da$ nemt niht vür ein wunder.
- . (B. 105, a.)
- Hochvart diu kan niht komen in snceder herzen weseiil*'
- ir wurzelvesen ' '' ^
- die hat natür diirchsüe^jet, '^
- da:| si niht engrüe^et
- 5 niur hoher miiot und edeler sin; wan diu hochvart büe|et
- kein missetat, diu kan er niht verdienen noch verschulden.
- Ouch wi:j:jet, al untugent diu heifent billich nider,
- den ist si wider. Vlioilj-sjiixüi nn trn slunf jh)
- diu hochvart kan niht swachen, ' ' ^■^*'
- 10 si kan höher machen '^
- und aber höher , immer ho ; niht mit nideren sachen
- ist si gezogen; ir süejer site kan allej adel verguWeiii^
- Ein edelei tier, ein edeler boiim ''^
- diu habent von art ouch edelen goiun; "^'^
- 15 unertic soum -küv^ jjj^Ol'jxJo.i iw.
- birt nideren zoum, ' ' '
- ein ertic gruntkern edelen roum:
- alsus diu hochvart sunder troum '^*)
- an allen edelen herzen tuot ir melden und ir hiilden.
- l. (B. 105, b.)
- Hochvart ist aller guoten dinge ein zeichen wol.
- 59 J 3. legen, B. — 4. sich e, B. — 6. islich, B. — 11. e nach ir tal die
- tnge ir nam . und, B. — 12. werd, B. — 19. ir nach ouch fehlt B.
- 60) 1. kon in, B. — 3. hant, B. — 7. wlj|ent — lieifet, B. — 14. haben,
- B. — 16. bir, B. — 61) 1. zeigen, B.
- 68 SPRÜCHE.
- die nidereu sol
- man ü| den hdhen scheiden ; -
- siis mac man in beiden
- 5 ir reht und ouch ir art gegeben, daj sprich ich mt ciden,
- da:j alle tngent hoclivertic sint: nu prüeve ein ieslich eine.
- Ein ieslich milter muot versmsehet kargen sin;
- _,,, ein karc gevvin
- unkargem muot versmaehef.
- 10 swem diu manheit waehefc,
- der schämt sich zegelicher täf. alliu tugent sus ns^het
- der hochvart , wan ir erbeschrin ist si , diu süe^e , reine.
- Diu triuwe kan versmsehen wol
- j;,i ii.. untriuwen und ir arge;j hol;
- ,15 der m%en jzol
- versmaehen sol
- unmä^en, da:j zimt ir vür vol;
- sus blüet diu hochvart sunder dol
- ü$ aller tugent unt vrümt ir adel, da| e| wirt so gemeine.
- 62. (B. 105, b.)
- Hochvart und übermuot die sint vil migelich :
- .idi>tt«v/ hochvart ist rieh
- der edelen höhen tiure,
- aller tugent stiure.
- 5 hochvart versmsehet nider dinc , diu sint ungehiure,
- die schände und al ir hegenheit: hei welch ein stolze| künden!
- Hin, übermuot! valsch, wes verminest du dich her,
- Sit da$ din ger
- n )} ; die hohen unt die nideren
- 10 smaehen unde wideren
- tar unde wil an underscheit? da von niuo| ich videren
- din art, din wesen, din ebengrunt zen schänden unt zen sünden.
- Hochvart ie edelen herzen zum,
- hochvart ist viderverte gram,
- 15 da) saget ir nam
- gar sunder schäm,
- hin, übermuot, an saelden lam,
- du holzelöser witze ein stam,
- von dir kam , da| der engel val bleip bi des jamers gründen.
- 63. (B. 105, b. P. 32, b.)
- Ir hohen edelen vraget, wa| man von iu sage,
- wa| wol behage
- 8. kerch, B. — 9. unk«rgen, B. — 18. eruescrin, B. — 18. bluet, B.
- 623 6. wellic ein, B. — 7. valch, B. — 12. eve grünt, B. — 19. engeis
- val blieb, B.
- 63) 1. hohen herren, P.
- SPRÜCHE. «3
- an in den tugentiiclien.
- weit ir witze ersuchen,
- 5 vrage ist ein stap der alten kirnst 5 wer mac ba^j gestrichen
- hin, da sich niint list, witze ursprinc? niur mit der ebenen
- vrage --i < ''h.-^
- Ervrägt, wie der unt der in höhen wirdcn SWöbe;
- wadurch man gebe
- dem pris unt dem unerej' ; ü (.;
- 10 wie des wort sich kere •' ^^^A u;.
- mit wirdikeit; sus vremder nnz wirt ein eigen lere,
- swer hie swer dort trage ellenkraft, die sint der tugende mage.
- Der riehen zins, der armen truht,
- der ritterschefte sigenuht,
- 15 ere iinde zuht,
- hftsrät, hüsvluht
- der tugent val, der schänden suht
- mit vrage ervert ein ieslich vniht;
- vrage ist ein niht, man wetze ir swert, da$ si der schände
- läge. ^^" *''i
- l. (B. 105, b. P. 32, a.) ^ ''^
- Ja lobt ich gerne , vünde ich lobelichiu werc.
- swenn ein getwerc -- ^
- mir Wirt vor minen ougen flioaao«! ^iw«
- offenbar, niht tougen,
- 5 ein rise an willen und an tat : des muo$ sunder lougen •""
- min lop sich schicken ouch da nach : sus prüeve ich afterriuwe.
- Ein lop, da;j mit der volge ü^ wisem munde gät,
- da;| lop bestät
- von tage ze tage ie liuter.
- 10 lop und edeliu kriuter ^» «ölaiiiv rfoi loano iiu .
- diu muo| man schone halten, iÖ'Ba^'tiitt'lj^l fö" 'ftfiütfet,
- so mac erzeigen sich ir kraft: si sint wol einer triuwe.
- Min lop vil manegen hat betaget,
- gelachet als ein zartiu maget.
- 15 ich kam gejaget
- gar unverzaget,
- als mir min lop hat vor gesaget:
- iuch, BP. — lügenden riehen, B. — 4. will, B. — und wolt, P. — 5. und
- ch dartyn der künsten stap , wer mag dan pa|, P. — 6, Da man vint list
- iysen urspr. der weysen vr., P. — 7. Er vragt, BP. — hohen eren,
- — 9. dem ere, P. — 10. und wie das, P. — 11. ein für sus, P. — wirt
- ti der wisen lere, P. — 12. sus sint die tugende ir m. , B. — 13. Den, B.
- 14. sey genucht, P. — 16. rat hübsche vi., P. — 17. fehlt B. — 18. er-
- •t er ytlich, P. — 19. ein messer und ein sweh, P. — die schände jage, B.
- jter schänden, P.
- 64) 2. wen ein, B. — 3. von, P. — 5. muoij ich, P. — 6. da| prüevet,
- achterriuwe, B. < — 7. lop und d8| mit vuoge u| reinem, P. — 10, steine,
- urtd edel, P. — 17. het, P.
- e^ SPRÜCHE.
- da vant ich alliu plat verhagetj
- da muost ich kempfen au min lop : so pfui dich solher niuwt
- 65. CB. 105, b.)
- Ir hohen vürsten , seht , wa$ iu got hat gegeben :
- gr6$ guot, rieh leben
- iint herschaft maneger dinge.
- merket , wa| ich singe :
- 5 ie hoher miiot ie swinder val, kernt ein ungelingej
- ie mer in got gegeben hat ie mer er von in eischet.
- Wolt ir sin edel, so vli:}et iuch der edelen tat:
- tat adel hat,
- adel niiir nach tat sich schribet.
- 10 swie diu tat beklibet,
- ie höher man, ie witer komt swa$ er dinge tribet.
- der rouch tuet kunt des viures wesen; da^ bluot ouch ie gi
- vleischet.
- Sus muo:j ein ungevuore$ leben
- in Sünden unde in schänden sweben.
- 15 wer sol pris geben
- da mans siht kleben?
- si swachent sich vor unde neben :
- da sol ein edeler widerstreben.
- swie lancsein gotes rihte komt, sin zorn doch swinde e
- kreischet.
- 66. (B. 106, b.)
- Ich klage, swä vürsten muot des niht erwinden wil,
- er setze vil
- nach siner diener gulde.
- ob ich den beschulde —
- 5 nu ensol ich vürsten schelten niht, gerne ab ich ervulde
- den übergiticlichen sac mit volse und ouch mit beide.
- Der höhest unt der beste hört sint biderbe man.
- ein vürste kan
- niht be:j;jern hört gehorden
- 10 vürstelichen orden,
- wan da$ sin diener gunst im trage , muotec , unverworden
- da;j liebet in den gesten ouch: sus hordet er si beide.
- Wil aber er si betrüeben vil
- unt setzen nach ir nutzes zil;
- 15 klein ich da^ hil,
- der vürste wil
- 18. da waren al min pfat, B. — 19. solt ich mich selben strafen da, so ei
- bser ich Cso" perich, B) wol der niuwe, B.
- 65) 2. riche:j, B. — 7. will, B. — 10. e hoher e witer, B. — 13. o«l
- fehlt B. — 17. swie swachen, B. — 19. lancsim, B.
- 66) 1. wa, B. erwenden, B. — 5. aber, B. — 6. vols oder volg, d\
- schrijt ist undeutlich. — mit leide, B. — 14. nuotzes, B. — 16. vürsten, B.
- SPRÜCHE. 65
- im selbe briuwen jämers spil :
- Wirt in der slegel bi dem stil,
- si slahent im sin gitec swerfc, e| wischet durch die scheide.
- y. (P. 88, b.)
- Swä sich der herre knehtet, da hert sich der kneht. '
- ir beider reht
- lit wol an einer wise.
- doch an im ze prise
- 5 dem knehte stet sin stolzer muot, niht in schänden spise;
- niht Wirt vertragen, swer herren schilt mit knehtes varwe
- pinset.
- War ziio sol herren muot, war ziio sol herren name,
- \vil er sich schämen
- der tat, diu herren vüeget,
- 10 lop mit prise rüeget?
- wan sunder tat mäht, lip unt guot herren namen verbüeget:
- wie zimt der edelen herschaft an , daj si untugende zinset?
- Die herren s©lten herrisch leben,
- an lip, an art mit siten weben,
- 15 nach wirden streben,
- so würde in eben
- der wer! de wünsch durch heil gegeben,
- nü siht mans wider dem orden sweben:
- da von so vürhtet al den Tot, der hie da| leben dinset.
- I. (P. 88, b.)
- Herr unde kneht ^ die zw^ne die sint ungelich
- an eren richj
- dem herren sam dem knehte
- zimt nam unt gesiebte,
- 5 unt swä ein herre an kneht ist, der hat den namen niht rehte;
- kneht äne herren ist kein kneht: ir kein| ist an daj ander.
- ^ Ein herschaft äne dienst, diu zwei enwseren niht
- mit einer schiht;
- ir islich:| ist getiuret
- 10 unt nach art gehiuret.
- swä dienstman dienestliche tuot, mit herschaft geviuret,
- des dienstes mac des dienstes wesen unt gunst da zwischen
- wander.
- Nu merket, wie da$ si gelegen:
- der kneht sol immer dienstes pflegen,
- 67) 3. und doch, F. — - 5. mihtl so gar, P. — 8. schäm, P. — 10. mit
- be mit prise, P. — 11. wan] gar, P. — der herren, P. — 1^. unlugent, P.
- ■ 18. man siht es, P.
- 68) 1 . die zwei , die sint gar ung. , P. — 3. dem alsam dem , P. —
- mit namen sin gesK, P. — 5. herre ist ane kneht, P. — 7. Sam ein, P. —
- illichs, P. — 10. nach siner art, P. — 11. mit der h., P.
- Frauenlob. 5
- 66 SPRÜCHE.
- 15 der herreii segen
- sol herschaft wegen:
- alsrt des riehen lc\nes regen
- den kneht tregt ab der armuot stegen.
- swa herre büwet äne kneht, kint äne vater vander.
- Ö9. CP. 29, a.)
- Swer miiotes willen waltet in dem herzen sin,
- nach dünken min,
- da| er untugent bei|et,
- ouch da| allei heilet,
- 5 der selbe herre und ouch sin kneht rede sunder retjet,
- er hat den aller höhsten strit gesiget wol mit rehte.
- Swer nii dem Avillen unt dem muote ist undertan,
- der ist kein man,
- swie vil sin knehte warten j
- 10 er hat da bi scharten,
- da| er kein rehter herre enist in der künste garten.
- die herren maneger hande sint: ein herre ist von geslehte.
- Unt swer im selben angesigt,
- sin guot, sin erbe ringe wigt,
- 15 der herschaft pfligt;
- ob er verswigt
- unt sich der tugent gar verzigt,
- er heret ouch mit sinnen wol swer waltet siner knehte.
- 10. (P. 89, a.)
- Swelch herre wei|, daj er getriuwe diener hat,
- unt doch niht lät
- den diener des genie|en,
- der mäht ein verdrießen,
- 5 dem diener muo:j sin tugent dd alle| wider diesen.
- swä triuwe niht gen triuwen stät, da hat der valsch gedingei
- Mich müet ein dinc an iu, ir herren, da:{ ist sieht,
- daß iu ein kneht
- hie dienet lange stunde,
- 10 von sins herzen gründe
- gar willeclichen er da| tuot, daß er beste künde,
- und im ein kleiniu missetät ü| iuwern hulden dringet.
- E| missehillet ofte ein hörn.
- wd wehset ane spriu ein körn,
- 15 rös ane dorn?
- 693 3. und ouch, P. — 5. des rede gar sunder, F. — 10. die seh., P. ~
- 11. ist wol in, P. — 14. erbe] ere, P. —
- 70} 1. Welcher, P. -— 5. tugent aUe wider, P. — 6. der] er, P. — llf
- des besten des er, P. t
- SPRÜCHE or
- man höchgeborn,
- e| sol durch kleiner schulde zorn
- niht langer dienest sin verlorn:
- swa| triuwen ir dort weUet haben, da^ selbe reht iuch twinget.
- (l>. 30, b.)
- Vil maneger gibt, wa| schaden bringe werder tat;
- merkt an , diu sat
- diu hat spriu unt trefsungen,
- die man hat geswungen
- 5 als ir art wil, der hilwen swach ist ab niht gelungen:
- ie be|:jer grünt, ie mcr diu sät der hilwen an sich va||et.
- Swie süe:j, swie sieht der valsche wirfet siniu wort,
- si kleidet dort
- in senftes her;5en güete:
- tO sich, mit s wacher bliiete
- ie reiner golt, ie sneller valsch, swa sich da| gemüete,
- einvaltec sin ist schier betrogen,
- Ob wiser rat den tumben tiige,
- da von ir muot sich wisen möge:
- 15 schoen ist kein lüge ;
- der valschen trüge
- ü^ guoten herzen tugent büge,
- Isit man ir Avort gewinnen vlüge:
- ir ldse:j smeichen, meinlich ja heil, sselde und ere ha|:|et.
- w 31, a.) ***> ;*•
- Ein herre, dem sin selbes sin niht guoten rat ''
- ze gebene hat,
- des leben stet da binden }
- dem sin pfat muo| vinden
- 5 ein stap , ein kint oder ouch ein hunt , der mit siegen swinden
- von jugent üf gelöret ist. ouch prüeve ich| bi dem bruonen,
- Der von im selben keinen vrischen ursprinc hegt;
- swa| man in tregt
- von vremder vluot, sin walten
- 10 kan es niht behalten
- sd vrisch, so guot, denn ob der sprinc kaeme ü| sinen valteu:
- herr Ane witze ist küme ein kneht, des rAt der hat gewunnen.
- Ein herre, der sin selbes ist,
- 4n dem lit trost, unt rieh genist
- 71) 3. trebsungen, P. — 4. man niht hat, P. — 5. hat, als, P. — wll
- !tP. — 10. und sich, P. — 11. valsch und wa, P. — U. etwa zu er-
- 'ijltaen: in zuht unt tugenden la:j|et? — 17. tugent u^ gutem herzen füge, P.
- -19. ir vor meinlich wiederholt^ P.
- 78) 3. da nlden, P. — 4. und dem, P. — 5. ouch fehlt F. — und der,
- . ~ 6. ich, P. ~ 9. vluot, Hagen] slot (doch nicht slätV), P. — 10. und
- 68 SPRÜCHE.
- 15 Mi wol sin list
- mit spselier vrist;
- sd volge guoter mitewist,
- herr, ob du junger järe bist,
- so volge dem bi sinen tagen nilit ere si zerunnen.
- 73. CP. 31, b.)
- Ein rat, der selbe tugent hat, des rat wol zimt.
- ein meister nimt
- ein liehte:j glas besunder,
- zin legt er dar under,
- 5 so heiter, klar von glase e^ wirt, da^ kein lieht so nnmder
- durch brechen mac; da$ schicket man den rücke gen dem schi
- Von einer kernen tiisent lieht wol zünden mugent.
- so kan diu tugent
- ii:j eines herzen gründen
- 10 tüsent herzen zünden.
- brich tüsent teil dem spiegel ab, bi den ersten vünden
- hat ieslich teil sin bilde ganz so gar an alle pine.
- Denk in dich, sprich ze diner kür:
- wa| schicket man der tugent vür?
- 15 tuo üf die tür
- des lasters mürj
- sich in den spiegel, da zuo spür,
- ob dich kein meil dar in berür.
- den mist ströut man den bluomen dar: minn lit in eren schriiii
- 74. (P. 31, b.)
- Nu ratet, beide, ratet, da:j der triuwe kraft
- in meisterschaft
- ir seht an disen sachen^
- wil man aber machen
- 5 diu kipel ouch mit kündekeit, muot mit list kan wachen.
- wirf üf! du setzest, trügenaer, den valsch nach dinem willei
- Hänt mir din tücke kündecllch verborgen da:j,
- die mäht muot Ia|
- unt stet dar nach her ümme;
- 10 siebte ist gram der krümme.
- in voller ma:je er schenket in, ein der liht ü| swümme,
- sol er ein tiefen wa|:jer waten, wil man den igel villen,
- So nem man etswa:j vür die hant;
- sin borsten sint so scharpf erkant.
- 15 untriuwe ie vant
- 19. tagen dem ere niht si, P.
- 733 5. glase Wirt also kein, P. — 7. Von einer, Hagen} Da von ei;
- kerze, P. — mügen, P. — 8. lügen, P. — 10. wol tüsent, P. — 11. und bl'
- P. — 18. idich, P. — 14. man fehlt P. — 18. sich, P. — 19. min leyt, P.
- 74) 4. und wil, P. — 5. die kypel, P. — dein muot, P. — 8. mäht meyi!
- la|, P, — 11. ein man der, P. — 14. pörster, P.
- SPRÜCHE. 6!
- ir ineisters lant.
- ie klopfe ich wenic an die want, f'.^
- des Ist diu niht der helfe ermant:
- die got verraac imt nieman baj, der e| kan alle$ stillen.
- (P. 32, a.)
- Swie tuinp ich bin, so kan ich ein dinc prüeven wol:
- Sit da| man sol
- dem rate volgen staete,
- ich wolt ie die raete
- 5 mit Witzen sunderlichen sparn , swä ich viinde graete :
- der wolte ich vürba| mer enbern mit staten irnt mit vuogen.
- wolt man mit kluogem valsche kündic triegen dar,
- ahi! wie gar
- wolt ich in spaehe ringen I
- 10 swer der hat gedingen,
- der mac mit namen sich bewarn, man törst wol volbringen
- den list so kündiclich, als in die valschen ie betruogen.
- Swie kluoc, swie türstic si sin list,
- und ob er iht gewaltec ist,
- 15 in kurzer vrist
- ist sin genist
- zegangen, als sin muot bewist. *
- nu hoere, ob du valscher bist:
- in armuot wirt manc man unwert mit rat der boesen kluogen.
- (P. 32, b.)
- Ein meit het einen schoenen rdsengarten vin.
- ir blüemelin (.d ^U .M< Wr
- so lusteclichen zarten; ~ « ■ '
- da bi in eim garten
- 5 ein ander schoene magt het ouch niderhalp ir arten:
- doch jene meit der vremben bluot was holder denne ir erben.
- Sl gap ir viuhte dar unt pflac ir volliclich:
- diu bluot wart rieh.
- diu meit von wisen Sachen »jj^gj, ^j^j,
- 10 wolt ein schapel machen:
- verslo|;jen wart diu vremde bluot. ab ir bluomen vachen
- si wolt ein schapel hän genomen: diu stunde solt ir^ sterben.
- 8i sprach: mir selbe ich^ hän getan!
- da| ist die meyner, P. — 19. und der e:j als kan, P.
- 75) 4. wolt daj ie , P. — 5. swä] und wo , P. — 7. kiinlich , P, — 8.
- Ie, P. — 9. wolt ich fehlt. P. — speLen, P. — 10. wo der ist hin gedin-
- 1, P. — 11. wann törst, P. — 12. betrogen, P. — 13. dürslig, P. — 19.
- •gen, P.
- 76) 4. in einem , P. — 6. gene , P. — 7. ir nach pflac fehlt P. — 10. die
- »11, P. — 11. oh irer, P. — 12. die stundet sol dlrs, P. — 13. sprach si,
- — ich han, P.
- 70 SPRÜCHE.
- gespil; wilt du mir dine| lan?
- 15 nein, sprach diu san,
- lil disen wan.
- si sprach: het ich die minen au
- geworfen, als ich dine han,
- so stüenden mine blnomen glänz: der riuwc micli verderben
- IT. (P. 33, a.)
- Swer vremden ackcT dne iirloup böwet wol,
- ze reht er sol
- sin arebeit Verliesen.
- swer ze vremden niesen
- 5 sich rimpfet, da| ist oiich verlorn, soll ich unwiz kiesen?
- den angebornen günde ich ba:j ie guotes wan den vremden.
- Wser ich ein herre rieh, s6 wolt ich, mine man
- die müesten han
- gewalt in minen sachen.
- 10 dar nach wolt ich machen,
- den gesten varndiu habe müest vreches wülen lachen,
- die landen iint den liuten ouch, in selben swindes gremden
- Swer huset gast in sinem lant,
- Wirt er gewaltec alzehant,
- 15 San ist enbrant
- des Wirtes want.
- man leschet e da;j ganze bant
- verbrinnet, swem e| si bekant.
- ü| guoten kriutern sol man lesen diu boesen mit den semd
- t8. (P. 33, b.)
- Man lopt die töten vür da^ leben, umbe da:f
- ouch deste baj
- die lebendigen ringen,
- al ir Witze t^vingen
- 5 nach jener tat, diu höhen pris, ere kund volbringen,
- mit maneger ü:j erweiten tugent, die got mit eren nante.
- Man nennet ie die man, si sin tot oder leben;
- doch lit uneben
- ir Wille; in swachen sinnen,
- 10 hoere ich ü^e und innen,
- si waenent als die vrumen sin , unt durch ere minnen,
- unt swüeren, da| ir lasters meil des tödes kraft; erwante.
- 14. deiner, P. — 15. schan, P. — 16. lait, P. — 18. dlnen, P. — 19. minen,
- 77} 4. und wer, P. — 5. erkiesen, P. — 10. so wolt, P. — 11. o«
- varnde, P. — 12. den landen selber, P. — 13. geste in sein, P. •—
- schan, P. — 19. kriuten, P.
- 78) 4. und al, P. — zwingen, P. — 5. und ere gund volbringen, P.
- 11. sin und ouch durch eren, P. — 1«. des fehlt P.
- SPRÜCHE. 71
- Nein, nein! din jämergitic slunt liubH
- dim lip iint diner sele ein stunt
- 15 tuot sterben kiint.
- der helle grünt
- din gert: wii dines Schatzes vunt,
- rbeij wä pris unt lop, du valscher inunt?
- ü| diner snoeden valschen lust da| hellisch viuwer brante.
- K (P. 33, b.)
- Johannes gibt, die töten müe^en üf ersten,
- vür grihte gen;
- des ist uu zit hie worden.
- in vil vürsten orden
- 5 die töten üf erstanden sint, al an prises horden:
- an namen ein hoch geziltei lop, da:^ dimket mich so spaehe.
- So sint die lebenden vürsten tot an wirdikeit.
- der wehsei treit
- niur schaden vil, niht nutzes.
- 10 we des underschutzes,
- die hie sint tot, die töten lebent, jehnt in hohes trutzes :
- swenn got wil, zwar ir sterbet e man lobes von iu jaehe.
- Des schäm dich, lebens töter man,
- da:} dir der tot da| leben an
- 15 gesigen kan :
- des man im gan.
- den wir sin müe^en undertän
- in tugent, der in nie zeran,
- der namen ü| den Worten sint in allen munden waehe.
- 0. CP. 34, a.)
- Die töten vor den lebendigen haltent pris
- in aller wis;
- da:} muo| ich davon melden,
- da} die lebenden seiden
- 5 der töten uns ergetzet hänt. seht, wir ir engelden ^S •!) .8*^
- an wirdikeit, da} alle} uns nu tuot ndch in erlangen.
- Ei wer ergetzet uns von Röme eins küniges guot,
- Buodolfs? sin muot n
- was aller tugende meiger,
- 10 saelde und ere ein zeiger;
- er prlss an höhen vürsten pflac : der was er ein neiger.
- 14. dein leib und auch dein sei, P.
- 79) 2. vür geriht, P. — 4. und in, P. — 5. an des, P. — 6. an nam, P.
- — 7. vürsten] vür, P. — 10. und we, P. — 11. leben jehen, P. — 12. wan
- got, P. — e] ie, P. — 14. tot fehlt P. — 16. da}, P. — 17. dem, P. ^ 18.
- Im, P. — 19. dem oder dein namen, P.
- 80) 5. hat, nu seht, P. — 8. Ruodolf sein, P. — 10. der selde, P. — 11.
- pflac fehlt P. — der er was er, P.
- 72 SPRÜCHE.
- Heinrich ergazte uns siner tiigent; ich klage, da| wir d
- mangen.
- Ach wer ergetzet uns des? rat,
- von Presla, vürste, diner tat:
- 15 din werdei plat
- durchblüemet stat,
- du werder Heinrich , swa man lat
- pris haben si vruo unde spät,
- da| lop in eren tragen da, da| hat ir name enpfangen!
- 81. (P. 36, a.3
- In swelher mehte sich ein man in eren hat,
- da| prislich stät.
- der stap sol amtes walten,
- wil ab er verschalten
- 5 durch den gewalt des amtes pris, so muo| man im spalten
- da$ lop, da| e sin nennen truoc, swie wol ej was ze kenn
- 10
- eil
- >
- Und ist sin leben in tugent groj,
- 8ö hat sin nennen riehen dö|;
- 15 wer sin gen6|
- der JSaelden schö$:
- da$ wort ie dort den geist beslö|.
- ir edelen, merket da^ gelö:f,
- unt schaffet, da| sich iuwer nam nach töde iht dürfe trennen.
- 82. CP. 36, a.)
- Man darf ze vreuden liute wol die vroelich sin
- nach dünken min.
- man darf gen wisen vuogen
- wisheit unt der kluogenj
- 5 man darf gen manheit helde, die werdeclichen truogen;
- gen vinden darf man stolzer helde, ob man si wil verdringen.
- S welch herre vinden werdiclich wil an gesigen,
- dem sol ie ligen,
- da| swert an einer hende;
- 18. ergetzt, F. — 13. Ach] Auch, F. — 14. preslaw, F. — 19. tragen vor
- daj lop, F. — ir man, F.
- 81) 1. welcher, F. — 3. solj des, F. — 4. aber, F. — 5. und so, P. —
- in , F. — 13. Unt fehlt P. — 19. tod niht , F.
- 88) 4. wol wishet, P. — 5. wol die, F.
- SPRÜCHE. IS
- 10 mit der andern swende
- er milter lust, rieh gebender ger, al des schatze^i wende,
- so werdent willic im die degen, die er in not miio| bringen.
- Sd man die friunde gewillet hat
- mit milter lust, rick gebender tat,
- 15 der wisen rät
- gen vinden stät.
- wie stolz er dort sich vinden lät,
- da man durch houwen muo| diu pfat!
- mit swerten unt mit lobes pris, mit kraft muo| krefte er
- twingen.
- (P. 36, b.)
- S welch man von dröuwen stirbet, den sol niemen klagen,
- wan man sol tragen
- den ernst gen herten dingen.
- ernst durch milte twingen
- ö ze guotem muote kan den man; so mac im gelingen.
- wir haben Hut, lant unde guot; ouch sol man da^ betrahten:
- Swelch man sich gerne wert unt der wil lenger leben,
- man sol ie geben
- unt geben ie ze tratze,
- 10 gen dem widersatze;
- e| komt ein gäbe tüsentvalt wider ze rehtem schätze
- in einer zit, in einer stunt, wil man des dienstes ahten.
- Man sol gedenken keines schaden;
- wil man diu swert in vinden baden,
- 15 so muo;} man laden
- üf ernstes pfaden
- er unde nuz bi grimmen staden.
- swer brechen wil bein unde waden,
- dem bringet ernst unt milte tröst: da| künde ich den geslahten.
- (P. 37, a.)
- Man sol die liute lieben, so man ernsten wil.
- hert ist da| spil,
- swa künic gßn künige ritet.
- swer menlichen stritet,
- 5 ouch in dem strite wirt erkant , daf diu pfat er witet,
- der hat verdienet allen solt, swie rieh er worden waere.
- Ein strit vür sich eins tages ist tüsent marke wert.
- ein menlich swert,
- 0. und mit, P. — 11. er] in, P. al mit, P. — 13. gewelet, P. — 14. rieh
- ehlt P. — 17. stoJt, P. — 19. Kraft au| krefien tw., P. *
- 833 3. herzen, P. — 4. und den, P. milte fehlt P. — 5. den man kan,
- ». — im viroi, P. — 10. und gen, P. — 11. komt, e| gaJj wol, P. — 19. er-
- «8t milten, P.
- 84) 3. kunigen kune , P. — 4. und ouch menschlichen , P. — 5. wirt er
- ekant, P. — da| er die pfat da, P.
- U SPRÜCHE.
- da| niemen kan vergelden;
- 10 zwar daj miiO| ich melden :
- da schaz, da hört imt rlcher soU. da| ir vürsten seiden
- dar nach bedenket, swenne ir habt verwunden solhe swacre.
- Swelch vürste muoteclich tar geben,
- der Wirt gevürdert ouch gar eben :
- 15 so mac er sweben
- den vremden neben;
- er machet, da$ die helde leben
- nach sinem dienste, sere streben
- gen vinden hertecliche dar: solch vürste ist sigebaere.
- 85. (P. 36, a.)
- Die wile ein man noch schimpf unt spot in herzen hat,
- so Wirt guot rät
- der vinde, als ich gedenke.
- komt ab ein gedrenke
- 5 des ernstes in den willen im, da| tuot sere in lenke
- den vinden, so der schimpf erget: ernst zimtwol bidermannei
- In stolzem ernste sol man vinde rlten an,
- unt swer da| kan,
- der mac erwerben ere.
- 10 niemen da:j verkere :
- swelch man die vinde noeten wil, der darf wiser lere.
- ist im zerunnen der, swer dd den vint wil triben von dannei
- Der mac in mislich vinden dort,
- swä man beget des ernstes hört,
- 15 da slac unt mort
- ouch in dem vort.
- e| ist niht triegel mir daf wort:
- swer menlich da behelt den ort,
- im solte ein keiser slnen gruo^ hiltlich ze liebe spannen.
- U
- m
- 86. (P. 38, a.)
- £| ist ein zwivelaer, der manegem dienet hie,
- ich sage in, wie.
- si lützel sin gedenken,
- swelch ein teil si krenken:
- 5 da süln wir niht ouch halten bi: die iu jzwivel schenken,
- in muo| geschehen sam in geschach, die got stie| ü| den tronen
- <
- 7. tusenl milen, F. — 10. vür war, P. — 11. da| ie die vorsten, P. — It
- en\'unden, P. — 14. gefudert, P. — 19. vürste fehlt P.
- 85) 1. man auch, P. — 4. aber, P. — 5. in sere, P. — 6. verg^t, P. —
- widermannen, P. — 10. und nieman, P. — 12. zerunnen wer da wil den vinf
- P. — 18. da behelt menlich, P.
- 86) 1. zwivel wer der, P. — 3. si fehlt P. — 4. welcher ein, P. — 5
- sie euch in zwivel, P. — 6. dem trone, P.
- SPRÜCHE. tö
- Do Lucifer sich het gesetzet wider in;
- den selben sin
- si tniogen in dem muote.
- 10 unt brach got der giiote
- den zwivel doch mit valscher ger; ü| der himele huote
- si miiosten mit einander varn , wan da was ie kein schonen.
- Ir edelen, tuet den zwivel hin,
- vervluochet imt verdammet in;
- 15 habt staeten siu,
- da:j gibt gewin.
- denk ie der man: „vürwär, ich bin
- der ganzen triiiwe golt, niht zin."
- die angebornen herschaft nim: got wil tuch selbe krönen.
- W. (P. 38, a.)
- Swer tumben liuten höhiii ambet werden lat,
- vür war der hat
- der ambet wirde engenzet.
- swenn der winder lenzet,
- 5 da man den schimel wiget ba| unt den valken krenzet,
- da vint der han den edelen stein , den er vil kleine kürnet.
- E$ sin diu reht, e;j sin diu lant, e$ sin diu amt,
- ir kraft verlamt,
- swenn ir die tören walten;
- 10 da| reht wirt verspalten,
- ■k der amte wirde , nuz unt spri| müe;jen sich verschalten,
- ^ der lande nuz verteilet wirt. dar umb man billich zürnet.
- Mit kluogen, wisen liuten daj
- wirt understanden sunder ha:j;
- 15 in zsem^ ouch baj, ^^»*»^ »^^ ^^^^^
- als ich e| ma|. ^^^ '""
- diu reht und amt ie wurden Ia|, '
- swä si diu tumbe diet besa:j:
- vil guot so dunket mich ein boc, swenn er ist wol gehürnet.
- 88. CD. 240.)
- Ere wil nindert sin wan da si erbe hdt,
- mit milter tat
- so wil si sin behüset.
- swem vor schänden griiset,
- 5 dem ist si bi. ein vuhs und ouch ein musar der raüset
- nach siner art: swer edel si, der tuo nach adels kunne
- Est niemen edel wan der adellichen tuot:
- 12. whdnen fehlt P. — 19. der ang., P. — niem, P. — kroenen, P.
- 87) 4. und wenn, P. — 5. wo man, P. — und auch, P. — 10. und daf,
- W. — 11. 8prei|, die, P. — 15. zsem oucli, P. — 17. ampte wunden, P. —
- 88) 6. tuo nah , D. — 7. Esl] es , ü.
- n SPRÜCHE.
- des llp, des miiot
- klimmet üf hohe an eren.
- 10 swaj man den geleren
- tilgenden mac, sin lip hat me^ in kan niht verseren.
- beidiu, naht und ouch den tac stet er in eren wunne.
- Des gebe got den milten guot,
- die hie hänt edellichen muot;
- 15 ir adel tüot
- si eren vruot^
- ir herze glimmet als ein gluot
- nach eren, da von wünsche ich des, da| got in heiles gimnt
- 89. CD. 241.3
- Swelch vürste welle vürsteclichen namen tragen,
- da| er behagen
- müg got und allen liuten,
- der sol ere triuten.
- 5 unvuoge und ouch unstaetikeit «ol er selbe riuten
- vil vaste al ii^ sins reinen milten vesten herzen gründe.
- Zuht si sin wäfenkleit, swenn er ze velde var.
- nu nemet war
- des hoch gelopten vürsten,
- 10 der üf velde, in bürsten
- nach eren unt nach werdekeit sich sus lat erdürsten:
- wol ir, diu in mit armen blanc sol drücken zuo zir munde!
- Wol ir, dem reinen wibe gar,
- diu zuo der werlt die vruht gebar,
- 15 diu sich al dar
- zer milten schar
- kan schöne vlehten offenbar.
- daj ie diu vruht enpfangen wart, da| was ein reiniu stunde.
- 90. (D. 243.)
- Ir edeln, den got hat die werdekeit gegeben,
- «f reinej leben
- so Süllen si sich valten,
- keiner miete walten ^
- 5 so Süllen si, diu in wol mac werltlich ere spalten;
- swelch edel man der volge gert, der wirt in eren vunden.
- Er sol sich umbe sehen , e er iht bege,
- daj misseste
- dem libe und ouch den eren.
- 10 diu zuht in sol leren,
- da$ er lop unde pris bejage; erst mac sich gemeren
- sin saelekeit naht unde tac. wol der vil guoten stunden.
- 11. mit, D. — 18. näh, D.
- 893 8. iiement, D. ■— 11, nah eren, D. — ertürslen, D. — 12. truken, 1).
- 903 5. weltlich, D.
- SPRÜCHE. 17
- Da sin zer werlt ie vrühtec wart
- sin lobelichiu muoter zart!
- 15 swen reiniu art
- sus hat bewart,
- da| im iintriiiwe ist verspart,
- der mac billich gevallen wol den vremden mit den künden.
- n. (D. 844.)
- Ir werden ritter, swä ir in den landen sit,
- zuo aller zit
- sült ir iuch wärheit vli:jen,
- da:j iuch itewi;jen
- 5 Iht diirfe kranker hande barn; iuwer nam sol gli^en
- alsam der morgensterne tiiot vor liehtes tages wunne.
- Ritter, din eilen da:j sol sin Unmaßen ganz; '^
- din ritterkranz
- sol schöne sin geverwet;
- 10 sam sol oiich gegerwet
- sin din vil unverzagter lip, so da| niht entnerwet
- gar mit unvuoge werd din nam ; swä man dich, helt, erkunne,
- Da soltu solhes rehtes pflegen,
- daj du behaltest swertes segen,
- 15 vlluch, milter degen,
- der schänden regen.
- ze tugenden soltu brücken, stegen:
- sich, ritter wert, so wirt din lop erglenzet als der sunne.
- CP. 844.)
- Wol üf, ir werden helde küen und unverzagt,
- al durch die magt,
- die J6sus muoter nennet,
- so da| an gerennet
- 5 iht werden witwen, weisen iht. iuwer helfe erkennet
- sol in sin naht und ouch den tac vor aller hande noeten.
- Swelch vrouwe In jämer unt da bi in sorgen kilt,
- der vrideschilt
- ir weset zallen stunden,
- 10 so da| si enbunden
- wol werde gar mit ganzer wer vor den schurpfehunden,
- die dar uf gähent naht unt tac , da;} si mit vreise tceten
- Die armen müeter und ir kint.
- awA ü| erweite helde sint, ''
- 15 da| volc so Mint
- si in ein wint;
- manlichei swert, si alle slint,
- die sus die erde sunder not mit reinem bluote roeten.
- 91) ''. ellent, D. — 18. wert, D. — 17. bruggen , D. — 18. erglenzen?
- 98) 9. wesent, D. — 13. muoter, D.
- 18 SPRÜCHE.
- 93. CD. 845.)
- S6 we dir, veigiii, boesiu, gar vertüeintiu vruht,
- diu mit unzuht
- sus wirbet irade vihtet,
- da| si so vernihtet
- 5 ir ehenmse^e kristenheit. da^ got da niht rihtet
- vll dräte über den argen schale, der sich des wirsten vli:jet!
- Got, herre, vater, unt du da:j wol alle| weist,
- da| diLj vertreist,
- da$ ist ein inichel wunder.
- 10 raechest du besunder,
- als du taet in der alten ^, sd müest maneger munder
- werden, der sus die sine tage mit grölen schänden sll:jet.
- Mort unde wäfen über den hunt
- geschriuwen si ze aller stunt,
- 15 des gitic munt
- reht als ein slunt
- sus üebet mort üf niuwen vunt :
- we der gebürte, da:j si ma^es ieraer tac enbi:je(.
- 94. (D. 245.)
- Hie bi so warne ich, als ich billich warnen sol;
- gevrischet wol
- sol sin manlich gemüete
- also daj diu güete
- 5 versmelze iht, werden helde guot, in der schänden glüete;
- gestet lip, ere unt werde;j leben mit ganzer vuoge staete.
- Swa^ mortlich unde schände si, da lajet abe;
- der Saelden stabe
- da sült ir iuch an stiuren,
- 10 helde vil gehiuren,
- da:j iuch schoene unt wirdekeit eweclichen tiuren:
- der werlte pris unt gotes segen wirt iu in eren taete.
- Da von so weset unverzagt
- an reht, ob e^ iu wol behagt:
- 15 ein reiniu magt,
- von der man sagt,
- diu got den schepfer hat gewagt,
- seht, diu kan geben muten muot an alle valschen rsete.
- 95. (B. 103, a.)
- Durch min durch din ursprinc da| reht zem ersten nani,
- dar nach e| kam
- durch niht wan durch bescheiden:
- 93) 5. eben messe, D. — 10. rechist, D.
- 94) 6. gestent, D. — 11. schone in wird., D.
- I
- (SPRÜCHE. W
- lengen ziuht von vreideu;
- 5 doch sint ir driu der alten reht, diu den wandet leiden:
- natürlich reht ist, swa diu vruht sich bildet nach ir stamme.
- Swelch mensche alsam sich selben liep den menschen hdt,
- reht gibt den rät;
- über alliu dinc got minnen:
- 10 horden kan diz innen.
- swer ie dem man da$ sine lät mit vürdähten sinnen,
- des reht ist komen üf wernde sla hin nach Jobannes lamme.
- Uns tuont des rehtes meister scliin,
- da| reht wil niht gemietet sin 3
- 15 des rektes schrin
- wigt min unt din
- mit ebener gunst; swelch ir die pin
- verschuldet hat, da:j muo| dar in.
- der bruchj diu pin genaden darf: diu schützet wol dem tamme.
- CB. 103, a. P. 46, b.)
- Relit ist ein orden, den diu maje hat versniten;
- ze vil vermiten, ,f^
- ze kleine e| niht enrüeret.
- sin art so gesnüeret
- 5 ist, swä gevralt mit rehte vert, reht vrirt wol gevüeret,
- swenn aber da| reht vert mit gewalt, sän ist sin name verworden.
- Gewalt dem rehte wart niur zeiner zuht gegeben;
- reht allem leben
- von gote in art 11^ wülen;
- 10 reht kan wunder stillen:
- Ava| wsere uns got, geloube und e, touf und ebenhillen?
- rel'*^^ ist ein wec, üf dem uns got und al sin gunst muo^ horden.
- Da| reht da:j darf vil wol gewalt,
- ob unreht ist sü manecvalt,
- 15 da:} man ie schalt
- durch s wachen halt;
- reht ist mit allen tugenden halt,
- ü| im ir kein wart nie gezalt.
- unreht daj darf genaden wol : reht ist ein riclier orden.
- 1f. CP. 46, a.)
- Ei swä da| relit gewaltes meister solte wesen.
- 95) 4. zuht (vielleicht: züht = züct, zücket?), B. — 11. let mit vür-
- edahlen, B.
- 96) 1. die diu, B. — besnilen, P. — 4. und ouch sin art gesn., p. — 5.
- 4^ reht ververt, da$ reht, P. — 6. Und wo da| da ist, P. — 7. wart
- üt siner zuht, P. — 9. von art von wesen, P. — 10. da| reht, P. — 11. was
- »ipr uns reht gelouben tet und touf zu ebenpiUen , P. — 12. dar uf uns , P. —
- |. feht bedarf, P. — 14. wo unreht wirt so , P. — 15. e, B. — 17. in allen,
- — 18. von im nie kerne wart geepalt, P. — 18. unreht bedarf, P.
- 97) 1. Ei wo , P.
- S» SPRÜCHE.
- da waer genesen
- diu triuwe unt menlich ^re.
- ich spür in der lere,
- 5 gewalt tuo wol, gewalt tuo w6, s weihen wec si kere.
- got gap gewalt: gewalt ist guot den liiiten unt den geisten.
- Gewalt der mac sich selbe swachen , touben ouch ;
- er ist ein gouch,
- unt swer da wider sprichet.
- 10 swä gewalt reht brichet,
- da hat gewalt geswachet sich: got da$ selbe riebet;
- unt swa gewalt da^j reht beget, da kumt ej zno dem meist«
- Gewalt ist in ir selben guot;
- guot oder swach ist , da| si tuot.
- 15 swa herren muot
- ist so behuot,
- da| sin gewalt m^r tugent luot,
- der edelt sich und ouch sin bluot.
- ir herren, tuot guot mit gewalt, weit ir dem schepfer leistei
- 98. (P. 46, a.)
- Got gap iu allen den gewalt unt der ie wart
- gar unverspart,
- und ouch an manegem ende
- ane missewende.
- 5 der vint sprach: „her gip mir gewalt, deich hern Job behend«
- versagen müge, so tuon ich e$.'^ — got sprach ouch zuo Pi-
- läten :
- „Du haßtest kein gewalt, waer er dir niht gegeben,
- al umb da| leben."
- unt swer e| niht bedenket,
- 10 in sin herze senket,
- swer iur tuot mit gewalt unreht, unt da| reht hie krenket,
- wes ir gen got bestanden sit, weit ir iuch wol beraten?
- Gehörsam leistet man iu swie
- ir tragt gewalt mit rehte hie;
- 15 so merket ie
- got vater sie.
- der unreht mit gewalt begie
- der wäre got in ie verlier
- d4 got uns immer vor bewar! des ie die wisen bäten.
- 8. die wer, P. — 6. nur einmal gewalt, P. — 7. selber, P. — 10. und woj
- P. — 11. und got, P. — 13. selber, P. — 19. wolt ir, P.
- 98) 1. iu] auch, P. — 2. unser spart, P. — 3. mangen enden, P. — 4. an
- alles missewenden , P. — 5. das ich her Job behenden, P. — 10. und in, P.
- — 11. wer ir — und ouch da|, P. — 14. tragt ir, P. — 15. ie] die, P. —
- 18. in ie] sie nie, P,
- SPRÜBHE. mi
- h (B. 104, a.) I) .10 r
- Ein lant da| hat niur vrouvven, Dämie da:j sint. .,..,., J
- ist da^ ir kint loir«^ il«
- üf nienlich art sich neigen, ;•;! isiU iai
- diu nert man vür eigen, > tub jajliatfi
- 5 unz da| ir lip menschlicher Iiist sich beginnet zeigen:
- san Wirt vcrsant ir ieslich dannen, unz sin lust verswinet.
- Ba$ mühte man die boesen von den biderben scharn;
- die mislich varn, , / .
- den muo:j man mislich liefen. IMMao^no Um ll& i)ib
- 10 so! er niht genie;jen, ' ' " •"•^' "'"''" ''
- der biderbe, siner werden tat, sus möht in verdrießen
- swenn sich sin miiot, sin lip, sin ger ze höhen tagenden pinet.
- Got selbe sagt den tilgenden danc,
- so missetat tuot liden twanc,
- 15 der nie gelanc
- üf eren ganc, »aivnn Jitiii Joiu«
- sich stiel ein bein an schänden banc. ' " ' •; /
- wie möht ir wol erklingen sanc?
- got gap, got nara : nach solher rede der wisen wort erschinet.
- niu:.. -^, ^.. ^.„ i.n mi iis. lo
- CP. 4öy a.) , . ^^
- An allen dingen sol man' spürn zit unde stät
- die weint die sät.
- e$ komt diu zit ze stunden,
- iia| ii| toren munden
- 5 ein wise rede gehoeret wirt; swer ab nach den künden
- wil volgen sinen Worten ba|, der vindet tumbe sinne.
- Sich wandelt nach der zit gedanke unt der muot
- so swach, so vriiot.
- ob iemen witzic wsere
- 10 und ein swach geba3re
- doch ha?t in sines herzen grünt, daß würd im ze swaere.
- „trit von der stat" die meister jehnt „da wandel sich be-
- ginne."
- E| kumt diu stat und ouch diu zit, ' ' ' "
- 'i'ii'ji isbi!
- diu zagem muote manheit git: ' .., i
- 15 kein grünt da lit,
- nie helt so manlich wart in strit, '■'^*»"« ^'^ '^^ '"^
- im kaem ze herzen wol ein nit.
- ndch zit, nach stat gar alliu dinc sich wandeint ü|e und inne.
- 99) 5. menslicher, B. — 12. wen sich, B. — 13. selber seget, B.
- i 100) 2. bie wenn die, P. — 5. aber nach den, P. — 7. wendelt, P. — 10.
- A bei ein, P. — 11. so gar in -— im gar ze, P. — 12. jehen, P. — 14. da»
- !gen m. wol, P. — 18. k»ra] kein, P. — 19. wandeln, P.
- Frauenlob. D
- 82 SPRÜCHE.
- 101. (P. 25, a.)
- Des guoten muotes sol man walten, da| ist giiot,
- Sit g'uoter muot
- ist aller tilgende kröne.
- merket da^ vil schöne,
- 5 swaf Sache bringe ein guoter muot, da| tuot man durch vröa
- Db linde leben, herze unt sin, des waltet höchgemüete.
- Sag an , wer mohte staetes guoten muot gehaben,
- e:jn si diirchgraben
- diu jzit mit ougenblicken,
- 10 die der muot kan schicken,
- unt da| er sich in muo:j ergeben, nach in las parten blicken (
- got gap uns vrie willekür: die kür ein man behüete.
- Man twinget herze und ouch den muot
- vil ba:j üf guot wan üf unguot.
- 15 ir herren tuot
- muot niht unvruot;
- vor argem miiote sit beluiot,
- wan arger muot glt arge;j bluot :
- da^ jagt mit vrier willekür ü| iuwer herzen güete.
- 102. CP. 25, b.)
- Swa| äne willen lebt unt vrle wiUekür, )i
- lebt, als ich spür,
- da:j e^ sich rihten müe:je;
- bitter unde süe:je
- 5 ie nach der zit unt nach der stat warn ir werde grüe|e.
- got gap uns vrie willekür, des si sin name geheret.
- Twüng uns diu zit unt stat unt vrier wille niht,
- so wser enwiht
- diu kür, unt vrien willen >
- 10 niht künd überbillen:
- daj kan wol vrie willekür , unser heil , gestillen,
- und alle tugent mit ir wegen, als uns diu saelde leret.
- Der geist enhät kein iinderscheitj
- der angebornen tugent breit
- 15 natfire sneit
- besunder kleit.
- der geiste tugent so gemeit,
- swer si volkomenlichen treit,
- der hat die andern gar mit im: sus ist ir art verkeret.
- 101) 3. kan alle tugend krönen, P. — 4. nu merket — schönen, P. —
- tuot ein man d. vrönen, P. — 6. hoher müete, P. — 7. staete, P. — 8. es s
- P. — 10. und die, P. — 13. zwinget, P.
- ., 102) 1. Wille und ane vrie, P. — 3. müe^en, P. — 4. nach b. u. süe|ei
- P. -rr 5. ie was ir werdes grüe;|en, P. — 9. vrier, P. — 10. nieman in überfe
- F. — 11. und unser heile stillen, P. — 12. geiste hat ein, P.
- SPRÜCHE. 85
- CP. 27, a.)
- Nieman ze ringe wegen sol die vinde sin.
- swie küene ein swin
- ouch si, doch vil der hiinde j^Ol .fl) \dOf
- ziehent e^ ze gründe. ..7?:/
- 5 man sol den tac niht gar volloben , die wil noch ein stunde
- er hat, er si dan vollebräht: so wirt er denne gepriset.
- Die wile ein man gesiint und ungevangen ist,
- so h'dt er vrist e
- fif heil und uugelücke.
- 10 ob des igeles rücke
- si scharpf, doch vindet man den hunt, der im sine tücke
- gelönen kan. so spricht min wort, da| sich hat wol bewiset.
- Da? ofte ein stiller guoter muot
- raer ernest bringt uut manheit tuot
- 15 swä ernst sich luot
- gen ernste vruot,
- wan einer der ze schalle ist guot,
- mit Worten glimmet als ein gluot.
- vil dicke ein grimmer stiller ernst in senften siten griset.
- ' ibUr iirr
- ^. (P. 27, aO c *Tt«H i»rf
- Ein kleiner muot erwirbet selten hohiu dinc. -v/i ,ß ,*OJt .8) .^)1
- ein grö| ursprinc ' .
- da:j mac sich wite ergie:jen.
- kleiniu wa^^er vlie:jen
- 5 ouch gerne in diu grö:jen her. man Idt hunde gnie;jen:
- swenn man ein grölen eher jagt, so sol man des geruochen,
- Unt da$ den hunden sin die krapfen ungesunt.
- des jagt manc hunt,
- als von der tagalt vüUe
- 10 im sin muot geswiille :
- den solte ein vürste ringen e. ich sach, da:} ein süUe
- was grö| unt wart doch überladen, man schribet in den buochen,
- Ze swaere man niht laden sol,
- unt Iseriu mae^lin machen vol;
- 15 da$ sunder dol
- tuot eren wol.
- die würme machent dürhel hol
- 103) 2. kunn, P. — 3. si doch so vil, P. — 4. iner dan zehen ze, P. —
- wil er hal ein st., P. — 6. er si denne vollen gar volbr., P. — 10. und uf
- -#, P. — 11. und der, P.
- 104) 3. gießen, P. -— 4. und kleine, P. — 5. lat die, P. -— 6. wenn man
- )Ü im einen gro:jen Jagf, P. — 9. al von, P. — 10. und im, P. — 11. sach
- ad da|, P. — 15. da^] gar, P. — 17. würe die, P.
- 8^ SPRÜCHE.
- und überkrüpfen vollen zol.
- vürwär unt wi|:jet, swer da| tuot, wirt afterriuwe suochen.
- 105. (B. 104, a. rand.:)
- Man, wiltii kindes witze unz an din ende tragen,
- so mac wol klagen
- da^ alter dinen jaren,
- unt diu jär den hären.
- 5 SAvä giirtel zwischen harte ligt, die dannoch gebären,
- alsam ir bIoe:je sin noch blanc, da:j zimt niht guoten sinnen.
- Her Bart , ir wäret doch ein manlich zeichen ie,
- weit ir iuch hie
- beschoenen mit den kindeu,
- 10 da^ ir iuch lät vinden
- bi kindes site? her Bart, des muo:j manlich vröude iu swinden
- weit ir in beidenthalben sin, her^Bart, so muo$ sich trinnen
- von mir ein strafen üf iuch , her Bart,
- da| ment sam ohsen tuot ein gart.
- 15 wes Sit ir zart
- des mannes art,
- wan da| ir siniu wort bewart
- vür aller missewende vart?
- her Bart , des leret iuwer man manliche wirde minnen.
- 106. (B. 104, a. rancl:)
- Zwar hart unt kindes witze, diu zwei tragent niht eben;
- ein werdej leben,
- her Bart, des sit geschuldet;
- Sit ir da| verduldet,
- 5 ich wsene, ir habt dem kinde hie vor dem man gehuldet;
- habt ir verkorn den man, her Bart, da:j mac iuch wol betrüeben,
- Irn werdet nimmer me gehalten also zart.
- her Bart, her Bart,
- wie möhte e^ oder künde
- 10 iu von herzen gründe
- gewerden ba|, wan da^ ir stät nähe slnem munde?
- ir wäret kluoger witze ein van, weit aber ir tumpheit üeben?
- Her Bart, ir zemt den mannen wol
- unt ninder ba|, da| nemt vür vol;
- 15 min triuwe ein zol
- des Wesen sol :
- an kinden hart ist tumpheit vol.
- 18. über crupfen oder crapfen. — 19. und wist viirvar und wer, P.
- 105) 5. harten leget, B. — 6. bloje, B. — 12. sich] iuch, B. — 13. ein
- strafen von mir, B. — 19. daj, B,
- 106) 2. werd, B. — 7. ir enwerdet, B. — 11. nahes, B. — 14. nien-
- dert, B.
- SPRÜCHE. 85
- an mauuen wirdic simder dol. "i' >
- diu kintheit solde ein ende haben, swa berte sich erhüeben.
- )7. (B. 105, a. randO
- Bi harte kindes muot, bi starkem libe ein 2;age, ÖOI
- ob ich da| sage, , ^^
- diu zwei gezement so schone
- als in küniges kröne
- 5 der ober stein nach röre var, svvä nach richem lone
- ein swacher dienest wirt gewegen, ich spür des vogeles vliegen.
- E| zimt ouch niht in wibes herze mannes muot;
- da$ selbe entuot,
- swa mannes muot sich wibet;
- 10 wirde im des vertribet.
- ich spür des varnden schiffes pfat, ob min list beklibet,
- der slangen slingen spehe ich ouch; sus kanmich niht betriegen
- Des visches vlie:jen sunder wanc :
- den viern enist min sin ze kranc;
- 15 des vünften schranc
- ist al ze lanc
- den sinnen min, swie vaste ich twanc,
- da;j ich durchsünne sinen ganc :
- ich mein dich, junger mannes muot, kein spürn dich mac er-
- : fiil 9;toPW8#**i'jbi3f5 li Jur// b^
- CB. 105.) f-" .<«'= •'•> ■*"
- „Nu hulde mir, ich wil dich hie ze knehte enpfän."
- da^ wirt getan
- mit disem underscheide :
- mine hande beide
- 5 wil ich iu valten üf den tröst, da^ diu ougenweide
- des sanges mir werd offenbar. „da:j sol dir wol geschelien;
- Du zimst mir zeime knehte wol, sint da^j du wilt
- des sanges schilt
- und anders keinen vüeren."
- 10 ich wil in so rüeren,
- swä's not ist, da$ man;j schouwen sol an al sinen snüeren.
- „swä du den sanc ze kurz ze lanc erverst, den soltu smehen,
- Da;j wirt dir liep , des warte an mich ;
- sich an der rime pinselstrich,
- 15 da:j liebet dich;
- mit sinne brich
- in wsehe Sprüche, da| rät ich;
- *). Ijarte, B.
- 107) 3. die zwei zement, B. — 5. oben, B. — J4. vieren ist, B. — 18.
- Alf Kich durch synen minen, B.
- 108) 1. untfan, B. — 7. zims, B.
- 66 SPRÜCHE.
- ze sanges sinne ebene sich."
- ich tiion; besigelt mir diz liet, e| siiln die besten sehen.
- 109. (C. 45, b. P. 87, b.)
- Nieman sol sines leides al ze truric wesen,
- wil er genesen
- vor grö:jer houbetswa)re.
- senftes miiotes msere
- 5 er künde ie dem herzen sin unt sl wiinnebsere.
- e^ wart nie leit, swer^ "»^ei^j, im volge ein vreude, ob man i
- stiiiret.
- E:j sol ouch sines liebes niemen sin ze vrö.
- da:j prüeve ich so :
- manc liep da:j wirt ze leide ;
- 10 ob ich da^ bescheide,
- so jehet, da^ e$ diu mä^e si : liep unt leit diu beide
- sint si der ma^e undertän, so wirt ir adel getiuret.
- Ein liebe machet dicke da^,
- da:j ir diu mä^e wirt geha^;
- 15 kein leit niht ba:j
- unmä:je nm^:
- "' ' des adels ma:je si verga:j.
- so wart ir beider kraft ze la:j :
- mä:j aller ebendinge ursprinc, swa man si niht verliuret.
- 110. (P. 39, a.)
- Diu mä;je ist zwischen guot und arc ein kieserin,
- si kan ouch sin
- ein mittel aller dinge,
- swsere unde geringe,
- 5 diu mä|e strichet üf ir zil^ ob ich vürba$ singe,
- sin niuset liep , sin niuset leit ze vil und ouch ze kleine.
- Mä^ ist ein tugent, diu so gar naturlich ist,
- an argen list,
- ob ich da^ von ir künde;
- 10 swer an tugent vünde
- ie ma$e legt, der tuet unrehtj merket dise bünde:
- n ie mer man tugentlicher werk beget, dsiij hei^e ich reine.
- 109) 1. also, P. — 3. gro^jem, P. — 4. hab senfies — mere. P. — 5. di«
- kumen in dem sshigar, P. — 6. stuore, C. — kein leit da:j wart doch oh
- gro:j e| wurd mit vreude gesliuret, P. — 7. ouch nieman sines heiles, P. —
- 9. lieb die, P. — 10. und ob, P. — hab ich da:j bescheidin, C. — H. «nd s
- daj u| der ma:jen lieb e| wirt ze leit oft beide, P. — soj sa, C. — 12. sin si«
- ir adel wirt getiuret, P. — raa:jin, C. — 13. ze lieb in vroiiden machei
- da:j, P. — 14 - 17. der ma:jin adel vergaß . in leide ich msnf . uma^e da$ . da^
- ie die man^in adel verga:j, C. — 18, do, P. — ze] sa, C. — 19. (liu ma^e isi
- aller dinge man ir niht, P.
- 110) 4. der swere, P. — 5. und ob, P. — 6. sie neuITet, P. — aöch S(|
- »e, P. — 10. und wer die, P. — 11. wer ma^e, P. — iiu merket, P.
- SPRÜCHE. 81M
- Swä man die ma^e niesen ivil,i. ;•-;!/
- diu maje rsetet an da$ zil: .. -ji jow
- 15 da:j niesen hil,
- e^ treit den swil;
- der tiigent werk wart nie ze vil :
- untugent nius ie nach der qiiil,
- so komstu üf der tiigent pfat: vürba;j kein niesen meine.
- 1. CP. 39, bO
- Nu seht die triiiwe unt minne, wisheit unde zuht .Cfl
- mit sigeniiht,
- andäht geloiibe und ere :
- keine mä:je ich lere
- 5 ze disen tagenden; wi;j:jet, zwar, swer die mi|;}et sere,
- da:j zil trit üf ein widerteil : da;j lä;jet ungemä:jet.
- Doch sint ouch tagende, die mit mä^e sint bewart,
- den ist si zart:
- schäm, kündikeit, erbarmen
- 10 swä die mit den armen
- diu mä:je umbehalset hat , da wolt ich erwarmen :
- ze vil geschämt, ze küene ist schwach; ze küudic uugesä^et.
- Swer äne mä^e erbarmec ist,
- da:j tregt vil wenic sämen. krist,
- 15 mensch, ob du bist j,^^,, .,^ ü^^.,, uibi« ^«^
- bi spasher list,
- an angeborner mä^e wist,
- halt mä:je ie liep zuo aller vrist:
- swa:} tugent der sele hoeret zuo, die ungeraej|en Ja|et.
- An ä:j, an trank, an släf, an wachen, sitzen, sten^j ^^ »j^ .i-IJ
- an ligen, an gen, ,^ ,ioy i^JfiV «db osäM ifol
- an sprechen und an swigen - - --jj ^^j^ ^^g
- soltu M%en nigen; , nM riai
- 5 ob si dich hat da vor bewart, niht enlä:j si sigen
- ; von dir in aller diner schiht der angebornen sache.
- Si machet da^ ze tugent, da| niht Avaere tugeo^tj _j ^, ^; ,j
- Stare ist ir mugent: .^,,.,,, )6i, j,.(i
- si mi^^et liep mit leide, :loilf«fc iil aio
- 10 lachen, weinen, beide,
- gen trüren vrö, gen sorgen lust, schimpf an underscheide ; .
- diu ane ma^e waeren niht; dör mä^e kraft bewache.
- - .') fUiAoHi — -ißv/ .0
- nysen, P. — 15. nyssen, P. — 18. nyssen nach, P. — 19. nyssen, P.
- 111) 2. sigesnuht, P. — 4. und keine, P. — 7. mit der seyn, P. —
- kündet kein, P. — 10. mid wa, P. — 11. helset — ich schone erw., P. —
- die ma;je lieb, P. — 19. gehöret, P. * '
- 112) 1. An ä|, II.l Wannas, P. — an wiederholt vor sitaen nnrf; ste«, P.
- 4. so la du der ma^e, P. — 5. las si von dir sigen, ,P, — 40. laphen und ,
- , P. — 11. und schimpf, P. - 12. w«re, P.
- 86H SPRÜCHE.
- Da von ist mä^e tugent genant,
- wan si besnidet wol ir rant
- 15 al mit der liant;
- ir wirde endrant^
- ze kleine ist ir nilit bekant,
- ze vil si wirfet an die want,
- si sitzet zwischen guot und arc undr eirae spaehen dache.
- 113. (C. 46, b. P. 27, b.)
- War sint die habest komen? wä ist ir gewalt
- gar manecvalt?
- wä sint die keiser alle,
- die mit grö:jem schalle
- 5 der werlde wirde huoben üf? sint ich da:j bekalle,
- wä sint die bischove, cardinäl, wä sint die starken teckenV
- War sint die höhen künige, vürsten hin bekomen,
- die riehen vromen
- der werlde an prise schuofen?
- 10 muo^ ich, tar ich ruofen:
- ' '<'"■'' ein zit ein stunt diu truoc ir leben üf des todes stuofen:
- da lit der rise unt da^ getwerc, die niemen kan erwecken.
- Sint da^ e:j alle| sus zergät
- da^ aldiu werlt ze banden hat,
- 15 niht mer bestät
- niur tugent tat;
- da von, ir wisen meister, lät
- ein nennen hie in solher wät,
- dem al diu werlt wol heiles gan : wol in , die sich so deckend
- 114. (C. 46, b. P. 28, a.)
- Ich klage den vater vor, ich klage die muoter nach.
- sän Wirt mir gäch,
- ich klage swester, bruoder,
- diu des todes luoder
- 5 verleitet hat unt sneit in an siner varwe muoder.
- ich klage die niftel unt den mäc, ich klage si nach einander.
- Diu not wser alles niht wan da:j ich selbe sol
- hin in da| hol:
- 14. wenne si, P. — 16. Wirt entrant, P. — 19. under eim, P.
- 113) 1. Wo bebste hin und wo, P. — 3. war, C. — 5. ob ich da|
- widerkalle, P. — 6. wat — rackin, C. — 7. und card., P. — gekomen, P. —
- 8. manigen, P. — 9. virelt ze, P. — 10. ich lar niht widerruofen, P. — 11.
- stunde nach ir, P. stuofen] slroufe und diefs wort in strecken verändert, C.
- — 12. ligent risen und getwerc, P. — 13. ergat, P. — gar zergat, P. — 14.
- alle die werilit zuor, C. — alle weit, P. — 16. mir tugent die in dat , C. —
- 17. die schaffit da^ ir meister, C. — 19. al fehlt C.
- 114) 2. ist, P. — 3. sw. und br., P. — 4. und die, P. — 5. bie seiner,
- P. — 6. die vriunde und die mage, P. — 7. war aber ich sol selbe, C. — 8.
- in die, C.
- SPRÜCHE. m
- hei , hei , da lit diu swaere !
- 10 siufze ich klagebaere.
- wä lant , wä giiot? wer hilfet mir? e:j sint swindiu maere;
- wä kome ich hin, wa| wirde ich dort? ich wei| niht, war ich
- wander.
- E:j waere ein jaemerlichiii pfliht,
- wau daf sin also vil geschiht 5 'i«» n-»*» oi 11 da««
- 15 da von wirt sliht - - . - • onx ilai A»rf lusV/
- des jämers giht. '«« 9>t3iJi'5«, xijuo Aoi t»id oa
- wes solte ich trüeben mich durch iht?
- ich mac im selbe entwerden niht, 0,
- wan da:j ein angeborne| leit mich hitzet alse ein jzander.
- «*• (P. 26, b.) ^^jj.
- Nieman kan Avider schaffen da^ geschehen ist.
- sit da;j diu list "^
- kan mit den sachen enden,
- wer kan| widerwenden?
- 5 e:j ist geschehen unt si geschehen, ob ichs tar genenden,
- hat iemen leide mir getan, ich mac in wider leiden.
- So wahsent aber bluomen an der selben stat,
- da man e trat . j,-
- die bluomen in dem meien. '** J»nov/ p
- 10 swä sich liute zweien,
- da muo:j verlust und ouch gewin zwischen in dö heien.
- der hie gewan, der dort verlos: so wirt e| bi'ln beiden.
- Urliuge enwil sin maere lan: ^
- nu min, nu din, nu dar, nu dan.
- 15 gelücke span
- im kleider an. ' *" *^* ^'
- e:j jagt der dort, der hie entran.
- e^ brinnet dort da$ e hie bran:
- daj allei ringe wegeü sol ein menlich muot bescheiden.
- 6. (P. 34, a.) " '
- Wa:j mahtu sin, gelücke, sage an, hastu list?
- ,,ich bin ein vrist ' V '''^•'
- geme:j:jen mit der stunde; "^'*** *"^ ^"^'^^
- swem in minem gründe
- 5 erschinet golt, unt wil er hie suochen nach dem vunde,
- . klagen mit siufjien sere, P. — sufzig, C. — 11. geswinde, P. — 12. sol
- ., P. — 17. des triben, P. — 18. ja unwirdige im selben nicht, P. —
- .als uns da ungeborn leit auch h. a. e. flander, P.
- 1153 4. kan da^, P. -- 5. ist e|, P. — ich es türre gen., P. — 6. im, P.
- 18. 6 trat, II] ie gat, P. — 10. die liute, P. — 11. ouch sswischen, P. — 13.
- ilouge wil, p. — 14. so min, P. — 18. hier oder here, P. — - 1». geringe —
- mschlich, P.
- 116) 4. und wem, P. — 5. suochen alhie, P.
- 90 SPRÜCHE.
- Uli liep nu leit, nu siis nu so; jd swenne ich mit im loufe,
- Dan üf, dan ab, dan ob dan under zilt min rat;
- - , ,< kein staete stat
- n ) ;^ an siner art sich vestet;
- 10 swem min sunne glestet,
- der habe gewis nach siner lust wan unstaete mestet
- nach ir in mir; mit stseter tat den namen ich niht koufe.
- Wan haet ich ziio der staete pfliht,
- so hie;j ich oiich gelücke niht;
- 15 alhie oiich iht
- solch goiigelschiht
- er spürt, swer in min bühsen siht.
- da von der wisen ziinge gibt:
- sich, da| din muot iht trunken ge von des gelückes stoufe.
- 11t. (P. 35, a.)
- Gelücke ist imderscheiden. merke, wiser muot,
- da;j eine ist guot,
- e^ wonet bi den guoten
- unt den guot gemuoten,
- 5 e^ kumt von guotem zirkel dar temperierter ruoteu.
- dem sus, dem so; e| kan der raete und ouch der mäje rämen
- Ouch \vi;j:jet, da:j gelücke ist boese. wie dem si?
- e^ wonet bi
- niiir zweier hande liuten:
- 10 die reht ungern triuten,
- swer ha| gen gotes dienern treit, ich iu wil bediuten,
- swer vrevelliche sünden pfligt: da lit der arge sameu.
- Ist disen zwein gelücke mit,
- da:j ist der helle ein erbesit,
- 15 ir art, gelit,
- ir höchster schrit;
- WC dir, du valscher orden smit,
- dich tregt gelücke und ouch sin trit
- in immer wernde:j jämertal; des sich die guoten schämen.
- 118. (P. 35, b.)
- Gelücke, saelde und ere: seht, der werlde bort
- hänt diu driu wort.
- so hei:jet daj gelücke :
- sines wesens brücke
- 5 ist, swem zer werlde liep geschiht ie mit manger tücke
- da manegem lib niht wol geschiht, als im verjach sin wille.
- 6. wenn, P. — 7. dan] denn, P. — dan ob fehlt P. — so zilt, P. — 10. und
- min, P. — 11. wan er, P. — 19. sich fehlt P.
- 117) 4. und bi, P. — 5. dar mit, P. — 6. rat, P, — 9. zwei, P. — 10.
- rebt] niht, P. — 13. ist] es, P. — zwei, P. — 19. wernder, P. — das, P.
- 118) 4. und sines, P. — 5. Wem lieb geschiht in dirre weit, P. — 6. \
- ganzem »inen wille, P.
- SPRÜCHE. m
- Swem wol geschult gen gote unt gen der werlde wesen,
- diz wol genesen
- da| hei:jet saelde kreftic,
- 10 nuzlich, sigeheftic.
- liep unde wol, der zweier er ist so lueisterscheftic,
- wir sterben hie in disen namen mit schalle und ouch mit
- stille.
- Lieb linde liist gelücke treit, iu. ',.t
- lieb unde wol ist saelikeit. :»< .». mi
- 15 der zweier kleit,
- schoen unde gemeit,
- da;j hei:jet ere sunder leit.
- vil oft si sint an cunterfeit.
- bi liebe mac ein wandel sin; ich wil da;j es niht hille. ISf
- J>. (P. 38, b.)
- Vil manegem wol geschiht, der da:j niht kan gewegen.
- man, wiltu pflegen
- da^ lange si gelücke
- diner helfe brücke,
- 5 so merke, wä dir wol geschehe, ob din heil werd vlücke,
- denk in dich, ob du:j hast verdient mit dienest diner zunge.
- Hast dii| verdient, so volge solhera dienste ba:j;
- si aber, da^
- dir unverdienet worden
- 10 si gelückes orden,
- so danke gote mit sinnen mer: der git alle| horden,
- unt diene im ie mit solher schiht üf rehte hoffenuiige.
- Unt swa:j du guotes hast getan,
- du kom niht von der selben ban;
- 15 gelücke kan
- dir niht engän:
- last du. da von , e$ wil dich lan,
- als e| dich vant , an allen wän :
- e;j widemet sich in keiner stat, im stät der vuoj ze sprungß.
- iO. (P. 38, bO Yt
- Die wile ein man in des gelückes Spiegel sehe,
- ich rate, er spehe,
- M'ie sich dar inne ges teile
- siner schiht gezelle,
- ^Qj, 5 swa$ In dem spiegel übel stuont, be|:jer, ob er welle:
- swa:j vor niht wol gestanden hat, da;j wirt da nacli vil krenker,
- Ob im der spiegel wirt enpfemdet. warte noch :
- nuzlichen, P. — 11. also, P.
- I 119) 3. wa;j, P. — 4. mit diner, P. — 5, und ob, P. — 6. /iingen, P.
- hit des, P. — 11. dirs alles, P. — 1.4. du] und, P.
- 120) 4. in Sinei-, P. 5. he^^jert da? ob, P-
- Ö2 SPRÜCHE.
- man git ein roch
- ze wehsei umb ein venden.
- 10 e| kan schände blenden.
- unt blecket sich
- . . alsam ein gougelblic , unt wart doch niht des lenken
- Swie wilt nu si sin vuoge , e| ranc,
- da$ man im diene mit gesanc
- 15 an argen wanc.
- nu sage im danc
- so vor so nach; swer des wirt kranc,
- e| nimt im sedel unde banc:
- nie bli dem kästen swaere wart, e| waere ie überswenker.
- 121. (P. 41, a.)
- Triuwe ist der wären minne swester, wi|;jet da^.
- ich sage iu, wa^?
- ein muoter des gelouben.
- Avie solt ich den touben,
- 5 des vollen underscheit gegeben? swer mit naj^en schouben
- ein snellei viur enzünden Avil, der darf avoI spaeher hitze.
- ' '«■ Diu triuAve ist zAvischen gote uns uns ein süenerin.
- triuAA^e ist ein schrin
- der grö:jen hoffenunge.
- 10 triuAve ist barmenunge,
- ein werc der kristenlichen e herzen unt der zunge.
- triuAve ist der heilekeit ursprinc und aller guoten Avitze.
- Des kristen AA^alstap triuwe ist :
- triuwe opfert gote vür uns den Krist,
- 15 der alle vrist
- mit siner list
- getirmet hat; du mensche bist
- vor im ein asche und ein mist.
- wilt du ze himelriche sin , da^ dich diu triuAA''e besitze !
- 122. (P. 41, b.)
- TriuAve unde reht ein ieslich mensche solte haben
- genzlich gegraben
- in herze und in sinne.
- triuAve ist ein beginne,
- 5 da kristen, beiden, Juden Avesen ist beslo^^en inne.
- ein ieslich dinc muo$ triuAV^e haben unt reht nach sinen ahten
- , ! huiDi. Reht ist in allen dingen voUekomenheit.
- diu triuwe ist breit
- 8. im, p. _ 13. füge rang, P. — 19. den ie] ir, P.
- 121) 4. denne betouben, P. — 5. und wer, P. — 10. die (r., P. barm-
- iinge, P. — 11. in h. u. in z., P. — 13. kristen fehlt P. — 18. ascben, P.
- 132) 4. anbeginne, P. — 5. da ist, P. — 6. siner, P.
- IK
- SPRÜCHE. fl
- unt reht an allen dingen;
- 10 swer da^ wil volbringen,
- ein ieslich dinc muo| triuwe hän, sol im wol gelingen.
- ich klage, da| hoher muot diu zwei vil kleine wil betrahten.
- Bedaehten si reht, triuwe unt schäm,
- unt haßten liep der zweier stam, i- Gl
- 15 so blibe ir nam v ^j,
- in ssciden zam.
- nu sint si disen beiden gram;
- nu welle et si got alle sam
- da:j abgründ in sich slinden lan: da| hie$ er den geslahten.
- CP. 41, b.) .^f
- Untriuwe veiget. da? erschein, do Julian
- tet valschen wän
- dem rehte und ouch dem eide ;
- da| kam im ze leide,
- 5 swie untriu unde spaech gewalt mit im waren beide.
- dö er die hant stie^ in den munt dem bilde üf argen willen,
- Da^ bilde enlie^ die hant uiht ü| dem munde wider.
- sus Avart melt sider
- an im der valsch, diu schände,
- 10 Wandel maneger hande;
- der apgot räch der triuwe bruch den man swach erkande.
- wä sint si nü, die solhen traz unt solhe| wunder billen,
- Sit da:j so maneger üf si swert?
- da mit sich triuwe unt kraft verschert. ,
- 15 reht da$ volvert,
- untriu si zert;
- wart in dar üf ein meil erwert,
- so spaehiu witze si ernert?
- sus valsch ü| valsche gougelt man: der välant müe| si stillen!
- (P. 42, a.)
- Triuwe ist ein schilt, den ieslich mensche tragen sol a> .<>Si
- eben unde wol
- an sines endes wallen;
- niemen la^e in vallen
- 5 wan er kan leiten in den tron, da die engel schallen;
- swer in verlat, der hat verlan der engel samenunge.
- Die herren solten billich triuwe haben liep,
- ait da| der diep,
- untriuwe, ist so vreislich.
- und über da| wil verbringen, P. — 11. und sol, P. — 18. wie fehlt P. —
- die disen, P. — 19. lan] liie|, P. — und da;j hie| der gesl., P. .'i i
- 183) 8. tot valsche, P. — 4. im do ze, P. — 5. ouch mit, P. — 8. wart
- jnelt, P. — 9. die valsch und seh., P. — 10. den w., P. — 11. rouch, P.
- »80 swach, P. — 12. truz, P. — 17. ein fehlt P. — 19. sus fehlt P.
- 180 1. denj da|, P. — itiich, P. — 5. und da, P. a .«
- i# SPRÜCHE.
- 10 tiuvelhaftec, eislich j
- der helle hamer und ir zang ie sint gar unmeislich)
- als ein gesmlde, da| man sieht unfc wirt so sere betwungen
- IJntriuwe was der erste val,
- von ir komt übermuot an zal;
- 15 si warf ze tal
- der engel schal:
- der was so ringe als ein bal :
- des ist ir noch diu helle ze smal.
- üf erden nie niht veigers vart wan untriuw und ir «unge.
- 125. CA. 339, b. D. 240.)
- Ich gibe iu rat, swer mir Avil volgen, sunder spot,
- der minne got
- unt mide valsche raete;
- e da:j er| verspaete,
- 5 so kleide er sinen jungen lip hie in eren waete.
- man gibt, swa:j werden welle ze hage, daj krümbe sich bi zite
- Ein jungelinc sol in der jugent heben an,
- swa;j guot getan
- si, seht, des sol er remen;
- 10 er sol sich erschcmen,
- swenn er untugentlichen tuot. kan er daj vernßmen,
- nu volge er miner lere, seht, so wirt sin lop vil wite.
- Er sol ouch haben milten muot,
- den gernden teilen hie sin guot.
- 15 ist er behuot
- vor schänden gluot,
- da^ in diu brennen niht entuot,
- so hüet er sich
- 126. (B. 103, a.)
- grimmer hant.
- er was ervorht so sere
- da| im an sin ere
- s6 dicke wart geraten, doch gap im eine lere
- Tarsilla guot,. sin eigenwip: dem rAte er wart erbolgen.
- Si sprach: „diu vorht enwil, si muo|, sol man si haben;
- twanc lät sich graben,
- drö schiehes get ze krei:je.
- 10. und eufel hestig, P. — 11. zunge und die sint, P. — immeischlich, P.
- 125) 1. wer, A. — 11. wenn, A. — 12, nuj vii, D. — so kumt, D.
- 17. niht enbrennen tuot, D. — 18. er fehlt D.
- 126) 2. Das zweite m in grimmer durchstrichen, B. — 5. st} ja, B.
- 9. scheges, B.
- SPRÜCHE. m
- 10 miune in helfe swei^e
- durch lieben vriunt sich vinden lät, hult tuot holt gehei|e."
- er sprach : wie wirde ich minnic den, die mich in nide solgen?
- Si sprach: diu minne ist solher art,
- den ha:^, den nit si machet zart.
- 15 des dienstes vart
- ist immer hart, »jgl
- swie sich da^ twingen gen im schart^ ,v ^,
- wol im , der sich hie vor bewart I
- hüsvär ist grö^ gen vremder nötj die wlsen mir des volgen."
- CO. 4, a.) K '
- 10 * * * ^'.'= * * '^ * "{= -'■- *'.> * -"' ="' * =^
- vindet gar, zwar e| hilft im kleine;
- waer e^ mit stäle wol bedaht, e$ müest doch jungest vallen.
- Swer oben wol gebüwet hat
- und unden üf losem gründe stat,
- 15 unt sinen rät ,,{ ^.>t) u^-v^^^. Ol
- an einen lät, • .- ,,; i av
- der sus mit dürhel ümbe gät,
- da| ist niht wises mannes tat:
- sich, swer da| tuot, der muo| mit mir den schaden euch bekallen.
- • 'die: i.\
- : ^j|k
- m. LOBSPRUCHE.
- 8. (B. 105, bO
- Auf Giselbreht, bischof von Bremen.
- Der pfaflFen prinz unt höher wisheit ein senät,
- diu infel hat
- din houbet wol gezieret,
- loetic unt gevieret
- 5 sint diniu werc, üf heilec leben ist din sin parieret
- in manecvalten tugendenj sich, du bist dem kristentdme
- Ein salbe, diu im sünden wunden heilen kan.
- si bint din ban^
- die 61ich leben krenken. -
- 10 niemen darf des denken,
- da| er mit siner mifte din reht müg überschrenken:
- der habest solt hie bischof sin, du pfarreman ze Röme,
- Da| vrumte aller kristenheit:
- din stap beschirmte rsl vor leit.
- helfes, B. — 11. holt, B.
- 188) 4. lotic, B. — 5. ial fehlt B. — 14. beschirmet, B.
- 96 SPRÜCHE.
- 15 die rebtes kleit
- hant an geleit^
- die sint dins schirmes vil gemeit,
- oiich was din schirm in ie bereit:
- von Bremen viirste Giselbreht, du bist der pfaifen blAme.
- 129. (B. 105, b.)
- Auf Otto, grafen von Ravensberc.
- "" n^ül^" sunnenvarwei lop ein grave ist gekleit,
- den schirm er treit
- des krisemes unt der toufe.
- u^ der schänden troufe
- 5 viel im nie tropfe an sinen lip. swa er:j vint ze koiife,
- da:j im zen eren nuzlich ist, da| niac im niht ze tiure.
- .ii'^Ii. Dill ssslde ir balsam streich an sinen werden lip:
- Unsaelde blip,
- du mäht bi im niht schaffen;
- 10 segen der hohen pfaffen
- von kindes jugent in nie vermeit. Iügeliche;j klaffen
- von disem lohe gesundert ist. diu höhe gotes stiure
- Wibt e;j in miner witze hamen,
- .nf»IlÄ;'f ^a:j ich in nennen muo| bi namen.
- 15 sin eren samen
- die schände lamen
- tuot. künd ich ba:j Herman der Damen
- ein lobes va:j mit sänge amen:
- grav Otte waer sin wirdic wol von Ravensberc der gehiure.
- 130. (B. 105, b.)
- Auf Gerhart von der Hoye.
- Kom, Minnen schüeler, dich wil Ere in ir tanz!
- setz üf den kränz
- der manheit unt der milte;
- vor dem herzen schilte
- 5 mit diner angeborner zuht; schäme ie gerne spilte.
- diu tugent mit ir pinsel hat an dine stirne gemälet:
- Da zeiget sich der triuwe varwe und elich leben.
- Planeten weben
- und ouch ir höhe:j tirmen
- 10 dinen lip beschirmen,
- da:j untät ninder hares breit an dich mac gefirmen.
- mit wisheit diu complexie din ist an dem orte gestälet.
- Üf ritters pris din muot sich schart:
- 129) 5. vindet, B.
- 130) 6. malet, B. — 13. an den ort, B.
- SPRÜCHE. 97
- ' da vor wirt nie din schaz gespart,
- 15 du Itennewart
- in strites vart:
- dich, von der Hoye Jielt Gerhart,
- mein ich; hset ich me kunst gelart,
- da^ vrumte dir ze dime lobe: din verch in tagenden grdlet.
- u!'
- , CB. 106, a.)
- Auf Wizlav, fürsten von Rügen.
- Grif, herze zuo unt hilf den sinnen ein lop smid^'n,
- daj allen liden
- der kiiBst si wol gelenke. «»rf^ow»' t
- dem ich diz lop schenke,
- 5 der nimt e^, des ich waenen wil, vür ein gnot getrenke,
- Sit im ein lüter miol win vür werdej lop niht smecket.
- In verwet schäm so'r unznhl siht vnr trachen bluot.
- Sil." eins engeis muot
- hat er ze giioten werken. - i
- 10 tugent lät er sich sterken 1*^
- so sere, da| kein mensche an im kan untugent merlien;
- des wirt sin lop von gernder diet breit unde lanc gerecket.
- Sin bHiender pris mich des ermant,
- >d}l 1 dä| ich der menge tuo bekant,
- 15 wie er genant
- si, dem gesant ■■"^' ^yx . ;. . ■ ..»
- diz lop ist her in disiu lant: lijtri T»fj/u«« ^ii) l\
- da| ist, des si min triuwe pfant, •
- der junge von Rügen her Wizlävj diz alle| in im stecket.
- 1 (Ö. 106, a.)
- Auf Heinrich, den herzogen von Meklenburg.
- Vier richiu lop diu weint da| vünfte mit in hin.
- setzt nf , her Sin,
- ir sult e| als6 ferinnen,
- da| e| ü:jen, innen
- 5 und allenthalben loetic si. herze ganc zen sinnen,
- unt rät ze disem lobe also, da$ mir der rät gevalle.
- Tuo* ir des niht, da| leidet beiden, mir und inj
- ir sult den spriu
- hie scheiden von dem kerne. —
- 10 „seht da:j tuon wir gerne:
- vor aller missewende ein schür und ein leitesterne
- ..belt von' d«r Hoye, B.
- ' 131> 19. von Riujen, B.
- 132) 5. ginc zuon, B. — 6. zuo, B. — 8. «ria, B-
- Frauenloh.
- m SPRÜCHE.
- der tugent (er leitet manegen sd, da^ er bestdt vor valle);
- Ein kränz, den ere geblüemet hat;
- ein kröne tugentlicher tat,
- 15 und ouch ein wät,
- der ieslich nat
- ze prlsen imt ze loben stat;
- ein herze, da nie valscher rät
- ü| kam : da:j ist von Mekelenburc her Heinrich, dem ich schall»
- 133. (B. 106, a.)
- Auf Otto, grafen Ton Altenburg.
- Ich suoche in sanges krame, vinde ich ein lop vin,
- da vor Wirt min
- tihtes schaz niht gespäret.
- e| ist so gejäret,
- 5 da:j ich die werden loben wil. luterliche e| kidret,
- gist in mins sinnes würze ein lop : da:} wirt in da geschenkeni
- Den ware| lop ie an ir sinnen sanfte tiiot.
- der boiime bluot
- und ouch des meien zierde
- 10 sint in kranker wierde
- bi disem wol gezierten lobe; seht an sin gebierde,
- e| zieret vür der sunnen glast noch ba| swenn ir:j bedenket.
- Ich leite in einer wihteschal
- vil manec lop wol liehtgemäl:
- 15 diz sunder twal
- smouc sich ze tal:
- des half im diner tugende stäl,
- da:} niene wart von roste val.
- von Altenburc gräv Otte sich, diz lop din unheil krenket.
- 134:. CP. 23, b.)
- Auf Waldemar, markgrafen von Brandenburg.
- Ja tuon ich als ein wercman, der sin winkelmä$
- an underla:}
- ze sinen werken rihtet,
- uLj der vuoge tihtet
- 5 die hcehe uut lenge, wit unt breit, sus ist e^ gesohihtet;
- unt swenne er hat den winkel reht nach sluem willen zirket,
- Dar nach er denne wirket, als man wirken kan.
- nu merket an:
- 18. manege, B.
- 133) 6. jeset in, B. — 7. ie fehlt B. — senfte, B. — 10. sin, B.
- 134) 1. wirlman, P. — 4. und uj, P. ::r- 5. sus] also, P. — 6. da| \rjn-j
- kel, P. — willn gezirket?
- SPRÜCHE. 99
- ich forme, ich model, ich mi^^e;
- 10 wie gern ich mich vli^^e
- eins lobes, da$ hat so hoch ein namen, deich sin niht vergl||e;
- ej hoehet, lenget, breitet sich, sin nennen ninder lirket.
- E:j ist gekroenet, giildin, glänz.
- gespiegelt, lüter, sunder schranz,
- 15 materjen ganz,
- milt als ein kränz; f- ••^'' '^
- e:j zcTpfet, zieret sinen swanz: •^- '^^^
- vroun Eren diener Vivianz
- ist Waidemär, der vürste stolz; sin lop noch wunder wirket.
- (P. 23, b.)
- Der sehste künic in Beheim ritter wart; da bi XSl'
- von schänden vri ''^hlu'N
- was ie sin swert-umb-vähen. j^ •- - "»
- ich was ouch vil nähen ?.t**lo«i^ll4i Äi giiq ifoiuh
- 5 ze Beheim, dö künc Ruodolf hie:j gen den vinden jähen
- da| er mit siner ritterschaft si gunde sere krenken.
- Sin hohe ordenunge er zierlich het volbräht
- unt da$ bedäht. —
- in ritterschaft ze prise -
- 10 het der vürste wise
- von Preslä wol den vollen rät maneger dren spise:
- sin lop, sin nennen iemer mer wol tuot mir, sin gedenken.
- In Kärnten ritterschaft ich sach,
- in Beiern Otten's nie gebrach;
- 15 swes man ie jach,
- ich spriche unt sprach:
- vor Rostoc ritterschaft geschach:
- diu tregt noch werdes prises dach
- ob allem dem, da$ mir ist kunt; sol niht von wärheit wenken.
- (P. 24, a.)
- Swa| ritterschaft in al der werlde si geschehen,
- der sol man jehen
- ie lobes hoher eren;
- niemen sol| verkeren: io^rT•~-lo7 '■'
- 5 da nach ein ie der wiser sol guot bi guote leren.
- ein lop eim biderben manne tuot dem andern wol ze prisen.
- Nu wi|;jet da|: e^ wart bi unsern ziten nie
- ft. ein lob, P. — nam, P. — deich] da:{ ich, P. — 18. frou ere dinen flflanz, P.
- 135") 1. ein Beheim, P. — 4. vil ze nahen, P. — 5. Beheim, P. — da der
- Innig, P. — 6. si da nach gunde, P. — 7. so hoher, P. — 8. belraht, P. — 10.
- M het, P. — 11. den] der, P. — sat mit maneger, P. — 13. Kanten, P. —
- .1». Ott des nie, P. — 15. ie man, P. — 16. spriche] sprach, P. — 18. nach
- Werdes prise, P. ,'"
- 13«) 1. al der] aller, P. — 3. ie fehlt P. — lobes und lioher, P. — «
- ;fel|] da| sol, P. — 5. ouch guot, P.
- 100 SPRÜCHE.
- noch dort noch hie
- in ritterlicher trühte
- .,,,.. 10 und in sigenühte
- ^ an swert bejagt so maiiec degen. manheit, diner zühte
- vrou Ritterschaft da wol genot: des muoste S»lde spisen.
- Da wurden wol aht hundert degen
- unt niun unt vünfzic; vol der segen
- 15 ouch wart gewegen
- der Saelden pflegen
- den strafen, brücken und« stegenj
- mit vreude ej also ist gelegen:
- des muo:j ir ere, ir saelde, ir heil mit lobe in wirde griseH.
- 137. CP. 84, bO
- Gegrüe;jet si der höchgeherte Waldemar,
- der also gar
- durch pris in ritterschefte
- zeigen kund sin krefte;
- 5 sin wirde und ouch sin hoher name der wart sigehefte
- unt muost ouch ieiner sin die wil und er was bi den Hüten.
- Als man dö zalte eilf jär, unt driuzehen hundert jär
- gar offenbar
- nach Kristes burt man zalte,
- 10 dö sach n^an in walten
- MOÄa vor Rostoc in so hoher mäht, rilich, ungespalten.
- der marcgräf da von Brandenburc U€$ wol sin hom ertiuten
- Er lie| da niht vor ören sparn,
- reht alse er morgen solde varn
- 15 in gotes scharn
- den geist bewam.
- er billich vüert den adelarn
- .m/fff'^ ' öf erden hie mit sinem barn
- in ritterschefte herlich rieh, als ich iu wil bediuten. '^
- 1S8. (P. 24, b.)
- Wis willekomen in ritterlicher werdekeit,
- der nie vermeit ,
- swa;j tugent kan volenden.
- seht an den behenden,
- : .:;5 der triuwe ein gruntveste ellenthaft. ob ichs tar genenden
- 8. noch] ouch, P. — 9. ritterlichen drohten, P. — 10. und ouch in sigenühten,
- P. — 11. soj vil, P. — in manheit siner, P. — 12. SseWe] Isalde, P. — 1*4
- wol der, P. — 18. mit vreide also, P. — 19. rauo^l, P. — wirden, P.
- ),5 1373 3. und ritterschefien, P. — 4. und zeigen sinen kreften, P. — 5. na- I
- ffie fehlt P. — . ouch slghefien, P. — 6. uni fehlt P. — wil und zit und er, P. i
- — 7. zeit, P. — 9. Krist man zalten, P. — 11. rilich und ung., P. — 12. I
- hören bluten , P. — 13. lie;j] lest , P. — 17. vüertj vür , P. — 18. seinem i
- g€barn, P. — 19. euch, P.
- 138) 1. Bis, P. — 4. und seht, F.
- SPRÜCHE. 101
- er ist der sibende wikelstein, da sich da| rloh A£ setzet,
- Swenn e| in sinen höhsten eren risen mac^-i i^'f^ ^f"J
- der tilgende hac « ^ ' ' ' »i; J'-i" i ■ >h t
- des Sueben werden meien^ "i i^i ii3anjfvf /' b
- 10 dem lop sich mac zweien; :ff
- vrid unt gedult in eren viiir, diu sihi man da heiell '•'
- er und eins reinen vürsten namen: des äln wll* Wol ergetaet.
- Ein rubin edeles mannes sit, ' '' <- •■ ^. ' '
- der ganzen triuwe ein urteilsmit, > ^*> '07/ igarasöld üb
- 15 (kein aftersnit -^ -,../ oia qol hb ^aiiq hb
- da volget mit), aothii% Aoüqell ni'^ fouoi Aol
- der strä:jen mute ein gan« gelit. ~ "
- vil stolzer Waidemär, voltrit
- viervaltec vurt in Brandenburc , der allen Wandel letket.
- : ü'i'jy*^ r;3a;iii i^iün riaob tish
- IV. FRAUEN. MINNE.
- .ii-r
- (B. 103, a. randj - s
- Ir höhen vrouwen, reine wip, iu si gesagt, t|ii HBao?.mB'^
- vroii Minne klagt • ' ^ v
- über iuch mit holdem muote,
- in der vreuden huote , l *
- d Sit ir vil ofte al unbewart: guot stdt wol bi guote. >>
- si klagt ouch, da$ ir niht erkennet wenne unt wä der wünne.
- Si klagt an in versümen unt vergäben ouch :
- der saelden rouch , >i^i 't,; i- . ;
- sich von der lere erquicket. ..^ ,, .,,,..> Ot
- 10 mir hat Minne entstricket, aouü rinH iib
- da| vrouwen zuht ir erbe si, schäm ir lieplich blicket;
- trost, heil, bort, aller tugende ursprinc lit bi dir, wibes künne.
- Sus Minne ir vriunde malet ja
- durch roten gruo| unmehtic blä,
- 15 üf blinder sla
- ein sende;j gr^M ,...;„ ^ ,.„, I
- wät gibt si dem dort, hie unt da; .^t, ^^oiiv ai fflb iic
- zwei liep den tusent volgent na: ^ ■ ' .^r.fir? •^" •
- kür Minne an sich manlichen muot, ich weene ir iht entrünne.
- (B. 103, a. rand.)
- Zwar wip, Sit du der hohsten wünne ein garte bist,
- dar in mit list
- reisen, P. — 10. den lob sich nicht, P. — 11. Äe zwei sihf, iv 18. sey
- ir, P. — 19. vürt, P. — alle, P. >
- 139J 3. holten, B. — 5. umbewart, B. — 6. wÄ] wo, B. — 7. »^ 1>»«7
- '.JT- 11. Üblich, B. — 18. volgen, B.
- 102 SPRÜCHE.
- diu Minne u$ blicken touwet,
- unt dar in man schouwet
- 5 der bluomen liist (ich lioer si sin maged unt doch gevtouweti
- durch vollen wünsch ist iu geworht ein kränz in wibes gfiet<
- Da der gedanke snelle wirt gevangen mit.
- wer kan den schrit
- ■ ,v? ü| herze in herzen arke?
- 10 ja du, Minne starke,
- du blüemest wol der vrouwen sit n^ dem riehen sarke,
- da pris, da lop nie wart voLaalt in wernder dren vlüete.
- Ich muo;j ein lieplich strafen zern
- dir, Minne, unt doch kein wandel nern:
- 15 du soldest wern,
- da wlp verhern
- ir vriunde unt leit durch liep beschern,
- ir vinden doch niht arges swern:
- ja Minne, sprich: da lit ein we, da| git ein rieh gemüete.
- 141. (F. 810. L. 63.)
- Adam den ersten menschen den betrouc ein wlp,
- Samsones lip
- wart durch ein wip geblendet,
- Davit wart geschendet,
- 5 her Salomön ouch gotes rlchs durch ein wip gepfendet^
- Absälöns schoene in niht vervienc, in het ein wip betoeret.
- Swie gwaltec Alexander was, dem geschach alsus,
- Virgilius
- wart betrogen mit valschen sitten,
- 10 Ölofern versnittenj
- da wart ouch Aristoteles von eim wibe geritten^
- Troyä diu stat und al ir lant wart durch ein wip asestoeret.
- Achim dem geschach alsam;
- der wilde Asahel wart zam;
- 15 Artüses schäm
- von wibe kam 5
- Parciväl grö:je sorge nam:
- Sit da:j ie vuogt der minnen stam,
- wä| schadet, ob ein reine| wip mich brennet unde vroeret?
- 1403 4. unt dar in man schouwet, H.] fehlt B. — 5. maget, B. — 7. ge-
- denken, B. — 11. bluomes, B.
- 1413 1. den fehlt PL. — 2. Sampsons, L. Sampsonis, F. — 5. Salomoi
- (mit punktirtem n), L. — 6. vergieng, L. — 10, 11, Vi. shen, sniten, riten, F
- — 10. Oloferus, L. — 18. alle^ ir, F. — zerstceret, L. — 15. Arthus, L. —
- 19. Schaft min dan, ob, L. ab, F.
- SPRÜCHE. 103
- 42. (D. 851.) :.;^ ,^ I :irr:
- Ir reinen vrouwen , rouchet löser vrlunde niht, *1^" '^^^-
- haltet in pfliht
- den, der iu wiplich bilde '•*>^^» *^'
- hat gegeben j wilde
- 5 so lät die argen loiifen hin, die zuht ie bevilde.
- dem dienet, der durch iuch sin leben gap in tödes neige.
- Swelch Trouwe in minnet, diu wirt höher minne gwert.
- sin lip niht gert
- untriuwe noch unere;
- 10 da$ er iemen sere, '" ^«'^^ ^^'^^^ «^
- da| mac niht sin, sin reinekeit diu gerrvuöge'ünct ere;
- sin angesiht, sin zarter lip git wunnecliche zeige.
- Welt ir in minnen, raegede, wip,
- so lät ii:j herzen allen ktp.
- 15 er leitvertrip!
- nein, schriber, schrip
- sin tugent; in ziihten vrö belip:
- wol ir , diu sin ze trüte gert , milb ist er unt niht veige.
- 143. CM. 27, b.) ,,
- Gesegen mich hiute ein wibes güet vor allem leit,
- diu si min kleit; i
- »dar zuo ir zärtlich bilde f. <
- vor unmuot mir scliilde^
- 5 ir lieplich lachen zaller zit mäht mir truren wilde.
- wip süe$, min zart, schiu| her din blic mir hiut vor ungemüete.
- Gesegen mich hiute ir spiegelliehten ougen klär,
- goltvar ir här, ,,
- gewunden als die siden. t
- 10 ich trouw wol e^ liden,
- ob mir ein guot von ir geschah, unmuot müest ich midenj
- vor allem da| mir schedelich si behüet mich, vrou, din güetel
- Sit da^ mich hiut beschirmen müe|
- ir mündlln, da| ist zuckersüe^, ? 5r,j odoidfr ilm
- 15 brüst hende unt vüei^ > - .
- ich al:j begrüe$,
- wan da;| mir des ir mündlin büe;}.
- si ist noch süe:jer wan ein rös diu stat in voller blüete.
- 142) 1. ruochent, D. — 2. haltent, D. Frauenlob hat diese formen nicht
- im beweisenden reime, noch haben sie alle älteren handschriften. — 14.
- lant, D. — 18. unt niht veige] nit unuaige , D.
- 143) 1. Geseg, M. — 4. ungemuet ir, M. — 5. in 1. lache da$ macht
- — traure milde, M. — 7. liecble äuge, M. — 10. e| wol, M. — 11. vermiden,
- M. — 16. als, M. — 18. foUe, M.
- 104 SPRÜCHE.
- * 144. (M. 27, b.)
- Ach wip , din ßüe| mir al süe;j übersüe:jet hat,
- wip, din lip gat
- hoch in dem himel schöne;
- ein kostbarliche kröne
- 5 ist dir bereit vor maneger zit im oberösten tröne,
- Sit du diu ere behalten hast in zuhteclichem leben.
- Ach wip, din süe$ hat iemer endelosen vuut;
- wol kan din miint
- gar zühtecliche erlachen
- 10 trurec Iierze machen . .,
- gen einem vrüuden riehen wän nach hoflichen Sachen:
- nu wol dir man, da:^ dir got wip ze saelden bat gegeben.
- Ach wip , du mannes paradis,
- du bist ein iemer süe;je spis;
- 15 wip, eren ris,
- lege dinen vli:j,
- wie du behaltent bist den pris,
- unt lä din herze tac unt naht nach wiplich ere streben.
- . (M. 27, b.)
- Ach wip, ich lob dich vür der liebten bluomen schin,
- Avip , eren schrin,
- du zuhteclicher zunder,
- lieht vür alliu wunder
- 5 diu got beschuof üf erden hie; ja mein ich besunder
- die, diu ir ere behalten hat in zühten also schöne.
- Ach wip, ich lob dich vür die sunne unt vür den man.
- wip, din lop kan
- halt niemen niht volbringen
- 10 mit sprechen noch mit singen,
- ich lob dich vür den morgenstern, der gen tage üf dringen
- mac; wip, din lop ob allem lobe ein übergulte kröne.
- Ach wip, du hoch getiurtef golt,
- ich bin dir In dem herzen holt;
- 15 din schoene ich wolt
- mir nemen ze solt;
- wie rieh sin doch min herze solt:
- ö ü:j erweite vrouwe zart, din güet mir da| belöne!
- *145
- 1443 3. in des liimel trone, M. — 4. kosperliche, M. — 5. obergosfen, M.
- — 7. iemer H.] niendert, M. — lose, M. — 10. Kein truric herz nit, M. — 11.
- man n. hoffelichen , M. — 12. begeben^ M.
- 1453 4. du lieht, M. — 5. erden hie] diser erd, M. — ich die bes., M. —
- 6. und die ir, M. — ziehte, M. — 11. dich, H.J sy, M. — dem tage uf dringe,
- M. — 12. ach wip, M. — 13. geleirtes , M. — 14. dem] dei, M. — 16. mir
- fehlt M. — meme zel solt, M. — 17. wie dich si, M.
- SPRÜCHE. 10»
- (A. 339, b. D. 248. G. str. 5.)
- Swä wiplich wip lieplichen tougen lieben mau
- geblicket an,
- und er si wider blicket,
- liebe si verstricket,
- 5 in minnen stric al siinder wanc werdent si verzwicket,
- so da:j ir sin, ir lip , ir muot stilt niinn, sam minne diebe.
- Swa solhiu liebe wirt, da wirt ein umbevanc
- mit armen blanc,
- da^ liep bi liebe entnücket, -> ■
- 10 munt an mimt gedrücket j '"*^'» "^'
- also diu minne mit gewalt zwei ze samene smücket.
- ich waen, da$ iemen lebe so kluoc, der die vriuntschaft zer-
- kliebe.
- Pirämus leit durch Tisben not,
- ein swert er gen dem herzen bot;
- 15 von bluote rot *
- vart er sich töt: ^ *i^« a'» ^««»^«A ^^
- da| wac durch minne im niht ein Idt}' " ^ '"'' '"^' ' '
- sam tet vrou Tisbd ouch nach im: da| beschach durch minne
- liebe. "•'- ^'' ^"^
- CD. 242.) <* ^'^'^'^ *^* ^^
- Diu minne ist aller tugenden gar ein voller horti ***^* ^'^^'
- du wäre:j worti . v)b li iow
- geblüemet bistu, minne. ^labliib Bhaani iiotub &m »ib
- swer gar sine sinne
- 5 gerihten kan üf den bejac, wie'r diu ris gewinne
- al üf sin houbet zeinem kränze, heil er haben müe^e.
- Daj selbe schapel mac er willecliche tragen,
- da^ er behagen
- wol müge reinen vrouwen,
- 10 bi den man in schouwen
- sol schöne, ganz. An allen mefi,' i^fete iittd unverhouwen.
- swelch minner alsus werben kan, des minnen da| ist süe|e.
- Er sol mit minne werben eben;
- durch minne niemen sol sin leben
- 146) 1 Wa liepUch, D. — lieblich taugen, G. — 4. liebi wirt verst., D. die
- nne sich verst., G. — 5. al] gar, AD. — wän, A. war, D. — 6. s. d. i.
- » l. m. i. leben hllt, D. — Ir sin ir lip ir beider moyt st., G. — minnen diep,
- — 7. is dar, G. — wa diu vrünlschaft geschiht da, D. — 9. lib bi Übe, A.
- wa liep an liebe, G. — so werden! si enln. , U. — 11. /ehlt A. — Sus
- it d. m. m. g. zesamene sich gesmücket, D. — 12. niemen, A. — sulge minne,
- — 13. Byramus, A. — Tisbe, G. — Thisbe, D. — 14. ken deme, G. zuo
- m , D. ^ — 16. varl] verwet , A. verwt , D. verwerde , G. — 17. gen liebin
- W, G. dis wag unnünne (d. i. umb minne) nit, D. — 18. als dede vrawe
- «be uch na yme da:j gesch., G. — ouch das geschach von rechter minne 1., D.
- 147) 3. gebluemmet, D. — 5. wie er, D. — ns fehlt D. — 6. ze ainie,
- . — ^ 13. minnen, D.
- 106 SPRÜCHE.
- 15 dem tode geben,
- ein widerstreben
- daj sol er halten imverweben,
- »am Piramus unt Tisbe, da| in kumber iht begrüe^e.
- 148. (D. 843.)
- Swer minnen wil, der sol ouch da bi mä^e gern;
- er sol enbern
- unzuht, da| hei^e ich sinne,
- wil er üeben minne,
- 5 also , da| im mit eren wol nige ein keiserinne ;
- mit staete gar an allen wanc sol er sich la^en schouwen.
- Sam sol ouch Averdem manne tuen ein reine wip;
- gar leitvertrip
- sol si sin mannes sorgen
- 10 äbent unde morgen,
- so ligent sl mit wirde wol sseleclich verborgen.
- so wol der saelden riehen vruht, si rose in süe^em touwe.
- Ist da:j si mannes herze treit
- gar in ir herzen underscheit,
- 15 ir Wirt bereit
- der eren kleit.
- wol ir der süe|en arebeit,
- die sus durch vriunde dulden kan, der reinekeit ein vrouwe.
- 149. (D. 250.)
- Den herren, die da minner sint mit zuht genant,
- den Wirt erkant
- gemeinschaft, triuwe und ere.
- got, wa$ sol in mere
- 5 wan da| si valscher minne lust niemer stunt versere?
- du minne in wider, lieber lip, der dich mit triuwen meine.
- Gip urloup, vrouwe, waukeln herzen, swä diu sint;
- erwelte^ kint,
- du triute in, swer dich minne;
- 10 mit verdahtem sinne
- solt du in tougen blicken an: e dir lobes zerinne,
- lä valken ougen umbe gän gar lüter unde reine.
- Erkius ze trüte dir den helt,
- den got ze wünsche hat gezelt
- 15 gar unverselt
- und ü$ gescheit
- 148) 11. so lechlich, D. — 12. touwen, D. — 15. ir wir, D.
- 149) 1. Ir herren , D. — sit mit , D. — 13. erkus , D.
- SPRÜCHE. im
- mit rehten triuwen lij erweit:
- Wirt dir ze ruome ein solich degen, s6 bistu wandeis eine.
- V. WIP ÜNDE VROÜWE.
- l). Heinrich. (B. 103, a. rando
- Magt, wip unt vrouve, da lit aller saelden gom. r ,,^*, ^
- magt ist ein böm
- der ersten kiusche blömen.
- von einer maget körnen
- 5 heilricli ursprinc , des Wunsches w esen. aller sinne gomen
- die künden niht die süe^en art volloben der kiuschen megede.
- Swenn aber der süe:jen blumen lust durch menlich list
- gevallen ist,
- wip nennet man si denne^
- 10 ob ich rehte erkenne,
- den namen Wunn Ird'sch Paradis ich von schulden nenne ;
- lop si dir, wip, durch vrouden namen, unt, durch din bilde,
- behegede.
- ^ Och ob si menlich reht begät
- unt vruht gebirt — alrerst din rat , / r. •
- 15 daj höhest pfat ...
- errungen hat:
- vrowe ist ein name — ir billich lat —
- der ie nütz üf ir wirde stätj
- vrowe ist ein name, der menschen sin treit zuo der lust be-
- jegede. -,r^i
- >1. CA. 402, b. B. 104, a.) ^" ^^ ^^^
- Lob ich diu wip, dannoch sint vrouwen ungelobt,
- sus üb er ob t
- der vrouwen pris die beide
- mit des lobes kleide.
- 5 sint vrouwen wip, wip vrouwen niht? ja durch lieb durch
- leide I
- wip ist ein name, der al ir art mit einem nennen decket.
- Seht unwip under wiben ouchl da:j prüeve ein manj
- swer merken kan,
- der volge miner witze.
- 10 nach des rehtes spitze,
- 6 da| ein wip mit bernder we vrouwen stuol besitze,
- X ■)f;!i' "
- 150) 7. mlicü, B. — 9. si fehlt B. — 11. erdiscli, B. — 18. bUd, B. —
- l. din] den, B.
- 151) 1. dennoch, A. — da bi verobt, P. — 4. nach des rechten kl., A. —
- vrowe ist, A. — 7. sint unwip, B. — 8. dichten, A. — 10. rechten, A. —
- l. ein vrowe, A.
- i
- 108 SPRÜCHE.
- wie sol ir uame gehei|en sin, ob sich Ir waudel wecket?
- Man sinne e^ ü:j , man jsinne e| in,
- kein vrouwe enmac si niht gesin;
- 15 ir nemelich pin
- muo$ in den schrin
- da sich der vrouwen wanc imvin
- ouch birget nach dem künden min :
- in beiden wirt ein wandelname „tinwip" dar üf g^kiecket.
- 152. Regenboge. (A. 402, b.)
- Gesanges friunt, war iimbe strafest du diu wip?
- din selbes lip
- der kam von wibes llbe.
- du bist von eim wibe
- 5 gebornj als ich nu wider spriche, lA sehn, wer mich tribe
- von dem gelouben, den ich wei^, da| dich ein wip gebaere?
- Ob ich si nante vrouwe unt wip, diu dich gebar,
- seit ich unwär
- ald het ich war gesprochen?
- 10 ist dir iht gebrochen
- an vrouwen art, diu schulde ist din. aÜe diso wöchen
- ob ich ir sprseche vrouwe unt wip diu kindes muoter weere,
- Ich het an beiden war gesaget.
- swie wilent hiej ein wip ein maget,
- 15 e:j ist verklaget
- unt wirt verdaget:
- des krieges bin ich unverzaget^
- ich viht, da| mir min gugele waget,
- schimpf unde spot, schilt unde sper hän ich ze kampfes geere
- 153. CB. 104, b.)
- Ich spriche wip ; der name ist ob den vrouwen ho.
- nu merket, dö
- diu hoclizit was üf erden,
- da got lie$ geAverden
- 5 von wa^:jer win, diu muoter sin giietlich mit geberden
- sprach „sun, We enist kein win niht me^*^ sin rette niht uml
- . ■ ' vuoter.
- In schenkevaij^en wa:f:jer sän ze wine wart,
- sin gotlich art
- erscheinte sich da schone.
- 10 lop wart im ze lone :
- 18. solde, B. — der al ir wandel, A. — 14. vrouwen niac, A. vrowe mac
- B. — 16. muos .e. in sehr., A. — 17. sich vrouwen unwanchaft hm, A. — 18
- sich setzent zuo den künnen sin, A. — 19. uf nnwip gestecfcet, A.
- 152) 1. straffest, A. — 3. kan, A. — 4. einem, A. — 7. nandi vrowe ein
- wip, A. — 13. helli, A. — 18. vecht, A. — 19. gere, A.
- 153) 1. spreche, B. — 6. redete niht umme, B. — 9. die erscheinte, B.
- SPRÜCHE.
- dd vröute sich der zeichen kraft al der megede krdne.
- „wip, des enhäii ich niht von dir!" sus sprach er, got vil
- guoter.
- Es h^t ir wibes namen gegeben,
- / d6 er niht langer solde leben j
- 15 in tödes streben
- er siinder reben
- gap sine muoter sime neben,
- sin herze miioste in milde s weben,
- dö er sprach: ,)Wip, diz ist din sun; jünger, diz ist din
- muoter."
- I;i Heinrich. (B. 103, h. P. 29, b.) ,mi nu öb^tt^ oirt
- Die tumben jehnt, got sprseche siner mlfctotö1f^'J,#ti^**, ""
- valsch ist ir trip,
- er sprach „du vröulich künne". ^'^ ''»^''
- swie gar menschen wünne ^ ^*>^ '*'^
- 3 von wiben kom, doch waere e| valsch der e:| dort bin spünne,
- da *j engeis kunst noch menschen sin niht künne wol be-
- •)& lainoil jirtiif iO» , ,; scheinen. "J
- Da;^ wort mac wei| got „vrow^^^ spreciHSQ JDi€ih^]i!|i9f«H .0^1
- nu merket da:j: 'inb -nui Jinv/ nfüioiiwÄ nia
- vr6 wie der engel horden,
- 10 vrö nimt ba| ir orden,
- wie wir zitec natüren we : ir gelt we was worden ;
- doch mac da^ wort wol sprechen „meit", sit got wolt e| da
- leinen. — ur/r
- jÄegenboge. si jehnt, got spraeche „muliejj^*; „< ^..,„ ,>w
- da| ist ouch mins gelouben ger. , ^^h ..irfojiqa ama
- 15 nu merket, wer
- IdLz drivach sper
- nach weihet; wiltu leinen her?
- i» : uf aller himele wernder wer,
- er sprach da niht von „vrouwen slaht", »wa| anders swa| si
- meinen. . ;; : .i . ; ;
- k Heinrich. (B. 105, a.) ^^^i tim. ixoi i9b .
- Sich blühst in einer vremder rede ein tätbsin }cÖTtL -
- tzeichene, B.
- Ii54i) 1. j«nt, B. jehen» P. spreeh ze siner, P. — 4. wie gar nach men-
- en, P. — 5. e:j] in, B. — Von wiben alles kunien ist von irem vin ge-
- nne, P. — 6. da ';jj daz, B. Des Cd. i. dei:j) geisies kunst noch engeis
- n. künnen, P. — 7. vrowe wei^got, P — 8. ir merk., P. — 9. vrou aller
- el, P. — 10. vernemt ouch Iren, P. — 11. Izilet — kelt., B. Wie we sie
- naturen we, ir keinLeJ we was worden, P. — 18. doch muo|, P. weit, B.
- got da^ an wolt lein., P. — 13. Sprech nimniermer, P. — 15. merkent, B.
- ,nü sprejizeler, P. — 16. da| drivall, P. — 17. nach welher, B. — wolt ii
- 31», P. — 18. ob, B. uf aller himel vreuden per, P. — 19. e| sprach, B.
- l wan, B. vrowenschaft, P. — waj — waf, Bt wa| — wo, P.
- 155) 1. biuxt, B. ;t;.
- ift SPRÜCHE.
- boc äne hörn irfTn/ «h
- unt rint mit es eis vüe;jen,
- lere mich so grüeijen
- 5 den stummen, daj ers sage danc, unt mit gallen 8Üe;|en
- ein honec, da^ du bitter weist, daj triuwe ich wol v
- schulden.
- Du wetterletzest, da| der dunre muo| verzagen;
- er Wirt erslagen
- kumt er dir s6 nähen,
- 10 da| du in ergahen
- mit ihte mäht : so mac er sich helle niht vervähen.
- tiio gnade an im , sit da| er muo^ din swaerei twingen duld(
- Du gihst geperlt in spiegelsprie^
- viur, wa^^er, luffc und erden grie:j.
- 15 hän sis genie|,
- die got verstieg,
- ,'*fliii'u».: :4a:j er dich mensche werden liej,
- -'ui da| Wirt dir leit: der hellespie:j
- rieht e;j dort an der sele din, ob du niht komst ze hulden.
- 156. Regenboge. cb. 105, a.)
- Ein kunterfeit wart mir durch schouwen vür getragen,
- törst ich e^ klagen,
- mich trouc sin Überguide,
- unverdienter schulde
- ^^ ^'' 5 bare sich in vriundes bilde ha$. e| sol der von Vulde
- wol rechen , slt ich niht entar vor vorhten sin geanden.
- Wer weil des gougelseres Ion e dan erj siht? *>'in»S3l
- man spricht, da| niht
- äbnt aller tage unt stunde.
- 10 swer der rede künde
- gewänne , seht , die glöse er wol äne vrage viinde.
- die merker jehnt, man müge se wol begrlfen mit den handei
- Sit da| si unvermüret stet
- und ieslich sin si wol verstet.
- 15 der text mir jet,
- swer ir list spet,
- da| er den sin niht überget.
- hie drische ich da| du hast gemet:
- "*' sus Wirt vergolten dir der zins, den ich dir sol, mit schandeij
- 1&7. Heinrich, cb. 103, b. rand. P. 29, b.)
- Got der hat niht gesprochen , e|n si alle| war.
- diu rede ist klär,
- min witze müeste ich rouben,
- 13. geperlet, B. — 15. sie es, B.
- 156) 2. torst, B. — 9. abent, B. — 12. sie wol, B.
- 1573 1. Got hat nie niht — ej si, P. — 3. muofz ich, P.
- SPRÜCHE. 111
- j^he ich nach den touben,
- 3 got sprseche siner muoter „wip". vrumt da| dem gelouben?
- da| weil ich niht: wip muo| den val der blömen haben ge-
- neiget.
- Got sprach ze siner muoter jüdisch, latin niht;
- diu Schrift des gibt.
- nant er si nach der vrühte
- 10 Cda| zam wol der zühte !),
- so sprach er „vrowe" unt niht „wip"; vrö, we bemder sühte;
- vro von der lust, we durch die burt: da^ we natüren sweiget.
- Er hat sich selbe tot geslagen,
- swer sinen vint sich hilfet jagen.
- 15 diz lute sagen
- mac wol behagen ; ^a dajiiqj.. i^ &t
- den Juden, wein wir in so tagen, ...f, ., ....
- und uns die naht ze hüse tragen?
- diu glöse ist valsch, got sprach niht „wip"j sin wort sich
- „vrowe" erzeiget.
- j8. Rüme^lant. (B. 104, b.)
- Der wibe name groe^er ist dan vrouwen lop, tOt .8} .OÖf
- klein oder grop, ui'*!
- kurz oder lanc genennet;
- swie man| joch bespennet,
- 5 sint vrouwen wip , wip vrouwen lip. kieset und erkennet,
- wie möhten vrouwen wip gesin, diu wip enwseren vrouwen?
- ünvrouwen und unwibe ist vil; wa| wil ich des
- gemeldet, wes?
- möht ich diu ba| der Sprüche, » ■>
- 10 da| ich rüege ir brüche? A'.un/
- ir wandelname, ir wanc, ir we, ob da| vor mir krüche,
- doch sünge ich guoter wlbe lop: der pris nie wart verhouwen.
- n Man glöse ej hin , man glöse e^ her,
- mit reinen wiben ich gewer
- 15 wol vrouwen, der
- muot hat die ger, ; ci
- da$ Are in ir becher mer:
- ungern ich solher hulde enper,
- wip ist ir erste name, da von sint vrouwen üf gedrouwen.
- 10. Heinrich, (b. io3, b. rando
- Adam , e| wart von gote ein ebenbilde vin
- und .e. da| ich den, P. — 5. ze siner, P. — wip, und des wU ich gloub.,
- — 6. des weil, P. — 7. muoter doch in latin, P. — 9. er nant, P. —
- jirhfe, B. — 10. wol ir z., P. — 11. niht ein wip, vrou berent reiner trübte,
- bernde, B. — 12. durch ir b. , P. — 13. erslagen, P. — 14. sieht helfen,
- — 15. die liute sagen, P. — 17. wel wir in den t., P.
- 158} 1. den, B. — 9. die ba|, B. — 17. da| er in, B. — 18. umper, B.
- 1593 1. fin oder fin, nicht recht deutlich^ B.
- 112 SPRÜCHE.
- der forme din;
- dir was niht wol aleine.
- ü| dins rippes beine
- 5 zilt er ein Si, nach dir gestalt: diz gap dir die reine;
- du, man, mennin e| nach dir hie|, niht anders ich e| nennt
- Adam, sit gsebe du allen dingen sunder namen,
- wilt unde zamen :
- wie nantest du din rippe?
- 10 sagt mir da^ din lippe?
- sprich: ja, ich nante se Weichelmuot; der was dd din sipp
- Sit nante ich sl geberaerin: der man sin schate erkenne.
- Mennor der erste was genant,
- dem tiutisch rede got tet bekant,
- 15 er sprach ze haut:
- vro, WC, din baut
- manlicher wirde ein volle| lant,
- din we uns hie heil, sselde vant.
- wä durch , van wem wip Avart genant , da| wei| ich wol , w
- wenae. *
- 160. CB. 103, b. rand.:)
- Francrich, ich nenne dich durch Wippeon den künec,
- des muot was rünec :
- er hie| der kindel vären,
- diu da meidel wären,
- 5 iinz si verlurn der blomen lusfc mit der meide jären;
- so was im liep ir stolzer lip, unz da| si wurden swanger.
- San muosten si da| lant im rümen immer me.
- diu sunder e
- tet manege vröuden dünne.
- 10 merket, weihe ein wünnel
- der blomen lust, der vrühte bar, seht, da| mittenkfinne,
- da:j was sin tröst, sin heil, sin kort, al siner vröuden ange
- Da:j mittel -si dem künige zam.
- sus wip von Wippeöne kam,
- 15 kurteis der nam
- bar bilcher schäm I
- i
- 6 vrowe sich, ist di^ wort dim stam
- n euch nütze? üf saelden wäge swam
- din pris, din lop, din bernder grünt, gen allem wände! Z&n
- 161. CB. 104, a. rand. P. 29, b.)
- Ein maget heilet wol ein vrouwe rehter schult,
- 5. einl en, B. — gab er dir, B. — 14. diutisch, B. — 19. wäj wo, B.
- 160) 2. ronic Crvnic) , B. — 3. hei:j die, B. — 5. verloren, B. — 9. ma-
- negen, B. — 12. anger fehlt B. — 15. kurtoys, B. — 17. sich] seht, B. —
- din, B. — 18. durch nuz u. s. wage ein sw. , B. — 19. bernde alle, B.
- 161) 1. mait die, P. — 2. Keusch gedult, P.
- SPRÜCHE. 113
- «wenn st da| art verdempfet,
- da| ir klome ankempfet:
- 5 der strit ir zilt so süe;je ein we üf ein vrö gestempfet,
- wan si uns tragent ein lebende:j vrö in spilnder ougenweide.
- oe^ Ein vrowe diu mac sich vröuwen wol an lebender vruht
- mit voller jzuht
- der durhnehtigen stsete,
- 10 gar bar linwer waete.
- der kriec ir git so sue^en namen mit der tugende raste,
- von art ein wip, von tugent ein vrouwe, und euch von art
- die beide.
- tDer vrühte tugent, der blömen art
- hänt vrouwen namen so hoch geschart.
- 15 niur art, wip zart,
- dich hat entspart
- von künne^ Wippeöne wart
- din mittel, sich des namen vart !
- vrowe, an dir artet blüendiu bluot unt tugent in berndem kleide.
- 82. CB. 103, b. randO
- An arebeit vil selten lop , lön, wirde kumt.
- wer hie zuo vrumt C« ^«(Mt .a> H Ml
- wa| ich scheide
- 5 weder ist ir lop billicher dem, der liep, leit mit vreide
- wol treit, dan dem, der durch da:j lön niht kumt an not gevaere?
- Wip, vrouwe, menlich wünne beide werkent grop
- durch wirdic lop,
- doch grifent vrouwen vröne
- 10 vürbai nach dem löne
- durch geistes gunst durch menschen niht, durch natüren kröne
- mit bernder we, mit lustes twanc, ouch mit der bürden sweere.
- Wip bringent vröudenrichen glast,
- dar an doch vreiden nie gebrast.
- 15 wip sunder last
- ein blüender ast;
- da| spürt unt nie der vrouwen gast:
- ir böm treit schate, ob|, mitze^ mast.
- wip sunder ach ein süe^er name, doch vrouwe ie beider waere.
- wen si, B. wo ni ir art, P. — 4. und da|, P. — 5. ir velt so süe;je wo
- A fraw geslempfet, P. — 6. fragen, B. leben des fraw in sender eugel weide,
- — 7. ein wip — lebende, B. — 9. der durch irs sieges st., P. — 10. bar
- Bchlime {oder schlune) wele, P. — 11. ir gruo ie suchen nain, B. — alniit,
- — 12. sie beide, P. — 13. xähte, P. — 14. hat, P. — 15. ewr art, P. —
- 6. niht hat gespart, P. — 17. konig Wippeöne, P. — 18. da| mittel si dem,
- ., — 19. an die alle tugent bluet und ouch der eren Kleide, P, — blüejender
- U U. tougen , B.
- 163) 5. wider ist, B. — 6. treit er dem kunt - - gew»re, B. —
- 9, vreidenricben, B. — 14. da an, B.
- Frauenlob. 8
- m.
- 114 SPRÜCHE.
- 168. Rüme^lant. (B. 104, b.)
- Künd ich in disem kriege nü geschaffen da|,
- da| mir diu ba|
- wip unde vrouwen günden!
- hoert, Idt mich in künden,
- 5 swer si mit ihte scheidet, der wirret sich in sünden;
- ir namen, ir forme, ir liep, ir leit got hat in ein geeinet.
- Swie niur der namen zwdne sin, ein einic lip
- ist vroiiwe unt wip.
- wil man e$ rehte erkennen,
- 10 sd mac man wol nennen
- die vrouwen wip, wip vrouwen euch, swäre einer hennen
- vuo$ gibe ich niht umb iuwern kriec, sit da| wip vrouwe mei
- Unt vrouwe wip. nu lajet abe:
- verleitet iuch des krieges gäbe,
- 15 der helle knabe,
- vröut sich der habe;
- vüert in den kriec mit iu ze grabe,
- 86 lent ir meinem swachen stabe:
- bricht er, ir snabet übr ein zil, da| iu niur val erscheinet.
- 164t. Regenboge. CB. 105, a.)
- Heinrich, e diner zit ist vrouwen lop gewest:
- vil schöne e| jest,
- Walther, in dinem sänge.
- ir lobs güldin spange
- 5 was Reinmar alliu siniu jär. zwar ir sanges stange
- Wirt gegen dir ze kämpfe tragen, e si din guft verkrenket
- Dlns miindes klöckel stürmet sere üf ir schaden,
- got müe^e in gnaden,
- si mügens niht geanden;
- 10 ir sanc in den landen
- ist werder, dan dln immer wirt; bäc bringt dich ze schände
- din törensin mit affenheit niur narren win dir schenket.
- Si hänt mit sänge vrouwen ba|
- gelobt, da| rede ich äne ha|.
- 15 din lop was la|
- dö ich e| ma:j
- algegen ir lobe; gekroenet ba^
- ir lop dö stuont in, wi|:}e da:j;
- si hänt mit sänge in eren hove dem vrouwen lobe gebenket.
- 165. Heinrich, (a. 402, a.)
- Swa| ie gesanc Reinmär unt der von Eschenbach,
- 163) 2. die, B. — 4. nu beeret, B. — 6. ir lib ir lit got, B. — 12. geh,
- 164) 7. klechel, B. — uf ir] of eren (doch nicht üf eren?), B. — 1
- den din, B. — baach, B. — 17. algegen] kegen, B. — 18. do din stunt, B.
- 165) 1. Eschilbacb, A.
- SPRÜCHE. 115
- swa^ ie gesprach
- der von der Vogelweide
- ziio vergolteni kleide:
- 5 ich Frouwenlop vergulde ir sanc , als ich iuch bescheide :
- si hänt gesungen von dem veim, den grünt hant s£ verlajen. —
- Ü| ke:f^els gründe gät min kirnst, so giht min mimt,
- ich tuon iu kunt
- mit Worten unt mit doenen
- 10 gar an simderhoenen :
- noch solte man mins sanges schrin gar rilichen kroenen;
- si hänt gevarn den smalen stlc bi künsterichen strafen.
- Swer ie gesanc unt singet noch
- bi grüenem hoLze ein vüle| bloch,
- 15 so bin ich$ doch
- ir meister noch.
- der sinne trage ouch ich ein joch
- da ziio bin ich der künste ein koch
- min wort min doene träten nie uj rehter sinne sä|en. ^ J^|
- I. Regenboge. (A. 402, a.)
- Gum giemolf, narre, tore, geswic der töten kunst!
- min munt, min gunst
- diu Widersagent dir beiden
- gibst von vergoltem kleide!
- 5 verguldest du der meister sanc, die üf künste beide
- gebrochen hant unt brechent noch vil rösen spseher vilnde?
- Der kempfe wil ich aller sin, din kunst muo| snaben;
- ich wil durchgraben
- dir dines sinnes ke:j|el. f
- 10 din kunst ist ein ne|:jel
- gen violricher meisterschaft. ab der künste se|;jel,
- sitz, da si sä^en; des wil ich wol sin ir aller Urkunde,
- Ob du. des niht gelouben wilt.
- wol her, ich füere ir aller schilt!
- 15 min sanc dir gilt
- gar unverziltj
- dins giudens mich gar sere bevilt,
- min kunst dir durch den ke:j;jel spilt;
- Idt tot dich unde lebendic vri , sliu| üf min eins gebünde.
- r. Heinrich (A. 402, a. B. 103, a.)
- , Do künic Alexander mit volkomender mahfc
- .} diu laut ervaht
- aU zouer goltem, A. — 6. von dum, A. — 17. ich ouch, A. — 19. getralen, A.
- 1663 3. widersagt, A. — 5. uf der k., A. — 6. roser spechen, A. — 10.
- ^nir ein, A. — 11. ab] sitz ab , A. — 12. sitz, da sij dar uf si, A. — 14.
- l har, A. — 19. tot unde iebendich, A. — eis, A.
- 167) 1. Der, A. volkomner, B. — 2. an da|, A.
- 116 SPRÜCHE.
- bi| zuo dem paradise,
- in so hoher wise
- 5 wart im gegeben ein edel stein, kleine und ouch ze prise:
- man hie| den künic, daj er den stein mit laste widerwüeg(
- Der stein der wart geleit üf einer wäge sim|,
- mit lastes bim|
- solt man in übermangen;
- 10 swa:j man moht erlangen,
- da$ lestlich was, da| wac da, niht gen des steines spangei
- ein wiser warf ein dach von erden uf den stein gevüege :
- Ze hant was al sin last gelegen.
- diz merke, höchgehegecer degen:
- 15 kein widerwegen
- mac din gepflegen
- die wil da| leben hat heiles segen;
- Wirt aber erde ein dach dir Stegen,
- so Wirt din kraft, din höhiu mäht, ein milwe se übertrüeg
- 168. Regenboge. ca. 402, a.)
- Der wäge sim|, der künste bimj, nimj unde gim|,
- tolmetsch vernim|,
- wilt du uns tiutsch verdolken?
- schenk niht süre$ molken!
- 5 die Sprüche din nim ich vür wint: si varut durch ein wolk<
- din lihte kunst nu schouwen lät, wa^ ie die meister sungen
- Her Walther unde zwen Reinmär, ein Wolveram;
- der künste stam
- mit sänge ü| in noch loubet;
- 10 ja, sam mir min houbet,
- ir Wurzelkraft hat lop bejagt; swer si des beroubet,
- der gebe mir zil, ich antwürt ims; hie wirt diu rede I
- twungen,
- Da$ er ein teil sin brangen lät,
- der also vil gewoLkert hätj
- 15 sin sanc der stät
- reht als diu wät,
- diu ninder kein gelenke hat,
- da vadmen grinent durch die nät:
- lä, tumber man, din tüemen varn, louf spilen mit den junge
- 5. und wol ze, A. — 6. lästere, A. — 7. San wart geleit der stein, B. — -
- muosi, A. Widermangen, A. — 11. enwac, A. was ein wiht, B. — 12. tacj
- A. — 13. Do was sin starke kraft gel., B. — 14. gelobter, A. — - 17. du ha*
- des heiles, A. — 18. aber ein tach von erde dich, A. — 19. din last in hoh^
- mast ein pilüch übertr. , B. — milwü übertr. , A. I
- 168) 1. Sims, bims, nims, ginis, A. — 4. uns niht, A. — 5. wint] win, i\
- •— 9. noch u| in, A. — 13. branggen, A 17, gülenkiu, A. — 18. vedmd
- «I, A. wat, A.
- SPRÜCHE. in
- Heinrich. (B. 104, a. rand.) ...; u
- Man siht in miner vünde kräme, swer da wil,
- des ringen vil,
- man vünde onch liht da| tiure,
- hiure und ungehiure,
- 5 dem spsehen scharpf, dem slihten weich, nach der witze stiure;
- e| zimt da| hie da| dort niht zimt, da^ dort da| hie niht z»me.
- Swä spaeher werke sinnes valken vliegen lät,
- fiän nime ich rät
- ze mir, swenne ich| ervreische;
- 10 mit der vünde vleische
- lock ich im so, da| er ze hant spürt, daf ich in eische.
- wart er mit kunst gelocket ie, liht wirt im ruof genaeme.
- Des weichen sinnes valkenvluc,
- diu spsehe ist mir niur ein truc;
- 15 der sichte ruc,
- der weiche zuc
- mir leisten müe;{en vollen kluc;
- unt tet diu spsehe im einen tue,
- sus mües sin ger weid erren sich, da| er ir niht bekseme.
- Regenboge. (a. 402, b.)
- Johannes sach ein tier ü| meres gründe gän,
- dar üfTe stän
- zehn hörn unt siben houbet.
- da| tier hat betoubet
- 5 die meiste menge der kristenheit, swer nu dran geloubet;
- da^ tier da;^ widersaget got und al die zuo zim pflihten.
- Da| tier da| sol gebem ein wip, deist mir wol kunt:
- nu rüer den grünt
- mit dines sinnes vüe^en.
- 10 d wolt ich gebüe^en,
- ob smers vlu| waere galle gar, mit honec e| übersüe:|en,
- Ä mir ieman lost üf den stric, die nü liet lebende tihten.
- Hcert, wie des tieres meinung gät,
- da| siben houbet üf im hat. —
- 15 der künste mät
- hän ich gesät ;
- ich waen da| ieman lebende stat,
- der singens pflege, unt mir da:{ pfät,
- diu siben houbet unt diu hörn künne eben ü| gerihten.
- 169) 1. wer, B. — 7. spaehe werke s. valke, B. — 11. loc, B. ■— 14. ist
- niur, B. — 17. mir] im, B. — 19. muoz — weid eren, B. — Ir] e|, B.
- enne, B.
- 170) 5. der meister menige, A. -— 7. deist] ist, A. — 18. Üt leben, A. —
- kuone] kun, A.
- 118 SPRÜCHE.
- ni. Heinrich. cA. 403, b.)
- Viz tier höchvart diiitet, alsd giht min list.
- den endekrist
- bediiitet uns sin meinen.
- swenn sich:j wil vereinen,
- 5 seht keiser, künege, graven, vrin, dienestman erscheinen
- des tieres houbet unt sin hörn, sich, diu wil ich dir zeig€
- Toetlicher sünden siben höchvart üf ir hat,
- in sündes stdt,
- als dir wirt hie bediutet;
- 10 dar in wirt gebrlutet
- ein tier verschämt unt gar unreine, da| Krist widerbiutet.
- sich meisterlin, mich dunket wol, din kunst diu muo| sich nei|
- Diu hörn bediutent, hoerä wa:j:
- den hellehimt der durch sin haj
- 15 git widersai
- dem gotes ma|.
- diu zehen gebot diu werdent Ia:j
- der kristenheit durch sinen grä|.
- daf sint diu hörn , houpt unt da:^ tier, sich, uu din kunst m
- veigen.
- 172. Rtlme^lant. (a. 403, b.)
- Vil maneger singer giht, er künne hohe kunst,
- des kunst vernunst
- vil kleine hat getihtet.
- er muo| wol berihtet
- 5 sin alle -zit und alle stunt, des munt rehte slihtet
- do&n unde wort, diu krumbes bar die werden meister lä|en
- Die vor uns hänt gestrichen üf der künste pfaden.
- erst überladen
- mit tumber liute rate
- 10 der vruo unde späte
- sin toerschei singen üeben wil den, die doch ba$ näten
- mit riehen werten, wol geme^ijen von ir sinnes mäi^en.
- Da von lät iuwer singen varn,
- ir guggelgiegen sinnes am.
- 15 gät iuch enbarn
- der künste scharn,
- unt sitzet an die sunnen warn
- unt trinket da des pfuoles harn
- ü$ köpfen boes in irmeu rehte, e da| si sin 6wa|enl
- 171) 4. swenn] wem oder wan , A. — sich|] sich, A. — 5. vrien, A.
- 6. seht, diu, A. — 7. uf im, A. ~ 12. meislerli, A. — 14. der fehlt A.
- 178} 8. est, A. — 10. vrueje, A. — 1«. mässe, A. — 19. bcBs in ir m(
- rehte da| sie sin swässen, A.
- SPRÜCHE. 11»
- JU. Kurzer d6ii. ^^
- I. LEHREN FÜR ALLE.
- 1T3. (A. 403, b. P. 73. b.) 1.
- Ich wirbe als ich von rehte sol:
- den liuten singe ich minen sanc:
- Dem biderben er gevellet wol,
- die gebent mir ir habedanc;
- 5 Ist denne ein valscher oiich da bi, ^
- der irret mich der biderben giinst
- mit maneger rede: sus wirt min kunst
- vil selten ungemaches vri. ; .^iX
- n4. (P. 73, b.) 2.
- Ich gibe der zit ir wise unt wort,
- ich underscheide ir lieb unt leit;
- unmi)e hie, unvuoge dort
- i ..,.%. » ich missevarn.
- trit ab , niur ungevüeger man,
- od ich ge aber von dir hin dan:
- wer möhte sich vor dir bewarn ? ; ^Q[Sl
- nö. (P. 73, b.) S.
- Ich singe, als ich der werlde gan, '
- ze stiure vreuden richer tat;
- Swer werben wil wol alse er kan,
- dem gibe ich lieber ungerat:
- 5 kumt im min sanc ze stiure da,
- so da| im sorgen wurde buo|,
- der sende mir den sinen gruo:^,
- er vrumt im oder anders wä.
- im CP. 73, b.) 4.
- Ich wil in wegen , als er mich wigt,
- der min ze kempfen hat gedäht;
- Ob er mit swigen da gesigt,
- unt swenn sin spot er hat volbräht,
- 5 Da bi denk ich ein ander teil:
- vür war, entloufet im sin pfert,
- 173) 1. za rebte, F. — 3. gnoten es, F. — 5. Ist doch denne, A., aber
- ich punktirt. — ist aber do ein valscher bi, F. — 6. mir die werden, F. —
- »o, F.
- 174) 3. mifuge, F. — 4 und die hälfte von 5 fehlen F.— 6. treit ab new^r,
- >-— 7. oder, P.
- 175) 5. kump, F. — d4] dann, F. -— 4. Ueber dinge rät? — 7. den fehlt
- ;— 8. ein oder, F.
- 176) 2. kempfe, F. — 4. apoten bat, F. — • 6. endanfent, F.
- 120 SPRÜCHE.
- e{ ist ze vdhen mir unwert,
- swie grd|e es wsere nü sin heil.
- 17t. (P. 74, b.) 5.
- Die herren hänt ein list erdaht,
- da mit si wsenent sich erwern :
- Swa| künste wirt vür si gebraht,
- si jehent alle „ir wellet hern
- 5 Den alten meister Erewin:
- der vunt der was da oiich wol sln.^*
- ob ouch wol ist diu spräche min,
- so treit er doch da:{ kriegen hin.
- na (P. 74, b.) 6.
- Sus ist erloubet, ob wir mügen,
- ze kleiden aller schänden braht,
- kau unser vuoge dar getügen.
- der spräche sp sehe an si vlaht
- 5 Vor u:j der alten meister kunst.
- gesundert doch von in herabe
- der Worte vündeln, da$ er habe
- vor ü|, blibe in der alten gunst.
- 179. (P. 74, b.) 7.
- Swer der materjen kleit e gap,
- von pfelle, samit, rieh gewant,
- Durchblüemet ende unde urhap,
- mit Sprüchen ganz, vin, riche erkant
- 5 Dane habe sin herze und ouch sin sin.
- kumt aber der materjen suoch,
- kleid ichs in ein getriuwei tuoch:
- 180. (P. 74, b.) 8.
- Swer biten muo:f unt biten sol,
- unt betelicher gäbe gert,
- Des biten zimt ze beeren wol,
- und ist niht übel, wirt er gwert.
- 5 Ein tegelich gäbe, ein billich biten,
- diu zwei sint wol von einer art:
- unbillich bete hat sich bewart
- vor wisen, vorbedähten siten.
- 177) 1. her'n haben einen, P. — 2. erwer'n, P. — 4. wollen her'n, I
- — 5. meister n , P. — 6. do , P. — - wol fehlt P. — 7. ist nach spräche , P.
- 178) 1. mugen, P. — 3. gelugen, P. — 4. spehen , P. — 7. fundein, I
- — da| ich habe?
- 179) 1. Wer, P. materigen kleide gap, P. — 2. samet, P. — 3. und
- fehlt P. — 5. ouch fehlt P. — 6. vrumt aber im der ?
- 180) 8. petücher, P.
- SPRÜCHE. 121
- 181. (P. 75, a.) Ö. «
- „Ich bite dich" unt „e| muo| doch sin"
- diu bete sich mischet mit gewalt,
- Ouch wirfet sich ein twingen drin: '^
- da| ist unbetelich gestalt.
- 5 Sit bete von art gendden darf,
- swa denne gwalt sich mischet dar,
- da Wirt da| viehen missevar; ? i*!") ^1
- gen dem unwille ie sich entwarf.
- 182. (P. 75, a.) 10.
- „Ich bite" deist ein arme| wort
- und ist ein kranke Sicherheit.
- Wert ist „gewert" üf manegem ort,
- doch ist der zwivel ie sin kleit.
- 5 E| darf genäden unde gert :
- mi suocht ej niht da| ncetic si: '*^
- swie vil im vuoge wonet bi, ' * ' ^^^
- e| muo| sich schämen, wirtj unwert.
- 183. (P. 75, a.) 11.
- Swer lügen bringet in den spruch,
- da| man sin von im ist gewon,
- Unt da| ist doch ein minner bruch,
- da| maneger doch verdirbt da von,
- 5 Denn ob er liege, von dem man wil
- triuw unde wärheit sicher sin;
- des lüge nimt michel laster in:
- verschämter ere ist niht ze vil.
- 184. (P. 75, a.) 12.
- In swelhem dinge sich ein man
- verschämt, dem hat er an gesigt.
- Kein laster dem gewerren kan, '^
- Sit er e| alle| ringe wigt. '^^^
- 5 E| ist an allen liuten war: '^
- swa man des lasters sich niht schämt,
- da ist diu tugent gar erlamt,
- dem zimet niur diu vervluochte schar.
- 185. CA. 403, d. P. 75, b.) 13.
- Swa man wigt laster vür die tugent
- da wil diu zuht niht meister sin.
- 1813 1. ej fehlt F. — 2. sieb da mischet, F. — 3. darein, F. — 4. da|
- »t] fehlt F. — 5. sint, F. — 6. wo denn, F. — 8. den, F. — iej die, F.
- 1823 6. unt suocht? — 7. wanet, F. — 8. wirt es, F.
- 1833 3. nu da|? — 4. ob maneger? — 5. lüge, F.
- 1843 1. welchem, F. — - 3. gewerret, F. — 6. wo, F. — 8. wem, F.
- 1853 1. Wa, A. Wo man da| lop hat für tug., F. — «. der darf derzuht, F.
- 122 SPRÜCHE*
- So schäm dich, gar verschamtiu jugent,
- du tuost alsam ein tumbe^ swin,
- 5 Da| vür den grücnen anger nimt
- die trüeben lachen nnt da| hör:
- da hüeten sich die biderben vor,
- wan e| niur swacher diet gezimt.
- 186. (P. 75, b.) 14.
- „Ich lobe" deist ein guoter vunt
- und ist der höhsten eren spil,
- Giht ims da| herze und ouch der munt,
- wol im, der ere erwirbet vil.
- 5 Swem| aber kumt mit lügen dar,
- dem treit e| under ougen schäm,
- den vrumen lop ie billich zam:
- lop mit der vuoge ist wolgevar.
- 187. (A. 403, d. P. 75, b.) 15.
- Lob ich den kargen durch sin guot^
- ob mir ein heil da von beschiht,
- Lät sich da mieten zuo min muot,
- son hat e| doch der volge nilit.
- 5 Ich mac wol danken im der tat,
- ich sol ab in niht vürba| loben,
- sw^ie vol er Schatzes ist geschoben,
- Sit da^ im lop niht wol an stat.
- 188. (P. 76, a.) 16.
- Ein kleine woltät sol ich loben
- des biderben mannes gar vür vol;
- Des lop kan niemen überoben,
- Sit e| im zimt so rehte wol.
- 5 Des vrumen tat von herzen gät:
- ob wol der boese ein ere gevrümt,
- Sit da| es niht von herzen kümt,
- durch da| man e| verderben lät.
- 189. CP. 76, a.) 17.
- Swä grämet hohes herzen munt,
- vür war, da wont unwitze bi;
- 3. so we der schar verscbampfe, P. — 4. si luot als, P. — 6. tieffen, P. —
- 7. edelen, P. — 8. na, A. seint daj nea'r sw. d. wol zympt, P.
- 1863 1. die ist, P. — 2. ist fehlt P. — 3. git in, P. — 4. der ere] er
- der, P. — 5. zimt, P. — 6. ander den, P. — 7. lop ie] lobe gar, P. billicben,
- P. — 8. fuge, P.
- 187) 1. pcsen, P. amb, A. — 2. mir von im ein heil gesch,, P. — 3.
- Üe:j sich da neben hie nun, P. — 4. hett — fuge, P. — 6. aber, A. in aber
- niht, P. — 7. wie, A P. sey, P. — 8. sint, P. — 188) 3. gar überheben, P.
- 189) 1. Wie großes, P. — berren? — 2. wanet, P.
- SPRÜCHE. 12S
- Zung unde kel ist ungesunt:
- des wis du alles da vor vri.
- 5 Dem du niht anders wellest geben,
- dem gip doch da du nimest pfant^
- durchsüe^e darf niht vremdcr hant
- unt wlllet doch der diener leben.
- 190. (P. 76, a.) 18. i} ,mi
- Swd herzen muot gem6ret ist, > >l
- da:j git vil manegem hohen pris,
- Der durch ein wip des lebens vrist
- legt uf die wäge in aller wis.
- 5 Ein herze erwirbet da^ mit siten
- daj man mer durch sin liebe tuet
- wan durch den schaz und alle^ guot:
- solch muot hat herze wol erstriten.
- 191. (P. 76, a.) 19.
- Swelch herre mer v^il sin gevorht
- dan er geminnet welle wesen;
- Swer willic dienet dem, erworht
- da:$ habe ich selten mer gelesen.
- 5 Ba^, swd ein man gevangen 11t,
- swie kleiner schult diu buo|e si,
- ich waene, er welle wesen vri:
- twanc selten holden dienest git.
- 192. cP. 76, b.) 20.
- Der fenix sich verbrennen muo$
- swenn er ze hundert jaren kümtf
- er junget wider, so wirt im buo;)
- swaj im sin alter hat gevrümt:
- 5 Dar zuo geliche ich bloede jugent,
- diu ere erwirbet, da| ir nam
- in eren gienzet sunder schäm,
- ob wol der lip kumt in imtugent. i id
- 198. CP. 76, b.) 21.
- Ahi ! sich boeset Hut unt lant,
- wie gar e| nimt an sselden abe!
- 4. bistü, P. — 5. wollest, P. — 6. nimmer pfant, P. — 7. durch süe;je darft
- in vremde, P. — 8. wollet doch der deuer, P.
- 190) 1. Wa, P. — herren? — 8. hohem, P. — 3. wib und liebe des vrist,
- P. — 5. herre? — 7. wenn, P. den fehlt P.
- 1913 1. Welch, P. — 2. denn er gemunlze wolde, P. — 3. wer pillicb,
- P. — 5. Da| was, P. — 6. kleine, P. — 7. ir wolle, P. — 8. beiden, P.
- 192) 1. venix, P. — 2. wenn, P. — 3. junget sich wider, P. — 5. ich
- ein bl., P.
- 193) 1. AUue, P.
- 124 SPRÜCHE.
- Der vürsten gäbe mit vrier hant
- und ouch der herren riche gäbe
- 5 6it niemen niht, da| selbe ist gar.
- ,,8lint in dich" dö ein vlache| wort
- in selber wise hie imt dort
- ist, da) din nam wirt missevar.
- 194. (P. 76, b.) 22.
- Ich singe unt sage iu immer me:
- WC iuch , ir kargen argen zagen I
- Wie mac da:j guot iu tuon so we,
- da mit ir möhtet prls bejagen?
- 5 Ir soldet immer danken gote
- da| er daij guot bescherte iu ie,
- da mit ir möht erwerben liie,
- da| man iuch hie| „vroun Eren böte."
- 195. (P. 77, a.) 23.
- Wie tuont die riehen edelen so, ^
- da| sl niht hoher eren ramen?
- Nieman ist tödes buo^e vrö:
- des möhten sich die lebenden schämen !
- 5 Sit niht wan ere ze msere wirt,
- wes aliiu werlt ze handeln hat,
- wol im, der e| so hinder'm lät,
- , da| trost e| sinem namen birt.
- 196. (A. 403, b. P. 77, a.) 24.
- Swer mer wil wi|;jen, denne er weij,
- unt me wil künnen, denne er kan,
- ob der verduldet schänden sweij,
- da si der keiser unschuldec an.
- 5 Wirt apfelmuo) ü| bönen bluot?
- zahl, wie tanzet valereil
- trif driu, so gilte ich dir diu zwei:
- bl piifen waer ein swigen guot.
- 197. (P. 77, ao 25.
- Der Star ein rede wol lernen mac,
- spricht : „Dietrich , setze mir den stuol I"
- 6. do aus doch geändert, P.
- 1943 2. argen, H.J fehlt P. — 4. do mit ir mocht wol , P. — 5. solde , P.
- — 7. do, P.
- 195) 1. tuon, P. — 3. Man ist, P. — 4. lebendigen, P. — 5. sint nicht
- wem mer zu meren, P. — 7. hinder im, P. — 8. daj er trost sinem, P.
- 1963 1. Wer, A P. me, A. — 3. der muo| vor dulden, A. — 4. und ist
- ein unbescheiden man, A. — 5. öpfel, A. nus, P. von, P. bonon, A. pau-
- mes, P. — 6. hie wol ganz erkoueren, P. — 7. trift, A. tieff die dry so gelde,
- P. — 8. nach prifen war ein singen, P.
- 1973 1. schare, P. — leren, P. — 2. sprich, P.
- SPRÜCHE. 125
- Der Worte vln und ir bejac
- da| vrumt im niht iimb einen pfuol ;
- 5 Sus ist er ie genaden vri:
- der redende geist nach der vernunst
- git im unt nimt der werte kunst
- iint meldet wa| dar inne si. '«j^:-
- 198. (P. 77, a.) 26.
- Der vogel sprichet unde enwei|
- niht, wa| sin sprechen diuten mac:
- sus manegem ist min sprechen hei|,
- unt klaffet alse ein hamerslac.
- 5
- . . . . niht, wa| er tuot
- unt leistet doch sins herren muot. aS^ «afc
- nu trif , nu traf I der stoc sich wert.
- 199. (P. 77, b.) 2r
- Ich danke im alse ich wider kome,
- swer micJi in spotte grüe|en wil.
- Mir kiunt von großem glücke ein ome,
- e da:f sins heils geregenet vil.
- 5 Unkunde ist selten richer gunst,
- doch wolt ich ie der künde enbern
- swä man den gast wil Ie gewern,
- swie gar geheimet si min kunst. ^^^ ,^^ .i.;>i.
- 200. (P. 77, b.) 28. .L ttia
- Wd, armer übermüetic traz,
- wä lit din tegellche| brot?
- Snel ist hin durch ein guftic schaz,
- unt koufest du dir erste not.
- 5 Den du mit gufte vor verlür,
- dd dir ein klamer morgen schein,
- er lät — rüschen an den stein,
- unt kurat mit senfter unge vür.
- 201. (p. 77, b.) 29. j, cm
- Armuot, ich wil niht wi$:jen, wa| ■
- unt du mir leides hast getan;
- Ej wsere sumelichem ba| ta la^Hf*.
- 3. er bejac, P. — 5. gnaden, F. — gedanke ? -- 6. redente — Vernunft, P. —
- 7. git und nimt in, P.
- 198) 1. und niht enwei^, P. — 2. und waj, P. — 8. sich wirt, P.
- 1993 8. wer, P. — spote, P. — 3. von grofzem lieble, P. — vme, P. —
- 4. sin heil, P. — 5. Urkunde, P. — 6. ie fehlt P. — 7. wille gewern, P.
- 2003 1. Armer übermüelic wie we traiz, P. — 3. Itein, P. — 5. gute, P.
- ~ 7. Ie», P. — 8. senfter ungefür, P.
- 801) 3. eumelichen] wunUerlicüen suuden, P. ba|] lia|, P.
- 126 SPRÜCHE.
- möht e^ nach sinem willen gdn.
- 5 Wa| taet er denne iint haet er guot?
- so pfüchte er als ein eberswin.
- armuot, du niüe;jest S8elic sin,
- du stillest manegen übermuot.
- 202. (P. 77, b.) 30.
- Hei, hei, gelücke, wa$ du kansti
- pfi dich, so du niht eben wilt!
- Swem du der rehten schiben ganst,
- der stet wol hinder dime schilt.
- 5 Din stürmen get wol iif wol abe,
- din treffen hat niur einen sinj
- da| ist vil maneges ungewin,
- des gent die alten bi dem stabe.
- CP. 79, a.) 31.
- Ein berc Etnä genennet wirt
- durchliuhtec unde flammen rieh.
- In krefteclichiu gluot verbirt,
- unt brinnt niht wan in seiden tich.
- 5 Dem berge geliche ich einen man,
- der ha| in sinem herzen treit:
- da von er selbe trinket leit
- unt yürba:$ schaden niht enkau.
- 204. CP. 79, a.) 32.
- Ein slange u^ einem ise slouf,
- ir leben was von vroste kranc.
- Do kam ein man unt huop si üf
- unt truoc si heim, da:^ was ir danc,
- 5 Uht schürte si al bi der gluot:
- unt do si erhitzen du began,
- ir gift si aber dö gewan
- unt scho;|, als noch der boese tuot.
- 205. CP. 80, b.) 33.
- Durch got, swer triuwe in herzen habe,
- der lä| si nimmer von im komen;
- Swer an den triuwen laB|et abe,
- den hat der wirde tot benomen.
- 208) 2. pfuy, P. — 3. wem, P. — 4. und der, P. — dein aus deim ge-
- ändert, P. — 5. get fehlt P. — 8. gen, P.
- 2033 2. durcWeulig, P. — 3. krefügücher , P. — 4. wenn, P. — 5. den
- berg — einem, P.
- 2043 1- schloff, P. — 3. auf, P. — 5. schürte, H.] schriete, P.
- «053 1- wer, P. — 3. wer a. d. fr. letzet, P. — 4. werde, P.
- SPRÜCHE. 121
- 5 Triuw ist ein spiegel , den der man
- vür sich in al der werlde treit;
- triuw ist da$ heimeliche kleit,
- da| uns got liät gesniten an.
- 206. cP. 80, b.) 34.
- Triuw ist der werlde bestej guot
- und ist des himels hohste vrume
- Ir edelen, sliei^et ziio den muot,
- da| untriuwe iht dar in bekume;
- 5 Swelch herze ein untriuwe in sich lat
- meil unde vlecke lät si da:
- e:j Wirt in kurzen jären kra,
- da| e| doch ie die mäsen hat.
- 20r (P. 80, b.) 35.
- Vil edeler, süe|er, zarter got, ? ' *'^
- man be:j:|ert wol gen dir ein dinc,
- Da| dennoch ist der liute spot.
- sich üf , getriuwer jungelinc,
- 5 Hüet dich vor ungetriuwer tat:
- hegest du si, so muost du haben '
- ein nennen, swenn du bist begraben,
- ob| got dir wol vergeben hat.
- II. WEIB. MINNE.
- 208. (P. 74, a.) 30. '^
- Ir höhen vrouwen, reine wip, ' '
- ich hän da| reht, da;j ich iu sage: '
- Wa| mac getiuren iuwern lip
- ie ba^ unt ba| von tage ze tage, ^*
- 5 Wan daj ein von der andern niht ? *^} .ZIX
- mit willen hoere ein swache:f wort? ' "
- beschützet hie unt decket dort,
- da| ist ein süe^e zuoversiht.
- 209. (P. 74, ao 37.
- Ich spriche e^ wol uf mtnen eit,
- da| in der werlde doch niht ist,
- Da| alle sorge und alle| leit
- vertiuwern müge mit süe^er list
- 206) 1. weite, P. - 4. kume, P. — 7. wlrt e|, P. — 8. masse, P.
- 207) 2. gegen, P. — 7. dein nennen, P. — 8. ob e| got, P.
- 208) 1. und reine, P. — 2. iu fehlt P. — 3. getewren, P. — 4. von fehlt
- - 5. WanJ Das, P. — eines, P.
- 209) 2. weide, P.
- 128 SPRÜCHE.
- 5 Ba;|, denne ein rein trut saelic wip.
- ahi wie wolgemuot ein man
- muo:^ sin , swenn si in lachet an !
- den Spiegel liei^e icli leitvertrip.
- 210. (P. 74, a.) S8.
- Ich wei:j niht, waj ich sprechen sol:
- nenn ich si engel oder wip?
- Von muote ein engel, [da|] spriche ich wol,
- swenn aber des reinen wibes lip
- 5 Mit tilgenden würket wibes reht,
- beid engel sint si iinde wip,
- des mannes bette imde lip :
- da| ist ir art von dem gesieht.
- 211. (P. 78, a.) 39.
- Ir edelen süe^en vroiiwen guot,
- tuet nach der alten wirdikeit:
- Swer niht treit ritterlichen muot,
- den lät in immer wesen leit.
- 5 E$ was ie giioter vrouwen site.
- swer ritterliche vuoge trage,
- den griie^et lieplich alle tage,
- so volget iu vrou Saelde mite.
- 212. CP. 78, aO 40.
- Wip, Sit du loser blicke bist,
- als dich von art ist angeborn,
- Ich wil dich leren einen list,
- da$ Wandel wirt an dir verkorn:
- 5 Wis diner blicke niht ze balt,
- wan da du spürest z\\\\i der jugent
- od ritterliches herzen tiigent,
- da wis mit blicken wol gestalt.
- 218. CP. 78, a.) 41.
- Solt ein verloren getelinc
- den vrouwen also wol behagen,
- Den nie sin lüne uf kein gerinc
- gevuorte aldurch ein pris bejagen,
- 5 Sam einer, der lip linde guot
- 6. alhie, F.
- 210) 4. wenn, F. — 5. wercken, P. — 6. engel und, P. — 7. sein des m
- pett, F.
- 211) 3. niht Ireit] nun durch, F. — 4. lafzet, F. — 7. der Üeblich gruefzel
- F. — 8. frawen seiden, F.
- 212) 2. also, F. — 4. wart a. d. erkoren, F. — 6. wenn das, F. — 5, 8
- bis, F.
- 213) 1. gedinge, F. — 3. Der nie leuen, F. geringe, P. — 4. geverte aL
- durch, F. — 5. Als einer, P.
- SPRÜCHE. 120
- r
- durch frouwen ere wagen tar,
- e:j 81 schimpf oder ernstgevar :
- da^ waer ein ungevüeger muot.
- .Pt:^
- 214. (A. 403, b. P. 78, b.) 42.
- Frowe, an dem bette sunder schäm
- ßolt du bi liebem vriunde sin.
- E^ wart nie frouwen man so gram,
- tuot si im solhe vuoge schin, ' ^
- 5 Er muo| ersenften sinen muot:
- swä sich nu liep gen liebe schämt,
- da hat diu minne niht vol ir amt:
- schäm gr6:jer liebe unsanfte tuot. ^x: ,.r, ^ni .ij .OfS
- 215. (A. 403, b.) 43. ■.'■ff 4oi ,iToi'l
- Kein liep sol schäm gen liebe hän, '<•
- daj rate ich üf die triuwe min,
- S6 Wirt in vreude kunt getan
- mit ganzer liebe sunder pin. ^
- 5 Swa liep gen liebe schäme häfc,;i<>w fnb i« |t^
- da enmac niht rehter triwe sin MjT- ""^ "• '•
- liep sol mit liebe wesen vri
- so *| niemen sehe, da| ist min rat. /i) .OSS
- 216. cP. 78, b.) 44. 7/
- Alsam ein vrowe geflammet sich,
- da^ tuot ir dicke tougen brant.
- Heimliche liebe ducke in dich,
- da$ din gebserde iht werde erkant
- 5 Wan dem, der din ze rehte pflege,
- dem liebe dich swie wol du wilt,
- unt schirme bl6| al dne schilt,
- da sich din schäm ze rücke lege. .fSS
- 217. (A. 403, b. P. 78, b.) 45.
- ^ Swie kiusche ein frouwe muotes st,
- sint ir gebaerde wilder site,
- Man wsenet, da si wandel bi:
- dem rei:jel volget läge mite.
- 5 Sus ieslich dinc sin zeichen hat.
- 214) 1. Weip an, P. — 2. gegen lieben freunden, P. — 3. frowe, A. ein
- an wart frawen nie so, P. — 4. selche, A. — tele s. i. solche, P. — 5. es
- all erweichen im den, P. — 6. wa, A. — nu fehlt F. — 7. min, A. — vol-
- ampi, F. ampt, A. — 8. grosser, P. — liebi, A.
- 2153 1. gen] zuo, A. — 2. da;j] do, A. — 6. (riu, A. — 8. secb, A.
- 2163 1. geflamet, P. — 2. ir] nur, P. — 3. dick, P. — 4. geberde wer,
- ; — 5. weä defi — pfleget, P. — 6. dein, P. — 8. sie — - leget, P.
- 2173 1. Wie sljeles muotes ein vrowe si, A. — 2. seint ir gepurde, P. —
- wenet, P. wennet, A. — 4. wem reines lachen volget mit, P. — 5. iegUch,
- yilich, P. -- laichen, P.
- Frauenlob. 9
- 130 SPRÜCHE.
- zuht decket dicke swacheii grunt:
- da$ ist vil manegem wisen kimt:
- ein guot gebcerde wol an stät.
- 218. (P. 78, b.) 46.
- Diu liebe ouch muo$ verscheiden sin,
- da vreiide s windet äne not.
- Mir jach mlns herzen keiserin,
- diu triuAve diu waer nälien tot,
- 5 Da sich diu minne het enzunt.
- «ntriuwe hat des war genonien, ö
- wie balde ein zwivelaer ist komeu :
- des valwet manec röter munt.
- 219. CP. 79, a.) 47.
- Freu, ich wil dir ein vuoge sagen:
- du habe niht, da$ du wolveil gebest;
- Wis tiure, so mäht du behagen
- unt lobe got, die wil du lebest.
- 5 E$ si diu blic , e| si din gruo|,
- e| si din wort , e:j si din site :
- da mahtu wol dich tiuwern mite,
- da$ sorge von dir swinden muo|.
- 220. (P. 79, b.) 48.
- Wolveile untiuwert alliu dinc, '
- da:j man si ringes koufes git;
- wolveile treit der schände ursprinc,
- wolveil treit allen eren nit.
- 5 Nie dinc so tiure wart gesehen,
- man möhte e^ so wolveile geben,
- da| e:j gewünne ein swache^ leben :
- des siht man leider vil geschehen.
- 221. (P. 79, b.) 49.
- Swelch wip durch miete liebe hat, -> ^ X\
- der taget niht rehter liebe tac.
- Da bi so gibe ich einen rät:
- man koufe si , so man naehste mac.
- a Des darf diu rehte liebe niht,
- der traz zimt ir üf lustic art,
- wan da| ir ere si bewart
- in also minneclicher schiht.
- 6. do mit es wirt den leaten kunt, P. — 7. schäm dicke decket schandj
- grunt, F. j
- 2183 1. muo$ ouch, P. — 2. da] in, F. — die »windet, F. — 4. nahet,
- — 5. het fehlt F. — 8. ualbet, F. I
- 2193 1. wild dir, F. — 5. blick oder dein, F. — 6. sey wort oder a^
- •it, F. — 7. wol fehlt F. — lew'rn, F.
- 2203 2. si] so, F. — 3. schänden, F. — schänden sprinc ? — 6. wolfall, I
- 2213 6. trutze mir uf, F. — 7. wenn, F.
- !13W« «iJW
- SPRÜCHE. 151
- 222. (P. 79, b.) 50.
- Hiiet iiicli, ir minneclichen wip,
- da| miete iucli iht ze koufe trage ;
- Sweun also zarter lieber lip
- n'olveile wirt, öwe der klage!
- b Gar allen schaz vertriiege ich ba:j,
- waii der unwibe , der ist also vil,
- der ich doch keine nennen wil :
- der schaz treit allen eren ha^. "' •*!) **^"*
- 223. (P. 80, a.) 51.
- Wol drier hande höhen miiot
- ein man durch frouwen haben sol^
- Der eine ist also wol behuot ^'^'^ ^"*'''
- unt tiiot doch u^er mä^en wol:
- 5 Ein stolzer man legt sinen sin,
- da| er da$ sicherlichen wei|, *^^ ^^^1^ '^^
- da$ im Avirt immer troestlich hei^
- ir angesihte üf den gewin. •*'**
- 224. (P. 80, a.) 52. •' —
- Den andern muot ich in nu sag^^^ ^^ «b äo« iriii^
- man sol durch liebe reiniu wip
- Heimlichen werben alle tage,
- durch hoffen, da^ ir zarter lip
- 5 Im sende trost unt zwivel doch,
- da| wi:j^e er, unde starken muot,
- unt da| er so menlichen luot
- üf ritterlicher minne joch.
- 225. (P. 80, a.) 53. • iciaia
- Swenn man daj angesihte hat
- enpfangen unt da| lustlich vro,
- Dar nach heimliches herzen rät,
- durch hoffen , e:j geschehe also :
- 5 Diu dritte freude ist, da| ein man '
- gewarnet st, da^ sinen lip "^"^ T^, T.
- heil ein geviolierte wip
- mit staeter liebe, als si im gan.
- .tß (.d ,%m .A) .ess
- 226. (p. 80, a.) 54.
- Ein paradis der reinekeit,
- 822) 3, 6. wenn, P. — 6. unwibe der fehlt P.
- 223) 7. nimmer, P.
- 224) 1. iu na fehlt P. — 5. senden Csende ein?) P. — 6- wllzen er und
- rker, P. — 7. er menlichen tuet, P.
- 235) 1. Wenn, P. — 4. e^ ist geschehen, P. — ö- Di« fehlt V — 7. ge-
- jrte, P. — 8. si fehlt P.
- 132 SPRÜCHE
- der ziiht ein garte süe^er fät,
- Ein schilt vür alle$ herzenleit,
- der anders niht wan guotes hat,
- 5 Da| bistii, frouwe, sajlic wip,
- ja wol ein rieh gedanc ist da;j:
- Jan wart nie manne uf erden ba|
- wan swenn er lit bi ir wLjen lip.
- 227. CP. SO, b.) 55.
- Frouw, ob dir got iht guotes gan,
- da:j dir ein man wirt 25UO der e.
- So günne im , da:j er si ein man,
- din mäht in niht mac tiiiren me.
- 5 ünt hastu, vrou, hie vrouwen znht,
- unt da$ du niht bekrenkest in,
- unt swechest dines prises gwin,
- da I^üet dich vor, vil süe;je vruht.
- 228. (A. 403, b.) 56.
- Ein rehter minner der sol hau
- zuht unt da bi bescheidenheit;
- Er sol ouch stsete undertrln
- sin einer minneclicher meit,
- 5 Diu im erhoehe sinen muot
- mit rehter liebe sunder pin,
- so wirt im minne unt vuoge scbin
- ob er e:j tougenlichen tuot.
- 229. (A. 403, b.) 57.
- Er sol ouch balt mit Worten sin
- gen siner vrouwen minneclich,
- Und ouch mit werken sunder pin^
- so wirt er lihte vröuden rieh.
- 5 Grlft er e| vesteclichen an,
- im mac da pris vil wol beschehen,
- sus hoert man ie die wisen jehen,
- wil er dur boese drö niht län.
- 230. (A. 403, d.) 58.
- Swelch man ze siner vrouwen kunt,
- da er si tougen eine hat,
- 226) 2. garlen, P. — 4. wenn, P. — 7. ja wart nieman, P. — 8. wi
- fehlt P. swenn] wenn, P.
- 227) 3. günn, P. — 4. tewr'n, P. — dun mäht in nie tac liuren me? -
- 8. dich fehlt P. vil e, P.
- 2883 4. minniclicher, A. — 6. liebi, A.
- 229) 8. trov nit, A.
- 230) 1. Wel man zuo, A. -— 8. do er, A.
- SPRÜCHE. ISS
- Lät er ^i von im dA ze stimt,
- daj Ir beschiht von im kein rat,
- So siut ir sinne so get^n,
- daj si gedenket; „boeser wiht,
- du hilfest doch die vrouwen niht:
- da von vv^il ich dich abe län".
- €. C^rüener ddn.
- L Gottkundliches.
- 281. (B. 105, a. P. 47, b.) 1. isd^öH ig
- Wer kante gotes krefte, »«v^
- dö er was in des vater geist?
- niur ewikeit aleine
- kant in unt siner kraft volleist.
- 5 alda kein mensche vürba^ macl
- wer kan, wer tar, wer sol? wist man e| wol?
- Wä wont nature in hefte
- Sit si aller dinge walte hat?
- mit gote durch got si tirmet
- 10 in gote swa| er tirmen lät;
- ü^ sime böte kam si nie tac:
- si was niur ein: des muost si liden dol,
- Wan got si bestuont selpvierde:
- er ein und ouch sin ewikeit
- 15 unt sin majestas-wierde,
- da zuo so half diu reine,
- Maria, vleisches bleiche vri:
- si spielt ü| eim persönen dri:
- vier mohten me dan natür alter* eine.
- 232. cP. 47, b.) 2.
- Wer sagt mir da$ geverte,
- wie natur würkt naturlich dinc?
- da$ leben mit dem luste
- diu zwei sint aller dinge ursprinc:
- 5 diu zwei diu dient natüren lue
- 231) 1- kennte, P. — 2. vafers, P. — 3. in ewikeit, P. — 4. erkant In
- ler, P. — 6. sol e:j wi^:jen wol, P. — 7. want, P. — 8. sint, B. — all©
- lg in mehte hat, P. — 9, 10. in gote si tirmet, P. — 11. u| des geböte, P.
- 12. niur ein und wart gelwauges vol, P. — 13. wan fehlt P. — bestuont
- erde, P. — 14. er selber und sin, P. — 15. raajesiat werde, P. — 16. so
- If fehlen P. — diu niaget reine, P. — 17. vleisches fiele vri, P. — 18. u|
- aer (mit radirtem er) B. — si gap in ein persone, P. — 19. vermochten, P.
- 238) 2, würkt fehlt P, — 5. diu dientj dienen, P.
- 184 SPRÜCHE.
- an dem, da| get, kiiucht, swimmet oder vliugt.
- Natur ist also lierte,
- da$ got mit ir sin wesen treit:
- swa$ himele toiigen sliejent,
- 10 da| allei natür an ir sneitj
- der helle toiigen natur ie
- in solher art alnach ir willen biugt.
- Natüre ist als ein vrouwe,
- unt swaj ie wart und immer ist,
- 15 unt swa| zuokunft beschouwe,
- des waltet si gemeine;
- swa:j unden ist und ouch dar oben
- unt mitten durch natüren kloben,
- si trüebet niht^ niur menschen lust unreine.
- 2SS. CA. 404, a. B. 109, b. P. 47, b.) 3.
- Got, Sit din cwic immer
- in Spiegels sprie;jen hat geberlt
- manlicher formen zunder,
- e da:j gevertin het diu werlt,
- 5 Cda schein lieht durch die sigenunst
- mit voller mäht ü$ ganzer süe|ekeit) :
- Der magetliche zimmer,
- in zuckersüe:jem smackes bradem
- mit geistekeit gewidemet,
- 10 durchtrehtic wart, des wortes gadem;
- driglestlich vunken riclier kunst
- enzündet wart ir brunst, die got besneit.
- Sin vaterlich gehilwe
- mit siie:jekeit die brüht betwanc
- 15 an der naturen gilwe.
- er gruop in obLUisen
- sich selben lamp , des vane ist rot :
- 6. swymet oder fleuget, P. — 7. sey also, P. — 11. hell natuie tougen die,
- -— 12. peuget, P. — 13. art fehlt P. — 16. das, P. — 17. ob, P. — 18. kl(
- P. — 19. sie, P. newr, P.
- 233) 1. Got ist ein, A. Got siht in, P. — 8. ein spiegel spri:jel h. gebe
- A. Gelicb dem spiegel hat gebelt, P. — 3. mensiicher, B. menschlich fürt
- besonder, P. mit der geislheit gewidemet, A. — 4. e daj gefieret wart die,
- in ange vierde slat diu, A. habe, B. — 5. schein daj lieht reht durch i
- gunst, P. schinnet lieht in himel ziinft, A. — 6. mit siner mäht u:j aller,
- mit ebener ma|e in voller, A. — 7. Din ewiclich gezimmer, A. — 8. din zucke
- süe:je brach den swadem, A. in zuckerrichem smackes brehen, P. — 9. w
- geistlichkeit, P. — mit der geischeit erbidemet, A. — 10. durchtrechtig wj
- des Wortes drehen, P. dur drilich was der godich adem, A. durchtrehtlii
- wart der gollich gadem, B. — 11. dru lestic vunc mit rilich kunft, A. — 1
- diu brunst, A. — ir brust, B. — 13. Din vaterlichiu helfe, A. — 14. in ew
- keit die brüehe Iwanc, A. — den bruch ii| twanc, P. — 15. gilbe, P. mit d
- nat. gelfe, A. — 16. brach er in applatise, A. geb uns sin oblat wisen, P. -
- 17. und nam des lambes vanen rot, A. — des selben lambes van ist rot, P.
- SPRÜCHE. laa
- «US wai*t ein brustlich österbrot :
- mit inrekeit hilf, raeit, da:j brot uns spts^n.
- 234. (A. 404, a. B. 109, b. S. 16, 1.3 4.
- Der heilic gotes tempel,
- dar iu sin geist gewidemet was, i
- der was alschun gezieret;
- da het diu wsere niinne ein blas aiqi nb
- 5 enzündet, da:j gap solhen schin, ' -i^'
- diu sunne klar muost da bl dinster wesen.
- Da mitten stuont ein Stempel
- an eime sarke schöne erhaben,
- der sarc was rut ein marmel,
- 10 der Stempel guldin , wol ergraben ;
- vor mitten in des sarkes schrin >n noi öjüg eua
- ein corporal, als ich e| hän gelesen, J> 'i» /^j .ÖßS
- Gevüeget in dri valten: I
- da inne lac da:j lebende brot, '^-^
- 15 mannä, ganz, ungespalten. ,j,
- wa| in dem Stempel stiiende? iu
- ein Tau mit lambes bluote rot, j, -
- dem holze glich, dar an den tot
- got sun erwarp; er starp vri aller sünde.
- 235. (A. 420, b. B. 108, b. P. 56, a. S. 16, 8.) 5. an
- Got, vater, sun mit geiste,
- lop , ere , pris ! gebenedit
- sist du! genade ich suoche :
- der la mich, herre, sin gezwife m
- 5 durch dlne gotelichen art,
- b
- . der werden hrustlin österbrot, A. — und wart ein brüchlich, P. — 19. In-
- keit — magt uns zuo der spise, A. — Innigkeit, P.
- 2343 1. lenipfel: slempfel, B. — Der gotes tempel here, A. Ein warer
- tes tempel, S. — 2. der in, A. — 3. alschönj also, B. — ist alsiis, A. —
- p schon geordeniret, S. — 4. hat - - — flas, A. — ist aller weit ein spie-
- 1 glas, S — 5. da$ si git, A. sein leuchten da:j geit Hechten schein, S. —
- \inster, A. — tunkei, S. — 7. Der tempel was «och lere, A. — Und auf
- •m selben st., S. — 8. uf ehiem, A. — vil schon, A. — da stet ein sarc gar
- Ol erh., S. — 9. ein fehlt A. — der Stempel der ist merbel, S. — 10. der
- rc guldin gar schon dergrahen, S. — 11. da mitten uf, A. — und auf dem
- Iben gotes sehr., S. — 12. als man uns hat, A. — also hab ich, S. — 13,
- vuoc zuo dri, A. — dar in so leit dreifaltig, S. — 14. dar in so lit, A. —
- r uns bietenl des lebens brot, S. — 15. menschlich in driu gespalten, A. —
- nzlich und unerspaltig, S. — 16. tempel, B. — uf dem tempel, A. — er uf
- m Stempel zünde, S. — 17. ich sich wol lambes, A. — einer tauben lambes
- uot so rot, vS. — 18. dur sine hüll leit er den tot, A. — der leh vür uns den
- imen tot, vS. — 19. gotes, B. — got sun er was und st., A. — der meide
- n starb frei an alle sünde, S.
- 235J 2. eren, B. — ere und, P. — hab dir den preis gebenedict, S. — 3.
- Stil, B. — und din genade ich bite, P. — 4. des la, B. — des laj uns sein
- Me gefreit, P. — mit deinem geist in mich verzwict, S. — 5. von deiner ho-
- »n edelen art, P. — durch dein vil heilige gotheit, S.
- 136 SPRÜCHE.
- durch den gedauc , der dia geschefle ziU.
- Sus trite ich an da;j meiste:
- von einem zwei der dritte entsprö|
- unt wart niht deste junger;
- 10 ein wesen durch die drie vlo^,
- ein ewikeit was uiide wart:
- dri forme an einer substantie gotheit hüt.
- Diz wunder da^ hat krefte.
- got vuor zer helle, der lip was tot,
- 15 er lac in grabes hefte.
- si wurden nie gescheiden,
- gevlohten ü|, gestricket in,
- an endes unt beginnes schin:
- sus gilte ich tjost gen Juden unt gdn heideo.
- 236. (A. 480, b.) 6.
- Ein^ brähte zwei durch eine
- •unt mit der drie driu in ein,
- nnt eine| umb die alle:
- aldä SU lit ja unde nein.
- i da| was et aller wunder sprinc :
- der sehter eine wart aldä zezart.
- Got brähte uns minne reine.
- natüre, wisheit sint durch den
- den niht kund umbevähen.
- 10 die dri in einem gote wir spen:
- Maria alle umbe vienc.
- nein unde ja : valsch wärer gloube wi^ri.
- Natüre wart zerbrochen,
- dö geist in geistes geschikeit
- 15 zöch an sich menschen knochen
- in eine megede libe.
- 6. und durch, AB. — und durch die muter die dich menschlich Iruge, S. —
- in daj, B. — Jo trite ich uf, A. — Nu greife ich uf, S. — 8. von einem wf
- einem der, A. von einem ein der, B. — von eren auf das dritte, P. — aus
- einem zwen der drit entspr., S. — 9. was, AP. — und wart doch nie des;
- minder, S. — 10. durch drie, A. — uif den drien, P. — der eine durch die
- zwen flofs, S. — 11. der ewic was und wart, A. — in ewikeit was si be-
- wart, P. ein wesen was und wart bereit, S. — 18. dri personen in e. s. ist
- got Mite zilte) A. — Dri forme ein subst. gotlichen hilt, P. — dreifaUig
- klar die gotheit nie verpuget, S. — 13. Da:j, APS. — 14. sein leib, P. —
- und was begraben, S. — 15. und lac, AP. — 16. doch nie, B. und wurden
- doch nie, APS. — 17. gewunten aus gewickelt ein, S. — gestrickt gevloh-
- ten drey in ein, P. — 18. ende, AB. — unde ane beginne seh., A. — an end
- an anbeginne schein, P. — mit gir und mit beginnen fein, S. — 19. tzyost, B
- {abgeschabt), sus gab er justiu gegen, A. — halte ich trost, P. — das glau-
- ben nit al Juden ketzer beiden, S.
- 836) 1. Eines brachte ein und zwei, A. — 3. eines, A. — 5. was aller
- wunder ursprinc, A. — 6. sechter, A. — 9. umbevähen vatter sun mit geiste,
- A. — 11. alle umbe vienc Maria klar, A. — 18. wäre, A. — 15. knote, A.
- SPRÜCHE. IST^
- da| was wol aller wunder hört.
- got viel, got bleip, got menschen wort:
- got wunderaer, gip deich in himel bekllbe.
- 237. (A. 403, b. P. 56, a.). T.
- Naturen kraft erschinet
- wol an dem vogel Vellicä, '
- kein sere, noch kein swaere,
- kein pin, kein leit enkumet da
- 5 also, da:j er iht lide not,
- wan er die kröne ob allen vogelen trelt.
- Der tot in niht enpinet,
- als uns diu schrift seit offenbar,
- sin lip vor töde ist vremde,
- 10 sin vederen werdent bluoticvar:
- also diu gotheit nie wart tot,
- diu menscheit starp an Krist , durch uns er
- Sit gotheit menscheit vuorte, »it . .^S,
- diu menscheit starp, so da| der tot
- 15 die gotheit nie beruorte.
- da^ was ein micliel wunder, , ., ,,„.,
- da:j vater, sun, geist was ein strio sf ifon«^
- unt doch wan ein leit jamers pic.
- diu tougen enslö^ diu valscheit nie dar under.
- h
- Ol
- ■ h
- Hb
- ei
- leit.
- II. Weltkundlichest
- ^ntf ni«
- 2S8. (B. 109, a. P. 49, a.) 8. ' " '^''^^^/'
- Ein va| da| lie sich dringen, ' ^^ "^^ *'^
- M von adamant gezirket so,
- hol, sinwel als ein apfel.
- 9. gip uns himel beliben, A.
- 237) Diese Strophe hat A zweimal^ einmal unter Poppos namen. Die
- )sarten bei diesem sind hier durch TI bezeichnet. — 1. Nature, F. erschel-
- et, AP. — 2. wol fehlt A. — Volilä, TT. PelÜcanus, P. — 3. swere noch
- ein pine, A. — 4. kumt, TT. — keins leides wirt nymmer piisz, P. — 5. iht
- ehlt n. — an leibe noch an keiner stai, P. — 6. Des er, TT. — vor allen,
- T. — fögellin, A. — Sein lop ein cron ob allen voglen breyle, P. — 7. niht
- inet, TT. — an im sich peinet, P. — 8. alsus diu, A. sagt, P TT. — 9. tode
- windet, P. — 10. vederan, A. vedern, TT. — werdent /eÄ/f P. — 11. als
- u gotheit nie wart mat, TT P. — 12. ein Krist, A. — unser, TT. — der für
- ns leyte, P. — 13. Diu gotheit, A. — 14. starck und da;j, P. — 16. wunder
- ehlt P. — 17. Got vater, P. sirike, TT. — 18. und doch niht wan einer leide
- amer spike, TT. — und leit niht eines jamers plick, P. — 19. Der tougen
- ichos tuot die valschen under, TT. — Gar offenbar das tut die valschen kun-
- »er, P.
- 238) l.drengen, B. -- 2. adamas, P. — 3. holsenolt als, P.
- 138 SPRÜCHE.
- unt mitten gUche erhaben liö,
- 5 des va:j|es kraft an einer stat
- niht swacher was wan an dem andern zil.
- Mit listen lie sich bringen
- ein isen mitten in da^ va:j.
- ein ebenkreftic rücken,
- 10 da:j ieslich want dem isen maj,
- unt gap dem isen solhen rat,
- dei| weder hin noch her mac noch enwiJ.
- Da^ va| da^ ist geliche
- dem firmament mit ebener kraft,
- 15 da| isen dem ertriclie:
- deist mitten drin besundert.
- wie möhte e^ vester sin behaft?
- e| siget aller dinge kraft
- üf mittel mä:j. lobt in der e^ da wundert.
- 239. (P. 49, a.) 9.
- Diu werlt in vünf geteilet
- ist; vier der dementen wesen,
- und ü^ vier dementen
- ouch menschen sele kan genesen.
- 5 in vünf geteilet ist ir kraft,
- sin, muot, Vernunft, behaltnis, wille erkant.
- So si mit tugent heilet,
- entsliu:jet, swa^ si vor begreif.
- wa:j sprichestu ze danke
- 10 von der materjen umbesweif?
- sin underscheit ist sigehaft:
- ieslich ursprinc ein demente vant, ^j^
- Da von e$ also hei:jet. !,-^
- ein laug materjen üf den grünt
- 15 und üf ein dinc verbei:jet.
- unt von im wesen zücket.
- ein lang materjen alters vol
- ein elemente heilet wol.
- e^ kumt ie wider, swa| natür ü$ im rücket.
- 240. (P. 49, a.) 10.
- Luft, wa:j:jer, viur und erde
- 4. unt fehlt P. — 6. sterker was newr als ander, P. — 7. kond ich bringen,
- P. — 8. iserin mitten, P. — 9. und oben kreftig, F. — 11. da| gab, P. —
- Isern, P. — suolen, B. — 12. da| e^, B P. wider hin her mac und noch, B.
- — 13. va:j ist wol, P. — 14. mit siner, P. — 16. da:j ist m. dar in, B. Ua;j
- mitten ist gesondert, P. — 17. möht da| va;j nu sin gehaft, P. — 18. und si-
- ges swere dinge, P. — 19. lob si dem der e^ alle^ gar schon wundert, P.
- 239) 2. In der vier, P. — 3. und da| vier, P. — 4. menschen fehlt P.
- — 6. muot] und, P. — beheltnüs, P. wiJIeJ wol, P. — erkante : vante, P.
- — 9. danke] deme, P. — 10. malerigen (immer) P. — 12. dementen, P. —
- 19. ie fehlt P. — 340) 1. erden, P.
- SPRÜCHE. 139
- vier elementen nennen sol.
- ir art ist underscheiden,
- noch kuraent si zesamene wol.
- ö der luft ie warm unt viuhte si,
- da;j wa:j:jer kalt unt viulit, hän ich gelesen, i^j^..^^ .Sjtfi
- Warm, trucken, also werde „ ...t
- BUS ist da| viur^ so giht min kraft,
- kalt, trucken blibe de erde.
- 10 unt swä sich solhiu meisterschaft
- den elementen wonet bi,
- luft unde wäc, der sl6| muo:f viuhte we*en;
- Erd unde wa^^er küele, ,|.^jj, „^^^^ ^^
- luft, viure werme beslie^en kaij^-,^ lafe j^fc Jo«
- 15 die trucken, alse ich,vüele, ^^j^ ^j^ laa^t imi
- erd unde viur besliii|et; -= ... , jyj
- der luft und ouch der erden kür,
- der kraft muo:| viuhte kumen vür:
- ir sl6$ natüren kraft gar schön begiu:jet. .^j,
- r/r dlliii lati
- IIL Menschheitlichesi' ' '!:^
- 241. (ß. 108, b. P. 48, b.) 11. "'^
- Sache einen knoten stricte "^^ **) w.«
- mit underscheidener dinge kraft,
- dar üf sneit si vünf ecke
- almit ir bernder meisterschaft, ■''■>
- ö und in den knoten sneit si dri :
- der knote was glich aller creatiur.
- Ü:j vier elmenten riete j-itri'ini
- got menschlich forme, als ich da;j las; ^'^^ »W
- vünf ecke sint vünf sinne: 'j«
- 10 der ecke gäbe ie elich was. »'ß
- dri ecke sint der s61e bi, ^H^£ ^*
- snel unde gelenke , behende: diu sint tiur. '*' "^^
- Diz glicht sich allen dingen:
- da ker din selbes sinne zno.
- 15 swer wil den borten dringen,
- 4. kumen, P. — 5. lüfte viuhte und warme, P. — 7. werden, P. — 8. sus]
- so, P. — 13. kole, P. — 15, der trunke also vole, P. — 18. und der P. —
- viuhte fehlt P.
- 241) 1. riete, P. — 2. u^ underscheit der dinge, P. — 3. dar u;j, P. — 4.
- mit ir, B. mit ir vil werden, P. — 6. knote gliche allen dingen wart, P. — 7.
- U;j elementen zücte, P. — 8. ich las, P. — 9. eck da^ sint, P. — 10. des
- ecke gal lustecliche was, P. — 12. gelenket, snell, behende nach richer art, P.
- 13. Ir gelich ist allen dingen, P. — 14. da keret eine$ selbe zuo, P.
- 140 SPRÜCHE.
- der Ist gelich den deren,
- er griionet, vület sam ir ein;
- wirf vesen gen holz, gen steine bein,
- gen grase här, gen geiste geist mit glereu.
- 242. CP. 48, b.D 12.
- Ein wesen in lüfte schiffet,
- dri Wirte im lockent naht unt tac :
- der eine wirt hat gallen,
- der ander einen vedersac,
- i der dritte süe^er spise vll
- unt giiot gemach: er Ist ein richer wirt.
- Da^ wesen dich, mensche, triffet.
- unt der der werlde hat gewalt
- ist jener mit der gallen:
- 10 des triegen ist so manecvalt;
- den wirt ich vür mich kiesen wil:
- so nenne ich in: den välant heil verbirt.
- Der mit dem sacke uns winket:
- so vederlestic wirt der lip,
- 15 swenn in die erde er sinket.
- der dritte wirt so wise,
- der kan wol riche spise geben.
- Krist, vater, sun dem geiste eneben,
- hilf uns ze dir, sterk uns mit diner spise. ^ j^j
- 243. (P. 48, b.) 13. ^^
- Driu dinc in ein sich slie^en,
- da:j eine ist tot, da| ander leben,
- da$ dritte enzwischen beiden,
- man siht ir niht in kraft do swebeu,
- 5 man hoeret ir mit alle niht,
- nieman si grift: si slie^ent alliu dinc.
- Diu zit diu kan zevlie;jen:
- nieman si siht noch hoeret niht,
- nieman kan si begrifen,
- 10 unt hat an allen dingen pfliht;
- in driu so teilet sich ir schiht:
- da^ eine ist tot: da:j hei:jet ungelinc,
- Da^ ander lebens vruote,
- so hei:jet nü da^ dritte teil
- I
- 16. er ist g. d. zieren, P. — 17. ir gronen fliu^et als in ein, P. — 18. wesen,
- B. — gen stein gen bein, B. — holz und stein gen klein, P. — 19. gen gross
- gen geiste geil parlieren, P.
- 2483 2. locken, P. — unt tac fehlt P. — 6. wirte, P. — 8. werlde] We-
- sens, P. — 9. ist] so, P. — 11. ein Irit ich, P. — 12. verpirte, P. — 15. swennj
- und, P. erde erj erden, P. — 18. sun dem] seinem, P.
- 2433 3« enzwischen] zwischen in, P. — 6. slie:jen, P. — dinge, P. — 18.
- hingelinge, P. — 14. nu] man, P.
- J
- SPRÜCHE. 141
- 15 wol leben in tödes muote. a o!
- wan deist nach siner bei:je. /
- dÄ hin iint noch besliu^et nuo :
- hin loufet vor iint noch dar ziio:
- got gebe, da| wir ziern nach sinem helije.
- IV. Priester, ritter, bauen jj^
- 244. cP. 51, b.) 14. d ,AQi M) 04S
- In drill geteilet wären Js»xtJiVf asia iüU
- von erst die Hute, als ich las. ' ' ' '
- büman, rittser iint pfaffen,
- ieslich nach siner ma:je was
- 5 gelich an adel und an art
- dem andern ie. wie stet der pfaffen sinliv üi->
- Si lerent wol gebaren, mii i J
- kunst, wisheit, aller tugende kraft, > hl hb
- vride, schäm unt dar zuo vorhte. »tv 'tlirt
- 10 dem ritter liehet ritterschaft. ba iirn Ol
- der buman het sich des bewart, ' ~ ^s*.
- da| er den zweien nar schlief mit gewin. rt
- Nu pfaffe, Werder pfaffe, J
- lä:j ander orden under wegen; v/
- 15 du stolzer ritter schaffe, - <^l
- da;j ritterschaft dir lache, 'h
- niht nim an dich ein ander leben; ailß i5
- du büman solt niht höher streben, "- '^'*
- da| lere ich dich durch werndes prisea sache.
- 245. (P. 51, b.) 15.
- Der pfaffe kan sin nennen
- niht ba| getiuren, wan der nam
- vür aller pfaffen wierde - -?
- wol ü^ der edelen pfafheit kam; ^ jf^^g
- 5 sprich: bähest, bischof, cardinäl .
- ist alle^ niht: pfaf ist daj hohste wort.
- Er mac sin wierde entrennen,
- swenn er den hoch geherten namen,
- s£n r^htei leben mit vuoge
- 15. wol fehlt P. — 16. da:j ist nach seim peljen, P. — 18. laffet vor und
- Buch, P. — 19. zieren, P.
- u 844) 4. iiliches do nach, P. was fehlt P. — 6. wie fehlt P. — sinne,
- P. — 7. leren, P. — 10. der ritterlichen, P. — 18. gewinne, P. — 16. da:j]
- 4er, P. — 18. solle hoher, P. — 19. vremdes prises, P.
- 3453 3. alle wird der pfaflfen, P. — 5. bischof und card. , P. — 6. werte,
- ,P. — 8. wan er, P. 'i'jbuij^' ' '"' ■
- 142 SPRÜCHE.
- 10 nilit ebene treit : der mno^ sich schataeur • il
- wa| mac unreiner pfaffen «chal, äh )aif)f> n«vr
- wa:j valsch und übel trüge oucli, grÖ;^er hört'?
- Die ÄAvelef gotes knehte
- den kristentuom erstriten haut,
- 15 unt gäben da;j ze rehte :
- diu pfafheit sulle halten
- den besten unt den hoehsten teilj
- pfaf immer müe;je haben heil
- hie unde dort: din wierde ist ungespalteu.
- 246. (B. 108, b. P. 51, b.) Iß.
- Der eren wurzel, mä;je,
- 6 ritterschaft, vil werder kränz,
- dich kan niht baj gesprenzen,
- niur manlich herze in tugenden ganz;
- 5 spar niht des waldes vor der brüst,
- ein vremder stäl üf not si dir ein bli.
- Üf turnei, krieclich sä:je,
- da lä die milte volgen mite;
- hilf vrevels kraft erklingen
- 10 mit schilten nach buhurtes site,
- so reibest du manlichen lust;
- wis gernder diet in triuwen holt d.l bl.
- Lä dich die minne leiten,
- Wirt diu dir meizoginne ganz,
- 15 si machet dich bereiten
- üf^iovescheit ze prise.
- er alle vrouwen, werdiu jugent,
- die swachen durch der biderben tugent:
- tuost du des nilit, so vluoche ich diner wise.
- V. Fürsten, edele, hof.
- 247. cp. 51, a.) 17.
- Ich hate in einem swerte
- von aventiure einen geist,
- daj er mir solde künden,
- 10. scbam nam), F. — der reinen, P. — 12. truch ouch horte, P. — 13.
- zweif, P. — 14. han, P. — 16. sullen, P.
- 246) 2. hoch ritlerschaft in eren glänz, ?. — 3. mac, P. — 4. menlich
- muol, P, — 5. niht die werlde, B. nicht die vinde, P. — 6. vremdes swert si
- dir uf not, P. — 7. In triuwe krieclich, P. — 8. la$ dir, P. — 10. schilte, P.
- — 11. manlich gelust, B. menlichen lust, P. — 12. was, P. — helf, P. — 14.
- meitzoginne, B. matzoginne, P. — 15. mac, BP. — 16. hubscheit, P. — 17. aller
- vrouwen werde Creine, P.), B. — 18. der vromen, P. — 19. vüuhe ich dme, P.
- 247) 1. het, P. — 3. solt verkünden, P.
- SPRÜCHE. 1^
- wa| vürsten, lierren allenneist
- 5 möht an ir höhsten eren schaden;
- der geist was kluoc, er sprach: „ich wil dir^ sagen."
- Sin gunst mich ie gewerte:
- „den vürsten iint den herren tuot
- den schaden unt die schände
- 10 ein zagelich immilter muot; ■.:> p: >
- unt swer mit den ist überladen, >« ^ov Ol
- den müe^en wir mit reht gen helle tragen. fO
- Ouch muo| ich sehenden sere -.d
- ein valschen imgetriuwen rat,
- 15 wan der git in die lere,
- da| si den muot gewinnen. 'Vf liw tl
- ein vürste ist alse ein ander man •*■ ' "
- wan da$ im got gewaltes gan:
- er ist enwiht, ob si niht ere minnen."
- 248. (P. 54, b.) 18.
- Man sagt von Parciväle, «^^^ C-a t^^ .*i) »^^
- von Titurel unt Gamuret, /itun v iln .i^f^iÄ
- von Hector und Achille,
- von Gäwein , der da$ beste ie tet, -.b
- 5 von Walban unde Lanzilot 'a
- Ibanes kriege unt von Wilhalmes tM. )v yjh l
- Die worhten beides male: ^Hfi^ li
- da:j schuof der vürsten miltiu haut;
- ir tugent und ir güete,
- 10 ir staeter muot Avas wol erkant,
- da^ er mit tugende waer ir bot , ..;
- gen mannes muot nach siner' sinne rät. ö
- Swie hohe ir muot do swebte, >b
- unt waer noch Artus solher tugent, :H
- 15 als er do milte lebte
- mit siner tavelrunde,
- fe man vünde noch wol Parcival )b
- und alle herren in dem gräl, v
- swen nach in durste und in der eren gunde.
- 249. CP. 54, b.) 19.
- Die künige unt die vürsten
- die machent manheit gar verzagen _^ . 1^ ^
- 7. din, P. — 10. unt swer] welcher, P. — 14. valscher ungetrewer, F. —-
- 18. gewaldes, P. — 19. entwicht, P.
- ^ 248) 2. Tylerel u. Gamorel, P. — 3. Eckard und Achlle, P. — 4. Gab-
- wein, P. — 6. Eibanes, P. — VVUhelmus täte, P. — 8. da^] da, P. — mille, P.
- — 10. bekant, P. — 18. rate, P. — 14. nach art in solcher, P. — 16. runnen,
- P. — 17. vindet, P. — 19. günne, P. ;i') u
- 849) 2. die fehlt P. gar ze zagen, P.
- 144 SPRÜCHE.
- an rittern und an knehten,
- nu merket, wa:j ich in kan sagen^
- 5 ßo sl den riehen nü derheben
- swie da;^ sin muot nie manlich Inst gewan;
- Wan liden 8Tü:je:j dürsten
- verderbet maniges mannes muot,
- da| er sich selben krümbet
- 10 von noetikeit: da muot swa guot.
- e:j git ein vliehen üf den drehen:
- has unde luhs , iur luogen stet hin dan ;
- Ir sult die zagele smiegen,
- man darf niht iuwers strites wer,
- 15 vrir wellen nimmer kriegen,
- wol her, ir mittelaere,
- ir straft uns weder hie noch dsi:
- ,Ja herr, ja herre, ich sach e^ , ja.''
- diu zit ist hie , e^ werden t andrin raaere.
- 250. cP. 54, b.) 20.
- Seht, wie e^ tunkel bläwetl
- der werlde lieht ist worden blint,
- da:j e mit glaste liuhte,
- als lebten noch der eren kint:
- 5 diu vorhten sich vor missetät,
- ir muot der stuont üf hoch gezilten prl«.
- Der jungen woltät grawetj
- swä Sicherheit sich hat ergeben
- der ungeherten schände,
- 10 die muo;j et gar in sünden leben,
- swer tugent in dem herzen hat,
- des gibt min munt, er ist an sinnen wl«.
- Hie vor, swer tugent gerte,
- den hülfen tüsent maere an tugent,
- 15 unt die sint prises werte,
- der viirsten gunst was milte,
- volvarn enmohte niht diu jugent:
- nun erent tüsent niht ein tugent,
- des muo| verligen zuht in dinem schilte.
- 6. und das, P. — menschlich, P. — 8. verterben, P. — 9. selber grimmer, I
- — 11. gelt den vliehen, P. — den der eben, P. — 12. hasen, P. — iiirj ir, J
- lugen, P. — 13. zagen, P. — 14. ewer streiigefer, P. — 15. wolle, P. — 1€
- miteiere, P. — 17. her noch, P. — 18. her ja ich sach es, P. — 19. wer
- den ander, P.
- 250) 1. plaet graet), P. — 3. leuchtet, P. — 4. als vor lebten der, F
- — 6. gezirtes prisen, F. — 7. woltat der jungen, P. — 10. mufsen, F. — 18
- wisen, F. — 13. vür, P. — 14. hilfe lusent mer, F. — 15. prisef, F. — 17
- möchten, P. — diu] seyn, P. — 18. nun] nim, F. — 19. verliegen, F.
- SPRÜCHE. 145
- 251. CP. 57, a.) 21.
- Die riehen edelen solteii
- tuon nach ir art, da| zeeme in wol;
- tugent ringer ist ze merken
- wan untiigent, da$ ich sprechen sol;
- 5 sagt man iu| under oiigen niht,
- sd kumt doch wft der herren missetät.
- Hie vor die edelen wolten,
- daj zuht triuw iint bescheidenheit
- des hoves pfleger wseren:
- 10 nu sint si ninder so bereit,
- so torelich ist ir geschiht :
- owc, her hof, wie lesterlich da| stät.
- Ahi ze disen ziten
- ir loset durch die helme sch6n,
- 15 wie kiinnen herren strlten
- unt jagen also vaste,
- da;j ir den herren mite jeht,
- swenn ir unvuoge von in seht,
- her hof, lä;jt ab, e da| ich näher taste.
- 252. (P. 52, b.) 22.
- Vil maneger also sprichet:
- wa| irret mich der valschen nit?
- der kan niht wol gedenken,
- wa| bosheit an den valschen lit,
- 5 an rede, an afterworte kraft:
- diu mügen tuon vil dicke gr6|en schaden.
- Der valsche sich niht riebet
- swä kraft gen kreften ist gewegen;
- niur swa| er valscher tücke
- 10 unt valscher rede mac gepflegen,
- die machet er so sigehaft,
- da| manec lant der klage ist überladen
- Ein valcher mit dir lachet:
- swenn er sich baj vermac wan du,
- 15 mit willen er dich swachet.
- euch hoeret man bi stunden
- den valschen mer dan einen man,
- der wol mit triuwen werben kan :
- sd hat der wolf den lewen überwunden.
- 253. CP. 52, b.) 23.
- Driu dienest muo| ich bieten :
- 8513 3. ist fehlt P. — 4. da| fehlt P. — 7. Hin vur, P. — 12. her fehlt
- P. — 13. Alhie, P. -— 14. und loset, P. — 15. wie] die, P. — 19. la|, P.
- 2523 3. wolj ba|, P. — 12. hant, P. — 19. lieben, P.
- Frauenloh. 10
- U6 SPRÜCHE.
- durch menscJilich ere ist eiiie| ;«war,
- dar nilch durch geistes sa;Ide:
- diu zwei biut ich mit willen dar^
- 5 da| dritte durch Untriuwen hac:
- diu twingent in in tiefer sünden bant.
- Ich muo| mich wandeis nieten;
- vür golt gib ich im kunterfeit,
- in honec biute ich gallen,
- 10 und ist mir unvernünftlich leit;
- ich stürme blo| unt tuon den slac,
- ich male im wi$ da durch e swerze drant.
- Da| klage ich gote ze mä:jen,
- da| ich dort der Untriuwen vluot
- 15 muo$ gen vif kumbersträ;jen.
- durch wandelmeiles tücke,
- los ich ir niht, si smeichet mir
- mit slangen art in aftergir.
- mit miner list ir list ich gar bejzücke.
- 254. CP. 58, bO 24.
- Unheimlich gerne ich M'^sere,
- der valsch hat aber den gewalt:
- so muo| ich mich im lieben,
- swie gar sin muot ist uugestalt:
- 5 da| lieben niht von herzen gät,
- merk ie der man vif, wie si der geschiht.
- Valsch bi gewalt ist swaere.
- wer tar in strafen? niemen zwar!
- ouch wil ich da:j bewisen.
- 10 ein dinc ist offenlichen war:
- swelch herze ein untriuwe in sich lät,
- die wile e| lebt, so kumt si von im niht.
- Da von rate ich iu vürsten,
- an sweme ir ie untriuwe ervart,
- 15 nach triuwe lät iuch dürsten,
- unt wi|:jet daj: untriuwe
- diu ist reht als ein boeser maden,
- der in ein ob| kumt ungeladen,
- er tuot dem obe^e schaden siner niuwe.
- 253) 2. eine, P. — 4. bile, P. — 6. die zwingen — bände, P. — 11. ti
- doch slag, P. — 12. drante, P. — 15. kumbers tra:jen, P. — 16. lücken, P. -
- 17. las, P. — 18. mit] mit der, P. — 19. ist gar bezücket, P.
- 254) 3. ich nach im leben, P. — 6. wie] war, P. — 8. traffen, P. — 1
- ir die, P. — 19. obs gro| seh. , P.
- 4
- SPRÜCHE. 14ir
- VI, An die jflnger des h. Franciscus.
- 255. (A. 419, b.) 25.
- \ii schämt iuch, iniuner ordeii,
- iiir villi der Iiät den hinderganc, n'iftn
- iur Orden hinkent alle, » f .t*> .|'«»SJ
- ir tretet in siinonien schranc,
- 5 ir würket vremdiu gotes reht,
- ir leret guot iint minnet valsche tat.
- Ir Sit verkoufet worden
- der kristenheit, owe der nöt^
- den wolf nemt ir ze gesellen,
- 10 ob er da| scliäf iu bringe tot;
- ir slihtet rüch unt riiihet sieht:
- ha| unde nit der treit nu geistlich wat.
- Iur bruoderschaft sich hoenet, *»
- gelihsenheit, die got verbot
- 15 diu ist mit iu gekroenet: >
- diu treit nu geistlich waete *
- unt wülvet ü| des herzen dunst :
- lert iuch Franciscus solhe kunst, > > «
- s6 pflac sant Augustin ouch solher raete. *^
- VII. Weib. Minne. -
- 256. cP. 54, a.) 26.
- Wädurch ist, werlt, din wünne?
- wädurch ist menschlich vreude garV
- wädurch ist selten süe|e?
- wädurch ist schellen übervar,
- 5 tambür zitol und orgel klanc,
- wädurch diu luft in rör gedrücket wirt?
- Wädurch ist pfaffen künne?
- wädurch ist manlich ritterschaft :• o»
- mit turnei unt mit stechen?
- 10 wädurch ist pris unt meisterschaft?
- wädurch ist pfifen unde sanc?
- wädurch ist zulit in tugenteü schön geziert?
- Wädurch sint prises doene?
- wädurch ist minneclicher gruo|?
- JOöJ 1. Nu fehlt A. — 2. iuwer {stets) A. — 4. tret, A. — 5. würKent,
- . — 6. minnent, A. 'J- 7. sint, A. — 10. bringen tuot, A. — 11. ir ruhet
- leht Uli Hlihlet ruh, A. — 18. geislich, A. — 14. kUssenheit, A. — 16. geis-
- ch, A. — 17. tunst, A. — 19. selker, A.
- 256) 5. tabor, P. — 8. menlich, P. — 11. und gesang, P,
- 148 SPRÜCHE.
- 15 wddurch ist vriuntschaft, schoBue?
- wädurch diu jugent aieret?
- wädiirch da| alter lieben sol?
- wip, reine vniht, da| weistu wol:
- durch dinen lip ist alliu güet gevieret.
- 25T. CG. 2. P. 54, ao 27.
- Wä lust, wa wünne spsehe?
- wä vreude und alder werlde hört?
- wa vindet man da| viuwer,
- dd sich enzünden niuo| da| wort,
- 5 da| zweier herzen, zweier muot
- treit in ein wesen von vremdem anbegin?
- Wd violrichiu wsehe,
- wa gruntvest aller saelikeit?
- wil muoter aller eren,
- 10 wa swester der bescheidenheit,
- der ma^e ein bruoder wol behuot,
- ein vater wise an volbedähtem sin?
- Üf ritterliche^ wellen
- wä nimt die manheit alle ir tugent,
- 15 da$ si sich muo:j gesellen
- der hochgeherten milde?
- wä schäm, wa zuht, der tugende kraft?
- 6 vrowe, din süe^e meisterschaft
- diz alle;j kan, des si gelobt din bilde.
- 258. (P. 54, a.) 28.
- Wie toetet man die sorgen?
- wie wirt verwunnen alle| leit?
- wie Wirt gekreuket swsere?
- wie senftet man gro^ arebeit?
- 5 wie leschet man des zornes vluot?
- wie Avirt verschart, da| triwe muo| jämer klagen?
- Wie tar trost vorhte bringen?
- wie Wirt verjagt ha^ unde nlt?
- wie salbet man den smerzen,
- 10 der senfteberndiu herzen git,
- 19. gelieret, F.
- 857) 1. wunne wa spsehe, G. — 2. wa liep und, G. und aller vreud«
- hört, F. — 4. dat sich, G. — 5. zweier moit und zweier herze, G. — 6- vrei
- den wesen, F. — wesen van vredeme an, G. — 7. fehlt G. — den viol i<
- vorsehe, P. — 8. ein gr. veste, F. — 9. wa wrzÜJe Cwurzel) aller, G. — 1
- suster, F. — 11. der diiginde, G. — 18. wa vader wise an volme bedachtn
- sine, G. wise und also kluger, F. — 13. riUerlich ollende, G. — 14. nin
- manheit a. i. craft, G. — 15. da si sich moys, G. — 16. geherden, F. zu I
- gelofter, G. — 17. same — wa aller duginde, G. — 18. wip din reine, G. -
- 19. die is alles kan, des si gelovit, G. riche| lop stet in eren bilde, F.
- 2583 1. toret, F. ■— 6. da|] die, F. — 7. far] lorst, F. -— 9. selbet, F. -
- 10. hernde, F.
- SPRÜCHE. 140
- ndcli liebe sende heilen tuot?
- swer vlehet mich, dem wil ich| alle| sagen.
- Seht, als diu siinne erliuhtet
- den luft und alle vinsterheit,
- 15 ba| dürren muot erviuhtet
- ein reinei angesihte.
- da| touwet, regenet süe^en lust
- in mannes her^e , in raannes brüst :
- ja wibes name , der wünsch ist dir gerihte.
- 259. (P. 55, b.) 29.
- Den jungen ich entstricke,
- wie si der Minnen boten heln
- und ouch durch tougen liebe:
- dri lose blicke soltu stein:
- 5 zwar mit dem ersten soltu spehen,
- ob an dir si, da| ir iht missehage.
- Unt mit dem andern blicke
- wart, ob kein merker bi dir si, t
- der diner blicke vare: ' Of
- 10 so wis des dritten blickes vri;
- ist aber , daj er si geschehen,
- zehant den blic üf ander vürba| jage.
- Erverest du nach ba|;|e,
- da| si ervuoren dinen strich,
- 15 kum nimmer üf da^ l^t^^i
- bist du der merker äne
- so blicke loser blicke dri
- unt wis niht tougenworte vri
- so gilt si dir den blic üf liebem plane. ^ ,tÄ .*!) -^^
- 260. CP. 55, b.) 30.
- Dun welle warten blicke;
- ob dir ein widerblicken wirt,
- so nig ir tougenliche
- unt wart, ob si des iht enbirt, i <
- 5 so gilt ir lobelichen da^:
- wol, immer wol, unt wirt sin also vil.
- Swä liep gen lieb sich stricke,
- d& hat der minnen zunder e
- den vunken an dem steine
- 10 enpfangen lihte , sunder we j
- wan ere hat gen minne ha$,
- «. wU fehlt P. — 13. ir leuchten, P. — 14. denj die, P. — 15. lürren, P.
- - erfeuchten, P. — 17. tauget regen, P.
- 259) 2. meinen, P. — 6. irj dir, P. — 17. lasse, P. — 1». lieb enprane, P.
- 260) 1. Dein woUe, P. — 3. neige lugentliche, P. — 4. der iht, P. — 11.
- (nd er hat gen der, P.
- 150 SPRÜCHE.
- swa liep bi lust sich überzeigen wil.
- Da blicke tragent diu herzen,
- zehaut ein vimver ist bereit
- 15 den herzen sunder smerzen:
- si teilent allen sinnen
- der minne zuckersiie|en lust,
- den ougen gar durch herzen brüst :
- der minne kraft muo| sich also begianen,
- 261, CP. 56, a.) 31.
- Nu M^achet, sendiu herzen,
- also geliche ist iuwer art,
- noch heiler denne ein viuwer:
- ja hiure bin ich bi der vart^
- 5 eia vil liebe minne, eia,
- da:j ich hinvür der minnen viur bewar.
- Mit kumber tragenden smerzeu
- si werdent beidenthalben blint
- mit tat unt mit gebserde;
- 10 unt swa diu zwei gelieben sint,
- vliuch schäme, ich darf din anderswä,
- lieb leschet lust, e| brinnet alle$ gar.
- Wirt aber lust geniischet,
- so wei| ich, da;f des viures kraft
- 15 euch nimmer gar erlischet;
- sin zeigen ist geringer:
- da von si wiser sint dan e,
- ist daj ir art geliche ste,
- herz, ougen, sin da$ zeichent mit dem vinger.
- 262. CP. 51, a.) 32.
- Mich vrägte ein wiser leie,
- welch dinc üf lebendiger truht
- da zaller best gevalle?
- dd jach ich wider: „an vrouwen zuht,
- 5 und an den mannen triuwe ganz,
- swer ma^e kan an allen dingen geben.^-^
- Der keinei ich verschreie,
- sprach er, doch hastu deheiner tugent
- vergelten in dem herzen j
- 10 billich er trage die sine jugent,
- wil er sin nennen haben glänz
- o^I^^^J^^ ^'^^^^"' ^- — 1^- <®"^"' P- — 17. der] die, P. — zucker», P.
- 2bl) 1. senden, P. — 4. so bin, P. — 5. liebe min also, P. — 6. vev
- vurware, P -- 7. heizen, P. - 10. die zwei geüebet, P. — lt. sfam ich t«i
- ~~oüa ^^®'' ^' """ *^- «Jeriischet, P. — 19. zeigeut?
- 268) 3. das aller beste, P. — 4. an fehlt P. — 8. deiner, P. — 10. se
- nen, P. '
- SPRÜCHE. 151
- 15
- . . hie gen der werlde miigeui.
- swie tumbe ich si, der rede mich niht bevilte.
- VIII. Ehre.
- (A. 420, b. B. 108, b. P. 51, a.) 33.
- Ich sa$ üf einer grüene
- unt ddhte an maneger hande dinc,
- wie ich die werlt behielte
- und ouch gen gote iht wurde linc :
- 5 dö künde ich nie erdenken da$,
- daj ouch iht töht ze solher hande ger.
- Min bloedekeit wart ktiblae
- von gedanken, der ich vil verschriet;
- al nach der werlde 25ucke
- 10 min kintheit mir die witze riet, *^* fl^liiol i;J
- daj niemen üf der cren sa$
- kum ane schaz : des gienc min leit entwer.
- Ich strafte vrouwen Eren,
- ich sprach „ir sit ein swache meit,
- 15 lät ir iuch schaz verkeren.'^
- si siufte unt sprach „du tumber,
- schaz hat mich leider Überwegen;
- man mac min wol mit schätze pflegen,
- doch schaz an tugent ist gen mir ein kumber."
- (B. 109, a.*) 3-1.
- Vrowe ilre quam gegangen
- zuo einem guotes riehen man,
- U .«) MSI
- 263) 2. gedahle, A. — an fehlt BP.— 3. wie man die, P. — niht, B.
- n gotes gunst und ein ursprinc, P. — 5. Ich Runde niht, A. — Ich künde nie
- rdenken niht, P. — 6. das mir iht töhte uf, A. So was min muot bi zwivel
- ind min ger, P. — 7. Ich wart blced unde küene, AB. — 8. mil denken da|
- ch mich verschreit, P. — 9. ainach] und nach, B. Von der werlle dügge, A.
- )uch nach der werite zuhle, P. — 10. mir des wise rait, P- — H- »" der, B.
- - eren pfliht, P. — 12. kum fehlt B. Jcomt, A. kam, P. — guot, A. des wart
- ftin leben swer Cswere A), A B. — 13. strafe, P. — 14. und sprach, B. —
- «ranke AP.— 15. lat luwer schände verkeren, P. — Iß. sufte, B. — senfle
- ■iprach, P. — 17. schaz der hat mich überw., A. — 18. wan, A. — mir wol,
- P. — 19. doch fehlt A P. ane, A. — dest gen, A. — mir gar ein, P.
- 152 SPRÜCHE.
- er vrägte, wer si wsere.
- „ich binj vrowe Ere" sprach si sän
- 5 „unt wolde gerne bi dir sin."
- des bin ich vru, siis sprach der Schatzes zogel.
- Ein schrin der was mit spangen
- beslagen, da inne er si beslö:j;
- dem glücke er gap den slü|:jel
- 10 unt sprach: se hin, pflic dins genö|. —
- gelücice quam eins zuo dem schrin
- unt sl6| in uf: dö was e| ein gouches vogel.
- Dö klagete glücke sere
- unt sprach „er ist ein tumber gouch
- 15 swer mir bevilht sin ere :
- er solde ir selbe walten.
- wan waer ich stact son hie| ich niht
- gelücke; von unstaeter pfliht
- heij ich also." diu wort sint niht gespalten.
- IX. Trümmer eines Singerstreites.
- 265. (B. 110, a.) 35.
- liä loulen das gestirne,
- so wil ich vliegen län den wint;
- wilt du den dunre binden,
- so bin icitf der den bliesen bint;
- 5 kanst du die regenes tropfen zeln,
- so ze] ich dir loup, gras und allen grie^.
- Nu Wirt versuocht daj hirne,
- unt swa| vünf sinne krefte hän,
- unt swa$ iswei herze wisheit
- 10 begrifen mügen mit sinnes klän;
- hie Wirt geteilet, ir sult wein,
- ob iu sin bach si lieber dan min vlief,
- Sit von dem edelen brunnen
- Pegäse kumt ir beider vlu$j
- 15 die kunst wol merken kunnen,
- die merken dise kose,
- wä dise wac zwdn nemen ir diij,
- unt wie sich breite ir du^^^es schu|
- in maneges 6r : kein tör entbint die glöse.
- 266. CB. 110, a.) 36.
- Wa bistu gewest ze schuole,
- 364) 6. der] des, B. — 16. er solde er selbe, B.
- 265) 9. tzwe, B. — 18. uch, B. — 17. wach tzwey, B, — 18, untbint, B
- SPRÜCHE. J/m
- da| du 86 hohe bist gelart?
- man spricht dich aisu kindes,
- da:j iQ der niuwe si din hart; .8Ä£
- 5 driuzehen jär der hast du noch niht :
- nu la dich got vierzehen mit eren leben. ,,.,..
- Du mäht üf meisters stiiole oo nib
- gesitzen wol, des hoer ich jehen,
- unt da| von dinen jären
- 10 nie din geliche wurde gesehen. ;y^
- wol dir der saeldehaften schiht, -yi
- da| nü din pris so ho beginnet sweben. ;|
- Man gibt : in tiuschem riebe -,
- si niender pfaffe din genö|
- 15 noch Singer din geliche: ,
- iint mahtu da:f bewisen, ^^f
- da:j dir da her von himele vlö|
- und in din herze sich beslö|
- diu wisheit gar, viir war, da^ muo| ich prisen.
- X. Werbung,
- 26t. (B. 110, a.) 37.
- Ich hän din keine künde,
- ich haete gerne künde din;
- unkünde ist unminne,
- da| Wirt noch alle tage schin.
- 5 ich wolt din gerne künde hän,
- wa| ob e| uns vil lihte beiden vrurat.
- Kumt uns vrume äne sünde,
- so ist der vrume vrumelich;
- wie ob min rät mit dime
- 10 nu schaffet, da| wir vreuden rieh
- werden, unt da? wir sorge län? '^^^^ "*^^"^
- diu sorge niht gern äne schaden kunii^.'
- Min kunft si dir gekündet,
- ich wil dich kurzelichen sehen ;
- 15 wird ich ze dir gevründet,
- unt du ze mir mit triuwen,
- sü soltu da| an mir wol spehn
- und ich an dir; e| mac geschelm,
- da| uns diu geschiht sei niht der künde
- .a»s
- 866) 5. dry zehen, B. — 13. ihet, B. — dludischem, B.
- 267) 4. umminne, B. — 5. weite, B. — 15. werdich, B. gevryundel, B,
- 17. saltu, B.
- 164 SPRÜCHE.
- XL Lehivsprilehe.
- 2($8. (B. 109, a. P. 50, a.) 38.
- Ein art die prüeve ich tiure :
- nach Sinnes richer witze spebn.
- diu normelösen vrenidet;
- von man ze man doch hoere ich jehn:
- 5 ze heimelich wirt vründes vrünt,
- gemeiner schade tiiot allerminnest we.
- Kristallin is ze viure
- kan krispen wol der sunnen webel.
- versichert pfil treit salben,
- 10 er sere vruht, unt bringet vrebel ;
- ein leit von leide wirt enzünt,
- hantgrift der schiuwet niuwer wunden ve.
- Swä biderber kneht sich hoenet,
- swä rittert man sich dörpert, da
- 15 sich ie diu sünde kroenet:
- so vület geistlich wierde.
- verkindet kint, verschiuwet pfert,
- diu zwei sint krankes prises wert:
- ein zitlich zit sich tempert mit gezierde.
- CB. 109, b. P. 50, a.) 39.
- Geweitet unt getinkelt
- dunct ieslich orust ir sinnes want;
- der tören golt mac immer
- der wisen kopfer sin genant.
- 5 sünd äne schäm ist lange^ leit
- list list bedarf, ob si sol sin betrogen.
- E^ ist niht wol verwinkelt,
- swa$ in den sne beschorren wirt;
- diu melde ej mac begrifen,
- 10 swenn sich der sne ze wa:j:}er schirt.
- ein tac da$ jär vil dicke erschreit;
- 868) 2. weise spebn, P. — 3. mormelosen, B. — Der nimmer kosen, I
- — 5. zu haymlichait wirt freunt bekant, P. — 6. zu mhine schad tiit alle
- minest were, P. — 7. cristallen ist, P. — 8. kan. trippen wol den synnen pej
- P. — 9. versichert e| ireyte der selber, P. — 10. erj der, B. fehlt P. — vurli
- frevel, P, — 11. wirt genant, P. — 12. Begraylf die mayt in ymmer wunde
- sere, P. — 13. wa bey der kneht, P. — 14. ritter man, P. dörpert an den, I
- törpert an, P. — 15. ie fehlt B. sich der sunder, P. — 16. der sullet, P. -
- 17. verschamet pert, P. — 18. tzwe, B. der zwei, P. — deines, P. — IJ
- zeitlich zird sich, P.
- 8693 1. Geweiset und gezinkelt, P. — 8. ist ie der brunst in, P. — 3. gi
- muoss, P. — 6. Und list bedarf ob, P. — 7. gewinkelt, P. — 8. verborge
- wart, P. — 9. der milt mag es begr., P. — 10. schart, P. — 11. dick vei
- snayt, P.
- '«
- SPRÜCHE.
- swa schoene gelac, da was diu ger gebogen.
- Meilmuot kiimt von geberden;
- swer leifc durch liebe dulden tar,
- 15 wie mac dem liebe entwerden?
- swelch luint diu lember vliuwet,
- von im der eber niht wirt bestrouft. »fail m Ol
- Avolveil hat wirde vil verkouft: ?i>
- diu zuht ist blint, diu sich ir selber riuwet. -
- 270. CB. 109, b. P. 50, a.) 4©. ^
- Swie, swa;j man strafen möhte,
- swa mite, ü| rehter sache schrin,
- wil da:j ein strafer merken,
- der wehsei vriimt im 1er, lop vin. " **^^
- 5 üj Äorne ein straf nset ha^:jes kleit, »^9J>» i^iin
- spot, pfi dich an! ob hoenisch ist din bant.
- Dem guoten herzen tobte ') .SFK
- durch zuht ein Avort mc dan ein slac; ^üü
- e| mac vil liht des windes .h
- 10 der vederen waet, ouch näht im smac; h
- nach dunke ein guft ie gunst versneit,
- lop wart ie vul, da man$ da heime vant.
- Ze gäch wil afterriuwe,
- vervründet vint wirt selten guot,
- 15 wan an im ist kein triuwe.
- höhvart ü:j armer giüde,
- üf wise tat tump ambahtmau, ^^ "•
- vil rede muo| dicke lüge ü$ län: ^'
- swa man diu spürt, durch reht man si wol schulde.
- Tll. CP. 57, a.) 41.
- Den edelen suchen jungen
- driu dinc man stsetes solte sagen ;
- ein^, da| si willecllchen
- der wisen bort ie bi in tragen :
- !8. schone lag - - der ger, P. — 13. Heilmüt, P. — 15. wie seiden Cd. i. sol
- lern) lieb unwerden, P. — 16. vluwet, B. flücket, P. — 17. von dem der
- loch ir nicht lar jagen, P. — 18. wolveile an den werden zagen, P. — 19.
- uwet, B. — Der zucht — und der sich selber rücket, P.
- 8703 1. Ei vv'a:j man sprechen, P. — 2. wol hie ausz, P. — 3. Sprecher,
- >. — 4. des sprechen muss ein lere seyn, P. — 5. in zorne sprach traythas-
- les, P. — pfeut dich, P. aphonisch, B. — ob hasz ist an deim, P. — 7,
- Suchte, B. tochte, P. — 8. auf züchte und furcht mer denn, P. — 9. leicht er-
- vinden, P. — 10. videren, B. der vedern weges plosen smack, P. — 11. nach
- ling ein, P. — in gunst, P. — 12 ye vol, P. — 13. vil, P. achterriuwe, B.
- — 14. vor freundes veint wirt, P. — 15. zu treg ist leyt der trewe, P. — 16.
- ;oide, P. — 17. aufz weyser tat tut vil manig man, P. — 1^. vil rede an lüge
- /erpringen kan, P. — 19. man es sp. d. r. man es verscholrfe, P,
- 271) 2. stete, P. — 4. horte bey, P.
- 156 SPRÜCHE.
- 5 e| vrumt in au den witzen vil,
- der wisen rede ist niiir von w iser tat.
- Ouch spriche ich unbetwungen,
- si solten guotes sites pflegen,
- der in da| staetes sagte,
- 10 si lie:jen bösheit under Avegen.
- e| ist ein stat üf alliu zil,
- swa kinder sint an wisem guotem rät.
- Daj dritte wil ich rüegen,
- daj solte in diu gemeineschaft
- 15 bi tuon an ungevüegen.
- ein Spruch was bi den alten:
- geselleschaft, diu bösheit kan,
- von der wirt houbetsiech ein man:
- nim, edele zuht, ze dir die eren walten.
- 272. (P. 55, b.) 42.
- Da| leben ist üf der neige,
- diu werlt ist üf da^ herbest komen ;
- die glänzen bluomen bleichent,
- ir schoBue, ir smac ist in benomen;
- 5 der boume loup da$ riset nider,
- die winde wsent, si varent mit gewalt.
- Diu sunne ist üf der seige.
- wol an, die sniter müejent abe.
- waj löns weit ir in reichen?
- 10 „dar nach der man verdienet habe;
- swaj er von mir nam, nime ich wider:
- sin Ion, sin reht, sin art ist wol gestalt
- Sin lip, sin guot mir blibet;
- wit we man zuo mir wirt geborn,
- 15 mit we man von mir tribet;
- doch muo| ich mich erbarmen.
- XII. Das weip in der klste.
- *2'?S. (P. 53, a.)43.
- Ich saj üf einem boume,
- da sach ich wunders vil genuocj
- 8. siten, P. — 9. stete, P. — 11. alle, P. — 12. guoten, P. — 13. ich eu<
- rügen, P. — 17, der bosh., P. — 18. von den, P. — sich, P.
- 872) 6. winde die ween voren mit, P. — 11. er fehlt P.
- SPRÜCHE. 151
- dd quam ouch dar gegangen - «MÄ^f^iii
- ein man unt der ein vrouwen truoc
- 5 in einer wunneclichen laden.
- er sld| si üf unt hie| si zuo im sitzen.
- Er nam si bi dem soume,
- er neig ir nider in die schd|;
- der alte wart entslafen;
- 10 du kam ir einer ir genoi
- unt tet im an der vrouwen schaden,
- ein juDgelinc der bräht si von den witzen.
- Si stal sich von dem alten,
- unt gienc hin zuo dem jungelinc,
- 15 diu tmnpheit künde ir walten:
- des muoste ir ere risen:
- unt dö ir wille was ergan
- unt si stuont üf unt trat hindan,
- dö gienc si wider sitzen zuo dem grisen.
- *2t4. CP. 53, a.) 44.
- Mich truogen mine vüe^e
- in einen schate wunniclich
- ich gienc zuo einer linden : .UHk "
- dö kam ein küneginne rieh
- 5 ze mir getreten durch den kle:
- ir krön gap liebten schin von einem steine.
- Mir tet ir lachen süe;je
- in mlnes tumben herzen gaden.
- si sprach: hast du beschouwet
- 10 daj wjp , verborgen in der laden?
- kein man der hüet ir nimmer me,
- Sit ein beslo^ijen wip tuot solhe meine.
- „Ich vrage iuch sunder mä^en,
- vrou künigln, wiest iuwer namj
- 15 die possen sol man lä|en ,,,
- vor künden unt vor gesten. —
- diu guote diu sprach alzehant
- vrou Ere so bin ich genant.
- unwip diu sint beslo|:jen n^ min vesten.
- *275. (P. 53, a.) 45.
- Min sin begunde kosen
- mit der vil keiserlichen vruht.
- ich sprach: „sint unwip vrouwen?
- bescheidet mich durch iuwer zuht
- 273} 8. neg, P. — 9. entlaffen, P. — 15. gunde, P.
- 274) 2. schaden, P. — 3. ich] und, P. — 11. hüot, P. — 1«. sit fehlt P.
- 15. bösen s. m. hassen, P. — 19. ü)] in, P.
- 275 J 1. begunden, P.
- 1Ö8 SPRÜCHE.
- 5 mit reden unt mit sprechen guot,
- da^ ich ir lop ze rehte erkennen künue.
- Si sagte mir die glösen
- diu edele küniginne rieh:
- ein unwip und ein vrouwe
- 10 die sint vor got so gar gelich,
- alsam ein rose in ir bluot
- und ouch ein distel In der sumerwünue.
- Ein unwip ist ein gli:je,
- diu naht unt tac unkiusche pfligt^
- 15 si decket swarz mit wi^e.
- ir güete kan verhouwen
- die man in ganzer tugent veht.
- vriunt, wiltu sin min lieber kneht,
- sd ere mir die reinen kiuschen vrouwen.
- XIIL Die bosheit.
- *2m CP. 57, a.) 46.
- Tump unde boese erkennet
- mit underscheit einander niht.
- ein tumbe? kan niht wi^:jen
- wa^ im beheit oder geschiht.
- 5 unt swenne im ist diu zit ze lanc,
- . . . . ein bruch an sinen willen.
- Des valschen wise entrennet
- an tugenden C-) unwitzeclichj
- unere er sich vliijet,
- 10 da mite er nert in schänden sich.
- wol hin, du vüler hellestanc,
- du ne^:jelvluch! des wirt diu laster grillen.
- Ob wol ein junger tumbet,
- er kumt mit wiser lere wider,
- 15 da| al sin arc erstumbet.
- diu bosheit ist so heftic,
- swa si sich zwei mal hingeleit,
- küm junger man si dannen treit:
- nein, edeliu vruht, wis ie da wider kreftic.
- 7. jagt nach mir, P. — 17. fecht oder secht', P.
- 876) 4. beheit oder, P. — 7. weifs, P. — 9. und ere, P. — 13. tumme
- P. — 15. als sein, P. — erslummet, P. — 18. jeit, P.
- SPRÜCHE. IM
- XIV, Geschafifen oder ungeschaffen?
- *2n. (0. 23, a.)47. M,^
- i\u rAtetj wise pfaffen:
- ein mäler malet an ein Avant
- den tiuvel iingeschaffen.
- so ist mir eigenlich erkant,
- 5 da;f er niht ungeschaffen ist:
- da:j truwe ich mit der wärheit wol be^viseii.
- Got der ist ungeschaffen;
- mit rehter wärheit ^^ ich sprich,
- ich trüwe e^ wol erziugen;
- 10 wold iemen kriegen wider mich
- ni
- I
- ich in bestüende in kurzer vrist,
- unt wil ich ouch mit miner rede grisen.
- Ich rede an alle| wenken.
- der rede wil ich niht abe gan,
- 15 man möht mich wol verdenken ^ <' '
- in mines sanges teile.
- in wärheit trüwe ich wol genesen
- Got ist ein ungeschaffen wesen,
- der tiuvel niht: der rede ich mich hie geile.
- 278. (0. 23, a.) 48.
- Hie| ich iuch, meister, liegen, •
- wer wolde drumbe strafen mich?
- got der ist wol geschaffen,
- dar zuo hübesch unde minneclich r^m»
- 5 in siner gotheit allermeist,
- drivalteclich in einen got verdrungen.
- Do er lac in der wiegen,
- dö was er zart und also kluoc:
- wer sach ie schoener bilde?
- 10 nu wol der magede, diu in truocl
- got vater, sun, heiliger geist,
- nach irme riit wolt er sich selbe jungen.
- Ich wil iuch, meister, strafen,
- der zarte minnecllche got ■ w. .^
- 15 wan er ist wol geschaffen.
- da| niemen kan volschriben,
- wie sich got selbe ein mensch verhal.
- 277) 1. rat ir, Q. — 3. den] die, Q. — 4. aigelich, Q. — 6. trouwe C«"»-
- \'*er) Q. — 8. ich das, Q. — 9. erziugen] beweisen, Q. — 10. nlemanf, Q. —
- 2. wU ouch sJaet an meiner red beleiben, Q. — 14. meiner rede, Q. — 16. in
- deinem gesange urleile, Q.
- 2783 8. wolt dar umb nu Str., Q. — 9. gsach nie schiener, Q. — 18. irem,
- |. — 16. und daj, Q. — 17. ein menscli] mit got, Q.
- 160 SPRÜCHE.
- got bleip got, er kam her ze tal:
- swic, Vrouvvenlopj den rat la;j du belibeii.
- * 279. (0. 23, a.) 49.
- Ir müget sprechen lihte,
- unt wie ich welle bewisen daj,
- wie got si ungeschaffen j
- vür war ir sult mich merken ba:j,
- 5 ich weil unt tuon e^ iu bekant,
- merk, Regenboge wie ich min rede bestelle:
- Got der vil hoch gewihte
- vürwär, er wart geschaflfen nie,
- er immer ist an ende,
- 10 und ist ouch vor gewesen ie,
- den tiuvel den schuof siniu hant
- der noch muo:^ wonen in der tiefen helle.
- Got der ist ungeschaffen,
- der tiuvel ist sin hantgetät:
- 15 mit leien unt mit pfaffen
- die rede ich wol beziuge;
- swie si mir wellen bi gestän,
- die kristen glouben wellen hän,
- die sprechen , ob ich war hab oder liuge.
- XV, Tod und Vergänglichkeit.
- 280. (0. 95, b.) 50.
- Kunc Artus der was riche,
- kein edeler kunic wart nie genant;
- Asverus was gewaltec,
- dem dienten me wan hundert lant;
- 5 künc Alexander tet noch mer,
- er het die weit gar schier alein betwungen.
- Swer sich ze wisen gliche,
- noch wiser was kfinc Salomön,
- Aristoteles der meister
- 10 und ouch der starke helt Samson;
- swa$ künege , vürsten , gräven her
- was, wä sint si mit ir gelenker zungen?
- 19. den] dein, 0-
- 279) 1. mugend, Q. — 2. wöl, Q. — 3. sind, 0- — *• sult ir, 0- —
- kant, Q. — 9. es — on, Q. — 11. den schuf er mit seiner hant, Q. — 1
- wolle, 0-
- 280) 2. king, Q. — 3. Aschverus, Q. — 4. dienet, Q. — wend, 0- —
- me, 0» — 7. Und hie uf erd geliche, Q. — 8. Saleman, Q. — 9. Arestotol«
- Q. — 10. Samsan, Q. — 12. was fehlt Q. bi Iiin irüt erer gleuite, Q.
- SPRÜCHE. 101
- ISi haut sin kleine geno|;)en
- der ir kunst uude ineisterscliaft,
- 15 der tot hat si beslo^^eu,
- als er uns wil ersuchen <>.}
- wa:j half ir kunst unt wiser siuV
- der tot der nam si dannoch hin,
- ffot selbe enmohte niht dem töde entwich^Uw^^/e-.
- *281. (0. 95, b.) 51. ' t n
- Ach got, nu wiste ich gerne,
- war komen sint die starken man, .-,,*. .u>. . ,j .^i^Si *
- Wolfhart, Witeche unde Heime, .i shmnw ffiWl
- Hilbrant und ouch der herre llsän, ^i
- 5 war kam her Iwein unt Gawin, ^
- Egge unde Hagen die helde ouch allesaude.
- Wa kam hin der von Borne
- wä kom hin marcgräf Rüediger
- wä kam hin Et^el gwaltec .
- 10 mit siner grö:jen mäht so her T tob
- wä kam hin Slvrit der hürnin, v?
- war kom küuc Kantolän ü$ Sodenlande? s;
- Wdr kam mit Parciväle?
- ris Sigenot, unt der wilde man?
- 15 si kerten äuo dem Gräle :
- der tot hat si erslichen.
- waj half ir mäht und ouch ir kraft? i li
- der tot was an in sigehaft:
- ieslicher waer dem töde als gerne entwichen.
- |Ä82. (Q. 95, b.) 52.
- E| ist min groeste sorge,
- so mich der tot wirt grifent an,
- nieman mac im enpfliehen,
- e| sin kint, vrouwen oder man,
- 5 wir müe^en al hin üf die vart,
- sd uns got her den sinen boten sendet.
- Swa| größer kunst verborgen
- nu mir in minem herben lit,
- des aht der tot so kleine:
- 10 er ist des lebens widerstrit.
- i6. as, 0.— 17. weisen, 0- — 18. donoch, 0- — 19. selbe ouch dem toU nicht
- 'aocht, Q.
- \ 281) 1. gere, Q. — 2. wa kamen hin, Q. — 3. witich uü heni, ü. — 4.
- Iiere bilebran, Q. — 5. kumpl hin weib uä auch gewen, 0- — ''• here, 0- —
- h. riedinger, Q. — 11. wa »emfrid und der hirnein, Q. — 12. wa kam king, Q.
- I— 13. Wa kam hin, Q.
- ( 282) 2. greiffen, Q. — 4. seien kint fraw oder, Q. — 5. ahin, Q. — 6.
- m fehlt Q. — seine, Q. — 7. Wes, Q. — 8. die mir, Q.
- Frauenlob. 11
- 162 SPRÜCHE.
- so mich der tut an minem leben pfendet,
- S(> ist mit mir gelegen
- euch grd^iii kunst imt meisterschaft
- 15 der ich hän lang gepflogen :
- diu muo| in mir verderben,
- unt hset ich alle kiinst alein,
- swa| sunne unt mäne ouch überschein,
- unt dennoch wiste ich wol, deich miieste sierben.
- * 283. (C. Str. 260. E. 17, b.) ^^'
- Min vreude ist gar zegangen;
- nu hoeret jämerliche klage:
- mich riuwent mine sünde,
- die ich begangen hän min tage:
- 5 der ist nu leider also vil!
- nu wil der Tot mich bringen gar ze nihte.
- Min leben wert niht langen,
- der Tot min ende hat gesworn;
- swa^ ich an in gesende
- 10 ach, da| ist hUe^ gar verlorn,
- wan er mich mit im nemen wil :
- öwe der jämerlichen zuoversihte !
- Mich hilft niht vri gemüete,
- noch kündekeit noch übermuot,
- 15 noch aller vreuden güete
- min tugent, min kraft, min sinnen,
- da| ist nu allej gar verlorn 5
- der mich ze gesellen hat erkorn,
- da| ist der Tot, mit dem muo| ich von hinnen.
- *284. (C. Str. 262. E. 17, b.) 54.
- Der Tot wil hie verdringen
- von mir min leben; des bin ich
- gar trürec in dem muote:
- ei, herre got, erbarme dich,
- 5 nim hin die sele! ich wil den lip
- der erden unt den wurmen län ze teile.
- 13. «mb mich, Q. — 18. sunn uii mon, Q. — 19. daj ich, Q.
- 2833 1- vroud, E. — enwert niht lange, C. — 2. clag, E. — 3. ruwif,
- ~ 4. han begangen mine, C. — 5. ach herre got der ist so vil, C. — 6. c
- OmmerJ C. — breng der werld cz«, E. — 7. lange, E. langer, C. — 9. wi
- C E. — 10. ach fehlt E. herre got dest gar, C. — 11. wen he, E. —
- muo| mit ym von hinnen varn, C. — 12. iemerlichen, C. — 13. michn, C.
- frisch, C. — 14. min bochfart noch min, C. — 15. reiner vreuden, C. —
- tognt synnin, E. — michn hilft niht craft noch sinne, C. — 17. der mi
- gesellen hat erkorn, C. — 18. er hat da| ende an mir gesworn, C. — 19.
- - - mit ym, C. — hinnen, C E.
- 2843 steht in C nach 285. — 2. an mir, C. — 3. trubic, E. — 4. a
- herre, C. — 5. iiep, E. — 6. wurmyn mete teylin, E.
- SPRÜCHE. 163
- Min schoene kunst, min singen a.
- muo| truoben in mins herzen schrin.
- ach got, an wen sols erben?
- 10 si >vil niht lenger bi mir sin.
- got mir si gap unt von mir trip
- unt vüege mir min leben ze guotem heile.
- Ich mac niht mer gesingen!
- nu hoeret jämerliche klage,
- 15 der Tot wil mich verdringen.
- nü merket alle geliche,
- ich meine iuch vroiiwen unde man,
- da wider niemen sprechen kan: *^ "^
- gerehtikeit lät von iu niht entwichen.
- 285. (C. 261. E. 17, b.) 55.
- Maria, muoter reine,
- durch dines lieben kindes tdt,
- ich man dich diner güete,
- al durch die manecvalten not,
- 5 dö in der blinde Jude stach,
- ob du mir armen wellest gnade erzeigen.
- Da;j tet ein Jude aleine.
- du vergseb im sin missetät;
- des bite ich dich vrouwe,
- 10 unt den, der uns erarnet hat
- dort an dem kriuze , do man sach
- ein scharpfei sper gen siner siten neigen.
- Ach lichter ougenAveide!
- her Tot, wa$ weit ir an mir begän?
- 15 nu helfe* klagen in leide
- den Vrouwenlop besunder:
- dem wil der Tot hie an gesigen.
- 7. Wand kunst un al min, C. — synne, E. — 8. die trubent in dem herzen
- min, C. — 9. sal$, E. got wer sal si erben, C. — 10. Lj mac, E. — langer,
- C. — 11. si fehlt C. — gab der neme sie hin, C. — (rybt, E. — 12. helfe mir
- mins lebens hie zu heile, C. — lebn zu gutin heylic, E. — 13. Wand ichn
- mag nurame singen, C. — 14. auwe der iemerlichen clage, C. — 15. der dot
- min herze twinget, C. — 16. merkent al, C. geliche, C E. — 18. do wedyr
- niemani, E. — 19. lant, C.
- 285) 1. Maria kfmiginne, C. — 3. ich bevil dir mine sele, C. — 4. und
- dem der mich Cund den der uns, E) erarnet (dirarnyt, E) hat, C E. — 5, dort
- an dem Cdeme, C) kriuze do man Cer, C3 sach, C E. — 6. ein scharfe;^ C^charf,
- EJ sper (swert, E) gen Cbeyn, E} siner (diner, E) siten neigen, C E. — 7.
- blinde, C. — 8. dem vorgeb du, E sine, C. — 9. manen, C. — dich herre, C
- E. — 10. aldurch die manecvalte not, E. und diner manecvalten not, C. — 11.
- do dich der blinde Jude stach, C E. — 18. ob du mir armen wellest (mir arme
- wiilles, C3 gnade erzeigen, C. Aldurch din gnode mir dyrczeyge, E. — 13.
- Hellten, C. — spyldin ougen weynic, E. — 14. wa| woldyr an , E. ach tot
- waj wiltu, C. — 15. helfent klagen beide, C. — 16. besundirn, E. — 17. ge-
- Regin, E.
- 164 SPRÜCHE.
- ach got, war zuo bin ich gedigen!
- wol hin , Lli varn ! stirb ich , deist niht ein wwnder !
- Da| sint die spräche Vrouwenlobes vor sime ende. Amen. (E.)
- 0. Zarter ddii.
- I. GEBETE.
- 286. (C. 68.) 1.
- Maria, reiner magetöm,
- der tiigent ein blom,
- dich prist u| junger niaht mins lobes göm.
- gots formen dri ein ingesigel,
- 5 du himelslöi, an sliLj^el swanc sich vür der rigel;
- din magtlich röm
- Ärönes kalp zerbrach.
- Von Jericho dii himelmast,
- von dir zerbrast
- 10 Selfones list, do sich der Sachen last
- bare in dich, durch din Gedeä;
- von dir wart brün der sich e selbe uante gra;
- du trones glast,
- der wünsch an dir geschach.
- 15 Der siben heilikeit ein spaere gesper,
- üf gotes wise ein violiner zesper,
- hilf, swenn unser vesper
- des endes kom, vrou, da:j din art
- uns habe gespart
- 20 ze hoher vart,
- du vrolich himeldach.
- 287. (C. 68.) 2.
- Got, Sit din ger dri in ein kränz
- vlaht voUich ganz,
- des si gelobt der wunnegarte glänz,
- da got sin menschlich blömen nam:
- 5 natüre in ein vl6|, doch nie kein vlu| dar in kam.
- pris, blüender swanz,
- pris, manna, himelbröt;
- Pris , hochgelobter magariet.
- 18. wor zuo - - gedegin, E. — 19. Io| varn slerb ich das ist niht wunder, I
- nu wol la varn , sterbe ich dast niht ein w,, C.
- 286) 1. magetuom, C. -- 2. blömj rivem, C. — 3. goum, C. — 4. forme
- - inesigel, C. — 5. den, C. — 8. ierechi, C. — 18. vrouwe, C.
- 287) 1. drei, C. — 4. bluomen inne nam, C. — 8. margarit, C.
- SPRÜCHE. 165
- diu barmuug siefc; ,i i
- 10 din linie, den zirkel, nie verschriet
- da| Avort ze dir, in dir, von dir;
- er unde noz, wunne unde pris, min vrouwe in gir,
- trost gerader diet,
- lieht bernder morgen rot.
- 15 Des himels spaer ligent, vrouwe, in diner hende;
- guot, trüt, rein, zart: da:j sint din sliefend wende;
- wirf din minnebrende
- den gernden herzen in ir grünt,
- so Wirt enzunt
- 20 ir geistes vunt:
- hilf, helfaerinne, ü| not. .irf
- .b
- 288. (C. 68.) 3. h
- Sun , du bist sun , sun , erbes kint,
- sun stric , sun bint,
- sun got, sun geist, sun mensche in got gemint, i > .#Ü&
- sun schepfer dines Stammes, geist
- 5 der in der megede libe lac, drilch, ein volleist;
- sun vor, sun sint
- kam ü$ der porten golt.
- Sun touf enpfienc , win, waf^er, trehen;
- vünf blinden sehen;
- 10 sun, diniu wunder äne zal geschehen;
- sun lie^ den tiuvel sich bekorn,
- sun leit, sun schrei Hell u| grimmes todes zorn,
- sun starp, sun nehen
- wolt sich der helle solt.
- 15 Sun von dem grabe zer helle ist gescheiden,
- sun vater was : der stric lac zwischen beiden ;
- sun drin vrowen in leiden
- erschein und ouch den zwelven sin.
- sun gotes schriu,
- 80 sun erbe ist din,
- mensch , ist dir Krist iht holt.
- 289. (P. 82, b.) 4.
- Maria, hohster himeltröu,
- nu gip uns Ion,
- wan got sich bare in dich menschlichen schon;
- behüete uns hie vor grö|er not.
- 9. Sit, C. — 12. gyer, C. — 14. werdet, C. — 16. »li|:jeiid, C. — 17. wir di-
- ner, C. — 20. irs, C.
- 288) 3. geminnet, C. — 16. zwischen in beiden, C. — 18. zwelfen, C.
- 289) 3. sich »eiber, P. — schön, P.
- 166 SPRÜCHE.
- 6 des bite ich dich durch dines liebes kindes tot,
- du engelkron,
- du zarter balsamschrin.
- Du bist diu gerte von Jesse :
- ich bite unt vle,
- 10 behüete uns , vrouwe , vor der helle we,
- unt liilf uns in dln ewikeit.
- mit diner helfe süln wir alle sin bereit,
- du reiner kle,
- du Werder sunnen schin.
- 15 Du gotes wurzegarte in süe^en touwen,
- du liep, du zart, du kröne ob allen vrouwea,
- hilf, daj wir beschouwen
- din lieber kint, unt gip uns rätj
- du hast versat
- 20 der helle pfat:
- nu hilf uns, helfserin.
- 290. (P. 83, a.) 5.
- Maria, muoter ü:j erkorn,
- ros äne dorn,
- dun helfst uns , wir sin eweclich verlorn,
- wan du wol alliu dinc vermaht,
- 5 wan du bist unser vrideschilt tac unde naht,
- versüen den zorn,
- du höchgelobte magt !
- Wan du bist gotes garte zwar.
- nu hilf uns dar,
- 10 unz da:j wir kumen an der engel schar:
- so sin wir, vrouwe, gar erlöst.
- wan du bist unser leiterin, der sele trdst,
- du maget klär,
- als uns diu schrift hie sagt.
- 15 Du tugende boura, ein ursprinc aller güete,
- nu gip uns, vrou, der sele höchgemüete,
- du uns hie behüete
- alvor des tiuvels hantgetätj
- nu gip uns rät,
- 20 der uns wol stät,
- an kiuscheit unverzagt.
- 291. (P. 33, a.) 6.
- Maria, hoch drivaltec sl6|,
- der tugende gröj.
- 7. walsam, P. — 10. uns reine jungfraw vor, P. — 14. sünnen, P. — 15. ii
- P. — 17. hilf uns da|, P. — 19. für sat, P.
- 290) 3. du Wlfeat, P. — uns vrowe wir, P. — 8. garten, P. — 10. ai
- dai wir sicher koinen, P. — 11. d«r lost, P. — 12. «nls, P. — 17. wen du,
- i
- SPllOCHE.
- erbarm dich durch da^ bliiot, da| von im vld|;
- u| sineu wimdeu ran e| vron,
- ö hoch an dem kriiize starp der herre zuo der üöu.
- ein ris entspro:^,
- da| Arön schöne vant.
- AI in dem tempel zerüich vin.
- hilf, helferin,
- 10 imz da:) wir kumen zuo dem kinde din;
- du gotes muoter unde magt,
- din lop Wirt nimmer me volsungen noch volsagf,
- an allen pin
- tuo uns din helfe erkant.
- 15 Du blüeuder gart nach isaias worte,
- du himeltrön, Ezechieles pforte,
- hilf uns an allem orte
- ze dinem vater sunder spot;
- heil, Sabaot,
- 80 almehtic got,
- l(Es uns der sorgen baut.
- 167
- II. Fürsten, Herren, Pfaffen.
- 292. (B. 110, b. P. 19, a.) T.
- Ich hoer des vater lere jelien :
- „kint, wiltu sehen
- lieb an dir selben , lä dir heil geschehen :
- ie minner sorge, ie groe;jer vär.
- 5 trag in dem herzen got; da? sage ich dir vür war,
- so muostu spelien, -
- der rät dir nuzlich ist."
- Ir höhen vürsten seht iuch vür,
- sint valsch die tür
- 10 erdrungen hat an rate, an ambahtkür,
- habt iu den dunen in der haut,
- seht üf, wem ir bevelhet lip und eren pfaut:
- ich hoere, ich spür
- gall in des honiges list.
- 8913 3. erbarme dich aldurch, P. — 4. ran e| vrön] e$ do ran, P. — 6.
- reirs, P. — 7. aaron, P. — 8. zerlich, P. — 10. dem lieben kinde, P. — 14.
- bekant, P. — 15. Worten, P. — 16. du Ezeichiels pforten, P. — 17. allen or-
- ten, P. — 19. heilig, P.
- 292) 3. heilj da|, B. — so mag dir wo! heU gescb., P. — 5. gol] din, B.
- — habe got in herzen lieb da|, P. — 6. mahtu, P. — 7. da| dir zukünftig ist,
- P. — 8. lierren, P. — 9. seit, P, — 10. verdrängen hat an rat und euch an
- amptes kür, P. — 11. und habt den, P. — 12. enpfelet, P. — 13. und spür, P.
- — 14. gallen in honiges, P.
- 168 SPRIJCHE.
- 15 Oiicli silit man wol, wie schiere glücice srrüchrt.
- diu Jiuhste vreude sich ze jamer brüchet,
- liebe in leide tüchet.
- ir vürsten, da:j neint in den muot,
- e| Wirt iu guot,
- 20 weit ir die vliiot
- des lebens tragen in vrist.
- 293. cp. 19, a.) 8.
- Swer nü xe blicke dienen wil,
- iint smaehet vil,
- ir herren, merket siner dienste zil;
- an sweme ir eines valsch bejagt,
- 5 vor dem bewart iuch, als der wise man iu sagt,
- e da$ sin spil
- mit valscheit meine sich.
- Die wil unt si niht schaden mügen,
- noch lä^e entügen,
- 10 so honigent si den dienst mit valschen trügen;
- wan swa^ diu hant gevalten mac,
- so wi:j$et da$, si tuot der triuwen einen slac
- mit todes jzügen.
- da bi so lere ich mich,
- 15 Da| niemen sol den vint ze nähen vüeren,
- ob er in selbe wil mit noeten suüeren.
- möht ein wolf berüeren
- diu schal vor huote , er staele ir niht.
- ze solher schiht
- 80 habt, vürsten, pfliht:
- si git iu saelden strich.
- 294. (P. 19, a.) 9.
- Swer guot niht kan vür guot verdoln,
- ob der muo^ holn
- ein brennen unt dar nach verbrunnen kolii,
- dem widervert des vrosches sunc,
- 5 den nach dem senften stocke vra:j ein grüener unc,
- als er verstoln
- kam in den pfuol gevarn.
- Ich mein, diu dienest gernde schar
- sol dienen dar
- 10 durch guot man si mit vreuden kraft bewar;
- 15. wie sere, B. — 16. hohe, F. — 18. herren, P. — 20. der, P. — 21. dt
- leibes haben vrist, P.
- 893) 3. merket alzit siner, P. — 4. erjagt, P. — 6. ie daf, P. — 9, lafse
- tügen, P. — 10, dienest Ao mit, P. — 16. und ob er selbe wil näten, P. -
- 17. und müht, P. — 18. vor hat, P.
- 294) 3. ein leides brennen, P. — 5. der nach, P, — 10. tuot, P. — vreu
- den und uiii kraft, P.
- SPRÜCHE. - 169
- ia triuwen uad in reiner tugent
- si sullen von im liden alle^ da;j si miigent, ,
- ir valsch gevar
- mac sich gön im wol sparn. Ol
- 15 Den rehten vogt kan niemen übergelten;
- verzeret wirt ein guoter herre selten;
- man mac Mure schelten
- da:j man ze jare naem vür heil:
- Wide imde seil l <^i
- 80 da:f si ir teil, ;<
- die vürsten sus verscharn.
- 295. cP. 19, a.) 10.
- Ir herren, wi:f:jet, waj ir tuot
- in tugent vruot, - *^^^*
- man sagt e^ von in künigeu , vürsten guot.
- ir gebet vrien, dienestman! .ttJS
- 5 ir, ritter, vürba:j sult ir iuch des nemen an.
- Sit da| mich liiot
- kunst uf bescheidenheit,
- Ja wei| ich vil, des ich niht tar
- gemeiden gar; i i.
- 10 ich sihe unt wil niht sehn noch hoeren dar. > ->
- ob mich min zuht da hei:jet dagen,
- e| türren ander liute künden unde sagen
- gar offenbar,
- Wirt in diu kündikeit.
- 15 Nieman kan höher herren tat bedecken,
- si guot sin oder swach, man tar si wecken;
- risen unde recken
- die künden des niht understän; «t
- unt tar ein man v '.)
- 20 untat began,
- si kumt mit worten breit.
- 296. (B. 110, b. rand. P. 80, a.) 11.
- Mit jungen junc, mit alten alt,
- mit snellen halt,
- mit vrevelen vrech, mit hübschen wolgestalt,
- ie nach der zit sol man da^ wegen :
- * vil maneger hiure brücket der ze jär mac Stegen:
- da| hänt gezalt
- 0. sie, P.
- 895) 8. in fehlt P. — tugent und vr., P. — S. e| fehlt P. — und ouch
- ürslen, P. — 10. hoeren dar] gehorn, P. — 16. sie sein guot oder, P. — tar
- le lüht, P. — 17. al risen, P.
- 896) 3. also wolgest., P. — 4. i nach, B. — 5. ze jare, B. blj Jar, P.
- - 0. habent, B.
- ItO SPRÜCHE.
- die wisen uns vür guot.
- Wis linder dem der ob dir si,
- wis ebene bi
- 10 den ebenen din an art, an eren zwi,
- wis boven diner undern diet,
- volg im mit ganzes lierzen kraft swer da| dir riet,
- ich sage dich vri
- vor schandenvarwer vluot.
- 15 La dich ze staete in ganzen vreuden vinden,
- sprich lieplich ziio den alten unt den kinden,
- SU muo| sich gesinden
- ze dir der menege prislich hört.
- ü| hohem ort
- 20 ein vrüntlich wort
- da:j willet nideren muot.
- 297. (B. 110, b. rand. P. 20, a.) 12.
- Swelch sät ze vruo dem acker wirt,
- wol diu verbirt
- ein billich sniden, als diu zit begirt.
- swelch müs ze vil lat in ir hol,
- 5 da| si dar ii^ entwichen muo|, dem ist niht wol,
- swenn ir geswirt
- der katzen slichen suo.
- Swelch jugent sich ze vruo verliget,
- wie, ob gesiget
- 10 gemach ir cren an, unpris ir pfliget.
- swer oiich ze gar gemach verslaet,
- da| ist ein imgewin , ob in iiukraft bevset ;
- swer beidiu wiget,
- in beiden maje er tuo.
- 15 Ze vruo gemach tuot gerne afterriuwe.
- ze lange unruo dem leben ist untriuwe.
- starken lip ich schiuwe,
- 9. neben, P. — 10. und nim an dich vil guoten art der eren zwi, P. — ]
- under diner obern, P. — 12. wes er dir, P. — In B lauten 8 — 14. Wes i
- der heken kraft wer dir da^ riet, ich sage dich dem der oph dir si. wis neb
- bi. dem ebenen din an arle an eren zwi. wes boven diner anderen diet. vo)
- mir mit ganzes herzen kraft, wer dir da$ riet, ich sage dich vri. schänden vai
- guot. — 15. la:j dich in senften steten gruo:je vinden, P. — 17. sich dir, B. i
- 18. minnecliche hört, P. — 19. hoher, P. — 21. weit in der eren mut, P. l
- 297. 3. blich, B. sneyden zeit dar nach begirt, P. — 4. let, P. — ladet, I
- — 6. wan ir, P. — ir ghe swer, B. — 7. katze, B. — 8. welch jungen s»
- ze fru verlegen, P. — 9. maneg stolzer degen, P. — 10. an eren an, B. I
- der mag an eren und an pris niht wol gepflegen, P. — 11. versleet, B. %V|
- ouch ze fru nun siecht, P. — 12. ein .. gew kraft betweet, B. bevsj
- get, P. — 13. beide, B. Und dar zuo wegen, P. — 14. ir, B. — in bei
- malse tu, P. — 15. mach, P. — 16. unrew dem leibe, P. unrulve, B. —
- schuwe, B. — ein starker leib sich newe, P.
- 'is.
- SPRÜCHE. ni
- der sich niht vrischet mit der tat.
- swes miiot s6 stät,
- 20 der habe rat
- da:j er sich manche vruo.
- CB. 110, b.) 13.
- Wä prüefe ich ritterlichiu pfat
- an prises wät?
- nu manheit, dir bevolhen si der rät,
- 1er uns die jungen ritter tugent,
- 5 bedenke, wa^ ir wirde prises bringen mugeut. >.
- swer Wandel hat,
- der vehte in niuwer kür.
- Swer valsch in ritter wirt gekleit, .b
- zwar, im der treit j.
- 10 die ritterschaft in swacher cunterfeit. h f.
- noch afterriuwe priieve ein man
- unt merke, daj er müge bi ritterschaft bestau:
- her^rm da^ meit
- ie wiser liute tür.
- 15 Her arm da:$ treit ein sphemic siten hemde,
- herarm da^ hei^jet wol vroun Eren lemde, ,a
- tugende sint im vremdej ■»
- ist daj dir spien dins herzen vluot
- manlichen muot,
- 20 sich, ritter guot, ij . -
- din pris du nie verlür.
- 299. (P. 22, a.) 14.
- Die pfaffenvürsten sint gestigen.
- man hat geswigen
- der leien : die häiit sich wol halp verzigen.
- da man e mute herren vant, ** '** •**) •*®*
- 5 da hat der bischof beidiu, liute und ouch ir lahtf;*
- si sint versigen,
- als ich in sagen wil.
- E^ kumt gar alle^ an die stift:
- da^ machet gift;
- 10 da| si vergelten mügen, da:j macht diu schrift.
- ein bischof der enerbet niht:
- swä sehse teilen suUen, da ist| umberiht;
- JO. habe den rat, P. — nicht mache unr8, P.
- 298) 1. Va, B. — - 7. vhet in nuwen, B. — 9. zwar fehlt B. — 10. die]
- 1er, B. — 11. acliterruwe, B. — man fehlt B. — 14. iej i, B. — 18. ist] so,
- J. — spin, B. — 21. du nie verlür] sust nie gelac, B.
- 299) 1. sint fehlt P. — 2. verswigen, P. — 3. leien vürften haben sieb,
- ?. — 8. den stift, P. — 10. mügen wol da|, P. — 18. umbricht, P.
- m SPRÜCHE.
- si habent gcschrift
- der herren alze vil.
- 15 Der pfaffen banier siht man üf den velden :
- si wellent pris und ere niht vergelden;
- bi dem künige seiden
- siht man si dringen in den scharn.
- her adelam,
- 80 weit ir| bewarn,
- da$ waer dem riche »in spil.
- 300. cP. «2, a.) 15.
- Her künic , ir habt ze lanc gebeit,
- e| Wirt iu leit:
- der pfaffen vuo| ist worden also breit,
- si hänt der leien marke gar,
- 5 des werdet ir an iuwer volge wol gewar,
- swenn e| sich treit,
- da| ir sult liute hän.
- Si ahtent lützel wes ir gert
- hiur linde vertj
- 10 si diinket nü da| riche nihtes wert.
- man sach ie leienvürsten streben
- in stürmen iinde in striten bl dem riche enebeu,
- und ouch ir swert
- beschermen sunder wän:
- 15 Her künic, ir sult die leienvürsten riehen,
- in rehter not die pfaffen von iu wichen.
- wa| mac beiden glichen?
- swä man die helme üf binden soi
- durch eren jzol,
- 20 da siht man wol,
- wer manheit wil b es tan.
- 301. (P. 22, b.) 16.
- E| si gelart od ungelart,
- unt swa| ie wart,
- ze dem hat sich der bischof ouch gekart^
- dar jziio diu kloster, klüsen, tür,
- 5 diu hänt die münche unt nunnen : gelt da| muo| her vür.
- . blat unde hart
- diu sint nu gar enwiht.
- Solt er da von niht riche sin?
- da$ ist wol schin.
- 13. si fehlt P. haben, P. — 14. also, P. — 15. baniier, P. — 17. und b<
- den künigen, P. — 19. adelar, P.
- 3003 3. pfaffen vürsten vuo^, P. — 10. also nihtes, P. — 18. streite,
- — neben, P. — 15. die] den, P. — 17. den beiden, P.
- 301) 3. ouch da .e. gek. , P. — 7. entwicht, P.
- SPRÜCHE. llf«
- 10 er liebet sich dem küuige Constantin,
- der da ze Rome ein houbet was
- und uns die pfafheit erste erhuop, als ich e| las;
- bi triuwen min,
- da:j was ein jamerschiht.
- 15 Der pfaffen richtuom breitet sich üf erden,
- diu lant diu müe;jen in ze jimgest werden ^
- von ir ungeberden, ^ ^l
- die si nu tribent umb da| guot
- in gieres gluot.
- 20 ich hän des muot,
- e| toet manc leie niht.
- III. An die kimstverächter.
- CP. 20, a.) 1^. ** "^
- Ein hoener gernder wirdekeit,
- dir si geseit : -4^
- muot an begirde an alter nie gereit.
- den vogel jaget durch den luft
- 5 kein visch nie ,• sin beger besa| des wäges gruft
- tierlich gemeit.
- ieslich sin art begert.
- low« ida« Ulf
- 10 . . .
- üi
- 15 Marterje gert der formen mit der mische
- und ouch dar zuo des hoehsten zirkeis vrische.
- valscher hoener wische
- hin, da ze ungehirme sint
- der helle kint
- 20 an sselden blint:
- ir edelen, des enbert.
- 803. CP. 20, a.) 18.
- Swä man ze hoenen kunst hat wert
- unt narren gert ^ — '
- 1 \:\ I
- ll M
- 0. und liebet, P. — 16. lant müe^en ir, P. — 17. ir fehlt P.
- 308) 3. doch an, P. — 5. sinl in, P. — • 7. illich, P. sin fehlt P. — 15.
- laterien, P. — mischen, P. — 16. zirkel frischen, P. — 17. ouch valscher h.
- rischen, P. — 18. hin da zuo ungemt, P.
- 174 SPRÜCHE.
- vür rehte kuust, e^ si ein hunt, ein pfert,
- wa| sol da sunnen glastes me?
- 5 wa| sol des Iiimelzirkels snell'es loufes e?
- wa$ soi ein swert,
- den vlühtic tuot ein roiich?
- Wa| sol ein kröne üf ein kaptil?
- üf ha| ein spll?
- 10 wa^ sol der erge jesen, der mäije ein zil?
- wa:j sol der armen werlde ein zemen?
- wa$ sol dem wibel ein lä|ürva:j, der scheine ein lernen,
- der muggen swil?
- wa$ sol dem baisam louch?
- 15 Wa| sol dem blinden spseher varwe diesen?
- wa| sol dem äffen wiser künste Vliesen?
- waj sol Sathanus nie|en?
- wa:j sol dem esel tollentranc?
- wa:| sol dem sanc
- 20 unt Seiten klanc^ s;>
- der lieber Iioert den gouch?
- 304. (B. 111, a. P. 20, a.) 19.
- Du merke, tunkel biderber man,
- wilt dii^ verstau:
- diu eren henne kraet, so krozt din han.
- mau katze; esel, rauwest iht?
- 5 snürrinc, din snerren. bi den granen ist ein wiht
- man huge in an:
- nu seht swer oren hat.
- Din schäme in schänden vlinset sich,
- sag unde sprich,
- 10 wer sneit din oberkleit? du tumbest dich;
- din ohsenhorn da| puxet, vliuchl
- du gienge menschlich, alse ein vihe nü du kriuch.
- din gelf üf mich
- trit in din selbes pfat.
- 15 Varch unde swin , unswinlich ist din kerren
- din affensin kan rüdelichen zerren.
- hut, lä dich bescherren,
- 303) 3. hunt oder ein, P. — 5. zirkel, P. — 10. arge jesen und der, P
- 12. las für was sol der schein, P.
- 304) 1. Nu m. dunckel, P. — 2. du, P. — 3. und wie henn sich kert
- trutzet mit dem han, B. krotzelt, P. — 4. katzen — rauwestu, B. maus kat
- — rewet icht, P. — 5. snurren snurren bey den gran ist gar entwicht, P.
- 6. hebt in an, P. — 7. sehe, P. — 8. Die — vlinzet, P. — 9. geveit daj j
- — 10. ooerkleit (d. i. overkL). B. — man kennet nicht des äffen keuchen
- ich sprich, P. — 11. pück sei vleuch, P. — 12. gienge .e. menschlich yerlf
- der narren streuch, P. — 13. gelfe, B. — dein gelf in die, P. — 14. trait gj
- uf dürren pfat, P. — 16. merkatzen sin kan reudelichen, P. — 17. pfuy ^
- la dich beswem, P,
- SPRÜCHE. 175
- du hast getrunken narren win.
- höchvart, nu grlnl
- 20 gouch, kafs si din:
- sus drischet sich din sät. i Ot
- IV. Der wahrhaft edle.
- 305. (B. 111, a.) 20.
- Swer ist ein man got unt der diet, m
- an swem geriet, /
- da| in diu zit der vierzic jär besiet,
- ob er im selben angesiget,
- 5 s(t da| diu tugent selp vierde in siner zellen liget,
- unt nie verschriet
- die wärheit mit ir sage;
- Treit er den reinen vrouwen prts
- mit manheit wis,
- 10 bliiet im Aj mä^e ganzer milte ein ris,
- teilt im bescheidenheit ir mäht, T^'iX!
- gedult, barmimge, elich leben, diu sint geslaht;
- ze snel, ze lis
- niht rehtes zorn voljage. >.
- 15 In zuht und in der triuwe sol sin herze weLs£n ^
- swen ich nu spür sin manheit also velzen,
- set, dem wil ich smelzen
- ein lop ü| miner künste golt.
- swer dient den solt,
- 20 wjp, Sit dem holt,
- mit liebe er iu behage. ^^i ^
- V. Die sechs dinge.
- 306. (P. 81, a.) 21.
- iSehs dinc in ein diu schrift gebar;
- zwei von der schar
- der andern vier sich teilent also gar,
- so da| ir ieslichem so schon
- 5 geistlichen sint erweit zAvei houbet vron,
- so ist ir nar
- .9. hcener nuo, P. — 20. kaf ist, P. — 21. nu drisch lorey sein sat, F.
- 305) 1. Wer, B. — 2. wem, B. — 16. swenne, B. — 19. wer, B. — 21.
- ich, B.
- 306) 3. der] die, F. — viere die, — alle, F.
- m SPRÜCHE.
- wol mit der saeldeu stric.
- Vier edelJieit sagt uns diu schrift
- ü} voller gift:
- 10 schaz wol und ouch dar jzuo des Stammes stilt
- sint zwo werltliche edelheit;
- zwei geistlich adel : kunst unt reiner tugent kleit;
- wie wol e| trift
- rilichen honiges ricl
- 15 Schaz unt geburt gen libes adel biegen,
- so wil der geist kunst mit der tugent wiegen.
- unt sus ein muo:j vliegen
- vrischeftic, wirdec, edeler man.
- wol im, swer kan
- 20 sjns Sinnes ban
- sus tragen in adels blic.
- VI. Die gegebene wähl.
- 307. cP. 21, b.) 22.
- Wirn dürfen got die schult niht geben,
- ob wir sus leben,
- da$ wir mit wiUen hie nach sünden streben.
- boes unde guot ist uns gezalt
- 5 üf erden hie . . . gar manecvalt.
- nu merket eben,
- . vor gerihte dort.
- 8us hant gesprochen alle die.
- nu merket hie:
- 10 swä man den sin hin ker, geschehe^ ie,
- in maneger wis gar ordenlich
- ze helfe er ruof den hoehsten milten vürsten rieh,
- da$ im sin wie
- .... Wirt gar zerstört.
- 15 Hie ist geteilet, swer da kiesen welle,
- ze himelriche oder hin ze helle;
- swer sin ungevelle
- erkiesen wil , der hat die kür ;
- swer 's himels tür
- 20 aldus verliir,
- der tobet; sich den mort!
- 10. schaz adel wol, P. — 11. zwei werliclien, P. — 18. zwei — kunf, P.
- unt reiner tug.,] ein t., P. — 17. sust ein mus, P. — 21. sus fehlt P.
- 307} 3. mit ganzem willen, P. — 6. merke gar eben, P, — 10. kert d;
- geschehe doch ie, P. — 12. er ruof fehlt P. — 17. und wer, P. — 18. w
- kiesen, P. — der kür, P. — 19. swer 's] des, P. — 21. tötet, P.
- SPRÜCHE. m
- 308. (P. 88, a.) 23.
- Swaj man gesprechen, singen mac,
- naht unde tac
- swaj giioter lere in wisem hirne lac,
- da| loufet alle;j üf ein ort:
- 5 wie du der sele liüetest vor des meines mort;
- durch da| bejac
- so eischetj got von dir.
- Sit da^ din leben also stät,
- da| e| vergat
- 10 des laj dich vinden hie in guoter tat.,
- e| wert alsam ein ougenblic,
- unt swenn got wil, so leit der Tot uns sinen stric:
- des ist min rät,
- ir lebt niht als ein tier.
- 15 Du bist gehoeht ob aller creatiure,
- dir dienet luft unt wa|:fer mit dem viure
- niht wart so gehiure
- als menschen geist unt vrier muot;
- er got in guot,
- 80 sin schepfer, tuot
- im sine helfe schier.
- I
- VII. Das heil der armuth.
- CH. 41.) 24.
- Armuot, dich haftet manec man,
- unt vient dich an^
- im ist niht kunt, da| dir got heiles gan.
- michn triege miner sinne rät,
- 5 kein be;j:{er wec niht zuo dem himelriche gsit^'-,^^
- ein siebte ban ,
- ist aremuot wol kunt.
- Swer die gedulteclichen treit
- unt se2t sin leit
- 10 zem besten vür üf gotes barmekeit
- imt midet unverschulten ha|:
- get e| eim andern hie üf erden baj,
- er Wirt gemeit
- 308) 3. lere do in, P. — 5. des menschen port, P. — 7. eischet, P. —
- '. vür gat, P. — 10. in also guoler, P. — 18. seines strick, P. — 14. und
- eht, P. — 16. mit dem] und da;j, P. — 17. es wart nie so, P.
- 309) 3. im] dir, H. — got selber, H. — 4. mich triege denn miner sinnen,
- L — 10. barmherzikeit, H. — 11. meider — hat, U. — 18. e| ei, H.
- Frauenlob. 12
- 118 SPRÜCHE.
- in liimelrich gesunt.
- 15 Swer sinen sin ndch rehten dingen setzet,
- imt stne snoeden zungen niht enhetzet,
- sin ebenkristen letzet
- an ^ren noch an wirdekeit,
- im Wirt bereit
- 20 ein rilich kleit
- in vreuden zaller stiint.
- VIII. WEIB. MINNE.
- »10. CG. 3.) 25.
- Wip, s£elden hört, der wunnen spil,
- wip vreuden zil,
- ein Spiegel zart der süe^e , ich sprechen wil,
- wip Wurzel aller sa;likeit,
- 5 wip aller güete ein viol, der nie kraft vermeit,
- wip, tugende vil
- hdt, sich, got dir gegeben.
- Wip werdeclicher 6ren dach,
- wip triuwen bacli,
- 10 wip senfteclicher hoehe ein prisgemach,
- wip mannes liep geselleschaft,
- wip aller süene ein segenriche magenkraft
- wip milde ein vach,
- dar nach die werden streben.
- 15 Wip reiner tugent ein triutelicher garte,
- wip aller eren überliuhtic warte,
- wip, din lop nie scharte
- gewan, des wol dir iemer, wip,
- wip leitvertrip,
- 80 hdch gerter lip
- trac, wip, wiplich din leben.
- 311. (G. 4.) 26.
- Man vint in roete bleiche schäm,
- der zuht wirt gram,
- der sider redet vrevel üf vrouwen stam.
- gedenke, waj daj sprichet „wip,"
- 5 so hoffe ich, da^ der vrevel mide dinen lip.
- 16. snode, H. — 80. raileich, H. -- 21. zaie, H.
- 310) 7. het dich got gegeben, G. — 8. werdend., G. — 10. senfdncl.,
- — - ho, G. — 12. mannes kraft, G. — - 14. na, G. — 15. reiner] minnenclich«
- G. — tugende, G. — truülücher, G. — 17. szarte, G. — 18. iemerj einer,
- — 80. ho geherte, G.
- 31 1. bleyge szam, G. — 8. der] niht, G. — 3. da| si dir, G.
- SPRÜCHE. 119t
- wip süe|er natu : c
- Wiinn, Irdisch Paradi».
- Gedenke, waj da^ ,,vrowe<* si:
- \rö , we da bi 5
- 10 vro heimeilt si durch diner vreudeii zwi.
- '^\ al menschlich vreude von in kum<>; j^ yi
- so wol in , da$ natiir an in mit vrühten vrumt.
- swer ist nu vri t .fl) .S18
- der tugent an vreuden pris, ."^xt
- 15 Der denke an lieplich lachen r(Uer munde;
- die strälent blicke ü^ spilnder ougen gründe
- strickent vrunt ze vrunde.
- man, wiltu pris und eren zol - (•
- ervüllen vol,
- 20 sprich vrowen wol
- er al ir formen ris.
- (B. 111, b. G. 6.) 27.
- Swä blic an blicke vint sin art, ' *^^
- schon unt bewart, '
- ze hant der blic sich zuo dem herzen 8chaiflfe7^'^
- dem blicke jagt diu liebe nach
- 5 swa diu driu vröuwent sich, da kumt der Minneu schäch
- mit twalmes vart.
- den drin wils an gesigen.
- Eins wibes wunneclicher munt,
- swem der tuot kunt
- 10 ein lacheliche^ suochen küssens vunt, ^?pW^
- sich, da;j gebären ist s6 zart; '" *'
- wol unde we im, swem da:f honec wirt gelart,
- herz ist enzuut,
- gelust ist im gestigen.
- 15 Da klagt da| herz denne über sin selbes blicken,
- unt klagt da;j blicken üf der liebe stricken;
- {4< Heb wil sich enzwicken
- *- unt klagt uf minne; Amor der voget »I«
- kumt in gezoget;
- name, G. — 9. vrouwe .e. da, G. — 11. menszilliche, G. — kunt, G. —
- gedenke, G. — 16. spilinder, 6. — 17. strit kint, G.
- 318) 1. Wa, G. — 3. sich fehlt G. szo deme, G. — 4. deme blic jail, G.
- 5. dru, B. — dye wile die szvei sich vreuwent so kunt, G. — 6. In, G. —
- dren, B. — szven wiit si, G. — 8. Eines, B. — munllich, G. — 9. wem,
- — 10. gar lechelicher lebe ein kusses, G. — 11. wie zertliche da^ gebärt,
- — is so, G. — 12. wen im, B. — so wol so we yme dem da| hongen
- rt geypart, G. — 13. is intzuuf, G. — ist ungesunt, B. — 15. so clail, G.
- deiuiej fehlt G. deme, B. — sins, B G. — 16. so clait dye lebe vuer der
- inen Str., G. — 17. lyep w. s. erquicken, G. — 18. so clait vuer m. »*n$i-
- gt, G. — 19. geszogt, G.
- 180 SPRUCH*:
- 80 swä liiu er broget,
- da uiiio:) ir kraft geligeu.
- IX. AUF KÜONRAT VON VVÜRZBURG.
- 313. CB. 110, bo 28.
- Geviolierte blüete kunst,
- dins brimnen dunst
- unt diu geroeset flammenriche briinst
- diu hate Mnirzelhafte^ obe^j
- 5 gewidemet in dem boume künste riches lobes
- hielt Wipfels gunst
- sin list, durchliljet kurc.
- Durclisternet was sins sinnes himel,
- glanjz alse ein vimel,
- 10 durchkernet lüter golt nach Wunsches stimel
- was al sin bluot , geveimt üf lop
- gevult üf margariten niht ze klein unt gropj
- sins Silbers schimel
- gap gimmen velsen schüre.
- 15 Ach kunst ist tot! nu klage, armönie,
- Planeten tirmen klage niht verzie,
- pölus, jämers drie.
- genade im, süe^e trinität,
- maget reine, enpfät,
- 20 ich mein Kuonrat
- den helt von Wirzeburc.
- E:. Flucd^n.
- I. GEISTLICHES.
- 314. (B. 107, a.) 1.
- Dri forme in eime wahse
- gedruct, da$ wunder da:j ist bl6|.
- wie sich erg6|
- Planeten kraft, dö sich ze samene sl5|
- 5 der gotes touc;
- Wä sich naturen ahse
- verbarc , dd got sin kint gebar
- 3133 3. geroset, B. — 4. hete wortelhaftei, B. — 6. hielt er wlp. , B.
- 9. wimel, B. — 11. bluete geveimet, B. — 15. klage mit mir arm., B. —
- meine, B.
- 314) 1. wa^se, B. — 3. vurgo|, B. — 6. axtie, B.
- SPRÜCHE. 181
- (elmenten schar,
- wie truckeu, viiihte, warm, kalt kamen dar:
- 10 got si dar bouc),
- Der kunst mich da verdriujet:
- sei Wirt, wii got si ginget;
- sei die^endingen spriu^et,
- uature alda zervliujet.
- 15 got geist was ie.
- sus sluoc sinn vater in siner miioter ein kint
- ze tüde hie.
- (B. 107, a.) 2.
- David , lop dime stamme !
- von dir entsproß planeten stimel,
- im span der lürael
- ein umbekleit von siner formen vimel:
- 5 guot was diu wät.
- Des höhsten sedeis hamme
- bare sich in einer laste gurt. **^^'
- durch die geburt
- gotheit tet gen der menscheit ein buhur^:
- 10 wol uns der tat
- Got mit des geistes düste
- den sun warf undr ir brüste
- öwe unt sin gerüste
- starp von des lustes lüste.
- 15 ö süe|e truht,
- du vliir den sige unt behielte doch den priisf ■'^
- hilf uns, zart vruht.
- II. TUGEND.
- (B. 106, a.) 3.
- Swa sich diu tugent erbiutet,
- da kurat si mit verme;j|enheit,
- der Saelden kleit
- treit si mit ir vil gar an underscheit,
- 5 daj wi|:je, diet.
- Unprislich tat si riutet
- u| triuwem herzen mit ir rät;
- ir höhe^ pfät
- ^cht wyrme, B. — 18. wile sie got, B. — 14. t5!Uovliu|et, B. — 15. ie]
- B. — 16. ein kint sinen valer in siner muoter, B. — 17. hiel he. B.
- 315) 4. fimel, B. — 6. hoesten, B. — 9. l)ohurt, B. — 13. ove, B. — 16.
- rlure den sich und behielde, B. — 17. zarte, B.
- 182 SPRÜCHE.
- mit melde an richer unde au armer wät
- 10 sich nie verschriet.
- Der tiigent ist als dem viure,
- dem ofte waere tiure
- sin melden ungehiure,
- niur da| der rouch sin stiure
- 15 tuot offenbar:
- sus tuot die tugent mit meldericher tat
- ir melden klär.
- ill. SCHAF UNI) WOLF.
- 317. (B. 106, a. P. 60, b.) 4.
- Solt ich eins Wunsches bitten,
- ich wünschte, swa zwei lieplich gern,
- der minnen stem
- ir beider herze einander offen wern
- 5 üf al ir tat :
- Si trüegen liebe sitten,
- ir lieb waer niht ein krumber nagel;
- da| ist ein hagel,
- swer liebe üf habeche vüert, uf swalwen zagel:
- 10 valsch ist ir pfat.
- Vil maneger zucker rifet,
- der doch mit seneve slifet.
- der vogeler suo:}e pfifet
- e er den vogel begrifet.
- 15 wip, sich dich vür:
- er zeiget dir da| schäf unt stät ein wolf
- hinder der tür.
- l\. Warniingen.
- 318. (B. 107, a. P. 60, b.) 5.
- E| wsent ein narre iinwise,
- spricht im ein wip guotliche zuo,
- 316) 9. unde armer, B. — 317) 1. Möcht, P, eynes, B. — bieten, P
- 2. tzweyg, B. so wünscht ich wo zwen 1. ker'n, P. — 3. ster*n, P. — 4
- da:j ir hertzen offen wer'n, P. — 5. alle tat, P. — 6. trugen, B. liebes sie
- P. — 7. liebe ist ein küner, P. — 8. da| wer ein, P. — 9. of hebeche v
- der sw. tzagen, B. liebe haft uf sw., P. — 10. wer ir, P. — 18. senefe
- sennfte, P. — 13. vugeler, B. — dem vogel, P. — 14. bis das er in begr.
- — 16. das vaiste schaf der wolf, P. und heldei ein, B. — 17. stet hinter
- 318) 1. narren wise, P. — 2. gutlichen, P.
- SPRÜCHE. 183
- der niiiiuen druo
- der si zehaut uf siiier wise gruo:
- 5 der ist ein dief. V) -^^^
- Ziihtlicher worte spise
- die isol eiu wip ze rehte zern.
- Avip, wiltu nerii
- die minne, dA muost dich der spreuze erweni,
- 10 vroii Minne riet.
- Wip, vliuch den glänzen sprenzel, '
- der treit der huene krenzel -f
- in sines herzen eweuzel; ;if<
- bringt er dich ziio dem tenzel '
- 15 mit siuer list;
- swenn er getanzet hat, du bist versmat
- von siner gnist.
- 319. (B. 107, b. P. 60, b.) 6.
- Swer Minnen schilt wil viiereu;
- da von sin art den twalm enpfä,
- der jage ir na
- uut prüeve, da;j sin eigen schilt si da
- 5 unt keiner me. ^
- Kein stich darf er niht riieren;
- er warte, da$ sins Schildes boum
- kein wandeis soiini ym
- iht habe gedaht, da von ein valscher troiun ^i*? «t »
- 10 vil lihte enste, r^»
- So da:j sins herzen bilde
- spilt wider gen ir Schilde;
- der schilt si ouch niht wilde,
- s6 Wirt diu liebe milde.
- 15 er vlieh den spranz,
- s6 liebet sich diu liebe ir beider kraft
- uut blibet ganz.
- J. irü, P. — 4. der si fehlt P. wese, B. — 6. mit ziichtiglicher spise, P. —
- 7. «Ol sich ein reine^ wip hie nern. P. — 8. in zühten zern, P. — 9. und sol
- sich sprentzellirens wem, P. — 11. des giautzes, P. — 13. hoenen, B. — Hof-
- fertig ZUG dem lenlzel, P. — 13. zwenzel, B. — und trayt ein schönes kren-
- zel, P. — 14. in sines herzen swenzel, P. — 16. viirsmal, B. er also getan-
- aet hai versmachet, P. — 17. du denne bist, P.
- 3193 2. art die minne enpfa, P. — 3. ir fehlt B. — 4. wi;j|e, P. eigen
- fehlt P. — 6. darb, B. larff, P. — 7. merke, P. — sin, B. -— 8. wandel, P.
- — 9. ich, BP. — gefrayschet falschen, P. — 10. da von uf stee, P. — 11.
- sin selbes, P. — 12. kegen yrme, B. — 13. schilt fehlt P. — nicht zuo wilde,
- P. ~ 14. bleibt er in liebe, P. — 15. vle, B. fleh, P. — 16. diu liebe fehlt P.
- — 17, bleibt alzeii ganz, P.
- 184 SPRÜCHE.
- V. Die drei gehörnten.
- 320. CB. 107, a.) '7.
- Swelch inaa in sinem munde
- kein bitter nie niht hat geliden,
- wie wil er smiden
- der süe^e kraft? er kan niht wol bevriden
- ö ir werden hört.
- Da bi swes lip kein stunde
- kam ilj, der kam ouch nie hin heim;
- sin eren seim,
- ob er sich mischet zuo des wandeis veim>
- 10 ja trage diu wort.
- Man siht ein körn von talken
- in mines ougen valken
- unt lät sich einen balkeu
- in sinen ougen walken.
- 15 wilt du| niht sehen?
- in drin verkoufte anderthalp boc sin hörn,
- des muo:j ich jehen.
- VI. DIE ALTEN UND DIE NEUEN MEISTER.
- 821. (B. 107, a.) 8.
- E| jehnt die sehenes blinden,
- die hühsten meister sin gewesen;
- an kunst, an lesen
- nieman mtig in; ir sinnes wirze jesen:
- 5 die sint betrogen.
- Priieft regen mit den winden:
- die habent hiut so gr6|en klaft
- von gotes kraft,
- als vor zweintüsent jären; meisterschaft
- 10 si dar gebogen.
- Der höhen wisheit sprießen
- kan niemer me voldie^en;
- ie mer man schepft ir vlie|en,
- ie mer mac mans genießen.
- 15 swem natür gibt,
- 3203 13. la, B. — 14. dinen, B. — 16. sin hörn anderthalp boc, B.
- 321) 1. jehen, B. — senes, B. — 2. sint, B. — 6. prüevet, B. — 7. klaft]
- kraft, B. -- 9. über zwen, B. — 10. dar] des, B. — 13, 14. e. mer, B. —
- 15. natiiire gibet, B.
- SPRÜCHE. 185
- der schepfet Jiiur so vil als einer vert :
- gots Wille e^ wibt.
- VII. ANFANG UND ENDE.
- CB. 107, b.) 9.
- S welch man ein guot beginne t|l /j
- der eren imt des prises habe,
- der la niht abe, .ft; *-*'
- er vüere e| alsd, da$ sin ende iht snabe .w«
- 5 gen wirdekeit. a
- Mir waer ouch nach gewinne
- vil lieber swacher anevanc,
- dan endes ganc
- gen werdekeit gsßb sinen esten schranc
- 10 uf lop gekleit.
- Ein prislich anegenge
- mit swachem afterlenge
- den saelden ist ze strenge. i
- swach an, guot nach geiienge ?
- 15 in got sich zert.
- ein prislich name mit werdekeit bestet,
- so schaz ververt. isrv/?.
- .i..i
- VIII. DREI FEINDE.
- (B. 107, b.) 10.
- Ich prüeve üf miner strä:|e /
- dri vinde, die mir naht iint tac
- tuont widerslac^ ,fi|) .dS^
- swie si mich braehten in der helle sac,
- 5 da| wser ir bort.
- Da| erste ist, werlt, din sä|e,
- da| ander ist der tievel starc,
- sin list ist arc,
- da:j dritte ist min selbes vleisches sarc ;
- 10 diu tuont mir mort.
- Min vleisch mich machet broede,
- diu werlt in tugenden sncede.
- 8. hlure ^Iso vil, B. — 17. goles wille da|, B.
- j 382) 5. Regen werdicheit, B. — 8. dan] des, B. — 9. siner es(e, B.
- 383) 2. viende, B. — 4. wie, B.
- 186 SPRÜCHE.
- der tievel g^n gote bloede,
- gen Sünden ^acheit toede.
- 15 wa nü, her Sin?
- bit got, da| er in sine helfe gebe,
- si ziehnt iuch hin.
- IX. DER SCHANDE BACH.
- 324. cB. 107, b.) 11.
- SwA man dem schalke ein spanne
- gewaltes lät, da wil er dri.
- man mac da bi
- den gouch sd lange pfsewen, daj er vri >• ■
- 5 wil guckens sin. na smf*
- Swer mit sin selbes kanne
- sins lobes brimnen schepfet ü|
- der schänden strü|,
- im selbe schenket argen tranc vür gru:j.
- 10 glich sta&ter schin
- Diu schände in umbe spennet.
- den, der si niht erkennet,
- vrou Ere den verbennet,
- swer sime lobe entrennet.
- 15 vül, traege iint la$,
- diu driu diu hat der schänden bechelin
- gemachet naj.
- X. DIE MILDE.
- S25. CB. 107, b.) 12.
- Ich prüeve, da:j diu milde
- ein kränz; ist rehter tugende gar,
- swer nimt ir war;
- si machet manegen sinnes richgevar,
- 5 der sus wser la|.
- Dem argen ist si wilde
- si welzet vor im alse ein twalm;
- swenn er ir galm
- hoert, so verlischet siner vreuden salm.
- 10 sus klage ich da^:
- 13. kegen gote mich bl. , B. — 17. oder sie, B.
- 3343 16. hant d. seh. beckeün, B.
- .KSK
- SPRÜCHE. 187
- Der gerne milde waere,
- der ist ir soldes laere;
- swer sin hat iibergsere^
- dem ist der muot ze swaere.
- 15 ich vluoch der hant,
- die dan der krampf ziuht, «wenn si loesen sol
- der tugent ir pfant.
- F. Wiirg^endro^^el.
- I. GEBETE.
- S26. (E. 17, b. P. 13, a.) 1.
- Des himels arzenie
- du bist , diu wandeis vrie,
- din vrühtic vreude senden siechen heilen kan,
- ich mein dich höchgelobte balsamie,
- 5 du gotes muoter, tohter, brut,
- du apoteca rieh,
- Mit arömät gezieret, v
- din schoene ist übervieret,
- swer dich mit inneclichem herzen ruofet an,
- 10 wan dir der nardus durch den flor gesmieret. '\:
- du sunnen schin, du Sternen glast,
- schoen, überliuhteclich.
- Diu kefse din beslo|:jen hat
- die ewigen gotheit,
- 19 zwen unde sibenzic namen hoch,
- die got und ouch sin wesen treit,
- der dir selpdritte unt doch alein
- ze dienste was bereit, y„
- unt du sin undertaenic magtj
- 20 da| vatererbe ist din:
- da| erbe an uns, hilf gotes trut,
- da:j wir din erben sin.
- _ .1 ilU
- 325) 13. über gere, B. — 16. ziuhet, B. ''^"^ ^
- 326) 1. erzenie, EP. — 2. du bist gar, E. die ist des, P. — 3. vrouy-
- din, E. ir säe:jer smac wol, P. — 4. mein din edle süe|e ouch da bey, P. —
- 5. war goles, P. — 6. ein eptesin, P. — 7. in eren wa(, P. — 8. in aUer
- güet gefieret, P. — 9. ynneriichem, E. mit williglichem willen ruofet, P. —
- 10. wan din ornat ist durcb, E. — sam der nardus sich in dein (oder dem)
- flor, P. — II. sternys glanst, E. — 12. gar üb., P. — 13. kesse, E. du
- clausen die, P. — hat fehlt P. — 14. ewige, E. — 15. ho, E. — 16. er und
- ouch dein, P. — 17. und auch, E. — wenn er selb dr. und doch, P. — 18.
- mit dinst dir was, P. — 19. seint das wir undert. sint, P. — 20. des, E. mug
- (nu?) hie dem vater din, P. — 81. truyt, E. nu hilf uns herre gotes klnf, P.
- — 21. wer dyn erbe, E.
- 188 SPRÜCHE.
- 327. (E. 17, b. P. 13, a.) 2.
- Rieh übervlü|:jic güete
- bist du in voller vlüete,
- diu meret sich gar voUeclich von tage ze tage.
- nu sende uns, vrouwe, ein kristenlich gemüetc
- 5 durch den, dem zuo geböte stet
- swa| kriuchet, wehsei nimt,
- Unt bit vür uns den süe^en,
- da:j wir im dienen müe|en,
- daj er uns bringe ü:j der verworren sünden hage.
- 10 ja kan er wol uns kristen kumber büe|en.
- er mac, er wil, er tar, er sol,
- er tuot, lät, wie'i im zimt.
- Ja bistu so gewaltec sin,
- da$ er uns wol bewart
- 15 vor houbetsünden, und uns dort
- vor engestlichen noeten spart,
- unt wist uns an den rehten wec
- hin zuo der himelvart:
- den hilf uns, reine vrouwe, treten,
- 20 e uns der sünden wint
- den sne werf in den rehten stic,
- so blib wir gotes kint.
- 328. (E. 17, b. P. 13, a.) 3.
- Du vrone in eren vrühte
- unt vrowe übr alle zühte,
- hilf uns , daf wir nature mügen widerstreben,
- diu uns kan binden in der sünden sühte,
- 5 da| wir iht vallen in daj we
- daf nimmer me zegät.
- Maria, muoter here,
- nu sende uns dine lere,
- da| wir beschouwen dort din ewecliche| leben.
- 10 ja hästu von uns höhen pris und ere.
- entseten wir, du waerest nie:
- 327) 1. uberflutig, P. — 2. hast du in reicher, plüete, F. — 3. willeclicb,
- P. — 4. ein fehlt P. — 5. zuo geplule, P. — 6, wechyt, swimt, E. Wechsel
- nympf, P. — 7. Unt fehlt P. — vor, E. den vil süe;|en, P. — 8. das wir
- nicht kumen in den sündiglichen hag, P. — 10. des kan er uns wol kr. , P. —
- IL lar, — mag — wil — sol, P. — 12. lest was, P. — 13. sein gewaltig
- so, P. — 15. vor groijen schänden uns aldo, P. — 17. so weis uns fraw den,
- P. — 19. ja hilf uns süe|e vrowe traut, P. — 20. vynt, E. — 21. richlyn, E.
- alle in den sne werf über laut, P.
- 3283 1« fraw in, P. — 2. du fraw ob, P. — 3. naturen mu:|sen, E. — 4.
- flachte, P. — 5. wir fehlt E. — nicht kuilien, P. — 7. frawe, here, P. — 8.
- nu gib uns weise, P. — 9. und hilf uns das wir schawen d. d. ewig, P. — 10.
- uns paide wird und, P. — 11. werest worden nie, E. und wer wir dein hie
- worden nie, P.
- SPRÜCHE. 189
- diu heil gar aü uns stat. ij m, ■■'.■<
- 8tt da| wir dicli gehoehet hän, r rfiA
- so hoehe, vrouwe, ouch uns
- 15 unt lä| uns des engelten uiht,
- da| wir siu in der sünden runs,
- unt hilf uns, muoter, reine magt,
- die hulde dines suns
- erwerben, e denn uns der tot
- 80 den mort geh m.inecvalt,
- unt bit vür uns den hohsten vogt,
- sint du siu hast gewalt. i
- IL FÜRSTEN. HERREN. RITTER.
- 329. (P. 12, b.) 4.
- Sibillen spräche riebet:
- diu wirde hinne wichet,
- ie elter und ie erger wirt der werlde leben,
- ir höhe^ lop von tage ze tage blichet :
- 5 die edelen sint entsläfen hie
- und ouch an eren zagent.
- Ir vürsten ir sult wachen
- die Hute vroelich machen
- mit den ir sult üf erden hie nach eren streben^
- 10 e:{ kiunt iu heim an ritterlichen sachen:
- die herren mit ir ritterschaft
- vil selten pris bejagent.
- Künc Artus mit der riehen tat
- vil höhen pris erwarp;
- 15 wie da| er ouch erstorben si,
- sin reinei lop doch nie verdarp.
- künc Alexander der ouch hie
- in hohen wirden starp. ;ii.| m -ji »t^^
- die vürsten nement snoeden schaz n.i»;» lyj?'
- 80 vür ritterliche tat,
- der ritterschaft mit swachem saz
- sd gar verdrungen hat.
- 18. der weit bort an dir, P. — 14. ouch fehlt P. — 15. und fehlt E. — 16.
- legii in, E. ob wir sein in der sunden pan, P. — 17. und hilf uns fr^we er-
- i werben Uo, P, — 19. behiil uns vor des todes mort, P. — 80. ort, E. — liep-
- llch mit deim gewaU, P. — 81. voit, E. hört, P. — 88. hast amen gewall,
- E. — so wird sin hilf uns pald, P.
- 329) 1. ybilla, P. — 8. hine, P. — 4. verbleicht, P. — 6. zagen, P. —
- 18. bejagen, P. — 13. artaus mit ritterschaft, P. — 15. ouch] doch, P. — 17.
- alerander, P.
- im SPRÜCHE.
- 880. (P. 18, b.) 5.
- Ach wie tuoiit nuo die jungen!
- der schaz hat gar verdrungen
- der werlde pris und ouch ir ritterliche^ leben,
- als uns gesaget hant die wisen zungen.
- 9 ir vürsten, herren, dienestman
- ir ritter ereo wert,
- Ir sult iuch vor besinnen,
- den rehten schaz ie minnen
- und ouch da bi nach ritterlichen eren streben.
- 10 swer äne muot wil ritterschaft gewinnen,
- der ritterlichen orden treit
- alhie da^ er im swert.
- Hie vor da sach man wirde noch,
- nach der man künde streben,
- 15 nu hat diu werlt ir wirde hin
- umb einen snoeden schaz gegeben. ^^ .ÖS;,.
- wäfen! da:j sus verdrungen hat Qg
- schaz ritterliche^ leben I
- nach tode enhast du zuoversiht,
- 30 niur einen kranken hört;
- dir volget ouch von hinnen niht
- wan din verdiente^ wort.
- CP. 13, a.) ß.
- Ir herren, ritter, knehte,
- tuot nach dem alten rehte
- durch got unt durch iurn werden ritterlichen pris,
- alsam hie vor tet ie da$ iur gesiebte.
- 5 ob ir an muot weit nemen ab,
- so denkt an reiniu wip.
- Ir blic kan muot enzünden,
- ze swem si sich gevründen,
- dem blüejet immer wunneclicher eren ris;
- 10 ir senfter gruo:j kan mannes herz durchgründen,
- da} ir in ritterlicher tat
- tragt einen stolzen lip.
- Swen üebet reiner vrouwen gruo|,
- dem manlieit gibt wol muot;
- 15 e} kumt von reiner vrouwen gunst
- swä da| ein man manlichen tuot.
- 3303 2. schaz] stat, P. — - 3. welle, P. — 8. iej sult, P. — 9. die bey
- nach eren, P. — 18. alhie uf diefs erd, P. — 14. der ie dahm gunde, P. — 15.
- do wert, P. — 16. und umb snöden, P. — 17. wapen, P. — 19, tod hasta
- kein zuov., P. ~ 81. dirj im, P. — 28. dm] sin, P.
- 331) 4. als sam, P. — teten das, P. — 5. ab ir -— wolt, P. — 6. denck^
- P. — 14. demj des, P.
- SPRÜCHE. Vkl
- ir ininneclicher aneblic
- tiiot manues herze vr&ot.
- ob ir nii wellet mit veruimst
- 20 an inuote gar verzagen,
- erwerbet reiner vrouwen giinst, ^
- so müget ir pris erjcigen.
- 332. CP. 14, a.) 1.
- Man prüevet bi der kröne
- richtuom und adel vröne. J 0§
- richtuom sol haben alle zlt ein milten muot,
- so sol ein künee geben mit richem löne.
- 5 si sint wol hohes lobes wert , .14^
- mit maneger riehen gunst.
- Der zepter wil gewalten,
- reht und unreht zespalten.
- solch leit sol leiten reht; unt swa man da| niht tuot,
- 10 kein zwlvel sol die rede niht beschälten.
- bescheidenheit diu würken kan
- ein lop fi^ voller kunst.
- Da:j öl man künigen strichet an,
- da| ist von solher art: r,
- 15 e:j breitet sich unt wil ouch sin > r,r
- ze solher mä|e, swar man| schart:
- sus solte ein künic gegen gote
- ouch sin vil gar bewart
- mit triuwen unt mit reinem muot
- 20 und ouch mit edeler tat; , a
- und an den vürsten also guot ^
- da| öl in viuhte stat.
- 333. CP. 14, b.) 8.
- Ir vürsten, weit ir horden
- den vürstenlichen orden, J^d '« ^
- so haltet liep von dem ir habt hie werde t^Jt. >'f
- Wirt in sin gunst, so sit ir swlic worden; *'
- 5 vur allen schaz, vür alle^ golt
- man in hie tiuren sol.
- ■ Ir vürsten , nü sit grüe|ic,
- ^ den vrumen kumberbüe|ic
- unt sagt dem danc , der richej lop erworben hat, . »^
- 10 so Wirt sin pris zuo allen ziten süe|ic;
- nu seht, so hoehet sich sin muot:
- 9; wollet, P.
- 332) 1. prüffei, P. — 3. zeit newr einen, P. — 4. geben riehen lone, P.
- - 9. solich, P. — solt, P. — 14. soUcher, P. — 15. brayten, I». — tjf, sol-
- her, P. — 18. vil fcÄIt P. , .,! ..... :..,;,, ., -,;.;• .r,,M-.. ■.,:•
- 333) 1. Woii, P. — 3. den lieb, P* -rr 6. vrußken, p. mri^lliiuid seht» P.
- 192 SPRÜCHE.
- da:j zimt den herren wol. "
- Sol man dem vrumen vür liehe tat "
- niht rilich sagen danc,
- 15 so muo$ verdrießen sinen muot,
- der ie nach stol^^em prise ranc ; "*
- swä man den boesen stiuret ba?, *•*
- dem nie kein wirde erklanc, ^t .*!) t
- wan einen, der mit reiner tat
- 20 hat lobes vil erstriten,
- da waen ich, da:j der vürsten rat
- in Witzen si versniten.
- 334. (P. 14, b.) 9.
- Swelch herr mit miltem muote, ""■ '""
- mit tröst und ouch mit guote "^ '^^^
- sin liute gerne siht niiir swenne er krieges pfligt,
- der lät den vinden grö:je afterhuote;
- 5 ein herre gerne solte sehen
- sin liute Malier ^it.
- Swä man ze hove sich dringet, ^
- da wirde und ere ringet : ' '
- da mit so viieget er, da$ wiser muot geligt. ^
- 10 swelch herre sich von sinen liuten twinget
- in senfter zit, dem herren wirt
- gewiinschet manec strit.
- Man stricliet eine katzen schön, '
- umb daß si miuse jaget;
- 15 man körnet einen tumben hanen,
- umb da| er| kündet swenne e| taget.
- sol man die helde loben niht,
- von den ein velt erwaget, -1 .q> .$1^
- da mannen ernest lachen sol?
- 20 ir herren , seht iuch vür :
- verdienter dienst gesiget wol,
- da twanc ein velt verlür.
- 111. PFAFFEN.
- 335. CP. 15, a.) 10.
- Man siht die Maje strüchen,
- ir bein diu habent die müchen;
- 12. dem, P. — 13. vrumen, P. — vür] nich, P. — 17. stewern tuot, P. — 2
- derstrieten, P.
- 334) 3. pfliht, P. — 5. sehen solt, P. — 6. lewf i5uo, P. — 9. do mit i
- get er mit weisen mut geschiht, P. — 15. krönet, P. — 16. er, P. — 17. i
- man, P. — 19. man, P. — 22. da] in, P. — 3.35) 1. Wan sich, P.
- SPRÜCHE. 19S
- die höheteil, die der werlde solten rehtes pflegen,
- die la:|ent si in krankem wesen küchen;
- 5 reht sam der strü;j das tsen tuot,
- so slindent si den meil.
- Schaz setzet unde entsetzet,
- diu miete hat geletzet '
- der kristenheit ir e und ouch ir werden segen.
- 10 der pfaffen ban swert viir die stölen wetzet;
- ha;j unde nlt, git ist ir wünsch,
- valsch git den besten teil.
- Der künec Constantinus hat
- niht wol dar an gevarn,
- 15 da| nü der pfaffe wisen sol
- dem riebe sinen stuol bewarn.
- bi zweinzic hüeten siht man doch
- wol dri^ic blaten scharn.
- her künc nu seht den ritter vruot,
- 80 da;j spil ist gar verlorn:
- da:} alter mäht den vrumen; muot
- erwecket swindeu zorn.
- 836. (P. 15, b.) 11.
- Wie nu, wie nü, ir pfaffen,
- wie sint diu reht geschaffen?
- künc Karl dem riche und ouch dem stuole hat gegeben
- diu swert; iur leide$ kallen muof ich klaffen.
- 5 ist Peters allej da^ da ist,
- Johans, wä ist d£n swert?
- Ich wsen, du sist entnücket;
- din swert ist dir entzücket :
- diu stöle und ouch der bau hoch ob dem swerte sweben.
- 10 blat, schicket sich, daj schilt unt sper dich drücket?
- Johannes guot, erwecke dich,
- dins leides Peter gert;
- Sin ist da$ riche mit dem stabe,
- der vrevel unt gCAvalt;
- 15 er setzet üf, er setzet abe:
- solch Wille ist siner mäht gezalt;
- din vürstentuom, din ritterschaft,
- diu beidiu sint verschalt;
- Johannes, hege din alte| reht,
- 20 als e| gestanden habe.
- 8. der fehlt P. — 4. la^en, P. — 8. mite die, P. — 9. oucli fehlt P. — 10.
- schulen, P. — 13. Der fehlt P. hat niht wol, P. — 14- also dar an, P. —
- 19. vruot] drat, P.
- 336) 2. sein die, P. — 3. geben, P. — 4. ir beide Kalfi, P. — 9. schul
- and, P. — 10. schick das — sper vür dich trückel, P. — 13. unt der siab, P.
- Frauenlob. 13
- üft
- SPRÜCHE.
- nimst du din swert niht ebene sieht,
- man jagt dich mit dem stabe.
- 557. CP. 16, a.) 12.
- Wie lange wiltii släfen?
- stant üf, e;j schriet: wäfen
- Ceciljenlant; Calabr, Egipten, Kriechen klagen:
- des stuoles woIf stet vor des riches schäfen.
- 5 Britanjen beitet diner kimft,
- wol üf, e^ ruofet dir.
- Ziiich nü da$ swert, Johannes,
- enbint den wolf des bannes:
- sol er des riches schäf nu von der weide jagen?
- 10 da:j rieh ist unbewart von vorht des mannes.
- der wolf tuot also grölen schaden,
- sin giel ist arger gir.
- Des Wolfes bistii selten heil,
- man muo$ den arzät holn.
- 15 ze Röme ist der gloube veil,
- giiient ser der simönie koln.
- der pfaffen sanc da| jzieret wol :
- diu miete hat verstoln
- Ir ordenllchiu cresmen kleit,
- 80 si sprenget ir gewant,
- swä si nu wont, an underscheit:
- so ist si ü| gesant.
- 558. (P. 16, a.) 13.
- Vreut iuch, vrou Simonie,
- ze Röme ist cunterfie,
- der stuol und ouch der ban iuch hat ze wibe erkorn,
- diu stöle, ir swester, wil ouch in storie.
- 5 da^ nü der blaten hdhe| adel
- sich selbe nideret so I
- Wer sol e| hoehen danne?
- ich tuon;j niht ä| dem banne,
- da| e^ so nider wibte und ist doch hoch geborn,
- 10 wan im diu werlt ie vluocht; ich wsßn e^ spanne
- den bogen, da$ diu kristenheit
- muo| immer sin unvrö.
- Ha:j unde nit unt gitekeit
- vil swachiu kinder sint,
- 15 unt diu diu werlt gemeine treit:
- daj sint der Simonie kint:
- 337) 1. verslaffen, P. — 3. Talber, P. — 4. scafen, P. — 5. pritanien, I
- -- 10. vorht fehlt P. — 15. dir koufe, P. — 16. glaut Qoder glanQ P. — fi
- gesang, P. _ 19, ördenliche, P.
- 338) 4. der schule swester, P. — 9. daj er so, P. — 10. von im de
- welle fiuclit, P. — 11. da die, P. — 14. s wache, P. -— 16. sein, P.
- SPRÜCHE. 198
- des muo| des guoten Peters lieht
- ze Röme ^Verden blint,
- und ouch sin schif gar wisellös
- 20 üf valscher miete se,
- daj e vil saelicliche vI6;j
- al uf der kristen e.
- 389. (P. 16, b.) 14.
- E| get mit s wachen ünden,
- sin anker ninder gründen,
- sin segel an den topf gevlohten sint mit rät,
- da^ schif, da sante Peter inne an sünden
- 5 al uf der kristen wäge vlö:j;
- wa| großer vische er vienc !
- Wie nü , her Himelpfetter,
- Sit ir des rehtes vetter?
- diu gitekeit ist marner, ouch da;f schif volhät
- 10 ha| unde nit: die weeren gerne setterj
- da$ schif get under, enwelt ir wern.
- got sprach, dd er$ begienc.
- Er wolde siner kirchen grünt
- üf iuwer ere legen ;
- 15 er gap ze binden iu ze stunt
- und üf ze binden, weit ir hegen
- reht unt gerihte. went da:j schif
- von grö|er finden siegen!
- versenken mac e| marners solt,
- 20 nach valscher miete er strebt:
- fim ist dar umbe ouch niemen holt,
- der in dem schiffe swebt.
- 840. (P. 16, b.) 15.
- Driu reht diu hörte ich kriegen,
- natür jach : „sunder triegen,
- min reht ist fe geliche swenne d'andem schiin
- an underscheltj min reht darf sich niht biegen;
- 5 min reht noch unverswenzefc ist,
- gen gotes gnnst so her."
- Do jach der geistlich orden :
- „min reht ist sterker worden
- unt hoehet sich von tage ze tage mit vesten spiln.
- 10 natüre swic I ja kan ich wunder horden :
- ich h(Bhe, ich nldere svraj ich wil,
- 340) 1. hcer ich, I*. — 3. ist ein ie,
- 196 SPRÜCHE.
- ich ruowe, ich slich noch raer.
- Da$ kan ich wol." „Ja muo| ich;j tragen,
- (nu hoert, wa:j Ere sagt,)
- 15 ich wil gen gote unt wil im klagen,
- da;j er min reht aldä verjagt:
- min klage ist üf der vürsten muot,
- ir herze, ir sin verzagt;
- tier, würme, vogel sere grabent: ^ #*
- 20 ir keini verschert sin reht; -^
- niur menschen, die die toufe habent:
- des herret sich der kneht."
- 841. (P. 17, a.) 16.
- Bi nomine domini amen,
- wer hat des mordes samen
- so giiideclich geworfen in der vürsten rät
- wan die sich Avider da| riche valsclies rämen?
- 5 seht üf, seht üf , ein stolzer künic,
- ir prüeft e^ an dem schal.
- Ir leschet noch die brende
- mit mute gebender hende;
- nu sümet niht, ir swert vil scharpfe snide hat;
- 10 wart iuch, erkennet, wer des mordes vende,
- schont, ruocht, wie vil erzücket habe
- sin ZMC der meister zal.
- Man wendet manege sache wol,
- e si bekumet an,
- 15 daj niemen vliiges künde erhol,
- ob si kom üf ein ander ban.
- von kleinen vademen würket man
- ein sniior, swer dringen kan,
- und ü^ der shuor ein vestej seil.
- 80 min rede e| ist: nu swic.
- nu lä:j den vademen äne meil,
- vil stolzer Ludewic.
- 342. (P. 17, b.) 17.
- Her Krist, wes süln wir glouben?
- man siht die vrumen rouben,
- die billich solten biten vür die kristenheit;
- e;j wart der stap enpfolhen den vil touben:
- 5 nu setzent si den stap hin dan
- 12. ruo, P. ■— 13. das wU ich, F. — 14. höre was er sagt, P. — 16.
- nu, F.
- 3413 1. numer dumen, F. — 3. gütigUch, F. — 4. wan] und, P. —
- prüffet an den, F. — 9. sunet, F. — sneyden, F. — 10. wer| wie, F. —
- scDowe roch— hat, F. — 12. hal, F. — 15. kund des flaches, F. —
- deine vaden, F. — 21. vaden, F. — 22. st. kunig L., F.
- 3423 1. Her fehlt F.
- SPRÜCHE. 101
- unt vüerent scharpfiii swert.
- Welch rat sol uns nii werden?
- „we dir, we dir üf erden!"
- so rief der engel dristunt, als Johannes seit:
- 10 diu zit ist hie, da;j spürt man an geberden:
- den wir von gote bevolhen sin,
- ir niuot nu vrevels gert.
- Ein künic solle haben ein swert,
- so müesten si den stap
- 15 noch tragen, als dn^ rieh begert:
- daj wser ein vridelich urhap.
- mit unreht vüeren si|, da$ swert
- wirft manegen in sin grap j
- e$ ist gese:j^en vrevelich
- 80 dem riche üf den vuo^ ;
- si setzen t künige üf , ab arae rieh :
- da;j ist ein sma^her gruo$.
- 843. (P. 17, b.) 18.
- Si schaffen unde schaffen I
- ja meine ich niht die pfaffen,
- die got ze dienst im selbe hie hat ü:j geweit:
- üf die sol niemen niht unnützes klaffen,
- i er schendet sich in aller wis :
- ich singe üf den gewalt
- Der pfaffen von dem stuole,
- den worden ist zeim pfuole
- der klare sprinc, den Peter gap in unverschelt;
- 10 si vürhtent, da:j ir hei:}en gebe iht kuole,
- unt lä:jent Simonie ir kuol
- erhitzen manecvalt.
- Swenn dort diu flamme enzündet ist,
- mit vrevellichcm jagen
- 13 legäten sint zuo aller vrist :
- die küonen wol ir vüUe tragen,
- unt schatzent armer pfaflieit abe
- ir nar, die valschen zagen.
- si schatzent Simonie rieh:
- 20 da:j kumt in alle:j heim:
- si vindent gallen sicherlich
- dort in dem honicseim.
- 12. nun, P. — 17. sie da$, P. — 28. smech, P. « f *
- 343) 1. und sie, P. — 2. niht fehlt P. — 4. niht fehlt P. -- 7. pfaffe,
- P. — 8. dem — ein, P. — 9. ursprinc, P. — 10. niht, P. — 18. »"«2*8» ^•
- — 14. frevenlicbem, P. — 15. sein, P. — 18. ir narj narung, 1 •
- 11)8 SPRÜCHE.
- IV. Trunkenheit.
- »44. CP. 15, a.) 19.
- Der spaehe^n spsehen kennet.
- swä mau den kalc nu brennet,
- da lit er trucken dri;jic jär und ist doch kalt.
- unt Wirt er na| , sin art zehant sich trennet,
- 5 unt meldet viur, da| er an sich
- so lange hat gellten.
- Da| nimmer wurde vunden
- an im ze keinen stunden
- ob in diu viuhte lie$e trucken , unverstalt.
- 10 in trunkenheit wirt manec sache enbunden.
- enwürden liute trunken niht,
- e| würde gar vermiten.
- Die wile trucken ist der kalc,
- sin viur daj ist verspart,
- 15 unt Wirt er na|, gar manecvalt
- von hitze er brinnet fif der vart.
- so ist der kalc unt trunkenheit
- vil wol von einer art.
- swa| tougendinge ein mensche et hat
- 80 an sich verborgen gar,
- in trunkenheit , swer vregen gät,
- e$ wirt im offenbar.
- V. Die rechte Weisheit.
- 345. CP. 18, a.) 20.
- Ein wiser man gedenke,
- ob in da| alter krenke,
- kein künic, kein vürst, kein herre der wart nie sd rieh,
- da| er im eine stunde möhte entwenken;
- 5 bürg unde laut, golt, silber, schaz
- mac in gehelfen niht.
- Diu jugent in betriuget,
- behendekeit diu liuget^
- er ist von kluogen geisten, dunkt mich sicherlich,
- 10 swer sich enzit gen sinem schepfer hinget.
- tuet er des niht, e| wirt im leit,
- ob im ein slac geschiht.
- 344) 1. spech den spehen, P. — 2. balg, P. — 3. trucket, P. — 5,
- so lange hat an sich, P. — 9. auf in, P. — 11. würden die liule, P. -
- viur fehlt P. — 19. menschet hat, P.
- SPRÜCHE. 199
- Da| lueasche wirt in driu gellch,
- swenn e| von hinnen vert:
- 15 sin sele aldä ze himelrich,
- ob e| der licham hat beschert;
- da:j vieisch den wiirmen also spaech ;
- da^ hänt si schier verzert;
- da| guot den erben nach sim leben
- 20 menschliche voUebräht.
- vert er ze helle durch sin streben,
- sin Wirt niht mer gedäht.
- 346. (P. 18, a.) 21.
- Nu sage an, mensche kristen,
- wilt du die sele vristen,
- diu ewiclichen leben muo:^ an endes zil?
- so hüete dich vor sündiclichen listen
- 5 denk an diu wort, diu got üf erden
- hie gesprochen hat:
- „Ich urteil alse ich vinde"
- spricht got ze sim gesinde :
- mit sant Johannes ich e^ wol beziugen wil;
- lö »gip wider, lä| es niht ze dinem kinde,
- ob du wilt komen zuo der vroude
- diu nie mer zegat."
- Zwo unde sibenzic zungen sint,
- der sehszic sint verlorn;
- 15 der zwelve ein teil mit in man vint,
- die Iiie verschulden gotes zorn;
- swer aber haltet gotes bot,
- des name wirt ü^ erkorn.
- swer ie von gote komen was,
- 20 der sinne wider dar:
- Deus, Sabaoth, Messias,
- hilf an der engel schar.
- 347. (P. 18, b.) 22.
- Swer sündet uf die riuwe,
- der ist der sele untrluwc;
- wirt im in kurzer stunde ein sneller tot gezalt,
- fiö hüete er sich, da:j er die helle iht biuvve.
- 5 mit vorgedanc wirt sünde erwant,
- hoer ich die wisen sagen.
- Lä^ dich an jugent prisen,
- Wilt du in tugent grisen,
- 345) 17. sp«ch] Specht, P. — 80. fülle bracht, l*. — 21. ver er, P.
- 3463 8. seinem, P. — 13. Und zwen und, P. — 14. die, P. — 15. natu
- P. — 19. gote», P.
- 347) 5. entwant, P. — 8. in alter, P.
- 200 SPRÜCHE.
- e| Wirt dir liep, stirbst du niht junc unt wirst ouch alt;
- 10 nach guoter lere strebent ie die wisen :
- swer ordenliche üf erden tuot,
- dem mac dort wol behagen.
- Swelch herre hie hat einen kneht,
- dient er im sicherlich,
- 15 er ist im liep nach dienstes reht :
- dar an gedenke , mensche y unt sich^
- unt vürhte dinen schepfer guot,
- der hat gemachet dich.
- den soitu dir schön u| erlesen,
- 20 der dir gehelfen mac :
- dort in des himelriches zesen
- ist tüsent jar ein tac.
- O. IViuwer ddn«
- L GEBETE/BIBLISCHES.
- 848. cP. 8, b.) 1.
- Got vater, got si min beginne,
- dar zwo dem sun ze dienst sin al min sinne^
- der vrone geist erliuhte mich
- mit siner werden minne,
- 5 da| ich in allen drin ze dienst müg werden
- In disem dön mit spaehen vuogen.
- si sint ein wesen der natur so kluogen
- ein got unt dri persön drilich
- in der volleist genuogen,
- 10 da von die himele wanten sich üf erden.
- Die sint billichen worden zam,
- wie got die menscheit an sich nam,
- zuo einer reinen meide kam
- her abe in disen'jämers tarn
- lÄ mit siner mäht vil wunnesam,
- der alliu dinc von nihte lie
- werden: vürwär siJeisten sin gebot.
- 349. (P. 8, b.) 2.
- Vil reine magt, du schin der engel,
- du blüende rose, ein werder liljenstengel,
- du balsams smac, du trunes glastj
- du lebendes touwes Sprengel,
- da lip du stirbst nicht, P. — 80. dir fehlt P.
- 3483 2. sey, P. — 7. seyn, P. — 9. voUest, P. — 11. bUUchen »ein, P
- 14, diMes, P.
- SPRÜCHE. 2ai
- 5 du zuckersue:je vin des himels klosen;
- Du Wunsches wuusch, der eren wunne,
- du vröner gotes tempel, liehtiu sunne,
- vertriben hat der sünden last
- din übervlü:j^ic brunne,
- 10 in dem sich mac solch kraft mit dir erkösen.
- 8icli, Spiegel, eren ewic kleit:
- dich hat got selbe an sich geleit;
- du bist diu immer wernde meit,
- din liebe;j kint dir nijit verseit,
- 15 trust, vreuden trost ist dir bereit:
- swa:j an uns niht si lobelich,
- da$ went diu helfe sin, swenn din kint wil.
- * 850. (P. 10, b.) 3.
- Wer half Adame u| not in viure
- der helle, wer kam Abraham ze stiure,
- da Talbeor der künic stuont?
- wer half, da:j der geliiure
- 5 Isaac ane not kam von dem swerte?
- Wer half ouch Jacob von Esouwe,
- wer half Joseph von bruoderlichr iintrouwe,
- wer half Jonas ü| visches slunt?
- wer was, der ane rouwe
- 10 half unt hern Lot von Södomä ernerte?
- Wer Israhel von Gelböe?
- wer half hern Moises also e,
- durch sin gebet unt durch sin vle
- von gr6;jem engestlichem we?
- 15 wer trancte Pharao in dem se?
- wer half hern Davit vürba:j mer,
- da:j er Golias brahte dräte in swaer?
- * 351. cP. 10, b.) 4.
- STuo sich, wer mähte vri von swsere
- Judit, da;j si da| houbet wandelbaere
- künc Ölofernes abe sluoc?
- wer half von lügenmsere
- 5 Susanna, dö mit dro zwen ziugen stuonden.
- Die s£ vil velschlich überkamen,
- unt wart doch vri? wer Daniel mit nämeu
- half von dem lewen avoI mit vuoc,
- da| sich dd muoste schämen
- 349) 5. 8ae| so vin des, P. — 6. du eren, P. — 7. Hecht der, P. — 10.
- aac fehlt P. — mit ir, P. — 10. sich] sprich, P. — 16. swa$] wo, P.
- 350) 6. Bsawe, P. — 10. dernerte, P. — 11. gelfoe, P. — 17. drot, P.
- 351) 1. nu, P. — 5. zwelnzigen, P. — ■ 6. Da, P.
- 202 SPRÜCHE.
- 10 der künec, da$ er in lebendic häte vunden?
- "Wti} half Jonas , ii| visches munt
- da) wart geborn er iint gesunt?
- wer half Paulus ü^ meres grünt?
- wer half sant Peter in der stunt
- 15 der vancnus? deist mir worden kunt:
- got der half in an allen ha|
- unt hilfet uns euch späte unfc da zno vruo.
- ♦352. (P. 11, a.) 5.
- Erbarme, herre Krist, erbafme,
- dich über uns, unt hilf uns von dem härme
- der Sünde, in loser missetät
- hilf, da| wir niht erwarmen.
- 5 mit dinen gnaden vriste uns lieber väder,
- Sun unde geist, einlich, drivaltec)
- hilf, herre min, sint da| du bist gewaltec
- übr alliu dinc vruo unde spat,
- din gnade ist unbezaltec;
- 10 war got uns mensch du bist, einlich zegäder.
- Kein sünde enmac so gröf gesin,
- rein wirt si von genäden din;
- du tilgest tegelichen pin,
- da:j ist an in wol worden schin,
- 15 die vor gezalt hat der munt min.
- din gnade hilfe uns erschein,
- also in kurzer zit uns brist niht m6r.
- IL AN UND ÜBER SIE.
- 353. cP. 7, b.) 6.
- IgIi lobe ein reine^ wip so schöne
- vür al die werlt in disem niuwen done;
- ir tugent swebet also ho ,
- in werdes lobes kröne,
- 5 si hei;}et leitvertrip vür sende swere.
- Si ist der zuht ein vlü^^jic brunne,
- ir glestet wunneclich der sselden sunne
- si swanzet wol in eren do
- der klarheit vol ein wunne,
- 10. het, P. — 11. Janas, P. — 15. vencknus, P. — das ist, P.
- 352) 3. sunden losen, P. — 4. erwarme, P. — 7. min] mit, P. — 8. fri
- P. — 10. wer zu gatir, P. — 13. vein, P. — 13. dUgest, P. — 15. de
- munt rein, P. — 16. gnad die, P.
- 3533 5. sweren, P. — 9. wol. P.
- SPRÜCHE. 2113
- 10 siiit da| wir nigen müe|en imt si ereu. =4 mu', r''
- Ir jiigent blüet mit saelikeit.
- mir hat vrou Ere von ir geseit,
- da:^ si s6 Iieil lust berndiu kleit
- mit voller tugent an sich sneit, .IKjtw
- 15 diu si in glanzer schouwe treit.
- si glenzet sam ein engel zwir
- s6 schoene enwart doch nie kein lip; umb sich!
- 354. CP. 8, a.) ^.
- SWA} man ie lobes jach den vrouwen,
- die da der Tot hat leider gar verhouwen,
- doch ich ir gliche nie gesach
- vür,wfletlich an ze schoiiwen.
- 5 durch die Eneas vloch von Tir s6 werden,
- Ob si noch lebende schöne waerej
- Cundwirämür, diu süe|e, kläre, ahtbaere,
- unt die man da ze kinde jach h
- dem riehen Terramaere,
- 10 gen ir waer swach ir drier schoene üf erden.
- Der sunnen nimt si gar den pris.
- er lebt in witzen nie so wis,
- der ir volbluomte ir lobes ris:
- si ist ein lebende;^ paradls
- 15 unt junger järe in tugende gris;
- si trit üf £ren strä:jen her
- diu reine klare mit tugenden noch vi! ba|.
- 355. CP. 8, a.) 8.
- J4 lobt iuch min gedanc, vrou Minne,
- dar in min herze unt min gemuete brinne,
- da:| ir habt in ir stiur gegeben
- min herze und al min sinne,
- 5 der man gar sunder wanc grü| lop enblecket.
- Wa:j ob der giildin ger mich toetet,
- der ofte mich ze stseter liebe ncetet,
- den Ämör da durch in da| leben,
- min herze, hat geloetet,
- 10 der mir brach in den muot unt da bestecket?
- Acli Minne, nim ir wider warl
- n4ch lieber, reiner, •süe;}er nar
- l^ miniu ougen zuo zir dar,
- da;f miner ougen weide klär
- ;3. heil fehlt P. — 17. warl, P.
- 354) 3. doch] da von, P. — gleich nie sach, P. — 7. kunt byramus, P.
- — 9. terra mere, P. — 13. der ir] das er, P. — 14. lebens, P. — 17. die
- ilare, P. — 355) 2. unt min] und, P. — 13. liebe, P. — 13. z& dir, P. —
- 14. eugelweide, P. — 14. da^ miner] ze diner, P.
- 204 SPRÜCHE.
- 15 min herze vinde lieplich zwar;
- da$ si mir senfte'$ ungemach,
- da:j mir mit vreuden wol gelinge aldä.
- 856. (P. 9, a.) 9.
- Ach heil, unt wie han ich gemeinet,
- ob sich diu süe^e junge niht vereinet,
- BÖ daj ir lieplich trost an mir
- vil senden sich erscheinet :
- 5 so ende ich trüreclich sam Toraloie,
- Der vil verlos nach wibes lone;
- in solhem dienste euch der von Zamercöne
- starp, Belidas von Zicortir,
- dem half niht küneges kröne :
- 15 si tot durch minne Hector da vor Troie.
- Wie tuot ir, werdiu Minne, so?
- die vinde la:jt ir haben rö,
- unt lönt den vründen dicke hol
- ir edelen suchen vrouwen, jö,
- 15 ir sult et immer wesen vrö.
- wip wis mit zühten vroelich hie.
- gar sicherlich ir ouge mich an sach.
- 35r CP. 9, b.) 10.
- we verlorner zit mir armen,
- da$ mir verswunden ist min lange:j karmen,
- unt gap mir doch nie tröst noch rät:
- si lie:j mich gar verharmen :
- 5 da:j was vergenclich leit, öw6 vtou Minne!
- Wie torstet queln ir mich in herzen
- so gar, dei:j brogt in siner wunden smerzen?
- da zuo der mangel mich niht lät,
- min vreude muo$ verlerzen;
- 10 hei unde hei, ich dien nach ungewinne!
- Pin went von ganzen schulden gar
- vin blic ii| spunden ougen dar.
- ir lönt min herze lieplich, zwar
- da:j get von eigen sinnen dar.
- 15 sol ich sus enden tröstes bar,
- so dulde ich ba:f dem Gurzegrin:
- ein sterben git verlornen strit han, jöl
- 15. da:j ich min, P. — vinde] und, P. — 16. sy meyn, P.
- 3563 1. gedienet, P. — 2. junge] jungfraw, P.
- mir, P. — 5. Toraloys, P. — 9. des half, P. — 11. föt, P. — 13. lie| er, P
- -— 13. I6nt] lande, P. — ho] so, P. •— 14. j6] do, P. — 15. et fehlt P.
- 357) 3. doch] do, P. — 6 torst ir quelen mich, P. — 7. da| pro, P.
- 9. die muo|, P. — 10. ich] nu, P. — 16. kurze grin, P. — 17. ein stern dem
- aus g. verlorner, P.
- SPRÜCHE. 205
- S58. (P. 9, b.) 11. '^^"'
- Ich darf ze rehter not gar dräde,
- mir helfe got noch von der iingenäde
- hin jziio ir hult, des bite ich dich,
- e mir e^ werde ze späde,
- 5 Sit ich so spat alhie der minne warte.
- Wes liebet mir ein wip so sere, *
- der ich bin so gerehte nimmer mere?
- lit ich da:j also willeclich,
- so wser ich Schimpfes lere^
- 10 nein, ich enkan, unt swenn si wil, diu zarte.
- Sin han ich, der ist krefte 1er,
- min kan ich waerlich oder mer,
- dan wie si Avil, diu süe:je ahtber, "'
- so muo| ich, sit mich hat ir ger
- 15 verwunt: des Amfortäses ser,
- Leniatanis ungewin
- bestent mich drat: ein wip diu toetet mich.
- 859. cP. 10, a.) 12. ^^
- Vrt krefteclicher twanc erzeiget
- wart, swie diu minne tuot, swenn sl sich zeiget;
- ir twingen ist gar manecvach,
- des maneger wirt geneiget.
- 5 diu rede ist also kranc : hie kumt ein ander :
- E:j wart gesehen an Gamurette,
- und ouch an Dieterich von Latrisette,
- an Isenharte e^ ouch geschach :
- der starp durch solch gewette;
- 10 ej ist hie sam an Tschionätulander.
- Slwie Ifite schrei der Troyer schar,
- ie Minne hat die schulde gar.
- an Amfortäs geschach vür war
- der Minne slac, deist offenbar.
- 15 si twinget beidiu, her unt dar,
- des ist vil maneger an da^ knie
- gevellet, und im nie gelanc Aä bi.
- 860. CP. 10, a.) 13.
- J4 so wajr al min leit vers wunden,
- ob ich liep von ir libe hsete enpfunden
- in rehter liebe tougenlich,
- 358) 1. drade fehlt P. — 3. hin fehlt P. — 6. wip] wei, P. — 7. Immer,
- P. — 16. unt Flegiianis? — 17. mich] gar, P. — weib den tot tuot, P.
- 359) 2. swiej wenne wie, P. — neiget, P. — 5. die kumi ze bände, P.
- — • 10. Zionaiulander, P. — 18. die minne, P. — 14. slac deisij klag ist, P. —
- 15. hie und dar, P. — 16. des] da, P. — da| «ie, P.
- 860) 2. ich 6} hie von ir Uebe enpf., P. — 3. Uebe gar toug., P.
- 206 SPRÜCHE.
- dÄ w«r mir vreude vunden.
- 3 min vreude diu wirt breit unt vreudenrlche,
- Ob mich ir umbevanc besliu:jet
- unt mich ir lichter ougen blic an schindet.
- min sende$ herze swaeret mich
- dar in diu sorge diu;jet,
- 10 unt hillet immer nach ir stsetecliche
- Vil herzenlicher lieber lip,
- "wil du, min herzenliebe:{ wip,
- al miner sorgen leitvertrip,
- so gip mir vreude sunder kip
- 15 vil vreuden in min herze; sclirip:
- „du bist Amfortäs an dem zil.^*
- bi diner werdekeit, da| niht enlä.
- III. DIE ZEHEN GEBOTE.
- S61. CP- 5, a.) 14.
- Got soltu inneclichen minnen
- in sele, in herzen und in guoten sinnen,
- da zuo den ebenkristen din,
- wilt du hie heil gewinnen;
- 5 in einic bit, dich niht sol mit abgotten.
- Da$ vire halt, da:j ist gesetzet.
- ir eret vater, muoter niht verhetzet.
- kein diep, kein morder soltu sin,
- mit valschgeziuc niht letzet,
- 10 unt da| dich meineit swem iht gebe den krotten.
- Ha^, unkiusch und unstaete läj
- ba:^ kumstu uf der himele slä,
- dem edelsüe|en geiste na,
- behaltest du din urteil: ja.
- 15 got lät uns mit im werden grä.
- riwe unde biht diu machet lä|,
- mit witze brich den bruch und ouch den spot.
- 362. CP. 5, a.) J5.
- In vier urteil die e sich slie;jen.
- diu zehen gebot diu sult ir ebene nie|en.
- swer got hat inneclichen liep
- 4. w»r] von, P. — 5. wirtl »st gar, P. — 8. besweret, P. mich fehlt P.
- 10. stetekeile, P. — 16. Aem fehlt P. — 17. vür vi^ar bey d. w. alda, P.
- 361} 4. und wiltu l>eH, P. — 5. dein innig bete, das dich nicht solt, F. —
- 7. in eren, P. — 8. soltu nicht seyn, P. — 10. swer nicht, P. — 11. Wa|,
- P. — 14. din] die, P.
- 362) 1. slifsen, P. — 8. bot — wifsen, P.
- SPRÜCHE. %9t
- dem mac wol ere ensprie;jen. ^.
- 5 dem ebenkristen diu solt du sin triuwe.
- Du schilt in niht unt morde in nimmer,
- da:j valschgeziuo meinswerser bi^et immer,
- mit Worten werken wis kein diep,
- vermit des wuochers zimmer.
- 10 hüet iucli vor unkiusch, arc, da| merket niuwe.
- le vater muoter cre man,
- swie got uns heilet da verstau.
- got unser leben lengen kau,
- wir mugeuij kürzen ouch hin dan,
- 15 ob wir gen üf ein auder bau.
- seht wie sich diu zehn schickeut hie:
- hilf got, da$ uns niht wd geschehe dort hin.
- CP. 5, a.) 16.
- Swer iiineclichen liep hat staete
- deu zarten süe^en got an alle graete,
- der minnet ouch diu gotes gebot
- mit wiser sinne raete:
- 5 diu waere minne liebte im aller meiste,
- Da^ er sich von dem liimele neigte
- unt wart begriflich, bi der meit sich zeigte;
- al durch die wären minne er got
- sich menschlich zuo uns seigte,
- 10 da| er uns sine triuAve üf erden leiste. {)t
- Siicli Minne, wer erlöste uns da?
- spricli „Jesus Krist der, junc unt grä
- am dritten tage erstuont ie sä
- unt brähte uns sinem vater nä;
- 15 betrogen wart der tievel, jäl
- des si gelobt diu magt rilich^
- unt danken gote der siner güete her.
- nl
- STERN- MASZ- ZAHL- TONKÜNDLICHES,
- CP. 5, bo n« «.
- Die siben spaeren sol man mei^i^en;
- in zwelif himelzeichen sint gese:j:jen
- ir genge, ir wege an underscheit:
- enspriszen, P. — 7. heiszet, F. — 12. vürstan, P. — 16. scbickent fehlt P.
- 363) 3. nimet ouch wa| got hat holt, P. — 5. meisten, F. — 6. neiget
- zeiget, seigel), P. — 8. minne er woK, P. — 10. er und uns erde
- oll leisten, P. — 11. Sprich, P. — 12. dich Jhü Krist, P. — 18. alsa, P.
- 14. seynen, P. — 17. seynen gut und er, P.
- 364) 1. sphera, P. — 2. zwelf, P.
- 208 ^ SPRÜCHE.
- des sol mau nilit verge:j:|en j
- 5 züsterne hei:jent wol ir vier imt zweinzic,
- In den ir louf hänt siben pläneten;
- ir ingiij und ir üfzuc der arcteten,
- ir polus und ir ;5eln man seit,
- sach man ir täbuleten^
- 10 man spürt ir urteil an dem modern einzic,
- Wie Saturnus louf dri:jic jär,
- ie Jupiter zwelviu vürwär,
- Mars zwei, diu Sunne ein jär volvar,
- ein jiir Mereürius niht spar,
- 15 Venus ein jar muo:j loufen dar,
- des Manen louf vier wochen sie.
- alnäch ir loufes puncten loufens ie.
- 365. CP. 6, a.) 18.
- Stö, schowe daj winkelmej der schiben:
- dri Winkel lat der quädran niht beliben,
- diu linje durch den zirkel hin
- kan punct gen puncten triben;
- 5 Geometria lä^e ich spsehe tihten.
- Nim an der wäge tiefe «unt sihte,
- die lenge, hoehe, breite, swsere, lihte,
- kurz unde lanc, sint punct dar in,
- ob ich die warheit bihte;
- 10 sin centrum kan din mittel wol üf rihten.
- atik hoher sin der ist verlorn,
- min spsehe hästu niht erkorn.
- daj punct zem ersten hat gesworn
- diu kunst enmitten unde vorn^
- 15 ir me$|en lit gar äne dorn.
- der linjen mitte an im muo| sin
- unt tihten, ^da| der puncte gen noch m6.
- 866. (P. 6, a.) 19.
- In aller kunst man darf wol zellen,
- wie einei zwein, zwei einem sich gesellen,
- unt wie diu driu vier überkomen,
- wa;j vier nach vünven stellen,
- 5 unt wie diu vünviu scharpf sehs überwinden.
- Wa| sehs an siben nuo erzeigen,
- wie siben ab unt zuo den ahten neigen.
- 5, zuster«, P. — hei;jet, P. — 6. hant fehlt P. — 7. arteten, P. — 8. zel
- seit, P. — 10. ir] die, P. — 12. zwelf, P. — 17. nach ires loufens puncten, i
- 3653 1. sehen die winkelmalz, P. — 2. lat den, P. — 3. linge, P. — J
- din] den, P. — 14. hat mitten, P. — 16. den lingen mitten, P. — sin fehlt \
- — 17. das die, P.
- 366) 3. zwei zwei, P.
- SPRÜCHE. 209
- da| aht die wiukel hat genomeu,
- wie niimiu zehen ersteigen,
- 10 wie zwilich, wie drilich, wie qiiadrilich vünfzic vinden.
- Wie sehszic, sibenzic wehsei git,
- le ahtzic, niunzic zellich lit;
- der wehsei üf und ab tuet wit.
- ir tugent hat gar siindern strit,
- 15 ir ieslich treit dem andern nit,
- wie minnern, meren; sich, da hie
- figür der zal allu künsten weif ir sin.
- (P. 6, b.) 20.
- Die niunzic slü|:jel sich beginnen
- in den sehs stimmen, die muo:j kunst durchsinnen,
- nach ordenunge voller mäht
- aht dcen gruntlichen minnen,
- 5 wa| armonie spricht der himele keren. MOit
- Diu note sich einlich figüret,
- quadrieret zeigt si sich lierlich uatüret;
- sus vindet man:j in siner aht
- drilch, vierlich vollemüretj
- 10 diu kunst mit list kan steige, velle leren.
- Trit under in dem urloup her,
- mit hoher kunst solt du dich wer.
- poeten lachent niiner ger,
- unt regulieren t sliht entwer; '
- 15 des wandeis keren dA enber, ' ■
- da| sliei din don in sin gelit,
- behalt sin mittel drlich, brich niht hie.
- V. Jäger und wild.
- CP. 6, b.) 21.
- Wart, wie da^ pirsen si ein triegen:
- ein dsesic hunt, der niht enkan dan liegen
- üf rehtem pfade^ ein werlich hunt
- des gelf kan wilt erkriegen :
- 5 nim stseten muot dir hin, der kan wol sichern.
- Ich han vünf straellin , diu sint lüppic :
- diu wil ich einem schie:jen , der ist üppic -,
- nimmer meren, p. — 17. walff, P.
- 367) 2. in die, p. — muo;j die, P. — 3. mit voller, P. — 6. noten, P. —
- 81 fehlt P. — 9. vülmuret, P. — 10. weren, P. — 11. demj dem oder dein,
- — 13. lachet nimer, P.
- 368) 1. sein beiriegen, P. — 2. ein däsec] das ist ein, P. — 3. rehten pfat,
- — ein fehlt P. — 5. niml mein, P. — 6. sterlin, P. — 7. setzen, P.
- Frauenlob. 14
- 210 SPRÜCHE.
- trif ich da| wilt, alziio der stunt
- da| e| inuoi werden snüppic,
- 10 haet e| mit zisern ge:j:jen bönn iint kichern.
- Trit ich durch schieijen vürba| m6,
- strit ich e| klein al üf dem le;
- unt wser e| sneller denne e\n re,
- ich schulde e$ zwar, e^ tsete im wd;
- 15 unt kume ich wider umbe als e,
- ge werbe ich.dd im siniu lit
- mit spsehem sinne, als ich nu bin der nrt.
- VI, Auf dem Mai.
- (P. 7, a.) 22.
- Xart anger sach man ie so schöne,
- unt dann och me in süe;jer vögele döne? ^
- man hoert vil vreuden ane zal,
- almit des meien kröne,
- 5 mit spaeher bluot dö er sich gunde verwen.
- Der Winter muo| onch sin da hinder
- mit sim gewalt; nu ist der meije ein vinder
- der blüemlin vin, glänz überal:
- diu mäht der mei noch linder:
- 10 sich muoj diu lieide nach der wunne gerwen.
- Hie war der winter im von art:
- nie meien zit versperret wart.
- noch sihe ich ninder gräwen hart,
- von blceder jugent alte vart:
- 15 wis offenbar vrölichen zart.
- wol hin, her winter, ir müe^t ie
- ze rüme in bergen: daj wart nie gespart.
- VII. Auf Erich, könig von Dänemark.
- STO. (P. 7, a.) 23.
- Ich wil des sinnes lie florieren,
- mit röselohten Worten schön probieren,
- mit redebluomen sunder vrist
- 10. her, P. bon, F. — 11. schetzes, F. — 12. schrlt, F. — als, F. — 16. g
- werben dar ein sein gelit, F.
- 3693 8. ganz, F. -- 11. wart, F. — 13. gerben part, F, — 15. bis, F.
- 16. es muo| ie, F.
- 370) 3. rede der blumen, F.
- SPRÜCHE. 211
- hie vlolvar volzieren
- a ein lop , daj hat sich also wlt gebreitet.
- So hoch mit sunnen do genuinea C?)
- er tar sich ^renrtcher werke rüeinen ;
- er darf durchgriinthaftiger list,
- ewer e$ sol spaehe blüemen,
- 10 wan e| in biimde hat gar schön geleitet -|
- Min triuwer muot in triiiwen ganz.
- stn rede ist alse ein blüender kränz,
- sin lop belibet sicher glänz,
- sin manlich tugent ie sunder schranz
- 15 in küneclichen eren spranz. ^
- von Tenemarken ie ich bin ^^
- prisaer des küniges; also kunst volsprich. tt^
- 3T1. (P. 7, b.) 24. .. :J
- 5
- Ein lustlich herze mit vollen sinnen,
- durchspaehet mit der wunne ü^e und innen,
- ein stolzer lip gar wunnesam
- ze dienst der zarten minnen:
- 10 der kan sin ritterlicher muot sich neigen.
- Rein alse ein rubin, lüter, klär,
- schein wunneclichen lustgevar
- sin lop bi küuigen, vürsten zwar;
- hoch swebt e:^ sara ein adelar,
- 15 wan vrouwen zart gar offenbar
- wisliche gert der vürste an mein :
- sin reiniu art unt des et dö begert.
- VIll. Fürsten, herren, edele.
- 812. cP. 9, a.) 25.
- Wa) machet stürme, strit unt stechen?
- wa| macht turnei, wa| macht gesanc unt sprechen?
- wa| machet milten kargen muot?
- wa| machet ellenvrechen
- 5. hilf velelvarb, P. — 7. erenrich, P. — 8. durchgrunthafiigen, P. — 10. bän-
- de ist gar, P. — 14. ie fehlt P. — 16. bin ich ie, P. — 17. prister des, P.
- — also mein knnst, iP.
- 371) 10. der] die, F. — 14. ej fehlt P. — 16. An mein] rein, P. — 17.
- reine a. u. der ich do beger, P,
- 212 SPRÜCHE.
- 5 den zagen? wa| macht lop wifc? waj tuofc gemilite?
- Wa:j; machet nach dem töde wunne
- der sei bi im, der Sterne, manen, sunne
- ze lobe loufen lie so giiot?
- ich sage e| edeler kunne:
- 10 da:j tuot ir ritterschaft unt reiniu zühte.
- Bi in diu zwei si siillen hän^
- vrt gar vor schänden, sunder wän;
- si mugen lange bliben dan,
- si werdent höhen pris dort Idn:
- 15 da^ ist den edelen lobesan.
- lät iuwer herze niht da si
- von argem lop: iur liep unt leit da$ ma|.
- 373. CP. 11, a.) 26.
- Ir edelen, sit wärhafter worte,
- unt minnet triuwe in herzen; durch die pforte
- so mac got in die sele komen;
- lat iuch an keinem orte
- 5 meinlichen vinden: kraft muo;^ da$ besuochen.
- Irn sult niht diu gelübde erbieten,
- da| ir nu seht, da:j ir iuchs mügt genieten
- mit ganzer mäht, hän ich vernomen,
- als ie die -wisen rieten;
- 10 lät iuch niht ungewi^:jen muot beruochen
- Scbiht reiner werke, swä diu si;
- pflilit der unziihte weset vri,
- und eret vrouwen ouch da bt.
- kunst ist der zuht ein bliiende$ zwi:
- 15 si glt iu guldin lop vür bli.
- da| dise lere ir an iu iht
- in triuwen haltet, ritterschaft, von mir.
- 3T4. (P. 11, b.) 2r
- WÄ, da| die edelen niht gedenken,
- wie ir geberde ir adel müge krenken;
- lüge unde trüge unt valscher muot
- diu driu niur unart schenken;
- 5 ein ieslich adel man siht an edelen dingen.
- Sin wort, werc sin wärhafter w«te,
- an alle;j cunterfeit, so habe er rsete,
- mac er niht selbe; ob er e| tuot,
- 372} 5. den] von, P. — • waj vor macht fehlt P. — 7. manen and sunne
- P. — 17. argem leit ewer lop und, P.
- 373) 5. menschlichen, P. — 6. verbieten, P. — 7. euch, P. — 10. unge-
- wissen, P. — 14. zunt, P. — 16. ir fehlt P.
- 374) 1. die fehlt P. — 2. gekrenken, P. — 5. adel siht man edeler din-
- gen, P. — 6. sein wort sein werc sein warhaft bete, P.
- SPRÜCHE. 213
- git| nar der edelen iaete;
- 10 unt tiiot er da:j, so mac im wol gelingen.
- Der edelen art ist edeliu tat;
- wer wil von iinart edelen rät ?
- von vülem holze ein glimmen gat, /»>«.
- swenn e| diu vinsterheit bestät :
- 15 da| glimmen e^ im selbe hat.
- sd wi|:jet, da;j unedeliu ger
- Unräte ir selben ; niemen pfliht tuot me.
- S75. (P, 11, b.) 28.
- Scham ist ein tugent vor der schihte:
- vil anvehtunge liden muo| ir pflihte;
- diu schäme ist niht nach der genuht^
- als ich iuch wol berihte, ^-^^ ^^
- 5 so heilet leit ein spor der rehten riuwe. . ,, .^ .^,
- Man solt sich schämen e man miste
- mit schwacher tat der eren hoch geniste; ^
- diu schäm gebirt die reinen zuht .^
- in edeler mitewiste;
- 10 vürwär si sint ein Spiegel klar der triuwe,
- Die üj vroun Kren kumt so vruot. ^
- sie vliu:jet als des lebenes vluot, i,
- ir triwe vor wandel ist behuot
- in eren , als ein vrouwe tuot ;
- 15 der eren werc diu sint so guot. is» * "
- .1» ^
- da| ist diu triuwe , diu sich nie
- verrücket da der Eren kör wol zam.
- 876. (P. 2, a.) 29.
- Ein wol bescheiden muot besinnet,
- da:| diu bescheidenheit schäm, zuht beginnet;
- ein wiser sin bescheiden ist;
- bescheidenheit diu minnet
- 5 den vorgedanc so guot; er selbe bringet
- Die Sicherheit an liebe, an leiden;
- diu Sicherheit verwegenen muot kan kleiden;
- swa:j sichert muot, in kurzer vrist
- da| ist wol halp gescheiden:
- 10 e| gibt sich hin unt her, man hat gediüget.
- Dicli also gar verwegenen man
- ieli niht besclieiden nennen kan. , , ^^ ,
- verwegener muot sol hie bestän,
- . gJt| nar] bo nar, P. — 11. edel, P. •— 16. so] susi, P. — anedeler, P. —
- 7. im rat im selber, P.
- 37.'iJ 6. sol misse, P. — 7. genysen, P. — 9. si edelet uns gewis-
- en, P. — 14. jungfraw, P. — 16. diu] und die, P.
- 376) 8. wes sich ein muot, P. — 11. verwegener, P.
- 214 SPRÜCHE.
- der eren wec in niht verlän ;
- 15 iint wil er wegen sich hin dan,
- „der eren wec mit tiigent, sprich
- du wiser, ie den edelen vruot erschein."
- 37T. (P. 2, a.) 30.
- lITuo dir, verwegener muot; muotwille!
- muotwille kam nie heim unt sweic des stille,
- wan heim da| ist bescheidenheit,
- so klär als ein berille;
- 5 nimst du ir rät, der tiiot dich wol muotwillen.
- Wilt aber du muotwillen eine,
- so wi|:je, da| din muotwill ist unreine,
- muotwill lät dich an underscheit,
- da| dir niht heil erscheine.
- 10 dir Wirt vil sselden, mahtu muotwilln stillen.
- UTil din muotwille erlich sin,
- llfl dich, unt twinc in wider in.
- wis niht sin hus, da:j wesen din
- ü| dir bescheidenheit tuo schin
- 15 nach rät der wisen meister vin,
- so Wirt der muotwill als ein spil.
- durhliuhtec va$ gewinnet lieht; sich zuo.
- 31^8. cP. 2, b.) 31.
- iSag^e an, gelücke, wa| sol werden
- von dir? du bist nu seltsaen mit geberden,
- mit tat unt mit bescheidenheit,
- des muo| zergän üf erden
- 5 din wesen, e| ist ze laf bl vürsten, herren.
- Wol hin, ir edelen, hänt sin vestenl
- weit ir ouch niuwen als des mänen glesten,
- muo:| iu sin sin aLzit bereit,
- wil man die wärheit mesten,
- 10 als uns wil liegen sich mit künden werren.
- Vil edeler, nü besinne da|:
- seil aller sselden warheit ma$:
- die nim unt wis des niht ze la|,
- od du verdienest gotes ha|.
- 15 vür wäriu wort so zimt niht ba;j,
- Sit got sich wärhaft nennen wil,
- da$ lernen unwär wort in haj zuo trage.
- i
- 15. sich wegen, P. — 17. ie] der, P.
- 377) 1. der, P. — 2. ie, P. -— 4. parille, P. — 5. toetet wol? — 6. da
- nu, P. — 10. muotlust? — 14. da^] in, P. — 17. liehi] lut, P.
- 378) 1. und wa|, P. — 2. nu selts.] unseltsam, P. — 5. e| fehlt P. -
- 6. hantvesten, P. — 8. euch seyn alle zeit, P. — 14. od du] oder, P. — 17
- nieman, P.
- SPRÜCHE. 215
- sm (p. «, b.) S2. b ?
- Wer nü dem adel sin art zetrennet?
- der ungekorne bistu, vürst, genennet,
- vürst ist von adel, niht von kür:
- ir wisen , da^ erkennet.
- 5 swie kiimbe ein stap, swie grise ein bart, ein stimme^
- Man sol si doch niht vürsten heilen. -
- nach ir gebiirt si üf den adel erbei:jen, ^
- e|n si ein keiser, künec da vür,
- ein bäbst; lät mich da| meinen:
- 10 vür war si sint noch vürsten mer mit grimme,
- 8wie si sin ziio dem amte erkorn,
- nie wurden si da zuo geborn.
- •wie hoch die vürsten sin beschorn, .SC'*-
- swie ser diu werlt in habe gesworn, i
- 15 ir herren, da;j si äne zorn:
- si sint niht bürtec vürsten hie:
- dem adel kür ie machet zart ir ger.
- 380. CP. 3, a.) 33.
- leli wil dem adel mäht bewisen:
- da$ eine ist an geburt: die sol man prisen;
- da| ander adel ist von der kür:
- gewalt muo^ adel spisen;
- 5 die dritten wirde er vseht mit altem schätze.
- Merk ieglich adel gar besunder: ^
- ist tugent im niht über unde euch under,
- e:j ist verhoenet, alse ich spür,
- erloschen alse ein zunder,
- 10 da| in ein wa^^er vellet ü;j dem satze.
- Kein adel sine tugent gebar
- ficheinllch so vinsterlich gevar.
- mich müet, swä ich sih gräwe^ här, > .föiß
- da| äne tugent verzert sich gar. ^
- Id zuht ist ein mälerinne klär^
- si ritterschaft schoen unde rein ^
- gepinselt unde gemalt, ie sieht den strich.
- 381. (P. 3, a.) 34.
- Icli lobe die stsetekeit nach rehte:
- mit aller tugent so ist si diu siebte,
- williger muot unt staetekeit
- nimt unt gibt sich ze knehte:
- 379) 1. nü fehlt P. — 5. stab ein hart und griser stimme, P. — 7. si
- fehlt P. ~ dem, P. — 9. la, P. — 18. nie] mer, P. — 14. hat, P. — 17. ie
- fehlt P.
- 380) 1. mäht] nicht, P. — 3. an] ein, P. — 7. ober und under, P. — 16.
- si] ir, P. — 17. nie slaht, P.
- 216 SPRÜCHE.
- 5 dem gibe ich undersclieit , da^ sol man merken.
- An guoten dingen habe er staete,
- an boDsen dingen neme er ander rsete.
- ich priste e^ niht an underscheit,
- ob mich ein vroiiwe baete:
- 10 sich sol der miiot ie mit der tugent Sterken.
- Swer staete an boesen dingen ist,
- er minnt unstaete zaller vrist:
- vrou Ere enhät niht argen list,
- in aller tugent ist ir genist,
- 15 an allem dem, da| get ü:j Krlst.
- ein ieslich dinc in staeter ger
- begert swa| sin gebiirt im sneit erlich.
- 382. cP. 3, b.) 35.
- Kiin grölen wandel wil ich wi:j|en,
- swenn der sich staeter tugent hat gevli|:jen
- nu veUet ü| der staetekeit
- in laster gar 2eri|:jen:
- 5 der swine ein ebenspil er tuot mit willen:
- Diu kürn ein hol wol mit unvlate
- vür blüende grüen hübscldich mit hübschem rate.
- hin, arger muot, hin swache^ kleit,
- du list in schänden pfate :
- 10 sich muo^ din nennen bi den edelen stillen.
- Vtn als ein golt so ist ir nam.
- dfn werc, din wort, man, ist dir gram;
- du würde in staeter tugent zam,
- nu bistu in den schänden lam:
- 15 sich, wilder Vdlant, sich din schäm,
- din arger muotlust als da$ swin
- vernüUet aldin nennen vil unrein.
- 383. (P. 11, b.) 36.
- Kin tumbe diet hän ich besunnen,
- der waenen liat so höhen pris gewunnen,
- da$ nuo diu schäm unt reine zuht
- in sint so gar entrunnen,
- 5 deich ir geberde niht enkan erkennen.
- Swaij ander liute tugent zeigen,
- die kunnen si mit spaehem hoenen veigen,
- und ir verschamtiu ungeuuht
- so] sich so höhe ersteigen,
- 3813 7. nimt, P. — 18. nimt, P. — 13. hat, P. — 14. ist fehlt P. — 11
- »ein brüst im, P.
- 3823 3. nu] im, P. — 6. küre hol wirt mit, P. — 15. sich) ich, P.
- 3833 5. da| ich, P. — 7. zeigen, P. — - 8. vor schänden, P.
- SPRÜCHE. 211
- 10 da| ouch uleman entar ir brüche nennen.
- In wäne ein künic, nach dunke ein man:
- Sin, da;j bescheide mir, sage an. r.
- swenn hat gekraet der äbenthan, i
- da| krüt wol marner triuten kan:
- 15 der selben tat ouch mer zeran.
- wol hini gar offenbare ich bin
- den swseren wilde; tugent in dich erschein!
- (P. 18, a.) 37.
- Ich gibe den edelen rät vil guoten,
- daj si mit willeclichen sinnen bruoten » .088
- ob ritterschaft imt minnen spil,
- so da| diu wolgemuoten
- 5 wip vreischen reine tat ir handelungen.
- Si mügen sich selten hoene mu,|en,
- so si ü$ rehtem gründe in herzen ha^en.
- der valscheit der ist also vil,
- diu nie üf Eren strafen
- 10 doch kam, daj hart gezalt der wisen «ungen,
- nie minne unt ritterschaft da vorn
- ie hänt gelobt und ouch gesworn,
- si sulle hert sin alse ein hörn,
- da:js iht enmüe der schänden dorn. 71
- 15 vrou Ere hat si ü;j erkorn. >
- des sult ir edelen minnen sie: :
- vor schänden so wert Eren wät werlich.
- CP. 12, a.) 38.
- ISwen ere kleiden wil vür wsete,
- dem git si ellenthaften muot, mit stsete %
- ze minnen alliu guotiu dinc
- vür valsch und arge tsete : . .
- 5 seht, lustic spil er hat alhie üf erden. »
- Sin manlich zuht, sin manlich eilen,
- sin ritterliche:} leben kan im zellen ; <
- pris unde lop unt wolgelinc;
- ouch künnen si bestellen,
- 10 da:j er gar willeclichen muo| volherden.
- 8war Eren strafe leitet in,
- dar keret willeclichen hin
- sin lip unt muot unt herzen sin;
- 0. und da|, P. brüche] spräche, P. — 12. da| fehlt P. — 13. marner da|
- rat, P. — 17. der sweren wilden, P.
- 384) 5. vrische, P. — 6. selten hoen sich, P. — 7. rehlen, P. — 8. der
- ehlt P. — so, P. — 10. ie kam und hat, P. — 14. da|8] das, P. — enmii,
- V— 16. das, P.
- 385) 13. und lieb u. m. in herzen, P.
- 218 SPRÜCHE.
- vil wol ich des berihtet bin,
- 15 wie guot, wie zart si der gewin.
- diu ere ist rieh unt schänden bar,
- ir mac hie lobes alsd vil gesehen.
- H. Zncddn.
- Frauen lob.
- 386. (0. 25.) 1.
- So stän ich hie vor werden vroiiwen reine !
- ich lobe die zarten vrouwen schon,
- die ich mit triuwen meine;
- si tragent wol der eren krön:
- ö wä wart üf erden ir höhe^ lop volme:|^en?
- Unt sol ich denne von zarten vrouwen singen,
- so müget ir hoeren, ob ich:| kanj
- nu müe:je et mir gelingen.
- in wolte, e^ lebte üf erde ein man,
- 10 der sich gen einer vrouwen het vergeben.
- Ich lobe die vrouwen vruo unt spät,
- ir lop da$ wil ich immer meren;
- ein man, der vrou^ven hulde enhät,
- unt der mich wolt von vrouwen lobe keren
- 15 den wolte ich vürba| mit gesange letzen:
- ich lobe die werden vrouwen zart,
- si künnen alles leides uns ergetzen.
- 387. (0. 25.) 2.
- Ö reiniu wip, üfhaltunge aller weide
- gen gote unt gen der muoter sin,
- als hie mit sänge ich melde,
- si sint der höhsten saelden schrin:
- 5 kein meister mac ir h6he:j lop voldenken.
- Diu werlt diu w8Br vor langer zit vergangen,
- enwaeren niht diu reinen wip :
- nach in mich sol verlangen.
- 17. ir] euch, P.
- 386) 1. stand, Q. — werde, Q. Ich bemerke ein für alle mal , dafs
- fast immer die n am ende der wörter wegläfst. — 2. lobe] los, Q. — '
- trage, Q. — 5. erd ir b. lob geme;j:jen, 0- — 8. got wel das mir gelenge, (
- — 9. ich wolt erd kein man, Q. — 13. huld nicht hat, 0- — 14. al
- keren, Q. — 15. gesang hie lötzen, Q. — 17. kinden uns wol alles laid ei
- gölzen, Q.
- 387) 1. reine, Q. — weite, Q. — 3. as ich in gsang hie melte, Q. — '
- ist si der, Q. — 5. lob bedenken, Q. — 7. und weren, Q. — 8. nach in mic
- ser verlange, Q.
- SPRÜCHE. «m
- »i vröuwent maneges mannes lip ;
- 10 ir werde man, dar au sult ir gedenken.
- Die vrouwen künnen wenden leit
- den mannen , al ir trüren wol verhouwen.
- ßwa^j bluomen heide und anger treit,
- ich lobe si vür die vögele in den ouwen^
- 15 da vür lobe ich der edelen vrouwen minne :
- ie wol dem man, der eine hat,
- der halt si liep unt zart mit wisem sinne. ;>;:
- 888. (0. 25.) 3.
- Ich lobe ein vrouwen vür des spiegeis wunne,
- dem manne si gr6:j vreude git.
- reht als diu kläre sunne
- durchliuht den tac in dirre zit, •'
- 5 also ervröut ein vrou manlich gemüete.
- Ö reinei wip, din lop ich vürba^ ere:
- ein man enhät niht vrouwen holt
- der niht ir lop tuot mcre.
- ich lobes vür silber unt vür golt:
- 10 ir lop da| stät in also richer blüete.
- Ö vrou, du saelden richer horti
- da| ich dir hie nu spriche ü| minem munde.
- ich lobes unz in des himels port,
- ir lop ich niemer voilesprechen künde.
- 15 des lob ich hie die vrouwen zart mit rehte, « .tKÄ
- unt swar ich in dem lande var,
- ie müe| min herze vür die vrouwen vehten.
- I
- I. Terge^^en don.
- I. Gebete. Biblisches«
- (P. 58, a.) 1.
- 6egrüe;jet si din vaterlich persöne,
- gegrüe^et si der sun in disem döne,
- gegrüe^et si der vröne geist,
- der alliu wunder machet.
- 5 Gegrüe^et si diu meit, diu ü| den drien
- den dritten nam und in gebar so vrien,
- an alle siuchen er ie wart
- 10. sind ir, Q. — 11. kinden, Q. — 12. als, Q. — 13. heide] waid, 0- ~
- 14. der awe, Q. — 16. wie wol, Q. — 17. lieb alda mit weise, 0-
- 388) 1. die vrowen, Q. Spiegel, Q. — 4. durchleiüit d. t. i. diser, Q. —
- S. die vrowe de» mann^, 0- — 7. enliat] der hat, 0- — 12. nu fehlt Q. —
- 13. unz fehlt Q. — 14. ich ouch nie u^sprechen, Q. — 16. wa, Q. — 17. muo|,
- Ö. vür zarte vrowen, 0«
- 220 SPRÜCHE.
- an bloedekeit besachet.
- Gegrüe;jet si ir werder nam
- 10 und ir gebenediter stam
- von künigen her gewidemet.
- gegrüe:jet si da| wort, daj durch ir ören brast:
- da:j wart in ir so gar ein benediter last:
- hilf, vrou, der sei der lezten vart
- 15 da manec man erbidemet.
- 390. (P. 58, b.) 2.
- Ich bit dich, Samsöns starker got gedriet,
- du Absalön, Davides kint gevriet,
- du Gedeones vel so schoen,
- und Äröns blüendiu gerte:
- 5 Hilf mir , da$ ich in dem vergeben döne
- dir singe ze lobe unt diner muoter schöne
- durch diner tiefen wunden sät
- diu vor dem töde uns nerte.
- Sit du drivalteclich din bluot
- 10 verrerst durch uns, gip mir den muot,
- der mir den sin entslie:jef
- Sit da$ din sin durch alle sinne wol gesiht,
- unt niemen durch den dinen sin mit keiner pfliht,
- gip mir vernunst vruo unde spät,
- 15 da von dir lop entsprieße.
- 391. (P. 58, b.) 3.
- Der ersten sache kint, du sist gegrüe:jet,
- der alliu dinc durchbittert unt durchsüe|et,
- swaj e geschach, swa:j nü geschiht,
- si genzlich hat besachet.
- 5 Er was gar unbegriflich allem sinne,
- unt doch begriflich von der heilerinne:
- von einem worte da| geschach:
- ave da;j wunder machet.
- Wol uns der zuokunft Jesu Krist
- 10 diu erste Ursache er doch ist
- gar aller creatiuren;
- er wart gewürket in vier elementen kraft :
- der alle ir art in gap mit siner meisterschaft,
- got mensche wart; natüre brach:
- 15 wer mohte in des gestiuren?
- CP. 59, a.) 4.
- Natüre möht wol zürnen solher schihte;
- i
- 3893 8. an] in, P. — 15. man fehlt P.
- 390} 1. Samson, P. — 4. und die bluenden gerten, P. — 7. dine t. w. rot
- P. — 8. netten, P. — 12. geschult, P. — 14. spot, P.
- 391) 3. geschach fehlt P. — 5. aller, P. -- 6. doch fehlt P.
- SPRÜCHE. »1
- got teilte ir ordenunge: in vluoches »lihte
- ein teil ir e zestoeret wart,
- ir altei reht zebroclien.
- ö Der alle ordenunge hat gesetzet,
- der hat ouch si zestoeret unt geletzet,
- sin wille enwas doch nie da wider :
- der apfel wart gerochen.
- Naturen lust gap apfels bruch,
- 10 natüre brach naturen spruch,
- sol ich naturen melden?
- natüre stal naturen selbe ir alten vlu|: ^^ ^^
- wie oder wä unt wenne e| tet naturen gu|? ^SHMlK
- got mensche wart, got kam her nider: - ^'^'
- 15 natür des muoste engelten.
- 393. (P. 59, a.) 5.
- Sach unt natüre lä:|en wir den künsten
- unt sprechen lop der magede mit vernünsten,
- dem zarten gotes adelsarc :
- diu meit wart muoter Kristes.
- 5 In ir schö| baute si die himele alle,
- die siben planeten dienten ir mit schalle;
- ej bare sich schöne under ir brüst
- da^ wort des alten listes.
- Er nam ir wesen schone an sich:
- 10 kein sin müht;j werden, alse ich sprich;
- got vater, sun mit geiste.
- ir ieglichei da was do si gebaere den
- ie wären got unt wären menschen: sprechet wen?, .g^g
- Jesus getouft er wart, in lust
- 15 enphangeu allermeiste.
- II. Fürsten, herren, ritter.
- 394. cP. 57, b.) 6.
- Kund ich den tac mit secken in gevüeren,
- vieng ich den wint in stricken und in snüeren,
- unt schepfte ich wa:j:jer mit eim sibe
- als vil es mich benuocte;
- 5 Säet ich da;^ körn in dorne und ouch in steine,
- 898) 4. alle? reht fehlt P. — 6. und der hat sie, P. — 7. was, P. — 1«.
- in, P. — 18. tet e:j, P.
- 1 393) 3. sart, P. — 4. Kristus, P. — 6. die fehlt P. — 8. wort] was, P.
- 'las, P. — 9. irj sin, P. — 10. möht|J möcht, P. — 12. geber ouch den, P.
- ,18. ie] ouch, P. — 14. er fehlt P. — 15. enpfieng, P.
- 394) 4. vil und mich benuget, P. — 5. dörner und in, P.
- SPRÜCHE.
- mfiht sich| gevüegen, min sntden würde kleine:
- •wer boesen herren dienen niuo:|»
- des heil sich überbuocte.
- Vil minner nutzes im geschiht
- 10 als einem, der vil veiles siht,
- unt hat sin niht ze gelten:
- er nimt der oiigen liist mit dem gesihte dd :
- in boeser herren dienste wirt man selten vrd,
- unt wirt ouch nimmer kumbers buo:}
- 15 von in, da| hoere ich selten.
- 595. (P. 57, b.) 7.
- Ich bin ein gast unt habe den wirt in huote,
- swenn er sich stelt in willeclichem muote;
- teilt er mir lieplich swa^ er hat,
- ich danke ims , swar ich kere.
- 5 Solt ich sin kost mit vreisen in mich nie:|en,
- swie guot si W3er, doch müest mich ir verdrießen:
- bi richer traht ein vüler dunst
- daß hei;je ich niht hüsere.
- Ein lieplich wirt hat guotes vil,
- 10 da| wei:j ich, swer sin ruochen wilj
- sin rilich angesihte,
- sin kost, sin tranc, da:j kan mir nimmer wol bekomen,
- da| ich von ungemuotem wirte hän genomen :
- ei lieber, gip mir vor vernunst,
- 15 da| ich min herze üf rihte.
- 596. CP. 58, a.) 8.
- Vier underscheit sol man bi Wirten merken :
- der eine kan sich mit geberden Sterken,
- so mit gesehen tugentlich,
- unt wülvet mit der spise.
- 5 Der ander guote kost git, rieh geraete,
- und ist doch mit geberden niht so stwte,
- da:j e| den liuten wol bekap-m:
- da| ist ein sunder wise.
- Der dritte ist weder diz noch da|,
- 10 mit geben unt mit geberden laj.
- da$ ist des wirtes ere,
- swer gibt sin kost, sin tranc mit guotem willen dar.
- danc habe sin lip, swelch wirt hie sich also bewar;
- 6. sniden daf, P. — 8. überbuget, P. — 13, dienst da, P. -— 15. ich fehlt P
- 3953 8. nihtj rieh, P. — 9. guotet, P. — 10. da^J waj, P. — 13. dj
- der, P.
- 396) 2. das ein das kan, P. •— 4. wülvet] wol auch, P. — 5. ander fei
- P. — kost und ouch gar rieh, P. — 10. gesehen in geberden, P. — 12. swt
- •r, P. — 13. Wirt also sieb bew., P.
- SPRÜCHE.
- ich woli, da) im ze himele z»m
- 15 stn Wirtschaft immer mere.
- 397. (P. 59, b.) 9.
- Geslo;j|en sint diu wort kneht unde herre,
- sin linde saelde reht als ein gesperre;
- kint äne vater mac niht sin:
- vernemt diu zwei besunder.
- 5 S8Bld äne sin ist niht, swer ebene merket,
- sin äne saelde niemer wesen sterket;
- sin unt Vernunft ist niur ein dinc: ,UI^
- da:{ macht die saelde munder.
- Sin unt Vernunft ist saelekeit;
- 10 swem wol geschiht, der saelde treit
- gen gote unt gen den liuten;
- swem wol geschiht, da:j hat sin unt Vernunft getan.
- got selbe nennet sich Vernunft, an allen wän:
- er ist der guoter dinge ursprinc,
- 15 den dort die engel triuten.
- 398. (P. 59, b.) 10.
- Ein guot beginne git ein riche$ hoffen:
- e| hat der ersten vrümde schaft getroffen;
- ein guot begin hat ie da^ lop,
- da| man im lieplich lachet.
- 5 Ein guot begin schon üf sin mittel strichet,
- und ob da;| mittel im der güete entwichet,
- so hat man doch den lust erlabt :
- unstaete wandel machet
- . Waer aber dan da| mittel guot, ^
- 10 si haeten deste be:j;jern muot
- unt größter hoffenunge;
- ein guot beginne , ein richeij mittel machet dn|,
- da:j man erbeitet ie des endes deste ba|;
- ob e| da hin in vreuden snabt,
- 15 ist| niht in heil ensprimgen.
- 399. cP. 60, a.) 11.
- Da| ende sagt volkomenheit der dinge;
- wie hoch, wie tief, wie swaer und ouch wie ringe,
- wie wit, wie breit: ein winkelma|
- ist ende an allen sachen.
- 5 Da:) anbeginne treit wol spaehe sinne,
- ü| swelher hande Sicherheit ej rinne;
- 397) 1. der kneht und, P. — 14. der] ouch, P. — 15. den dort] and den, P.
- 398) 1. da| gibt, P. — 2. fründen schafi, P. — 11. gro|e, P. — 13. Ir
- «Itet, P. — 15. ist ej in, P.
- 399) 2. ouch fehlt P. — 6. e^] sie, P.
- 224 SPRÜCHE.
- volkoineu ende da;j ist guot,
- die wisen dd^ bewachen.
- Swie guot da| anbeginne si,
- 10 swie rieh da^ mittel ouch da bi,
- so sagt doch ie da:j ende
- die ganzen vollekomenheit an aller schiht;
- swer siner tat ein guote$ ende schicket niht,
- des tat Wirt nimmer wol behuot.
- ein mkünde ich in sende.
- 400. CP. 60, a.) 12.
- Ir herren, ich han triuwe an iu enpfimden,
- in giioter meine ich warne iiich alle stunden,
- wan ich hän iuwer guot genomen
- durch got und ouch durch ere :
- 5 Ich rate iu, da| ir iuch vor schänden diuwet
- und ouch vor laster, daj vil schaden briuwet^
- ir minnet zuht unt reine schäm,
- da;j ist der wisen Idre.
- Diu werlt ist sam ein gougelspil:
- 10 wan habt ir hie der vreuden vil,
- ich warne iuch herren alle,
- iu blibet alles hordes niht mer dan der nam;
- sich, nach dem tode hilfet dich do niht din schäm:
- so wirdet man dim nennen gram:
- 15 der tot ist tödes galle.
- 401. (P. 60, a.) 13.
- Man gibt, ich si ein teil ze scharpfer werte
- in minem sänge j ja ich aller orte,
- ich sol gen löse smsehe sagen,
- swenn ichs an eime enpfinde.
- ö In minem sänge ich offenlich sol strafen
- mit umberede , mit Worten , sunder wäfen ;
- den vrumen danke ich reiner tat
- mit suchen Sprüchen linde.
- SwÄ man dem boesen lullet mit,
- 10 da ergert sich sin tat, sin sit,
- unt werdent deste krenker;
- man sol dem vrumen muten danken siner tugent,
- in lustet deste ba^ ze tuon nach siner mugent;
- 7. da| end volkomen da|, P. — 12. alle, P. — 14. die stat, P.
- 4003 2. v^rarne ich, P. — 5. taucbet, P. — 6. brauchet, P. — 7. irj und
- P. — 8. here, P. — - 10. wani} und, P. — 13. tod so hilfl, P.
- 401) 1. Worten, P. — 2. in dem gesange sah ich an allen orten, P. — 3
- kein losen, P. — 4. ich an mir, P. — 5. in dem gesange ich offenlichen Str., P
- — 9. helet, P. — 18. tugende, P. — 13. seim vermugende, P.
- SPRÜCHE.
- 15 diu Wirt nach tode swenker. <
- 402. (Gb. 31.) 14. -M
- S>ver zeiget kirnst, da man ir niht erkennet,
- swer imgezemtiu jungiu ros unkunde vürte rennet,
- swer lange krieget wider reht,
- swer vil verstolnes koufet;
- 5 Swer vil mit nacligebüren sich gebäget,
- swer ungewi:j:jenlichen gar die ungezogenen vraget,
- swer streichet dicke vremden hunt,
- swer alte Juden toufet;
- Swer dienet da man sin niht gert,
- 10 swer sich mit lügen wil machen wert, >t
- swer spotten wil der alten;
- swer üf die verre vriunt sich sere fidet,
- swer sin getriuwe sselic wip durch valsche udnue niidet:
- sol dem e^j alle^ wol ergän,
- 15 des muo| gelücke walten.
- K. Koufdou.
- CDüringer herren dön.)
- Biblisches.
- 03. (C. 46.) 1.
- Moises der rette an allen haj
- ü$ menschen munde deme aller höhsten geiste zuo;
- „ich wünsche, herre, da| din wille ba^
- der wilden werlde tuo. ;..
- 5 Mit einen dingen du si erlabes;
- m jo'chn mac e| langer helen niht nach wereltlichem site,
- B erzouge uns, herre, obe du helle habes:
- K dd triuget man uns mite.
- ■ Sunn unde mane erzougent uns des himelriches vunt
- 10 und ouch die liebten sterren die so wunnecliche brehen:
- din helle ist mir mit nihte kunt;
- wä bästu nü daj vegeviur? diu zeichen ld| uns sehen,
- enmac des alles niht gesin,
- iflifuo i*
- 4. schänden, P. — 15. die schände noch «ot wirt, P.
- 402) 2. ungeschende j. r. unküdiche furde rennet, Gb. — 4. verstolnis, Gb.
- - 5. nakeburen, Gb. — 6. unverwissenlichen, Gb. — ö. aide, Gb. — 9. in-
- .erJ, Gb. — 11. alden, Gb. — 12. vidit, Gb. — 13. velsche, Gb. — 14. sal i»
- lern, Gb. — 15. walden, Gb.
- 403) 3. wunshin, C. — • 6. joch enmag - - werlillicLi, C. — 9. unde fehlt
- X — 10. sa wunninclicb, C. — 12. wen üastu vegeviur, C — 13. mag, C.
- Frauenlob. 15
- 226 SPRÜCHE.
- b6 tiio mir halt
- 15 unt mach mir schin
- vor minen ougen, wie du sist gestalt."
- 404. (C. 46.) 2.
- Sit dich d'iz wunder umbe jeit,
- unt hastu noch niht sinne, sprach des himelriches wirt,
- wie wiltu danne glouben, da| ein meit
- mich selben noch gebirt,
- 5 Unt da;j von einem worte hat?
- swer des niht gloubet dan, des val hat endelosen grünt.
- sich an den grüenen walt der vor dir stät:
- der Wirt mit viure enzunt.
- Als al sin dolden sint zervarn von starker flammen zom,
- 10 unt du der hitze entwichen muost, bi| daj diu not zergd,
- der walt hat niender loup verlorn
- unt stät an allen dingen tugentlicher vil dan e.
- unt durch da^ viur die sinne din
- mich eben an siht.
- 15 der wille ist min:
- da| an dich nimmer menschen m6 geschiht.
- 405. (C. 46.) 3.
- Nu stät der walt mit viure gar.
- genuoge die da;j sähen nach der menschellchen art.
- e^n schat im an der schoene niht ein här,
- do er verleschet wart.
- 5 Moises der sach die goteheit
- in aller ir gezierde beide an werken unde an wAt;
- er wart bescheiden, alse er ii^ geleit
- mit siner vräge hat.
- Got selbe sprach: Moises, ich dir berihte ba| din leben,
- 10 ich län dir siedent brunnen reht al u| ertriche gän:
- diz bilde ist al der werlt gegeben,
- da| ich vil starke hellehitze in dem abgründe hän;
- min vegeviur ich dir benennen wil,
- wie| drumbe stät:
- 15 est niht ein spil,
- des mich din munt alhie gevräget hat.
- 406. (C. 46.) 4.
- Moises, dir wirt von mir geseit,
- da| nimmer menschen me geschiht bij an der werlde zil.
- 15. unde, C.
- 404) 1. ied, C. — 2. unde, C. — 3. wild du, C. — niet, C. — 6. wer, C
- 405) 2. menslichen, C. — 3. e| enschat, C. — "7. gelegit, C. — 8. sinre
- C. — 9. beriehien dir, C. — 10. siedende, C. — reht al fehlen C. — 12. dem]
- alle, C. -—14. wie e|, C. — 15. ej ist, C.
- 406) 1. gesef, C. ~ 2. nummir, C.
- SPRÜCHE. Mrtr
- ich hän in winde, in wäge, in lüften ein
- nnt vüere in swar ich wil. i;
- 5 t <
- »
- So tuont dir siedent brunnen ouch der helle abgründe erkant.
- 10 swä viur gen wa:j:jer wider slehet, da hebt sich ein gestriu|,
- da| ie man dunre hat genant.
- des wa:j^ers sprie$
- . . . . von erze her abe schert
- in lant durch luft:
- 15 da von zevert ''- * '
- vil manec vels , wnt slehet durch erden kruft. ^»
- )7. (C. 46.) 5. •
- Molses der vrägete vürba:j:
- „sage an, got, war umb lie$e du da:j paradis ze^än,
- da$ also rehte schön gezieret was
- dem wisen vrien Adam?
- 5 Er wolt dar in gehüset han:
- vervluochet si der leide wurm, der ums die wirde nam!
- des dicke engolten hant vroun unde man.
- verschaffen si der leide stam
- Dan ü| der apfel bluote , des Eva sit manegen schaden •
- 10 nam in der helle glüete "
- des antwurte im in kurzer vrist
- der got, der al die werlt erschuof unt vater unser ist:
- ich wil noch durch si liden smerzen me,
- den grimmen tot,
- 15 dar nach ersten:
- da| mir der süe:je vater min gebot.
- li. (Tagewisel)
- L Gebete. Biblisches.
- 408. cP. 1, a.) J- Miiti» nil» ««
- Vil höher got ie werde, ,g ^^^ « n .0!
- Stil, lüt, wit unde breite, ^^jl^ j.,,.
- Joch han ich wint ir wag, C. — 4. nnde - - sware, C. — 9. sa, C. — sle-
- nde, C. — ouch der fehlen C. — abgriinde kä, C. — 10. waj^ere, C. --
- i,i ströme, C. — 13. sherit, C. — 16. unde, C.
- I; 407) 2. umme, C. — 4. vrien wisen Adame, C. — 5. inne, C. — 7. des
- •30 dicke sit engolden hanl beide vrouwen, C. — 10. al in, C. — 12. werlU
- ii unde, C. — 408) 2. hil, P.
- 228 SPRÜCHE.
- min 11%'il, da| herze in witze
- zil lop dir, höhe ere,
- 5 rieb viirste Säbäöt.
- Olicb vater, sun mit geiste,
- f in , dri personell kreftic,
- din gnade uns hie schenket,
- salvätör hoch gepriset,
- tO der werlde barmeclich.
- IStricb an genäden hitze,
- sd da| min sin nu scheftic
- hal in gütlicher gerde,
- wan si uns rehte zisetj
- 15 alpha et 6, nu leiste,
- da$ ich blib unversenket,
- herlichen schön geleite
- din herteclicher töt^
- nu» Adonäi, mere
- SO dd heil uns , vater rieh.
- 409. CP. 1, a.) 2.
- Oschiros, got gewaltec,
- dro» unt den tiuvel morde,
- bai, s& ich dö erschricke,
- vro ich ze dinem riche
- 9 liuin» Tetragrammatön.
- Vrum mache mich in tugende,
- da$ mines sinnes arke
- ba| ü| der sünden vlüete
- gezücket werd , so reine
- 10 was künc Alasonanz.
- Gunw, minen sin durchblicke
- Altissimus der starke,
- ste Sünder manecvaltec,
- da| ich den bruch beweine,
- 15 den ich begienc in jugende
- in tumbes sinnes giüete,
- da| ich der engel horde,
- da| himelrich so vrön ^
- vin schowe an ewecliche,
- SO diu antliz lüter, glänz.
- 410. (P. 1, b.) 3.
- Grünt aller saelikeite,
- 3. vin, P. — 4. die hohen, P. — 8. gnade fehlt P. — 10. bermiglich, P.
- 11. ein, P. — 19. uns mere, P.
- 409) 1. got fehlt P. — 2. morle, P. ~ 3. ichj er, P. — 5. kam, P.
- thetagrammathon, P. — 8. gluote, P. — 11. mine, P. — 16. fluole, P. —
- es d. e. hone, P. — 20. antlutz, P.
- SPRÜCHE. 229
- bunt alles heiles willen,
- du muiit in süe^eü wisen,
- vunt« mac kein sin durchgründeii,
- d bist du, Athanatos.
- Hristj swer an dine wunden
- mit gan^rer ger gedenket,
- Sit man mit sinnes werken
- e| krefteclichen vlie|en,
- 10 als nü din marter was.
- üül uns din barmung risen,
- in unser herze gießen;
- Messias, unser eite
- lä) diu barmunge stillen,
- 15 da:| wir in riehen stunden
- niht kumen zuo den lerkeu,
- da$ wir iht sin versenket.
- nu hilf uns , ö theos,
- din bluot wasch uns von sünden :
- 20 vin wir dich schouwen ba|.
- H. An fttrsten und herren.
- CP. 1, a.) 4. > ^^^
- Ha) riche ii| siben münden
- ma) ie sin kür mit kreften:
- den lÄ) von Beheim schenken,
- uraj tuot denn der von Pfalze?
- 5 her truhsse^ eren vol.
- Der marschalch ist von Sahsen;
- 80l sin ein kameraere
- "WOl Brandenburger herre;
- reht Meinjae in tiutschen landen
- 10 des riches kanzeler;
- Her Kölner bischof denken,
- wa| im ze Walhen Misere :
- wes kanzelt er hie vründen?
- Trier, laj ü:j dinen banden
- 15 des riches caplän wahsen,-
- da:j rate ich niht ze verre:
- seht, pfaffen meisterscheften,
- wer küuic Avesen sol ;
- 410) 6. in dinen, P. — 7. ger fehlt P. — 8. scbril, P. — 13. uns be-
- reite, P. — 15, des, P.
- 411J 1. reich, P. — 3. der la| den B., P. — B. Brandenburg der berre, P.
- — 12. ze walen, P.
- 230 SPRÜCHE.
- „et walife swä e| walze"
- 20 des jahet ir mit ger.
- 412. (P. 3, b.) 5.
- Gtt iu eia giioter rate,
- Sit sicher, hölien herren,
- so lit da triuwe und ere:
- wit Sit ir des getiuret,
- 5 da| spriche ich offenbar.
- 8Yra:| rsBte ein valscher bringet,
- die kument ü| swachem gründe,
- swie süe^e si sin losen,
- iesliche:^ obe:^ man smecket
- 10 nach sines Stammes art.
- Wart, ob ich rehte lere:
- e| kam ii:j reinem munde
- nie valsch noch kein unst»te.
- swä guoter van mein decket,
- 15 der stein e$ da von twinget:
- den hegt man mit den rosen.
- me meine tat versperren
- dan Wille, da| ist war;
- swer aber sich astiuret,
- 80 der vert ein boese vart.
- 413. (P. 4, a.) 6.
- Vürste, ein name gewaltec,
- mür si im al unstsete,
- ein tiir der gr6:jen eren,
- kür rehtes unt gerihtes
- 5 zimt im ze sachen wol.
- STimt ein vürst ein unvuogen
- an sich, daf lit niht schöne j
- man sol kein vürsten erren,
- da$ understent die wisen
- 10 vil billich nach ir muot.
- Ouot solte ein vürste meren,
- 8Ö würde im lop ze löne,
- wirt im ein urteil valtec.
- ir kinder unde ir grisen,
- 15 ir edelen unde ir kluogen,
- die sich den schänden verren,
- ba| zimt der tugent waete.
- 20. jahent, P.
- 413} 3. die, P. — 9. ietliches ob, P. — 10. stames, P. — 12. reinem
- Irem, P. — 14. wol guoter fan man, P. — 15. stein, P. — 18. dan] do, P. —
- i9. anstiuret, P.
- 413) 1. Vorste, P. — 8. mor, P. — 3. tor, P. — 4. kor, P. — 5. in, P
- — 6. ein] an, P. -- 8. sein, P. — eren, P. — 13. wil, P. — 14. kinden, P.
- SPRÜCHE. 231
- sin vürste in eren sol
- ein Spiegel angesihtes:
- SO rein ist diu ere behiiot.
- 414. (P. 4, a.) T-
- mir wirret an den hoesten,
- fr Sit niht adelheftic,
- vin z'W'ir in eren pfahte;
- schier e:j sol ende vinden,
- 5 dal lä^t ir sllchen hin.
- JiVa^ mac die vürsten tiiiren?
- ein adelhaft gemüete,
- rein alle sache zeigen,
- vil nutzes dö erwerben:
- 10 da denkt , ir vürsten an.
- man vint in aller ahte,
- da| adelheftic güete
- ie bringet riche:j troesten,
- so laster muo:j verderben
- 15 an herren ungehiuren :
- die suUen sich hie neigen
- wil lernen erenkreftic
- sin niden lä:jen sin.
- der schänden meil muo^ swinden,
- 20 swer adelhaft sin kan.
- 415. CP. 4, b.) 8.
- Pitius überwonde,
- trit ü| der infel werde -,
- din strit« din arc gebsere
- mit rehte niht kan volgen
- 5 dem edelen krumben stap.
- üVein sol ich dich geliehen?
- des basilisken erge.
- -^es sitzest du so nahen
- bi hohes küneges siten?
- 10 pfu, pfey! du stenkest in.
- Hin, da:j din schände vsBre!
- din valscher lip ein scherge
- ein künec von ßabilonde.
- din tücke üf ohsen riten.
- 15 den man zehant wil riehen,
- du kanst wol miete enpfähen.
- ''• I^Li^f'';?:"^. da, solV ^ 7. edemamg muote, P. - 8. vein,
- '• llM* Tüb^iwan;^ 'P* ^""'3 'diu arcj Kein arg, P. - 6. dich] die, P -
- 415) 1. uberwanae, i . ''• ^ |, _ ^2. etwa: din valschen
- 7. pasilischen, P. — ergen, F. — 11. dmj air, i.
- »ip den scuerge* - 15. steht nach 16 m P. - wilj ginl, l
- 232 SPRÜCHE.
- vri bit ich an geverde
- 20 des, svvenn ich verre bin.
- III. Frauen,
- a. AN SIE.
- 416. (P. 4, b.) 9.
- O wip, trut violgarte,
- liö svvebt diMs lobes kröne,
- ie so, da| sich vil wunne
- jo ziio der sselden stricket,
- 5 bach aller süe|ekeit!
- Ach we, ich nach dir brinne
- eam in der gluot ein sinder:
- kam mir ie wip so here
- in miner sinne vesten?
- 10 nein, des enwei^ ich nicht.
- tjiehta werdiü spiegelsiinue,
- Sit ich vind trostes ninder,
- ein des ich zuo dir warte,
- hilf mir der swaerung gesten
- 15 durch süeje diner minne,
- e sj min lip versere.
- hin Wirt in stseter söne
- geviieret sende;j leit,
- ob mich min liep an blicket;
- 30 lob, werden angesiht!
- b. Judith.
- 417. cP. 4, b.) 10.
- Do Ölofern mit grimme
- so kreftecliche erwelde,
- ein lidhei künecriche
- Jd er betwanc mit strite,
- 5 da| e:j im zinses pflac.
- ^UTai half sin breitiu menge ?
- ein wip in doch erquelte,
- kein helt kam im ze tröste :
- 4163 3. ie] me, P. — 6. nach ir, P. — 7. sünder, P. — 18. Hindert, P
- ~ IWT«'""^ ^!''""i' ^ T ^^' '^»""' ^ - ^^ »"J ^^"' P- - lÖ. geforet, P.
- SPRÜCHE.
- da:j kam von gotes stäte,
- 10 da^ Judit in betröch.
- Och was ir muot geliche,
- den ir got selbe erweite,
- vrö dö mit linder stimme
- kam si dar zuo ir rate,
- 15 unt liebte im rehte lenge.
- Betuljä si erlöste:
- ba^ etze et üf dem velde
- mit grö|em schal do lac,
- die si von vreiden vrite,
- 20 swie sich die arge zöch.
- 18. CP. 1, a.) 11.
- tot miiest sin sin beliben, liHt
- swä da| geschiht mit heil;
- kumt si mit liehtem schine,
- 80 vruint si im vriiintlich list.
- M. (iSilbern wtsef)
- I. Gebete.
- CE. 19, a.) 1.
- Nu sogen mich hiut got vater, sun xmd ouch heiliger geist,
- gotes miioter unt sin trinitas, sin heilige volleist,
- al himelische;j her mich gar behüete.
- Nu sogen mich ouch diu marter, die er durch den sünder leit,
- 5 da$ sper, diu kröne, da:j die zarten menscheit gar versneitj
- nu segen mich ouch sin barmekeit, sin güete.
- Nu segen mich ouch sin bitter tot,
- da$ kriuze, da sin menscheit an wart vunden;
- nu segen mich ouch sin bluot so rot,
- 10 die negele dri, die heiligen vünf wunden;
- nu segen mich ouch da:j heilic grap, da got selb inne lac,
- swenn sich sei unde lip sol scheiden ül den sehsten tac,
- so helfet alle beten mir, da^ ich der helle iht na: ^
- des gwer mich durch dins kindes tot, vil reine maget Maria.
- 0. da^l do, P. — betrog, P. — 14. si zuo irem, P. — 15. in rehler, P.
- 6. si fehlt P. — 17. elzet uf, P. — 18. lagen, P. — 19. vröuden leite, P.
- 419) 1. segen] geseine (immer so) E. — 3. hemelische — behüten, E.
- •. Beine (nur hier ohne ge), E. — 6. barmherzkeil, E. — 10. nayle, E.
- ,%, belüge, B. — 18. sal — secaten, E. — 13. mir fehlt E. Ich na, E.
- 4. dynes — mayt, B.
- 284 SPRÜCHE.
- 420. (E. 19, b.) 2. ' --^
- Ich man dich größer noete vünver, miioter, reiniu meit:
- der ersten, die her Simdön im tempel dir wisseit,
- wie da;j ein svvert dln sele solt versniden^
- Der andern not der man ich dich, du miioter höchgeborn,
- 5 da:j du din herzeliebe;j kint hätst undern Juden vlorn
- dri tage: öwe, wie mohtstu da^ erliden?
- Der dritten not, da^ man in vienc,
- da:j schein an dinem geiste jämerlichen;
- der vierden not, da^ man in hienc
- 10 höh an ein kriuze gar unbarmeclichen j
- der vünften not, da$ er dir wart tot an den arm geleit;
- der selben noete man ich dich, muoter aller barmekeit:
- bit unde man den dinen sun, den zarten süe;|en got,
- da| er die arme sele min behüete vor der helle spot.
- 421. (E. 20, b.) 3.
- Ich man dich, gotes sun, Jesus, der tiefen wunden röt,
- der vünve du erliten hast alduch des sünders not,
- und uns erlöst hast von der helle smerzen.
- Durch dlner wunden willen vünf genäden mich gewer:
- 5 da:j erste ist wäriu riuwe, der ich innecliche ger;
- daj ander lüter bihte u^ ganzem herzen;
- Daj dritte si din licham her,
- der mich beleite ü^ disem endende;
- da| vierde, herre, mir bescher:
- 10 die heilic olunge an mim lesten ende;
- da:j vünfte lä:j ouch, herre, din heilic barmunge sin.
- ein rehten tot verlieh mir durch die lieben muoter din,
- Sit vür den sünder hast erliten du die wunden röt,
- vergip mir ouch die sünde min durch dinen bitterlichen tot.
- 422. (E. 81, a.) 4.
- Ku wil ich nimmer mer verzwiveln an dem himelrich,
- Sit da:j e;j got min vater hat besetzet krefteclich
- also dem riehen rehte ouch dem eilenden.
- Der selbe got gewaltec vater aller menscheit ist:
- 5 so nim ich mir ze bruoder den der heilet Jesus Krist,
- 420) 1. vumphe — reine, E. — 2. ersten not die dir h. S. in dem t. wiss
- £. — 3. versniden solt, E. — 4. andrin, E. — der und du fehlen E. — 5. ha
- fest «nder den Juden haites verlorn, E. — 6. niolitu, E. — 8. sinem, E. — 1(
- unbarinherzklichen, E. — 11. an dem arm wart gel., E. — 12. miiter alle
- barmherzkeit, E. — 13. den «nrf süe:jen fehlen E. — 14. spot evova, E.
- 421) 2. der du vumplie hast erliten durch, E. — 4. dlner vumpli wunde
- Wille vumpli, E. — 6. luthir — gantzen, E. — 10. minem letzten, E. — 11
- heilige barmlierzkeit , E. — 12. verlyge — liebe, E. — lo. sint du vor, E. -
- erliten die, E. — 14. so vergip, E.
- 422) 1. mer fehlt E. — 2. e$ fehlt E. — l)ese;j:jen, E. — 3. Dem arme
- also rehte dem riehen, E. — 5. der do heilet, E.
- SPRÜCHE. 235
- der helf mir biten vür min missewende. * "•' j«
- Er bruodertriuwe mich gewer,
- Sit er die menscheit hat durch uns enpfangen;
- er kam durch unsern willen her
- 10 und an ein kriuze hö wart er gehangen.
- seht , an dem kriuze da leit er vil maneger marter pin :
- der selben noete man ich dich, vil lieber herre min.
- bit unser zweier vater du vür mich albruoderlich,
- da:j er mir gebe ein erbeteil in dem verheizen himelrich.
- H. Dem reichen.
- (E. 28, a.) 5.
- Ei richer man, got lech dir guot, er hat dirs niht gegeben,
- er nimt dir:j wider, swenne er wil, daj soltu merken eben;
- die wil du| hast, so gip e^ durch sin ere.
- Zem ersten hebe schone an dinen armen vriunden an,
- 5 den teile e:j willeclichen mit, niht ba:j ich raten kanj
- da^ ander gip nach dines bihters lere.
- So kouf du gutes himelrich,
- er git e;j dir, mit sines selbes guote.
- wä wart ie kouf dem koufe glich ? , ^^
- 10 koufst du den kouf mit willeclichem muote.
- versümstu aber den selben kouf durch dine missetät,
- ich vürhte , da^ zem jüngsten tage ein urteil über dich ergät.
- Hr. (Grimtwtse.)
- Minne unde Werlt.
- CP. 61, b.) 1.
- Ich han der Minne und ouch der Werlde kraft gewegei^ii'»W
- nu dunket mich, da;^ ich niht mac
- ir beider, keines müge enbern;
- vor, E. — 7. er sal mir br. gewern, E. — 9. unsen, E. — 11. do — man-
- lyr, E. — 17. du und al fehlen E. — tzweyglr — vor, E. — 14. verheizen
- hlt E.
- 483) 1. Ei fehlt E. — 2. wen her — salt du, E. — 4. Czu ersten, E. —
- «hdne fehlt E. — 5. ich dir geraten, E. — 6. bihtigers, E. — 8. mit zeinis
- *lbes gueie, E. — 9. wo, E. — 10. mute, B. — 14. vorchte — ze dem —
- leyl obir dich gat, E.
- 236 SPRÜCHE.
- ich weil doch wol, welch under in zwelii nier wirde hat:
- 5 Lieb unde lust der Minnen amtes inüe|en püegen,
- die würkent aUe| daj der tac
- erliuhtet; alliu dinc begern
- geminnert unt gemeret sin mich Minne rat.
- Wurm, vogel, visch, tier,
- 10 würz linde krufc, stein unde holz, diu habent ir gier:
- diu Minne e| allej würken kau:
- sich, Weiit, des wis ir undertän.
- 425. (P. 62, a.) 2.
- Ich wil der Werl de unvuoge nimmer tac gejehen,
- si hat so willeclichen Ion
- an manegen enden mir gegeben,
- da| herze unt muot, lip unde sin durchwünnet wart.
- 5 Wie möht mir von ir immer mer ba| sin geschehen?
- so wil ich von ir singen schon
- «nt wil ouch in ir dienste leben.
- diu Werlt gap mir sd liep ein wip: nie süe^er art
- Ist worden kunt;
- 10 des danke ich diner werdekeit, du bernder grünt;
- du zierst alda^ din art gebot:
- nu lä^a, Minne, mich an not.
- 426. (P. 62, a.) 3.
- ininne. Wes dankest du der Werlt? lä mich die wirde haben:
- gap dir diu liebe ein schoene^ wip,
- da| kam von lust, da$ ist min arat,
- Unt würket niht wan da^ ich wil: da$ ist ir kunst.
- , 5 Swä si sich durch vier ougeu in zwei herzen graben,
- " *^ da würkent si, da| lip unt lip
- mit süe:je wirt also gesamt,
- da| beider sin unt beider muot gern einer gunst.
- Ein sl6| ich bin,
- 10 da| zweier herze unt zweier muot unt zweier sin
- treit in ein lust üj vremder ger:
- ei Werlt, wes mi:j:jest du dich her?
- 42t, CP- 62, b.) 4.
- Werlt, Ich bin^ diu Werlt unt nam in gotes ewekeit
- den ursprinc unt den anevanc;
- unt swaj diu vier elmente bern,
- daj bir ich ouch; an mich sint si an undersaz.
- 424) 4. wirden, P. — 7. und ^Ile, P. — 9. visch und tier, P.
- 425) 3. enden geben, P. — 4. durchwimet, P. — 5. mer fehlt P. -
- schön fehlt P. — 7. ouch fehlt P. — 8. gap] ist, P. nie] von, P. — 11. al
- les das, P.
- 426) 8. sin fehlt P.
- 427) 1. bin, P. — 3. gebern, P. — 4. an mich sint, Hg.J und ich sihe.
- SPRÜCHE. 2S1
- I 5 Min heilet alle| da^, swa? himel und erde treit,
- I got selbe ouch in min erbe spranc,
- er wolt sich miner forme wern,
- imt nimt vür giiot noch hiute, da| er wart min schaz.
- Du, Minne, bist
- 10 ein würkerinne üf miner stift, ob du hast listj
- din wiirken ist ab dir in mich,
- du nimst din wesen ü| mir in dich.
- ^28. (P. 6«, b.) 5.
- Klinne. Zwilr, Werlt, du hast niht eben gebildet mir min wesen,
- wan ich bin niht von diner art;
- ich bin ein schaffer und ein bot ■-,
- der ersten sache und ein geistlich amt da bl.
- 5 Din tugent, din kraft, din mäht, die sint von mir genesen,
- entaete ich, du waerst schier verspart,
- ich binj in evrekeit mit got,
- an mich er nie niht hat geschaffen, [spriche ich vrl.
- Mit ime er nara
- 10 mich, alse er alliu dinc geschuof,] als im wol zam;
- er ist ouch ich und ich bin er:
- noch sich uf, WerJt , wd lit din gerl r^^ ^;;.
- t29. CP. 62, b.) 6. - '
- IV'erlt. Diu forme, die der Spiegel nimt, diu ist niht ganz,
- sam glänz ouch üj dem regenbogen:
- diu beidiu hänt materjen niht
- unt schlnent doch mit valscher varwe, swer die spürt.
- 5 Werlt forme und ouch materjen hat 5 valsch ist din glänz;
- sich, Minne, nuo, du bist betrogen,
- diu wäre minne unt din geschiht
- sint ungellch : die zwo heilt got mit der geburt.
- Niht wan der nam
- 10 du, Minne, bist, nach ir genant, swtl du hast schäm,
- du mäht dich dort hin niht gewegen:
- min ist din wiirken unt din Stegen. q^ gg^
- t30. CP. 63, a.) T.
- minne. Ei tumbiu Werlt, wie lützel dir ist rät geschehen
- an diner tougen! mer ir hat
- ein sele, diu doch manec amt
- dem libe git ze stiure an allen sinen liden.
- 5 Den vüe^en gen, den henden grifen, unde sehen
- 1. ouch fehlt P. — 7. sich nimmer miner, P. — 10. meinem, P. — 11. ob, P.
- 428) 4. Sachen, P. — 5. vor, P. — 6. würst, P. — 8. spriche bis 10.
- Ueschuof f eitlen P.
- 429) 2. sam glänz ouch fehlen P. — 3. die beide, P. — 5. und ouch]
- ;iUtt, P. — diu] ir, P. — 6. Minne fehlt P. — 8. zwei, P. — 12. wirken, P.
- 430) 1. tumbe, P. — 2. mer irj der mer, P. —
- 238 SPRÜCHE.
- den ougen zimt; den ören stat
- ze hoeren wol; swä niht erlamt
- des miindes kraft, kein rede ir amt kan ba| gesmiden,
- Sich, alse in mir.
- 10 ich einec bin unt han manc amt dort unde in dir.
- min kraft gar alle diet ernert,
- da;j sus, daj so: niht min sich wert.
- 431. CP. 63, a.) 8.
- Werlt. Zwar Minne, du unt al din amt diu dienent mir:
- ich bin diu werlt hie unde dort.
- wa$ würdest du unt lie^e ich dich
- niht würken in min erbe und in min selbes habe?
- 5 Du wigest dich ze hoch: da| wirret mir gen dir.
- vil ofte wän diu siniu wort
- bediutent, der doch einer sich
- vil hoher tiuret dan der ander sprichet drabe.
- Du dienst mir ie:
- 10 lieb unde lust die sint din amt: wä würkent die?
- niht wan in mirl des sint si min.
- noch, Minne, la$ mich ob dir sin.
- 432. (P. 63, a.) 9.
- Werlt. Swa| von der erden komen ist, daj wil si wider,
- und ieslich elemente ouch.
- des menschen sele ouch dar begert,
- von dem si komen ist: da bin ich schuldic an.
- 5 Wa| sol ein as gepriset hoch, da| tot ist, sider?
- nu Minne, sich an dlnen rouch:
- in diner vreude ein dorn unwert,
- in dIner siie|e ein angel tougen lü^en kan.
- Din liep hat leit,
- 10 ja trüege du nie schäm ob diner kunterfeit:
- des Paris vil wol wart gewar
- unt maneger von der selben schar.
- 433. CP. 63, bO 10.
- Minne. Ich Minne minne Mä|en, Mä^e minnet mich,
- Bescheidenheit ist unser vruht;
- wir dri sint niur ein einec wesen:
- si sint in mir und ich in in mit ganzer tat;
- 6. Zimt] da, P. — 10. ich fehlt P. — 12. nihl mich sin, P.
- 431) 8. der weite, P. — 3. würst, P. — 6. sinen, P. — 8. hohen, P.
- 9. mir] des, P. — 10. leib, P. — 11. wenne, P.
- 432) 2. etlich. P. ouch fehlt P. — 3. ouch fehlt P. — da, P. — 4. un-
- schuldig, P. — 6. nu] du, P. — 7, in dornen wert, P. — 8. lutzel, P. — 9.
- leib hat, P. — 10. du] ich, P. — ob] und du mit, P.
- 433} 1. m^e ma^e minet, P. — 2. mit beächeidenheit, P. — ist] so ist,
- P. — 3. wir] wie, P. — ein ewigliches, P. — nach wesen: beginnet, P.
- SPRÜCHE. 299
- a Unt svver die zwo mit wane hat, der triuget sich.
- swd man mit wol getaner ziiht,
- [mit ganzer vuoge, alsunder jesen,
- der schoene gert, dem gibe ich helfe unde rät.]
- Der schrene gert
- 10 mit ma:jelose, schoene der ist ungewert.
- an maneger hande arebeit
- solch werken tiiiren kraft versneit. CHi*
- J4. (p. 63, b.) 11. 7#
- Werlt. Ei Minne, wa:j du löser vünde bringest vürl
- da$ hän ich dicke und oft ervarn,
- da| maneger schöne und ebene warp
- mit stolzer vuoge, rilich, als du hast verjehen,
- 5 Der doch versmaßhet wart vor diner helfe tür —
- des muose sich vrou Ma:je sparn,
- und ouch Bescheidenheit verdarp —
- als Gamuret, der sich ie lie| in vuoge sehen:
- Den tötest du:
- 10 wa was dö Maje, wä Bescheidenheit? sprich nü!
- ich waene, ir keiniu waere da
- bi dir hie noch ouch anders wä. ^y^ /i) ■
- 5. (P. 63, b.) 12. ....s.
- ninne. Du zihest mich, Werlt, des du selbe schnidec bist.
- so du materjen forme zilst,
- zehant ir liebe und ouch ir lust
- giu| ich in in, dar nach si beide sint gezilt.
- 5 An ewiclichen dingen ewic ist min list,
- swa| aber du zegenclich hilst,
- dem ist zegenclich ouch min brüst,
- an stalten dingen stsetekeit mich niht vervilt:
- Zegenclich was
- 10 din forme unt din materje an Gamurete, ich las,
- des muoste ouch im zegenclich sin , ;; v/ ,t,h
- lieb unde lust: diu schulde ist din. ^[ f.? Ja .♦!) OKf
- 6. (P. 64, a.) la^ '^
- llinne. Got dienet alle:^ da|, da| er gewirdet h4t:
- sich Werlt, also diene ich ouch dir,
- ich bin din ursprinc unt din zil.
- ob ich drivaltec si, da| nim in dinen muot:
- 5 Ze himele zwischen Krist unt siues vater rät,
- and fehlt P. — zwei, P. — 6. wo, P. — 7. mit bis 8. rÄt fehlen P. —
- ma^eloser, P. — 11. bände fehlt P, — 12. werken tiren, P. "
- 434) 1. vünde] wunder, P. — \ür fehlt P. — 2. dicke und fehlen F. —
- ilch muos ma;je, P. — 8. Gamoret, P. — 10. ddj die, P. — wäj und, P.
- Ich fehlt P. — wenne ir keine, P. — 12. ouch fehlt P.
- 4353 3. lelb, P. — 10. Gamoret, P. — 12. unde fehlt F.
- r../
- 240 SPRÜCHE.
- hie zwischen man iint '»vibes gir,
- da| dritte ich dir niht sli|en wil,
- da:j ist an aller vruht : der drilch mir wirde tuot.
- Werlt, sich dar an,
- 10 ich Minne bin ein ursprinc, mir ist undertän
- al din geschefte, lebendic unde tot:
- kein adel nie sich gen mir bot.
- 4St. CP. 64, a.) 14.
- Werlt. Minn, ich was ie volkomner dan du, da| ist war.
- der himel und al sin kraft ist min
- unt swa| da| centrum wunders treit:
- da zwischen würkest du niht; vürba| ist min jage:
- 5 Der helle grundelöse^ wesen ist miner schar,
- der liebe unt lust unwirdic sin;
- dannoch hän ich an underscheit
- die minner werlt, daj ist der mensch, die'ch noch verdage.
- Nu hoert den ruof
- 10 der menschen allerdegenlich. da$ ie gescliuof
- got unt sin vorbedähter vunt
- mir Werlt; viervaltec ist min grünt.
- 438. (P. 64, b.) 15.
- IVfinne. Ich Minne ensol niht boeser dinge künde han,
- niiir wirde clicher wirdekeit
- unt hövesclier bete unt guoter tat:
- der bin ich meizoginne, ein zühtic besemslac.
- 5 Wes ich mich underwinde, dem mac niht engäu,
- Werlt, diner höhsten eren kleit,
- din bester wünsch; swer üf min pfat
- kumt, äne dinen danc im wirt ouch prisbejac,
- Da$ er muo| wol
- 10 got unde dir gevallen ; merke Minnen zol :
- ich bin ein schaifer aller tugent;
- du, Werlt, hast ofte snoede jugent.
- 439. CP. 64, b.) 16.
- Werlt. Ei Minn, du hast ermant mich wunderlicher art,
- eins Wesens, des die meister jehen,
- du sist bluotnacket unde blint,
- unt treist vil snidender wäfen doch; din böge er ist
- 5 Ein glüender brant , und in gezogener sträle spart
- 4363 12. sich nie gegen mir gebot, P.
- 4373 1. ie fehlt P. — ist wol war, P. — 6. leib, P. — 7. an] ein, P.
- 8. minner] mir, P. — mensche noch vor tage, P. — 9. beer, P. — 10. all*
- den gelich, P.
- 438) 1. sol, P. — 3. hübscher pit und ouch guter rat, P. — 7. befser,
- — 8. in wird, P. — 9. mut, P. — 10. sol, P.
- 439) 1. du fehlt P. — 2. ein wesen und wes die, P. — 4. doch, din boj
- ex ist] din ist so, P. — 5. und] ein, P.
- SPRÜCHE. 24J
- din tiunpheit niht; du bist gesehen hi.a ,hti n\v
- in snellem vluoge ein swaerei kint,
- vil krankes iirhap, unde wigst djn offen list.
- Des nienieu gert,
- 10 des ich mich selbe schäme in mir, den hslstii wert
- unt teilst im mit din besten Ion.
- unstaete ist din sirenendön.
- 40. CP. 64, b.) IT.
- miime. Werlt, mir ist rehte als einem kunige , der da hat
- ein ambet boese unde guot. ...^, ,, ,i;i|^
- min hohste:^ amt da;^ lästu ligen, i •Ift'sW
- unt mer diu andern du verwi^est miner 2uht.
- 5 Din angesiht, din schoene lobelichen stät,
- diu Schrift sagt dinen rücke unvruot,
- von natern, wurmen ungedigen: j
- so hat niur din unvuoge:| werben eren vluht.
- Wa:j waere pris,
- 10 wa^ waere triuwe unt staete, tugent in aller wis,
- wa| waere manlieit, milte, schäm?
- durch mich ist ere vipern gram.
- 41. (P. 65, a.) 18.
- Werlt. Man mac mich stroufen unde malen swie man wil,
- ich bin ein gotes garte vin; ^üt M) .itiri^^
- ich habe die geiste guot und arc, «%«j*Sif •
- die kristen, Juden, beiden, himel und erden ratj
- 5 Jan setze ich weder ir güete noch ir erge zil ;
- got hat si vTi geheimen sin^
- ir willekiir ist mir zestarc. c
- wes mac man mich foeschulden an ir missetät,
- Sit ich in gan,
- 10 da:^ ist da| beste und ouch da:$ boeste ist undertän?
- si lebent in vrier willekür,
- ir lan ir tuon ich wcnec spür.
- 42. (P. 65, a.) 19.
- ininne. Werlt, ich wei| noch ein art an dir, der was geswlgcn:
- mit we man wirt ze dir geborn,
- iQit wd iQan voa dir scheidet hin,
- . nnd vil, P. — hoffen, P. — llst fehlt V. — 9. das, P. — 11. dinen, P. —
- S. sirener, P.
- 440) 1. kunig, P. — 8. einen hannen, P. — 4. verwisest du, P. — 6. di
- em, P. — 7. nadern und würinfen, P. — 8. din] kein, P. — ören fehlt P. —
- 0. wa:j fehlt P.
- 441) 2. garten, P. — 4. efen rat, P. — 5. Ja, P. — wider, P. — noch
- - zU] und ir gezU, P. — 11, leben, P. — 18. lat ir tuot, P.
- 442) 2. w6] wem, P. — 3. mit w6| wie, P.
- Frauenloh. 16
- 242 SPRÜCHE.
- din ende und din begin diu sint niur beide unvrdjni!
- ft Swer allerbest dir dienet, dem hastu verligen
- ein linin tuoch „nu hin, verlorn,"
- unt siben vuo| landes; des ich bin
- gen dir sus ungeduldec; Werlt, wie tuostu sd?
- Du lönest niht
- 10 den dinn als ich den minen tuen mit richer schiht;
- ich gibe in wunne, werden solt,
- er unde prls diu sint in holt.
- 443. CP. 65, a.) 20.
- Weirlt. Ei zwäre, Minne, du hast wunderlichen muot.
- din werken sunder minen rat
- des kan ich nimmer niht geloben,
- wan got hat dich mit siner liebe in mich geperlt.
- A Swer über houbet vaehet, da$ enist niht guot.
- sich, Minne, so din werken stat;
- man siht dich in mich blintlich toben :
- durch rede wirt man dicke unwert, da^ ist mir Werlt
- Wol worden kunt,
- 10 da| du vil manegem lip und ere hast gewunt,
- und ouch dir selben, wi^^e da:f.
- nu Minne , swic , du mäht niht h&^.
- 444. CP. 65, b.) 21.
- Minne. Swach und unvruot mac man mich, Werlt, niht snöuwen ai
- wan swer in got sin liebe leit,
- alsam er der natür gebot,
- des sele ist saelic und ouch ere unt lip gesunt.
- 5 6it, vrä:jheit, zorn, ha^, unde nit ich niht enkan.
- swer under uns zwein solch ambet treit,
- der slehet lip unt sele tot.
- Sit du da| tuost, wie tarstu sweigen minen munt?
- Din rede niht scheit
- 10 got unde mich: wir bliben einj diu schrift daj seit,
- din valscheit gar da nider lit:
- suB hastu, Werlt, verlorn din strlt.
- 4. nior] mir, P. — 7. vüe|e, P. — landes fehlt P. — 10. tuo, P. — 1«. dl
- sein, P.
- 443) 1. Ei wäre, P. — hast einen wund., P. — 4. got] golt, P. — i
- vehet, P. — das er ist, P. — 11. die selben, P. — 12. nu] noch, P.
- 4443 1. snewen, P. — 2. wan er in, P. — treit, P. — 4. des ist sali,
- sele und mag ouch lip und ere, P. — 5. lia$] hast, P. — 6. uns zweien, P. -
- 7. sele und leibe, P. •— 8. minne munt, P. — 10. schrift fehlt P. — 12. dei
- nen, P.
- SPRÜCHE. 14S
- O. (iSpwter ddnt)
- 445. (A. 389, b.) 1. ig.l,) TM
- All Ludwig, grafen von öttiogen.
- Vlie;jend ursprinc, volkoinen ganz au eren, irtf
- an triuwen veste alsam ein adamas, n
- got niüe:^e im iemer wernde saelde meren, b
- er ist der eren lüter Spiegelglas; i«
- 5 er ist ein pantier wol an solhen dingen.
- Dem pantier striclient nach dur sine süe;je
- al tier: sam tuot nach im diu gernde diet. (l
- er ist demiietic, er pfligt reiner grüe:je,
- kein wandel nie den werden helt verscliriet:
- 10 man siht in stsete in bernden tagenden ringen.
- hüsere kan er walten -^ rßfT
- unzuht, unkiusclie, unvuore kan er von im schalten:
- 15 ich mein gräf Ludewigen von Öttingen.
- U »ai
- 446. (A. 339, b.) 2. '''
- Den jungen edelen.
- Der den isvogel hat, der hat gelücke, ^ö
- unt get im wol, hoer ich die wisen jehen.
- hoch edel man, du schäm dich valscher tücke:
- an dem isvogele soltu tugent spehen : p^^
- 5 du solt den lip ze tugenden stsete twingen. * * ^ *
- Der vogel mü^et sich, s6 er erstirbet, ^^
- unt niuwert sin gevlder, da:j ist war. '
- ein edel man mit tugenden da| erwirbet, '*
- da:j man sin lop erniuwert offenbar
- i
- 10 nach slnem tot, wil er nach ^ren ringen.
- H6ch edel man, nu kere
- unt volge miner lere:
- tuo nach des vogels tugende,
- unt kleide dinen 11p mit tugent in der jugende,
- 15 86 mac din jugeat ein saclic alter bringen.
- t
- 445) 2. salsam, A. — 3. muo^ l. i. wernden, A. — 5. soüchen, A. — 6.
- triebt, A. —- 7. elüu tier, A. — diu fehlt A. — 9. helt, A. — 10. inj mit, A.
- 11, 13. in der handschrift keine lücke angedeutet. — 14. unvuor, A. —
- 5. Ludwigen, A.
- 446) 3, lücken, A. ~ 4. isvogel, A. — 6. must sich, A. stirbet, A. — 9.
- müwert iemer offenb. , A. — 10. tode, A. — 13. tugent, A, — 14. tugenden
- i'der Jugent, A.
- 244 SPRÜCHE.
- P. (Leltddnt)
- 447. (A. 339, b.) 1.
- Auf sich selbst.
- Wä von ist da:j? man siht min niht,
- nieman ouch mich erkennet,
- dd hat nigromantia pfliht
- mit mir, ein kirnst genennet,
- A da| man mich niht erkennen sol^
- imt niht gesehen mac.
- Des sliche ich nä den liuten bl
- mit slihte unt mit der krumbe,
- nieman envraget, wer ich sij
- 10 s^, sus gät mit mir umbe
- din höliiu kunst, Virgilius :
- diu vinstert mir den tac,
- Da| man mir keine helfe tuot,
- ßwä man die gäbe teilet;
- 15 sseh man mich, so gseb man mir guot;
- ine lä| niht ungemeilet
- vil manec laster, da| ich sihe
- in miner nebelkappen,
- swa^ ich gesinge, sprich, vergihe,
- 80 min kunst ist tot erblappen
- unt g^t in maneges ören niht:
- Saelde kert mir den nac.
- 448. (A. 339, b.) 2.
- Wer bin ich, wer mac ich geslnl
- ich valle in sünden glüete.
- ich tuon reht als ein äffe schin,
- da| ich mich ir niht hüete.
- Ä seht, swaj der äffe vor im siht,
- da| tuot er allej nach.
- Sus tuon ich nach der werlde gar,
- unt bin doch von der erden;
- ich wei^ ouch sicherlich vür war,
- 10 ze erden muo;j ich werden,
- diz weil ich wol, iedoch ist mir
- ze Sünden staete gach,
- ünt weil niht, ob ich morne lebe
- ald noch ein einec stunde.
- 447) 3. hat nie nigr. , A. — 8. slichti, A. krumb, A. — 10. seche susi
- A. umb, A. ~ 11. din] diu, A. — 16. ungemeilt, A. — 17. sich, A. — 18
- vergiche, A. — 22. keret, A.
- 448) 3. rehte eime äffen, A. — 7. sust, A. weite, A. — 11. dis, A.
- 14. noch ein fehlt A. — slHnt, A.
- SPRÜCHE. 245
- 15 nach minem tdde ich sere strebe:
- kein wiser nie sich künde
- behüeten des, im waere alsam,
- der tot der twunge in sere.
- ich mac mir selben wol sin gram,
- 20 da$ ich mich niht bekere
- von Sünden, der geladen ist
- üf mich ein sw8erc| dach.
- konde, A. - 88. «weres lach, A. ^^^^^ ^
- ■.h Ol
- LIEDER.
- I. CO. 1, a. P. 81, a.)
- 1. Got grue:je mines herzen wirt
- unt miner höhen saelden minneclichen gast,
- der alle stunde
- mit niuwen süe:jen äventiuren
- 5 mir ze wernden vreuden kumt;
- Da| ist ein wip, diu hat gevrumt
- den sinnen min so überkrefticlichen last
- mit minneclicher
- lustgrunt suochender lieben liebe,
- 10 da von ofte mich verbirt
- Min selbes kraft;
- sus sigehaft
- ist si gen mir:
- wol mich der reinen, senften, sile^en melsterschaft !
- 2. "Nu merket wunder, da:j ein wip
- mich mit ir selber überwindet. Minne ich klage,
- da| min gedanke
- vertribent mir min selbes witze:
- 5 sus kans an ir danc gesigen.
- Ich prüeve an ir ougen ligen
- min sterben unt min üf ersten von töde , ich sage ;
- min gernde,| hoffen
- min senfte;j troesten unt min wünschen
- 10 eine ist ir lieber lip.
- Swie gai mich lat
- der sinne rat,
- mins herzen wert,
- doch vröuAve ich mich, da^ si so stoete güete hat.
- I. Überschrift in O: Hinricus.
- 1) 2. höchsten, P. — werdiglichen, O. — 3. der zu aller, P. — 4. sue:jei
- niuwen, O. — 5. werden, P. werenden, 0. — 6. dei hat, 0. — 7. min m»
- oberkrefiiglicher, O. überkrefiigUcher, P. — 9. gründe der lieben, P. — 11. mi-
- nes, O. selbest, P. — 13. luot si, P. — gegen, O. — 14. reinen fehlt O.
- 2) 2. Die sich selber, P. — klage dir, O. — 3. min gedenken von mir, O
- — min arge gedanken, P. — 4. vertribet mines selbes, O P. — weise, P. —
- 5. so, P. — kan si ane iren, O P. — 6. in ir, P. — 7. ich sage fehlt O P. —
- dafür : ir, P : gesindet oder gefindet. — 8. gerd des, 0, fehlt P. — 9. senc
- des (das ist sende^), 0. — 10. ir truter lieber, O. wie sye t reutet lieber, P
- — 13. des herzen rat, P. — 13, meines synnes feyer, P.
- LIEDER. 2^!!'
- 3. «wenn ich aleiue bin bi mir, ^^j^, ,^.,l,„ ,„„ ;^ ,r^^ .-,
- s6 vrdge ich niiuen nmot, wd si, diu schoene, si.
- er sprichet: „geuzlich
- si wojit bi uns hie inne; warte,
- 5 wa;j du drü:{ea bi dir habest."
- Wa:j welu wir, wie du dich erlabest?
- und ist diu senfterinne mir so nahe bi,
- ei , la mich kosen
- mit ir ze tröste minen ougen. ^^^,^g i«w»\'
- 10 si jehent „nein, du hast si'n dir."
- Sd Wirt mir leit:
- ich swer den eit . ^^
- den sinnen min : ,^ ^.^^() )
- unt Wirt si mir, ich mache uns allen arebeit.
- 4. Her Muot, ich sihe min lebende^ heil,
- gar engel unde wip; wol, wünscht ir, wol mich; wol;
- her Muot unt wi;j:jet,
- si tüsent saelde in minen ougen
- 5 hat gewidemet, niur ir wesen:
- Wie wein wir in herschaft genesen v
- dn si, die gar gehiuren lieben? man mac, sol,
- swer wil, si schouwen,
- si hat so vil der schoeuen schoene,
- 10 da:j uns blibet unser teil.
- „Du sihst si garj
- doch ist da:j war
- (so gibt der muot), .^jl^ .g
- wir hiins niht mer wan halp bi uns in eren schar."
- >. Ich wil si ungeteilet hän,
- die reinen, guoten süe|en hochgebornen vruht.
- „vriunt, la din kriegen,
- din ougen hänt sich üf geslo$:jen,
- 5 durch diu get ein stra:^e her:
- 33 1. Wen ich alleyne, O P. — by mir byn, 0. — 2. freg, P. wo se der
- löne, 0. — 3. spricht, O. Verpleichet gentlich, P. — ."i. dar u;jen, O. da
- y, P. — 6. Wille, O. wol, P. — dich habest, P. — 7. semfterinne, O.
- ifie inne, P. — nahe bi fdiU P. — 8. ei fehlt P. let si mich, P. — 9. mei-
- r, P. — 10. jehen, P. yeen, 0. — habest, P. — si dir, O P. — 12. swere,
- — 14. uns beiden allen (aber beiden durchstrichen) , O. areleit, P.
- 4) O beginnt diese strophe mit einem grofsen gemalten II, als ob ein
- ues lied begänne. — 1. see min lebendiges, O. — 2. gar der engel, P. —
- ansehet, O P. — ir fchll P. — 3. ir muot und witzer, O. — 4. saldo in myn,
- — 5. ir wydemel in ir, O. — gewidemet nun ir, P. — 6. wolt ir an ir
- ff genesen, P. — 7. ane, P. — mac] mach, O. mich, P. — 8. wer wöll,
- — 10. blive, 0. unl", P. — 11 — 14. fehlen 0. — 14. han sie mer weil
- b unser in, P.
- 5) 1. nicht geleilet, P. — 2. hoheborne, O. hochgepor'n, P. — 3. krig-
- nt, O. — 4. dyiie, O. haben, (> P. — 5. gheil en, O. geil Qoder AeiO
- n, P,
- 248 LIEDER.
- Die get si iios nach unser ger."
- ouch steint min oiigen mir min vrouwett: ist da) zuht?
- ja sunder lougen,
- wer liilfet mir ze kriegen denne?
- 10 „niemen, lä den vrevel stAn."
- So ger ich irj
- si hilfet mir,
- da) ich gesige^
- „Zwar nein, si entudt; Wir han si gar en;^ücket dir.'
- II. (O. 1, b. P. 84, b.)
- 1. Öwe herzelicher leide,
- die ich sender tragen muo);
- Owe liehter ougenweide,
- %vemie wirt mir sorgen buo)?
- 5 Wenne sol din rdter munt mich lachen an,
- unde sprechen: „sselic man,
- swa| du wilt da) si getan?"
- 2. Ja mein ich den munt so lösen,
- an dem al min tr(&sten ligt^
- Sprechet alle, röte rösen,
- da) ein munt mit roete sigt.
- 5 Ba) dem munde zaeme ein liljen\v'i)e) ja
- denne ein nein von jämer blä :
- da) wort tuot mich jungen grä.
- 3. Minne, kanstu vreude borgen?
- des gih ich dir niemer tac.
- Swem du lachest gen dem morgen,
- zwar dem wirt din afterslac.
- 5 Diner lüste rösen hegen t scharpfen doiH^
- leide ist liebe zuo gebörn '
- solheu wuocher treit din korn<
- 6. Der got, 0. Si fehlt O. g^ent, P. — "?. sieleii hiyne o. myr Ja vroWe Ifcl
- stelle, O. «ein frawe ist die zucht, P. — 9. lielphet, O. — cryghe, O. — 10
- bestan, P. — 12. belphet, O. — - 14. sie thun, P. — en tzucket dar, O.
- n. Überschrift in O: Hinrieusv
- 13 1. hör solicher, P. — 2. sende, O. — 3. eugelweide, P. -^ 4,
- wenner, O.
- 3) 2. leghet, O. liegri, P. — ^ 3. spreghet, O. precliet, P. — 4. rote seg
- het, O. Hie mit rotem munde gesiegfi, P. — 5. den m. tzimt, O. — liijeni
- witzid), O. — deine munde liligenweises idh, P. —^ 6. den, O P. — 7. da wort
- P. — wort myn jughet mak) gra, O.
- 33 2. des verjehe ich niiTier, P. — gben ich dir nüber, O. — 3. Wenn
- P. wen, O. keghenst den, O. — 4. twani, 0. im wirt ein, P. — 5. seiner
- P. — rosen fehlt P. — hayen, P. heyghel, O. dor^n, P. — 6. leit, 0. — le-
- bem, O. — bey' geborn, P. ~ 7. sulken, O. solche wunder Ir. d. zorn, P.
- LIEDER. 249
- Minne, wiltu solhen jämef
- üf mich erben mine zit?
- Diner lüste sselden ämer
- mir deheine stiure git.
- 5 Nie dem hern Iwane wirs kein maget tet,
- wan diu schoene vrou Liinet
- half: da Iwan tröst an het«
- Ach solt ich den apfel teilen,
- den Paris der Minne gap,
- Zwar du müestes jamer seilen,
- solt ich da durch in min grap.
- b Pallas oder Jünu müesten hulden mir:
- SU reech ich min leide an dir,
- die du hast vererbet mir.
- 111* CO. 1, b. P. 65, b. und 88, aO
- 1. Ich muo:{ under wilen borgen
- vreude, der ich niht enmeine,
- durch die liute, da| si niht verdrieße min.
- Da| muo$ ich dar nach besorgen,
- 5 swenne ich bin bi mir al eine,
- so tuet swaere mich mit senden leiden fn.
- Da^ kumt alle:j von der süe:jen ;
- ach, wer sol mir swaere buchen, .;. ^!
- Sit si mich niht mac gegrüe^en, '*«* '>^^** »^^ ^*'^^ '**
- 10 diu mir immer muo^ vor allen vrouwen sin!
- 2. Mir wart anders niht der wunne
- wan da| ich der lüste garten
- sach in spünder ougenweide vor mir stdn. ' ''
- Ob ich mich da Wol versunne?
- 5 zwar ich brach der bluomen zarten i
- die muost ich dem herzen unt dem muote län.
- 4) 1. sollen, O. — 2. meiner, P. — 3. salden amor, O. salben, P. — 4.
- keine, P. de deine, O. — 5. den heren I. wers, O. her'n ye wan wers
- ie mach, P. — 6. wenn d» seh. niagel Wanet, P. sam d. seh. vor lunel, O.
- — 7. hilff, das leben der, P. — halp dat leben der irost en het, O.
- 5) 1. soldich, O. — 3. tzwarn, O. War du miises des jamers, P. — 4.
- lar, O. — 5. edde, O. Jana, P. haJden, O P. — 6. roch, O. — min hau, P.
- — 7. gheerbet, O.
- III. Überschrift in O: Hinricus.
- 1) 1. mul's und wille den freuden, Pa. vrou den borgen, O. — 2. ich han
- «emeine, Pa. den veinden die ich nicht do gemeine, Pb. — 3. die sie nicht
- rerdrusse, Pb. verdrussen, Pa. — 4. dar na, O. — 5. by myr byn, O Pb. —
- ». layde, Pb. tuet mich mil sweren sorgen, Pa. in fehlt Pa. — 7. alie;j] al-
- ent, O. fehlt Pa. — 8. sal mich, O. — 9. sint, O. seyt, Pa. — 10. der mich,
- 9. — muofi mer, Pb. mut vor allen verwüssen, Pa.
- 2) 1. Mich, O. — 2. luslen, O. luste, Pa Pb. — 3. spülender, O. — eu-
- ?elw., Pa Pb. — mich, O. — 4. da] dar, O P. gar, Pb. wolj gar, Pa. — 5.
- .warn, O. — prech, Pa. Und zwar der bluomen ich do brach, Pb.
- 250 LIEDER.
- Merket, wa| diu bluome waere; ,.ii.i.
- stsetei leit mit sender swsere,
- der min muot wirt seiden laere ;
- 10 niht hän ich dem ffarten leides mer getdn.
- 3. Ich sach obe dem garten glesten
- mir zwo simnen durch min herze
- sam si mit mir wolden lachen immer me.
- Liljen, rösen ob den vesten
- 5 bluoten üf so zartem erze:
- du wart mir gegeben da| kumber tragende we.
- Da$ geschach mir durch ein schouwen:
- süe^e grüe:je sach ich touwen
- in den wunnebernden ouwen :
- 10 ach müest ich den garten schouwen abr als e.
- 4. Minne, da| sint dine schulde.
- sold ich durch ein angesihte
- immer in so kumber tragenden sorgen sin,
- Zwar da| waBr ein ungedulde.
- 5 Minne, hastu reht gerihte,
- so lä durch din güete vuoge werden schin,
- So da:j ich müe:je erkosen
- mit der siie^en , zarten, losen,
- diu sich in nüns herzen klosen
- 10 hat verwieret, alse in golde ein lieht rubin.
- 5. Wil diu liebe mit der lüste
- nemen an sich ein volle:j vli;jen,
- we den mannen: in ir herze si sich legen.
- Staete^ werben an unküste
- 5 dem mac Minne niht verwi:jen;
- solch ungerihte liebe ensolte hegen:
- Sol ab äne Ion beliben
- j(, ,(^j ^u.hfim
- <&.■••.: t^
- 7—10. fehlen 0. — 7. wie die, Pa. — 9. wirt] vor, Pa Pb.
- 3) 1. obe] ober, O. auf, Pa Pb. den, O. — 2. mer zwu, Pa. myr wo, 0.
- mit zweyen, Pb. — 3. als sie, Pa Pb. — wolde, Pb. — iäber mer, O. —
- liligen, Pb. lilgen, Pa. — ober de, O. — auf den, Pa. — 5. bluole, O Pb.
- pluen, Pa. — sarler, O. — 6. de] dar, O. — 7. und da:j, Pb. — 9. den feJilt
- 0. — wunnen, O Pa Pb. — werden, Pa Pb. — 10. ach fehlt Pb. acht möchl,
- Pa. — alzo ik e, 0.
- 4) 1. sein dein, Pa Pb. — 2. sol ich, Pa. wol ich, Pb. — 3. iüber in, O.
- — so in, Pa. schein, Pa. — 4. twarn, dat were, 0. wjer wol ein, Pb. — 6.
- dine g. woghe, 0. unge (d. i vuge), Pb. ungewirden vein, Pa. — 7. mich
- mit ir müfs. Pb. mute erkosen, 0. — 8. und mit, Pb. — de sute sarte losen,
- O. — 9. de sich, O. Das übrige fehlt, mein, Pa Pb. — 10. verwirret, Pb.
- verwürcket, Pa.
- 53 1. Wa die mit der lieben lust, Pa. — 2. nye an sich, Pa. — 3. leget
- Pb. Wyg dein mynne in der herze gesteht legen, Pa. — 4. werken, Pa. —
- den, Pa Pb. — verweisen, Pa. verwissen, Pb. — 6. solch Pa, fehlt Pb. —^
- ungerechte, Pb. — liebe] lone, Pa. selten, Pa Pb. — 7. aber, Pa. Sol er ane,
- Pb. — lone bleiben, Pa.
- LIEDER.
- steeter dienest lieben wiben, ,inh
- we den vrouwen , die so triben
- 10 solch unvuoge, gen ir vriunden sich erwegen. Ot
- AU -^
- IV. (P. 66, b. und 88, b.)
- 1. Ah! wie blüet der anger miner ougen,
- den ich vür alle ougen weide hän erkorn.
- tir vire ist geboten sunder lougen
- dem herben unt den sinnen min vür allen zorn.
- 5 Ja muo^ ich sunder rinwe sin,
- swenn ich an sihe die rosen unt der liljen schin,
- der abe ir liebten wangen durch diu ougen min
- gewalteclichen brichet
- unde sprichet '-'^ *»
- 10 zuo dem herben „lä mich in!"
- 2. Si hat verherwet sich in minem muote,
- ich mac niht mer: wan als si wil so miio;| ich leben.
- Min sterben, min genese« treit diu guote:
- so kan si beide liebe unt leide mir ouch geben.
- 5 So liep in al der werlde ein wip
- wart nie geborn unt wirt ouch iemer. zarter lip,
- min vreude, min trost, unt miner sorgen leitvertrtp,
- min lust, min meienouwe, +*«» fittiiu Am »t»*j '>^
- herzenvrouwe,
- 10 durch din güete guot ie blipl
- 3. Si tuot mir als da:j pantel bi den tieren: ,j; |
- dem volgents nach durch süejen smac in bitter not.
- Ir spilnde:j angesihte kan si zieren :
- der schcene vröuwe ich mich: diu vreude treit den tdt.
- 5 Ich mac niht vollecliche sehen
- in so trost gebende schoene, e;j enmüe:je geschehen
- ein Valien, sam des aren kiut der sunnen brehen
- dinst, Pa. — 9. beleyben, Pb. — die unfuge treyben, Pa. — 10. gegen, Pa.
- •n, Pa Pb. vejnden erweget, Pb.
- IV. 13 1. Ye CWie'O plumet sich der, Pa. — 2. aller engelw., Pb. Ich
- n in mein eugelweide han ich erkorn, Pa. — 3. also veln. mir ist geboten
- r sunder, Pa. — 5. So mufs, Pa. — Irewe, Pb. ich mit gereyde, Pa. — 6.
- ch — und die liligen, Pb. — 7. der aber iAo aber ir, Pb.) lichte wange, Pa
- ». — 8. gar wirdeglichen, Pa. — prehet, Pa Pb. — 9. sprich rein, Pa. dre-
- t, Pb. — 10. herzen mein und las, Pa.
- : 2) 1. verherbet, Pa. vererbet, Pb. — 2. weil als, Pb. nicht also geleben
- 4 «ich bekuiuerl hie der meine leip. — 3. st. und genesen, Pa. in hulen,
- u — 4. leyt, Pb. — beide und mir oucli fehlen Pa. — 5. mir liebt für alle
- edt, Pa. — 6. wort, Pa. — 7. meinen, Pb. — Mein pernde craft und, Pa. —
- min la8\ fehlt Pa. — 10. do pleib, Pb. hie pleib, Pa.
- 33 2. volgen sie durch, Pb. — smarck, Pa. — 3. angesicht da:j, Pb. — 4.
- 4wfi ich eben wag die mir vreude treit in den tot, Pa. — 5. vofliglichen, Pb.
- jailglichen, Pa. gesehen, Pb. — 6. so fehlt Pa. da| mufs, Pb. sten, Pa. —
- ee sein wallen, Pb. samj als, Pa Pb. — armen, Pa,
- 252 LIEDER.
- durch weichen blic tuot sterben:
- solch verderben
- 10 git si mir, des muo| ich jehen.
- 4. Ja singe ich als der swan der gen dem ende
- so süe:jen sanc gewinnet; welch ein swinde;j vrdl
- Si tuot mir als dem fenix, den sin brende
- in lust verbrennent: min gemüete lebt also. —
- 5 Swie we mir ie von ir geschach
- unt noch geschiht, doch ist si miner vreuden dach,
- min balsamtrör, min edeler stein vür ungemach.
- ei minnecliche;j toetenl
- mit den noeten
- 10 si min her^e alrerst durch brach.
- ö. Ksdm ü$ ir süe|en munde ein wort gevlo$:jen,
- daj taete mich von todes banden komen wider.
- Reht als der leu, der in des todes slo:|;{en
- sin weif erschriet, da| si lebendic werden sider :
- A So mac si mich erquicken wol.
- ei saelic wip, nu tuon ich alle:j da:j ich sol:
- mac niht vervähen staetei herze triuwen vol,
- wie sol ich denne gebären?
- junger jaren
- 10 erbe ich alter angest zol.
- V. (P. 68, a.7
- !• Wip, reiner kiusche ein ingesigel,
- wip, lieber liebe ein voller schrin,
- wip, milte ein übervlü:j;jic bach;
- Wip, staeter staete ein vester rigel,
- a wip, süe^er lust ein lustec schin
- wip, aller saelde ein überdach;
- Wip , kraft der krefte , aller krefte gar,
- wip, aller güete ein brunne klär,
- wip , edeler würze ein garte vin :
- 10 nie wiser munt hie wider sprach.
- I
- 8. thu solich sterben, Pa. — 9. solch fehlt Pa. schult, Pb. — 10. gicht s
- m. das, Pb.
- 43 1. Ich singe als, Pa. swan gegen, Pa. swan der singet gen, Pb. -
- 2. gewinnet sein swindes jo, Pb. — 3. Ich tliu newr als der, Pa. pernde, Pa
- — 4. verprinnet, Pa. — gemutes leben, Pa. — 5. ie fehlt Pa Pb. — 6. tach
- Pa. — 7. palsam traut, Pa. — vor, Pb. — 10. und sie m. b. erst zu brach
- Pb. aller erste, Pa.
- 5) 1. Ich nem aufs, P. ein fehlt Pa. — 2. bandii so kam ich da wider,
- Pa. — 3. lebe, Pb. lewe, Pa. — 4. welffen freyet zu handen das si, Pa. -;
- 5. HOst, Pa. — 7. macht nicht erwachen, Pa. herzen trewe, Pb. — 8. denn
- Pa. — 9. in den jaren, Pb. — 10. alten, Pa. — ich den jüngsten zol, Pb.
- V. 1) 2. leib ein, P. — 4 stete steler, P. — 8. prnnnen, P. — 9. eil
- fehlt P.
- LIEDER. 25$
- 2. Ö wip, du hoher eren kränz,
- wip, aller zuht ein werder stam,
- wip, rehter mä;je ein blüender ast;
- Wip sunder bruch , wip sunder schranz,
- 5 von dir al wunne üf erden kam
- und alles Wunsches überlast.
- Wip, von dir niüe|en wir ze himelen komeu,
- da:j hän ich in der schritte wol vernomen,
- Sit din gebßnedlter nam
- 10 erglenzet unt git glänzen glast. i, .€
- 8. Zwar wip, du bist ein vrideschilt
- vor sender not, des wol uns, wol,
- da| du uns wurde hie gegeben.
- Wip dir diu meiste menege zilt,
- 5 du sist ein schuole tugende vol:
- des müe:jen wir in tugenden weben
- Suln wir erwerben immer an dir heil,
- so erwerbe wir ouch des himels teil;
- des ist din triuwe an meiles zol:
- 10 sus heiligt uns din reine^j leben.
- VI. CP. 69, a.)
- Ach unt we ! des winders twingen
- hat verdrungen vögelin singen,
- da:j ir ungelingen
- ist leider manecvalt.
- 5 Klegelich ist ir gevaere.
- hin ist alliu min gebwre,
- diu nach herzen swaere
- was wunneclich gestalt.
- Schouwe, wie diu beide,
- 10 walt unde anger valwet, rilich ougenweide
- von sender not sich schalwet! sich, der leste pin
- ist min: ach vrouwe, tuo mir helfe schin.
- Ei wie liep, wie trüt, wie tiure
- ist diu werde vruht gehiure
- der ich sende stiure,
- 2) 5. alle, P. — 6. ein überl. , P. — 7. mufse, P. — kumen, P.
- 8) 2. von sender, P. — 3. warst gegeben, P. — 4. menege] menschen
- an, P. — 5. blgt, P. — 6. wir ouch in, P, — 7. sull wir erberben, P. — 9.
- « allej meil, P. — 10. sus», P. — P schliefst noch zwo weitere Strophen
- n, deren zeilen jedoch nach silbenzahl und reim (meist klingende) verschie~
- en sind, ich halte sie für unächten, spätem zusatz. sie stehn bei v. d. Ha-
- rn ///, 398.
- VI. 1) 2. der voglein, P. — 3. in nun gelungen, P. — 5. gebere, P. —
- , gefere, P. — 7. swsere] gere, P. — 8. minnigUcb, P. — 10. sich valwet, P.
- - reiliche eugelw., P. — 11. sich fehlt P. — des letzten sein, P. — 1*.
- ilffe, P. — 2) 2. zart gehiure, P.
- 254 LIEDBR.
- mich miio) vür eigen geben.
- 5 Noch twingt mich ir mündel süeije,
- und ir niinnecliche gräe|e:
- s6 wünsch ich , da$ müe;je
- got vristen ir da| leben.
- Warte, wie ich brinne;
- 10 da:j hat gesendet Venus mir diu küniginne.
- min leit si dir geklaget; nü hilf bi der ;5it,
- sint da:^ min heil unt min tröst an dir lit.
- 3. Minne, da:j lä| dich erbarmen, :yiiy a,,
- hilf in sendem leit mir armen, tttTiS •
- da| ich müe:je erwarmen
- bi herzenliebes brüst.
- 5 AI min leit so gar verswunde
- swie'ch mich in ir ermlin wunde;
- vreude unt wuune stunde
- hset ich nach herzen lust.
- Wibes güete an ende,
- 10 sprich ja; mins herzen wunne , mich von trüren wende:
- unt tuostu da^ enzite , du vil saelic wip,
- des wünsche ich dir : an ende vro belip l
- VII. CP. 83, t.)
- 1. Von niuwen senden sorgen,
- von niuwer sender arebeit
- wil ich künden
- minen fründen,
- 5 die ein wip mir durch min ougen niuwes hat gesendet.
- Wie wolde ich dar zuo borgen,
- ob allej willeclichen leit
- min gesihte?
- süe^er pflihte
- 10 bin ich von der lieben trüten lieplich gar behendet.
- Ich klage ein leit ob allem leide:
- ach mir wirret,
- da:j ich also gahes scheide
- von so süe|er, zarter ougenweide,
- 15 gen der min muot mit gedanken nimmer sich vervirret.
- 5. mundlein, P. -— 6. minnigleicbes, P. — - 7. das ich, P. — 8. fris(e, P. —
- nu warte, P. — 10. da^l so, P. (vielleicht aber hat man zu lesen: sd hä
- gesenget Venus mich diu küniginne). — 11. geclagt, P.
- 3) 2. mir] den, P. — 5. verswunden, P. — 8. hertze, P. — 10. meine^
- herzen wandeis mich kan von truren wenden, P. — 11. unt tuostii da$ enziu
- fehlen P. ^
- VII. 1) 2. areleit, P. — 5. die ir ein weib durch, P. — 7. willigleiche}»
- P. — 9. süeije, P. — 10. vor, P. — gar fehlt P. — 11. allen leiden, P. -
- 18. auch, P. — 14. eugelw., P. ,
- LIEDER. 2^
- 2. „Wes klagstu großen kumber?
- wer bat dich zwo den sorgen stdn?^^ —
- du mit raete
- du e| taete,
- 5 durch da^ von mir der vil klären keine not erschinet. *^
- Nu sehet, da| ich tumber
- mir selbe sus vertuset hän
- mine sinne.
- ouwe Minne,
- 10 mahtu rihten gen ir, diu si) versteclichen pinet?
- Vür war mich twanc ir wiplich güete,
- schoene und ere
- die ich in s6 voller Vlüete
- bi der lieben vant, da^ min gemüete \n
- 15 jach, e^ wolde bliben da an alle widerkdre.
- 3. „Ir ere, ir güete, ir schoene
- gebiute ich, da^ si dir rehtes pflegen
- g6n ir schulden, ua foirai
- sol si dulden: <»• Vu
- 5 zwar ich wsene, da:j si rihten dir gen ir die sweere." —
- Owc der swinden loene !
- die müesten wider sich selben wegen
- mir ein büe:{en '' ' ' ^'** ■
- von der siie|en : '^^^^ »»Aku hn
- 10 si sint die mir tuont unt vli:jent sich iif min gevjere.
- Ei Minne, du solt selbe rihten,
- süe^e Minne,
- niht enlä:f mich su vernihten,
- hilf, da:j sich diu liebe müeije pflihten
- 15 selber vuoge, da von sich ein troesten mir beginne.
- „Ja beere ich da" sprach Minne,
- „da| ich den vrouwen helfen sol
- gen iu mannen;
- ziio unt dannen,
- 5 solhen wehsei kan ich schenken ie ii* spunden ougen." —
- Da$ ich vor ir die sinne
- hie habe, s6 tuost du, Minne, wol.
- Zwar ein sterben
- muo;j ich werben,
- 10 oder ir güete, der vil klären ^ muoj mich troesten tougen.
- Hei hei, wie du dir selbe lachest :
- 8) 5. die vil klaren die keine, P. — 7. »eiber für tusent han, P. — 14.
- nt] wanck, P. — 15. e:j] ee, P.
- 3) 2. gebiute ichj gibet, P. — 8. schulde, P. — 5. richtet, P. -— 6.
- swinden Jone, P. — 10. gewere, P. — 14. mufs do, P. — 15. solcha
- yge do, P.
- 4) 1. sprach] durch, P. — 5. «pUenden, P. — 10. gar toag«n, P.
- 256 LIEDER.
- var s6 schone !
- wi^^e, Minn, wie dA dich swachest,
- da| du riehen dienest ringer machest:
- 15 la$ mich immer werben nach der lieben trdstes löne.
- 6. Swa| meien lustgezierde
- treit walt, heid, anger, bluomen glänz:
- mir ze stiure
- diu gehiure
- 5 meiet tüsentvaltec ba:j: wol mich, wol mich der hßren
- Min heil hilft tragen die gierde^
- min vreude und al min wunne ganz,
- lust mins herzen,
- senden smerzen
- 10 kan die liebe mir aleine unt niemen ba:j verkören.
- Ich wil, zwar, da:j der wünsch ir blibe,
- der vil zarten;
- swa:j man ie enpfant an wibe
- lobs, des muo:j man gunnen wol ir libe:
- 15 durch da| wil ich ir genäden immer m^r volwarten.
- VIII. CP. 85, a.)
- 1. IHir ist ein wip
- so nahen durch diu ougen min
- gebrochen in da;j herze;
- nu merket, welch ein strä$en
- 5 si ir hat erkorn!
- Des muo^ min lip ...
- von schulden ir gevangen sfn ;
- dennoch so wil der smerze
- Im niht genüegen la^en; ;..^^;^ ,,^^2i tii^7.(.
- 10 des bin ich verlorn;
- Der hat mir brende
- so behende
- an mins herzen pin gcbrant;
- des hat ein siuche sich erhaben:
- 15 swa:j ich von brenden ie bevant,
- da:j ist an sender arebeit
- gen solhen brenden wol begraben.
- 2. Ich kalge min not,
- ich klage min unbewante zit,
- da^ ich alnäch ir hulden
- 12. für also schäme, P. — 15. mich] mir, P.
- 5) 1. mein, P. — 5. mayen, P. — der fehlt P. — 6. hilf, P. — 10. an
- mir, P. •— 14. irem, P. — 15. wol warten, P.
- VIII. 1) 4. strafen] sfen, P. •— 13. meines, P. -— pein, P.
- 8) 2. nnbeweinte, P, — 3, ich nach iren, P.
- LIEDER. 25Y
- mit senen habe gerungen
- 5 wol nach vriundes rät;
- Der giht, der tot
- miiei enden miner helfe strit:
- bist du von solhen schulden^
- min heil sus wser verdrungen.
- 10 seht, nu stille stät
- Min ruoch, daj glücke,
- m da} ^ vlücke
- was unt wände ouch iemer wesen.
- ich wsene im si der vederen -zal
- 15 ü:j sinen vetachen vil gelesen,
- swenn e^ die hoehe vliegen wil,
- da$ e;f muo| vallen hin ze tal.
- 3. Ich suohte mich:
- da vant ich min daz heime niht,
- ich vant ein dinc, da| wolde
- mich toßten al mit lüste.
- 5 lip , wä was ich do?
- Hilf, Minne, rieh
- die wunderlichen wehselschiht ;
- gip wider mir ze solde,
- ob ich erner min brüste
- 10 vor ir lihte also,
- Da| ich behalde
- mit gewalde
- under wilen minen muot,
- und ich von ir gewünschen mac.
- 15 ei, müeste ich tuon, da:} sl mir tuot,
- ich meine dich, unt gsebe si*|,
- da| waer ein wunne bernder tac.
- 4. Min meienschin,
- min wunne bernder vogelsanc,
- min lust gezierte beide,
- min heilschilt tragende blüete
- 5 unt min hoher muot,
- Da| kan si sin,
- al miner vreuden anevanc,
- ei Wunsches ougenweide,
- heilvluot der senfteü güete.
- 10 Minne, bist du guot,
- Erteile ir herzen
- lies, P. — - 7. mufs, P. — 11. mein ruck und lückt», P. ~ 13. was fehlt P.
- - 14. der fehlt P.
- 3) 2. ä&z heime] das han Ich, P. — 3. ich wand, P. — 4. al mill mit, P.
- - 7. wunderliche, P. — 15. luoi] lat, P. — 17. lac] rat, P.
- 4) 2. werder, P. — 7. al fehlt P.
- Frauenlob. IT
- 258 LIEDER.
- minen smerzen:
- ouwe, wes gan ich ir nuo?
- daj gsebe et ir ze swaere^ leben.
- 15 si tuo mir halt swie si mir tuo,
- ich wil ir niemer swajren wünsch
- aldiirch mins lebens leit gegeben.
- 5. Sol vroiiwen pris
- an mir verderben Ane klage?
- ich was d9ch ie des muotes,
- ich in eren gimde
- 5 alse ich in noch gan.
- In welher wis
- sol ich si vürbai mine tage
- nu loben riches guotes,
- alse ich bi wilen kunde^
- 10 dö ich von in san
- Da:j allerbeste?
- eren veste
- Ovaren guote vrouwen ie ;
- DU miio$ ich sprechen alse ich sol:
- 15 ir keiniii wart so süe:je nie :
- wol abe ir munde ein liepllch gnio^,
- er tsete guoten mannen wol.
- IX. (P. 88, b. O. 11, a.)
- 1. War wiltu, saelic wip? wie ist dir also gäch?
- wa| wiltu suochen in so sendem herzen?
- du vindest da niur trüeben muot.
- Hilf, Minne, hilf mir üf der lieben umbeväcb,
- 5 si pinet mich mit kumber tragenden smerzen.
- ,,da hast nu spgete da| behuot.
- Wan sist so kreftic in gezoget,
- si hat gehüset unt wil sin ein erbevoget
- nach mlnem muote in diner brüst
- 10 e;j si gewin, e^ si verlust.'*
- 2. La sten, la sten! du wilt mich tceten, Minne zart,
- tuost du mir niht din troestlich helfen stiuren
- gen der vil süe|eu, klären wert.
- 16. sweren Wunsches, P. _ 17. aldurch mins lebensj leben durch mein, P.
- 5) 4. in fehlt P. — 8. nu loben] loben und, P. — 9. es waren aJs, P. —
- 15. keine, P. — 16. wol abe ir] ab irem, P.
- IX. 13 1 — 8. fehlen in O. 1. War] Wie, P. — 3. niur] vor, P. — 4
- mir fehlt P. — 5. peiniget mit irem kumber, P. — 6. nu] min (oder nun), P.
- — - 7. gezogen, P. — 9. na, O. deinem, P. — an, O. — 10. e$] dat, 0. ee
- F. — gewinnet, P. — e|] dat, O. fehlt nebst si P.
- 2) 1. du fehlt P. —- 2. trostelich, O. — hilff zu stewre, P. — 3. geger-
- ^'^^ "• — keghenste de vil sarten kl., 0. so wert, P.
- LIEDER. 259
- „Nein zwar, des mac niht sin, si ist also bewart,
- 5 din muot, din herze helfent der geliiuren:
- diu wellen niht wan swes si gert/^
- Hat si bese:f^en almin leben?
- ,Jä zwar, da| ist ir willeclichen iif gegeben."
- wie tuon ich denne, Minne, owe?
- 10 „si hat gesigt, swie^ dir erge!"
- Ich han gedaht, wie du mir helfest, Minne, wol: ».t ,iy/
- hat si bese^^en ujines herzen erbe,
- hilf mir ouch in ir herze dort.
- „üa^ wil ich werben ba|, wan ich von rehte sol:
- 5 da hiiete, da| diu liebe iht dich verderbe,
- ir herze ist stsete uf allen ort.
- Bringe ich dich tougenlichen dar,
- so hüeie, da^ diu liebe iht werde din gewar:
- ervert si dich, si tuet dir leit
- 10 mit minniclicher arebeit." :*
- Vil süe^e Minne, vrou, volvar und ende mir:
- kom ich der lieben in ir herzen klösen,
- so enruoche ich niht, swa$ mir geschiht.
- „Ich vüer dich zühteclichen durch diu ougen ir."
- 5 mac abe ich mit der lieben mich erkösen?
- „da:j wil ich leider sprechen niht."
- Mac abe ich ir gewaltec sin?
- „nein zwäre, du bist ganzlich ir unt si niht din."
- wol hin ! ich wil ir eigen wesen,
- 10 e^ si der tot, e^ si genesen.
- Nu dar! nu wie sol ich gebären, Minne, owe?
- „tobn soltu mit dir selben tougenlichen,
- alsam du sist von sinnen komen."
- Owe, so vürhte ich, da$ diu liebe von mir ge.
- 5 „nein swär, ich schaffe, da^ si dir niht mac entwichen."
- nein zwar fehlt P. — sein ihu hin. weii du pist unbewart, P. — 5. Herte
- synne de helfenl, 0. — hilffet der gehewre, P. — 6. de vj^illen n. men wes,
- und wollen n. wen das, P. — 7. all gar, O. — 8. ja fehlt P. — da|] es,
- — 9. was, P. — ich der mynne, O. — 10. het, P. — dir ghe, O.
- 3J 2. si fehlt P. — gar mines, O. — 3. ze helfpt mich och, 0. — irj
- in, P. — 4. weil i. v. rechten, O. — deii ich zu rechte, P. — 5. Dar, O.
- h icht, O. Da zwischen hüt das sie dich nicht, P. — 6. so st., P. — 7.
- hj die, P. Ich bringe dich endichlichen, O — 8. dar zwischen h. , 0. —
- h nicht werden war, O. — dein icht werd, P. — 9. ervart, 0. — se dopz
- , 0. — 10. mit meiner werder arb. , P.
- 4) hat nvr O. 1. niinnenvrucht, 0. — 2. irs, O. — 3. so und ich fjhlen
- — 4. wore d. tuchtigl., O. — 5, 7. aber, O. 5. michj nicht, O. — 7. ge-
- ildich, O. — 8. iwar, 0. — si fehlt O. — 10. das erste si fehlt O.
- 5) 1. sal, O. — 1, 2. ich dort gebaren also musl du m. d. selber, P. — 2.
- izlu m. der sulven tughentl., O. — 3. als ob, O. — kamen, O. — 4. vruchte,
- lebe myr untvle, 0. — 5. nein zwar fehlt P.
- 260 LIEDER.
- sd wol mich, wol, du wilt mich vromen.
- „Jd zwar, si muo:| empfinden we."
- nein , süe^e Minne , da:j an ir da) niht erg^ !
- lA mich den kiimber eine tragen:
- 10 ir sterben teete mich erslagen.
- X. CP. 88, b.)
- 1. Mir lachent bliiomen unt der walt,
- mir touwet suo:jlich durch min ören
- der voglin doenen und ir sanc.
- Wil mir ein wip sin wol gestalt,
- 5 SÄ kan mich vürba| niht betören
- der sne noch ouch des winters twanc.
- Swie si sich gen mir stellet,
- swie diu here sich gesellet,
- in der selben lere ist alle) da| g6n mir gevar,
- 10 swa:j der raei unt winter ie gebar.
- XI. (0. 5, b.)
- „Durch dinster vinster nebel dicken
- blicken siht man grAwen tacj
- in den lüften,
- ob den klüften
- 5 vögele schrient
- unde krient,
- singent alle ir besten dön;
- schön taget e^'* (sus wart ein wahter singen);
- „Ich wecke, schrecke zwen getriute
- 10 liute so ich beste mac,
- da| si wachen
- unt besachen,
- wie si beide
- sich vor leide
- 15 hüeten schiere, da^ rät ich;
- mich kan min muot des tages inne bringen.
- Nuo zuo vruo din hinnevart I
- wart zuo dir, zart,
- 6. so fehlt P. wol magt du wilt mir, V. frumen, O. — 7. mach untvinden
- O. entpinden, P. — 8. mein zarte minne, das das an ir erge, P. nicht en-
- sehe, O. — kumber fehlt O. — 10. ir wee das tet ser clagen, P.
- X. Dieser anfang eines liedes ist in P an das voranstehende ange-
- schlossen als ob er zu ihm als fünfte Strophe gehörte.
- 1. lachen, P. — 2. süfsiglich, P. — 5. betören, P. — 6. winters winters, P,
- XI. 1) 1. dlmster, O. nevels, O. — 2. zieht men, O. — 4. uph, O. —
- 5. schryen, O. — 6. krient] yeghen, 0. — 7. zinghen yrn, O. — 8. taghet ist,
- O. — 9. tzwe ghereute, 0. — 15. red ich, O. — 17. hymevart, O. — 18.
- ae, O.
- 1
- LIEDER. 261
- da| werde gekart ' "
- 80 din Ifp vil balde hinne;
- ich sprich: „sich des Jages schin^
- vin herre min,
- dir nähet pin,
- imt lebstu nach ir sinne;
- 85 wan zwar mich dunkt, der miuuen zange
- habe si in twange,
- da:js j6 lange
- gerne wolde bi dir sin;
- gedenke üf scheiden ! dich niht triegen armes twange
- 30 und ümbevange,
- nim urlop von der vrouwen din;
- ensläf niht mere,
- von hinneu kere I
- der rät ist min."
- 2. Diu vrouwe gnouwe dise wise J «ab ita
- lise ebene do vernam;
- si wart munder
- unt nam wunder
- 5 ob der wehter
- sin gelehter
- tribe in tages dönes ruof;
- uof stuont diu vrouwe gen eim venster warten.
- Die vesten glesten an dem trone
- 10 schöne von der sterne sträin.
- si sprach „guoter
- wehter, vruoter,
- lä din spotten:
- hauen notten
- 15 und ir krei betriuget dich;
- sich, h(Er unt schowe diu voglin in dem garten
- Wie die hie sint siugens bar;
- gar luterbar
- der mäue klär
- 80 noch schint ia dem gesteriie."
- sie hie lie den wehter stän,
- an lieben wän
- trat si hin dan
- unt sprach mit triuwer werue
- 50. von hinnen, O. — 22. trut vrowe inyn, O. — 23. niHchei, O. — 24. mit
- ehlt O. lebes du nach yrn synne, 0. — 25. myr, O. — 27. dat se, O. —
- ?9. dyr nicht treghen, O. — 31. orlob, 0. — 32. uiKslap, O.
- 23 1. genouwo diHBe, O. — 4. unde, O. — 8. uph, O — k«'ghen eyn viii-
- »ter, O. — 9. veslen glesten, H.j ghcslerne gleslorn, O. — 12. vruoter, U.]
- ftowe^ dyr, O. — 15. kreyg, O. — 17. zinghes, O. - 21. /.e ir let, 0. — -
- '1%. Leben, O. — 84. unde — truwen, 0.
- 262 LIEDER.
- 25 ,)inin trüt gesell, des himels speren
- sich nii keren,
- sam sich meren
- wil des lichten tages schin.
- din hianen scheiden kan mir grö^e vreude zerenj
- 30 ich wil dich leren,
- wan du solt varn , dar umbe min
- in armen blanken
- gar sunder wanken
- lä dir wol sin."
- S. Der werde swerde sprach in leiilen :
- „scheiden muo;; ich mich von dir;
- Mars, Saturnus,
- Jövis, Venus,
- 5 die Planeten
- tabuleten
- liuhtent nach des tages schin ^
- vin vröulin zart, nu la^ mich von dir kerenl
- Din ere mere ich bcAväre
- 10 zwäre wan da| leben mir.
- swie durchgeilet, —
- iingemeilet,
- vrouwe here,
- blib din ere, —
- 15 von dir muo| ich scheiden dochj
- och würde e| kunt, e$ möhte uns trüren meren."
- „Ei, hei!" schrei da:j reine wip,
- „blip, süe:jer lip,
- XII. CA. 340, a.)
- 1« Der meije ist aber hie mit niuwer blüete,
- des bin ich vrö, wand er git höchgemüete,
- man beeret aber diu vogelin kallen gen der wunne bernder zit,
- Berc unde tal mit bluomen sint gezieret,
- 5 der walt der gruont, diu heide in blüete smieret
- mit maneger hande varwe, die uns aber der süe|e meije gi(
- June und alt des sint gemeit,
- Sit da$ heide und anger
- swanger mit den bluomen sint:
- 10 alsus ziert der meije siniu kint.
- 26. zieh nern kern, O. — 31. vern zoK, 0. — do uräe myr, 0.
- 3) 8. van dichc, O. — 7. lachten, O. — 8. vrewelyn, 0. la| mir, O.
- 9. mer, 0. — 10. myn, 0. — 14. büpt, O. — 16. mocht uns troren, O.
- 18. lip fehlt O.
- Xn. 1) 3. vogellin, A. — 5. walt gruonet, A. — 6. hant, A. — 8. sid,
- LIEDER. 263
- 2. Swä lieplich liep bi herzenliebe lii|et,
- diu minne alsam ein vederspil sich inu|et,
- si reret leit unt kleidet an sich rieh gevider in wernde| liep.
- Swelch herze in solhe liebe wirt gebunden,
- 5 da| hat mit liebe leit gar überwunden :
- liep unde leit muo:j beidiu liden schöne ein ieslich minnendiep.
- An den armen lieplich liep
- sl liep in den ougenj
- tougen sol man minnen pflegen, ,. ,
- 10 mit gelicher wäg liep widerwegen. ihi
- 3. Ach minne, da| du bist so gar gewaltec "'
- daj dine stricke sint so manecvaltec,
- du teerest manegen wlsen man^ doch sint dir holt junc unde alt.
- Minne, wer mac din wunder volleschriben,
- 5 da| du hegest an mannen unde an wiben?
- dem du vriuntschaft erzeigen wilt, den danket, er hab Wunsches
- gwalt.
- Süe|iu Minne minneclich,
- din nam ist gehiure, ♦
- tiure bistu, da^ ist war:
- 10 doch ist din muot wilder danne ein ar.*'
- XIII. CA. 340, a.)
- Meije in blüete stät,
- der walt sich hat
- aber gegerwet,
- geverwet
- 5 wol gen der wunne bemden sumerzit.
- Seht, sich verwet me
- gras unde kle,
- ein ieslich bluome; -.. ~
- nach niome ^ ''"• »»^^ ^ ^'
- 10 gar verwet sich ir blüete aläne strit.
- Meije uns vreuden git
- beide lit
- wunneclich geglenzet, über al
- man hoert vogelin singen ir süe:jen schal.
- 15 Des Sit höchgemuot:
- wip diu vröuwent ba:^ dan aldes meijen bluot.
- 2) 1. herzenliebü lusset, A. — 3. rieh] lieplich, A. — 4. solichü üebi, A.
- - 6. liden ein ieglich minne enpflegen, A. — 10. wage, A.
- 3) 3. holt beidii jung, A. — 6. Wunsches, A. — 7. minnencüchü, A. —
- ). Ar, A.
- XIU. 1) 1. blut, A. — 14. vogellin, A. — 15. »int, A (stets). — 16. al-
- *8 des, A (stets).
- 264 LIEDER
- 5
- Reiner wibe gruo|
- tuot sorgen buo|,
- ir lieplich lachen
- verswachen
- 10 kan manegen senden kumber mit lieber tM,
- Wol daj wip, da$ hat
- cren rät
- in ir herz gesenket , wol ir gar:
- reines wibes güet tuot sorgen bar.
- 15 Des 'Sit höchgemiiot:
- wip diu vröuwent ba| dan aldes meijen bluot.
- Rost da| isen zert.
- sus underwert
- zert wibes minne
- die sinne
- 5 gar an vil manegein mau. Vdnus din roup
- Der ist manecvalt;
- gar ungezalt
- sint diniu wunder
- besunder,
- 10 gar du legst maneges schallen, sam wai^er stoup.
- Miltou grüenei loup
- machet toup.
- alsus toubt diu minne manegen man,
- doch nieman ir güet volschriben kau.
- 15 Des Sit höchgemuot:
- wip diu vröuwent ba| dan aldes meijen bluot.
- 2) 6. wip, A. — 10. lieber aus lieberen gebessert, A. — 13. so wol, A
- 3} 1. zeref, A. — 2. underwSret, A. — 5. rob, A. — 11. lob, — A. —
- 13. »ust toubel, A. — 14. guti, A.
- ERLAlITERlIIVGElV.
- »>^JJ'''* ^^^
- LEICHE.
- I. Unserer Frauen Leich.
- 4. Vor miner oiigen anger] in dem ber eiche meiner äugen.
- 8. die kröne mit zwölf steinen (nach andern: zwölf sternen)^
- welche die h. Jungfrau trägt , war von den engein gefertigt wor-
- den um Lud f er damit zu krönen. Im wartburger kriege, 84 /f.
- wird diess also erzählt:
- Sol ich die kröne bringen viir?
- diu wart geworht nach sehszic tüsenfc engel kür,
- die wolten got von himelriche dringen.
- Sich, Lucifer, da wart si din.
- swd (hie) noch werde, wlse meisterpfaffen sin,
- die wi|:jen wol, da^ ich die wärheit singe.
- Michael der sach gotes zorn von übermuotes twäle :
- die kröne brach er sunder danc
- dem engel von dem houbet, ein stein drü| gespranc,
- der wart doch sint üf erden Parciväle.
- 7. in siben liuhtaBren] umgeben von sieben leuchtern, nach Offenb.
- Joh. Jj 12 — 20. IJj 1. IVj 5. XIV, 1. vgl. die Hätzlerin^ U, 63.
- 75 — 81.
- 13. den bluomen] Christum.
- 16. die trüben ir lie:jet iuch swaeren] Nach dem hohen Hede XLII.
- illch hän geilen minen veira unt mines süe|en honeges seim unt hän
- ij getrunken minen win.
- |i 5. ringen nach süe^es meien horden] streben nach den schätzen^ den
- \freuden, des süssen maien. — Das wol dieser zeile ist mit dem sol
- in zeile 13 gebunden. — Diese stelle bezieht sich auf das hohe lied
- XXXII: jjUie wingarten blüende sint: da vröuwent sich der minne
- |kint; unt der turteltuben sanc vaste durch min ören klanc." oder
- nach Willirams Übersetzung des hohen liedes 42.' Turteltuben
- stimma ist vernömen in ünsermo lante. die wingarton bluojent, unte
- diu blüot machet süozen stank.
- 9. arten] wohnen.
- 10. dir zarten] dir wohlthun^ dich ergötzen.
- 13. virren] fern sein.
- 16. im lösen] ihm schönthun, ihn liebkosen; hier ohne den ne-
- bensinn der falschheit, des truges.
- 8. sunder wiht] ohne grundy ohne zujeck.
- 268 ERLÄÜTERUNGE N.
- 11. milch] : drilch Cv ^^) innerer reim, wie wol C^, bj: s
- 1% — 14. Ich waene wol, in sol den zol sin munt machen vo
- ich vermuthej sein mund wird euch misschelten C^uch die rechnun
- auf'zählung im einzelnen) vollkommen vorlegen.
- 15 — 17. sind als frage des scheltenden zu nehmen : warum sin
- die Wächter der Stadtmauer gekommen ^ nahmen euch den mantel
- Man vergleiche dazu die deutsche bearbeitung des hohen liedes XVI
- Der stat huotaer mich vunden
- in jämerigen stunden:
- die slilogen mich, da| ich wart schrin,
- unt uämen mir den mantel min,
- die der turne pflägen
- unt bi der müre lägen, /f.
- bei Williram 81 .* In den sorgon vündon mih die wahtare, die de biiri
- ümbegent; sie slüogon mih, sie seroton mih^ die mürhüotela uämoi
- mir min lächan.
- 18 — 21. wa$ suocht — diu liep] anrede der hüter der stadt.
- 19. kein la||en, wir va^^en diu liep] kein träge sein Cffi^Oy ^
- ergreifen die liebenden. Oder hat man zu construiren: kein (gön
- la||en wir va|:jen : wir greifen nach den lässigen^ trägen C^ie dei
- thorschluss nicht achteten)? dann muss man statt diu liep lesen: di
- liebe Cnit F P), tmd wandel C^. 22) als nähere bezeichnung dazt
- auffassen.
- 21 — 22. sin drilch hat an iuwern wunden gar dursunken dei
- wandel] sein dreifach gewebe C^r ei faltigkeit) hat durch betrach
- tung eurer wunden gründlich erkannt den fehler^ den ihr begangen
- habt, dursinken, durch Versenkung seiner selbst in etwas dasselbi
- erkennen ?
- 5, 3. mit richem smacke] Nach dem hohen liede, XXX J.
- * Welhiu ist diu also vert,
- unt ricliiu ere ist ir beschert?
- alse ein golt vert si da hin,
- lichter vil dan ein rubin
- si liuhtet durch die wüeste.
- ach, deich si kennen müeste.
- alse ein busch gar violin,
- wirouch, mirren vüert si liin.
- bei Williram 51; Wer ist disiu, diu da ül ferit durch die wuost^
- als ein clileiniu rtMIigerta vone mirron unte vone wiroche unte vone
- demo stiippe ällerslähto pimenton?
- 16. iuwer huf da saget er luf J luf C<^dj.) verzeichnet zwar
- Grimm C^r. I [Z ed.] 155) ^ aber ohne eine bedeutung dieses Wor-
- tes anzugeben. Ich vermuthe die bedeutung: glatt, schlüpfrig , ge-
- stützt auf ei'lof fit, relabitur, von Graff 11^ 207 wohl mit unrecht
- auf hlaufan zurückgeführt. Gehört das schwedische lufwer, hoino
- astutus auch hieher ? oder das dänische adj. lubben , gut hei leibey
- {
- ERLÄUTERUNGEN. MI
- fleischig ? Hängt es irgend wie zusammen mit dem Inf der schiff er^
- spräche, das man freilich gewöhnlich auf luft zurückführt?
- 18. diu dieher] So habe ich die sinnlosen Wörter, die alle hand-
- schriften hier bieten, verbessern zu sollen geglaubt^ nach dem
- hohen Hede XI. ^
- Der hülfe valten st^nt dir schön,
- du vürsten tohter von Sion;
- din diech als vürspan sint gestalt,
- gesmidet von hohes smides gewalt.
- Uoffmann von Faller sieben liest dagegen: din 6re guldin vürspan
- sin. — Bei Williram 113 heisst es: B'Az gecnüpfe dinero dleho dhz
- sint hälsziereda, die der gesiuidot sint mit geleretes listmesteres hänt.
- ,1. Vgl. Offenbarung Joh. I, 4.
- 4. äne valles wän] ohne furcht des falles.
- 5. da wart gebent der ssBlden ban] da ward das gebot des heiles
- ausgerufen, bennen, haute, gebieten j entbieten.
- 14. kust, stf., trefflichkeit , eigentlich das was man geprüft hat
- und auswählt.
- 16. entslie:jen] eröffnen, aufschliessen.
- 17. ein überwunt] Zw den beiden von Grimm, Gr. II, 778 ver-
- zeichneten Substantiven uparwint, ubarwant findet sich hier das
- dritte; die bedeutung desselben ergiebt sich von selbst.
- 4. dines geistes ernej die ernte deines geistes.
- 5. der jungaltej oder auch unverbunden der junge alte bezeich-
- net Christum, jung als mensch, alt als gott.
- 11. liuhte] Frauenlob scheint bei dem verbum liuhten den unor-
- ganischen rückumlaut nicht haben eintreten lassen; wenigstens
- deuten auch die handschriften, die nicht iu selbst haben, auf iu
- hin, nicht auf ü; leitet, F. keuschlich don, P.
- 4. alle troene] alle throne des himmels, die sitze der heiligen.
- 8. ze siner rehten siten] Maria sitzt zur rechten der gottheit;
- aber zur linken ist nach orientalischen begriffen der ehrenplatz.
- 9. :KitenJ zeitig reif werden.
- 14. des wisheit selch] Ich weiss nicht, ob das adj. selch mit
- dem süddeutschen sellig, sullich, sehr gross, zusammenzustellen ist.
- Schmeller III, 229 sagt: sellig wohl eher dtinnyicog statt sölich,
- solch, als dem angelsächs. sellic, sillic ("= altsächs. seldlic, goth.
- sildaleiks), mirabilis, stupendus, vergleichbar. Könnte selch nicht:
- scharf, durchdringend, bedeuten ? wir haben ein verbum seihen, salb-
- te, dürren, trocknen C^om fleische gebraucht) und ein verbum sul-
- hen, einsalzen C^uch vom fleische gebraucht); beide verba scheinen
- 1 jedoch zusammen zu gehören und auf ein starkes verbum silhu, salh,
- i sulhumes, solhandr zurück zu fuhren, dessen grundbedeutung viel-
- leicht: scharf, hart sein, eindringen ist. Man vgl. das angelsächs.
- sulh, aratrum; das dänische syl, spitze, stächet; das altnord. sila
- (für silhaV) einschneiden.
- 23. des alten swindes] Nur die spätere handschrift P hat: des
- 270 ERLÄUTERUNGEN.
- alten veindes, welche lesart freilich deutlich ist. Nur lässt «icj
- nicht recht begreifen, wie, wenn Frauenlob des alten vlndes schrieb\
- daraus: des alten swindes, A; d. a. swinde, I; d. a. «winden, Ij
- werden konnte, da kein auf s ausgehendes ivort unmittelbar voran\
- geht. Ein subst. muss mit alten verbunden sein, da ^ so viel ia\.'^
- weiss. Lud f er nirgends einzig durch „der alte" bezeichnet iviri^^
- Will man nicht ein vom adj. swinde abgeleitetes subst. swinde, -esjj
- der getvaltthätige y starke, annehmen, so wird man wohl die lesar
- von I ßiioselbst swin.de adv. ist) und auch die von A zu verwerfen
- und sich entweder an F des alten swinden C^es alten gewaltthätih
- gen), oder an P des alten vindes (der alte vint, altvtant, heisst ofl)
- der teufel, z. b. in Muspilli) zu halten haben.
- 9, 1. diu grü;je von der kür] die grosse durch die tvahl.
- 14. hermelwiselj das weisse wiesei, symbol. Christus.
- 18. zwiselj stm., gabelförmiger ast. Ziemann hat nur diu zwi-
- sele, -en.
- 18. misel] stm., miselen und niselen sind gleich bedeutig:
- schmutzregnen , fein regnen, also: der helle misel, der feuchte
- schmutz der hölle.
- 19. sunder priselj die priselbeere , berberisbeere, bärentraube ist
- gemeint
- 10, 1. kurc] offenbar j, deutlich, gehört wohl zu kiusan und bedeutet:
- gewählt, ausgesprochen.
- 10. durcligiiemen] durch und durch erfrischen. Da sich ahd
- guomo neben guomo findet; da sich in süddeutschen mundarten
- guem , und die verba guemen , guemezen neben gaumen , gaimen
- nachweisen lassen C^chmeller 11, 48); so ivird wohl auch ein dem
- ahd. gauman, reficere, entsprechendes mhd. giiemen CPir goumen)
- zu vertheidigen sein. Zivar wäre durcligömet : geblömet unserm
- dichter mundgerecht; aber er sagte schwerlich römen, sondern nur
- rüenien; nicht töinen, sondern tiiemen (magnificare).
- 84. er warte siner Innen] er wartete, dass sein wille geschähe.
- — lune, sivf. Wille.
- 25. mich brünen] wie 17. er vester. — mich die braune. Vgl.
- Grimmas einleitung zu Konrad^s goldner schmiede.
- 26. von senfte der alrünenj Alrfine ist der deutsche name der
- Mandragora ; aber auch der schlafapfel C^ie schlafbeere, wolfkir^
- sehe) heisst alraun, doch ist hier ohne zweifei die Mandragora ge-
- meint.
- "^*' 87. mich wart slafen] ich begann zu schlafen, ich schlief.
- Orimm hat in der Grammatik IV, 231 — 253^ ivenn ich recht ge-
- sehen, kein beispiel eines mit werden umschriebenen impersonals.
- Die Varianten unserer stelle, zumal die lesart von A: mich wart
- slafende, scheint mir beachtenswerth , da (vorausgesetzt dass das
- fehlende durch nicht zu slfifende veranlassung gab, d. h. dass slaf-
- ende nicht aus slafen durch ward) sie lehrt, dass wie bei per-
- sonaler Umschreibung ich wart slafende = ich wart slafen, attch bei
- ERLÄUTERUNGEN. 271
- impersonaler das particip gesetzt werden durfte. Dieses släfen ist
- übrigens wohl auf das schwache släfön (mih släphöt, IV, 23 O zu-
- rückzuführen,
- 88. in unser phorten leisten] leiste, glossirt in den Sumerlaten
- callipodiiim; es entspricht also tinserm erker, söller. dieser ist
- aber gewöhnlich über der thüre des hauses.
- 31. sin behiuren] sein beseligen, von hiure, roansuetiis, mitis,
- beatus.
- 38. 2unen] einschliessen ; braucht Frauenlob ein niederdeutsches
- jEÜnen = ziunen, oder ist ahd. neben zunjan, ziinnan auch ein zü-
- B^n, zünen anzunehmen?
- , 1. Der smit von oberlande = gott. vgl. W. Chr. zur gold. schmiede
- Kuonrätes von Wurzburg, vorrede, s. XXVll.
- 87. der niuwe tac] das christenthuni , gegenüber dem juden-
- thume, der alten naht. Vgl. 157.
- 28. grälj Nur über die ursprüngliche bedeutung dieses Wortes ei-
- nige ivorte. Das beste darüber hat San Marte zusammengestellt in den
- mittheilungen aus dem gebiete historisch- antiquarischer forschung,
- herausgegeben vom thüringisch- sächsischen vereine etc. 1837. C^II,
- 8.^ Die ältesten formen, in denen das wort gral vorkommt, sind
- garalis, gefäss, becher ; Älfric gloss. Anglo-Saxon. ed. Sommer
- ?. 80. — 8) gradalis, graalz^ „gradalis, sive gradale gallice dicitur
- scutella lata et aliquantulum profunda, et dicitur vulgari nomine
- ?raa]z." Tissier, Biblioth. PP. Cistert. tom. VII, p. 98. — 3) greal.
- In den Assises de Jerusalem (^18 — 13. jahrh.) wird greaux mit
- jscutelles glossirt. — 4) grasal. Borel , in Tresor des antiquites
- 'ran9aises sagt: „grasal (mot Gascon), vaisseau de«terre, qu'on
- lomme encore grasal a Toulouse et a Montauban, parceque ces vais-
- iieaux sont faits de grais cuir.^^ — 5) gratiale, un plat oü l'on ser-
- ^oit des dragees (graillonsj. — 6) greal = sang real. Zu dieser
- verwerflichen deutiing gab die form sangreal, d. i. saint greal, ver-
- mlassung. — 7) garal aus arabischem al gar C^ie amiral aus al
- ;niir?) die höhle. Diese erklärung scheint eben so verwerflich wie
- He unter 6J angeführte. In dunkler sache fällt die entscheidung
- chwer. Aber die formen garalis , gradalis , grasal (garalis ist viel-
- eicht aus gradalis oder grasalis entstellt) scheinen mir besonders
- »eachtenswerth, da sie, als keltische Wörter genommen ßind in
- England taucht das worl gral zuerst auf), auch noch eine andere
- edeututig gewähren, die zum wesen des gral es trefflich sich
- chickt; gradhail bedeutet nämlich auch: liebreich, lieblich Own
- jrad und arohuil) und grasail (von gras und amhuil) gütig, gnädig.
- •Vie nun, ivenn die bedeutung gefäss ^Schüssel, becher) sich erst
- ms der ursprünglichen, adjectivischen sich entwickelt, und gradalis,
- .rasal eigentlich: den als ein zeichen der gunst übersandten becher
- trank), oder die aus gleichem gründe gebotene schüssel Opeise)
- edeutet hätte ? Damit Hesse sich auch 5) gratiale recht wohl ver-
- inigen, dessen stamm ja gratia ist. Wie nun das französische
- 272 ERLÄUTERUNGEN.
- gre (bon gre, mal gre) aus gratum entstund, so dürfte auch grei
- aus gratiale entstanden sein. Und dazu Hesse sich auch noc
- nachweisen, dass die keltischen Wörter grad, ainor, und gra;
- favor mit dem lateinischen gratus, gratia der gleichen würzet an
- gehören.
- 29. da mit der eren künic den leiden übervaht] Unter den leiden
- König hat man den „fürsten dieser weW zu verstehn.
- 30. der von violvelde] Christus; das violvelt ist Maria. goU
- schmiede XLIL
- 31. mir wart ein liir|gewic an mlnem gelde] Das hirschgeweil
- welches die Jungfrau zu ihrem lohne bekam, bezieht sich wohl au
- gold. schmiede 1390 etc.
- 38. ü^ dem gezelde] ans der wohnung der menschen? Die fori
- gezelde wäre niederdeutsch,
- 33. ich worhte pfriemen und enbant diu alten reht] pfrieme mus
- hier nadel, stächet, bedeuten, womit geflochtenes Cbcind, s
- u. s. w.) aufgelöst wird; das band aber sind diu alten reht.
- 12, 3. ein Spiegel, da got von erst sich inne ersachj Weil Christu
- ohne Verletzung der Jungfräulichkeit geboren ward, heisst er da
- bild, das aus dem Spiegel C^. i. Maria) heraustritt. Vgl. KL, J,
- spiegelsehender kunft gruntsippic blic.
- 14. lüen, lüejenj brüllen. — Die stimme des löwen, die sein
- todtgebornen kinder ins leben ruft C^gl. ML. IT, 1 — 2), wird sons
- auf Christum angewendet, der durch seinen ruf am kreuze un
- zum ewigen leben erweckte, — oder auf gott, der Christum in
- grabe erweckte. Die anwendung dieses bildes auf Maria hat ihret
- grund in ihrem mittler amte zwischen gott und menschen, der ei
- fürsprecherin sie ist.
- 22. ir saffes brehender smac vil gelvver varwe treit] alle hand
- Schriften haben gelwer, keine gelpfer. Man vgl. die anmerkung zt
- 2dS, 15. — brehen, vom licht ^ wasser, färbe gebraucht, bedeute
- glänzen, leuchten; vom duft der blumen (smac), kann es nut
- scharf sein, durchdringen , allenfalls ausstrahlen, bedeuten.
- 23. zinsic] ergiebig. — von z'ms = census.
- 24. in Sprunge stänj entspriessen, hervorkommen.
- 25. den wei^ej Christus, weil man nach kathol. ansieht ihn im
- hrote geniesst.
- 26. in gotes tougen] mit beztig auf die transsubstantiation isi
- tougen, mysterlum, gewählt. "
- 30. der ton] vgl. goldne schmiede XXXIV, 33.
- 32. min schar gar klar var] Diese zeile verstehe ich nicht, da
- ich schar nicht deuten kann.
- 36. ich wart, ich leit, ich brach den tot] so sagt Maria von sich,
- weil Christus als mensch fleisch von ihrem fleische war.
- 37. ich kam ein Adelheit] Der dichter lässt Maria sich Adel-
- h£it nennen, weil sie allen adel in sich trug. Eben so nennt sie
- Christum ihren Engelmar 0^. 38), nach seiner göttlichen natur,
- ERLÄÜTERÜNGEiV. 213
- diesem letztern namen eine bedeuUing gebend, die er eigentlich nicht
- hat, nämlich: „der von den engein gerühmte.^^
- ij 1. Ich schrecke als einer der dii bürge velset, wan ich bin üf ge-
- scho|:jen als ein cederboiinij schrecken kann hier nicht wohl terrere
- bedeuten, sondern ist vielmehr auf ahd. screcchön, springen, kräf-
- tig einhergehen (exultare), zurückzuführen, bürge velsen kann
- aber wohl nur bedeuten: bürgen aus felsen errichten. Auch Boppe
- CUagen MS. II, 38 O sagt:
- tuost du da$, werder ritter wis,
- so vvirt din pris,
- din nlich lop, din werder name in eren wis gevelset.
- wo velsen: felsenfest bauen, gründen, (e deuten wird. Der aus-
- druck: bürge velsen hat übrigens etwas ungeheuerliches , riesen-
- haftes, und es erregt staunen, ihn auf die h. Jungfrau angewandt
- zu sehen.
- 4. den cipres ich vürschoenet hän] ich bin der cypresse an Schön-
- heit vorausgekommen? oder ich habe sie verschönert, geschmückt?
- 8. den wagen ich splse] au/fallend ist der „wagen" ^ im hohen
- liede, worauf sich diese stelle bezieht, ist von einem tische die
- rede, bei Williram 52. heisst es: Der cüning Salomon mähhöta imo
- selbemo einan disk des hölzes vone Libano. Die siUe, da der disk
- Ulfe lag, die wäron silberin. äbo diu line berga, diu was güldin unte
- diu stega was röth. äbo daz mittelöde des diskes daz was samfto
- ante minlicho gegradet durch die junkfrowon, daz sie lihto ze demo
- diske üf getretan nitWiten. — Hat man also wagen zu streichen und
- tisch dafür zu setzen? — Vgl. auch KL. 17^ 14. wo das kreuz ein
- tisch und Christus die spise darauf genannt wird. Auch auf dem
- altartische liegt Christus als spise (rt^s hostiej , so dass Maria
- sagen kann: ich versorge den tisch mit speise; wagen weiss ich
- nicht zu deuten.
- rV 14. min üfganc] der tritt des wagens , durch welchen man ihn
- besteigt? der tritt zum erhöheten tische C^gL minlicho gegradet)?
- , 1. min gewant] ihr leib, das kleid ihrer seele ist gemeint, der
- diess gewand fertigende Schneider ist also der schöpfer.
- 10. da| er u:j minen kleiden sneit im kleider an] bezieht sich auf
- die menschwerdung Christi, wie alle folgenden bilder bis v. 30.
- 30. sus ich verwant die geister] wohl das früheste beispiel eines
- plur. masc. gen. auf -er, denn so viel ich weiss, kommt geist nie
- als neutrum vor, was allerdings bei got, ort der fall ist Wie
- mit geist verhält es sich auch mit rand. Hier : sus ich verwant die
- geiste zu setzen, verbietet v. 15 (der meister hei:jet meister) wo man
- I nicht meister in meiste ändern darf, schon weil dadurch das wort-
- I spiel meister = magister und maximus aufgehoben würde. Wollte
- man v. 30 ändern: sus überwant die geister (//. i. geiste er), so
- thäte man den handschriften gewalt an. — verwinden hier = ver-
- I winnen.
- Frauenlob. 18
- 2U ERLÄUTERUNGEN.
- Id, 10. übersageii eineu gen einem mit einem] anklagen einen bei einet
- iveyen eines.
- 13. enelentj die Verbannung y die Menschwerdung Christi ist ge
- meint
- 21. nicht: des gr6:jen grüe:jers?
- 84. die wahter miner bürge] die die h. Jungfrau bewachenden
- ihre hausgenossen. — unter ihrer bürg versteht sie ihren leib.
- 89. ich menschen] = ich den menschen.
- 16, 1. der ersten sache kint] vgl. KL. /, 4.
- 2. ein understande, in der gewalhet sint die drij ein gefäss, bot
- tich C^um unter stellenj, in ivelchem die drei Cp^^^'^onen in der yott-
- heitj herumgewälzt C^ingeschlossenJ wurden, walhen, auch Flor
- V. 2563. iint hie:j den stein üf dem grabe walhen von der stat hei
- abe. walben hängt mit walken wielc und 7nit walgen walgete
- aber auch mit weihen, welken (ahd. walachön, welchön) zusammen
- Ur. V. d. Hagen zieht gevelset vor.
- 3. mä^haftec] wohl = me^haftec, abgemessen y messbar. S. Wa
- ckernagel , lesebuch J, 154, 32.
- 7. des habens ich gelegenheit] ich eine gelegenheit zum anhal-
- halten Cum nicht zu fallen)? — Noch jetzt sagt man in dei
- Schweiz: hebe dich = halte dich; es hebt nicht, es hält nicht.
- 9. min gestalt in slner jagen] jagen, durch nachspüren erken-
- nen , erfassen?
- 10. welch iinderscheit mac da;j gedagen] welche Unterscheidung
- mag davon schweigen.
- 11 — 13. diu menscheit unser eigen — — den ich gebar] die
- menschheit Christi muss unser eigenthum C^ie menschliche naturj
- immer an den tag bringen, da er weder eine zuthat noch einen
- mangel hat, ausgenommen , dass er den ich gebar , ein gott ist.
- 23. da:j Avimder mir der engel brach] das wunder hat der enget
- mir erklärt. Das wunder tvird als etwas geschlossenes gedacht,
- das nur durch gewalt geöffnet^ zum verständniss gebracht wer-
- den kann.
- 26. nam in mir bernder künste nar] nahm in mir die nahrung
- hervorbringender kunst.
- 17, 2. Ava^ sich ü| der mische drischetj was aus der mische sich son-
- dert, hervorkommt, zu dreschen, vgl. man Wackernagel im Wör-
- terbuch zum lesebuche unter driscilla.
- 7. Averden und unwerden brechen mit gebürte] durch die geburt
- das werden und nicht werden aufheben, zur entscheidung bringen.
- 10. worhtlich] wirksam. — Alles von 17, 1. — 17, 15. gesagte hat
- auf die Verbindung der beiden naturen in Christo, die im leibe der
- Jungfrau vorgieng, bezug.
- 19. behuren] C^urch kauf, miethej erwerben. Süddeutsche
- mundarten haben hauern, hauren neben haudem, kleinhandel C^uf
- karren u. s. w.J treiben; Stalder hat ein huren, niederhocken C^gl.
- hoek, kleinhändlerj.
- ERLÄUTERUNGEN. ^^
- 80. me$|eii] stf. Schöpferin, gestalterin; vgl. das altsächsische
- netud, M. s. w.
- 25. iiigu|] Coder inguij?) stm. itifluenz , einwirkiing?
- 26. ehsen] achsen, die achse geben. — spere stvf. hall y kitgely
- immelskörper , stern. Man findet spere und spaere = sphsera.
- 28. tiufe] stf. nebenform von tiefe.
- 29. enpfloehen sich] sich entziehen durch flucht.
- 3. die sich dries drien, die sich dreimal verdreifachen. Vgl. 313^ 17.
- '' 4. die steige, velle] von steic, stm. val, stm., das emporsteigen
- ^d hinabfallen der töne ist gemeint.
- 5. in niun koeren] in neun chöre Ochaaren) sind die enget ein-
- elheilt, wohl nach den neun Sphären des himmelsy die man frü-
- er annahm. Vgl. 286^ 15. 304, 1.
- 8. troenen] auf den thron setzen.
- 10. zerteil] = zarten schön thun , sich ergötzen.
- 11. schiltgeverte] heisst der mit einem zum gleichen heerschilde
- "ihört. Aus sieben heer Schilden bestund ehedem der deutsche heer-
- mn.
- 12. wser min goiime] war mein genuss, meine freude, mein ver-
- ngen.
- 3. beizen] in die rinde pfropfen; pflanzen; von pellis.
- 4. den boiim] Nach der legende holte Seth aus dem paradise
- n reis vom bäume des lebens^ welches er auf das grab Adams
- fanzte. aus diesem reise ivuchs der bäum, der später zum kreuze
- kristi verwendet tvard. Vgl. KL. 15^ und das niederdeutsche ge-
- cht van deme holte des hilligen kruces (eine Verdeutschung des ^
- ederländischen gedichtes Jacobs van Maerlant) in Staphorsfs
- imburger kirchengeschichte^ bd. IV.
- 13. wunder stellen] wunder verrichten; eigentlich: zum stehen
- ingeuy aufrichten.
- 15. den ich sache] denen ich Ursache hin. Vgl. sache = got,
- ?L. 16, 1.
- J. vgl. UFL. 5, 14_, 15. — hei:je] für hei;jen.
- 18. nibin] bei diesem wie bei allen im folgenden genannten edel-
- 'Anen und den aus ihren namen gebildeten verben hat man sich
- e kräfte, welche das alterthum den steinen beilegte, in erinne-
- ng zu bringen. Man sehe: Über die kräfte der edelsteine, nach
- m glauben des mittelalters , eine abhandlung von Büsching im
- 'isetim für altdeutsche literatur und kunsty 11, 52 — l45; Hahn,
- e kleineren gedichte des Strickers, s. 44.
- '16. da:j bluot verstellen] den fluss des hlutes hemmen.
- • 17. die vluot des jamers vellen] die flut des Jammers fallen
- %chen.
- 24. der angeborne nebel] die menschliche unvollkommenheit in
- istigen dingen, kurzsichtigkeit.
- 25. roup der mandel] kaum hat man zu lesen: roup des mantels,
- it bezug auf FL. 4, 15 — 17/ aber roup der maadel weiss ich nicht
- 2T($ ERLÄUTERUNGEN.
- zu erklären, denn dasa Maria mandel, mandelhanm, mandelblüth
- genannt wird (s. W. Grimm, einleitung zur goldenen schmiede XM
- ff.) dient nicht zur aufhellmig dieser stelle.
- 26. tichenl teich, hervorbringen, bewirken.
- 29. raitsaiiil sanfty milde.
- IL Kreuzleich.
- 1, 1. wunderwernder] Beide handschriften haben so ^ und nicht wim
- derbernder, das ich vorziehen würde. Ändern wollte ich jedoc
- nicht, obgleich ich wunder wernde weiter nicht belegen kann,
- Frauenlob sich vieles sonst unerhörtes erlaubt und die handschri^
- P nie b mit w vertauscht, wunderwernde kann nur bedeuten: wui
- derbar dauernd, immer dauernd. Vgl. wunderküen, wunderschoen
- u. s. w. An trennung der beiden Wörter : ö wunder , wernder süe|
- ursprinc ff. ist nicht zu denken, eben so wenig darf wunder al
- gen. plur. (ö ursprinc der wunder wernder süe:je) genommen werdet
- 3. der ersten sacliej Diu erste sache Cpi'ima rerum causa) be.
- zeichnet bei Frauenlob immer gott den vater, was hier ein für all
- mal bemerkt wird, da dieser ausdruck sich häufig bei ihm vorfin
- det; sechic dincj dagegen, die causa disponens, im gegensatze zu
- ersten sache, der causa creans, bezeichnet ihm Christum. Es sin
- dies bezeichnungen der scholastischen dogmatik.
- 4. ir wesen] so heisst Christus^ weil er mit dem vater vo
- gleicher Wesenheit ist. — wegender sin] heisst er, weil er mittle
- zwischen gott und weit ist (wegon, intercedere).
- 5. tirmic] tirmen, termen (terminare) bedeutet 1) fest stellen, 2
- zu eigen machen^ 3J) weichen^ 4) erhöhen, 5J hoch sein; tirmi
- daher hoch, erhaben. — spiegelsehendiu kunft] bezeichnet die mensch
- werdung Christi, weil er aus der Jungfrau kam, wie der blick au
- dem Spiegel kommt, d. h. ohne ihn zu verletzen. Der ausdrucl
- ist sinnbildlich und bezieht sich auf die jungfräuliche gehurt dei
- Maria.
- 6. gruntsippic blic] blic heisst Christus in bezug auf obiget
- bild, gruntsippic aber, weil dem gründe aller dinge verwandt.
- der zit gewegen in geschult] wahrhaft und wirklich in die zeii
- (zeitlichkeitj gekommen.
- 7. mit im wart bündic sigenuuft in dir, du ff.J mit ihm, dem
- blicke, d. h. der mens chiv er düng , trat der sieg in bündniss; durch
- deine menschwerdung wardst du Sieger über die macht der hölle.
- 8. griffic, sihtic, immer gebende^ iht] Christus heisst ein greif-
- bares, sichtbares wesen (iht) weil er mensch ward; und immer
- gebende, weil er immer giebt, immer genädig ist; darum hiess er
- auch V. 1. süe^e ursprinc, quell der süsse, genade, und hochswe-i
- bendes vlu|;jes nam, hoch schwebender, d. h. vollströmender fluss.\
- — vlu^ies name = vluj, wie im Parzivdl 230, 10. viwers name =
- viuwer.
- ERLÄÜTERÜNGEIV. 2^*^
- — 4. Gotty die causa creaus, ffeht mit Christus ^ der causa dis-
- ponens, vor der zeitj d. It. vor der schöpf'nng, zu rathe, und
- nimmt seinen rath an, d. h. die menschwerdung Christ loar schon
- vor der Schöpfung der weit beschlossen. Gott heisst Christi geselle,
- weil beide gleich, geselle din = diu geselle oder der geselle din.
- 4. nam dich, mit dir din ewic hört] er nahm dich Oind) mit dir
- deinen ewigen hört Cder gnade) an. Setzt man das comma nach
- dir, so würde der sinn sein: Er, dein ewiger hört, nahm dich C^en
- rathj mit dir C^em rathgeberj an.
- 5 — 7. imtirmic stelle] unbestimmbares sternbild; das die geburt
- Christi anzeigende ist gemeint^ Matth. 2, 3. — Bei Ottfried V, 17^ 29.
- indet sich iiuagano gistelli, lusa major und minor bezeichnend.
- Hat man vielleicht v. 6. vor dir ungemachet] d. h. vor deiner geburt
- mer schaffen y zu '^lesgn? diess würde gut zu untirmic passen. —
- tvachen, vom sternbild gebraucht, sichtbar sein.
- 7 — 8. niiir besachet erschein nach biirt sin einic wortj Chri^
- ituSy das einige wort gottes, ist nicht erschaffen (creatus) sondern
- %ur caiisatus (besachet) nach der scholastischen dogmatik.
- 1. in geiste] im geiste voraussehend.
- 3. min brüst dich bern verbar do niht] meine brüst Oils sitz des
- villesj unterliess nicht dich zu erzeugen. — Oder wäre auch hier
- )rust = briinst, wie Zl%, 18. 435, 7. ? ich zweifle.
- 4. e Lucifer nam wesen und iht] ehe Lucifer und irgend etwas
- vesen nahm^ d. i. geschaffen ward.
- 5. min wunder, munder sunder zunder, under ordenlicher ff.J
- yiein wunder nennt gott Christum wegen seiner übernatürlichen er-
- teugung ; er war da, im leben (munder) ohne dass der stoff, der
- Jen funken des geistes aufnahm (zunder) da war y d. h. ehe Maria
- feboren war. Über Melchisedech vgl. man Moses i, 14. Uebr. cap.
- i und 7.
- * 11. ich niure, tiure, stiure, liiure, viure da mich ff.J ich werde
- leu, theuer, stolz OtarkJ, sanft, glühend, stiuren scheint auf das
- lUe adj. stiur, stolz QtarkJ zurück zu führen y oder stiuren stü-
- tzen , helfen) in intransitiver bedeutungj stark sein, zunehmen;
- oder wäre stiuren, gubernare, das schiff lenken, in allgemeinerer
- bedeutung : nach einem dinge trachten, hier annehmbar ? — Sonst
- freilich bedeutet niuren, tiuren, stiuren, hiuren, viuren neu, theuer,
- stark, selig C^anftJ glühend machen.
- 1 — 12. Wie ein und dasselbe ivesen, je nach seinem Verhältnisse
- zu einer bestimmten thätigkeit, grammatisch als erste, zweite oder
- dritte person erscheinen kann; so kann auch das eine wesen der
- gottheit, je nachdem es sich in einer bestimmten thätigkeit offen-
- ^\bart, als erste, zweite, dritte person C^ater , söhn, geistj erfasst
- werden, diess ist der gedanke dieser strophe, die, was ivohl zu
- bemerken, dreitheilig ist, obwohl alle andern Strophen dieses lei-
- ches nur zweitheilig sind.
- 5. ü| kindes fröne] aus der dienstbarkeit des kindes , weil ilas
- 278 EllLÄUTERÜNGEN.
- kind dem vater unterworfen ist? oder wegen der heUiykeit des kii
- des, d. h. wegen des geheiligten Verhältnisses des kindes zum vt
- ter ? Vgl. Gramtu. II J, 145. Wilh, Grimm zur gold. schmiede 61
- 9. U| beider douel weil von beiden ausgehend.
- 6, 1 — 4. Andere bilder^ um das wesen der dreieinigkeit begreii
- lieh zu machen, a) eis, iv asser , schnee ; sich vrienl kann sie
- vermählen f vereinigen , oder aber sich frei machen, sich von ei
- ander scheiden bedeuten; es kommt hier auf das gleiche heran
- bj der apfel aus rother schale, atis fleisch Cma?) und aus dei
- kern bestehend, c) geist is'ni), saite und hand müssen sich vei
- einigen^ um einen ton zu erzeugen, d) docht, feuer und wach
- geben, wiewohl drei verschiedene dinge Cdrilich) doch nur ein lieh
- 5. sus dri von drin ich lerne] so lerne ich die drei personen öt
- greifen durch die je drei dinge, die nur ein ding ausmachen,
- 6. beren iint drien] hervorbringen und dreitheilen (dreien).
- 7. e der zit] eh es eine zeit gab, vor der Schöpfung.
- 8. e in der bi:j brahte in bitter vluocheu] eh ihn der biss C^dam
- und Evas in den apfeV) zum bittern fluche nöthigte.
- 10. manna sin witze uns buochenl. Manna oder himmelbrot is
- sinnbildliche bezeichnung Christi^, welcher die lehre von der wan
- delung des brotes in fleisch zu gründe liegt; er ist das vom himme
- gesandte brot.
- 7, 4. kiimber tragender Hammel Frauenlob erlaubt sich zuweilen dei
- einfachen casus, statt des casus mit präposition ; vgl. 47, 16. L
- XI, d, 1.
- 6. Die betonung sprich vater, d. i. sprich vatr, scheint mir zt
- hart für Frauenlob ; hungrign C'z- ^0 *«' *Är nicht ganz gleich zt
- setzen, da hier die verkürzte silbe nur den tiefton, nicht den hoch-
- ton hat; demnach glaube ich man muss lesen: Isäk sprich, vater ff
- S, 3 — 8. sunderverge] der südliche fährmann. Dass gott mit dieseni
- ausdrucke bezeichnet ist, leuchtet ein; doch Moses II, 32. gab zu
- dieser bezeichnung keine veranlassung ; dagegen erinnert sunder-j
- verge an den Surtur der Edda, der von süden her, aus Muspil-]
- heim, zum kämpfe gegen die götter kommt, Völuspa 47. Wäre viel-
- leicht sunderverge altdeutsche mythologische bezeichnung Miispels
- oder Surturs? — kalbes scherge] des kalbes dienst, die Verehrung
- des kalbes. scherge, stf. ist nicht zu verwechseln mit scherge,
- sivm. gerichtsdiener , Vollstrecker des Spruches. — hartes ergej die
- argheit, Schlechtigkeit des alters; auch sonst bezeichnet Frauenlob
- durch hart das männliche oder höhere alter, z. b. in den Sprüchen
- \0b, 106. — der mit golde was betroffenl betroffen von betriefen, be-
- träufeln, schmücken? Mir ist aber keine stelle im alten testamente
- bekannt, wo gesagt wäre, dass die Israeliten die bärte mit golde
- geschmückt (mit goldstaub bestreut?) hätten; im norden dagegen
- war es sitte, das haupthaar wenigstens mit goldgeflecht zu schmü-
- cken Äo hat Wate das haar geschmückt nach Gudrun s. 35..- Sin
- hdr was im bewimden mit borten den vil guoten; und Wate und
- ERLÄUTERUNGEN. 2t9
- 'j Fruote s. 37. ir beider grlse locke sach man mit golde gewunden. —
- Will man dagegen betroffen auf betreffen zurückführen ^ so muss
- man wohl lesen: bartes erge, diu mit golde was betroffen, die
- Schlechtigkeit des alters die man betraf, wie sie gold C'^um kalbe,
- j das daraus gemacht ward) darbrachte. Diese erklärung scheint
- mir den Vorzug zu verdienen.
- 11 — 14. mit Äwelf gesiebten, diu sich viehten unde veh(en got
- ze knehten] sich viehten heisst sich schaarhaf't mit den feinden im
- kämpfe mischen, got ze knehten , als knechte gottes. Zu sich vieh-
- ten in dieser bedentung und zu ze in diesem sinne vgl. man Zie~
- mann's Wörterbuch.
- 15 — 16. ie der stam zwelf tusent kante, nante tou die uren
- (E.) taw die füren (P.)] Ich führe die lesarten beider handschrif-
- ten an , weil die stelle verderbt und nicht leicht und sicher her-
- zustellen ist. Sie bezieht sich auf Apocal. 14_, 2.^ wo es heisst:
- „Und sie hatten ihres vaters namen an ihre Stirnen geschrieben.^^
- Meine vermuthung ist nun diese: das griechische tau (T) hat die
- form des kreuzes wenigstens annähernd, und in dieser gestalte
- ohne den oberen arm, findet man auf alten bildern zuweilen das
- kreuz tvirklich dargestellt. Erwägt man nun, dass Frauenlob im
- ipruche 234 sagt: „wa^ in dem Stempel stüende? ein tau mit lambes
- t)luote rot, dem holze glich, dar an den tot got sun erwarp.^* so wird
- nan annehmbar finden, auch in unserer stelle tau zu lesen. Das
- letzte wort des verses wird tiuren oder hiuren sein^ und so erhal-
- ten wir nante Tau die tiuren Coder die hiuren, = geliiuren), d. h.
- ias tauy das sie an ihren stirnen trugen, bezeichnete sie als die
- heuren. Vielleicht liest auch eine ältere lateinische Übersetzung
- ttatt nomen patris, Signum patris.
- 7. künden] bekannt werden.
- 11. dö viures toben dich het verschoben] da die wuth des feuers
- lieh umschlossen hatte, verschieben, verspunden , einschliesseiu
- 14 — 16. wohl zu verbinden: da^ tet der sich sunder arten,
- sunder) zarten, scharten vri in enger brüste garten warf. Zu ar-
- en, arare, halte man, dass Maria ein anger ungebrachöt in einem
- Uten Hede genannt wird.
- 2. blicbeheide] stf. das Wohlgefallen am glänz, an der weltlichen
- ust.
- 5. tühtic] schnell, stark.
- 3 — 5. swa| er mit ger in der propheten kramen het behalten, seht
- a| wolder melden] was er in den kramladen der propheten mit
- ust geborgen, niedergelegt hatte, das wollte er offenbaren, kund
- eben ff. Die gesichte und die dieselben bewahrenden Schriften der
- iropheten heissen wohl deshalb kramladen (knime), weil in ihnen
- ')eisheit zu erwerben, für mühe und Sorgfalt zu kaufen ist?
- 7. Stift] stf. Stiftung , orden, glaubensparthei.
- 8. zal, stf. zeit der Schwangerschaft.
- 9. der val sus kam ze liehte von ir, sam tuot u| dem »plegel
- 280 ERLÄUTERUNGEN.
- glanzer forme glast ob er niht schiehte] der fall C(^hristi vom htm'
- mel in die jung fr mQ kam so durch sie zu tage, wie der glan% einer
- leuchtenden gestalt aus dem spiegel tritt Coder treten ivürde), wem
- er nicht zurückscheuete. — Üher den Wechsel des modus und tem-
- pus in conditionalen Sätzen vergleiche man Hahn, anmerk. zu des
- Strickers kleineren gedichten s. 86. Unser satt, hier entspricht ge-
- nau der bekannten stelle Parzival 183^ 1. ,,du mäht liie vier ritter
- sehn, op du xe rehte kündest spehn, d. h. du kannst hier vier rit-
- ter sehen Coder vielmehr y du könnte stj , wenn du bei rechten sin-
- nen wärest und beweist somit, dass Lachmann mit unrecht ai
- kündest anstoss nahm und künuest vermuthete. In dem präteritun
- liegt eine berichtigung der früheren rede, die wir jetzt immer
- durch ein „oder, oder vielmehr^'' eingeführty setzen müssen.
- 18, 1 — 8. Wie die blume den duft aus sich hervorbringt und doch
- unverletzt bleibt, so gebar Maria jungfräulich Christum.
- 7. den rat ob aller engel scharf das heisst wohl: die hülfe, dit
- mächtiger ist als die aller engelschaaren. Christus ist gemeint.
- 9. durch menschen gruftl gruft, stf, bedeutet alles ergrabene^
- ausgehöhlte, hohle; hier den hohlen leib des menschen, nämlich
- der Maria.
- 10. gotes guft] guft, stm. eigentlich: lauter schrei, prahleri-
- sche rede; hier aber wird es für Avort gebraucht.
- 18. sich nerwen] sich drängen , sich verdichten, angelsächs
- nearvjan, altnordisch: niörva, arctare, resarcire; die ahd. form
- wäre narawjan.
- 14 — 16. er kluoc sluoc, truoc den bruch, des menschen unge-
- vuoc, in todes tranc gemerwet.] klug tilgte und trug er den bruch
- Cüb er schreitung des gesetzes) , das unsittliche thun des menschen^
- nachdem er im trank des todes ihn mürbe gemacht, seltsam ist
- der ausdruck den bruch slahen; den bruch tragen dagegen erinnert
- an: „die sünde der weit tragen.^^ merwen, ahd. marawjan, ags.
- mearvjan, mürbe, zart, weich machen. Unter dem todes trank ist
- wohl der essig - gallentrank am kreuze verstanden.
- 13, 4 — 5. der vierde kam in ales wise spise kriuze diner hohen AvirdCr
- keit] der vierte sprung Christi war an das kreuz. Er hieng am
- kreuze wie der aal (7/e<; schlänge^ an dem von Moses errichtetem
- kreuze hieng. Gesucht ist der ausdruck er kam spise diner Avirde-:
- keit, er ward zur nahrung deiner Würdigkeit. Ich mache auf den
- einfachen casus spise aufmerksam; wir müssten sagen: als speise,
- zur speise. Vgl. Hahn zu des Strickers kleineren gedichten s. 98.
- 6. weit3 stm. waid Cguastum, guado), blauer farbestoffj die
- blaue färbe als Sinnbild der treue aufgefasst. Der sinn ist: der
- fünfte Sprung Christi ist in die färbe der endelosen treue, d. h. er
- zeigt sich in der treue gegen die menschheit.
- 7. Salomönis hört] hier wohl die Weisheit im allgemeinen, durch
- Salomon, den weisesten der menschen, dargestellt. Dass nicht
- vom gold Salomons die rede sei, sondern von dem hört, den Sa-
- ERLÄUTERUNGEN. 281
- lomo in sich trug, ergiebt sich daraus, dass gesagt ist: des sedel-
- trön was im bereit.
- 4, 1 — 8. Die von Moses in der wüste zur Heilung der von schlan-
- gen gebissenen Israeliten aufgerichtete schlänge ward immer als ein
- Vorbild der kreuzigung Christi betrachtet.
- 5 — 6. durch unser ringen vinden lie^ er sich in jamers solde]
- wegen unsers ringens (mit der sündej Hess er sich in jammer fin-
- den. Frauenlob liebt umschreibende ausdrücke wie jamers solt =
- 'f jamer; vgl. erden zol, 47, 16. eren zol, 300, 19. viuwers wage,
- ML. 18, 3.
- 9 — 10. sin muot was unser kranken krenken, wenden in sin
- JinldeJ seine absieht, sein Wille war unser schwach sein zu schwä-
- chen Cunsere Schwachheit aufzuheben, zu verringern^ und in seine
- huld zu tuenden, seine huld uns dafür zu gewähren.
- 5, 1. biltsam] vorbildlich; oder wäre biltsam C^hd. biltsami?) ein
- Substantiv, vgl. wärhaft, 49^ 8. gleichniss, vorbild? doch kann
- vernemen auch ohne object stehen.
- 2. gremen] stv. den frohen viuth verlieren, traurig, zornig
- werden.
- 3. ein siuche, diu niht lebenden zam] Umschreibung des todes.
- 4. in helfers wisel als helfer. Ich hätte vielleicht das helfes
- beider handschriften beibehalten sollen, da man bei Frauenlob sel-
- tenen bildungen häufiger als bei andern dichtem begegnet; ein helfe,
- -helfes, wäre ganz organisch, wenn die mittelhochdeutsche spräche
- dergleichen bildungen nur liebte. Vgl. auch noch helfes swei:je, 136,
- 10. was freilich aus helfe swei:je entstanden sein kann.
- 6. nach einem rise] Die sage ist schön, dass das kreuz aus
- einem reise desselben baumes wuchs, dessen frucht die sünde in die
- weit brachte.
- 11 — 12. doch hie:j heilvlie| not ie':j durch nie|] doch nannte noth
- Cder benöthigte) es immer des vortheils wegen heilquell, fluss des
- heiles. Vom kreuzesbaum kam den kranken zuerst die genesung
- im deich Bedesda, dann quoll von ihm herab Qm blute Christi^ die
- Vergebung der sünden, das heil. Durch nie;j könnte man jedoch auch
- zum folgenden satze ziehen.
- 16. Salomo Hess der sage nach eine pfoste der tempelthüre aus
- diesem bäume machen.
- 19. aller himele tür, d. i. Christus, weil man durch ihn in den
- Himmel gelangt.
- 80. an e$ so sch6:j der vater siner sele bolz] seiner seele bolzen
- heisst Christus, weil er das mensch gewordene wort ist; das wort
- aber ist der bolzen, der pfeil, den die seele schiesst.
- 16, 1 — 22. Deutung des kreuzes, womit die glieder der altern kir-
- chen sich bezeichnen.
- 4. in siner ewen] = in siner ewikeit. Die schwache form ewe,
- »wen ist zu bemerken, wodurch diess wort von dem stf. e (ewe),
- womit es ursprünglich identisch ist, sich scheidet. Häufiger findet
- 282 ERLÄUTERUNGEN.
- es sich in den adverbialen formen von ewen , in cwen , die jedov,
- dative pluralis sind.
- 18. kratte] swm, brotkorb; das yefäss , welches die geweihet
- hostie enthält) die monstranz. — Es scheint zuweilen die gestal
- eines aufwärts strebenden vogels mit ausgespannten ftügeln C^inei
- taube?) gehabt zu haben,
- 21. dar an sol niemen hinken] daran soll niemand anstoss neh-
- men, straucheln y dem zweifei räum geben.
- 17, 2. min goum] meine Wahrnehmung. Die genannten drei bäume be-
- zeichnen sonst die h. Jungfrau. Vgl. W. Grimm zur goldenen
- schmiede XLJIl; hier bezeichnen sie das kreuz.
- 3. presse] wortspielend mit cypressus. — aller eren soum] aller
- ehren last == alle ehre, ähnlich der sorgen soum (ZiemannJ und
- der eren arbeitsamen last triioc er, Hartmann im armen Heinrich.
- 7. simren] ivie P liest ^ scheint verderbt aus siinibern, sumbern,
- welches eigentlich den sumber, die heerpauke schlagen bedeutet.
- den schilt sümbern würde also sagen, den schilt wie einen sumber
- tönen machen. Der schild aber ward geschlagen zum aufgebot der
- kriegery und zum zeichen, dass der kämpf beginne. Die einfachere
- lesart von E den schilt vüereu ist vorzüglicher ; auch sonst sagt
- Frauenlob den schilt vüeren, z. b. 166, 14.
- 10. sam ein vimel] wie ein eisenkeil, streithammer. Ist vimel
- vielleicht der deutsche name der sogenannten Celts, der keltischen
- streitmeissel ? — Verwandt scheint fummel , langes aber schlechtes
- messer.
- 11. din ob|3 Christus ist gemeint, der am kreuze hieng wie das
- obst am bäume.
- 12 — 13. du vater ingesigel ergraben, er twanc an dich des
- Wortes knaben] (T/ew aus dem worte entstandenen knabenj. Durch
- ingesigel werden vertrage bekräftigt; hier heisst das kreuz das
- Siegel gottes, womit er seine liebe zu den menschen bekräftigte.
- 19, 1. Sus wart der Tot erwecket] So ward der Tod zum leben. Wäre
- tot = töte Cmortuus), so müsste statt sus tvohl sit stehn; die stelle
- wäre dann etwas prosaisch.
- 4. der von Bosra] Christus, nach Jesaias 63, 1.
- 7. diepgehiuze] (: kriuze) stti. Ziemann hat ein gehütze, stn.
- lärmy welches wort ich aus gehiujze gekürzt erachte, gehiuze muss
- aber auf einer zusammenziehung beruhen, da mz unorganisch ist.
- ich vermuthe ein gehiiiwitjze, welches ein verbum hiuwitzen voraus-
- setzt, wie schiuze ein schiuhitze , schiuhitzen. hiuwen bedeutet :
- hiu schreien; davon hiuwilön, heulen. Vgl. Gram. I, 412.
- 14. gotes marc] bedeutet marc hier zeichen (»»«r/lüO oder ross
- (nsarch)? Sagte man vielleicht: am kreuze reiten, tvie man sagte:
- am galgen reiten? galgen und kreuz vertreten zivar einander;
- aber gottes ros = kreuz klingt mir doch etwas zu heidnisch.
- 20, 15. von immer werndem soeben] von immer v)ährendem krank
- sein, soeben ist nebenform zu siechen, die ein früheres starkes
- ERLÄUTERUNGEN. 283
- verbum siuche souch suchen, sochea voraussetzt. Hätzlerin II, 58,
- J61. die minii suchet immer, Ulrichs Tristan 1131. in leide ich soche;
- Heinrichs Tristan 5027. er siechte unde sohte.
- !jj{|, 1. Helenen vinden] die auf findung des kreuzes durch Helena^ die
- mutter Constantins.
- 2. da:j kan binden gen den swaeren unt den swinden] Ich ver-
- I stehe diese worte : ^ydas kreuz C^igentlich das finden des kreuzes)
- kann rüsten, schützen wider die bösen geister,'' vermag aber nicht
- ' nachzuweisen , dass binden gen einem diese bedeutung habe.
- 6. lanne] swf. kette. Vgl. Ruoth. 1046. Lampr. 842. — des le-
- wen kint , Christus. Die löwin gebiert der sage nach ihr junges
- todt und erst des vaters stimme erwecket es zum leben. Weil gott
- Christum im grabe erweckte, heisst er hier löwe. Vgl. ML. 17, 1 — 2.
- 13. tiches Vliesen] der deich Bedesda ist gemeint, worin der
- kreuzbaum lag und dem wasser die heilkraf't mittheilte.
- 24. kefs] kefse, swf. (capsa) sehr ein.
- Mit diesem leiche ist zu vergleichen Jacobes van Maerlant gedieht
- an dem heute (des beilegen cruces), oder de drie gaerden. Eine
- Handschrift und zwei drucke weist Mone in der yyuieder ländischen
- ^'^Iksliteratiir^^ s. 122, 123 nach; eine niederdeutsche Übersetzung des-
- elben findet man in Staphorst, hamburg. kircheng es chichte IV, 202.
- III. Minneleich.
- , 1. höher eren haftj Inbegriff hoher eren; die du hohe ehren in dir
- trägst.
- 2. ssßlikeit] Vollkommenheit,
- 3. mit sinnel auf verständige weise.
- 4. durch geselleschaftj wegen des nahen Verhältnisses zu ihm.
- 5. formen kleit] = forme, äussere gestalt, Schönheit.
- 6. diu höhste vrouwe] d. i. Maria.
- I, 4. hege] stf. umhägung , schütz, pflege, Wohlgefallen.
- ! 6. wünnel hier wohl nicht abstract sondern concret, wie in der
- alten formel wunne unde waide. wunne Cwünne) von winnan, la-
- borare, bedeutet eigentlich terra culta, waide dagegen inculta. Vgl.
- Schmeller IV, 93,
- !, 3. Hester] Esther.
- 7. barmdemüetic] mitleidsvoll, aus barmde und müetic. — is,
- hier: kälte des gefühlesy hartherzigkeit,
- 8. ir wa:j:jers na:j] = ihr wasser , ihre thränen; na| ist stn.
- 2. wa| feien sach Alanus fif der glaozen gruo] Einen mythischen
- Alauns hat Grimm D. M. anhang XXVIII aus Nennius cap. 13.
- nachgewiesen: Primus homo de genere Japhet venit ad Europam Ala-
- nus nomine cum tribus filiis suis, quorum nomina Hisicion, Arme-
- non, Keugio (var. Negno). Hisicion habuit lilios quatuor: Francum,
- Romanum, Alamanuum et Brutoneni. Armenon habuit filios quiuque:
- Gothum, Valagothum, Gibidum, Burgundum, Langobardum. Neugio
- 284 ERLÄUTERUNGEN.
- habuit filios tres: Vandalum, Saxonem Bogamim. ^yDeutlich/^ f'ähtil
- Grimm forty ,yist NeugiOy Negno verderbt aus Engio, Enguio; Ar-
- menon aus Ermino, Hisicio aus Isco. Alanus ist unbedenklich wig
- durch bare Verwechselung der ersten schriftzüge entstanden am
- Mannus. Die hauptfrage bleibt, ob diese nachrichten aus Tacitui
- hergenommen y erweitet und entstellt sind. Grimms deutung den
- namen wird durch die handschrif'ten der Lex Langobard. zu La
- Cava bei Neapel und im Vatican (n- ÖOOIJ) glänzend bestätigt
- Man sehe Massmann in Hauptes Zeitschrift für deutsches alterthiim
- ly 3. (5. 561 — 568^. Dieser Alanus - Mannus jedoch dürfte hier
- kaum in betrachtung kommen; mit mehr ivahrscheinlichkeit haben
- tvir hier wohl an eine keltische mythe zu denken^ da Alanus mit
- einer Feie C^eeJ in Verbindung steht, die Fadae, Fatae aber der
- keltischen mythologie angehören. Leider bin ich jedoch nicht im
- stände f diese mythe weiter nachzuweisen ; nur das füge ich noch
- beiy dass auch nach einem gälischen gedichte des Uten Jahrhun-
- derts Albanus der ältere söhn des Isiocon heisst, dass er Albanien
- CAlbionJ eroberte, von seinem bruder Britus aber vertrieben ward.
- s. Leo in IlaupVs Zeitschrift II, 3, 534. — griioj Otf) bedeutet
- wiese, matte; würzet ist grövan, crescere.
- 3. wie gebriset was ir ordenlicher zesemj brisen, breis, brirn,
- und brisen brisete, gebriset bedeutet: knüpfen, schmücken ; dunk-
- ler ist jedoch das wort «esem, ein starkes oder schwaches mas-
- culinum ßm letzten fall = zeseme). An zcsem, zeseme C^wf.J
- dextra zu denken verbietet schon das in ordenlicher unzweifelhaft
- ausgedrückte genus masc. Ich weiss zur erklärung unser s zesem
- nichts beizubringen, als das schwäbische zasem, faser, zaser und
- das holländische tesen Cf^d. zesen) ziehen, zupfen, zausen, zeisen;
- wonach zesem irgend ein vielleicht schleppartiges kleidungs stück
- der frauen, oder auch eine bestimmte haartracht zu bezeichnen
- scheint.
- 4. ir artlich segeH artlich, was der art, dem geschlechte, stände
- angemessen ist; sege, das mittellatein, saga, sagetiim, franz. sayette,
- sarge , ein seidener sto/f. Gebräuchlicher sind die mhd. formen sei
- Caus sege , sage) und seit Cf^ns sagetum verkürzt).
- 5, 2. aller creatfiren dach] die decke aller creaturen, den himmel.
- Parz. 369, 10. sinnes dach.
- 3. der demente vachl Das Universum ist das fach, in dem alle
- elemente sind, vacli bezeichnet das timfahende, (^JParÄiwtti 317^ 28.
- vengec vach) dann auch das künstliche flussbette; vgl. Hätzlerin
- II, 39, 12.
- 4. mit der firme] unter firme, stf. ist entweder die terra firma,
- oder, und wohl richtiger , das firmament verstanden.
- 5 — 6. den allen si beslo^ ir art, complexen und ir mischevart]
- den allen hat sie ihre art begrenzt Coder besser: die wesentliche
- beschaffenheit aller vereinigte sie in sich), die complexionen und
- Vermischungen.
- ERLÄUTERUNGEN. 285
- 7. der Triuweu zart] die lieblinge der treue.
- j 8. zwo der tirme] tirme, stf. höhe, erhabenheit. Vgl. KL. 1, 5.
- ,3 — 4. alsam jene beslö:j in ir aller creatüren mäht] vgl. b, b — 6.
- , 3. in manege sclirenke vlilitet] schranc, stm, und stf. (gen. schrenke)
- bezeichnet \) umschränkung , 2> einen umschränkten ort. in manege
- schrenke vlehten, in verschiedene bildiingen etwas vereinigen, oder
- in mannichf'ache Verbindungen bringen.
- ,1 — 2. Ö TVjp, du violiner garte, der sich hegt uf vroim Minne
- warte! iveiby du garten voll von veilchen, der sich aufbewahrt
- für die pflege der minne. sich hegten , sich mit einem hag umgeben,
- sich beschützen; warte stf. bedeutet hier wohl nicht speculatio, cau-
- ,|io, sondern cura. Das weib ist ein garten, der nur von der liebe
- gepflegt sein will.
- 4 — 6. du tougen borte der sich dringet, swä sich da| golt in
- golt verspriuget u:j glastes viuwer under zwein] du geheimnissvolles
- band, das sich webty wo das gold mit dem golde sich verbindet
- aus dem feuer des glanzes unter zweien. Es könnte befremden,
- dass das iveib als das band bezeichnet wird , da diese bezeichnung
- besser auf die liebe zu passen scheint; allein ich glaube, Frauen-
- lob will ausdrücken, dass das weib erst durch die liebe entstehe;
- die liebe macht die jung fr ati zum weibe. borte, band, heisst das
- weib , tveil sie den mann umschlingt ^ sich mit ihm innig vereinigt.
- Unter golt ist ohne zweifei die liebe verstanden, die mit der gegen-
- liebe sich vereinigt. Eben so muss wohl unter glastes viuwer, das
- feuer der Jugend verstanden werden. Für die dem golde gegebene
- bedeutung führe ich aus dem gedieht „von den sechs farben^^ C^^ei
- der Uätzlerin s. 168J folgende verse an: v. 173.
- OSi) vragt mich von der varwe gel.
- ich sprach: diu varwe ist ze hei,
- man sihet si selten (einen) tragen.
- doch sol ich da von sagen:
- e;j ist der minne solt. ^j
- da:j reine liiter(liche) golt
- kündet, da:j er si gewert
- swes er an liebe hat begert. etc.
- ), 1. Selvonl anspielung auf eine mir unbekannte sage. Das dunst-
- bild, vielches Sclvön sah, halp magt halp man, geteilet nach der
- lenge entspricht dem bekannten Urmenschen Plato's, in dem beide
- geschlechter vereinigt waren. Nach der trennung der beiden hälf-
- ten sucht nun die eine die andere — wodurch Plato die liebe der
- geschlechter zu einander erklären will.
- 3. die vier complexen wilde] die vier eigenschaften der vier
- demente, kalt, trocken, warm, feucht C^rde, luft, feuer, wasserj
- wilde heissen sie, weil noch unv er blinden , und in ursprünglicher
- reinheit. Vgl. Hätzlerin IT, 11, 6.9. der vier complexen kraft treget
- si mit edeler meisterschaft, zärtlich geformt an ir persön, natiurlich
- frühtig vein und sch6n.
- 286 ERLÄUTERÜINGEN.
- 4. e^ vlu^ in tvvalmes heiige] vlie:jen braucht Frauenlob von den^
- bilde y weil es eben nur ein gesickt war; wir würden in gleichem
- falle schweb eil brauchen, twalm, stm. dunst ^ betäubung; (so git
- man von twalm getranc da von die leut on iren danc mueijen släfen
- mit eine, Rosenblut in Wackern. leseb. lOlO.J) lienge, stf. Zulassung,
- verhängung; also: er sah es, weil seine betäubung es ihm zu sehen
- gestattete.
- 10, 2, sin manuell ellel eile, stf. aus eine (uina) durch assimilation
- gebildet y bedeutet: arm.
- 4. e:j wser gevellel das wäre ein fall, ich würde mir einen fall
- zu schulden kommen lassen^ eine Unschicklichkeit begehn.
- 11, 1 — 3. Diu forme, iialp gekroenet nach küniges reht iint halp ein
- magtlich borte] die eine hälfte der gestalt (forma) war gekrönt wie
- ein könig, die andere gegürtet wie eine Jungfrau; oder: die eine
- hälfte glich einem könige, die andere einer Jungfrau. Vgl. zu magt-
- lich borte ML. 8^ 4—6.
- 12, 4 — 6. Swa denue der twalm erkante sin art, gelich dar sante
- diu forme ir stricken smider galm] wo der von der gestalt nach den
- blöden sinnen geivorfene^ betäubende hauch seine art ßhm ähnliche
- eigenschaftj erkannte, da hin sandte die gestalt ihr fesseln, ver-
- einigen ohne geräusch C^a vereinigte sie das verwandte, ohne laut
- zu werden); vgl. Hätzlerin J, 133^ 107. der minne strick mang au-
- genblick send ich im one scherzen.
- 13, 1. ganzer liebe vrevel] die kühnheit, kraft vollkommner liebe.
- 2 — 4. diu forme worhte sunder wevel die vier complexen dicke
- in ein niur mit der ougen widerhaft] wevel, stn. der einschlag des
- gewebes und das weber seht ff lein, widerhaft, stm. Widerhaken; weil
- die äugen das erblickte festhalten.
- 5. der Minnen kraft] = diu Minne. Vgl. Herakles heilige stärke.
- 6. tougenbuoch] buch tvelches geheimnissey geheime künde ent-
- hält.
- 14, 1. Si wart gehei:jen Si durch ganze süe^e] wie Frauenlob ML. 23,
- 2 — 4. wlp durch wunne , irdisch paradis C>fie anlaute geben wip)
- deutet, so erklärt er hier die benennung Si durch süe^e; weil das
- weib süsse hat, ist es Si genannt worden.
- 2. 4. blömen : gomen] vgl. 150^ 2, 3. 160^ 5.
- 15, 2. der alrunen glänz] Man scheint geglaubt zu haben, dass die
- Mandragora das gebähren erleichtere. Ist vielleicht die macht
- menschlicher alrunen C^ aub er innen , Wahrsagerinnen) auf die Man-
- dragora mit dem namen übergetragen worden. Dass zaubergesänge
- das gebähren erleichtern lesen wir in der Edda im Hede von Borgny
- und Oddrün, 6, 7. — Alrune ist vielleicht aus Haljaruna (Alioruna),
- ahd. helliruna, verderbt; doch erwäge man Albert, Alamanni etc.
- 5. noch süe^er denne der forme ir understende] understende, stf.
- bezeichnet das unter einem dinge stehende, die grundlage, dann
- wohl auch das unternehmen j unterfangen; ferner das untersetzge-
- ERLÄUTERUNGEN. 281
- fäss und gefäss überhaupt; oder käme nur der nebenform iinder-
- stande die letzte bedeutung zu? vgl. UFL. 16, 3.
- 7. der vorlite ein segen] der segen Eigentlich die bezeichnung
- mit dem kreuze^ crucis Signum) galt im mittelalter für den kräf-
- tigsten schütz in gefahren und ängsten^ besonders wenn böse geister
- im spiele waren.
- 8. der ger ir ende] das ende der begierde ist ihre befriedigung.
- /8. noch süe^er denne in's lewen hitziger siinne ein schate schlnej
- wenn die sonne in das zeichen des löwen tritt , ist der heisseste
- Sommer; aber süe^er denne ein schate schine (videatur) statt ein
- schate si ist mir auffällig; man hat wohl zu lesen: noch süe;jer
- denne ein schate in's lewen hitziger sunnen schine, d. i. in dem
- scheine der hitzigen sonne im zeichen des löwen. doch vgl. dunke,
- ML. 18^ 7. Auch die lesart von P noch süe:jer denne der lewen (der
- lewin oder dem lewen) schate in hitziger sunnen schine giebt gu-
- ten sinn; ich weiss nicht welcher ich den Vorzug geben soll.
- 4. der armonien klinc] klinc, stm. = klanc.
- , 1 — 2. noch süe:je denne des lewen weif ir vaters quickendiger
- gelQ Avelf = weife C^^cc. pliir.) von einem zu supplirenden dunke
- abhängig; oder hätte man des lewen weif C^at. sing.J sins vater
- quick, u. s. w. zu lesen? zieht man weife Ot^cc. plur.J vor ^ so
- muss man sich vaters schon gefallen lassen. — Nach der sage
- bringt die löwin ihre jungen (welO todt zur tvelty und erst durch
- das gebrüll Coder anblasen^ des alten löwen erhalten sie leben. So
- heisst es im Physiologus I. CHoffmann's fundgruben I, 17.J.- So diu
- ieuin birit, so ist da:j levinchelin tot: so beuuart su i\ unzin an den
- Dritten tag. Tenne so chumit ter fater unde blaset e;j ana, so uuir-
- olit e| erchihit. So uuahta der alemahtigo fater sinen sun uone demo
- iöde an demo triten tage.
- 3. noch süe;jer denne ein stolze meifc in vluht dem eingehürne]
- Physiologus I. sagt: So hei:jit ein ander tier rinocerus, da| ist ein-
- 'lurno, unde ist vile lucil unde ist so gezal, da^ imo niman gevolgen
- a^mag, noh e^ ne mag ze neheinero uuls gevangen uuerdin. Sd
- sezzet min ein magitin dar tes tieres vard ist: so e$ si gesihit, so
- loufet e^ ziro. Ist siu denne uuärhafto magit, s6 springet e^ in iro
- parm unde spilit mit iro; sd chumit der jagere unde väit e|. Daj
- 3ezeichenet unserin trotin Christum u. s. w.
- 4. dem adelarl J>t^r starke dativ ist, bei späteren wenigstens,
- nicht selten; der starke genit. findet sich wartburger krieg y 70.
- ivie din kunst mit schalle in adelares wise var. Man sollte viel-
- leicht adeliires tmd adelär schreiben; doch ist die Verlängerung des
- a nicht grade nothw endig , da Frauenlob auch dar : klar reimt.
- 6. dem fenice sin wandel nach der bürne] Der dativ fenice ist
- nicht bedenklich; er steht statt fenicae. P liest fenica. Physiol. s.
- 34. steht hüs der fUlicö Oiominativ fulica). Aber der artikel dem
- macht die sache etwas bedenklich ; denn kaum ist fenica als mas-
- culinum gebraucht worden. Man wird also wohl entweder der
- 288 EULÄÜTERüiNGEN.
- fenice oder dem fenici lesen müssen. — bürne, stf. der brand y lu
- Verbrennung. Das wort ist niederdeutsch , wo berneo neben brinne
- galt, bürne hat mhd. kein entsprechendes brüane , wohl aber da
- verwandte boru sein briinne; im schlesischen burne-gel C^ieman
- s. V.) ist unser bürne enthalten.
- 18, 1. der honictrage] der biene. Es stände eher ein swf. trage -er
- trägerin dem sivm. trage -en, träger, entsprechend, zu erwarte/
- da das stf. trage das Werkzeug zum tragen bezeichnet; allein de
- dreifache reim und die Übereinstimmung beider handschriften setze
- das stf. trage, trägerin ausser zweifel.
- 2. honicsaffec nage] lionicsaffec, honigsaftig; nage, stf. da
- nagen.
- 3. viiiwers wage] die bewegung des feuers. wage, stf. vo
- wegen.
- 4. dem gamaljone] dem camelion^ das y wie der Salamander it.
- feuer, nur von luft leben soll.
- 5 — 6. noch süe:jer denne der erden zins dem moltwerf imt sin
- Ordens flinsl der erden zins, das was die erde dem moltwerf (talpa
- gervährt, die nahrung ; sins ordens Hins, seiner gattung gestein
- d. i. gestein, wie es die gattung der moltwerfe liebt. — flins =
- 7. dem narunge diinke wa|:jers gliusl der nariiuc, stm. ein fisch
- aber kaum der hering , wie hr. v. d. Hagen änderte, sondern ehe:
- der goldkarpfen y der närfling (narweling ?). Zur gleichen würze
- gehört auch narwal, meereinhorn. — wa:j:jers glins , wassers glänz
- d. i. helles wasser. glänz, gianst, glast, glas, glesum C^ernsteitiJ
- glander , glins , gli;jen , glitzern gehören wohl alle zu dem gleichet
- stamme und sind nur durch die ableitungsconsonanten unterschie
- den. Wurzelhaft ist vielleicht nur la, li, tmd dann könnte auc)
- lohe, lieht, glöwan, glüejen u. s. w. C^gl. lucere) hieher zti ziehet
- sein.
- 8. morgens vröneH die stille des morgens. Vgl. L. l, 2, 13. Wi
- die eine handschrift vire, feier, und die andere wert in ähnlichen
- sinne braucht j nämlich in der bedeutung : feierliche stille.
- 9. Wie im KL. 0«9 so findet sich auch hier eine dreigliedigi
- Strophe. Dort führte den dichter wohl die deutung der dreifaltigkei
- gottes auf diese abweichung vom gewöhnlichen bau der leichstrophe,
- die zweigliedig ist; was ihn aber hier dazu bewog, weiss ich nicht
- zu sagen y es müsste denn sein, um das ende des Vordersatzes auf
- eine auffallende weise zu bezeichnen.
- 9 — 10. noch süe^e denne dem lebärtin dri roiibes gernde spränge
- sin] Der leopard springt der sage nach nur dreimal nach dem
- thiere, das er erlegen will, kann er es nicht fassen, so lässt er
- ab von ihm.
- 11. noch süe^er denne dem pantel tiiot sins niches vin] vin nehme
- ich als vine, stf. feinheit , durchdringlichkeity an; ruch ist geruch,
- duft. Die beiden Physiologe in Uoffmann^s fundgruben 1. sagen : b)
- ERLÄUTERUNGEN. 289
- 4f lohot vile starche , von deine cliumit solicli stauch, daj nieht im
- gilichis nist n. s. w. a} unde hebit so suo^en staue ^ daj e$ uber-
- uuindit alle bimentiin. diu tier voi^ent iino durch die suo^i des stan-
- hes u. s. w.
- 9, 1. der fornielicher vrouden tacj iormeliche vröudeu sind die freu-
- den der liebe; vgl. zu ML. 9_, 1 — 13^ 6. vröuden tac = vröude er-
- innert an siechtage, stvm. krankheit.
- 3. eiu twinclich smac| ein überwältigender duß, mit beziehung
- auf 18^ 11.
- 4. durchsüe;jic unt durchseultic unt durcliliuhtic ist ir lichlich zei-
- gen] durch und durch süss-, sanft y glänzend ist ihr leiblich er-
- scheinen.
- 0, 1. ougen die:j| äugen blick, eigentlich: geräusch der äugen.
- 1, 3 — 4. Lieb uude lust die hänt gesvvorn beide ze stricke, swar
- si Avibes bilde hetzet] ein von der Jagd hergenommenes bild; sie
- haben geschworen , nicht zu entweichen Cf^n der leine zu blei-
- ben) lüohin auch das weih sie hetze , d. i. wen das weib liebt, der
- hat dauernde freude und lust.
- 2, 2. die dri genende] geueiide, stf. der name, die person; die
- dri genende, die drei namen, die drei namen (maid, weib, fr au);
- vgl. 10^ 19.
- 3. sunder schranc] ohne beschränkung^ ganz und gar. — wider-
- spilnde, widerstrahlend, vgl. 20^ 1. spilendiger ougen.
- 3, 6. sclire] stm. == sclirei, benennung.
- 4, 1. der sorgen siultic brunst erwünnen] den seufzer erregenden
- brand der sorgen in wonne umwandeln.
- 3. des Äornes ha:j:jec dunst versünnen] den gehässigen dunst des
- Zornes sonnig machen. Die sonne vertreibt die dünste, daher der
- ausdruck. diese erklärung verdanke ich Massmann.
- 15, 2. süezen twalm erlusten) süsse betäubung durch lust hervor-
- bringen.
- 4. gusten] swv. stillen, besänftigen; das süddeutsche gustenen
- bedeutet die milch nehmen, die beschwer den der milch entfernen.
- Nach unserer stelle ivard das wort in iveiterer bedeutung gebraucht.
- Vgl. gesten, 416, 14.
- i6, 1. des vrevels umschaftswa3ren argen vlins] Das adj. umschaft-
- swa3re weiss ich nur zu erklären, wenn ich es als eine zusammen-
- j Setzung mit dem von Schmeller 111, 334. beigebrachten ahd. unscaf,
- > ßuperstitio, betrachten darf, vrevel bedeutet hier böse absieht, bös-
- willigkeit; weil diese hart ist, wird sie vlins genannt , und weil
- sie auch unwahres vom gegner willig glaubt, als utnschaftswsere,
- voll von aberglauben , bezeichnet.
- 3. trüricliches lierzengrundes zins\ der zins des traurigen Her-
- zens ist die klage. Ziemann giebt zins auch die bedeutung: wo-
- nung, aber ohne belege; dann könnte lier;5engrundes zins = herzen-
- grunt sein.
- Frauenlob. A«*
- 290 KIILÄUTKKLINGB^N.
- 4. ein siniizlicli lachen sniiereu] ein veryniitftes lachen heran
- lächehij durch lächeln hervorbringen.
- 37, 3. mit t!,ewehvet [)fellelv.irwes niuudes kusses bietenl mit dem bie
- ten des kusses des yeivölbten purpurfarbigen mundes. Vgl. 159, 8
- 4. siiüder weit! vgl. KL. 13, 6.
- 28, 1. Wer InnielvarwetJ himelvarwet = liimelverwert. himmelfarbi
- machen, wohl: die färbe des heitern himmels geben, d. i. erheitern
- entzücken.
- 3. wer zeit bnistlich vroiin Minne guotl der Minne gnot zer
- heisst von der Minne leben; aber was bedeutet brustlich? V)eder vo
- brüst, pectus noch von brüst, rnptiira scheint mir dieses brustlic
- abzuleiten, sondern vielmehr von brüst = brunst O^i/l^- vernust =
- verminst; gos = gaus; hösa = hansa) das gleiche brüst = bruns
- findet sich 260^ 18. 435, 7. brustlich also: brunstlich, brennend (i
- liebe).
- 5. aller vreuden ratj = alle f'reuden.
- 29, 1 — 3. vrowe ist ein boum, der vrühteclichen ordenuugen mit de
- blüete vröudenricher süe|e balslich ob| gefrümet hat] ^,den frucht
- baren Ordnungen mit der blüthe der süsse balsamreiches obst ge
- ben'^ ist dunkel und gesucht; besondere Schwierigkeit liegt in den
- ausdrucke vrühteclichen ordenungen in der Verbindung mit den an
- deren ausdrücken dieser stelle, vrühteclichiu ordenunge kann doct
- nur das fruchtbringende geschlecht bezeichnen, also das weiblich
- im allgemeinen. Wenn es nun heisst: die frau ist der bäum, de\
- dem weiblichen geschlechte mit der blüthe etc. etc., so müssen ivir
- um diess zu verstehen, uns erinnern, dass Frauenlob das ge4
- schlecht in magt, wip und vrouAve eintheilt und ihm nur dasjenig\
- weibliche wesen vrouwe ist, die in gesetzmässiger ehe lebt und ge\
- boren hat, wip dagegen ein weibliches wesen, das weder niagt noch
- vrouwe ist. Aber zu den vrühteclichen ordenungen gehören magtj
- wip und vrouwe; aber die vrouwe ist es, die diesen ordnungei\
- blüthe und frucht gewährt. Allein schon frühe scheint man dei\
- sinn dieser stelle nicht gefasst zu haben, wie aus der lesart vonl
- P : ritterlichen ordenungen hervorgeht; die änderung ist jedoch
- schlecht gerathen. 1
- 4 — 6. gepriset soum, mit spehendigen lobes zungen ganz durch-
- liutert muotlich ernstes bluome , ach wie trazlich brogt din pfat]
- soum, das lastthier , hier die frau, weil sie die frucht trägt; sie
- heisst ernstes bluome, weil sie nur der ernstlichen bemühung , iver-
- bung blüht; muotlich ist sie genannt, weil sie anmuthig Coder boni
- animi?); ich nehme muotlich = muotsam an, welches sich Tristan,
- 17593.- „ir kinne, ir munt, ir varwe, ir lieh da| was s<\ rehte minnec-
- lich, so lieplich unt so muotsam, da| ir Marken gezam'^ findet; end-
- lich wird gesagt, sie Cdie blumej sei von spehendigen lobes zungen
- ganz durchliutert, d. h. ganz und gar verherrlicht (lauter, glän-
- zend gemacht) durch das lob solcher zungen, die wissen ivas zu
- loben ist; der dichter schliesst mit: „ach wie trazlich brogt din
- ERLÄUTERUNGEN. 291
- lilal" ach wie erhebt sich stolz dein pfad, andern gleichsam trotz
- bietend.
- y 5. aa turnei dieust mit strit beliurteiij die ihnen bei turnieren mit
- kämpf dienten, behiirten ist wohl nicht auf hürteu , hurte , stossen,
- drängen, sondern an/' hürden , hurte einsammeln, zurückzuführen,
- worauf auch die Schreibung beider handschrifteu : behorten hin-
- ^liceist. Doch vgl. Uätzlerin, II, 60, 165. die hab ich mit den fruch-
- ten mein behalten und behirtet (; gewirtet).
- y \. ob mir diu volge enget! wenn man mir nicht aufs wort glau-
- ben ivill.
- 2. noch daj vletj vlet ist niederdeutsch, hochdeutsch lautet das
- wort vliei, das /liessende, das ivasser.
- 5 — 6. swer wart ie minueclicher gast, der vröu sich nach dem
- «UeieuJ die:jen, tönen, klingen, kann hier doch wohl nur auf den
- preis bezug haben, den der dichter rauschend aus seinem munde
- iorklingen lüsst. miuniciicher gast bezeichnet den, dem frauenliebe
- zu theil ivard.
- ,\X — 6. Diese strophe ist augenscheinlich mit hinblick auf Kon-
- rad's eingang zu seiner goldnen schmiede gedichtet. Da heisst es
- «. b. V. 10. nü bin ich an der künste liden sd meisterlichen niht be-
- reit Qnit den Sprachwerkzeugen so meisterhaft nicht ausgerüstet)
- d»| ich nach diner w irdekeit der zuugen hamer küune slahen. Frauen-
- lob sagt in seiner iveise. miner Äsungen lobes hamer ist weich gen
- der metalle, da vrouwen lop sich würket abe. bemerkwerth ist me-
- talle , stf., und sich würken = geworht werden. — mins sinnes ka-
- mer durchloufe ich mich der alten nabej nach der alten nahe durch-
- loufen, nach der alten radachse durchlaufen , kann doch wohl nur
- ausdrücken, in geivohnter, herkömmlicher weise durchlaufen; ich
- wenigstens kenne von nahe keine andere bedeutung als modiolus. —
- lopspise, wie KL. 13^5. spise der werdekeit, das was dem lobe, der
- Würdigkeit zur nahrnng dient , sie erhält.
- , 3. Iriuwer rajte schreie] Die Verbesserung rührt von Massmann
- hfr; beide handschrifteu geben rat geschreie (geschraye, P). Man
- könnte vielleicht auch lesen: triuwer tat geschreie. übrigens steht
- schreie =^ geschreie^ wie rihte = gerillte; es ist ein stn.
- ,2 — 4. rubin und golt sind symbolisch zu nehmen, rubin bezieht
- sich auf das feuer , die stärke, golt auf die dauer der liebe.
- , 3. wa lit naturlich boum , geblüet gen lobes diebej der bäum, der
- gleichsam seine blüthen dem, der sie lohen will, entgegenstreckt.
- , 1 — Z. Ich würde vorziehen: wil lit aller tugent ein hübisch hoch-
- %ez'\erte^ ris.
- , 3. in lobes girdej im verlangen nach lobe.
- 3. bare«! aufhäufen; schrenken | mit schranken umgeben, ein-
- fassen.
- 4. gelenket I diu lanke bezeichnet die weiche; den theil, wo der
- leib sich beugt, dann auch die lende. Schmeller II, 484, davon ist
- 292 EULÄUIERUNGEN.
- abgeleitet das swv. lenken, welches biegen, flechten , schlingen, nn
- legen, wenden u. s. w. bedeutet.
- 6. bespinnenl stv. einspinnen , umschliessen , umfassen.
- 9. diu guotel Maria ist gemeint als zierde und rühm al
- frauen und Jungfrauen.
- SPRÜCHE, STREITGEDICHTE.
- A. Langer ton.
- i 3. himelspisel vom himmel gekommene ; auf die Wandelung des br
- tes hindeutend.
- 4. eine vei
- stusy als gegenständ derselben.
- 5. der alte griseH d. i. gott. Das manna der wüste = Christu
- symbolisch aufzufassen.
- 13. list] stm., stf. verstand, das denken.
- 17. mitewistn stf. gegenwart, das mit einem sein.
- 2, 5. naeni in din leben! nahmst in dich auf, empfiengst. antwiii
- büe:jenn antwortgeben. Der künstelnde ausdruck tvard wohl g
- wählt, weil angedeutet werden sollte , dass die antwort der geho
- Samen demuth der Jungfrau den hochmüthigen ungehorsam d<
- menschheit sühnte (biiO|te).
- 7. an da:j wegen] an das betreten des weges, an den gang ; odi
- ist diess Avegen ein anderes, nämlich wegen, intercedere?
- 9. in den tempelj hat als nähere bestimmung den dativ herr(
- Simeone nach sich , daher nicht zu ändern in dem tempeJ.
- 13. tribenl treiben, herausdrängen, vergiessen.
- 13. in der alite min| wie ich glaube.
- 3, 2. er was in haft] er ivar im bände, im zwange, nämlich des dui
- stes , wie aus v. 4 zu ersehen.
- 5. diu türstel stf. die Verwegenheit, der übermuth.
- 9, in aller jämer erze] in dem ehernen bände des Jammers ? vg
- L. HI, Z, 5.
- 12. wis gen mir lutl sprich zu mir.
- 19. in din behuot | in deinen schütz, bezieht sich ^if nim si m
- dir hin^ behuot ist wohl ein stm.
- 4, 1. ein martelvar bilde] ein bild eines gemarterten, ein marterbild.
- 4. zerschrunden tuon| laceratum reddere = zerschrinden, lac€
- rare; eine im mhd. nicht grade sehr häufige Umschreibung.
- 10. minre sinne wende] = mine sinne; eigentlich: die wendun
- gen, richtungen meiner sinne, wende ist entweder auf wanfc zurück
- zufuhren, vgl. sinnes want, 269^ 2. oder als wende, stf anzusetzen
- vgl. 82, 11.
- ERLÄÜTEttUlNGElV. 293
- 11. helij ielO mein yottl hebräisch.
- 12. slätj Cpl- slaete) stm. schlot släde ist niederdeutsche form.
- 18. ougenrebe] (der und diu) wohl = oiige , wie Iilrurebe =
- hini; oder bezeichnet ougenrebe den augapfel?
- ^ — 4. gierde : wierde : zierde]! die beiden ersten Wörter sind in
- dieser form nicht gemein mittelhochdeutsch , sondern gehören der
- baierischen und mich wohl der thüringisch -meissnischen mundart
- an. Neben ihnen braucht Frauenlob auch die gewöhnlicheren girde,
- Wirde, werde.
- 7 — 18. bezieht sich auf Exodus 17, 10, ff. Der name Hur ist nach
- der Vulgata ergänzt^ im hebräischen texte lautet er Chor, Hör. Der
- unkundige Schreiber der handschrift verderbte ihn in dar zuo.
- 16. drötj für das gemein mittelhochdeutsche drate.
- 4. uüt dieust gotes wuuden] du erwirbst dir die durch die wunden
- Christi ermittelte Vergebung der sünden.
- 5 — 6. Wohl anspielting auf den teich Bedesda? vgl. KL. 21^13.
- 9. in diuer künde] nach deiner kenntniss.
- 1. Die siben heilikeitj die sieben sacramente.
- 11. in gotlicher gierdej im verlangen nach gott.
- 15. der junge degenj d. i. Christus.
- 18. Überstegen I einen steg darüber machen, darüber hinaus kom-
- men, vollkommen zum verständnlss bringen.
- 4. vorgezelte^] ausgewähltes, bevorzugtes.
- 5. Diese zeile ist mir unverständlich, dass sie verderbt ist,
- zeigt auch schon der Verstoss gegen den bau der strophe. der feh-
- ler liegt in den Worten in dinem riche erhelte:j. Der metrische Ver-
- stoss wäre zu heben durch in dim riche erhelte:jj aber der sinn hat
- davon keinen gewinn.
- 15. bescheln] beschneiden, eigentlich: die schale, rinde abschnei-
- den , dann überhaupt: verletzen.
- 17. diu meistert unde melt] die herrscht und kund giebt.
- 18. Unverständlich, etwa: und ob den nuiot ein unreht quelt,
- oder und ob ein relit demuot sich quelt ^ die erste Verbesserung
- scheint vorzüglicher.
- 19. wisenl leiten, führen, bringen.
- ), 5. daj meiste! die hauptsache ; vgl. 97^ 12. 235, 7.
- 10. Sünden sin veroesetj der sünden erinnerung vertilgt; vgl.
- Ziemann unter veroesen.
- 11. mit sim bluot geroesetj mit seinem blute geröthet, rosicht
- gemacht. — roesen bedeutet eigentlich : mit rosen schmücken.
- 13. Was heisst gotes va^ kiesen? Man hat wohl zu lesen: du,
- ■'priester, du bist gotes va|.
- 19. dri genende 1 drei namen, drei personen.
- 1, 18. rigenl kämpfen (reluctari). Vgl. Ziemann s. v.
- 18, 2. ahzic jar und einen tac] d. h. vollkommen achtzig Jahr.
- 10. verschalten | Verstössen.
- 15. Hat man zu lesen: des schepfers kiarV
- 294 ERLÄUTERUNGEN.
- 18. veraifieu uude verlougeii einesl ver'xichten auf einen inn
- ihn verlättynen.
- 13, 4. trift] stf., das treiben; trifte ist acc. plur.
- 5. vür des todes stifte | yeyen die stächet d-es todes, oder:
- gen die Wohnungen des todes ? be-zug entweder auf: herr , du tvir.s
- mich nicht im grabe lassen, oder auf: tod, wo ist dein stächet
- hölle, tvo ist dein sieg'^
- 16. viir helle sotj gott verordnete diess gegen den abgrund de.
- holte, sot, stm. wohl auf sieden zurückzuführen ^ das aus de
- tiefe herauf quellende , der brunnen; dann abgrund.
- 18. suader weisej ohne fehlen ^ ohne irrthum? weise schein
- acc. plur. von einem auf wlsaii, weis (vitare) zurückzuführender
- subst weis, -es, das fehlen , das nicht treffen; oder wäre ein fen
- weise anzunehmen?
- 14. Offenbar mit rücksicht auf Wolfram's eingang des Parzi
- val gedichtet.
- 15, 15. zuht unverschritj unbeschrieene zucht, stille sitte.
- 16, 1. pfedej = pfade, wege. pfat folgt gewöhnlich der ersten starke
- declination.
- 2. 6. 17. hiiiderreden, hinderkt^sen, hinderklafl'enl verläumden.
- 18. lösen! betrügen.
- 17, 15. üf jamers tresenj auf den schätz, der fülle des Jammers
- trese, swm.
- 16. sütte] dativ von sut (diu) Vertiefung , brunnen ^ abgrunc
- sut, stf. gehört mit söt, stm. zum gleichen stamme , nämlich zt
- sieden, wie du^ und dö^, zu diesen.
- 17. kreseu] krise, kras, stv. kriechen.
- 18, 17. diner saelden underscheitl deines heiles abwechselung, hegren
- zung. hier = diniu sselde, wie 19, 5. geistes unterscheit =^ geist
- 148, 14. herzen underscheit.
- 19, 18. din wa^^er ist worden lin | dein wasser ist lau, matt gewordei
- (vgl. Schmeller IT, 470, 470; die andere form dieses adj. lin (lin
- wes), dem baierischen len entsprechend , findet sich 161, 10.
- 80, 5. überhaben] frei halten von; wenn nicht überhebe zu lesen ist.
- 10. sodes vuoter verkere] wende die hölle ab, tvenn södes vuo-
- ter C^as den söt umgebende^ == söt; wenn vuoter das ivas zur nah-
- rung dient bedeutet, so ist der sinn dieser worte : beraube die
- hölle ihrer nahrung , d. i. mache, dass niemand in die hölle komme.
- 31, 10. sa^e] stf. zustand, beschaffenheit.
- 22, 1. Bruder Berhtold, der berühmteste prediger des 13. Jahrhunderts,
- war aus Winterthur im kanton Zürich gebürtig. Er gehörte dem
- Ordens hause der Franziskaner zu Regensburg an, durchzog aber
- unablässig alle gaue deutscher zwinge, um dem volke, meist auf
- freiem felde, zuweilen von bäumen herab, zu predigen; denn keine
- kirche eines dorfes hätte vermocht die tausende, und tausende von
- Zuhörern zu fassen, die von allen seilen zu ihm herbeiströmten. Jo-
- hannes Müller weiss in seinen „geschickten schweizerischer eid-
- i
- ERLÄUTERUNGEN. 295
- Genossenschaft'^ erstaunen erregende Wirkungen seiner beredsam-
- keit zu erzählen. Seine vorzüglichste Wirksamkeit fällt zwischen
- 1247 — 1272; im letztgenannten jähre starb er. Über ihn J. Grimm
- d in den wiener Jahrbüchern der litteratur 1825, bd. 32, s. 194 — 257.
- Die drei zusammengehörenden Strophen, die Heinrich über ihn
- dichtete, sind nur überarbeitet und ziemlich entstellt uns erhalten
- worden; ich versuchte die her Stellung, so weit diess ohne zu grosse
- gewalt möglich war. Heinrich dichtete sie ohne zweif'el in den
- späteren jähren seines lebens, wahrscheinlich während des kampfes
- Adolfs von Nassau und Albrechts von Österreich um das reich,
- oder gar erst seit Ludwigs von Baiern erwählung.
- J, 10. veigen ie gesellenl sich den dem C^wigenJ tode geweihten ver-
- einigen.
- J, 17. sage dein priester üf ein zilj beichte vollständig, verheimliche
- nichts.
- i, 1 — 2. Die reime was : ha^ fallen wohl dem Überarbeiter zur
- last; Heinrich schrieb wahrscheinlich :
- Man vindet bruoder niht sain Berhtolt, \vi;j^ef da^
- 4. vüllen linde laffen | schwelgerisch essen und mit der zunge
- schlürfend trinken.
- 11. dar nach steJleuJ darnach trachten.
- 18. sere pin | pein der schmerzen.
- 5, 1. SpiegelJ ein lieblingswort Heinrichs C^gl. FL. 12, 3. KL. 1, 5.
- t5, 1. 348^ 11. 413, 19. 155^ 13. 233, 2.)^ dessen sinn jedoch nicht
- immer leicht zu fassen ist. Giebt gott dem Adam deshalb die wür-
- de der g Ottähnlichkeit aus dem spiegel seiner ewigkeit, weil Adam
- gleichsam eine abspiegelung der yottheit? oder hat tnan hier gar
- nicht an spiegel, speciiluiu, sondern an spiegel, spica, zu denken?
- Ist die ewigkeit gottes gleichsam die ähre, der fruchthalm, woraus
- alles vollkommene , gute, herkommt?
- 9. kunnel stn. hier nicht: geschlecht (geniis), sondern die an-
- geborne eigenschaft, die Wesenheit.
- 12. ü|] in demselben sinne wie v. 1. „damit er habe.^'
- 15. jimc und altj oder auch jungalt heisst gott, jiinc als söhn,
- alt als vater, weil er beides, vater und söhn, ist.
- 18. vorgezaltj voraus bestimmt. — Die drei würden Adams
- sind also tj die gestaltliche ähnlichkeit mit gott ; 2) die ewigkeit
- seines geistes ; 3^) der adel des Stoffes C^er inaterie) , woraus Adam
- gebildet ward.
- 16, 8. artl art, stf. geschlecht, nachkommen.
- 14. so wajr vertragen sins wesens jagenj so wäre alles sein
- streben nach Vollkommenheit, was eben das unterscheidende merk-
- mal seines Wesens ist, vernichtet (fortgetragen, entferntj. Vgl.
- Hätzlerin JJ, %7, 129.
- 16. betagen] bleiben, dauern.
- 19. Was heisst: Adam verlor nicht an ehren, er rerlor nur
- seinen nachbar? Die nachbaren Adams sind ohne zweifei die enget,
- 29(i^ ERLÄUTERUNGEN.
- deren 60_,0Ü0 (vf/l. anm. tu FL. \y 8) durch ihren übermuth fielen
- Vielleicht hat man -zu lesen: nlur sine nsichgebüren, nämlich: diu
- engel, die da fielen, die verloren an ehre.
- Die erzähluny von Moses und seiner liebe mr Mohrin Tarbi
- (2S — 30J ist nicht der bibel entnommen^ sondern wahrscheinlici
- dem talmud oder einem ähnlichen werke rahbinischer yelahrtheil
- Manches bleibt mir dunkel, da mir die quelle Heinrichs nicht zu
- hand ist.
- 28, 10. si was im ze nmote) er liebte sie, er beyehrtt ihrer. Ähnlivl
- bei der Hätzlerin IT, 1^, 13. hast du cj aber sunst ze nmot, für
- war e\ tiiot dir nimmer guot.
- 16. ane snabeu | ohne straucheln , in Sicherheit , in Wahrheit.
- 29, 2. es waer erdälitj hätte er darauf denken wollen. Vyl. Wacker-
- nayel, lesebuch 1, 548^ 33.
- 8. verwinden! utnyeben, einhüllen.
- 30, 5. genüege] = genuoge, genuoc.
- 9. bedenken I in yedanken haben.
- 14. gar in lieber ger| die yanz und yar im liebenden vertan
- gen ivar.
- 15. verge:j:jen derj als sie dieses verlanyens veryessen hatte.
- 3J, 4. die rihtej y er ade darauf hinzielend , in yerader richtuny. vyl
- Wackernnyel lesebuch 1, 856, 31. die richte in got gekart sin.
- 12. kein glocke müe;je in klingen} scheint sprichivörtlich.
- 13. dos vliioches underbint tuon einem | einem durch den fluch hin
- derniss, schaden zufüyen. underbint, stn. bezeichnet sowohl vermitteln
- de verbindtiny y als auch trennende unterbinduny : unterschied , hin-
- derniss. einem vluoches underbint tuon kann daher auch bedeuten:
- einen mit dem fluche in verbinduny brinyen, d. i. einen verfluchen.
- 15. niundes slint| = munt; stammivort ist slinden.
- 16. beschindenl swv. enthäuten.
- 32, 2. (der) undult pflegen! unerträylich sein, viel ivesens machen
- berauscht sein.
- 10. adelrichel stn. = adel.
- 11. mit vreise] durch eine Schauder erregende that; dagegen in
- vreisen ligen, in convulsivischen Verzückungen lieyen.
- 15. fif gotes zit\ Ist gotes zit == gotes tac, der tay des yerich-
- tes ; das jünyste yericht? — Der sinn ist: nach seinem tode, als er
- vor dem richter stuhle yottes stund, ivard über ihn „waffen'^ ye-
- schrien. Waffen über einen schreien heisst so viel als ihn des to~
- des schuldiy finden und der Verfolgung des gerichtes preis geben.
- 33, 3. gerl wenn es den gefranseten^ gestalteten theil des kleides be-
- deutet, folgt sonst der schivachen declination.
- 12. in ewe] in ewigkeit, immer, hier ewe ein stf. wenn nicht
- in ewen zu lesen, vgl. KL. 16, 4.
- 13. kunter, kunderj stn. ungeheuer , ruchloses yeschöjtf.
- i
- ERLÄUTERUNGEN. 291
- 16. sätj = stime , nachkotmnen ; vgl. deu kreb;jen sat erwerii bei
- lieinmar.
- 4, d. huserej stf. gastf'reundlichkeit.
- 18. in silier iiimiie zaiigenj in die Umfassung seiner liebe; zan-
- ge, forceps, im übergetragenen sinne; man denke an das altnordi-
- sche tengdr, affinitate junctus, tengiiig, jimctura, tengsl, nexus,
- .und an das ahd. gi^ango, iiistauter, incumbeiis. Ein ähnlicher aus-
- druck ist: in süe;jer miiiiie schrenken, bei der Hätzleriny J, 3^ 81.
- Die Strophen 35 — 40 sind bruchstücke zweier von einander
- tiiiabhüngigen g e dichte , jedes von drei Strophen, chronologisch ge-
- ordnet müsste das letzte bruchstück vor anstehen. Übrigens be-
- jtiveifle ich die üchtheit der Strophen 38, 39, 40; sie scheinen das
- fverk eines unbeholfenen nachahmers.
- «^ 5. die gein der kruue sich iiiht geriiochent ueigenH die sich gegen
- ,die rechtmässige Herrschaft nicht unterwürfig zeigen wollen.
- 6. trauten einesl ^*« ding achten ^ fragen nach einem dinge.
- 13. bot im da kiis genieinej gemeine (ddv.J kann vom adj. ge-
- meine = comuiunis, hergeleitet werden; es kann aber auch auf das
- adj. gemeine = liep C^'gl. geminne) bezogen tverden. vgl. meinen
- unde minuen. j^Manch rother mtind bot zärtlich ihm kuss'^ ver-
- dient den Vorzug vor: Manch rother mund bot ihm kuss gemein-
- ^^am. kus gemeine als kusses gemeine (kusses gemeinschaft) zu deu-
- ^$en scheint mir hart. Doch vgl. 264^ 10.
- fij 4 — 5. Obwohl: „des in niht bevilde," als eingeklammert genom-
- meny sich erklären lässty so glaube ich dochy Heinrich schrieb
- daj in niht bevilde an ze sehene, weil sonst die worte: an ze sehene
- M. s. w. als ein leerer zusatz zu „schoene:^ bilde" erscheinen wür-
- ..den.
- 11. in des todes narwe^ in des todes bedrängniss. Vgl. zu nar-
- we KL. 12, 18.
- 15. din barti dein alter, dein verstand. Vgl. KL. 8, 7.
- 18. gevaerel außauernd.
- VS, 11. schümes vimell Vimel, stm. bedeutet sonst den keily den man
- braucht um harte gegenstände zu spalten; in diesem sinne steht
- vimel KL. 17, 10. Hier muss jedoch ein anderes vimel gebraucht
- \seiny welches die weissen bläschen des schaumes bezeichnet. Vgl.
- 313, 9. 315, 4. Süddeutsche mundarten haben fimeln, fimmeln =
- flimmern^ glänzen.
- 38, 5. 12. 14. Dreimal hinter einander: so man seit! beweis der un-
- ächtheit oder starker Verfälschung.
- 18. todes gallel bitterer tod. vgl. 400, 15.
- 39, 2. sich enthalten vor einemj sich behaupten wider einen. Vgl. Pi-
- latus 14. mac sich enthaiden min gedanc.
- 4. büenej reimes halb statt büne?
- 40, 5. sunder valsche wichej ohne falsches zurücktreten, fort und
- ^^fort.f beständig, wiche, stf. das weichen, die flucht.. Vgl. Hätzlerin
- J, 126, 8. on alle[sj weich ich dich geleich dem tiefen teich, da ff.
- 298 ERLÄUTERUNGEN. !
- 11. tröiies reigej = tröii. Er ward der folge auf den thron be^
- raubt? — gewöhnlich: der reige, -en; hier reige ein starkes fem. i
- 41, 5. von artj arfc, stm.? nach seinen natürlichen anlagen.
- 6. diu riehen muot kan großem eilen la;^:jen] die der thatkraj
- den willen zur that entzieht ßräge macht).
- 18. würd in der iniiot ein größter eilen va^ijen] würde ihnen de\
- Wille kräftiger werden.
- 18. da hat vrou Ere ir wiinschelruot ,jda kann fr au Ehre alle
- was sie will vollbringen^^ wenn nämlich diu wünschelruote hier =
- der wünsch gebraucht tvard; der umgekehrte fall ist häufiger.
- 19. schaz iiiac si ha;j:jen| Um den sinn dieser worte zu verstehn
- muss man die Scheidung der begriffe guot und schax: festhalten , dii
- Heinrich hier aufstellt: schaz wird ihm erst durch rechte anwen
- düng zum guot^ und so kann er sagen ^ dass schaz sowohl ellei
- als auch guot hassen könne.
- 42, 5. wan ob der schaz uf da^ guot sich schibet] ausser wann de
- schaÄ zum guot wird.
- 16. din golt hsit zin] das gold desjenigen, der swachen sinnej
- ist , d. h. seinen reichthum nicht gut anwendet, ist nicht rein, son-
- dern mit Zinn versetzt, d. i. falsch, werthlos.
- 17. du bist sin golt und effest inj du C^inn, d. h. schlecht ange-
- wandter reichthum) bist das gold eines solchen; aber du äffest ihn
- indem du nicht gold bist. — Zu dieser ganzen stelle vergleiche mat
- W. Grimm zu Fridankes bescheidenheit 125, 23^ 24. zumal gehör
- hieher die stelle aus Wigal. 11367. min rötej golt ist überzint.
- 19. der muot sin kraft dar in betwinget] der wille des reichet
- nur macht, dass der schaz, der an sich keine schuld hat, schul-
- dig wird.
- 43, 4. bille] (diu) steinhaue, wie sie die Steinmetzen brauchen um stet
- ne zu behauen; in der älteren spräche ist bille C^tn.?) auch =
- swert.
- 8. diu niuwe] stf. die nngewohnheit , neuheit.
- 10. dem ist niht ze swinde] der verliert nicht die besinnung)
- das richtige benehmen, sondern er behauptet sin alte| reht| d. h. er
- handelt so , wie es ihm gebührt und wie ers von jeher gewohnt
- tvar.
- 12. weiden] den rechten weg führen; eigentlich auf die weide
- thun.
- 15. hoher zart] (= zarte, gen. plur.J hoher liebkosungen, Zärt-
- lichkeiten C^ollJ; zart, stm.
- 44, 1. Sit ich der jungen bin] seit ich mich der jugend gewidmet habe;
- oder : seit ich zu den jungen gehöre ?
- 3. verla:j^en] la| machen , träge machen.
- ö. in endehafter kür] in entscheidender wähl.
- 45, 2. gran] stf. die Scharlachbeere : stoff zum roth färben, vgl, Iwein
- 3454, seit von gran.
- ERLÄUTERUNGEN. 299
- 4. eiueii erbeuj wie sonst einen an erben, durch erbschaß auf"
- einen kommen.
- l«, 6. giftwort, ouch sehen üf gsihen totj ihr hauch und selbst ihr
- blich war tödtlich.
- 10. da^ vrigerilitej den plötzlichen unerwarteten tod?
- 17. des todes nieit twanc nit] hass nöthiyte die tod bringende
- fnaid in Alexanders land zu gehen.
- 18. er trabet durch not der vnhs spil winden stabet] der fuchs
- trabt, wenn ihn die noth zur eile zwingt^ und er macht trugfahr-
- ten von den Windhunden fliehend, staben schritt vor schritt einem
- vorgehen.
- 19. gnäd ob im traget] dem seid genädig, den ihr allzusehr
- bedrücken ixe tiefe^ twingen graben) ivollt. ze tiefe:j twingen gra-
- «*ben bedeutet eigentlich grübeln , nachforschen , wie man einen un-
- terdrücken könne.
- WT, 3 — 5. swer linin tuoch mit viiire leget üf e^, ze stiiire mit kalter
- art sin helfe tuot brüen dem tuoche tiure] wenn man ein leinen tuch
- mit feuer auf elfenbein legt, so verhindert die kalte natur des
- elfenbeins, dass das tuch sich entzünde (brenuej. Zu brüen, bniote,
- vgl. Hätzlerin 11, 64. 73. straft in niht hie din götlich ruot, so wirt
- sin lip und sei verpruot dort cwiclich in helle gluot als Juden ketzer
- beiden.
- 10. bewisen] erklären.
- 18. tirnien ein rör] ein röhr erheben, hervorbringen, zu tirmeu
- vgl. KL. 5^ 8. 231, 9.
- 16. der erden zol] zol stm., und zolle stf., dichter, compacter
- klumpen; altnord. tolla, cohaerere. Hier steht zol für zolle, was
- für den dativ ich nehme (der zolle der erden), also: er grub ein
- loch der ßn die) tnasse der erde; accusativ würde zol sein, wenn
- > graben = ergraben.
- V 18. von des ruofes dol] wohl nicht: durch die traurigkeit des
- ruf es y sondern: iveil es den ruf erlitt, weil hinein gerufen ward;
- dol, stf
- 48, 3. val este] fahle, gelbe dürre äste. Ifnnöthig ändert v. d. Hagen
- val in vül.
- 12. er sol den vürsten ligen in richer lüstej er soll den fürsten
- sehr erfreulich sein. — lust -es, stm. und lust, lüste, stf. ; letzteres
- drückt mehr innere freude aus.
- 13. der wät, die «e den sprenzen sint gerigen J Man beachtet in
- uttler noth derjenigen kleid nicht, die zu den gecken gezählt werden.
- ■ Mit unrecht ändert v. d. Hagen: ist gerlgen. — spranz, stm. der
- sich spreizende, der geck.
- 40, 1. kefs, kefsel st. u. sw. f. capsa, Capsula, kästchen.
- 2. trefs] stn. trespe (loliuni).
- 3. u| dinen witzen] aus deinen sinnen, deinem verstände ; sehr
- ' unnöthig ändert v. d. Hagen: ü| dinem wei^e.
- 4. der saelden klinterj die geräthe des heiles. Schmeller hat II,
- 300 ERLÄrTERUNGI<:N.
- 353. ein klauderu, die) altes oder schlechtes yerüthe. Stalder eiit,
- klütern, kleine mechanische arbeiten verfertigen^ ohne sie eigentlich
- gelernt zu haben. Nach Schmeller^s klaudern hat man ein sw. fem.
- kliutei* anzusetzen.
- 7. goldes varwej das gold als symbol der treue genommen. i
- 8. da^ vech] das rauchwerk , pelzwerk , symbol der wahrhaf-^
- tigkeit. Das subst. wärhall, stf. setzt ein altes warhafti voraus. |
- 18. da| ina:je] hat man zu lesen: die ma^e oder daj mä:} ie? eini
- subst. da:j ma:j Coder: da:jma^?) hat Frauenlob allerdings. vgl.S99,l.
- 13. düiiic] ausgedehnt, gross, donen, dunen, dehnen, strecketi
- Kann die minne dein herz ausdehnen y strecken'^ — F^i. Parzival
- der vögele sanc erstracte im sin in brüstelin.
- 14. spünic] lockbar y folgsam?
- 15. bünicj gehört diess adj. zu büne, latte, lattenboden, so
- könnte es: stützend, hilfreich, bedeuten.
- 16; gen relit unrünic] zu recht beständig? vgl. rünic, flüchtig
- 160, 2.
- 18. dich zuo des troumes aschen lünic] Ich verstehe diese stelle
- nicht. Innern CSchmeller 11, 472J) bedeutet: lodern, brennen; lun
- Cstm.f stf.?}, obex, paxillus. luni, huuienili; das altnord. loxn be-
- deutet interniissio. Aber auch troumes asche ist mir nicht klar
- wäre troum hier = leben , das weltleben ? Vgl, Walther : hän ich
- min leben getröumet oder ist e:j war; so könnte asche ,ydas was
- vom weltlichen leben uns bleibt^^ bedeuten. Vgl. 319, 9.
- 50, 8. ir liaftj ihr band, die Verpflichtung , die sie auflegt ; haft , stm.
- und stf.
- 3. dri:jic jaren] absoluter dativ; dreissig jähre lang; oder wäre
- jaren accus, oder gen. plur.? t'^i. junger jären, L. IV, 5, 9.
- 6. ein val] ein übertreten der iHtterlichen pflichten.
- 18. verlegen] der ritter verliegt seine zeit, wenn er sie müssig
- in weichlichem leben zubringt anstatt sie zu ritterlichen thaten zu
- vertuenden. — da:j ist ein swinder liorden] ein schlimmer , gefähr-
- licher einsammeln, schützen. C^gl. die reliten minn kan horden nie-
- man dan der tri wen pfligt, Hätzlerin II, 58, 88.^ wenn nicht viel-
- mehr horden hier: hausen^ sich an einem orte, in einem zustande
- befinden, bedeutet.
- 18. andaht] stf. ruhige selbstbetrachtung.
- 51, 6. din wort] dein kampfgeschrei, streitruf? = Wortzeichen? oder
- ist: ritterliche rede im allgemeinen damit gemeint?
- 18. ein niesen] wohl in der bedentung des alten arniusan, biniu-
- san, nancisci, experiri, also: ein glückliches gedeihen; niese, nos,
- nusen, nosen Coder nurn, norn?).
- 58, 1. diu dorperheit] die gemeine, unhöfische menge. Heinrich meint
- den adel, der sich zu seiner zeit nicht mehr ritterlich benahm.
- 4. krie] stf. kampfruf.
- 5. storje] stf. schaar. Das ivort kommt zunächst vom franzö-
- ERLÄUTERUNGEN. 301
- sischen oder proreftzalischen estor, estorn, welches hinwieder vom
- deutschen stiirni, sturii kommt,
- 16. geliehen stritj wie trit von treten, so kommt strit (ä^w. ?) von
- streten, welches stürmen, eilig laufen bedeutet; strit also.- eiliger
- lauty andrang j stürm.
- >3, 3. klüstergiegen] klosternarren; giege , fatuus.
- 5. 6. keppel, kappen! die mönchgewaude.
- 10. zerschelleuj sich spalten ^ zerspleissen.
- 12. si werdent] werden zu theil.
- 14. an imvern stat] ohne euren aufwand; stat, vermögen, beson-
- ders was man am gelde vermag. Vgl. Lachmann^s nachtrage zum
- iwein.
- 17. der gratj die gräte.
- S4, 1 — 6. krSDn (kraejen), bellen, kcrren, limnien, brimmen , lüen Clüe-
- jeo), negen (neieu), luten , gouclien] das lautwerden des hahnes,
- hundesy Schweines, löwen, baren, ochsen, pf'erdes, esels, guckuks.
- 10. sar den sare wirken z\mt eben] In diesen worten steckt ein
- fehler, den ich mit Sicherheit zu heben nicht vermag. Wahrschein-
- lich hat man zu lesen: sarn den sarewirken zimt eben, so dass sarn
- nebenform zu serwen wäre. Die sarewirken Csarewürken) bildeten
- im mittelalter eine eigene zunft, ähnlich der der platner , und wa-
- ren mit der Verfertigung der panzer beschäftigt C^chmeller unter
- sarwürke). Will man aber sarn nicht als verbum gelten lassen
- (belegen kann ich es nicht), so kann man lesen entweder: sarn den
- sare wirken C^^ber saro, sarawes, ist g. neutr.J oder: sarden sare
- wirken; ich kann jedoch gleichfalls weder ein sar, sarn, noch ein
- sarde, sarden in der bedeuttmg von s.irwürke belegen.
- 11. der kneht ze dienste pilege enbeidenthalp der lirken]. Unver-
- verständlich sind mir die letzten worte dieses satzes. diu lirke
- (lürke, lerke) ist die linken hand. Was heisst aber: dienste thun
- zu beiden seilen der linken hand?
- 12. sich ouchen] Cifoth. äukan, lat. augere) sich mehren.
- ^r», 1. Da:j edel vederspil] diejenigen vögel, die man zur jagd brauchte,
- falken und sperwer.
- 5. iismacj stm. schlechter geschmack, beischmack. vgl. akiist,
- ästiure m. s. w.
- 6. voller suchen] Wohl das erste beispiel dieser jetzt gewöhn-
- lichen construction. Man sollte erwarten : vol der suchen , oder
- volliu suchen, da das adj vol zu tat eigentlich gehört, suchen C^^der
- wäre suchen anzunehmen ? vgl. soclien, KL. 20^ 15J) steht statt siu-
- chen , sieclien ', Heinrich verschmähte hier das hochdeutsche iu^ den
- -^vmlaut von \\, wie er dagegen das organische iu C^. b. in liuhten)
- beibehält.
- 12. schuywi schujj Interjection des scheuchenden; gewöhnlicher
- ist die form schu, schlich. — diu kuche, hütte, elendes haus; hier
- ivohl: haus, das die kinder spielend errichten; tvenn suchen C^. 6.^
- %n schreiben, so könnte hier auch kuchen, stf, küche, gemeint sein.
- ERLÄUTKRÜNGEN.
- - li. Das bc'mm mit raben und krähen; das jagen mii
- rüden und kettenhnnden bezeichnet die unedle beschäf'tiyuny der
- edlen an den höfen, wie die erwähnung der disteln und der trespe
- neben den zarten blum'en in dem t/arten des fursten seine unsitt-
- liche, unhöfische Verwilderung zu erkennen giebt.
- 58, 5. Man hat wohl zu lesen: „ir süe|iii wort gebents iinib niuwe
- triiite" da Heinrich die fnlschheit der f'ürsten beschilt , welche in
- nöthen schöne worte geben und nachher nichts davon wissen wollen.
- — triute, stf. das wohlmeinend die liebkosung.
- 59, 3. in der worte ringej im umfang der tcorte.
- 13. iint var üf eine vindelsej an wendelsr, niare Vandalicum
- (Ostsee), ist jedenfalls nicht zu denken, da sich nicht absehen
- lässt, was Heinrich dort finden sollte. Der ausdruck vindelse,
- oder vielleicht richtiger vündelse bezeichnet den see der fünde, der
- erfindungen, also den geist, mit und in dem die er findungen ge-
- macht tverden. das ivort erinnert etwas an das skaldische raiui-
- strindar mar, meer des Strandes des mundes, d. i. Wodans meth,
- wodurch die gäbe der dichtkunst bekanntlich bezeichnet wird.
- 14. der fugenden le| der lügenden hiigel. le, stm. = ahd. hleo,
- angelsächs. lilaev, hiigel, grabhügel (heidnischer).
- 60, 3. wurzelvesej swm., swf. wurzelzaser ; vese bedeutet eigentlich
- die hülse des getreidekornes , dann spreu ; übergetragen etwas un-
- bedeutendes, z. b. Hätzlerin 11, 48^ 94. so müede jocli ungeraster
- bin icb nie (noch) gewesen , da:j ich umbe einen vesen liefe ein halbe
- mile.
- 17. ein edeler griintkern edelen rounij da Heinrich a, uo, und ou
- reimty indem ihm diese drei laute, wenn m folgt, mit 6 zusammen-
- fallen, so bin ich des Wortes roum nicht sicher, wahrscheinlich
- ist rouni == rsim, cremor (lactis), zu dessen angelsächsischer form
- reiim die form roum besser stimmt, als das gewöhnliche rain. ronm
- scheint hier den nä'hrstoff des kernes zu bezeichnen. Ein ganz an-
- deres roum findet sich Parzival I, 22. „;2in anderhalp ame glase
- geleichet, und des blinden trouni. die gebent antlützes roum , docli
- mac mit staite uiht gesin dirre trüebe lihte scliiu," welches roum viel-
- leicht mit dem angelsächs. hream zusammenzustellen ist.
- 61, 10. swera diu manheit wsehetj wenn die mannhaftigkeit schmückt.
- Alter thümlich ist der dativ swem.
- 12. ir erbeschrin] die hochfahrt ist der erbschrein aller tagen-
- den, weil sie alle in sich begreift, da alle tagenden nach unserm
- dichter hochvertic sind.
- 15. der nia^en zol] vgl. oben 47, 16.
- 62, 10. wideren] zurückweisen, widerwärtig machen. Vgl. d. Wörter-
- buch zu Wackernagels lesebuche unter wideren.
- 11. viderenj mit federn versehen, schnell befördern.
- 18. du holxeloser witze ein stam] du stamm kraftloses Verstan-
- des; du unverständiger.
- 63, 6. sich nemen] da für Heinrichs zeit noch kein dativ sich ange-
- ERLÄUTERUNGEN. 303
- setzt werden darf, so ist der accusativ sich wohl durch an sich
- %u erklären, an sich nenieii , sibi comparare ist gewöhnlicher ans-
- äruck, übrigens erinnere ich daran, dass gegen ausgang des iSten
- Jahrhunderts ein sich bei verben zu erscheinen beginnt, die früher
- es nicht zeigten, z. b. Sigenöt XXIII C^assbergJ Do sprach sich
- meister Hiltebrant, und noch öfters im Sigenot und Ecken u^vart.
- Vgl. Gram. IV.
- 18. der tilgende inage] = tugenthafte^ eigentlich die verwandten
- der tagend.
- 13. zins — triiht] zins, stm. bezeichnet tribut (census) gerecht-
- samcy Wohnung, dienst, besonders lehndienst ; triiht, stf. dagegen:
- schaar, menge, contiiberninni, faniilia, das hauswesen.
- 14. sigenuhtj stf. niederdeutsche form für das hochdeutsche
- sigenunft, sigenunst, sigenuft.
- \y 13 — J9. Manchen ist mein lob kund geworden , hat ihnen ge-
- lachet, wie eine zarte Jungfrau , d. h. that ihnen wohl; kam ich
- aber hoffnungsvoll hingeeilt j um der milde der als milde von mir
- gelobten mich zu erfreuen, so fand ich alle Zugänge versperrt und
- musste sonach gegen mein lob ankämpfen , mein lob bekämpfen,
- widerrufen.
- >, .5. ungelingej == ungeliicke.
- 18. gevleischenj zu fleische werden.
- 13. ungevuor] = unvuorec, unvuorlich, ungeschlacht, wüst
- 19. rihtej stn. = gerihtej die form ich niederdeutsch, eben so
- braucht Frauenlob schiht = geschiht. vgl. 112^ 6. 180, 4.
- >, 8. setzen nach einem) nach einem streben, trachten.
- 6. mit volsej wahrscheinlich hat man zu lesen: mit valse. vals,
- stn. bedeutet das verdorrete, durch frost verdorbene falbe gras,
- das wintergras. Das wort gehört Norddeutschland an. Da nun
- neben vals das abstracte leit nicht schicklich erscheint, so wird
- man meine ander ung: mit heide, d. i. mit haidekraut, wohl gut
- heissen.
- 9. hordenj einsammeln, gewinnen. Vgl. 50, 12. 79, 5.
- r, 5. schänden spisej speisnng, ernährung, auferziehung der schände.
- 8. Man hat wohl zu lesen: hat er iht schäme, oder besser:
- «nk hat er schäme, da ich reime tvie name : schämen nicht überall
- dem dichter, sondern zuweilen auch, zumal tvo sie leicht vermeid-
- bar, den Schreibern der handschriften zueignen möchte.
- 10. rüegen] aussagen, gewöhnlich im gerichtlichen sinne; hier
- jedoch ganz im allgemeinen.
- 18. wider dem orden s weben) sich so betragen^ dass es dem
- stunde zuwider ist.
- 19. dinsen] stv. ziehen, rauben.
- ', 11 -- 12. sind mir unverständlich; ich weiss ihr verderbniss nicht
- zu heben, >*»>
- '. H. untugent bei:jen) Untugend verfolgen, auf Untugend jag d machen.
- 304 ERLÄU rERÜNGEN.
- ö. rede siinder rei^enl rede ganz besonders hervorrufen; viel
- leicht war sunderrei:jeu %ii schreiben.
- 14. sin guot, sin erbe ringe wigtj da sin ore ('»onorem) ring
- wigen, nicht zu den tagenden gerechnet werden kann, und da si
- ere Caes) ringe wigen keinen rechten sinn giebt , da kupf'ergeld be
- den gehrenden eben nicht in hohem ansehen stund ^ so glaube ic,
- mit recht erbe statt ere gesetzt zu haben. Das erbe steht hier der,
- guüte, dem erworbenen, gegenüber, wenn man nicht etwa unter erb
- land und leute, unter giiot das bewegliche vermögen verstehen will
- allein land und leute erhielten fahrende leute getviss nie.
- 15. der hersclialt pfligtj der pflegt der herrschaft, ist ein voll
- kommner herr.
- 16. vers wigen] Cnicht: verswigen) ist mir sonst noch nie begeg
- net , und da unmittelbar darauf eine lücke in der strophe ist , s
- muss jeder versuch einer deutung mangelhaft bleiben. Zunächi
- denkt man an swig, sweg, ton, laut, schall, davon swigeln, swe
- gelu , übia canere; snigen könnte demnach pfeifen (angelsächs
- swegan, swegde), verswigen, falsch pfeifen, aufhören zu pfeifen
- bedeuten; als übergetragene bedeutung ergiebt sich vielleicht stumn
- werden, nicht von sich zu reden geben. Ein zweites angelsächs
- wort ist svvegjan, sweogjan, praevalere; entspräche diesem eii
- deutsches s wigen, swegen, .so könnte vers wigen, verswegeu bedeu
- ten: die obmacht falsch anwenden, die obmacht verlieren. Ver
- swigt in verligt zu ändern scheint mir unstatthaft; man begreif
- da nicht, ivie dieses allbekannte wort zu verswigt werden konnte
- 71, 3. spriii iint trefsuugen] Im letzten Worte liegt das Verderbnis
- dieser stelle, da, abgesehen davon, dass der acc. plur. trefsuuge
- lauten müsste, kaum ein subst, trefsimge == trefs, trespe statthaf
- ist. Ich schlage vor spriu trefs iint rimgen. ninge, swf. darf man
- da in diesem stamme g mit k wechselt (rang und rank), tvenn letz-
- teres nicht eigentlich aus gg, <?. i. gj, entstanden, dem norddeut
- sehen riinke, diu (= riingga, riingja) knollen, gleichsetzen. WollU
- man tungen lesen, so wüsste ich dieses nur zu tüngel, stm. zi\
- halten, womit das klebkraut, die kleine klette bezeichnet ivird\
- rangen aber scheint mir vorzüglicher. j
- 5. der hilwen swach] liilwe mundartlich statt helwe, spreu]
- und nicht mit liülwe, fäulniss, lache, zu verwechseln, wenn auch
- beide Wörter stammverwandt sind Qvgl. das schtveiz. da^ gehülp
- gehülb , die spreu, collective); swach, stm. die ablösung, auflösung
- von swihlui, swah, swähumes, swohhaner , wie tranc von trinkan
- Es scheint unnöthig swacli in swauc zu ändern, was nahe genui,
- lag.
- 73, 7. Von einer kerze (((^^ngezündet) mögen tausend lichter leuchten
- 16. des lasters mür] öffne die thüreder gebrechlichkeitdeslasters^
- oder: des gebrechlichen lasters, je nachdem man mür als subst. im
- genitiv sing, oder als adj. nimmt. Die stelle lässt sich aber auch
- übersetzen: öffne die durch das lasier mürbe, gebrechliche thüre.
- ERLÄUTERUNGEN. 305
- 18. berürnj swv. (riirte), ein riiise, ros, riirii O^ngelsächs. hreö-
- san), voraussetzend ; befallen , durch fall bedecken, überhaupt:
- bedecken. — Wie neben riseii ein riesen, so findet sich ein spri^en
- neben sprie^eu. Vgl. zu 87^ 11.
- 4, 5. diu kipelj Ich habe das wort als neutrum angenommen, bin aber
- des geschlechtes nicht sicher. Es sind die kappen, hüte , gemeint,
- deren sich die taschenspieler bedienen, unter denen sie ihren betrug
- vollführen. Die kip heisst noch heut in norddeutschland die leder-
- kappe; kippern und wippern betrügen und wucher treiben, beson-
- ders durch beschneidung des geldes. Ein sivv. kjppela findet sich
- bei der Uätzlerin I, 119^ 108. er tuot mich kyppeln und keyfen, schel-
- ten und auszanken, aber die bedeutung passt nicht.
- 5, 12. betragen] stv., zubereiten, schmücken, vollbringen ; vgl. Wack.
- lesebuch 2i3, 1. satel uude schilt mit golde betragen.
- ß, 3. zarten] thaten wohl; von zarten schmeicheln, liebkosen.
- 6. ir erben] ihren angestammten blumen.
- 12. diu stunde solt ir^ sterben] der reim erben beweist, dass
- sterben hier als factitiv Cstarpjan): umbringen bedeutet, und dass
- mithin diu stunde in dem sinne zu nehmen ist, den das schiveizeri-
- sche stündi hat, nämlich: Stundung, aufschub. „Die verabsäu-
- mung sollte ihre blumen ßhr schapelj tödten.^' Sollte auf die
- unerhörte form: diu stunde! doch mehr rücksicht zu nehmen sein,
- als ich nahm? aber stündel ist stn. vgl. da| stündeli in Wack. lesb.
- 880, 2G.
- 14. dine:j] nämlich schapel.
- 19. der riuwe mich verderben] die schmerzen über meine blumen
- mögen mich wohl verderben (tinglücklich machen).
- 7, 11. den gesten varudiu habe müest vreches willen lachen] fahrende
- habe müsste die geste C^ie feinde) von ihrem gierigen willen heilen,
- ihr heftiges verlangen nach raub stillen. Ich weiss nicht, ob nicht
- dem goth. lekinön C^aneben leikinön!) dem angels. Isecnjan Rieben
- lacnjan lecnjan) zufolge auch mittelhochdeutsch lachen zu schrei-
- ben wäre; indess Graff II. 162 giebt lahinön, lachenön etc. neben
- lahhi und lahjan etc. und Heinrich dürfte wohl lachen, nicht lachen
- gesprochen haben. Der genitiv und dativ bei lachen sind zu be-
- merken.
- 12. die landen, liuten, in selben swindes greraden, die auf die
- lande, die leute und auf sich selbst sehr erbittert waren.
- 13. da:j ganze bant] die ganze bindung der wände; verbrennt
- sie, so stürzen die ivände ein.
- 19. mit den semden] mit den pinsen; semde, sin.
- "9, 5. al an prises hordenj indem alle preis erwarben Oammelten).
- 10. we des underschutzes] underschuz, stm., underbint, uuder-
- viz, underslac, undersnit, underschit, underscheit drücken alle das
- gleiche aus, nämlich trennung, unterschied, Wechsel.
- 11. lehnt in hohes trutzes] bieten ihnen Cäen lebenden) trotz.
- Frauenlob. ••"
- so« KllLÄÜTERÜNGKN.
- 19. der namen ü$ den Worten sint in allen munden waehel dere\
- namen sind aus den lobsprüchen mit rühm in aller munde.
- 80. Die zeit der abfassung der sprüche 78, 79^ 80 lässt sici,
- durch die erwähmmg des todes Rudolfs von Habsburg bestimmen
- sie werden hiernach bald nach 1391 gedichtet sein.
- 80, 9. aller tngent meiger] ein pfleger (^bauer} aller tilgenden.
- 11. er pris an hohen vürsten pflac] er hat hohe fi'trsten besiegt
- pris, genauer priss, d. i. prises.
- 13. Heinrich ergazte uns siner tugentl Heinrich würde uns sein
- tugent ersetzt haben. Es ist wohl Heinrich IV. von Breslau ge
- meint , ein ritterlicher und milder fürst ^ der 1290, juni 23 starl
- 14 — 17. Heinrich V. von Breslau Cf^üher von Liegnitz) is
- der angeredete.
- 18. pris haben sij nämlich die bereits verstorbenen f'ürsten.
- 19. Wollte man die Wortstellung der handschrif't, obgleich sie
- da der dichter der letzten verszeile stets eine Vorschlagsilbe giebt
- gegen den versbau ist, beibehalten^ so erhielte man den sinn: mo
- gen sie denn das lob mit ehren da tragen^ das ihr name empfan
- gen hat.
- 81^ 15 — 16. beschütze denn der ihm gleiche (sin geno^) den schoos
- des glücke s.
- 18. da;j gelöjjl schicksalsbestimmung ^ das vom Schicksal fest
- gesetzte, das naturnothwendige.
- 82, 5. werdeclichen tragen] der würde angemessen leben.
- 11. al des Schatzes wende] vgl, miner sinne wende, 4, 4.
- 83, 17. bi grimmen staden] = bi grimmen staten, da wo der grimn\
- stattfindet, staden ist niederdeutsch.
- 85, 4. ein gedrenke des ernstes] soll doch wohl == ein getrenke des
- ernstes sein, d. i. eine Überschwemmung mit kämpfe, vgl. Schmel-^
- ler unter trenken. i
- 5. den vinden einen lenke tuon] einen den feinden lenksam ma-
- cheuy der kraß wider die feinde berauben.
- 16. in dem vort] im gange^ auf der bahn, vort, stm. = vurt,
- vgl. 138, 19. 402^ 2.
- 17. triegel] betrüger, wenn nicht triegel ein adjectiv = betrü-
- gerisch.
- 19. den gruo| spannen] den gruss rüsten, darbieten.
- 87, 3. engenden] die ganzheit vernichten, zerstören.
- 4. lenzen] sw. zum frühlinge werden.
- 5. da man den schimel wiget ba| unt den valken krenzet] Ich
- weiss nicht j was man tinter „den schimel wegen" und „den valken
- krenzen" zu verstehen habe, kräuzeln bedeutet: im kreise herum-
- treiben, kranzein, schlagen.
- 6. den er vil kleine kürnet] den er unzerbrochen lässt? kiirnen
- Cquirnen) zermalmen?
- 11. nuz unt spri:f] Mit unrecht änderte hr. v. d. Hagen spri|
- in pris. sprif Otm.? n.?) gewöhnlich spri^e (fj bedeutet: Sperrholz,
- ERLÄÜTERÜIVGEN. 301
- stütze. Vielleicht hat man sprie| O^J nutzen , erspriesslichkeit,
- zu lesen; aber die handschrift hat deutlich spreifs, und spri^en
- scheint mit sprießen verwandt, grade wie risen mit riesen. vgl.
- n, 16.
- }y 10. in hürstenj in den Wäldern, den hecken, hurst, stm. u. stf.
- . 17. sich vlehten zer muten scharj zu den milden gehören, zu
- den milden sich halten, vgl. sich vlehten got ze knehten, KL. 8^ 12.
- und.' sich vlehten imder da:} gesinde, Wack. leseb. 780^ 6.
- If 3. sich üf reine;j leben valten] sich reinem leben hingeben, sich
- valten wie sich vlehten in übergetragenem sinne.
- 4. keiner miete walten] kein geld, keine belohnung annehmen,
- l, 5. kranker hande barnl unbedeutender , fehlerhafter mensch. —
- krankill hant ist doch wohl hier nicht in der bedeutung von: art
- gebraucht, da hant in dieser bedeutung sonst nur mit dem adj. al
- verbunden wird.
- )^ 7. in sorgen kein] (qiieln) in sorgen leiden.
- 11. vor den schiirpfehunden] den bissigen, hautaufr eis senden
- Hunden, d. i. den drängern der wittwen und weisen, vgl. den schür-
- fenden stein, Wack. leseb. 128_, 1.
- \, 1. vertüemtiu vruht] verurtheilter mensch j ein nichtswürdiger
- mensch.
- 12. sine tage sli^en] seine tage hinbringen.
- {, 6. den lip mit ganzer vuoge staete gesten] das leben mit der dauer
- vollkommner gesittigung schmücken.
- 8. Der dativ stabe ist von an O. 9.J abhängig.
- 13. in eren taete] durch that, die ehre bringt.
- ly 4, lengen ziuht von vreiden] das verlängern rettet von schnellen
- ausgängen.
- 11. mit vürdahten sinnen] mit vorbedacht.
- 13. iif wernde slä] auf die bleibende wegspur.
- 19. diu (genäde) schützet wol dem tamme] die genade gewährt
- schütz dem dämme, welcher dem hereinbruche des strengen rech-
- tes tvehrt.
- 5, 4. sin art so gesnüeret ist] seine art ist also beschaffen; nach der
- enuore gemessen ? vgl. Hätzlerin II, HS, 541. haet ich mit Worten an
- keiner stat den snuorslac überhouwen.
- 10. wunder stillen] alles und jedes, auch das ausserordentlich-
- ste, zur stille bringen.
- 11. ebenhiUen] Diess wort vermag ich nicht sicher zu deuten.
- Stünde hillen mundartlich statt hellen C^gl. zu 116, 19J), so wäre
- ebenhiUen = gleichmässig tönen, übereinstimmen; hier ohne sinn.
- Die lesart von P ebenpiUen, d. i. ebenbillen , mit der bille gleich-
- hauen, glätten, giebt eben so wenig sinn. ebenhiUen muss ein pro-
- vinzielles, auf den gottesdienst sich beziehendes wort sein. Das
- schwäbische hiUigen, sich verehlichen, ist auf hiweUchen zurückzu-
- führen; sollte es ein gleichbedeutendes hiwelen, assimilirt hiUen,
- gegeben haben?
- 308 ERLÄUTERUNGEN. j
- 97, 12. e| kamt zno dem meisten] vyl. UFL. 6, 20. min munt mi^^ci
- dich uf da| meiste.
- 13. Zu bemerken ist das schwanken des geschlechtes von g(
- walt in dieser strophe. für das tdte Jahrhundert gilt in der reg*
- nur der gewalt; kaum jedoch rührt das J'emininum in v. b, 13^ 1
- nur von dem schreiber der handschrift her, der, wenn er auc
- vielleicht gewaltes Cv. 1.^ stehen Hess, dann doch kaum gewalt d(
- mac O'- '^O stehn gelassen hätte,
- 9^^ 1. Dämiej des amies , frauen, die mit männern leben ohne m
- ihnen verehlicht zu sein; hier sind die amazonen gemeint
- 9. mislich liefen] ein übles Coder ungleiches^ loos zutheilen, vei
- kündigen.
- lOOj 2. Die Verbesserung dieser zeile genügt mir keineswegs ; ic
- weiss aber nicht anders zu helfen.
- 19. ü^e und inne] ausserhalb und innerhalb des menschen.
- 101, 11. nach in las parten blicken] ich iveiss die mehrfache verderl
- niss dieser stelle nicht zu heben, au/fallend zunächst ist der rei
- ougenblicken : blicken, wenn auch nicht unerhört; dann ist auc
- für diese verszeile eine silbe zu viel da. nach ist sicherlich äch\
- aber aus las parten weiss ich nichts zu machen; weder la| werde
- noch lä:j Worten giebt einen sinn.
- 102, 10. überbillen] mit der bille überhauen, glätten; allzusehr glättet
- 104, 12. süUe] stf. schwelle, balken. Es verhält sich süUe zu swel
- wie süster, suster zu swester.
- 18. überkrüpfen] allzusehr biegen; den kröpf zu gross machet
- überfüllen? Zu zol vgl. 47^ 16.
- 105, 12. so muo:j sich trinnen von mir ein strafen üf iiich] das stv. trinnc
- trän, trunnen, wird so viel ich weiss nur hier getroffen. Seine be
- deutung wird: aus einander gehn, sich scheiden, sein. Davon tren
- nen, machen dass etwas sich scheide C^gl. trinken und trenken
- Das aus einander gehn kann zugleich aber auch mit einem zusam
- men gehn der gleichartigen theile verbunden sein, und so vermittel
- sich die bedeutung des subst. trunne C^ramm. I, 940.J), agmen, grexi
- eigentlich die sich ausgesondert habende menge. Von trunne leite!
- sich dann her die adj. trünnig, abtrünnig, und die subst. abtrunnaei
- antrunno, drunnege, worüber man Schmeller I, 492 weiter verglei
- chen kann.
- 14. daj ment sam ohsen tuot ein gart] das treibt, wie die och-
- sen die gerte. menen, das zugvieh leiten, antreiben.
- 106, 3. des Sit geschuldet] dazu seid verpflichtet.
- 4. verdulden] hingehn lassen, ein werde| leben verdulden, eii
- würdiges leben aus nachlässigkeit verabsäumen.
- 5. ir habt dem kinde vor dem man gehuldet] ihr gabt kindischem
- Wesen vor männlichem betragen den Vorzug.
- 12. kluoger witze ein van] ein banner klugen Verstandes.
- 107, 5. nach röre var] ist auf die unscheinbare, braungrüne färbe des
- rohres rücksicht genommen?
- ERLÄUTERUNGEN. 309
- 10. vertribenj intrans. vergehriy verschwinden.
- )8. Dieser spruch y ein yespräch zwischen einem meister und einem
- lehrling der dichtkitnsty enthält die hauptregeln , auf welche ein
- dichter bei seinem arbeiten zu sehen hat. Sie ertheilt der meister
- dem lehrlinge, nachdem er ihn als solchen feierlich angenommen
- hat. Hat sich Heinrich in diesem Spruche als meister oder als
- lehrling gedacht'^ tvahrscheinlich als letztern, denn zufolge der
- reime geschehen ; smchea : sehen dürfte dieser Spruch in die ju-
- gendliche Periode des dichters gehören, da er später solche nieder^
- deutsche reime meidet.
- 3. mit dem underscheidej nur in bestimmter hinsieht, zu be-
- stimmtem zwecke will der lehrling dem meister huldigen.
- 4. mine hende beide wil ich in valten] Das falten der hände
- war symbolische handlung des bittenden und des huldigenden, vgl.
- Uolrichs von Liechtenstein vrouwendienst , 389, 5. 394, 26.
- 8. des sanges schilt vüeren] ein dichter sein. vgl. minnen schilt
- viieren, ein liebender sein, 319^ 1.
- 9, 4. senftes muotes msere er künde ie dem herzen sin] er lehre sei-
- nem herzen sanftmnth.
- 19. veriiuret] =verliuset; zu dieser form vergleiche man Hahns
- Grammatik s. 57. Man hat wohl statt: aller ebendinge zu lesen:
- aller ebenen dinge? doch schien mir die änderung nicht durchaus
- nöthig. vgl. tougendinc, 344, 19.
- ■0, 5. swaere iinde geringe] sie mögen gross oder klein sein.
- 6. niuset] das verbum niesen, wenn stark, oder niiisen, wenn
- schwach, vom hm. v. d. Hagen in diesem Spruche wohl mit unrecht
- überall, gegen die deutlichen züge der handschrift , mit me^^en,
- viit dem es in der bedeutung übereinkommt, und das allerdings in
- der folgenden strophe gebraucht wird, vertauscht, hat hier die be-
- deutung der ahd. arniusan, biniiisan, nämlich: explorare, reperire,
- tentare; as. und ags. findet sich die schwache form niusien, neös-
- jan; in der Schweiz ausneusen (ü:j niiisen) ausgrübeln.
- 16. e$ treit den swil] es trügt die schwiele, es bringt harte haut
- innen in der hand hervor , d. h. es ist nicht ohne beschwerde. —
- swil ist sonst gen. neutr. vgl. Frommann zu Herborts lietvon Troge,
- V. 8567.
- 18. untugent nius ie mich der quil] quil, stf. das hervorquellende,
- die welle, die quelle selbst. Das wort ist niederdeutsch. Der sinn
- der zeile ist: die Untugend beurtheile immer nach ihrer quelle.
- 11, 6. da$ zil trit uf ein widerteil] wenn man diese tagenden mit
- maass ausüben will, so werden sie zum gegentheil.
- 12. iingesa:jet] ohne bleibenden Wohnsitz, irrend} auch überge-
- tragen, wie hier: sich täuschend.
- 17. an angeborner nia:je wist] in der p/lege angeborner mässigkeit
- 19. swa:j tngeut der scle hoeret zuo] Nach unserm dickter sind
- treue, minne, Weisheit^ zucht, selbstbesieyung (sigenuht), andacht,
- glaube, ehre tagenden, die der seele angehören und daher nicht ge-
- 310 ERLÄUTERUNGEN.
- messen p d. h. ohne heschränkung ausgeübt werden sollen; dageg^
- rechnet er schäm, list, mitleid zu den tilgenden des Verstandes tu
- des gemüthes y welche nur in beschränkter ausiibung tugende
- bleiben.
- 112, 5 — 6. niht enla| si sigen Von dir in aller diner schiht der angc
- bornen sache^ nicht lass die mässigkeit von dir kommen in alle
- deiner angebornen eigenschaft. schiht (= geschiht) hier umschre\
- bend, wie bei Heinrich von Breslau: herzelieber liebe geschih
- Wack. leseb. 754^ 13.
- 8. ir mugentj ihre kraft, miigent ist stf.
- 16. ir wirde endrant] ihre würde geschwoll nicht. Die haut
- Schrift hat wird, dennoch aber ist vielleicht zu lesen ir wirt enc
- rant, d. i. der die ma^e beherbergende schwoll nicht auf. drinde
- stv. gehört zu den seltneren Wörtern. Vgl. 253^ 12. und Fromman
- zu Herbort v. 2022.
- 113, 5. bekallen] besprechen, erwähnen, besonders klagend, vg
- 127, 19.
- 6. die starken recken] die helden der sage.
- 114, 4. des tödes luoder] der köder des todes. Der dichter stellt de
- tod sich als Jäger vor.
- 5. siner varwe miioder] ein kleid von seiner färbe. Diener tri
- gen die färben ihrer herren. Ähnlich in den Nibelungen: wan
- des todes zeichen in liehter varwe truoc.
- 19. zander] ahd. zandron, feuerkohlen, vgl. znnder. Die lesai
- von P vlander ist kaum Schreibfehler, vgl. vlinder, schreckbild at
- bäumen und im getreide, die vögel zu verscheuchen, womit vlande
- gleichbedeutend scheint; vielleicht bedeuten beide Wörter eigentlic
- flackernde lohe, flackernder glänz.
- 115, 1. Widers chafTen] zurückschaffen^ ungesehen machen.
- 11. heien] intrans. sich zeigen, sich einstellen, transit. pflegei
- schonen, gemessen.
- 116, 11 — 12. der habe gewis nach siner lust wan unstaete niestet nac
- ir in mir] Die stelle ist mehrfach verderbt. Ich schlage vor: de!
- habe gewis nach siner lust wanc, wan iinstset meistert nach art ij
- mir. Statt meistert kann man vielleicht auch lesen mästet C^ie wiri
- feisty sie gedeiht wohl; vgl. 378, 9. die warheit niesten) oder nistet
- doch scheint mir meistern den vorzug zu verdienen.
- 19. von dines gliickes stoufe] von deines glückes becher.
- 117, 5. e^ kumt von giiotem zirkel dar temperierter ruoten] anspieluni
- auf die glücksruthe, wünschelruthe ; sie heisst temperiert, in dai
- rechte verhältniss gebracht, weil das glück der guten ein angemes-
- senes ist. Zirkel bezeichnet ivohl die kr eis Schwingung der ivün
- schelruthe.
- 118, 19. da:j es niht hille] dass davon nichts laut werde; hille mund-
- artlich statt: helle.
- 120, 4. siner schiht gezelle] die anstelligkeit, trefflichkeit des ihm wi-
- ERLÄUTERUNGEN. 311
- A der fahr enen; diu gezelle (»oit gezal, agilis, velox, levis), stf. die
- anstelliykeit.
- 19. nie bli dem kästen sweere wart, e| waere ie überswenker]
- nie ivard blei dein kästen so schiver , als das glück dem sein wird
- Cindem es sich in Unglück verwandelt) , der gegen dasselbe undank
- zeigte.
- 3. 12. traz unt wunder billenj trotz und wunder^ d. h. den trotz
- aus sich und durch diesen das wunder hervorrufen, billen scheint
- demnach nicht nur: glätten, schärfen, sondern überhaupt : durch
- behauung etwas hervorbringen, dann ganz im allgemeinen: etwas
- erzeugen zu bedeuten. Verwandt ist biladi, bild.
- 4. 3. an sines endes wallen] bis zum kommen seines endes. — Ist
- wallen auf das letzte aufwallen y aufflackern der lebenskraß be-
- zogen ?
- 11. sint gar unmeislich] sind gar unzerbrechlich , von meisen,
- spalten C^erschieden von niei;jen, mei^el etc.); lässt etwa Nitharfs
- inisencorde , messer, schwert C^XI, 8. Fridepreht truoc ein misen-
- corden lange; da^ gct binden verre hin dan und ist kopferrötj mit
- dem selben me:j^er, da^ gienc binden ii| der scheide, stach er die
- guoten üf ein rippe.), auf ein starkes verbum: misen, meis, mirn
- (misen), schliessen?
- 5. steht in A tinter den Sprüchen des jungen Missenaeres, wor-
- unter ohne zweifei Frauenlob zu verstehen ist. Dieser spruch ge-
- hört auch deshalb unter die früheren, jugendlichen arbeiten des
- dichtersy weil er später, bei grösserer Übung, nicht Wörter wie
- remen (rsemen) : nemen (nemen) : Schemen (Schemen) zu reimen
- pflegt; solche reime fallen dem niederdeutschen und dem benachbar-
- ten Sprachgebiete anheim.
- 6. ist mir, da die erste zeile fehlt und ich nicht weiss ^ wessen
- Sklavin (eigenwip) Tarsilla war, unverständlich.
- 7. unverständlich.
- 18. Gisebrecht von Brunkhorst, fürstbischof von Bremen von 1273
- — 1306^ war mehr weltlich als geistlich gesinnt Er besass den
- stuhl 33 jahry 3 monate, 3 tage. Über ihn Histor. Archiepisc. Bre-
- mens, bei Lindenbr. Scriptores rer. septentr. I, 100.
- 5. din sin ist parieret) dein sinn ist augenscheinlich gerichtet.
- 9. euch leben] rechtfertiges leben.
- 11. da:j reht mit miete überschrenkenj durch hestechung das recht
- beschränken.
- 12. pfarreman] = habest. — Wahrscheinlich meint der dichter
- Bonifacius VIII., gewählt 1294, den sein ausspruch: „Si praDcessor
- noster Coelestinus fecit miracula, nos faciemus mirabila^' und das nr-
- theil seiner Zeitgenossen: „Intravit ut vulpes, regnavit ut leo, morie-
- tur ut canis." sattsam kennzeichnet.
- 29. Otto, graf von Ravensberg, zum westphälingischen geschlechte
- dieses namens gehörend, dessen besitzungen 1666 an Brandenburg
- fielen. Über Otto sagt Betmars lübeckische Chronik xum jähr 1303;
- 312 ERLÄÜTERUNGEIV.
- Des jares brachte greve Otte van Ravensberge sine dochter tö hu
- beke, de gaf he dor gödes willen des koninges marscalke van Swe
- denj de untfeDgen dsir greve Jacob van Hailande unde andere rid
- dere van Sweden. Dat so edele ionglrowe dor gödes willen gevei
- ward, vel mauegeme des wunderde. Diese nachricht stimmt nich
- zum besten zu dem schönen lobe das ihm der dichter ertheilt. In
- jähr 130t) verbrieft er mehrere guter seiner yemahlin Maryarethu
- mit Zustimmung seines bruders Bernhardts, domprobsts zu Osna
- brück CUö/'erJ.
- 6. da$ niac im niht ze tiure] das ist ihm nicht zu theuer.
- 13. wibt e:^ in miner witze harnen] Schon oben 59^ 13. ward da
- reich der dichtkunst eine viudelse genannt; dem angemessen he
- trachtet sich hier der dichter als einen fiischer, der sein neti
- ChamenJ auswirft um ein lob einzufangen. Nur fällt er aus den
- bilde, wenn er sagt die genade (stiure) gottes webe das lob im ha
- inen seines geistes. Vielleicht hat Heinrich aber auch das loor
- ham C^ovon licham, hemde) in allgemeinerer bedeutung hier ge
- braucht; es bezeichnet ursprünglich alles umhüllende. Verwand
- ist himel.
- 15. sin eren samen die schände lamen tuotj samen entweder
- samenen, d. i. der substantivisch gebrauchte infinitiv, oder = sa
- mene, stf. so viel als sanieuiinge. Also: sein sammeln (eriverben}
- der ehren macht, dass die schände lahmt, d. h. behütet ihn vo%
- schände; oder: seine ehrenmenge C^er Sammlung der ehrenj macht
- dass u. s. w.
- 17. künd ich ba:j Herman der Damen] Ich weiss nicht, ob nacl
- dem comparativ baj so wie hier: dan, danne ausfallen darf; mal
- vergleiche jedoch 374^ 17. Etwas anderes ist es, wenn in deut-
- f sehen Übersetzungen lateinischer Schriften zum comparativ der da-
- iiv construirt wird: das ist uachbildung lateinischer redeweise
- Leicht wäre übrigens hier die änderung : künd ich ba:j dan Herman
- Damen. Anders versucht Wackernagel im lesebuche 790, 14. zta
- helfen, indem er liest: kund iht ba| Herman der Damen, diess wäre
- gleichsam eine aufforderung an den genannten, ein lobgedicht au/
- Otto zu dichten, was mir jedoch nicht im sinne des dichters zu
- liegen scheint. Hermann der Damen war ein älterer zeit- unä
- kunstgenosse Heinrichs und gehörte gleichfalls den norden üeutsch-
- lands an. Nach hm. v. d. Hagen war er aus Dahme in der mark
- Brandenburg ; warum aber nennt er sich der Damen und nicht von
- der Damen? Er hat gleichfalls auf Otto von Ravensberg ein lob-
- gedicht hinterlassen C^innesänger III, 169. Eins gräven lop gezu-
- ckert ist).
- 18. ein lobes va| mit sauge amenj amen C^igentlich amen, semenj
- drückt aus: ein fass visieren, hier mit dem richtigen maasse füllen,
- vgl. ome = (äme) 199, 3.
- 130. Gerhard von der Hoje, war ein söhn Heinrichs v. d. Hoye und
- ist aus seinen fehden mit Osnabrück bekannt.
- ERLÄUTERUNGEN. 313
- 1. kom, Minnen schüeler, dich wil Kre in ir tanz] Irrthümlich
- meint hr. v. d. Hagen, der dichter rede sich selbst an mit „Minnen
- schüeler*^ 5 allein er redet so den grafen Gerhard an.
- 4, vor dem herzen schiltenj den schild vor das herz nehmen, um
- sich zu schützen.
- 5. spila] C^iU spiljan, verschieden von spiln, alt spilön, exiiltare)
- aufopfern, sich anstrengen ; doch giebt auch spiln (spilön) in der
- bedentund „kämpfen'-'' einen passenden sinn.
- 11. gefirmen an dich] an dir haften.
- 15. Rennewart (Renouard, Reginward) bekannt aus Wolfram' s
- Willehalm.
- 19. din verch in tilgenden grälet] dein leben ist in lügenden voll-
- kommen. Der Gral wird als inbegriff" aller Vollkommenheit ge-
- dacht.
- 131. IVizlau, Wizlav C^^^nzeslav^ der fürst von Rügen, einer
- der letzten dichter fürstlichen Standes, kam im jähr 1300 zur re-
- gierung und starb 1325 ohne männliche erben zu hinterlassen. Auf
- ihn. dichtete der Goldener folgenden schönen spruch:
- <; In Eren garten wart ein kränz
- geworht so vin und ouch so glänz,
- swie da:j er einie höhen vürsten zseme,
- Der waer getriuwe, manlich, wis,
- uut haete (hohes) adels pris :
- siis solte er sin, der in ze houbet na^me.
- Diu Triuwe, Kiusche und ouch diu Scham
- des kranzes borten drungen da mit vli:je;
- diu Milte und ouch diu Mii:je alsam
- in durch erluhten mit hohem farni;je.
- do vrägte ich ritter , vrouwen , wer in solte tragen
- durch sine tugent? si sprächen: „äne schände
- des künn Avir dich bescheiden avoI,
- wer in von schulden tragen sol:
- Wizlau, der junge helt in Rügelande."^
- 2. da^ allen liden der kunst si wol gelenke] Nach Wilh. Grimm
- ist dieser ausdruck mit rücksicht auf goldne schmiede 10. gewählt.
- diu lit der kunst sind nach Benecke die Sprachwerkzeuge , die der
- Sänger zum vortrage des gedichtes gebraucht.
- 6. ein lüter miol wln] ein lauteres glas wein, miol, nach Zie-
- %,fnann cyathus, ein hohes , oben weiteres trinkglas ohne fuss ; in der
- t Schweiz: meyel. Ziemann führt aus Kuonrat v. Würzburg an:
- er kan glenzen sam durch einen klaren myol lüter win.
- 7. in verwet schäm vür trachenbluotl er wird dunkelroth vor
- I schäm; schäm röthet ihn mehr als drachenblut ihn röthen könnte.
- I 132. Heinrich, herzog von Meklenbnrg , war söhn herzog Johan-
- nes und der Liutgart, tochter Poppo's, grafen von Henneberg.
- Er trat nach Detmar's lübeck. chronik im jähr 1271 einen kreuz-
- zug an, tvard aber gefangen und 26 jähr festgehalten. 1298 am
- 314 ERLÄUTERUNGEN.
- tage des h. Bartholomäus kam er wieder in seinem lande an, traf
- seinen söhn Heinrich und seinen bruder Johann nebst dem mark-
- grafen von Brandenburg vor dem raubhause Glesin y das sie bela-
- gerten, an und ward freudig empfangen, noch freudiger aber von
- seiner gemahlin Anastasia „dö se rechte wärtekene vant in creme
- heren, de in sincme live also sere was vorteret, dat en nen man be-
- kande." — Herzog Heinreich starb 1302. Sein söhn Heinrich war
- mit Wizlavs von Rügen tochter vermählt, sagt hr. v. d. Hagen;
- aber nach Detmar ivar dessen gemahlin seit 1892 Beatrix, tochter
- Albrechts von Brandenburg. Dagegen hatte Johann, herzog von
- Mecklenburg, Heinrichs bruder Coder oheim ?), Wenzeslavs von Rü-
- gen tochter Helena zur ehe seit 1289.
- 132. 3. ir sult e^ also brinncn] brinnen C^ransitiv) kann wohl nur be-
- deuten durch gluth erzeugen, an brinnen (= brimmen) rugire, ist
- natürlich nicht zu denken. Der gewählte ausdruck erinnert an
- Kuonrates: Ei künde ich doch enmitten in mines herzen smitten ge-
- tilite ü;j golde smelzen w. s. w.
- 8. ir sult den spriii scheiden von dem kerne] da spriu, so viel
- ich weiss, nur gen. neutr. ist, so hat man wohl zu lesen diu spriu
- Cacc. plur.)? doch allerdings schwankt bei manchen Substantiven
- das geschlecht.
- 133. Nach hm. v. d. Hagen ist Otto graf von Oldenburg , der oheim
- bischof Giselbrechts von Bremen gemeint; ein reicher, mächtiger,
- streitbarer herr. Lindenbr. l. c.
- 3. tihtes schaz] vielleicht tihteschaz, aber die betonung tihte-
- schaz ist noch schlechter als tihtes schaz. der sinn ist: schätz
- der dichtung.
- 4. so gejäret] so zu jähren gekommen; auch betaget braucht
- der dichter so; vgl. 2S, 16.
- 6. gise, gas, gasen, gesen, gären, vgl. jesen, 164, 2.
- 11. gebierde] = gebaerde , geberde.
- 13. wihteschal] wagschale, zu bemerken ist legen in mit dativ.
- 134. Das fünfstrophige lobgedicht auf das ritterfest Waidemars von
- Brandenburg, des letzten Askaniers Cf 1319J)j giebt das jähr sei-
- ner abfassung, 1311^ selbst an; es ward also nur sechs jähr vor
- des dichter s tode 0317) gedichtet. Alle lobsprüche auf die fürsten
- Norddeutschlands , die wohl meist in diese zeit fallen, beweisen,
- dass der dichter ungeachtet seines, wie man annimmt, bereits län-
- geren verweilens zu Mainz doch seine Verbindungen im norden nicht
- aufgegeben hatte. Lobsprüche auf süddeutsche fürsten sind von
- Frauenlob keine uns erhalten ivorden, mit einziger ausnähme des
- Spruches auf Ludwig von Öttingen C445^_, und wir wissen nicht, ob
- er ihrer sonst noch gedichtet hat. Wahrscheinlich kam er erst
- gegen das ende des IMen Jahrhunderts in die südwestlichen gegen-
- den des reiches, also zu einer zeit, da der gesang an den südlichen
- höfen bereits verklungen war, an den nördlichen und östlichen aber
- einen nachsomvier feierte.
- ^Br
- ERLÄUTERUNGEN. 315
- 4. ü| der vuoge tihten] nach schicklichkeit bestimmen.
- 5. wit unt breit] verkürzte Substantive^ wite iinde breite. —
- schihten] C^chichtweise') ordnen, eintheilen.
- 34, 6. zirken] mit dem zirkel ausmessen , abzirkeln.
- Vi. lirkenj Ourkcn, lürken) stottern, mit der zunge anstossen.
- — In gleichem sinne findet sich bei der Uätzlerin I, 137, 6. lerzen:
- Nun ich mit miner zungen lärz.
- 15. inatergen ganz] aus einem stück gefertigt
- ( 17. e| :fopfet sinen swanz] swanz bedeutet IJ das schleppkleid
- der frauen, 2J einen theil des weiblichen kopfputzes. Ist zopfet
- Hchtige lesarty so muss swanz die lang hinabwallenden haare hier
- bedeuten; Ziemann hat jedoch ein von zäfen abgeleitetes zepfeln,
- ins kleine ausschmücken; man hat daher vielleicht zu lesen: zepfelt
- oder zäfet, oder man muss auch zopfen die allgemeinere bedeutung
- „ausschmücken^' zugestehen.
- 18. Vivianz] ist bekannt aus Wolframs Willehalm.
- 185, 1. Der sehste künic in Beheim] ist Wenzel II. Er ward mit Jut-
- ta, Rudolfs von Habsburg tochter, 1279 vermählt. Beide waren
- noch kinder und darum fand die eigentliche Vollziehung der ehe erst
- 1886 statt. Er starb 1305. Frauenlob hielt sich nach Ottocar von
- Hornek ati seinem hofe auf, beklagte auch, wie es scheint gegen-
- wärtig, seinen tod; das klagegedicht ist jedoch bis jetzt noch nicht
- aufgefunden. Wenzel war selbst minnesing er ; seine lieder bewahrt
- die Pariser handschrift. Die ritterwürde erhielt er wahrschein-
- lich 1386. Auch damals scheint Frauenlob zugegen gewesen zu
- ^ sein.
- 4 — 5. ich was ouch vil nahen ze Beheim, dö künc Riiodolf liie:j
- gen den vinden gäben] Rudolf gab mehrern edlen die ritterwürde
- 1278 auf dem Marchfelde vor der Schlacht gegen könig Ottocar von
- Böhmen. Frauenlob giebt sich als augenzeugen zu erkennen.
- 10. der vürste von Presla] Heinrich der IV. kam 1270 zur re-
- gierung, half den könig Ottocar 1278 gegen Rudolf und starb 1290.
- ' vgl. anmerk. zu 80, 12. Frauenlob spielt hier wohl an auf die
- festlichkeiten bei Heinrichs Vermählung mit Mathilde, tochter Ot-
- to' s des langen von Brandenburg im jähr 1278.
- 13. in kärnten] besser kärnden, bei Meinhard V. Er erhielt
- Kärnten 1285 von Rudolf von Habsburg, dessen söhn Albrecht Mein-
- hards tochter Elisabeth 1276 geehlicht hatte, und starb 1295. Von
- seinem vater Meinhard IV. hatte er 1275 die grafschaft Tgrol ge-
- erbt.
- 14. in Beiern Otten] Otto von Niederbaiern, der söhn Heinrichs,
- ist gemeint. Er regierte von 1290 — 1312.
- 136, 9. in ritterlicher trübte] in ritterlicher schaar. truht, stf. schaar,
- zumal die geordnete; dann der angriff einer schaar auf den feind.
- 12. des muoste Saelde spisen] Mit recht bemerkt hr. v. d. Hagen,
- dass das handschriftliche Isalde auf einem missverständnisse be-
- ruhe. Es lässt sich in der that nicht begreifen, ivie der dichter
- 316 ERLÄUTERUNGEN.
- isä
- dazu kommen konnte, hier also der Isalde zu gedenken; der Saeldel
- jedoch, des personificirten heiles , geschieht passend erwähnungA
- yjdafur müsste schon das heil sorge tragen,^^ spisen (spensare)
- von viel weiterer bedeutnng als unser yyspeisen^^.
- 13. degen] (/wr degene, nom. plur.J in der bedeiitung von swert-
- degeiie, d. h. junge, rittermässige leute, die eben die ritterwürde
- erhalten sollen.
- 14 — 17. Voll auch ivard ertheilt der segen der fursorge der
- sälde für Strassen, brücken und stege (//. h. für fahrende leiitej.
- pflegen nimmt man wohl am besten für den gen. plur. von pflege.
- 137, 5. sigeliefte] ein von Frauenlob dem reim zu gefallen gebildetes
- adjectiv; eigentlich lautet es sigehaft oder sigeheftic.
- 18. mit sinem barn] Ich weiss dieses barn (m. ? n. ?J nicht sicher
- zu deuten; etwas heraldisches scheint es auf jeden fall zu bezeich-
- nen; steht barn = barren, balken, stange? Im Turnei von Nantes
- wird eine menge von wappen beschrieben; dieses tvort jedoch habe
- ich nicht gefunden. Zweimal beschreibt Konrad von Würzburg da-
- selbst das brandenburger wappen, einmal v. 438 also :
- Gezieret was er C^er markgraf) vaste genuoc.
- den schilt den vuorte er unde triioc
- verdecket mit liermine,
- dar ü| mich wünneclichem C'. richem) schine
- ein glanzer adelar sich bot:
- der was von lichten kein rot,
- iint liihte de;j velt wi:j alse ein sne.
- Hier führt also der markgraf von Brandenburg einen rothen adler
- in weissem felde. Dann v. 990.
- Do schein des vürsten zeichen
- von Brandenburc von kein rot
- ü:j dem sich ze schine bot
- der adelar wi:j hermin.
- einen weissen adler im rothen felde. Die letztere färbung ist
- falsch, die erstere allein richtig. Zuweilen hat der rothe adler
- auch ein goldnes band über brüst und flügel: wäre dieses etwa der
- barn?
- 138, 6. er ist der sibende winkelstein da sich da| rieh üf setzet] er ist
- der siebente fürst, kurfürst, auf den das reichsgebäude sich stützt.
- Die winkelsteine sind die ecksteine der gebäude.
- 7. swenu e^ in sinen hohsten eren risen macj wenn es im höch-
- sten glänze seiner ehren sich erheben will, z. b. bei der ivahl eines
- deutschen königs, bei reichstagen u. s. w. Will man das reisen
- der handschrift (sie hat aber für ei und für i gleichmässig ei, ej)
- beibehalten, so erhält man den sinn: „wenn es in seinen höchsten
- ehren eine heerfahrt unternehmen will.^^ Ich ziehe risen dem rei-
- sen vor.
- 8 — 10. der tagende hac des suchen, werden meieu, dem lop
- sich mac zweien] Ein sehr gesuchter, fast üb er künstlicher aus-
- ERLÄUTERUNGEN. Sit
- druck. Der markyraf ist ein hag C^ine wohnung) der tilgenden;
- diese Wohnung ist aber auch ein Iiac des süe:jen, werden meien,
- also eine blühende wohnung ; dem lop mac sich zweien (mit dem
- lob sich paaren mag, dem lob gebührt^ beziehe ich lieber auf hac
- denn auf ineien.
- 13. 14. 17. ist zu suppliren: ist er.
- 15. aftersnit] nachschnitt, schnitt^ den man macht, um falsch
- geschnittenes zu berichtigen.
- 17. der Striaen milte ein ganz gelit] ein ganzes, vollständiges
- glied der milde gegen die fahrenden, vgl. 136^ 14.
- 19. voltrit viervaltec vurt in Brandenburc] Zuerst schlage ich
- vor zu lesen viervalten vurt oder viervaltegn vurt. vurt, stm. ei-
- gentlich die stelle eines flusses , wo man ihn durchwaten kann;
- dann weg, bahn im allgemeinen, vgl. 85^ 16. 402^ 8. Hätzlerin II,
- 68, 145. Was nun den vierfältigen vjeg betrifft, so kann man zu-
- nächst an die vier heerstrassen denken^ die vom mittelputikt eines
- landes aus nach den vier himmelsgeg enden führen. Sie waren be-
- sonders befriedet^ und sind sowohl geschichtlich als auch, zum
- theil wenigstens , mythologisch, vgl. Grimms deutsche mythologie
- %\% — 318. Wenn übrigens der „stolze" Waldemar in unserm ge-
- dichte aufgefordert wird, diesen vierfältigen weg zu volltreten, d.h.
- vollkommen gangbar zu machen, so wird damit zugleich ausge-
- sprochen, dass damals Brandenburg nicht eben sehr zugänglich
- war, mochten nun die Strassen schlecht oder was wahrscheinlicher
- durch räuber tmsicher sein. Auf das letztere scheint auch der
- Zusatz: der allen wandel letzet (T/er alles fehlbare vertilgt^ hin-
- zudeuten.
- 139, 1. reine] wie bei den schwachen subst. gen. neutr. das n im nom.
- und acc. plur. wegfallen darf, so auch bei den adj. unter gleichen
- Verhältnissen.
- 6. wenne unt \va der wiinne] die schickliche zeit und den pas-
- senden ort zur freude. wenne und wä sind hier substantivisch ge-
- braucht.
- 8. der saelden roucli sich von der lere erquicket] der duft des
- heiles C^es geistlichen und leiblichen wohlbefindensj wird durch
- lehre erfrischt, d. h. das Wohlbefinden selbst wird durch annähme
- der lehre vermehrt.
- 10. entstrickenj aufschliessen, erklären.
- 11. ir erbe] die ihr Cäer minnej angeerbte wohnung.
- 13 — 16. Den sinn dieser Spielerei fasse ich also (oft richtig,
- weiss ich nicht) die minne mahlt ihrem freunde durch einen gruss,
- der ihm liebe anzeigt (rot) das blau der Ohnmacht; also: die minne
- bewirkt, dass der liebende durch einen gruss der geliebten , der
- ihn ihrer liebe versichert, vor freuden ausser sich geräth. befin-
- det er sich aber in ungewissheit (üf blinder slä), so mahlt sie ihm
- 318 ERLÄUTERUNGEN.
- das yrau der Sehnsucht (senden grä). Vgl. das gedieht von det
- sechs färben bei der Hätzlerin IT, 21^ verglichen mit IJ, 19.
- 17. Sie giebt allen ihr gewand (nimmt sie in ihren dienst).
- 140^ 5. Dieser vers wird unten , beim streite über wip und vroiiwe,
- seine erhlärung finden.
- 6. durch vollen wiinschj zur höchsten Vollkommenheit.
- 7. der gedanke snellej der gedanken Schnelligkeit, gedanc bil-
- det den pliiral auch gedenke, und vielleicht sprach Frauenlob ge-
- denke?
- 9. arke] st. und swf. was sonst schrin.
- 141, In L, 100 dieser spruch mitten in einer lateinischen er Zählung
- steht, sind zu ihm am rande von etwas jüngerer hand folgende er-
- läuterungen beigegeben, die jedoch, weil sie der einband bedeckt,
- zum theil nicht lesbar sind. v. 1. Scilicefc Eva. — v. 2. seil. Dali-
- dam meretricem Judic. XVI. — v. 4. seil. Bersabe. reg. II. 11. — 5.
- seil, filiam Pfaraonis et alias mulieres quam plures. reg. III, 11.
- 6. seil, concubina pfis (patris) et illa que in puteo per eam velato
- in Baurim abscondidit Jonatam et Athimas ab ipso Absalone inquirente
- eosdem. reg. II, 16 et 17. — 7. seil, a Candace regina. — 8. seil, a
- femina astuta trahente eum super apiceni turris verecunde pendenteni.
- sed ipse bä (bene?) ei id per incensionem ignis inter sua crura Can-
- dida repensavit. — 10. seil, a Judith. — 11. seil, a Roxani, contho-
- rali regis Alexandri et alia femina, nomine Salusca. — 12. seil. He-
- lenam media correpta. — 13. seil. Polixina. — 15. seil, ybi
- 16. seil, propter Condruiramii feminam amoro v. 18.
- Als ob er spr e| schat darum dar an so. e. so be^ijer ..
- CNach hm. v. d. Hagen).
- 142, 12. der zeic2 zeic, stm. noch in „fingerzeig^' erhalten.
- 15. 16. 16. sind mir unklar, obwohl die einzelnen sätze ver-
- ständlich sind.
- Die Sprüche 143, 144^ 145^ wenn sie überhaupt von Frauenlob sind
- Cdie Überschrift vor 143.- Ein meischner kann auch besagen: ein
- Spruch im tone des Meissners), gehören dann ohne zweifei seiner
- frühesten periode an, wie die reime allein schon beweisen. Sind
- sie aber auch ursprünglich Sprüche Frauenlobs, so sind sie doch
- stark in das schlimmere überarbeitet worden.
- 143, 4. mir schilde] zu Schilden schützen, schirmen vgl. man 130^ 4.
- 144, 4. 5. Frauenlob schrieb wohl: ein vil riche kröne ist dir bereit
- vor maneger zlt in dem hohsten tröne.
- 11. nach hoflichen Sachen] im hinblick auf dinge, deren er lan-
- gung man hoffen darf.
- 17. wohl wie du behaltent sist den pris,?
- 145, 9. 10. Frauenlob schrieb wahrscheinlich: din lop kan hie niemen
- gar volbringen, sprechen oder singen, so dass das vol auch zu
- sprechen und singen zu ziehen ist; man kann die letzte zeile auch
- lesen: sprechen noch volsingen.
- j
- ERLÄUTERUNGEN. 319
- 4(;, 5. verzwicken] eng verbinden, ein von den maurern entlehnter
- ausdruck.
- 13. Alle hands Christen haben zwar die worte.- Pirämus leit
- durch Tisben not in dieser Stellung f dennoch glaube ich nicht, dass
- Frauenlob Pirämus aussprach, da 147^ 18. richtig Pirämus betont
- ist. In unserer stelle ist durch Umstellung leicht zu helfen: Durch
- Tisben Piramüs leit not; allein ich wollte sie nicht gegen drei
- übereinstimmende handschrif'ten, die nicht für eine gelten können,
- wagen.
- 16. vart3 von verwen , färben.
- 47, 17. da^ sol er halten unverwebenj der sinn dieser worte ist klar:
- yfdas soll er sich nicht kränken lassen ;^^ aber wie kommt unver-
- iveben zu dieser bedeutung? verweben scheint nicht nur IJ ver-
- einigen^ 2) falsch weben, sondern auch 3^ verwickeln, verwirren
- zu bedeuten.
- 48, 14. in ir herzen underscheit] vgl. 18^ 17.
- 49, 14. den got ze wünsche hat gezelt] den gott ganz voll.kommen
- geschaffen hat. — Wie hier zeln, braucht Frauenlob an andern or-
- ten zun.
- 15. gar unverselt] nicht verkauft, nicht aus seiner pflege ge-
- lassen.
- 16. ü^scheln] ausschälen , entkleiden; aus andern her auswäh-
- len? vgl. 9, 15.
- Weib und Fi au.
- Dieses streitgedicht ist in keiner handschrift weder geordnet noch
- mch nur vollständig erhalten. Beide A und B ordnen ihre Strophen
- war gruppenweis , aber so, dass die in B voranstehenden in A die
- achstehenden sind. Dazu sind in B noch einige Strophen von an-
- lerer, gleichfalls alter hand auf dem rande nachgetragen, ohne zei-
- hen jedoch, an welcher stelle sie einzureihen. P enthält nur wenige
- trophen unter anderen, ihnen dem imhalte nach ganz fremden sprü-
- hen. Wir erhalten hiermit den besten beweis, dass es den samm-
- ern Coder sammelnden schreibernj der handschrif'ten nicht eben dar-
- (uf ankam, dass auch das gesammelte einen sinn habe. Ich habe
- He Strophen zu ordnen gesucht so gut es mir möglich tvar, und zwar
- 4er etwas anders als bereits 1832 in den quartalblättern des Vereins
- ür literatur und kunst in Mainz, dritter Jahrgang, erstes heft.
- Vielleicht dürfen wir auch in bezug auf dieses streitgedicht die al-
- berne hinterhaltung der Kolmarer handschrift beklagen,
- ü, 1 — 5. Die formen gAm, b(^m, blomen, keimen, gAmen sind der
- elsassischen mundart gemäss ; ob aber auch der heimatlichen mund-
- art Frauenlobs , der meissnischen? Was A = ou betrifft, so kann
- kein zweifei obwalten, da man jetzt noch bäum wie bdni aus-
- spricht. Aber auch o = uo und t) = ä? In diesem falle hätte ich
- überall gegen die handschriften {\n\ statt oum, am, uom durchfüh-
- 320 ERLÄUTERUNGEN.
- ren sollen. Gemeinmittelhochdeutsch können zwar goum : boum
- aber nicht bluomen kämen Cköinen) goumen im reim verbunden
- werden.
- 4. Die vierte zeile der strophe hat sonst Cyl^^oh der zehnten)
- drei hebunijen ohne auftakt. Hier ist der auftakt nicht tvohl weg-
- zuschaffen, da Frauenlob schwerlich von einer magt körnen sagte
- Cdoch vgl. 153^ 19. junger diz ist din nuioter), und: von der mäget
- körnen des Sinnes wegen nicht sagen konnte; es ist nämlich von
- der h. Jungfrau die rede.
- 5. aller sinne gömen die künden niht] Entweder hat 7nan neben
- dem stf. gjkne, ein swm. Coder swf.) göme, -en, anzunehmen, oder
- hier gömen da$ künde niht zu lesen. Oder iväre es goume, faux?
- 11. den namen — nenne] die gleiche deutung des namens wip
- giebt Frauenlob im ML. 23, 2 — 4.
- 18. lop si — behegede] dir sei lob wegen des namens der freu-
- den (wunue), und Wohlgefallen wegen deines bildes (irdisch paradis).
- 13. menlicli relit began] das erfüllen^ ivas der mann als sein
- recht ansprechen kann.
- 14 — 16. alrerst din rat daj höhest pfat errungen hat] scheint
- sprichwörtlicher ausdruck: „jetzt erst hat dein rad die höchste
- bahn eingeschlagen.^^ vielleicht ist an das glückes rat zu denken,
- wenigstens mag diese Vorstellung zu diesem ausdrucke veranlas-
- sung gegeben haben. — pfat, in der regel stm., vermag ich zivar
- nicht als stn. sicher nachzuweisen C^gl. 298, \.) ; allein an phat,
- pfat (= phaht, pactum) , bei Frauenlob nicht stf. sondern stn. C^H,
- 3. 170, 18.J), zu denken erlaubt der sinn nicht wohl, selbst wenn
- man rat als rat annehmen ivollte, es müsste denn phät „die durch
- die natur zum gesetze erhobene bestimmung des weibes^' ausdrü-
- cken können, eine bedeutung y die ich eben so wenig nacfizuiu eisen
- vermag ; doch vgL 316, 19. ir höhe;j pfat.
- 17. ir billich liit] ihr räumt billig ein.
- 18. fif ir wirde nütze stän] zu ihrer würde sich vortheilhaft
- erweisen.
- 151, 2. die beide] nämlich maget und wipj überoben] sich über etwas
- erheben.
- 10. nach des rehtes spitze] nach der strenge des rechtes. |
- 11. mit bernder we] mit dem schmerze gebähr ender. \
- 12. ob sich ir wandel wecket] wenn ihre fehlbarkeit an den tag
- kommt.
- 19. wandelnamej ein name, der den wandel, die fehlbarkeit, zu
- erkennen giebt.
- 152, 11. Es muss wohl heissen: an wibes art,?
- 18. gugele] diu; die kappe am rock oder mantel, die über den
- köpf gezogen vmrd.
- 19. ze kampfes ga;re] zum aufbrausen , aufschäumen Cgährung)
- des kampfes.
- 153, 16. sunder reben] ohne zu träumen, zu rasen, ohne der besin-
- ERLÄUTERUNGEN. 321
- nuny beraubt zu sein, reben == franz. rever. Herr v. d. Hagen
- ändert sun der reben, wohl mit beziehung auf FL. 2, 16. aber ganz
- liegen die meinung des dichters.
- 17. sime neben! seinem neffen; nebe mundartlich für neve.
- 54, 3. du vröulich künne] ,,du frauliche art^^. Hier beginnt die deu-
- tnny des Wortes vrowe durch vro, froh, und we, weh.
- 5. der e^ dort bin spünne] wenn einer es dort hin ziehen wollte.
- 6. bescheinen] klar machen, machen dass es schine.
- 9. vro wie der engel horden] froh wie die scharen der enget.
- horde, swf. bedeutet wohl eigentlich die gesammelte menge, oder die
- zu einer hurt C^ürde) gehörenden menschen. Süddeutsche dichter
- Jörnen das wort horde, swf., nicht.
- 10. vro nirat ba:j ir orden, wie wir zitec natüren we] vro , der
- erste theil des Wortes vrowe, giebt zu erkennen, dass das vrowe
- benannte wesen Cdie Maria) mehr der beschaff'enheit, der frohheit
- der engel sich näherte, wie wir zeitliche ivesen dagegen dem weh
- unterworfen sind. Da nun aber Maria auch zu den wesen der letz-
- tern art gehörte, so fährt der dichter fort:
- 11. ir gelt we was worden] so war ihr auch we zum eigenthum
- geworden und so wird sie mit recht durch vrowe Cvrö we) be-
- zeichnet. Ich habe bei dieser erklärung ir orden als object ange-
- nommen; will man ir orden als subject annehmen, so ist es auf
- vrove 0?. 7.) zu beziehen. Der sinn bleibt fast der gleiche. Ihre
- Cder Maria) eigenthümliche beschaffenheit Corden) nimmt mehr das
- vrö an sich wie wir menschen das we. Da nun aber Maria auch
- u. s. w.
- 12. Sit got wolt e| da leinen] seit gott es da anlehnen ivollte,
- d. h. seit gott wollte, dass eine Jungfrau (meit) seinen söhn ge-
- bühre.
- 13. got sprajche „mulier"] gott habe „mulier" gesprochen , be-
- haupte man, sagt Hegenboge in hinsieht auf den lateinischen text
- des neuen testamentes C^^ie vulgate), der bekanntlich in der kathol.
- kirche allein geltung hat.
- 15 — 17. nu merket, wer Alz drivach sper nach weihet; wiltu
- leinen her?] Nun merket, wer den dreifachen speer nach sich
- schleppt Coder: nahe schwingt?); willst du her lehnen? Unter dem
- dreifachen speer versteht Regenbogen ivohl das dreisilbige wort
- mulier) welches er, als die in diesen stellen der bibel kirchlich an-
- genommene benennung der Maria, und deren bedeutung nicht fr au
- Cdomina) ist, sondern „weib^^, dem gegner entgegen schwingt, die-
- sen fragend, ob er hier her lehnen wolle, ob er damit sich einver-
- standen erkläre, vgl, 154^ 12. Einen andern sinn weiss ich dieser
- stelle nicht abzugewinnen; die lesarten der handschriften: nach
- welcher, B. noch welches, P. weiss ich wenigstens nicht zu deuten;
- weihen (= walheU) walgen, welgen) bedeutet volvere, volutare. vgl.
- FL. 16, 2,
- Frauenlob. 21
- 322 ERLÄUTKIlüNGKN.
- 18. uf aller hiinele wernder wer] bei der bleibenden dauer aller
- himmei: betheuerunyslormel. wer, stf.
- 19. vrouwen slalitj bezieht sich auf vröulich küune, %eile 3. -
- swa| anders swa| si meinenl wie sie C^on denen es zeile 13 heisst
- si jelmt) anch sonst das wort imilier deuten mögen. Hr. v. d. Hagen
- liest diese zeile e| sprach da niht wan vrouwen slaht, wa| anders
- was sin meinen 3 niht wan kann aber nur stehen ^ wenn Franenlob
- der sprechende ist^ wogegen zeile 13, 14 streitet. Den letzten theil:
- wa:j anders >vas sin meinen? was aber war sonst seine meinung?
- passt weder in Frauenlobs noch in Regenbogens munde, und zu er-
- klären: f,etwas anders war sein meinen^', ist zwar v)ohl der neu-
- hochdeutschen, aber nicht der mittelhochdeutschen spräche ange-
- messen.
- 155, 1. Sich Muhst in einer vreniden rede ein talken körn] Ein verbum
- biuhseu, biuhsete C^hd. biuhisou, biuhhison?) oder gar ein verbum
- Mensen, böhs kann ich nirgends nachweisen, lieber nehme ich je-
- doch ein biulisen, biuchesen, als ein st. verbum biehsen, böhs an,
- ersteres auf hinchen , buchen zurückführend, welches erweichen,
- aufweichen, aufblähen, bedeutet C^hd. beuchen); doch vgl. auch
- buhsen Chuxen), 304, 11. — ein talken körn weiss ich mit Sicherheit
- auch nicht zu deuten, talken scheint ein adjectiv. talk, talch be-
- zeichnet fettige, klebrige masse, demnach talken fettig, klebrig. Der
- sinn wäre so nach: sich bläht auf in einer fremden rede O« dem
- von Regenbogen gebrauchten worte mulier) ein fettiges Omnützes,
- unfruchtbares?) körn. Allein 380, 11. tvird körn von talken dem
- balken im äuge entgegen gesetzt, woraus sich eher die bedeutung :
- klein, geringfügig, ergeben würde. An das von Schmeller II, 442.
- telchornen, telcharnen, ist wohl hier nicht zu denken? Erwähnung
- und berücksichtigung dagegen verdienen die mundartl. Wörter dalk,
- tölpel, albern; dalket, dalkicht, thöricht; dalken, sich ungeschickt
- benehmen, unverständlich reden; talken, talkern, dasselbe, u. s. w.
- 6. da^ triuwe ich wol verschulden] das hoffe ich wohl zu ver-
- dienen (vergeltenj.
- 7. wetterletzen] (weterlet^en); durch das weiter, gewitter schä-
- digen? oder ist weterletzen = weterleichen, weterleinen, wetter-
- leuchten? — Letzteres scheint mir wahrscheinlicher und auch dem
- sinne angemessener.
- 11. so mac er sich helfe niht vervahen] so vermag er sich nicht'
- zu helfen.
- 13. geperlt in spiegelspriet] den gleichen ausdruck braucht
- Frauenlob in einem Spruche im grünen ton, nach B: got, sit (sich,
- P) din ewic immer In spiegeis sprießen hat geperlt Manlicher (mensch-
- licher, P) formen zunder idafür giebt A : Got ist ein ewic immer.
- Ein Spiegel sprissel hat gebelt. Mit der geistheit gewidemet. u.s.w.^,
- wo von der erzeugung Christi die rede ist. Auch oben, wo von der
- erschaffung Adams die rede war, hiess es: Do got gap il| dem Spie-
- gel siner ewekeit die wirde breit Adame Cl^anger ton 85^ i.J. Der
- ERLÄUTERUNGEN. 323
- ^ sinn ist also: du sagst, dass perlenartig Ctropfenweise^ wie per-
- lenj geflossen sei lu/'t, wasser, f'euer und der sand der erde (erden
- griei) in spiegelsprie| Coder , richtiger: in spiegeis sprie;j). Der
- letztere aus druck ist dttnkel. Über spiegel habe ich bereits in der
- anmerkung zu 25^ 1. gehandelt; sprie;j Cvon sprießen) bedeutet wohl:
- das gedeihen, der nutzen, das entspriessen; also: in das ent-
- spriessen, entstehen (äie schöpfungj , welches eine abspiegelung
- yottes ist.
- 16. die got verstieg] die Juden sind gemeint.
- 156, 3. sin Überguide] sein äusserer glänz, seine Vergoldung. Der sinn
- ist: Regenboge habe Frauenlob seinem bezeigen nach für seinen
- freund gehalten ; jetzt finde er, dass er ihm hass trage, und zwar
- ohne seine Ct^egenbogensJ schuld. Zu Überguide vgl. Lachmann zu
- iwein 360/ zu Walther, 88, W. Grimm zu Fridanc, 45, 4-5.
- 5. e? sol der von Vulde wol rechen] dafür soll der von Fulda
- räche nehmen. Ich weiss nicht, wer unter dem von Vulde verstan-
- den ist, schiverlich ein abt von Fulda, wie hr. v. d. Hagen annimmt,
- da Frauenlob zu einem solchen wohl kaum in einem dienstlichen
- Verhältnisse stund. Eher dürfte ein dichter aus Fulda vielleicht
- gemeint sein; nur kennen wir keinen solchen. War vielleicht Ru-
- me^lant aus Fulda^ der an diesem streite über vrouwe und wip,
- und zwar gegen Frauenlob theil nimmt? Nach v. d. Hagen war er
- ein oberdeutscher, der jedoch in seiner spräche viel niederdeutsches
- habe. Diess würde auf Hessen passen. Von Rumeland von Schwa-
- ben ist er bestimmt zu unterscheiden.
- 7. gougelsere] gaukler, einer der blauen dunst macht, ein wort-
- verdreher. Frauenlob ist gemeint.
- 10. der rede] das wovon die rede ist, von der benennung der h.
- Jungfrau durch niulier.
- 11. die glose] die richtige deutung von niulier.
- 15. 16. jet : spet] = gibt, spehtj niederdeutsche formen, wie
- auch gemct für gemaet.
- 19. den ich dir sol] den ich dir schuldig bin.
- 157, 3. min witiie niüest ich rouben] ich müsste mich meines Verstan-
- des berauben.
- 14. vro, we bernder sühte] freude (vrö) und schmerz (we) der
- geburt (bernder sühte) nannte er sie. Zu bernder suht vgl. man „fal-
- lende sucht" j oder wäre bernder gen. plur.?
- 16. da:j we natüren sweiget] das weh bringt die natur zum
- schweigen, befriedigt ihr gesetz; oder hat man zu lesen: da| wc
- nature sweiget, die natur stillt dieses weh?
- 158, 4. bespennen] ausmessen durch die spanne.
- 10. ir brüche] ihre vergehen.
- 17. daj tve in ir becher mer] dass ehre ihnen ihren becher mi-
- sche. Anspielung auf den zauberbecher an der runden tafel des
- könig Artus, womit jede sich begoss , die daraus trinken wollte,
- wenn sie nicht vollkommen rein war. merft, swv. i) tunken, fund-
- 324 ERLÄUTERUNGEN.
- gruben I, wörterb. 2J mähren ßni wasserj, wartb. krieg 23, 13.
- 3^ zur nacht essen, Wack. leseb. J, 899^ 41.
- 19. da von sint vroiiwen üf gedrouwen] Der sinn dieser worte
- ist klar: ,ydavon sind f'rauen entsprungen , erwachsen'^ ; nicht so
- das starke verbum, worauf das particip gedrouwen zurückzufüh-
- ren. Ist ein dromven, driii^ nach analogie von houwen, hin, anzu-
- setzen? kaum ist es mit drawjan, drohen in Verbindung zu bringen,
- und drouwen als eigentliche bedeutung : „anrufen^' zu geben; eben
- so wenig scheint an drojan , leiden, zu denken, oder an drahan,"
- duften; auch das angelsächs. thrävan, jactare, torquere, stimmt
- nicht den lautverhältnissen nach. — Ich weiss nichts zur erklärung
- anzuführen, als allenfalls das schweizerische drüben, trühen, trü-
- jen, gedeihen, dick, feist werden.
- 159, 8. wilt unde tarnen] d. i. wilden unde zamen. Vgl. gewehvet pfel-
- lelvarwes mundes, ML. 27, 3.
- 11. Weichelmuot] weichmuth, wankelmuth. ein erdichteter name.
- 13. Mennor] nach J. Grimm der Mannus des Tacitus. vgl. deut-
- sche mythologiCy s. 205.
- 16. vrö, we, din bant] deine Verbindung, vrc^, we = vrowe.
- 160, Die sage vom könig Wippeon, deren hier erwähnung geschieht,
- wie er selbst, ist mir unbekannt, vielleicht ist die form Wipeon CP)
- der form Wippeon (B) vorzuziehen.
- 2. rünic] unstäty flüchtig? vgl. 49, 16.
- 5. der blömen lust] die jungfraunschaft.
- 8. diu sunder e] das besondere gesetz, das Privilegium.
- 13. da| mittel-si] (mittelsi) das in der mitte zwischen Jungfrau
- und fr au stehende weibliche wesen; die unverehlichte , die nicht
- mehr Jungfrau ist. Über si vgl. ML. 14, 1.
- 161, 3. da:j art] der geschlechtstrieb.
- 10. linwer wsete bar] frei von schlechtem gewande; lin, linwes,
- fade, matt, hängt wohl mit lind zusammen, vgl. anmerk. zu 19, 18.
- 18. sich des namen vart] sieh die herkunft, die entstehung des
- namens ?
- 19. an dir artet] in dir wohnt^ zu deiner eigenthümlichen be-
- schaffenheit gehört, vgl. Frommann zu Herbort 12789. Graff I, 404.
- 162, 5. der liep, leit mit vreide wol treit] der sich sein leid und seine
- freude sauer werden las st.
- 6. an not gevaere] in die gefährde der noth.
- 18. raast] stn. = ma^, nahrung, speise.
- 19. sunder ach] ohne schmerz Cdes gebärens).
- 163, 14. wie genaden Oßi, 8.J braucht auch gäbe Frauenlob im stum-
- pfen reime, also kurzsilbig.
- 19. über ein zil snaben] über den punkt^ zu dem man will, hin-
- aus straucheln, vgl. Frommann zu Herbort, v. 20. und Ziemann
- unter snaben.
- 164, 1. e diuer zit ist vrouwen lop gewest] das partic. gewest für
- gewesen scheint gerade in der ursprünglichen heimat unsers dich-
- ERLÄUTERUNGEN. 325
- ters^ in Sachsen^ entstanden zu sein; noch heute spricht das land-
- Volk jener gegenden nie oder nur selten gewesen, sondern stets
- gewest^ wie verwesen jetzt niemals verwar, verwesen, sondern
- schwach: verweste, verwest conjugirt. In unserer stelle könnte
- man zwar auch gewest von wi^^en ableiten (ist gewest, ist zum
- wissen gediehen, ist bekannt geworden); allein der ausdruck wäre
- weit weniger natürlich.
- ir 2. jest] für gist, norddeutsche form, jesen (gesen) jas jäsen
- (? jären), jesen, gären, neben jesen, gesen, findet sich auch gern,
- gar, gären, gorn; jene form ist die ältere.
- 3. Walther] von der vogelweide ist gemeint, der grösste unter
- den minnesingern.
- 5. Reinmärn der alte, Walthers älterer Zeitgenosse; doch könnte
- auch recht wohl Reinmar von Zweier gemeint sein, der auch im
- ivartb. kriege bekanntlich den altern Reinmar vertritt
- 12. affenheit] stf. äffisches wesen. narren win; entweder: när-
- risch machender wein; dann der sinn: dein thorensinn und dein
- äffisches wesen macht dich zum narren; oder: der schlechteste
- wein (wie narrenpapier, das schlechteste papier) ; dann der sinn:
- dein thorensinn und dein äffisches wesen gewähren dir nur schlechte
- , Begeisterung. Vgl. ivartb. krieg: wa:j helfent sine tage {irn), den nie
- affenheit bevilt?
- 19. si Iiänt mit sauge in eren hove dem vrouwen lobe gebenketj
- Obgleich Frauenlob durch Regenbogen die alten meister über sich
- -erheben lässt, so hat er doch nicht dabei vergessen y auch für sich
- .'\ selbst und seine Verherrlichung hinreichend zu sorgen durch die
- • absichtliche wähl des ausdruckes „vrouwen lop", welcher eben sein
- eigner beiname ist.
- 165, 1 — 5. Swa^ ie gesanc Reinmär unt der von Eschenbach, Swa|
- ie gesprach Der von der Vogelweide Zuo vergoltem kleide : IchFrou-
- wenlop vergiilde ir sanc] Wenn ich den dichter recht verstehe y so
- tadelt er die lieder Reinmars und Wolframs und die sprüche Wal-
- thers, mit höhnischem hinblick dar auf y dass die dichter für ihren
- gesang kleider genommen y durch ihren gesang gleichsam die klei-
- der die sie erhielten, bezahlt hätten: was auch Reinmar, Wolfram
- und Walther jemals zum dank für geschenkte kleider gesungen
- haben: ich Frauenlob ersetze vollkommen ihren gesang. Die deu-
- tung der worte zuo vergoltem kleide ist zwar kühn; allein ich
- weiss ohne änderuug die stelle nicht wohl anders zu erklären; es
- wäre denn, dass in diesen Worten nur eine ansfnelung auf das
- gedieht Walthers: Ob ich mich selben rüemen sol (^62, 6.J), zu suchen
- ist; aber dann hätte Frauenlob wohl auch gesagt: zwo getrage-
- nem kleide. — Auffallend ist dieser tadel Frauenlobs allerdings, da
- es zu seiner zeit gewiss nicht weniger sitte war als zur zeit Wal-
- thersy Reinmars und Wolframsy dass die sänger unter andern auch
- durch kleider belohnt wurden. Sollte denn Frauenlob nie kleider
- angenommen haben Cff^tragene kleider nahm, wie wir wissen y auch
- 32e ERLÄUTERUNGEN.
- Walther nicht)? gewiss war er nicht von jeher reich und unab- \
- hänyiy, und sang er nicht nur zu seinem vergnügen^ rein aus inne- \
- rem dränge, zumal wenn er sich an den höfen der fiirsten aufhielt, j
- — vergolten! ist aus vergolteimie verkürzt; vergelten und vergul- 1
- den Cvergülten) bedeuten: für ein ding ein anderes von gleichem i
- werthe geben. — Einen ganz andern sinn erhält man aber, wenn i
- man vergiilden = übergulden, übertreffen_, schöner machen, annimmt; \
- dann hat man jedoch zu lesen: mit vergultein kleide und diese worte
- zum folgenden: ich Frouwenlop vergulde etc. zu ziehen. Dann be-
- deutete das ganze: mit verschönerten Worten verschönere ich ihren
- sang. — Und dazu scheint auch 166, 4. zu passen.
- 6. si liänt gesungen von dem veim, den gnint luint si verlii:jen]
- „sie haben von dem schäum gesungen und den grund verlassen"'
- kann nur bedeuten: ihre gedichte sind seicht und oberflächlich ;
- sie haben nicht aus der tiefe des kesseis C^. T.J geschöpft. Ein ta-
- dely der wenigstens was Wolfram und Walther betrifft, völlig un-
- billig und grundlos ist.
- 10. an sundedioenen;] ohne besondern höhn; ohne höhn.
- 19. ü| reliter sinne sa:jen] aus dem zustande rechter sinne, atis
- rechtem sinne.
- 166, 1. Gum giemolf, narre] Kaum ist das erste wort gum = gume,
- mann; da gume so viel ich weiss den nebensinn des unverständigen
- mannes nicht hat, vielmehr vermuthe ich ein zusammengesetztes
- gumgiemolf = napfwolf, schüsselausfresser , von gum == gump,
- gumpf, tiefer napf, tiefe schüssel, und giemolf C= giemwolf) eigent-
- lich: rachensperrender wolf^ dann übergetragen: grosser thor.
- der ausdruck scheint sich auf die thiersage zu beziehen und zwar
- vielleicht auf den im Reinardus vulpes erzählten rachensprung des
- Widders Joseph C^befiteuer JXJ. giem gehört zu goum, tvie giech
- zu gouch.
- 4. Diese zeile sollte keinen auftakt haben; ich weiss ihn je-
- doch nicht wegzuschaffen y ausser durch Streichung des „von", was
- mir bedenklich scheint. — Über vergolten! und vergulden vgl. das
- zu 165^ 1 — 5. gesagte.
- 14. ich vüere ir aller schilt] ich kämpfe für alle.
- 19. lät tot dich unde lebendic vri] lassen die toten und die le-
- bendigen dich unangefochten. — min eins gebünde] mein, des einzi-
- gen y einzelnen fessel; vgl. Kuonrat v. Würzburg : Der Missensere
- hat sanges hört in sines sanges schrlne, da mit er bi Rine die mei-
- ster leit in sin getwanc, und die benennung twingliet CW^acA\ leseb,
- 519_, 5.J); oder: mein räthsel? vgl. 170^ 13. und: vlehten einen stranc,
- wartb. kriec, 89, 1. — loesen den haft, ebenda iJO^ 1.?
- 167. Da Regenboge, wie Frauenlob glaubt, sich zu hoch schätzt, in-
- dem er ihm im namen aller der verstorbenen und der lebenden dich-
- ter entgegentritt, so wendet er die bekannte sage von Alexander
- und dem steine, den er mit irgend ei
- ihn an, um seinen stolz zu zähmen.
- ERLÄUTERUNGEN. 327
- 4. iu so hühcr wise ein edel stein! ein so vortre/flicher edel-
- stem.
- 7. üf einer wäge sim|] auf den balken oder die basis einer
- waye.
- 8. lastes \iimif\ so viel als mit last; aber was bini;j eigentlich
- bedeute, weiss ich nicht; Schmeller T, 175. hat bims, zorn, bimsig-,
- zornig, hier der bedeutung nach nicht passend, wäre bim:j bims-
- stein? aber der ist ja leicht; oder aus bi-me|, beimass, beigewicht
- entstanden? •
- 9. übermangenj überwägen , eigentlich wohl überschleudern,
- von mange, wur/maschine für steine, balken u. s. w.
- 11. gen des steines spangen] == wider den stein, spange scheint
- mit dem bei Schmeller verzeichnetem speng, späng, spängel, selten,
- schwer zu bekommen, drückend, lästig, verivandt; also spangen,
- schwer sein.
- 16. mac din gepflegen] mag deiner mächtig sein, ettvas ausrich-
- ten in bezug auf dich.
- 18. Stegen ein dach einem] über einem ein dach aufrichten, eine
- decke aufsteigen machen, vgl. stega, ascensus.
- 19. ein niilwe se übertrüege] eine milbe ivürde schwerer sein;
- die lesart von B, ein bilch si übertriiege bedeutet: eine haselmaus,
- bergmaus' überträfe sie an gewicht.
- 168, 1. nim^ unde gim|] = nim e\ unde gip mir e|. wie g\m\ hier aus
- gip mir e| entstanden, so dams aus da^ man e|. bei Hadelotip XXIV,
- 2, stat machet licht dams iu da gan und XXIX, 1. dien stet| also
- •> dams in nicht mag gmuoten.
- 3. tiutsch verdolkenl vertolken, deutsch vertolmetschen, d. h. so
- reden, dass man einen tolmetsch braucht? oder deutsch verderben?
- dalk = Stotterer, tölpel; vgl. 155^ 1.
- 5. die Sprüche din nim ich vür wint: si varnt durch ein wölken]
- so glaubte ich diesen vers herstellen zu dürfen, da das handschrift-
- » liehe nim ich vür win (soW doch wohl win sein?J nicht einsehen
- lässt, wie spräche, die dem wein gleichgesetzt werden, durch wöl-
- ken fahren sollen.
- 13. sin brangen] sein prangen, prunken, grossthun.
- 14. wolkern] (walkern, walgern) die Worte im munde hin und
- her wälzen, undeutlich sprechen; hier wohl: unverständliche Wör-
- ter in der rede gebrauchen.
- 18. dd vadmen grinent durch die nät] da die faden durch die
- nath hindurch sichtbar sind, grinen bedeutet eigentlich: den mund
- unschön verziehen, die zahne blecken, mag es nun sein um zu la-
- chen C^gl. grinsen), oder um zu weinen C^gl. greinen) j; von thieren^
- z. b. Pferden, hunden u. s. w. gebraucht, bedeutet es: laut werden.
- 19. tüemen] i) urtheilen, 2J prahlen.
- 169, 7. Swil spaeher werke Sinnes valken vliegen lat] wo ein schlauer,
- verständiger werkmann (dichterj seines Sinnes falken feinen küh-
- nen gedankenj fliegen lässt.
- 328 ERLÄUTERUNGEN.
- 10. mit der vünde vleische lock ich im so] durch die kraft met
- ner erkentitniss (vünde vleische, weil er das bild des f'alken brauchte)
- bemächtige ich mich seiner.
- 14. niiir ein triic] nur ein trug, trugbild? oder dnic, druck?
- 15. der sichte nie, der weiche zuc mir leisten müe^en vollei
- kluc] der einfache ruck, der sanfte zug müssen mir vollkommene
- lockung , anreizung gewähren, mir zur genügenden anlockung fü
- den falken dienen.
- 19. siis mües sin ger weid erren sich, da$ er ir*niht bekaeme] so
- müsste denn seine gier die weide O^ahrungJ verschmähen C^^er
- weide irre gehnj, dass er ihr, der weide C^er lockung zur weide O
- nicht folgen sollte.
- 170, 18. e mir ieman lost üf den stric] eh jemand die bedeutung des
- von Johannes gesehenen thieres fände. — stric, bunt, haft, stranc
- iverden in gleichem sinne gebraucht von gedichten, deren sinn zu
- suchetiy zu entdecken ist; er ist gleichsam gebunden^ und soll ge-
- löst werden; vgl. 166^ 19.
- 15. der künste mät hän ich gesät] ich habe gesäet^ was die kunst
- zu mähen haty , i. ich habe das bild zum deuten aufgegeben, wer
- kunst ^kenntniss) besitzt, wird deuten.
- 18. da| pfiit] (pfaht, gewöhnlich: diu pfaht) das pactum, das ge-
- bundene, das räthsel, das bild; sonst: das durch kaiser und reich
- erlassene gesetz.
- 19. eben u\ gerihten] ricittig deuten; den sinn klar darlegen.
- 171, Diese strophe theilt A dem Regenbogen, wie die vorhergehende
- dem Frauenlob zu; mit unrecht, da Frauenlob so der unterlie-
- gende wäre; nur wenn mehrere ähnliche Strophen sollten verloren
- gegangen sein, könnte allenfalls 170 dem Frauenlob , 171 dem Re-
- genbogen zugetheilt iverden.
- 4. sich vereinen] sich schaaren, sich rüsten, sich vereinigen in
- bezug auf etwas,
- 9. gebriutet] erzeugt. — briuten, brüte bedeutet sonst: hochzeit
- haben; stupriren.
- 10. Miderbieten] friede und freundschaft aufkündigen.
- 15. widersa:j] stm. C^tatt widersazV) widerstand, wider Setzung.
- 18, durch sinen grä|] durch seinen grimm? oder wegen seiner
- schrecklichkeit, aus furcht vor ihm? vgl. gräfzlich, und siehe From-
- mann zu Herbort v. 4960.
- 172, 2. des kunst vernunst. vil kleine hat getihtet] dessen kunst sehr
- wenig vernünftiges hervorgebracht hat.
- 14. ir guggelgiegen] ihr muthwilligen possenreisser. sinnes
- am] arn für arm, ihr sinnesarmen possenreisser. Man kann aber
- auch arn als Substantiv, und guggelgiege als adjectiv nehmen: ihr
- muthwilligen, läppischen sinnesadler. vgl. sinnes valke 169, 7. des
- ougen valke 380, 12. Diese erklärung möchte ich vorziehen als
- Frauenlobs art und weise ganz entsprechend.
- 15. sich enbarn] sich bloss machen^,
- ERLÄUTERUNGEN. 329
- 17. warnn = warm.
- <| • 18. des pfuoles harn] das unreine weisser des pfuhles. Allzu-
- verwegen iväre es, etwa an „Pholes harn", des teuf'els harn^ urin,
- zu denken, obgleich liarn es nahe legt in pfuol ein persönliches we-
- noch andere mythische wesen bekannt waren, auch kenntniss des
- Phol zugestehen könnte.
- 19. in irmen rehte] nach dem recht der grossen fasser ^ also in
- vienge? irm (irn, yrn, ürn, iren) stf.? swf.? Mass für branntwein
- lind wein, vierzig viertel haltend, s. Schmeller /, 110. Auch
- yyzeche^'^ (=ürte) scheint irn zu bedeuten; vgl. Hätzlerin II, S9, 38.-
- Si taet mich gerne laichen, und macht:j gar noetlich mit der irn. —
- Sollte keine dieser deutungen von irmen reht zulässig sein, so
- schlage ich vor: in iuwern rehte , ,yWie es euch gebührt'^; an ein
- irmenreht, weltrecht, glaube ich nicht denken zu dürfen. — e da| si
- s sin swä:jenn zu dem verbum swä:jen, das nur so viel ich weiss hier
- \ vorkommt , tveiss ich nur das schweizerische schwäfzi, brühe, but-
- >terbrühe C^as freilich Stalder auf schweitzi, wie Tobler im ap-
- ^penzell. idiotikon sein schwaefza, schwaesa auf schweif;zen, zurück-
- führt), und allenfalls das ags. waetau, das sich zu swa:jen verhält
- wie ags. meltan zum deutschen smelzeu, anzuführen; wsetan bedeu-
- tet humectare. Aber zum ags. waetan gehört auch das deutsche waj
- >a(4\ Frommann zu Herbort v. 16408J), woraus hervorgeht, dass tve-
- ) nigstens nicht in allen mundarten Deutschlands, wenn waetan =
- swsljen, diesem worte ein s vortrat. Nimmt man ein swä:jen = wae-
- tan an, so haben unsere worte den sinn: „ehe sie C^ie köpfe, be-
- cherj vom harn ausrinnen lassen^'. Hr. v. d. Hagen ändert die
- , worte in: da^ si sin verwa:jen, d. i. dass sie Cdie bösen köpfe) ver-
- wünscht seien; allein ich sehe nicht recht ein, wie aus verwa^en
- „swä^en" werden konnte.
- ß. Kurzer ton.
- 173, 2. sanc] stm. gesang. sanc ist eben so häufig stm. als stn.
- 174, 1. ich gibe der zit ir wise unt wort] ich singe wie es der zeit
- angemessen ist, indem ich auf freude und leid rücksicht nehme.
- '5, 3 — 4. Swer werben wil wol alse er kan, dem gibe ich lieber
- ungerat] ungerat geben kann nur bedeuten: nicht paarweise geben,
- oder langsam geben. Keine diser bedeutungen passt; ich schlage
- daher vor: dem gibe ich lieber dinge rät.
- 176, 8. der min ze kempfen hat gedähtj der mich zum kämpfer er-
- \\ wählt hat, der mit mir streiten will. Vgl. daj din got vor allen
- wibin zi muotir gidahte , Sequent. de S. Maria, 8, 7.
- 177, 4 — 5. ir wellet hern den alten meister Erewin] ir wollt den al-
- ten meister Eretvin berauben, d. h. seine gedanken und weisen für
- euere eignen ausgeben. Unter den älteren dichtem des IMen Jahr-
- hunderts findet sich keiner dieses namens, weshalb ich vermuthe,
- 330 ERLÄUTERUNGEN.
- der meister Erewin sei erdichtet^ um die alten dichter überhaiiii
- symbolisch zu vertreten, weshalb der name wahrscheinlich auc
- Erewin %u schreiben sein dürfte. Erewin (7/. i. Herewin?) war
- ahd. Arjowin, von ferawin abstechend.
- •8. er treit daj kriegen hin] so trägt er doch sein zanken unge
- straft hinweg , so ist er doch der gewinner.
- 178, 2. kleiden aJler schänden brahtj durch lob die laute schände ver
- decken, braht CsfmJ lauter lärm, geschrei. schänden braht, di
- schände, die in aller munde ist, oder richtiger, die schände, di
- die öffentlichkeit nicht scheuet. Vgl. ein hane — het vil grö;jen brah
- mit jawelf hennen tac und naht, Wack. leseb. 779, 19.
- 6 — 8. gesundert doch von in herabe der worte vündeln, da| e
- habe vor ii^, blibe in der alten giinst] Ich verstehe diese stelle nur
- wenn ich lese: daj ich habe vor ü^. das erfinden der worte, dci
- neuen ausdrücke^ das ich von den alten dichtem bis auf die neue
- ren herab als besonderes eigenthum und voraus habe^ das bleibe ii
- der alten gunst. Wenn er also, meint Frauenlob , auch nicht neu
- gedanken bieten kann, so soll doch der ausdruck der gedanken
- den er als ihm eigenthümlich und als vorzüglicher annimmty siel
- eben der gunst erfreuen, deren die alten dichter sich erfreueten.
- vündeln, diminutiv von vunden («^*. fundjan) zu vinden.
- 179, 1. der materjen kleit geben] den gedanken ausdruck geben.
- 6. kumt aber der materjen suoch] Ohne sinn; ich vermuthe.
- vrumt aber in der materjen suoch, nützte ihnen aber das aufsuchet
- der gedanken, und
- 7. kleid ichs in ein getriuwe:j tuoch] gebe ich ihnen den ange-
- messenen ausdruck, — so gebührt auch mir dank und ehre. Diesi
- wird etwa der sinn der fehlenden zeile gewesen sein, suoch, stm.,
- vgl. ursuoch, Wack. leseb. 710, 26.
- 181, 8. gen dem unwille ie sich entwarf] das hat immer Unwillen er-
- regt, sich entwerfen gegen, sich auflehnen gegen.
- 188^ 3 — 4. vielleicht: wert ist „gewert" j üf mangem ort doch isi
- der zwivel ie sin kleit.
- 183, 3 — 4. Unt da$ doch — da$ doch] ist auffällig. Ich vermuthe.
- nu da:j ist doch ein minner bruch, ob maneger doch verdirbt da von.
- 8. verschämter ere] die ehre derjenigen, die die schäm abgelegt
- haben.
- 184, 8. dem zimt niur diu vervluochte schar] dem ist nur die schaar
- der verdammten eine schickliche gesellschaft.
- 188, 3. überoben] vgl. 151, 2.
- 6. ein ere gevriimen] etwas thun ivas ehre bringt.
- 189, 1. grä|en] 1) seinen muth zeigen; 2J grossthun, prahlen, vgl.
- Georg v. 1853 C^ürcher handschr.J : So muo| Jesus den stru$ gen
- ApoUen Iä:jen unt sin höhvertei grajen und Frommann zu Her-
- bort 4960. 3) gierig sein; vgl. das ags. graetig, holländ. gratig,
- gratighed, avidus, aviditas. Diese bedeutung muss auch hier ange-
- ERLÄUTERUNGEN. »31
- uommen werden, tbriffens hat man wohl für hohes herzen zu lesen
- "^fl hohes herren.
- 7. diirchsüe:je] stf. vollkommene süssigkeit, freundlichkeit, milde.
- 1 — 5. Auch hier lese ich herren u. herre statt herzen u. herze.
- "J 1, 3 — 4. erworht daj habe ich selten mer gelesen] dass diess er"
- wirkt, erlangt worden seij das habe ich selten gelesen.
- '^f2, 8. der lip kumt in untugent] der leib wird untüchtig, schwach,
- alt, unschön.
- «3, 6. ein vlache:j wort] vLich bedeutet: lau, schlicht^ von allen ge-
- braucht, platt.
- >6, 6. zahl, wie tanzet valereü] valerei ist der ruf der tanzenden,
- bekanntlich ward zum tanze gesungen, und tanzlieder (reigen)
- haben oft solche klangworte als refrain. metonymisch bezeichnet
- valeri hier den tanzenden.
- 7. trif driu, so gilte ich dir diu zwei] wohl vom kegel- oder
- Würfelspiel hergenommen. Überbiete mich in kunstfertigkeit und
- ich will dir loas dir gebührt geben. Die Sprüche 196, 197, 198 schei-
- nen gegen kunstgenossen gerichtet.
- 97, 3. der werte vin] die feinheit, schärfe der worte. vgl. ML. 18, 11,
- Jins ruches vin. — und ir bejac] das ziel, erstrebniss der worte.
- 5. sus ist er ie genaden vri] so ist er immer ohne die gäbe der
- Vernunft, oder etwa: gedanke vri?
- 98, 8. der stoc sich wert] sprichwörtlich; man sagt so, indem man
- jemand schlägt.
- 99, 3 — 4. mir kumt von großem glücke ein ome, e da^ sins heils
- geregenet vil] mir wird ein ganzes fass voll grosses glückesy ehe
- ihm ein tropfen heiles regnet. Hr. v. d. Hagen ändert: von grüe;jen
- lihte ein vrume, e da:j sin heil etc. Zu ome Crf. i. äme) vgl. man
- JSUhart C^eneckeJ 3, 5. der si veile da mit voller äme; Reinbot,
- Georg 259. dö was mit voller äme diu werlt mit vröuden übersät.
- 7. swä man den gast wil le gewern] le gewern, übel behandeln.
- Vgl. Schmeller Ily 406. le, lew, und 454. leg.
- ■^ 8. gt'heimet] heimisch, vertraut geworden.
- 500, 6. ein klamer morgen] ein heiterer morgen, klam, klamm, gedie-
- gen, lauter, rein_, zunächst von den metallen, diu clamenie, der
- heitere himmel. vind ich die clamenie in rehter ahte, Wartburg-
- krieg, 56.
- 7 — 8. sind mir unverständlich ,' senfter unge ist schtverlich
- senfterunge.
- 301, 6. pfüchen C== pfüchzen, oder kurz pfuchen, pfuchzen?) einen
- laut wie pfuch von sich geben; zunächst vom katzengeschlechte ge-
- braucht.
- 202, 2. so du niht ebene wilt] wenn du dich nicht eben und recht er-
- zeigen willst.
- 203, 4. in seiden tich] im teiche der wohnung. die lava im schoosse
- des berges, in ihrer wohnung (selde) kann wohl ticli genannt wer-
- den, wie fliessend ström.
- 332 ERLÄUTERUNGEN.
- 204, 1 — 3. slouf : üf] verdächtiger reim; ich vermuthe Frauenh
- schrieb: dö kam ein man, da si do krouf, der tnioc si heim etc. de
- niederdeutsche krouf C^d. krouch, kroch) mochte anstoss geben un
- die ander un ff herbeiführen.
- 4. da;j was ir danc] gewöhnlicher : ir ze danke, das war U
- angenehm, das behagte ihr
- 5. schürn] schürte, wärmen, hängt schürn mit schürfen, ignei
- excudere, vgl. Wach, leseb. V21, 7., zusammen?
- 205, 4. den hat der wirde tot benomen] den hat der würde der tod bt
- raubt, gewöhnlicher dem hat die wirde der tot benomen. vielleici
- aber hat man %u lesen den hat der wernde tot benomen.
- 213, 1. ein verloren getelinc] ein nichtswürdiger gesell.
- 3 — 4. den nie sin lune üf kein gerinc gevuorte durch ein pr
- bejagen] den seine gemüthsstimmung zu keiner anstrengung f'ührti
- um dadurch preis zu erwerben. Hr. v. d. Hagen will lesen: de
- nie gehuop uf kein gerinc geverte aldurch ein pris bejagen; allei
- da ich nicht begreife, wie aus gehuop „leuen" — so hat P stai
- lüne — werden konnte, so glaubte ich anders helfen zu sollet
- lune hat Frauenlob auch UFL. 10, 24. er warte siner lünen. Zie
- mann giebt aus Konrads troj. kriege, f. 89. dur die mortlichen lün
- da:j si in wolte hän ersterbet. Vgl. Wack. leseb.
- swv. ebenda 792_, 16.
- 7. ernstgevar] ernsthaft.
- 216, 7. schirme blö:j al ane schiltj d. h. vertheidige dich nicht. Der
- blö^ ane schilt entspricht Nibel.
- 217, 4. dem rei^el volget läge mite] die lokung zieht nachstellung au,
- sich, rei^el abstract ist stn., concret swm. swf.
- 220, 3. etwa: der schänden sprinc. vgl. wartb. kriec, 35^ 6^ 38^ 2.
- 221, 4. man koufe si so man nächste mac] man kaufe sie so wohlfei
- als möglich. Vgl. Wack. leseb. 664^ 1.
- 227, 4. din mäht in nie mac tiuren me] ich vermuthe dun mäht in ni(
- tac tiuren me.
- 230, 8. da von wil ich dich abe län] deshalb will ich dir den abschiet
- geben.
- C. Grüner ton.
- 231, 1 — 2. Wer kante gotes krefte, do er was in des vater geist;
- Nach kirchlicher lehre ist Christus durch den vater schon vor er-
- Schaffung der weit besachet, causatus^ an der Schöpfung nahm ei^
- als sechic dinc der ersten sache C^gl. KL. 1 — 2_) antheil. Demnach
- ist der sinn: wer kannte gottes C^es sohnesj kräfte , da er noch
- in des vater s geiste war, d. h. bevor noch die drei personen als
- selbständige Wesen sich geoffenbart hatten. Frauenlob hätte eben
- so gut sagen dürfen: wer kante gotes krefte, do er was obe den
- wa:j^ern geist.
- 5. aldä kein mensche vürba^ macj da kann kein mensch weiter ;
- niemand kann etwas von gott vor seiner Offenbarung sagen.
- ' ERLÄUTERUNGEN. 33S
- t 7 — 8. wä wont natüre in hefte, sit si aller dinge walte hat] in
- wessen banden liegt die natur^ da sie doch aller dinge mächtig ist.
- walte nehme ich als ein stf. = waltunge.
- 9. tirmen] = terminare. vgl. KL. 1, 5.
- 11. nie tac] = nieraer tac. tac dient nur zur Verstärkung.
- ■> 17. vleisches bleiche] schwäche des fleisches. Maria gilt der
- kirche als die reine^ fleckenlose.
- 18. si spielt ü| eim personen dri] vor der geburt Christi durch
- die Jungfrau, waren zwar die drei personen da, aber sie waren
- noch nicht wesenhaft geschieden, sondern noch in des vaters geiste.
- Vgl. 831^ 1 — 2.
- 19. vier] gott, seine ewigkeit, majestät und Maria. Die mensch-
- werdung des gottes in der Jungfrau war wider die gesetze der na-
- tur O^onach freilich die alten theologen wenig fragten); allein sie
- war die schwächere und musste im kämpfe unterliegen.
- 8, 1. da:j geverte] die art und weise.
- 7 — 8. natfire ist also herte, da^got mit ir sin wesen treit] die
- natur ist so hart C^tark, kräftig ausdauernd), dass gott sich durch
- sie offenbaren ßn ihr wohnen) kann.
- 9. slie;jen] = beslie^en, in sich begreifen, einschliessen.
- 10. sniden an ir] durch und in sich hervorbringen, vgl. snit an
- dich zuht unt reine tugent, Wack. leseb. 609^ 9.
- 13. natüre ist alse ein vrouwe] natur ist wie eine herrscherin,
- Hönigin.
- 18. mitten durch naturen kloben] = in der mitte. — klobe, swm.
- Spalt, gespaltener stock, (klieben)j mitten = enmitten.
- 19. si trüebet niht, niiir menschen lust] alle geschöpfe gehorchen
- der natur y folgen ihren gesetzen, nur des menschen begier über-
- schreitet sie.
- (3, 1. din ewic immer] = diniii ewikeit.
- 2. in spiegeis sprießen hat geberlt] zu spiegeis sprießen vgl. man
- 155^ 13. berlen bedeutet tropfenweise giessen. Wie aus v. 7. her-
- vorgeht bezieht sich dieser dunkele aus druck auf die geburt des got-
- tes durch die Jungfrau in dem sinne nämlich, dass gott vor der
- Schöpfung schon C^. 4.) beschlossen habe von der Jungfrau seinen
- söhn gebähren zu lassen. Spiegel bezeichnet hier die Jungfrau, weil
- sie Jungfrau blieb, und der gott in sie und aus ihr kam wie ein
- lichtstrahl in den und aus dem Spiegel kommty nämlich ohne ihn
- zu verletzen. sprie:jen, ist das entspriessen des spiegeis, weil der
- Spiegel Cäie Jungfrau) noch nicht da war, noch nicht entsprossen
- war, als gott diesen seilen gedanken fasste. Vgl. KL. 1, 5.
- 3. manlicher formen zunder] das, was die vienschliche gestalt
- auffieng wie der zunder den fetter funken f oder: das diemenschliche
- gestalt entzündende, das wort?
- 4. e daj gevertin het diu werlt] ehe die erde (werlt) gefährtin
- hatte, ehe die himmelskörper geschaffen waren?
- 334 ERLÄUTERUNGEN.
- 5. dii schein lieht durch die sigenunstj da ward es licht dun
- den sieg gottes C^ber die natur) vgl. 231^ 13. ff.
- 7. der magetliche zlinmer] der leib der Jungfrau, zimmer C= zu
- ber) stm. materia im weitesten sinne.
- 8 — 9. in ziickersüe^em smackes bradem wit geistikeit gew
- demetl ausgestattet ^ erfüllt mit der geistigkeit C^^em heiligen gi;
- stej im dunst des ztickersüssen duftes; weil der h. geist wie e\
- duft in sie drang, bradem braucht Frauenlob als stumpfen reit
- wie gnade und ähnliche ivörter ^ vgl. 163^ 14. 164, 8.
- 10. diirchtrehtic] schwanger.
- 11 — 18. driglestlich vunken richer kiinst enzündet wart ir bruns
- ihre brvnst ward entzündet durch die funkenreiche kraft Cdas köi
- neu) des dreifachen glanzes , der drei faltigkeit. Frauenlob set.
- zuweilen das erste adj. unter mehreren vor dem Substantiv oh)
- casuszeichen. Vgl. mit gewelwet pfellelvarwes mundes, ML, 27,
- vvilt iint zanien, 159, 8.
- 13 — 15. sin vaterlich g'ehilwe mit süe^ikeit die brüht betwai
- an der natureu gihvej gehihve, stn. Umhüllung, zumal gewölk in i
- fern es den himmel einhüllt brüht, stf. bruchy widerstand, emp
- rung. Vgl. widarpruhtic, rebellis, obstinatus; widarbrnht, ostinatii
- gabruht, confractio. Graff 111, 270, Schmeller I, 247. — gilwe, si
- eigentlich die ,,gelbheif, weil aber die gelbe färbe weit hin leua
- tet, auch ,yden prahlerischen schmuck der frauen^^, dann den hocl
- muthy stolz u. s. w. bezeichnend. Schmeller II, 35. führt an, da.
- bruder Berhtold sehr geeifert habe wider „die gilwerinne mit de
- gehven gebende''^, d. i. die put'zsüchtigen weiber. Von der h. El
- sabeth von Thüringen heisst es Biut. I, 374.* sie wollte keiner haue
- floyr, wiupeln oder sloyr gegilwen joch geverwen, joch me na<
- glänze gerwen in üppeclicher wise.
- 16 — 17. er gruop in oblatisen sich selben lamp] die oblaten (hi
- stien} zeigen entweder den gekreuzigten Christus, oder das lam
- mit der fahne; obliitisen ist die form, womit sie gebildet werden.
- 18. ein briistlich österbrötj brustlich, brechbar, osterbröt in bezl
- hung auf das osterlamm, das erste nachimahl.
- 334, 1. Der heilic gotes tempel] der tempel zu Jerusalem.
- 4 — 5. da het diu minne ein blas en2fündet] da hatte die liet
- ein^ fackel entzündet, blas, stn. kann ich nur ags. und altnort
- nachweisen. Bosworth giebt blase, blase Q'em.^ blysa (riiasc.^ m
- der bedeutung: any thing that makes a blazej a torch, manifestadoB
- fax. Bavon giebt er die ableitung blasere, blisier, incendiarius^ m\
- Verweisung auf könig Ines gesetze 77, Welche stelle ich nicht flndt
- und auf Äthelstans gesetze 6 C'^J wo die Überschrift lautet Be blä
- serum, und im texte steht: Tha blisieras and thä the theofvräca
- beön, beön thäs ylcan vyrdhe, d. i. die brandstifter und diebrecke
- Cwegen diebstahls verbannte, d. i. diebe, nicht diebshehler , wi
- Schmid übersetzt) sollen gleiches Schicksal haben. Bei Biörn fin
- det sich at blasa vid , conspici, — Wenn ich mich recht erinnere
- ERLÄUTERUNGEN. 335
- sagt man in der Lausitz y wenn man ein Irrlicht sieht: es is ac a
- blas (« ist nur ein blas). Nicht unwahrscheinlich hängt mit at
- blasa vid_, das f'ranzös. blasonner, ital. blasonare, zusammen, wel-
- ches yytvappen malen^', dann überhaupt y,schmücken'^ bedeutet.
- 7. ein Stempel] ein durch eigrabtmg oder einlegung in stein er-
- zeugtes bild.
- 12. ein corporul] das geweihte messtuch, das zur bedeckung der
- hostie dient; eigentlich das tuch, womit man den leib Christi um-
- hüllte.
- 17. Tau] Dieser griechische buchstabe hat die gestalt des kreu-
- zes, ist also ein bild desselben.
- 5, 4. der la mich sin gezwit] ge;5wit ist verkürzt aus gezwidet
- Coder gezwidet?) und zwiden verhochdeutschung des niederdeut-
- schen twideny geivähren, begnadigen. Auf zwien, zweige treiben,
- pfropfen; figürlich: helfen, unterstützen, darf dem sinne zufolge
- gezwit kaum zurückgeführt werden.
- 6. der din geschefte zilt] der deine geschöpfe hervorbringt, min-
- necliche er mit ir spilt unz da:j er ir ein kint z'\\t führt Ziemann
- aus cod. monac. 579, bl. 91 an, und man sagt noch jetzt j^nachkom-
- menschaft erzielen'^.
- 7. sus trite ich an da^ meiste] so wende ich mich zu dem höch-
- sten, vgl. 10, 5. 97, 13.
- 11. durch die driej durch die dr ei f altig keit.
- 15. in grabes hefte] haft, stf. band^ fessel. vgl. 231, 7.
- 19. sus gilte ich Ijost] den stoss mit dem Speere vergelte ich
- durch gegenstoss; hier übergetragen: so weise ich die angriffe
- zurück.
- \ß, 6. der sehter eine wart alda zezart] sehter, sehstsere, stm. situla,
- sextarius, ein bestimmtes maass für trockene dinge, dann überhaupt
- behälter. Was aber ist hier damit gemeint? hat sehter auf die Ma-
- ria bezug? ich ziveifle fast.
- 7. got brähte uns minne reine] minne ist siibj., got (Christus)
- vbj.
- 8 — 11. Diese Zeilen sind verderbt; wahrscheinlich sind zwei-
- erlei ahfassungen verschmolzen tvorden. Schon v. 3. ist unklar,
- wie auch der reim sprinc : vienc , da dieser spruch sicher in
- des dichters reifere jähre fällt, anstössig erscheint. Die her-
- Stellung ist unsicher und ich gebe sie nur als einen versuch. Ich
- vermuthe v. 5.
- da;j was et aller wunder nar
- und t>. 8 — 11.
- nature leit d<^ allermeist,
- den niht kund umbevilhen,
- den vater, sun, heiligen geist,
- die umbevienc Maria klär.
- 14. dA geist in geistes geschikeit] da der geist (gott) im auf-
- schäumen des geistes.
- 336 ERLÄUTERUNGEN.
- 237, 2. Vellicä] da der Phönix gemeint ist und nicht der Pelican, si
- ist wohl Fenicä zu lesen. Vgl. ML. 17^ 6.
- 17 — 18. da:j vater, siiu, geist was ein stric, iint doch wan eh
- leit jamers pic] die dreif'altigkeit wird als enein gevrohten, gestri-
- cket, gedrungen gedacht, daher sie hier ein strick genannt. Zu
- wan ein ist die negation niht hinzuzudenken; nur der eine der ver-
- einigten drei, der söhn, litt jamers pic, des Jammers, Schmerzes
- stich.
- Zu diesem gedichte ist der Physiologus zu vergleichen in Hoff-
- manns ftindgruben I, 36. wo es heisst: Ein vogil hei^it Fenix, des pi-
- lide habet unser trehtin, wante er cliut in dem evangeljo: Ich habe ge-
- walt rninen lip ze lä^inne unte ave ze neminne; ander niemen ne
- mag mir in genemen. Umbe disiu wort waren ime die Juden erbolgen.
- Von disme vogile zellit phisiologus : Er ist in eineme lante, hei^it In-
- dia. so er finf hundert jär alt wirt, so vert er in einen walt, hei^it
- Libanus, unte fuUit sine fedrach beidiu der bimentone, die in dem walde
- sint. er machet ime mit dem blraenten ein nest iint samenet ein michel
- teil dürres holzes, legit da| dar unter unt fert üf zuo der sunnen, nimit
- da$ fiur unt inbrennet da^ holz : so sliufit er selbe in da:j nest unt ver-
- brinnet dar inne. da:j tuot er alle^ in dem merzin. Dar nach wirdit er
- ze ascün: so wirdit er in deme eristin tage zi eineme wurme, an dem
- anderen tage wirdit er zeinem vogile, an dem dritten tage so wirdit
- er alsör e was. Dirre vogil bezeichinit Christ, des fedrach siut vol
- mit dem suoijen stauche niuwere unt alter ewö. er ist wol gelcrit unt
- ist meister in himilriche, want er wol biwarit unt uobit niuwe unt alte
- ewa. Die abweichungen von unserm gedichte ergeben sich leicht.
- 238, 1. ein va| da$ lie sich dringen] va|, gefäss, bezeichnet den räum,
- in welchem die erde schwebt, dringen wird vom fasse gesagt in der*-
- selben bedeutung wie von einem gewebe, weil wie hier die faden
- dort die dauben zusammen gedrängt, getrieben werden.
- 2. von adamant gezirket] atis diamant gerundet. Dem diamatU
- legte man im mittelalter die kräfte und eigenschaften des magnetesi
- bei. Albertus Magnus, de lapidibus et eorum virtutibus sagt zu ende
- des artikels adamas: Hunc autem lapidem diamantem etiam quidam
- vocant, etiam quidam ferrum attrahere mentiuntur. Das deutsche ge-
- dieht von den edelsteinen Cf^iuseum II, 79._> giebt dagegen zu ada-
- mant :
- wie man den erkennen sol,
- da| sage ich iu rehte wol,
- unt wil es iuch bewisen:
- der magnes, der da^ isen
- zuo im ziuhet mit der kraft,
- der wirt vil schiere zagehaft
- so man dar biut den diamant:
- der ziuht daj isen al ze haut. i
- und schreibt demnach dem diamant grössere kraft zu als dem
- tnagnet.
- ERLÄUTERUNGEN. 337
- 9 — 10. ein ebenkreftic rücken, daj ieslich want dem isen maj]
- jegliche tvand des fasses übte auf das eisen gleich starke anzie-
- hungskraft aus, mass ihm ein gleich kräftiges rücken.
- 18 — 19. e:j siget aller dinge kraft üf mittel ma|] alle dinge stre-
- ben der mitte, der gemessnen ^ bestimmten mitte zu?
- 239, 1. in vünfj das fünfte zu den vier elementen, aus denen die weit
- und das fünfte selbst besteht ist der metisch , daher auch diu minnir
- werlt C^er mikrokosmus) itn Annoliede genannt.
- 6. Dieser vers ist in P verderbt. Es sollen fünf kräfte der
- Seele angegeben werden und ich glaube das rechte getroffen zu
- haben: 1) sin, verstand; 2J muot, gefiihl; 3J Vernunft, Vernunft;
- 4J> behaltnis, gedächtniss ; b) wille, Wille.
- 7. so si mit tugent heilet] heilen muss hier y^heil sein^^, im ge-
- sunden zustande sein Cfihd. heilen, heil werden, verschieden von
- « heiljan, heil machen) y bedeuten; unter tugent aber ist kraft ver-
- standen, vielleicht aber hat man zu lesen mit tugenden, nämlich
- mit den genannten fünf kräften.
- 9. wa^ si)richestü ze danke] was sagst du annehmbares.
- 10. der materjen umbesweif] der materie Umschwung^ kreislauf;
- vgl. der sunnen langen umbesweif, Wack. leseb. 745^ 9.
- 14 — 18. sind mir unverständlich ; ich weiss die in ein lang
- steckende verderbniss nicht zu heben.
- 840, 10 — 11. ünt swä sich solhiu meisterschaft den elementen wonet
- bi] meisterschaft bezeichnet die Vollkommenheit, macht, wodurch
- die demente gewaltig, wirksam sind, sich bi wonen sich vereini-
- t' gen mit. Über reflexives sich bei verben vgl. man 292^ 16. FL. 17^ 2.
- 301, 10.
- 12. der s1ü|] deren Verbindung. slo|, stm. verhält sich zu slu$
- (sloj) wie dü;j zu du|.
- 17. erden kür] die wähl der erde, d. h. wenn luft und erde
- sich zur Verbindung wählen.
- 241, 1. Sache einen knoten stricte] Sache oder diu erste sache bezeich-
- net die gottheit. vgl. ÜFL. 16, 1. KL. 1, 4. — knote, knode, svm.
- das verknüpfende, das vereinigte; hier das aus verschiedenen
- grundstoffen bestehende geschöpf, der mensch.
- 3. ecke] ecke, stn. und stf., das hervorragende, die spitze,
- schneide u. s. w., hier die leicht erkennbaren eigenschaften des
- menschen.
- 10. der ecke gäbe ie elich was] die ausrüstung dieser eigen-
- schaften war den gesetzen Cder natur, des natürlichen gleichgewich-
- tes) immer angemessen — wenn nicht etwa ellich, allgemein, bestän-
- dig ^ State, zu lesen ist.
- 15. swer wil den borten dringen] einen borten dringen bedeutet
- eine borte flechten. Da diese bedeiitung jedoch dem zusammenhange
- widerspricht, so vermuthe ich, dass man für dringen: zedringen
- lesen müsse, den borten zedringen bedeutet das band, die Verbin-
- dung aufknüpfen, lösen. Der sinn unserer stelle scheint mir dem-
- Frauenlob. 22
- 538 ERLÄÜTEllUNGEN.
- nach: wer nicht alle f'ähigkeiten gleichmässig ausbildet oder ge
- braucht, und dadurch das gleichgewicht aufhebt, das zwischen
- ihnen stattfinden soll, der etc.
- lg — 19. wirf vesen gen gen geiste geistl wende gegen
- jedes das passende an. vese, swm. u. swf\ spreu, faser, gliima,
- festuca; figürlich: das unbedeutende, vgl. Wach, leseb. 582, 37.
- da| mir nie gein einer vesen ir deheiner mölite geliehen; und Hätz-
- lerin II, i2, 94. da| ich umb ein vesen lief eine halbe mile.
- 842, 8. der der werlde hat gewalt] der „fürst dieser welt'^ der teufel.
- 11. den wirt ich vür mich kiesen wil] abermals gegen den Zu-
- sammenhang ; ich vermuthe: den wirfc ich gar verkiesen wil. Der
- lesart der handschrift lässt sich nur gezwungen der sinn abgewin-
- nen: den wirth will ich für mich auswählen ^ nämlich um ihn zu
- nennen.
- 243, 11. in drill so teilet sich ir schiht] in drei theile scheidet sich ihr
- Wesen.
- 12. ungelinc] Unglück. Daz wort scheint aus iingelinge, stn.
- verkürzt; verschieden ist imgelinge, sivm.
- 13. lebens vruote] bewusstsein des lebens. vruote, stf. die er-
- fahrung durch alter zumal, das wissen.
- 16. deist nach siner bei:je] bei^e, stf. 1) Jagd, zunächst mit
- stossvögeln; 2J das mürbe machen durch scharfe Flüssigkeiten; ^J
- diese flüssigkeit selbst. liier nehme ich die erste bedeutung an,
- weil der tod als Jäger gedacht werden kann, und auch tvirklich
- gedacht ward. Vgl. Grimm, deutsche mythol. 491.
- 17. da hin und noch besliii;jet nuo] das dahin, die Vergangenheit,
- und das noch, die zukunft, umschliesst das nun, die gegenwart.
- Ich vermuthe jedoch beslie^ent.
- 19. da$ wir ziern nach sinem hei:je] Hr. von der Hagen ändert
- £iern in tieren = tiuren, theuer werden ^ unnöthig, ivie ich glaube,
- da man auch jaieren intransitiv auffassen kann, zieren = ziere
- sin. Frauenlob verwendet auch sonst transitiva als intransitiva
- und neutra. vgl. 107, 10. 410, 12. 334, 8.
- 244, 10. dem ritter liehet ritterschaft] obgleich der text von P einen
- sinn giebt, so erachte ich ihn doch für verderbt, weil, wenn man
- ihn wie er ist , annimmt, nicht gesagt ivird, was die ritter thun.
- Meine änderung ivird also schwerlich Widerspruch erfahren, liehen
- bedeutet: angemessen, wohlgefällig sein. Vgl. Barläam 338 b, 6.
- dar nach begunde^ liehen den rittern iint der andern diet. — Tristan
- 4597. da$ iu geliche und iu behage.
- 245, 1 — 2. sin nennen niht ba^ getiuren] keinen ehrenvolleren namen
- annehmen; seinen namen nicht mehr verherrlichen.
- 246, 3. ba| gesprenzen] besser zieren. Vgl. sprinzen 370, 15. spranz
- 48, 18. 318, 19.
- 247, 19. er ist enwiht] er (der gewalt) ist nichtig.
- 248, 3 — 4. Gaweiu und Walbän bezeichnen eigentlich den gleichen
- held.
- ERLÄUTERUNGEN. 339
- 6. ibätt = iwein.
- 7. heldes male] heldes zeichen, d. h. sie schlugen wunden. Der
- ,(€€. male ist nicht streng mhd.y doch findet er sich später nicht
- selten; %. b. Wack. leseh. 758^ 36. 764, 3.
- 10 — 11. wa3r ir bot gen mannes muot] entbot, rief auf mann-
- lichen muth. bot sin = entbieten.
- 349, 11. üf den dreben] auf den wegen {treppen?), drebe, swf. scheint
- mir das holländische dreve, dreef, wandelplatz von bäumen einge-
- fasst, wenn nicht dieses dreef etwa = treib ist; wahrscheinlich ist
- drebe halb niederdeutsch, op zyn dreef zyn , auf dem wege sein.
- Vielleicht aber gebührt diesem worte im hochdeutschen tr und nicht
- dr. — Oder verhält sich etwa gar trebe zu treppe wie knabe zu
- knappe? — kommt draben in ertvägung?
- 16. ir mittelaere] ihr vermittler , ihr munddiener. oder wäre
- mietelaere zu lesen?
- 17 — 18. ist etiva 17 nach 18 zu stellen?
- !50, 4. der eren kint] ich vermuthe vroun Eren kint, vielleicht in ver-
- kürzter form: ver Eren kint.
- 7. diu woltät gräwet] die wohlthat tvird grau, alt, schwach.
- 14. dem hülfen tüsent ma?re an tugent] der fand überall dichter
- und Sänger, die durch ihre gedichte ihm zeigten, wie er tugendhaft
- werden könnte.
- 17. volvarn enmohte nilit diu jugentl die Jugend konnte niemals
- genug thun.
- 19. des muo$ verligen zulit in dinem schilte] die edele Jugend
- soll zucht haben, sie soll gleichsam ihr schiltzeichen sein; verligen
- aber bedeutet: verderben, durch nichtbenutzung zu gründe gehen.
- sich verligen, die zeit in schimpflicher unthätigkeit zubringen. Man
- könnte auch lesen verüben, sterben; verliegen, was P bietet, d. i. =
- verlougen, verläugnen, scheint mir unpassend, wenn man nicht än-
- dern will: des muost verliegen jzuht etc.
- !51, 14. ir loset durch die helme schon] auf heim, cassia, ist dieser
- acc. plur. wohl nicht zurück zu führen, sondern auf heim (balm),
- stm. und stn. sandschilf, sandrohr; der personificirte hof kann ja
- doch nur einen heim tragen, nicht helme. Der sinn ist: ihr horcht
- aus eurem verstecke her.
- 17. mite jehen] bei fall geben.
- !53, 5. durch Untriuwen hac] wegen des hages der Untreue, hac, stm.
- hag, umhegung, hürde, haus etc. vgl. 138, 8. Der Untreue hag dem-
- nach wohl die behinderung, die von der untreue herrührt; um die-
- ser zu entgehn, will der dichter den dritten dienst bieten.
- 6. diu twingent in in tiefer sünden bant] die dienste machen, dass
- die untreue in tiefe sünden fällt.
- I 7. sich wandeis nieten] sich auf die entgegnung, Vergeltung ge-
- P fasst machen; oder: sich des ersatzes erfreuen? des ersatzes be-
- fleissigen ?
- 340 ERLÄUTERUNGEN.
- 8. viir golt gib ich im kunterfeitj anstatt goldes C^er aufrichtüj
- heit) gebe ich ihm nachgemachtes Cirug) ; vgl. 432^ 10. 338, 2.
- 10. mir ist imvernünftlich leit] mir ist es über allen begriff leid
- ironisch gemeint.
- 18. wi:j da durch e swerze drantj weisse färbe, dadurch schwüi
- %e zuvor geschwollen ist} die geschicärzt ist. Zu drinden vg
- 118, 16.
- 16. durch wandelmeiles tücke] wandelmeil, stm. und stn. flecke^
- der durch wandel, fehlbarkeit, entstanden ist, also: aus tücke ihre
- sichtbaren Schlechtigkeit; aus tücke, weil ihre Schlechtigkeit ihr si
- kennbar machende flecken zugezogen hat.
- 18. in aftergirj in hinterlistiger gier.
- 19. ir list ich gar bezückej ihre list überrasche ich gänzlich
- Der ausdruck ist wohl von dem vogler hergenommen, der sein net
- über die vögel zückt; dann übergetragen wird es vom schlafe gt
- braucht, zumal wenn er plötzlich kommt, z. b. der släf in beziK (<
- eine wile er entnucte. Ruoland 108, 38. auch beziehen hat dh\<-
- hedeutung, z. B. Herbort 14928. swelichen Pirrus bezoch, der bici
- tot oder gewunt, 16381. dehein mensche es gen6|, so e:j zuo dei
- bethüs floch : swer in dar inne bezöch, dem muoste er'n lip lä|ci
- Frommann erinnert dabei an „die Universität beziehen'^ aber wt
- der dieser ausdruck noch der verwandte y,eine wohnung beziehen
- scheinen hier vergleichbar, da vom überraschen dabei doc
- keine rede sein kann, welche nähere bestimmung dem alten beziehe
- wie dem bezücken immer zukommt.
- 2d4, 1. unheimlich] unvertraut , fremd.
- 17. ein boeser maden] das wort ist eigentlich ein swm. also mad
- -en C^gl. Wack. leseb. 845, 19.^; ahd. mado, goth. matha; aber ma
- hört jetzt noch im volke der maden und öfter als die made; ic
- wollte daher nicht made setzen, obwohl Frauenlob reime wie die
- ser made : laden hat.
- 19. siner niuwej seiner frische.
- 255, 17. unt wülvet ü| des herzen dunst] geberdet sich wie ein wol
- durch die unreine gier des herzens, die dasselbe wie ein dunst um
- nebelt, vgl. wülven mit der spise, 396, 4.
- 19. Frauenlob scheint es mit den Augustiner -bar füssern gegei
- die Franziskaner gehalten zu haben, beide orden waren einande
- und beide gegen den dritten, den der Dominikaner , feindlich.
- 856, 4. schellen übervar] ich verstehe diesen ausdruck nicht rechi
- braucht Frauenlob var, das nur im bezug auf das gesicht gesa^g
- wird, in bezug auf das gehör wie er umgekehrt diesen vom gesich^
- braucht (ML. 20, 1. 303, 15)? ist ihm übervar allzugrosser lärml
- denkt er an die schellentracht?
- 6. wä durch diu luft in rör gedrücket wirt] ich vermuthe: di:
- durch ein rör diu luft gedrücket wirt.
- 12. wä durch ist zuht in tugent schon geziert] ich vermuthe.
- wA durch da| zuht mit tugent schoene birt. Übrigens scheint dieser
- 1^ KllLÄUTEliüNGEN. 341
- ^■| i\ sprach zu den ersten versuchen Frauenlobs zu gehören^ ivenn man
- nicht annehmen willj er sei mehr als erträglich durch Überarbei-
- tung entstellt.
- 19. gevieretl fest begründet, vgl. Ziemann unter vieren.
- 857, 7 — 8. Wä violricJiiu waelie, wa grimtvest aller saclikeit] es ist
- zu bedauern, dass v. 7. in G fehlt, denn v. 8. wo G wä grimtvest
- aller saelikeit (nicht wie P ein gruntveste) darbietet ^ beweist y dass
- V. 7. anders als in P gelautet haben werde y wo sich: den veyol
- - ich vorfehe findet. Meine änderung ist allerdings kühn, doch wie
- ich glaube in Frauenlobs art und weise, violricliiu wsehe, schmuck,
- Zierde, reich an Zartheit, bescheidenheit. der viol C^ie violaj gilt
- dem dichter als Sinnbild der Zartheit, bescheidenheit. vgl. ML. 8^
- 3. FL. 11, 30.
- 13 — 14. Üf ritterlichei wellen wä nirat diu manheit alle ir tug-
- t'ut] woher nimmt die mannheit alle ihre kraft, um ritterlich zu
- wandeln, wellen = wallen; ähnlich sagt Burkart von Hohenvels v.
- 4. in mlnem vröudegarten müese er wellen unt mir vergeben unwi:j-
- I ;jend leit; het er da^ mine, sin herze müeste bi mir twellen.
- 158, 6. wie wirt verschart, da^ triwe muo| jämer klagen] wie wird
- -vermieden, ausgeschlossen dass ff. — verscherren C^nd verschern)
- = ahd. biscerjan.
- 11. nach liebe sende] sende, stf. schmerzhaftes verlangen.
- 19. der wünsch ist dir gerihte] die macht diess zu vollbringen
- ] ~4st gegeben, gerihte, bereit, gegenwärtig.
- J59, 4. blicke stein] blicke heimlich versenden.
- 13 — 15. erverst du nach ba^^e, da;j si ervuoren dinen strich,
- kum nimmer üf da| la^^e] ba^:je, stf. vortheil, gewinn, nutzen.
- Diesem worte in hochdeutscher form bin ich nur hier begegnet;
- desto häufiger sind die niederdeutschen ausdrücke to bäte komen,
- Reineke 2103. vor bäte reken, Bein. 2083. in baten staen, Reinart
- 192. vgl. auch umbate. Herbort 111, bäte. Herbort 2697. Merk-
- würdig ist, dass sich in Süddeutschland das verbum hatten, nicht
- ba:j:jen findet, Schmid, schiväb. ivörterb., Stalder 1, 143, wo in den
- beispielen die accusative wohl aus älteren dativen entstanden.
- Wir sagen jetzt noch zu passe kommen, schtveizerisch z bas cho.
- — So ist denn der sinn unserer stelle: erfährst dtt nach dem ge-
- machten vortheile, dass sie, die aufpasser, deinen strich (7/
- weg deiner äugen) erfuhren, so werde ja nicht nachlässig.
- 19. üf liebem plane] auf liebem kampfplatze, plan, stm. der
- ^geebnete platz zu ritterlichen Übungen; hier auf den kampfplatz
- der liebe übergetragen. Etwas anderes weiss ich aus dem hand-
- schriftlichen auf lieb enprane nicht zu machen, da nach liebem wäne
- wohl zu fern abliegt.
- 860, 1. Dun welle warten blicke] blicke nicht so lange nach ihr hin,
- bis sie dich wieder anblickt.
- 4. ob si des iht enbirt] ob sie des nicht enbehren will.
- 342 ERLÄUTERUNGEN.
- 12. swa liep bl liist sich überzeigen will sich überzeigeo, sici
- allzu deutlich kundgeben.
- 18. durch herzen briistT kaum durch den bruchy die bezwin
- yung , der herzen ^ sondern wohl: durch die brunst der herzen
- briisfc = brunst. vgl. 435, 7.
- 261, 4 — 5. ja hiure bin ich bi der vart, da| ich hin vür der Minnei
- viur bewar] dieses jähr vHll ich mich der liebe hingeben^ dass ici
- hinf'ür das feuer derselben vermeiden kann.
- 262, 2. uf lebendiger truhtj truht, stm. und stf. O^ den heutigen volks
- mundarten stn.) bedeutet gesellschaf'ty schar, genossenschaß; jetz
- in wegwerfendem sinne: gesindel.
- 7. verschreie] eigentlich machen, dass etwas verschrien wird
- dann verschreien (verschrien).
- 263, 11. üf der eren sa:j] der reim sa:j : da$ verbietet an sä^e zi
- denkeuy obgleich dieses wort in den sinn sich schickte, widersa
- fand sich 171, 15. Die lesart von P, pflicht, scheint erklärung da
- ungewöhnlichen sa|, wozu auch sa|:je, dienstmann gehört, welchem
- Ziemann aus Suochenwirt anführt, man vergleiche einsarse, hin
- dersafse.
- 12. des gienc min leit entwer] deshalb gieng mein leid über
- zwerchy gieng es quer über mich. Vgl. Uolrich v. Liehtenstein ,
- Wack. im leseb. 640, 32, nu vert entwer ir habedanc reht als eil
- rat da;f umbe gat.
- 264, 6. der Schatzes zogel] zogel, stm., der sich einen schätz zu
- sammen rupft. Ziemann führt aus Jeroschin zogelen an mit det
- bedeutungy sich auf jede weise durchzubringen suchen.
- 10. dins genö$J für dins geno^es, eine roheit_, für die ich noci
- ein zweites beispiel bei Frauenlob finde^ nämlich pris für prises
- SO, 11. und vielleicht kus = kusses 35, 12. Andere verzeigt Uahi
- in seiner mittelhochd. grammatik, s. 92.
- 265, 266 gehören abermals zu einem streitge sänge, wie deren meh
- rere aber zum theil nur in bruchstücken uns übrig geblieben sind
- vielleicht sind manche auch nie vollendet worden. Ich zweiße^
- dass ein früherer dichter als Frauenlob dergleichen, wenigstens
- eben so ausführliche, gedichtet habe, und wahrscheinlich brachte
- ihn die sage vom Wartburger dichterkriege auf den einfall, diesen
- selbst und ähnliche streitgesänge zu dichten, dass der Wartburger
- dichterkrieg wie wir ihn besitzen ein werk Frauenlobs sei, das
- lässt sich, meine ich, so ziemlich beweisen: seine art und weise
- kann sich eben so wenig irgend wo verbergen als diejenige Wol-
- frams von Eschenbach. An einem andern orte hoffe ich den be-
- weis für diese meine behauptung gründlich zu führen; hier genügt
- diese hindeutung.
- 265, 4. so bin ich:j der den bliesen bint] das gewöhnliche ivort für
- blitz ist blic , blich. Ich weiss nicht, ob ich ein swm. bliese anneh'
- men, oder bliesen = blicsem ansetzen und diess für eine Verkür-
- zung des alten blihscimo, was eigentlich blitzglanz bedeutet, an-
- ERLÄUTERUNGEN. 343
- nehmen soll, oder ob bliczeu^ blichzem zu schreiben und diess auf
- blechhazan, ays. blicetan, zurckzuführen ist Zu sem, sen, statt
- scimo, scheine halte man sol = schal; auch das i in blic ist zu er-
- wägen, welches durch scimo geschützt ward, da die ableitung üz
- das i sich als e assimilirte , man also ein bleczen, blechzem er-
- warten sollte.
- 12. sin bach] der bach des gegners. — vlie^, stm. = vlu|,
- fluss.
- 16. dise kose] kose, stf. zu unterscheiden von koese, stn., rede,
- gespräch, Unterhaltung, kose ist wohl das latein. causa, streit-
- j bandet.
- f I 866, 3. also kindes] Gramm. III. 129. IV. 67». f.
- 7. üf meisters stuole sitzen] gemahnt an die späteren singschu-
- len, wohin auch v. 1. \vä bistii gewest ze schiiole gezogen werden
- . könnte; zu gewest == gewesen vgl. man 164, 1.
- 1 268, 3. diu norinelösen vremdet] die bleibt denen fremde, die keine
- reget befolgen, normelösen ist woJil dat. plur. gewöhnlicher ist der
- acc. z. b. Wach, leseb. 621, 1 — 2. Vil we tuot mir, daj ich die
- frowen min so lange frömede. Wäre auch hier die normelösen zu
- lesen?
- 7 — 8. kristallin is ze viure kan krispen wol der sunneu web-
- Ii el] webel, stn.? stm.? ahd. weval, stm. der einschlag des gewebes,
- trama, datica, subtegmen. Das was die sonne einwebt sind ihre
- strahlen. — krispen, kraus machen, kräuseln (crispare). die strah-
- len der sonne können kristallenes eis in brand setzen C^urch das-
- selbe in brand setzen?).
- 9 — 10. versichert pfil treit salben, er sere vruht unt bringet
- vrebel] Ich weiss nicht ^ ob ich den sinn dieser stelle recht auffasse,
- J _. wenn ich sie deute : ein besprochner pfeil trägt heilkraft an sich;
- I er ist gut für Verletzung und verleiht kühnheit. vruht gilt mir =
- vruhtet; vruhten, frucht bringen, nützlich sein; so viel über das
- grammatische. Was nun die suche betrifft, um die es sich hier
- i handelt, so kennt man den glauben des alterthums, dass Waffen
- .. nicht nur wunden zu schlagen, sondern sie auch zu heilen vermö-
- gen, von solch einem p feile scheint nun hier die rede zu sein;
- aber ivarum er versichert heisst weiss ich nicht zu sagen, wenn
- es nicht so viel als „besprochene^ bedeuten soll; von gesegneten
- Coder besprochenen) p feilen und Schwertern thut Grimm, deutsch.
- Mytholog. LI, CL, C XXXIV er wähnung; diese waren jedoch geseg-
- net ^ um nicht zu verwunden ; wichtiger ist mir, dass am ende der
- angelsächs. b es chwörungs formet gegen stichschmerz C^eutsche
- Mythol. CXXVIJ es heisst: nim thonne thät seax, ädd on vätan,
- wo also ein schwert zur heilung der stichschmerzen nöthig ist,
- .s wie denn auch in diesem Spruche^ speer, pfeil und geschoss der
- götter und älbe vielfältig besprochen und beschworen tverden.
- 12. hantgrift der schiuwet niuwer wunden vej schiuwen neben-
- form zu schiuhen. über den genitiv bei schiuhen Gramm. IV, 672.
- 3« ERLÄUTERUNGEN.
- — niuwer wunden ve, neuer icunden Weichheit ich halte ve für
- ein stf.} verkürzt aus vehe, vom adj, vcch, welches auch weich be-
- deutet; die belege bei Ziemann.
- 17. verkindet kintj ein kindy das nicht kindlich ist; das da^
- kindliche wesen abgelegt hat.
- 19. sich tempern] sich im gehörigen masse mischen; vgl. Hätz
- lerin II, 57, 186. in wi:f getempert.
- 269^ 1 — 8. gewei:jet iint getinkelt dimct ieslich brüst ir sinnes Avant]
- jede brüst glaubt, dass ihr sinn weizen und dinkel trage, d. h. ge-
- sunde, kernige, kräftige gedanken habe, tinkel, stm., der dinkel;
- es giebt dinkelweize und dinkelgerste und dinkelhafer. dinkelweize
- ist = rockenkorn, dinkelgerste = himmels- oder ägyptisches körn,
- dinkelhafer == rothwildhafer. — sinnes want, dazu vergl. man 4,
- 10. 83, 11.
- 7 — 8. ej ist niht wol verwinkelt swa:j in den sne beschorren
- Wirt] verwinkeln, in den winket thun, verstecken, verbergen.
- 10. swenn sich der sne ze waj:|er schirt] die bedeutung die
- sich schern (schir, schar, schären) hier hat, weiss ich nicht weiter
- nachzuweisen.
- 11. ein tac da$ jar vit dicke erschreitj oft hat ein tag das jähr
- eingeholt, d. h. zuwege gebracht, was das jähr nicht vermochte,
- ein Sprichwort, wie denn dieser ganze sprach aus dergleichen
- besteht.
- 17. von im der eher niht wirt bestrouft] bestroufen, heftig
- reissen, enthäuten, tödten, auch von zahmen thieren gebraucht, z.
- b. vom kalbe: er ilte loufen, ein marwe^ kalp bestroufen; dö er i;j
- ersluog, ff. Diut. III, 65. von der geiss si hie:j in loufen, zwei
- cliitzi bestroufen, ebenda, s. 73.
- 19. diu sich ir selber riuwet] die über sich selbst schmerz
- empfindet, vgl. vom glouben v. 1899. von dinen gnaden da^ quam
- dem selben schächman, daj er dir wol getrüwete und werliche sih
- ruwete siner missetaete.
- 270, 2. üj rehter sache schrln] = ü| rehter sache.
- 4. der wehsei vrümt im ler lop vin] die Unterscheidung ver-
- schafft ihm lehre und lob.
- 5. ii| zorne ein straf nset ha||es kleit] eine bestrafung die im
- zorne ihren grund hat, erweckt hass. Die kleider ivurden zuge-
- näht, nicht zugeknöpft , daher dieser ausdruck und Walthers be-
- kanntes: guot man ist guoter siden wert.
- 9 — 10. ej mac vil liht des windes der vederen wsetj es ist
- stärker als der wind, der federn umher wähet. das gute herz
- wird leicht des sturmes der leidenschaft meister.
- 16 — 18. höhvart ü| armer gulde , üf wise tat tump ambahtman,
- vil rede muo$ dicke lüge ü| lan] zur lüge sind oft genöthigt der hoch
- hinaus Will, und keine mittel dazu hat; der thöricht ist, und
- weise that verrichten will; der viel redet.
- ERLÄUTERUNGEN. 345
- t71, 11. e| ist ein stat üf alliu zil] es ist eine yelegenheit^ ein mittel,
- jedes zu erreichen.
- K 15. bi tuon] geben, verschaffen.
- 878, 2. da:j herbest] herbest ist sonst überall stm., hier stn., ich
- weiss nicht ob vom dichter oder von dem Schreiber der handschrift
- herrührend.
- 7. diu suune ist üf der seige] die sonne beginnt zu sinken.
- seige, stf. von sigen, wie neige von nigen.
- 18. wol gestalt] wohl beschaffen.
- Alle Strophen des grünen tones von 873 an haben von den voran-
- stehendeu die abweichung , dass die zeilen 6 und 18 klingend reimen.
- Die Strophen 280 — 285 beweisen, dass der dichter selbst diese än-
- derung und zwar in seinem höheren alter vornahm, wie man denn
- auch fast allen diesen Strophen das alter des dichters anmerkt. Von
- den vor anstehenden hätten allenfalls auch 238^ 241 hieher gezogen
- werden können; ihrem inhalte nach passen sie jedoch besser dorthin^
- weshalb ich auch durch syncope oder apocope die betreffenden reime
- zu stumpfen machte.
- 874, 18. solhe meine tuon] solche unthaten verrichten; meine ist acc.
- plur. von mein, stm.
- 13. sunder mä;jen] ohne messen, ohne zielen; unmassgeblich.
- 19. unwip diu sint beslo|:jen ü$ min vesten] unweiber sind von
- meinem schütze ausgeschlossen, min aus minen verkürzt, veste
- und vesten, stf. festigkeit, fester ort^ bürg, ff.
- 875, 5. scheint einem Überarbeiter anzugehören. Frauenlob schrieb
- etwa: mit rede, küniginne guot, oder mit rede, vil edele vrouwe
- guot.
- 13. ein unwip ist ein gli^e] gli^e, stf. glänz, glänz ohne Wahr-
- heit, heuchelet; hier persönlich: eine gleissnerei.
- 17. in ganzer tugent veht] vehte, stf. ein mass; die eichung
- der gefässe. nimmt man diese noch jetzt in Süddeutschland lebende
- bedeutung des Wortes an, so erhält man den schicklichen sinn: am
- gebührenden, gehörigen masse vollkommner tugend. vehte, stf.
- kämpf, also: „im kämpfe, in der mühseligkeit der vollkommnen
- V tugend", gewährt keinen recht passenden sinn. Will man dagegen
- indem sie ganze tugend heuchelt, das geräusch vollkommner tugend
- macht, dann aber hat man vielleicht auch glanzer zu lesen.
- 876, 18. du ne^ielvluch, des wirt din laster grillen] hat man zu lesen
- ne:j^elvluoch, das wäre: fluch, der einer nessel gleicht, gleich ihr
- brennt? ich zweifle und vermuthe eher enttveder: ne||elvIuo, das
- wäre: gestein, fels, auf dem nur nesseln wachsen; oder: du uej^el,
- pfucli. — grillen, grellen, heulend weinen, Schmeller II. 108. —
- Nach gral, stm., lauter schrei, Hätzlerin J. 18, 53, das zu grellen
- 34t ERLÄUTERUNGEN.
- gehörty ist vielleicht neben dem schwachen verbum grillen ein star
- kes grellen anzunehmen.
- 277 — 279. sind abermals bruchstücke eines Singer Streites ; zu den
- oben 265^ 266 gegebenen bruchstücken eines ähnlichen gedicktes habe
- ich diese 3 Strophen aber nicht stellen wollen, weil hier v, 6, 12
- klingend reimen und der innere reim v. 19. fehlt.
- 277, 16. in mines sanges teilej in der mir vom geschick zugetheilteu
- gäbe des gesanges; wenn nicht teile stf. = teiliinge , Unterscheidung.
- 19. der rede ich mich hie geile] dieser rede erfreue ich mich
- hier, aus dem handschriftlichen der reche mich hie geile vermag
- ich nichts zu machen, da weder reche rechen, harke, noch recke
- hier passend scheint.
- 278, 13. strafen] : geschaffen reimt Frauenlob nicht mit einander, der
- fehlerhafte reim gehört einem abschreiber. ich vermuthe v. 13.. •
- Da| sagent meisterpfaffen.
- 17 — 18. vgl. KL. 11^ 6 — 10.
- 280 — 285. behandeln alle den gleichen gedanken: den tod. Q und
- C E ergänzen einander.
- 280, 7. Swer sich ze wisen gliche] wer auch immer zu den weisen
- sich rechnen möge. Zu sich glichen ze vgl. ML. 5^ 8. KL. 14, 1.
- Unbedenklich habe ich das sinnlose und hie iif erd geliche der hand-
- schrift also abgeändert.
- 15. der tot hat si beslo:j;jen] der tod hat sie in haft genommen.
- 281, 6. die helde oiich allesande] dass Frauenlob nicht so sagte be-
- darf wohl keines beweises ; ich vermuthe: die man vil wite erkande.
- 15. si kerten ziio dem grale] Kaum darf man annehmen, dass
- Frauenlob alle die genannten helden und riesen der massenie des
- Grales habe einreihen wollen, wenn er auch die ritter des Grales
- und die der Tafelrunde vereinigte und Artus zum könige erhub (iw
- Lohengrin) , da ja nicht einmal alle die genannten Christen waren;
- er wird daher wohl den ausdruck zuo dem Gräle keren so ge-
- braucht hahen, dass er damit nur aussagen wollte „aus der weit
- scheiden^' oder „an einen ort gehen, von dem niemand weiss, wo
- er ist^'.
- 282, 11. etwa: unt blibet niht von im bewart.
- 285. In beiden handschriften, die dieses gebet haben, sind die zeilen
- 4, 5, 6 und IQ, 1\, 12 in der art versetzt, dass \Q, 1\, 12 den
- ersten, 4, 5, 6 den andern stollen schliessen. Diess verräth für
- beide handschriften eine gemeinsame quelle. Da der reimverband
- die Umstellung verlangt, so habe ich kein bedenken getragen die
- verse umzustellen. Es ivird doch niemand glauben, Frauenlob habe
- dieses gebet im letzten augenblicke seines lebens gedichtet: nur diess
- könnte allenfalls eine solche missachtung der gesetze des strophen-
- baus erklären und entschuldigen.
- ' ERLÄUTERUNGEN. 347
- D, Zarter ton {Zartweiss bei den spätem),
- 886, 3. u| junger niaht] dieser ausdruck beiveist, dass Frauenlob
- dieses gebet in seiner früheren zeit dichtete.
- 5. du himelslof , an slü^:jel swanc sich vür der rigel] du him-
- melschloss y dass sich ohne Schlüssel öffnete. Zu sl6$ = slo^ vgl.
- 240, 12.
- 6 — 7. diu niagtlich rom Ärönes kalp zerbracli] dein jungfräu-
- licher rühm C^eine jungfräuliche Zuversicht^ hat Aarons kalb C^en
- götzendienst} zerbrochen. Ich habe röm = ruom angenommen; wäre
- rom = ram , was mir jedoch minder wahrscheinlich, so iväre der
- sinn: jungfräuliches trachten, streben. — magetom, d. i. magetuom
- scheint zu gewaltsam und gewährt dazu keinen besseren sinn.
- 8. himelmast] stf. = liimelma^, liimelbrot. Eigentlich bezeich-
- nung Christi, doch auch von der Maria gebraucht. Vgl. Wilh.
- Grimm gold. Schmiede XLI.
- 10. Seifönes list, do sich der Sachen lastj Wer dieser Seifön
- sei, ob er mit dem Selvön des Minneleichs 9, 1. zusammenhange
- weiss ich nicht, bezweifle es aber. Sachen , ich habe die schwache
- form beibehalten obgleich andere handschriften an anderen stellen
- die starke form sache bieten, da weibliche substantiva, wenn sie
- personificirt iverden, gern die schwache form annehmen. Unter
- Sachen last, ist Christus gemeint.
- 11. durch din Gedea] mir unverständlich. In den romanzen
- vom Cid wird eine kirche der Gadea (Maria) erwähnt.
- 14. der wünsch an dir geschach] an dir ist die höchste Vollkom-
- menheit verwirklicht worden.
- .i 15. ein spaore gesper] spaere ist sphsera; zu gesper, adj. kann
- ich jedoch mir beibringen aus Ziemann gesporsprinclich (gesper-
- f.Vsprinclich?) Z. führt aus Conrads vocabular. C^reslauer hand-
- Schrift) an: gesporsprincliche erstekeit gotlicher berhaftikeit (erste
- |,'ursprunc gotlicher ü:jtruht) fontana primitas omnis emanationis. Man
- % sieht, dass gespor (gesper) adjectiv zu sprinc ist, und eigentlich
- gar nicht übersetzt ward, da sprincliche allein schon fontana aus-
- \^\drückt. Da es nun ein noch jetzt in Süddeutschland lebendes
- gusper, aufhüpfend, munter , lebhaft, giebt; da Schmeller IL 77.
- t^ein stm. gispel, unbedachtsamer , gedankenloser mensch, darbietet,
- so wird man Frauenlobs gesper zur selben sippe zählen dürfen.
- Gab es ein gispe , gasp, guspen, aufspringen, hervorsprudeln?
- Vgl. altnord. at gaspra, garrire, effutirej at geispa, oscitare, os
- diducere 0vas zwar dem laut nach nicht stimmt, wenn nicht geispa
- Cbei Biörn geispa) = gespa). An fremde Wörter will ich nicht
- erinnern, z. b. an das tat. hispidus, zusammengehalten mit gispel,
- öde , nur mit wildem gesträuch bewachsene anhöhe. — spaere gesper
- könnte also ausdrücken: lebendiger, lebenskräftiger umkreiss.
- 16. üf gotes wise ein violiner zesper] zesper (stm.? swm.?J.
- Ziemann giebt ein zispen, raotitare, Schmeller ein zaspen, zaspelu
- 348 ERLÄUTERUNGEN. i
- mit ähnlicher bedeutuny C^appeln, trippelti); demnach könnte
- zesper den beweglichen theil eines kleides , oder einer pflanze be-
- zeichnen. Vgl. 287, 6. blüender swanz. In Sachsen sagt man:
- Maria geht über das gebirge und färbt mit der schleppe (swanz)
- ihres blauen kleides die heidelberen blau.
- 81. Iiimeldach^ bezeichnung der Maria; s. W. Grimm a. a. o.
- 287, 4. sin menschlich blömen] seine menschheit. vgl. UFL. 19, 20 —
- 23.
- 5. natüre in ein vlö$, doch nie kein vlii:j dar in kam] die natur
- vereinigte sich zwar Qmit der erzeugung Christi durch gottjy doch
- war es nicht ihre krafty die in dem glänzenden wonnegarten Cd. i.
- in der Jungfrau) diese ivirkung hervorbrachte. Vgl. 231, 13 — 16.
- — got si bestiiont selpvierde ff. 233, 13 — 15.
- 6. blüender swanz] blühendes Meid, swanz ist eigentlich die
- schleppe des tanzkleides , und der zopf des haar es. Maria heisst
- kleidy weil ihr leib Christum einhüllte. Vgl. 286, 16.
- 8. margariet] hier stm. sonst margarite, stf. soll aus deutschen
- mareogriot, mergriei = meersand entstanden sein.
- 9. din barmung siet] deine erbarmung sieht, ist wach, das sit
- der handschrift giebt keinen sinn und ist auch gegen den reim.
- siet ist niederdeutsche form. Vgl. Frommann zu Herborts liet von
- Troye 179.
- 10. din linie, den zirkel, nie verschriet da:j wort] bezieht sich
- wohl auf die empfängniss und geburt Christi '^ — man hat entweder
- zu lesen lineä, oder, da Frauenlob linje sprach C^gl. 365, 4 — l.J
- din linje doch, den zirkel, zu lesen.
- 19. ir geistes vimt] erfindung , denkkraft des geistes = geist.
- 888, 2. bintj dieses Substantiv Qu^ohl stn.?J kenne ich nur in der Zu-
- sammensetzung underbint, stn., wo es das bezeichnet, was zwischen
- zwei dinge gebunden, gelegt ivird, um sie zu trennen, unterscheid.
- bint, einfach, wird also = bant sein.
- 4. schepfer dines Stammes] Christus ist die blute und frucht,
- die auf dem stamme, der Maria, wuchs; da er aber auch die
- Maria erschaffen hat, heisst er schöpfer seines Stammes.
- 7. ü$ der pforten golt] aus der Jungfrau. Vgl. W. Grimm,
- goldne Schmiede XXX, XXXIII, XXXVll.
- 11. bekorn] versuchen. Diu herzen diu din hant bekort, diu
- müe|en sich des gesten, Gotfr. v. Sträub. Marienlied.
- 13. sun neben wolt sich der helle solt] neben, verkürzt aus
- naehen, wie nechnen aus uaehnen. — der helle soU, dem lohn der
- holte, d. i. der helle.
- 289, 19. du hast versat] versat = versazt, versetzet.
- 291, 2. der tugende grö|] gross an tugend oder schwanger mit
- tilgend.
- 6 — 7. ein ris entsprö| da| Äron schöne vant] vgl. W. Grimm,
- goldne Schmiede, XXXIII.
- 15 -— 16. s. W. Grimm am gen. orte.
- ERLÄUTERUNGEN. 349
- 898, 10. an ambahtkürj bei der wähl zu ämtern.
- 11. habt in den dCimen in der hant] macht eine faust, seid
- strenge ; sprichwörtlich.
- 14. gall in des lioniges list] verderben in der Schmeichelei.
- 16. diu vreiide brüchet sich ze jämer] die freude geht in Jammer
- über, sich brüchen scheint ,,sich abnüt%en^^ und danuj weil das
- neue, das ganze, was man abnützt, alt, schadhaß wirdy „in das
- gegentheil durch gebrauch übergehn^^ zu bedeuten. — Oder ist viel-
- mehr dieses brüchen gar nicht identisch mit brachen, uti, frui, son-
- dem dem ahd. praiihön C^gl. bauan und büwan) redigere, gleichzu-
- setzen? Wack. leseb. 42, 1. findet sich ze neowiehti keprauhoter
- pim, ad nihilum redactus siim. Wackernagel führt praiihon auf
- preohan, preogan, incurvare zurück.
- 17. liebe in leide tuchet] tust geht in leid unter, grade wie
- hier findet sich tuchen in der bedeutung von mergi bei Herbort 4389.*
- Do gesach er üf dem se tüsent Crichen unde me tot tuchen unde
- sweben.
- 20. die vluot des lebens in vrist tragen] die fluth des lebens
- aufhalten, das rasche fortschreiten des lebens massigen, „dem leben
- dauer geben^^ ; ich nehme vrist für den accusativ; also in vrist
- tragen = vristen.
- 893, 6 — 7. e da^ sin spil mit valscheit meine sich] meine gilt mir =
- megene (vgl. meinkraft, meinrat /f J sich megenen , meinen sich stär-
- ken. Von meine = gemeine kenne ich kein mittelhochdeutsches ver-
- bum: „sich meinen, sich in gemeinschaft, übereinstimmutig setzen'^.
- Will man aber kein meinen, megenen gelten lassen, so ändere man:
- mit valscheit meile sich. Vgl. Hätzlerin IL 8, 163. gedinge balt
- sich meilet: swä sich da;j herze teilet, da ist diu liebe gespalten.
- 9. lä^e] lä|, stm. das fahren lassen, der abfall.
- 10. den dienest honigen] den dienst beliebt machen, gleichsam
- mit honig bestreichen.
- 11. wan swa:j diu hant gevalten mac] wie sehr auch die hand
- sich falten mag , um lehne zu erlangen, vgl. 108^ 4.
- 15. den vint ze nahen vüeren] den feind zu nahe haben.
- 16. mit noeten snüeren] in noth bringen. Ähnlich in der Mart.
- f. 131. sin muot im wirt von kumbers not besnüeret C^iemann).
- 21. sailden strich] wäre Sselden strich zu schreiben, so könnte
- das bedeuten salutis notam, das zeichen der Saide; ist sselden gen.
- plur., so bedeutet sselden strich glückes lauf, = glück.
- «94, 3. verbrunnen koln] d. i. asche, oder: kohlen die nicht mehr
- glühend sind, also nicht mehr wärmen.
- 4. des vrosches sunc] des f rösches verderben, Untergang.
- fiunc , stm. Schmeller kennt sunc nur in der bedeutung : versinkung
- des bodens.
- 5. unc, stm.J natter , schlänge. — nach dem senften stocke]
- bezieht sich diese anspielung auf die bekannte fabel , in der die
- frösche um einen könig bitten und Zeus ihnen erst einen klotz in den
- 350 ERLÄUTERUNGEN.
- weiher wirft und dann auf erneuerte bitte den storch sendet^ der
- sie alle frisst, so hätten wir hier die abweichung , dass für storcli
- unc gesetzt ist. vielleicht aber hat der dichter eine andere fabel im
- sinne und stoc bedeutet ein gewächSy Wassergewächs ; vgl. Blu-
- menstock u. s. w.
- 9. dar] gewöhnlich verkürzt: da.
- 18. von im] von dem herrn.
- 13. ir valsch gevar] gevar, stn. = geverte, vuore; betragen.
- 15. verzeret] durch den unterhalt der lehnsleute arm gemacht.
- 21. verscharn] scliarn, in heerhatifen theilen^ ordnen, verscharn,
- falsch ordnen, verleiten.
- 895 ,6 — 7. Sit da:j mich luot kirnst üf bescheidenheit] seit mich die
- kunst zur Weisheit berief, d. i. mich nöthigte mir Weisheit an-
- zueignen.
- 14. Wirt in diu kündikeitj wird ihnen die künde davon, die
- kenntniss ; kündikeit bedeutet sonst Schlauheit, list.
- 81. breit komen] sich verbreiten ; ein gallicismus?
- 896, 5. vil maueger hiiire brücket der ze jar mac stegeo] ein Sprich-
- wort dessen sinn: mancher ist heuer so, über das jähr anders
- gesinnt.
- 10. den ebenen din an art, an eren zwi] denen, die nach ge-
- burt und würde dir gleich sind.
- 15. ze staete] = stsetes, staetiges, stets; vgl. Tristan 8155.
- dd der marschalc ze staete sin wesen üffe haete.
- 297, 8 — 3. diu verbirt ein billicli sniden, als diu zit begirt] die ent-
- behrt eines nalurgemässen Schneidens , wie die zeit verlangt, gern
- hat im sing, praes. ind. neben ger, gerst, gert auch gir, girst, girt,
- also scheinbar starke form, woraus sich das neuhochdeutsche gieren
- vielleicht entivickelt hat; doch vgl. anmerk. zu 301, 19.
- 6. swenn ir geswirt der katzen suchen zuo] wenn ihr das
- heranschleichen der katze beschwerlich fällt.
- 9. wie ob] = wa^ ob.
- 11. gemach verslahen] ruhe vermeiden.
- 15. tuon afterriuwe] = bringen afterriuwej scheint den aus-
- drücken zorn, ande tuon nachgebildet.
- 81. sich münchen] sich zum manche machen.
- 898, 1 — 8. ritterlichiu pfat an prises wat] ritterliche wege im kleide
- des ruhmes, d. h. wege, die die ritter zum rühme führen, wenn
- nicht vielleicht pfat richtiger als pfat, d. i. pfaht genommen ivird.
- vgl. 150, 15. 170^ 18. 3lfi, 9. dann ist der sinn: die ritterlichen
- gesetze, d. i. die gesetze der ritterschaft im kleide des ruhmes , d.
- i. geehrt.
- 6 — 7. swer wandel hat, der vehte in niuwer kür], iver fehlbar
- ist, der mühe sich in neuer wähl. Ich weiss nicht, ob ich das
- vhet der handschrift richtig in vehte aufgelöst habe; ich habe an
- vehen und vahen gedacht, aber beide gedanken wieder aufgegeben.
- ERLÄUTERUNGEN. 351
- Vgl. Hätzlerin IL 42 j 113. ja ist ej uf der erden nicht dan in
- \ echten gelebt.
- 11. noch afterriuwe prüeve ein manj auch die nachreue erwäge,
- bedenke ein mann noch.
- 13 — 14. herarm da:j meit ie wiser liiite tür] ,fdie weisen, ver-
- ständigen leute vermieden immer, arm an heer fahrten zu sein, d.
- V Ä. die erste pflicht des ritterlichen Standes, die pflicht der wehr-
- lichkeit, zu versäumen'^ — ivenn ich anders das wort herarm rich-
- tig deute.
- 15. ein schemic siten hemde] schändendes hemde der Sitten,
- das schemic siten hemde bildet gegensatz zu eren wät, prlses kleit
- und was solcher bezeichnungen mehr sind, der gen. plur. siten be-
- weist, dass Frauenlob site entweder als swm. oder als fem.
- brauchte. '
- 16. lemde] stf. lahmheit, lähmung.
- ^i 18 — 19. ist da| dir spien dins herzen vliiot manlichen muot]
- wenn dir die fluth deines herzetis mamihaften muth spannte Cff^^J-
- — Man sagt einen bach spannen, d. i. ihn schwellen, stauen; schön
- ist hier nun gesagt, weil kühn, die fluth des herzens spannt den
- muth; denn wie durch des Wassers Spannung seine kraft, so wird
- durch des blutes Spannung dessen erzeugniss^ der mannhafte muth
- s vermehrt.
- 21, din pris du nie verlür] so hast du deinen rühm nie verlo-
- ren. Der reim verlangte diese berichtigung , und da Frauenlob
- häufig den acc. sing, din, d. i. dinn (= dinen) bildet, so stund ihr
- nichts entgegen, vgl. kein = keinen, 319, 6.
- 899, 3. sich verzihenj wird von fürsten gesagt, wenn sie ihr land
- bei ihren lebzeiten ihren erben abtreten. So Gudrun: dö sich ver-
- Äigen haete der vürste Sigebant, do begunde lihen her Hagen in Irlant.
- i 6. si sint versigen] sie sind vertrocknet, oder versunken, die
- -.milden herren nämlich. Es ist hier gleich, ob man versigen auf
- ^ versigen oder auf versihen zurückführt.
- ji 9. giftj stf. Vergabung.
- 10. diu Schrift] die heilige schrifty die ihnen die mittel giebt,
- die Vergabungen zu vergelten: sie versprechen dafür die ewige
- Seligkeit; die bequemste bezahlung und Vergeltung ohne zwei fei.
- 11. erben] vererben, weil die kinder der bischöfe nicht erb-
- fähig sind.
- 13. geschrift] v er Schreibungen.
- 17. bi dem künige] wollte man den plur. den künigen beibe-
- halten, so wäre damit Ludwig und Friedrich gemeint; der sing,
- scheint mir jedoch vorzüglicher, da Mainz für Ludwig war, und
- deshalb Frauenlob Friederichen nicht ivohl könig nennen konnte,
- • wenn man anders Mainz als den späteren aufenthaltsort des dich-
- ters Cmcht bloss als ort des Sterbens und begräbnisses) annehmen
- UHU.
- 19. her adelarn] da es neben der form ar auch eine hoch-
- 352 ERLÄUTERUNGEN.
- deutsche form arn ßm ags. nur earn, vgl, ogv^igj giebty Graff /
- 432. und Ziemann IIb. Qder Wolframs Wilhelm zitirt, ohne jedoch
- die verszahl anzugeben} ; so glaube ich diese wie wohl seltene
- form hier auch gegen die handschrift setzen zu dürfen, da, wenn
- auch reime wie hei:jeii : gei^e; geben : lebe erträglich sind, und
- bei Frauenlob wirklich auch vorkommen, vgl. UFL. 20^ 1 — 2. doch
- reime wie ar : scliarn : bewarn, wegen der innigeren Verschmelzung
- von rn mehr gegen sich haben und eine unbeholfenheit verrathen,
- wie man sie Frauenlob in seinen reiferen jähren nicht wohl
- schuld geben kann; im Wartb. kriege finden sich solche reime
- allerdings oft genug. Unter dem adler ist übrigens hier der reichs-
- adler verstanden und damit der könig gemeint, tvahrscheinlich
- Ludwig der Baier Cg^^^hlt 1314^ vgl. 341, 22.
- 300, 14. bescliermen] nämlich das reich.
- 19. eren zolj = ere; vgl. 61, 15. 104, 18.
- 301, 3. der biscliofj wohl nicht ein bestimmter , weil er sonst näher
- bezeichnet wäre, sondern viele bischöfe.
- 4. tür] die thüren der hätiser müssen gemeint sein, tveil es
- sonst der klöster, klüsen tür heissen würde.
- 7. sint enwihtj werden nicht mehr geachtet, d. h. man lebt
- nicht mehr nach den gesetzen der Ordensregeln.
- 10. er liebet sich dem künige Constantin] er C^er bischof)
- macht sich bei dem C^eutschenJ könige beliebt, der wie kaiser
- Constantin denkt. Nur diesen sinn kamt diese stelle haben, wenn
- anders sie nicht verderbt ist. Vielleicht ist aber zu lesen : er lobet
- sich den künic Constantin; ich zweifle nicht, dass wie bei sprechen,
- wesen, werden, wonen, gan u. s. w. auch bei loben ein reflexives
- sich stehen könne, er lobet sich = er lobt bei sich, d. h. er richtet
- sein lob an keinen andern. Gewöhnlich und ganz unbedenklich wäre
- er lobet im den künic Constantin. — Über Constantins erhebung der
- pfaffheit vgl. man Walthers v. d. Vogelweide Spruch: künc Con-
- stantin der gap so vil etc. C^achmann 25, ll.J) und Wackernagels
- erklärung zu der Übersetzung desselben von Simrock, s. 144^ wozu
- ich aus -Ottocars gedichte von Ackers zerstorunge Qiack der Jenaer
- handschriftj noch füge: v. 6943 ff.
- Eia, keiser Constantin
- war tsete du den sin din,
- da;j du den pfaffen geben hast
- den gewalt iint den brast,
- da:j stete bürge unde lant
- sint lindert «nie ir hant
- und linder ir gewalt siiln wesen?
- der geistliche zuhtbesen i ^t>4kWi^M
- ist nü zQ scharpf worden. *«^<^ ***''^|B
- du soltest in dem orden
- die pfaffen haben gelän,
- als in sant Peter huob an:
- ERLÄUTERUNGEN. 353
- da? waere großes guotes wert.
- war umbe woltest du da| swert
- den pfaffen zuo der stole geben,
- die dii mit niht kunnen leben
- noch ze rehte walten;
- lä^en linde behalten,
- als man mit dem swerte sol:
- da:j enkuniien si niht wol.
- si hant vergramazirret (?)
- imt dem riebe entvirret
- raanege ere imde gewalt,
- diu im vor was bezalt. ff.
- 19. in gieres gluotj ein stm, gier (gir, ger) kenne ich nicht;
- gierens zu lesen ist eben so bedenklich, da kein mittelhochdeutsches
- gieren (giren) vorkommt; ich vermutke daher in gites gluot.
- 302^ 3. muot an begirde an alter nie gereit] tapfere gesinnung ohne
- die begierde C^u erwerben gut oder rühm) hat im alter nie eine
- heer fahrt , einen kämpf unternommen.
- 6. tierlich gemeitj in thierischer fröhlichkeit ^ auf thier liehe
- weise froh.
- 15. mit der mische] mit der mischung der complexe. Vgl. ML.
- 5, 6. ML. 13, 13. FL. 17, 3.
- 16. des höchsten zirkeis vrische] scheint sich auf astrologie
- oder astronomie zu beziehen; vgl. anmerk. zu 303, 5.
- 18. da ze UDgehirme sint] da in unruhe, ruhelos sind. Zu
- , ungehirme hat Ziemann belegstellen ; doch kommt vielleicht dem
- buchstaben der handschrift „iingernt" ungeverte, mühsal, plage,
- pein, noch näher.
- 303, 5. des himelzirkels snelles loufes e] das gesetz des schnellen
- lauf es des himmelzirkels , d. i. des thier kr eises.
- 8. kaptil] stn. säulenknopf.
- 11. ein zemen] bezähmung , bildung.
- 12. wa| sol dem wibel ein lä;jürva;j, der scheine ein lernen] wibel,
- stm. oder stn.? kornwurm. — ein lä:jürva|] ein gefäss aus lasur-
- stein Clap. Laziili). — der scheine ein lemen, dem gespenste, der
- er scheinung , ein schwächen C es ohnehin kraftlos ist); scheine,
- diu, und schein, der = geschiuch, larva.
- 13. der miiggen swil] der mücke fusssohlen. swil, stn. vgl.
- Herbort 5590, 8567. von der s warten bij an da| swil. — Vgl. swil,
- stm. 110, 16.
- 15. diesen] vom gesicht gebraucht, vgl. ML. 20, 1.
- 17. wa| sol Sathänus nie;jen] ich vermuthe entweder: wa| sol
- Satane ein niesen, oder: wa:j Satanäse ein nie:jen. — ein niesen, ein
- schmaus, ein gastmahl. Vgl. Ziemann unter nie;jen.
- 18. tollentranc] toll machender, berauschender trank. vgl.
- . Laurin v. 2023. man truoc dar nioras unde win: galle und tolletranc
- was drin.
- Frauenloh. 23
- 354 ERLÄUTERUNGEN.
- 304, 1. tiinkel biderberl Wir sagen noch: „tunkeler herktinfV
- tunkel = non illustris. Über die flexionslosigkeit der ersten lulj
- vgl. ML. 87, 3. ferner wilt unde zamen , 159, 8.
- 3 — 6. sind mir nicht klar, das krähen der henne galt für
- ein böses zeichen^ vgl. J. Grimm, deutsche mythol. 659; in diesem
- sinne ist es aber hier nicht erwähnt, wie schon aus dem attribui
- eren hervorgeht. Die krähende henne legt keine eier ; woraus sich
- der sinn ergiebt: loas du auch thust, es bringt dir keine ehre,
- keinen gewinn, kein ansehn, din hau krotzet, dein hahn krächzt,
- schreit heiser; krotzen = li^co^Eiv, crocire. auch auf den hahn ist
- wohl das attribut eren %u beziehen. Süddeutsche mundarten unter-
- scheiden, aber gewiss mit unrecht, grotzen, crocire ?/«<? krotzen,
- aegrotare. — mauen, mauwen (mäwen?) , von der katze, rauvven,
- knurren, brummen, vom esel gesagt; ich weiss nicht, wass det
- dichter damit andeuten will.
- 5 — 6. snürrinc, din snerren bi den granen ist ein wiht, man
- hiige in an] snürrinc bezeichnet t) einen thoren, possenreisser , 2J
- den ochropus magnus, ein grosses Wasserhuhn. Müller III. XLI,
- Frisch II. 318. 3_) einen theil des weiblichen köpf schmuckes,
- Parzival 780^ 9. e^ wser bezel oder snürrinc, da:j warf si von ir an
- den rinc. — snerren = snarren, snern. — bi den granen, neben den
- barthaaren der Oberlippe, man hiige in an verstehe ich nicht; viel-
- leicht hat man zu lesen: man hiiche in an, man hauche, blase
- ihn an.
- 8. sich vlinsen] sich in vlins, kieselstein verwandeln? die
- lesart von P dagegen vlinzet sich bedeutet: offenbart sich durch
- höhnische Verzerrung des gesichtes ; doch auch vlinsen sich kann
- dasselbe bedeuten, vgl. vlans, verzerrtes gesicht.
- 11. biixen] stossen.
- 15. varch] stn. junges schwein , ferkel. — kerren, st. und sw.
- verb. = grunzen.
- 16. rüdelichen] wie ein hund.
- 17. bescherren] beschneiden , das haar abschneiden; scherren
- nämlich nimmt die bedeutung von schern an. Man vgl. Ziemann im
- Wörterbuch unter schern.
- 20. kafs] stn, spreu.
- 21. die Variante von P: nu drisch lorey sein sät scheint mir er-
- wähnung zu verdienen; loren bedeutet heimlich nachstellen, lorren,
- foppen, narren, vgl. die „Lurlei^^ am Rhein.
- 305, 3. da;j in diu zit der vierzic jar besiet] ein gesuchter ausdruck,
- wenn die lesart richtig: die zeit der vierzig jähre besieht einen, d.
- h. er wird vierzig jähre alt. Vielleicht aber hat man zu lesen:
- da$ im diu zit diu vierzic jar beschiet. bescheiden einem ein dinc
- bedeutet: einem etivas zutheilen. Allenfalls könnte es auch heissen:
- daj in diu zit der vierzic jar beschiet, aber bescheiden einen eines
- dinges heisst: einem über ein ding aufschluss geben.
- 14. rehtes zornl der zorn des rechtes.
- ERLÄÜTERÜINGEN. 355
- 16. velzeD] anwenden, eiyentlich: machen, dass etwas sich
- falze Cplicare, applicare).
- 17 — 18. smelzen ein lop u:j goltj vgl. goldne schmiede, v. 1
- — i.y welche stelle Heinrich ohne zweißl hier nachahmte.
- 306, 6 — 7. so ist ir nar wol mit der sailden stric] der sie C^ie
- tilgend) nährt OinterhältJ ist mit dem heile verbündet, im bände
- '^: des heiles? Vgl. ML. 21, 3. utid bei der Hätzlerin: todes stric, I.
- Jl89, 80. niinne stric, IL 5, 30. IL 47, 176.
- f, 13 — 14. wie wol e$ trift rillclien honiges ric] diese worte ver-
- mag ich nicht recht zn erklären, ric, stm. bedeutet, reihe, gestell,
- einhegung, bände, berghalde; ist honiges ric der bau der bienen
- für den honig? Wack. lesb. 760, 37 findet sich: Ach wa| jamers
- ricke und angestlicher stricke und kumberlicher vorhte hat hie der
- verworhte mensclilicher giege etc. das e^ hat man auf tugent kleit
- zu beziehen. Ist demnach der sinn dieser worte: die tugend trifft,
- findet viel Vergeltung?
- 15. biegen] == biugent.
- 16. wiegen! = wigen, wegen? oder von wiege, cuna, abzu-
- leiten ?
- 17 — 18. unt sus ein muo| vliegen vrischeftic, wirdec, edeler
- man] vrischeftic ist der, welcher vrischaft besitzt ^ d. h. keinem
- hörig, oder keinem lehnsp flichtig ist. Was aber sus ein nuio^ vli-
- egen, von dem edelen manne gebraucht, sagen will, wenn nicht:
- ,,,so muss sich allein einher bewegen, das heisst, mit der grossen
- ' menge nicht vermischt'^ , weiss ich nicht. Vgl. Wack. leseb. 608,
- 28. wo vom lobe des würdigen ritters gesagt wird: din lop kumt
- Avol vür geflogen Cübertrifft das anderer).
- 20 — 21. Sinnes ban in adels blic tragen] seinen sinn so leiten,
- dass adel ihn glänzend macht.
- 307, 5. etwa: üf erden hie ze vrier wal gar nianecvalt.
- 7. etwa: wir stan vor grihte dort C^x^^i' vor rihte dort, wie
- Frauenlob auch sagte, vgl, 65, 19.^). Will man dagegen diese zeile
- mit der folgenden näher verbinden, so würde man lesen müssen:
- vor gotes gerihte dort Sus hant gesprochen etc. Und diese ergän-
- zung dürfte vielleicht vor der erstem den Vorzug verdienen, ob-
- wohl auch dann das alle die (iy. S.) noch sehr verdächtig bleibt.
- ]- 12. ze helfe er ruof den höchsten] die ergänzung ivird richtig
- sein.
- 13 14. unverständlich.
- j 20. aldus] niederdeutsch für alsus.
- iSOS, 4. üf ein ort loufen] auf ein ziel hin gehn.
- 5. vor des meines mort] Ich glaube also das sinnlose vor des
- menschen port der handschrift annehmbar berichtigt zu haben.
- 310, 16. aller eren überliuhtic warte] aller ehren mit glänz über-
- -xstrahlende Cüber strahlte) warte. Vgl. ML. 8, 2.
- 811, 3. vrevel reden] ungebührliches reden.
- V 17. vrunde] die verkürzte form vom vriunt tautet gemeiniglich
- 356 ERLÄUTERUNGEN.
- vrünt, hier verlangt der reim die nicht umgelautete. Da Frauenlo
- in der reget den umlaut anwendet, so ist vrunt und ähnliches al
- ausnähme zu betrachten.
- 312, 6. mifc twalmes vartj = mit twalme. Über twalm vgl. man Mfl
- 9, 4.
- 10. ein lachelichei suochen küssens vunt] ein freundliche
- suchen nach küssen. Zu küssens vunt vgl. man geistes viint, 38 <
- 19. himelriches vunt, 403, 9. liebes vunt, Hätzlerin JJ. 73^ 151.
- 16. üf der liebe stricken] über die Verstrickung durch die liebt
- vgl. 306, 6.
- 17. sich enz Wicken] sich los, frei machen. Wizlau, VI, 'Zi
- vil sorgen sl untzwicket C^ertreiben) ; dagegen bedeutet bezwicke
- binden. Eneit 825/ des wart si zuo der stunt vil vaste bezwickei
- in ir wart bestricket der minnen viwer vil hei|.
- 20. brogen] vgl. ML. 29^ 16. 357, 6.
- 313. Dieses gedieht gehört zu den verkünsteltsten Frauenlobs und is
- 1287 oder doch bald nachher gedichtet; denn 1287 starb Kuonrä
- von Würzburc.
- 1. vidieren] mit violen schmücken; überhaupt schmücken
- vgl. roesen.
- 2. brunnen dunst] der dunst des brunnens gewährt kühlung
- daher dunst hier = erquickung.
- 3. roesen] mit rosen verzieren^ erheben, loben.
- 4. wurzelhaftej obe|] duftendes obsty wenn nämlich dem abge
- leiteten wurzel die bedeutung des einfachen würz zusteht. Sons
- müsste man wohl lesen wurzehafte^, da man kaum sagen kann, dat
- übst habe tvurzel. Das handschriftliche wortelhaft, auch ah
- würtelhaft aufgefasst, weiss ich nicht zu deuten.
- 5. widemen] vgl. 233, 9. 389, 11.
- 7. durchliljet kurc] auf gewählte weise mit lilien über um
- über geschmückt. Zu kurc vgl. man ÜFX«. 10, 1.
- 9. glänz alse ein vimel] glänzend wie ein strahl, fimmern,
- femmern in süddeutschen mundarten = schimmern. Man vergleiche
- zu vimel, KL. 17, 10. 37, 11. 315, 4.
- 10. durchkernet lüter golt nach Wunsches stimel] kern bezeich-
- net das innere, gehaltvolle, also durchkernet (durchkernic?), durch
- und durch gehaltvoll. — stimel = Stimulus, also Wunsches stimel,
- Wunsches verlangen.
- 11. geveimt üf lop] geschäumt, gereinigt, um lob zu erlan-
- gen? Ich vermuthe Frauenlob schrieb gefeint üf lop, mit rück-
- sicht auf Gotfr. von Strassburg, der von Bliker v. Steinach sagte:
- er ist benamen gefeinet, d. h. durch Zauberkunst mit Zauberkraft
- ausgerüstet.
- 12. gevulfc üf margariten] das üf hat sich wohl aus v. 11. hier-
- her verirrt; ich vermuthe gevult mit margariten, mit perlen an-
- gefüllt.
- 14. gap gimmen velsen schüre] gab edelsteinen die kraft der
- EllLÄÜTERÜNGElV. 357
- eisen, Ziemann hat nur ein schiirge , stf. verzeichnet; unser scliiirc
- .scheint stm. Eiffentlich bedeutet schüre (vow schürgen = schürjen
- , = sühüro) schub, stoss; dann schürgende , schiebende kraft. —
- Cff^n. plur.) beweist wohl, dass Frauenlob velse, g. f. neben
- vels g. m. sagte C(^hd. felisa). Jetzt ist vels = held ein swm. Die
- gimmen bezeichnen die gedanken, die in glänzende worte (silbers
- schiinel) gef'asst sind. Also: seines silbers glänz Oein prächtiger
- ausdruckt gab seinen edelsteinen Cy^danken^ die kraft der felsen
- (machte sie zermalmend , eindringlich^.
- 16. ver;5ie] = verzilie. zu tirmea vgl. man KL. i, 5. ML. 5,
- 8. 47, 13.
- 17. p Ollis jämers drie] ich zweifle kaum, man wird ,Jamer
- drie, d. i. verdreifache den Jammer ^ sei du der dritte der jam-
- mernden^^ zu lesen haben, vgl. UFL. 18, 3. Doch wollte ich nicht
- jamer drie ohne weiteres in den text aufnehmen^ da doch vielleicht
- ein jamer strie möglich wäre. Man vgl. die Varianten zu UFL. 18,
- 3. Freilich kann ich in keiner mundart ein Strien nachweisen ;
- doch ist vielleicht das süddeutsche streinen, auf ein altes, verlor-
- nes strian, strei, zurückzuführen. Andere dunkle Wörter, z. b. das
- altnord. striala, elfimdere, diffimdere; das schweizerische strielen
- (^obst schütteln); strielen, strolen, strolclien, umher str eichen , ja
- unser strichen selbst, scheue ich mich damit in Verbindung zu
- bringen.
- %
- E. Flug ton.
- 14, 2. da| wunder da^ ist blu:j] das wunder liegt offen da, ist kein
- wunder.
- , 5. der gotes touc] das wort touc erinnere ich mich nicht je-
- mals anders wo in einer deutschen schrift gefunden zu haben. Ich
- weiss es nicht zu erklären, ausser ich stelle es entweder mit dem
- ags. deäh zusammen, dem die bedeutung color in den Wörterbüchern
- gegeben wird. Aber diess ist sicher nicht die erste bedeutung, wie
- man erkennt, wenn man das adj. deägol, obscurus, ahd. taugal,
- obacus, arcanus dazu hält. Auch das holländische dookig, dam-
- pfig, finster wird hieher gehören. Demnach glaube ich der touc be-
- deute mysterium gleich dem abgeleiteten taugani, tougen. Oder
- wenn man touc auf tügan, valere zurückführen will, so würde
- der touc, valor bedeuten, man erwäge tauglich, taugsam, taug-
- bar M. s. w. Zu touc, mysterium führe ich an Isid. 2, 2. nu so ist
- in dheru sinerii heilegun chiburdi so daucgal fater chirüni, dhn:j ni
- saget apostolus.
- 9. trucken, viuhte, warm, kaltj sind eigentlich die complexe
- der demente, vgl. ML. 10, 1 — 2.
- 13. sei die^endiügen springet] über die adverbia auf ing,
- Gramm. II. 356^ IIL 233. Grimm scheint keine adv. auf ing aus
- part. praes. gebildet anzunehmen, das iog aus ig Cic) erklärend.
- 358 ERLÄUTERUNGEN.
- Wenn nur ine gefunden wird wie in wüetendinc, waldendinc **
- sind diese formen allerdings avf waldendic wüetendic C^hd. leben
- dig) zurückzuführen; ein die^endingen aber lässt sich wenige,
- leicht = die:jendigen ansetzen. Auf part. praet. weisen hin hulingon
- stulingiin, verstolingen, bei den beiden erstem ist das ältere u ii
- hui, stul, welches zum goth. liulans; stulans mehr ^ als zum ahn
- holaner, stolaner stimmt, zu bemerken. die;jendiiigen bedeutet mi
- geräuschy indem sie rauscht. Hat der ausdruck die^endingeu vlie^( i
- auf das einhauchen der seele durch gott CÖtfrid Vj XL Oiil
- blias er sie ana, so thii weist, then selboa heilegoii geist) bezug?
- 315, 2. Planeten stimel] der die platteten zum lauf antreibt, Christu^
- ist gemeint. Zu stimel vgl. 313, 10.
- 4. von siner formen viraelj aus dem glänze seiner gestalt. vgl
- 37^ II. 313^ 9.
- 6. des liöhsten sedeis liarame] Gott ist gemeint, aber dl
- bezeichnung auffällig; liamme nämlich bedeutet 1) jambon, hinter-
- schenket (aber auch vorderfussj , zunächst des Schweines , schin
- ken; 2J gehäge Cf^^ liameie, hameide); 3J handhabe, griff. Dasi
- dieses wort aber auch eine andere bedeutung gehabt habe, lehr
- ausser dieser stelle auch die Hätzlerin II. 42^ 3. von überigen
- wandern da werdent müede hammen, wo hammen = beine, und leh-
- ren es auch die von Graff IV. 946 verzeichneten eigennamen Hemmo
- Hammi, Hamming, Hemming. Diese bedeutung lässt sich vermuthen
- nicht erweisen. Das goth. hamön, vestire, das deutsche hämo ii
- lihhamo, das deutsche hemidi erwägend, möchte ich hamme am
- älterem hamjo deuten und diesem den sinn: der umhüllende, be-
- sitzende, haltende C^gl. hameide, gehäge, hemmen) geben, de«
- höhsten sedeis hamme würde also bedeuten supremae sedis posses-
- sor, siipremam sedem tenens. Ob man nun ein doppeltes unver-
- wandtes hamme annehmen, oder die bedeutung schenket von den
- hülle oder dem halten C^twa == träger) ableiten will, das muss
- ich jedes willkühr anheimstellen. Nimmt mau himil dazuy so wird
- ein verlorenes starkes verbum Iiima, ham, hemum , humans an-
- nehmbar.
- 7. in einer laste gurtj last ist mhd. gen. masc, ahd. gen. fem.
- der genitiv sollte freilich leste lauten; die nicht umgelautete form
- laste ist mehr niederdeutsch, konnte sich aber um so eher auch in
- Mitteldeutschland erhalten, da hier ober- und niederdeutsche for-
- men wechselten, last bezeichnet was das weib trägt, das kind,
- demnach der gurt der laste, den leib des weibes.
- 11. mit des geistes düste] diist, stf. gehört abermals zu den
- seltensten Wörtern. Ein femininum dust vermag ich nirgends nach-
- zuweisen, dagegen haben norddeutsche mundarten ein masc. dust,;
- welches dunst, staub bedeutet. Im altnord. und ags. wird dust,i
- pulvis, als neutrum angegeben C^iörn und BosworthJ , Graff V,\
- 232 giebt dost, mist, coenum, stercus, ohne genus C^an erwäge da-
- bei, dass mist im altnord. luft, dunst bedeutet und auch die formen]
- I ERLÄUTERUNGEN. 359
- !
- bnist = briinst, vernust = vernunst C^gl. 260^ 18. 435, 7.J sind in
- ,j[.j anschlay zu bringen), mit des geistes düste wird also aus dr liehen:
- A r.wit dem hauche des geistes. Im schwedischen bedeutet diist (a^f-
- nord. dj'st, g. n. equestre certamen, quod pulverulentos faciat) g. m.
- incussus, ex corpore quodam molli vel farto, dazu: wäga ea dust,
- coufligendi periculiim iäcere.
- 13. sin gerüste] der leib Christi ist gemeint.
- 14. von des lustes lüstej durch die lust an der tust, lust,
- iustes, und last, lüste, finden sich; das schwanken des geschlechtes
- erklärt sichy weil die goth. form lustus lautet; in der dritten de-
- clination Cder ii- classe) haben aber männliche und weibliche sub~
- stantive durchaus die gleichen endungen. Mittelhochdeutsch folgen
- diese Wörter (wenn sie nicht anomal sind) der i-classe C^er 2ten
- declination) , da nur im Singular die geschlechter geschieden sind;
- oder wäre lust stf. hier = verlust?
- 15. truht] truht, stm., stf. bedeutet: schaar , turba, aber auch
- hausgenossenschaft ) familia; hier lernen wir, dass, gleich wie
- künne das geschle chty und einen aus dem geschlechte
- QGüdrun X. ^^^ 4.Jy diet, das volk und einen aus dem volke C^gl.
- 319^ 5J, bedeutet, truht auch einen aus der familie bezeichnen
- kann; hier nämlich ist Christus gemeint.
- 316, 9. ir liülie;j pfiitj pfät (= pfalit: pactum) gesetz, Übereinkunft,
- j^ recht.
- 817, 1. eins Wunsches bitten] bitten des reimes halb, der klingend
- sein mussy satt biten; eben so sitten für siten. Über wünsch vgl.
- man 140, 6. 313, 10. 349, 6.
- 2. lieplich gern] in liebendem verlangen sein.
- 3 — 5. der minnen stern ir beider herze einander offen wern
- üf al ir tat] der stern der liebe öffne ihre herzen einander zu aller
- that Cder liebe), stern — offen wern halte ich für acc. cum inf.
- . von gern abhängig. Es verhält sich mit diesem satze grade wie
- mit dem Gramm. IV. 119 angeführten: ich wünsch den triuwelösen
- ir valschei iimbevahen wib und man versmähen; denn ivie es hier
- darauf ankommt, ob man versmahen als intransitiv Qvas es mei-
- stens ist), oder als transitiv (= versmaehen) annimmt, so in un-
- serm satze, ob man stern für den acc. sing, oder für den nom.
- plur. hält; im letzten falle wäre in beiden sätzen daj ausgelassen,
- welche conjunction in solchen fügungen allerdings wegfallen darf.
- 9. swer liebe üf habeche vüert, üf swalwen zagel] die liebe
- auf dem habicht und dem schwänze der schwalbe führen muss aus-
- sagen, in der liebe unzuverlässig sein. Es scheint sprichwört-
- licher ausdruck, obgleich Eiselein nichts hiezu gehöriges bietet;
- Schmeller dagegen führt an III, 535. schwälblen , mendaciolo rem
- adspergere.
- 11 — 13. vi! maneger zucker rifet der doch mit seneve slifetj
- mancher zucker ist rauh C^r atzet), der doch mit senf gleitet.
- i
- 360 ERLÄÜTEIIUNGEN.
- rifen reif, riffeu) ist neben form zu raufen j zu ihm gehört riffeln
- wie zu raufen rupfen, senef, seneves, stm., sinapis.
- 318^ 3 — 4. der minnen druo der si jzehant üf siner wise gruo3 druo.
- stm. Oiach Ziemann als nur im plural vorkommend mit unrecht
- angegeben) frucht. Georg 4040. Da ftegen hat körn unde win an
- der bluot vil kranken schin, und ist doch von solher art da| nie niht
- so guot wart, da| ü:j der erden springet unt gein der lüfte dringet:
- von der blüete werdent druo: die wil ich iu nennen nuo, si bernt
- bröt unde win. — gruo, adj. gewachsen , vgl. das ags. grövan,
- lüachsen , grünen; altnord. gröa, wachsen, schwed. gro, dän. groe,
- holl. groejen, wachsen; groei, wachsthum, groeizam, fruchtbar,
- wachsend. Verwandt ist grüene, d. i. gruo-n-i.
- 5. der ist ein dietj der ist ein gemeiner mensch, diet wird wie
- truht und künne C^gl. 315^ tb.) auch zur bezeichnung des einzelnen
- gebraucht, künne und truht in gutem, diet in verächtlichem sinne,
- weil auch dem sammelwort diet das verächtliche, wenn auch erst
- in späterer zeit, anhängt.
- 9. der sprenze] spranz, stm. der geck; von gleicher bedeutung
- ist sprenzelaer, sprenzeJ, sprenzinc, u. s. w. spranz, abstract,
- geckerei, vgl. v. 15.
- 13. der hoene krenzel] den kränz des Hohnes, den Hohn, vi
- V. 6. Worte spise = wort, herzen swenzel = herze.
- 13. in sines herzen swenzel] in dem ende seines herzens = in
- seinem herzen. Über swanz, swenzel v>gl. man 134^ 17. 887, 6.
- 319, 1. Minnen schilt vüeren] vgl. 108^ 8.
- 2. den twalm] twalm Qihd. qualm), dunst, betäubung , Schlum-
- mer; vgl. ML. 9, 4. 12, 4. ML. 25, 2.
- 6. kein stich darf er niht rüeren] d. h. er darf nicht stechen,
- nicht kämpfen, kein = keinen.
- 7. Schildes boum] das holz des Schildes, der schild selbst.
- 8. wandeis soum] = wandel, fehler, vergehen; eigentlich:
- last des fehlers. Vgl. KL. 17, 3.
- 9. valscher troum] falsche Vorstellung, wenn nicht valscher
- toum zu lesen ist; doch vgl. 49, 18.
- 320, 2. geliden] = geliten, niederdeutsche form.
- 3. wie wil er smiden der süe^e kraft] wie will er der süsse
- kraft hervorbringen? vgl. amt smiden, 430, 8.
- 8 — 10. sin eren seim, ob er sich mischet zuo des wandeis
- veim, ja trage diu wort] seiner ehre honig , wenn er sich mit dem
- schäume der fehlbarkeit vermischet, trage den tadel.
- 11. körn von talken] vgl. talken körn, 155_, 1.
- 12. in mlnes ougen valken] doch wohl: in meinem scharf-
- sehenden äuge, und nicht: im stern meines auges. Süddeutsche
- mundarten haben ztvar ein adj. falch, rothgelb, braun, verschieden
- von falb (wenn nichtj vielmehr ein Übergang des w in h (falher =
- falwer) anzunehmen ist; davon falch, swm., erdbraunes pferd.
- Vgl. Schmeller J, 523. so könnte nun valke den braunen stern,
- ERLÄUTERUNGEN. 361
- dann üöerhattpt den stern des auges bedeuten; allein da ich noch
- nirgends ein valke = augenstern gefunden habe, so ziehe ich die
- erstere erklärung bei weitem vor, zumal da Frauenlob kühne aus-
- ^\ drücke liebt. Man vgl. sjunes valken, 169, 7. und sinnes arn,
- 172^ 14.
- 16. iu drin] euch dreien, nämlich dem der nie bitteres erfuhr,
- dem, der nie aus der heimat kam, dem splitterrichter.
- 821, 4. ir Sinnes wirze jesen] wirz, stf. aroma. jesen, gähren, vgl.
- 164, 2. 433^ 7. 133, 6.
- 7. so großen klaftj so grossen drang, so grosses ger Husch.
- klaft stm. verhält sich zum alten klaf ßn anaklaf, Impetus) wie saft
- •i.u saf. Vergleiche auch das ahd. klafod, strepitus, Stridor, Graff,
- IV. .^55. Gebräuchlicher ist klapf.
- 9. meisterschaft si dar gebogen] Meisterschaft sei dahin C^iit
- uHnd und regen) verglichen. Wollte man das handschriftliche si
- des gebogen behalten, so könnte der sinn nur sein meisterschaft
- sei desshalb demiithig, wie mich dünkt hier unpassend , da von der
- demuth überall gar nicht die rede ist. Wie biegen hier braucht
- Frauenlob 154, 12. leinen ^ auch ziehen und spinnen wird ähnlich
- gebraucht. Vgl. 154, 5.
- 12. voldie:jen] zu ende rauschen, weil die Weisheit als quell
- gedacht wird, vgl. 13. ir vlie:jen.
- 17. wibt] weben, stv., machen, hervorbringen.
- 822, 8 — 10. dan endes ganc gen werdekeit gaeb sinen esten scliranc
- üf lop gekleit] schranc geben, einschränken; üf lop gekleit gehört
- zu sinen esten und dieses bezieht sich auf s wacher anevanc, v. 6.
- 12. mit swacheni afterlenge] mit schwachem fortgange, after-
- lenge, stn. das hinausreichen über etwas.
- 14. swach an, guot nach gehenge] gehenge, stf., Zustimmung,
- nachgebung , gewährung , ist hier sowohl mit nach als auch mit an
- zu verbinden , so dass angehenge den beginn, die gewährung zu
- anfange, nachgehenge den fortgang , die gewährung im verlaufe
- ' bezeichnet.
- 15. in got sich zert] sich zern, sich erhalten, bestehen. Statt
- in got möchte ich lieber lesen in guot, d. h. rühmlich.
- 323, 9. vleisches sarcj fleisches hülle = fleisch.
- 324, 4. pfaewen] als pfau behandeln.
- 6 — 9, Swer mit sin selbes kanne sins lobes brunnen schepfet
- u$ der Schanden strü|, im selbe schenket argen tranc vür grü|] wer
- seines lobes trank schöpft aus dem sumpfe der Schande, der schen-
- ket ihm selbst argen trank statt waizenbieres. stru$, stm. gebüsch,
- scheint hier sumpfgesträuch, sumpf, zu bedeuten, vgl. strut, struot
- bei Schmeller, und das englische to strut, starren, strotzen. Doch
- bezeichnet strü| vielleicht auch das geräusch das das hervorquellen
- des Wassers erzeugt C^gl. v. 16. schänden bechelin). argen tranc vür
- gru| schenken findet seine erklärung bei Schmeller II, 120. der
- unter greiiTsing, waizenbier ^ aus Heda de Episcopis Utraject. p. 95
- 362 ERLÄUTERUNGEN.
- ad 998 anführt: fermentatae cerevisiae quod vulgo grutt, gruit v«
- catiirj ferner: gTU|:jinc, celia, ex succo tritici per artem confecni
- potio Cffl. o. 149J; endlich aus Canisii lectt. antiq. I. p. 405 „gre
- cingarii fortioris^* ein getränk, welches dem persischen gesandten an
- Karls des grossen hofe sehr ivohl geschmeckt habe. Für uns be-
- sonders wichtig ist das holländische gruit griitt (TZ. i. grut) weil
- diess genau unser gru:j ist, als dessen ableitungen grf^^jmc und der
- romanisirte grecingarius Ceigentlich der den greciog bereitet, aus-
- schenkt?) zu betrachten sind.
- 10 — 11. glich stseter schin diu schände in umbe spennetj der
- reim schin (schiene, lamella) : sin ist auffallend; schin weiss ich
- nicht zu deuten.
- 335, 8. ir galm] ihren ruf.
- 9. vreudeu salm] freuden psalm.
- 13. swer sin hat übergaere] wer davon überßüssend hat. Zu
- ga;re (t?o« jesen) vgl. man gsebe von geben, genaeme von nemen,
- bequseme von komen u. s. tv.
- F. Würgendr o\\el.
- Dieser ton zeigt mannigfaltige abtveichungen in seinem bau. Die
- älteste gestalt hat uns ohne ziveifel die Strophe 346 aufbewahrt; spä-
- ter tritt in dem abgesange erst entschiedene theilung der langzeile
- durch männliche cäsur und dann noch strengere Scheidung in zwei
- hälften durch reim ein. Alle Strophen, die in jüngeren handschriften
- uns erhalten sind, haben bald die erste bald die zweite abänderung.
- Die erstere rührt vielleicht vom dichter selbst her, schwerlich die
- zweite, welche immer mehr um sich greift je jünger die handschriften
- sind. Ich habe überall mit ausnähme von str. 346 die halbzeilen ab-
- gesetzt, auch wo kein reim vorhanden, tveil die gereimten halbzeilen
- bei weitem die mehrzahl bilden.
- 336, 6. apoteca]) apotheke, arzenei^ balsamine, sind bezeichnungen
- der Maria. Man sehe Grimm zu Kuonr. v. Wurzburg goldne
- schmiede, vorrede s. XLIII, XLV, und das gedieht selbst, v. 1313.
- 8. iibervieret] mehr als genug festgegründet, geordnet, ge-
- schmückt, vgl. vieren, 356^ 19.
- 9. swer dich — ruofet an] bezieht sich auf v. 3.
- 10. wan dir der nardns durch den flör gesmieret] so, glaube
- ich, schrieb Frauenlob hier mit bezug auf gold. schmiede 1314
- — 1333. du apoteke wünneclich, der tugent arömätwürze dich ge-
- blüemet hant in manger wis. du mirtelboum dj paradis , mit frühte
- wol gezieret, dir lachet unde smieret vil manger stüden flore. dir
- kan diu mandragöre wol drsehen under diner tür. schöne ü| ir aste
- gän her vür rauo:j dir diu nardespicke.
- 15. zwen unde sibenzic namen hoch | bezieht sich wohl auf die
- zwo und siebenzig sprachen, die es in der weit geben soll. Vgl.
- zu 346, 13.
- ERLÄUTERUNGEN. 363
- 887, 6. wehsei nimt] welisel nemen, wehseln tvird von den thieren
- des tvaldes gebraucht.
- 338, 11. entseteii wir du wierest nie] lobten wir dich nicht, du wärest
- ungelobt, Dass man diese worte nicht verstand ^ betveist E, welche
- giebt: du waerest w^orden nie, dass man anstoss daran nahm, geht
- aus P hervor: unt waer wir din hie worden nie.
- 389, 1. Sibillen spräche rlchet] die Weissagung der Sibylle gewinnt
- ansehen, geltung. richet führe ich auf riehen, reich zurück, wel-
- ches verbum nach Graff 11^ 387 meist nur in der Zusammensetzung
- garichan sich findet; es bedeutet obtinere. — spräche in der bedeu-
- tung von spruch kann ich nicht weiter nachweisen. Soll man lesen:
- Sibillen spruch gerichet?
- 6. Frauenlob schrieb wohl an eren si verzagent.
- 13 — 16. Vgl. iwein 5 — 16.
- 81. mit swachem sazj saz, stm. der vertrag ztvischen zweien,
- die sühne y Verordnung , preis einer waare. vgl. 380, 10.
- 330, 12. da^ er im swert] dass er ihm beschwerlich fällt, swert für
- swirt isi niederdeutsche form.
- 19. nach tode enhäst du zuoversiht] du hast keine hoffnung Cf^uf
- ruhm?J nach dem tode.
- 88. din verdiente:^ wort] dein verdientes urtheil.
- 331, 19. mit vemunst] da ihr doch Vernunft habty d. h. da ihr doch
- das vermögen habt zu begreifen y was man euch lehrt.
- 338, 8. reht und unreht zespalten] recht von unrecht unterscheiden,
- beide trennen.
- 9 — 10. solch leit sol leiten reht; unt swä man da$ niht tuot,
- kein zwivel sol die rede niht beschälten] leit = leite, stf. leitung,
- oder steht leit = geleite, wie rihte = gerihte (^65, 10.>. Vgl. Wal-
- thers : diu zwei enhabent geleites niht , diu driu enwerden e gesunt.
- — swä man da:j niht tuot, wo man das recht nicht schützt, da
- sol kein zwivel die rede niht beschälten, da soll kein zweifei C^b
- man das recht wirklich nicht schütze) die rede, den tadel darüber,
- nicht fortstossen, ableiten.
- 16. ze solher maje] nämlich sich überall hin verbreitend.
- swar man| schart] wohin man es auch anhäuft.
- 333, 1. horden] bewahren, aufrecht erhalten, schützen.
- 7. 8. grüe:jic, kumberbüe;jic sin] = grüe^en, den kumber büe:|en.
- 16. der ie] = da$ er ie.
- 17. den boesen stiuren] den bösen ausrüsten, versehen, be-
- schenken.
- 88. in Witzen versniten sin] des Verstandes beraubt, im ver-
- stände verletzt sein. i
- 334, 4. afterhuote] rückhalt.
- 8. ringen] geringe werden.
- 15. körnen] mit körnern füttern. l**
- 335, 8. ir bein diu habent die muchenj müche, swf. muss eine krank-
- heil der füsse der thiere bezeichnen, ich vermuthe dieselbe, die jetzt
- mk ERLÄUTERUNGEN.
- spath genannt wird. Stalder hat mücher, kir sehen, die zusammen-
- gewachsen sind; muchelaifsen, geschwür an den händen; Hans
- Sachs nennt eine krankheit den meucliler C^arrenschneidenJ. Kalt-
- schmidt giebty wahrscheinlich aus Schmids schwäb. Idiot, machen,
- inucliern, wuchern, sich vergrössern ; miiche, die Vielheit, zunähme,
- ags. muha, muga, acervus, altnord. mögr, mügi, acervus. Gehört
- hieher auch much, schimmel, f'äulniss, mucher, m. schlämm; Stal-
- der s manchen, heimlich thun? etc. Vgl. auch Schmeller II. 544,
- 545, 546, 549 (vermucken verkrüppeln^ ; Gr äff unter farmuchan , he-
- betare, suffocare.
- 4. kiichen] keuchen, hauchen, sich abmühen.
- 10. vür die stoIen] zum nutzen der pfaffheit?
- 12. valsch] stm. f'älschung, betrug.
- 18. scharn] = sich scharn.
- 81. da| alter] das altar , hier = geistlicher stand.
- 336, 3. künc Karl dem riche und ouch dem stuole hat gegeben diu
- swert] Von Karl dem grossen kann diess wohl nur gesagt werden,
- indem man ihn als den ordner des weströmischen reiches betrachtet.
- Hiernach geht auch die geistliche macht vom kaiser aus. Biese
- ansieht war nicht die im mittelalter herrschende. Grade umgekehrt
- heisst es im schwäbischen landreeht I. Sit nu got des frides fürste
- heilet, so lie;j er zwei swert hie üf erderiche, dö er ze himel fuor,
- ze schirme der kristenheit. diu lech got Sant Peter beidiu, da^ eine
- mit geistlichem gerihte, unde da^ ander mit wereltlichem gerihte.
- Da:j wereltliche swert des gerihtes, da:j lihet der pabst dem keiser w.
- s. IV. Die bestimmungen über acht und bann werden dann auf Con-
- stantin und Sylvester zurückgeführt. Die mitte zwischen beiden,
- unserm dichter und dem Schwabenspiegel , hält der Sachsenspiegel,
- wo es I, 1. lautet: Tvei swert let got in ertrike to bescermene de
- kristenheit. Deme pavese is gesät dat geistlike, deme keisere dät
- wertLke. Dagegen erwähnt er in der vorrede Constantins und Karls,
- nicht des pabstes, als gesetzgeber.
- 4. iur leide^ kalten muo^ ich klaffen] euer leides schreien (be-
- haupten, es sei anders) muss ich sehr rügen, schelten.
- 10. blat] blattenträger, geistlicher. Im geiste dieser frage:
- „schicket sich, da:j schilt unt sper dich drücket?" handelte einst
- Richard Löwenherz , der einen allzu kriegerischen erzbischof ein-
- thürmte und auf das mit drohungen verbundene drängen des pabstes,
- seinen geliebten söhn frei zu geben, antwortete, die rüstung
- dem pabste zusendend: „siehe zu, ob diess deines sohnes kleid ist?'^
- 18. verschalt] = verschaltet, Verstössen, zerstossen.
- 337, 4. des stuoles wolf] der räuberische pabst, ohne zweifei ist
- Johann XXII. gemeint.
- 18 — 20. diu miete hat verstoln ir ordenlichiu cresmen kleit, si
- sprenget ir gewant] der unrechte gewinn hat nach und nach ihre
- standesmässigen , geweihten kleider entfernt und ihr gewand gecken-
- haft gemacht, cresmen kleit, kleider des chrisams weiss ich nur
- ERLÄUTERUNGEN. 365
- durch geweihte kleider itu deuten; zu sprenzen vgl. man 48^ 18.
- 318^ 9.
- 338, 2. ze Rome ist conterfie] conterfie, stf., ist wohl neben form zu
- conterleit, ciinterfeit, nachbilde falschheit, betrug, tind entspricht
- unserm conterfei in der form wenn auch nicht in der bedeutung.
- 4. wil oucli in storie] will auch in der schaar sein.
- 19. wisellös] führerlos, dagegen wiselos, ohne leitung, hülflos.
- 339, 3. sin segel an den topf gevlohten sint] topf scheint mir halb-
- hochdeutsch für das niederdeutsche top, topmars, topmast; vollstän-
- dig verhochdeutscht würde es zopf lauten. Doch vergleiche man
- Schmeller unter topf, I, 451.
- 7. wie nü, her Himelpfetter] da der pabst angeredet wird,
- folglich nicht Petrus gemeint sein kann, so muss Himelpeter als
- missverständniss betrachtet werden, pfetter deute ich durch träger.
- Schmeller I, 326. hat die pfetten , querbalken die den dachstuhl
- tragen. Oder wäre an pfetter, patrimis zu denken, wenn nicht
- etwa gar die bedeutung patrinus eine abgeleitete ist, und die bedeu-
- tung träger, stütze auch diesem pfetter eigentlich gebührt. Endlich
- könnte man auch an enpfetten entkleiden denken, und ein pfetten,
- kleiden, annehmen; himelpfetter würde dann den bezeichnen , der
- für den himmel kleidet. Gewagter scheint es mir pfetter auf pfat,
- pfad zurückzuführen C^och erwege man pfede = pfade, 16, t.J,
- wo dann himelpfetter himmelp fader , den den pfad zum himmel be-
- reitenden, bedeuten würde.
- 8. des rehtes vetter] vetter = veter, vetere, patruus. der ver-
- wandte, Vetter des rechtes hat aber die erste pflicht es zu schützen.
- 10. die waeren gerne setter] die wären gern mehr gesättigt.
- 18. dö er:j begienc] als er noch auf dem schiffe war, als er
- selbst noch die kirche, die gemeinde leitete.
- 840, 3. schiin] = schuhen, schilwen, schielen.
- 5. min reht noch unverswenzet ist] swenzen, swanzen, sich
- im tanz bewegen; drehen, unverswenzet, unver drehet, mit überge-
- tragenem sinne. Glaubt man ändern zu müssen, so liegt unver-
- screnzet (unverschrenzet) nahe genug.
- 9. mit vesten spiln] Man hat die wahl^ ob man spiln für den
- dativ plur. halten will oder für den infinitiv C^as vesten für vestem
- in diesem falle hat nichts auffallendes für den ausgang des Idten
- und den beginn des Uten Jahrhunderts , wie von W. Grimm und
- Hahn nachgewiesen ist); nimmt man spiln als infinitiv, so kann
- man spiln entweder auf ahd. spilun, ludere oder auf ahd. spiljan,
- terere, frangere zurückführen. — veste bedeutet dann entweder:
- sicher, keiner täuschung ausgesetzt, oder: unabwendbar, con-
- sequent.
- 10. wunder horden] wunder in menge hervorbringen.
- 16. da| er] der geistliche stand ist gemeint.
- 20. verschert sin reht] verschert wird wohl am besten = ver-
- schertet genommen, vgl. Wigal. 10863.- diu triuwe ist verschertet
- 366 ERLÄUTERUNGEN.
- und Parz. 141^ 4. sin triiiwe er nie verscherte. Vgl. auch Walther
- 4^ 19. sin glänz bleip unverschart. woraus zugleich folgt, dass
- verscherten das präterit. auch verscharte bildete. Doch kann ver-
- schert C^ie Wolframs verscherte) auch von verschern (aÄrf. scarjan,
- scheeren, schneiden abgeleitet werden.
- 341, 3. so giudeclich] so verschwenderisch.
- 4. sich wider da| riche valsches ramen] valsches rämen, auf be-
- trug denken; über das reflexive sich sehe man Gramm. IV. 35, 36.
- sich rämen fehlt im verzeichniss daselbst.
- 10. wer des mordes veude] wer nach mord trachte, venden,
- ags. fandjan, explorare , petere, tentare. Mit dem acc. findet sich
- erfenden, Buockir Mosis v. 4343. ir sit in gebenten unze wir da:j
- irfenden, übe da| war si, da| ter zuelfe da heime si. Das ags.
- fandjan mit genitiv: Deut. S, 16. ne fanda thii thines godes. mit acc.
- Caedmon 244^ 29. sidhdhan hie thone bryne fandedon, vgl. 145, 24.
- ic ville fandigan nu mago Ebrea, wo mago freilich auch genitiv sein
- kann. Das altsächs. fanden mit genitiv: that thii te hardo ni scalt
- herran thines fandon , thines frohan. Wie mordes venden könnte es
- auch heissen mordes rämen.
- 12. der meister zal] der grossen menge; der genitiv meister zal
- ist von vil (v. W.) abhängig, starke declination der- adj. nach dem
- artikel der, diu, da:j ist bei Frauenlob sehr selten.
- 14. e si bekämet an] ehe sie ankommt, ehe zum ausbrach sie
- kommt, wir sagen noch: das feuer kommt an.
- 16. kom] == kam.
- 18. dringen] flechten, weben.
- 81. nu Iä| den vademen äne meil] nun verachte nicht die gerin-
- gen, einzelnen.
- 22. vil stolzer Lude wie] Ludwig der Baier ist gemeint, der
- bald nach seiner erwählung mit Johann XXII. die schlimmsten
- händel bekam. Auf diese beziehen sich alle Sprüche von 335 — 343.
- 342^ 8. Vgl. Walther von der Vogelweide , Lachmanns ausgäbe s. 25,
- 11. und Offenbar. Joh. VIII, 10 — 13.
- 15. als da^ rieh begert] wie der kaiser will. vgl. aH. „si
- zseme ze kinde wol dem riche".
- 16. da| waer ein vridelich urhap] das war ein anfang des
- friedens.
- 17 — 18. Die bekannte satzvereinigung , nach welcher hier da|
- swert sowohl zu vüeren als auch zu wirft gehören würde, anzu-
- nehmen trug ich bedenken, weil da^ swert zu vüeren gezogen ob-
- ject, zu wirft genommen subject wäre.
- 19. e| ist gesellen] = e^ sitzet. Hr. v. d. Hagen ändert ge-
- se|:jen in gesetzet, wie mich dünkt, unnöthig.
- 21. si setzent künig uf, ab ame rieh] dieser vers , obgleich
- nicht gegen die mittelhochdeutsche verskunst, hat für Frauenlob,
- der die silben bereits zählt, etwas überladenes. Man wird daher
- wohl zu lesen haben: si setzent üf, ab an dem rieh.
- ERLÄUTERUNGEN. 367
- 843, 7. der pfaffen von dem stuole] die hohen geistlichen sind gemeint,
- die zu Rom leben und die kirche regieren. Vgl. stuoles wolf, 337, 4.
- 9. imverschelt] unverdorben, eigentlich: der schale nicht be-
- raubt. Vgl. ü;jschela, 148^ 16. und bescheln, 9^ 15.
- 10. si viirhtent, da;j ir hei:jeii gebe iht kuole] sie fürchten, dass
- ihr einheizen etwa kühle erzeuge, kuole, niederdeutsch = mhd.
- küele. ^^'
- 11 — 12. unt latent Siim^nie ir kuol erhitzen manecvalt] man
- kann dieses kuol entweder als dem kuole in v. 10. identisch anneh-
- men, oder an das niederdeutsche kule (kuole?) höhle denken, oder
- auch koln lesen; das letzte scheint mir den Vorzug zu verdienen.
- 14 — 15. mit vrevellichen jagen legäten sint] d. i. legäten jagent
- vrevelliche.
- 16. ir vülle tragen] ihren reichthum ertragen. Vgl. Herbort v.
- 105. von spise und von gewanden was diu vülle in sime liove.
- 844, 1. der spaehe'n spaehen] d. i. der .spaelie den spaelien.
- 4. sin art sich trennet] seine natürliche beschaff enheit C^ie
- kälte) löst sich auf.
- 19. tougendinge] da tougenre dinge gegen das versmass wäre,
- so habe ich ein componirtes tougendinc anzunehmen kein bedenken
- getragen, vgl. tougenbuoch ML. 13, 6. *'
- 21. swer vregen gät] vregen, vregete, nebenform zu vrägeit|
- vgl. Frommann zu Herbort v. 4368. Wahrscheinlich hängt vregen
- mit dem ags. frignan (fregnan, frengan, fringan) zusammen, welches
- durch n von frigan (fregan) abgeleitet ist und fando accipere bedeu-
- tet. Auch dürfte vregen wie das abgeleitete frignan ursprünglich
- stark conjugirt haben: friga, frag, fregun, frigansj aus dem plur.
- praeter, wäre dann vrägfen abgeleitet. Vgl. Wackernagel im Wör-
- terbuch zum lesebuche unter fragen, fregen, freginan.
- 845, 9. von kluogen geisten] gewöhnlicher von kluogen witzen.
- 13. da| mensche wirt in driu gelich] mensche in abstracto ist
- ' g. n. — in driu werden sich in drei theile scheiden, vgl. enein wer-
- den. Die drei zum menschen gehörenden dinge sind aber: seele,
- leib und gut.
- 16. ob e\ der licham hat beschert] beschern, zutheilen, theilen,
- verleihen, geben, erlauben. Wir würden sagen: wenn es der leib
- nicht gehindert hat, oder: verdient hat.
- 21. vert er] er, der mensch in concreto.
- 346. In den beiden stollen zeigt dieser spruch von allen andern die
- abweichung , dass v. b — 6.^ und v. 11 — 12. noch nicht durch
- männliche cäsur getrennt sind, sie mithin nur eine langzeile bil-
- den; im abgesange dagegen ist der reim wie bei allen überarbeiteten
- Sprüchen dieses tones durchgeführt. Die gestaltung der stollen, wie
- sie hier erscheint, halte ich für die ursprüngliche.
- 10. gip wider] nämlich das mit unrecht erworbene gut.
- 13. Zwo unde sibenzic zungen sint] vgl. das Annoliet, v. 160.
- her mit sinir gewalt gedeilti si so manigvalt in zungin sibenzog: s6
- ERLÄUTERUNGEN.
- steit i| in der werlti noch. Hier sind zwar nur 70 sprachen er-
- wähnt,' aber man hat unstreitig zu lesen: in ziiogin zwo iind<
- sibenzog". Vgl. noch das Troiigemundes liet ("FFacfc. leseb. 832_> wo
- überall 72 lant genannt werden.
- 14. der sehszic sint verlorn] diejenigen Völker die den christ-
- lichen glauben nicht haben.
- 347, 81. in des himelriches zesen] treffen wir hier auf dasselbe zesen,
- dem wir bereits ML. 4^ 3. begegneten? Bei der Hätzlerin 1. 130,
- 132 finde ich gnäd, herre, in dinem zesen, tvo zesen = riebe. Also
- himelricbes zesen = bimelricb; aber was bedeutet zesen eigentlich?
- Noch muss erwähnt werden , dass ich die Strophen 23 — 26 bei
- Hrn. V. d. Hagen (7/J, 366.^, weil ich sie für unächt halte, nicht
- aufgenommen habe; sie gehören ohne zweifei einem späteren nach-
- ahmer Frauenlobs an.
- G. Neuer ton.
- Dieser ton gehört wegen seiner anreime zu den künstlichsten
- Frauenlobs und wird in dieser beziehung nur von der Tagweise über-
- boten. Gleich diesem dürfte er zu den früheren tönen gehören , wie
- man aus dem inhalte vieler Sprüche und aus manchen wortformen
- schliessen darf.
- 348, 8. dri persön drilicb] In UFL. i, 21. reimte Frauenlob drilch ;
- milch; hier drilich : mich, beides statthaft, letzterer reim aber
- alterthümlicher.
- 9. genuogenj auch Wolfram verwendete bekanntlich diese form
- statt der umgelauteten genüegen, z. b. Parzival 201, 22.
- 14. in disen jamers tam] in dieses elend, diese jammervolle weit. '
- Die erde wird gleichsam als ein dämm gedacht, welcher den ström
- des Jammers nicht abfluthen lässt? Vgl. Lohengrin, 1, 2/ 7, 2 — 7.
- 17. si leisten sin gebot] sie haben ihm folge geleistet, die himmel
- nämlich, die zahm geworden sind, d. h. den menschen erreichbar
- wurden.
- 349, 4. touwes sprengelj sprengel Qstm.^, heisst das instrument, des-
- sen sich der priester bedient das loeihwasser umher zu sprengen.
- 5. du zuckersüe^e vin des himels klösen] du feine zuckersüsse
- des himmels. die klosen des himeles, die verschlossnen räume des
- himmels, d. i. der himmel selbst.
- 6. Wunsches wünsch] Vollkommenheit aller Vollkommenheit.
- 10. in dem sich mac solch kraft mit dir erkösen] sich erkösen
- mit einem bedeutet eigentlich sich durch Unterredung mit einem er-
- lustigen, vgl. UFIi. 3, 14. hier ist der sinn: in dem sich deine
- kraft auf solche weise äussert.
- 11. Spiegel] vgl. FL. 12, 3. und, wie zu allen diesen bezeich-
- nungen der Maria W. Grimms vorrede zur goldnen schmiede.
- 350 — 353. gehören, wenn sie überhaupt dem Frauenlob zuzutheilen
- ERLÄUTERUNGEN. 369
- sind, in seine früheste dichterzeit; abgesehen von aller Überarbei-
- tung die sie ohne zweifei erlitten haben, machen sie schon die ge-
- wiss nrsprünglichen reime vedächtig.
- 350, 3. dii Taldeor der künic stiiont] diese stelle ist verderbt; in der
- ganzen geschichte Abrahams, wie die Genesis sie bietet , kommt kein
- könig Taldeor vor; wäre etwa zu ändern: dii Codralmor der
- 'Mnic stuonf, oder da^ Codralmor den künic er sliioc? vgl. Genesis
- 14^ 1 — 17.
- 6. JKsouvveJ diese form des namens klingt deutscher als die an-
- dere Ksäü (: nn), die gleichfalls gebräuchlich war, vgl. Gramm.
- >/, 347.
- 7. iintrouwe ( : roiiwe)] diese niederdeutschen formen finden
- sich sonst nirgends bei Frauenlob , vielmehr hat er überall die
- hochdeutschen triuwe : riuwe. Will man nicht den Flamen Ksoiiwe
- in anschlag bringen C^in Esinwe, was Hr. v. d. Hagen annimmt,
- ist unmöglich) , so machen sie diese 3 stropfen verdächtig.
- 11. Gelboe] 1. Par. 10. 1. Reg. ^% 31.
- 17. in swajrj die anreime sind in dieser strophe sehr unvoll-
- kommen , und wenn man auch swoer in ser ändert, so wird nichts
- dadurch gewonnen, im gegentheil sehr eingebüsst, weil alsdann auch
- mer : ser, d. h. v. 16. 7mt v. 17. reimte, was unstatthaft ist.
- 351, 2. da| lioubet wandelbaere] das fehlbare , verbrecherische haupt.
- 7. mit namen] in seiner früheren zeit braucht Frauenlob aller-
- dings reime wie namen : kämen : schämen^ sie beruhen auf nord-
- " deutscher sprechart,
- 11 — 12. Ich vermuthe: Wa| half Jonas, in visches munt da|
- wart geborgen er gesiint. Doch ist: ii| visches munt geborn er etc.
- keineswegs unrichtig.
- 358, 5. väder] niederdeutsche form, jedoch nur des reimes wegen mit a
- geschrieben.
- 9. unbezaltec] unbezahlbar. Aus pari. prät. werden durch ec
- so viel ich iveiss keine adjectiva gebildet, es sei denn, dass das
- part. prät. die geltung eines adj. oder subst. bereits hatte, z. b.
- imdertsenec. unbezRlt aber kenne ich nicht als adj.; von einem subst.
- imbezalf kann noch weniger die rede sein.
- 10. zegader] niederdeutsches wort, eigentlich ze gader, hier
- nur des reimes wegen gader, wie oben vader.
- 353 _ 360. Auch diese Strophen gehören nach Inhalt und reimbildung
- in die früheste zeit des dichter s.
- 853, 1; so schöne] = sü schoene; abermals niederdeutsche form.
- 5. swere] niederdeutsch für swaere.
- 8. swanzen] sich tanzartig bewegen. Ich vermuthe auch: in
- 6ren vr6 statt in eren do.
- 13. heil liist berndiu] vgl. UFL. 3^ 11. — heilwin tragenden; hat
- man wie dort heilwin, so hier heillust zu schreiben? heillust be-
- ■ zweifle ich, für heilwin spricht heilwAc C^iemannJ und heilvliei
- KL. 15^ 11.
- Fraucnlob. ^ ( 24
- 310 EKLÄÜTERUNGEN.
- 16. «am ein cngel znirl zweimal so hell wie ein engel.
- 17. ich glaube lip ist zu streichen und iiinbe sich zu schreiben
- 354^ 3 — 4. doch ich ir gliche nie gesach vür wsetlich anzeschouwenl
- nie sah ich eine die wie sie für schön anzuschauen war, wenn
- man nicht siis wajtlich oder so waetlich zu lesen hat.
- 5. durch die Eneas vloch von Tir so werden] eine kühne satz-
- fügung. Da wenn auch Tyrius = Carthaginensis doch Carthago
- niemals == Tjrus ist, so muss man von Tir so Averden auf durch
- die beziehen, propter quam ex Tyio (oriundam) nobilem Eneas fugit.
- 9. Terramajre] bei Wolfram Terramer; auch hier war viel-
- leicht nach niederdeutscher sprachweise were : ahtbere : Terramere
- zu schreiben geivesen. Terrameres tochter hiess Arabel, und nach
- der taufe Gjburg.
- 355, 3. in ir stiur gegeben], in ihre gewalt gegeben.
- 5. grö;j lop enblecketj grosses lob offenbar macht, höchlich lobt.
- 9. gelcetet] befestigt. — da durch (v. S.J steht adverbial: des-
- halb, aus diesem gründe.
- 16. senfte^] = senfte de$.
- 356, 1. Ach heil] Mit unrecht änderte Hr. v. d. Hagen lieil in hei, da
- auch heil als schmerzlicher ausruf der sorge verwendet wird, z.
- b. Diut. L 410. Si schriwen: „jo heil!'' alle. Das heil wird gleich-
- sam zur hülfe gerufen. Auch geweinet, wie Hr. v. d. Hagen für
- das gedienet der handschrift setzte, ist unglücklich gewählt; aus
- geweinet, wenn es überhaupt dem sinn zufolge stehn könnte, wäre
- nie gedienet geworden, wogegen es recht wohl randglosse zu ge-
- meinet gewesen und aus Unachtsamkeit in den text gekommen sein
- kann. „Wie habe ich geliebt, wohin habe ich meine liebe gewendet,
- wenn ff.
- 5. ToraloieJ Hr. v. d. Hagen vermuthet Aschaloiej etwa der
- Aschalafus, Aschalofius bei Herbort? Übrigens nahm Frauenlob die-
- sen und die folgenden namen: der von Zamercöne und Belidas von
- Zicortir wohl aus Konrads Troj aner kriege ; zu Herborts dar Stel-
- lung stimmen sie nicht.
- 18. haben rö] rö, niederdeutsch ^ aus rowe verkürzt wie mhd.
- ruo aus ruowe.
- 13. dicke hö] ich vermuthe dicke unhö ; ihr lohnt ihnen geringe.
- 16. wip, wis mit zühten] die freundliche anrede wip, an die
- geliebte gerichtet, scheint mir hier unstatthaft, da wip in solchem
- falle nie ohne beiwort gebraucht wird; ich glaube demnach Frauen-
- lob schrieb: blibt wis mit zühten. so dass die rede noch an die v.
- 14. angeredeten edelen vrouwen gerichtet ist.
- 357, 2. min lange^ karmen] karmen gehört vorzugsweise norddeutsch-
- land an, und bedeutet: klagen, sich härmen; verswunden braucht
- der dichter um auszudrücken, dass sein karmen jetzt zwar vor-
- über sei, aber auch nie eine Wirkung gehabt habe.
- 3. unt gap] gap ist auf das folgende si, nicht auf karmen be-
- zogen.
- ERLÄUTERUNGEN. 371
- 4. verharnien] durch härm zu gründe gehn.
- 5. vergenclich leit] nicht was wir jetzt ,, vergängliches leid*^'
- nennen, sondern vergebliches leid, ein schmerz der fruchtlos er-
- tragen ward, weil das verlangen, die neigung sich vergangen, fal-
- sches ziel genommen hatte. Vgl. Tristan 11756. er gerte wider
- siner ger, er wolte dar unt Avolte dauj der vergangene man
- versiiolit e:j in dem stricke.
- 6. dei$ brogt] dass es sich stolz fühlt; vgl. ML. 29^ 6. 312_, 20.
- 8. mangel] eine stelle, aus der man entnehmen kann, dass
- Frauenlob in seiner früheren zeit dürftig war; seine spätem Sprü-
- che deuten auf mangel nirgends hin, woraus folgt y dass er mit der
- zeit in ziemlich behagliche umstände gekommen sein mag, weil
- sonst seine gedichte solcher klagen nicht ermangeln würden.
- 9. min vreiide miio| verlernen] meine freude muss aufhören
- freude zu sein, erlerzen , erfreuen, findet sich in Nithartes gevraj^e
- 7, 12. sin miiot sol er erlerzen, scherzen dii mit die naht. Auf lerz,
- sinister scheint mir dieses verlerzen nicht wohl zurückzuführen.
- 17. ein sterben git verlornen strit hän] ich weiss nicht, ob ich
- die lesart der handschrift: ein stern denn sus git etc. im sinne des
- dichter s berichtigt habe; man könnte auch lesen unstaete git oder
- unstate git verlornen ff.; doch scheint mir ein sterben den buch-
- staben der handschrift mehr zu entsprechen , auch desshalb schick-
- licher zu sein, iveil sich der dichter mit Gurzegrtn vergleicht , von
- dem es in Wolframs Titurel iX, 4. heisst: sin vater der hie^ Giir-
- zegrin: der lac tot durch Schoy de la kurte. Nimmt man ein sterben
- an, so ist verlornen strit hän subject, object werden diese worte,
- wenn man unstsete oder unstate vorzieht
- 358. Diese Strophe zeigt wieder eine menge niederdeutscher reime:
- drade : genäde : spade; mcre : sere : lere (Isere) u. s. w.
- 5. so spät] nach so langem ausharren.
- 7. so gerehte] so gerecht, so passend, willkommen.
- 10. nein, ich enkan] nämlich: ihr einen schimpf anthun.
- 13. min kan ich waerlich oder mer, dan wie si wil] die negation,
- die in diesem satze fehlt, liegt in min, d. h. min kan steht für min
- enkan, wie aus dem folgenden dan deutlich wird ; oder ist gebraucht
- um den gegensatz min — mer herauszuheben , und beide ivörter noch
- enger zu verbinden als diess durch noch der fall sein würde.
- 16. Leniatänis] Am einfachsten wäre dieser ohne zweifei ent-
- stellte name hergestellt, wenn man Leviatanes lesen dürfte; allein
- von Leviathan kann hier wohl keine rede sein, und ich stimme
- '■«um Vorschlag des Hrn. v. d. Hagen: unt Flegitänis zu lesen; die
- stelle scheint sich auf die vergebliche mühe und anstrengung
- tfdes Flegitänis zu beziehen, tvovon im Wartb. kriege str. 71 — 76.
- die rede ist. Über Flegitänis vgl. man auch Görres vorrede zum
- i'IiOhengrin.
- 359, 6. Gämurette (: Latrisette : gewette)] Die eigennamen sind dem
- deutschen Cnieder deutschen) gewette, stn., vergehen kleinerer art,
- 312 eiiläijtb:rlingkn.
- gefüye gemacht. — Die genannten helden sind aus Parzival, Wil-
- lehalm etc, bekannt.
- 10. e:j ist hie] e^ was hie?
- 360, 4. mir wser vreiide vuaden] diese redensart entstand wohl au^
- der oft gebrauchten Verbindung vreiideii vunt?
- 14. sunder klpj ohne Widersetzlichkeit.
- 15. schripl schriben bedeutet nicht bloss schreiben^ sondern
- auch zählen, erzählen y kund thun, erklären. Besonders gern ivird.
- schriben von dem kund thun dessen gebraucht, was unerwartet
- kommt, für ein wunder gehalten wird. Zu den von Ziemann im
- Wörterbuche verzeichneten stellen ist Gudrun 57, 4. durch diz
- starke msere mühte man e^ vür ein wunder schriben hinzuzufügen.
- 16. Amfortas an dem zil} der von seinem leiden befreite Am-
- fortas. Da Frauenlob den genitiv Amfortiises (^358^ 15.^ bildet, so
- muss er Amfortas gesprochen haben.
- 361, 5. dich niUt sol mit abgotten] beflecke dich nicht mit abgöttern.
- sol, stn., bedeutet volutabrum, kothlache , davon soln piochdeutsch
- süln), sulwen und solgen Oihd. solagon). — abgotten : krotten des
- reimes wegen.
- 6. da$ vire] die feier.
- 16. riwe unde biht diu machet Ia:j] la:j, adj. hier nicht: träge,
- lässig, sondern: frei, ledig. Vgl. Hätzlerin 1. Z, 30. mach uns
- diser sorgen la:j, I. 49^ 10. Wunsches werden la:j. In unserer stelle
- ist der genitiv sünden hinzuzudenken.
- 17. den brucli unt den spot mit witze brechen] durch verstand
- die Übertretung und den spott C^ie Verspottung^) vernichten, auf-
- heben.
- 362, 2. diu zehen gebot diu sult ir ebene niesen] Da sli:jen, v. i, und
- enspri^en, v. 4, keinen passenden sinn geben, und die reime slle^en
- : wi:j:jen : spie:jen im mhd, unerträglich sind C^ieder deutsch wären
- sleten : weten : spreten weniger bedenklich) , so musste in v. 2. zu
- helfen versucht werden, niesen wird zwar in der regel nur von
- gutem, freuden, der speise und des trankes gebraucht ; allein das
- subst. nie$ KL. 15^ 12. genie| 155, 15. zeigt, dass niesen auch in
- weiterer bedeutung gebraucht werden durfte , und stellen ivie Ötfrid
- I. 17, 64. gihortun ungerno tha| wir nu nia^en gerno^ Wackern. 333,
- 31. wir nu^:jen vroliche da| laut; ebenda 891, 24. diu sele niu:jet
- alle creatüren in got unt got in allen creatiiren ff. beweisen auch
- seine anderweitige Verwendung.
- 9. wuochers zimmer] zimmer bedeutet sto/f, materie, im weite-
- sten sinne; dann holz zu gebäuden; dann gebäude; endlich die er-
- richtung , Zubereitung.
- 10. daj merket niuwe] Ich vermuthe der dichter schrieb: da|
- merket nouwe und brauchte demnach auch v. 5. die mehr nieder-
- deutsche form trouwe; doch wollte ich nicht trouwe ; nouwe gegen
- die handschrift setzen, da niuwe allenfalls durch: „aufs neue,
- mit neuer kraft^^ gedeutet werden darf.
- ERLÄUTERUNGEN. 813
- 363, 2. au alle graete] ohne alle Unebenheiten ^ ohne alle stacheln.
- Wenn yott zart, süe| au alle graete genannt ivird, so bedeutet diess:
- durch und durch zart, guty so dass nichts in ihm ist, was ver-
- letzen könnte.
- 9. sich zuo uns seigtel seigen = sigen machen, sich senken.
- 364, 1. Die siben spacren] die sieben Sphären sind die sieben kreise,
- in denen die sieben planeten sich bewegen; ausser diesen nahm man
- noch zwei Sphären an. In „Spera mundi cum tribus commentis nu-
- per edifis, vz. Cicchi Esculani, Francisci Capuani de Manfredonia,
- Jacobi Fabri Stapuleusis", Cap. I. heisst es: Sphaera autem duplici-
- ter dividitur, secundum substantiara et secundum accldens. Secun-
- dum substantiam in sphacras novem, scllicet sphaeram nonam, quae
- t-primus motor sive primum mobile dicitur, et in sphaeram stellanim
- fix.aruni, quae firmamentum nuncupatur, et in septem sphaeras Septem
- planetarum. Die dabei befindliche Zeichnung zeigt in der erstell
- Sphäre, der nächsten am mittel punkte , der erde, das zeichen des
- vMondes; in der zweiten, das zeichen der Venus; in der dritten das
- i^fseichen des Merkur; in der vierten das zeichen der Sonne; in der
- fünften das zeichen des Mars; in der sechsten das zeichen des
- Jupiter; in der siebenten das zeichen des Saturu; in der achten 24
- fixsterne ; in der neunten die 12 zeichen des thierkreises.
- 5. ziisterne hei^jent wol ir vier iint zweinzic] Ich tveiss nicht,
- ^ ob ich das handschriftliche zuster' richtig in züsterne aufgelöst
- >\habe; ziion bedeutet nach einer glosse, Diiit. I. 178, cunctare; sie
- lautet: cunctaus zueondi, zfionti; züsterne sind demnach stellae
- cunctantes, die nicht wandelnden sterne. Die zahl 24 stimmt zu
- den 24 fixsternen der achten Sphäre, vgl. anmerk. zu 364, 1. Hätte
- man aber die glosse zuönti als falsch zu verwerfen Om Sprach-
- schatze Graffs finde ich sie nichtj, so kann man vielleicht zuosterne,
- stellae motores, lesen, vorausgesetzt, dass zuo auf zAwjha C^gl.
- das süddeutsche zauen, sich sputen, sich tummeln, eilen) zurück-
- zuführen, wie ruo, ruowe auf niwcn; zawjan jedoch wird zu
- zouwen oder bleibt zäwen.
- 6. in den ir louf hänt^ in denen, d. h. von denen eingeschlossen,
- weil die sieben Sphären der planeten von der Sphäre der fixsterne
- umschlossen sind.
- 7. ir ingu:j und ir üfzuc der arctetenl ingu:j oder ingn|? und
- üfzue scheint influentia und attractio; arctete (artete) aber die an-
- näherung zum polus arcticus.
- 8. ir pöIus und ir zelu man seitj hat man ir zal zu lesen ?
- 9. ir tabuleten] ihren stand auf der tafel, d. h. ihre berech-
- nung, Verzeichnung'^
- 10. an dem modeml So wohl das geschleckt als auch die be-
- deutung von modern ist mir dunkel; ist modern ein sttn., stn. oder
- swm. Cin ivelchem falle modemen gelesen werden müssle); ist modern
- oder mödem zu schreiben'^ Zur erklärung dieses Wortes kann ich
- nur beibringen: 1) mödung (moedungV) der Standort beim kegelspiel ;
- 814 ERLÄÜTERUNGEIV.
- Schmeller IJ, 553. 2> das ags. mjdlias Oiw pliirj bouuds, limits,
- finesj Bosworth. 3^ altnord. mid Onjd?) «. locus collineatus,
- stabiilum, medium; das verbiim at mida (mjda?) bedeutet 1) collincare,
- 2) movere. Demnach könnte modern den Standort, die art der beive-
- gung der gestirne bedeuten. Ein verwandtes ivort findet sich bei
- der llätzlerin II. 63^ 33. Diu kraft nach diuem willen wendt die
- himel und die dement, der hflechst uns etlicli sterren sendt, dar nach
- die andern alle umb gent, die man die siben planeten nennt, der jeder
- sinen louf vollendt in siner model reifen.
- 365, 1. Ste, schowe da^ winkelme^] Meine änderung ist zwar etwas
- stark,' doch ste schon diu winkelma:j, was näher lag, giebt keinen
- rechten sinn. Von stan lautet der imperativ zwar meist staut; doch
- da sich auch sta findet (Stä bi, Iti mich den wint an waejen, MS. I,
- 15.), so tvird für Frauenlob auch ivohl ste erlaubt sein.
- 3. der quädran] der quadrant.
- 15. ir me;|;jen lit gar ane dorn] ihr messen ist f'ehllos ? leicht ?
- 366, 6. an siben nuo erzeigen! dieses nuo scheint mir etwas kahl,
- und ich vermuthe , Frauenlob schrieb nuot oder miete j wa? nuot
- (niiete) welches band, ivelchen zusammenschluss.
- 17. figtir der zal alln künsten weif ir sin] wifen, weif, ist mhd.
- nicht iveiter bekannt; ahd. wifan, weif bedeutet involvere. Zu die-
- sem verbum gehört ausser dem von Grimm Gramm. II, 13. ange-
- führten goth. wäips, Corona, auch das RA. 941. verzeichnete baie-
- risch-langobardische guifa, grenzmarkung, und weifen, die marken
- feststellen.
- 367, Es ist zu bedauern, dass der Verfasser der abhandlung „über
- die musik der m,innesinger^', die Hr. v. d. Hagen seiner grossen
- ausgäbe sämmtlicher mhd. lieddichter beigab, auf dieses gedieht
- Frauenlobs gar keine rücksicht genommen hat, obgleich es genau
- den gegenständ behandelt , über den der Verfasser der genannten
- abhandlung licht zu verbreiten suchte; vielleicht wurde er uns
- haben sagen können, was es mit den „neunzig schlüsseln die sich
- in den sechs stimmen beginnen''^ (v. l.y für eine bewandtniss habe,
- 5. der himele kerenj die bewegung der himmel, d. h. der him-
- melskörper in den neun Sphären, von denen zu 364 gehandelt ivard.
- Mit diesen neun Sphären hängen wohl auch die neun himmel der
- nordischen mythologie zusammen , die genannt sind: 1) Vindblainn
- Coder Heidthjrnir, Hreggmimir), 2) Andlangrhiininn , 3) Vidbläinn,
- 4) Vidfedhmi, 5) Hriödhr, 6) Hlyrni, 7) Gynr, 8) Vedhmimir, 9)
- 5?ikatyrnir, von dem es heisst hann er utan um alla heima — er um-
- giebt alle weiten. Mit den neun himmeln der Perser und Araber
- wird es dieselbe bewandtniss haben, und sicher sind auch die neun
- Chöre der enget auf diese neun himmel der alten astronomen zu-
- rückzuführen.
- 9. vollemuren] vollkommen aufbauen, errichten.
- 10. steige, vellel vgl. UFL. 18, 4.
- ERLÄUTERUNGEN. 315
- 13. kuiist solt] yabe der kunst; doch kann man solt auch zu
- wer ziehen und wer = wern annehmen.
- 368. Dieser spruch ist wohl ivider einen gegner, einen feindlichen
- -' kunstgeflossen , gerichtet.
- 2. ein daesic Iiiiut] die handschrift giebt: das ist ein Imnt; da
- man aber das pirseu nicht wohl einen hiind nennen kann, so muss
- ein verderbniss vorliegen, daesic bedeutet dumm, träumerisch Cdö-
- sig} und scheint mir gut dem werlichen liiinde in v. 3. entgegenge-
- setzt; auch begreift man, wie aus dem seltenen daesic aus Unver-
- stand das ist werden konnte. Die nachsetzting des artikels ein er-
- gab sich dann von selbst.
- 6. lüppic] vergiftet.
- 9. da$ e^ nmo| werden snüppic] dass es fallen muss. snuppen,
- fallen, straucheln, stossen, zurück schnappen, snüppic werden =
- snuppen; verwandt ist snaben.
- 10, haet e| mit zisern ge\\en bonu unt kichern] die ziser- und
- kichererbse gelten sonst für die gleiche gattung ; hier jedoch schei-
- nen sie verschiedene erbsarten zu bezeichnen. Aber welche eigen-
- schaft erlangt man durch den genuss von erbsen und bohnen? ettva
- Schlauheit? der ausdruck scheint sprichwörtlich, vgl. in die erbi:jeu
- ' gän, Hätzlerin I. 89, 13.
- 11 — 12. trit ich durch schie:jen vürba:j nie, st^-it ich e:j klein al
- üf dem le] trete ich um zu schiessen weiter hin C^äher hinziQ so
- reisse ich es zu kleinen stücken aus einander auf dem hügel.
- strite, strat, Straten, streten gehört zu den selteneren Wörtern.
- Ziemann giebt nur die bedeutung „ fortstürmen^' an aber ohne beleg ;
- allein dass diese bedeutung nicht die einzige, lehrt das ags.
- strudan, welches spoliare, vastare, diripere bedeutet, aber freilich
- schwach conjugirt wird. strudan verhält sich aber genau zu
- streten, wie goth. trudan zu treten, lässt also für frühere zeit
- starke conjugation vermuthen , ivelche vermuthung durch das pari,
- praet. strudln Cstniden), dispersus, bei Lye bestätigt wird. Bos-
- ivorth giebt als grundbedeutung von strudan an: to employ bodily
- power or strength, und vergleicht ihm das griech. GTQarsviiv; näher
- liegt ihm auf jeden fall das von Stalder verzeichnete strutten,
- strüten, unaufhaltsam fortrennen. Man vgl. noch das Substantiv
- strit, 53, 16. 415, 3. — al uf dem le, auf dem hügel, dem walle.
- Die handschrift hat: als üf dem le, dem ich keinen sinn abzuge-
- winnemveiss, ausser ich nehme als für alles, omnino. Diess scheint
- mir aber zu hart, und da P sehr häufig al in als verderbt hat, so
- wird auch hier die herstellung al für als gerechtfertigt sein.
- 16. gewerbe ich da im siniu lit] drehe ich ihm da seine glieder
- zusammen (wie der waidmann dem erlegten wilde thutj. gewerben,
- gewarbte, machen dass etwas gewirbet, d. h. sich zusammendrehet.
- 369, 1. zart angerj über unflectirte adjectiva vor Substantiven vgl.
- man zu ML. 27^ 3.
- 5. gundel = begunde; die aphäresis des be im Präteritum
- I
- I
- 376 ERLÄUTERUNGEN.
- begiinde (7«cA^ im präsens) kommt seit dem ende des IZten Jahr-
- hunderts wie im 12ten nicht eben selten vor, und wird im Uten
- jahrh. noch iveit häutiger gefunden.
- 14. von blceder jiigent alte vartj von theilnahmloser Jugend das
- betragen des alters.
- 16 — 17. ir niäe^t ie ze, lume in bergenj ihr müsst euch in die
- berge zurückziehen, ze rume niüe^eu, hinweg Guussen; nun bezeich-
- net den für ein ding bestimmten räum, daher auch wohl der dativ
- in bergen richtig ist und nicht mit dem acc. m berge vertauscht
- werden darf. Der ausdruck ist übrigens elliptischy und man muss
- ein verbumy etwa wichen suppliren; doch erwäge man auch ze rate
- tiion eines C^ibJ.
- 370 — 371. Wahrscheinlich gehören diese beiden lobsprüche zusam-
- men, und ich vermuthe , dass der name des gelobten in dem verlo-
- renen ersten Stollen der strophe (137 IJ) enthalten war. Dass der
- gefeierte niemand anders als könig Erich von Dänemark ist, der
- von 1286 — 1319 herrschte , das unterliegt keinem zweifei; wahr-
- scheinlich enthalten auch die worte erenricher werke O70, 7.} eine
- anspielung auf den namen des gepriesenen : Frauenlob deutete viel-
- leicht Erich durch Errich, ferenrichj altnordisch lautet jedoch der
- name Eirikr. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich das jähr 1311
- als dasjenige annehme^ in welchem diese beiden sprüche gedichtet
- wurden. Detmär sagt in seiner chronik von Lübeck zum jähre
- 1310.- In denie sulven järe do qucnien tu UibenK^e de kouing van
- Denemarken iinde marcgreve Woldemär van Brandenborch, de vor-
- evenden sie dar iimnie schellnge de se hadden , unde wart do gedege-
- dinget, dat de koning scheide den niarcgreven uiaken des anderen
- jares to riddere seif hunderste, der scheiden twintich sin vorsten
- unde heren. De hof de wart beropen tö Rostocke; dar wart gröt
- toret C^urittJ , mer dan en ganz jar uppe des koninges koste. Dann
- fährt er fort beim jähr 1311/ Do quam to middensomere over de
- koning van Denemarken mit siuer besten ridderscap; de bleveu vor
- der stad to Rostok so lange, dat de marcgreve Woldemär, sin onu
- nä quam mit sere veler herscap buten landen unde verne vergaderet.
- Dar töch ök so vele andere vorsten, greven, vrier, riddere unde
- guder lüde vor de stad, dat der gelik dar to lande er ny wart vor-
- nomen. Dar weren up deme widen velde maket twe schone sale, be-
- decket unde al unime becledet mit schönen wände unde almestich
- umme rod. Des morgens, dö nialk hadde missen hört, de koning mit
- den sinen tö velde töch. nä eme tö siner banner töch de milde un-
- vorsagede (unverzagtej hertoge Woldemär van »leswik ; de hadde
- dre hundert man mit gröten rossen, unde hadde tö sie ses andere
- heren uppe sine kost, de mit em malk siner bannere tö samende
- togen stoltliken bi deme koning. linder des quam de marcgreve mit
- den sinen, alle mit gröteme schalle. Dar makede de koning ene
- sulftwintigiste , vorsten unde hören, unde achtentich ander man tö
- riddere. Malkeme hadde he vore fant des anderen dages van schar-
- ERLÄUTERUNGEN. 377
- lakeu maiitel, sortut unde rok, vodert mit grawen werke, dar tu
- jualkeiue eu teldeae perd. Unde de hereii makeden do vort riddere
- dat in eueme groteu kouingrike alsodaii eu schare riddere hadde
- wol eil ere wesen. Unde wat dar in beider vorsten sale lioves
- dreven wart, oc wat dar al spere broken worden twe dage umme,
- unde wat dar andere grote dinge schuden , dat was in den landen ere
- ni höret, ff.
- 370, 1. Ich wil des sinues lie florieren] lie (liewe^ stf. alles was
- schatten yiebt^ die laitbe^ das dachy ays. hleö. Der etwas gesuchte
- aiisdruck sinnes lie, die taube des Sinnes hat Franenlob wohl mit
- bezuy auf Gotfrids von Strassburg Tristan 4671^ ivo dieser mit
- he%uy auf Wolfram sagt: vindajre wilder maere, der msere wil-
- (iensere, die mit den ketenen liegent unt stumpfe sinne triegent
- die bernt uns mit dem stocke schate, niht mit dem grüenen linden
- blate, mit zwigen noch mit esten ff. Vgl. auch 168^ 8 — 9. Der
- künste stam mit sänge noch u:j in loubet. — Ur. v. d. Hagen hat lie
- in liet geändert; sehr mit vnreclit.
- 6. so hoch mit sunnen do genumen] diese tiefverderbte stelle
- ist schwer zu berichtigen , um so schwerer ^ je wenigere Wörter es
- giebtf die auf blüemen : rüemen reimen. Ich kenne nur lüemea,
- milde, weich sein, nachgeben; tiiemen, verherrlichen; güemen,
- prahlen. Dennoch wage ich einen versuch; missglückt er, so finden
- vielleicht andre besseres, und ich schlage vor: Sol jo'ch mit sänge
- In dö getüemen? oder sol joch mit sinne ich e\ getüemen: — Wäre
- jedoch z. 6. mit z. 5. zu verbinden , so könnte man lesen: ein lop,
- , da^ hat sich also wit gebreitet, so hoch mit sinne ich:j wil getüemen.
- Vielleicht verdient diese herstellung den Vorzug.
- 8. durchgrunthaftiger list] kunstj die auf den grund hindurch
- zu dringen weiss.
- 10. wan e:j in biunde hat gar schon geleitet min triuwer muotj
- biunde stf. ein grundstück , welches nur der eigenthümer benutzen
- darf; es ist der ahnend, die alle benutzen dürfen, entgegengesetzt.
- Vgl. Setzen hochzit 19. Henslin ü:j der biunde und ander sin guot
- friunde. Das Wörterbuch des h. Gallus giebt clausura: piunte
- (y\^ackernagel, leseb. 27, 23.) und Suchenwirt C*^benda 913, 28.)
- lässt einen knaben sagen: herzen lieben freunt, ich hab weder velt
- noch peunt durch ritterschaft nie übcrriten. — ein lop in biunde leiten
- scheint auszudrücken: ein lop bevriden, d. h. es vor den angriffen
- übelgesinnter schützen, biunde gehört zu büwan, vgl. das dänisaf^e
- bönde , freier bauer. .'^
- 14 — 15. sin manlich tugent sunder schranz in küniclichen ercu
- spranz.] abermals ein starkes verbum, welches ich ausser in dieser
- stelle nicht nachzuweisen vermag, sprinze, spranz, sprunzen scheittt
- glänzen, leuchten, durch färbe unterschieden sein, zu bedeuten;
- vgl. sprinzeln, mit den äugen winken; sprinze, der blau gespren-
- kelte bergfalke; sprenzen, adspergere, ornare. Offenbar ist sprmxea
- aus sprJiea durch N erweitert, wie blinken aus blichen.
- 318 ERLÄUTERUNGEN.
- 373, 5. kraft muo| daj besouclien] kraft muss darnach trachten,
- eigentlich: in iiersuchiing fuhren , prüfen. Vgl. ze besuochenne iro
- divinitatein, bei Wackernagel im leseb. 147^ 31.
- 6. irn sult nilit diu gelübde erbieten] ihr sollt keine gelübde
- thun j nämlich f euch eines dinges zu enthalten. Diese sitte war
- unter den rittern ziemlich allgemein verbreitet, und sie musste
- nothwendig j wenn das gelübde gehalten ivard , oft sehr unange-
- nehme folgen haben für den der ein solches gelübde gethan hatte.
- 10 — 11. lät iiich niht ungewi^^en inuot beruochen schiht reiner
- werke] geht nicht mit unklugheit an die vollbringung reiner y d. i.
- tugendhafter werke, beruochen einen eines, einen mit etwas ver-
- sehen, schiht ist der genitiv singularis.
- 374, 6. warhafter wajte] d. i. wahrhaft. Vgl. zühtic purpur, ML. 34, 4.
- 16 — 17. so wi:j;jet, da;j unedeliu ger unrate ir selben; niemen
- pfliht tuot mej wissty dass unedles bestreben sich selbst übel beräth.
- Die letzten worte niemen pfliht tuot me sind dunkel; besagen sie:
- niemen tuot me dan pfliht, keiner thut mehr als seine pfticht? Vgl.
- 129, 17. kund ich ba^ Herman der Damen, könnte ich besser als Her-
- mann der damen; oder ist niemens pfliht zu lesen? oder niemen C^at.J
- pfliht tuot we?
- 375, 3. diu schäme ist niht nach der genuht] die schäm ist nichts,
- keine ttigend, wenn man seiner begierde genug gethan an; vor der
- schihte , vor der that ist schäm eine tugend.
- 11. die] über die statt diu vgl. man Hahns Grammatik s. 118.
- hier wird die durch den reim verlangt.
- 17. da der Eren kör wol xam] da wo der r eigen der fr au
- Ehre ivohl geziemend tvar. Auch kür für kör gäbe guten sinn,
- doch schien mir die änderung unnöthig , da der ausdruck Eren kör
- unserem dichter ganz angemessen ist. Vgl. 130, 1. kuni, Minnen
- schüeler, dich wil fere in ir tanz.
- 376, 9. da| ist wol halp gescheiden] das ist wohl halb geordnet,
- vollendet.
- 10. man hat gedinget] man hat gericht gehalten, als richter
- entschieden.
- 377, 5. der tuot dich wol muotwillen] ich vermuthe: der toetet wol
- muotwillen, oder noch besser: der dühet C^der diuwet, vgl. 400^ 5.>
- wol muotwillen, der drückt wohl den muthivillen nieder.
- 10. mahtu muotwilln stillen] die Verkürzung muotwilln scheint
- mir etwas hart, obwohl dergleichen nicht unerhört ist; schrieb
- Frauenlob etwa muotlust stillen? Vgl. 382, 16.
- 11. crlich] herlich, sich als herren zeigend?
- 12. twinc in wider in] treib ihn zurück, beschränke ihn.
- 378, 9. wil man die warheit mesten] will man machen, dass die
- Wahrheit gedeihe. Vgl. 116, 11.
- 15. so Zimt niht ba^] ba| scheint hier statt wol zu stehen, d. h.
- im sinne des positives.
- 379, 7. nach ir geburt sl üf den adel erbei^en] sie, die p f äffen fürsten.
- i
- EKLÄüTERÜiNGEN. 319
- die nur durch ihre wähl, nicht durch ihre yebttrt, fürsten sind,
- stossen eben wegen ihrer un fürstlichen gehurt wie raubvögel auf
- den adel.
- 9. lat mich da:j mei^enl lasst mich das so deutlich, wie durch
- ein bildwerk, darstellen? mei:jen, m'ie| bedeutet eigentlich.' mit dem
- meissel arbeiten Csteinnietze verderbt aus steiumei^e).
- 13. swie hoch die vürsten sin beschorn] wie hoch auch der
- fürstenrang sei, zu dem sie durch die tonsur gelangt sind. Je
- höher der rang des geistlichen , desto grösser ist die tonsur be-
- kanntlich. Doch liegt in unseren Worten darauf keine hiniveisung,
- tveil dann wohl swie tief stehen müsste.
- 17. dem adel kür ie machet zart ir ger] die wähl der pfaffen-
- fürsten ist es, welche die begierde derselben dem adel (dessen glie-
- der ja eben gewählt werden) angenehm machet.
- 880, 4. gewalt miio:j adel spiseii] macht muss den adel aufrecht er-
- halten; ein sprichivort sagt: „Adel ohne macht wird allorts aus-
- gelacht; Edelmannes noth steht unterem bettelbrot^'.
- lOo ü:j dem satzej aus dem behälter; eine bedeutung des Wortes
- saz, die ich nicht weiter nachweisen kann, so unzweifelhaft sie
- sich auch hier ergiebt.
- 11 — 12. kein adel sine tugent gebar scheinlich so vinsterlich
- gevar] kein adel hat seine tugend durch die geburt, mag die tugend
- offenbar sein oder im verborgenen bleiben.
- 381, 17, swa$ sin geburt im sneit erlichj tvas seine geburt ihm herr-
- schend auferlegte. — erlich nehme ich für herlich^ oder ist: sneit,
- Wißrlichl zu lesen?
- 882, 5. der swine ein ebenspil er tiiot] der thut es den Schweinen
- gleich.
- 9. du list in schänden pfäte] du liegst im bände, zwange der
- schänden.
- 10. sich muo| din nennen stillenl es ist nothwendige folge, dass
- dein name nicht mehr genannt wird.
- 16 — 17. din arger muotlust als da:j swin vernüUet aldin nennen
- vil unrein] muotlust, stm. gelüst des herzens; vernüllen Cvcrnulte,
- vernolte), verwühlen (nülmüs, die kleine Wühlmaus , feldmaus.).
- 383, 1. besinnen] durch sinnen, betrachten zur erkenntniss bringen.
- lt. in wäne ein künic, nach dunke ein man] sie, diese einge-
- bildeten, halten sich in ihrem wahne für könige und in ihrem dun-
- kel für männer.
- 13 — 14. swenn hat gekraet der äbenthan , da$ krüt wol marner
- triuten kan] ein Sprichwort: wenn der abend da ist, geht die katze
- Cstatt marner ist, wie ich glaube, murner (//«r bekannte name des
- katersj zu lesen, da doch hier keine anspielung auf den bekann-
- ten dichter Marner vorliegen dürfte) auf den raub. Im kraute näm-
- lich verbergen sich die katzen, also: sie lieben es.
- 15. der selben tdt ouch m6r zeran] solcher thaten sind schon
- viele vergessen worden. Hieraus ersieht man, wie man obiges
- 38» ERLÄUTERUNGEN.
- Sprichwort im beziiy auf die eingebildeten zu verstehen hat: So
- viel sie sich auch zutrauen, so verrichten sie doch, ihren krä/ten
- angemessen nur kleines ^ unbedeutendes , wie die katze auch nur -
- mause fängt, wenn der abend kam.
- 16 — 17. ich bin den swaeren wilde; tugent in dich erschein!
- wilde, unzugänglich, feindlich, ungeivinnhar. Unter den swseren,
- den beschwerlichen , sind die eingebildeten verstanden. — tugent in
- dich erschein, d. i. mache, dass tugend dich erleuchte, in dick
- hineinstrahle.
- 384, 2 — 3. da:j sl bruoten ob ritterschaft imt ininnen spil] dass sie
- allen ihren eifer auf ritterliche thaten und die gunst der frauen
- richten, bnioten für brüeten ist mehr niederdeutsch. Der ausdruck
- ininnen spil dürfte hier kaum in seiner eigentlichen bedeutung ge-
- braucht sein, vielmehr so wie ich ihn aufgefasst habe , da er mit
- ritterschaft verbunden ist.
- 6 — 7. si niügen sich selten hoene ma:jen , so si ü^ rehteni
- gründe in herzen ha:jenl Der reim mii^en : ha:jen (ha^:jen) ist auch
- nur der niederdeutschen mundart (baten : maten) gerecht y nicht der
- hochdeutschen. Dieser sprach dürfte demnach in Frauenlobs frü-
- here zeit gehören, wenn anders die lesart richtig ist. Ganz in des
- dichter s iveise wäre übrigens: so se buwen üj rehtem gründe ha^:jes
- strafen. Vgl. ha:j:jes kleit naejen 270, 5.
- 385, 10. da| er gar Avilleclichen nmo:j volherden] volherden, mhd.
- volherten, ausdauern, beständig bleiben; oder wäre volherden von
- hert abzuleiten? Der reim herden : erden wäre dann mhd. tadellos,
- was herten : erden nicht ist; allein ich wüsste da keinen schick-
- lichen sinn zu finden; eher Hesse sich ein tiiederdeutsches herden
- (voti herde = hirte) annehmen; vgl. behalten uut behirtet, Hätzlerin
- IT. 60, 165. und die bemerknng zu ML. 30, 5.
- //. Zug Ion.
- Die drei einzigen strophen in diesem tone sind uns nur in sehr
- verderbter gestalt erhalten tvorden, welcher umstand die grössere
- kuhnheit meines Verfahrens bei ihnen rechtfertigen wird. Aber auch
- so scheint mir noch nicht alles zu sein, ivie es sollte; jedesfalles
- iverden diese drei strophen als jungendliche versuche des dichters zu
- betrachten sein. — Als fahrender singer (swar ich in dem lande var,
- 3, 16.) tritt der dichter vor einer Versammlung von frauen und rittern
- auf, und, aufgefordert, der frauen lob zu singen, thut er es meist
- in den herkömmlichen gedanken und Wendungen; etwas scharf aus-
- geprägtes, tvie die spräche seiner reiferen zeit, haben diese drei
- Strophen nicht.
- 386, 15. den wolt ich mit gesange letzen] letzen, verletzen, strafen;
- oder mit ironie : letzen , erfreuen ?
- 387, 1. üfhaltunge aller weide] Frauenlob reimt sonst werlt : geberlt,
- woraus folgt, dass er werlt sprach; braucht er hier weide (mhd.
- ERLÄUTERUNGEN. 381
- weite), so geschieht dies nur dem reime %u gefallen. Die f'rauen
- werden als üflialtunge, d. i. erhaltiing, erhalterinnen der weit ge-
- priesen, weil gott und Maria ihretwegen Cn^tt kann einem rothen
- munde nichts abschlagen) der ivelt genädig seien.
- 388, 4. in dirre xit] dieser ausdriick „in dieser %eit^' giebt dem ge-
- dickte fast das aussehen einer Stegreifdichtung , eines unmittelbaren
- dichterischen ergusses ; bei ruhiger ausarbeitung hätte der dichter
- wohl geschrieben ia sumeres zit, in smeien zit; aber eben iveil er
- im Sommer sang, sagte er in dirre zit.
- 8. mere tiion] majorem reddere. = meren, vgl. Hadloub LVJ.
- i, 4. minen smerzen, den mir tout diu iiere mere.
- 18. da;j ich dir sprichel das behaupte ich von dir.
- 13. unz in des liimels portj bis an den rand des kimmeis ^ d. h.
- so lange ich auf dieser erde lebe, port nehme ich für bort, nicht
- für porte.
- /. Vergessner ton.
- 389, 8. an blcedekeit besachet] ohne menschliche schwäche erzeugt.
- Vgl. all. 105. wir sin von brceden sacken. Über besachen vgl. man
- KL. 2, 8.
- 11. von künigen her gewidemet] von königen her entsprossen,
- eigentlich : gestiftet.
- 390, 1. Samsöns starker got gedriet] Hr. v. d. Hagen liest Samson,
- starker got, wodurch Simsoii nicht nur zu einem gotte, sondern zu
- einem dreieinigen gotte erhoben wird; wahrscheinlich verleitete ihn
- der folgende vers dazu.
- 2. du Absalon, Davides kint gevriet^ Christus ist gemeint; er
- heisst der gefreiete, d. i. von schuld freie, Absalon, wahrschein-
- lich, weil Absalon der liebling Davids war.
- 7. diner wunden sat] die saat der wunden sind die bluttropfen^
- die aus den wunden fallen. Der ausdruck ist kühn; allein da
- Frauenlob C^iit einziger ausnähme von dröt für drute, aber in
- einem seiner frühesten gedichte, 6, 16.^ nur vor m ä in o über-
- gehen lässt, also nicht spöt sondern nur spat sagte, durfte dine
- wunden rot nicht geduldet werden, wenn auch gerte : nerten nichts
- wider sich gehabt hätte. Übrigens ist s«it Parzivdl 372^ 8. ähnlich
- und nicht minder kühn gebraucht : sult ir werden alt, trüeg dan
- niht wan sper der walt als er$ am andern hol^e hat, daj wurde in
- zweitt ein ringiu sät.
- .391, 1. Der ersten sache kind] vgl. KL. 1, 4. FL. 16, 1.
- 14. natüre brach] vgl. 233, 5 — 15.
- 15. wer mohte in des gestiuren?J wer mochte ihm darin be-
- schränken ?
- 392, 2 — 3. in vluoches slihte ein teil ir e zestoeret wart] slihte, stf.
- Schlichtheit, geradheit; in vluoches slihte, durch den schlichten
- fluch; oder hat man: in vluoches schihte zu lesen?
- 382 ERLÄUTERUNGEN.
- 9. Naturen lust gap apfels briich] das gelüste der menschlicheu
- natur verursachte den brück des apfels ßm paradiese).
- 10. nature brach natüren sprucli] die natur brach den spruch,
- das verbot der natur. Natur scheint einmal die menschliche , und
- dann die göttliche natur ("= gottj zu bezeichnen.
- 18. ir alten vli^] ihren alten gang, die alte weisen ihre kräf'te
- wirken zu lassen.
- 393, 3. gotes adelsarc] gottes edler schrein^ die Jungfrau ist gemeint.
- 8. da:j wort des alten listesj das wort der alten Weisheit; gott
- der vater tvird durch den alten list^ der söhn durch das wort
- bezeichnet.
- 10. werden] würdigen, gehörig schätzen ^ erkennen.
- 394, 8. des heil sich überbuocte] dessen glück kam zu falle, sich
- überbüegen, sich mehr beugen, als man vertragen mag. büegen ist
- von biioc, bug , nicht direct von bieii»en, herzuleiten. Bei der Hätz-
- lerin II. 58^ 128. liest man: Ob ein frowe mich hie| xe spot be-
- schern als einen tören , da:j ich ein jär diu oren in ir dienste blecken
- lie|, od da| si mich barvuo:j hie:j gan als den Vuhs von Osterrich,
- da^ selbe gebot unfürderlich ir und ouch mir da:j wold ich lan und in
- ir dienste heben an ein^ , da:j sich ba:j füeget in eren unverbüeget. ff.
- Ist unter dem „Vuhs von Osterrich'^ Nithart Fuchs gemeint?
- 395, 5. mit vreisenj mit angst.
- 8. huserel bewirthung die dem hause ehre macht.
- 15. gip mir vor vernunst] zeige mir vor allem ein verständiges
- Cfreundlichesy betragen.
- 396, 4. wülvet mit der spise"! thut im betreff der speise dem wolfe
- gleich, d. h. verschlingt alles selbst. Ohne zweifei anspielung auf
- die thiersage, und zwar auf Reinhart vuhs v. 471 — 498.
- 397, 1 — 2. geslo;j:jen — reht als ein gesperre] fest vereinigt, wie
- das gebälke eines haus es , d. h. so vereinigt, dass eines das andere
- bedingt.
- 398, 3. e\ hat der ersten vrümde schaft getroffen] es hat den schrein
- der ersten vortrefflichkeit , des ersten heiles erreicht, schaft, stn.,
- früher scaf, gefäss , kästen, schrein; vgl. schapfe, swm. bei der
- Hätzlerin I. 35, 32. Frauenlob braucht vrümde schaft hier wie
- anderwärts sselden schrin , und da er v. 6. vrümde gegen güete ver-
- tauscht, so scheinen allerdings die Wörter vrümde, güete, saelde
- synonym. Anders weiss ich die verderbniss dieser stelle nicht zu
- heben.
- 6. ob da^ mittel im der güete entwichet] wenn die mitte ihm
- Cdem beginne) an gute nicht gleich kommt.
- 14. ob e^ da hin in vreuden snabt] ob es in freuden strauchelt,
- den freudigen fortgang einbüsst.
- 399, 1. sagt] bezeugt, beweist.
- 3 — 4. ein winkelma^ ist ende an allen dingen] alle dinge las-
- sen sich nur nach ihrem ende ermessen, beurtheilen , wie der ivin-
- kel nur durch das ivinkelmass richtig gemessen wird.
- ERLÄUTERUNGEN. 383
- 8. die wisen da:j bewachenj die weisen vertheidigen j behaupten
- das. bewachen ist hier synonym mit bewarn.
- 400, 2. meine] meinung.
- 3. ich han iiiwer giiot genomen] ich habe eure geschenke an-
- genommen.
- \ 5. da:j ir iiich vor schänden diuwet] dass ihr euch vor schän-
- den hütet, diuwen O^^in niederdeutsch diiwen) entspricht dem mhd.
- (Uuhen, dühen, senken, neigen in die tiefe; sich diuwen, sich
- ducken, sich bücken. Über Frauenlobsches iuw für iuh vgl. man
- 268, 12.
- 15. der tot ist todes galle] dieser tod ist der bitterste, nämlich
- die Verachtung nach dem tode , vgl. 38, 18.
- I 401, 3. gen löse] gegen Falschheit. — lös, stm.
- 6. mit umberede] mit besprechung, mit umständlicher rede.
- 15. diu Wirt nach töde swenkerj die wird nach dem tode be-
- tveglicher , schwingender , um sich greifender durch allgemeinere
- , bekanntiverdung. Lautet das adj. swanc oder swenke?
- 408. Dieser spruch zeiget mehrere abweichungen im bau; zuerst ist
- z. 14 mit z. 7 nicht durch den reim gebunden, und dann haben die
- zz. 2y Q, 13 sieben hebungen, z. 12 dagegen nur 5, da in allen an-
- dern sprächen dieses tones die zz. 2, 6 nur fünf, z. 12, 13 aber
- sechs hebungen haben. Ich zweifle nicht, dieser Spruch bewahrt
- uns die ursprüngliche gestaltung dieses tones, ob aber die abän-
- derung, wie sie in allen andern strophen sich findet, vom dichter
- selbst herrühre, oder das werk eines späteren Überarbeiters seij
- das lässt sich unter den gegebenen umständen schwer entscheiden,
- '\ 2. iinkunde vürte rennet] tmbekannte fürte zu durchtraten an~
- treibt. Zu vurt, stm. vgl. 85^ 16. 138, 19.
- 13. sich fiden] sich verlassen, trauen. Ich habe noch nirgends
- sonst dieses dem lateinischen entkhnte wort gefunden,
- K. Kauf ton.
- Dieser ton heisst im Wartburger kriege der „Thüringer herren
- ton'^, und in ihm ist der ganze erste theil dieses gedichtes und ein
- stück von 18 strophen das die handschrift A in den zweiten, in
- Klinsors schwarzem tone gedichteten theil einfügt^ abgefasst. So
- drängt sich uns nun die frage auf: ob dieser kaufton oder thüringer
- herren ton wirklich ein ton Frauenlobs sei, d. h. hat er ihn erfun-
- den und zuerst gebraucht, oder gehört er einem älteren dichter zu,
- und hat sich Frauenlob ihn nur angeeignety d. h. in ihm einige
- Sprüche gedichtet? Diese frage hängt genau zusammen mit einer
- zweiten: wer ist der dichter des Wartburger krieges, nämlich in der
- gestalt, in der wir ihn jetzt besitzen? Das stück von 18 strophen,
- das dem zweiten theile zusammenhanglos eingefügt ist, dieses nun
- trügt alle merkmale frauenlobischer dichtung an sich, mag man den
- Inhalt nun oder die spracht berücksichtigen. Der zweite theil ferner
- 384 KRLÄUTERLINGKN.
- wird mit recht und nmvidersprochen einem norddeutschen dichter
- zugeeignet j vom Um. v. d. Hagen dem thüringischen tiiterolf; ab(
- war JHteroIf wirklicher theilnehmer am streite, den streit selbst jetzt \
- als geschichtliche thatsache vorausgesetzt, so müssen wir ihn in
- dem erstell drittheil des Idten Jahrhunderts uns lebend denken und
- somit kann er nicht der dichter dieses ztveiten theiles sein,
- der schon wegen mancher anspielungen auf spätere ereignisse nicht
- vor 1345 gedichtet sein kann. Nimmt man als die zeit des wirklichen
- kampt'es auf der Wartburg die jähre 1306 — 1, oder auch die letzten
- jähre vor landgraf Hermanns tode an CT 1215^, und geben wir
- Biterolf zu der zeit auch nur ein alter von 30 jähren; so musste
- er 1345 doch wenigstens 60 — 69 jähr alt sein, ein alter, worin nur
- wenige noch dichten. Aber schon im ersten theile des Wartburger
- krieges wird Reinmar von Zweier zum kieser, Schiedsrichter er-
- nannt; da dieser dichter nun um 1340 in seiner blute stund, demnach
- zivischen 1206 und 1215 iiicht wohl als Schiedsrichter im kämpfe der
- dichter auftreten konnte, so folgt hieraus, dass den Wartburger
- krieg ein dichter gedichtet haben müsse, der am kämpfe selbst, zwi-
- schen 1206 — 1215^ nicht selbst antheil nahm, sondern der vielmehr
- Hne ziemlich geraume zeit nach der blute Reinmars von Zweter lebte.
- Leicht kann man nun sagen Reinmar von Zweter ist mit Reinmar
- dem alten verivechselt ; aber eine solche Verwechselung zweier dichter
- die im \Men Jahrhunderte allgemein bekannt ivaren, kann doch nur
- von einem manne herrühren , dem diese dichter in ziemlicher ferne
- liegen, ja bei dem der rühm des jüngeren den rühm des älteren in
- Vergessenheit gebracht hatte. Aus allem scheint mir zu folgen, dass
- man die abfassung des Wartburger krieges in der gestalt, in welcher
- er uns vorliegt, nicht vor das letzte viertheil des IMen Jahrhunderts,
- d. h. nicht vor 1270^ setzen dürfe. Auf einen dichter des Wartbur-
- ger krieges , der zu Mainz wohlbekannt war, ist bekanntlich schon
- früher geschlossen ivorden; Hr. v. d. Hagen selbst schreibt der Main-
- zer sängerschule eine aneignung und fortbildung des Wart-
- burgkrieges zu: warum soll ich nun nicht gradezu aussprechen, dass
- ich Frauenlob selbst für den Verfasser des gedicktes halte , wie es
- uns überliefert ist? Nennt er sich nicht selbst als den, der den ge-
- sang Walthers und Wolframs verbessert habe C^gl. zu 164_, 165.9?
- Und findet diese berühmung nicht am besten ihre erklärung und auch
- vielleicht entschul digung darin, wenn man annimmt, Frauenlob habe
- den Wartburger krieg, wie er jetzt ist, gedichtet? War er es dann
- nicht, der Walthern und Wolframen in einer weise sprechen Hess,
- die ihm trefflicher däuchte , als die art und weise der beiden genann-
- ten dichter, eben weil sie seine art und weise war? Ferner
- fragt es sich, ob Frauenlob einzelne ältere lieder, oder auch ein
- älteres vollständiges gedieht vorfand, oder ob er nur die mündliche
- oder auch schon geschriebene sage aufgriff, und sie dichterisch ge-
- staltete. Nimmt man eine frühere vollständige bearbeitnng dieses
- gegenständes an, so ist zunächst auffällig, dass sich keinerlei
- ERLÄÜTEllUNGEN. 385
- bestimmte Zeugnisse füt' den ivartburyer krieg vorfinden, die älter
- wären als unser gedieht. Die früheste nachricht bis jetzt findet sich
- im gedichte von St. Elsebedeu leben CDiutisca I, 344 ff.} das kaum
- vor i270y eher später ahgefasst ward, und bei Dietrich von Thü-
- ringen im leben der h. Elisabeth, um 1289. Entscheidend freilich
- würde es sein, wenn sich erweisen Hesse, dass Dietrich seine nach-
- richt aus Berhtolds leben des landgrafen Ludwigs, des gemähtes der
- h. Elisabeth, der 1327 auf der kreiizfahrt starb, entlehnt habe; denn
- Berhtold war mönch zu Reinhartsbrunnen , Ludwigs caplan und be-
- gleiter nach dem morgenlande; er würde demnach als aug- und
- Ohrenzeuge des kämpf es zu betrachten sein. Von Hannover her, wo
- Berhtolds werk, welches einen theil der Reinhartsbrunner Jahrbücher
- bildet, aufbeiüahrt wird, könnte der genügendste aufschluss gegeben
- werden. Aber gesetzt auch, bei Berhtold fände sich eine nachricht,
- so würde dadurch erst erwiesen sein, dass auf der Wartburg wirk-
- lich ein ivettstreit der dichter gehalten worden, dass demnach der
- Wartburgkrieg eine geschichtliche Wahrheit, keine sage sei; noch kei-
- nesivegs aber, dass der inhalt unser s Wartburgkrieges auch den In-
- halt der ursprünglichen lieder gebildet habe. Daran zweifle ich al-
- lerdings und zwar gerade deshalb, weil der inhalt unsers gedichtes
- wohl der denkungsart der dichter seit 1240 — 1300, nicht aber der
- art und weise, der ganzen geistigen richtung der dichter der frü-
- heren zeit angemessen erscheint. Auch ist es in der that auffällig,
- und es spricht gegen die geschichtliche Wirklichkeit eines singerkrie-
- ges auf der Wartburg , dass in den deutschen gedichten, die zwi-
- schen 1206 und 1260 fallen, sich keine spur einer kenntniss dieses
- krieges findet. Sollen wir glauben, dass dieses ereigniss , bei dem
- das leben des besiegten auf der wage stand, den unmittelbaren theil-
- nehmern so gleichgültig gewesen sei, dass sie später nie mehr sein
- gedachten? musste nicht vielmehr ein solcher Vorfall die ganze dich-
- terweit des ersten dritteis des \Zten Jahrhunderts in einem grade be-
- wegen, ja erschüttern, so dass sie gar nicht umhin konnten, sein
- mehr als einmal zu gedenken, zumal diejenigen , in deren art es lag,
- allen nur einigermassen das gewöhnliche überschreitenden Zeitereig-
- nissen aufmerksamkeit und theilnahme zu widmen? Ein Walther z. b.
- der den gewaltigen zudrang der ritter zu dem thüringer hofe rügend
- erwähnt, der es der erinnerung iverth erachtet, mitzutheilen , dass
- ihm ein gewisser Gerhard Atze ein pferd in Thüringen getödtet habe ;
- Walther sollte in betreff" dieses Vorfalles, der ihn doch als theilneh-
- mer näher als alles andere berührte, fischstumm geblieben sein? Und
- das gleiche gilt von allen andern theilnehmern , zumal von dem an-
- spielungsreichen Wolfram, dem es gleichfalls nicht an gelegenheit
- fehlen konnte, dieses Vorfalles zu gedenken. Endlich ist zu erwä-
- gen, dass Klinsor und Heinrich von Öfter dingen, bis jetzt als dich-
- ter noch nicht nachgewiesen sind, und dass sogar ihre persönlich-
- keit, und zivar keineswegs grundlos, stark bezweifelt wird; ferner,
- dass sich kein einziger Singerwettstreit vorfindet, der als vor 1250
- Frauenlob. 25
- 386 ERLÄUTERUNGEN.
- gedichiet angenommen werden müsste, woraus sich ergiebig dasa
- diese art von gedickten, vielleicht selbst der gedanke daran, in
- Deutschland früher gänzlich unbekannt waren. Ja selbst die möy-
- lichkeit des gedankens an einen solchen singerwettkampf möchte ich
- bei den dichtem des ersten dritteis des iUeti Jahrhunderts bezivei-
- f'eln, die da frei und ohne Verbindung mit einander lebten und als
- ritterliche leute oder als geistliche^ die erhaltung oder den vertust
- ihres lebens kaum von dem ausgange eines w ettsingens abhängig
- gemacht hätten. Wohl aber konnte dagegen leicht ein späterer dich-
- ter , nachdem singschulen , wenn auch noch so frei eingerichtet, ge-
- stiftet waren, auf den gedanken des wettsingens kommen, und um
- diese art von kämpf gleichsam zu legalisiren und zu heiligen, einen
- wettkampf früherer dichter — erdichten, gerade wie die späteren
- meister des 15. 16. Jahrhunderts manche der berühmtesten dichter
- der ersten und zweiten hälfte des dreizehenten , ja sogar des vier-
- zehenten Jahrhunderts als gleichzeitig lebende grunder der meister-
- sängerschule angeben. Einem solchen späteren dichter war es denn
- auch erlaubt, männer bei diesem streite zu vereinigen , die nicht zur
- gleichen zeit lebten, ja selbst theilnehmer zu erdichten, die niemals
- existirten. Historische kritik gab es nicht., tind gedichte, die sich
- für geschickte gaben, nahm man für geschickte. Es begreift sich
- daher, dass, als nur einmal ein Wartburgkrieg gedichtet war, er
- auch bald geschicktliche geltung erlangen musste. Alles dieses er-
- wogev , und da die 18^ dem zweiten tkeil eingereiketen Strophen im
- thüringer herrenton unverkennbar Frauenlobs art und weise an sich
- tragen^ da sich das gleiche vom ganzen zweiten theile des Wartburg-
- krieges mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten lässt; da der erste
- theil endlich nichts enthält, was der art und weise Frauenlobs wider-
- spricht, vieles dagegen, was mit ihr völlig übereinstimmend ist; da
- ferner der thüringer herrenton von den späteren singschulen als ein
- Frauenlob scher ton unter dem namen kaufton verzeichnet wird, so
- glaube ich schliessen zu dürfen, dass niemand anders als
- Frauenlob den Wartburgkrieg gedichtet habe. Was die
- bereits mehrmals erwähnten 18 Strophen betrifft, so ist der herr von
- der Hagen der ansieht, dass sie den eingang zu einem grössern er-
- zählenden gedichte, Laurins und Sinneis Schicksale enthaltend, zu
- bilden bestimmt gewesen seien, gerade wie ein theil der Strophen des
- zweiten theils, in Klinsors schwarzem tone, den eingang zum Lohen-
- grin bilde. Damit bin ich ganz einverstanden , und ich zweifle nicht,
- dass die Schicksale Laurins und Sinneis und überhaupt das wunder-
- bare treiben der zwerge das Klinsor in den mund gelegte gegenstück
- zu bilden bestimmt gewesen seien gegen die Schicksale Lohengrins,
- als deren erzähler Wolfram von Eschenbach auftritt. Als dichter
- des Lohengrins C^er notkwendig in Mainz sehr ivohl bekannt gewe-
- sen sein mussj erscheint Frauenlob zugleich gewissermaassen als ein
- fortsetzer Wolframs, da Lohengrin Parzivals söhn ist. Die idee,
- den wartburger krieg auf diese weise gleichsam nur als einen rah-
- ERLÄUTERUNGEN. 387
- meu zu gebrauchen für zwei umfangreiche erzählungen; diese idee
- ist so gross und weitgreifend ^ dass wir wohl annehmen dürfen,
- Frauenlob habe nicht vermocht, sie vollständig auszuführen , gesetzt
- auch, er habe nicht erst in seinen späteren lebensjahren die ausfüh-
- rung begonnen; in seine frühesten aber sind diese gedichte auf jeden
- fall nicht zu setzen. — Aber es ist zeit, von dieser abschiveifung zu
- \unseren Sprüchen zurückzukehren, da eine strenge, genügende be-
- Igründung ohnehin einem anderen orte aufbewahrt bleiben muss.
- I403, 3. ba| tiion einem] genüge thun, = be^:jerü.
- 5. mit einen dingen du si erlabes] vgl. Parzival 152, 2Q. sin
- rede imde ir lachen was gezilt mit einen sacken. Über die 2. pers.
- sing, praes. auf s statt st vgl. Hahns grammatik s. 76.
- 7. erzeugen] aus ar-zi-augan, von auga, also: etwas ganz
- Ivor die äugen bringen. = erzeigen, beweisen, eriveisen.
- 9. Iiimelriches vuntj = lümelrich; eigentlich: dass ein himmel-
- reich gefunden wird, dass es ein himmelreich giebt.
- 11. mit nilite] durch kein sinnlich ivahrnehmbares zeichen.
- 14. tuo mir halt unt mach mir schin] die ausdrücke einem balt
- ^ tuon und einem schin machen scheinen hier das gleiche auszu-
- drücken; den erstem weiss ich nicht iveiter nachzuweisen; etwas
- atiders wäre: tuo mich balt, hat man etwa so zu lesen?
- 104, 6. hat endelosen gruntj d. i. hat keinen grund, findet keinen
- boden.
- . ,, 13. die sinne diu mich eben an sihtj Über die Verbindung des
- subjectes im plural mit dem prädicat im Singular vgl. man Grimms
- grammatik IV, 196. ff".
- 105, 2. nach der men scheuchen art] ivie menschen (zu sehen) pflegen.
- 7. fi| legen mit vrage] eine frage aufwerfen. Vgl. Wartburg-
- krieg VIII, 10. nu hoert, wie unser singen ist mit Worten üj geleit.
- 9. ich dir berihte ba^ din leben] ich unterweise, belehre dich
- noch besser. Zu din leben = dich vgl. Ruodolf v. Ems im Barläam,
- 400^ 16. ich nam da:j redcliche leben von Zitels ze rätgeben.
- 10. ich län] die erste person sing. präs. lautet organisch nur
- ich. lä:}e; ich län ist unorganische bildung nach ich stän, ich gän,
- ich loben, deren n aus älterem m entstand, folglich organisch ist.
- 106, 3. eitj Cff*in. eites , stm.) brand, feuer.
- 10, wider slahen] sich sträuben gegen. — ein gestriuf] eiu
- kämpf, gefecht. gestriu^e, stn. j= strü|, stm.
- 12. wa;j:jers sprie;j] wassers quell, fluss.
- 13. her abe schern] herab scharren, mit prasselndem geräu-
- sche herab fahren.
- Ib7, 4. dem wisen vrien Adam] ich vermuthe: dem wisen vriunde
- ^jAdäm. Vgl. FL. 9^ 21.
- 8. verschaffen si der stam] verflucht sei der bäum ; eigentlich :
- missgestaltet sei er.
- 9. dan ü|] d. i. danne ü^, von woher.
- 15. Über reime wie hier m*\ : ersten vgl. man FL. 80, 1 — 2.
- 389 ERLÄUTERUNGEN.
- Diese fünf Strophen scheinen mir nur ein bruchstück zu sein
- und lu einem grösseren gedichte gehört zu haben.
- Ij. Tagweise.
- Den nmnen dieses tones, der zu den künstlichsten unser s dich-
- ter s gehört y gebe ich nur als muthmassung nach J. Grimm: Über den
- deutschen meistergesang , s, 57. Alte meistergesangbücher führen als
- zwanzigreimige töne Frauenlobs an: die tagweise, die rohrweise
- und den kupferton. Zwanzig reime nun hat der in frage stehende
- ton, wenn die 10 anreime und der mittelreim ßn v. 3^ nicht gezählt
- werden, und diese sind allerdings nicht mit zu rechnen; denn ihr
- Wegfall würde keineswegs die Zeilenzahl , mithin auch nicht die ge-
- sangweise ändern.
- 408, 12. scheftic] geschäftig , thätig.
- 14. uns rehte ziset] uns recht ermahnt. Ziemann führt aus
- Konrads troj. krieg f. 291 an: die degen zisten ir rotten scre in
- riuweclicher lere.
- 409, 1. Öschiros] man könnte der handschrift nach auch Osthiros
- lesen. Hr. v. d. Hagen erkennt darin den namen Osiris^ allein wie
- käme Frauenlob dazu, den gott der Christen durch den namen des
- alten ägyptischen gottes zu bezeichnen? Eher Hesse sich an das
- griech. oxvQog denken.
- 5. tetragrammaton] vier consonanten hat der name Jehovah^
- daher diese bezeichnung.
- 7. Sinnes arke] Sinnes schiff, arche; doch vgl. 140^ 9. tco arke
- = sclirin.
- 10. künc Alasonanz] dieser könig, dessen reinheit der dichter
- sich wünschet j ist mir unbekannt. Hr. v. d. Hagen ändert den
- namen in Altisonans, dieses beiwort auf gott CHermes, sagt er) be-
- ziehend. Allein auch angenommen, dass gott durch Altisonans
- wohl bezeichnet werden könnte, so erlaubt doch der Zusammen-
- hang nicht, bei Alasonanz oder Altisonans an gott zu denken, man
- müsste denn lesen: so reine C^einigeJ mich kiinc Altisonans.
- 11 — 14. Ganz minen sin durchblicke Altissimus der starke,
- ste Sünder manecvaltec , da| ich den bruch beweine] eine freie Wort-
- fügung; man hat zu verbinden da^ ich ste, sünder rnanecvaltec, den
- bruch beweine. Ganz ähnlich KL. 9, 14 — 16. Da:j tet sunder
- arten, zarten scharten vrl der sich in enger brüste garten warf.
- 17. der engel horde] der enget schaar. horde, stf ist nieder-
- deutsch und bedeutet die hausgenossenschaft , Stammgenossenschaft,
- menge.
- 410, 1 — 5. Man hat zu construiren: du munfc in süe^en wisen, du
- bist, Athanatos, (ein) grünt aller saelikeite, (ein) bunt alles heiles
- willen, (ein) vunt (den) kein sin durchgründen mac. Weniger ge-
- zwungen Wird der satz, wenn man v. 3. statt du munt liest: ein
- munfc; dann ist keine Versetzung nöthig. bunt alles heiles willen
- ERLÄÜTEKÜNGEN. 389
- d. i. inbegriff des willens alles heiles (des willens der nur alles
- heil will). — vimt, inac kein siii diirchgründen; auslassuny des
- relatives im accusatio ist ungewöhnlich, im nominativ dagegen
- häufig im laufe des \Zten Jahrhunderts , zumal vor heilen, wenn
- der name darauf folgt, und vor weseii; %. b. ein küuic, hie$..., ich
- sacli ein maget, was lobelich etc.
- 6 — 9. swer an dine wunden gedenket, sit mau mit sinnes
- werken ej krefteclichen vlie:jen, als nu diu marter was] swer —
- man statt: swer — der. — sit steht für siht, und erinnert an das
- niederdeutsche süt und niederländische siet, vgl. besiet, 305, 3. —
- _init Sinnes werken, durch die thätigkeit des sinnes; dass man sieht,
- ist ein werk des sinnes (der Sehkraft). Man sieht es C^as blut)
- deutlich mit seinen äugen reichlich fliessen, wie deine marter war,
- wenn man recht innig an deine wunden gedenkt.
- 11 — 18. laj uns din barmung risen, in unser herze gie;|enj
- lass uns C^ativ) deine erbarmung herabfallen Cff^eichsam wie einen
- regen und strömen in unsere herzen. gie;jen ist hier intransitiv.
- 13. unser eite] unsere brande Cif^^i^^^^^bisse).
- 16. zuo den lerkenj zu den linken, linksstehenden, d. i. den
- ungerechten , den verworfenen.
- 411, 5. her truhsaj| cren vol] nämlich ist er,
- 7. sol] = so sol.
- 10. kanzeler] nämlich sol sin.
- 11. denken] sol denken.
- 12. wa? im ze Walhen waere] d. i. ze tuonne waere ze Walhenj
- ivas er in Wälschland zu thun habe.
- 13. kanzeln] predigen, vorreden? oder: schreiben? vgl. das
- lat. cancellarius^ mit absieht gewählt wegen des Wortspiels kanze-
- ;, 1er : kanzeln.
- 15. des riches caplän] der erzbischof von Trier war caplan
- des reiches, d. i. des kaisers.
- 17. meisterscheften] in der gewalt haben, durch macht oder
- kunst etwas beivirken. Der spruch bezieht sich wohl auf die wähl
- Ludwigs von Baiern durch Mainz und Friedrichs von Österreich
- durch Köln.
- 19 — 20. „e| walze swa e$ walze" des jähet ir mit ger] ihr
- pf äffen habt (bei der wähl des königes) mit tust gesagt: „es rolle
- wo immer es rolle'^. War diess etwa der ausspruch eines der
- geistlichen Wähler? das reich ist nämlich gemeint. Man könnte
- statt swä auch swie lesen.
- 412, 8. sin losen] sein trügerisches schmeicheln.
- 14. swa guoter van mein decket] vw ein gutes banner schlechte
- gesinnung verdeckt.
- 15 — 16. der stein e| da von twingct: den hegt man mit den
- rösen] Ich verstehe diese stelle nicht recht. Welcher stein ist es,
- der das decken der falschheit, der untreue, durch die gute fahne
- vergeblich macht und den man mit rosen hegt, d. i. umgiebt? Ich
- 300 ERLÄUTERUNGEN.
- vermuthe man hat zu lesen der steim e| da von twinget. steiin be-
- deutet Schneegestöber, stürm der den schnee aufwühlt , dann, ge-
- wühl des kampfes , kämpf. nach des strites steim führt Ziemann
- aus Jeroschin an. ich füge hinzti aus Hiltibraht enti Hadubrant:
- staimbortch ludun, staiinbort = kampfschild ; doch man vgl. über
- dieses wort auch Wackernagels Wörterbuch zum lesebuche. Habe
- ich das rechte getroffen, so ist der sinn: wo auch eine gute fahne
- schlechte gesinnung verdeckt; da entfernt doch bald der herbe
- ernst des lebens , den man mit den rosen (der Schmeichelei^ um-
- schliesst, die hülle.
- 17. meine] den plural von mein habe ich bis Jetzt nur hier ge-
- funden,
- 19. sich ästiuret] sich der leitung beraubt. Das adjectiv. ostiiire
- findet sich häufig bei Königshofen, zumal vom reiche braucht er
- östiure stan, wenn der kaiser starb,
- 413, 2. mür si im al iinsta)te] alle unstäte sei ihm zart, klein, d. h.
- er habe keine unstäte.
- 3. ein tür der grö:jen eren] er sei eine thüre grosser ehren,
- ähnlich tvie aH. er was des rates brücke, des rehtes einiii gliche
- wäge w. s. w.
- 5. ze Sachen] bei Streitigkeiten , wenn er als richter entschei-
- den soll.
- 13. Wirt im ein urteil valtec] wenti ein urtheil über ihn ausge-
- sprochen wird. Der ausdruck valtec werden ist ivohl = sich val-
- ten; vgl. grüe^ic wesen, 333, 7. kumberbüe:jic sin, ebendaselbst
- sich valten einem, sich einem anschmiegen.
- 17. baj zimt der tiigent wsete] vgl, ML. 87, 5, — zimt =
- ziment.
- 18 — 19. sin vürste in eren sol ein spiegel augesihtes] ein fürst
- soll im betreff der ehre wie ein spiegel (7/. h. rein, ungetrübt) an^
- zuschauen sein. Der genitiv angesihtes ist kühn verwendet. Grimm,
- gramm. IV, 717 — 728. hat kein ganz passendes beispiel dieser
- Verwendung des genitivs.
- 414, 1 — 2. Mir wirret an den hoesten: ir sit niht adelheftic] der Über-
- gang von den zu ir ist kühn, adelheftic = adelliaft = edel.
- 3. vin zwir in eren pfahte] vin mtiss hier die bedeutung: dünn,
- zart, gebrechlich oder schlau, durchtrieben haben, pfaht ist be-
- reits besprochen zu 170^ 18. 316^ 9.
- 4 -— 5. schier e| sol ende vinden, daj lä^t ir suchen hin] ich
- vermuthe schier da^ sol ende vinden, d, i. daj schiere ein ende vin-
- den sol, daj l'd|t etc.
- 415, 1. Pitiiis überwönde] diesen Pitius , der aus der inful treten^
- d. h. die inful ablegen soll, hält hr. v. d, Hagen für einen könig
- von Babilon, vermuthlich , weil v. 13 ein künec von Babilönde
- steht. Ohne zw ei fei jedoch ist ein deutscher oder wälscher bischof
- gemeint, und zwar einer, der nähen bl hohes küniges siten sitzet,
- also ein vertrauter des königes ist. Erst wenn man weiss, wer
- ERLÄUTERUNGEN. 391
- dieser Pitius war, wird man wissen ^ wer unter dem köniye ge-
- meint ist; ob Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich oder Ludwig. —
- überwönde weiss ich nur zu deuten, wenn es für überwände, über-
- . wsenende Cvy^' cirgwohnj steht; in diesem falle würde überwdnde
- superbus ausdrücken.
- 3. din strit] dieses strit nehme ich nicht = strit an, sondern
- leite es von streten, heftig dahin stürmen, ah. strit verhält sich
- zu streten wie trit zu treten, vgl. zu 52, 16. 368^ 12.
- 10. du stenkest in] du machst ihn stinken, verhasst; stenken
- ist factitiv von stinken.
- 11 — 14. hin, da| din schände vaere I din valscher lip ein scherge
- ein künec von Babilonde. din tiicke üf ohseu riten] die stelle ist ver-
- derbt; ich kann nur dann sinn in die Worte bringen, wenn ich lese:
- din valschen lip den scherge ein künec von Babilonde, deinen fal-
- schen leib den stosse Oreibe, martere) ein könig von Bahilon. Ich
- , weiss nicht y ob Frauenlob auf eine sage anspielt, bezweifle es je-
- , doch und glaube, er spielt auf die jüdische geschichte an und will
- ,,nur sagen: du solltest deiner falschheit wegen in eine babilonische
- .. gefangenschaft abgeführt werden durch einen könig , so grausam
- wie Nabuchodonosor. Die form Babilonde CBabilonde?) ist wohl
- ,\Frauenlobs eigenthum; gewöhnlich lautet der name Babilönje. —
- ^vdin tücke üf ohsen riten, deine tücken reiten auf ochsen, kann wohl
- nur sagen: deine tücken sind von der gröbsten gattung. tücke ist
- \ plur. von tue.
- 416, 7. sam in der gluot ein sinderj wie in der gluth eine metall-
- schlacke. sinder, stm. bezeichnet die theile des glühenden eisens,
- ^welche beim hämmern abspringen.
- 14. der swaerung gesten] vgl. ML. 25, 4. 94, 6. gesten bedeu-
- tet sonst IJ schmücken, 2J aufbrausen, wenn nicht zwei oder gar
- drei verschiedene gesten anzusetzen sind.
- 17. in staeter sone] söne, stf. niederdeutsch = mhd. süene.
- 417, 2. so kreftecliche erweldej so mächtig sich ergoss Cmit seinem
- heerey.
- 14. dar ziio ir rate] zu der beratung der bürger von Betulia,
- denen sie auszuharren empfahl Crehte lenge liebte).
- 17. ba| etze et üf dem velde] etze, stf. weide y Weideplatz.
- 19. von vreideu] von grausamkeiten.
- M. Silberne weise.
- Auch diesen ton kann ich nur muthmasslich benennen; ich finde
- nämlich unter den in alten meistergesangbüchern verzeichneten tönen
- Frauenlobs nur einen vierzehnreimigen , nämlich die silbern weise.
- Sollten aber die spätem meister die langzeilen 1, 2, 4, 5, 11, 12^ 13
- und 14 getheilt und die durch solche theilung entstandenen ausgänge
- mit reimen versehen haben (wie sie es z. b. mit dem würgendroi^el
- thatenj so würde unser ton 22 reime haben, demnach nicht die Sil-
- 302 ERLÄUTERUNGEN.
- berne tveise der späteren meister sein. Einen Frauenlobischen ton
- mit 22 reimen kennen jedoch ^ so viel ich weiss , die alten tonver-
- zeichiiisse nicht.
- 419, 12. fif den selisten tacj diese beziehiing hat nur sinn, wenn dem
- dichter verkündigt war, dass er nur noch sechs tage zu leben habe.
- Nahe läge die änderiing uf den lesten tac^ aber die genauere be-
- stimmung verdient wohl den Vorzug , und es folgt daraus, dass
- die Sprüche 419 — 422 mit zu den letzten gedickten Frauenlobs
- gehören.
- 422, 2. besetzet] bestimmt, verheissen.
- 423, 8. mit siues selbes giiotej niederdeutsch, sonst stets bei Frauen-
- lob hochdeutsch : sin selbes.
- N. Gnmdweise.
- Da unter den Frauenlobischen tönen die alten Verzeichnisse nur
- einen zivölfreimigen ton bieten, und da dieser ton einer theilung der
- langzeilen, iveil sie keinen einschnitt haben, nicht wohl unterzogen
- werden konnte; so unterliegt es auch ivohl keinem zweifei, dass die-
- ser ton die grimtwise Frauenlobs sei.
- 424, 2 — 3. da| ich niht mac ir beider, keines müge enbern] dass ich
- nicht beider gewallig sein, und doch keines von beiden entbehren
- kann.
- 5. Minnen] beide, die starke und schwache form, verwendet
- Frauenlob, es mag nun personification statt haben oder nicht.
- So wäre gleich v. 1. Minnen und gegen das versmaass, da ein Minnn
- nicht denkbar. — Dass übrigens Frauenlob in diesem gedichte un-
- ter Minne sich ein ganz anderes wesen denkt, als gewöhnlich dar-
- unter verstanden wird, das ergiebt schon die erste strophe; sie ist
- ihm der "Egag i^dvrjg des Hesiodus.
- 8. geminnert unt gemeret sin nach Minne rat] das gegenseitige
- abstossen Cminnern) und anziehen (meren) der dinge ist gemeint.
- 425, 2. durchAvünnet] durch und durch mit wonne erfüllt.
- 8. diu Werlt gap mir so liep ein wip] Frauenlob war also be-
- iveibt, kann demnach nicht ein geistliches anit zu Mainz verwaltet
- haben, so ivenig als er doctor der theologie war.
- 426, 3. da$ kam von lust, da$ ist min amt] Ich möchte fast amt hier
- als concretum, diener, vasall, nicht als abstractum, dienst, amt
- betrachten; völlige personification dagegen von lust mag ich nicht
- annehmen, weil es sonst heissen würde: der C^der diu, vgl. v. 4.
- ir kunst) ist min amt. Vgl. auch 428, 4.
- 7. also gesamt] = gesament, vereinigt. »
- 427, 4. an mich sint si äu undersaz] undersaz, stm. grundlage; vgh
- understcnde, understande FL. 16, 2. ML. 15, 5.
- 6. got selbe in min erbe spranc] springen scheint schon im
- deutschen heidenthume um die bewegung der götter zu bezeichnen
- gebraucht worden zu sein. Vgl. Idisi, v. 4. inspring hapt banduD;
- ERLÄUTERUNGEN. 393
- W^Frauenlob und andere mhd. dichter sagen von yott er spranc, er
- tet einen spruncj vgl. KL. 13, 1 — 10. er spranc in min erbe heisst
- also: er kam in mich Qdie weit), er nahm einen leib von erde an.
- Die erde und alles was aus ihr entsprungen ist^ ist das erbe der
- weit.
- 8. min schaz] mein besitzthum, eigenthum.
- 10. iif miner stift] in dem von mir hervorgebrachten.
- 428, 5. die sint von mir genesen] die haben ihre entstehung von mir.
- 6. entaite iclij vgl. 328, 11.
- 11. er ist oucli icli und icli bin er] die Schöpfung der weit wird
- als ein ausfluss der liebe gottes betrachtet, und somit die liebe C^ls
- seine eigenschaftj ihm identisch angenommen.
- 12. wä lit din ger] wohin versteigt sich deine begierde.
- 429, 1. niht ganz] nicht real, kein ivesen, sondern nur der Wider-
- schein eines wesens, wie die färbe des regenbogens keine wirkliche
- färbe ist, sondern nur der schein einer färbe.
- 7. din gescliilit] deine existenz == du.
- 8. die zwo heilt got mit der geburt] gott heilet C^iacht gesund,
- kräftig durch seine menschwerdung die zwei, die wahre minne und
- dich, ihren schein Cnach 429, 9 — 10^.
- 12. min ist din würken unt din Stegen] durch mich und in mir
- kannst du deine kraft nur äussern. Stegen, stege machen, gehen.
- 430, 1. wie lützel dir ist rat geschehen an diner tougen] wie wenig
- geheimnissvolles dir zugetheilt worden ist. mir geschihet rat an
- einem, ich werde mit einem berathen.
- 3 — 4. amt geben ze stiurej dienst leisten zur Unterstützung.
- ' Weil die bewegung der glieder und das sehen, hören, reden u. s. w.
- von der willkühr des menschen abhängt, so ist gesagt, dass diu
- \ sele dem libe manec amt ze stiure gebe.
- 8. ir amt ba:j gesmideu] ihren dienst besser leisten; vgl. 320^ 3.
- 431, 4. würken in min erbe] der accusativ in min erbe wird durch
- 427, 11 würken ab dir in mich als richtig bestätigt.
- 432, 4. da bin ich schuldic an] davon bin ich die Ursache.
- 5. wa:j sol ein äs gepriset hoch, daj tot ist, sider] über das zu
- süln construirte part. prät. Coder subst.y ohne den infinitiv sin will
- ich nicht eintreten, da diese construction zu häufig vorkommt; ich
- bemerke nur, dass sider hier: seit dem es todt ist, ausdrückt.
- 6. dinen rouch] deinen dunst, die Unsicherheit, Unbeständigkeit
- deines wesens.
- 8. lü^en] lauern.
- 10. kunterfeit, stf. betrug, täuschung; vgl. 253, 8. 338^ 2.
- 12. raaneger von der selben schar] mancher von denen, die sich
- dir ganz ergaben.
- 483, 5. swer die zwo mit wane hat, der triuget sich] dieses mit wane
- scheint mir der dativ von wan, mangel, unvollkommenheit , fehler-
- haftigkeit zu sein; wer vmsheit und mässigkeit nicht ganz besitzt,
- der trügt sich, d. h. den kann ich C^ie Minne) nicht zu seinem
- 304 ERLÄUTERUNGEN.
- heile leiten, der eilt durch mich seinem verderben zu. Wollte man
- mit wane lesen, so wäre der sinn: iver bescheidenheit und Weisheit
- mit irrthum besitzt Over sie zu besitzen wähnt, ohne sie zu besi-
- tzen), der trügt sich. Ich gebe mit wane den Vorzug.
- 7. alsunder jesen] ohne yähruny, ohne aufbrausende leiden-
- schuft; vgl. 164, 2. 331, 4.
- 8. mit mä^elöse] mit unmässigkeit , seinen leidenschaf'ten blind
- folgend; ma^elöse, stf,
- 11 — 12. an maneger hande arebeit solch werken tiuren kraft
- versneit] solch werken, solches thun, solches betragen, beziehe ich
- auf gern mit mä^elöse. Deutlicher noch wäre der bezug, wenn man
- solch werben C^gl. 434, 3^ lesen dürfte. Ob ich aber das tiren der
- handschrift richtig durch tiuren ausgedrückt habe, weiss ich nicht,
- da tiuren stets durch tewren nicht durch tiren in der handschrift
- wiedergegeben wird. Nur wenn man annimmt, dass die vorläge
- von P tiuren C^. i. tiuren) hatte und das v über dem i vielleicht ver-
- loschen war, konnte der Schreiber von P, der nicht selten gedan-
- kenlos abschrieb, tiren schreiben. Findet man diese annähme für
- zu gewagt, so kann man zieren lesen, muss aber dann voraus-
- setzen, dass in der älteren handschrift tziren gestanden habe. Der
- sinn unserer stelle ist: bei schon manchen bestrebungen hat ein
- solches handeln (ein mä^elosei gern) theuren, d. i. angesehenen,
- achtbaren männern die kraft gebrochen.
- 435, 2. so du materjen forme zilstj wenn du der materie form giebst,
- wenn du den menschen, überhaupt das geschöpf hervorbringst.
- 6, swa:j aber du zegenclich liilst] heln (celare) hier in seiner
- grundbedeutung , einhüllen, was du mit vergänglicher hülle C^er-
- gänglichem leibej umgiebst,
- 7, dem ist zegenclich ouch min brüst] an brüst, pectus, und an
- brüst, fractura, scheint hier nicht zu denken; ich vermuthe brüst
- ist hier = brunst; vgl, vernust, vernuft = verminst, Vernunft, und
- die Variante zu 233, 12. wo A brüst, B das in dem text aufgenom-
- mene brunst giebt; auch 260, 18. ist zu vergleichen
- 8, niht vervilt] verviln = beviln, vgl. gramm. IV, 232.
- 436, 7. niht sli^en] nicht schleissen, klein machen, zerlegen, deut-
- lich machen.
- 8. der drilch] die dreifachheit.
- 12. kein adel nie sich gen mir bot] kein adel hat sich mir noch
- gleichgesetzt.
- 437, 4. vürba^ ist min jage] ich erstrecke mich noch weiter, jage,
- stf. das jagen, verfolgen.
- 6. der liebe unt lust unwirdec sin] die weder lust noch liebe
- haben, der lust und liebe unwerth, werthlos sind.
- 8. die miuner Averlt] den mikrokosmus. Man vergleiche dazu
- das Annoliet 11, 5 — 15.
- 10. der menschen allerdegenlich] jeder mensch. aller<> deganö
- ERLÄUTERUNGEN. 395
- galih = allero mannd galih, aller männiglich, hört meinen ruf, ist
- mir unterthan.
- 11. vorbedähter viint] = vorbedäliter sin.
- 439, 8. krankes iirliap] Schadens Stifter, kranc, stm. abnähme, schaden.
- 440, 6. unvruotj unschön.
- 7. wurmen iingedigen] gedihe , dech, gedigen, den zustand, den
- etwas zu erreichen seiner art nach bestimmt ist, erreichen, gedei-
- hen, gedigen, vollkommen, also ungedigen, unvollkommen, hässlich.
- Das ganze bezieht sich auf geivisse abbildungen der weit, die von
- vorn als schönes weib, von hinten voll von schlangen und nattern
- erscheint. Man vgl. auch Kuonrdtes gedieht der werlde 16n C^ei
- Benecke zum Wigalois).
- 8. imvuoge:j werben] ungeschlachtes , sitteloses thun und trei-
- ben. Ein adjectiv unvuoc oder unvuoge (= imvüege) ist mir an-
- derivärts noch nicht aufgestossen; hätte man iinvuoges (^e?M. von
- «nviioc, stmj werben zu lesen?
- 441, 3 — 4. ich habe die geiste guot und arc^ die krisien, Juden, bei-
- den, hiniel und erden rät] ich habe in mir die guten und bösen gei-
- ster, die Christen, Juden, heiden, alles was im himmel und auf
- erden ist. Andern sinn erhält man, wenn man rät auf habe bezieht
- '■ und die beiden die in der ändert^ allein eben das zweimalige die
- hielt mich ab an eine änderung zu denken, zumal da die worte
- wie sie sind einen ganz guten sinn geben.
- 448, 6. nu hin verlorn] nun hin du verlorner, spricht die weit zu
- ^ dem, der ihr am besten gedient hat, wenn er gestorben und von
- ihr mit einem leinenen tuche, der letzten gäbe, bekleidet worden ist.
- 8. sus ungeduldec] -so undultsam, aufgebracht.
- 443, 4. geperlt] vgl. 155, 13. 233, 2.
- 5. über houbet vähen] zu hoch hinaus wollen, sich allzu hoch
- schätzen,
- 444, 1. snouwen an] anschnauben, anschnaubend schimpfen.
- O, Später ton.
- Der name des tones ist nur muthmasslich angesetzt, — Die Stro-
- phen 445 — 448 stehen in A unter dem nanien des Jungen Missners.
- 445. Dieser lobspruch ist in A von der folgenden strophe getrennt
- und als verschiedene weise angesetzt, wohl mit unrecht und nur,
- weil der anfang des abgesanges fehlt, ohne dass dadurch der sinn
- litte. Aber nur drei zeilen darf der abgesang nicht haben, da jeder
- Stolle deren fünf hat. Bei Frauenlob wenigstens kenne ich kein
- beispiel solches Strophenbaues. — Der in diesem Spruche gefeierte
- graf von öttingen ist, nach hm. v. d. Hagen, Ludwig IV., der im
- heerlager Rudolfs von Habsburg mächtig war, 1887 als obmann
- im zwiste zwischen Rudolf von Habsburg und dem abt von St. Gal-
- len, Wilhelm von Montfort, auftrat, das deutsche haus zu Öttin-
- gen stiftete und ungefähr bis 1395 lebte,
- 2,m ERLÄUTERUNGEN.
- 13. liiisere kan er A^altenJ er waltet der ere des hauses, d. h.
- er ist gastfreundlich. Was man unter husere verstand, das lehrt
- der Misncere IV. er sagt:
- Husere driu dinc haben wil, als ich bescheide:
- geniioc edeler spise iint guoten tranc: diu zwei diu prise ich beide,
- unt da^ der wirt ze gegenwerte si;
- Da$ gesinde si diensthaffc, willic, wol gezogen,
- so heilet e;j husere, da^ ist war und ungelogen:
- ist der wirt vro, der gast wirt sorgen vri. (f.
- 14. schaltenj stossen Quit der schalte, z. b. ein schiff) ent-
- fernen.
- 446, 1. der isvogelj der golander, eisengart, eisenbar ty königsfischer.
- P. Leidton? Guldin radtveis?
- Einen neunzehenreimigen ton Frauenlobs kenne ich nicht. Ver-
- muthlich aber haben die spätem meister die zeilen 5, tiy 21 oder
- wahrscheinlicher nur zwei, etwa 11 und 21 durch reime verbunden,
- wodurch ein ton von 21 oder 22 reimen entsteht. Einen ton von 22
- reimen haben die register so viel ich weiss unter den Frauenlobi-
- schen tönen nicht; mit 21 reitnen geben sie 1) die guldin radweis, 2J
- den leidton Coder laiton), Z) den zarten ton. Da nro. 3 es nicht sein
- kann, so bleibt die wähl zwischen 1 und 2.
- 447, 11. din hohe kunst, VirgiliusJ der bekannte zauberer Virgilius
- ist gemeint j der auch im Wartburger kriege erivähnt wird und im
- Lohengrin. — Es ist diess einer der wenigen Sprüche Frauenlobs,
- in denen er sich als bedürftig schildert, und schon desswegen wird
- er zu den früheren gedichten desselben gehören.
- 20. min kunst ist tot erblappen] Ziemann giebt dem verbum er-
- blappen die bedeutung : hart niederfallen, untertauchen ; süddeutsche
- mundarten bieten ein plappen C^iv. plappte), wackeln, schwanken,
- schlottern; lappig, kräftlos. Vgl. auch Schmeller unter läpp, läp-
- pen, loppern. Das pari, erblappen weist auf ein ablautendes oder
- redupUcirendes verbum hin, blappe bluop oder blappe bliep. Wäre
- er-b-lappen niederdeutsch y so könnte es dem ahd. laffu, luof ent-
- sprechen, ivelches sich C^ls überlaffen) auch noch bei der Hätz-
- lerin 11, 67, 207 Sich heten da die aflfen so gar überlaffen, da^ es
- maneger vergaß ob e| tac oder naht was etc. findet, und: ,ySich be-
- trinken^^ ausdrückt ; doch ist bl wahrscheinlich wurzelhaft , und
- SO hat blappe bliep mehr Wahrscheinlichkeit. — Schmeller hat ein
- Sprichwort: ,yThaler klappen, wort läppen dicta non sonant" wo-
- nach erblappen, verstummen, klanglos sein, bedeuten könnte, eine
- bedeutung, die recht gut passen würde, da darauf folgt: unt get
- in nianeges 6reu niht.
- ^^n> ifM ■-'i^
- LIEDER.
- r Von den liedern Frauenlobs sind uns, zumahl im verhältniss zu
- seinen Sprüchen, nur wenige erhalten worden, vorausgesetzt, dass
- er überhaupt mehrere gedichtet hat. Wäre diess aber auch, immer
- würden doch die spräche, schon der ganzen geistigen richtung seiner
- zeit nach, den haupttheil seiner gedichte ausmachen.
- Das erste lied, mit neun reimen, ist wohl in dem tone gedichtet,
- den spätere meister des Frouwenlobes hagenbliiehvvise nennen. Der
- ton ist ein künstlicher tind die Stellung der reime ungewöhnlich.
- I. 1, 9. lustgriint suochender liebe] den grund der Inst, d. i. die ge-
- liebte suchender liebe; oder: den grund der tust, das tiefste der
- tust suchender liebe?
- 2, 13. mins herzen wert] die freudige ruhe meines kerzens. Vgl.
- Wernlier von Hönberc II, 2, 5. got der was in hohem werde, dö er
- geschiiof die reinen vruht: wan ime was gar wol ze muote. — Die
- lesart von P, feyer, d. i. vire, drückt dasselbe aus.
- 4, 14. mer wan halp] wan nach comparativen für dan ist nieder-
- deutsch.
- 5, 7. oiich steint] doch aber stehlen.
- II. Einen siebenreimigen ton Frauenlobs gewähren die alten Ver-
- zeichnisse nicht. Wahrscheinlich ist dieser ton auch ein älterer,
- den Frauenlob nur entlehnte.
- II. 3, 4. afterslac] schlag von hinten, heimtückischer schlag.
- 4, 3. sgelden amer] ämer, stm. begierde, Sehnsucht C^gl. Hadloub
- LVJ, i, 7 swie si mich nu liden lat nach ir senden Chs. sender) ämer.
- Süddeutsche mundarten haben Cnach Kaltschmidt) ein aameren, hef-
- tig wünschen y begehren.
- 5, 3. jämer seilen] unglücklich sein,- wir sagen: Unglück spinnen,
- elend spinnen. Vgl. auch Stalder II, 369.
- III. Der name dieses tones ist mir unbekannt. Frauenlob hat noch
- andere lieder in zehenreimigen tönen, doch die Verzeichnisse der
- töne führen nur einen zehenreimigen ton Frauenlobs an, die Au-
- genweise.
- III. 1, 2. der ich niht enmeine] an die ich nicht denke, die mir nicht
- von herzen geht.
- 6. in tuon] ganz und gar einnehmen.
- 8, 5. brach der bliiomen] hier eine von der gewöhnlichen anwen-
- dung des ausdruckes bluomen brechen, r^sen brechen sehr verschie-
- dene, obwohl V. 10 auf die gewöhnliche bedeutung anspielt.
- ERLÄUTERUNGEN.
- 3, 4. ob den vesten] veste und vesten, stf. bezeichnet jedes ding,
- jeden ort, der fest ist, schütz gewährt; hier ist der leib der ge-
- liebten gemeint
- 5. u^ so zartem erze] erze, stn. erz ; hier das gesicht der
- Jungfrau C^eil es keine theihiahmCy kein gefühl verrieth?). Vgl.
- in aller jamer erze, langer ton, 3, 9.
- 4, 4. ein iingedulde] etwas nicht zu ertragendes. Gewöhnlicher
- ist die form ungedult; ungedulde scheint mehr dem norden anzu-
- gehören.
- 5, 10. sich erwegen] sich erheben.
- IV. 2, 1. Si hat verherwet sich in minem muotel Nicht etwa, weil hr.
- r>. d. Hagen die lesart von Pb vererbet vorgezogen hat, habe ich
- Pa verherbert, d. i. verherwet, den Vorzug gegeben, sondern weil
- mir der sinn verherwen nicht vererben zu verlangen scheint, sich
- vererben kann doch nur bedeuten: „sich als erbliches besitzthum an
- jemand übergeben^', dazu stimmt nun aber schlecht, wenn der dich-
- ter fortfährt: ich mac niht mer: wan als si wil so muo| ich leben.
- Sich verherwen dagegen bedeutet: „sich herbe machen, die eigen-
- Schaft der herbheit annehmen'^.
- 3, 1. pantel] vgl. ML. 18, 11.
- 8. durch weichen blic] tveil ihr blick den glänz (brehen) der
- sonne nicht ertragen kann.
- 4, 7. balsamtror] stm. Otn.?J balsamtropfen, balsamdußCO' ^U^'
- Hätzlerin II, 57, 54. Ich vernam ein süe;jen smac von toiiwe, tufte,
- temperi; twalm, tror pruofte ich, e^ (er?) si von baisam unt von
- starkem bisem.
- 5, 3. todes slo:j:jen] slo|, stn. schloss, Dass slo| iind nicht sloj
- Cvgl. 2iO, 12J hier zu schreiben geht aus dem reime: gevlo^^en her-
- vor. Man vgl. übrigens zu tödes slo$ Wackernagels Lesebuch 793,
- 12 ich han der minne slo| C= slo:jes) gewalt. Gewönlicher wäre
- todes banden.
- 9. junger jiiren] über schwache genit. plur. starker subst. vgl.
- Hahn gramm. s. 93. Grimms gramm. IV, 509, 585. Doch ist hier
- der genitiv jären vermeidlich , wenn man nach anleitung von Pb
- liest junc in jären.
- V. 3, 9. an meiles zolj äne meil; vgl. 6i, 15. 104, 18. 300, 9.
- VI. 1, 10 — 12. rilich ougenweide von sender not sich schalwet! sich
- der leste pin ist min] Süddeutsche mundarten haben ein adj. schalb,
- schelb, schief, matt, kraftlos, unser schal ist wohl dasselbe wort,
- mir dass es das auslautende w Qin den mundarten zu b verhärtet)
- abgeworfen hat. Vielleicht, aber hätte ich schelwet schreiben und
- so den innern reim C^iit valwet) vermeiden sollen; sich schal wen,
- sich schelwen bedeutet „die eigenschaft des schalseins annehmen^'.
- — Mit der Verbesserung : sich, der leste pin ist min (^r//<; handschrift
- ERLÄUTERUNGEN. 399
- yiebt des letzten sein ist mein) bin ich nicht ganz zufrieden; doch
- weiss ichy ohne dem buchstaben zu grosse gewalt anzuthun, anders
- nicht zu helfen.
- VII. 1, 4. minen fründen] ich vermuthe Minne fründen; vgl. VIJ, 2, i,
- 6. wie wolde ich dar zuo borgen] borgen zuo muss hier so viel
- bedeuten als borgen vor, sich schützen wider.
- 10. süe^er pflihte behendet sin] ich weiss nicht, ob das verbum
- behenden (^hd. bihandjan? bihanteön?) auf das subst. band, maniis
- oder auf das verbum hinthan, capere zurückzuführen ist. Unser
- ausdruck bedeutet: in süsse pflicht genommen sein. Wäre zunächst
- das subst. band im spiele, so wäre etwa an das handgelübde zu
- denken, oder an das symbol, das bei belehnungen gegeben und er-
- griffen ward. Unser behändigen, einhändigen sind unbedenklich auf
- hand zurückzuführen.
- 2y 1. Frau Minne fragt, und desshalb möchte ich 1, 4 Minne frün-
- den lesen, da es auf jeden fall schicklicher ist , dass die Minne
- sich vertheidigt, wenn vor ihren freunden als wenn vor denen des
- dichter s geklagt wird.
- 2. wer bat dich zuo den sorgen stän] wer hiess dich zu den
- sorgen hintreten, die sorgen auf dich nehmen; bat ist hier zu fas-
- sen wie in der formet er bat unde gebot.
- 5. da:j ich tumber mir selbe sus vertuset hän mine sinne] dass
- ich thörichter mich selbst um meine sinne gebracht habe. Bei der
- Hätzlerin J, 18, 39 (>. 23.J) finde ich: So ward uns trauren ganz
- verdust Iwst : kust); I. 87, 350: ir beider lust ward pald vertust,
- da es gieng an ein scheiden; I. 41, 18: wser mir mein leid vertust;
- I. 79, 6: So wser mein leid vertust. Schmeller I, 401 giebt dosen
- und dusen, stille sein, schwindlich sein, und vergleicht das schot-
- tische to do:jen, to da^e, schwindlich machen, und Otfrids duzan.
- I. 11, 41. Uuola thiu nan duzta inti in ira barm sazta, scöno nan in-
- suebita, inti bi iru nan gilegita, wohl ihr, die ihn beruhigte und an
- ihren busen legte Coder schooss setzte), schön ihn einschläferte
- uud zu sich ihn legte. Aus allem ergiebt sich, dass sowohl von
- diusan, däus (diusan, dös) ein schivaches dusen C^eben dosen) als
- auch von diutan, däut (diusan, do:j) ein schwaches du^en C^eben
- dd$en) mit gleicher bedeutung abgeleitet ward; diese ist: durch
- geräusch betäuben, transitiv genommen; durch geräusch betäubt
- sein, intransitiv aufgefasst. Für unsere stelle ist es gleichgültig,
- ob man vertuset oder verludet schreibt. Vgl. noch Wackernagel im
- Wörterbuche zu seinem lesebuche unter vertursen. Ferner folgt,
- dass das t in tusen streng ahd. ist, wie sich denn auch bei Otfrid
- zu duzta die Variante tuzta vorfindet. Hr. v. d. Hagen änderte in
- unserer stelle das für tusent der handschrift in vertumbet, was al-
- lerdings in den sinn passt, aber unerklärlich lässt, wie aus ver-
- tumbet, wenn diess ächte lesart, für tusent werden konnte. Ein
- duscnen, dusente oder tusenen, tusente bezweifle ich.
- 4 ERLÄÜTERÜINGEIV.
- 4, 4. ziio unt dannenl anlocken und verscheuchen.
- 6. d.i| — ich habej vorausgesetzt dass — ich behalte, inso-
- fern ich behalte.
- VIII. Drei töne mit 16 reimen geben die alten Verzeichnisse unsern
- dichter: die Ritterweise, den Leibton und den Geilen ton. Welcher
- von diesen der unser s liedes ist, kann ich nicht bestimmen.
- 1, 11 — 13. der hat brende an mlns herzen pin gebrant] ein son-
- derbarer ausdruck, wenn anders die lesart richtig: „brande bren-
- nen an den schmerz des herzens^' für ,yden schmerz des herzens
- brennend machen, entzünden^^.
- 2, 7. der tot müej enden miner helfe strit] der tod müsse enden
- den widerstand des mir helfenden, d. i. der tod erst werde mei-
- nen streit gegen die liebe endigen, helfe ist seine hülfsmacht in die-
- sem kämpfe, sein verstand u. s. w.y der ihm die vergeblichkeit des
- ringens um die huld der geliebten vorstellt und somit gegen seine
- liebe streitet.
- 8. bist du von solhen schulden] ladest du die schuld auf dich,
- unerbittlich zu sein.
- 10 — 13. nu stille stat min ruoch, da:j glücke, daj e vliicke
- was unt wände ouch iemer sin] die handschrift giebt: mein rück
- und lücke, was sinnlos ist. ruoch, stm. bedeutet Saatkrähe, häher,
- cornix frugilega, graculus. das ahd. ruoh drückt stultus aus; Stal-
- der hat ruech, ein nichtswürdiger mensch. Man kann hier nun dem
- ruoch die bedeutung graculus, cornix, oder die stultus geben. Nimmt
- man den vogel an, so weiss man, dass vögel glück und unglü
- verkünden, demnach das glück auch wohl selbst ein vogel genaui
- werden darf. Oben, 264. ward sogar die in eine kiste gesperrt:-
- und vom glück bewachte Ehre zu einem guoches vogel. Fände man
- jedoch diese erklärungen von ruoch unstatthaft, so schlage ich
- vor: nu stille stat, min ruocht da;j glücke, wo dann freilich min
- ruocht als min enruocht zu erklären wäre, d. h. min stände für
- minn, d. i. min-n, min-ne.
- 14 — 15. im si der vederen zal ü:j sinen vetachen vil gelesen]
- zal ist wohl kaum der genitiv von zal Cvil der zal der vederen),
- sondern das adj. zal Cahd. gizal) velox, rapidus, demnach der
- vederen jzal, plumarum velocium. — gelesen, gesammelt können die
- federn nur werden, ivenn sie ausgefallen sind; vielleicht drückt
- aber hier vederen lesen besser: die federn ausrupfen aus.
- 3, 2, da vant ich min daz heime niht] daz = da ze; da fand ich
- mich nicht da zu hause, ich fand meine Wesenheit nicht in mir;
- er fand nicht sich, nur seine geliebte (ein dinc, da:j wolde mich tce-
- ten almit lüste) in sich.
- 7. wehselschiht] vertauschung, indem er nicht sich, sondern
- die geliebte in sich fand.
- 16. ich meine dich, unt gaebe si'^] ich meine dich, geliebte, und
- gäbe mir die Minne was ich wünsche, das etc.
- ERLÄUTERUNGEN. 401
- ö, 15. ir keiniii] keine von allen frauen. ■ •. vdmii k
- IX. 1, 4, umbeväch] stm. = umbevanc das umfangen.
- 6, fr au Minne spricht.
- 3, 6, üf allen ort] ganz und gar. ort hier stm,
- 5, 6. du wilt mich vromen] du willst mich fördern; giebt man
- mir vromen (P) den vorzug : du willst mir helfen, vromen, nieder-
- deutsch für vrumen, vrümen.
- X. Nur der anfang eines liedes.
- 1, 5. betören] d. i. betoeren, niederdeutsche form.
- XI, Dieses wächterlied trägt zwar in O nicht die Überschrift Hin-
- riciis, wie die andern Frauenlobischen lieder ^ dennoch ist wohl
- kein zweifele dass Frauenlob dieses lied gedichtet habe: es trägt
- seinen Stempel wie nur eines der andern lieder. Der ton in dem es
- gedichtet ist^ ist wohl der überzarte tön Frauenlobs mit 34 reimen,
- 1, 1. Durch dinster vinster nebel dicken] Nimmt man dinster vinster
- für den acc, so ist nach vinster ein comma zu setzen; es kann
- aber auch der genitiv, von nebel dicken abhängig y sein. Wären
- beide Wörter als adjectiifß zt^ fassen, so müsste man lesen: dinstern
- vinstern. r^ 'i^v^ii
- 8, 1. gnouwe] genau, mit aufmerksamkeit. wise, stf. lied, gesang.
- 6. sin gelehter] stti. seinen spott.
- 9. die vesten] vesten, stf, das firmament, an dem trone] an
- dem himmel, dem throne gottes nach der bibel. '■■■y
- jur 10. der sterne sträm] strära, stm, die bewegung , z, b. des was-
- \ sers , des lichtes. Das wort kommt im wartburger kriege, grade
- tvie hier von den sternen gebraucht, öfters vor, z. b. str. %1, 5.
- „Ich hän die sterne überlesen gar an den strsemen, die zem mänen
- dur bescheiden gänt." str, 68, 1. „Ein sträm von Occidente gät,
- schier allen sinen orden tuot min singen iu bekant, der zwelif hou-
- betsterne hat, die vürsten sint genant." str. 69, 7. „Ein
- sträm dort her von Oriente gat, an dem wir michels mer der houbet-
- sterne viuden und ir Ingesindes schar." 68, 13. „Zwen unde siben-
- zic straime an den himelen sint mit sternen breit." Hieraus ergiebt
- sich, dass der sterne strsim eine bestimmte anzahl von sternen be-
- zeichnet j die zu einer gruppe gehören, wahrscheinlich nahm man
- an, ihre bewegung habe die gleiche richtung,
- 14. hanen notten] Schmeller II, 720 führt zu notteln , sich hin
- und her bewegen, rütteln ein ahd. hnutten, vibrare an. Diess ist
- ohne ziveifel unser notten.
- 17. die] = diu. vgl, 375, 3. — singens bar, ohne gesang.
- 24. mit triuwer werne] 7nit treuer sorge, werne, stf,
- 29. vreude z<^ren] = vreude zcrn (zern, stv.) y freude zer-
- reissen, vernichten, gaudia terere; oder vreude zern, consuinere
- gaudia? Der reim ist nur niederdeutsch richtig.
- Frauenloh. 26
- 402 ERLÄUTERUNGEN.
- 31. dar umbe mJn in armen blanken] vgl. KL. 9, 14 — 16. KL.
- S, 1 - 2.
- 3, 1. Der werde swerde sprach in leiden] swerde sollte seiner
- Stellung nach zu werde gehören; allein dann könnte es nur der
- niederdeutsche dativ sing, oder genitiv plur, von swert sein. Bes-
- ser wird man aber swerde zu sprach in leiden ziehen und es als
- genitiv oder dativ von swerde Otf'O, schmerz^ auffassen: der werde
- sprach in swerde leiden, oder: der werde in swerde sprach, in lei-
- den. Ich ziehe den genitiv vor^ da sich bei*Frauenlob mehrere so
- kühn gestellte genitive finden; aber auch ähnliche dative ohne prä-
- position bietet er.
- 3 — 4. Mars, Saturnus, Jovis, Venus] der reim, oder vielmehr
- der nichtreim: Saturnus : Venus ist unstreitig, wenn die lesart
- richtig ist, nur aus liebe zur gelahrtheit entstanden.
- 5. die Planeten] der planeten?
- 11. swie durchgeilet] wie durch und durch entzückt auch ich
- bin, doch muss ich von dir scheiden (v. Ib).
- XII und XIII. stehen in A unter dem namen des jungen Missenaeres.
- XII. 2, 3. si reret leit unt kleidet an sich rieh gevider in wernde:j liep]
- sie wirft das leid nieder und kleidet ihr reiches gefieder in dau-
- ernde freude; oder genauer: sie legt reiches gefieder, das sie in
- dauernde freude gekleidet hat, an sich,
- 6. minnendiep] der heimlich liebende.
- XIII. 3, 2. underwert] == unerwert , ohne widerstand.
- m.
- WORTVERZEICHNISS ZU DEN ERLÄUTERUNGEN.
- ML. Minneleich. KL. Kreuzleich. ÜFL. Co<^f^^ JPL.) unserer Frauen leicü.
- L. Lieder. Die Sprüche und andern gedickte sind nur durch zahlen
- bezeichnet
- A. anger, FL. 1, 4.
- angesiht, 413, 19.
- ansnöuwen, 444, 1.
- antworfc büe:jen, 2, 5.
- apoteca, 326, 6.
- arc, ML. 26, 1.
- arke, 140, 9. sinnes arke, 409, 7.
- arctete (artete), 364, 7.
- Sinnes arn, 172, 14.
- art, stf. 26, 8. 5^». 161, 3. stm.?
- 41, 5. stf. 47, 5. 344, 4. ML. 5, 5.
- arten, swv. FL. 3, 9. KL. 9, 14.
- 161, 19.
- artlich, ML. 4, 4.
- Artus, 389.
- troumes asche, s. troum.
- asmac, 55, 5.
- sich ästiuren, 412, 19.
- abelän, 230, 8.
- ach, stn. 162, 19.
- adelar, stm, ML. 17, 4.
- adelarn, stm. 299 j 19.
- adelheftic, 414, 2.
- Adelheit, UFL. 12, 37.
- adelriche, stn. 32, 10.
- adelsarc, stm. 393, 3.
- adels blic, 306, 21.
- affenheit, 164, 12.
- aftergir, 253, 18.
- afterhuote, 334, 4.
- afterlenge, 322, 12.
- afterriuwe, 297, 15.
- afterslac, L. II. 3, 4.
- aftersnit, 138, 15
- ahte, 2, 13.
- Alaniis, ML. 4, 2.
- Alasonanz Ckünic), 409, 10.
- aldus, 307, 20.
- in äles wise, KL. 13, 4.
- allerdegenlich, 437, 10.
- Alexander, 329. 167.
- alter, stn. 335, 21.
- alrune, FL. 10, 26 j ML. 15, 2.
- ambahtkür, 292, 11.
- ambahtman, 270, 17.
- dmer, stm. L. II. 4, 3.
- amen (amen) swv. 129, 18.
- Amfortas, 360, 16.
- amt, 426, 3. amt geben ze stiure,
- 430, 3.
- anbekomcn, 341,. 14.
- andilht, 50, 18.
- bäc, 164, 11.
- bachen, stv. KL. 6, 10.
- balsamtror, L. IV. 4, 7.
- balslich, ML. 29, 3.
- halt tuon einem, 403, 14.
- bant, 77, 13.
- baren, ML. 39, 3.
- barmdemüetic, ML. 3, 7.
- barn, 107, 18.
- bart, 36, 15. hartes erge, KL. 8, 7.
- bai tuon, 403, 3. baj == wol, 378, 15.
- bai^e, stf 259. 13.
- bedenken, 30, 9.
- begiln, 339, 12.
- begirt (begern), «97, 3.
- 404
- WORTVERZEICHNISS
- behalten, KL. 11, 4.
- behaltnis 839, 6.
- behegede 150, 12.
- behenden, swv. L. VIII. 1, 10.
- behinren, FL. 10, 31.
- behiiot 3, 19.
- behüren, FL. 17, 19.
- behurtCD, ML. 30, 5.
- bejac 197, 3.
- bei^e, stf. 243, 16.
- beiden 69, 3.
- bekallen 113, 5.
- bekora 288, 11.
- Belidas von Zicortir 356, 5.
- bellen 54, 1,
- beizen, UFL. 19, 3.
- benemen (einen eines) 805, 4,
- benken 164, 19.
- bennen, FL. 6, 5.
- beren, KL. 6, 6.
- Berhtolt Cbruoder) 22, 1.
- berihten 405, 9.
- berlen 233, 2.
- berndiu kunst, FL. 16, 26. bern-
- diu suht 157, 14.
- beriiochen einen eines 373, 11.
- benioren 373, 11.
- berürn 73, 17.
- besachen, KL. 2, 8. 389, 8.
- beschälten 332, 10.
- bescheiden 305, 3.
- bescheinen 154, 6. .{i ^*i
- bescheln 9, 15. a .JJl .?♦«>, ^n
- beschermen 300, 14.
- beschern 345, 16. 379, 13.
- bescherren 269, 8. 304, 17.
- beschinden 31, 16.
- besehen 305, 3.
- besetzen 42JS, 2.
- besinnen 383, 1.
- besuchen, ML. 1, 5. ML. 3, 5.. J^ÖQ, Jd.
- bespennen 158, 4. !: .m .i ;
- bespinnen, ML. 39, 6.
- bestroufen 269, 17.
- besuochen 378, 5.
- betagen 26, 16.
- betören, L. X. 1, 5.
- betragen, stv. 75, 12.
- betroffen, KL. 8, 8.
- betwingen (in eine:j) 42, 19.
- bewachen 399, 8.
- bewarn 261, 5.
- bewisen 47, 10.
- bezücken 253, 19.
- biegen dar 321, 9.
- sich bieten gegen 436, 13.
- buch, stm. 167, 19.
- bille, stf. 43, 4.
- billen 123, 12.
- billich 297, 3.
- biltsam, KL. 15, 1.
- bim$ 167, 8.
- binden gegen, KL. 21, 2.
- bint 288, 2.
- bi tiion 271, 15.
- bitten 317, 1.
- biuhsen 155, 1.
- biunde, stf. 370, 10.
- sich bi wonen 240, 10.
- bi$, stm. KL. 6, 8.
- blas, stn. 234, 1.
- bäte, stf 336, 10.
- vleisches bleiche 231, 7.
- blicbeheide, KL. 10, 2.
- bliesen 265, 4.
- blindiu sla 139, 15.
- blome (=bluonie), ML. 14, 3. 150,
- 3. blomen last 160, 5.
- blö| 314, 2.
- bolz, KL. 15, 20.
- böm (= boum) 150, 2. Schildes
- boiim 319, 7.
- borte, ML. 8, 4. ML. 11, 3.
- BosrÄ, KL. 19, 4.
- bot wesen gegen 248, 10.
- bradem (= brädem) 233, 8.
- braht, stf 178, 2.
- brangen 168, 13.
- brechen, FL. 16, 23. 36, 17.
- brehen^ FL. 12, 22.
- breit C= breite) 134, 5.
- breit komen 295, 21.
- brende brennen, L. VIII. 1, 11.
- brimmen 54, 4.
- Zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 405
- bringen KL. 6, 8.
- briunen Transit J 133, 3.
- brisen ML. 4, 3.
- briiiten 171, 9.
- brogen ML. 29, 6. 312, 20. 357, 6.
- briich KL. 12, 15.
- sich brüchen ze 292, 16.
- brücken 296, 5.
- brüen 47, 5.
- brüht 233, 14.
- brün FL. 10, 25.
- lobes brunne 324, 7.
- bruoten 384, 2.
- brüste garte KL. 9, 16.
- brüst C-= brunst) 260, 18. 435, 7.
- brustlich ML. 28, 3.
- briistlich CbrechbaO 833, 18.
- büene C= bün) 39, 4.
- bündic KL. 1, 7.
- bünic 49, 15.
- bunt, stm. 410, 4.
- bürne, stf. ML. 17, 6.
- burt, stf. KL. 2, 8.
- buxen, swv. 304, 11.
- C sieh K und X.
- D.
- dach ML. 5, 2.
- Dämie 99, 1.
- dan, nach comparativen fehlend^
- 129, 17. 374, 17. ,. * -m,^
- dan ü^ 407, 9. U ,88t
- danc sin einem 204, 3.
- ze danke sprechen 239, 9.
- dar 294, 9.
- dajsic 368, 2.
- daz = da ze L. VIII. 3, 2.
- degen 136, 13.
- denken eines ze kempfen 176, 2.
- die = diu L. XI. 2, 17. 375, 3.
- diech FL. 5, 8.
- dienen 7, 4.
- diepgehiuze KL. 19, 7.
- diet 318, 5.
- Dietrich von Latrisekte 359, 6.
- ougen die:j ML. 20, 1.
- die:jen ML. 32, 6. vom yesicht
- 803, 15.
- die^endingen, adv. 314, 18.
- din = dinen 298, 81.
- dingen 376, 10.
- dinsen 66, 10.
- dinster L. XL 1, 1.
- diu wen (= diuhen) 400, 5.
- dol, stf 47, 18.
- dön KL. 5, 9.
- ane dorn ligen 365, 15.
- dorperheit 52, 1.
- drebe 249, 11.
- sich dreschen FL. 17, 2.
- drie 235, 10.
- drien, swv. KL. 6, 6. 313, ^7.
- 390, 1. sich drien BX. 18, 3:....,
- dries, adv. FL. 18, 3.
- driglestlich 233, 11.
- drilcli, stm. FL. 4, 21. 436, 8.
- drilich, adj. 348, 8.
- drinden, stv. 112, 16. 253, 12.
- dringen 238, 1. 341, 18. 241, 15.
- sich dringen ML. 8, 6.
- drot (= dnite) 6, 16.
- druo, stm. 318, 3.
- den dnmen in der haut haben 292, ,11.
- dünic 49, 13. . .
- dunst ML. 24, 3. 255, 17. brun-
- nen dunst 313, 2.
- durchblicken 409, 11.
- durchgeilen L. XI. 3, 11.
- durchgüemen UFL. 10, 10.
- durchgrunthaftec 370, 8.
- durchkernet 313, 10.
- durchliljen 313, 7.
- durchliutern ML. 29, 6.
- durchloufen ML. 33, 5.
- durchsenftic ML. 19, 4.
- durchsinken FL. 4, 22.
- durchsüe:je, stf. 189, 7.
- durchsüe:jic ML. 19, 4.
- durchtrehtic 233, 10.
- durchwünnen 425, 2.
- dust 315, 11.
- E.
- e 160, 8.
- eben 296, 10.
- ebene wellen 802, 8.
- 406
- WORTVERZEICIINISS
- ebenhillen 96^ 11.
- ebenkreftic 238, 9.
- ebenspil 382, 5.
- ecke 241, 3.
- eflfen 43, 17.
- ehsen, swv. FL. 17, 26.
- eigen, stn. FL. 16, 11.
- eigenwip 126, 3.
- eingehiirne ML. 17, 3.
- eit, stm, 406, 3. eite (plurj 410, 13.
- elich 128, 9. 241, 10.
- eile ML. 10, 2.
- sich enbarn 172, 15,
- enblecken 355, 5.
- endehaft 44, 5.
- cndes ganc 322, 8.
- endrant s. drinden.
- feneas 354, 5.
- enelent FL. 15, 12.
- Engelmär FL. 12, 38.
- engen ML. 32, 1.
- engenzen 87, 3.
- enpfloehen sich FL. 17, 29.
- enthalten, vor 39, 2.
- entslieijen FL. 6, 16.
- entStricken 139, 10.
- entwer gan 263, 12.
- sich entwerfen gegen 181, 8.
- entwichen einem eines 398, 6.
- enzündet werden eines 233, 12.
- sich enz Wicken 312, 17.
- erbe 76, 6.
- erben 299, 11. erben einen 45, 4.
- erbeschrin 61, 12.
- erbei^en 379, 7.
- erbieten 373, 6.
- erblappen 447, 20.
- erdaht Cmit genitj 29, 2.
- erden kür 240, 7. erden rat 441, 4.
- eren henne 304, 3.
- eren künic FL. 11, 29.
- meister Erewin . . .
- erhelte^ 9, 5.
- ferich von Tenemarke 370.
- sich erkösen 348, 10.
- erquicken 139, 8.
- erlaben 403, 5.
- erlusten ML. 25, 2.
- erne FL. 7, 4.
- ernst ML. 29, 6.
- ernstgevar 213, 7.
- sich erren eines 169, 19.
- erscheinen 383, 17.
- erschriten 269, 11.
- erste Sache KL. 1, 3.
- sich erwegen L. III. 5, 10.
- er wellen, swv. 417, 2.
- erwünnen ML. 24, 1.
- erze, stn. 3, 9. L. III. 3, 5.
- erz Ollgen 403, 7.
- Esoii 350.
- etze, stf. 417, 17.
- cwe 33, 12. KL. 16, 4.
- F sieh V.
- gäbe 241, 10.
- ze gader (gater) 352, 10.
- tüdes galle 38, 18. 400, 15.
- galm ML. 12, 6. 325, 8.
- gamaljüu ML. 18, 4.
- Gamuret 359.
- ganz 429, 1.
- gaire, stf. 152, 19.
- gart 105, 14.
- gast ML. 32, 5.
- Gawein 248.
- gebierde (= geberde , gebaerde)
- 133, 11.
- geblüet, partic. ML. 36, 3.
- gebünde, stn. 166, 19.
- Gedest 286, 11.
- gedrenke 85^ 4.
- gefirmen, swv. 130, 11.
- geheimet 199, 8.
- gehenge, an, nächgeh. 322, 14.
- gehilwe 233, 13.
- sich geilen eines 277, 19.
- geist 345, 9. geister iacc. plur.J
- FL. 14, 30.
- geistikeit 233, 9.
- gejärefc 133, 4.
- gel FL. 12, 22.
- Gelboe 350.
- gelehter L. XI. 2, 6.
- zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 407
- geleuke 131, 2.
- glichen ziio einem ML. 5, 8.
- sich geliehen ze einem 280, 7. ei-
- nem KL. 14, 1.
- geliden, partic. 320, 8.
- gelit, stn. 138, 17.
- gelü|, stn. 81, 18.
- gelt FL. 11, 31. 154, 11.
- gemeine 35, 13.
- genende ML. 22, 2. 10, 19.
- genesen 488, 5.
- genu| = genö:jes 264, 10.
- genouwe L. XL 2, 1.
- genüege 30, 5.
- genuogen 348, 9.
- genuht 375, 3.
- gepflegen 167, 16.
- ger 33, 3.
- gerehte 358, 7.
- Gerhart von der Hoye 130.
- gerinc 213, 3.
- geringe 110, 4.
- geriten 302, 3.
- gerüste 315, 13.
- gesamt, partic. 426, 7.
- gesät, partic. 170, 15.
- geschiht, stf. KL. 1, 6. 429, 7.
- geschikeit 236, 14.
- geschrift 299, 13.
- geschuldet sin eines 106, 3.
- gesellen 22, 10.
- geselleschaft ML. 1, 4.
- gesen Cjesen), stv. 133, 6.
- gesmieren 326, 10.
- gesper, adj. 286, 15.
- gesperre, stn. 397, 2.
- gesprenzen 246, 3.
- gesten 94, 6. 416, 14.
- gestiuren einen eines 391, 15.
- gestriu:je 406, 10.
- gesundert 178, 6.
- geswern, stv. 297, 6.
- getelinc 213, 1.
- getinkelt 269, 1.
- getüemen 370, 6.
- gevalten, stv. ßntrans.) 293, 11.
- gevar, atn. 894, 18.
- gevsere 162, 6.
- gevsere, adj. 36, 18.
- gevelle ML. 10, 4.
- geverte 232, 1.
- gevertin 233, 4.
- gefirmen 130, 11.
- gevleischen 65, 18,
- gewalt 97, 13.
- gewant UFL. 14, 1.
- gewegen, partic. KL. 1, 6.
- geweitet 269, 1.
- gewelwet ML. 27, 3.
- gewerben 368, 16.
- gevvest, partic. 164, 1. 866, 1.
- gewette 359, 6.
- gewis haben 116, 11.
- gezelle, stf. 120, 4.
- gezelt UFL. 11, 38.
- gezwit 235, 4.
- giemolf 166, 1.
- gier, stm. 301, 19.
- gierde 5, 3.
- gießen, intrans. 410, 18.
- gift, stf. 299, 9.
- giftwort, 46, 6.
- gilwe 233, 15.
- gim:j (gip mir e^) 168, 1.
- girde ML. 39, 2.
- Giselbreht v. Bremen 188.
- giudeclich 341, 3.
- glänz ML. 15, 2.
- glastes viiiwer ML. 8, 8.
- glins ML. 18, 7.
- gli:je 275, 10.
- golt ML. 8, 7. ML. 85, 4.
- gouchen 54, 6.
- gougelSBre 156, 7.
- göm 150, 1.
- gome 150, 5.
- goume FL. 18, 12.
- goum nemen KL. IT, 8.
- gotes zit 38, 15.
- graben 46, 19.
- GrAl FL. 11, 28. zu dem GrÄl«
- keren 281, 15.
- grdlen, swv. 130, 18.
- gran (grAn?) 45, 8.
- 408
- WORTVERZEICHNISS
- gran 304, 6.
- grät 363, 2. 53, IT.
- gräwen 250, 7.
- gra|, stm. 171, 18.
- grä;jen 189, 1.
- gremen, stv. KL. 15, 2.
- gremen, swv. T7, 12.
- griffic KL. 1, 8.
- grillen 276, 12.
- grinen 168, 18.
- gro^ 291, 2.
- grüe:jic sin 333, 7.
- griift KL. 12, 9.
- endelüser grunt 404, 6.
- gnintsippic KL. 1, 6.
- gruntkern 60, 17.
- gruo ML. 4, 2. f -AU «o
- gnio, «<?;. 318, 4. • .*'' '
- gru$ 324, 9.
- giigele 152, 18.
- guggelgiege 172, 14.
- giilde 270, 16.
- gilm 166, 1.
- guot, stti. ML. Ö8, 3.
- gurt 315, 7. , ,
- giisten ML. 25, 4. Cl ^88£
- H. •'= '■
- üf habe che vüeren 317, 9.
- haben UFL. 16, 7.
- hac, stm. 138, 8. 253, 5.
- haft, stm. stf. ML. 1, 1. 50, 2.
- 231, 7.
- harne, swm. 129, 13.
- hamme 315, 6.
- krankiu haut 91, 5.
- hantgrift 268, 12.
- harn, stm. 172, 18.
- ha|:jes kleit 270, 5.
- ha|:jec ML. 24, 3.
- hege, stf. ML. 2, 4.
- hegen 412, 16. sich hegen ML. 8, 2.
- heien 115, 11.
- heil, interject. 356, 1.
- heilen 239, 7. 429, 8.
- heilvlie$ KL. 15, 11.
- Heinrich von Meklenburc 132.
- hei^, stm. 243, 19.
- hei;je = hei:jen FL. 20, 2.
- helfe strit L. VIII. 2, 7.
- helfer KL. 15, 4.
- heim 251, 14.
- heln, stv. 435, 6.
- siten hemde 298, 15.
- henge ML, 9, 4.
- herarm 298, 13.
- herbest, stn. 272, 2.
- Herman der Damen 129.
- hermelwisel FL. 9, 14.
- hern, swv. 177, 4.
- hetzen ML. 21, 4.
- hillen 118, 19.
- hilwe 71, 5.
- himelraast 286, 8.
- himelpfetter 339, 7.
- himelspise 1, 3.
- himels port 388, 13.
- himelvarwen, swv. ML. 28, 1.
- himelzirkel 303, 5.
- hinderklaffen 16, 17.
- hinken KL. 16, 21.
- hin glichen 414, 5.
- hin tragen 177, 8.
- hir^gewic FL. 11, 31.
- hiiiren, swv. KL. 4, 11.
- hoflich (hoffen ch) 143, II.
- holzelos 62, 18.
- honicsaffec ML. 18, 2.
- honictrage, stf. ML. 18, 1.
- honigen, swv. 29.3, 10.
- honiges list 292, 14^
- honiges ric, siefie ric.
- hoene, stf. 318, 12, 381, 6.
- horde, stf 409, 17.
- horde, stv f. 154, 9.
- horden, swv. 50, 12. 66, 9. 79, 5.
- 333, 1.
- hört KL. 2, 4. KL. 13, 7. FL.
- 3, 5.
- hugen 304, 6.
- hiilden 106, 5.
- hurst 89, 10.
- hüsere 34, 9. 395, 8. 445, 13.
- zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 409
- iban C= iwein) 248.
- iht, stn. KL. 1, 8.
- immer, stn. 233, ].
- iügesigel KL. IT, 12.
- ingu^ FL. IT, 20. 364, 7.
- in tuon L. IIL J, 6.
- in twingen 3TT, 12.
- nach irmen reht 172, 19.
- is ML. 3, 7.
- isvogel 446, 1.
- iuw für iuh 268, 12. 400, 5.
- J.
- jage, stf 437, 4.
- jagen 26, 14. FL. 16, 19.
- jesen, s^w. 164, 2. 321,4. 433,7.
- jungalte FL. 7, 5.
- junger jären L. IV. 5, 9. dri|ic
- jären 50, 3.
- K.
- kafs 304, 20.
- kallen 336, 4.
- Sinnes kamer ML. 33, 1.
- kanzeln, swv. 411, 13.
- kappe, 53, 6.
- kaptil 303, 8.
- karmen 357, 2.
- kefs KL. 21, 24. 49, 1.
- kein = keinen 319, 6.
- kein, swv. 92, 7.
- keppel 53, 5.
- der liimele keren 367, 5.
- kerren 54, 1. 304, 15.
- kicher 368, 10.
- also kindes 266, 3.
- kip 360, 14.
- kipel 74, 5.
- klaffen 336, 4.
- klaft, stm. 321, 7.
- klam, adj. 200, 6.
- kleiden üf 322, 10.
- klinc ML. 16, 4.
- kliuter 49, 4.
- klobe 232, 18.
- kl(^se 349, 5.
- klöstergiege 53, 3.
- kluoc KL. 12, 14.
- verbrunnen koln 294, 3.
- complexe ML. 5, 6. 9, 3.
- künic Constantin 301.
- conterfie 338, 2.
- kör, stm. FL. 18, 5. 375, 17.
- körnen 334, 15.
- corporäl 234, 12.
- kose, stf. 265, 16.
- krame KL. 11, 3.
- krsen , 1. 304, 3.
- kranc, stm. 439, 3.
- kranken KL. 14, 10.
- kranker hande barn 91, 5.
- kratte, swm. KL. 16, 18.
- krenken KL. 14, 10.
- kreuzen (den valken) 87, 5.
- kresen, stv. 17, 17.
- cresmen kleit 337, 19.
- krie 52, 4.
- krispen 268, 8.
- kristallin 268, 7.
- krotzen 304, 3,
- kuche, swf. 55, 12.
- kiichen, swv. 335, 4.
- kumberbüe:|ic sin 333, 8.
- kumber tragende KL. 7, 4.
- künde 7, 9.
- künden KL. 9, T.
- kündikeit 295, 14.
- kunne 25, 9.
- kunter, kunder 33, 13.
- kunterfeit, stf. 432, 10. 253, 8.
- kuole, stf 343, 10.
- kurc 313, T. FL. 10, 1.
- kürnen 87, 6.
- kust FL. 6, 14.
- quädran 365, 2.
- queln 9, 18.
- quickendic ML. 17, 2.
- quU 110, 18.
- !<.
- lachen (einem eines) 7T, 11.
- lachelich 312, 10.
- laden uf 295, 6.
- laflfen 241, 4.
- ich lan 405, 10.
- ein lang (?) 239, 14.
- 410
- WORTVERZEICHNISS
- lanne KL. 21, 6.
- las parten C?) 101, 11.
- last, stm. 167, 8. 315, 7.
- la^, stm. 293, 9. 361, 16.
- lä^urvai 303, 12.
- lai^en FL. 4, 19. 41, 6.
- le, stm. 368, 2. 59, 14.
- le, adv. 199, 7.
- lebartin ML. 18, 9.
- legen 0»! einem) 133, 13.
- leinen 154, 12.
- leit 332, 9.
- lemde 298, 16.
- lengen 95, 4.
- Leniatänis 358.
- lenken ML. 39, 4.
- lenke tiion 85, 5.
- lenzen, swv. 87, 4.
- lere, adj. 410, 16.
- lernen KL. 6, 5.
- lesen L. VIIL 2, 15.
- letzen 138, 19. 386, 15.
- lewe ML. 16, 3.
- liehen 244, 10.
- lichlich ML. 19, 4.
- lie, stf. 370, 1.
- sich lieben einem 301, 10.
- lieht KL. 11, 9.
- lieplich gern 317, 2.
- lie:jen 99, 9.
- ligen 428, 12. ligen äne dorn
- 365, 15.
- liinmen 54, 3.
- lin Oinwer), adj. 161, 10.
- lin, adj. 19, 18.
- llnin 47, 3.
- lirke, swf. 54, 11.
- lirken 134, 12.
- der alte list 393, 8.
- diu lit der kunst 131, 2.
- liuhtsere FL. 2, 7.
- lobes diep ML. 36, 3.
- lobes hamer ML. 33, 2.
- locken (einein) 169, 10.
- lopspise ML. 33, 6.
- lorey 304, 21.
- 16s, stm. 401, 3.
- lösen FL. 3, 16. 16, 18. 412, 8.
- ioeten 355, 9.
- loufes 6 303, 5.
- künic Ludewic der Beier 341.
- lüen FL. 12, 14. 54, 5.
- Inf, adj. FL. 5, 16.
- lüne FL. 10, 24. 213, 3.
- des todes liioder 114, 4.
- lüppic 368, 6.
- lust 48, 12. lustes lüste 315, 16.
- liistgrunt L. I. 1, 9.
- lüten 54, 6.
- lüt wesen 3, 12.
- lu^en 432, 8.
- m.
- maden 254, 17.
- mäht 286, 3.
- mal 248, 7.
- manheit 61, 10.
- mandel FL. 20, 25.
- mannä KL. 6, 10.
- margariet, stm. 237, 8.
- marner (murner?) 383, 13.
- martelvar, adj. 4, 1.
- mast 162, 18.
- mät, stm. 170, 15.
- materjen ganz 134, 15.
- mauen 304, 4.
- ma;j (ma^?), stn. 49, 12.
- majhaftec FL. 16, 3.
- mä:jelöse, stf. 433, 8.
- sich mä^en 384, 6.
- sunder mä^en 274, 13.
- meie, swm. FL. 3, 5.
- meiger 80, 9.
- meiles zol L. V. 3, 9.
- meine CP^ur. von mein) 412, 17.
- meine, stf 400, 2.
- meine tuon 274, 12.
- sich meinen 293, 7.
- meines mort 308, ö.
- da| meiste 10, 5. 97, 12. 235, 7.
- meistiu zal 341, 12.
- meistern 9, 17.
- meisterscheften 411, 17.
- meinen 379, 9.
- melden 9, 17.
- zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 411
- melt luou eines . . .
- inenen 105, 14.
- iiienlich reht begän 150, 13.
- Mennor 159, 13.
- mensche, stn. 345, 13.
- Diere hion 388, 8.
- mern 158, IT.
- in er wen
- KL
- . 12,
- 16.
- mesten
- 116,
- 11.
- 3T8
- ,9.
- metalle,
- stf.
- ML.
- 33,
- 3.
- nie|:jen
- 238,
- 10.
- nie;j^en,
- stf.
- FL.
- 1^,
- 20.
- milwe
- 16T,
- 19.
- minnen
- 424,
- 8.
- Minnen
- kraft ML. 13,
- 319, 1
- .
- miol 131
- ,6.
- ^9.bl 0,
- 5. schUt
- nage, stf, ML. 18, 2.
- nähen, adv. 135, 5.
- ze nähen vüeren 293, 15.
- naehste 221, 4.
- naejen 270, 5.
- vlii$:jes name KL. 1, 8 (2^.
- nar 306, 6.
- nardiis 326, 10.
- narunc, stm. ML. 18, 7.
- narvve, stf. 16, 11.
- na^, stn. ML. 3, 8.
- nebel FL. 20, 24.
- negen 54, 5.
- nehen (nahen) 288, 13.
- sich neigen 35, 5.
- nennen 245, 1.
- mische, stf FL. 17, 2. 302, 15. sich nerwen KL. 12, 12.
- mischevart ML. 5, 6.
- misel FL. 9, 18.
- mite jehen 251, 17.
- raitesam FL. 20, 29.
- mitevvist 1, 17.
- mittel, Stil. 398, 6.
- mitteloere 249, 16.
- mittelmii:j 238, 19.
- mittelsj, stn. 160, 13.
- modern 364, 10.
- moltwerf ML. 18, 6.
- muche, swf. 335, 2.
- ne:||elvliich 276, 12.
- niesen, stv. 51, 12. 110, 6.
- nie$ KL. 15, 12.
- niesen 303, 17. 362, 2.
- niiiren, swv. KL. 4, 11.
- niuwe^ stf 43, 8. 254, 19.
- niiiwe, adj. 362, 10.
- normelös 268, 3.
- notten, swv. L. XL 2, 14.
- nuot 366, 6.
- nütze stän 150, 18.
- mügen (eines) 270, 9. 424, 2. ze oberlant s. smit.
- tiure mügen 129, 6.
- oblatisen 233, 16.
- miigent 112, 8.
- oder C«m negativ, satze) 358, 12.
- * mugge 303, 13.
- ome 199, 3.
- munder KL. 4, 5. ......
- orden ML. 18, 6. 154, 10.
- münchen (sich) 297, 21.
- ordenlich KL. 4, 5. 337, 19.
- muoder 114, 5.
- ordenunge ML. 29, 2.
- ze miiote wesen 28, 10.
- ort 308, 4. L. IX. 3, 6.
- senftes muotes meere 109, 4.
- Öschiros 409.
- muotlich ML. 29, 6.
- osterbrot 233, 18.
- muotlust 382, 16.
- Otte, grave v. Oldenburc 133.
- muotwille 377, 5.
- Otte, grave v. Ravensberc 129.
- muotwillen, swv. . . . , . .
- ouchen (sich) 54, 12.
- mür 73, T. 413, 2.
- ougenrebe 4, 18.
- SS.
- nahe, stf ML. 33, 5.
- nachweihen 154, 17.
- pantel L. IV. 3, 1.
- parieren 128, 5.
- 412
- WORTVERZEICHNISS
- perlen Cberlen) 155, 13. 443, 4.
- pfat, stn. 150, 15.
- pfaht, stn. 414, 3. pfät 170, 18.
- 316, 9. 382, 9.
- pfaewen 324, 4.
- pfede 16, 1.
- pfellelvar ML. 27, 3.
- pflege 136, 14.
- pflegen^ (eines an einem) 80, 11.
- ze dienste 54, 11.
- pfrienie ¥h. 11, 33.
- pfüchen 201, 6.
- pfiiol 172, 18.
- plan 259, 19.
- poliis 364, 8.
- presse KL. 17, 3.
- pris Cpriss) = prises 80, II.
- prisel FL. 9, 19.
- prises wät 298, 2.
- ^ sieh K.
- R.
- sich rämen eines 341, 4.
- rat, stn. 150, 14.
- rät KL. 12, r. 417, 14. vreiiden
- rät ML. 28, 5. mir geschihet
- rät 430, 1.
- rauwen 304, 4.
- reben, swv. 153, 16.
- reht ML. 11, 2.
- reige, stf. 40, 11.
- reine = reinen C<^cc. pl. ff. neutr,}
- 139, 1.
- Reiumär 164. Vi^« »«f) i^bo
- rei:jel, stn. 217, 4. '"'' '
- reiben 69, 5.
- rcmen (rsemen) 125.
- rennen 412, 2.
- Rennewart 130.
- reren L. XIL 2, 3.
- honiges ric 306, 14.
- rieh 41, 6.
- riehen 329, 1.
- rifen 317, 11.
- rigen, swv. 11, 18.
- rihen, stv. 48, 18.
- rihte, stn. 65, 19.
- die rihte, adv. 31, 4.
- rinc 59, 3.
- ringen KL. 14, 5. intrans. 334, 8.
- ris ML. 3, 6. 291, 6.
- risen, stv. 133, 7. 410, 11.
- sich riiiwen ir selber 269, 19.
- ro 356, 12.
- rom 286, 6.
- roesen 10, 11. 313, 3.
- rouben 157, 3.
- roiich 139, 8. 432, 6.
- roum 60, 17.
- rubiu ML. 35, 2. FL. ...
- nie 169, 15.
- riich (ruches vin) ML. 18, 11.
- rücken 238, 9.
- rüdelichen 304, 16.
- rüegen 66, 10.
- zQ riime 369, 17.
- riinge 71, 3.
- rünic 160, 2.
- ruoch, stm. L. VIII. 2, 10.
- I§.
- Sache 241, 1. der Sachen last 286,
- 10. diu erste sache FL. 16, 1.
- KL. 1, 4. der ersten sache kint
- 391, 1. sache (causa, lis) 413, 5.
- Sachen, swv. FL. 19, 15.
- saf FL. 12, 22.
- sagen 399, 1.
- saelikeit ML. 1, 2.
- salm 325, 9.
- samen, stf. (samene) 129, 15.
- sanc, stm. 173, 2. sanges schilt
- vüeren 108, 8.
- sar 54, 10.
- sare 54, 10.
- vleisches sarc 323, 9.
- sät 33, 16. 390, 7.
- sa|, stm. 263, 11.
- sä^e 21, 10. 165, 19.
- saz, stm. 329, 21. 380, 10.
- Schaft, stn. 398, 2.
- sich schalwen L. VI. 1, 11.
- schalten 445, 14.
- schar FL. 12, 32.
- scharn 332, 16. sich scharn 335, 18.
- schaz 427, 8.
- zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 413
- scheftic 408, 12.
- scheiden 376, 9.
- scheine, stf. 303, 12.
- scheinlich 380, 12.
- schellen 256, 4.
- schemic 298, 15,
- Scherge, stf. KL. 8, 5.
- Schergen, swv. 415, 12.
- sich Sehern ze, stv. 269, 10.
- her abe schern 406, 13.
- schlben (sich) 42, 5.
- schieben KL. 1!, 9.
- schie;jen KL. 15, 20.
- schiht, ««/: 112, 6. 120,4. 243,11.
- schihten 134, 5.
- Schilden, swv. 143, 4. schilten
- 130, 4.
- selch, adj. UFL. 8, 14i^^t'
- selde 203, 4.
- Selfon 286.
- Selvön ML. 9, 1.
- semde 77, 19.
- sende, stf 258, 11.
- sende^ gra 139, 16.
- senef, stm. 317, 12.
- senfte:j = senfte de:j 355, 16.
- sere, stf. 24, 18.
- seiter, 339, 10.
- setzen G6, 2.
- sigehefte, adj. 137, 5.
- sigenuht, stf. 63, 14.
- sigenunft KL. 1, 7.
- sigeniinst 233, 4.
- sigen 112, 5. 238, 18.
- schilt vüeren, 5. sanc, mlnne.
- schiltgcverte FL. 18, 11.
- schimel 87, 5. Silbers schimel
- 313, 14.
- schin, stf 321, 10.
- schirmen (blo^ äne schilt) 216, T.
- schiuwen 268, 12.
- schöne, adj. 353, 1.
- schranc ML. 22, 3. ML. 7, 3.
- schranc geben 322, 9.
- schre, stm. ML. 23, 6.
- schrecken FL. 13, 1.
- schreie ML. 34, 3.
- schrenken ML. 39, 3.
- schribcn 360, 15.
- Sache schrin 270, 2.
- von schulden sip L. VlII. 2, 8.
- schüre 313, 14.
- schürn 204, 5.
- schurpfehunt 92, 11.
- schützen 95, 19.
- schuywi schuy 55, 12.
- sechic dinc KL. 1, 3.
- sege ML. 4, 4.
- sehter 236, 6.
- seige, stf 272, 7.
- seigen 363, 9.
- seilen (jamer) L. IL 5, 3.
- seim 320, 8.
- simren (sümbern) KL. 17, 7.
- sim;j 167, 7.
- sin ML. 1, 3.
- sines selbes 423, 8.
- sinder 416, 7.
- siuftic brimst ML. 24, 1.
- werndiu slä 95, 12.
- slahen den bruch KL. 12, 14.
- slaht, stf 154, 19.
- slät Cpl' slsete) 4, 12.
- slie^en 232, 9. 397, 1.
- sllfen 317, 12.
- slint, stm. 31, 15.
- Silben 93, 12. 436, 7.
- slo|, stn. L. IV. 5, 3.
- slö|, stn. 240, 12.
- smelzen 305, 17.
- smiden 320, 3. amt smiden 430, 8.
- smit von oberlande FL. 11, 1.
- smieren ML. 26, 4.
- smuzlich ML. 26, 4.
- snaben 28, 16. 163, 19. 398, 14.
- snelle, stf 140, 7.
- snerren 304, 5.
- sniden 380, 17. 232, 10. an sni-
- den FL. 14, 10.
- snüeren 96, 4. mit noeten tiiüeren
- 293, 16.
- §nüppic 368, 9.
- M4
- WORTVERZEICHNISS
- snürrinc 304, 5.
- soeben KL. 20, 15.
- soln 361, 5.
- solt, stm. 36T, 12. jamers solt
- KL. 14, 6. der helle solt 288,
- 13.
- sone (= süene) 416, 17.
- süt 13, IG.
- sonm ML. 29. 4. eren soum KL.
- IT, 3. wandeis soum, 319, 8.
- spalten 231, 18.
- Spangen, 267, 11.
- den griio:^ spannen 85, 19.
- spsere (spere) FL. IT, 26. 286, 15.
- 364^ 1.
- speliendic ML. 29, 5.
- Spiegel FL. 12,3. 25, 1. 348, 11.
- 413, 19. spiegelsprie:j 155, 13.
- spiegeis sprießen 233, 2. spie-
- gelsehende KL. 1, 5.
- spil 46, 18.
- spiln 130, 5.
- spinnen 154, 5.
- spise KL. 13, 5. 67, 5.
- spisen FL. 13, 8. 136, 12. 380,4.
- rehtes spitze 151, 10.
- spranz, stm. 48, 18. 318, 9.
- sprechen (einem) 388, 12.
- toiiwes Sprengel 349, 4.
- sprenzen ßransit) 33T, 20.
- wa:j;jers sprie;j 406, 12.
- schänden sprinc 220, 3.
- springen 427, 6.
- sprinzen, stv. 3T0, 15.
- spriu 132, 8.
- spri:j 87, 11.
- in Sprunge stan FL. 12, 24.
- spünic 49, 14.
- Stäben, swv. 46, 18.
- stan ze L. VII. 2, 2.
- stat^ stf. 53, 15. 271, 11.
- ze staete, adv. 296, 15.
- Stegen 429, 12. 296, 5. ein dach
- Stegen 167, 18.
- steic UFL. 18, 4. 367, 10.
- steim, stm. 412, 15.
- stelle KL. 2, 5. > MK oh
- stellen C^vunder) FL. 19, 13. ndch
- einem 24, 11.
- stein (blicke) 259, 4.
- Stempel 234, T.
- stenken 415, 10.
- sterben T6, 12.
- der minnen stern 317, 3.
- Stift KL. 11, T. 13, 5. 427, 10.
- sich stillen 382, 10. 3TT, 10. wun-
- der stillen 96, 10.
- stimel 315, 2.
- stiure 47, 4. 355, 3.
- stiuren KL. 4, 11. 333, 17.
- stöle 335, 10.
- storie 338, 4. storje 52, 5.
- stouf 116, 19. ^5,, ,{f^«
- stram L. XI. 2, 10. /
- stra:jen milte 138, 17.
- streten, stv. 368, 12.
- stric ITO, 12. Sa?lden stric 306, T.
- ze stricke swern ML. 21, 3.
- strich 259, 14. Sselden strich 293, 12.
- stricken ML. 12, 6. der liebe stri-
- cken 312, 16.
- strit, stm. 52, 16. 415, 3. C^on
- streten).
- stru| 324, 8.
- stunde 76, 12.
- stuole, die pfaffen von dem, 343, T.
- suche (suche?) 55, 6.
- süUe (= swelle) 104, 12.
- siiln 156, 19.
- sunc, stm. 294, 4.
- Sünden baut 253, 6.
- sunder hoenen 165, 10.
- sunderrei^en 69, 3.
- sunder verge, swm. KL. 8, 3.
- suoch, stm. 1T9, 6.
- sut Cpl- sütte) IT, 16.
- swach, stm. Tl, 5.
- üf swalwen zagele vüeren 3 IT, 9.
- swanz 134, 17. 287, 6.
- swanzen 353, 8.
- s wahren FL. 2, 16.
- swserunge 416, 14.
- swa^en 1T2, 19.
- sweben wider einem 66, 18.
- zu DEN ERLÄÜTERÜNGEIV.
- 415
- I
- sweigen 157, 16.
- swenke Coder swank?) adj, 401, 15.
- herzen swenzel 318, 13.
- swere (= swsere) 353, 5.
- s werde L. XI, 3, 1.
- 8wern 330, 12.
- swil 110, 16. 303, 13.
- swinde Coder swint?) stm. FL.
- 8, 23.
- swinde, adj. 50, 12.
- ze swinde wesen einem 43, 10.
- s Windes, adv. 77, 12.
- T.
- tabulete 364, 9.
- tac, der niuwe FL. 11, 27.
- Taldeor 350.
- talken 155, 1. körn von talken
- 320, 11.
- tarn 95, 19. jämers tarn 348, 14.
- Tau, stn. KL. 8, 16. 234, 17.
- teil 277, 16.
- sich tempern 268, 19.
- temperierte ruote 117, 5.
- Terramer 364.
- tetragrammaton 409, 5.
- tich 203, 4. tiches vlie^en KL.
- 21, 13.
- tichen FL. 20, 26.
- tierlich gemeit 302, 6.
- tihten ü^ der vuoge 134, 4.
- tihtes schaz 133, 3.
- Tir CTyrus) 354.
- tirme, stf. ML. 5, 8.
- tirmen 47, 12. 231, 9.
- tirmic KL. 1, 6.
- tiufe, stf. FL. 17, 28.
- tiuren KL. 4, 11. 227, 4.
- tiiire tuon 47, 5.
- tjost gelten gegen 235, 19.
- tollentranc 303, 18.
- topf 339, 3.
- Toraloie 356,
- tou FL. 12, 30.
- tone 314, 5.
- tougen FL. 12, 26.
- tougen, adj. ML. 8, 4.
- tougenbuoch MFv. 1.3, 6.
- tougendinc 344, 19.
- traben 46, 18.
- trachenbluot 131, 7.
- tragen 232, 8. werdeclichen tra-
- gen 82, 5.
- trabten (eines) 35, 6.
- traz 123, 12.
- trazlich ML. 29, 6.
- treffen 306, 13.
- trefs 49, 2.
- trefsiingen C?) 7J> 3.
- trese 17, 15.
- trlben 2, 12.
- triegel 85, 17.
- trift 13, 4.
- trinnen, stv. 105, 12.
- triute, stf. 58, 5.
- tron FL. 8, 4.
- troenen FL. 18, 8.
- troum 319, 9. troumes asche 49, 18.
- truc 169, 14.
- truht 63, 13. 136, 9. 262, 2.
- 315, 15.
- truz 79, 11.
- tüchen 292, 17.
- tücke Cplur. von tue) 415, 14.
- tüemen 168, 19.
- der tugent wät 413, 17.
- tühtic KL. 10, 5.
- tunkel 304, 1.
- tuoch 179, 7.
- tür der eren 413, 3.
- türste, stf. 3, 5.
- twalm ML. 9, 4. 12, 4. ML. 25,
- 2. 319, 2. twalmes vart 312, 6.
- twinclich ML. 19, 3.
- twingen KL. 17, 3.
- U.
- überbillen 102, 10.
- überbüegen 394, 8.
- libergaere 325, 13.
- Überguide 156, 3.
- überhaben 20, 5.
- überkrüpfen 104, 18.
- überliuhtic 310, 16.
- übermangen 167, 9.
- überoben 188, 3. 151, 2.
- 416
- WORTVERZEICHNISS
- übersagen FL. 15, 10.
- liberschrenken 128, II.
- Überstegen 8, 18.
- überswenke, adj. 120, 19.
- übertragen 16T, 19.
- übervar 256, 4.
- übervehten UFL. 11, 29.
- Übervieren 326, 6.
- überwonde 415, 1.
- überwunt, stm. FL. 6, IT.
- sich überzeigen 260, 12.
- üfganc FL. 13, 14.
- üfgedrouwen (^/?ar^ic.^ 158, 19.'
- üfhaltunge 387, 1.
- ufschie^en FL. 13, 1.
- üfzuc 364, 7.
- umberede 401, 6.
- umbespennen 324, 11.
- umbesweif 239, 10.
- umbevach L. IX. 1, 4.
- umschaftswsere, adj. ML. 26, 1.
- unbezaltec 352, 9.
- unc, stm. 294, 5.
- underbint 31, 13.
- iindersaz 427, 4.
- underscheit FL. 16, 10. 18, 17.
- 19, 5. 108, 3. 148, 14.
- underschuz 79, 10.
- iinderstande, stf. FL. 16, 2.
- understende, stf. ML. 15, 5. 427, 4.
- underwert L. XIIL 3, 2.
- undult, stf, 32, 2.
- imgedigen 440, 7.
- ungedulde, stf. L. III. 4, 4.
- ungeduldec 442, 8.
- ze iingehirme sin 302, 18.
- ungelinc 243, 12.
- ungelinge 65, 5.
- ungerat (?) 175, 4.
- ungesa:jet 111, 12.
- ungevuoc KL. 12, 15.
- ungeviior 65, 13.
- ungewi|:jen 373, 10.
- unheimlich 254, 1.
- unmeislich 124, 11.
- Unräten (einem) 374, 17.
- unrünic 49, 16.
- ^
- untirmic KL. 2, 5.
- untrouvve 350, 7.
- in untugent komen 192, 8.
- unvernünftlich 253, 10.
- unverschelt 343, 9.
- unverschrit 15, 15.
- unverselt 149, 15.
- unverswenzet 3iO, 5.
- unvervveben 147, 17.
- unvuoc, adj. 440, 8.
- unvruot 440, 6.
- unwerden, swv. FL. 17, 7.
- urhap 342, 16.
- 11^ 25, 12.
- ü:jbeslie;jen 274, 19.
- ü^gerihten 170, 19.
- umlegen mit vräge 405, 7.
- ü|scheln 149, 16.
- V und F.
- vach ML. 5, 3.
- vademe 168, 18. 341, 21.
- vader (= vater) 352, 5.
- vähen über houbet 443, 5.
- val, stm. FL. 18, 4. KL. 11, 9.
- 50, 6. 367, 10.
- val, adj. 48, 8.
- valke, des ougen valke 320, 12.
- Sinnes valke 169, 7.
- valsch 335, 12.
- valtec werden 413, 13.
- valten, die hende 108, 4. sich 90, 3.
- van, swm. 412, 14. kUioger witze
- 106, 12.
- varch, stn. 304, 15.
- vaeren 415, 11.
- vart 161, 18.
- va^ 238, 1.
- VC, stf 268, 12.
- vech, stn. 49, 8.
- vederspil 55, 1.
- feie, swf. ML. 4, 2.
- veige 22, 10.
- veim 165, 6. wandeis veim 320, 9.
- veimen (feinen?) 313, 11.
- vehte 275, 17.
- veliten in uiuwer kür 298, 17.
- vellen FL. 20, 17.
- zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 417
- velllca 237, 2.
- velse, stf. 313, 14.
- velsen, swv. FL. 13, 1.
- velzen 305, 16.
- vendea, swv. 341, 10.
- fenice C^ativ) ML. 17, 6.
- verbern KL. 4, 3. 297, 2.
- verch, stn. 130, 19.
- verdolken (vertolken, vgl. talken)
- 168, 3.
- verdulden 106, 4.
- vereinen, sich 171, 4.
- vergenclich 357, 5.
- verge^:jen sin eines 30, 15.
- vergolten 165, 3.
- vergulden 165, 3.
- verharmen 357, 4.
- sich verherwen L. IV, 2, 1.
- verkeren 20, 10.
- verkindet 268, 17.
- verla:j:jen, swv. 44, 3.
- verlerzen 357, 9.
- verlieren (= Verliesen) 109, 4.
- verligen 50, 12. 250, 19.
- verlougen (eines) 12, 18.
- vernemen KL. 15, 1.
- verminen 382, 17.
- verminst 172, 2. verminst geben
- 395, 15.
- vercBsen 10, 10.
- versat 289, 19.
- verschaffen sin 407, 8.
- verschalten 12, 10. 336, 18.
- sich verschamen 183, 8.
- verscharn 294, 21.
- verscherren 258, 6.
- verschert 340, 6.
- verschieben KL. 9, 11.
- verschreien 262, 7.
- verschulden 155, 6.
- versichern 268, 9.
- versihen 299, 6.
- versiahen (gemach) 297, 11.
- versniten sin 333, 22.
- sich verspringen ML. 8, 7.
- verstellen FL. 20, 16. ,
- verseln 337, 18.
- Frauenloh.
- versännen ML. 24, 3.
- verswigen C^wv.J 69, 16.
- vertragen 26, 14.
- vertriben ßntrans.) 107, 10.
- sich vervähen (eines) 155, 11.
- verviln 435, 8.
- verwen 146, 16.
- verwinden FL. 14, 13. 29, 8.
- verwinkeln 269, 7.
- verzern 294, 15.
- verzihen 313, 16. (eines) 12, 18.
- (sich) 299, 3.
- verz Wicken 146, 5.
- vese 241, 18.
- veste 274, 19. L. III. 3, 4. L. XI.
- 2, 9.
- mit vesten spiln 340, 9.
- vetach L. Vlll. 2, 15.
- rehtes vetter 339, 8.
- sich fiden 402, 13.
- videren 62, 11.
- vieren 256, 19.
- viervalt 138, 19.
- vimel, 6^wt. 37, 11. 313,9. 315,4.
- vimel, stm. KL. 17, 10.
- vin, adj. 44, 3.
- vin, Sit. 197, 3. ML. 18, 11.
- vindelsß 59, 13.
- violin, adj. ML. 8, 1. 286, 16.
- violieren 313, 1.
- violrich 257, 7.
- violvelde, der von FL. 11, 30.
- vire, stn. 361, 6.
- firme ML. 5, 4.
- virren FL. 3, 13.
- viuren KL. 4, 11.
- vlach, adj. 193, 8.
- vlander 114, 19.
- vlehten ML. 7, 3. (sich) KL. 8, 12.
- (sich ze) 89, 17.
- vieisch (der vunde) 169, 10.
- vldt, stn. 3IL. 32, 2.
- vliegen 306, 17.
- vlieien MX. 9, 4. (in ein) 287, 5.
- flina (vlins) ML. 18, 6. ML. 26, 1.
- 21
- 418
- WORTVERZEICHNISS
- ^
- sich vliusen 304, 8.
- flor 326, 10.
- florieren 370, 1.
- vluoches slilite 392, 3.
- herzen vluot 298, 18. lebens vluot
- 292, 20.
- vluj 287, 5. 392, 12.
- vol C^umnachfolg enden genit con-
- struirt) 55, 6.
- voldieien 321, 12.
- volherden 385, 10.
- vollem firen 367, 9.
- vols C= vals) Q6, 6.
- voltreten 138, 19.
- volvarn 250, IT.
- vorbedähter vunt 437, 11.
- vorgezalt 25, 18.
- vorgezeIte$ 9, 4.
- forme ML. 11, 1. 15, 5. formen
- kleit ML. :o 5.
- vort, stm. 85, 16.
- vregen 344, 21.
- vreide ML. 26, 1. 95, 4. 162, 5.
- 417, 19.
- vreise 395, 5.
- vremden (einem) 268, 3.
- vrevel 311, 3. vrebel 268, 10.
- vrien, 390, 2. (sich) KL. 6, 1.
- vrigerihte 46, 10.
- vrischeftic 306, 18.
- vrische (des hoehsten zirkeis) 302,
- 16.
- in vrist tragen 292, 20.
- vromen (= vrumen) L. IX. ,5, 6.
- frone (vrone) KL. 6, 5. ML. 18, 8.
- vröuden tac ML. 19, 1.
- vröulich künne 154, 3.
- vruhten 268, 10.
- vrühteclich ML. 29, 2.
- frümen ML. 29, 3.
- vrümde, stf. 398, 2.
- vrunt (= vriunt, vrünt) 311, 17.
- lebens vruote, stf, 243, 13.
- Vulde (der von) 156, 5.
- vülle, stf. 343, 16.
- vüUen 24, 4. 313, 12.
- vündeln 178, 7.
- vunt (geistes) 287, 19. (himelri-
- ches) 403, 9. (küssens) 312, 10.
- vuoge, stf. 184, 4.
- vuoter 20, 10.
- vürdäht 95, 4.
- vürschoenen FL. 13, 4.
- sich vürsvvingen 286, 5.
- vurt 138, 19. 402, 2.
- W.
- wä, stn. 139, 6.
- wachen KL. 2, 7.
- wage (viuwers) ML. 18, 3.
- wagen FL. 13, 8.
- wsehe, stf. 257, T.
- wsehe, adj. 79, 19.
- wachen (einem), swv. 61, 10.
- Waldemär v. Brandenbiirc 134.
- Walbän 248.
- ze Walhen 411, 12.
- walhen (= walgen) FL. 16, 2.
- walte 231, 8.
- Walther v. d. Vogelweide 164.
- walzen 411, 19.
- wandel ML. 17, 6. 253, 7. w.
- haben 298, 6. w. letzen 138, 19.
- wandelname 151, 19.
- mit wane haben 433, 5.
- wärhaft, stf. 49, 8.
- wärhaftiii wat 374, 6.
- Sinnes want 269, 2.
- warn 172, 17.
- mich wart släfen FL. 10, 27.
- warte ML. 8, 2. BIO, 16.
- warten (einem) 260, 1.
- waetlich 354, 4.
- we, stn. 151, 11.
- sich wecken 151, 12.
- webel 268, 8.
- weben 129, 13. 321, 17.
- wegen 2, 7.
- wegende KL. 1, 4.
- wehsei nemen 327, 6.
- wehselschiht L. IV. 3, 7.
- weich L. IV. 3, 8.
- weichelmuot 159, 11.
- zu DEN ERLÄUTERUNGEN.
- 419
- Aveideu 43, 4.
- weise 13, 18.
- weit, stm. KL. 13, 16. ML. 2T, 4.
- wei:je FL. 12, 25.
- weide 387, 1.
- wellen 257, 13.
- wende, 4, 10. 82, 11.
- wenne, stn. 139, 6.
- wer, stf. 154, 18.
- werden (einem) 53, 12. (in driu)
- 345, 13.
- werden, swv. 393, 10.
- Sinnes werc 410, 7.
- werke, swm. 169, 7.
- werken 433, 12.
- offen wern 317, 4.
- Werne L. XI. 2, 24.
- wert L. 1. 2, 13.
- wesen, stn. KL. 1. 4. w. nemen
- KL. 4, 4.
- wesen (eines) 44, 1. wa| im wajre
- (ze tiionne) 411, 12.
- weterletzen 155, 7.
- wevel ML. 13, 2.
- wibel 303, 12.
- wibes bilde ML. 21, 4.
- wiche, stf. 40, 5.
- widemen 233, 9. 313, 5. 389, 11.
- widerbieten 171, 10.
- wideren 62, 10.
- widerhaft ML. 13, 4.
- widersa^j, stm. 171, 15.
- widerschaffen 115, 1.
- widerslahen 406, 10.
- widerspilnde ML. 22, 3.
- widerteil 111, 6.
- wie ob 297, 9.
- wiegen 306, 16.
- wierde .5, 4.
- wifen, stv. 366, 17.
- wiht FL, 4, 3.
- wihteschal 133, 13.
- wilde 383, 16. wild und zamen
- Cdative plur.J 159, 8.
- winkelmAi 399, 3.
- winkelme:j 365, 1.
- winkelstein 138, 6.
- wint 46, 18.
- Wippeön 160, 1.
- wirde 150, 18.
- wiris 321, 4.
- wise 286, 16.
- wise 167, 4. wise unde wort ge-
- ben 174, 1.
- wisellös 338, 19.
- wisen 9, 19.
- wist 111, 17.
- wit (= wite), stf 134, 5.
- Witze KL. 6, 10. 49, 3.
- Wizlau V. Rügen 131.
- stiioles wolf 337, 4.
- Wolfram v. Eschenbach 165.
- Avolken, stn. 168, 5.
- wolkern 168, 14.
- sich wonen bi, 240, 11.
- worhtlich FL. 17, 10.
- wort 51, 6. 79, 19. 33 , 22. wer-
- tes knabe KL. 17, 13. worte spi-
- se 318, 12.
- wülven, swv. 255, 17. 396, 4.
- wunder horden 340, 10.
- wunder wernde KL. 1, 1.
- wünne ML. 2, 6.
- wünsch 140, 6. Wunsches stimel
- 313, 10. Wunsches wünsch 349, 6.
- wünschelruote 41, 18.
- sich wiirken ab ML. 334.
- wurzelhaft (wortelhaft) 313, 4.
- wurzelvese, swv. 60, 3.
- Z.
- zal, adj. L. VIU. 2, 14.
- Zamercöne, der von 356.
- zander 114, 19.
- zange 34, 18.
- zart ML. 5, 7. 43, 15.
- zart machen 379, 17.
- zarten FL. 3, 9. KL. 9, 15.
- 76, 3.
- ze KL. 8, 14.
- zegenclich 436, 6.
- zeic, stm. 142, 12.
- zeln 149, 14.
- zemen KL. 15, 3. 303, 11,
- zeren (= zern) L. XI. 2, 29.
- 420 WORTVERZEICHNISS ZU DEN ERLÄUTERUNGEN.
- zerinnen 383, 15.
- jzerschrunden tuon 4, 4.
- sich zern 322, 15.
- werten FL. 18, 10.
- ajeschellen 53, 10.
- jBesem ML. 4, 3.
- Kesen 34T, 21.
- zespalten 332, 8.
- zesper 286, 16.
- zezerren 236, 6.
- zieren 243, 19.
- zil 23, ir.
- zun 235, 6. forme zlln 435, 2.
- Zimmer 233, 7. wuochers zimmer
- 362, 9.
- zin, stn. 42, 16.
- Zins 63, 13. ML. 26, 3. erden
- zins ML. 18, 5.
- zinsic FL. 12, 23.
- cipres, stm. FL. 13, 4.
- Zirkel IIT, 5.
- zirken 134, 6. 238, 2.
- zisen, swv. 408, 14.
- ziser 368, 10.
- zitec 154, 10.
- ziten, swv. FL. 8, 9.
- zogel 264, 6.
- zol, stm. FL. 4, 13. 61, 15. 104,
- 18. eren zol 300, 19.
- zolle, stf. 47, 16.
- zopfen 134, 17.
- rehtes zorn 305, 14.
- zuc 169, 15.
- zünen FL. 10, 32,
- Zunder KL. 4, 5. 233, 3.
- zuo hoeren 111, 19.
- züstern 364, 5.
- sich zweien 138, 10.
- eren zwl 296, 10.
- zwir 353, 16.
- zwisel FL. 9, 12.
- ^
- (
- «iiiYisrfnu o&.'Ui, iWMr '^f^ \jffv^
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- LG Frauenblob (Heinrich von
- F845Ak Meissen called Frauenlob)
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